diff --git "a/data/test.csv" "b/data/test.csv" --- "a/data/test.csv" +++ "b/data/test.csv" @@ -1,22 +1,23 @@ -Wirtschaft;Zahlreiche Inseln von der Außenwelt abgeschnitten. Athen – Aus Protest gegen die Kürzung ihrer Pensionen haben die griechischen Seeleute am Montag um 06.00 Uhr Ortszeit (5.00 MEZ) einen zweitägigen Fährenstreik begonnen. Alle Schiffe der Küstenschifffahrt seien in den Häfen geblieben, teilte die Gewerkschaft der Seeleute (PNO) am Montag mit. Dies bestätigte die Küstenwache. Folge des Streiks: Zahlreiche Inseln, die keinen Flughafen haben, bleiben von der Außenwelt abgeschnitten. Die Seeleute protestieren zudem gegen die weit verbreitete Schwarzarbeit, die hohe Arbeitslosigkeit sowie neue Regeln, die die Zahl der Besatzungsmitglieder auf den Fähren reduzieren, hieß es in einer Erklärung der Gewerkschaft. -Panorama;Bei jedem Asylwerber soll geprüft werden, ob er zuerst in einem anderen Land europäischen Boden betreten hat. Berlin – Deutschland wird syrische Asylwerber wieder nach dem Dublin-Verfahren in andere EU-Länder zurückschicken, über die sie in die Europäische Union eingereist sind. Wie ein Sprecher des deutschen Innenministeriums am Dienstag bestätigte, wendet Deutschland das Dublin-Verfahren aktuell für alle Herkunftsländer und alle Mitgliedstaaten außer Griechenland an. Das gilt auch für syrische Staatsangehörige – seit dem 21. Oktober, fügte er hinzu. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge prüfe nun wieder in jedem Einzelfall alle Aspekte für einen sogenannten Selbsteintritt Deutschlands, also die Übernahme in das nationale Verfahren. Dabei soll auch geschaut werden, wie groß die tatsächlichen Möglichkeiten für eine Überstellung in einen anderen Mitgliedstaat sind. Deutschland hatte im August beschlossen, das sogenannte Dublin-Verfahren für Syrer vorübergehend auszusetzen: #Dublin-Verfahren syrischer Staatsangehöriger werden zum gegenwärtigen Zeitpunkt von uns weitestgehend faktisch nicht weiter verfolgt. Normalerweise wird bei jedem Asylwerber zwingend geprüft, ob er zuerst in einem anderen Land europäischen Boden betreten hat. Ist dem so, muss der Betroffene eigentlich dorthin zurück. Darauf war bei Syrern seit August offiziell verzichtet worden. Und zwar aus humanitären Überlegungen, aber auch, um das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge zu entlasten. Denn das Prüfungsverfahren ist sehr aufwendig. Die Rückführung von Asylwerbern in andere europäische Staaten dürfte für Deutschland ohnehin kurzfristig schwierig werden. Denn nur wenige der Flüchtlinge, die zuletzt ins Land gekommen waren, sind zuvor in einem anderen EU-Staat registriert worden. Inoffiziell ist von maximal drei Prozent die Rede. Im deutschen Innenministerium hieß es, die Rückkehr zum Dublin-Verfahren für Asylwerber aller Nationalitäten sei eine von verschiedenen Maßnahmen, um trotz hoher Flüchtlingszahlen wieder zu geordneten Verfahren bei der Einreise und bei der Durchführung von Asylverfahren zurückzukehren. Für die deutschen Grünen ist klar, dass die Bundesregierung mit solchen Maßnahmen versucht, damit und mit der Diskussion um Einschränkungen beim Familiennachzug den Schutz für syrische Bürgerkriegsflüchtlinge einzuschränken, wie die flüchtlingspolitische Sprecherin der grünen Bundestagsfraktion, Luise Amtsberg, sagte. Dadurch werde auch die Debatte über eine Obergrenze für Asyl wieder angeheizt. Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) hat die Entscheidung Deutschlands, syrische Asylbewerber wieder nach dem Dublin-Verfahren in andere EU-Länder zurückschicken, begrüßt. Das wäre das Signal, auf das wir die letzten Wochen gewartet haben – der Wendepunkt von der grenzenlosen Willkommenskultur zurück zu einer Kultur der Vernunft und des Augenmaßes, teilte sie am Dienstagabend mit. Ich habe immer davor gewarnt, dass das ersatzlose Streichen Dublins zu einer Verschärfung der Schieflage in Europa führt. Genau damit hat Europa jetzt zu kämpfen. Ich habe auch immer gesagt, dass Österreich weiterhin an Dublin festhält. Dementsprechend laufen aktuell auch rund 3.700 Dublin-Prüfungen in Österreich, bekräftige Mikl-Leitner. Es ist gut, dass jetzt auch Deutschland wieder gänzlich zum Dublin-System zurückkehren will. Jetzt ist es aber auch notwendig, diese Nachricht auch deutlich in die Welt zu senden, damit sie auch wirkt. +label;text +Wirtschaft;Deutscher Politiker verweist auf Apple Watch und Smartphones – Gegen Abschaffung des 500-Euro-Scheins. Stuttgart – Das Ende von Münzen und Scheinen zur Bezahlung ist nach Ansicht von EU-Digitalkommissar Günther Oettinger unvermeidlich. Bargeld stirbt aus: Wir werden mit der Apple-Watch bezahlen, mit dem Smartphone bezahlen, sagte Oettinger auf einer Veranstaltung des Beratungsunternehmens Deloitte in Stuttgart. Deutsche seien in Sachen Bezahlungsart zwar etwas konservativer als Finnen oder Dänen, räumte der christdemokratische Politiker ein. Sie hätten in der Vergangenheit noch lange am Scheck festgehalten, als anderswo die EC-Karte längst Usus gewesen sei. Das Ende der Barzahlungen und die Verlagerung der Transaktionen komplett ins Digitale würden aber kommen, sagte Oettinger. Der CDU-Politiker sprach sich jedoch gegen die von der Europäischen Zentralbank (EZB) erwogene Abschaffung des 500-Euro-Scheins aus. Anstatt regulatorisch einzugreifen, sollte man dies dem Markt und der absehbar sinkenden Nachfrage überlassen. Mein Rat ist: Schafft den 500-Euro-Schein nicht ab, haltet am Bargeld fest – der Markt macht es, sagte Oettinger. Bargeldloses Bezahlen werde im Zuge der Digitalisierung der Verbrauchergewohnheiten immer selbstverständlicher. Diesem Trend wird nach Auffassung des EU-Kommissars das Bargeld komplett zum Opfer fallen. Wann dies wohl geschieht, ließ er offen. +Panorama;Angehörige des Bräutigams schlugen zu – Paar gab sich dennoch das Ja-Wort. Mannheim – Bei einer Trauung im Mannheimer Standesamt ist es zu einer Prügelei gekommen. Die Standesbeamtin wurde leicht verletzt. Wie die Polizei berichtete, waren Angehörige des Bräutigams mit der Wahl der Braut nicht einverstanden. Deshalb kam es am Samstagnachmittag im Trausaal zu einer Schlägerei, auch Inventar wurde beschädigt. Dennoch gab sich die Paar danach das Ja-Wort und feierte in einem Gartenverein – ohne weitere Zwischenfälle, wie die Polizei berichtete. Gegen vier Verdächtige im Alter zwischen 15 und 47 Jahren wurden Ermittlungen wegen Körperverletzung, Sachbeschädigung und Beleidigung eingeleitet. Wissenschaft;Physiker der TU Wien konnten klären, warum sich bestimmte Gase viel weiter abkühlen lassen, als man nach den klassischen Gesetzen der Physik erwarten würde. Wien – Wiener Quantenphysiker haben einen neuen Kühlungsmechanismus identifiziert: Erzeugt man nämlich ein sogenanntes eindimensionales Gas, dürfte sich dessen Temperatur eigentlich nicht mehr weiter absenken lassen – trotzdem passiert genau das. Verantwortlich dafür ist eine spezielle quantenphysikalische Art der Kühlung, über die die Forscher nun im Fachblatt Physical Review Letters berichten. In einer Flüssigkeit oder einem Gas tummeln sich Teilchen mit unterschiedlich viel Energie. Je heißer ein Gas ist, desto mehr Teilchen mit hoher Energie rasen darin umher. Um ein solches System abzukühlen, entfernen Wissenschafter mithilfe von elektromagnetischen Feldern gezielt die schnellsten Partikel mit den höchsten Energien. Die verbliebenen Teilchen mischen sich dann, und durch Wechselwirkungen stellt sich ein niedrigeres Energieniveau ein – die Temperatur sinkt. Dieser innere Temperaturausgleich wird als Thermalisierung bezeichnet. Das ist, was man bei Experimenten mit kalten Atomen standardmäßig anwendet, sagte Bernhard Rauer vom Atominstitut der Technischen Universität (TU) Wien. Die Forscher um Rauer und Jörg Schmiedmayer experimentieren aber mit eindimensionalen Gasen, die sich aufgrund ihrer speziellen räumlichen Struktur anders verhalten. Da die Teilchen in diesem Versuchsaufbau in einer derart engen elektromagnetischen Falle gefangen sind, können sie sich nur in eine Richtung bewegen und Energie nur untereinander austauschen, es kommt also nicht zur Thermalisierung. Hier stellt sich die Frage, ob man ab einem gewissen Punkt überhaupt noch weiter abkühlen kann, so Rauer. Es zeigte sich aber nicht nur, dass sich das durch Entfernung von Teilchen weiterhin bewerkstelligen lässt: die Temperatur sank sogar noch tiefer, als die klassische Physik erklären kann. Bei ihren Versuchen sind die Wiener Physiker auf einen neuen Mechanismus gestoßen, der nicht auf der Thermalisierung beruht, wie Rauer erklärte. In dem extrem kalten Zustand, in dem sich die Atome befinden, kann man ihr Verhalten eigentlich besser verstehen, wenn man sich nicht auf die Bewegung der einzelnen Teilchen konzentriert, sondern kollektive Wellen – ähnlich Wasserwellen – betrachtet, die sich auf mehrere Teilchen verteilen. Die Energie des Systems ist in diesen Quantenwellen gespeichert, die immer kleiner werden, je mehr Teilchen aus dem Gas entfernt werden. Beim Hinauswerfen dieser Teilchen kühlt das System also auf quantenphysikalische Weise ab. Rauer: Für uns ist das ein gutes Werkzeug, um noch kälter zu werden. Denn je kälter man diese Systeme bekommt, umso stärker treten ihre quantenmechanischen Eigenschaften heraus. -Kultur;Der ungarisch-amerikanische Oscarpreisträger wurde 85 Jahre alt. Hollywood –Vilmos Zsigmond, einer der einflussreichsten Kameramänner Hollywoods und 1978 mit dem Oscar geehrt, ist tot. Er starb am Neujahrstag in Big Sur in Kalifornien, wie die Los Angeles Times am Montag berichtete. Als Todesursache habe sein Geschäftspartner eine Kombination vieler Krankheiten genannt. Zsigmond wurde 85 Jahre alt. Der Ungar hatte 1956 den Einmarsch der Russen in Budapest fotografiert und war mit den Bildern in den Westen geflohen. In den USA fand er schnell Arbeit als Kameramann, drehte zuerst aber drittklassige Filme wie etwa 2071 – Mutan-Bestien gegen Roboter. Anfang der 1970er Jahre konnte er jedoch bei dem Western McCabe & Mrs. Miller und beim Kinoklassiker Beim Sterben ist jeder der Erste die Kamera führen. Für Steven Spielbergs Unheimliche Begegnung der dritten Art bekam er dann schließlich einen Oscar. Zu seinen weiteren Arbeiten gehörten Die durch die Hölle gehen, Menschen am Fluß, Fegefeuer der Eitelkeiten und Black Dahlia. 2010 drehte er Woody Allens Ich sehe den Mann deiner Träume. +Kultur;'Der Komponist feiert am Mittwoch 90. Geburtstag. Wien – Es ist schon vorgekommen, dass Künstler zu Asketen der öffentlichen Präsenz mutierten und schließlich nur noch durch jene – womöglich ihnen selbst lästige – Rundheit ihres Geburtstags ans Licht der Öffentlichkeit gedrängt wurden. Wer das klassische Konzertleben der Donaumetropole beobachtet, wird allerdings nicht bestätigen können, dass Komponist Friedrich Cerha solch einen Abwesenheitsstil pflegen würde. Vielmehr nimmt Cerha, der am Mittwoch seinen 90. Geburtstag feiert, auch als Zuhörer interessierten Anteil an den aufgeführten Neuheiten der Kollegenschaft. Dabei ergäbe – ob der guten Verankerung seiner Werke im Konzertleben – schon seine teilnehmende Beobachtung der Aufführungen der eigenen Opera in Summe ein respektables Anwesenheitspensum. Zudem ist Cerha nach wie vor auch komponierend tätig, es scheint ihm die Gestaltung von Ton und Klang nach wie vor ein elementares Bedürfnis darzustellen. Also, Cerha beschäftigt die Musik, sie arbeitet in ihm. Dies hat er einst selbst angedeutet, indem er das Schreiben als obsessive Tätigkeit beschrieb, die auch gegenüber Träumen kein Erbarmen kennt. Für den Einfall sei dann jener Zustand unmittelbar vor dem Aufwachen wichtig, jene Phase, in der man weder ganz wach ist noch wirklich schläft. Da klärt sich vieles, was am Abend zuvor oder in der Nacht noch ein Problem war, so Cerha. Der Rückblick zeigt: Einfälle durchschritten bei dem 1926 in Wien Geborenen den Neoklassizismus, kreisten um die Zweite Wiener Schule und erforschten u. a. die Klangflächenkomposition – Letztere insbesondere mit dem Spiegel-Zyklus, den Kollege György Ligeti in naher Verwandtschaft zu dessen Atmosphères sah. Da gab es aber auch Leichteres wie die Vertonungen von Texten der Wiener Gruppe (Eine Art Chansons, gerade erschienen von Studio Dan und Agnes Heginger), aber natürlich und vor allem auch das Opernwerk. Hier dominiert das Thema des Einzelgängers, des von der Gesellschaft Ausgegrenzten; Baal, Der Rattenfänger und Der Riese vom Steinfeld wären zu nennen. Aber auch Heiteres wie etwa Onkel Präsident. Cerha, dessen Weltgeltung im Zusammenhang mit der Komplettierung von Alban Bergs Oper Lulu steht, hat natürlich auch für die Vermittlung und kontinuierliche Präsentation der Moderne in Wien Gewichtiges getan und Tumultöses erlebt – etwa mit dem von ihm mitgegründeten Ensemble die reihe. Zum 90er interpretiert ihn nun garantiert skandalfrei u. a. das Klangforum Wien (17. 2. im Konzerthaus), und es werden auch (am 22. 2.) die Vier Postludien uraufgeführt. Schließlich ist auch eine andere Seite von Cerhas Kunstwollen zu studieren. Das Forum Frohner (in Krems) zeigt mit Sequenz & Polyvalenz das bildnerische Werk des Komponisten.' Wissenschaft;'Die heutigen Dimensionen des Krieges sowie rasante Neuerungen in Wissenschaft und Technik stellen militärische Ausbildung vor enorme Herausforderungen. Im ewigen Ringen um Krieg und Frieden hat das Militär die Seiten gewechselt: Es ist – jedenfalls in aufgeklärten demokratischen Gesellschaften – nicht länger da, um Kriege zu führen, sondern um sie zu verhindern. Dazu muss es gleichwohl die Fähigkeit besitzen, Kriege zu führen. Militärische Rüstung und militärische Ausbildung an sich kennen keinen Unterschied zwischen Krieg und Frieden – ein Paradox, wie so vieles im Leben moderner Gesellschaften. Doch auch der Krieg hat sich verändert. Er hat seine alte Ordnung verlassen, die er nach dem Dreißigjährigen Krieg nunmehr in Form von Staatenkriegen, damit in der Verstaatlichung des Krieges, gefunden hatte. Die Stichworte lauten, um mit dem Militärtheoretiker Herfried Münkler zu sprechen, Entstaatlichung, Asymmetrisierung und Autonomisierung. An die Stelle der Staatenkriege, die über Jahrhunderte hinweg die Definition des Krieges bestimmten, sind kriegerische Konflikte getreten, die sich allen bisherigen Vorstellungen vom Krieg, so auch der geläufigen Formulierung als Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln, entziehen. Zugleich sind an die Stelle des Traums vom definiten Ende aller Kriege bzw., mit Immanuel Kant gesprochen, vom Eintreten des ewigen Friedens, den wir zuletzt nach dem Fall des Eisernen Vorhangs geträumt hatten, neue Albträume getreten. Die Rede ist von traumatischen Kriegsszenarien, von kriegerischer Gewalt, gekennzeichnet durch lokale Kriege, Terror, Massaker, zerbrechende staatliche Ordnungen, Das Geschehen heute bestimmen im Lokalen wie Globalen Guerilla, Warlords, Banden, terroristische Organisationen wie Al-Kaida und IS. Man spricht von wilden Kriegen (Wolfgang Sofsky), hybriden Kriegen (Uwe Hartmann) und (neutraler) kleinen oder neuen Kriegen (Herfried Münkler). Entstaatlichung bedeutet hier Privatisierung, Autonomisierung (gegenüber militärischen Ordnungsformen) und eine radikale Form von Asymmetrisierung. Auch der Begriff des Bürgerkriegs passt nicht mehr so recht; er setzt einen Rest Staatlichkeit voraus. Klassische Kriege waren symmetrische Kriege, nicht im Sinne gleicher Stärke, sondern vergleichbarer Kriegsführung, vergleichbarer Bewaffnung und vergleichbarer Rekrutierungsformen. Das Duell oder das Turnier und deren Regeln waren hier das Muster, auf das sich, angereichert mit einem hohen Maß an Idealisierung, die klassischen Formen des Krieges bzw. der entsprechende Kriegsbegriff beziehen, desgleichen die Existenz eines Kriegsrechts, mit dem der Krieg gewissermaßen seinen Platz in der Rechtsordnung der modernen Gesellschaft gefunden hat. Asymmetrisierung also nicht – was diese auch bedeuten kann – als Ausdruck militärischer oder waffentechnischer Überlegenheit, damit als Ausweis nicht vergleichbarer Stärke, sondern als Merkmal einer Kriegsführung, die sich außerhalb aller Regeln klassischer Kriege stellt. Aus der Möglichkeit, aus praktizierter Asymmetrie einen Krieg zu beenden (Beispiel: der Atombombenabwurf über Hiroshima und Nagasaki), wird die Möglichkeit, ihn überhaupt erst zu führen. Herfried Münkler: Die Reziprozität in den Fähigkeiten der Kriegsparteien, die unter den symmetrischen Konstellationen des klassischen Staatenkrieges typisch war, ist durch Konstellationen abgelöst worden, in denen vergleichbare strukturelle Ordnungsmuster nicht zu erkennen sind. Dem entspricht eine deutliche Diversifizierung des Kriegsgeschehens im globalen Maßstab: Auf der einen Seiten lassen sich Residualformen des klassischen Staatenkrieges beobachten, und auf der anderen Seite haben wir es mit der Asymmetrisierungskreativität schwacher substaatlicher Akteure zu tun, die auf diese Weise zu einer ernstzunehmenden Herausforderung auch von Weltmächten werden. Die neuen Kriege sind derart, dass sie mit allein militärischen Mitteln nicht mehr entschieden oder beigelegt werden können. Das zeigt sich heute in Afghanistan, im Irak und in Syrien. Nicht die große Entscheidungsschlacht beendet Kriege, sondern, wenn überhaupt, eine kluge Politik der Eingrenzung, des Aushaltens sowie ökonomischer wie rechtsstaatlicher kleiner Schritte. Langwierige Blauhelmeinsätze prägen die militärische Szene, nicht militärische Siege im klassischen Sinne. Deshalb gibt es auch keine Kapitulationsverhandlungen mehr. In gewisser Weise kehrt in der Ablösung staatlich geführter Kriege durch nichtstaatliche Kombattanten der Dreißigjährige Krieg wieder zurück; an die Stelle von strategischer Kriegsführung, von großangelegten militärischen Operationen treten Überfälle aus dem Nichts, terroristische Einzelaktionen, Massaker an der Bevölkerung, Grausamkeiten unvorstellbarer Art, auf die der (immer zynischer werdende) Begriff des Kollateralschadens nicht mehr zutrifft, sondern welche diesen zum eigentlichen Kriegsziel machen. Neben die Unberechenbarkeit der neuen Kriege tritt, als mächtigster Ausdruck dieser entstaatlichten Kriegsform, der Terrorismus. Dieser ist nicht auf Siegen aus, sondern auf Destabilisierung, auf die Demonstration permanenter Verletzlichkeit des ansonsten übermächtigen Gegners. Mittel ist der Schrecken, dessen Verbreitung keinerlei moralische oder humanitäre Skrupel kennt, der das Verbrechen als Zweck an sich selbst ansieht und auf jegliche Rechtfertigungsversuche, wie sie etwa noch die RAF in den 1970er- und 80er-Jahren für ihre Terrorakte anzuführen suchte, verzichtet: Den heutigen Tätern scheint das entbehrlich. Was an ihnen auffällt, ist das Fehlen aller Überzeugungen. (...) überall geht es vor allem darum, Wehrlose aus der Welt zu schaffen. (...) Was dem Bürgerkrieg der Gegenwart eine neue, unheimliche Qualität verleiht, ist die Tatsache, dass er ohne jeden Einsatz geführt wird, dass es buchstäblich um nichts geht. (Hans Magnus Enzensberger) Der moderne Terrorismus ist sinnlos, und er versteht sich als sinnlos. Das macht ihn nur noch um so gefährlicher. Der neue oder der wilde Krieg wird um seiner selbst willen geführt, denn er – und auch das ist neu – ernährt diejenigen, die ihn führen. Krieg ist ihr Leben, und ihr Leben ist der Krieg. Der Frieden brächte sie um die Grundlage ihrer Existenz. (Wolfgang Sofsky) Die apokalyptischen Reiter sind wieder unterwegs – wenn dieses Bild nicht zu schade ist, um hier Anwendung zu finden. Schließlich sind sie nach der Offenbarung des Johannes Vorboten des Jüngsten Gerichts und geht es um den letzten Willen eines im theologischen Sinne gnädigen Gottes, nicht um die Fieberfantasien steinzeitlicher Fanatiker und Nihilisten. Widerstand nimmt hier, in klassischer Terminologie, die Formen eines gerechten Krieges an. In diesem geht es nicht nur darum, sich einem Angriff entgegenzustellen, sondern auch darum, die eigene entwickelte Kultur vor barbarischen Übergriffen zu schützen. In diesem Sinne ist z. B. ein bewaffnetes Vorgehen gegen den IS gerecht, der Krieg gegen den Irak war es nicht (weil hier aufseiten des Gegners weder von einem Angriff im klassischen Sinne noch von der Gefahr einer Barbarisierung entwickelter Kulturen die Rede sein konnte). Wissenschaft ist methodisch gewonnenes und methodisch begründetes Wissen. Auf ein solches Wissen sind moderne Gesellschaften, die in ihrem Wesen zu technischen Kulturen geworden sind, zunehmend angewiesen. Das gilt für alle gesellschaftlichen Bereiche, also auch den militärischen Bereich. Dieser Umstand macht sich vor allem in technischen Dingen geltend und damit in einem zunehmend komplexer werdenden Verhältnis von Wissenschaft und Technik. Nach üblicher Vorstellung herrscht die Wissenschaft über die Technik, die ihrerseits in der Gesellschaft oder über die Gesellschaft herrscht. Doch diese Vorstellung erfasst die Gegebenheiten im Verhältnis von Wissenschaft und Technik und die Wirklichkeit moderner technischer Kulturen immer weniger. Das Verhältnis von Wissenschaft und Technik ist nicht einfach, jedenfalls nicht in dem Sinne, dass die Wissenschaft immer zuerst und die Technik immer später kommt, dass die eine (Wissenschaft) als Forschungsform autonom und die andere (Technik) als Anwendungsform heteronom ist, dass die eine eigenen Zwecken, die andere fremden Zwecken folgt. Was im Sinne wachsender Interdependenz im Verhältnis von Wissenschaft und Technik gilt, gilt auch im Verhältnis von wissenschaftlich-technischer und gesellschaftlicher Entwicklung. Maßgebend sind hier die unübersehbare Verselbstständigungstendenz wissenschaftlich-technischer Rationalitäten und der Umstand, dass der Mensch in diesen wachsenden Rationalitäten nur umso mächtiger sich selbst gegenübertritt. Die Welt, als wissenschaftlich-technische Welt ein Werk, ein Artefakt des Menschen, nimmt selbst produktive Züge an. Nicht immer zum Besten dieser Welt; auch Entwicklungen, die sich aus ihrer Sicht als Fortschritte deuten lassen, schließen ambivalente Momente ein. Das machen nicht zuletzt wissenschafts- und technologieinduzierte Überbevölkerung, Gefährdungen der Biosphäre, möglich werdende Eingriffe in die (biologische) Natur des Menschen und eben auch waffentechnische Entwicklungen deutlich. Mit anderen Worten: Wissenschaft, Technik und Gesellschaft sind keine getrennten Welten; sie interagieren auf eine unauflösliche Weise – auch in Sachen Krieg und Frieden. Nicht der Krieg ist der Vater aller Dinge, wie wir bei Heraklit, wörtlich genommen, lesen, sondern die Technik, die ihre Dinge, und dazu gehören eben auch Waffen, schafft. Das ist nicht technikfeindlich gemeint, sondern beschreibt nur die ungeheure Innovationsfähigkeit des technischen Verstands, Arm in Arm mit dem wissenschaftlichen Verstand, im Guten wie im Bösen. Eine Welt der (technischen) Verfügbarkeiten wächst, und eine Orientierungswelt, die sich der Vernunft verdankt, hat Mühe, ihr zu folgen. Dabei macht auch der Versuch, zwischen militärischer und nichtmilitärischer Forschung zu unterscheiden, heute keinen Sinn mehr (es sei denn im sehr Speziellen). Alles, was die wissenschaftliche Forschung ausmacht und die Technologieentwicklung mit sich bringt, hat auch militärische Relevanz. Das gilt im Allgemeinen für Mathematik und Informatik, Künstliche Intelligenz, Robotik, für Soziologie und Politologie bis hin zur Psychologie ebenso wie für die im engeren Sinne technischen Wissenschaften im Besonderen. Was sich heute in der Halbleiterphysik, in der Lasertechnologie, in der Informatik tut, ist morgen überall; technische und strategische Bedeutung hat heute alles, was sich als Innovation in Wissenschaft und Technik geltend macht. Nicht mehr die militärische Forschung treibt die Technologieentwicklung voran, sondern umgekehrt die Technologieentwicklung die militärische Forschung. Beispiele sind die Satellitentechnologie und das Internet der Dinge, d. h. technische Formen der Selbstoptimierung und der Selbstkonfigurierung. Militärische Entwicklungen machen Gebrauch von einem wissenschaftlichen und technologischen Wissen, aber sie bestimmen dieses nicht mehr. Davon zeugt übrigens auch der im Militärwesen heute zentrale Begriff der Technologiefrüherkennung. Es geht nicht mehr um Technologieführerschaft, sondern um Technologieadaption – auf prognostischen und heuristischen Wegen. Die Zeiten eines Archimedes, der mit seiner Entwicklung von Kriegsmaschinen der antiken Technik und Mechanik neue Horizonte eröffnete, und die Zeiten Leonardos, dessen visionäre Konstruktionen, gerade auch im militärischen Bereich, die Welt der Wissenschaft und die Welt der Werkstätten, der Ingenieure, zusammenführte, sind längst vorbei, auch wenn der tatsächliche Stand der Militärtechnik alles ehemals Visionäre bei weitem übersteigt. Der militärische Kopf übernimmt, verstärkt, entwickelt weiter, aber er lenkt Wissenschaft und Technik nicht mehr. Er entdeckt im Entdeckten, erfindet im Erfundenen, nicht weniger wirksam als früher, nicht weniger bedrohlich und abschreckend als früher, doch nicht außerhalb, sondern innerhalb janusköpfiger Entwicklungen von Wissenschaft und Technik. Die sorgen schließlich auch dafür, dass, wie schon erwähnt, auch auf anderen Feldern, in allem, das heute auf die Stichworte nano, bio und neuro hört, Gefahrenpotenziale wachsen, Wissenschafts- und Technikszenarien nicht heller werden. Von einer heilen Welt, deren Teil ein ewiger Frieden wäre, sind wir weit entfernt und werden – eine Lehre aus Geschichte und Gegenwart – das wohl immer sein. Bildung und Ausbildung Das über die Interdependenz von Wissenschaft und Technik und die obsolete Unterscheidung zwischen militärischer und nicht-militärischer Forschung Gesagte betrifft auch den Begriff der Militärwissenschaft (früher: Kriegswissenschaft). Die mit diesem Begriff nahegelegte Annahme, es handele sich hier um eine eigene wissenschaftliche Disziplin, ist irreführend, insofern Krieg und Militär wohl ihre eigenen Gesetze haben, nicht aber diejenigen wissenschaftlich unterlegten technischen Mittel, die dabei Anwendung finden. Oder anders formuliert: Der Begriff der Militärwissenschaft (im Singular wie im Plural) bezeichnet keine Disziplin, die sich der wissenschaftlichen Entwicklung selbst verdankt, also basierend auf einer disziplinär geschlossenen eigenen Forschungsform, sondern eine Zusammenführung disziplinären Wissens unter gegebenen Zwecken, nämlich der militärischen Bildung und Ausbildung, also eine curriculare Sonderform. Wichtiger als terminologische und klassifikatorische Aspekte sind die Bildungs- und Ausbildungsaspekte selbst. Hier wird man ohne große Übertreibung sagen dürfen, dass diese, mit militärischen wie mit wissenschaftlichen Augen betrachtet, noch nie so wichtig und für die Zukunft, sowohl mit Blick auf das Militärwesen als auch auf alle anderen gesellschaftlichen Sektoren, entscheidend waren wie heute. Wenn nämlich das unter dem Stichwort Krieg und Frieden über neue Kriege, hier wiederum unter den Stichworten Entstaatlichung, Asymmetrisierung und Autonomisierung des Krieges, und das über Wissenschaft und Technik, die Selbstorganisation beider, Gesagte zutrifft, dann stellen sich die Anforderungen, dem sich das Militärwesen und die Gesellschaft insgesamt ausgesetzt sehen, in gänzlich anderer und bedrohlicherer Weise als früher. Heute ist es der Kopf, der den Umgang mit wissenschaftlichen, technischen und gesellschaftspolitischen Verhältnissen, zugleich sich radikal verändernden Gewaltformen, beherrscht, welcher den Anforderungen eines modernen militärischen Denkens und Handelns zu entsprechen vermag. Handwerk nimmt ab, verschwindet natürlich nicht, Kopfwerk nimmt zu. Das gilt allemal für die militärische Führungsebene. Hier zwingen insbesondere die nichtklassischen Formen kriegerischer Konflikte zu einem neuen Denken nicht nur auf der Strategieebene, wohin es zunächst einmal gehören mag, sondern auf allen Ebenen militärischer und gesellschaftlicher Wahrnehmung. Aus einem Handwerk, aus einer Kunst der Kriegsführung, wie man einmal sagte und damit im alten Sinne die Beherrschung eines regelgeleiteten Könnens meinte, ist eine wissenschafts- und technologiebasierte Wissensform geworden, handlungsorientierend wie eh und je, aber in einem Ausmaß voraussetzungsreich wie nie zuvor. Wo Kriege nicht mehr im alten Sinne militärische Auseinandersetzungen zwischen regulären Streitkräften sind, ist ein Denken gefragt, das in Analyse und Tat einer völlig neuen Komplexität zu entsprechen vermag – als ein selbst komplexes Denken und Handeln. Dem hat ein militärisches Bildungs- und Ausbildungssystem, so auch das österreichische System, eingebettet in ein differenziertes allgemeines Bildungs- und Ausbildungssystem, zu entsprechen. Es ginge darum, in hoheitlichen Verhältnissen Raum für die für ein Hochschulsystem, speziell ein Universitätssystem, unabdingbaren Autonomieelemente zu schaffen. Das wiederum sollte bei einer systematisch klaren Trennung zwischen institutionellem Auftrag und seiner Durchführung, unter Beachtung der zu wahrenden, autonome Elemente einschließenden Hochschulförmigkeit, möglich sein. In diesem Rahmen sollte ferner die Kooperation mit der Universität Wien in der Doktoratsausbildung verstärkt und gleichzeitig auf eine breitere fachliche und disziplinäre Basis gestellt werden. Fachliche oder disziplinäre Engführungen leisten heute keine Bewältigung von Problemen mehr, die sich selbst nicht mehr fachlich oder disziplinär definieren lassen. Ein modernes Militärwesen hätte angesichts der erwähnten gewaltigen Herausforderungen seinen überzeugenden akademischen Anschluss an das Wissen in all seinen wissenschaftlichen und technologischen Aspekten gefunden. Oder anders gesagt: Denken und Handeln angesichts wachsender Komplexitäten in Sachen Krieg und Frieden hätten selbst jene Fähigkeit, auf komplexe Weise zu denken und zu handeln, gewonnen, ohne die alles vergeblich wäre. Der Krieg in seinen alten und neuen Formen wäre nicht besiegt, aber ihm könnte mit allem, was eine aufgeklärte Gesellschaft weiß und kann, entgegengetreten werden.' Wissenschaft;Soziale Defizite bleiben Jahrzehnte lang bestehen – nicht nur bei isoliert gehaltenen Tieren, berichtet ein internationales Forscherteam. Graz/Wien – Wurden Schimpansen noch vor ihrem zweiten Geburtstag von der Mutter getrennt, bleiben sie auch als Erwachsene in Gruppen isoliert und zeigen Defizite im Sozialverhalten. Bisher war dies nur von lange isolierten Laborschimpansen bekannt. Österreichische und niederländische Forscher beobachteten bei Einschränkungen im sozialen Fellpflegeverhalten nun auch bei Individuen, die in Gruppen leben, und berichteten darüber im Fachblatt Scientific Reports. Soziale Fellpflege spielt bei Schimpansen eine wichtige Rolle für den Aufbau und Erhalt sozialer Beziehungen. Die von den Wissenschaftern für ihre Studie beobachteten verwaisten Schimpansen hatten weniger Partner, denen sie das Fell pflegten und waren auch weniger aktiv im Vergleich zu Schimpansen, die mit ihren Müttern aufwuchsen, erklärte Elfriede Kalcher-Sommersguter von der Universität Graz. Die Defizite zeigten sich jedenfalls nicht nur bei in Gruppen eingegliederten Schimpansen-Waisen, die jahrelang beispielsweise in einem biomedizinischen Labor in Einzelhaltung lebten. Auch Tieren, die schon bald nach der Trennung von ihren Müttern in Gruppen in Zoos gelebt hatten, waren betroffen. Der Verlust der Mutter in früher Kindheit wirkt sich auch bei Schimpansen gravierend auf spätere Sozialbeziehungen aus: Selbst Schimpansen, die bereits seit rund 40 Jahren in einer Gruppe lebten, zeigten diese Defizite, erklärte Jorg Massen von der Universität Wien. Zwischen 1950 und 1980 wurden tausende wild lebende Schimpansenjunge von Westafrika nach Europa, Japan und die USA exportiert, wo sie etwa in der Forschung eingesetzt wurden. Auch viele Zoo-Populationen stammen direkt von Schimpansen ab, die im Zuge dieser Exportwelle dorthin verfrachtet wurden. Wissenschaft;Außergewöhnlicher Fund auf einer Baustelle in Rennes. Rennes - Im Nordosten Frankreichs sind in einem Bleisarg aus dem 17. Jahrhundert die erstaunlich gut erhaltenen sterblichen Überreste einer bretonischen Adeligen gefunden worden. Der etwa 1,45 Meter große Leichnam stamme aus einem Grab einer Kapelle des Klosters St. Joseph in Rennes, teilten mit der Erforschung des Fundes befassten Wissenschafter mit. Fotos finden Sie hier. Der Fund wurde im März des vergangenen Jahres auf einer Baustelle für ein Kongresszentrum gemacht. Danach fanden die Wissenschafter vor Ort noch vier weitere Bleisärge sowie 800 weitere Gräber. Diese enthielten allerdings nur noch Skelette. In dem Bleisarg hingegen blieben sogar die Schuhe, die Haube und die Kleider der Toten erhalten. Es handle sich wahrscheinlich um die Überreste von Louise de Quengo, der Witwe eines bretonischen Adeligen, teilten die Forscher mit. Sie starb 1656 im Alter von etwa 60 Jahren und hatte sich offenbar in das Kloster zurückgezogen, um dort ihren Lebensabend zu verbringen. Bei ihrer Bestattung trug sie schlichte Kleidung bestehend aus einem Leinenhemd, einer Kniehose aus Wolle, einem Gewand aus grobem Stoff, einem Umhang und Schuhen mit Korksohle. Ihr Gesicht wurde mit einem Leichentuch verhüllt. Sie und ihre Kollegen hätten gleich gesehen, dass es sich um ein besonderes Grab handelte, sagte die Archäologin Rozenn Colleter vom Pariser Forschungsinstitut INRAP. Unter dem Umhang hätten sie Hände erkannt, die ein Kruzifix hielten. Die Tote wurde aufwendig untersucht. Mit Louise haben wir eine Überraschung nach der anderen erlebt, sagte der Radiologe Fabrice Dedouit zu der Prozedur. Die medizinischen Untersuchungen ergaben Nierensteine und Verklebungen der Lunge. Das Herz der Frau sei nach ihrem Tod mit echtem chirurgischen Können entnommen worden. De Quengos Kleider wurden restauriert und sollen ausgestellt werden. Ihre sterblichen Überreste sollen in ein paar Monaten in Rennes neu beigesetzt werden. Wissenschaft;Eine strikte Haltung wird geschätzt, ergab eine Wiener Studie. Wien – Wenn eine Behörde rigoros straft, aber dabei die Richtigen erwischt, fühlen sich Bürger bei ihr gut aufgehoben und zahlen ihre Steuern, fanden Wiener Psychologen heraus. Der Schlüssel zu einer guten Zahlungsmoral ist, dass das Finanzamt als vertrauensvoller und unterstützender Partner erlebt wird. Die Forscher identifizierten eine negative und positive Seite der Behörden-Macht. Die Wiener Forscher gehen in ihrem sogenannten Slippery Slope-Modell davon aus, dass die Zahlungsmoral einerseits vom Machtgefüge zwischen dem Steuerzahler und der Behörde und andererseits vom Vertrauen in die Behörde abhängt. Weitere wichtige Aspekte in dem Machtgefüge sind die Steuerlast, die Höhe der drohenden Strafen und die Wahrscheinlichkeit überprüft zu werden. Vertrauen in das Steuersystem hänge stark davon ab, wie gut Menschen über die Steuerbestimmungen informiert sind und ob sie sich gerecht behandelt fühlen, erklärte die Wirtschaftspsychologin Eva Hoffmann. Sie untersucht Steuerehrlichkeit zusammen mit Kollegen um Barbara Hartl vom Institut für Angewandte Psychologie: Arbeit, Bildung, Wirtschaft der Universität Wien im Rahmen eines vom Wissenschaftsfonds FWF geförderten Projekts. Dabei identifizierten die Wissenschafter zwei Arten von Macht: Einerseits eine klare, harte Macht, die mit Strafen und der Wahrscheinlichkeit erwischt zu werden zusammenhängt, sozusagen die negative Seite der Macht. Andererseits gebe es aber auch eine positive Macht, die unterstützende Seite der Behörde, indem sie sich bemüht, Steuerzahlen möglichst einfach und angenehm zu gestalten. Es könne nämlich auch attraktiver sein, mit ein, zwei Knopfdrücken die Abgaben abzuführen, als sich lange und mühselig zu überlegen, wie ich hinterziehen kann, sagte Hofmann. Im Gegensatz zur negativen Seite der Macht, die sich auf Bestrafung stützt, könne es bei der positiven Seite sogar zu einer gewissen Identifikation mit der Behörde kommen, da sich viele Durchschnittssteuerzahler mit dem Gesamtziel – nämlich Einkommen gerechter zu verteilen – prinzipiell identifizieren könnten. In ihren Experimenten haben die Psychologen herausgefunden, dass die Konfrontation mit der negativen Seite der Macht nicht nur zu einem negativen Gefühl des Zwangs zum Zahlen führt. Diese Strafen können ein Sinnbild für etwas sehr Positives sein, so Hofmann. Hat man nämlich Vertrauen, dass die Behörde die Hinterzieher findet und bestraft, fühlen die Menschen sich und ihren Steuerbeitrag gewissermaßen beschützt. Wenn nun beispielsweise Ex-Politiker mit zweifelhaften Methoden konsequenzlos Steuervermeidung betreiben oder sich Großkonzerne der Besteuerung teilweise entziehen, wirke das natürlich nicht förderlich. Abseits davon führte in den Untersuchungen schon alleine der Umstand, dass die Steuerbehörde in den Experimenten mehr oder weniger unterstützend beschrieben wurde, zu einem anderen Verhalten der Testpersonen. Anscheinend sind die Information über eine Steuerbehörde, die auch stark von den Medien weitergegeben werden, hier wesentlich, erklärte die Forscherin. Diese Erkenntnisse seien in diesem Zusammenhang neu und etwas, das in der Steuerpolitik und in der Kontrolle mitbedacht werden sollte. Das passiere auch, denn einen Austausch zwischen den Wiener Psychologen und den Steuerbehörden gebe es schon seit einigen Jahren. Diese Zusammenarbeit habe zu massiven Verbesserungen des Service-Angebots geführt. Neben den Niederlanden sei die österreichische Steuerbehörde hier wirklich ein Aushängeschild, sagte Hofmann. -International;Was bedeutete das Modell Österreich für Deutschland? Ein Riesenwerk des Historikers Michael Gehler gibt ausführlich Antwort. Seit fast sechs Jahrzehnten befassen sich Historiker mit der Geschichte des österreichischen Staatsvertrages und der Neutralität. Den deutsch-österreichischen Beziehungen wurde keine oder kaum Aufmerksamkeit gewidmet. Besonders verwunderlich ist, dass so gut wie nicht danach gefragt worden ist, was Modellfall bzw. das Muster Österreich für Deutschland eigentlich bedeutete. Diese Lücke füllt Michael Gehler jetzt sehr ausführlich für die Jahre von 1945 bis 1955 auf knappen 1400 Seiten. Gehler zeigt anhand zahlreicher Dokumente, dass Konrad Adenauer prinzipiell jegliche Lockerung des westlichen Lagers durch die Entstehung neutraler Staaten als eine Sowjetverschwörung ablehnte. Der deutsche Kanzler sah darin den Versuch, den westlichen Block zu schwächen und schließlich in die kommunistische Machtsphäre einzugliedern. Adenauer wollte die Westintegration um jeden Preis – auch für den Preis der Teilung. Tatsächlich war Westintegration für Adenauers Politik absolut vorrangig und die deutsche Einheit nachrangig. Der deutsche Bundeskanzler betrachtete deshalb die österreichische Neutralität mit Argwohn und sah in ihr eine sowjetische Verschwörung, um letztlich auch Deutschland zu neutralisieren. Für Österreich bedeutete Neutralität Unabhängigkeit, für Adenauer aber ein negatives Vorbild für Deutschland. Michael Gehler kommt zu dem Schluss, dass die Ablehnung des Modellfalls Österreich durch Adenauer nicht akademisch-wissenschaftlich fundiert, sondern ideologisch-politisch motiviert war. Umgekehrt hatte der österreichische Kanzler Julius Raab den Modellfall Österreich für Deutschland nicht ausgeschlossen, übte aber gegenüber Adenauer im Sinne christdemokratischer Parteikooperation Zurückhaltung. Für die deutsche Regierung waren dritte Wege wie Bündnis- oder Blockfreiheit und Neutralität tabu. Der deutsche Kanzler war aber froh, dass er dem Neutralitätsdrachen den Kragen umgedreht hatte. Gustav Heinemann, der aus Protest gegen die Remilitarisierungstendenzen Adenauers als Innenminister zurückgetreten war und die CDU verlassen hatte, sah in Österreichs Neutralität und Bündnisfreiheit durchaus ein zumindest zeitweiliges Modell für Deutschland. 1954 und 1955 entwickelten die USA hingegen bereits ein sehr differenziertes Bild von Neutralität. Deren internationaler Stellenwert wurde nicht von vorneherein abgelehnt, sondern auf Praktikabilität, Tauglichkeit, Haltbarkeit und Solidarität überprüft. Neutrale Staaten wurden nicht voreilig als Untertanen einer dritten Macht, die unter und kommunistisch-sowjetische Abhängigkeit geraten würden, betrachtet. Gleichwohl war man sich in Washington im Klaren, dass Neutralität sowjetischen Sicherheitsbedürfnissen entgegenkommen würde. Gehlers Argument ließe sich nahtlos über seine untersuchte Periode hinaus fortsetzen. Die Debatte über das Modell Neutralität ging weiter. 1955 verteidigte US-Präsident Dwight Eisenhower, dass mit Österreichs bewaffneter Neutralität nicht eine militärische Leere entstehen würde. 1956 sagte er: Heute gibt es einige Staaten, die sich als neutral bezeichnen. Das bedeutet keineswegs notwendigerweise, wie so oft gesagt wird, neutral zu sein zwischen richtig und falsch oder anständig oder unanständig. Diese Staaten beziehen den Begriff neutral auf ihr Verhältnis zu Militärbündnissen. Und ich möchte betonen, dass ich darin keinen Grund sehe, dass das immer zu unserem Nachteil sei. Während der Ungarnkrise 1956 drohte das US-Außenministerium sogar, dass ein Angriff der Sowjetunion auf Österreichs Neutralität den dritten Weltkrieg bedeuten würde. Vorschläge zur Neutralität in Mitteleuropa verstummten nicht. George K. Kennan, der nach 1947 als US-Botschafter in Moskau das Konzept der Eindämmungspolitik entwickelte, schlug 1956 und 1957 eine Neutralität Zentraleuropas und eines vereinigten Deutschlands vor, weil er insgesamt nicht an die Haltbarkeit der Teilung Europas und Berlins glaubte. Kennan begrüßte, dass Schweden nicht dem Atlantikpakt Nato beigetreten ist, dass die Schweiz ihre traditionelle Neutralität gewahrt hat und Österreich neutral wurde und dass sich Jugoslawien weder an den Westen noch an den Osten gebunden hat. Die US-Senatoren Hubert H. Humphrey und William F. Knowland arbeiteten ebenfalls Vorschläge über eine neutrale Zone in Mitteleuropa aus. Humphrey regte die Schaffung einer Pufferzone bei gleichzeitigem Rückzug amerikanischer und sowjetischer Truppen aus West- beziehungsweise Ostdeutschland an. Knowland wollte ein vereinigtes Deutschland in die Reihe der anderen neutralen Staaten Österreich, Finnland, Schweden und die Schweiz eingliedern. Die sowjetischen Satellitenstaaten sollten aus dem Warschauer Pakt austreten und ebenfalls neutral werden. Der Vorsitzende der britischen Labour Party Hugh Gaitskell entwickelte ähnliche Vorschläge. Alle diese Ideen gingen im Gegensatz zu Adenauer davon aus, dass Neutralität für Deutschland auch ohne kommunistische Machtergreifung möglich gewesen wäre. Österreich ist ein Beispiel dafür. +International;Der Vorschlag betrifft auch einen im Iran inhaftierten "Washington Post"-Korrespondenten, US-Außenminister Kerry reagiert zurückhaltend. New York – Der iranische Präsident Hassan Rohani hat den USA einen Gefangenenaustausch angeboten. Wenn die USA dort inhaftierte Iraner freiließen, werde er alles in seiner Macht Stehende tun, um eine schnelle Freilassung der US-Häftlinge im Iran zu bewirken, sagte Rohani in einem am Sonntag ausgestrahlten CNN-Interview. US-Außenminister John Kerry reagierte zurückhaltend. Rohani sagte CNN mit Blick auf 19 in den USA inhaftierte Iraner: Wenn die Amerikaner angemessene Schritte ergreifen und sie freilassen, werden damit sicherlich das richtige Umfeld und die richtigen Umstände für uns geschaffen, alles in unserer Macht und unserem Zuständigkeitsbereich stehende zu tun, um schnellstmöglich auch Freiheit für die im Iran gefangen gehaltenen Amerikaner zu erwirken. Er ergänzte: Nichts würde mich glücklicher machen. Die USA hatten wiederholt die Freilassung ihrer Bürger in iranischen Gefängnissen ohne Vorbedingungen gefordert. Im Iran sind derzeit mindestens drei US-Bürger in Haft, darunter der Washington Post-Korrespondent Jason Rezaian. Der Journalist und seine iranische Frau Yeganeh Salehi waren im Juli 2014 in ihrem Haus in Teheran festgenommen worden. Rezaian werden Spionage und Zusammenarbeit mit feindlichen Regierungen zur Last gelegt. Salehi, die ebenfalls Journalistin ist, wurde im Oktober vergangenen Jahres gegen Kaution freigelassen. Der weiterhin inhaftierte Rezaian besitzt die iranische und die US-Staatsbürgerschaft. Der Iran erkennt doppelte Staatsbürgerschaften aber nicht an und bezeichnet das Verfahren daher als rein iranische Angelegenheit. Auch zwei weitere iranischstämmige US-Bürger, der zum Christentum konvertierte Saeed Abedini und der ehemalige US-Soldat Amir Hekmati, befinden sich in iranischer Haft. Der frühere FBI-Agent Robert Levinson wird seit einem Iran-Aufenthalt im Jahr 2007 vermisst, sein Verbleib ist unklar. Die 19 Iraner in US-Gefängnissen wurden wegen Verstößen gegen die Sanktionen gegen die Islamische Republik inhaftiert. US-Außenminister Kerry bestätigte, dass mit dem Iran über einen Gefangenenaustausch gesprochen worden sei. Wir hatten einige Gespräche, aber wir werden abwarten und schauen, wo wir stehen, sagte er auf Nachfrage von Reportern. Bisher habe er dazu noch nichts direkt von den Iranern gehört. Seit Rohanis Amtsantritt vor zwei Jahren hat sich das Verhältnis zwischen dem Iran und dem Westen verbessert. Im Juli schloss Teheran mit den fünf UN-Vetomächten und Deutschland ein Atomabkommen. Es soll dem Iran die friedliche Nutzung der Atomtechnologie erlauben und zugleich mit Kontrollen und der Einschränkung seiner Urananreicherung sicherstellen, dass er keine Atomwaffen produziert. Im Gegenzug sollen die in dem Streit verhängten Sanktionen aufgehoben werden, die Irans Wirtschaft seit Jahren massiv belasten. Die USA und der Iran unterhalten allerdings weiterhin keine diplomatischen Beziehungen. Wissenschaft;Nasa präsentiert größte Zahl neuer Welten, die je auf einmal bekanntgegeben worden ist. Washington – Nasa-Astronomen haben in Washington über 1.000 neue Exoplaneten präsentiert. Zwar war die Existenz der mit dem Weltraumteleskop Kepler erspähten Welten bereits vermutet worden, eine neue Analyse bestätige nun aber, dass es sich bei 1.284 der Kepler-Kandidaten zu mehr als 99 Prozent tatsächlich um ferne Exoplaneten handle, teilte die Nasa am Dienstag in Washington mit. Das ist die größte Zahl von Exoplaneten, die je auf einmal bekanntgegeben worden ist, sagte der Hauptautor der im Astrophysical Journal veröffentlichten Analyse, Timothy Morton von der Princeton University (US-Staat New Jersey), auf einer Pressekonferenz in Washington. Mit der neuen Untersuchung habe sich die Zahl bestätigter Kepler-Exoplaneten mehr als verdoppelt, betonte Nasa-Chefwissenschafterin Ellen Stofan. Die Forscher um Morton hatten mit statistischen Methoden alle 4.302 Planeten-Kandidaten analysiert, die Kepler bis zum Juli 2015 entdeckt hatte. 984 davon waren bereits mit anderen Techniken als tatsächliche Exoplaneten bestätigt worden. 1.284 weitere identifizierte das Forscherteam nun als echte Planeten. Bei 707 anderen handelt es sich dagegen wahrscheinlich um einen Fehlalarm. Die verbleibenden 1.327 Kandidaten haben zwar eine größere Wahrscheinlichkeit, echte Planeten zu sein als ein Fehlalarm, ihr Status lässt sich aber noch nicht klären. 550 der nun verifizierten Exoplaneten sind klein genug, um Felsplaneten zu sein. Neun davon kreisen in der habitablen Zone um ihre Sterne, also jenem Bereich, in dem Wasser zumindest theoretisch flüssig sein könnte, was als Mindestanforderung für die Entwicklung von Leben, wie wir es kennen, gilt. Damit steigt die Zahl der bekannten potenziell lebensfreundlichen Welten auf 21. Das macht uns Hoffnung, dass wir irgendwann da draußen bei einem Stern ähnlich unserem eigenen eine weitere Erde entdecken, meint Stofan. Laut Natalie Batalha, Koautorin der Studie und Mitglied des Keplerteams am Ames Research Center der Nasa in Moffett Field, verhelfen die nun vorgelegten Erkenntnisse zu einer besseren Einschätzung, wie häufig Exoplaneten mit annähernd Erdgröße und mit lebensfreundlichen Bedingungen existieren könnten. Der nach dem deutschen Astronomen Johannes Kepler benannte Planetenjäger hat ab 2009 vier Jahre lang in einem kleinen Himmelsausschnitt die Helligkeit von rund 150.000 Sternen genau verfolgt. Nur falls ein Planet von der Erde aus gesehen genau vor seinem Stern vorbeiläuft, kann das Weltraumteleskop ihn entdecken. Unter dieser Voraussetzung lässt sich aus den von Kepler gefundenen Exoplaneten auf die tatsächliche Planetenhäufigkeit in der Milchstraße hochrechnen. Nach dem Ende der regulären Mission ging das Observatorium, das wiederholt mit technischen Problemen zu kämpfen hatte, mit der K2-Mission in die Verlängerung. Nachdem sich Kepler Anfang April vorübergehend in einen Notfallmodus versetzt hatte, arbeite das Teleskop inzwischen wieder normal, betonte NASA-Missionsmanager Charlie Sobeck. Der Treibstoff dürfte nach seinen Worten noch für zwei weitere Jahre reichen. 2018 will die NASA dann den Kepler-Nachfolger Tess ins All schicken, der mit derselben Methode 200.000 Sterne unserer direkten kosmischen Umgebung auf Planeten untersuchen soll. -Wirtschaft;'Memorandum zu Pipelinebau und Explorationskooperation in Russland. Wien / Sankt Petersburg – Vergangene Woche gab es Gerüchte, wonach die OMV mit der russischen Gazprom die Wiederbelebung des Nabucco-Projekts einer Pipelineverbindung von der Türkei durch die Balkanstaaten bis vor die Tore Wiens versuche. Das dürfte in einigen Kreisen bis vor zwei, drei Monaten tatsächlich diskutiert worden sein, bevor man davon wieder abrückte. Eine engere Zusammenarbeit mit Österreichs wichtigstem Gaslieferanten – Russland – wird jedenfalls versucht. Donnerstagnachmittag soll am Rande des Wirtschaftsforums in St. Petersburg von OMV und Gazprom ein Memorandum of Understanding (MoU; Absichtserklärung) unterzeichnet werden, erfuhr der STANDARD aus gut informierten Kreisen. Eine weitreichende Zusammenarbeit sei angedacht. So soll die Kooperation neben dem Bau von Pipelines auch gemeinsame Explorationsprojekte in Russland zum Inhalt haben. Sollte sich dieses Vorhaben materialisieren, wäre es das erste Mal seit vielen Jahren, dass sich Österreichs größtes Unternehmen an einem Explorationsprojekt in Russland direkt beteiligt. Beim Pipelinebau sei ausdrücklich nicht Nabucco gemeint. Von der OMV gab es dazu am Mittwoch keinen Kommentar. Für die OMV soll Manfred Leitner das MoU unterschreiben, der als OMV-Vorstand gerade die Integration der Geschäftsbereiche Raffinerie und Marketing sowie Gas and Power vorantreibt. Für Gazprom dürfte CEO Alexei Miller seine Unterschrift unter das Papier setzen. Mit dabei auch Russlands Staatspräsident Wladimir Putin und Rainer Seele, designierter CEO der OMV. Seele, der bis vor wenigen Wochen noch an der Spitze der BASF-Tochter Wintershall stand, tritt mit 1. Juli die Nachfolge von Gerhard Roiss (63) an, der nach internen Querelen und einem heftigen Streit mit Teilen des früheren Aufsichtsrats Ende Juni vorzeitig den Chefsessel räumt. Auch wenn es sich nur um eine Absichtserklärung handelt: Die Annäherung zwischen OMV und Gazprom ist insofern brisant, als Russland wegen der Unterstützung von Aufständischen im Osten der Ukraine und der völkerrechtswidrigen Annektierung der Halbinsel Krim nach wie vor mit Sanktionen aus dem Westen belegt ist. Proteste aus Brüssel wegen des Vorstoßes der OMV dürften nicht ausbleiben. Beim 19. Internationalen Wirtschaftsforum in Sankt Petersburg, das von Donnerstag bis Samstag in der früheren Zarenmetropole und Geburtsstadt Putins stattfindet, werden nach offiziellen Angaben mehr als 7000 Gäste aus 114 Ländern erwartet. Neben dem Gründer des Online-Shops Alibaba, Jack Ma, haben sich auch der frühere italienische Premier und EU-Kommissionspräsident Romano Prodi, der deutsche Exkanzler Gerhard Schröder und der frühere britische Premier Tony Blair angekündigt. Am Freitag will Putin Griechenlands Präsident Alexis Tsipras in Sankt Petersburg treffen.' +Wirtschaft;Unternehmer beklagen gern den Mangel an Fachkräften. Was dran ist, war bisher kaum seriös zu belegen. Eine Studie bringt nun Licht ins Dunkel. Wien – Gastronomen beklagen immer wieder, dass sie kein geeignetes Personal für Küche oder Bedienung finden. Meist ist der Schuldige dafür schnell ausgemacht: der Fachkräftemangel. Dass das so wohl nicht ganz stimmt, legt eine neue Studie des Instituts für Höhere Studien (IHS) nahe, die dem STANDARD vorliegt. Die Bezahlung im Gastgewerbe sei niedrig, die Arbeitsbedingungen oft schwierig. Wenn es einen Mangel an Arbeitskräften gäbe, müssten auch die Gehälter oder Überstunden steigen, tun sie aber kaum, heißt es in der Studie. Die Logik: Brauchten Wirtshäuser tatsächlich dringend Leute, wären sie auch bereit, mehr für sie zu zahlen. Es gibt im Gastgewerbe keinen Hinweis auf einen Mangel, sagt Gerlinde Titelbach, eine der Autorinnen des Papiers, das sich wegen der eingeschränkten Datenlage nur auf die Jahre zwischen 2005 und 2010 beruft. Die Idee hinter der Studie, die im Auftrag des Sozialministeriums erstellt wurde: die politisch aufgeladene Diskussion über einen möglichen Fachkräftemangel auf eine seriöse Ebene zu heben, sagt Titelbach. Bisher gebe es nur sehr subjektive Befragungen von Firmen und die Mangelberufsliste des Arbeitsmarktservice (AMS). Die IHS-Forscher kommen zu einigen interessanten Erkenntnissen. So halten sie es für unwahrscheinlich, dass es unter Informatikern in der Zeit zwischen 2005 und 2010 zu wenig geeignete Fachkräfte gab. Beim AMS schienen sie aber bis vor kurzem noch unter den Mangelberufen auf. Zwar ist die Nachfrage nach Informatikern stark gestiegen, heißt es in der Studie. Gleichzeitig sei aber auch das Angebot gewachsen. Die Löhne hätten sich außerdem unterdurchschnittlich entwickelt. Durch den raschen technologischen Wandel sei es aber nicht unwahrscheinlich, dass trotzdem einzelne Fachleute fehlen, etwa App-Programmierer. Auch bei IT-Leuten wie Datenverarbeitern wies das AMS lange einen Mangel aus, den das IHS nicht feststellen konnte. Umgekehrt findet das Institut nur bei den Medizinern und Apothekern einen wahrscheinlichen Fachkräftemangel, der beim AMS nicht aufscheint. Das liegt auch daran, dass gutbezahlte Jobs dort oft erst gar nicht ausgeschrieben werden. Endgültig festlegen könne man sich aufgrund der alles andere als perfekten Datenlage aber nicht, sagt die Soziologin Titelbach. Neben einigen technischen Berufen (Dreher, Fräser, Ingenieure) findet das IHS aber vor allem eine Knappheit an Personal im Gesundheitsbereich. Auch die Pflegeberufe erfüllen die Definition eines Fachkräftemangels. Bei diplomierten Krankenschwestern sei ein Mangel möglich, aber nicht klar festzustellen, so die Studie. Auch die Schweißer und Maschinenschlosser fallen in diese Kategorie. Aber auch das Papier der IHS-Ökonomen kämpft mit einigen Einschränkungen. Wegen der Datenlage konnte man sich nur knapp die Hälfte der unselbstständig Erwerbstätigen anschauen. Diese mussten außerdem in 22 grobe Berufsgruppen zusammengefasst werden. Das Ergebnis: In fünf Gruppen ist eine Knappheit an Arbeitskräften wahrscheinlich, in drei möglich und in 14 unwahrscheinlich. Wissenschaft;Experiment zeigt: Kaum etwas lässt sich so leicht anpeilen und schnappen wie etwas Gestreiftes. Cambridge – Die Hinweise verdichten sich, dass Zebras ihr auffälliges Streifenmuster zum Schutz vor Tsetsefliegen und anderen krankheitsübertragenden Insekten entwickelt haben. Für deren optische Wahrnehmung löst sich der Zebrakörper in Teilflächen auf, die den Insekten nicht als lohnenswerte Anflugziele erscheinen. Für diese These spricht das geografisch unterschiedlich stark ausgeprägte Streifenmuster bei Zebras und nah verwandten Arten, das mit dem Verbreitungsgebiet der fliegenden Schädlinge korreliert. So hatte das vom Menschen ausgerottete Quagga aus Südafrika nur einen gestreiften Hals und Kopf, während beim Wildesel Nordafrikas nur die Beine gestreift sind. Wo die Fliegen zuhause sind, herrscht hingegen ein vollständiges Streifenkleid vor. Früher wurde das Streifenmuster vor allem als Tarnung betrachtet, obwohl es kaum eine auffälligere Erscheinung zu geben scheint als ein Zebra. Hitzeflimmern und ein Hintergrund aus hohem Gras sollen – angeblich – zusammen mit den Streifen einen Tarneffekt ergeben. Sonderlich überzeugend wirkt diese Erklärung jedoch nicht. Eine andere Hypothese besagt, dass sich Zebras dadurch leichter Raubtieren entziehen können. Wenn beispielsweise eine Löwin in eine Zebraherde einfällt und die Tiere auseinanderstieben, finde sich die Jägerin plötzlich in einem sinnverwirrenden Wirbel aus Streifen wieder, der es ihr schwermache, ein einzelnes Zebra herauszugreifen. Motion dazzle nennt sich dieser Effekt im Englischen. In Tierdokumentationen kann man diese Erklärung immer noch häufig hören. Forscher der Universität Cambridge erteilen ihr nun jedoch eine Absage. Sie haben die Wirkung von Streifen auf einen Jäger nämlich im Experiment überprüft. Zwar nicht mit Raubkatzen, sondern mit Menschen – aber die Ergebnisse waren dennoch eindeutig, wie das Team um Anna Hughes im Fachjournal Frontiers in Zoology berichtet. In ihrem Experiment ließen die Forscher 60 Probanden am Touchscreen Jagd auf bewegliche und unterschiedlich gemusterte Objekte machen: horizontal, vertikal und diagonal gestreifte ebenso wie einfärbige. In der ersten Runde machten die Probanden Jagd auf einzelne Objekte – dabei erwiesen sich horizontal gestreifte Objekte stets als die leichteste Beute. Und wenn am Bildschirm mehrere Objekte herumschwirrten? Wo der Motion dazzle zum Tragen kommen sollte, machte die Orientierung der Streifen nun keinen Unterschied mehr. Ob horizontal, vertikal oder diagonal gestreift – alle Objekte wurden gleich schnell erwischt. Aber allesamt gingen sie den Jägern leichter ins Netz als die einfärbigen. (jdo, 16. 8. 2015) -Panorama;Im Interview mit dem "Spiegel" attackiert der österreichische Bundeskanzler seinen Kollegen Orban scharf. Der österreichische Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) hat die Flüchtlingspolitik der ungarischen Regierung mit drastischen Worten kommentiert. In einem Interview mit dem deutschen Spiegel fühlte sich Faymann von den Aktionen der ungarischen Behörden an den Holocaust erinnert. Flüchtlinge in Züge zu stecken in dem Glauben, sie würden ganz woandershin fahren, weckt Erinnerungen an die dunkelste Zeit unseres Kontinents, sagte Faymann laut Spiegel. Das Magazin titelte daraufhin in der Nacht auf Samstag in einer Aussendung zu dem Interview mit den Worten: Österreichs Kanzler Faymann vergleicht Orbans Flüchtlingspolitik mit Holocaust. Er unterstellte dem ungarischen Regierungschef Viktor Orban eine Politik der Abschreckung und nannte die Unterteilung von Menschenrechten nach Religion unerträglich. Für den Spiegel sind Faymanns Worte eine ungewöhnlich harsche Kritik für einen EU-Partner. In Ungarn hat Faymanns Aussage für große Verstimmung in Regierungskreisen gesorgt. Außenminister Peter Szijjarto wies die Kritik scharf zurück. Szijjarto sagte am Samstag der staatlichen Ungarischen Nachrichtenagentur (MTI), man verbitte sich solche Äußerungen. Faymanns Worte seien eines führenden Politikers im 21. Jahrhundert unwürdig. Österreichs Regierungschef betreibe seit Wochen eine Lügenkampagne gegen Ungarn, obwohl das Land alle EU-Regeln beachte und eine effiziente gemeinsame europäische Lösung für die Flüchtlingskrise suche. Erschwert werde dies dadurch, dass Politiker wie Faymann mit verantwortungslosen Äußerungen bei Wirtschaftsflüchtlingen Illusionen und Träume ohne Grundlage weckten. Faymanns Amoklauf sei unverantwortlich und offenbare seine Unfähigkeit. In Ungarn waren vor rund einer Woche Hunderte Flüchtlinge in einen Zug gestiegen, der angeblich in Richtung der österreichischen Grenze fahren sollte. Stattdessen stoppten die ungarischen Behörden den Zug nach kurzer Fahrt, um die Insassen in ein Flüchtlingslager zu bringen. An dem Bahnhof spielten sich dramatische Szenen ab, Hunderte Menschen weigerten sich über viele Stunden, auszusteigen. Ungarn errichtete zudem in den vergangenen Wochen einen Stacheldrahtzaun an seiner Grenze zu Serbien, um Flüchtlinge abzuhalten. Die Strafgesetze wurden verschärft, wegen illegalen Grenzübertritts drohen künftig bis zu drei Jahre Haft. Auch der niederösterreichische Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) hat die Orban-Schelte von Bundeskanzler Faymann heftig kritisiert. Was ich für gar nicht hilfreich halte, ist, dass der Kanzler in dieser Situation die Konfrontation mit dem ungarischen Ministerpräsidenten gesucht hat, statt das Miteinander zu pflegen. Ich fürchte, da haben ihn gewisse Spindoctoren in eine falsche Richtung gedrängt, die eines Staatsmannes nicht würdig ist und die Situation schwieriger macht, sagte Pröll gegenüber der Tageszeitung Österreich. Er kritisierte außerdem die EU, die sich zu viel Zeit für eine Lösung lasse. -Kultur;Mehrere Ausstellungen in Bosnien-Herzegowina beschäftigen sich anlässlich des 20. Jahrestags des Völkermords rund um die ehemalige bosniakische Enklave Srebrenica mit den Folgen und der Erinnerungskultur heute. Die Ausstellung findet genau dort statt, wo die tödliche Selektion durchgeführt wurde, in jener Halle in Potocari, wo die niederländischen Blauhelme im Juli 1995 stationiert waren und wohin etwa 20.000 bis 25.000 Bosniaken nach dem Fall von Srebrenica geflüchtet waren. Das Dutchbat – so hießen die Blauhelme – hatte seit 1993 den Auftrag, die Bevölkerung in der UN-Schutzzone Srebrenica zu schützen. Doch als am 9. Juli 1995 Einheiten der bosnisch-serbischen Armee in Srebrenica einmarschierten, konnten sie ohne Unterstützung der Nato nichts entgegenhalten. Die bosnisch-serbischen Soldaten begannen am 12. Juli, die Männer und Burschen aus der Gruppe der Flüchtlinge auszusondern, sie wurden später ermordet. Die Uno schaute praktisch tatenlos zu. Der bosnische Künstler Adis Elias Fejzic hat nun anlässlich des 20. Jahrestags des Massakers genau in jenem Raum, der eigentlich Schutz bieten sollte, aber zum Ort der Auslieferung wurde, zwei Steinskulpturen aufgestellt. Es handelt sich um eine Interpretation von Stecci – jenen mittelalterlichen Grabsteinen mit ihren Flachreliefs, die man in Bosnien-Herzegowina vielerorts findet. Für Fejzic sind die Stecci eine Metapher der bosnischen Identität, weil es sie nur hier gibt. Er will mit seinen Skulpturen verdeutlichen, dass es beim Krieg in Bosnien und den ethnischen Säuberungen letztlich darum ging, Territorium zu erobern. Als Gegenkonzept zu dieser rückwärtsgewandten Konzentration auf die Terra hat er auf seinen Stecci heliozentrische Kreise eingemeißelt. Das sollte an Kopernikus Weltbild erinnern, das dieser etwa zum gleichen Zeitpunkt beschrieb, als die Stecci entstanden, so Fejzic zum STANDARD. Die Ausstellung findet am Boden der Lagerhalle statt. Man muss nach unten blicken und Respekt ausdrücken, ob man will oder nicht, erklärt Fejzic. Eine weitere Ausstellung in Srebrenica, nämlich der österreichischen Erste Stiftung, zeigt acht Porträts von Bewohnern der Stadt in ihrem Alltag. Dazu gibt es acht Texte, etwa von der kroatischen Schriftstellerin Slavenka Drakulic, die von den Kriegsverbrecherprozessen berichtete, aber auch von Philosoph Boris Buden. Dieser kritisiert den Fokus auf das Ethnische in der Erinnerungskultur zu Srebrenica. Retrospektiv scheint das nur ein Thema zwischen Serben und Muslimen zu sein, was perfekt in die aktuelle politische Realität in Bosnien-Herzegowina übersetzt werden kann, so Buden. In Sarajevo gibt es eine Dauerausstellung zum Genozid, die am Donnerstag auch die deutsche Kanzlerin Angela Merkel besuchte. Sie schüttelte dort demonstrativ Hasan Nuhanovic die Hand, einem Mann aus Srebrenica, der erfolgreich den niederländischen Staat geklagt hatte, weil die Blauhelme seinen Vater dem Tod ausgeliefert hatten, obwohl dieser für die Uno gearbeitet hatte. Auch international wurde heftig kritisiert, dass Hasanovic kürzlich von einer Veranstaltung des Haager Instituts für Globale Gerechtigkeit ausgeladen wurde, mit dem Argument, andere könnten vor ihm nicht frei sprechen, weil er einen Prozess führe. -Web;App-Ergebnisse im neuen Look – Statt Liste Kacheln. Die mobile Google-Suche hat eine Überarbeitung erfahren. Wird nach Apps oder Spielen gesucht, erscheint ab sofort ein Raster mit farblich unterschiedlichen Ergebnissen. Zuvor spuckte die Suche noch eine Liste aus. Zwecks Übersicht wurden die Ergebnisse beim neuen Layout mit der Bewertung und Anzahl der Nutzerwertungen ausgestattet. Mittels der Weitere Apps-Taste können mehr Such-Ergebnisse angezeigt werden. Ein Klick auf die jeweilige App oder das jeweilige Spiel bringt den Nutzer dann in den PlayStore. Die neue Ansicht soll nach und nach freigeschaltet werden. iPhone-Nutzern wird zudem aktuell in der mobilen Google-Suche noch die alte Liste zu den iOS-Apps angezeigt. -Panorama;Das Hochhaus wurde evakuiert. Bisher gibt es keine Angaben über mögliche Opfer. Abu Dhabi – Ein Wohnturm ist in den Vereinigten Arabischen Emiraten in Brand geraten. Das Feuer war am Montagabend (Ortszeit) entdeckt und das Hochhaus daraufhin evakuiert worden, wie die Nachrichtenseite Gulf News berichtete. Angaben über mögliche Opfer gab es zunächst nicht. Die Flammen griffen dem Bericht zufolge auf einen zweiten Wohnturm über. Auf Bildern lokaler Medien waren meterhohe Flammen zu sehen, die auf einer Seite des Gebäudes in den nächtlichen Himmel schlugen. Mehrere Einheiten der Feuerwehr kämpften laut Gulf News gegen den Brand an. Der Gebäudekomplex liegt im Emirat Adschman, gut 20 Kilometer nordöstlich von Dubai. -Inland;Kulturveranstaltung am Sonntag in der Wallerseehalle geplant – Ultranationalistische Organisation. Henndorf – Salzburgs Grüne haben am Freitag vor einer Veranstaltung der türkischen Grauen Wölfe gewarnt, die am Sonntag in der Wallerseehalle in Henndorf (Flachgau) geplant ist. Experten würden die Grauen Wölfe als faschistische Organisation einstufen, empörte sich Landtagsabgeordneter Simon Hofbauer. Eine Polizei-Sprecherin erklärte auf APA-Anfrage, es würden keine strafbaren Handlungen vorliegen. Für nicht Eingeweihte sehe die Einladung in die Wallerseehalle nach einer unverdächtigen türkischen Kulturveranstaltung aus, erklärte Hofbauer. Es werde aber unter dem Deckmantel der Kultur politische Propaganda gemacht. Eigentlich hat diese gefährliche Organisation nichts in einer öffentlichen Veranstaltungshalle verloren. Er wundere sich, warum die Gemeinde Henndorf am Wallerseee ihre Halle an die ultranationalistischen Grauen Wölfe vermiete. Hauptredner und Ehrengast sei Cemal Cetin, der Präsident der Europäisch-Türkischen Föderation, des Dachverbands der Grauen Wölfe, erklärte der Grüne Demokratiesprecher. Ebenfalls mit dabei ist die Tanzgruppe des Linzer Vereins Avrasya, der wiederholt negative Schlagzeilen machte. Erst jüngst wurde der Verein aus dem Linzer Integrationsbeirat geworfen, weil ein Mitglied mit dem faschistischen Wolfsgruß im KZ-Mauthausen posierte. Der Verfassungsschutz solle im Falle von rechtsextremen und antisemitischen Aussagen in der Wallerseehalle entsprechende Konsequenzen ziehen, forderte Hofbauer. Die als rassistisch geltenden Grauen Wölfe stehen der rechtsnationalistischen türkischen Partei MHP nahe. Auf die Frage der APA, ob die Salzburger Polizei wegen der Veranstaltung in der Wallerseehalle irgendwelche Maßnahmen ergreife, antwortete die Polizei-Sprecherin: Das Landesamt Verfassungsschutz halte eine Gefährdungseinschätzung nicht für notwendig, weil nichts Negatives vorliege. Auf der Homepage der Wallerseehalle ist für Sonntag eine Veranstaltung unter dem Titel Kultureller Abend eingetragen. Weder ein Mitarbeiter der Gemeinde Henndorf noch der Bürgermeister selbst waren bisher für eine Stellungnahme erreichbar. -Kultur;Er ist kein "Ritter von der traurigen Gestalt". Doch genau diese Rolle spielt Volksoperndirektor Robert Meyer im Musical "Der Mann von La Mancha", das am Samstag Premiere feiert. STANDARD: Herr Direktor Meyer, eines Ihrer Lieblingswörter ist Handwerk. Meyer: Es ist ja ein Handwerk, was wir betreiben. Schauspieler ist ein Beruf, den man gelernt haben muss, Sänger ebenso. Theaterdirektor kann man nicht lernen. Das wird man und kann es, oder man kann es nicht. STANDARD: Sie haben diese Rolle von jeher mit einer gewissen Selbstverständlichkeit ausgefüllt. Hat sie etwas mit Theaterspielen zu tun? Meyer: Es hat damit zu tun, dass man sich selbst zutraut, ein so großes Ensemble zusammenzuhalten. Es geht darum, gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Wenn man Kraft, Lust und Leidenschaft hat, funktioniert es, sonst nicht. STANDARD: Im Gegensatz zu den großen Tankern Burgtheater und Staatsoper tut sich die Volksoper mit ihren vier Sparten beim eleganten Manövrieren vielleicht etwas leichter. Meyer: Dass das Burgtheater im Sprechtheater ein großer Tanker ist, ist klar. Wobei die Volksoper mehr Plätze hat – das vergisst man leicht. Aber Sie haben natürlich recht: Wir haben vier Genres, mit denen man spielen kann. Als Direktor bevorzuge ich zwar keines davon, aber als Schauspieler habe ich natürlich die Operette und das Musical sehr gerne, weil ich dort auch auftreten kann. In der Oper habe ich nichts verloren, und im Ballett schon zweimal nichts. STANDARD: Besonders dem Musical haben Sie neue Anstöße gegeben, wobei Marcel Prawy und Ihr Chefdramaturg Christoph Wagner-Trenkwitz hier eine wesentliche Wiener Achse verkörpern. Meyer: Prawy hat das Musical nach Wien gebracht, als es noch verpönt war, und hier am Haus mit Kiss Me, Kate und West Side Story Riesenerfolge gelandet. Heute rümpft niemand mehr die Nase bei klassischen Musicals, wie wir sie bringen: vor allem aus den 1950er- und 1960er-Jahren. Das jüngste im Spielplan, Sweeney Todd, entstand Ende der 70er. STANDARD: Was macht den Mann von La Mancha zum Klassiker? Meyer: Von allen Musicals hat es mit Abstand den intelligentesten Text, weil es auf einem Weltroman basiert und der Text zum Teil von Cervantes ist. Deshalb ist der Don Quixote auch für einen Schauspieler ein besonderes Vergnügen. STANDARD: Gibt es da einen Widerspruch zur eingängigen Musik? Meyer: Nach der Vorstellung behält man die Melodien im Ohr, aber deshalb sind sie noch lange nicht primitiv. Die Musik ist sogar sehr heikel, weil die Rhythmen kompliziert sind. Ich kenne das Musical in- und auswendig, weil ich es schon 70-mal gespielt habe. Ich weiß also, wovon ich rede. STANDARD: Sie singen als Nichtsänger. In Musical und Operette arbeiten bei Ihnen oft Kollegen mit ganz verschiedenen Hintergründen zusammen. Wie kommt man auf Augenhöhe und in Harmonie? Meyer: Ich habe damit überhaupt kein Problem. Ich habe zwar keine Sängerausbildung, aber ich war im Kinderchor, im Kirchenchor, und zwar zuerst als Sopran, dann als Alt, schließlich als Bass. Ich habe Klavier und Trompete gelernt und natürlich auch Notenlesen. Das ist nicht ganz unvorteilhaft. Natürlich hört man, ob jemand eine Musical- oder Opernausbildung hat. Beim Mann von La Mancha haben wir mit Mehrzad Montazeri einen Opernsänger im Ensemble. Ich finde die Mischung gut. Toll ist, wenn man das vergisst, wenn alles eines wird. Am wichtigsten ist für mich aber auch hier die Verständlichkeit des Textes. STANDARD: Kommen wir zurück zu Ihrer Rolle als Direktor. Wie stehen die Aktien beim Kasino am Schwarzenbergplatz, das zu einer neuen Spielstätte werden soll? Meyer: Wir planen für dort ab der nächsten Spielzeit eine Produktion pro Saison. Ich möchte dort ausnahmslos zeitgenössische Oper zeigen, kleinere Stücke, weil das Riesenhaus Volksoper für Zeitgenössisches nicht wirklich geeignet ist – das Publikum dafür haben wir in diesem Ausmaß einfach nicht. Im Kasino kann ich hoffen, ein neues Stück zehn- bis zwölfmal zu füllen. Das ist mein Plan, den ich mit Karin Bergmann umsetzen möchte. STANDARD: Die Volksoper hat jüngst noch ein ganz anderes Haus unter ihre Fittiche genommen. Sie wissen, auf welches ich anspiele ... Meyer: Natürlich. Anlässlich der Flüchtlingskatastrophe haben wir uns gefragt, was wir beisteuern können, und uns etwas überlegt, das längerfristig Wirkung hat: Wir werden ein Haus des Diakonie-Flüchtlingsdiensts für unbegleitete Minderjährige dauerhaft unterstützen. Viele unserer Mitarbeiter haben sich entschlossen, monatlich einen Teil ihrer Gage zu spenden. Wir helfen, das Haus herzurichten, und werden ganz gezielt Sachspenden sammeln. Und natürlich möchten wir mit den Jugendlichen Zeit verbringen, um ihnen die Integration zu erleichtern. -Etat;'WDR erweitert die Produktion um Beiträge in Arabisch, Kurdisch und Dari. Wien/Köln – Die Sendung mit der Maus erweitert ihr Angebot an Lach- und Sachgeschichten in Fremdsprachen. Den Anfang machen erste Beiträge in Arabisch, Kurdisch und Dari. Sie sind bereits unter maus-international.wdr.de zu sehen, weitere werden folgen. Das kündigte der Westdeutsche Rundfunk (WDR) in einer Aussendung an. Die Intention sei es, Kindern, die neu sind in Deutschland, den Einstieg in die fremde Kultur und Lebensweise zu erleichtern. International ist Die Sendung mit der Maus schon länger unterwegs; denn: Bereits seit 1973 folgt im Anschluss an den deutschen Vorspann stets eine fremdsprachige Version. Zum Angebot zählten Sachgeschichten über ganz alltägliche Dinge wie Busfahren, Igel und Kanaldeckel, heißt es beim WDR. In der Sachgeschichte Kikeriki lernt man auch, wie ein Hahn in verschiedenen Sprachen kräht. In den Lachgeschichten werden den Kinder zum Beispiel Maus, Ente und Elefant vermittelt.' +Panorama;Im überfüllten Lager bereitete man sich am Mittwoch auf Unwetter vor. Vorübergehende Gebäudeöffnungen sollten "Panik verhindern". Traiskirchen/Salzburg/Vomp – Das Erstaufnahmezentrum Traiskirchen stand am Mittwoch im Zeichen der Unwetterwarnungen für Ostösterreich. Denn von den laut Innenministeriumssprecher Alexander Marakovits mehr als 3.000 im Lager aufhältigen Menschen haben nur 1.820 einen gewittersicheren Schlafplatz in einem der Wohnhäuser. 480 Flüchtlinge müssen in Zelten nächtigen, die nicht gegen Blitz und Sturzregen resistent sind, bis zu tausend gar unter freiem Himmel. Sollte es also stürmen, blitzen und donnern, gelte es unter den Asylwerbern Panik zu verhindern, sagte der Sprecher. Er bestätigte STANDARD-Informationen, wonach das Ministerium 15 Postbusse ins Lager bestellt hat, in denen Flüchtlinge bei einem Unwetter Zuflucht nehmen können. Auch werde die neben dem Erstaufnahmezentrum befindliche Sicherheitsakademie im Gewitterfall aufgesperrt. Sobald das Unwetter ende, sollten die Asylwerber das Gebäude wieder verlassen. Garagen und Speisesäle, die sonst nur zu den Essenszeiten zugänglich sind, würden bei Unwetter ebenfalls geöffnet. Laut der grünen Integrationssprecherin Alev Korun, die sich dabei auf verlässliche Quellen beruft, hat das Innenministerium außerdem Weisung erteilt, im Gewitterfall keinen Asylwerber mehr in die Häuser des Erstaufnahmezentrums zu lassen, diese also abzusperren. Weisung gebe es nicht, aber es gelte, dafür zu sorgen, dass in den Gebäuden nicht mehr Menschen seien als feuerpolizeilich erlaubt, reagierte der Sprecher. In den Gebäuden patrouillieren schon seit Tagen Securitys durch jene Gänge, die im Fall eines Brandes Fluchtwege wären. Sie verscheuchen Asylwerber, die dort ihr Lager aufgeschlagen haben. Ein Insider berichtet, dass sich die Flüchtlinge trotz der unhaltbaren Zustände äußerst diszipliniert und hilfsbereit verhalten würden. In der Stadt Salzburg, die schon in der Nacht auf Mittwoch von Gewittern heimgesucht wurde, mussten in dem von 240 Menschen bewohnten Flüchtlingszeltlager die Außenplanen mit Sandsäcken abgesichert werden. Um im gesamten Bundesland mehr Quartierplätze zu schaffen, sollte der Salzburger Landtag Mittwochnachmittag eine Raumordnungsnovelle beschließen. Sie würde das Land ermächtigen, sich über wohnzweckfremde Grundstückwidmungen hinwegsetzen, die oft als Argument gegen Flüchtlingsquartiere vorgebracht werden. Vor zwei Tagen hat der oberösterreichische Landtag eine vergleichbare Regelung beschlossen. Unterdessen rückt auch die Eröffnung eines weiteren Kasernenquartiers näher: In Tirol konnten sich Land, Gemeinde Vomp und zuständige Ministerien einigen, ab August Asylwerber in die Frundsberg-Kaserne in Vomp einziehen zu lassen. Platz sei eigentlich für 600 Menschen, man habe sich aber auf eine Maximalbelegung von 100 Personen geeinigt – unabhängig von der aktuellen Flüchtlingssituation oder Quotenerfüllung, schrieb die zuständige Abteilung des Landes. Wir dürfen die Gemeinden nicht überfordern, sagte dazu die grüne Soziallandesrätin Christine Baur. (Irene Brickner und Katharina Mittelstaedt, 8.7.2015) +Kultur;'Am Semmering wird Schnitzlers Stationendrama gezeigt. Wien/Semmering – Schnitzler im Kurhaus am Semmering zu inszenieren passt einfach. Fast sieht man den Dichter selbst noch durch die Straßen des Ortes schreiten. Die Spielstätte, das historische Kurhaus, verstärkt diese Stimmung nur. Der Reigen hätte freilich schon zu Schnitzlers Zeiten dem Sommerfrischleridyll nicht ganz entsprochen. Die Dirnen vom Prater passen schlecht zum Jugendstilinterieur. Aber insgesamt ist das Bild stimmig; das Haus ergänzt das Stück auf eine für solch sommerliche Anlässe unübliche Art. Schon bevor die Schauspieler die Szenerie betreten, fühlt man sich mit ein wenig gutem Willen in die Vergangenheit versetzt. Das ist bei allem nostalgischen Charme ein wenig trügerisch: Zum einen ist der Reigen auch deswegen noch heute interessant, weil sein Thema zeitlos ist. Sex und die in ihm dargestellte Macht sind keine Spezifika der Zeit um 1900. Zum anderen ist die Inszenierung von Regisseurin Alex Riener alles andere als herkömmlich und originalgetreu: Ehe man sichs versieht, ist man mitten ins Stück gestolpert. Plötzlich stehen die Schauspieler unter den Premierengästen, die noch am Spritzer nippen. Riener weitet im Laufe des Abends das Stationendrama aus – die Zuseher haben nicht eine Bühne vor Augen, die sich im Laufe des Stücks verändert, sondern folgen den Figuren durchs Haus. Auch ein Weg, sicherzustellen, dass niemand einschläft. Gleichzeitig zerreißt diese Konzeption die Szenen. Das Ensemble hat keine festen Rollen, und die Zuseher werden immer wieder voneinander getrennt. An verschiedenen Orten wird dann Verschiedenes dargeboten: Im zweiten Stock performt Florian Haslinger vor zehn auserlesenen Zuschauern ein Medley und nimmt dabei eine Glückliche mit in seinen Schrank – Jeanny, life is not what it seems. Nach vollendetem Akt erhalten die Draußengebliebenen ein Trostpflaster: einen Klaps auf den Po beim Verlassen des Raumes. Das ist versauter als Magic Mike – Kino zum Anfassen. Einen Stock tiefer teilt sich Haslinger dann einen Apfel mit Jakob Egger. Inniglich --. Das Ensemble will die berühmten Gedankenstriche Schnitzlers nicht nur ausfüllen, der Originaltext wird ergänzt, Metaphern werden aus- und Körper zusammengebaut. Das gelingt nicht immer. Man kann in diesem tollgewordenen Kurhaus trotz gut gespielter Führung von Michèle Rohrbach, Matthias Rankov und Alexandra Pernkopf gedanklich verlorengehen. Aber es ist – auch wegen des Publikums und Ambientes – ein mutiger Versuch.' +Web;Phil Spencer hofft auf kürzere Konsolenzyklen, um Innovationen schneller vorantreiben zu können. Xbox-Chef Phil Spencer plant keine Hardware-Upgrades für Microsofts aktuelle Spielkonsole Xbox One, sondern würde künftig gerne schneller als üblich für den Markt, Konsolen-Nachfolger herausbringen können. Dies stellte der Manager in einem Podcast des Konzerns klar und erläuterte vorangegangene und in der Branche heftig diskutierte Aussagen zu dem Thema. Es ist nicht so, als würden wir mit jeder Konsole einen Schraubenzieher mitliefern. Das ist nicht unser Plan, so Spencer. Was ich sage ist, dass wir auch bei Konsolen von Hardware-Innovationen Gebrauch machen wollen. Und diese zur Verfügung stellen und damit vielleicht nicht sieben oder acht Jahre warten wollen. Zwar klingt dies schon weit weniger revolutionär als Spencers erste Aussagen, allerdings dürften selbst kürzere Konsolenzyklen nicht unumstritten bleiben im Markt. Die relativ langen Hardwarezyklen stellten bislang sicher, dass Spielhersteller genügend Zeit haben, um Games für eine Generation zu produzieren und in hohen Stückzahlen an eine konstante Kundschaft zu verkaufen, die sich wiederum keine Gedanken über Kompatibilitäten machen muss. Zum jetzigen Zeitpunkt kündigen wir keine neue Hardware an, sagt Spencer. Ich bin glücklich mit der Konsole, die wir haben und der Plattform, die wir auf dieser Konsole aufgebaut haben. Aber als Stellungnahme zur langfristigen Vision wollte ich sicherstellen, dass die Leute verstehen, dass was wir tun gut ist für den Konsolenmarkt und auch für den PC-Bereich. Die derzeitige Strategie inkludiere multiple Hardware-Generationen im Konsolengeschäft. Gleichzeitig, betont Spencer, sei für diese kürzeren Hardware-Zyklen eine Grundvoraussetzung, dass digitale Inhalte künftig über Konsolengenerationen hinweg bestehen bleiben und genutzt werden können. Kunden sollen auf den nächsten Xbox-Konsolen auch die Inhalte der jetzigen XBO verwenden können. Nicht zuletzt ein Grund, weshalb nicht Microsoft sondern auch Sony mit der PS4 von exotischen Architekturen abgesehen und auf herkömmliche x86-Chips gesetzt haben. +Panorama;Ein burgenländisches Dorf zeigt seit 26 Jahren mit christlichem Herzen und sozialdemokratischem Rückgrat, dass und wie es ginge. Neudörfl – Wir sind heute hier, erklärt Caritas-Direktor Michael Landau, weil Traiskirchen so schrecklich ist. Hier, das ist das seit 26 Jahren von der Caritas gemanagte Haus Sarah im burgenländischen Neudörfl, das seit langem als Vorzeigemodell gilt. 56 junge Männer – 30 davon unbegleitete Minderjährige – werden hier betreut. Lernen auch so weit Deutsch, dass sie via Volkshochschule zu einem Pflichtschulabschluss kommen können. Niemand in dem 4.500-Einwohner-Dorf murrt. Im Gegenteil: So mancher bereichert ja Sportverein oder Feuerwehr. Das hier, sagt Landau, ist das freundliche, schöne Gesicht der österreichischen Flüchtlingspolitik. Das Gesicht trägt ein gewisser Dieter Posch. Der ist Neudörfler Bürgermeister und seit seinem Sager, dass er lieber ein paar Wählerstimmen verliere als sein – dieses – Gesicht, auch ein vielgebuchter Vortragender in anderen Gemeinden, die sich für so was interessieren. Früher standen diese Impulsreferate unter dem Motto Mut machen. Heutzutage, da nicht nur die Medien, aber die vor allem beitragen zur hysterischen Aufgeblähtheit des Themas, habe sich der Fokus verschoben. Jetzt gehe es eher ums Angstnehmen. Auch dem roten Landeshauptmann. Hans Niessl hat wohl schon angenehmere Pressetermine absolviert als diesen, bei dem er, zwischen Landau und Posch stehend, an die Notwendigkeit von Leadership (Landau) erinnert wird und daran, dass die Neudörfler SPÖ bei der Landtagswahl dazugewonnen hat, aber leider halt gegen den Trend (Posch). Es gehe in der jetzigen Situation nicht um eine Volksbefragung, sondern um eine Gewissensbefragung (Landau). Und darum, dass das Match Bund – Länder nicht so ausgetragen wird, dass sich dahinter die Bürgermeister verstecken können (Posch). Dieter Posch (Ich bin ja nicht nur Neudörfler Ortskaiser, sondern auch Burgenländer und Österreicher) rechnet dem zuständigen Landesrat Norbert Darabos (SPÖ) vor, dass laut seiner eigenen Statistik bloß 62 Quartiere auf die Quotenerfüllung des Burgenlandes fehlen würden. Wo ist da das Problem? Das ist wie ein Stichwort. Denn einerseits, so Darabos, werde diese 15a-Quote bis Ende August sicherlich erfüllt, 300 Quartiere sind in der Pipeline, die Kirche stellt weitere 200 zur Verfügung. Andererseits aber, so Niessl, lasse er sich das Burgenland nicht schlechtreden, da doch die 300 permanent in den Sammelzentren versorgten Menschen nicht zur Quote gerechnet werden, die Obdachlosen in Traiskirchen aber schon. Das Burgenland übererfülle demnach bereits jetzt die Quote. Seit längerem schon bei den minderjährigen Flüchtlingen, da ist das Burgenland mit Abstand führend, leider aber werde das alles nicht in entferntester Weise erwähnt. Michael Landau ergänzt: Asyl ist nicht quotenfähig, es ist unteilbar. Dieter Posch erinnert an die reiche Geschichte des Hauses Sarah, ein einstiger ungarischer Grenzgasthof, in dem 1874 die SPÖ gegründet worden war. Zuvor schon hat Hans Niessl einen ballesterisch tätigen, sehr gut Deutsch sprechenden Burschen entdeckt und simpelt einschlägig fach. Dann rufen die jungen Männer zum Essen. Und Michael Landau will abschließend nur noch das eine loswerden, warnend gewissermaßen: Mut ist ansteckend. +Inland;In den Ländern gibt es Widerstand gegen den harten Kurs des ÖVP-Klubchefs bei der Mindestsicherung. Tirol und Vorarlberg lehnen eine Deckelung und Schlechterstellung von Flüchtlingen ab. Wien – Reinhold Lopatka spielt gern den Scharfmacher. Auf sein Betreiben wurden dem ÖVP-Bundesparteivorstand am vergangenen Samstag Empfehlungen für die Verhandlungen zur Reform der Mindestsicherung vorgelegt. Darin enthalten sind Punkte, die Lopatka seit Wochen trommelt: eine Deckelung der Mindestsicherung für Mehrkindfamilien mit 1.500 Euro im Monat und eine Schlechterstellung von Flüchtlingen, wie sie auch die schwarz-blaue Landesregierung in Oberösterreich fordert. Wer sich in den vergangenen acht Jahren weniger als sieben Jahre in Österreich aufgehalten hat, soll demnach nur 520 Euro bekommen. Derzeit liegt der Mindestsatz für Alleinstehende bei 838 Euro. Konsens ist diese Linie in der ÖVP allerdings keineswegs. Wie dem STANDARD aus der ÖVP bestätigt wurde, gab es auch keine Abstimmung über das Lopatka-Papier. So erklärt sich auch, dass einige schwarze Landesgruppen zum Teil ganz andere Verhandlungspositionen haben, die bei weitem nicht so weit von jener der SPÖ entfernt sind. Tirols Landeshauptmann Günther Platter erklärt auf Anfrage, er habe im ÖVP-Bundesparteivorstand klargemacht, dass uns eine Deckelung der Mindestsicherung aufgrund der hohen Wohnkosten in Tirol nicht zweckmäßig erscheint. Auch von einer Ungleichbehandlung von Flüchtlingen ist im Tiroler Modell, das von der schwarz-grünen Landesregierung vorgelegt wurde, keine Rede. Dasselbe gilt für den Salzburger ÖVP-Landtagsklub. Auch Vorarlberg legt keinen Wert auf eine Schlechterstellung von Flüchtlingen und eine Deckelung. Aus unserer Sicht haben wir ein umfassenderes Modell, meint ÖVP-Klubchef Roland Frühstück. Vorarlberg setzt auf den Ausbau bereits möglicher Sanktionen bei Integrations- oder Arbeitsunwilligkeit. Da können wir in 25-Prozent-Schritten den Lebensbedarf bis null reduzieren, sagt Frühstück. Ein Grund sei aber auch, dass man als familienfreundliches Land bei Mehrkindfamilien nicht mit dem Rasenmäher drüberfahren will. Gespart wird aber bei den Wohnkosten. So müssen Alleinstehende mit Wohngemeinschaften rechnen. Wer mehr will, muss selbst aufzahlen, sagt Frühstück. Dass man einen anderen Weg als die Bundes-ÖVP einschlägt, verhehlt er gar nicht: Wir sind damit ja nicht allein. Ob dadurch die Deckelungspläne obsolet sind, beantwortet er so: Das müssen Sie interpretieren. Ich bin zu lange im Geschäft, das kommentiere ich nicht. Nachdem aber die Länder und nicht Lopatka mit Sozialminister Alois Stöger (SPÖ) über einen neuen Bund-Länder-Vertrag zur Mindestsicherung verhandeln, scheint ein Kompromiss nicht unmöglich. Bei anderen Punkten sind SPÖ und ÖVP ohnehin nicht weit auseinander. So herrscht Konsens, dass Arbeitsanreize ausgebaut werden sollen, indem man in den ersten Monaten nach Annahme eines Jobs einen Teil der Mindestsicherung weiterbeziehen kann. Auch der Ausbau von Sachleistungen statt Geldleistungen ist für die SPÖ denkbar. Und ebenfalls grundsätzliche Einigkeit gibt es darin, dass der Vollzug einheitlicher werden soll. +Kultur;Chagall bis Malewitsch in der Albertina: von Zeiten des leidenschaftlichen Aufbruchs bis zum Beginn der Stalin-Diktatur. Wien – Schock ist wohl doch ein zu wirkmächtiges Wort, aber die Gegensätze lässt man zum Auftakt der Ausstellung Chagall bis Malewitsch doch sehr laut aneinanderknallen: Die Albertina präsentiert die kurze Epoche der russischen Avantgarden, um diese künstlerische Vorhut dann an den rückwärtsgewandten Stil des Sozialistischen Realismus krachen zu lassen wie den Karren an die Wand. Definitiver Endpunkt ist 1932, als mit dem Schließen der Künstlervereinigungen auch die Verfolgung von Künstlern begann. Ein ideologisch-stilistischer Crash also, den man im ersten von elf Sälen Gemäldekante an Gemäldekante (alle anderen Gattungen hat man ausgeklammert) präsentiert: Bildpaare aus ein und derselben Hand verdeutlichen die Klüfte zwischen zaristischer und revolutionärer und schließlich stalinistischer Zeit. Iwan Kljun und Wladimir Lebedew sind etwa zwei der Künstler, die ihren Stil in den Dienst des Ideals gestellt haben, ja die Erneuerung der Gesellschaft mit der Kunst vorantreiben wollten, um ihn dann später gänzlich der staatlichen Macht zu opfern: Das ästhetisch Zukunftsgewandte vermählt sich stilistisch wieder mit der Vergangenheit. Bei Lebedew wird aus einer in kubistische Formen aufgelösten Wäscherin von 1922 ein verträumtes Aktmodell, das 1935 den bereits fünfzig Jahre alten Impressionismus eines Renoir wachküsst. Bei Kljun trifft eine suprematistische, die Perspektive verhöhnende Komposition von 1915 auf ein Stillleben, das den einstigen Kampf gegen die Schwerkraft aufgegeben hat. Die Schau hat also im besten Sinne die Siebenmeilenstiefel an, bugsiert uns Saal für Saal von einer Ismus-Avantgarde zur nächsten – ein Neben- und Gegeneinander der um Aufmerksamkeit und den Auftraggeber Staat konkurrierenden Stile: Neoprimitivismus, Rayonismus, Kubofutorismus, die dem Suprematismus vorausgehen, aber auch die faszinierende analytische Gegenständlichkeit eines Pawel Filonow, dessen Motive aus einer Art Splitterornamentik zu bestehen scheinen, Konstruktivismus, Agitprop und Supronaturalismus. Dazu kurze, aber intensive Kapitel zu Malewitsch, – der mit dem Schwarzen Quadrat einen Nullpunkt in der Malerei setzte, die Kunst vom Gewicht der Dinge zu befreien suchte – zu Kandinsky und zu Chagall. Insbesondere der dem erinnernden Erzähler gewidmete Raum ist unglaublich intensiv, trumpft mit Leihgaben aus Bern, Basel, Amsterdam auf. Hauptleihgeber der Schau ist jedoch das Staatliche Russische Museum in St. Petersburg. Dass so ein schneller Spaziergang durch die russische Malereigeschichte überaus emotional ist, dafür sorgen die Eigenarten des Mediums: Farben und Texturen, Strichdynamiken und Motive kitzeln unsere Befindlichkeiten. Allerdings passiert das hier auch auf der Ebene der historischen Faktenvermittlung: Zum Ende der Zarendynastie, zur Ära Lenin und zum Beginn des Stalinismus wurden drei kurze Videos produziert. Inhaltlich beschränken sie sich auf wenige Headlines, den Rest erledigen Filmsequenzen – und Musik! Freilich, Filmmusik hat die Aufgabe, die Seele zu massieren, aber diese Vierminüter sind keine Monumentalepen, weder Panzerkreuzer Potemkin noch Ben Hur – und auch nicht History mit Guido Knopp. In die mit romantisch-unbeschwerten Klängen unterlegten Bilder spielender Zarenkinder mischen sich daher mehr und mehr tiefe Bläser, weil: Es dräut ihnen ein grausames Schicksal. Mal tönt es staatstragend, mal ahmen die Instrumente das Stakkato industriellen Fortschritts oder auch unruhiger Zeiten nach. Oder man stört die mit Klavier untermalte Aufschwungsidylle unter Stalin mit der singenden Säge, weil trügerisch und so. Enzyklopädische Dichte? Gerne. Aber populistische Ergriffenheitsmelodik? Geht gar nicht. Gegen akustische Untergriffigkeiten helfen nur Ohrstöpsel. +Etat;Zeichnung verstoße gegen den Ehrenkodex für die österreichische Presse, urteilt der Presserat und ortet eine "Pauschalverunglimpfung". Wien – Die Zeichnung auf dem Cover der Falter-Ausgabe von Anfang Jänner ist nach Ansicht des Österreichischen Presserats ein Verstoß gegen den Ehrenkodex für die österreichische Presse. Das teilt das Selbstkontrollorgan am Montag in einer Aussendung mit. In der Zeichnung (siehe Cover links) sind fünf weinende Frauen dargestellt, die von einer großen Anzahl von Männern sexuell belästigt werden sowie ein Polizist, der weggedrängt wird. Eine Leserin habe sich an den Presserat gewandt und kritisiert, dass die Männer als spezifisch nordafrikanisch portraitiert würden. Alles Fremde würde nach Ansicht der Leserin dabei degradiert, Sexismus würde ausschließlich als muslimisches und fremdes Problem gesehen. Der Herausgeber und Chefredakteur des Falter und die Zeichnerin haben von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, an der Verhandlung teilzunehmen. Die Zeichnerin bringt etwa vor, dass es eine Tatsache sei, dass es sich bei den Vorfällen in Köln überwiegend um Nordafrikaner gehandelt habe. Eine Pauschalverunglimpfung liege daher nicht vor. Die Zeichnerin betone, dass es sich bei ihrem Werk nicht um eine (überhöhende) Karikatur sondern um die Abbildung eines Sachverhaltes in Form einer Illustration handle. Auf Fotos des Domplatzes in Köln sei zu sehen, dass sich dort praktisch fast nur nordafrikanische Männer aufgehalten hätten. Die Männer seien aber nicht als spezifisch nordafrikanisch portraitiert, dies sei einfach die Art, wie sie zeichne. Sexismus und sexuelle Gewalt würden durch die Illustration weder als fremdes, noch als ausschließlich muslimisches Problem dargestellt und die Zeichnung sei auch nicht rassistisch. Für die Beurteilung durch den Senat des Presserats komme es nicht auf die Absicht an, die eine Zeichnerin mit dem Werk verfolge, sondern vielmehr und ausschließlich darauf, wie dies von den Lesern wahrgenommen werde, so die Begründung. Im Kontext mit den Vorfällen in Köln werden ein Prototyp eines Mannes aus dem nordafrikanischen bzw. arabischen Raum konstruiert. Durch die Uniformität der Darstellung werde suggeriert, dass es sich dabei nicht um einzelne Individuen, sondern um eine homogene Gruppe handle, bei der sich alle Mitglieder gleich verhalten würden, so der Senat weiter. Nach Ansicht des Senats weist die Zeichnung damit ein generalisierendes Element auf. Darin erkennt der Senat eine Pauschalverunglimpfung und Diskriminierung dieser Personen. Die Veröffentlichung des Titelbildes verstößt somit gegen Punkt 7 (Schutz vor Pauschalverunglimpfungen und Diskriminierung) des Ehrenkodex. Auf Facebook kündigte Falter-Chefredakteur Florian Klenk an, dass die Wiener Stadtzeitung in ihrer nächsten Ausgabe dazu Stellung nehmen werde. Wissenschaft;Wisdom ist ein Laysanalbatros-Weibchen, das bereits 35 Jungvögel aufgezogen hat. Demnächst wird es wieder ein Ei legen. Washington – Die Midwayinseln liegen – nomen est omen – genau in der Mitte zwischen Kalifornien und Japan, sie haben einen Durchmesser von rund zehn Kilometern und dienen hunderttausenden Seevögeln als Brutstätte. Ende November hat sich eine buchstäblich alte Bekannte auf dem Atoll im Pazifik eingefunden – sehr zur Freude, aber auch zum Erstaunen von Ornithologen. Bei dem Vogel, der demnächst auf der Insel brüten wird, handelt es sich um einen einzigartigen weiblichen Laysanalbatros, der unter dem Namen Wisdom in Fachkreisen längst eine Berühmtheit ist. Wisdom wurde nämlich 1956 auf ebendiesen Midwayinseln erstmals beringt und ist erwiesenermaßen 64 Jahre alt. Der Vogel verblüfft uns immer wieder aufs Neue, wird Bruce G. Peterjohn in der Washington Post zitiert. Tatsächlich hat die Albatrosdame, die als einer der ältesten Vögel der Welt gilt, bereits etliche Annahmen über das Leben der gefiederten Freunde Lügen gestraft. So war man lange davon ausgegangen, dass die Lebenserwartung der Seevögel bei kaum mehr als 30 Jahren liegt. Kaum vorstellbar ist auch, wie weit Wisdom bis jetzt schon geflogen ist: rund fünf Millionen Kilometer, also rund sechsmal die Strecke von der Erde zum Mond. 2001 wurde Wisdom auf den Midwayinseln wiederentdeckt, seit 2006 hat sie sechs Jungvögel aufgezogen. Und mit 64 wird sie nun abermals brüten. Wissenschaft;Plecodus straeleni imitiert das Streifenmuster zweier friedlicher Barscharten, um seine Beute in Sicherheit zu wiegen. Wien – Aggressive, anderen Fischen die Schuppen vom Leib fressende Buntbarsche im Tanganjikasee sind in Sachen Tarnen und Täuschen ziemlich raffiniert: sie imitieren das Streifenmuster zweier friedlicher Arten. So verkleidet attackieren sie nicht wie bisher angenommen nur die jeweils imitierte Art, sondern alle möglichen Fische, fand ein österreichischer Zoologe heraus. Die Studie erschien im Fachblatt Biology Letters. Diese Buntbarsche der Art Plecodus straeleni nähern sich ihren Opfern von hinten und schießen dann blitzschnell auf sie zu, um ihnen mit dem Maul von der Flanke eine oder mehrere Schuppen herauszureißen, je nachdem wie groß diese sind, erklärte Walter Salzburger, der am Zoologischen Institut der Universität Basel forscht. Damit er nicht schon von weitem als Angreifer erkannt wird, bedient sich der Schuppenfresser aggressiver Mimikry: Er tarnt sich als harmloser Fisch, indem er das gleiche blaugestreifte Muster trägt wie zwei friedlich lebende Buntbarscharten. Gemeinsam mit Kollegen hat Salzburger die Schuppen in den Mägen von 38 auf Tauchgängen gefangengen P. straeleni-Buntbarschen untersucht. Die Forscher sequenzierten die DNA der Schuppen und konnten so anhand eines molekularen Barcodes herausfinden, welchen Fischen sie einst gehörten. Die Verteilung der Schuppen in ihren Mägen entsprach ziemlich genau der Fisch-Gemeinschaft, die im Lebensraum der Schuppenfresser vorkommt, und zwar sowohl in Bezug auf die Dichte der Individuen sowie der Vielfalt. Es hat sich also herausgestellt, dass diese Buntbarsche alle anderen Fische attackieren, sobald sie die Möglichkeit dazu haben, so Salzburger. Nicht nur die Schuppen anderer Buntbarsche endeten in ihren Mägen, sondern auch etwa welche von Stachelaalen. Bisher habe man angenommen, dass sich die P. straeleni-Buntbarsche tarnen, um sich ihren optischen Vorbildern unauffällig zu nähern, und vor allem deren Schuppen zu erbeuten. Bei den nachgeahmten Spezies handelt es sich um Neolamprologus sexfasciatus und Cyphotilapia gibberosa, die vorwiegend von kleinen Schnecken und Schrimps leben. Wenn die beiden Raubfische wären, würde es wenig Sinn machen, sie nachzuahmen, um andere Fische zu überfallen, so der Biologe. Denn dann hätten die sprichwörtlichen Wölfe das Fell eines anderen Raubtieres angezogen, mit dem sie ihre Opfer wohl kaum in Sicherheit wiegen könnten. Damit die Tarnung funktioniert, müsse die Zahl der getarnten Räuber deutlich geringer sein als die ihrer Opfer. Die anderen Fische würden nämlich schnell lernen und bald die Flucht ergreifen, sobald sie etwas blau Gestreiftes erblicken. Bei den Buntbarschen ist das Verhältnis von P. straeleni und seinen Vorbildern etwa Eins zu Zehn, so Salzburger. Wissenschaft;Hinweise auf organisches oder metallisches Material hinter den Wänden – Britischer Archäologe vermutet Grab von Nofretete. Kairo – Enthält das Grab von Pharao Tutanchamun geheime Kammern mit den sterblichen Überresten von Nofretete? Anfangs wurde die Idee von einigen Fachkollegen belächelt. Die Direktorin des Ägyptischen Museums in Berlin, Friederike Seyfried, etwa hält sie für reine Spekulation. Doch nun scheint sich abzuzeichnen, dass der britische Archäologe Nicholas Reeves mit seiner Theorie zumindest teilweise Recht behalten könnte: Nach Auswertung von im November angefertigten Radarbildern verdichten sich tatsächlich die Hinweise auf bislang unentdeckte Räume in der Gruft im ägyptischen Tal der Könige. Wir können mit mehr als 90-prozentiger Wahrscheinlichkeit sagen, dass zwei zusätzliche Räume hinter der Grabkammer existieren, sagte Antikenminister Mamduch Damati am Donnerstag in Kairo. Um den nächsten Schritt anzugehen, brauchen wir aber 100 Prozent. Auch befinde sich entweder metallisches oder organisches Material hinter einer der Wände. Auf den am Donnerstag gezeigten Radarbildern des japanischen Experten Hirokatsu Watanabe sollen farbliche Unterschiede die Hohlräume und das unbekannte Material zeigen. Die Aufnahmen von Ende November allerdings ließen nicht erkennen, wie groß die Räume tatsächlich sind. Auch über die Ursprünge der organischen oder metallischen Strukturen wollte Damati nicht spekulieren. Aufklärung sollen erneute Messungen im Tal der Könige bei Luxor Ende des Monats bringen. Damati kündigte eine erneute Pressekonferenz für den 1. April an. Reeves hatte mit einem im vergangenen August präsentierten Aufsatz über Linienstrukturen in zwei Wänden der 1922 entdeckten Grabkammer von Tutanchamun (um 1330 vor unserer Zeitrechnung) weltweit für Schlagzeilen gesorgt hat. Der Wissenschafter will in ihnen vermauerte Durchgänge erkannt haben. Dass es gerade das Grab von Nofretete sei, das sich hinter der Kammer verbergen soll, erklärt Reeves unter anderem mit der Verbindung zwischen ihr und Tutanchamun. Nofretete war dessen Stiefmutter und – in Reeves Theorie – gleichzeitig seine Vorgängerin als Pharaonin. @@ -29,87 +30,87 @@ Wissenschaft;Geordnete Kristallstrukturen aus mikroskopisch kleinen Tröpfchen, Wissenschaft;Dank eines neuen numerischen Modells können wichtige physikalische Faktoren der Hangstabilität kalkuliert werden. Wien – Die Stabilität eines Hanges wird durch das komplexe Zusammenspiel verschiedener Faktoren beeinflusst. In einem Projekt des Wissenschaftsfonds FWF haben Wiener Forscher in den vergangenen Jahren ein Modell entwickelt, mit dem sich die Prozesse modellieren und potenziell gefährliche Böschungen identifizieren lassen. Ein entscheidender Faktor für Erdrutsche und Murenabgänge ist der Wassergehalt einer Böschung. Mit zunehmender Wassersättigung eines Bodens steigt der Wasserdruck in dessen Poren. Gleichzeitig nehmen dabei die sogenannten Kapillarkräfte ab, die über die Oberflächenspannung des Wassers den Boden stabilisieren, erklärte Projektleiter Wei Wu vom Institut für Geotechnik der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien. Doch genau diese Vorgänge konnten bisher nicht berechnet werden. Grund dafür seien die hoch komplizierten Prozesse, die durch die Struktur eines Bodens noch komplexer werden, so Wu. Denn ein Boden ist ein Drei-Phasen-System aus Bodenkörnern, Luft und Wasser, und für jede Phase gelten andere Berechnungsgrundlagen. Bisherige Modelle scheiterten an dieser Komplexität, sagt Wu. Erst ein an der Stanford University (USA) entwickelter Computer-Code brachte den Durchbruch. Für die spezielle Anwendung weiterentwickelt, konnten die Wissenschafter damit erstmals wesentliche Kriterien der komplexen Vorgänge in die Simulationen aufnehmen. So gelang es ihnen zu berechnen, wie sich räumlich voneinander getrennte Bereiche unterschiedlicher Wassersättigung auf das Entstehen einer Bruchkante in Böschungen auswirken können. In experimentellen Versuchen mit einem Miniaturmodell einer Böschung belegten die Forscher, dass die theoretischen Modelle die realen Vorgänge sehr gut beschreiben. Erwartungsgemäß wichtig für die Stabilität einer Böschung ist die Niederschlagsintensität. Durch die Modellversuche lernten die Wissenschafter aber auch sehr viel über den Mechanismus, der zum eigentlichen Bruch im Hanggefüge führt. Es gelang uns, die dabei mobilisierte Energie zu berechnen und somit auch das Entstehen und Wachstum von instabilen Gleitfugen, sagte Wu. Wissenschaft;Das Sexleben von Pinguinen ist je nach Spezies unterschiedlich: Manche treiben es bunt, Felsenpinguine dagegen sind strikt monogam. London/Wien – Was Kaiserpinguine auf sich nehmen, um sich zu paaren, führte vor zehn Jahren die Dokumentation Die Reise der Pinguine eindrucksvoll, aber auch vermenschlichend vor. Christliche Fundamentalisten vermeinten darin einen Beweis für die Existenz Gottes und die Natürlichkeit von Heterosexualität und Monogamie zu erkennen. Biologen blieb da gar nichts anderes übrig, als auf das sehr bunte Sexualleben der Tiere zu verweisen: Bei Adélie-Pinguinen etwa wird masturbiert, es gibt Homosexualität und noch ganz andere Perversionen, die den britischen Antarktis-Forscher George Murray Levick 1911 so verstörten, dass er seine Beobachtungen verschämt verschwieg. An den südlichen Felsenpinguinen hingegen dürften christliche Sexualmoralapostel wieder ihre Freude haben. Bei dieser kleinen Pinguinart geht es nämlich sehr monogam und treu zu, wie ein internationales Forscherteam um Jean-Baptiste Thiebot im Fachblatt Biology Letters der britischen Royal Society berichtet. Dabei hätten die verhältnismäßig kleinen Tiere, die vom südlichen Südamerika bis nach Neuseeland vor allem auf subantarktischen Inseln verbreitet sind, einige Gründe zum Fremdgehen. Während die in Paarbeziehungen lebenden Tiere gemeinsam brüten, kommt es aufgrund der Migration im Winter zur räumlichen Trennung von männlichen und weiblichen Pinguinen. Und die kann erheblich ausfallen, wie die Forscher mittels GPS-Daten von 13 Pinguinen (davon sieben weiblich) herausfanden. Die Partner waren im Winter im Schnitt 595 Kilometer voneinander entfernt, die Distanz konnte bis zu 2500 Kilometern betragen. Dabei trafen sie durchaus auf Pinguine des anderen Geschlechts. Zudem blieben die Weibchen zwölf Tage länger im Meer. Doch obwohl Sex mit anderen Partnern die einfachere Lösung gewesen wäre, blieben die Paare einander treu: Alle sechs fanden nach der langen winterlichen Trennung wieder zueinander. Wissenschaft;MIT-Forscher nahmen die Käferschnecke Acanthopleura granulata unter die Lupe. Cambridge – Käferschnecken (Polyplacophora) gehören trotz ihres Namens nicht zu den Schnecken, sondern bilden eine eigenständige, urtümlich wirkende Klasse von Weichtieren. Auf den ersten Blick ähneln diese Meeresbewohner, die einen halben Zentimeter bis fast einen halben Meter lang werden können, dem Panzer einer Schildkröte oder Assel. Allerdings ragen daraus keine Gliedmaßen und kein Kopf hervor, stattdessen wird ihre Schale, die aus acht gegeneinander beweglichen Platten besteht, von einem Gürtel eingesäumt. Unterhalb der Schale liegt der eigentliche Kriechfuß der Tiere. Diese Schale hat es aber buchstäblich in sich – Augen nämlich, oder zumindest etwas Ähnliches. Die Schalen enthalten hunderte Linsen aus Aragonit, unter denen sich lichtempfindliche Zellen befinden. Laut Studien aus den vergangenen Jahren dürften diese einfachen Augen gut genug funktionieren, dass die Tiere nicht nur Umrisse erkennen können, sondern dass zumindest manchen Käferschneckenspezies sogar räumliches Sehen möglich sein könnte. Von einer solchen Spezies, der dies zugetraut wird, berichen Forscher um Ling Li vom Massachusetts Institute of Technology in Science. Die sieben Zentimeter lange Käferschnecke Acanthopleura granulata lebt in der Karibik und verfügt über ein offenbar recht empfindliches optisches Wahrnehmungssystem. Die Forscher führten mit den Tieren einige Experimente durch und zogen aus diesen den Schluss, dass ihnen die Mikroaugen tatsächlich einen Bildeindruck ihrer Umgebung liefern. Erkennen sie einen sich nähernden Räuber, können sie sich so rechtzeitig mit ihrem Kriechfuß am Boden festsetzen und präsentieren dem Angreifer nur mehr ihre stachlige Schale. Allerdings kommt nichts ohne Preis. Je empfindlicher dieses Wahrnehmungssystem ist, desto mehr weiches Gewebe wird dafür benötigt – was den Panzer, in dem es eingelagert ist, natürlich schwächt. Ling Li síeht darin ein Paradebeispiel für eine evolutionäre Kosten-Nutzen-Rechnung. Zugleich könne man daraus Schlüsse für technische Anwendungen ziehen, wenn es um die Entwicklung multifunktioneller Materialien geht – etwa leichte, mit Sensoren ausgestattete Panzerungen. -Sport;Nach 33. Heimsieg en suite fehlt nicht mehr viel auf den Rekord der Bulls. San Antonio (Texas) – Durch einen 108:87-Erfolg über die Los Angeles Clippers am Dienstagabend (Ortszeit) haben die San Antonio Spurs in der nordamerikanischen Basketball-Profiliga NBA auch das 33. Heimspiel der Saison für sich entschieden und steuern weiter auf den Rekord der Chicago Bulls zu. Chicago hatte zu Beginn der Saison 1995/96 37 Partien am Stück gewonnen. Durch den neuerlichen Erfolg schlossen die Spurs zu den Orlando Magic auf, die 95/96 ebenfalls mit 33 Heimsiegen gestartet waren und sind damit in dieser Kategorie das zweitbeste Team der NBA-Historie. Der erfolgreichste Schütze für den Tabellenzweiten der Western Conference gegen die Gäste aus Los Angeles war Kawhi Leonard mit 20 Punkten. Routinier Tim Duncan schob sich mit sechs erzielten Punkten unterdessen auf Rang 14 in der ewigen NBA-Bestenliste. Der 39-Jährige hält nun bei 26.399 Zählern und überholte damit die ehemalige Boston-Celtics-Größe John Havlicek, der von 1962 bis 1978 aktiv war. (APA/dpa, 16.3.2016) Ergebnisse vom Dienstag: Indiana Pacers – Boston Celtics 103:98Orlando Magic – Denver Nuggets 116:110Brooklyn Nets – Philadelphia 76ers 131:114Milwaukee Bucks – Toronto Raptors 89:107San Antonio Spurs – Los Angeles Clippers 108:87 Los Angeles Lakers – Sacramento Kings 98:106 -Panorama;Sonja Wehsely arbeitet an einem langfristigen Spitalskonzept für Wien und will Kompetenzzentren errichten. Wien – Über Sonja Wehsely war in den vergangenen Wochen viel zu lesen. An den geplanten Verschärfungen des Asylrechts ist ihre Kritik durchaus harsch, die Stadt Wien lehnte in einer Stellungnahme die Notstandsverordnung in der Asyl-Novelle ab. Im STANDARD-Interview dementierte Wehsely allerdings einen Bruch in der Partei in dieser Frage. Immer wieder werden Gerüchte laut, sie wolle Michael Häupl im Bürgermeisteramt nachfolgen und bringe sich in Stellung. Auch als Gegenpol zu Michael Ludwig, der ebenso als Kandidat gilt. Wehsely ist seit zwölf Jahren Stadträtin in Wien. Für das Jahr 2016 stehen viele Projekte auf der Agenda. Die Errichtung des Krankenhauses Nord, das 2017 verspätet und mit rund einer Milliarde Euro teurer als geplant fertiggestellt werden soll, ist Teil des Spitalskonzepts 2030, an dem heuer weitergearbeitet wird. Die Stadt setzt künftig auf ein aus drei Regionen bestehendes Konzept mit weniger Spitälern und stattdessen Schwerpunktzentren. Zweiter großer Eckpfeiler im Bereich Gesundheit ist die Primärversorgung, die auf neue Beine gestellt wird. Wehsely sieht die neuen Primärversorgungszentren als Serviceleistungen an die Patienten. Sie würden errichtet, um den Beruf des Hausarztes attraktiver zu machen und um den Patienten ein leistungsfähiges und interdisziplinäres Angebot bieten zu können, sagt sie. Die Ärzte arbeiten im Team, die Öffnungszeiten sind flexibler. Angesiedelt sind in den Zentren auch Physio- und Psychotherapeuten oder Ernährungsberater. Derzeit gibt es ein Projekt in Mariahilf, die Pläne für ein zweites beim Donauspital waren konkret, bis die Umsetzung zuletzt zu wackeln begann. Die Wiener Ärztekammer unterstützt diese Maßnahme inhaltlich. Laut Präsident Thomas Szekeres mangle es aber an Personal. Er fordert im Gespräch mit dem STANDARD 300 zusätzliche Kassenstellen für niedergelassene Ärzte in Wien. Derzeit gebe es extrem lange Wartezeiten. Die Stadt müsse Sorge dafür tragen, dass trotz des explosionsartigen Bevölkerungswachstums, auch durch die Flüchtlinge, die Versorgung gewährleistet bleibe – ohne größer werdenden Anteil an Privatärzten. Die Stadt müsse in die Tasche greifen und das Budget für die Gesundheitsversorgung erhöhen. Szekeres erkennt bei Wehsely Tendenzen, Ärzten mit Misstrauen zu begegnen. Dagegen verwehrt er sich: Dieser Generalverdacht, dass sie nichts arbeiten, bringt nichts. Als Wiens Sozialstadträtin ist Wehsely für die Bund-Länder-Verhandlungen zur Mindestsicherung zuständig. Zuletzt gab es heftige Auseinandersetzungen. Oberösterreich halbierte die Mindestsicherung für Asylwerber. Wehsely hält dagegen: Wer die Ärmsten in der Gesellschaft gegeneinander ausspielt, gefährdet den sozialen Zusammenhalt. Außerdem hat sie juristische Bedenken, eine Differenzierung zwischen Österreichern und Asylberechtigten würde rechtlich nicht standhalten. In Sachen Flüchtlinge vereinbarte Wien stattdessen eine Bildungscard. Mit dieser wird die Teilnahme an Deutschkursen und Integrationsmaßnahmen digital erfasst. Im Falle eines positiven Asylbescheids hat das AMS Zugriff auf die Daten. Als Anreiz gibt es eine Öffi-Monatskarte um vier Euro. Seit November ist Wehsely auch für die Kontrollen der Kindergärten zuständig, mit April hat ein Team von Supervisoren die Arbeit aufgenommen. Auslöser dafür war die Kritik an den islamischen Kindergärten in Wien. Laut einer Vorstudie des Integrationsministeriums würden dort zum Teil Parallelgesellschaften herangezüchtet. Gernot Blümel, ÖVP-Chef in Wien, spricht von einer Pseudo-Aufstockung von elf auf 13 Kontrolleure. Er bezeichnet Wehsely als vollkommen überfordert und längst rücktrittsreif. Dass sie Kritik am Innenministerium wegen fehlender Zahlungen im Bereich der Flüchtlinge geübt hat, gefällt Blümel gar nicht. Statt endlich ihre Arbeit zu machen, zeigt sie lieber einfach mit dem Finger auf andere. Beim grünen Koalitionspartner fällt die Kritik sanfter aus. Jennifer Kickert war lange Zeit Wehselys Gegenüber beim Thema Gesundheit. Sie lobt die Geriatriereform in der vergangenen Periode. Wehsely sei es gelungen, sämtliche, zum Teil verwahrloste Pensionistenheime auf Zwei-Bett-Standard umzustellen. Auffallend sei Wehselys Konsequenz und sachliche Härte in Verhandlungen. Gleichzeitig sei sie auch kompromissbereit. Bei Verhandlungen im Gesundheitsbereich komme hinzu, dass auch immer der Bund bzw. die Sozialversicherungen mitzureden haben. Je mehr Player dabei sind, desto komplizierter ist die Planung, so Kickert. +Sport;Titelverteidigung nach 9:10-Niederlage in Paris gegen Frankreich außer Reichweite – England Tabellenführer. Paris/Cardiff – Das von Chefcoach Guy Novès in Aussicht gestellte Flair machte sich zwar rar, doch Frankreichs Rugby-Nationalmannschft gewann am Samstag auch ihr zweites Match in den Six Nations 2016. Und das nicht gegen irgend jemanden, sondern gegen den regierenden Champion Irland, der sich am Ende 9:10 geschlagen geben musste. Lange deutete nicht viel darauf hin, denn die Gäste waren seit der 15. Minute ununterbrochen in Führung gelgen, ehe der einzige Try der Partie durch Maxime Medard im Finish den Umschwung brachte (70.). Es war nicht allzu hübsch anzusehen, was sich im regnerischen Stade de France abspielte. Die Iren hatten im Scrum die Oberhand und kontrollierten so recht kommod das Geschehen. Frankreich kam nicht in die Partie, konnte sich ohne Ballbesitz logischerweise auch nicht entfalten. Die Backs waren kaum involviert, das galt auch für den flamboyanten Flügel Virimi Vakatawa, den Novès aus Frankreichs 7er-Team in seinen Kader gelotst hatte. Zu tief steckten er und seine Kameraden zumeist in ihrer eigenen Spielhälfte fest. Die Blauen hielten mit Härte dagegen, ihre Tacklings schrammten mehrfach sehr knapp an den Grenzen der Regularität entlang. Darüber hinaus ging es zweifellos, als Irlands Spielmacher Johnny Sexton durch Yoann Maestri von hinten zu Boden gebracht wurde und vom Ball weit und breit nichts zu sehen war. Eine Gelbe Karte wäre angebracht gewesen, doch keiner der Referees hatte etwas gesehen. Manchmal roch das alles doch sehr nach einem ungesunden Überfluss von Motivation. Sexton hatte mit drei Penaltykicks für neun Punkte gesorgt (15., 29., 39.), sein Gegenüber Jules Plisson konnte allein mit einem solchen dagegenhalten (32.). Eine weitere Möglichkeit ließ er kurz vor der Pause ungenützt, 3:9 also der Stand. Frankreich wirkte zwar fokussierter als vor einer Woche gegen Italien, als man am selben Ort mit Ach und Krach ein 23:21 herausgewurschtelt hatte, ein bisschen wuchs die Equipe vielleicht auch mit dem Gegner. Sehenswertes gelang aber allzu selten. Keine schnellen Bälle, stattdessen umso mehr Knock-ons. Das sind Situationen, in denen ein Spieler den Ball nicht kontrollieren kann und dieser nach vorne wegspringt. Sein sofortiger Verlust ist die Folge. All das spielte der irischen Taktik in die Hände, den Gegner zu Fehlern zu zwingen. Die Champions blieben wie erwartet jederzeit diszipliniert und verstopften alle Kanäle für mögliche Offensivaktionen. Allerdings verlor man bereits in den ersten 40 Minuten Sean OBrien (Oberschenkel) und nach einem weiteren brutalen Tackle Dave Kearney (Schulter) mit Verletzungen. Die zweite Halbzeit sah zunächst mehr von demselben. Sexton griff nun öfter auf den guten alten Garryowen zurück, einen steil nach oben abgeschickten Kick, unter dem die Angreifer auf die letzten Männer des Gegners zustürmen und versuchen, ihnen ein Fangen des sich wieder senkenden Balles zu verunmöglichen. Gerade bei schmierigen Verhältnissen wie an diesem Nachmittag ist das ein ideales Mittel, um das verteidigende Team gehörig unter Druck zu bringen. Zählbares kam aber nicht dabei heraus. Dann wurde Mike McCarthy nach einem Zusammenprall ausgeknockt, der nächste Aderlass auf Seiten der diesbezüglich bereits schwer in Mitleidenschaft gezogenen Gäste. Nach einer Stunde kam Irland erstmals wirklich in Schwierigkeiten, erreichten die Franzosen endlich die irische 22-Meter-Zone, Synonym für: jetzt könnte etwas gehen. Um jeden Zentimeter Fortschritt beinhart kämpfend, näherte man sich langsam aber doch der Trylinie. Ein Haufen Leiber lag schließlich aufeinandergeschichtet genau zwischen den Malstangen, es war nicht zu sehen, ob ein Franzose den Ball irgendwo ganz unten hinter der Linie zu Boden hatte bringen können. Als selbst der Video-Referee w.o.-gegeben hatte, blieb dem Unparteiischen nur eine Entscheidung: Scrum statt Try. Aber es war nun Leben im Stade, ein Funke war übergesprungen, die Crowd versammelte sich endlich hinter ihrem Team. Die Marseillaise schallte durchs Rund. Es war offensichtlich: die entscheidende Phase war angebrochen. Die Franzosen setzten alles daran, den Versuch zu erzwingen. Nach dem vierten Scrum ergab sich endlich eine Option zu rennen. Schnell war der Ball aus dem Gedränge gekommen, und Medard marschierte nach einem ebenso flotten Pass zur Erlösung. Die Conversion war kein Problem für Plisson, Frankreich führte. Es hatte sich gerächt, dass die Iren ihre Überlegenheit nicht in mehr Punkte umgesetzt, sich stattessen auf das Management ihres Vorsprungs verlegt hatten. Frankreich hingegen profitierte von seiner potenten Ersatzbank, die mit einer Reihe starker Forwards bestückt war. Bereits in der 44 Minute hatte Novès seine Props ausgewechselt, die ihre Gegenüber in der Folge mehr und mehr zermürbten. Sexton erwischte es dann auch noch, erschüttert an Kopf und Genick wankte er vom Feld. Die Iren, die seit fünf Jahren nicht mehr gegen Frankreich verloren hatten, bekamen nun keinen Zugriff mehr. Unter Chorälen der Ränge brachten die Blauen den zweiten knappen Sieg im zweiten Match der Nations 2016 über die Runden. Doch auch solche bringen zwei Punkte für die Tabelle – und einen massiven Schub für das französische Selbstvertrauen. Schließlich sind Erfolge immer noch der geschmeidigste Katalysator für ein Team im Aufbau. Für Irland hingegen, 2014 wie 2015 die Nummer eins im europäischen Rugbykonzert, scheint der dritte Titel in Folge bereits jetzt unerreichbar. Bereits vor einer Woche beim 16:16 gegen Wales in Dublin hatte man nicht gewonnen. Die Waliser ihrerseits verlängerten im zweiten Spiel des Tages die Niederlagenserie Schottlands mit einem 27:23-Sieg in Cardiff auf nunmehr neun Matches, ein neuer Negativrekord für die Geschichtsbücher. Tries von Jamie Roberts und George North in der zweiten Halbzeit brachten die Entscheidung. Die Schotten konnten lange überraschend gut mithalten, Wales überzeugte erneut nicht wirklich. Immerhin: die Dragons sind ein Mitfavorit, der noch im Rennen ist. Am Sonntag setzte sich England an die Tabellenspitze, bezwang Italien in Rom am Ende klar mit 40:9 (11:9). 50 Minuten lang konnten die Azzurri die Partie offenhalten, dann aber öffneten sich den Gästen Tür und Tor. Der zweite Try für England durch Jonathan Joseph in der 53. Minute ließ das Match zu einem gänzlich anderen werden, der Centre legte noch zwei weitere Versuche zum Hattrick nach (58., 71.). Am Ende lief alles doch wieder so, wie in den 21 früheren Vergleichen der beiden Nationen, gewonnen allesamt von England. (Michael Robausch, 14.2. 2016) Link: Tabellenstand +Panorama;Weiterhin noch hunderte Vermisste. Die Regierung kündigte Wirtschaftsmaßnahmen zur Bewältigung der Katastrophe an. Quito/Berlin/Wien – In Ecuador ist die Zahl der Toten nach einem verheerenden Erdbeben auf 570 gestiegen. Bisher wurden 13 Ausländer unter den Todesopfern identifiziert, darunter eine Deutsche. Das Außenministerium in Wien geht nach derzeitigem Wissensstand nicht davon aus, dass Österreicher ums Leben gekommen sind, sagte Sprecher Thomas Schnöll der APA. Das Ressort sei aber mit den lokalen Behörden in Kontakt. Die Regierung des Andenstaats hat drastische Wirtschaftsmaßnahmen zur Bekämpfung der Krise beschlossen. Staatspräsident Rafael Correa, der die durch das Beben angerichteten Schäden auf 2,7 Milliarden Euro veranschlagte, kündigte am Mittwoch die Erhöhung der Mehrwertsteuer um zwei Prozentpunkte auf 14 Prozent für die Dauer eines Jahres an. Zudem wird auf je tausend Dollar Monatsverdienst eine Pflichtabgabe in Höhe eines Tagesgehalts erhoben, wie Correa in seiner im Fernsehen und im Radio übertragenen Rede ausführte. Weiter ist eine einmalige Abgabe in Höhe von drei Prozent zusätzlich auf Gewinne sowie ein einmaliger Beitrag von 0,9 Prozent auf natürliche Personen mit einem Vermögen von mehr als einer Million Dollar vorgesehen. Correa stellte zudem den Verkauf einiger Vermögenswerte in Aussicht, ohne anzugeben, um welche es sich handeln könnte. Das Beben der Stärke 7,8 hatte am Samstagabend weite Teile Ecuadors erschüttert und große Zerstörungen angerichtet. Dutzende Nachbeben folgten. Hunderte Menschen werden nach Regierungsangaben noch vermisst. Am Dienstagabend lief die Drei-Tages-Frist ab, nach der Erfahrungen zufolge kaum noch Hoffnung besteht, noch Überlebende zu finden. Tausende Menschen verloren durch das Beben ihr Zuhause und sind auf Hilfslieferungen angewiesen. Wissenschaft;Zahlreiche Skelette und Sarkophage an der Kirche Saint-Germain-des-Pres entdeckt. Paris – Französische Archäologen rätseln über die Identität eines in Paris freigelegten Toten: Seit über tausend Jahren ruhte der Mann am Fuß der Kirche Saint-Germain-des-Pres im gleichnamigen Pariser Stadtviertel ehe er kürzlich wiederentdeckt wurde. War er ein Würdenträger der Merowinger oder ein Mönch aus der Zeit der Karolinger? Das Skelett lag mit verschränkten Armen im Grab, den Kopf zur der Kirche gewandt, die unter dem Merowinger-König Childebert I. im 6. Jahrhundert errichtet worden und die erste Grabstätte der französischen Könige war. Die ursprüngliche Kirche wurde von den Normannen zerstört und im 10. Jahrhundert als romanische Basilika neu errichtet. Das Skelett mit der Ausgrabungsnummer SPO10 ruhte nicht alleine in dem kleinen Garten der Kirche: Die Archäologen der Stadt Paris fanden seit Beginn der Ausgrabungen vor einem Monat vier Gräber aus der Merowinger-Zeit. Außerdem wurden elf Gräber aus der Ära der Karolinger freigelegt, die aus dem 10. und 11. Jahrhundert stammen (Bilder von der Fundstätte gibt es hier und hier) Ein rundes Dutzend Skelette wurde bereits exhumiert. Andere werden sicherlich noch folgen – denn bisher wurden noch nicht alle Merowinger-Sarkophage, die sich unterhalb der Karolinger-Gräber befinden, geöffnet. Die Ausgrabungen sollen bis September beendet werden. Anschließend sind umfangreiche Sanierungsarbeiten geplant. Sie sollen verhindern, dass Feuchtigkeit in die Mauern der Basilika steigt und diese beschädigt. Bereits im 19. Jahrhundert hatte der französische Archäologe Theodore Vacquer an der alten Kirche Ausgrabungen vorgenommen, als der Boulevard Saint-Germain angelegt wurde. Vaquer habe die Merowinger-Gräber schon damals entdeckt, sagt der Ingenieur Martial Braconnier vom Pariser Denkmalschutzamt. Er habe aber nur Grabschätze gesucht und sich nicht weiter um die Skelette in den Gräbern gekümmert. In der ehrwürdigen Kirche am heutigen Boulevard Saint-Germain wurden mehrere Jahrhunderte lang die französischen Könige und ihre adlige Gefolgschaft bestattet. Im 12. Jahrhundert sei die königliche Grabstätte dann in die gotische Basilika von Saint-Denis im Norden der Hauptstadt verlegt wurde, sagt David Coxall, Chefarchäologe der Stadt Paris. Wir hatten damit gerechnet, Merowinger-Gräber zu finden, berichtet der Leiter der Ausgrabungen, Jean-Francois Goret. Unerwartet sei hingegen der Fund von Grabstätten aus der Karolinger-Zeit gewesen. In diesen gemauerten Grabstätten wurden nach seinen Angaben ausschließlich männliche Skelette gefunden. Dies deute darauf hin, dass es sich bei den Toten möglicherweise um Mönche handle. Im Gegensatz zu den Gräbern aus der Merowinger-Zeit enthielten die der Karolinger keine Grabgaben. Um mehr über die Skelette aus dieser Zeit zu erfahren, darunter vor allem den Zeitpunkt ihres Todes, werden die französischen Wissenschafter unter anderem eine Radiokarbondatierung vornehmen. Neue Entdeckungen erhoffen sich die Forscher vor allem von den Merowinger-Sarkophagen, die in den kommenden drei Monaten geöffnet werden sollen. Denn in dieser Zeit wurden Aristokraten mit persönlichen Besitztümern begraben, etwa mit Schmuck, Gürteln oder Waffen. Die Erwartungen könnten allerdings auch enttäuscht werden – falls die Gräber im Laufe der Jahrhunderte bereits geplündert worden sind. -Kultur;Deutscher Maler und der estnischer Komponist präsentieren ihre von hans Ulrich Obrist mitinitiierte Arbeit beim Kunstfestival in Manchester. Manchester – Zwei Giganten der Gegenwartskunst – der deutsche Maler Gerhard Richter und der estnische Komponist Arvo Pärt – haben ein bemerkenswertes Gemeinschaftsprojekt vorgestellt. Beim Internationalen Kunstfestival in Manchester (MIF) werden bis zum 19. Juli Kunstwerke und eine Komposition präsentiert, die sich Richter (83) und Pärt (79) gegenseitig gewidmet haben. Die beiden trafen 2013 erstmals zusammen. Richter, der nach eigenen Angaben Pärts Musik hypnotisch findet, widmete dem Komponisten eine Fotoversion seiner neuen Gemäldeserie Birkenau und sein Werk Doppelgrau (2014). Der Musiker komponierte im Gegenzug den Chorgesang Drei Hirtenkinder aus Ftima. In der Kunsthalle The Whitworth in Manchester wird zu den Werken Richters täglich wiederholt der elegische Chorgesang Aus dem Mund der Kinder und Säuglinge schaffst du dir Lob vorgetragen. In der Ausstellung würden Malerei und Musik von zwei der bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts permanent vereint, sagte Hans Ulrich Obrist, Direktor der Londoner Serpentine-Galerie und Ko-Initiator des Projekts. +Kultur;Beim Steirischen Herbst nimmt sich das Theaterkollektiv Rimini Protokoll Adolf Hitlers "Mein Kampf" vor. Sogenannte Experten des Alltags lesen auszugsweise aus dem Machwerk. Als die Theatergruppe Rimini Protokoll vor sechs Jahren in Düsseldorf Das Kapital von Karl Marx auf die Bühne brachte, wurden erst mal die blauen Bände im Saal verteilt. Dennoch bleibt es eine dürftige Pointe, wenn die jetzt wortwörtlich aus den begehbaren Regalen geräumt werden, um dem berühmtesten Unbuch des vorigen Jahrhunderts Platz zu machen. 70 Jahre nach Adolf Hitlers Freitod hat die bekannte Truppe noch allerhand Exemplare von Mein Kampf zusammenbekommen. Eins davon in Weimar, für immerhin 120 Euro. Es gehört zum informatorischen Nährwert der Aufführung, dass das ganze juristische Getöse rund um dieses Buch, seinen Besitz, seine private oder öffentliche Lektüre und Verbreitung, seine Neuauflage so ausführlich zur Sprache kommt. Natürlich blättern und lesen die Darsteller darin: Die junge Anwältin (Anna Gilsbach), die sich mit den juristischen Aspekten der kritischen Neuausgabe befasst. Die gestandene Professorin Sibylla Flügge, die als 14-Jährige Hitlers Buch teilweise abschrieb, ihren Eltern zu Weihnachten schenkte und deren Schwester Terroristin wurde. Der Anwalt Alon Kraus aus Israel, der das Machwerk sogar in verschiedenen Sprachen gelesen hat und in Israel am Strand schon mal einer deutschen Touristin daraus vorlas. Der blinde Radiosprecher Christian Spremberg, der aus einem Exemplar in Blindenschrift Stilblüten zum Besten gibt. Schließlich der deutsch-türkische Rapper Volkan T Error und der Weimarer Buchbinder Matthias Hageböck – sie sind die Experten des Alltags, von denen diese Form des Theaters lebt. Häppchenweise, sogar mit einer Portion Witz, führen sie die Schwäche des Stils und die Banalität der kolportierten rassistischen Klischees vor. Am Ende hatten die Nazis mehr als zwölf Millionen Exemplare unters Volk gebracht. Kein Wunder, dass etliche überdauert haben. In den Bibliotheken, in der zweiten Reihe des gutbürgerlichen Bücherregals oder auf dem Dachboden. Es gab Zeiten, da musste man es besitzen, ihre Pupillen damit belastet haben die wenigsten. Gern denkt man an Helmut Qualtingers Lesungen daraus, dessen Mischung aus Ernsthaftigkeit und Besessenheit gleichermaßen amüsierte wie erschreckte. Ob man es heute lesen sollte, wird ab Januar 2016 weniger eine Frage der politischen Bildung als des Urheberrechts sein. Die 70 Jahre nach dem Tod des Autors, in denen der Freistaat Bayern namens der bundesdeutschen Staatsraison eine Neuauflage verhindern konnte, sind mit Ablauf dieses Jahres vorbei. Eine kritisch kommentierte Neuausgabe wird vorbereitet. Einer der Herausgeber kommt in einem Einspieler zu Wort – um zu erklären, dass Hitlers Buch, verglichen mit der Sprache Goethes oder Thomas Manns, ein schlechtes Buch sei, aber verglichen mit dem Vokabular der einschlägigen völkischen Literatur der Zwanzigerjahre immerhin mittelmäßig. Die Aufführung, die Hildegard Haug und Daniel Wetzel in Szene setzen, baut weniger todernst auf eine diskursive Polemik mit hasserfüllten rassistischen Tiraden und den Träumen vom völkischen Lebensraum als vielmehr mit kabarettistischem Augenzwinkern auf Entdämonisierung. Das ist ein Vorzug, der auch dem Einsatz der Laiendarsteller zu verdanken ist. Die assoziieren nach zufällig ausgewählten Buchstaben, spielen eine Knesset-Debatte über die Freigabe einer hebräischen Ausgabe nach, machen ein kollektives Ja oder nein-Spiel: Würden Sie im Café Mein Kampf auf den Tisch legen? Sie berichten von einer Exkursion nach Braunau, zu Hitlers Geburtshaus, und diskutieren dessen Zukunftsperspektiven. Sie versuchen rauszukriegen, wie Mein Kampf klingt (wie ein Maikäfer, der Bomben wirft, sagt einer). Nach gut zwei Stunden stehen alle vor einem XXL-Mein-Kampf-Bücherrücken und hören einfach auf. Mit einem Thema, das sich immer wieder selbst in Erinnerung bringt. Ganz aktuell, wenn dumpfer Hass vor Asylantenheimen herausgebrüllt wird. Oder ab Jänner eben im Buchhandel. Wissenschaft;'Ein gegen die Viruserkrankung wirksames Bakterium soll sich unter Moskitos ausbreiten. Bogota - Im Kampf gegen das Dengue-Fieber haben kolumbianische Wissenschafter Moskitos ausgesetzt, die ein gegen die Viruserkrankung wirksames Bakterium in sich tragen. Das von der Universität von Antioquia betreute Projekt, das Teil eines auch in anderen Weltregionen laufenden Programms zur Ausrottung des Dengue-Fiebers ist, startete nun im Nordosten Kolumbiens. Freiwillige und Forscher des Programms zur Erforschung und Kontrolle von Tropenkrankheiten (Pecet) ließen die Gelbfiebermücken (Aedes aegypti), die ein Bakterium der Gattung Wolbachia tragen, in verschiedenen Zonen der Stadt frei. Ein Pecet-Forscher erläuterte, wie das Bakterium im Organismus der Mücken wirkt: Es verhindert, dass das Virus sich in ihrem Körper entwickelt, sie können es daher auch nicht auf Menschen übertragen. In den kommenden Monaten sollen wöchentlich in gleicher Anzahl männliche und weibliche Mücken ausgesetzt werden. Erstes Ziel sei, dass sich die Mücken in der Region ansiedeln. Die Forscher hoffen dann, dass das auf den Menschen nicht übertragbare Bakterium von Mückengeneration zu Mückengeneration weitergegeben wird und im Endeffekt die Dengue-Infektionen unter den Bewohnern der betreffenden Viertel zurückgehen. In Kolumbien mit seinem tropischen Klima ist das Dengue-Fieber verbreitet. Seit Jahresbeginn wurden in dem lateinamerikanischen Land bereits fast 40.000 Erkrankungen erfasst. Die Viruserkrankung ist in Mittel- und Südamerika, Süd- und Südostasien sowie Afrika ein Problem. Es gibt keine Impfung dagegen. Die Symptome der Krankheit ähneln denen einer schweren Grippe; in schweren Fällen kann es zu inneren Blutungen kommen.' Wissenschaft;Förderung beträgt jeweils bis zu 2,5 Millionen. Wien – Elf Advanced Grants des Europäischen Forschungsrats (ERC) gehen in der aktuellen Antragsrunde an Wissenschafter von österreichischen Forschungseinrichtungen. Das gab der ERC am Mittwoch bekannt. Mit einer Förderung von jeweils bis zu 2,5 Mio. Euro sollen anspruchsvolle und risikoreiche Projekte durchgeführt werden. Mit elf Förderpreisen wurde der bisherige Spitzenwert aus dem Jahr 2008 erreicht. 2012 und 2015 waren es nur drei, sonst schwankte die Erfolgsrate zwischen sechs und acht. Die Advanced Grants stellen das Flaggschiff-Programm des ERC dar, mit dem die EU Grundlagenforschung fördert. In Summe wurden in der aktuellen Runde 277 Wissenschafter mit 647 Mio. Euro gefördert. Bei knapp 2.000 Anträgen lag die Erfolgsrate bei 14 Prozent. Die meisten Förderpreise gehen nach Großbritannien (69), Deutschland (43) und Frankreich (30). Mit drei Advanced Grants am erfolgreichsten war diesmal das Institute of Science and Technology (IST) Austria. Dort können sich die beiden Neurowissenschafter Peter Jonas und Ryuichi Shigemoto sowie der Physiker Robert Seiringer über die Förderung freuen. Je zwei Förderpreise gehen an Forscher des Instituts für Molekulare Pathologie (IMP) mit Tim Clausen und Jan Michael Peters sowie die Medizinische Universität Wien mit Tibor Harkany und Maria Sibilia. Über je einen Preisträger können sich das IMBA-Institut für Molekulare Biotechnologie (Jürgen Knoblich), die Uni Wien (Christa Schleper), die Veterinärmedizinische Universität Wien (Veronika Sexl) und das CeMM-Forschungszentrum für Molekulare Medizin (Giulio Superti-Furga) freuen. In der am Mittwoch veröffentlichten Statistik des ERC werden noch insgesamt 13 Advanced Grants für Österreich angeführt. Der Physiker Zvonimir Dogic von der Brandeis University (US-Bundesstaat Massachusetts) hat in seinem Antrag zwar das IST Austria als Gast-Institution angeführt, sich schließlich aber doch anders entschieden, erklärte man am IST. Und auch der Mitte März völlig überraschend 45-jährig in Wien verstorbene Informatiker Helmut Veith von der Technischen Universität (TU) Wien hätte einen Förderpreis erhalten. Wissenschaft;Ein Steinzeitmensch als Politikum: DNA-Analysen könnten ein jahrelanges Tauziehen beenden. Kopenhagen/Wien – Nur weil jemand jahrtausendelang im Boden gelegen ist, heißt das nicht, dass er ruhig noch eine Woche mehr warten könnte. Im Eilverfahren hat das altehrwürdige Wissenschaftsmagazin Nature abseits seines normalen Erscheinungsmodus eine Studie veröffentlicht, die einen jahrelangen Rechtsstreit in den USA neu aufflammen lassen dürfte. Und Archäologen werden ihr Ergebnis mit sehr gemischten Gefühlen aufnehmen. Im Mittelpunkt wissenschaftlicher, politischer und spiritueller Interessen steht der sogenannte Kennewick-Mann, der 1996 im Flussbett des Columbia River im US-Bundesstaat Washington gefunden worden war. Es handelt sich dabei um einen Mann, der vor etwa 8.500 bis 9.000 Jahren an der Pazifikküste gelebt hat, nicht zufällig verschüttet, sondern bestattet wurde und dessen nahezu vollständig erhaltenes Skelett die Spuren einiger Verwundungen trägt – darunter auch eine steinerne Pfeilspitze, die in seinem Hüftknochen steckt. Schon die paar Untersuchungen, die an dem Skelett vorgenommen werden konnten, boten faszinierende Einblicke in den steinzeitlichen Alltag. Ganz ähnlich also wie bei Ötzi – doch anders als bei unserer Gletschermumie sind hier nicht nur archäologische Interessen im Spiel. Vielen amerikanischen Ureinwohnern ist das Ausgraben und Untersuchen von Toten ein Gräuel. Und 1990 wurde in den USA ein Gesetz erlassen, das es ihnen ermöglicht, eine Übergabe von Funden zwecks Wiederbestattung zu verlangen. Genau das versuchten einige Stämme in Washington und Oregon seit der Entdeckung des Kennewick-Mannes zu erreichen. 2004 wurde diese Forderung jedoch mit der Begründung abgeschmettert, dass keiner von ihnen eine Verwandtschaft mit dem Steinzeitmenschen beweisen könne. In dieses Urteil waren nicht zuletzt Untersuchungen des Schädels und eine Rekonstruktion des Gesichts des Kennewick-Mannes eingeflossen: Ähnlichkeiten mit Polynesiern wurden konstatiert, mit Europäern und Ainu, den Nachkommen der Urbevölkerung Japans – alles, nur keine amerikanischen Ureinwohner. Ein 200 Milligramm leichtes Fragment eines Handknochens, das zur DNA-Analyse nach Dänemark geschickt worden war, setzt solchen Spekulationen nun ein Ende. Ein Forscherteam um Eske Willerslev und Morten Rasmussen von der Universität Kopenhagen hat das Erbgut des Steinzeitmenschen mit jenem von Ethnien aus aller Welt verglichen. Ihr in Nature vorab veröffentlichtes Ergebnis: Die DNA zeigt die mit Abstand größte Verwandtschaft zu der Gruppe von Menschen, die am Ende der Eiszeit von Sibirien her die Amerikas besiedelte. Umgangssprachlich ausgedrückt: Der Kennewick-Mann war eindeutig ein Indianer. Und nicht nur das: Die Forscher fanden eine besonders nahe Verwandtschaft zum Stamm der Colville in Washington. So nahe, dass die Colville Nachkommen des Volks sein könnten, zu dem der Kennewick-Mann gehörte – etwas Genfluss von Nachbarn, wie er sich im Verlauf der Jahrtausende ergeben kann, miteingerechnet. Und die Colville sind einer der fünf Stämme, die die Herausgabe des Skeletts verlangen. Man kann davon ausgehen, dass die Studie zu einer erneuten Prozesswelle führen wird. Doch nun haben die Kläger deutlich bessere Karten, den im Burke-Museum von Seattle verwahrten Kennewick-Mann erneut zu bestatten: Diesmal zu einer wirklich letzten Ruhe, um die ihn Ötzi vielleicht und einige exhumierte Pharaonen ganz sicher beneiden würden. So sicher, wie Archäologen am Tag der Bestattung trauern werden. Wissenschaft;Obelisken mit Zeichnungen? Strahlenkatzen? Mit welchen Botschaften künftige Generationen vor Atommüll gewarnt werden können, beschäftigt die Atomsemiotik. Wien – Der Dialog zwischen den Generationen fällt nicht immer leicht. Wie aber verständigt man sich dann erst mit Menschen, die in vielen tausend Jahren den Planeten bewohnen werden? Diese Frage stellt sich auch die Atomsemiotik: In diesem Bereich der Wissenschaft der Zeichensysteme überlegen Forscher, mit welchen Methoden man spätere Kulturen an Endlagerstandorten vor radioaktiven Abfällen warnen kann. Auch in 100.000 Jahren wird dieses Material seine Gefahr nicht eingebüßt haben. Was sich dagegen mit Sicherheit verändert haben wird, ist der Mensch und seine Sprache. Deshalb ist davon auszugehen, dass spätere Generationen auch heute übliche Warnhinweise nicht mehr als solche verstehen können. Warum gerade Zeichenwissenschafter helfen können, in ferner Zukunft die Bedrohung, die von radioaktivem Material ausgeht, zu kommunizieren, erklärt Christian Trautsch von der Arbeitsstelle für Semiotik an der Technischen Universität Berlin: Die Semiotik kann insofern im Rahmen der Atommüllproblematik hilfreich sein, da sie eine Vielzahl von Theorien für die Klärung kommunikationstheoretischer Schwierigkeiten bereitstellt. Die Kultur, die Sprache und auch der Mensch wandeln sich schließlich – vor allem über einen derartig langen Zeitraum. Genauso wie uns archäologische Artefakte heute noch Rätsel aufgeben und ein Neandertaler nicht in der Lage wäre, mit uns zu sprechen, werden auch die Menschen von morgen in dem uns heute bekannten Nuklearsymbol vielleicht etwas völlig anderes sehen. Um auf die Gefahren des Durchbrechens der Atommüll-Schutzbarrieren hinzuweisen, wird man nicht umhinkommen, sich mit semiotischen Begriffen und mit den zu verwendenden Zeichentypen auseinanderzusetzen und deren konkrete Realisierbarkeit zu prüfen, erklärt Trautsch und betont: Mitteilungen an eine ferne Zukunft müssten in der Lage sein, kodierte und dekodierbare Botschaften an antizipierte Adressaten zu richten. Wie das zu bewerkstelligen ist, darüber zerbrechen sich Zeichenwissenschafter seit mehr als drei Jahrzehnten den Kopf: Als Begründer der Disziplin gilt Thomas Sebeok, Semiotiker an der Universität Bloomington, der 1981 von der US-Regierung zum Leiter der Human Interference Task Force ernannt wurde. Sebeok wurde damit die Aufgabe zugeteilt, in einem Ausschuss aus Anthropologen, Geologen, Ingenieuren und Physikern eine Methode zu entwickeln, mit der Erdbewohner in der Zukunft vor den Gefahren der Endlager gewarnt werden sollten. Der Vorschlag des Arbeitskreises: Auf diesen Standorten sollten große Obelisken angeordnet werden – verziert mit Warnhinweisen in den sechs Uno-Sprachen und Zeichnungen von den Folgen atomarer Verseuchung. Seinerzeit wurde diese Idee nicht sonderlich ernst genommen – wie das ganze Fachgebiet lange Zeit insgesamt. Die Vorschläge der Wissenschafter waren schließlich häufig sehr bizarr. Das zeigte auch eine Umfrage, die der Vorreiter der Disziplin im deutschsprachigen Raum, der Semiotikprofessor Roland Posner von der TU Berlin, 1984 durchführte: Der Mediziner und Science-Fiction-Autor Stanislaw Lem wollte die Warnung durch einen mathematischen Code, der auf lebendem Trägermaterial transportiert werden sollte, weitergeben. Die Linguisten Françoise Bastide und Paolo Fabbri schlugen die Züchtung von Strahlenkatzen vor, deren Fell sich in der Nähe von Atomabfällen verfärbt, während der Sozialwissenschafter Philipp Sonntag darüber nachdachte, Atomdatensätze auf einem künstlichen Mond im All zu speichern. Sebeok selbst steuerte sein Konzept von der Atompriesterschaft bei – ein elitärer Zirkel, der das Wissen um die Gefahr über die Generationen rituell weitergibt. Er bezeichnete den Vorschlag später als Fehler, da er damit dazu beigetragen habe, die junge Disziplin früh der Lächerlichkeit preiszugeben. Inzwischen bewegt sich auf dem lange Zeit als akademische Obskurität abgetanen Feld jedoch wieder etwas: So wird die derzeitige Einrichtung eines Endlagers in Schweden auch von zwei Archäologen der Linné-Universität in Kalmar betreut, die sich über die Kommunikation mit der Nachwelt Gedanken machen. In Frankreich wiederum arbeitet für die zuständige Endlagerbehörde ein Arbeitskreis von rund zwanzig Wissenschaftern bezüglich dieser Thematik, mit der sich vor einigen Jahren ebenso eine Studie des Instituts für nachhaltige Abfallwirtschaft in Zürich auseinandersetzte. Und auch Sebeoks einst belächelter Vorschlag eines Monuments zur Strahlenwarnung wird bald Wirklichkeit: Am Endlager für Abfälle aus der amerikanischen Atomwaffenproduktion in New Mexico soll sein Konzept in weiterentwickelter Form umgesetzt werden: Wenn dieser Standort 2033 versiegelt wird, werden 32 sieben Meter hohe Monolithen das Gelände abstecken – mit einem Informationszentrum über die atomare Gefahr in der Mitte. -Sport;Brite könnte schon in Austin seinen dritten WM-Titel fixieren und würde dann mit dem Brasilianer gleichziehen. Austin – Lewis Hamilton sitzt in einem schicken Appartement über den Dächern von Miami an einem schwarzen Flügel. Ganz entspannt spielt er Someone Like You von Adele. Musik gibt mir einen solchen Frieden, schreibt der Brite über sein bei Twitter verbreitetes Video am Piano. Hamilton ist die Ruhe selbst, will er damit wohl sagen. Der Titel in der Formel 1 wird ihm nicht mehr zu nehmen sein. Im teaching myself how to play. I love how this piano sounds. One of my favourite songs to play. #Adele #Learning https://t.co/Whyiir30xk Ich weiß aus Erfahrung, dass in unserem Sport nichts erledigt ist, bis es wirklich soweit ist, sagt Mercedes-Star Hamilton zwar brav vor dem Großen Preis der USA (Sonntag, 20.00 Uhr/ORF, RTL und Sky). Doch die Chancen seiner Rivalen Sebastian Vettel (Ferrari, 66 Punkte Rückstand) und Nico Rosberg (73 Zähler zurück) bestehen wohl nur noch auf dem Papier. Ich gehe dieses Rennen genauso an wie alle anderen in diesem Jahr auch, sagt Hamilton, der sich keine Schwächen leistet und neun der bisherigen 15 Rennen gewonnen hat. Landet der Dominator auch in Austin/Texas ganz vorne und Vettel wird nur Dritter, ist dem Titelverteidiger die WM-Krone nach 2008 und 2014 nicht mehr zu nehmen. Es wäre Hamiltons dritter WM-Titel – und damit ein ganz besonderer. Denn Ayrton Senna, der große Held seiner Kindheit, hatte auch drei Mal den PS-Thron bestiegen (1988, 1990 und 1991). Es ist schon verrückt: Es ist viele Jahre her, aber ich weiß noch ganz genau, wie ich damals nur durch Ayrton zu diesem Sport gekommen bin, sagte Hamilton zuletzt. Besonders der gelbe Helm des Brasilianers und sein rot-weißer McLaren hatten es dem kleinen Lewis angetan: Mein Vater und ich saßen zu Hause auf dem Sofa und verfolgten die Rennen. Und wer hätte damals gedacht, dass wir heute hier sein würden? Noch immer kann sich Hamilton an diesen schwarzen Sonntag Anfang Mai 1994 erinnern, als Senna in Imola in der Tamburello-Kurve in eine Mauer krachte und wenig später starb. Ich war neun Jahre alt, als Senna starb und versteckte mich hinter einem Lastwagen, damit mich mein Vater nicht weinen sah, sagt Hamilton. Senna sei für ihn immer noch ein echter Held, eine wahre Ikone. Schon von klein auf wollte ich so erfolgreich sein wie Ayrton Senna, sagt der 30-Jährige. Nun ist es soweit. Dass ich mich nun in einer Position befinde, um die gleiche Anzahl an Titeln einzufahren wie er, ist noch nicht ganz zu mir durchgedrungen. In Austin hat Hamilton nun die erste Chance, mit Senna nach WM-Titeln gleichzuziehen. Ich bin heiß darauf, auf die Strecke zu fahren, mein Bestes zu geben, sagt der Brite, der mittlerweile mit 42 Siegen sogar schon einen Grand Prix mehr gewonnen hat als sein Idol. Aber Hamilton weiß nur zu gut: Ayrton hätte noch viele, viele Rennen mehr gewonnen, wenn er länger gefahren wäre. +Sport;2:0 dringend notwendiger Erfolg für Londoner – Spektakuläres 4:4 zwischen Leverkusen und Roma. London – Bayern München hat in seinem 13. Pflichtspiel der Saison die erste Niederlage kassiert, seine Tabellenführung in der Champions League aber dennoch erfolgreich verteidigt. Das Team von Trainer Pep Guardiola musste sich am Dienstagabend in seinem dritten Gruppenspiel beim FC Arsenal mit 0:2 (0:0) geschlagen geben. Den Londonern gelang damit nach zwei Niederlagen zum Auftakt das dringend notwendige Erfolgserlebnis. Der Franzose Olivier Giroud (77.) nach einem schweren Patzer von Bayern-Tormann Manuel Neuer, sowie Mesut Özil (90.+4) erzielten die Treffer für Arsenal. Neuer hatte die Münchner allerdings in Halbzeit eins mit mehreren Glanzparaden vor einem früheren Rückstand bewahrt. Wie David Alaba bei den Bayern spielte auch Aleksandar Dragovic bei Dynamo Kiew in der Innenverteidigung durch. Die Ukrainer erreichten zu Hause gegen Chelsea ein torloses Remis. Einen Kopfball von Theo Walcott aus kurzer Distanz entschärfte Manuel Neuer noch mit einer Glanzparade (33.). Nach Seitenwechsel, als die Münchner die Partie eigentlich im Griff hatten, segelte der Startorhüter aber an einer Freistoßflanke von Santi Cazorla vorbei. Der drei Minuten davor eingewechselte Giroud stolperte den Ball per Kopf ins Tor (77.). Die Bayern, mit neun Siegen in neun Ligaspielen in die Saison gestartet, dominierten zwar auch in London den Ballbesitz (73 Prozent!), Arsenal wurde mit schnellen Gegenstößen aber mehrmals gefährlich. Über weite Strecken jedoch präsentierte sich das Team von Arsene Wenger überraschend defensiv, überließ den Gästen weitgehend die Initiative. Für die Entscheidung sorgte Özil in der Nachspielzeit nach Querpass von Hector Bellerin. Alaba hatte den Ball in der Vorwärtsbewegung an den Spanier verloren (94.). Die Bayern kassierten die erste Niederlage nach davor zwölf Pflichtspielsiegen in Serie seit dem im Elfmeterschießen verlorenen Supercup gegen Wolfsburg Anfang August. Olympiakos Piräus gewann das Parallelspiel bei Dinamo Zagbreb 1:0 und hält wie die Münchner bei sechs Punkten. Dynamo Kiew blieb auch im dritten Gruppenspiel ungeschlagen – und das gegen den englischen Meister. Chelsea ging vor der Pause verschwenderisch mit seinen Chancen um. Die Londoner trafen zweimal Aluminium, nach Seitenwechsel fanden aber auch die Ukraine besser in die Partie. Die Tabellenführung in Gruppe G übernahm der FC Porto mit einem 2:0 gegen Maccabi Tel Aviv. Mit dem 18-jährigen Mittelfeldspieler Ruben Neves schickten die Portugiesen den jüngsten Kapitän der Champions-League-Geschichte auf den Platz. Tel Aviv ist weiter punktelos. In Gruppe E erfüllte der FC Barcelona mit einem 2:0 bei Bate Borisow seine Pflicht. Matchwinner für die weiter ohne den verletzten Superstar Lionel Messi antretenden Katalanen war der Kroate Ivan Rakitic, der beide Tore erzielte (48., 65.). Neymar leistete jeweils die Vorarbeit. Eine völlig verrückte Partie gab es in Leverkusen zu sehen. Die Gastgeber verspielten gegen die AS Roma eine 2:0-Führung durch einen Doppelpack von Chicharito (4./Elfer, 19.), lagen bereits 2:4 zurück, holten am Ende aber noch ein 4:4. Der Ex-Salzburger Kevin Kampl mit einem Traumtor von der Strafraumgrenze ins Kreuzeck (84.) und Admir Mehmedi (86.) machten es möglich. Für die Römer trafen Daniele de Rossi (30., 38.), Miralem Pjanic (55.) und Iago Falque (74.). Vor dem Achtelfinaleinzug steht Zenit St. Petersburg. Die Russen gewannen mit 3:1 gegen Olympique Lyon auch ihr drittes Spiel in Gruppe H und sind souveräner Tabellenführer. Gute Karten hat auch Valencia nach einem mühsamen 2:1 gegen den Champions-League-Debütanten KAA Gent. (APA, red, 20.10. 2015) Gruppe E: Bate Borisow – FC Barcelona 0:2 (0:0) Tore: Rakitic (48., 65.) Bayer 04 Leverkusen – AS Roma 4:4 (2:2) Tore: Chicharito (4./Elfer, 19.), Kampl (84.), Mehmedi (86.) bzw. De Rossi (30., 38.), Pjanic (54.), Falque (73.) Gruppe F: Arsenal – Bayern München 2:0 (0:0) Tore: Giroud (77.), Özil (94.). Dinamo Zagreb – Olympiakos Piräus 0:1 (0:0) Tor: Ideye (79.) Gruppe G: FC Porto – Maccabi Tel Aviv 2:0 (2:0) Tore: Aboubakar (38.), Brahimi (41.) Dynamo Kiew – Chelsea 0:0 Gruppe H: Zenit St. Petersburg – Olympique Lyon 3:1 (1:0) Tore: Dsjuba (2.), Hulk (56.), Danny (83.) bzw. Lacazette (49.) Valencia – KAA Gent 2:1 (1:1) Tore: Fegouli (15.), Mitrovic (72./Eigentor) bzw. Foket (40.) Wissenschaft;Steirische Forscher wollen Algorithmen für Apps entwickeln, die die beste Route durch die Wildnis der Berge finden. Anwender sollen Bergretter und Jäger sein. Wien – Manche Wege entstehen erst beim Gehen. Das heißt aber nicht, dass sie irgendwo hinführen. Im Gebirge kann der Marsch durch unbekanntes Terrain leicht an einem Abgrund, einer Felsmauer, in undurchdringbarem Dickicht oder in einem unübersichtlichen Latschenlabyrinth enden. Rettungskräfte, die schnell zu einem Verletzten vordringen müssen, oder Jäger auf der Pirsch sollten aber auch bei schwierigem Gelände schnell von A nach B finden. Rainer Prüller, Geoinformatiker am Institut für Geodäsie der TU Graz und gleichzeitig Geschäftsführer des Spin-off-Unternehmens Pentamap, will ihnen dabei helfen. Für das Projekt RemoteNav, das im Rahmen des Weltraum-Programms Asap der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft vom Verkehrsministerium unterstützt wird, will er mit seinen Kollegen Geländeinformationen so aufbereiten, dass jederzeit die schnellste Route abseits des bestehenden Wegnetzes abgerufen werden kann. Nicht nur topografische Daten wie die Hangneigung sollen in das neuartige Navigationssystem, das auch als Smartphone-App laufen soll, einfließen, sondern auch Informationen über Pflanzenbewuchs oder Wasserläufe. Eine der Datenquellen sind Satellitenaufnahmen, wobei aber nicht nur relevant ist, was das menschliche Auge sehen kann. Im nahen Infrarotbereich steckt viel Information über die Vegetation, die das Land bedeckt, erklärt Prüller. Jede Oberfläche hat bestimmte Rückstrahleigenschaften. Ein Nadelwald hat andere spektrale Merkmale als ein Mischwald. Auch Wasser, etwa Bäche, seien so gut zu erkennen. Die Satellitendaten werden ergänzt durch 3-D-Geländemodelle, die durch Laserscans von Flugzeugen aus erstellt werden. Mittlerweile sind für große Teile der Alpen in Österreich bereits solche Daten in einer sehr guten Auflösung vorhanden, bei der jeweils vier Pixel einen Quadratmeter Bodenfläche repräsentieren, erläutert Prüller. Aus dem topografischen Abbild soll abgeleitet werden, ob ein Hang zu steil ist, um ihn zu Fuß zu bewältigen, ob Absturzgefahr besteht oder ob es an einer Felswand machbar ist, sich abzuseilen. Ein schmaler Graben kann ein Wasserlauf oder ein ausgetretener Pfad sein, so Prüller. Durch die Kombination von Satellitenbilden und Laserquellen kann man solche Details unterscheiden. Der Datenpool wird noch ergänzt durch das freie und in Europa bereits sehr detaillierte Kartenmaterial von OpenStreetMap sowie durch Informationen über anthropogene Faktoren, die eine Rolle spielen und aus den Satellitendaten nicht ableitbar sind – von Zäunen und Mauern bis zu Schutz- und Sperrgebieten. All diese Informationen laufen in einem zentralen Datenmodell zusammen. Jedem Bildpunkt, der einem halben Meter Terrain entspricht, werden auf diese Weise 30 Navigationsparameter zugeordnet, erklärt Prüller. In Feldversuchen soll in dem bis Ende 2016 laufenden Projekt untersucht werden, wie die einzelnen Parameter gewichtet werden. In einem lichten Nadelwald kommt man vielleicht dreimal so schnell voran wie in einem dicht bewachsenen Jungwald, erläutert der Entwickler. Um die einzelnen Gelände- und Bewuchsformen richtig einschätzen zu lernen, werden Forscher und Studierende mit GPS-Geräten ins Feld geschickt. Ihre Geschwindigkeit wird protokolliert und den einzelnen Geländeparametern wird auf diese Art eine Eignungskennzahl für eine Begehbarkeit zugeschrieben. Allerdings ist nicht jeder Mensch gleich geländegängig. Auch das soll bei der Anwendung berücksichtigt werden. Für einen betagten Jäger ist eine Hangneigung von 30 Prozent vielleicht schon zu steil. Ein Bergretter kann sich dagegen auch an einer Felswand abseilen, erläutert Prüller. Verschiedene individuell einstellbare Profile sollen den Möglichkeiten der unterschiedlichen Benutzer Rechnung tragen. Die größte Herausforderung liege aber in der automatischen Berechnung der schnellsten Route durch das Gelände, so Prüller. Die Anwendung soll aus den umfangreichen Daten Pixel für Pixel den besten Weg errechnen, also vom Start- bis zum Endpunkt die beste Aneinanderreihung von Zellen finden, an denen ein Fortkommen möglich ist. Der Navigationsalgorithmus ist raster- und nicht, wie bisher üblich, vektorenbasiert, so Prüller. Durch die hohe Zahl potenzieller Möglichkeiten der Wegführung ergebe sich ein hoher Rechenaufwand, der nicht leicht in Griff zu bekommen ist. Viele Details müssen für die Fortbewegung berücksichtigt werden, beispielsweise muss eine Zelle mit Latschenbewuchs noch nicht bedeuten, dass man hier nicht weiterkommt. Erst wenn die nächste und übernächste Zelle auch Latschen sind, kann man nicht mehr drübersteigen. Die Entwickler erwarten, dass für ein Jagdrevier oder Bergretter-Einsatzgebiet bis zu fünf Gigabyte an Daten zusammenkommen. Um zu demonstrieren, dass ihr Routingalgorithmus funktionieren kann, werden zuerst kleine Raster mit einfachen Hindernissen berechnet. Erst danach wird das System für große Datenmengen optimiert. Sollte sich der Rechenaufwand als nicht bewältigbar herausstellen, müsse die Auflösung reduziert werden. Wir müssen eine Waage zwischen Prozessierbarkeit und Praxistauglichkeit finden, sagt Prüller. Die rasante Hardwareentwicklung ist dem Konzept sicher zuträglich. Der Routingalgorithmus soll in die bestehende Bergretter-Applikation Sarontar des Forschungsunternehmens TeleConsult – ebenfalls Projektpartner bei RemoteNav – implementiert werden. Für Jäger soll die Navigationsanwendung Eingang in die Jagdrevier-Verwaltungsapp Deermapper von Prüllers Unternehmen Pentamap finden. Der Entwickler sieht auch in Outdoorenthusiasten, die sich abseits der Wege durch die Wildnis schlagen, eine potenzielle Nutzergruppe. Für Wanderer in Alaska wäre so eine Navigationslösung bestimmt hilfreich. -Wirtschaft;Die Mercedes-Verkaufszahlen haben in China um fast ein Drittel zugenommen. Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung. -Panorama;Einwegwindeln verursachen große Abfallmengen, Stoffwindeln hingegen müssen sehr oft gewaschen werden. Ist eine Variante umweltfreundlicher als die andere?. Werdende Eltern werden vor viele Fragen gestellt, eine davon lautet: Herkömmliche Einwegwindeln oder Stoffwindeln? Die Windel zum Wegwerfen gibt es seit den frühen 60er-Jahren, davor waren Stoffwindeln in regem Gebrauch. Der Großteil der Windeln wird heute für Säuglinge und Kleinkinder sowie für Menschen, die an Inkontinenz leiden, verwendet. Die Entscheidung für oder gegen die Stoffwindel ist meist eine ökologische oder gesundheitliche, nicht zuletzt spielt der finanzielle Aspekt eine Rolle. Fakt ist aber: Die Ökobilanz der Wegwerfwindel kann mit der einer Stoffwindel kaum mithalten, bedenkt man, dass jedes Kind im Laufe seiner Windelzeit um die 1.000 Kilogramm unverrottbaren Müll produziert. In der Deponie benötigt die Einwegwindel dann bis zu 500 Jahre, um sich zu zersetzen, oder es wird ein enormer Energieaufwand gebraucht, um sie zu verbrennen. Die Ökobilanz von Windeln der unterschiedlichen Windelsysteme unterscheidet sich deutlich. Während Stoffwindeln durch das häufige Waschen sehr viel Wasser verbrauchen, sind Einwegwindeln vor allem in der Produktion und der anschließenden Entsorgung ein Kraftakt für die Umwelt. Ökowindeln sind eine umweltfreundliche Alternative zur gewöhnlichen Einwegwindel, mit einem höheren Anteil an biologisch abbaubaren Bestandteilen. Der klare Nachteil ist der Preis. Wie halten Sie es in Ihrer Familie? Wo liegen Ihrer Ansicht nach die Vor- oder Nachteile der einzelnen Windelsysteme? (ste, 21.9.2015) +Wirtschaft;Die Zeichen stehen wieder auf Nicht-Einigung: Nach einer Telefonkonferenz der Euro-Finanzminister hielt Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem am Mittwoch fest, dass er nur wenig Chancen auf Fortschritt sehe. Vor dem Referendum am Sonntag werde es keine weiteren Gespräche der Eurogruppe geben, sagte der slowakische Finanzminister Peter Kazimir laut Reuters. Der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras hält unterdessen an der geplanten Volksabstimmung über den Spar- und Reformkurs fest – und bleibt auch bei seiner Empfehlung an die Griechen, mit Nein zu stimmen. Ein Nein bedeutet keinen Bruch mit Europa, sagte Tsipras am Mittwoch im griechischen Staatsfernsehen. Die griechische Regierung wolle nach dem Referendum mit den Geldgebern neue Verhandlungen führen. Zuvor war spekuliert worden, die griechische Regierung könnte das für Sonntag geplante Referendum möglicherweise zur Disposition stellen. Tsipras hatte sich in einem neuen Brief an die Geldgeber bereit erklärt, die vorrangigen Bedingungen der Gläubiger grundsätzlich zu erfüllen. Zu den früher gestellten Bedingungen der Europartner zählte allerdings auch die Aufforderung an Tsipras, er möge den Griechen ein Ja zu neuen Spar- und Reformplänen empfehlen. (red, 1.7.2015) +Panorama;Novelle zur Aussetzung des internationalen Rechts schon vor einem "Notstand" soll kommende Woche in den Innenausschuss und ohne Begutachtung in den Nationalrat. Wien – Mit einem neuen Gesetz will sich die Bundesregierung dazu befugen, zentrale Bestimmungen des international verbrieften Asylrechts außer Kraft zu setzen. Der Entwurf liegt dem STANDARD vor. Schon ab ersten Juni soll es demnach in Österreich die rechtliche Möglichkeit geben, Sonderbestimmungen zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und des Schutzes der inneren Sicherheit zu erlassen: nämlich dann, wenn auf Basis der Prognosen zur Entwicklung der Asylantragszahlen mit Funktionsstörungen im Asylwesen und in anderen öffentlichen Bereichen zu rechnen sei. Angesichts von 90.000 Asylanträgen sei es bereits 2015 zu akuter Überlastung gekommen, heißt es in den Erläuterungen. In der Folge könnte den allermeisten nach Österreich kommenden Flüchtlingen ein Asylverfahren verwehrt werden: Sobald die Sonderbestimmung in Kraft ist, dürften sie das Bundesgebiet nicht betreten oder müssten es wieder verlassen. Ausgenommen wären nur Menschen, die enge Angehörige in Österreich haben oder denen außerhalb Österreichs Folter und andere unmenschliche Behandlung droht. Die Prüfung, ob ein Asylantrag eingebracht werden darf oder nicht, soll dann in neuen Registrierzentren an den Grenzen stattfinden. Dorthin sollen auch sämtliche Flüchtlinge gebracht werden, die innerhalb Österreichs angetroffen werden. Damit würde das bisher durchgehend geltende Prinzip des Rechts auf Inlandsantragsstellung in Asylverfahren außer Kraft gesetzt. All das ist einer zwischen SPÖ und ÖVP abgestimmten vertraulichen Arbeitsversion der geplanten Novelle zu entnehmen. Diese hält sich im Wortlaut eng an die Expertise des Obergrenzen-Begutachters Walter Obwexer. Das neue Gesetz soll ganz offensichtlich ohne Begutachtungsfrist (also ohne Meinungen von außerhalb einzuholen) beschlossen werden: Bis Anfang Juni ist die Zeit für ein solches Verfahren zu kurz. Eine derart fundamentale Gesetzesänderung ohne Begutachtung umsetzen zu wollen ist ein Skandal, sagt Alev Korun, Menschenrechtssprecherin der Grünen. Auch die grüne Bundessprecherin Eva Glawischnig ging mit dem Papier hart ins Gericht: Die Regierung macht sich auf zu einem absoluten Tabubruch: Sie will das Asylrecht per Verordnungsermächtigung faktisch außer Kraft setzen. Nachdem das von der Regierung in Auftrag gegebene Rechtsgutachten die geplante Aushöhlung des Asylrechts mit einer zahlenmäßigen Obergrenze eindeutig als verfassungswidrig qualifiziert hat, soll nun ein Schritt über das verfassungsrechtlich Zulässige hinaus gesetzt werden. Das ist vollkommen inakzeptabel. Herbert Langthaler von der Asylkoordination Österreich nennt den Gesetzesentwurf ebenfalls einen beispiellosen Dammbruch: Wenn die Regierung einen Notstand ausruft, können Asylwerber ohne Bearbeitung ihres Antrags zurückgeschoben werden. Es würde ein Unterschied zwischen einen Asylantrag stellen und einem eingebrachten Antrag gemacht. Als eingebracht gilt ein Asylantrag erst, wenn das Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl eine Anordnung erlassen hat, ob das Asylverfahren in Österreich gestellt wird oder ein Dublin-Verfahren eingeleitet wird. Die sich so ergebende Rechtsschutzlücke solle laut Asylkoordination in der geplanten Notstandsverordnung genutzt werden, um Schutzsuchende ohne die Einleitung eines Asylverfahrens außer Landes zu schaffen. Konkret soll die Novelle laut SPÖ-Kreisen kommenden Donnerstag von der Regierung im Innenausschuss eingebracht werden. Die am Donnerstag ebenfalls auf der Tagesordnung stehende Novelle für Asyl auf Zeit und Verschärfungen bei der Familienzusammenführung soll durch das Sonderbestimmungsgesetz sozusagen ergänzt werden. Ein Beschluss dieses Gesetzes allein wäre noch kein Verstoß gegen international geltende Menschenrechtsstandards und Europarecht – sehr wohl jedoch das konkrete Inkrafttreten einer Sonderbestimmungsverordnung, meint dazu Manfred Nowak, Menschenrechtsexperte der Universität Wien. Dann könnte die EU prüfen, ob der von Österreich behauptete Asylnotstand tatsächlich existiert: Ich meine: wohl eher nicht. Wissenschaft;Untersuchungen von Kalksteinproben weisen auf schwere Auswirkungen auf marine Ökosysteme hin. Berlin – Vor rund 252 Millionen Jahren, an der Grenze zwischen den beiden Erdzeitaltern Perm und Trias, ereignete sich das größte Massenaussterben innerhalb der vergangenen 500 Millionen Jahre. Paläontologen schätzen, dass dabei mehr als 80 Prozent der im Meer lebenden Arten und etwa 75 Prozent aller Landlebewesen ausstarben. Es ist überdies das einzige Massensterben, dem auch zahlreiche Insektenspezies zum Opfer fielen. Trotz umfangreicher Studien ist der eigentliche Grund für diese globale Katastrophe der Ökosysteme noch immer nicht bekannt. Nun haben internationale Wissenschafter rund um Martin Schobben vom Museum für Naturkunde Berlin Kalksteine, die im Grenzbereich dieser beiden geologischen Perioden Perm und Trias abgelagert wurden, untersucht und dabei eine Überraschung erlebt: Die Analysen enthüllten eine plötzliche Entfaltung des Lebens während der Zeit dieses Massenaussterbens. Allerdings bestand diese kurzzeitige Blüte des Lebens wahrscheinlich nur aus primitiven Organismen wie Bakterien und Archaebakterien. Hinweise darauf lieferten Gesteinsproben aus dem Iran, in denen die Zusammensetzung der Schwefel- und Sauerstoffisotopen gemessen wurden. Der durch die Mikroorganismen hervorgerufene Eintrag von sehr großen Massen organischer Substanz hatte schwerwiegende Auswirkungen auf die Meeresökosysteme. Er hat einerseits den O2-Gehalt stark gesenkt und, auf der anderen Seite, die Menge des giftigen Gases H2S in weiten Teilen des Ozeans erhöht. Der höhere Gehalt an Schwefelwasserstoff wurde durch Bakterien mit einem Stoffwechsel, welche nicht von der Anwesenheit von Sauerstoff abhängig waren, erzeugt. Diese Ergebnisse werfen ein neues Licht auf die Dynamik des Massenaussterbens. Es ist nicht unbedingt nur durch das Auslöschen des meisten Lebens, sondern hauptsächlich durch den Verlust bestimmter höherer Organismen charakterisiert. Diese Studie kann zudem dazu dienen, uns etwas über die Auswirkungen des gegenwärtigen, vom Menschen erzeugten Klimawandels zu lehren. Die treibende Kraft hinter dem skizzierten Szenario für die Perm/Trias-Grenze ist eine globale Erwärmung um etwa acht Grad (allerdings vermutlich hervorgerufen durch ausgedehnten Vulkanismus in Sibirien), der damit verbundenen erhöhten Verwitterungsrate auf den Kontinenten und dem Transport großer Mengen von Nährstoffen in den Ozean. -Panorama;'5.700 kamen am Mittwoch in Slowenien an – Ein Kind überlebte Bootsüberfahrt nach Griechenland nicht. Ljubljana/Spielfeld – Am Donnerstagvormittag hielten sich in der Spielfelder Sammelstelle an der Grenze zu Slowenien rund 2.100 Flüchtlinge auf. Man war bei den Einsatzkräften zuversichtlich, den Menschen mit 112 Bussen sowie drei ÖBB-Sonderzügen die Weiterreise zu ermöglichen. Insgesamt hatte sich der Andrang zuletzt etwas verringert. Die Sammelstelle in Bad Radkersburg war in der Früh nicht belegt. In den nächsten Stunden dürften aber auch in Bad Radkersburg wieder Flüchtlinge ankommen, so die Polizei. Mit den vorhandenen Transportkapazitäten kann die Bewegung Richtung Deutschland beziehungsweise in Transitquartiere geordnet abgewickelt werden. Seitens des Roten Kreuzes sprach man von einer den Umständen entsprechend verhältnismäßig ruhigen Einsatznacht. Die rund 2.100 Menschen konnten die Nacht in beheizten Zelten verbringen, niemand wartete im Freien, um als Erster bei den Bussen zu sein. Etwa hundert kleinere medizinische Versorgungen – etwa wegen Erkältungen, Kreislaufbeschwerden und Erschöpfungen – wurden in der Nacht im Medical Center in einem Zelt des Roten Kreuzes vorgenommen. Eine Person musste in das Landeskrankenhaus Wagna gebracht werden. Im ehemaligen Euroshopping-Center Graz-West waren in der Früh 1.816 Flüchtlinge und 205 Asylwerber anwesend. Beim Roten Kreuz wurde aber betont, dass diese Zahl wie auch jene beim früheren Bellaflora-Markt in Feldkirchen südlich von Graz durch ständigen Zu- und Abzug variabel ist. In Feldkirchen hielten sich in diesem Zeitraum rund 400 Flüchtlinge und sieben Asylwerber auf. Gegen 10 Uhr sollte ein Sonderzug Richtung Norden vom Grazer Hauptbahnhof abfahren. Seit Mittwoch ist der Grenzübergang Kufstein/Kiefersfelden offiziell der fünfte Übergabepunkt für Flüchtlinge, die nach Deutschland weiterreisen wollen. An der bisherigen Praxis hat sich dadurch nicht viel geändert, denn schon in den vergangenen Tagen wurden dort etwa 50 Flüchtlinge pro Stunde von den deutschen Behörden übernommen. Die Übergabe lief am Donnerstag laut Polizei geordnet. Insgesamt geht die Zahl der von Österreich nach Bayern kommenden Flüchtlinge seit Anfang der Woche leicht zurück. Nach 8.750 Asylsuchenden am Montag sank die Zahl am Mittwoch auf knapp 6.000. Daraus sei jedoch kein Trend abzuleiten, sagte der Sprecher der Bundespolizeidirektion München, Rainer Kerstiens, am Donnerstag. Es geht immer leicht auf und ab. Knapp 3.500 Menschen überquerten am Mittwoch alleine die niederbayerischen Übergänge in Neuhaus am Inn, Simbach und Wegscheid oder kamen mit dem Zug am Passauer Bahnhof an. Von Entspannung kann keine Rede sein, sagte Bernd Jäckel von der Bundespolizeiinspektion Freyung. Die anderen etwa 2.400 Menschen reisten über die oberbayerischen Grenzübergänge in Kiefersfelden und Freilassing ein. Kiefersfelden nahe Rosenheim ist seit Mittwoch anstelle von Laufen im Berchtesgadener Land neuer Übergabepunkt für die kontrollierte Einreise von Flüchtlingen. Dort kamen am ersten Tag knapp 1.000 Menschen die Grenze. Bis jetzt haben wir keine Probleme, sagte Bernd-Robert Schulz von der Bundespolizei in Rosenheim. Momentan ist die Lage ruhig, sagte auch ein Sprecher der Landespolizeidirektion Tirol. In einem Transitzelt auf österreichischer Seite warteten derzeit 600 Menschen auf die Fahrt nach Deutschland. 1.400 Asylsuchende kamen laut Schulz am Mittwoch über die Saalachbrücke in Freilassing. Seit Donnerstagmittag würden dort, wie schon bis zum vergangenen Sonntag, daher wieder 50 statt 100 Flüchtlingen pro Stunde von der Bundespolizei auf deutscher Seite in Empfang genommen. Die Stadt Salzburg hat am Donnerstag die Vorgehensweise der Polizei bei der Unterbringung von Transitflüchtlingen beklagt. Obwohl dem Einsatzstab der Exekutive und des Innenministeriums bekannt gewesen sei, dass die deutschen Grenzbehörden die Übernahme von Flüchtlingen deutlich gedrosselt haben, wurden am Mittwoch mit Bussen und einem Sonderzug eine große Zahl von Flüchtlingen nach Salzburg verlegt. Sämtliche Notunterkünfte waren dadurch am gestrigen Abend überbelegt. So mussten laut Stadt rund 3.000 Menschen die Nacht in den drei Notquartieren und in der Halle des Salzburger Hauptbahnhofs verbringen – so viel wie noch nie zuvor. In Kärnten macht das Innenministerium erneut vom Durchgriffsrecht Gebrauch: Eine Gewerbehalle in Klagenfurt soll als Asylwerberunterkunft für bis zu 450 Personen adaptiert werden. Ministeriumssprecher Karl-Heinz Grundböck sagte zur APA, die Halle werde als Asylquartier des Bundes voraussichtlich bis Ende November bezugsfertig sein. Die Stadt Klagenfurt teilte in einer Aussendung mit, dass ein entsprechender Bescheid am Donnerstag eingegangen sei. Die Stadtverwaltung ist skeptisch, ob sich die ehemalige Filiale der Baumarktkette Baumax als Quartier eignet – vor allem wegen der unmittelbaren Nähe zu einer Großdisco. Die Entscheidung des Innenministeriums sei aber zur Kenntnis zu nehmen, man werde professionell damit umgehen, hieß es in der Mitteilung. Die Stadt erwartet sich eine Entlastung des Transitquartiers Dullnig-Halle, wo aktuell 219 reguläre Asylwerber untergebracht seien. In Slowenien sind bis Mittwochabend rund 5.700 Flüchtlinge aus Kroatien angekommen. Somit wurden in dem Land, das seit fast drei Wochen ein Transitland auf der Balkanroute ist, insgesamt 144.100 Schutzsuchende gezählt, geht aus der aktuellen Polizeistatistik hervor. Im Laufe des Tages haben mehr als 7.800 Flüchtlinge das Land Richtung Österreich wieder verlassen. Die meisten, rund 4.560 Menschen, überquerten die Grenze am Grenzübergang Spielfeld, hieß es vonseiten der slowenischen Polizei. Das slowenische Parlament hat am Mittwoch ein angestrebtes Referendum gegen größere Kompetenzen für die slowenische Armee abgelehnt. Der Studentensender Radio Student wollte mit der Referendumsinitiative das Inkrafttreten einer Gesetzesnovelle verhindern, mit der die Armee größere Befugnisse bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise bekommen soll. Ob die Soldaten nun bald selbstständig an der Grenze patrouillieren und die Flüchtlinge im Grenzbereich steuern und festhalten können werden, bleibt noch unklar. Die Gegner der Gesetzesnovelle können gegen das Referendumsverbot noch vor das Verfassungsgericht ziehen, was das Inkrafttreten der neuen Regelung wieder verzögern würde. Über die Möglichkeit einer Verfassungsklage würden die Initiatoren des Referendums, die durch die Novelle eine Militarisierung Sloweniens befürchten, noch nachdenken, hieß es. Das Militär leistet der Polizei schon jetzt Hilfe bei der Bewältigung des Flüchtlingszustroms, allerdings unter Führung der Polizei. In Kroatien, das ebenfalls ein Transitland für die Flüchtlinge auf ihrem Weg nach Westen ist, kamen am Mittwoch bis 15 Uhr mehr als 5.500 Flüchtlinge aus Serbien an, zeigen die aktuellen Zahlen des dortigen Innenministeriums. An dem serbisch-kroatischen Grenzübergang Berkasovo-Babsko hat sich Lage deutlich entspannt, seitdem Flüchtlinge von Serbien mit dem Zug direkt nach Kroatien transportiert werden. In den vergangenen 24 Stunden kamen an dem Grenzübergang keine Flüchtlinge mehr an, berichtete der serbische staatliche TV-Sender RTS am Donnerstagvormittag. Seit Dienstag werden die Flüchtlinge gemäß einer Vereinbarung zwischen den beiden Ländern von der serbischen Grenzstadt Sid mit Zügen direkt nach Slavonski Brod befördert. Zugleich ist die Zahl der Neuankömmlinge in Serbien in den vergangenen Tagen zurückgegangen, wie das serbische Staatsfernsehen meldete, ohne konkretere zahlen zu nennen. Am Ausgangspunkt der Balkanroute, zwischen türkischem Festland und griechischen Ägäis-Inseln, starben auch am Mittwoch wieder Menschen. Die griechische Küstenwache barg in der Nacht auf Donnerstag 14 Menschen aus den Fluten vor der Insel Kos; für ein Flüchtlingskind kam jedoch jede Hilfe zu spät. Ein weiteres Kind werde vermisst, teilte die Küstenwache mit. Das Flüchtlingsboot war wenige hundert Meter vor der Küste wegen starken Seegangs gekentert. Ein Streik der Seeleute verschärft die Lage: Mehr als 25.000 Flüchtlinge sitzen auf Inseln der Ostägais fest, weil keine Fähren zum Festland fahren. Allein auf Lesbos sollen nach Schätzungen 15.000 Menschen im Hafen von Mytilini auf ein Schiff warten. Auf Samos hat das Militär die Verpflegung von 5.000 Gestrandeten übernommen, weil die Kommunalverwaltung die Versorgung nicht mehr gewährleisten konnte. Der Präsident des Europaparlamentes, Martin Schulz, und der griechische Regierungschef Alexis Tsipras haben sich am Donnerstag ein Bild von der dramatischen Lage der Flüchtlinge auf der Insel Lesbos gemacht. Unmittelbar nach ihrer Ankunft traf ein Boot voller Flüchtlinge aus der Türkei an einem Strand vor dem Hauptort Mytilini ein. Die spanische Marine hat indes rund 500 Flüchtlinge vor der Küste Libyens aus Seenot gerettet. Die insgesamt 517 Menschen, darunter 33 Kinder und zwei Babys, hätten sich an Bord eines nur 20 Meter langen alten Bootes befunden, teilte das Verteidigungsministerium in Madrid am Donnerstag mit. In einer sechs Stunden dauernden Rettungsaktion habe die Fregatte Canarias die Flüchtlinge an Bord genommen, die am frühen Morgen von einem Patrouillenflugzeug entdeckt worden waren. Die Geretteten sollten den Angaben zufolge auf die italienische Insel Lampedusa gebracht werden. Die Rettungsaktion war Teil der EU-Mission Sophia zur Rettung von Flüchtlingen und zum Kampf gegen Schleuser im Mittelmeer.' -Inland;'Stadtbudget sollte bis 2016 ausgeglichen sein, Voranschlag sieht aber 350 Millionen Euro Neuverschuldung vor. Wien – Wien macht weiter Schulden. Das zeigt der am Mittwoch vom Finanzstadtratsbüro veröffentlichte Budgetvoranschlag: Im kommenden Jahr rechnet die Stadtregierung mit Einnahmen in der Höhe von 12,59 Milliarden Euro. Dem stehen allerdings 13,10 Milliarden an Ausgaben für 2016 gegenüber. Die vorab angekündigte Null-Euro-Neuverschuldung dürfte damit ausbleiben. Stattdessen sind im Budgetvoranschlag schon jetzt zusätzliche 346 Millionen Euro zu dem bereits existierenden Schuldenstand von 5,46 Milliarden ausgeschildert. Damit erreicht Wien mit rund 5,8 Milliarden Euro – wie schon in den vergangenen Jahren – wieder eine neue Rekordverschuldung. Dabei hatte der Stabilitätspakt 2012 für Wien ursprünglich einen ausgeglichenen Haushalt vorgesehen. Klar ist, dass das geplante Nulldefizit, das bis 2016 geplant war, aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung nicht möglich sein wird, sagt Finanzstadträtin Renate Brauner (SPÖ) zum STANDARD. Vor fünf Jahren sei man von einer positiven konjunkturellen Entwicklung ausgegangen, die aber nie eingetreten sei. Die Wirtschaftsentwicklung ist bestenfalls ausgeglichen, sagt Brauner. Der Stabilitätspakt lasse daher mit strukturellem Defizit auch kommendes Jahr eine Neuverschuldung zu: Die Höhe ist noch Verhandlungssache. Ob es bei den beanschlagten 346 Millionen bleiben wird, ist aber noch unklar. Wien steht vor immer größeren Herausforderungen. Wir wachsen immer weiter, betont Brauner. Zusätzliche Verkehrsmittel, Schulen und Parkanlagen würden eben Geld kosten. Wir wollen gleichzeitig die Investitionen hochhalten, sagt die rote Stadträtin. Insgesamt sind 2,89 Milliarden Euro als Investitionssumme im Budget ausgeschildert; etwa für die Sanierung der Linie U4 und den U-Bahn-Ausbau in den Süden der Stadt. 767 Millionen sollen in den Gratiskindergarten der Stadt fließen. Der größte Budgetbrocken fällt auch im Jahr 2016 in der Vertretung und allgemeinen Verwaltung an. 19,7 Prozent der Ausgaben sind dafür dotiert. Wien wächst jährlich um 25.000 Menschen. Wir haben das ohne zusätzliche Mitarbeiter bewältigt, sagt Brauner. Trotzdem gebe es noch viel Einsparungspotenzial durch weniger und schnellere Verfahren und weniger und vereinfachte Normen in der Verwaltung. Über zusätzliche Mittel kann sich Sonja Wehsely (SPÖ) freuen. Ihr Bereich Gesundheit und Soziales wird von 3,64 auf 3,77 Milliarden Euro aufgestockt. 120 Millionen davon fließen in den Bau des Krankenhauses Nord – mit ein Grund, weshalb Fremdmittel aufgenommen werden müssen, sagt Brauner. Der Rest geht in die Alltagsfinanzierung und in die Umsetzung des Spitalskonzepts. 583 Millionen Euro sind für die Wohnbauförderung geplant. Hier werden neue Wege für zusätzliches Geld gesucht. Schließlich will Wien jährlich 10.000 neue geförderte Wohnungen bauen. Auch die Flüchtlingskrise zeigt sich in den Plänen: Die Integration anerkannter Flüchtlinge werde eine große Herausforderung, gerade an Schulen. Weshalb das für Integration und Bildung zuständige Ressort von Sandra Frauenberger (SPÖ) zusätzliche Mittel bekomme.(Oona Kroisleitner, 25.11.2015)' +Panorama;Ein 51-jähriger soll seit eineinhalb Jahren eine Studentin verfolgen. Er bekennt sich nicht schuldig und ist offensichtlich psychisch krank. Wien – Nach dem vierten Mal platzt Richterin Eva Brandstetter der Kragen. Nein, Sie setzen sich jetzt hin!, blafft sie, nachdem sich Andreas B. neuerlich von der Anklagebank erhoben hat, um im Stehen eine Äußerung zu tätigen. Also nimmt er im Sitzen Stellung zum Hauptvorwurf, er habe eine junge Frau über Monate terrorisiert. Das streitet er ab: Ich wurde der Dame nie vorgestellt, ich weiß nicht einmal, wie sie heißt, beschreibt er sein Verhältnis zu der Studentin, die in einer Buchhandlung arbeitet. Dass er einmal die Eingangstür des Geschäfts mit einem Gegenstand blockiert hat, leugnet er ebenso. Auch, dass er einmal eine Polizistin weggestoßen habe. Und erst recht, dass er in ein anderes Geschäft gegangen sei und zu der Verkäuferin dort Das T-Shirt ist okay, aber Ihre Schamhaare gefallen mir nicht gesagt habe, ehe er die Frau an ihren Genitalien berührte. Der 51-jährige Angeklagte hat vier akademische Titel erlangt und ist derzeit selbstständig. Wie viel verdienen Sie dabei?, fragt die Richterin. Das tut nichts zur Sache, und ich kann es auch nicht sagen, lautet die Antwort. Die im Vergleich zu jenen auf simple Entscheidungsfragen Brandstetters erstaunlich kurz ist. Denn da hebt er immer zu Monologen an, ehe ihn die Richterin unterbricht. Seine Geschichten sind ziemlich wirr. In der Buchhandlung sei er nur zweimal gewesen, um ein Buch über Panzerzüge zu bestellen. Dass er bei der Polizei noch gesagt habe, die Verkäuferin sei seine Verlobte, bestreitet er nun. Dagegen betont er, er sei nach einer Buchveröffentlichung zum Mobbingopfer geworden. Die Aussage des Opfers seiner beharrlichen Verfolgung verdeutlicht, welche Folgen diese Belästigungen haben können. Ich habe ein Leistungsstipendium und muss ein Semester aussetzen, erzählt die junge Frau. Wenn sie nicht auf einen Notendurchschnitt von 1,6 komme, verliere sie die Unterstützung, dann kann ich Privatkonkurs anmelden. Die dauernden Belästigungen hätten aber ihre Leistungsfähigkeit stark eingeschränkt. Schlafstörungen und Angstzustände haben sie vor allem in der akuten Phase im Frühsommer 2014 geplagt. Er kam im April 2014 zum ersten Mal in das Geschäft, und ich habe schon gemerkt, dass er schräg ist. Am nächsten Tag kam er wieder: Er hat Luftballons und Blumen mitgebracht. Die Geschenke wurden immer mehr – Plüschtiere, Salami, Verlobungsringe. Die habe sie ihm gleich zurückgeschmissen. Teilweise sei er mehrmals täglich gekommen, nachdem sie eine einstweilige Verfügung erwirkt hatte, stand er immer wieder vor dem Geschäft, beobachtete sie und winkte. Dazu verlegte er sich auf Telefonterror. Ich bin alleine damit gewesen, die Polizei hat immer gesagt, sie könne nichts tun, sagt das Opfer. Mittlerweile habe sie sich auf die Taktik verlegt, ihn völlig zu ignorieren – wie sich nämlich herausstellt, gehen die Belästigungen weiter. Da sie aber keine Anzeigen mehr machte, entließ das Oberlandesgericht den Unbescholtenen nach drei Wochen aus der Untersuchungshaft. Der psychiatrische Sachverständige Karl Dantendorfer ist davon überzeugt, dass B. auch nicht aufhören wird. Da der Angeklagte nie zu einer Untersuchung erschienen ist, musste er ein sogenanntes Aktengutachten erstellen. Aus diesem schloss er, dass der Mann mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zurechnungsunfähig ist. Diagnose kann der Experte keine stellen, nachdem er ihn ihm Saal beobachtet hat, geht er aufgrund einer Blickdiagnose von einer wahnhaften Störung aus. Das bedeutet, dass der Angeklagte durchaus überlegt handeln kann, aber in einer Wahnwelt lebt und auch keine Krankheitseinsicht hat. Die Staatsanwältin modifiziert aufgrund der vermuteten Zurechnungsunfähigkeit die Anklage daher und beantragt die Einweisung in eine Anstalt. Da in diesem Fall ein Schöffensenat zuständig ist, erklärt sich Brandstetter für unzuständig, was Anklagebehörde und Verteidiger Helmut Salzbrunn akzeptieren. +Inland;Sozialminister: "Kann keine Schlechterstellung für ASVG-Versicherte geben". Die ÖVP lehnt den Vorschlag ab. Wien – Die SPÖ pocht darauf, die beim Pensionsgipfel am 29. Februar vereinbarte Verschärfung der Zuverdienstregeln für Pensionisten auch auf pensionierte Beamte auszudehnen. Wenn, dann muss das für alle gelten. Es kann keine Schlechterstellung für ASVG-Versicherte geben, sagte Sozialminister Alois Stöger (SPÖ) am Sonntag im Kurier. Dass im Sozialministerium entsprechende Pläne gewälzt werden, hatte DER STANDARD bereits vor einem Monat vermeldet. Unbegrenzt dazuverdienen – auch in der Frühpension – dürfen derzeit nur Beamtenpensionisten. Bei ASVG-Frühpensionen werden Einkommen über der Geringfügigkeitsgrenze dagegen von der Pension abgezogen. Erst ab dem Regelpensionsalter (60 bei Frauen, 65 bei Männern) ist wieder ein unbegrenzter Zuverdienst möglich. Bei ihrem Pensionsgipfel am 29. Februar haben SPÖ und ÖVP aber eine Verschärfung vereinbart: Demnach sollen auch ASVG-Regelpensionisten, die weiter berufstätig sind, in den ersten drei Jahren einen Teil ihrer Pension verlieren. Im Gegenzug würden die Pensionsbeiträge für diese Gruppe halbiert. Betroffen wären Frauen bis 63 und Männer bis 68. SP- und VP-Pensionistenvertreter lehnen die Regelung ab, die Regierungsspitze hat zuletzt Verhandlungsspielraum signalisiert. Unterstützt vom ÖGB drängt Stöger auf eine Verschärfung auch für Beamte. ÖVP-Sozialsprecher August Wöginger lehnt dies ab und verweist darauf, dass der Verfassungsgerichtshof den unbegrenzen Zuverdienst für Beamtenpensionisten bereits 2005 bestätigt hatte. Da bräuchte man eine Zweidrittelmehrheit, um die Ruhensbestimmungen für Beamte abzusichern, gibt Wöginger zu bedenken. Stöger bezweifelt dagegen, dass die Ungleichbehandlung von Beamten und ASVG verfassungskonform ist. Wissenschaft;Wilderer schlugen Rhinozeros vor zwei Wochen in der südlichen Region Kwazulu-Natal das Horn ab. Johannesburg – Ein von Wilderern verletztes Nashorn in Südafrika hat eine Hauttransplantation von einem Elefanten erhalten. Es sei das erste Mal, dass Haut eines Elefanten zur Behandlung einer Wunde bei einem Rhinozeros verwendet worden sei, erklärte der Tierarzt Johan Marais am Samstag. Es sei nicht darum gegangen, das von den Wilderern abgesägte Horn zu ersetzen, vielmehr wollte man mit der Maßnahme die Wunde bedecken. Das weibliche Tier war vor zwei Wochen in der südlichen Region Kwazulu-Natal angegriffen worden. Die Wilderer hatten das Haupthorn abgeschlagen, das in Asien in der traditionellen Medizin verwendet wird, und das Jungtier des Nashorns getötet. Die nun erfolgte Operation wurde durch die Organisation Saving the Survivors ermöglicht, die sich um durch Wilderer verletzte Tiere kümmert. Laut Marais stammte die Elefantenhaut von einem natürlich gestorbenen Tier. Es sei zuvor auch Haut eines Nilpferds getestet worden, doch sei der Versuch gescheitert. Laut dem Tierarzt wird sich binnen zwei oder drei Wochen zeigen, ob die Hauttransplantation erfolgreich war. Wissenschaft;Die Vorfahren der Aborigines haben vor 50.000 Jahren Australien erreicht und besiedelt. Doch gab es bis zur Ankunft der Europäer noch andere Zuwanderer?. Hinxton/Wien – Im Lateinischen bedeutet ab origine so viel wie von Beginn an. Daraus wurde im Englischen die generelle Bezeichnung für Ureinwohner. Australiens Urbevölkerung wurde 1803 erstmals so genannt – nur 15 Jahre, nachdem die Europäer begannen, Australien mit Strafgefangenen zu besiedeln. Von Beginn an heißt im Zusammenhang mit den Ureinwohnern Australiens, die der ersten Auswanderungswelle des Homo sapiens aus Afrika entstammten, vor rund 50.000 Jahren. Ungeklärt ist allerdings die Frage, ob die Aborigines bis 1788 völlig isoliert von anderen Kulturen lebten oder ob es insbesondere nach dem Ende der Landbrücke nach Neuguinea doch Verbindungen zu Zuwanderern aus dem Norden gab. Zwei Indizien sprechen dafür, dass vor etwa 5000 Jahren Menschen mit indischen Wurzeln Australien erreicht haben könnten: Zum einen tauchte in dieser Zeit der Dingo auf, eine verwilderte Form des Haushunds. Zum anderen veränderte sich damals die Steinwerkzeugtechnik. Um die Frage zu klären, haben Forscher um Anders Bergstrom (Sanger Institute in Hinxton) die DNA im Y-Chromosom von 13 Aborigines-Männern sequenziert und analysiert. Das Ergebnis fiel eindeutig aus: Die Aborigines-Erbsubstanz weist keine Ähnlichkeiten mit indischen Varianten auf. Laut Bergstrom stehen die Ergebnisse im Einklang mit den archäologischen Befunden einer Besiedlung vor 50.000 Jahren und nachfolgender Isolation. Vor Veröffentlichung der Resultate im Fachblatt Current Biology wurden diese auch Vertretern von Aborigines-Gruppen kommuniziert. Ihr Sprecher Lesley Williams zeigte sich erfreut darüber, dass die Wissenschaft bestätigt, was unsere Vorfahren uns über viele Generationen hinweg gelehrt haben: dass wir seit der Traumzeit hier gelebt haben. Um auf Nummer sicher zu gehen, soll nun das gesamte Genom der Aborigines sequenziert werden. Offen bleiben nämlich immer noch die Fragen, wie der Dingo nach Australien gelangte und warum die Besiedler Polynesiens keine Spuren hinterließen. Wissenschaft;Chinesischer Forscher untersucht die Entstehung des Y-Chromosoms. Wien – Mit einem hoch dotierten EU-Förderpreis wechselt der chinesische Evolutionsbiologe Qi Zhou an die Universität Wien. Der Wissenschafter erhält einen mit rund zwei Millionen Euro dotierten Starting Grant des Europäischen Forschungsrats (ERC) und will damit die Entstehung des Y-Chromosoms untersuchen, teilte die Uni Wien mit. Die Geschlechtschromosomen X und Y bestimmen bei vielen Tierarten das Geschlecht: Weibchen verfügen über zwei X-, Männchen über ein X- und ein Y-Chromosom. Letzterem wurde lange Zeit nur die Funktion zugeschrieben, das männliche Geschlecht zu bestimmen und für die Fruchtbarkeit der Männchen zu sorgen. Seine Rolle ist laut Uni Wien jedoch weit weniger verstanden als jene des X-Chromosoms. Qi Zhou promovierte an der Chinesischen Akademie der Wissenschaften und arbeitete dann am Bejing Genomic Institute und an der University of California in Berkeley (USA). Er wird voraussichtlich 2016 von der Zhejiang University in Hangzhou an das Department für Molekulare Evolution und Entwicklung der Universität Wien wechseln. Voraussichtlich deshalb, weil noch kein Vertrag unterschrieben sei, hieß es von Seiten der Uni Wien. Er habe aber beim ERC beantragt, sein Projekt an der Uni Wien durchführen zu wollen. Der Evolutionsbiologe will unbekannte Funktionen und die Evolution des Y-Chromosoms anhand von Fruchtfliegen untersuchen. Dazu sollen verschiedene Fliegen-Arten verglichen werden, die unterschiedlich weit entwickelte Y-Chromosome besitzen. Speziell interessiert sich Qi Zhou für die zahlreichen DNA-Elemente am Y-Chromosom, die als Parasiten des Genoms bezeichnet werden, da sie innerhalb des Genoms springen und sich vermehren können. Er will untersuchen, wie diese DNA-Abschnitte gezähmt werden, um Schaden von anderen Teilen des Genoms abzuwenden. Mit dem ERC fördert die EU Grundlagenforschung in Europa. Vergeben werden Starting- und Consolidator-Grants für Nachwuchswissenschafter und Advanced Grants für etablierte Forscher. -International;Größte Übung der Allianz seit 13 Jahren. Berlin – Es ist das größte Manöver der NATO seit 13 Jahren. 36.000 Soldaten werden in den nächsten sechs Wochen in Spanien, Portugal und Italien aufmarschieren. 130 Flugzeuge, 16 Hubschrauber sowie 60 Schiffe und U-Boote sind im Einsatz. Neben den 28 NATO-Staaten nehmen 14 Partner- und Beobachternationen an der Übung teil. Die deutsche Bundeswehr schickt 3000 Soldaten – mehr als sie derzeit in all ihren 16 Auslandseinsätzen zusammen hat. Die NATO übt in diesem Jahr besonders viel – vor allem im östlichen Bündnisgebiet. Staaten wie Litauen, Estland, Lettland, aber auch das deutlich größere Polen fühlen sich seit Beginn der Ukraine-Krise von ihrem mächtigen Nachbarn Russland bedroht. Die Übungen sollen den NATO-Partnern den Rücken stärken. So wurde im Juni erstmals die neue schnelle Eingreiftruppe der NATO, die so genannte Speerspitze, im westpolnischen Sagan getestet. 2100 Soldaten zeigten dort dem eigens angereisten NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg und vier Verteidigungsministern – darunter Ursula von der Leyen – was sie können. Stoltenberg gab damals die Parole aus: Die NATO wird sich weiter um Dialog und Kooperation bemühen, aber das kann nicht auf der Grundlage von Schwäche geschehen. Das Manöver Trident Juncture (Dreizackiger Verbindunspunkt) übertrifft nun alles, was in den letzten Monaten geübt wurde. An diesem Montag beginnt eine Vorübung, der offizielle Starttermin ist der 3. Oktober. Der große Truppenaufmarsch findet dann zwischen dem 21. Oktober und dem 6. November statt. Mit den Arbeiten an dem Drehbuch begann eine NATO-Einheit im norwegischen Stavanger bereits vor mehr als zwei Jahren. Im Mittelpunkt stehen die beiden virtuellen afrikanischen Staaten Kamon und Lakuta und ihr Konflikt um den kostbaren Rohstoff Wasser und die Kontrolle von Staudämmen. Der UN-Sicherheitsrat bittet die NATO um Hilfe, das Bündnis interveniert mit Land-, Luft- und Seestreitkräften. Der Feind wird per Computer simuliert. Für die NATO geht es erneut um den Test ihrer schnellen Einsatzkräfte und um das Training für neue Einsatzszenarien wie die hybride Kriegsführung, also Angriffe mit verdeckten Mitteln: Wirtschaftlicher Druck, Propaganda, Cyberattacken oder verdeckte Militäroperationen, wie sie Russland in der Ostukraine vorgeworfen werden. Dass Rapid Trident so groß geraten ist, hat auch etwas damit zu tun, dass die NATO-Streitkräfte seit dem Ende des Kampfeinsatzes in Afghanistan vor knapp einem Jahr wieder größere Kapazitäten haben. Zwischen 2001 und 2014 waren bis zu 130.000 Soldaten des Bündnisses am Hindukusch stationiert. Jetzt ist nur noch ein Zehntel der Truppe für Ausbildungszwecke übrig geblieben. Die NATO hat jetzt wieder etwas Luft, sagt Harald Kammerbauer, Sprecher der an der Übung beteiligten deutschen Soldaten. Für die Bundeswehr hat zwar die Zahl der Einsätze in den letzten Jahren nicht abgenommen, die Zahl der eingesetzten Soldaten sank aber deutlich. 2002 hatte die Truppe noch mehr als 10 000 Soldaten im Einsatz, jetzt sind es nur noch rund 2800. Die vor fünf Jahren vom damaligen deutschen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg angeschobene Bundeswehrreform basierte noch auf der Annahme, dass die Bundeswehr sich immer mehr zur Armee im Einsatz entwickeln würde. Die Ukraine-Krise hat die Prioritäten wieder etwas verschoben. Die Bundeswehr übt jetzt wieder mehr innerhalb Europas, als dass sie sich in Einsätzen jenseits des Kontinents engagiert. -Etat;Die Werbedauer kann der XXXLutz allerdings für sich entscheiden – werbestärkster TV-Neueinsteiger ist Bawag P.S.K.. Wien – Der Möbelkonzern XXXLutz wurde diese Woche von der Spar Handelswaren AG in Sachen Werbedruck überrumpelt. Bei Werbedauer liegt XXXLutz allerdings wie gewohnt auf Platz 1 in österreichischen TV-Kanälen. In der Woche 36 liegt der Möbelkonzern vor Kika/Leiner und T-Mobile Austria. Adspired liefert derStandard.at/Etat Woche für Woche Daten über die Bruttowerbevolumina der Marken und Branchen in ORF 1 und ORF 1, ATV und ATV 2 und Puls 4 – die rund die Hälfte des Markts repräsentieren dürften. Adspired misst die ausgestrahlten Werbespots in einer Reihe von Fernsehkanälen und rechnet ihre Dauer und Platzierung nach den Tariflisten der Sender um. Diese Bruttowerbevolumina können also Rabatte und andere Sonderkonditionen nicht berücksichtigen und liegen deutlich über real bezahlten Buchungen. Die stärksten TV-Werber der Woche nach Bruttowerbevolumen und nach Werbezeit laut Adspired-Daten. Mit den Buttons oben lassen sich die Kategorien umschalten: Wer stieg in Kalenderwoche 36 mit dem höchsten Werbedruck ein, war also in Woche 35 in den beobachteten Sendern nicht präsent? Wer war in Kalenderwoche 36 nicht mehr in ORF 1 und 2, ATV und ATV 2 sowie Puls 4 präsent – gereiht nach den Werbebudgets in der Woche zuvor? Rexona bremste sich dieses Mal am stärksten ein. Welche Branchen hatten in der vorigen Woche den höchsten Werbedruck? Nahrungsmittel liegen in ORF 1, ORF 2, ATV, ATV 2 und Puls 4 vor Möbelhandel und Telekommunikation. +International;Nach Protesten wegen chaotischer Zustände. Budapest – Nach Protesten wegen chaotischer Zustände an Ungarns Schulen hat die rechtskonservative Regierung die Staatssekretärin für das Schulwesen, Judit Czunyi-Bertalan, entlassen. Wie der zuständige Minister Zoltan Balog am Samstag in Budapest bekannt gab, wird die Politikerin künftig als Regierungskommissarin für digitale Content-Entwicklung arbeiten. Als Nachfolger nominierte Balog den bisherigen Staatssekretär für das Hochschulwesen, Laszlo Palkovics. Beobachter in Budapest halten die Entlassung von Czunyi-Bertalan für ein Bauernopfer. Die loyale Funktionärin aus der Regierungspartei Fidesz (Bund Junger Demokraten) von Ministerpräsident Viktor Orban habe den Flurschaden bereinigen sollen, den ihre von 2010 bis 2014 amtierende Vorgängerin Rozsa Hoffmann angerichtet habe, schrieb das Nachrichten-Portal index.hu am Samstag. Hoffmann hatte in vollem Einklang mit den Vorstellungen Orbans das Schulwesen zentralisiert, die Lehrfreiheit eingeschränkt und die Lehrer der Willkür staatlicher Stellen ausgeliefert. Die abrupten Veränderungen brachten aber die meisten Schulen an den Rand ihrer Funktionsfähigkeit. Am vergangenen Mittwoch gingen deshalb in zwölf Städten Tausende Lehrer, Schüler und Eltern auf die Straße. +Etat;Kabarettist und Moderator rechnet mit Kommentaren im Netz ab: "Leben im digitalen Mittelalter". Der deutsche Kabarettist und Moderator Dieter Nuhr rechnet in einem Gastbeitrag für die Frankfurter Allgemeine (FAZ) mit der pöbelnden Masse im Internet ab. Nuhr warnt vor einem zivilisatorischen Rückschritt im Internet, der sich in Shitstorms manifestiere. Exemplarisch greift er auf einen eigenen Beitrag zurück, der in einem Shitstorm resultierte. Er habe auf Facebook und Twitter mit den Worten Meine Familie hat demokratisch abgestimmt: Der Hauskredit wird nicht zurückgezahlt. Ein Sieg des Volkswillens! satirisch-ironisch darauf hinweisen wollen, dass der Bruch eines Kreditvertrages nicht durch demokratische Abstimmung legitimiert werden könne. Die Folge war ein veritabler Shitstorm. Die im Internet üblichen Beschimpfungen, Beleidigungen, Todeswünsche, Drohungen, was der Mensch halt so ausstößt, wenn er sich an seiner Tastatur unbeobachtet fühlt, habe ich wie immer staunend beobachtet, schreibt Nuhr und kommt zu dem Schluss: Die Primitivität und Aggressivität, mit der Andersmeinende im Internet verfolgt werden, scheint mir denselben psychologischen Mechanismen zu folgen, die früher zu Lynchjustiz und Pogromen führten. Und: Der Andersmeinende wird zunächst als wahlweise dumm oder böse dargestellt. Er ist also das, was man im Mittelalter als wahnsinnig oder vom Teufel bezeichnete, damals wie heute ein Tötungsgrund, nur eben heute virtuell, ein erheblicher Fortschritt, sicherlich ... Der Delinquent wird zur digitalen Vernichtung freigegeben. Der Shitstorm ist die Hexenverbrennung des 21. Jahrhunderts, Gott sei Dank bei angenehmen Temperaturen, nur sozial, nicht physisch vernichtend. Solche Vorgänge würden sich im Internet in immer schnellerer Frequenz wiederholen: Die Regel ist, dass die Vernichtung der abweichenden Meinung angestrebt wird, meist durch Überwältigung, Etikettierung, Beleidigung. Und: Die Orte, an denen die Scheiterhaufen lodern, heißen Facebook und Twitter. Ein probates Mittel zum Gegensteuern ist für Nuhr Bildung: Die Anonymität des Internets bedeutet insofern einen zivilisatorischen Rückschritt in Richtung Faschismus und Mittelalter, Pogrom und Hexenverbrennung. Es ist die Aufgabe der kommenden Jahrzehnte, unter den Akteuren im Internet eine Kultur der Aufklärung zu schaffen, um die digitale Welt in ein bürgerliches Zeitalter zu überführen. Wissenschaft;Gebeine stammen von einer jungen Frau aus dem 16. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung. Stuttgart – Die im Juli in einer Baugrube für das Bahnprojekt Stuttgart 21 entdeckten Gebeine konnten mittlerweile zugeordnet werden: Sie stammen von einer Frau aus der Bronzezeit. Sie sei etwa 17 bis 19 Jahre alt, grazilen Körperbaus und knapp über 1,60 Meter groß gewesen, teilte das Regierungspräsidium Stuttgart mit. Archäologen datierten das vier Meter unter der heutigen Oberfläche gefundene Grab auf die Ältere Bronzezeit (etwa 1560 vor unserer Zeitrechnung). Wie die Frau ums Leben kam, ist vorerst noch unklar. Das Skelett sei leider nur unvollständig, hieß es zu den bisherigen Erkenntnissen. Zudem seien Tierknochen identifiziert worden, weitere menschliche Skelette wurden nicht gefunden. Zuerst waren die Wissenschaftler davon ausgegangen, drei Gräber entdeckt zu haben. Untersuchungen zeigten allerdings, dass es sich doch nur um ein Einzelgrab handelt. Mitarbeiter des Landesamts für Denkmalpflege hatten die Knochen Ende Juli in der S21-Baugrube gefunden. Seit mehr als einem Jahr begleitet das Amt den Erdaushub für den umstrittenen Neubau des Hauptbahnhofs. In den Baufeldern stießen sie öfter auf Funde aus römischer Zeit, aus der Völkerwanderung und auch aus der Renaissance. (APA, red, 16. 10. 2015) Wissenschaft;Das Pharaonengrab könnte auch letzte Ruhestätte der Nofretete sein, glaubt der ägyptische Antikenminister. Kairo – Mit modernen Methoden will Ägypten die Theorie überprüfen, Nofretete liege in einer Geheimkammer im Grabmal des Pharaos Tutanchamun begraben. Von Donnerstag bis Samstag werde mit leistungsfähigen Radargeräten und Infrarot-Wärmekameras untersucht, ob es in den Gemäuern von Tutanchamuns Grab geheime Grabkammern gebe, teilte der Minister für antike Kulturgüter, Mahmud Eldamati, am Montag in Kairo mit. Tutanchamun war nach neunjähriger Herrschaft 1324 v. u. Z. im Alter von 19 Jahren gestorben. Sein Grabmal befindet sich im Tal der Könige in der Nähe von Luxor im Süden Ägyptens. Es wurde 1922 von dem britischen Archäologen Howard Carter entdeckt und war anders als viele andere Pharaonengräber nicht bereits geplündert, sondern enthielt mehr als 5.000 intakte Objekte, davon viele aus Gold. Nofretete, von der eine weltberühmte Büste im Ägyptischen Museum in Berlin ausgestellt ist, war die Gemahlin von Pharao Echnaton, dem Vater Tutanchamuns. Die sterblichen Überreste der Königin, die für ihre Schönheit berühmt war, wurden nie entdeckt. Im September hatten Eldamati und der britische Archäologe Nicholas Reeves bereits angekündigt, dass sie nach unentdeckten Kammern im Grab des Tutanchamun suchen würden. Eldamati glaubt, dass in einer solchen Geheimkammer Nofretete begraben liegt. Reeves geht eher davon aus, dass dort eine andere Ehefrau von Echnaton beigesetzt wurde. Eldamati kündigte in jedem Fall die Entdeckung des 21. Jahrhunderts an und setzte für Samstag eine Pressekonferenz in Luxor an, um die vorläufigen Ergebnisse der Suchaktion zu verkünden. -Panorama;Stadtregierung plant zahlreiche Verschärfungen für Betreiber, die Automatenlobby tobt. Wien – Die Stadt Wien will nach dem kleinen Glücksspiel auch Livewetten auf Sportereignisse verbieten. Nun liegt der Entwurf für das neue Wettengesetz in Brüssel zur Genehmigung. Die Automatenlobby schäumt. Wenn die das so durchziehen, dürfen Unter-18-Jährige nicht einmal mehr eine Trafik betreten, sagte Helmut Kafka vom Automatenverband am Dienstag. Der Entwurf sieht unter anderem ein Teilnahmeverbot an Wetten für Personen unter 18 Jahren, eine Identitätsüberprüfung sowie ein Zutrittsverbot für Jugendliche zu Räumen mit Wettterminals vor. Laut Kafka gälte Letzteres auch für Trafiken mit Lotto- und Toto-Annahmestellen. Tipp 3 (Sportwetten der österreichischen Lotterien, Anm.) kann ich in jeder Trafik spielen. Kafka wähnt noch weitere Grausligkeiten in dem Gesetzesentwurf. Mit der geplanten Spieleridentifizierung bzw. Spielerkarte etwa würden wie schon im Glücksspielbereich die Kunden vergrault, was letztendlich zu einem Sterben der Wiener Wettbüros führen würde. Auch große Ketten wie die Novomatic-Tochter Admiral und Wettpunkt wären betroffen. Onlineanbieter, die aus Steueroasen heraus agieren, profitieren. In Kanada ist die Spielerkarte wieder abgeschafft worden, in Norwegen weiß man seit Jahren, dass sie nicht funktioniert. Die Spieler haben in der Regel mehrere Karten, argumentiert der Vertreter des Automatenverbands. Laut Stadt Wien sieht die alte Rechtslage zu Sportwetten keine ausreichenden Vorschriften zum Schutz der Jugendlichen sowie der Wettkundinnen und Wettkunden vor Spielsucht vor. Ebenso fehlen Bestimmungen betreffend der Vorbeugung der Geldwäsche, wie es im Vorblatt zum Gesetz über den Abschluss und die Vermittlung von Wetten heißt. Die Stadt Wien will unter anderem Live-Wetten aus den Wettbüros verbannen – wegen des hohen Suchtpotenzials. Manche Spielerschutzexperten sehen in Livewetten eine Ersatzdroge für das Automatenspiel. Seit dieses in Wien verboten ist, locken viele ehemalige Glücksspielsalons Kunden mit Livewetten. Besonders in Bezirken mit hohem Anteil an Niedrigverdienern boomen Livewetten seit Jahresbeginn. Die Stadtregierung will künftig nur mehr Wetten auf Teilergebnisse oder auf das Endergebnis beispielsweise eines Fußballspiels erlauben. Außerdem will die Stadt Wettbewilligungen erteilen, die auf maximal zehn Jahre befristet sind. Jeder einzelne Standorts eines Wettunternehmers soll ein behördliches OK brauchen, die Betriebszeiten eingeschränkt werden. Zwischen Mitternacht und 6 Uhr in der Früh sollen Wettbüros geschlossen sein, außer bei Großereignissen wie einer Fußball-WM. Wettterminals dürfen insbesondere keine gleichzeitige Bedienung durch mehr als eine Person und keine Einsätze von mehr als 50 Euro pro Wette zulassen. Bei Verstößen sieht das Gesetz empfindliche Strafen vor: Es ist ein umfangreicher Katalog an Verwaltungsstraftatbeständen vorgesehen. Der gesetzliche Strafrahmen reicht bis 22.000 Euro. Wer sich nicht an das Landesgesetz hält, dem soll die Bewilligung entzogen werden. Dies gilt insbesondere auch für den Fall, dass festgestellt wurde, dass in einer Betriebsstätte illegales Glücksspiel betrieben wird. Auch eine Betriebsschließung und eine Beschlagnahme von Wettterminals sowie des sich darin befindlichen Geldes sind vorgesehen. Wer in Hinkunft in Wien wetten gehen will, soll einen Lichtbildausweis vorlegen müssen. Die Betreiber müssen die Daten ihrer Kunden mindestens sieben Jahre lang aufbewahren, um sie Organen der Behörde auf Verlangen vorzulegen. Wenn ein Kunde mehr als 1.000 Euro setzt, müssen die Wettbürobetreiber nicht nur die Identität, sondern auch die Höhe des Wetteinsatzes festhalten. Um Betreibern von illegalen Automaten schneller das Handwerk legen zu können, wollen die Wiener Behörden Geräte, die ohne Bewilligung aufgestellt wurden, sofort aus der Betriebsstätte abtransportieren können – unabhängig von einer Bestrafung. Eine aufschiebende Wirkung soll es nicht geben. Gleiches gilt für das dem Wettbetrieb zuzurechnende Geld. -Kultur;'Der amerikanische Holocaustforscher über den Unterschied zwischen uns heute und den Nazis damals. STANDARD: Es gibt umfassende Bücher über den Holocaust, manche gelten als Standardwerke. Was hat Sie veranlasst, ein weiteres, Black Earth, zu schreiben? Snyder: Die meisten Autoren berufen sich auf deutsche Quellen, manchmal auch auf französische. Das Problem dabei, dass 97% der Juden, die umgekommen sind, nicht Deutsch konnten. Um ihre Erfahrungen und die Gesellschaften, in denen sie lebten, zu verstehen, muss man ihre Sprachen können. Erst dadurch kann man ihre Sicht der Dinge kennenlernen, und das habe ich versucht. Ich wollte zudem mein Augenmerk auf alle betroffenen Länder richten, auch auf die Staaten, die schon vor dem Zweiten Weltkrieg bzw. zu dessen Beginn zerstört wurden – Österreich, die Tschechoslowakei, Polen; und dann auf die baltischen Staaten, Weißrussland, die Ukraine. Nehmen Sie als Beispiel das Phänomen der doppelten Kollaboration. Die gab es häufig – zuerst dem sowjetischen Regime dienen, dann den Deutschen. Davon erfährt man aus deutschen Quellen so gut wie nichts, weil die Deutschen es meist gar nicht mitbekamen; die osteuropäischen jüdischen Quellen berichten ausführlich darüber. STANDARD: Der Historiker David Bell an der Princeton Universität schreibt, dass Sie sich sehr stark auf diese (ex-)kommunistischen Mitläufer und Schuldigen konzentrieren und zu wenig auf die Polen als Mitschuldige. Snyder: Ich habe die Kritik nicht gelesen. Aber zum Thema kann ich nur wiederholen, wie wichtig die osteuropäischen Quellen sind. Bell kennt sie nicht. Andere Historiker kennen sie und haben vergleichbare Schlüsse gezogen, was die doppelte Kollaboration anbelangt. Was den Komplex Nationalsozialismus und Kommunismus angeht: Da gibt es große Tabus, weil wir die beiden gerne ideologisch auseinanderhalten wollen. Aber der Punkt ist: Als die Nazis (ab 1941) in die Republiken der Sowjetunion mit der Aufgabe einfielen, die Juden umzubringen, kamen sie in sowjetisierte Gesellschaften. Und da können wir Einiges einfach nicht ignorieren; etwa, dass der Holocaust begann, wo es vorher die Sowjetmacht gab. Im Grunde waren alle Kollaborateure, die Waffen trugen, sowjetische Bürger. Wir sprechen von Ukrainern, Letten etc., doch was die gemeinsam hatten, war ihre sowjetische Staatsbürgerschaft. Ich zeige in meinem Buch, wie der Zusammenprall der beiden Mächte zu einer bestimmten politischen Dynamik führte. Ich sage nicht, dass, weil die Sowjets zuerst da waren, von ihnen die Morde an Juden gutgeheißen wurden. Ich sage auch nicht, dass die Juden mit den Kommunisten kollaborierten und daher die Dynamik auslösten. Das war eine Lüge der Nazis, aber sie war politisch sehr nützlich. Wie nützlich sie war, kann man nur verstehen, wenn man die Wirklichkeit des Sowjetkommunismus kennt. Und die bestand darin, dass im Grunde jeder in irgendeiner Weise kollaborierte. Als dann die Deutschen kamen und diese Lüge auftischten, konnte man die Schuld an allen Missständen den Juden in die Schuhe schieben und von der eigenen Verstricktheit ablenken. STANDARD: Sie kritisieren Adorno und Horkheimer dafür, dass sie den Faschismus als letzte Konsequenz der Moderne sehen. Aber die Frankfurter Schule hat auch untersuchen lassen, wie autoritätshörige Menschen jeder Art von Regime folgen – ist das nicht ein Ansatz, der Ihrem Blick auf die schwarze Erde weiterhilft? Snyder: Ich habe zwar Probleme mit der Kritik der Frankfurter Schule an der Aufklärung. Aber es stimmt, die psychologischen Kategorien der Studien über autoritäre Persönlichkeiten helfen. Ich benutze sie allerdings nur dort, wo das Material es mir erlaubt. Etwa, wenn es mir hilft, den Unterschied zwischen dem Verhalten eines Polizisten in Bremen und desselben Menschen in Kiew zu erklären. Oder natürlich, wenn man beschreiben will, wie der mentale und moralische Übergang der Untertanen von sowjetischer zu deutscher Herrschaft vor sich ging. STANDARD: Im Buch spielt das alles aber eine untergeordnete Rolle gegenüber Ihrem Argument einer funktionierenden Staatsordnung. Snyder: Ich vermeide implizite oder explizite Argumente über Ethnien... STANDARD: ... wie sie etwa Daniel Goldhagen verwendet, wenn er vom angeborenen Antisemitismus der Deutschen spricht. Snyder: Ja, und andere Historiker argumentieren mit jüdischer oder polnischer oder ukrainischer Ethnizität. Ich ziehe vor, über staatliche Ordnung bzw. ihr Fehlen zu reden. Auf diese Weise kann ich über Menschen im Allgemeinen sprechen und nicht nur über bestimmte Gruppen. Die Forschung über den autoritären Charakter oder die Milgram-Experimente über unhinterfragtes Befolgen von Befehlen: das halte ich für einen brauchbaren Rahmen. Da kann ich dann fragen, was passiert, wenn die Strukturen sich ändern, wenn also neue Autoritäten auftauchen. STANDARD: In Ihrer Warnung am Ende des Buches, dass genozidale Prozesse wieder passieren können und im Grunde schon passiert sind, erwähnen Sie Ruanda. Zu den dortigen Massenmorden haben Radiosender aufgestachelt. Wie wichtig scheint Ihnen eine Beachtung der Medien bei solchen Ereignissen? Snyder: Medien sind für mich Teil des umfassenderen Arguments, dass Menschen sich schneller ändern können, als man denkt. Ich schreibe auch, wie Goebbels seine Propaganda-Strategie total ins Gegenteil verkehrt, nachdem die politischen Annäherungsversuche an Polen gescheitert waren. Und die Deutschen haben in eroberten Gebieten sehr schnell das Radio eingesetzt, um aufzuhetzen und ihre Politik zu kommunizieren. STANDARD: Können Sie sich aufgrund Ihrer Analyse vorstellen, dass es in Europa nach der Schaffung eines neuen Feindbildes zu größeren pogromartigen Vorfällen kommt? Snyder: Ich betone im Buch den ökologischen Aspekt in Hitlers Gedankenwelt. Ich erinnere uns daran, dass Deutschland in den Dreißigerjahren anders waren als sie – oder Österreicher oder Amerikaner – es jetzt sind: Sie hatten verständliche Ängste, was die Lebensmittelproduktion anging. Es gab diese Idee, dass man Lebensraum brauchte. Diese Vorstellung allerdings ist nicht so weit von unserer heutigen Wirklichkeit entfernt, wie wir gerne glauben. Der Unterschied zwischen uns und den Nazis ist ein materieller, nicht ein moralischer. Wir sind noch nicht auf die Probe gestellt worden. Wir werden das wohl erst zum Schluss. Vorher kommt Afrika – Ruanda und Sudan hatten große Umweltprobleme. Vorher kommt der Nahe Osten – in Libyen wächst die Trockenheit mit jedem Jahr, und Syrien hatte fünf Jahre lang Dürre, bevor der Bürgerkrieg ausbrach; im Irak gab es absolute Rekordtemperaturen. Dann kommt China. Das Land ähnelt am meisten Deutschland in den Dreißigerjahren: ein autoritäres Regime, sehr große Sorgen um die Ernährung der Bevölkerung und eine wachsende ökologische Krise. In den USA und Europa spürt man das alles bisher eher nur in der Form einer Migration von Süden nach Norden. Die Menschen flüchten aus dem Süden (bzw. in Europa aus dem Südosten) aus verschiedenen Gründen, aber in allen Fällen aus Regionen, die langsam zu Wüsten werden. Und die Migrationen wirken bereits politisch destabilisierend. Der derzeit führende republikanische Präsidentschaftskandidat in den USA hat im Grunde kein anderes Argument als dass er Mexikaner nicht mag. Dazu beobachten wir, dass etwa die Vereinigten Staaten in den Irak einmarschieren und keine Ahnung haben, was aus dem Land werden soll; dass Putin Krieg in der Ostukraine führt in der klaren Absicht, die Ukraine zu ruinieren; dass Putin den Molotow-Ribbentrop-Pakt (der 1939 den Krieg gegen Polen und dessen Ende besiegelte) für keine schlechte Sache hält; dass die Rechten in Europa nicht nur gegen die Migranten sind, sondern auch die EU zu Fall bringen wollen: All das deutet auf den Niedergang von politischer Ordnung hin. Man kann nicht wissen, wann diese Faktoren zu einem explosiven Gemisch zusammenkommen. Wenn wir den Holocaust als Resultat nicht nur des Antisemitismus betrachten – der natürlich ein wichtiger Faktor war –, sondern auch einer ökologischen Panik und der Zerstörung von Staaten, dann können wir die gegenwärtige Situation besser analysieren. Wenn wir den Holocaust nur als Ergebnis schrecklicher Ideen sehen, dann verringern wir die Möglichkeit, für die Gegenwart und die Zukunft zu lernen.' +Panorama;"Grenzmanagement" in Kärnten, Steiermark, Tirol und Burgenland – Faymann: Sicherung "massiv verstärken". Schwechat/Wien – Die Regierung plant Kontrollen an zwölf weiteren Grenzübergängen aufgrund der Flüchtlingsströme. Das teilten Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) und Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (SPÖ) am Dienstag bei einer Pressekonferenz mit. Betroffen sind die Bundesländer Kärnten, Steiermark, Tirol und Burgenland. Die Übergänge sollen jenem im steirischen Spielfeld ähnlich sein. In der Steiermark sind die Übergänge Bad Radkersburg und Langegg betroffen, in Kärnten sind es der Karawankentunnel, Lavamünd, Bleiburg-Grablach und Thörl-Maglern (Gemeinde Arnoldstein). Die gesicherten Übergänge in Tirol sollen laut den zuständigen Ministerien Sillian, die Brenner Bundesstraße, die Brenner Autobahn sowie der Nauders-Reschenpass sein. Im Burgenland wird es in Nickelsdorf und Heiligenkreuz ein neues Grenzmanagement geben. Laut Innenministerium sieht die Grenzsicherung vier Einsatzlinien vor: Die klassische Grenzsicherung, welche die Beobachtung und Aufklärung des Vorgrenzbereiches einschließlich der Hinderung an der Einreise umfasst. An den Übergängen sollen zudem Fahrzeug- und Personenkontrollen – einschließlich Bahnverbindungen – stattfinden. Durch die Steuerung von rasch verfügbaren Einsatzkräften will man gewaltsam vorgehende Personen oder Personengruppen an der Einreise hindern. Letzter Punkt sind lageangepasste Kontrollen im Hinterland. Mit den Tageskontingenten soll laut Innenministerium zeitnahe begonnen werden. Die konkrete Höhe der Kontingente solle morgen in Abstimmung mit Slowenien bekannt gegeben werden. Nach der Einführung von Tageskontingenten an dem slowenisch-österreichischen Grenzübergang wird mit einer Verschiebung der Flüchtlingsrouten – vermutlich in Richtung Italien – gerechnet. Darauf müssen wir uns vorbereiten, erklärte die Innenministerin schon bei einer Pressekonferenz am Vormittag. Zuvor hatte sie sich zu einem Arbeitsgespräch mit den Landeschefs von Tirol (Günther Platter, ÖVP), Südtirol (Arno Kompatscher, SVP) und Trentino (Ugo Rossi, PATT) am Wiener Flughafen getroffen. Die vier Politiker erklärten in demonstrativer Einigkeit, dass die EU für eine Sicherung ihrer Außengrenzen in die Pflicht genommen werden müsse. Bis dahin müsse aber der Grenzübergang am Brenner gesichert werden. Tirols Landeshauptmann Platter sprach sich insgesamt für eine Reduktion der Flüchtlinge aus. Es brauche geordnete Maßnahmen, damit der Brenner kein zweites Spielfeld wird. Ohne ein gutes Management bekommen wir hier ein Chaos, sagt Platter. Tirol sei aufgrund seiner geografischen Situation besonders betroffen: Wenn Deutschland Flüchtlinge zurückweisen würde und gleichzeitig mehr Schutzsuchende von Italien über den Brenner kämen, befände sich das Bundesland in einer Sandwich-Situation. Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) rechnet damit, dass die zusätzlichen Kontrollen an Österreichs Südgrenze im Frühling beginnen. Wetterbedingt sei im April bzw. Mai mit einem verstärkten Andrang zu rechnen, sagte er am Dienstag nach dem Ministerrat. Das von der Regierung in Auftrag gegebene Gutachten zu den verschärften Asylbedingungen wird im März erwartet. Insgesamt verteidigte die Regierungsspitze nach dem Ministerrat die Pläne, Verschärfungen der Kontrollen an Österreichs Südgrenze vorzunehmen. Die Sicherung soll laut Faymann massiv verstärkt werden. Es ist keine einfache Aufgabe, aber eine notwendige, begründete der Bundeskanzler diesen Schritt. Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) sprach davon, dass Plan B notwendig geworden sei, da Plan A – eine gemeinsame EU-weite Sicherung der Außengrenzen – nicht in Kraft getreten sei. Ob Flüchtlingen, die über dem Richtwert der Regierung liegen, ein Asylverfahren verwehrt bleiben kann, muss derzeit noch ein von der Regierung in Auftrag gegebenes Gutachten klären. Dies soll laut Faymann Anfang bzw. Mitte März vorliegen. Erst dann könne man klären, wie man weiter vorgehe. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel macht unterdessen den Erfolg des EU-Gipfels am Donnerstag und Freitag davon abhängig, ob es gelingt, die europäisch- türkische Zusammenarbeit in der Flüchtlingskrise voranzubringen. Merkel sagte am Dienstag in Berlin, nur so könnten Fluchtursachen bekämpft und den Schutz der Außengrenze verbessert werden. Ich setze meine ganze Kraft am Donnerstag und Freitag darauf, dass sich der europäisch-türkische Ansatz als der Weg herausstellt, den es sich lohnt weiterzugehen, sagte Merkel. Sonst drohe die von den vier ostmitteleuropäischen Visegrad-Staaten angekündigte Schließung der griechisch-mazedonisch-bulgarischen Grenze – mit allen Folgen für Griechenland und die Europäische Union insgesamt und damit den Schengen-Raum. Nicht entscheidend für den Gipfel sei es dagegen, über weitere Kontingente zur Verteilung der Flüchtlinge zu sprechen. Wir würden uns im übrigen auch ziemlich lächerlich machen, sagte Merkel und verwies darauf, dass von 160.000 Flüchtlingen, deren Verteilung 2015 beschlossen worden war, bisher nicht einmal 1.000 untergebracht worden seien. +Kultur;Die Retrospektive im Wiener Filmmuseum zeigt das vitale, häufig billig gemachte Hollywoodkino vor dem "Production Code": gierige Gangster und obsessive Erotik am Puls der Zeit. Wien – Ein Mann steht vor dem Eingang eines Lokals. Er zögert kurz. Dann spuckt er auf die Straße und schiebt sich beim Eintreten beinahe unmerklich seine Mütze tiefer ins Gesicht. In William A. Wellmans The Public Enemy (1931) kennzeichnet jede Geste und jede Bewegung die innere Größe dieses kleinen Mannes, der in jedem Moment Unvorstellbares zu tun bereit ist. Die liebevollen Kinnhaken, die er seinen Freunden immer wieder versetzt, sind nur Indiz. Irgendwann in diesem Film wird er unvermittelt beim Frühstück seiner Freundin eine halbe Grapefruit ins Gesicht drücken. Er wird den Reitunfall seines Freundes dadurch rächen, indem er den Stallburschen fragt, wo das Pferd stehe, hingeht und es erschießt. Oft ist im Kino von Verkörperung einer Rolle die Rede, selten trifft diese Bezeichnung so zu wie bei der Figur des Gangsters Tom Powers. Denn Tom Powers ist James Cagney. Lautes Unheil The Public Enemy ist kristallklares, physisches Kino, ganz im Einklang mit seinem Hauptdarsteller, dessen Vitalität der Film in jeder Einstellung atmet. Gemeinsam mit seinem Pendant Little Caesar (1931) von Mervyn LeRoy – mit einem furchteinflößenden und zugleich tragischen Edward G. Robinson – markiert The Public Enemy den Höhepunkt jener Gangsterfilmwelle der frühen 1930-Jahre, an die das Genre für Jahrzehnte nicht mehr heranreichen sollte. Entstanden im Schnellverfahren in den Warner-Studios, gespeist aus der Wirklichkeit, kurz aufflackernd und bald erloschen. Kampf-Kino, mythisch überhöht und dennoch purer Realismus. Angesiedelt im Spannungsfeld zwischen Prohibition, Wirtschaftskrise, protestantischen und katholischen pressure groups und Studioökonomie. Rasante, temporeiche, aber vor allem billige Filme wollte Warner mit seinen Gangsterfilmen auf den Markt bringen – The Public Enemy ist Ausdruck dieser Situation, Tom Powers Ausdruck eines Zustands. Nicht Charakter oder Figur, sondern ein gesellschaftliches Problem: The public enemy is a problem, that sooner or later we, the public, must solve, ist auf einer von Produktionschef Darryl F. Zanuck am Filmende eingeschobenen Tafel zu lesen. Chicago 1930: William A. Wellman zeichnet die Chronologie einer Verbrecherlaufbahn, den Aufstieg und Fall eines Mannes, der mit Prohibitions-Bier reich wird und mit Blut bezahlt. Eine düstere Illustration der Metropole, die durch Schlachthöfe, Gestank, Dreck, Verkehr und Straßenlärm gezeichnet wird. Die Geburt des Gangsterfilms im Geiste des Tons: Das Unheil kündigt sich lautstark an – quietschende Reifen, Mordaufträge über Telefon, ohrenbetäubende Maschinengewehre. Der Gangsterfilm braucht den neuen Ton, wie Tom Powers die neue Technologie, die Autos und die Medien braucht. Choreografierte Frivolität Die Warner-Filme vor 1934, denen die Retrospektive des Filmmuseums Tribut zollt, stehen exemplarisch für die Ära Hollywoods vor dem soganannten Production Code, eine Art Selbstzensur der großen Studios, mithilfe derer Sex und Gewalt von den Leinwänden verbannt werden sollten. Es waren die Jahre des Erwachens des klassischen Horrorfilms mit Frankenstein (1931) für Universal Pictures oder Dr. Jekyll and Mr. Hyde (1932) und Island of Lost Souls (1932) für Paramount, des freizügigen Musicals wie Footlight Parade (1933) oder Gold Diggers of 1933 vom Choreografenkönig Busby Berkely für Warner – beide mit der umwerfenden Joan Blondell –, aber auch der Romantic Comedy wie Frank Capras It Happened One Night (1934). Durch Konzentration der Retrospektive auf Warner Bros. fehlen zwar maßgebliche Arbeiten anderer Studios und an diese vertraglich gebundene Autoren und Schauspieler – für das Gangstergenre etwa Howard Hawks‘ Scarface (1932) –, andererseits verdichten die knapp vierzig zu sehenden Filme auf perfekte Weise das Gefühl gehetzter Urbanität und frivoler Anzüglichkeit bis hin zu sexueller Obsession, die weit über Einblicke in Dekolletés hinausreichen. Die Kinoleinwände waren aber auch – und das gilt es im Sinne einer historischen Lektüre nicht zu übersehen – ein Nebenschauplatz aktueller Tagespolitik: Der Production Code sollte letztlich auch Vorbote von Sozial- und Wirtschaftsreformen im Zuge von Roosevelts Politik des New Deal sein. Mit seinem ersten Verdienst wird Powers die Mütze übrigens gegen einen Hut eintauschen, seinen kleinen Körper in einen Maßanzug zwängen und beim Kauf der Hose darauf achten, dass die Taschen weit genug sind, um darin eine Pistole tragen zu können. Er wird teure Autos fahren, alle Warnungen in den Wind schlagen und sich den amerikanischen Traum erfüllen. Doch es wird ein böser Traum gewesen sein. (Michael Pekler, 7.5.2016) Wissenschaft;Nicht nur bei Primaten wird die Verwendung einer Hand der anderen vorgezogen – Forscher haben das nun auch bei wildlebenden Kängurus beobachtet. Sankt Petersburg / Wien – Wir Menschen und die meisten anderen Primaten tun es mehrheitlich mit rechts. Vermutet wird, dass biologische Gründe für die Präferenz der rechten Hand ausschlaggebend sind: Eine bestimmte Stelle am Chromosom 2 dürfte bei uns dafür verantwortlich sein, wobei die Händigkeit anscheinend nicht nach den Vererbungsregeln Mendels weitergegeben wird, wie Zwillingsstudien zeigen. Doch nicht nur Menschen und Affen setzen eine Hand bevorzugt ein, auch einige Känguruarten tun dies, wie nun ein russisch-australisches Forscherteam herausgefunden hat – und sich mit dieser neuen Erkenntnis womöglich auch in eine gute Ausgangslage für die Verleihung des Ig-Nobelpreises für eher abseitige Forschung gebracht haben dürfte. Die neue Studie liefert freilich mehr als nur eine eher randständige Erkenntnis der Zoologie: Die Beobachtungen der Forscher stellen nämlich die Annahme infrage, dass sich eine ausgeprägte echte Händigkeit bei Säugetieren nur bei Primaten entwickelt habe. Ursprünglich waren die Zoologen Yegor Malashichev von der Universität von Sankt Petersburg nicht davon ausgegangen, eine Händigkeit bei Kängurus festzustellen, denn das Gehirn von Beuteltieren weist im Gegensatz zu dem anderer Säuger (und eben auch Primaten) keine Verbindung zwischen den beiden Hirnhälften auf. Auch bisherige Beobachtungen in Zoos blieben ohne konkretes Ergebnis. Für die aktuelle, im Fachblatt Current Biology veröffentlichte Untersuchung beobachteten Malashichev und seine Kollegen vier Känguruarten in der freien Wildbahn Australiens und Tasmaniens. Tatsächlich fanden sie bei den zweibeinigen Arten eindeutige Präferenz für den Einsatz der linken Hand beim Östlichen Grauen und dem Roten Riesenkänguru: etwa wenn sie fressen oder sich die Nase putzen. Malashichev ist so etwas wie ein Spezialist für den Einsatz von Gliedmaßen bei Tieren: Er hat unter anderem bereits herausgefunden, dass springende Frösche seltener Zeichen von Händigkeit zeigen als laufende. Weitere Studien zur Händigkeit bei Tieren, die sich auf zwei Beinen aufrichten, sind in Vorbereitung. Wissenschaft;'Samuel Salzborn zählt zu den umtriebigsten Rechtsextremismusforschern Deutschlands. Weil seine Professur an der Uni Göttingen nicht verlängert wird, regt sich Widerstand: War Salzborn zu politisch?. Er hat sich bei Anton Pelinka mit einer Arbeit zur politischen Theorie des Antisemitismus habilitiert, zahlreiche Monografien in renommierten Wissenschaftsverlagen wie Nomos oder Campus vorgelegt, ist seit 2012 Professor für Grundlagen der Sozialwissenschaften am Institut für Politikwissenschaft der Georg-August-Universität Göttingen – und all das mit gerade mal 39 Jahren: Samuel Salzborn zählt wohl zu den umtriebigsten Antisemitismus- und Rechtsextremismusforschern Deutschlands. Salzborn publiziert viel, regelmäßig und in international anerkannten Wissenschafftspublikationen, ist fachlich über die Landesgrenzen anerkannt. Vor einem halben Jahr wurde er für seine Forschung im Bereich Demokratie, Rechtsextremismus und Kritik am Antisemitismus vom Stiftungsrat der Universität Göttingen ausgezeichnet. Zuletzt war Salzborn als Leiter einer geplanten Dokumentationsstelle in Göttingen im Gespräch, die sich mit Demokratie- und Menschenfeindlichkeit, mit Rechtsextremismus und Islamismus beschäftigen soll. Salzborn war an der Planung dieser Stelle zentral beteiligt. Ob und wann sie Stelle nun realisiert wird, ist unklar – denn das Präsidium der Universität Göttingen hat beschlossen, Salzborns Professorenvertrag nicht über das Sommersemester 2017 hinaus zu verlängern und die Professur neu auszuschreiben. Veto von oben Dagegen regt sich nun Widerstand – hatte sich doch der Fakultätsrat für Sozialwissenschaften geschlossen hinter Salzborn gestellt. Vom Präsidium allerdings kam ein Veto gegen den Professor. Salzborn zählt zu jenen Wissenschaftern, die sich mit ihrer fachlichen Expertise gerne politisch positionieren. Er forscht vor allem zu Rechtsextremismus, Antisemitismus, zu nationalkonservativen Bewegungen und Parteien, hat sich zuletzt etwa kritisch zur Pegida geäußert und immer wieder den Antisemitismus auch im linken politischen Spektrum thematisiert. Breiter Protest Seine politische Positionierung sei Salzborn nun zum Problem geworden, glaubt der Fachschaftsrat, die studentische Vertretung an der Universität Göttingen. Er hat einen offenen Brief für den Verbleib Salzborns als Professor in Göttingen initiiert, den zahlreiche nationale und internationale Fachverbände unterzeichnet haben, außerdem rund 350 WissenschafterInnen und Studierende. Auch Anton Pelinka ist unter den Unterzeichnern. Der Fachschaftsrat sieht Salzborns Absetzung auch im Zusammenhang mit einer generellen Marginalisierung der Sozialwissenschaften an der Universität. Die Universität schweigt Die Universität Göttingen selbst will zu Personalfragen öffentlich nichts sagen und hat sich auf bisherige Anfragen zum Fall nicht erklärt. Auch nicht dazu, ob für Salzborns Stelle etwa nur befristete Mittel zur Verfügung gestanden seien, die einem unbefristeten Vertrag im Wege gestanden wären. Was bleibt, sind viele offene Fragen. Etwa jene, wie viel politische Haltung die Sozialwissenschaften vertragen, wie viel davon sie vielleicht sogar brauchen. Politische Positionierung ist vielen Sozialwissenschaften ja gewissermaßen inhärent: Allein im Thematisieren bestimmter gesellschaftlicher Phänomene wie Rechtsextremismus oder Antisemitismus drückt sich eine spezifische Haltung zur Welt aus; speziell die Politikwissenschaft hat eine lange Tradition der politischen Einmischung. Wie sich Wissenschaft zur Einmischung in die Gesellschaft verhält – das ist vielleicht die große Frage, die hinter Fällen wie jenem von Samuel Salzborn steht.' -Panorama;"Initiative Religion ist Privatsache": Eltern haben Beschwerde eingebracht. Tulln – Der Streit um Erstkommunionsvorbereitungen während des Gesamtunterrichts in einer Volksschule im Bezirk Tulln soll nun auch den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) beschäftigen. Jene Eltern, die für das Recht ihrer Tochter auf eine nicht diskriminierende Bildung kämpften, haben laut der Initiative Religion ist Privatsache Beschwerde eingebracht. Dieser Schritt sei möglich geworden, nachdem sämtliche angerufene österreichische Gerichte sich geweigert hätten festzustellen, ob mit dem systematischen Missbrauch des Gesamtunterrichts für kirchliche Zwecke eine Grundrechtsverletzung beim Kind bzw. bei den Eltern einherging, hieß es am Dienstag in einer Aussendung. Nach Ausschöpfen aller Instanzen hofften die Beschwerdeführer auf eine rechtliche Klärung seitens des EGMR. Wann mit einer Entscheidung zu rechnen ist, war vorerst nicht bekannt, berichtete die Initiative Religion ist Privatsache, die den Fall sei Anfang begleitet. +Panorama;Rechte Kundgebung mit 300 Teilnehmern traf auf 500 Gegendemonstranten - Schlägerei am Praterstern. Wien - Bei der Demonstration der rechtsextremen Identitären am Samstag in Wien hat es vereinzelte Zwischenfälle gegeben. Im Zuge des Aufeinandertreffens mit linken Gegendemonstranten wurden mehrere Personen festgenommen, sagte ein Polizeisprecher. Die Identitären waren mit 300 Personen vertreten, die Gegner mit 500. Gegendemo Die Demonstration der Identitären sollte laut den Organisatoren den Schlusspunkt einer Kampagne bilden, die auf den von den Identitären befürchteten Zustand des Bevölkerungsaustausches hinweisen soll. Die Gegendemonstranten kündigten an, nicht nur gegen die Neofaschist_innen auf die Straße zu gehen, sondern auch gegen die kapitalistischen Verhältnisse, die die Grundlage menschenverachtender Ideologien darstellen. Kundgebungen im Bereich der Favoritenstraße gab es von der Offensive gegen Rechts sowie von der Antifaschistischen Aktion. Insgesamt eine Stunde dauerte die Kundgebung der Identitären, die vom Columbusplatz zum Reumannplatz marschierten. Um 14 Uhr löste sich die Demonstration vorerst auf. Vier Polizisten und zwei Kundgebungsteilnehmer wurden bei Auseinandersetzungen verletzt. Festnahmen gab es laut Polizei keine. Es kam zu mehreren Identitätsfeststellungen und Anzeigen nach dem Strafrecht sowie dem Verwaltungsrecht, hieß es. Teilnehmern der Gegenkundgebung hatten laut Polizei mehrmals versucht, den Marsch der Identitären zu stören bzw. zu verhindern. Am Reumannplatz wurde von einer unbekannten Person ein pyrotechnischer Gegenstand auf das Dach einer Haltestelle geworfen, dieses wurde beschädigt. Laut Aktivisten fuhren die Identitären darauf unter Polizeischutz mit der U-Bahn zum Wiener Praterstern, wo sie in einem Lokal einkehrten. Ebenfalls am Praterstern gerieten laut Polizei Identitäre und Gegendemonstranten direkt aufeinander, wobei es auch zu Tätlichkeiten kam. Im Gespräch mit derStandard.at schildert Stefan Steindl, stellvertretender Wiener Vorsitzender der unabhängigen Gewerkschafter, einen Angriff durch einen Anhänger der Identitären auf seine Person. Er wurde von einem Identitären auf den Kopf geschlagen, weshalb er Anzeige gegen Unbekannt wegen Nötigung und Körperverletzung erstattet habe. Steindl berichtet außerdem von weitern körperlichen Attacken der Identitären auf Gegendemonstranten. Wissenschaft;Neue Aufnahmen der Nasa-Sonde New Horizons enthüllen einen fantastischen Blick auf die eisige Pluto-Ebene Sputnik Planum. Washington – Das kürzlich veröffentlichte Fotomosaik zeigt einen rund 80 Kilometer breiten und mehr als 800 Kilometer langen Abschnitt, den die Sonde New Horizons im Sommer 2015 aus einem Abstand von etwa 17.000 Kilometern aufnahm. Mithilfe des hochauflösenden CCD-Kamerasystems Long Range Reconnaissance Imager (LORRI) entstanden die Bilder etwa 15 Minuten vor der größten Annäherung der Sonde an den Zwergplaneten. Die auffälligen Strukturen in Sputnik Planum deuten auf langsame thermische Konvektionsprozesse unter der Oberfläche hin. Dieser Teil von Pluto verhält sich wie eine Lavalampe, sagte der Nasa-Geologe William McKinnon. Denn die Ebene ist mit Stickstoffeis bedeckt, das in Reservoirs in einigen Kilometern Tiefe aufgeheizt wird und in Blasen nach oben steigt. Hier kühlt es ab und sinkt wiederum in die Tiefe, und der Kreislauf beginnt erneut. -Kultur;Unter dem Motto "Wir sind Österreich" präsentiert das Linzfest bis Montag heimische, dabei international schmeckende Feinkost von der Wiener Tschuschenkapelle über Russkaja bis Clara Luzia. Linz – Zentrales Thema der heurigen Ausgabe des dreitägigen Linzfests ist der Einfluss von Einwanderern aus verschiedenen Teilen der Welt auf die heimische Kultur. Unter dem Motto Wir sind Österreich werden Sounds und kulinarische Schmankerln mit ausländischen Wurzeln präsentiert, die unsere Kultur prägen und beeinflussen. Am Montag beweist das etwa die Wiener Tschuschenkapelle: Integration ist für deren Bandleader, den Wiener Kroaten Slavko Ninic, kein Fremdwort. Schließlich praktiziert er mit Musikerkollegen die Verständigung zwischen verschiedenen Kulturen auf spielerische Art bereits seit 1989. Gern stehen ihre Konzerte unter dem Motto Mir san net nur mir. Was als österreichisch-türkisch-jugoslawisches Trio bei einem Geburtstagsfest begann, ist heute mit wechselnden Besetzungen ein Musterbeispiel für Weltmusik: Balkanesisch-Orientalisches, Rembetiko, Zigeunerjazz, Wienerlieder. Und wenn das Quintett ein balkanesisches Volkslied wie O Marijana spielt, erinnert das stark an burgenländische oder Oberkrainer Heimatklänge. Heute, Samstag, zeigt schon die Wiener Combo Russkaja, wo der Tanzbär steppt. Nämlich auf der Donaupark-Bühne, auf der die Auszuck-Animateure von Willkommen Österreich im Ska-Sputnik-Schock die Tanzrakete zünden werden. Titel des aktuellen Albums: Peace, Love & Russian Roll. Davor demonstrieren Clara Luzia und die Resisters geballte Frauenpower: Erstere macht auf dem fünften Album, We Are Fish, auch Rock mit lauten und verzerrten Gitarren. 2015 erschien die per Crowdfunding finanzierte Nachfolgeplatte Heres To Nemesis. Die Resisters hießen früher Sawoff Shotgun, mit dem neuen Namen betont das Electropop-/New-Wave-Frauentrio mit spanisch-australischen Wurzeln die Begriffe Schwestern und Widerstand – den gegen politische Diskriminierung. Seit 2009 sind Chili & The Whalekillers eine Manifestation österreichisch-isländischer Freundschaft: Mit dem Abmurksen von Meeressäugern hat das Quintett, dessen Mitglieder aus Salzburg und Reykjavík stammen, aber nichts zu tun. Ihre stilistische Vielseitigkeit beweisen die Indiepopper auf bislang fünf Alben – zuletzt erschien Words On Tuesday (2016) – und am Pfingstsonntag auf der Donaupark-Bühne. Freier Eintritt bei allen Konzerten! (Gerhard Dorfi, 13.5.2016) -Wirtschaft;Laut Schweiz-Tourismus sind die chinesischen Skilehrer in den acht Wintersportorten nicht ausgebucht, chinesisch gesprochen soll aber weiterhin werden. Zürich – Die Schweiz-Tourismus gibt das Modell mit den chinesischen Skilehrern in acht Wintersportorten auf. Den Gästen aus Fernost sollen künftig Chinesisch sprechende Instruktoren aus anderen Ländern die richtigen Schwünge auf der Piste beibringen. Diese Lehrer werden je nach Nachfrage in verschiedenen Skiorten zum Einsatz kommen, wie Schweiz-Tourismus einen Bericht der Zeitungen Tages-Anzeiger und Der Bund bestätigte. Das Projekt mit den chinesischen Skilehrern werde aber nicht eingestellt, sondern den Erfahrungen angepasst. Die Instruktoren aus China seien trotz steigender Nachfrage zu wenig gebucht worden. Die festen Standorte in Zermatt, Verbier, Grindelwald, Gstaad, Davos, St. Moritz, Villars und Engelberg hätten zudem die Flexibilität erschwert, da die Lehrer nicht zu einem anderen Ort reisen konnten, wenn es die Auslastung verlangte. Die Kosten für die chinesischen Skilehrer trugen Schweiz-Tourismus, der Skischulen- und -lehrer-Dachverband Swiss Snowsports, die Schweizer Skischulen und die einzelnen Destinationen. Instruktoren Den Skiunterricht für die begehrten Wintergäste aus Fernost gibt Schweiz-Tourismus aber keineswegs auf. Statt der fix installierten Skilehrer setzt die Organisation nun auf eine Gruppe von Chinesisch sprechenden Instruktoren, die je nach Nachfrage an verschiedenen Orten im Einsatz stehen können. Diese Gruppe wird 30 Personen umfassen. Zehn davon sind lokale Skilehrer mit Chinesisch-Kenntnissen und 20 unterstützen die Skischulen sprachlich. Auch drei chinesische Skilehrer sollten diesen Winter wieder ins Land kommen. Nach Angaben von Schweiz-Tourismus stehen aber die Bewilligungen der Migrationsämter noch aus. Im weiteren fiel die Idee mit dem Skiunterricht für Chinesinnen und Chinesen auf fruchtbaren Boden. Drei der chinesischen Skilehrer, die in der Schweiz waren, haben in China eigene Skischulen gegründet. Dabei wurden sie von Swiss Snowsports unterstützt. Schweiz-Tourismus rechnet sich aus, dass diese Skilehrer im Reich der Mitte als Botschafter für den Wintertourismus fungieren und sich die Chinesinnen und Chinesen nach den ersten Stemmbögen für Ferien in der Schweiz begeistern lassen. Auch wenn die Organisation künftig auf eigens aus China geholte Skilehrer verzichtet, bezeichnet sie das Programm während der zwei Jahre seiner Laufzeit als Erfolg. Für Gäste aus anderen Fernmärkten fasst sie derzeit keine ähnlichen Programme ins Auge. Für Skibegeisterte aus Brasilien etwa seien die sprachlichen Hürden tiefer, da die entsprechenden Angebote in portugiesischer Sprache bereits vorhanden seien. +Kultur;Dexter Fletcher erzählt die Geschichte des britischen Skispringers, der es dadurch zu Berühmtheit brachte, stets nur dabei gewesen zu sein. Es geht im Leben um den entscheidenden Moment. Wenn man bereits als kleiner Bub einen Traum hat und diesen bis ins Erwachsenenalter nicht aufgibt, braucht es aber nicht nur Hartnäckigkeit, sondern auch Schmerzbereitschaft. So wie Michael Eddie Edwards (Taron Egerton), besser bekannt als Eddie the Eagle, jener legendäre britische Skispringer, der es dadurch zu Berühmtheit brachte, stets nur dabei gewesen zu sein. Letzter? Na und! In seinem Biopic erzählt Dexter Fletcher die Geschichte des einsamen Adlers zwar als die eines schrägen Vogels, zugleich aber auch als liebevolle Hommage an einen sympathischen Menschenfreund. Und beweist mit seinem Humor dasselbe Timing wie ein Springer beim Absprung. Hugh Jackman gibt den versoffenen Trainer mit Vergangenheit, und Christopher Walken brilliert wie immer selbst in einer Nebenrolle. +Wirtschaft;Anlegerschützer: Einschreiten der FMA "für viele Genugtuung, manche empfinden Schadenfreude" – Soziale Vergleiche eher schäbig als großzügig. Wien – Die Abberufung der Meinl-Bank-Chefs durch die Finanzmarktaufsicht (FMA) nach acht Verfahrensjahren ist für viele eine gewisse Genugtuung, sagte Anlegerschützer Wilhelm Rasinger am Donnerstag zur APA. Manche empfinden auch Schadenfreude. Julius Meinl und Co. spielten seit langer Zeit Katz und Maus mit den Behörden, die nicht mit Nachdruck vermochten, ein Gegengewicht aufzubauen. Meinl versuche seit Jahren, mit hochkarätigen Beratern und teuren PR-Agenturen die Behörden in die Defensive zu bringen. Eigentlich haben sie nur den Beweis erbracht, dass die Behörden diesem Druck nicht gewachsen waren und nicht in der Lage waren, diese ungleiche Auseinandersetzung in angemessener Zeit zu beenden, so Rasinger. Das hänge auch damit zusammen, dass die Beamten und Justizmitarbeiter von ihren Vorgesetzten und politisch Verantwortlichen nicht entsprechend unterstützt würden. Meinl verfolge die Strategie, sich in der Öffentlichkeit als Opfer von Behörden hochzustilisieren. Aber letztendlich hat er den Skandal verursacht, sagte Rasinger. Die Affäre um die ehemalige Meinl Eurpoean Land (MEL, jetzt Atrium), mit der tausende Kleinanleger Geld verloren haben, sei der größte österreichische Anlegerskandal. Der Anlegerschützer hofft, dass die zahlreichen Zivilverfahren sowie das Strafverfahren gegen Julius Meinl und Bankorgane bald zu einem Ende kommen. Die sogenannten sozialen Vergleiche, die die Meinl Bank geschädigten MEL-Anlegern anbietet, sind für Rasinger so sozial nicht. Viele sind durch den Druck nach vielen Jahren resignativ. Sie finden, dass sie schäbigen Vergleichen aus einer Defensivposition zugestimmt haben und nicht, dass Meinl so großzügig ist. Die einzigen, die sich über Meinls Großzügigkeit freuen dürften, seien die vielen Berater und auch die Medien, die intensiv mit Inseraten versorgt würden. Meinl wirbt zum Beispiel in Postillen für Immobilienprojekte in Tschechien. Das ist sicher nicht die Zielgruppe. Die Abberufung der Meinl-Bank-Chefs aufgrund grober Verfehlungen bei der Führung des Geldhauses habe sich die sehr vorsichtig, fast pedantisch arbeitende FMA sicher fünfmal überlegt, meint Rasinger. Die FMA unterstellt den Vorständen der Meinl Bank, Peter Weinzierl und Günter Weiß, in ihrem mehr als 160 Seiten dicken Bescheid unter anderem ein ungeeignetes Persönlichkeitsbild und einen bilanziellen Blindflug. Im Sommer vor einem Jahr habe sich zum Beispiel herausgestellt, dass die Bank seit fast sechs Monaten ihr Eigenmittelerfordernis unterschreite. In dem FMA-Schreiben ist sogar von einer existenzbedrohenden Gefahrensituation die Rede. Die Meinl Bank hat nun drei Monate Zeit, neue Geschäftsleiter zu finden. Wissenschaft;Internationale Archäologie-Experten beraten in München über die Zukunft einer der berühmtesten Ausgrabungsstätten Europas. München – Wissenschafter wollen dabei helfen, den Verfall von Pompeji zu stoppen und beraten über die Vorgehensweise in München. Forscher der Technischen Universität (TU) München und des Fraunhofer-Institutes für Bauphysik arbeiten unter anderem an Dächern für die labile Ausgrabungsstätte am Fuße des Vesuvs in der Nähe von Neapel sowie an Techniken zur Sicherung von Oberflächen an Gebäuden oder Grabstätten. Der erste Prototyp eines Schutzdaches sei entwickelt worden, sagte Albrecht Matthaei vom Fraunhofer-Institut am Freitag am Rande der internationalen Tagung Pompeji – Schutz und Bewahrung eines archäologischen Welterbes. Jahrelang galt die 79 nach Christus beim Ausbruch des Vesuvs verschüttete Stadt als Sorgenkind der Denkmalpflege. Der Verschleiß ist gewaltig, sagte der Restaurierungswissenschafter Erwin Emmerling. Heute gebe es dort aber eine Entwicklung zum Positiven. Überlegt wird allerdings auch, Teile der Ausgrabungsstätte wieder zuzuschütten. Für den Erhalt wäre das oft das Beste, wie Emmerling sagt. Das könne aber nur für kleinere Gebäude gelten. Es ist nicht daran gedacht, Pompeji, das man gerade ausgegraben hat, wieder zuzuschütten. Immer wieder wird nach Angaben der Experten auch diskutiert, ob weitergegraben werden soll oder nicht. Aus konservatorischer Sicht sollten neue Ausgrabungen zwar vermieden werden, aber: Ich muss die Leute immer wieder stoppen, sagte der Direktor des Internationalen Forschungszentrums für Denkmalpflege und Restaurierung von Kulturgütern in Rom, Stefano De Caro. Für die Archäologen sei es oft schwer, ihre Neugier im Zaum zu halten und nicht weiter zu graben, wenn sie ein neues, spannendes Gebäude entdecken. Ausgraben oder nicht ausgraben – das ist hier die Frage. Oft stünden dabei die Interessen der Bewahrer im Gegensatz zu den Interessen jener, die die Restaurierungsarbeiten zum Teil finanzieren. In Pompeji und dem ebenfalls verschütteten Herculaneum sind das nämlich zum Teil Privatleute – und die seien manchmal eher an spektakulären neuen Ausgrabungen interessiert als an der Bewahrung. Der Erhalt ist wertvoll, aber er hat keinen Nachrichtenwert, sagte der Leiter des Herculaneum Conservation Projects, Andrew-Wallace Hadrill. Wissenschaft;Israelische Forscher bestätigen nach Experimenten, dass 30 Prozent unserer "Geruchsgene" individuell sind. Rehovot/Wien – Wenn die Chemie zwischen zwei Personen stimmt, können sie einander riechen – oder eben gar nicht. Was umgangssprachlich einer Tatsache gleichkommt, ist wissenschaftlich seit langem hoch umstritten. Vor allem evolutionäre Psychologen versuchten in den vergangenen Jahren zu zeigen, dass unsere Körpergerüche potenziellen Partnern mehr oder weniger unterbewusste Hinweise auf die Kompatibilität der Immunsysteme geben würden und eine unterschätzte Rolle bei unserer Partnerwahl spielen würden. Tatsächlich hat man bei Tieren bereits recht gut abgesicherte Hinweise dafür gefunden. Beim Menschen tat man sich hingegen schwer, Evidenz für genetisch begründete wechselseitige Geruchssympathie zu finden. Individueller Geruchssinn Nun allerdings könnten israelische Forscher fündig geworden zu sein. Auf der Suche nach einem spezifischen olfaktorischen Fingerabdruck konzentrierten sie sich freilich nicht auf jene Personen aus, die Gerüche verströmen, sondern umgekehrt auf die Riechenden. Forscher um Noam Sobel vom israelischen Weizmann-Institut rekrutierten 89 Probanden, die im Schnitt 26 Jahre alt waren, und ließen sie 28 verschiedene Düfte bewerten – unter anderem von sehr maskulin bis sehr zitronig. Dabei zeigten sich individuelle Riechprofile, die daher rühren, dass etwa 30 Prozent jener DNA, die für Geruchsrezeptoren zuständig ist, sich individuell unterscheidet, wie Sobel und Kollgen im Fachblatt PNAS berichten. Und diese individuellen Riechprofile scheinen wiederum über die Immunkompatibilität die Partnerwahl zu beeinflussen. Darauf deuteten laut Sobel weitere Untersuchungen an 65 Paaren hin. Mit anderen Worten: Es scheint also nicht nur die Schönheit im Auge des Betrachters zu liegen, sondern auch die olfaktorische Attraktivität in der Nase des Riechenden – und das könnte wiederum dafür sorgen, dass sich vor allem Personen finden, deren Immunsysteme (für den gemeinsamen Nachwuchs) gut ergänzen. Dennoch darf aber getrost davon ausgehen, dass auch nach dieser kleinen Studie (mit insgesamt nur etwas mehr als 200 Probanden) die wissenschaftliche Frage nach der Bedeutung des Geruchs bei der menschlichen Partnerwahl umstritten bleiben wird. -International;Saudisch geführte Allianz dementiert, das Krankenhaus von Ärzte ohne Grenzen angegriffen zu haben. Sanaa/Wien – Mehr als 200.000 Menschen haben im Jemen nach dem Angriff auf ein Krankenhaus von Ärzte ohne Grenzen nun keinen Zugang mehr zu medizinischer Hilfe. Das gab die Organisation am Mittwoch bekannt. Nach Angaben von Ärzte ohne Grenzen war die Klinik im Bezirk Haydan (Provinz Saada) in der Nacht zum Dienstag bei Luftangriffen der von Saudi-Arabien angeführten Koalition zerstört worden, mehrere Menschen wurden verletzt. Riad wies die Verantwortung für den Angriff zurück. Auf die Frage, ob die Allianz die Klinik angegriffen habe, schrieb Brigadegeneral Ahmed Asseri am Dienstag: Ganz und gar nicht. Ärzte ohne Grenzen erklärte in einer Aussendung, das Krankenhaus sei zunächst am Montag um 22.30 Uhr mehrmals angegriffen worden, über einen Zeitraum von zwei Stunden sei es zu weiteren Angriffen gekommen. Die Abteilung zur stationären Behandlung, die Ambulanz, die Geburtenabteilung, das Labor und die Notaufnahme wurden alle zerstört, erklärte Miriam Czech, Projektkoordinatorin von Ärzte ohne Grenzen in Saada. Dies war das einzige Krankenhaus in der Gegend, das noch in Betrieb war. .@MSF health center that was destroyed by airstrikes in #Saada was providing life-saving health services #Yemen pic.twitter.com/gUwHPHrZAg Die GPS-Koordinaten des Krankenhauses seien der Militärallianz aber regelmäßig mitgeteilt worden, das Dach der Einrichtung außerdem eindeutig und gut sichtbar mit dem Logo von Ärzte ohne Grenzen gekennzeichnet. Dieser Angriff zeigt einmal mehr, dass Zivilisten im Jemen völlig missachtet werden, sagte Hassan Boucenine, der Einsatzleiter von Ärzte ohne Grenzen im Jemen. Nach Angaben von Unicef war es bereits das 39. Gesundheitszentrum, das seit März im Jemen bei Luftangriffen getroffen wurde. UN-Generalsekretär Ban Ki-moon forderte einem UN-Sprecher zufolge ein sofortiges Ende aller Operationen im Jemen, einschließlich der Luftangriffe. Zugleich sprach er sich für umfassende Ermittlungen aus. Auch die Organisation Ärzte ohne Grenzen verlangt die restlose Aufklärung des Vorfalls. Erst Anfang Oktober war ein Spital von Ärzte ohne Grenzen im afghanischen Kunduz zum Ziel von US-Luftangriffen geworden, dabei wurden 30 Menschen getötet und zahlreiche weitere verletzt. -Wirtschaft;Seit Geldautomaten nur mehr 60 Euro pro Tag ausgeben, sackte der Konsum zusammen. Was an Bargeld zirkuliert, wird unter der Matratze gehortet. Sie nennen sie die Coco-Bank, weil es diesen erfolgreichen Kokosmatten-Fabrikanten im Land gibt: Coco-Mat. Auf Natur schlafen lautet dessen Werbespruch. Alles Bargeld, das in Griechenland zirkuliert und abends nach Geschäftsschluss irgendwo hinmuss, kommt unter die Matratze in die Coco-Bank zu Hause. Die ist nämlich immer offen. Aber dann sind die Kapitalkontrollen, die in Griechenland nun in die zweite Woche gehen, auch alles andere als lustig. Jeder hat Schwierigkeiten, mit dieser Situation umzugehen, gibt Armordios Yannidis, Manager eines alteingesessenen Familienunternehmens in Piräus, das zu einer Industriegruppe wuchs, zu. Griechenlands Wirtschaft ist seit dem ersten Quartal dieses Jahres offiziell wieder in der Rezession. Kapitalflucht und die gescheiterten Verhandlungen mit den Gläubigern des Landes haben die Wirtschaftsaktivität zusätzlich gedrosselt. Seit der Einführung von Kapitalverkehrskontrollen am 29. Juni dümpelt Griechenland nun dahin: Wir können unsere Lieferanten im Inland nicht bedienen und nicht ins Ausland verkaufen. Andererseits aber ist die Nachfrage jetzt auch sehr niedrig, sagt Yannidis, Vizepräsident des Farbenherstellers Vitex, des Kernunternehmens der Yannidis-Gruppe. Man kann nicht von jemandem, der sich jeden Tag eine halbe Stunde lang anstellt, um 60 Euro aus dem Automaten zu ziehen, erwarten, dass er anschließend in ein Geschäft geht und alles Mögliche kauft. Amordios Yannidis macht am Dienstag eine Tour durch einen der Heimwerkermärkte des Unternehmens. Um 85 Prozent ist der Umsatz gefallen, seit Alexis Tsipras in einer nächtlichen Ansprache an das Volk die Schließung der Banken verkündete. Ein unumgänglicher Schritt, erklärte der linke Premier den Bürgern. Auf Zypern schlossen die Banken im Frühjahr 2013 – auf dem Höhepunkt der Finanzkrise – für zwei Wochen. Aber Zypern stand damals in einem Kredithilfsprogramm von EU, EZB und Internationalem Währungsfonds. Wir jedoch haben das Programm bewusst verlassen. Das ist der große Unterschied bei diesen Kapitalkontrollen, sagt ein Manager einer anderen Firmengruppe in Athen, der nicht namentlich genannt werden will: Das war eine kriminelle Entscheidung des Finanzministers, der nun ersetzt worden ist. Griechenland und seine Regierung haben keine Glaubwürdigkeit mehr, sagt der Unternehmervertreter. Wir brauchten frisches Geld. Aber niemand schickt uns jetzt ein Flugzeug voll mit Banknoten. Das ist Fiktion. Wenigstens drei der großen Unternehmen in Griechenland haben begonnen, ihre Angestellten teilweise mit Bargeld zu bezahlen, weil diese keinen vollen Zugriff mehr auf ihr Girokonto haben, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters. Darunter ist auch Kotsovolos, der größte Elektrowarenhändler des Landes. Die Firmen sind in der Regel verschwiegen und geben ungern ihre internen Regelungen angesichts der Kapitalkontrollen preis. Natürlich diskutieren wir die Situation und werden unsere Entscheidungen treffen, sagt ein Manager der Mytilineos-Holding, einer der wichtigsten Industriegruppen des Landes. Mytilineos baut Kraftwerke und produziert Aluminium, aber überwiegend für ausländische Märkte. Die Beschränkungen des Kapitalverkehrs in Griechenland und bei Überweisungen ins Ausland berühren das operative Geschäft der Holding nur marginal. Sie hat eigene Ressourcen in ausländischen Banken. Wir fühlen uns sehr gut geschützt, sagt der Manager angesichts der Unwägbarkeiten in Griechenland. Das Auslandsgeschäft rettet auch die Yannidis-Familie über die Runden – wie schon in den vergangenen fünf Jahren der Finanzkrise. Das Unternehmen mit einem Jahresumsatz von zuletzt 33 Millionen Euro ist auch in Serbien, Rumänien und Bulgarien präsent. Die Lieferanten im Ausland lassen sich deshalb weiterhin über die dortigen Firmenkonten bezahlen. Wir sind auf der sicheren Seite, sagt Yannidis. Andere Unternehmen aber sollen bereits mit Entlassungen begonnen haben. Und jeder fürchtet sich vor einem Abschlag bei den Konteneinlagen, dem Haircut, den der Staat bei Privaten und Unternehmern durchführen könnte, um an Geld zu kommen. +International;Wirtschaftliche Auswirkungen des Konflikts auch bei Nachbarn enorm. Washington – Die Weltbank hat die Verluste durch den auch für die Wirtschaft verheerenden Bürgerkrieg in Syrien auf 35 Milliarden Dollar (31,4 Milliarden Euro) beziffert. Der Bürgerkrieg habe Syrien, die Türkei, den Libanon, Jordanien, den Irak und Ägypten geschätzte 35 Milliarden Dollar an wirtschaftlicher Entwicklung gekostet, erklärte die Weltbank in ihrem am Donnerstag veröffentlichten Nahost-Quartalsbericht. Für die Schätzung seien Preise von 2007 zugrunde gelegt worden. Alle Nachbarstaaten Syriens seien wegen des Konflikts einem enormen Haushaltsdruck ausgesetzt, heißt es in dem Bericht, der auch auf die finanzielle Belastung durch die hohe Zahl von Flüchtlingen hinweist, die in den Aufnahmeländern zumeist arbeitslos seien. In Syrien gibt es seit Beginn des Bürgerkriegs vor fünf Jahren 13 Millionen Binnenvertriebene, weitere vier Millionen halten sich in angrenzenden Staaten auf. 260.000 Menschen wurden nach UN-Schätzungen in dem Konflikt getötet. +Wirtschaft;Finden Firmen trotz hoher Arbeitslosigkeit kein geeignetes Personal? Oder jammern sie nur auf hohem Niveau? Was hinter den Klagen der Chefs steckt. Der Dreher ist ein äußerst gefragter Mensch in Österreich. Er fertigt zum Beispiel Kolben an, eben auf einer Drehbank oder per Maschine. Das alleine macht ihn aber noch nicht zu etwas Besonderem. Der Dreher gehört zu einem der wenigen Berufe, für die es beim AMS mehr offene Stellen gibt als Arbeitslose. Aber auch die Nachfrage am Jobmarkt hält sich in Grenzen, um die 400 Dreher wurden in Österreich im Jänner gesucht. Zu einer zentralen Figur macht ihn nicht der Jobmarkt, sondern Wirtschaftsvertreter. Immer dann, wenn es um den Fachkräftemangel geht, wird er von Industrie und Wirtschaftskammer ins Spiel gebracht. Der Dreher ist mehr als ein Beruf, er ist Sinnbild dafür, dass die Ausbildung der Österreicher nicht zu dem passt, was Firmen brauchen. Unternehmen neigen dazu, 25-Jährige mit zehn Jahren Berufserfahrung, zwei Jahren Praxis im Ausland und den perfekten Qualifikationen für eine gerade nötige Arbeit zu suchen, sagt der IHS-Ökonom Helmut Hofer. Wenn sie den nicht finden, dann jammern sie halt. Ist der Dreher also nur eine Ausnahme? Der Fachkräftemangel eine Einbildung von zu anspruchsvollen Personalchefs? Eine Antwort darauf zu finden ist gar nicht so einfach. Zuallererst lohnt ein Blick auf die Statistiken des Arbeitsmarktservice. Denn immerhin vier von zehn offenen Stellen, die in Österreich besetzt werden, laufen über das AMS. Im Vorjahr wurden 345.000 Jobs dort gemeldet. 99,5 Prozent der Stellen wurden in weniger als sechs Monaten besetzt. Im Schnitt wurde eine Stelle innerhalb von 23 Tagen besetzt. Das geht deutlich schneller als in der Vergangenheit. Wer beim AMS nach passenden Arbeitskräften sucht, scheint derzeit also relativ rasch fündig zu werden. Hochqualifizierte Jobs werden dort aber kaum ausgeschrieben. Die Statistik Austria führt eine Erhebung zum Thema durch, aus ihr lasse sich aber nicht schließen, wie viele Stellen nicht besetzt werden, sagt der zuständige Statistiker Jörg Löschnauer. Der Trend ist aber interessant: Nur mehr 23 Prozent der Stellen waren das ganze Jahr über ausgeschrieben, noch vor zwei Jahren lag die Quote bei 27 Prozent. Ein Hinweis darauf, dass es für Unternehmen einfacher wird, Arbeitskräfte zu finden. Nichts anderes sei zu erwarten, wenn sie aus einem großen Pool an Arbeitslosen auswählen könnten, sagt Helmut Mahringer vom Wifo. Die Liste an Jobs, für die es mehr gemeldete offene Stellen als dafür ausgebildete Arbeitslose gibt, ist zuletzt ebenfalls stark geschrumpft. Es wird für Firmen derzeit also einfacher, passende Leute zu finden. Der Fachkräftemangel ist aber trotzdem kein Mythos, sagt Peter Koren, Vizegeneralsekretär der Industriellenvereinigung. Es werde händeringend nach Mint-Absolventen gesucht, eine Abkürzung für die Studien Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Rund 1.000 solche Leute könnte die Industrie in Österreich sofort aufnehmen. Eigentlich deutlich mehr, denn viele HTL-Absolventen würden bereits Jobs übernehmen, die eigentlich für Akademiker vorgesehen seien. Aber auch regional gibt es große Unterschiede. Das zeigt sich schon alleine an der Arbeitslosigkeit, die im Osten des Landes deutlich höher ist als im Westen. Dort klagen auch deutlich mehr Unternehmen über mangelnde Fachkräfte, wie eine Erhebung der KMU Forschung Austria zeigt. Auch am Beruf des Drehers lässt sich das veranschaulichen. In Wien gibt es neun Mal so viele arbeitslose Dreher wie offene Stellen. In Vorarlberg und Tirol gibt es fast doppelt so viele Stellen für Dreher als Arbeitslose. Auch im Tourismus ist der Bedarf im Westen wesentlich größer. Dort springen auch immer mehr Ausländer ein. Mittlerweile machen sie die Hälfte der Tourismusjobs. Die Zuwanderung hat es Firmen deutlich erleichtert, passende Arbeitskräfte zu finden, sagt Helmut Hofer vom IHS. Die Qualifikation von Arbeitslosen würde nämlich oft nicht zu dem passen, was Unternehmen suchen. Wenig qualifizierte Langzeitjoblose werden zunehmend ein Problem. 20.000 Menschen macht das AMS jedes Jahr zu Fachkräften, sagt Vorstand Johannes Kopf. Viel einfacher wäre es, wenn praktisch niemand mehr ohne Lehre oder Matura die Schule verlasse. Die von der Regierung eingeführte Ausbildungspflicht sei deshalb der richtige Weg. Gutqualifizierte würden nicht nur offene Stellen füllen, sondern selbst neue schaffen: Wer von einem Tischler begeistert ist, der einen Kasten baut, denkt vielleicht, der könnte auch noch ein Gewürzregal machen. Wissenschaft;Als vor 2000 Jahren der Vesuv ausbrach, wurden auch antike Schriftrollen verschüttet. Nun zeigte sich: Sie wurden bereits mit metallischer Tinte beschrieben. Grenoble/Wien – Es war das buchstäbliche Inferno: Nachdem am 24. August des Jahres 79 unserer Zeitrechnung der Versuv zu Mittag ausgebrochen war, kollabierte in der Nacht die gigantische Eruptionssäule. Das herausgeschleuderte Material raste in Form von mehreren mehr als 100 km/h schnellen pyroklastischen Strömen durch Herculaneum. Zuletzt war das Material schon dick und zähflüssig, füllte alle Häuser aus und begrub die antike Stadt unter einer bis zu 20 Meter dicken vulkanischen Schicht. Erst Jahrhunderte später wurden die bestens konservierte Stadt und ihre Opfer wiederentdeckt. 1750 grub man die Villa dei Papiri aus und fand darin mehr als 600 völlig verkohlte Papyrusrollen. Man wusste zwar, dass diese die Werke griechischer Philosophen enthielten, doch eine Entzifferung der Rollen aus dieser einzigen erhaltenen Bibliothek der griechisch-römischen Antike schien mit oder ohne Zerstörung der Rollen völlig unmöglich. Vor etwas mehr als einem Jahr allerdings gelang Forschern um Emmanuel Brun von der European Synchrotron Radiation Facility in Grenoble das schier Unmögliche. In der französischen Großforschungsanlage können unter anderem extrem starke Röntgenstrahlen erzeugt werden. Und damit wurde es möglich, einzelne Buchstaben des griechischen Alphabets und sogar einige Wörter zu entziffern. Mit dieser Untersuchung, die im Jänner 2015 im Fachblatt Nature Communications veröffentlicht wurde, war ein erstes kleines Fenster in die Schriftgelehrsamkeit der Antike geöffnet. Seitdem hofft man auf weitere Einblicke in diese rund 2000 Jahre Rollen. Nun warten die Forscher um Emmanuel Brun im Fachmagazin PNAS mit einer weiteren überraschenden Entdeckung auf: Sie fanden heraus, dass die antiken Schreiber metallische, konkret: bleihaltige Tinte verwendeten, was bisher ausgeschlossen wurde. Zwar wusste man vom Einsatz solcher Tinte für Geheimbotschaften. Die ältesten bekannten Pergamente, auf denen mit sogenannter Eisengallustinte geschrieben worden war, stammen aber aus dem Jahr 420. Bisher stammte das meiste Wissen über die antike Schreibpraxis aus den Werken von Plinius dem Älteren, der beim Ausbruch des Vesuvs ums Leben kam. Der antike Gelehrte berichtete, dass man in der Antike nur Tuschen benützte, die aus dem Ruß von Holzöfen gemischt worden waren. Fast 2000 Jahre lang glaubte man, alles über die Herstellung jener Tusche zu wissen, mit der man in der Antike auf Papyrus schrieb, sagt Daniel Delattre, französischer Papyrologe und Koautor der Studie. Die Untersuchung am europäischen Synchrotron würde zeigen, dass man die bisherigen Erkenntnisse wohl ergänzen und korrigieren müsse. Der verblüffende Fund hat aber auch einen hohen praktischen Wert für die Entzifferung der verkohlten Papyrusrollen: Mit dem Wissen um Blei in der Tinte lassen sich die computertomografischen Untersuchungen optimieren. Und womöglich wird man auf diese Weise sogar noch unbekannte Werke der Antike entdecken. -Panorama;Der Garten rund um das Häuschen am Land stillt in Russland in Zeiten des Lebensmittelembargos auch den Hunger. Im Gegensatz zu den Anglizismen haben es nicht viele russische Worte in die deutsche Sprache geschafft: Der Wodka für den Hochprozentigen, die Soljanka für die Resteverwertung in Form einer Suppe und die Datscha (mitunter auch Datsche) für das Häuschen im Grünen gehören dazu. Alle haben sie eins gemeinsam: Sie stehen für etwas typisch Russisches (auch wenn die Polen bis heute die Erfindung des Wodkas für sich beanspruchen). Moskau – die Millionenmetropole ist nicht russisch, sondern international: europäische Gehälter, japanische Restaurants (mit usbekischem Personal) und Finanztürme im gläsernen amerikanischen Architekturstil. Das richtige Russland beginnt außerhalb des Moskauer Autobahnrings MKAD. Es beginnt mit der Datscha, oder genauer schon auf dem Weg dorthin, wenn sich die Moskauer am Freitagabend in die überfüllten Nahverkehrszüge quetschen oder stundenlang durch den abgasverpesteten Stau quälen, um an die frische Luft zu gelangen. Natürlich gibt es auch die Villensiedlungen im Moskauer Umland mit hohen Mauern, strenger Wache und viel Luxus. Doch die klassische Datscha ist kein Luxus, sondern Arbeit. Viele Russen bauen auch heute noch auf der Datscha Obst und Gemüse an. Gerade für die Pensionisten sind die Sommermonate eine gute Gelegenheit, ihre karge Rente mit der eigenen Ernte zu entlasten und sich gegebenenfalls durch den Verkauf von Gurken, Zwiebeln oder Blumen ein kleines Zubrot zu verdienen. Zu Sowjetzeiten nutzten die Russen ihre 600 Quadratmeter, um gegen das ständige Defizit in den Läden anzukämpfen. Eingelegte Gurken und eingekellerte Kartoffeln hielten auch über den Winter. In den 1990er-Jahren, als der Staat alle Verpflichtungen gegenüber seinen Bürgern zu vergessen schien und Lehrer, Beamte und Rentner monatelang kein Geld sahen, war die Datscha als Produktionsstätte lebensnotwendig. Nach dem Aufschwung in den 2000er Jahren nutzte der zunehmende Mittelstand die Datscha eher als Erholungsort mit Rasen, Schaschlik und Banja nach einer anstrengenden Woche, doch vor allem die Babuschki trauten dem Frieden nie und bauten weiter Kohl und Rüben an. Die jetzige Krise scheint ihnen Recht zu geben: Das Lebensmittelembargo hat die Preise in den Supermärkten in astronomische Höhen befördert. Und so wird die Datscha wohl auch weiterhin ihren festen Platz im russischen Leben haben. +Panorama;Illegale Entsorgung von Kühlgeräten und Sperrmüll markant zurückgegangen. Wien – Die Wiener werden immer sauberer – zumindest in Sachen Müllentsorgung: Seit Februar 2008 sind Waste Watcher in der Stadt unterwegs, die Abfallsündern auf die Finger klopfen und strafen. Acht Jahre nach der Einführung zog Umweltstadträtin Ulli Sima (SPÖ) gegenüber der APA Bilanz – u.a. ist die illegale Entsorgung von Kühlgeräten seitdem um 67 Prozent zurückgegangen, von Sperrmüll um 38 Prozent. Von Hundehaufen oder Sperrmüll auf den Gehsteigen über Taubenfüttern bis hin zu weggeworfenen Zigarettenstummeln: Unser Angebot steht, es gibt in Wien keine Ausreden, seinen Mist nicht ordnungsgemäß zu entsorgen – und die Waste Watcher leisten einen wesentlichen Beitrag, unterstrich Sima. Seit Einführung zählten die Müllkontrolleure rund 47.350 Amtshandlungen. Sie stellten rund 8.500 Anzeigen und 27.350 Organstrafen aus und ermahnten in 11.500 Fällen. Eine Bilanz gibt es auch für die Tätigkeit der Müllkontrolleure im Vorjahr. 2015 wurden rund 6.220 Amtshandlungen gezählt – also rund 780 Ermahnungen ausgesprochen, etwas mehr als 4.500 Organstrafen verhängt und rund 930 Verstöße zur Anzeige gebracht. Weiters führten sie 31.590 Informationsgespräche mit Übeltätern. Die Waste Watcher sind bei den Patrouillen nicht immer auf den ersten Blick erkennbar – denn sie sind nicht nur in Uniformen unterwegs, sondern auch in Zivilkleidung. Ertappt werden die Müllsünder in der Regel in flagranti – wie Beispiele aus dem Arbeitsalltag zeigen: So beobachteten die Kontrolleure eines Morgens am Währinger G��rtel einen Lenker, der einen Zigarettenstummel aus dem Auto warf. Es wurde Anzeige erstattet und eine Verwaltungsstrafe in der Höhe von 150 Euro verhängt. Ein anderes Mal beobachteten Waste Watcher in der Nacht in der Hainburger Straße eine Frau, die den Kot ihres Hundes nicht wegräumte. Dies tat sie auch nach der Aufforderung des Ordnungstrupps nicht. Daher erhielt sie ein Organstrafmandat von 36 Euro. Dies zahlte sie nicht ein, es kam zur Anzeige, die in ein Verwaltungsstrafverfahren mündete. Die Frau musste schließlich 75 Euro Strafe zahlen. Auch gegen das Füttern von Tauben wird vonseiten der Stadt vorgegangen. So ertappten die Kontrolleure bereits Bürger, die die Vögel mit Speck und Fleischresten, Nudeln oder Brotresten versorgen wollten. Dies ist alles nicht erlaubt, da diese Nahrungsmittel den Tieren schaden bzw. auch Ratten anziehen. Sima warnte außerdem vor illegalen Abfallentsorgern. Immer öfter würden vor den MA 48-Mistplätzen – insbesondere in Außenbezirken wie Ottakring, Favoriten oder Stadlau – meist osteuropäische Abfallsammler mit Kastenwägen warten. Das Interesse dieser liege vor allem auf Wertstoffen wie Alu, Kupfermüll, Metalle oder Elektroschrott. Das Problem dabei: Während diese Abfälle auf den offiziellen Mistplätzen ordnungsgemäß entsorgt würden, komme es bei den illegalen Sammlern häufig vor, dass nur ein Teil der übernommenen Gegenstände mitgenommen und der Rest einfach weggeworfen werde. Wissenschaft;Autos, die sich wie Roboter auf der Straße bewegen, sind technisch kein Problem mehr. Die Fragen nach den Auswirkungen auf die Gesellschaft sind aber noch völlig offen. Wien/Boston – Wenn Experten auf Konferenzen von autonom fahrenden Autos sprechen und die große Revolution im Verkehrswesen ankündigen, dann kostet das Nicholas Negroponte ein mildes Lächeln. Alles schon längst passiert, sagt der mittlerweile legendäre Internetvordenker und Gründer des MIT Media Lab im November in Boston im Zuge der Tagung Disruptive Mobility. Und verweist auf Experimente mit selbstfahrenden Autos, die am MIT schon vor mehreren Jahren durchgeführt wurden, auf das Google Driveless Car, das in vier US-Bundesstaaten bereits auf öffentlichen Straßen fährt, und führt die Zuhörer in dieser Tour d Horizon sogar zu einem Fortbewegungsmittel, das in der Gegenwart längst selbstverständlich ist: Auch der Aufzug sei ein autonomes Fahrzeug, sagt Negroponte. Ein Vergleich, der hinkt. Aufzüge können sich nur in einer Richtung auf- und abwärts bewegen, wie man weiß. Autonome Autos sind da wesentlich flexibler. Aber genau das ist das Problem aus heutiger Sicht. Sie müssen den übrigen Verkehr wahrnehmen und darauf spontan reagieren, gerade so, als wären sie von Menschenhand gelenkt. Gefordert sind also kognitiven Fähigkeiten, auf die man vertrauen kann. Zu klären wären da auch noch ein paar andere Punkte: beispielsweise rechtliche Fragen. Wer zum Beispiel ist haftbar, wenn es zum Unfall kommt? Oder sozialwissenschaftliche, psychologische Fragen: Wie wird ein Autofahrer reagieren, wenn ihm ein fahrerloses Fahrzeug entgegenkommt? Es geht also vereinfacht gesagt um die Auswirkungen der Technologienutzung auf die Gesellschaft. Von Stadtplanern und Mobility-Experten kommt die eindringliche Warnung, dass eine teilweise Umstellung des Individualverkehrs auf selbstfahrende Autos auch zu einer weiteren Zersiedelung der Städte führen könnte. Denn dann könnte es heißen: Wir setzen uns in unser Auto und arbeiten während der einstündigen Fahrt zum Büro schon von unterwegs. Eine Art von mobilem Office, an die, als dieser Begriff aufkam, wohl niemand gedacht hatte. Negroponte nimmt wie gewöhnlich diese Sorgen zum Anlass, um provokante Äußerungen zu tätigen und sagt zum STANDARD: Die Menschen, die fürchten, dass die Vororte durch autonomes Fahren größer werden, denken nicht weit genug. Mit einem solchen Auto kann man am Land leben, wenn man älter ist. Jüngere und Menschen mittleren Alters, werden in die Stadt ziehen, weil ihnen in den Vororten langweilig ist. Wem wäre da nicht langweilig? Katja Schechtner, Research Fellow MIT Media Lab und Gastprofessorin der Angewandten in Wien, sieht das differenzierter spricht eher die Benutzbarkeit der Autos an: Autonome Fahrzeuge werden sich ihrer Meinung nach nur durchsetzen, wenn sie so gut sind, dass sie im Verkehrsfluss neben von Menschen gesteuerten Autos, Lkws, Fahrrädern und Fußgängern bestehen. Und wenn sie andererseits Chancen wahrnehmen, einen ganz neu gedachten, komfortablen Fahrgastraum, etwa mit Bett, Kaffeemaschine und Arbeitstisch – ein bisschen wie die 1. Klasse im Zug – anzubieten, sagt sie. Ein Nickerchen an der Straßenkreuzung? Derartige Fantasien dürften sich noch nicht so bald umsetzen lassen. Aber immerhin wird weltweit auf Teststrecken am autonomen Fahren getüftelt. Demnächst auch in Österreich: Die ersten selbstfahrenden Autos sollen heuer unterwegs sein, verkündete das Verkehrsministerium im vergangenen Jahr während der Technologiegespräche in Alpbach. Dabei soll es sich um neu gebaute und noch nicht für den Verkehr freigegebenen Straßen sowie um kurzzeitige Freigaben für autonomes Fahren auf bestimmten freien Straßenabschnitten handeln. Die Autozulieferindustrie – etwa Magna oder TTTech – hat offenbar deutlich gemacht, dass es solche Strecken braucht, um international mitzureden. Gemeinsam will man auch einen Beitrag für den Aufbau einer European platform for leadership in automated vehicles leisten. Dabei spielen Drohnen mit Sicherheit auch eine entscheidende Rolle: Sie sind schon heute im Einsatz, um Transporte zu erledigen, da sie aber nicht selten abstürzen – auch aufgrund zu geringer Energie in der Batterie – stehen Hersteller und Anwender vor einem Problem. Lösungen können überraschend einfach sein: Kurz vor der Disruptive Mobility-Tagung veranstaltete das Media Lab einen Wettbewerb, wo Ideen für eben diesen Bereich gefragt waren. Diesen Hackathon Autonomous Delivery gewannen fünf Studenten und Studentinnen vom MIT und von der Harvard University, die vorgeschlagen hatten, Delivery-Drohnen auf dem Dach von öffentlichen Bussen huckepack fahren zu lassen. Diese Flugkörper sollten auch durch einen einfachen Trick die Reichweite verbessern können. Auf Dächern mit Solaranlagen müsste man bloß Aufladestationen errichten, wo sie zwischenlanden könnten. Uns hat diese Idee am Besten gefallen, da sie ein reales Problem durch die Kombination mit dem bestehenden Verkehrssystem clever löst, sagt dazu Jurymitglied Katja Schechtner. Sie hofft, in Zukunft auf mehr Verschränkungen wie diese, um Mobilitätsprobleme lösen zu können. Stellt sich nur noch die Frage, wie autonom der Mensch in einem mit Robotern ausgestatteten Verkehrskonzept der Zukunft sein kann? Zur Erläuterung dieser Frage, wird unter Forschern nicht selten auf ein tragisches Ereignis im Jahr 2009 verwiesen. In der Nacht vom 31. Mai auf den 1. Juni stürzte eine vollbesetzte Air-France-Maschine auf de Weg von Rio de Janeiro nach Paris ab. Der Autopilot fiel aus und die Piloten machten einen folgenschweren Fehler. Sie zogen die Maschine hoch. Alle 228 Insassen hatten dabei ihr Leben verloren. Eine Episode, die zeigt, wie abhängig man schon heute vom automatisierten Verkehr sein kann. -Etat;Französische Version von "House of Cards" soll Anfang 2016 Premiere feiern. Wien – Marseille, die erste französische Eigenproduktion des Online-Dienstes Netflix, hat seinen Hauptdarsteller gefunden: Gerard Depardieu wird als langjähriger Bürgermeister Robert Taro den Cast der achtteiligen Serie anführen, die als französische Version der Politserie House of Cards umschrieben wird. Das Engagement des Schauspielers war bereits kolportiert worden, am Freitag meldete Netflix den Vollzug. Anfang 2016 soll Marseille Premiere feiern. Marseille wird als achtteilige Geschichte von Macht, Korruption und dem Kampf gegen die Reichen vor der Kulisse der französischen Hafenstadt angekündigt. Im Zentrum steht der seit 25 Jahren regierende Bürgermeister Robert Taro (Depardieu), der zu den kommenden Wahlen einen ehrgeizigen, jüngeren Mann (Benoit Magimel) als seinen Nachfolger vorstellt. Neben Magimel (41) und Depardieu (66) stehen auch Geraldine Pailhas, Nadia Tarif, Pascal Elso und Gerard Meylan in Frankreich vor der Kamera. Regie bei den acht Episoden führen u.a. Florent Emilio Siri, Xavier Gens und Cedrig Anger. Hinter Marseille stehen Produzent Pascal Breton und Serienschöpfer Dan Franck, der etwa gemeinsam mit Olivier Assayas das Drehbuch von Carlos – Der Schakal verfasste und die französische Miniserie La Vie devant elles schrieb. -Etat;Nun besteht die Möglichkeit Werbung nach Native-Advertising-Prinzipien zu schalten. Die Flomarkt App Shpock aus Österreich kann mit etwa zehn Millionen User und einer Milliarde Seitenaufrufe – Mitte August – aufwarten. Nun schlossen die Gründer Armin Strbac und Katharina Klausberger die zweite Testphase der Werbevermarktung ab, berichtet das Branchenmedium atmedia.at. Jetzt besteht die Möglichkeit, Werbung innerhalb der App zu schalten. Die Einbindung der Anzeigen findet dabei nach Native-Advertising-Prinzipien statt. Heißt, die Werbeanzeigen sehen wie bestehende Flohmarktangebote aus. +Etat;Einreichen können sowohl große Verlage als auch Einzelpersonen – Maximale Fördersumme liegt bei einer Million Euro. Wien/München – Die Digital News Initiative (DNI) von Google und europäischen Verlagshäusern hat den mit 150 Millionen Euro ausgestattete Innovationsfonds für Bewerbungen geöffnet. Um Fördermittel können sich nicht nur Verlage bewerben. Er stehe jedem in Europa offen, der im Nachrichtengeschäft tätig ist und ein innovatives, digitales Projekt verfolgt, so Google-Manager und Projektleiter Ludovic Blecher. Die erste Bewerbungsrunde endet am 4. Dezember 2015. Erste Fördergelder soll es Anfang 2016 geben. In Österreich haben bereits mehr als 40 Medien und Institutionen Interesse an einer Mitarbeit an der DNI angekündigt. Dazu gehören laut Google etwa die Kronen Zeitung, Heute, oe24.at, der Kurier oder die Vorarlberger Russmedia. Der ORF und der Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ) hatten in der Vergangenheit harsche Kritik an dem Projekt geäußert. Der VÖZ plädiert dafür, dass Google auf Basis eines Leistungsschutzrechts für Verlage Lizenzgebühren für Verlagsinhalte zahlt. Google lehnt eine solche entgeltpflichtige Nutzung der Presseinhalte auf seinen Seiten jedoch ab. Beim Google-Innovationsfonds werden drei unterschiedliche Projektklassen gefördert. Für Prototyp-Projekte von Organisationen und Einzelpersonen stehen bis zu 50.000 Euro zur Verfügung. Bei mittelgroßen Projekten mit einem Finanzierungsbedarf von bis zu 300.000 Euro will Google Anträge von bis zu 70 Prozent der Gesamtkosten des Projekts annehmen. Und auch bei Großprojekten von über 300.000 Euro beträgt die Förderquote maximal 70 Prozent. Die Obergrenze der Finanzierung liegt in der Regel bei einer Million Euro. Allerdings können gemeinschaftliche Projekte, an denen beispielsweise mehrere Organisationen beteiligt sind, mehr als eine Millionen Euro erhalten. Die Ausnahme gilt auch für Großprojekte, die dem allgemeinen Nachrichten-Ökosystem einen wirklich signifikanten Mehrwert bringen. Über die Auswahl der Projekte wacht ein Expertenrat, dem unter anderem der Österreicher Veit Dengler, CEO bzw. Vorstandschef der Mediengruppe Neue Zürcher Zeitung, sowie die scheidende Spiegel-Online-Geschäftsführerin Katharina Borchert angehören, die zu Mozilla nach San Francisco wechselt. Die DNI ist eine Initiative von Google mit europäischen Medienhäusern, um ein nachhaltigeres Ökosystem für Nachrichten und Innovationen im digitalen Journalismus zu fördern. Große Google-Partner sind dabei Les Echos (Frankreich), die Frankfurter Allgemeine Zeitung (Deutschland), The Financial Times (Großbritannien), The Guardian (Großbritannien), NRC (Niederlande), La Stampa (Italien), Die Zeit (Deutschland), El Pais (Spanien), Global Editors Network (GEN), the International News Media Association (INMA) und European Journalism Centre (EJC). +Etat;Das Buch "Die neue Macht der Öffentlichkeit" stellt die Frage nach dem Verhältnis zwischen öffentlicher und veröffentlichter Meinung. Wien – Die im Moment viel diskutierte Sorge um die Qualität im Journalismus steht in unmittelbarem Zusammenhang mit einem ebenso eifrig besprochenen Bedeutungsverlust der gesamten Zunft. Inhalte nachrichtlicher Natur strömen aus allen Kanälen, ob sie glaubhaft sind, entscheidet der/die UserIn, bestenfalls stützt er/sie sich auf Mehrheitsverhältnisse: Als glaubwürdig wird interpretiert, wer oder was die meisten Likes hat. Gar manchem scheint angesichts dessen Endzeitstimmung zu befallen. Journalisten als Lieferanten verlässlicher Information wirken innerhalb solcher Deutungsmacht wie Relikte aus einer anderen Zeit. Das Bild vom Gatekeeper, der die Schleuse wartet und Nachrichten nach seinem Berufsverständnis durchfließen lässt, die wiederum auf eine homogen geordnete Öffentlichkeit treffen, ist in diesem Denkkonzept nicht weniger antiquiert. Die Frage nach dem Verhältnis zwischen öffentlicher und veröffentlichter Meinung stellt das Buch Die neue Macht der Öffentlichkeit. Der Kampf um die Meinungsmacht in Österreich, herausgegeben von Rudi Klausnitzer, Marcin Kotlowski und Markus Pöllhuber, erschienen im Cadmos Verlag. In dem 192 Seiten starken Band geben namhafte Persönlichkeiten der Branche Antworten – und diese sind zumindest nicht ausschließlich pessimistischer Natur. Die Öffentlichkeit ist im Wandel mit gravierenden Folgen für den Journalismus, diagnostiziert Rainer Esser, Geschäftsführer der Zeit. Medien müssten damit umgehen lernen, denn die zusätzlichen Kanäle seien eine große Chance für uns. Journalismus habe an Ausdrucksmöglichkeiten und Darstellungsformen gewonnen, argumentiert Esser. Den Eros der klassischen Medien, beschwört News-Chef Horst Pirker, wenngleich er ihr morbide Blässe einräumt. Jetzt werden die Mauern geschleift, die Tore verlieren ihre Funktion, beschreibt fjum-Geschäftsführerin Daniela Kraus den derzeitigen Zustand an der Nachrichtenschleuse. Die neuen Gatekeeper seien Apple, Google, Facebook Twitter, LinkedIn, Instagram, Pinterest, Tumblr, Flickr etc., schreibt Pirker. Die Meinungsmacht der Medienkonzerne im Sinken sieht STANDARD-Vorstand Alexander Mitteräcker. Er wartet langfristig, dass gewisse globale Player, die nicht journalistischen Ursprungs sind, einen Großteil des Marktes dominieren werden. Der hohe Stellenwert von Onlinemedien werde auch in Zukunft erhalten bleiben. Besonders interessant, findet Mitteräcker, wie mögliche Synergien mit klassischen Medien aussehen könnten. Rahmenbedingungen dazu stellt Medienminister Josef Ostermayer in Aussicht: Ich werde die Anstrengungen verstärken, noch in dieser Legislaturperiode einen Entwurf- für ein Medien-Gesetzespaket vorzulegen. Die Qualität des Journalisten hat viel mit deren eigenem Hintergrund zu tun, schreibt RTR-Chef Alfred Grinschgl. Ein Qualitätsurteil ließe sich nur über einzelne Vertreter des Berufsstands abgeben, aber nicht über den Journalismus selbst. Die Frage Was bedeutet das für die Demokratie?, stellt Profil-Chefredakteur Christian Rainer, und beantwortet sie selbst: In Wahrheit gibt es sehr, sehr mächtige Menschen und ihre Maschinen, die in meinen Augen eine relativ große Bedrohung für die Demokratie, damit für die Gesellschaft sein könnten. Ein Schlupfloch, wie Medien dieser Bedrohung entgehen könnten, schlägt Co-Herausgeber Marcin Kotlowski, und Geschäftsführer der WH Medien, vor: Der Veränderung können wir mit Instrumenten begegnen, die sich seit Jahrzehnten menschlicher Organisation nicht verändert haben: ein Ziel definieren und Menschen dafür begeistern, an einem Strang ziehen, Motivation und Offenheit zulassen, Früchte ernten und zum Wohl aller einsetzen. Wissenschaft;Ein mexikanischer Forscher glaubt, eine rätselhafte Hieroglyphe übersetzen zu können. Ein Experte aus Deutschland widerspricht. Mexiko-Stadt – Mehr als 60 Jahre nach der Entdeckung des Königsgrabs in der südmexikanischen Ruinenstadt Palenque glaubt ein Forscher eigenen Angaben zufolge den Namen der Grabstätte entziffert zu haben. Durch Vergleichsstudien sei es ihm gelungen, die Hieroglyphe Yej mit spitz zu übersetzen, sagte der Maya-Experte Guillermo Bernal Romero von der Universität von Mexiko (UNAM). Diese Schrift der klassischen Mayasprache besteht aus etwa 1.500 Hieroglyphen, von denen rund 20 Prozent noch nicht entziffert wurden. Die Welt der Schrift ist wunderbar. Der Mensch will Geheimnisse lüften und die Schriftkunde der Maya ist eine dieser romantischen Disziplinen, in der man dieser Sehnsucht folgen kann, sagte Bernal. Die Inschrift an dem Tempel im Süden Mexikos bedeute demnach: Haus der neun spitzen Lanzen ist der Name des Grabs von Kinich Janaahb Pakal, heiliger Herrscher von Palenque. Laut Bernal ähnelt das entzifferte Schriftzeichen dem Backenzahn eines Jaguars, eines heiligen Tiers der Maya. Die Dechiffrierung helfe auch bei der Übersetzung weiterer bislang unklarer Texte in den archäologischen Stätten in Tonina, Piedras Negras, Dos Pilas, Yaxchilan und Dzibanche, sagte Bernal. Der Bonner Altamerikanist Nikolai Grube zog die Interpretation seines mexikanischen Kollegen allerdings in Zweifel. Meines Erachtens ist die Lesung falsch, meinte er. Wir haben gute Argumente dafür, dass die Entzifferung (...) nicht richtig ist. Sie basiert auf einer falschen sprachlichen Analyse. Grube gilt als einer der führenden Maya-Experten und leitet ein Projekt zum Aufbau einer Textdatenbank und eines Wörterbuchs des Klassischen Maya. (APA, red, 17.6. 2015) -Sport;Niederösterreicher kämpfte ab der Hälfte des Matches mit starken Knieschmerzen. New York – Novak Djokovic ist für Andreas Haider-Maurer am Mittwochabend in der zweiten Runde der US Open in New York eine Nummer zu groß gewesen. Der 28-jährige Niederösterreicher wehrte sich im ersten Satz tapfer, nach 91 Minuten im Arthur-Ashe-Stadium setzte sich der Weltranglisten-Erste aber klar mit 6:4, 6:1, 6:2 durch. Haider-Maurer, der exakt zwei Monate älter ist als der neunfache Grand-Slam-Sieger, hielt zu Beginn des Spiels im größten Tennis-Stadion der Welt gut mit. Vor den Augen von US-Schauspieler Jamie Foxx wirkte Österreichs Nummer zwei vor der für ihn so ungewohnten Atmosphäre gar nicht nervös, und servierte bis zum 4:4 souverän. Als Djokovic bei 5:4 aber nach einem Netzroller ein 0:40 bei Aufschlag Haider-Maurer bekam, nützte er den ersten Satzball zum 6:4. Im ersten Satz habe ich gut serviert, da wäre noch etwas drinnen gewesen, konstatierte Haider-Maurer später. Nach dem Gewinn von fünf Games in Folge führte Djokovic auch im zweiten Durchgang rasch mit 3:0. In dieser Phase sorgte die Einlage eines tanzenden Zuschauers, der ein T-Shirt nach dem anderen auszog, bis am Schluss ein Leibchen mit der Aufschrift I love NY zu sehen war, noch für mehr Stimmung als das Match. Selbst Djokovic applaudierte dem Mann vom Pausen-Sessel aus. Haider-Maurer gab in der Folge seinen Aufschlag auch zum 1:5 ab und nach exakt einer Stunde hatte Djokovic schon die 2:0-Satzführung in der Tasche. Satz drei verlief ähnlich einseitig. Der Niederösterreicher fand im gesamten Match keinen Breakball gegen den Serben vor. Haider-Maurer, der am linken Knie angeschlagen war, musste zwischenzeitlich auch Schmerztabletten schlucken. Wenn ich nicht im Stadion gespielt hätte, hätte ich die Partie wahrscheinlich wegen des Knies nicht fertig gespielt, erklärte Haider-Maurer. Ich habe Mitte des zweiten Satzes echt schon ziemliche Schmerzen gehabt, vor allem beim Aufschlag. Die Atmosphäre hat Haider-Maurer, der unmittelbar vor dem Match auch ein ins Stadion übertragenes Interview gab, sehr beeindruckt. Das war schon etwas ganz Besonderes. Man ist irgendwie überwältigt, wenn man da rausgeht. Es ist ja auch ganz anders zu spielen und hat mit dem Turnier, das ich kenne, wenig zu tun. Es ist fast ein bisserl wie wenn man in der Halle spielt, schilderte Haider-Maurer. Djokovic hatte zu Beginn etwas Schwierigkeiten, sich auf Haider-Maurer einzustellen, meinte er danach. Ich habe gegen Andreas noch nie auf Hardcourt gespielt. Er hat einen starken Aufschlag und da ist es ist schwer in die Rally zu kommen. Von 4:4 an habe ich dann wirklich gut gespielt, konstatierte Djokovic noch auf dem Platz. Für den Weltranglisten-52. Haider-Maurer ging damit auch das sechste Duell mit einem Top-Ten-Spieler (das zweite gegen Djokovic) verloren. Er hätte als erster Österreicher seit Jürgen Melzer (2010 in Schanghai: Sieg über Rafael Nadal) die Möglichkeit gehabt, eine aktuelle Nummer eins zu schlagen. Haider-Maurer fliegt am Freitag zurück nach Österreich und bereitet sich dann auf seine Hochzeit am Samstag in einer Woche in Tirol vor. Damit sind mit Dominic Thiem und Jürgen Melzer noch zwei Österreicher bei den US Open im Einsatz. Beide bestreiten ihre Zweitrunden-Matches am Donnerstag, jeweils im dritten Match nach 17 Uhr MESZ. Thiem spielt gegen den Usbeken Denis Istomin, Melzer muss gegen den Tschechen Tomas Berdych (6) auf den Court. +Sport;Real Madrid nach 7:1 über Celta vorerst neun Punkte hinter Barca – Gareth Bale traf bei Comeback. Madrid – Real Madrid hat in der spanischen Fußball-Meisterschaft den Rückstand auf Spitzenreiter FC Barcelona mit einem Kantersieg zumindest für einen Tag auf neun Punkte reduziert. Der drittplatzierte Rekordchampion setzte sich am Samstag vor eigenem Publikum gegen Celta Vigo mit 7:1 durch. Held des Tages war Cristiano Ronaldo mit vier Toren (50., 58., 65., 76.), die weiteren Real-Treffer erzielten Pepe (41.), Jese (78.) und Gareth Bale (81.). Der zuletzt an Wadenproblemen laborierende Waliser war in der 66. Minute eingewechselt worden und kam damit zu seinem ersten Pflichtspiel-Einsatz nach knapp zwei Monaten. Wissenschaft;Für seine kruden Thesen erhält der deutsche Biologe Stefan Lanka, der die Existenz von Infektionskrankheiten abstreitet, das Goldene Brett vorm Kopf 2015. Wien – Was haben der amerikanische Wundermittelhändler Jim Humble, die den Klimawandel leugnende FPÖ-Umweltsprecherin Susanne Winter und der deutsche Biologe Stefan Lanka gemeinsam? Die Antwort ist nicht allzu schwierig: Sie alle taten sich öffentlich mit kruden bis gefährlichen unwissenschaftlichen Behauptungen hervor – und qualifizierten sich so für das Rennen um das Goldene Brett vorm Kopf 2015. Mit ihrem Schmähpreis ehrt die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) alljährlich den größten antiwissenschaftlichen Unfug des Jahres. Am Mittwochabend gab die Jury in Wien ihre jüngste Entscheidung bekannt: Stefan Lanka (52), ein Biologe, der die Existenz von Infektionskrankheiten wie Aids, Ebola oder Masern leugne, habe den Preis (un)redlichst verdient. Lanka, Autor von Büchern wie Der Masern-Betrug oder Impfen und Aids: Der Neue Holocaust tritt als prominenter Impfgegner auf und behauptet etwa, Aids sei eine Erfindung der Pharmaindustrie, um neue Märkte zu erschließen. Er bestreitet ganz generell, dass Viren Krankheiten auslösen können, und unterstellt, Ärzte würden Patienten durch Impfungen aus Profitgier krankmachen. Mit seinen pseudowissenschaftlichen Positionen steht er der antisemitischen, verschwörungsideologisch geprägten Germanischen Neuen Medizin nahe, die unter anderem die medizinische Behandlung von Krebs ablehnt. Einer breiteren Öffentlichkeit wurde Lanka bekannt, als er im Jahr 2011 100.000 Euro für den Beleg der Existenz des Masernvirus auslobte oder besser gesagt: als er dann für den erbrachten Nachweis nicht zahlen wollte. Im März dieses Jahres wurde er schließlich gerichtlich zur Zahlung verurteilt – und kündigte Berufung an. Er sei ein Aushängeschild der Impfgegner-Bewegung, die durch Ablehnung von Vakzinationen maßgeblich zur Verbreitung von Krankheiten beitrage, begründete die GWUP ihre Entscheidung. In der Kategorie Goldenes Brett fürs Lebenswerk bedachte die GWUP heuer den deutschen Arzt und selbsternannten Wunderheiler Matthias Rath. Er vermarktet die sogenannte Zellularmedizin, die Krankheiten wie AIDS oder Krebs ausschließlich durch die Gabe hoher Dosen von Vitaminen und Mineralstoffen heilen soll. Eine Wirksamkeit dieser Behandlung konnte in wissenschaftlichen Studien nicht nachgewiesen werden. Stattdessen rückte der traurige Fall eines neunjährigen, an Knochenkrebs erkrankten Buben den Arzt und seine Therapie 2004 ins Licht der Öffentlichkeit: Die Eltern des Kindes brachen seine Chemotherapie ab und ließen ihn stattdessen zellularmedizinisch behandeln. Rath erklärte den Buben für geheilt, ehe er bald darauf an einem Herz-Kreislauf-Versagen infolge seiner Krebserkrankung starb. In Südafrika landete Rath mit seiner Stiftung vor Gericht, nachdem er Aids-Patienten von einer antiretroviralen Therapie abgeraten und ihnen falsche Hoffnungen gemacht hatte, sie mit Vitaminpräparaten heilen zu können. -Web;Die Ausstellung "Viennese Videogame Aesthetics" zeigt Kunstwerke aus der Wiener Spieleentwicklerszene. Dass Spiele auch ins Museum gehören, hat bereits vor drei Jahren das renommierte Museum of Modern Arts in New York bewiesen. Trotzdem klafft traditionell immer noch ein tiefer Graben zwischen der Welt der Videospiele und der Welt der Kunst. Eine aktuelle Ausstellung im 15. Wiener Gemeindebezirk versucht den Brückenschlag: In der Hollerei Galerie sind vom 19. Oktober bis 13. November ausgewählte Kunstwerke aus den Spielen von Wiener Entwicklerstudios zu sehen – und zwar nicht in Form der Spiele selbst, sondern als eine Auswahl von Einzelbildern, die in Museumsqualität ausgearbeitet wurden. Bilder aus den Spielen von Wiener Entwicklern wie Bloodirony Games, Broken Rules, Mipumi Games, Philipp Seifried, Socialspiel und anderer lokaler Größen finden sich so im Galeriekontext wieder. Für den Kurator der Ausstellung Viennese Videogame Aesthetics, den ehemaligen Spieleentwickler, Künstler und promovierten Kunstphilosophen Christian Bazant-Hegemark, liegt in dieser statischen Form der Präsentation die besondere Herausforderung: Die jetzige Ausstellung war von Anfang an so konzipiert: Was geschieht wenn ein interaktives Medium seiner Interaktivität beraubt wird? Was passiert, wenn man aus einem Medium mit einer Refresh-Rate von 30-60 Frames pro Sekunde ein einzelnes Bild herausnimmt und hervorhebt? Die Entscheidung, die Spiele in Form von einzelnen Bildern zu präsentieren, komme aber auch dem Galeriebetrieb entgegen: Werden Spiele in ihrer ursprünglichen Form ausgestellt, also als interaktives, zeit-basiertes Medium, gibt es ja auch keine verkäufliche Ware, an welcher die Galerie verdienen könnte. Berührungsängste der Kunstwelt mit dem jungen Medium habe es dabei in diesem Fall nicht gegeben, so Bazant-Hegemark: Die Ausstellung wurde sehr positiv angenommen. Die Hollerei Galerie wurde von Margit und André Stolzlechner erst dieses Jahr gegründet, es handelt sich also um ein sehr junges Projekt. Der Standort ist im 15. Bezirk, etwas fernab der etablierten Wiener Galerien. Das ist sicher mit ein Grund, warum dort experimentiert werden kann. Einen speziellen Wiener Stil gibt es aber, trotz des Ausstellungstitels, im Gamesbereich nicht – jemand, der heute noch in Wien arbeitet, kann das morgen schon in Vancouver tun -, wohl aber eine gemeinsame Geschichte: In Wien war mit Rockstar Vienna für kurze Zeit der größte Arbeitsplatz für Videospielentwicklung im deutschsprachigen Raum angesiedelt. Die abrupte Schließung im Jahr 2006 hat aber eine seltene Startup-Kultur gefördert, weil über Nacht mehr als 120 Angestellte einen neuen Fokus brauchten. Auch Bazant-Hegemark selbst hat bis zur Schließung als Programmierer bei Rockstar Vienna gearbeitet, sich aber dann der Kunst und darauf der Philosophie zugewandt. Bei vielen der ausgestellten Werke zeigt sich, dass die für gewöhnlich als reine Unterhaltungsprodukte wahrgenommenen Spiele auch gesellschaftspolitische und sozialkritische Aussagen treffen. Das geht von ausdrücklich als Politsatire angelegten Spielen wie 1700, in dem der Polizei-Großeinsatz bei der Räumung der Pizzeria Anarchia in Form eines Lemmings-Klons gezeigt wird, bis hin zu Sabine Harrers Cunt touch this, in dem Schamgefühl und Tabuisierung eine bedeutende Rolle spielen. So gut wie alle ausgestellten Spiele gehen auf die eine oder andere Art über ihren bloßen Warencharakter als Unterhaltungsprodukt hinaus: From Darkness dokumentiert die Lebensrealitäten in Ostafrika, CHESTO – At The Checkout thematisiert Ausbeutung und Prekarität und in Forsaken geht es um Hinterlassenschaften und welche Aussagekraft diese über ihre ehemaligen Besitzer haben könnten. Die ausgestellten Spiele finden einen nuancenreichen Umgang mit einem Medium, das sonst oft in Klischees agiert, meint Bazant-Hegemark. Die Ausstellung Viennese Videogame Aesthetics richtet sich demnach auch an ein Publikum, das sonst derartige Nuancen im fremden Medium Videospiele nicht erwarten würde, aber auch an Besucher, die einen ungewöhnlichen Blick auf die Wiener Spielentwicklerszene werfen wollen, ohne den internationalen Aspekt der Videospielkultur zu verneinen. Bereits Old-School-Spiele wie ‘Tetris’, ‘Lemmings’, ‘Pac-man’ oder ‘Super Mario’ hatten die Fähigkeit, neben ihrer klaren Wirtschaftlichkeit auch globale kulturelle Phänomene zu sein. Ich wollte in dieser Ausstellung vor allem die ästhetische Bandbreite der hiesigen Spieleentwicklungen zeigen, da diese außerhalb ihrer eigenen Kreise gar nicht so bekannt ist. Das führt natürlich auch dazu, dass ‘ruhige’, sensible Werke neben lauteren, kontrastreicheren ausgestellt werden. Das ist aber vielleicht auch das spannende Moment der Ausstellung: Was passiert, wenn ‘ruhige’ Arbeiten zum Beispiel in bedeutend größeren physischen Formaten ausgestellt sind, als ihre ‘lauteren’ Verwandten? Bis zum 13. November lässt sich diese Frage durch den Besuch der Ausstellung noch beantworten. -Kultur;Band hatte mit "Da, da, da" einen Welthit. Berlin – Peter Behrens, Trommler der während der Neuen Deutschen Welle erfolgreichen Band Trio, ist tot. Er starb am Mittwoch im Alter von 68 Jahren in einem Krankenhaus in Wilhelmshaven an multiplem Organversagen, wie die Bild-Zeitung unter Berufung auf seine Tochter berichtete. Auch sein letzter musikalischer Kompagnon Ecki Schrader bestätigte auf der Facebook-Seite des Duos Peter Behrens feat. Ecki S. den Tod. Behrens hatte nach dem Ende von Trio 1986 erfolglose Versuche einer Solokarriere gestartet. Er machte wiederholt durch Alkohol- und Drogenprobleme Schlagzeilen und galt als ein Beispiel für einen gescheiterten Star. Das mit Trio verdiente Geld hatte er ausgegeben und lange von Sozialhilfe gelebt. Mit Ecki Schrader tourte er in letzter Zeit immer wieder durch Clubs in Norddeutschland und spielte dabei Trio-Lieder. Während der Neuen Deutschen Welle sorgte Behrens vor allem durch die Trio-Auftritte in der ZDF-Hitparade für Aufsehen. Der ausgebildete Clown trat stets im weißen T-Shirt mit roten Hosenträgern auf und verzog während der Auftritte keine Miene. Trio hatten 1982 mit Da, da, da einen Welthit. Das Lied schaffte es in Deutschland zwar hinter Nicoles Ein bisschen Frieden nur auf Platz zwei der Charts, weltweit verkaufte es sich aber etwa 13 Millionen Mal und stand auch in Brasilien und Kanada auf Platz eins. Später wurde das Lied in Coverversionen immer wieder zu Werbezwecken eingesetzt, etwa von Pepsi 2006 während der Fußball-WM in einer außer in Deutschland weltweit laufenden Kampagne. Weitere Hits von Trio waren Anna – Lassmichrein Lassmichraus, Herz ist Trumpf, Bum Bum und Turaluraluralu. Nach einem Streit um die weitere musikalische Ausrichtung löste sich die durch ihren Minimalismus bekannt gewordene Band 1986 auf. Von den drei Musikern lebt jetzt nur noch Sänger Stephan Remmler. Gitarrist Gert Kralle Krawinkel war 2014 gestorben. +Web;Rekordzahlen der vergangenen Monate nur schwer wiederholbar, an der Börse regiert Zurückhaltung. Das vergangene Fiskaljahr war für Apple wirklich fantastisch: Der IT-Konzern feierte Rekord um Rekord, strich eine Milliarde Dollar pro Woche (!) ein und stürzte Exxon Mobile vom Börsenthron. Apple ist der wertvollste börsennotierte Konzern der Welt, doch trotz alldem scheint die Börse nicht so recht in Partylaune zu sein – und vermiest Apples Führungsriege damit die Stimmung. Kein Wunder: Börsianer gelten als nervöser Menschenschlag, und sie stellen sich momentan eine bange Frage: Kann Apple dieses Rekordjahr wiederholen? Die realistische Antwort darauf ist, dass das nahezu unmöglich ist. Das weiß auch Apple-CEO Tim Cook, der deshalb in die Trickkiste gegriffen hat: Das iPhone 6s startet im Vergleich zu früheren Modellen eine Woche später, um schon ins Weihnachtsquartal zu fallen. Aus demselben Grund wird der Verkaufsbeginn in China vorgeschoben. Apple will also mit allen Kräften ein annehmbares Ergebnis für die Wintersaison. Ohne Terminverschiebungen wäre das nicht möglich – kein gutes Zeichen. Blickt man genau auf Apples Bilanzen, wird klar, dass der Konzern auf sehr ungesunde (Bloomberg View) Art und Weise vom iPhone abhängt. Zwar versucht Cook mit Apple Watch, aufgemotztem Apple TV und Services wie Apple Music für Diversifizierung zu sorgen, doch Rekorde bringt allein das iPhone ein. In dieser Sparte ist Apple mit dem iPhone 6 vergangenes Jahr ein Glanzstück gelungen: Der vergrößerte Bildschirm kurbelte die Verkäufe an und brachte viele Nutzer dazu, ein neues Modell zu erwerben. Doch wie soll ein iPhone 7 das wiederholen? Das iPhone 6s dürfte sich zwar ebenfalls recht gut verkaufen, eine gewisse Marktsättigung ist allerdings zu beobachten. Nicht nur deshalb hat Apple ein Abomodell angekündigt, das iPhone-Nutzern künftig ein jährliches Upgrade ermöglicht. In China scheint ebenfalls jeder, der es sich leisten kann, ein iPhone erworben zu haben. Das Wunder in China ist vorbei, analysiert Leonid Bershidsky (Bloomberg). Apple bräuchte dringend ein sehr erfolgreiches Produkt, um wieder für offene Münder zu sorgen. Die Apple Watch verkauft sich für eine Smartwatch zwar sehr gut, rangiert insgesamt aber unter ferner liefen, wie Meedia analysiert. Apple TV weist ordentliche Verkaufszahlen auf, steht jedoch in harter Konkurrenz zu Amazon, Roku und Googles Chromecast. Apple Music muss sich erst beweisen, doch auch hier haben Deezer und Spotify schon viele Kunden an sich gebunden. Kein Wunder, dass Apple-CEO Cook daher auf ein iCar setzt. Doch bis das geheimnisumwobene Apple-Auto Realität wird, dürfte es noch bis mindestens 2019 dauern. In der Zwischenzeit drängen neue Anbieter auf den Smartphone-Markt, die Apple einige Prozentpunkte kosten könnten – wird doch die Herstellung leistungsfähiger Geräte immer günstiger. Der Apple-Boom scheint also vorerst vorbei zu sein. +Kultur;'Frage: Stacheldrahtzäune und Wachtürme. Wo hört das auf? Wo geht das hin?. Es hat übrigens niemand die Absicht, Mauern zu errichten, nicht in diesem historisch so schön zusammengewachsenen Kontinent, nicht in einem so schön zusammengewachsenen Land, wenigstens nicht in Deutschland, diesmal nicht. Und in Österreich schon gar nicht, solange Österreich den einen oder anderen Schleusungskorridor aufrechterhalten kann, das läuft aber ganz gut, nicht nur in diesem schönen Transitland, das seine Schönheiten aber zu verbergen trachtet, damit der Transit nicht aufgehalten wird; mit dieser Übung in Bescheidenheit steht es auch keinesfalls allein da, es gibt noch ganz andere schöne Länder, die eifrig den Menschenverkehr befördern, das reicht schon an eine optimierte Förderkette heran, man kann ja nicht an jedem Ort, den niemand will und in dem niemand bleiben will, gleich Mauern bauen und exklusive Räume definieren, in denen der Einschluss dann gleich inklusive ist. Zum Ausschluss reichen Stachelkränze leider Gottes nämlich auch nicht aus, das sieht man nebenan in Ungarn, nur so als Inspirationsquelle, die haben dafür durchaus ästhetische Qualitäten. Das kann was, so eine Drahtrolle, nur leider reißt sie unschöne Wunden in Fremdkörper, die sich unter ihr durch zwängen. Dafür steht sie in einer schö- nen Traditionskette, die krönt sie eigentlich, genau genommen, wenn sich denn eine Kette krönen ließe: Das Königs-K wurde aus dem gemischten Doppel sehr anständig herausgearbeitet, das muss mal festgehalten werden, nicht gleich in Stein. (In diesen Gegenden hat man es traditionell nämlich weniger mit Mauern, mehr mit Eisernen Vorhängen, die sich die Kinder des Kalten Kriegs in erster Annäherung an die Begrifflichkeit als Theaterdekoration vorstellen durften, bunt und in neobarockem Stil gehalten). Man bleibt gern unter sich und sortenrein, wenn das nicht um sich greift! Dann werden wir mit dem Sortieren nicht mehr fertig. Der Transit besteht aus einer Summe flüchtiger Begegnungen zwischen der durchquerten Landschaft und den sie durchquerenden Menschen, Letztere meist in Zug- oder Businnenräumen, manchmal auch zu Fuß, hinter den Polizeiautos her wie hinter dem Lehrkörper, das ist wie beim Wandertag! Der geht mit uns durch, dieser flüchtige Transit, und setzt sich höchstens fest in Transiträumen, träumen vom Transit wird man noch dürfen, und behüten dürfen wird man die Träume auch. Eingezäunt werden sollen höchstens grenznahe Zonen, die sich dann offiziell nicht entscheiden werden können, auf welcher Seite sie liegen, die sind dann: niemandsländlich, ein bisschen hinterwäldlerisch inmitten der grenzenlosen europäischen Idee, wie praktisch. Da kann schon mal die Integration in die nichtstaatliche Existenz eingeübt werden von den Insassen, das sind ja auch irgendwie deplatzierte Personen. Deplatzierte Zonenpersonen, vom innerstaatlichen Platz gewiesen, einem Platz zugewiesen im Träumeland, immer nur: Die zweite rechts und dann geradeaus bis morgen! Das schafft aber niemand, dieses Ziel zu erreichen, das ist nicht zu schaffen, nicht von den Menschen, die in diesen Exterritorialbereich hineinsollen, und auch nicht von denen, die vor den Menschen, die dort womöglich aber wieder herauswollen, bewahrt werden sollen, den Menschen nämlich in den dem Staat durchaus eingemeindeten Gemeinden, ganz braven Staatsbürgergemeinden, bei allem guten Willen, und der ist durchaus da. Und weil nicht nur der gute Wille anwächst und eine allseitige Überforderung, wie sie Krisen immanent ist, sondern so manches andere gleich mit, ist mit dem Anwachsen von Schlimmerem zu rechnen, vom Schlimmsten gar nicht zu reden, das angeblich durch das Schlimmere verhütet werden soll – das Schlimmste mit dem Schlimmeren ausgetrieben, wann hätte das je funktioniert? Das Schlimmste, das mit dem Schlimmeren verhütet werden soll, wird aber doch stets nur befördert, wenn man die Deutungshoheit den Brandsätzen überlässt: Stacheldrahtzäune, Wachtürme, Galgenattrappen, wo hört das auf? Wo geht das hin? Geradeaus bis gestern? (Olga Flor, 6.11.2015)' Wissenschaft;Astronomen spekulieren über einen Ozean, der beim Gefrieren die Kruste des Mondes aufbrach. Washington – Es sieht aus, als ob Charons komplette Kruste aufgebrochen wäre, kommentierte John Spencer vom Southwest Reserch Institute in Boulder neue Bilder des großen Plutomonds. Nasa-Forscher diskutieren, ob womöglich ein unterirdischer Ozean auf Charon vor langer Zeit gefroren ist und durch die damit einhergehende Volumenänderung die Oberfläche des Mondes gesprengt hat. Die bisher detailreichsten Aufnahmen, die von der Raumsonde New Horizons geliefert wurden, weisen auf eine sehr bewegte Vergangenheit des eisigen Trabanten hin. Auf der Mondoberfläche findet sich unter anderem ein bis zu neun Kilometer tiefes Canyonsystem. Dieses Canyon-System zieht sich auf 1.600 Kilometern Länge quer über Charon und reicht vermutlich bis auf die Rückseite des Mondes. Es ist mindestens viermal so lang und an manchen Stellen doppelt so tief ist wie der Grand Canyon auf der Erde. Zudem dokumentierte die Sonde überraschende Farbvariationen auf der Oberfläche des Mondes – auch wenn sie nicht so stark ausgeprägt sind wie bei Pluto selbst. Wir hielten es für unwahrscheinlich, solche interessanten Merkmale auf diesem Trabanten einer Welt am fernen Rand unseres Sonnensystems zu sehen, betonte Projektmitglied Ross Beyer. Weitere Aufschlüsse über die geologische Aktivität des Mondes erhoffen sich die Astronomen von noch detailreicheren Aufnahmen, die die Sonde im Laufe des kommenden Jahres übertragen wird. Derzeit ist sie fünf Milliarden Kilometer von der Erde entfernt. (APA, red, 2.10.2015) -International;US-Präsident hatte mehr Vertrauen was das weitere Engagement der Europäer angeht. Washington – US-Präsident Barack Obama hat Versäumnisse der europäischen Verbündeten als eine der Ursachen für die Krise in Libyen nach dem Sturz von Machthaber Muammar Gaddafi vor knapp fünf Jahren bezeichnet. Wenn ich zurückblicke und mich frage, was schiefgelaufen ist, dann gibt es Raum für Kritik, weil ich mehr Vertrauen in die Europäer hatte, was das Engagement im Nachgang angeht angesichts der Nähe zu Libyen, sagte Obama in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview des US-Magazins The Atlantic. Ein internationaler Militäreinsatz hatte 2011 maßgeblich zum Sieg der Gegner Gaddafis beigetragen. Seitdem steckt das nordafrikanische Land aber immer noch im politischen Chaos. Das Machtvakuum nutzen extreme Gruppe zunehmend aus, um sich breitzumachen. Dazu zählt auch die vornehmlich in Syrien und im Irak aktive sunnitische Extremistenmiliz IS. Diese werde in Libyen von Tag zu Tag stärker, sagte der in einem Interview der IS-Publikation al-Naba als neuer Anführer des libyschen IS-Ablegers bezeichnete Abdul Kadr al-Nadschdi. Im November war der libysche IS-Chef Abu Nabil bei einem US-Luftangriff im Osten des Landes getötet worden. +International;Führende CDU-Politiker führen Österreich als Beispiel gegen Fortsetzung der Großen Koalition an. Berlin – Politiker der deutschen Regierungspartei CDU führen die politische Lage in Österreich als Argument gegen die Fortführung der Großen Koalition ins Feld. Österreich ist da Menetekel. Wir brauchen mehr als eine Koalitionsoption. Das ist am Ende auch gut für die Demokratie und die politische Kultur, sagte CDU-Präsidiumsmitglied und Finanz-Staatssekretär Jens Spahn dem Nachrichtenmagazin Focus. Auch der CDU-Fraktionschef im Bundestag, Volker Kauder, sprach sich in einer Frage der Rheinischen Post nach österreichischen Verhältnissen gegen eine Fortführung des Paktes mit den Sozialdemokraten (SPD) aus. Eine Fortsetzung der Großen Koalition sollte es nach der nächsten Wahl möglichst nicht geben, auch wenn wir nach wie vor gut mit der SPD regieren. Den Regierungsfraktionen sollte wieder eine stärkere Opposition gegenüberstehen, sagte Kauder. In Deutschland finden im kommenden Jahr Bundestagswahlen statt. Im Regierungsbündnis zwischen der CDU von Kanzlerin Angela Merkel und der SPD machten sich zuletzt Ermüdungserscheinungen bemerkbar. Sowohl Spahn als auch Kauder nannten ein schwarz-grünes Regierungsbündnis als Alternative zur Großen Koalition. Wissenschaft;Gesünder atmen im Sommer. Mehr Ruhe vor dem Sturm. Wir kennen oft die Gefahren nicht, aber wir wollen vorgewarnt werden.. -Inland;Irmgard Griss ärgert sich über "martialische Rhetorik". Selbst 90.000 neue Asylanträge würden keinen Notstand auslösen. STANDARD: Was ist eine typisch österreichische Einstellung, die Sie sympathisch finden? Griss: Österreicher haben eine gewisse Gelassenheit. Ein bissl leben und leben lassen. Dass man sagt: Ja, mein Gott, die Lage ist zwar hoffnungslos, aber nicht ernst. Es bringt nichts, die Dinge immer an sich herankommen zu lassen, dann könnte man gar nicht überleben. STANDARD: Und eine, die Sie unsympathisch finden? Griss: Sich weniger auf die eigenen Stärken zu konzentrieren als auf die Schwächen des anderen. Jemand hat mir das unterschiedliche Verhalten österreichischer und ausländischer Fans beschrieben: Ausländische Fans feuern die eigene Mannschaft an, österreichische Fans machen die fremde Mannschaft schlecht. Es ist immer dieses: Was kann ich beim andern finden? Nicht zu fragen: Was kann ich besser machen? STANDARD: Wie stehen Sie zum umstrittenen Notstandsgesetz im Asylbereich? Griss: Das ist eine Maßnahme, von der völlig offen ist, ob sie jemals umgesetzt wird. Weil dazu Zustände eintreten müssten, von denen wir annehmen können, dass sie nicht eintreten werden. Weil man jetzt auch auf EU-Ebene viel tut, um den ungehinderten Zustrom von Menschen zu verhindern und an Ort und Stelle zu helfen. STANDARD: Ab wann herrscht Notstand? Griss: Wenn die Leute nicht mehr unterzubringen, die Asylanträge nicht mehr zu bewältigen sind. Wenn ein Aufruhr droht. STANDARD: Wäre es ein Notstand, wenn mehr Flüchtlinge in Österreich ankommen, als die Regierung es in der Obergrenze vorsieht? Griss: Das wäre ja ein Witz, wenn das so ginge. Dann könnte die Regierung durch die Festsetzung einer Obergrenze die faktischen Zustände, die gegeben sein müssen, erst setzen. Nein, es muss eine Notsituation sein. STANDARD: Wenn es 2016 wieder 90.000 Asylanträge werden, wäre das so ein Zustand? Griss: Nein. Man muss ja nur die Asylverfahren beschleunigen, in die Strukturen investieren. STANDARD: Sie sagen, wir sind weit entfernt vom Notstand. Der Verteidigungsminister sagt: Brenner-Grenze zu. Griss: Mich stört an der öffentlichen Diskussion diese martialische Rhetorik. Das schürt Ängste, bringt vielleicht Stimmen, aber ich glaube den Falschen. STANDARD: Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (SPÖ) sagt hingegen: Wenn man das nicht so macht, dann könne man auch gleich FPÖ-Bundesparteiobmann Heinz-Christian Strache den Schlüssel zum Bundeskanzleramt in die Hand geben. Griss: Ich bin anderer Meinung. Das hilft gerade jenen, die immer schon so geredet haben. Die Leute sagen: Okay, jetzt kommen die Regierungsparteien zwar auch drauf, aber Strache hat das schon früher gesagt. STANDARD: Was sollte man tun, um das Massensterben im Mittelmeer zu verhindern? Griss: Man muss Möglichkeiten schaffen, damit Flüchtlinge vor Ort einen Asylantrag stellen können. Auch in Afrika. STANDARD: Sie würden ein Botschaftsasyl befürworten? Griss: Natürlich – in welcher Form auch immer, das können auch Hotspots sein. Da kann Frontex noch so viele Boote haben: Es wird nicht gelingen, die Grenze in Libyen abzuriegeln. STANDARD: Andreas Khol sagt, Österreich sei ein Opfer des Nationalsozialismus. Stimmen Sie zu? Griss: Die Opfertheorie war nach dem Krieg herrschend und wird seit mehreren Jahren infrage gestellt. Es gibt da bestimmte Formulierungen, die jetzt verwendet werden, dass eben auch viele Österreicher und Österreicherinnen Täter waren. Dieses Hängen an Formulierungen finde ich gewöhnungsbedürftig und nicht richtig. Es ist völlig selbstverständlich, dass viele Österreicherinnen und Österreicher auch schuldig geworden sind. Ich finde nur: Dass es immer eine bestimmte Wortwahl sein muss, die noch akzeptiert wird, ist bezeichnend. STANDARD: Würden Sie Khols Sager also inhaltlich unterstreichen? Griss: Schauen Sie, wir haben jetzt wieder das Nazi-Thema, das ja sehr beliebt ist. Wir sind jetzt im Jahr 2016. Ich bin 1946 geboren, ein Jahr nach Kriegsende, ich habe mit der nationalsozialistischen Gesinnung wirklich nichts am Hut. Wir haben heute Probleme zu lösen. Schauen Sie sich die Situation im Mittelmeer an, die Bildungspolitik. STANDARD: Man sollte einen Schlussstrich ziehen? Griss: Das sage ich ja nicht. Aber wir sind doch nicht da, um jetzt Geschichte auszulegen. Was heißt einen Schlussstrich ziehen? Aus der Vergangenheit lernen! Wir können doch nicht heute beginnen, Menschen daran zu messen, was sie über diese Zeit konkret sagen. Die NS-Zeit muss dazu führen, dass wir heute wachsam sind, bei Feindbildern, die konstruiert werden. So hat es damals auch begonnen: Ich konzentriere alles auf einen äußeren Feind, er ist zwar in der Gesellschaft, aber für die Volksgenossen ein äußerer Feind, das ist ja das Gefährliche. STANDARD: Aber es gibt im Wahlkampf einen zu starken Fokus auf das Thema Nationalsozialismus? Griss: Absolut. Was ist mit den jungen Leuten in der Schule, die nicht fit für den Beruf gemacht werden? Wir haben eine gespaltene Gesellschaft heute – nicht 1946 oder 1986, sondern heute. STANDARD: Könnten die Vorbehalte gegenüber Flüchtlingen nicht unter anderem ein Erbe der mangelnden Aufarbeitung mit der Tätergeschichte Österreichs sein? Griss: Das ist doch kein österreichisches Problem, auch kein deutsches, sondern ein europäisches. Die Franzosen haben nicht unsere Vergangenheit, die Briten auch nicht. Dennoch ist es eine Herausforderung, der wir uns alle stellen müssen. STANDARD: In Interviews haben Sie die schwarz-blaue Regierung verteidigt. Die Justiz ist noch immer mit Korruptionsskandalen aus dieser Zeit beschäftigt. Warum machen Sie das trotzdem? Griss: Die schwarz-blaue Regierung hat einige wichtige Reformen angestoßen. Die Zwangsarbeiterentschädigung, die Pensionsreform, die Autonomie der Universitäten. Alles, was danach gekommen ist, diese fragwürdigen Privatisierungen, das ist natürlich abzulehnen. Das habe ich nie gerechtfertigt, da müsste ich verrückt sein. STANDARD: Ihre Parteiungebundenheit ist eine wichtige Säule in Ihrer Kampagne. Aber Sie als Einzelperson sind weder Statuten noch dem Parteiengesetz verpflichtet, bei Parteien gibt es da eine gewisse Normengebundenheit. Es ist überraschend, dass Sie als Juristin diese Beliebigkeit bevorzugen, und nicht die Verbindlichkeit von Rechtsnormen. Griss: Das ist eine Persönlichkeitswahl. Es tritt keine Partei an, sondern jemand, der dieses Amt anstrebt. Natürlich bin ich an Normen gebunden. Die Verfassung der Republik Österreich, die ganze Rechtsordnung gilt für mich. Nicht nur Parteien sind an Normen gebunden. Der Vorteil einer unabhängigen Kandidatin ist, dass ich niemandem etwas schuldig bin. Das ist doch entscheidend. STANDARD: Gebunden an das Recht sind alle, die im Land leben. Aber bei Parteien gibt es gewisse Verlässlichkeit. Es gibt ein Parteiprogramm. Ein Individuum kann seine Privatmeinung auch ändern. Griss: Und ein Parteipolitiker kann das nicht? Ich habe größte Zweifel daran, dass das Parteiprogramm von Politikern umgesetzt wird. Ich werde an meinen Überzeugungen gemessen, für die ich als Person einstehe. Das ist doch ein Unterschied zu jemandem, der sagt, es gibt ein Parteiprogramm, und er hält das ein, weil es ihm vorgeschrieben ist. STANDARD: Kann es nicht auch ein Nachteil sein, wenn Ihnen der Zugang zu den Ministern fehlt, den etwa ein Kandidat von SPÖ oder ÖVP hat? Griss: Das glaub ich ganz und gar nicht. Wenn alle per Du sind, kann das Verhaberung sein. Jemand, der nicht verbandelt ist, tut sich viel leichter. Ich kann offen aussprechen, was ich denke, und einfordern, was ich für notwendig halte und muss auf niemanden Rücksicht nehmen. STANDARD: Warum haben Sie Neos-Parteichef Matthias Strolz in Ihr Unterstützungskomitee aufgenommen, wenn Sie so auf Ihre Parteiunabhängigkeit pochen? Griss: Da spricht nichts dagegen. Ich bekomme von den Neos weder Geld noch Infrastruktur. Strolz hat als Person Sympathie für meine Kandidatur gezeigt. In meinem Komitee sind auch Leute, die immer schon rot oder schwarz gewählt haben. STANDARD: Das sind aber keine Parteivorsitzenden. Griss: Strolz ist auch eine Privatperson. Er hat auch gesagt, dass die Neos keine Wahlempfehlung für mich abgeben. Das Entscheidende ist, ob man Geld bekommt. Ich bin ihm nicht verpflichtet. STANDARD: Sollten Sie Präsidentin werden, wollen Sie die Hälfte ihres Gehalts spenden. Wem? Griss: Es soll ein Fonds für Mut und Verantwortung eingerichtet werden. Dieser Fonds soll verschiedene Projekte fördern und Stipendien vergeben für Menschen, die etwas für die Gesellschaft machen wollen. Dabei ist mir Eigenverantwortung ganz wichtig. STANDARD: Würden Sie sagen, dass es in Österreich an Eigenverantwortung fehlt, dass zu viel vom Staat kommt? Griss: Bei uns zählt Eigeninitiative nicht so viel. Die Menschen hören noch sehr darauf, was ihnen von oben gesagt wird. STANDARD: Aber ist es auch eine Frage der Sozialleistungen, sind die Menschen zu verwöhnt? Griss: Bei den Sozialleistungen müssen wir überlegen, was wir erreichen wollen. Wir sind eine Wohlstandsgesellschaft, und niemand soll in Österreich Not leiden. Es ist daher gut, dass es die Mindestsicherung gibt. Aber natürlich muss ein Ansporn zum Arbeiten bleiben. Es ist weniger die Höhe der Leistung, die dazu führt, dass die Leute nicht arbeiten. Es ist oft der zu geringe Unterschied zu einer bezahlten Arbeit. STANDARD: Was sollte passieren, um den Anreiz zum Arbeiten zu erhöhen? Griss: Man hat über den Kollektivvertrag eine Möglichkeit. Der Schlüssel für Niedrigqualifizierte ist aber Bildung. STANDARD: Es wird immer geringer Qualifizierte geben. Was würden Sie tun, um den Unterschied zwischen Mindestsicherung und Lohn zu vergrößern? Griss: Wenn die Mindestsicherung so bemessen ist, dass die notwendigen Bedürfnisse abgedeckt werden, dann kann die Lösung nur in einer Anhebung der Löhne liegen. Wenn es mehr Zuwanderer gibt, wird das durch die Konkurrenzsituation schwieriger sein. (INTERVIEW: Lisa Kogelnik, Maria Sterkl, 20.4.2016) +Inland;Christian Meidlinger als Vorsitzender wiedergewählt. Wien – Die Gewerkschaft der Gemeindebediensteten – Kunst, Medien, Sport, freie Berufe (GdG-KMSfB) heißt ab sofort Younion – Die Daseinsgewerkschaft. Die Umbenennung wurde am zweiten Bundeskongress am Freitag beschlossen, hieß es in einer Aussendung. Christian Meidlinger wurde dabei auch mit 95,12 Prozent der Stimmen als Vorsitzender wiedergewählt. Die neue Bezeichnung Younion setzt sich zusammen aus you für du und union für Gewerkschaft. Meidlinger räumte ein, dass einige dem alten Namen ein wenig nachtrauern, verwies jedoch auf veränderte Strukturen. ÖGB-Präsident Erich Foglar gratulierte jedenfalls zum neuen Namen und erklärte in seiner Rede: Auch wenn wir die Wirtschaftskrise halbwegs gemeistert haben, ist sie noch lange nicht bewältigt. Es müsse entschieden gegen Lohn- und Sozialdumping aufgetreten werden. Wissenschaft;Auch an der niederländischen Küste sind einige Tiere angeschwemmt worden und verendet. Amsterdam – An der Küste der niederländischen Wattenmeer-Insel Texel sind fünf Pottwale angeschwemmt worden und nach Angaben der Behörden alle inzwischen verendet. Experten sollten nun die Todesursache untersuchen, teilte ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums in Den Haag mit. Eine Rettungsaktion musste in der Nacht wegen schlechten Wetters gestoppt werden. Die fünf Wale waren am Dienstag noch lebend in der Brandung an der Südspitze der Insel entdeckt worden. Warum sie bis ins Wattenmeer gelangt waren, ist noch unklar. Nach Angaben von Meeresbiologen hatten die Pottwale, die ihre Nahrung normalerweise in großen Tiefen finden, in dem seichten Wasser kaum eine Überlebenschance. In den kommenden Tagen sollten die Kadaver geborgen werden. Auch auf Wangerooge im niedersächsischen Wattenmeer und vor der deutschen Hochsee-Insel Helgoland sind in den vergangenen Tagen tote Pottwale gefunden worden. Wissenschaft;Polnische Angler stießen auf Münzen, die aus dem Samarkand des 9. oder 10. Jahrhunderts stammen dürften. Warschau – Polnische Angler haben am Ufer eines Sees nach Würmern als Fischköder gesucht und dabei einen Münzschatz gefunden. Wie der Nachrichtensender TVN 24 am Donnerstag berichtete, stießen die Männer am Seeufer in Szczecinek auf Gold- und Silbermünzen, die vermutlich im 9. oder 10. Jahrhundert in Samarkand geprägt wurden (Fotos finden Sie hier). Experten sollen die Münzen noch genauer untersuchen. Sie sind in einem fantastischen Zustand, sagte der Direktor des Regionalmuseums der westpommerschen Stadt, Ireneusz Markanicz, über den Fund. An die pommersche Ostseeküste gelangten die Münzen vermutlich dank der Waräger: Kaufleuten aus dem südlichen Schweden, die vom 8. bis 12. Jahrhundert ein weites Handelsnetz betrieben, das große Teile Osteuropa umfasste und auch Kontakte nach Vorder- und Mittelasien pflegte. (APA/red, 29. 7. 2015) Wissenschaft;Induzierte pluripotente Stammzellen entwickelten sich zu Blutgefäß-Zellen und formten funktionelles Gewebe. Wien/Cambridge – Forschern ist auf dem Weg zu biologischen Kunst-Organen ist ein entscheidender Schritt gelungen: Wissenschafter in den USA haben Stammzellen dazu gebracht, sich zu Blutgefäß-Zellen zu entwickeln und zu funktionellem Gewebe zu formen – konkret zu Blutgefäßen einer Lunge, wie der aus Österreich stammende Chirurg Harald Ott von der Harvard Medical School im Fachjournal Nature Biotechnology berichtet. Ott hat in den vergangenen Jahren mit seiner Arbeit an künstlichen biologischen Organen für Aufsehen gesorgt. Er baute in Bioreaktoren Herz, Lunge und Niere von Ratten nach, die – wenn auch in reduziertem Ausmaß – funktionsfähig waren und in lebende Tiere transplantiert teilweise für mehrere Wochen arbeiteten. Als Ausgangsmaterial für die Kunst-Organe verwendet der Forscher Organe toter Tiere oder Menschen, die mit einem speziellen Verfahren von allen Zellen befreit werden. Übrig bleibt dann nur noch ein Gerüst aus sogenannter extrazellulärer Matrix (ECM). Diese ist in hohem Maße biokompatibel und ruft – später in einem fremden Organismus verpflanzt – keine Abstoßungsreaktion hervor. Diese ECM wird dann in einem Bioreaktor mit frischen Zellen des entsprechenden Gewebes wieder besiedelt. Dafür verwendeten die Forscher bisher verschiedene Zellen, etwa noch nicht fertig ausdifferenzierte Zellen aus Ratten-Föten. So stellten sie etwa eine Kunst-Niere her, die im Labor bis zu 23 Prozent und nach Transplantation in eine lebende Ratte bis zu zehn Prozent der Funktion einer normalen Niere erreichte. Eine biologische Kunst-Lunge funktionierte bis zu zwei Wochen, nachdem sie einer lebenden Ratte transplantiert wurde. Nun ist es Ott und seinem Team gelungen das gesamte Gefäßsystem einer menschlichen Lunge mit Endothel-Zellen, die die Blutgefäße auskleiden, und Perizyten, die die Außenwand von Kapillargefäßen bilden, zu besiedeln. Der Durchbruch dabei: Die dafür notwendigen Zellen wurden aus humanen induzierten pluripotenten Stammzellen (iPS) hergestellt, sagte Ott. Bei iPS reprogrammieren die Forscher bereits fertig ausdifferenzierte Zellen in eine Art embryonalen Zustand, aus dem sich dann die gewünschte Zellart herstellen lässt. Bisher verwendeten die Wissenschafter ihnen gut vertraute Endothelzellen aus der Nabelschnur, um ihre Technik zu erproben. Für die Praxis würden sich diese vollständig differenzierten Zellen aber nicht eignen. Es sei kaum möglich, sie so stark zu vermehren, um damit eine humane Lunge herzustellen, und sie würden – weil von einem anderen Individuum stammend – vom Empfänger abgestoßen. Durch spezielle Protokolle zur Zellentwicklung und -vermehrung ist es uns nun gelungen, Zellen in ausreichender Reinheit und Anzahl herzustellen, um die Besiedelung einer humanen Lunge zu ermöglichen, sagte Ott. In der Organentwicklung sei das der nächste Schritt – von einzelnen Zellen im frühen Stadium bis zur Bildung von Gewebe, sozusagen das gezielte Formen von Gewebe, so Ott. Und dieses Gewebe zeigt wichtige Grundfunktionen des Gefäßsystems, insbesondere die Barrierefunktion, die Fähigkeit Durchblutung zu ermöglichen und Blutgerinnung zu verhindern, sagte der Wissenschafter. Die Forscher verwenden iPs auch bereits, um die Lungen-Oberfläche herzustellen. Hier sei man aber noch in einem frühen Stadium, weil das Differenzierungsprogramm komplizierter sei, sagte Ott. Die Wissenschafter hoffen, mit dieser Technik eines Tages eine humane Lunge mit maßgeschneiderten Zellen eines Patienten zu besiedeln und so die Abstoßung und die Nebenwirkungen der Immunsuppression nach einer Transplantation zu umgehen. Wissenschaft;Entscheidung über den neuen Direktor des Instituts für höhere Studien fällt Mitte Februar. Wien – Die Neubesetzung des Direktoriums am Institut für höhere Studien (IHS) geht in die entscheidende Phase. Auf der am Donnerstag kursierenden Shortlist stehen fünf Wirtschaftswissenschafter, einer kommt von einer österreichischen Universität: Bernhard Kittel, Vorstand des Instituts für Wirtschaftssoziologie der Uni Wien. Die übrigen vier Bewerber: der Verhaltensökonom Martin Kocher von der Ludwig-Maximillian-Universität München, der Makroökonomieexperte Leo Kaas von der Universität Konstanz, Michael Berlemann, Inhaber des Lehrstuhls für Politische Ökonomik und Empirische Wirtschaftsforschung an der Helmut-Schmidt-Universität in Hamburg, und Klaus F. Zimmermann, Wirtschaftsprofessor an der Universität Bonn. Christoph Badelt, der ehemalige Rektor der Wirtschaftsuni Wien, hat sich nicht um die Leitung des IHS, sondern um die Direktion des Wirtschaftsforschungsinstituts Wifo beworben – und steht dort auf der Shortlist. Gottfried Haber, Wirtschaftsforscher an der Donauuni Krems, hat die IHS-Bewerbung, die ihn lange zum ÖVP-Favoriten machte, wie berichtet, zurückgezogen. Er wird nun an einem Visualisierungsprojekt der Australian National University teilnehmen. Die Entscheidung über den neuen IHS-Chef fällt Mitte Februar. Wissenschaft;'Verschiedene Projekte wollen den Zugang hochgebildeter Flüchtlinge und Asylwerber zu Universität und Forschung verbessern. Wien – Ob an den Unis, Fachhochschulen oder auch an außeruniversitären Forschungseinrichtungen: Die Initiativen und Projekte sind im Herbst an vielen Stellen aufgepoppt, erzählt Nadine Shovakar von der Universitätenkonferenz. Viele haben da einfach das Gefühl gehabt, dass sie etwas tun möchten. So entstand, teilweise gefördert durch die Chefetagen, teilweise über die Initiative einzelner oder vernetzter Gruppen, ein buntes Sammelsurium an Forschungsprojekten und Initiativen, Ringvorlesungen und Workshops für ehrenamtlich Helfende. Gleich mehrere Projekte bemühen sich dabei darum, hochqualifizierte Flüchtlinge zu unterstützen. Das umfassendste, das More-Programm der Universitätenkonferenz, bietet an allen Unis Sprachkurse an, teilweise wurden auch andere Lehrveranstaltungen für Geflüchtete geöffnet. 740 More-Studierende waren es im Wintersemester, die meisten davon aus Syrien, Afghanistan und dem Irak; für das Sommersemester werden ähnliche Zahlen erwartet. More gibt die Chance, an die Uni zu kommen, sich in einem ersten Schritt zu orientieren und die Wartezeit zu nutzen, erklärt Shovakar. Bis zur Anerkennung ihrer Studien sei es für gewöhnlich ohnehin noch ein weiter Weg. Damit kämpfen häufig auch die geflüchteten Wissenschafter und Wissenschafterinnen, die am Projekt Science in Asylum am Zentrum für Soziale Innovation (ZSI) teilnehmen: Das Ziel ist es, grob gesagt, dass die Doktorinnen und andere Hochqualifizierte die Chance bekommen, in ihrem Fachbereich zu arbeiten, und nicht einen Hilfsjob weit unter ihrer Qualifikation verrichten müssen, erklärt Projektkoordinator Constantin Scherer. 25 Hochgebildete werden in Vorträgen über die österreichische und europäische Forschungslandschaft informiert, verfassen ein englisches Paper und knüpfen Kontakte zu Fachkollegen. So können auch Asylwerbende die Zeit in der Warteschleife, während derer sie nicht arbeiten dürfen, bestmöglich nutzen, sagt Scherer. Gerade die erste Zeit ist schwierig, bestätigt Safwan Alshufi, der 2014 aus Syrien nach Österreich floh. Es fehlt einerseits an Deutschkursen, aber auch an professionellen Kontakten. Letztere baut Alshufi – der Trainer und Konfliktmanager schloss in Damaskus ein Kunststudium ab – derzeit auch über ein Praktikum am Phonogrammarchiv der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) aus: Die Akademie gibt uns quasi ,nur ein dreimonatiges Praktikum, aber es ist so wichtig!, sagt er. Wenn das in meinem Lebenslauf steht, kann ich danach viel machen. Zusätzlich habe er viel gelernt, Erfahrungen gesammelt, sein Deutsch verbessert. 22 solcher Praktika für Flüchtlinge schrieb die ÖAW Ende letzten Jahres aus – von der Archäologie bis zur Technikfolgenabschätzung ist alles dabei. Genau solche Profinetzwerke sind zentral, wenn es darum geht, dass die Flüchtlinge wirtschaftlich relativ schnell auf eigenen Beinen stehen, sagt Sebastian Eschenbach, Leiter des Studiengangs Internationale Wirtschaftsbeziehungen an der FH Burgenland. Eschenbach startete im Herbst ein Forschungsprojekt, um aus Sicht des strategischen Managements die Kompetenzen und Netzwerke der Geflüchteten, aber auch der österreichischen Gesellschaft zu analysieren. Demnach sind weder die einen noch die anderen topkompetent, erklärt er, man müsse die Kompetenzen schrittweise entwickeln und Barrieren beseitigen. In den Teilen der österreichischen Gesellschaft, die sich mit den Neuankömmlingen beschäftigen, entsteht aber gerade richtig Kompetenz, betont der Wirtschaftswissenschafter. Essenziell sei vor allem die Möglichkeit, zu arbeiten, sonst verkümmern die Kompetenzen, warnt Eschenbach. Welche Qualifikationen und Erfahrungen die Geflüchteten mitbringen, ist auch Thema zweier weiterer Forschungsprojekte: Das ÖAW-Institut für Demographie befragte in Kooperation mit der WU Wien Flüchtlinge unter anderem zu Bildungshintergrund und Werten. Die Ergebnisse sollen demnächst veröffentlicht werden, laut ersten, Ende 2015 veröffentlichten Trends liegt das Bildungsniveau jedoch deutlich über dem, das vom AMS in den Kompetenzchecks erhoben wurde. Das andere Projekt – die Studie Bildment der Initiative Minderheiten – startet in Kürze. In 100 qualitativen Interviews will man den Bildungshintergrund von Geflüchteten sowie die Barrieren und Unterstützungssysteme in Österreich erfragen. Forschen werden dabei vor allem die Betroffenen selbst: Rund 15 Personen mit Fluchterfahrung werden in Workshops ausgebildet, um die Interviews zu führen, auszuwerten und Geflüchtete durch Mentoring zu unterstützen. Unsere Interviewer sind dadurch sprachlich flexibel und wissen über die Bildungssysteme der jeweiligen Länder gut Bescheid, betont Projektleiter Mikael Luciak Forscher vom Institut für Bildungswissenschaften der Universität Wien. Dabei gehe es auch darum, das Bild des Zuwanderers als Bedrohung für das Sozialsystem zu hinterfragen. Aktuelle Zuwanderer seien gebildeter und stärker durchmischt als früher: Die Wissenschaft hat die Aufgabe, auf Fakten hinzuweisen: Wir brauchen Zuwanderung, wir brauchen gut gebildete Leute. Ihnen müssen wir die Wege im Land öffnen und nicht versperren, so Luciak. Immerhin, zumindest in der Forschungslandschaft hat sich einiges geöffnet: Es gibt eine starke Vernetzung und viel Austausch – sonst ist es ja oft so, dass jeder sich abschottet, sagt der Experte. Damit dieser Hype nun nicht abflacht, hoffen die Forscher nun verstärkt auf öffentliche Förderungen – wurden doch viele Projekte über Crowdfunding, Spenden und von ihren Instituten vorfinanziert. (Heidi Weinhäupl, 31.3.2016)' -International;Überlebende des Atomangriffs loben Bereitschaft zu Rede, kritisieren aber fehlenden Inhalt. Hiroshima – Zum ersten Besuch eines US-Präsidenten ist Barack Obama am Freitag in Hiroshima eingetroffen. Zusammen mit Japans Regierungschef Shinzo Abe besucht er die Stadt, die im August 1945 von einer amerikanischen Atombombe zerstört wurde. Der historische Besuch folgt auf den Abschluss des G7-Gipfels in Ise-Shima, das rund 400 Kilometer von Hiroshima entfernt liegt. Vor seiner Rede legte Obama am Mahnmal für den Atombombenabwurf einen Kranz für die Opfer nieder. Obama schloss kurz die Augen, als er vor dem Mahnmal innehielt. An seiner Seite war Abe, der sich verbeugte. Obama sprach in seiner Rede erneut von seiner Vision einer Welt ohne Atomwaffen, die er in seinem ersten Amtsjahr bei einem Besuch in Prag dargelegt hatte. Es gebe eine gemeinsame Verantwortung, der Geschichte ins Auge zu schauen und sich zu fragen, wie ein solches Leid künftig verhindert werden könne. Die Atomwaffenstaaten müssten den Mut aufbringen, der Logik der Furcht zu entkommen und eine Welt ohne Atomwaffen zu schaffen. Friedensforscher hatten Obama schon vor seinem Besuch vorgeworfen, zwar immer wieder von dieser Version zu sprechen, tatsächlich aber an einer Modernisierung des US-Atomwaffenarsenals zu arbeiten. Eine Entschuldigung für den Abwurf der Atombomben in Hiroshima und Nagasaki äußerte Obama nicht. Diese war auch nicht erwartet worden, auch weil der US-Präsident schon allein wegen seines Besuchs in Hiroshima zu Hause in die Kritik geraten ist. Im Vorfeld hatte es geheißen, die Rede werde vor allem eine Warnung vor den Gräueln des Krieges sein. Vor 71 Jahren fiel der Tod vom Himmel, und die Welt veränderte sich, sagte Obama vor zahlreichen Überlebenden des Abwurfs. Wichtig sei, die Lehren aus Hiroshima zu ziehen und die Toten des Weltkriegs ehren. In dem Bild der aufsteigenden Pilzwolke, die über dieser Stadt aufstieg, werden wir stark an die Widersprüche der Menschheit erinnert, sagte Obama. Wissenschaftliche Entdeckungen und Innovation brächten nicht nur Fortschritt, sondern schüfen auch immer wirksamere Tötungsmaschinen. Die USA hielten große Arsenale von Atomwaffen. Aber wir müssen der Logik der Angst entkommen. Auch Abe äußerte sich nicht konkret zur Vergangenheit. Er betonte aber, der Besuch eröffne Japan und den USA ein neues Kapitel der Versöhnung. Er würdigt den Besuch als historisch. Wir schlagen eine neue Seite in unseren Geschichtsbüchern auf, sagte er am Freitag nach einer gemeinsamen Kranzniederlegung am Mahnmal für die Toten des Atombombenabwurfs vor 71 Jahren. Präsident Obama habe mit seinem Besuch eine schwierige, aber wundervolle Entscheidung getroffen. Abe steht immer wieder in der Kritik, weil er Japans kriegerische Kolonialvergangenheit verharmlost und stattdessen den Stolz auf die japanische Geschichte betont. Mehrere Überlebende, die der Rede in Hiroshima beiwohnten, lobten Obamas Worte. Ich glaube, die Rede selbst war eine Entschuldigung, sagte etwa der heute 73-jährige Eiji Hattori, dessen gesamte Familie bei der Explosion ums Leben kam. Hattori, der an drei verschiedenen Krebsarten leidet, hatte vor der Rede gesagt, nur eine Entschuldigung könne seinen Schmerz lindern. Ich fühle mich nun anders, ich hatte nicht erwartet, dass er so weit gehen würde. Auch der 85-jährige Takeo Sugiyama sagte, er sei sehr bewegt von der Rede. Andere kritisierten, dass Obama keine exakten Schritte angekündigt habe. Ich fürchte, ich habe nichts Konkretes gehört, sagte etwa Miki Tsukishita (75). Nur seinem Besuch zu applaudieren, ist nicht genug. Andere merkten an, dass sich auch Japan für den Angriff auf den US-Stützpunkt Pearl Harbor entschuldigen solle. Unmittelbar vor seinem Besuch in Hiroshima hatte Obama das enge Verhältnis zwischen den USA und Japan gelobt. Beide Länder verbinde eine der größten Allianzen weltweit, sagte er am Freitag auf dem Militärstützpunkt in Iwakuni. Die USA haben rund 47.000 Soldaten in Japan stationiert, Obama sprach vor US-amerikanischen und japanischen Soldaten. Iwakuni liegt wenige Kilometer von Hiroshima entfernt. Sein Besuch sei eine Gelegenheit, an all jene zu erinnern, die im Zweiten Weltkrieg ihr Leben verloren hätten, sagte Obama in Iwakuni. Er sei zudem ein Beleg dafür, dass auch die größte Kluft zwischen zwei Ländern überwunden werden könne. -Panorama;Bemühungen für Auslieferung von US-Zahnarzt. Harare – Im Fall der illegalen Tötung des beliebten Löwen Cecil in Simbabwe hat ein Gericht nun den Besitzer des Landes angeklagt, auf dessen Farm der Löwe erschossen worden war. Das Gericht in Hwange wirft Trymore Ndlovu vor, einem Ausländer auf seinem Land die Jagd auf ein Tier erlaubt zu haben, für das er keine Jagdgenehmigung besaß, wie sein Anwalt Tonderai Mukuku am Mittwoch erklärte. Der Zahnarzt Walter Palmer aus dem US-Bundesstaat Minnesota hatte Berichten zufolge im Juli umgerechnet rund 45.000 Euro für die Jagd bezahlt und den 13-jährigen Cecil mit einem Trick aus dem Hwange-Nationalpark gelockt. Außerhalb des Schutzgebietes, in dem die Jagd verboten ist, soll er zunächst mit Pfeil und Bogen auf das Tier geschossen haben. Erst viele Stunden später soll er es mit einem Schuss von seinen Qualen erlöst haben. Simbabwe bemüht sich um die Auslieferung Palmers. Sein örtlicher Jagdführer Theo Bronkhorst wurde ebenfalls angeklagt. +International;'Die Attentäter von Ankara sind identifiziert, beide waren beim IS in Syrien. Ankara/Wien – Türkische Ermittler haben die mutmaßlichen Selbstmordattentäter identifiziert, die am Samstag den Anschlag auf eine Friedenskundgebung in Ankara verübt haben. Wie in türkischen Medien in den Tagen zuvor bereits spekuliert wurde, kamen beide Täter aus der Stadt Adiyaman im Südosten des Landes und hatten längere Zeit bei der Terrormiliz Islamischer Staat (IS ) in Syrien verbracht. Sie waren der Polizei auch bekannt. Bei dem einem Mann handelt es sich um Yunus Emre Alagöz, den älteren Bruder des Selbstmordattentäters, der sich im Juli in der Grenzstadt Suruç in die Luft gesprengt hatte und 33 Menschen tötete. Der andere Täter soll Ömer Deniz Dündar gewesen sein. Auch sein Name stand wie jener der Alagöz-Brüder auf einer Liste von Terrorverdächtigen der türkischen Polizei. Mit Dündars Vater hatte die liberale Tageszeitung Radikal bereits vor zweieinhalb Jahren, im Frühjahr 2013, im Rahmen eines Berichts über junge Türken gesprochen, die zum IS nach Syrien gehen. Er habe mehrmals die Polizei in Adiyaman aufgesucht und die Verhaftung seines Sohnes verlangt, erzählte der Vater nun einer anderen türkischen Zeitung. Die Behörden hätten aber kein Interesse gezeigt. Ömer Dündar war 2014 für acht Monate nach Adiyaman zurückgekehrt. Oppositionsführer Kemal Kılıçdaroğlu von der sozialdemokratischen CHP forderte erneut den Rücktritt des Innen- und des Justizministers in der Übergangsregierung. Beide stehen der konservativ-islamischen AKP nahe. Das Innenministerium suspendierte am Dienstag aber drei führende Polizei- und Geheimdienstchefs der Provinz Ankara im Rahmen der Ermittlungen. Die Botschafter von 27 EU-Staaten – darunter Österreichs Vertreter Klaus Wölfer – legten am Montagabend Blumen am Schauplatz des Anschlags nieder; der EU-Staat Zypern war nicht vertreten, weil er von Ankara nicht anerkannt ist. Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan kam erst am Mittwoch, vier Tage nach dem schwersten Terroranschlag in der Geschichte der Türkischen Republik, zu dem abgesperrten Areal vor dem Bahnhof von Ankara. Unklar ist die Zahl der Opfer: Offiziell sind es 97, Autopsien wurden aber an 105 Leichen durchgeführt.' +Panorama;Der Abfallskandal bei Häusle Lustenau war Thema im Kontrollausschuss des Landtags. Die politische Verantwortung blieb ungeklärt. Bregenz – Eine Mülldeponie im Ried, rundherum geschützte Gebiete, zum Teil sogar mit dem europäischen Siegel Natura 2000. Deponieabwässer, die das Grundwasser und benachbarte Gewässer tangieren und in die öffentliche Kläranlage gepumpt werden. Die Abfallentsorgung im Müllmusterländle scheint nicht auf der Höhe der Zeit zu sein, wie ein Umweltskandal nun aufzeigt. Tausende Tonnen Abfall wurden in Lustenau illegal vergraben. Der Häusle-Müllberg, wie Vorarlbergs größte Deponie genannt wird, beschäftigt neben Staatsanwaltschaft und Sachverständige nun auch den Vorarlberger Landtag. Am Mittwoch tagte erstmals der Kontrollausschuss hinsichtlich des größten Umweltskandals in Vorarlberg. Das einzige Ergebnis des Kontrollausschusses: Es wird einen weiteren Ausschuss geben. Und der wird, wie der erste, unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden. Ein Antrag der SPÖ auf Öffentlichkeit wurde von ÖVP und Grünen abgelehnt. Die Causa sei ein Kriminalfall und damit Sache der Staatsanwaltschaft, lautet die Begründung der Regierungsparteien. Im Ausschuss traf mit Illwerke/VKW-Vorstand Christof Germann ein Vertreter der früheren Häusle-Besitzer auf den aktuellen Geschäftsführer Thomas Habermann. Beide Herren haben ein klares Ziel: so viel Verantwortung wie möglich abzuwälzen, schließlich geht es um Haftungsfragen in Millionenhöhe. Eine Mitverantwortung der Landesfirma VKW und damit auch der Landesregierung auszuschließen ist ganz im Interesse der Volkspartei. 1998 hatte die VKW den Abfallentsorger Häusle von der Lobbe MTU um 18 Millionen Euro gekauft, um das Deponievolumen für das Land zu sichern. 2007 verkaufte die VKW Häusle an ein Vorarlberger Firmenkonsortium um 36 Millionen Euro. Die erhofften Synergien zwischen Energieversorgung und Abfallentsorgung hätten sich nicht realisieren lassen. Außerdem seien Unternehmenskultur und Geschäftspraktiken stark unterschiedlich, sagte der damalige Landeshauptmann Herbert Sausgruber (VP) in einer Anfragebeantwortung an die Grünen. Die Geschäftspraktiken sind auch aktuell ein Thema. Wer wie lange auf dem Areal Kunststoffmüll und gefährliche Abfälle vergraben hat, ist noch ungeklärt. Sie SPÖ spricht von einem Foto, das illegale Machenschaften im Jahr 2005 zeigt. SPÖ-Umweltsprecher Reinhold Einwallner: Sollte sich die Datierung des Fotos bestätigen, müssen wir die Rolle der VKW in diesem Kriminalfall neu bewerten. Für die Grünen stehen die politisch Verantwortlichen für das Desaster bereits fest. Grünen-Klubobmann Adi Gross: 2004 wurde das Abfallwirtschaftsgesetz von der schwarz-blauen Bundesregierung liberalisiert. Mit dieser Novelle wurde weitgehend die Selbstkontrolle zum Standard in der Abfallwirtschaft. Umweltlandesrat Johannes Rauch (Grüne): Das Gesetz wurde zugunsten der Abfallwirtschaft gezimmert, man muss über eine Nachschärfung nachdenken. Die Lizenz zur Selbstkontrolle treibt man bei Häusle auf die Spitze: Jenes Unternehmen, das die routinemäßigen Proben bei Häusle analysiert, ist auch Gesellschafter. Adi Gross spricht von einem fast undurchschaubaren, in sich verschachtelten Firmengeflecht. Sehr kompliziert ist die Konstruktion jedoch nicht: Eigentümer von Häusle sind alle großen Firmen, die in der Vorarlberger Abfallwirtschaft mitmischen. Darunter auch Gesellschafter, die der FPÖ nahestehen. Grund für Befangenheit sieht Daniel Allgäuer, Obmann des Kontrollausschusses nicht: Es geht um einen früheren FPÖ-Stadtrat in Feldkirch, der ist ja längst bei der ÖVP. Und auch sein Parteichef Dieter Egger, einst als Landesrat für die Abfallwirtschaft zuständig, sei politisch nicht verantwortlich. Die Kontrollen seien immer engmaschig gewesen. Sehr zur Empörung der Ausschussmitglieder verweigerten die beiden Exgeschäftsführer von Häusle, die mit ihrer Firma WBH Hofer 26 Prozent an der Firma halten, die Teilnahme am Kontrollausschuss. Sie verweisen auf laufende Ermittlungen. In einem Brief wehren sich Wieland Hofer und Martin Bösch gegen Vorverurteilungen. Das Vergraben von Gärresten aus der Biomüllverarbeitung hätte ihnen weder als Geschäftsführer noch Gesellschafter Profit gebracht. 1.000 Tonnen zu vergraben brächte dem Unternehmen nur 63.000 Euro Ersparnis, rechnen sie in ihrem Schreiben vor. In einem anonymen Brief an Medien und Landesregierung wird über illegale Müllgeschäfte von Mitarbeitern, die vermutlich an der Geschäftsführung vorbeigingen, berichtet. So sollen an Wochenenden Sondermüll und flüssige Stoffe in die legale Deponie eingebracht worden sein. Der Brief wurde der Staatsanwaltschaft übergeben. Wissenschaft;Bloggerin Esther Inglis-Arkell wirft eine Frage auf, die bei verbesserter Klontechnik eines Tages relevant werden könnte. Geklonte Urmenschen? Vorerst ist das Thema reinste Science Fiction – im wahrsten Sinne des Wortes: In seinem Roman Existenz erwähnt US-Autor David Brin am Rande auch eine Kontroverse um eine Frau, die ein Neo-Neandertalerbaby austrägt. Aber Existenz ist auch eine als Roman getarnte Diskussionsplattform, die Themen aufgreift, die zur Jahrhundertmitte relevant werden könnten. Und vollkommen aus der Luft gegriffen ist die Frage schon heute nicht: Ausgestorbene Spezies mittels Gentechnik wiederauferstehen zu lassen (respektive genetische Annäherungen an solche Spezies neu zu züchten), ist in der Wissenschaft längst zu einem ernsthaft diskutierten Thema geworden. Das Wollhaarmammut wird hier am liebsten als Beispiel genannt. In ihrem Buch How to Clone a Mammoth befasst sich die Molekularbiologin Beth Shapiro ausführlich damit: Nicht nur mit der technischen Möglichkeit oder Unmöglichkeit – Shapiro denkt auch an die Folgen und kommt sogar zu dem Ergebnis, dass es ökologisch gesehen sinnvoll sein könnte, die eine oder andere Schlüsselspezies zurückzuholen. Von da an ist es nur noch ein Schritt bis zu der Frage, die die auf Wissenschaftsthemen spezialisierte Bloggerin Esther Inglis-Arkell auf io9.com stellt: Wie sollten wir mit geklonten Urmenschen umgehen? Seien es Neandertaler, Hobbits oder Denisova-Menschen, um nur diejenigen unserer Verwandten zu nennen, die evolutionär gesehen gestern noch gelebt haben. Technisch gesehen macht es keinen Unterschied, ob man – vorausgesetzt man verfügt über verwertbares Erbgut – ein Mammut oder einen Neandertaler klont. Die ethischen Aspekte sind jedoch bedeutend komplizierter. In ihrem Blog-Eintrag listet Inglis-Arkell – soweit bekannt – die kognitiven Fähigkeiten verschiedener Menschen- und Vormenschenarten auf und überlässt ihren Lesern, welche Folgerungen sie daraus ziehen sollen. Den Artikel mit reger Userdiskussion finden Sie hier: --> io9.com: If We Cloned Early Humans, Should We Put Them in a Zoo or a School? (jdo, 25. 7. 2015) Wissenschaft;'Einer der einflussreichsten Denker rund um 1900 starb vor hundert Jahren. Auch Albert Einstein verehrte ihn. Wien – Das Ende kam nicht unerwartet: Seien Sie nicht zu sehr überrascht, hatte Ernst Mach seinem jungen Anhänger geschrieben, dem Physiker Friedrich Adler, wenn Sie hören, ich hätte mich in das Nirwana zurückgezogen, wozu es ja eigentlich schon Zeit wäre. Auf dem Partezettel, den Mach eigenhändig verfasst hatte, stand: Bei seinem Ausscheiden aus dem Leben grüßt Professor Ernst Mach alle, die ihn kannten, und bittet, ihm ein heiteres Andenken zu bewahren. Heiter hatte er sich auch bei seinem Abschied aus Wien von der Akademie der Wissenschaften abgemeldet: Sollte dieser Brief mein letzter sein, so bitte ich nur anzunehmen, dass Charon, der alte Schalk, mich nach einer Station entführt hat, die noch nicht dem Welt-Post-Verein angehört. Die letzten drei Jahre hatte Mach in häuslicher Pflege bei seinem Sohn Ludwig in der Nähe Münchens verbracht. Mach starb am 19. Februar 1916, am Tag nach seinem 78. Geburtstag. Friedrich Adler veröffentlichte einen mehrseitigen Nachruf für die von seinem Vater Victor Adler herausgegebene Arbeiter-Zeitung. Auch zahlreiche andere Zeitungen widmeten Machs Leben und Werk umfangreiche Betrachtungen. Sie verdrängten die üblichen Schlachtberichte von den ersten Seiten. Das Toben des Weltkriegs habe Ernst Mach in seiner Einsamkeit nur mehr ganz schwach vernommen, schrieb Friedrich Adler, abseits von jener Welt, in der alle Furien der Barbarei entfesselt sind. Auch Albert Einstein – gleich alt wie sein Studienfreund Friedrich Adler – ließ es sich nicht nehmen, einen Nachruf auf Mach zu verfassen, und zwar für das Fachblatt Die Naturwissenschaften. Einstein hatte nur wenige Monate zuvor sein Meisterwerk vollendet, die allgemeine Relativitätstheorie. Nun erklärte er, dass Mach schon ein halbes Jahrhundert zuvor nicht weit davon entfernt gewesen war, eine allgemeine Relativitätstheorie zu fordern. Ja, Einstein schrieb: Es ist nicht unwahrscheinlich, dass Mach auf die Relativitätstheorie gekommen wäre, als er jugendfrischen Geistes war. Einstein hatte Mach ein einziges Mal getroffen. Das war im September 1910, als Einstein, soeben nach Prag an Machs ehemaliges Physikinstitut berufen, im zuständigen Wiener k. u. k. Ministerium vorsprach. Der junge Gelehrte, knappe dreißig und seit fünf Jahren in kometenhaftem Aufstieg begriffen, ließ es sich nicht nehmen, dem legendären alten Hofrat Mach einen Besuch abzustatten – und übrigens am selben Nachmittag auch Victor Adler, dem nicht minder berühmten Vater seines Freundes. Sowohl Einstein als auch Friedrich Adler waren weniger von den Entdeckungen des Experimentalphysikers Mach fasziniert als von dessen philosophischen Überlegungen, die um die Frage kreisten, was Physik denn eigentlich sei. Lange hatte Mach das Gefühl, allein gegen den Strom zu schwimmen. Doch sein 1883 erschienenes Buch Die Mechanik in ihrer Entwicklung historisch-kritisch dargestellt bedeutete den Durchbruch für Machs antimetaphysische Wissenschaftsphilosophie. Naturgesetze sind nichts als umfassende, verdichtende Berichte von Tatsachen. Wissenschaft bezweckt die ökonomische Darstellung der Erfahrungen. 1895 wurde Mach als Philosoph nach Wien berufen, obwohl er bestritt, ein Philosoph zu sein oder auch nur heißen zu wollen. Er wolle keine neue Philosophie schaffen, erklärte er immer wieder, sondern eine alte, abgestandene daraus entfernen. Vielen ging er darin zu weit. So waren Atome für Mach bloße Gedankendinge, da nicht unmittelbar wahrnehmbar. Das stieß auf heftigen Widerspruch seines Wiener Kollegen Ludwig Boltzmann. Ihre Atomdebatte ging in die Wissenschaftsgeschichte ein. Eine der ersten Arbeiten Einsteins entschied diese Frage zugunsten Boltzmanns. Mach leistete zwar hinhaltenden Widerstand, aber Einstein gegenüber gab er zu, dass man von der Existenz von Atomen sprechen könne, solang es keine natürlichere denkökonomische Alternative gebe. Das klang nicht hundertprozentig überzeugt. Bei der Relativität jedoch standen Mach und Einstein Seite an Seite. Machs Untersuchung von Newtons Prinzipien hatte klargemacht, wie viel Metaphysik hinter den Begriffen von absolutem Raum und absoluter Zeit steckt. Solch eine leere Bühne für die Vorgänge dieser Welt ist grundsätzlich der Erfahrung nicht zugänglich. Häufig wies Einstein darauf hin, wie wichtig Machs Einsichten für ihn gewesen seien. Als ihn Einstein 1910 besuchte, lebte Mach zurückgezogen in Gersthof. Wenige Jahre nach seiner Berufung an die Universität Wien hatte er einen Schlaganfall erlitten, der ihn halbseitig lähmte. Geistig blieb er rege. Seine Schriften brachte er mit der linken Hand zu Papier, auf einer umgebauten Schreibmaschine. Und die Mathematik hinter Einsteins spezieller Relativitätstheorie ließ er sich von jüngeren Kollegen erklären. Grundlage der speziellen Relativitätstheorie war die Einsicht, dass physikalische Gesetze für Beobachter, die sich mit konstanter Geschwindigkeit zueinander bewegen, dieselbe Gestalt haben müssen. Ob einer ruht oder nicht, lässt sich nicht sagen. Keiner spürt seine Geschwindigkeit, solange sie unverändert bleibt. Doch wenn sich die Geschwindigkeit ändert, in Betrag oder Richtung, so spürt man die Beschleunigung als Trägheit oder Fliehkraft. Für Beobachter, die sich beschleunigt zueinander bewegen, ändern sich die physikalischen Gesetze. Wie, das sollte die allgemeine Relativitätstheorie klären. Dabei berief sich Einstein auf eine Idee, die er als Machsches Prinzip bezeichnete: Trägheits- und Fliehkräfte hängen von der Verteilung der Massen im Weltall ab. Die Kräfte, die bei Beschleunigungen auftreten, sind Gravitationskräfte. Wenn meine allgemeine Relativitätstheorie stimmt, schrieb Einstein 1913 begeistert an Mach, so erfahren Ihre genialen Untersuchungen über die Grundlagen der Mechanik eine glänzende Bestätigung. Einsteins Jubel war verfrüht – er musste noch zwei Jahre um die richtigen Gleichungen kämpfen -, aber er korrespondierte mit Mach und bedankte sich für dessen freundliches Interesse. Die zwei Physiker-Philosophen verband eine Seelenverwandtschaft. In Einsteins Nachruf spürt man diese Zuneigung: Bei Mach war die unmittelbare Freude am Sehen und Begreifen so stark vorherrschend, dass er bis ins hohe Alter hinein mit den neugierigen Augen eines Kindes in die Welt guckte, um sich wunschlos am Verstehen der Zusammenhänge zu erfreuen. Umso schlimmer dann die Überraschung, als 1921, fünf Jahre nach Machs Tod, dessen lang erwarteter Band zur Optik erschien. Im Vorwort verwehrte sich Mach barsch dagegen, dass ihm die Rolle eines Wegbereiters der Relativitätstheorie zugedacht wird. Diese Theorie werde immer dogmatischer; er bezweifle, dass sie in der Geschichte der Wissenschaft mehr als eine geistreiche Randbemerkung darstellen werde; und er lehne mit Entschiedenheit ab, den Relativisten vorangestellt zu werden. Für Einstein, der gerade den Höhepunkt seines Ruhms erreicht hatte, musste das Vorwort, das Mach ihm quasi aus dem Grab oder besser Nirwana nachschickte, wie eine brüske Replik auf seinen Nachruf klingen. Zwar unterstrich Einstein weiterhin, wie sehr Mach ihn beeinflusst hatte, doch wies er zunehmend auf dessen geniale Einseitigkeit hin. Guter Mechaniker, aber deplorabler Philosoph, entfuhr es ihm bei einem Vortrag in Paris. Sein Verdikt wäre nachsichtiger ausgefallen, hätte Einstein geahnt, dass es sich beim Machschen Vorwort um eine Fälschung handelte. Das wurde, Jahrzehnte nach Einsteins Tod, vom Wissenschaftshistoriker Gereon Wolters überzeugend nachgewiesen: Ludwig Mach, guter Sohn, aber deplorabler Physiker, hatte das Vorwort 1921 geschrieben und auf 1913 rückdatiert.' Wissenschaft;US-Forscher untersuchten das berühmte Gebiss von Smilodon fatalis: Eckzähne wuchsen fast doppelt so schnell wie ein menschlicher Fingernagel. Washington – Bis die mächtigen Eckzähne einiger Säbelzahnkatzen vollständig ausgebildet waren, hat es ungefähr drei Jahre gedauert. Sie brachen im Vergleich zu den Zähnen heutiger Großkatzen zwar erst später durch, wuchsen dann aber umso schneller. Sie legten jeden Monat etwa sechs Millimeter an Länge zu, wie US-Forscher im Fachjournal PLOS ONE berichten. Das sei etwa doppelt so schnell wie bei heutigen Löwen. Zum Vergleich: Auch ein menschlicher Fingernagel wächst nur etwa 3,4 Millimeter im Monat. Die Wissenschafter um Aleksander Wysocki von der Clemson University (US-Staat South Carolina) untersuchten die Entwicklung des Gebisses bei der bekanntesten aller Säbelzahnkatzen-Arten, dem Säbelzahntiger Smilodon fatalis. Dazu nutzten sie eine Kombination von Isotopen-Analyse und einem speziellen Computertomographie-Verfahren. Smilodon fatalis lebte bis vor etwa 10.000 Jahren in Nord- und Südamerika. Die Tiere waren etwa so groß wie heutige Löwen oder Tiger, aber etwas kräftiger im Körperbau. Ihre vorstehenden Fangzähne erreichten eine Länge von bis zu 18 Zentimetern. Die Forscher untersuchten fossile Überreste von Individuen, die aus den Teergruben von Rancho La Brea stammten – einer außergewöhnlich reichhaltigen Fundstätte mitten im kalifornischen Los Angeles. Die Analyse ergab, dass die bleibenden Zähne der Säbelzahnkatzen im Alter von 14 bis 22 Monaten vollständig ausgebildet waren – mit Ausnahme der oberen Eckzähne. Deren Wachstum war erst nach 34 bis 41 Monaten abgeschlossen. Für Raubtiere wie Großkatzen ist ein entscheidendes Kriterium für ihre Jagdfähigkeit, wie lange es dauert, bis ihre waffenähnlichen Zähne ausgebildet sind, erläutert Zhijie Jack Tseng, einer der Autoren. Das ist äußerst wichtig, um Säbelzahn-Räuber wie Smilodon zu verstehen. Die Untersuchung zeigt weiters, dass etwa zeitgleich mit der Fertigstellung des Milchgebisses zwei wichtige Knochen im Schädel der Tiere miteinander verwachsen waren. Dies sei eine wichtige Voraussetzung dafür gewesen, Fleischstücke oder größere Beute fressen zu können, da die Kiefermuskulatur an diesen Knochen ansetzte, erläutern die Autoren. (APA/red, 4. 7. 2015) -International;Von beiden Konfliktparteien – Neues Abkommen angeregt. Kiew – Im Ukraine-Konflikt haben die OSZE-Beobachter im Krisengebiet beiden Seiten Verstöße gegen die vereinbarte Waffenruhe vorgeworfen. In der Unruheregion im Osten des Landes sei erneut mit Artillerie geschossen worden, obwohl das Kriegsgerät längst von der Frontlinie abgezogen sein müsste, sagte Alexander Hug von der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) in Kiew. Zudem hätten sowohl die ukrainischen Regierungseinheiten als auch die prorussischen Separatisten die Arbeit der OSZE-Beobachter behindert. Angesichts der andauernden Probleme in der Ostukraine sollten alle Seiten über ein mögliches neues Abkommen nachdenken, in dem die drängendsten Fragen geregelt werden könnten, regte Hug am Donnerstag an. Die Konfliktparteien hatten zwar bereits im Februar 2015 in Minsk einen Friedensplan vereinbart. Dessen Umsetzung verläuft aber schleppend. Russland bekräftigte seine Kritik an der Ukraine. Die pro-westliche Regierung in Kiew zeige keinen politischen Willen zum Dialog mit Vertretern des Gebiets Donbass, sagte Vizeaußenminister Grigori Karassin der Agentur Interfax zufolge in Moskau. Die Ukraine wirft ihrerseits Russland vor, mit der Unterstützung der Aufständischen die Umsetzung des Friedensplans von Minsk zu behindern. +International;Tote und Verletzte bei Gefechten zwischen Polizei und rechtem Sektor. Die Lage bleibt weiterhin angespannt. Moskau/Kiew – Eine Kleinstadtschießerei als Fanal für die Ukraine: Mukatschewe, eine 85.000-Seelen-Gemeinde in der Westukraine, 40 Kilometer von der Grenze zu Ungarn entfernt, wurde am Wochenende Austragungsort eines erbitterten Machtkampfs zwischen dem paramilitärischen Rechten Sektor und dem Innenministerium. Stundenlang lieferten sich die Nationalisten Gefechte mit der Polizei. Dabei kamen auch schwere Maschinengewehre und Granatwerfer zum Einsatz. Die Bilanz der Attacke: drei Tote, 14 Verletzte, mehrere ausgebrannte Autos – und ein politisch sichtlich angeschlagener Präsident. Petro Poroschenko hatte zunächst angeordnet, die Verbrecher, die die Schießerei in Mukatschewe begonnen haben, zu entwaffnen und festzunehmen. Doch die Demonstration der Stärke gelang nicht, stattdessen musste sich Poroschenko in demütigende Verhandlungen mit Nationalistenführer Dmytro Jarosch begeben, der seinen Anhängern verbot, aufzugeben. Der Rechte Sektor lieferte am Montag seine Sichtweise des Vorfalls: Demnach haben die Paramilitärs in der grenznahen Region die Funktion von Ordnungshütern übernommen und seien gegen Zigarettenschmuggel vorgegangen, der ihren Angaben nach vom Rada-Abgeordneten Michail Lanjo (dessen Angaben deuten eher auf versuchte Schutzgelderpressung des Rechten Sektors hin) gedeckt wird. Daneben fordern sie die Absetzung von Innenminister Arsen Awakow, der seit einiger Zeit den Kurs gegen die radikalen Extremisten verschärft hat. Zur Unterstützung der Kämpfer in Mukatschewe trommelte Jarosch landesweit Anhänger zu Demonstrationen zusammen. Vor der Präsidialverwaltung richteten Anhänger des Rechten Sektors in Flecktarnbekleidung gar eine Feldküche ein, um ihren notfalls langen Atem zu demonstrieren. Widersprüchliche Berichte gibt es zudem über einen Truppenabzug von Freiwilligenbataillonen des Rechten Sektors im Donbass und sogar von angeblichen Straßensperren vor Kiew. In jedem Fall zeigte die Drohgebärde Wirkung: Das Innenministerium wurde von der Behandlung des Vorfalls in Mukatschewe vorläufig ausgeschlossen, die Verhandlungen hat der Geheimdienst SBU übernommen, dessen Chef Wassili Grizak sicherte den Nationalisten eine gerechte Untersuchung zu. Der Geheimdienst habe nur Fragen an Einzelpersonen, die Tätigkeit des Rechten Sektors werde nicht eingeschränkt. Zudem wurde die gesamte Führungsebene der Zollbehörden in der Karpatenregion beurlaubt, der Abgeordnete Lanjo vernommen, ihm droht der Entzug der Immunität. Die an der Schießerei beteiligten Männer hingegen waren Montagabend noch auf freiem Fuß. Wissenschaft;Gesellschaftliches Klima reicht bis in Entscheidungs-Situation hinein, die davon eigentlich nicht beeinflusst sein müsste. Nottingham/Wien – Sind in einer Gesellschaft Steuerhinterziehung oder Korruption an der Tagesordnung, hat das auch einen gesamtgesellschaftlichen Einfluss: In einer groß angelegten Untersuchung haben Forscher nun herausgefunden, dass in solchen Ländern Menschen auch stärker dazu neigen, von sich aus unehrlicher zu handeln, ohne dass dafür etwa eine echte wirtschaftliche Notwendigkeit bestehen würde. In einer korrupten Gesellschaft gibt es natürlich viele Gründe, um korrupt zu sein, erklärte der aus Österreich stammende Verhaltensökonom Simon Gächter von der Universität Nottingham (Großbritannien). Daraus lasse sich aber nicht ableiten, ob Menschen auch dann unehrlicher handeln, wenn sie in einer Situation sind, in der die Umgebung keinen direkten Einfluss auf ihre Entscheidung hat – ob die Gesamtsituation also die intrinsische Ehrlichkeit beeinflusst. Gächter und sein Kollege Jonathan Schulz von der Yale University (USA) ging dieser Frage in 23 Ländern und mit mehr als 2.500 Experiment-Teilnehmern nach: Dabei warfen alle Versuchspersonen einen Würfel zwei Mal und wurden dann gefragt, welche Augenzahl sie beim ersten Wurf gewürfelt hatten. Zuvor wurde ihnen erklärt, dass sie einen bestimmten Geldbetrag erhalten würden, der mit der Augenzahl steigt. Beobachtet wurden sie allerdings nicht. Es lag also völlig in der Verantwortung der Teilnehmer, ob ihre Angaben der Wahrheit entsprechen und es drohten auch keine Konsequenzen bei Falschangaben. Da aber ein Würfel keinen natürlichen Hang zum Zeigen höherer Augenzahlen hat, konnten die Wissenschafter das Ausmaß an Unehrlichkeit daran ablesen, in wie weit die gesammelten Angaben pro Land der zu erwartenden statistischen Wahrscheinlichkeit zuwider liefen. Dem Prinzip der Geldmaximierung folgend müssten eigentlich alle Teilnehmer die höchste Punktezahl angeben. Den Wissenschaftern wurde aber sehr schnell klar, dass dem keineswegs so ist. Es wurde also nirgends unverhohlen gelogen, so die Forscher. Trotz des überall relativ hohen Anteils an Ehrlichen hätten den Angaben der Untersuchungsteilnehmer zufolge in manchen Ländern die Würfel eine deutlichere Tendenz zum Anzeigen hoher Augenzahlen als in anderen. Die von der erwartbaren Wahrscheinlichkeit deutlichsten Abweichungen wurden in Ländern registriert, für die die Wissenschafter anhand von internationalen Länderkennzahlen zu Korruption und Steuerhinterziehung ein hohes Maß an alltäglicher Regelüberschreitung errechnet hatten. So etwa in Tansania, Guatemala oder Georgien. Am anderen Ende der Skala lagen mit Großbritannien, Schweden, Deutschland oder auch Österreich wiederum großteils Länder mit niedrigeren Korruptionswerten. Dass das Ausmaß an Unehrlichkeit in der Gesellschaft, mit dem die Leute täglich konfrontiert sind, bis in eine derart weit davon entfernte Experiment-Situation ausstrahlt, sei jedenfalls erstaunlich, so Gächter: Es gibt scheinbar einen Einfluss der Umgebung auf die intrinsische Ehrlichkeit. Das werfe wiederum fundamentale Fragen dazu auf, was die Wissenschaft über Ehrlichkeit überhaupt weiß. Gächter: All diese Studien finden immer in wohlorganisierten westlichen Gesellschaften statt. Aber was man nicht macht, ist ein Vergleich mit Gesellschaften, in denen es tagtäglich Regelverletzungen auf allen Ebenen gibt. Die Studie, die sicher die größte ihrer Art zu dem Thema ist, zeigt nun, dass das auch eine große Rolle spielt. -International;In Russland inhaftierter Soldatin wird Tod von Journalisten vorgeworfen. Moskau – Ein russisches Gericht hält die ukrainische Kampfpilotin Nadja Sawtschenko der Beihilfe zum Mord an zwei Journalisten in der Ostukraine für schuldig. Die Richter gingen davon aus, dass die 34-Jährige aus Hass absichtlich den Tod zweier Menschen verursacht habe, erklärte Richter Leonid Stepanenko am Montag in Südrussland. Russische Nachrichtenagenturen meldeten, dies komme einem formalen Schuldspruch gleich. Der Richter verlas jedoch weiter seine Ausführungen, das abschließende Urteil wurde noch nicht verkündet. Sawtschenkos Anwälte Mark Feygin und Nikolai Polosow sagten Reuters, sie erwarteten den Richterspruch später am Montag, möglicherweise aber auch erst am Dienstag. Das Strafmaß wurde zunächst nicht verkündet. Es soll erst nach Verlesen der Begründung bekanntgegeben werden – voraussichtlich am Dienstag. Moskau wirft Sawtschenko vor, 2014 im Kriegsgebiet Ostukraine tödliches Mörserfeuer auf zwei russische Journalisten gelenkt zu haben. Sie habe aus politischem Hass und Feindseligkeit gehandelt, hieß es. In der Ukraine wird die Pilotin als Nationalheldin und Symbol des Widerstands gegen den Kreml verehrt, während sie im russischen Staatsfernsehen als gefährliche Nationalistin dargestellt wird, die das Blut russischer Zivilisten an den Händen hat. Sie selbst bestreitet jegliches Fehlverhalten und spricht von einem Schauprozess. Das Gerichtsverfahren hatte die Spannungen zwischen Russland und der Ukraine weiter verschärft. Schon vor dem Urteil hatte die 34-Jährige angekündigt, dass sie es nicht anfechten werde. Sie setzt auf einen Austausch Gefangener zwischen Russland und der Ukraine. Sonst werde sie nach Inkrafttreten des Urteils in zehn Tagen wieder in Hungerstreik treten, kündigten ihre Anwälte an. Die Vertretung der Europäischen Union in Moskau verlangte die sofortige Freilassung Sawtschenkos. Der russische Grenzschutz verweigerte am Montag einer ukrainischen Abgeordneten die Einreise zu dem Prozess. Auch Sawtschenko hat ein Mandat, sie war 2014 in Abwesenheit ins ukrainische Parlament gewählt worden. Die Kampfpilotin war im Juni 2014 von prorussischen Separatisten gefangen genommen und an Russland übergeben worden. Die russischen Behörden werfen ihr vor, den Mörserbeschuss ins Ziel dirigiert zu haben, der die beiden Journalisten tötete. Russland unterstützt die Separatisten im Osten der Ukraine, die gegen die Regierung in Kiew kämpfen. +International;Abgeordneter will nicht auf seit Jahren unter Verschluss gehaltenen Untersuchungsbericht warten. Seit einer Woche können Mitglieder und registrierte Unterstützer der britischen Sozialdemokraten entscheiden, wer nach dem Rücktritt Ed Milibands Parteichef werden soll. In den Umfragen führt Linkskandidat Jeremy Corbyn. Am Freitag kündigte Corbyn im Guardian an, er werde sich als Parteichef beim britischen und irakischen Volk für die Teilnahme am US-geführten Angriff auf den Irak entschuldigen. Er versprach, dass Labour unter seiner Führung nie wieder unnötigerweise unsere Truppen ins Gefecht schicken werde. Die Partei werde nie wieder denselben Fehler begehen und sich über die Uno und internationale Gesetze hinwegsetzen, versprach er. Die Unterstützung des Irak-Kriegs durch den damaligen Labour-Premierminister Tony Blair hat die Partei viele Wählerstimmen gekostet und ist auch zwölf Jahre danach noch ein dunkles Kapitel der Parteigeschichte. Laut nicht unumstrittenen Zahlen des Projekts Iraq Body Count kamen in dem Konflikt 219.000 irakische Zivilisten ums Leben. Auf US-Seite lagen die Verluste bei 4.425, die britische Armee verlor 179 Soldaten. Corbyns Kritik an Blairs Irak-Abenteuer nimmt wohl die Ergebnisse des seit Jahren unter Verschluss gehaltenen Untersuchungsberichts zur britischen Beteiligung an dem Krieg vorweg. Der Bericht hatte ursprünglich bereits vor fünf Jahren erscheinen sollen, der Vorsitzende der Untersuchungskommission, John Chilcot, lehnt aber eine Veröffentlichung ab, weil die darin genannten Personen das Recht hätten, zum Inhalt Stellung zu beziehen. Die Untersuchungskommission kostete die britischen Steuerzahler bis April 2014 umgerechnet 11,75 Millionen Euro. Vor einer Woche kündigten die Familien von 29 Gefallenen an, Klage einzureichen, wenn das Dokument nicht bis Jahresende veröffentlicht wird. Corbyn äußerte nun die Ansicht, man müsse nicht auf Chilcot warten, um zu wissen, dass Fehler begangen wurden. Ex-Premierminister Blair hat sich bisher geweigert, sich für den Angriff auf den Irak zu entschuldigen. Vor dem Chilcot-Ausschuss äußerte er 2011 lediglich Bedauern für die Opfer. Auch der damalige Labour-Chef Ed Miliband wollte sich nicht entschuldigen, sondern bezeichnete den Krieg lediglich als falsch. Das Ergebnis der Labour-Abstimmung soll am 12. September bekanntgegeben werden. Neben Corbyn treten mit Liz Kendall, Andy Burnham und Yvette Cooper drei gemäßigte Kandidaten an. Wissenschaft;Dem Mitorganisator des Holocaust wurde vor seiner Hinrichtung Besuch zugebilligt. Jerusalem - Die Frau von Adolf Eichmann hat den NS-Verbrecher einen Monat vor seiner Hinrichtung im israelischen Gefängnis besucht. Das israelische Staatsarchiv hat nun ein Dokument veröffentlicht, das den geheimen Besuch von Vera Eichmann am 30. April 1962 belegt. Sie habe damals etwa eineinhalb Stunden mit ihrem Mann gesprochen, hieß es in einer Mitteilung des Staatsarchivs. Das Archiv veröffentlichte erstmals einen Vermerk über den Besuch in einem Haftbuch des Gefängnisses in Ramla bei Tel Aviv. Die israelische Regierung habe den Besuch damals bei einer Sondersitzung gebilligt. Eichmann, Protokollführer der Wannsee-Konferenz und zentraler Mitorganisator des Massenmords an den europäischen Juden, war vom israelische Geheimdienst im Frühjahr 1960 in Buenos Aires aufgespürt und nach Israel entführt worden. Der Prozess gegen den NS-Verbrecher erregte damals international großes Medieninteresse. Nach seiner Verurteilung wurde Eichmann 1962 hingerichtet. Es war das erste und letzte Mal, dass Israel die Todesstrafe vollstreckte. Wissenschaft;Forschern ist es gelungen, die Menge des Wasser abzuschätzen, das durch Bruchzonen im Meeresboden verschwindet. Southampton – Der Meeresboden ist keine undurchlässige Grenzschicht, im Gegenteil: Er ermöglicht dem Wasser an vielen Stellen, tief in das Gestein des Untergrundes einzudringen. Dort beeinflusst das Wasser die Zusammensetzung des Gesteins und sorgt für einen Stoffaustausch. Einem internationalen Forscherteam ist es jetzt gelungen, die Menge des eindringenden Meerwassers an ehemaligen kontinentalen Bruchzonen genau zu bestimmen. Plattengrenzen, tektonische Verwerfungen, geologische Störungen – die angebliche so feste Hülle unserer Erde ist durchzogen von Rissen, Spalten und Öffnungen. Das gilt natürlich auch für den Meeresboden. Dort bieten diese Störungen dem Meerwasser einen Weg in tiefere Gesteinsschichten, teilweise bis hinunter zum Erdmantel. Diese Prozesse genauer zu kennen ist wichtig, weil das Meerwasser die Zusammensetzung des Gesteins verändern kann. Außerdem transportiert es auf dem Weg zurück Stoffe zum Meeresboden, die dort Grundlage für ganze Ökosysteme werden können. Einem internationalen Wissenschaftsteam unter Leitung der Universität Southampton ist es jetzt erstmals gelungen, einen direkten Nachweis zu erbringen, dass Störungsaktivitäten im direkten Zusammenhang mit der Menge des Meerwassers stehen, das in den Untergrund einsickert. Die Studie erscheint in der internationalen Fachzeitschrift Nature Geoscience. Grundlage der Studie ist eine umfangreiche seismische Forschungskampagne, bei der Projektpartner aus den USA, aus Großbritannien und vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel vor zwei Jahren den Meeresboden westlich von Galizien (Nordspanien) untersucht haben. Während der Entstehung des Atlantischen Ozeans vor etwa 150 Millionen Jahren wurden Portugal und Spanien von Neufundland getrennt. Spuren dieser Prozesse sind bis heute vor Nordspanien zu finden, erklärt Co-Autor Dirk Klaeschen vom GEOMAR die Wahl des Untersuchungsgebietes. Mithilfe von speziellen Schallwellen erhielten die Wissenschafter auf einer Fläche von 86 mal 22 Kilometer ein dreidimensionales Bild des Meeresbodens und der tieferen Strukturen in bis zu 12 Kilometer Tiefe. Da Meerwasser eine bestimmte Gesteinsart des oberen Erdmantels, sogenannter Peridotit, in eine andere Gesteinsart namens Serpentinit umwandelt, konnten die Wissenschafter die Menge und die Verteilung des Serpentinits als Indikator für die Wege und Mengen des Meerwassers im Untergrund nutzen. Die Untersuchungen zeigten, dass die Menge des umgewandelten Gesteins am unteren Ende jeder Verwerfung in direktem Zusammenhang mit ihrer Größe und der Dauer der geologischen Störungsaktivität steht. Die Wissenschafter waren außerdem in der Lage, die durchschnittlichen Mengen von Meerwasser abzuschätzen, die an den Verwerfungen bis zum Erdmantel eindringen. Diese Mengen sind vergleichbar mit denen in anderen tektonischen Umgebungen wie mittelozeanischen Rücken. Dort wird das Wasser im Untergrund stark erhitzt, löst zahlreiche Stoffe aus dem Gestein heraus und lagert sie später am Meeresboden ab, wo sich dabei die berühmten ‚Schwarzen Raucher‘ bilden können, erklärt Klaeschen. Offenbar gibt es an anderen Störungszonen ähnliche aktive Systeme, die bisher aber noch nicht bekannt waren. Weitere Untersuchungen müssen zeigen, wie verbreitet dieses Systeme in den Weltmeeren sind. -Web;Mit Blue Lion soll 2016 eine neue Implementierung auf den Markt kommen – Unabhängig von IBM. Auch wenn die letzte offizielle Release von OS/2 mittlerweile bereits mehr als 13 Jahre zurückliegt, gibt es bis heute eingeschworene Fans von IBMs Betriebssystem. Und zwar offenbar so viele, dass es nun ein Softwarehersteller mit einem Revival versucht. Unter dem Namen Blue Lion soll im Jahr 2016 eine neue OS/2-Implementierung veröffentlicht werden, wie heise berichtet. Dafür verantwortlich zeichnet das Unternehmen Arcae Noae aus Virginia, das zu diesem Zweck einen Lizenzvertrag mit IBM eingegangen ist. Das Unternehmen war schon bislang im OS/2-Umfeld aktiv, so hatte man einige Treiber für das Betriebssystem entwickelt. Damit will man sich jetzt nicht mehr zufrieden geben. So soll der Installationsprozess des Betriebssystem überarbeitet werden, damit dieser dann künftig auch von einem USB-Stick gestartet werden kann. Zudem will man den Support für SMP-Systeme verbessern. Die erste stabile Version von Blue Lion soll nach aktuellen Plänen im dritten Quartal 2016 erhältlich sein. -Etat;Vorsitzwechsel beim Verein Medienjournalismus Österreich. Wien – Der Verein Medienjournalismus Österreich hat bei seiner Generalversammlung am Dienstag Johannes Bruckenberger (APA) einstimmig zum Obmann gewählt. Er folgt auf STANDARD-Redakteurin Doris Priesching, die diese Funktion fast acht Jahre innehatte. Stellvertreterin bleibt Isabella Leitenmüller-Wallnöfer (Presse). Im Verein Medienjournalismus Österreich (MÖ) sind Redakteure und Redakteurinnen heimischer Tageszeitungen, Fachmedien und der Austria Presse Agentur sowie freie Journalisten vertreten. Der MÖ wurde im Sommer 2003 gegründet. Er setzt sich zum Ziel, eine kritische Öffentlichkeit gegenüber der Medienlandschaft herzustellen, heißt es in den Statuten. Dezidiert wendet sich der Verein gegen Bestrebungen, die unabhängige Berichterstattung über Medien zu verhindern, zu manipulieren oder auf sie Druck auszuüben. +Web;Grüne fordern europäische Facebook-Polizei. Angesichts der Zunahme ausländerfeindlicher Hass-Kommentare in den sozialen Netzwerken hat der deutsche Justizminister Heiko Maas (SPD) das Online-Netzwerk Facebook und auch Twitter erneut zu einem härteren Durchgreifen aufgefordert. Rechtsextreme Hetze in sozialen Netzwerken zu verbreiten, darf nicht toleriert werden, sagte Maas der Bild-Zeitung vom Dienstag. Was für Facebook gelte, das gelte auch für Twitter. Alle sozialen Netzwerke sollten ein Eigeninteresse daran haben, dumpfen rechten Parolen keine Plattform zu bieten, sagte Maas. Er hatte Facebook zuvor bereits wiederholt aufgefordert, rassistische Beiträge im Netz zu löschen. Hessens Justizministerin Eva Kühne-Hörmann (CDU) warnte die Verbreiter solcher Hass-Kommentare vor rechtlichen Konsequenzen. Wer meint, im Internet seien gewisse Äußerungen weniger strafbar als in der realen Welt, der liegt falsch, sagte sie der Bild-Zeitung. Das Internet sei weder ein rechtsfreier Raum, noch gelten Sonderkonditionen. Zuletzt hatte die wachsende Zahl von Flüchtlingen in Europa zu einer massiven Ausweitung von rechtsextremen Hass- und Hetz-Kommentaren im Internet gesorgt. Die Grünen im Europaparlament forderten eine europäische Facebook-Polizei. Wir brauchen dringend eine eigene Abteilung bei der europäischen Polizeibehörde Europol, die in Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden die Foren und sozialen Netzwerke systematisch durchsucht und wirksame Strafverfolgung auch über Grenzen hinweg organisiert, sagte der innen- und justizpolitischer Sprecher der Grünen im EU-Parlament, Jan-Philipp Albrecht, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Eine solche neuartige Polizeiabteilung könne an das bestehende europäische Anti-Cyberkriminalitätszentrum in Den Haag angegliedert werden. Zugleich forderte er einheitliche Vorgaben für soziale Netzwerke. Wir brauchen dringend EU-weit einheitliche klare Regeln zu der Frage, was auf Plattformen wie Facebook eine Grenzüberschreitung ist und was nicht. Die vielen unterschiedlichen Gesetze machten es Facebook einfach, sich aus der Verantwortung zu stehlen, warnte Albrecht. (APA, +Etat;"Neugierde-Effekt ist verpufft, die Tendenz hat sich gedreht" – "Der Küniglberg hat mitbekommen, dass wir ATV überholt haben" – Puls 4 klopft in Zielgruppe bei fünf Prozent Marktanteil an. Wien – Puls 4-Senderchef Johannes Kampel sieht das Frühstücks-TV-Duell mit dem ORF bei den unter 50-Jährigen fürs erste entschieden. Der Neugierde-Effekt ist verpufft, die Tendenz hat sich gedreht, sagte Kampel. Während der ORF mit Guten Morgen Österreich bei den Sehern über alle Altersgruppen hinweg vorne liegt, hält Cafe Puls bei den unter 50-Jährigen die Marktführerschaft. Wir liegen im Mai wieder deutlich vorne. Wir halten aktuell bei knapp 24 Prozent Marktanteil und liegen um 33 Prozent vor dem ORF-Format. Wir hatten zuletzt keine Tagesquote mehr, wo wir hinten nach waren. Das hat sich damit glaub ich erledigt und das bestärkt, sagte Kampel. Wir können unser Angebot nun noch in Richtung unserer Zielgruppe der unter 50-Jährigen verstärken. Auch punkto Informationsanteil sieht Kampel Cafe Puls im Vergleich zum ORF-Frühstücksfernsehen gut aufgestellt. Wir können mit unserem Studio in Wien Gäste sehr schnell und aktuell einladen und punkten auch mit unserer Presseschau. Der ORF tut sich da mit seiner Bundesländer-Tour schwerer. Der Einbau der Regionalität ist einfach weiter von den News weg. Darum hat der ORF vor der Bundespräsidentenwahl ja auch ausnahmsweise gleich mehrere Tage an einem Ort – im Wiener Museumsquartier – halt gemacht. Bei Puls 4-Frühstücksfernsehen werde Regionalität anders ausgelebt. Wenn es passt, gehen wir auch mal raus, aber wir schreiben es uns nicht auf die Fahnen. Und wir schaffen keinen Truck an, so Kampel. Bei der kommenden Fußball-EM will man etwa mit Reporterteams in Frankreich und in Österreichs Fanzonen mitmischen. Generell freut es mich immer mehr, dass wir vom ORF anscheinend als Hauptkonkurrent gesehen werden, meinte der Puls 4-Senderchef. Das Match Café Puls gegen Guten Morgen Österreich hat den Fokus auf uns als Mitbewerber gelenkt, und der Küniglberg hat mitbekommen, dass wir ATV überholt haben. Kampel hält es etwa für keinen Zufall, dass der ORF auf das von Puls 4 übertragene Europa-League-Finale in der Gegenprogrammierung mit einer Doku über den Werdegang österreichischer Fußball-Stars reagiert hat. Mit der Entwicklung des Senders ist Kampel denn auch höchst zufrieden. Wir stehen in unserer Zielgruppe knapp vor 5 Prozent Marktanteil. Im April haben wir mit 4,9 Prozent schon angeklopft, im Mai liegen wir aktuell bei 4,6 Prozent. Den Grund dafür sieht Kampel in einer konsequenten Programmierung von Sender-Slots. Die Dienstag-Programmierung laufe mit Bist Du deppert! und 2 Minuten 2 Millionen ebenso gut wie die Fußball-Europa League am Donnerstag. Auch der Montag habe sich mit dem neuen Witze-Format verbessert. Daran haben wir konsequent gearbeitet, und das ist auch von unseren Zusehern angenommen worden. Jetzt arbeiten wir uns von Slot zu Slot vorwärts. Für das zweite Halbjahr sind eine Reihe von neuen Formaten in Vorbereitung. Wir wollen den Comedy-Trend fortsetzen, berichtete der Puls 4-Senderchef. Wissenschaft;12 Stunden nach dem Start meldete sich die Sonde – Geplante Ankunft beim Mars Ende Oktober. Baikonur/Darmstadt – ExoMars ist auf gutem Kurs Richtung Roter Planet: Die von Europa und Russland am Montag auf den Weg gebrachte Sonde hat gestern Abend erstmals nach dem Start von sich hören lassen. Pünktlich um 10:31 Uhr MEZ hob ExoMars mit einer Proton-M-Rakete vom russischen Kosmodrom Baikonur in Kasachstan ab. 10 Minuten später hatte sich die Rakete von der ersten und zweiten Stufe getrennt. Die letzte Stufe mit ExoMars an Bord beendete eine Reihe von Triebwerksmanövern, ehe sie die Lander um 21:13 Uhr MEZ auf ihre Reise zum Mars schickte. Um 22:29 Uhr empfing das ESA-Kontrollzentrum in Darmstadt die ersten Signale von ExoMars: Die Solarsegel sind ausgefahren, die Mission läuft nach Plan, lauteten die Nachrichten. Wir sind auf dem Weg zum Mars, sagte der per Telefon nach Darmstadt geschaltete Chef der europäischen Raumfahrtagentur, Jan Wörner. Von hier aus werden Satelliten im Raumfahrtkontrollzentrum Esoc gesteuert. Bei dem mehrere Milliarden Euro teuren Projekt ExoMars wollen die Esa und ihre Partnerbehörde Roskosmos nach Spuren von Leben auf dem Nachbarplaneten der Erde suchen. Eine russische Proton-Rakete hatte den Forschungssatelliten und ein Testlandemodul ins All gebracht. Der Satellit Trace Gas Orbiter (TGO) soll künftig unter anderem die Zusammensetzung der Mars-Atmosphäre analysieren. Die Landeeinheit Schiaparelli soll nach Plan am 19. Oktober auf dem Mars aufsetzen. Es wäre die erste erfolgreiche Landung der Esa auf dem Mars. Damit will die Raumfahrtagentur Erfahrung sammeln für die Landung eines Rovers, der 2018 starten soll. Dies könnte aber auch um zwei Jahre auf 2020 verschoben werden. -Inland;Ein Bericht aus 25 europäischen Ländern gibt einen Überblick, in welcher Stimmung Europas Muslime leben. Wien – Ein Brandanschlag auf einen muslimischen Gebetsraum in Niederösterreich, Proteste über Halal-Fleisch im Supermarkt, die dazu führen, dass das Fleisch wieder aus dem Sortiment entfernt wurde: Zwei Vorfälle in Österreich, die symptomatisch für einen zunehmenden antimuslimischen Rassismus seien, sind Farid Hafez und Enes Bayrakli überzeugt. Die Politologen wollten das bei vielen Muslimen präsente Gefühl, dass sich die allgemeine Stimmung gegenüber Muslimen in Europa aufgeheizt hat, durch konkrete Beispiele auf den Punkt bringen. Sie haben Politologen in 25 europäischen Staaten beauftragt, qualitative Berichte über die Lage der Islamophobie im jeweiligen Land zu erstellen – wobei sie betonen, dass nicht jede Kritik an Muslimen automatisch islamophob sei. Die Ergebnisse sind im European Islamophobia Report (EIR) gesammelt, der künftig jährlich erscheinen soll. Ein Ergebnis: Die sogenannte Flüchtlingskrise habe antimuslimische Ressentiments angeheizt, aber nicht hervorgerufen: Schon zuvor war Islamophobie laut den Autoren selbst in Ländern mit winzigen muslimischen Populationen, etwa in Ungarn, Finnland oder Litauen, ein erfolgreiches Werkzeug, um Menschen zu mobilisieren. Die Bevölkerung neige in Umfragen dazu, die Größe der muslimischen Community deutlich höher zu schätzen als sie ist. Moslems würden als gewaltbereit wahrgenommen, obwohl sie in Kriminalitätsstatistiken unterrepräsentiert seien. In Ungarn sei diese Wahrnehmung historisch betrachtet ein eher junges Phänomen, Muslime seien dort bis Ende der Neunzigerjahre als gut integriert wahrgenommen worden. Nach den Anschlägen des 11. September 2001 habe sich jedoch eine Art Islamophobie ohne Muslime herausgebildet. Premierminister Victor Orbán habe die Tatsache, dass Ungarn zu den Haupttransitländern der Flüchtlinge aus Syrien, Irak und Afghanistan zählte, dafür genutzt, sich als Verteidiger einer vermeintlich bedrohten christlichen Nation zu stilisieren. In Frankreich hätten die Charlie Hebdo-Anschläge zu einer Gleichsetzung von Islam und Terrorismus geführt. Allein im ersten Halbjahr 2015 habe die Zahl der körperlichen Übergriffe auf Muslime im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 500 Prozent zugenommen, Anschläge auf Moscheen seien um 400 Prozent gestiegen. Die Zahlen beruhen auf Aufzeichnungen der Rechtsberatungsorganisation CCIF. Dass Anfeindungen schon vor den Attentaten verbreitet waren, belege eine Studie des Politik-Think Tanks Institut Montaigne: Männliche Bewerber mit dem Namen Mohammed müssen demnach vier Mal so viele Bewerbungen abschicken wie Bewerber namens Michel, um zu einem Jobinterview eingeladen zu werden – bei gleicher (in der Versuchsanordnung libanesischer) Herkunft und identer Qualifikation. Auch in England sei ein nachweislicher Anstieg an Islamophobie zu konstatieren, der sich unter anderem in Protesten vor Moscheen und Moscheebauprojekten äußerte. Der Bericht wirft auch einen kritischen Blick auf die Debatte über Islamismus in islamischen Kindergärten in Österreich. Viel sei über den Vorbericht über Wiener Kindergärten diskutiert worden, wenig jedoch beispielsweise darüber, dass Betreibern islamischer Kindergärten aufgetragen worden sei, Weihnachten zu feiern, da dies der österreichischen Tradition entspräche. Der österreichische Lehrplan sehe dies aber gar nicht vor. Als Beispiel für verbreitete antimuslimische Einstellungen in Österreich ziehen die Autoren unter anderem eine im April 2015 erschienenen Erhebung des Mauthausen Komitees heran: Ihr zufolge würden es 65 Prozent der Befragten problematisch finden, wenn ein Familienmitglied zum Islam konvertierte. Der Bericht wolle nicht mit erhobenem Zeigefinger vorgehen, sondern der Politik Hilfestellungen geben, wie sie gegen antimuslimsche Tendenzen vorgehen könne, betonen die Herausgeber. Sie schlagen vor, Hetze auf Basis der Religonszugehörigkeit in allen europäischen Ländern strafbar zu machen. Die Benachteiligung Kopftuch tragender Frauen am Jobmarkt sollte problematisiert werden und in den Fokus arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen geraten, so die Empfehlung. +Inland;Die wilde Abgeordnete dürfte beim Österreich-Ableger des "Compact Magazins" mitwerken. Wien – Als Susanne Winter einen Facebook-Kommentar lobte, der die zionistischen Geldjuden als das Problem darstellte, wurde es sogar der FPÖ zu bunt. Die Macher des deutschen Compact-Magazins dagegen stehen hinter der Nationalratsabgeordneten, die die Freiheitlichen vergangenes Jahr aus der Partei geworfen hatten – und dürften sie nun am Österreich-Ableger des Lügenpresse! schreienden Blattes mitwerken lassen. Bekannt ist Compact für krude Covergeschichten wie Die Königin der Schlepper (Merkel) und Onkel Asyl (Gauck). In der aktuellen Ausgabe beschreibt Chefredakteur Jürgen Elsässer das Drama der umjubelten Winter, die aufgrund eines Fauxpas zum Staatsfeind Nr. 1 gemacht wurde, mit dem steirischen Charme. Als freie Abgeordnete werde sie sich aber 2016 an der Markteinführung von Compact-Österreich beteiligen. Auf die Frage des STANDARD, wie genau sie an der Markteinführung der Wahrheitspresse in Österreich beteiligt sein werde, verweist Winter auf Chefredakteur Elsässer – dieser allerdings gibt der Mainstream-Presse keine Auskünfte. Wissenschaft;Unterstützung für "außergewöhnlich innovative Vorhaben aus allen Bereichen der Akademie". Wien – Die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) hat einen Fonds für innovative Projekte im Bereich Grundlagenforschung eingerichtet. Für die erste, derzeit laufende Ausschreibung steht ein Prozent des jährlichen Globalbudgets der ÖAW zur Verfügung, also rund eine Mio. Euro. Im kommenden Jahr soll der Innovationsfonds mit zwei Prozent und 2017 mit drei Prozent dotiert sein. Mit dem Innovationsfonds Forschung, Wissenschaft und Gesellschaft sollen außergewöhnlich innovative Vorhaben aus allen Bereichen der Akademie unterstützt werden, heißt es in der Ausschreibung. Es solle damit Forschung gefördert werden, die derzeit noch an keiner Forschungseinrichtung, weder an der ÖAW noch an den Universitäten, verankert ist. Das Programm stehe allen ÖAW-Bereichen offen, es können etwa auch neue Konzepte der Nachwuchs- und Frauenförderung unterstützt werden. Zentrales Kriterium ist die vom Projekt ausgehende Innovationskraft, betonte man seitens der Akademie. Antragsberechtigt sind alle ÖAW-Mitarbeiter und -Mitglieder. Projekte werden bis zu einer maximalen Höhe von 300.000 Euro für maximal zwei Jahre gefördert. Die Akademie betrachtet dies als Anschubfinanzierung, eine mögliche Weiterführung des Projekts soll dann über Drittmittel erfolgen. Die Einreichfrist für die erste Ausschreibungsrunde läuft noch bis 15. Dezember. Die Entscheidung über die Vergabe trifft das ÖAW-Präsidium. Wissenschaft;Forscher wollen Auswirkungen auf Muskeln, Knochen und Sinnesorgane testen. Köln – Zwölf männliche Probanden legen sich für die Wissenschaft zwei Monate lang ins Bett. Für eine Studie des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) im Auftrag der europäischen Raumfahrtagentur ESA starteten die ersten beiden am Mittwoch, wie die DLR mitteilte. Sie dürfen nicht aufstehen, sich nicht einmal aufrichten: nicht zum Essen und nicht zum Duschen. Wie bei den Astronauten werden Knochen und Muskeln der unteren Körperhälfte abbauen. Die Wissenschafter wollen testen, ob ein intensives Training an einem neuen Gerät während der Bettruhe effektiver gegen den Abbau wirkt als das herkömmliche Training. Die Studie ist nach DLR-Angaben für alle Weltraummissionen wichtig, da der Abbau von Knochen und Muskeln relativ schnell einsetzt. Untersucht werden auch Auswirkungen der Schwerelosigkeit auf Herz-Kreislauf-System, Gleichgewicht, Augen und das Nervensystem. Dafür sind die Betten leicht zum Kopf hin geneigt, damit die Körperflüssigkeiten wie in der Schwerelosigkeit Richtung Oberkörper geht. So simulieren wir die Auswirkungen der Schwerelosigkeit im All, sagte Studienleiter Edwin Mulder. (APA/red, 9. 9. 2015) Wissenschaft;Österreichische Delegationsreise nach Tschechien soll wissenschaftliche Kooperationen anregen. Wir vergessen gern, dass das Gute so nahe liegt. Laut Hannes Androsch ist das einer der Gründe, warum die Nachbarschaftsbeziehungen zwischen Tschechien und Österreich auch in der Wissenschaft nach 1989 noch nicht richtig in Gang gekommen sind. Als Vorsitzender des Österreichischen Rats für Forschung und Technologieentwicklung (RTF) initiierte Androsch vergangene Woche eine Delegationsreise nach Prag mit der Absicht, diesen Mangel durch vermehrte Zusammenarbeit auszugleichen. In einer Pressekonferenz mit dem tschechischen Vizepremier und Wissenschaftsminister Pavel Belobrádek, Vorsitzender der christdemokratischen Partei KDU-CSL, wurden allerlei Ideen gestreut, wie die wissenschaftliche Zusammenarbeit künftig intensiviert werden kann. Von Technologietransfer und Hochschulkooperationen war die Rede, ebenso von Forschungsnetzwerken und gemeinsamen Förderstrukturen. Etwa sollen die anwendungsorientierten Christian-Doppler-Labors nach Tschechien expandieren. Belobrádek kündigte zudem an, Tschechien werde künftig in Forschungskooperationen mit Österreich rund 2,5 Millionen Euro investieren. Androsch sprach sich dafür aus, einen Innovationshub Zentraleuropa zu positionieren – durch gemeinsame Forschungsprojekte, Austausch von Studierenden und Forschenden sowie grenzüberschreitende Kooperationen zwischen Unternehmen. Als Nächstes will er Bratislava ins Boot holen. Wichtigste wissenschaftliche Station der RTF-Reise nach Prag war das Institute of Organic Chemistry and Biochemistry (IOCB) der Tschechischen Akademie der Wissenschaften. Dort wurden rund um den Chemiker Antonín Holý, der 2012 gestorben ist, bedeutende Beiträge für die Pharmaforschung erzielt, von denen das Institut bis heute profitiert – auch finanziell. Holý entdeckte etwa den Wirkstoff Tenofovir, der als wichtigstes Arzneimittel in der HIV-Behandlung gilt. Lizenzgebühren dafür und für andere Produkte machen 72 Prozent der Finanzen des IOCB aus. Zehn Prozent kommen vom Staat, zwölf aus Grants, sechs Prozent lukriert das Institut über andere Drittmittel. 2007 wurde das Institut restrukturiert – mit flacheren Hierarchien und stärkerer Konzentration auf den wissenschaftlichen Output. Damals wurde auch Ullrich Jahn als Gruppenleiter ans IOCB geholt, der zuvor an der Technischen Uni Braunschweig tätig war. Seine Gruppe forscht hinsichtlich synthetisch-organischer Verbindungen. Dabei wird untersucht, inwiefern biologische Verbindungen für medizinische Zwecke genutzt werden können. Jahns Gruppe erforscht insbesondere die Entwicklung sehr kurzer Synthesen von Naturstoffen, die so gestaltet sind, dass auch ein Zugang zu Abkömmlingen, die nicht in der Natur vorkommen, erreicht werden kann. Eine gerade vollendete Synthese ermöglicht den kürzesten Zugang zur Substanz Ardeemin, die pharmazeutisch interessant ist. Eine der größten Herausforderungen, mit denen sich der Direktor des IOCB, Zdenek Hostomský, konfrontiert sieht, ist jene, dass in Tschechien dynamischere Forscherkarrieren angestoßen werden müssten, damit Wissenschafter während ihrer Laufbahn mehrere Stationen im In- und Ausland durchlaufen – eine Kultur, die in Tschechien noch kaum verbreitet sei. Wissenschaft;New Brunswick – Viele von uns haben als Erwachsene Angst vor Schlangen und Spinnen. Doch bei Kleinkindern ist das ganz anders, berichten US-Forscher im Journal of Experimental Childpsychology nach Tests mit sechs bis neun Monate alten Kleinkindern. Die Kinder sind zwar an diesen Tieren besonders interessiert, wie die Forscher herausfanden, indem sie ihnen Bilder von Schlangen und zum Vergleich auch von Elefanten vorführten. Indes: die Kinder zeigten vor den Schlangen keine Angst. Die wird erst später erlernt. (red, 24. 10. 2015) Wissenschaft;Der aus Österreich stammende Physiker Gerald Holton erzählt, wie er vor Nazis flüchtete und warum er viel über Einstein publizierte. STANDARD: Sie haben viel über Albert Einstein geschrieben, auch über die Allgemeine Relativitätstheorie, die vor genau hundert Jahren publiziert wurde. Was fasziniert Sie an dieser Theorie? Gerald Holton: Diese Beschreibung der Wechselwirkung zwischen Materie einerseits sowie Raum und Zeit andererseits ist eine absolut wundervolle Zusammenführung von drei Bestandteilen der Physik! Jeder, der ein Handy in der Jackentasche hat, trägt damit auch eine Anwendung der Allgemeinen Relativitätstheorie mit sich herum: das Global Positioning System. STANDARD: Und wie kamen Sie zur Aufgabe, darüber zu schreiben? Holton: Philipp Frank, Physiker und Philosoph aus Wien, war Einsteins Nachfolger an der Deutschen Universität Prag. Nachdem er diese Hochschule 1938 verlassen musste, ging er nach Harvard und baute unter anderem eine kleine Gruppe im Bereich Wissenschaftsgeschichte auf, die später auf 200 Mitglieder anwuchs. Er brauchte einen Assistenten für die Lehre, ich bewarb mich. Wir wurden Freunde. Als Einstein 1955 starb, sagte er mir, ich sollte in einer Gedenkfeier eine Rede darüber halten, wie es zur Relativitätstheorie kam. Ich suchte Material – da war aber nichts. STANDARD: Hielten Sie den Vortrag? Holton: Ich sagte Frank, dass ich keine Rede halten könne. Er sagte mir, ich sollte Einsteins Sekretärin Helen Dukas in Princeton besuchen, die seit dem Ende der 1920er-Jahre bei ihm war. Ich traf sie in einer Art Safe mit 40.000 Dokumenten, die in einer gigantischen Unordnung waren. Nur sie hätte gewusst, wonach man suchen sollte. Ich habe dann zwei Jahre lang mitgeholfen, dieses Archiv zu ordnen, und habe alles gelesen. Da war zum Beispiel eine Arbeit, in der er die Möglichkeit beschrieb, von einem Dach herunterzufallen – diverse Dinge würden aus seinen Hosentaschen herausfallen und genauso wie er runterfallen. Das war der Moment, in dem er wusste, dass Gravitation und Beschleunigung dasselbe sein mussten. Das hat er oft getan: Dinge zusammenführen, die man nicht unbedingt als zusammengehörend erkennen musste. STANDARD: Haben Sie selbst nicht ähnlich gedacht? Sie waren ja Physiker und Wissenschaftshistoriker, das hat ja wohl auf den ersten Blick auch nicht viel miteinander zu tun. Holton: Es stimmt schon. Ich machte Hochdruckphysik und war Historiker, ich hatte zwei Fächer, zwei Professuren, auf die ich mich aufteilte – ich habe sie aber, so gut es ging, miteinander verknüpft. Bis heute gelingt mir das. STANDARD: Sie haben in Harvard studiert und leben dort seit langem – wie viele Wissenschafter, die vor den Nazis flüchteten. Warum dort? Holton: Boston ist ein guter Ort zum Leben. Hier gibt es viele Colleges und Universitäten, nicht nur Harvard und das MIT oder die Northeastern University. Die ersten dort ankommenden Flüchtlinge trafen sich eine Zeitlang regelmäßig. Der Philosoph Willard Quine schrieb dazu in seinen Memoiren: Das war der Wiener Kreis im Exil. Ein Irrtum: Er hätte der Wiener Kreis der Flüchtlinge schreiben müssen. Exilanten wollen aus meiner Sicht zurück. Die Menschen, die damals kamen, wollten das nicht. STANDARD: Wann konnten Sie Nazideutschland verlassen? Holton: Ich und meine Frau Nina waren in einer zweiten Flüchtlingsbewegung dabei – als Kinder. 1,6 Millionen Kinder, fast alle jüdisch wie wir, wurden damals verfolgt. Nur sieben Prozent, etwa 100.000, davon konnten flüchten. Die anderen verstarben. Ich kam über England in die USA. Viele landeten in New York, mit wenig Gepäck, ohne ihre Eltern. Viele von ihnen sahen Mutter und Vater nie wieder. Die USA waren damals wirtschaftlich angeschlagen. Und die flüchtigen Kinder wurden als Last bezeichnet, als Gefahr für die Gesellschaft. Ich frage mich, warum es doch einige von ihnen geschafft haben. Da waren spätere Nobelpreisträger darunter. STANDARD: Sie haben wohl nie daran gedacht zurückzukehren? Holton: Meine Frau und ich kommen gern nach Österreich. Wir haben aber hier einen schönen Platz zum Leben. Und wir haben schlimme Erinnerungen an die Nazizeit. Ich habe als Kind, als die Nazis in Österreich einmarschierten, gesehen, wie ein Arzt, der bei den Geburten aller Babys im Umkreis dabei war, von einer kreischenden Meute gezwungen wurde, die Straße sauber zu machen. Warum sollte ich nach Österreich? Ich habe hier außerdem angenehme Professuren erhalten, und niemand in Österreich hat mich jemals gefragt, ob ich zurückkommen wollte. STANDARD: Wie waren Ihre Eindrücke, als Sie in Österreich waren? Holton: Ich war ein paar Mal nach dem Zweiten Weltkrieg in Österreich. Als die Menschen meine Geschichte hörten, sagten einige aus der älteren Generation: Sie haben uns in Stich gelassen, Sie haben sich in Sicherheit gebracht, als die ganze Tragödie begann, als Bomben auf unsere Städte fielen. Das mussten Sie in den USA nicht erleben – wir dagegen waren die ersten Opfer der Nazis. Ich habe gesehen, wie die Leute gejubelt haben, als Hitler nach Österreich kam. Ein tragischer Moment. Hitler soll überrascht gewesen sein, wie einfach das ging – ein Land ohne Truppeneinsatz zu annektieren. Er wurde ermutigt, weiterzumachen. Der Mythos vom ersten Opfer kam übrigens von Otto von Habsburg. Er hat die Siegermächte überredet, das niederzuschreiben. Er dachte wohl, dass er so nach dem Krieg leichter den Thron als Herrscher besteigen würde. Wissenschaft;Forscher untersuchen Jugendsprachen, ihr Innovationspotenzial und ihre Ausprägungen in Stadt und Land. Graz – Als Arne Ziegler vor zehn Jahren an die Universität Graz berufen wurde, sah sich der gebürtige Deutsche in eine ihm fremde sprachliche Umgebung geworfen. Als Sprachwissenschafter ist man dabei höchst sensibilisiert, sagt Ziegler. Man erkennt sofort, was anders ist, Auffälligkeiten, die Einheimische vielleicht gar nicht bemerken. Obwohl er zuvor an der Universität Münster im Bereich der historischen Sprachwissenschaft geforscht hatte, wandte er sich in Graz bald einem neuen Forschungsfeld zu: der deutschen Sprache in Österreich. Aktuell arbeitet Ziegler unter anderem an einem Projekt zu Stadtsprachen in Wien und Graz. Außerdem beschäftigt er sich mit Jugendsprache in Österreich. Mit Kollegen und Mitarbeitern organisiert er den achten internationalen Kongress zu Jugendsprachen, der heuer von 26. bis 28. Mai an der Universität Graz stattfindet. Indem jugendliche Ausprägungen in verschiedenen Sprachen verglichen werden, gehen die Sprachwissenschafter der Frage nach, ob es prinzipielle Prozesse bei Jugendsprachen gibt, die unabhängig von den Einzelsprachen sind. Wenn man sich die Forschungsliteratur ansieht, scheint das so zu sein, sagt Ziegler. Ein Beispiel dafür ist die Rolle der Jugendsprache für sprachlichen Wandel generell. Jugendsprache hat ein enormes Innovationspotenzial, sagt Ziegler. Heutzutage regt sich niemand mehr über die Wörter cool oder geil auf – sie sind längst in der Alltagssprache angekommen. Weiters wird international das Phänomen diskutiert, dass sich Jugendliche zunehmend an der Standardsprache orientieren. Für Ziegler könnte das damit zu tun haben, dass Jugendsprachen meist im städtischen Umfeld studiert werden, selten am Land. In seinem Forschungsprojekt zu Jugendsprache in Österreich hat er in einem ersten Teil den urbanen Raum untersucht, in einem zweiten Teil will er sich der ländlichen Umgebung zuwenden. Bisherige Ergebnisse deuten daraufhin, dass Stadt und Land in der Jugendsprache zwei unterschiedliche Welten sind: Am Land scheint der Dialekt viel stärker ausgeprägt als in der Stadt – man spricht von Dialektabbau. Ein Beispiel dafür ist die Vorsilbe ge-: Während Jugendliche in der Stadt eher die Standardformen gelaufen, geschrieben oder gesagt verwenden, heißt es bei ihren Altersgenossen am Land glaufen, gschrieben und gsagt. Der Dialektabbau macht sich auch bei Verniedlichungsformen bemerkbar, die in Österreich mit der Nachsilbe -erl sehr verbreitet sind. Während bei Jugendlichen am Land fast ausschließlich von Pickerl, Sackerl, Gurkerl die Rede ist, sprechen Jugendliche in österreichischen Städten schon einmal vom Gürkchen. Ziegler schließt aus diesen Differenzen: Die Jugendsprache gibt es nicht, sondern je nach Lebenssituation bilden sich unterschiedliche Formen aus. Doch warum orientieren sich Jugendliche in der Stadt stärker am Standard? Die Stadt ist ein Melting Pot, sagt Ziegler. So gibt es in der Stadt viel stärker die Notwendigkeit sprachlicher Anpassungen, wenn sich Menschen mit unterschiedlicher Herkunft verständigen wollen. Die Sprachwissenschafter sprechen von Ausgleichsprozessen – der Dialektabbau ist ein Aspekt davon. -Wirtschaft;'Die Bonitätsprüfer von Moody'' senken wegen des Ölpreisverfalls als letzte der drei großen Rating-Agenturen den Daumen über das Königreich. Riad – Die Bonitätsprüfer von Moodys haben Saudi-Arabien wegen des Ölpreisverfalls herabgestuft. Die Anleihen des Landes bewertet die Agentur nur noch mit A1 anstatt Aa3. Das Königreich habe seine Abhängigkeit vom Ölpreis noch nicht ausreichend verringert, begründete Moodys am Samstag seine Entscheidung. Deshalb sei das Land auf künftige Krisen nicht so gut vorbereitet. Das Wachstum falle schwächer aus, und die Schulden stiegen. Weder im In- noch im Ausland gebe es genügend Ausgleich. Eine weitere Verschlechterung der Note muss das Ölförderland aber nicht fürchten, der Ausblick ist stabil. Mit Moodys senkte auch die letzte der drei großen Agenturen den Daumen über das Königreich. Bereits im Februar hatte Standard & Poors einen Warnschuss abgegeben und bewertet das Land nur noch mit A-. Fitch folgte im April und stufte Saudi-Arabien auf AA- herab. Die Noten für andere Ölförderländer wie Qatar und die Vereinigten Arabischen Emirate bestätigte Moodys. Allerdings ist der Ausblick negativ, womit immer noch eine Herabstufung droht.' +Wirtschaft;Drei Grazer Brüder kaufen mit einer Investorengruppe das Traditionsunternehmen, punkten wollen sie mit Qualität. Wien – Der größte heimische Textilkonzern, Palmers, ist wieder in österreichischem Eigentum. Die Brüder Marc, Tino und Luca Wieser erwarben am Dienstag mit Unterstützung einer österreichischen Investorengruppe um Gernot Friedhuber 100 Prozent des Unternehmens. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart, in einem Kurier-Bericht vom Sommer war von acht bis zehn Millionen Euro die Rede. 300 Filialen Zuletzt waren Investmentfonds wie der deutsche Quadriga Eigentümer von Palmers. Der Wäschekonzern hat den Angaben zufolge 300 Filialen und 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon 550 in Österreich. Verkaufsgerüchte hatte es in der Vergangenheit immer wieder gegeben, zuletzt im Sommer. Der langjährige Platzhirsch suchte jahrelang vergeblich nach Investoren. Über Jahre hinweg soll die Preisvorstellung der Eigentümer zu hoch gewesen sein, erzählte man in der Branche. Stunts und Start-ups Die Wieser-Brüder stammen aus Graz und haben mit der MTM Textilhandel GmbH unter anderem Flagship-Stores und Standortkonzepte für Marken wie Benetton und Nike umgesetzt, hieß es in der Aussendung vom Mittwoch. Friedhuber wiederum erlangte vor allem als Organisator der World Stunt Awards im Auftrag von Red Bull Bekanntheit. Daneben gründete und finanzierte er Start-ups. Die neuen Eigentümer erklären die Stärkung der Marke in Österreich und einen deutlich stärkeren internationalen Auftritt zum Ziel. Dafür habe man ein erfahrenes internationales Managementteam und einen international besetzten Aufsichtsrat bestellt. Management-Umbau Als erster Schritt werden das Management und der Aufsichtsrat umgekrempelt. Marc und Tino Wieser ziehen in den Vorstand ein, der bisherige Alleinvorstand Wolfgang Neussner bleibt an Bord. In den Aufsichtsrat berufen wurden der Steuerberater Christian Zwach, der Anwalt Christian Nordberg und der frühere Benetton- und Geox-Chef Fabrizio De Nardis. Die Brüder wollen vor allem auf Qualität setzen. Man sehe ein großes Potenzial in den Marken Palmers und p2 Bodywear, so Marc Wieser. Palmers ist ein österreichisches Juwel, das seine Strahlkraft auf globales Niveau bringen wird, kündigte er an. Ausgebaut werden soll auch der Onlinehandel. Blick in die Vergangenheit Unternehmensgründer war Ludwig Palmers, der 1914 in Innsbruck mit einem Wäschegeschäft startete. 1936 folgte die erste Palmers-Verkaufsstelle, die von einem Franchisenehmer geführt wurde. Der Startschuss zur Expansion mit vorerst 45 Palmers-Geschäften fiel nach dem Zweiten Weltkrieg. Ludwig Palmers Sohn Walter gelang es in der Folge, österreichweit ein Netz an grünen Palmers-Filialen aufzubauen. Zuletzt kämpfte Palmers mit den Nachwehen der Pleite der französischen Palmers-Tochter Lejaby im Jahr 2011. Der 2008 erworbene Dessoushersteller entpuppte sich als Sanierungsfall, die Restrukturierung kam in den vergangenen zwei Jahren aber voran. Nach Gewinnen 2014 und 2015 ist das Eigenkapital wieder im grünen Bereich. Auch die Aktien und die Markenrechte sind nicht mehr an die Erste Bank verpfändet. Palmers hat heuer zudem die Kosmetiksparte P2 um kolportierte 30 Millionen Euro an die französische Maesa Group verkauft. Im Geschäftsjahr 2014/15 (bis 31. Jänner) schrieb Palmers einen Nettogewinn von 3,5 Millionen Euro nach 10,6 Millionen im Jahr davor. Wegen interner Abläufe und saisonaler Kollektionen verschob Palmers heuer den Bilanzstichtag auf den 31. Juli. Im Rumpfgeschäftsjahr Jänner bis Juli 2015 weist die Konzernholding einen Überschuss von 17,2 Millionen Euro aus. Wissenschaft;Dass in den trockenen Hochtälern der Antarktis keine Mikroben gefunden wurden, lässt für den Mars nichts Gutes ahnen. Montreal – Es gibt Orte auf der Erde, die gewissen Regionen auf dem Mars durchaus ähnlich sind. Einige Trockentäler im Viktorialand der Ostantarktis gehören beispielsweise dazu. Diese extrem kalten, durchweg eisfreien Täler mit ihren versalzenen Böden zählen zu den lebensfeindlichsten Ecken auf unserem Planeten. Kanadische Wissenschafter von der McGill University in Montreal haben sich in dieser harschen Landschaft auf der Suche nach Mikroorganismen gemacht. Ihre These lautet: Wenn Einzeller unter diesen Bedingungen überleben können, dann würden die Chancen steigen, dass auch auf dem Mars Leben möglich wäre. Die Astrobiologin Jackie Goordial musste Kulturen aus den gesammelten Bodenproben in über 1.000 Petrischalen anlegen, ehe sie schließlich akzeptierte, was sich sehr bald schon abzeichnete: Zumindest der Permafrostboden des hoch gelegenen University Valley im Gebiet der antarktischen McMurdo-Trockentäler zeigte keine beobachtbaren Spuren von mikrobiellem Leben. Lyle Whyte, der ebenfalls an der Studie beteiligt war, hatte eigentlich mit einem anderen Ergebnis gerechnet: Als wir mit unserer Untersuchung begonnen haben, waren wir sicher, dass wir dort im Boden ein funktionierendes Ökosystem aus Mikroorganismen finden, so wie wir es auch vom Permafrost der Arktis und anderer Regionen der Antarktis her kennen. Es ist schwer für uns anzuerkennen, dass wir hier auf einen trockenen und kalten Grenzbereich gestoßen sind, wo selbst Mikroorganismen nicht mehr existieren können. Goordial und Whyte testeten im Rahmen des ASTEP-Projektes (astrobiology science and technology for exploring planets) der Nasa im University Valley den IceBite-Bohrer, ein Gerät, das speziell für den Permafrost des Mars entwickelt wurde. Die Forscher holten zahlreiche Proben aus zwei Bohrlöchern, die 42 bzw. 55 Zentimeter tief in den Boden reichten. Frühere Studien zu tiefer gelegenen antarktischen Trockentälern und subglazialen Seen haben reichhaltiges Leben nachgewiesen, erklärt Chris McKay vom Ames Research Centre der Nasa. Doch was wir hier vor uns haben, kommt letztendlich dem Mars schon ziemlich nahe. Weder konnten die Wissenschafter Kohlendioxid oder Methan im Boden des University Valley finden, noch gelang es Goordial und ihren Kollegen irgendwelche andere Hinweise auf tierisches, pflanzliches oder Pilz-Leben in den aus den Bohrlöchern geholten Bodenproben entdecken. Wir können zwar nichts darüber aussagen, ob es dort Lebewesen jenseits unseren Nachweismöglichkeiten gibt, meint die Mikrobiologin. Was allerdings feststeht, ist, dass wir alle uns zur Verfügung stehenden Methoden eingesetzt haben. Das Ergebnis zeigte, dass dieser Boden anders ist als alles, was wir bisher von allen anderen Permafrostböden kennen. Whyte hält auf Grundlage dieser Resultate Leben im Mars-Permafrostboden für eher unwahrscheinlich: Wenn schon auf der Erde unter besonders trockenen und kalten Umständen Leben keine Chance hat, dann sieht es für die noch trockeneren, kälteren Bedingungen auf dem Mars nicht gerade gut aus. -Wirtschaft;Individualantrag heute eingereicht – Drogeriekette will Apothekenpreise deutlich unterbieten – Bis zu 80 Millionen Mehrumsatz pro Jahr möglich. Wien/Wals – Die Drogeriekette DM will rezeptfreie Medikamente verkaufen dürfen. Gewappnet mit einem Gutachten des Verfassungsrechtlers Heinz Mayer wird am Montag ein Individualantrag beim Verfassungsgerichtshof eingereicht, berichtete das Ö1-Mittagsjournal. DM will Medikamente deutlich billiger als in den Apotheken anbieten. Der Verkauf rezeptfreier Medikamente ist seit 2015 auch in Onlineportalen österreichischer Apotheken möglich. Dass Drogerien keine rezeptfreien Medikamente verkaufen dürfen, ist für Mayer verfassungswidrig, weil es keinen sachlichen Unterschied gebe, der diese rechtliche Ungleichbehandlung rechtfertigen könnte. Der Apothekervorbehalt verstoße demnach gegen den Gleichheitssatz. Mit dem Individualantrag wird nun eine Gesetzesprüfung angeregt. Dabei soll eine Reihe von Paragrafen, insbesondere im Arzneimittelgesetz, geprüft werden. Bei DM erhofft man sich eine Umsatzsteigerung von bis zu 80 Millionen Euro pro Jahr. Die rezeptfreien Medikamente sollen im Drogeriemarkt so billig angeboten werden, dass sich jede Familie 100 Euro im Jahr sparen würde, meint DM-Geschäftsführer Harald Bauer. Außerdem will er für den Verkauf Pharmazeuten und eigens ausgebildete Drogisten einstellen. Die Apotheker, die übers Internet rezeptfreie Medikamente verkaufen dürfen, bieten begleitend zum Onlineverkauf eine Beratungsmöglichkeit an. Dies wolle auch dm so umsetzen, indem nämlich in den Filialen oder beim Onlineverkauf eine Gratishotline mittels Telefon oder Internet zu einem Pharmazeuten eingerichtet wird. Dann werde dieselbe Beratungsqualität wie von Apothekern gewährleistet, sagte DM-Sprecher Stefan Ornig. Derzeit darf dm nur sogenannte Nahrungsergänzungsmittel verkaufen, nicht einmal eine Fußpilzcreme ist im Sortiment erlaubt. Der nun angepeilte Markt der rezeptfreien Arzneimittel ist in Österreich laut Ornig etwas weniger als 300 Millionen Euro schwer. Würde ein Drittel davon auf dm entfallen, wären das 100 Millionen Euro. Da dm die Produkte um 20 Prozent billiger als der Apothekenpreis anbieten will, würde sich ein jährlicher Mehrumsatz von 80 Millionen Euro für dm ergeben, rechnet Ornig vor. Im Geschäftsjahr 2014/15 wurde in Österreich von dm ein Umsatz von 801 Millionen Euro erwirtschaftet, der Umsatz könnte also mit rezeptfreien Arzneimitteln um zehn Prozent gesteigert werden. +Wirtschaft;EU-Kommissar: Geplante Pipeline hat politische Dimension – Kommission prüft Vereinbarkeit mit EU-Recht und will mehr Transparenz bei Verträgen mit Gazprom. Brüssel/Moskau – Die EU-Kommission hat Kritik am Vorgehen für den geplanten Bau einer zweiten Ostsee-Gaspipeline von Russland nach Deutschland geübt. Der für Energiefragen zuständige Kommissionsvizepräsident Maros Sefcovic widersprach am Dienstag der Darstellung der deuschen Bundesregierung, dass es sich bei der geplanten Pipeline Nord Stream II um ein rein wirtschaftliches Projekt handle. Vielmehr werde das Vorhaben sehr oft auf höchster politischer Ebene diskutiert. Die Brüsseler Behörde prüft derzeit, ob die Pläne mit EU-Recht vereinbar sind. Sie legte zudem Vorschläge vor, wie die Abhängigkeit der EU von russischen Gaslieferungen weiter verringert werden kann. EU-Energiekommissar Miguel Arias Canete sagte, dass die Untersuchungen zu Nord Stream II noch andauerten. Es gehe dabei sehr wohl um politische Fragen. Falls die Röhren verlegt werden und bis dahin neue EU-Regeln gelten, müssten vorab die zugehörigen Verträge der EU-Kommission vorgelegt werden. Zur Begründung verwies Canete darauf, dass nach Vollendung des Projekts womöglich 80 Prozent des deutschen Gasbedarfs über die Ostsee-Pipelines abgedeckt würden und damit der Marktanteil des russischen Staatskonzerns Gazprom steigen dürfte. Während die deutsche Bundesregierung betont, dass es sich bei dem Plan zum Bau einer zweiten Nord-Stream-Röhre um ein wirtschaftliches und nicht um ein politisches Projekt handelt, kritisieren osteuropäische Länder wie Polen und die Ukraine das Vorhaben massiv. Auch der aus Polen stammende EU-Ratspräsident Donald Tusk hatte wie Italiens Ministerpräsident Matteo Renzi beim EU-Gipfel im Dezember kein gutes Haar daran gelassen. Dagegen warb Russlands Ministerpräsident Dmitri Medwedew auf der Münchner Sicherheitskonferenz am Wochenende für das Projekt. Canete und Sefcovic äußerten sich nicht dazu, wann die Prüfung der EU-Kommission abgeschlossen sein soll. Die EU hat sich im Zuge der Ukraine-Krise zum Ziel gesetzt, unabhängiger von Gas-Lieferungen aus Russland zu werden. Dazu sollen nach dem Willen der EU-Kommission generell alle Vereinbarungen mit Lieferanten aus Drittstaaten gemeldet und offengelegt werden, wenn diese Verträge eine Laufzeit von mehr als einem Jahr haben. Voraussetzung soll sein, dass die Lieferungen 40 Prozent des jeweiligen Gasmarktes abdecken oder für die Versorgungssicherheit des betroffenen EU-Landes entscheidend sind. Canete sagte, es gehe nicht darum, in Verträgen der Privatwirtschaft herumzuschnüffeln und die Preise zu überprüfen. Die Vorschläge dürften dennoch auf Widerstand aus den EU-Staaten stoßen, die den Plänen ebenso zustimmen müssen wie das EU-Parlament. Die EU-Kommission will außerdem Vereinbarungen über Gaslieferungen zwischen Mitgliedsländern im Voraus prüfen. Nachbarstaaten sollen sich im Krisenfall mit Hilfe von EU-Notfallplänen unterstützen. Zudem soll der Markt für Flüssiggas angekurbelt und die Wärmedämmung von Häusern stärker gefördert werden. Wissenschaft;Österreichische Forscher erforschen die antimikrobielle Wirkung von Lärchenholz. Das Material könnte womöglich helfen, die Hygiene in Krankenhäusern zu verbessern. Wien – Sie sind bekannt für ihre Zähigkeit. Hochgewachsene alte Lärchen gedeihen mitunter auf mehr als 1800 Meter Meereshöhe. Die von Botanikern unter den Artnamen Larix decidua geführten Bäume haben sich im Laufe der Evolution an ein Leben unter harten Klimabedingungen angepasst, und werfen im Herbst sogar ihre Nadeln ab. In der Forstwirtschaft schätzt man ihre Stämme, vor allem im alpinen Raum. Lärche ist ein typisches, oft genutztes Holz, erklärt Bernhard Dürschmied von der FH Campus Wien. Es hat gute mechanische Eigenschaften sowie eine hohe Widerstandskraft gegen Umwelteinflüsse. Und es sieht gut aus. Dürschmied ist allerdings kein Bauingenieur, sondern biomedizinischer Analytiker. Sein professionelles Interesse an Lärchenholz gilt einer bisher unerforschten Eigenschaft des Werkstoffs: der antibakteriellen Wirkung. Kann das Material helfen, Keime in Schach zu halten? Diese Frage haben Fachleute lange recht skeptisch diskutiert. Holz galt oft als hygienisch äußerst problematisch, zum Beispiel im Küchenbereich. Hölzerne Schneidebretter, so hieß es, würden Bakterien in ihren Poren aufsaugen, wodurch die Mikroben für Desinfektionsmittel unerreichbar würden. Stattdessen pries man Plastik an. Das ließ sich angeblich leichter sterilisieren. Eine neue, gemeinsame Studie der FH Campus Wien und der FH Salzburg wirft jedoch ein ganz anderes Licht auf die Thematik. Bernhard Dürschmied und seine Kollegen haben den Einfluss von Lärchenholz auf das Wachstum zweier häufiger Krankheitserreger untersucht. Zum einen handelt es sich dabei um methicillinresistente Stämme von Staphyllococcus aureus, die gefürchteten MRSA, Schrecken der Spitäler. Die Keime können schlimme, nur schwer zu behandelnde Erkrankungen verursachen. Mit normalen Antibiotika ist ihnen kaum mehr beizukommen. Die Ansteckung erfolgt oft in Krankenhäusern und Pflegeheimen, Fachleute sprechen von nosokomialen Infektionen. Auch die zweite der von den FH-Forschern getesteten Bakterienspezies ist in diesem Kontext schon vielfach auffällig geworden: Klebsiella pneumoniae. Expertenschätzungen zufolge dürften allein in Österreich jährlich mehr als 50.000 Menschen von nosokomialen Infektionen betroffen sein. Die Zahl der Todesopfer könnte über 4000 betragen. Das Problem ist zumindest teilweise hygienebedingt. In medizinischen Einrichtungen werden logischerweise große Mengen Antibiotika eingesetzt. Manche Bakterien überleben den Kontakt mit diesen Wirkstoffen und entwickeln eine Resistenz, vor allem dann, wenn sie nur niedrigen Dosen ausgesetzt sind. Wenn solche Keime auf schlecht gereinigten Flächen oder Gegenständen landen, warten sie dort auf einen neuen Wirt. Holz, so zeigt sich nun, könnte helfen, diese Risiken zu verringern. Die Wiener und Salzburger Wissenschafter trugen bei ihren Experimenten Suspensionen der beiden obengenannten Bakterien auf Lärchenholzwürfel auf, und brachten diese entweder sofort oder nach drei beziehungsweise 24 Stunden mit Nährböden in Petrischalen in Kontakt. Anschließend wanderten Letztere für weitere 24 Stunden in die Brutkammer. Die Idee hinter dem Versuchsaufbau: Man wollte herausfinden, wie viele Keime wie lange auf dem Holz überlebten und noch vermehrungsfähig waren. Jeder davon würde in den Schalen eine neue, deutlich erkennbare Kolonie bilden. Parallel zu dieser Testreihe mischte das Team die Bakterien auch in Lösungen mit Lärchenholzspänen und strich nach den besagten Zeitspannen 20 Mikroliter davon ebenfalls auf Nährbodenplatten aus. Bei den Versuchen kamen zudem jeweils zwei verschiedene Typen von Lärchenholz zum Einsatz – Splintholz aus den äußeren Stammbereichen und Kernholz aus dem Inneren. Beide verfügen, wie Bernhard Dürschmied erläutert, über unterschiedliche Eigenschaften. Im Splintholz haben die Zellen bis zum Zeitpunkt des Fällens gelebt. Seine Poren sind größer. Es enthält jedoch weniger Phenole und andere, potenziell antibakterielle Inhaltsstoffe. Beim Kernholz liegen die Verhältnisse genau umgekehrt. Die Ergebnisse der Studie zeigen einen deutlichen Trend. Je länger die Krankheitserreger auf festem Lärchenholz verbleiben, desto weniger von ihnen überleben. Am stärksten zeigte sich der Effekt für Splintholz und Klebsiella pneumoniae. In dieser Kombination wuchs nach 24 Stunden gar nichts mehr. Die Anzahl der vitalen MRSA wurde derweil um etwa das Zwanzigfache dezimiert. In den Versuchen mit Spänen fielen die Resultate nicht so deutlich positiv aus. Hier überlebte vor allem Klebsiella pneumoniae. Die antimikrobielle Wirkung von Lärchenholz, erklärt Bernhard Dürschmied, basiert einerseits auf seinen Inhaltsstoffen und andererseits auf der sogenannten Hygroskopizität – dem Vermögen, Feuchtigkeit aufzunehmen. Eine physikalische Eigenschaft also. Die Bakterien werden dadurch schlichtweg ausgetrocknet. Anscheinend spielt dieser Faktor eine größere Rolle als die diversen chemischen Komponenten, sonst hätten in den Lösungen mit Spänen viel weniger Keime überdauert. Das war eine große Überraschung, berichtet Dürschmied. Weitere Details der Forschungsergebnisse wurden vor kurzem im Fachblatt International Journal of Wood Products (Bd. 73, S. 841) veröffentlicht. Die Erkenntnisse unterstützen den Trend zur verstärkten Nutzung von Holz für den Innenausbau von Altersheimen und ähnlichen Einrichtungen. Psychologen betonen immer wieder dessen positiven Einfluss auf das Wohlbefinden der Bewohner. Aus hygienischer Sicht spricht offenbar nichts dagegen, meint Bernhard Dürschmied. Holz ist diesbezüglich genau so gut wie Kunststoff. Und in vielen Aspekten wahrscheinlich sogar besser. Weitere Untersuchungen sind in Vor- bereitung. -Inland;Familienministerin platzte der Kragen: "Verhandlungen mit dieser SPÖ sind nicht zielführend". Wien – Familienministerin Familienministerin Sophie Karmasin (ÖVP) platzte am Montagabend der Kragen: Völlig unerwartet zog sie den Entwurf für die lange verhandelte Kindergeldreform zurück und bezeichnete diesen als für sie gestorben. Mit dieser SPÖ sind Verhandlungen nicht zielführend, sagte sie im Gespräch mit dem STANDARD, und: Ich frage mich, wollte die SPÖ das Gesetz, das die Väterbeteiligung verbessern sollte, überhaupt? So aber hat man uns zwei Jahre lang die Zeit und Geld gestohlen, weil jede Menge Experten und Beamte mit der Reform beschäftigt waren. Rückblende: Im Koalitionspakt im Dezember 2013 haben SPÖ und ÖVP in Grundzügen vereinbart, dass die bisherigen Pauschalvarianten zu einem flexibel nutzbaren Kindergeldkonto umfunktioniert werden sollen. Doch es spießte sich seither bei den Details, sodass das Thema am Montagabend in der Koordinierungssitzung von Rot und Schwarz gelandet ist. Streit um Bonus für Väter Strittig war zuletzt vor allem noch die Ausgestaltung eines Bonus für Väter, die den ersten Monat nach der Geburt zur Unterstützung der Partnerin zu Hause bleiben. In der Begutachtungsphase hat der ÖGB kritisiert, dass es für diese Familienzeit, wie der Papamonat nun offiziell heißt, keine arbeitsrechtliche Absicherung gibt und auch kein Rechtsanspruch auf den Bonus in Höhe von 700 Euro bestehe. Auch SPÖ-Verhandlerin Gabriele Heinisch-Hosek hatte sich wiederholt für einen Kündigungsschutz während des Papamonats ausgesprochen. Bei der Frage des Rechtsanspruchs hat die Frauenministerin zuletzt aber bereits angedeutet, dass dieser Punkt nicht mit dem Koalitionspartner machbar sei. Motivkündigungsschutz In der Endrunde am Freitag habe das Familienressort noch einen Kompromissvorschlag für den – von Heinisch-Hosek geforderten – Motivkündigungsschutz vorgelegt, erklärte Karmasin. Aber die SPÖ sei auf nichts eingegangen und zu keinem Kompromiss bereit gewesen. Für Heinisch-Hosek ist die Reform allerdings noch nicht gestorben, sondern nur verschoben, wie sie am Montagabend mitteilte. Mit dem Entwurf hätten die bisher verfügbaren vier pauschalen Varianten des Kinderbetreuungsgeldes (ab 2017) in ein Konto verschmolzen werden sollen. Die Eltern hätten eine Bezugsdauer zwischen 365 und 851 Tagen (zwölf bis 28 Monate) für einen Elternteil bzw. zwischen 456 und 1.063 Tagen (15,5 bis 35 Monate) für beide Elternteile wählen können. Außerdem wäre der – von der SPÖ lange geforderter – Papamonat vorgesehen gewesen. Damit hätten Väter (nach Zustimmung des Arbeitgebers) 31 Tage lang nach der Geburt zuhause bleiben können und dafür eine Pauschalsumme erhalten. -Inland;FPÖ-Abgeordnete nach antisemitischer Äußerung unter heftiger Kritik – zuvor sprach sie mit dem STANDARD über Facebook. Die Nationalratsabgeordnete Susanne Winter sieht sich nach einem antisemitischen Kommentar auf Facebook mit Rücktrittsforderungen konfrontiert. Die freiheitliche Politikerin, die 2009 bereits wegen Verhetzung verurteilt worden war, hatte einem Nutzer zugestimmt, der auf Winters Facebook-Profil die Herrschaft zionistischer Geldjuden beklagt hatte. Schön, dass Sie mir die Worte aus dem Mund nehmen, kommentierte Winter, Vieles darf ich nicht schreiben, daher freue ich mich umso mehr über mutige, unabhängige Menschen! In einem Interview mit dem STANDARD, das vor dem antisemitischen Kommentar stattgefunden hat, beklagte Winter vergangene Woche den Dreschflegel der politischen Korrektheit, mit dem abweichende Meinungen öffentlich niedergeschlagen würden. Das Internet sieht Winter als letztes Massenmedium auf diesem Globus das (fast) keiner Zensur unterliegt. Die Kommunikation auf Facebook stärke die Meinungsfreiheit laut Winter extrem. Im Gespräch ging es um die Frage, wie Bürger im Netz Gerüchte und Falschmeldungen von authentischen Berichten auseinanderhalten können. Winter lobte daraufhin alternative Medien- und Nachrichten-Portale und nannte beispielsweise den Kopp-Verlag oder das Compact-Magazin, die beide als verschwörungstheoretisch gelten und laut Medienforschern wesentliche journalistische Regeln missachten. Ich sehe kein Problem bei der Kommunikation auf Facebook, so Winter, die Menschen sollen frei ihre Meinung sagen dürfen. Sie erhebe allerdings keinen Anspruch auf die reine Wahrheit. Jeder mündige Bürger müsse selbst prüfen, was er für wahr oder falsch hält. Winter ist unter anderem in der bilateralen parlamentarischen Gruppe Österreich-Israel aktiv. Die Facebook-Seite der Abgeordneten hatte schon in der Vergangenheit mehrfach für Wirbel gesorgt. So hatte Winter, die FPÖ-Umweltsprecherin ist, den durch Menschen verursachten Klimawandel bezweifelt. Im April 2014 hatte Winter Werbung für Grünen-Chefin Eva Glawischnig veröffentlicht und zum Boykott der EU-Wahl gerufen. Die FPÖ gab damals an, der Account sei gehackt worden. Vertreter von Grünen und SPÖ verlangten daraufhin den Rücktritt der Abgeordneten. ÖVP-Generalsekretär Peter McDonald forderte eine Distanzierung Straches. Die FPÖ kündigte an,bei einer Bestätigung der Vorwürfe Winter aus der Partei auszuschließen. -Inland;SPÖ-Klubchef will bei Wien-Wahl "beinharte" Auseinandersetzung mit FPÖ. Wien – SPÖ-Klubobmann Andreas Schieder tritt für eine Cooling-off-Phase vor einem Klubwechsel von Abgeordneten ein. Im APA-Interview nennt er eine Zeitspanne von drei bis sechs Monaten, bis man einer anderen Fraktion beitreten können soll. Schieder selbst will auch nach der Wien-Wahl Klubchef bleiben. Die Frage eines Wechsels in die Stadtpolitik – allenfalls sogar als Bürgermeister – stelle sich nicht. Denn für Schieder hat Wien mit Michael Häupl den vermutlich besten und jedenfalls erfahrensten Bürgermeister weltweit. Dass die SPÖ hinter die Freiheitlichen zurückfallen könnte, glaubt der Klubchef, der nebenbei SP-Bezirksparteiobmann in Penzing ist, nicht. Schieder geht davon aus, dass die Bürger in der Stadt zunehmend spüren, was sie an diesem Wiener Lebensstil haben. Daher würden sie wohl jene Partei wählen, die Probleme zu lösen versuche , und nicht jene, die keine Lösungen anbiete und nur Probleme groß rede. Kein Herren-Match Schieder empfiehlt für den Wahlkampf jedenfalls eine direkte Auseinandersetzung mit den Freiheitlichen. Dabei gehe es nicht um ein Herren-Match zwischen Häupl und (Heinz-Christian) Strache, wie dies der FPÖ-Obmann gerne hätte, sondern um eine beinharte Auseinandersetzung über Inhalte, wie man sich ein Zusammenleben vorstellt. Mit wem die SPÖ koalieren soll, ließ Schieder offen: Jede Koalition hat den Nachteil, dass sie eine Koalition ist. Alle möglichen Partner hätten ihre Vor- und Nachteile. An den Grünen gefällt dem Klubchef etwa nicht, was diese für verrückte Ampel-Schaltungen zu verantworten hätten, und bei der ÖVP müsse man schauen, was von der nach der Wahl überhaupt noch über sei. Bedenkliche Entwicklung Was seinen parlamentarischen Alltag angeht, ist Schieder mit der Volkspartei auch nicht immer glücklich, etwa was das Abgeordneten-Fischen von ÖVP-Klubchef Reinhold Lopatka angeht. Es sei eine bedenkliche Entwicklung in der Demokratie, wenn es zugehe wie am Transfermarkt zwischen Fußball-Klubs. Es schade der Glaubwürdigkeit der Politik, wenn es einzelnen unter der Devise Wer will mich? nur um das Sichern des eigenen Leiberls gehe und andere diese aufnähmen: Wir brauchen keine Edith Klingers der Politik, die herrenlose Abgeordnete aus dem Team Stronach absaugen. Selbst will sich Schieder nicht umschauen, ob es in anderen Fraktionen für die Sozialdemokratie geeignete Abgeordnete gäbe: Als einer der wenigen Klubobleute habe ich das Privileg, dass die interessanten Personen schon alle in meinem Klub sind. Daher habe ich auch nicht das Problem wie andere Klubs, mir andere Leute anlachen zu müssen, um Fachkompetenz von außen zu holen. Dass der vormals Grüne Senol Akkilic in Wien zur SPÖ gewechselt ist, hält Schieder übrigens nicht für vergleichbar mit der Wanderung der Stronach-Abgeordneten zur ÖVP. Denn Akkilic habe sich aus inhaltlichen Gründen der Sozialdemokratie angeschlossen. Neuer Vorschlag Um Polit-Transfers zurückzudrängen, plädiert Schieder dafür, dass Abgeordnete nicht mehr direkt in andere Klubs wechseln dürfen. Drei bis sechs Monate soll man sich nach dem Austritt aus einem Klub neu orientieren und dann schauen, ob man tatsächlich woanders dazu passt. Der entsprechende Vorschlag wird vom roten Klubchef im Geschäftsordnungskomitee eingebracht. Ohne Bange blickt Schieder seiner zu erwartenden Befragung im Hypo-U-Ausschuss entgegen, auch wenn es um die mittlerweile vielfach kritisierte Verstaatlichung der Bank geht, bei der er noch Staatssekretär im Finanzministerium war. Eine Verteidigungsstrategie brauche er sich da nicht zurecht zu legen. Denn die Spielräume mit einer Gefahr der sofortigen Pleite sei so eng gewesen, dass man das Handeln des Finanzministeriums gut begründen könne. Zufrieden ist der Klubchef mit der U-Ausschuss-Reform, die sich nach einem ein bisschen holprigen Anfang bewährt habe. Das neue System habe der Sachlichkeit gut getan. Auch dass es eine einheitliche Sichtweise der Parlamentarier in Fragen wie Schwärzungen oder Ladungen gebe, sei ein gutes Zeichen für die demokratische Kultur. Zweifel, ob die Nationalratspräsidenten tatsächlich die idealen Vorsitzenden sind, teilt Schieder nicht. Er lobt die sachliche, zurückgenommene Arbeit von Parlamentschefin Doris Bures (SPÖ), ist aber bereit, diese Frage bei einer Evaluierung der Ausschuss-Reform noch einmal zu diskutieren. +Inland;SPÖ bei Zuwendungen in Runde eins voran. Wien – Die FPÖ legt sich auch finanziell ins Zeug, damit ihr Kandidat Norbert Hofer neues Staatsoberhaupt wird. Gemäß aktualisierten Wahlkampf-Budgets haben die Freiheitlichen mit knapp 3,4 Millionen am meisten Geld für ihre Kampagne aufgewendet. Die Grünen ließen für den offiziell unabhängigen ehemaligen Parteichef Alexander Van der Bellen 2,7 Millionen springen. Die Diskrepanz zwischen den Wahlkampf-Budgets ergibt sich aus dem zweiten Urnengang. Für den hat die FPÖ inklusive der formal eigenständigen Kärntner Landespartei 1,5 Millionen zur Verfügung gestellt, während die Grünen nur gut 550.000 Euro budgetiert haben. Nachgebessert haben ihre Zahlen auch die im ersten Wahlgang gescheiterten Großparteien. So liegen die Aufwendungen der SPÖ für Rudolf Hundstorfer bei knapp 2,7 Millionen, was der höchste Wert für den ersten Durchgang ist. Dahinter folgt die ÖVP, die für ihren Bewerber Andreas Khol etwa 2,3 Millionen aufwendete. Grüne und Freiheitliche gaben für Runde eines jeweils etwa zwei Millionen an. +Inland;Weil die Medikamentenkosten explodieren, hofft die Krankenkasse auf den Gesetzgeber. Wien – Jedes Mal, wenn in der Apotheke ein Tablettenschachterl über den Verkaufstisch wandert, entstehen für die Krankenkassen weit höhere Kosten als die 5,55 Euro Rezeptgebühr – im Fall der Wiener Gebietskrankenkasse rund 23 Euro pro Heilmittelpackung. Manchmal zahlt die Kasse aber auch deutlich mehr. Etwa für Patienten, die eines der neuen Hepatitis-C-Medikamente benötigen: Hier schlägt die Packung mit rund 14.270 Euro zu Buche. Herausforderungen Ingrid Reischl, Obfrau der Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) und Vorsitzende der Trägerkonferenz im Hauptverband der Sozialversicherungsträger, spricht angesichts solcher Zahlen von modernem Raubrittertum und warnt vor einer Lücke von rund einer Milliarde Euro, die der Sozialversicherung angesichts solcher Ausgabebrocken für die Jahre 2015 bis 2018 drohe. Dabei seien bereits die in der Gesundheitsreform vereinbarten Kostensteigerungen von drei Prozent pro Jahr eine Herausforderung bei gleichzeitig geringen Beitragssteigerungen. Reischl: Diesen Zielwert haben wir zuletzt mit monatlichen Steigerungsraten von bis zu zehn Prozent deutlich überschritten. Für die kommenden Jahre rechnet man angesichts einer Reihe neuer Krebsmedikamente mit einem weiteren Kostenanstieg zwischen fünf bis sechs Prozent. Wie gut, dass Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (SPÖ) die Pharmafirmen zu Zwangsrabatten verdonnern will. Ein Gesetzesentwurf, der eine Preisreduktion zwischen drei und 15 Prozent vorsieht, die die Kassen im Nachhinein verrechnen dürfen, sorgte in der Branche bereits für gehörige Aufregung. Damit sollen pro Kasse in den Jahren 2017 bis 2019 je 125 Millionen Euro eingespart werden. Gleichzeitig laufen noch Verhandlungen, von denen Reischl bereits jetzt sagt: Ich bin nicht sehr optimistisch. Ohne Box Des Übels Wurzel liegt für sie unter anderem darin, dass Pharmafirmen ihre Medikamente immer öfter am sogenannten Erstattungskodex vorbeischummeln. Zur Erklärung: Der Erstattungskodex listet all jene Medikamente auf, die grundsätzlich von der Sozialversicherung bezahlt werden. Präparate, die in die Green Box fallen, sind frei verschreibbar, was in der Yellow oder der Red Box liegt, ist chefarztpflichtig. Wer möchte, dass sein Produkt in den Erstattungskodex aufgenommen wird, erklärt sich damit zu Preisverhandlungen bereit. Das Resultat: Für eine steigende Anzahl an neuen Medikamenten wird gar kein Antrag gestellt. Denn die Kosten muss die Kasse, sofern es keine therapeutische Alternative gibt, trotzdem übernehmen. Das ist zum Beispiel bei vielen Krebsmedikamenten der Fall: Zwei Drittel der dafür aufgewendeten Kosten (nämlich sechs Millionen Euro) musste die WGKK im ersten Halbjahr 2015 dafür aufwenden. Insgesamt schlugen Medikamente, die nicht in den Erstattungskodex aufgenommen wurden, im Jahr 2014 für die Sozialversicherungen mit rund 256 Millionen Euro zu Buche. Fantasiezahlen Um all das besser in den Griff zu bekommen, hat Reischl eine Reihe von Vorschlägen: darunter etwa die verbindliche Generikasubstitution. Eine solche Verpflichtung zur Abgabe kostengünstiger, wirkstoffidenter Medikamentenalternativen gibt es beispielsweise in Deutschland, den Niederlanden oder Italien. Außerdem sollten hochspezialisierte, teure Medikamente ausschließlich in Spitalsambulanzen oder Gesundheitszentren abgegeben werden. In Wien gibt es etwa sechs Zentren zur Genehmigung der hochpreisigen Hepatitis-C-Präparate. Mit dieser kontrollierten Abgabe würden Patienten im Schnitt mit 3,8 Packungen als geheilt gelten, österreichweit mit 5,4 Packungen – das geht bei einem Wert von über 14.000 Euro pro Packung ins Geld, sagt Reischl. Die Pharmawirtschaft wehrt sich gegen die erhobenen Vorwürfe, spricht von Fantasiezahlen und warnt, der Zwangsrabatt könne Verzögerungen bei der Markteinführung verursachen. Zur Idee, Arzneimittelpatente künftig kürzer als zehn Jahre vor Generika-Konkurrenz zu schützen, äußert man sich erst gar nicht. +Inland;Wahlkampfkostenbeschränkung und Fairnessabkommen von allen Kandidaten gewünscht. Wien – Eine Obergrenze soll auch im Präsidentschaftswahlkampf eine Rolle spielen: eine für Wahlkampfkosten. Alle bisher bekannten Kandidaten können sich ein Limit vorstellen – bezüglich dessen Höhe gibt es jedoch unterschiedliche Ansichten. Der Vorstoß kam von Irmgard Griss, ihr Wahlkampf ist spendenfinanziert. Die ehemalige Präsidentin des Obersten Gerichtshofs fordert eine Kostengrenze von einer Million Euro. Der grüne Präsidentschaftskandidat Alexander Van der Bellen kann dem Vorschlag etwas abgewinnen, setzt die Grenze höher an – bei 2,5 Millionen Euro. Die Regierungsparteien dürften mehr Geld zur Verfügung haben, ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner würde die Kosten für den Wahlkampf von Andreas Khol zwischen drei und vier Millionen limitieren. Ähnlich formulierte es SPÖ-Kandidat Rudolf Hundstorfer bei seiner Antrittspressekonferenz – wie hoch die Grenze genau sein soll, will sein Wahlkampfteam noch festsetzen. Gesprächsbedarf gibt es auch noch beim Fairnessabkommen: Dass es eines geben soll, darüber sind sich die Kandidaten einig. Wie es aussehen soll, ist jedoch noch unklar. Hundstorfer und Khol sind gesprächsbereit, wollen aber warten, bis alle Kandidaten feststehen. SPÖ-Kampagnenleiter Nedeljko Bilalic will sich in den kommenden 14 Tagen mit den anderen Wahlkampfteams treffen und ein solches Abkommen vereinbaren. Im Wahlkampf 2004, bei dem Heinz Fischer gegen die damalige ÖVP-Kandidatin Benita Ferrero-Waldner antrat, gab es erstmals ein Fairnessabkommen. Ein Schiedsgericht mit einem unabhängigen Vorsitzenden war die moralische Instanz über den Wahlkampf. Geleitet wurde es vom ehemaligen Verfassungshofgerichtspräsidenten Ludwig Adamovich. Der frühere Höchstrichter wurde noch nicht gefragt, ob er diese Funktion wieder ausüben möchte. Darüber will ich mir nicht den Kopf zerbrechen, sagt er im STANDARD-Gespräch. Ausschließen möchte der 83-Jährige aber nichts. Dennoch sei es eine völlig andere Konstellation, da nicht nur zwei Kandidaten antreten, erklärt Adamovich. Dass der Vorsitz wieder von einem überparteilichen, hochrangigen, emeritierten Juristen ausgeübt werden könnte, vermutet Josef Kalina, SPÖ-naher Kommunikationsberater. Das habe sich in der Vergangenheit bewährt. Über die Frage, wer das sein könnte, will Kalina nicht spekulieren. Wissenschaft;Staatspreis Umwelt- und Energietechnologie: Wie man Leuchtstoffröhren und Flachbildschirme besser entsorgt. Wien - Die Forderung nach Energieeffizienz in allen Bereichen des Alltags hat der Leuchtstofflampe eine neue Konjunktur verschafft. Seit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts beleuchten die Röhren Fabrikshallen, Büros oder Tunnels, in den vergangenen Jahrzehnten haben sie in veränderter Form als Energiesparlampen auch in den Privathaushalten Einzug gehalten. Bei diesen sogenannten Gasentladungslampen fließt elektrischer Strom durch ein Gas, das dadurch ionisiert wird und Licht abgibt. Die Leuchtkörper enthalten Quecksilber und Seltene Erden und müssen daher fachgerecht entsorgt werden. Gerade das gefährliche Quecksilber darf bei der Verarbeitung der alten Lampen keinesfalls entweichen. Im steirischen Entsorgungsunternehmen Saubermacher hat man sich Gedanken darüber gemacht, wie man die Leuchtstofflampen am effizientesten wiederaufbereiten könnte. Das Unternehmen hat in Wien eine Anlage gebaut, die nicht nur stabförmige Leuchtstoffröhren und Energiesparlampen, sondern auch Flachbildschirme verarbeiten kann. Glas, Metalle und Kunststoffe, die darin enthalten sind, können damit günstiger einer Wiederverwertung zugeführt werden, als das durch ein manuelles Zerlegen möglich wäre, sagt Entsorgungsexperte Alois Grinschgl von Saubermacher. Das Recycling-Projekt wurde bei der vergangenen Vergabe des Staatspreises Umwelt- und Energietechnologie in der Kategorie Umwelt & Klima ausgezeichnet. Die bisherigen Möglichkeiten der Verarbeitung von Leuchtstofflampen erforderten verschiedene Anlagen. Bei stabförmigen Modellen wurden Metallkappen abgetrennt und der quecksilberhaltige Leuchtstaub ausgeblasen und unter Tag endgelagert. Nicht stabförmige Sonderformen wurden separat geshreddert. Die Anlage von Saubermacher, die gemeinsam mit einem Schweizer Partnerunternehmen entwickelt wurde und als erste serienreife Anlage ihrer Art in Betrieb ging, hat die Verwertung der Leuchtmittel weiterentwickelt. Auch hier werden die Altwaren, die von den Endverbrauchern wieder eingesammelt werden, in Leuchtstoffröhren und Sonderformen getrennt. Beide Fraktionen werden der Anlage durch verschiedene Eingänge zugeführt, erläutert Grinschgl. In dem einen werden die stabförmigen Lampen in einem sogenannten Mischer gebrochen. Der quecksilberhaltige Leuchtstaub löst sich beim Mischvorgang von den Scherben und wird abgesaugt, sagt der Entsorgungsexperte. Ähnliches passiert in einem zweiten Zugang, in dem Energiesparlampen samt Fassungen sowie die LCD-Schirme ein spezielles Zerkleinerungsverfahren durchlaufen. Auch hier wird eine Feinfraktion aus Glaskörner und Leuchtstaub abgesaugt. Die weitere Abscheidung von Metallen und Kunststoffen erfolgt dann über eine gemeinsame Trennanlage. Das abgesonderte Glas dient der Produktion von Glaswolle, Flachglas oder neuen Lampen. Die kombinierte Anlage führt zu einer besseren Auslastung. Das hilft, die Entsorgung in einem kleinen Markt wie Österreich wirtschaftlicher zu betreiben, sagt Grinschgl. 1000 Tonnen Leuchtstofflampen, 250 Tonnen Sonderformen und 500 Tonnen Flachbildschirme würden jährlich anfallen. Gerade die Zahl der LCD-Schirme, aus denen höhere Anteile an Metall und Kunststoffen gewonnen werden können, werde noch stark steigen. Der Anteil an Flachbildschirmen an den zu entsorgenden Fernsehgeräten liege erst bei wenigen Prozent, der Rest sind noch alte Röhrengeräte. Die Saubermacher-Anlage kann pro Stunde 500 Kilo Bildschirme und dieselbe Masse an Lampen verarbeiten. Das Unternehmen strebe auch an, Quecksilber und Seltene Erden aus dem Leuchtstaub abzutrennen, so Grinschgl. In einem Forschungsprojekt wurden die entsprechenden Möglichkeiten untersucht. Weil bei den geringen Mengen in Österreich eine eigene Investition nicht gerechtfertigt sei, könnte das von einer Anlage in Frankreich übernommen werden. Der Staatspreis Umwelt- und Energietechnologie wird von Wissenschaftsministerium, Verkehrsministerium und Landwirtschaftsministerium gemeinsam vergeben. Die Einreichfrist für die aktuelle Ausschreibung endet am 5. Juni 2015. -Kultur;Eine Zeitzeugin des britischen Punk hat ein Buch geschrieben: Viv Albertine von den Slits. Am Donnerstag liest sie im Filmcasino, das zudem den Film "Exhibition" mit ihr zeigt. Wien – Punk war eine testosteronhaltige Bewegung. Zwar behaupten zeitzeugige Herren der Erschöpfung gerne, es wäre die erste Popkulturbewegung gewesen, die eine Geschlechtergleichberechtigung gebracht hätte, doch schlug sich das nur in homöopathischen Dosen nieder. Wenn, dann aber gewaltig. Etwa mit der Band The Slits. Das waren vier Teenagergören, die im Umfeld der Sex Pistols, von The Clash und Adrian Sherwoods frühen Versuchen mit Dubmusik umtriebig waren, als gebe es kein Morgen. Eine der Slits, Ari Up, wurde später die Stieftochter Johnny Rottens. Die ist 2010 an den Folgen ihres Lebens gestorben, eine andere der Slits, Viv Albertine, hat im Vorjahr ein Buch über diese Zeit geschrieben, eine Autobiografie, eine Erinnerung an die Tage der fehlenden Erinnerungen. Das Buch heißt Clothes, Music, Boys. Mit dem Titel liegen die wesentlichen Themen bereits am Tisch, am Donnerstag liest Albertine daraus im Wiener Filmcasino, stellt sich unter der Moderation von Isabella Reicher einem Publikumsgespräch und ist im Anschluss in Joanna Hoggs Film Exhibition zu sehen. Clothes, Music, Boys ist eine wild wuchernde Ansammlung von Rückblenden und Anekdoten, die den Irrsinn des Punk Ende der 1970er-Jahre in England illustriert. Sie erzählt von fröhlichem Dilettantismus, der bei Livekonzerten in Gewaltausbrüche und Messerstechereien ausartete, oder von sexuellen Übungen, bei deren Erwähnung der politischen Korrektur heute ihr Veilchenatem stockte. Dabei ging es bei all dem immer wieder um weibliche Selbstbestimmung. Zumindest wird es so dargestellt und entspricht damit klar den Forderungen, die rebellischen Teenager eben stellen: jenes Versprechen nach Gleichstellung, für das Frauen auch im Punk stärker kämpfen mussten als Männer. The Slits waren nach drei Alben Geschichte, ihr 1979 erschienenes Debüt Cut wird heute den aufregendsten Dokumenten jener Zeit zugerechnet. -Sport;'Niederlage gegen Dustin Brown - Haider-Maurer verpasst damit ein mögliches Achtelfinal-Duell mit Dominic Thiem. Halle - Tennisprofi Andreas Haider-Maurer ist im Rasenturnier in Halle in der ersten Runde gegen den Deutschen Dustin Brown (ATP-Nr. 114) glatt ausgeschieden. Österreichs Nummer 2 musste sich dem Wildcardspieler am Montag nach etwas mehr als einer Stunde mit 5:7 und 2:6 geschlagen geben. Haider-Maurer verpasste damit ein mögliches Achtelfinal-Duell mit Dominic Thiem, der es allerdings zum Auftakt mit dem Weltranglisten-Fünften Kei Nishikori aus Japan zu tun bekommt. In der Vorwoche war Haider-Maurer in Stuttgart ebenfalls auf Rasen immerhin in die zweite Runde gekommen. (APA; 15.6.2015)' -International;Staatschefs aus Ägypten und Simbabwe nahmen an Zeremonie teil. Khartum - Eineinhalb Monate nach der Präsidentschaftswahl im Sudan ist der Staatschef Omar al-Bashir am Dienstag für weitere fünf Jahre im Amt vereidigt worden. Unter den Teilnehmern der Zeremonie im Parlament in Khartums Zwillingsstadt Omdurman nahmen unter anderen Bashirs Kollegen aus Ägypten, Simbabwe und Kenia, Abdel Fatah al-Sisi, Robert Mugabe und Uhuru Kenyatta, teil. Bashir, der seit mehr als 25 Jahren an der Macht ist, legte den Amtseid auf den Koran ab. Der 71-Jährige hatte bei der Wahl im April ein Rekordergebnis von 94 Prozent der Stimmen erzielt. Die Mehrheit der Oppositionsparteien boykottierte die Abstimmung wie schon im Jahr 2010. Die Wahlbeteiligung war niedrig. Bashir regiert das Land seit seinem Putsch im Jahr 1989 mit harter Hand. Gegen ihn liegt beim Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag ein Haftbefehl wegen Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Völkermords in der westsudanesischen Bürgerkriegsregion Darfur vor. In dem Konflikt zwischen der Armee und mit ihr verbündeten Milizen einerseits und Rebellen andererseits wurden seit 2003 nach UN-Angaben mehr als 300.000 Menschen getötet. Zwei Millionen Einwohner ergriffen die Flucht. Die Regierung in Khartum gibt die Zahl der Toten mit 10.000 an. (APA, 2.6.2015) +Kultur;Der Verein hilft Künstlern seit 2014 im bürokratischen Alltag. Jetzt startet man als Genossenschaft. Wien – Die meisten Kunstschaffenden leben in prekären Verhältnissen: Unsichere, oft auch illegale Verträge führen dazu, dass Kreative nach getaner Arbeit entweder lange auf ihr Geld warten, nur einen Teilbetrag erhalten oder gar keine Bezahlung sehen. Das Jahreseinkommen männlicher Künstler liegt im Median mit rund 14.000 Euro weit unter jenem der Gesamtbevölkerung. Davon werden außerdem nur 5000 Euro aus künstlerischer Tätigkeit lukriert, der Rest entfällt auf Zusatzjobs. Künstlerinnen sind mit rund 11.000 Euro noch einmal beträchtlich schlechtergestellt. Am wenigsten verdienen Autoren und bildende Künstler, darstellenden Künstlern ergeht es zwar im Schnitt besser, ständig wechselnde Anstellungsverhältnisse, welche die Branche mit sich bringt, stellen sie aber vor große bürokratische Aufgaben. Dafür fehlt es meistens an Erfahrung und unternehmerischer Sachkenntnis. Einrichtungen wie SMart (Société Mutuelle pour artistes) oder Team 4 (das im Auftrag des AMS Wien arbeitet) wollen Kunst- und Kulturschaffenden dabei unter die Arme greifen. Während das Team 4 mit Sitz in der Wiener Salztorgasse Beratung, Vermittlung und Karriereplanung für Arbeitssuchende bietet, will SMart darüber hinaus auch eine feste Anstellung ermöglichen. Ganz nach dem Motto Sie machen die Kunst, wir den Papierkram übernimmt der Verein, der nun in eine Genossenschaft umgewandelt wird, die administrativen Aufgaben, die bei Künstlern anfallen. Die Kunden können sich dabei aussuchen, ob sie selbstständig arbeiten oder von SMart angestellt werden wollen. In diesem Fall suchen sich die Künstler ihre Aufträge selbst, arbeiten dann quasi für uns, und wir wickeln alles Restliche mit den Auftraggebern ab, erklärt eine Sprecherin von SMart. Mit der Genossenschaft will die Non-Profit-Organisation nun auch einen Garantiefonds aufbauen, der Zahlungsausfälle kompensieren und den Künstlern ein regelmäßiges Einkommen sichern soll. Um den Betrieb aufrechtzuerhalten, behält die Genossenschaft 7,5 Prozent der vom Auftraggeber bezahlten Summe ein. Gewinne sollen zur Gänze reinvestiert werden. Einen Genossenschaftsanteil wird man ab 50 Euro zeichnen können. Die erhält man beim Austritt wieder zurück. Ihren Ursprung hat die mittlerweile in neun Ländern tätige Organisation in Belgien, wo sie 1998 gegründet wurde. Nach Österreich geholt wurde SMart 2011 von der Kulturmanagerin Sabine Kock, 2014 hat man die Arbeit aufgenommen. Das neue Genossenschaftskonzept will das SMart-Team am Montag, ab 16 Uhr im Kabinetttheater Wien (Porzellangasse 49) vorstellen, mit künstlerischem Begleitprogramm. +Sport;Bayern-Boss: "Ich habe in diesem Achtelfinale Spiele gesehen, da habe ich fast abgeschaltet" – Guardiola darf auf krönenden Bayern-Abschluss hoffen. München – Bayern Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge hat nach dem Einzug ins Viertelfinale der Champions League eine Modifizierung der Auslosung gefordert. Was mir nicht gefällt: Wir sind alle abhängig vom Schicksal. Die Uefa sollte sich überlegen, ob man irgendwann auch mal über Setzlisten nachdenkt, sagte Rummenigge nach dem 4:2 (2:2, 0:2) nach Verlängerung im Achtelfinal-Rückspiel gegen Juventus Turin. Er habe in der ersten K.-o.-Runde Spiele gesehen, da habe ich fast abgeschaltet. Und heute fliegt eine Mannschaft raus, die letztes Jahr im Finale war, ergänzte Rummenigge. Das sei nicht mehr tragbar. Mir reicht es langsam mit dem Schicksal. Man spreche über Image, Geld, Meriten. Das muss vielleicht irgendwann einmal so gemacht werden, wie es im Tennis oder anderen Sportarten schon gang und gäbe ist. Auslosung am Freitag Am Freitag um 12 Uhr findet in der Uefa-Zentrale in Nyon die Auslosung des Viertelfinales statt. Dabei sind alle Duelle möglich. Die Bayern könnten also auf Titelverteidiger FC Barcelona, Real Madrid oder Pep Guardiolas künftigen Klub Manchester City treffen, der erstmals im Viertelfinale steht. Auch ein deutsches Duell mit dem VfL Wolfsburg wäre möglich. Daneben haben sich noch Benfica Lissabon und Paris St. Germain für die Runde der letzten acht qualifiziert. Kapitän Philipp Lahm betonte, dass er nicht gegen den Ligakonkurrenten spielen wolle. Es ist kein Wunschkonzert, aber nie schön, wenn zwei deutsche Mannschaften im Europapokal aufeinandertreffen. Da freut sich Deutschland eher über andere Duelle. Was Wolfsburg-Trainer Dieter Hecking bestätigte: Die Bayern hätte ich nicht so gerne. Alaba machte keine gute Figur Die Bayern sahen sich aus dem Kraftakt gegen Juventus gestärkt hervorgegangen. Vielleicht schweißt so ein Spiel noch mehr zusammen, sagte Lahm. Torhüter Manuel Neuer hatte gegen Juve wie seine Vorderleute lange Zeit nicht den besten Tag. Nach nicht einmal einer halben Stunde lagen die Italiener 2:0 voran. David Alaba – er wurde von der Bild mit der schlechtestmöglichen Note 6 bedacht – machte bei beiden Toren keine gute Figur. Ich bin erleichtert, wir alle sind erleichtert. Das Spiel hat nicht so begonnen, wie wir uns das vorgestellt haben. Aber wir haben an uns geglaubt, sagte der ÖFB-Star nach der Partie. Gutes Händchen Der an diesem Abend mit einem guten Händchen ausgestattete Guardiola – er wechselte die Torschützen Thiago Alcantara und Kingsley Coman ein – lobte nach Mitternacht vor allem die deutsche Mentalität: Wir haben vier Tore geschossen gegen eine italienische Mannschaft – wow. Katzenjammer herrschte in Italien. Nach dem Aus des Vorjahresfinalisten wurde vor allem die Leistung des Schiedsrichters kritisiert. Der Schwede Jonas Eriksson hatte Juventus in der ersten Hälfte beim Stand von 1:0 ein reguläres Tor aberkannt. Der Corriere dello Sport meinte, Erikssons Auftritt sei eine Katastrophe gewesen. Tuttosport klagte: Das ist nicht gerecht. Stolzer Buffon Auch die Turiner selbst kritisierten die Leistung des Schirirs, allerdings überwog der Stolz auf die starke Leistung. Ich bin stolz auf die Mannschaft. Wir gehen mit erhobenem Haupt, sagte Kapitän Gianluigi Buffon. Trainer Massimiliano Allegri klang ähnlich: Es ist traurig, so auszuscheiden. Wir haben hervorragend gespielt und hätten 3:0 führen können, als die Chancen da waren. (sid, 17.3.2016) Mannschaften im Viertelfinale: Bayern München (GER)VfL Wolfsburg (GER)Real Madrid (ESP)FC Barcelona (ESP)Atletico Madrid (ESP)Manchester City (ENG)Paris St. Germain (FRA)Benfica Lissabon (POR) +International;Arzt bescheinigt Präsidentschaftsbewerber "exzellente" Gesundheit: Er wäre "gesündester" US-Präsident aller Zeiten. Washington – Der umstrittene Anwärter auf die US-Präsidentschaft, Donald Trump, ist nach Bekunden seines Arztes bei exzellenter Gesundheit. Der 69-Jährige verfüge über außergewöhnliche Stärke und Ausdauer und habe in den vergangenen 39 Jahren keine signifikanten Gesundheitsprobleme gehabt, bescheinigte Harold Bornstein vom New Yorker Lenox Hill-Krankenhaus, der Trump seit 1980 betreut. Auch das Herzkreislaufsystem des Milliardärs und Politneulings sei exzellent, zudem habe Trump im vergangenen Jahr fast sieben Kilogramm abgenommen, hieß es in dem einseitigen Schreiben weiter. Trump raucht und trinkt nicht. Sein Blutdruck beträgt laut Bornstein 110 zu 65, weitere Laborwerte seien ebenfalls erstaunlich exzellent. Der Geschäftsmann ist nie an Krebs erkrankt, er wurde nur einmal in seinem Leben als Zehnjähriger am Blinddarm operiert. Er nimmt nach Auskunft seines Arztes aber 81 Milligramm Aspirin täglich sowie einen niedrig dosierten Cholesterinsenker ein. Sollte Trump gewählt werden, wird er eindeutig der gesündeste Mensch sein, der je zum Präsidenten gewählt wurde, schloss Bornstein. Es ist in den USA üblich, dass Bewerber für die Präsidentschaft ein Attest ihres Arztes veröffentlichen, um ihre Fitness für das Spitzenamt nachzuweisen. Dies haben unter anderem die demokratische Favoritin Hillary Clinton und der republikanische Bewerber Jeb Bush bereits getan. Am Dienstag kommen die Präsidentschaftsbewerber der US-Republikaner in Las Vegas zu ihrer letzten Fernsehdebatte des Jahres zusammen. Trump führt das Bewerberfeld seit Monaten an. Zuletzt sorgte er mit der Forderung nach einem Einreiseverbot für Muslime für Empörung. In den Umfragen nach oben schob sich der erzkonservative Senator Ted Cruz, während der frühere Neurochirurg Ben Carson an Zustimmung verlor.