label;text Nicht-Wissenschaft;'Die "Dreigroschenoper " in der Regie von Keith Warner kommt als handwerklich solides Revuestück daher. Also etwas harmlos. Wien – Nichts gegen Musicals an sich. Es war jedoch – vor nun zehn Jahren – keine üble Idee, den opernaffinen Repertoirehäusern (Volksoper, Staatsoper) mit dem Theater an der Wien ein drittes, nun aber dem Stagione-Prinzip Verpflichtetes hinzuzufügen. Das Musical musste ausziehen, es hatte und hat jedoch mit Raimundtheater und Ronacher noch zwei respektable Bleiben. Das Theater an der Wien blühte aber in der Intendanz von Roland Geyer zum international renommierten Ort auf, der nicht immer, aber doch signifikant oft interessante Inszenierungskunst präsentiert. Zum Zwecke des Jubiläums gerade Brecht/Weills Dreigroschenoper zu wählen zeugt denn auch konsequent von gewissem Wagemut. Das dramaturgisch beschwerliche Stück, das Sängerschauspieler in spezieller Weise fordert, verlangt von der Regie die Wahrung stückimmanenter sarkastischer Hellsicht. Gleichermaßen drängt es die Regie jedoch zur Erlösung von einer gewissen formalen Unschärfe – jedoch nicht unbedingt mit Mitteln allzu grellen Musiktheaters. Es drohte Verharmlosung. Im Dickicht all dieser Forderungen und Anforderungen hat sich Keith Warner wacker verfangen. Auf der Drehbühne belebt er eine Konstruktion handwerklich sauber, die Hinterhofcharme verbreitet und sich zur Bühne wandelt, auf der giftige Romantik zur Entfaltung kommt (Bühnenbild: Boris Kudlicka). Der Wechsel vom Sprechteil zum Gesanglichen versprüht Eleganz; unverkrampft wandelt sich das trostlose Londoner Ambiente (hier die 1950er) zum gleißenden Auftritt einander doch zugetaner Existenzen. Da trifft Macheath die Damen seines allzu großen Herzens, trifft die Spelunken-Jenny zum ruppigen Tänzchen (glänzend: Anne Sofie von Otter) oder begegnet Lucy (pointiert: Gan-ya Ben-gur Akselrod) in der Hoffnung, mit ihrer Hilfe aus einem einengenden Käfig befreit zu werden. Bedauerlicherweise erscheint in diesem heiklen Augenblick auch Polly (glänzend auch vokal: Nina Bernsteiner), die sich als Gattin des nun dem Galgen deutlich näher rückenden Macheath outet. In vielen dieser Augenblicke steht der Regie der Sinn nach Revue. Und Warner löst Situationen in Verbindung mit den Vorgängen im Orchestergarben effektvoll auf. Dass damit ein Preis – was die Tiefenschichten des Stücks anbelangt – bezahlt wird, ist allerdings ebenso klar. Wobei vor allem die etwas harmlose Gestaltung des Sprechteils und dessen knallige Darstellung zu einer ironischen Pointe führen: Diese Dreigroschenoper rückt mitunter so weit an das Musical heran, dass sie als Racheopfer des leichten Genres (wegen dessen Delogierung aus dem Theater an der Wien) wirkt. Gerade in diesem Punkt ist Tobias Moretti (als Macheath) kein Vorwurf zu machen. Bei ihm kein leichtfüßiges Outrieren – im Gegenteil. Er gibt einen Hallodri, der seine Umwelt mit subtiler Strenge traktiert. Dabei jedoch wirkt er in einer Weise unterkühlt, die schon an ironische Distanzierung von der Rolle grenzt. Seltsam. Mit Fortdauer des Stücks, mit zunehmender Nähe zu der selbstentlarvenden Heuchelei seiner Umwelt, löst sich der Knoten jedoch zusehends. Schließlich singt Moretti im Käfig hängend seinen Ekel heraus – er tut es mit dem vokalen Charme eines geschmacklich intelligenten Amateurs. Das Ensemble? Es wird veredelt durch den virtuosen Florian Boesch (als Peachum) und Angelika Kirchschlager (als witzige, scheinbar harmlose Celia). Es ist zudem auch das Klangforum Wien unter Johannes Kalitzke ein eloquenter Advokat der musikalischen Gesten und all der klanglichen Delikatessen, die trotz schlanker Instrumentierung existieren. Applaus – auch für Warner, der mit einer hängenden Mackie-Puppe am Ende versucht, ein Nachdenklichkeit weckendes Rufzeichen zu setzen. So unnötig wie peinlich.' Nicht-Wissenschaft;Hearing um NÖ-Chefredakteur am Mittwoch – Ziegler Favorit – Betriebsrat ortet "Bruch der Arbeitsverfassung" – ORF: Hearings bis zu neuer Betriebsvereinbarung nach bisherigen Regeln. Wien/St. Pölten – Das ORF-Hearing zur Besetzung von Leitungsfunktionen sorgt weiter für Diskussion und Irritation: Nachdem sich ORF-Chef Alexander Wrabetz erst am Wochenende kritisch zum derzeitigen Auswahlverfahren äußerte, findet am Mittwoch ein weiteres Hearing statt. Es geht um die Bestellung des Chefredakteurspostens im ORF-Landesstudio Niederösterreich, als aussichtsreichster Kandidat gilt Robert Ziegler. Der Niederösterreich heute-Moderator ist Koordinator der Landesstudios in der ORF-Generaldirektion, bürgerlicher Zentralbetriebsrat und seit 2011 als schwarzer Belegschaftsvertreter im ORF-Stiftungsrat vertreten. Neben Ziegler stellt sich ein starkes Bewerberfeld dem Hearing: Judith Weissenböck und Robert Friess, beide arbeiten im niederösterreichischen Landesstudio als Chefs vom Dienst, oder Michael Battisti, derzeit Marketing-Leiter im ORF Niederösterreich, in der Vergangenheit Nachrichtenredakteur und Büroleiter von Ex-ORF-Chefin Monika Lindner, zählen neben etlichen weiteren Bewerbern zu Anwärtern auf den Posten. Abgenommen wird das Hearing von ORF Vorarlberg-Chefredakteur Gerd Endrich, ORF-Religionschef Gerhard Klein, ORF-Markforschungsleiterin Eva Sassmann und ORF Burgenland-Programmchefin Gaby Schwarz, die als sogenannte Assessoren fungieren. Rund um diese Beisitzer hatte es vor einigen Wochen im Fall der Besetzung von Radio-Wirtschaftschefs Rupert Kluger Aufregung gegebenen. Kluger sei ein Personalwunsch der ÖVP, die Assessoren im Hearing wurden nach dieser Vorgabe ausgewählt und zwei Beisitzer kurzfristig ausgetauscht, so die Kritik damals. Der Betriebsrat kündigte die Betriebsvereinbarung zur Abhaltung der Hearings deshalb auf. ORF-Generaldirektor Wrabetz erklärte am Wochenende im STANDARD-Interview, dass er die Diskussion um Kluger zwar für entbehrlich halte, er sei sich mit der Belegschaftsvertretung aber darin einig, dass sich die Hearings nicht gut entwickelt haben. Das muss man neu aufsetzen. Insofern bin ich ganz froh, dass der Betriebsrat diese Betriebsvereinbarung aufgekündigt hat, so Wrabetz. Dass nun ein weiteres Hearing abgehalten wird, sorgt beim Betriebsrat für Kritik. Es ist schon befremdend, ein Zeitungsinterview des Generaldirektors zu lesen, in dem er seinen eigenen Unmut über das Hearing-Wesen im ORF äußert, sich beim Betriebsrat für die Beendigung der entsprechenden Betriebsvereinbarung bedankt, und statt rasch mit der Belegschaftvertretung eine Reform des Prozederes zu verhandeln, trotzdem ein Hearing anordnet beziehungsweise zulässt, sagte Zentralbetriebsratsobmann Gerhard Moser am Montag auf APA-Anfrage. Die Belegschaftsvertretung sei über das neuerliche Hearing nicht einmal informiert worden. Moser sprach von einem Bruch der Arbeitsverfassung, denn Hearings sind sowohl Auswahl- als auch Personalbeurteilungsverfahren, und diese können nur auf Basis einer Betriebsvereinbarung stattfinden. Der ORF-Betriebsrat fordert von Wrabetz nun die ersatzlose Absage des für Mittwoch angesetzten Auswahl-Hearings für den Chefredakteursposten im Landesstudio Niederösterreich. Sollte es zu keiner Absage kommen, will der Betriebsrat eine Unterlassungsklage beim Arbeits- und Sozialgericht einbringen. Die ORF-Hearings sind derzeit nur ein Streitpunkt zwischen ORF-Geschäftsführung und Betriebsrat. Die Belegschaftsvertretung hatte die entsprechende Betriebsvereinbarung erst vor wenigen Wochen rund um die Bestellung des Radio-Wirtschaftschefs aufgekündigt. Seit Anfang August ist die Regelung außer Kraft. Für Zentralbetriebsratsobmann Gerhard Moser fehlt deshalb für weitere Hearings die Rechtsgrundlage laut Paragraf 96a Arbeitsverfassungsgesetz, wie er ORF-General Wrabetz am Montag in einem Brief mitteilte. Moser fordert die Absage, andernfalls werde es eine Unterlassungsklage geben. In der ORF-Geschäftsführung nimmt man diese Ankündigung unterdessen gelassen und vertritt eine andere Rechtsmeinung: der Betriebsrat darf zwar laut Arbeitsverfassungsgesetz bei Personalbeurteilungen mitwirken, nicht aber bei Personalauswahlverfahren. Und ein solches stelle das Hearing dar. Es stehe der Geschäftsführung deshalb frei, bis zu einer Neuregelung des Verfahrens Hearings abzuhalten, so die Argumentation. Eine Absage sei kein Thema. Wenn das Arbeits- und Sozialgericht in der Causa eine Feststellung treffe, dann bringe das Rechtssicherheit und -klarheit für die Zukunft, hieß es aus dem Umfeld von ORF-Chef Wrabetz. Wissenschaft;NASA stellt 23-sekündige Animation aus Einzelaufnahmen zusammen – mit einem kleinen bisschen Schummelei. Washington – Am 14. Juli ist die NASA-Sonde New Horizons in rund 12.500 Kilometern Abstand am Pluto vorüber geflogen. Die Sonde machte zahllose Aufnahmen des Zwergplaneten, seines großen Monds Charon sowie der kleineren Trabanten. Während der nächste Datenschwung der Sonde im September veröffentlicht werden soll, hat die NASA aus den Aufnahmen eine 23-sekündige Animation des Vorbeiflugs zusammengestellt. Zu Beginn und Ende fokussiert die Kamera auf das gemeinsame Baryzentrum Plutos und seiner Monde, in der Phase der höchsten Annäherung ist sie auf den Zwergplaneten selbst gerichtet. Die Animation ist keine 1:1-Wiedergabe. Zu Beginn entspricht eine Sekunde 30 Stunden Aufnahmematerial, am Höhepunkt sind es nur 30 Minuten. Zu beachten ist weiters, dass Plutos kleine Monde fünffach vergrößert wurden, um sie ansatzweise sichtbar zu machen. So geht es weiter Vorbei ist die Mission von New Horizons indessen noch nicht, die Sonde fliegt weiter in den Kuipergürtel hinaus. Ihr nächstes Ziel wird voraussichtlich das transneptunische Objekt 2014 MU69 sein – soweit ein Vorschlag der Projektteams von New Horizons, der allerdings von der NASA erst noch offiziell abgesegnet werden muss. 2014 MU69 hat einen Durchmesser von nur 30 bis 45 Kilometern und wurde erst vor einem Jahr entdeckt. In ihrer Zusammensetzung sind Objekte dieser Kategorie Kometen ähnlich, auch wenn sie deutlich größere Ausmaße erreichen. Sie sind Relikte aus der Frühzeit des Sonnensystems und gelten als typische Beispiele dafür, wie das äußere Sonnensystem vor 4,6 Milliarden Jahren aussah. Aus solchen kleinen Himmelskörpern dürften sich größere wie Pluto und andere Zwergplaneten des Kuipergürtels gebildet haben. (red, 2. 9. 2015) Nicht-Wissenschaft;Neuerliche Turbulenzen unter den Kärntner Freiheitlichen, Darmann folgt nach. Klagenfurt – Unter Kärntens Freiheitlichen gibt es wieder Turbulenzen: Nun muss Parteichef Christian Ragger gehen. Vor einem Jahr hatte Ragger einen innerparteilichen Machtkampf für sich entschieden. Sein Klubobmann im Landtag, Christian Leyroutz, hatte öffentlich gegen den Parteichef opponiert, weil dieser seiner Meinung nach in den Verhandlungen mit dem Finanzministerium viel zu konziliant agiert hatte. Leyroutz forderte deshalb den Abbruch der Gespräche mit dem Finanzminister. Es ging um die überlebensnotwendige Finanzhilfe des Bundes für Kärnten. Bundesparteichef Heinz-Christian Strache hatte sich demonstrativ hinter Ragger gestellt, der gestärkt aus dem Konflikt hervorging. Ragger hat aber offensichtlich nicht geahnt, was tatsächlich hinter seinem Rücken vorging, denn jetzt, ein Jahr später, wird er vom Bundesparteichef abmontiert und durch den Nationalratsabgeordneten Gernot Darmann ersetzt. Offiziell tritt Ragger von selbst zurück. Die Hintergründe der Ablöse liegen noch etwas im Dunkeln. In Kärntner Regierungskreisen geht man davon aus, dass Raggers innerpolitischer Erzfeind Leyroutz in vorderster Reihe bei der Kabale mitgespielt hat. Ragger meinte, er sei stolz auf die gelungene Konsolidierung der Kärntner Freiheitlichen. Mein Ziel war es aber zu keinem Zeitpunkt, selbst Landeshauptmann werden zu wollen und als Kandidat für dieses Amt in eine Wahlauseinandersetzung zu gehen. Darmann sei der beste Mann für diese Aufgabe, er selbst habe ihn Strache vorgeschlagen. Ragger will sich in Zukunft mehr seiner Anwaltskanzlei widmen. Die Erreichung des Ziels eines starken freiheitlichen Wahlergebnisses bei den kommenden Landtagswahlen ist ein so zeitintensives Unterfangen, dass das mit meinen privaten beruflichen Plänen nicht vereinbar ist. Er werde aber selbstverständlich weiterhin Teil des freiheitlichen Teams bleiben, auch Obmann im Bezirk Wolfsberg bleiben und im Einvernehmen mit allen Verantwortungsträgern der Landes- und Bundespartei das freiheitliche Team im Nationalrat verstärken. Nicht-Wissenschaft;Die Lage auf dem Arbeitsmarkt verschärft sich trotz etwas anziehender Konjunktur. Vor allem der Bau bremst das Wachstum. Wien – Die von den Schwellenländern ausgehende Abschwächung des globalen Wachstums und eine Delle bei den inländischen Investitionen bremsen den Aufschwung. Das Institut für Höhere Studien (IHS) rechnet im kommenden Jahr nur noch mit einem Plus von 1,6 Prozent, nachdem im Juni noch eine Verbesserung von 1,8 Prozent prognostiziert worden ist. Das Wifo, das bis dato deutlich pessimistischer war als die IHS-Kollegen, hat seine Erwartung um 0,1 Prozentpunkte auf 1,4 Prozent 2016 angehoben. Gebremst wird die Konjunktur vor allem vom Bau. Die Schwäche ist laut IHS maßgeblich dafür verantwortlich, dass die Investitionen in Österreich heuer zum dritten Mal in Folge schrumpfen. Auch der Konsum entwickelt sich mäßig. Die großen Hoffnungen ruhen nun auf einer Belebung der privaten Verbrauchsausgaben wegen der Entlastung im Zuge der 2016 wirksam werdenden Steuerreform. Doch selbst wenn dieser Wunsch wahr werden sollte, ändert das nichts an der steigenden Arbeitslosigkeit. Das IHS rechnet nach einem Anstieg von 8,4 Prozent im Vorjahr auf 9,2 Prozent im laufenden Jahr mit einer neuerlichen leichten Verschlechterung auf 9,3 Prozent 2016 (nationale Berechnung). Die Zunahme der Beschäftigung (0,8 Prozent) ist nicht ausreichend, um das schneller steigende Arbeitskräfteangebot zu absorbieren, heißt es in der Prognose. Das Wifo geht sogar von einem Anstieg der Arbeitslosenquote auf 9,7 Prozent im kommenden Jahr aus. Nicht-Wissenschaft;"Bis zu fünf Milliarden Euro" – Hochrangiges Sozialdemokratentreffen mit Valls, Löfven, Gabriel und Schulz in Wien. Wien/Stockholm – Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) drängt auf ein mit bis zu fünf Milliarden Euro dotiertes Soforthilfepaket für Flüchtlingslager in der Region rund um Syrien. Wie aus seinem Büro am Freitagabend verlautete, war dies Thema bei einem hochrangigen Sozialdemokraten-Treffen in Wien. Die geforderte Summe von bis zu fünf Milliarden Euro für Nahrung, Unterkünfte, Unterricht und medizinische Versorgung sollen in einer Sofortmaßnahme für die größten Flüchtlingslager in den Nachbarländern Syriens zur Verfügung gestellt werden. Der Betrag soll zu jeweils rund einem Drittel von Europäischer Union, den USA und den Golfstaaten finanziert werden. Das Soforthilfepaket soll Faymanns Vorstellungen zufolge beim EU-Sonderrat am Mittwoch und im Rahmen der darauf folgenden UNO-Generalversammlung auf Schiene gebracht werden. Den Vorstoß besprach Faymann im weiteren Verlauf des Freitagabends mit dem französischen Premierminister Manuel Valls, dem schwedischen Ministerpräsidenten Stefan Löfven, dem deutschen Vizekanzler Sigmar Gabriel und EU-Parlamentspräsident Martin Schulz in Wien. In einem Interview in der ZiB 2erklärte Faymann: Viele Leute sind in der Türkei oder Jordanien in Flüchtlingslagern, wo wir unbedingt Geld in die Hand nehmen müssen, damit sie dort menschenwürdig bleiben können. Wenn wir es nicht schaffen, in den Flüchtlingslagern ein friedliches Leben zu organisieren und gleichzeitig Hotspots an den EU-Außengrenzen zu etablieren, dann ist die Aufnahme alleine in Deutschland, Schweden und Österreich nicht möglich. Es muss an die Wurzel des Problems gegangen werden. Weiters betonte der Kanzler: Das Wichtigste ist, dass wir ausreichend Mittel für die UNHCR-Lager zur Verfügung stellen. Wenn wir uns dann noch einigen, dass wir in Griechenland die Außengrenze schützen plus Hotspots einrichten, dann würden wir etwas zweites Wichtiges bewirken. Er sei sich bewusst, dass am Mittwoch beim Sonderrat diese volle Solidarität wohl noch nicht erreichen werde, sagte Faymann, zeigte sich aber zuversichtlich: Ich weiß aus den Treffen über Griechenland: Wenn man ein paar Mal miteinander diskutiert, und man es ernst meint, dann wird es zu einem Erfolg kommen. Und dazu gehen wir am Mittwoch den ersten Schritt. Faymann wiederholte seine Forderung nach einer fairen Verteilung der Flüchtlinge innerhalb der EU: Wir brauchen eine geordnete Regelung. Wir können nicht Dublin außer Kraft setzen, bevor wir eine bessere Regelung haben. Deshalb brauchen wir eine verpflichtende europäische Quote. Die sogenannte Dublin-Regel sieht vor, dass derjenige EU-Staat für ein Asylverfahren zuständig ist, in dem ein Asylbewerber erstmals europäischen Boden betritt. Es müssten jedenfalls alle solidarisch bereit sein, mitzuwirken, damit das Menschenrecht auf Asyl gewährleistet werden kann, forderte der SPÖ-Bundeskanzler. Jene, die dieses Recht nicht bekommen, die müssen ohnehin damit rechnen, dass wir sie zurückschicken. Aber jene, die ein Recht auf Asyl haben, dürfen nicht auf Stacheldraht und Militär stoßen. Da muss es schon in Griechenland eine gesicherte Grenze geben – mit einem Hotspot, wo man das Recht auf Asyl grundsätzlich abklärt. Der schwedische Premier Stefan Löfven sagte zur ZiB2: Wir brauchen legale Möglichkeiten für Asylanträge. Wir müssen anerkennen, dass es eine Flüchtlingskrise gibt. Derzeit haben wir in Europa aber auch eine Verantwortungskrise. Wir können die Herausforderungen stemmen, aber dazu braucht es ein gemeinsames Handeln. Löfven hatte bereits im Vorfeld des Treffens in einer Stellungnahme gegenüber der APA, alle EU-Mitgliedsstaaten aufgefordert, Verantwortung in der Flüchtlingskrise zu übernehmen. Es sei nicht akzeptabel, dass Deutschland, Österreich und Schweden, sowie noch ein, zwei andere Länder die ganze Verantwortung schultern. Ich neige dazu, die Flüchtlingskrise als international zu bezeichnen, aber was wir in Europa haben, ist eine Verantwortungskrise, so Löfven. Schweden biete jedenfalls jedem, der komme, ein rechtsstaatliches Asylverfahren entsprechend internationalen Gesetzen. Jeder, der triftige Asylgründe hat, kann bleiben, während die, die keine triftigen Asylgründe vorweisen können, auf eine ordentliche und humane Weise zurückgeschickt werden. Wissenschaft;Flieger warten auf bessere Bedingungen – Soll ohne Treibstoff Welt umrunden. Shanghai/Bern/Tokio – Kurz nach der Fortsetzung seiner Weltumrundung setzte Schlechtwetter dem Flug des nur mit Sonnenkraft betriebenen Flugzeugs Solar Impulse 2 schon wieder ein Ende: Der Einsitzer werde bei der japanischen Stadt Nagoya zwischenlanden, teilten die Organisatoren am Montag mit. Das Wetter über dem Pazifik verschlechtert sich, erklärte Projektleiter Bertrand Piccard im Kurznachrichtendienst Twitter. Die Entscheidung zur unverzüglichen Landung in Nagoya sei gefallen, um dort auf bessere Bedingungen zu warten. Solar Impuls 2 war erst am Sonntag in China zur nächsten und schwierigsten Etappe seiner geplanten Erdumrundung aufgebrochen: Nach Plan sollte er den Pazifik in sechs Tagen überqueren und nach rund 8.500 Kilometern in Hawaii ankommen. Zuvor hatte der Schweizer Pilot Andre Borschberg bereits lange auf gutes Wetter warten müssen. Der sonnenbetriebene Einsitzer war Anfang März in Abu Dhabi gestartet. Über Oman ging es weiter nach Indien, Myanmar und China. In Nanjing, wo das Flugzeug Ende März landete, war eigentlich nur ein kurzer Zwischenstopp geplant. Letztendlich warteten Borschberg und sein Landsmann Bertrand Piccard dort aber fast zwei Monate auf geeignetes Wetter für den Flug nach Hawaii. Nach dem Flug über den Pazifik soll Solar Impulse 2 die USA überqueren. In insgesamt zwölf Etappen wollen Borschberg und Piccard die Erde ganz ohne Treibstoff umrunden. Dabei wechseln sie sich am Steuerknüppel ab. Angetrieben wird der 2,5 Tonnen schwere Flieger von mehr als 17.000 Solarzellen. Wissenschaft;Obwohl wir für sie ein exotischer Anblick sein müssen, lernen Braune Skuas sehr schnell, individuelle Unterschiede zwischen Menschen zu erkennen. Seoul – Von Rabenvögeln weiß man, dass sie einzelne Menschen voneinander unterscheiden können und dann ganz unterschiedlich auf diese reagieren. Sie können dieses sehr spezifische Wissen sogar an Artgenossen weitergeben, wie Beobachtungen zeigten. Wo es viele Menschen gibt – brave Fütterer ebenso wie solche, die lästige Vögel lieber verscheuchen -, ist dieses Differenzierungsvermögen sicher von Vorteil. Man kann es aber offenbar auch dort antreffen, wo die Begegnung mit einem Menschen nicht ganz so alltäglich ist: nämlich in der Antarktis. Das berichten südkoreanische Forscher im Fachmagazin Animal Cognition. In dem Fall handelt es sich nicht um Rabenvögel, sondern um Braune Skuas (Stercorarius antarcticus), großgewachsene Seevögel aus der Familie der Raubmöwen. Yeong-Deok Han von der Inha-Universität machte leidvolle Erfahrungen mit Skuas, nachdem er ihre Nester untersucht hatte, um festzuhalten, wie sich die Gelege entwickeln. Die Vögel hatten ihn danach offenbar als Angriffsziel auserkoren, während sie andere Forscher in Ruhe ließen. Es brachte ihm auch nichts, sich durch Kleidungswechsel zu tarnen. Daraufhin führten die Forscher eine Reihe von Experimenten durch. Sie ließen Kollegen paarweise in die Nähe einer kleinen Skuakolonie aus sieben Nestern: Jeweils einer, der schon mehrfach Nester untersucht hatte, plus ein Neutraler, der bislang keinen Kontakt zu den Tieren gehabt hatte. Gingen diese zwei vor den Nestern in entgegengesetzte Richtungen auseinander, verfolgten die aufgebrachten Vögel samt und sonders den bereits bekannten Eindringling, während sie den Neutralen in Frieden ließen. Won Young Lee vom koreanischen Polarforschungsinstitut betont, dass die Vögel über bemerkenswerte kognitive Fähigkeiten verfügen müssen. Sie sind ohne Kontakt zu Menschen aufgewachsen, da ihr Gebiet durch die Forschungsstation erst seit Kurzem von Menschen besiedelt ist. Drei bis vier unerwünschte Besuche am Nest reichen offenbar bereits aus, Individuen zu unterscheiden und sich dies auch zu merken. Wissenschaft;Biochemiker plädierte auf Fachtagung für separate Frauenlabors, weil "sie sich in dich verlieben, und wenn Du sie kritisierst, fangen sie an zu heulen". London - Der britische Medizin-Nobelpreisträger Tim Hunt (72) hat wegen sexistischer Äußerungen sein Amt als Honorarprofessor am University College London (UCL) niedergelegt. Hunt hatte auf einer Fachkonferenz am 9. Juni in Südkorea erklärt, Frauen sollten in separaten Labors tätig sein, weil sie Männern bei der Arbeit Probleme machen würden. Drei Dinge passieren, wenn sie (die Frauen, Anm. d. Redaktion) im Labor sind: Du verliebst Dich in sie, sie verlieben sich in Dich und wenn Du sie kritisierst, fangen sie an zu heulen, so der Wissenschafter. Die Äußerungen des Biochemikers stießen umgehend auf scharfe Kritik. Nobel scientist Tim Hunt FRS @royalsociety says at Korean women lunch “I’m a chauvinist and keep ‘girls’ single lab pic.twitter.com/Z9NhykaTPv Hunt entschuldigte sich später in einer Radiosendung der BBC und meinte, die Äußerungen seien großteils humoristisch gewesen. Ihm selbst sei es aber schon passiert, dass er sich beziehungsweise jemand sich in ihn im Labor verliebt habe, wodurch die Forschungsarbeit negativ beeinträchtigt worden sei. Die britische Gelehrtengesellschaft Royal Society, deren Mitglied Hunt seit 1991 ist, distanzierte sich von seinen Aussagen. Zu viele talentierte Personen können ihr wissenschaftliches Potential aufgrund ihres Geschlechts nicht voll entfalten, und die Gesellschaft (die Royal Society, Anm. d. Redaktion) ist dazu verpflichtet, diesen Missstand zu berichtigen. Auch von namhaften Wissenschaftern kamen umgehend Reaktionen. So sagte etwa Dorothy Bishop, Professorin für Neuropsychologische Entwicklung an der Universität Oxford, Hunts Kommentare rührten am Kern der Vorurteile über Frauen in der Wissenschaft. Dabei gehe es um die Auffassung, weibliche Forscher seien wegen zu großer Emotionalität nicht ernst zu nehmen und lenkten männliche Kollegen durch ihre sexuelle Anziehungskraft von der Arbeit ab. Am Donnerstag teilte dann das University College London den Rückzug des 72-Jährigen mit: Das UCL kann bestätigen, dass Sir Tim Hunt von seiner Stelle als Honorarprofessor (...) zurückgetreten ist, nachdem er sich auf der Weltkonferenz der Wissenschaftsjournalisten am 9. Juni über Frauen geäußert hatte. Hunt und zwei weitere Forscher hatten im Jahr 2001 den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin für ihre Entdeckungen betreffend der Kontrolle des Zellzyklus erhalten. Nicht-Wissenschaft;Wirtschaftskammer-Präsident will Regionalförderung umleiten. Wien – Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl (ÖVP) will die Regionalförderung der EU nutzen, um in der Flüchtlingsbetreuung die ungleiche Lastenverteilung in der Union auszugleichen. Schicken wir die Rechnung nach Brüssel, sagte er am Sonntag in der ORF-Pressestunde. Österreich habe hier 400 Millionen Euro zu schultern. Ländern wie Ungarn und Polen sollte die Förderung entsprechend gekürzt werden. Österreich erfülle seine Pflichten, was Asyl betrifft, in vorbildlicher Weise, betonte er. Das Land könne auf Dauer aber nicht allein stehen, es drohe Überforderung. Dann ist niemandem gedient, weder einem Flüchtling, noch unseren Landsleuten. Wenn die EU die Länder schon nicht zu einer Haltung der Solidarität zwingen könne, müsse man andere Lösungen finden. Brüssel müsse hier einen Ausgleich finden, und zwar durch finanzielle Mittel. Integrieren will Leitl die Flüchtlinge durch ein zu einem Sozialjahr aufgewertetes Integrationsjahr. Sie könnten – vor allem im Bereich der Gemeinden – überall dort eingesetzt werden, wo derzeit Zivildiener tätig sind. Als zweiten Punkt nannte er die Lehre, als Drittes den Einsatz am Arbeitsmarkt überall dort, wo keine Inländer verdrängt würden. Schließlich gebe es in Österreich offiziell rund 40.000 offene Stellen – auch weil es zu wenige Anreize gebe, etwa einen weiter entfernten Arbeitsplatz anzunehmen oder weil die Sozialtransfers höher seien. Dass sich die Wirtschaft mit den Flüchtlingen billige Arbeitskräfte sichern wolle, wies er unter Verweis auf die Kollektivverträge als Unsinn zurück. In Sachen Bundespräsidentenwahl räumte Leitl Schwierigkeiten bei der ÖVP-Kandidatennominierung ein. Er selbst zeigte sich mit seinem Amt als Kammerpräsident zufrieden, denn alles ist reizvoll, was in diesem Land etwas bewegen kann. Andreas Khol, der nun nach der Absage Erwin Prölls antritt, verteidigte Leitl trotz zuletzt EU-kritischer Töne als überzeugten Europäer. Er wird wie ich fordern, dass die EU in der Flüchtlingsfrage eine aktive Rolle einnimmt, sagte der Kammerchef. Wir brauchen eine vernünftige Position zwischen Angstmachern und Schönrednern. Eine Spitze ließ Leitl gegen den SPÖ-Präsidentschaftskandidaten Rudolf Hundstorfer los, der als Sozialminister bei den hohen Arbeitslosenzahlen nur auf einen Wirtschaftsimpuls gehofft habe. Man ist nicht in der Politik, um zu hoffen, meinte Leitl. Kritik am Amt des Bundespräsidenten etwa als Grüßaugust wollte Leitl nicht gelten lassen. Dieser habe gerade in bewegten Zeiten eine stabilisierende Funktion. Um Österreich künftig im Ausland noch besser zu repräsentieren und Sympathiepunkte zu sammeln, regte er dennoch an, Reisen der Wiener Philharmoniker künftig mit Reisen des Staatsoberhaupts zu kombinieren. Man sollte weltweit ein Netz von Freunden Österreichs bilden, so der Wunsch des Wirtschaftskammerpräsidenten. Leitl kündigt an, bei einer Lohnnebenkostensenkung auch die Beiträge, die Betriebe für die Mitgliedschaft in der Wirtschaftskammer zahlen müssen, senken zu wollen. Senkt der Staat die Lohnnebenkosten um ein Prozent, dann senke ich die arbeitsabhängige Kammerumlage, das ist die Kammerumlage 2, auch um ein Prozent, sagte er. Kritik übte der WKO-Chef am Verkauf der teilstaatlichen Telekom Austria an die mexikanische America Movil, wo wir jetzt durch die Finger schauen. Dies dürfe bei dem geplanten Anteilstausch der ebenfalls teilstaatlichen OMV mit Gazprom nicht passieren. Der Eigentümer, als die Republik Österreich, müsse Lehren ziehen, aus Dingen, die nicht optimal gelaufen sind, so Leitl. Aus seiner Sicht könne sich die öffentliche Hand bei wichtigen, zukunftsbedeutenden Infrastrukturen nicht gänzlich zurücknehmen. Die Russland-Sanktionen, die die EU Mitte Dezember um weitere sechs Monate verlängert hatte, kommentierte Leitl mit einem Wort: Schade. In dem Zusammenhang verwies er auf den Atomdeal mit dem Iran. Dabei seien Kompromisse entstanden. Leitl sprach sich dafür aus, den Schwung vom Iran mitzunehmen, um mit Russland zu verhandeln. Leitl forderte von der Bundesregierung, das Instrument der vorzeitigen Abschreibung wieder einzuführen, damit würden Betriebe zu Investitionen gezwungen. Weiters wünschte er sich nach dem Klimaabkommen von Paris einen nationalen Plan. Österreich habe im Bereich der Umwelttechnologie exportstarke Unternehmen, es müsse nun um eine Vernetzung mit der Ausbildung gehen. Leitl bemängelte auch, dass langfristiges Denken hierzulande deutlich unterentwickelt sei. Mit seinem Sager Österreich ist abgesandelt sei er vor zwei Jahren ausgelacht worden, aber leider habe er Recht gehabt. Einen Unsinn nannte Leitl, dass Verwaltungsstrafen zusammengerechnet werden und sich dadurch vervielfachen. Hier gebe es Gespräche mit den zuständigen Ministerien. Als sehr, sehr liberal lobte er hingegen Österreich in Sachen Unternehmensgründungen. Nicht-Wissenschaft;42 Milliarden Nachrichten pro Tag – Doppelt so viele wie global SMS verschickt werden. Der zu Facebook gehörige Kurzmitteilungsdienst WhatsApp hat die Marke von einer Milliarde Nutzern geknackt. Mitgründer und Chef Jan Koum teilte das in der Nacht zum Dienstag auf dem eigenen Firmenblog mit. Aktuell würden über WhatsApp 42 Milliarden Nachrichten pro Tag übermittelt, hieß es von Koum weiter. Das ist mehr als das doppelte Volumen der täglich weltweit verschickten SMS, dieser Wert liegt bei 20 Milliarden. Außerdem versenden die Nutzer täglich 1,6 Milliarden Fotos und 250 Millionen Videos. Internet-basierte Kurzmitteilungsdienste haben mit dem Vormarsch von Smartphones und schneller mobiler Datennetze für viele Nutzer die klassische SMS abgelöst. WhatsApp erreichte als erstes dieser Angebote die Marke von einer Milliarde Kunden. Facebook hatte WhatsApp 2014 für insgesamt gut 22 Milliarden Dollar (20,15 Milliarden Euro) übernommen. Damals hatte die SMS-Alternative erst gut 450 Millionen Nutzer. Das soziale Netzwerk sicherte zu, dass WhatsApp auch unter dem neuen Konzerndach weitgehend eigenständig agieren kann und die Nutzerdaten getrennt bleiben. Nicht-Wissenschaft;Die Hilfsorganisation fordert eine weitergehende Umsiedlung von Flüchtlingen und mehr Hilfsgelder. Berlin/Wien – Als völlig unzureichend hat die Entwicklungs- und Nothilfeorganisation Oxfam am Dienstag die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft für Flüchtlinge innerhalb und außerhalb Syriens kritisiert. Laut dem aktuellem Bericht Solidarity with Syrians ist die Hilfe oberflächlich und unaufrichtig. Oxfam untersuchte, wie stark sich Industriestaaten bei Finanzhilfen und Aufnahmeplätzen für Schutzbedürftige einsetzen und die Beendigung des Syrien-Krieges vorantreiben. Das Fazit des Berichts: Die Hilfsgelder reichen demnach nicht aus, um Syrern ein Leben in Würde und Sicherheit zu gewährleisten. Auch versprochene Resettlement-Programme seien von vielen Ländern nicht in die Tat umgesetzt worden. Laut Oxfam konnten über diesen Weg bisher nur 17.000 Menschen eine sichere Zuflucht finden. Oxfam hingegen fordert, dass bis Ende 2016 zehn Prozent der Flüchtlinge, die in den syrischen Nachbarländern untergekommen sind, umgesiedelt werden. Dem Bericht zufolge leisten nur eine Handvoll Länder gemessen an ihrer Wirtschaftskraft einen gerechten Anteil an der Finanzierung der Nothilfe und der Aufnahme von Flüchtlingen. Deutschland (Hilfe: 75 Prozent, Resettlement: 112 Prozent) und Norwegen (Hilfe: 186 Prozent, Resettlement: 293 Prozent) verzeichnen bei beiden Kennzahlen hohe Werte, während etwa Russland (Hilfe: ein Prozent, Resettlement: null) und Frankreich (Hilfe: 22 Prozent, Resettlement: fünf Prozent) äußerst schlecht abschneiden. Länder wie Großbritannien, die USA und Kuwait wiederum geben zwar verhältnismäßig viel Geld, halten sich jedoch bei der Aufnahme von Flüchtlingen stark zurück. Auch Österreich schneidet schlecht ab. Laut dem Bericht leistet es lediglich 23 Prozent der angemessenen Finanzhilfe und beteiligt sich nur zu 44 Prozent an Resettlement-Programmen. Jordanien hingegen würde gemessen an seiner Wirtschaftskraft ganze 5.622 Prozent der von Oxfam geforderten finanziellen Unterstützung leisten. Auch an den Ländern Iran, Katar, Russland, Saudi-Arabien, Türkei und USA übt Oxfam Kritik. Durch ihre Einmischung in den syrischen Bürgerkrieg würden sie den blutigen Konflikt nur noch befeuern. Waffenexporte sollten daher sofort gestoppt werden. Die Entwicklungsorganisation warnt, dass sich die syrische Flüchtlingskrise weiter ausweitet und vertieft. Allein 2015 seien zwei Millionen Syrer vertrieben worden. Die internationale Gemeinschaft müsse deshalb ihre Anstrengungen zur Lösung des Konflikts und Unterstützung der Flüchtlinge massiv erhöhen, fordert Oxfam. Vor allem diplomatisches Engagement zur Beendigung des Syrien-Konflikts sei notwendig. Nicht-Wissenschaft;Der britische Premierminister David Cameron hat beim EU-Gipfel zugesichert, dass die von ihm geforderten Reformen der Union nicht zu Diskriminierungen von EU-Bürgern führen dürfen. Nun sind alle Regierungen optimistisch, dass bis Februar ein Kompromiss kommt. David Cameron war bestens gelaunt, als er in der Nacht auf Freitag nach der ersten Session des EU-Gipfels vor Journalisten trat. Nichts ist sicher, im Leben wie in Brüssel, aber ich würde sagen, der Weg für eine Einigung im Februar ist bereitet, erklärte der britische Premierminister. Beim Abendessen hatte er mit 27 Regierungschefkollegen und Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker zum ersten Mal ausführlich alle Details der von ihm geforderten Reformen der EU durchbesprochen. Er wünscht sich eine Verschlankung, die Rückführung von Kompetenzen in Mitgliedstaaten, wo dies möglich ist, eine Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit, weniger Regulierung zum Beispiel. In all diesen Punkten sind die Partner bereit, Großbritannien Zugeständnisse zu machen, sofern die Union dadurch nicht eingeschränkt wird. Frankreichs Präsident François Hollande sprach sich da für ein Europa der zwei Geschwindigkeiten aus: Es müsse Gruppen von Staaten möglich sein, gemeinsam voranzuschreiten, wenn sie das wollten. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel betonte, dass ein fairer Kompromiss möglich sei. Bis zum nächsten EU-Gipfel Mitte Februar würden alle technischen und legistischen Details geprüft. Aber: Es dürfe keine Diskriminierung von EU-Bürgern geben, die Säulen des EU-Vertrages, etwa die Personenfreizügigkeit, müssten unangetastet bleiben. Wie der jetzt viel optimistischere Ratspräsident Donald Tusk bestätigte, habe Cameron zugesagt, dass auch er dieses Prinzip voll respektiere. Besonders heikel ist das vor allem bei einer Forderung des Briten im Sozialbereich. Weil er den Zuzug von Billigarbeitern aus Osteuropa einschränken will, soll London bei Sozialleistungen Einschränkungen vornehmen können. Wer nicht mindestens vier Jahre seinen Wohnsitz in Großbritannien habe, solle keinen Zugang zu bestimmten staatlichen Leistungen haben. Die Visegrád-Staaten Polen, Tschechien, Ungarn und die Slowakei lehnten das strikt ab. Es könnte nun aber eine Lösung geben, für die jedoch eine Änderung im Primärrecht des EU-Vertrages nötig wäre. Das dauert in der Regel Jahre, weil EU-Verträge von allen Mitgliedsländern ratifiziert werden müssen. Cameron plant sein Referendum jedoch für spätestens 2017. Wie es aussieht, könnte Großbritannien im Sozialkapitel – wie schon bisher bei einigen anderen Politiken – eine Opt-out-Klausel bekommen, die andere Staaten nicht tangiert. Offenbar ist Cameron bereit, auf die Vier-Jahres-Klausel zu verzichten und eine Alternativlösung für Einschränkungen bei Sozialleistungen auszuarbeiten. Es gibt in den EU-Staaten heute schon sehr unterschiedliche Regelungen zur Inanspruchnahme von Sozialleistungen. Weniger schwierig dürfte die Umsetzung der Forderung sein, dass Großbritannien sich nicht an der weiteren Integration der Union beteiligen muss. Wissenschaft;Dominanz führt bei den Menschenaffen zu einem veränderten Erscheinungsbild – und erhöht den Fortpflanzungserfolg beträchtlich. München – Anders als bei den meisten Säugetieren gibt es bei männlichen Orang-Utans zwei unterschiedliche Erscheinungstypen: Einige entwickeln in ihren Gesichtern Backenwülste, andere nicht. Beide morphologischen Typen zeugen Nachkommen – die Frage stellt sich damit, welchen Vorteil es bringt, solche Wülste samt Kehlsack auszubilden, die auch mit einem größeren Körper und dominantem Verhalten – kurz gesagt: einem höheren Energieaufwand – verbunden sind. Dominante Männchen haben einen höheren Kalorienverbrauch, sind aufgrund ihrer Größe in ihrer Bewegung eingeschränkt und können bei Auseinandersetzungen mit dominanten Männchen benachbarter Gruppen sogar getötet werden, sagt Graham L. Banes vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig. Warum also sollte ein Männchen Backenwülste entwickeln, wenn es auch ohne sie Nachwuchs zeugen kann? Ein Forscherteam unter der Leitung von Banes und seiner Kollegin Linda Vigilant ist dieser Frage nachgegangen. Sie fanden heraus, dass die weniger Energieaufwand betreibenden Männchen sich zwar tatsächlich ebenfalls fortpflanzen können – aber lange nicht so oft wie ihre imposanteren Artgenossen. Die Forscher untersuchten im Speziellen den Fortpflanzungserfolg von Kusasi, einem ehemaligen dominanten Männchen in Camp Leakey im Tanjung Puting Nationalpark in Indonesien. Für den Vergleich mit der Fortpflanzungsrate nicht dominanter Männchen sammelten die Forscher Kotproben und führten Vaterschaftstests durch. Acht Jahre lang folgten die Forscher den Orang-Utans des Nationalparks mehrere Monate am Stück von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang. Anschließend untersuchten die Forscher das in den Kotproben enthaltene Erbgut und identifizierten so 39 bekannte Tiere, darunter 12 Männchen. Vigilant: Anschließend verglichen wir Kusasis Fortpflanzungserfolg mit dem von Männchen ohne Backenwülste und stellten fest: zehn von 14 Orang-Utans, die in einem Zeitraum von mehr als zehn Jahren gezeugt wurden, waren Söhne und Töchter von Kusasi. Die Ergebnisse zeigen also, dass Kusasi als dominantes Männchen sehr viel mehr Nachkommen gezeugt hat als alle anderen Männchen. Dazu beigetragen haben möglicherweise seine Backenwülste, die auf weibliche Orang-Utans anziehend wirken. Wie erwartet hatten aber auch Männchen ohne Backenwülste einen gewissen Fortpflanzungserfolg. Interessant ist hier aber das Timing, sagt Banes. Andere Männchen zeugten Nachkommen in der Zeit unmittelbar vor oder gegen Ende von Kusasis Dominanzperiode, als die hierarchischen Verhältnisse im Gebiet unklar waren. Daraus folgern die Autoren, dass die Herausbildung von Backenwülsten eine bewährte evolutionäre Strategie ist: Der Fortpflanzungserfolg von dominanten Männchen mit Backenwülsten ist wesentlich höher als der von anderen Männchen. Für jene heißt es abwarten, bis sie in Zeiten unsicherer Rangverhältnisse ebenfalls zum Zuge kommen können. (red, 4. 9. 2015) Nicht-Wissenschaft;Zahlreiche Streamer und Profispieler betroffen – Fehler in Passwort-Rücksetzfunktion von Valve behoben. Einige bekanntere Twitch-Streamer mussten dieses Wochenende eine unangenehme Erfahrung machen. Unbekannten ist es gelungen, ihre Steam-Konten zu übernehmen. Ursache war offenbar ein Sicherheitsproblem bei Steam selbst. Betroffen waren laut Steam-Thread auf Reddit unter anderem Summit1G, Phant0ml0rd, Goldglove und JoshOG, die Dunkelziffer dürfte allerdings hoch sein. Ebenso soll es Profi-Spieler verschiedener Titel wie Dota 2 erwischt haben. Auch der Ersteller des Threads berichtet, dass wenige Tage zuvor sein Konto übernommen wurde und im Zuge dessen sämtliche Gegenstände seines Steam-Kontos geplündert worden waren. In einem Youtube-Video erklärt ein Betroffener, wie es zu dem Vorfall kommen konnte. Offenbar gab es ein schwerwiegendes Leck bei der Passwortrücksetzung. Es war möglich, für ein beliebiges Nutzerkonto die Änderung des Kennworts zu veranlassen. Wie gewohnt fragte Steam dafür einen per E-Mail zugesandten Sicherheitscode ab. Allerdings funktionierte der Rest auch, ohne diesen in das vorgesehene Feld einzugeben. Valve hat bereits auf die Konto-Hacks reagiert und die Lücke behoben. Eine Stellungnahme gibt es bis jetzt allerdings nicht. Aktuell (27. Juli, 11:30 Uhr) scheint es außerdem Probleme zu geben – beim Aufruf der Steam-Website wird eine Fehlermeldung angezeigt. (gpi, 27.07.2015) Update, 12:50 Uhr: Die Steam-Website ist nun wieder errreichbar. Nicht-Wissenschaft;Oberösterreich beginnt, weitere Länder folgen – Eltern sollen von Vorteilen überzeugt werden. Wien – Um schon möglichst früh viele Kinder in den Kindergarten zu bekommen, sollen künftig Eltern in Gesprächen von der Sinnhaftigkeit eines Besuchs überzeugt werden. Gerade starten die ersten Beratungen in Oberösterreich, die anderen Bundesländer folgen bis zum Herbst, bestätigte das Familienministerium am Freitag Medienberichte. Laut Familienministerin Sophie Karmasin (ÖVP) zeigen alle Studien, dass sich der Kindergartenbesuch positiv auf sprachliche und soziale Fähigkeiten auswirkt und zu einem höheren Bildungsgrad führt. Fünfjährige müssen hierzulande bereits seit einigen Jahren in eine Betreuungseinrichtung, die Pflicht auch für vierjährige Kinder wurde im Vorjahr von der Regierung vorerst auf Eis gelegt. Stattdessen sollen die Eltern jener Vierjährigen, die nicht in den Kindergarten gehen – das sind rund 4.500 oder knapp fünf Prozent – in einem Gespräch mit Pädagogen ihre Beweggründe erklären und dann von den Vorteilen eines Besuchs überzeugt werden. Einen entsprechenden Gesprächsleitfaden hat das Ministerium für die Länder ausgearbeitet. Verläuft das Projekt positiv, könne es sein, dass man kein zweites verpflichtendes Jahr brauche, bekräftigte Karmasin. Wissenschaft;Halbzeit für die One-Year-Mission: Die Nasa hat zu diesem Anlass eine unterhaltsame Infografik zu Scott Kellys All-Aufenthalt veröffentlicht. Mithilfe einer bislang einzigartige Mission will die Nasa dem Traum von einer künftigen Marslandung einen Schritt näher kommen. Im Zentrum des Projektes stehen die beiden US-Amerikaner Scott Kelly und sein Zwillingsbruder Mark. Während Scott ein ganzes Jahr auf der Internationalen Raumstation ISS verbringt, bleibt Mark auf der Erde. Der Vergleich der beiden Astronauten mit derselben genetischen Ausstattung soll schließlich im Detail zeigen, was ein Langzeitaufenthalt im Weltraum mit dem menschlichen Körper anstellt. Mittlerweile ist Scott Kelly zur Hälfte durch mit seiner Rekordmission. Um die Halbzeit zu feiern, hat die Nasa nun eine Infografik veröffentlicht, die unterhaltsam darlegt, was Kelly da eigentlich auf sich genommen hat – und wie welche Pracht seine Körperausscheidungen am Nachthimmel entfalten können ... aber dazu weiter unten. Zunächst zu dem, was Kelly während seines 365-Tage-Dienstes in sich hinein schüttet: Insgesamt wird Kelly rund 730 Liter wieder aufbereitetes Wasser trinken – Wasser also, das ursprünglich Urin und Schweiß von ihm selbst und seinen Kollegen von der ISS war. Er wird fast 11.000 Sonnenaufgänge und -untergänge erleben und 1.043 Kilometer auf seinem Weltraum-Laufband zurücklegen. Um dem Abbau von Muskeln und Knochen entgegen zu wirken, wird Kelly außerdem mehr als 700 Stunden körperliches Training absolvieren. Auch die Strahlendosis, die Kelly abbekommt, ist nicht zu knapp: Wollte man sich auf der Erde derselben Menge an Strahlung aussetzen, müsste man 5.250 Mal die Strecke zwischen New York und Los Angeles im Flugzeug zurücklegen. Den buchstäblich funkelnden Höhepunkt der Grafik bildet allerdings die Information, die die Nasa zu Kellys Fäkalien verrät: Über 80 Kilogramm sollen nämlich davon binnen seines Allaufenthaltes anfallen – und diese werden schließlich abgeworfen und als leuchtende Sternschnuppen in der Atmosphäre verglühen. Ganz so spektakulär, wie das zunächst klingt, ist das allerdings nicht, denn genauso wurde immer schon mit den Körperausscheidungen und dem Abfall der ISS-Besatzung verfahren. Manchmal kann eine solche Weltraum-Müllentsorgung aber auch für ordentliches Hallo sorgen: 2009 etwa führte ein besonders großes Paket laut Augenzeugen zu einem mysteriösen Leuchten am Nachthimmel über den USA. --> Nasa: One-Year Mission (red, 19.9.2015) Nicht-Wissenschaft;Neugegründete Einheit "Division 30" sollte gegen IS-Miliz kämpfen – USA bildeten 54 Mann aus. Der US-Plan zum Aufbau einer gemäßigten Rebellentruppe in Syrien hat einen weiteren Rückschlag erlitten. Wie die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Dienstag mitteilte, verschleppten Kämpfer der jihadistischen Al-Nusra-Front in der nördlichen Provinz Idlib im Dorf Kah mindestens fünf Mitglieder der sogenannten Division 30. Ein Sprecher der Rebellengruppe sprach sogar von fünf Toten, 18 Verletzten und 20 Gefangenen, berichtet die New York Times. US-Luftangriffe konnten den Angriff der Al-Nusra-Kämpfer nicht stoppen. In dieser Gruppe kämpfen von den USA ausgebildete Rebellen gegen Terrorgruppen in Syrien. Die von den USA ausgebildeten Kämpfer hatten den Angaben zufolge in einem Flüchtlingscamp in Kah Unterschlupf gesucht. Al-Nusra hätte deshalb am Montagabend das Camp gestürmt und mindestens fünf der Rebellen gefangen genommen, es könnten demnach aber auch mehr gewesen sein. Am vergangenen Donnerstag war bereits der Kommandant der Brigade, Nadim al-Hassan, gemeinsam mit sieben weiteren Kämpfern nördlich von Aleppo in die Hände der Al-Kaida-nahen Miliz gefallen. Einen Tag später wurden bei Gefechten zwischen den islamischen Extremisten und den Rebellen sechs Angehörige der Division getötet. Das hätte so nicht passieren dürfen zitiert die New York Times einen ehemaligen US-Regierungsbeamten, der bis vor kurzem mit der Syrienpolitik der USA beschäftigt war und nicht namentlich in der Zeitung erwähnt werden wollte. Nach Ansicht der Al-Nusra-Front sind die Oppositionskämpfer US-Spione. In einer Stellungnahme kündigte die Gruppe an, falls die USA ihre Hände nach Syrien ausstreckten, werde man diese abhacken. Man bemühe sich, die Division 30 zu vernichten, bevor diese in Syrien Fuß fassen könne. Die in der Türkei von US-Soldaten ausgebildete Einheit soll in Syrien vor allem gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) kämpfen. Die USA wollen dafür jährlich rund 5.000 syrische Rebellen ausbilden. Weil das Militär aber Probleme hat, vertrauenswürdige Kämpfer zu finden, sind laut Verteidigungsminister Ashton Carter bisher nur 54 Männer ausgebildet worden. Nicht-Wissenschaft;Zahl der Strafanzeigen stieg um 33 Prozent, Zahl der Asylanträge allerdings um 150 Prozent. Wien – Über ganze 230 Seiten erstreckt sich die Antwort von Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) auf eine parlamentarische Anfrage des Team Stronach. Die detaillierte Auswertung der Strafanzeigen gegen Asylwerber differenziert nicht nur das Aufenthaltsbundesland und die Nationalität der Tatverdächtigen, sondern sogar ihr jeweiliges Alter und die Art des vorgeworfenen Delikts. Zudem wurden die Zahlen auf das Gesamtjahr 2014 beziehungsweise auf die ersten acht Monate des Jahres 2015 heruntergebrochen. Da es sich um eine Anzeigenstatistik handelt, lassen sich trotzdem noch keine Aussagen über eingeleitete Gerichtsverfahren oder gar die Schuld oder Unschuld der Verdächtigen treffen. In einer Aussendung kommentiert der Parlamentsklub des Team Stronach die Zahlen dennoch mit einer recht endgültigen Formulierung: Die Zahl der kriminellen Handlungen von Asylwerbern steigt von einem hohen Niveau noch weiter an. Nach 9.513 angezeigten Delikten im Jahr 2014 lag ihre Zahl zwischen Jänner und August 2015 bei 8.484 Fällen. Das entspricht in absoluten Zahlen einem markanten Anstieg: 2014 wurden pro Monat 792,75 Delikte gemeldet, 2015 waren es bis Ende August monatlich 1060,5 Verdachtsfälle. Es wurde ein Drittel mehr an Anzeigen registriert. Wirklich aussagekräftig würden diese Zahlen aber erst, wenn man sie in Relation zur Grundgesamtheit der potenziellen Täter setzt – in diesem Fall müsste die Bezugsgröße alle in Österreich aufhältigen Asylwerber umfassen. Deren konkrete Zahl lässt sich im Monatsvergleich allerdings nicht seriös beziffern, da sie einerseits durch Neuanträge und andererseits durch positive oder negative Erledigungen täglich schwankt. Näherungsweise können die Delikte immerhin den Asylanträgen in den entsprechenden Zeiträumen gegenübergestellt werden. Und dieses Verhältnis zeichnet ein gänzlich anderes Bild: Während 2014 monatlich noch 2.335 Asylansuchen gestellt wurden, waren es in den ersten acht Monaten des heurigen Jahres mit 5.768 pro Monat bereits mehr als das Zweieinhalbfache. Die Zahl der Asylwerber stieg also von 2014 auf 2015 um knapp 150 Prozent, die Zahl der mutmaßlichen Delikte durch Asylwerber wuchs aber nicht wie zu erwarten im selben Ausmaß an, sondern nur um etwas mehr als 33 Prozent. Nicht-Wissenschaft;UN-Sicherheitsrat soll deutlich gegen die Verantwortliche für den Absturz vorgehen. Kuala Lumpur – Ein internationales Tribunal soll dem Willen Malaysias zufolge die Schuldfrage beim Abschuss des Malaysia-Airlines-Flugs MH17 vor einem Jahr klären. Es sei wichtig, dass der Uno-Sicherheitsrat deutlich gegen die Verantwortlichen vorgehe, erklärte das Außenministerium in Kuala Lumpur am Montag. Auch die Niederlande hatten ein solches Tribunal Anfang Juli gefordert. 298 Menschen starben am 17. Juni beim Absturz der Maschine in der Ostukraine. Das Passagierflugzeug war über der Kriegsregion Donbass abgeschossen worden. Die Ukraine und westliche Staaten halten prorussische Rebellen für verantwortlich und werfen Moskau eine Mitschuld vor. Russland gibt die Schuld dagegen der Ukraine. Die meisten der Opfer stammten aus den Niederlanden, Australien und Malaysia. Die Uno-Vetomacht Russland ist gegen ein solches Gericht, solange die Niederlande ihre offizielle Untersuchung des Absturzes nicht beendet haben. Die Einsetzung eines solchen Tribunals wäre in Überstimmung mit dem bisherigen Vorgehen des Sicherheitsrates in solchen Fällen, betonte Malaysia. Ein Tribunal mit von der Uno ernannten Richtern und Anklägern wäre unabhängig und könnte zusätzliche Untersuchungen durchführen. Wissenschaft;'Archäologen rekonstruierten das Massaker an mindestens 26 Menschen vor rund 7.000 Jahren bei Frankfurt am Main. Mainz/Frankfurt am Main – Das Massengrab wurde bereits vor neun Jahren im hessischen Ort Schöneck-Kilianstädt entdeckt. Doch die Geschichte der 7.000 Jahre alten Gebeine, die von mindestens 26 Personen stammen, konnten Archäologen um Christian Meyer (Uni Mainz) erst jetzt im Fachblatt PNAS im Detail rekonstruieren – und diese Geschichte ist schauerlich. Wie die Forscher berichten, gab es keine erkennbaren Spuren für ein rituelles oder sonstwie würdevolles Begräbnis, weshalb sie von einem gewaltsamen Tod ausgehen. An vielen Schädeln und vor allem an den Waden- und Schienbeinen haben wir Frakturen gefunden, sagt Meyer. Diese Knochenbrüche müssen mit einer enormen Wucht entstanden sein. Selbst nach Jahrtausenden ließen sich diese Gewaltakte noch nachweisen – und das, obwohl die Knochen nicht sonderlich gut erhalten sind, wie der Forscher erläuterte. Wir wissen, dass viele der Menschen mit Steingeräten erschlagen wurden und wahrscheinlich an den Schädelverletzungen gestorben sind. Die Beinknochen wirkten systematisch zertrümmert. Das Resümee der Archäologen: Mindestens 26 Menschen wurden vermutlich gefoltert, erschlagen und dann in eine Grube geworfen. Auffallend sei, dass vor allem Männer und 12 bis 13 Kinder begraben waren. Die einzigen zwei Frauen schätzen die Forscher auf über 40 Jahre. Das kann bedeuten, dass die jungen Frauen von den Angreifern entführt wurden. Welche Motive die Angreifer hatten, darüber können die Forscher nur spekulieren. Sie gehen davon aus, dass bei dem Massaker eine gesamte Siedlung ausgelöscht wurde. Das sei kein einzigartiger Vorfall für die Zeit; neu sei aber seine Brutalität. Mit der Sesshaftigkeit gab es möglicherweise auch Konflikte um Gebiete, vermutet Meyer. Aus dem baden-württembergischen Talheim und Schletz bei Asparn an der Zaya in Niederösterreich sind ebenfalls Spuren jungsteinzeitlicher Massaker bekannt. Die drei Orte beweisen, dass es bereits vor 7.000 Jahren, also am Ende der Linearbandkeramik, kollektive Gewalt in großem Stil gab, sagte Meyer. Wahrscheinlich gibt es auch Zusammenhänge mit dem letztlichen Verschwinden dieser Kultur.' Wissenschaft;Die Antwort: Nach beiden wurde diese Woche eine neuentdeckte Krebsart benannt. Berlin – Zugegeben, es wirkt manchmal etwas skurril, wenn Prominente unverhofft zum Namenspatron einer Tierart werden. Und wenn das betreffende Tier auch noch klischeehaften Zuschreibungen von schön oder edel widerspricht, dann scheint es sogar eine zweifelhafte Ehre zu sein. Aber für diejenigen Biologen, die eine solche Ehrung vergeben, ist es auch wirklich als solche gemeint. Andere Mittel stehen ihnen aufgrund ihres Forschungsgebiets eben nicht zur Verfügung. In zwei aktuellen Fällen geht es um Krebstiere: So wurde Edward Snowden nun zum Namenspatron einer Flusskrebsart. Und die Forscher um Christian Lukhaup von der Berliner Humboldt-Universität lassen keinen Zweifel daran, dass es ihnen mit ihrer Würdigung des amerikanischen Freiheitskämpfers ernst ist. Der farbenprächtige Krebs ist im zu Indonesien gehörenden Westneuguinea zuhause – und genau genommen kein völlig Unbekannter. Seit langem werden dort Flusskrebse verschiedener Arten in großer Zahl gefangen und als Aquarientiere bis nach Europa und Nordamerika exportiert. Sonderlich genau wird dabei nicht geschaut: So konnte erst Lukhaups Team einen Teil der Exportkrebse als Angehörige einer bislang noch nicht bestimmten Spezies identifizieren. Wesentlich kleiner ist das Tier, das von nun an Elton Johns Namen trägt. Leucothoe eltoni gehört zu den Flohkrebsen (Amphipoda), die im Schnitt ein paar Millimeter bis maximal zwei Zentimeter groß werden. James Thomas vom Halmos College of Natural Sciences and Oceanography stieß bei einem Tauchgang in indonesischen Gewässern auf das winzige Tier. Weil Thomas einerseits bei Laborarbeiten gerne Elton John hört und sich zudem durch den Körperfortsatz des Tiers an die Schuhe erinnert fühlte, die Elton John in der Verfilmung von Tommy trug, stand die Namenswahl bald fest. In diesem Fall ist es allerdings tatsächlich eine leicht zweifelhafte Ehrung: Leucothoe eltoni lebt im Körperinneren wirbelloser Tiere wie Schwämme oder Manteltiere und es ist unklar, ob er eher ein Symbiont oder ein Parasit ist. Zudem haben in der Zwischenzeit Biologen aus Honolulu gemeldet, dass die von Thomas identifizierte Art in hawaiianischen Gewässern aufgetaucht ist – vermutlich ist sie dort als blinder Passagier von Wirtstieren angekommen. Elton Johns tierisches Patenkind ist also auch noch ein Bioinvasor. (red, 30. 8. 2015) Wissenschaft;20 Jahre nach der Havarie des Forschungsschiffs lebt die Hoffnung auf ein Dasein als "Botschafter des Ozeans". Brest – Das legendäre Schiff Calypso des französischen Meeresforschers Jacques-Yves Cousteau soll wieder seetüchtig gemacht werden. Wir schätzen, dass es zwölf bis 18 Monate dauern wird, bis die Calypso wieder fahren kann, erklärte der Verein LEquipe Cousteau am 20. Jahrestag der Havarie der Calypso. Unser Ziel ist es, das Schiff komplett zu reparieren, damit es wieder zum Botschafter des Ozeans wird, wie es sein Kommandant wollte. Der 1997 verstorbene Cousteau hatte die Calypso Anfang der 1950er-Jahre gekauft. Vier Jahrzehnte lang unternahm er mit dem 42 Meter langen Schiff Fahrten über die Weltmeere und begeisterte mit seinen Filmen und Büchern über die Meereswelt ein Millionenpublikum. 1996 wurde die Calypso im Hafen von Singapur gerammt und dabei schwer beschädigt. Sie wurde behelfsmäßig wieder flottgemacht und nach Frankreich geschleppt. Seit 2007 befindet sie sich in der bretonischen Stadt Concarneau. Die Reparatur wurde 2009 wegen eines heftigen Streits zwischen dem Verein LÉquipe Cousteau, dem das Schiff gehört, und der Werft Piriou über Umfang und Kosten der Arbeiten unterbrochen. Die Auseinandersetzung wurde auch vor Gericht ausgetragen. Die Calypso soll nun binnen drei Monaten vermutlich mit einem Transportschiff aus dem Hafen von Concarneau gebracht und für die Reparatur in eine andere Werft gefahren werden. Die Equipe Cousteau erklärte, sie habe großzügige und sehr motivierte internationale Förderer für das Projekt gefunden. Wissenschaft;Der Steirer Günther Golob bereitet sich auf das Auswahlverfahren im Herbst vor und zeigt sich, anders als Experten, von der Ernsthaftigkeit des Projekts überzeugt. Graz – Die private niederländische Stiftung Mars One will nach eigenen Angaben in etwa zehn Jahren Menschen auf den Mars schicken. Der Steirer Günther Golob ist seit rund einem Jahr als einziger Österreicher unter den letzten 100 Kandidaten im Rennen um die Teilnahme an dem Vorhaben. Im September soll das Auswahlverfahren weitergehen. Unter Experten ist das Projekt umstritten, etliche Raumfahrtexperten halten es für einen reinen PR-Gag: Mars One, eine Stiftung des niederländischen Unternehmers Bas Lansdorp, verfüge weder über die nötige Erfahrung nochnötige Technik. Der in Graz lebende 40-jährige Golob, Vater dreier Kinder, ist von der Ernsthaftigkeit des Vorhabens dennoch überzeugt – und begeistert von der Vorstellung, selbst daran beteiligt zu sein: Es ist ein Kindheitstraum, auch ich habe als Bub davon geträumt, Astronaut zu werden. Jetzt könnte es bei mir Realität werden. Das werde sich allerdings frühestens in sechs Monaten entscheiden: Im September wird es ernst, so Golob. Dann sollen in dem Auswahlprozess aus den Top-100 jene 24 Kandidaten ausgewählt werden, die jeweils in Viererteams in Zweijahresabständen ab 2027 auf den Mars expediert werden sollen, um den Roten Planeten zu besiedeln. Golob wäre dann knapp 50 Jahre alt. Angst mache ihm dieses Abenteuer im fortgeschrittenen Alter nicht: Ich kann dann sicher noch 30 Jahre dort oben arbeiten und leben. Eigentlich hätte das Auswahlverfahren noch vor Jahresende 2015 fortgesetzt werden sollen, dann wurden die letzten Tests jedoch auf Herbst 2016 vertagt: Es ist verschoben worden. Man darf die Sache nicht zu überstürzt angehen, so Golob. Der Unternehmer, der zuletzt ein Kulturmagazin produziert hat, will die zusätzlichen Monate sinnvoll zur Vorbereitung für das Auswahlverfahren nutzen. Im April geht es in die chilenische Atacama-Wüste. Dort will Golob seinen Körper auf 5.000 Höhenmeter akklimatisieren und sich mental stärken. Begleitet wird er von einem Dokumentar-Regisseur. Ich würde mir auch noch gerne weitere Skills aneignen wie zum Beispiel einen Tauch- und Kletterkurs. Die sprachliche Gewandtheit sollte ebenfalls trainiert werden, denn Kommunikation ist schließlich alles. Aus diesem Grund habe er sich erst jüngst auch für ein mehrmonatiges Sozial-Projekt im Ausland beworben. Die letzte Auswahlrunde besteht nach Angaben von Mars One aus drei Teilen: Zuerst wird es eine gruppendynamische Challenge geben, wir haben Aufgaben in Teamarbeit unter Beobachtung von Psychologen zu bestehen. Es wird um Problemlösung und Organisationsfähigkeit gehen, erklärt Golob. Anschließend sollen die Kandidaten mehrere Tage in isolierten Gruppen auf ihr Lern- und Teamverhalten getestet werden. Anhand der sogenannten Mars Settler Suitability Interviews (MSSI) sollen in der dritten Woche die 24 am besten geeigneten Kandidatinnen und Kandidaten für die Reise zum Mars gefunden werden. Und das alles natürlich keineswegs fernab der Öffentlichkeit – die Show muss schließlich weiter gehen. Nicht-Wissenschaft;Für die Bullen gilt es einen Fehlstart wettzumachen. Rapid würde am Samstag gerne sechs Punkte vor dem Meister liegen. Salzburg – Für das neu formierte Team von Fußball-Meister Red Bull Salzburg gilt es am Samstag (16.00 Uhr/live Sky) im Ligaschlager zu Hause gegen Rapid, die Leistung vom Champions-League-Quali-Heimspiel gegen Malmö (2:0) zu bestätigen. Einen Sechs-Punkte-Rückstand auf den Titelkonkurrenten nach nur zwei Runden wollen die Salzburger nach ihrem Fehlstart in Mattersburg (1:2) tunlichst vermeiden. In den vergangenen drei Bundesliga-Spielzeiten haben die Salzburger mehr Duelle mit Rapid verloren (5) als gewonnen (4). Dazu sind die Hütteldorfer saisonübergreifend bereits 15 Pflichtspiele ungeschlagen. Auf jeden Fall steht fest, dass Rapid in dieser Saison zu den Mitfavoriten gehört, betonte Salzburg-Trainer Peter Zeidler. Das wird von allen Kennern und auch von Rapid selbst so gesehen. Die Salzburger setzen auf ihre Jugend. Zeidler wird daher drei Tage nach dem Malmö-Spiel nicht zu viel rotieren. Junge Spieler regenerieren sich vor allem körperlich schneller, erklärte der 52-jährige Deutsche. Auf seinen Kapitän Jonatan Soriano muss er allerdings höchstwahrscheinlich weiter verzichten. Der Stürmerstar könnte mit seiner Wadenverletzung sogar mehrere Wochen ausfallen. Die Mischung machts Die Verantwortung ruht daher auf anderen Schultern – etwa jenen der ÖFB-Teamspieler Martin Hinteregger, Andreas Ulmer oder Christoph Leitgeb. Das sind schon richtige Korsettstangen, die schon richtig routiniert sind, meinte Zeidler. Wir haben eine sehr gute Mischung. Ihre jüngsten sechs Ligaheimspiele im vergangenen Frühjahr haben die Salzburger allesamt gewonnen. Der bisher letzte Punkteverlust in der Red Bull Arena datiert vom 7. März gegen Altach (0:1). Das jüngste Heimduell mit Rapid am 14. Dezember des Vorjahres ging nach einem Doppelpack von Robert Beric allerdings mit 1:2 verloren. Im Rapidlager ist man nicht übel gelaunt. Man hat auch letzten Samstag gesehen, dass man die Salzburger auch körperlich voll fordern muss, wenn man gegen sie erfolgreich sein will, gab Rapid-Trainer Zoran Barisic die Marschroute vor. Personell wird auch im Hinblick auf das schon am Dienstag stattfindende Rückspiel gegen Ajax ziemlich sicher nicht die selbe Elf wie am Mittwoch einlaufen. Es wird schon passieren, dass der eine oder andere frische Spieler hineinkommen wird, kündigte Barisic an. Auf die Kreuzband-Patienten Andreas Kuen und Thomas Schrammel muss er noch länger verzichten, Mario Pavelic könnte hingegen bald ein Thema sein. Der Außenverteidiger ist schon ins Mannschaftstraining eingestiegen. Er ist weiter als zu erwarten war, ist Rapids Trainer froh. (APA, red, 31.7.2015) Bundesliga, zweite Runde Red Bull Salzburg – SK Rapid Wien (Samstag, 16.00 Uhr, Salzburg, Red Bull Arena, SR Schörgenhofer). Saisonergebnisse 2014/15: 6:1 (h), 2:1 (a), 1:2 (h), 3:3 (a). Salzburg: C. Stankovic – Schmitz, Miranda, Hinteregger, Ulmer – Pires, Keita, Ch. Leitgeb, Berisha – Oberlin, Djuricin Ersatz: Walke – Caleta-Car, Lainer, Laimer, Minamino, Atanga, Reyna, Nielsen Es fehlen: Schwegler (nach Mittelfußknochenbruch zu kurz im Mannschaftstraining), Damari (nach Knieverletzung zu kurz im Mannschaftstraining), Soriano (Wade), Lazaro (Oberschenkel), Yabo (Knie), Airton (Adduktoren) Rapid: Novota – Auer, Sonnleitner, Dibon, Stangl – Petsos, Schwab – Huspek, Schaub, F. Kainz – Beric Ersatz: Strebinger – Schimpelsberger, M. Hofmann, Schobesberger, S. Hofmann, Grahovac, Nutz, Tomi, Alar, Prosenik Es fehlen: Schrammel (Kreuzbandriss), Kuen (Kreuzbandriss), Pavelic (im Aufbautraining) Wissenschaft;Mehr Sterninseln als gedacht verfügen über ausgedehnte Halos aus kosmischer Strahlung und Magnetfeldern. Spiralgalaxien reichen bedeuten weiter in den intergalaktischen Raum hinaus, als man im sichtbaren Licht erkennen kann. Radioteleskopische Beobachtungen haben beispielsweise in der Vergangenheit gezeigt, dass kosmische Strahlung und Magnetfelder um einzelne Galaxien ausgedehnte Hüllen bilden. Internationale Astronomen haben nun im Rahmen des Forschungsprojektes CHANG-ES entdeckt, dass derartige Halos rund um Galaxienscheiben wesentlich häufiger vorkommen als ursprünglich gedacht. Das Astronomenteam hat Radiobeobachtungen mit dem Karl G. Jansky Very Large Array (VLA) in der Wüste von New Mexiko von 35 dieser Spiralgalaxien in Entfernungen bis zu 137 Millionen Lichtjahren durchgeführt. Zuvor war das Teleskop mit modernster digitale Empfängertechnik für mehr als 100 Millionen Dollar ausgerüstet worden. Wir wussten schon vorher von der Existenz von einigen dieser Halos, aber mit der vollen Leistungsstärke des VLA nach dem Upgrade, und mit der Anwendung neuartiger Bildverarbeitungstechniken können wir jetzt nachweisen, dass diese Halos bei Spiralgalaxien wesentlich häufiger zu finden sind als bis jetzt angenommen, sagt Judith Irwin von der Queens-Universität in Kingston/Kanada, die Leiterin des CHANG-ES-Projekts. Bei Spiralgalaxien wie unserer Milchstraße findet man den überwiegenden Anteil von Sternen sowie Gas und Staub in einer flachen rotierenden Scheibe mit Spiralarmen. Der größte Teil des sichtbaren Lichts wie auch der Radiowellen kommt aus dieser Scheibe. Erkenntnisse über den Bereich weit oberhalb und unterhalb der Scheibe waren bisher wegen nicht ausreichender Empfindlichkeit der Teleskope nur schwierig zu erhalten. Die Untersuchung der Halos von Galaxien mit Radioteleskopen gibt uns wertvolle Informationen über einen weiten Bereich unterschiedlicher Phänomene wie zum Beispiel die Sternentstehungsrate in der Galaxienscheibe, Winde von explodierenden Sternen sowie Ursprung und Eigenschaften der Magnetfelder von Galaxien, sagt Theresa Wiegert, ebenfalls von der Queens-Universität, die Erstautorin der Veröffentlichung im Astronomical Journal. Um abzuschätzen, welche Ausdehnung ein typischer Halo in einer Galaxie zeigt, haben die Forscher die Radiobilder von 30 Galaxien auf den gleichen Maßstab gebracht. Jayanne English von der University of Manitoba in Canada hat aus diesen Daten ein gemitteltes Galaxienbild erzeugt. Das Resultat, so Irwin, ist ein spektakuläres Bild, auf dem man sieht, dass kosmische Strahlung und Magnetfelder nicht nur die Galaxienscheibe durchdringen, sondern auch bis weit oberhalb und unterhalb der Scheibe hinausragen.Wir haben Radiohalos von individuellen Galaxien bereits seit einiger Zeit untersucht, erklärt Ralf-Jürgen Dettmar von der Ruhr-Universität in Bochum. Die CHANG-ES Stichprobe von Galaxien gibt uns jetzt einen statistischen Zugang zur Wechselwirkung zwischen Halos und Galaxienscheiben. Wissenschaft;Vetmed-Forscher weisen erstmals Stechmückenhybrid nach, der Blut von Vögeln und Menschen saugt. Wien – Äußerlich unterscheidet sie sich nicht von ihren Artgenossen, den Gemeinen Stechmücken. Und doch könnte die Kreuzung zweier nordeuropäischer Hausgelsenformen, die Wiener Wissenschafter erstmals in Österreich nachgewiesen haben, dem Menschen gefährlicher werden als die gewöhnlichen lästigen Sauger. Der Hybrid saugt nämlich im Gegensatz zu den beiden Formen, aus denen er entstanden ist, Blut sowohl von Vögeln als auch von Menschen. Damit könnte er auch Krankheitserreger vom Vogel auf den Menschen übertragen, berichten die Forscher von der Veterinärmedizinischen Universität Wien im Fachjournal Parasites & Vectors. Insgesamt 1500 Hausgelsen fing ein Team vom Institut für Parasitologie der Vetmed im Osten Österreichs ein. Mehr als 90 Prozent davon waren Individuen der nordeuropäischen Gemeinen Stechmücke (Culex pipiens). Diese Art kommt in verschiedenen Ökoformen vor, die sich äußerlich nicht voneinander unterscheiden, im Verhalten aber sehr wohl. Zwei dieser Ökoformen sind in Ostösterreich heimisch. Carina Zittra und ihr Team haben nun auch eine Mischform der beiden entdeckt. Identifizieren lassen sich die verschiedenen Formen und ihr Hybrid nur über das Erbgut. Die häufigste in der Studie identifizierte Ökoform war Culex pipiens f. pipiens. Sie ernährt sich vorwiegend von Vogelblut, pflanzt sich in einem Hochzeitsschwarm fort, braucht vor der ersten Eiablage eine Blutmahlzeit als Proteinzufuhr und überwintert ruhend unter anderem in Kellern. Die zweite Ökoform, Culex pipiens f. molestus, bevorzugt hingegen das Blut von Säugetieren und Menschen. Sie pflanzt sich in Einzelpaarungen fort, braucht kein Blut für die Eiablage und kann in Wohnungen auch im Winter zustechen. Die Mischform, die wir nachweisen konnten, ist eine natürliche Kreuzung dieser beiden Hausmückenformen, sagt Zittra. Welche dieser unterschiedlichen Lebensweisen der Hybrid zeigt, bedürfe noch weiterer Studien. Die Forscher erwarten allerdings keine so eindeutige Blutpräferenz wie bei den beiden herkömmlichen Hausgelsenformen. Damit könnten die Hybride als sogenannte Brückenvektoren fungieren und Krankheitserreger wie das West-Nil-Virus von Vögeln auf Menschen übertragen. Diese Erreger werden unter anderem durch Zugvögel nach Österreich gebracht. Die Häufigkeit der Hybride sei allerdings aktuell sehr gering, von den 1500 gesammelten Exemplaren waren rund fünf Prozent Kreuzungen. Man darf das mögliche Vorkommen von Hybridformen bei zukünftigen Screenings jedoch nicht außer Acht lassen, vor allem weil sich die Hybride vermutlich fortpflanzen können, sagt Zittra. Alle Formen der Hausgelse brauchen zur Eiablage eine stehende Wasserstelle, wie zum Beispiel Blumen- oder Regenwasser, das sich etwa im Garten gesammelt hat. Die Forscher empfehlen daher, regelmäßig diese Reservoirs auszuleeren oder zu vermeiden, um den Gelsen keine Brutmöglichkeit zu geben. Von UV-Lampen auf der Terrasse halten die Wissenschafter nichts: Die Gemeine Stechmücke sucht sich ihre Opfer durch den Kohlendioxidausstoß beim Atmen, Körperwärme und den Schweiß. Lichtquellen locken sie nicht an, sie stechen uns ja auch nachts. Deswegen nützen auch UV-Lampen wenig, außer dass sie andere, nützliche Insekten anziehen, so Zittra. Nicht-Wissenschaft;Intensivere Überwachung der Umsetzung angekündigt. Vera Jourova, EU-Kommissarin für Justiz und Konsumentenschutz, hat im Interview mit dem WirtschaftsBlatt angekündigt, bald ein neues Safe Harbor-Abkommen mit den USA abschließen zu wollen. Idealerweise sollten wir uns über alle Streitfragen bis Mitte Jänner 2016 einigen. Der Blanko-Transfer von User-Daten in die USA war im Oktober vom Europäischen Gerichtshofs (EuGH) als unrechtmäßig erklärt worden. Der österreichische Datenschutzaktivist Max Schrems hatte sich mit seiner Klage gegen Facebook durchgesetzt, das Safe Harbour-Abkommen zwischen EU und USA war damit ungültig geworden. Für Firmen bedeutet dies eine gewisse rechtliche Unsicherheit, da sie sich zuvor automatisch auf vergleichbare Datenschutzstandards in den USA verlassen können. Doch das Abkommen mit den USA hatte Schlupflöcher, wie der EuGH klar festgestellt hat, so die Politikerin. Das Hauptproblem der Verhandlungen seien laut Jourova derzeit die Kompetenzen der europäischen Datenschutzbehörden und des US-Gegenparts, des Federal Committee of Trade: Sie sollen die Vorgaben umsetzen und sich mit den Beschwerden der Bürger befassen. Und Rechtssicherheit und Klagemöglichkeit für die betroffenen Bürger nehmen im EuGH-Urteil einen großen Raum ein. Wir müssen eine Brücke zwischen unseren Datenschutzbehörden und jener der USA schlagen und das in einen rechtlich verbindlichen Text gießen. Das sollten wir bis zu unserem nächsten Gespräch am 17. Dezember schaffen. Die Kommissarin kündigte an, die Umsetzung weit intensiver als bisher und laufend zu überwachen. Dabei verlassen wir uns nicht nur auf die offiziellen US-Quellen, sondern zum Beispiel auch auf NGOs, Beschwerden von Bürgern und die Presse. Auch viele Unternehmen haben angekündigt, uns bei der Überwachung zu helfen. Und wir wollen ganz klar festhalten, im Falle welchen Verstoßes das Abkommen gekündigt wird -zum Beispiel, wenn es Anzeichen für eine massenhafte Überwachung der Datenübertragung gibt. Nicht-Wissenschaft;"Das gehört zur Normalität der SPÖ". Wien – SPÖ-Chef Werner Faymann sieht seine Position an der Spitze der Partei nicht geschwächt. Internes Rumoren, wie etwa zuletzt beim Rettungskongress der Parteijugend, beunruhige ihn nicht, sagte er am Dienstag im Pressefoyer nach dem Ministerrat. In der Partei werden immer diskutiert: Machen Sie sich keine Sorgen. Das gehört zur Normalität in der SPÖ, sagte er auf Journalistenfragen. Solche Diskussionen hat es immer gegeben, blickte Faymann zurück bis in die Zeit des legendären Kreisky, als einige Zeit das Verhältnis zum VSStÖ auf Eis gelegen sei. In der SPÖ darf jeder seine Meinung äußern. Wenn das einen Parteivorsitzenden der SPÖ beunruhigt, dann wäre er nicht der Richtige. Hundstorfer: Nicht notwendig Wer sich allerdings zur aktuellen Führung der Partei bekenne, habe in der Regel mit weniger öffentlicher Aufmerksamkeit zu rechnen, so ein kleiner Seitenhieb des Bundeskanzlers auf die Medien. Er verspüre jedenfalls sehr viel Unterstützung aus den Funktionärsreihen und einen klaren Zug nach vorne. In Bezug auf das jüngste Aufzeigen von Medienmanager Gerhard Zeiler meinte Faymann nur: Wenn sich jemand für eine Funktion bewirbt, dann steht ihm das zu, das ist nicht verboten. Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) ließ vor der Regierungssitzung wissen, er halte eine Führungsdebatte für nicht notwendig. Und er selbst würde Zeiler auch nicht darum bitten, die Partei zu übernehmen, meinte er launig auf eine entsprechende Frage. Zeiler hatte ja erklärt, er würde nicht Nein sagen, wenn die Entscheidungsträger der SPÖ mich fragen sollten. Nicht-Wissenschaft;App soll im November starten – Kritiker befürchten Mobbing. Die Welt der sozialen Netzwerke wird im November um eine umstrittene App reicher. Peeple will Menschen wie Lokale bewerten lassen. Eine Einwilligung der Betroffenen wird dafür nicht notwendig sein. Das hat vorab bereits zu heftiger Kritik geführt. Nutzer können sich bei Peeple mit ihrem Facebook-Account einloggen und für andere Personen bis zu fünf Sterne vergeben. Dazu muss man nur die Handynummer der Person kennen, die man bewerten will. Diese wird dann per SMS über das Profil informiert. Die Bewertungen können in drei Kategorien abgegeben werden: Persönliches, Berufliches und Dating. Dazu kann jeder einen Kommentar über die Person schreiben. Beleidigungen können gemeldet werden. Selbst löschen kann man sie aber nicht. Auch ist es zunächst nicht vorgesehen, dass bewertete Personen ihr Profil löschen können. Hinter Peeple stehen zwei beste Freundinnen, wie die Betreiberinnen im Twitter-Profil schreiben. Auf der Website erklären sie, was sie sich von der App erhoffen. So soll man bessere Entscheidungen treffen, wen man einstellt, mit wem man ein romantisches Verhältnis eingeht oder ob man eine Person als Mitbewohner haben möchte. Nutzer der App werden in ihrer näheren Umgebung auch nach Personen mit einer Bewertung von 4,6 Sternen und mehr suchen können. Damit man sich mit den besten umgeben kann, heißt es auf der Website. Positive Bewertungen sollen unmittelbar erscheinen. Negative Bewertungen mit weniger als zwei Sternen werden 48 Stunden zurückgehalten. Der Betroffene wird informiert und soll so sie Chance haben, einen Streit beizulegen. Kann der Bewertete den Nutzer allerdings nicht davon überzeugen, sein Urteil zurückzuziehen, wird die Bewertung veröffentlicht. Dann könne man sich öffentlich verteidigen, so die Betreiberinnen. Negative Ratings sollen automatisch nach einem Jahr gelöscht werden. Auf der Facebook-Seite von Peeple häuft sich nun die Kritik an der Idee. Die Seite gefällt zwar lediglich knapp 880 Personen, unter den Postings findet man jedoch hunderte Kommentare. Auch in zahlreichen Medien wurde Kritik laut. Beobachter fürchten vor allem, dass Peeple zum Hort für Mobbing und Gerüchte wird. Auch wenn das gegen die Nutzungsbedingungen verstößt. Die Washington Post hat in einem launigen Kommentar Peeple für Disney-Figuren zusammengestellt. Laut Wired könnten die Betreiberinnen zudem in einen Markenrechtsstreit schlittern, denn unter Peeple ist bereits ein Gerät bekannt, das Nutzer aus der Ferne nachsehen lässt, wer zu Hause vor der Türe steht. Die Betreiberinnen haben inzwischen ein Statement auf der Website dazu veröffentlicht. Innovatoren werden oft niedergemacht, weil die Menschen Angst haben und nicht verstehen. Peeple sei eine Positiv-App und soll im November starten, ob es den Leuten nun gefällt oder nicht. Wissenschaft;Forscher bestimmten Alter von Tektiten aus verschiedenen Erdteilen und entdeckten Überraschendes. Heidelberg – Vor rund 790.000 Jahren sind auf der Erde offenbar gleich mehrere Asteroiden oder Kometen eingeschlagen – mit globalen Folgen. Das berichten Geowissenschafter der Universität Heidelberg im Fachblatt Geochimica et Cosmochimica Acta nach Sedimentanalysen rund um den Globus. Durch die Einschläge wurden demnach Staub und Gase in hohe Atmosphäre-Schichten geschleudert, wodurch die globale Sonneneinstrahlung zurückging und sich die Erde abkühlte. Den kosmischen Einschlägen auf die Spur kamen die Wissenschafter durch die Untersuchung sogenannter Tektite oder Gesteinsgläsern aus verschiedenen Erdteilen. Diese Gesteinsgläser entstanden bei Einschlägen, bei denen irdisches Material geschmolzen und teilweise tausende Kilometer weit fortgeschleudert wurde. Analysen zeigten, dass die Proben aus Asien, Australien, Kanada und Zentralamerika ein fast identisches Alter aufweisen, sich aber chemisch zum Teil deutlich unterscheiden. Dies deutet auf separate Einschläge hin, die aber etwa zur gleichen Zeit stattgefunden haben müssen. Datierungen zufolge muss es also vor rund 790.000 Jahren mehrere kosmische Einschläge gegeben haben. Zusätzlich zu den Ereignissen im asiatisch-australischen und im zentralamerikanischen Raum entstand durch einen kleineren Einschlag etwa zeitgleich der Darwin-Krater in Tasmanien. Die Verteilung der Tektite und die Größe des Streufeldes deuten darauf hin, dass der einschlagende Körper mindestens einen Kilometer groß war und bei seinem Einschlag innerhalb von Sekunden die ungeheure Energiemenge von etwa einer Million Megatonnen TNT freisetzte, sagt Winfried Schwarz, Erstautor der Studie. Die Einschläge hatten den Forschern zufolge gravierende Auswirkungen: Lokal gab es demnach Feuer und Erdbeben im Umkreis hunderter Kilometer um die Einschlagsorte, bei einem Einschlag in den Ozean außerdem hunderte Meter hohe Tsunamis. Auf globaler Ebene wurden Staub und Gase in hohe Schichten der Atmosphäre ausgeworfen, was zu einer Beeinträchtigung der Sonneneinstrahlung und entsprechenden Abkühlungseffekten führte. Zudem wurde die Biomasseproduktion beeinträchtigt. Allerdings zogen die Einschläge kein Massenaussterben nach sich – im Gegensatz zu dem Asteroideneinschlag von rund 65 Millionen Jahren, der maßgeblich zum Aussterben der Dinosaurier beitrug. Wissenschaft;'Direktorin des Ägyptischen Museums in Berlin: "Ich weiß gar nicht, wo man bei den vielen ''hättes'' und ''wäres'' anfangen soll". Kairo/Berlin – Die Direktorin des Ägyptischen Museums in Berlin, Friederike Seyfried, hat die Euphorie um eine mögliche Entdeckung des Grabes der Pharaonengattin Nofretete in Ägypten gebremst. Die Theorie des britischen Archäologen Nicholas Reeves, die weltweit für Schlagzeilen gesorgt hat, sei zwar hochspannend, aber in Teilen noch spekulativ: Ich weiß gar nicht, wo man bei den vielen hättes und wäres anfangen soll. Reeves hatte mit einem Aufsatz über Linienstrukturen in zwei Wänden der 1922 entdeckten Grabkammer von Tutanchamun (um 1330 vor unserer Zeitrechnung) für Aufsehen gesorgt. Er glaubte in ihnen vermauerte Durchgänge zu erkennen. Dass es gerade das Grab von Nofretete sei, das sich hinter der Kammer verbergen soll, erklärt Reeves unter anderem mit der Verbindung zwischen ihr und Tutanchamun. Nofretete war dessen Stiefmutter und – in Reeves Theorie – gleichzeitig seine Vorgängerin als Pharaonin. Hohlräume hinter diesen Wänden hielten viele ihrer Kollegen und auch sie selbst für durchaus plausibel, sagte Seyfried. Doch nun müssten kürzlich gemachte Radarbilder erst einmal ausgewertet werden, um belastbare Informationen zu bekommen. Selbst wenn sich hinter der Wand der Grabkammer Tutanchamuns aber nur eine kleinere Kammer ohne Sarkophag verberge, wäre dies schon wirklich toll: Jede Entdeckung, die uns bei Tutanchamun weiterbringt, ist für uns als Wissenschafter von großer Bedeutung.' Wissenschaft;US-Forscher glauben auf ein allgemeingültiges "Nicht-Gesicht" gestoßen zu sein, das Verneinung und Ablehnung begleitet. Columbus – Stirnrunzeln, zusammengepresste Lippen und ein hochgezogenes Kinn: Das sind laut einer Studie im Fachjournal Cognition die untrüglichen Zeichen dafür, dass unser Gegenüber etwas Negatives sagt. Und zwar, egal ob er oder sie Englisch, Spanisch, Mandarin oder Gebärdensprache spricht, wie die Ohio State University mitteilte. Die Universität spricht vom Not Face, dem Nicht-Gesicht. Um nach Gesichtsausdrücken mit universeller Bedeutung zu suchen, setzten die Forschenden um Aleix Martinez von der Ohio State University 158 Studierende vor eine Kamera und ließen sie Gespräche in ihrer Muttersprache mit jemandem hinter der Kamera führen. Die Gespräche fanden auf Englisch, Spanisch, Mandarin oder in amerikanischer Gebärdensprache statt. Die Wissenschafter suchten nach Gesichtsausdrücken, die als grammatikalische Marker fungieren, also die Bedeutung eines Satzes bestimmen. Ein solcher Marker ist zum Beispiel das Wort nicht im Satz Ich gehe nicht zur Party, denn diese Negation ändert die Bedeutung des Satzes komplett. Um die gewünschten Reaktionen auszulösen, befragten die Wissenschafter die Studierenden zu ihrer Meinung beispielsweise zu Aussagen wie Eine Studie hat gezeigt, dass Studiengebühren um 30 Prozent erhöht werden sollten. Die Probanden, die von einer solchen Maßnahme unmittelbar betroffen wären, drückten daraufhin erwartungsgemäß ihre Ablehnung aus. Die Forscher durchforsteten die Aufnahmen anschließend mittels eines Algorithmus Bild für Bild, um Muskelbewegungen zu identifizieren, die bei allen Probanden gleichermaßen mit Verneinung beziehungsweise Ablehnung einhergingen. Das Resultat war eine Mimik, die sie das Nicht-Gesicht tauften. Dabei stellten sie auch fest, dass sich die Gesichtsmuskeln in der gleichen Frequenz zum Nicht-Gesicht verziehen, in der wir auch sprechen. Wir nutzen den Gesichtsausdruck also instinktiv als Begleitung oder auch Teil der Sprache. Erstaunlicherweise nutzten einige der Probanden, die mit Gebärden sprachen, den Gesichtsausdruck als Ersatz für die Nicht-Geste oder ein Kopfschütteln. Damit dokumentierten die Wissenschafter erstmals eine dritte Vokabel für nicht in der amerikanischen Gebärdensprache, so die Mitteilung. Die Wissenschafter konzentrierten sich bei ihrer Suche nach universeller Mimik auf negative Gefühle, weil sie sich dabei die höchsten Erfolgschancen versprachen. Charles Darwin glaubte, dass die Fähigkeit Gefahr oder Aggression zu kommunizieren essenziell für das menschliche Überleben war – lange bevor unsere Vorfahren die Fähigkeit zu sprechen erlangten, so Martinez. Nicht-Wissenschaft;Vox, tragödisch wie im blutverschmierten Badezimmer von Klytämnestra und Ägist. Vor sechzehn Jahren beendete Herr Kamp eine Beziehung mit Frau Kerner. Er nahm sich die Freiheit, eine andere zu ehelichen, und wurde Familienvater. Nun ist er schöne 41 Jahre alt und kann sich seines Glücks leider doch nicht erfreuen. Denn die Ex, Nina Kerner, anhaltend beleidigt und im Gefühl des Verstoßenwordenseins gefangen, packt dann und wann ihre performativen Fähigkeiten aus, um aus Neid den Familienfrieden der Kamps zu stören und Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Unlängst hat sie im Hotelzimmer einen Showdown mit Schlaftabletten fingiert. Frau Kamp hält das langsam nicht mehr aus, zumal ihr Mann immer wieder Schuldgefühle seiner Verflossenen gegenüber hegt und umso leichter ihrem Getue erliegt. Oje, oje. Zum Glück ist das alles nur erfunden (wobei jede Realität das Gezeigte gewiss überbietet). Die konfliktbeladenen Szenen entstammen der Pseudodokusoap Hilf mir doch! auf Vox (ein Ableger der Sendung Verklag mich doch!) und werden von gecasteten Laienschauspielern vorgespielt. In lebensnaher Maske und Kostüm agieren die unverbrauchten Mimen dann so tragödisch, als stünden sie im blutbeschmierten Badezimmer von Klytämnestra und Ägist. An wen aber richtet sich der Appell Hilf mir doch!? Sind es wir Zuseher, die uns aufgefordert sehen sollen, den Streitparteien beizustehen, indem wir zuschauen? Oder wird hier der Psychotherapeut angepriesen, der zwischen den Szenen seine fachkundigen Kommentare abgibt? (Die Sendung möchte dem Publikum nämlich Mut machen, sich im Bedarfsfall an den Therapeuten zu wenden.) Wir vermuten Letzteres. Aber lasst euch nicht unnütz Geld aus der Tasche ziehen! (Margarete Affenzeller, 5.6.2015) Nicht-Wissenschaft;Russe will Schadenersatz, weil Bethesda nicht ausreichend vor dem Suchtpotenzial gewarnt habe. Kann ein Spiel zu viel Spaß machen? Ja, meint nun ein russischer Gamer und klagt kurzerhand Spielehersteller Bethesda. Der Grund: Nach drei Wochen Fallout 4 stehe er vor den Trümmern seines Lebens. Das Spiel habe eine derartige Suchtwirkung auf ihn entfaltet, dass er alles um ihn herum vergessen habe. In Konsequenz habe er nicht nur seinen Job verloren, auch seine Ehefrau habe ihn mittlerweile verlassen. Über gesundheitliche Probleme klagt der 28-jährige gegenüber rt.com ebenfalls, immerhin sei er in den drei Wochen kaum zum Essen und Schlafen gekommen. Der Gamer verlangt in seiner Klage nun einen Schadenersatz in Höhe von umgerechnet 6.500 Euro von Bethesda. Das Unternehmen informiere nicht ausreichend über das Suchtpotenzial, das Fallout 4 entfalten könne. So absurd der Fall auch klingen mag, dass die Klage abgewiesen wird, ist damit noch keinesfalls gesichert. Bisher wurde vor russischen Gerichten noch kein ähnliche Fall verhandelt. Und bei einer ähnlichen Klage eines US-Spielers gegen NCsoft wurde diesem zwar kein Schadenersatz zuerkannt, der Spielehersteller musste aber die Anwaltskosten übernehmen. Nicht-Wissenschaft;Entwickler sollen stattdessen zu HTML5 greifen – Entwicklungstool wird in Animate CC umbenannt. Als Flash zum ersten Mal die Bühne des World Wide Web betrat, wurde es von vielen Entwicklern mit offenen Armen begrüßt. Bot es doch nicht nur zahlreiche Funktionen, die sich mit dem standardisierten HTML zu diesem Zeitpunkt nicht vornehmen ließen, das Ganze klappte auch noch browser- und betriebssystemübergreifend. Doch fast 20 Jahre später ist der gute Ruf längst Geschichte, der Flash Player ist mittlerweile praktisch ausschließlich für immer neue, kritische Sicherheitsprobleme in den Schlagzeilen. Angesichts dessen setzt nun auch Hersteller Adobe ein zartes Zeichen in Richtung Zukunft. In einer aktuellen Ankündigung ruft Adobe all die eigenen Kunden dazu auf, künftig auf Flash zu verzichten. Statt dessen sollen Seitenentwickler zu offenen Standards wie HTML5 greifen. Parallel dazu wird das eigene Entwicklungstool für Web-Animationen und Spiele von Adobe Flash in Animate CC umbenannt. Der neue Name trägt auch dem Umstand Rechnung, dass das entsprechende Programm schon längst nicht mehr ausschließlich zur Entwicklung von Flash-Inhalten gedacht ist. Auch Adobe selbst hat hier zunehmend den HTML5-Export in den Vordergrund gestellt. Allerdings bleibt Adobe bei all dem einen Schritt schuldig, der in den letzten Monaten gerade von Sicherheitsexperten immer wieder gefordert wurde. Auf einen offiziellen Termin für das Lebensende des Flash Players will man sich weiterhin nicht festlegen. Ein solcher könnte dem aktuell eher langsam voranschreitenden Trend hin zu HTML5 zusätzlichen Schub verpassen. Statt dessen verspricht Adobe gemeinsam mit Google und Microsoft weiter an Sicherheitsverbesserungen für den Flash Player zu arbeiten. Zudem soll eine neue Partnerschaft mit Facebook dafür sorgen, dass die Sicherheit entsprechender Spiele auf dem sozialen Netzwerk gewährleistet bleibt. Nicht-Wissenschaft;Nach dem Rücktritt von Peter Pacult wurde Thomas Flögel zum Interimstrainer des Floridsdorfer AC bestellt. Der 37-fache Teamspieler spricht über seine Pläne, schottische Härte und Frauenfußball. Für den Floridsdorfer AC läuft es nicht nach Plan. Mit einer Ausbeute von zwei Punkten aus 14 Spielen nimmt der 2014 in die Erste Liga aufgestiegene Verein den letzten Tabellenplatz ein. Der Rückstand auf den rettenden achten Rang beträgt 13 Zähler. Seitdem Peter Pacult Ende September das Handtuch geworfen hat, betreut Thomas Flögel die Mannschaft interimistisch. Voraussichtlich bis zur Winterpause. Als er das Amt übernommen hatte, war der ehemalige Coach der FAC-Amateure erst seit knappen drei Wochen Pacults Co-Trainer. Für den einstigen Schottland-Legionär ist es die erste Trainerstation bei einem semiprofessionellen Verein. STANDARD: Der FAC liegt abgeschlagen auf dem letzten Platz. Macht Ihnen das Angst? Flögel: Wenn ich mich fürchten würde, hätte ich das Traineramt nicht übernommen. Beim FAC hat niemand Angst. Hier hat eine neue Zeitrechnung begonnen, nun gilt es so viele Punkte wie möglich zu ergattern. Genauso wichtig ist es, dass sich die Spieler und das Trainerteam weiterentwickeln. Wir haben auch versucht, die Atmosphäre in der Mannschaft zu verbessern. STANDARD: Was wurde getan, um die Stimmung aufzuhellen? Flögel: Mir war es wichtig, auch abseits des Trainings zusammen etwas zu unternehmen. Mannschaft, Vorstand und Betreuer waren zum Beispiel gemeinsam Abendessen. Solche Aktivitäten schweißen die Mannschaft zusammen. Das Problem ist ja, dass sie sehr spät zusammengekommen ist. Deshalb war es nicht so leicht gleich die richtige Mischung zu finden. STANDARD: Stammspieler wie Swete, Durmus, Demic, Pittnauer und Pecirep haben den Verein verlassen. Sind die Abgänge mit ein Grund für das schlechte Abschneiden? Flögel: Das Problem liegt eher darin, dass die Mannschaft so spät zusammengefunden hat. In der Vorbereitung haben wir noch den einen oder anderen Spieler getestet. Wenn sieben wichtige Spieler gehen und viele neue hinzukommen, ist es aber auch klar, dass man etwas Zeit benötigt, um eine funktionierende Mannschaft zu formen. STANDARD: Der FAC hält bei neun Treffern und 31 Gegentoren. An welcher Baustelle werden Sie zuerst arbeiten? Flögel: Die zweite Baustelle ist größer. Andererseits geht es im Fußball auch darum, Tore zu schießen. Bisher haben wir uns zu wenige Möglichkeiten erarbeitet. Ich möchte, dass meine Mannschaft aus einer gesicherten Defensive agiert, um zum Torerfolg zu kommen. Nach den letzten Partien hat es immer geheißen: Die haben gut gespielt, aber trotzdem nicht gewonnen. Für mich kann eine Mannschaft nur dann gut spielen, wenn sie Tore erzielt. STANDARD: Wie soll Ihre Handschrift aussehen? Schottische Härte oder die feine Klinge, für die Sie in den 1990er Jahren bei der Wiener Austria bekannt waren? Flögel: Als Spieler habe ich beides kennengelernt (lacht). Als Trainer schaut man sich von seinen Kollegen immer gewisse Sachen ab. Daraus entwickelt man eine eigene Philosophie. Für mich war Fußball immer mit Emotionen, Motivation und Freude verbunden. Diese Sachen will ich auf dem Platz sehen. STANDARD: Welches System bevorzugen Sie? Flögel: Ich bin erst seit ein paar Wochen Trainer der Kampfmannschaft, deshalb habe ich ihr noch nicht meinen Stempel aufdrücken können. In den bisherigen Spielen habe ich vieles aus der Grundformation des 4-4-2-Systems übernommen. Meine Spieler müssen sich Grundlagen, wie Verschieben und Absichern wieder ins Gedächtnis rufen. Viele glauben, dass sie eh fast alles spielen können und vergessen dabei auf die Basics. Erst wenn man die grundlegenden Dinge beherrscht, kann man neue Formationen lernen. STANDARD: Sie haben gesagt, dass man sich als Trainer von Kollegen beeinflussen lässt. Gibt es Trainer, die Sie besonders stark inspiriert haben? Flögel: Mein Mentor war Damir Canadi. Mit ihm habe ich eine Firma gehabt, die Vereinen Individualtrainings angeboten hat. Natürlich beobachte ich den einen oder anderen internationalen Trainer, wie Pep Guardiola oder José Mourinho. Es mag vermessen klingen, wenn ich sage, dass ich so arbeiten möchte wie sie. Man achtet aber trotzdem darauf, wie sie sich verhalten, die Mannschaft taktisch einstellen, mit ihren Spielern und der Presse umgehen. STANDARD: Was fasziniert Sie an Mourinho? Flögel: Dass er seinen eigenen Weg geht, obwohl er ständig kritisiert wird. Auch wenn er nicht immer den attraktivsten Fußball spielen lässt, hat er viele Erfolge gefeiert. Mich beeindruckt seine starke Persönlichkeit. STANDARD: Sie haben fünf Jahre in Schottland bei Heart of Midlothian gespielt. Diese Zeit haben Sie als die schönste in ihrer Karriere bezeichnet. Flögel: Mich fasziniert die Einstellung der Briten zum Fußball. Der Sport ist für viele Menschen dort fast schon lebensnotwendig – man könnte sagen, eine Religion. Die Fans leben dafür, sich am Wochenende ein Ticket für ein Fußballspiel zu kaufen. Gelingt ihnen das, sind sie Helden. Auf der Insel werden viele Spieler nicht bloß bewundert, sondern auch respektiert. In Österreich hingegen wird vieles bewundert aber wenig respektiert. STANDARD: Wie meinen Sie das? Flögel: Solange ein Spieler gut spielt, wird er bewundert. Werden seine Leistungen schlechter oder hört er auf, ist der Respekt plötzlich weg. Damit ein ehemaliger Spieler als Trainer oder in irgendeiner anderen Funktion respektiert wird, muss er sich das redlich verdienen. Fußballspieler genießen auf der Insel einfach einen höheren Stellenwert. STANDARD: Können Sie sich noch an Ihr erstes Meisterschaftsspiel in Schottland erinnern? Flögel: Heute sage ich Gott sei Dank, als Spieler sagte ich noch leider (lacht). Wir haben gegen die Glasgow Rangers gespielt, damals hatte ich keine Ahnung, wie stark die wirklich sein können. Ich habe im Mittelfeld gegen Jörg Albertz gespielt. Mit der Partie war ich dann so überfordert, dass ich in der Halbzeit vom Platz musste. STANDARD: Überfordert von der berüchtigten schottischen Härte? Flögel: Mir ist alles viel zu schnell gegangen. Albertz ist mir wie ein fünf Meter großer Titan vorgekommen. Ich bin dann in der gesamten zweiten Halbzeit unter der Dusche gestanden, weil ich mich erst einmal fangen musste. Ich habe mich gefragt, was ich hier eigentlich mache. Danach habe ich drei Monate lang in der Reserve gespielt. Dort haben mich die 16-jährigen Burschen auf dem Platz eingeteilt. Ich musste ja erst die Abläufe des 4-4-2-Systems lernen, weil wir bei der Austria noch mit Libero gespielt haben. Danach ist mir der Durchbruch gelungen. STANDARD: Wie haben Sie gelernt mit der körperbetonten Spielweise umzugehen? Flögel: Ich habe mit Krafttraining und Boxen begonnen. Ich habe gewusst, dass ich mich unbedingt im körperlichen Bereich verbessern muss. Als ich von der Austria gekommen bin habe ich nur 67 Kilo auf die Waage gebracht. Es gab für mich nur zwei Möglichkeiten: Entweder sehe ich mich als Opfer oder ich arbeite eigenständig an meinem Körper. Das war damals noch nicht üblich. STANDARD: Zweieinhalb Jahre haben Sie die Frauenmannschaft des USC Landhaus Wien betreut. Was nehmen Sie aus dieser Zeit mit? Flögel: Damals habe ich vor allem gelernt, Kompromisse einzugehen. Frauen haben in vielen Bereichen andere Bedürfnisse als Männer. Was die fußballerische Qualität betrifft, lässt sich die damalige Mannschaft mit einer männlichen U17-Auswahl vergleichen, Es war auf jeden Fall eine gute Erfahrung. STANDARD: Welche Kompromisse mussten Sie eingehen? Flögel: Als ich dort Trainer war, waren die Frauen des USC Landhaus im körperlichen Bereich noch nicht so weit, dass man ihnen alles abverlangen hätte können. Man darf auch nicht vergessen, dass es sich um eine Amateurtruppe gehandelt hatte. Da musste man in den Spielen schon auf die eine oder andere Leistungsträgerin verzichten, weil sie arbeiten oder für die Schule lernen musste. (Kordian Prokop. 22.10.2015) Link fac.at Wissenschaft;Preis als "Knowledge City" ging an die österreichische Bundeshauptstadt. Wien ist heuer im Mercer-Ranking zum sechsten Mal in Folge die Stadt mit der größten Lebensqualität geworden – nun ist die Bundeshauptstadt auch top als Wissensstadt. Zumindest gewann sie den internationalen Most Admired Knowledge Cities Award 2015 in der Kategorie Knowledge City-Region. Der Preis wird seit 2007 vom Think Tank World Capital Institute mit Sitz in Moterrey/Mexiko vergeben. In der Endrunde des Preises fanden sich Kopenhagen oder Brisbane. In den vergangenen Jahren haben zum Beispiel Boston (2013) und Ottawa (2014) gewonnen. Wien erhielt in allen Kategorien für den Award hohe Punkte, darunter fallen: Internationalität, Finanzkraft, Umwelt, Telekommunikation, Chancengerechtigkeit, Gesundheitssystem und Innovation. Es ging um historische Institutionen wie Universitäten oder Museen genauso wie um die geopolitische Lage einer Stadt mit großer Lebensqualität. Wien wurde heuer erstmals nominiert. Die Einreichung wurde von Andreas Brandner und Günter Koch von KMA Knowledge Management Austria, einem Wiener Kompetenzzentrum für Wissensmanagement und Wissensgesellschaft, initiiert. Wissenschaft;Was passiert, wenn sich eine traditionsreiche akademische Institution wie Harvard öffnet und Ideen wie Bürgerbeteiligung und die Bildung multidisziplinärer Arbeitsgruppen fördert? Die Krebsforscherin und Innovationsmanagerin Eva Guinan berichtet aus der Open-Innovation-Praxis der renommierten US-Universität. STANDARD: Wie kam Harvard zu der Entscheidung, Open-Innovation-Strategien zu verwenden? Eva Guinan: Harvard ist eine Universität mit 40.000 Menschen. Wir sind recht isoliert voneinander. Die Leute von der Medical School haben wenig mit jenen von der Law School zu tun. Wir hatten ein Programm des National Institute of Health (NIH), das uns unter anderem verpflichtete, in irgendeiner Form rauszugehen aus den eigenen Institutionen. Wir wollten mit Crowdsourcing-Techniken verschiedene Fakultäten zusammenbringen. Wäre es nicht großartig, wenn nicht nur Mediziner, sondern auch jemand, der sich mit öffentlichem Recht beschäftigt, über Diabetes nachdenkt? Wir wollten den Input unserer Wissenschafter und aller anderen Menschen an der Universität – etwa aus der Verwaltung. Und wir wollten den Rest der Welt außerhalb der Uni in unsere Fragestellungen involvieren. STANDARD: Warum wählte man gerade die Diabetesforschung für ein erstes Projekt? Guinan: Diabetes ist ein forderndes Forschungsproblem, das viel öffentliche Resonanz erfährt. In den USA ist es der Hauptgrund für Nierenversagen, was das Gesundheitssystem teuer kommt. Es ist ein Thema, zu dem die Menschen eine Beziehung haben, weil sie ein an Diabetes erkranktes Familienmitglied haben oder darüber in der Zeitung gelesen haben. Ein zweiter Grund war, dass das Forschungsfeld viele Aspekte vereint. Diagnostik, Genetik, rehabilitierende Medizin, Nieren- und Augenerkrankungen, von sozioökonomischen Auswirkungen bis zum Design von Hilfsmitteln für Menschen mit diabetesverursachten Behinderungen. Wir konnten viele Bereiche mit dem Konzept öffentlicher Ansprache zusammenführen. STANDARD: Wie war die Reaktion des wissenschaftlichen Personals? Gab es viel Widerstand? Guinan: Ja, den gab es. Man konnte drei Gruppen unterscheiden. Für die eine war es einfach eine weitere Initiative, die sie nicht kümmerte. Dann gab es jene, die begeistert waren. Und dann gab es eine ansehnliche Gruppe von Menschen, die sehr unglücklich damit war. Ihr Standpunkt war, dass sie ja selbst die Expertise in diesem Feld hatten. Sie fühlten sich abgewertet und missachtet. Was wir überhaupt nicht vorausgesehen hatten, waren Reaktionen, die etwa so lauteten: Ich mache seit zwanzig Jahren Gastroenterologie, also verschwende nicht meine Zeit. Wenn du ein Problem mit dem Margen-Darm-Trakt hast, dann ruf mich an. Es gab viele negative Schwingungen. STANDARD: Oft wird im Zusammenhang mit Open Innovation die Frage des intellektuellen Eigentums als Problem genannt. Haben Sie Erfahrungen damit? Guinan: Nicht bei diesem Projekt, bei dem es primär um Ideenfindung ging. Niemand musste Prozesse oder Experimente näher beschreiben. Wir griffen das Problem aber vornweg auf. Wir sagten den Menschen bei der Kontaktaufnahme, was mit dem intellektuellen Eigentum passiert: Alles, was ihr beitragt, ist öffentlich und Open Source. Wenn es diesbezüglich Vorbehalte gibt, solltet ihr vorsichtig sein. STANDARD: Wie wurde die Öffentlichkeit miteinbezogen? Guinan: Wir schrieben ein Preisgeld aus. Nach dem Evaluierungsprozess haben wir 30.000 Dollar auf zwölf Ideengeber aufgeteilt. Im Office of Science and Technology Policy im Weißen Haus wurde man auf das Projekt aufmerksam. Es gab einen Beitrag in einem Blog des Weißen Hauses. Bei der Zeremonie bekam jeder Gewinner die Gelegenheit, zu erklären, warum er sich mit dem Problem beschäftigt. Das war sehr bewegend. Eine junge Studentin sprach davon, dass die Forschung niederschwelliger werden müsse. Ein Verwaltungsbeschäftigter, der schon lange mit Diabetes lebte, meinte, er sei noch nie gefragt worden, was er verändern würde. Ein Endokrinologe sagte, dass seine Arbeit stark vom Zwang beeinflusst sei, eine Finanzierung aufzustellen. Hier durfte man aber wilde Ideen haben. Seine Forschung ging in eine neue Richtung, bei der traditionelle Geldgeber nie aufgesprungen wären. STANDARD: Wie wurden die Ideen in die Forschungsarbeit integriert? Guinan: Wir arbeiteten mit einer Foundation zusammen, die Diabetesforschung finanziert. Sie sagten: Wenn ihr etwas Neues bringt, haben wir Unterstützung dafür. Wir ließen die Ideen unserer Diabetescommunity sehr direkt in wissenschaftliche Ausschreibungen einfließen, die wir unter Diabetesforschern bewarben, aber auch bewusst in anderen Disziplinen. Wir suchten in unserer Fakultätsdatenbank nach Wissenschaftern, bei denen bestimmte Stichwörter auftauchten, gingen auf die Leute zu und sagten: Wir wissen, du forschst nicht an Diabetes, aber wir glauben, dass du etwas machst, das für die Diabetesforschung nützlich sein könnte. Zum Schluss haben wir sieben Projekte finanziert, fünf davon von Forschern, die niemals davor zum Thema Diabetes gearbeitet hatten. STANDARD: Was ist aus den Projekten geworden? Guinan: Die sieben Gruppen trafen sich alle paar Monate und diskutierten ihre Arbeit in einer sehr intensiven Art. Es entwickelten sich neue Beziehungen, neue Projekte, neue Technologien. In einem Fall wurde eine Technik zum Erkennen von Infektionen entwickelt. Denn es gibt Hypothesen, wonach Diabetes als Teil einer abnormen Immunantwort durch virale Infektionen entstehen kann. Wir haben die Diabetesforschung nicht revolutioniert, aber wir haben neue Leute ins Spiel gebracht und etwas Neues auf den Weg gebracht. Es gab auch neuerliche Grants auf Basis der Arbeiten. STANDARD: Wurde diese Art, an Projekte heranzugehen, in anderen Bereichen der Universität aufgegriffen? Guinan: In vielen Bereichen werden solche Ideen ausprobiert. Die Bewegung ist breiter als unsere Initiative. Sogar im Undergraduate-Bereich werden etwa Hackathons veranstaltet. Wir haben mit der Business School eng zusammengearbeitet und verfolgen den Ansatz natürlich auch selbst weiter. In einer Reihe von Projekten beschäftigen wir uns damit, wie man multidisziplinäre Teams managt. Wenn man Menschen ersucht, sich in neuen Bereichen, mit neuen Kollegen zu engagieren, gibt es keine gemeinsame Geschichte. Die Labore sind nicht auf die neuen Arbeitsweisen abgestimmt. STANDARD: Inwiefern ist das wichtig? Guinan: Man wird bezahlt, um etwa Forschung im Bereich der internen Medizin zu betreiben. Das Netzwerk an Geldgebern, Kollegen und Vorgesetzten ist darauf ausgerichtet. Plötzlich bekommt ein junger Kollege einen Grant für Wundheilung. Was macht man mit dem? Passt er überhaupt noch in das Labor? Das System funktioniert nicht auf diese Art. Ein sensationelles Ergebnis zu produzieren ist einfacher, als eine grundsätzlich neue Arbeitsweise in einer starren Institution wie der Medizin zu implementieren. STANDARD: Muss sich also das System ändern? Guinan: Man muss die Möglichkeiten für Veränderung schaffen. Unsere Teams, die sich erst seit kurzem kannten, taten sich zuerst sehr schwer mit ihrer Arbeit. Jetzt nutzen wir Programmmanagementtechniken, um ihnen zu helfen, besser zusammenzuarbeiten und am Punkt zu bleiben, so dass sie auch bei nachfolgenden Finanzierungsrunden erfolgreich sind. Wir hatten keine Ahnung, dass solche Unterstützung notwendig sein würde. Wenn ein Projekt dann aber erfolgreich ist, wird es auch vom System begrüßt. Nicht-Wissenschaft;Senioren holen auf – 76 Prozent steigen mobil ein – E-Mail am wichtigsten – 3,7 Millionen shoppen online. 84 Prozent aller 16- bis 74-Jährigen in Österreich, das sind 5,4 Millionen Menschen, nutzen privat das Internet. Bei den bis 34-Jährigen tun es laut Statistik Austria praktisch alle, mit zunehmendem Alter nimmt der Prozentsatz ab, während Unterschiede zwischen den Geschlechtern deutlicher werden. In der Altersgruppe der 55- bis 74-Jährigen nutzen 70 Prozent der Männer, jedoch nur 49 Prozent der Frauen das Internet. Die Generation 55 plus hat in Sachen Internet in den vergangenen zehn Jahren enorm aufgeholt: Waren es 2005 noch 26,4 Prozent der 55- bis 64-Jährigen und recht bescheidene 8,5 Prozent der Menschen im Alter von 65 bis 74 Jahren, so sind es jetzt 69,4 bzw. 46,0 Prozent, die im Internet unterwegs sind, wie aus der am Montag bei einer Pressekonferenz in Wien präsentierten Erhebung der Statistik Austria hervorgeht. In der Altersgruppe der 35- bis 44-Jährigen sind aktuell sind 96 Prozent der Männer und 93 Prozent der Frauen Internet-User, bei den 45- bis 54-Jährigen sind es 90 Prozent der Männer und 84 Prozent der Frauen. Ob Internet verwendet wird oder nicht, hängt ab einem Alter von 35 mit der Bildung zusammen: Je höher, desto eher wird das World Wide Web genutzt. Über alle Altersschichten hinweg sind es 82 Prozent, die es täglich tun, 14 Prozent zumindest einmal pro Woche und nur vier Prozent seltener. Zum Vergleich: 2005 verwendeten nur 58 Prozent der User täglich das Internet. 76 Prozent der User steigen mit mobilen Geräten – Telefon, Laptop, Netbook oder Tablet – außerhalb der eigenen vier Wände oder abseits des Arbeitsplatzes ins Internet ein. Ihr Anteil ist seit 2011 um 31 Prozentpunkte gestiegen. Der größte Anteil ist bei den unter 35-Jährigen zu finden. 90 Prozent verwenden das Internet zur Kommunikation per E-Mail, 74 Prozent, weil sie Informationen zu Waren oder Dienstleistungen suchen und 68 Prozent, weil sie sich über virtuelle Nachschlagewerke Wissen aneignen wollen. Fast ebenso viele, nämlich 67 Prozent, lesen Online-Nachrichten, 64 Prozent suchen gesundheitsbezogene Informationen, 61 Prozent für Internet-Banking, 63 Prozent buchen Reisen. 3,7 Millionen Menschen oder 58 Prozent der Interviewten shoppen online bzw. taten das in den vorangegangenen zwölf Monaten. 62 Prozent von ihnen erstehen auf diese Weise Kleidung und Sportartikel, 55 buchen Reisen und Urlaubsunterkünfte, 49 Prozent kaufen Lesestoff oder E-Learning-Material, 38 Prozent Veranstaltungstickets, nur 15 Prozent auch Lebensmittel. 29 Prozent der Befragten erledigen keine Einkäufe online. Vier von fünf aus dieser Gruppe nannten als Grund, dass sie den persönlichen Kauf bevorzugen das Produkt sehen möchten oder dem Geschäft die Treue halten möchten. 35 Prozent führten Sicherheitsbedenken beim Zahlen oder der Weitergabe persönlicher Informationen ins Treffen. Wissenschaft;Alpakas sind sehr beliebt als Lieferant von Naturfasern und in der Therapie. Eine Paste sichert ihr Überleben in Europa trotz parasitärer Erkrankung.. Wien – Laien könnten sie eventuell für Verwandte von Schafen halten, denen die Evolution besonders lange Hälse mitgegeben hat. Und tatsächlich haben Alpakas, die vor allem in Südamerika leben, manches mit den hier ansässigen Wiederkäuern gemeinsam – sie werden jedenfalls geschoren, ihr recht wuscheliger, dichter Haarwuchs ist begehrt, weil man daraus hochpreisige Wolle machen kann. Die Tiere sind deshalb längst in Europa heimisch geworden – wie auch die größeren Lamas. Allerdings nicht in freier Wildbahn, sondern in Zoos und in den Gehegen von Züchtern, die die Alpakas verkaufen, vermieten oder eben nur ihre Haare feilbieten. Mittlerweile gibt es in Österreich offiziell etwa 3000 Alpakas und Lamas, die beide zur Gattung der Neuweltkameliden zählen. Experten glauben aber, dass es gut doppelt so viele sind. Man muss nämlich nur melden, wenn man Alpakas hält, nicht, wie viele in einer nächsten Generation durch Züchtung auf die Welt kommen, sagt Agnes Dadak von der Vetmed-Uni Wien. Sie wird im Rahmen des Forschungsfestes der Wiener Wirschaftsagentur (12. und 13. 9.) zwei Alpakas eines Züchters zeigen. Die Pharmakologin hat vor mittlerweile zwei Jahren gemeinsam mit Sonja Franz von der Klinischen Abteilung für Wiederkäuermedizin der Vetmed-Uni Wien eine Lösung für ein Problem entwickelt, das für die Tiere aufgrund des ungewohnten europäischen Umfelds lebensbedrohlich sein kann: Sie werden vom kleinen Leberegel befallen (Dicrocoelium dendriticum), den es in Südamerika nicht gibt. Und gegen den hierzulande schon lange ansässige Wiederkäuer wie Schafe im Laufe der Evolution eine Überlebensstrategie entwickelt haben. Unbehandelt verlieren die Alpakas die Fresslust, magern ab und verenden. Das Problem war nicht, ein passendes Medikament zu finden, sondern dass Medikamente, die bei Rind und Pferd wirksam sind, umgewidmet und den Patienten in den richtigen Mengen eingeflößt werden müssen. Alpakas müssten eine recht hohe Dosis davon schlucken. Einige Hundert Milliliter, wie Dadak erzählt. Das können die Tiere nicht aufnehmen und spucken es aus. Die Wissenschafterinnen haben darauf geachtet, was die Tiere fressen. Daraufhin wurde eine für Alpakas schmackhafte Paste entwickelt, in die das Medikament hochkonzentriert eingearbeitet ist. Die Anwendung verlief bisher erfolgreich. Wenn man die Erkrankung rechtzeitig erkennt, dann ist eine erfolgreiche Therapie möglich. Erkennen kann man sie allerdings nur, indem man die Alpakas abgreift – ungeschorenen Tieren sieht man eine Abmagerung nicht an – und ihren Kot darauf untersucht, ob darin Eier des Egels zu finden sind. Unmöglich scheint es, den Parasiten selbst unschädlich zu machen, ehe er die Tiere befällt. Der kleine Leberegel hat drei Wirte: Er beginnt in der Schnecke, die den Kot der Alpakas frisst. In der Schnecke entwickeln sich die Egeleier weiter, und diese Stadien werden in Schleimballen ausgeschieden, die wiederum von Ameisen gefressen werden, die dann im Magen der Alpakas landen. Ein Abtasten der Tiere sollte kein Problem sein: Sie gelten als stoisch. Wie sie sich im Umgang mit Menschen verhalten, hängt vom Züchter ab. Wenn sie spucken, dann fühlen sie sich bedroht – oder wollen innerhalb ihrer Herde eine Rangordnung herstellen. Das machen Lamas nicht anders. Und weil sie so viel Ruhe ausstrahlen, werden sie auch in tiergestützter Therapie verwendet. Der bekannteste österreichische Alpaka-Züchter ist der Physiker und Kabarettist Heinz Oberhummer. Er schwärmt bei jeder sich bietenden Gelegenheit von den Tieren und nicht zuletzt von einem Bakterium, das in ihrem Kot zu finden ist. Dieses Bakterium (Deinococcus radiodurans), sagt Oberhummer, widersteht der tausendfachen radioaktiven Strahlung, wo sonst alle anderen Lebewesen tot wären. Es wird deshalb auch Conan-Bakterium genannt – nach dem von Arnold Schwarzenegger dargestellten Filmhelden Conan der Barbar (1982), der mehrfach dem sicheren Tod entrinnen konnte. Diese Eigenschaft haben sich US-Informatiker bereits in einem Experiment zunutze gemacht: Sie übersetzten das Lied Its a Small World in einen genetischen Code und schleusten ihn in die DNA des Bakteriums ein. Der Liedtext konnte später wieder herausgelesen werden. Das erweckt sicher Fantasien über eine mögliche Anwendung. Nicht-Wissenschaft;Ein geschenkter Moment von Zeit zu Zeit. Wenn Sie diesen Satz zu Ende gelesen haben, ist alles schon vorbei. Eine Sekunde. Ein Moment zum Innehalten. Genauer: ein Moment, in dem man den Sekundenzeiger der Uhr genau um Mitternacht koordinierter Weltzeit des 30. Juni für eine Schaltsekunde vor Beginn des 1. Juli hätte anhalten sollen. Hat wahrscheinlich kaum jemand mit dieser Pünktlichkeit gemacht, mitten in der Nacht hat man ja Besseres zu tun. Aber das gilt eben nur für jenen Großteil der Menschheit, dem die Uhr gerade einmal eine ungefähre Zeitangabe liefern muss. Wissenschafter sehen das präziser, sie definieren die Sekunde genau als 9.192.631.770 Schwingungen eines Mikrowellensignals, das Cäsiumatome in einer Atomuhr anregt. Zu solcher Exaktheit ist Mutter Erde nicht imstande. Die dreht sich nämlich unregelmäßig, sie wird, wie man weiß, aber eben nicht spürt, immer langsamer. Moderne Zeitmessung muss da nachhelfen, sonst kommen Uhren irgendwann mit dem Tag-Nacht-Rhythmus durcheinander. Im größeren Maßstab kennt man das ja seit Jahrhunderten: In der Schule haben wir gelernt, dass unter Papst Gregor XIII. der julianische Kalender reformiert wurde – über die Jahrhunderte hatte sich in die Zeitrechnung eine Ungenauigkeit von immerhin zehn Tagen eingeschlichen, das julianische Kalenderjahr erwies sich gegenüber dem Sonnenjahr als zu lang. Also wurden im Jahr 1582 einfach zehn Tage übersprungen – auf Donnerstag, den 4. Oktober 1582 ließ man Freitag, den 15. Oktober 1582 folgen. Und führte fortan ein System von regelmäßig eingefügten Schaltjahren ein. Mit den Schaltsekunden ist das ein bisschen komplizierter, nicht nur weil die koordinierte Weltzeit (Coordinated Universal Time, kurz UTC) gegenüber unse-rer Mitteleuropäischen Sommerzeit (MSZ) um zwei Stunden verschoben ist. Sondern weil diese UTC sich eben unbestechlich an der Atomuhr orientiert, während die Erde sich mit (wenn auch minimalen) Anomalien um die Sonne und um die eigene Achse bewegt. Damit differieren Sonnenzeit und UTC. Dabei weicht die UTC von der Atomzeit (TAI für französisch Temps Atomique International) auch ein wenig ab – weshalb man unregelmäßig mit Schaltsekunden das System wieder ins Gleichgewicht zu bringen versucht. Solche Schaltsekunden gab es seit 1972 nun schon das 26. Mal. Also fast eine halbe Minute geschenkter Zeit. Wissenschaft;Schweizer Forscher kamen in Modellrechnungen zum Schluss, dass zu viel Wasser schlecht für die Entwicklung von Leben sein kann. Bern – Bei einigen Monden in unserem Sonnensystem wird angenommen, dass sie unter ihrer Oberfläche über Ozeane aus flüssigem Wasser verfügen. Und dann ist da natürlich noch die Erde, deren Oberfläche zu zwei Dritteln von Wasser bedeckt ist. In anderen Sternsystemen könnte es aber in deren jeweiliger habitabler Zone sogar wahre Ozeanplaneten geben, die von einem tiefen globalen Ozean dominiert werden. Für Astrobiologen wären das Hoffnungsträger erster Güte, denn flüssiges Wasser ist eine potenziell lebensfreundliche Umgebung. Die Universität Bern relativiert solche Hoffnungen nun. Forscher der Universität haben Modellrechnungen angestellt, welche Auswirkungen ein planetenweiter Ozean hätte. Ihren Ergebnissen nach wären sie ungünstiger als gedacht: Sie würden dazu neigen, sowohl Erwärmungs- als auch Abkühlungstrends immer mehr zu verstärken, es fehle ein stabilisierender Ausgleich wie bei der Erde. Auf den ersten Blick bieten Ozeanplaneten also sehr lebensfreundliche Bedingungen, ließ sich Erstautor Daniel Kitzmann vom Berner Center for Space and Habitability (CSH) zitieren. Doch die große Wassermenge hat auch einen stark negativen Einfluss auf das Klima eines Ozeanplaneten, wie sein Team nun in den Monthly Notices of the Royal Astronomical Society berichtet. Die Forscher erstellten Modelle vom Austausch von Kohlendioxid zwischen dem Ozean und der Atmosphäre solcher Planeten. CO2 stammt aus dem Gestein und hat über den Treibhauseffekt einen großen Einfluss auf die Oberflächentemperatur des Planeten. Auf der Erde reguliert die chemische Verwitterung von Gestein den CO2-Gehalt der Atmosphäre. Im Gegensatz zu einem solchen gesteinsbasierten Carbonat-Silikat-Zyklus weisen Ozeanplaneten einen wasserbasierten CO2-Zyklus auf, und das hat Folgen. Bedeckt viel Wasser den Planeten, steigt der Druck am Grund des Ozeans so stark an, dass das Wasser dort in Form von exotischem Hochdruckeis (sogenanntem Eis VII und Eis VI) vorkommt. Es hat eine derart hohe Dichte, dass es sich auf dem Meeresboden ablagert. Dort bildet es eine Barriere zwischen dem Gestein auf dem Meeresgrund und dem Wasser darüber – und unterbindet so den Austausch von CO2 zwischen dem planetaren Gesteinsmantel und dem Ozean. Da auf Ozeanplaneten nur Wasser mit der Atmosphäre in Kontakt kommt, bestimmt die Löslichkeit von CO2 in Wasser den CO2-Gehalt in der Atmosphäre. Dieser Prozess ist stark temperaturabhängig: Kühlt sich die Atmosphäre ab, nimmt das Wasser mehr CO2 auf, der Treibhauseffekt reduziert sich und das Klima kühlt sich weiter ab. Umgekehrt würde eine Erwärmung zu einer verstärkten Freisetzung von CO2 führen und den Treibhauseffekt fortlaufend ankurbeln. Dieser destabilisierende CO2-Zyklus führt laut Kitzmann zu einer wesentlich kleineren habitablen Zone als ursprünglich vermutet – und somit zu einer kleineren Wahrscheinlichkeit, dort Leben zu finden. Kitzmann fasst es kurz und knapp zusammen: Zu viel Wasser ist schlecht fürs Leben. (APA/red, 30. 8. 2015) Nicht-Wissenschaft;Petition bringt Klitschko-Bezwinger in Rage, er soll von der Nominierungsliste für den BBC Sports Personality of the Year Award gestrichen werden. London – Tyson Fury könnte seinen Sensationssieg über Wladimir Klitschko genießen, stattdessen teilt der britische Schwergewichtsweltmeister, der seinen ukrainischen Kontrahenten am 28. November in Düsseldorf klar nach Punkten entthront hatte, weiter aus. Diesmal hat sich Fury verbal die Sportelite seines Landes, allen voran Formel-1-Champion Lewis Hamilton und Tennisstar Andy Murray, vorgenommen. Was braucht man denn an Persönlichkeit, um ein Auto hundertmal um einen Kurs zu fahren oder einen Ball hin- und herzuschlagen? Nicht wirklich viel, oder?, frug der 27-Jährige in einem Videointerview aus seiner Sicht rein rhetorisch. In Rage hatte den erzkonservativen Katholiken, der regelmäßig durch sexistische und homophobe Sprüche auffällt, eine Petition von mehr als 80.000 Landsleuten gebracht, die Furys Streichung von der Nominierungsliste für den BBC Sports Personality of the Year Award fordern. Hamilton und Murray, der Großbritanniens Team kürzlich zum ersten Triumph im Daviscup seit 79 Jahren geführt hatte, stehen an der Spitze der Liste. Ich weiß zu einer Million Prozent, dass ich mehr Persönlichkeit in der Spitze meines kleinen Fingers habe als sämtliche Nominierten zusammen, sagte Fury. Seiner Nichtwahl baute er vor: Ich kann ehrlich sagen, dass ich nicht interessiert bin, den BBC-Award zu gewinnen. Als Tyson Fury noch ein Boxer unter vielen war, blieben seine sexistischen und homophoben Ausfälle weitgehend unbeachtet. Seit der 2,06 Meter hohe Mann aus Manchester allerdings als Weltmeister im Schwergewicht geführt wird, hagelt es Kritik. Die steckt er weniger leicht weg als die meisten Schläge im Boxring. Wissenschaft;Forscher haben in einem kroatischen Höhlensystem eine neue Hundertfüßerart entdeckt. Weil sie in 1.100 Metern Tiefe lebt, wurde sie nach dem Gott der Unterwelt benannt. Sofia – Der Velebit (in etwa Großes Wesen) ist ein Gebirgszug nahe der kroatischen Küste. Das immerhin bis über 1700 Metern aufragende Karstgebirge ist von tiefen Höhlen durchzogen, die als Hotspot der Artenvielfalt gelten: Zahlreiche bisher unbekannte Tierarten sind in dem Höhlensystem bereits entdeckt worden. Nun sind Wissenschafter in 1100 Metern Tiefe abermals fündig geworden. Ein internationales Forscherteam um Pavel Stoev vom Naturhistorischen Museum in Sofia hat in drei Höhlen eine neue Hundertfüßerart entdeckt. Wie die Wissenschafter im Fachblatt ZooKeys berichten, gaben sie der neuen Spezies den Namen Geophilus hadesi – nach Hades, dem Gott der Unterwelt in der griechischen Mythologie. Giftdrüsen und Klauen Die neue Art von Hundertfüßer, die wiederum eine eigene Klasse der Tausendfüßer bilden, hat Giftdrüsen im Maul und kräftige Klauen zum Fassen der Beute. Geophilus hadesi gehört damit zu den Top-Räubern der Höhle, so die Forscher – und außerdem zu den Tiefenrekordhaltern unter den Landlebewesen. Es gab im Übrigen noch einen weiteren Grund, warum die neue Spezies so heißt, wie sie heißt: Sie weist Ähnlichkeiten mit einer anderen, in der Nähe entdeckten Hundertfüßerart auf, die nach Persephone benannt wurde, der griechischen Göttin der Unterwelt. (tasch, 1.7.2015) Wissenschaft;Nach neun Monaten Wartezeit geht es endlich wieder los: Das Solarflugzeug startet zur neunten Etappe der geplanten Erdumrundung. Honolulu – Die Erdumrundung des Schweizer Solarflugzeugs Solar Impulse 2 geht weiter: Am Donnerstag um 17 Uhr MESZ soll es in Hawaii abheben und Kurs auf Kalifornien nehmen. Dies teilte das Team um die Piloten Bertrand Piccard (58) und Andre Borschberg (63) kurzfristig mit. Für die neunte Etappe auf der geplanten Erdumrundung werden 62 Flugstunden angesetzt. Nach dem Nonstop-Flug mit Piccard am Steuer soll Solar Impulse 2 am Wochenende im nordkalifornischen Mountain View landen. Nach neunmonatiger Pause hatte das Team vorige Woche bekannt gegeben, dass es nun nach einem günstigen Wetterfenster für den Weiterflug Ausschau halte. Wegen beschädigter Batterien war im Juli 2015 die Fortsetzung der Weltumrundung nicht wie zunächst erhofft um Wochen, sondern letztlich um neun Monate verschoben worden. In den vergangenen Wochen war das Flugzeug zu insgesamt 13 Testflügen gestartet, um das Kühlsystem für die Batterien zu überprüfen. Er freue sich darauf, die Pazifiküberquerung zu vollenden, schrieb Piccard auf Twitter. Er habe dafür trainiert, auf dem Soloflug in dem kleinen Cockpit mit 20-minütigen Schlafpausen auszukommen. Piccard und Borschberg wechseln sich bei den Flugetappen ab. Borschberg hatte im vorigen Juli einen Rekord für den längsten Soloflug aufgestellt, als er in fünf Tagen und fünf Nächten fast 8.300 Kilometer ohne Zwischenstopps von Japan nach Hawaii unterwegs war. Mit der Weltumrundung soll für den verstärkten Einsatz erneuerbarer Energien geworben werden. Die einsitzige Karbonfaser-Maschine hat eine Spannweite von 72 Metern. Mehr als 17.000 Solarzellen auf den Tragflächen zapfen die Energie für die vier Elektromotoren ab. Solar Impulse 2 war im März 2015 im Golfemirat Abu Dhabi zu seiner Erdumrundung gestartet und über Indien, den Himalaya und China geflogen. Nach Kalifornien soll es noch zwei Landungen in den USA geben, bevor es dann nach Europa und wieder zurück nach Abu Dhabi geht. Der Flugplan hängt allerdings stark von den Wetterbedingungen ab. Wissenschaft;Historische Begegnung am Rande des Sonnensystems: Heute flog die NASA-Sonde am fernen Zwergplaneten vorüber. Washington/Wien – Es ist vollbracht – zumindest theoretisch: Sofern es keine unvorhergesehen Zwischenfälle gegeben hat, ist die NASA-Sonde New Horizons um 13:50 Uhr MESZ in rund 12.000 Kilometer Abstand am Pluto vorüber geflogen. Ob das Manöver tatsächlich geklappt hat, bleibt abzuwarten, denn die Funksignale der Sonde benötigen mehr als vier Stunden, um die Erde zu erreichen. Inzwischen hat die US-Raumfahrtorganisation das bislang schärfste Bild von dem Zwergplaneten veröffentlicht. Ehe die anderen Daten zur Erde gelangen, wird noch einige Zeit vergehen, wie Nasa-Forscher Alan Stern ankündigte: Wir können jetzt einen 16 Monate langen Datenwasserfall erwarten. Rehabilitation nach Degradierung Schon jetzt hat die Mission für eine kleine Rehabilitation des fernen Winzlings gesorgt: Pluto ist doch größer als gedacht und hat nun nach neuesten Berechnungen einen Durchmesser von 2370 Kilometern. Pluto ist damit wieder etwas größer als Eris und damit wieder das größte bekannte Objekt im Kuipergürtel. Als die NASA-Sonde New Horizons im Jänner 2006 von Cape Canaveral in Florida aus startete, war Pluto noch ein Planet, nämlich der kleinste und fernste unseres Sonnensystems. Sieben Monate später degradierte die Internationale Astronomische Union nach heftigen Diskussionen den fernen Winzling zum Zwergplaneten, weil er den neuen Kriterien nicht mehr entsprach: Pluto war von nun an für einen richtigen Planeten vor allem zu klein und seine Monde zu groß. Diese kleine Demütigung kann der Bedeutung der Mission, die am Dienstag nach neuneinhalb Jahren auf ihren Höhepunkt zusteuert, keinen Abbruch tun: Das vergleichsweise intime Rendezvous der Sonde mit dem Zwergplaneten – der engste Abstand beim Vorbeiflug betrug gerade einmal rund 12.000 Kilometer – gilt als Meilenstein der Raumfahrtgeschichte. Für diese einzigartige Begegnung hat New Horizons in neuneinhalb Jahren rund fünf Milliarden Kilometer zurückgelegt und ist an Mars, Saturn, Uranus, Jupiter und Neptun vorbeigeflogen – und das alles in Rekordgeschwindigkeit: Mit rund 50.000 Kilometern pro Stunde ist die 500 Kilogramm schwere und klaviergroße Sonde die schnellste, die je von der Erde aus losgeschickt wurde. Dieses enorme Tempo ist auch dafür verantwortlich, dass die Begegnung nach der langen Anreise eher kurz ausfiel: Nur etwa zwei Tage hat die Sonde während des Vorbeiflugs Zeit, um mit ihren insgesamt sieben wissenschaftlichen Instrumenten gute Fotos und Messungen von Pluto zu machen. Die Geschwindigkeit macht die Sonde freilich auch sehr anfällig für Störungen: Ein Zusammenstoß mit einem Objekt von der Größe eines Reiskorns würde dem Vorhaben mit einem Mal den Garaus machen. Bisher haben Astronomen nur ein vergleichsweise bescheidenes Wissen über Pluto. Wie es auf ihm aussieht, wie er einst entstand oder warum sein Mond Charon mit ihm fast eine Art Doppelplanet bildet – über all dies gibt es bisher nur Spekulationen. Denn der Zwergplanet und seine fünf Monde sind schlicht zu klein und zu weit entfernt – selbst für die stärksten Teleskope. Die jüngsten, noch recht verschwommenen Fotos, die New Horizons lieferte, haben eher neue Fragen aufgeworfen als Antworten geliefert. Zunächst waren es vier dunkle Flecken mit einem Durchmesser von je rund 450 Kilometern, die einige Rätsel aufgaben. Und zuletzt zeigte sich Alan Stern, wissenschaftlicher Leiter der Mission, höchst erstaunt darüber, dass Pluto und Charon, der von New Horizons nach Pluto als Nächstes angesteuert wird, allem Anschein nach völlig unterschiedlich aufgebaut sind. Nicht-Wissenschaft;Magazinchef nennt Nacktbilder im Internet-Zeitalter überholt – Deutsche Ausgabe will aber weiterhin nackte Haut zeigen. Los Angeles – Seit Jahrzehnten steht das amerikanische Playboy-Magazin für unzweideutige Bilder entblößter Frauenkörper – aber damit soll jetzt Schluss sein. Ab kommendem Frühjahr werde die berühmte Zeitschrift komplett neu gestaltet, berichtete die New York Times am Dienstag. Zwar würden Frauen weiter in provokativen Posen gezeigt, jedoch sollen sie nicht mehr völlig nackt abgebildet werden. Playboy-Gründer Hugh Hefner (89) habe einem entsprechenden Vorschlag seiner Top-Redakteure zugestimmt, hieß es. Die Zeiten hätten sich schlicht geändert, sagte Playboy-Chefmanager Scott Flanders. Den Kampf darum, unbekleidete Körper abbilden zu dürfen und Nacktheit gesellschaftsfähig zu machen, habe der Playboy schon lange gewonnen. Heute reicht ein Mausklick, um sich jeden nur vorstellbaren sexuellen Akt im Internet herunterzuladen, so Flanders. Nacktaufnahmen in Zeitschriften seien damit überholt. Um in sozialen Netzwerken wie Facebook oder Twitter zugelassen zu sein, die Fotos bereits dann sperren, wenn darauf eine Brustwarze zu sehen sind, habe das Magazin schon in der Vergangenheit einige seiner Inhalte angepasst, sagte Flanders. So ist sein Internetauftritt schon seit August 2014 völlig frei von Nackten. Seitdem sank das Alter des Durchschnittslesers von 47 auf 30 Jahre, gleichzeitig stieg die Zahl der Online-Besucher von vier Millionen auf 16 Millionen im Monat. Das neue Hochglanz-Magazin versucht nun laut seinem Chef eine Antwort auf die zentrale Frage zu finden: Was bleibt, wenn Du die Nacktheit wegnimmst? Möglicherweise besinnt sich der Playboy ja wieder mehr auf seine zweite Stärke: Interviews und Kurzgeschichten berühmter Schriftsteller. Einst hatten sogar Ikonen wie Madonna, Sharon Stone und Naomi Campbell die Hüllen fallen lassen, um im Playboy die Männerfantasien zu beflügeln. Aber diese Zeiten seien im neuen Medienzeitalter passé, so die Playboy-Macher. Nach Schätzungen der Medienorganisation Alliance for Audited Media ist die Auflage des Magazins von 5,6 Millionen Exemplaren im Jahr 1975 auf heute 800.000 geschrumpft. Im Gegensatz zu der US-Ausgabe will der deutsche Playboy weiterhin nackte Frauen im Heft zeigen. Das machte der Chefredakteur von Playboy Deutschland, Florian Boitin, am Dienstag klar. Auf die Ausrichtung und die Gestaltung des deutschen Playboy hat die Entscheidung der Amerikaner keinen Einfluss. Das heißt, wir halten an unserem erfolgreichen Konzept auch in Zukunft fest, sagte er. Der Zwölfjährige in mir ist sehr enttäuscht, sagte Redakteur Cory Jones, der Hefner den Vorschlag zur Umgestaltung unterbreitet hatte. Aber es ist die richtige Entscheidung. Nicht-Wissenschaft;Geschlossenheit war einmal: Sozialdemokraten machen ihrem Ärger Luft. Wien – Parteidisziplin und Loyalität sind traditionell hohe Tugenden in der SPÖ, doch das Wahldebakel vom vergangenen Sonntag ließ Dämme brechen. Funktionäre machen nun ihrem Unmut Luft – manche auch öffentlich. der STANDARD hat Stimmen aus dem Mittelbau der SPÖ eingefangen. Wenn ich als Betriebsrat eine solche Wahlniederlage einfahre, würde ich zurücktreten, sagt Franz Georg Brantner, Vorsitzender der Gewerkschaft der Privatangestellten in Wien: Und genau das würde ich an Werner Faymanns Stelle machen. Dass die SP-Spitze so tue, als sei nichts passiert, ist, als ob man mit 200 km/h gegen eine Betonmauer fährt. Der Draht zu den Leuten fehlt Schwankende Haltungen – von der Wehrpflicht bis zur Flüchtlingsfrage – machten die SPÖ verwechselbar, sagt Brantner, und es fehle der Draht zu den Leuten: Wenn ein großer Teil der Energie für Machterhalt draufgeht, bleibt für die Arbeit nichts übrig. Auch Thomas Pupp sieht in der Kehrtwende des Kanzlers – als er begonnen hat, die Rhetorik der Freiheitlichen zu übernehmen – einen Kardinalfehler: Das hat intern viele abgeschreckt und das Gefühl erweckt, dass wir Sozialdemokraten Wendehälse sind. An die Besserungsfähigkeit Faymanns glaubt der Tiroler Landtagsabgeordnete nicht: Diese Rhetorik in der ersten Schockstarre, dass wir ein schlechtes Wahlergebnis nun erst einmal analysieren müssen, das erzählen wir seit Jahren, das kann niemand mehr hören. Pupp wünscht sich einen neuen SPÖ-Chef, der Lust an Politik weckt. Jemand wie Kreisky oder Vranitzky. Völlig neu Die Partei müsse sich völlig neu aufstellen, fordert der steirische ÖGB-Präsident Horst Schachner, dazu müssten bereits in den nächsten zwei bis drei Wochen klare Konturen gezogen werden. Wenn die SPÖ jetzt nicht umdenkt, warnt er, ist die Partei kaputt und nur noch eine politische Randgruppe. Die Bundespartei müsse sich der Diskussion endlich stellen, fordert Julia Herr von der Sozialistischen Jugend: Es ist fünf vor zwölf, wer das immer noch leugnet, hat nichts verstanden. Die SPÖ sei in einer total dramatischen Situation, befindet der designierte Grazer Parteichef Michael Ehmann: Denn der Protest habe deutlich mehr Breite als bei früheren Debatten. Wissenschaft;Bewaffnete Konflikte und Bürgerkriege hinterlassen Spuren in der Atmosphäre: Stickoxidemissionen sinken etwa in Regionen, aus denen viele Menschen geflohen sind. Mainz – In bewaffneten Konflikten verlieren zahllose Menschen wenn nicht ihr Leben, dann zumindest ihre Existenz. Kriege und Krisen bringen auch das Wirtschaftsleben zum Erliegen. Millionen Menschen etwa in Syrien und Irak sind zu Flüchtlingen geworden. Die Schicksale dieser Menschen, aber auch wirtschaftliche Krisen hinterlassen in der Atmosphäre genauso Spuren wie mancherorts Maßnahmen, die Luftqualität zu verbessern. Die Veränderungen in der Atmosphäre untersuchte nun ein Team um Jos Lelieveld vom Max-Planck-Institut für Chemie im Fachblatt Science Advances. Messungen zeigen, wie stark die Luft durch das gesundheits- und umweltschädliche Stickstoffdioxid belastet werden. Die Forscher analysierten Daten, die der Aura-Satellit der NASA von 2005 bis 2014 in einigen Mittelmeerstaaten und im Nahen Osten gemessen und täglich zur Erde geschickt hat. Demnach sind die Stickstoffdioxidemissionen von 2005 bis 2010 in nahezu allen bewohnten Gebieten des Nahen Ostens deutlich anstiegen. Dagegen sanken sie zwischen 2010 und 2014 vielerorts ab: in Israel, Syrien und im Iran, in und um Kairo, Bagdad und Riad, und auch in den für den Ölexport so wichtigen Häfen am persischen Golf. Im Libanon, in Teilen des Iraks und Jordanien stiegen die Stickoxidwerte im gleichen Zeitraum aber weiter an. Die Ursachen für die verminderten beziehungsweise erhöhten Werte sind sehr unterschiedlich: Während in Israel und im Saudi-Arabischen Riad strengere Umweltgesetze zur Reduktion der Stickoxidemissionen führten, geht die Verminderung in anderen Gebieten einher mit politischen und wirtschaftlichen Konflikten, Kriegen und Flüchtlingsströmen. Es ist sehr tragisch, dass die beobachteten Negativtrends der Stickoxidemissionen zum Teil mit humanitären Katastrophen einhergehen, sagt Lelieveld. Dies wird besonders am Beispiel Syriens deutlich. Seit dem Ausbruch des Bürgerkriegs 2011 sanken die Stickoxidwerte über Damaskus und Aleppo um 40 bis 50 Prozent. Laut Angaben der Vereinten Nationen sind mehr als 11 Millionen Syrer auf der Flucht. Vier Millionen davon flohen bereits aus ihrem Land, unter anderem in den benachbarten Libanon, in dem die Emissionswerte allein in 2014 um 20 bis 30 Prozent anstiegen. Im Irak zeigt sich ein wesentlich kompliziertes Bild der Emissionen: Nach der Invasion durch die USA und Großbritannien im Jahr 2003 stieg der Energieverbrauch des Landes um vier bis fünf Prozent, das Bruttoinlandsprodukt sogar um sechs bis sieben Prozent pro Jahr an. Parallel dazu stiegen die Stickoxidemissionen von 2005 bis 2014 im kurdischen Norden und im Süden des Iraks kontinuierlich an. In Kerbala, einer vorwiegend von Schiiten bewohnten Stadt südlich von Bagdad, sogar um etwa zehn Prozent pro Jahr. Anders sieht es in und um Bagdad sowie in den zeitweise von der Terrormiliz Islamischer Staat eroberten Gebieten im Zentrum des Landes aus: Hier sanken die Stickoxidemissionen zwischen 2010 und 2014 deutlich. Für die drastischen Veränderungen der Stickoxidemissionen im Iran machen die Forscher die Sanktionen verantwortlich, die die Vereinten Nationen im Jahr 2010 deutlich verstärkten. Dadurch sank 2013 und 2014 nicht nur das zuvor hohe Bruttoinlandsprodukt um sechs Prozent, auch die Emissionswerte lagen 2014 deutlich niedriger als noch im Jahr 2010. Sichtbar wird auch, dass die Emissionen des iranischen Schiffsverkehrs, der wichtig ist für den Erdöltransport, deutlich sanken. Wir haben anhand der Satellitenmessungen gesehen, dass die Wirtschaftssanktionen im Iran seit 2010 große Wirkung hatten, so Lelieveld. Seine Team will nun beobachten, wie sich die Emissionswerte im Iran künftig entwickeln, wenn die UN-Sanktionen aufgehoben werden. Auch die Wirtschaftskrise in Griechenland lässt sich in den Stickoxidemissionen ablesen. So sanken die Emissionen seit 2008 um 40 Prozent. Im gleichen Zeitraum fiel das Bruttoinlandsprodukt um fünf Prozent pro Jahr. Dass die Stickstoffdioxidemission in vielen Ländern stark mit der Wirtschaftsleistung zusammenhängt, ist nicht sehr überraschend. Denn Stickoxide entstehen zwar auch auf natürliche Weise, werden aber in erster Linie bei der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas durch Industrie und Verkehr freigesetzt. Vor allem Stickstoffdioxid kann Erkrankungen der Atemwege hervorrufen. Generell tragen Stickoxide maßgeblich zur Bildung von Ozon und Feinstaub in der Troposphäre bei und spielen eine Rolle beim Klimawandel. Stickoxidemissionswerte fließen in globale Luftqualitäts- und Klimamodelle ein, sagt Lelieveld. Bisher werden Stickoxidwerte zumeist langfristig aus dem wirtschaftlichen Status eines Landes beziehungsweise seinen Kohlendioxidemissionen vorhergesagt. So geht beispielsweise ein Szenario (RCP8,5) im Bericht des Weltklimarates IPCC davon aus, dass die Stickoxidemissionen im Nahen Osten zwischen 2005 und 2030 um zwei Prozent pro Jahr ansteigen. Die aktuelle Studie der Mainzer Forscher zeigt nun, dass solche pauschalen Prognosen nicht mehr zutreffen, wenn in Ländern Krisen ausbrechen oder, im besseren Fall, Gesetze zur Reinhaltung der Luft erfolgreich sind. Wissenschaft;'Das Metallurgie-Kompetenzzentrum K1-Met will den Spagat zwischen Industrieinteressen und Forschung schaffen. Linz/Wien – Wie nahe muss, soll und darf die Wissenschaft an der Wirtschaft dran sein? Bei dem auf Metallurgie und umwelttechnische Verfahren spezialisierten Kompetenzzentrum K1-Met ist diese Frage ins Programm geschrieben. Wir müssen von unserer Ausrichtung her den Spagat zwischen den Interessen der Industrie und jenen der Universitäten schaffen, sagt Geschäftsführer Thomas Bürgler. Einerseits sollen in den vier Forschungsbereichen Ergebnisse erzielt werden, die direkt in den Produktionsprozess der Unternehmen der Stahlbranche einfließen. Andererseits werden auch Projekte durchgeführt, die noch weit von einer praktischen Anwendung entfernt sind. Es geht um die alte Frage, was sinnvoller ist: grundlagenlose Zweckforschung oder zwecklose Grundlagenforschung, sagt Bürgler. Die vier Forschungsbereiche von K1-Met sind Rohstoff und Recycling, Hochtemperatur-Metallurgie, Prozess- und Energieoptimierung sowie Modellierung und Simulation. Ein Kernthema ist die Verbesserung der Stahlproduktion hinsichtlich des Energieverbrauchs und des Klimaschutzes – schließlich ist die globale Stahlproduktion für rund sieben Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich. Hauptsitz des Forschungsunternehmens ist Linz, eine Niederlassung besteht in Leoben; rund 30 Mitarbeiter sind für die GmbH tätig. Je 35 Prozent an dem Kompetenzzentrum halten Voestalpine Stahl und die Montanuniversität Leoben, 20 Prozent die Linzer Primetals Technologies und zehn Prozent die Johannes-Kepler-Universität Linz. Eine überschaubare Anzahl an Eigentümern zu haben ist zwar hinsichtlich der Budgeterstellung und der Abläufe ein Vorteil, birgt aber auch gewisse Probleme. Seitens der Fördergeber und auch seitens der Universitäten wird bisweilen kritisiert, dass wir von der Voest dominiert werden, sagt Thomas Bürgler – er selbst ist Forschungsleiter der Voestalpine. Dieser Verdacht soll damit zerstreut werden, dass es einen zweiten Geschäftsführer gibt: Johannes Schenk, Professor am Lehrstuhl für Eisen- und Stahlmetallurgie der Montan-Uni, hat bei K1-Met die Funktion des wissenschaftlichen Leiters, während Bürgler in technisch-wirtschaftlichen Angelegenheiten die Oberhand hat. Profitieren sollen von der Forschungstätigkeit aber auch andere Unternehmen wie RHI und die Universitäten selbst – die personelle Verzahnung ist dabei durchaus gegeben; wissenschaftliche Mitarbeiter der Uni sind bei Projekten des Kompetenzzentrums tätig. Die Leiter der einzelnen Forschungsareale sind allerdings direkt beim Kompetenzzentrum angestellt, um die Unabhängigkeit gegenüber den Eigentümern aus Wissenschaft und Wirtschaft zu garantieren. K1-Met verfügt selbst über keine eigenen Labore, sondern nutzt jene der Unternehmen und der Universitäten. Die ersten Forschungsprojekte des im Vorjahr gegründeten Kompetenzzentrums werden bereits diesen Sommer abgeschlossen sein, bis 2019 stehen insgesamt 22 Millionen Euro an Forschungsgeldern zur Verfügung. Danach erfolgt eine erste Evaluierung. Fällt sie positiv aus, ist eine zweite Förderphase bis 2023 möglich. Dann werden wir uns etwas von der Metallurgie wegbewegen, sagt Bürgler – es soll unter anderem um den Einsatz von Wasserstoff in der Produktion gehen. Das Netzwerk der Partner aus Industrie und Wissenschaft soll bis dahin ausgebaut werden, um die Verbindungen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft zu festigen.' Nicht-Wissenschaft;BUSArchitektur wurden doppeltausgezeichnet, der Preis in der Rubrik "Internationale Architektur" ging an das Wiener Büro querkraft. Buenos Aires/Wien – Auf der derzeit laufenden 15. Architekturbiennale in Buenos Aires wurden gleich zwei österreichische Architekturbüros mit Preisen bedacht. Für ihren Masterplan des WU-Campus in Wien erhielten BUSArchitektur den CICA-Award für Städtebau, darüber hinaus den Biennale-Preis in der Kategorie Argentinische Architekten in der Welt. querkraft punkteten in der Rubrik Internationale Architektur. Der auf der Biennale ausgezeichnete Ausstellungsbeitrag des Wiener Büros querkraft zeigt laut Aussendung Interpretationen des 2015 erweiterten Museums Liaunig aus Sicht der Künstler Eva Schlegel, Lisa Rastl und Michael Schultes. BUSarchitektur wurde 1986 in Buenos Aires von Claudio J. Blazica (1956-2002) und Laura P. Spinadel gegründet. In Wien wird das Architekturbüro seit 2003 gemeinsam mit Jean Pierre Bolívar und Bernd Pflüger geführt. Wissenschaft;'Die Uni Salzburg hat das Ehrendoktorat, das sie dem großen Verhaltensforscher 1983 verliehen hatte, wieder aberkannt. Über die Begründung lässt sich trefflich streiten. Wien – Es war das letzte von insgesamt zehn Ehrendoktoraten, die Konrad Lorenz bis zu seinem Tod im Jahr 1989 erhalten hatte. Zuvor war der große Verhaltensforscher immerhin auch schon von den Universitäten Leeds (1962), Basel (1966), Yale (1967), Oxford (1968), Loyola/Chicago (1970), Durham (1972), Birmingham (1974), der katholischen Universität Mailand (1981) und der Veterinärmedizinischen Universität Wien (1980) mit einem Doctor honoris causa geehrt worden. 1983 kam auch noch das Ehrendoktorat der Universität Salzburg dazu. Bis dahin hatte der weltberühmte Forscher zahllose andere, darunter einige der allerhöchsten wissenschaftlichen Auszeichnungen erhalten: Lorenz war unter anderem auswärtiges Mitglied der Royal Society (seit 1964), der National Academy of Sciences der USA (seit 1966) und Nobelpreisträger für Medizin des Jahres 1973. Kurzum: Es gibt kaum einen anderen österreichischen Wissenschafter nach 1945, dem zeit seines Lebens mehr und wichtigere Ehrungen zuteil wurden und der international bekannter gewesen wäre als Lorenz. Fast 27 Jahre nach seinem Tod und 32 Jahre, nachdem man ihm diese Auszeichnung zuerkannt hatte, ist Lorenz nun also eines von zehn Ehrendoktoraten – ausgerechnet sein letztes – los. Was ist die Begründung der Uni Salzburg für diesen etwas überraschenden Schritt? Und welche Folgen hat er? Schließlich gibt es auch noch etliche Institute und Schulen in Österreich und Deutschland, die den Namen des lange unumstrittenen, heute aber umso umstritteneren Wissenschafters im Titel führen. Grundlage der Aberkennung ist § 85 der Satzung der Universität Salzburg: Verliehene Ehrungen können widerrufen werden, wenn sich die Geehrten durch ihr späteres Verhalten als der Ehrung unwürdig erweisen oder wenn sich nachträglich ergibt, dass die Ehrung erschlichen worden ist. Von einer Erschleichung sei in jenen Fällen auszugehen, in denen die aktive Beteiligung an verbrecherischen Handlungen oder die aktive Mitgestaltung oder Verbreitung nationalsozialistischer Ideologie – insbesondere rassistischen und/oder imperialistischen Inhalts – verschwiegen wurde. Im Fall von Konrad Lorenz wie auch des Juristen und SS-Mitglieds Wolfgang Hefermehl scheint dieser Tatbestand für Senat und Rektorat der Uni Salzburg ganz eindeutig gegeben zu sein. Denn anders ist es nicht erklärlich, dass die Aberkennung des Ehrendoktorats erfolgte, ohne dass die beauftragte Studie des Zeithistorikers Alexander Pinwinkler bereits offiziell abgeschlossen, geschweige denn publiziert worden wäre. Im Wesentlichen stützt man sich bei Lorenz Erschleichung auf zwei Punkte: zum einen auf Zitate aus einer Publikation von Lorenz aus dem Jahr 1940 (Durch Domestikation verursachte Störungen arteigenen Verhaltens), die spätestens seit den frühen 1970er-Jahren nicht nur in der Fachöffentlichkeit bekannt ist. Und zum anderen auf sein Parteieintrittsgesuch aus dem Jahr 1938, das erst 2001 auftauchte und das Benedikt Föger und ich erstmals veröffentlichten, ehe wir im gleichen Jahr auch noch die erste buchlange Studie über Konrad Lorenz und den Nationalsozialismus veröffentlichten (Die andere Seite des Spiegels, Czernin-Verlag). Belegen die beiden angeführten Textpassagen tatsächlich, dass sich Lorenz die aktive Beteiligung an verbrecherischen Handlungen oder die aktive Mitgestaltung oder Verbreitung nationalsozialistischer Ideologie – insbesondere rassistischen und/oder imperialistischen Inhalts – zuschulden kommen ließ? Nun, im Parteiantrag schrieb er immerhin, unter Wissenschaftlern und vor allem Studenten eine wirklich erfolgreiche Werbetätigkeit entfaltet zu haben; schon lange vor dem Umbruch war es mir gelungen, sozialistischen Studenten die biologische Unmöglichkeit des Marxismus zu beweisen und sie zum Nationalsozialismus zu bekehren ... Schließlich darf ich wohl sagen, daß meine ganze wissenschaftliche Lebensarbeit, in der stammesgeschichtliche, rassenkundliche und sozialpsychologische Fragen im Vordergrund stehen, im Dienste nationalsozialistischen Denkens steht. Das Problem ist nur, dass Lorenz in diesem Antrittsgesuch nicht nur übertrieben, sondern in Wahrheit gelogen hat, dass sich die Balken biegen: Die Werbetätigkeit bis dahin war in jedem Fall bescheiden, da er erst ab 1937 an der Universität Wien offiziell lehren durfte. (Seine Habilitation war übrigens vom NS-Sympathisanten Othenio Abel lange hintertrieben worden.) Mehr als eine Handvoll Studenten hatte Lorenz bis zum Anschluss und seinem Parteieintritt gewiss nicht. Und ob er die Studierenden bis dahin mit NS-Ideologie überzeugt hat, darf bezweifelt werden, zumal die ersten Publikationen mit einschlägigen NS-Anpassungen (davon gab es insgesamt fünf) erst 1939 erschienen. Zur Kontextualisierung dieses Parteieintrittsgesuchs muss aber auch hinzugefügt werden, dass Lorenz als junger aufstrebender Biologe und Darwin-Anhänger im Austrofaschismus nicht die geringste Chance auf eine Karriere hatte: In der katholisch-autoritären Ideologie des Ständestaats war kein Platz für Vertreter der Evolutionstheorie, die Biologie wurde gekürzt, wo immer es möglich war (etwa im Medizinstudium); Unterstützung für seine Arbeiten erhielt Lorenz hingegen aus Nazi-Deutschland, wo die Biologie gefördert wurde. Aus zwei umstrittenen Texten (beide publiziert 1940) kann man aufgrund ihrer Terminologie eine aktive Mitgestaltung oder Verbreitung nationalsozialistischer Ideologie zweifelsfrei herauslesen. Ob sie allerdings im engeren Sinn rassistisch sind, darüber lässt sich streiten. Lorenz Argumentation geht nicht von einer Unterscheidbarkeit oder gar unterschiedlicher Wertigkeit verschiedener Rassen aus, und auch antisemitische Passagen wird man in seinen Arbeiten nicht finden. Lorenz argumentiert mehr oder weniger klassisch eugenisch – das aber in aller Deutlichkeit, indem er etwa eine noch schärfere Ausmerzung ethisch Minderwertiger empfahl. Eugenische Maßnahmen wie die (Zwangs-)Sterilisierung Behinderter wurden in den 1930er-Jahren freilich nicht nur in Nazi-Deutschland praktiziert, sondern in etlichen anderen Ländern. Womöglich stärker belastende Fakten sind in der vorliegenden Entscheidungsgrundlage nicht angeführt, und etliche Fragen über Lorenz NS-Vergangenheit liegen nach wie vor im Dunkeln: Der Verhaltensforscher war nachweislich Mitglied des Rassenbiologischen Amts, das etwa auch Lorenz Nobelpreis-Ko-Laureat Karl von Frisch 1936 lobte. Was diese Mitgliedschaft im Fall von Lorenz konkret bedeutete, ist unklar. Außerdem war er im Sommer 1942 Mitarbeiter einer völkerpsychologischen Studie über 877 deutschpolnische Mischlinge und Polen aus Posen. Was mit den Probanden nach der Studie geschah, ist nicht gesichert. Und man weiß auch nicht im Detail, was Lorenz – nachdem er zur Heerespsychologie abkommandiert worden war – als Militärpsychiater in Posen zwischen 1942 und 1944 genau getan hat und was er dort zu verantworten hatte. Auch in diesen Fall sind die konkreten Schicksale der von ihm behandelten Kriegsneurotiker (noch) unbekannt. All das und auch seine NSDAP-Mitgliedschaft hat Konrad Lorenz bis zu seinem Tod lange erfolgreich verschwiegen und verdrängt. Als er sich in seinen letzten Lebensmonaten in einer Fragment gebliebenen Autobiografie diesen dunklen Seiten seines Lebens stellen wollte, war es bereits zu spät. Und so steht sein Fall in gewisser Weise auch beispielhaft für den österreichischen Umgang mit der NS-Vergangenheit, auch und zumal in universitären Kreisen: Aufgrund der schlampigen Entnazifizierung hat man sich allzu lange nicht mit der NS-Vergangenheit und der Zeit davor befasst – weder im Fall von einzelnen Wissenschaftern wie auch von Institutionen. Und jetzt, mehr als 70 Jahre danach, scheint das Pendel in die Gegenrichtung auszuschlagen: Vor lauter versäumter Aufarbeitung hat man nur mehr die NS-Geschichte im Blick – und läuft dabei Gefahr, die wissenschaftlichen Verdienste großer Forscher aus den Augen zu verlieren. Im Fall von Lorenz gingen diese Verdienste weit über die Wissenschaft hinaus: Er war nicht nur weltberühmter Naturforscher, sondern auch bedeutender Natur- und Umweltschützer – ohne ihn würde vermutlich Zwentendorf in Betrieb sein und Hainburg wäre gebaut worden. Er war aber eben auch einige Jahre seines Lebens Nationalsozialist, Parteimitglied und mehr als nur bloßer Mitläufer – ohne dass er eine wichtige Rolle bei der Formulierung oder der Verbreitung von NS-Ideologie gespielt hat. Die Universität Salzburg hat sich entschieden, die Verstrickung in die NS-Ideologie bei ihren Ehrendoktoraten neu zu bewerten, wohl auch als Konzession an die politische Korrektheit, die in den letzten Jahren gerade an den Universitäten fröhliche Urständ feiert. Das ist durchaus legitim, aber es überrascht doch, da die wesentlichen Fakten zu Lorenz NS-Verstrickungen seit zumindest 14 Jahren auf dem Tisch liegen. Wenn die strengen Maßstäbe der Uni Salzburg allerdings Schule machen würden, dann müssten konsequenter Weise nicht nur Lorenz zahllose Ehrendoktorate und Ehrungen im In- und Ausland aberkannt und Institute umbenannt werden. Nach diesen strengen Maßstäben müssten ab sofort nämlich dutzende Ehrendoktorate, die an Österreichs Unis nach 1945 vergeben wurden – von vielen anderen hohen wissenschaftlichen Ehrungen ganz zu schweigen –, eine Neubewertung erfahren und gestrichen werden.' Wissenschaft;"Meisterspion" plauderte 1981 vor DDR-Staatssicherheit über seine Spionagetätigkeit für die Sowjetunion in London. London – Die BBC hat ein Video des berühmten Doppelagenten Kim Philby enthüllt, in dem dieser im Jahr 1981 vor Mitgliedern der DDR-Staatssicherheit einen Vortrag über seine Spionagetätigkeit hält. Sie alle haben sicherlich Geschichten über die mythische Effizienz des (britischen Auslandsgeheimdiensts) SIS gehört, einer sehr, sehr gefährlichen Organisation, sagt Philby in dem von der BBC im Stasi-Archiv entdeckten Video. Nun, zu Kriegszeiten war er das keineswegs. Über Jahre hinweg habe er jeden Abend sein Büro in London mit einem dicken Koffer voller von ihm selbst geschriebener Berichte und Dokumente aus den Archiven verlassen, fährt Philby in dem Vortrag fort. Üblicherweise habe er die Unterlagen abends seinem sowjetischen Kontakt übergeben. Dieser habe sie abfotografiert und früh am nächsten Morgen zurückgegeben. Er selbst habe sie dann an ihren ursprünglichen Platz zurückgebracht. Philby, der sowohl für die Briten als auch für die Sowjets arbeitete, war ab 1944 Chef der britischen antisowjetischen Spionageabteilung im britischen Geheimdienst MI6. 1949 wurde er zum Verbindungsoffizier des britischen Geheimdiensts zur CIA in Washington bestellt. 1963 setzte sich Philby in die Sowjetunion ab, nachdem er verdächtigt wurde, nach Guy Burgess und Donald McLean der dritte vom sowjetischen Geheimdienst an der Universität Cambridge rekrutierte Maulwurf innerhalb des britischen Secret Intelligence Service (SIS) zu sein. Von da an lebte er bis zu seinem Tod im Jahr 1988 in Moskau. Zu seiner Tätigkeit für die Sowjetunion erklärte Philby, er habe Informationen geliefert, die es dem sowjetischen Verbündeten Großbritanniens erlaubt hätten, den Kampf gegen Hitlerdeutschland zu gewinnen. Nicht-Wissenschaft;Bundessprecher Dankl kritisiert "neoliberale bis rechte Positionen" und Umgehung der Parteidemokratie. Wien – Die Jungen Grünen sehen die Kandidatur des langjährigen Parteichefs Alexander Van der Bellen kritisch. Kay-Michael Dankl, der gemeinsam mit Diana Witzani am 6. Jänner als Bundessprecher der Jugendorganisation bestätigt wurde, erklärt im Gespräch mit dem STANDARD, dass man erstens die Vorgehensweise der Kandidatur sehr skeptisch sehe, zweitens, auch am professoralen Image Van der Bellens und seinen neoliberalen wirtschaftspolitischen Standpunkten einiges auszusetzen habe. Dass über eine Unterstützung der Kandidatur des Wirtschaftsprofessors am Bundeskongress in Villach nicht abgestimmt wurde, stößt der Parteijugend sauer auf. Der Bundeskongress war ja erst vor sieben Wochen, so Dankl zum STANDARD, da wurde eigentlich die Partei und ihre Demokratie umgangen, obwohl Van der Bellen seinen Wahlkampf mit einer grünen Kampagne und Organisation im Hintergrund führt, so Dankl, er ist de facto ein pseudounabhängiger Kandidat. Auch der ehemalige Grüne Bundessprecher der Jungen Grünen, Cengiz Kulac, der im Vorstand der Europäischen Jungen Grünen (FYEG) sitzt, kritisiert auf Facebook, dass laut Statut eine der Aufgaben des Bundeskongresses die Beschlussfassung über die allfällige Nominierung einer/s Grünen KandidatIn für die BundespräsidentInnenwahl sei. Dankl glaubt, dass Van der Bellens wirtschaftspolitisch neoliberal bis rechte Positionen parteiintern sehr umstritten sind, umso mehr wäre eine Diskussion dringend nötig gewesen. Vor allem, dass er für Studiengebühren eintrete und, dass er maßgeblich für die grüne Zustimmung zu Bankenrettung und Euro-Rettungsfonds ESM verantwortlich war. Dankl fürchtet, dass Van der Bellen eine Kürzungspolitik in einer Krise wie in Griechenland oder Spanien auch für Österreich politisch und moralisch legitimieren würde, das wäre für eine politische Bewegung, die sich gegen Kürzungspolitik stellt, recht fatal. Positiv räumt der Bundessprecher der Jungen Grünen dem Professor zumindest ein, dass er gesellschaftspolitisch durchaus liberal ist – und das ist keine Selbstverständlichkeit im heutigen Österreich. Ob die Parteijugend einen anderen Kandidaten aufstellen würde? Dankl: Es bräuchte auch darüber, ob man überhaupt jemanden aufstellen soll, eine größere politische Diskussion. Nicht-Wissenschaft;Human Rights Watch erhebt schwere Vorwürfe gegen Militärjustiz und fordert USA auf, Hilfsgelder einzufrieren. Über 3.000 kolumbianische Zivilisten haben Soldaten zwischen 2002 und 2008 ermordet, um die Leichen als gefallene Guerilla-Kämpfer zu präsentieren. Die Opfer, oft Bewohner armer Stadtteile, wurden mit falschen Versprechungen in Hinterhalte gelockt, den Getöteten drückte man Waffen in die Hand und zog ihnen abgetragene Militäruniformen an, um den Eindruck zu erwecken, sie seien bei Kampfhandlungen ums Leben gekommen. Die Soldaten, die die Morde begingen, wurden mit Sonderurlaub und Geldprämien belohnt. Vorgesetzte stellten Quoten auf, wie viele Subversive jede Einheit im Monat töten sollte, Verhaftungen wurden für diese Statistik nicht akzeptiert. Im Jahr 2008 deckten kolumbianische Medien auf, dass 19 junge Männer aus Soacha, einer Vorstadt Bogotás, verschwunden und nur wenige Tage danach an der Grenze zu Venezuela als Guerillakämpfer gefallen waren. Der Skandal kostete General Mario Montoya seinen Job als Oberkommandierender der kolumbianischen Streitkräfte – belangt wurden aber bis heute weder er noch andere hochrangige Militärs. Die über 800 Urteile, die bisher wegen der in Kolumbien Falsos Positivos genannten Fälle gesprochen wurden, betrafen fast ausschließlich einfache Soldaten, berichtet die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch in einem aktuellen Bericht. Schon zuvor war den Ermittlern aufgefallen, dass die von der Armee beschriebenen Gefechte so nicht stattgefunden haben konnten: So behaupteten die Militärs laut internen Untersuchungsdokumenten in einem Fall, man habe 200 Magazine Munition und 16 Granaten benötigt, um einen mit einem Revolver bewaffneten Angreifer zu stoppen. Human Rights Watch nennt explizit die Generäle Juan Pablo Rodríguez, derzeit Oberkommandierender der Streitkräfte, und Armeechef Jaime Laspilla als Tatverdächtige. Als sie im Bürgerkriegsgebiet eingesetzt waren, töteten ihnen unterstellte Einheiten zumindest 76 Zivilisten. Angaben der kolumbianischen Staatsanwaltschaft zufolge laufen Ermittlungen gegen insgesamt zwölf Generäle. Anklage wurde allerdings bisher in keinem dieser Fälle erhoben. Am Dienstag ordnete Oberstaatsanwalt Eduardo Montealegre an, dass vier pensionierte Generäle, darunter Ex-Armeekommandant Mario Montoya, zu den Vorwürfen aussagen müssen. Als besonders besorgniserregend sieht Human Rights Watch, dass die kolumbianische Regierung Belastungszeugen keinen ausreichenden Schutz gewährleistet: So wurde der Soldat Nixon de Jesus Cárcamo im Vorjahr in einem Militärgefängnis ermordet. Elf Tage zuvor hatte er den Ermittlern erklärt, dass er um sein Leben fürchte, weil er gegen seine Vorgesetzten ausgesagt hatte. Ein Jahr zuvor wurde die Frau eines Soldaten, der seine Aussage gegen einen Offizier nicht widerrufen wollte, von Unbekannten vergewaltigt. Schwere Vorwürfe erheben die Menschenrechtler gegen die kolumbianische Militärjustiz, die trotz Anordnung des Obersten Gerichtshofes weiterhin den Großteil der Falsos Positivos-Fälle behandelt. So sollen Militärrichter Angeklagten geholfen haben, Beweise zu unterdrücken und an der Manipulation von Tatorten beteiligt gewesen sein. Von 2008 bis 2010 war Oberst Édgar Emilio Ávial Doria für die Militärgerichte verantwortlich. Mittlerweile wurde gegen ihn selbst ein Haftbefehl ausgestellt, weil er von 2005 bis 2007 ein Bataillon kommandierte, das für zahlreiche Falsos Positivos verantwortlich sein soll. Das Militär sträubt sich, Verdächtige an zivile Gerichte auszuliefern. Ein von der Zeitschrift Semana veröffentlichtes Telefonat des damaligen Oberkommandierenden vom Dezember 2012 dokumentiert, dass man angeklagten Offizieren sogar zusagte, ihre Fälle würden bald von zivilen an Militärgerichte verlegt. Präsident Juan Manuel Santos, der von 2006 bis 2009 Verteidigungsminister war, entließ wegen des Falsos Positivos-Skandals drei Generäle und mehrere andere hochrangige Militärs. Er gibt an, die Ermittlungen gegen die Militärs zu unterstützen. Allerdings war es seine Regierung, die die kolumbianische Verfassung ändern wollte, um Menschenrechtsverletzungen generell unter die Militärgerichtsbarkeit zu stellen. Erst im April dieses Jahres wurden die umstrittensten Reformvorschläge zurückgezogen. In dem Human-Rights-Watch-Bericht wird die US-Regierung aufgefordert, einen Teil der Militärhilfe für Kolumbien, die eigentlich an Fortschritte im Menschenrechtsbereich gebunden wäre, einzustellen. Auch US-Politiker wie der demokratische Senator Patrick Leahy äußerten Bestürzung über die Vorwürfe. Ein Waffenstillstandsangebot der FARC-Guerilla lehnte Innenminister Juan Fernando Castro sagte am Dienstag ab. Präsident Santos ordnete an, die Offensive gegen die Guerilla auszuweiten, nachdem beim Abschuss eines Militärhubschraubers vier Soldaten ums Leben gekommen waren. (Bert Eder, 25.6.2015) Wissenschaft;Ein aktuelles Buch zeigt am Beispiel des frühen 19. Jahrhunderts, wie tiefgreifend ein Klimawandel in alle Bereiche menschlicher Gesellschaften hineinwirkt. Der April des Jahres 1815 muss im globalgeschichtlichen Kalender knallrot angestrichen werden, wenn es nach dem deutschen Klimahistoriker Wolfgang Behringer geht. Seine These: Binnen weniger Wochen veränderte eine singuläre Naturkatastrophe gewaltigen Ausmaßes nicht nur das Klima, sondern gar den Lauf der Welt – obwohl es zunächst niemand realisierte. Denn so grenzenlos die Folgen dieses Ereignisses waren, so regional begrenzt war ihr Ursprung. Dieser lag auf Sumbawa, einer östlich von Java gelegenen indonesischen Insel, die den Stratovulkan Tambora beherbergt – zu Beginn des 19. Jahrhunderts mit 4300 Metern eine der höchsten Erhebungen des indonesischen Archipels. Wie man heute weiß, brach der Tambora im April 1815 mit einer Intensität aus, die in der überlieferten Geschichte der Menschheit ohne Beispiel ist. Die explosiven Eruptionen waren mehr als 2000 Kilometer weit zu hören – und halbierten den Vulkan beinahe. Auf Sumbawa und der Nachbarinsel Lombok kamen mindestens 71.000 Menschen ums Leben. Doch die tatsächliche Zahl der Opfer dieser Katastrophe lässt sich nicht einmal ansatzweise beziffern. Sie beträgt mit Sicherheit ein Vielfaches davon. Was nämlich auf den Ausbruch des Tambora folgte, war ein Jahr extremer Klimaschwankungen: Das durch die Eruptionen emporgeschleuderte Material aus Gas- und Schwebepartikeln, verbreitet und verteilt durch Höhenwinde, verminderte die Sonneneinstrahlung und bewirkte fast weltweit eine plötzliche Abkühlung. Der Winter 1815/16 war einer der kältesten des zweiten Jahrtausends. In Europa und Nordamerika erlebte man in der Folge das Jahr ohne Sommer, zum Teil schneite es im Juli oder regnete über Monate hinweg. In weiten Teilen Asiens verursachten verheerende Niederschläge Überflutungen, die Cholera brach aus, die Tuberkulose grassierte. Mancherorts herrschte wiederum extreme Dürre. Da wie dort kam es zu Missernten, Massensterben von Nutztieren und 1817 zur schlimmsten Hungersnot des 19. Jahrhunderts. Russland hingegen profitierte vom veränderten Klima und verzeichnete dank steigender Getreideexporte und Einwanderung einen wirtschaftlichen Aufschwung. Enorme Migrationsbewegungen, soziale Revolten und politische Umbrüche kennzeichneten die folgenden Jahre. Der Ausbruch des Tambora war der Beginn eines Experiments, an dem die ganze Menschheit unfreiwillig teilgenommen hat. Die Reaktionen darauf geben ein Beispiel dafür, wie Gesellschaften und einzelne Menschen auf Klimawandel reagieren, welche Risiken dabei entstehen und welche Chancen damit verbunden sein können, schreibt Behringer im Buch Tambora und das Jahr ohne Sommer. Wie der Forscher der Universität des Saarlandes detailliert nachzeichnet, blieb kein Erdteil von direkten oder indirekten Auswirkungen der Tamborakrise verschont. Indem er gesicherte klimahistorische Fakten und zeitgenössische Quellen mit sozialen und weltpolitischen Entwicklungen der Folgezeit in Verbindung bringt, rückt er den Vulkanausbruch aber aus dem naturgeschichtlichen Blickfeld direkt ins Zentrum der Weltgeschichte. Wo das Klima sich zum Schlechteren wandelte, wirkte es demnach wie ein Katalysator vorhandener Tendenzen: In Europa nahmen schwere soziale Unruhen und politische Massendemonstrationen zu, es kam zu Attentaten und zu Pogromen gegen Juden. In Südafrika wurden angebliche Hexen als Schuldige an Ernteausfällen verfolgt. Das zaristische Russland suchte wiederum die Migration für seine imperialistischen Ziele zu nutzen und seinen Einfluss in der Schwarzmeerregion auszudehnen. Die Krise entfaltete aber auch eine enorme erfinderische und innovative Kraft: Behringer stellt neue Ansätze, die Natur besser einzuschätzen und zu zähmen, ebenfalls in einen Ereigniszusammenhang, etwa das Aufkommen der Meteorologie und die zunehmende Durchführung von Flussbegradigungen. Dem Buch mangelt es nicht an interessanten Episoden aus unterschiedlichsten kulturellen, gesellschaftspolitischen und wissenschaftlichen Bereichen. Mitunter bleibt es jedoch bei einer Aneinanderreihung, die etwas krampfhaft zu einer Ereigniskette geschmiedet wurde. Das birgt, zugunsten eines gelungenen Spannungsbogens, die Gefahr argumentativer Monokausalität. In jedem Fall führt Behringers Perspektive aber anschaulich vor Augen, wie komplex das Weltklima in sämtliche Bereiche der menschlichen Lebenswelt hineinwirkt. Damals wie heute. Wissenschaft;Britische Wissenschafter haben analysiert, ob Pflanzenproben in naturhistorischen Museen auch die richtigen Namen tragen. Die Ergebnisse sind erschreckend. Oxford/Wien – Um die Verteilung von bestimmten Tier- oder Pflanzenarten rund um den Globus zu analysieren, greifen Biodiversitätsforscher gerne auf naturhistorische Sammlungen zurück. Bei solchen Analysen gelingt es immer wieder, neue Arten zu entdecken. So konnten britische Forscher erst kürzlich im Londoner Natural History Museum eine neue Art von Fledermäusen, konkret: der Hufeisennasen, identifizieren. Das Exemplar lagerte seit drei Jahrzehnten in Alkohol eingelegt im Museum. Damit sind wir aber auch schon bei einem Problem angelangt, dessen Ausmaße einigermaßen dramatisch sein dürften: Britische Forscher kommen im Fachblatt Current Biology und in zeitgleichen Studien in weiteren Fachmagazinen zum Schluss, dass bis zu 50 Prozent aller Sammlungsobjekte in naturhistorischen Museen die falsche Bezeichnung tragen könnten. Die Wissenschafter um Robert Scotland vom Institut für Pflanzenforschung an der Universität Oxford konzentrierten sich bei ihren Analysen auf Herbarien und andere Sammlungen von Pflanzen insbesondere aus den Tropen. Eine Teilstudie widmete sich 4500 Exemplaren eines afrikanischen Ingwergewächses der Gattung Afromamu, die erst im Vorjahr in einer Monografie detailliert dargestellt wurde. Nicht weiter überraschend wurden 58 Prozent der Objekte zuvor falsch bezeichnet. Eine zweite Studie untersuchte am Beispiel einer Familie von asiatischen Regenwaldbäumen, wie Belegexemplare von derselben Pflanze in verschiedenen Sammlungen benannt werden. Immerhin 29 Prozent der Duplikate trugen in zwei oder mehr Museen unterschiedliche Namen, von denen zumindest einer falsch sein musste. Schließlich analysierten die Forscher auch noch knapp 50.000 Objekte aus der Gattung Ipomoea (zu der unter anderem auch die Süßkartoffel gehört), die in die Global-Biodiversity-Information-Facility-Datenbank hochgeladen wurden. 40 Prozent davon trugen veraltete Namen, weitere 27 Prozent waren inkorrekt oder ungültig. Die Gründe für diese erstaunlich zahlreichen Fehler sind mannigfaltig. Ein Hauptproblem dürfte sein, dass die Forscher in den Museen mit dem Klassifizieren kaum nachkommen: Mehr als die Hälfte der neuen tropischen Pflanzenarten wurden erst entdeckt. Wie aber sieht es beim Rest der 1,8 Millionen verschiedenen Arten aus, die bestimmt wurden und in Museen lagern? Mehr als die Hälfte davon sind Insekten. Die Forscher gehen davon aus, dass dort der Anteil der falschen Bezeichnungen noch viel höher ist. Nicht-Wissenschaft;Innenministerin Mikl-Leitner und Verteidigungsminister Doskozil besuchen am Dienstag Grenze bei Spielfeld – Auch Serbien droht mit Grenzschließung. Ljubljana – Slowenien wird die Einreise von Flüchtlingen ab sofort begrenzen. Das teilte das slowenische Innenministerium am Sonntag mit und erklärte, es geschehe mit Blick auf einen von Österreich angekündigten gleichen Schritt. Kroatien sei über die Pläne informiert worden, hieß es aus dem slowenischen Innenministerium. Nähere Angaben machte die Regierung zunächst nicht. Laut dem slowenischen Fernsehen sollen ab Montag weniger Flüchtlinge einreisen dürfen, sodass täglich nur noch tausend Menschen die Grenze nach Österreich passieren würden. Österreich werde demnach Wirtschaftsflüchtlingen an der Grenze den Übertritt verweigern, betroffen seien die Kärntner Grenzübergänge Lavamünd, Bleiburg und Karawankentunnel. Auch das kroatische Staatsfernsehen berichtete über anstehende verschärfte Grenzkontrollen in Österreich in dieser Woche. Ein Sprecher des österreichischen Innenministeriums sagte auf Anfrage des STANDARD, dass man das Vorhaben Sloweniens und die kolportierten Maßnahmen Österreichs, auf die sich Slowenien beruft, derzeit nicht erläutern könne. Am Dienstag sollen jedenfalls weitere Pläne zur Sicherung der Südgrenze präsentiert werden. Es wird Schritt für Schritt die Bremse eingelegt, sagte Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP), die sich gemeinsam mit Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (SPÖ) am Dienstag ein Bild vom neuen Grenzmanagement im steirischen Spielfeld machen will. Der Dominoeffekt entlang der Balkanroute entwickelt sich planmäßig, sagte die Innenministerin über die bisherigen Maßnahmen. Man müsse zum Kern des Asylrechts zurückkommen. Was wir derzeit erleben, hat ja nur wenig mit Schutzsuche zu tun, sondern mit der Suche nach dem wirtschaftlich attraktivsten Land. Es sei wichtig, dass jedes Land schrittweise seine Gangart an der Grenze verschärft – und dass wir das abgestimmt machen. Dabei ist es einsatztaktisch von wesentlicher Bedeutung, dass die einzelnen Verschärfungen zum richtigen Zeitpunkt kommuniziert werden, so Mikl-Leitner. Unterdessen drohte auch Serbiens Außenminister Ivica Dačić, die Grenzen zu schließen. Serbien sehe sich dazu gezwungen, sollten auch andere Staaten entlang der Flüchtlingsroute das tun. Wir sind besorgt wegen einer fehlenden einheitlichen Politik der Europäischen Union, sagte Dačić am Montag. Wenn nach der Ankündigung Österreichs, heuer nur 37.500 Flüchtlinge aufnehmen zu wollen, auch Slowenien und Kroatien nachziehen, wäre Serbien gezwungen, seine Grenzen ebenfalls zu schließen. Wir haben keine Möglichkeit, so viele Menschen bei uns aufzunehmen, erklärte er. Wenig von Grenzschließungen hält Italiens Außenminister Paolo Gentiloni. Er warnte vor negativen Auswirkungen solcher Entscheidungen einzelner EU-Mitgliedsstaaten: Einseitige Beschlüsse einzelner EU-Länder würden in Europa einen schweren Schaden anrichten, sagte Gentiloni nach Angaben italienischer Medien. Man kann gemeinsam über Kontrollen und über die Notwendigkeit diskutieren, diesen oder jenen Aspekt des europäischen Sicherheitssystems zu stärken. Einseitige Beschlüsse würden jedoch die Stabilität des gemeinsamen europäischen Gebäudes gefährden, an dem wir jahrzehntelang gebaut haben. Der Schritt Sloweniens fällt in die Woche des Nato-Einsatzes gegen Schlepper in der Ägäis und eines EU-Gipfels, in dessen Vorfeld es bereits zu Widersprüchen zwischen Frankreich und Deutschland gekommen ist. Der französische Premier Manuel Valls lehnt eine Aufnahme weiterer Flüchtlinge kategorisch ab. Frankreich hat sich engagiert, 30.000 Flüchtlinge aufzunehmen. Dazu sind wir bereit, aber nicht zu mehr, sagte er am Samstag. Valls stellte auch klar, dass er ein dauerhaftes System zur Umverteilung von Flüchtlingen innerhalb Europas ablehne. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel hingegen will keine grundsätzliche Obergrenze, sondern mittelfristig einen Teil der in der Türkei ankommenden Bürgerkriegsflüchtlinge aus Syrien auf EU-Staaten verteilen. Dafür soll die Türkei die unkontrollierte Weiterreise Richtung EU durch bessere Grenzkontrollen unterbinden. Mit dieser Begründung hat die Türkei per 10. Februar auch die Visa-Bestimmungen für Iraker verschärft. Für sie würden keine Visa mehr an der Grenze ausgestellt, teilte die türkische Botschaft in Bagdad am Sonntag mit. Reisende müssten sich jetzt bereits in Bagdad oder Erbil um eine Einreiseerlaubnis bemühen. Für Iraker, die ein gültiges Visum für einen Schengen-Staat oder die USA hätten, gelte das nicht. Tausende Iraker hielten sich illegal in der Türkei auf, um in den Westen zu gelangen, begründete Botschafter Faruk Kaymakcı die Änderungen. Außerdem gebe es eine beträchtliche Zahl mutmaßlicher Anhänger der Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS) im Land. Dennoch hieß es in einem Entwurf für die EU-Gipfelerklärung, die Migrationsströme aus der Türkei nach Griechenland und damit in die EU seien weiterhin viel zu hoch. Es seien von der Türkei bei der Umsetzung des Aktionsplans mit der EU trotz erster Schritte weitere entschiedene Anstrengungen von türkischer Seite notwendig. Die Türkei habe beispielsweise Fortschritte beim Zugang von Flüchtlingen zum Arbeitsmarkt und beim Datenaustausch mit der EU gemacht, heißt es in dem Entwurf, der am morgigen Dienstag von den EU-Außenministern noch behandelt wird. Um der Migrationsströme Herr zu werden und gegen Schmuggler und deren Netzwerke vorzugehen, wird auch die NATO-Unterstützung angeführt. Der EU-Gipfel findet am Donnerstag und Freitag statt, noch rechtzeitig davor will Griechenland vier der geplanten fünf Hotspots zur Registrierung von Flüchtlingen in Betrieb nehmen. Die Zentren auf den Inseln Lesbos, Chios, Leros und Samos sollten bis Mittwoch eröffnet werden, erfuhr die Nachrichtenagentur AFP am Montag aus griechischen Regierungskreisen. Eigentlich hätte die Eröffnung bereits im vergangenen Jahr erfolgen sollen. Noch vor dem Treffen wird am Donnerstag auf Initiative Österreichs ein sogenannter Mini-Gipfel der Willigen stattfinden. Ab 12 Uhr tagen auf Einladung von Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) zum zweiten Mal in dieser Konstellation die Länderchefs der von der Balkanroute am meisten betroffenen Staaten. Neben Deutschland sind auch Frankreich, Schweden, Belgien, Luxemburg, die Niederlande, Finnland, Portugal, Slowenien und Griechenland vertreten. Dieser Vorgipfel, bei dem auch der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoğlu sowie EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker und der EU-Parlamentspräsident Martin Schulz vertreten sein werden, soll vor allem dazu dienen, die immer noch hohen Flüchtlingszahlen aus der Türkei einzudämmen, hieß es am Montag in EU-Ratskreisen. Bereits am Montag treffen sich die Staatsspitzen der vier Visegrád-Staaten – Tschechien, Polen, Slowakei und Ungarn – sowie Mazedoniens und Bulgariens in Prag, um über eine gemeinsame Linie in der Flüchtlingsfrage zu diskutieren. Sie lehnen die Quoten zur Verteilung von Asylsuchenden ebenfalls ab und fordern einen verstärkten Schutz der EU-Außengrenze. So hat Ungarn im Vorfeld der Tagung der griechischen Regierung mangelnde Grenzsicherung vorgeworfen. Griechenland habe überhaupt nicht versucht, die Menschenmassen aufzuhalten, sagte der Staatssekretär für EU-Fragen, Gergely Pröhle, am Montag im deutschen RBB-Inforadio. Ungarn habe schon vor einem halben Jahr den Schutz der EU-Außengrenzen und eine Finanzierung vorgeschlagen. Als Schwachsinn bezeichnete Pröhle Vorstellungen, mitteleuropäische Staaten, die gegen die Flüchtlingsverteilung seien, mit Sanktionen zu belegen. Dann müssten auch Frankreich EU-Mittel gestrichen werden, das eine ähnliche Position vertrete. Der luxemburgische Außenminister Jean Asselborn hat die Visegrád-Staaten davor gewarnt, in der Flüchtlingskrise zu einem Verein von Abtrünnigen gegenüber der notwendigen Solidarität innerhalb der EU zu werden. Der russische Regierungschef Dmitri Medwedew bezeichnete indes die Flüchtlingspolitik der EU als kolossalen Fehler, der die europäische Identität bedrohe und rechten Parteien nutze. Mir scheint, dass die Europäische Union zur Geisel ihrer unausgewogenen Migrationspolitik geworden ist, sagte er dem US-Magazin Time. Der serbische Präsident Tomislav Nikolić äußerte sich am Montag trotz der Kritik seines Außenministers an der fehlenden einheitlichen EU-Politik überraschend lobend über die Politik der deutschen Kanzlerin Angela Merkel in der Flüchtlingskrise. Merkel habe die Last auf sich genommen, um die Werte zu erfüllen, auf denen die Europäische Union aufbaut, sagte Nikolic der Zeitung Danas. Sie sei eine bewundernswerte Frau. Nicht-Wissenschaft;Vorerst keine weiteren Verhandlungen mit der Ärztekammer. Wien – Das dritte Nein der Ärztekammer zur neuen Betriebsvereinbarung für die Wiener Gemeindespitäler (KAV) löst bei Wiens Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely Empörung aus. Sie bezeichnet es im STANDARD-Gespräch als einen Erpressungsversuch, mit dem vor den Wahlen illegitime Forderungen durchgesetzt werden sollen. Das spielt es mit mir nicht, richtet Wehsely ihrem Gegenspieler, dem Wiener Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres, aus. Eine Rückkehr zum Verhandlungstisch schließt sie vorerst aus. Sie habe einen Großteil der Forderungen abgearbeitet, wenn die Ärztekammer aber immer neue Forderungen stellt, sei keine Gesprächsbasis vorhanden. Gemeint sind Nachtzulagen und Primarärzte. Bei den Zulagen sieht Wehsely keinen Spielraum. Für die Gehälter der Primarärzte sollte der KAV bis Jahresende ein Modell ausarbeiten. Dass dieses bis Anfang September umgesetzt werden kann, wie von der Kammer gefordert, schließt sie aus. Standesvertretung und Ärztegewerkschaft beharren aber auch auf ein klares Nein zum Stellenabbau. Gernot Rainer, Chef der Ärztegewerkschaft Asklepios, geht sogar weiter: Es brauche zusätzliche Ärzte statt bloß Dienstpostenumschichtungen. Eine klare Meinung hat Rainer auch zur Streikabstimmung, die von 19. bis 24. Juni stattfinden wird. Das hätte schon früher geschehen müssen, als das Gesetz trotz Nein der Ärzte durch den Gemeinderat gebracht wurde. Dass die Abstimmung mit Ja ausgehen wird, davon geht auch Wehsely aus. Sie sieht darin weniger ein Stimmungsbild der Wiener Ärzte, sondern macht die Fragestellung der Kammer dafür verantwortlich. Die Streikbereitschaft werde abgefragt, da könne man gar nicht mit Nein stimmen. Konsequenzen habe das für sie keine, es sei nur ein weiterer Versuch der Kammer, Zwietracht zu säen. Wissenschaft;Museum an ehemaliger Frontlinie zwischen Italien und Österreich-Ungarn in Fels und Eis errichtet. Rom – Im Marmolada-Massiv im Herzen der Dolomiten, wird am Samstag das Museum des Ersten Weltkrieges eingeweiht. Es handelt sich um das höchstgelegene Museum Europas, das sich genau auf der Kriegsfront des Ersten Weltkrieges zwischen Italien und Österreich-Ungarn befindet. Hier wurden in den Jahren zwischen 1915 und 1918 über 15.000 Soldaten getötet. In der Bergstation der Seilbahn Serauta ist auf 3.000 Metern Meereshöhe das Museum eingerichtet worden. In den renovierten Ausstellungsräumen wird der Krieg aus Sicht des Soldaten gezeigt. Auf 300 Quadratmetern Fläche wird im Detail die Geschichte des Krieges in Fels und Eis in zwölf Abteilungen dargestellt. Das Museum wurde konzipiert, um die Grausamkeit und Sinnlosigkeit des Krieges zu bezeugen und Frieden und Brüderschaft der Völker zu zelebrieren, berichtete die Koordinatorin des Projekts, Giuliana Boscheri. Die erschütternde Darstellung der rauen Wirklichkeit der Kampfhandlungen im Hochgebirge in diesem Museum ist gleichzeitig ein Aufruf zum Frieden und zur Freundschaft zwischen allen Völkern. Aus den großen Fenstern des Museums kann der Besucher die Stellungen der Italiener und der österreichisch-ungarischen Soldaten betrachten. Die gesamte Gegend steht unter Denkmalschutz. Das Museum erzählt auch vom Leben in der Eisstadt, so bezeichnet von den 300 Kaiserschützen, die dort lebten. Dabei handelt es sich um eine große, mit allen notwendigen Einrichtungen, Magazinen und Unterständen ausgestattete Kaserne. Die Eisstadt war ins Gletschereis gegraben und verfügte über zehn Kilometer Verbindungsstollen zwischen den Höhlen. In diesen Kavernen befanden sich die verschiedenen Holzbaracken, die als Mensa, Unterstände oder Krankenstube dienten. Ausgestellt sind auch verschiedene Fundstücke, die während der Gletscherschmelze wieder ans Licht kamen. Ein Film aus jener Zeit ist im Videosaal der Endpunkt eines ergreifenden Rundgangs. Die Erläuterungen im Museum sind auf Italienisch und Deutsch. Entworfen wurde das Museum von der Architektin Claudine Holstein vom Südtiroler Büro G22 Projects GmbH. Es kann während der Betriebszeit der Seilbahn von Anfang Dezember bis nach Ostern und von Juni bis September besichtigt werden. Der Eintritt ist frei. (APA/red, 27.6. 2015) Wissenschaft;Zunehmend wärmere Winter erhöhen den Überwinterungserfolg nicht heimischer Schädlinge. Graz – Nicht heimische Tier- und Pflanzenarten dürften durch den Klimawandel profitieren und sich künftig dauerhaft in unseren Breiten etablieren. Wiener Forscher haben für drei Schädlingsarten Modelle erstellt, um ihren Überwinterungserfolg – und damit ein wichtiges Kriterium für die Heimischwerdung – abzuschätzen. Zwei auf den ersten Blick unabhängige Faktoren sollten laut Andreas Kahrer von der AGES (Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit) in Wien gemeinsam betrachtet werden: Nicht heimische Schadinsekten werden immer wieder nach Europa eingeschleppt. Und die mittleren Temperaturen sind in Europa während der vergangenen 100 Jahre um bis zu zwei Grad Celsius angestiegen und dürften künftig je nach Modell noch zwischen einem und drei Grad Celsius ansteigen, wie Kahrer am Rande des Österreichischen Klimatages in Graz sagte. Er stellte sich gemeinsam mit Helfried Scheifinger von der ZAMG (Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik) die Frage, ob dadurch nicht schon in naher Zukunft eingeschleppte Insekten in europäischen Regionen heimisch werden – und damit möglicherweise die Landwirtschaft in Gefahr bringen könnten. Mithilfe aktueller Klimadaten und prognostizierter Klimaszenarien wurde so der potenzielle Ansiedelungserfolg des Baumwollkapselwurm (Helicoverpa armigera), der aus Südamerika stammenden Tomatenminiermotte (Tuta absoluta) und dem aus Indien stammenden Khapra-Käfer (Trogoderma granarium) untersucht. Gemessen wurde der mögliche Ansiedelungserfolg dieser Schädlinge an ihrem Überwinterungserfolg. Dieser stelle eine erste notwendige Voraussetzung dar, um sich in einem neuen Gebiet zu etablieren. Die Ergebnisse der aus prognostizierten Klimadaten erstellten Modellierung der Überwinterungserfolge waren laut Scheifinger prägnant: Im Fall des Baumwollkapselwurms, dessen Raupen auch Gemüse und Blumen befallen, und des Khapra-Käfers könnten demnach bis Ende dieses Jahrhunderts die Gebiete, in denen die Insekten gut überwintern könnten, stark anwachsen. Dann würden große Gebiete in Mitteleuropa zur Überwinterung beider Arten ohne jegliche klimabedingte Sterblichkeit geeignet sein, so Scheifinger. Im Fall der Tomatenminiermotte würde sich der Zuwachs möglicher Überwinterungsgebiete auch gegen Ende des 21. Jahrhunderts jedoch weiterhin auf Südwesteuropa und den Mittelmeerraum beschränken. An der AGES wurde im Labor in mehrjährigen Experimenten die maximale Überlebensdauer der Insekten bei unterschiedlichen Frostgraden erhoben. Zuletzt wurden daraus die stündlichen Kältestresswerte und der Gesamtkältestress der Insekten errechnet. Daraus ließ sich dann die Gesamtmortalität für die jeweilige Insektenpopulation ermitteln, sagte Kahrer. Bisher war eine Berechnung der Mortalität unter fluktuierenden Temperaturen nicht möglich gewesen – erst unsere neuartige Berechnungsweise erwies sich als zielführend, so der Forscher. Nicht-Wissenschaft;1,6 Milliarden Euro veranschlagt – "Warum sollten nicht einfach die Leute das Problem lösen?". Griechenland, lange hauptsächlich als Wiege der Demokratie und beliebte Urlaubsdestination bekannt, dominiert seit Monaten die mediale Berichterstattung. Das Land kämpft mit einer enormen wirtschaftlichen Rezession und zunehmend prekären Zuständen, während die Regierung rund um Premier Alexis Tsipras im Clinch mit der EU über die Bedingungen für weitere finanzielle Unterstützungen liegt. Jüngster Streitpunkt: ein geplantes Referendum, in dem Tsipras die Bedingungen der Union den griechischen Bürgern zur Abstimmung vorlegen will. Der Londoner Thom Feeney ist vom europapolitischen Hickhack mittlerweile angewidert und schlägt eine alternative Lösung vor. Er will Griechenland per Online-Crowdfunding retten. All dieses Gezittere rund um Griechenland wird schon langweilig. Europäische Minister, die ihre Muskeln spielen lassen, und ihr Getue darum, ob sie den Griechen nun helfen oder nicht – warum lassen wir es nicht einfach die Leute lösen?, schreibt er einleitend zu seiner Finanzierungskampagne auf der Plattform Indiegogo. 1,6 Milliarden Euro – das entspricht der Höhe der Kreditrate, die Griechenland eigentlich im Juli an den Internationalen Währungsfonds zurückzahlen müsste – sollen dort zusammenkommen. Für einen kompletten Bailout reicht das natürlich bei weitem nicht, das Geld soll aber verwendet werden, um dem Land wieder mehr Spielraum zu gewähren, um die Talfahrt zu stoppen. Feeneys Rechnung ist einfach gehalten. Die EU hat über 500 Millionen Einwohner, argumentiert er. Wenn jeder davon etwas mehr als drei Euro beisteuert, wäre dieser Betrag schon erreicht. Das entspricht in London dem Gegenwert eines halben Pint Bier oder eines Salats mit Feta und Oliven. Damit will er verdeutlichen: Eine Spende dieser Größe wäre kein allzu großer Verzicht. Als Vergleichswert dienen weitere Belohnungen für die Spender, sollte die Kampagne ihr nicht ganz ernst gemeintes Ziel erreichen. Für zehn Euro gibt es eine Flasche Ouzo, für 25 Euro den einst schon von Udo Jürgens besungenen griechischen Wein. 5.000 Euro werden für einen einwöchigen Zwei-Personen-Urlaub in Athen veranschlagt. Wer eine Million Euro beisteuert, darf sich ganz besonders des Dankes vieler EU-Bürger und der Griechen im Speziellen sicher wähnen. Dem Aufruf gefolgt sind bislang rund 1.200 Nutzer, die über 16.000 Euro beigesteuert haben. Da für das Erreichen des Spendenziels nur ein Zeitraum von einer Woche vorgesehen ist, könnte es mit der Rettung Griechenlands über die Schwarmfinanzierung allerdings eng werden. Nicht-Wissenschaft;Sieben Bilder wurden seit vergangenem Herbst in Spanien und Irland getestet. Lange wurde von Facebook-Nutzern ein Dislike-Button gefordert. Alles nur mit gefällt mir kommentieren zu können, ist vielen zu eindimensional. Im vergangenen Herbst hat das soziale Netzwerk seine Antwort auf diesen Wunsch vorgestellt. Keinen Dislike-Button, aber dafür insgesamt sieben Emojis. Die Reactions genannten Bilder wurden zunächst in Spanien und Irland getestet. Und bald sollen sie den Rest der Facebook-Welt erobern, wie Mark Zuckerberg bei der Präsentation der Quartalsergebnisse nun bekannt gab. Neben dem bekannten Daumen nimmt Facebook sechs neue Bilder dazu, die Liebe, Haha, Yay, Wow, Traurigkeit und Ärger ausdrücken. Die emotionale Bandbreite bleibt überwiegend auf der positiven Seite. Negative Gefühle bzw. Reaktionen auf ein Posting lassen sich nur mit zwei Bildern ausdrücken. Emojis etwa für Sarkasmus oder auch ein Facepalm fehlen. Für positive Gefühle bietet das Unternehmen gleich mehrere Optionen, für Ekel oder Angst hingegen keine. Das hat einen triftigen Grund, denn Facebook will seine Plattform in ein positives Licht stellen. Schon bei früheren Veranstaltungen sagte CEO Mark Zuckerberg, dass man mit Hilfe des Like-Buttons schnell seine Sympathie für etwas ausdrücken könne. Nach Gerüchten über einen echten Dislike-Button befürchteten Social-Medial-Experten, dass dieser negative Stimmungen anfachen könnte. Bei den Kommentaren hat das Unternehmen ohnehin ein massives Problem mit Hasspostings. Die neuen Reactions werden auch den Algorithmus des News Feeds beeinflussen. In einem Blogeintrag erklärte Facebook-Manager Chris Tosswill im vergangenen Herbst, dass Nutzern mehr ähnliche Postings angezeigt werden, wenn sie es mit einer der Reactions bewertet haben. Das kommt auch für Seitenbetreiber und Anzeigen zum Tragen. Für sie wären Buttons für Angst oder Ekel wohl nicht wünschenswert. Today we’re launching a pilot test of Reactions — a more expressive Like button. As you can see, it’s not a “dislike” button, though we hope it addresses the spirit of this request more broadly. We studied which comments and reactions are most commonly and universally expressed across Facebook, then worked to design an experience around them that was elegant and fun. Starting today Ireland and Spain can start loving, wow-ing, or expressing sympathy to posts on Facebook by hovering or long-pressing the Like button wherever they see it. We’ll use the feedback from this to improve the feature and hope to roll it out to everyone soon. Laut einer Studie von Swiftkey werden überwiegend fröhliche Gesichter getippt. Facebooks Auswahl ist eine Mischung daraus, was das Unternehmen als gut für sein Geschäft erachtet und welche Bilder Menschen tatsächlich am ehesten nutzen. Wann genau die neue Emojis in weiteren Ländern ankommen, hat Zuckerberg noch nicht verraten. Lediglich von bald war die Rede. Vermutlich wird es einige Zeit dauern, bis die Funktion bei allen Nutzern angelangt ist. Vorprogrammiert ist jedenfalls schon die Aufregung von Nutzern, die sich mit solchen Veränderungen nicht anfreunden können. Nicht-Wissenschaft;Kritik an Behandlung von Flüchtlingen und Deal mit Türkei unter autoritärem Präsidenten Tayyip Erdogan. Straßburg – Das Flüchtlingsabkommen zwischen der EU und der Türkei beschäftigt am Mittwoch das Europaparlament in Straßburg. Die Abgeordneten wollen unter anderem mit EU-Ratspräsident Donald Tusk über die Flüchtlingspolitik der Europäischen Union sprechen. Dazu gehört auch die Vereinbarung mit Ankara vom März über die Rücknahme von Migranten, die illegal nach Griechenland eingereist sind. Im EU-Parlament gibt es Kritik an der Behandlung der Flüchtlinge. Die Abgeordneten wollen auch über die Menschenrechtslage in der Türkei diskutieren. Außerdem steht eine Debatte über neue Regeln für Datenschutz und Fluggastdaten auf der Tagesordnung. Über diese Frage wird am Donnerstag abgestimmt. Wissenschaft;Spezialkamera am Dach des NHM installiert – Pilotprojekt für österreichweites Netzwerk. Wien – Mit einer Spezialkamera am Dach will das Naturhistorische Museum (NHM) Wien den Fall von Meteoren verfolgen. Längerfristiges Ziel sei es, mit einem möglichst dichten Kameranetzwerk in Österreich das Herkunftsgebiet von Sternschnuppen und Feuerbällen zu bestimmen und vielleicht auch frisch gefallene Meteoriten zu finden, sagte NHM-Direktor Christian Köberl am Montag bei der Präsentation der Kamera. Bei Meteoren handelt es sich um Material, das mit 20 bis 30 Kilometer pro Sekunde in die Erdatmosphäre eindringt und dort verglüht. Bestehen diese nur aus Staubteilchen, sieht man eine Sternschnuppe, bei größeren Brocken ist ein heller Feuerball zu sehen. Die Objekte ionisieren bei ihrem Fall die Luft, wodurch die Leuchtspur entsteht. Wenn ein größerer Brocken nicht gänzlich verglüht, sondern Teile davon am Boden landen, spricht man von Meteoriten. Und davon gibt es in Österreich ein klares Defizit, sagte Köberl. Nach Schätzungen fallen durchschnittlich pro Jahr zwei Meteoriten auf österreichisches Staatsgebiet. In den vergangenen 250 Jahren wurden jedoch nur sieben gefunden. Von vier dieser Meteoriten wurde auch ihr Fall beobachtet, die restlichen wurden zufällig erst Jahre nach dem Fall entdeckt. Grund dafür sei, dass sich die Landschaft hierzulande mit Bergen und Wäldern nicht sehr gut für die Meteoritensuche eigne. Dabei seien Meteoriten Zeitzeugen aus der Entstehung des Sonnensystems und der Erde, so Köberl, der als Geochemiker Spezialist für Einschläge von Meteoriten und Asteroiden ist. Meist stammen die Meteore aus dem Asteroidengürtel, es gibt aber auch solche vom Mars und vom Mond. Für die Herkunftsbestimmung von Meteoren bzw. Meteoriten muss ihre Bahn durch die Erdatmosphäre rechnerisch rekonstruiert werden. Das geht umso genauer, je mehr Bilder von einer Sternschnuppe oder Feuerball aus unterschiedlichen Positionen vorhanden sind. So kann man auch Gebiete eingrenzen, in denen nicht gänzlich verglühte Teile auf der Erde niedergegangen sein könnten, und die Suche am Boden aufnehmen. Das würde den Forschern frisches Material, das noch nicht durch irdische Spuren kontaminiert ist, liefern. Mit einer Kamera alleine kann man also noch nicht viel erreichen. Sollte das Projekt aber erfolgreich sein, wollen sich die Wissenschafter bemühen, ein flächendeckendes Netzwerk in Österreich aufzubauen. Rund ein Dutzend der 180-Grad-Weitwinkelkameras mit Kosten von jeweils 1.500 bis 2.000 Euro wären dafür notwendig. Mit der Testinstallation beteiligt sich das NHM an dem französischen Forschungsprojekt FRIPON (Fireball Recovery and InterPlanetary Observation Network), in dessen Rahmen rund 100 Kameras in Frankreich installiert werden. So wie die Wiener Kamera sind diese mit dem Internet verbunden, die Auswertung – etwa ob es sich um ein Flugzeug oder eine uninteressante Sternschnuppe handelt, erfolgt automatisch. Ähnliche Netzwerke in Australien, Kanada oder den USA hätten bisher zum Auffinden von mehr als einem Dutzend Meteoriten geführt, heißt es seitens des NHM. Köberl räumt ein, dass die Lichtverschmutzung über Wien so wie in allen Städten ein Problem für die Kamera sei. Man sei aber ohnedies primär an den ganz hellen Feuerbällen interessiert, und diese könne man manchmal sogar am Tag sehen. Wissenschaft;Aaskäferweibchen produzieren ein Antiaphrodisiakum, um Männchen während der anstrengenden Phase der Larvenaufzucht abzutörnen. Ulm/Wien – Der Schwarzhörnige Totengräber (Nicrophorus vespilloides) ist kein Protagonist eines Horrorfilms, sondern ein Aaskäfer. Ein Blick auf sein Brutverhalten lässt keine Fragen offen, wie er zu diesem Namen kam: Entdecken die Käfer den Kadaver eines kleinen Wirbeltiers, bearbeiten sie diesen so lange, bis nur noch ein formloses Etwas übrigbleibt. Zeitgleich wird die Erde unter dem Kadaver weggescharrt und das tote Tier in einer stabilen Kammer vergraben – fertig ist die Brutstätte samt üppiger Kinderkost. In diesem Grab kommt es zu Paarung, Eiablage, Geburt und schließlich auch zur Aufzucht der Jungen. Totengräber sind fürsorgliche Eltern: Sowohl Weibchen als auch Männchen sind stark in die Brutpflege involviert und füttern ihre Larven mit vorverdauter Nahrung, bis diese selbstständig sind. Wie man sich vorstellen kann, ist das für die Eltern ziemlich anstrengend. In diesen intensiven Phasen auch noch weitere Eier abzulegen oder aber sich gegen Annäherungsversuche eines zudringlichen Männchens wehren zu müssen würde die Weibchen wertvolle Energie kosten. Biologen um Katharina Engel (Uni Ulm) fanden nun heraus, welche evolutionären Mechanismen die Käfer deshalb entwickelten: Mithilfe eines Hormons wird die Reproduktionsfähigkeit der Weibchen nach einer Eiablage exakt so lange gehemmt, bis die Larven selbstständig werden. Gleichzeitig entdeckten die Forscher aber auch ein an das Hormon gekoppeltes flüchtiges Pheromon, das den Männchen die Nichtbereitschaft zur Fortpflanzung signalisiert, und zwar mit großer Wirkung: Um den Effekt zu überprüfen, brachten die Biologen unbeteiligte Käfermännchen mit dem Pheromon in Kontakt. Und tatsächlich verging ihnen bei diesem Duft ganz schnell die Lust auf Sex, sagt Koautor Joachim Ruther (Uni Regensburg). Zudem wird das Antiaphrodisiakum nur zielgerichtet produziert: Fehlen Männchen bei der Aufzucht, wird es gar nicht erst gebildet. Nicht-Wissenschaft;Sozialminister: "Kann keine Schlechterstellung für ASVG-Versicherte geben". Die ÖVP lehnt den Vorschlag ab. Wien – Die SPÖ pocht darauf, die beim Pensionsgipfel am 29. Februar vereinbarte Verschärfung der Zuverdienstregeln für Pensionisten auch auf pensionierte Beamte auszudehnen. Wenn, dann muss das für alle gelten. Es kann keine Schlechterstellung für ASVG-Versicherte geben, sagte Sozialminister Alois Stöger (SPÖ) am Sonntag im Kurier. Dass im Sozialministerium entsprechende Pläne gewälzt werden, hatte DER STANDARD bereits vor einem Monat vermeldet. Unbegrenzt dazuverdienen – auch in der Frühpension – dürfen derzeit nur Beamtenpensionisten. Bei ASVG-Frühpensionen werden Einkommen über der Geringfügigkeitsgrenze dagegen von der Pension abgezogen. Erst ab dem Regelpensionsalter (60 bei Frauen, 65 bei Männern) ist wieder ein unbegrenzter Zuverdienst möglich. Bei ihrem Pensionsgipfel am 29. Februar haben SPÖ und ÖVP aber eine Verschärfung vereinbart: Demnach sollen auch ASVG-Regelpensionisten, die weiter berufstätig sind, in den ersten drei Jahren einen Teil ihrer Pension verlieren. Im Gegenzug würden die Pensionsbeiträge für diese Gruppe halbiert. Betroffen wären Frauen bis 63 und Männer bis 68. SP- und VP-Pensionistenvertreter lehnen die Regelung ab, die Regierungsspitze hat zuletzt Verhandlungsspielraum signalisiert. Unterstützt vom ÖGB drängt Stöger auf eine Verschärfung auch für Beamte. ÖVP-Sozialsprecher August Wöginger lehnt dies ab und verweist darauf, dass der Verfassungsgerichtshof den unbegrenzen Zuverdienst für Beamtenpensionisten bereits 2005 bestätigt hatte. Da bräuchte man eine Zweidrittelmehrheit, um die Ruhensbestimmungen für Beamte abzusichern, gibt Wöginger zu bedenken. Stöger bezweifelt dagegen, dass die Ungleichbehandlung von Beamten und ASVG verfassungskonform ist. Nicht-Wissenschaft;Zuvor war Auflösung gescheitert, weil zu wenige Mitglieder gekommen waren. Wien/Linz – Das Team Stronach Oberösterreich hat sich nach einer Panne vor rund zwei Wochen nun erfolgreich aufgelöst. Eine Mitgliederversammlung fasste am Dienstag den entsprechenden Beschluss, teilte Team Stronach-Geschäftsführer Ronald Bauer der APA mit. Wie viele Mitglieder an der Versammlung teilnahmen, wollte Bauer nicht sagen. Der Beschluss sei einstimmig gefallen. Die Auflösung hätte ursprünglich am 7. August stattfinden sollen. Das scheiterte allerdings daran, dass zu wenige Mitglieder zur Gremiensitzung gekommen waren. Bei dieser ersten Sitzung hätten für die Beschlussfähigkeit zwei Drittel der Mitglieder anwesend sein müssen. Bei der zweiten Sitzung am heutigen Dienstag war es laut Statut egal, wie viele Funktionäre erscheinen. Anstelle der Landesgruppe soll es in Oberösterreich künftig nur mehr einen Landessprecher geben, der für die politische Arbeit im Land verantwortlich sein soll, erklärte Bauer. Wer diese Funktion übernehmen wird, wird in den nächsten Wochen entschieden. Die Auflösung der Landesgruppe ist die Folge von Unstimmigkeiten der Bundes-Parteispitze, die aus Obmann Frank Stronach und Bauer besteht, mit dem mittlerweile abgesetzten Landesparteichef Leo Steinbichler. Diese wollte entgegen der Meinung der Bundespartei bei der oberösterreichischen Landtagswahl im September antreten. Auch in der Bundespartei könnte eine Personalentscheidung unmittelbar bevorstehen. Für den morgigen Dienstag wurde eine Pressekonferenz mit Klubobmann Robert Lugar und Sicherheitssprecher Christoph Hagen angekündigt, bei der neben Asyl auch Personelles auf der Tagesordnung steht. Dabei könnte es um die derzeit vakante Stelle des Stellvertreters und damit Statthalters von Frank Stronach in Österreich gehen. Der frühere und kurzzeitige Stronach-Stellvertreter Wolfgang Auer war im Frühjahr zunächst als steirischer Spitzenkandidat demontiert und dann auch als Vizeparteichef abgesetzt worden. Nicht-Wissenschaft;Kate Winslet soll US-Model und Fotografin Lee Miller spielen – Jennifer Lawrence will mit Darren Aronofsky drehen. Hollywood – Stirb langsam hat ein langes Leben: Die legendäre Actionserie mit Bruce Willis als Polizist John McClane geht in Runde 6. Dies kündigt der Hollywood Reporter an. Als Regisseur wurde Len Wiseman verpflichtet, der 2007 bereits für Stirb langsam 4.0 verantwortlich zeichnete. Derzeit ist das Projekt im Entwicklungsstadium und soll die Vorgeschichte zur 1988 gestarteten Serie erzählen. Die britische Oscar-Gewinnerin Kate Winslet (40, Der Vorleser) will die amerikanische Fotografin Elizabeth Lee Miller verkörpern. Dem Filmblatt Variety zufolge soll das noch titellose Biopic auf dem Sachbuch von Millers Sohn Antony Penrose (The Lives of Lee Miller) basieren. Über einen möglichen Regisseur und den Drehstart wurde noch nichts bekannt. Die gebürtige New Yorkerin Miller (1907-1977) hatte eine frühe Modellkarriere, dann war sie während des Zweiten Weltkriegs in London als Kriegsfotografin tätig. Sie arbeitete mit Künstlern wie Man Ray und Pablo Picasso zusammen. Winslet kommt als nächstes an der Seite von Michael Fassbender in der Filmbiografie Steve Jobs über den verstorbenen Apple-Gründer in die Kinos. Tribute von Panem-Star Jennifer Lawrence (25) steckt noch mitten in den Dreharbeiten zu der Science-Fiction-Romanze Passengers. Die Story spielt an Bord eines Raumschiffs, das gefrorene Menschen zu einer Weltraumkolonie transportiert. Doch Variety zufolge soll Lawrence bereits neue Drehpläne mit dem US-Regisseur Darren Aronofsky (46, Black Swan) schmieden. Der Filmemacher brachte zuletzt das Epos Noah in die Kinos. Einzelheiten über sein mögliches Projekt mit Lawrence wurden nicht bekannt. Es soll sich um einen kleineren Independent-Film handeln, der im kommenden Jahr gedreht werde. Lawrence ist ab November in Die Tribute von Panem – Mockingjay Teil 2 auf der Leinwand zu sehen. US-Schauspieler Steve Zahn (47, The Dallas Buyers Club) soll im nächsten Planet der Affen-Film eine Affen-Rolle übernehmen. Wie der Hollywood Reporter berichtet, wird bei seiner Transformation moderne Motion-Capture-Technologie benutzt, wie zuvor, als sich Andy Serkis in den Schimpansen Caesar verwandelte. Woody Harrelson soll einen Bösewicht verkörpern. Nach Planet der Affen: Revolution (2014) arbeitet US-Regisseur Matt Reeves (49) an der Fortsetzung War of the Planet of the Apes. Der Film soll im Sommer 2017 in die Kinos kommen. Mit dem Action-Film Road House feierte Patrick Swayze 1989 einen seiner ersten Hits. Nun wird der Film um einen Club-Rausschmeißer in einer Kleinstadt neu aufgelegt. Dem Hollywood Reporter zufolge übernimmt Nick Cassavetes (56, Wie ein einziger Tag) die Regie. Er soll auch das Skript liefern. Die amerikanische Kampfsport-Ikone Ronda Rousey (28, The Expendables 3) könnte die Nachfolge von Swayze antreten und in dem Remake die Hauptrolle als Rausschmeißerin übernehmen. Cassavetes drehte auch Filme wie John Q – Verzweifelte Wut, Alpha Dog und Die Schadenfreundinnen. Die schwedische Schauspielerin Rebecca Ferguson (31) ist nach ihrem Erfolg als Undercover-Agentin in Mission: Impossible – Rogue Nation in Hollywood gefragt. Wie das Branchenportal Deadline.com in Erfahrung gebracht hat, soll die Schauspielerin nun für die geplante Verfilmung des Bestseller-Romans Schneemann des norwegischen Autors Jo Nesbo im Gespräch sein. Der schwedische Regisseur Tomas Alfredson (Dame, König, As, Spion) konnte bereits Michael Fassbender an Bord holen. Hollywood-Regisseur Martin Scorsese ist als ausführender Produzent dabei. Es ist der siebente Roman aus der Krimireihe um den Ermittler Harry Hole. Es geht um eine verschwundene Frau, deren rosa Schal am Hals eines Schneemanns auftaucht. Drehbuchautor Matthew Michael Carnahan (World War Z) liefert das Skript. Wissenschaft;Weniger Geld für Experimente an Bord. Moskau – Russland hat sein Budget für die Internationale Raumstation ISS wegen seiner Wirtschaftskrise um 30 Milliarden Rubel (umgerechnet etwa 367 Millionen Euro) gekürzt. Bis zum geplanten Ende der ISS etwa im Jahr 2025 wolle Moskau noch rund 252 Milliarden Rubel für den russischen Anteil an der Raumstation ausgeben, berichtete die Zeitung Iswestija am Montag. Gespart werde etwa an Experimenten an Bord. Insgesamt sei der russische Haushalt für Raumfahrt zuletzt um fast ein Viertel geschrumpft, nachdem das Finanzministerium wegen der Krise spürbare Kürzungen verlangt hatte, hieß es. Nicht-Wissenschaft;Ein Zeuge sagt aus, dass der Exbankchef ihm gegenüber als Eigentümer der Hypo-Kreditnehmerin Puris aufgetreten sei. Kulterer bestreitet das. Wien – Die Zeugenaussage eines Ex-Hypo-Kunden bringt in die Causa Puris rund um Wolfgang Kulterer neue Bewegung. Der Geschäftsmann erklärte unter Wahrheitspflicht, Kulterer habe ihm gegenüber behauptet, Eigentümer der kroatischen Gesellschaft Puris d. d. zu sein. Puris war eine Geflügelfirma, deren Privatisierung und (gescheiterte) Sanierung die Hypo finanziert hatte. Am Ende hat die Bank Puris übernommen. Der Verdacht auf Kickback-Zahlungen an Exbankchef Kulterer rund um Puris hat zuletzt auch den Hypo-U-Ausschuss beschäftigt. Dort wurde ein entsprechender Aktenvermerk des damaligen Bankprüfers in der Nationalbank, Helmut Ettl, von 2007 thematisiert. Recherchen von Hypo-Wirtschaftsprüfer Deloitte hätten aber ergeben, dass die Suppe zu dünn war, sagen Involvierte heute. Inzwischen gibt es allerdings eine Anzeige der Soko Hypo gegen Kulterer: Er sei an Puris (wie auch an den Hypo-Kunden A. B. Maris und Darija) beteiligt gewesen. Kulterer bestreitet das, und es gilt die Unschuldsvermutung. Zeuge Georg L. schilderte den Klagenfurter Hypo-Ermittlern Anfang 2015 eine andere Geschichte. Er habe im kroatischen Motovun einen Poloklub errichten wollen, dafür habe er Kredit von der Hypo bekommen. Um das Projekt zu realisieren, habe er 2004/2005 landwirtschaftliche Flächen in Motovun pachten und Stallungen der Puris ebendort kaufen wollen. Sein Ansprechpartner habe ihn diesbezüglich an Gerhard Prasser verwiesen, einen alten Freund Kulterers. Er war (wie Kulterers Exfrau) auch an der Beratungsgesellschaft WBG beteiligt. Also habe er sich an Prasser gewendet, der dem Kauf der Stallungen zwar grundsätzlich zugestimmt, ihn aber bezüglich einer Entscheidung an Kulterer verwiesen habe. Schon am nächsten Tag hat laut L. das Treffen mit Kulterer in Klagenfurt stattgefunden. Als L. ihm von der Zustimmung Prassers zum Verkauf erzählt habe, wurde Kulterer wütend: Prasser habe nichts zu sagen, da alle Entscheidungen von ihm getroffen werden, da die Firma Puris d. d. ihm gehöre, heißt es im Protokoll zur Zeugenaussage. Prasser halte die Puris-Anteile für ihn, Kulterer, treuhändig. Allerdings wollte sich Kulterer laut L. den Verkauf überlegen. Der Deal kam nie zustande. L., den die Hypo wegen der Nichtbezahlung seines Kredits klagte und gegen den strafrechtliche Ermittlungen geführt und wieder eingestellt wurden, untermauerte seine Aussage mit diversen Fotos. Sie zeigen Traktoren, auf denen Schilder angebracht sind, wonach die Fahrzeuge Kulterer gehören, angeführt ist darauf seine Kärntner Adresse. Die Bilder will L. auf der Puris-Liegenschaft in Kroatien aufgenommen haben. Zur Erinnerung: Kulterer selbst hat dem Wirtschaftsprüfer, der 2007 Kickbacks an die WBG in den Raum gestellt hatte, erklärt, die WBG sei gegründet worden, um landwirtschaftliche Maschinen einzubringen und (auch) Fremden zur Verfügung zu stellen. Dieses Geschäft sei aber nie aufgegangen. Was die Puris-Eigentümerschaft betrifft, steht also Aussage gegen Aussage. Kulterer war nicht an Puris oder anderen Firmen beteiligt, das ist frei erfunden, sagt einer seiner Anwälte. L. wiederum hat den Ermittlern gleich einen Lügendetektortest mitgebracht, um seine Glaubwürdigkeit unter Beweis zu stellen. Seine (laut Gutachten unbedenklichen) Antworten darin betreffen freilich Themen eines kroatischen Hypo-Verfahrens. In dem L. behauptet, mit Schmiergeldforderungen kroatischer Politiker konfrontiert gewesen zu sein. Nicht-Wissenschaft;Zweiter Verdächtiger auf Aufnahmen von Überwachungskameras. Bangkok – Auf der Suche nach den Tätern hinter dem Bombenanschlag mit zahlreichen Toten in Bangkok verfolgt die Polizei eine neue mögliche Spur. Auf am Samstag veröffentlichten Bildern einer Überwachungskamera ist zu sehen, wie ein Mann in einem blauen T-Shirt ein Paket von einer Fußgängerbrücke an dem Ort wirft, an dem am vergangenen Dienstag ein Sprengsatz explodierte. Bei dieser Explosion wurde niemand verletzt, allerdings sorgte der Vorfall für weitere Unruhe in der Stadt, nachdem am Vortag bei einem Anschlag auf einen religiösen Schrein 20 Menschen getötet worden waren. Die Behörden hatten erklärt, eine Verbindung zwischen den beiden Explosionen nicht auszuschließen. Polizeisprecher Prawut Thavornsiri sagte der Nachrichtenagentur AFP, die Bilder aus der Überwachungskamera würden ausgewertet, um festzustellen, ob der darauf zu sehende Mann als Verdächtiger einzustufen sei. Wir müssen diese Information überprüfen, die Situation ist noch immer verwirrend, sagte er. Das Video wurde wenige Minuten nach der Explosion vom Montag aufgenommen. Zu sehen ist, wie der Mann in dem blauen T-Shirt etwas Schweres in einem Plastiksack trägt, zum Rand der Fußgängerbrücke geht, den Sack abstellt und dann sein Handy benutzt. Etwa eine Minute später stößt er die Tüte mit dem Fuß in einen Kanal unter der Brücke. Am Tag darauf ereignete sich in dem nahe einem Touristenort gelegenen Kanal eine Explosion. Verletzte gab es aber nicht. Bisher konzentrierte sich die Fahndung nach dem Drahtzieher des Anschlags vom Montag auf einen mutmaßlichen Hauptverdächtigen in einem gelben T-Shirt. Dieser war beobachtet worden, wie er einen schweren Rucksack unter einer Bank an dem Schrein platzierte. Kurz darauf ereignete sich die Explosion, bei der 20 Menschen getötet wurden. Prawut zufolge ist davon auszugehen, dass es sich bei den beiden mutmaßlichen Verdächtigen um verschiedene Männer handelt. Einem Militärsprecher zufolge waren am Samstag noch 56 Verletzte des Anschlags vom Montag im Krankenhaus. Nicht-Wissenschaft;Christlicher Film überholte Hip-Hop-Drama. New York – Der christliche Film War Room hat die Spitze der Kinocharts in den USA und Kanada übernommen und das Hip-Hop-Drama Straight Outta Compton nach drei Wochen auf Platz zwei verbannt. War Room erzählt die Geschichte eines Paars, dass sich mit täglichen Belastungen wie Langeweile in der Ehe und Konkurrenz anderer Menschen herumschlagen muss. Der Film spielte am Wochenende 9,3 Mio. Dollar ein. Straight Outta Compton war noch für 8,8 Millionen Dollar gut. Als erster Neueinsteiger kommt auf Platz drei Picknick mit Bären – obwohl Robert Redford mitspielt, kam die Filmbiografie über den Reiseschriftsteller Bill Bryson nur auf 8,4 Millionen Dollar. Nicht-Wissenschaft;Schritt könnte erneut den Unmut der türkischen Regierung nach sich ziehen. Berlin – Die deutsche Bundesregierung will auch zum Berufungsprozess gegen die regierungskritischen Journalisten Can Dündar und Erdem Gül in der Türkei einen diplomatischen Beobachter ins Gericht schicken. Das kündigte das Auswärtige Amt am Montag in Berlin an. Der Schritt könnte erneut den Unmut der türkischen Regierung nach sich ziehen, die bereits die Beobachtung des ersten Prozesses durch westliche Diplomaten scharf kritisiert hatte. Cumhuriyet-Chefredakteur Dündar war am Freitag in Istanbul zu fünf Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt worden, Ankara-Büroleiter Gül zu fünf Jahren. Am ersten Verhandlungstag war der deutsche Botschafter in der Türkei, Martin Erdmann, zusammen mit anderen Diplomaten als Beobachter im Gerichtssaal gewesen. Erdmann war im März gleich zweimal ins türkische Außenministerium einbestellt worden, unter anderem ging es dabei um seine Teilnahme an dem Prozess. Nach dem ersten Verhandlungstag fand der Prozess gegen Dündar und Gül bis zur Urteilsverkündung unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Der Termin für den Berufungsprozess steht noch nicht fest. Regierungssprecher Steffen Seibert sagte, die Bundesregierung gehe davon aus, dass die Türkei die Grundprinzipien ihrer eigenen Verfassung bewahre, insbesondere die Unabhängigkeit der Justiz und das Recht auf ein faires Verfahren. Dündar und Gül waren wegen der Veröffentlichung geheimer Dokumente verurteilt worden. Hintergrund war ein Cumhuriyet-Bericht über angebliche Waffenlieferungen der Türkei an Extremisten in Syrien. Nicht-Wissenschaft;Im März 1996 gab Benjamin Raich sein Debüt im Weltcup, nun, mehr als 19 Jahre später, lässt der Tiroler das Rennfahren sein. Mit zwei Olympiasiegen, drei WM-Titeln und 36 Siegen im Weltcup ist Raich einer der erfolgreichsten Skirennfahrer Österreichs. Wien – Das Gspür, sagt Benjamin Raich, das Gspür hat mich selten getäuscht. Das Gspür also hat ihm gesagt, dass nun Schluss sein soll mit dem Skirennsport. Benjamin Raich ist 37 Jahre alt. Aber das Alter war nicht der Grund für das Karriereende. Ich stehe topfit da, sagt Raich. Das sei etwas Besonderes. Eigentlich sitzt er topfit da, im Uniqa-Tower, Wien, 2, 7. Stock. Es wurde geladen zur Pressekonferenz mit dem Titel Benjamin Raich – wie geht es weiter?. Bummvoll war der Raum. Raich ist ja auch nicht irgendwer. Wie genau es weitergeht für Raich, ist so klar nicht. Nur wie es nicht weitergeht, das war eigentlich schon vorher ziemlich klar, nur jetzt ist es auch amtlich. Ich werde hier und heute den Schritt nach vorne machen und als Skirennläufer zurücktreten. 19 Jahre fuhr der Tiroler im Skirennzirkus. Zwei Olympiasiege, drei WM-Titel, und der Sieg im Gesamtweltcup 2005/06 waren die Glanzpunkte. Raich war nicht der Mitläufer. Insgesamt gewann der Pitztaler vier Olympia- und zehn WM-Medaillen, sowie 36 Rennen im Weltcup. Raich war einer der ganz Großen im Weltcup. Oder wie ÖSV-Boss Peter Schröcksnadel es ausdrückt: Jo, der Benni war einer der größten Skifahrer, die wir je hatten. Vor zwei Wochen entschied sich Raich, das Rennfahren sein zu lassen. Über den Sommer habe er sich fit gehalten. Wenn ich daran denke, dass Ende Oktober die Saison in Sölden anfängt, dann fehlt mir die Bereitschaft, die letzte Spannung aufzubauen. Die Saison ist eine ohne Großereignis. Bei Raich steht Ende Oktober dafür ein privates Großereignis an: Ehefrau Marlies (ehemals Schild), die vor einem Jahr ihre Skikarriere beendet hatte, soll dann das erste Kind des Paares auf die Welt bringen. Ob es ein Mädchen oder ein Bub wird, das wissen die beiden schon. Aber den Medien muss es nicht verraten werden. Vielmehr hat Raich zu danken. 19 Jahre sind eine lange Zeit. Ich muss zufrieden und dankbar sein. Er habe viel Erfolg und auch gelegentlich Misserfolg gehabt. Einen Karrierehöhepunkt will er nicht wirklich herauspicken. Aber freilich, Turin 2006, die Goldene im Riesentorlauf sei schon sehr emotional gewesen. Die zweite Goldene – im Slalom – war die Draufgabe. 2005/06 war überhaupt Raichs erfolgreichste Saison. An der großen Kugel war der Spezialist für technische Disziplinen oft knapp dran. Aber nur in diesem Winter gewann er sie. Achtmal holte er eine kleine Kugel für den Besten des Winters in Riesentorlauf, Slalom und Kombination. Auch zum Sportler des Jahres wurde Raich 2006 gewählt. 2015 in Beaver Creek, als fast schon 37-Jähriger und bei seiner neunten WM-Teilnahme, war er noch einmal richtig gut drauf. Im Riesentorlauf hatte er sich noch viel ausgerechnet. Aber dann stehst nach kurzer Zeit neben der Piste. Raich nennt es die größte Enttäuschung seiner Karriere. Nun ist es genug. Raich hat ein paar Ideen, wohin er sich beruflich entwickeln will. Aber vorerst gönnt er sich ein bisschen Ruhe – bis Oktober halt. Die stressige Zeit war lang genug. (Birgit Riezinger, 10.9.2015) Die meisten Herren-Weltcupsiege im alpinen Skirennsport: 1. Ingemar Stenmark (SWE) 86 Siege 2. Hermann Maier (AUT) 54 3. Alberto Tomba (ITA) 50 4. Marc Girardelli (LUX) 46 5. Pirmin Zurbriggen (SUI) 40 6. Benjamin Raich (AUT) 36 7. Bode Miller (USA) 33 * 8. Marcel Hirscher (AUT) 31 * 9. Stephan Eberharter (AUT) 29 10. Phil Mahre (USA) 27 11. Ivica Kostelic (CRO) 26 *. Franz Klammer (AUT) 26 13. Aksel Lund Svindal (NOR) 25 * * = Läufer noch aktiv Wissenschaft;Bei Intelligenztests kommen Testpersonen auf immer mehr Punkte. Zwei Wiener Psychologen haben eine etwas andere Erklärung dafür. Wien - Intelligenztests sind alles andere als unumstritten. Denn der gängige Intelligenzquotient - normiert auf die durchschnittliche Soll-Leistung von 100 Punkten - basiert nur auf bestimmten Fähigkeiten. Viele Psychologen und Neurowissenschafter halten dieses Maß der Intelligenz für zu wenig differenziert, um das komplexe Phänomen wirklich zu erfassen. Zudem unterliegt der ermittelte IQ etwa in der Pubertät starken Schwankungen. Nichtsdestotrotz gelten die in IQ-Tests erreichten Werte als Anhaltspunkt dafür, wie intelligent eine Person ist. Die Tests werden dabei ständig angepasst und verbessert. Außerdem haben sich die Ergebnisse im Laufe der Zeit stetig verbessert, wie die Psychologen Jakob Pietschnig und Martin Voracek von der Universität Wien in der Fachzeitschrift Perspectives on Psychological Science berichten: Anhand der Daten von nahezu vier Millionen Personen aus 31 Ländern beobachteten sie Zuwächse von rund drei IQ-Punkten weltweit pro Jahrzehnt über einen Zeitraum von 1909 bis 2013. Diese Zuwächse zeigten sich sowohl für schlussfolgerndes Denken als auch - obwohl in geringerem Ausmaß - für Wissen. Die Wiener Forscher waren damit nicht die Ersten, die dieses Phänomen in einer sogenannten Metaanalyse beobachteten. Seit der ersten systematischen Beschreibung von IQ-Testleistungszuwächsen der Allgemeinbevölkerung in den USA vor mehr als 30 Jahren beschäftigt dieses Phänomen Intelligenzforscher weltweit. Die Ursachen und der Verlauf dieser mittlerweile als Flynn-Effekt bekannten Erscheinung sind unter Wissenschaftern freilich umstritten: Gemeinhin werden eine bessere Ernährung und eine bessere Bildung dafür verantwortlich gemacht. Die Wiener Forscher haben eine etwas andere Erklärung: Die beobachteten IQ-Zuwächse scheinen nicht globale Zunahmen der kognitiven Leistungsfähigkeit darzustellen, sondern dürften Ausdruck von höherer Fähigkeitsspezialisierung und besseren Testbearbeitungsstrategien von TeilnehmerInnen sein. Zudem scheinen sich die Zuwächse nicht linear zu verhalten. Während des Zweiten Weltkriegs fielen sie etwa sehr gering aus. Und obwohl die Zuwächse noch anhalten, zeigen die Studienergebnisse eine massive Abnahme der IQ-Steigerungen in den letzten Jahrzehnten. (tasch, 1.6.2015) Wissenschaft;Unbemannte japanische Transportkapsel hat an der Raumstation angedockt. Tokio – Um herauszufinden, wie Whisky in der Schwerelosigkeit reift, hat der japanische Getränkehersteller Suntory Proben zur Internationalen Raumstation (ISS) geschickt. Sie trafen am Dienstag zusammen mit anderen Gütern in einer unbemannten japanischen Transportkapsel dort ein, wie die Raumfahrtbehörde JAXA mitteilte. Die 5,5 Tonnen schwere Kapsel war am Mittwoch vom Süden Japans aus mit einer H-IIB-Rakete auf den Weg gebracht worden. Zu ihrer Ladung gehörten auch Lebensmittel, Wasser, Kleidung und wissenschaftliche Instrumente. Die Raumfahrer auf der ISS müssen allerdings die Finger von dem Whisky lassen. Die zehn, 18 und 21 Jahre alten Whiskyproben sollen lediglich im japanischen Labor der Raumstation für mindestens ein Jahr gelagert werden. Die Entwicklungwsabteilung von Suntory vermutet, dass eine Lagerung bei geringer Temperaturschwankung und begrenzter Bewegung zu einem milderen Geschmack führt. Nach seiner Rückkehr auf der Erde soll der ISS-Whisky von Experten verkostet und zudem wissenschaftlich untersucht werden. (APA, 25. 8. 2015) Nicht-Wissenschaft;Stuttgart würde ÖFB-Teamspieler laut der Sportzeitung "kicker" keine Steine in Weg legen. Stuttgart – Österreichs Fußball-Teamspieler Florian Klein hat bei VfB Stuttgart seine Stammplatzgarantie im Frühjahr verloren. Mit Kevin Großkreutz verteidigt ein neuer Mann rechts außen. Wie der kicker (Donnerstag-Ausgabe) nun berichtete, strebt Klein deshalb einen Vereinswechsel im Sommer an. Stuttgart würde dem bis 2017 gebundenen 29-Jährigen laut dem Bericht keine Steine in den Weg legen. VfB-Trainer Jürgen Kramny betonte, dass sich Klein trotz seiner Lage tadellos und professionell verhalte. Seit seinem ablösefreien Wechsel von Red Bull Salzburg ins Schwabenland 2014 war der Oberösterreicher gesetzt. Im Herbst stand er in der Hinrunde abgesehen von Sperren und Verletzungen immer auf dem Spielfeld. Heuer war bei dem von Galatasary Istanbul geholten Großkreutz aber bis dato kein Vorbeikommen. Auch mit Blick auf seinen Platz im ÖFB-Team sieht sich Klein nun offenbar nach Alternativen um. Nicht-Wissenschaft;Mobilfunker setzt auf 4G/LTE CA (Carrier Aggregation) – Kunden bekommen nun zusätzliche SIM-Karten. A1 setzt auf Geschwindigkeit. Am Montag stellte der Netzbetreiber mit A1 Go! Premium einen Tarif vor, der Surf-Geschwindigkeiten von bis zu 300 Mbit/s bietet. Der Upload beträgt bis zu 50 Mbit/s. Um diese Geschwindigkeit zu erreichen, setzt man auf 4G/LTE CA (Carrier Aggregation) – eine Bündelung von Mobilfunk-Frequenzen, die auch in dicht besiedelten Gebieten schnellere Down- und Uploads bringt. Allerdings unterstützen nicht alle aktuellen Smartphones diese Technologie. Neben unlimitierten Telefonieminuten, SMS und MMS bietet der neue Tarif um stolze 74,90 Euro pro Monat 15GB Datenvolumen. Ebenfalls mit dabei sind 300 Min und 300 SMS ins EU-Ausland sowie 300 Min, 300 SMS und 300 MB Roaming innerhalb der EU. Im Tarif enthalten sind auch zwei Zusatz-SIMs zur Nutzung im Tablet oder anderen Geräten. Sie greifen auf das Datenvolumen, die Telefonie-Minuten und die SMS des zu Grunde liegenden zu. Ergänzend bekommen Kunden nun auch für die Tarifen A1 Go! S, A1 Go! M und A1 Go! Xcite sind Zusatz-SIMs. Wissenschaft;Ein neues Video zeigt den Start und die erfolgreiche Landung der ersten Raketenstufe im Detail. Die Nachricht Ende Dezember war eine Sensation: Der privaten US-Firma SpaceX war es erstmals gelungen, erfolgreich eine Trägerrakete vom Typ Falcon 9 ins All zu schießen und nach ihrem Flug wieder auf dem irdischen Startplatz landen zu lassen. Sechs Monate zuvor war ein solcher Versuch noch spektakulär gescheitert. Für die Raumfahrt gilt der Erfolg als Meilenstein: Denn die Rückkehr benutzter erster Raketenstufen zur Erde könnte eine Wiederverwendung ermöglichen und Raumtransporte so erheblich billiger machen. Nach Expertenansicht könnte SpaceX mit der wiederverwertbaren Rakete aber auch den Grundstein zur kommerziellen Erschließung der bemannten Raumfahrt im öffentlichen Auftrag gelegt haben. Das Unternehmen hat nun – verpackt in ein professionelles PR-Filmchen – bemerkenswerte Aufnahmen des Manövers veröffentlicht, auf denen auch die Landung im Detail zu sehen ist. Unter dem Titel The Falcon has landed findet sich das sehenswerte Video hier: --> Youtube: The Falcon has landed/Recap of Falcon 9 launch and landing (red, 17.01.2016) Nicht-Wissenschaft;Täter flüchteten. Berlin – In einer S-Bahn-Station in Berlin ist ein Mann von Unbekannten auf das Gleis gestoßen und schwer verletzt worden. Der 35-Jährige hatte am Samstagabend versucht, einen Streit zwischen zehn bis 15 Menschen zu schlichten, der in eine Schlägerei ausgeartet war, wie die deutsche Polizei am Sonntag mitteilte. Mehrere unbekannte Täter aus dieser Gruppe attackierten den Angaben zufolge im S-Bahnhof Charlottenburg den Mann, der daraufhin ins Gleisbett fiel und mit schweren Kopfverletzungen liegen blieb. Eine herannahende S-Bahn kam durch eine Notbremsung gerade noch rechtzeitig zum Stehen. Die Täter flüchteten nach Polizeiangaben. Wissenschaft;Eine Frage der Perspektive: Aus Hubble-Daten errechneten Astronomen die Stellung der Erde in der Geschichte des Kosmos. Baltimore – Sie wollten herausfinden, welcher Platz der Erde im Kontext des Universums zukommt: Das erklärte Peter Behroozi vom Space Telescope Science Institute in Baltimore zu einer aktuellen Studie in den Monthly Notices of the Royal Astronomical Society. Und tatsächlich enthält die Arbeit von Behroozis Team einige interessante Perspektiven auf die (vermeintlich) einzigartige Stellung unserer Heimatwelt sowie auf die Entstehung von Planeten und vielleicht auch von intelligentem Leben. Ausgangsbasis der Studie waren Daten, die auf Beobachtungen des Hubble-Teleskops beruhen. Das Grundprinzip ist simpel: Je weiter das Weltraumteleskop in die Ferne blickt, desto weiter schaut es aufgrund der Geschwindigkeit des Lichts auch in die Vergangenheit zurück. Sichtungen in unserer galaktischen Nachbarschaft bis an die Grenzen des beobachtbaren Universums gewähren damit auch einen Einblick in die Entwicklung von Galaxien und Sternen von der Gegenwart bis in die tiefe Vergangenheit: ein Familienbild, wie es die NASA in einer Aussendung zur Studie bezeichnete. Ein Befund lautet, dass das noch junge Universum vor etwa zehn Milliarden Jahren im Hochtakt Sterne produzierte. Dennoch sind gewaltige Mengen an interstellarem Gas übriggeblieben, die sich jederzeit ballen und zur Entstehung neuer Sterne (und mit diesen zu der von Planeten) führen können. Dieser Prozess findet nach wie vor überall statt, auch wenn er sich den Forschern zufolge zunehmend ins Innere riesiger Galaxiencluster sowie in Zwerggalaxien verschieben wird. Auch in der Milchstraße entstehen nach wie vor laufend neue Sterne, dennoch hat unsere Heimatgalaxie bereits einen deutlich größeren Teil ihres Gases verbraucht. Immerhin dürfte es die Milchstraße derzeit auf etwa eine Milliarde Planeten von Erdgröße bringen, leiten die Astronomen aus ihrer Modellberechnung ab. Und sie vermuten, dass ein guter Teil davon Gesteinsplaneten wie die Erde sind. Allesamt würden diese aber gewissermaßen einer Pioniergeneration angehören. Denn dieselben Berechnungen führten die Forscher zum Schluss, dass von allen erdähnlichen Welten, deren Bildung durch die vergangene und zukünftige Entstehung von Sternen ermöglicht wird, erst etwa acht Prozent entstanden sind. Anders ausgedrückt: Zwischen jetzt und dem Erlöschen des letzten Sterns mit habitabler Zone in geschätzt 100 Billionen Jahren werden noch einmal fast zwölfmal so viele Planeten entstehen, wie es heute bereits gibt. Das Universum wird sich also noch beträchtlich füllen: Mit Sternen, Planeten und vielleicht auch mit Leben. Die Studie könnte somit auch zumindest als Teilantwort auf das Fermi-Paradoxon gewertet werden, also die Frage, warum wir bisher keine Spur von intelligentem außerirdischem Leben entdeckt haben: Wir sind einfach zu früh dran. Allerdings enthält die Studie gewissermaßen auch einen Trostpreis für uns Frühgeborene: Immerhin haben wir uns noch so nahe am Urknall entwickelt, dass wir die Entstehung des Universums noch nachvollziehen können. In einer Billion Jahre wird das stark expandierte und ausgedünnte Universum keine Hinweise mehr auf seinen Anfang bieten, so die Forscher. Zivilisationen, die sich erst dann bilden, würden kaum noch Chancen haben, ihren Platz in der Geschichte des Universums zu erkennen. (jdo, 26. 10. 2015) Nicht-Wissenschaft;Am 5. Oktober im Hauptabend – Corinna Milborn und Paul Tesarek moderieren – ORF überlegt noch Duell zwischen Häupl und Strache. Wien – Der ORF und der Privatsender Puls 4 haben sich auf eine gemeinsame Elefantenrunde zur Wiener Landtagswahl geeinigt. Hintergrund: Wiens Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) zeigt sich im Vorfeld der Wien-Wahl am 11. Oktober nur zu einer Fernsehkonfrontation bereit. Der Landeshauptmann wünschte deshalb eine Kooperation der heimischen TV-Anstalten. Zu Mittag bestätigten der ORF und Puls 4 die APA-Informationen über die Finalisierung der Zusammenarbeit. Gesendet wird die 90 minütige Konfrontation auf ORF 2 und Puls 4 aus den Wiener Sofiensälen am Montag, 5. Oktober. Die Moderation vor Live-Publikum übernehmen Puls 4-Infochefin Corinna Milborn und ORF Wien-Chefredakteur Paul Tesarek. ATV zog sich – wie berichtet – im Juni von dem Projekt zurück, weil man sich in den journalistischen Planungen nicht auf Augenhöhe gleichberechtigt sah, und plant ein eigenes Wahlkampf-Format. Nun ziehen der ORF und Puls 4 die Wahlkonfrontation mit den Spitzenkandidaten gemeinsam durch. Umstritten war lange, wie der ORF und der Privatsender die Werbung unter einen Hut bringen. Dem ORF ist Unterbrecherwerbung untersagt. Puls 4 wird jetzt auch durchsenden, heißt es auf STANDARD-Anfrage. Der ORF überlegt darüber hinaus auch noch ein TV-Spitzenduell zwischen Bürgermeister Häupl und seinem Herausforderer Heinz-Christian Strache von der FPÖ. Sowohl Häupl als auch Strache sind zu einer direkten Konfrontation im ORF bereit, heißt es. Offizielle Stellungnahmen gab es dazu vorerst nicht. Eine ganze Reihe direkter Konfrontationen gibt es im Vorfeld der oberösterreichischen Landtagswahl am 27. September. Zwischen 1. und 17. September bringt der ORF Oberösterreich via Bundesland heute (19.00 Uhr) sechs knapp 20-minütige Duelle der Spitzenkandidaten der im Landtag vertretenen Parteien ÖVP, FPÖ, SPÖ und Grüne: Den Anfang machen ÖVP-Landeshauptmann Josef Pühringer und FPÖ-Chef Manfred Haimbuchner. Die Elefantenrunde findet am 20. September, eine Woche vor der Wahl, am Pressestunde-Sendeplatz um 11.05 Uhr statt. Neben den Spitzenkandidaten der Landtagsparteien sind dazu auch die im Nationalrat vertretenen NEOS eingeladen. ORF 2 zeigt die oberösterreichische Spitzenrunde österreichweit. ORF III überträgt ebenfalls und lässt im Anschluss eine Journalistenrunde über die Wahlkonfrontation diskutieren. Nicht-Wissenschaft;Grüne verlangen von Bundespräsident Widerstand gegen schwarz-blaue Mehrheit im Nationalrat. Wien – Nach dem Wechsel zweier weiterer Team-Stronach-Abgeordneter haben die Grünen am Sonntag ihre Warnung vor einer schwarz-blauen Mehrheit im Nationalrat bekräftigt. Bundesparteichefin Eva Glawischnig sah im Gespräch mit der APA Bundespräsident Heinz Fischer in der Pflicht: Sollte es durch weitere Einkäufe so weit kommen, dürfe er ÖVP und FPÖ nicht mit einer Regierungsbildung beauftragen. Wenn ÖVP-Klubobmann Reinhold Lopatka seine Einkaufstour fortsetze, besteht die Möglichkeit einer schwarz-blauen Mehrheit im Parlament. Ein fliegender Wechsel ist in Österreich nicht ausgeschlossen und auch per Verfassung möglich. Allerdings wäre das nicht eine gewählte Mehrheit, sondern eine gekaufte, so Glawischnig. Keine Regierungsbildung ohne Wahl Sie fordert, dass der Bundespräsident eine solche Mehrheit nicht mit der Regierungsbildung beauftragt: Wir verlangen Widerstand gegen eine mögliche gekaufte schwarz-blaue Mehrheit. Fischer soll daher festhalten, dass er dies ohne Wahl – und damit eine demokratische Legitimation – nicht machen würde, erklärte die Grünen-Chefin. Nachbaur war von Oppositionsarbeit frustriert Die neue ÖVP-Abgeordnete Kathrin Nachbaur äußerte sich indes über ihre Motive zum Klubwechsel. Sie habe die Oppositionsarbeit mit dem Team Stronach als frustrierend empfunden, damit begründete sie am Sonntag in zwei Zeitungsinterviews unter anderem ihren Fraktionswechsel. Der stellvertretende Klubchef August Wöginger verteidigte die Klubverstärkung in einer Aussendung, skeptisch zeigte sich wieder einmal der Kärntner JVP-Obmann Sebastian Schuschnig. Gegenüber der Kleinen Zeitung und Österreich gestand Nachbaur ein, dass in der österreichischen Politik Opposition zu sein frustrierend ist, denn: prinzipiell werde alles abgeschmettert. Ich hoffe, dass sich das System besser von innen reformieren lässt, erklärte sie in der Kleinen Zeitung den Wechsel in die Regierungsfraktion ÖVP. Mit deren Programm gebe es viel Übereinstimmung, in der Koalition mit der SPÖ müsse sich die ÖVP aber wohl verbiegen. Diese Kompromisse werde sie sicher nicht alle mittragen und finanziellen Hilfen für Griechenland etwa wolle sie im Nationalrat niemals zustimmen, so Nachbaur in Österreich. Bei einem aktuellen Thema hingegen könnte man sich durchaus treffen, wie der Blick ins Archiv zeigt. So forderte die frühere Team-Stronach-Mandatarin etwa im vergangenen November, die Zumutbarkeitsbedingungen für Arbeitslose zu verschärfen und etwa die zumutbaren Wegzeiten zur Arbeit auszudehnen. Eine Gemeinsamkeit betrifft auch die Ablehnung der von der SPÖ gewünschten Vermögenssteuern. Vor rund einem Jahr in der ORF-Pressestunde attestierte Nachbaur, damals noch Team-Stronach-Klubchefin, dem ÖVP-Wirtschaftsflügel zwar gute Ansätze, die Versprechen würden aber nicht umgesetzt: Die ÖVP ist ein Diagnoseweltmeister, aber ein Therapiezwerg. Selten so geschämt Skeptisch zum erneuten Wechsel zweier Team-Stronach-Mandatare zu seiner Partei zeigte sich der Kärntner JVP-Chef Schuschnig, lobte aber gleichzeitig die neue Abgeordnete. Auf Twitter stellte er Sonntagfrüh fest: Halte wenig von Parteiwechseln, aber Nachbaur schaffte es, den skurrilen Frank zu vermarkten und war stets die sachliche Konstante des TS. Die Neuzugänge Anfang Juni durch Marcus Franz und Georg Vetter hatte Schuschnig noch weit negativer kommentiert: Ich hab mich selten so geschämt. Ähnlich äußerte sich die JVP Vorarlberg. Wir finden den Klub-Import von Stronach-Abgeordneten peinlich und einer bürgerlichen Partei nicht würdig, twitterten die junge Schwarzen. Zur Klarstellung: wir finden den Klub-Import von #Stronach-Abgeordneten peinlich & einer bürgerlichen Partei nicht würdig. #beschämend Verteidigt wurde die jüngste Klubverstärkung hingegen vom stellvertretenden ÖVP-Klubchef Wöginger. Er kritisierte die Wortwahl von SPÖ und Opposition in deren Reaktionen und verwies auf Parteiwechsel in der Vergangenheit etwa von der SPÖ zu den Grünen und umgekehrt. Wissenschaft;Drei Tiere sollen im Görtschitztal "entnommen" werden - Jagdreferent spricht von massivem Rückgang im Fischbestand. Klagenfurt - Kärntens Jagdreferent Christian Ragger (FPÖ) hat am Dienstag vor Journalisten eine Freigabe der Jagd auf Fischotter angekündigt. Drei Tiere sollen vorerst entnommen werden. Grund für die Maßnahme ist laut Ragger ein dramatisches Sinken des Fischbestandes. Angeblich verringerte sich die Biomasse an Fisch landesweit im vergangenen Jahr um 70 Prozent. Der Fischotter genießt eigentlich besonderen Schutz: Laut EU-Richtlinie sind die Tiere ganzjährig geschont. Ein alarmierender Jahresbericht über den Fischbestand in Kärnten bewirke aber nun eine Ausnahme, sagte Ragger. Einzelne Tiere können zum Abschuss oder Fang freigegeben werden, wenn das zum Beispiel im Interesse eines geordneten Jagdbetriebes, der Landwirtschaft oder zur Erhaltung einer bedrohten Wildart erforderlich ist. Und dieser Fall sei im Görtschitztal gegeben: Der Fischbestand ist hier dramatisch, um etwa 80 Prozent, gesunken. Experten führen das vor allem auf den Fischotter zurück. Hier drohe auch das Aussterben der bodenständigen Kärntner Bachforelle, die auf der Roten Liste der bedrohten Arten steht, so Ragger. Es müsse hier ein geschütztes Tier bejagt werden, um ein anderes geschütztes Tier zu erhalten. Drei Fischotter dürfen nun von 1. November bis 31. Jänner im Bereich des Görtschitzbaches und der Quellflüsse des Lölling- und Mosinzbaches entnommen werden. Dabei soll in erster Linie versucht werden, die Tiere einzufangen. Untersuchungen hätten ergeben, dass der Fischotter nahezu flächendeckend in Kärnten lebt. Der Bestand wird auf 160 Tiere geschätzt. Nicht-Wissenschaft;'Der Bericht einer unabhängigen Expertenkommission deckt Ungereimtheiten bei den Untersuchungen auf. Mexiko-Stadt/Puebla – Fast ein Jahr nach dem Verschwinden der 43 Lehramtsstudenten in Mexiko sind die offiziellen Ermittlungen diskreditiert. Am Sonntag stellte eine Gruppe unabhängiger Ermittler ihren Abschlussbericht vor, wonach die Leichen der Studenten weder auf dem Müllplatz von Cocula verbrannt wurden, noch ihr Verschwinden nachweislich ein politischer Racheakt war. Damit brach die Hypothese, die von der Staatsanwaltschaft als historische Wahrheit bezeichnet wurde, zumindest teilweise in sich zusammen. Präsident Enrique Peña Nieto ordnete umgehend an, die Elemente der Experten in Betracht zu ziehen und die Ermittlungen entsprechend zu vertiefen. Mexiko wird sich weiterhin anstrengen, die Menschenrechte zu sichern und den Rechtsstaat zu stärken, twitterte der Staatschef. Die unabhängige Ermittlungskommission wurde durch ein Abkommen zwischen der Interamerikanischen Menschenrechtskommission und dem mexikanischen Staat eingerichtet, nachdem im September vorigen Jahres eine Gruppe Lehramtsstudenten im südmexikanischen Iguala von Polizisten und Killern eines Drogenkartells beschossen und 43 von ihnen entführt wurden. Der Fall hatte wegen der Brutalität und Verwicklung von Polizisten, Kartellen und Politikern international für Aufsehen gesorgt. Der Staatsanwaltschaft zufolge handelte es sich um einen Racheakt des Bürgermeisters von Iguala, der mit einem Drogenkartell liiert war und den die Kritik der linksradikalen Studenten störte, die an diesem Tag auf ihrem Weg zu einer Demonstration in die Hauptstadt in Iguala Station machten. Festgenommenen Killern zufolge wurden die Studenten auf einer örtlichen Müllkippe exekutiert, ihre Leichen verbrannt und die Asche anschließend in Müllsäcke geschaufelt und in den Fluss geworfen. Die Überreste eines Studenten wurden gefunden und identifiziert, allerdings seien sie nicht bei so hohen Temperaturen verbrannt worden, wie bisher von der Staatsanwaltschaft verkündet. Ein entsprechendes Feuer hätte einen Waldbrand ausgelöst, so die Ermittler weiter. Die Täter hätten weder die nötigen Kenntnisse noch die dafür erforderliche riesige Menge an Benzin, Holz und Autoreifen zur Hand gehabt. Auch das Tatmotiv zweifelten die Ermittler an. Die unverhältnismäßig brutale Reaktion könne vielmehr damit zu tun haben, dass die Studenten auf ihrer Fahrt unwissentlich einen Bus gekapert hatten, in dem eine Drogenladung transportiert wurde, so die Expertenkommission. Bei den Ermittlungen kam es den Experten zufolge zu zahlreichen Mängeln und Versäumnissen; Beweise wurden unterschlagen oder verschwanden. Die offizielle Hypothese beruhe auf Geständnissen, die zumindest teilweise durch Folter erzwungen wurden. Die geständigen Angeklagten hätten vier unterschiedliche Versionen des Tathergangs geschildert, so die Experten. Die Kommission empfahl der Regierung, den Fall neu aufzurollen und insbesondere nach öffentlichen oder geheimen Krematorien zu suchen, in denen die Leichen möglicherweise verbrannt wurden. Nach Erkenntnis der Kommission wussten sowohl das Militär als auch die Bundespolizei von der Menschenjagd in Iguala. Ihre Rolle sei unklar. Zumindest aber hätten sie den Angriff nicht verhindert. Eine direkte Befragung der Verantwortlichen der örtlichen Militärkaserne erlaubte die Regierung den Experten nicht.' Wissenschaft;London – Der Genuss von Zauberpilzen (Magic Mushrooms) kann unangenehme Folgen haben, wie man etwa im Roman Die dunkle Seite des Mondes von Martin Suter nachlesen kann. Doch der in den Pilzen enthaltene Wirkstoff Psilocybin könnte womöglich zur Linderung bei schweren Depressionen führen, legt eine Studie im Fachblatt Lancet Psychiatry nahe, an der freilich nur zwölf Personen teilnahmen. Bei allen Probanden verbesserten sich die Symptome leicht, sieben zeigten noch nach drei Monaten eine positive Reaktion, bei fünf habe die Depression auch noch in der Zeit danach nachgelassen. (APA, red) AbstractThe Lancet Psychiatry: Psilocybin with psychological support for treatment-resistant depression: an open-label feasibility study. Basel – Sie sind das Geheimnis hinter den Kletterkünsten von Geckos: die Van-der-Waals-Kräfte, die für Adhäsion sorgen. Sichtbar werden sie freilich nur in der Summe, denn an sich sind sie extrem schwach. Physikern der Uni Basel ist es nun gelungen, diese kleinsten je ermittelten Kräfte zwischen einzelnen Atomen experimentell zu messen, wie sie im Fachblatt Nature Communications berichten. (red) AbstractNature Communications: Van der Waals interactions and the limits of isolated atom models at interfaces (18.5.2016) Nicht-Wissenschaft;Zugehörige App im Play Store veröffentlicht - Erste Hardware von Pioneer verfügbar. Neun Monate ist es mittlerweile her, da hat Google Android Auto erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Nun folgt der offizielle Marktstart. Seit kurzem ist die zugehörige App im Play Store verfügbar. Ähnlich wie bei Apples CarPlay wird hier die eigentliche Software am Smartphone ausgeführt, und an einen Bildschirm im Auto übertragen. Das Interface wurde dabei speziell für die Nutzung im Fahrzeug optimiert, auch Spracheingabe spielt eine wichtige Rolle. Voraussetzung für die Nutzung ist ein Smartphone mit mindestens Android 5.0. Wirklich etwas damit anfangen, kann bisher aber nur eine sehr kleine Zahl an Konsumenten. Nicht nur, dass Android Auto derzeit auf die USA beschränkt ist, benötigt das Ganze natürlich auch die passende Hardware. Diese gibt es erst seit kurzem von Pioneer und kostet je nach Modell zwischen 700 und 1.400 US-Dollar. Die Zukunft sieht Google in der fixen Auslieferung solcher Systeme in neuen Autos. Zu diesem Zweck hat man bereits Partnerschaften mit einer Reihe von Fahrzeugherstellern geschmiedet, wann die ersten Autos mit der nötigen Hardware ausgeliefert werden, ist derzeit aber noch offen. Nicht-Wissenschaft;Ein Panorama junger osteuropäischer Kunst: Das Essl-Museum in Klosterneuburg präsentiert die Preisträger des Essl Art Award CEE 2015. Klosterneuburg – Eine Frau wird mit dem Gesicht brutal gegen die Glasscheibe einer Lifttür gedrückt – so suggeriert es ein Video, das hinter dieser Scheibe läuft. Secrets (2014) nennt sich die Installation des bulgarischen Künstlers Angel Chobanov (geb. 1983), die aus drei verschlossenen Türen einen beklemmenden Raum formt und sich äußerst direkt mit häuslicher Gewalt auseinandersetzt. In unmittelbarer Nähe, so dass der Blick der gepeinigten Frau aus dem Video darauf fallen könnte, erstrecken sich Tableaus aus dicht nebeneinandergepickten Kaugummistreifen respektive dem dazugehörigen Silberpapier: Die slowenische Künstlerin Ana Jagodic (geb. 1992) interessiert sich in ihrer humorvoll-minimalistischen Kunst für Massenprodukte und deren maschinelle Herstellung. Andere ihrer Bilder reihen hunderte von falschen Wimpern oder Fingernägeln auf. Diesem dissonanten Duett aus Kaugummipapierln und Gewalt begegnet man derzeit im Essl-Museum. In seiner Widersprüchlichkeit ist es recht bezeichnend für die Ausstellung Diversity of Voices, in der die Preisträger des Essl Art Award CEE 2015 präsentiert werden: Der seit 2005 biennal vergebene Kunstpreis richtet sich an Künstler aus nunmehr acht zentral- und südosteuropäischen Ländern, wobei pro Land jeweils zwei Positionen ausgewählt wurden. Und so strapaziert das Wort Diversität auch sein mag: Die gezeigten Arbeiten und Werkgruppen machen dem Begriff alle Ehre. Zwischendurch mag man auch an Peter Weibels Aussage denken, dass westliche Künstler von ihren östlichen Kollegen wohl noch einiges lernen könnten. So erklärte es Weibel anlässlich der Ausstellung Mapping Bucharest im Sommer. Rau, direkt und mitunter kompromisslos Position beziehend präsentierte sich dort die rumänische Kunst. Nicht um den heißen Brei herum redet im Essl-Museum etwa Kristián Németh bei seiner Kirchenkritik. Seine Installation Let the little children come to me (2011) besteht aus einem Foto, auf dem ein Pfarrer einem Mädchen den Leib Christi in den Mund legt. Darunter liegen Hostien, auf denen Lilien abgebildet sind: Symbole der Unschuld, denen allerdings jeweils ein Blatt fehlt. Recht unzweideutig auch Deformation, worin eine phallisch verbogene Erstkommunionskerze zum Symbol für die moralische Deformation der Kirche wird. Ungleich poetischer Némeths Fragile (2011): Die Installation besteht aus aufeinandergetürmten Kristallgläsern und vermittelt ein Gefühl für die Schönheit der Dinge, wenn sie am Kippen sind. Ein zarter Faden spinnt sich zu Dániel Bernáths Arbeit Sense of Common (2012), der aus den Samen der Pusteblume einen höchst zerbrechlichen Würfel konstruiert hat. Ein Gefühl für die Schönheit des Fragilen, geben aber auch die Arbeiten von Peter Sit (geb. 1991): Weightiness of the conscience of the world, an inability of the soul to breathe (2013) nennt sich eine Fotoserie, für die er fragile Arrangments aus Alltagsgegenständen schuf: Er stellte etwa ein Wasserglas auf die sich auffächernden Seiten eines aufgestellten Buches. Humor zeigt sich etwa in Sits Videominiatur Space Invaders (2015). Darin wird ein mysteriöses, mit einer weißen Plane verdecktes Objekt im ruralen Niemandsland zum Raumschiff, aus dem drei Außerirdische aussteigen. Die Weltentrücktheit der Szene wird jäh von einem vorbeifahrenden Auto zerrissen. Ins Niemandsland entführen auch Fototableaus von Neven Petrovic. Der kroatische Künstler richtet die Kamera auf Zwischenräume und übersehene Gegenden am Stadtrand. Wie intime Szenen in solchen weiten Landschaften aussehen können, zeigt indes die rumänische Künstlerin Irina Ghenu, die sich für ihren Weblog etwa inmitten eines Maisfelds inszenierte. Nicht-Wissenschaft;'Langjähriger Leiter des Wiener Ensembletheaters. Wien – Die sich langsam vollziehende Entpolitisierung des Theaters nahm Dieter Haspel schmerzlich zur Kenntnis, wie er in einem Interview mit der Austria Presse Agentur anlässlich seines 70. Geburtstag bekannte. War er doch ein Mensch, der an die Veränderbarkeit der Welt und die Notwendigkeit von Theater als Mittel zur Aufklärung stets glaubte. Vierzig Jahre lang war Haspel Theaterdirektor, als er 2010 das von ihm mitbegründete Ensembletheater am Petersplatz an die Nachfolger (Garage X) übergab. Gestern, Montag, ist der Alt-68er nach langer schwerer Krankheit in Wien gestorben. Das gab die frühere Ensembletheater-Geschäftsführerin Christine Bauer bekannt. Im Juni wäre Haspel 73 geworden. Der Arbeitersohn aus Gloggnitz in Niederösterreich, gelernter Kaufmann, gründete 1968 mit Hilde Berger und Götz Fritsch das Cafétheater, aus dem das spätere Ensembletheater hervorging. Am Standort Petersplatz (noch im ehemaligen Café Einfalt) hielt eine politisch motivierte, studentische Theatergruppe mit neuen Texten Einzug; man spielte Autoren wie Wilhelm Pevny, Konrad Bayer, Wolfgang Bauer, Bertolt Brecht. Letzterer war Haspels Lieblingsautor, viele seiner Stücke hat er inszeniert, darunter Im Dickicht der Städte (1974), Baal (1975) oder die Parabel Der gute Mensch von Sezuan (2004). Er war es auch, der 1976 die legendäre Proletenpassion der Gruppe Schmetterlinge in der Arena inszeniert hat. Ästhetische Experimente sind für mich uninteressant, meinte Dieter Haspel in einem Gespräch mit dem Falter. Meine Stärke ist mein politischer Wille. Dieses Credo ließ das Theater Haspels, das zu Beginn in den 1960er- und 1970er-Jahren zu den aufregendsten der Wiener Szene gehörte, später ins Hintertreffen geraten. Nachdem sich die Radikalität der Arbeiten im Kontext neuer Formen abgeschwächt hatte, wurde den Inszenierungen Textlastigkeit und schnöder Realismus vorgehalten. Welch kraftvolle Arbeiten aber aus Haspels unbeirrbarer Haltung hervorgehen konnten, zeigte noch 2010 seine Gespenster-Inszenierung in der Garage X. Damals stand in der STANDARD-Kritik zu lesen: Nostalgie, mit Könnerschaft beschworen.' Wissenschaft;Trocknet die Kinderstube aus, müssen die Eltern die Jungtiere in andere Wasseransammlungen tragen. Wien – Südamerikanische Pfeilgiftfrösche sind für ihre Fortpflanzung auf Wasseransammlungen angewiesen, seien sie auch noch so klein. Manchmal können diese schrumpfen oder völlig verschwinden. Um ihren Nachwuchs nicht dem sicheren Tod zu überlassen, unternehmen die Eltern regelrechte Rettungsaktionen, indem sie die Kaulquappen zum nächsten Mini-Tümpel tragen. Nun haben Wiener Forscher beobachtet, dass die Weibchen diesen Fahrtendienst nur den eigenen Nachkommen angedeihen lassen. Männchen nehmen dagegen alle Jungen aus ihrem Revier mit, auch solche aus fremden Gelegen. Im Widerspruch zu ihrem Namen leben Glanzschenkel-Baumsteiger (Allobates femoralis) in den Bodenregionen tropischer Regenwälder. Die Männchen bewachen dabei große Reviere, in denen mehrere Weibchen ihre Eier auf abgefallene Blätter legen. In diesem trotz hoher Luftfeuchtigkeit trockenen Milieu entwickeln sich innerhalb von drei Wochen Kaulquappen, die dann aber schleunigst zum nächsten Gewässer transportiert werden müssen, um zu überleben. Dieser Fahrtendienst ist vorwiegend Aufgabe der Männchen, die den Nachwuchs auf dem Rücken zum nächsten Tümpel tragen. Weibchen führen diesen Transport nur dann durch, wenn das Männchen in diesem Zeitraum nicht in seinem Territorium ist. Dabei gehen die Tiere einige Risiken ein, etwa auf dem Weg lauernde Fressfeinde. Zudem lassen die Männchen in dieser Zeit ihr Revier ungeschützt zurück und riskieren damit Gebietsverluste durch Rivalen. Eva Ringler von der Abteilung für Vergleichende Kognitionsforschung des Messerli Forschungsinstitutes der Veterinärmedizinischen Universität Wien hat in einer Studie untersucht, ob sich das Verhalten von Weibchen und Männchen unterscheidet und ob sich dieses Risiko lohnt. Das tut es aber nur, wenn es dem Erhalt des eigenen Nachwuchses dient – was wiederum voraussetzt, dass die Frösche ihren direkten Nachwuchs identifizieren können. Die Forscherin hat dazu drei Versuchsreihen in Terrarien durchgeführt: Im ersten Versuch fanden Weibchen und Männchen nur ein fremdes Gelege vor. Beim zweiten Test gab es eigene und fremde Kaulquappen im Terrarium. Und schließlich wurden die Positionen des eigenen und des fremden Geleges vertauscht, um zu testen, ob die Tiere das Gelege selbst erkennen oder sich den Ort der Eiablage merken. Dabei zeigte sich, dass ein Großteil der Männchen eigene und fremde Gelege transportierten. Offenbar folgen sie dabei der Regel Mein Revier, meine Kaulquappen und kümmern sich nicht weiter um eine Differenzierung, jeder wird mitgenommen. Die Weibchen gingen hier wesentlich differenzierter vor: Fremde Kaulquappen nehmen sie einfach nicht mit. Nur wenn die Wissenschafter die Position von eigenem und fremdem Gelege tauschten, wurde der fremde Nachwuchs transportiert. Die Wissenschafter schließen daraus, dass sich die Weibchen über Wochen den genauen Ort ihrer Eiablage merken. Wenn sie für die Männchen beim Nachwuchs-Transport einspringen, können sie anhand der Position die richtigen Gelege auswählen. Aus dem Verhalten leiten die Forscher auch unterschiedliche Kosten-Nutzen-Rechnungen ab, wie sie im Fachjournal Animal Behaviour schreiben: Die Männchen befolgen die einfache Regel, alle Gelege in ihrem Territorium mitzunehmen – schließlich ist das ihr Revier und sie gehen davon aus, dass der gesamte Nachwuchs von ihnen stammt. Aus Weibchen-Sicht ist dagegen das Risiko deutlich höher, ein fremdes Gelege zu transportieren und gleichzeitig das eigene liegen zu lassen. Schließlich könnten auch Artgenossinnen im Territorium des jeweiligen Männchens ihre Eier abgelegt haben. Deshalb verlassen sie sich ganz auf ihren Orientierungssinn. Wie genau sich die Weibchen den exakten Ablageplatz im Regenwalddickicht merken können, wollen die Forscher in weiteren Untersuchungen klären. Wissenschaft;In einem Forschungszentrum für Primatologie untersuchen Forscher, wie Stress und Fortpflanzung zusammenhängen. Wien – Die meisten Affenarten trifft man eher in wärmeren Weltgegenden, Japanmakaken jedoch kommen auch mit Eis, Schnee und Minustemperaturen gut zurande. In ihrer Heimat Japan nutzen sie oft heiße Quellen, um sich aufzuwärmen. Diesen Luxus kann ihnen der Affenberg in Landskron bei Villach nicht bieten, aber sonst leben die Japanmakaken dort unter besten Bedingungen – und fast wild. Das rund 40.000 Quadratmeter große Gelände ist in privater Hand: 1996 erfüllte sich der Tischlermeister Peter Gaubatz einen privaten Traum und siedelte vierzig in Japan erworbene Makaken nahe der Burg Landskron an. Mittlerweile ziehen die Tiere nicht nur Touristen an, sondern auch jede Menge Wissenschafter. Vergangene Woche wurde dort auf dem Affenberg ein Forschungszentrum für Primatologie eröffnet. Die Makaken bewohnen in ihrer Heimat verschiedene Wälder, wobei sie bis auf fast 3.200 Meter Seehöhe gehen. Ihre Kälteresistenz macht ihre naturnahe Haltung auch in Kärnten möglich, einen wärmenden Unterstand gibt es nicht. Die Besucher der Anlage sehen im Rahmen von Führungen nur rund ein Drittel des Geländes, und während der Paarungszeit im Winter bleibt der Affenberg für Besucher überhaupt geschlossen. Auch Körperkontakt mit Menschen gibt es nicht: Die Tiere werden regelmäßig gefüttert, aber das ist auch schon alles. Auch die Wissenschafter halten Abstand – die Untersuchung erfolgt ausschließlich noninvasiv über Kotproben, die von den Departments für Verhaltensbiologie und Anthropologie der Universität Wien und der Technologieplattform Vetcore der Veterinärmedizinischen Universität Wien ausgewertet werden. Auch die Teilnahme an wissenschaftlichen Experimenten erfolgt seitens der Affen völlig freiwillig: Auf dem Gelände gibt es das Wissenschaftshaus, eine einfache Holzhütte, in der diverse Versuche so eingerichtet werden, dass sie ohne menschliches Beisein ablaufen. Die Auswertung erfolgt über Videoaufzeichnungen. Einer der Ersten, die das Verhalten der Kärntner Affen untersuchten, war Bernard Wallner vom Department für Anthropologie der Universität Wien. Er und seine Mitarbeiter zeigten männlichen Japanmakaken auf Bildschirmen die Gesichter von Weibchen, die jeweils unterschiedlich intensiv rot gefärbt waren. Bei den Makakendamen sind sowohl Hinterteile als auch Gesichter desto röter, je näher sie ihrer empfängnisbereiten Phase sind. Die Reaktion der Männchen wurde danach gemessen, wie oft und wie intensiv sie bestimmte Gesichter betrachteten und wie häufig sie den nahen Kontakt zu den Bildschirmen suchten. Wie sich zeigte, interessierten sich die Männchen am meisten für die Bilder besonders rotgesichtiger Artgenossinnen, und zwar desto intensiver, je höher ihre eigenen Cortisolwerte waren. Cortisol ist ein Hormon, das in Stresssituationen ausgeschüttet wird. Doch wie hängen Stress und Fortpflanzung zusammen? Um das näher zu beleuchten, erhoben Lena Pflüger und Kollegen die Cortisolwerte aus Kotproben 26 männlicher Japanmakaken während der Paarungszeit. Während des Sommers liegen die Sexualhormone quasi auf Eis, aber im Winter, in der Paarungszeit, schießen die Hormone ein, sagt Pflüger, Biologin und eine der Gründerinnen des Primatologiezentrums. In dieser Phase bilden sich Paare, die gemeinsam fressen, ruhen und kopulieren – allerdings nur für jeweils einige Tage, dann formieren sich wieder neue Beziehungen. Dadurch weiß keines der Männchen, ob die Jungen seine eigenen sind oder der Nachwuchs eines anderen, ein wenig befriedigender Zustand für die Männchen. Allerdings investieren die Weibchen – wie bei Säugern üblich – deutlich mehr in die Nachkommenschaft: Sie können nur einmal pro Jahr empfangen und bringen gewöhnlich nur ein Junges zur Welt. Überlebt dieses nicht, war aller Aufwand, den sie dafür getrieben haben, umsonst. Wir nehmen an, dass die Männchen nicht wissen, wann die Weibchen tatsächlich empfängnisbereit sind, erläutert Pflüger, wodurch auf diese Weise die Vaterschaft vertuscht werden kann. So könnten viele Männchen der Vater eines Jungen sein, was möglicherweise dazu führt, dass die Kinder den Schutz aller potenziellen Erzeuger genießen. Im Allgemeinen bevorzugen Weibchen ranghöhere Partner und verbringen mit diesen auch mehr Zeit. Eine Aufgabe eines ranghohen Männchens ist es, sich in Streitereien einzumischen und diese zu beenden. Pflügers Untersuchungen ergaben einen überraschenden Zusammenhang: Je niedriger die Cortisolwerte eines Männchens, desto häufiger zeigte es aggressives Verhalten – allerdings: Es geht nicht um wildes Um-sich-Schlagen, betont Pflüger, sondern um gerichtete Aggression. Ein geringer Wert an Cortisolmetaboliten im Kot weist darauf hin, dass die Tiere imstande sind, nach Stress rasch wieder in den Normalzustand zu kommen, wie Pflüger ausführt, und solche Individuen können es sich leisten, sich gezielt in Konflikte einzumischen. Vom Menschen weiß man, dass eines der Gene, die an der Stressreaktion beteiligt sind, das COMT-Gen, in zwei Varianten vorliegt. Je nachdem, welche Variante ein Mensch trägt, ist er schneller oder weniger leicht zu stressen. Wie Pflüger und ihre Kollegen nachweisen konnten, herrschen bei den Makaken ganz ähnliche Verhältnisse. Wer also von den derzeit 152 Makaken auf dem Affenberg das nächste Alphamännchen wird, könnte auch von seiner genetischen Ausstattung abhängen. Pflüger bringt es auf einen Punkt, der nicht nur für Makaken interessant sein dürfte: Gibt es eine genetische Prädisposition für die Chefetage? (Susanne Strnadl, 18.5.2016) Wissenschaft;30 Jahre lang blieb die in Südostasien entdeckte Vertreterin der Hufeisennasen unerkannt. London – Seit über 30 Jahren lagerte eine in Konservierungsflüssigkeit eingelegte Fledermaus im Londoner Natural History Museum – nun hat sie sich als Vertreterin einer bisher unbekannten Spezies entpuppt. Die Fledermaus gehöre zur Familie der Hufeisennasen und wurde nach Charles Francis, der das Exemplar im Jahr 1983 in Malaysia gefunden hatte, wurde Rhinolophus francisi getauft. Mittels Computertomographie hätten Experten das tote Tier schonend untersuchen können. Neue Arten von Insekten und Fischen werden recht regelmäßig entdeckt, aber neue Säugetiere sind seltener, sagte der Zoologe des Museums, Roberto Portela Miguez. Die neue Fledermausart soll demnächst in der Fachzeitschrift Acta Chiropterologica beschrieben werden. Nicht-Wissenschaft;Deutscher Champion muss im Estadio Vicente Calderon eine 0:1-Niederlage hinnehmen. Madrid – Bayern München droht in der Champions League das dritte Halbfinal-Aus gegen einen spanischen Klub in Folge. Die Deutschen verloren am Mittwochabend das Hinspiel bei Atletico Madrid im Estadio Vicente Calderon 0:1 (0:1) und müssen um den Aufstieg gehörig zittern. Die Entscheidung fällt am Dienstag (20.45 Uhr) in der Münchner Allianz-Arena. Nach Real Madrid (2014) und dem FC Barcelona (2015) könnte also neuerlich ein spanisches Team den Münchnern einen Strich durch die Rechnung machen. Innenverteidiger David Alaba, der in der 54. Minute die Latte traf, hätte sich sein 50. Spiel in der Königsklasse sicher anders vorgestellt. Das gilt auch für Kapitän Philipp Lahms 104. Partie, mit der er zum alleinigen deutschen CL-Rekordspieler aufstieg. Für die Münchner setzte sich eine seit dem 2:0 bei Arsenal im Achtelfinale 2014 andauernde Negativserie fort, in acht K.-o-Spielen seit damals gab es auswärts keinen Erfolg. In Spanien haben die Bayern, die noch Chancen auf das Triple haben, neun der letzten 13 Spiele verloren. Atletico untermauerte dagegen seine starke Form und feierte den fünften Zu-null-Sieg hintereinander. Mit einer ähnlichen Leistung kommende Woche ist den Spaniern zuzutrauen, dass sie nach Titelverteidiger Barcelona den nächsten Favoriten auf dem Weg ins Finale am 28. Mai in Mailand aus dem Bewerb werfen. Bei den Münchnern saßen Thomas Müller und Franck Ribery überraschend nur auf der Bank. Ohne das Offensivduo tat sich die Mannschaft im Spielaufbau schwer, und konnte sich in der Offensive trotz fast 70 Prozent Ballbesitz vor der Pause kaum in Szene setzen. Atletico war extrem aggressiv, zweikampfstark, hatte auch die gefährlicheren Momente und durfte sich über einen Traumstart freuen. Ein Tanz durch die Bayern-Abwehr Saul Niguez tanzte sich durch die Abwehr, ließ zum Abschluss auch Alaba mit einer Körpertäuschung schlecht aussehen und traf via Innenstange an Manuel Neuer vorbei zum 1:0 (11.). Die Münchner kamen zwar zu keinen Riesenchancen, wurden nach dem Rückschlag aber zumindest halbwegs gefährlich. Bei einem Lewandowski-Kopfball rettete Gimenez vor der Linie (12.), ein Alaba-Weitschuss ging deutlich vorbei (17.), ein Costa-Freistoß landete im Außennetz (25.) und ein Lahm-Schuss wurde von Fernandez geblockt (28.). Auf der anderen Seite begnügte sich Atletico nicht mit dem 1:0. Einen Griezmann-Schuss machte Neuer mit einer Fußabwehr zunichte (30.), einen Koke-Abschluss lenkte Martinez in den Corner ab (44.). Nach dem Seitenwechsel kamen die Münchner in ihrem zehnten Champions-League-Halbfinale mit viel Dampf aus der Kabine. Mit dem Herausspielen von Topchancen hatten die Gäste aber neuerlich ihre Mühe, deshalb waren sie vorerst nur aus der Ferne sowie nach Standardsituation einem Torerfolg nahe. Alaba traf mit einem herrlichen Schuss aus mehr als 30 Metern die Latte (54.), zwei Minuten später prüfte Martinez Atletico-Goalie Jan Oblak mit einem Kopfball. Costa wollte den Schlussmann der Madrilenen mit einem Heber überwinden, setzte den Ball aber deutlich drüber (71.). Drei Minuten später entschärfte der 23-jährige Slowene einen Vidal-Schuss mit einer starken Parade. Atletico arbeitete in der Defensive einmal mehr extrem gut und lauerte auf Konter. Einer hätte beinahe zum Erfolg geführt. Fernando Torres ließ Alaba schlecht aussehen, schloss ab, der Ball sprang aber von der Stange zurück ins Feld (75.). Die Bayern blieben 90 Minuten ohne schön herausgespielte Topchance, die letzte Möglichkeit fand noch einmal Alaba vor, er schoss aber von knapp außerhalb des Strafraums drüber (80.). (APA, 27.4.2016) Atletico Madrid – FC Bayern München 1:0 (1:0)Estadio Vicente Calderon, 52.000 Zuschauer (ausverkauft), SR Mark Clattenburg (ENG) Tor: 1:0 (11.) Saul Niguez Atletico: Oblak – Juanfran, Gimenez, Savic, Filipe Luis – Saul Niguez (85. Partey), Gabi, Fernandez, Koke – Griezmann, Torres Bayern: Neuer – Lahm, Javi Martinez, Alaba, Bernat (77. Benatia) – Xabi Alonso – Coman (64. Ribery), Thiago (70. Müller), Vidal, Douglas Costa – Lewandowski Gelbe Karten: Saul Niguez bzw. Douglas Costa, Benatia, Neuer, Vidal Rückspiel am 3. Mai (20.45 Uhr) in München Zweites Halbfinale, Dienstag: Manchester City – Real Madrid 0:0 (Rückspiel am 4. Mai in Madrid) Finale am 28. Mai in Mailand Nicht-Wissenschaft;Einwegwindeln verursachen große Abfallmengen, Stoffwindeln hingegen müssen sehr oft gewaschen werden. Ist eine Variante umweltfreundlicher als die andere?. Werdende Eltern werden vor viele Fragen gestellt, eine davon lautet: Herkömmliche Einwegwindeln oder Stoffwindeln? Die Windel zum Wegwerfen gibt es seit den frühen 60er-Jahren, davor waren Stoffwindeln in regem Gebrauch. Der Großteil der Windeln wird heute für Säuglinge und Kleinkinder sowie für Menschen, die an Inkontinenz leiden, verwendet. Die Entscheidung für oder gegen die Stoffwindel ist meist eine ökologische oder gesundheitliche, nicht zuletzt spielt der finanzielle Aspekt eine Rolle. Fakt ist aber: Die Ökobilanz der Wegwerfwindel kann mit der einer Stoffwindel kaum mithalten, bedenkt man, dass jedes Kind im Laufe seiner Windelzeit um die 1.000 Kilogramm unverrottbaren Müll produziert. In der Deponie benötigt die Einwegwindel dann bis zu 500 Jahre, um sich zu zersetzen, oder es wird ein enormer Energieaufwand gebraucht, um sie zu verbrennen. Die Ökobilanz von Windeln der unterschiedlichen Windelsysteme unterscheidet sich deutlich. Während Stoffwindeln durch das häufige Waschen sehr viel Wasser verbrauchen, sind Einwegwindeln vor allem in der Produktion und der anschließenden Entsorgung ein Kraftakt für die Umwelt. Ökowindeln sind eine umweltfreundliche Alternative zur gewöhnlichen Einwegwindel, mit einem höheren Anteil an biologisch abbaubaren Bestandteilen. Der klare Nachteil ist der Preis. Wie halten Sie es in Ihrer Familie? Wo liegen Ihrer Ansicht nach die Vor- oder Nachteile der einzelnen Windelsysteme? (ste, 21.9.2015) Wissenschaft;Im 19. Jahrhundert war im heute ukrainischen Lemberg eine Vielzahl an Sprachen präsent. Wien - Als in Lemberg (Lwiw) in den späten 1980er-Jahren wegen Geldmangels der Putz der alten Häuser kaum erneuert wurde, legte die Witterung für Linguisten interessante Zeugnisse frei: Polnische, deutsche und jiddische Schriftzüge aus dem späten 19. Jahrhundert waren nun überall in der ukrainischsprachigen Stadt zu lesen. In ihrer Kindheit hatte die Sprachwissenschafterin Stefaniya Ptashnyk ihre ukrainische Heimatstadt als einsprachig erlebt. Umso interessierter war sie an der plötzlich offensichtlichen einstigen Mehrsprachigkeit der Stadt. Als Habilitandin an der Universität Heidelberg arbeitet sie nun an einer soziolinguistischen Studie über das mehrsprachige Lemberg 1848 bis 1918. Damit versucht sie eine historische Perspektive zu entwickeln, wie eine multilinguale, städtische Gesellschaft kommunizieren kann - eine Frage, die nicht nur im Lemberg des 19. Jahrhunderts von Bedeutung war, sondern durch Migration und Globalisierung auch heute aktuell ist. Nach dreimonatigem Forschungsaufenthalt als Research Fellow am Internationalen Forschungszentrum Kulturwissenschaften (IFK) trug sie darüber am Montag in Wien vor. Unter Wissenschaftern ist ein positiver Tenor gegenüber Mehrsprachigkeit von Städten oder Personen zu erkennen. Dennoch wird sie nicht selten als problematisch erlebt. Das prominenteste Beispiel dafür findet sich wohl in der christlichen Tradition mit dem Begriff babylonische Sprachverwirrung. Im Buch Mose wird beschrieben, wie Gott die Erbauer des Turms zu Babel damit strafte, dass er jedem eine andere Sprache gab und keiner mehr den anderen verstand. Sprachenvielfalt wird hier als Gottesstrafe dargestellt. Ptashnyks Recherchematerial folgend deutet vieles darauf hin, dass die unterschiedlichen Sprachzeugnisse an den Fassaden in Lemberg nicht nur Ausdruck einer Vielsprachigkeit der Stadt waren, sondern auch die Bewohner mehrere Sprachen beherrschten - ganz im Gegensatz zur babylonischen Sprachverwirrung. Karikierender Unterton Als Beispiel dafür, dass in der Öffentlichkeit in Lemberg davon ausgegangen wurde, dass die Bevölkerung mehrere Sprachen beherrschte, präsentierte Ptashnyk unter anderem einen Dialog in der polnischen Wochenzeitung Tygodnik Lwowski vom 29. März 1868, dessen karikierender Unterton nur mit Deutsch- und Polnischkenntnissen verständlich ist (siehe Bild links). Die Zeitung setzte die Mehrsprachigkeit ihrer Leserschaft offenbar voraus. Im Dialog zwischen einem prototypischen jüdischen Vertreter der Lemberger Bevölkerung und einem polnischen Kleinadeligen verwendet Letzterer eine Mischung aus fehlerhaftem Deutsch und polnischen lexikalischen Einsprengseln, die als stilistisches Mittel eingesetzt werden, sagt Ptashnyk. Der polnische Herr macht sich lächerlich, indem er versucht, Deutsch zu reden, ohne es richtig zu können. Ptashnyk sieht das als Beispiel dafür, welche Variationsformen mehrsprachige Kommunikationsgemeinschaften hervorbringen können. Für die Periode, die Ptashnyk, untersucht, finden sich nur ungenaue Angaben über die sprachlich-ethische Zusammensetzung der Stadt. Polnisch, Ukrainisch und Deutsch waren jedenfalls die dominierenden Sprachen. Darüber hinaus wurden Jiddisch, Hebräisch, Armenisch, Latein und Kirchenslawisch verwendet. Um das Nebeneinander der Sprachen analysieren zu können, spielt auch die Sprachpolitik der Habsburger eine wichtige Rolle. Nach der ersten Teilung Polens 1772 kam Lemberg zum Habsburgerreich. Die Gesetzestexte zeigen deutlich, dass die österreichische Regierung bereits seit der Zeit von Maria Theresia eine Sprachenpolitik verfolgt, die darauf gerichtet war, das Deutsche als Universalsprache der Monarchie zu etablieren, sagt Ptashnyk. Das änderte sich jedoch nach 1848: Die politischen Entwicklungen nach der Märzrevolution führten zur Steigerung des nationalen Selbstverständnisses. Ptashnyk: Die einzelnen Nationalsprachen gewannen als Ausdrucksmittel der Gruppenidentität zunehmend an Bedeutung, sodass die Dominanz einer hegemonialen Universalsprache immer weniger toleriert wurde. 1867 wurde die Gleichberechtigung der Sprachen schließlich Verfassungsgrundsatz, und gegen Ende des 19. Jahrhunderts büßte das Deutsche seine Dominanz endgültig ein. Interessanterweise wurde die Präsenz des Deutschen noch lange in massenmedialen Diskursen thematisiert, sagt Ptashnyk. Ein frühes Beispiel dafür ist die zuvor erwähnte Karikatur. Kampagnen gegen Germanismen hielten sich bis weit nach der Jahrhundertwende - vorangetrieben etwa von polnisch-nationalen Parteien. In ihrer Rhetorik waren sie dabei zeitgenössischen Warnungen gegen Anglizismen im Deutschen nicht unähnlich. Wissenschaft;Nach dem Aufstieg der Uni Wien zu einer der weltbesten Hochschulen bis 1914 folgte ihr dramatischer Niedergang. Der war auch antisemitisch hausgemacht. Fast genau auf den Tag vor drei Jahren war es so weit: Am 5. Juni 2012 beschloss der Wiener Gemeinderat mit den Stimmen der SPÖ und der Grünen, den nach dem ehemaligen Bürgermeister Karl Lueger benannten Abschnitt der Ringstraße in Universitätsring umzubenennen. Die Initiative dafür war von der Uni Wien und renommierten Forschern wie Nobelpreisträger Eric Kandel ausgegangen: Es sei unangebracht, ausgerechnet mit diesem Abschnitt des Rings einen Antisemiten und Wissenschaftsfeind zu würdigen. Dr.-Karl-Lueger-Ring hieß der Abschnitt der Ringstraße, an den die Universität in den 1880er-Jahren übersiedelte, erst seit 1934. Zunächst stand das 1884 eröffnete Hauptgebäude am Franzensring, benannt nach Franz I. (1768-1835). Der Franzensring wiederum wurde nach dem Ende der Monarchie 1919 in Ring des 12. November, des Tages der Republikgründung 1918, umgetauft. Diese drei Anschriften der Uni Wien im 20. Jahrhundert stehen für drei unterschiedliche Phasen ihrer Geschichte: Auf den spektakulären Aufstieg und ihre Glanzzeit bis zum Ersten Weltkrieg (am Franzensring) folgte in der Ersten Republik eine erste Phase des Niedergangs. In den Jahrzehnten nach 1934 - also am Dr.-Karl- Lueger-Ring - folgte der Absturz in die Provinzialität. Hauptgrund dafür war, dass es nach dem Anschluss 1938 an der Uni Wien zur größten Vertreibungswelle kam, die je aus rassistischen und politischen Gründen an einer Hochschule in so kurzer Zeit vollstreckt wurde. Die Zerstörung wissenschaftlicher Exzellenz hatte dort aber bereits in den frühen 1920er-Jahren begonnen. Und sie war nicht nur den wirtschaftlichen und politischen Verhältnissen geschuldet, sondern auch antisemitisch hausgemacht. Nach dem Jahr 1945 wurde es lange nicht besser: Einige der Professoren, die schon in der Zwischenkriegszeit an der informellen Vertreibung von Forschern jüdischer Herkunft und/oder linker Gesinnung beteiligt gewesen waren, fanden sich an Schlüsselstellen wieder. Sie waren mitverantwortlich dafür, dass am Beginn der Zweiten Republik kaum jemand von den Vertriebenen zurückgeholt wurde und dass sich auch an der Uni Wien für gut zwei Jahrzehnte die bleierne katholische Reaktion breitmachen konnte. Am Beginn dieser kurzen Geschichte der Uni Wien steht allerdings ihre beste Zeit: In den Jahren zwischen der Eröffnung des Hauptgebäudes am Ring 1884 und dem Ersten Weltkrieg war die Alma Mater Rudolphina eine der international führenden Hochschulen: Die zweite Wiener Medizinische Schule war in dieser Zeit ebenso weltberühmt wie die der Nationalökonomie. Am Haus am (Franzens-)Ring lehrten Kapazitäten wie die Physiker Ludwig Boltzmann und Ernst Mach, der Geologe Eduard Suess oder Sigmund Freud - um nur einige zu nennen, die nicht nur ihre jeweiligen Disziplinen prägen sollten, sondern auch in die Gesellschaft hineinwirkten. Nicht nur aufgrund der wissenschaftlichen Leistungen hatte die Uni Wien einen hervorragenden Ruf auch in der Gesellschaft: Viele der Lehrkräfte waren um 1900 aktiv darum bemüht, Erkenntnisse an die breite Bevölkerung zu vermitteln - ein in diesem Ausmaß europaweit einzigartiges Unterfangen. Die Hochschule fungierte damit als aufklärerisches Bollwerk gegen das Schwarze Wien des christlichsozialen Bürgermeisters Karl Lueger. Umgekehrt konnte die Uni beeindruckende Millionensummen von privaten Wohltätern einwerben. Es gab also, anders als gerne behauptet, eine kurze Zeit in der Geschichte dieses Landes, in der nicht nur die Kultur, sondern auch die Wissenschaft hohe öffentliche Wertschätzung genoss. Im Laufe der Ersten Republik verkehrten sich die Verhältnisse: Wien wurde rot und die Universität zu einem Hort der Reaktion. Die Dauerkrise des zum Kleinstaat geschrumpften Österreich schlug auch auf die Wissenschaft durch und führte zu einer Radikalisierung des akademischen Antisemitismus: Ab Beginn der 1920er-Jahre erzeugten rechte und katholische Studierende und insbesondere Burschenschafter an der Uni Wien eine bürgerkriegsähnliche Atmosphäre für Studierende und Lehrende, die jüdischer Herkunft und/oder politisch links eingestellt waren. Angesichts dieser Ausschreitungen witzelte das Satireblatt Der Götz von Berlichingen über einen weiteren Adresswechsel der Uni Wien: Der Ring des 12. November soll auf besonderen Wunsch der Studenten abermals umbenannt werden. Der Magistrat der Stadt Wien hat sich für die Bezeichnung ,Schlagring entschieden. Das Ausmaß der Gewalt, das sich aus zeitgenössischen Zeitungsberichten rekonstruieren lässt, lässt aus heutiger Perspektive ebenso schaudern wie der frühe Vormarsch der Nationalsozialisten, die ab 1923 eine bestimmende Kraft in der Studentenschaft waren. Aufseiten der Lehrenden wurde ebenfalls eine antisemitische und antilinke Personalpolitik vollstreckt. An der Philosophischen Fakultät etwa zog eine braun-schwarze Professorenclique, die unter dem Decknamen Bärenhöhle operierte, universitätspolitisch die Fäden. Dieses geheime Netzwerk von knapp 20 Professoren hintertrieb spätestens ab 1923 erfolgreich Habilitationen jüdischer und/oder linker Forscher und sorgte dafür, dass mit wenigen Ausnahmen nur noch arische und politisch rechts stehende Professoren berufen wurden. Wissenschaftliche Qualität wurde zur Nebensache degradiert. Zu dieser Zeit beklagte der französische Philosoph Julien Benda in seinem hellsichtigen Buch La trahison des clercs einen Verrat der Intellektuellen. Ein beträchtlicher Teil der europäischen Intelligenz sei moralisch korrumpiert, hätte die Werte der Demokratie und der Gerechtigkeit verraten und sich stattdessen politischen Leidenschaften wie dem Klassenkampf, dem Nationalismus oder dem Rassismus verschrieben. Die kritischen Diagnosen Bendas von 1927 lassen sich auch zur Beschreibung der Zustände an der Universität Wien heranziehen, greifen aber für die hiesigen Verhältnisse ab Ende der 1920er-Jahre zu kurz. Die Uni Wien als Institution hat sich damals gegen die oft zitierten Anfänge nicht gewehrt, sondern ganz im Gegenteil wesentlich mit dazu beigetragen, dass es zu diesem vielleicht doch aufhaltsamen Aufstieg des Nationalsozialismus in Österreich kommen konnte. Spätestens mit dem Rektorat Wenzel Gleispachs im Studienjahr 1928/29 wurde die Universität Wien für mehrere Jahre zu einer Art Brutstätte für die NS- Bewegung in Österreich, mit der das christlichsoziale und nationalkatholische Lager jedenfalls in der Studentenvertretung bis zum Dezember 1932 gemeinsame Sache machte. Aufgrund dreister Machtdemonstrationen der Nazi-Studenten zerbrach dann Ende 1932 die Koalition zwischen Schwarz und Braun auf universitärem Boden. Dollfuß und Schuschnigg versuchten danach die Hoheit über die Hochschulen zurückzuerobern und relegierten sozialistische und nationalsozialistische Studierende. Bei den Lehrenden waren vor allem Nationalsozialisten betroffen, da Linke schon in den Jahren zuvor weggemobbt worden waren. Insgesamt kam es nach 1934 zu einer Kürzung von einem Viertel der Professuren - einer der tiefsten Einschnitte in den Lehrkörper der gesamten Geschichte der Uni Wien. 1934 wechselten die neuen Machthaber auch die Straßenschilder aus und machten aus jener Hälfte vom Ring des 12. November, der an der Uni vorbeiführte, den Dr.-Karl-Lueger-Ring. Diese Bezeichnung, die angesichts der universitären Zustände recht gut passte, wurde im Gegensatz zum Dr.-Ignaz-Seipel-Ring auch im Nationalsozialismus und nach 1945 beibehalten. 2012 erfolgte dann die Umbenennung, die von rechter Seite prompt als Gesinnungsterror denunziert wurde. Nimmt man nur die dunkelsten Kapitel in der langen Geschichte der Universität Wien zum Maßstab - das halbe Jahrhundert bis zu ihrem 600. Geburtstag im Jahr 1965 -, erscheint diese Umbenennung als etwas anderes: nämlich, etwas polemisch formuliert, als Schönfärberei. Wissenschaft;Wie die Spanische Wegschnecke leibt und lebt und welches Kraut gegen sie gewachsen ist, das erforscht ein aktuelles Projekt an der Boku Wien. Wien – Es dürfte nicht viele Tierarten geben, die mehr gehasst und verfolgt werden als die Spanische Wegschnecke. Nicht genug damit, dass sie sehr vermehrungs- und fressfreudig ist – es ist auch kaum ein Kraut gegen sie gewachsen. An der Wiener Universität für Bodenkultur läuft seit kurzem ein Forschungsprojekt, mit dem man hierbei Abhilfe schaffen will. Man weiß über die Spanische Wegschnecke im Grunde wenig, nicht einmal ihre wissenschaftliche Bezeichnung ist eindeutig, denn es sind zwei Namen im Umlauf: einerseits Arion vulgaris nach einer Art, die erstmals in Westfrankreich beschrieben wurde, andererseits Arion lusitanicus, die im 19. Jahrhundert in Portugal entdeckt wurde. Welche Bezeichnung korrekt ist, ist nach wie vor strittig. Johann Zaller vom Institut für Zoologie der Wiener Universität für Bodenkultur und sein Mitarbeiter Daniel Dörler bevorzugen die Vulgaris-Variante. Die beiden Wissenschafter suchen nach nachhaltigen Kontrollmethoden für das ungeliebte Weichtier und wollen untersuchen, inwieweit dessen Auftreten von anderen Bodentieren und Umweltfaktoren beeinflusst wird. Dafür wollen die Forscher zunächst einmal klären, ob es sich bei den gefräßigen Nacktschnecken im Garten ausschließlich um Arion vulgaris bzw. lusitanicus handelt oder ob auch die einheimische Rote Wegschnecke (Arion rufus) mitspielt. Die beiden Arten lassen sich mit freiem Auge nicht unterscheiden, sondern nur anhand ihrer unterschiedlich gestalteten Geschlechtsorgane. In einem ersten Schritt schickten Zaller und Dörler in den Sommersemestern 2014 und 2015 Studierende aus, die in den eigenen Gärten die Schneckenfauna erhoben. Die dafür angewendete Methode macht es sich zunutze, dass es Schnecken gern dunkel haben: Man legt Kartonscheiben im Garten aus, wartet drei Tage, schaut dann, was sich darunter eingefunden hat, und macht davon ein Foto. Anschließend brachten die Biologiestudierenden die Tiere zur detaillierten Bestimmung. Jeweils 150 Studenten haben mitgemacht und mehr als 2000 Schnecken aufgenommen, ist Zaller begeistert, wir haben Daten von über 600 Standorten aus ganz Österreich, wenn auch die meisten in und um Wien. Jetzt werden die Daten analysiert. Sollte sich die Methode bewähren, soll die breite Öffentlichkeit zum Mitmachen animiert werden und Schnecken dokumentieren. Die bisher gewonnenen Daten zeigen, dass Arion die vorherrschende Gattung ist. Genetische Untersuchungen im Rahmen des vom Lebensministerium geförderten Projekts sollen Aufschluss darüber geben, ob es sich dabei um eine einzige Arion-Art handelt, und wenn ja, um welche. Die Studierenden wurden aber nicht nur ausgeschickt, um unter die Schneckenscheiben zu schauen, sondern auch in deren Umfeld: Sie erhoben, welche Pflanzen im Umkreis wuchsen und ob es Regenwürmer gab. Die Auswertung der dabei gewonnenen Daten ist noch im Gange. Wenn sie abgeschlossen ist, will Dörler sie mit Wetterdaten verschneiden, um die Reaktion der Schnecken auf den Klimawandel einschätzen zu können. Klingt einleuchtend, aber was haben Regenwürmer damit zu tun? Man weiß, dass Pflanzen, die auf Böden mit vielen Regenwürmern wachsen, weniger anfällig gegenüber Schädlingen sind, sagt Zaller, vielleicht regen die Würmer die Pflanzen dazu an, Gift- oder Bitterstoffe in ihren Blättern einzulagern, wodurch sie den Schnecken schlechter schmecken. Daniel Dörler, der im Rahmen des Arion-Projekts seine Dissertation schreibt, wird sich bei der Auswertung sogenannter Mesokosmen bedienen: Dabei werden in 20-Liter-Gefäßen kleine Lebenswelten geschaffen. Modellpflanze darin wird gewöhnlicher Kopfsalat sein, dazu kommen Arion-Exemplare und deren Eier sowie Weinbergschnecken. Letztere, um zu sehen, ob sie – wie oft behauptet – Nacktschnecken reduzieren, indem sie deren Eier fressen. Um festzustellen, wer die Arion-Brut verspeist, werden die Eier mit stabilen Isotopen markiert, die es den Forschern erlauben, ihren Weg in die Schneckenmägen zu verfolgen. Auch der Niederschlag wird variiert werden – vielleicht hat ja eine der beiden Arten einen Vorteil, wenn es trockener wird, sagt Dörler mit Blick auf die Erderwärmung. Es ist möglich, dass sich Weg- und Weinbergschnecken nur gerüchteweise gegenseitig beeinflussen. Auch über die Bekämpfung der Tiere ist allerhand im Umlauf. So war im Fachjournal Nature im Jahr 2002 zu lesen, dass der Verzehr von Kaffeesatz das Nervensystem der Tiere derart anrege, dass sie einer Art Herzinfarkt erliegen. Die volkstümlicheren Bierfallen locken die Schnecken zwar verlässlich an, bewirken laut Zaller aber den Zuzug von Exemplaren aus der ganzen Gegend. Und bei 200 Eiern pro Individuum herrscht an Nachschub gewöhnlich kein Mangel. Versuche in der Landwirtschaft, den Schnecken mit parasitischen Fadenwürmern beizukommen, haben gute Ergebnisse gebracht. Der Erfolg hängt aber von anhaltender Bodenfeuchte ab, zudem ist die Methode teuer. Schneckenzäune funktionieren gut, vorausgesetzt, man hat vorher alle Schnecken und Eier aus dem Beet entfernt. Wer jetzt entnervt zum Schneckenkorn greift, sollte sich bewusst sein, dass die konventionelle Variante etwa auch für Igel, Hunde und Kinder giftig ist. Auch die Biovariante ist nicht so harmlos, wie man glauben könnte: Regenwürmer fressen das Bioschneckenkorn sehr gern, so Zaller, sie sterben genauso daran wie die Schnecken. Bleibt nur, die ungeliebten Tiere jeden Abend per Hand aufzusammeln und am besten in der Mitte durchzuschneiden. Aber vielleicht kann man Felder und Beete so gestalten, dass Arion weniger leichtes Spiel hat. Die Boku-Forscher arbeiten jedenfalls genau daran. Wissenschaft;Lehr- und Forschungszentrum für Produkt- und Produktionsprozessforschung geplant. Linz - Die Linzer Johannes Kepler Universität (JKU) bekommt ein internationales Lehr- und Forschungszentrum für Produkt- und Produktionsprozessforschung mit dem Namen Linz Institute of Technology (LIT). Die Gründung soll im Herbst erfolgen. Am Montag wurden die Pläne dazu von Vertretern der Uni, aus Wirtschaft und Politik vorgestellt. Man setze die Aufbauarbeit der vergangenen Jahre fort, sagte der scheidende Rektor Richard Hagelauer. Meinhard Lukas, der ihm im Herbst nachfolgen wird, erinnerte an die Pionierrolle der Linzer Uni, die u.a. das erste Mechatronik-Studium Europas angeboten habe. Das LIT sei als Plattform aller ingenieurwissenschaftlicher Studien an der JKU gedacht und als Allianz für den technologischen Fortschritt im Bundesland, an der Uni, Land, Stadt und Industrie beteiligt sind. Das LIT werde alle zwei Semester einen Schwerpunkt zu einem speziellen Thema setzen - als erstes sollen intelligente Produktionsprozesse und Medizintechnik am Programm stehen. Dafür sollen jeweils ein internationaler Experte als Gastprofessor nach Linz geholt und Stellen für junge Wissenschafter weltweit ausgeschrieben werden. Die Patenschaft dieser speziellen Semester soll stets ein oberösterreichischer Industriebetrieb übernehmen. Als Beiratsvorsitzender wurde voestalpine-Generaldirektor Wolfgang Eder - aktuell auch Präsident des Weltstahlverbandes - präsentiert. Das Land steuert eine Mio. Euro pro Jahr bei, die Stadt Linz 100.000. Ein Vielfaches wünscht sich Lukas im Rahmen der Leistungsvereinbarung 2016-18 vom Bund. Wissenschaft;Der Ökonom Stefan Trappl verglich die jüngste Rezession mit jener der 1930er-Jahre. Sind Krisen in der Marktwirtschaft Ausnahmen oder doch die Regel? Seit Beginn der Finanzkrise um 2007 stellen sich Ökonomen diese Frage wieder häufiger. Auch Stefan Trappl hat sich mit dem Thema beschäftigt und Ende vergangenen Jahres darüber eine Dissertation an der Wiener Wirtschaftsuniversität (WU) vorgelegt. Der heutige Leiter des Bereichs Kapitalmärkte an der Fachhochschule Wien der Wiener Wirtschaftskammer verglich die jüngste Rezession mit der Great Depression der 1930er-Jahre. Der wesentliche Unterschied zwischen beiden Krisen ist laut Trappl das produktive Krisenmanagement nach 2007: Die ersten sechs Monate sind in beiden Fällen sehr ähnlich verlaufen: Einbrüche der Industrieproduktion, Rückgang der Bruttoinlandsprodukte, steigende Arbeitslosenzahlen. Durch Investitionen der Politik und Geld von den Nationalbanken konnte man aber das Schlimmste verhindern. Wie sinnvoll Maßnahmen wie die Zinssenkung langfristig sind, müsse man noch abwarten. Aber von Arbeitslosenanteilen von bis zu 40 Prozent der Bevölkerung, die während der Great Depression auch in Österreich verzeichnet wurden, sei man weit entfernt. Das wesentliche Ergebnis von Trappls Untersuchung ist eine Gemeinsamkeit: Die Einkommenskonzentration vor beiden Krisen war besonders ausgeprägt. Vor 1929 fielen 18 Prozent des Gesamteinkommens auf ein Prozent der Bevölkerung. Ein ähnliches Bild sah man 2007. Die Folge: Insbesondere in den angloamerikanischen Ländern bezahlte die weniger verdienende Bevölkerung ihren Konsum mit Krediten, die nie bedient werden konnten. Diese Blase musste platzen. Eine wachsende Schere zwischen Arm und Reich hat sich in meiner Untersuchung als wesentliche Variable für die Prognose einer Krise herausgestellt, sagt Trappl. Dennoch wurde dieser Krisenindikator bisher weitgehend ignoriert, berichtet der gebürtige Zwettler: Die Einkommenskonzentration war lange Zeit ein Stiefkind der Ökonomie. Das hat man eher den Sozialwissenschaften überlassen. Seit der Krise sei das Thema wieder mehr in den wirtschaftswissenschaftlichen Fokus gerückt, jedoch gebe es noch sehr wenige statistische Belege. An das für seine Analyse notwendige Datenmaterial – insbesondere für die 1920er-Jahre – zu gelangen, war für Trappl, der an der WU Wirtschaftswissenschaften sowie Wirtschaft und Recht studiert hat, die größte Herausforderung. Das führte zu einer eher historischen Vorgehensweise: Diese Zahlen musste ich in verschiedenen Bibliotheken aus vielen staubigen Büchern zusammensuchen. Jedoch forschte Trappl nicht nur im stillen Kämmerlein, sondern vermittelte seine Erkenntnisse auch in der Lehre – an der Fachakademie der Wirtschaftskammer Wien, der FH Burgenland und an der Ecole de Commerce Européenne in Bordeaux. Sein Weg führte ihn auch in das Land, in dem beide Krisen ihren Ausgang genommen haben. In den USA unterrichtete Trappl an der Southern Utah University in Cedar City, wo er anfangs Unverständnis erntete: Die Einkommenskonzentration wird dort immer noch eher als Lohn für gerechte Arbeit denn als Problematik und somit volkswirtschaftlicher Gegenstand empfunden. Da gab es spannende Diskussionen. Wissenschaft;Schweizer Forscher untersuchten die Wirbel, die sich bei der Bewegung durchs Wasser bilden. Zürich – So mühelos ein Fisch durchs Wasser gleiten mag – für physikalische Berechnungen sind die komplizierten Wasserwirbel eine gewaltige Herausforderung. Schweizer Forschern ist dies nun gelungen, was beim Erforschen von Flugzeugtragflächen hilfreich sein könnte. Denn auch die Luftwirbel an den Tragflächen verhalten sich nach den äußerst komplizierten Gesetzen der Flüssigkeitsdynamik. Ihre Resultate haben die Forscher um Petros Koumoutsakos von der ETH Zürich dementsprechend auch im Fachjournal Chaos veröffentlicht. Bei getrennten Objekten – etwa einem Langläufer und seinen Stöcken – lassen sich die gegenseitig einwirkenden Kräfte relativ leicht berechnen, wie es in einer Mitteilung des Journals zur Studie heißt. Doch weil das Wasser um den Fisch kontinuierlich fließt, lässt sich viel schwieriger bestimmen, welche Teile des Wassers für die Fortbewegung relevant sind. Bei ihren Computermodellen haben sich die Forscher deshalb auf die Wirbel nahe an der Fischhaut konzentriert. Diese Wirbel spielen eine entscheidende Rolle für die Fortbewegung des Fischs, zitiert die Mitteilung Erstautor Florian Huhn von der ETH. Schon die Tatsache, dass sie rotieren, legt eine starke Wechselwirkung mit dem Fisch nahe. Das Team fand heraus, dass die Wirbel geschlossene Strukturen bilden, sogenannte Lagrange-kohärente Strukturen. Benannt nach Joseph-Louis Lagrange, einem Pionier der Flüssigkeitsdynamik aus dem 18. Jahrhundert, stellen sie eine Art unsichtbare Barrieren in Luft und Wasser dar – so etwas wie das Skelett von Flüssigkeiten. Diese Barrieren sind bei Meereswellen und Sedimentflüssen ebenso zu finden wie bei Hurrikanen oder Rauchringen. Sie strukturieren quasi das Chaos. Entsprechend suchten auch die Zürcher Forscher nach Stellen, wo das Wasser rings um den Fisch Wirbel bildete, die vom Rest des Wassers klar getrennt sind – also ebenfalls Lagrange-Strukturen. Sobald sie diese identifiziert hatten, konnten sie den Flüssigkeitsinhalt dieser Wirbel als Ganzes simulieren und ihren jeweiligen Beitrag zur Fortbewegung errechnen. Dies taten sie für zwei Arten des Schwimmens: das normale Schlängeln und die Fluchtbewegung, bei der sich der Fisch C-förmig krümmt und nach vorne schnellt. Das normale Schwimmen ließ sich fast ausschließlich durch die Übertragung von Impulsen zwischen dem Fisch und den separaten Wirbeln erklären. Beim C-Start jedoch spielte zusätzlich ein nicht-rotierender, von der Wirbelregion eingeschlossener Flüssigkeitsstrahl eine Rolle. Die Forscher glauben, dass ihre Berechnungsmethode auch für weitere Flüssigkeitsanalysen nützlich sein werden. Immer wenn ein Körper durch eine Flüssigkeit pflügt, sei es ein Vogel oder Fisch, ein Flugzeug oder Schiff, werden solche Wirbel gebildet, sagte Huhn. Mit unserer Methode lässt sich die Bildung dieser Wirbel verfolgen und verstehen, indem eine Flüssigkeit in separate Zonen unterteilt wird. Nicht-Wissenschaft;Antrag auf Sanierungsverfahren, Geschäftsführung will Betrieb fortführen. Neudau – Der steirische Garnhersteller Borckenstein wird am Mittwoch beim Landesgericht für Zivilrechtssachen in Graz einen Insolvenzantrag einbringen. Ziel ist eine Sanierung mit 20-Prozent-Quote und eine Fortführung der Firma mit knapp 300 Dienstnehmern. Das teilte das Unternehmen am Dienstag via Aussendung mit. Die Geschäftsführung plant die Fortführung am Standort im oststeirischen Neudau, da ausreichend Bestellungen vorhanden seien. Die Passiva belaufen sich laut Buchwert auf 30 Millionen Euro. Wie hoch die tatsächliche Überschuldung ist, war vorerst offen. Nicht-Wissenschaft;'Vorstellung bei den Tiroler Winterfestspielen Erl überzeugt nur musikalisch. Erl – Szenisch geht bei diesem Komödienklassiker gewöhnlich wenig schief. Musikalisch sieht die Sache schon anders aus. Gioacchino Rossini verquickte allerlei Orchesterspäße mit ruhigen, getragenen Passagen und stellte Stimmband sprengende Koloraturen neben schattig melancholische Vokalfärbungen. Diese Mischung fordert heraus, und bei manchen Aufführungen des Barbier von Sevilla kommt man aus dem Theater und denkt sich, na ja, schön performt, der Rest war allenfalls ganz achtbar. Nicht so in Erl, wo es eher umgekehrt zuging. Am Pult des Festspielorchesters stand zum allerersten Mal bei einer Opernpremiere nicht Erl-Impresario Gustav Kuhn, sondern Andreas Leisner. Dieser fiel bisher durch konzentrierte Arbeit im Schatten seines Chefs auf. Leisner ist langjähriger Assistent Kuhns und mittlerweile auch Vizeintendant. Sein Taktstockdebüt geriet phänomenal, Leisners klare Schlagtechnik sorgt für große Präzision. Auch an den komplexeren, da besonders quirligen Stellen behält er die Zügel in der Hand. Bei der Koordination mit den Sängern wäre jedoch noch etwas Luft nach oben. Francisco Brito gibt den Grafen Almaviva anfangs mit recht schüchternem Timbre, bald aber erlebt man Trompetentöne fast wie beim Belcanto-Weltstar Juan Diego Flórez. Nummernrevue geht schief Ja, man sieht und hört geradezu, wie Brito in seine Rolle hineinwächst, gegen Ende des Abends brilliert er besonders in einer oft gestrichenen Paradearie. Seine Mitstreiter überzeugen ebenfalls: Aurora Faggioli etwa singt die von Almaviva angehimmelte Rosina mit schöner, mächtiger Stimme – wie schwerer, edler Samt wirkt das. Sergio Vitales Figaro tönt ebenfalls ziemlich wuchtig; trotzdem packt er viel vokale Ironie in die Stimme. Toll sind auch Oliviero Giorgiutti (als reichlich verrückter Bartolo), Michaela Bregantin (Berta) sowie Nicola Ziccardi (Fiorello). Giovanni Battista Parodi erweist sich als äußerst musikalischer Musiklehrer Don Basilio, achtbar Frederik Baldus in der kleinen Partie des Offiziers. Gustav Kuhn präsentiert sich erstmals als reiner Regisseur in Erl – und das geht leider schief. Seine Grundidee war offenbar, eine Art Nummernrevue zu inszenieren, als Castingshow für eine imaginäre Jury. Ständig schnappt sich jemand ein Mikrofon, hampelt hüftschwingend herum, andauernd kaspert man hier, kalauert dort. Eine sechsköpfige Gitarrencombo spielt auf, andere ziehen das Üben mit der Luftgitarre vor. Der Chor erscheint als schräge Cocktailpartygesellschaft; die Herren werfen sich gelegentlich in ein halbtransparentes großes Schwarzes und mutieren damit aus unerfindlichen Gründen zu Transvestiten. Wenn der Graf über Liebesgelüste singt, führt ihn auch schon mal eine dünn bekleidete Tänzerin an imaginären Fäden wie eine Marionette – nette Idee, doch warum nur den Grafen und das Ganze nur ein Mal? Kuhn hat mit seinen Tiroler Festspielen etwas wirklich Einmaliges geschaffen, er hat szenisch und musikalisch vor allem bei Wagners Opern Singuläres geleistet, große Erfolge mit Beethoven, Verdi, auch Richard Strauss eingefahren. Mozart liegt ihm weniger und Rossini offenbar am wenigsten. Warum also sich nicht wieder auf die Kernkompetenzen konzentrieren? (Jörn Florian Fuchs, 28.12.2015)' Nicht-Wissenschaft;Das großartige und irritierende Solo "Mahalli" der libanesischen Choreografin im Tanzquartier Wien. Wien – Tanz und Performance aus Nordafrika und dem Nahen Osten zeigt das Tanzquartier Wien seit Jahren. Diese Aufmerksamkeit für die zeitgenössische Choreografie des arabischen Raums verstärkte sich ab 2009 auf Initiative der ehemaligen TQW-Dramaturgin Sandra Noeth. Mit deren Fortgang im Vorjahr hat sie allerdings nachgelassen. Angesichts der politischen Entwicklungen nach den arabischen Aufständen und der aktuellen Flüchtlingsbewegungen wäre ein erneuter Fokus auf die Kunstschaffenden der betroffenen Länder kein Fehler. Diese Woche zumindest werden wieder einmal einige entsprechende Arbeiten gezeigt. Den Anfang machte am Mittwoch die Libanesin Danya Hammoud, und weiter geht es am Freitag und Samstag mit zwei Stücken, für die der Marokkaner Taoufiq Izeddiou zum einen mit Meryem Jazouli und zum anderen mit Elisabeth B. Tambwe kooperiert. Hammoud (34) wurde in den bis 1990 dauernden libanesischen Bürgerkrieg hineingeboren. Das und die darauffolgenden Zeiten der politischen Instabilität und Konflikte in dem Land, das nicht ganz die Fläche von Oberösterreich hat, sind Prägungen, die 2011 von der Choreografin zu dem Solo Mahalli verarbeitet wurden. Die kurze, prägnante Arbeit hat bereits eine ausgiebige Tour durch Europa hinter sich und ist erst jetzt in einem Studio des TQW angekommen. Besser spät als nie. Als Tänzerin im eigenen Stück fixiert Danya Hammoud das Publikum von Beginn an mit durchdringendem Blick. Und sie lässt es nur in wenigen Passagen aus den Augen, in denen sie ihm ostentativ den Rücken kehrt. In ihrem freizügig geschnittenen schwarzen Minikleid sieht sie aus, als wäre sie gerade auf dem Weg zu einer Party. Da steht eine normale junge Frau mit unbewegter Miene im Licht eines Scheinwerfers knapp vor den Stühlen der ersten Reihe. Der Raum ist von einem dunklen, gleichbleibenden Sound erfüllt. Langsam nur dreht sie sich zur Seite, dann um ihre eigene Achse. Ein Lächeln beginnt um ihre Lippen zu spielen, das immer künstlicher wird und schließlich abstirbt. Der beständige Druck, unter dem Hammoud aufgewachsen ist, der politische Wahn, der ihren Körper bestimmt, und die Unsicherheit in ihrem Leben zeigen sich in diesem Tanz nicht durch einen widerständigen Ausbruch. Denn alle Bewegungen, die sie ausführt, bleiben bis zum Äußersten beherrscht. Das übersetzt die Spannungen, über welche die Künstlerin reflektiert, in eine konzentrierte Dehnung der Zeit. Darin drückt sie sich zu Boden, nimmt eine sphinxhafte Pose an, aus der sie sich sinken lässt, während der Sound einer drückenden Stille weicht. Jede nun folgende Wendung, jedes Sichdurchstrecken und jedes Abspreizen ihrer Extremitäten wirkt wie das Aufspannen einer unauslöschlichen Traumatisierung. Zwischen dieser Darstellerin und ihrem überwiegend jungen europäischen Publikum liegen Welten. Hammoud illustriert nicht, gibt keine Erklärungen ab und verzichtet auf erlösendes Brückenbauen. Sie bietet weder Unterhaltung noch Didaktik. Vielmehr spiegelt sich in ihrem Blick etwas, das die Zuschauerinnen und Zuschauer angreift und erst ganz zum Schluss loslässt. Die Art dieser Eindringlichkeit bleibt im Unbestimmten. Dieses bleibt auch erhalten, wenn der Körper der Künstlerin in Wellenbewegungen gerät, wenn sie ihren Mund, zur Seite gewandt, zu einem stummen Schrei öffnet, und wenn sie ihren Schatten in den Bühnenhintergrund begleitet. Keinen Moment lang driftet die Tänzerin dabei – und das ist die eigentliche Größe an dieser irritierenden Arbeit – ins Pathetische ab. Bleibt zu hoffen, dass Danya Hammoud auch ihr neues Stück Il y a longtemps que je nai pas été aussi calme, an dem sie gerade während einer von Kulturkontakt unterstützten Residency am Tanzquartier gearbeitet hat, in Wien präsentieren wird. Nicht-Wissenschaft;3:0 im Finale gegen Slowenien. Sofia – Frankreichs Volleyballer sind erstmals Europameister. Der Weltranglisten-Zwölfte bezwang am Sonntag im EM-Finale in Sofia das Sensationsteam Slowenien (Weltranglisten-39.) vor 11.500 Zuschauern 3:0 (19,27,27). Bronze sicherte sich Italien durch ein 3:1 (-20,14,-23,20) im Duell der Co-Gastgeber mit Bulgarien. Titelverteidiger Russland war im Viertelfinale an Italien gescheitert. Die Franzosen hatten zuvor bereits vier EM-Finali verloren. Eine Überraschung ist ihr Titel nicht. Frankreich hatte im Sommer bereits die Weltliga für sich entschieden. Nicht-Wissenschaft;Spiel soll Mitte Juni ausführlich vorgestellt werden. Square Enix hat einen ersten Teaser-Trailer zu Rise of the Tomb Raider veröffentlicht, der die junge Lara Croft bei einem ihrer ersten Abenteuer zeigt. Viel ist in dem CGI-Video allerdings nicht zu sehen, außer dass Frau Croft mit Steigeisen ausgerüstet einen eisigen Berg erklimmt. Gespielt wird die Grabräuberin erneut von Camilla Luddington. Das Spiel soll noch Ende dieses Jahres für Xbox One erscheinen, Microsoft konnte sich einen zeitlich exklusive Distribution des Titels sichern. Nach 2015 könnte Rise of the Tomb Raider auf anderen Systemen wie PC und PS4 in den Handel kommen. Erste Bilder zu dem Spiel gaben Anfang des Jahres bereits mehr Einblick. Die offizielle Vorstellung soll am 15. Juni im Zuge der Branchemesse E3 stattfinden. Nicht-Wissenschaft;Red-Bull-Bolide hat am Hahnenkamm nicht nur Schnee aufgewirbelt. Die Bezirkshauptmannschaft Kitzbühel gab keine Bewilligung und leitete ein Verwaltungsstrafverfahren ein. Kitzbühel – Nach dem Formel-1-Showrun von Red-Bull-Pilot Max Verstappen auf dem Hahnenkamm hat die Bezirkshauptmannschaft Kitzbühel ein Verwaltungsstrafverfahren eingeleitet. Bezirkshauptmann Michael Berger bestätigte einen entsprechenden Bericht der Tiroler Tageszeitung vom Mittwoch. Laut der Behörde lag keine Bewilligung für das Spektakel vor. Der Showrun wäre laut Berger naturschutzrechtlich genehmigungspflichtig gewesen, Red Bull habe aber nie einen entsprechenden Antrag gestellt. In diesem Fall hätte ein Antrag aber auch nicht mehr viel gebracht, weil wir erst kurz vor der Aktion davon erfahren haben, so der Bezirkshauptmann. Die Behörde habe aber eine naturfachkundliche Stellungnahme eingeholt, die ergab, dass die Veranstaltung genehmigungsfähig gewesen wäre. Im Verwaltungsstrafverfahren könne nun Red Bull seine Sicht der Dinge darlegen. Die Höchststrafe für ein derartiges Vergehen liegt laut Berger bei 30.000 Euro. Da aber ein Genehmigungsantrag wahrscheinlich einen positiven Bescheid erhalten hätte, könnte die Strafe dementsprechend milde ausfallen. Nicht-Wissenschaft;Turiner feiern mit 4:0 bei Chievo Verona 12. Ligasieg in Folge, Napoli hält mit 5:1 gegen Empoli dagegen – 3:0 für Milan im Derby. Verona – Juventus Turin hat die Siegesserie in der italienischen Serie A fortgesetzt. Der Titelverteidiger gewann am Sonntag mit 4:0 bei Chievo Verona und stellte mit dem zwölften Ligasieg in Serie den internen Vereinsrekord aus der Saison 2013/14 ein. Bis zur Liga-Bestmarke fehlen noch fünf Siege. Inter Mailand hatte 2006/07 gleich 17 Mal in Folge gewonnen. Der Spanier Alvaro Morata (6., 40.), Alex Sandro (61.) und Paul Pogba (67.) trafen für die Gäste. Die schwach in die Saison gestarteten Turiner haben nun 48 Punkte auf ihrem Konto. Am Nachmittag zog Tabellenführer Napoli mit einem 5:1 gegen Empoli nach und liegt damit weiter zwei Punkte vor Juventus auf Platz eins. Nach 0:1-Rückstand zerlegte das Team des noch gesperrten Trainers Maurizio Sarri die Gäste aus der Toskana, die bisher eine starke Saison hingelegt haben und immer noch auf Platz neun zu finde sind. Goalgetter Gonzalo Higuain (33.), Lorenzo Insigne (37.), zwei Treffer von Jose Maria Callejon (84.,88.), sowie ein Eigentor von Michele Camporese sorgten vor 37.000 Zuschauern für das letztlich deutliche Score. Napoli hat damit zum vierten Mal hintereinander drei oder mehr Tore erzielt und weist mit 50 Treffern auch den Topwert der Liga auf. Allein Higuain hat bereits 22 Tore auf seinem Konto. Aufsteiger Bologna setzte seinen Aufwärtstrend mit einem 3:2 gegen Sampdoria Genua fort und schob sich auf Platz zehn, während die Genuesen als 17. weiter im Tabellenkeller festsitzen. Am späten Abend dann noch ein Höhepunkt: das Mailand-Derby zwischen Milan und Inter. 77.000 waren ins San Siro gepilgert und sahen ein durchaus lebhaftes Match, in dem sich die Rossoneri letztlich deutlich mit 3:0 durchsetzten. Das Ergebnis täuscht jedoch etwas über den Spielverlauf, der sich lange durchaus ausgeglichen entwickelte. Verteidiger Alex brachte ein zunächst abwartendes Milan mit einem Kopfball in Führung (35.). In der zweiten Halbzeit hatte dann Mauro Icardi die große Chance auf den Ausgleich, setzte einen Elfmeter jedoch an die Stange (70.). Fast im Gegenzug stellte Inter auf 2:0, Carlos Bacca schob eine schöne Vorlage von Keizuke Honda ins Netz (73.). Nur fünf Minuten später dann die endgültige Entscheidung durch das 3:0 von Mbaye Niang (77.). Drei Gegentreffer sind für blau-schwarze Verhältnisse höchst unüblich, in davor 21 Spielen hatte das Team von Roberto Mancini gerade einmal 14 Tore zugelassen. Der Coach wurde in der 50. Minute wegen Reklamierens übrigens auf die Tribüne verbannt. Durch die Niederlage verabsäumte es Inter, wieder am AC Florenz vorbei zu ziehen und bleibt einen Punkt hinter der Viola Vierter. Der Abstand zu ganz oben wird immer größer, auf Napoli fehlen bereits neun Zähler. Milan dagegen schob sich näher an den Stadtrivalen heran und bleibt als Sechster im Rennen um den letzten Europacup-Platz, den derzeit die AS Roma einnimmt. (red/APA, 31.1.2016) Wissenschaft;Fairbanks – Bisher ging man davon aus, dass die eiszeitlichen Ureinwohner Nordamerikas primär Großwild jagten – ein Irrtum, wie aktuelle Funde zeigen: Im Fachblatt PNAS präsentierten US-Forscher nun Belege dafür, dass Menschen in Alaska bereits vor 11.500 Jahren im großen Stil nach Lachsen gefischt haben. AbstractPNAS: Early human use of anadromous salmon in North America at 11,500 y ago Nicht-Wissenschaft;An der Anästhesie herrscht Personalmangel, zwei Operationssäle sind geschlossen. Innsbruck – Das seit Anfang des Jahres geltende Ärztearbeitszeitgesetz fordert an der Innsbrucker Klinik Tribut: Bis Jahresende könnten zahlreiche Operationen nicht mehr durchgeführt werden, weil es an der Anästhesie einen Personalmangel gebe, berichtete der ORF Tirol am Dienstag. In einzelnen Abteilungen könnten bis zu zehn Prozent der Eingriffe entfallen. Wir haben im Durchrechnungszeitraum gesehen, dass die Anästhesie bis Jahresende keine gesetzeskonformen Dienstpläne mehr zusammenbringt. Jetzt müssen sich alle sehr kurzfristig umstellen. Das bringt natürlich große Unruhe, sagte die Ärztliche Leiterin Alexandra Kofler zum ORF. Zwei Operationssäle seien derzeit geschlossen, in zwei weiteren könnten keine Vollnarkosen durchgeführt werden. Betroffen seien länger planbare Operationen, Notfälle und Akutpatienten würden weiterhin so rasch wie möglich operiert. Neben den Auswirkungen des Ärztearbeitszeitgesetzes habe sich die Situation dadurch verschärft, dass zahlreiche Anästhesisten die Klinik verlassen hätten und sich kaum Mediziner für die offenen Stellen bewerben würden. Laut Kofler ist der Andrang bei ausgeschriebenen Stellen nicht sehr groß. Zwar schreibe man diese auch in Deutschland aus, aber Fachärzte bekomme man kaum. Dafür macht sie unter anderem die neue Ärzteausbildungsordnung verantwortlich: Das macht natürlich auch Unsicherheit bei Jungärzten, die schauen, wo sie eine Stelle kriegen und wie es dort läuft. Eine andere Art der Operationsplanung soll bereits im kommenden Jahr Abhilfe schaffen. Weil die Ressource Anästhesie eine reduzierte sei, sollen chirurgische Fächer zusammen mit der Anästhesie OP-Pläne machen und nicht mehr isoliert voneinander. Laut OP-Manager Thomas Werner-Mathienz sind die Einschränkungen überschaubar. Natürlich gebe es Abstriche, diese seien aber nicht so dramatisch. Beispielsweise seien von den 45 OPs in der vergangenen Woche sechs auf Lokalanästhesie reduziert worden. In allen anderen lief Vollbetrieb, so Werner-Mathienz. Zudem seien Anästhesieplätze in der Peripherie, also etwa in der Zahnklinik oder für die Magnetresonanztomografien, versorgt worden. Insgesamt gebe es an der Anästhesie in Innsbruck 140 Vollzeitäquivalente, aufgeteilt auf rund 160 Köpfe. Täglich müssten damit etwa 75 Arbeitsplätze in den Operationssälen und den peripheren Bereichen besetzt werden. Alle zentralen Operationsbereiche seien versorgt, lediglich an den Nebenschauplätzen gebe es Einschränkungen: Die Notfallversorgung ist niemals gefährdet. Es musste keine dringende OP verschoben werden. Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) nahm die Führung der Klinik in die Pflicht. Ich erwarte mir von der Klinikführung, die Dienstpläne so zu gestalten, dass es in der Gesundheitsversorgung zu keinem Defizit kommt, sagte er am Dienstag. Er erwarte sich von den Verantwortlichen, dass alle Maßnahmen unternommen werden. Es dürfe nicht sein, dass Operationen verschoben oder gar Notoperationen nicht durchgeführt werden. Es wird viel Geld zu Verfügung gestellt, sagte Platter. Die Tiroler SPÖ zeigte sich über die Aussage von Platter verärgert, wonach die Klinik die Dienstpläne besser zu gestalten habe. Die andere Gestaltung von Dienstplänen werde nichts helfen, wenn das entsprechende Personal fehlt, erklärte Landesabgeordnete Gabi Schiessling. Platters Anregungen dazu sind entbehrlich, kritisierte die Gesundheitssprecherin der Tiroler Sozialdemokraten. Für Schiessling handelt es sich um ein über Jahre hausgemachtes Problem. Seit 1994 liegen die Gesundheitsagenden bei der ÖVP. Sie hat 20 Jahre lang weggeschaut und die Ärzte haben sich nicht gewehrt, sagte sie. Das neue Arbeitszeitgesetz verschärfe die Situation. Für die Gesundheitssprecherin der Bundes-Grünen, Nationalratsabgeordnete Eva Mückstein, ist es unverantwortlich, dass bis Jahresende aufgrund von Personalmangel in der Anästhesie zahlreiche Operationen nicht mehr durchgeführt werden könnten. Vor allem sozial Schwächere wären betroffen. Das im Vorjahr beschlossene Krankenanstalten-Arbeitszeitgesetz hatte eine Vorlaufzeit von elf Jahren, da die EU-Arbeitszeitrichtlinie bereits seit 2003 in Kraft ist, trotzdem steht man planlos da, sagte Mückstein, deren Parteifreunde in der Tiroler Landesregierung sitzen. Scharfe Kritik kam von der Opposition. FPÖ-Chef Markus Abwerzger ortete, sollten die Angaben über ausfallende Operationen stimmen, eine Bankrotterklärung des zuständigen Gesundheitslandesrats Bernhard Tilg (ÖVP). Die Liste Fritz sprach von einem dramatischen Befund der Verantwortlichen, der nicht zu überraschen brauche. Er zeige nur deren Hilflosigkeit auf. Die Patientenversorgung in Tirol steht auf dem Spiel. Der zuständige ÖVP-Gesundheitslandesrat Tilg und das Management der Tirol-Kliniken haben bis dato keine langfristige Lösung ausverhandelt, sondern geglaubt, mit einem finanziellen Lockangebot die Ärzte halten und die Misere aussitzen zu können, sagte Klubobfrau Andrea Haselwanter-Schneider. Nicht-Wissenschaft;Robert Almer ist nicht mehr ausschließlich Keeper im ÖFB-Team. Als Kapitän der Austria ist er vollzeitbeschäftigt. STANDARD: Wie ist das Gefühl, seinen Beruf regelmäßig ausüben zu können, die Nummer eins im Tor zu sein? Almer: Ausgeübt habe ich den Beruf trotzdem. Im Training. Aber es ist logischerweise angenehmer zu spielen, als die Bank zu drücken. Und es macht doppelt Spaß, wenn du gewinnst, wenn die Mannschaft funktioniert. STANDARD: Merken Sie eine persönliche Veränderung, eine Form von Entkrampfung? Almer: Nein, das nicht. Man arbeitet ja trotzdem immer auf das Ziel hin. In Deutschland war es auch nicht so, dass ich mir gesagt habe, ich bereite mich eigentlich nur auf die österreichische Nationalmannschaft vor. Man versucht, sich unter der Woche weiterzuentwickeln. Es kann schnell gehen, du musst jederzeit bereit sein. Ich bin jetzt als Stammkeeper kein anderer Mensch. Genießt du das Vertrauen des Trainers, ist es einfacher, du wirst lockerer, freier. STANDARD: Ist die Austria für Sie Endstation oder Zwischenstation? Almer: Es ist alles offen, ich bin noch nicht so alt. Meine Familie fühlt sich wohl in Wien. Die Austria hat einiges vor, wir wollen die letzten zwei Jahre vergessen machen, international spielen. Ich halte wenig von diesem Transferwahn. Die Jungen lassen sich leicht verrückt machen. Man soll sich auf die Gegenwart konzentrieren. Ich schließe nichts aus, weiß aber, dass die Austria eine tolle Adresse ist. Das beruhigt. STANDARD: Es gibt das Klischee, dass gute Torleute einen leichten Hieb haben müssen. Almer: Damit kann ich nicht dienen. Mir wurde mitunter vorgeworfen, dass ich nicht dieses Tormanntypische habe. Aber ich verbiege und verstelle mich für niemanden. Ich habe als normaler Mensch meine Ziele erreicht. STANDARD: Thorsten Fink hat Sie zum Kapitän gemacht. Weil Sie alle Voraussetzungen mitbringen. Was muss ein Kapitän haben? Almer: Ruhe, Respekt, Erfahrung. Selbstbewusstsein, soziale Kompetenz. Es ist aber nicht so wichtig, wer die Schleife trägt. Es bringt nichts, Kapitän einer leisen Mannschaft zu sein. Jeder muss Verantwortung übernehmen, Kommandos geben. Hat einer Probleme, helfe ich ihm natürlich gerne. STANDARD: Ihr Können ist unumstritten, trotzdem konnten Sie es nur im Team zeigen. Sie hatten in den vergangenen Jahren mehr Länder- als Vereinsspiele. Almer: Jetzt nicht mehr, durch die Partien gegen WAC und Altach hat die Austria das Team überholt. STANDARD: Eine skurrile Situation. Almer: Der Argentinier Romero hat bei seinen Vereinen auch kaum gespielt. Ich glaube nicht, dass es an der Qualität liegt. Deutschland ist ein anderes Pflaster, die Dichte ist enorm, die anderen Torleute sind keine Nasenbohrer. Das war in Düsseldorf, in Cottbus und in Hannover der Fall. STANDARD: Bereuen Sie diese drei Stationen in Deutschland? Almer: Nein, man nimmt von überall etwas mit. STANDARD: Was haben Sie gelernt? Almer: Deutschland ist eine andere Hausnummer, mit Österreich nicht vergleichbar. Speziell in der ersten Liga haben die kleinsten Klubs so ein Stadion, wie es Rapid haben wird. Alles ist größer, es ist mehr Geld vorhanden. Man sieht es auch im Nationalteam. Die Spieler, die in Deutschland arbeiten, haben ein anderes Auftreten, eine andere Selbstverständlichkeit. STANDARD: Hat Sie das Vertrauen von Teamchef Marcel Koller überrascht oder gar verblüfft? Almer: Da bin ich ihm sehr dankbar, es ist etwas Besonderes, ohne Matchpraxis gesetzt zu sein. Aber es gab auch andere Beispiele, Marc Janko oder Christian Fuchs. Man muss dieses Vertrauen zurückzahlen. Machst du Fehler über Fehler, kann das der Trainer irgendwann nicht mehr rechtfertigen. STANDARD: Das muss für Sie ein enormer Druck gewesen sein. Almer: Ja, aber das musst du ausblenden können. Man geht vielleicht weniger Risiko ein, etwa bei Rückpässen oder der Spieleröffnung, du wählst die Sicherheitsvariante. Weil dir klar ist, dass du dir keinen Fehler leisten kannst. Ich habe in 22 Länderspielen kein richtiges Steirertor kassiert. STANDARD: Was passiert da momentan im österreichischen Fußball? Das Team ist die Nummer 14 der Weltrangliste, die Vereine schlagen sich wacker, es ist ein richtiger Hype entstanden. Die Spiele gegen Moldau und Liechtenstein sind ausverkauft. Das Raunzen scheint abgeschafft zu sein. Almer: Das Raunzen gibt es noch. Aber es wird weniger. Ich merke das bei der Austria, die Mentalität ändert sich. Die Nachwuchsarbeit greift. Im Nationalteam passt die Mischung. Es gibt Jüngere, es gibt Ältere, wir haben Exzentriker wie den Marko Arnautovic, der sich hervorragend beteiligt. Wir müssen darauf achten, dass in den nächsten Jahren, wenn Spieler wegfallen, die Positionen nachbesetzt werden können. Da bin ich zuversichtlich. Es gibt für einen jungen Spieler kein Patentrezept. Es an die Spitze zu schaffen ist eine sehr individuelle Geschichte. STANDARD: Ist der Erfolg eine Momentaufnahme oder doch etwas Dauerhaftes? Almer: Ich hoffe, es wird etwas Dauerhaftes. Wir müssen den Weg weitergehen, die Art unseres Fußballs beibehalten und entwickeln, die Fans auf die Reise mitnehmen. STANDARD: Sie dürfen nicht sagen, dass Österreich für die EM in Frankreich qualifiziert ist. Almer: Ich sage, dass wir aus vier Partien vier Punkte brauchen. STANDARD: Ist es trotzdem ein Wechselbad der Gefühle? Die Austria gastiert am Samstag in Grödig, dort herrscht eher Tristesse. Almer: Als Profi musst du in der Lage sein, diese konträren Geschichten wegzublenden. Für mich ist es egal, ob ich vor 70 oder 70.000 Zuschauern auflaufe. STANDARD: Am Mittwoch steigt das Wiener Derby. Nicht zuletzt ihr Trainer Fink hat behauptet, dass Rapid um mindestens zwei Jahre voraus ist. Stimmen Sie dem zu? Almer: Ja, klar. Bei der Austria hat in den vergangenen zwei Jahren wenig funktioniert. Rapid konnte die Mannschaft halten, ist eingespielt, die Automatismen klappen. So weit sind wir nicht, das braucht Zeit. STANDARD: Hat Sie Rapids 3:2-Sieg bei Ajax Amsterdam erstaunt? Almer: Schon, eine sehr gute Leistung. Andererseits hat Ajax nichts zusammengebracht. STANDARD: Muss ein Austria-Kapitän sagen, dass ein Derby eigene Gesetze hat? Almer: Ich weiß es nicht, es ist ja erst mein zweites. Für die Fans ist es ein eigenes Spiel. Als Beteiligter musst du so reingehen, als wäre es ein ganz normales Match. Es bringt nichts, wenn ich voll aufgezuckert bin und nach fünf Minuten ausgeschlossen werde. Jeder Spieler muss mit der nötigen Cleverness auf den Platz gehen. Generell, nicht nur im Derby. Wissenschaft;Die österreichische Fußball-Nationalmannschaft hat eine Welle der Begeisterung entfacht. Forscher fragen, wer denn die Fans von heute sind und was sie bewegt. Wien – Sepp Herberger drückte es mit der von ihm gewohnten philosophischen Note aus: Die Leute gehen zum Fußball, weil sie nicht wissen, wie es ausgeht. Natürlich beschrieb der in den 1950er- und 1960er-Jahren höchst erfolgreiche Teamchef der deutschen Nationalmannschaft eine entscheidende Motivation für den Besuch des Spiels, die einzige ist es selbstverständlich nicht: Fußball setzt Emotionen frei, Fußball verbindet, Fußball bringt, wenn es um Vereinsspiele geht, auch eine Struktur in den Fan-Alltag: Jede Woche zum Spiel gehen und andere Fans treffen, das ist ein Fixpunkt in vielen Terminkalendern. Das alles ist längst gut erforscht, dennoch scheint es immer wieder neue Fragen zu geben, die das Interesse von Wissenschaftern wecken – etwa im Zusammenhang mit den jüngsten Erfolgen der österreichischen Nationalmannschaft und der dadurch entfachten Begeisterung. Fragen, die sich auf die Tribüne im Stadion konzentrieren. Sind die Emotionen der Fans im Stadion alle spontan oder choreographiert? fragt zum Beispiel der Soziologe Roman Horak. Er meint, dass man als Zuschauer von Spielen der Nationalmannschaft ein rot-weiß-rotes Fähnchen erhält, um im Verbund mit anderen Zuschauern als Fahnenmeer im Bedarfsfall Eindruck zu machen. Die Art des Jubels sei von oben verordnet, sagt der Wissenschafter, der an der Universität für angewandte Kunst und an der Uni Wien lehrt. Fans von Klubmannschaften hätten diese strukturierte Choreographie nicht nötig, sie würden sich selbst einiges einfallen lassen, was der Ethnologe Jochen Bonz von der Uni Innsbruck bestätigen kann. Er forschte unter den links orientierten Ultras von Werder Bremen oder Wacker Innsbruck. Man würde T-Shirts oder Fahnen selbst gestalten und einen Wettstreit abseits des Spielfelds bestreiten: Wer war der Kreativste von allen? Verordneter Jubel Die bei Spielen der Nationalmannschaft dagegen praktizierte Steuerung von Fanverhalten habe seine Wurzeln in US-amerikanischen Sportshows, sagt Horak. Bei Basketballspielen würde auf digitalen Anzeigen groß aufscheinen, welche Anfeuerungsrufe man sich von den Zuschauern gerade erwarte. Da steht dann Defense – und alle rufen Defense!. Aus der Fußballkultur kommt das nicht. Die Ethnologin Nina Szogs von der Universität Wien hat trotzdem Verständnis für vorgefertigte Fanchoreografien bei Spielen der österreichischen Nationalmannschaft. Das Verhältnis der Österreicher zu ihrer Nationalmannschaft war über viele Jahre von Resignation geprägt. Szogs hat in einem internationalen Team bis zum heurigen Jahr im EU-Projekt FREE (Football Research in an Enlarged Europe) gearbeitet. Dabei wurden Fankulturen während der Europameisterschaft 2012 in Polen und in der Ukraine und während der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien untersucht. Interessant sei dabei nicht zuletzt das Verhalten der österreichischen Zuschauer in Public-Viewing-Bereichen gewesen, und zwar gerade, weil die Nationalmannschaft in beiden Fällen nicht qualifiziert war. Szogs spricht von sekundärem Fantum. Spielerische Feindschaft Viele Österreicher waren dem Underdog beim jeweiligen Spiel zugeneigt. Mitunter habe man die jeweilig bevorzugte Mannschaft nach den Wurzeln der Väter oder Mütter gewählt – im Fall von Kroatien habe man das beobachten können. Wenn Deutschland spielte, waren viele Zuschauer für das jeweils andere Team. Diese spielerische Feindschaft sei im klassischen Fußballfan hierzulande tief verwurzelt, sagt Szogs. Interessant sei nun die Entwicklung einer neuen Fankultur mit den jüngsten Erfolgen der österreichischen Nationalmannschaft zu beobachten. Die neue Begeisterung hängt natürlich mit dem Erfolg zusammen. Im Klubfußball ist das anders: Da gehen eingefleischte Fans auch zum Spiel, wenn es einmal nicht so gut läuft. Man trifft sich also auch, um danach gemeinsam die Niederlage zu besprechen und sich vom Frust zu befreien. Partei ergreifen Fußball setzt Emotionen frei und verbindet Zuschauer zu Gemeinschaften, die es abseits des Sports vielleicht in dieser Form nicht gäbe. Nina Szogs spricht von gemeinsamen emotionalen Praktiken. Man lacht gemeinsam, jubelt, weint, ärgert sich, schweigt betroffen oder singt gemeinsam Lieder. Wie zuletzt in Schweden: Oh, wie ist das schön! Und man bekennt sich zu einer Gruppe: Wer Fußball schaut, muss Partei ergreifen, hat sinngemäß schon der Volkskundler Hermann Bausinger gesagt und damit in einfachen Worten klar gemacht, dass Fußball ein antagonistisches Spiel ist, wie es Jochen Bonz ausdrückt. Wer Partei ergreift, identifiziert sich logischerweise. In der modernen Gesellschaft braucht es durchaus solche Identifikationsmöglichkeiten. Die scheint es nun im österreichischen Nationalteam zu geben – ob sie nun David Alaba, Zlatko Junuzovic oder Marcel Koller heißen. Für Roman Horak ist die entscheidende Frage aber: Wer sind nun die Fans der österreichischen Nationalmannschaft? Sind es immer noch die Lederhosennationalisten früherer Jahre oder sind es Repräsentanten eines modernen Einwanderungslandes, wie man sie auch im Nationalteam dank Fußballern wie Junuzovic, Yasin Pehlivan oder Marko Arnautovic findet. Für Szogs sind Migranten im Publikum von Fußballspielen noch stark unterrepräsentiert. Das habe nicht zwingend etwas mit den finanziellen Mitteln zu tun. Die Schlussfolgerung, Migranten seien hauptsächlich in schlecht bezahlten Job und könnten sich daher Tickets oder gar Flüge zu Auswärtsspielen nicht leisten, sei zu kurz gegriffen und nicht ausschlaggebend für die geringe Anteilnahme am Fußball. Es hat bisher einfach an Identifikationsfiguren gefehlt, sagt sie. Für Horak bleibt aber die Frage zu klären, wie man diese Leitbilder in der Gesellschaft darstellt. Die Gefahr sei groß, dass man einen Junuzovic oder einen Dragovic als Onkel Tom missbraucht und sie denen gegenüberstellt, deren Integration in die Gesellschaft nicht ganz so leichtfällt, wie es bei Profifußballern der Fall ist. Wissenschaft;Die menschliche Muttermilch ist mit mehr als 200 verschiedenen Zuckermolekülen die komplexeste Muttermilch aller Säugetiere. Zürich/Wien – Vor gut einem Jahr machte ein skurriler Trend bei Bodybuildern auch medial die Runde: Um Muskeln wachsen zu lassen, war plötzlich Muttermilch die angesagte Nahrungsergänzung. Bei Medizinern sorgte die Praxis für Kopfschütteln, auch deshalb, weil Muttermilch ein rares Gut ist: Ein Liter kostet in Österreich rund 70 Euro. Wie wichtig die kostbare Emulsion für Babys ist, zeigen die Schweizer Forscher Thierry Hennet und Lubor Borsig (Uni Zürich) in einem Überblicksartikel für das Fachblatt Trends in Biochemical Sciences. Eine der wichtigsten Erkenntnisse: Mit mehr als 200 verschiedenen Zuckermolekülen besitzen Menschen die komplexeste Muttermilch aller Säugetiere. In den ersten Tagen nach der Geburt diene die Muttermilch freilich weniger dazu, die Ernährung des Babys sicherzustellen. Stattdessen dürften die zahlreichen Zuckermoleküle gezielt die Besiedelung des bis dahin keimfreien Darms der Neugeborenen mit Bakterien anregen. Babys haben keine Maschinerie, um diese Zucker zu verdauen, die eigentlich für die Bakterien sind, so Hennet, der den Darm mit einem Saatboden vergleicht und die Muttermilch mit Dünger. Im Verlauf der Stillzeit ändert sich dann die Zusammensetzung der Zuckermoleküle in der Muttermilch. Damit verändert sich auch die Zusammensetzung des Mikrobioms. Die Bedeutung dieser Bakteriengemeinschaft im Darm wurde erst in den letzten Jahren so richtig klar: Sie ist nicht nur für die Darmgesundheit mitverantwortlich, sondern beeinflusst auch den Stoffwechsel und damit die Entstehung von Übergewicht oder Asthma. Zudem unterstützt Muttermilch die Entwicklung des kindlichen Immunsystems: Direkt nach der Geburt enthält sie einen besonders hohen Anteil an bioaktiven Proteinen, etwa Antikörper, Cytokine, Defensine oder Lactoferrin. Dieser Mix bremst das Wachstum von Krankheitserregern, bis das kindliche Immunsystem ab etwa einem Monat nach und nach selbst die Abwehr von Krankheitserregern übernimmt. Die Zahl der mütterlichen Antikörper in der Milch sinkt dann drastisch um etwa 90 Prozent. Seitdem es Milchersatznahrung gibt, sind das Stillen und Muttermilch Gegenstand ideologischer Auseinandersetzungen geworden: Trotz der überwiegend positiven Effekte der Muttermilch wachsen Babys auch ohne sie völlig gesund auf. Die Frage, wie lange gestillt werden soll, beantworten die Forscher salomonisch: Wir glauben, Familien sollten diese Entscheidung treffen, nicht Wissenschafter. Wissenschaft;Drei Komponenten sind notwendig, um die misstrauischen Tiere in trügerischer Sicherheit zu wiegen. Burnaby – Wanderratten (Rattus norvegicus) stehen nicht nur ganz oben auf der globalen Liste der Bioinvasoren und haben verheerende Auswirkungen auf die Ökosysteme, in die sie vom Menschen eingeschleppt wurden. Sie sind auch Ernteschädlinge, Krankheitsüberträger und lösen Allergien aus. Und zu allem Überfluss sind sie auch noch recht intelligent und verstehen es daher in ihrem – berechtigten – Misstrauen nur allzu oft, Fallen, die ihnen der Mensch stellt, zu vermeiden. Darum ist eine neue Form von Rattenfalle, die Forscher der kanadischen Simon Fraser University entwickelt haben, auch eine ziemlich aufwendige Konstruktion, die auf mehrere Komponenten setzt (ein Foto finden Sie hier). Dazu gehört zum einen die Erzeugung von Rattenbabylauten – ein spezieller Algorithmus wurde entwickelt, um diese in natürlich wirkenden Zufallsabständen zu produzieren. Zweite Komponente ist ein synthetisches Replikat des Sexualpheromons männlicher Ratten. Geräusche und Geruch sollen weibliche Ratten in die Falle locken, indem sie ihnen vorgaukeln, dass es dort aufgrund der vermeintlichen Anwesenheit von Artgenossen sicher sei. So sollen sie dazu gebracht werden, das in der Falle angebotene Futter zu fressen, wodurch ein tödlicher Schnappmechanismus ausgelöst wird. Auf Gift wird verzichtet – Giftfallen haben den Nachteil, dass die toten Ratten von Raubtieren angefressen werden, welche dann ebenfalls dem Gift zum Opfer fallen können. Der an dem Projekt beteiligte Biologe Gerhard Gries, der sich schon erfolgreich mit einer ähnlich gearteten Methode zur Bekämpfung von Bettwanzen beschäftigt hat, fasst es so zusammen: Wir beginnen Rattisch zu sprechen. Die Forscher haben mit einem kanadischen Industrieunternehmen kooperiert, das sich die Rechte für eine kommerzielle Anwendung der Rattenfalle gesichert hat – bei den Wanzenfallen ist eine solche bereits in Arbeit. Wissenschaft;Die zahllosen zurechtgeschliffenen Steine auf Rapa Nui dienten doch nicht als Spitzen der gefürchteten Kurzspeere, sondern wohl für friedliche Zwecke. Binghamton/Wien – Als holländische Seefahrer am Ostersonntag 1722 auf Rapa Nui landeten – weshalb die Insel Osterinsel heißt –, war es um die lokale Bevölkerung gar nicht gut bestellt. Die Bewohner hatten es aufgegeben, weitere Steinstatuen (die sogenannten Moai) aufzustellen, für die das isolierte Eiland zwischen Polynesien und Chile weltbekannt ist. Sie begannen sogar damit, die Statuen umzuwerfen und ihre Kultstätten zu zerstören. Weshalb es dazu kam, ist stark umstritten. Forscher wie Jared Diamond gehen davon aus, dass es zunächst zu einem ökologischen Kollaps kam und dann zu Stammeskriegen zwischen 1500 und 1700 – von Kevin Costner in Rapa Nui auch verfilmt. Ein Indiz für die Kriege waren die Funde unzähliger scharfer Objekte aus dem vulkanischen Gesteinsglas Obsidian. Sie wurden als Mataa bezeichnet und bisher als Spitzen für Kurzspeere interpretiert. Carl Lipo, Anthropologe der Uni Binghamton im US-Bundesstaat New York, spricht sich nun im Fachblatt Antiquity gegen diese Theorie aus. Er analysierte mit seinem Team die Gestalt der Obsidianobjekte und fand heraus, dass die Spitzen im Gegensatz zu anderen traditionellen Waffen nicht systematisch geformt waren. Sie dürften also eher nicht für den Kampf getaugt haben. Man könnte jemanden mit einem Mataa schneiden, aber die Verletzung wäre in keiner Weise tödlich, sagt Lipo. Wahrscheinlicher sei, dass die Inselbewohner sie zur Verarbeitung von Pflanzen oder für rituelle Aufgaben wie das Tätowieren nutzten. Wissenschaft;Warum die Tiere Laute ausstoßen und wer sie hören kann. Wien – Eigentlich unterscheidet sich Ultraschall nicht von dem Schall, den auch wir Menschen hören können – er wird nur in Frequenzen erzeugt, die außerhalb unserer Wahrnehmung liegen, also höher als 20.000 Hertz (unsere untere Schallschwelle liegt bei 20 Hertz). Fledermäuse und Delfine sind dafür bekannt, diesen Bereich für Orientierung und Kommunikation zu nutzen – doch auch die meisten Nager bedienen sich des Ultraschalls, wenn auch gewöhnlich nicht in so elaborierter Form wie Mäusemännchen. Erst vor rund zehn Jahren entdeckten kanadische Wissenschafter, dass manche Individuen des Richardson-Ziesels (Spermophilus richardsonii) sich eigenartig zu verhalten schienen: Bei Sichtung eines Feindes bewegten sie sich ganz so, als würden sie ihre üblichen, auch für Menschen deutlich hörbaren Warnrufe ausstoßen – klangen aber, als würden sie flüstern. Wie sich herausstellte, warnten sie ihre Artgenossen sehr wohl, allerdings mit rund 50.000 Hertz. Die anderen Tiere reagierten darauf mit erhöhter Wachsamkeit. Die kanadischen Ziesel sind aber auch im für uns hörbaren Bereich alles andere als schweigsam. Sie verfügen über ein großes Repertoire an Lauten, die sie in verschiedenen Kombinationen einsetzen. Dazu gehören Alarmsignale, die einen Bodenfeind ankündigen, und andere, die auf einen Angreifer aus der Luft aufmerksam machen. An sie kann im Bedarfsfall ein Laut angehängt werden, der sich wie das englische Wort Chuck anhört und die Dringlichkeit der Warnrufe erhöht. Warnrufe, die auch der Feind hören kann, haben allerdings den Nachteil, dass der Warner selbst damit auf sich aufmerksam macht und daher Gefahr läuft, der Gefahr als Erster zum Opfer zu fallen. Möglicherweise stellt Ultraschall daher eine Art Stealth-Modus der Akustik dar: Um die hohen Frequenzen wahrnehmen zu können, braucht es unter anderem eine komplexe Veränderung des Innenohrs. Viele Beutegreifer können sie daher nicht oder nur eingeschränkt hören, was dem Warnrufer einen wesentlichen Vorteil verschafft. Davon abgesehen, wird Ultraschall leicht von kleinen Objekten reflektiert und abgelenkt, wodurch seine Quelle schwer zu lokalisieren ist. Allerdings hat er nur eine recht kurze Reichweite, was einer der Gründe sein dürfte, dass Warnrufe nicht ausschließlich auf diesen Frequenzen erfolgen. Im Ultraschallbereich liegen auch die Rufe vieler Nagerjungen, so etwa bei diversen Mäuse- und Rattenarten: Sie alarmieren damit in unangenehmen oder beunruhigenden Situationen ihre Mütter. Die Neurotransmitter, die dabei bei Hausmäusen zum Einsatz kommen, ähneln übrigens stark jenen, die auch beim Menschen für Ängstlichkeit verantwortlich sind. Interessanterweise sind die Mäusekinder imstande, ihr Rufverhalten an die jeweilige Situation anzupassen: Kommt ein bis dahin isoliertes Junges kurz mit seiner Mutter in Kontakt und wird dann wieder von ihr getrennt, beginnt es deutlich intensiver zu rufen. Wird es jedoch mit einem unbekannten Männchen konfrontiert, stellt es das Rufen ein, und zwar mit gutem Grund: Fremde Mäuseriche sind die häufigste Todesursache von Nestlingen. Lautäußerungen treten jedoch nicht nur in bedrohlichen Zusammenhängen auf: Von heranwachsenden Wanderratten weiß man, dass sie Laute von rund 50.000 Hertz beim Spielen und Balgen erzeugen, oder auch wenn sie von Menschen gekitzelt werden. Erwachsene Ratten beiderlei Geschlechts geben beim Sex ebenso Ultraschallrufe von sich wie Goldhamster, Lemminge und viele Feldmäuse. Von den Ratten weiß man ja auch, dass diese Lautäußerungen eine Rolle dabei spielen, das Verhalten der Sexualpartner zu koordinieren. Unter Goldhamstern gilt ein ähnliches Prinzip: Weibchen verharren länger in Kopulationsstellung, wenn die Männchen Laute im Ultraschallbereich von sich geben. Übrigens gab es vor etwa neunzig Jahren ein Mäusemännchen in Detroit, das auch für uns Menschen hörbar sang. Der Hausbesitzer fing es ein und führte es einer ihm bekannten Musikerin vor, die sich jedoch unbeeindruckt zeigte: Die Töne schienen ihr nicht rein genug. Der Mäuserich wurde Wissenschaftern überantwortet, die ihn schließlich mit Labormäusen kreuzten, aber enttäuscht feststellen mussten, dass sich sein Talent nicht auf seine Nachkommenschaft übertrug. Wissenschaft;Neuartiger Schalter auf Nanometer-Skala von Forschern der TU Wien mitentwickelt. Wien – Einen Transistor, der aus einem einzigen Molekül besteht und mit nur einem Elektron schaltet, hat ein schweizerisch-österreichisches Forscherteam entwickelt. Es handelt sich um organische Designermoleküle mit eingebauten Metallatomen, berichten die Wissenschafter aktuell im Fachjournal Nature Nanotechnology. Transistoren, fundamentale Bauteile in der Elektronik, bestehen üblicherweise aus Siliziumkristallen, die mit anderen Atomsorten dotiert sind. Grundsätzlich funktionieren sie wie ein Schalter und können Strom zwischen zwei Elektroden fließen lassen oder nicht. Betätigt wird der Schalter durch eine Spannung an einer dritten Elektrode. Silizium-Transistoren haben deshalb drei Kontakte: Von einem kommt der Strom, im zweiten kann er abfließen und am dritten – dem sogenannten Gate – wird mittels der angelegten Spannung der Stromfluss ein- und ausgeschaltet. Anfang der 1970er-Jahre waren auf einem Chip ein paar Tausend Transistoren untergebracht. Durch die fortschreitende Miniaturisierung können heute auf einen Prozessor mehrere Milliarden Transistoren gepackt werden. Doch die Siliziumtechnologie stößt zunehmend an physikalische Grenzen. Bei extrem kleinen Kristallen hat man keine ausreichende Kontrolle mehr über die elektronischen Eigenschaften, sagt Robert Stadler vom Institut für Theoretische Physik der Technischen Universität (TU) Wien. Gemeinsam mit Wissenschaftern der Universität Zürich und des IBM Forschungslabors in Rüschlikon hat Stadler einen Transistor entwickelt, der auf grundlegend andere Weise funktioniert und nur aus einem einzigen Molekül besteht: Es handelt sich dabei um ein organometallisches Molekül, das Chemiker in Zürich entwickelt haben. In dessen Mitte haben sie ein Molybdän-Atom platziert. Wie ein Silizium-Transistor lässt sich so ein Molekül zwischen zwei verschiedenen Zuständen hin und her schalten. Die Leitfähigkeit der beiden Zustände unterscheidet sich dabei um das Tausendfache, ein so großer Faktor sei mit molekularen Transistoren bisher noch nie realisiert worden, so Stadler. Aufgrund des speziellen Designs und der Eigenschaften des molekularen Transistors sind auch nur zwei Goldkontakte notwendig, die die Wissenschafter an die zweieinhalb Nanometer langen Moleküle anbringen. Eine dritte Elektrode wie bisher ist nicht notwendig. Aufwendige Computersimulationen am Vienna Scientific Cluster (VSC), die von Stadler und Kollegen durchgeführt wurden, konnten die Vorgänge in dem Molekül auf quantenphysikalischer Ebene entschlüsseln. Es zeigte sich, dass ein einzelnes Elektron am Molybdän-Atom für die Schaltung verantwortlich ist. Noch eigne sich die Technologie nicht für den kommerziellen Einsatz, der Molekül-Transistor arbeite derzeit nur bei tiefen Temperaturen und im Ultrahochvakuum, so der Forscher. Bei IBM arbeite man aber schon an Konzepten, um mehrere solche Moleküle in Nanoporen auf einem Silizium-Chip aufzubringen, sodass sie unter gewöhnlichen Umgebungsbedingungen funktionieren. Nicht-Wissenschaft;Taifun "Melor" und Tief "Onyok" sorgen für Überflutungen. Manila – Durch den Taifun Melor und das Tief Onyok sind auf den Philippinen inzwischen mindestens 45 Menschen ums Leben gekommen. Wie der Zivilschutz am Sonntag weiter mitteilte, waren einige Gegenden nördlich der Hauptstadt Manila meterhoch überflutet, während weiter Starkregen niederging. Zehntausende Menschen mussten wegen der Überschwemmungen allein auf der Hauptinsel Luzon ihre Häuser verlassen. Melor hatte am Montag mit Windgeschwindigkeiten von 185 Stundenkilometern die nördliche Spitze der Insel Samar im Osten der Philippinen erreicht. Der Taifun sorgte auf mehreren Inseln für schwere Schäden, Überschwemmungen und Stromausfälle. Weitere Verwüstungen infolge heftiger Regenfälle brachte später in der Woche das Tief Onyok mit sich. Die Behörden wollen die Stromversorgung bis Weihnachten wieder herstellen. Wissenschaft;Astronomen registrieren energiereichste Lichtstrahlung, die je an einem Stern gemessen wurde. München – Von einem astronomischen Rekord berichtet das Max-Planck-Institut für Physik: Der Krebspulsar, ein rasend schnell rotierender Neutronenstern im gut 6.000 Lichtjahre entfernten Krebsnebel, sendet die energiereichste Lichtstrahlung aus, die je an einem Stern gemessen wurde. Der Krebspulsar ist der Überrest einer Supernova-Explosion, die im Jahr 1054 beobachtet werden konnte. Der daraus hervorgangene Neutronenstern hat aufgrund seiner extremen Verdichtung einen Durchmesser von nur ungefähr 10 Kilometern. Er rotiert etwa 30 Mal pro Sekunde um die eigene Achse und sendet dabei wie ein Leuchtturm Lichtpulse aus, die sich über das gesamte elektromagnetische Spektrum erstecken – von langen Radiowellen über sichtbares Licht bis hin zu kurzwelligen, energiereichen Gammastrahlen. Im Fachmagazin Astronomy and Astrophysics berichtet ein Forschungsteam am MAGIC-Teleskop auf der Insel La Palma, wie es Photonen entdeckte, deren Energie um ein Vielfaches höher liegt als bisher beobachtet. Bis vor wenigen Jahren ging man davon aus, dass die höchste Energie am Krebspulsar bei 6 GeV (Gigalektronenvolt) liege. Im Jahr 2008 registrierte das MAGIC-Teleskop dann ein Energiespektrum von über 25 GeV. 2012 übertrumpfte das Observatorium sein eigenes Ergebnis mit Messungen von 400 GeV. Inzwischen hat MAGIC Gammastrahlen bis zu 1,5 TeV (Teraelektronenvolt) gemessen. Allerdings können die Forscher noch nicht erklären, wie die geladenen Teilchen auf die extrem hohen Energien beschleunigt werden. Bei der Erzeugung energiereicher Teilchen spielt das für Neutronensterne enorm starke Magnetfeld eine zentrale Rolle, das seinerseits extrem starke elektrische Felder erzeugt, sagt Razmik Mirzoyan, Sprecher des MAGIC-Kollaboration und Projektleiter am Max-Planck-Institut für Physik. In der magnetisch geladenen, komplexen Atmosphäre des Neutronensterns werden Elektronen und ihre Antiteilchen, die Positronen, auf nahezu Lichtgeschwindigkeit beschleunigt, bevor sie zerstrahlen. Damit lassen sich Gammastrahlenergien bis zu wenigen Gigaelektronenvolt als Synchrotron- und Krümmungsstrahlung erklären. Für die jetzt beobachteten Gammapulse von über 1,5 TeV muss es aber einen anderen Mechanismus geben. Wir können extrem energiereiche Gammastrahlen nur dann beobachten, wenn es diesen Elektronen irgendwie gelingt, der komplexen Topologie des Magnetfeldes am Neutronenstern zu entkommen und sich im elektrischen Feld zu beschleunigen, erläutert Mirzoyan. Dann bilden sie zusammen mit den energieschwächeren Radiowellen und Röntgenstrahlen den Lichtkegel des Pulsars. Für die Flucht der Gammastrahlen kommt ein indirekter Weg in Frage: Dabei werden nicht die direkt vom Pulsar ausgehenden Elektronen und Positronen gestreut, sondern ihre beschleunigten Abkömmlinge der zweiten oder dritten Generation. Diese entstehen am äußersten Rand des Magnetfeldes in etwa 1.500 Kilometern Höhe. Energiereiche geladene Teilchen wechselwirken hier mit UV- und Röntgenstrahlen sowie mit dem Magnetfeld. Anschließend übertragen die sekundären Teilchen ihre Energie auf niedrigenergetische Photonen und machen sie damit zu energiereichen Gammaquanten, die das Magnetfeld verlassen. Diese Energieübertragung bezeichne Astronomen als inversen Compton-Mechanismus. Durch diesen Effekt könnten sich Gammaphotonen auch im Pulsarwind, weit vom Pulsar entfernt, bilden, wo die beschleunigte Teilchen ebenfalls auf Röntgenstrahlen treffen können. Allerdings kommt die extreme Gammastrahlung exakt zur gleichen Zeit am MAGIC-Teleskop an wie energieärmere Radiowellen oder Röntgenstrahlen, von denen man weiß, dass sie im Inneren des Magnetfelds entstehen. Das würde bedeuten, dass die gesamte Strahlung in einer relativ kleinen Region am Rand des Magnetfeldes produziert wird oder die energiereiche Gammastrahlung eine Art Erinnerung an Strahlung niedrigerer Energie behält. Zum heutigen Zeitpunkt kann man annehmen, dass der inverse Compton-Mechanismus die Existenz derart energiereicher Gammastrahlen am Pulsar erklären kann. Langfristig brauchen wir aber neue, detaillierte theoretische Modelle, die das Phänomen beschreiben, so Mirzoyan abschließend. Nicht-Wissenschaft;Vorfall in Containerdorf in Perg – Tatverdächtiger ist gleich alt wie das Opfer. Perg – In einem Containerdorf für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Perg soll es seit Anfang des Jahres zu sexuellen Übergriffen auf einen 14-jährigen Afghanen gekommen sein. Mutmaßlicher Täter ist ein gleichaltriger Landsmann des Opfers. Der Fall wurde jetzt der Polizei angezeigt. Das Opfer ist mittlerweile in eine Unterkunft in Linz einquartiert worden. Die Ermittlungen seien noch nicht abgeschlossen, informierte am Sonntag die Landespolizeidirektion Oberösterreich. Der Beschuldigte werde nach richterlicher Verfügung auf freiem Fuß angezeigt, hieß es in dem Polizeibericht. Wissenschaft;Auswirkungen auf den Menschen blieben bei Studie allerdings noch ausgeklammert. Zürich – Wissenschafter der ETH Zürich und eines Forschungskonsortiums in Jena D haben aus Genen von drei verschiedenen Organismen 30 Gene gefunden, die am körperlichen Altern beteiligt sind. Die Beeinflussung eines einzigen dieser Gene verlängert die Lebensdauer von Versuchstieren. Um die für das Altern entscheidenden Gene aufzuspüren, haben die Forscher rund 40.000 Gene des Fadenwurms C.elegans, des Zebrafisches und der Maus durchforstet. Dabei wollten sie herausfinden, welche Gene bei allen drei Organismen in den jeweils vergleichbaren Altersstadien in identischer Weise reguliert werden – also entweder altersabhängig hoch- oder herunterreguliert werden. Als Maß für die Gen-Aktivität stellten die Forschenden die Menge an Boten-RNS-Molekülen fest, die in den Zellen dieser Tiere zu finden waren, wie die ETH in einer Mitteilung vom Dienstag schreibt. Die Boten-RNS ist die Abschrift eines Gens und der Bauplan eines Proteins. Beim Screening stellten sie fest, dass die drei Organismen lediglich 30 Gene gemeinsam haben, die den Alterungsprozess maßgeblich beeinflussen. Als besonders einflussreich stellte sich das bcat-1-Gen heraus. Wurde die Wirkung dieses Gens blockiert, nahm die mittlere Lebensspanne des Fadenwurms um bis zu 25 Prozent zu. Hemmten die Forschenden die Genaktivität von bcat-1, reicherten sich diese verzweigten Aminosäuren im Gewebe an. Dies habe eine molekulare Signalkaskade in Gang gesetzt, die beim Fadenwurm die Langlebigkeit bewirkt habe, heißt es in der Mitteilung. Darüber hinaus habe sich die Zeitspanne verlängert, in der die Würmer vital geblieben seien. Als Maß für die Vitalität stellten die Forscher die Anreicherung von altersbedingten Pigmenten fest, die Geschwindigkeit, mit der sich die Tiere fortbewegten, und wie oft sich ein Wurm erfolgreich fortpflanzte. All diese Parameter hätten sich verbessert, wenn die Aktivität des bcat-1-Gens gehemmt worden sei. Michael Ristow, koordinierender Autor der Studie und Professor für Energiestoffwechsel an der ETH Zürich, ist überzeugt, dass der gleiche Mechanismus auch beim Menschen abläuft. Es seien ausschließlich die Gene gesucht worden, die evolutionär konserviert seien und deshalb in allen Organismen vorkommen, auch beim Menschen. Die Auswirkungen auf den Menschen haben die Forschenden allerdings noch ausgeklammert. Eine Folgestudie sei jedoch bereits in Planung, schreibt die ETH. Aus offensichtlichen Gründen könne jedoch die Lebenserwartung beim Menschen nicht gemessen werden. Geplant sei stattdessen, diverse Gesundheitsparameter wie Cholesterin oder den Blutzuckerspiegel in die Untersuchungen einzubeziehen, um Anhaltspunkte für den Gesundheitsstatus der Probanden zu erhalten. Ritow weist darauf hin, dass die mehrfach verzweigten Aminosäuren bereits heute bei Leberschäden therapeutisch eingesetzt und auch der Sportlernahrung beigefügt werden. Das Thema sei jedoch nicht, dass Menschen noch älter werden, sondern länger gesund bleiben. Die Untersuchung liefere wichtige Anhaltspunkte dafür, wie der Alterungsprozess beeinflusst und Erkrankungen im Alter wie etwa Diabetes oder Bluthochdruck verhindert werden könnten. Im Hinblick auf die ungünstige Demografie und die stetig steigende Lebenserwartung sei es wichtig, die Phase gesunden Lebens auszudehnen und nicht, ein noch höheres, aber von chronischen Krankheiten geprägtes Lebensalter zu erreichen, findet Ristow. Mit solch präventiven Maßnahmen könne ein älterer Mensch seine Lebensqualität erheblich steigern und gleichzeitig könnten die medizinischen Versorgungskosten um mehr als die Hälfte reduziert werden. Wissenschaft;Essen – MRT-Scans gelten wegen des geringen Strahlenrisikos als unbedenklich. Problematisch jedoch könnten Kontrastmittel sein: Das darin enthaltene giftige Metall Gadolinium kann sich im Hirngewebe ablagern. Der Berufsverband Deutscher Nuklearmediziner warnt daher vor Mehrfachuntersuchungen. Ob Gesundheitsschäden zu befürchten sind, ist noch nicht erforscht. Wissenschaft;Die Open-Access-Bewegung verspricht freien Zugang zu Forschungsergebnissen – Kritiker orten eine Zwangsverpflichtung. Wien – Die wissenschaftliche Grundlagenforschung ist bestimmt von einem Paradoxon: Obwohl sie zu einem großen Teil durch öffentliche Gelder finanziert wird, ist nur ein kleiner Teil ihrer Ergebnisse der Öffentlichkeit zugänglich. Dahinter stehen nicht etwa Forscher, die bevorzugen, ihre Ergebnisse geheim zu halten, oder Unis, die das Wissen zu Geld machen wollen, sondern die enorme Marktkonzentration bei den Wissenschaftsverlagen: Wie eine Studie im Juni zeigte, publizieren aktuell gerade einmal fünf Konzerne mehr als die Hälfte aller Fachartikel. Und ein Gutteil der dort erschienenen Publikationen ist nicht frei zugänglich. Das Interesse der Verlage, die Artikel kostenpflichtig zu vertreiben, spießt sich mit dem öffentlichen Interesse eines freien Zugangs zu Forschungsergebnissen. Open-Access-Journale wie BioMed Central (BMC) oder Public Library of Science (PLoS) bringen die Verlage in Bedrängnis, die ihre Publikationen nicht frei zugänglich machen. Aktuell liefern sich die niederländischen Universitäten einen Kampf mit dem niederländischen Verlagsriesen Elsevier – inklusive Streikdrohung (der STANDARD berichtete): Allen Universitätsangestellten soll es bald verboten sein, für die Zeitschriften des Verlagshauses redaktionell oder rezensierend tätig zu sein. Der Hintergrund: Während die Vereinigung der niederländischen Unis mit Springer und Wiley entsprechende Vereinbarungen erreichen konnte, um ihre Publikationen gegen Bezahlung frei zugänglich zu machen, blieb eine Annäherung mit Elsevier bislang aus. Der österreichische Wissenschaftsfonds FWF unterstützt die Position der niederländischen Universität zu Open Access. Vor allem Grundlagenforschung wird aus öffentlichen Mitteln finanziert, sagt Falk Reckling, Open-Access-Experte des FWF. Daher besteht aus unserer Sicht ein moralischer und ökonomischer Anspruch, dass die Ergebnisse, die aus von uns geförderten Forschungen hervorgehen, der Öffentlichkeit frei zugänglich sind. Der FWF verpflichtet alle seine Projektnehmer dazu, ihre Ergebnisse frei zugänglich im Netz zu publizieren. Ausgehend von diesem Wissenschaftsverständnis verwundert es nicht, dass der Wissenschaftsfonds bereits 2003 zu den ersten Unterzeichnern der Berliner Erklärung über offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen gehörte. Erklärungen reichen aber nicht. Der Open-Access-Ansatz bedingt, dass die dafür notwendigen Technologien implementiert werden. Deshalb hat das Wissenschaftsministerium im vergangenen Jahr das Projekt E-Infrastructures Austria gestartet, das den Aufbau von adäquaten digitalen Archivstrukturen zum Ziel hat. Für den Open-Access-Ansatz braucht es entsprechende Archivierungssysteme, wie die US-amerikanische Plattform arXiv.org zeigt: Seit 1991 bietet der Dokumentenserver der Cornell University Vorabdrucke wissenschaftlicher Artikel an. Im Jahr 2014 waren es über eine Million – Tendenz stark steigend: Laut den Archivbetreibern werden inzwischen monatlich über 8000 Artikel eingereicht. Bernhard Haslhofer, Informatiker vom Austrian Institute of Technology (AIT) in Wien, war zwei Jahre in Cornell tätig und hat dabei auch die Arbeit der Kollegen von arXiv.org beobachtet. Wie der Datenwissenschafter berichtet, beschäftigt man sich dort nicht nur mit der Archivierung, sondern geht auch der Frage nach, warum der Übergang zur digitalen Publikation in bestimmten Disziplinen weitaus länger dauert als zum Beispiel in der digitalaffinen Informatik. Das hängt stark ab von der Kultur, die in einer wissenschaftlichen Disziplin herrscht. Daher ist es ganz wichtig, dass man bei Open Access berücksichtigt, dass man einzelne Kulturen nicht sofort verändern kann, sagt Haslhofer. Wie die Zukunft aussehen könnte, zeigt die Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft: Sie erscheint seit einiger Zeit über Open Access. Zwar steht nun weniger Geld zur Verfügung – das habe aber wiederum Vorteile, wie Herausgeber Thomas König sagt: Da die Kosten für Druck und Vertrieb wegfallen, verwenden wir von unserem geringeren Budget jetzt anteilsmäßig mehr Geld für die Qualitätssicherung. Auch dem in den letzten Jahren immer wieder in die Kritik geratenen Peer-Review-Begutachtungssystem soll mit Open Access Beine gemacht werden, sagt Peter Kraker vom Kompetenzzentrum für wissensbasierte Anwendungen und Systeme (Know Center) an der TU Graz: Wenn ich heute einen Aufsatz zur Bewertung bekomme, muss ich dem Autor relativ viel glauben, da von zugrunde liegenden Daten oft nicht viel verfügbar ist. Mit einem Open Peer Review hätten wir die Möglichkeit, eher in einen Dialog zu treten. Er stützt sich dabei nicht nur auf praktische Erfahrungen, sondern auch auf seine Forschungen zur wissenschaftlichen Publikationskultur im Netz. Das Lied von der schönen neuen Open-Access-Welt wird aber nicht überall gesungen. Auffällig ist, dass man dort Kritik an diesem Zugang zu hören bekommt, wo man traditionell wie fachlich dem Informationsträger Buch nähersteht. Einer der prominentesten deutschen Kritiker der Open- Access-Bewegung ist der Heidelberger Literaturwissenschafter Roland Reuß. Ihn stört vor allem, dass Open Access auf dem Weg zu einer Zwangsverpflichtung für alle Forscher sei: Das widerspricht allen geltenden Regeln des Urheberrechts und der Publikationsfreiheit. Und ein solcher schwerwiegender Eingriff muss besser begründet werden, als damit, dass Wissenschafter Eigentum des Staates seien. Dass man versuche, das Monopol der großen Wissenschaftsverlage zu brechen, hält der Kafka-Experte für ein legitimes Anliegen, jedoch sei Open Access nicht das richtige Mittel zu diesem Zweck: Dafür gibt es das Kartellrecht – da muss man nicht an der Urheberrechtsschraube drehen. Zuspruch bekommt Reuß aus Konstanz von Uwe Jochum. Der renommierte Bibliothekswissenschafter verweist darauf, dass die vielerorts gelobte Kosteneinsparung durch die digitale Archivierung zweifelhaft sei, weil häufig die Folgekosten der Serverarchitektur nicht berücksichtigt werden. Jochum: Was in das digitale Flussbett eingespeist wird, ist von Anfang an ein Pflegefall. Keinerlei digitale Daten überleben eine kritische Grenze von drei bis fünf Jahren, wenn sie nicht permanent überprüft werden. Die Kosten dafür werden erheblich unterschätzt. Der Buchforscher bleibt gegenüber Open Access äußerst skeptisch und schwört weiterhin auf seinen Untersuchungsgegenstand: Gegenüber dem instabilen Medium Internet haben wir schon einen über Jahrtausende bewährten physisch stabilen Datenträger. Er nennt sich Buch. Nicht-Wissenschaft;War ursprünglich nur für einen Sommer gedacht. New York – Die amerikanische Serie Under the Dome wird abgesetzt. Nach Ende der gerade in den USA laufenden dritten Staffel werde es keine vierte geben, teilte der Sender CBS am Dienstag in New York mit. Als Misserfolg kann man die Serie dennoch nicht bezeichnen, denn eigentlich war die auf einer Geschichte von Stephen King beruhende Produktion nur für einen Sommer gedacht, es wurden drei daraus. In Under the Dome geht es um eine Kleinstadt in Maine, über die sich plötzlich eine gewaltige Glaskuppel senkt. Die mysteriöse Käseglocke schirmt den Ort komplett ab und lässt die Einwohner mit ihren Problemen allein. In Österreich läuft Under the Dome aktuell immer montags um 21.05 Uhr auf ORF eins. Wissenschaft;Automatische Gesichtserkennung soll helfen, potenzielle Terroristen frühzeitig zu erkennen. US-Behörden testen bereits eine Software, die Überwachungsfotos mit Datenbanken abgleicht. Washington/Wien – Nach den Terroranschlägen in Brüssel vor zwei Wochen kursierte in den Medien ein Fahndungsfoto. Es zeigte – etwas verpixelt – die Attentäter am Flughafen mit drei Kofferwagen. Zwei der Täter waren dunkel gekleidet, der dritte trug eine helle Jacke und Hut. Die beiden Ersteren waren binnen eines Tages identifiziert, der dritte Mann wird bekanntlich noch gesucht. Fakt ist: Alle drei Täter waren polizeibekannt. Man hätte also wissen können, dass sich mutmaßliche Terroristen in einem öffentlichen Gebäude aufhalten. Geht es nach den Sicherheitsbehörden, sollen an neuralgischen Punkten der Infrastruktur wie Flughäfen, Bahnhöfen oder öffentlichen Plätzen künftig Gesichtserkennungssysteme etabliert werden, die Aufnahmen aller Personen machen und mit einer Datenbank abgleichen. Wäre eine solche Technik in Brüssel zum Einsatz gekommen, hätte das System Alarm geschlagen und die Sicherheitskräfte am Flughafen gewarnt. Achtung, verdächtige Person hält sich in Sektor X auf. Die US-Grenzschutzbehörde U.S. Customs and Border Protection hat im Rahmen eines Pilotprojekts erfolgreich ein Gesichtserkennungssystem getestet. Die Technik ist seit einigen Wochen am John F. Kennedy Airport in New York in Betrieb und soll langfristig an allen US-Flughäfen implementiert werden. Reisende müssen bei der Sicherheitskontrolle ihr Gesicht frontal von einer Kamera fotografieren lassen, die ihr Objektiv je nach Größe der Person justiert. Eine Software vermisst dann verschiedene Punkte im Gesicht und gleicht die biometrischen Merkmale mit einer Datenbank ab. Stimmen die Merkmale mit dem Ausweis überein, darf die Person weiterreisen. Bisher ist es ja bei der Einreise in die USA schon so, dass man sich mit Fingerabdrücken und Foto registrieren muss. Diese Gesichtsscans sind aber nur die Vorstufe, eine Folie, auf der dann später Abgleiche erfolgen – also im Grunde genau das, was eine Überwachungskamera auch macht. Damit wird eine Datenbank gespeist. Das Neue an der Technik ist, dass der Abgleich unmittelbar erfolgt und man sich nicht mehr mit seinem Pass, sondern mit seinen biometrischen Daten ausweist. Das Problem ist, dass Terroristen ihr Konterfei nicht freiwillig in eine Kamera halten. Sie versuchen, nicht auf dem Radar der Sicherheitsbehörden aufzutauchen. Auf Überwachungskameras sind sie nur kurz und meistens nur von der Seite zu erkennen. Das US-Militär hat deshalb bereits 2014 eine hochauflösende High-Speed-Kamera getestet, die in der Lage ist, ein Gesichtsbild auch aus schrägem Winkel zu machen. Das System wurde entwickelt, um Täter in einem Auto zu identifizieren. Es könnte aber auch an Zufahrtsstraßen von Flughäfen installiert werden. Der hochauflösende Scan kann gedreht und gekippt werden, sagte John Boyd, Direktor der Firma Defense Biometrics and Forensics, damals. Hätte die Technik die Anschläge womöglich verhindern können? Anil K. Jain, Professor für Computerwissenschaft und Informatik an der Michigan State University, ist einer der weltweit führenden Experten auf dem Gebiet der Gesichtserkennung. Er war Berater der indischen Regierung beim Aufbau des Projekts Aadhaar, bei dem jeder der 1,2 Milliarden Bewohner aufgrund seiner personenbezogenen Daten und biometrischen Merkmale (Gesichtsbild, Fingerabdrücke und Iris) eine zwölfstellige Nummer zugewiesen bekommt. Um Gesichtserkennungssysteme einzusetzen, muss man erst einmal wissen, wer der Verdächtige auf der Überwachungskamera ist. Lässt die Person ein Paket zurück, oder verhält sie sich merkwürdig? Das geschieht bis jetzt im Fall einer Attacke im Nachhinein durch manuelles Auswerten des Videos. Wir können das nicht automatisch tun, sagt Jain. Zudem müsste die Person in einer Datenbank gespeichert und in Echtzeit gefunden werden. Auch das sei nur sehr begrenzt möglich. Wo kein Foto gespeichert ist, kann logischerweise auch kein Abgleich erfolgen. Der Verdächtige hat vielleicht keine Vorstrafen, also müssten die Polizeibehörden Zugang zu diversen Datenbanken haben, auch nichtkrimineller Natur, sagt Jain. Das Department of Homeland Security und das FBI pflegen schon länger biometrische Datenbanken mit Gesichtsscans und Fingerabdrücken. Die Biometrically Enabled Watchlist (BEWL) des US-Verteidigungsministeriums enthält 200.000 Einträge von Verdächtigen im Irak und in Afghanistan. Das ist eine ordentliche Grundlage, doch wenn man bedenkt, dass auf Facebook täglich 350 Millionen Fotos hochgeladen werden, nimmt sich die Datenbasis doch eher gering aus. Das Problem ist, dass die Bildqualität von Überwachungskameras meist zu wünschen übrig lässt und der Einzelne nicht zweifelsfrei zu erkennen ist. Wenn das Gesicht von einem Schal camoufliert wird, der Verdächtige eine Sonnenbrille trägt oder die Lichtverhältnisse schlecht sind, kann der Beamte den Verdächtigen nicht finden, erklärt Jain. Facebook hat im vergangenen Jahr einen Algorithmus entwickelt, der Menschen auf Fotos auch dann identifizieren können soll, wenn ihr Gesicht nicht eindeutig zu sehen ist – anhand ihrer Frisur, Kleidung, Figur und Körperhaltung. Das könnte auch für die Ermittler ein interessantes Werkzeug sein. Das Department of Homeland Security forscht derzeit unter Hochdruck an hochauflösenden Videokameras, die Personen aus bis zu zehn Metern Entfernung anhand eines Irisscans erkennen. Diese biometrischen Merkmale sind so einzigartig wie ein Fingerabdruck. Ein Mitarbeiter der Behörde sagte dem Portal Defense One: Wenn jemand die Fluggastbrücke am Airport heruntergeht, können wir sagen: Diese Person wurde authentifiziert, sie darf in die Fast-Track-Lane rechts gehen. Diese Person nicht, sie muss zum Screening-Test nach links. Verdächtige nach links, Rechtschaffene nach rechts. Solche groben Raster führen in der Praxis allerdings schnell zu Diskriminierung und Racial Profiling. Das Problem, das Datenschützer stets monieren, ist, dass biometrische Daten des Gesichts oder der Iris – mithin sehr sensible Daten – ohne Wissen und Einverständnis des Betroffenen erfasst werden. Man kann sein Gesicht nicht löschen. Werden die Daten gehackt, können sie in vielerlei Hinsicht missbraucht werden. Wenn nun an immer mehr Flughäfen Gesichtserkennung eingeführt wird, gibt es ein systemimmanentes Erfordernis, auch immer mehr Überwachungskameras zu installieren, um die Software mit entsprechenden Daten zu füttern, ein Teufelskreis. Hätte ein Kameranetzwerk, das die Terroristen im Taxi auf dem Weg zum Flughafen erkannt hätte, Leben gerettet? Vielleicht. Doch der Konflikt zwischen dem Versprechen nach mehr Sicherheit und omnipräsenter Überwachung im öffentlichen Leben bleibt ungelöst. Wissenschaft;Das Molekül 3-Nitrooxypropanol hemmt Mikroorganismen und inaktiviert ein Enzym, das für die Methanbildung zuständig ist. Marburg – Im Pansen von Wiederkäuern entstehen durch Methangärung große Mengen des Treibhausgases Methan, die gasförmig ausgestoßen werden. Vor allem die Massenhaltung von Rindern zur Fleisch- und Milchproduktion trägt so zur globalen Erwärmung bei. Wie seit einiger Zeit bekannt ist, senkt die Gabe eines bestimmten Moleküls den Methanausstoß von Wiederkäuern. Nun haben Forscher den Mechanismus dahinter entschlüsselt. Das Molekül 3-Nitrooxypropanol (3-NOP) wirke direkt auf die Mikroorganismen, die im Verdauungstrakt der Tiere Methan bilden, wie die Wissenschafter um Rudolf Thauer vom Marburger Max-Planck-Institut für terrestrische Mikrobiologie in PNAS berichten. 3-NOP, das dem Tierfutter zugesetzt werden kann, hemmt die Mikroorganismen und inaktiviert ein Enzym, das für die Methanbildung zuständig ist. Das Methan wird bei Wiederkäuern zu mehr als 90 Prozent durch Rülpsen freigesetzt, so Thauer. Durch die Verbindung und ihre Wirkungsweise müssen die Tiere letztlich weniger rülpsen. Weltweit versuchen Thauer zufolge viele Unternehmen und Forschungsprojekte den Methanausstoß durch Wiederkäuer zu reduzieren. Weil es ein Klimagas ist und weil dadurch eine gewisse Energiemenge des Futters verschwendet wird. Ein Teil der Kalorien verschwindet als Methan und steht der Kuh nicht mehr zur Verfügung. Man könne die Methanbildung der Mikroorganismen zwar nicht zu 100 Prozent abschalten, aber halbieren, ohne einen nachweislich negativen Einfluss auf die Tiere zu nehmen. Nach Angaben des Tiermediziners Gerhard Breves, der nicht an der Studie beteiligt war, gibt es bereits seit Jahrzehnten Versuche, die Methanbildung bei Wiederkäuern zu hemmen. Das war aus verschiedenen Gründen bisher aber wenig erfolgreich, sagte der Leiter des Physiologisches Instituts an der Tierärztlichen Hochschule Hannover. Das nun vorgestellte Ergebnis der Studie könne er nicht bewerten. Wichtig ist aber immer bei der Zugabe solcher Substanzen, dass ein Weg gefunden wird, den Wasserstoff zu eliminieren, der sich im Vormagensystem von Wiederkäuern ansammelt. Die Methanbildung sei ein biochemischer Weg, der dazu diene, den Wasserstoff zu eliminieren. Sonst könnte sich dieser anreichern – mit negativer Rückkopplung auf die Mikroorganismen. Wissenschaft;Genomweite Assoziationsstudie offenbart eine, wenn auch bescheidene, genetische Komponente für den Zeitpunkt des ersten Geschlechtsverkehrs. Cambridge/Wien – Wann Mädchen und Buben in die Pubertät kommen, wird zum einen von den Genen gesteuert, aber auch von der Umwelt mitbestimmt. Anders ist es nicht erklärbar, dass sich der Beginn der Pubertät stark verschob – von 18 Jahren 1880 auf etwa 12,5 Jahre 1980. Noch stärker von Umweltfaktoren (wie Gruppendruck, Religion oder Onlinepornos) geprägt ist das Alter beim ersten Sex. Zurzeit liegt es im Schnitt bei rund 16 Jahren. Doch bedeutet das umgekehrt, dass es für den Zeitpunkt des ersten Mals gar keine genetischen Faktoren gibt, die mitspielen? Eine Forschergruppe um Ken Ong und John Perry (Uni Cambridge) wollte es genau wissen und ist dieser Frage in einer aufwendigen Studie nachgegangen. Das internationale Team führte eine genomweite Assoziationsstudie unter 125.000 Briten durch und fand 38 Genvarianten, die mit dem Alter beim ersten Sex zu tun haben, wie sie im Fachblatt Nature Genetics schreiben. Damit nicht genug, haben sie die Ergebnisse anhand der Genome von 240.000 Isländern und 20.000 US-Amerikanerinnen bestätigt. Unter dem Strich dürften sowohl das Alter beim ersten Sex wie auch das beim ersten Kind eine – wenn auch bescheidene – genetische Komponente haben. Einige der entdeckten Genvarianten liegen bei Genabschnitten, die mit Risikoverhalten, wechselhafter Stimmung und Hirnentwicklung assoziiert werden. Wissenschaft;Staatspreis Innovation 2016: DER STANDARD stellt in den nächsten Wochen einige nominierte Projekte vor. Wien – Die rasche Verbreitung von Touchdisplays hat die Interaktion mit Computern revolutioniert. Wo es aber unpraktisch ist, den Bildschirm für die Steuerung der abgebildeten Inhalte zu berühren, können berührungslose Gesten eine sinnvolle Alternative sein. Chirurgen können im Operationssaal auf diese Art ihre bildgebenden Systeme bedienen, bei industriellen Steuerungen bewahrt ein Gesten-Interface die Bildschirme davor, verschmutzt zu werden. Mit Bildtelefonie und Telekonferenzsystemen kann intuitiv interagiert werden, und Smartphones können mit dieser Technik im Gegensatz zu Touchdisplays sogar unter Wasser bedient werden – zumindest sofern sie wasserdicht sind. Der steirische Halbleiterhersteller ams AG ist einer der Entwickler von Sensorchips, die eine derartige Eingabe möglich machen. Mit einem Projekt, das Hard- und Software für die Erkennung 13 unterschiedlicher Gesten aus acht Richtungen in einem Bauteil vereint, zählt das Unternehmen zu den Nominierten für den Staatspreis Innovation 2016, der vom Wirtschaftsministerium am 29. März vergeben und von der Förderbank Austria Wirtschaftsservice abgewickelt wird. Bisher waren die meisten optischen Sensoren auf vier Gesten beschränkt. Unsere größte Innovation ist, dass wir den Sensor empfindlicher und genauer gemacht haben, erklärt Mario Manninger, Senior Director Engineering bei der ams AG. Hard- und Software seien darauf ausgerichtet, nicht nur Gesten für rauf, runter, links und rechts, sondern auch diagonale Richtungen, seitliches Annähern sowie das Zufahren und Entfernen auf den Bildschirm – etwa für eine Zoomfunktion, für das Vergrößern und Verkleinern von Inhalten – zu erkennen. Zusätzlich zu den Gesten erkennt der Chip Farb- und Helligkeitsveränderungen in seiner Umgebung. Das beinhaltet viele zusätzliche Anwendungsmöglichkeiten, so der Entwickler. Smartphones und andere tragbare Geräte können ihre Bildschirmhelligkeit exakter anpassen, bei Telefonaten das Display deaktivieren oder sogar Objekte erkennen. Die Chips vereinen sowohl Farb- als auch Näherungssensoren. Die Farbsensoren messen neben den genauen RGB-Inhalten auch Helligkeit und Farbtemperatur. Die Näherungssensoren bestehen aus drei Pixeln, die in verschiedene Richtungen ausgerichtet sind. Eine Infrarotdiode sendet Licht aus, das etwa von der Hand, die die Eingabe durchführt, reflektiert wird. Das zurückkommende Licht wird erkannt und in typischen Anwendungsfällen 250-mal pro Sekunde ausgewertet, erläutert Manninger. Die Entfernung, auf die die Sensoren Gesten erfassen, hänge davon ab, wie der Chip verbaut und wie er von einer Software gesteuert werde, so der Entwickler. Bei großen Monitoren werden die Gesten gewöhnlich weiter weg ausgeführt, bei kleineren näher. Im Normalfall ist die Technik darauf ausgerichet, dass die Gesten etwa zehn bis zwölf Zentimeter vor dem Sensor ausgeführt werden. Relevant für mobile Anwendungen ist die Chipgröße: Das Besondere ist, dass er mit Ausmaßen von vier mal zwei Millimetern und einer Höhe von 1,35 Millimetern sehr klein ist und wenig Energie benötigt, hebt der Entwickler hervor. Das macht den Bauteil, in dem etwa eineinhalb Jahre Entwicklungszeit stecken, gerade auch für Smartphonebauer attraktiv: Verwendet werde der Chip laut Manninger etwa bereits in den High-End-Modellen von Samsung. Nicht-Wissenschaft;Verfolger schafft daheim gegen West Bromwich nur ein 1:1 und liegt schon sieben Punkte zurück. London – Der Gewinn des englischen Meistertitels ist für Leicester City am Montag ganz nahe gerückt. Der einzige verbliebene Herausforderer Tottenham erreichte daheim gegen West Bromwich Albion nur ein 1:1 und liegt damit schon sieben Punkte hinter dem Klub von ÖFB-Kapitän Christian Fuchs. An der White Hart Lane gingen die Gastgeber durch ein Eigentor von Craig Dawson nach einer Freistoßflanke von Christian Eriksen in der 33. Minute in Führung. Ausgerechnet Dawson sorgte dann in der 73. Minute nach einem Eckball per Kopf für den überraschenden Ausgleich, wobei er sich wohl bei einem Gegenspieler aufstützte. Die Schlussoffensive der Spurs brachte nichts mehr ein. Den Foxes reicht nun ein Sieg aus den letzten drei Runden zum Sensationstitel. Die erste Gelegenheit dazu bietet sich am Sonntag im Theatre of Dreams bei Rekordmeister Manchester United. Weitere Gegner sind am 7. Mai daheim Everton und am 15. Mai auswärts Chelsea. Selbst wenn es im Old Trafford nicht zu einem Sieg reicht, könnten die Leicester-Profis einen Tag später vor dem Fernseher Meister werden. Am kommenden Montag bekommt es Tottenham nämlich mit dem entthronten Meister Chelsea zu tun – im Falle einer Niederlage der Spurs an der Stamford Bridge wäre das Titelrennen entschieden. Daran will Tottenham-Trainer Mauricio Pochettino aber erst gar nicht denken. Sieben Punkte aufzuholen ist schwierig, doch wir werden alles geben. Mathematisch ist es noch möglich. Wir geben nicht auf, erklärte der Argentinier, der ÖFB-Teamspieler Kevin Wimmer gegen West Bromwich nicht für den Kader nominierte. Ähnlich äußerte sich Stürmerstar Harry Kane. Es ist noch nicht vorbei, wir werden weiter kämpfen. Hoffentlich tut uns Manchester United einen Gefallen. Der englische Teamspieler haderte mit den zahlreichen vergebenen Einschussmöglichkeiten und den drei Aluminium-Treffern seiner Mannschaft. Wir hätten das Spiel schon in der ersten Hälfte entscheiden können. Trotz des Zweckoptimismus von Pochettino und Kane deutet alles darauf hin, dass Tottenham noch länger auf den ersten Meistertitel seit 1961 warten muss. Leicester hingegen kann sich auf den erstmaligen Meisterschafts-Gewinn einstellen – es sei denn, die Foxes legen noch eine Unserie wie 1963 hin. Damals führte Leicester die Tabelle noch im April an, fiel dann aber mit vier Niederlagen in den letzten vier Partien noch zurück. Leicester City schoss am Sonntag Swansea City mit 4:0 (2:0) aus dem King Power Stadium – und das ohne den gesperrten Jamie Vardy. Die Foxes, die in der Vorwoche beim 2:2 gegen West Ham zwei Punkte und Torjäger Vardy mit gelb-roter Karte verloren hatte, sorgte früh für klare Verhältnisse. Der Algerier Riyad Mahrez (10.) mit seinem 17. Saisontor, der Argentinier Leonardo Ulloa (30., 60.) und Marc Albrighton (85.) waren für den Gastgeber erfolgreich. Champions-League-Halbfinalist ManCity schob sich mit einem 4:0 (2:0) am Samstag gegen Stoke City an Arsenal vorbei auf Platz drei. Die Citizens schossen sich dabei für das Duell mit Real Madrid am Dienstag (20.45 Uhr, Sky) warm, die Tore erzielten Fernando (35.), Sergio Agüero (43., Foulelfmeter) und Kelechi Iheanacho (65., 76.). Arsenal lieferte beim 0:0 bei Abstiegskandidat Sunderland eine müde Partie ab. Die Gastgeber rückten mit dem gewonnenen Punkt auf einen Nichtabstiegsplatz. Nicht-Wissenschaft;Laut Schweiz-Tourismus sind die chinesischen Skilehrer in den acht Wintersportorten nicht ausgebucht, chinesisch gesprochen soll aber weiterhin werden. Zürich – Die Schweiz-Tourismus gibt das Modell mit den chinesischen Skilehrern in acht Wintersportorten auf. Den Gästen aus Fernost sollen künftig Chinesisch sprechende Instruktoren aus anderen Ländern die richtigen Schwünge auf der Piste beibringen. Diese Lehrer werden je nach Nachfrage in verschiedenen Skiorten zum Einsatz kommen, wie Schweiz-Tourismus einen Bericht der Zeitungen Tages-Anzeiger und Der Bund bestätigte. Das Projekt mit den chinesischen Skilehrern werde aber nicht eingestellt, sondern den Erfahrungen angepasst. Die Instruktoren aus China seien trotz steigender Nachfrage zu wenig gebucht worden. Die festen Standorte in Zermatt, Verbier, Grindelwald, Gstaad, Davos, St. Moritz, Villars und Engelberg hätten zudem die Flexibilität erschwert, da die Lehrer nicht zu einem anderen Ort reisen konnten, wenn es die Auslastung verlangte. Die Kosten für die chinesischen Skilehrer trugen Schweiz-Tourismus, der Skischulen- und -lehrer-Dachverband Swiss Snowsports, die Schweizer Skischulen und die einzelnen Destinationen. Instruktoren Den Skiunterricht für die begehrten Wintergäste aus Fernost gibt Schweiz-Tourismus aber keineswegs auf. Statt der fix installierten Skilehrer setzt die Organisation nun auf eine Gruppe von Chinesisch sprechenden Instruktoren, die je nach Nachfrage an verschiedenen Orten im Einsatz stehen können. Diese Gruppe wird 30 Personen umfassen. Zehn davon sind lokale Skilehrer mit Chinesisch-Kenntnissen und 20 unterstützen die Skischulen sprachlich. Auch drei chinesische Skilehrer sollten diesen Winter wieder ins Land kommen. Nach Angaben von Schweiz-Tourismus stehen aber die Bewilligungen der Migrationsämter noch aus. Im weiteren fiel die Idee mit dem Skiunterricht für Chinesinnen und Chinesen auf fruchtbaren Boden. Drei der chinesischen Skilehrer, die in der Schweiz waren, haben in China eigene Skischulen gegründet. Dabei wurden sie von Swiss Snowsports unterstützt. Schweiz-Tourismus rechnet sich aus, dass diese Skilehrer im Reich der Mitte als Botschafter für den Wintertourismus fungieren und sich die Chinesinnen und Chinesen nach den ersten Stemmbögen für Ferien in der Schweiz begeistern lassen. Auch wenn die Organisation künftig auf eigens aus China geholte Skilehrer verzichtet, bezeichnet sie das Programm während der zwei Jahre seiner Laufzeit als Erfolg. Für Gäste aus anderen Fernmärkten fasst sie derzeit keine ähnlichen Programme ins Auge. Für Skibegeisterte aus Brasilien etwa seien die sprachlichen Hürden tiefer, da die entsprechenden Angebote in portugiesischer Sprache bereits vorhanden seien. Wissenschaft;Exoplanet Janssen liegt rund 40 Lichtjahren entfernt – Leben ist dort eher nicht zu erwarten. London – Astronomen ist es erstmals gelungen, unterschiedliche Gase in der Atmosphäre einer Supererde zu identifizieren. Die Gashülle des fernen Exoplaneten Janssen enthält demnach Wasserstoff, Helium und das hochgiftige Cyanwasserstoff, aber kein Wasser. Leben nach unseren Maßstäben wäre damit auf dieser Welt ziemlich ausgeschlossen. Diese Ergebnisse liefern einen ersten Einblick in die Atmosphäre einer Supererde, betont Giovanna Tinetti vom University College London (UCL), Koautorin der im Astrophysical Journal erschienen Studie. Supererden gelten als häufigster Exoplanetentyp in der Milchstraße. Es handelt sich dabei um Objekte, deren Größe und Masse zwischen Erde und Uranus angesiedelt ist. Die jetzt untersuchte Supererde trägt die Katalognummer 55 Cancri e, erhielt aber im Rahmen eines Wettbewerbs der Internationalen Astronomischen Union im Dezember des Vorjahres den Namen Janssen nach dem niederländischen Optiker Zacharias Janssen aus dem 17. Jahrhundert. Janssen ist 2004 gesichtet worden und gilt als die erste entdeckte Supererde um einen Hauptreihenstern. Janssen umkreist neben mindestens vier weiteren Exoplaneten Komponente A eines Doppelsternsystems im Sternbild Krebs in rund 40 Lichtjahren Entfernung. Der Exoplanet hat etwa den doppelten Durchmesser und die achtfache Masse unserer Erde. Allerdings umrundet Janssen seinen Heimatstern so nah, dass ein Jahr dort nur 18 Stunden dauert. Auf der Planetenoberfläche wird es durch die Nähe zum Stern geschätzte 2.000 Grad Celsius heiß. Nicht nur durch die Hitze ist Leben auf dem Planeten nach unseren Maßstäben ausgeschlossen. Mit dem Hubble-Weltraumteleskop gelang es dem Team um Hauptautor Angelos Tsiaras vom UCL jetzt, den chemischen Fingerabdruck der Atmosphärengase des Exoplaneten zu analysieren. Neben Wasserstoff und Helium, die der Planet offensichtlich aus seiner Entstehungszeit behalten hat, fanden die Forscher dabei auch Spuren von Cyanwasserstoff (HCN), die allerdings durch weitere Untersuchungen noch bestätigt werden müssen. Cyanwasserstoff oder Blausäure ist hochgiftig, also ist es vielleicht kein Planet, auf dem ich gerne leben würde, sagte UCL-Wissenschafter Jonathan Tennyson aus dem Team. Janssen ist zwar die erste Supererde, nicht aber der erste Exoplanet, bei dem die Atmosphäre analysiert wurde. Andere Forscher haben bei verschiedenen Gasriesen bereits Atmosphärenbestandteile identifiziert, darunter auch Wasser. Das Hubble-Teleskop hat nach UCL-Angaben bereits die Lufthüllen zweier anderer Supererden ins Visier genommen. Dabei hätten sich jedoch keine chemischen Bestandteile identifizieren lassen. Nicht-Wissenschaft;Am 28. November verteidigt der Ukrainer in der Düsseldorf-Arena alle vier WM-Titel. Die Vorbereitung findet traditionell beim Stanglwirt in Going statt. Going – Es hat schon Tradition, dass sich Wladimir Klitschko in den Tiroler Bergen beim Stanglwirt in Going auf seine WM-Kämpfe vorbereitet. Der Ukrainer und aktuelle Titelträger nach Versionen der IBF, WBO, WBA und IBO will am Samstag, den 28. November in der Düsseldorf-Arena gegen den Briten Tyson Fury seine Titel verteidigen und als Dr. Steelhammer der unumschränkte Boxer im Ring bleiben. Unangenehmer Gegner Wobei auf den 1,98 Meter großen Klitschko mit dem fünf Zentimeter größeren Fury diesmal ein unangenehmer Gegner wartet. Noch dazu hat er einen sehr unorthodoxen Boxstil. Da muss ich mich im Training darauf einstellen, auch weil er ein Rechtsausleger ist, sagte KIitschko am Mittwoch bei einem Pressegespräch in Tirol. Trotzdem ist er zuversichtlich, auch diesen Kampf zu gewinnen. Umstellen muss sich der Ukrainer auch auf eine etwas ungewöhnliche Kulisse, denn für den 39-jährigen Schwergewichtler ist es erst der siebente Kampf in einer großen Arena. Bisher bestritt Klitschko 67 Profikämpfe, wovon er nur drei verlor. Aber in einer Arena ist der Weg in den Ring ewig lang. Aber ich konzentriere mich einfach, da bin ich in einem Time-Tunnel. Das ist wichtig, um dann den Gegner anzufühlen. Im Ring bin ich wie der Pawlowsche Hund, der plötzlich Speichelfluss entwickelt. Auch die Stimmung in einer großen Arena sei anders. Mehr Leute, das spürt man, muss es aber ausblenden. Die einen kommen, um mich endlich verlieren zu sehen, die anderen um mich anzufeuern, sagte der in Hamburg und den USA lebende Ukrainer. Diesmal werden auch viele Briten hier sein. Noch nie zum Entspannen beim Stanglwirt Klitschkos Gegner ist 27 Jahre alt und gewann seine 24 Profikämpfe. Im Vorfeld des WM-Kampfes sorgte Fury bei einer Pressekonferenz in London für Aufsehen, als er Homosexualität und Abtreibung verdammte und zugleich den Weltuntergang ankündigte. Das sind Aussagen unter der Gürtellinie und negativ für den Sport. Es trifft mich zwar nicht persönlich, aber es ist mir peinlich, das anzuhören, nahm Klitschko klar Stellung. Umgekehrt braucht Fury eine Therapie, und die beste ist der Kampf. Auch ich bin aus Niederlagen stärker hervorgegangen und habe gewonnen, für mein Leben. Klitschko erklärte auch, dass er sich in den Trainingslagern (seit 2003 in Going) voll und ganz dem Boxen widmet. Ich war noch nie zum Entspannen beim Stanglwirt. Aber nach dem Kampf fahre ich mein System herunter. Da sehe ich kein Boxen, da höre ich nichts und kümmere mich um andere Sachen. So auch um seine Familie, immerhin ist er seit einem Jahr Vater einer Tochter. Zur politischen Situation in der Ukraine hielt sich Klitschko zurück. Im Gegensatz zum August 2011, als er zum 20. Jahrestag der Gründung der Ukraine eine Brandrede gegen das damals herrschende politische System in der ehemaligen UdSSR-Republik hielt. Seit Mai des Vorjahres ist Klitschkos älterer Bruder Witali – auch ein ehemaliger Box-Champion – Bürgermeister von Kiew, am Sonntag finden dort wieder Stichwahlen statt. Klischko kandidierte für die Oppositionspartie UDAR. Nicht-Wissenschaft;Die Russen schnallen den Gürtel enger: Sanktionen und Gegensanktionen wegen der Ukraine-Krise haben die Preise von Lebensmitteln und Medikamenten steigen lassen. Hinter dem Örtchen Belkowo, 120 Kilometer nordöstlich von Moskau, säumen Autos links und rechts die Straße. Die Gegend war bei Pilz- und Beerensammlern schon immer beliebt, doch so viel wie in diesem Sommer waren es seit Jahren nicht. Später werden viele von ihnen an den Ausfahrtsstraßen Moskaus stehen und den Pendlern Eierschwammerln und Heidelbeeren anbieten. Auch Lilja Tibirzewa ist im Wald unterwegs. Die Rentnerin aus der Kleinstadt Alexandrow verdient sich mit dem Verkauf von Walderdbeeren an ihre Datschennachbarn ein kleines Zubrot zu ihrer schmalen Pension. Die reicht inzwischen für deutlich weniger als noch vor einem Jahr Gas und Wohnnebenkosten sind teurer geworden, sagt die 73-Jährige im Gespräch mit dem STANDARD. Datschennachbarin Ljudmila ist Moskauerin und kommt mit ihrer Rente dank Hauptstadtzuschlag recht gut über die Runden. Doch auch sie klagt über die steigenden Nebenkosten in ihrer Wohnung, mehr noch aber über die Medikamentenpreise. Die Kosten für die teureren Präparate seien um 30 bis 50 Prozent gestiegen, bei den billigen sei es sogar ein Vielfaches. Selbst eine Aspirintablette kostet inzwischen das Dreifache dessen, was sie vor einem Jahr gekostet hat, rechnet sie vor und konstatiert Das Leben ist teurer geworden. Größter Belastungsfaktor für die meisten Russen sind die steigenden Lebensmittelpreise. Laut Statistikbehörde liegen die Preise für Nahrungsmittel derzeit um 18,8 Prozent höher als im Juli 2014. Die Regierung hat sogar einen sozialen Warenkorb mit 24 unterschiedlichen Produkten erstellt. Die Mehrwertsteuer für diese Waren ist auf zehn Prozent gesenkt, um ärmere Bevölkerungsgruppen zu schützen. Zudem kann die Regierung hier die Höchstpreise zumindest zeitweise einfrieren. Dennoch haben sich Brot, Milch, Zucker und zuletzt auch Reis deutlich verteuert. Nicht zu reden von Fleisch und Käse. Schuld daran sind zwei Faktoren: der drastische Rubelverfall und das vor einem Jahr als Reaktion auf die Sanktionen verhängte Importverbot für westliche Lebensmittel. In den vergangenen Monaten sind unsere Bürger gleichgültiger gegenüber Neuigkeiten über den Wechselkurs geworden, dafür aber aufmerksamer gegenüber den Preisen in den Geschäften, die leider mit einer Verspätung von einigen Monaten die Kursdynamik des Rubels nachvollziehen, kommentierte Konstantin Ordow, Dozent am Plechanow-Institut vor kurzem das Verhältnis zwischen Rubelschwäche und Preisspirale. Auf die gerade wieder einsetzende neue Talfahrt des Rubels – fast zehn Prozent in einer Woche – reagierte die Zentralbank nun immerhin mit der Aussetzung der Devisenkäufe. Das Embargo befeuert zusätzlich die Inflation: Zwar wurden die Westprodukte in den Supermärkten schnell durch eigene ersetzt oder einfach umetikettiert, weshalb die Russen seit Mona- ten über weißrussische Lachsfische, Muscheln und Bananen lästern. Doch die neuen Auslagen haben ihren Preis, und der ist vor allem für die unteren Einkommensschichten zu hoch, wurden ihre Rubelbezüge doch nicht erhöht. Und so wird gespart, wo es geht: Der Auslandsurlaub wird gestrichen, auch die Krim ist schön, sagen viele Russen trotzig. Handy oder ein neues Auto können ebenfalls warten. Fielen die Autoverkäufe schon im Vorjahr um 10,3 Prozent auf 2,5 Millionen Fahrzeuge, so befürchten Russlands Autohändler heuer gar einen Absatzrückgang um eine weitere Million Pkw. Zahlreiche Autofabriken in Russland haben ihre Mitarbeiter daher in einen verlängerten Sommerurlaub geschickt. Da bleibt dann mehr Zeit für das Schwammerlsuchen im Wald. Wissenschaft;Eine Facit ESA-01 wird für ein riskantes Experiment missbraucht. Wir alle haben bereits in der Schule gelernt, dass eine Division durch null entsetzliche Folgen haben kann – zumindest jedenfalls liefert eine solche Rechnung kein sinnvolles mathematisches Ergebnis. Elektronische Systeme spucken, sofern sie sauber programmiert und entsprechende Schutzmaßnahmen ergriffen wurden, Errormeldungen aus. So informiert einen etwa die Taschenrechner-App am Smartphone beim Versuch, durch null zu teilen, über einen ungültigen Vorgang. Der Rechner des Windows-Betriebssystems verkündet da eine Spur genauer: Teilen durch 0 nicht möglich. Was aber geschieht, wenn man einen mechanischen Rechenapparat, der nichts davon weiß, dass man nicht durch null dividieren soll, mit dieser Aufgabe betraut? Auf einem bereits etwas älteren Youtube-Video ist zu sehen, wie jemand dieses riskante Experiment mit einer Facit ESA-01 wagt. Die Facit ist ein schwedischer elektrisch betriebener Kalkulator aus den 1950er Jahren, der mit Zahnrädern arbeitet und addieren, subtrahieren, multiplizieren, dividieren und wurzelziehen kann und einer Schreibmaschine ähnlich sieht. Offensichtlich verliert die Maschine beim Versuch einer Division durch null völlig ihren mechanischen Verstand und versucht in purer Verzweiflung das Unmögliche. Die Bilder liefern aber auch interessante Einblicke in die Funktionsweise solcher Maschinen. Wie der hervorragende Youtube-Kanal Numberphile erklärt, gehen derartige Apparate Divisionen meist als eine Serie von Subtraktionen an, die Zahl der Subtraktionsvorgänge ist dann das Ergebnis: 20 durch 5 entspricht demnach 20 – 5 = 15, 15 – 5 = 10, 10 – 5 = 5, 5 -5 = 0. Auch wenn man nicht genau erkennen kann, was genau in ihrem Inneren vor sich geht, so dürfte die Facit bei der Rechnung 20 : 0 ähnlich vorgehen ... und zwar aller Wahrscheinlichkeit bis in alle Ewigkeit. --> Youtube: Facit ESA-01 Division by 0 --> Youtube – Numberphile: Problems with Zero (red, 6.4.2016) Wissenschaft;Das Zentrum für Soziale Innovation ist beteiligt an EU-Projekt für mehr Verantwortung in der Wissenschaft. Wien - Im Verhältnis von Wissenschaft und Gesellschaft lässt sich eine Doppelbewegung ausmachen: Einerseits rücken durch die Technisierung zunehmend Artefakte der Wissenschaft in die Lebenswelt, andererseits werden Forschung und die daraus resultierenden Anwendungen immer spezialisierter und entziehen sich so zunehmend dem Verständnis der meisten. Angesichts der starken Veränderungen der Lebenswelt durch den wissenschaftlichen Fortschritt hat die Europäische Kommission daher eine Initiative gestartet, die Wissenschaft und Gesellschaft wieder näher zusammenrücken lassen sollen. Federführend dabei ist ein Konzept, das Responsible Research and Innovation (RRI) genannt wird. 26 Institutionen sind europaweit an dem von der EU geförderten RRI Tools-Projekt beteiligt, bei dem es darum geht, sowohl Wissenschaftern als auch politischen Entscheidungsträgern, Wirtschaftstreibenden und der breiten Bevölkerung Tools zur Verfügung zu stellen, die letztlich zu einer nachhaltigen Forschung beitragen sollen. Das Vokabular ist dabei nicht unumstritten: So mutet es etwas technokratisch an, von Werkzeugen zu sprechen, wo es darum geht, neue Praktiken zu entwickeln und einen Sinneswandel und Selbstreflexion herbeizuführen. Auch gebe es Kritik, dass das Konzept irgendwo einmal ausgedacht worden ist, aber ihm noch die Bodenhaftung und die praktische Umsetzung fehlt, sagt die Soziologin Ilse Marschalekvom Zentrum für Soziale Innovation (ZSI), die in Österreich für die Koordination zuständig ist. Gemeinsame Verantwortung Wenn Wissenschafter mit RRI konfrontiert werden, komme es nicht selten vor, dass sie sich zunächst angegriffen fühlen und fragen: Waren wir bis jetzt nicht verantwortungsvoll genug?, berichtetMarschalek, das ist aber natürlich nicht gemeint, sondern es geht darum, dass die Verantwortung von allen gleichermaßen getragen wird - von Wissenschaftern, Policy Makers und der Wirtschaft. Nachdem in den letzten eineinhalb Jahren zahlreiche Gespräche und Workshops mit verschiedenen Akteuren stattfanden, geht es im nächsten Schritt um die Entwicklung von Werkzeugen - mit dem Ziel, RRI durchzusetzen. Wie diese genau aussehen werden, sei noch unklar. Denkbar wären etwa Trainingsmaterialien, Kurzvideos, Poster oder Powerpoint-Präsentationen, mit denen das Konzept von RRI vermittelt werden kann und Handlungsanleitungen gegeben werden können, die eigenen Aktivitäten hinsichtlich RRI zu beurteilen. Letztlich geht es um eine nachhaltige Forschung, um einen Paradigmenwechsel in der Wissenschaft, sagt Marschalek, eine Bewegung hinaus aus dem Elfenbeinturm, hin zu Science with and for society. Dabei sei nicht nur ein Einstellungswandel unter den Forschern erforderlich, sondern es gehe auch darum, die Forschungsförderung zu überdenken, sagt Katharina Handler, die am ZSI ebenfalls am Projekt beteiligt ist. Es müsse reflektiert werden, wie viel Geld wofür ausgegeben wird und welchen Gesellschaftsgruppen das nützlich ist. Mit den neuen technischen Möglichkeiten müssen wir auch einen neuen Ansatz in der Reflexion finden, wie diese Technologien von allen akzeptiert werden können, sagt Marschalek. Warum es gerade jetzt ein gesteigertes Verantwortungsbewusstsein der Wissenschaft brauche, begründet Marschalek mit den veränderten technischen Möglichkeiten: Mit Nanotechnologie bis hin zu Gentechnik verschiebe sich die Grenze, wozu Forschung imstande ist. Wissenschaft und Technik infiltriert unser Leben immer mehr. Ganz selbstverständlich kommen wir jeden Tag mit Hightech in Berührung. Dementsprechend haben die Leute mehr Interesse und mehr Möglichkeiten, sich zu interessieren und sich zu engagieren, sagt Marschalek. Neue Initiative Eine ähnliche Stoßrichtung wie das RRI Tool-Projekt verfolgt die Initiative Responsible Science - Wissenschaft und Gesellschaft im Dialog des Wissenschaftsministeriums. Im Sinne einer nachhaltigen Innovationsorientierung soll damit das Interesse der Gesellschaft an Wissenschaft und Forschung gestärkt werden - mit dem Langzeitziel, die überdurchschnittlich wissenschaftsskeptischen Österreicher näher an die Forschung heranzuführen, um sie so dafür zu begeistern. Nicht-Wissenschaft;Neuhauser und Sigl beliebsteste Serien-Schauspieler – Romy für Information ging an Maischberger. Wien – Die Wiener Hofburg ist am Samstagabend ganz im Zeichen der 27. Verleihung des Film- und Fernsehpreis Romy gestanden. Als beliebteste Schauspielerin in der Kategorie Film wurde Ursula Strauss für Meine fremde Frau ausgezeichnet, bei den Herren konnte sich Tobias Moretti – bereits zum siebenten Mal – als Romy-Gewinner feiern lassen. Otto Schenk erhielt für sein Lebenswerk eine Romy in Platin. Schenks Laudator Michael Niavarani erklärte: Otti, du bist einfach ein Meisterwerk. Er könne nichts anderes als wahrhaftig sein. Er könne den Rollen kein Leben einhauchen, weil er die Rolle ist, sagte Niavarani über Schenk. Unter Standing Ovations kam dieser auf die Bühne und bedankte sich. Aber ich lasse mir diese Ehre nicht einfach so gefallen, ich habe noch Einiges vor, kündigte Schenk an. Die Romy-Publikumspreise, die auf Basis von Abstimmungen via Internet und per Post ermittelt wurden, sind heuer in insgesamt sechs Kategorien verliehen worden. Zur Gala des vom Kurier ausgetragenen und live in ORF 2 übertragenen Fernsehpreises kam das Who is Who der deutschsprachigen TV-Branche. Zur beliebtesten Serien-Schauspielerin wurde Adele Neuhauser gekürt. Für die Tatort-Ermittlerin und Vier Frauen und ein Todesfall-Darstellerin ist es Romy Nummer vier. Zum beliebtesten Serien-Schauspieler wurde Bergdoktor Hans Sigl gewählt. Da er nicht kommen konnte, nahm Kollegin Nicole Beutler seine goldene Statuette entgegen. Die deutsche Fernsehmoderatorin Barbara Schöneberger, die die Romy-Gala bereits drei Mal moderierte, stand heuer erneut auf der Bühne, allerdings nicht als Showmasterin, sondern als Gewinnerin in der Kategorie Show/Unterhaltung. Ich habe schon jeden Preis im deutschen Raum vergeben, und ganz ehrlich, ich habe die Hoffnung schon aufgegeben, dass ich einen Preis gewinne. In der Kategorie Information setzte sich die deutsche Talkerin Sandra Maischberger gegen die Kollegen aus Österreich durch. In ihrer Dankesrede zeigte sich die Gewinnerin überrascht: Ich dachte, es gibt hier eine Obergrenze für Preise an Deutsche. Kurier-Herausgeber Helmut Brandstätter nannte Maischberger eine der profiliertesten Journalistinnen in Deutschland. In seiner Rede sprach Brandstätter die Pressefreiheit an und mahnte, wachsam zu sein, etwa wenn Extremisten Theaterstücke stören. Die Auszeichnung für das TV-Ereignis des Jahres ging an den ORF für die Austragung des Eurovision Song Contests. Diese Romy gebühre den Mitarbeitern, sagte ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz bei der Überreichung an ihn und Programmdirektorin Kathrin Zechner. Und auch das österreichische Fußball-Nationalteam heimste eine Romy ein: Die Qualifikation der ÖFB-Truppe für die Europameisterschaft in Frankreich war der TV-Moment des Jahres. Bei den Romy-Akademiepreisen, wo nach der Verleihung am Donnerstagabend noch zwei Kategorien offen waren, gewann die Brenner-Verfilmung Das ewige Leben die Romy für den besten Kinofilm und der deutsche Schauspieler Florian David Fitz wurde als Autor für das beste Drehbuch – für den Film Der genialste Tag – ausgezeichnet. Nicht-Wissenschaft;Danach wird wieder Rückkehr ins Revier ermöglicht – Gemeinsames Projekt mit Vier Pfoten. Wien – Die Stadt Wien hat nun gemeinsam mit der Tierschutzorganisation Vier Pfoten eine Initiative gestartet, das unkontrollierte Wachstum von Streunerkatzen einzudämmen. Die Tiere werden eingefangen, um sie zu Tierärzten zu bringen. Dort werden die Katzen untersucht und kastriert. Danach dürfen sie wieder in ihr Revier zurück. In Wien wurden viele der heimatlosen Exemplare ausgesetzt, obwohl das gesetzlich verboten ist. Bei Freigängern gibt es auch eine gesetzliche Verpflichtung zur Kastration. Wer fixe Standorte von Streunerkatzen kennt, der kann sich nun sogar an eine eigene Hotline wenden, die unter der Nummer 0664/4522430 erreichbar ist. Wissenschaft;Prähistorisches Schmuckstück aus Western Australia ist eine ausgesprochene Rarität. Sydney - Weil viele nicht weiter als bis zum ersten Satz lesen, ehe sie Pics or it didnt happen posten, schleunigst ein Link zu Beginn: Hier finden Sie ein Foto der im Titel erwähnten Perle (vorerst hat die Bildagentur noch keines geliefert, das wir verwenden dürften). Nun zu den Informationen: Archäologen haben in Australien eine natürliche Perle untersucht und ihr Alter auf 2.000 Jahre bestimmt. Die Entdeckung der Perle an sich war für australische Verhältnisse schon eine ausgesprochene Rarität: Natürliche Perlen sind sehr selten, berichtet die Archäologin Kat Szabo von der Universität Wollongong. Es sei damit zum ersten Mal überhaupt eine solche Perle in einer prähistorischen Fundstätte entdeckt worden. Die rosaschimmernde, fast kugelrunde Perle sei 2011 bei Grabungen in einer archäologischen Stätte der Aborigines an der Nordküste des Bundesstaats Western Australia gefunden worden, sagte die auf Muscheln spezialisierte Forscherin. Das Schmuckstück lag in einer prähistorischen Abfallgrube, in die die australischen Ureinwohner für Regenzeremonien genutzte Austernschalen geworfen hatten. Mit Hilfe der Perle konnten die Forscher nun nachweisen, dass diese Rituale älter sind als bisher angenommen. Das Alter der Perle und ihre natürlich runde Form, der mit keiner nachträglichen Bearbeitung nachgeholfen worden war, wurde mit Hilfe von Röntgenstrahlen und einem Vergleich mit Zuchtperlen bestimmt. Da man nur nicht-invasive Methoden anwenden wollte, konnten die Ergebnisse der Analyse erst so lange nach der Entdeckung präsentiert werden, sagt Szabo. Die Perle soll nun im Meereskundemuseum von Perth ausgestellt werden. Wissenschaft;Das Meer rund um die Antarktis war bis zu den 1990ern – und ist wieder seit 2002 – die größte ozeanische Kohlenstoffsenke unseres Planeten. Was dazwischen geschah, konnten Forscher der ETH Zürich nun aufklären.. Zürich/Wien – Einatmen, Ausatmen, Einatmen, Ausatmen… Wie eine gigantische Lunge absorbiert das Südpolarmeer gewaltige Mengen des Treibhausgases Kohlendioxid, und gibt sie später im Jahreslauf wieder an die Atmosphäre ab. Netto ist die aufgenommene Menge wesentlich größer, als die wieder abgegebene Menge – der südliche Ozean bildet damit die größte marine Kohlenstoffsenke unseres Planeten, ein wichtiger Faktor im Kampf gegen den globalen Klimawandel. Mehreren Studien zufolge begann die Kohlenstoffaufnahme in den 1990er Jahren aber plötzlich zu stagnieren. Das war unerwartet, da man annahm, dass zwischen der Menge von aufgenommenem CO2 und der Menge von atmosphärischem CO2 eine direkte Relation besteht: Je höher die Konzentration von Kohlenstoff in der Luft, desto mehr davon wird auch im Ozean absorbiert. Heute, dreißig Jahre später, konnten die Zusammenhänge in einer kürzlich im Fachblatt Science publizierten Studie geklärt werden. Das Team internationaler Wissenschafter unter der Leitung von Nicolas Gruber von der ETH Zürich analysierte die seit den 1980ern regelmäßig gemessenen Konzentrationen von CO2 im Oberflächenwasser südlich des 35. Breitengrades im südlichen Ozean und berechnete daraus die Übertragungsrate von Kohlendioxid aus der Luft in das Meer. Zum ersten Mal wurden hier auf neuronalen Netzwerken basierende statistische Modelle eingesetzt, um auch schlechter beprobte Regionen berücksichtigen zu können. Die Ergebnisse zeigten deutlich, dass sich die Kohlenstoffsenke im südlichen Ozean seit 2002 langsam wiederbelebte. Bis zum Jahr 2010 war die Kohlenstoffaufnahme wieder auf einem Level, das man anhand der aktuellen atmosphärischen Konzentration erwarten würde, so die Wissenschafter. Peter Landschützer, Erstautor der Studie, führt die Veränderungen auf Variationen in den regionalen Wetterphänomene zurück: Seit Beginn des Jahrtausends haben sich die dominierenden atmosphärischen Luftdruckgebiete zunehmend anders verteilt, der Unterschied zwischen Hoch-und Tiefdruckgebieten führte in Folge zu einer Veränderung der herrschenden Windmuster. Im Gegensatz zu heute wehten die Winde in den 1990ern stärker und hauptsächlich gerade von West nach Ost, was den Wissenschaftern zufolge zu mehr Upwelling, dem Aufsteigen von kaltem Tiefenwasser, führte. Da Tiefenwasser mehr gelösten Kohlenstoff enthält, kam es zu einer abnormal hohen Abgabe desselben an die Atmosphäre. Seit Beginn des Millenniums flauten aber Winde und somit auch das starke Upwelling in den meisten Regionen wieder ab, was zum Erliegen der abnormal hohen CO2 Abgabe führte. Die wichtigste Schlussfolgerung der Wissenschafter: die Kohlenstoffsenke des Südozeans unterliegt offenbar eher Schwankungen der Wetterverhältnisse als einer direkten Relation zu dem in der Atmosphäre gelösten Kohlenstoff. Wie sich die Kohlenstoffsenke Südpolarmeer in Zukunft entwickeln wird, können die Wissenschafter zur Zeit noch nicht vorhersagen. Die heutigen Modelle sind leider noch nicht in der Lage, die beobachteten Variationen im Südozean zu reproduzieren. Umso wichtiger ist es, die Messungen der CO2-Konzentrationen im Oberflächenwasser fortzusetzen., so Gruber. Wissenschaft;Wien – Das Fossil einer vierbeinigen Schlange, das im Juli für eine wissenschaftliche Sensation sorgte (der STANDARD berichtete), hat nun ein rechtliches Nachspiel: Laut Nature ermitteln brasilianische Behörden, ob das Fossil illegal aus dem Land geschaffen worden ist. Der Paläontologe David Martill von der britischen University of Portsmouth hatte den Fossilfund aus dem Nordosten Brasiliens 2012 in einer privaten Sammlung in einem Museum in Solnhofen, Deutschland, entdeckt. Fossilienexporte aus Brasilien sind seit 1942 verboten. LinkNature: Four-legged snake fossil sparks legal investigation (red, 5.8.2015) Wissenschaft;Exotische Fische und Gartenchemikalien tragen zum Massensterben von Fröschen bei. Exeter - Frösche zwischen Seerosen und Goldfischen in einem Gartenteich mögen den Eindruck einer kleinen Naturoase erwecken. Doch wie Forscher der University of Exeter nun herausfanden, stellen die Teiche ein erhebliches Gesundheitsrisiko für Wildfrösche dar. Eine Studie, die nun im Fachblatt PLoS One erschienen ist, zeigt, dass das Ausmaß von Ranavirosis ansteigt, wenn sich exotische Fische im gleichen Biotop befinden. Die Krankheit führt bei Amphibien und Reptilien zu einem regelrechten Massensterben. Die Forscher haben Daten zur Sterblichkeit von Grasfröschen, die mit Ranavirosis in Zusammenhang steht, analysiert, die seit 1992 von Teichbesitzern aus ganz Großbritannien zur Verfügung gestellt worden sind. Wir erleben gerade ein Massensterben von Spezies, besonders Amphibien sind in Gefahr, sagt Mitautorin Amber Griffiths. Die Verschlechterung der Umweltbedingungen und der Klimawandel verschärfen die Situation. Die Studie zeigt aber auch, dass wie einen sofortigen Unterschied machen können, wenn wir die Habitate in unseren Gärten verändern. So warnen die Forscher davor, exotische Fische wie Goldfische in Gartenteichen zu halten: Sie könnten den Virenpegel heben oder Stresshormone produzieren, die die Abwehrkräfte der Wildfrösche vermindern. Auch wird angenommen, dass der Gebrauch von Gartenchemikalien die Ausbreitung der Krankheit erhöht. Damit sich die gefährlichen Viren nicht weiter ausbreiten, sei es zudem wichtig, Fische, Froschlaich oder Teichpflanzen nicht von einem Teich in einen anderen zu bringen. Nicht-Wissenschaft;Rund 2.000 Arbeitsplätze in Deutschland betroffen, Grund sind Probleme bei Prozessindustrie und Antriebe. München – Der deutsche Elektrokonzern Siemens reagiert mit Einschnitten auf die Probleme in seiner Sparte Prozessindustrie und Antriebe. Weltweit seien rund 2.500 Arbeitsplätze betroffen, davon gut 2.000 in Deutschland und hier schwerpunktmäßig in Bayern, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Etwa jeweils die Hälfte der Jobs solle gestrichen beziehungsweise verlagert werden. Zunehmender Wettbewerb in den Branchen Öl und Gas sowie Metall und Bergbau mache eine Neuordnung der Kapazitäten notwendig, erklärte Siemens. Konkret sind am Standort Ruhstorf nahe Passau rund 700 Arbeitsplätze betroffen, in Bad Neustadt/Saale rund 350, in Nürnberg rund 750 und in Erlangen gut 150 Stellen. In Berlin soll es um etwa 20 bis 30 Jobs gehen. Die IG Metall wies die Pläne umgehend zurück und kündigte entschiedenen Widerstand an. Von der von Siemens-Chef Joe Kaeser versprochenen Ruhe im Unternehmen sei nichts zu spüren, kritisierte Bayerns IG-Metall-Bezirkschef Jürgen Wechsler. Erneut reagiere Siemens reflexartig und ideenlos mit Stellenstreichungen auf Marktveränderungen. Die Sparte Prozessindustrie und Antriebe baut unter anderem große Elektroantriebe für die Öl-, Gas- und Bergbauindustrie. Seit einiger Zeit lässt die Nachfrage aus der Öl- und Gasindustrie nach, denn die Kunden halten sich angesichts des Ölpreisverfalls mit Bestellungen zurück. Wegen der Probleme wurde im vergangenen Jahr auch der Chef der Sparte ausgetauscht, mittlerweile wird sie von Jürgen Brandes geführt. In Deutschland beschäftigt Siemens in dem Geschäftsfeld mit einem Jahresumsatz von rund neun Milliarden Euro etwa 16.000 Mitarbeiter, weltweit sind es rund 46.000. Siemens-Chef Kaeser hat seit seinem Amtsantritt bereits mehrfach den Rotstift angesetzt. Wegen des Konzernumbaus und der Schwierigkeiten in der Stromerzeugungssparte und in anderen Geschäftsfeldern strich er insgesamt rund 13.000 Jobs. Zugleich will Siemens aber auch einstellen: Der Wandel zum digitalen Industrieunternehmen werde vorangetrieben, erklärte das Unternehmen. Angesichts der Ausweitung der Investitionen unter anderem in Forschung und Entwicklung rechne man in den kommenden Jahren mit mindestens 25.000 Neueinstellungen jährlich, davon rund 3.000 in Deutschland. Nicht-Wissenschaft;Engel, Bräute und Ampelpärchen: Demonstrationszug gegen Diskriminierung von Homosexuellen. Zeitgleich marschierten Abtreibungsgegner. Wien – Viele Teilnehmer der 20. Regenbogenparade auf der Wiener Ringstraße haben in Sachen Styling ihrer Fantasie keine Grenzen gesetzt. Ob Engel, Bräute, Ampelpärchen oder Teilnehmer im Trachten-Look, zu sehen gab es für Zaungäste am Samstagnachmittag so einiges. Auch auf politische Botschaften wurde nicht vergessen, schließlich handelte es sich bei der Veranstaltung eigentlich um eine Demonstration. Umschwulung auf Krankenschein Die Regenbogenparade ist eigentlich eine Demonstration gegen die Diskriminierung von Lesben, Schwulen und Transgender-Personen. Deswegen hielten Teilnehmer Forderungen und Slogans fest. Dabei handelte es sich um Botschaften wie: Freedom, love, Umschwulung auf Krankenschein oder Ehe für alle statt Ampeln für alle – eine Anspielung auf die Wiener Ampelpärchen. Diese waren überhaupt ein beliebtes Thema: So verkleideten sich zwei Männer als grünes Ampelpärchen. Um den Hals hatten sie ein Schild hängen, auf dem stand: Das Ampelpärchen sagt: Grünes Licht für die Öffnung der Ehe. Abtreibungsgegner marschieren Zeitgleich bewegte sich einige Gassen vom Ring entfernt ein Demonstrationszug namens Marsch für die Familie durch die Wiener Innenstadt. Tafeln mit Parolen wie Abtreibung ist Mord wurden von den etwa 250 Demonstranten am Stephansplatz in die Höhe gehalten. Anwesend war neben der ÖVP-Bezirksvorsteherin Ursula Stenzel auch der Arzt und Neu-ÖVP-Mandatar Marcus Franz. Wissenschaft;Früheste Spuren systematischen Vogelviehverzehrs entdeckt: Ansammlungen von mindestens 2.300 Jahre alten Hühnerknochen in Israel. Haifa/Wien – Es ist zumindest rein zahlenmäßig das beliebteste Haustier des Menschen: Weltweit wird die Zahl der gehaltenen Haushühner auf rund 20 Milliarden geschätzt. Damit kommen auf einen Menschen knapp drei der eierlegenden Zweibeiner. Noch beliebter sind die Hühner als Schnitzel: Rund 45 Milliarden werden geschlachtet, macht sechs Stück pro Mensch und Jahr. Das Haushuhn hat gegenüber anderen Fleischlieferanten erhebliche Vorteile: Es verbraucht weniger Wasser und ist auch sonst besser für die Klimabilanz. Ab-strakt formuliert, stellen sie eine kompakte, tragbare und pflegeleichte Fleischpackung dar, die auch über Eier verlässlich Protein liefert, wie ein Forscherteam um Lee Perry-Gal von der Universität Haifa im Fachblatt PNAS schreibt. Das Interesse der Wissenschafter galt aber einer anderen Frage: Wo und wann begann man außerhalb von Asien systematisch mit der Zucht von Hühnern zum Fleisch- und Eierkonsum? Aufgrund genetischer Untersuchungen ist offensichtlich, dass unsere Hühnerrassen von einem südostasiatischen Wildhuhn abstammen, dem Bankivahuhn. Nach seiner Domestizierung gelangte das Huhn über seinen natürlichen Verbreitungsraum hinaus: zuerst nach Westasien und in den Nahen Osten, etwa im 9. oder 8. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung nach Europa. Die Forschung vermutet indes, dass in dieser Zeit westliche Hühner vor allem für rituelle oder symbolische Zwecke gehalten wurden. Knochenfunde, die auf eine systematische Hühnerhaltung zum Zwecke des Verzehrs schließen lassen, gibt es aus diesen Zeiten so gut wie gar nicht. Perry-Gal und Kollegen stießen kürzlich in Maresha, einer historischen Stadt im heutigen Israel, auf außergewöhnliche Ansammlungen antiker Hühnerknochen, die vermutlich mehr als 2300 Jahre alt sind. Darunter waren besonders viele Knochen weiblicher Tiere, was vermuten lässt, dass die Hühner unter anderem wegen ihrer Eier gehalten worden waren. Zudem fanden die Forscher Schnittspuren an den Knochen, die auf Schlachtungen hinweisen. Schließlich analysierten die Forscher das historische Vorkommen von Hühnern an mehr als 200 weiteren historischen Stätten in der südlichen Levante und fanden einen sprunghaften Anstieg an Knochen in den letzten drei Jahrhunderten vor unserer Zeitrechnung. Und das wiederum markiere vermutlich den Beginn der modernen Hühnerzucht. Wissenschaft;Germanist Rudolf Simek erstellte einen Katalog wundersamer Wesen aus der mittelalterlichen Literatur. Beim Scrabble wird man nach der Lektüre von Rudolf Simeks Monster im Mittelalter für einige Zeit unschlagbar sein. Man lege einfach Begriffe wie Meermönche oder Hundsköpfige aufs Brett – der österreichische Philologe und Mediävist belegt schwarz auf weiß, dass sie eine lange Tradition haben. Ihre Wurzeln reichen großteils bis zu griechischen Reisenden der Antike zurück, deren Berichte im Lauf der Jahrhunderte stark entstellt wurden. Es war ein lang gehegter Wunsch Simeks, all den sogenannten Wundervölkern oder Fabelrassen ein eigenes Werk zu widmen, welche die Gelehrten des Mittelalters für ganz reale Bewohner ferner Weltregionen hielten. Das können einfach nur Menschen mit anderer Sozialstruktur – zum Beispiel Amazonen – oder auch solche sein, die sich in ihren Essgewohnheiten von Europäern unterscheiden. Vor allem aber sind es Wesen von wunderlicher Gestalt, Mischformen aus Mensch und Tier oder auch Menschen mit bizarren Körpermerkmalen: die sich in ihre riesigen Schlappohren wickeln, die Gedärme außerhalb des Körpers tragen oder keinen Kopf haben, weshalb Augen, Nase und Mund auf dem Brustkorb sitzen. Simeks Lieblingsbeispiel sind die Skiopodes. Ihr Kennzeichen: ein einziger Fuß, auf dem sie wie ein geölter Blitz laufen können, sofern sie sich nicht gerade auf den Rücken legen und den Riesenfuß je nach Wetterlage als Sonnenschutz oder Regenschirm über sich halten. Mittelalterliche Enzyklopädien sprachen auch von monstra, abgeleitet vom lateinischen monstrare für zeigen. Zeigen sollten die Wunderwesen nach damaliger Deutung in erster Linie Gottes schöpferischen Einfallsreichtum. Darüber hinaus wurden sie weitgehend wertneutral betrachtet. Sie galten nicht als Schreckensgestalten wie Monster heute, sondern als alternative Formen menschlichen Lebens. Ein entscheidender Punkt für die Gelehrten der damaligen Zeit war die Frage, ob die Wunderwesen eine Seele hätten oder nicht. Diese vermeintlich akademische Diskussion sollte mit der beginnenden Neuzeit höchst reale wirtschaftspolitische Aspekte erhalten. Nun lasen die Europäer nicht mehr nur alte Reiseberichte, sondern kolonisierten selbst die Welt. Und trafen dabei auf indigene Bevölkerungen, bei denen der Grad an Menschlichkeit, den man ihnen zugestand, bestimmte, wie stark man sie ausbeuten durfte. Simek geht zwar noch darauf ein, wie die Ureinwohner Amerikas systematischer Versklavung entgingen, weil sich Vertreter der Kirche vehement dafür aussprachen, sie als beseelte Kinder Gottes anzusehen. Warum man mit Afrikanern später weniger gnädig verfuhr, wird im Buch aber leider nicht ausgeführt. Generell betrachtet Germanist Simek sein Thema primär aus der motivgeschichtlichen Perspektive und verfolgt die literarische Evolution einer Fabelrasse von einer Quelle zur nächsten. Für Nichtphilologen ist Monster im Mittelalter daher neben dem ausführlichen lexikalischen Teil vor allem wegen der mehr als 150 Illustrationen aus mittelalterlichen Quellen interessant. Es wimmelt im Buch nur so vor höchst erstaunlichen und oft unfassbar komischen Bildern. Was nicht nur den fantastischen Motiven geschuldet ist, sondern auch dem Wissensstand oder dem zeichnerischen Talent des jeweiligen Illustrators. So erwächst den fiktiven Wundervölkern ernstzunehmende Konkurrenz durch Wesen mit realer Grundlage, welche die damaligen Illustratoren aber nur vom Hörensagen kannten. Man wundere sich also nicht, wenn sich eine Seekuh hier als Fisch mit Hörnern oder ein Krokodil als Hase mit Schwimmhäuten präsentiert. Monster im Mittelalter ist eine wahre Augenweide. Wissenschaft;Die FH Gesundheitsberufe legt eine Studie über Mütter mit Behinderungen vor. Linz – Schätzungen der Vereinten Nationen zufolge leben etwa zehn Prozent der Weltbevölkerung mit einer körperlichen, psychosozialen oder intellektuellen Beeinträchtigung. Die Betroffenen sind von vielen Bereichen des Lebens ausgegrenzt, so wird zum Beispiel das Thema Sexualität behinderter Menschen oft tabuisiert. Gesunde Menschen können sich oft nicht vorstellen, dass auch Frauen mit derartigen Beeinträchtigungen in der Lage sind, Verantwortung für ein Kind zu übernehmen. Die betroffenen Frauen machen sogar die Erfahrung, dass von ihnen erwartet wird, keine Kinder zu bekommen. Entscheiden sie sich dennoch für ein Kind, haben sie häufig gegen sehr hartnäckige Vorurteile bezüglich ihrer Eignung als Mutter anzukämpfen. Zu dieser gesellschaftlichen Stigmatisierung gesellen sich noch ganz konkrete praktische Probleme, die von physischen Barrieren beim Zugang zu gynäkologischen Praxen oder geburtshilflichen Abteilungen bis hin zu erschwertem Zugang zu Informationsmaterial reichen. Auch nach der Geburt benötigen viele von ihnen noch besondere Unterstützung bei der Bewältigung der Familienarbeit. Eine kürzlich abgeschlossene Studie der Fachhochschule für Gesundheitsberufe in Oberösterreich hat sich mit genau dieser Problematik auseinandergesetzt und die Situation körper- und sinnesbehinderter Mütter in der Geburtshilfe analysiert. Wir konnten in unserer Studie vor allem zwei große Barrierenbereiche identifizieren, sagt die Studienleiterin Barbara Schildberger zum STANDARD. Der eine betrifft die Ausstattung der geburtshilflichen Abteilungen, der andere die Betreuung von behinderten Frauen in der Geburtshilfe. Die während dreier Jahre laufende Studie, die in Kooperation mit der Fachhochschule Gesundheit Tirol (Bachelor-Studiengang Hebamme) und mit Unterstützung des Österreichischen Hebammengremiums (ÖHG) durchgeführt worden war, gliederte sich in eine quantitative und eine qualitative Erhebung. Erstere wurde mittels eines selbst entwickelten, nichtstandardisierten Fragebogens durchgeführt, der an alle 84 Pflegedirektionen der österreichischen Krankenanstalten verschickt wurde. Darin wurden die baulichen Gegebenheiten zur Sicherstellung eines barrierefreien Zugangs – zum Beispiel rollstuhltaugliche Eingänge – sowie die Implementierung von barrierefreien Leistungs- und Hilfeangeboten erfasst. Die Ergebnisse zeigten, sagt die Hebamme und Soziologin Schildberger, dass zwar die unterschiedlichen Bauvorschriften der Länder flächendeckend umgesetzt worden waren, bei anderen Ausstattungsmerkmalen, die eine chancengleiche Versorgung ermöglichen würden, müsste aber noch etwas nachjustiert werden. So sei etwa nicht in allen geburtshilflichen Abteilungen ein Duschsessel, ein unterfahrbarer Wickeltisch oder einfache Namensbändchen in Brailleschrift vorhanden. Auch ein barrierefreier Zugang zu Informationen – zum Beispiel über vertonte Internetseiten oder über Broschüren in Brailleschrift – sei noch nicht überall gegeben. Insgesamt geht es dabei um Dinge, die den Frauen ein selbstständiges Agieren ermöglichen sollen: Je besser das klappt, desto weniger sind die betroffenen Frauen auf Unterstützung angewiesen, was sich natürlich auch positiv auf ihr Selbstbewusstsein auswirkt. Bei der qualitativen Erhebung ging es darum, das subjektive Erleben der Frauen bei Schwangerschaft, Geburt und im Wochenbett zu erfragen. Dazu wurden zehn leitfadengestützte Interviews mit motorisch, sensorisch oder sprachlich beeinträchtigten Frauen durchgeführt, die über Behindertenverbände kontaktiert worden waren. Bei der Auswertung zeigte sich, dass innerhalb der Pflege noch mehr für den Bedarf behinderter Frauen sensibilisiert werden muss: Uns ist nun klar, dass wir diese Aspekte vermehrt in der Ausbildung von medizinischem und pflegendem Personal behandeln müssen, betont Schildberger. Auch andere Abteilungen sollen für das Thema sensibilisiert werden. Die Ergebnisse der Studie sollen daher auch über praxisorientierte Medien wie die österreichische Hebammenzeitung an die betroffenen Berufsgruppen weitergegeben werden. Viele behinderte Frauen erleben besonders den Zweifel der Gesellschaft, dass auch sie gute Mütter sein können, als schmerzvoll, schildert die Soziologin und betont das wichtigste Ergebnis der Studie: Neben der allgemeinen gesellschaftlichen Akzeptanz wollen und brauchen die Frauen vor allem Rahmenbedingungen, um ihr Kind eigenständig zu versorgen. Nicht-Wissenschaft;Psychologische Aufarbeitung der Übergriffe in der betroffenen Schule. Salzburg – Nachdem die Direktorin einer Neuen Mittelschule in der Stadt Salzburg gestern, Mittwoch, eine Anzeige gegen vier Schüler wegen sexueller Belästigung von drei Mitschülerinnen eingebracht hat, sind Lehrer und Schüler am Donnerstag psychologisch betreut worden. Die vier unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge aus Afghanistan und Syrien sind derzeit vom Unterricht freigestellt. Der Landesschulrat, die Polizei und die Schulleitung waren gemeinsam bemüht, dass die Causa schnellst möglich aufgeklärt wird. Die Burschen im Alter von 14 bis 16 Jahren wurden wegen Verdachts der sexuellen Belästigung, der Körperverletzung und der gefährlichen Drohung angezeigt. Sie sollen die drei 14- und 15-jährigen Schülerinnen über drei Monate hinweg schikaniert haben. Ab der ersten Schulstunde war heute die Schulpsychologie anwesend. Der Vorfall wurde mit dem Lehrerkollegium durchgegangen, es wurden den Schülern und Klassenverbänden auch Einzelgespräche angeboten, erklärte Roland Bieber, Leiter der Präsidialabteilung des Landesschulrates, am Donnerstag gegenüber der APA. Eine Statistik über sexuelle Belästigung in Pflichtschulen liegt beim Landesschulrat nicht auf. So ein Fall wie dieser, bei dem es auch um das Begrapschen des Gesäßes ging, war ihm bisher nicht bekannt, sagte Bieber. Im Gegensatz dazu würden Rempeleien des Öfteren vorkommen, das sei ein pubertäres Phänomen. Die Direktorin der betroffenen Schule habe sich jedenfalls immer sehr bemüht, eine Vertrauensbasis mit den Schülerinnen und Schülern aufzubauen, damit sie sich bei Auftauchen eines Problems öffnen. Einmal in der Woche sei die Schulpsychologie vor Ort gewesen. Doch vor der Anzeige habe es kein Signal in Richtung einer sexuellen Belästigung gegeben, erklärte Bieber. Nach Bekanntwerden der sexuellen Übergriffe zum Jahreswechsel in Köln und anderen Städten habe die Direktorin das Lehrpersonal darauf aufmerksam gemacht, besonders hellhörig zu sein, sagte der Büroleiter des Landesschulratspräsidenten. Köln sei auch der Anlassfall gewesen, niederschwellig darüber zu sprechen. Wenn man mehr darüber hört, ist auch das Sensorium ein anderes. Schließlich haben sich die drei Mädchen an die Schule gewandt, bevor sie darüber zu Hause erzählten. Die Direktorin habe richtig gehandelt und sofort Anzeige erstattet. Nun müsse der Fall genau ermittelt werden, um weitere Schritte setzen zu können. Laut Bieber sei man bis zu der Anzeigeeinbringung der Ansicht gewesen, dass die vier Burschen einen guten Integrationsfortschritt in der Schule gemacht hätten. Die vier Flüchtlinge leben in verschiedenen Unterkünften. Es werde nun auch geprüft, ob sie in andere Schulen verlegt werden können, und zwar einzeln verteilt, damit sie nicht mehr in einer Gruppe auftreten, hieß es dem Büro von Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP), in dessen Ressort der Schulbereich fällt. Es handle sich um außerordentliche Schüler, was bedeute, dass ein weiterer Betreuungsbedarf bestehe, weil sie sprachlich nicht in der Lage seien, den Unterricht in deutscher Sprache ausreichend mitzuverfolgen. Von insgesamt 38.000 Pflichtschülern im Land Salzburg seien 2.484 außerordentliche Schüler, davon wiederum 450 Flüchtlingskinder. Angesichts des aktuellen Falles präsentierte der Landesschulrat heute einen Fünf-Punkte-Plan, der derartige Übergriffe in Zukunft verhindern soll. Für die Beschulung von Asylwerbern und Asylberechtigten wurde ein eigener Koordinator im Landesschulrat bestellt, der die Schulen als Informationsdrehscheibe unterstützt. Weiters werden den Pflichtschulen für das laufende Schuljahr 25 Planstellen für Sprachförderung zusätzlich vom Bildungsressort des Landes für Sprachförderung und Integration zur Verfügung gestellt, weil der Bund bis jetzt trotz vielfacher Ankündigen keine zusätzlichen Ressourcen zur Verfügung stellt, teilte das Land mit. Der Fünf-Punkte-Plan beinhaltet auch eine Null-Toleranz-Anweisung. Alle Lehrer im Land Salzburg haben bei Verdacht von Übergriffen auf Schülerinnen und Schüler umgehend Meldung an die Schulleitung zu erstatten. Eigene Kontaktbeamte der Polizei gehen jedem Verdacht nach. Bei Bestätigung eines Verdachtes werden zum Schutz der Opfer und der mutmaßlichen Täter umgehend vorläufige Suspendierungen ausgesprochen. Gemeinsam mit den Schulpartnern wird auch ein Maßnahmenpaket erarbeitet, das klare Verhaltensregeln und Konsequenzen bei Verstößen regeln soll. Hierbei steht sowohl die Wertevermittlung, als auch die Verpflichtung zur Verwendung der deutschen Sprache in der Schule im Mittelpunkt. Integrations-Landesrätin Martina Berthold (Grüne) kündigte unterdessen an, in den Unterkünften der jungen Männer das Thema sexuelle Belästigung sukzessive aufzuarbeiten. Dabei soll die Gesetzeslage erörtert und auch vermittelt werden, wie man Frauen und Mädchen in Österreich angemessen begegnet. Wissenschaft;Exotische Fleischwaren können Krankheitserreger enthalten. Österreichische Wissenschafter haben die Risiken erfasst und staunten über Einfuhrmengen. Wien – Man schlendert über einen Markt, irgendwo fern der Heimat, und wird von Eindrücken fast überwältigt. Düfte, Farben – ein Fest für die Sinne. Wer probiert, kommt meist schnell auf den Geschmack. Wurst, wunderbar gewürzt mit Kreuzkümmel und Koriander, oder pikanter Schafskäse. Die Aromen tanzen Polka auf der Zunge. Eine großzügige Portion ist schnell gekauft und eingepackt. Für zu Hause, zum Nachgenießen. Die Begeisterung kann allerdings unangenehme Folgen haben. Kulinarische Souvenirs aus EU-Mitgliedsstaaten gelten als unproblematisch, doch die unkontrollierte Einfuhr von Tierprodukten aus anderen Ländern, auch wenn sie nur für den persönlichen Verzehr gedacht sind, ist illegal. Die Gesetzgeber fürchten das Einschleppen von potenziell gefährlichen Krankheitserregern, und diese Angst hat ihre Begründung. Die benachbarte Türkei zum Beispiel ist nur einer von vielen auf der Liste der Risikostaaten. Es gibt dort immer wieder Ausbrüche von Maul- und Klauenseuche, sagt Dagmar Schoder von der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Die hochansteckende Viruserkrankung kann ganze Viehbestände befallen und gewaltige wirtschaftliche Schäden verursachen. Abgesehen davon entspricht auch die Lebensmittelhygiene vielerorts nicht den EU-Standards, wie Dagmar Schoder betont. Den Befürchtungen zum Trotz: Wie groß die Risiken tatsächlich sind, war bisher unbekannt. Konkrete Zahlen über die Keimbelastung mitgebrachter Leckereien gab es nicht. Das von der EU finanzierte Projekt Promise sollte hier Abhilfe schaffen. Zusammen mit Wiener Kolleginnen und einer Expertin der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages) hat Dagmar Schoder insgesamt 600 illegal importierte Lebensmittel tierischen Ursprungs auf deren Kontamination mit diversen Bakterienstämmen hin untersucht. Die Proben stammten aus Waren, die vom Zoll auf dem Flughafen Schwechat bei Passagieren gefunden und konfisziert wurden. Es ist die erste Studie dieser Art in Europa. Die vor kurzem im Fachblatt International Journal of Food Microbiology (Band 209, S. 3) veröffentlichten Ergebnisse zeigen ein vielschichtiges Bild. Erstaunlich ist zunächst, welche Mengen exotischer Delikatessen manche Personen nach Österreich mitnehmen. Ein Reisender aus Ägypten hatte nicht weniger als zehn Kilo rohes Fleisch und Leber im Gepäck, ein anderer aus der Türkei sogar 15 Kilo Wurst. Dagegen muten die anderthalb Kilo getrocknetes Wildfleisch im Besitz eines aus der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba eingeflogenen Passagiers geradezu bescheiden an. Die Amateurschmuggler sind oft Menschen mit kulturellen Wurzeln in den Reiseländern. In ihrer neuen mitteleuropäischen Heimat können sie bestimmte traditionelle Speisen nicht auftreiben und vermissen sie. Was für uns das Wiener Schnitzel, ist für den Afrikaner geräuchertes Stachelschwein, sagt Dagmar Schoder. Verständlich, aber eben nicht gesetzeskonform. Schoder und ihr Team analysierten die gesammelten Proben sowohl anhand klassischer mikrobiologischer Methoden als auch molekulargenetisch. Man suchte gezielt nach fünf verschiedenen Bakterientypen: Listeria monocytogenes, Staphylococcus aureus, Escherichia coli sowie Vertreter der Gattung Campylobacter und Salmonella. S. aureus und E. coli gelten nicht grundsätzlich als Krankheitserreger, sagt Schoder. Stattdessen dienen sie Fachleuten vor allem als Hygieneindikatoren. Wenn diese Keime in erhöhten Mengen auftreten, ist es mit der Sauberkeit in der Küche nicht gut bestellt gewesen. Salmonella und Co sind jedoch echte Pathogene. Sie verursachen hauptsächlich Magen-Darm-Infekte. Dasselbe gilt für E.-coli-Stämme. Von den insgesamt 315 untersuchten Milchprodukten enthielten neun, 2,9 Prozent also, krankheitserregende Bakterien. Für E. coli und S. aureus lagen die Konzentrationen in 86,7, beziehungsweise 95,9 Prozent der Proben unterhalb der EU-Grenzwerte. Besonders stark kontaminiert war ein türkischer Mozzarella. Der in Istanbul produzierte Käse enthielt nicht nur Salmonellen, sondern auch große Mengen Staphylokokken und Kolibakterien. Für Fleisch und Wurst konnten etwas mehr Belastungen aufgezeigt werden. Pathogene Keime ließen sich in 19 (7,3 Prozent) von insgesamt 262 Proben nachweisen. Mehr als die Hälfte davon, 4,2 Prozent, war mit Listerien behaftet. Interessanterweise liegt diese Zahl sogar unter der für österreichische Fleischerzeugnisse ermittelten Häufigkeit von 5,4 Prozent. Das Risiko, durch Verzehr solcher Speisen die Infektionskrankheit zu bekommen, ist bei exotischer Ware offenbar nicht größer. In Bezug auf die Hygieneindikatoren jedoch sind die Werte mitunter deutlich erhöht, erklärt Dagmar Schoder. Eine zusätzliche Gefahr könnte von Bakterienstämmen ausgehen, die bisher nicht in Europa vorkommen, meint die Expertin. 2013 zum Beispiel kam es in Spanien zu einem Ausbruch einer Listeriose. Die verantwortlichen Erreger wurden als Listeria monocytogenes der genetischen Variante ST87 identifiziert. Sie ist auch aus China bekannt. Die österreichischen Forscher stießen bei ihrer Suche ebenfalls auf L. monocytogenes – in zwei illegal mitgebrachten chinesischen Geflügelprodukten. Man weiß viel zu wenig über diese Warenbewegungen, sagt Schoder. Vor allem Buschfleisch von tropischen Wildtieren sei äußerst riskant. Sie können diverse Krankheitserreger in sich tragen, darunter vielleicht auch das Ebola-Virus. Es sollten laufend stichprobenartige Kontrollen durchgeführt werden. Aber: Eine hundertprozentige Sicherheit werde es nie geben. Wissenschaft;Noch ist unklar, ob es sich dabei tatsächlich um Kommunikation mit Artgenossen handelt. Wien/Berlin/Kopenhagen – Es ist seit langem bekannt, dass Giraffen Töne produzieren können. Allerdings ist nach wie vor unklar, ob sie diese auch zur Kommunikation verwenden. Aufgezeichnet wurden bisher vor allem Schnaub- und Grunzgeräusche. Forscher der Universität Wien und des Berliner Tierparks berichten nun im Fachjournal BioMedCentral, dass die Tiere in der Nacht summen – warum genau, konnten sie noch nicht klären. Für ihre Untersuchung zur möglichen Kommunikation zwischen den Giraffen sammelten die Wissenschafter rund 1.000 Stunden Audiomaterial von in den Zoos von Wien, Berlin und Kopenhagen. Zur ihrer Überraschung begannen die Tiere in der Nacht mit einem harmonischen, kontinuierlichen, frequenzmodulierten Summen – in Kopenhagen rund zwei Stunden vor Sonnenaufgang, in den anderen beiden Zoos vor allem in der Mitte der Nacht. Da die Wissenschafter nur über Audioaufnahmen verfügen, konnten sie jedoch nicht nachweisen ob bzw. in welchem Zusammenhang die Töne der Kommunikation mit Artgenossen dienen. In allen drei Zoos wurden die Tiere während der Untersuchung in der Nacht vergleichbar gehalten: In Kopenhagen wurde eine schwangere Giraffenkuh von der Herde getrennt, in Wien ein Giraffenbulle vom Rest der Tiere. In Berlin wiederum verbrachte jede Giraffe die Nacht in einem eigenen Stall, nur Kälber wurden zusammen mit der Mutter gehalten. Die Forscher vermuten daher, dass das Summen im Dunkeln zur Kontaktaufnahme dienen könnte, etwa um die restlichen Herdenmitglieder zu rufen. Zur weiteren Erforschung des rätselhaften Summens schlägt das Team um Angela Stöger-Horwath und Anton Baotic von der Universität Wien ein automatisches akustisches Monitoring-System vor, das mit Videoaufnahmen gekoppelt ist. So könnte einerseits das Verhalten der Tiere nach dem Summen analysiert und andererseits das rufende Tier eindeutig identifiziert werden. Nicht-Wissenschaft;Starkes Comeback des Steirers nach verordneter Pause. Zwei Assists gegen Dallas genügten dennoch nicht, Wild verlor zum elften Mal in zwölf Spielen. St. Paul (Minnesota) – Nach einer verordneten Nachdenkpause hat sich Thomas Vanek in der NHL mit einer starken Leistung zurückgemeldet. Trotz zweier Assists konnte der ÖEHV-Star die 3:4-Heimniederlage nach Verlängerung seiner Minnesota Wild gegen die Dallas Stars aber nicht verhindern. Für das Team des Steirers war es schon die elfte Pleite in den vergangenen zwölf Spielen. Vanek, der gegen St. Louis zuletzt auf die Tribüne verbannt worden war, startete dieses Mal furios. Im ersten Drittel legte er zunächst zum 1:0 durch Erik Haula auf und war dann auch noch am Treffer von Justin Fontaine zum 2:1 beteiligt. Es waren die ersten Scorerpunkte für den Österreicher seit 15. Dezember des vergangenen Jahres. Für den Sieg reichte das dennoch nicht. Dallas konnte den Rückstand jeweils aufholen und ging im zweiten Drittel durch Patrick Eaves sogar in Führung. Der erneute Ausgleich durch Mikko Koivo war für die Wild schließlich zu wenig. In der Verlängerung entschied John Klingberg mit seinem Treffer die Partie zugunsten der Texaner. Keinen guten Tag erwischten auch die beiden anderen Österreich-Legionäre in der NHL: Michael Grabner zog im kanadischen Duell mit den Toronto Maple Leafes mit den Calgary Flames mit 3:4 den Kürzeren und blieb ohne Punkt. Die Philadelphia Flyers mit dem Kärntner Michael Raffl mussten sich den Anaheim Ducks deutlich mit 1:4 geschlagen geben. (APA/Reuters, 10.2.2016) Ergebnisse vom Dienstag: Calgary Flames – Toronto Maple Leafs (mit Grabner) 4:3Philadelphia Flyers (mit Raffl) – Anaheim Ducks 1:4Minnesota Wild (mit Vanek) – Dallas Stars 3:4 n.V.Colorado Avalanche – Vancouver Canucks 1:3Nashville Predators – Washington Capitals 3:5Montreal Canadiens – Tampa Bay Lightning 4:2 Boston Bruins – Los Angeles Kings 2:9Buffalo Sabres – Florida Panthers 4:7New Jersey Devils – Edmonton Oilers 2:1 Columbus Blue Jackets – New York Islanders 2:3 n.P. St. Louis Blues – Winnipeg Jets 1:2 n.P.Chicago Blackhawks – San Jose Sharks 0:2 Nicht-Wissenschaft;Premier Renzi einigt sich mit populistischer Fünf-Sterne-Bewegung. Rom – Nach 32 ergebnislosen Wahlgängen und einem dreimonatigen politischen Streit hat es Italiens Premier Matteo Renzi am Mittwochabend geschafft, im Parlament drei neue Verfassungsrichter wählen zu lassen. Möglich wurde die Wahl durch eine Einigung Renzis mit der populistischen Oppositionspartei Fünf Sterne um den Ex-Kabarettisten Beppe Grillo. Bei den neuen Verfassungsrichtern handelt es sich um den von Renzis Demokratischer Partei (PD) unterstützten Augusto Barbera, den Fünf-Sterne-Kandidaten Franco Modugno und Giulio Prosperetti, Berufungsrichter im Vatikan. Dieser wurde vor allem von den Zentrumsparteien NCD und UDC unterstützt. Genug der Blamage Renzi konnte dank des Abkommens endlich das notwendige Quorum von 649 Stimmen für die drei Kandidaten erreichen. Das Parlament habe sich mit den Verzögerungen bei der Wahl schon genug blamiert, jetzt müsse es endlich zu einem Ergebnis kommen, hatte Renzi am Mittwoch gedrängt. Das Verfassungsgericht besteht aus 15 Richtern, ein Drittel wird vom Präsidenten ernannt, ein Drittel vom Parlament gewählt. Die übrigen fünf Mitglieder werden durch die obersten Gerichte gewählt. Die Amtsdauer beträgt neun Jahre, es ist keine weitere Amtszeit möglich. Wissenschaft;Besitzerin bot vermeintlichen Fernschreiber um 12,50 Euro an. San Jose – Mitarbeiter eines britischen Museums haben auf Ebay eine Chiffriermaschine der deutschen Wehrmacht entdeckt, wie sie auch Adolf Hitler für Geheimbotschaften an seine Generäle nutzte. Eine Frau aus Essex bot den Fernschreiber, der ursprünglich über einen Verschlüsselungszusatz verfügte, um umgerechnet 12,50 Euro an, berichtete die BBC. Die Mitarbeiter des National Museum of Computing fanden die Maschine in einem Schuppen voller Müll vor. Ihre Seriennummer bestätigte, dass es sich um die Basis einer sogenannte Lorenz-Rotor-Chiffriermaschine handelt. Allerdings fehlt der Aufbau zur Verschlüsselung, die Fachleute haben daher die Öffentlichkeit um Hilfe bei der Suche gebeten. Die Lorenz-Chiffriermaschinen verfügten über zwölf Rotoren, die als drehbare Walzen angeordnet waren und ihre Stellung zueinander während der Verschlüsselung änderten. Durch die Drehung wurde für jeden Buchstaben eines Textes eine unterschiedliche Ersetzung erzeugt. Die Lorenz-Maschine ähnelt der berühmteren Enigma-Verschlüsselungsmaschine, ist jedoch deutlich größer und ließ sich deshalb nicht so leicht transportieren. Nach Angaben des Vorsitzenden des Museumsstiftungsrats, Andy Clark, wurde sie nur für strategische Botschaften höherer Wehrmachtsstellen eingesetzt. Wissenschaft;Rainhard Findling entwickelt benutzergerechte Sicherheitssysteme für Smartphones. Das ideale Passwort ist inzwischen bekannt: Lang, schwer zu erraten und gespickt mit Zahlen und Sonderzeichen sollte es sein. Aber grau ist alle Theorie. Auch 2014 stand auf der von der US-Sicherheitsoftwarefirma SplashData jährlich veröffentlichten Liste der am häufigsten verwendeten Passwörter ganz oben: 123456. Bequemlichkeit schlägt Vernunft. In der Regel geht bei vielen Technologien, die wir heute verwenden, häufig die Benutzerfreundlichkeit mit Einbußen im Bereich der Sicherheit einher. Es ist eine der großen Herausforderungen für die Zukunft, diesen Zwiespalt – soweit es möglich ist – zu überbrücken, sagt Rainhard Findling (27) vom Josef-Ressel-Zentrum für benutzerfreundliche mobile Sicherheit an der FH Oberösterreich. Der Informatiker entwickelt am Standort Hagenberg Verschlüsselungssysteme, die alltägliche Begleiter wie Smartphones effektiv schützen sollen und dabei gleichzeitig auch noch einfach zu bedienen sind. Um ein System ausreichend abzusichern, müsse man viel Aufwand betreiben. Aber ist das nicht unvereinbar mit der kinderleichten komfortablen Bedienung, die gerade mobile Geräte versprechen? Findling: Viele Menschen sind sich immer noch nicht bewusst, dass sie mit einem Smartphone einen vollwertigen Computer in der Hand halten. So ein Gerät decke konzeptionell die ganze Palette eines Computers ab und könne mit seinen Sensoren sogar noch mehr: Es hat GPS, nimmt Beschleunigung wahr und ist in der Lage, zwischen hell und dunkel zu unterscheiden. Diese Grundvoraussetzungen können wir nutzen, um effektive Sicherungssysteme zu entwickeln, die gleichzeitig benutzerfreundlich sind. Mit dieser Thematik beschäftigte sich Findling, der am Institut für Netzwerke und Sicherheit an der Universität Linz promoviert, schon in seiner Masterarbeit. Hier nahm er sich mit der Gesichtserkennung einer bereits existierenden Technologie an, von der behauptet wird, dass sie mehr Komfort und Sicherheit biete. Das ist jedoch nicht unbedingt der Fall: Ein Smartphone lässt sich leicht mit einem Porträtfoto seines Besitzers austricksen, das man in sozialen Netzwerken schnell bekommen kann. Um dieses Problem zu beheben, entwickelte Findling eine Authentifizierung, die das Gesicht nicht nur frontal einliest, sondern in einem Halbkreisschwenk die Vorderseite des Kopfes dreidimensional vermisst und dabei auch Höhenunterschiede – etwa zwischen Nase und Augen – erkennt. Dafür wurde der Ansfeldener heuer mit dem Förderpreis FH der Österreichischen Computer Gesellschaft ausgezeichnet. Die Liebe zur Technik wurde dem Sohn eines Hydraulikingenieurs schon in die Wiege gelegt. Zusammen mit seinem Bruder ist er aber der erste Informatiker in der Familie. Auch deshalb benutze inzwischen die halbe Verwandtschaft Linux, berichtet Findling schmunzelnd. In die Nerdschublade will sich der bekennende Computerfreak aber nicht stecken lassen: Von uns Informatikern meint man immer, dass wir die Sonne nur durch das Fenster sehen. Ich suche aber immer wieder den Ausgleich zu den Bits und Bytes beim Sport und in der Natur – und das mache ich dann sehr gern ganz ohne Technik. Auch ein Computerwissenschafter muss schließlich einmal herunterfahren. Nicht-Wissenschaft;Rechtsstreit um Legalität des Urteils, da sich die Beschuldigte damit selbst belasten könnte. Ein US-Gericht hat eine 29-jährige Verdächtige gezwungen, ihr iPhone per Fingerabdruck zu entsperren. Der Vorgang löst in den USA nun heftige Debatten aus. Denn es gilt rechtlich als unklar, ob ein Fingerabdruck zum Entsperren von Geräten überhaupt verlangt werden darf. So wird ja zwischen allgemeinen physischen Beweisstücken wie Haaren oder Speichel und Aktionen, die Verdächtige selbst belasten, unterschieden. Der Fingerabdruck zum Entsperren liegt quasi in der Mitte. Die US-Rechtsprofessorin Susan Brenner argumentiert gegenüber der LA Times, dass sich die Beschuldigte durch das Entsperren selbst belastet. Das sei aber durch den 5. Zusatzartikel der US-Verfassung verboten – niemand kann zu einer Aussage, die negativ für ihn ausgelegt werden kann, gezwungen werden. Doch es gibt naturgemäß auch Gegenstimmen. Albert Gidari von der Stanford University meint etwa, dass das Hinhalten eines Fingers nicht als Zeugenaussage zu werten sei. Bislang gibt es weltweit nur wenige Gerichtsentscheidungen, die Menschen zum biometrischen Entsperren ihrer Geräte zwingen. iPhones und iPads verfügen seit 2013 über das Feature. Wird ein Smartphone oder Tablet allerdings 48 Stunden lang nicht benutzt, muss ohnehin das Passwort eingegeben werden. Dann liegen die juristischen Konfliktlinien wiederum anders, da Passwörter meist schon als selbst belastend gesehen werden. Es ist durchaus möglich, dass ein derartiger Fall also einer Entscheidung durch Höchstgerichte harrt. Nicht-Wissenschaft;Ähnliche Zahlen auch 2016 erwartet – Bisher kamen 521.000 Schutzsuchende auf diesem Weg nach Europa. Genf – Angesichts des hohen Andrangs an Schutzsuchenden hat das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR seine Jahresprognose für 2015 nach oben korrigiert. Für 2015 rechnet die Organisation nun damit, dass insgesamt 700.000 Menschen das Mittelmeer überqueren, wie aus einer der Nachrichtenagentur Reuters vorliegenden Aufstellung hervorgeht. Vergangenes Monat war UNHCR noch von 400.000 Flüchtlingen ausgegangen. Auch für 2016 rechnet die Organisation vorerst mit 700.000 Schutzsuchenden, merkt jedoch an, dass die Zahlen noch steigen könnten. Es ist möglich, dass es 2016 noch mehr Ankünfte geben wird, vorerst gehen wir aber von ähnlichen Zahlen wie 2015 aus, zitierte Reuters aus dem Papier. Angesichts bereits existierender Schätzungen zu Flüchtlingszahlen sind die korrigierten Prognosen jedoch keine Überraschung. So ging alleine Deutschland bisher schon von bis zu einer Million Schutzsuchenden aus. Laut aktueller Zahlen des UNHCR kamen bis Ende September zudem bereits 521.000 Menschen über das Mittelmeer nach Italien oder Griechenland. Wissenschaft;Leipzig – Kleinkinder gelten mitunter als stur und unfähig, mit anderen zu teilen. Forscher vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig und von der Uni Manchester haben nun nach Experimenten herausgefunden, dass schon dreijährige Kinder über ein hohes Maß an Fürsorge und Sinn für Gerechtigkeit verfügen. Wie die Forscher im Fachblatt Science berichten, geben die Kleinen verlorene Dinge am liebsten an die rechtmäßigen Eigentümer zurück. Ist das unmöglich, hindern sie andere daran, zu nehmen, was diesen nicht gehört. Princeton – Seit vielen Jahren diskutieren Forscher darüber, wie Tiere, die in einer hierarchischen Sozialstruktur leben, zu Entscheidungen kommen. Ungeklärt ist die Frage auch deshalb, weil sie – im Fall wildlebender Wölfe oder Primaten – schwer zu untersuchen ist. Einem Forscherteam ist das nun bei Pavianen mittels GPS gelungen. Das in Science veröffentlichte Ergebnis: Zumindest die Frage, wohin sich die Tiere als Nächstes begeben, wird im Kollektiv entschieden. Nicht-Wissenschaft;Seit Jahresbeginn bereits über 18.000 Menschen aus der Türkei nach Griechenland gekommen – Im Vorjahr weniger Ankünfte in Italien, mehr in Frankreich. Athen – In Mazedonien ist der Flüchtlingszustrom nach Amtsangaben kurzfristig stark zurückgegangen. In den letzten drei Tagen waren in dem Balkanland täglich nur zwischen 700 und 1.000 Flüchtlinge aus Syrien, dem Irak und Afghanistan eingetroffen, was laut dem Internetportal 24 vesti die niedrigste tägliche Zahl seit dem Beginn der Flüchtlingskrise im Vorjahr wären. In der Ägäis ist der Zustrom zu Wochenbeginn allerdings wieder angestiegen. an. In der Hafenstadt Piräus trafen am Dienstag nach Angaben der Küstenwache knapp 1.500 Flüchtlinge an Bord einer Fähre von der Insel Lesbos ein. Dorthin waren sie vom türkischen Festland gelangt. In den ersten zehn Tagen des Jahres sind nach Angaben des UNO-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) insgesamt 18.334 Migranten und Flüchtlinge aus der Türkei nach Griechenland gekommen. Die meisten – 10.574 – landeten demnach auf Lesbos. Ein gutes Viertel von ihnen waren Kinder, wie das UNHCR mitteilte. Der umstrittene Rasierklingenzaun, der Flüchtlinge vom Übertritt von Slowenien nach Kroatien abhalten soll, wurde indes wieder abgebaut. Dabei handelt es sich allerdings weniger um eine politische Entscheidung als um höhere Gewalt. Nachdem der Grenzfluss Kolpa den Zaun auf mehreren Stellen unter Wasser setzte, hat die slowenische Armee am Dienstag begonnen, ihn dort wegzuräumen, berichteten slowenische Medien. Der Zaun wird zunächst in den Gemeinden Metlika und Crnomelj abgebaut werden, bestätigte das slowenische Innenministerium nach Angaben des Nachrichtenportals zurnal24.si. Laut dem Ministerium soll der Stacheldraht an jenen Stellen, wo die Überflutungsgefahr am größten ist, durch einen Panelzaun ausgetauscht werden. Die lokale Bevölkerung hat Berichten zufolge von Anfang an vor Hochwassergefahr an der umzäunten Kolpa gewarnt. Durch starke Regenfälle stieg der Pegel fast fünf Meter hoch, weshalb die Gefahr bestand, dass der Rasierklingendraht von den Wassermengen ins Flussbett mitgerissen wird. Im Fluss versenkt, könnte der messerscharfe Draht besonders gefährlich für die zahlreichen Touristen werden, die im Sommer dort baden. In Italien kamen im Vorjahr 153.842 Personen an – rund 17.000 Menschen weniger als im Jahr davor. Dies teilte die katholische Stiftung Migrantes anlässlich des Welttags der Flüchtlinge am Dienstag mit. Italien versorge zurzeit 103.792 Flüchtlinge in seinen Einrichtungen. In Frankreich haben 2015 knapp 80.000 Menschen einen Asylantrag gestellt. Nach Angaben der französischen Flüchtlingsbehörde (OFPRA) stieg die Zahl der Anträge damit im Vergleich zum Jahr 2014 um 22 Prozent. Der Generaldirektor der Behörde, Pascal Brice, sagte der Nachrichtenagentur AFP am Dienstag, 31,5 Prozent der Anträge seien bewilligt worden – im Jahr zuvor waren es 28 Prozent. OFPRA zufolge wurden im vergangenen Jahr 79.130 Asylanträge gestellt. Vorn lagen Anträge von Syrern (5.200) und Sudanesen (5.060) sowie von Schutzsuchenden aus dem Kosovo (4.650). Brice zufolge wurden fast alle Anträge von Syrern, nämlich 97 Prozent, bewilligt. Der Flüchtlingszustrom bleibt damit auf der obersten Krisenstufe der EU. Die EU-Kommission wies Berichte über Hindernisse seitens der Türkei, die Zahl der Flüchtlinge nach Europa einzudämmen, zurück. Der Aktionsplan der EU mit der Türkei sei eine gegenseitige Verpflichtung und entwickle sich. Allerdings räumte ein Sprecher ein, dass es bei der Flüchtlingsverteilung an Solidarität mangle. Wir sind noch nicht da, so der Sprecher. Die EU-Staaten seien gefordert, dies umzusetzen. Der Kommissionssprecher konzedierte auch Mängel bei dem Finanzierungsplan für die Türkei von drei Mrd. Euro. Er verwies darauf, dass sich alle EU-Staaten zuletzt darauf geeinigt hätten. Jedenfalls könne aus dem EU-Budget eine Summe von 500 Millionen Euro sofort bereitgestellt werden, allerdings müsse die Türkei entsprechende Projekte für die Verbesserung von Bildung und Unterbringung der im Land befindlichen Flüchtlinge vorlegen. Wir sind noch nicht dort, aber es ist in Bewegung, so der Sprecher. Wissenschaft;Eine bemannte Mars-Mission sei für ihn sicher, sagt FFG-Chef Klaus Pseiner, derzeit Vizechef im Rat der Weltraumagentur ESA. STANDARD: Vor kurzem ist die Esa-Mission ExoMars gestartet, die Spuren von Leben auf dem Roten Planeten suchen soll. Was verbinden Sie persönlich mit solchen Missionen? Pseiner: Ich habe vor vielen Jahren an einer Studie des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt mitgearbeitet, die die Optionen der Exploration von Mond und Mars verglichen hat. Damals war Österreich noch assoziiertes Mitglied der Europäischen Weltraumagentur Esa. Seither weiß ich, wie viel Aufwand hinter einer Mission wie dieser steht – unabhängig vom Stand der Technologieentwicklung. Seitdem bin ich mir auch sicher, dass ein bemannter Flug zum Mars das größte Abenteuer der Menschheit sein wird. STANDARD: Eine theoretische Frage: Würden Sie, wenn man Sie fragt, mitfliegen? Pseiner: Erstens würde man mich nie fragen, zweitens würde ich Ja sagen. STANDARD: So risikofreudig? Pseiner: Wenn man sich zu einer bemannten Mars-Mission entschließt, dann wird die so sicher sein, dass nicht viel passieren kann, weil man alle Eventualitäten vorher abgeklärt haben wird. Die Weltraumagenturen könnten sich eine Katastrophe nicht leisten. STANDARD: Wird denn ein solcher Flug jemals stattfinden? Pseiner: Es gibt zwar keine konkreten Vorbereitungen, aber viele Vorarbeiten für einen solchen Raumflug. Ich bin mir daher sicher, dass es dazu kommen wird. Nicht nächstes oder übernächstes Jahr, da muss man eher in Jahrzehnten sprechen. Eine bemannte Mars-Mission braucht abgesehen von technologischen Entwicklungen, die das Überleben gewährleisten können, eine spezifische politische Konstellation zwischen Europa, den USA, Japan und Russland. So ein Abenteuer kann man aus finanziellen, aber auch aus politischen Gründen nicht allein stemmen. Die politische Kooperation scheint derzeit nicht möglich, aber das wird wieder kommen. Weltraumforschung ist ja ein ständiges Abwägen von Wettbewerbssituation und Kooperationsbereitschaft. Je marktnäher die Forschung, desto weniger Kooperationsbereitschaft besteht – logischerweise. Je mehr Grundlagenforschung im Projekt steckt, desto mehr sucht man nach Partnern. STANDARD: Wie ist diesbezüglich das Verhältnis zur US-amerikanischen Weltraumbehörde Nasa? Pseiner: Sie ist in vielen Dingen der Maßstab und zeigt vor, wohin es gehen könnte. Die Esa schaut sich das genau an und entscheidet dann, ob man mitgehen sollte oder nicht. Zum Beispiel, was die Beschaffung von Bauteilen der Trägerraketen oder Satelliten betrifft: Hier sucht die Nasa private Partner, die Esa sieht aber noch nicht, ob das eine merkbare Qualitätsverbesserung bringt. Der Preis ist jedenfalls nicht kleiner geworden. STANDARD: Sie sind ja derzeit Vize-Vorsitzender des Esa-Rates. Sind Sie da in Entscheidungen über Kooperationen eingebunden? Pseiner: Bevor ich dazu etwas sage: Den Ratsvorsitz hat eigentlich Harald Posch bekommen – ad personam. Sicher auch weil wir trotz des relativ geringen Anteils von zwei Prozent in der Esa überproportional gut gehört werden, aber vor allem wegen seiner Leistungen. Er war in der FFG jahrelang Leiter der Weltraumagentur und ist leider vor ziemlich genau einem Jahr verstorben. In seiner Nachfolge hat man zwei Vorsitzende gewählt und mich als Vize-Vorsitzenden. Zu Ihrer Frage: Ja, der Rat ist ein großes Esa-Gremium, das einiges entscheidet. Dazu gibt es noch ein Exekutivkomitee bestehend aus mir und den beiden Vorsitzenden, das den neuen Esa-Generaldirektor Jan Wörner bei richtungsweisenden Entscheidungen unterstützt – etwa bei der Bestellung neuer Direktoren für die Esa-Abteilungen. Wir sind vergleichbar mit einem Aufsichtsratsgremium in einer Aktiengesellschaft. STANDARD: Wie aufwendig ist das? Pseiner: Sehr aufwendig, aber es lohnt sich. Wir sind von Anfang an bei Entscheidungsfindungen dabei und können Infos rasch an die österreichischen Player weitergeben, denn sie sollen sich parallel zu den geänderten Anforderungen der Esa weiterentwickeln können. STANDARD: Gibt es konkrete Ansätze? Pseiner: Ja, Wörner will die Weltraumprogramme noch näher an den Bedarf der Menschen in Europa bringen und noch schneller als bisher in Richtung Anwendung gehen. Das spiegelt ja das Engagement der österreichischen Beteiligungen an den Esa-Programmen und die Aktivitäten des Verkehrsministeriums wider. Wie kann man satellitenbasierte Erdbeobachtung noch besser nutzen, wie kann man Katastrophenschutz schneller umsetzen? STANDARD: Heißt das, dass man das öffentliche Interesse, das bei Rosetta sehr groß war, vermehrt auf Anwendungen lenken will? Pseiner: Nein, Projekte wie Rosetta werden immer großen Anklang finden und müssen Bestandteil der Esa-Programme bleiben. Das Interesse war so groß, weil es Grundlagenforschung mit einem offenen Ausgang war, weil man eingestanden hatte, dass es auch schiefgehen kann. Die Projekte, die nun schneller zu den Menschen in Europa kommen sollen, beinhalten Technologien, die selbstverständlich sein sollen. Die Weltraumtechnik muss hier als Standard betrachtet werden, genauso normal wie ein Telefonat mit dem Handy. Da muss das Medienecho nicht so groß sein wie bei Rosetta. Was wir allerdings schon vorgeschlagen haben: Man sollte Produkte, die während derartiger Missionen entwickelt wurden, besser vermarkten. Vielleicht mit einer Art Symbol mit der Info Powered by Esa. Nicht-Wissenschaft;Großes Modell bis Mitte Februar um 100 Euro billiger, kleineres wird 80 Euro günstiger. Erstmals versucht Google heuer mit gleich zwei neuen Smartphones die Nutzer für die aktuellste Android-Ausgabe zu begeistern. Nexus 5X und 6P teilen sich zwar viele Eigenheiten, bei Verarbeitung und Preis gibt es aber deutliche Unterschiede. Nun werden beide erheblich billiger. Ab sofort wird das Nexus 5X im österreichischen Google Store ab einem Preis von 349 Euro verkauft. Damit sinkt der Preis um 80 Euro. Dies übrigens gerade einmal zwei Wochen nach der letzten Preisreduktion, die das 5X bereits um 50 Euro billiger machte. Noch stärker fällt der Nachlass beim Nexus 6P aus. Dieses wird 100 Euro billiger, wird nun also ab 549 Euro verkauft. Die Ausführungen mit mehr Speicher sind ebenfalls um den gleichen Betrag günstiger geworden. All all die aktuellen Preissenkungen sind allerdings nur temporärer Natur. Google spricht von einer Valentinstag-Aktion, die am 12. Februar enden soll. Im Preis inkludiert sind zudem 90 Tage kostenlose Nutzung des Streaming-Angebots von Google Play Music – so man bisher den Service noch nicht verwendet. Wissenschaft;In der tropischen Landwirtschaft sind Fledermäuse bei der Schädlingsbekämpfung mitunter sogar effektiver als Vögel. Göttingen/Wien – Die Bedeutung von Vögeln und Fledermäusen bei der Dezimierung von Schädlingen in tropischen Ländern wurde bisher unterschätzt. Ihre Leistung als Schädlingsbekämpfer habe einen hohen wirtschaftlichen Nutzen, berichtet ein internationales Forscherteam unter Beteiligung der Universität Wien im Fachjournal Biological Review. Gerade in den Tropen bedroht die rasant wachsende und intensive Landnutzung viele Lebensräume, Arten und Ressourcen. Natürliche Dienstleistungen von Vögeln und Fledermäusen bieten eine Möglichkeit, solche bedrohten Lebensräume nachhaltiger und dennoch gewinnbringend zu bewirtschaften, sagt Bea Maas vom Department für Botanik und Biodiversitätsforschung der Uni Wien. Vögel und Fledermäuse sind bisher nicht gleich gut untersucht und werden in ihrer Bedeutung für die Landnutzung oftmals unterschätzt. Als Beispiel nennt Maas die Insel Sulawesi, die den größten indonesischen Kakaoproduzenten darstellt: Vögel und Fledermäuse sichern hier 30 Prozent der Ernte, das entspricht pro Jahr und Hektar durchschnittlich 730 Dollar (670 Euro). Hochgerechnet auf ganz Indonesien betrage die Ökosystem-Dienstleistung der Tiere damit mehr als eine Milliarde Dollar pro Jahr. Untersucht wurden vor allem Baumplantagen mit Obst, Kaffee oder Kakao, und zwar mittels sogenannter Ausschlussstudien. Zumeist werden dabei gleich große Bereiche einer Plantage mit Netzen abgedeckt, die nur Insekten das Eindringen ermöglichen. Dabei gibt es einen Käfig, der nachts offen und tagsüber geschlossen ist, also nur die Schädlingsdezimierung durch die nachtaktiven Fledermäuse zulässt. Ein zweiter Bereich ist nur tagsüber geöffnet, um die Auswirkungen der Vogeljagd auf Schädlinge zu untersuchen, ein dritter rund um die Uhr geschlossen, um zu sehen, ob es additive Effekte gibt, so Maas. Schließlich gibt es noch einen nicht manipulierten Bereich, um die natürliche Situation zu dokumentieren. Es zeigte sich in den verschiedenen Studien, dass die Effekte von Fledermäusen bisher stark unterschätzt wurden, diese würden jene von Vögeln sogar überragen, so die Forscherin. Bei in den indonesischen Kakaoplantagen sei etwa der Effekt der Fledermäuse drei mal so hoch wie jener der Vögel, es gebe hier aber regional sehr unterschiedliche Ergebnisse. Bei den Vögeln hatte die Umformung von Wald zur Agrarlandschaft einen deutlichen Rückgang der Artenzahl zur Folge. Durch gezieltes Management könnte man die Ökosystem-Dienstleistungen der Vögel und Fledermäuse und damit den Ertrag sicher noch steigern, so die Ökologin. Dazu müssten die Tiere interessante Nahrungsressourcen in der Plantage finden. Auch eine höhere Diversität und Dichte von Schattenbäumen in Agroforst-Plantagen sowie Nistgelegenheiten wären hilfreich. Wissenschaft;Welche Bedeutung populäre Musikstile der einstigen Heimat für die Identitätsfindung haben, wenn sich Menschen anderswo ein neues Leben aufbauen. Marseille/Wien – Samstagnacht ist Twarab-Nacht in Marseille. Twarab ist eine seit gut 20 Jahren in der südfranzösischen Hafenstadt regelmäßig zur Aufführung gebrachte Musikrichtung mit Einflüssen aus Ägypten, von der Arabischen Halbinsel, aus Indien, Europa und Ostafrika. Mit diesen wöchentlichen Musikevents pflegen komorische Vereine ihre Verbindung zur alten Heimat. Welche Bedeutung populäre Musikstile wie dieser für Identitätskonstruktionen in der Diaspora spielen, wird aktuell in einem interdisziplinären Projekt, das vom Wissenschaftsfonds FWF gefördert wird, an der Uni Wien erforscht. Seit der Dekolonisation der Komoren ist Marseille zentrales Migrationsziel für Menschen aus dem wenig bekannten Inselstaat im Indischen Ozean – der französisch-komorische Anteil an der Bevölkerung wird auf rund zehn Prozent geschätzt. Die Twarab-Konzerte haben eine wichtige soziale und kulturelle Funktion als Orte der Zusammenkunft von Mitgliedern der jeweiligen Vereine und darüber hinaus auch eine bedeutende finanzielle Dimension. Bei den Konzerten in Marseille werden regelmäßig Spenden für Bildungs- und Infrastrukturprojekte auf den Komoren gesammelt, sagt Projektleiterin Birgit Englert vom Institut für Afrikawissenschaften der Uni Wien. Trotz seiner Bedeutung für einen nicht ganz kleinen Anteil der städtischen Bevölkerung steht die Musikrichtung des Twarab jedoch völlig außerhalb des französischen Kulturmarktes und wird auch von der breiten Öffentlichkeit nicht wahrgenommen, ergänzt Projektmitarbeiterin Katharina Fritsch. Wir entschieden uns für zwei Inselstaaten am Rande Afrikas, weil von beiden besonders hohe Bevölkerungsanteile nach Europa emigrieren, sagt Englert. Neben den Komoren sind das die Kapverden, von wo aus viele Menschen nach Lissabon gehen. Beide Staaten waren bis 1975 Kolonien: die Kapverden von Portugal, die Komoren von Frankreich. Eine Insel der Komoren, nämlich Mayotte, ist bis heute französisches Staatsgebiet. Erste Ergebnisse der Fallstudie in Marseille können die Forscher bereits präsentieren. So zeigte sich beispielsweise, dass für die ältere Generation der Twarab den kulturell und sozial wichtigsten Musikstil darstellt. Für die Jüngeren spielen wie für die meisten Jugendlichen mit Migrationshintergrund Hip-Hop und Rap eine zentrale Rolle. Einige jüngere französisch-komorische Musiker sind wichtige Vertreter dieser Musikrichtungen, etwa Soprano, einer der gegenwärtig populärsten Rapper in Frankreich, oder der Slam-Künstler Ahamada Smis. Beide Künstler verhandeln in ihren Texten Vorstellungen von komorisch und französisch und eröffnen damit neue Perspektiven auf Marseille und die komorische Gemeinschaft, sagt Englert. Was das konkret bedeutet, wird etwa in Sopranos Vorbemerkungen zu seinem Album Cosmopolitanie deutlich, in denen er sich gegen rassistische Zuschreibungen wendet: Zu einem Zeitpunkt, an dem der Front National mich in einem großen Zoo sehen will, kämpfe ich gegen den Rassismus und alle seine grotesken Ideen. Anders als Soprano wurde Ahamada Smis auf den Komoren geboren und kam erst mit zehn Jahren nach Frankreich. Musikalisch zwischen Hip-Hop und Weltmusik angesiedelt, erinnert er in seinen Texten an die französische Kolonialherrschaft. Auch stellt er eine kulturelle Verbindung der heimatlichen Inseln mit ostafrikanischen Ländern wie Tansania, dem halbautonomen Sansibar, dem Kongo oder Kenia her. In diesen Staaten, die von unterschiedlichen Ländern kolonisiert wurden, spielt etwa die Sprache Suaheli, die eng mit dem Komorischen verwandt ist, eine wichtige Rolle, sagt Englert, die selbst Suaheli spricht und früher in Tansania geforscht hat. Auch in den Texten der Gruppe Afropa, über die Englert mit dem Filmemacher Andrés Carvajal den Film Creating Comoria gedreht hat, spielt das Thema der Trennung von kulturell Zusammengehörigem durch den Kolonialismus eine zentrale Rolle: Die Komoren sind mein Erbe, wir Kinder von den vier Inseln, Mayotte, Anjouan, Mohéli und Grande Comore, dürfen keine Trennung der Inseln akzeptieren. Europa befindet sich im Prozess der Vereinigung, Frankreich, das eine große Rolle in der EU spielt, hat sich getraut, uns zu teilen. Es ist verrückt, diese Teilung zu akzeptieren. Mit ihren Verweisen auf die vorkoloniale Geschichte der Komoren zielen diese Künstler auf ein Empowerment der französisch-komorischen Einwohner Marseilles, die eine relativ unbekannte Minderheit darstellen, sagt Englert. Wir werden gesehen, aber die Menschen wissen nicht, wer wir sind, sagte Ahamada Smis in einem Interview. Das Wissen über die Komoren und deren Geschichte fehlt jedoch nicht nur den Franzosen, sondern auch vielen der jüngeren Frankokomorianer. In etlichen Texten geht es deshalb um eine Neuerzählung der kolonialen und postkolonialen Geschichte der Komoren, deren Kenntnis von den Künstlern als essenziell für eine selbstbewusste gesellschaftliche Positionierung der Frankokomorianer in Europa erachtet wird. Um mit ihrer Forschung einen kleinen Beitrag dazu zu leisten und eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen, arbeiten die Wissenschafter gemeinsam mit dem komorischen Künstler Mounir Hamada Hamza parallel zu ihren Untersuchungen zurzeit auch an einem Film über den Twarab. Nicht-Wissenschaft;Fettner, Poppinger, Kofler qualifizieren sich für Mittwoch-Konkurrenz. Trondheim – Österreichs Skisprung-Team wird am Mittwoch (17.00 Uhr) beim Weltcupbewerb in Trondheim mit allen fünf angereisten Adlern vertreten sein. Manuel Fettner (130,0 m) belegte am Dienstag in der Qualifikation Rang elf, Manuel Poppinger (128,0) wurde 15. und Andreas Kofler (123,0) kam als 24. unter die Top 40. Die qualifiziert gewesenen Stefan Kraft und Michael Hayböck verzichteten auf ein Antreten. Weitester der Qualifikation und auch Bester der Ausscheidung war Daiki Ito mit 135,5 m. Von den Vorqualifizierten sprangen allerdings der slowenische Weltcup-Leader Peter Prevc (142,0), der Norweger Johann Andre Forfang (140,0) und der japanische Altmeister Noriaki Kasai (137,0) weiter. Im Training war Kraft auf 137,0 und 136,0 m gekommen, Hayböck auf 134,5 und 132,0 m. Kraft war damit im ersten Durchgang der Weiteste, im zweiten war es der Deutsche Severin Freund mit 137,5 m. Wissenschaft;Aufsehenerregendes Projekt eines italienischen Neurochirurgen für 2017 angekündigt. Wien/Turin – Vor einigen Monaten hat der Turiner Neurochirurg Sergio Canavero für 2017 die erste Kopftransplantation der Welt angekündigt – ein Projekt, das in der Fachwelt auf beträchtliche Skepsis stößt. Das am Freitag erstmals erscheinende neue Magazin OOOM wird ein Interview mit Canavero bringen. Aus diesem geht hervor, dass auch der Biophysiker und Neurowissenschafter Karen Minassian vom Zentrum für Medizinische Physik und Biomedizinische Technik der MedUni Wien an dem Projekt mitarbeiten soll. Wir wissen heute, dass das Rückenmark weitaus mehr ist als ein Leitungsorgan, es steuert komplexe Muskel- und Beinbewegungen. Überspitzt formuliert braucht der Mensch für das Gehen kein Gehirn. Es gibt neuronale Netzwerke ebenso wie für die Atmung, das Kauen oder sexuelle Funktionen, die dem Gehirn Aufgaben abnehmen, wird der Wissenschafter in einer Vorausmeldung zitiert. Auch wenn das Rückenmark bei einer Kopftransplantation durchtrennt würde, gäbe es noch immer unterhalb dieses Bereiches Nervenverbände, die durch Aktivität und Beeinflussung – zum Beispiel durch elektrische Stimulation – den Grundrhythmus für Beuge- und Streckbewegungen und somit das Gehen erzeugen könnten. Zahlreiche internationale Experten haben das Projekt als schiere Fantasterei bezeichnet. Das ist unmöglich. Das ist spekulativ, und da zeichnet sich auch nichts am weitesten Horizont ab, sagte nach der Ankündigung Canaveros im Frühjahr diesen Jahres der deutsche Experte Edgar Biemer, der in Deutschland vor einiger Zeit an einer Armtransplantation beteiligt war. Wenn ich ein Rückenmark vom Kopf abtrenne, dann ist das hin, und zwar ein für alle Mal, sagte Veit Braun, Chefarzt der Neurochirurgie am Diakonie Klinikum Siegen in Deutschland. Das wird nicht funktionieren. Im besten Fall habe man einen Patienten mit funktionierendem Gehirn, der keine Kontrolle über den Körper habe. Das ist sehr unethisch. Canavero hingegen äußerte gegenüber dem neuen Magazin jetzt ausgesprochen hohe Erwartungen: Es kann sein, dass unsere Operation die Heilung für Millionen Menschen mit Rückenmarksverletzungen bringen kann. Ich mache die Operation, um zu beweisen oder zu widerlegen, dass unser Bewusstsein vom Gehirn erzeugt wird. Wenn wir beweisen können, dass unser Gehirn kein Bewusstsein erzeugt, werden die Religionen für immer hinweggefegt. Man braucht sie nicht mehr, denn die Menschen brauchen dann keine Angst mehr vor dem Tod zu haben. Mit Dr. Minassian haben wir einen sehr erfahrenen österreichischen Spezialisten im Team, das aus 150 Experten, darunter rund 80 Chirurgen, bestehen wird. Obwohl der Wiener Wissenschafter laut dem Magazin lange überlegt habe, ob er an der Kopftransplantation mitwirken soll, ist er überzeugt: Im Prinzip kann eine solche Transplantation erfolgreich sein. Wenn es einer schafft, dann Prof. Canavero. Minassian war an einer internationalen Studie beteiligt, in der es gelang, Kontrollmechanismen zu identifizieren, über die das Rückenmark diese Muskelaktivitäten steuert. Das funktioniert demnach auch, wenn durch eine Querschnittslähmung die vom Gehirn ausgehenden Leitungsbahnen eigentlich unterbrochen sind. Entwickelt wurde auch ein Verfahren zur nicht-invasiven Stimulation des Rückenmarks. Das könnte eventuell bei Rehabilitationsmaßnahmen Verwendung finden. Nicht-Wissenschaft;36 Millionen Euro teurer Streifen erzählt Kindheit des Propheten. Teheran/Montreal – Es ist der teuerste iranische Film aller Zeiten: Mohammed, der in 171 Minuten die Kindheit des islamischen Propheten Mohammed erzählt, ist in 140 Kinos im Iran angelaufen. Der Streifen von Regisseur Majid Majidi kostete umgerechnet 36 Millionen Euro und wurde teilweise von der iranischen Regierung finanziert. Beim Filmfestival im kanadischen Montreal, wo Mohammed am Donnerstagabend seine internationale Premiere feierte, wurde Majidi deshalb von rund 50 Demonstranten des Verrats bezichtigt. Für die Dreharbeiten ließ Majidi südlich von Teheran das historische Mekka nachbauen. Er arbeitete unter anderem mit dem italienischen Kameramann und dreifachen Oscar-Preisträger Vittorio Storaro zusammen. Die Filmmusik hat der indische Komponist Allah Rakha Rahman geschrieben, der für die Musik zum Erfolgsstreifen Slumdog Millionär ebenfalls mit zwei Oscars ausgezeichnet wurde. Er habe sich vor den Dreharbeiten von schiitischen und sunnitischen Historikern beraten lassen, sagte Majidi in Montreal. Weil vor allem sunnitische Muslime die bildliche Darstellung des Propheten als beleidigend empfinden, ist Mohammeds Gesicht in dem Film nie zu sehen. In sunnitischen Ländern gab es trotzdem scharfe Kritik. Majidi, der in einer Trilogie auch noch die weitere Lebensgeschichte des Propheten verfilmen möchte, will mit dem Film auch das Bild des Islam zurechtrücken, wie er in Montreal sagte. Leider werde der Islam heute oft als radikale, fanatische und gewalttätige Religion wahrgenommen. Mit den barbarischen Terrorakten, die Terrorgruppen unter dem Deckmantel der Religion begingen, habe der Islam aber nichts zu tun. Der Islam ist eine Religion des Friedens, der Freundschaft und der Liebe, sagte der Regisseur. Wissenschaft;Bescheidener Held half vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs dabei, 669 Kinder aus der Tschechoslowakei vor dem Holocaust zu retten. London/Prag – Als Held und als britischer Schindler war er bezeichnet worden – letzteres ein Ausdruck, mit dem der bescheidene Mann wenig anfangen konnte. Der Brite Sir Nicholas Winton, der 669 Kinder aus der Tschechoslowakei vor dem Holocaust retten half, ist im Alter von 106 Jahren gestorben. Er sei am Mittwochmorgen im Beisein seiner Tochter Barbara friedlich eingeschlafen, teilte der Rotary Club in Maidenhead bei London mit, dessen Mitglied Winton seit 1959 war. Winton, der von deutsch-jüdischen Einwanderern abstammte, war am 19. Mai 1909 in London geboren worden. Nach abgeschlossener Ausbildung arbeitete er bei verschiedenen Banken und wurde schließlich Börsenmakler. Ein Besuch in Prag 1938, nach der Besetzung des Sudetenlandes, ließ ihn aktiv werden: Unmittelbar vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs organisierte Winton acht Züge für jüdische Kinder aus Prag nach London. Er sei nur am richtigen Ort zur richtigen Zeit gewesen, sagte er später einmal. Jahrzehntelang hatte er kein Aufhebens um die Rettungsaktion gemachte. Erst im Jahr 1988 machte eine britische Fernsehsendung die Geschichte der Kindertransporte einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. Winton wurde in Großbritannien und Tschechien mehrfach geehrt. 2002 schlug ihn die Queen zum Ritter, im Oktober nahm Winton noch persönlich in Prag die höchste tschechische Auszeichnung, den Orden des Weißen Löwen, entgegen. (APA, red, 1.7.2015) Wissenschaft;Die erfolgreiche Kometenmission geht in die Verlängerung – Ende September 2016 soll die Sonde auf Tschuri "aufsetzen". Darmstadt – Die europäische Raumfahrtagentur ESA verlängert ihre Mission zur Erkundung des Kometen Tschurjumow-Gerassimenko. Die Sonde Rosetta soll den Brocken im All jetzt bis Ende September 2016 begleiten – also neun Monate länger als geplant. Nach insgesamt zwölf Jahren im All soll sie zum Ende der Mission schließlich auf dem Kometen abgesetzt werden, teilte die ESA am Dienstag in Paris mit. Komplett durchgespielt ist dieses Szenario allerdings noch nicht. Laut ESA soll sich die Sonde in einem mehrmonatigen spiralförmigen Anflug dem Kometen annähern – im Idealfall würde sie dabei mit ihren Instrumenten Aufnahmen aus noch nie dagewesener Nähe machen können. Das könnte bis unmittelbar vor dem Aufsetzen bzw. Aufprallen funktionieren, danach gilt eine weitere Datenübertragung als höchst unwahrscheinlich. Da der Komet Ende September 2016 wieder weiter von der Sonne weg ist und Rosetta dann nicht mehr genügend Solarenergie anzapfen kann, müsste sie wie schon einmal in einen Tiefschlaf versetzt werden. Das macht aber keinen Sinn, sagte der Chef des ESA-Flugbetriebs, Paolo Ferri, in Darmstadt, von wo aus Rosetta gesteuert wird. Für einen noch längeren Einsatz fehle auch Treibstoff. Von der Sonde aus war das Mini-Labor Philae im November 2014 auf dem Kometen abgesetzt worden, eine noch nie dagewesene Aktion in der Geschichte der Raumfahrt. Philae war jedoch an einem schattigen Platz gelandet, deshalb konnte er seine Batterie lange Zeit nicht aufladen. Erst kürzlich hatte sich das Mini-Labor allerdings zur Freude der Astronomen wieder gemeldet. Wissenschaft;Forscher finden Hinweise darauf, dass gläubige Menschen eher analytisches Denken unterdrücken, Atheisten wiederum unempathischer sind. Cleveland/Wien – Der Streit zwischen Kreationisten und modernen Naturwissenschaftern ist wohl das prominenteste Beispiel dafür, wie sich Wissenschaft und Glaube oder Religion oft diametral gegenüberstehen. Warum das auch auf neuronaler Ebene so ist, untersuchten nun US-amerikanische Forscher der Case Western Reserve University in Cleveland und des Babson College in Wellesley und liefern in der Online-Fachzeitschrift Plos One ein mögliches Indiz. In einer Forschungsserie mit acht Experimenten fanden sie heraus, dass Menschen, die an einen Gott oder eine übernatürliche Entität glauben, eher ein Gehirnnetzwerk unterdrücken, das für analytisches Denken gebraucht wird. Stattdessen ist ihr empathisches Netzwerk vermehrt aktiv. Bei Personen, die ihre Umwelt analytisch betrachten, ist das genau umgekehrt, so die Wissenschafter. Denkmuster bestimmen aktives System In ihrer Studie stützen sie sich auf die nicht ganz unumstrittene Hypothese, dass das menschliche Gehirn zwei einander entgegenwirkende Bereiche besitzt: In früheren Forschungsarbeiten hat das Labor des Studienautors Anthony Jack an der Case-Universität per funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRI) Hinweise darauf gefunden, dass einer dieser Bereiche, das analytische Neuronennetzwerk, uns kritisches Denken ermöglicht. Dem gegenüber steht das soziale Nervennetzwerk, das dazu befähigt, sich in andere einzufühlen. Je nachdem, ob man etwa mit einem physikalischen Problem konfrontiert wird, bei dem man über Objekte, Mechanismen und Ursachen nachdenken muss, oder mit einem ethischen Dilemma, bei dem Emotionen wichtig sind, wird eines der beiden Netzwerke aktiviert, das andere unterdrückt. Dies ist vor allem dann interessant, wenn Personen mit unterschiedlichen Reizen zu tun haben. Die Wissenschafter vermuten, dass dann die individuellen Denkmuster und Fähigkeiten bestimmen, welches Netzwerk aktiviert wird. Spirituelle Themen dürften zu solch uneindeutigen Reizen gehören, die sowohl auf die eine als auch auf die andere Weise betrachtet werden können. Korrelation von Empathie und Gläubigkeit In den acht aktuellen Experimenten ging das Forschungsteam der Frage nach, inwiefern Glaube mit sozialer und emotionaler Kognition zusammenhängt und welche Rolle analytisches Denken darin spielt. Sie befragten jeweils 159 bis 527 Erwachsene per Onlinefragebogen, wie sie sich selbst in Bezug auf verschiedene Parameter einschätzten. Ein wichtiges Maß war moralische Betroffenheit, die Empathie und soziales Verhalten schätzen sollte. Dazu wurde auf einer Skala bewertet, wie sehr man Aussagen wie Ich mache mir oft Sorgen um Menschen, die weniger Glück haben als ich zustimmt. Außerdem unterzogen sich die Probanden einem Test zu kognitiver Reflexion, um das analytische Denken zu evaluieren, und bewerteten ihren Glauben an eine übernatürliche Gottheit. Laut den Ergebnissen kann die Beziehung zwischen analytischem Denken und Nicht-Glauben teilweise dadurch erklärt werden, dass analytische Denker einen geringeren Wert bei moralischer Betroffenheit erzielten. Im Gegensatz dazu korrelierten empathisches Empfinden und Religiosität oder Spiritualität positiv miteinander. Dies hing allerdings nicht mit der Fähigkeit, menschliches Verhalten und die zugrunde liegenden Bedürfnisse und Wünsche zu interpretieren (mentalizing), zusammen – diese war bei den Analytikern wie bei den Gläubigen ähnlich ausgeprägt. Empirische und moralische Wahrheit Wenn man Empathie empfindet, bedeutet das nicht zwangsweise, dass man anti-wissenschaftliche Überzeugungen hat, sagt Jared Friedman, Koautor der Studie. Unsere Ergebnisse zeigen stattdessen, dass wir unsere Fähigkeit zu sozialen und moralischen Erkenntnissen beeinträchtigen, wenn wir uns nur auf logisches Denken beschränken. Dies passe zur philosophischen Sichtweise Immanuel Kants, nach der es zwei verschiedene Wahrheiten gibt – die empirische und die moralische Wahrheit, so der Philosophie- und Kognitionswissenschaftsabsolvent. Dadurch, dass die beiden Netzwerke einander unterdrücken, könnten sie aber auch zwei Extreme schaffen, sagt Richard Boyatzis, der ebenfalls an der Studie beteiligt war: Indem wir begreifen, dass das Gehirn auf diese Weise funktioniert, können wir die Debatten, in denen es um Wissenschaft und Religion geht, vielleicht vernünftiger und ausgeglichener gestalten. Subjektive Einschätzung Frühere Forschungsergebnisse im Bereich der kognitiven Psychologie hätten gezeigt, dass religiöse oder spirituelle Personen im Durchschnitt weniger schlau als andere sind. Diese statistische Beziehung wurde auch in unseren Arbeiten bestätigt, so Boyatzis. Gleichzeitig weisen sie aber auch darauf hin, dass gläubige Menschen empathischer und prosozialer sind. Gerade Religionen trugen bisher jedoch häufig dazu bei, Personen zu diskriminieren, die nicht in ihr Weltbild passen oder einem anderen Glauben anhängen. In einem der Experimente erhoben die Forscher, wie sehr sich die Befragten mit der gesamten Menschheit identifizierten, und fanden heraus, dass auch dieser Wert positiv mit Gläubigkeit und negativ mit analytischem Denken zusammenhing. Hier könnte die Studie allerdings an ihre Grenzen stoßen, da in den meisten Befragungen nur nach der Selbsteinschätzung gefragt wurde. Lediglich in einem Experiment mit 69 Studenten schätzten andere Personen die Empathie der Probanden ein – immer noch ein subjektives Maß. Wissenschaft;Am 1. Juli 1865 erstellte die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) die erste Wetterkarte für das Gebiet der Monarchie. Wien – Verlässliche Wetterprognosen waren nicht immer eine Selbstverständlichkeit: Am 1. Juli 1865 machte die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) mit der ersten Wetterkarte für das Gebiet der Monarchie aber einen bedeutsamen Schritt in diese Richtung. Viele Jahrzehnte war dann das Erstellen der täglichen Wetterkarte die Grundlage für die meteorologische Arbeit, heute kann hingegen auf automatische Wetterstationen, Radar, Satelliten und hochkomplexe Vorhersagemodelle zurückgegriffen werden. Schon 1816 erstellte der deutsche Physiker Heinrich Wilhelm Brendes Wetterkarten, auf denen Hoch- und Tiefdruckgebiete erkennbar waren. Für eine Wettervorhersage waren sie aber wertlos, da sich das Wetter schneller änderte, als die Datenübermittlung vonstatten ging. Erst die Entwicklung des Telegrafen durch Samuel Morse im Jahr 1843 machte einen schnellen Datenaustausch zwischen den meteorologischen Stationen möglich. Auf der Weltausstellung in London 1851 konnte dann erstmals eine aktuelle Wetterkarte der Öffentlichkeit präsentiert werden. Einer, der die junge Wissenschaft der Wettervorhersage massiv vorantrieb, war Karl Kreil, der erste Direktor der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG), die damals noch k.k. Central-Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus hieß. Er ließ auf dem Gebiet der gesamten Monarchie meteorologische Beobachtungsstationen einrichten, und der Ausbau des Telegrafensystems ermöglichte die zeitnahe Datenübermittlung. So wurde am 1. Juli 1865 die erste regelmäßige Wetterkarte für die Monarchie erstellt. Sie enthielt unter anderem Linien der Abweichung des Luftdrucks und der Temperatur vom Normalwert und den Himmelszustand. Das Meldenetz umfasste die Wetterstationen Wien, Lesina, Pola, Triest, Mailand, Ancona, Bludenz, Ischl, Klagenfurt, Prag, Krakau, Lemberg, Agram, Szegedin, Debrecin und Hermannstadt. In den folgenden Jahrzehnten wuchs die Zahl der Wetterstationen, und die Methoden zur Analyse und Prognose wurden erweitert. Bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts war das Zeichnen der Wetterkarte und damit das Bestimmen des aktuellen Wetterzustandes eine Grundlage der meteorologischen Vorhersagearbeit. Heute liefern automatische Wetterstationen, Radar, Satelliten und hochkomplexe Wettermodelle rund um die Uhr Wetterdaten und hochwertige Vorhersagen für die nächsten Stunden und Tage für unterschiedliche Regionen und Nutzer. Ganz verdrängt wurde die tägliche Wetterkarte aber noch nicht, sagt der Leiter der ZAMG-Wettervorhersage in Wien, Klaus Stadlbacher: Wir erstellen immer noch eine tägliche Wetterkarte. Zum einen ist sie bei vielen Kunden beliebt, weil sie einen schnellen Überblick bietet, zum anderen ist es eine gute Möglichkeit, sich zu Beginn des Vorhersagedienstes in die aktuelle Wetterlage einzuarbeiten. Die Hauptarbeit der modernen Wettervorhersagedienste beschäftige sich aber nicht mehr mit der Analyse, sondern mit dem Wetter der Zukunft, so Stadlbacher: Alleine das spezielle Vorhersagemodell der ZAMG für den Alpenraum nutzt am Hochleistungsrechner bis zu 82 Billionen Rechenoperationen pro Sekunde, um mit mathematisch-physikalischen Modellen das Wetter der nächsten Tage zu berechnen. Nicht-Wissenschaft;Britische Sängerin sichert sich 117 Millionen Euro schweren Deal. London – Die britische Sängerin Adele hat sich laut einem Medienbericht einen der größten Deals in der Musikgeschichte gesichert: Die 28-Jährige habe einen 90 Millionen Pfund (117 Millionen Euro) schweren Plattenvertrag mit Sony Music unterzeichnet, berichtete die britische Zeitung The Guardian. Wie viele Platten der Vertrag umfasst, wurde nicht mitgeteilt. Wenn die Summe voll ausgezahlt werde, wäre es der größte Plattenvertrag der Geschichte, hieß es in dem Bericht. Zuvor hatte das britische Boulevard-Blatt Sun geschrieben, die Grammy-Gewinnerin und Sony Music stünden kurz vor dem Abschluss des Rekordvertrags. Wir haben uns Adele gesichert, die ohne Zweifel der größte Musikstar einer Generation ist, zitierte die Sun am Montag eine interne Quelle bei Sony Music. Der Plattenvertrag werde gerade geschlossen von unserem Label Columbia in den USA und beläuft sich auf 90 Millionen Pfund. 2002 hatte der britische Sänger Robbie Williams mit EMI einen Vertrag im Umfang von 80 Millionen Pfund unterzeichnet. Damit überflügelte er die Pop-Diva Whitney Houston, die sich im Vorjahr für 70 Millionen Pfund bei Arista Records verpflichtet hatte. Adeles dritte Platte 25 mit der Hit-Single Hello ist ein Mega-Erfolg. Vergangenes Jahr war es das meistverkaufte Album der Welt. Adeles Vertrag mit dem unabhängigen Londoner Label XL Recordings lief nach der Veröffentlichung von 25 aus. Nicht-Wissenschaft;Vertrag über Bau von vier 1200-Megawatt-Reaktoren in Kairo unterzeichnet. Kairo/Moskau – Ägypten hat offiziell sein erstes Kernkraftwerk bei Russland in Auftrag gegeben. Der Vertrag über den Bau von vier 1200-Megawatt-Reaktoren wurde am Donnerstag in Kairo unterzeichnet, wie die russische Agentur Interfax meldete. Es sei das größte gemeinsame Projekt seit dem Nil-Staudamm von Assuan, bei dem in den 1960er-Jahren die Sowjetunion geholfen hatte. Dies sagte Sergej Kirijenko, Leiter des russischen Atomkonzerns Rosatom. Das Kraftwerk solle in den nächsten zwölf Jahren bei El Dabaa am Mittelmeer gebaut werden. Zu den Kosten wurden keine Angaben gemacht. Der ägyptische Staatschef Abdel Fattah al-Sisi hatte das Geschäft bei einem Besuch des russischen Präsidenten Wladimir Putin in Kairo im Februar vereinbart. Wissenschaft;'Metamaterial ändert je nach Temperatur seine magnetischen Eigenschaften. Villigen – Aus einer Milliarde winziger Magnete haben Forscher am Paul Scherrer Institut (PSI) ein künstliches Material erschaffen. Überraschenderweise ändern sich die magnetischen Eigenschaften dieses sogenannten Metamaterials je nach Temperatur, so dass es verschiedene Zustände einnehmen kann; ähnlich wie Wasser einen gasförmigen, flüssigen und festen Zustand hat. Dies ließe sich womöglich für zukünftige elektronische Anwendungen weiterentwickeln, wie die Forscher in Nature Communications berichten. Ähnlich wie die Übergänge zwischen Dampf, Wasser und Eis zeigt auch das sogenannte Metamaterial aus Nanomagneten Phasenübergänge. Wir waren überrascht und begeistert, sagt Studienleiterin Laura Heyderman. Denn nur komplexe Systeme können Phasenübergänge aufweisen. Zugleich könnten komplexe Systeme zu neuen Arten der Informationsübertragung dienen. Der große Vorteil des künstlichen Metamaterials sei, dass es sich beinahe beliebig maßschneidern lässt. Während sich die einzelnen Atome in einem natürlichen Material nicht in großem Stil punktgenau neu anordnen lassen, sei mit den Nanomagneten genau das möglich, so die Wissenschafter. Die einzelnen Magnete haben in etwa die längliche Form eines Reiskorns und sind 63 Nanometer lang. Heyderman und Kollegen platzierten eine Milliarde dieser winzigen Stäbchen als großflächiges Bienenwaben-Muster auf einem flachen Untergrund. Insgesamt bedeckten die Nanomagnete so eine Fläche von gerade einmal fünf mal fünf Millimetern. Mit einer speziellen Messtechnik betrachteten die Wissenschafter das kollektive magnetische Verhalten des Metamaterials zunächst bei Raumtemperatur. Hier gab es keine Ordnung in der magnetischen Ausrichtung: Wild durcheinander zeigten magnetische Nord- und Südpole in die eine oder andere Richtung. Als die Forschenden jedoch langsam und kontinuierlich das Metamaterial kühlten, erreichten sie einen Punkt, an dem eine höhere Ordnung eintrat: Die winzigen Magnete beachteten einander nun stärker als zuvor. Mit weiter sinkender Temperatur kam es nochmals zu einer plötzlichen Änderung hin zu noch höherer Ordnung, die zudem fast wie eingefroren wirkte. Ganz ähnlich erhöht sich auch die weitreichende Ordnung der Wassermoleküle in dem Moment, in dem Wasser zu Eis gefriert. Als nächsten Schritt wollen die Forscher Einfluss auf diese magnetischen Phasenübergänge nehmen, indem sie die Größe, Form und Anordnung der Nanomagnete verändern. Dies ermögliche die Erschaffung neuer Materiezustände, die auch zu vielfältigen Anwendungen führen könnten: Das Besondere ist: Mit maßgeschneiderten Phasenübergängen ließen sich Metamaterialien in Zukunft gezielt für verschiedene Bedürfnisse anpassen, so Heyderman. Neben der Informationsübertragung könnte das Metamaterial etwa auch in der Datenspeicherung nützlich sein oder auf Sensoren, die Magnetfelder nachweisen.' Nicht-Wissenschaft;Rolle des Deutschen bei den WM-Vergaben 2018 und 2022 im Fokus. Zürich – Die Ethikkommission des Fußball-Weltverbandes FIFA steht bei den Ermittlungen gegen Franz Beckenbauer offenbar unmittelbar vor dem Abschluss. Die Ermittlungskammer der Kommission hat die Ergebnisse ihrer Untersuchungen zur Rolle der deutschen Fußball-Legende bei der Vergabe der WM-Endrunden 2018 an Russland und 2022 an Kater abgeschlossen und der rechtsprechenden Kammer zur Entscheidung über ein Urteil vorgelegt. Der Münchner Richter Hans-Joachim Eckert als Chef der rechtsprechenden Kammer wird die Entscheidung aber als Landsmann Beckenbauers nicht treffen. Stattdessen wird der Australier Alan Sullivan das Urteil sprechen. Wann er seinen Beschluss fällen wird, ist nicht bekannt. Beckenbauer hatte wie alle Mitglieder des FIFA-Exekutivkomitees, die bei der skandalträchtigen Vergabe der Endrunden 2018 und 2022 im Dezember 2010 beteiligt gewesen waren, vor der Ethikkommission aussagen müssen. Als er dies zunächst verweigert hatte, wurde er im Sommer 2014 provisorisch für 90 Tage für alle Fußball-Aktivitäten gesperrt. Nach seiner danach erfolgten Aussage wurde diese Sperre aufgehoben, die Ermittlungen liefen jedoch weiter. Ob die FIFA-Fahnder wegen der Bestechungsvorwürfe gegen das Organisationskomitee der WM-Endrunde 2006 in Deutschkand weitere Untersuchungen gegen Beckenbauer und den DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach aufgenommen haben, teilte die ermittelnde Kammer nicht mit. Wie die Untersuchungen gegen Beckenbauer sind auch die Ermittlungen gegen den spanischen Verbandschef Angel Maria Villar Llona wegen seiner Rolle bei Spaniens Bewerbung um das WM-Turnier 2018 abgeschlossen worden. Die ermittelnde Kammer bestätigte außerdem die Fortführung der Ermittlungen gegen den suspendierten FIFA-Chef Joseph S. Blatter, den gleichfalls vorläufig gesperrten UEFA-Boss Michel Platini und den schon von der FIFA zuvor abgesetzten Generalsekretär Jerome Valcke. Die ermittelnde Kammer tut alles in ihrer Macht stehende, dass innerhalb der 90-tägigen Suspendierung von Herrn Blatter und Herrn Platini eine endgültige Entscheidung gefällt werden kann, teilte das Gremium mit. Nicht-Wissenschaft;FBI-Kronzeuge spricht über Vorfälle im Vorfeld der WM 1998 in Frankreich und der WM 2010 in Südafrika. New York - FBI-Kronzeuge Chuck Blazer hat zugegeben, dass er und andere Mitglieder des FIFA-Exekutivkomitees Bestechungsgelder bei der Vergabe der Fußball-WM 2010 in Südafrika akzeptiert hatten. Auch vor der Vergabe für das WM-Turnier 1998 in Frankreich soll es zu Unregelmäßigkeiten gekommen sein. Dies geht aus den Zeugenaussagen des 70-Jährigen aus dem Jahr 2013 hervor, die am Mittwoch in New York veröffentlicht worden sind. Ex-US-Verbandschef Blazer war langjähriges Mitglied des Exekutivkomitees des Fußball-Weltverbandes. Nach der Anklage durch die US-Justiz zeigte er sich kooperativ und soll unter anderem bei den Olympischen Spielen 2012 in London heimlich Funktionärs-Gespräche aufgenommen haben. In einem New Yorker Krankenhaus Chuck Blazer gestand weiters, er selbst und andere hätten Geld im Zusammenhang mit der Vergabe von TV-Übertragungsrechten für verschiedene Gold Cup-Turniere zwischen 1998 und 2003 angenommen. Diese Zeugenaussagen des 70-Jährigen aus dem Jahr 2013 wurden am Mittwoch von einem New Yorker Gericht veröffentlicht. Blazer bekannte sich dabei als schuldig. Der krebskranke Blazer kam 2013 nach einer Kautionszahlung von zehn Millionen Dollar auf freien Fuß und liegt nach Angaben der New York Times derzeit in einem New Yorker Krankenhaus. Die Aussagen Blazers über Bestechung bei der WM-Vergabe gelten als brisant: Bisher ermitteln die US-Behörden zwar gegen mehrere FIFA-Funktionäre wegen Bestechung und Korruption, Ermittlungen wegen WM-Vergaben wurden allerdings bisher nicht offiziell bestätigt. Besonders die WM-Vergabe nach Russland 2018 und Katar 2022 gelten als höchst umstritten. In den am Mittwoch veröffentlichten Zeugenaussagen bekennt sich Blazer auch des Betrugs gegenüber der FIFA sowie der Steuerhinterziehung schuldig. Wissenschaft;Jedes Jahr Mitte August durchquert die Erde auf ihrer Umlaufbahn eine gewaltige Staubspur. Es handelt sich dabei um die Auflösungsprodukte von 109P/Swift-Tuttle – einem Kometen, der 1862 von Lewis A. Swift und Horace Parnell Tuttle unabhängig voneinander entdeckt wurde. Die größte Anhäufung von Kometenstaub passiert die Erde heuer am 13. August vormittags. Wenn die wenige Millimeter großen Staubteilchen mit einer Geschwindigkeit von rund 200.000 Kilometern pro Stunde auf die Erdatmosphäre treffen, verdampfen sie in 100 Kilometern Höhe durch Luftreibung und rufen so helle Leuchtspuren hervor – Meteore, besser bekannt als Sternschnuppen. Der scheinbare Ursprung, der sogenannte Radiant, des Meteorstroms im August liegt im Sternbild Perseus – von diesem hat er auch seinen Namen: Perseiden. Da der Höhepunkt der Perseiden knapp mit dem Fest des Märtyrers Laurentius am 10. August zusammenfällt, werden sie auch Laurentiustränen genannt – der Name stammt aus einer Zeit, als manche dachten, der Himmel weine über die grausame Hinrichtung des Heiligen durch den römischen Kaiser Valerian. Die Perseiden, einer der größten Meteorströme des Jahres, sind von 17. Juli bis 24. August aktiv. Am besten sind sie am späteren Abend bis zur Dämmerung zu beobachten – vor allem rund um den 13. August. Die Perseiden-Beobachtung wird heuer zudem durch den Neumond am 14. August begünstigt, wodurch die Nächte besonders dunkel sind. In ihrer aktivsten Phase erreichen die Perseiden ein Maximum von sechzig bis hundert Meteoren pro Stunde – durch die Lichtverschmutzung sind im städtischen Bereich jedoch deutlich weniger sichtbare Sternschnuppen zu erwarten. Über den gesamten Himmel können Meteore mit verschiedenen Flugrichtungen erscheinen, mit zunehmender Nähe zum Radianten nimmt die Länge der Schnuppen ab. In geeigneter Umgebung und bei günstigen Wetterbedingungen sind für die Beobachtung weder optische Hilfsmittel noch Schutzbrillen notwendig. Die erste überlieferte Sichtung der Perseiden fand vor zwei Jahrtausenden in China statt. Die erste bekannte Beobachtung aus Europa ist mit 811 datiert. Wer die Perseiden dieser Tage verpasst, darf sich auf die Leoniden im November freuen – sie bieten ein ähnliches Lichtspektakel wie die Perseiden, wenn auch bei niedrigeren Temperaturen. Wissenschaft;Die vom Mond verursachte Verlangsamung der Erdrotation erfordert wieder einmal eine kleine Anpassung. Wien – Aufgrund einer Schaltsekunde wird der 30. Juni heuer um genau diese länger dauern – wobei genau genommen für uns der 1. Juli verlängert wird. Um Mitternacht der Weltzeit UTC (Mitteleuropäische Sommerzeit: Mittwoch, 01:59:59 Uhr) ist es soweit: Auf die Sekunde 23:59:59 folgt 23:59:60 (bei uns 01:59:60) – und erst dann beginnt der 1. Juli mit 0:00:00. Kaum jemand wird seine Uhr zurückstellen, dabei hat diese Sekunde große Bedeutung für unser Leben: Etwa für die Nutzer von Navigationssystemen. Schaltsekunden wurden eingeführt, da die Länge des Tages an die Rotation der Erde um ihre eigene Achse gekoppelt ist, und diese wird im Lauf der Zeit immer langsamer, erklärt Johannes Böhm von der TU Wien den Grund. Ab und zu führt der internationale Dienst für Erdrotation und Referenzsysteme (IERS) daher eine Zusatzsekunde ein, damit die offizielle Zeit und die Rotation der Erde nicht immer weiter auseinanderlaufen. Der Mond dehnt die Erde ein bisschen. Es bilden sich Flutberge aus, und auch die feste Erde wird verformt, so Böhm. Allerdings kann die Erde aufgrund ihrer inneren Reibung die Verformung nicht augenblicklich ändern, wenn sie sich weiterdreht. Daher zeigt die entstehende Ausbuchtung nicht exakt in Richtung Mond, die Verformung wird durch die Erdrotation immer ein bisschen vom Mond weggedreht. Diese Asymmetrie bewirkt, dass der Mond ein Drehmoment auf die Erde ausübt und die Rotation der Erde ein kleines bisschen bremst, sagt Böhm. Gleichzeitig wandert der Mond dabei immer weiter von der Erde weg. Eine Sekunde mag zwar in unserem Alltag die kleinste relevante Zeiteinheit sein – anderswo, etwa in der Forschung, arbeitet man allerdings längst mit viel höheren Genauigkeiten. Daher habe man in der Forschung längst keine andere Wahl mehr, als komplizierte Korrekturen mit Mikrosekundengenauigkeit zu berücksichtigen, sagt Böhm – egal ob Schaltsekunde oder nicht, zumindest, wenn man nicht jede Minute eine Schaltmikrosekunde einführen möchte. Böhm plädiert daher letztlich für die Abschaffung der Schaltsekunde. Im Grunde wäre es kein Problem, länger zu warten, und dann nach einigen Jahrzehnten eine ganze Schaltminute einzufügen, so der Wissenschafter. Rufe zur Abschaffung von Schaltsekunden sind in den vergangenen Jahren immer wieder laut geworden – unter anderem weil sie Computersystemen Probleme bereiten könnten. Tatsächlich sind Schaltsekunden in den vergangenen Jahren deutlich seltener eingelegt worden. Die jetzige ist erst die vierte seit dem Jahr 2000. Von 1972, als erstmals eine Schaltsekunde eingelegt wurde, bis 1999 gab es fast eine Schaltsekunde pro Jahr. Wissenschaft;Die Graphic Novel "Ghetto Brother" erzählt die Geschichte des Königs der Bronx zwischen Straßenkrieg, HipHop und Judentum. Im Fernsehen sah ich mal Bilder vom zerbombten Dresden. Die South Bronx war wie Dresden. Und wir waren die Könige dieses Trümmerhaufens, sagt Benjamin Melendez. Anfang der 1970er-Jahre war Melendez besser bekannt als Yellow Benjy. Er war Gründer und Anführer der Ghetto Brothers, eine der größten und einflussreichsten Gangs zwischen den verwahrlosten Blocks der South Bronx. Der in New York lebende deutsche Fotograf Julian Voloj hat Benjamin Melendez aus den Trümmern der ungeschriebenen Geschichten ausgegraben. Nachdem er ihn durch Zufall kennengelernt hatte und während zahlreicher Spaziergänge die Stationen seines Lebens abgeklappert hatte, dokumentierte Voloj seine außergewöhnliche Story gemeinsam mit der Hamburger Künstlerin Claudia Ahlering in einer Graphic Novel - Ghetto Brother, auf Deutsch erschienen im Avant-Verlag. Das Buch war auch nominiert als für den am 6. Juni vergebenen Peng-Preis des Comicfestivals München für den besten deutschsprachigen Comic. (Gewonnen hat ihn übrigens der bereits besprochene Band Irmina von Barbara Yelin.) Melendez war nicht einfach nur Gang-Leader, er war auch Initiator eines einmaligen Waffenstillstands im Krieg auf der Straße. Ganz nebenbei ebnete er damit den Weg zur HipHop-Kultur, die ihre Wiege in der Bronx hatte. Der Sohn puertoricanischer Einwanderer mit jüdischen Wurzeln streifte von klein auf durch die Straßen der Bronx - keine ungefährliche Angelegenheit: Du gingst vor die Tür und wusstest nie, ob es nicht dein letzter Tag auf Erden sein würde, erzählt Melendez. Den einzigen Schutz bot die Mitgliedschaft in einer der unzähligen Gangs. Allein in der Bronx regierten mehr als 100 Gangs mit mehr als 10.000 Mitgliedern das von Schlaglöchern durchsiebte Pflaster. Straßenecken markierten ihre Territorien, und so überbrückten die Gangs nicht selten die Kluft zwischen Afroamerikanern und Puertoricanern, die trotz derselben tristen Lebensverhältnisse gewöhnlich nicht viel füreinander übrig hatten. 1967 - in dem Jahr, in dem Martin Luther King und Robert Kennedy ermordet wurden und der Vietnam-Krieg zum Dauerproblem wurde - gründete Melendez als 14-Jähriger gemeinsam mit seinen Brüdern seine eigene Gang, die Ghetto Brothers. Was Ghetto eigentlich bedeutete und dass er selbst eine jüdische Herkunft hatte, war Melendez zu diesem Zeitpunkt gar nicht bewusst. Als Markenzeichen, das auf die Nieten-Jeansjacken genäht wurde - die sogenannten Colors -, wählten die Ghetto Brothers drei Mülltonnen, als Symbol für die völlig verdreckten und verarmten Stadtviertel, in denen sie lebten. Sie teilten sich die Straßen mit anderen Gangs mit klingenden Namen wie Black Spades, Savage Skulls, Savage Nomads, Seven Immortals, Reapers, Turbans. Die Begriffe sprechen für sich: Ende der 60er-Jahre ging es nicht gerade zimperlich zur Sache zwischen den mafiös agierenden Gangs. Das System hatte Erfolg: Die Gangs boten Familienersatz, Anerkennung, Aufstiegsperspektiven und nicht zuletzt Tagesstruktur in Gegenden, die selbst die Polizei aufgegeben hatten. Und offensichtlich auch die Stadtverwaltung: Das lokale Spital wurde nur das Schlachthaus genannt. Die Gewaltspirale samt wechselseitiger Rachefeldzüge und einer wachsenden Drogenkriminalität schraubte sich immer tiefer in die Bronx. 1971 erreichte das todernste Spiel mit der Ermordung von Black Benjy von den Ghetto Brothers, der ein Friedensangebot vermitteln wollte, einen Höhepunkt. Trotz vieler Widerstände entschloss sich Benjamin Yellow Benjy Melendez, nicht zurückzuschlagen sondern mit der Unterstützung eines Vertreters der Black Panthers stattdessen alle Gangleader an einen Tisch zu holen und ein nachhaltiges Friedensabkommen auszuhandeln. Ein eindrucksvoller Schachzug, der tatsächlich aufging. Der Waffenstillstand wurde am 8. Dezember 1971 geschlossen und unter Beisein von Presse, Sozialarbeitern und unter Polizeischutz von allen anwesenden Gangleadern unterzeichnet. Voloj und Ahlering arbeiten in dem in Schwarz-, Weiß- und Grautönen gehaltenen Comic eine ganze Menge auf: Amerikanische Sozial- und Migrationsgeschichte, ein bisschen Musikgeschichte, ein bisschen Jugendkultur. Es tauchen Notizen zu fehlgeleiteter Stadtentwicklung, zur puertoricanischen Minderheit und zur Bürgerrechtsbewegung in den USA auf. Es ist fast etwas zu viel, was die beiden in oft ein wenig zu klein geratene, verschachtelte Panels packen. Vieles wird nur angeschnitten, wirklich fundierte Hintergründe darf man sich nicht erwarten. Das ist aber völlig in Ordnung, denn schließlich geht es um den Lebensweg eines Underdogs aus der Bronx, der eben auch einige prägnante Ereignisse der frühen 70er kreuzte. Nach dem Waffenstillstand wurde unsere Welt größer, sagt Melendez. Man ging zu Partys in Gegenden, in die man früher nie einen Fuß gesetzt hatte. Es war egal, welche Weste du trugst. Man battelte sich weiter, aber nicht unbedingt mit Waffen, sondern auf dem DJ-Pult, beim Breakdance und Graffiti. DJ Kool Herc, der als Begründer des HipHop gilt, schmiss seine ersten Partys, aus dem Warlord der Black Spades wurde der berühmte DJ Afrika Bambataa, der Anführer der Universal Zulu Nation. Mitte der 70er war es dann aber schon wieder vorbei mit dem Frieden in der Bronx. Die Gangs lösten sich auf, die Gewalt kehrte zurück und Heroin eroberte die Sozialbauten. Auch Yellow Benjy zog sich aus dem Gang-Business zurück, um seine jüdischen Wurzeln, die seine Eltern stets im Geheimen pflegten, zu suchen. Die Themendichte geht sich tatsächlich aus - durch die rasanten Bildfolgen, mit denen man im Stakkato-Rhythmus durch die spannende Story rast. Der Fokus bleibt meist eng, die Blicke knapp und kurz. Nur selten geben große Bilder Raum für große Momente. Auch wenn die Geschichte da und dort mehr Luft vertragen hätte - die groben Zeichnungen geben eine Menge authentischer Einblicke in die Enge des Lebens zwischen Abbruchhäusern. Vor dem chaotischen Hintergrund heben sich starke Persönlichkeiten ab - samt eindrucksvoller Tattoos, Stirnbänder, Schlaghosen und origineller Frisuren. Manchmal wirkt die Ich-Erzählung gar etwas verherrlichend und affirmativ, die Person von Melendez, der etwa nicht unbedingt ein guter Familienvater gewesen sein dürfte, wird dabei nicht kritisch hinterfragt. Dass er mit seinen Brüdern unter dem Namen Ghetto Brothers auch eine Band gründete und eine Platte aufnahm, auf der sie Funk, Salsa und Beatles-Gesänge vermischten, wird leider nicht erwähnt - aber das wäre vermutlich wirklich eine andere Geschichte. Nicht-Wissenschaft;David Espinosa entwirft im Brut in einem "ehrgeizigen Projekt" eine große Welt im Kleinen. Wien – Man darf verwundert sein ob der Vielfalt der Figürchen, die die Modelleisenbahnbauzubehörindustrie aller anzubieten hat. Und man muss vielleicht sogar besorgt sein ob des Schlags der Modelleisenbahnbauer. Nicht nur Stripperinnen aus Profession und Exhibitionisten aus Leidenschaft finden sich nämlich unter den Menschenbildern aus Hartplastik. Frappant auch die Auswahl an Varianten und Stellungen kopulierender Pärchen. Ein Schrei nach Liebe und Zuwendung? Keine Sorgen muss man sich aber wohl um David Espinosa machen. Mit flinken Fingern und viel Gewitztheit greift der Spanier in die vollen Kartons der Branche und klaubt daraus die 300 Darsteller seiner 2013 gegründeten Theatergruppe Hekinah Degul heraus. Schon kleine Zwischenfälle wie ein Husten könnten tödlich für sie enden, scherzt Espinosa. Im Maßstab 1:87 will er mit ihnen die Welt abbilden. Das Große im Kleinen. Vor einem nicht minder im Maßstab geschrumpften Publikum: Lediglich 22 Personen auf einmal finden rund um den Tisch des Figurentheatermachers, der im Brut mit Mein großes Werk (ein ehrgeiziges Projekt) Premiere im deutschsprachigen Raum feiert, Platz. Opernglas (vor Ort bereitgestellt) ist Pflicht! Denn es entgingen einem sonst all die herrlichen Details, die er ausbreitet: Von der Wiege bis zur Bahre und unter die Erde decken sie den Lauf des Lebens ab. Hochzeit und Hochzeitsreise nimmt er besonders in den Fokus. Sogar ins Weltall nimmt er sein Publikum mit. Ebenso ins Fußballstadion, auf den Spielplatz, zur Sodomie mit Reittieren, zum Ort eines Autounfalls und eines Attentats. Seine Beschränkung ist zugleich die Stärke des Abends: Mehr als zwei Hände hat auch Espinosa nicht. Nach und nach baut er seine kleinen Szenerien auf. Preziosen, die sich sukzessive verändern, mit jeder neuen Figur umschlagen, überraschende Pointen entwickeln können. Mit etwa einer Dreiviertelstunde Spielzeit ist es zwar ein kurzes Vergnügen. Mit Witz, ohne Worte, dafür allerdings gut abgestimmter Beschallung (auf den Boxen sitzen zwecks Glaubwürdigkeit kleine Bands) aber zugleich ein großes. Wie viel Budget die Festwochen heuer haben mögen (rund 15 Millionen Euro), dieses kleine große Werk ist wohl der billigste Act der Saison. Und damit ein zweifellos angenehmer Kontrast zu den Spektakeln, die allerorten versucht werden. Als solcher ist das Projekt auch entstanden, als Espinosa sich ob immer imposantere Kosten annehmender, dabei aber künstlerisch hakender Bühnenproduktionen, in denen er u. a. als Tänzer mitgewirkt hat, fragte, ob es nicht auch anders gehen müsse. Insbesondere in Zeiten knapper Kulturbudgets, Wirtschaftskrisen und sozialer Problematik. Ein Abend mit dem Auftrag zur Vorstellungskraft. Es war währenddessen mucksmäuschenstill. Nicht-Wissenschaft;SPÖ-Bautensprecherin hofft auf niedrigere Baukosten, auch WKÖ und ÖVP-Politiker sind zufrieden. Beschluss wohl noch heuer. Wien – Beispiele für überflüssige Normen findet man hierzulande einige. B 5305 wäre so eine Regel, die Fachleuten zufolge die Baukosten vor allem im öffentlichen Wohnbau in die Höhe treibt: Sie besagt, dass die jährliche Wartung eines Kunststofffensters etwa in einer Genossenschaftswohnung von Experten übernommen wird. Der Fachmann schaut dann, ob das Fenster nicht aus dem Rahmen fällt, beschreibt SPÖ-Bautensprecherin Ruth Becher den Umfang der Tätigkeit. Mit dem überarbeiteten Normengesetz, das am Mittwoch im Wirtschaftsausschuss des Parlaments diskutiert wurde, soll einiges anders werden. Mittlerweile wurden die Reaktionen auf das im Sommer vom Wirtschaftsministerium auf den Weg gebrachte Gesetz eingearbeitet. Beschlossen werden dürfte es noch im Dezember. Das Ziel – mehr Transparenz beim Normierungsprozess und eine Verringerung der Baukosten – sieht Becher damit in Reichweite. Mittelfristig erhofft sie sich eine Kostensenkung um 250 bis 300 Euro je Quadratmeter. SPÖ-Klubobmann Andreas Schieder geht davon aus, dass das neue Gesetz die vielbeklagte Normenflut verringern und dafür sorgen wird, dass es kein Eigenleben des Normungsinstituts gibt. Insgesamt sieht er eine Entrümpelung des Normenwesens in Österreich. Künftig kostenfrei Auch die Wirtschaftskammer zeigt sich im Wesentlichen zufrieden. Generalsekretärin Anna Maria Hochhauser betont vor allem, dass rein österreichische Normen, auf die in Gesetzen oder Verordnungen verwiesen wird, künftig kostenfrei zur Verfügung gestellt werden. Das ist ein wesentlicher Beitrag zur Rechtssicherheit, so Hochhauser. Rein österreichische Normen – sie machen allerdings nur zehn Prozent der mittlerweile über 23.000 hierzulande gültigen Normen aus – sollen künftig nur noch auf Antragstellung erfolgen. Für einen Wermutstropfen hält die WKÖ, dass im neuen System jeder, der einen Antrag auf eine neue österreichische Norm einbringt, im Vorhinein die Kosten für den Normungsprozess bezahlen soll. Hochhauser hält das für eine finanzielle Hürde insbesondere für KMUs. Dieser Passus sollte noch wegfallen, findet sie. Da es jährlich nur 20 bis 30 solche Normen gebe, könne man in diesem Zusammenhang auch nicht von einer drohenden Normenflut sprechen. Normungsbeirat SPÖ-Wirtschaftssprecherin Cornelia Ecker hingegen glaubt, dass für KMUs und EPUs die Vorteile überwiegen. Das wird vor allem bei kleineren Firmen zu spürbaren Ersparnissen führen, sagt Ecker. Neu außerdem: Die bereits jetzt tätige Schlichtungsstelle, die Ablehnung oder Aufnahme eines Normungsantrags überprüft, wird gesetzlich verankert. Dass nicht mehr als nötig normiert wird, darauf soll unter anderem ein Normungsbeirat sorgen, der die heimische Strategie evaluiert und die Tätigkeit des Austria Standards Institute (ASI) überwacht. Mit dem neuen Gesetz wird auch der Mitarbeitsbeitrag ans ASI in Höhe von 450 Euro pro Jahr wieder fallen. Insgesamt überwiegt Zufriedenheit: SPÖ und WKÖ betonen, dass der Normungsprozess insgesamt transparenter ablaufen und fokussierter auf volkswirtschaftlich sinnvolle Vorhaben sein werde. So sind alle Normen künftig regelmäßig auf ihre Zweckmäßigkeit zu überprüfen. Auch ÖVP-Bautensprecher Hans Singer geht davon aus, dass in Zukunft leichter, schneller und mehr gebaut werden kann, was dem Wohnungsbau und -angebot zugute kommt. Weniger zufrieden ist man beim Austrian Standards Institute: Dort hält man es für möglich, dass das neue Gesetz nicht kompatibel sein könnte mit internationalen Gepflogenheiten und die Österreicher dadurch von der Teilnahme an der europäischen und internationalen Normung (CEN beziehungsweise ISO) ausgeschlossen werden könnten. Nicht-Wissenschaft;US-Internetriese will Pakete per Miniflugzeug zustellen. Ein Teil des Luftraums nur für Lieferdrohnen – so stellt sich der US-Internetriese Amazon die Zukunft der Zustellung aus der Luft vor. Amazon-Manager Gur Kimchi forderte am Dienstag auf einer Konferenz der US-Raumfahrtbehörde NASA in Kalifornien eine Aufteilung des Luftraums, um Auslieferungen von Paketen mit einer Drohne zu ermöglichen. Er schlug vor, Lieferdrohnen nur in einer Höhe von 200 bis 400 Fuß (61 bis 122 Metern) fliegen zu lassen – richtige Flugzeuge mit einem Sicherheitsabstand dann ab 500 Fuß. Unterhalb des speziellen Luftraums für Lieferdrohnen sollten demnach andere Drohnen zum Einsatz kommen dürfen. Es sei am sichersten und effizientesten, wenn Drohnen ein abgetrennter Luftraum mit definierten Strukturen für Einsätze unterhalb von 500 Fuß vorbehalten wäre, hieß es in der schriftlichen Fassung der Amazon-Präsentation. Nach den Vorstellungen des Konzerns dürften in dem mit einer eigenen Flugsicherung ausgestatteten Luftraum für Lieferdrohnen nur unbemannte Miniflugzeuge fliegen, die spezielle technische Standards erfüllen. Rund um Flughäfen wäre demnach ein Einsatz von Drohnen verboten. Amazon verfolgt seit langem das Projekt Prime Air, bei dem eine Lieferung bereits 30 Minuten später bei US-Kunden per Drohne eintreffen soll. Allerdings fehlen in den USA noch klare Regeln der zuständigen Luftfahrtbehörde FAA für den Einsatz von Drohnen. Amazon sperrte sich gegen Vorschläge der FAA, die kleinen Miniflugzeuge aus Sicherheitsgründen nur in Sichtweite ihres Piloten am Boden fliegen zu lassen. Aufgrund der fehlenden Regelungen testet Amazon den Flugbetrieb seiner Drohnen in anderen Ländern, unter anderem in Kanada. Nicht-Wissenschaft;Österreichs Fußballerinnen haben gute Chancen, sich erstmals für die EM zu qualifizieren. Zunächst wartet Kasachstan. Shymkent/Wien – 2017, Europameisterschaft, Niederlande: Da wollen Österreichs Fußball-Nationalspielerinnen unbedingt hin. Knapp dran an der Qualifikation für ein Großereignis war das ÖFB-Team zuletzt schon zweimal. Aber jetzt ist die Ausgangslage eine andere, eine bessere. Die Quali wäre keine Überraschung mehr, sie wird fast schon erwartet. Erstens hat sich Österreich in den vergangenen Jahren konsequent verbessert. Zweitens, und das ist der entscheidendere Vorteil, spielen in den Niederlanden erstmals 16 Teams um den Titel. 2013, als Deutschland in Schweden den Titel holte, waren es noch zwölf. Österreich liegt in der Weltrangliste als 16.-bestes europäisches Team auf Position 27. Also, die Papierform spricht für das ÖFB-Team. Die Auslosung auch. Norwegen (Weltranglisten-Zehnter) ist Favorit in der Gruppe 8, dann kommt – so die Papierform – schon Österreich. Wales (37.), Israel (57.) und Kasachstan (72.) liegen im Fifa-Ranking hinter dem ÖFB-Team. Veranstalter Niederlande, die acht Gruppenersten und die sechs besten Gruppenzweiten sind fix bei der EM. Die beiden übrigen Zweiten spielen noch um ein verbleibendes Ticket. Das Ziel ist die Quali, sagt Teamchef Dominik Thalhammer. Auf Platz zwei will er sich nicht verlassen. Vielleicht könne man auch gegen die Norwegerinnen überraschen. Zunächst aber geht es am Donnerstag (11 Uhr) auswärts (in Shymkent) gegen Kasachstan – ohne die verletzten Legionärinnen Lisa Makas und Verena Aschauer. Thalhammer: Kein angenehmer Auftaktgegner. Die richtig Kleinen gebe es auch im Frauenfußball nicht mehr. Und gegen eine Fünfer-Abwehrkette müsse man erst einmal durchkommen. Wir brauchen viel Geduld, müssen auf die Chancen warten, sagt Thalhammer. In der jüngsten WM-Qualifikation nahmen die Österreicherinnen die Hürde Kasachstan zweimal erfolgreich (3:0 auswärts, 5:1 daheim). Nach Kasachstan ist Wales. Die Britinnen gastieren am Dienstag in St. Pölten. Thalhammer: Ein ganz anderes Spiel. Sie agieren aktiv und pflegen den britischen Stil. Was das Spiel der Österreicherinnen betrifft, ist Thalhammer an ständiger Weiterentwicklung interessiert. Es gibt viel zu tun, aber viel sei auch schon weitergegangen. Thalhammer: Eine Knochenarbeit. Seit dem Sommer sind 13 ÖFB-Kickerinnen in Deutschland engagiert. Es zeugt davon, dass die Spielerinnen Qualität haben, sagt Thalhammer. Qualität braucht es auch in der EM-Quali und zunächst gegen Kasachstan. Wir schauen von Spiel zu Spiel, sagt der Trainer. Das Ziel ist klar. Wissenschaft;Der zentrale Arktische Ozean hatte sommerliche Oberflächentemperaturen von vier bis neun Grad Celsius. Im Frühjahr, Herbst und Winter trieben aber Eisschollen übers Meer. Bremerhaven – Einem internationalen Forscherteam unter Leitung des (AWI) in Bremerhaven ist es gelungen, ein neues Fenster in die Klimageschichte des Arktischen Ozeans aufzustoßen: Mithilfe von Bodenproben vom Lomonossow-Rücken konnten die Wissenschafter zeigen, dass die zentrale Arktis vor sechs bis zehn Millionen Jahren im Sommer vollkommen eisfrei war. Das Meer hatte demnach an der Oberfläche eine Temperatur von vier bis neun Grad Celsius, wie die Forscher in Nature Communications berichten. Im Frühjahr, Herbst und Winter hingegen trieben Eisschollen auf dem Ozean. Die Sedimentproben wurden während einer Expedition im Sommer 2014 entnommen. Das arktische Meereis ist eine sehr kritische und sensitive Komponente im globalen Klimasystem, sagt AWI-Geologe und Erstautor Rüdiger Stein. Daher seies wichtig, die Ursachen heutiger wie historischer Änderungen des Meereises besser zu verstehen. Wir hatten uns daher für diese Expedition zum Ziel gesetzt, lange Sedimentkerne aus der zentralen Arktis zu gewinnen, mit deren Hilfe wir die Meereisbedeckung des Ozeans in den zurückliegenden 50 Millionen Jahren rekonstruieren können. Eine günstige Stelle dafür fanden die Forscher am Westhang des Lomonossow-Rückens, einem großen Unterseegebirge in der zentralen Arktis. An diesem Hang muss es in der Vergangenheit immer wieder gigantische Erdrutsche gegeben haben, wodurch die darunterliegenden sehr alten Sediment- und Gesteinsformationen auf einer Mächtigkeit von über 500 Metern freigelegt wurden, so Stein. Die gewonnenen Sedimentkerne waren zwar nur vier bis acht Meter lang, einer davon entpuppte sich aber genau als eines jener Klimaarchive, auf das die Forscher gehofft hatten: Wir konnten mit Hilfe bestimmter Mikrofossilien, sogenannter Dinoflagellaten, eindeutig feststellen, dass der untere Teil dieses Kerns aus circa sechs bis zehn Millionen Jahre alten Sedimenten besteht und damit erdgeschichtlich in das späte Miozän zurückreicht, sagt Stein. Mithilfe sogenannter Biomarker konnten so die Klimabedingungen im zentralen Arktischen Ozean für diesen Zeitabschnitt rekonstruiert werden. Bisher vermuteten einige Forscher, dass der zentrale Arktische Ozean bereits vor sechs bis zehn Millionen Jahren ganzjährig durch eine Meereisschicht bedeckt war – in etwa jenem Ausmaß, wie wir sie heute kennen. Dieser Annahme widersprechen die neuen Forschungsergebnisse. Unsere Daten weisen eindeutig darauf hin, dass der Nordpol und der gesamte zentrale Arktische Ozean im Sommer sogar eisfrei gewesen sein müssen, so Stein. Der Arktische Ozean war allerdings nicht ganzjährig eisfrei. Stein: Durch die Kombination unserer Datensätze zur Oberflächenwassertemperatur und zur Meereisverbreitung können wir das jetzt erstmals belegen. Im Frühjahr und dem vorangegangenen Winter war der Ozean aber von Meereis bedeckt. Rund um den Nordpol muss es damals also eine ähnliche saisonale Eisbedeckung gegeben haben, wie wir sie heute in den Arktischen Randmeeren vorfinden. Diese aus Sedimentdaten rekonstruierten Erkenntnisse über die Klimageschichte des Arktischen Ozeans lassen sich auch durch Klimasimulationen untermauern. Dies gilt jedoch nur bei Annahme eines relativ hohen atmosphärischen Kohlenstoffdioxid-Gehalts. Wird in die Klimamodelle ein deutlich niedrigerer Kohlenstoffdioxid-Gehalt eingesetzt, wie er in einigen Studien für das späte Miozän postuliert wird, lässt sich eine eisfreie Arktis nicht simulieren. Ob der Kohlenstoffdioxid-Gehalt damit im Miozän wirklich relativ hoch war, oder ob die miozänen Klimasimulationen eine zu geringe Sensitivität in der Arktis aufweisen, sei derzeit ein zentraler Gegenstand der Forschung, sagt Stein: Wenn unsere Klimamodelle die Meereisbedeckung früherer Zeiträume zuverlässiger reproduzieren können, werden wir auch in der Lage sein, genauere Prognosen über künftige Klima- und Meereisschwankungen in der zentralen Arktis zu geben. Nicht-Wissenschaft;Um 20.15 Uhr tastet Hanno Settele in "Que sera, sera! Settele sucht unsere Zukunft ..." künftige Räume ab. Wien – Mit einer Reportagestrecke am Mittwoch verstärkt ORF 1 sein Informationsangebot für junges Zielpublikum: Um 20.15 Uhr tastet Hanno Settele in Que sera, sera! Settele sucht unsere Zukunft ... künftige Räume ab. Um 21.45 Uhr folgt die Reportage Heimat-Verbunden – Durch Krieg und Flucht getrennt. Jürgen Pettinger und Nicole Kampl haben eine zerrissene Familie begleitet – erstmals zeitgleich im Exil im Libanon und in Wien. Zusätzliches Angebot ist ab Mittwoch auf meins.orf.at abrufbar. Nicht-Wissenschaft;Unbekannte hatten 15-jähriger Schülerin in Leoben sexuelle Gewalt angetan. Leoben – Die steirische Polizei hat die Personenbeschreibung jener beiden Männer veröffentlicht, die vorigen Freitag in Leoben eine 15 Jahre alte Schülerin vergewaltigt hatten. Einen der Täter konnte die Schülerin beschreiben, den anderen hatte sie nicht gut sehen können, da er sie von hinten festgehalten hatte. Der mutmaßliche Haupttäter ist zwischen 20 und 25 Jahre alt, von dunklem Teint und dünner, schmaler Statur. Er hat schwarze, kurze Haare, dunkle Augen, buschige Augenbrauen, ist etwa 1,70 Meter groß und trug einen Vollbart. Laut dem Opfer sprach er mit einem arabischen Akzent. Er trug eine braune hüftlange Glattlederjacke mit Reißverschluss, dunkle Hose – eventuell Jeansstoff – blaue Adidas-Schuhe und eine goldfärbige Armbanduhr. Der zweite Unbekannte, der das Mädchen festgehalten hatte, dürfte 1,80 Meter groß sein, hatte dunkleren Teint und sprach ebenfalls mit arabischem Akzent. Er hatte schmutzige Fingernägel und trug gelbe Sportschuhe. Zeugen oder Auskunftspersonen, die zweckdienliche Hinweise zur Tat geben können, werden von der Polizei gebeten, sich unter der Rufnummer des Kriminalreferats des Stadtpolizeikommandos Leoben unter 059133 66 3100 oder an das Landeskriminalamt Steiermark 059 133 60 3333 zu wenden. Wissenschaft;Satellit Intelsat 29e erfolgreich im geostationären Orbit ausgesetzt. Kourou – In der Nacht auf Donnerstag ist die erste Ariane-5-Rakete des Jahres mit einem Telekommunikationssatelliten an Bord vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana aus in All gestartet. Die Rakete setzte den 6,7 Tonnen schweren Intelsat 29e nach rund 30 Minuten Flugzeit im Geotransferorbit aus, der den Satelliten schließlich rund 36.000 Kilometer über der Erde positionieren sollte, teilte Arianespace mit. Das Technologieunternehmen Intelsat schickte damit seinen 56. Satelliten mit der Hilfe des europäischen Weltraumunternehmens ins All. Der Satellit ist der erste aus der neuesten Generation der EpicNG-Serie, die höhere Datengeschwindigkeiten und Datenmengen erreichen soll. Insgesamt wird der Satellit zwischen 25 und 30 Gigabit pro Sekunde zur Verfügung stellen. Intelsat 29e wurde entwickelt, um den Breitbandservice auf dem nord- und südamerikanischem Kontinent zu beschleunigen und das Telekommunikationsnetz zu erweitern. Im Atlantik und in der Karibik soll der Satellit die Kommunikationssysteme für Luft- und Schifffahrt verbessern. Arianespace plant heuer elf weitere Raketenstarts, davon acht mit einer Ariane-5-Rakete. Für Intelsat stehen heuer noch zwei weitere Starts aus Kourou auf dem Programm. Nicht-Wissenschaft;Abgeordnete verweisen auf Gefahren für Gesundheit. Straßburg – Das Europaparlament hat die Zulassung von drei gentechnisch veränderten Sojabohnen durch die EU-Kommission abgelehnt. Die Pflanzen seien dank der Gentechnik resistent gegen ein Unkrautvernichtungsmittel, das von der Weltgesundheitsorganisation im Vorjahr als vermutlich krebserregend eingestuft worden sei, heißt es in der Entschließung vom Mittwoch. Die EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hatte sich im November für die Zulassung der drei Sojabohnensorten ausgesprochen. Entgegen der WHO vertrat sie die Ansicht, das fragliche Unkrautvernichtungsmittel – Glyphosat – könne bei Menschen kaum Krebs auslösen. Die in Parma ansässige Behörde ist in der Vergangenheit wiederholt wegen industriefreundlicher Entscheidungen kritisiert worden. Das Europaparlament hat in der Frage kein Vetorecht – die Kommission ist somit nicht gezwungen, die Zulassungen zu annullieren. Allerdings hatte das Straßburger Parlament im vergangenen Jänner eine Verordnung verabschiedet, die nationale Anbau-Verbote in den 28 EU-Staaten erleichtert. Dank dieser Regelung können Staaten nun ganz offen auf politische Motive oder Umweltgründe für eine Ablehnung verweisen. Sie können auch den Anbau mehrerer gentechnisch veränderter Pflanzen auf einmal untersagen. Nicht-Wissenschaft;Nutzer klagen über zahlreiche Fehler bei den neuen Geräten. Microsofts Surface Book hat mit mehreren Fehlern zu kämpfen, etwa Bluescreens oder einem hohen Stromverbrauch im Standby-Modus. Auch das Surface Po 4 wird von Problemen heimgesucht. Das hat dem Konzern unter dem Schlagwort Surfacegate viel Kritik eingebracht. Nun will Microsoft einige Fehler ausbügeln. Das Unternehmen hat Updates für das Surface Book und Pro 4 veröffentlicht, die das Power-Management und Intel-Treiber adressieren. Das kündigte Surface-Chef Panos Panay in einem Blogeintrag an. Die Firmware-Updates werden Nutzern über Windows Update zur Verfügung gestellt. Auf die scharfe Kritik an den Geräten, geht Panay in dem Eintrag allerdings nicht ein. Er schreibt lediglich, dass er Blogs, soziale Medien und Foren lese und für Microsoft das Feedback der Nutzer sehr wichtig sei. Man wolle die Surface-Produkte noch besser machen, heißt es. Weitere Aktualisierungen sollen folgen. Wissenschaft;Gelebter Glaube wird gemeinhin mit höheren moralischen Standards in Verbindung gebracht – tatsächlich aber scheint das Gegenteil zu stimmen.. Chicago/Wien – Viele assoziieren Religiosität mit Selbstkontrolle und moralischem Verhalten. In den USA etwa ist diese Sichtweise unglücklicherweise oft so tief verankert, dass unreligiöse Menschen als moralisch suspekt angesehen werden. Ein erklärter Agnostiker oder Atheist hätte wohl wenig Chancen, in ein höheres Amt gewählt zu werden. Was Jean Decety von der University of Chicago hier beschreibt, trifft freilich auch auf andere Länder zu – und es ist da wie dort ein Trugschluss: Kinder aus einem nichtreligiösen Haushalt sind in Wahrheit offenbar signifikant freigiebiger als solche, deren Eltern ein religiös geprägtes Leben führen. Dies zumindest hat die umfangreiche Studie ergeben, die Decety und seine Kollegen nun im Fachjournal Current Biology vorgestellt haben. Es handelt sich nicht um die erste derartige Erkenntnis. Bereits frühere Untersuchungen konnten demonstrieren, dass religiöse Menschen nicht automatisch moralischer handeln. Unsere Studie geht nun einen Schritt weiter, indem sie zeigt, dass Kinder aus einem religiösen Umfeld sogar weitaus weniger freigiebig sind als nichtreligiös erzogene Kinder, erklärt der Psychologe. Um den Einfluss der Religion auf den Altruismus von Kindern zu messen, haben die Forscher ihren Test in ein Spiel eingebettet. 1100 Fünf- bis Zwölfjährige aus den USA, Kanada, Jordanien, der Türkei, Südafrika und China nahmen an der Untersuchung teil. Bei dem Spiel ging es um die Frage, in welchem Ausmaß die Kinder dazu bereit waren, bunte Sticker mit einer anonymen Person aus ihrer eigenen Schule zu teilen. Ein erwartbares Resultat der Studie war, dass die Kinder mit steigendem Alter großzügiger wurden. Das wesentlich spannendere Ergebnis fanden die Wissenschafter jedoch in einer Korrelation zwischen altruistischen Wesensmerkmalen und religiösem Hintergrund: Je mehr Einfluss die Religion auf das Leben eines Kindes ausübte, umso weniger freigiebig zeigte es sich. Die großzügigsten Testpersonen kamen demnach aus atheistischen Familien. Interessant ist auch, wie die teilnehmenden Kinder unterschiedlicher Herkunft mit Verfehlungen und persönlichen Angriffen umgingen: Jene mit einem religiösen Hintergrund wünschten sich für das Fehlverhalten anderer Kinder tendenziell härtere Bestrafungen als solche, für die Religion keine große Rolle spielt. Decety sieht diese Ergebnisse in einer Linie mit vorangegangenen Studien, die einen direkten Zusammenhang zwischen Religiosität und geringerer Toleranz festgestellt haben. Eine Erklärung für dieses Phänomen haben die Psychologen auch parat: Möglicherweise spielt hier das sogenannte moral licensing eine Rolle. Bei diesem psychologischen Mechanismus machen sich Menschen, die sich ihrem persönlichen Urteil nach gut verhalten – im konkreten Fall heißt das, religiöse Regeln einzuhalten -, weniger Gedanken über die Konsequenzen, die ihr potenziell unmoralisches Verhalten nach sich ziehen könnte. Letztlich liefert die Studie gewichtige Argumente in der Frage, in welche Richtung die zunehmende Säkularisierung der westlichen Gesellschaft moralisches Handeln beeinflusst. Zumindest für Decety und seine Kollegen ist die Antwort klar: Ihrer Meinung nach wirkt sich gelebte Religion tendenziell eher negativ auf die Moral aus. Nicht-Wissenschaft;Stiftung verlieh Chen Guangcheng in Washington die Truman-Reagan Freiheitsmedaille. Washington – Der blinde chinesische Bürgerrechtler Chen Guangcheng ist in den USA für seine politischen Verdienste ausgezeichnet worden. Eine Stiftung für die Opfer des Kommunismus verlieh ihm am Donnerstag (Ortszeit) in Washington die Truman-Reagan Freiheitsmedaille. Chen war 2012 aus dem Hausarrest aus einem Dorf in Ostchina in die US-Botschaft in Peking geflohen. Der Vorfall löste eine diplomatische Krise zwischen China und den USA aus. Der als Barfußanwalt bekannte 43-Jährige setzte sich zunächst für die Rechte von Menschen mit Behinderungen ein. International wurde er durch seine Unterstützung für die Opfer von Zwangsabtreibungen als Folge der chinesischen Ein-Kind-Politik bekannt. Die umstrittene Regelung wurde im Oktober abgeschafft. Die geschäftsführende Direktorin der Victims of Communism Memorial Foundation (VOC) Marion Smith, bezeichnete Chen als Stimme der Entrechteten und Vergessenen: Als Barfußanwalt hat er Gerechtigkeit für diejenigen gefordert, die sich nicht allein gegen die Unterdrückung der kommunistischen Regierung wehren konnten. Für seinen Gerechtigkeitssinn und seinen Kreuzzug für die Freiheit hat er die Bewunderung der Welt auf sich gezogen. Nicht-Wissenschaft;Tiere stahlen Gummibeschichtung von Scheibenwischern. Tokio – Krähen haben in Japan ein Großaufgebot der Polizei mobilisiert. Dutzende Male hatten sich Bewohner der Stadt Matsue bei den Beamten gemeldet, weil jemand ihre Scheibenwischer am Auto beschädigt habe, wie die japanische Zeitung Yomiuri Shimbun am Mittwoch berichtete. Daraufhin habe die Polizei nicht weniger als 50 Mann zur Ermittlung der mysteriösen Vandalismus-Fälle abgestellt und Tag und Nacht in der betroffenen Gegend patrouilliert. Mithilfe von Überwachungskameras konnten die Täter schließlich festgestellt werden: Krähen. Die Tiere fanden nämlich die Gummibeschichtungen der Scheibenwischer praktisch zum Bau ihrer Nester. Da zeigte sich die Polizei am Ende machtlos: Die können wir ja nicht verhaften. (dpa, 17.6.2015) Wissenschaft;Im Herbst machen sich jedes Jahr tausende Zugvögel auf den Weg Richtung Süden. Auf der Ostsee wurden Vogelforscher nun Zeugen eines besonderen Schauspiels. Rügen – Ein sternenklarer Himmel und grenzenlose Stille, die höchstens von dem leisen Plätschern der Wellen, die gegen den Bug schlagen, unterbrochen wird. So könnte man sich eine ruhige Nacht auf einem vor Anker liegenden Schiff mitten auf der Ostsee vorstellen. Dass es auch ganz anders gehen kann, erlebten einige Ornithologen, die vor Kurzem auf einem Forschungsschiff vor der Ostseeinsel Rügen unterwegs waren, um Zählungen von Zugvögeln vorzunehmen. Der freischaffende Ornithologe Martin Grimm erzählt im Interview mit dem Wissenschaftsmagazin Geo.de, was sich genau zutrug. Am späten Abend des 18. Oktober waren wie aus dem Nichts Schwärme von tausenden Singvögeln über dem Schiff aufgetaucht. In der dunklen Nacht hatten die Lampen des Schiffes – den Seeregeln entsprechend müssen Schiffe nachts beleuchtet sein – die Zugvögel angelockt, die sich darauf zur Rast niederließen. Bei den Vögeln handelte es sich vorwiegend um erschöpfte Singvögel wie Rotkehlchen, Buch- und Bergfinken, Wintergoldhähnchen, Erlenzeisige oder Heckenbraunellen, die einen Zwischenstopp auf ihrer Reise Richtung Süden einlegten. Doch warum waren die Vögel überhaupt nachts unterwegs? Grimm zufolge waren die Tiere möglicherweise einige Tage durch Schlechtwetter aufgehalten worden und hatten nun den ersten ruhigen Abend zum Weiterflug genutzt. Außerdem würden viele nachts fliegen, weil sie so ihren Jägern aus dem Weg gehen können. Eine Strategie, die in diesem Fall gründlich schief gegangen ist: Im Gefolge der Singvögel befanden sich nämlich auch drei Sperber und eine Sumpfohreule. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Raubvögel, die selbst Zugvögel sind, einfach ihren Beutetieren in den Süden folgen, erklärt der Ornithologe. Was diesen Fall aber speziell macht: Normalerweise jagen die Sperber nur tagsüber, aber auf dem Schiff konnten sich die Raubvögel an den erschöpft zusammengekuschelten Vögeln wie an einer gedeckten Tafel bedienen. Den Forschern gelangen dabei einzigartige Aufnahmen, die hier zu bewundern sind: --> Geo.de: Singvogel-Überfall auf der Ostsee (rede, 31. 10. 2015) Nicht-Wissenschaft;Moser hatte Zweitgehalt kritisiert – OGH entschied: Freie Meinungsäußerung ausgeübt. Wien – Ein Rechtsstreit zwischen dem früheren Patentamtschef Friedrich Rödler und der Grünen Abgeordneten Gabriela Moser ist nun entschieden: Rödler ist mit seiner Klage gegen Moser wegen deren kritischen Äußerungen über Rödlers Zweitgehalt vor dem Obersten Gerichtshof (OGH) abgeblitzt, geht aus dem der APA vorliegenden OGH-Urteil hervor. Rödler muss Moser 9.237 Euro Verfahrenskosten ersetzen. Stein des Anstoßes war eine Sachverhaltsdarstellung Mosers bei der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft, die sie nach einem Rechnungshofbericht zum Patentamt einbrachte. Darin thematisierte sie, dass Rödler zusätzlich zu seinem Einkommen als Präsident des Patentamts ein Gehalt als Geschäftsführer einer teilrechtsfähigen ausgegliederten Einheit (serv.ip) bezöge. Es ging um ein Zweitgehalt in Höhe von laut Medienberichten 75.000 Euro jährlich – zusätzlich zum Gehalt als Patentamts-Chef. Über die Causa wurde vom ORF-Radio und weiteren Medien berichtet. Rödler klagte Moser auf Unterlassung und Widerruf. Zulässiges Werturteil Die Grüne Moser hat nun, zweieinhalb Jahre später, vor dem OGH Recht bekommen. Bei ihren Äußerungen habe es sich um zulässige Werturteile gehandelt, so das Höchstgericht. Rödler ist seit April 2015 nicht mehr Chef des Patentamts. Sein Fünf-Jahres-Vertrag war ausgelaufen und wurde nicht mehr verlängert, hieß es in der Pressestelle des Patentamts. Als interimistischer Chef des Patentamts ist nun Christian Weissenburger tätig. Rödler war Generalsekretär von Verkehrsminister Vizekanzler Hubert Gorbach (FPÖ/BZÖ). Von Gorbach wurde er im Oktober 2004 zum provisorischen Leiter des Patentamts bestellt, im April 2005 wurde er dessen Präsident. Zehn Jahre lang stand er an der Spitze der Behörde. Nicht-Wissenschaft;Amtszeit dauert fünf Jahre. Moskau – Russlands bisherige Menschenrechtsbeauftragte Ella Pamfilowa (62) ist zur neuen Leiterin der einflussreichen Wahlkommission bestimmt worden. Das meldete die Agentur Interfax am Montag in Moskau. Der Kreml erhofft sich von dem Schritt, dass die Parlamentswahl in knapp sechs Monaten weniger der Kritik der liberalen Opposition und internationaler Wahlbeobachter ausgesetzt sein wird als frühere Urnengänge. Regierungsgegner hatten Pamfilowas Vorgänger Wladimir Tschurow massive Fälschungen bei der Wahl 2011 vorgeworfen und Hunderttausende auf die Straße gebracht. Die oppositionelle Parnas-Partei begrüßte Pamfilowas Wahl. Aber sie ist ein Teil des Systems, wir erwarten keine großen Verbesserungen, meinte Parteichef Michail Kasjanow. Pamfilowa sagte, sie wolle das Vertrauen der Bürger in Wahlen zurückgewinnen. Die Menschen sollen das Gefühl haben, dass ihre Stimme wirklich zählt, sagte die parteilose Politikerin mit Blick auf die Wahl am 18. September 2016. Für Pamfilowa stimmten 14 der 15 Mitglieder der Wahlkommission. Die Amtszeit dauert fünf Jahre. Nicht-Wissenschaft;Der Ex-US-Zentralbankchef war fast zwei Jahrzehnte lang der mächtigste Geldpolitiker der Welt, die Krise hat den Ruf ramponiert. New York/Washington- Der großartigste Zentralbanker in der Weltgeschichte, hieß es in den Lobeshymnen der Politiker noch, als die USA Greenspan zur Jahrtausendwende für weitere vier Jahre an die Spitze der US-amerikanischen Notenbank Federal Reserve (Fed) beriefen. Der damals bereits seit 13 Jahren amtierende Fed-Chef galt in der Welt des Geldes als Maß aller Dinge, genoss Kultstatus an den Finanzmärkten und hatte die Rückendeckung sowohl von Republikanern als auch von Demokraten. Der Mann hinter dem Geld schien unantastbar – die Märkte feierten ihn als Orakel und Maestro. Als solcher hat er ab den späten 1990er-Jahren Krisenherde mit Geldspritzen erstickt, wobei die Dosis von Mal zu Mal gesteigert wurde. Auf dem Höhepunkt der Finanzkrise Anfang 2009 reduzierte sein Nachfolger Ben Bernanke den Leitzins bis an die Nulllinie. Mit der Finanzkrise kam auch Greenspans persönlicher Absturz. Das Genie, dem Konjunktur und Inflation zu gehorchen schienen, wurde zum Sündenbock. An seinem 90. Geburtstag heute Sonntag steht Greenspans Name vor allem für eine fahrlässige Niedrigzinspolitik, die einem verheerenden Crash den Boden bereitete. Greenspan hat seinen Job von Paul Volcker übernommen. Der in New York aufgewachsene Sohn eines Börsenmaklers hatte 1977 an der New York University promoviert. 1987, direkt nach seinem Amtsantritt bestand er quasi die Feuertaufe mit dem als Schwarzer Montag in die Finanzgeschichte eingegangenen Börsenbeben. Die Fed öffnete die Geldschleusen, um die Panik der Anleger mit expansiver Liquidität zu kontern. Die Methode wirkte. Greenspans Erfolg hielt an – unter seiner geldpolitischen Führung legte die US-Wirtschaft eine der längsten Boomzeiten hin. Anfang 2000 beschrieb der Economist den Notenbanker als Allmächtigen der Finanzwelt: Investoren verlassen sich so sehr auf Greenspans magische Hand, dass sie die Aktien in der Annahme hochbieten, dass er sie schon retten wird, wenn es schief geht. Es dauerte noch sieben Jahre bis zum Absturz. Als der Terroranschlag auf das World Trade Center 2001 die Börsen erzittern ließ, griff Greenspan zur bewährten Medizin – und senkte die Leitzinsen. Es wirkte. Heute sieht die Expertenwelt die Sache weitgehend so: Die Geldschwemme aus dem Greenspan-Tropf war ein Wegbereiter der Spekulationsblasen, die 2007 zum Zusammenbruch des Häusermarktes und dann zum konjunkturellen Kollaps führten. Die schlimmste Wirtschaftskrise der Nachkriegszeit fiel aber nicht mehr in Greenspans Amtszeit. Er ging 2006 in Pension – die Aufräumarbeiten übernahm sein Nachfolger Ben Bernanke. Teilweise ist auch die jetzige Fed-Chefin Janet Yellen noch damit beschäftigt. Fehler gesteht Greenspan aber nicht ein – er habe schließlich wiederholt vor Übertreibungen an den Immobilien- und Kreditmärkten gewarnt. Nicht-Wissenschaft;Raue Töne und ein inszeniertes rot-blaues Duell bestimmten die Elefantenrunde zur Wien-Wahl. Wien – Montagabend sind die Spitzenkandidaten der im Wiener Landtag oder im Nationalrat vertretenen Parteien bei der Elefantenrunde von ORF und Puls 4 erstmals in einer hitzigen Diskussion aufeinandergetroffen. Vorab wurde die Diskussion als weiteres Duell zwischen Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) und FPÖ-Spitzenkandidat Heinz-Christian Strache inszeniert. Was zu Frustration unter den anderen Diskutanten führte. Dominierendes Thema war die Flüchtlingskrise. Wir brauchen keine politischen Zwerge wie Viktor Orbán oder Heinz-Christian Strache, attackierte Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou von den Grünen ihren blauen Konkurrenten. Sie sind beim Hetzen der Erste und beim Helfen der Letzte, sagte Vassilakou. Sie habe am Westbahnhof erlebt, was Menschen durchgemacht haben. Strache würde als Erster über Flüchtlinge urteilen, warf ihm die Vizebürgermeisterin vor: Was wir nicht brauchen, ist ein Zaun, ein Stacheldraht der Schande. Es benötige eine gesetzliche Grundlage, damit Menschen, die in Österreich um Asyl ansuchen, schnell eine Entscheidung bekommen. Die Sorgen um die Flüchtlinge verstand auch Häupl. Allerdings hätten bisher nur fünf Prozent der in den vergangenen Wochen Angekommenen in Wien um Asyl angesucht. Die 11.000 oder 12.000, die noch dazukommen, sind bewältigbar, sagte Häupl. Damit das Zusammenleben aber auch funktioniere, sei Deutschlernen das Primäre. Und: Zu verstehen, dass nichts über den österreichischen Gesetzen steht. Die Zwangsehe etwa sei ein No-Go. Auch der blaue Kandidat meinte, er wolle Integration leben und fördern. Unter Häupl seien aber Parallelgesellschaften entstanden, so Strache. Als Bürgermeister habe man nur gewisse Kompetenzen, aber Strache hätte sich von Häupl erwartet, dass dieser seinem Parteichef Werner Faymann rät, sich an die Gesetze zu halten, was die Flüchtlinge betrifft: Man muss den wirklich Verfolgten helfen, da kommen aber sehr viele Wirtschaftsflüchtlinge. Neos-Spitzenkandidatin Beate Meinl-Reisinger sah vor allem bei der Bildung ein Versagen der rot-grünen Politik. Es brauche mehr Entscheidungsfreiheit für Lehrer und mehr Geld für die Schulen. Wir wollen 120 Millionen Euro aus dem politischen System nehmen und in die Bildung investieren, sagte die pinke Kandidatin. Für die ÖVP liegt die Verkehrspolitik im Argen. Spitzenkandidat Manfred Juraczka kritisierte vor allem die Jahreskarte, jeder Wiener würde die Wiener Linien mit Steuergeld subventionieren, viele ohne einen Kilometer damit gefahren zu sein. Das größte Problem seien die vielen Pendler. Er schlägt den Ausbau der U-Bahn an den Stadtrand vor. Nicht-Wissenschaft;Über helfenwiewir.at werden auch Sach- und Zeitspenden gesammelt. Kooperation mit sechs NGOs. Helfen. Wie wir nennt der ORF seine heute gestartete Initiative zur Flüchtlingshilfe. Über die Website helfenwiewir.at werden dabei in Zusammenarbeit mit Caritas, Diakonie, Hilfswerk, Rotem Kreuz, Samariterbund und Volkshilfe vor allem Wohnraumspenden koordiniert. Geldspenden werden ausschließlich an die beteiligten NGOs verteilt. Ebenfalls angeboten werden können Zeit- und Sachspenden. Nicht-Wissenschaft;'In den Industriestaaten stagniert die Globalisierung, gemessen an Ikea- und McDonald''s-Filialen ist Österreich das globalisierteste Land der Welt. Wien – Wie viel Globalisierung Mensch und Planet vertragen, ist noch nicht abschließend geklärt. Dass das Globalisierungstempo zwischen 1990 und 2008 weltweit rasant gestiegen ist, ist bekannt. In diesem Zeitraum stiegen etwa die internationalen Güter- und Kapitalflüsse durch multilaterale Liberalisierungsschritte stärker als die gesamtwirtschaftliche Produktion. Die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise hat diesen Prozess gestoppt, sagt Florian Hälg, Außenwirtschaftsexperte bei der Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich. Seit 2008 stagniert der Grad der Verflechtung. Hälg misst im sogenannten Globalisierungsindex anhand ökonomischer, sozialer und politischer Kategorien die Verbreitung und Ausdehnung der Internationalisierung. Der neue Index zu 2013 zeigt, dass ein gewisser Stillstand eingetreten ist. Der Grad der Globalisierung hat im Vergleich zum Jahr davor nur unwesentlich zugenommen, sagt Hälg. Dass aufgrund der politisch und ökonomisch instabilen Zeiten ein Rückschritt zu erwarten ist, glaubt Hälg nicht: Vielleicht verläuft die Entwicklung etwas langsamer. Industriestaaten stagnieren Grob gesagt stagniert die Globalisierung in den Industriestaaten weiterhin. Gestiegen ist der Index allerdings in Osteuropa, im asiatischen und pazifischen Raum. Österreich bleibt nach den neuesten Erhebungen auf Platz vier. Das am stärksten globalisierte Land der Welt sind die Niederlande, knapp gefolgt von Irland und Belgien. Die ersten vier Plätze sind damit unverändert gegenüber Erhebung im Jahr davor. Wobei die vier Länder laut Hälg so knapp beieinanderliegen, dass die Unterschiede kaum wahrnehmbar sind. Die Schweiz rückte zwei Plätze vor und liegt damit auf Rang fünf, einen Platz vor Singapur, das einen Rang einbüßte. Auf Platz sieben folgt Dänemark, das einen Platz nach vorne rückte, vor Schweden, das um zwei Plätze zurückfiel. Die großen Volkswirtschaften der Welt liegen im Ranking weit hinten, was sich daraus erklärt, dass sie es sich aufgrund ihrer schieren Marktgröße erlauben können, sich weniger stark über die Grenzen hinaus zu orientieren. Die USA, die größte Volkswirtschaft der Welt, belegen Platz 34 (minus 1), China liegt auf Platz 73 (–1), Japan auf Platz 48 (+3) und Deutschland auf Platz 27 (–3). Viel Ikea und McDonald’s in Österreich Sieht man sich die einzelnen Kategorien genauer an – die ökonomische, soziale und politische Dimension –, ist der Spitzenreiter im Teilindex der ökonomischen Globalisierung 2013 Singapur vor Irland und Luxemburg. Gemessen werden die Stärke grenzüberschreitender Handels-, Investitions- und Einkommensströme in Relation zum Bruttoinlandprodukt und zum anderen der Einfluss von Handels- und Kapitalverkehrsbeschränkungen. Im weitesten Sinne um wirtschaftlichen und kulturellen Austausch geht es in der Kategorie soziale Dimension. Erfasst werden grenzüberschreitende Informationsflüsse wie Internet, Fernsehen und Zeitungen, aber auch die kulturelle Nähe zum globalen Mainstream anhand der Anzahl von McDonalds- und Ikea-Filialen oder die Exporte und Importe von Büchern in Relation zum BIP. Auch Touristenströme und die Größe der ausländischen Wohnbevölkerung finden sich hier wieder. 2013 stieg die soziale Globalisierung etwas stärker als in den Vorjahren. In dieser Kategorie belegen Österreich, Singapur und die Schweiz die ersten drei Plätze. Politisches Gewicht Bei der politischen Integration liegt Österreich auf Platz vier. Gemessen an der geringen Größe des Landes ein beachtlicher Platz, signalisiert er doch auch eine gewisse politische Bedeutung, wie KOF-Forscher Hälg anmerkt. Sie bemisst sich an Kategorien wie Anzahl ausländischer Botschaften in einem Land, Zahl internationaler Organisationen, denen das Land angehört, Zahl der UN-Friedensmissionen, an denen das Land teilnahm, und Anzahl bilateraler und multilateraler Verträge, die seit 1945 abgeschlossen wurden. Italien liegt hier vor Frankreich an der Spitze, Belgien auf Platz drei.' Nicht-Wissenschaft;Europäische Erstaufführung von William Bolcoms Oper nach dem Roman von Frank Norris am Linzer Landestheater. Linz – Dass die Gier nach Gold den Menschen ins Unheil führt, dieses Thema ist im Bereich des Musiktheaters spätestens seit Wagners Ring des Nibelungen weitflächig abgegrast. 1899, nur wenige Jahrzehnte danach, behandelte der US-amerikanische Schriftsteller und Emile-Zola-Fan Frank Norris in seinem Roman McTeague – A Story of San Francisco denselben Problemkreis in einem etwas realistischeren Ambiente: Ein grobschlächtiger Zahnarzt entfremdet sich von Frau und Freund ob des Streits um einen Lotteriegewinn und bringt beide dann letzten Endes um. Erich von Stroheim verfilmte Norris Werk 1924 unter dem Titel Greed, und von Stroheims Stummfilm wiederum inspirierte den Komponisten William Bolcom zur Komposition seiner ersten Oper. Womit wir auch schon in Linz wären: Denn hier erlebte McTeague – Gier nach Gold 24 Jahre nach der starbesetzten Uraufführung seine europäische Erstaufführung. William Bolcom ist in den USA eine prominente Größe im Musikleben: Der 1938 im Bundesstaat Washington geborene Komponist hat neben drei Opern und neun Sinfonien etwa Orchesterliedzyklen für Marilyn Horne und Placido Domingo sowie Solistenkonzerte für Yo Yo Ma und James Galway verfasst. Ausgebildet in den USA als auch in Europa – unter anderem von Darius Milhaud und Olivier Messiaen – hat sich Bolcom im Lauf der Jahrzehnte eine unerhört breite Palette an klanglichen und stilistischen Ausdrucksmöglichkeiten erarbeitet, die das Beste beinhaltet, was zwei Kontinente und zwei Jahrhunderte Musikgeschichte so zu bieten haben. Liebeswalzer und Rachearien Mit flirrenden Klangflächen der hohen Streicher schildert Bolcom anfangs die Gluthitze des Death Valley, in dem sich McTeague vor den Kopfgeldjägern versteckt. In den zweieinhalb Stunden danach kommt einfach alles: drohende mikrotonale Cluster der Bläser, Jahrmarkt-Remmidemmi, Broadway-Sentimentalität und Operndramatik-Liebeswalzer, Rachearien und Ehestreitduette inklusive. Bolcom mischt tausend Stilingredienzien mit versierter Hand, seine komplexe, illustrative, sich chamäleonartig wandelnde Musik folgt dem Libretto von Arnold Weinstein und Robert Altman mit leichtem Schritt wie eine versierte Tänzerin ihrem Tanzpartner. Wie schön, dass auch die Inszenierung von Matthias Davids traumhaft gut gelungen ist und beeindruckende Bilder bietet, sei es bei den Wüstenszenen oder dem handwerklich großartigen Trubel des Jahrmarkts und der Hochzeit – besser gehts nicht. Mathias Fischer-Dieskau hat ein wandelbares, wundervoll stimmungsvolles Bühnenbild gebaut, zusammen mit den Kostümen von Susanne Hubrich ergibt das ein ganz schön schräges Wild-West-Ambiente. Und auch die Sänger sind großartig, allen voran Corby Welch als McTeague mit seinem kräftigen und doch auch weich-goldenem Tenor. Cigdem Soyarslan muss sich als McTeagues Gattin Trina Sieppe von der Klemmschwester zur Sexgöttin zur Zwangsfixierten wandeln, sie schafft das und singt dabei auch noch wunderschön. Bärenstark der Bariton des als angeschlagen angesagten Michael Wagner (als McTeagues Freundfeind Schouler), und Karen Robertson füllt die zwischen Komödie und Irrsinn aufgespannte Figur der Putzfrau Maria Miranda Macapa mit hochdramatischer Intensität und rollenadäquat schepperndem, schneidendem Mezzo. Im Orchestergraben koordiniert Bolcom-Spezialist Dennis Russell Davies die Sänger, den tollen Chor (Leitung Georg Leopold) und das solide Bruckner-Orchester Linz mit fachmännischem Überblick. Begeisterung und Empfehlung. Wieder einmal zeigt das (noch) von Rainer Mennicken geleitete Linzer Landestheater, dass es auch an einem großen Haus möglich ist, interessante zeitgenössische Oper erstklassig inszeniert auf die Bühne zu bringen. Nicht-Wissenschaft;Etwa 7.000 Menschen seit Freitagfrüh in Steiermark angekommen, etwa 1.500 durchbrachen Absperrung – Mikl-Leitner: "Müssen an Festung Europa bauen". Ljubljana/Zagreb – Am Grenzübergang Spielfeld in der Südsteiermark haben am frühen Freitagnachmittag Verzweiflung und Verwirrung unter den Flüchtlingen geherrscht. Viele machten sich von dort aus wieder auf den Weg nach Norden. Nach Stunden des Wartens stiegen etwa 1500 Personen über Tretgitter oder kletterten darunter durch und marschierten los. Viele kleine Kinder waren darunter, wie ein STANDARD-Lokalaugenschein zeigte. Tausende von ihnen konnten nicht registriert werden, weil der Andrang zu groß war. Der Zugverkehr zwischen Sentilj und Leibnitz musste wie schon am Donnerstag eingestellt werden, weil Menschen auf den Gleisen marschierten. Die Menschen gingen auf einer Straße, die nach einigen Kilometern ohnehin abgesperrt war, doch dort waren zu wenige Dolmetscher, um ihnen das zu erklären. Nach etwa 15 Minuten kam ihnen ein Bundesheerfahrzeug nachgefahren, aus dessen Lautsprecher verkündet wurde: If you want a bus go back. Busses are for free. Die Ersten drehten zögerlich um. Dann kam ein Bus, der in Richtung Grenze fuhr und dort Menschen abholen sollte. Frauen, an denen der Bus in die Gegenrichtung vorbeigefahren war, blieben stehen und begannen zu weinen. Für geschätzt mehrere tausende Menschen sind nur sechs Busse im Dauereinsatz durch die ganze Steiermark unterwegs, heißt es von der Polizei vor Ort. In der Nacht auf Freitag soll Österreich die Einreise von Flüchtlingen vorübergehend gestoppt haben, am Grenzübergang Spielfeld warteten tausende auf ihre Weiterreise nach Deutschland. In Spielfeld selbst befanden sich laut Polizeisprecher Fritz Grundnig am Vormittag 1.500 Flüchtlinge. Am Nachmittag hieß es, dass seit der Früh 6.000 bis 7.000 Menschen aus Slowenien kommend in die Südsteiermark gekommen seien. Rund 1.000 Personen hatten sich auch schon am Vormittag zwischenzeitlich auf Bahngleisen auf den Weg Richtung Graz gemacht, konnten dann aber davon abgebracht werden. Immer wieder gab es Versuche, die Sperren zu durchbrechen. In der Nacht auf Freitag wurden 600 Personen in eine Turnhalle nach Wagna im Bezirk Leibnitz gebracht. Dort sollten sie in Ruhe schlafen können, doch unter den Flüchtlingen soll es zu einer Rauferei gekommen sein: Die Einsatzeinheit der Polizei musste dazwischengehen, bestätigte Polizeisprecher Leo Josefus Augenzeugenberichte, die der APA geschildert worden waren. Der Turnsaal sei eine Notmaßnahme gewesen und werde zu keinem Quartier, betonten die Einsatzkräfte. Obwohl die Nacht über immer wieder Busse gefahren sein sollen, um Menschen in Notquartiere zu bringen, mussten manche Flüchtlinge die Nacht bei Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt im Freien verbringen. Am Vormittag kamen erneut hunderte aus Šentilj über die Bahngleise. Auch in Kärnten traf erstmals ein Flüchtlingstransport von der kroatisch-slowenischen Grenze mit gut 600 Flüchtlingen ein. Sie wurden am Donnerstagabend in Notquartieren in Villach untergebracht. Am Freitag arbeitete man bereits an ihrer Weiterreise, um Platz für Neuankömmlinge zu schaffen, sagte Polizeisprecher Rainer Dionisio. Freitagfrüh erklärte er, dass alle Quartiere voll seien – die beiden in Villach mit den 600 Flüchtlingen und das Klagenfurter Transitquartier mit insgesamt rund 900 Personen, davon etwa 130 reguläre Asylwerber, für die es sonst keine Unterkunft gab. Insgesamt sollen mehr als 4.000 Asylwerber die Nacht auf Freitag in Notquartieren der Hilfsorganisationen verbracht haben. Laut Gerry Foitik, Bundesrettungskommandant des Roten Kreuzes, hatte der Bund, der für die Unterbringung von Asylantragstellern zuständig ist, keine Plätze zur Verfügung. Weitere 4.100 der 12.000 Plätze in den Notquartieren waren vergangene Nacht von Flüchtlingen auf der Durchreise belegt. An den Grenzübergängen Spielfeld und Bad Radkersburg betreute das Rote Kreuz im Transitbereich knapp 2.000 Menschen, teilte Foitik mit. In der Flüchtlingskrise schließt Slowenien nun den Bau eines Grenzzauns zu Kroatien nicht mehr aus, falls Österreich und Deutschland die Grenzen schließen sollten. Der slowenische Regierungschef Miro Cerar hatte zudem am Vorabend Kroatien scharf angegriffen. Es sei unsolidarisch und unfair, weil es keinerlei Absprachen mit den slowenischen Behörden treffe. Er werde wegen dieses nicht hinnehmbaren Verhaltens die EU-Kommission einschalten. Beide Nachbarländer sind EU-Mitglieder. Kroatien hatte in der Nacht auf Freitag wieder tausende Flüchtlinge an die Grenze zu Slowenien transportiert. Allein in der vergangenen Nacht seien dort 4.000 Menschen abgesetzt worden, berichtete die Nachrichtenagentur STA unter Berufung auf die slowenische Polizei am Freitag. Die Vorwürfe Sloweniens nannte der kroatische Premier Zoran Milanović viel Lärm um nichts, wie die Nachrichtenagentur Hina am Freitag berichtete. Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) forderte am Donnerstag bei einem Besuch in Spielfeld eine bessere Absicherung der EU-Außengrenzen. Wir müssen an einer Festung Europa bauen, sagte sie bei dem Lokalaugenschein mit Verteidigungsminister Gerald Klug (SPÖ) mit ungewohnt drastischen Worten. Dazu brauche es Hotspots zur Registrierung an den Außengrenzen und eine Verteilung der Flüchtlinge innerhalb der Union. Klug kritisierte am Freitag die Wortwahl Mikl-Leitners: Vor dem Hintergrund der Krisenherde auf der ganzen Welt halte er die Titulierung Festung Europa für eine politische Fehleinschätzung. Zudem sehe er kein Chaos an der steirisch-slowenischen Grenze in Spielfeld. Schon im Burgenland habe das Bundesheer bewiesen, wie deeskalierend und professionell es mit der Polizei zusammenarbeite. Nun stehe man auch in der Steiermark vor einer besonderen Herausforderung. Wenn die Innenministerin der Meinung sei, sie brauche mehr Unterstützung, habe man noch Luft nach oben. Wissenschaft;Vor allem junge Menschen gelten als gefährdet, an Essstörungen zu erkranken. Doch auch alte Menschen sind davor nicht gefeit, sagt die Psychologin Karin Waldherr.. Wr. Neustadt - Gefangen zwischen der Gewichtsphobie und dem großen Hunger, zwischen einem immensen Genussbedürfnis und einem starken Körperbewusstsein: Die Magersucht (Anorexia nervosa) und die Essbrechsucht (Bulimia nervosa) gelten gemeinhin als Krankheit junger Menschen, vor allem von jungen Frauen. Es ist noch nicht so lange her, dass eine 35-Jährige mit Essstörung als eine spät Betroffene angesehen wurde, sagt die Klinische Psychologin Karin Waldherr. Doch diese Betrachtungsweise greife zu kurz: Essstörungen treten auch noch im hohen Alter auf. Das Problem sei lange unterschätzt worden, meint die Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Essstörungen. Noch ist es schwierig, den Grad der Betroffenheit im hohen Alter und entsprechende Trends zu erfassen. Dazu mangelt es an Studien, die Personen von 65 Jahren plus berücksichtigt haben. Eine von wenigen Ausnahmen: Eine nicht repräsentative Untersuchung der Medizinischen Universität Innsbruck hat 2006 gezeigt, dass 3,8 Prozent der befragten 60- bis 70-jährigen Frauen (475 Befragte) laut eigenen Angaben an einer Essstörung litten. Waldherr verweist zudem auf Berichte aus der Praxis: Die auf Essstörungen spezialisierten Einrichtungen beobachten, dass heute auch häufiger ältere Menschen mit Essstörungen ihre Hilfe aufsuchen. Seit ihrer Diplomarbeit beschäftigt sich Karin Waldherr mit dem Thema Essstörungen, zuletzt als Forscherin am Wiener Ludwig-Boltzmann-Institut Health Promotion Research. Als Leiterin des neuen Studiengangs Aging Services Management an der Ferdinand-Porsche-Fern-FH, eine Tochter der Fachhochschule Wiener Neustadt, befasst sich die Psychologin nun mit der Lebensqualität im Alter. Wenn Essstörungen im hohen Alter auftreten, glauben die Betroffenen oft, es handle sich um ein neues Phänomen, sagt Waldherr. Doch im Gespräch mit den Erkrankten sieht man häufig, dass es bereits früher einmal ein Problem gegeben hat. Die Betroffenen hätten sich zumindest schon intensiv mit Diäten oder Figurproblemen beschäftigt. Eine Epidemie der Unsicherheit haben vor einigen Jahren britische Experten in einem Zeitungsbericht bei den über 70-Jährigen ihres Landes diagnostiziert. Eine wachsende Anzahl leide an einem geringen Selbstbewusstsein und Ängsten in Bezug auf ihr Altern und Aussehen. Ein Psychiater vom Priory Hospital in Glasgow berichtete in diesem Zusammenhang von einem alarmierenden Anstieg von Essstörungen bei älteren Patienten. Dabei tritt laut Waldherr die sogenannte Binge-Eating-Störung im Erwachsenenalter häufig auf - also Essanfälle ohne Erbrechen. Den ersten Fall beschrieb der US-amerikanische Psychiater A. J. Stunkard bereits 1959. Der krankhafte Verzehr von Tausenden von Kalorien steht nicht selten im Zusammenhang mit Übergewicht oder Adipositas. Lange ging das Binge-Eating im großen Pool der nicht näher bezeichneten Essstörungen unter. Seit 2013 wird es offiziell als Essstörung im US-amerikanischen Psychiatrie-Handbuch DSM 5 geführt. Das Auffällige daran: Binge-Eating betrifft Frauen und Männer gleichermaßen. Vor allem die Bulimie und das Binge-Eating sind extrem schambesetzt. Die Essanfälle passieren im Geheimen. Da sind auch die gesellschaftlichen Diskussionen wenig hilfreich, dass wir einen falschen Lebensstil führen, weniger essen müssen, uns mehr bewegen müssen. Natürlich ist ein gesunder Lebensstil wichtig - aber man darf nicht übersehen, dass der Grund für Übergewicht eine Essstörung sein kann, sagt Waldherr. Die suggerierte Eigenverantwortung treibe die Betroffenen noch tiefer in den Teufelskreis. Das gestörte Verhältnis zum Essen hat viele Ursachen. Zu psychischen Problemen und Veranlagung gesellen sich, so Waldherr, auch gesellschaftliche Faktoren: der allgemein suggerierte Schlankheitsdruck und der Diätenwahn als Nährboden für Essstörungen. Auch traumatische Erlebnisse wie sexueller Missbrauch sind bekannte Risikofaktoren. Essstörungen verlaufen oft chronisch. Sie gehen mit schwerwiegenden körperlichen Folgeerkrankungen einher. Gerade im Alter sind Folgen wie die Knochenerkrankung Osteoporose fatal im Hinblick auf Lebensqualität, sagt Waldherr. Doch insbesondere bei älteren Patienten würden Ärzte bei bestimmten Symptomen - zum Beispiel der starken Gewichtsabnahme oder -zunahme - eher selten eine Essstörung als mögliche Ursache in Betracht ziehen. Langsam wächst das Bewusstsein, dass Essstörungen auch im hohen Alter ein Problem sein können, so die Psychologin. Doch es brauche verstärkte Informationsmaßnahmen für das Pflegepersonal und die Ärzte, die damit konfrontiert sind - sowie weitere Forschung in diesem Bereich. Wissenschaft;Forscher untersuchten die Kampfentscheidungen von 81 Männchen der Spezies Servaea incana, indem sie ihnen Videos unterschiedlich großer Artgenossen zeigten. Springspinnen haben ihren Namen nicht von ungefähr. Diese Spinnenfamilie (Salticidae) zeichnet sich durch eine enorme Sprungfähigkeit aus, die sie – kombiniert mit einer Reihe weiterer Fähigkeiten – zu äußerst erfolgreichen Jägern macht. Sie lauern am Boden oder an Wänden ihrer Beute auf, die sie dank ihres exzellenten Seh- und Geruchssinns wahrnehmen, und springen diese blitzschnell an. Doch nicht nur Beutetiere kann es treffen: Begegnen sich zwei paarungswillige Männchen einer Spezies, kommt es manchmal zu Kämpfen, die durchaus tödlich enden können. Mitunter zieht sich aber ein Kontrahent auch zurück, noch ehe es zum physischen Kontakt mit dem Gegner kommt. Forscher der Macquarie University in Sydney untersuchten nun in einem Experiment, nach welcher Strategie die Männchen der Spezies Servaea incana bei ihren Kampfentscheidungen vorgehen. Erwachsene Männchen dieser Art variieren deutlich in ihrer Größe. Um herauszufinden, ob und inwiefern die Körpergröße des Gegners die Entscheidung für oder gegen einen Kampf beeinflusst, spielten die Biologen um Rowan McGinley 81 Spinnenmännchen manipulierte Videos vor. Zu sehen bekamen sie virtuelle Kontrahenten in vier unterschiedlichen Größen – von sehr klein bis sehr groß. Es zeigte sich, dass die Vorgangsweise sowohl von der eigenen Körpergröße als auch von der des Gegners abhing: Je größer die gezeigte Spinne war, desto weniger Testmännchen griffen an. Je größer die Testspinne selbst war, desto eher attackierte sie aber sämtliche virtuellen Konkurrenten, selbst wenn diese größer waren. War die Videospinne aber deutlich kleiner als die Testspinne selbst, zeigte diese kaum Interesse an einem Kampf. Springspinnen seien also offenbar in der Lage, Artgenossen in Relation zur eigenen Größe zu bewerten, schreiben die Forscher in Behavioral Ecology and Sociobiology. Wie das Ganze aussieht, sehen Sie in diesen kurzen Videos: --> Behavioral Ecology and Sociobiology: Video playback experiments support a role for visual assessment of opponent size in male-male contests of Servaea incana jumping spiders (red, 24.4.2016) Nicht-Wissenschaft;IOC-Nachtests überführen 31 Athleten aus 12 Ländern. Lausanne – 31 überführte Doper bei Olympia in Peking und noch 250 weitere Nachtests der Spiele aus London: Zweieinhalb Monate vor den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro greift das Internationale Olympische Komitee (IOC) im Kampf gegen Betrüger durch und will zusätzlich auch die massiven Dopingvorwürfe gegen Russland bei den Winterspielen 2014 in Sotschi vollständig aufklären. Das Ziel ist zu verhindern, dass Dopingbetrüger nach Rio kommen, teilte das IOC mit. Erstes Ergebnis: 31 Athleten aus sechs Sportarten und zwölf Ländern wurden in der ersten Nachtestwelle erwischt. Zunächst wurden weder Namen der Athleten noch der betroffenen Länder genannt. Insgesamt wurden 454 Proben mit neuen Analysemethoden untersucht. Der Fokus lag auf Sportlern, die noch in Rio an den Start gehen könnten. Dadurch, dass wir den Start von so vielen gedopten Athleten verhindern, zeigen wir einmal mehr unseren Willen, die Integrität der olympischen Wettbewerbe zu beschützen, sagte IOC-Präsident Thomas Bach. Die betroffenen nationalen Verbände sollen in den kommenden Tagen benachrichtigt werden. Allen überführten Sportlern droht das Aus für die Spiele in Rio. Untersuchungen zu Sotschi Und womöglich droht noch weiteren Betrügern Ungemach: In Kürze sollen die Ergebnisse weiterer 250 Nachtests von den Olympischen Spielen 2012 in London bekanntgegeben werden. Zusätzlich soll sich ein weiteres Programm explizit mit Medaillengewinnern aus Peking und London beschäftigen. Auch Proben von womöglich nachträglich dekorierten Medaillengewinnern werden erneut untersucht. Alle diese Maßnahmen sind ein bedeutender Schlag gegen die Betrüger, die wir nicht gewinnen lassen werden. Doper haben keinen Platz, sich zu verstecken, sagte Bach. Die zuletzt erhobenen Vorwürfe gegen Russland bei den Winterspielen in Sotschi nannte Bach besorgniserregend. Diese sollen nun ebenfalls untersucht werden. In Zusammenarbeit mit der Welt-Anti-Doping-Agentur Wada soll das Anti-Doping-Labor in Lausanne die Proben in Sotschi auf die effizienteste und wissenschaftlich sauberste Art analysieren. Klassische Nachtests wie bei den Proben aus Peking und London sind dies allerdings nicht. Denn nach den Anschuldigungen des damaligen Leiters des Anti-Doping-Labors, Gregori Rodtschenkow, könnten solche klassischen Nachtests eventuell gar nichts nützen. Rodtschenkow hatte davon berichtet, dass er unter Mithilfe des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB angeblich mehr als 100 Dopingproben russischer Athleten in Sotschi ausgetauscht hatte. Ob davon auch die für Nachtests geeigneten B-Proben betroffen waren, erklärte er nicht. Rodtschenkow berichtete zudem von einem staatlichen Dopingsystem vor und während der Spiele in Sotschi. Dutzende russische Sportler, darunter mindestens 15 Medaillengewinner, sollen gedopt an den Start gegangen sein. Das IOC forderte die Wada am Dienstag auf, eine Untersuchung der massiven Dopingvorwürfe bei den Spielen in Sotschi einzuleiten. Gleichzeitig hielt das IOC das nationale Olympische Komitee Russlands an, vollumfassend bei den Ermittlungen zu kooperieren. Auf der Grundlage der Ergebnisse dieser Untersuchung werde das IOC unverzüglich handeln, hieß es. Nicht-Wissenschaft;In seinem Biopic verfolgt US-Regisseur Jay Roach das Leben des legendären Drehbuchautors. Im Kalten Krieg wurde Dalton Trumbo als einer der "Hollywood Ten" zu einem Opfer der "Blacklist" – ein Film über individuellen Kampf und kollektive Freiheit. Wien – Die besten Einfälle hat er in der Badewanne. Und wenn er hier gestört wird, reagiert Dalton Trumbo allergisch. Da kann die Familie gern den Geburtstag der Tochter feiern, der Vater verbietet sich energisch jedwede Unterbrechung. Er würde nicht mal aufstehen, sollte das Haus brennen, weist er die Tochter scharf zurück, denn in so einem Fall könne ihm an seinem liebsten Arbeitsplatz ohnehin nichts passieren. Einige Jahre früher, als die Familie noch in einem schönen Haus auf dem Land wohnte, musste er sich noch anderweitig rechtfertigen. Auf die Frage an den Vater, ob er denn Kommunist sei, meinte der erfolgreiche Drehbuchautor, das sei er gewiss, denn alles Gute könnte besser sein. Das Komitee für unamerikanische Umtriebe hingegen verlangte andere Antworten. Und weil Trumbo den Kommunistenjägern keine Namen anderer angeblicher Staatsfeinde nannte, waren die Antworten Gefängnisstrafe und Arbeitsverbot. Das entscheidende Argument Trumbos war und blieb die Infragestellung derartiger Fragen. Trumbo beginnt im Jahr 1947 auf dem Höhepunkt der Karriere des gefeierten Autors. Triumphal gleitet die Kamera über Plakate von Filmen, die Trumbo berühmt machten, und doch ist die Ouverture bereits ein Abgesang, der nur vom unablässigen Hämmern auf einer Schreibmaschine übertönt wird. Im selben Tempo entwirft auch Regisseur Jay Roach ein Stück Zeitgeschichte: Stalin winkt in der Wochenschau seinen Panzern zu, der Kalte Krieg hat auch Hollywood erfasst – die mächtigste Bildermaschinerie des Jahrhunderts steht unter dem Generalverdacht der Manipulation. Und wer könnte geschickter ein Millionenpublikum beeinflussen als ein schreibender und bekennender Kommunist? Die dunkle Ära Hollywoods, in der zahlreichende Filmschaffende auf der sogenannten schwarzen Liste landeten, mit Berufsverbot belegt, in Armut und Anonymität gedrängt und vereinzelt sogar in den Selbstmord getrieben wurden, bildet jedoch nur den historischen Hintergrund einer im Grunde unheroischen Erzählung über familiären Zusammenhalt und den Preis, den man dafür zu zahlen bereit ist. Denn Trumbo ist nicht die Geschichte eines widerständischen Helden, sondern eines Mannes, der – zunächst noch Salonkommunist – seine Überzeugung auch vor sich selbst vertreten muss. Das Netzwerk von Freunden und Unterstützern weist indes immer größere Löcher auf. Wenn der Schauspieler Edgar G. Robinson zwar eines seiner wertvollen Gemälde verkauft, um Trumbos Prozesskosten zu übernehmen, schließlich aber selbst vor dem Komitee in die Knie geht, macht Trumbo deutlich, wie systematische Gewalt den Einzelnen zu Boden drückt. Bryan Cranston, für seine Darstellung zu Recht für einen Oscar nominiert, macht aus dem kettenrauchenden Trumbo keinen Sympathieträger, sondern einen nie gänzlich durschaubaren Mann, dessen Stärke seine Weitsicht ist. Nach der Haftentlassung entstehen unter einem Pseudonym starbesetzte Filme wie Roman Holiday mit Gregory Peck und Audrey Hepburn – die jeweiligen Oscars muss jemand anderer für ihn entgegennehmen. Und auch seine im Teamwork betriebene anonyme Fließbandarbeit für den B-Picture-Produzenten Frank King (John Goodman) betrachtet er als Mittel zum Zweck: Eines Tages wird sein Name wieder auf der Leinwand auftauchen, etwa wenn ihn der junge Kirk Douglas um seine Mitarbeit an Spartacus bittet. Trumbo zeichnet seinen Protagonisten als Marathonmann vor allem im Ideologiestreit mit seinen Gegnern im Filmgeschäft, klugerweise personifiziert in der einflussreichen und durchtriebenen Klatschkolumnistin Hedda Hopper (Helen Mirren). Wenn John Wayne ihm ins Gesicht schlagen wolle, würde er gern vorher die Brille abnehmen. In einer Rede am Ende des Films spricht der rehabilitierte Trumbo kurz vor seinem Tod im Jahr 1976 über Schuld und Versöhnung: Jeder habe damals getan, wozu er imstande war. Trumbo zeigt, dass viele etwas getan haben, was sie nicht hätten tun dürfen. Wissenschaft;Zuletzt war die Uni Wien 2011 im "Times Higher Education World Reputation Ranking" vertreten. Wien – Bereits zum fünften Mal in Folge findet sich keine österreichische Hochschule unter den 100 angesehensten Universitäten des Times Higher Education World Reputation Ranking. Zuletzt war die Uni Wien 2011 in den Top 100 vertreten. Auf den ersten drei Plätzen liegen die US-Unis Harvard, Massachusetts Institute of Technology (MIT) und Stanford. Die Wertung basiert auf Antworten von mehr als 10.000 erfahrenen Wissenschaftern aus 133 Staaten, die in ihrem Forschungsfeld die besten Universitäten in den Bereichen Forschung und Lehre angeben sollten. Gemessen wird damit also das Prestige in der akademischen Welt. Die zehn angesehensten Hochschulen finden sich laut Ranking ausschließlich im angloamerikanischen Raum. Hinter Harvard, MIT und Stanford platzierten sich die britischen Unis Cambridge und Oxford, gefolgt von Berkeley, Princeton, Yale, der Columbia University sowie dem California Institute of Technology (alle USA). Beste Uni außerhalb der USA und Großbritanniens in der Rangliste ist unverändert die Universität Tokio (Japan) auf Platz zwölf. Die angesehenste kontinentaleuropäische Uni ist die Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) Zürich auf Platz 19 (2015: 15), die heuer allerdings von der bestplatzierten chinesischen Hochschule überholt wurde: Die Universität Tsinghua verbesserte sich von Rang 26 auf 18 und zählt damit wie die Universität Peking auf Platz 21 (2015: 32) zu den Aufsteigern des Jahres. Zum Vergleich: Deutschland steigerte seine Zahl der Unis in den Top 100 seit 2011 von vier auf sechs (bestplatzierte Uni: Ludwig-Maximilian-Universität München auf Platz 40). Die Schweiz ist seither mit den beiden ETH in Zürich und Lausanne vertreten. Die Niederlande (Technische Universität Delft auf Platz 51-60) und Frankreich (Ecole Normale Superieure auf Platz 61-70) sind heuer mit fünf Hochschulen klassiert, Schweden mit zwei (Karolinska Institut auf Platz 51 bis 60) und Belgien mit einer (Katholische Universität Leuven auf Platz 61-70) Dänemark und Finnland verloren heuer ihre Vertreter in den Top 100. Nicht-Wissenschaft;'Ukrsotsbank belastete das Bank-Austria-Konzernergebnis im ersten Halbjahr mit 202 Millionen Euro. Nun ist ein neues Kostensenkungsprogramm im Anrollen. Wien – In der Präsentationsunterlagen über die Halbjahreszahlen der Bank Austria (BA) kommt die ukrainische Tochterbank nur mehr unter dem Titel Sondereffekte vor. Mit 202 Millionen Euro belastete die Ukrsotsbank den für das Ostgeschäft zuständigen Wiener Ableger des Mailänder Finanzkonzerns Unicredit. Geht es nach BA-Chef Willibald Cernko und seinem aus Mailand entsandten Finanzvorstand Mirko Bianchi, soll dies die letzte Belastung durch Ukrsotsbank sein: Als Asset hold for sale steht sie zum Verkauf und wir sind guter Dinge, dass wir zu einem Abschluss kommen können. Man sei in ernsthaften Gesprächen mit Interessenten, sagte Unicredit-Chef Federico Ghizzoni in Mailand. Mehr könne man derzeit nicht sagen, man führe Verhandlungen. Höhere Vorsorgen für faule Kredite waren im ersten Halbjahr auch in anderen Märkten in Ost- und Südosteuropa notwendig. Allen voran im Russland-Geschäft seien die Deckungsquoten im zweiten Quartal erhöht worden, detto in Tschechien, Kroatien und Rumänien. Insgesamt beziffert das Bankmanagement den Kreditrisikoaufwand mit 391 Millionen Euro. In Österreich hingegen habe er aufgrund hoher Rückführungen ins Plus gedreht. 37 Prozent weniger Gewinn In Summe drückten diese Maßnahmen den Gewinn der BA im ersten Halbjahr um gut 37 Prozent auf 489 Millionen Euro; davon 346 Mio. Euro aus der Ost-Division. Ein solides Ergebnis trotz rekordtiefen Zinsniveaus, sagt Cernko. Rechnete man Sondereffekte wie die Ukraine heraus, stieg das Konzernergebnis gegenüber dem Vorjahreshalbjahr um 32 Prozent oder 119 Millionen Euro. Zu diesen gehören 63 Mio. Euro an Erfolgsbeteiligung, die BA aus dem Verkauf ihrer Investmentbank CAIB an die Mutter Unicredit lukriert hatte. Weitere 72 Mio. hatten im Vorjahr Immobilienverkäufe eingespielt. Sie fehlen heuer nicht nur, es waren auch noch 44 Mio. Euro mehr an Bankenabgaben und Systemsicherungsbeiträgen (u. a. Einlagensicherung) abzuliefern als 2014. Stichwort Bankenabgaben, das Reizthema heimischer Banker schlechthin. Mit 175 Millionen Euro in der BA-Gruppe – ein Plus von 33 Prozent – sieht Cernko die Schmerzgrenze überschritten. Das sei ein Allzeithoch an Kostenbelastungen. Im gesamten Sektor beliefen sich die Belastungen bereits auf 2,9 Milliarden Euro – Geld, das den Instituten dringend fehle. Das belaste die Attraktivität Österreichs als Headquarter für das Ostgeschäft – womit der Bogen zum Bank-der-Regionen-Vertrag gespannt ist. Dieses mehrfach überarbeitete (und ebenso oft infrage gestellte) 2016 auslaufende Vertragswerk regelt die Zuständigkeit für das Ostgeschäft des Unicredit-Konzerns. Zittern um Vormachtsstellung Laut Branchenkennern muss die BA-Zentrale in Wien um diese Vormachtstellung erneut zittern. Zumal die Mutter in Mailand laut Financial Times eine aggressive Reorganisation der Unicredit-Einheiten plant. BA und ihre Münchner Schwester HVB müssten sich auf weitere Kostensenkungen gefasst machen, heißt es. Cernko sieht das sehr pragmatisch: Kostenanpassungen sind immer Thema bei uns. Wir sind Teil der Gruppe und arbeiten aktiv mit Experten an dem Programm. Es sei aber nicht so, dass aus Mailand ein Brief mit Anweisungen käme, die zu exekutieren seien. Was die Zuständigkeit für das Ostgeschäft betrifft, unterscheide er zwischen Vertrag und gelebter Praxis. Wichtig sei, dass die Funktionen in Wien bleiben. Zum Verhältnis zur Konzernzentrale sagt er nur so viel: Die Bank Austria habe acht Jahre keine Dividende ausgeschüttet und zwei Milliarden Euro bekommen. Und: Wir bauen gerade eine neue Zentrale. Einen Abzug aus Russland erwägt die BA-Führung nicht: Die russische Tochter liefere trotz schwacher Konjunktur, rückläufigen Geschäfts und Russland-Sanktionen substanzielle Gewinne in Höhe von 155 Mio. Euro (vor Steuern). Bei einem Kreditexposure von 14 Milliarden Euro gebe es einen Depositüberhang, zwei Milliarden sind in Österreich veranlagt.' Nicht-Wissenschaft;Zu alt, zu weiß, zu männlich: Die Republikaner werden sich bei der US-Präsidentenwahl im kommenden Jahr schwertun. Die Republikaner haben mittlerweile so viele potenzielle Präsidentschaftskandidaten aufgestellt, dass es schwer ist, den Überblick zu behalten. Die Fülle der Kandidaten kann auch als Symptom für die aktuellen Schwierigkeiten der Republikaner gedeutet werden. Die Grand Old Party weiß nicht, wohin sie will, zu viele Flügel ringen um Einfluss und um die künftige Linie der Partei. Es gibt die rechtskonservative Tea-Party-Fraktion, die von Ted Cruz, dem Senator aus Texas, umworben und auch unterstützt wird. Der moderate Flügel der Republikaner könnte sich bei Jeb Bush wohler fühlen. Der ehemalige Gouverneur von Florida und Bruder des früheren Präsidenten George W. Bush soll seine Kandidatur am Montag bekanntgeben. Ein Kandidat aber, der in der Lage ist, sowohl die Rechtskonservativen als auch Moderatere anzusprechen, ist noch nicht auf der Bildfläche erschienen. Die republikanische Wählerbasis ist im Durchschnitt eher weiß, älter und männlich als die der Demokraten. Auch bei der Midterm Election im November 2014 war dieses Muster zu beobachten, berichtete damals das Pew Research Center, ein überparteilicher Thinktank mit Sitz in Washington. Das Problem der Republikaner besteht darin, Wählergruppen anzusprechen, die nicht dieser Beschreibung entsprechen. Und genau darum geht es bei Präsidentschaftswahlen: die Stimmen der Unentschlossenen, die Stimmen der Wechselwähler. Die Positionen der Republikaner zu Migration und Abtreibungsrechten führen dazu, dass besonders Latinos und Frauen die Partei nicht einmal ansatzweise als wählbar betrachten. Ted Cruz, selbst Sohn eines kubanischen Einwanderers, tut sich besonders schwer mit der von Barack Obama vorgeschlagenen Einwanderungsreform, die auch die Legalisierung des Aufenthaltsstatus vieler Migranten vorsehen würde. Cruz, schreibt das Magazin Time, bewegt sich dabei auf einem schmalen Grat: Er versucht sich als Befürworter der Einwanderungsreform zu geben, lehnte aber bisher jeden Kompromissvorschlag zur Reform der Gesetzesmaterie ab. Besonders sperrt er sich gegen das Vorhaben, Einwanderern ohne Aufenthaltserlaubnis einen legalen Status im Land zu verschaffen. Er unterstützt allerdings die Möglichkeit, legale Wege der Einwanderung zu öffnen. Rand Paul, ebenfalls ein potenzieller republikanischer Präsidentschaftskandidat, Senator aus Kentucky und dem rechtskonservativen Parteiflügel zugehörig, versucht hingegen Einwanderung nicht zum zentralen Thema seiner Wahlkampagne zu machen. Er konzentriert sich, nachdem das Ausmaß der NSA-Überwachung bekannt wurde, auf das Recht auf Privatsphäre. Sowohl Cruz als auch Paul sind gleichsam Symptome des Zustands der Partei. Die Republikaner haben derzeit kein einheitliches Angebot, keine einheitliche Zukunftsvorstellung, die sie bei der kommenden Wahl präsentieren könnten. Allerdings ist es den Demokraten in den vergangenen 50 Jahren noch nie gelungen, drei Amtsperioden in Folge den US-Präsidenten zu stellen. Wissenschaft;Kann das Holz städtischer Wälder zum Klimaschutz beitragen, indem es verbrannt wird? Forscher sind auf ein erhebliches Potenzial gestoßen. Wien – Nun trägt er wieder frisches Grün. Vom Kahlenberg bis Kaltenleutgeben leuchten Buchen, Eichen und Erlen in neuer Tracht, derweil die Vögel ihre Maigesänge ertönen lassen. Ja, der Wienerwald ist wahrlich ein prächtiges Stück Natur – und ein multifunktionelles dazu. Gestresste Großstädter finden hier Ruhe und reichlich gute Luft, allein schon der Lainzer Tiergarten zieht jährlich circa eine halbe Million Besucher an. Gleichzeitig beherbergt das Waldgebiet zigtausende Tier- und Pflanzenarten, so manche davon ist streng geschützt. Auch forstwirtschaftlich gesehen ist das Areal interessant. Die Produktivität liegt allerdings auf eher niedrigem Niveau: Nur 1,6 Kubikmeter Holz werden im Wienerwald durchschnittlich pro Hektar geerntet. Der österreichische Mittelwert beträgt 7,7 Kubikmeter pro Hektar. Am Wachstum liegt es nicht. Rotbuchen (Fagus sylvatica) und Steineichen (Quercus petraea) sind im Wienerwald die dominierenden Baumarten. Die andernorts bei Förstern beliebten, schnellwüchsigen Nadelgehölze findet man kaum. Dennoch nimmt die Holzmenge im westlichen Grüngürtel Wiens jedes Jahr um 5,9 Kubikmeter pro Hektar zu. Potenzial wäre also da. Die Bewirtschaftung ist einfach nicht so intensiv, erklärt Florian Kraxner, Forstwirtschafter am Internationalen Institut für Angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg. Der Wienerwald diene gewissermaßen als Schaukasten der Stadt. Schön soll er sein, mit imposanten, hoch emporragenden Bäumen und einem geschlossenen Blätterdach. So wollen die Menschen ihren Wald sehen. Es ginge aber auch anders. Holz ist ein wertvoller Rohstoff, nicht nur als Baumaterial, sondern auch als umweltfreundlicher Energieträger. Seine Verbrennung bringt kein zusätzliches CO2 in die Atmosphäre ein und schont somit das Klima. Diesen Effekt macht man sich im 2006 in Betrieb genommenen Biomassekraftwerk Wien-Simmering zunutze. Dort wird Holz zur Erzeugung von Strom und Warmwasser verbrannt. Die Anlage produziert jährlich rund 24,5 Megawatt elektrische Energie plus Fernwärme für etwa 12.000 Haushalte. Einsparergebnis: circa 144.000 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr. Die Bilanz hat allerdings einen kleinen Haken. Ein Teil des Brennholzes muss über größere Entfernungen herbeigeschafft werden. Dieser Transport verursacht zusätzliche Emissionen sowie Kosten. Florian Kraxner möchte hier Abhilfe schaffen. Wenn man die Klimaziele ernst nimmt, muss man die Biomasse-Nutzung optimieren, meint er. Und was läge da näher als die Holzreserven vor der eigenen Haustür? Man möge den Experten allerdings nicht falsch verstehen. Kraxner will keinesfalls den Wienerwald abholzen oder seinen Erholungswert beeinträchtigen. Die Frage ist stattdessen, ob sich der Holzertrag in nachhaltiger Weise steigern lässt, um damit mehr klimafreundliche Energie zu erzeugen. Dabei darf nie mehr entnommen werden, als gleichzeitig nachwächst, betont Kraxner. Um das Biomasse-Potenzial des Wienerwalds genauer zu ermitteln, haben der Forstwirtschafter und seine Kollegen am IIASA eine aufwendige Modellrechnung durchgeführt. Sie gründeten ihre Kalkulationen auf die Kartierungsdaten des zuständigen Wiener Magistrats 49, welche insgesamt 4200 Hektar Wald im westlichen Teil der Metropole umfassen. Naturschutzgebiete und 25 Meter breite Pufferzonen im Umfeld von wichtigen Naherholungseinrichtungen wie Grillplätzen oder Schwimmbädern wurden aus den Produktivitätsberechnungen herausgenommen. Die zugrunde gelegten Holzheizwerte betragen 4,2 Kilowattstunden pro Kilogramm für Laubbäume und 4,4 Kilowattstunden pro Kilo für Nadelgehölze. Das Ergebnis der Studie zeigt erstaunlich große Reserven auf. Unter Berücksichtigung aller bestehenden Schutzmaßnahmen und Nutzungsverordnungen ließen sich im Wienerwald außerhalb der Schonbereiche jedes Jahr 10.600 Kubikmeter Holzbiomasse zusätzlich ernten. Das entspräche einer Steigerung von 60 Prozent gegenüber der heutigen Produktivität. In Energie umgesetzt könnte diese Menge rund 3000 Haushalte mit Strom versorgen und weitere 720 mit Fernwärme – bei Einsparung von jährlich 8600 Tonnen an CO2-Emissionen. Weitere Details wurden vor kurzem im Fachmagazin Applied Energy (Bd. 165, S. 990) veröffentlicht. Zur Verwirklichung dieses Potenzials müsste selbstverständlich mehr Holz eingeschlagen werden, was bei selektiver Bewirtschaftung kein Problem wäre. Es ist ein bisschen Gärtnern angesagt, sagt Florian Kraxner. Dabei entstünde ein lichterer Wald mit mehr Unterwuchs. Mikroklimatisch gesehen könnten lokal die Temperaturen steigen, was allerdings auch das Bodenleben anregen und die natürliche Waldverjüngung fördern würde, meint Kraxner. Sogar die Biodiversität ließe sich erhöhen. Heterogen strukturierte Wälder mit offenen Flächen beherbergen normalerweise mehr Artenvielfalt als durchgängige Altbestände. Die IIASA-Studie dürfte auch für andere waldreiche Metropolen wie Berlin, Rio de Janeiro oder Vancouver und für neue, noch zu planende Städte in Schwellenländern zukunftsweisend sein. Weltweit nimmt die Urbanisierung stetig zu. Der größte Energiebedarf fällt bereits jetzt in den Ballungszentren an. Deshalb, so Kraxner, sollten die Städter für ihre Versorgung so viel wie möglich auf ihrem eigenen Grund und Boden beitragen. Wissenschaft;'Lokales Ortungssystem aus Funkbojen und Drohnen soll Forschungsrobotern den Weg weisen. Würzburg – Wenn Marsroboter sich ihren Weg durchs raue Gelände des Roten Planeten bahnen, dann sollten sie genau wissen, wo sie sich befinden und wo sie hinwollen. Im Unterschied zur Erde, wo ein Schwarm von GPS-Satelliten für die nötige Orientierungshilfe sorgt, ist das auf dem Mars bedeutend komplizierter. Wissenschafter von der Uni Würzburg arbeiten derzeit an neuen technischen Lösungen für das Problem. Wenn es denn jemals tatsächlich Spuren von Leben auf dem Mars gegeben hat, wären die Valles Marineris ein geeigneter Ort dafür. Die Mariner-Täler, die nach ihrem Entdecker, der Mariner 9-Sonde der Nasa, benannt wurden, sind rund 4.000 Kilometer lang, bis zu 600 Kilometer breit und stellenweise sieben Kilometer tief. Ihre Gestalt legt an einigen Stellen den Schluss nahe, dass dort einst Wasser geflossen sein könnte. Daher dürften sich künftige Missionen auf der Suche nach Lebensspuren unter anderem auf dieses Canyon-System konzentrieren. Das Raumfahrtmanagement des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt DLR sucht derzeit nach Möglichkeiten, die Valles Marineris auf dem Mars mit einem Schwarm von Drohnen, Rovern und Laufrobotern zu erkunden. An dem Projekt beteiligt sind auch Wissenschafter der Universität Würzburg. Der Informatiker Sergio Montenegro und seine Mitarbeiter sollen den Erkundungs-Fahr- und -Drohnen den richtigen Weg weisen. Hauptaufgabe ist es, ein lokales Ortungs- und Landesystem zu entwickeln. Der Ansatz des DLR sieht vor, dass eine Armada von Robotern die Marstäler erkundet. Dabei müssen diese jederzeit genauestens wissen, wo sie und ihre Kollegen sich befinden. Wenn beispielsweise eine fliegende Drohne aus der Luft eine interessante Struktur entdeckt hat, bei der es sich lohnen könnte, eine Bodenprobe zu entnehmen, muss sie dem entsprechenden Roboter den exakten Ort mitteilen können, erklärt Montenegro. Und wenn sich die Akkus der Drohne leeren, sollte sie auch den Weg zurück zum sogenannten Lander kennen, damit sie dort wieder Energie auftanken kann. In Zeiten, da jeder Mensch dank seines Smartphones sofort ermitteln kann, wo er sich befindet, klingt diese Aufgabe nicht sonderlich schwierig. Für den Mars gilt das allerdings nicht. Auf der Erde liefern uns GPS-Satelliten die notwendigen Informationen, erklärt der Raumfahrtinformatiker. Deren Entwicklung habe mehrere Jahrzehnte gedauert und mehrere Milliarden Euro gekostet. Auf dem Mars stehen solche Informationen nicht zur Verfügung. Deshalb soll der Lander bei seinem Anflug auf die Valles Marineris viele sogenannte Funkbojen abwerfen, die sich über die Oberfläche verteilen. Diese ermitteln anschließend per Funksignal ihre jeweilige Position bezogen auf den Standort des Landers, kommunizieren untereinander und liefern dann den Erkundungsrobotern – ähnlich wie GPS-Satelliten auf der Erde – die für die Navigation und Ortung nötigen Daten. Die entsprechende Software liefern die Würzburger Informatiker. Das Hauptproblem dabei: Damit eine Funkboje weiß, wie weit sie vom Lander entfernt ist, muss sie mit höchster Präzision messen, wie lange ein Funksignal zwischen den beiden Punkten unterwegs ist. Dabei kommt es auf Nanosekunden an – schließlich würde ein Messfehler von einer tausendstel Sekunde bereits eine Abweichung von 300 Kilometern bedeuten. Unterschiedlich hohe Standorte im Canyon, Gesteinsstrukturen, die den Funksignalen den Weg versperren, Reflexionen an den Talwänden verkomplizieren die Messung zusätzlich und müssen von den Informatikern berücksichtigt werden. Wie Montenegro und sein Team die Herausforderung angehen wird, steht schon fest. Wir lassen zunächst zwei Objekte in Ruhe ihren Abstand messen, sagt der Wissenschafter. Mit der erforderlichen Präzision werde das schon schwer genug sein. Wenn dieser Schritt klappt, wird das Team die Zahl der Objekte erhöhen; am Ende sollen diese sich dann auch bewegen. Ob die Würzburger Software tatsächlich einmal auf dem Mars zum Einsatz kommen wird, steht aktuell allerdings in den Sternen. Noch handelt es sich um einen Ansatz der DLR, der – wenn er verwirklicht werden sollte – hunderte von Millionen Euro kosten würde. Sollte die Politik das Geld nicht genehmigen, war die Arbeit der Informatiker trotzdem nicht umsonst. Wir können das System genauso gut für die Unterwasserforschung einsetzen, erklärt Montenegro. Auch dort existiert das Problem mit der Positionsbestimmung ohne die Hilfe von GPS-Satelliten. Der wesentliche Unterschied: Anstelle von Funk- kommen unter Wasser Audiosignale zum Einsatz.' Nicht-Wissenschaft;'Die Wiener Künstlerin gibt im Wien-Museum in einer kleinen, sehr poetischen Ausstellung Einblicke in ihr ganz persönliches Lebensumfeld. Ihre Fotografien, Schnappschüsse und Sammelstücke hat sie zu einer Rauminstallation arrangiert. Wien – Berührendes, Banales, Absurdes, Lustiges, Wichtiges, Wehmütiges, Bellezza, Tristezza: Ingeborg Strobls Fotografien sind Fundstücke kleiner Welten. Ihre Aufmerksamkeit gehört dem vorgeblich Nebensächlichen, mit liebevollem Ernst und heiterer Gelassenheit dokumentiert sie die stille Zeitlosigkeit alles Vergänglichen, versieht die Fotodokumente mit erläuternden Texten: so sparsam wie möglich, nur keine Übertreibungen, kein Pathos, keine Schönfärbereien. Ingeborg Strobl gibt dem Alltäglichen, dem Unscheinbaren, dem Lapidaren Würde und, im wahrsten Sinn des Wortes, Ansehen. Das ist große Kunst. Ihre Kunst. Die 1949 in Schladming geborene Konzeptkünstlerin, die seit 1967 in Wien lebt, verweigert sich in ihrer Kunst wie im Leben konsequent Produktzwang und Konsumdiktat. Ausstellungen sind rar, dem Kunstmarkt misstraut sie, liefert ihm keine vermarktbare Handelsware. Wie exakt sie für ihre Arbeiten recherchiert, zeigt sich auch bei der Gestaltung der U2-Station Ausgang Novaragasse: Die auf Emailplatten dargestellten (und in Wien vorkommenden) Pflanzen erinnern daran, dass die Novaragasse zunächst Garten-, später Gärtnerstraße hieß. Liebes Wien, Deine Ingeborg Strobl nennt sie nun im Wien-Museum ihren kleinen feinen Streifzug durch ihr persönliches Wien. Gewährt Einblicke in ihr Leben und ihre Vorlieben. Stellt ihre Freuden und Freunde vor, die Leute der Remaprint etwa, oder das Lokal Freihaus, Treffpunkt der Kunstszene und immer ein Ort mit Stil und dessen legen-däre Gründer Ed Schulz und Michael Lohn. Die Speise- karte verblüfft selbst Zeitzeugen durch eine nachgerade unglaubliche Preisgestaltung: Almdudler – 22 Schilling. Café au lait – 30 Schilling. Ohne Konsumation: Kein rauchen (sic!) oder Zur Vermeidung von Unfällen bei Beckenwassersaugöffnungen, (sic!) empfehlen wir das tragen (sic!) von Badehauben für langhaarige Badegäste!!!, hieß es etwa, grammatikalisch extravagant, auf zwei der vielen kuriosen Schilder, die sie im alten Stadthallenbad fotografiert hat. Zweimal die Woche zog sie dort ihre Runden, ehe das Bad 2010 zwecks Generalsanierung geschlossen wurde. Luxus und Genuss, noch nicht Sport, noch nicht Zwang – immer eine Freude, schrieb sie und nahm die schäbigen Schönheiten des alten Bades auf, die grafische Eleganz der bunten Schlüsselbändchen; Stillleben aus Pantoffeln und zerknüllten Handtüchern; Putzeimer; Kinder am Beckenrand; Schimmelflecken; das Muster alter Kacheln; einen anrührend trostlosen Osterstrauß. Sie fotografierte, was ihr ins Auge fiel – und gefiel. Etwa den Garten eines Gemeindebaus in Meidling, den sie entdeckte, als sie nach der Sperre des Stadthallenbads ins Theresienbad auswich. Sie dokumentierte das mittlerweile geschlossene Brunnen Beisl in Ottakring, Und sie setzte der aus Bulgarien stammenden Frau Vili in einem türkischen Lokal ein Denkmal. Ingeborg Strobl sammelt und sortiert und ordnet: Zündholzschachteln, Ansichtskarten. Eindrücke. Und, vor allem, zu Herzen gehende Erinnerungen.' Nicht-Wissenschaft;Polens früherer Präsident soll für Kommunisten spioniert haben. Warschau – Das für die Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit Polens zuständige Institut für Nationales Gedenken (IPN) hat am Montag Unterlagen veröffentlicht, die Spitzeltätigkeiten des früheren polnischen Präsidenten Lech Wałęsa für den Geheimdienst beweisen sollen. Vor Journalisten wurden in Warschau unter anderem Kopien von Wałęsas angeblicher Kooperationsverpflichtung und von Empfangsquittungen für Honorarzahlungen präsentiert. Grafologische Gutachten zur Verifizierung der Handschrift auf den Dokumenten wurden jedoch nicht vorgelegt. Am Donnerstag hatte das IPN mitgeteilt, es sei eine handschriftliche Zusage zur Zusammenarbeit Wałęsas mit dem kommunistischen Geheimdienst Służba Bezpieczeństwa (SB) entdeckt worden, unterschrieben mit Lech Wałęsa und dem Tarnnamen Bolek. Diese wurde nun in Kopie präsentiert, ebenso mit Bolek unterzeichnete Quittungen sowie Aufzeichnungen zu angeblichen Berichten Wałęsas aus den Jahren 1970 bis 1976. In einer auf den 8. Juni 1976 datierten handschriftlichen Notiz eines SB-Mitarbeiters wurde angesichts des arroganten Verhaltens Wałęsas ein Ende der Zusammenarbeit empfohlen. Am Donnerstag hatte Wałęsa die Anschuldigungen umgehend zurückgewiesen. Es können keine von mir stammenden Dokumente vorliegen, erklärte der 72-jährige frühere Anführer der Gewerkschaft Solidarność. Am Freitag teilte er mit, er habe einen Fehler gemacht – aber nicht, wie es gesagt wird. Er habe nicht mit dem SB zusammengearbeitet und auch weder Geld angenommen noch schriftlich oder mündlich Bericht erstattet. Allerdings habe er sein Wort gegeben, nicht über damalige Vorgänge zu sprechen. Diese Zusage werde er derzeit sicher nicht brechen. Bereits früher war dem Friedensnobelpreisträger Wałęsa in zwei IPN-Büchern vorgeworfen worden, in den 1970er-Jahren Werftkollegen für den SB bespitzelt zu haben. Ein Sondergericht sprach ihn aber vor mehr als 15 Jahren von allen Vorwürfen frei. Die neuen Papiere wurden im Erbe des früheren Innenministers und Geheimdienstchefs Czesław Kiszczak gefunden. Wałęsa zählt zu den herausragenden Persönlichkeiten Polens in den vergangenen Jahrzehnten, um die Bewertung seines Wirkens wird seit langem heftig gestritten. Erbitterter politischer Gegner Wałęsas in der aktuellen Politik des Landes ist Jarosław Kaczyński, Chef der regierenden rechtskonservativen Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit PIS. Wissenschaft;'Naomi Novik gewinnt den Preis für den besten Roman, "Mad Max: Fury Road" als bester Film ausgezeichnet. Chicago – Genrebezogen vielfältig, geschlechtsbezogen nicht: So sieht in aller Kürze die Bilanz der heurigen Nebula Awards aus, der von den professionellen Science-Fiction- und Fantasy-Autoren Nordamerikas vergebenen Preise für SFF-Literatur. Die auf einer Gala in Chicago ausgezeichneten Werke verteilen sich auf die Genres Fantasy, Space Opera, Dystopie und Horror, haben aber alle etwas gemeinsam: Sie stammen durch die Bank von Schriftstellerinnen. Den Preis für den besten Roman erhielt eine auch deutschsprachigen Lesern wohlbekannte Autorin: Seit mittlerweile zehn Jahren schreibt die New Yorkerin Naomi Novik an ihrem Alternate-History-Zyklus Temeraire (auf Deutsch Die Feuerreiter Seiner Majestät) über die Napoleonischen Kriege auf einer Erde mit Drachen. Der neunte und letzte Band dieser Reihe soll noch heuer erscheinen. Ihr Siegerroman Uprooted gehört jedoch nicht zu diesem Zyklus. Der Fantasyroman erzählt die Geschichte eines Dorfes, das unter dem Schutz eines Magiers steht, der als Bezahlung ganz nach Drachenart alle paar Jahre eine junge Frau verlangt – allerdings nicht, um sie zu fressen, sondern um sie in seinen Dienst zu stellen. Hauptfigur ist das Schmuddelkind Agnieszka, auf das zur allgemeinen Überraschung diesmal die Wahl des Magiers fällt. Ebenfalls in der Romankategorie nominiert waren einige beachtliche Werke: etwa Lawrence M. Schoens Barsk: The Elephants’ Graveyard, in dem die Galaxis von anthropomorphisierten Tieren besiedelt wurde, während die Menschheit längst verschwunden ist. Oder Ken Lius einmal nicht pseudoeuropäische Fantasy-Saga The Grace of Kings, N. K. Jemisins The Fifth Season, der Start einer Reihe über einen Planeten mit apokalyptischen Jahreszeitenwechseln, und Charles E. Gannons Raising Caine, der jüngste Band aus einer Reihe, die vom Konflikt der Menschheit mit diversen Spezies von Außerirdischen handelt. Nach dem faszinierenden Ancillary Justice (Die Maschinen) und dem langweiligen Ancillary Sword (Die Mission) hat Ann Leckie ihre Trilogie vom Weltraumimperium der Radch 2015 mit Ancillary Mercy abgeschlossen. Dieser Roman ging aber ebenso leer aus wie Fran Wildes Updraft, ein Young-Adult-Abenteuer aus einer originell konstruierten Fantasywelt über den Wolken, in der Menschen mit selbstgebastelten Flügeln zwischen Türmen aus Knochen durch den Himmel pflügen. Dafür erhielt Updraft den Andre Norton Award für den besten YA-Roman; die Rechte für die Übersetzung ins Deutsche hat sich bereits der Verlag Droemer Knaur gesichert. Als beste Novelle wurde Binti von Nnedi Okorafor ausgezeichnet, die Geschichte einer jungen Afrikanerin, die zu einer extraterrestrischen Universität aufbricht und auf dem Flug dorthin allerhand Abenteuer erlebt. Ganz nach Okorafor-Art sprudelt die Erzählung vor ungewöhnlichen Ideen nur so über, ganz nach Okorafor-Art lässt die US-Autorin nigerianischer Herkunft aber auch die Hälfte davon unterwegs liegen – leider. Noch kürzer als eine Novelle ist eine Novellette. Hie gewann Our Lady of the Open Road der US-amerikanischen Autorin und Musikerin Sarah Pinsker, ein im Geiste des Punk geschriebenes Tourtagebuch aus einer nahen dystopischen Zukunft. Die Novellette ist ursprünglich in Asimov’s erschienen und kann hier im Volltext gelesen werden. Den Preis für die beste Kurzgeschichte schließlich erhielt Alyssa Wong, ebenfalls aus den USA, für ihre Horrorgeschichte Hungry Daughters of Starving Mothers – auch diese ist im Volltext frei erhältlich. Zusammen mit den eigentlichen Nebulas wird alljährlich auch der Ray Bradbury Award für den besten Science-Fiction-Film vergeben. Unter den drei erwartbaren Favoriten Star Wars: The Force Awakens, The Martian und Mad Max: Fury Road hat sich George Millers Fortsetzung des postapokalyptischen Mad Max-Franchises durchgesetzt. Ebenfalls im Rennen waren Ex Machina, Inside Out (Alles steht Kopf) und die Serie Jessica Jones. Dass die Autoren-Organisation heuer sämtliche Nebulas Frauen zuerkannt hat, kann ein Zufall sein, vielleicht aber auch eine Reaktion auf die unappetitlichen Aspekte der Puppygate-Diskussion rund um die Hugo Awards im vergangenen Jahr: Im Zuge der hasserfüllten Kontroverse zwischen traditionell und progressiv ausgerichteten Fans hatten sich einige selbsternannte Wahrer der alten Werte in die unausgegorene Vorstellung verstiegen, dass in Werken von und mit Frauen oder Homosexuellen automatisch die Botschaft wichtiger sei als der Inhalt. Puppygate indes findet heuer eine Fortsetzung, wie die im April veröffentlichte Liste der Nominierungen für die von Fans vergebenen Hugo Awards zeigte. Und es bestätigte sich dabei, was sich schon im Vorjahr abgezeichnet hatte: Die sich gemäßigt-konservativ gebenden Sad Puppies, die sich selbst für die zentralen Akteure der versuchten Hugo-Neuausrichtung hielten, waren nur Mittel zum Zweck für die erzreaktionäre Gruppierung der Rabid Puppies um den fundamentalchristlichen Kleinverleger Vox Day. Nachdem die Sad Puppies heuer nicht wie 2015 auf eine Blocknominierung, sondern auf eine transparentere und damit ehrlichere Strategie gesetzt hatten, fanden sie sich nun im selben Boot wie der Rest der Fan-Welt wieder: Der Großteil ihrer vorgeschlagenen Nominierungen fiel unter den Tisch, weil Vox Day bei der alten Taktik blieb und mit Unterstützung von Internet-Trollen aus dem Gamergate-Umfeld den Stimmzettel einmal mehr zu weiten Teilen okkupierte. In einigen Kategorien – etwa bei den Romanen – ist die Auswahl heuer besser als im Vorjahr, weil sich mehr Fans denn je an den Nominierungen beteiligt haben. Andere – allen voran die Sparte Sekundärliteratur, die ausschließlich mit Produkten Vox Days besetzt ist – enthalten ausnahmslos Müll. Dass die genreinterne Kontroverse heuer trotzdem noch nicht den Grad an Heftigkeit erreicht hat wie im Vorjahr, dürfte daran liegen, dass etwas in der Art befürchtet worden war – zumindest von den meisten Fans, während die Sad Puppies erst einmal die Überraschung verdauen müssen, wie klein ihr Einfluss tatsächlich ist, wenn sie nach den Regeln spielen. Einige Autoren haben sich im vergangenen Jahr zwar zu extrem positioniert, um für die Gegenseite jemals wieder akzeptabel zu sein – aber vielleicht ist der gemeinsame Feind ja nun der Kitt, der den Riss durch die SF-Gemeinde schneller kitten wird als gedacht. Der Fortgang der Ereignisse dürfte klar gezeichnet sein: Auch heuer wird in einigen Kategorien wieder kein Preis vergeben werden, weil keiner der Kandidaten preiswürdig ist. Danach werden – nun garantiert – die bereits ausgearbeiteten Modifizierungen am Nominierungsmodus beschlossen werden, die ein drittes Puppygate-Debakel verhindern sollen. Und nach zwei teilweise verlorenen Jahren kann der Hugo Award dann hoffentlich endlich wieder in die Normalität zurückkehren.' Nicht-Wissenschaft;Finanzminister Stubb erhält Mandat des Parlaments für Eurogruppe vor Sitzung der Eurogruppe am Freitag. Helsinki/Athen – Der Finanzminister der Griechenland-skeptischen Finnen wird auf der Eurogruppensitzung am Freitag für das neue Hilfspaket stimmen. Ich habe das Mandat erhalten, das dritte Hilfspaket für Griechenland zu bewilligen, sagte Alexander Stubb am Donnerstag vor Reportern. Stubb erhielt das Mandat vom sogenannten Großen Ausschuss des finnischen Parlaments, in dem 25 der 200 Abgeordneten sitzen. Die Euro-skeptische Partei Wahre Finnen, Koalitionspartner von Stubbs konservativer Nationalen Sammlungspartei, hatte ihre Zustimmung zuvor angedeutet. Seine Partei werde eine Einigung mit Athen nicht blockieren, weil sonst die Koalition in Finnland zerbrechen würde, hatte Außenminister Timo Soini erklärt. Die Entscheidung sei hart gewesen, sagte der Fraktionschef der Wahren Finnen, Sampo Terho, am Donnerstag nach dem Votum des Großen Ausschusses. Die Partei hatte lange versucht, neue Kredite für Athen zu verhindern. Wir haben mit zusammengebissenen Zähnen zugestimmt, weil wir verstehen, dass Finnland allein den Prozess nicht stoppen kann, sagte Terho. Deutschland hat damit vor der morgigen Sitzung einen Verbündeten verloren. Finanzminister Wolfgang Schäuble ließ bisher noch nicht erkennen, dass er am Freitag den Daumen heben und damit den Weg zu neuen Milliardenkrediten ebnen wird. In einer Einschätzung seines Ministeriums zu der technischen Einigung der Institutionen wird in Frage gestellt, ob die Auflagen für Athen letztlich für ausreichend befunden werden. Für den Fall, dass es auf der Sondersitzung kein Grünes Licht der Euro-Finanzminister für das neue Paket gibt, soll Athen mit einer neuen Brückenfinanzierung vorerst vor der Pleite bewahrt werden. Nicht-Wissenschaft;Ein Gericht stoppte den Streik der Lufthansa-Piloten. Nun erwägt die Airline, ihre Klage auf Schadenersatz auszuweiten. Berlin – Es ist eine bekannte Strategie. Vor großen Streiks rufen Arbeitgeber oft noch schnell ein Gericht an, um – wegen möglicherweise unverhältnismäßiger Maßnahmen – Streiks in letzter Minute juristisch zu unterbinden. Meist klappt es nicht, das Recht auf Streik ist ein hohes Gut. Am Mittwoch jedoch hatte die Lufthansa Erfolg. Das Landesarbeitsgericht Hessen gab einem Eilantrag der Fluggesellschaft statt, verbot den Streik und schickte die Piloten umgehend in ihre Cockpits zurück. Diese hatten sich für den Mittwoch – den zweiten Tag der 13. Streikwelle seit eineinhalb Jahren – eigentlich vorgenommen, Kurz- und Mittelstreckenflüge lahmzulegen. Die Lufthansa hatte vor Gericht argumentiert, der Streik der Piloten sei nicht rechtens, weil der Kampf um neue Pensionsregelungen nur vorgeschoben sei. In Wirklichkeit aber wehrten sich die Flugzeugführer gegen das Wings-Konzept, also die Auslagerung von Personal in eine Billigairline. Das aber sei eine Entscheidung des Managements. In erster Instanz hatte die Lufthansa am Dienstagabend vom Arbeitsgericht Frankfurt nicht Recht bekommen. Doch das Landesarbeitsgericht Hessen drehte das Urteil um. Der Ausbau der Wing-Schiene sei kein tariflich regelbares Ziel der Gewerkschaft, der Streik somit rechtswidrig, heißt es in der Begründung. Die Pilotenvereinigung Cockpit wurde damit auf dem falschen Fuß erwischt. Wir sind vollkommen überrascht, erklärte Vorstand Markus Wahl. Doch sie mussten ihren Streik sofort abbrechen. Die Lufthansa allerdings hielt an ihrem Sonderflugplan fest, um nicht noch mehr Verwirrung zu schaffen. Zudem hätte sie den normalen Flugplan ohnehin nicht von einer Minute auf die andere wieder aufnehmen können. Die Airline hatte vorab für den Mittwoch den Ausfall von insgesamt 1.000 von 3.000 Kurz- und Mittelstreckenflügen bekanntgegeben, auch die Strecken zwischen Wien und Frankfurt beziehungsweise München waren betroffen. Am Donnerstag trat wieder der normale Flugplan in Kraft. Nun prüft die Lufthansa eine Ausweitung der Schadenersatzklage gegen die Vereinigung Cockpit. Die bestehende beläuft sich auf 60 Millionen Euro. Europas größte Fluglinie ist überzeugt, die Piloten hätten bei der ersten Runde im April 2014 nicht rechtmäßig gestreikt, weil damals zumindest bei der Lufthansa-Tochter Cargo der angegriffene Tarifvertrag noch gültig war. Es könnte sein, dass auf diese Summe noch etwas draufkommt, schließlich verfügt die Lufthansa nun ein Urteil darüber, dass der Streik vom Mittwoch nicht rechtmäßig war. Die Gewerkschaft Cockpit will jetzt ihre Streikstrategie überdenken. Wir werden das Urteil analysieren und dann sehen, welche Konsequenzen wir daraus für den Fortgang des Arbeitskampfs ziehen, sagte Wahl. Vor der Entscheidung hatte die Gewerkschaft damit gedroht, wöchentlich zu streiken, um ihrer Forderung noch mehr Nachdruck zu verleihen. Offiziell streiken die Piloten, weil sie sich gegen Einschnitte bei der Pensionsversorgung wehren. Doch sie kämpfen auch gegen die Strategie des Managements, die in Wien ansässige Billigairline Eurowings auf- und auszubauen. Dort sollen die Gehälter um rund 40 Prozent unter denen der Lufthansa-Piloten liegen. Nicht-Wissenschaft;'Am Kopierschutz Denuvo beißen sich Software-Piraten die Zähne aus. Ein gutes Geschäft. Dass Aussendungen von Spielecracker-Gruppen es in die großen Medien schaffen, ist nicht gerade alltäglich. Was Phoenix, eine Sprecherin des berüchtigten chinesischen Crackerforums 3DM, im Januar zu sagen hatte, war aber nicht nur dem STANDARD eine Meldung wert: Wegen anhaltender Probleme der Szene mit dem Kopierschutz der Spiele Just Cause 3 und FIFA 16 beklagte die Cracker-Ikone darin das möglicherweise bald drohende Ende kopierter Spiele auf dem PC. Schuld daran sei der Kopierschutz des Salzburger Unternehmens Denuvo Software Solutions, der es schwer bis unmöglich mache, aktuelle Spiele in gewohnter Geschwindigkeit zu cracken. Reinhard Blaukovitsch, Gründer von Denuvo, freut sich auf jeden Fall über die Gratiswerbung für sein Produkt. Seit dieser Meldung bekommen wir sehr viele Anfragen, von unabhängigen Spieleentwicklern, aber auch von Business-Software-Entwicklern, wie unsere Lösung funktioniert, was unsere Vorlaufzeiten und wie unsere Preise sind. Wir hoffen, dass wir daraus auch umsatzmäßig etwas mitnehmen können. Der Chef der Salzburger Firma, die durch einen Management-Buyout von Sony DADC Digitalworks 2014 gegründet wurde, beschäftigt 37 Mitarbeiter und kann auf einen Jahresumsatz von knapp vier Millionen Euro verweisen. Spielekopierschutz macht laut Blaukovitsch etwa die Hälfte des Jahresumsatzes aus; der Rest entfällt auf Schutzlösungen für Software, Bücher und Video. Mit Denuvo hat die Salzburger Firma allerdings unbestritten die bislang schlagkräftigste Waffe im Kampf gegen Piraterie bei Spielen in der Hand. Als Marktführer will Blaukovitsch Denuvo aber nicht bezeichnen. Ich kann nicht sagen, dass wir Marktführer sind. Es gibt auch Mitbewerber, nicht in Österreich, aber weltweit. Wir bemühen uns, Lösungen zu entwickeln, die einen hohen Grad an Sicherheit und Zuverlässigkeit für existierende DRM-Systeme bringen. So wie es derzeit aussieht, gelingt uns das ganz gut. Der Denuvo-Boss betont dabei das wichtigste Unterschiedungsmerkmal seiner Lösung gegenüber traditionellem Digital-Rights-Management (DRM): Denuvo ist selbst kein DRM, sondern unterstützt als ‘Anti Tamper Software’ existierende DRM-Lösungen wie zum Beispiel Steam oder Origin. Denuvo festigt sozusagen das existierende DRM unserer Kunden, also von Publishern und Entwicklern von Spielen und Software. Wie genau die Lösung technisch funktioniert, bleibt selbstverständlich gut gehütetes Firmengeheimnis. Unsere Technologie beruht auf Obfuskation, Verschlüsselung und Prüfsummen in vielen Ebenen. Dass Denuvo unknackbar ist, behauptet Blaukovitsch nicht. Wir rechnen immer damit, dass Hacker unsere Anti-Tamper-Software auszuhebeln versuchen. Wir stellen auch keinen Anspruch, dass das niemals passieren wird. Unser Anspruch ist aber, das initiale Release Window der Spiele zu schützen und immer einen Schritt voraus zu sein. Im ewigen Katz-und-Mausspiel zwischen Piraten und Rechteinhabern geht es immer um Zeit – je näher zum Release ein funktionierender Crack veröffentlicht wird, desto größer der Schaden. In dieser Hinsicht hat Denuvo schon jetzt beachtliche Erfolge zu verzeichnen: Am mit der Lösung geschützten FIFA 16 beißen sich Cracker seit Ende September vergeblich die Zähne aus – in Zeiten, in denen im schlimmsten Fall schon vor dem offiziellen Release Raubkopien kursieren, ein kleines Wunder. Natürlich kommen mit dem Erfolg von Denuvo und der wachsenden Frustration der zahlungsunwilligen Piraten auch immer wieder Gerüchte über angebliche Schädlichkeit des Schutzsystems in Umlauf. Die alarmierendste davon: Denuvo führe bei SSDs zu massiver Alterung, da laufend Dateien geschrieben und gelöscht würden. Ist da etwas Wahres dran? Blaukovitsch verneint. Leider tauchen häufig solche Gerüchte auf, die oft sehr emotionell dargestellt werden und absolut nicht der Wahrheit entsprechen. Wir achten sehr genau darauf, dass unsere Lösung keine Verschlechterung oder Performanceeinbußen im Spiel oder in der Software mit sich bringen. Der legitime Besitzer des Spieles darf keine Nachteile oder irgendwelche sonstigen Hürden durch DRM oder Anti Tamper erfahren. Dass das auf der Spieleplattform PC grassierende Piraterieproblem – manche unserer Kunden sprechen von Piraterieraten von 70 % – Lösungen wie Denuvo für Entwickler und Publisher interessant werden lässt, zeigte sich in den Wochen nach der Veröffentlichung des frustrierten Szene-Protests von 3DM: Auch Far Cry Primal, The Division und das aktuelle Tomb Raider werden mit der Salzburger Tarnkappe ausgestattet. Aber auch Indie-Entwickler, die in den letzten Jahren oft sogar den gegenteiligen Weg beschritten und ihre Spiele ganz ohne DRM veröffentlicht haben, richten ihre Aufmerksamkeit zunehmend auf die Kopierschutzhoffnung – jüngst erst meldete The Witness-Entwickler Jonathan Blow angesichts massiver Piraterie Interesse an. Aktuell ist wieder Unruhe angesagt: Erst vor wenigen Tagen verkündete eine weitere Wortmeldung von 3DM den Triumph über den hartnäckigen Kopierschutz – und das unmittelbar nach einer zuvor erfolgten Ankündigung, ein Jahr lang gar keine Cracks mehr anzubieten, um den legalen Verkauf anzukurbeln. Den Beweis für die Überwindung von Denuvo blieben die Cracker aber bislang schuldig – sowohl FIFA 16 als auch Just Cause 3 und die PC-Version des aktuellen Tomb Raider sind bis dato nur legal spielbar. Reinhard Blaukovitsch bleibt gelassen. Also, wir sehen nichts von einem Crack. Und die Kommentare von 3DM in der letzten Zeit sind für uns ein wenig unverständlich. Dass auch Denuvo nicht unbeschränkt vor einem Crack schützt, streitet Blaukovitsch nicht ab – doch er sieht sich gut für den weiteren Wettlauf mit der Warez-Szene gerüstet. Mit welchen technischen Tricks er in Zukunft Spiele und Software schützen will, bleibt geheim. Was ich aber sagen kann, ist, dass wir wachsen wollen – und C++ Programmierer suchen.' Nicht-Wissenschaft;Mitarbeiterin hatte über "reine Schmarotzer" geschrieben – Sprecher: "Social Media Policy" verpflichtend. Hasspostings auf Facebook sorgen weiter für Aufregung: Wie nun bekannt wurde, musste ausgerechnet das Rote Kreuz zwei Mitarbeiter wegen hetzerischer Kommentare entlassen. So soll eine Helferin auf Facebook von reinen Schmarotzern und Wirtschaftsflüchtlingen geschrieben haben, nachdem sie Dienst in einer Unterkunft geleistet hatte. Auch bei einem zweiten Mitarbeiter wurde die Zusammenarbeit wegen Hasspostings beendet. Gegenüber Heute gab Rot-Kreuz-Sprecher Andreas Zenker an, dass für jeden Mitarbeiter verpflichtende Social-Media-Regeln gelten würden. Bei Verstößen drohen dann schwerwiegende Konsequenzen. Erst vergangene Woche war ein 17-jähriger Lehrling bei Porsche wegen Hasspostings auf Facebook entlassen worden. Arbeitsrechtlich gehen solche Entlassungen wohl in Ordnung, da der Tatbestand der Verhetzung erfüllt wird. Außerdem könnte das Vertrauensverhältnis zwischen Arbeitgeber und Angestelltem unterminiert werden. Zuvor war bekanntgeworden, dass eine geheime Facebook-Gruppe Jagd auf Hasspostings macht und künftig Anzeige gegen deren Verfasser erstatten wird. Wissenschaft;Ausgestorbene Fledermausarten Palaeochiropteryx und Hassianycteris untersucht – das Ergebnis ist freilich wenig überraschend. Frankfurt – Wissenschafter des Senckenberg-Forschungsinstituts haben gemeinsam mit internationalen Kollegen die Farbe fossiler Säugetiere bestimmt. Man konnte bislang zwar beispielsweise die Farbe von Tieren nachweisen, die erst in geologisch jüngster Vergangenheit ausgestorben sind – und so unter anderem nachweisen, dass manche Wollhaarmammuts offenbar blond waren. Die nun analysierten Tiere, zwei aus der Grube Messel stammende Fledermäuse, sind mit 48 Millionen Jahren aber wesentlich älter. Da Säugetiere im Gegensatz zu Sauropsiden wie Vögeln oder Schlangen nur eine sehr eingeschränkte Farbpalette aufweisen, wird das Ergebnis niemanden überraschen: Die beiden Fledermausarten Palaeochiropteryx und Hassianycteris, die trotz ihres hohen Alters heutigen Fledermäusen bereits sehr stark ähnelten, waren braun. Aber immerhin rötlich-braun. Das Forscherteam hat mit einer Kombination aus morphologischen, chemischen und experimentellen Methoden fossiles Melanin nachgewiesen. Melanine sind rötliche, braune oder schwarze Pigmente, die die Färbung von Haut, Haaren, Federn und Augen bewirken. Renate Rabenstein aus der Abteilung Messelforschung am Frankfurter Senckenberg-Forschungsinstitut erklärt, was das wesentliche Untescheidungsmerkmal ist: Es gibt zwei Varianten von Melanin: das braun-schwarze Eumelanin und das gelblich-rote Phäomelanin. Deren mikroskopisch kleinen Strukturen unterscheiden sich auch optisch stark – Phäomelanine bilden im Durchmesser etwa 500 Nanometer große, rundliche Strukturen, Eumelanine sind langgestreckt und etwa eine Mikrometer groß. Lange Zeit wurde in der Wissenschaft diskutiert, ob es sich bei den winzigen Strukturen tatsächlich um Melanine oder eher um Bakterien handelt, die am toten Tier fraßen, während die Konservierung einsetzte. Mit Experimenten konnten die an der aktuellen Studie beteiligten Forscher Letzeres widerlegen: Sie stellten Fossilisationsprozesse – hoher Druck und hohe Temperatur – mit heutigen Pigmenten nach und fanden heraus, dass die Melanine die Fossilisation tatsächlich überdauern. Rabenstein glaubt, dass die Methode nun auch auf andere Fossilien übertragen werden kann: Wir können nun unser Wissen auf weitere Tierarten – bis hin zu Dinosauriern und Co – anwenden und versuchen das Farbrätsel zu lösen. (red, 2. 10. 2015) Nicht-Wissenschaft;Für sieben Märkte wurde kein neuer Eigentümer gefunden – Obi übernimmt 68 Märkte, Hagebau sicherte sich sechs Märkte, Hornbach einen. Wien/Klosterneuburg – Bei der Baumarktkette Baumax werden die Lichter am Freitag endgültig abgedreht. Die meisten Märkte machen unter dem neuen Eigentümer Obi wieder auf, doch für sieben Filialen fand Baumax keinen Abnehmer. Den rund 300 Beschäftigten in diesen Märkten droht ebenso der Jobverlust wie den etwa 300 Arbeitnehmern in der Zentrale in Klosterneuburg sowie jenen rund 100 im Logistikzentrum. Wie viele Beschäftigte tatsächlich ihren Arbeitsplatz verlieren, wollte man der APA weder bei Baumax noch beim Arbeitsmarktservice (AMS) sagen. Viele seien von den neuen Eigentümern übernommen worden, sagte Baumax-Sprecherin Monika Voglgruber. Es liefen jedenfalls noch Verhandlungen mit Gewerkschaft und Arbeiterkammer. Den Großteil der Baumax-Märkte sicherte sich die deutsche Heimwerkerkette Obi. Der vormalige Konkurrent übernimmt 48 der 65 Märkte in Österreich, alle 14 Standorte in der Slowakei, beide Standorte in Slowenien und vier ausgewählte Märkte von 24 in Tschechien. Hagebau sicherte sich sechs Märkte, Hornbach einen. 18 Standorte in Tschechien übernimmt der polnische Händler Merkury Market. Keine Abnehmer auch in Wien Keine neuen Abnehmer fand Baumax für drei Märkte in Wien, einen in Baden, einen in Kufstein sowie die Outletmärkte in Leoben und St. Pölten Süd. Im ehemaligen Baumax-Markt in Leoben sollen im November rund 450 Asylwerber untergebracht werden. In den vergangenen Wochen haben Schnäppchenjäger die Baumax-Märkte gestürmt. Ob Armaturen, Duschköpfe und Lampen, viele Heimwerker deckten sich mit Ersatz ein. Auch um die Arbeitsbekleidung der Mitarbeiter rissen sich die Kunden. Unser Chef hat eigentlich uns Mitarbeitern alte Jacken und Pullover zum Mitnehmen hingelegt, als ein Kunde nach dem Preis fragte, haben wir auch diese verkauft, schilderte ein Baumax-Verkäufer der APA. Der Komplettabverkauf des Baumax-Sortiments ist ein Wunsch des neuen Eigentümers. Obi, so heißt es, wolle leere Märkte. Ohne Risiko ist der Schlussverkauf aber nicht. In der Branche wird befürchtet, dass der Absatz durch günstige Preise künstlich in die Höhe getrieben wurde und die Konsumenten sich teilweise für die nächsten Jahre eingedeckt haben. Abgewickelt wurde der Abverkauf vom US-Dienstleister Gordon Brothers, der auch schon die Praktiker-Märkte nach der Pleite der deutschen Heimwerkerkette leerräumte. Alles, was übrig bleibt, geht an spezialisierte Firmen. So hat etwa der oberösterreichische Betriebsverwerter Lehner die komplette Betriebsausstattung von zehn Märkten übernommen. Dazu zählen unter anderem 60 Hubstapler und Hebebühnen, 13.000 Laufmeter Regale, 3.000 Einkaufswagen, Holzbearbeitungsmaschinen und Büroeinrichtung. Insgesamt sollen laut Lehner bis Ende November 150.000 Quadratmeter Fläche geräumt und verwertet werden – was 280 Sattelschlepper voll Material entspreche. Nicht-Wissenschaft;Geworben wurde etwa mit einem Sticker auf der "Kronen Zeitung", die Kosten hierfür beliefen sich auf knapp 36.700 Euro. Wien – Das Innenministerium hat von September bis Jahresende 2015 rund 300.000 Euro für Werbemaßnahmen ausgeben, um neue Polizisten zu gewinnen. Das geht aus der Beantwortung einer Team Stronach-Anfrage hervor. Geworben wurde etwa mit einem Sticker auf der Kronen Zeitung, die Kosten hierfür beliefen sich auf knapp 36.700 Euro. Werbemaßnahmen wie der abziehbare Sticker in der Krone sollen dazu beitragen, die hohe Zahl der Aufnahmebewerber bei der Polizei zu erhalten bzw. zu steigern, hieß es seitens des Innenressorts. Neben den Gesamtkosten für diese Sticker-Aktion Ende November in der Höhe von knapp 36.700 Euro flossen insgesamt rund 279.000 Euro in Inserate oder Infotrailer bei unterschiedlichen Medien. Der höchste Betrag ging im abgefragten Zeitraum an die Tageszeitung Österreich mit knapp 40.400 Euro. Die Werbung wirke, denn laut Ministeriumsangaben wurden im vergangenen Jahr 2.429 Bewerbungen (1.812 Männer und 617 Frauen) gezählt, hieß es. Das Team Stronach zeigte sich davon jedoch nicht überzeugt. Die Abgeordnete Martina Schenk erklärte in einem Statement gegenüber der APA: Es zeigt sich, dass trotz der hohen Arbeitslosigkeit der Job eines Polizisten aufgrund der schlechten Rahmenbedingungen nicht attraktiv ist. Sonst wäre dieser Werbeaufwand nicht nötig. Wissenschaft;Ein burgenländisches Start-up will mit Flugdrohnen Solaranalgen analysieren und Stare vertreiben. Wien – Ein großes Problem der Weinbauern im Burgenland sind die Stare. In Schwärmen stürzen sich die Vögel auf die Reben und dezimieren die Ernte. Mit Netzen, Gewehrschüssen und Flugzeugen wird gegen die Räuber angekämpft. Bald könnte eine weitere, technisch avancierte Abwehrmaßnahme dazukommen: Drohnen. Bei Anflug eines Starenschwarms steigen dann Flugroboter auf, um die Tiere lärmend zu verjagen. Die Drohnen müssten in einem nicht vorhersehbaren Muster auf die Stare zufliegen. Ein Soundmodul würde dabei Geräusche imitieren, etwa einen Greifvogel oder einen Hund, sagt Philipp Knopf, Geschäftsführer des jungen Start-ups Skyability. Für Knopf, der Maschinenbau an der TU Wien studiert hat, ist das Verjagen der Vögel eine von viele Anwendungen, die mit ferngesteuerten Drohnen möglich werden. Er und seine Cogründer Lukas Unger und Joachim Fertl, Absolventen der FH Burgenland und der FH Wiener Neustadt, loten mit Skyability praktisch verwertbare Möglichkeiten der boomenden Technik aus. Neben Services für Bauherren, Kraftwerke oder Landwirte sind Kooperationen mit Forschern – wie Archäologen oder Biologen – angedacht. Als Ingenieurbüro für Maschinenbau kümmern sich die Gründer auch um die Datenauswertung. Eine erste konkrete Anwendung sind Gutachten für Fotovoltaikanlagen. Mit einer Wärmebildkamera an Bord erstellen die Drohnen Aufnahmen der Paneele. Schadhafte Elemente, die die Sonnenenergie nicht abführen können, werden heiß und sind auf den Bildern leicht erkennbar. Kombiniert mit Daten über die mittlere Sonneneinstrahlung und Einspeisungstarife lassen sich aus den Bildern die Verluste beziffern. Ein Inspektionsbericht soll Empfehlungen für den Tausch von Modulen geben und potenzielle Garantiefälle identifizieren. Die mit acht Rotoren ausgestatteten, etwa metergroßen Fluggeräte, die Knopf und Kollegen verwenden, können Sensorik mit einem Gewicht von zwei Kilo aufnehmen. Ein Akkupack reicht für 20 Minuten in der Luft, die erlaubte maximale Flughöhe beträgt 150 Meter. Redundante Sicherheitsmodule sorgen dafür, dass die Drohnen auch bei einem Abbruch der Verbindung stabil bleiben und notfalls selbstständig landen. Die verbaute GPS-Technik hilft nicht nur bei autonomen Flugmanövern, sondern auch beim Reproduzieren von Bildern. Neben der Position werden Kameraeinstellungen und -neigung gespeichert. So können für Dokumentationszwecke immer wieder Fotos vom selben Ort im selben Winkel geschossen werden. Man kann ein Bauprojekt wachsen sehen. Ausgerüstet mit der jeweils entsprechenden Kameratechnik können die Isolatoren von Starkstromleitungen überprüft, das Volumen von Mülldeponien vermessen oder Windräder inspiziert werden. Die Drohnen können Archäologen helfen, Überreste alter Mauern im Untergrund zu verorten, oder Energietechniker dabei unterstützen, Strömungsverhältnisse für einen Windpark zu eruieren, zählt Knopf auf – Projekte in diesen Bereichen, unter anderem mit der FH Burgenland, sind angedacht. Vögel können nicht nur vertrieben, sondern im Dienste von Biologen auch gezählt werden. Im Rahmen der sogenannten Photogrammetrie können die Drohnenbilder dazu dienen, eine 3-D-Struktur einer Anlage oder einer Landschaft zu errechnen. Inhalte mehrerer Aufnahmen werden zueinander in Referenz gesetzt, um ein 3-D-Modell zu generieren. Aus dem Material können Pläne abstrahiert werden, die eine tagesaktuelle Realität wiedergeben. Die Stare, die künftig von den Drohnen vertrieben werden, inspirierten die Gründer auch zur Idee für ihr Start-up. Mein Kollege hat gesehen, wie ein ungarischer Falkner bei der Vertreibung der Vögel geholfen hat. Der Falke wird nach einer Stunde müde, die Drohne aber nicht. Nicht-Wissenschaft;Die Symphoniker und Herbert Blomstedt im Musikverein. Wien – Mit einem Kontrastprogramm machten die Wiener Symphoniker zum Saisonschluss die 100 Konzerte voll: mit Beethovens fideler vierter Symphonie und der düsteren Fünften von Carl Nielsen. Die 1922 uraufgeführte Symphonie des Dänen ist ein eigenwilliges Werk: gezeichnet von den Schrecknissen des Ersten Weltkriegs, geprägt vom Widerstreit von Zartheit und Zerstörung. Die Bratschen beginnen mit einem zarten Wellengekräusel kleiner Terzen, bald schon übernimmt die Pauke das Kommando und präsentiert dasselbe Intervall im Marschschritt. Das Schlagzeug, der Kriegstreiber im Orchestergeschehen, wird angeführt von der Kleinen Trommel. Wieder und wieder schießt sie in idyllischen Momenten quer, mutiert sogar zur Anarchistin und stört die braven Klangmassen mit improvisierten Aktionen im eigenen Tempo. Der Dirigent hat zu tun in diesem komplexen Werk, doch Herbert Blomstedt lotste die Symphoniker mit der Übersicht eines Klangschlachtenlenkers durch das Getümmel, ohne Zuhilfenahme der Partitur. Beethovens vierte Symphonie kennen die Damen und Herren des Konzertorchesters natürlich deutlich besser. Mit ruckartigen Bewegungen seiner Arme trieb der 87-Jährige die Musiker hier an, animierte die Holzbläser lächelnd zum befreiten Aussingen ihrer Solostellen und gratulierte den Streichern danach zu ihren flinken Sechzehntelläufen im Finalsatz. Begeisterung beim Sonntagabendkonzert im Musikverein. Wissenschaft;Kriegswerkzeug, Energielieferant, Krebsbehandlung: In keine andere Technik sind so ambivalente Erwartungen gesetzt worden wie in die Atomenergie. Bis in die 1930er-Jahre war die Atomphysik eine wissenschaftliche Disziplin wie jede andere, weder von deren Ergebnissen noch den Auswirkungen wurde außerhalb der Labore besondere Notiz genommen. Mit dem Nachweis der Kernspaltung im Dezember 1938 durch die deutschen Chemiker Otto Hahn und Fritz Straßmann am Kaiser-Wilhelm-Institut für Chemie in Berlin änderte sich das radikal: Die Entdeckung verwandelte die zuvor unpolitisch agierende Physik mit einem Schlag in ein Instrument der Kriegsführung. Angetrieben von den Befürchtungen, die Deutschen könnte die Kernspaltung nutzen, um eine Atombombe zu konstruieren, wurden in den USA zwischen 1942 und 1946 im Rahmen des Manhattan Project unter der wissenschaftlichen Leitung des Physikers J. Robert Oppenheimer Atomwaffen entwickelt. Vom Kriegsinstrument... Im August 1945 kam es schließlich zu den ersten und bislang einzigen kriegerischen Einsätzen von Atombomben: Durch den Abwurf zweier Bomben über Hiroshima und Nagasaki starben 126.000 Menschen sofort, zigtausende an den Folgen. In einem Interview 1965 blickte Oppenheimer in Anlehnung an die hinduistische Schrift Bhagavad Gita zurück: Jetzt bin ich der Tod geworden, der Zerstörer der Welten. Der Atomwaffeneinsatz setzte eine breite gesellschaftliche Diskussion nicht nur über den Einsatz der Waffen, sondern auch über die gesellschaftliche Verantwortung von Wissenschaft insgesamt in Gang, sagt Armin Grunwald, Leiter des Büros für Technikfolgenabschätzung beim Deutschen Bundestag und Professor für Technikphilosophie am Karlsruher Institut für Technologie. Die Frage der Verantwortung hat zunächst die Physiker betroffen, hat sich aber verbreitert und betrifft mittlerweile jede Form der Technologieentwicklung, sagt Grunwald. Die Atombombe markiert somit gewissermaßen den Moment, in dem wissenschaftliche Experimente die geschlossenen Räume der Labore verlassen haben und die Gesellschaft selbst zum Labor geworden ist, sagt der an der Uni Klagenfurt tätige Wissenschaftsforscher Arno Bammé. Doch wer hat die Verantwortung für die Folgen der Forschung zu tragen – die Wissenschafter selbst oder die gesamte Gesellschaft? Diese Frage zieht sich bis heute durch Debatten zum Ausstieg aus der Atomenergie, ebenso wie zur Gentechnik und scheidet die Geister. Grunwald spricht sich dafür aus, den Wissenschaftern selbst die Verantwortung für ihre Arbeit zu übertragen: Unsere Gesellschaften funktionieren nur mit Arbeitsteilung, man muss darauf vertrauen können, dass die anderen ihre Arbeit gut machen. ... zur Krebstherapie Anders sieht das der deutsche Wissenschaftshistoriker Ernst Peter Fischer: Wenn man fragt, was die Folgen der Wissenschaft sind, dann ist das meiner Ansicht nach die Geschichte der zivilisierten Menschheit – und dafür ist die Wissenschaft nicht allein verantwortlich, sondern die gesamte Gesellschaft. Er zitiert aus Friedrich Dürrenmatts Stück Die Physiker: Was alle angeht, müssen alle entscheiden. Gleichzeitig räumt Fischer ein, dass große Teile der Gesellschaft gar nicht ausreichend informiert sind, um überhaupt in der Lage zu sein, Entscheidungen über Atomenergie oder Gentechnik treffen zu können. Die Entscheidung, was erforscht werden darf, wird zusätzlich durch den trivialen Umstand erschwert, dass es keine Technologie gibt, die per se nur gut oder ausschließlich böse ist. Gerade in der Atomenergie wird diese Ambivalenz auf besondere Weise deutlich: So wurde gegen Ende des Manhattan Project bei den Nukleartests auf dem Bikini-Atoll neben der militärischen auch medizinische Forschung im Bereich der Strahlentherapie betrieben. Bis heute kommt sie zum Einsatz, um unterschiedliche Krankheiten zu behandeln, meist zur Bekämpfung bösartiger Tumore. Das sollte aber nicht die einzige zivile Nutzung der Atomenergie bleiben: Neben Radionuklidbatterien und Heizelementen kommen radioaktive Stoffe bei der Energieversorgung in der Raumfahrt und zur archäologischen Altersbestimmung bei der C14-Methode zum Einsatz. Doch ihre am meisten verbreitete Anwendung findet die Atomenergie in Kernkraftwerken. Der X-10 Graphite Reactor in Oak Ridge, Tennessee, war 1948 der erste Nuklearreaktor, der Strom erzeugte. Das erste Atomkraftwerk, das Elektrizität fürs Stromnetz lieferte, nahm 1954 in Obninsk in der damaligen Sowjetunion seinen Betrieb auf. Innerhalb eines Jahrzehnts wurde die Atomphysik so von der vielkritisierten Kriegstechnologie zum Hoffnungsträger für die Lösung künftiger Energieprobleme. Der Komplexität der Anlagen geschuldet kam es immer wieder zu Zwischenfällen, mal zu kleinen, mal zu größeren wie in Three Mile Island 1979, Tschernobyl 1986 oder Fukushima 2011. Und wieder mussten sich die Physiker den Vorwurf gefallen lassen, die Risiken ihrer Arbeit unterschätzt zu haben. In der Geschichte der Atomenergie ist das Vertrauen immer wieder zerstört worden, sagt Grunwald, das ist sehr schwer wiederaufzubauen. Bruchteile von Sekunden... Die ablehnende Haltung großer Teile der Bevölkerung gegenüber der Atomenergie sieht er nicht nur in den Risiken der Technologie selbst begründet, sondern vor allem auch in der Art und Weise, wie die Technik umgesetzt wurde – nämlich von oben herab und ohne davor offen über die Risiken zu sprechen. Im Gegensatz dazu sei gerade das bei der Nanotechnologie gut gelungen und die Ablehnung sei entsprechend geringer. Grunwald ist davon überzeugt, dass durch den Dialog zwischen Forschern und Bevölkerung die Wissenschaft ein Stück weit gesellschaftlich und ethisch verantwortlicher wird. Aus diesem Grund begrüßt er auch die Initiative Responsible Research and Innovation des österreichischen Wissenschaftsministeriums, die es sich zum Ziel gesetzt hat, den Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft zu forcieren. Offene Kommunikation hält Grunwald nicht nur für notwendig, wenn es um die Risiken der Atomenergie geht, sondern auch bezüglich ihrer Alternativen. Der breite gesellschaftliche Konsens für die Energiewende nach Fukushima sei heute vergessen. Grunwald kritisiert das naive Verständnis, dass die Verbraucher von der Wende nichts bemerken würden oder nichts bemerken dürften. Es muss klar gesagt werden, dass die Energiewende etwas kostet und auch etwas kosten darf. ... bis Trilliarden von Jahren Die breit geführte Debatte über die Nutzung von Atomenergie ist umso notwendiger, als es keine andere Technologie gibt, die derart einschneidende Folgen für die Menschheit und den Planeten hat. Das zentrale Material von Atomwaffen oder Kernenergie sind radioaktive Substanzen, die instabile Atomkerne haben. Wenn die Kerne zerfallen, wird Energie freigesetzt, die durch ionisierende Strahlung ausgesendet wird. Charakteristisch für radioaktive Stoffe ist die Halbwertszeit – jene Zeitspanne, nach der die Hälfte des Materials zerfallen ist. Diese kann im Bereich von Bruchteilen von Sekunden bis hin zu Trillionen Jahren liegen. So steht die Atomenergie nicht zuletzt dafür, welche Auswirkungen der Mensch auf den Planeten hat – und zwar in einem Ausmaß, das rechtfertigt, den Menschen selbst als geologischen Faktor anzuerkennen, wie Geologen zuletzt im Fachblatt Science gefordert haben. Bezeichnenderweise wollen sie den Beginn dieses sogenannten Anthropozäns gerade mit den 1950er-Jahren datieren. Sie argumentieren, dass die Radionuklide, die durch die damals beginnenden Atombombentests verursacht wurden, brauchbare Marker wären, um global den Zeitpunkt anzuzeigen, mit dem das Erdzeitalter des Menschen begonnen hat. STANDARD: Wie wurde die Atomkraft zum Ausgangspunkt für gesellschaftliche Debatten? Bogner: Die Geschichte des Streits um die Atomkraft ist deshalb so eindrucksvoll, weil sich damit die Strukturen sozialer Konflikte fundamental wandelten. Ab den 1970ern taucht ein neuer Konflikttyp auf, bei dem Technik und Wissenschaft selbst zum Streitgegenstand werden. Der Nachkriegskonsens, dass wissenschaftliche und soziale Entwicklung miteinander einhergehen, wird erschüttert. Habermas kritisierte noch 1968, dass es keinen offenen Willensbildungsprozess gebe, sondern dass die Politik durch technische Sachzwänge ferngesteuert sei. STANDARD: Wie sah der Konflikt um die Atomkraft vor Tschernobyl aus? Bogner: Zunächst standen nicht die Sicherheitsbedenken im Vordergrund. Stattdessen herrschte die Angst vor, dass eine Technologie entsteht, die durch den Staat geschützt werden muss, was zu einer Einschränkung elementarer Bürgerrechte führen könnte. Auf der Rückseite der Atomkraft könnte sich ein Überwachungsstaat entwickeln, der die Demokratie gefährde, so die Befürchtung. STANDARD: Wie wurde Atomkraft zum politischen Thema? Bogner: Erste Initiativen in den frühen 1970ern wurden an mangelnder Transparenz, ungenügender bürgergesellschaftlicher Mitbestimmung und an Standortentscheidungen festgemacht. Zudem wurde eine Verschmelzung staatlicher und industrieller Interessen kritisiert. In der linksalternativen Bewegung war vom militärisch-industriellen Komplex die Rede. Die Antiatombewegung entsteht als Teil der größeren Ökologie bewegung und wird zum Schrittmacher für viele Veränderungen in der Politik. Es entstehen NGOs wie Greenpeace, Global 2000 und schließlich Europas Grünparteien. Was ändert sich mit dem Super-GAU von Tschernobyl? Bogner: Die Debatte um Sicherheit und Beherrschbarkeit der Technologie verschärft sich. Mit dem Fokus auf Risiken wird eine ganz neue Tonlage eingeübt. Mögliche Unfälle, die Endlagerproblematik und radioaktive Emissionen während des Normalbetriebs stehen im Mittelpunkt der Debatte. Man fühlt sich als Gesellschaft neuen Gefahren durch Großtechnologien ausgesetzt. Schon in den 1980er-Jahren kommt auch die Biotechnologie dazu. Der Sozio loge Ulrich Beck landet im Jahr des Super-GAUs einen Bestseller mit seiner Zeitdiagnose der Risikogesellschaft. Er glaubte, dass die Erfahrung von Katastrophen und Umweltzerstörung das Geschäftsmodell der modernen Gesellschaft infrage stellt. Was bedeutet die Katastrophe für die Wissenschaft? Bogner: Die Debatte um die Risiken der Technik brachte neue Forschungsfelder auf den Weg. Die interdisziplinäre Risikoforschung entsteht, die Technikfolgenabschätzung nimmt Fahrt auf. Es entstehen neue Fächer wie die Sozialökologie. Man könnte sagen, die Wissenschaft profitiert von der Technisierung und ihrer gesellschaftlichen Problematisierung. Die längste Zeit ging es ihr darum, Natur und Gesellschaft zu entschlüsseln. Jetzt operiert sie immer stärker an selbstgemachten Problemen. Wie verändert sich die Relation zwischen Wissenschaft und Politik? Bogner: Man benötigt wissenschaftliche Expertise, um abstrakte Risiken real werden zu lassen und somit politisierbar zu machen. Aus der Ökologiebewegung von damals entstehen viele wissenschaftliche Institutionen, die heute noch bestehen. Der Expertenkonsens über Technik ist Geschichte. Heute wissen wir es: Zu jedem Gutachten gibt es Gegengutachten. Man holt eine zweite Meinung ein. Da haben wir alle – etwa als Patienten – auch stark an Souveränität gewonnen. In Autos kommen mehr Menschen um als durch Atomkraftwerke. Wie wählt man aus, welche Technologie riskant ist? Bogner: Die Risikoforschung sagt, dass eine Reihe von Parametern eine Rolle spielt. Wir akzeptieren Risiken, wenn wir glauben, wir können sie beherrschen. Wir akzeptieren sie, wenn wir sie freiwillig eingehen. Wir lehnen Technologien mit hohem Katastrophenpotenzial ab. 1920 sind die Autos rot beflaggt, weil die mit Höllentempo durch die Straßen brausen – mit 30 km/h. Heute gehen wir davon aus, dass wir sie beherrschen und im Aufrüstungswettbewerb auf den Autobahnen bestehen. Nach Fukushima haben die USA und Frankreich ähnlich argumentiert. Der Standpunkt war: Wir können die Technik unter Kontrolle halten, wenn wir Sicherheitsstandards optimieren. Andere haben weitergemacht wie bisher. Deutschland hat Fukushima hingegen als Möglichkeit für den Ausstieg genutzt. Es scheint, dass ein Atomausstieg nur durch Katastrophen oder eine Verdrängung durch neue Technologien möglich wäre. Oder sehen Sie einen dritten Weg? Bogner: In den 70ern demonstrierten Leute zwar, ohne dass sie Katastrophen vor Augen hatten. Dennoch sind Tschernobyl und Fukushima zu den Schrittmachern für Bewusstwerdung und politisches Handeln geworden. Und es stimmt, dass wir auf Innovationen abonniert sind, genauso wie auf Wirtschaftswachstum. Es gibt keinen institutionellen Raum, um über Exnovationen, also die Zurücknahme einer technischen Entwicklung, zu diskutieren. Derartige Debatten beginnen gerade. Nicht-Wissenschaft;Kritisieren "widerliche Postings" über ORF-Moderatorin auf FP-Social-Media-Kanälen. Wien – Die ORF-Redakteure stellen sich hinter ihre von der FPÖ attackierte Kollegin Ingrid Thurnher. Wenn Politiker etwas behaupten, und Recherchen ergeben ein anderes Ergebnis, dann ist es notwendig, den Politiker damit zu konfrontieren, wies der ORF-Redakteursrat die Kritik der FPÖ zurück. Thurnher sei eine der besten Moderatorinnen im ORF. Außerdem kritisieren die ORF-Redakteure in einer Aussendung widerliche Postings über Thurnher in den diversen Social-Media-Kanälen der FPÖ: Diese Form von Beleidigungen, Verächtlichmachung und Unterstellungen ist einer Parlamentspartei unwürdig. FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl ließ am Freitag wissen, dass sich die FPÖ selbstverständlich von allen widerlichen Postings gegen Ingrid Thurnher distanziere. Der ORF-Redakteursrat hatte solche zuvor kritisiert und die TV-Duell-Moderatorin gegen FPÖ-Kritik verteidigt. Der blaue Mediensprecher Kickl ist allerdings der Ansicht, dass bei den Recherchen über die Israel-Reise von FPÖ-Präsidentschaftskandidat Norbert Hofer Fehler passiert seien und es in so einem Fall Journalisten nicht schlecht anstehen würde, sich zu entschuldigen. Außerdem witterte er eine Ungleichbehandlung Hofers, denn er vermisste die kritische Recherche mit einem eigenen Korrespondenten im Falle Alexander Van der Bellen. Nicht-Wissenschaft;Vom Ablösekandidat zum Aufsteiger: Alois Stöger will als Sozialminister Furore machen, unter dem die Arbeitslosigkeit sinkt. Die Mindestsicherung will er zentralisieren, aber vor der Kürzung retten – weil sonst Slums drohten. STANDARD: Vor drei Jahren hätte kaum ein politischer Beobachter einen Pfifferling auf Sie gesetzt. Haben Sie damals selbst daran geglaubt, noch in eines der wichtigsten Regierungsämter aufzusteigen? Stöger: Ich habe nie nach anderen Ämtern geschielt, sondern zu hundert Prozent jene Aufgaben ausgefüllt, für die mich Bundeskanzler Werner Faymann eingesetzt hat. Aber ich war schon davon überzeugt, dass meine Art der Politik langfristig zu Ergebnissen führt: eine klare Linie auf den Tisch legen, alle Betroffenen einbinden, nicht immer auf die nächste Schlagzeile drängen, sondern langen Atem beweisen. STANDARD: Den werden Sie auch im neuen Job brauchen. Haben Sie ein Rezept, um nicht Monat für Monat neue Negativrekorde an Arbeitslosen verkünden zu müssen? Stöger: Wenn es so einfach wäre wie in einer Küche, dann wäre die Arbeitslosigkeit längst beseitigt. Das Wichtigste ist: Wir müssen in Europa weg von der Sparpolitik kommen, um stärker zu investieren. Seit Jean-Claude Juncker die EU-Kommission anführt, gibt es ein paar positive Beispiele, aber mir passiert da noch zu wenig. In Österreich werden Lohnsteuersenkung und Wohnbauoffensive das Wachstum ankurbeln, aber auch wir müssen noch mehr tun – etwa indem wir den Gemeinden durch Umverteilung im Budget mehr Luft geben, um Geld in den Schulbau und andere Investitionen zu stecken. Das würde rasch Wirkung zeigen. STANDARD: Das alles klingt so, als könnten Sie selbst in Ihrem Ressort nicht viel tun. Stöger: Tatsächlich sollte der Sozialminister nicht der Erste sein, dem die Frage nach der hohen Arbeitslosigkeit gestellt wird. Ich kann zwar die Instrumente der Arbeitsmarktpolitik ständig von neuem schärfen und stärken, wie etwa die Ausbildungsgarantie für Jugendliche. Aber besetzen lassen sich letztlich nur Stellen, die durch Investitionen und Wachstum geschaffen werden. Die Arbeitsplätze fallen leider nicht vom Himmel. STANDARD: Reformen wie in Deutschland, wo Arbeitssuchende stärker gedrängt werden, Jobs auch unter ihrer Qualifikation anzunehmen, schweben Ihnen nicht vor? Stöger: Was soll das bringen? Es fehlen ja die Jobs, in die wir jemanden drängen könnten. Den Menschen die Existenzsicherung zu nehmen, schafft keine Arbeit – im Gegenteil: Ich muss den Leuten vernünftige Kaufkraft zugestehen, damit wirtschaftliche Dynamik entsteht. Das Hartz-IV-System in Deutschland ist alles andere als ein Vorbild. STANDARD: Rezept von linker Seite: Sind Sie für Arbeitszeitverkürzung? Stöger: Grundsätzlich ja. Es wäre wichtig, die Arbeit vernünftiger zu verteilen. Wir leisten uns den Luxus, dass manche überhaupt nicht arbeiten, während sich andere vor Arbeit gar nicht erwehren können. STANDARD: Setzen Sie sich ein Limit, wie stark die Arbeitslosigkeit unter ihrer Amtszeit steigen darf – quasi eine Obergrenze? Stöger: Mein Ziel ist: Die Arbeitslosigkeit soll in meiner Amtszeit sinken. Nun muss diskutiert werden, wie das zu schaffen ist. Wann der Turnaround gelingt, weiß ich nicht – das wäre Kaffeesudlesen. Es hilft deshalb nichts, irgendwelche Obergrenzen zu setzen, die sich dann als unhaltbar erweisen. STANDARD: Bei den Asylwerbern hat die Regierung das aber so gemacht: Es gibt eine Art Obergrenze, aber keinen echten Plan, wie diese erreicht werden soll. Stöger: Ich beteilige mich nicht an der Debatte über Obergrenzen, weil sie davon ablenkt, was wirklich wichtig ist: Fluchtgründe bekämpfen, Asylwerber europaweit fair verteilen. Mein Part als Sozialminister ist dabei, menschenwürdige Bedingungen für jene zu schaffen, die nach Österreich kommen. STANDARD: Oberösterreich will die Mindestsicherung für Asylberechtigte halbieren. Sind das noch menschenwürdige Bedingungen? Stöger: Nicht Oberösterreich, sondern Schwarz-Blau tut das, auf diese Unterscheidung lege ich wert. Die Landesregierung verletzt damit nicht nur internationales Recht, sondern riskiert auch, dass wie anderswo in Europa städtische Slums entstehen. Es wird hinterher viel Geld kosten, um die so geschaffenen sozialen Probleme zu bekämpfen. STANDARD: Aber kann eine hohe Leistung nicht tatsächlich eine Verlockung sein, nicht zu arbeiten? Familien können auf 2000 Euro Mindestsicherung und mehr kommen. Das lässt sich am freien Markt nicht so leicht verdienen. Stöger: Will ein Bezieher nicht arbeiten, kann der Grundbetrag von 620 Euro, bei dem die Wohnkosten herausgerechnet sind, schon jetzt halbiert werden. Ist das vielleicht nicht genug Druck, sich eine Arbeit zu suchen? Ich bin für alle Vorschläge zu haben, die diesen Mechanismus verbessern, aber nicht für eine generelle Kürzung der Mindestsicherung. Einer Begrenzung der Leistung bei 1500 Euro, wie das die ÖVP fordert, würde größere Familien mit Armut bedrohen – Kinder können sich aber weder die Eltern noch den Wohnort aussuchen. Vor der Neiddebatte der ÖVP auf dem Rücken der Jüngsten graust mir. STANDARD: Soll der Bund den Ländern die Aufgabe der Mindestsicherung abnehmen? Stöger: Ja. Das ist eine spannende Idee einer ÖVP-Landesrätin aus Niederösterreich, der ich mich gerne anschließe. Es wäre ein Fortschritt, wenn in ganz Österreich gleiche Bedingungen für die Mindestsicherung herrschten. STANDARD: Viele Experten fordern, Asylwerbern bereits vor Abschluss des Verfahrens die Chance zum Arbeiten zu geben, um möglichst früh die Integration zu fördern. In Österreich geht das nur sehr begrenzt in Gastgewerbe und Landwirtschaft. Wollen sie den Arbeitsmarkt weiter öffnen? Stöger: Ich würde diese Einschränkungen dann lockern, wenn es genug Arbeitsplätze gäbe. Mein Grundsatz lautet: Wer berechtigterweise in Österreich lebt, soll auch einen Beitrag leisten dürfen und somit am Arbeitsmarkt eine Chance haben. Aber angesichts der hohen Arbeitslosigkeit ist dafür momentan einfach nicht der richtige Zeitpunkt. STANDARD: Asylberechtigte haben Zugang zum Arbeitsmarkt, werden es mangels Ausbildung und Deutschkenntnissen dort aber schwer haben. Wirtschaftsvertreter fordern deshalb, mit Lohnsubventionen, wie es sie für ältere Langzeitarbeitslose bereits gibt, nachzuhelfen. Sind Sie dafür? Stöger: Dieses Instrument ist eines von vielen, das passen könnte, aber das hängt vom konkreten Fall ab. Das ist das Spannende in der Sozialpolitik: Generelle Wahrheiten gibt es da nicht, man muss immer genau hinschauen. Wir werden für diese spezielle Zielgruppe alle möglichen Instrumente zu nutzen haben. Vor allem müssen wir mit der Ausbildung und der Sprachförderung so früh ansetzen wie möglich. Man darf aber nicht vergessen: Unter den Menschen, die zu uns kommen, gibt es auch viele, deren Leistung wir gut brauchen können – etwa in der Pflege. STANDARD: Vom Arbeitsmarkt hängt auch die Stabilität des Pensionssystems ab. Bis zum 29. Februar will sich die Koalition auf Reformen einigen. Geht es für Sie dabei nur darum, möglichst viele ÖVP-Wünsche zu verhindern, oder wollen Sie auch etwas ändern? Stöger: Kommt darauf an, was Sie unter Pensionsreform verstehen. Dieser Begriff ist wie ein Koffer, von dem niemand weiß, was drin ist. Vertreter von ÖVP und Wirtschaft wollen offenbar uralte Kleider einpacken: Sie wollen das Umlagesystem, bei dem die Erwerbstätigen mit ihren Beiträgen die Pensionen finanzieren, demontieren und die Altersversorgung der Veranlagung am Finanzmarkt ausliefern. Doch die kapitalgedeckten Systeme haben in der Krise in vielen Ländern kläglich versagt. Was hätte die Wirtschaftskammer gejammert, wenn zwei Millionen Pensionisten auch bei uns keine Marie mehr zum Ausgeben gehabt hätten! STANDARD: Für manche Vorschläge gibt es aber gute Argumente. Die ÖVP will das Pensionsalter der Frauen rascher als geplant von 60 auf die 65 Jahre der Männer anheben. Beraubt der frühere Ruhestand Frauen nicht der Chancen auf Karriere, Weiterbildung und damit besseren Verdienst? Stöger: Es gibt schon jetzt keine Verpflichtung, mit 60 Jahren in Pension zu gehen. Frauen können länger arbeiten – und viele wollen das auch. STANDARD: Aber sobald es die Möglichkeit zur Pension gibt, üben viele Arbeitgeber Druck aus, in den Ruhestand zu gehen. Stöger: Dann sollen ÖVP und Wirtschaftsbund auf diese Klientel, die ihnen ja nicht fernsteht, einwirken, ältere Arbeitnehmerinnen zu behalten. Unter den jetzigen Bedingungen führt ein höheres gesetzliches Pensionsalter nur dazu, dass Frauen statt in der Pension in der Arbeitslosigkeit landen. Da mache ich nicht mit. STANDARD: Gibt es irgendetwas, das die SPÖ bei einer Pensionsreform umsetzen will? Stöger: Ja, aber da greife ich nicht vor, damit die Experten frei diskutieren können. Ihr Journalisten müsst ein bissl Geduld haben! STANDARD: Um uns müssen Sie sich keine Sorgen machen, eher schon um die SPÖ: Die scheint gegenüber der ÖVP, die ständig Forderungen erhebt, arg in der Defensive. Stöger: Das mag so wirken. Uns mögen manchmal die Headline und der schnittige Sager fehlen, aber beim Ergebnis schaut die Bilanz dann ganz anders aus. Von diesem Weg komme ich nicht ab. Wissenschaft;An Bord einer ausgedienten Cygnus-Transportkapsel soll ein Feuer gelegt werden – mit Sicherheitsabstand zur ISS. Washington – Der Ausbruch eines Feuers gehört zum schlimmsten, was den Insassen eines Raumfahrzeugs widerfahren kann. Um die Gefahrensituation besser einschätzen zu können, will die US-Raumfahrtbehörde Nasa nun in einer ausgedienten Raumkapsel im All einen Großbrand legen. Das Feuer soll in der Cygnus-Transportkapsel gelegt werden, die am 23. März mit Nachschub für die Internationale Raumstation ihre letzte Reise antreten wird. Nach dem Entladen auf der ISS soll in dem Transporter weit entfernt von der Station das Brandexperiment gestartet werden. Es soll dabei untersucht werden, wie groß die Flammen werden, wie schnell sich das Feuer ausbreitet, wie heiß es wird und welche Menge an schädlichen Gasen entsteht. Der Test solle der Sicherheit derzeitiger und künftiger Missionen dienen, sagte Nasa-Ingenieur Gary Ruff vom Glenn Research Center in Cleveland, Ohio. Bereits in der Vergangenheit waren im All kleinere kontrollierte Brände entfacht und beobachtet worden. Nun will die Nasa herausfinden, welche zusätzlichen Maßnahmen für Gerät und Menschen ergriffen werden sollten, um im Fall von Großbränden ausreichend Schutz zu bieten. Nicht-Wissenschaft;Playtogethernow. So heißt eine Initiative mit dreißig Helfern, die Flüchtlinge in einer Schule in Stadlau zum Fußballspielen bringt. Bei einem Verein in Hetzendorf kämpft derweil ein junger Syrer um sein Leiberl und seinen Traum. Von der integrativen Macht des Sports. Wien – Da sind ein paar ordentliche Fahrer auf dem Parkettboden, die können nur von schwarzen Schuhsohlen stammen, dabei ist hier das Fußballspielen mit Schuhen, die eine schwarze Sohle haben, ausdrücklich verboten, das kann doch bitte nicht sein. Der Schulwart der Business Academy Donaustadt, kurz HAK Polgarstraße, ist nicht der erste und wird nicht der letzte Schulwart sein, der sich ein bisserl aufpudeln muss. Jedenfalls ziehen jetzt besser alle die Schuhe aus, heute spielen wir bloßfüßig. Nächstes Mal schauen wir weiter. In der Polgarstraße in Wien-Stadlau wird seit drei Wochen gemeinsam mit Flüchtlingen gekickt, jeden Donnerstag, jeden Freitag, jeweils von 19 bis 21 Uhr. Playtogethernow – Fußball mit Flüchtlingen, so nennt sich das. Seit Jahren gab es in der HAK-Sporthalle einen fixen Termin, eine zwanglose Runde, in der Väter mit ihren Söhnen spielten. Dann hatten Joe und Roland die Idee, man könnte sich doch einbringen und etwas Sinnvolles für Flüchtlinge tun. Andere waren flott dabei, man nahm Kontakt zu connect.erdberg auf, wo die Stadt Wien mehr als 250 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge untergebracht hat. Ohne große Planung ging es los. An einem Freitagnachmittag fuhren drei Helfer gemeinsam mit zwanzig Flüchtlingen von Erdberg nach Stadlau, U3 und U1 und 26A. Unterhalten hat man sich vor allem mit Händen und Füßen, nur beim Kicken selbst gab es so gut wie keine Verständigungsprobleme. Dass einer schon Deutsch spricht, ist die Ausnahme, sagt Joe. Einige können Englisch. Aber alle sind Fußball-sozialisiert. Und alle können kicken, einige wirklich gut. Die Saalgröße lässt ein Spiel fünf gegen fünf zu, zu Beginn werden vier bis sechs Teams gebildet, und die, die gerade pausieren, sitzen oben auf der Sprossenwand und schauen zu. Eine Partie dauert acht Minuten, das Schiedsrichterpfeiferl wird nach jedem Spiel weitergegeben, Pfiffe sind aber selten, gleich zu Beginn wird das Motto ausgerufen: Fairplay, boys! Don’t play too hard. Ayse muss lachen. Die junge Wienerin, deren Eltern aus der Türkei nach Wien kamen und die zweisprachig auswuchs, spielt zwar selbst nicht Fußball, hilft aber mit. Die meisten kickenden Flüchtlinge hier stammen aus Afghanistan, einige von ihnen sprechen leidlich Türkisch. Jetzt weinst du gleich, ruft einer, als sich alle auf Schulwart-Geheiß die Schuhe ausziehen, in Ayses Richtung. Gleich wird es hier gewaltig stinken. Ayse ist über Manuel dazugekommen, beide besuchen die Tourismusschule Modul in Wien-Döbling. Manuel hat der Klasse von der Fußball-Initiative für Flüchtlinge berichtet, neben Ayse haben sich auch Max und Patrick sofort gemeldet. Julian, ein Biologiestudent, und Daniel, ein Hauptschullehrer, sind über Freunde dazugekommen, Gregor ist auf Facebook auf die Initiative gestoßen und hat einfach vorbeigeschaut. Die Gruppe der playtogethernow-Helfer umfasst mittlerweile dreißig Personen, die sich via What’s App koordinieren. Die Organisatoren Joe, von Beruf Psychotherapeut, und Roland, ein Computerfachmann, denken schon weiter. Mag sein, sie rufen irgendwann auch ein Sportangebot für Frauen ins Leben, vielleicht eine Volleyballgruppe. Mag sein, dass dann auch Ayse mitspielt. Mit den Kickern unterhält sie sich lieber. Esmat, genannt Hessi, ist der mit dem besten Englisch. Ich bin Sänger, sagt er. Rap und Hip- Hop. Daheim, in Kabul, sei er auf Konzerten vor mehreren tausend Fans aufgetreten. Seine Texte waren teils anti-Taliban, teils anti-Government, deshalb habe ihn seine Familie weggeschickt. Ich bin jetzt nicht mehr in Lebensgefahr, sagt der 17-Jährige, aber meine Familie werde ich wahrscheinlich nie wiedersehen. Meine Mutter ist zu krank, um die Reise durchzustehen. Hessi selbst war einen Monat lang unterwegs, ist über den Iran, die Türkei, Griechenland, Mazedonien, Serbien und Ungarn nach Österreich gekommen, die Passage vom türkischen Festland auf die griechische Insel Lesbos war besonders dramatisch. 14 Menschen in einem winzigen Schlauchboot. Seit kurzem besucht Hessi in Wien eine Handelsakademie, er will sehr bald sehr gut Deutsch sprechen, das ist das Wichtigste. Und er will weiterhin in der Polgarstraße kicken. Ich hab auch in Kabul regelmäßig gekickt, nur zum Spaß, so wie hier. Ich liebe diese Initiative, ich bin unendlich dankbar dafür. Auch BWH Lokomotive Janecka Hörndlwald hat als Initiative begonnen, doch die Initiative ist längst ein Verein. Der lange Klubname entstand, als die vor zwanzig Jahren gegründete Lok vor drei Jahren mit Blau-Weiß Hetzendorf fusionierte und auch ins USZ Hetzendorf übersiedelte. Janecka, ein Juwelier, ist Hauptsponsor, einige sehr lokale Geldgeber kommen noch dazu, ein Installateur, eine Fahrschule, eine Bank, ein Sportportal, ein Vorstadtbeisl. Der Platz in der Hervicusgasse ist klein, an zwei Seiten des Spielfelds steht nur wenige Meter hinter der Outlinie ein hoher Zaun. Spielfeld und Zaun, hier macht das tatsächlich Sinn. BWH Lok Hörndlwald ist kein wirklich großer Verein, 1. Klasse A in Wien, siebente Leistungsstufe also, reiner Amateursport. Doch auf die Nachwuchsarbeit wird besonders viel Wert gelegt, neben der Kampf- und einer Hobbymannschaft gibt es neun Nachwuchsteams, der Klub hat 250 Mitglieder und beschäftigt elf Trainer. Vier der 250 Mitglieder sind Syrer, einer von ihnen kickt seit heuer in der Kampfmannschaft. Bhnan Youssef, genannt Benny, stammt aus Qamishli, einer 200.000-Einwohner-Stadt im syrischen Norden. Er ist 22 Jahre alt und seit eineinhalb Jahren in Österreich, zuvor hatte er ein halbes Jahr in Beirut verbracht. Sein Onkel Aboud, der seit vierzig Jahren in Wien lebt und zwei Geschäfte für Hochzeitsmode führt, hat ihn hergeholt, die syrisch-orthodoxe Kirchengemeinde in Wien half und zahlte mit. Benny, der aramäischer Christ ist, wurde mit den nötigen Papieren und einem Flugticket ausgestattet, seine Reise war vergleichsweise sehr billig und sehr sicher. Ich hatte Glück, sagt Benny. Onkel Aboud lebt im 13. Bezirk, er hat Benny zum Fußballverein nach Hetzendorf gebracht. Daheim in Qamishli spielte Benny für den Al-Jihad Club in der zweiten syrischen Liga. Wir wären aufgestiegen, aber dann hat der Krieg begonnen. Benny hätte zur Armee einrücken müssen, wollte aber nicht auf die eigenen Leute schießen. Mit dem Fußball hatte er nicht viel verdient, aber sein Auslangen gefunden. Fußball war mein Leben, Fußball ist mein Leben. Sein Deutsch ist nicht perfekt, aber gut, Benny sagt, das Verstehen sei schwieriger als das Reden. Er hat etliche Deutschkurse hinter sich. Leider sind die Pausen zwischen den einzelnen Kursen relativ lange. Beim Verein ist er recht gut integriert, mit drei, vier Spielern versteht er sich besser. Der Trainer ist manchmal unzufrieden, wenn Benny zu offensiv agiert, sich nicht hundertprozentig an die taktischen Vorgaben hält. Ich will immer nach vorne spielen. Sein Traum ist es, weiter nach oben zu kommen, Schritt für Schritt. Von hier gleich zu Rapid, das ist nicht realistisch. Aber ich traue mir schon zu, professionell zu spielen. Und wenn es nicht klappt? Dann kann ich vielleicht im Sozialbereich arbeiten. Oder in einer Bank. Vorerst lernt er Deutsch, vorerst kickt er. Dreimal pro Woche wird trainiert, am Wochenende ist Match. Wir sind ein kleiner Verein, sagt Johannes Dobretsberger, der Obmann von BWH Lok Hörndlwald. Wir geben den Spielern Zeit zu wachsen. Aber in der Kampfmannschaft geht es natürlich schon um Leistung. Dem Sport ganz generell und insbesondere dem Fußball, davon ist Dobretsberger überzeugt, komme in der Integration große Bedeutung zu, fast jeder dritte Spieler habe Migrationshintergrund. In Hetzendorf bilden österreichische, türkische, serbische, kroatische, nigerianische und eben syrische Wurzeln einen gemeinsamen Strang. Dobretsberger: Es gibt Konflikte. Aber über allem steht die Regel, dass wir uns mit Fairness und Respekt begegnen, auf und neben dem Spielfeld. Und daran halten sich fast immer fast alle. Religion ist kaum ein Thema. Bei den diversen Festivitäten des Vereins, beim Oktoberfest, beim Punschfest oder beim Sommerfest, sieht man die muslimischen Vereinsmitglieder halt eher nicht mit Bierglas in der Hand. Ist ja auch kein Schaden, sagt Dobretsberger. Im österreichischen Sport spielten Migranten lange Zeit kaum eine Rolle. Mag sein, auch das ist ein Grund dafür, dass sich Österreichs Fußball erst in jüngerer Vergangenheit derrappelte. In den sozialen Medien kursieren Nationalteamfotos, auf denen nur jene Spieler zu sehen sind, die keinen Migrationshintergrund haben. Da sind manchmal drei, manchmal vier Spieler zu sehen. Auch Migration hat das ÖFB-Team in die Top 10 der Welt und zur EM-Endrunde 2016 gebracht, siehe Alaba, Junuzovic, Dragovic, Arnautovic, Okotie, Garics. Da nimmt es Wunder, dass sich der organisierte Fußball nicht schon in groß angelegten, Öffentlichkeits-wirksamen Aktionen um Flüchtlinge kümmert. Ihnen Angebote macht, Talente fördert. Die Vereine sind da schneller gewesen, viele kleine Vereine wie BWH Lok Hörndlwald, aber auch große Vereine wie Rapid oder die Austria, die Flüchtlinge zu Spielen einladen oder Trainings organisieren. Das Sportministerium immerhin bittet seit 2012 interessierte TrainerInnen und FunktionärInnen zu Workshops mit dem Titel Interkulturelle Kompetenz im Sport. In der vor fünf Jahren gegründeten ARGE Integration reden auch die drei Dachverbände ASKÖ, Union und ASVÖ sowie die BSO (Bundes Sport Organisation) mit, siehe www.sportintegration.at. Seit 2008 wird der mit 15.000 Euro dotierte Integrationspreis Sport an innovative Projekte vergeben. Fußball ist anders. Im Fußball gibt es private Initiativen, playtogethernow in der Polgarstraße ist eine davon, Kicken ohne Grenzen am Platz des FC Ankerbrot in Favoriten eine andere. Der Fußballbund (ÖFB) sieht zu, wie seine Stars ihre Solidarität mit den Flüchtlingen bekunden, und übt sich in Zurückhaltung. Mag sein, Johannes Dobretsberger kann erklären, warum dem so ist. Der BWH-Lok-Hörndlwald-Obmann, der auch Vizepräsident des Wiener Fußballverbands ist, sagt: Die Initiative kommt von den Vereinen. Niemand will von oben bevormundet werden. Bevormundung wäre kontraproduktiv. Integration auf den Wiener Fußballplätzen wird gelebt, nicht erst seit heute. Auch am anderen Ende der Stadt, in der Polgarstraße, wollen sie ja selbst etwas bewirken, etwas auf die Beine stellen. Ein wenig Unterstützung da und dort wäre aber durchaus willkommen. Zum Beispiel gehen die Fahrscheine für dreißig Flüchtlinge, die zweimal die Woche vom dritten in den 20. Bezirk und wieder retour fahren, bald einmal ins Geld. Die jungen playtogethernow-Helfer wundern sich darüber, dass Flüchtlinge in anderen Städten umsonst Öffi fahren können, in Wien aber nicht. Die dunklen Sohlen sind das geringste Problem. Schon beim nächsten Training in der Polgarstraße tauchen alle mit geeignetem Schuhwerk auf. Fairplay, boys, ruft Manuel und pfeift die erste Partie an. Wissenschaft;Um ein Haar hätte das US-Militär im Zweiten Weltkrieg eigens trainierte Fledermäuse mit Minibomben über japanischen Städten abgeworfen. Der Plan klingt wie die bizarre Zerstörungsfantasie eines durchgeknallten Superbösewichts aus Gotham City: Ein Flugzeug wirft über einer schlafenden Stadt eine Bombe ab. Doch anstatt in einer desaströsen Explosion zu detonieren, öffnet sich die Hülle der Bombe in einer bestimmten Höhe – und gibt mehr als tausend Fledermäuse frei. Die Tiere wiederum tragen jeweils eine Mini-Zeitbombe mit sich, und verbreiten sich – geräuschlos und in Windeseile – in ganzen der Stadt, suchen Dachböden, Regenrinnen und andere versteckte Nischen und Winkel auf. Dort legen sie ihre Sprengsätze ab und suchen rechtzeitig das Weite – während die noch immer schlafende Stadt auf das unvermeidliche Inferno zusteuert. Schwer zu glauben, doch diese Idee stammt nicht von einem Comicverlag oder Drehbuchautor, sondern wurde tatsächlich unter dem Namen Project X-Ray vom US-Militär im Zweiten Weltkrieg ausführlich getestet. Erdacht hatte sie der Zahnarzt Lytle S. Adams, ein Freund der First Lady Eleanor Roosevelt, der nach dem Angriff auf Pearl Harbor freizeitmäßig nach Militärstrategien gegen Japan suchte. Bei einer Reise durch New Mexico wurde er Zeuge der faszinierenden Migration der Mexikanischen Bulldoggenfledermäuse – die im Winter zu Millionen nach Kalifornien fliegen. Bei diesem Anblick kam ihm, wie er später erzählte, die Idee, die Tiere als Kriegswaffen einzusetzen: Immerhin, fand er bald heraus, sind Fledermäuse äußerst zäh und überstehen große Höhen und Langstreckenflüge recht problemlos. Dass Adams verrückte Idee im Weißen Haus, dem er einen Entwurf übersandte, überhaupt Gehör fand, lag vermutlich an seiner Bekanntschaft mit der First Lady. Tatsächlich schaffte es das Schreiben bis auf Franklin D. Roosevelts Schreibtisch, der es an den Nachrichtendienst des Kriegsministeriums weiterleitete – nicht, ohne anzumerken: This man is not a nut. Das präsidentielle Urteil schien seine Wirkung nicht zu verfehlen. Und so kam es, dass die Fledermausbombe als geheimes Project X-Ray in die militärische Planungs- und Probephase gelangte. Mit an Bord des Projektes waren übrigens der Entdecker der Echoortung, Donald R. Griffin sowie der Erfinder des Napalms, Louis F. Fieser. Einen ausführlichen Beitrag zur schier unglaublichen Geschichte der Bat Bomb und warum sie letztlich doch nie zum Einsatz kam, finden Sie hier: --> io9: The Almost Perfect World War II Plot to Bomb Japan with Bats (dare, 23.8.2015) Nicht-Wissenschaft;ÖFB-Teamstürmer sieht bei sich selbst zu Saisonbeginn mit dem FC Basel noch Aufholbedarf. Talent Breel Embolo als Konkurrent im Sturm. ÖFB-Teamstürmer Marc Janko geht mit hohen Erwartungen in seine erste Saison beim FC Basel. Der Schweizer Fußball-Meistertitel ist für den Serienchampion fast schon Pflicht. Dazu will Janko auch international reüssieren. Zu Saisonstart am Sonntag (13.45 Uhr) gegen den FC Vaduz stellt sich der 32-jährige Niederösterreicher aber noch auf eine Reservistenrolle ein. Gemeinsam mit Mittelfeld-Neuzugang Zdravko Kuzmanovic von Inter Mailand wird Janko langsam an die volle Belastung herangeführt. Wir haben noch ein bisschen Aufholbedarf. Ziel ist es, bei den ersten Champions-League-Qualispielen bei 100 Prozent zu sein, erklärte der Angreifer im Gespräch mit der APA – Austria Presse Agentur. Wie sein Ex-Club Salzburg steigt auch Basel Ende Juli in den Bewerb ein. Das abschließende Testspiel am Mittwoch gegen Bayer Leverkusen (2:1) ließ Janko wegen einer leichten Muskelverhärtung aus. Am Wochenende dürfte er auf der Bank Platz nehmen. Sein Vertreter im Sturmzentrum ist Supertalent Breel Embolo. Dem 18-Jährigen, der bereits im Schweizer Nationalteam gespielt hat, wird eine große Karriere vorausgesagt. Er ist extrem schnell und robust. Er könnte ein Großer werden, sagte Janko. Der Österreicher rechnet daher als Nachfolger von Clublegende Marco Streller, der seine Karriere beendet hat, nicht mit einem unumstrittenen Stammleiberl. Er ist 18 und hat viel Potenzial. Ich gehe davon aus, dass er gefördert wird. Ich habe aber das Selbstvertrauen, dass ich sicher auch auf meine Spiele kommen werde, betonte Janko. Konkurrenz sei im Profifußball immer da. Ich muss arbeiten, aber ich will auch gar nichts geschenkt. Mit dem Spielsystem hat sich Janko bereits angefreundet. Basels 4-2-3-1 scheint wie auf ihn zugeschnitten. Ich glaube, ich passe hier sehr, sehr gut hin. Selten habe ich mich bei einem Club so schnell wohlgefühlt, erklärte der Globetrotter, für den die Schweiz nach einem Jahr in Sydney bereits die fünfte Auslandsstation darstellt. Janko: Ich will meine Fußstapfen hinterlassen. Hier habe ich alle Voraussetzungen dafür. Die Erwartungen sind allerdings hoch. Alles andere als der siebente Meistertitel in Folge wäre für Basel eine Enttäuschung. Das ist ähnlich wie bei den Bayern, meinte Janko. Wenn wir das nicht werden, ist es eine verlorene Saison. Das ist schon eine gewisse Drucksituation, für mich aber nichts Neues. Ich spiele lieber um den Meistertitel als gegen den Abstieg. Als Hauptkonkurrenten sieht Janko die beiden Zürcher Clubs sowie die Young Boys Bern. Aber der Titel führt immer über Basel, meinte der neue Goalgetter. Wir sind der große Favorit – trotz der Abgänge. Einmal mehr haben die Bebbi im Sommer mehrere Stützen verloren. In den vergangenen Jahren ist es dem Club aber immer wieder gelungen, das zu kompensieren. Ich hoffe, dass die Serie heuer nicht reißt. Dann könnte Janko nächsten Sommer möglicherweise mit dem fünften Meistertitel seiner Karriere zur EM nach Frankreich reisen. Das Nationalteam hatte er auch bei seinem Wechsel im Hinterkopf. Woche für Woche auf höchstmöglichem Niveau gefordert zu werden, war einer der Gründe, warum ich unbedingt zum FC Basel wollte. Zwar hat Janko auch als Australien-Legionär im Teamtrikot seine Leistung gebracht (in den drei bisherigen Länderspielen des Jahres 2015 hat er immer getroffen), Tempo und Trainingsbelastung seien beim Schweizer Meister aber höher. Das wird zwangsläufig auch die Fitness steigern, meinte Janko. Dann muss ich nicht mehr in der 75. oder 80. Minute mit Krämpfen vom Platz. Auch nicht im ÖFB-Team. (APA/red. 16.7.2015) Wissenschaft;Forscher untersuchten, wie steil liegende Erd- und Gesteinsmassen nach Beben wieder zur Ruhe kommen. Potsdam – In Gebirgsregionen verursachen Erdbeben häufig massive Erdrutschungen, die durch Regenereignisse noch verstärkt werden können. Wie sich das oft gewaltige und gefährliche Abgleiten von Erd- und Gesteinsmassen an steilen Hängen zeitlich zu Erdbeben verhält, war bislang wenig erforscht. Nun berichtet ein internationales Forscherteam im Fachblatt Geology, wie Rutschungen im Lauf der Zeit abnehmen und die Landschaft schließlich wieder in ihren Ursprungszustand zurückkehrt, und zwar unabhängig von meteorologischen Ereignissen und Nachbeben. Selbst nach starken Erdbeben pendelt sich die Aktivität der Erdrutschungen demnach innerhalb von ein bis vier Jahren wieder auf den Ausgangszustand ein. Für ihre Studie untersuchten die Forscher anhand von vier mittelstarken bis starken Erdbeben die damit verbundenen Rutschungsprozesse. Die Hauptschwierigkeit war, dass man die meteorologischen Ursachen von den seismischen unterscheiden muss, sagt Odin Marc vom Deutschen Geoforschungszentrum GFZ. Unabhängig von Erdbeben können auch Starkregen großflächige Erdrutschungen erzeugen, welche durch Erdbeben aber noch zusätzlich verstärkt werden. Zwei Prozesse greifen hier ineinander: Ein starkes Beben rüttelt die Bodenschicht vom darunter liegenden Grundgestein los und zerreißt das Gestein darunter. In die so entstandenen Risse und Klüfte sickert Wasser ein und wirkt wie ein Schmierfilm, auf dem ein Berghang zu Tale rutscht. Diese Modellvorstellung müsse aufgrund der neuen Ergebnisse aber modifiziert werden. Wir haben analytisch die Aktivität des Regens von der seismischen Aktivität getrennt und konnten so feststellen, dass die Abnahme der Hangrutsche im Zeitverlauf auf einem Selbstheilungsprozess der Landschaft beruht, so Marc. Die durch das Erdbeben entstandene Destabilisierung der Landschaft baue sich nach und nach ab. Im Verlauf von Monaten bis Jahren, je nach Witterung, Gestein und Stärke des Bebens, entwickle sich dieser Zustand wieder auf das Niveau vor dem Beben zurück: Die Risse würden sich langsam wieder schließen oder füllten sich mit Sand und Erde, bis die Landschaft wieder zu ihrer ursprünglichen Gefährdungslage zurückkehre. Nicht-Wissenschaft;Frische Gameplay-Mitschnitte der kommenden Beta zeigen Heldin Faith bei der Arbeit. Electronic Arts und Hersteller Dice haben frische Einblicke in die Sci-Fi-Dystopie Mirrors Edge Catalyst gegeben. In neuen Gameplay-Mitschnitten ist zu sehen, wie die lauffreudige Rebellin Faith flink wie eine Katze über Häuserdächer springt und es ganz ohne Waffeneinsatz mit Schergen des Überwachungsstaats aufnimmt. Im ersten Teil griff Sie noch ab und an zu einer Pistole, diesmal wollten sich die Entwickler ganz auf Faiths Bewegungs- und Nahkampftalente fokussieren. Ebenso zu sehen ist, wie offen die Spielwelt gestaltet wurde. Abseits von Story-Zwischensequenzen gibt es keine Ladezeiten und um von A nach B zu kommen, kann man Pfade nun weitgehend frei wählen. Weiterentwickelt hat sich zudem das Design der Spielwelt, das zwar immer noch minimalistisch gehalten ist, allerdings deutlich mehr Farben und Kontraste bietet. Der Kampf gegen die herrschende Elite führt Faith von dreckigen Abwasserkanälen über futuristische Bürokomplexe bis auf die Dächer der Stadt. Erscheinen soll Mirror’s Edge Catalyst wie gehabt am 24. Mai für PC, PS4 und XBO. Vom 22. bis zum 24. April wird es eine geschlossene Beta-Testversion geben, die die hier gezeigten Inhalte umfasst. Wissenschaft;3,5 bis 5,7 Millionen Tonnen kommen allein aus Europa. Berlin – Dass Kunststoffe, die ins Meer gelangen, schwere ökologische Folgen hat, weiß man bereits seit längerer Zeit. Wieviel Plastik nun genau in die Ozean gespült werden, ist dagegen unklar. Nun warten Forscher mit neuen Zahlen auf: Bis zu 30 Millionen Tonnen Plastikmüll landen nach Auskunft des deutschen Umweltbundesamtes jährlich in den Weltmeeren. Etwa 3,5 bis 5,7 Millionen Tonnen kommen demnach allein aus Europa. Für viele Tiere bedeutet dieser Kunststoffmüll den Tod, wenn sie ihn irrtümlich fressen oder sich in ihm verfangen. Für mehr als 660 Arten sei bekannt, dass der Müll negative Folgen habe, heißt in der Studie, die im Auftrag des deutschen Bundesamtes erstellt und am Dienstag veröffentlicht wurde. Schädlich ist der Plastikmüll auch dann noch, wenn er durch Wind, Wetter und Gezeiten stark zerkleinert wurde. Mikropartikel, deren Größe kleiner als fünf Millimeter ist, können genauso wie größere Kunststoffteile zu mechanischen Verletzungen des Verdauungstraktes führen, die Verdauung behindern sowie die Nahrungsaufnahme blockieren, schreiben die Studienautoren. Zudem könnten sie giftig sein oder hormonähnlich wirken. Vom Gewicht her spiele der große Plastikmüll – vom Sackerl bis zum Fischernetz – die weitaus wichtigste Rolle auch bei den Mikropartikeln. Allein in der Europäischen Union werden nach Studienangaben zusätzlich jährlich schätzungsweise rund 3.100 Tonnen Mikroplastik in Kosmetikprodukten verarbeitet. Ihr Anteil an der Umweltbelastung sei mengenmäßig gering, aber überflüssig, heißt es in der Studie. In weitaus größerem Maße werden die kleinen Partikel in Kunststoffwachsen verwendet, die etwa zum Schutz von Früchten oder Oberflächen in der Leder-, Möbel- und Autopflege genutzt werden. Angesichts der großen Mengen an Plastikmüll raten die Experten, den Eintrag von Kunststoffen in die Umwelt generell viel drastischer zu reduzieren. Deutschland will die Vermüllung der Meere eindämmen und hat mit anderen EU-Staaten ein Forschungsprogramm mit einer Gesamtfördersumme von 7,5 Millionen Euro gestartet. Mehr als 270 Millionen Tonnen Plastik treiben nach Regierungsangaben auf den Weltmeeren – allein im Nordpazifik eine Fläche so groß wie Deutschland und Frankreich. Nicht-Wissenschaft;Finanzielle Auswirkungen – etwa beim Entwurf zur Steuerreform – nicht ausreichend dargestellt. Wien – Der Rechnungshof rügt die Regierung für ihre Gesetzes- und Verordnungsentwürfe: Nur in rund 61 Prozent der Fälle seien die finanziellen Auswirkungen heuer in ausreichendem Umfang dargestellt worden, merkt der RH in seinem am Montag veröffentlichten Tätigkeitsbericht an. Zu den Sündern zählt demnach auch ausgerechnet das Finanzministerium. Der Anteil der Entwürfe mit ausreichend plausiblen finanziellen Angaben hat sich gegenüber dem Vorjahr (65 Prozent) leicht verschlechtert. Einige Ministerien stechen in der Rechnungshof-Tabelle hinsichtlich der 202 Entwürfe für Verordnungen und Gesetze (bis Ende November 2015) besonders hervor, darunter das Finanzressort: Bei zwölf Gesetzesentwürfen aus diesem Bereich stellte der RH zu 58 Prozent unzureichende Angaben und zu 17 Prozent keine Angaben fest. Als Beispiel nennt die Prüfbehörde den Entwurf zur Steuerreform, die im neuen Jahr in Kraft tritt – da seien die finanziellen Auswirkungen von mehreren Maßnahmen weder angesprochen noch beziffert worden. Mit den sechs Gesetzesentwürfen des Bundeskanzleramts zeigte sich der RH noch unzufriedener, fand er doch 83 Prozent unzureichende Angaben. Auch das Landwirtschafts- und Umweltressort erfüllte die Kalkulationspflicht bei sieben Gesetzesentwürfen nur zu knapp 43 Prozent, das Justizministerium bei neun Entwürfen zu 44 Prozent. Im Bildungs- und Frauenministerium gelang es mit fünf Gesetzesentwürfen sogar, dass 100 Prozent der Angaben unzureichend waren. Das Außenministerium legte lediglich einen Entwurf vor und kam aufgrund der Mängel darin ebenfalls auf die 100 Prozent. Der Rechnungshof erinnerte die Regierungsparteien außerdem daran, dass im Regelfall eine Begutachtungsfrist von mindestens sechs Wochen zur Verfügung stehen soll. Diese Sechswochenfrist sei heuer aber bei 37 versendeten Entwürfen unterschritten worden, und das teilweise – mit einer Frist von weniger als zehn Arbeitstagen – erheblich. (APA, 28.12.2015) Wissenschaft;'Altmetric misst, wie sehr Science-News auf Facebook, Twitter und Co. Verbreitung finden. 2015 dominierte die Biomedizin – und es gab Überraschungen. Die Forschung ist vom Messen besessen. Und am allerliebsten, so scheint es, vermisst sie sich selbst: Die Impact Faktoren von Zeitschriften, die Anzahl der Artikel in solchen Journals oder die Zahl der Zitierungen bestimmen längst darüber, wer in der Wissenschaft Karriere macht und wer nicht. Diese Form des Publizierens, der es in erster Linie um weitere Zitierungen in der Wissenschaft geht, hat mittlerweile etliche Gegner wie etwa den Medizinnobelpreisträger Randy Schekman. An einer alternativen Form der wissenschaftlichen Einfluss-Messung arbeitet hingegen Altmetric, die nicht Zitierungen innerhalb der Wissenschaft zählt. Die britische Firma analysiert, wie sehr wissenschaftliche Artikel in den Medien, aber auch auf Facebook, Twitter und Co. – also mithin in der Öffentlichkeit – Verbreitung finden. Die Idee klingt gut, die Umsetzung ist freilich nicht ganz einfach, wie anhand von Altmetrics Top 100 des Jahres 2015 offensichtlich wird. Angeführt wird die Liste von einem Nature-Artikel über ein neues Antibiotikum, gefolgt von einem Artikel darüber, dass die MMR-Impfung (gegen Masern, Mumps und Röteln) bei US-Kindern nicht zu mehr Fällen von Autismus führt (anders als ein gewisser Andrew Wakefield behauptet hatte). Platz drei geht schließlich an einen Aufsatz über das sechste große Artensterben, das gerade läuft und vom Menschen verschuldet ist. Bei allen drei Artikeln ist vor allem die Zahl der Tweets beeindruckend; bei der Messung der Berichte in Massenmedien allerdings tun sich die Bibliometriker von Altmetrics schwer – nicht zuletzt wohl auch wegen der verschiedenen Sprachen; Artikel in österreichischen Medien wie derStandard.at, diePresse.com oder orf.at werden gar nicht erst registriert. Etliche Texte schafften es auf die Liste, die auch auf derStandard.at Resonanz fanden – wie etwa eine Studie über den Bakterienaustausch beim Küssen (Platz 16), die freilich schon Ende 2014 erschien, jene Untersuchung, die erstmals die Gesamtzahl der Bäume unseres Planeten (drei Billionen) ermittelte (Platz 11), oder die erste Anwendung der CRISPR-Technologie bei menschlichen Embryonen (Platz 17). Neben der dominierenden Biomedizin sind auch Studien zum Klimawandel vergleichsweise stark vertreten. Die Liste führt aber auch zur einen oder anderen Entdeckung: etwa zu einem Text, der erst auf dem Preprint-Server arXiv veröffentlicht wurde und es dennoch auf Platz 9 brachte: A Neural Algorithm of Artistic Style stellt eine Software vor, die Fotos in Gemälde umwandelt, die dem Stil berühmter Künstler wie van Gogh entspricht.' Wissenschaft;"Nature"-Bericht: Immer mehr Spitzenforschung auf Basis internationaler Zusammenarbeit. Wien – Forschung ist international – wie stark diese Vernetzung fortgeschritten ist, belegt die Datenbank Nature Index, in der die institutionelle Zugehörigkeit hochwertiger wissenschaftlicher Artikel und damit auch die Forschungskooperation nachverfolgt werden kann. Erwartungsgemäß sind die USA das Zentrum der internationalen Zusammenarbeit in der Spitzenforschung, Österreich rangiert auf Rang 22. Für die Datenbank werden wissenschaftliche Arbeiten ausgewertet, die in 68 Top-Journalen wie Nature, Science oder PNAS erschienen sind, sozial- und geisteswissenschaftliche Fachzeitschriften fehlen dabei völlig. Dabei werden nicht nur die einzelnen Artikel der einzelnen Institutionen und damit der Länder gezählt. Bei jeder Arbeit wird auch der Prozentsatz der Autoren von der jeweiligen Institution und die Zahl der beteiligten Institutionen pro Artikel berücksichtigt. Zudem wird diese anteilige Zählung noch gewichtet (um den großen Anteil von Astronomie- und Astrophysik-Journalen am gesamten Publikationsoutput zu berücksichtigen). Der auf Basis dieser Daten erstellte Bericht Nature Index Collaborations beleuchte die Bedeutung der Beziehungen zwischen Ländern und Institutionen, erklärte Nick Campbell, leitender Redakteur bei Nature. Für das Fachjournal belegt die Auswertung, dass eine neue Ära wissenschaftlicher Entdeckungen begonnen hat, in der Spitzenforschung auf Basis internationaler Kooperationen durchgeführt wird. Österreichische Forscher sind zwar eindeutig im europäischen Forschungsraum verankert, aber auch weltweit gut vernetzt, wie der Bericht zeigt. Die meisten Partner der heimischen Forscher sitzen im benachbarten Deutschland, doch gleich dahinter folgen die USA. Mit deutlichem Abstand kommen dann Großbritannien, Italien, Frankreich, Schweiz und Japan in der Rangfolge jener Länder, mit denen heimische Forscher am meisten kooperieren. International belegt Österreich in dem Ranking Platz 22 von 157 Nationen (Auswertung März 2015 bis Februar 2016). An erster Stelle rangieren mit großem Abstand die USA. Dabei fällt allerdings auf, dass laut Bericht zwei Drittel der US-Studien keinen Mitautor aus einer anderen Nation haben. Auf Rang zwei folgt Deutschland vor Großbritannien und China. Letzteres profitiere vor allem von seinen weltweit verstreuten, hoch qualifizierten Forschern, die das Land zu einem aufstrebenden Zentrum internationaler Kooperationen machen. Der Nature-Bericht zeigt auch spezielle Netzwerkstrukturen. So seien etwa Spanien sowie Portugal Teil eines Netzwerks mit lateinamerikanischen Ländern und mit jenen sogar mehr verbunden als mit europäischen Staaten. Auch Frankreich ist mit seinen ehemaligen Kolonien gut vernetzt, genau so die arabischsprachigen Länder untereinander. Sieht man sich die internationale Zusammenarbeit Österreichs im Detail an, fand jeweils ein Drittel der Kooperationen in den Bereichen Lebenswissenschaften und Physik statt, etwa ein Viertel in der Chemie, den kleinsten Teil der Kooperationen trugen die Erd- und Umweltforscher bei. Von den österreichischen Institutionen rangiert die Universität Wien an erster Stelle der in internationaler Kooperation erschienenen Arbeiten. Auf den Plätzen folgen die Technische Universität (TU) Wien, die Uni Innsbruck, die Akademie der Wissenschaften (ÖAW), die Uni Graz, die Medizin-Uni Wien, die Uni Linz, das Institute of Science and Technology (IST) Austria, die TU Graz und die Uni Salzburg. Wissenschaft;Tausende Exemplare der Spezies Pleuroncodes planipes bewegen sich im sauerstoffarmen Wasser über den Meeresboden. Washington/Panama-Stadt – Wenn Tausende Krebse unterwegs sind, ergibt das beeindruckende Bilder: Auf ihrer Forschungstauchfahrt an einem Tiefseeberg vor der Pazifik-Küste Panamas sind US-Forschern einzigartige Videoaufnahmen gelungen. Sie zeigen, wie ein gewaltiger Krebsschwarm enggedrängt im sauerstoffarmen Wasser über den Meeresboden klettert und wirbelt. Die Bilder sind Teil ihrer Veröffentlichung im Fachjournal PeerJ über die Artenvielfalt am Tiefseeberg Hannibal Bank. Solche unterseeischen Berge gelten als sogenannte ökologische Hotspots. Der Biologe Jesus Pineda berichtet von der hypnotisierenden Erfahrung: Zuerst dachten wir, es seien Felsstrukturen biologischer Herkunft. Als wir sahen, dass sie sich bewegen – wie schwärmende Insekten – konnten wir es nicht glauben. Bei den Krebsen handelt es sich um Pleuroncodes planipes, die sonst vor allem an den Küsten der Baja California in Mexiko vorkommen. Erstmals wurden sie nun so weit südlich entdeckt. Nach dem bemannten Tauchgang schickten die Forscher ein ferngesteuertes Unterwasserfahrzeug hinab. Das registrierte weitere Krebsschwärme, stets mit einem Zentrum. Ein ähnliches Verhalten ist auch von Insekten bekannt. Die dichtesten Schwärme mit bis zu 78 Krebse pro Quadratmeter fanden sich an der Bergflanke in 355 bis 385 Meter Wassertiefe, wo es nur 0,04 Milliliter Sauerstoff pro Liter Wasser gab. Es könnte sein, dass das sauerstoffarme Wasser für diese Art einen Schutz vor Räubern darstellt, sagte Pineda. Die Krebe, in den USA red crabs oder tuna crabs genannt, sind begehrte Nahrungsquelle für Thunfische und auch Meeressäuger. Auch die großen Mengen, die zwei Monate nach der Expedition – im Juni 2015 – an der südkalifornischen US-Küste vor San Diego auftraten, waren Pleuroncodes planipes. Sie färbten viele Strände komplett orange. Forscher von der Scripps Institution of Oceanography in La Jolla brachten die Wanderung mit dem Klimaphänomen El Niño in Verbindung. Strömungen und Wind können demnach dafür sorgen, dass sich die normalerweise standorttreuen Populationen fortbewegen. Die Tiere verendeten an den Stränden. Nicht-Wissenschaft;Erste Verhandlungsrunde zur Vorbereitung des Pensionsgipfels am 29. Februar. Wien – Am Freitag hat die erste politische Verhandlungsrunde zur Vorbereitung des Pensionsgipfels am 29. Februar stattgefunden. Medial wollen SPÖ und ÖVP einander nun keine Vorschläge mehr ausrichten. Sachlich sei das Gespräch gewesen, hieß es nach der Sitzung lediglich. Eine frühere ÖVP-Forderung hat die SPÖ jedenfalls schon erfolgreich abgewehrt. Das Frauenpensionsalter wird nicht vorzeitig angehoben, wie ÖVP-Sozialsprecher August Wöginger in der Presse erklärte. Im Büro von Sozialminister Alois Stöger – er verhandelt mit dem scheidenden Direktor der Arbeiterkammer, Werner Muhm, auf SPÖ-Seite – zeigte man sich darüber erfreut: Das wäre mit uns nicht gegangen. Wenig Bewegung Vom Tisch ist auch der Vorschlag von Finanzminister Hans Jörg Schelling – er verhandelt neben Wöginger für die ÖVP –, die Gutschriften auf den Pensionskonten weniger stark aufzuwerten. Änderungen wird es voraussichtlich bei der Invaliditätspension geben. Wie berichtet sind sich hier die Sozialpartner bereits weitgehend einig. Die Zusammenarbeit von Pensionsversicherung, Krankenkassen und AMS soll intensiviert, die berufliche Rehabilitation ausgebaut werden. Bei behaupteten psychischen Krankheiten soll genauer geprüft werden. Darüber hinaus vertritt die SPÖ aber den Standpunkt, dass keine größeren Reformen nötig sind, weil man die im Regierungsprogramm vereinbarten Ziele zur Steigerung des faktischen Pensionsantrittsalters bereits erreicht habe und auch die mittel- und langfristigen Kostenprognosen stabil seien. Budgetdienst relativiert Die im Vorjahr überraschend niedrigen Zuschüsse des Staates zu den Pensionen (10,17 Milliarden, 228 Millionen weniger als 2014) relativiert der Budgetdienst des Parlaments. Wegen einer Verbuchungsänderung seien die Zahlen mit 2014 nicht wirklich vergleichbar. Berücksichtige man das, sei man 2015 nur 84 Millionen Euro unter dem Wert des Jahres 2014 gelegen. Beim Thema Sonderpensionen wehrt sich ÖBB-Chef Christian Kern gegen immer wiederkehrende ÖVP-Vorwürfe. 2015 seien nur 443 von 42.000 Mitarbeitern in den Ruhestand versetzt worden. Das sei der niedrigste Wert seit 15 Jahren. Wissenschaft;'Forscher berichten, dass die Riffschäden bereits dramatischer sind als angenommen. Die Simulation früherer Wasserqualität verleiht den Nesseltieren einen Wachstumsschub. Canberra/Washington – Geschädigte Korallen wachsen wieder besser, sobald die Wasserqualität auf vorindustrielle Werte steigt. Das hat ein Forscherteam zumindest für die Versauerung der Meere gezeigt. Für eine Studie im Fachjournal Nature erhöhten die US-Wissenschafter die Alkalinität (also das Säurebindungsvermögen) eine Lagune im Great Barrier Reef und schufen so eine Wasserqualität, wie es sie vor mehr als zweihundert Jahren gab. Innerhalb von drei Wochen, so Forscher, würden die Korallen um etwa sieben Prozent wachsen. Die Versauerung der Meere fordert bereits seinen Tribut von den Korallenriffen. Das ist nicht länger eine Zukunftsangst; das ist die heutige Realität, sagte Studienleiterin Rebecca Albright von der Carnegie Institution for Science in Stanford. Zugleich bestätigt eine weitere Studie, die im Fachjournal Nature Communications veröffentlicht wurde, die Gefährdung der Korallen durch die weltweite Versauerung der Meere. Australische Forscher hatten errechnet, dass die Auswirkungen am australischen Great Barrier Reef wahrscheinlich drastischer sind, als bisher angenommen. Es ist das größte Korallenriff der Erde. Die Versauerung der Meere greift nachweislich die Korallenriffe an. Wenn Kohlendioxid aus der Luft ins Meer gelangt, steigt der Säuregrad des Wassers. Etwa ein Viertel des menschengemachten Kohlendioxids werde derzeit jährlich von weltweiten Ozeanen aufgenommen, schreiben die US-Forscher. Im sauren Wasser kommen weniger Karbonat-Ionen vor, die zum Aufbau der Kalkskelette der Nesseltiere nötig sind. Gesondert ließ sich die Auswirkung der Versauerung in freier Natur aber bisher nicht beobachten, weil zu viele Faktoren ineinander greifen. Albright und Kollegen ist dies nun gelungen. Für ihre Studie wählten sie die Lagunen des One Tree Reefs, die im südlichen Great Barrier Reef liegen. Diese sind während der Ebbe vom offenen Meer getrennt; das Wasser fließt dann lediglich von einer höher gelegenen Lagune in eine niedrigere. Die Forscher versetzten das Wasser der ersten Lagune mit alkalisch wirkendem Natriumhydroxid und einem Färbemittel und entsäuerten es so künstlich auf vorindustrielles Niveau. Alle anderen Faktoren, etwa Wassertemperatur und Nährstoffe, blieben gleich. Nachdem das gefärbte Wasser in die zweite Lagune geflossen war, prüften die Wissenschafter die verbliebene Alkalinität. Anhand der Differenz errechneten sie, dass sich der Kalkaufbau an den Korallenriffen innerhalb von 21 Tagen durchschnittlich um etwa sieben Prozent erhöhen würde. Daraus lässt sich schließen, dass die Korallen seit dem Beginn der Industrialisierung bereits stark unter der Versauerung der Meere gelitten haben müssen. In einem gesonderten Nature-Kommentar würdigte die australische Meeresforscherin Janice Lough (James Cook University, Townsville) die Studie und prognostizierte, dass die Schäden an den Korallenriffen auch mit den neu gesetzten Klimazielen der UN-Klimakonferenz in Paris nicht zu beheben sein werden: Wir können die Zeit für die Ökosysteme der tropischen Korallenriffe dieser Welt nicht zurückdrehen; wir haben sie bereits einer wärmeren und saureren Zukunft überlassen. Das australische Team um Mathieu Mongin (CSIRO Oceans and Atmosphere, Hobart) untersuchte unterdessen verschiedene Bereichen des Great Barrier Reef. Die Gruppe berechnete die lokale Aragonit-Sättigung des Wassers, die durch Versauerung gesenkt wird. Aragonit ist ein spezielles Kalziumkarbonat, das zum Aufbau von Korallen dient – es wird durch Säure zersetzt. Der Wert gibt daher einen sehr guten Aufschluss darüber, ob die chemischen Voraussetzungen zum Kalkaufbau der Korallen gegeben sind. Die Forscher bestimmten die Werte an 22 Orten des Riffs und fügten diese mit Modellberechnungen der Gegebenheiten von 3.581 Einzelriffen zusammen. Ergebnis: Die Aragonit-Sättigung variierte innerhalb des Great Barrier Reef sehr stark, die Werte lagen aber im Durchschnitt unter denen des offenen Meeres vor dem Riff. Besonders gefährdet sind demnach die zum Festland gewandte Seite des Riffs und der südliche Teil. Insgesamt, so die Forscher, sei das Riff künftig wohl stärker durch Versauerung gefährdet als in den Berichten des Weltklimarates angenommen.' Wissenschaft;Archäologen fanden in Siedlungsresten am See Genezareth Wildvarianten verschiedener Getreidesorten. Ramat Gan – Der Ackerbau als Alternative zur Jäger-und-Sammler-Lebensweise startete seinen Siegeszug um die Welt in der Jungsteinzeit vor etwa 12.000 Jahren im Nahen Osten. Die ersten, zaghaften Anfänge der Landwirtschaft reichen allerdings viel weiter in die Zeit zurück: Israelische Forscher berichten nun in einer Studie im Fachjournal Plos One von Funden am See Genezareth, die belegen, dass der Mensch bereits vor rund 23.000 Jahren mit dem Anbau von Nahrungspflanzen experimentierte. Den Ursprung der Landwirtschaft als weitgehende Ernährungsgrundlage legen Wissenschafter nach aktuellen Erkenntnissen rund 10.000 Jahre vor Beginn der Zeitrechnung. Damals wurden Jäger und Sammler im Gebiet des fruchtbaren Halbmondes, das sich in einem Bogen vom östlichen Mittelmeer bis zum Persischen Golf erstreckt, allmählich sesshaft und begannen mit dem Anbau von Pflanzen. Wie die Forscher um Ehud Weiss von der Bar Ilan University in Ramat-Gan (Israel) nun berichten, erprobten Menschen in der Siedlung Ohalo II am See Genezareth schon gut 11.000 Jahre früher die Kultivierung von Getreide. Ohalo II war vor etwa 23.000 Jahren besiedelt, wurde später aber überflutet. Die Siedlung wurde 1989 entdeckt, als der Wasserspiegel des Sees nach massiver Wasserentnahme und einigen Dürre-Jahren dramatisch gesunken war. Dabei kamen etliche Hütten zutage, mit pflanzlichen und tierischen Überresten, Werkzeugen, Perlen und Holzobjekten. Diese Reste waren sehr gut erhalten, da sie unter den Sedimenten des Sees vor äußeren Einflüssen geschützt waren. Unter den Pflanzen fanden die Forscher Wildvarianten verschiedener Getreidesorten, wie Hafer, Gerste oder Emmer. Die Pflanzen wurden geerntet und die Körner verarbeitet, wie Spuren an Steinklingen und an einem Mahlstein belegen. Ein überdurchschnittlich hoher Anteil dieser Getreidepflanzen wies Veränderungen an der Ähre auf, die die Forscher auf längerfristige Kultivierung zurückführen. Die Wissenschafter vermuten allerdings, dass das Experiment Ackerbau in der Region zunächst wieder eingestellt wurde. Besonders aufschlussreich sei der Fund von Pflanzen, die mit der Anlage von landwirtschaftlichen Flächen auftauchen, weil sie sich gut an ein Leben in der vom Menschen gestalteten Umwelt angepasst haben. Zumeist stören solche Pflanzen den Anbau und werden als Unkräuter bezeichnet. Die Forscher sprechen bei ihrem Fund von Proto-Unkräutern, von denen sie 13 verschiedene Arten fanden. Möglicherweise hätten die Menschen einige dieser Pflanzen zum Verzehr gesammelt, da sie zum Teil essbare Teile besäßen. Bereits vor der Entstehung eines voll entwickelten Landbaus hatten Menschen grundlegende Kenntnisse von Landwirtschaft und, noch bedeutsamer, sie handelten vorausschauend und planten, erläuterte Weiss. Die gegenwärtigen Ergebnisse von diesem Standort, in der Wiege der Zivilisation gelegen, belegen, dass unsere Vorfahren schlauer und geschickter waren, als wir angenommen haben. Obwohl sich die eigentliche Landwirtschaft erst sehr viel später entwickelte, hatte der Versuch schon begonnen. Wie landwirtschaftliche Kulturtechniken vor etwa 12.000 Jahren ihren Durchbruch erlebten und immer weiter verfeinert wurden, hatten Archäologen um Simone Riehl von der Universität Tübingen 2013 im Fachjournal Science beschrieben. Sie hatten im Iran am Rande des Fruchtbaren Halbmonds Pflanzenreste aus einer mindestens 2.200 Jahre langen Siedlungsepoche entdeckt. Die Funde zeigten, wie die Menschen vor gut 11.700 Jahren mit einer rudimentären Landwirtschaft begannen, dann im Laufe der Jahrhunderte immer professionellere Anbaumethoden entwickelten und die Pflanzen nach ihren Bedürfnissen züchteten. Nicht-Wissenschaft;Erzitterter Sieg gegen Panama bedeutet wohl den Aufstieg – ÖFB-Youngsters vergeben zwei Elfmeter – Mittelamerikaner beenden das Spiel zu neunt. Wellington – Österreichs U20-Team steht bei der WM in Neuseeland vor dem Einzug ins Achtelfinale. Im zweiten Spiel setzte sich die ÖFB-Elf am Dienstag gegen Panama trotz zwischenzeitlichem Rückstand mit 2:1 (1:1) durch und hält in Gruppe B nun bei vier Zählern. Im Gruppenfinale geht es für die Elf von Trainer Andreas Heraf nun am Freitag (6 Uhr MESZ) gegen den sechsfachen U20-Weltmeister Argentinien. Panama ging in Führung Fidel Escobar brachte Panama in der 38. Minute voran, in der Nachspielzeit der ersten Spielhälfte erzielte Österreich durch ein Eigentor von Chin Hormechea aber den Ausgleich. Valentin Grubeck gelang in der 51. Minute per Kopf der schlussendlich entscheidende Treffer. Die Rot-Weiß-Roten vergaben gegen am Ende zu neunt spielende Mittelamerikaner durch Florian Grillitsch (64.) und Markus Blutsch (83.) danach noch zwei Elfmeter. Die beiden Topgereihten jeder Gruppe sowie die vier besten Dritten der sechs Pools erreichen die Runde der besten 16. Heraf musste nach dem Schlusspfiff in Wellington somit einmal tief durchatmen. Seine Schützlinge hatten es unfreiwillig bis zuletzt spannend gemacht. Gegen die zuvor 13 Pflichtspiele unbesiegten Panamaer konnte Heraf auf die zuletzt angeschlagenen Daniel Rosenbichler und Grillitsch vertrauen. Philipp Lienhart saß nach seiner Gehirnerschütterung beim 1:1 gegen Ghana hingegen auf der Bank und wurde in der Innenverteidigung von Francesco Lovric ersetzt. Weiters spielte Andreas Gruber dieses Mal von Beginn an. Das Spiel entwickelte sich für Österreich dann wie erwartet zur harten Nuss. Die vom Argentinier Leonardo Pipino trainierten Mittelamerikaner waren defensiv straff organisiert und teilten mitunter auch ordentlich aus. Für die zu oft mit hohen Bällen agierenden Österreicher ergab sich in der ersten Spielhälfte nur eine Chance aus dem Spiel heraus. Bernd Gschweidl scheiterte in der 12. Minute an Keeper De Gracia. Ausgleich vor der Pause Der Gegner nutzte bei stark einsetzendem Regen hingegen seine Möglichkeit. Innenverteidiger Escobar – zuvor durch eine Boxeinlage gegen Grillitsch aufgefallen – marschierte unbedrängt Richtung Tor, sein strammer Schuss schlug unhaltbar für ÖFB-Torhüter Tino Casali im Gehäuse ein. Österreich ließ sich davon nicht entmutigen und schaffte noch vor der Pause den wichtigen Ausgleich: Einen Rasner-Freistoß bugsierte Panamas Kapitän Hormechea via Innenstange ins eigene Tor. Die zweiten 45 Minuten begannen für die Österreicher dann ebenfalls nach Maß. Nachdem eine Attacke von Escobar an Gruber im Strafraum noch ungeahndet blieb, setzte Grubeck eine Flanke von Sturmpartner Gschweidl per Kopf in die Maschen. Die Chance auf eine Vorentscheidung ließ danach Grillitsch aus. Der ansonsten starke Bremen-Legionär scheiterte mit einem schwachen Elfer an De Gracia, nachdem Gruber im Strafraum zu Fall gebracht wurde. Die Heraf-Elf musste weiter zittern, auch wenn sich die Abwehr um den sicheren Rückhalt Casali zumeist sattelfest präsentierte. Dass der am Ende zu neunt agierende Gegner im Spiel blieb, war Österreichs Nervenschwäche vom Punkt zu verdanken. Nach Grillitsch blieb De Gracia auch gegen den eingewechselten Blutsch Sieger, Pereira hatte zuvor per Hand vor der Linie geklärt und dafür Rot gesehen. Hormechea war schon zwei Minuten zuvor nach wiederholtem Foulspiel vorzeitig vom Platz gegangen. Argentinien verliert Argentinien hat im zweiten Gruppenspiel eine Niederlage kassiert. Gegen Ghana musste sich der Rekordweltmeister in dieser Altersklasse mit 2:3 (0:1) geschlagen geben. Vor dem Gruppenfinale am Freitag gegen die ÖFB-Auswahl hält Argentinien damit nur bei einem Zähler, Ghana hat wie Österreich vier Punkte zu Buche stehen. Die Westafrikaner gingen in Wellington durch Benjamin Tetteh (44.) kurz vor der Pause in Führung und bauten diese durch Tore von Clifford Aboagye (59.) und Yaw Yeboah (69./Elfmeter) bis auf 3:0 aus. Die Südamerikaner kamen erst zu spät durch Giovanni Simeone (80.), den Sohn von Atletico Madrids Trainer Diego Simeone, und Emiliano Buendia (90.) auf Touren. Der sechsfache U20-Weltmeister ist im Rennen um den Achtelfinal-Aufstieg nun auf einen Sieg gegen Österreich angewiesen. (APA, 2.6.2015) Video Matchhighlights auf fifa.com Link Alle Tabellen auf fifa.com im Überblick Österreich – Panama 2:1 (1:1)Wellington, SR Grisha (EGY) Torfolge: 0:1 (38.) Escobar1:1 (45.+1) Hormechea (Eigentor)2:1 (51.) Grubeck Österreich: Casali – Rosenbichler, Gugganig, Lovric, Joppich – Gruber (66. Blutsch), Rasner, Laimer, Grillitsch – Gschweidl (62. Kreuzer), Grubeck (83. Brandner) Panama: De Gracia – J. Diaz, Hormechea, Escobar, Araya – Velarde (46. Samms), Pereira, Rodriguez, Small (46. Narbon) – I. Diaz (71. Zorrilla), Gonzalez Rote Karte: Pereira (82./Torraub) Gelb-rote Karte: Hormechea (80./wiederholtes Foulspiel) Gelbe Karten: Grillitsch bzw. Gonzalez Anmerkung: De Gracia hielt Elfmeter von Grillitsch (64.) und Blutsch (83.) Wissenschaft;In Zuchtprogrammen spielt fast ausschließlich die genetische Eignung der Partner eine Rolle. Neue Ergebnisse kritisieren diesen Ansatz. San Diego – Es klingt eigentlich plausibel, doch gesichert war es bislang nicht: Die Fortpflanzungsrate von Pandas in Gefangenschaft ist deutlich höher, wenn Männchen und Weibchen einander selbst als Partner auswählen. Das berichten Forscher im Fachblatt Nature Communications und ziehen daraus einen wichtigen Schluss: Der Erfolg von Zuchtprogrammen ließe sich womöglich erheblich verbessern, wenn außer der genetischen Eignung auch persönliche Vorlieben der Tiere berücksichtigt würden. In freier Wildbahn gilt der Große Panda (Ailuropoda melanoleuca) als stark gefährdet, auch wenn nach den letzten Zählungen von einem leichten Anstieg der Bestände auszugehen ist. Um das Überleben der Tiere zu sichern, setzen Experten auch auf die Nachzucht der Tiere in Gefangenschaft und die spätere Auswilderung der Jungtiere. Von künstlicher Befruchtung über Viagra bis hin zu Panda-Pornos ließen sie dabei in der Vergangenheit nichts unversucht, um die Tiere zur Paarung zu animieren und die Fortpflanzungsrate zu steigern. Wenn es allerdings um die Zusammenstellung möglicher Zuchtpaare gehe, spiele fast ausschließlich die genetische Eignung der Partner eine Rolle, schreiben die Forscher um Meghan Martin-Wintle vom Institute for Conservation Research des San Diego Zoo in Kalifornien. Dieser Ansatz sei sicher wichtig, um die genetische Vielfalt zu erhalten. Es nütze aber wenig, wenn auf diese Weise nur sehr wenige Nachkommen gezeugt würden. Die Wissenschafter untersuchten nun, wie sich die Möglichkeit zur freien Partnerwahl auf den Paarungserfolg auswirkt. Sie stellten zunächst bei etwa 40 Pandas fest, wie diese auf Exemplare des anderen Geschlechts reagierten. Eine positive Einstellung äußere sich etwa durch Herumrollen oder das Setzen von Duftmarken. Jammern oder aggressives Verhalten werteten die Forscher als mangelndes Interesse. Dann stellten die Forscher Panda-Paare zur Paarung zusammen – auch in diesem Fall gemäß Zuchtplan nach der genetische Eignung der Tiere. Anders als bisher wussten sie nun aber, ob sie Paare zusammengestellt hatten, die sich mochten oder sich eher unsympathisch waren. Das Ergebnis: Am häufigsten hatten Tiere mit einem bevorzugten Partner Sex. Das galt sowohl für Männchen als auch für Weibchen. Solche Paare bekamen auch häufiger Nachwuchs. Am größten waren die Erfolgschancen, wenn sich beide Partner anscheinend zugetan waren. Panda-Paare, in denen sich beide Tiere nicht mochten, paarten sich gar nicht und bekamen daher auch keinen Nachwuchs. Dass Wunschpaare mehr Nachwuchs bekamen deute auch darauf hin, dass sie genetisch besser kompatibel seien. Die Ergebnisse sollten bei der Planung von Zuchtprogrammen künftig neben der genetischen Eignung berücksichtigt werden – bei Pandas und womöglich auch bei anderen bedrohten Tierarten, schreiben die Wissenschafter. Die Population der in freier Wildbahn lebenden Großen Pandas ist in den vergangenen rund zehn Jahren um 268 auf 1.864 Pandabären gestiegen, hatte das chinesische Forstamt in Peking im März dieses Jahres berichtet. Ein Grund für die positive Entwicklung liegt den Angaben zufolge in der Einrichtung neuer Schutzgebiete. Nicht-Wissenschaft;Gunners gewannen auch zweites Final-Heimmatch gegen Wels: 72:68-Sieg bringt für Dienstag ersten Matchball. Oberwart – Die Oberwart Gunners sind noch einen Sieg von ihrem zweiten Basketball-Meistertitel bzw. ihrem ersten Double entfernt. Die Burgenländer gewannen am Sonntag auch ihr zweites Finalspiel in der best of five-Finalserie der Herren-Bundesliga (ABL), dem 82:75 vom Donnerstag ließen sie ein 72:68 folgen. Im dritten Spiel am Dienstag (19.30 Uhr) hat wie in einem eventuellen vierten Match Wels Heimrecht. Finalmatch Nummer zwei war nicht sehr hochklassig, aber bis zum Schluss spannend. Die Oberösterreicher waren eineinhalb Minuten vor Schluss bis auf einen Punkt herangekommen (66:67), die Partie drehten sie jedoch nicht mehr. Davor hatten die Gäste mit Beginn des dritten Viertels mit neun Punkten en suite ein 30:34 in ein 39:30 verwandelt, mit Ende dieses Abschnitts lagen die Burgenländer allerdings schon wieder klar voran (56:49). Wie schon zu Fronleichnam vergaben die Welser durch einige leichte Fehler ihre Siegchance. Daheim blicken sie jedoch auf zehn Siege en suite zurück, dazwischen lag nur eine Niederlage gegen die vorzeitig aus der Liga ausgeschiedenen Güssing Knights. Dieses Ergebnis wurde annulliert. Bisher letzter Sieger in Wels außer den Güssingern war ausgerechnet Oberwart, und zwar am 19. Februar in der 25. Runde des Grunddurchgangs. (APA, 29.5.2016) Ergebnis, Spiel 2 der best of five-Finalserie der ABL Oberwart Gunners – WBC Wels 72:68 (34:30). Stand in der Serie 2:0. Nächstes Spiel am Dienstag (19.30 Uhr/live Sky Sport Austria) in Wels. Wissenschaft;Die zentrale Frage des Projekts: Siedelten Ägypter hierher, oder übernahmen Nubier Elemente der ägyptischen Kultur?. Woche fünf in Amara West war von mehreren außergewöhnlichen Ereignissen gekennzeichnet. Zum einen hat uns ein Magen-Darm-Virus erwischt, das abwechselnd einen Großteil des Teams kurzfristig außer Gefecht setzte. Das kommt im Durchschnitt einmal pro Kampagne vor, obwohl die hygienischen Verhältnisse im Sudan im Vergleich zu den meisten anderen nordafrikanischen Ländern grundsätzlich relativ gut sind. Von ernsthafteren, langwierigeren gastrointestinalen Infektionen sind wir hier in acht Kampagnen bisher vollkommen verschont geblieben. Auch andere Tropenkrankheiten wie Malaria und Bilharziose stellen in unserer Region keine Gefahr dar. Zum anderen hatten wir erstmals Besuch von den Kindern der Schule in Amara East auf der anderen Flussseite. Verantwortlich dafür ist die japanische Projektmitarbeiterin Tomomi Fushija, die im Rahmen ihrer Dissertation an der Universität Leiden das Bewusstsein und Verhältnis der lokalen Dorfgemeinschaften zu Amara West und zur Archäologie generell untersucht. Ihre Arbeit umfasst Interviews mit den Arbeitern und Leuten in den umliegenden Dörfern, öffentliche Vorträge für Erwachsene und an den Schulen über unsere Arbeit sowie Besuche der Schulkinder auf der Grabung. Vergangenes Jahr wurde außerdem ein Führer zu den Ausgrabungen in Englisch und Arabisch herausgegeben, der an alle Haushalte auf Ernetta verteilt wurde, aber auch frei im Netz verfügbar ist. Bei den Schulkindern kam der Besuch der Grabung auf jeden Fall sehr gut an. Nach der Führung wurden fleißig Fragebögen ausgefüllt und Zeichnungen von Objekten angefertigt. Entsprechend dem phasenweise etwas reduzierten Team ging auch die Arbeit etwas langsamer voran. Hinzu kam, dass am Samstag sämtliche Arbeiter vom Komitee der Dorfvorsteher von Ernetta nach Abri beordert wurden, wo eine große Demonstration gegen die geplanten Dämme stattfand. Etwa 1.000 Leute aus den umliegenden Dörfern nahmen daran teil, glücklicherweise verlief alles friedlich. Trotzdem konnten wir einige interessante Entdeckungen machen. In Grab G322 konnte Mohamed erstmals in diesem Jahr die gesamte Unterseite eines Holzsargs freilegen. Särge stellten generell eines der wichtigsten Elemente des ägyptischen Totenrituals dar. Dementsprechend wurden selbst Angehörige unterer Bevölkerungsschichten in einfachen Behältnissen, oft auch nur in Matten gewickelt, bestattet. Während des Neuen Reichs (circa 1500–1100 vor unserer Zeit), der Zeit, in der Amara West besiedelt war, waren die Särge typischerweise anthropoid, also in Körperform, ausgeführt. Sie bestanden aus Holz und waren sowohl außen wie innen mit bemaltem Gips dekoriert. Die Dekoration ist abhängig von der Zeitperiode, sollte jedoch grundsätzlich den Verstorbenen als Mumie repräsentieren. Darüber hinaus befanden sich darauf sowohl Name des Toten als auch zahlreiche Sprüche aus dem altägyptischen Totenbuch, die für das Leben in der Nachwelt wichtig waren. Die Erhaltungsbedingungen in Amara West, insbesondere die Aktivität von Termiten, verhindern leider eine gute Erhaltung der verwendeten Särge. In den meisten Fällen finden wir größere Mengen an Fragmenten von Holz und Gips mit Resten von roter, blauer, schwarzer und gelber Farbe. Wenn größere Teile vorhanden sind, sind sie bisher fast ausschließlich mit geometrischen Mustern dekoriert. Die einzige Ausnahme stellt das 2012 gefundene, fast vollständig erhaltene Gesicht eines Sargdeckels dar. Um die fragilen Holzelemente zu bergen, können wir glücklicherweise auf die Hilfe eines Restaurators des British Museum zurückgreifen. Maickel van Bellegem konserviert die Elemente direkt nach der Freilegung bereits im Grab mit einer speziellen Klebstofflösung. Erst wenn diese vollständig ausgehärtet ist, werden die Holzteile geborgen und ins Grabungshaus transportiert. Dort werden die Fragmente dann von Sandresten gereinigt und die Bemalung freigelegt. Das völlige Fehlen von Inschriften könnte jedoch nicht nur auf den Erhaltungszustand zurückzuführen sein. Auch die Muster sind führenden Sargexperten des British Museum zufolge etwas untypisch beziehungsweise unägyptisch. Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass es sich um lokale, nubische Reproduktionen von ägyptischen Vorlagen handelt. Das begegnet uns in Amara West und anderen ägyptischen Kolonialsiedlungen in Nubien immer wieder und ist auch eine der zentralen Fragen des Projekts: Waren es wirklich Ägypter, die hierher siedelten, oder vielmehr Nubier, die wohl Elemente der ägyptischen Kultur übernahmen, aber diese teilweise auch den eigenen Vorlieben anpassten? In dieser Hinsicht sind auch neue Funde aus Grab G321 sehr aufschlussreich. Während Grabbau, Keramik und andere Beigaben vollständig dem ägyptischen Brauchtum entsprechen, gibt es beispielsweise bisher keine Hinweise auf Särge. Im Gegenzug konnten mittlerweile einige Fragmente von hölzernen Totenbetten geborgen werden. Diese stellen ein zentrales Element des nubischen Bestattungsritus dar und waren bereits 1.000 Jahre vor der Besiedlungszeit von Amara West in Gebrauch. Die Skelette der Bewohner von Amara West geben hierzu leider auch wenig Aufschluss, obwohl neue naturwissenschaftliche Methoden theoretisch das Potenzial dazu hätten. Am meisten Hoffnung wurde in den vergangenen Jahren in die Analyse stabiler Strontium-Isotope gesetzt. Diese sind abhängig vom geologischen Untergrund und werden über Wasser und Nahrung in den Körper und damit auch in Knochen und Zähne aufgenommen. Der Strontium-Isotopengehalt kann sich zwischen verschiedenen geografischen Regionen sehr stark unterscheiden. Leider ist die Isotopenverteilung des Niltals sehr komplex und lässt daher nicht unbedingt eine Unterscheidung zwischen Ägypten und Nubien zu. DNA-Analysen sind an den Amara-West-Skeletten ebenfalls nicht möglich, da sich DNA in trocken-heißen Wüstenklimaten nur ausgesprochen schlecht erhält. Sämtliche dahingehenden Versuche sind bisher fehlgeschlagen. Wissenschaft;Heute um 16.30 Uhr wollen Physiker den Gerüchten ein Ende setzen und über den Stand der Forschung zu Gravitationswellen berichten. Washington/Pisa/Wien – Jetzt heißt es also wieder warten – aber wenigstens nur mehr bis zum späten Nachmittag. Um 16.30 MESZ wollen die Forscher des Gravitationswellen-Observatoriums LIGO (Laser Interferometer Gravitational Wave Observatory) nämlich allen Gerüchten ein Ende setzen: In einer Pressekonferenz in Washington, D.C. werden sie über die neuesten Entwicklungen ihrer Jagd nach Gravitationswellen informieren. Auch in Pisa, wo sich der französisch-italienische Gravitationswellendetektor VIRGO befindet, und in Hannover am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik gibt es Pressekonferenzen. Gibt es also endlich den sehnlich erwarteten Nachweis der Gravitationswellen, die Albert Einstein aus seiner Relativitätstheorie ableitete? Vieles an der geheimnistuerischen Inszenierung spricht dafür. Doch ob es tatsächlich der Durchbruch ist, der heute verkündet wird, oder nur ein Teilerfolg, ist unklar. Einstein hat vorhergeragt, dass beschleunigte Massen Störungen in der Raumzeit erzeugen, die sich als Welle ausbreiten. Die Wellen sind umso stärker, je mehr Masse ein Körper hat. Vor allem kosmische Großereignisse wie Sternenexplosionen, verschmelzende Doppelsternsysteme oder Schwarze Löcher sollten deutliche Gravitationswellen erzeugen, die den Raum stauchen und strecken. Der indirekte Nachweis gelang bereits in den 1970er-Jahren: Die US-amerikanischen Physiker Russell Hulse und Joseph Taylor konnten anhand eines Doppelsternsystems zeigen, dass die Umlaufbahnen dieser einander umkreisender Massen im Laufe der Zeit immer enger werden und somit Energie verlieren, was exakt der Vorhersage entsprach. Die beiden wurden 1993 dafür mit dem Nobelpreis ausgezeichnet. Doch direkte Nachweise sind ausgesprochen schwierig. Selbst bei kosmischen Großereignissen sind die von den Gravitationswellen verursachten Änderungen der Raumzeit so gering, dass Einstein zweifelte, ob man sie jemals messen könnte. Doch genau das scheint zunehmend greifbar. Sollte heute der historische Durchbruch verkündet werden, wäre das nicht das erste Mal: Schon im März 2014 meldeten Forscher des Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics einen vermeintlichen Erfolg, der jedoch bald darauf buchstäblich zu Staub zerfiel: Mithilfe des am Südpol stationierten Teleskops BICEP2 (Background Imaging of Cosmic Extragalactic Polarization) wollten sie die Signatur von Gravitationswellen aus der Frühphase des Universums gemessen haben. Das wäre der erste direkte Beleg für die inflationäre Ausdehnung des Universums gewesen. Diese Inflationstheorie besagt, dass es unmittelbar nach dem Urknall eine extrem rasche Expansionsphase des Universums gegeben haben muss. In dieser Phase prägten demnach Gravitationswellen der kosmischen Hintergrundstrahlung – also des Echos des Urknalls – ein charakteristisches Muster auf. Doch weitere Untersuchungen zeigten, dass die Forscher in ihrer Analyse den Einfluss von kosmischem Staub unterschätzt hatten, der dieselben Muster erzeugen kann. Knapp ein Jahr später war klar, dass die gemessenen Verzerrungen tatsächlich durch kosmischen Staub in der Milchstraße erzeugt wurden. Wieder also kein Nachweis. Wird nun aber der 11. Februar 2016 in die Physikgeschichte eingehen? Wir hoffen es – und berichten live über alle Neuigkeiten! (red, 11.2.2016) Nicht-Wissenschaft;Wiener Agentur gestaltete für das Preisvergleichsportal zwei TV-Spots. Wien – Eigentlich darf ich das gar nicht, aber heute gebe ich Ihnen noch einen Sonderrabatt dazu! sprach der schleimige Versicherungsvertreter mit dem übergroßen Kopf und wird zur Strafe dafür zerplatzt. Die potentielle Kundin sucht sich ihre Autoversicherung jetzt, ohne Verkaufsschmäh, im Internet. Dieses Idealszenario für durchblicker.at hat die Wiener Agentur FCB Neuwien für das Online-Preisvergleichsportal entwickelt und schaltet es als Werbung in TV und Internet. In zweiter Ausführung: die gleiche Geschichte, nur mit einer Nachbarin, die vor dem furchtbar aufwendigen Stromanbieterwechsel warnt. Nicht-Wissenschaft;Morgensendung "Café Puls" beginnt ab 30. November um 5.30 statt 6.00 Uhr – ORF-Frühstücks-TV startet im März. Wien – Das Frühstücksfernsehen des Privatsenders Puls 4 beginnt künftig eine halbe Stunde früher. Ab 30. November sendet Café Puls bereits ab 5.30 Uhr Nachrichten, Wetterprognosen und Lifestyle-Geschichten. Laut Senderchef Johannes Kampel reagiert man damit auf die Nachfragen unserer sehr früh aufstehenden Zuschauer, so könne man außerdem mit noch mehr Sendezeit unseren Inhalt weiter stärken. Zumindest eine Nebenrolle bei der Entscheidung dürften allerdings die Pläne des ORF für ein Frühstücksfernsehen gespielt haben. Guten Morgen Österreich soll Ende März 2016 erstmals auf Sendung gehen. In der – wenig lukrativen – Frühschiene produziert in Österreich derzeit nur Puls 4 eigenen nennenswerten Content. Wissenschaft;In der postindustriellen Gesellschaft planen Menschen ständig ihre Freizeit auf der Suche nach dem perfekten Erlebnis. Wien – Spinnräder wären gescheiter als Fahrräder. So wird das junge Mädchen Tusnelda in einem der um 1900 am Theater populären Spinnstücke von ihrer Großmutter belehrt. Als rund sechzig Jahre später die Fünftagewoche eingeführt wurde, diskutierte man sinnvolle Freizeitbeschäftigungen, um des Straßenterrors der Halbstarken Herr zu werden. Heute wiederum kann die Wahl des passenden Freizeitangebotes bereits richtig harte Arbeit sein: Wie man seine Freizeit sinnvoll verbringt, war und ist immer wieder Thema gesellschaftlicher Diskussionen. Wissenschaftlich blieben aber die Schnittstellen und Grenzbereiche zwischen Arbeit und Freizeit gegenüber dem als Gegensatz gedachten Paar Arbeit/Konsum oft unterbelichtet, sagt die Historikerin Reinhild Kreis im Gespräch mit dem STANDARD. Sie organisierte daher gemeinsam mit Josef Ehmer vom Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Wien die Tagung Ein ungleiches Paar – Arbeit und Freizeit in Industriegesellschaften des 20. Jahrhunderts, die am vergangenen Wochenende stattgefunden hat. Thematisiert wurden zunächst sozialwissenschaftliche Thesen wie der Wandel von der Arbeitsgesellschaft – in der die Arbeit dem Leben Sinn und Struktur gibt – zur Freizeitgesellschaft, vertreten beispielsweise von Andreas Wirsching, dem Leiter des Münchners Instituts für Zeitgeschichte. In seinem Tagungsbeitrag Kollektiver Freizeitpark oder Burnout-Gesellschaften, der im Rahmen der Wiener Vorlesungen stattfand, ging Wirsching von einem fundamentalen Wandel von der industriellen zur postindustriellen Gesellschaft aus: Mit flexibilisierter Arbeit, individualisierten Familienstrukturen, mehr Freizeit und einem stark expandierenden Freizeitsektor. Dieser Freizeitsektor übe einen enormen Sog auf die Menschen aus und bringe sie dazu, laufend die eigene Freizeit und das perfekte Erlebnis zu managen: Das ist zeitraubend und entpolitisierend. Peter Paul Bänzinger von der Universität Basel hingegen argumentierte in seinem Vortrag, dass sich die Konsum- und die Arbeitsgesellschaft eher gleichzeitig und aufeinander bezogen über lange Zeit entwickelt haben. In einem kürzlich erschienenen Artikel plädierte er für Theorien mittlerer Reichweite und – wie auch bereits davor Tagungsorganisator Josef Ehmer – vor allem dafür, sich verschiedene Zeiträume und gesellschaftliche Gruppen gesondert anzusehen. Dieser Anspruch wurde im Rahmen der Tagung eingelöst: Uns haben die Grenz- und Graubereiche interessiert, sagt Historikerin Kreis: beispielsweise Zwangsarbeiter, Ordensschwestern, Militärs oder Ehrenamtliche, die den Besuchern des Hamburger Museums der Arbeit ihre frühere Tätigkeit vorstellen. Da kommt man mit einem bipolaren Begriffspaar Arbeit und Freizeit einfach nicht weiter, fasst Kreis ein Ergebnis der Konferenz zusammen. Auch das Habilitationsprojekt von Kreis, die nun nach einem über ein Lise-Meitner-Stipendium des FWF finanzierten Forschungsjahr in Wien wieder an die Universität Mannheim zurückkehrt, ist in einem solchen Schnittfeld angesiedelt: Selbermachen im Konsumzeitalter – Werte, Ordnungsvorstellungen und Praktiken zwischen den 1890er- und den 1980er-Jahren. Der Begriff des Selbermachens verweise darauf, dass es Alternativen des Konsums geben müsse, andererseits aber auch auf das Machen des Selbst. Spinnen wie Heimwerken stellen Tätigkeiten dar, bei denen man an das Haus gebunden ist, und sind demnach auch eine attraktive Form der Beaufsichtigung und Kontrolle, sagte Kreis in ihrem Vortrag. Diskurse über das Selbermachen haben ihr zufolge vor allem in Umbruchzeiten Konjunktur: So sei im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts die Bewegung zur Förderung der Knabenhandarbeit – sprich: des Werkens – entstanden, rund um die Einführung der Fünftagewoche wurde die Heimwerkerbewegung populär. Eine wichtige Funktion spielt auch der Markt, denn Selbermachen bedingt zunächst viel Konsum – man denke an Nähmaschinen, teure Wolle oder Werkzeuge. Gleichzeitig gehen aber Menschen auch höchst individuell an das Selbermachen heran, es kann abseits von Kontrolle und Konsum um Empowerment, Protest oder Emanzipation gehen. Dass sich das Selbst über Freizeitaktivitäten immer wieder neu erfinden muss, ist laut Wirschnig eben auch ein Merkmal der Konsumgesellschaft. Dadurch entstehe jedoch auch Druck, argumentiert der Historiker aus München: Keine neuen Freiheiten ohne neue Belastungen. Heute werde man sowohl in der Freizeit als auch in der Arbeit unter Druck gesetzt, seine Zeit sinnvoll zu verbringen und die (neoliberal gesehen) richtige Wahl zu treffen. Dieser Druck könne zu Sucht (als Flucht), Burnout oder Depression führen, wenn das Alles-ist-möglich ins Nichts-ist-möglich kippt. Tusnelda traf, wenn auch wahrscheinlich nur in dem erwähnten Spinnstück, ihre Wahl: Sie blieb zu Hause und lernte spinnen. Heute gibt es weniger Druck der Großmütter und mehr Auswahl, doch es gilt nach wie vor – oder auch ganz neu? – die Devise der Betriebsamkeit: Es gibt immer was zu tun. Nicht-Wissenschaft;'Der Akkordeonist über die CD mit David Krakauer und Besuche bei "Dancing Stars". Wien – Klarinettist David Krakauer ist ein vielbeschäftigter Musiker. Seine Konzerte sind zu besuchen, seine CDs zu erwerben. Und ist der Fan selbst Musiker, kann es sich begeben, dass er beim selben Festival wie Krakauer tätig wird und ihn kennenlernt. Trägt er allerdings den Wunsch in sich, eine CD mit dem New Yorker aufzunehmen, der sich um die jazzige Neudeutung der Klezmermusik Verdienste erworben hat, steht er vor einem gewissen Dilemma. Akkordeonist Krzysztof Dobrek hatte dieses Luxusproblem. Denn obwohl man einander kannte – mit dem Amerikaner konkret ins Musikgeschäft zu kommen war keine leichte Übung. Auch wenn du ihm nicht unbekannt bist, ist es eher heikel. Es ist eigentlich immer der falsche Zeitpunkt: Wenn er vor Konzerten seinen Soundcheck hat, störst du. Nach dem Konzert störst du auch, er will seine Ruhe. Tags darauf? Da ist er schon über den Wolken, es wird also nie konkret. Dann allerdings begab es sich, dass Krakauer ein Konzert in der Wiener Sargfabrik hatte und dass er zuvor in Prag war. Wir erfuhren das und fuhren nach Prag, stiegen in denselben Zug wie er. So kam es im ruhigen Ambiente eines Speisewagens zu der Anbahnung jener CD, die nun im Handel ist. Im Zug war endlich Zeit. Ich zeigte ihm Noten, schließlich hat er gesagt: ,Mach ma das! Warum wollte Dobrek gerade Krakauer? Es ist seine Intensität. Seit Mitte der 1990er-Jahre höre ich ihn, und nicht unbedingt, weil er Klezmer spielt. Es geht darum, wie er spielt, es ist immer das Wie, das über Qualität entscheidet. Ich erinnere mich an Romabands aus meiner Kindheit in Polen; sie waren unglaublich, egal was sie spielten! Tatsächlich ist die vielschichtige CD der Band Dobrek Bistro mit David Krakauer stark vom vitalen Ton des New Yorkers geprägt. Gerne hat sich die Band für Krakauer zurückgenommen, und er dankte es ihr mit einer Emphase, die die Energie impulsiver Sänger in sich trägt. Wir wollten, dass er aufblüht; und sobald dies geschah, konnten wir mitgehen. Schön war: Während wir schon mit dem Ergebnis zufrieden waren, wollte er Stücke noch einmal aufnehmen. Man wusste ja nicht, wie es sein würde. Alles war offen, wir hatten einen Haufen Stücke vorbereitet. Nur die Gage war fix. Darüber kommuniziert man mit dem Management, er sagt nix dazu. Er kommt und ist freundlich. Dobrek und die Seinen sind natürlich allerlei Situationen gewöhnt und entsprechend flexibel. Und so leicht klingt es auch. Dobrek selbst, der nach seiner Ankunft in Österreich Straßenmusiker war, bis er in Bands und im Burgtheater landete, rostet, was Vielseitigkeit anbelangt, auch nicht ein: Er ist noch immer mit Sängerin Maria Bill unterwegs, seit 18 Jahren schon, aber mittlerweile nicht mehr sehr viel. Würde ich 20-mal jährlich mit ihr spielen, wäre es zu viel. Projekte gibt es auch mit Mimen wie Cornelius Obonya, sogar bei den Dancing Stars schaut er vorbei. Ich bin nicht die ganze Zeit dort. Das Akkordeon wird maximal dreimal gebraucht. Ich spiele ein Lied, treffe Kollegen – es ist ein Ausflug in eine andere Welt. Am Mittwoch ist Dobrek mit Band beim Akkordeonfestival zu hören. Ohne Krakauer. Ihn für eine Tournee zu bekommen ist wiederum ein anderes Problem. Er hat sich geäußert, er hätte Lust, so Dobrek. Vielleicht 2017. Die Frage ist vielleicht nur, wann Krakauer wieder von Prag nach Wien mit dem Zug fährt ...' Nicht-Wissenschaft;Lange Zeit war Wien das reichste Bundesland. Das Pro-Kopf-Einkommen sinkt laut Statistik Austria wegen des starken Bevölkerungswachstums. Wien – Wien hat nicht nur die am stärksten steigende und höchste Arbeitslosenrate in Österreich, im Bundesländer-Ranking ist die Bundeshauptstadt beim Pro-Kopf-Einkommen nun zum ersten Mal auf den vorletzten Platz gerutscht und liegt nur mehr knapp vor Kärnten. Das geht aus von der Statistik Austria veröffentlichten Zahlen hervor. Ein durchschnittlicher Wiener kam im Vorjahr auf ein Einkommen von 21.800 Euro, ein Kärntner auf 21.500 Euro. Das Niveau ist aber überall ähnlich hoch, Schlusslicht Kärnten liegt nur 800 Euro unter dem Österreichschnitt. Für die Berechnung der verfügbaren Pro-Kopf-Einkommen werden sämtliche Einkommen, also etwa Nettolöhne, Pensionen, erhaltene Zinsen, zusammengezählt und durch die Bevölkerungszahl dividiert. Noch vor zehn Jahren war Wien das reichste Bundesland Österreichs. Ein bemerkenswertes Ergebnis nannte Statistik-Austria-Chef Konrad Pesendorfer den relativen Abstieg Wiens bei der Präsentation der Zahlen am Montag. Er sieht den starken Bevölkerungszuwachs und die zuletzt schwache Entwicklung der Beamtengehälter – die öffentliche Verwaltung macht ein Viertel der Wertschöpfung Wiens aus – verantwortlich. Im Vorjahr ist Wien etwa um 27.500 Menschen gewachsen, die Hälfte davon waren Studenten und nicht erwerbstätige Menschen. Gleichzeitig schwächelt die Wiener Industrie, die Wertschöpfung war dort 2014 niedriger als noch vor der Finanzkrise 2009. Im Vorjahr ist auch die Wirtschaftsleistung im Handel und im Verkehrsbereich geschrumpft. Vorarlberg ist zum ersten Mal seit Beginn der Aufzeichnungen das reichste Bundesland Österreichs. Das Pro-Kopf-Einkommen ist im Vorjahr mit 3,2 Prozent stärker gewachsen als überall sonst in Österreich. Damit überholte das Bundesland mit seiner starken Industrie Niederösterreich, wo die Einkommen um einen Prozentpunkt weniger gewachsen sind. Im Schnitt kommt ein Vorarlberger auf 23.300 Euro, ein Niederösterreicher auf 23.200. Auch in Tirol sind die Einkommen pro Kopf stark gestiegen (plus 3,1 Prozent), die Dienstleistungsbranche und der Tourismus entwickeln sich gut. Die beiden westlichsten Bundesländer sind auch die einzigen, in denen derzeit die Arbeitslosigkeit leicht zurückgeht. Wien ist trotzdem das produktivste Bundesland Österreichs. Die Wirtschaftsleistung pro Einwohner betrug 2013 47.300 Euro und lag damit weiterhin deutlich über dem Österreich-Schnitt von 38.500 Euro. Das strukturschwache Burgenland kommt nur auf 26.500 Euro. Die Wertschöpfung in Wien wird durch Pendler aus Niederösterreich aufgeblasen, die in der Einkommensstatistik dann eben nicht Wien, sondern Niederösterreich zugerechnet werden. Mit der Ausnahme von Wien gilt für die Bundesländer: je stärker die Industrie, desto höher die Wertschöpfung, je wichtiger die Landwirtschaft, desto niedriger ist sie. Die Region mit der höchsten Wirtschaftsleistung pro Einwohner ist Linz-Wels vor Salzburg-Umgebung und Wien. Das niederösterreichische Weinviertel liegt mit einer Wertschöpfung von weniger als 20.000 Euro pro Kopf fast zwei Drittel hinter Linz-Wels. Wissenschaft;Im Nachkriegsösterreich wurde spioniert, was das Zeug hielt: Die US-Alliierten etwa bedienten sich ehemaliger Nazis, um mögliche Invasionspläne der Roten Armee auszuspähen. Als die Sicherheitsdirektion für Oberösterreich 1947 einem Schleichhändlerring auf die Schliche kam, ahnte wohl keiner der Ermittler, dass man alsbald in einem nachrichtendienstlichen Sumpf feststecken würde. Ursprüngliche Intention der polizeilichen Aktion Sacher war, den Schmuggel mit Mangelwaren, vorwiegend mit Saccharin und Kokain, zu beenden. Im Zuge der Ermittlungen ergab sich freilich, dass die Hintermänner der Schleichhändler ehemalige Nationalsozialisten waren, die sich mit gefälschten Personalpapieren versteckt hielten. Zwei der führenden Köpfe der Schmugglerbande, Hugo Rößner und Theodor Soucek, standen sogar direkt unter der Protektion des Counterintelligence Corps (CIC), das überhaupt rege Kontakte zu den wichtigen Akteuren der Rößner-Gruppe unterhalten hatte. Rößner, früher SA-Mitglied, und der Grazer Kaufmann Soucek, der auch in den 1950er-Jahren noch als notorischer Rechtsextremer auftrat, wurden vom CIC auch dann noch protegiert, als bereits gegen sie ermittelt wurde. Der Hauptgrund hierfür sei die betont antikommunistische Ausrichtung der ,Ehemaligen, die sie als Beschaffer von nachrichtendienstlichen Informationen und als Personalreserve im Falle einer Invasion der Roten Armee interessant machte. Das schreibt der Zeithistoriker Thomas Riegler in der Juli-Ausgabe des Journals der Österreichischen Gesellschaft für Geheimdienst, Propaganda und Sicherheitsstudien (JIPSS) an der Karl-Franzens-Universität Graz. Riegler stützt sich in seinem Artikel primär auf staatspolizeiliche Unterlagen im Österreichischen Staatsarchiv, die, auf vier Boxen aufgeteilt, den gesamten Polizeiakt der Aktion Sacher beinhalten. Die Querverbindungen, die darin zwischen den alten Nazis und den alliierten Westmächten sichtbar werden, sind mannigfaltig und zeigen das in vier Besatzungszonen aufgeteilte Nachkriegsösterreich als Basar für Informationshandel in einem politischen Klima, das permanent aufgeladen war durch Paranoia, Spannungen und latente Kriegsangst. In dieser Dritte Mann-Stimmung in der Frühphase des Kalten Kriegs wurde offenbar mit jedem geklüngelt, der verhieß, nützliche Informationen über den Gegner liefern zu können. Der US-Nachrichtendienst hatte noch in den 1940er-Jahren – auf dem Papier – ein stay behind-Programm entwickelt, das die Herausbildung paramilitärischer Strukturen im Falle einer kriegerischen Auseinandersetzung zwischen Ost und West befürwortete. Nach einer Invasion der Roten Armee in Österreich sollten Partisanennetze tätig werden – und dafür erschienen den Amerikanern die Ehemaligen gerade recht. Denn die Führung eines Guerilla- und Bandenkriegs war auch eine der zentralen Überlegungen der NS-Untergrundbewegungen, etwa auch des ehemaligen SS-Hauptsturmführers Otto von Bolschwing, der für die US-Auftraggeber gleich zehn Informantennetzwerke in Österreich aufbaute. Auf Bolschwings Informantenliste fanden sich auch prominente Namen – etwa der verstorbene langjährige Presse-Chefredakteur Otto Schulmeister. Die ehemaligen Nazis einte mit den Westalliierten, dass beide Seiten um jeden Preis eine kommunistische Machtübernahme in Österreich verhindern wollten. Vor allem Souceks und Rößners Organisationen – Letztere tarnte sich als Alpensportverein Edelweiß – hatten potente Helfer innerhalb der Besatzungsbürokratie und bei den Betreuungsstellen für Kriegsheimkehrer, die SPÖ und ÖVP errichtet haben. Dort traf Soucek auch auf den späteren Innen- und Verteidigungsminister Otto Rösch (SPÖ), der ihm Blankoformulare und Pässe besorgte. Einer der bekanntesten Zuträger des CIC in Österreich war Wilhelm Höttl, ehemals SS-Obersturmbannführer und Referent im Auslandssicherheitsdienst des NS-Regimes. Höttl machte nach dem Krieg eine erstaunliche Karriere: Der studierte Historiker gründete das Privatrealgymnasium in Bad Aussee, arbeitete als Autor und spionierte, mit Spezialgebiet Ungarn und Balkan, für verschiedene Geheimdienste. Schon 1948 führte Höttl im Auftrag des CIC ein großangelegtes Spionageunternehmen durch: Er installierte mit zwei Ex-Waffen-SSlern zwei Spionagenetzwerke in Osteuropa unter den Codenamen Montgomery und Mount Vernon. In seinen Memoiren pflegte der 1999 verstorbene Höttl angenehme Erinnerungen an die US-Auftraggeber. Er beschrieb ein Treffen mit CIC-Salzburg-Chef Edward Prix in Salzburg, der ihn, Höttl, fragte, ob mein Angebot, das von mir geschaffene Invasionsnetz in Osteuropa den Amerikanern zur Verfügung zu stellen, noch stehe. Im Gegenzug soll Prix versprochen haben, alle in Frage kommenden Mitarbeiter zu decken, auch wenn sie hohe Nazis waren. Das gegenseitige Misstrauen der alliierten Mächte zog sich quer durch Europa. Schon 1945 versuchten die Westalliierten, Informationen aus den sowjetisch besetzten Gebieten Europas zu bekommen. In Italien etwa wurde unter US-Kommando ein Stab für Balkanfragen aktiv, der ein unauffälliges, aber sehr effizientes Netzwerk aus ehemaligen ungarischen Unabhängigkeitskämpfern, Jesuiten und Exdiplomaten gründete, wie US-Historiker Duncan Bare im JIPSS-Journal schreibt. In Österreich erwiesen sich die Ehemaligen auf Dauer als wenig zuverlässige Informationszuträger. Die Amerikaner kamen etwa dahinter, dass Höttls Netzwerk hauptsächlich aus Zeitungen abschrieb. Dennoch behinderten die Amerikaner die Ermittlungen der österreichischen Behörden gegen die drei nach Kräften und setzten ihre Verbindungen ein, um die Belasteten möglichst zu schonen – und nicht selbst in peinliche Erklärungsnot zu kommen. Der Nachrichtenbazar, den die Alliierten im Nachkriegsösterreich mithilfe der alten Nazis etablierten, stellte jedenfalls eine massive subversive Bedrohung für die junge Demokratie dar, sagt Historiker Riegler zum STANDARD. Die undurchsichtige Rolle des späteren Ministers Rösch und die Verbindungen der NS-Untergrundbewegungen zu politischen Parteien zeigen die Unzulänglichkeiten des jungen Österreich bei der Entnazifizierung. Nicht-Wissenschaft;'Papiere aus dem Akt der Staatsanwaltschaft München, in denen die Hypo-Wirtschaftsprüfer massiv angegriffen werden, mischten den U-Ausschuss auf. Wien – Im Hypo-U-Ausschuss ist es am Donnerstag um Hühner, Wirtschaftsprüfer und kriminelle Vereinigungen (bzw. den Verdacht auf selbige) gegangen. Als Auskunftsperson war Erich Kandler geladen, bis Ende 2013 Wirtschaftsprüfer bei Deloitte. Er war jener, der im März 2007 bei Bankaufseher Helmut Ettl (damals Nationalbank, OeNB) anrief, um ihm rund um den Hypo-Kreditfall Puris den Verdacht auf Kickback-Zahlungen an Bankchef Wolfgang Kulterer mitzuteilen. Die Aktennotiz Ettls ging an Gouverneur Klaus Liebscher und Bankprüfungschef Josef Christl; geschehen ist damals nichts. Inzwischen gibt es in der Causa Geflügelfirma Puris eine Anzeige; es besteht der Verdacht, dass Wolfgang Kulterer selbst hinter Puris stand. Kulterer bestreitet das. Kandler erklärte in der zum Teil hitzig geführten Befragung immer wieder, dass man 2007 dann keine Anhaltspunkte für Kickbacks gefunden habe. Geld floss damals an die WBG, eine Beraterfirma, an der Kulterers Freund Gerhard Prasser und Kulterers Frau beteiligt waren. Ab Juni 2006 hielt auch Kulterer Anteile. Mit dem Wissen von heute oder nach 60 Zeugeneinvernahmen, wie sie die Hypo-Ermittler gemacht haben hätte man es vielleicht anders gesehen. Für Aufregung sorgten dann Unterlagen aus der Staatsanwaltschaft München, in denen harsche Vorwürfe gegen Hypo-Wirtschaftsprüfer Confida (bis 2006), Deloitte und einen Hypo-Prüfer bei Deloitte geäußert werden - bis hin zur kriminellen Vereinigung. Demnach habe Karl Heinz Moser (zunächst bei Hypo-Buchprüfer Confida, dann Aufsichtsratschef der Bank) enge Kontakte mit dem Deloitte-Partner gepflegt; so sei das Prüfmandat bei Deloitte gelandet. Es sei zu betrügerischen Testaten gekommen. Kandler zeigte sich ob des Papiers entsetzt, nach einer Sitzungsunterbrechung zwecks Studium der Papiere wies er all die Vorwürfe zurück. Da ist nix dran, sagte er und schloss Gefälligkeitsgutachten von Deloitte aus. Selbst Werner Kogler (Grüne) gestand zu, dass es sich nur um Fragmente von Dokumenten handle. Deloitte wies die Vorwürfe postwendend zurück; Moser und der Deloitte-Mitarbeiter hätten einander vor 2004, als Deloitte mit Confida Co-Prüfer der Hypo wurde, gar nicht gekannt. Moser bestätigt das. Das Mandat zur Hypo-Prüfung habe Deloitte auf Basis einer Ausschreibung bekommen. Verfahrensanwalt Karl Hoffmann beschrieb die Papiere übrigens so: Ich habe noch nie so eine scharfe Zusammenfassung gelesen. Das muss ein Deutscher geschrieben haben. Was sogar Kandler zum Lachen brachte. (gra, 12.6.2015)' Wissenschaft;Portugiesische Forscher glauben nach Versuchen, dass akustische Impulse die Ursache der Synchronisierung sind. London – Physikern könnte die Lösung eines mehr als 350 Jahre alten Problems gelungen sein, vor dem bereits der Miterfinder der Pendeluhr, Christian Huygens, im 17. Jahrhundert stand: Wie kommt es, dass zwei Pendeluhren, die von der Decke oder an der Wand hängen, langsam aber sicher synchron zu schwingen beginnen? Die beiden portugiesischen Physiker Henrique Oliveira und Luís Melo (Uni Lissabon) präsentieren nun im Fachmagazin Scientific Reports eine Antwort, bei der das Stichwort Gleichklang heißt: Laut ihren Analysen sowohl in Theorie wie auch experimenteller Praxis sorgen die akustischen Impulse der Pendel für die allmähliche Synchronisierung. Nicht-Wissenschaft;Der Welser Stempelhersteller verbreitert sich durch Zukäufe. Wels - Die Trodat Trotec Holding GmbH mit Sitz in Wels übernimmt zwei US-Unternehmen, im Laserbereich übernimmt Trotec den Experten für laminierte Kunststoffe ILC (Innovative Laminations Company) und den Stempelhersteller MMC (Millennium Marking Company). Damit werde die Stellung als Weltmarktführer bei Stempel weiter ausgebaut, hieß es in einer Pressemitteilung des Unternehmens am Dienstag. Die Gruppe erwartet für 2014 einen Umsatz von 169,2 Mio. Euro (2013: 154,4 Mio.), im laufenden Jahr möchte man 200 Mio. erreichen. Bis 2020 ist eine Umsatzsteigerung auf 300 Mio. Euro geplant, das soll durch organisches Wachstum, aber auch durch Übernahmen gelingen. MMC in Chicago setzte zuletzt mit 50 Mitarbeitern rund 10 Mio. US-Dollar (9,14 Mio. Euro) um, ILC mit Standort in North Carolina mit 40 Leuten etwa 13 Mio. US-Dollar (11,88 Mio. Euro). Durch die Übernahme wird die Marktstellung der gesamten Trodat Trotec Group weiter gefestigt und wesentlich ausgebaut, so Geschäftsführer Michael Peduzzi. Der gesamte Trodat-Stempelumsatz erhöhe sich damit auf deutlich über 100 Mio. Euro, bei Trotec werden es knapp 100 Mio. Euro, auch durch massives organisches Wachstum. 2013 hatte die Gruppe 1.173 Mitarbeiter, 2014 waren es 1.160, 40 Prozent davon in Österreich. Am Sitz der Holding in Wels befindet sich auch der wichtigste Produktionsstandort der Stempelerzeugung mit Forschung und Entwicklung, Produktions- und Vertriebsstandort von Trotec ist im nahe gelegenen Marchtrenk. Nicht-Wissenschaft;Auto- und Motorradbomben in drei Stadtteilen explodiert. Bagdad – Bei einer Anschlagsserie in Bagdad sind am Montag mehr als 20 Menschen getötet und etwa 50 verletzt worden. Nach Angaben von Polizei und Krankenhäusern explodierten drei Sprengsätze. In dem schiitischen Stadtbezirk Shaab wurden zwölf Menschen durch eine Autobombe getötet, sieben kamen ebenfalls durch eine Autobombe in dem sunnitischen Vorort Tarmiya ums Leben. In dem schiitischen Bezirk Sadr City starben zwei Menschen durch eine an einem Motorrad befestigte Bombe. Wer hinter den Taten stand, war zunächst unklar. Zuletzt hatte die sunnitische Extremistenorganisation Islamischer Staat (IS) die Verantwortung für zahlreiche Attentate in und um die irakische Hauptstadt übernommen, bei denen dutzende Menschen getötet wurden. Wissenschaft;Österreichische Forscher untersuchten die Bildung turbulenter Flecken in Fließsystemen. Klosterneuburg – Im Fachjournal Nature ist eine österreichische Studie zur Entstehung lästiger bis gefährlicher Turbulenzen erschienen. Ein Team um Björn Hof vom Institute of Science and Technology (IST) Austria in Klosterneuburg konnte erstmals berechnen, wie stark die Wirbel in einem Fließsystem bei bestimmten Geschwindigkeiten auftreten. Bei niedrigen Fließgeschwindigkeiten ist die Strömung oberhalb von Tragflächen oder in Rohren stets ruhig und geradlinig (laminar), so als ob dünne Schichten von Luft oder Flüssigkeit übereinander gleiten. Wird sie schneller, zeigen sich lokal die ersten Anzeichen von Wirbeln und sogenannte turbulente Flecken entstehen, erklärt Hof. Diese turbulenten Flecken bewegen sich als lokale Fronten mit gleichbleibender Größe durch das System, sagte er. Das selbe Phänomen gäbe es auch bei Nervenfasern, durch die elektrische Erregungsreize (Aktionspotenziale) fließen, und als wandernde Anregungs-Wellen im Herzgewebe. Doch diese würden im Gegensatz zu den turbulenten Flecken in Fließströmungen nicht weiter zunehmen. Die turbulenten Flecken breiten sich nämlich mit steigender Geschwindigkeit aggressiv aus, bis alle gleichförmigen Bereiche ausgelöscht sind und die gesamte Flüssigkeit oder das Gas verwirbelt sind, schrieben die Forscher in der Studie. Dann sei die Strömung voll turbulent. Die Klosterneuburger Forscher untersuchten das Phänomen in Fließexperimenten sowie Computersimulationen und konnten schließlich ein mathematisches Modell erstellen, mit dem man berechnen kann, welcher Zustand bei welcher Strömungsgeschwindigkeit auftritt. Der Schlüssel zur Lösung des Problems war, dass man eine Strömung als bistabiles System mit gleichförmigem und turbulentem Fluss als zwei stabile Zustände auffassen muss, erklärten die Wissenschafter. Eine entscheidende Rolle spielen auch die Fronten, die an den Grenzflächen zwischen laminaren und turbulenten Bereichen auftreten. Eine praktische Anwendung dieser Erkenntnisse gäbe es bei Ölpipelines. Bei diesen verursachten Reibungsverluste durch Turbulenzen weltweit Pumpkosten von Milliarden Euro. Eine Umwandlung in eine laminare Strömung könnte den Reibungswiderstand um circa 90 Prozent verringern und würde damit enorme Energieeinsparungen bringen, meint Hof. (APA, red, 26. 10. 2015) Wissenschaft;Der Soziologe und Kulturanthropologe Andreas Obrecht hat eine lehrreiche Abenteuerreise durch den gegenwärtigen Wissenskosmos unternommen.. Jeden Herbst pilgern tausende junge Menschen in die Hochschulen, um als Mitglied dieser Wissensindustrie vom Zauberlehrling zum Meister oder gar zum Hohepriester (Professor) mit absoluter Deutungsmacht aufzusteigen. Davor liegt die Hürde der sinnvollen Entscheidung für die richtige Richtung, denn nach der Prägung durch die schulische Behütungs-, Normierungs- und Disziplinierungsindustrie erweist sich die Vielfalt der Studienmöglichkeiten als nicht zu unterschätzende Herausforderung. Sobald sie endlich einmal inskribiert sind, wird den Erstsemestrigen versichert, ihr Schulwissen sei veraltet und das zu bewältigende Universitätswissen bis Studienende überholt. Wozu dann Jahre hinter Schulbänken kauern, wenn am Ende statt der Aussicht auf ein erfolgreiches Leben der Zwang zu weiterem Lernen steht? Auf einem allgemeineren Niveau stellen sich weitere wichtige Fragen: Gibt es überhaupt sinnvolles Wissen? Und woran bemisst sich dieses? An Entscheidungen des Nobelpreiskomitees? An Publikationsindizes? An der Zahl entdeckter schwarzer Löcher oder verbesserter Nuklearsprengköpfe? Mit solchen Fragen hat sich der Kulturanthropologe und ORF-Ö1-Moderator Andreas J. Obrecht gleichsam an eine Vermessung des gesamten bekannten Universums herangewagt. Auf seiner philosophisch-literarischen Odyssee auf den Spuren von Geistesgrößen wie Galileo Galilei, Alexander von Humboldt, Charles Darwin oder Ivan Illich und Stephen Hawking geleitet Obrecht seine Leser durch den Kosmos beherrschender Wissenssphären, von Astro- und Kernphysik, Evolutions- und Hirntheorie, Globalisierungs- und Chaosforschung. Ihren Ausgangspunkt nimmt diese Abenteuerreise in den Grenzgebieten unserer modernen Welt, wo trotz Jahrzehnten einer wissenschaftsbasierten Entwicklungspolitik der Erfolg ausbleibt. Hier sterben täglich 20.000 Kinder an schmutzigem Wasser und flüchten 100 Millionen vor Hunger und Krieg. Persönlich konfrontiert mit solch beschämenden Erfahrungen im Rahmen zahlloser Forschungs- und Entwicklungsprojekte rund um den Globus sucht der habilitierte Soziologe nach Antworten, warum es wenigen immer besser gehe, den meisten aber immer schlechter, wofür der wissende Westen die wachsenden Probleme wie Klimakollaps, Ozeanvergiftung, Waldvernichtung und Verelendung hinzunehmen scheint. Die Antwort ist für den Autor erschreckend einfach, aber tragisch paradox: Wir machen alles richtig – gemäß unseren Antworten von gestern, während die Probleme längst von morgen sind. Eine Ursache dieses Teufelskreises liege in unserer Forschungskultur, die weitgehend von der Konkurrenz um Projektgelder, Ansehen und Einfluss geprägt ist. Als Ausweg aus dieser unbefriedigenden Situation plädiert Obrecht für kooperatives Forschen und Lernen, das sich an lebensweltlichen Problemen orientiere. Dies würde aber von Wissenschaftern erfordern, sich den in der Wissenschaftswelt herrschenden Zwängen zu widersetzen und somit auf Karrierechancen zu verzichten. Einblicke in die vielschichtigen Folgen eines solchen Verzichts erlaubt der Autor mit amüsanten autobiografischen Exkursen, die dem 480 Seiten schweren Opus magnum eine erfrischende Leichtigkeit verleihen. So forschte der Wissensrebell in den frühen 90er-Jahren auf eigene Faust nach alternativen Antworten in außereuropäischen Lebenswelten, etwa bei Zauberern in der Karibik oder bei Stammeskriegern im Hochland von Papua Neuguinea. In diesen vormodernen Kulturen wurde über Generationen sinnvolles Wissen als hilfreiche Technik zur Bewältigung einer dauerhaften Lebenswelt verstanden. Zeit galt dort als Kreislauf, wodurch sich die Welt wiederkehrend erneuert. Vorkommnisse wurden nicht als zufällig interpretiert, sondern als sinnvolle Erscheinungen notwendiger überirdischer Zusammenhänge, deren Offenbarung den Magiern, gleichsam vorwestlichen Wissenschaftern, oblag. Wer eine solche ganzheitliche Kultur verlässt, um sich einer modernen, pulsierenden Stadt anzuschließen, unterwirft sich einer von Uhren und unerklärlichen Zufällen beherrschten Welt, in der die alten, sinnstiftenden Götter für immer verstummen. Hier wird der einstige Stammeskrieger unumkehrbar zum modernen Wissensmigranten zwischen dynamischen, um Vormachtstellung konkurrierenden Wissenswelten. Diesem Schicksal unterliegen alle Angehörigen der modernen Welt, ob assimilierter Kopfjäger, Studentin, Finanzminister oder Wissenssoziologe. Dies mag erklären, warum dem Autor die elegante Verknüpfung der durchwanderten, hochkomplexen Wissensbereiche zu eindeutigen Schlüssen mit bestechender Überzeugungskraft gelingt, während seine abschließenden Lösungsvorschläge grundlegende Fragen aufwerfen. Denn auf eine fundamentale Transformation des menschlichen Denkens hin zu globaler Kooperation und nachhaltiger Lösungsorientierung zu hoffen, ist zwar menschlich, widerspricht aber systemischen Erklärungsansätzen über den Wandel von Verhaltensmustern, wonach veränderte Rahmenbedingungen unverzichtbar wären. Wer aber sollte diese Rahmenbedingungen verändern und nach welchem richtigen Wissen, wenn wir alle Teil dieses Systems sind? Wie es scheint, gibt es aus dem forschenden Suchprozess der Moderne vorerst noch keinen Ausweg. Wissenschaft;Fledermäuse sind von vielen Krankheitserregern, die andere Säugetiere befallen, nicht betroffen. Berlin – Bei der Abwehr eindringender Krankheitserreger unterscheiden sich Fledermäuse offenbar von anderen Säugetieren. Eine aktuelle Studie könnte erklären, weshalb die Tiere kaum unter Erregern leiden, die bei anderen Säugern schwerwiegende Krankheiten bis hin zum Tod verursachen. Die Ergebnisse des internationalen Forscherteams wurden in Molecular Ecology veröffentlicht. Um den Immunkräften der Fledermäuse auf die Spur zu kommen, haben die Forscher die Struktur bestimmter Immunrezeptoren, den sogenannten Toll-like Rezeptoren (TLRs), bei verschiedenen Fledermausspezies charakterisiert. Beim Vergleich mit den Rezeptoren anderer Säugetiere entdeckten sie, dass die der Fledermäuse einzigartige Veränderungen aufweisen. Dies beeinflusst womöglich die Funktion des Immunsystems, bestimmte Krankheitserreger zu erkennen und folglich abwehren zu können. TLRs sind eine Gruppe von Rezeptoren des angeborenen Immunsystems. Sie gelten als erste Abwehrlinie gegen eindringende Krankheitserreger und erkennen eine breite Palette an Pathogen-assoziierten molekularen Signaturen. Aus evolutionärer Sicht sind TLRs sehr interessant, da sich ihre Eigenschaften bei verschiedenen Arten in Abhängigkeit von der Umwelt, in der sie leben und den darin befindlichen Erregern, unterscheiden. Fledermäuse zeigen einzigartige Merkmale unter den Säugetieren, wie zum Beispiel ihre Fähigkeit zu fliegen. Zusätzlich haben die verschiedenen Arten eine außergewöhnliche Bandbreite, was ihre Nahrung angeht – ein Resultat ihrer Anpassungen an verschiedene Umwelten und ökologische Nischen, sagte Erstautorin Marina Escalera vom Berliner Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW). Diese Nischen haben ebenfalls spezifische Zusammensetzungen verschiedener Erreger, welche vermutlich die Entwicklung der TLRs in der Ordnung der Fledermäuse geprägt haben. Angesichts der besonderen Anpassungen von Fledermäusen gingen die Forscher davon aus, dass sich ihre TLRs von denen anderer Säugtiere unterscheiden müssten. Tatsächlich fanden sie Mutationen mit Auswirkungen auf die Mechanismen, mit denen die Rezeptoren Pathogene erkennen. Obwohl Fledermäuse selbst als Überträger verschiedener Krankheitserreger bekannt sind, wurde die genetische Variabilität ihres Immunsystems bisher wenig erforscht. Nicht-Wissenschaft;Falsches Transparent vorübergehend auf Messe für Lehrer in Linz. Linz – Ein Foto vom Stand der Pädagogischen Hochschule Oberösterreich sorgt derzeit für Häme in den sozialen Netzwerken. Auf der Interpädagogica wurden die oberösterreichischen Pädagogen vorübergehend als pädergogische Hochschule präsentiert. Das postete die Fraktion Christlicher Gewerkschafter (FCG Wiener Lehrerinnen) auf Facebook. Der Veranstalter soll den Stand falsch beschriftet haben, sagte Gottfried Lutz von der PH zu den Oberösterreichischen Nachrichten. Der Fehler sei sofort korrigiert worden. Kein einziger Besucher der Messe habe das Schild zu Gesicht bekommen, teilte ein Vertreter der PH dem STANDARD mit. Wissenschaft;Ungleiche gleich zu behandeln kann neue Ungleichheit schaffen, sagt Andrea D. Bührmann. Die Diversitätsforscherin über relativ freie Entscheidungen, Sozialisation und wie das eine vom anderen unterscheidbar wird. Wien – Wie soll mit Ungleichheit umgegangen werden? Diese Frage stellte am Mittwoch die Eröffnungsdiskussion zum Start einer neuen Veranstaltungsreihe der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW), die sich mit Entwicklungen in der Gender- und Diversitätsforschung auseinandersetzen wird. Zum Auftakt diskutierte Andrea D. Bührmann, Direktorin des Instituts für Diversitätsforschung in Göttingen, mit anderen Expertinnen der Genderforschung. STANDARD: Die neue Diskussionsreihe beschäftigt sich mit Diversitäts- und Genderforschung. Über Letztere wird oft die Meinung geäußert, sie entspreche keinen wissenschaftlichen Standards. Woran liegt das? Bührmann: Diese Kritik gibt und gab es nicht nur gegenüber den Gender Studies. Immer, wenn sich neue Wissenschaften etablieren und formieren, sagen andere, die schon da sind: Das ist ja gar keine Wissenschaft. Die Frage ist doch, wer legt die Standards von Wissenschat fest? Den wissenschaftlichen Standards nicht genügen heißt meist, dass sie den naturwissenschaftlichen Standards nicht genügen, ein naturwissenschaftliches Modell wird also an andere Disziplinen angelegt. Doch es geht etwa der Theologie gar nicht darum, repräsentative Studien durchzuführen. Ich denke, dass dieser Konflikt um die Wissenschaftlichkeit letztlich dazu benutzt wird, etwas anderes zu thematisieren. STANDARD: Und zwar? Bührmann: Wir müssen uns ansehen: Was genau wird als nicht geltend unterstellt? Das ist die macht- und gesellschaftstheoretische Frage dahinter. Und es geht darum, bestimmte Privilegierungen nicht thematisieren zu müssen. Geschlechterforschung kümmert sich in der Regel um Diskriminierung und Privilegierungen in den Geschlechterverhältnissen, und man findet sehr oft heraus, dass Frauen und transidente Menschen diskriminiert werden. Es geht meines Erachtens vor allem darum, solche Forschungsergebnisse zu diskreditieren. Damit will ich nicht sagen, dass man keine methodologische Diskussion darüber führen kann, was Geschlechterforschung eigentlich ist. Aber diese Diskussion ist sicher nicht das im Zentrum stehende Diskursmotiv der Kritik an den Gender Studies. STANDARD: Ungleichheit/Gleichheit ist ein komplexes Thema: auf der einen Seite die Frage, wie Gleichstellung aussehen könnte, auf der anderen Seite gibt es eine umfassende Beschäftigung mit Differenzen. Liegt darin auch ein Grund für das Unverständnis? Bührmann: In der Forschung zu sozialer Ungleichheit interessiert man sich für soziale Ungleichheit, in der Religionsforschung interessiert man sich für die Unterschiede zwischen den Religionen und den markanten Unterschied, ob jemand gläubig ist oder nicht. Dieses Schema – wir haben eine Masterkategorie, und wir sehen uns alle anderen Dimensionen an – gibt es in vielen Wissenschaften, auch in der Medizin. Was sind funktionierende oder nichtfunktionierende Organe, was ist krank oder nicht krank – das wird in diskursiven Aushandlungsprozessen festgelegt. Bis in die 1970er wurde auch in den Ländern des globalen Nordens zum Beispiel Homosexualität als Krankheit definiert und nun eben nicht mehr. Das macht deutlich, dass vermeintlich gegebene Gewissheiten gesellschaftlich hergestellt und reproduziert werden. STANDARD: Sie untersuchen Diversifizierungsprozesse. Was ist das genau? Bührmann: Es geht um die Frage, was wird überhaupt als divers wahrgenommen? Dazu gibt es unterschiedliche Ideen: Ist Gesellschaft immer schon divers? Oder gehen wir davon aus, die Menschen sind alle ähnlich und werden unterschiedlich gemacht. Ein Beispiel: In Deutschland gab es in der Statistik lange Zeit Ausländer und Inländer. Jetzt haben wir auch Migranten. Das heißt, wir diversifizieren die Ausländer. Ein anderes Beispiel ist Geschlecht und die Annahme, dass es nur zwei Geschlechter gibt. Doch dann gibt es auch transidente Menschen, die sagen, das ist eine Zwangsveranstaltung, die ihr da treibt, wir sind mehr. Demzufolge gibt es eine Diversifizierung in der Forschung: Wenn jemand sagt, ich bin kein Mann, kann man nicht einfach mehr sagen, dass dieser Mensch also automatisch eine Frau ist. STANDARD: Der Begriff der Diversität ist noch nicht sehr lange im Wissenschaftsbetrieb virulent. Wann kam er auf? Bührmann: Spätestens seit dem Fall der Mauer ist klar, wir leben in einer globalen Welt, und nichts ist mehr normal, also ist alles divers. Doch auch an methodologischen Diskussionen wurde an unterschiedlichen Punkten schon früh klar, dass es nicht reicht, sich nur eine Masterkategorie anzusehen. In der Geschlechterforschung hat man gesehen, wir sind nicht nur einfach Frauen, sondern wir haben eine bestimmte Klassenzugehörigkeit, eine bestimmte Religionszugehörigkeit und, und, und. Retrospektiv wird diese Zusammenschau Intersektionalität genannt. Der Begriff der Diversität ist über die Betriebswirtschaft und das Personalkonzept Diversity-Management nach Deutschland gekommen. Und in den Erziehungswissenschaften ist man schnell auf die Idee gekommen, dass es einen Unterschied macht, ob lauter deutschsprachige Kinder aus bürgerlichen Haushalten in einer Klasse sitzen oder welche, die kein Deutsch können oder kein eigenes Zimmer haben, und es wurde die Pädagogik der Vielfalt entwickelt. STANDARD: Dass aufgrund von ungleichen Lebensbedingungen ausgleichend eingegriffen werden soll, um gleiche Chancen zu schaffen, wird auch als bevormundend empfunden. Bührmann: Als Sozialwissenschafterin sehe ich natürlich einen Unterschied darin, ob ich Ungleiche gleich behandle und so wieder Ungleichheit schaffe, oder ob ich Ungleiche ungleich behandle. Ich will nicht auf einen differenztheoretischen Ansatz hinaus, den es in der Frauenbewegung um 1900 oder auch in der Apartheid gegeben hat – die Schwarzen sollen in bestimmten Vierteln wohnen oder etwas anderes tun, weil sie anders sind. Ich spreche vielmehr von einem befähigungstheoretischen Ansatz, den wir aus der Entwicklungsökonomie von Amartya Sen und von der Philosophin Martha Nußbaum kennen: Wir müssen uns ansehen, welche Möglichkeiten haben Menschen, und wie können wir sie befähigen, diese Möglichkeit zu nutzen? STANDARD: Um welche Möglichkeiten geht es? Bührmann: Dazu müssen wir uns erst fragen, welche Funktionen des Lebens erachten wir in unserer Kultur als besonders wichtig? Ein gutes Beispiel ist Essen: Bin ich dünn, weil ich gerne dünn bin und gerne Diät halte, oder bin ich dünn, weil ich gar nicht die Möglichkeit habe, etwas zu essen. Es geht also darum, einen bestimmten Freiheitsgrad herzustellen, egal wie Menschen sich entscheiden. Wir müssen sicher sein, jemand ist dünn, weil er oder sie sich so entschieden hat, und nicht, weil es nichts zu essen gibt. STANDARD: Genau an dem Punkt stellt sich doch die Frage nach der Sozialisation. Bei Frauen mit Kopftuch fragt man sich immer wieder, ob und wie frei sie darüber entschieden haben, eines zu tragen. Bührmann: Man muss kontextsensible Kriterien dafür entwickeln, dass es sich um eine relativ freie Entscheidung handelt. Wir sind im Grunde ja keine autonomen Subjekte, denn wir sind doch alle in dieser oder jener Art und Weise sozialisiert worden. Man könnte auch sagen: Ich bin dazu sozialisiert worden, mein Kopftuch abzulegen. Ist das eine freie Entscheidung oder einfach Endpunkt meiner Sozialisation? Wir müssen uns fragen, wie kann man feststellen, ob jemand sich frei entscheidet oder nicht? Das müssen wir aushandeln. STANDARD: Wie könnte diese Aushandlung aussehen? Bührmann: Die Frage ist doch, wie wir eigentlich Leben wollen. Mit Blick auf die Exzesse in Köln lauten diese Fragen: Wollen wir sie instrumentalisieren, um noch mehr Fremdenfeindlichkeit hervorzurufen? Oder wollen wir versuchen zu überlegen, wie wir dafür sorgen können, dass so etwas nicht wieder passiert? Und das Dritte ist: Was hat das damit zu tun, wie wir in der Regel mit Frauen umgehen? Darüber müssen Debatten geführt werden, in denen nicht jeder immer glaubt zu wissen, was der andere zu sagen hat. STANDARD: Wie bewerten Sie den Verlauf der Debatte über Köln? Bührmann: Es ist entsetzlich, was dort passiert ist. Ich finde es aber gut, dass so diskutiert wird, dass wir daraus lernen können, dass so etwas nicht wieder passiert, den Tätern vermittelt wird, dass das nicht geht und so etwas niemand einfach so hinnimmt. Und die Opfer lernen, dass sie nicht mehr als die hingestellt werden, die sich mal nicht so haben sollen. Wir sollten die Chance nutzen, die sich aus dieser Krisensituation ergibt, um nachhaltig für mehr Geschlechtergerechtigkeit für alle einzutreten. Nicht-Wissenschaft;30 rechte Aktivisten stürmten die Aufführung von Elfriede Jelineks "Schutzbefohlenen" an der Uni Wien. Wien – Nach der rechtsextremen Störaktion bei einer Aufführung des Elfriede-Jelinek-Stücks Die Schutzbefohlenen im Audimax der Universität Wien am Donnerstagabend sucht die Polizei weiter nach den Tätern. Die Aktion habe sieben Minuten gedauert, dabei sei es zu einem Handgemenge gekommen, berichtete Polizeisprecher Thomas Keiblinger am Freitag. In acht Fällen werde Anzeige wegen Körperverletzung erstattet. Während der Aufführung hatten 20 bis 30 Männer die Bühne gestürmt. Laut Augenzeugen entrollten sie auf der Bühne eine Fahne der rechtsextremen Identitären, berichtete der ehemalige Grünen-Politiker Klaus Werner-Lobo dem STANDARD. identitäre im audimax @oeh_uniwien pic.twitter.com/k9eQDa5MCX Das Stück wurde für sieben Minuten unterbrochen. Anschließend kehrten die Darsteller auf die Bühne zurück. Die Polizei bestätigte, dass sie an die Uni gerufen wurde. Bei ihrem Eintreffen war die Störaktion allerdings schon vorüber, jetzt suchen die Ermittler nach den Teilnehmern der Aktion. Das etwa 700 Personen fassende Audimax war laut Werner-Lobo voll besetzt. Laut Polizei wurden bei der Störaktion Flugblätter mit dem Text Multikulti tötet in das Publikum geworfen und Kunstblut verspritzt. Nach einem Handgemenge und Gerangel gelang es Teilen des Publikums, die Rechtsextremen hinauszudrängen, acht Personen klagten danach über Schmerzen im Bauchbereich. Die Darsteller der Aufführung des mit dem Nestroy-Preis ausgezeichneten Stücks waren Schutzsuchende aus Syrien, Afghanistan und dem Irak. Das Drama ging nach einem Konzept und in der Regie von Tina Leisch und Bernhard Dechant unter dem Titel Schutzbefohlene performen Jelineks Schutzbefohlene über die Bühne. Die Studierendenvertreter an der Universität Wien, die zur Veranstaltung geladen hatten, berichten in einer Presseaussendung, dass rund 50 Identitäre die Bühne gestürmt hätten und die Flagge der rechtsextremen Bewegung ausrollten und Menschen mit Kunstblut anspritzten. Das zeigt ganz klar, dass es sich um eine koordinierte Aktion handelt, schreibt die Österreichische HochschülerInnenschaft der Uni Wien. Mehrere Personen aus dem Publikum seien geschlagen, gestoßen und verletzt worden. Die Studierendenvertreter bedankten sich zudem bei den Flüchtlingen dafür, dass sie nach der Störaktion die Veranstaltung fortführten. Die Identitären selbst bestreiten in einer Aussendung Gewalt ausgeübt zu haben. Sie bestätigen aber, Kunstblut verschüttet zu haben. Die Aktion habe sich nicht gegen die Aslywerber auf der Bühne, sondern gegen die österreichische Asylpolitik gerichtet. Empört reagiert SPÖ-Präsidentschaftskandidat Rudolf Hundstorfer auf den Bühnensturm der Identitären gestern Abend im Wiener Audi-Max. Solche Aktionen seien ein Alarmzeichen. Mit verantwortlich macht Hundstorfer die FPÖ, die mit ihrer Politik den Nährboden für solch rechtsextreme Gruppen bereite. Entsprechend warnt der rote Hofburg-Anwärter auch davor, bei der Präsidentenwahl die Stimme dem freiheitlichen Kandidaten Norbert Hofer zu geben. Er fürchte, dass bei dessen Präsidentschaft Gruppen wie die Identitären eine gewisse Salonfähigkeit erhielten. Schließlich bezeichne Hofers Burschenschaft Österreich ja auch als Fiktion. Den Bühnen-Sturm verurteilt Hundstorfer jedenfalls massiv. Es müsse einem ein Stück von Elfriede Jelinek ja nicht gefallen. Aber die Aufführung der Schutzbefohlenen zu stören, sei eine Entwicklung, der man von Beginn an entschlossen entgegentreten müsse. Wissenschaft;Mit Timothy Peake geht erstmals auch ein britischer Astronaut an Bord der ISS. Baikonur/London – Am frühen Dienstagabend erreichte eine Sojus mit drei Raumfahrern an Bord die International Space Station (ISS). Um 18:33 MEZ dockte das Raumschiff rund 400 Kilometer über Indien an, wie die NASA per Kurznachrichtendienst Twitter mitteilte. Contact! #Soyuz docking confirmed at 12:33pm EST/5:33pm UTC while flying over India. pic.twitter.com/SIxLHQ8bN1 Mit an Bord befindet sich mit Timothy Tim Peake erstmals auch ein britischer ESA-Astronaut auf der Reise zur ISS. Der 43-jährige erreichte gemeinsam mit dem Russen Juri Malentschenko und dem US-Amerikaner Timothy Kopra nach gut sechs Stunden Flug die ISS. Die Nasa übertrug das Manöver per Livestream. Watch @NASA TV now for live coverage of #Soyuz docking at 12:24pm ET/5:24pm UTC... https://t.co/c7YsQe30bc pic.twitter.com/ZWSjLbXc8z Auf der ISS wurden die neuen Crewmitglieder von ihren Kollegen Scott Kelly aus den USA sowie Sergej Wolkow und Michail Kornienko aus Russland erwartet. Sie sollen etwa fünf Monate auf der ISS rund 400 Kilometer über der Erde bleiben. Die erste Entsendung eines britischen Astronauten zur Internationalen Raumstation ISS löste in seinem Heimatland eine wahre Raumfahrt-Euphorie aus. So bejubelten etwa der britische Premierminister David Cameron und das Königshaus Peakes Weltraummission. Im Londoner Science Museum versammelten sich am Dienstag tausende Menschen, darunter etwa 2.000 Schüler, um sich den Raketenstart gemeinsam auf Großbildschirmen anzusehen. Die Schulkinder schwenkten kleine britische Flaggen und brachen in Jubelrufe aus, als Peake und seine Kollegen abhoben. Am Vorabend hatte die britische Regierung mitgeteilt, dass sie durch Fördermaßnahmen bis zum Jahr 2030 den Umsatz der britischen Raumfahrtindustrie auf umgerechnet 36 Milliarden Euro verdreifachen wolle. Großbritanniens Anteil am Raumfahrt-Weltmarkt solle damit von sieben auf zehn Prozent steigen, teilte das Wirtschaftsministerium mit. Der frühere Hubschrauber-Testpilot Peake, der von der Europäischen Weltraumagentur (ESA) entsandt wurde, hofft, während seines 173 Tage dauernden Aufenthalts im All auch einen Außeneinsatz absolvieren zu können. Er ist der erste Brite auf der ISS und seit mehr als 20 Jahren der erste Brite im All überhaupt. Wissenschaft;Paläontologen entdeckten in Brasilien die Überreste eines winzigen kreidezeitlichen Vogels. Rio de Janeiro - Paläontologen haben in Südamerika die Überreste eines wahren Winzlings unter den urzeitlichen Vögeln entdeckt. Das Tier war kaum größer als moderne Kolibris und besaß lange, dem Schaft eines Pfeils ähnelnde Schwanzfedern, wie die Forscher im Fachmagazin Nature Communications berichten. Der Vogel hat vor etwa 115 Millionen Jahren auf dem Superkontinent Gondwana gelebt. Nach Angaben der Wissenschafter um Ismar de Souza Carvalho von der Staatlichen Universität in Rio de Janeiro waren die freigelegten Fossilien in sehr gutem Zustand. Fossile Funde von Vögeln aus dem Erdmittelalter, das vor etwa 252 Millionen Jahren begann und vor etwa 66 Millionen Jahren endete, sind selten. Deshalb ist nur wenig über die frühe evolutionäre Geschichte dieser Tiergruppe bekannt. Die meisten gefiederten Überreste aus jener Zeit wurden im Nordosten Chinas gefunden. Umso bemerkenswerter ist nicht nur der erstaunlich gute Zustand des nun entdeckten Vogels, sondern auch der Fundort: das Araripe-Becken im Nordosten Brasiliens. Es sei der erste Fund dieser Art in Südamerika, berichteten die Forscher. Der Vogel sei wohl ein Jungtier und gehöre wahrscheinlich zu den sogenannten Enantiornithes (gegensätzliche Vögel), einer Gruppe zahntragender Vögel, die an der Kreide-Tertiär-Grenze vor etwa 66 Millionen Jahren ausstarb. Aus einem anderen evolutionären Zweig, den Ornithuromorpha, entwickelten sich die modernen Vögel. Das Araripe-Becken ist eine der bedeutendsten Fossillagerstätten der Welt. Zu Lebzeiten des kleinen Vogels herrschte hier ein heißes und feuchtes Klima, was eine große Artenvielfalt begünstigt habe, erklärte der Paläontologe de Souza Carvalho in einem zur Studie veröffentlichten Video: Der gute Zustand des Fossils erlaubte Rückschlüsse auf Struktur und Funktion der speziellen Schwanzfedern: Sie seien anders als die heutiger Vögel bandförmig, hätten einen elliptischen Schaft und ein Muster aus Punkten, schrieben die Wissenschafter. Sie nehmen an, dass es sich um Reste der ursprünglichen Färbung des Vogels handelt. Größe und Farbgebung der Schwanzfedern könnten mit dem Balzverhalten der Tiere oder der Arterkennung zusammenhängen, heißt es in der Studie weiter. Unwahrscheinlich sei, dass sie für das Gleichgewicht der Vögel oder ihr Flugverhalten bedeutsam waren - die Federn seien aerodynamisch nicht optimiert. Nicht-Wissenschaft;'Nach Fund von belastendem Dopingmaterial muss sich der Langläufer noch wegen mutmaßlichen schweren Sportbetrugs verantworten. Innsbruck – Während sich Langläufer Harald Wurm nach dem Fund von belastendem Dopingmaterial am 19. Februar in Innsbruck wegen mutmaßlichen schweren Sportbetrugs verantworten muss, ist ein anderes Ermittlungsverfahren gegen ihn eingestellt worden: Wurm war dabei vorgeworfen worden, verbotene Doping-Mittel in den Verkehr gesetzt bzw. Doping-Methoden bei anderen angewendet zu haben. Das Ermittlungsverfahren hat keine ausreichenden Beweise ergeben. Daher wurde das Verfahren eingestellt, sagte der Sprecher der Innsbrucker Staatsanwaltschaft, Hansjörg Mayr, der APA. Die Tiroler Tageszeitung hatte zuvor in ihrer Freitag-Ausgabe ein Interview mit Wurm veröffentlicht, in dem dieser selbst auf die Einstellung des Verfahrens verwies. Der Straftatbestand wäre laut Mayr unter anderem dann erfüllt, wenn jemand verbotene Wirkstoffe in Verkehr setzt oder bei anderen anwendet. Es hieß, ich sei Händler, Dealer, alles, dass ich alles lagern würde bei mir zuhause; dass ich derjenige sei, der Blutdoping in Österreich organisiere. Die haben behauptet, dass bei mir im Keller in Kühlschränken Blutkonserven von mehreren Sportlern lagern würden und Wachstumshormone, Gerätschaften zur Blutabnahme – deswegen hatte ich die Hausdurchsuchung. Es gibt keine Beweise, jetzt wurde das eingestellt, meinte Wurm im Interview mit der TT. Der Doping-Verdacht gegen den Tiroler besteht wegen einer Hausdurchsuchung im August 2015, bei der belastendes Material gefunden worden sein soll. Der 31-jährige Olympia- und WM-Teilnehmer Wurm hat die Vorwürfe bisher bestritten, für ihn gilt die Unschuldsvermutung. Bei einer Verurteilung wegen Sportbetrugs reicht der Sanktionsrahmen bis zu einer mehrjährigen Haftstrafe.' Nicht-Wissenschaft;Die Agentur entwickelte den neuen Spot für die Rewe-Eigenmarke. Wien – Demner, Merlicek & Bergmann konzipierte die neue Kampagne für Vegavita, die Eigenmarke von Rewe. Im TV-Spot soll die ganze Bandbreite an fleischlosen Lebensmitteln präsentiert werden, so die Agentur. Wissenschaft;Bis Ende Juli sollen 100 Wale getötet werden. Tokio – Ungeachtet internationaler Proteste sind japanische Walfänger wieder in See unterwegs. Zwei Schiffe legten am Donnerstag in Shimonoseki ab und nahmen Kurs Richtung Nordwest-Pazifik, wie japanische Medien meldeten. Sie waren erst Ende März aus der Antarktis zurückgekehrt, wo insgesamt 333 Zwergwale getötet wurden. Nun sollen bis Ende Juli erneut 100 Wale erlegt werden. Japan macht jedes Jahr Jagd auf Hunderte Wale – offiziell zu wissenschaftlichen Zwecken. Dies ist formal erlaubt, trotz des seit 1986 geltenden weltweiten Walfangmoratoriums.In den vergangenen 25 Jahren haben Japans Waljäger im Rahmen ihres umstrittenen Forschungsprogramms mehr als 10.000 Großwale in den antarktischen Gewässern getötet. Das Land verfolgt offen sein erklärtes politisches Ziel, die kommerzielle Jagd auf Großwale wieder zuzulassen. Wissenschaft;Physiker erhoffen sich nach dem Durchbruch neue Erkenntnisse über Dunkle Energie, Dunkle Materie und über den Ursprung des Universums. Wien – Der am Donnerstag präsentierte Nachweis von Gravitationswellen gilt als aussichtsreicher Kandidat für den Physiknobelpreis – aber nicht für 2016. Denn die Forscher hätten ihre Ergebnisse bis 31. 1. veröffentlichen müssen, sagte ein Sprecher der Jury am Freitag in Stockholm. Für spätere Jahre dürfen sich Kip Thorne, Reiner Weiss und Ronald Drever, die Gründer des Gravitationswellen-Observatoriums Ligo, das den Nachweis erbrachte, jedenfalls Hoffnungen auf die schwedische Auszeichnung machen. Was sie allerdings noch mehr freuen dürfte, ist, dass der nun gelungene Nachweis möglicherweise ein neues Fenster der Astronomie eröffnet. Gravitationswellen haben das Potenzial, die Astronomie zu revolutionieren, sagt auch der Astrophysiker Stephen Hawking. Denn noch wichtiger als die Messung der Gravitationswellen selbst ist, dass sie verwendet werden können, um kosmische Ereignisse zu erforschen, die sie hervorbringen. So war die Kollision zweier Schwarzer Löcher, die die nun gemessenen Gravitationswellen ausgelöst hat, das gewaltigste Ereignis, das je beobachtet wurde – und eines, von dem man nicht wusste, ob und wie es vor sich geht. Neben weiteren Tests von Einsteins allgemeiner Relativitätstheorie und Erkenntnissen zum Ursprung des Universums erhoffen sich Physiker nun, mit Gravitationswellen mehr über Dunkle Energie und Dunkle Materie herausfinden zu können. Diese Phänomene entziehen sich weitgehend der Beobachtung mit elektromagnetischen Wellen, auf die man bisher angewiesen war. Hawking sieht durch die Ligo-Messungen seine Vorhersagen zur Verschmelzung Schwarzer Löcher bestätigt: Die Fläche der sogenannten Ereignishorizonte des entstandenen Schwarzen Loches sei größer als die Summe der Flächen der ursprünglichen. Wissenschaft;Denver – Die Ergebnisse dieser Studie mögen ungerecht gegenüber Frauen sein. Die Erstautorin des Artikels, der im Fachblatt Radiology erschien, ist mit Jody Tanabe allerdings selbst eine Frau. Sie und ihr Team untersuchten die Gehirne von insgesamt 127 Personen, von denen wiederum 59 im Schnitt 15,7 Jahre lang von Kokain oder Amphetaminen abhängig waren und durchschnittlich 13,5 Monate lang keine Drogen mehr konsumiert hatten. Das erstaunliche Ergebnis: Während die Hirne der 28 ehemals süchtigen Frauen ein deutlich verkleinertes Hirnvolumen hatten, war das der 31 männlichen Drogenkonsumenten annähernd gleich groß geblieben. AbstractRadiology: Sex Differences in Gray Matter Changes and Brain-Behavior Relationships in Patients with Stimulant Dependence (red, 15.7.2015) Wissenschaft;Fundstück mit dem unbekannten Namen "Elihana bat Gael" deutet auf hohen sozialen Status der Frau hin. Jerusalem – Israelische Archäologen haben ein 2.500 Jahre altes Siegel mit dem Namen einer Frau bei Ausgrabungen in Jerusalem gefunden. Das antike Fundstück trage den hebräischen weiblichen Namen Elihana bat Gael, teilte die israelische Altertumsbehörde am Montag mit. Die Besitzerin des Siegels war im Vergleich zu anderen Frauen zur Zeit des ersten Tempels außergewöhnlich: sie hatte einen juristischen Status, der es ihr erlaubte, Geschäfte abzuwickeln und Güter zu besitzen, hieß es in der Mitteilung. Bei den Ausgrabungen im arabischen Ostteil der Stadt sei auch ein Namenssiegel eines Mannes namens Saarjahu ben Schabenjahu entdeckt worden. Beide Siegel wurden in einem Gebäude aus der Zeit des im Jahre 586 vor unserer Zeitrechnung zerstörten ersten jüdischen Tempels gefunden. Das Gebäude habe damals offenbar als Verwaltungszentrum gedient. Die Ausgrabungsstelle liegt am Rande des Tempelbergs in Jerusalems Altstadt. Nur ein sehr kleiner Teil der bis heute gefundenen Siegel gehörte Frauen, sagte der Archäologe Hagai Misgav von der Hebräischen Universität in Jerusalem. Grund sei der damals meist wirtschaftlich und gesellschaftlich schwächere Status von Frauen. Der Name Elihana erscheint nicht in der Bibel, und es gibt keine weiteren Informationen über die Identität der Frau, sagte Misgav. Aber die Tatsache, dass sie ein Siegel besaß, beweist ihren hohen sozialen Status. Wissenschaft;Israelische und US-amerikanische Forscher glauben, Freundschaften objektiv bewerten zu können. Tel Aviv – Forscher der Universität Tel Aviv und des Massachusetts Institute of Technology haben für eine Studie eine Menge Datenmaterial zusammengetragen, um zu einem ziemlich ernüchternden Befund zu kommen: Ihnen zufolge ist die Hälfte unserer Freundschaften eine Einbahnstraße. Anders ausgedrückt: Nur die Hälfte derer, die wir als Freund bezeichnen, würde uns dieselbe Ehre erweisen. Zu diesem Befund kam das Team um Erez Shmueli nach einer Reihe von Experimenten, der Auswertung früherer Studien zum Thema Freundschaft und sechs Umfragen unter Studenten aus Israel, Europa und den USA mit etwa 600 Teilnehmern. Danach entwickelten sie einen Algorithmus für objektivierbare Kriterien einer freundschaftlichen Beziehung – etwa die Zahl gemeinsamer Freunde von A und B oder die Gesamtzahl von Freunden. Mit diesem Algorithmus glauben die Forscher eine Freundschaft als einseitig oder beiderseitig definieren zu können. Und stellen eine Diskrepanz zwischen unserer Wahrnehmung und der Realität fest: 95 Prozent der Studienteilnehmer gingen laut Shmueli davon aus, dass ihre jeweiligen Freundschaften beiderseitig seien – die Forscher bewerteten hingegen nur 50 Prozent davon in dieser Weise. Wir sind sehr schlecht darin, zu beurteilen, wer unsere Freunde sind, so Shmueli. (red, 16. 5. 2016) Nicht-Wissenschaft;Die Konkurrenz macht eine angebliche Honorarforderung der Hofburg-Kandidatin zum Thema. Wien – Die Konkurrenz hatte es am Freitag eilig, einem angeblichen Vergehen von Präsidentschaftskandidatin Irmgard Griss, von dem die Tageszeitung Österreich unter dem Titel Griss verlangt 10.000 Euro für Wahl-Auftritt berichtet hatte, zusätzlichen Spin zu geben. Der Vorwurf, der im Raum steht: Die Ex-Höchstrichterin soll für einen Auftritt im Managementclub – dessen Präsident ist Ex-ÖVP-Politiker Herbert Paierl – ein Honorar gefordert haben. Um neun Uhr morgens twitterte Sven Pöllauer, Sprecher von Familienministerin Sophie Karmasin (ÖVP), bereits: Griss verlangt also € 10.000 für einen Auftritt im Wahlkampf – ob es Präsidentin-Termine dann auch gegen cash gibt? Nur wenig später sprang ÖVP-Generalsekretär Peter McDonald per Aussendung auf: Ehrlich zu sein schaut anders aus. Er forderte eine umgehende Klarstellung der Kandidatin, wetterte gegen eine Kaufdemokratie, wie man sie aus den USA kenne, und empfahl Griss medienöffentlich: Wer Ehrlichkeit zu seinem Markenzeichen machen will, sollte sich nicht bei kleinen Lügen erwischen lassen. Auftritt als Fundraising-Event Im Büro von Griss wehrt man sich gegen die Vorwürfe. Kampagnenleiter Milo Tesselaar versichert: Irmgard Griss hat noch nie Geld für einen Auftritt im Wahlkampf verlangt, im Gegenteil: Wenn ihre eine Gage angeboten wurde, spendet sie diese für wohltätige Zwecke. Und die 10.000 Euro, die eine Griss-Assistentin in einem Mail an den Managementclub genannt hatte? Tesselaar erklärt die Causa so: Griss könne nicht alle Einladungen wahrnehmen, sie müsse sich auf Veranstaltungen mit großer Reichweite konzentrieren. Wer die Kandidatin dennoch im kleinen Rahmen erleben wolle, dem biete sie eben an, aus dem Auftritt ein Fundraising-Event für den Wahlkampf zu machen – schließlich sei die Kampagne, weil von keiner Partei getragen, auf Spenden angewiesen. Die 10.000 Euro seien ein Richtwert, ab dem sich solch eine Veranstaltung auszahle, sagt Tesselaar: Mit einer Honorarforderung hat das nichts zu tun. Nicht-Wissenschaft;Oberster Gerichtshof widersprach Vorinstanzen. Wien – Jemand, dessen Ehefrau mit einem anderen Mann ein Kind bekommt, kann gerichtlich feststellen lassen, dass er nicht der Vater ist. Nun hat der Kläger aber auch die Möglichkeit, die Feststellung der Vaterschaft des anderen Mannes zu erzwingen. Über ein entsprechendes, online veröffentlichtes Urteil des Obersten Gerichtshofs (OGH) berichtete am Montag die Tageszeitung Die Presse. Ein Kläger will vom biologischen Vater Ersatz für von ihm erbrachte Unterhaltsleistungen für das Kuckuckskind. Dessen Vaterschaft ist bisher in keinem Abstammungsverfahren rechtskräftig festgestellt worden. Die Vorinstanzen haben das Begehren abgewiesen. Die Klärung der Vaterschaft sei ausschließlich dem Abstammungsverfahren vorbehalten und eine Prüfung der Vaterschaft des Beklagten als Vorfrage damit ausgeschlossen, hieß es. Der Oberste Gerichtshof billigte diese Rechtsansicht aber nicht. Wissenschaft;Der Verwendungszweck der filigranen Objekte ist unbekannt. Kopenhagen – Dänische Archäologen rätseln über einen verblüffenden Fund, der auf den ersten Blick wie eine große Portion goldene Pasta aussieht (ein Foto finden Sie hier). Rund 2.000 dünne, zu kleinen Spiralen aufgerollte Goldbänder aus der Bronzezeit sind bei Ausgrabungen auf der Insel Seeland ans Licht gekommen. Experten des Museums Westseeland und des Nationalmuseums in Kopenhagen wissen weder, wofür die bis zu drei Zentimeter langen Objekte gebraucht wurden, noch haben sie jemals etwas Vergleichbares in Dänemark gesehen. Nach Einschätzung der Archäologen stammen sie aus der Zeit zwischen 900 und 700 vor unserer Zeitrechnung, erklärte Flemming Kaul vom dänischen Nationalmuseum. Vielleicht waren die Spiralen an einer Schnur angebracht, die als kleine Fransen an einem Hut oder Sonnenschirm steckten. Vielleicht waren sie ins Haar geflochten oder auf Kleider gestickt, sagte der Forscher. Die Spiralen aus dünnem, flachen Golddraht fanden die Archäologen im Verlauf mehrerer Ausgrabungen auf nur wenigen Quadratmetern. In der Nähe waren auch bereits Armbänder und Schüsseln aus Gold gefunden worden. (APA/red, 9. 7. 2015) Nicht-Wissenschaft;Der Chefredakteurin wurde von Rechtsextremen ein Tod in der Gaskammer gewünscht. Fünf verschiedene Cover, die eine möglichst große Bandbreite an unterschiedlichen Arten von Müttern porträtieren sollen: Das plante die Zeitschrift Eltern mit ihrer Februar-Ausgabe. Warum jede Mutter die beste für ihr Kind ist, lautete die Schlagzeile, zu der auf einem Cover auch eine Mutter mit Kopftuch zu sehen war. Während anfangs positives Feedback kam – etwa aus der türkischen Community – begann wenige Wochen später das Postfach des Verlags mit wütenden E-Mails überzugehen. Darunter waren teilweise üble Beleidigungen und Morddrohungen gegen verantwortliche Redakteure zu finden. Bald war klar, dass ein Blogeintrag des rechtsextremen Querfront-Magazins Politically Incorrect den xenophoben Mob auf die Eltern-Redaktion gelenkt hatte. Diese hatte Leser über das Coverfoto informiert und anschließend Kontaktadressen bereitgestellt. Kurz nach dem Blogbeitrag– und schon damit einige Wochen nach Erscheinen der Ausgabe- begannen die Beleidigungen. Ich kann damit umgehen, wenn man mir an den Kopf wirft, dass ich vergast gehöre, dass ich eine Schande für mein Volk sei oder an die Wand gestellt werden sollte. Es kann aber nicht sein, dass unbeteiligte Mitarbeiter der Telefonzentrale beleidigt und angepöbelt werden. Da hört es für mich auf, sagt Chefredakteurin Marie-Luise Lewicki im Interview mit dem Branchenblatt Meedia. Wütende Protestler sollen etwa in der Redaktion angerufen haben, um dann minutenlang arabische Musik in voller Lautstärke in den Telefonhörer zu leiten. Außerdem gab es Boykott-Aufrufe gegen Eltern und Gruner & Jahr. Es ist nicht der erste rechtsradikale Mob, der gegen Unternehmen vorgeht: Vergangenes Jahr wurde beispielsweise die Supermarktkette Spar beschimpft, weil dort testweise Halal-Fleisch verkauft worden war. Außerdem gab es Proteste gegen den Schokohersteller Lindt, weil Nutzer eine orientalische Krippe für eine Moschee hielten. Für die Organisatoren des Shitstorms erweist sich die Aktion jedoch als Schuss ins Knie – denn Eltern kündigte an, künftig noch stärker auf die muslimische Community einzugehen. Nicht-Wissenschaft;Strache hatte sich mit KAV-Ärzten solidarisiert, Posting ist mittlerweile gelöscht. Der FPÖ-Parteichef Heinz-Christian Strache hat mit einem Facebook-Posting zahlreiche Medizinstudenten verärgert. In einer Statusmeldung solidarisierte sich der freiheitliche Klubobmann mit jenen Wiener Spitalsärzten, die vergangene Woche einen Streikbeschluss gefasst hatten. Kein Wunder, dass wir auf einen Ärztenotstand hinsteuern, so Strache, immer mehr Jungärzte gehen in das Ausland, wo sie wesentlich bessere Rahmenbedingungen vorfinden. Eine junge Medizinstudentin protestierte daraufhin im Kommentarfeld der Statusmeldung gegen Straches Vereinnahmung der Ärzte. Wagen Sie es ja nicht, hier ungebeten für meinesgleichen zu sprechen, schrieb die Studentin, laut der Straches von Gewalt und Aggressivität geladenen Kommentare dem österreichischen Gesundheitssystem nicht weiterhülfen. Vielmehr sind Ihre menschenverachtende Politik und täglichen Hasstiraden der Grund, warum ein Abwandern in Länder (…) sehr reizvoll erscheint. Abschließend forderte sie Strache auf, im Wahlkampf nicht auf dem Rücken von Menschen in Sozialberufen zu kampagnisieren. Die Reaktion: Der Eintrag der Studentin verschwand, sie wurde laut Kurier von Straches Pinnwand ausgesperrt. Daraufhin forderte sie ihre Kommilitonen dazu auf, ihren Kommentar erneut auf Straches Seite zu posten. Das geschah mehr als 800-mal, daraufhin ließ Strache laut Ö24 den gesamten Eintrag samt Protest dann entnervt löschen. Dass auf der Seite des FPÖ-Chefs Kritik oft zum Löschen und zu Blockaden führt, enthüllte vergangenes Jahr die Initiative Heimat ohne Hass. So sollen Beiträge, die das Wort Strache enthalten, automatisch ausgefiltert werden. Wissenschaft;Babys bringen Berührungen nicht mit anderen Wahrnehmungen in Verbindung. London/Wien – Was ist schöner, als ein Baby sanft an den Füßen zu kitzeln und sich an der Reaktion – einem Strampeln, oder vielleicht sogar einem Lächeln oder Glucksen – zu erfreuen? Wir sollten diese Reaktion aber nicht allzu persönlich nehmen. Denn die Säuglinge dürften diese Reize nicht mit uns in Verbindung bringen, berichten britische Forscher in der Fachzeitschrift Current Biology. Das Team um Andrew Bremner vom Goldsmiths College in London beschäftigt sich mit fundamentalen Fragen der frühen sensorischen Entwicklung, unter anderem auch damit, ob Babys die Quelle von Reizen erkennen, die sie spüren. Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, machte das Forscherteam einen simplen Test, der auch Erwachsenen bekannt ist: Überkreuzt man Arme oder Beine und wird dann berührt, kann man die genaue Quelle des Reizes oft nicht korrekt zuordnen. Die gleichen Fehler passieren auch sechs Monate alten Kleinkindern, nicht jedoch Säuglingen im Alter von bis zu vier Monaten: Sie schnitten bei diesem Test viel besser ab als ältere Kinder oder Erwachsene. Wir schließen daraus, dass Babys in ihrer frühen Entwicklungsphase Berührungen ausschließlich als Berührungen wahrnehmen, und diese nicht mit irgendetwas, das sie hören, sehen oder sogar riechen, in Verbindung bringen, sagt Bremner. Die taktilen Wahrnehmungen sind völlig isoliert von allen anderen Sinneseindrücken. Aus unserer Erwachsenensicht muss das eine sehr exotische Sinneswelt sein. Wissenschaft;Neuroforscher entdecken, warum wir in fremder Umgebung meist schlecht schlafen: Schuld ist die linke Hirnhälfte, die nicht zur Ruhe kommt. Providence – Schlafforscher und Handelsreisende kennen das Phänomen: Die erste Nacht in einem fremden Bett ist alles andere als erholsam. Diese Erfahrung ist durchaus universell. Ein japanisches Sprichwort etwa weiß: Wenn du das Kopfkissen wechselst, schläfst Du nicht. Aber warum ist das so? Darauf haben nun Neurowissenschafter von der Brown University in Providence (US-Bundesstaat Rode Island) erstmals eine Antwort gefunden. Wie die Forscher um Yuka Sasaki im Fachjournal Current Biology schreiben, bleibt während der Tiefschlafphase ein bestimmtes Netzwerk der linken Gehirnhemisphäre in einer Art Alarmmodus, während sich die rechte wie gewohnt ausruht. Wir wissen, dass Meerestiere und manche Vögel einen solchen Ein-Hemisphären-Schlaf haben, bei dem eine Hirnhälfte wach bleibt und die andere schläft, erläutert die Professorin für Kognitive Linguistik und Psychologie. Zwar würden menschliche Gehirne nicht ebenso asymmetrisch arbeiten wie die von Meerestieren. Aber womöglich haben unsere Gehirne ein Miniatur-System dessen, was Wale und Delphine haben, sagt Sasaki. Das Team nahm mit Hirnstrommessungen und bildgebenden Verfahren den Schlaf von 35 Freiwilligen in der ersten und der achten Nacht im Schlaflabor unter die Lupe. Ergebnis: In der ersten Nacht waren die linken Hirnhälften in der sonst erholsamen, langwelligen Tiefschlafphase leicht anzusprechen. Wie die Gehirnscans zeigten, war von dieser zerebralen Schlaflosigkeit das sogenannte Default-Mode-Netzwerk besonders betroffen. Es wird im wachen Zustand beim Nichtstun aktiviert, sorgt für ein gewisses Hintergrundrauschen und generiert Tagträumereien und Gedankenketten. Der Schlafforscher Dieter Riemann vom Universitätsklinikum Freiburg findet die Studienergebnisse vielversprechend und hochinteressant. Die Ergebnisse passen in eine Forschungsrichtung, die man local sleep nennt – in diesem Fall dann allerdings eher local wakefulness. Diese geht davon aus, dass Schlaf eben kein absolut homogener Zustand des gesamten Gehirns ist. Seiner Meinung nach lassen sich daraus generell Strategien zur Behandlung von Schlafstörungen entwickeln. Wir gehen ja davon aus, dass bei chronischen Insomnien ein permanentes Hyperarousal (Übererregtheit) – letztendlich Ausdruck einer Habacht-Stellung – vorliegt. Bei chronischen Schlafstörungen könnten Entspannungstechniken, aber auch gezieltes Später-ins-Bett-Gehen helfen. Um dem Fluch der ersten Nacht zu entgehen oder ihn zumindest zu lindern, empfiehlt Sasaki Reisenden, ihren eigene Kopfpolster mitzunehmen oder stets ähnliche Hotels zu buchen. Möglicherweise seien Vielreisende jedoch auch in der Lage, die nächtliche Habacht-Stellung auszuschalten. Menschliche Gehirne sind sehr flexibel. An der Brown University versuche man derzeit, den wachen Teil des Gehirns mit einer bestimmten Technik auszuschalten und zu testen, ob sich der Schlaf dadurch verbessern lasse. Nicht-Wissenschaft;Christoph Biró gab in einem Kommentar längst widerlegte Gerüchte über Flüchtlinge wieder. Graz/Wien – Die Menschenrechtsorganisation SOS Mitmensch hat bei der Staatsanwaltschaft Graz eine Sachverhaltsdarstellung zum umstrittenen Flüchtlings-Kommentar des Chefredakteurs der Steirerkrone eingebracht. Chefredakteur Christoph Biró spricht darin von Plünderungen, sexuellen Übergriffen und Sachbeschädigungen durch Flüchtlinge – Gerüchte, die vor allem in sozialen Medien seit langem kursieren und teils längst widerlegt wurden. Laut SOS Mitmensch sei nun zu prüfen, ob der Kommentar nach dem Strafgesetzbuch als Verhetzung und/oder die wissentliche Verbreitung falscher, beunruhigender Gerüchte zu beurteilen sei. Biró hätte in seinem Kommentar Angst und Misstrauen gegen Schutzsuchende geschürt. Für keines dieser Gerüchte gibt es bisher einen Beleg, sagt Alexander Pollak, Sprecher der Organisation, in einer Aussendung. Die steirische Landtagsabgeordnete Sabine Jungwirth (Grüne) verlangt in einem offenen Brief an den Chefredakteur der Steirerkrone die Offenlegung der Quellen seines Kommentars in der Sonntagsausgabe der Zeitung. Biró möge offenlegen, woher er etwa Informationen zu Supermarktplünderungen durch Flüchtlinge habe, was ein Sprecher des Innenministeriums auf derStandard.at dementiert hatte: Wissen Sie mehr als die Polizei und das Innenministerium?. Nicht-Wissenschaft;Rebellenvertreter sollen mindestens zwei Legislaturperioden lang im Kongress und in Landes- sowie Gemeinderregierungen sitzen. Havanna – Die kolumbianische Guerillaorganisation Farc verlangt garantierte Mandate im Parlament. Als Bedingung für die Umwandlung in eine politischen Partei sei es erforderlich, dass Rebellenvertretern mindestens zwei Legislaturperioden lang Sitze im Kongress und in Landes- sowie Gemeinderregierungen direkt zugeteilt werden. Außerdem forderte Farc-Sprecherin Victoria Sandino am Samstag eine Garantie, dass keine Mitglieder der Guerillagruppe ans Ausland ausgeliefert werden. Seit November 2012 verhandelt die kolumbianische Regierung mit der Farc über eine Beilegung des seit Jahrzehnten andauernden Konflikts. Bis März 2016 soll ein Friedensvertrag unterzeichnet werden. Nicht-Wissenschaft;Teenager wurden verdächtigt, Drogen konsumiert zu haben. Phuket – Hunderte Einwohner haben auf der thailändischen Ferieninsel Phuket laut Behördenangaben am Samstag eine Polizeistation belagert, nachdem zwei Jugendliche bei einer Verfolgung durch die Polizei getötet worden waren. Aufgebrachte Demonstranten blockierten demnach eine Straße zur Polizeistation auf der 680 Kilometer südlich von Bangkok gelegenen Insel. Die dadurch verursachten Staus hätten auch die Hauptstraße zum internationalen Flughafen verstopft. Nach Angaben des Bodenpersonals waren mehrere abgehende Flüge verspätet gestartet. Die wütende Menge setzte demnach Fahrzeuge vor der Polizeistation in Brand und attackierte die Polizeistation mit Molotow-Cocktails. Zuvor seien die zwei Teenager auf einem Motorrad bei der Verfolgung gerammt und getötet worden. Nach Angaben der Polizei hatte man sie verdächtigt, Drogen konsumiert zu haben. Es seien auch Drogen bei ihnen gefunden worden, sagte der Gemeinde-Chef Chamroen Thipongthada. Phuket ist die größte Insel Thailands, die jährlich von rund zwei Millionen Touristen besucht wird. (APA, 10.10.2015) Nicht-Wissenschaft;Transport in die Slowakei soll spätestens am Freitag erfolgen. Krumpendorf – 42 syrische Asylwerber, die derzeit im Kärntner Zeltlager in Krumpendorf untergebracht sind, sollen in die Slowakei überstellt werden. Wie der Krumpendorfer Grüne-Nationalrat Matthias Köchl mitteilte, sollen sie in der geplanten Flüchtlingsunterkunft in Gabcikovo untergebracht werden. Ich habe das Gefühl, dass man fieberhaft auf der Suche nach Syrern ist, weil die in der Slowakei noch am ehesten akzeptiert werden, sagte Köchl. Bei einer lokalen Volksbefragung in Gabcikovo hatten sich rund 97 Prozent der Teilnehmer gegen die Aufnahme von Asylwerbern ausgesprochen. Die Flüchtlinge bleiben laut Köchl trotz der Unterbringung in der Slowakei im österreichischen System, der Asylantrag laufe in Österreich weiter. Informationen von Bürgern zufolge soll die erste Gruppe von 42 syrischen Asywerbern – großteils junge Männer – bereits Donnerstag um neun Uhr vormittags aus Krumpendorf weggebracht werden. Unter ihnen sollen sich auch zwei 17-Jährige – also noch nicht Volljährige – befinden. Eine weitere Gruppe soll am Freitag nach Gabcikovo übersiedelt werden. In der örtlichen Bevölkerung seien Viele vor den Kopf gestoßen, denn die Unterstützung für die Krumpendorfer Flüchtlinge sei groß. Für einen Teil der Asylwerber seien bereits Wohnungen gefunden und Mietverträge abgeschlossen worden. Bis in 14 Tagen könnten alle derzeitigen Zeltbewohner in festen Quartieren untergebracht werden. Örtliche Unterstützer hätten für einzelne Flüchtlinge Patenschaften übernommen, schildert eine Bürgerin dem Standard. Andere Flüchtlinge hätten mit großem Erfolg bei Kunstaktionen mitgemacht. Im Klagenfurter Stadttheater habe vor Kurzem eine Podiumsdiskussion mit 800 Zuhörerinnen und Zuhörern stattgefunden, bei der Krumpendorf als Integrations-Modellgemeinde für Flüchtlinge bezeichnet worden sei. Nicht-Wissenschaft;Eineinhalb Jahre Haft, davon sechs Monate unbedingt, für Schweden mit irakischen Wurzeln. Innsbruck – Wenn man die Sprache, in der verhandelt wird, nicht versteht, muss ein Gerichtsprozess ein seltsames Schauspiel sein. In Handschellen wird der vermeintliche Schlepper von zwei Polizisten in einen Raum des Innsbrucker Landesgerichts gebracht, einer der beiden Beamten pfeift. Der Angeklagte setzt sich zur Einvernahme. Adnan A., 47 Jahre alt, schwedischer Staatsbürger, geboren in Bagdad, verheiratet, vier Kinder, derzeit arbeitslos, Schulden. Die Dolmetscherin übersetzt, A. blickt mit großen Augen den Richter an, nickt. Der Vorwurf: Als Mitglied einer kriminellen Vereinigung soll er 13 Personen ohne Aufenthaltstitel durch Tirol transportiert haben. Vor rund zehn Jahren kauerte der Juwelier Adnan A. selbst in einem Anhänger – auf der Flucht aus dem Irak, seiner Heimat. Etwa 60.000 Dinar habe er Schleppern bezahlt, um über Syrien und die Türkei nach Europa und schließlich nach Schweden zu gelangen. So erzählte es der Angeklagte zumindest seinem Verteidiger. Im Prozess interessiert seine eigene Fluchtgeschichte nicht. Nachdem der Richter die Personalien aufgenommen hat, erhebt dieser sich, setzt das Barett auf, vereidigt die Schöffen. Kurz sieht es aus, als ob der Angeklagte denkt, ohne Befragung wird nun schon das Urteil gesprochen. A. sitzt starr auf seinem Sessel. Er trägt ein olivefarbenes Shirt, Jeans, Sandalen, seit zwei Monaten ist er in Untersuchungshaft in Österreich, einem Land, mit dem er eigentlich gar nichts zu tun hat. Dann darf er sich erklären. Er ist geständig. Ich bin aber kein Verbrecher, ich bitte um Entschuldigung, übersetzt die Dolmetscherin immer und immer wieder. Adnan A. bekam im Jahr 2007 einen positiven Asylbescheid. Im Irak habe er ein kleines Unternehmen gehabt, als Goldschmied gearbeitet, doch im Krieg alles verloren. In Schweden machte er eine weitere Ausbildung, doch es war schwierig, dort Fuß zu fassen, sagt sein Verteidiger. A. nickt. Um sich etwas dazuzuverdienen, habe er gelegentlich Autos an- und wieder weiterverkauft. Auf der Suche nach einem neuen Deal sei A. über Facebook auf eine Art Annonce gestoßen: Fahrer wurden gesucht. Für Schlepperfahrten. Er habe eine Familie, Geldsorgen, so nahm er Kontakt auf, erklärt der Angeklagte. Er sollte Flüchtlinge von Italien nach Schweden bringen. Beim ersten Mal sei das geglückt, bei der zweiten Fahrt wurde A. in Tirol aufgegriffen. Die Entlohnung für beide Aufträge: angeblich nicht einmal 900 Euro. Es tut mir so leid. Lassen Sie mich gehen, und Sie sehen mich hier nie wieder, fleht A., der Richter reagiert nicht. Bei seiner polizeilichen Einvernahme soll A. gesungen haben, er kooperiere mit der Polizei, erklärt der Angeklagte. Schlussendlich wird er zu eineinhalb Jahren Haft verurteilt, davon sechs Monate unbedingt. Mit zittriger Stimme schreit A. auf. Das ist viel zu viel, übersetzt die Dolmetscherin. Dann erklärt sein Verteidiger, dass er so bei guter Führung in ein bis zwei Monaten nach Schweden zurückkehren könne. A. scheint beruhigt, nickt wieder. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Nicht-Wissenschaft;Zu Beginn vor allem im Osten unbeständig, ab dem Ende der Woche mehr Sonnenschein. Wien – Das kühle und unbeständige Wetter über Österreich setzt sich zu Wochenbeginn vor allem im Osten fort. Bis zum Freitag nimmt die Schauerneigung jedoch ab und die sonnigen Phasen werden wieder mehr. Die Tageshöchstwerte pendeln sich laut Prognose der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) vom Sonntag bei etwa 15 bis maximal 20 Grad ein. Entlang der Alpennordseite sowie im Norden und Osten ziehen am Montag mit nach wie vor teils lebhaftem West- bis Nordwestwind immer wieder dichte Wolken durch. Dabei regnet es vor allem in den Nordstaulagen zwischen Salzburg und dem Mostviertel zeitweise. Auch über dem Flachland können bis zum Abend lokale Regenschauer niedergehen. Dazwischen gibt es jedoch immer wieder auch Sonnenschein. Am häufigsten zeigt sich die Sonne in Vorarlberg und im Tiroler Oberland. Wetterbegünstigt ist mit Nordföhn außerdem generell die Alpensüdseite. Von fünf bis 13 Grad in der Früh steigen die Temperaturen im Lauf des Tages auf 14 bis 20 Grad. Am Dienstag dominieren entlang der Alpennordseite zwischen dem Tiroler Unterland und dem Mostviertel bis weit in den Nachmittag hinein dichte Wolken sowie Regenschauer bei einer Schneefallgrenze knapp unter 2.000 Meter Seehöhe. Weiter im Norden und Osten ziehen hingegen letzte Regenschauer meist rasch ab und die Wolkendecke lockert im Laufe des Vormittags auf. Südlich des Alpenhauptkammes sowie im Südosten präsentiert sich das Wetter überwiegend sonnig und trocken. Der Wind weht schwach bis mäßig aus West bis Nord. Die Temperaturen liegen zunächst bei sieben bis 13 Grad, am Nachmittag sind 15 bis 21 Grad zu erwarten. Am Mittwoch herrscht in Bodennähe hoher Luftdruck, in den oberen Luftschichten streift von Nordosten her aber ein Tiefdruckwirbel das Land. Dieser wird etwas unbeständigeres Wetter mit einzelnen Schauern in Teilen Niederösterreichs bringen. Sonst gibt es bis auf ein paar Frühnebelfelder oft nur wenige Wolken und häufig Sonnenschein. Im Tagesverlauf können die Wolken dann auch im Süden etwas mehr werden. Der Wind weht meist nur schwach aus nördlichen Richtungen. Nach Frühtemperaturen von vier bis elf Grad rechnet die ZAMG mit Tageshöchstwerten von 16 bis 21 Grad. Donnerstagfrüh gibt es abschnittweise wieder Nebelfelder in den Becken und Tälern. Insgesamt überwiegt tagsüber dann der sonnige Wettercharakter, es ziehen aber zeitweise einige Wolken über den Himmel. Darunter finden sich oft auch Quellwolken. Im Bergland der Westhälfte Österreichs ist zudem die Schauerneigung am Nachmittag leicht erhöht. Der Wind weht schwach bis mäßig aus Nordost bis Ost und kann speziell im Alpenvorland etwas auffrischen. Zu Tagesbeginn dürften die Temperaturen bei fünf bis elf Grad liegen, am Nachmittag zwischen 17 und 21 Grad. Am Freitag tauchen nach oft sonnigen Verhältnissen in der Früh tagsüber wieder Wolken auf, die die Sonne etwas abschatten können. Überwiegend bleibt es aber trocken, einzelne Schauer sind speziell im Bergland aber nicht ganz auszuschließen. Der Wind weht teils mäßig aus Ost bis Südost. Die Prognose deutet auf Frühtemperaturen von drei bis zwölf Grad hin, die Höchstwerte verteilen sich erneut bei 17 bis 21 Grad. Nicht-Wissenschaft;Der bei Stars aller Genres gefragte Schlagzeuger gastiert am Donnerstag mit eigener Band im Wiener Porgy & Bess. Wien – Beim von einer halben Million Menschen besuchten Reunion-Konzert von Simon & Garfunkel im New Yorker Central Park ist Steve Gadd ebenso am Schlagzeug gesessen wie für das Album Concierto des großen Jazzgitarristen Jim Hall. Die lange Liste an prominenten Arbeitgebern aus dem Pop- und Rock-Bereich, von Steely Dan und Paul McCartney bis zu Eric Clapton, zu dessen aktueller Tour-Band er zählt, ist nur eine Facette des gefragten Drummers mit ausgeprägten Jazz-Wurzeln. Bereits als Elfjähriger jammte Gadd mit Dizzy Gillespie, später sorgte er unter anderem bei Chick Corea und George Benson für das rhythmische Fundament. Daneben fand Gadd, ein Meister ebenso erfindungsreicher wie unwiderstehlicher Grooves, immer wieder Zeit für eigene Projekte wie die Gadd Gang. Mit der aktuellen Steve Gadd Band gastiert er am Donnerstag auch wieder im Wiener Porgy & Bess. Dabei handelt es sich um das gleiche Ensemble, mit dem Gadd regelmäßig den Singer-Songwriter James Taylor begleitet. Man darf davon ausgehen, dass Gitarrist Michael Landau, Keyboarder Larry Goldings, Bassist Jimmy Johnson und Trompeter Walt Fowler ihr gut geöltes Zusammenspiel ohne singenden Frontman deutlich freier entfalten können. Und Schlagzeug-Fans können sich aus nächster Nähe Antworten auf ihre Lieblingsfrage geben: Wie hätte Steve Gadd das gespielt? (glicka, 11.11.2015) Wissenschaft;Erste Ergebnisse der Magnetospheric Multiscale Mission der Nasa liegen vor. Das Grazer Institut für Weltraumforschung ist an dem Projekt beteiligt. Graz/Seattle – In der Magnetosphäre der Erde spielen sich faszinierende Prozesse ab. Neue Erkenntnisse über den explosiven Prozess in der Magnetopause der Erde, also der äußeren Begrenzung der Magnetosphäre, liefert die NASA-Satellitenmission MMS. Unter Mitwirkung von Forschern aus Graz wurden nun im Fachblatt Science erste Ergebnisse publiziert. Die Daten liegen für einen Durchflug der Magnetopause im Oktober 2015 vor. Damals flogen die Satelliten offenbar mitten durch die Geburtsregion einer Rekonnexion: Für Plasmaphysiker ist das mit einem Lotto-Sechser zu vergleichen, sagte Wolfgang Baumjohann vom Grazer Institut für Weltraumforschung (IWF) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW). Als Rekonnexion bezeichnet man in der Physik die abrupte Umwandlung der Energie magnetischer Felder in Strömungs- und thermische Energie. In Weltraumplasmen beeinflusst diese Energieumwandlung die Wechselwirkung zwischen dem Sonnenwind – dem Teilchenfluss, der von der Sonne abströmt – und dem Erdmagnetfeld und damit auch das sogenannte Weltraumwetter. Dabei kann es zu Problemen etwa bei Satelliten, elektrischen Anlagen, bei der Funkkommunikation oder bei Navigationssystemen kommen. Ein besseres Verständnis der Rekonnexion ist ein wichtiges Ziel für die Plasmaphysik der Erde und des Weltraums, betonten die Autoren unter Federführung von Jim Burch vom Southwest Research Institute in San Antonio (Texas). Im Vorjahr ist die NASA-Satellitenmission MMS (Magnetospheric Multiscale Mission) gestartet, um das Zusammenspiel zwischen den Magnetfeldern von Erde und Sonne genauer zu untersuchen. Nun wurden Daten ausgewertet, die die vier Satelliten in der Grenzregion zwischen dem Sonnenwind und der Erdatmosphäre gesammelt haben, so Baumjohann. Das Grazer IWF ist der größte nicht-amerikanische Partner der Mission und ist am Instrumentenbau wie auch der Datenauswertung beteiligt. Das Besondere an der Mission ist der Maßstab, in dem die Magnetfelder untersucht werden: Die Forscher analysieren den dynamischen Prozess im Millisekundenbereich. Erstmals konnten wir wie mit einem Mikroskop in das Entstehungsgebiet der magnetischen Rekonnexion blicken und quasi die Keimzellen für diesen wichtigen plasmaphysikalischen Prozess untersuchen, so der Wissenschafter. Rekonnexion tritt auf, wenn sich zwei einander entgegengesetzte Magnetfelder in Plasmen zu nahe kommen. Die Feldlinien brechen auf, um sich anschließend neu zu formieren. Dabei werden explosionsartig große Mengen magnetischer Energie in andere Energieformen umgewandelt. Damit Rekonnexion stattfinden kann, müssen die Plasmen des Sonnenwindes und der Erdmagnetosphäre jedoch entmagnetisiert werden: Das heißt, Plasma und Magnetfeld werden entkoppelt, wie Baumjohann erklärte. Die Geräte auf den Satelliten messen laut IWF hundertmal schneller als frühere Missionen. Daher konnte das Verhalten der sehr kleinen und leichteren negativ geladenen Elektronen im Plasma, das bisher nur am Computer simuliert wurde, erstmals direkt beobachtet werden. Nicht-Wissenschaft;Während die Republikaner auf Zeit spielen, hat ihnen Obama einen möglichen Höchstrichter vor die Nase gesetzt, den sie schwer ablehnen können. Als Merrick Garland im Fernsehen sah, wie Leichen, auch solche von Kleinkindern, aus den Trümmern des Alfred P. Murrah Building gezogen wurden, bat er seinen Chef, ihn an den Tatort zu schicken. Es war der 19. April 1995: In Oklahoma City war ein Gebäude der Bundesverwaltung von einer Bombe verwüstet worden, 168 Menschen kamen ums Leben. Kurz darauf begann Staatsanwalt Garland, Vater zweier Töchter, die damals im Kindergartenalter waren, am Ort des Verbrechens Beweise zu sammeln. Es endete mit einem Todesurteil für den Täter Timothy McVeigh. Zwei Jahrzehnte später ist Garland der Kandidat, der den verstorbenen Antonin Scalia im Supreme Court ersetzen soll. Barack Obama hat ihn nominiert, wobei der Präsident genau weiß, welcher Hindernislauf seinem Favoriten im Kongress bevorsteht. Während führende Republikaner auf Zeit spielen – darauf spekulierend, dass im Jänner einer der ihren ins Weiße Haus einzieht –, hat ihnen Obama einen Mann vor die Nase gesetzt, den sie eigentlich nicht ablehnen können. An der Spitze des Bundesberufungsgerichts in der Hauptstadt Washington traf der 63-Jährige Entscheidungen, die es unmöglich machen, ihn ins linke oder rechte Fach zu sortieren. Die CIA, urteilte er etwa, verstoße gegen Gesetze, wenn sie der Presse keine Auskunft über Drohnenangriffe in Pakistan, Somalia oder im Jemen gebe. Dann urteilte er aber, die Geheimdienste bräuchten keine Fotos zu veröffentlichen, auf denen – gleichsam als Beweis – die Leiche Osama Bin Ladens zu sehen sei. Und nachdem George W. Bush Guantánamo de facto zur rechtsfreien Zone erklärt hatte, stimmte Garland zu: Guantánamo-Häftlinge, befand er im Jahr 2003, könnten in den USA nicht gegen ihre Inhaftierung klagen. Als Obama ihn nun vorstellte, kämpfte Garland mit den Tränen, während er sich ausmalte, welchen Stolz seine Großeltern – vor den zaristischen Pogromen aus Russland geflohene Juden – in diesem Moment wohl empfinden würden. Aufgewachsen bei Chicago, studierte Garland in Harvard Jus. 1989 wurde er Staatsanwalt. Nicht nur dass Garland das gediegene Ambiente der Anwaltskanzlei Arnold & Porter gegen ein fensterloses Büro eintauschte: Er nahm auch eine 50-prozentige Kürzung seiner Bezüge in Kauf. 1997 gab ihm der US-Senat mit klarer Mehrheit grünes Licht für den Posten am Berufungsgericht, dessen Vorsitzender er inzwischen ist. (Frank Herrmann, 17.3.2016) Wissenschaft;Neues Verfahren hilft dabei, den Zustand von Korallenriffen schnell und umfassend zu kartieren. Bremen – Korallenriffe zählen zu den am stärksten von den Folgen des Klimawandels betroffenen Ökosystemen. Verlieren Korallen ihre Symbionten, eine spezielle Algenart, weil diese die steigenden Temperaturen nicht vertragen, bleichen die Riffe aus und sterben schließlich ab. Die Korallenbleiche nimmt seit 2014 wieder im verstärktem Ausmaß zu. Aber auch die Versauerung der Ozeane durch Aufnahme von Kohlendioxid setzt den Korallen zu. Nun haben deutsche Wissenschafter ein optisches Verfahren entwickelt, mit dem sich der Zustand von Korallenriffen wesentlich schneller als zuvor erfassen lässt. Der bisher übliche Prozess, den Gesundheitszustand eines Riffs zu beurteilen, ist ein sehr aufwändiges Verfahren, bei dem nur ein Bruchteil des Riffs abgedeckt wird. Beim von dem Physiker Arjun Chennu und dem Meeresbiologen Joost den Haan vom Bremer Max-Planck-Institut präsentierten Ansatz können erstmals detaillierte Karten der Unterwasserlandschaft erstellt werden. Mithilfe der Kombination einer Spezial-Kamera und einer herkömmlichen Digitalkamera kann ein einzelner Taucher in vergleichsweise kurzer Zeit die Daten eines großes Gebiets sammeln, analysieren und daraus eine Bestandsaufnahme des Riffs erstellen. Die Forscher des Bremer Max-Planck-Instituts haben dieses so genannte Hyperdiver-System jetzt erfolgreich in Papua Neu-Guinea getestet. Ziel war ein Korallenriff, in dessen Nähe es natürliche Kohlendioxidquellen gibt. In der Nachbarschaft dieser Quellen weisen die Korallen bereits unterschiedliche Schädigungen auf: das perfekte Testlabor für das neue HyperDiver-System. Kern der Analyse ist ein Computerprogramm mit einem selbstlernenden Algorithmus, erklärt Chennu. Wir bringen dem System bei, Korallenarten zu erkennen. Das funktioniert im Prinzip so wie bei der Personenerkennung aus der Videoüberwachung. Sein Kollege den Haan ergänzt: Wir erzeugen eine Karte, auf der die Biodiversität des Korallenriffs erkennbar ist. Je mehr Korallenriffe wir kartieren, desto besser wird das System und kann die Vielzahl von Korallenarten unterscheiden. Damit wird es möglich, den jetzigen Zustand genau zu erfassen und Änderungen zu dokumentieren. Bisher gibt es nur einen Prototypen, doch die ersten Ergebnisse stimmen die Wissenschafter optimistisch, dass das Verfahren künftig auf breiter Basis eingesetzt werden kann. Wissenschaft;Die Forscher der Universität Newcastle haben schon wieder eine Verwendungsmöglichkeit für strenge Blicke entdeckt. Newcastle – Wenn die Werbeindustrie von diesem Studienergebnis Wind bekommt, wird sich bald auf sämtlichen Postwurfsendungen ein aufgedrucktes Augenpaar befinden. Das hemmt nämlich offenbar deutlich die Bereitschaft, einen solchen Zettel achtlos wegzuwerfen, wie Forscher der Universität Newcastle berichten. Schon vor einigen Jahren hatten Forscher dieser Universität ein psychologisches Experiment mit der Wirkung eines strengen Blicks durchgeführt. Sie hatten Poster mit verschiedenen Motiven in der Cafeteria ihres Instituts aufgehängt – und zwar dort, wo um Beiträge für die allgemeine Kaffeekassa gebeten wurde. Das Ergebnis: Wenn das Motiv ein streng blickendes Augenpaar war, stiegen die Einzahlungen auf fast das Dreifache gegenüber dem Normalwert an. Nun hat das Team um Melissa Bateson und Daniel Nettle für ein weiteres Verhaltensexperiment erneut Augen strategisch platziert – und zwar auf Flugzetteln. Sie stellten zwei Versionen hier, die sich in nur einem Detail unterschieden: Eine Version zeigte ein wachsames männliches Augenpaar, die andere, ansonsten identische, nicht. Und während letzteres Flugblatt mit einer Rate von 15,6 Prozent achtlos fallen gelassen wurde, war dies nur bei 4,7 Prozent der beäugten der Fall. Bateson und Nettle sehen im Ergebnis ihres in PeerJ präsentierten Experiments eine weitere Bestätigung dafür, dass sich Menschen sozialer verhalten, wenn sie sich beobachtet fühlen. Offenbar reichen schon Bilder von Augen, um dieses Gefühl zu wecken – oder vielleicht wirken diese auch nur als Erinnerung daran, dass man nicht allein auf der Welt ist. Das Thema der Flugzettel war übrigens die Neuauflage eines weiteren Experiments der Forscher, das 2013 durchgeführt worden war. Damals versahen sie die Ermahnung, sich vor Fahrraddieben in Acht zu nehmen und Fahrräder immer anzuketten, mit dem langsam zu Newcastles Trademark werdenden Augenpaar. Die Fahrraddiebstähle gingen daraufhin den Forschern zufolge um 62 Prozent zurück – und die Strategie wurde von den Behörden der Region übernommen. Die Forscher sprechen von nudge psychology, also von einem kleinen Schubser in die richtige Richtung. Diesem Konzept zufolge verhalten sich Menschen kooperativer und sozialer, wenn man ihnen unter allen Handlungsoptionen die beste aufzeigt, ohne sie ihnen aber aufzuzwingen. Bateson und Nettle würden das Ganze nun gerne dort ausprobieren, wo sich jede Menge fallengelassener Müll, der das Straßenbild verunziert, vermeiden ließe: auf Verpackungen von Fast Food. Nicht-Wissenschaft;Umberto Eco erklärt in seinem Buch "Über Spiegel und andere Phänomene" die sogenannte deduktive Denkweise. Angenommen, vor mir auf dem Tisch liegt ein Säckchen. Wenn ich weiß, dass es weiße Bohnen enthält, kann ich mit Sicherheit behaupten: Alle Bohnen in diesem Säckchen sind weiß. Ich greife also hinein und nehme eine weiße Bohne heraus. So erklärt Umberto Eco in seinem Buch Über Spiegel und andere Phänomene mithilfe des berühmten Beispiels des Philosophen Charles Sanders Peirce die sogenannte deduktive Denkweise. Was aber passiert, wenn vor mir ein Säckchen liegt, von dem ich nicht weiß, was es enthält? Und wenn ich hineingreife und eine weiße Bohne nach der andren herausnehme? Dann werde ich davon ausgehen, dass alle Bohnen im Säckchen weiß sind – jedenfalls so lange, bis ich die erste schwarze erwische. Doch jetzt kommt, so Eco, der ein gewitzter Schlawiner war, das Beste: Auf dem Tisch liegen ein Säckchen und daneben eine Handvoll weißer Bohnen. Also stelle ich einfach mal ein Gesetz auf, dem zufolge das Säckchen weiße Bohnen enthält. Was das alles mit Fernsehen zu tun hat? Ganz einfach. Ich hätte wissen können, dass gestern Abend auf Arte Der Name der Rose gezeigt wurde und hätte deshalb eingeschaltet. Oder ich hätte vor dem laufenden Gerät sitzen und dabei, sagen wir beim Umschalten, auf den Film stoßen können. Oder aber, und damit hätte auch Eco großen Spaß gehabt: Ich lese in Über Spiegel und andere Phänomene das Kapitel Die Abduktion in Uqbar, und weil mein Blick beim Umblättern zufällig auf den Fernseher fällt, schalte ich das Gerät ein und gehe davon aus, dass auch im Fernsehen an den großen Schriftsteller und Essayisten erinnert wird – und habe die größte Freude an der Überraschung, plötzlich Der Name der Rose zu sehen. Nicht-Wissenschaft;Warum die Notenbanken für Regierungen in die Bresche springen müssen, erklärt Markus Koch, TV-Korrespondent von der Wall Street. STANDARD: Wie oft überqueren Sie als Wall-Street-Korrespondent den Atlantik? Koch: Ich schätze, dass ich alle zwei Wochen Richtung Deutschland düse. Inzwischen kenne ich fast alle Stewardessen. STANDARD: Wo fühlen Sie sich wohler: in den USA oder Europa? Koch: Ich sitze immer ein bisschen zwischen zwei Welten, fühle mich aber in beiden wohl. Mit der Familie verbringe ich einen Monat im Jahr in Deutschland. Ich habe das Beste beider Welten. STANDARD: Und wo fühlt sich Ihr Geld am wohlsten? Koch: Global, anders geht es nicht. Und man muss streuen. Ich habe ein Trading-Portfolio, das ich sehr aktiv betreibe mit einem Drittel meines Geldes, aber 70 Prozent sind in Pensionsplänen. STANDARD: Gibt es die Mentalitätsunterschiede zwischen Europa und den USA auch beim Anlegen? Koch: In den USA gibt es den Wahnsinn, dass das Volk noch an den amerikanischen Traum glaubt. Aber ich glaube, dass dieser Traum für die meisten ausgeträumt ist. In Deutschland oder Österreich haben wir das Gegenteil. Wir sind im Umgang mit Geld ein ängstliches Volk. Das liegt auch an unserer Historie. Wir haben Währungsreformen mitgemacht und eine Hyperinflation. Da ist die Angst ausgeprägter – entweder das Geld nicht zu haben, es zu verlieren oder auch darüber zu sprechen. STANDARD: Wie kann man diesen Ängsten entgegenwirken? Koch: Die Unwissenheit zum Thema Wirtschaft und Geld ist groß. Man muss die Frage stellen, wie versteht die breite Bevölkerung den Zusammenhang von Geld und Wirtschaft. Wie absurd ist es, dass wir in Deutschland so viele Lottospieler haben. Kennen Sie jemanden, der im Lotto gewonnen hat? Ich nicht. Trotzdem wird Lotto gespielt. Wenn Sie den Einsatz dreißig Jahre lang in einen Fonds einzahlen, sind Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit wesentlich reicher. Dafür fahren sie Porsche, haben aber keine Aktien von VW im Portfolio. Das macht ja keinen Sinn. STANDARD: Woran liegt dieses Unverständnis? Koch: In Zeiten des Internets versucht jeder, mehr Breaking News zu generieren. Das verpufft irgendwann. Man muss versuchen, Schritt zu halten, obwohl keiner weiß, welche von zehn möglichen Entwicklungen die richtige sein wird. Also müssen wir versuchen, auf allen Ebenen zu surfen. Das ist für alle – die Finanzbranche und den Journalismus – eine immense Herausforderung. STANDARD: Wie stellen Sie sich dieser Herausforderung? Koch: Ich mache n-tv seit 20 Jahren, aber nur noch acht Tage im Monat. Börsenberichterstattung hat sich überholt, die Wertigkeit hat erheblich nachgelassen. STANDARD: Können Sie das erläutern? Name: Die Märkte entwickeln sich weiter, aber wir sind eigentlich noch immer Höhlenmenschen. Das ist die Herausforderung an der Börse, dass ich gegen meine Natur handeln muss. Wenn ich angegriffen werde, flüchte ich in der Natur. Wenn ich an der Börse angegriffen werde, muss ich zugreifen. STANDARD: Sind daher automatische Handelsprogramme bessere Anleger als Menschen? Koch: Ich denke, dass wir durch Automatisierung und Technologie ironischerweise zu der vergangenen Art der Geldanlage zurückkommen. Der Privatanleger wird durch die Automatisierung aus dem täglichen Geschäft verdrängt. Trading auf Tagesbasis macht keinen Sinn, der Mensch hat keine Chance gegen die Maschinen. Das bedeutet, dass die langfristigen Investments zurückkehren werden. STANDARD: An der Wall Street geht es seit sieben Jahren aufwärts. Wird ein achtes Jahr folgen? Koch: Wir erleben den viertlängsten Aufschwung in der Geschichte der Vereinigten Staaten seit dem Zweiten Weltkrieg. Das Verrückte ist der Ansatz, dass es immer bergauf gehen muss. Die Zentralbanken handeln genau nach dem Motto. STANDARD: Wird das gelingen? Koch: Ich glaube, dieses Jahr wird das erste Jahr sein, in dem die breite Bevölkerung besser performt als die Wall Street. Wir haben auf einmal Lohnwachstum, wir haben einen deutlich erholten Arbeitsmarkt, einen erholten Häusermarkt und niedrige Energiepreise. Das breite Volk wird besser dastehen als die Wall Street. Die Wirtschaft kann nicht nur durch Geldpolitik geführt werden, die Konjunktur muss auch funktionieren. STANDARD: Was ist bei der bisherigen Geldpolitik falsch gelaufen? Koch: Die Notenbanken haben statt Nachfrage viel Angebot geschaffen, etwa am Ölmarkt oder in China Überkapazitäten in der Industrie. Wenn ich die Zinsen senke, kann sich jeder billiges Geld besorgen, und dann gibt es Blasen. Im Rohstoffsektor sehen wir das und in China auch. Nach der Finanzkrise war die Geldpolitik aggressiv, und das war notwendig, da brauchten wir die großen Kanonen. Aber dass wir sieben Jahre später mit den gleichen Kanonen schießen, ist Wahnsinn. STANDARD: Was wäre der Ausweg? Koch: Man müsste Geldpolitik inklusive Infrastrukturprogrammen machen. Oft hat (EZB-Präsident Mario, Anm.) Draghi in Richtung der Regierungen gewarnt: I can not do your work. Die Notenbanken machen die Drecksarbeit der Politik. Das ist ein Dilemma, auch in den USA. Wir brauchen eine Steuerreform, müssen Steuerlücken schließen, aber die Politik macht nicht genug. STANDARD: Glauben Sie deshalb nicht an den American Dream? Koch: In Amerika wird aus einer Marktwirtschaft eine Marktgesellschaft, in der alles zum Verkauf steht. Ich habe kein Problem damit, wenn man sich ein dickes Auto kaufen kann oder eine Jacht. Aber ich habe ein Problem, wenn man sich ein längeres Leben kaufen kann, eine bessere Krankenversicherung oder ein besseres Bildungssystem. STANDARD: Wohin wird das führen? Koch: Die bittere Bilanz ist auch der Wahlkampf, den wir erleben. Bei Donald Trump, der die Sprache der Dreijährigen spricht und damit vom Volk verstanden wird, aber im Prinzip kein Programm hat, steckt keine Substanz dahinter. Aber dass das Volk es annimmt, zeigt Angst und auch Unverständnis. Man versteht nicht, warum es einem schlechter geht. STANDARD: Wäre Trump als US-Präsident ein Grund für Sie, dem Land den Rücken zu kehren? Koch: Nein. Aber bedenklich finde ich die Tatsache, dass so viele Amerikaner hinter Trump stehen. Das zeigt, wie zerrissen das Land ist. Das Problem ist nicht Trump an sich. Es sind Kandidaten, bei denen man nur zwischen Pest und Cholera wählen kann. Wissenschaft;In einem Wiener Sicherheitsprojekt wird erforscht, ob und wie Personenüberprüfungen und Passkontrollen maschinell abgewickelt werden könnten. Wien – Oft ist es schon für die eigenen Freunde schwierig, einen auf einem alten Passfoto zu erkennen. So ist klar, dass es für jemanden, der einen nicht kennt, umso schwieriger ist, das Foto zu identifizieren. Das ist Talentsache, weiß Franz Daubner vom Austrian Institute of Technology (AIT). Studien hätten gezeigt, dass Menschen darin generell erstaunlich schlecht und zudem sehr unterschiedlich begabt seien. Gesichtserkennungsalgorithmen sind noch nicht so gut wie die besten Menschen, aber besser als der Durschnitt, sagt der Bildverarbeitungsexperte, der das Projekt Modentity leitet, das sich mit neuen, mobilen technischen Anwendungen für die Identitätsverifikation und Personenkontrolle beschäftigt. Das vom Verkehrsministerium geförderte Projekt ist im Sicherheitsforschungsprogramm Kiras eingebettet, beteiligt sind zudem das Innenministerium, das Institut für empirische Sozialforschung (IFES), die Staatsdruckerei und die Firma rubicon. Im Rahmen von Modentity soll eine Software für das Smartphone entwickelt werden, das Polizeibeamte bei der Personenkontrolle unterstützt. Dabei geht es vor allem um Amtshandlungen von Grenz-, Fremden- und Kriminalpolizei. Die Kamera des Smartphones soll die Gesichtserkennung, den Fingerabdruckscan und die Dokumentenprüfung unterstützen. Um eine Person mit dem Passfoto in ihrem Reisedokument zu vergleichen, wird ein Foto von ihrem Gesicht gemacht, das die neue Software anschließend mit dem Bild vergleichen kann, das auf dem Chip des Dokuments gespeichert ist. Daubner geht davon aus, dass dies den Menschen angenehmer sein könnte als der prüfende Blick eines Beamten, der ansonsten zur Identifikation nötig ist. In einer Bürgerbefragung, die in Kürze startet, wird das Ifes diese Annahme überprüfen. Die Fotos sollen nur über die Dauer der Identifikation gespeichert bleiben und dann sofort gelöscht werden. Datenschutz und Datensparsamkeit seien wichtige Themen, sagt Daubner, da muss alles passen. Momentan lässt er das Modell in einem Rechtsgutachten überprüfen. Auch für den Fingerabdruckscan erhofft sich Daubner durch den Einsatz des Smartphones für die Menschen ein angenehmeres Prozedere. Im Zuge von Modentity soll ein kontaktloser Scan entwickelt werden. Es gibt Studien, die zeigen, dass viele Menschen große Probleme damit haben, ihren Finger auf ein Gerät zu legen, das schon zahlreiche Menschen vor ihnen berührt haben. Bei der neuen Technologie würde der Finger hingegen fotografiert. Schwierig wird es allerdings, wenn das Fingerfoto mit einem klassisch aufgenommenen Fingerabdruck verglichen werden soll. Beim herkömmlichen Scan muss der Finger platt an eine Scheibe gedrückt werden und bekommt dadurch eine andere Form. Ein weiteres Problem ist es, ein solches Foto ausreichend auszuleuchten. Bei Abschluss des Projekts, das seit 2013 und noch bis Ende 2016 läuft, soll der erste Prototyp einer Handyhülle gebaut sein, auf der zusätzliche Beleuchtung angebracht werden kann. Das Smartphone soll schließlich auch als Pass- und Dokumentenlesegerät einsatzfähig werden. Mithilfe der neuen Software könne es den Chip elektronischer Reisepässe auslesen. Außerdem soll es möglich sein, ?die optischen Sicherheitsmerkmale wie etwa Hologramme automatisiert zu verifizieren und so die Echtheit des Dokuments zu überprüfen. Bisher könnten das die wenigsten Lesegeräte, man betritt wissenschaftliches Neuland. Davon, alle diese Funktionen in einem Smartphone zu vereinen, verspricht sich Daubner Vorteile auf verschiedenen Ebenen. Einerseits ist es ein Objekt, an das die Menschen gewöhnt sind und das so eventuell weniger Abschreckung erzeugt. Andererseits ist es auch technisch sinnvoll. Das Smartphone bietet eine leistungsstarke Hardware für wenig Geld, sagt Daubner. Der Markt für Grenzkontrollgeräte sei wesentlich kleiner, und die Möglichkeit, Neues zu entwickeln, dementsprechend geringer. Das Projektziel von Modentity ist kein fertiges Produkt, sondern ein Prototyp, der neue Möglichkeiten aufzeigen soll. Daubner betont, dass es dabei nicht nur um technische, sondern auch soziale und ethische Kriterien geht. Damit eine möglichst hohe Akzeptanz gegenüber der neuen Technologie erreicht wird, werden neben den Bürgern auch die Beamten, die die Geräte verwenden sollen, in die Entwicklung eingebunden. Oft geht es um Details im Userinterface und im Ablauf – darüber müssen wir uns rechtzeitig klar werden, sagt Daubner. Bei der Bürgerbefragung gehe es um die andere Seite. Der Prozess der Personenkontrolle soll auch für die zu Kontrollierenden so angenehm wie möglich gemacht werden. So soll möglichst wenig Aufmerksamkeit erregt werden, um Schaulustige zu vermeiden. Auch soll eruiert werden, in welcher Form etwa akustische Signale die Prozedur positiv beeinflussen. Grenzschutz und Personenkontrolle sind heikle Themen und bekommen nicht zuletzt wegen der sich zuspitzenden Flüchtlingskrise Aktualität. Die Ideen, die im Rahmen von Modentity entwickelt werden, brauchen noch eine Weile bis zu ihrer Umsetzung. Dennoch könnte die aktuelle Situation indirekt auf das Forschungsprojekt einwirken. So werde die bevorstehende Bürgerbefragung durch die aktuelle Aufmerksamkeit für das Thema beeinflusst, sagt Daubner: Ich denke, dass somit zeitgemäßes Feedback zu wichtigen gesellschaftlichen Aspekten einfließt. Nicht-Wissenschaft;Strobls Erfolgsprämie soll Richtung 40.000 gehen – Mehr Ticket- und Sponsor-Erlöse, Nettokosten 1,5 Millionen unter Plan. Wien – Im ORF gibt es Fans von Pius Strobl, allen voran General Alexander Wrabetz, und Menschen, die weniger gut auf ihn zu sprechen sind. Vertreter beider Gruppen bestätigen STANDARD-Infos, dass Strobl gerade eine Prämie als Eventmanager des Song Contest 2015 bekommen hat, dass sie fünfstellig ausgefallen ist und 40.000 nicht ganz erreicht, aber durchaus in diese Richtung geht. Weniger Übereinstimmung erzielen die beiden Gruppen in der Bewertung dieses Umstands. Und Strobl selbst äußert sich nicht. Die Strobl weniger gut Gesinnten sprechen von einer Prämie, sie erinnern daran, dass Strobls ESC-Anstellung eigentlich im Sommer enden sollte und dann doch bis Jahresende lief, offiziell zur Abrechnung des Song Contest. Schon im September 2015 wurden intern endgültige Zahlen für den Event präsentiert. Auf die ESC-Zahlen verweisen wiederum die Fans von Pius Strobl: Statt geplanter 15 Millionen Euro seien die Nettokosten für den ORF bei 13,5 Millionen gelegen. Die Ticketerlöse überstiegen die Planung mit insgesamt deutlich mehr als fünf Millionen Euro weit. Und auch (für den ORF) günstige Kooperationen sollen mehr als zweieinhalb Millionen eingespielt haben. Diesen Hinweisen schließen Fans von Strobl noch jenen an, dass der Eventmanager nach marktüblichen Gepflogenheiten wohl weit mehr Erfolgsprämie bekommen hätte. Samt Nachsatz: Die tatsächliche Prämie sei sehr genau an hoch gesteckte Ziele geknüpft gewesen. Vor dem ESC-Job (und nach seinem unfreiwilligen Abgang als Kommunikationschef des ORF) arbeitete Strobl über seine Agentur P+S Consulting für den ORF, etwa beim großen Satkartentausch der vergangenen Jahre, beim Umstieg aller Bundesländerkanäle auf HD oder beim Öko-Charity-Eventprojekt Mutter Erde. Vertragsvolumen der P+S nach früheren ORF-Angaben: rund 200.000 Euro jährlich. P+S Consulting gehört zu 76 Prozent Strobls Frau Eva Pölzl, Privat-TV-Moderatorin und Nachlese-Redakteurin. Sie soll offenbar das neue regionale ORF-Frühfernsehen (ab März) präsentieren. Inzwischen ist Strobl nicht mehr ORF-Angestellter, sondern mit einem Beratungsvertrag Sicherheitschef des ORF sowie oberster Baumanager des ORF. Da soll er dem ORF wieder sparen helfen: Wie berichtet soll Strobl verhindern, dass Sanierung und Zubau des ORF-Zentrums 30 bis 50 Millionen über Plan liegen – soviel veranschlagte eine interne Baukostenwarnung. Der ORF beruhigte im Herbst 2015 zu dem 300-Millionen-Gesamtprojekt: Der ORF ist sehr zuversichtlich, dass die weiteren Reservepositionen nicht zur Gänze benötigt werden und damit das Gesamtprojekt sowohl zeitlich wie finanziell im Plan und auf Schiene ist. Strobl arbeitet daran (und an mehr als einem Dutzend anderer Projekte, wie es intern heißt) mit inzwischen acht Mitarbeitern im Direktionstrakt des ORF. Nicht-Wissenschaft;'Nazi-Zuflucht, aber auch Ort des Widerstands: Die "politische Landschaft" rund um Altaussee ist Thema eines Projekts, dessen künstlerische Eingriffe auf dem Berg und im Tal tief schlummernde Geschichte wecken. Amüsiert hatte man beim Frühstück im Hotel den Tautropfen auf dem Plastikblumengesteck entdeckt. Jetzt war jedoch alles echt: das noch feuchte, wadenhohe Gras zwischen den dicht stehenden niedrigen Nadelbäumen, die Schweißperlen auf der Stirn, der Duft der Fichten – und ja, auch der leichte Schwindel nach dem steilen Aufstieg über den Naglsteig, am Fuß des Hinteren Rauchers, hoch über Altaussee. Klima, Gerüche, Bewegung, all das gehöre zum ästhetischen Erleben, sagt Dirck Möllmann. Er verantwortet gemeinsam mit Elisabeth Fiedler das Projekt Politische Landschaft im Ausseerland. Wie ist diese Landschaft, in der die Geschichte des Zweiten Weltkrieges so kulminierte, beschaffen, und wie wirkte sie auf die Menschen? Die vom Institut für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark eingeladenen Künstlerinnen und Künstler sollen die Historie zwar nicht illustrieren, wohl aber denkwürdige Orte markieren, allzu tief Schlummerndes wecken. Einst war das Salzkammergut Sehnsuchtsraum des jüdischen Bürgertums, Sommerfrischeparadies etwa von Theodor Herzl, Gustav Mahler, Sigmund Freud oder Jakob Wassermann, der notierte: Altaussee ist kein Dorf, sondern eine Krankheit, die man nicht mehr los wird. Aber gegen Ende des Zweiten Weltkrieges, als das Dritte Reich immer mehr zerfiel, wurde die Region perfiderweise zum Zentrum des letzten Aufbäumens des NS-Regimes und ihres Propagandamärchens von der uneinnehmbaren Alpenfestung. Es wurde zu einer Art Nazi-Walhalla (Christian Strasser) für hohe NS-Funktionäre wie Joseph Goebbels, Ernst Kaltenbrunner oder Adolf Eichmann. Einerseits. Denn andererseits gab es hier im unzugänglichen, karstigen Toten Gebirge auch einen breiten Widerstand in der Bevölkerung, von Kommunisten und Sozialisten ebenso getragen wie von Katholiken. Historiker Wolfgang Quatember attestiert dem Salzkammergut aufgrund der Lohnabhängigkeiten der Arbeiter in den Salzbergwerken und den Forstbetrieben eine lange Tradition des Widerstands, ja eine gewisse Widerborstigkeit. Stachelig war auch der Namenspatron eines Partisanenunterschlupfes, auf dessen Spuren man gerade durch das unwegsame Tote Gebirge, inzwischen 600 Höhenmeter über der Blaa-Alm, wandert: der Igel. Das Tier war dem Kern der Untergrundgruppe Willy-Fred beim Bau des Verstecks vor die Füße gelaufen. Sepp Plieseis, der aus einem Außenlager des KZ Dachau geflohen war, Karl Gitzoller, Alois Straubinger und weitere Widerständler verbargen sich dort ab Ende des Winters 1943/44. Der Igel passt als Bild auch zur Strategie: sich einigeln statt angreifen. Man sah die Zeit noch nicht gekommen, um Aktionen zu setzen. Die Hauptaufgabe bestand für sie eher darin, die Mehrheit der Bevölkerung für den Widerstand zu gewinnen, und nicht darin, Sabotageakte zu setzen – Versorgungswege wie Brücken zu sprengen oder die Stromversorgung zu kappen. Es gab solche Pläne, sonst wäre kein Sprengstoff organisiert worden, aber im Grunde wollte man die Lebensgrundlage der dort lebenden Menschen nicht zerstören, also nicht jene, die man für den Kampf gegen einen gemeinsamen Feind gewinnen wollte, gegen sich aufbringen. Und freilich war da auch Angst, von den Häschern entdeckt zu werden. Partisanen waren sie im engeren Sinne zwar keine, nur Kriegsdienstverweigerer, wie es die Widerstandskämpferin Edith Hauer-Frischmuth herunterspielt, waren sie auch nicht. Obwohl es auch solche gab. Straubinger erinnert sich an die letzte Zeit im Igel: Zum Schluss haben wir Feiglinge dazubekommen, mit denen wir unsere Probleme hatten. Aufgestöbert hat sie zum Glück niemand. Zu entlegen war das vom Revierjäger empfohlene Versteck; ihn hatte man ins Vertrauen gezogen, weil er den Unterschlupf auf seinen Kontrollgängen unweigerlich entdeckt hätte. Nicht entdeckt hätte man selbst heute hingegen den großen Findling mit der rosaroten Markierung, man wäre stattdessen schnurstracks dem Weg weiter in Richtung Ischler Hütte gefolgt. Der Findling weist einen schmalen Pfad durch die jungen Fichten. Die Route zum Igel führt durch ein lichtes, brachliegendes Stück Schutzwald, Steinmännchen weisen den über vom Sturm gefällte Stämme führenden Weg. Minuten später findet man sich in einer kleinen Senke zwischen halbhohen Felsen wieder, nach vorn öffnet sich das Gelände; der Blick streift etwa den Sandling gegenüber, in dessen Massiv das Salzbergwerk liegt. Direkt vor des Wanderers Nase: ein stacheliges, hockerartiges Objekt aus schwarz lackiertem Holz. Hier, wo man sich jetzt zur Rast niederlässt, stand, angelehnt an die Felswand, einst der Unterschlupf, eine Konstruktion aus Baumstämmen, gedeckt mit Rinde, die anfangs sechs bis acht, später zehn bis 15 Männern – vorübergehend auch mehr – Versteck bot. Es sei fast zu eng geworden, erinnerte sich Straubinger an jene Zeit. Es kamen immer mehr, weil viele nicht mehr einrücken wollten und unten im Tal kein Versteck mehr gefunden haben. Die Knappheit der Lebensmittel und die einseitige Ernährung ließen sogar die Ruhr ausbrechen. Ohne Brot, so erinnert sich Straubinger, wurden die Leute narrisch. Mit dem gewilderten Fleisch allein hätte man nicht überleben können; man war auf die Frauen, die unter widrigsten Umständen Lebensmittel organisierten, angewiesen. Auf kleinstem Raum waren Spannungen vorprogrammiert, auch weil manche die ganze Gruppe der Gefahr aussetzten, entdeckt zu werden, weil sie ins Tal abstiegen, um ihre Familien zu besuchen. Karl Feldhammer musste einen solchen nächtlichen Ausflug zu seiner Frau Maria im Jänner 1945 mit dem Leben bezahlen. Als es an der Tür klingelte, versuchte er mit einem Sprung aus dem Fenster zu fliehen. Er wurde erschossen. Künstlerin Eva Grubinger, von der die Idee zum Projekt Politische Landschaft stammt, vergleicht ihren Igel mit einem kultischen Objekt, um das man sich wie um ein Feuer versammelt. Er ist alles andere als ein Monument, vielmehr eher klein. Denn eine Vorgabe für die in der Landschaft ausgesetzten Objekte – für deren Realisierung die Beteiligten einige Male auf dem Berg waren – war es, in einen Rucksack passen zu müssen. Mehr als am großen Hallo einer skulpturalen Geste, die man hier nur mit dem Helikopter abseilen könnte, war man eben an den langsamen Prozessen interessiert, am Erfahren der Landschaft im Gehen, eine Bewegung, die das Unmittelbare der körperlichen Erfahrung mit dem Nachsinnen verschmilzt: Darin liegt ein Geheimnis dieses Projekts, dessen Kunstwerke für sich allein genommen, als Objekte, eher unspektakulär sind. Man wandert entlang der historischen Schauplätze und wird etwa dessen gewahr, dass Eichmanns Fluchtweg hier begann; er führte über die Blaa-Alm, wo später auch einige Goldkisten gehoben worden sein sollen. Kaltenbrunner hatte Eichmann, der sich so wie er im Altausseer Ortsteil Fischerndorf einquartiert hatte, unmissverständlich erklärt, er solle verschwinden. Was dieser auch tat. Direkt hinter der Villa Kerry, wo Kaltenbrunner oft seine Geliebte Gisela von Westarp besuchte, führt ein Weg in das Loser-Gebiet. Erst 1960 wurde Eichmann in Argentinien verhaftet; Simon Wiesenthal, der sogenannte Nazijäger, hatte aber vermutet, dass Eichmann einige Male nach Altaussee zurückgekehrt war, er hatte ihm dort aufgelauert. Vergebens. (Doch die Mörder leben, Simon Wiesenthal in Der Spiegel, 1967) Auf der Flucht nutzten die Nazis jene Höhlen und Almhütten, die zuvor den Widerstandskämpfern als Versteck gedient hatten. Einen dieser Felsunterschlupfe hat der Künstler Florian Hüttner mit einem Propagandamotiv aus dem russischen Partisanenkampf versehen. Man muss auf allen vieren unter den Stein kriechen, um die Arbeit zu entdecken. Man muss die Haltung ändern, sich in eine ungewohnte Position begeben, um das Bild zu sehen: Darin liegt der bereits erwähnte Unterschied zur beiläufig konsumierten Kunst. Das persönliche Erleben verleiht der Kunst ein Plus an Authentizität. Auf den steilen Pfaden kommen einem aber auch die Frauen der auf dem Berg versteckten Widerstandskämpfer in den Sinn. Sie versorgten die Männer im Igel unter großer Gefahr und beträchtlichen Kraftanstrengungen mit Lebensmitteln, warnten vor Suchaktionen oder übernahmen Kurierdienste, wei ma hoit miassn håt, wie Plieseis Frau Maria es formulierte. Und Leni Egger: Weil hoid da Mo dabei gwesen is. Der Vorteil des weiblichen Widerstands war, dass man es den Frauen nicht zutraute. Widerstand war patriarchal organisiert. Ruhm brachte den Frauen ihr Engagement daher nicht ein; ihre Schicksale blieben blass. Historikerin Martina Guggelberger: Die Frauen haben sich selbst nicht als Widerstandskämpferinnen gesehen. Der Begriff ist ganz stark männlich geprägt und auch mit bewaffnetem Widerstand verbunden. Mit diesem Begriff haben sich Frauen überhaupt nicht identifizieren können. Eine Ausnahme bildete Edith Hauer-Frischmuth, geehrt mit dem jüdischen Titel Gerechte unter den Völkern, die ihre Verdienste stets äußerst selbstbewusst dargestellt hat. Die Frau eines Wiener Arztes quartierte sich im Seehotel ein, um dort Gestapo- und SS-Männer auszuhorchen. Ich habe diese Leute unter den Tisch gesoffen, um Informationen zu erhalten. Und: Wer Fingerspitzengefühl genug besaß, um diese Menschen, die vor den Trümmern ihrer Weltanschauung und ihrer Existenz standen, für seine Zwecke einzuspannen, der brauchte keine raubärtigen, von Sonne und Wind lederhäutigen Partisanen. Der brauchte nur ein paar Leute, die auf einen aufpassen, die Informationen zusammentrugen, die wichtige Kurierdienste übernehmen konnten. Grubingers Igel, der wie alle anderen Arbeiten noch einen korrespondierenden Drilling im Tal – und im Kunsthaus Graz (in der Ausstellung dort allerdings nur bis 6.9.) – besitzt, reißt jedoch noch eine andere Geschichte auf, verknüpft einen Widerstandsort mit dem nächsten: dem Salzbergwerk. Ab 1943 wurde es zum Bergungsort der vom Hitlerregime zusammengerafften Kunstgüter, darunter etwa der Genter Altar der Brüder van Eyck, Michelangelos Madonna, ein Selbstbildnis Rembrandts oder die Bauernhochzeit von Bruegel. In den Karteien der Nazis fand die Bildhauerin auch ein Objekt, das zur beschlagnahmten Sammlung des Wiener Zuckerfabrikanten Oscar Bondy gehörte: Das 25 Zentimeter große, mit Zacken übersäte Ding, das man vermutlich irgendwann einmal fürs Schaufechten verwendet hat, wurde das Vorbild für Grubingers Skulptur. Wer kann sich allerdings wirklich die Rettung der Kunstwerke, die Gauleiter August Eigruber vernichten lassen wollte, damit sie nicht in die Hände des kapitalistischen Weltjudentums gelangen, auf die Fahnen heften? An diesem Punkt beginnen sich die Erzählungen der Widerstandskämpfer und Zeitzeugen zu widersprechen: Albrecht Gaiswinkler, der als Agent der Briten 1945 mit dem Fallschirm absprang, um Goebbels, der mit seiner Familie in der Villa Roth am Grundlsee wohnte, zu verhaften, aber zu spät kam, gilt als umstrittene Figur. Er reklamiert diese und auch andere tragende Rollen in der unblutigen Übergabe des Salzkammerguts an die Alliierten für sich. Nicht nur Plieseis zweifelt diese Großtat im Bergwerk an: Die hatten gar keine Ahnung, dass im Stollen Kunstschätze lagerten. Sie waren ja erst wenige Tage vorher abgesprungen und suchten Unterschlupf für sich. Vereiteln konnte man die geplante Sprengung im Salzbergwerk nur, weil man vom Plan wusste, nicht nur die Zugänge zu den Stollen, sondern die ganzen Kunstschätze in die Luft zu jagen. Dabei wäre das gesamte Bergwerk zerstört worden: Dieser Umstand ist nicht unwesentlich für die Motivation der Einheimischen, beherzt einzugreifen, schließlich hätte dies den Zugang zu einer ihrer wichtigsten Ressourcen – dem weißen Gold – vernichtet. Ein Indiz für diese verheerenden Pläne waren Kisten mit der Aufschrift Vorsicht Marmor, nicht stürzen. Verdacht schöpfte ein Kunstexperte, der nicht wie sonst ein Verzeichnis der Werke erhalten hatte und daraufhin die Widerstandsbewegung informierte. Das taten auch zwei Bergarbeiter, Alois Raudaschl und Hermann König: Sie waren misstrauisch geworden, öffneten die verdächtigen Kisten und fanden die Bomben. Drei Maßnahmen setzten die Widerständigen: Man überwachte die Zufahrtsstraße, denn für das Scharfmachen der Fliegerbomben sollten Spezialzünder geliefert werden. Man setzte den Ortsgruppenleiter, ein willenloses Ausführungsorgan, fest. Und – vermutlich entscheidend – man intervenierte bei Kaltenbrunner persönlich, Eigrubers Pläne zu verhindern. Kaltenbrunner half, schließlich suchte er nach Möglichkeiten, beim Eintreffen der Alliierten wenigstens ein bisschen besser dazustehen. Letztlich konnten die Sprengkörper tatsächlich aus dem Berg entfernt werden: Geholfen hatten Salinendirektion, Bergarbeiter und Antifaschisten. Für den Film Monuments Men von und mit George Clooney gab das mehr als genug nervenkitzelnden Stoff ab. Historische Wahrheit darf man sich von der Hollywoodproduktion aus dem Jahr 2014 freilich nicht erwarten. Geschichte ist geduldig und biegsam, so wie die Lärchen: Deren Überformung in der Natur, widrige Umstände haben die Bäume in skurrile Formen gepresst, hat Angelika Loderer für eine skulpturale Metapher der Anpassung unter dem Druck eines Regimes genutzt. Sie hat Lärchensetzlinge in Beton eingegossen – etwa am Waldrand bei der Villa Kerry. Die Malerin Christl Kerry (tatsächlich mit US-Außenminister John Kerry verwandt) zählte einst Künstler, darunter der Tenor Joseph Schmidt, der Jude war, zu ihren Gästen; 1945 beherbergte sie Himmlers Stellvertreter Ernst Kaltenbrunner. Der Chef der Sicherheitspolizei setzte sich erst am 7. Mai ab (Eichmann war in den ersten Maitagen verschwunden), am Tag, als die Amerikaner von Bad Ischl aus ihren Vorstoß auf den Pötschenpass begannen. Bereits fünf Tage später, im Morgengrauen des 12. Mai, stöberte man Kaltenbrunner jedoch in seinem Versteck, der Wildensee-Alm, auf und nahm ihn fest. (Totes Gebirge: Ernst Kaltenbrunners Alpeninszenierung des Endes, Werner Liersch in der Berliner Zeitung, 23.4.2005) Mit Kaltenbrunners Fluchtroute deckt sich womöglich auch die bei der Loserhütte beginnende Wandertour hinauf zum Hochklapfsattel. Hier im Hochgebirge, im steilen Gelände oberhalb der Weißen Wand hat Bojan Šarčević seine künstlerische Intervention platziert. Es ist eine riesige Muschel, die im Fels kaum auszumachen ist: Farblich verschmilzt sie regelrecht mit der Umgebung. Der Titel Partisan verweist allerdings mehr auf die Widersacher als auf die Kollaborateure des Systems. Guter Widerstand wird nicht entdeckt, sagt Helmut Kalss, gebürtiger Altausseer, der seine Dissertation dem Widerstand in der Region gewidmet hat. Er streicht damit insbesondere den Widerstand der Frauen heraus, deren Mut das Überleben vieler versteckter Männer gesichert hat. Und so könnte man die andere, die Muschel komplettierende Hälfte, die Šarčević im Tal am Brückenfundament der Umfahrungsstraße in Bad Aussee anbringen ließ, als Symbol für das weibliche Engagement sehen. Auch sie wird dort eins mit der Materialität des Betons, wird Sinnbild für einen unerkannten Fremdkörper im System oder auch für ein Nest, eine Zuflucht. Das, was mitten im Gebirge, mitten in der Landschaft ein irritierender Augenkitzler ist, das wird in dörflichen wie städtischen Umgebungen, die ohnehin eher an einem Zuviel an Gestaltung leiden, fast unsichtbar. Der historische Kontext, erzählt und angestoßen von Künstlerinnen und Künstlern, Kuratorinnen und Kuratoren, macht das, was gerne übersehen wird, jedoch um vieles reicher, lädt auch Konzeptkunst mit einer Art Aura auf. Bis zum Erreichen dieses Punkts herrscht allerdings oftmals Kopfschütteln, spricht man, wie bei einer Führung im Salzbergwerk erlebt, von sogenannten Kunstwerken. In der Tat ist dort, wo auch die Fundstelle der geraubten Kunstwerke kommentarlos passiert wurde, eine Soundarbeit von Susan Philipsz sehr unglücklich installiert. Denn wen irritiert das Ertönen eines Liedes, wenn kurz zuvor noch Oriental-Pop aus den Boxen schallte, ja das ganze Schaubergwerk mit einem musikalischen Konzept bespielt wird? Auch nahe der Blaa-Alm hängt ein Lautsprecher: Mit etwas Glück liest gerade jemand aus der Bibliothek des kollektiven Gedächtnisses 1945 des Künstlerduos Clegg & Guttmann vor. Die Bibliothek, aus der Bürger und Bürgerinnen Bücher ausleihen, in die sie aber auch selbst Publikationen zum Thema Erinnerungskultur stellen können, richteten Michael Clegg und Martin Guttmann im Literaturmuseum in Altaussee, der ehemaligen Auspitz-Villa, ein. 1938 hatte man diese arisiert. Während die enteignete Villa nach Kriegsende restituiert und 1966 von der Gemeinde gekauft wurde, ist viel Raubgut gar nicht erst wieder aufgetaucht. Etwa der von Hans Pucher unter einem Salatbeet bei der Villa Kerry gefundene 70-Kilo-Golddukatenschatz. Pucher sei aufmerksam geworden, so wird es von Hauer-Frischmuth in einem Interview überliefert, weil immer nur ein bestimmter Teil des Beetes gegossen wurde. Das versteckte Nazigold sei abgegeben worden, aber in dunklen Kanälen verschwunden. Kalss, der zahlreiche Gespräche mit Zeitzeugen geführt hat, schiebt das auf eine weitverbreitete fatalistische Einstellung nach Kriegsende. Obendrein hätten viele keinerlei Skrupel gehabt, sich am schmutzigen SS-Gold zu bereichern. Im Toplitzsee hingegen werde man kein mysteriöses Nazigold finden. Der ehemalige Gendarmeriepostenkommandant Herbert Stocker in einem Interview 2011: Dort haben sie nur Dinge hineingeworfen, die man nicht mehr finden sollte. Dazu zählten 17 Kisten gefälschter Pfundnoten, mit denen man London eine Inflation aufzwingen wollte, und die Druckplatten: Als Die Fälscher schrieb die Aktion Bernhard österreichische Oscar-Geschichte. Der Schatz vom Toplitzsee – Schüsse im Morgengrauen, von Franz Antel verfilmt, floppte 1959 allerdings. Die Zeit sei womöglich noch nicht reif gewesen für diese Themen, heißt es. Den von abenteuerlichen Geschichten umrankten Toplitzsee erreicht man vom Grundlsee aus zu Fuß auf ebener Strecke in guten 30 Minuten. Am Rand des bis zu 103 Meter tiefen Sees – und im Stollen der Mine, wo man das Salz mit Wasser aus dem Stein herauslöste und so aus dem Berg holte – lässt nun Susan Philipsz das englisches Klagelied Slow Slow Fresh Fount aus dem 17. Jahrhundert erklingen: Die Nymphe Echo weint dort – salzige – Tränen, weil Narziss sie zurückweist. Nicht nur die antike Mythologie, auch die Legenden jener dunklen Zeit werden überdauern. In vielem lässt sich keine Klarheit mehr schaffen. Trotzdem sagte Simon Wiesenthal einmal: Die Vorgänge im Ausseer Gebiet seit Mitte 1944 verdienen mit Bestimmtheit ein besonderes Buch, oder vielleicht sogar mehrere Bücher. Sie würden genügend Material für eine Reihe spannender Filme enthalten, in denen die unglaublichsten Dinge vorkommen dürften, die historisch belegt sind.' Wissenschaft;An der spezifischen DNA der Tiere lässt sich erkennen, aus welcher Gegend eine von ihr befallene Person stammt. Brunswick – Sie gehören zu jenen Lebewesen, die fast jeder von uns mit sich herumträgt: Die durchsichtigen Haarbalgmilben leben, wie der Name schon sagt, in den Haarbälgen oder Haarfollikeln. Meist drei der knapp 300 Mikrometer (also 0,3 Millimeter) kleinen Spinnentierchen teilen sich dabei einen Follikel. Der Mensch ist dabei keine Ausnahme: So gut wie jede Säugetierart hat ihre eigene Spezies von Haarbalgmilben. Beim Menschen tritt Demodex folliculorum vor allem im fortgeschrittenen Alter auf und kann selten aber doch zu Hautkrankheiten (wie Rosazea) beitragen. Ein internationales Forscherteam um den Biologen Michael Palopoli (Bowdoin College in Brunswick) hat nun die Milben aus rein wissenschaftlichen Gründen unter die genetische Lupe genommen: Sie wollten einfach mehr über die Spinnentiere herausfinden – nicht zuletzt darüber, wie sie von einer Person auf die nächste gelangten. Die Forscher verglichen für ihre im Fachblatt PNAS veröffentlichte Untersuchung die DNA von Haarbalgmilben aus den Haarfollikeln von 70 Menschen weltweit und machten eine überraschende Entdeckung: Die spezifische DNA der Tiere verrät viel über die Herkunft der Menschen. Sie entdeckten bei Menschen europäischer Abstammung einen spezifischen Milbenstamm und drei genetisch andere andere Milbenstämme, die bei Menschen in Asien, Afrika und Lateinamerika besonders häufig sind. Die Forscher konnten auf diese Weise eindeutige Schlussfolgerungen ziehen, aus welcher Gegend die Besitzer der jeweiligen Milben kamen, selbst wenn diese Migrationen hinter sich hatten. Denn allem Anschein nach werden Milben vor allem innerhalb einer Familie weitergegeben und nicht durch die jeweilige neue Umwelt. So wie etwa auch das Darmbakterium E. Coli scheinen also auch Milben etwas über die Ausbreitung des Menschen aus Afrika über den Planeten verraten zu können. Nicht-Wissenschaft;Tier wurde nicht verletzt – Besitzerin "geschockt". Salzburg – Unbekannte haben in der Stadt Salzburg am Sonntagnachmittag eine Hauskatze geschnappt und am Bauch und an anderen Stellen kahl rasiert. Die von der Tat offenbar erheblich mitgenommene 51-jährige Besitzerin erstattete am Folgetag Anzeige. Die laut Polizei geschockte Frau beschrieb ihr knapp sechs Jahre altes Tier als speziell ausgebildet, aus diesem Grund sei die Katze sehr zutraulich. Welche Ausbildung die europäische Hauskatze haben soll, ließ sich auf APA-Anfrage aber nicht eruieren. Wie eine Sprecherin der Polizei sagte, wurde die Katze nicht verletzt. Es müsse nun geprüft werden, ob Tierquälerei vorliege. Hinweise auf den oder die Täter gebe es derzeit nicht. Auch die Besitzerin äußerte nach dem Vorfall keinen Verdacht, wer für den Angriff auf ihre Katze infrage kommen könnte. (8.3.2016) Wissenschaft;'Vor allem Mütter leisten zu Hause Co-Unterricht. Das kann die soziale Undurchlässigkeit im Bildungssystem verstärken, sagt Linguistin Helga Kotthoff. STANDARD: Sie forschen aktuell über die Kommunikation zwischen Eltern und Lehrpersonal – und fokussierten sehr schnell auf die Mütter. Warum? Kotthoff: Es stellte sich in den Gesprächsaufnahmen heraus, dass es fast nur Mütter sind, die diese Gespräche mit Lehrerinnen und Lehrern führen. Mütter erzählen mit einem unglaublichen Detailreichtum, was mit den Kindern zu Hause verhandelt wird, und es zeigt sich, dass Mütter sehr stark eine Identität der Co-Lehrerin haben – und sie sind auch Co-Lehrerinnen! Die Pädagogin Heidi Schrodt hat mir bestätigt, dass unsere Schulsysteme, das deutsche genauso wie das österreichische, voll mit dem Einsatz der Eltern, im Klartext der Mütter, rechnen. Das ist ein halbbewusstes Wissen: Die Mütter wissen, dass sie in der Schule diese Identität zum Anschlag bringen müssen. Migrierte Mütter machen das hingegen nicht, erstens weil sie nicht immer die Deutschkenntnisse haben und zweitens weil sie diese schulischen Realitäten gar nicht so durchschauen können. STANDARD: Wie kamen Sie auf die Untersuchung der Gespräche zwischen Eltern und Lehrpersonen? Kotthoff: Es gibt zu dieser Gesprächsform im deutschsprachigen Raum kaum Literatur, und sie ist völlig unerforscht. In anderen Ländern mit anderen Schulsystemen gibt es diese Co-Lehrerinnen-Identität viel weniger, z. B. in Frankreich, wo die Schule erst um fünf endet. Bei uns haben die Kinder zum Beispiel die Hausaufgabe, eine Powerpoint-Präsentation zu machen, was in der Schule nicht vorbereitet wurde. Und dann setzen sich die akademischen Eltern hin und machen das mit ihnen. Doch was machen die Eltern, die selbst noch nie eine Powerpoint-Präsentation gemacht haben? Die Schule spiegelt diese Seite von sich selber. Es gibt eine Verbindung von Mikro und Makro: Wir wissen aus der soziologischen Makroebene, dass sich in den deutschsprachigen Gesellschaften die Herkunft im Bildungssystem extrem durchschlägt. Kinder aus gebildeten Haushalten kommen hochprozentig ans Gymnasium, die anderen nicht. Und diese Identitäten führen die Mütter auf der Mikroebene vor. STANDARD: Die starke soziale Selektion des Bildungssystems wird durch das implizite Wissen der Mütter, Co-Lehrerin sein zu müssen, verstärkt? Kotthoff: Ja, einerseits können das nicht alle, doch wenn es eine Mutter kann, wirkt das auf Lehrer und Lehrerinnen sehr kompetent. Bis vor kurzem waren in Deutschland die Empfehlungen der Lehrer und Lehrerinnen für den weiterführenden Schulweg noch bindend. Und in meinen Interviews mit Lehrpersonen sagen diese: Ja klar, wenn die Mutter Akademikerin ist, dann bringt die ihre Tochter schon durchs Gymnasium. Heidi Schrodt macht in ihrem Buch Sehr gut oder Nicht genügend? Schule und Migration in Österreich klar, dass etwa auch türkischstämmige Eltern sehr bildungsorientiert sind, aber sie trauen sich oft nicht in die Schule und zu den Elternsprechtagen. Sie wissen oft nicht, wie sie sich verhalten sollen, und sprechen womöglich gebrochenes Deutsch. Und sie haben auch dieses implizite Wissen über ihre Rolle nicht. In der Türkei gibt es etwa dieses Sichverlassen darauf, dass das Elternhaus ausgleichend wirken muss, nicht. Das Sichverlassen auf die Schule ist viel stärker. STANDARD: Wechseln wir zu einem anderen großen Forschungsgebiet von Ihnen, dem Humor. Vor Jahren haben Sie unter anderem festgestellt, dass Männer die Witze reißen und Frauen darüber lachen. Gilt das noch? Kotthoff: Das war ein Forschungsergebnis aus den 1980er-Jahren und gilt nur noch für sehr wenige Kontexte, konkret für sehr hierarchische. Es geht auch nicht nur darum, dass Männer Witze machen, sondern sehr statushohe Männer. In vielen Krankenhäusern gibt es zum Beispiel steile Hierarchien, in solchen Kontexten werden witzige Bemerkungen auch über anwesende rangniedrigere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen gemacht. So etwas können sich nur Menschen in sehr hohen Positionen leisten, und da sind nun einmal nicht viele Frauen. STANDARD: Das heißt, soziale Hierarchien entscheiden darüber, wer welche Witze machen darf? Kotthoff: Es geht nicht nur um Männlichkeit, sondern das Auftreten in Gesprächen ist immer mit anderen Faktoren verbunden. Ich spreche lieber von Scherzkommunikation, weil Humor vor allem im Deutschen stark eine psychologische Lesart hat; etwa man hat Sinn für Humor oder nicht. Wenn zum Lachen eingeladen wird, dann ist das im weitesten Sinne Scherzkommunikation. Bei grober oder missratener Scherzkommunikation würden Laien vielleicht sagen, das ist für mich gar kein Humor. Neutrale Begriffe zu verwenden ist auch für die Forschung wichtig, die im englischen Sprachraum im Übrigen viel stärker verankert ist. Vor allem in Deutschland liegt das daran, dass man durch die Beschäftigung mit nicht seriöser Kommunikation selbst schon im Bereich des Nichtseriösen ist. Das ist ziemlich verklemmt. STANDARD: Bei Scherzkommunikation ist oft ein Riesenthema: Was darf man? Was geht nicht mehr? Kotthoff: Grundsätzlich gilt, dass es einen ganz großen Unterschied macht, ob innerhalb oder außerhalb der Gruppe gescherzt wird. Innerhalb der Ingroup geht mehr oder weniger alles. Zum Beispiel, wenn eine Gruppe von behinderten Menschen miteinander lebt oder viel Zeit miteinander verbringt, dann dürfen die auch über die Behinderungen Witze machen. Das ist Binnenhumor, und der ist Außenstehenden nicht gestattet. Dass Blondinen in Witzen immer als doof hingestellt werden, dagegen müssen wir uns aus der Außenperspektive wehren. Aber wenn eine Gruppe blonder Mädchen sich solche Witze erzählt und sich so von diesem Typus abgrenzt, dann hat das eine andere Funktion, als wenn im Herrenklub Blondinenwitze gemacht werden – das ist dann klar diskriminierender Humor. Doch auch innerhalb jeder Gruppe gelten persönliche Geschmacks- und Empfindlichkeitsgrenzen. Insofern muss es grundsätzlich akzeptiert werden, wenn jemand diese Scherze ablehnt. STANDARD: Auf Hinweise, dass ein Witz verletzend war, folgt selten Verständnis. Warum? Kotthoff: Weil jeder Scherz Performance-Qualitäten hat und die, die diese Scherze machen, sehr empfindlich sind, wenn die Performance nicht ankommt. Insofern ist es immer auch eine persönliche Zurückweisung. Das zeigt auch, wie extrem dicht diese Form der Kommunikation ist, sie hat immer eine kognitive Seite, eine soziale – also was trägt sie zum Gruppenzusammenhalt bei, unterläuft oder bestätigt sie Hierarchien? Und dann hat sie auch eine psychische Seite, die helfen kann, mit bestimmten Defiziten umzugehen.' Nicht-Wissenschaft;Machen Sie alles mit der Maus der kennen Sie sich mit Tastaturkürzel aus?. Oft ist es einfacher, eine Aufgabe auf dem Computer mit einem Tastaturkürzel zu erledigen. Doch davon gibt es sehr viele. Wie gut kennen Sie sich damit aus, wissen Sie welche Befehle die folgenden zehn Shortcuts (gültig für Windows 7 und 8/8.1) ausführen? Wissenschaft;'Immer mehr Menschen glauben dem Unfug von Pseudomedizinern und lassen ihre Kinder ganz bewusst nicht impfen. Sarah will nicht geimpft werden – so lautet der Titel eines demnächst erscheinenden Kinderbuchs, das vom deutschen Heilpraktiker und Homöopathen Andreas Bachmair verfasst wurde. Schon 2012 hat er das Buch Leben ohne Impfung veröffentlicht und betreibt außerdem die Internetseite impfschaden.info. Mit der – laut Eigenbeschreibung – wunderbaren Geschichte zum Vorlesen für alle Kinder ab sechs Jahren richtet sich Bachmair direkt gegen die seiner Meinung nach existierende Impfpropaganda. Denn: Die Entscheidung, nicht zu impfen, ist für viele nicht einfach, weil man oft auf Kritik und Gegenwind stößt. Allerdings. Und zu Recht! Denn bei der Weigerung, sich beziehungsweise seine Kinder impfen zu lassen, zeigt sich die Gefahr irrationaler und pseudowissenschaftlicher Ideologien besonders deutlich. Impfungen sind eine der größten Errungenschaften der modernen Medizin. Sie haben vermutlich mehr Menschen das Leben gerettet als alle anderen Therapien und Medikamente. Und trotzdem wird die Kritik daran in den letzten Jahren immer lauter und intensiver. Absurderweise besonders bei Menschen, die es eigentlich besser wissen sollten. Angesichts eines Anstiegs der Masernfälle in Österreich im letzten Jahr erklärten Forscher vom Department für Virologie der Medinzin-Uni Wien: Erstaunlicherweise sei gerade bei Personen mit hohem Bildungsniveau eine solche Impfskepsis abseits der Kenntnisnahme aktueller Zahlen oder eindeutiger wissenschaftlicher Erkenntnisse verbreitet. Das werde auch in anderen europäischen Staaten, zum Beispiel in Deutschland, beobachtet. Die Gerüchte der Pseudomediziner In gewissem Sinne ist dieses Verhalten sogar verständlich. Gerade wenn es um die eigenen Kinder geht, möchte man für sie nur das Beste. Man will sie beschützen, und wenn Pseudomediziner Gerüchte verbreiten, in denen von den angeblichen Gefahren einer Impfung gesprochen wird, fällt es leicht sich einzureden, man würde den Kindern etwas Gutes tun, indem man sie nicht impfen lässt. Man möchte kein Risiko eingehen – vergisst aber, dass ohne Impfung ganz andere Risiken auf die Kinder warten. Das Problem der Impfungen ist ihr enormer Erfolg. Die Krankheiten, gegen die sie wirken, sind durch die jahrzehntelange Impfpraxis stark eingedämmt worden und nicht mehr im Bewusstsein der Menschen vorhanden. Bei einer Impfung sieht man nur noch den Vorgang selbst und hört alle möglichen (meist übertriebenen) Geschichten über Gefahren und Nebenwirkungen. Aber von den definitiv vorhandenen schweren Folgen der Krankheiten, gegen die die Impfung wirkt, ist vielen nichts mehr bekannt. Diese Unkenntnis führt dann zu der absurden Ideologie der Impfgegner. Und man kann nicht anders, als sie absurd zu nennen. Manche leugnen sogar die Existenz von Infektionskrankheiten: Der deutsche Biologe Stefan Lanka gelangte kürzlich zu zweifelhaftem Ruhm, als er gerichtlich zu einer Zahlung von 100.000 Euro verurteilt wurde. Diese Summe hatte Lanka 2011 als Preis für den Nachweis der Existenz von Masernviren ausgelobt. Lanka, der Bücher wie Der Masern-Betrug oder Impfen und Aids: Der Neue Holocaust geschrieben hat, ist davon überzeugt, dass Viren keine Krankheiten auslösen können und Impfungen nur eine Verschwörung von Ärzten und Pharmafirmen sind. Der Mediziner David Bardens legte ihm mehrere wissenschaftliche Fachartikel vor, die die Existenz von Masernviren belegen. Die Belohnung wollte Lanka aber trotzdem nicht auszahlen. Bardens klagte sie vor Gericht ein, bekam Recht und seinen Preis von 100.000 Euro. Auch Stefan Lanka bekam einen Preis: Am 21. Oktober wurde ihm Das Goldene Brett verliehen, ein Schmähpreis, mit dem der größte antiwissenschaftliche Unfug des Jahres ausgezeichnet wird. Fehlendes Wissen über Funktion der Impfung Krankheiten wie Masern, Mumps, Windpocken oder Kinderlähmung können zu schweren Komplikationen und unter Umständen sogar zum Tod führen. Wir wissen, wie wir diese Krankheiten bekämpfen und sogar ausrotten können. Wir wissen, was wir tun müssten, damit keiner mehr unter diesen Krankheiten leiden muss. Wir wissen es – und trotzdem tun es immer mehr Menschen nicht. Sie tun es nicht, weil sie auf Pseudomediziner oder Verschwörungstheoretiker hereinfallen, die erzählen, dass böse Ärzte die Leute mit Impfungen vergiften und krank machen wollen. Sie tun es nicht, weil sie keine Ahnung haben, wie eine Impfung funktioniert; wie Medizin funktioniert und wie die Natur funktioniert. Sie tun es, weil sie so sehr darauf bedacht sind, nur sanfte Medizin zu verwenden, dass sie dafür (unwissend) Krankheit und Tod ihrer Angehörigen und anderer Menschen in Kauf nehmen. Denn Impfen ist nicht nur eine individuelle Entscheidung! Manche Menschen – zum Beispiel sehr kleine Kinder oder alte Leute – können aus gesundheitlichen Gründen nicht geimpft werden. Sie sind auf die sogenannte Herdenimmunität angewiesen. Also darauf, dass in ihrem Umfeld genug geimpfte Menschen existieren, damit sich die Krankheit gar nicht erst verbreiten kann. Genau diese Herdenimmunität hält auch das Risiko für die Impfgegner gering. Solange sie existiert, stehen die Chancen gut, dass die ungeimpften Kinder nicht krank werden. Noch zumindest, denn je größer der Anteil der Impfverweigerer wird, desto schwächer ist die Herdenimmunität. Die Krankheiten, die man eigentlich schon überwunden dachte, tauchen mittlerweile wieder auf. Und angesichts der vielen Krankheiten, gegen die die Medizin noch nichts ausrichten kann, ist es umso tragischer, wenn eigentlich vermeidbare Krankheiten absichtlich nicht bekämpft werden. Die hohe Zahl derer, die noch an Masern erkranken, ist unseres Landes nicht würdig. Wir könnten die Masern ganz einfach ausrotten, sagte der bayrische Kinderarzt Christoph Wittermann kürzlich angesichts der auch dort steigenden Krankheitsfälle in einem Interview mit der Münchner Tageszeitung. Und während sich die Masernfälle in Deutschland und Österreich trotz Anstiegs noch in Grenzen halten, sind in der Demokratischen Republik Kongo seit Jahresbeginn schon 428 Menschen an dieser vermeidbaren Krankheit gestorben. Mehr Aufklärungsarbeit notwendig Gerade bei der Frage der Impfungen wäre mehr Aufklärung und wissenschaftliche Öffentlichkeitsarbeit nötig. Aufrufe und Kampagnen von Behörden und Gesundheitseinrichtungen sind zwar wichtig, werden aber immer noch viel zu oft als Einmischung des Staates in das Privatleben der Menschen missverstanden. Solange die Menschen nicht verstehen, wie Impfungen tatsächlich funktionieren; wie und gegen was sie wirken und wie sich das Risiko vorhandener Nebenwirkung in Bezug auf das Risiko einer tatsächlichen Erkrankung verhält, wird sich an der grundlegenden Einstellung wahrscheinlich nichts ändern. Die Frage nach der Bedeutung von wissenschaftlicher Öffentlichkeitsarbeit für die Gesellschaft bekommt beim Thema Impfungen eine Dringlichkeit, die man nicht ignorieren darf. Je mehr Menschen darüber Bescheid wissen, wie Wissenschaft funktioniert und welche Rolle sie in unserem Alltag spielt, desto weniger werden auf die absurden Behauptungen der Impfgegner hereinfallen. Es ist tragisch, dass der völlig legitime Wunsch, seine Kinder zu beschützen, am Ende genau zum Gegenteil führen kann. Es ist noch viel tragischer, dass so viele Menschen auf den Unsinn der selbstgerechten Impfkritiker hereinfallen. Sarah, das Mädchen, das im Buch von Andreas Bachmair nicht geimpft werden will, ist verärgert, dass sie deswegen nicht bei einem Pfadfinderausflug mitfahren kann. Wüsste sie, welche Krankheiten sie ohne die Impfung bekommen und übertragen könnte und wäre sie über deren Folgen und mögliche Komplikationen informiert, dann würde sie vielleicht von sich aus auf den Ausflug verzichten. Oder sich impfen lassen.' Wissenschaft;"Indian Regional Navigation Satellite System" soll in einem Jahr für Endverbraucher verfügbar sein. Neu-Delhi – Die indische Weltraumbehörde ISRO hat am Donnerstag erfolgreich den letzten von sieben Satelliten des regionalen Navigationsprogramms INRSS gestartet. Das Indian Regional Navigation Satellite System soll in ganz Indien und rund 1.500 Kilometern Umgebung funktionieren. In einem Monat soll der Satellit einsatzbereit sein. Nach ISRO-Angaben wird es jedoch noch mindestens ein Jahr dauern, bis IRNSS auch für Endverbraucher verfügbar ist. Frühestens dann sei die Empfangstechnologie so weit, dass das System breit genutzt werden könne. Die Abdeckung in Indien und seinen Nachbarländern werde besser sein als mit Konkurrenzsystemen wie GPS. Bisher haben die USA mit dem Global Positioning System (GPS) und Russland mit Glonass ein weltweites Navigationssystem. Dazu kommen das regionale chinesische System Beidou, das zurzeit noch für den weltweiten Betrieb ausgebaut wird. Das europäische System Galileo befindet sich im Aufbau. Nicht-Wissenschaft;Britischer Herausforderer spuckt vor Kampf am Samstag große Töne: "Bei dir werden die Rollläden runtergehen!". Düsseldorf – Box-Star Wladimir Klitschko steht vor einem Routine-Auftrag mit therapeutischem Ansatz. Tyson Fury heißt der Patient, den der promovierte Sportwissenschaftler mit dem Spitznamen Dr. Steelhammer am Samstag in seiner 19. Titelverteidigung als Schwergewichts-Weltmeister vor die Fäuste bekommt. Übersteigertes Selbstbewusstsein, wirre Weltanschauungen und persönliche Beleidigungen an die Adresse des seit über elf Jahren ungeschlagenen Titelträgers legen den Verdacht nahe, den Klitschko formulierte: Bei Fury sind einige Schrauben locker. Ich werde ihn im Ring therapieren. Auch der 65. Sieg im 68. Profi-Fight dürfte für den Weltmeister der drei großen Verbände IBF, WBO und WBA am Samstag in der Düsseldorfer Esprit-Arena (RTL ab 22.10 Uhr) nur Formsache sein. Die sagenhafte Serie Klitschkos, der in knapp vier Monaten 40 wird, sagt viel über seine Qualitäten, aber auch über die limitierte Schwergewichts-Szene im Allgemeinen aus. Sein Herausforderer ist mit seinen 2,06 Meter zwar eine imposante Erscheinung und sogar etwas größer als der Titelträger. Aber richtig Angst kann er dem Ukrainer kaum einflößen – weder als verkleideter Batman auf der ersten Pressekonferenz in London oder als Sänger eines Ständchens als Schmähung beim Presse-Training in Düsseldorf. Der 27-jährige Fury liebt den großen Auftritt und die großen Töne. Eine seiner Prophezeiungen an die Adresse Klitschkos, den er einen Narren, Idioten und Roboter schimpft, lautete: Bei dir werden die Rollläden runtergehen. Das wird einer meiner leichtesten Kämpfe! Klitschko kann da nur müde lächeln. Das ganz große sportliche Kaliber ist Fury trotz seiner 24 Siege in 24 Kämpfen nicht. Allein die Schlagkraft (18 K.o.) macht den unorthodox in zwei Auslagen boxenden Briten gefährlich. Sein Vater und Trainer, der irische Ex-Schwergewichtler John Gybsy Fury, ließ sich bei der Namensfindung für seinen Sohn immerhin von Mike Tyson inspirieren. Der Sinn für die besondere Show dieses Kampfabends soll sich nicht in den Extravaganzen Furys erschöpfen. Als Anheizer vor dem Kampf mit übersichtlichem sportlichen Reiz tritt Altrocker und Glasgow-Fan Rod Stewart auf. Ein 40-Mann-Chor intoniert die Nationalhymnen vor dem Kampf. Kaum jemand zweifelt daran, dass Klitschko seine lukrative Erfolgsstory fortsetzen kann. Ein Ende seiner Karriere ist noch nicht in Sicht, er hat vier weitere Kämpfe mit RTL vereinbart. Mir macht es noch Spaß und ich bin fit, lässt der Ausnahme-Boxer immer wieder wissen. Die große Motivation für Klitschko bleibt sicher der letzte noch fehlende WBC-Weltmeistergürtel. Den legte sein Bruder Vitali, gerade wiedergewählter Bürgermeister von Kiew, nieder. Zur Zeit hält ihn der US-Profi Deontay Wilder. Wladimir wird noch lange auf dem Thron sein, prophezeite sein Bruder, der am Samstag wie immer in der Ringecke stehen wird. Der Weltmeister dürfte am Samstag um einen zweistelligen Millionenbetrag reicher werden, Fury soll rund 3,5 Millionen Euro kassieren. Wissenschaft;Internationales Team weist Erreger der gefährlichen Infektionskrankheit in Fledertieren nach. Das Krim-Kongo Virus ist ein von Zecken übertragener Erreger, der beim Menschen schweres Fieber mit inneren Blutungen auslösen kann. Bei rund zehn Prozent der Patienten verläuft die Infektion tödlich. Ein internationales Forscherteam nun eindeutige Infektionszeichen bei Fledertieren in verschiedenen Ländern Afrikas nachgewiesen. Die Untersuchungen legen nahe, dass die fliegenden Säugetiere bei der Verbreitung des Virus eine bedeutende Rolle spielen. Das gefährliche Krim-Kongo-Virus kommt vor allem in Südosteuropa, Asien und Afrika vor. Bis heute wurden weltweit über 10.000 Menschen infiziert, von denen knapp 800 starben. Das Virus wird über verschiedene Zeckenarten übertragen, kann aber auch von Tier zu Mensch beziehungsweise direkt von Mensch zu Mensch übertragen werden. Die Zecken sind essenziell für den Lebenszyklus des Virus. Erstaunlich ist das Verbreitungsmuster, das auf eine Einschleppung des Virus aus einzelnen spezifischen Regionen in Afrika und Asien in weit entfernte Länder hinweist, sagt Marcel A. Müller vom Institut für Virologie des Universitätsklinikums Bonn und vom Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF). Bislang gingen Forscher davon aus, dass mit dem Virus infizierte Zecken sich an Zugvögel anheften und auf diesem Weg in andere Regionen verschleppt werden, wo sie Tiere und Menschen anstecken können. Die Virologen des Bonner Universitätsklinikums vermuteten jedoch noch andere Wirte, die zur Ausbreitung des Krim-Kongo-Virus beitragen könnten: Fledertiere sind häufig von Parasiten wie Zecken befallen und leben in fast allen Regionen der Erde. Sie können zum Teil tausende Kilometer weit fliegen, sagt Institutsdirektor Christian Drosten. Tragen Fledertiere das Virus in sich? Zusammen mit Wissenschaftern der Universitäten Marburg, Gießen und Ulm sowie dem Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg und Kollegen aus Gabun, Tschechien, Panama, Ghana und Frankreich ging das Team dieser Frage nach. In einer großangelegten Studie testeten die Forscher insgesamt 1.135 Proben von 16 Fledertierarten aus Gabun, Ghana, Kongo, Deutschland und Panama auf das Krim-Kongo Virus. Die Forscher entdeckten in rund zehn Prozent der Blutproben Antikörper, die mit dem Krim-Kongo-Virus-Oberflächenprotein spezifisch reagierten. Zwölf der 16 getesteten Fledertierarten aus vier von insgesamt fünf Ländern waren potenziell mit dem Virus infiziert, sagt Müller. Vor allem höhlenlebende Fledertiere aus Afrika, die mutmaßlich eine hohe Zeckenexposition haben, hatten Antikörper gegen das Krim-Kongo-Virus gebildet. Die Wissenschafter untermauerten ihre anfänglichen Befunde durch hochspezielle Antikörpertests im Fledermausblut. Neben den Vögeln, die potenziell Zecken mit dem Krim-Kongo-Virus verschleppen können, rücken mit diesen Befunden auch Fledertiere in den Fokus. Das Risiko für Menschen, sich direkt an den Fledertieren in den Tropen und Subtropen anzustecken, ist jedoch denkbar gering, sagt Müller. Der Verbreitungsweg findet vorwiegend über Zecken statt, die vorher an einem mit dem Virus infizierten Tier gesaugt haben und dann einen Menschen befallen. In Mitteleuropa bestehe praktisch keine Gefahr, sich an einer solchen Zecke zu infizieren, so die Wissenschafter. Aber durch die globale Erwärmung könnte sich das Verbreitungsgebiet der Krim-Kongo-Virus tragenden Zecken in gemäßigtere Gebiete verlagern. In Griechenland und der Türkei ist es bereits mehrfach zu Krim-Kongo-Virus-Ausbrüchen gekommen, berichtet Müller. Nicht-Wissenschaft;Die Preisverleihung findet am 7. März in Baden-Baden statt. Baden-Baden – Mit dem Deutschen Medienpreis 2015 wird der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Ban Ki-moon, ausgezeichnet. Die Preisverleihung findet am 7. März in Baden-Baden statt. Die Auszeichnung würdigt den Repräsentanten der einzig weltumspannenden internationalen Organisation in ihrem 70. Jubiläumsjahr. Die Arbeit Bans, der demnächst zehn Jahre an der Spitze der Vereinten Nationen steht, erfüllt nach Meinung der Jury gerade in der heutigen Zeit die Kriterien des Medienpreises in besonderer Weise. Inmitten einer Welt der bedrohlichen politischen Konflikte und humanitären Krisen arbeitet Ban unermüdlich für die Solidarität und den Zusammenhalt der internationalen Gemeinschaft. Nicht-Wissenschaft;Chefs von liberalem Nachrichtenmagazin wurden nach der Wahl festgenommen. Ankara – In der Türkei sind am Dienstag zwei regierungskritische Journalisten unter dem Vorwurf eines Putschversuchs angeklagt worden. Der Chefredakteur und der leitende Redakteur des liberalen Nachrichtenmagazins Nokta seien wegen des Vorwurfs festgenommen worden, die Regierung gewaltsam stürzen zu wollen, teilte das Magazin über Twitter mit. Hintergrund ist die Titelseite des Magazins nach der Parlamentswahl vom Sonntag. Die Aufmacherseite zeigte Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan mit der Aufschrift Montag, 2. November, Beginn des türkischen Bürgerkrieges. Die Polizei hatte am Montag die Nokta-Büros in Istanbul gestürmt und die beiden Journalisten Cevheri Guven und Murat Capan festgenommen. Ein Gericht in Istanbul ordnete anschließend an, dass die jüngste Ausgabe des Blatts aus dem Handel genommen werden müsse, da die Öffentlichkeit darin zu einem Verbrechen angestachelt würde. Während des Wahlkampfes in der Türkei waren die Behörden wiederholt gegen Medien vorgegangen, die sich kritisch über Staatschef Erdogan äußerten. Vor laufender Kamera wurde etwa der Sitz des Medienkonzerns Koza-Ipek gestürmt und die Kontrolle über zwei Fernsehsender übernommen. Die Polizei setzte dabei Tränengas und Wasserwerfer ein. Bei Nokta gab es bereits im September eine Razzia wegen eines Titelblatts, das sich satirisch mit Erdogan auseinandersetzte. Wissenschaft;Klimatische Verschlechterungen dürften zur Aufgabe der Siedlung geführt haben – ein Prozess, der Menschen in der Sahelzone auch heute noch betrifft. Neue Ausgrabungen sind ein Wettlauf mit der Zeit. Woche sieben auf der Ausgrabung in Amara West hielt einige schöne Überraschungen für uns bereit. So wissen wir nun endlich, für wen das große Pyramidengrab G322, in dem wir in den vergangenen Wochen bereits zahlreiche interessante Funde machen konnten, vermutlich ursprünglich errichtet wurde. Denn in der westlichen der beiden Grabkammern fand Michelle den Fuß eines Ushabtis aus Fayence mit den Resten einer Hieroglyphen-Inschrift. Diese kleinen Figuren, die den zur Mumie stilisierten Verstorbenen repräsentieren sollten, wurden oft in größeren Mengen mit ins Grab gegeben, um in der Nachwelt dessen Arbeiten zu übernehmen. An der Vorderseite des Ushabtis wurde eine Inschrift, die unter anderem Titel und Namen des Toten trug, angebracht. In unserem Fall ist lediglich der Name Ibay erhalten. Der Teil, der uns Auskunft über Titel und Funktion geben würde, fehlt leider. Die Namen mehrerer Provinzgouverneure, die in der Zeit zwischen 1300 und 1070 in Amara West residierten, darunter der im Nachbargrab bestattete Paser, sind aus Inschriften in der Stadt und aus Schriftquellen aus Ägypten bekannt. Ibay hingegen ist in Amara bisher nicht belegt. Ob es andernorts schriftliche Hinweise gibt, die klären könnten, wer er war und was seine Funktion in der Administration der Provinz Nubien war, wird erst ein detailliertes Quellenstudium in den nächsten Monaten zeigen. Architektur und Ausstattung seines Grabes lassen jedoch in jedem Fall auf eine sehr wichtige Persönlichkeit schließen. Trotz der Beraubung konnte Michelle neben dem Ushabti auch ein aus Stein gefertigtes und mit Straußeneischale verziertes Auge finden, das ursprünglich als Einlage an einem Sarg angebracht war. In der Zwischenzeit konnten wir auch im zweiten Friedhofsareal, Friedhof C, zwei Gräber untersuchen. Diese unterscheiden sich in Architektur, Größe und Ausstattung deutlich von den Pyramidengräbern in Friedhof D. An der Oberfläche sind beide von niedrigen Grabhügeln von fünf beziehungsweise acht Metern Durchmesser gekennzeichnet. Die Grabschächte sind ebenfalls in Fels gehauen, jedoch jeweils nur circa 1,80 Meter tief. Die Bestattungen selbst wurden in vom Schacht abgehenden Nischen vorgenommen. Diese Grabform ist typisch für die Besiedlungszeit Amara Wests nach dem Ende der ägyptischen Kolonialherrschaft um 1070 vor unserer Zeit. Lange herrschte in der Forschung Unklarheit über Siedlungstätigkeit im nubischen Niltal nach den Ägyptern bis zum Beginn des nächsten großen nubischen Reiches, des napatanischen Reichs im 8. Jahrhundert. Allgemein wurde jedoch angenommen, dass die Region längere Zeit unbesiedelt war. Mit dem Beginn meiner Ausgrabungen in den Friedhöfen von Amara West wurde jedoch schnell klar, dass auch in den Jahrhunderten nach der ägyptischen Herrschaft hier rege Bestattungsaktivität herrschte. Das ist mittlerweile auch durch C14-Daten bestätigt. In der Stadt selbst fehlen architektonische Strukturen aus dem 8. bis 10. Jahrhundert bisher, jedoch wissen wir, dass aufgrund der starken Winderosion höher gelegene Siedlungsschichten mit großer Wahrscheinlichkeit vollständig verschwunden wären. Warum die Siedlung letztendlich aufgegeben wurde, ist ebenfalls eine der Forschungsfragen des Amara-West-Projekts. Wissenschaftliche Untersuchungen der Umweltbedingungen konnten in den vergangenen Jahren nähere Informationen zur Lösung des Rätsels bringen. So konnten geomorphologische Untersuchungen der Flusssedimente in den ausgetrockneten Altarmen nördlich der Stadt den Nachweis erbringen, dass deren endgültiges Trockenfallen ans Ende der Besiedlungszeit Amara Wests fällt. Das hatte nicht nur die Konsequenz, dass Landwirtschaft schwieriger wurde. Mit dem Verschwinden des Vegetationsgürtels entlang der Altarme verlor die Stadt jeglichen Schutz gegen den Sand, der die meiste Zeit des Jahres von den starken Nordwinden angetragen wird – der Nil fließt hier in West-Ost-Richtung. Bereits im 12. Jahrhundert sind architektonische Veränderungen in der Stadt sichtbar, die dazu dienten, den Sand aus den Häusern zu halten. Dünnschliffe von Fußbodensedimenten zeigen ebenfalls eine deutliche Erhöhung des Sandanteils. Die klimatischen Verschlechterungen und damit erschwerten Lebensbedingungen dürften letztendlich zur Aufgabe der Siedlung geführt haben. Dieses Schicksal ereilte jedoch nicht nur Amara. Allgemein gibt es entlang des gesamten von West nach Ost verlaufenden Abschnitts ab Beginn des 1. Jahrtausends vor unserer Zeit keine Siedlungen mehr, sämtliche Aktivität wurde ans Südufer verlegt. Diese Veränderungen spiegeln sich auch im Gesundheitszustand der Bewohner der Siedlung wider. Korrespondierend mit den klimatischen Veränderungen steigt die Häufigkeit von Anzeichen von Krankheit und Mangelernährung in den späteren Siedlungsphasen markant an. Damit repräsentiert das Fallbeispiel Amara West einen Prozess, der auch heute Millionen von Menschen in der Sahelzone betrifft. Es zeigt auch, dass Ergebnisse archäologischer Studien nicht nur historische, sondern durchaus auch starke moderne Relevanz haben können. Ein weiteres kleines Nebenprojekt, mit dem wir diese Woche ebenfalls beschäftigt waren, ist Mohameds neues Grabungsprojekt, ein Friedhof, der vermutlich ins 4. bis 5. Jahrhundert datiert, am östlichen Nilufer, 15 Kilometer südlich von Abri. Das Niltal ist generell voll von archäologischen Zeugnissen der Anwesenheit von Menschen der vergangenen 10.000 Jahre. Nur ein Bruchteil davon ist bisher erforscht. Viele dieser Fundstellen, vor allem wenn sie in der Nähe von modernen Siedlungen liegen, sind von Zerstörung durch moderne Beraubung bedroht. Oft handelt es sich bei den Plünderern um neugierige Einheimische, zunehmend dehnt sich jedoch auch organisierter Raub aus Ägypten in den Sudan aus. Die Dokumentation archäologischer Fundstellen ist deswegen, aber auch angesichts der Staudamm-Problematik immer mehr ein Wettlauf mit der Zeit. Der Friedhof in Qwekka, bestehend aus etwa 40 bis 50 großen Grabhügeln, ist wegen seiner Lage direkt neben dem Khartoum-Wadi-Halfa-Highway besonders gefährdet. Daher wird Mohamed im Auftrag der Antikenverwaltung und finanziell unterstützt vom Rescue Fund des Instituts für Bioarchäologie am British Museum im Mai beginnen, dort Grabungen vorzunehmen. In Vorbereitung dafür haben wir die Fundstelle mit einem Drachen aus der Luft fotografiert und digital vermessen, um einen Plan des Friedhofs zu erstellen. Unterstützt wurden wir dabei auch von einem Mitarbeiter des Grabungsteams auf der benachbarten Insel Sai, das von der österreichischen Ägyptologin Julia Budka geleitet wird. Sie informiert übrigens ebenfalls über die Ergebnisse ihrer derzeit laufenden Arbeiten in Stadt und Friedhof des Neuen Reichs in dem Blog von acrossborders.oeaw.ac.at. Nicht-Wissenschaft;Arbeiterwohnung in Wien. (Herr und Frau Arbeiter beim Abendessen. Geröstete Knödel.) FRAU ARBEITER: Die Bundespräsidentenwahl macht mir Sorgen. Wird schwer für den Hundstorfer. HERR ARBEITER (abfällig): Der Hundstorfer ... Der ist doch ein Ei, der Hundstorfer. Ich wähl den Van der Bellen. FRAU ARBEITER: Einen Grünen? Du als Arbeiter? HERR ARBEITER: Er ist der Einzige, der sagt, er würde den Strache nicht angeloben. FRAU ARBEITER (nach kurzem Überlegen): Das ist wahr. Also bei der Bundespräsidentenwahl meinetwegen. Aber bei der Nationalratswahl dürfen wir auf keinen Fall – HERR ARBEITER: Bei der Nationalratswahl wähle ich FPÖ. FRAU ARBEITER (entsetzt): Bist du wahnsinnig? HERR ARBEITER: Den Schwarzen und den Roten muss endlich gezeigt werden, dass es so nicht weitergeht. FRAU ARBEITER: Aber dann kriegt die FPÖ die Mehrheit! Dann wird der Strache Bundeskanzler! HERR ARBEITER: Eben nicht. Weil ich den Van der Bellen gewählt hab. Nicht-Wissenschaft;Bildschirmhersteller rechnet mit Verlust im ersten Quartal. Der Apple-Zulieferer Japan Display bekommt den nachlassenden iPhone-Boom zu spüren. Der Bildschirmhersteller droht im laufenden Quartal operativ in die roten Zahlen zu rutschen. Für die Monate Jänner bis März werde mit einem Minus von umgerechnet 14,6 Mio. Euro gerechnet nach einem Betriebsgewinn von rund 82 Mio. Euro ein Jahr zuvor, teilte der Konzern am Montag mit. Hintergrund sei die Absatzabkühlung des größten Kunden, womit Apple gemeint sein dürfte. Der US-Technologieriese konnte den Absatz seines Kassenschlagers iPhone im vorigen Quartal kaum noch steigern und rechnet im laufenden Vierteljahr mit dem ersten Umsatzrückgang seit 13 Jahren. Dies trifft die Japaner hart, die zuvor auf florierende Geschäfte mit Apple zählen konnten. Doch auf den Gewinn drücken Japan Display zufolge auch höhere Kosten für Forschung und Entwicklung. Der Konzern ringt darum, bei der zukunftsweisenden Display-Technologie OLED zu südkoreanischen Konkurrenten wie LG Display und Samsung aufzuschließen. Japan Display wurde 2012 mit staatlicher Hilfe aus den strauchelnden Bildschirm-Sparten von Sony, Toshiba und Hitachi geschmiedet. Wissenschaft;Vier Raumfahrer sollen in Raumkapseln von Boeing und SpaceX ins All fliegen. Miami – Die US-Raumfahrtbehörde NASA hat die ersten vier Astronauten ausgewählt, die als erste Menschen überhaupt in von Privatunternehmen konstruierten Raumschiffen ins All fliegen sollen. Die Raumfahrer werden nun trainiert und auf ihre Flüge, die ab 2017 in Raumkapseln von Boeing und SpaceX stattfinden sollen, vorbereitet. Diese ausgezeichneten, erfahrenen Astronauten schlagen einen neuen Weg ein – ein Weg, der ihnen eines Tages einen Platz in den Geschichtsbüchern und Amerikanern die Landung auf dem Mars ermöglicht, teilte NASA-Chef Charles Bolden mit. Die Gruppe besteht aus drei Männern, Robert Behnken, Eric Boe und Douglas Hurley, und der Astronautin Sunita Williams. Seit dem Ende ihres Shuttle-Programms im Sommer 2011 ist die US-Raumfahrtbehörde bei Flügen ihrer Astronauten zur Internationalen Raumstation (ISS) auf russische Sojus-Kapseln angewiesen. In Zusammenarbeit mit der US-Privatwirtschaft will die NASA diese Abhängigkeit in den kommenden zwei bis drei Jahren beenden. Vergangenen September wählte sie Boeing und SpaceX aus, eine neue Generation von Raumfähren zu entwickeln. Der Vertrag hat ein Gesamtvolumen von 6,8 Milliarden Dollar (6,2 Mrd. Euro). Boeing erhält mit 4,2 Milliarden Dollar den Löwenanteil und soll Ende 2017 die erste reguläre Mission seiner Raumkapsel CST-100 liefern. Für SpaceX, das sich mit 2,6 Milliarden Dollar begnügen muss, steht noch kein Starttermin fest. Die erfahrenste Astronautin des Quartetts ist die 49-jährige Williams, die bereits 322 Tage im All verbrachte. Der 48-jährige Hurley war Pilot von zwei Space-Shuttle-Missionen, darunter die letzte im Juli 2011. Der 50-jährige Boe und der 44-jährige Behnken können ebenfalls je zwei Space-Shuttle-Missionen vorweisen. Wissenschaft;Wiener Forscher legen botanische Datenbank an. Wien – Eine von Botanikern der Universität Wien erstellte Datenbank über die Flora der Ionischen Inseln geht kommende Woche online. Sie umfasst derzeit 1.750 Pflanzenarten und ihre Verbreitung auf den Inseln, teilte die Uni mit. Aufgrund ihrer Lage verfügen die zu Griechenland gehörenden Inseln, darunter etwa Korfu oder Zakynthos, trotz geringer Fläche über einen relativ hohen Pflanzenreichtum. Grund für die hohe Biodiversität ist die erhebliche Nord-Süd-Erstreckung der Inselgruppe, die gleichzeitig an der Grenze des Mittel- und Ostmediterrangebiets liegt. Dies führt zu pflanzengeografischen Überschneidungen. Die Basis der Datenbank reicht weit zurück: Bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts erkunden Wiener Botaniker die Pflanzenwelt Griechenlands. Ihre Belege finden sich bis heute im Herbarium der Universität Wien. Nicht-Wissenschaft;All-Time-High wegen Brüssel-Terrors, "Dancing Stars", "Vorstadtweibern" und Lugner. Wien – Einen Rekord an Videoabrufen hat die TVthek des ORF im März verzeichnet. Die Livestreams und Video-on-Demand-Angebote wurden laut ORF so intensiv genutzt wie nie zuvor: 25,3 Millionen Videoabrufe wurden im gesamten ORF.at-Netzwerk inklusive TVthek gemessen. Damit wurde der bisherige Spitzenwert vom Februar 2014 (25,1 Millionen) übertroffen. Der neue Rekord geht vor allem auf Sonderereignisse wie die Terroranschläge in Brüssel zurück, nach denen die Infosendungen des ORF stark genutzt wurden, sowie auf die neuen Staffeln der Dancing Stars mit im Schnitt 205.000 On-Demand-Abrufen pro Ausgabe sowie der Vorstandweiber mit durchschnittlich 190.000 Abrufen pro Folge. Die am meisten abgerufene Einzelsendung im März war die Zeit im Bild 2 vom 29. März mit Richard Lugner, die es bisher auf 400.000 Abrufe brachte, rund 200.000 Abrufe davon machte allein das Lugner-Interview aus. Live als auch on demand Der neue Videoabrufrekord für die ORF-TVthek zeigt den steigenden Bedarf unseres Publikums nach zeit- und ortsunabhängiger Nutzung der ORF-TV-Sendungen – sowohl live als auch on demand. Die ORF-TVthek ist eine wichtige Ergänzung zum klassischen TV-Konsum und kann damit ihre Position als größte österreichische Videoplattform erfolgreich behaupten, sagte ORF-Online-Hauptabteilungsleiter Thomas Prantner. Nicht-Wissenschaft;Aktie bei minus fünf Prozent – Gewinn ist stark gesunken – Beim Umsatz konnte das Unternehmen hingegen zulegen. Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung. Nicht-Wissenschaft;Der Sozialplan für Beschäftigte der Pfeiffer Logistik hängt in der Luft. Die Gewerkschaft wirft der Zielpunkt-Mutter mangelnde Fairness vor. Wien – Wenige Tage vor Weihnachten gibt es eine weitere unerfreuliche Botschaft für Mitarbeiter der Zielpunkt-Mutter Pfeiffer. Die Sozialplanverhandlungen für 209 betroffene Arbeiternehmer der Pfeiffer Logistik und der Pfeiffer Holding stecken in der Sackgasse. Die Gewerkschaften Vida und GPA-djp erklären sie gar für gescheitert. Die Pfeiffer-Geschäftsführung hat uns 1,8 Millionen Euro angeboten. Die Summe liegt deutlich unter unseren Forderungen. Damit können soziale Härtefälle nicht abgefedert werden, sagt Andreas Gollner, Fachsekretär für den Bereich Dienstleistungen in der Gewerkschaft Vida. Außerdem sei es mit dem Betrag ganz und gar unmöglich, eine Arbeitnehmerstiftung zur Umschulung von Mitarbeitern einzurichten. Daher war eine Weiterführung der Verhandlungen nicht möglich, so Gollner. Logistik hängt in der Luft 181 Mitarbeiter sind in der Pfeiffer Logistik am Standort Wien beschäftigt und gemeinsam mit einigen Holding-Mitarbeitern im Logistikzentrum in Liesing stationiert. Dass nach der Pleite der Supermarktkette Zielpunkt auch das Lager des Mutterkonzerns vor dem Aus steht, zeichnete sich bereits Anfang Dezember ab. Die betroffenen Mitarbeiter wurden beim Arbeitsmarktservice angemeldet. Welche Summe genau für einen ordentlichen Sozialplan vonnöten wäre, könne man gar nicht sagen, weil wir unzureichende Informationen von Pfeiffer bekamen. Klar ist, das reicht nicht, sagt Gollner. Allein was die Einrichtung einer Arbeitsstiftung betreffe, wären 8.200 Euro pro Beschäftigten in Wien erforderlich. Bei Pfeiffer hingegen ortet man mangelndes Augenmaß seitens der Gewerkschaft. Einerseits geht es natürlich um die Abfederung sozialer Härten. Aber es geht auch um das wirtschaftliche Überleben des Unternehmens, so Martin Etzlstorfer von der Pfeiffer Logistik. Die Forderung der Gewerkschaft, sieben Millionen Euro bereitzustellen, sei unrealistisch und überzogen. Die Pfeiffer Logistik hätte heuer ein Geschäftsergebnis von minus 1,3 Millionen Euro ausgewiesen und sei schlicht nicht in der Lage, die Summe aufzubringen. Mangelnde Fairness Bei der Gewerkschaft hingegen lässt man eine weitere Gelegenheit nicht aus, Unternehmenschef Georg Pfeiffer mangelnde Fairness vorzuwerfen. Gollner ortet Unwillen, eine ordentliche Lösung im Sinne der betroffenen Beschäftigten auf die Beine zu stellen. Ob und wann das Lager komplett schließt, ist aber ohnedies noch offen. Wir haben Interessenten, die möglicherweise auch dort Beschäftigte übernehmen werden, so Etzlstorfer. Im Gegensatz zu den Zielpunkt-Mitarbeitern bekommen die in der Pfeiffer Logistik Beschäftigten bis zur Lagerschließung ihre Löhne und damit auch das Weihnachtsgeld ausbezahlt. Die Gewerkschaften wollen nun die Schlichtungsstelle beim Arbeits- und Sozialgericht anrufen. Noch vor Weihnachten. Wir scheuen das Urteil der Schlichtungsstelle nicht, heißt es bei Pfeiffer. Lieber hätte man sich aber am Verhandlungstisch geeinigt. Einen ersten Verhandlungstag erwartet Gewerkschafter Gollner ohnedies erst im Jänner. Für ein Weihnachtswunder in Form eines aufgebesserten Angebots sind wir offen. Entscheidung über Filialen Schicksalstage sind auch für viele Zielpunkt-Mitarbeiter: Masseverwalter Georg Freimüller entscheidet noch in der Weihnachtswoche, wie es mit den österreichweit 229 Filialen weitergeht. Zahlreiche Unternehmen aus diversen Branchen haben Interesse angemeldet, manche steigen angesichts der erwarteten Konkurrenz – alle Lebensmittelriesen hatten bereits im Voraus ihr Interesse bekundet – bereits im Vorfeld aus. Wir sind in der ersten Runde mit großer Wahrscheinlichkeit nicht dabei, da die großen Lebensmittelketten die Preise vermutlich sehr in die Höhe treiben werden, heißt es etwa seitens des stark expandierenden oberösterreichischen Bekleidungshändlers Fussl Modestraße. Bis Montagabend konnten konkrete Angebote abgegeben werden. Schon am Dienstag findet eine Gläubigerausschusssitzung statt, bei der nicht nur die Offerte sondiert werden, sondern bereits entschieden wird, was mit den Standorten passiert. Filialen, für die sich keine Käufer finden, sperren gegen Jahresende zu. Wissenschaft;1161 – Die Wiener Ruprechtskirche wird anlässlich der Turmerhöhung erstmals urkundlich erwähnt. Das Langhaus stammt aus dem 11. Jahrhundert. 1531 – Erzherzog Ferdinand, König von Ungarn und Böhmen, wird als Nachfolger von Kaiser Karl V. zum deutschen König gewählt. Als Stellvertreter seines in Spanien herrschenden Bruders soll er die Reichsgeschäfte führen. Die Wahl findet im katholischen Köln und nicht in Frankfurt am Main statt. 1876 – In Wien findet die Uraufführung der Operette Fatinitza von Franz von Suppe statt. 1896 – Der erste Christlichsoziale Arbeitertag in Wien verabschiedet ein politisches Programm, nach dem der Staat verpflichtet ist, durch Gesetzgebung und Verwaltung die ehrliche Arbeit zu schützen. Gleichzeitig wird die entschiedene Bekämpfung der Kinderarbeit gefordert. 1926 – Scheich Mohammed Amin el Husseini wird Großmufti von Jerusalem und Oberhaupt des Obersten Islamischen Rates in Palästina. Der Hitler-Verehrer und Bewunderer des deutschen Nationalsozialismus stellt sich an die Spitze des Kampfes der Araber gegen die britische Mandatsmacht und die jüdische Einwanderung. Er spielt eine entscheidende Rolle bei der Ausbreitung des modernen Antisemitismus im arabischen Raum. Vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs flüchtet er nach Europa und kollaboriert mit Nazi-Deutschland. 1931 – Hitler beruft Ernst Röhm zum Stabschef der SA (Sturmabteilung), der politischen Kampftruppe der NSDAP und Trägerin des Naziterrors in Deutschland. 1956 – Die US-Truppen in Deutschland installieren die ersten fernsteuerbaren Raketen vom Typ Nike. 1996 – Im Gazastreifen kommt der für zahlreiche Selbstmordattentate verantwortlich gemachte Sprengstoffexperte der radikalen palästinensischen Hamas-Bewegung, Yahya Ayash, bei einer Bombenexplosion ums Leben. 2001 – Ein US-Berufungsgericht genehmigt den Vergleich zwischen Bank Austria und Holocaust-Opfern und gewährt der österreichischen Bank damit Rechtssicherheit vor neuen Klagen. 2006 – Kärntens Landeshauptmann Jörg Haider startet eine rechtlich bedeutungslose Postkartenumfrage in den betroffenen Gemeinden, ob sie zweisprachige Ortstafeln möchten. 85 Prozent stimmen mit Nein. 2006 – Beim Einsturz einer Pilgerherberge kommen in Mekka wenige Tage vor Beginn der islamischen Pilgerfahrt 76 Menschen ums Leben. Das neunstöckige Gebäude im belebten Stadtzentrum der saudi-arabischen Pilgerstadt fällt nach einem Brand zusammen. Geburtstage: Giuseppe Galli da Bibiena, ital. Architekt (1696-1756) Konrad Adenauer, dt. Staatsmann (1876-1967) Alt-Großherzog Jean von Luxemburg, Prinz von Nassau u. von Bourbon-Parma (1921- ) Friedrich Dürrenmatt, schwz. Autor (1921-1990) Alfred Brendel, öst. Pianist (1931- ) Juan Goytisolo. span. Schriftsteller (1931- ) Robert Duvall, US-Schauspieler (1931- ) Diane Keaton, US-Schauspielerin (1946- ) Todestage: Mistinguette (eigtl. Jeanne-Marie Bourgeois), frz. Varietekünstlerin (1873-1956) Keizo Miura, jap. Ski-Pionier (1904-2006) Bruno Schmid, Direktor der Wiener Schulbrüder (1933-1996) (APA, 5.1.2016) Nicht-Wissenschaft;Cloud-Speicher legte besonderen Fokus auf Sicherheit – im November werden alle Daten gelöscht. Der Schweizer Anbieter LaCie stellt seinen Online-Speicherdienst Wuala ein. Das hat das Unternehmen auf seiner Website mitgeteilt. Der Cloud-Speicher war als sicherer, europäischer Konkurrent zu Dropbox und Co gefeiert worden. Nun müssen Nutzer bis Mitte November ihren Online-Abstellplatz räumen, sonst werden alle Daten gelöscht. Einen Grund für die Einstellung nennt LaCie nicht. Bereits seit 17. August gibt es keine Vertragsverlängerungen mehr und Kunden können keinen weiteren Speicherplatz erwerben. Ab 30. September werden alle noch aktiven Kunden auf Read-only-Modus umgestellt. Ab dann kann man keine Dateien mehr hochladen oder ändern. Am 15. November wird der Dienst komplett eingestellt. Danach haben Nutzer keinen Zugriff mehr auf ihre Inhalte – alle restlichen Dateien werden unwiederbringlich gelöscht. Eventuelle Rückerstattungen von bereits bezahlten Abos werden laut LaCie automatisch abgewickelt und in den kommenden Wochen ausbezahlt. Bei Monats- oder inaktiven -Abos gibt es keine Rückerstattung. LaCie empfiehlt Kunden ihre Daten an Tresorit zu übertragen, der ebenfalls einen von Ende-zu-Ende verschlüsselten Online-Speicher für Unternehmen und Privatanwender anbietet. Dafür haben die Unternehmen eine Kooperation geschlossen, mit der bisherigen Wuala-Kunden ein Rabatt gewährt wird. Nähere Informationen finden sich auf der Website von Tresorit. Alternativ wird auch der Anbieter SecureSafe empfohlen, der ebenfalls aus der Schweiz kommt. Das Speicher war ursprünglich von der ETH Zürich entwickelt worden und wurde 2009 von LaCie übernommen, einer Tochter vom Speichermedienhersteller Seagate. Nicht-Wissenschaft;Vorsitzender Wendt warnt in Krise vor "sozialen Unruhen". Berlin/Wien – Angesichts des anhaltenden Flüchtlingsandrangs hat die Deutsche Polizeigewerkschaft den Bau eines Zauns an der Grenze zu Österreich gefordert. Wenn wir ernst gemeinte Grenzkontrollen durchführen wollen, müssen wir einen Zaun entlang der deutschen Grenze bauen, sagte Gewerkschaftschef Rainer Wendt der Zeitung Welt am Sonntag aus Berlin. Er sei dafür, dass wir das machen. Wendt sagte weiter, ein solcher Zaun könne eine Kettenreaktion auslösen. Wenn wir auf diese Weise unsere Grenzen schließen, wird auch Österreich die Grenze zu Slowenien schließen, genau diesen Effekt brauchen wir, führte er aus. Die geplanten Transitzonen könne es ohne Zaun nicht geben. Menschenrechtsorganisationen sowie deutsche Politiker kritisieren das Vorhaben der Union, Transitzonen einzurichten, massiv. Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD) bezeichnete sie erst kürzlich als Haftzonen, sein Parteikollege Justizminister Heiko Maas nannte sie Massengefängnisse. Wendte sagte weiters: Das Signal Kommt alle her dürfe Deutschland nicht mehr länger aussenden. Er warnte: Unsere innere Ordnung ist in Gefahr, wir stehen vor sozialen Unruhen, jemand muss jetzt die Notbremse ziehen. Dies wiederum könne nur die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sein. Nach der Schließung der ungarisch-kroatischen Grenze waren am Samstag in Slowenien die ersten Busse mit Flüchtlingen aus Kroatien eingetroffen. Kroatien und Slowenien wollen den Transportkorridor aufrechterhalten, solange Österreich und Deutschland die Flüchtlinge aufnehmen. Wissenschaft;Wichtige neue evolutionäre Errungenschaften führten bei Landwirbeltier-Gruppen nicht unmittelbar zur Artendiversität. Berlin/Lincoln – Aussterbeereignisse, nicht evolutionäre Neuerungen sind möglicherweise die Schlüsselfaktoren für die Dominanz von Wirbeltiergruppen an Land. Das berichten Forscher des Museums für Naturkunde Berlin und der britischen University of Lincoln in Scientific Reports. Das Konzept der adaptiven Radiation ist von zentraler Bedeutung in der modernen Evolutionsbiologie. Darunter versteht man die rasche Auffächerung einer wenig spezialisierten Art oder Gruppe in viele spezialisierte Spezies, die häufig zuvor ungenutzte ökologische Nischen besetzen und sich so besser gegen Konkurrenten durchsetzen können. Wenn das Auftreten einer evolutionären Neuheit zeitlich mit einer großen Zunahme des Artenreichtums zusammen fällt wird oftmals davon ausgegangen, dass die Innovation für dieses Muster verantwortlich ist. Die Forscher um Neil Brocklehurst untersuchten nun die adaptive Radiation in frühen Landwirbeltieren, die vor 315 bis 200 Millionen Jahren gelebt haben. In diesen Zeitraum fallen tiefgreifende Umweltveränderungen auf globaler Ebene: Etwa das dramatische Abschmelzen der südpolaren Eiskappe nach der permokarbonischen Vereisung, das Verschwinden der äquatorialen Regenwälder, ein erheblicher Temperaturanstieg und lange Trockenperioden sowie das größte Massenaussterbeereignis in der Erdgeschichte an der Perm-Trias-Grenze vor etwa 252 Millionen Jahren. Mithilfe statistischer Methoden erfassten die Wissenschafter, welche der damals lebenden Wirbeltiergruppen deutlich artenreicher waren als ihre nahen Verwandten, und machten sich auf die Suche nach Faktoren für dieses Diversitätsungleichgewicht. Die Ergebnisse legen nahe, dass zumeist große Unterschiede in der Artenvielfalt zwischen zwei nah verwandten Gruppen nicht daraus resultieren, dass sich mehr Arten in der größeren Gruppe entwickeln, sondern mehr Arten in der kleineren Gruppe aussterben. Dabei halten die Forscher fest, dass auch das Auftreten einer Schlüsselinnovation in den erfolgreichen Gruppen keine höhere Artenzahlen hervorruft, bis ein neues großes Aussterben stattfindet. Die Studie verweist auf das Beispiel der Dicynodontia innerhalb der Therapsiden, eine Gruppe von ausgestorbenen Pflanzenfressern, die eng mit den Säugetieren verwandt war. Vor etwa 270 Millionen Jahren entwickelten sie mit einem Hornschnabel und kleinen Stoßzähnen sowie Veränderungen des Unterkiefers eindeutig eine effektive, funktionale Anpassungen an die Pflanzennahrung. Allerdings haben Dicynodontia erst 10 Millionen Jahre später, während eines kleineren Aussterbeereignisses, ihre nahen Verwandten verdrängt und wurden daraufhin enorm artenreich. Ein ähnliches Evolutionsmuster ist in Sauropoden zu beobachten, die Gruppe mit den größten Landwirbeltieren aller Zeiten. Die größten Vertreter dieser Gruppe waren am Ende deutlich artenreicher als ihre nahen Verwandten, allerdings erst nach einem Massenaussterbeereignis am Ende der Trias, fast 30 Millionen Jahre nach ihrem ersten Erscheinen. Es scheint, dass diese Schlüsselinnovationen keine massive Zunahme der Artenzahlen hervorrufen, sondern eher als Puffer gegen Aussterben und in harten Zeiten fungieren, sagt Brocklehurst vom Museum für Naturkunde Berlin. Koautor Jörg Fröbisch (ebenfalls Museum für Naturkunde) ergänzt: Besonders überraschend ist, dass diese frühen Landwirbeltiere zum tatsächlichen Zeitpunkt der Evolution einer neuartigen Struktur oder Funktion keinen dramatischen Anstieg der Artenzahlen erlebten. Dieses Ergebnis stehe im Gegensatz zu traditionellen Annahmen der Evolutionsbiologie und würde zeigen dass die wissenschaftlichen Ansichten über die Relevanz von Schlüsselinnovationen sorgfältig überdacht werden sollten, so die Autoren. Nicht-Wissenschaft;Faymann: Klar, dass kein einziger Flüchtling weniger kommt, egal welche Mittel man heranzieht – Mittwochabend 6.000 Menschen an Grenze bei Spielfeld, auch Slowenien erwägt Grenzmaßnahmen. Brüssel/Prishtina/Wien – Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) hat nach einem Telefonat in Übereinstimmung mit EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker klargestellt, dass Zäune keinen Platz in Europa haben. Das teilte die EU-Kommission nach dem Gespräch der beiden am Mittwochabend mit. Zuvor hatte Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) von einem Zaun als technischer Sperre gesprochen. Faymann will keine Zäune an Österreichs Grenzen sehen, auch wenn nach dem Ministerrat am Mittwoch von technischen Sicherungen an der Grenze zu Slowenien die Rede war. Es kommt weder ein Zaun zu Ungarn noch ein Zaun zu Slowenien, sagte Faymann abends in der ZiB 2. Innerhalb von Schengen gebe es keine Zäune. Was nun an der Grenze zu Slowenien genau geplant ist, soll laut Faymann die Innenministerin vorschlagen. Sie solle gemeinsam mit Deutschland klären, ob man bei den Kontrollen etwas ändern müsse. Klar sei aber, dass kein einziger Flüchtling weniger kommen werde, egal welche technischen Hilfsmittel man heranziehe oder was man organisatorisch ändere: Wer das vorspielt, streut Menschen Sand in die Augen. Um die Situation zu entschärfen, müsse in erster Linie die Lage in den Krisengebieten selbst verbessert werden. Während ihres Besuchs des steirischen Grenzübergangs Spielfeld am Dienstag hatte Mikl-Leitner das Wort Zaun noch vermieden. Am Mittwoch sagte sie dann: Natürlich geht es auch um einen Zaun. Etwa zehn Tage solle die Planung der technischen Sperre dauern. Es gehe aber nicht darum, rund um Österreich einen Zaun zu bauen. Und: Ein Zaun hat auch ein Tor. Faymann und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) versicherten nach dem Ministerrat, dass sich die Republik nicht abschotten wolle. Es ist ein Unterschied, ob man eine Grenze baut oder ob man ein Türl baut mit Seitenteilen, sagte der Bundeskanzler am Vormittag. Bundespräsident Heinz Fischer, derzeit auf Besuch im Kosovo, äußerte bei einer Pressekonferenz mit seiner kosovarischen Kollegin Atifete Jahjaga Verständnis für die Ankündigung der Innenministerin. Österreich sei angesichts der Zahl der Flüchtlinge an die Grenzen der Kapazitäten gestoßen, so Fischer. Man soll jetzt einmal abwarten, wie die Resultate konkret ausschauen. Verteidigungsminister Gerald Klug (SPÖ) antwortete auf die Frage, ob es sich um Zäune handeln werde, dass es viele Möglichkeiten gebe, etwa Absperrgitter oder Container. Sie sollten auf jeden Fall eine geordnete, aber kontrollierte Abwicklung der Flüchtlingsbewegung ermöglichen. Keinesfalls dürfe man jedoch den Aspekt der Menschlichkeit aus den Augen verlieren. Täglich kommen tausende Flüchtlinge über die steirisch-slowenische Grenze nach Österreich. Am Mittwoch gegen 19 Uhr befanden sich im Sammelzentrum in Spielfeld rund 6.000 Flüchtlinge, teilte die Polizei mit. Der Großteil konnte in den beheizten Zelten des Roten Kreuzes untergebracht werden, man bemühe sich, in der Nacht noch bis zu 2.000 dieser Menschen in Transitquartiere zu bringen, sagte Polizeisprecher Joachim Huber. Slowenien erwägt unterdessen ebenfalls weitere Maßnahmen an der Grenze. Sollten die beim EU-Sondergipfel zur Flüchtlingskrise getroffenen Vereinbarungen nicht umgesetzt werden, werde auch Slowenien zusätzliche Maßnahmen ergreifen müssen, um den Zustrom von Flüchtlingen einzudämmen, sagte Ministerpräsident Miro Cerar nach einer Sitzung des slowenischen Sicherheitsrats. Beim Sondertreffen am Sonntag wurde vereinbart, dass auf der Balkan-Route 100.000 Unterkünfte geschaffen werden sollen. Zur besseren Information über die Flüchtlingsströme werden alle Staaten eine Kontaktperson nennen, das Grenzmanagement wird verstärkt. Dass die Entscheidungen des Balkangipfels rasch umgesetzt werden müssen, um eine humanitäre Katastrophe auf dem Westbalkan zu vermeiden, darüber waren sich auch Faymann und Juncker einig. Insbesondere müssten Aufnahmekapazitäten für 50.000 Flüchtlinge auf der Balkanroute geschaffen werden. Juncker habe Faymann aufgerufen, eng mit der Kommission und dem UN-Flüchtlingshochkommissariat zusammenzuarbeiten, um sicherzustellen, dass dieses Ziel so rasch wie möglich erreicht werde, auch durch einen Beitrag Österreichs. Der permanente Kontakt der Chefs und der Kotaktpersonen der betroffenen Staaten sei wichtig. Die EU-Kommission hat für Donnerstag eine erste Videokonferenz einberufen, um die Fortschritte zu prüfen. Wissenschaft;Teilchenphysiker Josef Pradler, Krebsforscherin Anna Obenauf und Biochemiker Gustav Oberdorfer wurden in San Francisco geehrt. San Francisco – Drei in Nordamerika tätige österreichische Nachwuchsforscher wurden zum Abschluss des Austrian Research and Innovations Talks (Arit) in San Francisco mit den Ascina-Awards ausgezeichnet. Die Preise gingen an den Teilchenphysiker Josef Pradler, die Krebsforscherin Anna Obenauf und den Biochemiker Gustav Oberdorfer. Der Ascina-Award wird seit 2008 an junge Forscher für exzellente wissenschaftliche Publikationen vergeben, die an amerikanischen Forschungseinrichtungen entstanden sind. Die Auszeichnungen werden vom Wissenschaftsministerium und dem Verein Ascina (Austrian Scientists and Scholars in North America) nach Begutachtung durch eine Fachjury des Wissenschaftsfonds FWF vergeben. Barbara Weitgruber, Forschungs-Sektionschefin im Wissenschaftsressort, zeigte sich bei der Preisverleihung erfreut darüber, dass mit Pradler und Obenauf gleich zwei der Preisträger nach ihrem US-Aufenthalt wieder in Österreich tätig sind, das zeigt wie attraktiv österreichische Einrichtungen sind. Der mit 10.000 Euro dotierte Junior Principal Investigator-Award ging an den Physiker Josef Pradler. In seiner im Fachjournal Physical Review Letters veröffentlichten Arbeit präsentierte er ein neues Modell zur beschleunigten Expansion des Universums und lieferte damit gleichzeitig eine mögliche Erklärung für den Ursprung der Dunklen Energie. Durchgeführt hat Pradler die Arbeit noch an der Johns Hopkins University in Baltimore, mittlerweile arbeitet er am Institut für Hochenergiephysik der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in Wien. Einen der beiden mit je 7.500 Euro dotierten Ascina-Preise für Young Scientists erhält Anna Obenauf, die am Memorial Sloan Kettering Cancer Center in New York arbeitet und mit Dezember an das Institut für molekulare Pathologie (IMP) in Wien wechselt. In ihrer im Fachjournal Nature erschienenen Arbeit hat die Medizinerin Mechanismen beschrieben, wie Tumore bei grundsätzlich erfolgreichen zielgerichteten Krebstherapien Resistenzen entwickeln, und im Tierexperiment einen neuen Therapieansatz zur Reduktion der Metastasenbildung nachgewiesen. Der zweite Young Scientists-Award geht an Gustav Oberdorfer von der University of Washington in Seattle. Im Fachjournal Science hat er eine neue Methode zu Design und Herstellung von auch bei hohen Temperaturen stabilen Proteinen präsentiert. Dies könnte etwa im Medizinbereich zur Produktion von maßgeschneiderten Antikörpern oder in der Biotechnologie zum Design von Enzymen eingesetzt werden. Wissenschaft;Mit einem Gedankenspiel führen US-amerikanische Forscher vor Augen, dass auch in der Lebenswelt des Menschen Prozesse ablaufen können, die denen in der Natur gleichkommen. Iowa City / Wien – In der Biologie sind die Verhältnisse klar: Das weltanschaulich geprägte Konzept vom Intelligent Design ist mit den Wirkungsmechanismen der Evolution grundsätzlich unvereinbar. Ironischerweise lässt sich dafür die Evolutionstheorie auf Gebiete anwenden, in denen eindeutig Intelligenz und Design schöpferisch tätig werden. Wie man sich das vorzustellen hat, demonstrieren US-Forscher anhand einer Spezies, die sich erst vor einem halben Jahrtausend aus ihren unmittelbaren Vorläufern entwickelt und seitdem auf alle Kontinente ausgebreitet hat: Violina vulgaris, die Gemeine Geige – heimisch in jedem Orchestergraben weltweit. Im vergangenen Jahr haben sich zwei Studien unabhängig voneinander mit der Entwicklung der Geigenmorphologie befasst – etwa was die Form der sogenannten F-Löcher in der Decke oder die Länge des Geigenhalses betrifft. Diese Arbeiten implizierten, dass hier Prozesse analog zum evolutionären Ausleseverfahren in der Natur wirksam wurden. Es lag eine gemeinsame Grundform in – je nach Geigenbauerwerkstätte – zahlreichen kleinen Zufallsvariationen vor, aus denen sich schließlich die perfekte Geige herausschälte. Kurz gesagt also durch Versuch und Irrtum, nicht durch den Geniestreich eines Meistergeigenbauers mit ausgetüfteltem Konzept. Im Journal of Experimental Psychology reichen Forscher um Edward Wasserman von der University of Iowa nun auch das Selektionskriterium der Geigen-Evolution nach: Gemäß Thorndikes Gesetz der Auswirkung machten Geigenbauer einfach mit den Varianten weiter, auf die sie die positivsten Käuferreaktionen erhielten, verwarfen die übrigen und gaben das Erfolgsrezept weiter. Wasserman sieht das Gedankenspiel auch auf andere menschliche Erfindungen übertragbar und betont, dass es eine andere Perspektive eröffne: Die künstliche Welt unterscheide sich letztlich gar nicht so sehr von der sie umgebenden natürlichen. Nicht-Wissenschaft;Ab dem 26. Februar beträgt die maximale Kündigungsfrist ein Monat. Wer seinen Mobilfunkanbieter wechseln und dabei seine bisherige Handynummer mitnehmen will, zahlt ab 1. März deutlich weniger. Die Mitnahme (Portierung) der Handyrufnummer kostet dann statt bisher 19 Euro nur mehr 10 Euro. Mit der Maßnahme soll der Wettbewerb unter den Mobilfunkern befeuert werden. Vor allem Newcomer am Markt, wie etwa der Diskonter Hot, werden voraussichtlich davon profitieren. Weiters müssen Unternehmen nur mehr für maximal 80 Mitnahmen zahlen, darüber hinaus ist die Nummernportierung kostenlos. Dies hat die Regulierungsbehörde RTR angeordnet. Und noch eine gute Nachricht gibt es für die Kunden: Ab dem 26. Februar beträgt die maximale Kündigungsfrist ein Monat. Dies gilt auch für Festnetzverträge. Das gilt aber allerdings nur für Verträge, die von Verbraucherinnen und Verbrauchern ab 26. Februar neu abgeschlossen werden. Firmen sind von dieser Regelung ausgenommen. Nicht-Wissenschaft;'Das Wort vermag den, der es schreibt oder liest nicht nur über Meere und Gebirge, sondern über die Zeit selbst zu erheben – bleibt es doch zumindest lesbar, wenn er selbst bereits seit Jahren oder Jahrtausenden wieder verstummt ist. Im Wort Ozean erheben sich keine Stürme, stampfen keine Schiffe und wird auch kein Mensch je in Seenot geraten. Im Wort Wüste ist noch keiner verdurstet und im Wort Abgrund kein Unglücklicher jemals zu Tode gestürzt. Und dennoch beschwören diese und alle Worte und Sätze, in denen greifbare Wirklichkeit in Sprache verwandelt wird, in unserem Denken und Fühlen etwas, das an die Glücksmöglichkeiten und Katastrophen der realen Welt rührt und in uns Bilder von einer Deutlichkeit aufsteigen lässt, als stünden wir tatsächlich vor der anrollenden Brandung, vor einem geliebten Menschen oder dem Abgrund. Und für den Zauber dieser Verwandlung bedarf es nicht mehr als jener Kraft, die jeder Mensch in sich selbst trägt und ihm ermöglicht, alles, was sich überhaupt sagen lässt oder noch unausgesprochen auf seine Formulierung wartet, zur Sprache zu bringen. Dass ein Mensch in Worten weder ertrinken noch durch die unzähligen Arten der Grausamkeit zugrunde gehen kann, schenkt dem Zauber der Verwandlung von etwas in Sprache zunächst eine seltsame Friedlichkeit, so, als ob Bücher und jede Schrift uns einen besseren Schutz bieten könnten als jede Waffe oder Panzerung. Wie von einem Kokon umgeben, treten wir aus dem Inneren von Märchen oder anderen, frühesten Erzählungen unserer Kindheit hinaus in die donnernde, anrollende Welt, um dort zu jagen, zu lieben, Städte zu bauen – oder Kriege zu führen. Denn Worte, auch das erfahren wir bereits im frühesten Umgang mit Sprache, Worte sind wie die Menschen, die sie aussprechen, schreiben oder lesen, nicht nur gut. Sie folgen manchmal auch der Pervertierung Luzifers, des Lichtbringers, der aus dem Paradies in die Finsternis stürzte und im Fallen vom Engel zum Satan wurde. Wer sein Leben der oft begeisternden, oft erschöpfenden Arbeit an der Sprache verschrieben hat, der wird am Anfang aber lange schweigen, lange bloß betrachten und stillhalten müssen, um den Stimmen der Menschen, denen der Tiere oder dem bloßen Geräusch des Windes im Gestrüpp der Antennen zu lauschen. Und er wird, lange bevor er nach eigenen Wortschöpfungen und Sätzen sucht, Fragen stellen und Fragen beantworten, Fragen etwa wie jene, wie kalt und unbewegt die Meerestiefe vier und fünftausend Meter unter dem Kiel eines Frachters ist, der auf einer transatlantischen Route im Sturm liegt. Fragen nach den Namen der Leuchtfische, die durch das submarine Dunkel schweben. Fragen, was das denn ist – Dunkelheit? Und was Trauer, Hoffnung oder ein Abschied? Wie ist es, wenn einer im Lärm der Welt taub wird? Was macht einen Menschen blind? Und was gewalttätig ...? Wenn einer erzählen will, muss er solche und ähnliche und unzählige andere Fragen zu beantworten versuchen und muss doch nach jeder Antwort immer neue Fragen an sich und die Welt richten, bis er sich endlich erheben und etwas so Einfaches und Ungeheuerliches wie Es war ... Es war einmal sagen kann. Aber selbst wenn er auf jede Nachforschung verzichtet und sagt: Mir genügt das Meinige, ich spreche nur von mir, ich spreche nur vom Allervertrautesten, nur von dem, was ich allein und am besten weiß – selbst dann erscheint einem Erzähler die Welt noch einmal anders und neu -, muss er sich doch auch der einfachsten Dinge seiner Geschichte erst vergewissern. Wovon immer er spricht – in seiner Geschichte muss ein Erzähler alle Welt noch einmal und immer wieder erschaffen und darf dabei nicht mehr voraussetzen als die Aufmerksamkeit seiner Zuhörer, seiner Leser, nichts als die Stille, in der er endlich zu sprechen, zu erzählen, zu schreiben beginnt. Erzählen besteht immer aus einer Stimme und einem Ohr, aus einem Bild und einem Auge, das alle Wirklichkeit ins Bewusstsein, in Herz und Gedächtnis überführt. Dabei ruht jede Silbe eingebettet in die Stille des ungeheuren, uns umgebenden Raumes, in das Unsagbare, und jedes Bild eingebettet in die Finsternis. Gerade dadurch erscheinen Wort, Klang, Bild vielleicht ja als die größten Kostbarkeiten der menschlichen Existenz. Schließlich vermag das Wort den, der es schreibt oder liest, nicht nur über Meere und Gebirge, sondern über die Zeit selbst zu erheben – bleibt es doch zumindest lesbar, wenn er selbst bereits seit Jahren oder Jahrtausenden wieder verstummt ist. Wenn uns in diesen Tagen blindwütige, religiös verseuchte Berserker den Schluss aufzwingen, die Abwehr ihrer Mordgier und Zerstörungswut wäre am ehesten durch noch mehr Gewalt, noch mehr Panzerung und Überwachung zu erwarten, werden Erinnerungen an die Wurzeln eines Hasses wach, von denen manche tief in unsere eigene, europäische, Geschichte hinabreichen. Jahrhundertelang hat Europa nahe und fernste Kulturen überrannt, ausgebeutet oder zerstört und damit den eigenen Wohlstand begründet. Spanische und portugiesische und niederländische und englische und französische und deutsche und belgische und italienische und immer weitere und noch mehr Kolonialherren haben im Rest der Welt willkürlich Grenzen durch uralte Einheiten gezogen, haben Landesbewohner vertrieben, versklavt, verstümmelt oder erschlagen und mit Handelsstationen und Minen immer auch Massengräber eröffnet. Wenn sich nun aus verwüsteten und zerrissenen Landstrichen und entsprechend verwüsteten Regionen des Bewusstseins Killer auf den Weg machen, um den Hinrichtungsbefehl eines Predigers zu befolgen oder einen barbarischen Missionsauftrag mit automatischen Waffen und Sprengstoffgürteln zu erfüllen, ist es, als ob sie sich an europäischen Eroberern vergangener Jahrhunderte ein Beispiel nehmen wollten, an Helden der Kolonialgeschichte, die ganze Kontinente terrorisierten, um ihre Bewohner als Lieferanten des europäischen Reichtums gefügig zu machen oder zu vernichten. Unzählige, immer noch offene Rechnungen, stehen so in Bilanzen, die nicht Jahre und Jahrzehnte, sondern Jahrhunderte überspannen. Allein die zehn Millionen Toten, um nur eines, ein einziges Beispiel zu nennen, allein die zehn Millionen Toten, die etwa ein europäischer Massenmörder wie der belgische König Leopold II. im Kongo hinterlassen hat, könnten unter dem Einfluss entsprechender Prediger wohl drei und vier Generationen von Rächern auf den Weg nach Europa bringen. Aber gegen Menschen, die in ihrer rasenden Wut oder bloßen Dummheit den eigenen Körper in eine Waffe verwandeln und selbst um den Preis des eigenen Lebens nichts mehr wollen als töten, werden auch in Zukunft die meis- ten Verteidigungstechniken wirkungslos bleiben. Natürlich werden die Angegriffenen sich in Notwehr aller ihrer Mittel bedienen, aber die einzige dauerhafte, wenn auch niederschmetternd langsame und deshalb oft zu spät kommende Hilfe kann aus keiner anderen Quelle gespeist werden als jener der Sprache, des Wortes. Nicht die Sensen und Dreschflegel der Bauernkriege haben am Ende die feudale Grausamkeit des Mittelalters zerschlagen, sondern die Gedanken der Aufklärung; das Wort. Nur eine Gesellschaft, die selbst unter der Bedrohung durch eine Armee von fundamentalistisch religiösen Massenmördern nicht bloß ihre Waffen, sondern auch das Wort wieder einsetzt in seine Dogmen sprengende Kraft, wird sich am Ende – vielleicht – wenn nicht als unbesiegbar, so doch als die stärkere erweisen. Und der Erzähler und Literat, der dieser Gesellschaft beisteht, indem er als Romancier, Essayist, Dramatiker oder in den Strophen seiner Poesie zumindest eine Vorstellung vom wahren Glück und Leiden des Einzelnen ermöglicht, wird zwar niemals ein Prophet sein, aber zumindest ein Helfer.' Wissenschaft;US-Forscher führte ein Experiment durch, um die Empathiefähigkeit der kleinen Papageien zu testen. Albany - Wenn Gähnen ansteckend wirkt, wird die als Anzeichen für Empathie gewertet. Den Effekt kennt man nicht nur vom Menschen (auf besonders Empfindliche oder vielleicht Empathische wirkt sogar schon die bloße Vorstellung eines gähnenden Gesichts oder das Wort Gähnen an sich), sondern beispielsweise auch von Schimpansen oder Hunden. Und Hunde brauchen dafür nicht einmal einen Artgenossen - sie lassen sich auch von gähnenden Menschen anstecken, so sehr sind sie auf uns geprägt. All das sind aber Vertreter der Säugetiere. Bei anderen Wirbeltiergruppen scheint die Empathie weniger stark ausgeprägt zu sein. Schildkröten beispielsweise bleiben gähnenden Artgenossen gegenüber immun, wie der österreichische Forscher Ludwig Huber in Versuchsreihen herausfand und dafür einen Ignobelpreis erhielt. Aber auch bei Vögeln fand man bisher keinen eindeutigen Beleg - und das, obwohl einige Vertreter der Papageien und Rabenvögel zu den intelligentesten Tieren überhaupt zählen. Eine kleiner, als Haustier sehr beliebter Papagei soll dazu aber doch in der Lage sein: der Wellensittich (Melopsittacus undulatus). Das berichten Forscher um Andrew Gallup von der State University des US-Staates New York im Fachmagazin Animal Cognition. Die ursprünglich aus Australien stammenden Wellensittiche sind äußerst soziale Tiere. In freier Wildbahn bleiben Pärchen ein Leben lang zusammen und schließen sich mit anderen zu koordinierten Schwärmen zusammen. Das Phänomen des ansteckenden Gähnens im Schwarm war bei ihnen bereits beobachtet worden. Nun hat Gallup dies in einem kontrollierten, wenn auch kleinen Versuch überprüft. Er setzte 16 Wellensittiche jeweils paarweise in benachbarte Käfige, die durch einen Sichtschutz getrennt werden konnten. Außerdem zeigte er ihnen Videos von gähnenden oder nichtgähnenden Artgenossen. Es ist bekannt, dass Wellensittiche automatisch auf Videos gezeigte Verhaltensweisen imitieren. Tatsächlich gähnten die Vögel innerhalb einer Zeitspanne von fünf Minuten dreimal häufiger, wenn sie einander sehen konnten, als wenn die Sicht blockiert war. Bei den Videoclips von gähnenden Artgenossen war das Gähnen doppelt so häufig. Auch in diesem Fall werten die Forscher das Verhalten als eine einfache Form des Ausdrucks von Empathie. Nicht-Wissenschaft;52-jährige Deutscher war zuletzt für die Youngsters beim FC Liefering zuständig, nun tritt er die Nachfolge von Adi Hütter beim Meister an. Salzburg – Der neue Trainer des FC Red Bull Salzburg heißt Peter Zeidler. Der 52-jährige Deutsche hat einen Vertrag bis Juni 2017 unterzeichnet. Zeidler war seit September 2012 Chefcoach des FC Liefering, wo er die Youngsters zuletzt auf den zweiten Rang in der Ersten Liga geführt hat. Der sportliche Leiter Christoph Freund erläutert die Entscheidung: Peter Zeidler kennt unsere Philosophie in- und auswendig und ist unseren Weg bereits etliche Jahre mit dem FC Liefering erfolgreich mitgegangen. Er ist ein Trainer, dessen Arbeit wir gut kennen und von deren Qualität wir überzeugt sind. Der Trainer brennt Peter Zeidler zu seiner neuen Aufgabe: Ich freue mich sehr, dass der Klub sich für mich entschieden hat. Für mich ist es eine tolle und spannende Aufgabe, den FC Red Bull Salzburg zu trainieren, und ich brenne schon auf die Arbeit mit der Mannschaft und dem Trainer- und Betreuerteam. Anstelle von Zsolt Löw, der in den Betreuerstab von Rasenball Leipzig wechseln wird, sind fortan Richard Kitzbichler und Gerhard Struber als Co-Trainer-Funktion tätig. Richard Kitzbichler, 41 Jahre alt, war bereits bisher im Trainerteam von Red Bull Salzburg im Einsatz. Der 38-jährige Salzburger Struber war zuletzt Coach der U15-Mannschaft. Sein erstes Training wird Zeidler am Samstag leiten. Zwei Tage davor stehen bereits die ersten Leistungstests auf dem Programm. Letsch übernimmt Liefering Das Traineramt beim FC Liefering übernimmt mit dem heutigen Trainingsstart der bisherige U18-Trainer Thomas Letsch, Co-Trainer bleibt René Aufhauser. (red, 21.6.2015) Steckbrief von Peter Zeidler: Peter Zeidler (Deutschland/52 Jahre): Geboren: 8. August 1962 in Schwäbisch-Gmünd Vertrag bis: 30. Juni 2017 Stationen als Trainer: * Nachwuchs VfB Stuttgart (1984-1993) * SV Tübingen (Spielertrainer/1993-1996) * TSV Bobingen (Spielertrainer/1996-1998) * VfB Stuttgart II (Co-Trainer/1998-2000) * VfR Aalen (Co-Trainer/2000-2002) * VfR Aalen (2002-2004) * 1. FC Nürnberg II (2005-2007) * Stuttgarter Kickers (2007) * 1899 Hoffenheim (Co-Trainer unter Ralf Rangnick/2008-2011) * Tours FC (2011-2012) * FC Liefering (2012-2015) Größte Erfolge als Cheftrainer: * Meistertitel Regionalliga West 2012/13 und Aufstieg* Plätze drei (2013/14) und zwei (2014/15) in der Erste Liga mit FC Liefering * Platz sechs in der französischen Ligue 2 (2. Spielklasse) 2011/12 mit Tours FC * Platz sechs in der deutschen Regionalliga Süd 2003/04 (3. Spielklasse) mit VfR Aalen Wissenschaft;Die angeblich von Flugzeugen in der Atmosphäre verteilten Chemtrails zählen zu den beliebtesten Verschwörungstheorien.. Chemtrails haben sich in den letzten Jahren zu einer der beliebtesten und populärsten Verschwörungstheorien entwickelt. Unser Himmel würde vergiftet, so die Chemtrail-Fans: Überall auf der Welt würden Flugzeuge verschiedenste Giftstoffe in der Atmosphäre ausbringen. Darüber, warum das passiert und vor allem, wer dafür verantwortlich ist, sind sich allerdings auch die Anhänger der Verschwörungstheorie nicht ganz einig. Aber genau das macht die Sache mit den Chemtrails ja so populär. Jeder kann sich seinen Lieblingsfeind als Verursacher vorstellen. Umweltschützer beschweren sich über den chemischen Eingriff in die Luft. Friedensaktivisten sehen die angebliche Manipulation der Atmosphäre als Teil eines globalen und geheimen Wetterkrieges zwischen den Großmächten der Welt. Linke Antiamerikanisten haben die USA als Macht hinter den Chemtrails identifiziert, die damit das Weltklima verändern, die Menschen mit Krankheiten infizieren oder gar heimlich impfen wollen. Rechte Antisemiten wärmen ihre uralten Thesen einer geheimen jüdischen Weltregierung wieder auf, die nun eben mittels Chemtrails in das Schicksal der Menschen eingreift, und mit der Ausbringung von Giftstoffen die Bevölkerung reduzieren oder aber zumindest ihr Bewusstsein manipulieren will. Auf den einschlägigen Internetseiten, wie beispielsweise der deutschen Bürgerinitiative Sauberer Himmel, findet man eine lange Liste von angeblich an der Verschwörung beteiligten Organisationen, die von Geheimdiensten, Banken und Bilderbergen bis hin zu UNO, NATO und NASA reicht. Bei der Organisation Sauberer Himmel über Österreich bleibt man dagegen vage und spricht nur von den Feinden der Menschheit, die einen Krieg gegen die Mehrheit der irdischen Bevölkerung führt. Unabhängig von Zweck oder Urhebern der Chemtrails sind sich die Verschwörungstheoretiker aber auf jeden Fall bei einer Sache einig: Man muss nur zum Himmel sehen um die Wahrheit zu erkennen! Die weißen Streifen, die hinter vielen dort fliegenden Flugzeugen erscheinen, können auf keinen Fall natürlich sein. Sie würden sich ganz anders verhalten als die normalen Kondensstreifen. Und vor allem: Früher gab es so etwas nicht! Das weiß man zum Beispiel beim Weather Modification Journal im Internet: In meiner Kindheit war dieser dunkelblaue Himmel noch ganz normal, besonders an warmen Sommertagen. Der Himmel war blau und Wolken hatten grundsätzlich rundliche Formen. Heute sind sie eben auch viereckig und rechteckig. Sie fangen an, wo gesprüht wird, so entstehen die geraden Linien der Kunst-Wolken. Diese künstliche graue tiefhängende Chemiedecke, die den ganzen Himmel zuzieht, gibt es erst seit wenigen Jahren (seit 2012). Und seit circa einem Jahr etwa haben wir diesen ewigen Hochnebel, der sich erst zu Mittag auflöst, welcher ebenfalls künstlich erzeugt ist. Das sind meines Erachtens militärische Experimente zur Abwehr modernster Waffentechnologien. Es sind aber nicht nur irgendwelche Leute in obskuren Ecken des Internets, die sich Sorgen über eine geheime Manipulation unseres Himmels machen. Der FPÖ-Politiker Norbert Hofer, heute immerhin Dritter Nationalratspräsident, ist in einer parlamentarischen Anfrage vom 6. September 2013 ebenfalls der Meinung, die Wolken am Himmel wären nicht normal, und hat dafür sogar eine (vorgeblich) wissenschaftliche Begründung parat: Die in der Umgangssprache als Chemtrails bezeichneten künstlichen Schlieren am Himmel, die an Sprühtagen deutlich zu beobachten und von den normalen Kondensstreifen ganz klar zu unterscheiden sind, bestehen hauptsächlich aus einem Gemisch von Aluminiumpulver und dem wassersuchenden Bariumsalz. Zusammen bilden sie ein elektrisches Feld. Ein Polymer-Gemisch dient als Trägersubstanz und gewährleistet die Bindung des Bariums und Aluminiumpulvers in der Luft. (...) Nach den Sprühtagen sinkt in der Regel die Temperatur und der Himmel bleibt für einige Tage ungewöhnlich trübe. In dieser Zeit bleibt es meistens regenfrei. Vielleicht wäre es gut gewesen, sich hier zuerst mit echten Wissenschaftern zu beraten, die Herrn Hofer dann erklären hätten können, dass man kein elektrisches Feld erzeugen kann, indem man irgendwelche elektrisch neutralen Substanzen in den Himmel sprüht. Man hätte auch einfach mal die Meteorologen fragen können. Die hätten Herrn Hofer dann vielleicht die Grundlagen der Wolkenbildung nahegebracht, und ihm dargelegt, dass die hinter den Flugzeugen entstehen Schlieren sich genauso verhalten, wie Wolken das eben tun, und sich je nach Wetterlage schnell auflösen, oder eben auch lange bestehen bleiben. Dass der Himmel heute nicht mehr oder weniger blau als früher ist, und, dass zwar das Ausmaß des Flugverkehrs zugenommen hat, Kondensstreifen aber immer noch Kondensstreifen und damit ganz normale Wolken sind. Aber wissenschaftliche Fakten und rationale Erklärungen helfen bei Verschwörungstheorien meist nicht viel. Die Diskussion wird emotional geführt und endet oft aggressiv. Der deutsche Wetterexperte Jörg Kachelmann lieferte sich beispielsweise einen längeren Rechtsstreit mit den Chemtrailanhängern, da er sie in einem Interview als Neonazis und Verrückte bezeichnete, was ihm ein Gericht dann aber unter Verweis auf die Meinungsfreiheit schließlich erlaubte. Zumindest in Deutschland hat Kachelmann damit wohl nicht ganz Unrecht: Hier ist es die rechtsextreme NPD, die das Thema immer wieder in den Landesparlamenten behandelt sehen will, in denen sie vertreten ist. Unter anderem, so der mittlerweile verstorbene NPD-Abgeordnete Winfried Petzold, weil dadurch die nationale Souveränität Deutschlands bedroht werde. Der große Erfolg der Chemtrail-Verschwörung ist wohl der geschickten Vermischung von Alltag und Bedrohung zu verdanken. Etwas so normales wie das Wetter wird zur Grundlage einer großen Gefahr für jeden Einzelnen erhoben. Dazu kommt die Ausnutzung des allgemeinen Unbehagens der Menschen gegen die da oben, das sich dank der Vagheit bezüglich der Urheber der Verschwörung wunderbar gegen den jeweiligen Lieblingsfeind richten lässt. Dank der Chemtrails kann man die Verantwortung für so gut wie jedes Problem auf so gut wie jeden abwälzen. Das kann am Ende dann auch so richtig obskur werden (bzw. noch obskurer als es die ganze Sache sowieso schon ist). Bei Recherchen zum Thema bin ich auf erstaunlich viele Kommentare und Videos gestoßen, die sich mit einer Verbindung zwischen Chemtrails und Rauchverboten beschäftigen. Denn, so die Vertreter dieser ganz speziellen Verschwörungstheorie, Rauchen ist in Wahrheit gar nicht gesundheitsschädlich. Das Nikotin würde einen Schutzfilm über der Lunge bilden, die sie unter anderem vor den mittels Chemtrails ausgebrachten Giftstoffen schützt. Dass Regierungen überall auf der Welt Rauchverbote erlassen und sich bemühen, möglichst viele Menschen zu Nichtrauchern zu machen, sei nur eine weitere Folge der großen globalen Verschwörung. Erst wenn wirklich alle das Rauchen aufgegeben haben, könnten die Chemtrails ihre volle Wirkung entfalten. Raucher sind in diesem Weltbild also regelrechte Widerstandskämpfer gegen die geheime Weltregierung, die unsere Gesundheit aus düsteren Motiven beeinflussen möchte. Und irgendwie scheinen auch die elektronischen Zigaretten in der ganzen Sache mit drin zu stecken. Ob die nun allerdings ebenfalls vor bösen Chemtrailgiften schützen oder aber ein weiteres perfides Experiment der Anti-Raucher/Chemtrail-Verschwörung sind, in dem die Menschen die Rolle der Flugzeuge einnehmen und nun selbst giftige Chemiewolken in die Luft pusten: Darüber ist man sich noch nicht ganz einig. Es ist auf jeden Fall alles sehr verwirrend. Aber vielleicht war ich in letzter Zeit auch einfach nur zu oft an der frischen Luft und SIE haben mittlerweile auch mein Bewusstsein erfolgreich beeinflusst... Wissenschaft;Eis? Salzminerale? Fotos aus 4.400 Kilometern Höhe zeigen, dass sich der hellste Fleck aus mehreren kleinen zusammensetzt. Göttingen/Washington – Die Nasa-Raumsonde Dawn hat ihre bisher niedrigste Umlaufbahn um Ceres erreicht – doch das Rätsel um die hellen Flecken auf dem Zwergplaneten ist immer noch nicht restlos gelöst. In nur noch 4.400 Kilometern Höhe über Ceres geriet jetzt erstmals seit Wochen wieder der hellste Fleck auf der Nordhalbkugel ins Gesichtsfeld der Dawn-Kamera. Wie das Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (MPS) mitteilte, zeigt sich auf dem Bild der deutschen Kamera an Bord von Dawn deutlicher als zuvor, dass sich der Fleck aus mehreren Flecken verschiedener Größe zusammensetzt. Unklar ist aber weiter, ob gefrorenes Wasser oder Salzminerale das Phänomen verursachen. Sicherlich handelt es sich um eine der außergewöhnlichsten Strukturen in unserem Sonnensystem, sagte MPS-Forscher Andreas Nathues, der das Kamerateam leitet. Die Aufnahme entstand mit weiteren Bildern der Ceres-Oberfläche am 6. Juni und weist eine Auflösung von 400 Metern pro Pixel auf. Dawn hatte die mysteriösen hellen Flecken bereits im Winter beim Anflug auf Ceres fotografiert. Die Nasa-Raumsonde war Anfang März nach mehr als siebenhalbjähriger Reise in eine Umlaufbahn um den eisigen Zwergplaneten eingeschwenkt und näherte sich seither nach und nach weiter dessen Oberfläche. Ceres ist der größte Himmelskörper im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter. Der Zwergplanet ist bereits die zweite Station der 2007 gestarteten Mission Dawn. Im Juli 2011 hatte die Sonde den großen Asteroiden Vesta erreicht, den sie bis September 2012 umkreiste. Der Besuch bei Ceres ist für die Wissenschafter besonders spannend, weil sie unter der Kruste einen Ozean vermuten. Nicht-Wissenschaft;Sorgen bei Minderheitenvertretern – Kaum Überraschungen in Regierungserklärung von neuem Ministerpräsidenten Maris Kucinskis. Riga – Die am Donnerstag vom Parlament in Riga abgesegnete Neuauflage der Rechtskoalition in Lettland will an den Hauptpunkten ihrer bisherigen Politik festhalten. Sorgen bereiten der russischsprachigen Bevölkerung allerdings einige im Regierungsprogramm enthaltenen Punkte zur Schulreform. Demnach soll künftig an bisher vorwiegend russischsprachigen Schulen Lettisch zur alleinigen Unterrichtssprache werden. Darüber hinaus plant die neue Regierung, Dutzende Schulen zu schließen beziehungsweise zusammenzulegen. Auch diese Maßnahme dürfte zu Lasten kleinerer Schulen in Regionen gehen, wo Russischsprachige die Mehrheit stellen. Die meisten dieser Gebiete liegen im Südosten des Landes. Während Minderheitengruppen wie das Hauptquartier zum Schutz russischsprachiger Minderheiten bereits Widerstand gegen die Regierungspläne ankündigten, war die größte Oppositionspartei im lettischen Parlament, die von der russischsprachigen Bevölkerung getragene Harmonie (Sozialdemokraten), zunächst bemüht, die Wogen zu glätten. Einer ihrer Repräsentanten verwies zunächst lediglich darauf, dass das Koalitionsprogramm eine unscharfe politische Zielsetzung enthalte. Außer den Schulreformplänen will die neue Regierung in Riga, die sich von der bisherigen hauptsächlich durch den Führungswechsel von den Konservativen zur Partei Grüne/Bauernunion und deren Kandidaten Māris Kučinskis als neuem Regierungschef unterscheidet, an der strikten Ablehnung einer europäischen Flüchtlingsquote festhalten. Das beinhaltet die Weigerung, mehr als die schon zugesagten 776 Flüchtlinge aus anderen EU-Ländern aufzunehmen. Diese Linie ist in dem baltischen EU-Staat weit weniger umstritten als die Sprachenfrage. Die strikte Flüchtlingspolitik wird laut Umfragen von weiten Teilen der Bevölkerung mitgetragen. Insgesamt wartete die Regierungserklärung nur mit wenigen Überraschungen auf. Die Erhöhung des Etats für die Armee und die Verstärkung der Militärpräsenz an der Grenze zu Russland waren bereits unter der Anfang Dezember zurückgetretenen konservativen Regierungschefin Laimdota Straujuma beschlossen worden. Kucinskis sagte im Parlament am Donnerstag, das Land könne sich in der derzeitigen Situation keine Turbulenzen und keinen Stillstand leisten. Als Prioritäten seines Kabinetts nannte er neben der Stärkung Wirtschaft, nationaler Sicherheit und Identität sowie der geplanten Schul- und Sozialreform auch die Verbesserung der demographischen Situation. Lettland hat heute weniger als zwei Millionen Einwohner. Vor 15 Jahren waren es noch 2,5 Millionen gewesen. Viele Auswanderer aus dem Baltikum verdienen ihr Geld in Ländern wie Deutschland, Irland und Großbritannien. (Andreas Stangl, 11.2.2016 Nicht-Wissenschaft;Keine Angabe zu Kaufpreis, Closing im vierten Quartal erwartet – Bawag will mit Übernahme im Kerngeschäft weiter wachsen. Wien – Die ÖVAG-Abbaugesellschaft Immigon verkauft die VB Leasing Finanzierungsgesellschaft an die Bawag PSK Leasing. Das Signing erfolgte am 12. August, teilte Immigon am Mittwochabend mit. Das Closing werde – vorbehaltlich Erfüllung vertraglicher Voraussetzungen inklusive der Zustimmung der zuständigen Behörden – voraussichtlich im vierten Quartal 2015 erfolgen. Die VB Leasing Finanzierungsgesellschaft-Gruppe hatte per Ende Juni Kundenforderungen in Höhe von 653 Millionen Euro. Die Bawag Leasing übernimmt mit den Anteilen auch die gesamte Refinanzierung. Über den Kaufpreis und weitere Details der Transaktion sei Stillschweigen vereinbart worden, hieß es in der Mitteilung. Die Übernahme sei Teil der Strategie der Bawag, im Kerngeschäft Retail Banking and Small Business in Österreich zu wachsen, so die Bank in einer Aussendung. Die VB Leasing bringe ein breit aufgestelltes Netz an Kfz-Händlern, die Erweiterung des Produktportfolios sowie ein Team an Branchenexperten ein. Nicht-Wissenschaft;Programm "Ebay Plus" soll Ende September starten, aber nur in Deutschland – "Rückgabemöglichkeit entscheidender Faktor für Onlinekäufer". Bei Ebay können Käufer in Deutschland künftig gegen eine Jahresgebühr auf Portokosten für Rücksendungen verzichten. Wer das Programm Ebay Plus für 19,90 Euro im Jahr bucht, bekommt seine Bestellung am nächsten oder spätestens übernächsten Tag und kann die Ware einen Monat lang kostenlos zurücksenden, wie das Unternehmen am Freitag mitteilte. Die Ebay-Plus-Kunden erhielten zudem Zugang zu exklusiven Deals. Das Programm solle Ende September schrittweise eingeführt und spätestens ab November für alle deutschen Nutzer verfügbar sein. Mit dem Programm reagiere Ebay darauf, dass einfache Rückgabemöglichkeiten ein entscheidender Faktor für deutsche Käufer beim Onlinehandel seien, sagte Deutschland-Chef Stephan Zoll. In anderen Ländern seien den Kunden andere Faktoren besonders wichtig, etwa Kundenservice oder leichte Auffindbarkeit. Ebay Plus gebe es ausschließlich in Deutschland, betonte Ebay. Verkäufer, die bei Ebay Plus mitmachen und Waren kostenlos zurücknehmen, bekommen von Ebay 15 Prozent Rabatt auf die Verkaufsprovision. Ebay stelle zudem kostenlose Rücksendeetiketten zur Verfügung, teilte das Unternehmen mit. Ebay war vor 20 Jahren in den USA gestartet, im September 1995, laut Unternehmen als Hobby des Programmierers Pierre Omidyar. Heute hat es 157 Millionen aktive Käufer, 25 Millionen Verkäufer und 800 Millionen stets verfügbare Artikel. Wissenschaft;Die letzten Monate waren die heißesten seit Beginn der Aufzeichnungen – und die Serie setzt sich offenbar fort. New York – In den vergangenen Monaten wurden nach den Daten der US-Klimabehörde NOAA gleich mehrere Rekorde gebrochen, Schuld daran war unter anderem auch das Klimaphänomen El Niño: Der letzte Februar war nicht nur der heißeste seit Beginn der Aufzeichnungen Ende des 19. Jahrhunderts, er war auch der Monat mit der höchsten je gemessenen Steigerung gegenüber der langjährigen Durchschnittstemperatur. Außerdem übertraf die Temperaturerhöhung der Monate Dezember bis Februar jene jeder anderen Drei-Monats-Periode bei weitem. Und zu guter Letzt war der Februar der zehnte Monat in Folge, der den jeweiligen Temperaturrekord geknackt hat. Der Februar 2016 übertraf demnach den gleichen Monat des Vorjahres, der der bisherige Februar-Rekordhalter war, um 0,33 Grad. Außerdem brach der Februar 2016 auch den gerade erst vom Dezember 2015 aufgestellten Rekord als wärmster Monat aller Zeiten, indem er dessen Durchschnittstemperatur um 0,09 Grad übertraf. Für 2015 hatten die Wissenschafter der NOAA das mit Abstand heißeste Jahr seit Beginn der Messungen verzeichnet. Wie die Umweltschutzorganisation Global 2000 mitteilte, wurde im Februar auch erstmals eine Temperatur erreicht, die 1,6 Grad über dem vorindustriellen Niveau liegt. Womit das Klimaziel von Paris, die globale Erwärmung auf unter 1,5 Grad einzugrenzen, erstmals kurzfristig überschritten worden ist. Daher wurde erneut ein ambitionierterer Ausstieg aus fossiler Energie eingefordert. Der renommierte Klimaforscher Stefan Rahmstorf vom Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung spricht laut der NGO von der größten Klimaanomalie seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Sie wurde aus der Kombination des stark ausgeprägten El Nino-Phänomens und der globalen Erwärmung ausgelöst. Während El Nino wieder schwächer wird, bleibt die hohe CO2-Konzentration in der Atmosphäre ein Problem: Erst vergangenes Jahr stieg die CO2-Konzentration auf über 400 ppm (Parts per Million), der höchste Wert seit etwa einer Million Jahren, gab Global 2000 zu bedenken. Hinzu kommt die Beobachtung, dass die Ausdehnung des arktischen Meereises einen historischen Tiefstand erreicht habe, was ebenfalls zur Klimaerwärmung beiträgt. Dass sich der Nordatlantik gegen Trend nicht erwärmt hat, könnte indes ein Anzeichen dafür sein, dass die lange befürchtete Abschwächung des Golfstroms eingesetzt hat. Besonders warm war es im Februar der NOAA zufolge unter anderem in vielen Teilen Südamerikas, Afrikas, Süd- und Osteuropas und Südostasiens. Außergewöhnlich kalt war es nur in einigen Teilen Asiens, so beispielsweise auf der russischen Halbinsel Kamtschatka. Nicht-Wissenschaft;Nur noch Wayne Gretzky und Gordie Howe haben öfter getroffen als 44-jährige tschechische Legende – Zwei Assists von Raffl. Philadelphia – Die Schlagzeilen gehörten einmal mehr Jaromir Jagr. Fünf Tage nach seinem 44. Geburtstag überholte die tschechische Eishockey-Ikone beim 3:1 seiner Florida Panther gegen die Winnipeg Jets durch seine NHL-Tore Nummer 741 und 742 Brett Hull und rückte auf Rang drei der Allzeit-Torschützenliste vor. Mehr Treffer als Jagr, aktuell der älteste Spieler in der besten Liga der Welt, haben nur der legendären Wayne Gretzky (894 Tore) und Gordie Howe (801) erzielt. Auch für Michael Raffl lief es am Samstag gut. Beim 5:4 nach Verlängerung seiner Philadelphia Flyers bei den Toronto Maple Leafs von Michael Grabner wurden ihm zwei Assistpunkte gut geschrieben. Sein Kärntner Landsmann ging leer aus. Raffl war an der Entstehung des 2:1 beteiligt und bereitete das 4:4 vor. Er hält jetzt bei neun Saison-Assists. Für die Entscheidung in der Overtime sorgte Verteidiger Shayne Gostisbehere. Die Flyers sind in der Eastern Conference mit drei Punkten Rückstand auf Rang acht nach wie vor im Rennen um den Play-off-Einzug. Toronto ist 13 Zähler hinter Philadelphia als Schlusslicht dagegen chancenlos. (sid/APA/red, 21.2 2016) Ergebnisse vom Samstag: Toronto Maple Leafs (mit Grabner) – Philadelphia Flyers (Raffl mit 2 Assists) 4:5 n.V., Nashville Predators – Los Angeles Kings 1:2 n.V., Pittsburgh Penguins – Tampa Bay Lightning 2:4, Ottawa Senators – Detroit Red Wings 3:2 n.P., Florida Panthers – Winnipeg Jets 3:1, Dallas Stars – Boston Bruins 3:7, Arizona Coyotes – St. Louis Blues 4:6, Washington Capitals – New Jersey Devils 4:3, Edmonton Oilers – Colorado Avalanche 2:3 Wissenschaft;Schon lange bevor es Pflanzen und Tiere gab, bevölkerten Urbakterien die Erde. Forscher konnten nun den letzten Schritt ihrer Energiegewinnung klären. Lissabon/Bonn – Seit Milliarden von Jahren nutzen bestimmte Mikroorganismen nicht Sauerstoff zum Atmen, sondern Sulfat. Durch welchen biochemischen Vorgang diese zumeist im Meer vorkommenden Mikroorganismen durch Atmung Energie für ihr Wachstum gewinnen, war bislang jedoch nicht ausreichend geklärt. Nun hat ein internationales Forscherteam diese Wissenslücke geschlossen: Wie die Wissenschafter in Science berichten, konnten sie beim urtümlichen Archeon Archaeoglobus fulgidus diesen Prozess vollständig entschlüsseln. Mit den Cyanobakterien und später den grünen Pflanzen kam der Sauerstoff auf die Erde – doch schon vorher erschlossen sich Mikroorganismen durch Atmung Energie. Statt Sauerstoff nutzten sie Sulfat, dass sie zu Schwefelwasserstoff reduzierten.Im Meerwasser ist Sulfat in etwa 100-fach höherer Konzentration gelöst als Sauerstoff, sagt Christiane Dahl von der Uni Bonn, die an der Studie beteiligt war. Überall wo Sulfat reichlich vorhanden und Sauerstoff knapp ist, kommen Bakterien und Archaeen vor, die auf diese Sulfatatmung spezialisiert sind: Neben den Meeren betrifft dies vor allem auch Vulkanregionen. Bisher ging man davon aus, dass es auf dem Weg vom Sulfat zum Schwefelwasserstoff nur drei Schritte gibt. Einer dieser Schritte ist die Reduktion von Sulfit, an dem das Enzym Sulfitreduktase (DsrAB) beteiligt ist. Eine Voraussetzung für Energiegewinnung durch Atmung ist, dass Membranen in den lebenden Zellen wie eine Batterie aufgeladen werden. Allerdings war bislang nicht klar, welcher Schritt der Sulfatatmung an eine bakterielle Zellmembran gekoppelt ist, so die Mikrobiologin. Diesen konnten die Forscher nun an Archaeoglobus fulgidus, das vor allem in Vulkangebieten vorkommt, nachvollziehen. Der aus dem Sulfit stammende Schwefel wird demnach gar nicht sofort von der Sulfitreduktase als Schwefelwasserstoff freigesetzt, sondern erst einmal von einem Protein zwischen zwei Schwefelatomen festgehalten. Ein weiteres Protein in der Zellmembran des Bakteriums setzt den Schwefel wieder frei. Dabei wird die Membran aufgeladen und Energie für das Wachstum der Mikroorganismen zur Verfügung gestellt. Das ist der bislang unbekannte, aber umso wichtigere biochemische Schritt bei der Energiegewinnung durch Atmung, sagt Fabian Grein, ebenfalls von der Uni Bonn. Er konnte im Reagenzglas nachweisen, dass dieser Prozesse auch in anderen sulfatatmendenden Mikroorganismen abläuft – wie etwa dem Bakterium Desulfovibrio vulgaris. Dieses Bakterium ist von besonderer Bedeutung, da es auch im menschlichen Verdauungstrakt vorkommt und hier entzündliche Erkrankungen hervorrufen kann, so Grein. Die Forscher gehen davon aus, ein universelles Prinzip entdeckt zu haben, das bei allen sulfatatmenden Bakterien vorkommt. Je besser wir diese Milliarden Jahre alten Prozesse verstehen, umso besser können wir diese Spuren aus der frühen Erdgeschichte lesen, sagt Dahl. Wissenschaft;Untersuchungen zeigten, dass die Mutation von nur zwei Genen die Veränderungen an den zirkadianen Rhythmen bewirkte. Köln – Bei der Kultivierung der Tomate haben sich im Laufe der Zeit offenbar nicht nur Geschmack und Aussehen verändert: Deutsche Forscher konnten nun zeigen, dass auch die innere Uhr der Tomate während ihrer Domestizierung einem Wandel unterworfen war: sie hat sich verlangsamt. Die aus der äquatorialen Region Südamerikas stammende Pflanze wurde vom Menschen in die temperierten Breiten gebracht. Die Verlangsamung der Uhr stellt vermutlich eine Anpassung an die dort herrschenden langen Sommertage dar. Die innere Uhr verleiht einen Selektionsvorteil, indem sie eine genaue Abstimmung von physiologischen, verhaltens- und entwicklungsbiologischen Prozessen mit dem Tag/Nacht Zyklus ermöglicht. Jeder, der schon einmal in eine andere Zeitzone gereist ist, weiß, was passiert, wenn die innere Uhr nicht synchron zur externen Umwelt läuft: Jetlag. Tatsächlich scheint auch in der Natur eine genaue Abstimmung der inneren Uhr auf die lokale Umgebung von Bedeutung zu sein. Hierbei spielt die natürliche Variation zirkadianer Rhythmen (von der inneren Uhr gesteuerte Rhythmen mit einer Periodizität von etwa 24 Stunden) eine wichtige Rolle. Wissenschafter vom Kölner Max-Planck-Institut für Pflanzenzüchtungsforschung haben nun nachgewiesen, dass diese Variation auch während der Tomatendomestizierung von Bedeutung war. Die Domestizierung der Tomate begann in Ecuador, wo man auch heute noch eine Vielzahl unterschiedlicher wilder Tomatenarten entlang der Anden finden kann. Sie wachsen als Unkraut häufig in extremen Habitaten von Meereshöhe bis über 3000 m und unterscheiden sich erheblich von den kultivierten Varietäten. Diese wilden Arten können alle mit der kultivierten Art gekreuzt werden, was sie zu einer wertvollen Quelle positiver Eigenschaften – wie beispielsweise Schädlingsresistenzen – für die Tomatenzüchtung macht. Zusätzlich können an den wilden Arten aber auch Eigenschaften, die eine Rolle bei der Domestizierung gespielt haben, genetisch untersucht werden. Durch den Vergleich der zirkadianen Rhythmen von 34 kultivierten Varietäten und 68 wilden Sorten konnten die Forscher um José M. Jiménez-Gómez und Niels A. Müller zeigen, dass die innere Uhr der kultivierten Tomaten langsamer läuft als die ihrer wilden Verwandten. Während der Domestizierung müssen Genvarianten entstanden sein, welche für diesen veränderten Rhythmus verantwortlich sind, erklärt Jiménez-Gómez. Durch genetische Analysen konnten die Forscher zeigen, dass die Verlangsamung der zirkadianen Uhr durch Mutationen in nur zwei Genen erreicht wurde. Eines dieser Gene ist EID1, ein Gen, welches eine Rolle bei der Signalübertragung von Licht spielt. Die Wissenschaftler konnten die kausale Genvariante von EID1 auf eine einzelne Aminosäure eingrenzen. Des Weiteren entdeckten die Forscher durch vergleichende Genomanalyse, dass die Region um EID1 Anzeichen positiver Selektion aufweist. Dies deutet darauf hin, dass der verzögerte Rhythmus vom Menschen selektiert wurde und für die kultivierte Art von Nutzen ist erklärt Jiménez-Gómez. Wir denken, dass die verlangsamte innere Uhr eine Anpassung an die langen Sommertage der temperierten Breiten darstellt, in welche die aus der äquatorialen Region Südamerikas stammende Pflanze während der Domestizierung gebracht wurde. Da die kultivierte Tomate von Ecuador nach Mittelamerika und schließlich bis nach Europa transportiert wurde, wurde sie im Verlauf der Domestizierung einem stark veränderten Tag/Nacht Rhythmus ausgesetzt – in Neapel (Italien) beispielsweise sind die Tage im Sommer mehr als drei Stunden länger als in Ecuador. Die Tomate ist hier kein Einzelfall. Viele Nutz- und Kulturpflanzen wurden durch den Menschen über weite Gebiete verbreitet. Eine interessante Frage für die Zukunft ist, ob solche Migrationen auch bei anderen Pflanzen mit Veränderungen der inneren Uhr einhergegangen sind. Die genauere Untersuchung der inneren Rhythmik verschiedener Nutz- und Kulturpflanzen könnte neue Ansatzpunkte für deren Verbesserung bieten. Nicht-Wissenschaft;Wer zum frühesten Zeitpunkt in Pension geht, verliert bis zu 25 Prozent, sagt PVA-General Pinggera. Wien – Die Pensionsversicherungsanstalt will die Österreicher motivieren, später in den Ruhestand zu wechseln. Daher hat sie rund 200.000 Schreiben an jene Personen ausgeschickt, die rund fünf Jahre vor der Möglichkeit zur Frühpension stehen, berichtete das Ö1-Morgenjournal am Montag. In den Briefen wird den Betroffenen vorgerechnet, wie viel mehr Pension sie erhalten würden, wenn sie länger arbeiten. Es gehe darum, das Bewusstsein zu schärfen, dass längeres Arbeiten Sinn mache, sagte PVA-Generaldirektor Winfried Pinggera. Immerhin verliere man 20 bis 25 Prozent an Pension im Vergleich zum regulären Antritt, wenn man zum frühestmöglichen Zeitpunkt in den Ruhestand gehe. Wissenschaft;29-jährige Wissenschafterin wechselte von der Antarktis in die Alpen. Salzburg/Klagenfurt – Die Meteorologin und Klimaforscherin Elke Ludewig hat mit Mai 2016 die Leitung des Sonnblick-Observatoriums übernommen. Die 29-Jährige soll den herausragenden Forschungsstandort der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) weiter ausbauen und international vernetzen, hieß es am Mittwoch in einer Aussendung der ZAMG. Die 29-Jährige arbeitete zuletzt in der Antarktis als Leiterin des meteorologischen Observatoriums der deutschen Polarforschungsstation Neumayer III des Alfred-Wegener-Instituts und ist nun in die Alpen gewechselt. Unterdessen wurde das Sonnblick-Observatorium diese Woche von der Weltmeteorologischen Organisation (WMO) zu einer der 40 hochwertigsten Stationen des Global Atmosphere Watch Programms (GAW) ernannt. GAW dient der weltweiten Überwachung der chemischen Zusammensetzung der Atmosphäre. Ludewig hat bereits eine beeindruckende Forschungskarriere hinter sich. Das große Leistungsspektrum war auch einer der Hauptgründe, warum sie sich gegen die 15 Mitbewerber und Mitbewerberinnen um die Leitung des Observatoriums am Sonnblick durchsetzte, sagte der Direktor der ZAMG, Michael Staudinger: Elke Ludewig hat bereits in den unterschiedlichsten meteorologischen Themenbereichen auf sehr hohem Niveau gearbeitet. Die Bandbreite reicht von der preisgekrönten Darstellung ihrer Diplomarbeit im Bereich Fernerkundung sowie der Doktorarbeit zur Windenergie über messtechnische Fragen bis zu Forschungsprojekten zur Wechselwirkung zwischen Wolken und Klima. Von Dezember 2014 bis Jänner 2016 sammelte die Deutsch-Österreicherin Ludewig Erfahrungen als Führungskraft in einem extremen Arbeitsumfeld. Sie leitete in der Antarktis das meteorologische Observatorium der renommierten deutschen Neumayer-Polarforschungsstation, einer Einrichtung des Alfred-Wegener-Instituts. Als Teil des antarktischen Überwinterungsteams erlebte die Forscherin Wetterextrema, die selbst mit den rauen Bedingungen am Sonnblick nicht vergleichbar sind: Minus 20 bis minus 40 Grad sind in der Antarktis der Normalfall. Dazu kommen stürmische Windböen. Hatte es mal nur minus fünf Grad, haben wir die T-Shirts ausgepackt. Eines der Hauptziele als neue Leiterin des Sonnblick-Observatoriums ist für Ludewig der intensive Ausbau der interdisziplinären Zusammenarbeit. Sie will mehr Möglichkeiten in dem Bereich bieten und auch Schwerpunkte setzen, zum Beispiel bei der Messung von klimarelevanten Gasen sowie zu den immer noch nicht restlos erforschten Vorgängen der Wolkenbildung. (APA. 11.5.2016) Wissenschaft;Rotwangen-Schmuckschildkröten lebten einst nur im Südosten der USA – inzwischen gibt es sie außer in der Antarktis überall. Dresden – Ratten, Aga-Kröten, Wandermuscheln: allesamt Beispiele für höchst erfolgreiche Bioinvasoren. Als am weitesten über ihren natürlichen Lebensraum hinaus verbreitete Art weltweit bezeichnet das Senckenberg-Forschungsinstitut aber eine ganz andere Spezies, die auf den ersten Blick gar nicht so problematisch wirkt: die ursprünglich aus Nordamerika stammende Rotwangen-Schmuckschildkröte (Trachemys scripta). Man findet die Schildkröten praktisch in allen europäischen Ländern in der freien Natur, sagt Melita Vamberger von den Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen in Dresden. Die Reptilien wurden durch den Tierhandel so weit verbreitet. Heute kann man die 25 bis 30 Zentimeter langen Schildkröten, deren Urheimat im Südosten der USA liegt, auf allen Kontinenten mit Ausnahme der Antarktis und einiger ozeanischen Inseln antreffen. Die an Flüssen und Teichen lebende Art gilt als Gefahr für einheimische Schildkröten, weil sie mit diesen in direkter Konkurrenz bezüglich Nahrung, Nist- und Sonnenplätze stehen. Sie sind Allesfresser, ernähren sich aber am liebsten von Wasserpflanzen. Zudem sind die eingeschleppten Schildkröten potenzielle Überträger von Parasiten und anderen Krankheitserregern. Bisher wurde die erfolgreiche Fortpflanzung und Etablierung der Tiere in Europa nur im Mittelmeerraum nachgewiesen. Nun konnte ein Team um Vamberger aber anhand genetischer Untersuchungen nachweisen, dass sich die Schildkröten auch im Inland von Slowenien vermehren – ein gemäßigte, kontinentale Klima macht ihnen also nichts aus. Deshalb schlagen die Dresdner Biologen vor, die Spezies als invasiv einzustufen und ihre Ausbreitung zu verhindern – insbesondere in Lebensräumen mit heimischen Arten. Der Import der als Haustiere beliebten Schildkröten nach Europa ist ohnehin seit den 1990er Jahren verboten. Allerdings blüht besonders in den Balkanstaaten und im südlichen Europa der Schwarzhandel nach wie vor, sagt Vamberger. Wissenschaft;'Astronomen klären, wie im Wechselspiel von Magnetfeldern und Gravitation in einer Gaswolke neue Sterne und ganze Sternhaufen entstehen. Heidelberg – Das Rezept für einen durchschnittlichen Stern ist im Grunde nicht allzu kompliziert: Man nehme eine sehr kalte Wolke, bestehend aus Wasserstoffgas und etwas Staub und überlasse sie lange genug sich selbst. Im Lauf von einiger Millionen Jahre kollabiert die Regionen unter dem Einfluss ihrer eigenen Schwerkraft. Am Ende erstrahlt ein neuer Stern – soweit die Theorie. Die Praxis ist dagegen freilich weitaus komplizierter. Insbesondere scheint es zwei Arten der Sternentstehung zu geben: In gewöhnlichen, kleineren Molekülwolken bildet sich nur einer oder ein paar Sterne – solange, bis sich das Gas über einen Zeitraum von rund drei Millionen Jahren zerstreut hat. Größere Wolken leben rund zehnmal länger. In ihnen kommen ganze Sternhaufen auf einmal zur Welt. Und es werden dort sehr massereiche Sonnen geboren. Woran liegt es, dass während dieses vergleichsweise kurzen Zeitraums von 30 Millionen Jahren so viele Sterne entstehen, ist nicht ganz geklärt. Die meisten Theorien gehen von einer Art Kettenreaktion aus, in der die Entstehung der ersten Sterne in der Wolke die Bildung weiterer Sterne auslöst. Dafür kommen etwa die Supernovaexplosionen der massereichsten (und daher kurzlebigsten) gerade entstandenen Sonnen infrage, denn deren Druckwellen komprimieren das Wolkenmaterial und schaffen dadurch die Keime für neue Sterne. Amelia Stutz und Andrew Gould vom Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg verfolgen dagegen einen anderen Ansatz und bringen Schwerkraft und Magnetfelder ins Spiel. Dazu haben sie die Region um den 1300 Lichtjahre entfernten Orionnebel unter die Lupe genommen. Die hellrote, komplex gemusterte Gaswolke zählt zu den bekanntesten Objekten am Himmel. Ausgangspunkt für die Überlegungen von Stutz und Gould sind Karten der Massenverteilung in einer Struktur, die wegen ihrer Gestalt den Namen integralförmiges Filament trägt und zu der auch der Orionnebel im mittleren Abschnitt des Filaments gehört. Die Heidelberger Forscher zogen außerdem Studien zu den Magnetfeldern in und um dieses Objekt heran. Die Daten zeigen, dass der Einfluss von Magnetfeldern und Gravitation auf das Filament ungefähr gleich groß ist. Darauf aufbauend entwickelten die beiden Astronomen ein Szenario, in dem das Filament ein flexibles, hin und her schwingendes Gebilde ist. Die üblichen Modelle der Sternentstehung hingegen legen Gaswolken zugrunde, die unter ihrer eigenen Schwerkraft kollabieren. Wichtiger Beleg für das neue Bild ist die Verteilung von Protosternen und von jungen Sonnen in und um das Filament. Protosterne sind die Vorstufen von Sonnen: Sie ziehen sich noch weiter zusammen, bis ihre Kernregionen genügend hohe Dichten und Temperaturen erreicht haben, so dass dort im großen Stil Kernfusionsreaktionen einsetzen können. Dann erst ist der Stern geboren. Protosterne sind leicht genug, um mitgenommen zu werden, wenn das Filament hin und her schwingt. Junge Sterne sind dagegen deutlich kompakter und werden vom Filament schlicht zurückgelassen oder wie aus einer Steinschleuder in den umgebenden Raum katapultiert. So kann das Modell erklären, was die Beobachtungsdaten in der Tat zeigen: Dass sich die Protosterne nur entlang des dichten Rückgrats des Filaments finden, junge Sterne dagegen vor allem außerhalb des Filaments. Dieses Szenario birgt das Potenzial für einen neuen Mechanismus, der die Entstehung ganzer Sternhaufen auf astronomisch gesehen kurzen Zeitskalen erklären könnte. Die beobachteten Positionen der Sternhaufen legen nahe, dass das integralförmige Filament ursprünglich in nördliche Richtung deutlich weiter ausgedehnt war als heute. Über Millionen von Jahren scheint sich dann von Norden aus ein Sternhaufen nach dem anderen gebildet zu haben. Und jeder fertige Sternhaufen hat das ihn umgebende Gas-Staub-Gemisch mit der Zeit zerstreut. Daher sehen wir heute drei Sternhaufen in und um das Filament: Der älteste Haufen ist am weitesten von der Nordspitze des Filaments entfernt; der zweite liegt näher und wird noch von Filamentresten umrankt; der dritte, mitten im integralförmigen Filament, ist gerade im Wachsen begriffen. Das Wechselspiel von Magnetfeldern und Schwerkraft ermöglicht bestimmte Arten von Instabilitäten, die man zum Teil aus der Plasmaphysik kennt und die einen Sternhaufen nach dem anderen entstehen lassen könnten. Diese Hypothese beruht auf Beobachtungsdaten für das integralförmige Filament. Es handelt sich aber nicht um ein ausgereiftes Modell für einen neuen Modus der Sternentstehung. Zunächst müssten Theoretiker entsprechende Simulationen durchführen und Astronomen weitere Beobachtungen vornehmen. Erst nach diesen Vorarbeiten wird sich herausstellen, ob die Molekülwolke im Orion einen Sonderfall darstellt. Oder ob die Geburt von Sternhaufen in einem Reigen magnetisch eingeschlossener Filamente der übliche Weg ist, um im Weltall innerhalb kurzer Zeit ganze Haufen neuer Sterne entstehen zu lassen.' Wissenschaft;Platz 27 auf der Liste bekannter Rekord-Rohdiamanten. Luanda – Ein kleines australisches Minenunternehmen hat in Angola einen gewaltigen Diamanten zutage gefördert. Der 404,2-Karat (81 Gramm) schwere Brocken ist der größte Diamant, der jemals in dem afrikanischen Land entdeckt wurde. Der bisherige Rekordhalter, der Angolan Star, war 2007 in der Mine Luarica gefunden worden und hatte 217,4 Karat. Auf der Liste der größten bekannten Rohdiamanten rangiert der nun entdeckte auf Platz 27. Der Stein wurde von Mitarbeitern der Lucapa Diamond Company mit Stammsitz in Perth in alluvialem Schotter des Minenprojekts Lulo in Angolas Provinz Lunda Norte gefunden. Es handelt sich um einen Schmuckstein vom Typ IIa, einer besonders seltenen Sorte, der nur 1,8 Prozent aller gefundenen Schmuckdiamanten angehören. Unternehmens-Chef Miles Kennedy taxierte den Diamanten auf einen Wert von umgerechnet etwa 18 Millionen Euro. Das Lulo-Projekt wird von Lucapa gemeinsam mit der staatlichen Firma Endiama und dem privaten Teilhaber Rosas & Petalas betrieben. Der größte bekannten Rohdiamant war der 1905 in Südafrika entdeckte Cullinan. Bevor er 1908 in 105 Steine gespalten wurde, wog er 3106,75 Karat. Wissenschaft;Sommerschule Alpbach und Forschungsförderung für Weltraumforschung. Wien/Alpbach – In der Bergidylle der Tiroler Alpen die Weltraummissionen der Zukunft zu entwickeln ist seit vielen Jahren die Zielsetzung der Summer School Alpbach. Dieses Jahr kommt die Sommerschule, die auch gerne als Ideenfabrik oder Kaderschmiede für die europäische Raumfahrt bezeichnet wird, zur 40. Auflage. Das Thema: Satellitenbeobachtung des globalen Wasserkreislaufs. Zielsetzung der Sommerschule, die von 12. bis 21. Juli stattfindet, ist es, Vorschläge für zukünftige Weltraummissionen zu machen, sie so von einer Weltraumorganisation übernommen werden könnten – in der Vergangenheit sei das bereits gelegentlich vorgekommen. Die 60 teilnehmenden Technik- und Naturwissenschaftsstudierenden werden in vier Kleingruppen eingeteilt. Ausgehend von Vorlesungen zu verschiedenen Aspekten der Weltraumforschung in Zusammenhang mit der Beobachtung des globalen Wasserkreislaufs konzipieren sie eine Satellitenmission – von technischen Konstruktionsdetails bis zur Risikoabschätzung. Begleitet werden sie dabei von wissenschaftlichen und technischen Experten. Diese Missionen sollen darauf abzielen, kritische Aspekte des Wasserkreislaufs noch besser zu beobachten, um Lücken im Verständnis des globalen Wasserkreislaufs zu schließen. Bis 31. März können sich Technik- und Naturwissenschaftsstudenten bewerben. Organisiert wird die Sommerschule von der Agentur für Luft- und Raumfahrt der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG), der Europäischen Weltraumbehörde Esa, dem International Space Science Institute und Austrospace, einem Verein zur Förderung der österreichischen Weltraumindustrie. Für zehn österreichische Kandidaten vergibt die FFG Stipendien. Weltraumforschungsprojekte werden auch in einem weiteren Programm der FFG gefördert: Im Rahmen der zwölften Ausschreibung des Weltraumprogramms ASAP stellt das Verkehrsministerium 7,5 Millionen Euro zur Verfügung – für die Schwerpunkte Weltraumforschung und -wissenschaft, Technologien für die Raumfahrt und Anwendungen von satellitengestützten Technologien. Bis November können Projekte eingereicht werden. Wissenschaft;"Verein zur wissenschaftlichen Erforschung komplexer Systeme", eine Initiative der TU Wien und Graz, der Medizin-Uni Wien und des AIT. Wien – Sinnvolles Wissen aus Big Data gewinnen – das ist laut Komplexitätsforscher Stefan Thurner das Ziel des Complexity Science Hub Vienna. Mit der Gründung des Vereins zur wissenschaftlichen Erforschung komplexer Systeme haben die Kooperationspartner – die Technischen Unis Wien und Graz, die Medizin-Uni Wien und das Austrian Institute of Technology (AIT) – nun das Projekt offiziell gestartet. Die vier Projektpartner tragen mit jeweils 200.000 Euro pro Jahr zu dem neuen Zentrum bei: jeweils 40.000 Euro in bar sowie 160.000 Euro in Form von zwei Laufbahnstellen für einen Senior- und einen Junior-Wissenschafter, sagte der wissenschaftliche Geschäftsführer des AIT, Wolfgang Knoll, zur APA. Die Stellen sollen im Herbst ausgeschrieben und idealerweise im Februar des kommenden Jahres die ersten Forscher angestellt werden, so Thurner, der an der Med-Uni Wien Professor für Komplexitätsforschung ist. Um die Verwaltung des Complexity Science Hub (CSH) gering zu halten, werden die Wissenschafter vom jeweiligen Partner angestellt und dem Zentrum zugeordnet. Inhaltlich sollen die Kooperationspartner nur grobe Linien vorgeben, etwa Komplexität im Zusammenhang mit Smart City oder Medizinische Versorgung. Dafür sollen dann die besten Leute gesucht und angestellt werden, die selbst entscheiden, zu welchen konkreten Themen sie arbeiten. Externes Wissen zu diesen Themen soll dann gezielt und projektbezogen über Gastwissenschafter nach Wien gebracht werden. Am CSH sollen auch Doktoranden tätig sein. Laut Knoll will die Österreich-Tochter des Technologiekonzerns Infineon zwei PhD-Studenten finanzieren. Gearbeitet wird auch an einem Austauschprogramm für PhD-Studenten mit der Technischen Universität Nanyang (NTU) in Singapur, wo vor kurzem ein Institut für Komplexitätsforschung gegründet wurde. Im Vollausbau könnten fünf bis zehn Senior-Forscher insgesamt 15 bis 30 Post-Docs und PhD-Studenten projektbasiert beschäftigen. Für die Finanzierung von Projekten hat nach Angaben der beteiligten Wissenschafter das Infrastrukturministerium Mittel in Aussicht gestellt. Weitere Förderungen könnten sich im September entscheiden. Neben Thurner und Knoll waren die Wissenschaftsforscherin und Ex-Präsidentin des Europäischen Forschungsrates, Helga Nowotny, und der Chef des Wiener Wissenschafts- und Technologiefonds (WWTF), Michael Stampfer, an der Ausarbeitung des Konzepts für das Zentrum beteiligt. Nowotny wird auch den wissenschaftlichen Beirat des CSH leiten. Der Physiker Stephen Hawking hat die Komplexitätsforschung als die Wissenschaft des 21. Jahrhunderts bezeichnet. Hintergrund ist, dass Probleme zunehmend systemisch werden und regionale Entwicklungen globale Auswirkungen haben können. Systemische Risiken etwa im Zusammenhang mit Klimawandel, Finanzmärkten, Naturkatastrophen, Migration, etc. werden derzeit wissenschaftlich meist nicht verstanden und können daher letztlich auch nicht strategisch gemanagt werden, erklärt Thurner den Hintergrund, vor dem der CSH gegründet wurde. Solche Risiken entstehen vor allem durch die drastisch zunehmende Vernetzung von Menschen, Einrichtungen, Computern, Märkten, etc. – die sich auch in einer ebenso drastischen Zunahme von Daten widerspiegelt. Und aus diesen Daten wollen die Komplexitätsforscher nutzbaren Sinn holen, wie Thurner sagte. Ziel des CSH sei, aus der Analyse von Big Data systemische Risiken zu verstehen, sichtbar zu machen und Wege für deren Management zu entwickeln. Grundsätzlich soll in dem Zentrum Grundlagenforschung gemacht werden, wir haben aber keine Angst, wenn politikrelevante Resultate herauskommen, da wollen wir mutig sein, sagte Thurner. Man wolle auch so offen wie möglich sein: Wenn Daten da sind, wollen wir diese der Gesellschaft zugänglich machen, damit Debatten auf höherem Niveau stattfinden können. Für den Wissenschafter ist es wichtig, dass die Öffentlichkeit die Hoheit über kritische Daten behält, sofern das noch möglich ist. Zudem will das Zentrum eine Plattform für ethische Fragen sein, die mit Big Data einhergehen. Thurner ortet hier eine Revolution mit ungelösten Fragen, was würdevoll, ethisch und vertretbar ist, wo die Privatsphäre verletzt wird und wo nicht. Auch der Gesetzgeber sei mit der Geschwindigkeit, mit der Daten verfügbar werden, komplett überfordert. Wissenschaft;Neue Analysen belegen, dass damit auch die Entwicklung des Menschen nicht maßgeblich von Klimaänderungen beeinflusst wurde. Berlin – Eine in der Fachwelt verbreitete Auffassung geht davon aus, dass wichtige Entwicklungsschritte bei afrikanischen Säugetieren – und damit auch beim Mensch – in der Regel mit großen, schnellen Klimaänderungen verbunden waren. Dem widersprechen allerdings zahlreiche Funde, die eher darauf hinweisen, dass die Evolution des Mensch und der anderen Säugetiere graduell und kontinuierlich erfolgte. Deutsche Wissenschafter haben nun in einer breit angelegten Studie anhand von ostafrikanischen Säugetieren, die vor mehreren Millionen Jahren lebten, neue Belege für die These der kontinuierlichen Evolution gefunden. Die beiden Forscher Faysal Bibi (Museum für Naturkunde Berlin) und Wolfgang Kiessling (Museum für Naturkunde Berlin und Universität Erlangen-Nürnberg) befassten sich vor allem mit dem späten Pliozän und dem frühen Pleistozän zwischen vier und einer Million Jahre vor heute. Die Wissenschafter untersuchten insbesondere die Zusammensetzung der Tierwelt, die Dauer zwischen Entstehung und Aussterben von Arten sowie die Biomasse insgesamt. Dabei konnten die beiden Forscher feststellen, dass es bei allen untersuchten Kriterien zu kontinuierlichen Änderung kam. Evolutionäre Änderungen waren nicht auf kurze Zeitabschnitte beschränkt, abrupte Klimaänderungen waren in jenem Zeitabschnitt nicht die Hauptursache für das Aussterben von Tierarten. Große evolutionäre Veränderungen, einschließlich neuer menschlicher Eigenschaften wie der Vergrößerung des Gehirns, des aufrechten Gangs und der Nutzung von Werkzeug, waren demnach vielmehr Teil langfristiger, kontinuierlicher Änderungen. Diese dürften nicht allzu sehr von plötzlichen klimatischen Veränderungen beeinflusst worden sein. Das globale Klima hatte in dieser Periode zwar sicherlich Einfluss auf die Evolution, aber eher über sehr große Zeiträume, im Bereich von Jahrmillionen, wie die Wissenschafter im Fachjournal Pnas berichten. Bei viel kürzeren Zeiträumen, im Bereich von hunderttausend Jahren, spielten lokale Umweltveränderungen, beispielsweise die Tektonik, und Wechselwirkungen zwischen Arten, wie der Wettkampf um Ressourcen, höchstwahrscheinlich eine wesentlich wichtigere Rolle für die beobachteten Muster der Veränderung des Artenspektrums. Wissenschaft;Cambridge – Ein Unglück kommt selten allein. Im Fall des Beutelteufels allerdings ist es wirklich ein äußerst rarer Zufall. Die größten Vertreter der Raubbeutler, die nur auf der Insel Tasmanien leben, sind dort wegen eines ansteckenden Gesichtstumors (Devil Facial Tumour Disease, DFTD) vom Aussterben bedroht. Nun berichtet ein internationales Forscherteam um Elizabeth Murchinson (Uni Cambridge) im Fachblatt PNAS, dass Beutelteufel noch von einer zweiten DFTD-Form bedroht ist, die sich genetisch eindeutig von der 1996 entdeckten Tumorart unterscheidet. (tasch) AbstractPNAS: A second transmissible cancer in Tasmanian devils Genf – Früher einmal war es umgekehrt: Da sagte Peter Higgs ein Teilchen voraus und Jahrzehnte später wurde es vom Cern in Genf bestätigt. Nachdem am 15. Dezember dieses Jahres die LHC-Physiker angekündigt hatten, womöglich ein neues Teilchen entdeckt zu haben, wurden die Theoretiker weltweit aktiv. In den letzten zwei Wochen wurden bereits mehr als 100 Aufsätze bei arXiv hochgeladen, die eine Erklärung für das längst noch nicht bestätigte neue Boson liefern wollen. (tasch) LinkNature News: Hint of new boson at LHC sparks flood of papers (29.12.2015) Nicht-Wissenschaft;"Schülerinnen" zu Oralsex gezwungen – Verteidigung: Mandant habe den Frauen helfen wollen. Aarau – Ein 64-jähriger Meditationslehrer ist im Kanton Aargau in der Schweiz wegen mehrfacher sexueller Nötigung und Ausnützung einer Notlage zu einer Freiheitsstrafe von neun Jahren und neun Monaten verurteilt worden. Von den strafbaren Handlungen waren mehrere Frauen betroffen. Die Staatsanwaltschaft hatte bei dem Prozess am Bezirksgericht Zurzach zwölf Jahre Haft gefordert. Der Verteidiger hatte auf Freispruch plädiert mit der Begründung, sein Mandant habe den Frauen nur helfen wollen. Zusätzlich zu den neun Jahren und neun Monaten muss der Mann eine Freiheitsstrafe von 21 Monaten absitzen, die ihm vom Obergericht des Kantons Solothurn im April 2009 für ähnliche Delikte bedingt auferlegt worden war. Die Staatsanwaltschaft warf dem Beschuldigten vor, drei Frauen zum Teil über mehrere Jahre sexuell genötigt zu haben. Unter anderem soll er die Frauen, die seine Schülerinnen waren und seiner Meditationsgruppe angehörten, regelmäßig zum Oralsex gezwungen haben. Eine der drei Betroffenen soll er dazu genötigt und angestiftet haben, gegenüber der Strafuntersuchungsbehörde falsche Aussagen zu machen. Nicht-Wissenschaft;'In Spanien häufen sich die Fälle, in denen Kunstschaffende aufgrund von Antiterrorgesetzen gerichtlich verfolgt und mit Haftstrafen bedroht werden. Gegen die Repressionswelle regt sich nun Widerstand. Da werden Puppenspieler für ihre Satire der Verherrlichung des Terrorismus beschuldigt; ein Hip-Hopper soll aus dem gleichen Grund für 20 Monate hinter Gitter, weil er auf Twitter scherzte; und ein Aktionskünstler wird der Verletzung religiöser Gefühle beschuldigt, weil er gegen die Amtskirche protestierte: In Spanien werden immer öfter unliebsame Künstler wegen ihrer Aktionen gerichtlich verfolgt. Anwälte, Richter und selbst Amnesty International (AI) schlagen deshalb nun Alarm. Die Menschenrechtsorganisation ist empört über den jüngsten und wohl bekanntesten Fall der Repressionswelle. Kürzlich wurden in Madrid zwei Puppenspieler mitten in der Aufführung festgenommen und fünf Tage in Untersuchungshaft gehalten. Ihr satirisches Stück Die Hexe und Herr Cristóbal kritisiert Hausbesitzer, Richter und die Polizei. Am Ende schiebt ein Polizist der Hexe ein Transparent unter, auf dem Hoch lebe Alka-ETA zu lesen steht. Die Puppenspieler von unten – so der Namen der Truppe – übten damit Kritik an der Benutzung des Themas Terrorismus durch Spaniens Konservative. Wer gegen Sparpolitik demonstriert, wird von Politikern des regierenden Partido Popular (PP) gerne als ETA-Freund bezeichnet. Als am 11. März 2004 Bomben in Nahverkehrszügen von Madrid explodierten, wurde der islamistische Anschlag von dem damaligen PP-Premier José María Aznar wider besseres Wissen als ETA-Anschlag verkauft – in einem Versuch, daraus Kapital für die wenige Tage später stattfindenden Wahlen zu schlagen. Die Szene aus Die Hexe und Herr Cristóbal sei Verherrlichung des Terrorismus, erklärt nun der zuständige Ermittlungsrichter und beruft sich auf eine Strafrechtsreform aus dem Jahr 2015. Neben dem einflussreichen Verband Richter für Demokratie wird die Reform, die auf den Pakt gegen den Jihadismus des konservativen PP und des sozialistischen PSOE zurückgeht, auch von Amnesty International kritisiert: Das Gesetz enthält eine so offene und weite Definition dessen, was Terrorismus ist, dass es die Meinungsfreiheit einschränkt. Es ist verrückt: ETA hat vor über vier Jahren die Waffen niedergelegt. Doch werden mittlerweile mehr Menschen wegen Verherrlichung des Terrorismus verfolgt denn je, beschwert sich auch César Strawberry. Der 52-jährige Frontman der bekanntesten spanischen Hip-Hop-Band Def Con Dos weiß, wovon er spricht. Der Staatsanwalt fordert 20 Jahre Haft für den Sänger, acht Jahre Aberkennung der Rechte auf Ausführung eines öffentlichen Amtes und zwei Jahre richterliche Überwachung. Die der Regierung unterstellte Strafbehörde hält damit ein Verfahren am Laufen, das vom Ermittlungsrichter mangels Indizien längst eingestellt worden ist. Strawberry hatte sich unter anderem auf Twitter auf sarkastische Art ausgelassen: Als ein ETA-Entführungsopfer eine rechtsradikale Partei gründete, kommentierte der Sänger: Jetzt müsste man ihn entführen. In einer anderen Kurznachricht zählte er eine Reihe spanischer Faschisten auf, die alle sehr betagt starben: Wenn du ihnen nicht das gibst, was Carrero Blanco zuteilwurde, ist die Langlebigkeit immer auf ihrer Seite. Admiral Carrero Blanco, rechte Hand des Diktators Franco, wurde 1973 von der ETA ermordet. Doch nicht nur, wer mit dem Terror Satire betreibt, steht im Fokus. Auch die Religion ist eine rote Linie. Das musste Aktionskünstler Abel Azcona erfahren. Er hatte 242 geweihte Hostien gesammelt und mit ihnen auf einer Ausstellung in Pamplona des Wort Päderastie gelegt. Jetzt wird gegen ihn wegen Verletzung religiöser Gefühle ermittelt. Es geht darum, Angst zu verbreiten, ist sich Strawberry sicher. Er selbst wurde im vergangenen Mai fünf Tage vor den Kommunalwahlen verhaftet. Der PP verlor bei den Wahlen mehrere Großstädte an Podemos-nahe Bürgerbündnisse – darunter auch Strawberrys Heimatstadt Madrid. Der Innenminister verfolge gezielt Künstler, die den politischen Wandel unterstützen, meint Strawberry und erinnert daran, wer Minister Fernandez Díaz ist: Der Konservative gehöre zum katholischen Geheimbund Opus Dei.(Reiner Wandler aus Madrid, 25.2.2016)' Nicht-Wissenschaft;SPÖ führt "keine Obmanndebatte" – Vorstand und Präsidium segnen Personalrochaden ab. Wien – Schon bevor die roten Gremien am Freitag stundenlang zu den internen Personalrochaden kreißten, war man um Geschlossenheit rund um Kanzler und SPÖ-Chef Werner Faymann bemüht. Wiens Bürgermeister Michael Häupl legte vorher ein Bekenntnis ab, dass der Vorsitzende von der Wiener Partei mit Sicherheit nicht angezweifelt werde – und das sage er reinen Herzens. Auch Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek hielt fest: Es gibt keine Obmanndebatte. Hinter verschlossenen Türen traten dann Präsidium und Vorstand zusammen, um die Auswirkungen des politischen Bebens nach den Landtagswahlen im Burgenland und in der Steiermark zu beheben. Mit dem Abgang von Bundesgeschäftsführer Norbert Darabos, jetzt Landesrat der rot-blauen Koalition in Eisenstadt, war etwa der strategisch wichtige Posten in der SPÖ-Zentrale vakant geworden, der einstimmig mit Gerhard Schmid, bisher Vize-Kabinettschef von Faymann, besetzt wurde (eine Enthaltung). Der 55-jährige Wiener gilt als besonnener Vertrauter Faymanns, der auch als Verbinder zu den Landesparteien fungieren soll, die den Parteichef in letzter Zeit mehrmals in arge Bedrängnis gebracht haben – allen voran Burgenlands Landeshauptmann Hans Niessl, der das umstrittene Bündnis mit den Freiheitlichen einging und zuletzt auch noch die Bildungsreformkommission der Koalition verlassen hat. Da Niessl durch Abwesenheit glänzte, versicherte auch just dessen Neo-Landesrat Darabos, Faymann habe sich nichts vorzuwerfen – und sitze damit fest im Sattel. Trotzdem entsandte Faymann noch einen engen Wegbegleiter in die Parteizentrale. Sein bisheriger Pressesprecher Matthias Euler-Rolle, ab sofort Kommunikationschef der SPÖ, attackierte unlängst schon Traiskirchens Bürgermeister Andreas Babler via Aussendung für dessen Initiative Kompass, die der Orientierungslosgkeit der SPÖ entgegensteuern will: U. a. tat Euler-Rolle da die Gegenbewegung als selbstbezogenes mediales Getrommel eines einzelnen Bürgermeisters ab. Babler kontert im STANDARD-Gespräch, mit dieser Aktion habe sich der neue Kommunikationschef ins Knie geschossen, indem er versucht habe, die erfolgreiche Initiative kleinzureden. Denn es gäbe mittlerweile hunderte Mitglieder – darunter auch Ex-Ministern und Abgeordnete –, die bei der Gruppe, der neben SJlern auch Volkshilfe-Geschäftsführer Erich Fenninger angehört, mitarbeiten wollen. Babler: Die Arroganz der Bundespartei richtet sich von selbst. Innerhalb der nächsten zehn Tage werde veröffentlicht, wie viele Leute sich bei Kompass gemeldet hätten, die den Niedergang der SPÖ abwenden wollen – bis dahin gelte es noch zu klären, wie man mit der Veröffentlichung von Namen umgehe. Abgesehen von Euler-Rolles Funktion (drei Gegenstimmen) segneten die SPÖ-Granden nach Jörg Leichtfrieds Wechsel in die steirische Landesregierung Evelyn Regner als neue Delegationsleiterin im Europaparlament ab. Das Mandat von Leichtfried geht an die Tirolerin Karoline Graswander-Hainz. Nicht-Wissenschaft;Südafrikaner wirft angeschlagenen Gegner mit einem klaren Sieg aus der Wiener Stadthalle. Damit kein Österreicher mehr im Turnier. Wien – Mit Andreas Haider-Maurer ist am Mittwochabend wie befürchtet auch der letzte der fünf Österreicher schon in der ersten Runde des Erste Bank Open in Wien ausgeschieden. Haider-Maurer musste sich dem als Nummer zwei gesetzten Südafrikaner Kevin Anderson nach 73 Minuten mit 4:6, 5:7 beugen. Hört, hört, die Bumm-Bumm-Musik dröhnte noch etwas lauter als sonst durch die Stadthalle. Immerhin war der letzte Mohikaner im Einsatz. Haider-Maurer, letzter Österreicher in einem aus heimischer Sicht vollkommen ausgedünnten Teilnehmerfeld. Es wurde gar ein wenig laut! Im Match zuvor zwischen Jo-Wilfried Tsonga und Tommy Haas herrschte geradezu Grabesstimmung. Das ist eine der schwersten Aufgaben, keine Frage. Anderson spielt heuer seine beste Saison, sagte Haider-Maurer über den als Nummer zwei gesetzten Weltranglistenelften, der im ATP-Ranking 51 Plätze vor dem Wien-Finalisten von 2010 liegt. Er sollte schmerzlich Recht behalten. Ein Geschäftsmann Der Niederösterreicher servierte sofort mit gebotener Härte, Anderson antwortete leidenschaftslos. Zwei Asse, ein Spiel zu null. Die nächsten Games gingen ruck, zuck über die Bühne, so kurz konnte die eigene Klopause gar nicht sein. Haider-Maurers Quote beim ersten Aufschlag war grundsolid: 65 Prozent. Aber Tennis kann so grausam sein. Beim Stand von 4:4 schaffte Anderson das Break. Haider-Maurer bereitete den entscheidenden Punkt in einer Rallye inklusive Netzangriff mustergültig vor. Doch der Südafrikaner kratzte den Ball gerade noch von der Grundlinie und packte einen grotesken Passierschlag aus, der Haider-Maurer vom Racket kullerte. Unromantisch beendete Anderson auch den ersten Satz: zu null. Die kalten Zahlen: 100 Prozent Punktquote bei erstem Aufschlag für den Hünen. Ernüchternd Für den Waldviertler ist Anderson kein Unbekannter, denn vor vier Jahren fand das bis dato einzige Duell in der Wiener Stadthalle statt. Damals setzte sich der Südafrikaner in der Auftaktrunde mit 6:4 6:4 durch. Im zweiten Satz ging es geschäftsmäßig weiter. Kein einziger Breakball in Sichtweite. Dafür ein epischer Kampf ums eigene Service bei 1:1. Wieder knapp am Spielverlust vorbei, variierte Haider-Maurer mehr, schlich sich auch immer wieder ans Netz und brachte Andersons Storchenbeine mehr in Bewegung, als dem Südafrikaner lieb war. Beim Stand von 3:2 dann der Anfang vom Ende. Haider-Maurer zog sich einen Schuh aus, der rechte Fuß schmerzte. Medizinische Auszeit. Eine Fersenentzündung. Tabletten schlucken. Aber Haider-Maurer gab sich nie auf. Bis zum Stand von 5:5 biss er auf die Zähne, bis er schließlich das zweite Mal seinen Aufschlag verlor. Selbst konnte der Niederösterreicher zu einem Break nicht einmal hinriechen. Exodus Nach dem sensationellen Finaleinzug 2010 als Lucky Loser war AHM in Wien leider nie mehr lucky, sondern nur mehr Loser. Es ist die vierte Auftaktpleite in fünf Jahren nach Niederlagen gegen Anderson, den Kanadier Vasek Pospisil, den Deutschen Daniel Brands und nun wieder Anderson. Damit kam es ausgerechnet im Jahr der Aufwertung zum ATP-500-Turnier in der Stadthalle zu einem seltenen Österreicher-Exodus: Erstmals seit 1982 steht kein Lokalmatador in der zweiten Runde. (Florian Vetter, 21.10.2015) Ergebnisse: Erste Bank Open Wissenschaft;Stimmlich liegen Frauen nicht eine ganze, sondern nur eine halbe Oktave über den Männern. Leipzig – Eine bisher in der Fachwelt anerkannte Annahme über die Stimmlage von Frauen muss wohl revidiert werden. Ein Studie des Leipziger Forschungszentrums für Zivilisationserkrankungen (LIFE) konnte nachweisen, dass Frauen durchschnittlich tiefer sprechen als gedacht. In der eingängigen Fachliteratur ist bisher ausgewiesen, dass Frauen etwa ein Oktave höher sprechen als Männer, sagte Christoph Engel vom Leipziger Institut für medizinische Informatik und Statistik. Es hätte sich herausgestellt, dass Frauen ihre Stimme deutlich tiefer einsetzen. Sie liege nur ungefähr eine halbe Oktave über der von Männern. Innerhalb der LIFE-Studie mit 10.000 Teilnehmern hätte es phoniatrische Untersuchungen von 2.500 Probanden gegeben. Wir konnten damit weltweit erstmals bei einer so großen Gruppe die Normwerte von Stimmen ermitteln, sagte Engel. Wissenschaft;Simulation zeigt überraschende Ergebnisse über die Verteilung der Materie im Universum. Innsbruck/Wien – Das Universum besteht oberflächlich betrachtet aus gewaltigen, leeren Regionen, um die sich ein Netzwerk von Materie rankt. Im Englischen spricht man vom sogenannten Cosmic Web. Bisher ging man davon aus, dass diese Räume zwischen den kosmischen Filamenten tatsächlich keinerlei Materie enthalten. Nun aber berichten internationale Astrophysiker, darunter auch Forscher aus Innsbruck, dass die vermeintlichen Hohlräume in Wahrheit so leer gar nicht sind: Bis zu 20 Prozent der herkömmlichen Materie könnte sich dort befinden, schreiben die Wissenschafter in den Monthly Notices der Royal Astronomical Society. Verantwortlich dafür dürfte anscheinend die Aktivität von Schwarzen Löchern sein. Alle bisherigen Messungen deuten darauf hin, dass das Universum nur zu knapp fünf Prozent aus sichtbarer, sogenannter baryonischer Materie besteht. Weitere rund 27 Prozent der Masse des Universums macht die immer noch nicht identifizierte Dunkle Materie aus, die allein über Gravitation wechselwirkt. Die restlichen 68 Prozent bestehen aus der noch rätselhafteren Dunklen Energie, die dafür verantwortlich ist, dass das Universum immer schneller expandiert. Nach bisherigen Beobachtungen konzentrieren sich die sichtbare und Dunkle Materie auf die Filamente, die das kosmische Netz formen und die gewaltigen Hohlräume umfassen. Markus Haider vom Institut für Astro- und Teilchenphysik der Universität Innsbruck hat sich gemeinsam mit Kollegen aus Deutschland und den USA diese Materie-Verteilung genauer angeschaut. Sie nutzten dazu Daten aus der Simulation Illustris, eine der bisher ausgeklügeltsten Simulationen über die Entstehung von Galaxien und die Anordnung der baryonischen und dunklen Materie in den Filamenten. Die Computersimulation setzt zu einem Zeitpunkt an, als das Universum erst zwölf Millionen Jahre alt war (heute ist es 13,8 Milliarden Jahre alt) und betrachtet einen würfelförmigen Ausschnitt mit einer Kantenlänge von 350 Millionen Lichtjahren. Die Untersuchungen ergaben, dass 94 Prozent der gesamten Materie (also sichtbare und Dunkle Materie) auf die Galaxien bzw. die Filamente verteilt sind. Nur sechs Prozent befinden sich in den Hohlräumen, sagte Haider. Diese Blasen nehmen aber 80 Prozent des Volumens des Universums ein, das Volumen der Galaxien beträgt hingegen nur 0,2 Prozent des Kosmos. Zur Überraschung der Wissenschafter zeigte die Simulation auch, dass sich rund 20 Prozent der baryonischen Materie in den Hohlräumen findet. Auch wenn es sich grundsätzlich um sichtbare Materie handelt, wird man sie kaum beobachten können, da es sich um ein sehr dünnes, kaltes Gas handelt. Wir gehen davon aus, dass supermassereiche Schwarze Löcher in den Galaxienzentren dafür verantwortlich sind, sagte Haider. Sie wandeln einen Teil der Materie, die sie verschlucken, in Energie um und strahlen diese wieder ab. Diese Energie wird auf umliegende Gaswolken übertragen. Das führt zu starken Materieströmen, die sich Hunderte und Tausende Lichtjahre über die Galaxien hinaus in die Hohlräume hinein erstrecken, so der Astrophysiker. Nicht nur die Erkenntnis, dass die Hohlräume deutlich mehr Materie als gedacht enthalten, ist für die Wissenschafter interessant. Es könnte auch eine Erklärung für das sogenannte Missing-Baryon-Problem sein, sagte Haider. Denn derzeit sieht man deutlich weniger normale Materie als im frühen Universum vorhanden war. Ein Teil dieses Verlusts könnte in der Materie liegen, die offensichtlich von den Schwarzen Löchern in die Hohlräume geblasen wird. Die Ergebnisse solcher Simulationen hängen von diversen Annahmen etwa über die Schwarzen Löcher ab. Haider räumt ein, dass der Wert der in die Hohlräume geblasenen Materie auch geringer sein könnte. Das Ergebnis sei aber dennoch relevant, weil es zeigt, dass sich ein gewisser Anteil der Materie dort verstecken könnte. Weitere Simulationen mit verbesserten Modellen sollen die Resultate verifizieren. Nicht-Wissenschaft;Ab 6. Jänner auch in Österreich erhältlich. Paris – Mit einer Sonderausgabe in einer Million Exemplaren will das französische Satire-Magazin Charlie Hebdo den Jahrestag der Anschläge gegen die Redaktion begehen. Insgesamt eine Million Stück des Pariser Magazins sollen gedruckt werden. In Österreich ist die Sonderausgabe ab 6. Jänner erhältlich, wie der Verlag Morawa am Mittwoch auf APA-Anfrage mitteilte. Nach dem Anschlag vom 7. Jänner 2015 ist Charlie Hebdo seit Mitte Jänner auch in Österreich wöchentlich (Erscheinungstag Donnerstag) erhältlich. Zur genauen Auflagenzahl wollte sich Morawa nicht äußern, gab jedoch bekannt, dass diese im mittleren dreistelligen Bereich liege. In Deutschland sind 50.000 Hefte der Sonderausgabe erhältlich, wie der Pressevertrieb IPS in Meckenheim erklärte. Der Anschlag auf Charlie Hebdo, bei dem zwölf Menschen starben, war im Jänner Auftakt zu einer drei Tage währenden Terrorserie mit insgesamt 17 Opfern. Die erste Ausgabe des Magazins mit der Karikatur eines um die Opfer trauernden Mohammeds erreichte mit mehreren Nachdrucken eine Auflage von fast acht Millionen Exemplaren. Die Zahl der Abonnenten stieg auf mehr als 200.000. Vor den Anschlägen hatten rund 30.000 Leser pro Woche das Blatt gekauft. Wissenschaft;'1556 – Der Erzbischof von Canterbury, Thomas Cranmer, wird in Oxford als Ketzer auf dem Scheiterhaufen verbrannt, nachdem Englands Königin Maria I. Tudor (die Katholische) den römischen Katholizismus wieder hergestellt hat. 1871 – In Berlin tritt der erste Reichstag des von Preußen dominierten neuen deutschen Kaiserreichs zusammen. Seine Kompetenzen beschränken sich darauf, Gesetzesvorlagen der Regierung zu befürworten oder abzulehnen. 1931 – Frankreich, Italien und die Tschechoslowakei protestieren gegen die geplante deutsch-österreichische Zollunion, die gegen das Genfer Protokoll von 1922 verstößt. 1936 – Italien, Ungarn und Österreich unterzeichnen drei Zusatzprotokolle zu den Römischen Protokollen (1934 von den Regierungschefs Mussolini, Gömbös und Dollfuß besiegelt). Eines der Hauptziele ist die Aufrechterhaltung der österreichischen Unabhängigkeit. 1961 – Die Volkszählung in Österreich ergibt eine Bevölkerungszahl von 7,073.807. 1976 – Im libanesischen Bürgerkrieg starten die mit den Palästinensern verbündeten Linksmilizen in Beirut eine Großoffensive gegen die rechtsgerichteten Falangisten. Geburtstage: Moritz Kurfürst von Sachsen (1521-1553) Benito Juarez Garcia, mex. Politiker (1806-1872) Philipp Ernst Reclam, dt. Verleger (1876-1953) Argeo Quadri, ital. Dirigent (1911-2004) Arthur Grumiaux, belg. Geiger (1921-1986) Timothy Dalton, brit. Schauspieler (1946- ) Lothar Matthäus, dt. Fußballer (1961- ) Todestage: Hermes Schallautzer, öst. Politiker; 1538-1539 Bürgermeister von Wien; 1540-1543 Stadtrichter von Wien (1503-1561) Alexander Glasunow, russ. Komponist (1865-1936) Mark Semjonowitsch Donskoi, russ. Filmregisseur (1901-1981) Clarence Leonidas Fender, US-Instrumentenbauer (1909-1991) Bernard Lacoste, frz. Modeschöpfer (1931-2006) Wilhelm Zobl, öst. Komponist (1950-1991) (APA, 21.3.2016)' Nicht-Wissenschaft;36-Jähriger gewinnt Bergankunft auf 15. Etappe solo. Madrid – Joaquim Rodriguez hat seine Position im Kampf um seinen ersten großen Rundfahrtsieg am Sonntag stark verbessert. Der 36-jährige Spanier feierte auf der 15. Etappe der Vuelta mit der Bergankunft in Sotres/Cabrales (175 km) einen Solosieg und rückte Spitzenreiter Fabio Aru (Italien) bis auf eine Sekunde nahe. Am Montag folgt die dritte Bergankunft in Serie. Die 70. Spanien-Rundfahrt befindet sich in ihrer entscheidenden Phase. Nach den drei Bergankünften und dem einzigen Einzelzeitfahren am Mittwoch sollten die Positionen an der Spitze bezogen sein. Katjuscha-Profi Rodriguez rechnet sich nach mehreren Podestplätzen bei Tour de France, Giro dItalia und der Vuelta Chancen auf den ersten großen Rundfahrts-Erfolg aus. Bei seinem insgesamt neunten Etappensieg bei der Vuelta setzte er sich nach einer 12 km langen Schlusssteigung 12 Sekunden vor dem Polen Rafal Majka und 14 vor seinem Landsmann und Teamkollegen Daniel Moreno durch. Aru büßte als Fünfter 15 Sekunden ein und Rodriguez sicherte sich zudem eine Zeitgutschrift von zehn Sekunden für den Sieg. Am Samstag war beim Tagessieg seines Landsmannes Alessandro De Marchi (BMC) bei der Berganankuft auf dem Alto Campoo Fuente del Chivo eine Attacke Arus verpufft. Der Niederländer Tom Dumoulin verlor als Zwölfter 51 Sekunden und musste den dritten Gesamtrang um eine Sekunde an Majka (+1:24 Min.) abgeben. Es geht, wie gesagt, Schlag auf Schlag: Am Montag steht die nächste schwere Kletterpartie an, die nach 185 km mit der Bergankunft auf der Ermita de Alba endet.(APA/red – 6.9 2015) Ergebnisse 15. Etappe, Comillas – Sotres/Cabrales (Bergankunft, 175 km): 1. Joaquim Rodriguez (ESP) Katjuscha 4:33:31 Stunden – 2. Rafal Majka (POL) Tinkoff 0:12 MIn. zurück – 3. Daniel Moreno (ESP) Katjuscha 0:14 – 4. Nairo Quintana (COL) Movistar 0:15 – 5. Fabio Aru (ITA) Astana, gleiche Zeit – 6. Mikel Landa (ESP) Astana 0:18 – 7. Esteban Chavez (COL) Orica 0:20 – 8. Mikel Nieve (ESP) Sky 0:24 – 9. Alejandro Valverde (ESP) Movistar 0:29 – 10. Domenico Pozzovivo (ITA) AG2R 0:41. Weiter: 12. Tom Dumoulin (NED) Giant 0:51. Weiter: 99. Riccardo Zoidl (AUT) Trek 17:33 Gesamtwertung: 1. Aru 61:53:56 Std. – 2. Rodriguez +0:01 Min. – 3. Majka 1:24 – 4. Dumoulin 1:25 – 5. Chaves 1:34 – 6. Moreno 2:08 – 7. Nieve 2:19 – 8. Valverde 2:25 – 9. Quintana 3:00 – 10. Louis Meintjes (RSA) MTN 5:07. Weiter: 42. Zoidl 1:10:42 Std. Nicht-Wissenschaft;Ein Wegklicken des Pop-up-Fensters war als Zustimmung gewertet worden und hatte heftige Kritik hervorgerufen. Microsoft hat angekündigt, künftig weniger aggressiv für ein Upgrade auf Windows 10 zu werben. Nutzer älterer Windows-Versionen können kostenlos auf das neue Betriebssystem wechseln. Microsoft erinnert seine Kunden regelmäßig daran, überschreitet dabei aber nach Ansicht von Kritikern auch Grenzen. So berichten User davon, dass sie sich fortwährend damit beschäftigen müssen, das Upgrade zu verhindern. Ein neuer Höhepunkt von Microsofts Taktik war, das Wegklicken eines Pop-up-Fensters als Zustimmung zum Upgrade zu werten. Im Netz war das unter anderem als Malware-Taktik bezeichnet worden, da Schadsoftware oft auf solche nach Designpunkten illegitime Mittel setzt. PC World-Redakteur Brad Chacos, der sich selbst als Windows-Fan bezeichnet, nannte die Vorgehensweise einen üblen Trick. Es sollte zumindest eine groß dargestellte Auswahlmöglichkeiten geben, die Nutzer das Upgrade ablehnen lässt, sagte er der BBC. Dass das Wegklicken eines Fensters als Zustimmung gewertet wird, sei nicht intuitiv und vergleichbar mit dem Vertauschen von Brems- und Gaspedal in einem Auto. Microsoft will nun zurückrudern. Kunden sollen ein neues Pop-up-Fenster sehen, in dem sie an das Upgrade erinnert werden – und es gegebenenfalls abbrechen können. Die Entscheidung für diese Erinnerung sei nach Kundenfeedback getroffen worden, erklärte Microsoft der BBC. Der Konzern will, dass sein neues Betriebssystem auf mindestens einer Milliarde Geräte läuft. Nicht-Wissenschaft;ARD will für die Jahre 2017 bis 2020 offenbar so viel Geld für Sportübertragungen ausgeben wie nie zuvor. Köln – ARD und ZDF bemühen sich um eine Sublizenz für die Übertragungsrechte der Olympischen Spiele von 2018 bis 2024. Rechteinhaber ist seit Ende Juni Discovery Communications, die Muttergesellschaft des Spartensenders Eurosports. Discovery zahlt dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) für sämtliche TV- und Multiplattform-Übertragungsrechte für die vier Olympischen Spiele 1,3 Milliarden Euro. Ich kann bestätigen, dass das ZDF gemeinsam mit der ARD in Gespräche mit Discovery/Eurosport eintreten wird, um die Möglichkeit einer Sublizensierung von TV-Rechten an den Olympischen Spielen ab 2018 zu diskutieren, teilte ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz dem Sport-Informations-Dienst (SID) mit und bestätigte damit einen entsprechenden Bericht der Bild-Zeitung. ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky stellte fest: Die Gespräche mit den Rechtehaltern der Olympischen Spiele 2018-2024 stehen noch an. Zu Inhalten oder Umfang einer möglichen Sublizensierung können wir uns daher momentan noch nicht äußern. Die ARD will – laut Bild – im kommenden Haushalt für die Jahre 2017 bis 2020 offenbar so viel Geld für Sportübertragungen ausgeben wie nie zuvor. Demnach beantragt die ARD 1,163 Milliarden Euro, das wären 66 Millionen Euro mehr als im laufenden Vier-Jahres-Haushalt. Mit diesem Geld will sich das Erste nicht nur um Olympia und die weitere Austrahlung der Sportschau bemühen, sondern hat als weiteres Großprojekt auch den Wiedereinstieg in die Übertragungen von den Qualifikationsspielen der deutschen Fußball-Nationalmannschaft für die EM 2020 und WM 2022 ins Visier genommen. Man prüfe, so Axel Balkausky, generell programmlich attraktive Sportrechte. Dazu gehören natürlich auch die Qualifikationsspiele einer Fußball-EM. Derzeit hält der Kölner Sender RTL die Rechte an den Ausscheidungsspielen zur EM 2016 und WM 2018 und erreichte bei den Zuschauerzahlen zuletzt zweistellige Millionen-Werte. Die Spiele des Weltmeisters sind aber nicht nur für die ARD ein lohnendes Objekt. Das ZDF meldet ebenfalls Interesse an. Auch die Übertragungsrechte an den Quali-Spielen der deutschen Fußball-Nationalmannschaft ab 2018 sind für das ZDF ein Thema, bestätigte Gruschwitz dem SID. ARD und ZDF besitzen die TV-Rechte an der EM-Endrunde 2016 in Frankreich und der WM-Endrunde 2018 in Russland. Nicht-Wissenschaft;Politik-Experten in "Zeit im Bild" und "ZiB 2" – Vertrag als Analytiker. Wien – Wenn Analytiker Analytiker analysieren: Mediaaffairs verfolgt und interpretiert gemeinhin, wie und wie ausführlich welche Politiker in welchen Medien zu Wort kommen, etwa in der Zeit im Bild und der ZiB 2. Nun wertete das Unternehmen die Auftritte von Politikexperten in diesen zwei wichtigsten Nachrichtensendungen des Landes aus. Je unübersichtlicher das politische Geschehen, desto stärker die Nachfrage nach Meinung von außen, erklärt Mediaaffairs die Auswertung. Das Ergebnis fasst man so zusammen: Filzmaier erklärt die Welt der Politik. Rund 28 Minuten kam Peter Filzmaier (Donau-Uni Krems) im ersten Halbjahr 2015 in Zeit im Bild und ZiB 2 (ohne Sondersendungen) zu Wort. Mehr als mancher Spitzenpolitiker, betont Mediaaffairs. Das überrascht freilich nicht ganz: Filzmaier hat mit dem ORF einen Vertrag als Politik-Analytiker. Der aktuelle Vertrag schließt laut Filzmaier Aufträge von politischen Parteien aus. Zwei gut im ORF beschäftigte Politik-Erklärer hat Mediaaffairs für diese Auswertung übrigens ausgeklammert, weil sie vor allem als Insider/Kenner von ÖVP beziehungsweise SPÖ eingesetzt würden: die Politikberater Heidi Glück und Josef Kalina. Wissenschaft;Um das zu schaffen, muss er sich allerdings an ein Laufband schnallen lassen. London/Köln – Der britische Astronaut Tim Peake (43) will als erster Mensch in der Internationalen Raumstation (ISS) einen Marathon laufen. Die 42-Kilometer-Strecke möchte er auf einem speziellen Laufband zurücklegen, elastische Kunststoffbänder sollen ihn trotz Schwerelosigkeit auf dem Band halten, wie die Europäische Weltraumagentur (ESA) mitteilte. Der Start sei für den 24. April geplant – zeitgleich mit dem Startschuss des Londoner Marathons. Der Londoner Marathon ist ein weltweites Ereignis, lass es uns aus dieser Welt herausheben, sagte Peake auf YouTube. Um den Körper in der Schwerelosigkeit des Alls fit zu halten, seien täglich bis zu zwei Stunden Sport wichtig, teilte die ESA weiter mit. Aber einen Marathon im Weltall auf einem Laufband zu laufen, ist sehr schwierig, sagte ein ESA-Sprecher in Köln. Allein das Tragen der Gurte werde nach einigen Stunden sehr unangenehm. Das Kölner Astronautenzentrum habe Peake auf den Lauf vorbereitet und werde ihn auch medizinisch begleiten. Der sportbegeisterte Brite habe bereits vor einigen Jahren den Londoner Marathon geschafft – in drei Stunden und 18 Minuten. Im All dürfte dies aber vermutlich länger dauern. Wir wissen es aber nicht genau, sagte der Sprecher. Peake startet am 15. Dezember vom russischen Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan zu seiner ISS-Mission. Nicht-Wissenschaft;Macri will Export ankurbeln – Vorgängerin Cristina Fernández de Kirchner hoffte, Inlandspreise niedrig zu halten. Buenos Aires – Argentiniens neuer Präsident Mauricio Macri macht Ernst mit raschen Wirtschaftsreformen. Er verkündete am Montag, die Exportsteuern auf Fleisch, Weizen, Mais und andere Agrarprodukte zu streichen, um den Export dieser Güter wieder anzukurbeln. Bisher wurden bis zu 35 Prozent Steuern bei der Ausfuhr erhoben, beim bekannten argentinischen Rindfleisch 15 Prozent. Damit versuchte die linke Vorgängerregierung von Cristina Fernández de Kirchner den inländischen Konsum zu unterstützen – bei einem zu starken Export wurden zu hohe Preise im Inland befürchtet. Macri setzt nun darauf, dass durch bessere Geschäfte im Ausland am Ende die Unternehmen mehr Steuern an den Staat abführen als bisher. Er betonte, ohne eine funktionierende und gut verkaufende Landwirtschaft komme das Land nicht voran. Durch die hohen Steuern war der Export zurückgegangen. Nicht-Wissenschaft;Magazin verpflichtet den Sky-Fußballexperten für Kolumnen. Wien – Der Sky-Fußballexperte Marcel Reif schreibt nun für Profil. Seine erste Kolumne erschien in der aktuellen Ausgabe unter dem Titel Das Ende der Romantik. Reif werde künftig alle zwei Wochen zu lesen sein, lässt Profil via Aussendung wissen. Der 66-Jährige arbeitet seit vielen Jahren als Kommentator und Experte für RTL und Sky. Für den Berliner Tagesspiegel schrieb er auch Kolumnen. Nicht-Wissenschaft;Kinostart für Juli 2019 geplant. Los Angeles – Star-Regisseur Steven Spielberg (69) wird den Hollywood-Star Harrison Ford (73) für Indiana Jones 5 vor die Kamera holen. Wie das Disney-Studio am Dienstag nach US-Medienberichten bekanntgab, soll der fünfte Teil der Abenteuerserie im Juli 2019 in die Kinos kommen. Indiana Jones sei einer der größten Helden der Kinogeschichte, sagte Disney-Chef Alan Horn in der Mitteilung. Seit 1981 ist Ford viermal für Spielberg in der Rolle des abenteuerlichen Archäologie-Professor Henry Walton Jones vor die Kamera getreten, zuletzt 2008 in Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels. Über eine fünfte Folge wurde in Hollywood schon lange spekuliert. Nicht-Wissenschaft;'Die Notenbanken prüfen eine neue Aufgabenteilung. Die OeNB will den Zentralbanken ihre Osteuropa-Expertise anbieten, sagt OeNB-Chef Ewald Nowotny. STANDARD: Die Nationalbank, OeNB, feiert heuer ihr 200-Jahr-Jubiläum. Welches war die interessanteste Phase ihrer Geschichte? Nowotny: Wir haben geschichtsmäßig viel zu bieten, aber ich finde die Einbindung der OeNB ins System der europäischen Zentralbanken (ESZB) am spannendsten. Damit wurden wir zur multinationalen Zentralbank. Die Europäische Zentralbank, EZB, rüstet sich nun für die Zukunft, mit dem Projekt Crescendo. Seit 2015 ist die Bankenaufsicht bei der EZB, ihre Struktur steht also. Jetzt geht es um deren Gestaltung. Und im Projekt Collaboration eruieren wir die neue Aufgabenverteilung innerhalb des ESZB: Welche Aufgaben einzelne Notenbanken übernehmen, welche die EZB. In den USA etwa ist die New Yorker Fed für den gesamten Geldmarkt zuständig, aber jede regionale Notenbank hat einen starken volkswirtschaftlichen Bereich. Wir sind in der Anfangsphase, aber die Diskussion hat begonnen. Wir werden unseren Vorschlag bis Ende 2016 ausarbeiten. STANDARD: Welche Rolle will die OeNB da spielen? Nowotny: Wir können unser spezielles Know-how für Ost- und Südosteuropa anbieten. Es gibt schon jetzt derartige Kooperationen. Die finnische Notenbank übernimmt unsere Analysen für Zentral- und Südosteuropa, wir ihre für Russland und China. Wir haben auch IT-Programme entwickelt, die andere Nationalbanken von uns übernehmen. STANDARD: Was geschieht mit den Notenbankdruckereien? Nowotny: Da haben wir in Europa Überkapazitäten, auch da gibt es Abstimmungsgespräche. Unsere Druckerei hat ein Technologisches Zentrum, das fürs gesamte ESZB die Sicherheitsprüfung entwickelt. STANDARD: Auf welchen Bereich wird die OeNB verzichten? Nowotny: Das alles werden wir bis Ende des Jahres ausarbeiten. Sicher ist, dass jede Notenbank bei der geldpolitischen Analyse autonom bleiben muss. STANDARD: Wird Crescendo in der EZB zu Einsparungen führen? Nowotny: Das Projekt hat zwei Seiten: Arbeitsteilung im Gesamtsystem und Effizienzsteigerung in der EZB. Derzeit steigt der Personalstand im Aufsichtsbereich, und natürlich dürfen die Kosten nicht immer weitersteigen. STANDARD: Die österreichische Aufsicht möchte der Finanzminister offenbar in der OeNB zusammenführen; Sie sollen das wegen der Behördenfunktion der FMA ablehnen. Stimmt das? Nowotny: Das ist eine politische Entscheidung, und uns hat bisher niemand gefragt. Und die Zusammenarbeit zwischen der FMA und der OeNB funktioniert. STANDARD: Noch kurz zur Historie. Sie wurden im September 2008 Gouverneur, 15 Tage später fiel Lehman. Ihre spannendste Zeit? Nowotny: Genau die. Wir haben damals den Zusammenbruch der Geldmärkte erlebt, so etwas war zuvor nicht vorstellbar. Die Notenbanken haben den Geldmarkt dann ersetzt, auch dafür gab es keinen Präzedenzfall.Wir mussten die Fehler der 1930er vermeiden, das haben damals alle Notenbankchefs gewusst. Das gefällt mir übrigens so sehr an der Notenbankpolitik: Das ist der akademischste Bereich der Wirtschaftspolitik, den es gibt. Wir haben ein höheres intellektuelles Niveau als ich es anderswo erlebt habe. STANDARD: Klingt, als wären Sie gern dabei gewesen. Nowotny: Ja, ich war auch gern dabei. Da tut sich was, man ist Teil eines geschichtlichen Prozesses. STANDARD: Nie Angst gehabt, dass alles zusammenkracht? Nowotny: Ich hatte meinen Kollegen gegenüber den Vorteil, dass ich als Kommerzbanker in der Bawag praktische Erfahrungen mit Krisen hatte. Ich kannte das Problem, dass die Leute ihr Geld abholten und man schauen musste, dass wieder frische Liquidität reinkommt. STANDARD: Kurz in die jüngere Vergangenheit. Sie waren für die Verstaatlichung der Hypo Alpe Adria, aus dem U-Ausschuss wissen wir, dass die Republik gegen 300 Millionen auf Gewährleistung der Bayern verzichtet hat. Ein teurer Deal? Nowotny: Das sind Details, die ich erst jetzt erfahren habe. Aber man muss sagen, dass die Verhandlungssituation schwierig war, man hat das Beste daraus gemacht. Der von der FMA bestellte Regierungskommissar saß schon in Klagenfurt im Kaffeehaus, daher war das alles ein Wettlauf gegen die Zeit. STANDARD: Aber wer verzichtet auf Gewährleistung? Nowotny: Kommt selten vor, aber wenn daran die Verhandlungen geplatzt wären, wäre der Konkurs da gewesen. Die Bayern hatten keinen Spielraum, dort war das keine ökonomische, sondern eine politische Entscheidung. STANDARD: Im Ausschuss sagt man nun, die FMA habe mit der Entsendung des Regierungskommissars den Zeitdruck ohne Not erhöht. Nowotny: Die FMA hatte gar keine andere Möglichkeit. Es gab damals schon einen Bankrun, man musste reagieren. Und die Verhandlungen waren nur der Endpunkt einer langen Entwicklung. STANDARD: Im U-Ausschuss ergab sich unlängst aus Dokumenten, dass Sie der Republik Ende 2014 von der Irrtumsanfechtung abgeraten haben. Sie äußerten die Befürchtung, das würde ein schlechtes Licht auf die Bankenaufseher werfen. Die Republik hat die Klage trotzdem eingebracht, weil sie sich beim Kauf der Hypo-Aktien von den Bayern Ende 2009 getäuscht gefühlt hat. Nowotny: Diese Dokumente kenne ich im Detail nicht. Aber die Irrtumsanfechtung war auch wirklich ein ungewöhnlicher Schritt damals. STANDARD: Weil man sich als Republik nicht irrt? Nowotny: Weil man sich im Geschäftsleben gut vorbereitet auf Schritte, die man setzt. Man muss schon sehr gute Gründe haben, um zu behaupten, man sei getäuscht worden. STANDARD: Irmgard Griss hat gemeint, der Ausschuss bringe nichts. Nowotny: Der Ausschuss ist ein parlamentarisches Instrument, die OeNB respektiert das Parlament. STANDARD: Beim Amtsantritt haben Sie sich die Kürzung der OeNB-Sozialleistungen vorgenommen. Sie haben ein neues Dienstrecht etabliert, die Bankwohnungen verkauft, die Bankpensionen wurden per Gesetz gekappt. Zufrieden? Nowotny: Die OeNB ist jetzt zukunftsfähig, die Rahmenbedingungen sind branchenüblich, und wir haben eine tolle Mannschaft. STANDARD: Wie sieht der Sozialdemokrat Nowotny die hohen Bankpensionen der altgedienten Notenbanker? Nowotny: Das stammt aus früheren Zeiten, das Problem schmilzt ab. Es ging bei unseren Reformen darum, den Anspruch von Mitarbeitern auf Rechtssicherheit mit veränderten gesellschaftlichen Entwicklungen in Einklang zu bringen. Zwischen diesen zwei Polen haben wir eine gute Lösung gefunden. STANDARD: Ihren Plan, den Mittagsmenü-Preis um zwei Euro auf 3,40 Euro zu erhöhen, haben Sie noch nicht durch. Nowotny: Da reden wir noch. STANDARD: Die Belegschaftsvertretung wollte Ihren Plänen zustimmen: gegen Einführung der 35-Stunden-Woche. Kommt die? Nowotny: Die OeNB wird bei der 35-Stunden-Woche sicher keine Vorreiterrolle spielen. STANDARD: Wie gehen Sie in der OeNB denn mit Kritik um? Berichtet man kritisch, wird man als Feind betrachtet, ein interner Revisor wurde wegen eines kritischen Revisionsberichts versetzt ... Nowotny: Das hatte einen anderen Grund. Bei uns wird sicher kein Revisor wegen der eines kritischen Revisionsberichts versetzt. Wenn jemand aus anderen Gründen dort nicht reüssiert, dann wird er aber schon versetzt. Bei der OeNB wird darüber halt mehr geschrieben. STANDARD: Hat Sie Ihr Bestreben, die sogenannten Privilegien zu kürzen, eigentlich an Beliebtheit gekostet? Nowotny: Ich fürchte schon, aber kein Reformer ist beliebt. Mir geht es um die Zukunft der OeNB.' Nicht-Wissenschaft;Auch Wehrdienstverweigerer sollen straflos davonkommen. Damaskus – Nach mehr als vier Jahren Bürgerkrieg hat der syrische Staatschef Bashar al-Assad eine Generalamnestie für Armee-Deserteure und Wehrdienstverweigerer erlassen. Wie die amtliche Nachrichtenagentur SANA am Samstag berichtete, sollen sich ins Ausland geflohene Deserteure binnen zwei Monaten bei den Behörden melden, um von der Amnestie zu profitieren. Deserteure, die sich in Syrien aufhalten, sollen einen Monat Zeit bekommen. Eine Frist für Wehrdienstverweigerer wurde nicht genannt. Die syrische Armee ist nach mehr als vier Jahren Kämpfen gegen Rebellen und Jihadisten stark geschwächt. Anfang Juli hatte die Regierung eine Kampagne gestartet, um Bürger für den Dienst in den Streitkräften zu gewinnen. Seit dem Beginn des Konflikts im März 2011 wurden mehr als 80.000 Soldaten der Regierungstruppen und verbündeter Milizen getötet. Nach Angaben der in Großbritannien ansässigen syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurden bisher insgesamt in dem Bürgerkrieg rund 230.000 Menschen getötet. Die Angaben der Beobachtungsstelle basieren auf einem Netzwerk von Informanten in Syrien und können von unabhängiger Seite kaum überprüft werden. Es ist das zweite Mal innerhalb etwa eines Jahres, dass Assad einen Straferlass verkündet. Im Juni 2014 hatte der syrische Staatschef eine Generalamnestie angekündigt, nach der alle Häftlinge entlassen werden sollten, die bis dahin verurteilt wurden. Er bezeichnete dies als Geste der Versöhnung in dem Bürgerkriegsland. Die Umsetzung verlief jedoch schleppend, und zahlreiche politische Gefangene blieben weiter in Haft. Wissenschaft;Suche nach verborgenen Hohlräumen im Inneren von vier Pyramiden läuft bis Ende 2016. Kairo – Ägyptische Wissenschafter wollen in Zusammenarbeit mit internationalen Kollegen die großen Pyramiden auf ihr Inneres untersuchen und in den antiken Stätten nach womöglich verborgenen Hohlräumen und Kammern forschen. Moderne Infrarottechnologie und hoch entwickelte Detektoren sollen es dem Team aus Frankreich, Kanada und Japan erlauben, die Pyramiden zu scannen und dabei einige Meter unter die Oberfläche vorzudringen. Wie der ägyptische Minister für Altertümer, Manduh al-Damati, mitteilte, werden vier Pyramiden ins Visier genommen: Die Cheops- und die Chephren-Pyramide in Gizeh sowie zwei weniger bekannte, aber ähnlich imposante Pyramiden in der Nekropole von Dahschur südlich von Kairo. Die Cheops-Pyramide, die größte des Landes, ist nach dem Pharao benannt, der von etwa 2638 bis 2613 vor unserer Zeitrechnung regierte. Sie gilt als eines der Sieben Weltwunder des Altertums, von denen außer den ägyptischen Pyramiden keines erhalten geblieben ist. Chephren, der Namensgeber der sogenannten Mittleren Pyramide, herrschte von etwa 2558 bis 2532. Bei den beiden Pyramiden aus Dahschur handelt es sich um die sogenannte Knickpyramide und die Rote Pyramide, die beide unter der Regentschaft von Pharao Snofru im 27. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung errichtet wurden. Beide übertreffen in ihren Ausmaßen die wegen ihres Standorts Gizeh bekanntere Mykerinos-Pyramide. Damati sagte, die bei dem bis Ende 2016 befristeten Projekt verwendete Technik könne auch bei einer nochmaligen Untersuchung des Grabs von Tutanchamun Anwendung finden. Tutanchamun, dessen goldene Totenmaske weltbekannt ist, lebte vor rund 3.300 Jahren. Ein Großteil der Altertumsforscher vermutet, dass Tutanchamuns Vater der mit der berühmten Nofretete verheiratete Echnaton (Amenophis IV.) war. Und Nofretetes Mumie wurde nie gefunden. Der britische Archäologe Nicholas Reeves schließt in einer vor einiger Zeit veröffentlichten Studie nicht aus, dass sich Nofretetes Grab in einer geheimen Seitenkammer von Tutanchamuns Grabkammer befinden könnte. (APA, red, 26. 10. 2015) Wissenschaft;Warum gibt es dieses verrückte Ding namens Liebe? Forscher gingen der Frage in Versuchen mit Zebrafinken nach, deren Liebesleben dem von Menschen ähnelt. Seewiesen/Wien – Wenn es um den Partner fürs Leben geht, sind Menschen in modernen Gesellschaften höchst wählerisch – sehr zur Freude von Online-Vermittlungsagenturen. Bis jene Person gefunden ist, mit der man Kinder haben will, können Jahre vergehen – mit unnötigen Flirts, peinlichen Affären und demütigenden Zurückweisungen. Und nicht wenige finden ihren Lebensmenschen nie. Aus streng evolutionärer Perspektive betrachtet, scheint die Liebe eine fragwürdige Errungenschaft: Warum der ganze Aufwand, statt einfach hinzugehen und sich zu vermehren? Oder gibt es bei einer strengen Kosten-Nutzen-Rechnung doch gute Gründe, warum wir uns das alles im Namen der Liebe antun? Da Experimente mit Menschen nicht ganz einfach durchzuführen sind und von Ethikkommissionen vermutlich auch nicht bewilligt würden, muss sich die Forschung ans Tier halten – im konkreten Fall an Zebrafinken. Die eignen sich insofern gut für solche Fragen, weil sie so wie der Mensch monogam sind und sich gemeinsam um die Aufzucht kümmern. Zudem ist die Partnerwahl individuell: Weibchen halten nicht die gleichen Männchen für attraktiv. Biologen um Malika Ihle (Max-Planck-Institut für Ornithologie im bayrischen Seewiesen) haben für ihre Studie im Fachblatt PLoS Biology eine der jüngsten Errungenschaften menschlicher Verpaarung bei den Vögeln angewendet: Sie verkuppelten insgesamt 160 Tiere mittels Speed-Dating, jeweils in Gruppen von 20 Weibchen, die zwischen 20 Männchen wählen konnten. Hatten sich die Pärchen erst einmal gefunden, durfte eine Hälfte der Zebrafinkenpaare glücklich zusammenbleiben. Die andere Hälfte der Paare wurde getrennt und dann mit anderen Tieren verpaart, die ebenfalls aus einer getrennten Beziehung kamen. Danach wurden sowohl die verliebten wie auch die erzwungenen Paare in je einen Käfig gesteckt, wo sie sich dann ausführlicher miteinander beschäftigen konnten. Das wurde von den Forschern beobachtet, die vor allem interessierte, ob sich bei der Paarung und der Aufzucht der Jungvögel Unterschiede zwischen den jeweiligen Paaren zeigten. Zwar fiel das Liebeswerben der Tiere gleich aus, doch bei der Kopulation kamen die unfreiwilligen Partner weniger oft zum Zug. Später gingen diese dafür öfter fremd. Besonders drastisch waren aber die Unterschiede bei der Nachwuchspflege: Bei den Liebespaaren überlebten insgesamt 37 Prozent mehr Küken wegen liebevollerer Brutpflege. Nicht-Wissenschaft;Die Kunst der schalkhaften Polizistenanrede. Autofahrer zum Polizisten: Darf man zu einem Polizisten Bulle sagen? Nein, das ist Beamtenbeleidigung. Darf man zu einem Bullen Polizist sagen? Das ist kein Problem. Na dann, auf Wiedersehen, Herr Polizist. Es gibt einen Anlass, diesen langbärtigen Jux aus der Witzkiste zu holen. Vor einer Woche hat ein Düsseldorfer Gericht eine Autofahrerin zu 200 Euro Geldstrafe verurteilt, weil diese einen Polizisten als Du Mädchen! tituliert hatte. Begründung: Der Begriff Mädchen sei zwar an sich nicht beleidigend, könne aber beleidigend wirken, wenn er darauf abziele, jemanden in seiner Ehre herabzusetzen. Ein interessanter Fall und ein unverständliches Urteil. Natürlich ist die Ehre der Polizei zu schützen. Wer mit einem Polizisten per Almdodel, Falott, Golatschengesicht, Grünschnabel, Gschaftlhuber, Halsabschneider, Hurenbankert, Knorrenhobler, Krawallschani, Konfusionsrat, Lauskampl, Peitscherlbub, Rappelkopf, Rawuzel, Satansbraten oder Saubartel unterwegs ist, muss sich zu Recht der Beamtenbeleidigung zeihen lassen. Bei der Anrede Du Mädchen! hingegen bewegen wir uns klar auf dem Gebiet der gelinden Scheltwörter, bei denen weniger das Ehrabschneiden als die harmlose Neckerei im Vordergrund steht. Das ist etwa so, wie wenn Bürgermeister Häupl den FP-Chef Strache als Vogel und nicht etwa als Häusldemagogen bezeichnet. Einen Polizisten Du Mädchen zu nennen, ist ein liebenswürdiger, kleiner Transgender-Schmäh, mehr nicht. Zwei weitere Umstände ließ das Düsseldorfer Gericht unberücksichtigt: Erstens haben auch Polizisten Humor, der sich immer dann zeigt, wenn sie auf die Frage nach ihrer Dienstnummer mit 4711 antworten. Zweitens: Wer sagt denn, dass Amtshandlungen stets bierernst sein müssen? Ein paar schalkhafte Scheltwörtchen im Dialog zwischen Bürger und Polizei können diese gelegentlich schwierige Beziehung treffsicher entspannen, soferne nur die Anrede geschmackvoll genug gewählt wird. Völlig in Ordnung sind Sätze wie Lieber einmal gegen die Einbahn fahren als ein Beinbruch, stimmts, du Schlingel? oder Jetzt hast du mich aber fest erschreckt mit dem Blaulicht und der Sirene, du Spitzbub! Jedoch Obacht! Stecken Sie sich das Strafmandat in Ihren vermaledeiten Hintern, Sie Raubritter, Sie räudiger! wäre wahrscheinlich des Guten zu viel. Wissenschaft;Der Mensch ist nicht das einzige Lebewesen, das syntaktische Regeln anwendet, um Wörter zu Sätzen zu verbinden.. Wien/Tokio – Hobbyornithologen und andere Vogelliebhaber haben es vermutlich immer schon geahnt, jetzt ist ein erster experimenteller Beweis erbracht: Vögel können weit mehr kommunizieren als gedacht. Zumindest die Japanische Kohlmeise, eine Singvogelart, die für ihr breites Repertoire an Ruflauten bekannt ist. Studien mit Primaten und Vögeln haben schon in der Vergangenheit gezeigt, dass auch Tiere bedeutungslose Silben zu sinnvollen Wörtern verbinden. Dass Wörter dann aber auch nach syntaktischen Regeln zu Wortgruppen und Sätzen zusammengesetzt werden, hielt man bisher für ein Alleinstellungsmerkmal des Menschen. Evolutionsbiologen aus Tokio, Uppsala und Zürich haben nun festgestellt, dass auch Japanische Kohlmeisen (Parus minor) syntaktische Regeln entwickelt haben. Je nachdem, in welcher Reihenfolge sie ihre Rufe kombinieren, haben diese eine unterschiedliche Bedeutung und ziehen andere Verhaltensweisen nach sich, berichten die Forscher im Fachblatt Nature Communications. Japanische Kohlmeisen haben mehr als zehn verschiedene Rufe in ihrem Lautrepertoire, die sie einzeln oder in Kombination verwenden. In ihrer Studie untersuchten die Biologen, inwiefern verschiedene Ruftypen und -kombinationen eine Bedeutung für die Singvögel hatten. Dabei unterschieden sie die Rufvarianten ABC und D. ABC-Rufe bedeuten in Kohlmeisensprache so viel wie Pass auf und werden geäußert, wenn sich ein Sperber oder ein Nesträuber nähert – und somit Gefahr droht. D-Rufe hingegen heißen Komm her. Die Vögel verwenden den Ruf, wenn sie eine neue Futterquelle entdeckt haben oder um den Partner zum Nest zu rufen. Die Kohlmeisen kombinieren die beiden Rufvarianten aber auch zu sinnvoller Syntax, wie die Forscher herausfanden. Die Ruffolge ABC-D zwitschern die Singvögel etwa dann, wenn sie sich Feinden nähern und gemeinsam versuchen, sie zu vertreiben. Spielten die Biologen den Vögeln diese Lautkombination per Tonband vor, versetzten sie sich in Alarmbereitschaft und rückten zusammen. Wurden die Rufe jedoch in umgekehrter Reihenfolge (D-ABC) abgespielt, zeigten die Kohlmeisen keine Reaktion. Die Studie macht deutlich, dass Syntax nicht einzigartig in der menschlichen Sprache ist, sondern sich unabhängig davon auch bei Vögeln entwickelte, sagt Koautor David Wheatcroft von der Universität Uppsala. Die Regeln der Syntax, die es ermöglichen, aus einem limitierten Vokabular neue Bedeutung zu generieren und somit vielfältige soziale Interaktionen zu koordinieren, könnten auch zur Evolution der menschlichen Sprache beigetragen haben, vermuten die Forscher. Wissenschaft;Schriftstück führte zum Bruch zwischen Hitler und Göring. Washington – Eines der wichtigsten Dokumente der letzten Kriegstage in Deutschland soll jetzt in den USA versteigert werden. Das Auktionshaus Alexander Historical Auctions will in der nächsten Woche das legendäre Göring-Telegramm verkaufen, das zum Bruch zwischen Adolf Hitler und seinem langjährigem Vertrauten Hermann Göring geführt hatte. Nach Angaben von Alexander handelt es sich um die Kopie von Martin Bormann. An der Echtheit bestehe kein Zweifel. Erhofft werden umgerechnet 18.000 Euro. Hitler hatte Göring, das Fliegerass aus dem Ersten Weltkrieg, lange Zeit als seinen Stellvertreter angesehen und das auch mit Erlassen geregelt. Als Göring in Bayern hörte, dass der in Berlin eingeschlossene Hitler ihm endgültig die Macht übertragen wollte, telegrafierte er ihm am 23. April 1945. In dem kurzen Schreiben fragte er, ob er die Kontrolle über Deutschland übernehmen könne. Falls bis 2200 Uhr keine Antwort erfolgt, nehme ich an, dass Sie Ihrer Handlungsfreiheit beraubt sind. Er werde dann selbstständig zum Wohle von Volk und Vaterland handeln, gezeichnet mit Ihr getreuer Hermann Göring. In Berlin nutzten Bormann und Reichspropagandaminister Joseph Goebbels das Telegramm jedoch, um Hitler einen Putsch Görings einzureden. Tatsächlich war Hitler empört und beschuldigte Göring des Landesverrats, die SS setzte ihn in Bayern fest. Hitler setzte Goebbels und Marinechef Karl Dönitz als seine Nachfolger ein. Er erschoss sich am 30. April, einen Tag später nahm sich auch Goebbels das Leben. Dönitz blieb noch bis 23. Mai Staatsoberhaupt eines praktisch nicht mehr existierenden deutschen Reiches. Göring vergiftete sich 1946 in Nürnberg, einen Tag, bevor das Todesurteil des internationalen Tribunals vollstreckt werden sollte. Das Telegramm ist trotz eines Risses in sehr gutem Zustand, alles ist klar zu lesen – selbst der rote Geheim!-Stempel. Ein amerikanischer Hauptmann hatte es 1945 als Souvenir aus dem Bunker in Berlin mitgenommen, sein Sohn schenkte es später seinem Geschichtsprofessor. Der, fließend Deutsch sprechend, hatte eine kurze Expertise erstellt. Darin heißt es auch, das Telegramm könne Hunderte Dollar wert sein. (APA, 2. 7. 2015) Wissenschaft;Pascale Ehrenfreund geht, neuer FWF-Chef ab Herbst gesucht. Wien – Eben noch war sie Präsidentin des Wissenschaftsfonds FWF, im Herbst wird sie Chefin des Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrums DLR: Pascale Ehrenfreund zeigte sich am Tag, nachdem ihr überraschender Wechsel bekannt worden war, in einer ersten Stellungnahme gegenüber dem STANDARD hochbeglückt über diesen Karrieresprung: Eine Chance wie diese darf ich mir nicht entgehen lassen. Die Astrobiologin und Weltraumexpertin wurde von Headhuntern kontaktiert. Nach einem Hearing war Stillschweigen vereinbart – bis Donnerstag. Der FWF und das zuständige Wissenschafts- und Wirtschaftsministerium waren dementsprechend überrascht. In der Geschichte des 1968 gegründeten Fonds kam es noch nie zum vorzeitigen Abgang eines Präsidenten. In einer Übergangslösung bis zur nächsten Präsidiumswahl werden wohl die drei Vizepräsidenten Alan Scott, Christine Mannhalter und Hermann Hellwagner den FWF leiten. Die Neuausschreibung wird erst nach Inkrafttreten der Novelle des Forschungs- und Technologieförderungsgesetzes (FTFG), erfolgen, voraussichtlich im kommenden Herbst. Der neue, aktualisierte Entwurf sieht einen Zweiervorstand mit Präsident und kaufmännischem Vizepräsidenten vor, beide Vollzeit angestellt. Eine Weisungsgebundenheit wird es dabei nicht in allen Bereichen geben. Die drei Vizepräsidenten werden ehrenamtlich bleiben. Ehrenfreunds Ratschlag zum Abgang: Die österreichische Politik müsse sich anschauen, warum Länder wie Dänemark im Innovation Union Scoreboard nach oben klettern, Österreich aber laufend Plätze verliert. Was machen diese Länder anders? Sie legen ihren Schwerpunkt auf die Grundlagenforschung, sagt die scheidende FWF-Präsidentin. Nicht-Wissenschaft;Von Oktober 2013 bis Februar 2016 seien so mehr als 2,3 Millairden Dollar verlorengegangen. Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung. Nicht-Wissenschaft;Grazer Michael Madl und Marvin Potzmann sehen Gelb-Rot. Graz – Der SK Sturm hat zum Start der Rückrunde in der Fußball-Bundesliga am Samstag einen weiteren Rückschlag einstecken müssen. Die Grazer mussten im Heimspiel gegen die Admira nach einem Gegentreffer in der 96. Minute den Ausgleich zum 1:1-(1:0)-Einstand hinnehmen. Die nun schon vier Spiele sieglosen Steirer verpassten damit den Sprung auf den weiter von der Admira eingenommenen vierten Tabellenrang. Der eine Viertelstunde vor Schluss eingewechselte Peter Zulj traf in der UPC-Arena praktisch aus der letzten Aktion des Spiels. Sascha Horvath hatte Sturm bereits in der 9. Minute in Führung gebracht. Ein am Ende mit vielen Emotionen geführtes Spiel beendeten die Hausherren nur zu neunt. Sturm-Kapitän Michael Madl wurde in der 70., Teamkollege Marvin Potzmann in der 88. Minute mit Gelb-Rot ausgeschlossen. Sturm erwischte wie schon beim 1:2 gegen die Austria einen Blitzstart, wobei Horvath abermals als Torschütze erfolgreich war. Der für den verletzten Roman Kienast erstmals in dieser Saison von Beginn an aufgebotene Bright Edomwonyi setzte sich gegen die Admira-Defensive energisch durch und legte für den U21-Teamspieler auf, der überlegt einschoss. Die ob des bisherigen Saisonverlaufs unzufriedene Sturm-Anhängerschaft durfte jubeln. Sie äußerte in den ersten Minuten in einem großflächigen Transparent erneut den Wunsch nach professionellen Strukturen im Verein. Die Elf von Trainer Franco Foda präsentierte sich in einem temporeichen Spiel, in dem die Präzision jedoch mitunter fehlte, jedenfalls verbessert. Die mit Debütant Markus Pavic eingelaufene Admira deutete aber ebenfalls an, warum sie zuletzt Rapid als Verlierer nach Hause geschickt hatte. Bei einer Doppelchance scheiterte Christoph Knasmüllner zunächst an der Latte, Kapitän Christoph Schößwendter jagte den Abpraller über das Gehäuse (beide 12.). Mit Fortdauer der Partie übernahm Sturm jedoch die Kontrolle über die Partie und führte mit Pausenpfiff verdient. Die ersten Minuten nach dem Seitenwechsel gehörten aber wieder den Gästen: Rene Schicker schoss am langen Eck vorbei (53.). Die Grazer kamen ihrerseits durch Horvath (62.) zunächst zur Möglichkeit auf ihr zweites Tor, schwächten sich aber 20 Minuten vor Ende der regulären Spielzeit erstmals selbst. Der bereits in der 55. Minute verwarnte Madl ging im Mittelfeld zu forsch ins Tackling und wurde völlig korrekt des Feldes verwiesen. Die Admira warf danach alles nach vorne, bei Sturm machte sich zunehmend Nervosität breit. Nach Madl war das Spiel auch für Potzmann nach einem unnötig harten Einsteigen vorzeitig zu Ende. Sturm zitterte, schien den Heimsieg dennoch über die Zeit bringen zu können – bis sich Zulj in Szene setzte. Der Offensivmann zog aus über 20 Meter platziert ab und ließ Sturm-Keeper Michael Esser keine Chance. (APA, 5.12.2015) Bundesliga – 19. Runde: SK Sturm Graz – FC Admira Wacker Mödling 1:1 (1:0)Graz, UPC-Arena, 5.129, SR Drachta Nicht-Wissenschaft;FPÖ weist Vorwürfe über illegale Parteienfinanzierung zurück und wettert gegen Zuwanderer. Wien – Heinz-Christian Strache ist aus dem Urlaub zurück. Nachdem der FPÖ-Chef mehr als eine Woche nichts zu den Vorwürfen über Kickback-Zahlungen an seine Partei gesagt hatte, nahm er am Donnerstag Stellung: Es seien haltlose Anschuldigungen. Doch zuerst schimpfte der Freiheitliche über das Versagen der Bundesregierung beim Asylchaos. Er sprach von Flüchtlingsströmen und erklärte, dass ein Großteil sich das heilige Recht Asyl erschleichen will. Nur wirklich Verfolgten soll Hilfe geboten werden, aber Asyl sei nur ein Recht auf Zeit. Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) habe nicht rechtzeitig reagiert, um die Umtriebe der Schleppermafia einzudämmen. Kontrollen an der österreichisch-ungarischen Grenze wiedereinzuführen sei zu wenig. Flüchtlinge nach Österreich zu bringen sei längst ein attraktives Geschäftsmodell. Illegale Parteifinanzierung: Unwahre Behauptungen Apropos attraktives Geschäftsmodell: Zu den jüngsten Vorwürfen wegen illegaler Parteifinanzierung sagt Strache, das seien unwahre Behauptungen. Die Kampagne gegen die FPÖ breche in sich zusammen, weil Generalsekretär Herbert Kickl weder Beschuldigter noch Verdächtiger sei. Auch er selbst habe niemals einen Geldkoffer erhalten, die Vorwürfe basierten auf fragwürdigen Zeugenaussagen eines fragwürdigen Zeugen. Den Grund für die Kampagne sieht Strache in den bevorstehenden Wahlen in Wien und Oberösterreich. Der Aufstieg der FPÖ solle gestoppt werden. Der Vorwurf: Die FPÖ-nahe Werbeagentur Ideenschmiede soll dem Land Kärnten überhöhte Inseratenpreise verrechnet haben, die Differenz sei an die Partei zurückgeflossen. Als Beschuldigte werden laut Strache nur ehemalige BZÖ-Politiker wie Uwe Scheuch oder Stefan Petzner geführt. Den eigenen Bundesgeschäftsführer Hans Weixelbaum erwähnt er nicht. Auf Nachfrage erklärt Strache, Weixelbaum habe ihm versichert, niemals illegales Geld genommen zu haben. Auch Haimbuchner weist Verdacht zurück Der oberösterreichische Landesparteiobmann Manfred Haimbuchner zieht ähnliche Schlüsse wie sein Chef. Am Tag zuvor hatten ÖVP und SPÖ darauf hingewiesen, dass die Agentur Ideenschmiede auch für die oberösterreichische Landesorganisation tätig ist. Die FPÖ Oberösterreich ist lupenrein, sagte Haimbuchner. Strache ergänzte in Wien: Die Agentur werde auch weiterhin die Wahlkämpfe der Partei betreuen, sie seien sehr erfolgreich gewesen. Die FPÖ in Oberösterreich präsentierte am Donnerstag ihr Programm unter dem Motto Unser Oberösterreich für unsere Leute. Haimbuchner will Sozialleistungen bei mangelnden Integrationswillen streichen und unkontrollierte Zuwanderung stoppen. Blaue Thesen zu Veto und Quarantäne Ähnliches war auch aus dem Burgenland zu hören. Dort hat sich der blaue Landeshauptmann-Vize Johann Tschürtz zu Wort gemeldet, um die Asylfrage einer Beantwortung zuzuführen. Die lässt sich kurz zusammenfassen: Ausgangssperre, Bundesheer, Vetokarte! Eine 48-stündige Quarantäne für Ankömmlinge sei notwendig, weil es Belästigungen seitens der Asylwerber gebe. Selbst Rotkreuz-Helfer hätten schon Polizeischutz anfordern müssen. Das Rote Kreuz dementierte allerdings umgehend. Das Gegenteil sei richtig: Es hat keine Belästigungen gegeben. Die Forderung nach verstärktem Grenzschutz stellt Tschürtz nicht allein. Regierungspartner SPÖ, aber auch die ÖVP taten das. Tschürtz ist aber eine Spur forscher: Ich sage es noch härter: Wenn das Bundesheer an der Grenze ist, dann muss man halt alle abweisen. Denn Tschürtz – und die SPÖ – ist für eine Obergrenze, rund ein Prozent der Bevölkerung. Dann sei eben Schluss, und ich schau mir an, was die EU tut. Das sei der dritte Schritt des rot-blauen Asylplans: die Vetokarte. Die Innenministerin und Kanzler Faymann müssen bei Einstimmigkeitsmaterien entschlossener auftreten. Egal was, es müsse junktimiert werden mit einer europaweiten Quote und kulturnahen Flüchtlingsstädten, die von EU und USA zu finanzieren wären. Der rote Regierungspartner lebt mit solch blauem Ansinnen gut. Jedenfalls ließ sich Landesrat Norbert Bollwerk gegen die FPÖ Darabos nicht hinterm Ofen hervorlocken, um zu sagen, dass Asyl eigentlich und ausdrücklich sein Thema sei – und nicht das des Johann Tschürtz. Nicht-Wissenschaft;Unbürokratische Lösung angestrebt. Wien – Im Streit um die Übertragung von 3.300 Bank Austria Mitarbeitern von der hauseigenen Sozialversicherung in das staatliche ASVG-Pensionssystem wird es ziemlich sicher zu einem neuen Gesetz kommen. Der von der Bank Austria ins Auge gefasste Paragraf – der eine für sie günstige Übertragung erlaubt – sei nicht anwendbar, bekräftigte das Sozialministerium am Mittwoch laut dem Ö1-Mittagsjournal. Sowohl das Sozialministerium als auch die Pensionsversicherungsanstalt (PVA) lassen keine Zweifel daran, dass es ein neues Gesetz geben werde. Man werde zügig, aber ohne Zeitdruck an einer angemessenen gesetzlichen Regelung arbeiten, hieß es laut dem Beitrag aus dem Sozialministerium. Das Zauberwort dabei heiße Beitragswahrheit. Das schließe aus, dass die Bank ihre Pensionsleistungen um wohlfeile 7 Prozent loswerde. Der Maßstab für die Übernahme seien vielmehr die 22,8 Prozent Beitragssatz, die im ASVG für alle gelten. Wenn es ein neues Gesetz geben sollte, wäre die Situation neu zu bewerten, sagte der neue Bank-Austria-Chef Robert Zadrazil im Ö1-Interview. Durch die Auflösung der Pensionsrückstellungen per Jahresende 2015 in Höhe von 1,9 Mrd. Euro sind wie berichtet auch Haftungen der Stadt Wien für die Bank in derselben Höhe aufgelöst worden. Über die Umsetzung eines neuen Gesetzes müssten sich die Legisten im Ministerium aber erst klar werden, hieß es weiter. Die einfachste Lösung wäre, die 22,8 Prozent vom Letztbezug zu berechnen. Dann wäre etwa das Dreifache von dem zu überweisen, wovon die Bank Austria bisher ausgehe. Andernfalls müsste die PVA sich durch die Gehaltsverläufe aller betroffenen 3.300 Bank Austria-Mitarbeiter wühlen und die für jeden Einzelnen errechneten Beträge vorschreiben. In der PVA tendiere man eher zur unbürokratischen Lösung, hieß es im Radiobeitrag. Der Forderung der FPÖ, die Anmeldung der Mitarbeiter bei der Gebietskrankenkasse sofort für nichtig zu erklären, werde nicht nachgekommen werden. Wissenschaft;Astrologie ist in jeder Form Humbug. Wann werden Tageszeitungen endlich aufhören, diesen Mist tagtäglich zu legitimieren?. Astrologie ist Unsinn. Das habe ich schon vor langer Zeit in dieser Kolumne erklärt, und an diesem Befund hat sich seit damals nichts geändert. Eine Abart der Astrologie ist aber ganz besonderer Unsinn und verdient daher nochmals einen genaueren Blick: das Zeitungshoroskop. So gut wie keine Zeitung kommt ohne diese Rubrik aus. Überall wird Tag für Tag und für jedes Sternzeichen der (angebliche) Blick in die Zukunft präsentiert. Wer sich aber auch nur ein wenig Gedanken über die dort vorgestellten Prognosen macht, erkennt schnell, dass es sich dabei um nichtssagende Sätze handelt. Aktuell erklärt Gerda Rogers beispielsweise den Waage-Geborenen, sie sollen Stress vermeiden. Ein guter Rat, gegen den sich nichts einwenden lässt – der aber auch nicht sonderlich viel mit irgendeiner astrologischen Kunst zu tun hat, sondern eine Binsenweisheit darstellt, die für alle Menschen ganz unabhängig von ihrem Geburtszeitpunkt gilt. Genauso wie der Ratschlag für die Steinböcke: Vernünftig reden, statt zu streiten! Meine lokale Tageszeitung aus Thüringen empfiehlt mir (Löwe) heute: Wenn etwas schiefgelaufen ist, müssen Sie auch dazu stehen, während den Schützen erklärt wird: Für manche Entscheidungen ist die Zeit einfach noch nicht gekommen. Eine Aussage, die per Definition ebenfalls immer korrekt ist, genauso wie der Satz, der den Stieren präsentiert wird: Sie können heute fast alles erreichen, was Sie wollen. Manche Entscheidungen und fast alles sind vage beziehungsweise allumfassende Aussagen, die typisch für die Astrologie und ganz besonders kennzeichnend für die Zeitungshoroskope sind. Sie gehören zu den sogenannten Barnum-Texten, die nach dem Schausteller P. T. Barnum aus dem 19. Jahrhundert benannt sind, der in seinem Zirkus auch für jeden etwas dabeihatte. Andere Beispiele dafür wären Sätze wie Du neigst dazu, kritisch dir selbst gegenüber zu sein und Manchmal hast du Zweifel, ob du die richtige Entscheidung getroffen hast. Mit solchen Aussagen kann sich jeder identifizieren, und oft merken wir dabei gar nicht, dass es sich nicht um spezifische und persönliche Analysen, sondern um Gemeinplätze handelt. Dieses Phänomen wurde schon 1949 von dem Psychologen Bertram Forer in seiner Arbeit The Fallacy of Personal Validation: A Classroom Demonstration of Gullibility beschrieben. Er setzte seinen Studenten genau solche inhaltsleeren Aussagen vor und erklärte ihnen aber, dass es sich dabei um eine individuelle Persönlichkeitsanalyse handeln würde. Und tatsächlich fanden sich 87 Prozent davon gut oder sehr gut charakterisiert. Wir erkennen uns selbst in den Texten wieder, übersehen aber, dass sie auch auf alle anderen zutreffen. Dieser Forer-Effekt funktioniert sogar in beide Richtung. Wenn ein Astrologe unbewusst solche vagen Charakterisierungen formuliert, erkennt sich der Kunde darin wieder und wird ein entsprechend positives Feedback geben. Das bestärkt den Astrologen in seiner Auffassung, hier eine echte Persönlichkeitsanalyse abgeliefert zu haben und nicht die inhaltsleeren Gemeinplätze, um die es sich eigentlich handelt. Dass vor allem die Zeitungshoroskope keinen echten Inhalt haben, ist also spätestens seit Forers Arbeit bekannt. Und die meisten Menschen werden sie daher auch nicht sonderlich ernst nehmen (auch dieser Satz ist übrigens ein Barnum-Satz). Interessanterweise gilt das aber auch für die Astrologen. Spricht man sie auf die Prognosen aus der Tageszeitung an, läuft die Kritik ins Leere. Zeitungshoroskope seien keine echte, keine seriöse Astrologie. Ein ordentliches Horoskop müsse individuell, mit Kenntnis des genauen Geburtsorts und der genauen Geburtszeit erstellt werden. Die Zeitungsastrologen bestreiten aber natürlich vehement, keine seriöse Astrologie zu betreiben, und nehmen sich selbst genauso ernst wie der Rest ihrer Zunft. Wenn nun aber klar ist, dass die Zeitungshoroskope nur nichtssagenden Unsinn beinhalten, und sogar die (sich selbst für seriös haltenden) Astrologen dem zustimmen: Warum gibt es diese Rubrik dann immer noch? Astrologie ist Unsinn. Die Horoskope in den Tageszeitungen sind noch größerer und viel leichter erkennbarer Unsinn. Und auch wenn man sie nicht oder nur aus Spaß liest, zeigt ihre tägliche Präsenz der Leserschaft: Wir nehmen die Astrologie ernst. Sie ist uns wichtig genug, jeden Tag dafür einen Platz in unserer Zeitung zu reservieren. Wir engagieren sogar Astrologen, um sie zu schreiben (oder investieren zumindest ein wenig der Arbeitszeit unserer Praktikanten). Die Astrologie existiert seit Jahrtausenden und wird auch in der Zukunft nicht verschwinden. Aber es wäre ein guter Anfang, wenn sie nicht mehr Tag für Tag völlig unkritisch einem Großteil der Zeitungsleser vorgesetzt werden würde. Der Platz in den Medien könnte für andere Themen sicherlich gewinnbringender eingesetzt werden. Wissenschaft;Reparatur und Kontrollvorgänge dauern vermutlich bis Freitag. Genf – Nachdem ein Marder einen Kurzschluss ausgelöst hatte, bleibt der größte Teilchenbeschleuniger der Welt wahrscheinlich noch bis Freitag außer Betrieb. Es müssten elektrische Verbindungen repariert und die Anlage sorgfältig auf eventuelle Schäden untersucht werden, sagte der Sprecher des Europäischen Kernforschungszentrums, Arnaud Marsollier, am Montag. Ein Marder hatte am Freitag in einer Transformatoranlage des 27 Kilometer langen Beschleunigerrings Large Hadron Collider (LHC) einen Kurzschluss verursacht. Dies hatte laut LHC-Protokoll zu einer schweren elektrischen Störung geführt, so dass der Teilchenbeschleuniger den Betrieb einstellen musste. Marsollier sagte, der Marder sei entgegen anfänglichen Vermutungen nicht in das LHC-Tunnelsystem vorgedrungen, sondern habe es nur in eine an der Erdoberfläche befindliche Trafo-Station geschafft. Wir haben zwar Zäune, aber kleine Wildtiere können die kaum aufhalten. Der Marder überlebte die Aktion nicht: Er wurde in der Anlage von einem Stromschlag getötet. Wissenschaft;Beiden Arten der grünen Großpapageien setzen Wilderei und der Verlust ihres Lebensraums zu. Washington – Die US-Behörden haben zwei Papageienarten auf die Liste der bedrohten Tiere gesetzt. Beide seien durch Wilderei und den Verlust ihres Lebensraums vom Aussterben bedroht, wie die US-Bundesbehörde für Fischfang und Wildtiere (FWS) mitteilte. Die bisherigen Maßnahmen zum Schutz der Tiere seien unzureichend gewesen. Dabei handelt es sich um den Kleinen Soldatenara (Ara militaris), der eine Körperlänge von etwa 75 Zentimeter hat, sowie um den noch einmal zehn Zentimeter längeren Großen Soldatenara (Ara ambiguous). Beide Arten haben ein leuchtend grünes Gefieder und sind in Zentral- und Südamerika beheimatet. Während es von dem in den Tropenwäldern Mexikos und Südamerikas angesiedelten Kleinen Soldatenara noch schätzungsweise 6.000 bis 13.000 Exemplare gibt, ist die Zahl an Großen Soldatenaras noch geringer. In Kolumbien, Costa Rica, Ecuador, Honduras, Nicaragua und Panama leben nur noch 1.000 bis 3.000 Exemplare dieser Vogelart. Mit der Entscheidung der US-Behörden ist es künftig verboten, die Vögel zu töten, zu verletzen oder auch nur zu stören. Auch gilt für die USA damit ein Import- und Exportverbot dieser Tierarten, zudem dürfen sie nicht über die Grenzen der Bundesstaaten sowie über die Landesgrenzen transportiert werden. Die Regelung sollte am Freitag im Amtsblatt veröffentlicht werden. Sie tritt am 2. November in Kraft. (APA/red, 2. 10. 2015) Nicht-Wissenschaft;Bürgeranwalt | Dokupedia: Erfindungen für die Zukunft | Schätze der Welt: Wien | Kulturpalast | Wiener Vorlesungen | Marvins Töchter | Wir kaufen einen Zoo. 17.30 MAGAZINBürgeranwalt 1) Verluste wegen Atomkonferenz. 2) Nachgefragt: Lösung im Schulstreit? 3) Verpfuschte Reihenhäuser. Bis 18.20, ORF 2 18.20 DOKUMENTATIONDokupedia: Erfindungen für die Zukunft – Die Manipulation der Gene In der sechsteiligen Reihe präsentiert Schauspieler James Woods in jeder Episode wissenschaftliche Durchbrüche, die das Bild der Zukunft wesentlich prägen könnten. Von Designerbabys bis zur Aktivierung inaktiver Gene. Bis 19.20, ATV 19.00 MAGAZINSchätze der Welt: Wien – Dem Tod seine Stadt Das Verhältnis zum Tod zeigt Österreichs Hauptstadt vor allem an Plätzen wie der Hofburg und dem Herzgrüfterl der Augustinerkirche sowie der Gruft der Michaelerkirche.Bis 19.15, ARD Alpha 19.30 MAGAZINKulturpalast: Kunst und Krieg Nina Sonnenberg begrüßt Regisseur Milo Rau: Sein Film Das Kongo Tribunal durchleuchtet die wirtschaftlichen und politischen Gründe für den seit 20 Jahren andauernden Kongokrieg. Am 5. November erhält Rau den mit 10.000 Euro dotierten Konstanzer Konzilspreis für europäische Begegnungen und Dialoge. Bis 20.00, 3sat 20.00 VORLESUNGWiener Vorlesungen analytischdiskursiv: Über das Wienerische Hubert Christian Ehalt im Gespräch mit Autor Robert Sedlaczek und dem Soziologen Roland Girtler über historische Wurzeln und aktuelle Entwicklungen des Wiener Großstadtdialekts. Bis 21.35, Okto 20.15 FAMILIEMarvins Töchter (Marvin’s Room, USA 1996, Jerry Zaks) Zwanzig Jahre haben sich die Filmschwestern Diane Keaton und Meryl Streep gemieden. Eine Leukämieerkrankung lässt die Familie zusammenkommen, denn eine Knochenmarkspende ist die einzige Rettung. Starbesetztes Drama mit Leonardo DiCaprio und Robert De Niro. Bis 22.05, Servus TV 20.15 TIERLIEBHABERWir kaufen einen Zoo (We Bought a Zoo, USA 2011, Cameron Crowe) Benjamin Mee (Matt Damon) sucht ein neues Heim für sich und seine Kinder. Zum Glück ist gerade ein baufälliger Zoo frei. Gegen die Auflage, die Tiere zu versorgen, kauft er das Gelände. Allein könnte er die Arbeit allerdings nicht bewältigen, deshalb geht ihm Tier pflegerin Kelly in Form von Scarlett Johansson zur Hand. Außergewöhnliche Geschichte. Bis 22.10, ORF 1 20.15 ERFOLGSDRUCKTod eines Handlungsreisenden (Death of a Salesman, USA 1985, Volker Schlöndorff) Willy (Dustin Hoffman) ist ein erfolgloser Handelsvertreter. Sein Sohn Biff (John Malkovich) versucht sich ebenfalls in diesem Beruf, scheitert jedoch. Das Drama passt von der Aktualität des Themas auch gut in die heutige Zeit: Der amerikanische Traum ist noch immer ein tragender Begriff in der Gesellschaft. Bis 22.25, 3sat 20.15 MAGAZINGalileo Big Pictures: Wow! Sie werden Ihren Augen nicht trauen! Der Inder Pradyumna Kumar durchquert für seine große Liebe Indien, Afghanistan, den Iran und die Türkei auf einem Fahrrad. Ein bengalischer Tiger, ein amerikanischer Schwarzbär und ein afrikanischer Löwe als tierische Dreier-WG. Abdallah zeigt 50 beeindruckende Bilder und erzählt die Geschichten dahinter. Bis 23.15, ProSieben 20.15 THEMENABENDZeit.geschichte: Flucht ins Ungewisse Am Beispiel einiger Menschen beschreiben Robert Gokl und Tom Matzek den gefährlichen, schwierigen und abenteuerlichen Lebensweg vertriebener Österreicher. Ab 21.10 Uhr: Der ungehorsame Konsul – Exil in Portugal. Ab 21.55 Uhr: Lisl Steiner – Coming Home? Ab 22.45 Uhr: Almas kleiner Fotograf. Ab 23.50 Uhr: Oskar Pilzer – Die bewegte Geschichte der Wiener Filmateliers. Bis 0.40, ORF 3 22.05 PAPIStarbuck (CAN 2011, Ken Scott) David (Patrick Huard) ist ein Verlierer. Er arbeitet als Lieferant in der Großmetzgerei seines Vaters. Eines Tages erfährt er, dass er aufgrund mehrfacher Samenspenden 533 Kinder hat. Der Roadtrip durch die Leben seiner Kinder ist amüsant, doch man steuert etwas zu problemlos auf die herzerwärmende Auflösung hin. Bis 0.15, Puls 4 Wissenschaft;Zerfall von Hämatit und Magnetit gibt bis zu zehn Mal so viel Sauerstoff frei, wie in der Atmosphäre vorkommt. Eisenoxid kommt in der Natur in unterschiedlichen Verbindungen vor. Das häufigste ist Hämatit mit der chemischen Formel Fe2O3. Es stellt das Endprodukt vieler geologischer Prozesse dar und bildet die die wichtigste Eisenquelle unserer Zivilisation. Um das Verhalten von Hämatit und dem ebenfalls häufigen Magnetit (Fe3O4) unter Extrembedingungen weiter zu untersuchen, nutzten Forscher um Elena Bykova von der Universität Bayreuth eine spezielle Diamantstempelzelle am Deutschen Elektronen-Synchrotron DESY. Dabei konnten die Wissenschafter die Existenz einer großen, bislang unbekannten Sauerstoffquelle im unteren Erdmantel beobachten. Bei einem Druck von mehr als 67 Gigapascal (das entspricht dem 670.000-fachen Atmosphärendruck) und einer Temperatur von rund 2.400 Grad Celsius zerfiel im Experiment das Hämatit und bildete ein neues Eisenoxid, Fe5O7, das zuvor noch nie beobachtet worden war. Druck und Hitze entsprachen dabei in etwa den Bedingungen in 1.500 Kilometern Tiefe unter der Erdoberfläche. Bei einem noch höheren Druck von rund 70 Gigapascal, entsprechend einer Tiefe von 1.670 Kilometern, zerfiel auch Magnetit, und es bildete sich das ebenfalls zuvor unbekannte Eisenoxid Fe25O32. Das Besondere daran: Die Bildung beider bisher unbekannten Eisenoxide setzt Sauerstoff frei. Obwohl Eisenoxid normalerweise nicht im großen Maß im unteren Erdmantel auftritt, kann es über sogenannte Subduktionszonen dorthin befördert werden, wenn eine tektonische Platte unter eine andere gleitet. Hämatit und Magnetit sind Hauptbestandteile bestimmter urzeitlicher Eisenablagerungen, Bändererz und Eisenstein, die auf allen Kontinenten vorkommen. Diese Formationen können mehrere hundert Meter dick werden und Ausdehnungen von hunderten Kilometern aufweisen. Als zwei Milliarden Jahre alte Ablagerungen bilden sie weltweit einen Teil des Ozeanbodens. Über die Subduktion wird das Bändererz quasi im Erdinneren recycelt, wobei es in große Tiefen getragen werden kann, möglicherweise sogar bis zur Grenzregion von Erdmantel und Erdkern. Unter Bedingungen, die dem unteren Erdmantel entsprechen, zerfallen Hämatit und Magnetit jedoch und setzen dabei große Mengten einer sauerstoffreichen Flüssigkeit frei, wie das Team nun beobachtet hat. Wir schätzen, dass diese Quelle bis heute Sauerstoff in einem Umfang freigesetzt hat, der der acht- bis zehnfachen Masse des Sauerstoffs in der Atmosphäre entspricht, meint Bykova. Das ist überraschend, und es ist nicht klar, was mit dem Sauerstoff dort unten passiert. Die sauerstoffreiche Flüssigkeit könnte lokal das umgebende Gestein oxidieren oder zur Übergangszone oder sogar bis in den oberen Mantel aufsteigen. Das bleibt zu untersuchen, sagt Ko-AutorMaxim Bykov von der Universität Bayreuth. Zurzeit können wir nur sagen, dass es dort eine riesige Sauerstoffquelle im Mantel gibt, die geochemische Prozesse wesentlich beeinflussen kann, indem sie Oxidationszustände ändert und Spurenelemente mobilisiert. Das wird ein großes neues Modellierungsfeld eröffnen. Wissenschaft;Die Juristin Birgit Schrattbauer hat im Bereich Arbeitsrecht dissertiert. Birgit Schrattbauer hat für ihre Dissertation ein umstrittenes Thema gewählt: das Verleihen von Arbeitskraft. Die Juristin promovierte an der Universität Salzburg über die Risiken und Chancen der Arbeitskräfteüberlassung. Für Befürworter steigt damit die Flexibilität von Arbeitgebern und -nehmern, was zum Wandel des Wirtschaftslebens gehört. Kritiker befürchten hingegen, dass mit der wachsenden Leiharbeit die Erosion stabiler Beschäftigungsverhältnisse weiter voranschreitet. Sozialwissenschaftliche Studien zeigen, dass von der Arbeitskräfteüberlassung betroffene Arbeitnehmer diese Beschäftigungsform mehrheitlich als prekär empfinden, berichtet Schrattbauer, die als Postdoc weiter in Salzburg arbeitet. Mich hat hierbei die rechtliche Dimension interessiert: Sind dafür einige schwarze Schafe in der Leiharbeitsbranche verantwortlich, oder ist es im Arbeitsrecht selbst angelegt, dass Prekaritätsrisiken nicht restlos ausgeräumt werden?, sagt die 42-Jährige. Letzteres scheint der Fall zu sein: Auch wenn etwa das Arbeitsverfassungsgesetz die Rechte und Pflichten von Arbeitgebern und -nehmern regelt, kommt hier die Leiharbeit nur am Rande vor. Der Teufel liegt im Detail, und so ergibt sich viel Spielraum für Interpretationen – die nicht immer zugunsten der Leiharbeiter ausfallen. Auch über die angedachte Brückenfunktion der Arbeitskräfteüberlassung fällt das Fazit der Bad Ischlerin weniger gut aus: Einen neuen festen Arbeitsplatz finden auf diesem Weg nur zwölf Prozent. In Österreich unternimmt man da bisher wenig. Dabei werden Leiharbeiter zunehmend dauerhaft eingesetzt, und damit entsteht ein ganzes neues Segment, für das Handlungsbedarf besteht. Der Gesetzgeber müsse klar entgegenwirken, etwa indem für Leiharbeiter nach einer längeren Beschäftigungszeit via Gesetz auch automatisch das Einkommen und die arbeitsrechtliche Situation aufgewertet würden. Es ist jedoch nicht alles schlecht, stellte Schrattbauer fest: Im Bereich der sozialen Schutzbestimmungen vor allem gegen Diskriminierung sei man den europäischen Standards voraus. Auch die Einkommenssituation stelle sich im Bereich der Zeitarbeit besser dar als etwa in Deutschland. Zum Fach Jus ist Schrattbauer erst über einen Umweg gekommen, das Arbeitsrecht beschäftigt sie aber schon länger: Einem abgeschlossenen Studium der Pädagogik und Germanistik in Salzburg schlossen sich Tätigkeiten als Sozialpädagogin und anschließend als Arbeitsassistentin an. Schrattbauer half Menschen mit geistiger Beeinträchtigung bei der beruflichen Rehabilitation und Integration. Die Praxis weckte das Interesse für die Theorie. Das parallel zu Beruf und Gerichtspraktikum absolvierte Studium der Rechtswissenschaften schloss sie im letzten Jahr mit ihrer Dissertation ab, die sie als Universitätsassistentin schrieb und die heuer mit dem Wissenschaftspreis des Sozialministeriums für Jungakademiker ausgezeichnet wurde. Als dreifache Mutter war die Prämierte aber nicht nur beim Auswerten der Gesetzestexte gefordert, sondern auch zu Hause: Besonders in der heißen Abschlussphase war es schon eine Herausforderung, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Wissenschaft;Von "Maus" bis "Ms. Marvel": Comic-Forscher befassen sich auf einer Tagung mit der Entwicklung des Mediums. Frankfurt am Main – Eine Tagung in Frankfurt widmet sich dem Trend, dass Comics und Graphic Novels sich verstärkt mit politischen Themen auseinandersetzen. Bernd Dolle-Weinkauff vom Institut für Jugendbuchforschung an der Frankfurter Goethe-Universität organisiert die international besetzte Tagung an diesem Wochenende (4. bis 6. September) unter dem Titel Geschichte im Comic – Geschichte des Comic. 50 Experten werden referieren. Natürlich ist es kein Trend, den es erst seit kurzem gibt. Ein Wendepunkt sei Ende der 1980er Jahre Art Spiegelmans Maus gewesen, die Geschichte eines Holocaust-Überlebenden, verweist Dolle-Weinkauff auf einen vielzitierten modernen Klassiker unter den Graphic Novels. Es gebe seit Jahren einen Trend zur Literarisierung von Comics, sagt der Experte. Damit verbunden war eine Hinwendung zu ernsten Themen. Neben Beiträgen zu aktuellen Diskursen, etwa Feminismus in arabischen Ländern, gingen Zeichner inzwischen immer öfter auf Zeitgeschichte ein. Wir haben Graphic Novels zu allen großen Konflikten der Gegenwart wie Nahostkonflikt oder Islamismus. Neben Geschichte als Thema von Comics beschäftigt sich die Tagung auch mit der historischen Entwicklung von Comics. Ihre Wurzeln könne man zurückverfolgen bis zur Höhenmalerei, so Dolle-Weinkauff. Die Geschichte der Comic-Forschung hingegen sei jung: Die Wissenschaft habe sie lange Zeit als Trivialliteratur angesehen. Inzwischen beschäftigten sich viele Literaturwissenschaftler und Kunsthistoriker mit Comics, die ein ganz eigenständiges Medium mit eigenen Gesetzmäßigkeiten und Stärken sind. Die Kombination von Bild und Text ermöglicht eine größere Sinnlichkeit, sagt Dolle-Weinkauff. Unterentwickelt sei die Wirkungsforschung, findet der Experte, hier seien Soziologen gefragt. Wünschenswert fände es Dolle-Weinkauff auch, wenn mehr Forscher versuchen würden, von der Sammelleidenschaft der Leser zu profitieren. Der 63-Jährige ist Fan und Forscher zugleich: In seinem Archiv, das zum Institut für Jugendbuchforschung gehört, lagern mehr als 60.000 Comics – wöchentlich kommen neue dazu. (APA, red, 3. 9. 2015) Nicht-Wissenschaft;"Platzverbot" rund um das Hotel – Ab Mittwoch Einschränkungen für den Flugverkehr. Telfs - Rund um das ab Donnerstag stattfindende 63. Bilderberg-Treffen im Tiroler Telfs laufen die Sicherheitsmaßnahmen an. Seit heute, Dienstag, 12.00 Uhr gilt ein von der Bezirkshauptmannschaft verordnetes Platzverbot (Strafandrohung: 500 Euro) rund um den Tagungsort, das auf einem Hochplateau im Ortsteil Buchen gelegene Interalpenhotel. Ab Mittwoch gibt es dann Einschränkungen für den Flugverkehr. Die Polizei verlegte am Dienstag auch die beiden für das G-7-Treffen eingerichteten Checkpoints nach Moos bei Leutasch und Baierbach bei Telfs. Dort soll es eine selektive Kontrolle des Durchgangsverkehrs geben. Die L 35, die Zufahrtsstraße zum Interalpenhotel, wird komplett gesperrt. Von Mittwoch 8.00 Uhr bis Sonntag 20.00 Uhr tritt dann ein Flugbeschränkungsgebiet in Kraft. Im Umkreis von 50 Kilometern rund um das Tagungshotel sind Flugbewegungen untersagt. Davon betroffen sind auch Leichtflugzeuge, Paragleiter oder Drohnen. Überwacht wird das Verbot vom Bundesheer. Die 140 Teilnehmer aus 22 Ländern setzen sich zusammen aus politischen Entscheidungsträgern und Experten aus der Industrie, Finanzen, Wirtschaft, Wissenschaft und Medien. Die vollständige Teilnehmerliste ist unter www.bilderbergmeetings.org einsehbar. Diskutiert werden soll heuer unter anderem über Künstliche Intelligenz, Computer- und Netzsicherheit, Bedrohung durch chemische Waffen, aktuelle Wirtschaftsthemen, europäische Strategie, die Globalisierung, Griechenland, den Iran, den Mittleren Osten, Russland oder die Bedrohung durch den Terrorismus. Die Bilderberg-Konferenz wurde 1954 mit dem Ziel gegründet, den Dialog zwischen Europa und Nordamerika zu fördern. Jedes Jahr werden zwischen 120 und 150 politische Entscheider und Experten aus der Industrie, Finanzen, Wirtschaft, Wissenschaft und Medien eingeladen. Die Teilnehmer sind geografisch in rund zwei Drittel aus Europa und einem Drittel aus Nordamerika unterteilt. Ungefähr ein Drittel stammt aus der Politik, die restlichen Teilnehmer verteilen sich auf die jeweiligen anderen Bereiche. Die Konferenz versteht sich als ein Forum für den informellen Austausch zu Themen von globaler Relevanz. Bei den Treffen wird die sogenannte Chatham House Rule angewendet, die den Teilnehmern das Recht gibt, die während der Konferenz ausgetauschten Inhalte zu nutzen, aber niemanden persönlich zu zitieren. Laut Organisatoren werde weder ein Protokoll geführt noch ein Abschlussbericht geschrieben oder eine Grundsatzerklärung veröffentlicht. Es würden auch keine Vorschläge zur Abstimmung eingereicht oder Stimmen abgegeben, wie es hieß. Die Polizei zieht für die Veranstaltung bis zu 2.100 Beamte aus ganz Österreich zusammen. Die Gegner der Veranstaltung mobilisieren zu einem großen Protestmarsch am Nachmittag des kommenden Samstag vom Rathausplatz in Telfs durch den Ort. Auf einem Parkplatz auf dem Weg zum Hotel findet zudem eine Dauerkundgebung mit bis zu 150 Demonstranten statt. Wissenschaft;Römerzeitlicher Fund in Aschkelon war von Bauarbeitern versteckt worden. Tel Aviv – Ein etwa 1.800 Jahre alter Sarkophag ist nach seiner Entdeckung in Israel schwer beschädigt worden (Fotos finden Sie hier). Der 2,5 Meter lange Sarkophag aus Kalkstein sei bei Bauarbeiten in der Küstenstadt Aschkelon gefunden worden, sagte der für die Region zuständige Archäologe Saar Ganor. Die Bauarbeiter hätten zunächst versucht, den wertvollen Fund zu verbergen, und fügten ihm dabei irreparable Schäden zu. Möglicherweise versuchten sie ihn zu stehlen. Es handelt sich laut Ganor um einen Sarg aus der späten römischen Ära. Der Mann, der hier bestattet wurde, gehörte zweifellos zur reichen Bevölkerung von Aschkelon, sagte Ganor. Dessen lebensgroßes Relief sei auf dem Deckel des Sarkophags abgebildet. (APA/red, 3. 9. 2015) Nicht-Wissenschaft;Unter der Regie des neuen alten Trainers gelingt mit einem 1:0 gegen Sturm Graz der erste Saison-Sieg. Ried im Innkreis – Die Rückkehr von Paul Gludovatz als Cheftrainer der SV Ried endete am Samstag mit Erfolg. Mit einem 1:0-(0:0)-Heimsieg über Sturm Graz holten die Oberösterreicher in der sechsten Liga-Runde den ersten Sieg. Sturm kassierte hingegen nach saisonübergreifend acht Ligaspielen wieder eine Niederlage. Den entscheidenden Treffer vor knapp 5.000 Zuschauern in der Keine Sorgen Arena erzielte der eingewechselte Daniel Sikorski in der 83. Minute. Zum Ärger der Grazer hätte das Tor aber nicht zählen dürfen, da der Offensivmann dabei knapp im Abseits stand. Sturms Leistungssteigerung in der zweiten Spielhälfte blieb unbelohnt, die Steirer liegen vor den Sonntag-Spielen weiter auf dem vierten Platz. Ried zeigte sich im Vergleich zu den ersten Saisonspielen klar verbessert. Die Innviertler agierten unter dem Trainer-Duo Gludovatz/Schweitzer in der altbewährten 3-3-3-1-Formation, die in der Rückwärtsbewegung eine defensive Fünferkette bildete. Vor allem über die Flanken kamen die Rieder immer wieder gefährlich vor das Grazer Gehäuse. Bei drei Kopfballchancen hätten die Hausherren vorlegen müssen. Zunächst traf Petar Filipovic nach einem Freistoß nur die Stange (16.), dann ließen Patrick Möschl (24.) und Dieter Elsneg (30.) Möglichkeiten aus kurzer Distanz ungenutzt. Die Grazer mussten mit dem torlosen Remis zur Pause zufrieden sein. Sturm-Trainer Franco Foda hatte seinen einstigen Vorgesetzten nicht unbedingt herzlich begrüßt. Gludovatz hatte den Deutschen im Frühjahr 2012 in einer seiner ersten Amtshandlungen als Sportchef noch einige Wochen vor dessen Vertragsende beurlaubt. Dann sah Foda, dass sich seine Elf trotz mehr Spielanteilen schwertat, ihre spielerischen Mittel auszuschöpfen. Die Offensivkräfte Donis Avdijaj und Josip Tadic waren praktisch nicht im Spiel, die einzige Chance durch Thorsten Schick (28.) resultierte aus einem Stellungsfehler von Filipovic. Bei einem Freistoßtrick fiel der Abschluss von Avdijaj (35.) zu schwach aus, Rieds Oliver Kragl konnte problemlos noch vor der Linie klären. Nach Seitenwechsel traf Filipovic nach einem Kragl-Freistoß erneut nur Metall (57.), von der Latte klatschte der Ball zurück ins Feld. Dennoch war Sturm jene Mannschaft, die das Tempo vorgab. Die Steirer präsentierten sich klar besser als in den ersten 45 Minuten. Ried war vollauf damit beschäftigt, in der Abwehr geordnet zu stehen. Entlastung schafften die Oberösterreicher kaum noch. Wenig überraschend war es demnach, dass der einzige Treffer des Abends nach einer Standardsituation fiel: Filipovic scheiterte nach einem Freistoß zunächst an Sturm-Keeper Michael Esser, Sikorski bugsierte den Ball in Abseitsstellung ins leere Tor. Der zweite Erfolg Rieds gegen Sturm in den jüngsten 19 Duellen war perfekt. (APA/red – 22.8. 2015) Bundesliga – 6. Runde: SV Ried – SK Sturm 1:0 (0:0). Ried, Keine Sorgen Arena, 4.952, SR Ouschan. Tor: 1:0 (83.) Sikorski Ried: Gebauer – Reifeltshammer, Trauner, Filipovic – Janeczek, Ziegl, Prada – Möschl (70. Sikorski), Elsneg, Kragl (76. Streker) – Gavilan (88. Polverino) Sturm: Esser – Ehrenreich (88. Edomwonyi), Madl, Kamavuaka, Potzmann – Piesinger, Hadzic – Schick, Avdijaj, Dobras (83. Gruber) – Tadic (62. Kienast) Gelbe Karten: Filipovic, Janeczek, Prada, Sikorski, Streker bzw. Ehrenreich, Esser, Hadzic, Madl Wissenschaft;Gutes Zeugnis für Jubiläumsfonds der Stadt Wien – "zahlreiche Mängel" bei drei anderen Stiftungen. Wien – Der Rechnungshof hat vier der neun von der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) verwalteten Stiftungen überprüft. Nur beim Jubiläumsfonds der Stadt Wien für die ÖAW funktionierte die Verwaltung gut, bei den anderen wurden zahlreiche Mängel festgestellt. Die Prüfer führen diese in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht auf eine fehlende gesamthafte Strategie für die Stiftungsverwaltung zurück. Neben dem Jubiläumsfonds (Stiftungsvermögen 2013: 6,1 Mio. Euro) hat der Rechnungshof (RH) die Mayer-Gunthof-Stiftung (131.000 Euro), die Oelzelt-Newinsche Stiftung (2 Mio. Euro) und die Sonnleitner-Stiftung (125.000 Euro) für die Jahre 2009 bis 2013 überprüft. Deren Aufgaben waren – mit unterschiedlichen Schwerpunkten – die Forschungsförderung, Drucklegungs-Zuschüsse, Beihilfen und die Vergabe von Ehrenpreisen. Einzig dem Jubiläumsfonds attestierten die Prüfer dabei eine gut funktionierende Verwaltung. Auch die Vergabe von Zuwendungen durch den Fonds sei ordnungsgemäß abgelaufen. Bei den anderen drei stichprobenartig ausgewählten Stiftungen stellte der RH eine geringe Anzahl an Anträgen fest (zwischen drei und 15 Anträgen von 2009-2013). Dies sei Folge des ungeregelten Antragswesens und der nicht geregelten Auslobung von Stiftungszuwendungen, heißt es in dem Bericht. Erst im Zuge der RH-Prüfung habe die ÖAW ein geregeltes Antragswesen eingeführt. Verwaltet wurden die drei Stiftungen von der 1956 eingerichteten Verwaltungskommission für Stiftungen und Widmungen bei der ÖAW. In diesem Gremium seien die vorgesehenen Wahlperioden nicht eingehalten worden, es habe stillschweigende Verlängerungen gegeben und in der Mehrzahl der Sitzungen sei weniger als die Hälfte der Kommissionsmitglieder anwesend gewesen. Die Prüfung und Genehmigung des Jahresabschlüsse der Stiftungen sei kein Tagesordnungspunkt der Kommission gewesen, Satzungsänderungen seien mangelhaft dokumentiert worden und daher nicht nachvollziehbar. Die ÖAW konnte auch nicht erklären, warum bei der Mayer-Gunthof-Stiftung die gültige Satzung das Stammvermögen mit 88.000 Euro auswies, das Stiftungskapital im Prüfzeitraum aber 128.000 Euro betrug. Bei den von den drei Stiftungen vergebenen Förderungen vermissten die Prüfer u.a. abschließende Evaluierungen von geförderten Forschungsprojekten. Zudem hätten die Mittel der Stiftungen teilweise dazu gedient, Lücken in der Finanzierung von Forschungsprojekten oder eines Tochterunternehmens der ÖAW (Gregor Mendel-Institut für Molekulare Pflanzenbiologie, Anm.) zu schließen. (APA, 1. 7. 2015) Nicht-Wissenschaft;'Berlin und Brüssel erwägen ein eigenes Budget mit eigenen Einnahmen für die Eurozone. Brüssel – Ein eigenes Budget für die Eurozone, ein europäischer Finanzminister, eigene europäische Steuern: Deutschlands Finanzminister Wolfgang Schäuble ist nach einem Bericht des Magazins Der Spiegel vom Samstag bereit, erhebliche deutsche Finanzmittel für einen eigenständigen Etat der Währungsunion abzutreten. Über dieses Budget solle dann ein europäischer Finanzminister verfügen. Dabei handle es sich aber um ein langfristiges Projekt, das über erste Überlegungen noch nicht hinausgekommen sei, hieß es aus seinem Ministerium. Die Diskussion darüber beginnt erst, sagte eine Sprecherin des deutschen Finanzministeriums. Langfristig werde über die Schaffung eigener fiskalischer Strukturen für die Eurozone nachgedacht; dieser Vorschlag gehe auf den sogenannten Fünf-Präsidenten-Bericht zur Weiterentwicklung der Eurozone zurück, den EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker im Juni vorgestellt hatte. Der Spiegel berichtete von Überlegungen in Brüssel und Berlin, den eigenen Eurozonen-Etat mit dem Aufkommen aus der Mehrwert- oder Einkommensteuer zu füllen. Möglich sei auch, dass der Euro-Finanzminister das Recht bekommt, einen eigenen Zuschlag auf die Steuern zu erheben. Deutschland sei bereit, über diese Fragen ernsthaft zu diskutieren, zitierte das Magazin eine Quelle im Ministerium. Die Ministeriumssprecherin bestätigte die Bereitschaft zu Gesprächen – verwies aber darauf, dass es noch keine konkreten Pläne gebe. Die Rede von einer Euro-Steuer führt in diesem Zusammenhang völlig in die Irre, sagte sie. Einzelne Elemente, die in der Diskussion stehen, sind im Gesamtzusammenhang zu sehen und setzen eine Vertragsänderung voraus. Der Fünf-Präsidenten-Bericht ist unterteilt in kurzfristige Maßnahmen, die bis 2017 ohne Änderung der europäischen Verträge umgesetzt werden könnten, und in längerfristige Maßnahmen, die Vertragsänderungen benötigen. Die Überlegungen zu Euro-Steuern und einem europäischen Finanzminister fallen in die langfristige Kategorie.' Nicht-Wissenschaft;Die Umsätze beim Waldviertler Bio-Kräuterhändler legten in Österreich und Tschechien zu, im Waldviertel wurden 25 Arbeitsplätze geschaffen. Zwettl – Sonnentor ist eigenen Angaben zufolge im Geschäftsjahr 2015/16 weiter gewachsen. Das Waldviertler Bio-Unternehmen mit Sitz in Sprögnitz bei Zwettl steigerte den Umsatz in Österreich ebenso wie in Tschechien – hierzulande von 33,4 auf 35,9 Millionen Euro, beim tschechischen Tochterunternehmen von 7,7 auf 8,4 Millionen. 2015 seien 25 zusätzliche Arbeitsplätze im Waldviertel geschaffen worden. Die Gewinne würden reinvestiert, das unternehmen verweist etwa auf die Anfang 2015 um acht Millionen Euro errichtete Produktions- und Lagerhalle. In das neue Projekt eines permakulturell bewirtschafteten Bio-Bauernhofs werden in den nächsten drei Jahren 450.000 Euro fließen. Auf 4,5 Hektar sollen dabei unter der Prämisse eines natürlichen Kreislaufs Kräuter, Blumen, Obst- und Gemüsesorten energieeffektiv kultiviert werden. Eröffnet werden soll der Sonnentor Frei-Hof am 15. August. Die 1988 von Johannes Gutmann gegründete Kräuterhandels GmbH zählt mittlerweile 22 Geschäfte, davon 13 im Franchise-System, und 205 Bauern in Österreich sowie zehn in Deutschland als Vertragspartner. 700 Produkte werden in 50 Ländern weltweit vertrieben, die Exportquote liegt laut der Aussendung bei 66 Prozent. 285 Mitarbeiter sind in Österreich beschäftigt, 105 in Tschechien. Nicht-Wissenschaft;Defekt in Blockheizkraftwerk eines Hotels – Ein Gast wurde in Sauna bewusstlos. Calw – Nach dem Austreten von Kohlenmonoxid in einem Hotel im Nordschwarzwald in Deutschland sind 19 Menschen ins Krankenhaus gebracht worden. Laut Polizei atmeten 16 Menschen das geruchlose Gas ein, drei wurden ohnmächtig. Die Feuerwehr evakuierte das Hotel im Calwer Stadtteil Hirsau und durchsuchte auch ein Nachbargebäude sowie eine Tiefgarage mit Atemschutzgeräten. Die Retter befreiten dann die Zimmer mit Überdrucklüftern vom Gas. 19 Menschen kamen am Montagabend mit Vergiftungen in Kliniken, neun konnten nach ambulanter Behandlung wieder entlassen werden – weitere vier im Laufe der Nacht. Das Hotel sei schon wieder bewohnt, sagte ein Sprecher der Polizei in Karlsruhe. Was den Defekt in dem Blockheizkraftwerk ausgelöst hatte, war zunächst nicht bekannt. Der Notfall war den Rettungskräften gemeldet worden, als ein Hotelgast in der Sauna das Bewusstsein verlor. Daraufhin war ein Notarzt am Einsatzort eingetroffen, dessen Gaswarngerät sogleich Alarm gab. Nicht-Wissenschaft;Der Autor über seine Raoulito-Gedichte. Es wurde als bibliophile Rarität – 444 Stück Erstauflage – geboren und hätte eine bibliophile Rarität bleiben sollen, doch dann entschieden sich Autor und Verleger doch für eine Neuauflage mit weiteren 500 Stück: Die ersten 444 waren binnen weniger Wochen verkauft worden, und außerdem galt es einige Fehler auszubessern. Die Rede ist von einem Gedichtbändchen von Wolf Wondratschek mit dem Titel For a Life without a Dentist – ein Wunsch, von dem wahrscheinlich die meisten Leser (und wenige Zahnärzte) gerne hätten, dass er in Erfüllung geht. Entlehnt hat der in Wien und München lebende Poet den Titel einem Bild des 1997 verstorbenen Malers Martin Kippenberger aus dem Jahr 1984. For a Life without a Dentist umfasst 42 Gedichte, die Wondratschek für seinen am 27. Juli 1991 geborenen Sohn Raoul, aber auch, die frühen, für sich selbst verfasst hat. Das erste Gedicht habe ich am Tag seiner Geburt geschrieben. Es sind ja in dem Moment zwei Menschen auf die Welt gekommen, er, und auch ich bin zur Welt gekommen in einer Eigenschaft, für die ich nicht vorbereitet war, nämlich Vater zu sein. For a Life ist gewissermaßen ein Parallelbuch zu seinem 2011 erschienenen Roman Das Geschenk, in dem er schildert, wie sein Alter Ego Chuck, ein alter Drecksack – Wondratschek war bei der Geburt seines Sohnes 49 Jahre alt – im fortgeschrittenen Lebensalter mit einem Kind beschenkt wird. Der FAZ-Rezensent beschrieb die Haltung, in der der stets auf seinen Eigensinn und seine Unabhängigkeit bedachte Chuck seinem Sohn begegnet, treffend mit Vater ja, angepasst niemals!. Obwohl Wondratschek mit seinem Sohn von dessen fünftem Lebensjahr an nicht in einem gemeinsamen Haushalt zusammenlebte, beschreibt er ihre Beziehung als sehr intensiv. Normalerweise hätte mein Sohn missraten müssen, er ist ein uneheliches Kind, er trägt auch nicht meinen Namen, dem fehlt die Nestwärme, dem fehlt die Harmonie, mit der ihn Vater und Mutter gemeinsam umsorgen. Wenn man das so denkt, wäre ein Autor wie Hermann Hesse nicht denkbar gewesen. Ich habe ihn auch niemals mit einem sorgenvollen Blick beobachtet, ob da etwas in ihm ist, was sich zu etwas Ungutem auswachsen könnte. Ein ungeschütztes Kind, meint Wondratschek, finde er interessanter als ein geschütztes. Zu gängigen Anlässen wie Geburtstag oder Weihnachten bekam Raoulito von seinem Vater ein Briefkuvert geschenkt, jedoch nicht mit dem obligaten Geldschein, sondern mit einem Blatt Papier, auf dem ein Gedicht stand. Ohne Gebrauchsanweisung und vor allem ohne jeden pädagogischen Hintergedanken wie etwa den erwartbaren: Mein Vater ist Schriftsteller und möchte mich heranführen an die Poesie. Das mag irgendwie passieren, aber Beziehung ist ein Spiel, das am besten funktioniert, wenn man sich Botschaften zukommen lässt, über die man nicht spricht. Die Botschaft ist: Du bist mir wichtig, weil ich dir etwas gebe, was mir wichtig ist: Poesie. Absichtslosigkeit, aus der Nähe und Intensität erwachsen: Wenn man ein Kind ist, muss man in permanenter Alarmbereitschaft sein, dass einem ein Erwachsener etwas beibringt, nach dem Motto: ,Pass auf, junger Mann, ich habe schon länger gelebt als du. Dem Impuls zum Beibringen und Belehren widersetzt sich Wondratschek hartnäckig, obwohl er in For a Life auch ausnahmsweise ein- oder zweimal in der Rolle dessen auftritt, der einen Rat erteilt: RAT AN MEINEN SOHN / In jedem Raum / gibt es eine Ecke, die interessanter ist / als die übrigen drei – / und der setze dich / gegenüber. Sonst aber ist seine Überzeugung: Wenn ein Vater zu seinem Sohn sagt: ,Gehen wir auf einen Spaziergang, dann meint er: ,Wir haben etwas zu besprechen, ich habe dir etwas mitzuteilen. Wenn ich mit meinem Sohn spazieren gehe, will ich ihm nichts beibringen. Wenn mein Vater mit mir einen Spaziergang gemacht hat, hatte das nie den Grund, sich bloß zu ergehen und zu genießen. Ich hätte gerne ein Zuhause gehabt, in dem weniger Befehle erteilt werden. Vielleicht habe ich die Chance wahrgenommen, mich selber zu erziehen, indem ich mich fragte, wie es ist, jemandem das Gefühl zu geben: Dein eigenes Leben muss dir wichtig sein. Raoulito hat Medientechnik studiert und volontiert bei unterschiedlichen Verlagen, ohne sich definitiv für eine Karriere entschieden zu haben. Für Wondratschek ist das okay. Man muss nicht so früh wissen, was man im Leben werden will. Ein Vater beurteilt seinen Sohn nicht danach, was er werden möchte, sondern was er ist: Was ist in ihm an Neugierde, an gutem Benehmen, an Empathie für Menschen, alles Dinge, die mir wichtig sind. Ich hätte mich sehr gewundert, wenn mein Sohn zu einem Karrierefreak geworden wäre. So habe ich nicht den Eindruck, dass ich mich einem Bluttest unterziehen muss, ob er auch wirklich mein leiblicher Sohn ist. Wolf Wondratschek hat nicht nur seinem Sohn Gedichte, sondern auch uns eines, ein bisher unveröffentlichtes, zum Abdruck geschenkt. Im Kasten links oben können Sie es lesen. Dem Autor sei herzlicher Dank dafür. Wissenschaft;Gerhard Widmer hätte eigentlich Pianist werden können, ist aber Informatiker mit Schwerpunkt künstliche Intelligenz geworden. STANDARD: Sie haben selbst als Kind Klavier gespielt – auch öffentlich. Sind Sie noch immer aktiv? Widmer: Schon, aber nur privat. Für eine Karriere als klassischer Pianist war ich zu faul. Ich habe maximal 30 Minuten am Tag geübt. Mit 13 hat das noch zum ersten Preis beim Landeswettbewerb gereicht. Mit 15 habe ich die klassische Musik aufgegeben und mich dem Jazz zugewandt. STANDARD: Aber Ihre Spezialisierung auf Artificial Intelligence und Musik hat dadurch eine gewisse Logik? Widmer: Ja, sicher, obwohl ich es so gezielt nicht angepeilt habe. Das hat sich über die Jahre ergeben. Mein wissenschaftliches Feld ist in erster Linie die künstliche Intelligenz, das maschinelle Lernen. Ich habe in den frühen Jahren, als ich die ersten Lernalgorithmen entwickelt habe, Testprobleme gesucht, um zu demonstrieren, was die Algorithmen können. So habe ich begonnen mich mit Musik zu beschäftigen und wie sie eine Maschine hören kann. Der Start-Preis des Wissenschaftsfonds FWF 1998 hat mir dann quasi den offiziellen Auftrag gegeben, mich damit zu beschäftigen, die Bestätigung, dass es sich dabei um ein seriöses wissenschaftliches Thema handelt. Zuvor hat man, wenn ich von meiner Arbeit erzählt habe, immer ein wenig die Stirn gerunzelt. Heutzutage schaut niemand mehr erstaunt. Musik ist digital, das Internet ist voll davon, Suchmaschinen, die darauf spezialisiert sind, werden gebaut, STANDARD: Was kann künstliche Intelligenz mit Musik machen? Widmer: Sie kann Computer entwickeln, die bestimmte Aspekte von Musik wahrnehmen können. Wir bauen zum Beispiel Maschinen, die Rhythmus und Tempo von Musikstücken erkennen können, die live Stücke mitverfolgen können und dabei parallel die exakten Noten anzeigen. Davon gibt es durch die Kooperation mit dem Concertgebouw Amsterdam bereits eine Anwendung: Die geben mehrmals jährlich ein E-Magazin heraus. Abonnenten können sich Konzerte anhören. Der Clou: Der Algorithmus hört sich das Konzert ebenfalls an und zeigt dabei die Noten. STANDARD: Inwieweit können Ihre Maschinen die Musik auch selbst auswählen? Widmer: Wir haben ein solches Musiksystem für Bang und Olufsen entwickelt. Da ist eine Software drinnen, die entscheidet, welche Musik sie spielt. STANDARD: Wie kann ich sicher sein, dass diese Software bei einer Cocktailparty nicht Mozarts Requiem spielt? Widmer: Sie wählen ein Album aus Ihrer Sammlung aus, dann wählt der Algorithmus nur mehr ähnliche Musik aus. Er muss sich also jedes Stück anhören und auf Ähnlichkeiten prüfen. Natürlich kann das System Fehler machen – wie jede Maschine. In der Regel sollte es aber nicht das Requiem spielen, wenn Sie nicht zuvor eine ähnliche Musik gewählt haben. Ein vergleichbares, etwas abgespecktes System haben wir für den Soundpark von FM4 gebaut. Hier gibt es ja eine große Sammlung von unbekannten Bands, die darauf hoffen, entdeckt zu werden. Der Soundpark schlägt – ebenfalls nach einer Erstwahl durch den Benutzer – mehrere Songs vor. Das führte zu einem verstärkten Download von Musik, und damit hat man das Ziel auch erreicht: die Bands bekannter zu machen. STANDARD: Viele Smartphone-Besitzer nutzen Shazam, das gerade gespielte Musik erkennt. Das gelingt natürlich nur, sofern sie in einer Referenzdatenbank liegt. Könnte man ein solches System noch smarter machen? Widmer: Natürlich, man könnte auch unterschiedliche Interpretationen eines Liedes erkennen. Das kann Shazam nicht. Mit klassischer Musik schaffen wir das mittlerweile. Unsere Rechner können in Sekundenschnelle Musikstücke aus Liveaufnahmen identifizieren, unabhängig davon, wie oder von wem sie gespielt oder interpretiert werden. In unserem neuesten Projekt, das vom Europäischen Forschungsrat ERC gefördert wird, schauen wir uns an, welchen Ausdrucksdimension ein Musikstück über eine Interpretation bekommt: also spielerisch oder zögerlich oder schwermütig oder verhalten. Wie kann man das als Mensch erkennen? Und kann das eine Maschine auch – ohne dass sie so etwas wie ein Verständnis für Emotionen entwickeln kann? STANDARD: Wie kann man sich das vorstellen? Widmer: Interpretation und Ausdruck haben ganz zentral mit der Struktur eines Musikstücks zu tun und wie diese Struktur von InterpretInnen kommuniziert wird. Wenn ich Ihnen ein Musikstück vorspiele, erkennen Sie automatisch, wo eine Einheit aufhört und eine andere beginnt, Sie hören wiederkehrende Melodien, ein Motiv, das in Variationen wiederholt wird. Musik braucht eine bestimmte Menge an Redundanz, Melodien, wo man sich festhalten kann. Nicht zu viel, denn auch das wäre langweilig. Das hat mit unseren Wahrnehmungen und mit unserem Sinn für Ästhetik zu tun. Wenn in der Welt alles gleich wäre, würden wir nicht existieren können. Wenn alles egal ist, keine Struktur zu sehen ist, kann ich nichts wiedererkennen, mich nicht zurechtfinden – in der Musik und überhaupt. STANDARD: Was ist Ihre Vermutung? Kann sie? Widmer: Das werden wir sehen. Im Prinzip könnte man alles auf das Lernen reduzieren. Auch wir haben ja gelernt, wahrzunehmen und zu strukturieren – und erkennen deshalb eine Melodie oder einen Rhythmus. Je mehr Daten ich habe, desto mehr weiß ich über die Welt: Das ist zumindest die Google-Sicht der Welt. Wir können aber bis heute nicht genau sagen, wie unser Gehirn lernt, welche Rolle das In-der-Welt-Sein spielt, körperliche Erfahrung, Motivation, Emotion. Oder sinnliche Freude an der Schönheit von Musik. Davon sind lernende Maschinen noch weit entfernt. Wissenschaft;Standort in Seebarn am Wagram soll auch für interessierte Laien geöffnet sein. Seebarn/Wien – Die im Frühjahr gegründete Österreichische Vogelwarte bekommt eine Außenstelle im niederösterreichischen Seebarn am Wagram. Neben der Abwicklung lokaler Forschungsprojekte sollen dort künftig vor allem Interessierte Laien mit der ornithologischen Arbeit vertraut gemacht, erklärte der Leiter der Vogelwarte, Leonida Fusani anlässlich der Eröffnung am Donnerstag. Der Hauptsitz der Warte ist am Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung der Veterinärmedizinischen Universität Wien in Wien-Ottakring angesiedelt. Deren zentrale Aufgabe ist es, die Beringungen mittels farbkodierter Metall- oder Plastikringe von Zugvögeln auf nationaler Ebene zu koordinieren und Fundmeldungen durch internationalen Datenaustausch zu dokumentieren. Mit der Einrichtung der Institution bekam Österreich als letztes europäisches Land eine solche Vogelwarte. Von der im ehemaligen Schulgebäude von Seebarn untergebrachten neuen Außenstelle ausgehend sollen nun vor allem lokale Projekte in Niederösterreich abgewickelt werden, erklärte Fusani, der seit September 2014 Professor für Physiologie mit Schwerpunkt Ornithologie an der Vetmeduni und der Uni Wien ist. Dort wird auch unsere Ausbildungsstelle sein, wo wir die neue Generation von Beringern und ehrenamtlichen Mitarbeitern trainieren, denn dafür haben wir dort die perfekte räumliche Situation, erklärte der Ornitologe. Viele Aspekte der Vogelkunde – vor allem die Beringung und das Melden von Funden – seien typische Beispiele für Citizen Science. Neben wissenschaftlichen und Bildungszwecken soll der Standort in Niederösterreich generell für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Im Erdgeschoß soll es eine kleine Ausstellung geben, in der die Wissenschafter ihre Arbeit vorstellen. Außerdem schwebt Fusani eine Nutzung von Seminarräumen für Events und Informationsveranstaltungen für Laien vor. Was die wissenschaftliche Arbeit betrifft, befinde man sich an der relativ jungen Vogelwarte noch in der Aufbauphase. Ein wichtiger Punkt sei die Etablierung des bundesweiten Zugvogel-Monitorings. Da in Österreich bereits etwa 100 Beringer aktiv sind, gehe es hier in erster Linie um strukturelle Verbesserungen. Außerdem wollen sich die Forscher mit der Zählung von Brutvögeln an neuralgischen Orten beschäftigen. Aus Informationen darüber, welche Arten in welcher Zahl dort brüten, würden sich wichtige Rückschlüsse auf die Veränderungen der verschiedenen Populationen und damit auf äußere Einflüsse, etwa durch den Klimawandel, ziehen lassen. Wissenschaft;Im Teilchenbeschleuniger Large Hadron Collider schießen Physiker Bleikerne mit bis dato unerreichter Energie aufeinander. Genf – Vorwärts in die Vergangenheit, bis möglichst weit zurück zum Urknall. Das ist das Motto der neuesten Experimente, die zurzeit im Large Hadron Collider des Cern in Genf laufen. Noch bis Ende dieses Jahres finden dort Kollisionen statt, bei denen so viel Energie frei wird, dass für Sekundenbruchteile ein sogenanntes Quark-Gluon-Plasma entsteht. Und dieser einzigartige Materiezustand dürfte auch kurz nach dem Urknall vor etwa 13,8 Milliarden Jahren geherrscht haben. Normalerweise werden im größten Teilchenbeschleuniger der Welt, der im Vorjahr aufgerüstet wurde, Protonen zur Kollision gebracht. Aber es hat am Cern quasi schon Tradition, zuvor einige Wochen lang Blei-Ionen aufeinander zu schießen, seit heuer mit der gewaltigen Energie von 1000 Teraelektronenvolt. Die bei den Kollisionen erzeugte Energiedichte ist enorm und wurde auf der Erde so noch nie erreicht. Im Physikersprech sind das rund 20 Gigaelektronenvolt pro Kubikfemtometer – oder die 40-fache Energiedichte eines Protons. Auch nicht wirklich besser vorstellbar: Die kollidierenden Bleikerne heizten ihre Umgebung für kurze Zeit auf mehr als vier Billionen Grad auf. Dieser Energiestoß erzeugte ein Quark-Gluon-Plasma und gleichzeitig Unmengen neuer Teilchen – denn nach Einsteins Formel E=mc² lässt sich Energie in Masse umwandeln. Die ersten Kollisionen mit dieser Rekordenergie gelangen den LHC-Physikern am Mittwochvormittag. Auch wenn die vollständigen Analysen noch nicht erfolgt sind, zeigen die ersten Kollisionen bereits, dass bei jeder frontalen Kollision zweier Blei-Ionen mehr als 30.000 Teilchen erzeugt werden, sagt Jens Jørgen Gaardhøje von der Universität Kopenhagen, der an den Experimenten beteiligt ist. Bisher ließ sich dieses Quark-Gluon-Plasma nur für extrem kurze Zeit und in kleinsten Volumen erzeugen – die Energie reichte nicht für mehr. Weil nun aber dank der höheren Kollisionsenergie das Quark-Gluon-Plasma heißer ist und auch ein wenig länger anhält, werden sich seine Eigenschaften besser erforschen lassen. Den Teilchenphysikern gibt dies die Chance, mehr über diesen rätselhaften Materiezustand herauszufinden, der noch vor der Bildung der ersten Atomkerne und Atome existierte. Nicht-Wissenschaft;Longford AFC spielt in der Gloucester Northern Senior League Division Two und hat jetzt einen echten Star. London – Stuart Pearce kehrt im Alter von 53 Jahren auf den Fußballplatz zurück. Der 78-fache Teamspieler schloss sich dem Longford AFC an. Der Klub hat in den britischen Medien die zweifelhafte Ehre, der schlechteste Klub Englands zu sein. Longford spielt in der Gloucester Northern Senior League Division Two, verlor in dieser Saison alle 18 Spiele und kassierte 179 Gegentore. pic.twitter.com/KjiPIxPY4I So habe ich früher auch einmal angefangen. Ich hoffe, dass ich den jungen Fußballern helfen kann, dass ihre Zuversicht in der Kabine und auf dem Platz steigt, sagte Pearce bei seiner Vorstellung im Trikot mit seiner angestammten Rückennummer drei. Eines hat Pearce jedenfalls schon geschafft, wie Manager Nick Dawe feststellte: Vor einem Jahr hat uns ein Mann mit seinem Hund zugeschaut, nun blicken Hunderte auf das Debüt von Stuart Pearce. Pearce hatte zuletzt in der Saison 2014/15 den Zweitligisten Nottingham Forest trainiert, davor war er unter anderem Teammanager der englischen U21-Auswahl. (APA, 29.1.2016) Nicht-Wissenschaft;Russische Firmen dürften unter bestimmten Bedingungen Nuklear-Ausrüstung in den Iran ausführen. Moskau – Gut vier Monate nach der Einigung im Atomstreit mit dem Iran lockert Russland ein Exportverbot für sensible Technologien in die Islamische Republik. Russische Firmen dürften unter bestimmten Bedingungen Nuklear-Ausrüstung in den Iran ausführen sowie das Land in seinem Atomprogramm finanziell und technisch unterstützen, heißt es in einem am Montag veröffentlichten Erlass von Präsident Wladimir Putin. Nach jahrelangen Verhandlungen hatten sich die fünf UN-Vetomächte Russland, USA, China, Frankreich und Großbritannien sowie Deutschland Mitte Juli mit der Regierung in Teheran auf eine Beschränkung des Atomprogramms geeinigt. Im Gegenzug sollen die Sanktionen gegen den Iran schrittweise aufgehoben werden. Putin traf am Montag zu einem Besuch im Iran ein. Der iranische Botschafter in Moskau gab am Montag laut einer Meldung der Nachrichtenagentur Tasnim zudem bekannt, dass Russland mit der Auslieferung des S-300-Raketenabwehrsystems begonnen habe. Die Erlaubnis für Geschäfte mit der iranischen Atomindustrie bezieht sich dem Dekret zufolge auf die Modernisierung des Schwerwasser-Reaktors Arak, auf Umbauten in der Uran-Anreicherungsanlage Fordow sowie auf den Import von Roh-Uran und den Export der angereichertem Form des radioaktiven Stoffs. Die Uran-Anreicherung stand im Mittelpunkt des jahrelangen Atomstreits, in dem der Iran verdächtigt wurde, unter dem Deckmantel der zivilen Nuklearnutzung Atomwaffen zu entwickeln. Der Iran bestreitet das. Uran kann je nach Anreicherungsgrad als Brennstoff für Atomkraftwerke oder aber für den Bau von Kernwaffen genutzt werden. Nicht-Wissenschaft;Der Standort in St. Pölten bleibt erhalten – Die Svoboda-Gruppe will sich auf den Metallbetrieb konzentrieren. St. Pölten/Traun/Eferding – Die Svoboda-Gruppe verkauft ihre Büromöbelsparte an die faw Unternehmensberatung KG und will sich laut einer Aussendung vom Donnerstag künftig ganz auf die Entwicklung ihres Metallbetriebs (Svoent) zu einem niederösterreichischen High-Tech-Unternehmen konzentrieren. Die Marke Svoboda Büromöbel und der Standort in St. Pölten bleiben erhalten, auch die Mitarbeiter werden übernommen. Anfang März waren die Verhandlungen mit mehreren Interessenten finalisiert worden. faw aus Traun/OÖ sei branchenerfahren, wurde auf die Übernahme und erfolgreiche Neuaufstellung des Büromöbelherstellers Hali in Eferding/OÖ verwiesen. Die Marke Svoboda soll nun noch attraktiver und differenzierter werden, erklärte faw-Miteigentümer Christoph Königslehner. Zum Kaufpreis wurden keine Angaben gemacht. Svoboda Büromöbel wurde 1911 von Rudolf Svoboda als Handwerksbetrieb gegründet und hat sich bis heute zu einem der vier größten österreichischen Büromöbelhersteller entwickelt. Mit 160 Mitarbeitern erwirtschaftete das Familienunternehmen 2014/2015 einen Gruppenumsatz (Möbelwerk, Logistik) von 27,3 Mio. Euro. Jährlich werden laut der Aussendung rund 17.000 Arbeitsplätze im In- und Ausland mit Möbeln Made in Austria ausgestattet. Die Svoent – Svoboda Entwicklungs GmbH & Co KG – entwickelt seit 1976 komplexe Metallbaugruppen. Mit rund 50 Mitarbeitern wurde 2014/2015 ein Umsatz von 5,2 Mio. Euro erwirtschaftet. Die Svoent bietet als Industriezulieferbetrieb, Konstruktion, Werkzeugbau und Fertigung aus einer Hand. Unternehmensstandort ist St. Pölten. Wissenschaft;Kartierung zeigt 30-mal genauer als bisher, wo und in welcher Dichte interstellarer Wasserstoff in der Milchstraße vorhanden ist. Bonn – Forscher der Universität Bonn und des Max-Planck-Instituts für Radioastronomie (MPIfR) haben mit bislang unerreichter Genauigkeit den Nordhimmel durchmustert. Mithilfe des Radioteleskops Effelsberg in der Eifel zeichneten sie die Spektrallinie des atomaren Wasserstoffs auf, der die räumliche Verteilung der Materie in der Milchstraße widerspiegelt. Das gibt Einblick in die Sternentstehung und die Entwicklung der Galaxie, wie die Wissenschafter in Astronomy & Astrophysics berichten. Direkt nach dem Urknall bestand das Weltall nahezu ausschließlich aus Wasserstoff und etwas Helium. Erst als sich die ersten Sterne entwickelten, bildeten sich in ihrem Inneren die weiteren chemischen Elemente. Auch heute noch macht elementarer Wasserstoff (HI) den ganz überwiegenden Teil der Materie im Universum aus, da er die Grundsubstanz aller Sterne ist, sagte Jürgen Kerp von der Universität Bonn. Das Wissen um die Verteilung des Wasserstoffs in der Milchstraße war bisher jedoch nur ungenau, die letzte Kartierung liegt mehr als 20 Jahre zurück. Mit dem damals eingesetzten 25-Meter Teleskop konnte der Himmel nur grob gerastert aufgezeichnet werden. Im Rahmen der Effelsberg-Bonn HI Survey (EBHIS) gekang nun eine rund 30-fach genauere Kartierung der Wasserstoff-Verteilung. Es handelt sich dabei um das bislang schärfste Bild unserer Milchstraße, so Kerp. Wenn man zuvor von einem Heißluftballon auf ein Fußballstadion herunterblickte, konnte man anhand der verschiedenen Farben die Fanblöcke erkennen. Jetzt sehen wir die einzelnen Menschen. So lasse sich zum Beispiel nun genau beobachten, wie sich auch heute noch aus dem HI Gas einzelne Sternentstehungsregionen herausbilden. Die Gaswolken verdichten sich durch ihre eigene Schwerkraft und kollabieren schließlich zu den leuchtenden Himmelskörpern, sobald eine kritische Masse erreicht ist. Auch die Genauigkeit von Entfernungsmessungen in der Milchstraße hängt davon ab, wie exakt die Dichte der interstellaren Materie bestimmt ist. Denn sie schluckt einen Teil des Lichts ferner Sterne. Wer die räumliche Verteilung des Wasserstoffs kennt, kann auch viel genauer auf die tatsächliche Leuchtkraft eines Sterns schließen, sagt Kerp. Die Forscher rechnen damit, dass diese Daten künftig der Gewinnung neuer Erkenntnisse dienen werden. Wissenschaft;Finnische Forscher fanden in einem Experiment heraus, dass Insekten ihren Gesundheitszustand erkennen können. Helsinki – Nicht nur Menschen und andere komplexe Tiere nutzen gezielt die medizinische Wirkung natürlicher Substanzen. Selbst so vergleichsweise einfache Organismen wie Gliederfüßer sind dazu offenbar in der Lage. Forscher der Universität Helsinki berichten im Fachblatt Evolution, dass sie Grauschwarze Sklavenameisen (Formica fusca) dabei beobachtet haben, wie sie ihre Ernährungsgewohnheiten an ihre Gesundheit anpassten. Diese von Skandinavien bis in den Alpenraum verbreiteten Tiere, die zu den Waldameisen zählen, können vom pathogenen Pilz Beauveria bassiana infiziert werden. Geschieht dies, greifen die Ameisen verstärkt zu Nahrung, die Wasserstoffperoxid enthält. Normalerweise ist Wasserstoffperoxid durch die enthaltenen freien Sauerstoffradikale der Gesundheit nicht förderlich – es wirkt aber als Gegenmittel bei einer Infektion. In der Natur kommt es unter anderem in den Kadavern toter Insekten vor. Für ihre Studie stellten die Forscher Honiglösungen her, die größere, kleinere oder gar keine Anteile der Substanz enthielten. Es zeigte sich Verblüffendes: Gesunde Ameisen bevorzugten den wasserstoffperoxidfreien Honig. Kranke hingegen wandten sich verstärkt der Ration zu, die die Substanz enthielt – und verbesserten damit ihre Überlebenschancen. Da sie zusätzlich die Wahl zwischen höherem und geringerem Wasserstoffperoxidanteil hatten, konnten sie die Zufuhr sogar dosieren. Die Forscher ziehen daraus den verblüffenden Schluss, dass die kleinen Insekten auf irgendeine Weise in der Lage sein müssen, ihren Gesundheitszustand zu erkennen. (red, 30. 8. 2015) Wissenschaft;Text nur Wochen vor seiner Ermordung im April 1865 verfasst. New York – Für mehr als zwei Millionen Dollar ist das Manuskript der zweiten Amtseinführungsrede von US-Präsident Abraham Lincoln versteigert worden. Das vor 150 Jahren beschriebene Blatt brachte am Mittwoch (Ortszeit) in New York nach Angaben des Auktionshauses Heritage Auctions gut 2,2 Millionen Dollar (zwei Millionen Euro) – mehr als das Doppelte des erwarteten Preises. Das Manuskript wurde nur Wochen verfasst, bevor Lincoln im April 1865 von einem Südstaaten-Fanatiker erschossen wurde. Lincoln war 1860 zum Präsidenten gewählt worden, was für die Südstaaten der Anlass war, die USA zu verlassen. Lincoln zeigte sich aber standhaft und gilt als Bewahrer der Union. Er wurde wiedergewählt, aber nur gut einen Monat nach seiner zweiten Vereidigung erschossen. Seine Unterschrift ist klar und deutlich auf dem Manuskript zu lesen, weil er besonders groß schrieb, vermutlich weil er das Papier Linton J. Usher schenkte, dem zehn Jahre alten Sohn seines Innenministers John Usher. Es blieb bis jetzt, eineinhalb Jahrhunderte im Besitz der Familie. Das Papier hat noch aus einem anderem Grund einen hohen historischen Wert: Die Kernpassagen des Blattes gehören zu den wichtigsten Reden der Geschichte der USA und sind im Lincoln Memorial in Washington verewigt. Wissenschaft;Die Juristin Iris Murer untersucht rechtliche Rahmenbedingungen von Prostitution. Im besten Fall dienen Gesetze im Bereich der Prostitution dazu, Opfer vor Ausbeutung und Gewalt zu schützen. Im schlechten Fall erlegen sie den Prostituierten nur zusätzliche Pflichten auf, ohne ihnen Rechte einzuräumen. Das Verhältnis von Rechten und Pflichten für Prostituierte beschäftigt auch Iris Murer in ihrer Forschungsarbeit. Die Universitätsassistentin an der Universität Salzburg im Fachbereich Öffentliches Recht, Völker- und Europarecht analysiert in ihrer Dissertation Kompetenzen und Grundrechte im Bereich der Prostitution. Da das Prostitutionswesen in Österreich in weiten Teilen in die Kompetenz der Länder fällt, hat es Murer mit neun verschiedenen Landesgesetzgebungen zu tun. Dabei zeigt sich ein gewisses Ost-West-Gefälle, sagt die Rechtswissenschafterin: In Wien, Niederösterreich und dem Burgenland ist die Gesetzgebung liberaler - neben Bordellen ist auch Straßenprostitution erlaubt. In den westlichen Bundesländern ist Prostitution dagegen nur in Bordellen erlaubt. Den Extremfall stellt Vorarlberg dar, wo es zwar möglich wäre, dass Bordelle bewilligt werden, dies bis dato aber noch nicht geschehen ist. In Vorarlberg ist Prostitution daher nur im Rahmen der Illegalität möglich , sagt Murer, de facto besteht dort ein Ausübungsverbot. Die Methode, die Murer in ihrer kompetenzrechtlichen Analyse verwendet, ist die sogenannte Versteinerungstheorie, bei der die Rechtslage zum Zeitpunkt des Inkrafttretens berücksichtigt wird. Im Prostitutionswesen geht es dabei um gewerberechtliche Angelegenheiten. Nach herrschender Auffassung ist hier der 1. Oktober 1925 als Versteinerungszeitpunkt heranzuziehen, sagt Murer. Ich habe mich daher auch mit Rechtsvorschriften beschäftigt, die noch aus der Monarchie stammen und in die Rechtsordnung der Ersten Republik übergeleitet wurden. In ihrer grundrechtlichen Analyse ist die Juristin zum Ergebnis gekommen, dass einzelne Vorschriften für Prostitution gegen Grundrechte verstoßen. Einige Landesgesetze kreieren hier eine gewisse Abhängigkeit der Prostituierten gegenüber Bordellbetreibern, sagt Murer. So ist zum Beispiel in manchen Ländern für die Eröffnung eines Bordells eine sogenannte Bedarfsprüfung notwendig, in der erhoben wird, ob es überhaupt Bedarf an einem Bordell gibt. Diese Bewilligungen werden zum Teil sehr restriktiv vergeben, sagt Murer, das führt dazu, dass bestehende Bordelle einen Konkurrenzschutz genießen und Personen, die in der Prostitution tätig sind, mitunter nicht die Möglichkeiten haben, selbst einen kleinen Betrieb zu eröffnen. Insgesamt würden sich durch diese Einschränkungen die Arbeitsbedingungen der Prostituierten verschlechtern. Kürzlich wurde die 27-Jährige für ihre Dissertation mit dem Theodor-Körner-Förderpreis ausgezeichnet, der neben anderen auch von Wissenschaftsministerium und Verkehrsministerium gesponsert wird. Auf ihr Dissertationsthema ist Murer zufällig gestoßen: Zu Beginn ihres Doktoratsstudiums nahm sie an einer Tagung teil, bei der sie darauf aufmerksam wurde, wie viele Rechtsfragen im Prostitutionswesen bestehen, die noch nicht bearbeitet worden sind. Die wissenschaftliche Arbeit macht ihr zwar viel Freude, ich könnte mir aber auch vorstellen, in die Praxis zu gehen. Wissenschaft;Ithaca – Dass zuckerhaltige Getränke, Fast Food und Süßigkeiten nicht gesund sind, ist unumstritten. Forscher der Cornell University behaupten nun aber in einer Studie, dass der Konsum solcher Lebensmittel nicht die Hauptursache für Fettleibigkeit in den USA sei. Das allgemeine Ernährungs- und Bewegungsverhalten sei weitaus bedeutsamer für die Entwicklung von Adipositas als häufiger Verzehr ungesunder Nahrungsmittel allein. LinkObesity Science & Practice (red, 6.11.2015) Nicht-Wissenschaft;In ein Asylsystem muss man legal hineinkommen, fordert die migrationspolitische Sprecherin der europäischen Grünen. STANDARD: Können Kriegsflüchtlinge in der EU einen wirtschaftlichen Nutzen stiften? Keller: Es gibt in Ansätzen eine Debatte – Arbeitgeberverbände drängen verstärkt auf eine großzügige Aufnahme von Flüchtlingen, weil wir Fachkräfte brauchen. Aber man muss aufpassen: Die Flüchtlinge kommen nicht, weil man Fachkräfte braucht, sondern weil ihnen nichts anderes übrigbleibt. Aber es ist schon wichtig, die Leute davon zu überzeugen, dass es langfristig auch wirtschaftliche Vorteile hat, wenn man gerade durch Bildung und Spracherwerb Flüchtlinge inkludiert. STANDARD: Gibt es da Unterschiede zwischen Arbeitsmigration und Kriegsflüchtlingen? Keller: Klar. Bei der Flucht kommen prinzipiell alle. Manche Flüchtlinge haben, nachdem sie die Schlepper bezahlt haben, noch Geld, um sich ein Hotelzimmer zu mieten. Andere kommen mit nichts in Europa an. So ist es auch beim Bildungsniveau. STANDARD: Und Arbeitsmarkterwägungen? Hängt die ablehnende Haltung vieler Länder auch mit der Angst vor höherer Arbeitslosigkeit und niedrigeren Löhnen zusammen? Keller: Alle Studien sagen, dass Flüchtlinge sehr motiviert sind, sich eine neue Existenz aufzubauen, und überdurchschnittlich viele Arbeitsplätze schaffen. Die konkreten Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt hängen natürlich auch davon ab, ob Flüchtlinge die Chance bekommen, Bildung zu erwerben und die jeweilige Sprache zu lernen. Man muss aber dafür sorgen, dass auch bei Flüchtlingen gleicher Lohn für gleiche Arbeit gilt. Denn Dumpinglöhne wollen wir nicht. STANDARD: Warum zögert die EU bei der Entwicklung einer neuen Migrationspolitik? Inwiefern spielt eine Rolle, dass dieselben Regeln dann auch für künftige Kriegs- oder Klimaflüchtlinge aus anderen Weltregionen gelten werden? Keller: An Klimaflüchtlinge wird kaum gedacht, das wird aber wichtig werden. Klimaflüchtlinge bleiben aber in aller Regel in ihrer Herkunftsregion. Die EU braucht ein gemeinsames Asylrecht, damit Asyl nicht zum Lotteriespiel wird. Aber die EU braucht auch eine gemeinsame Einwanderungspolitik für Leute, die nicht Asyl beantragen wollen. STANDARD: Wie würden Sie das Flüchtlingsproblem angehen? Keller: Das Absurde ist, dass wir ein Asylsystem haben, aber keiner da reinkommt. Man müsste legale und sichere Zugangsmöglichkeiten schaffen sowie einen Verteilungsschlüssel, der sowohl gegenüber Staaten als auch gegenüber den Flüchtlingen fair ist. Wenn Flüchtlinge in einem Land Verwandte haben oder eine europäische Landessprache sprechen, sollte das auch berücksichtigt werden. So gesehen bin ich froh, dass viele Regierungen endlich erkennen, dass Dublin gescheitert ist. Vielleicht gibt es jetzt die Möglichkeit eines Neuanfangs. Europa hat im Inneren die Grenzen aufgelöst, aber für Flüchtlinge gelten sie weiterhin – das ist absurd. STANDARD: Aber dann käme es zu Binnenmigration und einer ungleichen Aufteilung unter den Staaten. Keller: Das muss nicht sein – und ist schwer vorherzusagen. Es gab eine spannende Untersuchung, die der Frage nachgegangen ist, wo Flüchtlinge hinwollen. Dabei kam heraus, dass es ganz unterschiedliche und vielschichtige Motive bei der Wahl des Ziellandes gibt und dass Flüchtlinge ziemlich gut informiert sind über die einzelnen Länder. Bei einer besseren Regelung in Europa kann es aber auch sein, dass Länder, die jetzt nicht attraktiv für Flüchtlinge sind – wie etwa Ungarn –, dann wieder attraktiver werden. Die Tatsache, dass Flüchtlinge mehrere Jahre im asylgebenden Land bleiben müssen, macht die Frage Wo will ich hin? so wichtig. Dann will man sicherstellen, dass man im richtigen Land landet. Wenn mit dem Asylbescheid auch die Niederlassungsfreiheit gültig würde, würde man Flüchtlingen und Mitgliedsstaaten viel Druck nehmen. STANDARD: Zielt die EU-Politik auf mittelfristige oder langfristige Lösungen ab? Rechnen die Staaten damit, dass die Flüchtlinge bleiben werden? Keller: Die meisten, die kommen, sind Flüchtlinge – daran kann es keinen Zweifel geben. Viele kommen sicher mit dem Gedanken, irgendwann zurückzukehren. Aber niemand hat bis jetzt eine Antwort auf den Krieg in Syrien gefunden. Und solange die dortigen Probleme nicht gelöst sind, kann man niemanden zurückschicken. Das gilt übrigens auch für Eritrea und andere Länder. Die Menschen werden hierbleiben. STANDARD: Die bisherigen Maßnahmen der EU wirken sehr provisorisch. Keller: Ich hoffe, dass wir mit diesem Notfallkram bald aufhören. Wir müssen anerkennen, dass wir langfristig mit dem Thema umgehen müssen. Wir müssen Inklusion bewerkstelligen und anerkennen, dass die Flüchtlinge dableiben und irgendwann Unionsbürger werden. STANDARD: Wie realistisch ist das Bild, das Flüchtlinge und andere Einwanderer von Europa haben? Gibt es da Erwartungen, die einfach nicht zu erfüllen sind? Keller: Das kommt vor, ist bei Flüchtlingen aber nicht relevant. Die fliehen aus Gründen, die ihr eigenes Land betreffen, und nicht aufgrund überhöhter Erwartungen. Andere Migrationsformen könnte man in der Tat durch bessere Information kanalisieren, um überhöhte Erwartungen auch zu vermeiden. STANDARD: Also gemeinsame Grenzbehörden? Oder neue Einwanderungsregeln schaffen? Keller: Einwanderung hat nichts mit Grenzen zu tun. Man kann Einwanderung auf viele Arten legal organisieren. Für Syrien könnte man einen Korridor schaffen, weil es in der Nachbarschaft liegt. Für Eritrea und andere Länder könnte man durch humanitäre Visa Fluchtwege schaffen: also ins Nachbarland und dort zu einer EU-Botschaft. Diese stellt dann ein Visum aus, das die Einreise in die EU zur Asylantragstellung erlaubt. Mit dem Visum könnten die Flüchtlinge dann einfach ins Flugzeug steigen und müssten nicht unzählige Grenzen illegal übertreten. STANDARD: Warum wird das nicht so gemacht? Keller: Es wäre ja möglich. Der Visakodex, auf den sich die Mitgliedsstaaten geeinigt haben, sieht diese Möglichkeit vor. STANDARD: Aber in Kriegsländern würde das nicht gehen. Keller: Für Syrer müsste man die Visumpflicht aussetzen. Das würde Menschenleben retten und Schleppern das Geschäft entziehen. Wenn man Syrer von der Visumpflicht ausnehmen würde, könnten diese einfach in der Türkei ins Flugzeug steigen. Aber das ist politisch nicht gewollt. Erst Orbán hat wieder gesagt, dass wir nicht alle reinlassen können. STANDARD: Was ist die Rolle Deutschlands in der Flüchtlingsdebatte? Griechenland konnte man zwingen, das Sparprogramm fortzusetzen. Ginge das in der Flüchtlingsfrage gegenüber anderen Ländern auch? Keller: Griechenland ist ein gutes Beispiel. Da hat Merkel aus ihrer Sicht etwas erreicht – auch wenn ich das Ergebnis ganz und gar nicht gut finde –, weil sie politisches Kapital eingesetzt hat. In der Flüchtlingsfrage hat sie das noch nicht getan, was sich aber ändern könnte. Zuletzt hat sie ein paar deutliche Aussagen getätigt – ich bin gespannt. Das Thema muss in jedem Fall Chefsache werden. Es braucht Druck auf die Mitgliedsstaaten, die sich einer Lösung verweigern – sowohl von den Regierungen als auch von den Bevölkerungen. STANDARD: Wie setzt man Mitgliedsstaaten unter Druck, ohne dabei die Union zu riskieren? Keller: Das geht schon, die wollen ja alle irgendwas. Die einen wollen in Brüssel etwas durchsetzen, die anderen zu Hause eine Wahl gewinnen. Das ist dann wie politischer Kuhhandel, aber das funktioniert ja sonst auch so. Bei der Flüchtlingsthematik gab es bisher nicht den politischen Willen, da hat man geschlafen. Wenn man will, ist immer etwas möglich. Man kann ja unwilligen Ländern finanziell helfen oder in anderen Verhandlungspunkten nachgeben. STANDARD: Besteht die Gefahr, dass die Politik das Flüchtlingsthema nach den jüngsten Aufregungen bald wieder aus den Augen verliert, vor allem wenn im Winter die Routen teilweise unpassierbar werden und weniger Menschen in Europa ankommen? Keller: Ja, durchaus. Man muss sich nur an Lampedusa erinnern. Aber diesmal glaube ich nicht, dass das so schnell abebbt. Es sind so viele Menschen unterwegs, dass bis in den Winter Menschen in Europa ankommen werden. Und die Türkei ist ja nicht weit weg von Griechenland. Diese Seeroute wird auch im Winter befahren werden. Der Rückgang an der Route über Libyen hängt ja auch mehr mit der eingeführten Visumpflicht in den Nachbarländern Libyens als mit der Jahreszeit zusammen. Wissenschaft;'Zwei Forschungsteams untersuchten, wie Stammzellen in Haarfollikeln altern und zu Haarverlust führen. Kürzlich wurde ein ganzer Schwung an Genen entdeckt, die Haareigenschaften beeinflussen, darunter auch das Ergrauen oder Verlieren der Haarpracht. Am selben Thema, aber einer anderen Front forscht auch ein internationales Team unter der Leitung von Emi Nishimura: Die Wissenschafter untersuchen die Entwicklung von Geweben während des Alterungsprozesses. Für die Ursachen, weshalb sich unser Körper beim Älterwerden verändert, gibt es diverse Theorien: Viele Zellen können sich nur eine bestimmte Anzahl an Malen, die immer kleiner wird, teilen; reaktiver Sauerstoff schädigt unsere Moleküle, Telomere an den Chromosomenenden verkürzen sich. Vermutlich sorgen diese Prozesse in ihrer Kombination dafür, dass der Zahn der Zeit an Organismen nagt. Alternde Follikelstammzellen Eine Rolle spielen dabei auch Stammzellen, doch es ist schwierig, die genaue Entwicklung somatischer Stammzellen experimentell zu testen. Nishimura und Kollegen haben dies anhand des Haarfollikels versucht: Das Miniorgan der Haut sorgt dafür, dass Haare wachsen. Dabei wechseln sich die Wachstumsphase und die Ruhephase ab. Die Forscher stellten fest, dass Haarfollikel sowohl bei Mäusen als auch bei Menschen mit dem Alter kleiner werden und manche ganz verschwinden. Dies passiert nicht nur wie bisher vermutet bei Männern, die zu rund 80 Prozent früher oder später von Haarausfall betroffen sind, sondern auch bei Frauen. Dieser Vorgang hängt mit dem Altern der Follikelstammzellen zusammen. Als Reaktion auf DNA-Beschädigungen bilden die gealterten Stammzellen einen Stoff, der dazu führt, dass ein bestimmter Kollagen-Typus zerstört wird. Durch dessen Abbau verlieren Follikelstammzellen ihre Fähigkeit zur Selbsterneuerung und entwickeln sich zu hornbildenden Zellen der Oberhaut (Keratinozyten), was zum Haarverlust führt. Indem die Stammzellen dazu gezwungen werden, das Typ-XVII-Kollagen zu erhalten, kann dieser Alterungsprozess aufgehalten werden, schreiben die Wissenschafter im Fachmagazin Science. Dadurch sei es vielleicht möglich, neue Strategien gegen entsprechende Krankheiten zu entwickeln. Verkürzte Ruhephase und Haarverlust Auch ein US-amerikanisches Team der University of Colorado in Boulder beschäftigte sich mit Follikelstammzellen, insbesondere mit deren Ruhe- und Wachstumsphasen. Rui Yi und Kollegen stellten fest, welche Rolle dabei der Transkriptionsfaktor Foxc1 einnimmt, der womöglich von epigenetischen Veränderungen beeinflusst wird. Das Protein ist in der Ruhephase der Stammzelle nicht vorhanden, dafür aber in der aktiven Phase, wenn ein neuer Haarzyklus beginnt. Wenn Foxc1 gehemmt wird, beeinflusst dies Gene, die die Pausenzeit der Follikelstammzelle kontrollieren: Das Fehlen des Proteins führt zu einer verkürzten Ruhephase, die den Verlust des Haars zur Folge hat. Darüber hinaus wird die Aktivierung von Stammzellen unterdrückt.' Wissenschaft;Neuronaler Schaltkreis aktiviert genau die richtige Anzahl an Zellen – Sind es zu viele, kann die Speicherung gestört werden. Genf – Die Fähigkeit unseres Gehirns, Erinnerungen zu speichern und abzurufen, ist immer noch nicht bis ins letzte Detail geklärt. Nun haben Wissenschafter der Universität Genf neue Aspekte dieser komplexen Mechanismen enthüllt: Die Forscher haben an Mäusen herausgefunden, wie das Gehirn genau die richtigen Nervenzellen aktiviert – und zwar keine zu viel. Das Netzwerk von Zellen, das eine Erinnerung speichert, bezeichnen Hirnforscher als Engramm. Wie genau eine Erinnerung einem bestimmten Ensemble von Nervenzellen zugeordnet wird, ist eines der Rätsel, mit denen sich Gedächtnisforscher beschäftigen. Die Schweizer Wissenschafter entdeckten bei ihren Versuchen mit Mäusen einen Schaltkreis aus Nervenzellen, der die Größe eines Engramms kontrolliert, wie die Hochschule in Genf am Donnerstag mitteilte. Ihre Ergebnisse erscheinen im Fachjournal Neuron. Das Ensemble aus Zellen, das einer Erinnerung entspricht, formiert sich beim Abspeichern. Es wird gefestigt, indem genau die richtige Anzahl von Zellen aktiviert wird. Sind dabei zu viele aktiv, kann die Speicherung von Informationen gestört sein. Indem die Wissenschafter gezielt Zellen im Hippocampus von Mäusen aktivierten, konnten sie zeigen, wie die Nervenzellen eines Engramms die umliegenden Neurone lahmlegen, und zwar indem sie unterdrückende Zellen aktivieren. Dadurch wird die Größe des Engramms und somit auch die Stabilität der Erinnerung kontrolliert. Die Untersuchung habe ergeben, dass eine Erinnerung umso besser behalten werde, je größer das Engramm sei, erklärte der Studienleiter Pablo Mendez in der Mitteilung. Das gilt aber nur bis zu einem bestimmten Punkt. Ist dieser überschritten, funktioniert die Erinnerung nicht mehr. Als nächstes möchten die Forschenden entschlüsseln, wie Erinnerungen genau funktionieren, also welche Zellen an welcher Erinnerung beteiligt sind und welche Neurone tatsächlich eine Erinnerung verschlüsseln. Nicht-Wissenschaft;Norbert Hofer, knapp gescheiterter Präsidentschaftskandidat der Blauen, ist es wichtig, dass die FPÖ "keine rechtsextreme Partei" sei. Heinz-Christian Strache hält sich vorerst eine Wahlanfechtung offen. Das Wichtigste zuerst: Die FPÖ ist keine rechtsextreme Partei. Das wollte der knapp gescheiterte blaue Präsidentschaftskandidat Norbert Hofer den zahlreichen internationalen Medienvertretern zwei Tage nach der Stichwahl noch mit auf den Weg geben. Eine rechtsextreme Partei hätte hierzulande nämlich höchstens zwei Prozent erreicht, argumentiert er – größer ist der Narrenanteil in Österreich sicher nicht. Nach einer Vorstandssitzung am Dienstagvormittag hatten Hofer und Parteichef Heinz-Christian Strache auch anderes klarzustellen. Es galt Aufwiegler, die in Internetforen offen zu Gewalt gegen Alexander Van der Bellen aufriefen (siehe Artikel: Gewaltaufrufe gegen Van der Bellen auf Facebook), zu beruhigen. Hofer tat das mit der Bitte, an jene Österreicher, die heute verzagt sind, verärgert sind, sich nicht gegenseitig anzugreifen und das zu unterlassen. Strache tat das mit dem Rezitieren seiner Facebook-Ermahnung an die User. Mit seinem Zweifel am rechtmäßigen Zustandekommen des Wahlergebnisses will er auf Nachfrage des STANDARD nicht zu weit gegangen sein. Die Entscheidung über eine mögliche Wahlanfechtung will die FPÖ-Spitze erst später treffen: Man habe Experten beauftragt, allen Hinweisen auf Unregelmäßigkeiten nachzugehen. Erst nach deren Bewertung werde man entscheiden, ob eine Anfechtung Sinn mache, sprich: Wenn solche Anomalien da sind, die wahlentscheidend sind. In der ZiB 2 ortete er Missbrauchsmöglichkeiten bei der Briefwahl. Eine mögliche Doppelführung zwischen ihm und Hofer macht für den FPÖ-Chef definitiv keinen Sinn, wiewohl er Spekulationen, Norbert Hofer könnte ehrgeizig an meinem Sessel sägen, als ausgesprochen witzig von sich wies. Viel lieber versuchte Strache, die stets mit dem Eigenschaftswort dünn beschriebene Personaldecke bei den Blauen zu widerlegen, und sinnierte über zu vergebende Ministerämter wenn ich Regierungsverantwortung möglicherweise als Kanzler übernehme. Und darüber, dass man dann ja auch einen ersten Nationalratspräsidenten brauche. Vorerst bleibt Hofer Dritter Nationalratspräsident und Vizeparteichef, schließt aber nicht aus, sich für ein Ministeramt zu interessieren. Bei der kommenden Nationalratswahl will er wieder auf einem Listenplatz hinter Strache kandidieren. Der glaubt im Wahlergebnis zu erkennen, dass die Hälfte der Österreicher unsere Werthaltung unterstützt, und legt sich die Latte für künftige Wahlgänge hoch: Der Plafond für freiheitliche Stimmen liegt heute bei 50 Prozent. Auch der FPÖ-Chef hatte ein Thema, das er noch mit den Medien besprechen wollte: die Fehldarstellung von Hofers Israel-Reise aufgrund von Falschrecherchen des ORF. Was Strache nicht dazusagte: So, wie Hofer seine Erlebnisse am Tempelberg wiederholt geschildert hatte, fanden sie auch nicht statt. Was seine persönliche Befindlichkeit betrifft, erklärte Hofer: Es ist nicht angenehm, ins Tagebuch einzutragen: ,Ich wäre heute fast Präsident geworden. Frühmorgens postete er den Katzenjammer mit einem Bild von Kater Robert. Wissenschaft;'Astronomen konnten zeigen, dass die Doppler-Formel zur Berechnung der Temperatur von solaren Protuberanzen nicht angewendet werden kann. Sonnen-Protuberanzen sind Wolken aus Plasma, die mehr als 100.000 Kilometer über die Sonnenoberfläche empor schnellen können. Die Wolken bestehen im Inneren aus bis zu 150 Kilometer dicken Fasern. Diese sind mit einer Temperatur von rund 7.000 Grad Celsius geradezu kalt im Vergleich zu ihrer Umgebung, der bis zu 1,5 Millionen Grad Celsius heißen Sonnenkorona. Die Erforschung von Protuberanzen erfolgt durch Analyse der Spektral-Linien, die sie aussenden. Aus deren Breiten wird mit der sogenannten Doppler-Formel die Temperatur ermittelt. Wissenschafter der Universitäten Göttingen und Paris haben jetzt aber gezeigt, dass diese Doppler-Formel in Protuberanzen nicht angewandt werden kann. Die Protuberanzen führen also gleichsam ein unberechenbares Eigenleben. Protuberanzen bestehen aus einem elektrisch leitfähigen Plasma, das sich nur sehr eingeschränkt im Magnetfeld bewegen kann. Daher reicht ein schwaches Magnetfeld von wenigen Tausendsteln der Flecken-Magnetfelder aus, um Protuberanzen in der Schwebe zu halten. Aus den Breiten der Spektral-Linien kann die Temperatur in den Protuberanzen ermittelt werden – zumindest der Theorie nach: die Spektral-Linien vom Wasserstoff sollten 56-mal breiter sein als die vom Eisen; Helium-Linien sollten viermal, Natrium-Linien zwölfmal schmaler sein als die vom Wasserstoff – entsprechend den Atom-Gewichten. Wir haben mit dem französischen 0,9-Meter-Sonnenteleskop auf Teneriffa gleichzeitig Spektral-Linien von Wasserstoff, Helium, Natrium, Magnesium, Titan und Eisen beobachtet und herausgefunden, dass deren Breiten sich nicht durch eine einheitliche Temperatur erklären lassen, sagt Eberhard Wiehr vom Institut für Astrophysik der Universität Göttingen. Vergleicht man etwa die Breite der gelben Natrium-Linie mit einer des ionisierten Heliums würde man mittels Doppler-Formel 50.000 Grad erhalten. Ähnliche Widersprüche ergeben sich mit den anderen Spektral-Linien. Im Fachjournal Astronomy and Astrophysics schließen die Forscher daraus, dass deren Breiten im Wesentlichen durch Temperatur-unabhängige Bewegungen verursacht werden. Eine Erklärung hierfür könnte die Struktur der Protuberanzen liefern, die sich als perlschnurartige Reihen von Klumpen einiger 100 Kilometer Durchmesser zeigt, so Wiehr. Das Helligkeits-Maximum jedes einzelnen Klumpens bewegt sich langsam abwärts, was auf ein Herunterfallen des Klumpens oder auf abwärtslaufende Wellen hinweisen könnte. Einen sehr viel stärkeren Hinweis auf eine Abwärts-Strömung geben die nicht-thermischen Bewegungen, die die gemessenen Linien-Breiten nahelegen. Es ist bekannt, dass die Plasma-Klumpen durch Abstrahlung so weit kühlen, dass die Ionen viele ihrer Elektronen wieder einfangen, und sich dadurch die elektrische Leitfähigkeit eines Gas-Klumpens derart verringert, dass die magnetischen Kräfte ihn nicht mehr in der Schwebe halten können, so Wiehr. Solch kühle Klumpen sinken dann durch das Magnetfeld nach unten, wobei sie sich wieder soweit aufheizen, dass das Gas nach und nach wieder ionisiert. Wie die Protuberanzen sich dann wieder mit Gas füllen, ist derzeit noch umstritten. Da es nicht aus der umgebenden Korona kondensieren kann, bleibt nur Nachschub von unten. Bei hinreichend zurückgewonnener Leitfähigkeit wird der Klumpen dann vom Magnetfeld wieder in der Schwebe gehalten. Solches Stop-and-Go unterschiedlich ionisierter Gas-Klumpen kann die beobachteten nicht-thermischen Linien-Verbreiterungen erklären. Die Forscher planen nun, diese Dynamik am deutschen 1,5-Meter-Sonnenteleskop auf Teneriffa zu prüfen. Hierzu sollen moderne Bildgebungsverfahren mit adaptiver Optik und Bild-Rekonstruktion erstmals auf Protuberanzen angewendet werden, die trotz ihres beschriebenen dynamischen Eigenlebens oft wochenlang existieren und daher nicht mit Sonnen-Eruptionen zu verwechseln sind.' Wissenschaft;Knochen können zum Verständnis des Lebens in der Vergangenheit beitragen – und von heutiger Relevanz sein. Die Arbeit auf der Grabung neigt sich dem Ende zu. Mittlerweile ist die letzte Grabungswoche in vollem Gang, und die Grabungen stehen kurz vor dem Abschluss. Ein Teil des Teams ist bereits seit mehreren Tagen damit beschäftigt, im Grabungshaus die menschlichen Skelette, die wir in den vergangenen Wochen ausgegraben haben, vorzusortieren. Die bioarchäologische Untersuchung der Skelette ist ein sehr wichtiger Aspekt des Amara-West-Projekts. Menschliche Überreste stellen die direktesten Hinterlassenschaften unserer Vorfahren dar und bieten dadurch auch einen der direktesten Zugänge zum Leben in der Vergangenheit. In unseren Knochen werden zahlreiche Informationen wie Geschlecht, Sterbealter, Herkunft, Krankheiten, Ernährungsweise, physische Aktivität und Verwandtschaft lange über den Tod hinaus gespeichert. Durch wissenschaftliche Untersuchung, insbesondere durch neue biomolekulare Techniken wie DNA- und Isotopenanalysen, können diese Daten auf immer detailliertere Weise abgerufen werden und zum Verständnis des Lebens in der Vergangenheit beitragen. Diese Informationen können aber von heutiger Relevanz sein. Skelettserien aus der Vergangenheit bieten Langzeitperspektiven auf Verhalten, Anpassung, oft aber auch Scheitern von Bevölkerungsgruppen an Veränderungen in Klima, Wirtschafts- und Ernährungsweisen oder auch Siedlungsformen, die der modernen Forschung oft verborgen bleiben. Auch die Erforschung der Evolution von Krankheitserregern, ermöglicht durch DNA-Analysen an archäologischen Skeletten, kann wichtige Erkenntnisse für die medizinische Forschung beitragen. Die Untersuchung der Skelette aus den Friedhöfen von Amara West gehört ebenfalls zu meinen Aufgaben im Rahmen des Projekts. Durch die Unterstützung der sudanesischen Antikenverwaltung ist es hier – im Gegensatz zu Ägypten – möglich, Menschen- und Tierknochen sowie botanische Reste, aber auch Proben von Sediment und anderen Fundmaterialien zur weiteren wissenschaftlichen Untersuchung auszuführen. Die übrigen Funde, die bei den Grabungen geborgen werden, bleiben hingegen im Land. In unserem Fall wird ein Großteil des Fundmaterials in den Magazinen des Grabungshauses gelagert. Wertvollere Gegenstände kommen ins Depot im Nationalmuseum in Khartoum. Dazu gehören Schmuckgegenstände, Metall- und Fayence-Objekte, aber auch Sandsteinblöcke mit Inschriften. Eine Fayence-Situla, die wir 2013 in Friedhof C fanden, ist dort mittlerweile in der Ausstellung zu sehen. Die Skelette aus Amara West kommen als Dauerleihgabe ans British Museum. Deren wissenschaftliche Auswertung, die auch Gegenstand meiner Doktorarbeit war, konnte ich in den vergangenen Jahren im dortigen Labor durchführen. Ziel der Arbeit war es, Ernährung und Lebensbedingungen der Bewohner von Amara West zu untersuchen und zwischen der ägyptischen Kolonial- und Postkolonialzeit zu vergleichen, um zu sehen, ob die politischen und klimatischen Veränderungen Auswirkungen hatten. Lebensbedingungen lassen sich anhand von verschiedenen Anzeichen von Krankheit und Mangelernährung am Skelett ableiten. Natürlich wirkt sich nicht jede Krankheit auf das Skelett aus, sondern nur solche, die über längere Zeit bestehen. Dazu zählen Mangelerkrankungen wie Vitamin-C- und -D-Mangel und manche Infektionskrankheiten wie Tuberkulose und Syphilis. Die Veränderungen sind jedoch oft unspezifisch, und viele verschiedene Erreger können zu den gleichen Markern am Skelett führen. Eine genauere Diagnose ist daher oft nicht möglich. Die systematische Untersuchung an den Amara-West-Skeletten zeigt deutlich, dass die Bedingungen von Beginn an nicht einfach waren. Ein Blick auf die Architektur der Siedlung, aber auch die naturräumlichen Gegebenheiten enthüllt zahlreiche mögliche Quellen für negative Einflüsse. Müllplätze innerhalb der Siedlung waren ideale Nährböden für Krankheitserreger. Offene Bewässerungskanäle sowie die Nilarme rund um die Siedlung boten Brutstätten für Malaria übertragende Moskitos, Bilharzien und andere Parasiten. Auch die gut belegte Aufstallung von Tieren in den Häusern war der Hygiene nicht unbedingt zuträglich. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass die Lebenserwartung zwischen 25 und 40 Jahren lag und die Kindersterblichkeit hoch war. Veränderungen an den Gelenken zeigen außerdem, dass die Menschen harte körperliche Arbeit, wie das in einer bäuerlichen Gesellschaft zu erwarten wäre, verrichteten. In den Jahrhunderten nach der Kolonialzeit tritt eine deutliche Verschlechterung des Gesundheitszustands der Menschen ein. Das ist vermutlich in erster Linie auf die bereits angesprochenen klimatischen Veränderungen zurückzuführen. Diese erschwerten Lebensbedingungen waren vermutlich ein Grund, der letztendlich zur Aufgabe der Siedlung führte. Auf der Grabung selbst neigt sich die Arbeit dem Ende zu. Mohamed konnte in der nördlichen Grabkammer noch einen besonders schönen Elfenbeingriff für den zuvor bereits gefunden Bronzespiegel bergen. Die Gräber sind vollständig freigelegt, nun wird noch einmal alles sorgfältig geputzt, vermessen und fotografisch dokumentiert. Die tiefen Schächte der Pyramidengräber werden nun wieder zugeschüttet, diesmal jedoch rein aus Sicherheitsgründen. Als besonders interessant hat sich noch ein letztes von uns untersuchtes Grab in Friedhof C herausgestellt. Oberflächlich durch einen Grabhügel gekennzeichnet, war es nicht von den übrigen Gräbern des Neuen Reichs und der Nachkolonialzeit zu unterscheiden. Auch die Architektur der unterirdischen, in den Fels gehauenen Grabnische ist sehr ähnlich den Grabbauten des 8. bis 10. Jahrhunderts. Obwohl das Grab sehr stark beraubt war, konnten wir einige Keramikfragmente bergen. Diese datieren das Grab bereits ins 4. Jahrtausend vor unserer Zeit. Siedlungstätigkeit im Raum Amara West ist aus dieser Zeit bisher nur durch einfache Lagerplätze bekannt. Mit der Entdeckung dieses Grabes, in dem vier Menschen bestattet waren, können wir dieses Bild nun ergänzen und über die menschlichen Überreste auch Informationen über Herkunft und Subsistenzweise gewinnen. Faszinierend ist aber auch die lange Tradition der Grabarchitektur sowie die räumliche Nähe der Gräber. Auch in Friedhof D gibt es deutlich ältere Gräber, die von den Siedlern des Neuen Reichs sicher als solche erkannt wurden. Obwohl genug Platz für räumliche Trennung wäre, wurden gleiche Areale genutzt. Inwieweit das ein bewusster Akt der Inbesitznahme des Territoriums war, eine Nähe zu den Vorfahren zum Ausdruck bringen sollte oder doch unbewusst geschah, bleibt jedoch fraglich. Wissenschaft;Experten können sich keinen Reim darauf machen, warum er nun Daten gesendet hat und in den Tagen davor nicht. Köln – Einige Wissenschafter zweifelten bereits an seinem Überleben, doch am 9. Juli 2015 zwischen 19.45 Uhr und 20.07 Uhr hat der Landeroboter Philae auf dem Kometen 67P/Tschurjumow-Gerassimenko wieder Daten gesendet. Seine unverlässlichen Kontakte mit der Heimat geben den Experten auf der Erde allerdings Rätsel auf. Wir haben noch keine genaue Erklärung, warum er sich jetzt gemeldet hat und in den vergangenen Tagen nicht, sagte der Koen Geurts, Ingenieur am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) am Freitag. Die Flugbahn der Muttersonde Rosetta sei im Vergleich zu den vergangenen drei Wochen nicht verändert worden. Es sei aber sicher, dass Philae die rauen Bedingungen auf dem Kometen 67P/Tschurjumow-Gerassimenko bisher überstanden habe und auch auf DLR-Kommandos reagiere. Das sind extrem gute Nachrichten für uns, sagte Geurts. Der letzte Kontakt sei am Donnerstagabend zustande gekommen und habe mit mehreren Unterbrechungen insgesamt zwölf Minuten lang gehalten. Unter den zuletzt gesendeten Daten waren den Angaben zufolge auch solche des Messinstruments Consert, das auf dem Lander und auf der Muttersonde sitzt und den Kometen durchleuchtet. Die Daten ließen den Rückschluss zu, dass der Lander das Instrument auf Kommando eingeschaltet habe. Philae war im November nach zehnjähriger Reise auf dem Kometen gelandet – allerdings ungeplant im Schatten. Die Freude war groß als er sich am 13. Juni nach sieben Monaten Winterschlaf das erste Mal wieder meldete. Die Kontakte mit Philae waren bisher immer unregelmäßig gewesen. Die Experten können bisher nicht erkennen, unter welchen Bedingungen er zustande kommt. Wir müssen analysieren, warum hat es jetzt geklappt und warum zu einem anderen Zeitpunkt nicht. Das ist noch die Schwierigkeit, sagte DLR-Sprecherin Manuela Braun. Die große Unbekannte ist noch immer die genaue Landeposition des Roboters: Steht er vielleicht so, das er vielleicht teilweise verdeckt ist? (APA/red, 10.7.2015) Nicht-Wissenschaft;Trainer von ZSKA Moskau übernimmt auch die Agenden der russischen Nationalmannschaft. Der russische Fußballverband hat Leonid Sluzki zum neuen Trainer der Nationalmannschaft und damit zum Nachfolger von Fabio Capello ernannt. Der 44-Jährige erhalte einen Vertrag bis zur kommenden EM 2016 in Frankreich und bleibe bis dahin auch Coach des Spitzenclubs ZSKA Moskau, teilte der Verband am Freitag in Moskau mit. In Anbetracht der erfolgreichen Arbeit bei ZSKA wird Leonid Sluzki alles für eine EM-Qualifikation der Sbornaja tun, sagte Sportminister Witali Mutko. Russland spielt in der EM-Qualifikation in einer Gruppe mit Österreich. Mit acht Punkten aus sechs Spielen droht aber das Aus im Rennen um ein Ticket für Frankreich. Auch deswegen hatte sich der WM-Gastgeber von 2018 nach einem 0:1 gegen Österreich Mitte Juni im Vormonat von Capello getrennt. Nicht-Wissenschaft;Skrupellose Abzock-Praktiken stehen immer mehr unter Kritik, etwa das automatische Anklicken von Abonnements. Düstere Muster: So bezeichnet der IT-Experte Harry Brignull die Vorgehensweise diverser Webseiten, die Nutzer in den Erwerb von Abos oder Zusatzprodukten tricksen. Mit der gleichnamigen Initiative Dark Patterns hat Brignull dem weltweiten Betrug an Usern den Kampf angesagt. Er sammelt dort jene Angebote, die Kunden in die Irre führen und damit finanziellen Schaden anrichten. Dabei handelt es sich jedoch oft um Praktiken, die zumindest in einigen Teilen der USA und Europas legal sind – oder von denen Europäer, die in den USA einkaufen, betroffen sind. Ein Beispiel ist etwa das automatische Hinzufügen von Zusatzprodukten oder Abos, das der Nutzer selbst deaktivieren muss. In die Kritik geriet hier etwa RyanAir, das automatisch Reiseversicherung zur Flugbuchung addierte. Noch verheerender ist, wenn sich Nutzer unabsichtlich für ein Abonnement eines Services anmelden. In den USA sorgte die Seite JustFab für Aufsehen, die Nutzern günstigere Preise bei einer VIP Mitgliedschaft versprach – und nur im Kleingedruckten erwähnte, dass diese fünfzig Dollar monatlich kostet. Eine andere Methodik, die Brignull heftig kritisiert, ist etwa der Friend Spam. Dabei werden von einem Nutzeraccount aus sämtliche Kontakte automatisiert angeschrieben, um sie etwa ebenfalls zur Anmeldung auf der Webseite zu animieren. Besonders LinkedIn stach mit dieser Praxis hervor – und musste dafür sogar Millionenbeträge Entschädigung zahlen, nachdem sich mehrere Nutzer zu einer Sammelklage zusammengeschlossen hatten. Nicht immer müssen solche Angebote schlecht sein. Wenn der Kunde davon profitiert und transparent über seine Möglichkeiten informiert wird, könnten derartige Praktiken durchaus ihre Daseinsberechtigung haben. Aber: Wenn das Unternehmen mehr gewinnt als der Kunde, würde ich es bösartiges Design nennen, so der User-Experience-Experte Chris Nodder zur New York Times. Da die Geschäftsmodelle ein schlechtes Licht auf die gesamte Branche werfen, haben sich nun mehrere Initiativen aus den Bereichen User Experience, aber auch Werbung gebildet, die gegen diese Methoden vorgehen wollen. Auch die EU hat ihre Regeln für derartige Geschäftspraktiken geschärft. Für Nutzer lautet die Devise dennoch, bei Kaufabschlüssen immer aufmerksam zu sein – auch wenn das Durchlesen mehrerer Seiten an Geschäftsbedingungen äußerst mühsam ist. Nicht-Wissenschaft;'VGN-Boss Pirker: "War immer allen Beteiligten klar – und sie sind auch dazu bereit" – Fellners offenbar nicht. Wien – Österreichs marktbeherrschender Magazinkonzern, die Verlagsguppe News, braucht Geld von seinen Gesellschaftern, um Verluste abzudecken. Das bestätigt Horst Pirker, der den Verlag von News, Profil, Woman, TV-Media, Trend, Gusto, Autorevue seit Juni 2014 führt und umstrukturiert. Er positionierte etwa News mit neuer Mannschaft neu am Wochenende, fusionierte die Wirtschaftsmagazine Trend und Format und stoppte etwa First. Die News-Gruppe gehört zu 56 Prozent der Hamburger Bertelsmann-Tochter Gruner+Jahr. 18,7 Prozent hält die News-Gründerfamilie Fellner, die nun die Mediengruppe um Österreich betreibt. Gruner und Fellner besitzen über eine gemeinsame Beteiligungsgesellschaft 74,7 Prozent an der Verlagsgruppe. 25,3 Prozent hält der Kurier, eine Tochter von Raiffeisen und deutscher Funke-Mediengruppe. Pirker schweigt auf Anfrage zu STANDARD-Infos, wonach 2015 acht bis neun Millionen Minus angefallen seien, andere Quellen sprechen sogar von noch schlechter erwarteten Ergebnissen. Die Bilanz 2015 sei noch nicht abgeschlossen, erklärt Pirker dazu; ihre Testierung durch die Wirtschaftsprüfer stehe aber außer Zweifel, erklärt er. In der Bilanz 2014 steht, die Geschäftsführung finde wegen der Sanierungsmaßnahmen überwiegend wahrscheinlich, dass ab 2016 wieder positive Jahresergebnisse erzielt würden und die jederzeitige Zahlungsfähigkeit gewährleistet ist. 2014 sank der Umsatz laut Bilanz von 99 auf 89 Millionen Euro; das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen betrug minus 4,6 Millionen Euro, der Jahresverlust 5,4 Millionen. Pirker: Richtig ist, dass die Verlagsgruppe News – wie bekannt und veröffentlicht – in den letzten Jahren, wie viele andere Medienunternehmen verlegerischer Herkunft, negative Betriebsergebnisse hinnehmen musste. In den vielen erfolgreichen Jahren hätten die Gesellschafter die Gewinne – mit Recht – immer zur Gänze entnommen. Also müssten sie jetzt zur Abdeckung der negativen Betriebsergebnisse der letzten Jahre (nicht bezifferte) Mittel zuführen. Pirker: Das war immer allen Beteiligten klar, und dazu sind sie auch bereit. Nicht alle Beteiligten offenbar: Die News-Gründerfamilie Fellner hält durchgerechnet 18,7 Prozent an dem Magazinkonzern. Doch als die Fellners 2006 Österreich starteten, setzte der deutsche News-Mehrheitseigentümer Gruner+Jahr durch, dass die Fellners nur noch eine Finanzbeteiligung ohne Mitspracherechte an der News-Gruppe halten, wenn sie ihr schon mit täglichen Magazinbeilagen Konkurrenz machen. Die damals ausverhandelten neuen Verträge sollen die Fellners aber dezidiert von Nachschusspflichten ausnehmen. Auf den Passus sollen die Fellners nun pochen. Auch der Kurier soll (naturgemäß) nicht gerade gern und eilig zu – offenbar millionenschweren – Nachzahlungen bereit sein. Die drei Eigentümergruppen der Verlagsgruppe News schweigen gleichermaßen auf STANDARD-Anfragen zu den genannten Informationen.' Nicht-Wissenschaft;'Burgenländer setzen sich im Happel-Stadion mit sehenswertem Kombinationsfußball gegen zehn Grün-Weiße durch – Strebinger sah in der fünften Minute Rot. Wien – Die Serie von Fußball-Bundesliga-Spitzenreiter Rapid Wien ist in der 7. Runde gerissen. Nach 18 Spielen ohne Niederlage mussten sich die Hütteldorfer am Samstag im Ernst-Happel-Stadion Mattersburg 2:4 (0:1) geschlagen geben. Vorentscheidend für das Ergebnis war die Rote Karte für Goalie Richard Strebinger nach vier Minuten. Rapid führt die Tabelle mit zwei Punkten Vorsprung auf die Austria an. Mattersburg ist damit das erste Team, das Rapid im Kalenderjahr 2015 bezwingen konnte. Nach dem Ausschluss hatten die Gäste klare Vorteile und spielten sich einige Chancen heraus. In Führung ging das Team von Trainer Ivica Vastic mit einem sehenswerten Heber von Michael Perlak (39. Minute). Nach dem Seitenwechsel trafen noch Thorsten Röcher (60.), Markus Pink (62.) und Thorsten Mahrer (78.) gegen eine zunehmend löchrig werdende Rapid-Abwehr. Tore von Deni Alar (51.) und Steffen Hofmann (81.) waren für die Wiener zu wenig. Veränderte Startformation Überlagert war das Spiel im Vorfeld von dem Transfertheater um Robert Beric. Der Slowene, der vor dem Absprung zum Ligue-1-Club AS St. Etienne steht, war nicht mehr im Aufgebot für das Match. Gerüchte, wonach er sich bereits am Weg nach Frankreich befand, wo er am Sonntag oder spätestens Montag präsentieren werden solle, wurden offiziell nicht bestätigt. Mit dem Wechsel schienen sich im Ernst-Happel-Stadion aber alle Protagonisten in Grün-Weiß abgefunden zu haben. Rapid-Coach Zoran Barisic veränderte die Startformation im Vergleich zum Champions-League-Playoff-Rückspiel gegen Schachtar Donezk am Dienstag an vier Positionen. Neben dem großen Abwesenden Beric, für den Alar im Angriffszentrum begann, rückten auch Stefan Schwab, Philipp Schobesberger und Strebinger in die Mannschaft. Für Schwab bekam Srdjan Grahovac eine Pause verordnet, Schobesberger ersetzte Kapitän Hofmann, Strebinger nahm anstelle von Jan Novota im Tor Platz. Schnelle rote Karte Und der junge Keeper, der im Sommer von Werder Bremen gekommen war, stand gleich nach drei Minuten ungewollt im Mittelpunkt. Strebinger wollte bei einem Ausflug eigentlich vor Karim Onisiwo klären, spielte den Ball aber genau in die Füße von SVM-Goalgetter Markus Pink. Dessen Schuss wehrte er dann mit der Hand ab. Was folgte, war die logische Rote Karte in seinem dritten Bundesliga-Spiel. Da Novota nur auf der Tribüne saß, kam Dreier-Goalie Tobias Knoflach zu seinem Bundesliga-Debüt. Mit zehn Mann musste Rapid erstmals in dieser Saison Abstriche von der gewohnten Spielweise machen. Statt Powerfußball mit klarem Ballbesitz-Vorteil war zunächst eine kompakte Defensive angesagt. Die Burgenländer waren klar im Vorteil, drangen immer wieder durch die Flügelspieler Onisiwo und Röcher in den Strafraum. Pink (19.), Manuel Prietl vor dem leeren Tor (22.) und Onisiwo (23.), der Knoflach zu seiner ersten Parade zwang, ließen gute Chancen aus. Traumtor von Perlak Rapid war in der Offensive jedoch nicht untätig – zumal auch die Gäste in der Abwehr nicht unbedingt sattelfest waren. So blockte Nedeljko Malic einen Alar-Schuss (34.), und Schobesberger scheiterte alleine vor Markus Kuster (38.). Praktisch im Gegenzug ging dann Mattersburg nach einer Kombination über Malic und Pink durch einen Bilderbuch-Heber von Perlak, der die Kugel in weitem Bogen über Knoflach hob, in Führung (39.). Es dauerte nicht lange bis zur Reaktion der Hütteldorfer. Nachdem Schobesberger nach Kainz-Flanke direkt in die Mitte spielte, ließ Alar dort nichts anbrennen (51.). Für den Beric-Ersatz war es das zweite Saisontor. Mattersburg ließ sich dadurch aber nicht beirren und lag nach dem Billard-Treffer von Röcher wieder in Front (60.). Pink stellte nach einem fulminanten Onisiwo-Solo, bei dem er die halbe Rapid-Abwehr austanzte, auf 3:1 (62.). Ergebniskosmetik durch Hofmann Rapid versuchte, noch einmal zurückzukommen, musste mit Fortdauer des Spiels aber der numerischen Unterlegenheit Tribut zollen. Hinten ließen die Wiener viele Räume, die der SVM mit gefährlichen Kontern bespielte. Einen dieser Vorstöße schloss Verteidiger Mahrer in der 78. Minute relativ cool ab (78.). Zuvor hatte Pink nur die Stange getroffen (70.). Der eingewechselte Hofmann betrieb mit seinem Aufsitzer aus der zweiten Reihe nur noch Ergebniskosmetik (81.). Für Rapid war es die erste Heimniederlage seit einer 2:3-Niederlage im Wiener Derby gegen die Austria am 9. November 2014. Mattersburg, das sich auf den vierten Platz verbesserte, gewann in der Bundesliga das erste Mal auswärts seit dem 18. August 2012 (1:0 gegen den WAC). (APA; 29.8.2015) Bundesliga – 7. Runde: SK Rapid Wien – SV Mattersburg 2:4 (0:1) Wien, Ernst-Happel-Stadion, 14.300, SR Drachta. Tore: 0:1 (39.) Perlak1:1 (51.) Alar1:2 (60.) Röcher1:3 (62.) Pink1:4 (78.) Mahrer2:4 (81.) S. Hofmann Rapid: Strebinger – Pavelic, Sonnleitner, Dibon, Auer – Petsos, Schwab (67. S. Hofmann) – Schobesberger, Schaub (6. Knoflach), F. Kainz (67. Prosenik) – Alar Mattersburg: Kuster – Höller, Malic, Mahrer, Farkas – Jano – Röcher (73. Grgic), Prietl, Perlak (85. Sprangler), Onisiwo – Pink (75. Templ) Rote Karte: Strebinger (5./Torraub) Gelbe Karten: keine' Wissenschaft;Antikörper hemmt Wirkung von Interleukin-6, wie Versuche mit Mäusen zeigen konnten. Wien/Graz/Kiel – Der Systemische Lupus erythematodes (SLE) ist eine relativ häufige Autoimmunerkrankungen, bei der durch eine fehlgeleitete Abwehrreaktion Antikörper gegen Bestandteile menschlicher Zellen gebildet werden. In Österreich sind rund 4.000 Menschen von der Krankheit betroffen, deren erste Anzeichen oft auf der Haut sichtbar werden. Internationale Wissenschafter, darunter auch Forscher aus Graz und Wien, haben jetzt an Mäusen die Wirksamkeit eines neuen Therapieprinzips bewiesen: die Hemmung der Wirkung des Immunbotenstoffs Interleukin-6 (IL-6). Bei dieser Erkrankungen kann eine Vielzahl von Organen in Mitleidenschaft gezogen werden, wobei die Haut und die Nieren am häufigsten betroffen sind. Die bisherige Therapie der Erkrankungen bestand im wesentlichen aus lebenslanger Immunsuppression, die zum Teil deutliche Nebenwirkungen aufweist, erklärte Lukas Kenner vom Klinischen Institut für Pathologie der MedUni Wien und des AKH. Er arbeitet auch am Department für Labortierpathologie an der VetMedUni und forscht am Ludwig Boltzmann Institut für Krebsforschung. Unbehandelt kann die Erkrankung zu schweren Komplikationen bis hin zum Tod führen. Bisher bestand die medikamentöse Therapie in einer Art Stufenleiter vor allem aus nichtsteroidalen Antirheumatika, Malariamitteln (Chloroquin), Kortison sowie aus Immunsuppressiva wie Azathioprin, Cyclosporin A etc. Ohne entsprechende formelle Zulassung blieb bisher die Verwendung von monoklonalen Antikörpern wie Belimumab, Rituximab oder von bei schwerer chronischer Polyarthritis eingesetztem Tocilizumab. Es besteht jedenfalls starker Bedarf nach neuen und spezifischen Therapien gegen die SLE. Bereits 2009 konnten Kenner und seine Arbeitsgruppe in Studien an Mausmodellen beweisen, dass der Erkrankung ein Defekt im JunB-Gen von Hautzellen (Keratinozyten) zugrunde liegt. Bei den Versuchen wurde damals in transgenen Mäusen das JunB-Gen in der Haut ausgeschaltet. Daraufhin zeigte sich eine unterschiedliche Wirkung in der Haut bzw. im Gesamtorganismus. Während in der Haut die Produktion von Interleukin-6 sank, kam es zu einer sehr hohen IL-6 Konzentration im Gesamtorganismus (systemisch), was zum Auftritt eines SLE-ähnlichen Krankheitsbildes und binnen kurzer Zeit zum Tod der Tiere führte. Jetzt haben die Wissenschafter ihre Studien weitergeführt und in Experimental Dermatology publiziert. Dabei ging es darum, mit neuen Arzneimitteln die Bindung von IL-6 an seinen Rezeptor (IL-6R alpha) zu blockieren. Während bei rheumatischer Arthritis der Nachweis der Wirkung einer solchen Strategie schon vor Jahren erfolgt ist, gab es bisher noch keine Daten zu solchen Therapien bei Systemischen Lupus erythematodes (SLE). Der Forschergruppe um Kenner gelang mit Kollegen aus Graz, Deutschland und Japan nun erstmals der experimentelle Nachweis, dass eine Blockade von IL-6 auch bei SLE im Tiermodell einen signifikanten Heilungseffekt haben kann. Dabei wurde der Antikörper MR16-1 bei den SLE-Mäusen verwendet. Er besetzt den Rezeptor für Interleukin-6 und verhindert so dessen entzündungsfördernde Wirkung. Bei den Tieren kam es zu einer signifikanten Besserung der Hautsymptome, allerdings hatte die Behandlung offenbar keinen Einfluss auf die Nierenkomplikationen im Rahmen der Autoimmunerkrankung. Erstautor Peter Birner vom Klinischen Institut für Pathologie in Wien sagte dazu: Die Blockade von IL-6 Rezeptor alpha könnten eine neuartige und nebenwirkungsarme Therapieoption für SLE- Patienten mit primärem Befall der Haut darstellen. Dies würde einen großen Fortschritt bei der Therapie dieser schweren chronischen Erkrankung bedeuten. Wissenschaft;Forschungsprojekte widmen sich der Frage, wie Flugzeugtragflächen eisfrei gehalten werden können – am Boden und auch in der Luft. Wien – Am 27. Dezember 1991 geschah etwas, was viele als Wunder bezeichnen: Bei einer Notlandung in Schweden zerbricht die Maschine des Scandinavian-Airlines-Flugs 751 in drei Teile. Jedoch überleben alle 129 Passagiere das Unglück. Die Ursache für den Absturz: vereiste Tragflächen. Vor dem Start wurde eine Eisschicht auf den Flügeln übersehen. Die Triebwerke saugten sie an und fielen anschließend aus. Immer wieder führt Eis auf den Flügeln zu Flugzeugabstürzen. Selbst kleine Mengen von Eis und Schnee sind schon eine Gefahr, da sie das Gewicht des Flugzeugs erhöhen und damit seine Aerodynamik maßgeblich beeinflussen können – unter anderem auch, weil ein vereister Flügel einen größeren Luftwiderstand hat. Deshalb werden die Tragflächen noch vor dem Start enteist, weswegen es gerade im Winter im Luftverkehr immer wieder zu Verzögerungen kommt. Sicherheit geht schließlich vor Pünktlichkeit. Das reicht aber nicht aus, um unbesorgt durch die Lüfte zu schweben: Gerade in den Wolken kann sich leicht neues Eis bilden. Deshalb ist der Großteil der Maschinen mit Technologien ausgestattet, mit denen auch während eines Fluges auf Eis reagiert werden kann: So tauen erwärmbare Oberflächen das Eis ab, oder heiße Triebwerksabluft wird in die Tragflächen geleitet, um die Flügel zu enteisen. Diese Innovationen verdanken sich auch der Forschungsarbeit in der Wissenschaft. So hat etwa das Karlsruher Institut für Technologie in Zusammenarbeit mit Daimler-Chrysler eine Enteisungstechnik entwickelt, die Mikrowellen einsetzt. Da Enteisungsvorgänge viel Energie verbrauchen, arbeitet das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Köln im Verbund mit der Technischen Universität Braunschweig derzeit an sparsameren Alternativen, die Vibrationen einsetzen, welche aber weder die Aerodynamik noch die Triebwerke beeinflussen. Eine andere Überlegung setzt auf Vorsorge statt Nachsorge: Das Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik in Stuttgart will die Eisbildung von Anfang an verhindern. Die Lösung der Wissenschafter sind nanostrukturierte wasserabweisende Kunststoffoberflächen: Trifft Wasser auf die Folie, zieht es sich zu Tropfen zusammen und wird abgestoßen. Da sich hier keine Kristallisationskeime finden, bleibt das Wasser auch unter null Grad Celsius flüssig. Diese Methode soll die Eisbildung um bis zu 90 Prozent reduzieren. Aber nicht nur die deutschen Nachbarn treibt der Frost auf den Flügeln um. Auch hierzulande zerbrechen sich Wissenschafter die Köpfe, wie man dem Eis auf den Tragflächen Herr werden kann – etwa am Institut Luftfahrt Aviation der Fachhochschule Joanneum in Graz, wo man sich ebenso an einem energieeffizienteren Weg versucht. In einem vom Verkehrsministerium und von der Forschungsförderungsgesellschaft FFG finanzierten Projekt wird an einer Fusion verschiedener in diesem Bereich genutzter Ansätze gearbeitet. Die Luftfahrtingenieure wollen unter dem Namen IceDrip eine wasserabweisende Oberfläche mit einem thermalen Enteisungssystem verbinden. Anstatt wie bisher üblich das Eis zu schmelzen oder zu verdampfen, was noch energieintensiver ist – wird das Eis hier durch das Zusammenspiel der eingesetzten Technologien mit den aerodynamischen Kräften regelrecht abgeschoren, sagt der Projektkoordinator Wolfgang Hassler. Die Materialien und Technologien wurden von den Industriepartnern Aerospace & Advanced Composites, Rembrandtin Lack und der Villinger GmbH zur Verfügung gestellt. Nach den ersten Tests der Beschichtungen mussten die Steirer nach Wien übersiedeln: Für einen vollständigen vereisten Flügel war der Windtunnel der Fachhochschule zu klein. Im Rail Tec Arsenal Climatic Wind Tunnel Vienna, in dem eigentlich Schienenfahrzeuge überprüft werden, findet die Tragfläche aber Platz. Bis die Technologie eingesetzt wird, dauert es jedoch noch, da weiterhin umfangreiche Tests nötig sind. Hassler: Dieses System ist noch nicht optimiert. Jetzt geht es vor allem darum, die Funktionalität verschiedener Beschichtungen zu überprüfen. Was am Ende eingesetzt wird, muss schließlich das Beste sein. Da hat es für uns im kleinen Rahmen auch schon unangenehme Überraschungen gegeben. Wissenschaft;Original-Dokument aus Genf kann ab sofort dauerhaft besichtigt werden. Wien – Neuzugang im Sisi Museum Wien: Besucher können ab sofort den Original-Totenschein der am 10. September 1898 in Genf ermordeten Kaiserin bestaunen. Ebenfalls erstmals ausgestellt werden Seidenstiefletten Elisabeths. Sie belegen, dass sie tatsächlich sehr große, aber trotzdem ganz schmale Füße hatte, sagte Kuratorin Olivia Lichtscheidl. Der am 13. September 1898 ausgestellte Totenschein wurde – wie die Stiefletten – am 7. Mai 2015 von der Schloss Schönbrunn Betriebsgesellschaft (SKB), zu der das Sisi Museum gehört, in einer Auktion im Dorotheum angekauft. Wo er vorher war, wissen wir nicht, erklärte Lichtscheidl. Auf dem Dokument, das bisher lediglich als Faksimile zu sehen war, ist jedenfalls neben persönlichen Daten auch der Name des Attentäters, Luigi Lucheni, vermerkt. Er hatte der Monarchin während eines Spaziergangs eine – ebenfalls im Museum ausgestellte– Feile in die Brust gestoßen und ihr damit eine tödliche Verletzung des Herzbeutels zugefügt. Allerdings ist den Behörden in Genf ein Fehler unterlaufen. Sie haben als Geburtsort Schloss Possenhofen angegeben. Tatsächlich wurde sie aber im Herzog-Max-Palais in München geboren, so die Kuratorin. Dank spezieller Licht-, Temperatur- und Luftfeuchtigkeitskontrollen kann das Artefakt dauerhaft ausgestellt werden. Nicht möglich ist das bei den Seidenstiefletten, die ebenfalls aus einer späten Lebensphase der Kaiserin stammen. Das äußerst heikle Schuhwerk misst eine Länge von 26 Zentimetern. Das entspricht Schuhgröße 41 und belegt, dass die Kaiserin sehr große, aber ganz schmale Füße gehabt hat, so Lichtscheidl. Bisher sei das nicht so ausdrücklich klar gewesen, da vorrangig Schuhe aus ihrer Jugend bzw. Lederstiefeln, die sich mit der Zeit zusammenziehen, erhalten seien. Nicht-Wissenschaft;'Der Kunstraum Niederösterreich widmet sich 2016 einer Reflexion auf das Genre Performance. Am Donnerstagabend eröffnete die erste Ausstellung "Objective. The artist is absent" mit einer durchaus irritierenden Aktion. Wien – Noch extemporiert die Philosophin Elisabeth von Samsonow munter über den Körper zwischen Kunst und Medizin. Sie erörtert wortreich Verbindungen zwischen den steril-weißen Räumen im Krankenhaus und dem White Cube der Kunst und vergleicht die Ausgeliefertheit des Patienten an den Arzt mit jener des Künstlers gegenüber dem Kurator. Angespannt sind indessen nicht nur die Ärztin zur Linken Samsonows und die Kuratorin zu ihrer Rechten, sondern auch das Publikum. Immerhin ist von Samsonow im Begriff, sich in einen reinen Körper zu verwandeln: Sie wird sich für ihre Performance The artist is absent live anästhesieren lassen. Dann wird das zahlreich erschienene Publikum an ihrer Bahre Schlange stehen, um Blicke auf das Gesicht der Weggetretenen respektive der Kunstwerk Gewordenen zu erhaschen. Mit einer Performance, die durchaus auch hartgesottene Gemüter zumindest zu irritieren wusste, eröffnete Donnerstagabend der Kunstraum Niederösterreich die Ausstellung Objective. The artist is absent – eine Anspielung auf Marina Abramovics Langzeitperformance The artist is present, bei der sie 2010 im New Yorker Moma 721 Stunden dem Publikum gegenüber saß. Objective ist der erste Beitrag in der Jahresreihe Meanwhile ..., einer großangelegten Reflexion über das Genre Performance: Wie verhält sich die kurze, intensive Zeitspanne der Aufführung zum Vorher und Nachher? Wie lässt sich augenblicksbezogene Kunst konservieren, archivieren, vermitteln? Wo fängt Performance an, wo hört sie auf? Wer sich am Donnerstag nicht als Voyeur fühlen wollte, der gab sich der mit drei Positionen angenehm luftigen Ausstellung hin. Etwa der reizvollen Videoserie Wenn der Druck zu groß wird von Angelika Wischermann: Die Künstlerin schnürte Porzellanvasen an eine Säule – immer fester, bis diese brachen. Dass es für Betrachter der ziemlich langen Videos äußerst unwahrscheinlich ist, den entscheidenden Moment des Zerbrechens erleben – dass also die Action meist just hinter dem Rücken des Betrachters stattfindet – darin besteht die schöne Koketterie dieser Arbeiten. Daniela Grabosch ist mit einer Videoinstallation zum Thema Überwachung vertreten: Die Künstlerin machte sich auf die Suche nach Überwachungskameras im öffentlichen Raum, um an den fraglichen Orten Selfies zu schießen und diese auch gleich als Sticker zu hinterlassen. Für die Ausstellung Objective ist freilich relevant, dass hier die Frage aufgeworfen wird, inwieweit man eine Performance gewissermaßen undercover aufführen kann. Spannend ist das Projekt T. E. der österreichischen Künstlerin Elisabeth Falkinger: Als sie 2013 in die Ukraine reiste, verliebte sie sich in einen Traktor. Das Zugticket nach Österreich war mit einem Mal vergessen. Falkinger beschloss, auf dem Rücken des Geliebten zurückzutuckern. Auf der dreimonatigen Reise war er ihr Werkzeug und Kommunikationsmittel mit der Umgebung. So steht es im Reisetagebuch, das nun auch Falkingers Diplomarbeit wurde. Fotos zeigen das ungleiche Paar beim Baden; der Text spricht vermenschlichend von T. und E. – statt Traktor und Elisabeth. In die Schau Objective. The artist is absent fügt sich T.E. insofern ein, als hier einige Fragen aufgeworfen werden: Handelt es sich um eine Landschaftsstudie? Eine Reflexion über das Verhältnis von Mensch und Maschine? Oder ist es doch mehr eine Performance? Abwesend ist hier indes nicht nur die Künstlerin, sondern auch der Traktor. Zu sehen ist eine Arbeit, die während des Prozesses entstand: eine Installation aus jenen Bauteilen, die während der Reise repariert werden mussten, die sozusagen von der gemeinsamen Entdeckung der Langsamkeit erzählen. Den Traktor auszustellen sei, so die Künstlerin, nicht möglich gewesen. T. könne nämlich nicht allein sein.' Wissenschaft;Teilchenphysiker Valentin Knünz erforscht schwere aus Quarks aufgebaute Teilchen: die Quarkonia. Während auch der physikalische Laie schon einmal von Protonen und Neutronen, Quarks oder sogar dem selteneren Higgs-Boson gehört hat, führen Quarkonia in der Öffentlichkeit eher ein Schattendasein. Dabei handelt es sich um sehr massereiche, aus einem Quark und seinem Anti-Quark aufgebaute Teilchen: Sie wiegen mehr als zehnmal so viel wie ein Proton. Die Erforschung der Quarkonia verspricht tiefere Einblicke in ganz grundlegende Fragen der Teilchenphysik: Wie kommt es zur Bindung von einem Quark und einem Antiquark? Wie werden Kernteilchen überhaupt erzeugt? Diese Teilchen sind zu kurzlebig, als dass man sie direkt registrieren und analysieren könnte, sagt Valentin Knünz, der für seine Dissertation über dieses Thema kürzlich mit dem Victor-Hess-Preis der Österreichischen Physikalischen Gesellschaft und dem Wissenschaftspreis des Landes Vorarlberg (Spezialpreis) ausgezeichnet wurde. Sie zerfallen aber in andere Teilchen, die dann am Detektor des Large Hadron Collider registriert werden und von denen wir auf das ursprüngliche Teilchen rückschließen können. Der Large Hadron Collider am Cern, der Europäischen Organisation für Kernforschung in Genf, bietet optimale Bedingungen, um die Entstehung und die Eigenschaften von Quarkonia zu untersuchen. Bei den Experimenten, die der Teilchenphysiker auswertete, wurden durch aufeinander abgefeuerte Protonenstrahlen an die 100 Millionen Kollisionen pro Sekunde erzeugt. Aufgezeichnet kann davon aber immer nur ein kleiner Teil werden, etwa 100 pro Sekunde, der dann gespeichert und in Speicherzentren auf der ganzen Welt verteilt wird. Ich bin in ein goldenes Zeitalter hineingeboren worden, freut sich der Physiker und meint damit, dass die über Jahre dauernden Aufbauarbeiten des Teilchenbeschleunigers und der Detektoren in Genf genau zu dem Zeitpunkt abgeschlossen waren, als er vor fünf Jahren mit seiner Forschungsarbeit begann. Ich hatte somit das große Glück, dass ich direkt in die Datenanalyse einsteigen konnte. Im Rahmen seiner Dissertation untersuchte Knünz ausgewählte Daten der LHC-Experimente eines ganzen Jahres. Generell werden die enormen Datenmengen, die mittels der Detektoren des Teilchenbeschleunigers gesammelt werden, vorsortiert und dann über ein weltumspannendes Computernetzwerk – den LHC Computing Grid – an alle 140 beteiligten Institute weitergeleitet. Eines davon ist das Wiener Institut für Hochenergiephysik der Akademie der Wissenschaften und der Technischen Universität Wien, an dem Knünz vor seiner Dissertation bereits seine Diplomarbeit durchgeführt hat. Die Liebe zu großen Datenmengen ist ihm dabei scheinbar angeboren: Ich habe mich immer für Zahlen interessiert, und es war klar, dass ich in der Richtung auch etwas studieren möchte. Und dieser Leidenschaft wird der Vorarlberger auch weiterhin treu bleiben: Für die Zeit nach dem Doktorat hat Knünz eines der begehrten Cern-Fellowships erhalten und wird die Erforschung der Teilchenwelt in den nächsten Jahren direkt vor Ort beim Teilchenbeschleuniger in Genf fortsetzen. Wissenschaft;10,5 Millionen Euro teures Schutzprogramm hilft aber nur gegen Haie, die mit einem Chip versehen sind. Sydney – Nachdem es zu einigen Hai-Attacken auf Schwimmer gekommen ist, bei denen heuer auch zwei Menschen gestorben sind, setzt Australien nun auf Satellitenüberwachung. In den Gewässern des südöstlichen Bundesstaats New South Wales seien zwei Signal-Empfangsstationen angebracht worden, um mit Chips markierte Tiere zu überwachen, wie örtliche Behörden mitteilten. Diese spürten Tiere in bis zu 500 Metern Entfernung auf und warnten die Öffentlichkeit per App, falls sich die Tiere der Küste nähern. Das hilft freilich nur bei Haien, die einen Chip in sich tragen. Bisher wurden in Australien 14 Tiere mit einem Sender gekennzeichnet, allerdings werden auch im Ausland markierte Tiere von den Empfängern registriert. Regierungsangaben zufolge will das Land die Zahl der Stationen auf 20 aufstocken. Sie gehören zu einem umgerechnet rund 10,5 Millionen Euro teuren Schutzprogramm. Zuletzt testete Australien die Überwachung der Küsten mit Drohnen. Nicht-Wissenschaft;Mehr als die Hälfte der Anträge wurde von Syrern, Afghanen und Irakern gestellt – Zwei Millionen Flüchtlinge seit 1945 aufgenommen. Wien – Die Zahl der Asylanträge steigt: Das Innenministerium hatte zuletzt seine Prognose für heuer auf rund 80.000 erhöht. Im ersten Halbjahr haben 28.311 Personen in Österreich um Asyl angesucht. Das sind bereits mehr als im ganzen Jahr 2014, in dem insgesamt 28.027 Anträge registriert wurden. Dabei sind die Antragszahlen zuletzt von Monat zu Monat in die Höhe geklettert. Während im ersten Halbjahr 2014 monatlich in etwa 1.200 bis 1.700 Personen Asyl beantragten, sind die Zahlen dann im Winter auf mehr als 4.000 gestiegen. Nach einem kurzen, leichten Rückgang im Februar und März wurden dann im Mai schon mehr als 6.000 und im Juni als absoluter Spitzenwert 7.538 Anträge gezählt. Deutlich mehr als die Hälfte der Anträge stammt von Menschen, die aus den Bürgerkriegsländern Syrien, Afghanistan und Irak kommen. Im ersten Halbjahr haben 7.692 Syrer, 5.749 Afghanen und 3.806 Iraker um Asyl angesucht. Die Zahl der nach Österreich gekommenen Syrer ist vor allem seit September des Vorjahres in die Höhe geklettert. Während im ersten Halbjahr 2014 die Zahl ihrer Anträge noch zwischen rund 200 und 600 monatlich lag, ist sie im September erstmals auf über 1.000 gestiegen und um im Juni lag sie bereits bei 2.420. Bei Afghanen und Irakern liegt die Antragszahl erst seit Mai jeweils über 1.000 – zuletzt im Juni bei 1.789 beziehungsweise 1.254. Der im Winter noch sehr hohe Zuzug an Menschen aus dem Kosovo ist inzwischen nahezu versiegt. Während im Jänner noch mehr als 1.000 Kosovaren um Asyl angesucht haben, waren es im Mai nur noch 51 – nachdem Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) bei einem Besuch im Kosovo klargemacht hatte, dass Kosovaren in Österreich kaum Chancen auf Asyl haben. Die derzeit registrierten Zahlen sind für Österreich nichts Neues: Seit dem Zweiten Weltkrieg hat Österreich laut UN-Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR) insgesamt mehr als zwei Millionen Flüchtlinge aufgenommen, fast 700.000 Menschen sind geblieben. Aufgrund seiner geografischen Lage zwischen den Blöcken war Österreich jahrzehntelang das wichtigste Land für die Erstaufnahme von Flüchtlingen und Auswanderern in Europa. Bereits unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg befanden sich rund 1,4 Millionen Vertriebene im besetzten Österreich. Die erste große Flüchtlingswelle erreichte das mittlerweile souveräne und neutrale Österreich 1956. In Folge des Volksaufstandes in Ungarn suchten 180.000 Menschen Zuflucht im Nachbarland. Die USA und Kanada nahmen den Großteil der Flüchtlinge auf. Etwa 18.000 Ungarn blieben in Österreich. Im Jahr 1968 brachten sich 162.000 Tschechen und Slowaken nach dem Einmarsch der Warschauer-Pakt-Truppen in die damalige Tschechoslowakei und dem damit verbunden Ende des Prager Frühlings in Österreich in Sicherheit. 12.000 von ihnen ließen sich für immer hier nieder, die meisten Flüchtlinge kehrten aber wieder in ihre Heimatländer zurück, einige zogen in andere Länder weiter. 1972 nahm Österreich laut UNHCR aufgrund international vereinbarter Quoten erstmals nicht-europäische Flüchtlinge auf: 1.500 asiatisch-stämmige Ugander, danach Chinesen, Vietnamesen, Kambodschaner und Kurden. 1980/81 setzte die nächste große Fluchtbewegung aus Osteuropa ein. Als in Polen das Kriegsrecht ausgerufen wurde, kamen 33.000 Flüchtlinge nach Österreich. 90 Prozent reisten in Drittländer weiter. In der jüngeren Vergangenheit trieben die Kriege am Balkan beim Zerfall Jugoslawiens wieder Zehntausende in die Flucht. Um den Jahreswechsel 1991/1992 kamen rund 13.000 aus Kroatien, der Großteil kehrte im Frühjahr 1992 wieder nach Hause zurück. Zu diesem Zeitpunkt trafen die ersten Flüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina ein. Rund 90.000 wurden hier aufgenommen. Rund 60.000 von ihnen fanden hier eine zweite Heimat – nach Angaben des UNHCR die umfangreichste und aufwendigste Aufnahmeaktion in der Geschichte Österreichs. Als im Frühjahr 1999 die Vertreibung der Kosovo-Albaner eskalierte, nahm Österreich mehr als 5.000 Menschen auf. Gleich nach dem Ende der Kämpfe im Sommer 1999 begann eine erste Rückkehrbewegung. Wissenschaft;Eine neue Schau im Jüdischen Museum Wien erhellt die Beziehungsgeschichte zwischen den Juden und der Uni Wien. Wien – Es war schlicht und einfach eine Hölle. Dieser Satz stammt aus den Erinnerungen von Bruno Kreisky. Gemeint war damit die Atmosphäre an der Uni Wien, wo der spätere Bundeskanzler ab 1929 Jus studierte. Just in diesen Jahren erlebten die pogromartigen Krawalle gegen jüdische Studierende dramatische Höhepunkte. Das Kreisky-Zitat ist ab sofort auch im Aufgang zur neuen Ausstellung des Jüdischen Museums Wien zu lesen. Dort wird ab morgen unter dem Titel Die Universität. Eine Kampfzone eine konfliktreiche Beziehungsgeschichte rekonstruiert – auch und zumal aus Anlass des 650-Jahr-Jubiläums der Universität Wien, das dieser Tage offiziell ausklang. Die Schau im Jüdischen Museum nimmt gleich im Eingangsbereich unmittelbar darauf Bezug: Warb die Universität heuer unter anderem mit dem Sujet Offen seit 650 Jahren, so thematisiert gleich der erste Raum eindrücklich, dass die Uni für Frauen bis 1897 verschlossen war und auch den Juden der Zutritt mehr als 400 Jahre lang verweigert wurde. Offenheit und Ausschluss, Durchlässigkeit und Abdichtung – diese Gegensatzpaare ziehen sich wie rote Fäden durch die Schau und finden auch im schlüssigen Design von Stefan Fuhrer eine Entsprechung: Dachlatten zeigen an, wann die Uni für Juden Platz unter ihrem Dach bot und wann sie zur Kampfzone wurde. Die Begleittexte sind auf Styropor aufgebracht, einem Hartschaum und Dämmmaterial. Zutritt zur Universität erhalten Juden erst durch das Toleranzpatent Josephs II. 1782. Im Laufe des 19. Jahrhunderts wird die Universität ein Ort der Hoffnung für zuvor lange Zeit Ausgeschlossenen. So spielen jüdische Studierende eine wesentliche Rolle bei der Revolution des Jahres 1848. Als eine Art Leitfaden für diesen Teil der Ausstellung dient eine echte Wiederentdeckung: ein Buch des jüdischen Historikers Gerson Wolf zum 500. Geburtstag der Alma Mater Rudolphina. Bilanzierte Wolf die jüdisch-universitäre Beziehungsgeschichte bis 1865, so setzt die von Chefkurator Werner Hanak-Lettner konzipierte Ausstellung Wolfs kritische Sicht mit einer Fülle an Dokumenten, Fotos, Briefen und künstlerischen Interventionen fort. Zunächst erhellt sie an gut gewählten Beispielen, wie insbesondere Mediziner jüdischer Herkunft mit ihren Forschungen zur Glanzzeit der Alma Mater Rudolfina in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts beitragen. Haben die Juden damals das Gefühl, endlich in der Mitte der Gesellschaft angekommen zu sein, so Werner Hanak-Lettner, verschlechtert sich ihre Lage ab 1875 wieder. Von nun an tragen die Universitäten wesentlich zur gesellschaftlichen Akzeptanz des Antisemitismus bei. Was hier ein wenig kurz kommt, ist konkretes Zahlenmaterial: Statistiken über den Anteil von Studierenden und Lehrenden jüdischer Herkunft finden sich leider nur im multimedial bestückten Gerson Wolf-Studienraum. Und ausgespart bleibt auch, dass der Zuzug von Tausenden ostjüdischen Kriegsflüchtlingen nach 1914 den Anteil jüdischer Studierender stark erhöhte, was in der Krisensituation der Ersten Republik den Antisemitismus befeuerte. Wie dramatisch die Situation ab den frühen 1920er-Jahren wird, illustriert die Schau anhand zahlreicher Zeitzeugenberichte und Fotos umso eindrucksvoller: Da ein Numerus clausus für Juden nicht durchsetzbar war, greifen insbesondere die ab 1923 rasch aufkommenden Nationalsozialisten zur brutalen Gewalt. Die unmittelbaren Folgen des Anschlusses 1938, die vielfach ausgestellt wurden, streift die Schau hingegen nur kurz. Stattdessen endet der Parcours mit der Affäre um den antisemitischen Professor Borodajkewycz 1965 und den Biografien vertriebener österreichischer Wissenschafter. Die kamen nach 1945 auch deshalb nicht zurück nach Wien, weil die Uni für sie auch nach 1945 verschlossen blieb – womit sich der Kreis des in jeder Hinsicht lehrreichen Rundgangs auch räumlich schließt. Nicht-Wissenschaft;Band geht nach der Südamerika-Tour ins Studio. Los Angeles – Die Rolling Stones wollen 2016 ein neues Album veröffentlichen. Es wäre das 25. Studioalbum der Band und das erste seit mehr als einem Jahrzehnt, sagte Gitarrist Keith Richards in einem Radiointerview anlässlich der Promotion für sein Soloalbum Crosseyed Heart, das der 71-Jährige am Freitag veröffentlicht. Ich war letzte Woche in London und traf die Jungs, und ja, es gibt definitiv Pläne für ein neues Album, so Richards. Ins Studio will die Band nach der geplanten Südamerika-Tournee im nächsten Jahr gehen. Das letzte Album mit neuen Songs veröffentlichten die Stones 2005 mit A Bigger Bang. Wissenschaft;Dass Katzen einzelgängerisch sind, ist bekannt. Eine Studie zeigt nun, dass ihnen Trennungen von ihren Besitzern noch viel weniger ausmachen als angenommen. Lincoln – Die Gräben zwischen Hunde- und Katzenbesitzern sind bekanntlich tief, und das liegt wohl nicht unbedeutend an ihren unterschiedlichen Charakteren (sowohl der Halter, als auch der Tiere). Stark verallgemeinert stehen den selbstständigen, eigenwilligen und oft einzelgängerischen Katzen die Hunde als treue, anhängliche bis unterwürfige Rudeltiere gegenüber. Hunde haben Besitzer, Katzen haben Personal, lautet ein bekanntes Sprichwort, das diese Charakterisierung pointiert zuspitzt. Doch auch mit Menschen sozialisierte Katzen zeigen mitunter Trennungsangst und reagieren scheinbar ängstlich auf eine bevorstehende Abreise ihrer Besitzer. Kann dies also doch als ein Zeichen von emotionaler Abhängigkeit interpretiert werden? Forscher um Daniel Mills von der University of Lincoln haben diese Verhaltensweisen genauer untersucht und kommen nun im Fachblatt Plos One zu dem Schluss, dass Katzen tatsächlich autonomer sind als Hunde: Sie zeigen demnach keine Trennungsangst und fühlen sich nicht auf die Sicherheit angewiesen, die ihnen ihr Besitzer bietet. Für ihre Studie adaptierten die Forscher einen standardisierten Test, der üblicherweise zur Analyse des Verhältnisses zwischen Kleinkindern oder jungen Hunden und ihrer wichtigsten Bezugsperson eingesetzt wird. In der Vergangenheit ließ sich mit diesem Test nachweisen, dass sowohl Kinder als auch Hunde in ungewohnten Situationen bei ihren Bezugspersonen Orientierung, Sicherheit und Zuflucht suchen. Nun unterzogen Miller und Kollegen auch Hauskatzen diesem Test. Sie analysierten das Verhalten der Tiere in für sie ungewohnten Situationen: etwa in einer neuen Umgebung zusammen mit dem Besitzer, in einem fremden Raum mit einer unbekannten Person oder ganz alleine. Die Forscher beobachteten insbesondere, wann und wie die Katzen versuchten, Aufmerksamkeit zu erregen, wie sie sich bei Trennungen verhielten und wie sie auf die Rückkehr ihrer Besitzer reagierten. Das Resultat: Vertraute Menschen scheinen für Katzen deutlich unwichtigere Bezugspersonen zu sein als für Hunde. Anhängliche Individuen bleiben in unbekannten Situationen nahe bei ihren Bezugspersonen, zeigen ängstliches Verhalten bei Trennungen und große Freude bei der Rückkehr ihrer Besitzer, so Miller. Bei den untersuchten Katzen seien diese Trends jedoch allesamt nicht feststellbar gewesen. Zwar reagierten die meisten Tiere mit lauterem Miauen, wenn ihre Besitzer den Raum verließen, als wenn sie von einer unbekannten Person alleine gelassen wurden. Doch diese Vokalisation könnte auch einfach ein Zeichen von Frustration sein, oder eine erlernte Reaktion, denn wir haben keine weiteren Zeichen ausgeprägter Anhänglichkeit gesehen, so der Forscher. Diese Ergebnisse würden aber nicht bedeuten, dass Katzen nicht auch soziale Beziehungen und enge Freundschaften eingehen können, so Mills. Aber sie zeigen, dass diese Beziehungen nicht auf einem Bedürfnis nach Sicherheit beruhen. Nicht-Wissenschaft;'Bis Ende 2016 werden die Ostbankenbeteiligungen mit derzeit 48.000 Mitarbeitern nach Italien transferiert. Der D-Day ist vorbei, Unicredit-Chef Federico Ghizzoni hat gesprochen. Nun wird die größte italienische Bankengruppe umgebaut und zur Ader gelassen. Am Mittwoch gab Ghizzoni in Mailand seinen rigorosen und realistischen Plan bekannt: 18.200 Mitarbeiter müssen ihren Hut nehmen. Derzeit beschäftigt Unicredit 130.000 Mitarbeiter. Blut, Schweiß und Tränen wird es vor allem für die Mitarbeiter der Bank Austria (BA) geben. Sie gehört den Mailändern seit 2005 – bis auf 10.115 Namensaktien, die der Gemeinde-Wien-nahen AVZ-Stiftung und dem Betriebsratsfonds (115 Aktien) gehören und Mitspracherechte einräumen. Die Bank Austria wird entthront: Die Italiener nehmen ihrer Tochter in Wien deren zentrale Aufgabe, die Zuständigkeit fürs gewinnträchtige Geschäft in Osteuropa (CEE). Um die Struktur der Unicredit einfacher zu machen und die Steuerungsfunktionen zu bündeln, wird das CEE-Geschäft (samt 47.800 Mitarbeitern) bis Ende 2016 nach Mailand übersiedelt. Die Osteuropasparte mit ihren 13 Geldhäusern ist die Cashcow der BA, sie steuert den größten Teil ihres Gewinns bei. 2014 stammten 1,5 Milliarden Euro des Bank-Austria-Vorsteuergewinns (1,78 Milliarden Euro) aus der Region. Möglich ist der Abzug des CEE-Geschäfts, weil wie berichtet der Bank-der-Regionen-Vertrag im kommenden März ausläuft. Mit ihm hatten sich die Österreicher die Zuständigkeit für Osteuropa schon 2000 beim BA-Verkauf an die deutsche Hypo Vereinsbank gesichert, die Italiener haben den Vertrag 2005 dann angepasst. Betreut werden soll das Geschäft mit Osteuropa aber weiterhin von Wien aus. Laut Aussendung der Unicredit werden zwar die Beteiligungen an den Osttöchtern künftig direkt von der Unicredit gehalten, das Know-how der CEE-Sparte bleibe aber in Wien erhalten. Anders ausgedrückt: Jene rund 700 Banker, die von Wien aus CEE betreuen (viele davon kommen aus Italien), werden das auch künftig tun. Bilanztechnisch ressortiert CEE künftig aber nach Mailand – die Kuh ist sozusagen aus dem Stall. Wobei diese Lösung nicht nur bei der Belegschaft, sondern auch bei den österreichischen Bankenaufsehern für hörbares Aufatmen sorgen dürfte. Sie präferieren diese Variante, weil sie (vereinfacht gesagt) das Risiko und die Kapitalerfordernisse für Osteuropa nach Italien bugsieren und Österreich insofern entlasten. Vor allem die rasche Expansion der Tochter in der Türkei hat bei den Aufsehern in der Nationalbank zuletzt für Sorgenfalten gesorgt. Die Bank verdiene zwar gut, man solle aber das politische Risiko nicht vernachlässigen, argumentieren sie. Die ersten neun Monate 2015 liefen für die BA auch im CEE nicht so gut. Der Nettogewinn hat sich auf 660 Millionen Euro halbiert, der Kreditrisikoaufwand stieg um 42 Prozent. Hauptgrund: die Lasten aus der Zwangskonvertierung von Frankenkrediten in Kroatien. Zu Einschnitten bis auf die Knochen wird es aber auch im Retailgeschäft der Bank Austria kommen. Diese Sparte umfasst das Geschäft mit Privatkunden und jenes mit kleinen Unternehmen mit einem Umsatz von maximal drei Millionen Euro – und es beschert der Bank Austria rote Zahlen. 2014 hat es zwar noch einen Minigewinn von 33 Millionen Euro Gewinn geschrieben, per Ende Juni 2015 allerdings einen Verlust von 34 Millionen Euro. Wie DER STANDARD berichtet hat, verhandelt Bawag-Eigner Cerberus mit den Italienern über einen Kauf des Retailgeschäfts (25 Milliarden Euro Bilanzsumme). Ghizzoni bestätigte am Mittwoch, dass das Privatkundengeschäft bis Ende 2016 verkauft oder restrukturiert werden soll. Zum STANDARD sagte er nur so viel: Bei einem im Gang befindlichen Merger kann ich auch keine Namen der Interessenten nennen. Aber es gibt Verhandlungen. Wir wollen jedenfalls 2016 zu einem Resultat kommen. Dass in Österreich besonders stark herumgerührt wird, begründet Ghizzoni mit dem kargen makroökonomischen Umfeld: Die Steuern – die Bankenabgabe – sind überdurchschnittlich hoch, die Arbeitskosten liegen über jenen in anderen Ländern. Der Unicredit-Chef versichert aber, in andere Banktätigkeiten in Österreich, wie etwa Private- und Investmentbanking, zu investieren. Verkauf oder Sanierung: In beiden Fällen droht laut Wiener Bankern ein Blutbad, sind doch im Filialgeschäft mehr als 3000 Mitarbeiter beschäftigt. Eine Restrukturierung hätte weiteren Mitarbeiterabbau und Filialschließungen zur Folge; ein Verkauf an die Bawag wohl auch. Deren US-Eigentümer soll denn für die Übernahme des unrentablen Privatkundenteils (und der zum Teil unkündbaren Mitarbeiter) eine Mitgift verlangen – und zwar eine höhere als bisher kolportiert. Unbestätigten Gerüchten zufolge geht es um eine Milliarde Euro. Unabhängig vom Schicksal des Retailgeschäfts wird der Mitarbeiterabbau aber sowieso weitergehen. Bis 2018 werden 800 Jobs verschwinden (200 pro Jahr), wobei die natürliche Fluktuation bei 250 Mitarbeitern im Jahr liegt. Jobbau ist für die BA freilich nichts Neues. Im Herbst 2013 hat Bankchef Willibald Cernko das Programm Bank Austria 2020 verkündet, mit dem Investitionen in Online-Banking und Service fixiert wurden und die Personalkosten-Schraube weiter angezogen wurde. Ende September beschäftigte die BA 9300 Mitarbeiter (Vollzeitäquivalente); in den vergangenen eineinhalb Jahren wurden 700 Mitarbeiter eingespart; betriebsbedingte Kündigungen gab es nicht. Freilich haben 1450 Mitarbeiter auf Teilzeit umgesattelt – was einem Abbau von 410 Vollzeitjobs entspricht. Die Belegschaftsvertreter pochen angesichts dessen auf einvernehmliche Lösungen und Verhandlungen statt fixer Vorgaben, wie Zentralbetriebsratschef Adolf Lehner sagt. Wie es da weitergeht, wird man, zumindest ansatzweise, am 24. November erfahren: Da findet im Wiener Austria Center eine erste Betriebsversammlung statt. (Renate Graber, Thesy Kness-Bastaroli, 11.11.2015)' Wissenschaft;Nur zwei Millionen Jahre altes Sternsystem verriet Heranwachsen eines neuen Exoplaneten durch charakteristische Strahlung. Tuscon – Wie Planeten entstehen, ist mittlerweile weitgehend geklärt- zumindest theoretisch. Wie dieser Vorgang in der Praxis aussieht, haben nun erstmals Astronomen um Stephanie Sallum von der University of Arizona beobachten können: Den Wissenschaftern ist es laut ihrer im Fachjournal Nature präsentierten Studie gelungen, die Signatur von heißem Gas und Staub nachzuweisen, die sich zu einem heranwachsenden Exoplaneten sammeln. Die Astronomen hatten den Babyplaneten mit der Katalognummer LkCa 15b ins Visier genommen, der bereits vor einigen Jahren entdeckt worden war. Er gehört zu einem in kosmischen Maßstäben sehr jungen Stern, der erst zwei Millionen Jahre alt ist und gerade ein Planetensystem bildet. Die Planeten entstehen aus einer riesigen Gas- und Staubscheibe, die den Stern umgibt. Die Beobachtungen zeigten, dass das Innere dieser Scheibe bereits weitgehend leergeräumt ist. Mit Teleskopen in Chile und den USA gelang es dem Team, die charakteristische Strahlung von 9700 Grad heißem Wasserstoffgas sowie das Leuchten von glühend heißem Staub nachzuweisen, die auf den jungen Protoplaneten fallen und ihn so wachsen lassen. Damit sei erstmals die direkte Beobachtung dieses Prozesses der Planetenentstehung gelungen, schreiben die Wissenschafter. Nicht-Wissenschaft;'Zum Welttag der Suizidprävention ist es Zeit, das alte Dogma "Über Suizide schreibt man nicht" zu verwerfen. Denn erst Ausnahmen von dieser Regel führen zu Nachahmungen – und wer über Suizidalität dann schweigt, wenn sie nicht sensationell ist, stigmatisiert die Betroffenen weiter. Halbwissen ist oft gefährlicher als Nichtwissen. Werther-Effekt? Ja ja, schon mal gehört: Wird über einen Suizid berichtet, töten sich in der Folge mehr Menschen selbst. So wie damals, als Goethes Briefroman Die Leiden des jungen Werthers erschien. Also: Über Suizide wird nicht berichtet. Stimmt. Fast. Der 10. September ist Welttag der Suizidprävention. Wenn es darum geht, Suizide zu verhinden, müssen auch wir Journalisten unsere Verantwortung wahrnehmen – das bedeutet in diesem Fall, sich vom alten Stehsatz Über Suizide schreibt man nicht zu verabschieden. Das Dogma des Schreibverbots hält sich unter Journalisten. Dabei gibt es drei gute Gründe dafür, es aus den Redaktionen zu verbannen. Eines nach dem anderen. Tatsächlich führen bestimmte Medienberichte über Suizide zu Nachahmungen. Menschen in Krisen befinden sich oft in einer Phase quälender Orientierungslosigkeit, wie es im Leitfaden zur Berichterstattung über Suizid des Wiener Kriseninterventionszentrums heißt. Wenn man über Suizid schreibt, ist allerdings das Wie von weitaus größerer Bedeutung als das Ob. Viele Medienberichte über Suizide haben keinerlei messbare Auswirkung auf die Suizidstatistik. Manche Berichte treiben die Zahl der Suizide in die Höhe – und viele können Suizide verhindern. Vor allem in Wien wird zu diesem Thema seit Jahrzehnten intensiv geforscht. Gut bekannt ist die Studie zu den Wiener U-Bahn-Suiziden: Als sich Anfang der 1980er immer mehr Personen in U-Bahn-Stationen selbst töteten, überzeugten Wiener Wissenschafter die großen Tageszeitungen davon, die Berichterstattung massiv zurückzufahren. Die Folge war ein deutlicher Rückgang der U-Bahn-Suizide. Seitdem hat sich in der Forschung einiges getan: Wiener Wissenschafter (einige davon haben schon in den 80ern an der erwähnten Studie mitgearbeitet) haben 2010 im British Journal of Psychiatry einen Artikel veröffentlicht, in dem sie Medienberichte analysierten und mit der amtlichen Sterbestatistik in Zusammenhang setzten. Das Ergebnis dieser und vieler anderer Studien krempelt das Dogma Über Suizide schreibt man nicht gewaltig um. Die Forscher haben den untersuchten Artikeln Eigenschaften zugewiesen: Wurde die Suizidmethode erwähnt? War der Text mit einem Foto illustriert? Wurde der Suizid vereinfacht begründet (zum Beispiel: Selbstmord wegen Liebeskummer)? Diese Eigenschaften wurden als harmful, schädlich, eingeordnet. Umgekehrt codierten die Autoren auch protective items: Wurde eine Expertin oder ein Experte zitiert? Wurden Hilfsangebote für Menschen in Krisen angeführt? Die Rolle der Journalisten präsentiert sich im Licht aktueller Studien weitaus vielschichtiger, als es der viel zu einfache Stehsatz des Berichtsverbots vermuten ließe: Je nachdem, wie über einen Suizid berichtet wird, können Medien die Zahl der Nachahmungssuizide steigern – oder senken. Jetzt könnte man sagen: Berichten wir am besten gar nicht, dann können wir nichts falsch machen. Dieser Zugang hat nur einen großen Haken. Denn der Stehsatz Über Suizid berichten wir nicht funktioniert nicht lückenlos. Und er filtert genau die falschen Berichte heraus. Etwa drei Personen töten sich jeden Tag in Österreich selbst, über die allerwenigsten liest man in der Zeitung. Zu Recht, im Sinne der Zurückhaltung, allerdings meistens nicht aus Verantwortungsbewusstsein, sondern weil ein so alltäglicher Tod eben keine Geschichte ist. Aber ein Prominenter? Na ja, das können wir doch nicht verschweigen! Und weil wir ja normalerweise nicht über Suizide berichten, wissen wir jetzt nicht, wie wirs richtig machen. Dann wird im Boulevard über mehrere Tage im Detail ausgeschlachtet, wie Robin Williams gestorben ist. Oder wie genau Ludwig Hirsch starb, nacherzählt aus seiner Perspektive. Das Bitter-Ironische: In der Statistik messbare Nachahmungen sind hauptsächlich bei Prominenten feststellbar – wohl, weil sich die Menschen gerne mit ihnen identifizieren. Wird der Suizid einer unbekannten Person nicht gerade pathetisch und detailreich nacherzählt, ist die Identifikationsgefahr gering. Wir müssen – als Gesellschaft – über Suizid sprechen. Jedes Jahr töten sich in Österreich 1.200 bis 1.300 Menschen selbst. Suizid ist kein Thema, über das man schweigen kann. Jeder dieser Menschen hatte Freunde, Familie, Kollegen. Das sind viele tausend neue Betroffene, jedes Jahr. Weil die Selbsttötung ein Tabu ist, leiden sie noch stärker. Und wer an Suizid denkt, ist umso gehemmter, darüber zu sprechen. Dabei wäre genau das ein so wichtiger erster Schritt in der Prävention. Wie also berichten? Detaillierte Empfehlungen finden sich im erwähnten Leitfaden. Kernpunkt bleibt: Zurückhaltung. Richtige Suizidberichterstattung ist nicht einfach: Einerseits soll der Tod nicht vereinfacht erklärt werden – ein Suizid ist immer die Folge einer Vielzahl komplex zusammenspielender Probleme –, andererseits soll die individuelle Situation nachvollziehbar sein. Schnellschüsse wie Selbstmord wegen Geldnot! fallen also durch. Genauso soll der Suizid nicht moralisch verurteilt werden. Das passiert in vielen Fällen ganz unbewusst. Dauernd Suizid zu schreiben ist kein schöner Stil und widerspricht der reinen Schule gegen die Wortwiederholung. Der Begriff Selbstmord aber macht Betroffene zu Tätern und verstärkt das Stigma, unter dem auch die Angehörigen von Verstorbenen leiden. Umgekehrt suggeriert das Wort Freitod eine Freiheit, die in den allermeisten Fällen nicht vorherrscht: Suizidale Menschen sind alles andere als frei; sie sind gefangen in einer Abwärtsspirale, aus der sie meist nur mit fremder Hilfe ausbrechen können. Wie oben erwähnt können Medien Nachahmungssuizide auch verhindern. Etwa indem auf Kontaktstellen für Hilfesuchende aufmerksam gemacht wird. Oder indem Mythen über Suizide bewusst angesprochen und widerlegt werden. Nein, wer ankündigt, sich selbst zu töten, bettelt nicht nur um Aufmerksamkeit, sondern ist tatsächlich in akuter Gefahr. Circa 80 Prozent jener Personen, die Suizid begehen, haben das vorher angekündigt. Apropos Mythen: Die Suizidwelle nach dem Erscheinen des Werthers konnte letztlich nie nachgewiesen werden. Gut erforscht ist hingegen, dass nach sensationsträchtigen Berichten in Massenmedien die Suizidzahlen steigen – und das Aufzeigen von Alternativen viele Menschen davon abhält, sich selbst zu töten. Schreiben wir also über Suizid und über Suizidalität. Schreiben wir über eine der häufigsten Todesursachen weltweit, aber schlachten wir nicht die Details von Einzelfällen aus. Berichten wir – das hat sich in der aktuellen Forschung als besonders wirkungsvoll in der Verhütung von Selbsttötungen erwiesen – über Menschen, die eine Krise überwunden haben. Verzichten wir auf sensationelle Berichte, und üben wir uns in Zurückhaltung bei Details. Wir erreichen täglich Millionen Menschen, also nehmen wir unsere Verantwortung wahr.' Nicht-Wissenschaft;Umgesetzt wurde die neue Kampagne mit der Agentur moodley brand identity. Wien – Dinosaurier machen auf Citylights, Online-Bannern und auf Facebook darauf aufmerksam, was uns bevorsteht, wenn wir weiterhin auf Energie aus fossilen Rohstoffen setzen. Das sei die Botschaft, die Ökostrom in der neuen Kampagne transportieren möchte, heißt es in einer Aussendung. Die Kampagne wurde von Brunhild Gabriel, zuständig für Marketing und Produktmanagement bei der oekostrom AG, gemeinsam mit der Agentur moodley brand identity geplant. Wissenschaft;Knochen und ein beinahe zwei Meter langer Stoßzahn im Kanton Zug entdeckt. Zug – Bei Bauarbeiten für ein neues Bürogebäude in Rotkreuz im Schweizer Kanton Zug stießen Arbeiter auf einen Mammutstoßzahn und Knochen, die ebenfalls von einem Mammut stammen dürften. Der Mammutstoßzahn ist auf einer Länge von rund 1,90 Meter erhalten (ein Foto finden Sie hier). Ursprünglich dürfte er aber deutlich mehr als zwei Meter gemessen haben, teilte das Amt für Denkmal und Archäologie mit. Das ebenfalls gefundene Fragment einer Beckenschaufel misst 70 Zentimeter. Die Ende Juli entdeckten Stücke sind sehr gut erhalten. Nach einer vorläufigen Schätzung dürfte das Tier vor rund 20.000 Jahren gelebt haben. Die Knochen und der Zahn werden vorläufig im Amt für Denkmalpflege und Archäologie kühl und im Wasser gelagert. Nach ihrer Dokumentation und detaillierten Untersuchung gehen sie ans Kantonale Museum für Urgeschichte. Dort wird entschieden, wie sie konserviert werden, und in welchem Rahmen sie ausgestellt werden können. (APA, 7. 8. 2015) Nicht-Wissenschaft;Als Mädchen wollte Karin Mayr-Krifka immer "klein und lieb sein". Geworden ist sie eine der schnellsten Sprinterinnen der Welt. "Mit mehr System ", sagt die heute 44-jährige Mutter dreier Kinder, "wäre in meiner Karriere aber noch mehr möglich gewesen. ". Wien – Dass der Lift direkt in beide Stockwerke von Karin Mayr-Krifkas Dachgeschoßwohnung in Ottakring führt, freut vor allem den verschwitzten Gast. Spielsachen wegräumen, Staubsauger ausstecken, dem Installateur die Tür aufmachen, dafür spurtet Mayr-Krifka natürlich die Stiegen rauf und runter. Und wie. Nach Anreise mit dem Fahrrad ist die Aussicht vom Balkon, am Fuße des Schlosses auf dem Wilhelminenberg, dann auch an einem trüben Tag ein Traum. Mir tut nichts weh, sagt Karin Mayr-Krifka, 44 Jahre alt und eine der besten Sprinterinnen in der Geschichte der österreichischen Leichtathletik. Nur das linke Handgelenk ist ramponiert, Liegestütz und Handstand gehen halt nicht mehr. An eine Profikarriere hatte Mayr-Krifka als Mädchen nie gedacht, es gab auch keine großen Träume. Das ist mir einfach passiert. Ihre Paradestrecke waren die 200 Meter. Über diese Distanz gewann sie Hallen-WM-Bronze (2004, Budapest) und zweimal Hallen-EM-Silber, nämlich im Februar 2002 im Wiener Dusika-Stadion und 2005 in Madrid. Die Heim-Medaille hat sie besonders in Erinnerung. Weil mich die Leute damals wirklich ins Ziel getragen haben. Aus dem Startblock ist sie wie eine Rakete geschossen, aber im Leben war die Niederösterreicherin eine Spätstarterin. Täglich trainiert wurde erst mit 19 Jahren, bei ihren ersten Olympischen Spielen in Sydney 2000 war sie 29 Jahre alt. Ein Genuss war es nur bedingt, in Australien war Mayr-Krifka im Feld der 70 Läuferinnen eine, die damals daneben hauptberuflich gearbeitet hat. Für die Spiele in Australien ging ihr ganzer Jahresurlaub drauf. Der Schritt Richtung Profisport kam spät. Mit mehr System wäre mehr möglich gewesen. Mit 34 Jahren bekam sie ihr erstes von mittlerweile drei Kindern. In ihrem Geburtsort St. Valentin ging Mayr-Krifka als Kind in den Turnverein, weil es ganz normal war, zum Mutter-Kind-Turnen zu kommen. Als Pubertierende, die bald eine Größe von 1,79 Metern erreichen sollte, wechselte sie später zur Leichtathletik und zum USC Linz, wo sie spielend laufen und springen lernte. Ich hatte schon immer ein großes Kraftpotenzial, in der Schule ist nur ein Bursch schneller gewesen als ich. Die Lebensplanung sah ursprünglich anders aus. Nach der Lehre bei einem Friseur in Haag sollte sie das Geschäft ihrer Oma übernehmen. Daraus wurde aber nichts, die fixen Arbeitszeiten waren ein echtes Handicap fürs Training. Es folgte nach einem Job bei einer Hausverwaltung die Umschulung zur Bankangestellten. Lehre statt Schule, diese Entscheidung hat sie aber niemals bereut: Was man hat, das hat man. Der Wunsch, eine eigene Familie zu gründen, war stets stark. Ich wollte immer drei Kinder haben. Ihren Mann, Gerfried Krifka, lernte sie auf der Laufbahn kennen, gemeinsam trainierte man beim SVS Schwechat. Das Thema Sport ist in der Familie naturgemäß ein großes. Wenn die Leichtathletik-Bewerbe in Rio im Sommer in Szene gehen, dann wird der Fernseher den ganzen Tag rennen. Wenn die Kinder die Mama im TV sehen wollen, dann leg ich halt eine alte DVD ein. Und wenn ich dann in die Kamera winke, dann winken sie zurück. Christiane (10), Felix (8) und Max (6) betreiben in moderatem Ausmaß Judo und Leichtathletik. Sie haben die Gene der Eltern, sollen Spaß haben an der Bewegung. Ob sie sich eine Sportkarriere mit allen Höhen und Tiefen für ihre Kinder wünscht? Warum nicht? Ich bringe Verständnis mit, habe Erfahrung mit Druck und Kritik, kann einiges weitergeben. Olympische Spiele 2004 in Athen: Die Enttäuschung ist groß, als über 200 Meter bereits in der Zwischenrunde Schluss ist. Im Vorlauf läuft die 45-fache österreichische Staatsmeisterin mit 22,81 Sekunden noch eine Fabelzeit, nur elf Hundertstel über einem ihrer sieben noch immer bestehenden ÖLV-Rekorde. Am Ende wird sie 18., weil sie die Kurven schlecht erwischt hat, wie der Gatte konstatierte. In ihrer sportlich erfolgreichsten Zeit bewegte Karin Mayr-Krifka Muskelberge, der Bizeps, die Schenkel, der durchtrainierte Bauch stachen ins Auge. Leichtathletik-Veranstaltungen sind immer auch Messen des Körperkults. War das schon damals in Zeiten extrem schlanker Schönheitsideale too much? Ich hab das nie so schlimm empfunden. Ich bin schon noch eine Frau, haben sie damals am Start zu mir gesagt. Das ist mir wichtig gewesen. Aber auf manchen Fotos habe ich mir nicht gefallen. Zeit zum Abtrainieren war nach der Karriere keine, weil ich ja gleich schwanger geworden bin. Drei Wochen nach der Geburt ihres ersten Kindes stand sie schon wieder auf der Tartanbahn. Es war nur ein kurzes Comeback. Mit 35 Jahren folgte der Rücktritt zum richtigen Zeitpunkt. Es gab keinen Tag, an dem ich wieder auf die Laufbahn zurückwollte. Ich habe mir alle Wünsche im Leben erfüllt. Heute macht sie regelmäßig Nordic Walking, leitet in Schwechat das Nachwuchsstaffeltraining und rennt manchmal Teilstrecken mit. Vom Laufen konnte Mayr-Krifka ebenso wenig leben wie jetzt vom Trainerjob. Unterstützung gab es von der Sporthilfe und gibt es immer noch von Gerfried, der Geschäftsführer einer Wertpapierfirma ist. Der große Traum ist der von einer großen Halle in Wien, wo Kinder spielerisch Leichtathletik lernen können. Heutzutage gehen alle Burschen in den Fußballverein. Dabei gibt es so viele andere schöne Sportarten. Was heute noch auf dem Programm steht? Trainingsplanung, eine Geburtstagsparty, Kinder ins Bett bringen und eine Gutenachtgeschichte. Wissenschaft;Forscher entdeckten den ältesten Nachweis für Bierherstellung in China und rekonstruierten die teilweise exotischen Zutaten. Washington/Wien – Die ältesten schriftlichen Nachweise von chinesischem Bier stammen aus Inschriften auf sogenannten Orakelknochen aus der Shang-Dynastie. Diese rund 3.000 Jahre alten Texte, mit denen unter anderem Schildkrötenpanzer oder andere Tierknochen beschrieben wurden, deuten darauf hin, dass damals Hirse und Gerste die wichtigsten Ingredienzien für das berauschende Getränk waren. Archäologen vermuten allerdings, dass in China bierartige Getränke schon lange vorher gebraut wurden, doch fehlte bisher jede Evidenz für diese Vermutung. Ein solcher Nachweis wurde nun aber in Majiayao in Nordchina in Form von Tongefäßen gefunden, die chinesische Forscher um Jiajing Wang (Stanford University) im Fachblatt PNAS auf ein Alter von 5.000 Jahren schätzen. Das Besondere ist aber nicht allein der Fund des Tongeschirrs, das eindeutig zum Brauen verwendet wurde und damit der älteste Beweis für Bierherstellung im Alten China ist. Erstaunlich sind auch die Zutaten, die von den Archäologen aufgrund chemischer Analysen mittels Ionenchromatografie identifiziert werden konnten. Die Ingredienzien unterscheiden sich dabei stark von den heute üblichen Zutaten: So fanden Wang und sein Team Spuren von Sorghumhirse, der tropischen Getreidepflanze Hiobstränengras, aber auch Wurzelknollen – und Gerste. Das macht die Forscher besonders stolz, denn damit konnte zum einen der Beweis angetreten werden, dass Gerste in China um zumindest 1.000 Jahren früher kultiviert wurde als bisher gedacht. Zum anderen gehen die Forscher davon aus, dass man das Getreide in der Majiayao-Kultur zuerst zum Bierbrauen verwendete und erst später auch als Nahrungsmittel anbaute. Wie aber können die Archäologen beweisen, dass in den Tongefäßen mit den Zutaten tatsächlich Bier gebraut wurde? Eine Evidenz sind Reste von Oxalaten, die als Nebenprodukt bei der Herstellung des fermentierten Gerstensafts entstehen. Ein noch stärkerer Hinweis sind die gefundenen Stärkekörner, die Spuren des Mälzens und Maischens aufweisen. Letztlich lassen aber auch die sehr spezialisierten Tongefäße darauf schließen, dass man vor 5.000 Jahren über erstaunlich viel Wissen darüber verfügte, wie man aus Getreide Bier herstellt. Wissenschaft;Dragon 2-Raumschiff solle womöglich schon 2018 zum Roten Planeten fliegen. New York – Das private Raumfahrtunternehmen SpaceX hat Pläne für eine eigene Marsmission. Ein Dragon 2-Raumschiff solle möglicherweise schon 2018 zum Roten Planeten fliegen und dort landen, teilte SpaceX per Kurznachrichtendienst Twitter mit. Planning to send Dragon to Mars as soon as 2018. Red Dragons will inform overall Mars architecture, details to come pic.twitter.com/u4nbVUNCpA Das Raumschiff könne überall im Sonnensystem landen, der Marsflug werde der erste Test sein, fügte SpaceX-Gründer Elon Musk hinzu. Ich würde aber nicht empfehlen, darin Astronauten weiter als zwischen der Erde und dem Mond zu transportieren. Das wäre kein Spaß für längere Strecken. Das Innere hat die Größe eines Geländewagens. Vorerst führt SpaceX mit einer ähnlichen Version des Dragon im Auftrag der US-Raumfahrtbehörde NASA Versorgungsflüge zur Internationalen Raumstation ISS durch. Die NASA selbst hat bereits mehrere Rover auf dem Roten Planeten und arbeitet an Plänen für eine bemannte Mars-Mission. Nicht-Wissenschaft;Soll im Rahmen der Eröffnung der Worldwide Developers Conference präsentiert werden. Seit Jahren kursieren immer wieder Gerüchte, dass Apple an einem eigenen Musik-Streaming-Service arbeitet. Nun wird es aber ernst: Noch im Verlauf des Montag wird Apple den offiziellen Startschuss für sein diesbezügliches Angebot geben. Dies bestätigt nun einer, der es wissen muss: Doug Morris, Chef von Sony Music. Die Vorstellung soll dabei - wie erwartet - im Rahmen der Keynote zur Worldwide Developers Conference des Unternehmens vorgenommen werden. Ob Apple sonderlich glücklich damit ist, dass einer der zentralen Partner schon vorab eine neue Produktvorstellung ausplaudert sei dahin gestellt. Die Aussagen von Morris erfolgten jedenfalls am Sonntag im Rahmen eines öffentlichen Interviews auf der Musikmesse Midem in Cannes. Details zu dem Angebot nannte Morris dabei laut Venturebeat zwar noch nicht, diese sind in den letzten Wochen aber ohnehin nach und nach durchgedrungen. So soll der Streaming-Service monatlich 9,99 US-Dollar kosten, und damit auf dem Niveau der Konkurrenz liegen. Abheben will man sich vor allem durch von populären DJs und Musikern kuratierte Song-Zusammenstellungen. Auf die Frage, was Apple noch neues zu dieser Sparte beitragen - immerhin gibt es mittlerweile zahlreiche solcher Angebote - verweist Morris vor allem auf einen Faktor: Geld. Der iPhone-Hersteller habe 178 Milliarden Dollar auf der Bank, also werde man den eigenen Service auch entsprechend bewerben können, was wiederum positive Auswirkungen auf die gesamte Branche haben könnte. (red, 8.6.2015) Wissenschaft;Nach dem Erstkontakt am Samstag sendete der Lander in der Nacht auf Montag wieder Signale - bisher allerdings nur wenige Sekunden lang. Köln/Wien - Fast genau sieben Monate dauerte das Comeback: Nach Funkstille seit November 2014 hat sich der Landeroboter Philae der ESA-Mission Rosetta auf dem Kometen 67P/Tschurjumov-Gerasimenko wieder zurückgemeldet. Das teilte das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) am Sonntag in Köln mit. Das Minilabor habe erstmals am Samstag um 22.28 Uhr Signale und Daten zur mehr als 300 Millionen Kilometer entfernten Erde gesendet. In der Nacht auf Montag gegen 23.30 Uhr erfolgten dann drei weitere kurze Kontakte von jeweils zehn Sekunden, wie Paolo Ferri von der ESA am Montag in Darmstadt mitteilte. Philae geht es gut: Er hat eine Betriebstemperatur von minus 35 Grad Celsius und genug Energie, sagt Projektleiter Stephan Ulamec. Der Solargenerator produziere reltativ viel Strom: Derzeit verfüge der Lander über 24 Watt, für die Kommunikation mit Raumsonde Rosetta seien 19 Watt nötig. Die Auswertung der neuen Daten, die Philae zur Erde sendete, brachte eine Überraschung: Offenbar war das Labor schon früher aufgewacht. Wir haben auch historische Daten erhalten - bisher war dem Lander allerdings noch nicht gelungen, mit uns Kontakt aufzunehmen, so Ulamec. Woran dies bisher scheiterte, ist noch nicht ganz klar. Allerdings gibt es ganz offensichtlich ein Problem mit der Radioübertragung, sagte Ulamec am Montag im Ö1-Morgenjournal. Die Datenübertragung brach nämlich nach etwas mehr als einer Minute wieder ab, gehofft hatte das ESA-Team auf rund zwei Stunden. Vermutlich habe die Sonde Rosetta das betreffende Gebiet nicht überflogen sondern nur gestreift. Man muss versuchen, dass Rosetta so über dem Lander sitzt, dass die Kommunikation, die geometrische direkte Linie geboten ist. Das Problem dabei: Die Forscher kennen den präzisen Standort von Philae nach wie vor nicht. Sie orten den Roboter über Radiosignale in einem elipsenförmigen Areal von 100 Metern Länge und 30 Metern Breite. Wir können den Standort noch nicht präzisieren, weil wir bisher keine optischen Bilder haben, sagte Ferri, der seit 15 Jahren an der Mission mitarbeitet. Mit 200 Kilometern sei die Raumsonde dafür zu weit weg: Wr müssen so weit weg bleiben. Die Aktivität des Kometen wächst und wächst, er schickt uns eine Menge Gas und Staub, erklärte Ferri. In den kommenden Wochen müsse die Distanz höchstwahrscheinlich noch vergrößert werden, weil die Aktivität des Kometen mit der Annäherung an die Sonne weiter zunimmt. Das Rosetta-Team hofft dennoch, durch etwaige Anpassungen der Flugbahn und Ausrichtung der Raumsonde bald längere Kommunikationsverbindungen herstellen zu können und die Datenübertragung fortzusetzen: In Philaes Speichermedien stecken noch weitere 8000 Datenpakete, die Aufschluss darüber geben sollen, wie es Philae in den vergangenen Monaten auf dem Kometen ergangen ist. Nach zehnjähriger Reise mit der Raumsonde Rosetta war Philae im vorigen November auf dem Kometen 67P/Tschurjumow-Gerassimenko gelandet - allerdings nicht auf dem dafür vorhergesehenen Areal und im Schatten. Wegen Strommangels musste das Minilabor auf Sonne warten, um neue Energie laden zu können. Philae hatte sich am 15. November 2014 abgeschaltet, nachdem er etwa 60 Stunden auf dem Kometen in Betrieb war. Seit dem 12. März 2015 wurde immer wieder über die Kommunikationseinheit der Raumsonde Rosetta versucht, mit dem Lander Kontakt aufzunehmen. Wissenschaft;Essen scheint eine komplizierte Angelegenheit geworden zu sein: Eigentlich macht fast alles krank, wenn man Ratgebern glaubt. Eigentlich wollte ich ja nur mal schnell im Buchgeschäft nach einem Kochbuch mit originellen Rezepten für einen Geburtstagskuchen suchen. Aber nachdem ich auf dem Weg zum passenden Regal durch die Abteilung für Ernährung und Gesundheit gehen musste, bin ich mir unsicher, ob ich überhaupt noch irgendetwas essen soll. Die dort ausgestellten Bücher trugen die folgenden Titel: Wie uns die Zuckermafia krank macht, Wie uns die Nahrungsmittelindustrie dick macht, Wie der Weizen uns vergiftet, Warum Weizen dick und krank macht, Wie Weizen schleichend Ihr Gehirn zerstört ( sowie das Nachfolgewerk So verhindern Sie, dass Weizen Ihr Gehirn zerstört) und Das Salz-Zucker-Fett-Komplott. Essen scheint also eine ziemlich gefährliche Angelegenheit zu sein. Andererseits fanden sich im Regal darunter die folgenden Titel: Die geheime Lebensenergie in unserer Nahrung, Wie wir die machtvollsten Heiler unter den Nahrungsmitteln optimal nutzen, Wie wir die Vitalkraft von Wildkräutern, alten Obst- und Gemüsearten nutzen und Wie Sie Erkrankungen mit Gemüse, Kräutern und Samen wegessen. Und für alle, die dieses Angebot verwirrend finden, gab es auch noch das Buch Hilfe, was darf ich noch essen?. Essen hat sich mittlerweile zu einer richtig komplizierten Angelegenheit entwickelt. Alles macht angeblich potenziell krank. Andererseits stecken in (fast) allen Lebensmitteln angeblich auch enorme Heilkräfte. Wer abnehmen möchte, soll auf keinen Fall dies essen, aber unbedingt das! Oder umgekehrt – je nachdem, welches Buch mal liest. Und alle Ratschläge werden angeblich durch entsprechende wissenschaftliche Studien belegt. Das, was sich in den meisten Ernährungs- und Diätratgebern aber Wissenschaft nennt, sollte man nicht allzu unkritisch betrachten! Wie einfach es ist, hier zu schummeln, hat erst kürzlich ein Experiment des US-Wissenschaftsjournalisten John Bohannon gezeigt. Unter dem Namen Johannes Bohannon hat er gemeinsam mit deutschen Kollegen und einem Arzt eine Studie produziert, laut der Konsum von Schokolade während einer Diät den Gewichtsverlust erhöhen soll. Das klingt zu schön, um wahr zu sein, und ist es natürlich auch. Für diese Studie wurden tatsächlich reale Probanden untersucht, Daten gesammelt und ausgewertet. Diese Daten wurden dann aber mit zweifelhaften statistischen Methoden so zurechtgebogen, dass am Ende genau der vorher gewünschte Effekt – Schokolade hilft bei der Diät – zu sehen ist. Und die Publikation der Studie fand auch nicht in einer echten wissenschaftlichen Fachzeitschrift statt, sondern in einem der vielen unseriösen Journale, die alles drucken, solange man nur genug Geld dafür bezahlt. Wer Arbeiten dieser Art genau prüft, stellt natürlich schnell fest, dass sie nicht ernstzunehmen sind. Aber für Phrasen der Form durch wissenschaftliche Studien belegt in den PR-Texten der Firmen, die uns ihr Wundermittel zum Abnehmen verkaufen wollen, reicht es allemal. Und auch wer sich auf die vorhandene, echte ernährungswissenschaftliche Forschung beschränkt, findet meistens genug Material, um jede beliebige Behauptung über Ernährung zu belegen. Im Jahr 2012 haben zwei Forscher von der Universität Stanford eine systematische Überprüfung von 50 häufigen Zutaten aus ganz normalen Kochbüchern durchgeführt. In ihrem Artikel Is everything we eat associated with cancer? A systematic cookbook review fanden sie für 40 dieser Zutaten insgesamt 191 Forschungsarbeiten, die Aussagen über deren Auswirkungen auf das Krebsrisiko machten. 103 davon kamen zu dem Schluss, dass sich das Risiko durch den Verzehr erhöhen würde, 88 behaupteten, das Krebsrisiko würde sinken. Einzelstudien publizierten dabei nach Auffassung der Stanforder Forscher unwahrscheinlich hohe Auswirkungen, obwohl die tatsächliche Datenlage eher schwach war. Und je mehr Studien zu einer Gesamtstatistik kombiniert wurden, desto geringer wurden die behaupteten Effekte. Daraus folgt natürlich nicht, dass sich aus medizinischer Sicht überhaupt keine Aussagen über Vor- oder Nachteile bestimmter Lebensmittel treffen lassen. Aber wie immer, wenn es um Studien und Statistik geht, muss man ganz genau hinschauen, was die Daten hergeben können – und was nicht. Nur weil sich zum Beispiel einer von vielen Inhaltsstoffen in Wein, Kaffee oder Bier in Laborversuchen positiv oder negativ auf das Wachstum von Krebszellen ausgewirkt hat, folgt daraus noch lange nicht, dass dieses Lebensmittel auch beim normalen Konsum irgendeine spezifische medizinische Wirkung hat. Aber Rotwein schützt vor Krebs oder Fleisch verursacht Krebs sind eben gute Schlagzeilen ... Genauso wie Weizen macht krank oder Weizen macht dumm. Die entsprechenden Bücher, die vor den Gefahren des Getreides warnen, waren Bestseller in den USA, finden sich auch hierzulande in jedem Buchgeschäft und haben jede Menge Nachahmer gefunden. Die Botschaft ist einfach zu verlockend, um daraus keinen Profit zu schlagen. Weizen ist eines der wichtigsten und am meisten produzierten Lebensmittel weltweit, und Getreide wird von allen relevanten und seriösen Organisationen als eine der Grundlagen einer ausgewogenen Ernährung empfohlen. Aber je größer und mächtiger der Feind, desto besser funktioniert die Panikmache. Und wie die Arbeit der Forscher aus Stanford gezeigt hat, finden sich irgendwo in den Datenbanken der Ernährungswissenschafter schon die nötigen Studien, die man passend falsch verstehen und als Beleg zitieren kann. Dabei sind die Warnung vor Getreide und der Hype um eine kohlenhydratarme Ernährung nicht neu. Was in den 1970er-Jahren als Low-Carb oder Atkins-Diät populär wurde, ist seitdem in vielen verschiedenen Varianten aufgetaucht. Darunter auch in durchaus extremen Formen wie der in Frankreich beliebten Dukan-Diät, die als potenziell so gesundheitsschädlich eingeschätzt wurde, dass ihr Schöpfer, der französische Mediziner Pierre Dukan, im letzten Jahr seine Zulassung als Arzt verloren hat: Die enormen Mengen an Protein, die man laut seinen Empfehlungen zu sich nehmen soll, können zu Schädigungen der Nieren führen. Momentan feiert die kohlenhydratarme Kost gerade als Paleo-Ernährung oder Steinzeit-Diät neue Erfolge. Dutzende Bücher wollen uns – garniert mit den üblichen (pseudo)wissenschaftlichen Belegen – erklären, dass die Menschen in der Altsteinzeit sich hauptsächlich von Fleisch, Gemüse, Obst und Nüssen ernährt haben. Getreide und Milchprodukte aber gab es nicht, und weil wir genetisch angeblich immer noch Steinzeitmenschen sind, wäre es viel gesünder, auf diese unnatürlichen Lebensmittel zu verzichten. Es ist kein Wunder, dass all diese Ernährungs- und Diätratgeber so erfolgreich sind und so viel Aufmerksamkeit genießen. Wir müssen essen. Aber überall um uns herum wird uns erzählt, wie viel wir dabei falsch machen können und wie sehr wir unserem Körper schaden, wenn wir nicht richtig essen. Gleichzeitig wollen wir den ästhetischen Vorstellungen der Gesellschaft entsprechen und unser Übergewicht loswerden. Wir sind dankbar für alle Ratschläge, die uns dabei helfen sollen. Und wenn man uns eine Blitzdiät: Fett weg in 3 Tagen verspricht, Abnehmen: 5 Kilo in 7 Tagen oder In 14 Tagen zum flachen Bauch (alles übrigens reale Schlagzeilen), dann schauen wir auch nicht mehr sonderlich kritisch auf die Behauptungen oder die wissenschaftlichen Belege. Mit Sicherheit lässt sich auf jeden Fall eines sagen: Wenn man mehr Energie verbraucht als man zu sich nimmt, dann verliert man Gewicht. Im anderen Fall nimmt man zu. Daraus folgt der einzige wirklich verlässliche Ratschlag zum Abspecken: Wer abnehmen will, soll weniger essen und sich mehr bewegen! Aber das ist leider so offensichtlich, dass man mit der Vermarktung dieser Taktik kaum Geld verdienen kann. Ich hab gerade noch einmal ein wenig recherchiert: Eine Internetsuche zum Thema X hilft beim Abnehmen liefert für X unter anderem folgende Vorschläge: Kaffee, Kokosöl, Wasser, Grüner Tee, Löwenzahntee, Fisch, Weißer Tee, Guarana, Stevia-Extrakt, Eiweiß, Kurkuma, Selen, Molkepulver, Alpha-Liponsäure, Tequila, Olivenöl, Lakritze, Knäckebrot, Milch, Konjakwurzel, Kreuzkümmel, Cola, Eier und Bier. Den letzten Vorschlag werde ich wohl berücksichtigen und mich auf den Weg ins Wirtshaus machen. Prost! Und keine Sorge – vom bösen Weizenbier halte ich mich fern. Wissenschaft;Akustisches Feedback der Eltern spielt beim "Spracherwerb" der Jungtiere eine wichtige Rolle, wie Forscher nun herausfanden. Princeton – Weißbüschelaffen (Callithrix jacchus) lernen ihre Laute auf ähnliche Weise wie Menschen. Einer Studie von Forschern der US-Universität Princeton zufolge entwickeln die Tiere ihre Töne auch, indem sie ihren Eltern zuhören. Bisher wurde angenommen, dass der Spracherwerb bei nichtmenschlichen Primaten unabhängig von älteren Artgenossen verläuft. Für die Studie, die im Fachblatt Science veröffentlicht wurde, nahm das Team um Daniel Takahashi die Laute von Weißbüschelaffen vom Tag ihrer Geburt bis zum Alter von zwei Monaten auf. Diese im Nordosten Brasiliens beheimateten Affen bieten sich für derartige Untersuchungen an, da die Jungtiere schon nach wenigen Wochen entwöhnt sind. Während erwachsene Weißbüschelaffen mit einem hohen und regelmäßigen Pfeifton rufen, stoßen Jungtiere Quietschlaute in unregelmäßiger, schneller Folge aus, die fast an Vogelgezwitscher erinnern. Diese Laute wurden von den Biologen sowohl in Situationen aufgenommen, in denen die Äffchen sozial isoliert waren, als auch in Hörweite der Eltern. Insgesamt 73.421 Lautäußerungen wurden auf diese Weise erfasst und mithilfe akustischer Parameter. Auf diese Weise wollten die Wissenschafter untersuchen, welchen Einfluss das Wachstum der Jungtiere auf die Veränderungen der Stimmbildung hat. Tatsächlich ist ein Teil davon darauf zurückzuführen, dass sich das Atemsystem der Affen stabilisiert, je größer sie werden. Die erhobenen Daten legen allerdings nahe, dass dies als Erklärung allein nicht reicht. So fanden die Forscher heraus, dass die Stimmbildung der Jungtiere stark von den Lautantworten der Eltern beeinflusst wird. Mit anderen Worten: Die Vokalisierung der jungen Weißbüschelaffen hängt vom elterlichen Feedback ab, sie lernen also von den älteren Tieren. Für die Wissenschafter hat diese Erkenntnis weitreichende Folgen: Sie stürzt jahrzehntealte Überzeugungen zur Stimmbildung von Primaten und zeigt, dass Weißbüschelaffen ein überzeugendes Modell zur Untersuchung der sprachlichen Entwicklung des Menschen sein könnten, so die Studienautoren. In einem ebenfalls in Science erschienenen Kommentar zur Studie ergänzen der Verhaltensneurologe Daniel Margoliash (Universität Chicago) und der Zoologe Ofer Tchernichovski (Hunter College, New York), dass die frühen Stufen der Lautentwicklung bei verschiedenen Tierarten erstaunlich ähnlich seien: So würden sowohl junge Affen wie auch Vögel und Babys am Anfang sehr unterschiedliche, aber nur wenig strukturierte Laute von sich geben. Die Ergebnisse der Studie von Takahashi und seinen Kollegen deuten nun auf eine uralte Basis für das Lernen von Lauten hin, so die beiden Forscher. Das sich entwickelnde menschliche Hirn könnte diesen evolutionären Prozess fortgesetzt haben. Nicht-Wissenschaft;Franziskus: Gesellschaft "trunken von Konsum und Vergnügung, von Überfluss und Luxus". Rom/Vatikanstadt – Papst Franziskus hat zu Weihnachten die moderne Konsumgesellschaft kritisiert. Bei der Christmette im Petersdom am Heiligen Abend erinnerte er daran, dass Jesus in einem Stall in großer Armut geboren worden sei. Dieses Kind lehrt uns, was wirklich wesentlich ist in unserem Leben, sagte Franziskus. In einer Gesellschaft, die oft trunken ist von Konsum und Vergnügung, von Überfluss und Luxus, von Augenschein und Eigenliebe, ruft er uns zu einem nüchtern-besonnenen, das heißt einfachen, ausgewogenen und gradlinigen Verhalten auf, das fähig ist, das Wesentliche zu erfassen und zu leben, sagte der Papst. In einer Kultur der Gleichgültigkeit solle der Lebensstil der Christen erfüllt sein von Erbarmen, Einfühlungsvermögen, Mitleid und Barmherzigkeit. Nach christlichem Glauben ist mit der Geburt Jesu Gott Mensch geworden. Das Datum ist nicht bekannt, doch wird der Tag seit der Spätantike am 25. Dezember gefeiert. Dieses Weihnachten fällt in ein außerordentliches Heiliges Jahr, das von Franziskus ausgerufene Jubiläum der Barmherzigkeit. Am 8. Dezember hatte der Papst die Heilige Pforte des Petersdoms geöffnet und darüber hinaus dazu aufgerufen, in allen Kathedralen der Welt heilige Türen zu öffnen. Wegen Terrorgefahr galten beim Zugang zum Petersdom verschärfte Sicherheitsmaßnahmen. Auf dem Petersplatz erstrahlte der 25 Meter hohe Weihnachtsbaum, den die bayerischen Gemeinden Hirschau, Schnaittenbach und Freudenberg gestiftet hatten. Daneben stand eine Krippe mit 24 lebensgroßen Figuren aus der norditalienischen Provinz Trient. Am Mittwoch war bekanntgeworden, dass der Papst 2016 mit dem Karlspreis ausgezeichnet wird. In einer Zeit, in der viele Menschen in Europa Orientierung suchten, sende er eine Botschaft der Hoffnung und der Ermutigung aus, hatte das Karlspreisdirektorium in seiner Begründung mitgeteilt. Wissenschaft;Historiker beleuchten die wechselvolle Geschichte der Veterinärmedizinischen Universität, besonderes Interesse gilt der Nazizeit. Wien – Ein sechsseitiger Artikel und zwei Dissertationen von Tierärztinnen, die vor allem Fakten auflisten: Das ist die Ausbeute, wenn man nach einer wissenschaftlichen Aufarbeitung der Geschichte der Vetmed-Uni Wien während der Zeit des Austrofaschismus und des Nationalsozialismus sucht. Fragen nach dem Ausmaß der Ideologisierung von Veterinärmedizin, nach personellen Brüchen bei der Machtübernahme der Nazis und nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden bisher nur angeschnitten. Eine umfassende historisch-kritische Analyse fehlt. Deswegen hat Vetmed-Rektorin Sonja Hammerschmid anlässlich des 250-Jahr-Jubiläums der Uni die Historikerin Lisa Rettl beauftragt, diese Lücken zu schließen. Seit etwas mehr als einem halben Jahr arbeitet sie mit ihrem Team, der Zeithistorikerin Claudia Kuretsidis-Haider vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) und dem Dissertanten Johannes Laimighofer an der Sichtung von Dokumenten aus dieser Zeit. Erste Materialsichtungen deuten darauf hin, dass das Hochschulpersonal die Machtübernahme der Nationalsozialisten aktiv vorbereitete. Bereits Anfang der 1930er-Jahre war der Uni-Apparat von illegalen Nazis unterwandert worden und schon vor dem Anschluss war rund ein Viertel der Professoren der NSDAP beigetreten. So überrascht es nicht, dass es 1938 zu keinem Personalwechsel im Rektorat der Hochschule kam. Der aus Böhmen stammende Franz Benesch bekleidete von 1937 bis 1942 das Amt. Auch nach Kriegsende 1945 kam es zu keinem signifikanten Austausch des wissenschaftlichen Personals. Zwar wurde das Rektorat ausgewechselt, doch insgesamt blieben die durchgeführten Suspendierungen überschaubar. Auch die Anzahl der Studierenden, die Parteimitglieder der NSDAP waren und nun zu einem bis zu dreimonatigen Arbeitsdienst eingeteilt werden konnten, blieb gering. Die Frage der Nachkriegsgeschichte der Hochschule in einem rechts- und gesellschaftspolitischen Kontext ist ein wesentliches Forschungsfeld, das vom Historikerteam bis 2017 geklärt wird. Bis dahin soll eine umfassende Publikation vorliegen, wobei Rettl betont, dass es dabei darum geht, Schnittstellen zur Gegenwart herzustellen: Man muss ja heutzutage nicht mehr grundsätzlich feststellen, dass die Nazis böse waren, sondern vor allem geht es darum zu fragen, unter welchen historischen Bedingungen Menschen wie agieren, welche Handlungsspielräume es gibt, wie Menschen diese Handlungsspielräume nützen und nicht zuletzt: Was hat das Ganze mit uns heute zu tun? Das Projekt ist eines von dreien, die sich nun mit der Geschichte der Vetmed-Uni beschäftigen. Seit 2010 schon untersucht man die Bestände der Unibibliothek auf ihre Provenienz. Die Frage ist: Sind Bücher darunter, die von den Nationalsozialisten enteignet wurden? Dabei werden vor allem jene Bücher analysiert, die vor 1945 gedruckt und zwischen 1933 und 1955 in die Universitätsbibliothek gelangten. Bis dato haben die Forscher 3600 Bücher untersucht und handschriftliche Vermerke, Signaturen, Stempel oder Etiketten, also relevante Provenienzmerkmale fotografiert und in eine Datenbank eingespeist. Der Fachterminus dafür: Buchautopsie. 600 Bücher davon waren verdächtig und werden weiter untersucht, wie Florian Dandler, heute Leiter des Projekts, sagt. Bis zur genauen Analyse der ungefähr 6400 noch nicht untersuchten Bücher wird es wohl noch einige Zeit dauern. Derweil hat die Vetmed-Uni Zugriff auf die Datenbank der Kommission für Provenienzforschung und der Israelitischen Kultusgemeinde: Wenn erwiesen ist, dass ein Buch unrechtmäßig in die Bibliothek gelangte, beginnt nämlich die Suche nach Besitzern und möglichen Erben. Schließlich beschäftigt sich die Historikerin Daniela Haarmann im dritten Projekt mit den Anfängen der Vetmed-Uni von der Gründung 1765 bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. Sie hat die Festschrift herausgegeben, zum Abschluss ihrer Arbeit soll es noch eine Publikation geben. Im Jahr der Gründung ging es unter Kaiserin Maria Theresia vor allem um militärische Bedürfnisse. In der Pferde-Curen- und Operationsschule, wie die Hochschule anfangs hieß, beschäftigte man sich nur mit diesen Nutztieren und mit dem gesunden Hufbeschlag. Damals gab es übrigens noch gar keine Veterinärmediziner. An der Schule arbeiteten Schmiede, also Handwerker. Erst nach der Neugründung als k. k. Thierspital 1777 waren es Humanmediziner, die sich um die Gesundheit der Patienten kümmerten – mittlerweile waren es auch andere Nutztiere wie zum Beispiel Schweine. Man ging bereits damals von einem direkten Zusammenhang zwischen Tier- und Humanmedizin aus: Kranke Nutztiere würden sich direkt auf die Gesundheit des Menschen auswirken. Ein sehr innovativer Ansatz, sagt Haarmann über diese Dienstleistung. Schließlich entstanden tierärztliche Schulen nach dem Wiener Vorbild in der gesamten Monarchie. Die Humoralpathologie, die Vier-Säfte-Lehre (gelbe Galle, schwarze Galle, Blut, Schleim). blieb aber bis zur zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts das Paradigma der Schulmedizin. Auch Tiere wollte man mit Aderlass therapieren – danach kam die Bakteriologie und langsam setzte sich ein naturwissenschaftliches Verständnis von Medizin durch – beim Menschen und beim Tier. Mittlerweile beschäftigt man sich an der Vetmed-Uni auch mit ethischen Fragen der Tierhaltung, was nicht nur durch die Landwirtschaft, sondern auch durch den Siegeszug der Kleintierhaltung in den 1970er- und 1980er-Jahren ein wichtiges Thema wurde. Gerade in diesem Bereich zeigt sich, wie Verhaltensmuster des Menschen nicht nur ihn selbst, sondern auch seine Tiere krank machen können – was unter anderem zu Übergewicht oder Lebensmittelallergien bei Hund und Katze führt. Nicht-Wissenschaft;Der Krieg in der Ostukraine spielte in Wladimir Putins alljährlicher Rede zur Lage der Nation heuer keine Rolle mehr. Das sieht nach einer irreparablen Beziehung aus: In seiner Rede zur Lage der Nation hat Wladimir Putin erneut schwere Vorwürfe gegen die türkische Führung erhoben. Den Abschuss eines russischen Bombers werde sie noch bereuen, drohte er. Nur wenige Minuten seiner einstündigen Rede verwendete Putin auf die Außenpolitik. Doch ihren Stellenwert verdeutlichte er dadurch, dass er sie an den Anfang seines Vortrags vor rund 1000 Offiziellen im Kremlpalast setzte. Mit einem Dank an die russischen Soldaten und einer Schweigeminute für die Gefallenen in Syrien begann Putin – dann setzte es scharfe Kritik an der Türkei. Erneut wiederholte der Kremlchef seinen Vorwurf, dass sich die türkische Führung durch den Kauf von billigem Öl der Terrormiliz Islamischer Staat bereichere und dass sie Terroristen in ihrem Land Zuflucht gewähre. Allah hat die Führungsclique der Türkei gestraft, indem er ihr den Verstand raubte, rief er. Russland werde den Abschuss seines Bombers nicht vergessen. Eine militärische Antwort schloss Putin zwar aus, kündigte aber harte Gegenmaßnahmen an: Wenn jemand glaubt, dass er nach der Verübung eines hinterhältigen Kriegsverbrechens mit ein paar Tomaten oder Einschränkungen im Baubereich und anderen Sektoren davonkommt, dann irrt er sich gewaltig, sagte Putin Bezug nehmend auf die jüngst eingeführten Wirtschaftssanktionen, die Moskau offenbar durch neue Strafen verschärfen will. Die Details ließ der russische Präsident offen. Dafür bestätigte Energieminister Alexander Nowak, dass Pläne zum Bau der Pipeline Turkstream gestoppt sind. Auch der Bau eines 20 Milliarden Dollar teuren Atomkraftwerks liegt auf Eis. Als weitere Überraschung sei eine Unterstützung der Kurden denkbar, glaubt der Politologe Stanislaw Belkowski. Trotz seiner Angriffe gegen die Türkei nutzte Putin die Rede nicht – wie von einigen Beobachtern erwartet – zu einer Abrechnung mit der Nato, deren Mitglied die Türkei ist. Im Gegenteil: Putin erneuerte sein Angebot zur Kooperation, indem er eine breite Antiterrorkoalition forderte. Kein Land ist in der Lage, allein den Terror zu besiegen, sagte er. Die unterschiedlichen Zielsetzungen der kriegsführenden Mächte in Syrien tangierte er dabei lediglich, als er – ohne die USA beim Namen zu nennen – von Kräften sprach, die im Bestreben, Despoten zu stürzen, den Mittleren und Nahen Osten, von Afghanistan über den Irak und Syrien, bis hin nach Libyen destabilisieren. Keine Rolle spielte diesmal die Ukraine, und selbst die Krim kam nur am Rande vor, als er die Halbinsel als Beispiel für Russlands Größe und Stärke nannte. Erkennbar war das Bemühen, gleichzeitig an den Patriotismus der Russen zu appellieren, ohne den Westen übermäßig zu provozieren. So widmete sich Putin in seiner Rede großteils wirtschaftlichen und sozialen Problemen. Demnach stellt sich der Kreml auf ein längeres Ölpreistief ein. Putin räumte ein, die Lage sei schwer, wenn auch nicht kritisch. Neu sind Putins Rezepte zur Krisenbekämpfung nicht: Über die Diversifizierung der Wirtschaft, die Bekämpfung der Korruption und die Verbesserung des Investitionsklimas spricht er seit Jahren. Auf die Sanktionen will der Kreml mit mehr Freiheiten für Unternehmer antworten, das Heer der Kontrolleure abschaffen – das alles haben die Russen schon einmal gehört. Wissenschaft;Sonneneruptionen verstärken atmosphärischen Abbau – Staubwolke unbekannter Herkunft um den Mars entdeckt. Washington – Warm und feucht könnte der Mars einst gewesen sein – und vielleicht sogar mit Leben versehen. Allerdings muss er dafür einst eine wesentlich dichtere Atmosphäre gehabt haben als heute, wo der Luftdruck auf Bodenhöhe der Erdatmosphäre in 35 Kilometern Höhe entspricht. Die gängigste Vermutung zu dem drastischen Klimawandel, den unser äußerer Nachbarplanet in der Zwischenzeit erlitten haben muss, lautet, dass Sonnenwind die Atmosphäre des Mars sukzessive abgetragen hat – erleichtert durch den Umstand, dass der Planet nur über ein schwaches Magnetfeld als Schutz verfügt. Wie der Prozess des Atmosphäreverlusts ablaufen dürfte, zeigen Daten der NASA-Raumsonde MAVEN (Mars Atmosphere and Volatile Evolution), die seit 2014 den Mars umkreist. Während einer Sonneneruption entkommt offenbar besonders viel Material aus der Marsatmosphäre ins All, wie Forscher um Bruce Jakosky von der Universität von Colorado in Boulder im US-Fachblatt Science berichten. Die Sonde der US-Raumfahrtbehörde NASA untersucht seit rund einem Jahr kontinuierlich die Atmosphäre des Mars. Dabei konnte sie im März dieses Jahres die Auswirkungen eines Sonnensturms beobachten. Maven registrierte als Reaktion auf die eintreffenden Partikelströme die Bildung magnetischer Schläuche in der Marsatmosphäre, die bis zu 5.000 Kilometer weit ins All rankten. Diese erleichtern es elektrisch geladenen Molekülen aus der Marsatmosphäre, ins All zu entweichen. Da Sonnenausbrüche im jungen Sonnensystem vermutlich häufig waren, könnten sie eine wichtige Rolle bei der angenommenen Ausdünnung der Marsatmosphäre gespielt haben, argumentieren die Forscher. Das könnte zu den Klimaveränderungen auf dem Mars beigetragen haben, die ihn zur heutigen kalten Wüste gemacht haben. Weitere Untersuchungen der Sonde, die mehrfach durch die obere Marsatmosphäre getaucht ist, zeigen, dass die Kruste des Roten Planeten vermutlich einen wesentlichen Anteil zum Mars-Magnetfeld beiträgt. Außerdem beschreiben Planetenforscher in Science die überraschende Entdeckung von ausgedehnten Polarlichtern auf dem Mars, die von der NASA bereits früher im Jahr bekannt gegeben worden war. Die Aurorae reichen bis zu 60 Kilometer an die Marsoberfläche heran – so dicht wie bei keinem anderen Planeten bisher beobachtet. Darüber hinaus hat die US-Raumsonde eine unerwartete globale Staubwolke um Mars in 150 bis 1.000 Kilometern Höhe entdeckt. Da es keinen bekannten Prozess gibt, der Staub von einem Planeten in diese Höhen hieven kann, nehmen die Forscher an, dass es sich um Staub handelt, der nicht von der Marsoberfläche stammt, sondern von einer bisher unbestimmten interplanetaren Quelle aus unserem Sonnensystem. (APA, red, 8. 11. 2015) Nicht-Wissenschaft;Neue Analyse: Menschen ohne österreichische Staatsbürgerschaft stützen vor allem die Pensionen. Es ist eine gängige Wahrheit an Stammtischen und in Internetforen: 30 Prozent der österreichischen Bevölkerung glauben laut European Social Survey (ESS), dass Ausländer mehr Geld aus Sozialleistungen erhalten, als sie in die staatlichen Töpfe einzahlen. Etwa zwei Drittel gehen davon aus, dass Ausländer pari aussteigen, nur sieben Prozent halten sie für Nettozahler. Was stimmt? Experten aus dem Sozialministerium und dem Europäischen Zentrum für Wohlfahrtspolitik und Sozialforschung haben für das Vorjahr nachgerechnet – und geben der kleinen Minderheit im Volk recht. Laut der dem STANDARD vorliegenden Analyse haben Ausländer 2015 etwa 5,3 Milliarden Euro, das sind 9,5 Prozent aller Sozialbeiträge, eingezahlt, aber nur 3,7 Milliarden bzw. 6,1 Prozent der Leistungen herausbekommen. Bei den österreichischen Staatsbürgern dreht sich das Verhältnis um: Sie haben 50,5 Milliarden eingezahlt, aber 57,6 Milliarden erhalten. Pro Kopf gerechnet bekamen Österreicher um 970 Euro mehr, als sie beisteuerten, Ausländer um 1490 Euro weniger. Unter den Einzahlungen sind alle Sozialbeiträge erfasst, nicht aber Steuern, zumal Konsumsteuern nicht nach Staatsbürgerschaft ausgewiesen sind. Gegengerechnet wurden ausschließlich Geldleistungen, wie sie hierzulande 70 Prozent der Sozialausgaben ausmachen. Die Grundversorgung von Asylwerbern etwa ist nicht inkludiert. Es sei das niedrigere Alter, das Ausländer zu Nettozahlern mache, so die Analyse: Überproportional viele sind unter 50 Jahre alt – der Lebensabschnitt, in dem das Gros der Sozialabgaben anfällt. Umgekehrt sind Ausländer bei Leistungen, die im Erwerbsleben fließen, Nettoempfänger: In die Arbeitslosenversicherung zahlten sie 600 Millionen ein und bekamen 800 Millionen heraus, bei den Familienleistungen beträgt der Saldo 600 Millionen zu einer Milliarde. Für die Mindestsicherung, so die Analyse, sei mangels Daten keine genaue Aussage möglich: Einerseits dürfte der Anteil der Ausländer wegen hoher Armutsgefährdung überproportional sein, anderseits sind manche Gruppen nicht voll berechtigt. All das wiegen jedoch die Pensionen auf: Ausländer zahlten 2015 für die Altersversorgung 2,8 Milliarden ein, bekamen aber nur 1,1 Milliarden heraus. In Wahrheit finanzieren Menschen ohne österreichische Staatsbürgerschaft die Pensionen, sagt Marc Pointecker, Koautor aus dem Sozialministerium: Die Idee der FPÖ, eine gesonderte Sozialversicherung für Ausländer einzuführen, würde ins Pensionssystem ein riesiges Loch reißen. Nicht-Wissenschaft;Proteste gegen Zentralisierung des Bildungswesens durch die rechtskonservative Regierung. Budapest – In Budapest haben tausende Ungarn gegen die Bildungspolitik der nationalkonservativen Regierung von Ministerpräsident Viktor Orban protestiert. Zu der Kundgebung, einer der größten gegen die Regierung in den vergangenen Jahren, versammelten sich am Samstag schätzungsweise mehr als 10.000 Menschen auf den Straßen der Hauptstadt. Auf Transparenten und Schildern waren Slogans wie Freies Land! Freie Schule! und Orban raus! zu lesen. In Ungarn wurden seit dem Amtsantritt von Orbans Fidesz-Partei im Jahr 2010 etliche Reformen verabschiedet, die von Kritikern als Eingriff in die Unabhängigkeit der Justiz und die Freiheit der Medien gewertet wurden. Auch das Bildungssystem wurde reformiert, weil es der Fidesz als zu liberal galt. Neben der Schaffung einer neuen staatlichen Schulaufsicht wurden ein nationaler Lehrplan geschaffen, die Unterrichtsmaterialien vereinheitlicht und eine Mindeststundenzahl für Schüler eingeführt. Die Reformen brachten Lehrer, Eltern und Gewerkschaften auf die Barrikaden. Aus dem allgemeinen Unmut wurde Ende November eine Massenprotestbewegung, als die Leitung einer renommierten Oberschule in der östlichen Stadt Miskolc einen offenen Protestbrief ins Internet stellte. Darin warnten die Pädagogen, dass das ganze Bildungssystem in Gefahr und alles ins Chaos geglitten sei. Den Brief unterzeichneten seither mehr als 700 Schulen und insgesamt 30.000 Lehrer und Eltern. In der vergangenen Woche marschierten bereits rund 5.000 Eltern und Lehrer durch Miskolc. Auch am Samstag klagten wieder viele Lehrer über Überlastung und andere alltägliche Probleme. Die Lehrer sind genauso überlastet wie die Schüler, sagte Oliver Pilz, ein Lehrer aus Miskolc, der Nachrichtenagentur AFP. Ungarische Schüler müssten oft länger lernen als Erwachsene arbeiten. Außerdem gebe es an den Schulen oft noch nicht einmal genug Kreide. Angesichts des ungewohnten Gegenwinds war das Parteienbündnis der rechten Regierung, das im Parlament in Budapest eine absolute Mehrheit hat, bereits vorsichtig zurückgerudert. Orban setzte den zuständigen Staatssekretär ab. Das Bildungsministerium lud Lehrer zu einem runden Tisch. Doch die Gewerkschaften kritisierten, die Maßnahmen seien rein kosmetischer Natur und drohten mit Streiks. Die Demonstration am Samstag war die größte Protestkundgebung seit 2014. Damals waren zehntausende Ungarn gegen die Einführung einer umstrittenen Internetsteuer auf die Straße gegangen. Den Kritikern zufolge sollten durch die Steuer auch Regierungsgegner geschwächt werden, die das Internet als Sprachrohr nutzen. Unter dem Druck der massiven Proteste hatte Orban die Pläne schließlich auf Eis gelegt. Wegen der umstrittenen Bildungspolitik hatte die Fidesz-Partei in Umfragen nun erneut an Zustimmung verloren. Orbans harte Linie in der Flüchtlingspolitik hat den Abwärtstrend inzwischen jedoch gestoppt. Ungarn hatte 2015 einen Stacheldrahtzaun an seiner Grenze zu Serbien errichtet, um Flüchtlinge abzuhalten. Außerdem trat eine Verschärfung der Einwanderungsgesetze in Kraft. Unerlaubter Grenzübertritt wird nun mit bis zu drei Jahren Haft bestraft. Wissenschaft;Von Stress bis zu Thrombosen und Einsamkeit: Englisch-schwedische Studie bewertet den Jetset-Lifestyle als alles andere als glamourös. Surrey/Lund – Der Begriff Jetset kam in den 1950er Jahren auf, als Linienflüge es ermöglichten, von einem schicken Ort zum nächsten zu reisen. Anders als heute im Billigflugzeitalter konnte sich das damals aber noch bei weitem nicht jeder leisten – wer dazu finanziell imstande war, der gehörte eben zum ebenso bewunderten wie beneideten Jetset. Das ist lange her, aber das damals geprägte Bild wirkt offenbar immer noch nach. Das beklagen englische und schwedische Forscher in einer aktuellen Studie. Das Team um Scott Cohen von der Universität Surrey konstatiert, dass herkömmliche Massenmedien ebenso wie die neuen sozialen Medien ein verzerrtes Bild von Fernreisen zeichnen: Ein hypermobiler Lebensstil werde immer noch mit höherem Status assoziiert. Was dabei weitestgehend unter den Tisch falle, sei die dunkle Seite von Fernflügen: Jetlag und Störung des Schlafrhythmus, erhöhtes Thromboserisiko und stärkere Strahlenbelastung, sowie Stress, Einsamkeit und die Trennung von Familien- und Freundesnetzwerken. Und das sind nur die medizinischen bzw. psychischen Auswirkungen – auf das Thema Umweltbelastung durch Vielfliegerei geht Cohen nur am Rande ein. In diesem Kontext scheint Hypermobilität von glamourös weit entfernt zu sein, resümiert Cohen. Die Forscher plädieren daher dafür, negative Langzeitauswirkungen des Viel- und Fernreisens stärker öffentlich zu machen. (red, 9. 8. 2015) Wissenschaft;Bemannte Mission soll Astronauten tief ins Weltall bringen. Washington – Der Start des Orion-Raumschiffs wird sich wohl bis April 2023 verzögern. Die bemannte Mission, die Astronauten tief ins Weltall bringen soll, werde wahrscheinlich erst zwei Jahre später als bisher geplant starten, teilte die US-Raumfahrtbehörde Nasa am Mittwoch mit. Grund seien Engpässe bei der Finanzierung, aber auch Verzögerungen bei der Software-Entwicklung und den Tests des neuen Raumschiffs, sagte der stellvertretende Nasa-Manager Robert Lightfoot. Orion soll bis zu vier Astronauten zu Zielen jenseits des Mondes bringen. Orion absolvierte den ersten Testflug vergangenes Jahr, als das unbemannte Raumschiff zwei Mal die Erde umkreiste, bevor es wieder im Ozean landete. Ein weiterer Flug ist für das Jahr 2018 geplant. Getragen wird das Raumschiff von einer starken Rakete, die sich ebenfalls noch in der Entwicklung befindet. Orion soll ermöglichen, Astronauten auf Asteroiden oder auf den Mars zu bringen. Bisheriges Startdatum der ambitionierten Mission war 2021, doch hat Präsident Barack Obama die Finanzierung des US-Weltraumprogramms wiederholt gekürzt. Wissenschaft;In Süditalien zerstört das Bakterium Xylella uralte Olivenplantagen, hunderttausende Bäume sollen verbrannt werden. Einheimische wittern eine Verschwörung. Lecce – Nach und nach vertrocknen Blätter, Äste und irgendwann der ganze Baum. Rund eine Million Olivenbäume der Halbinsel Salento, der Stiefelabsatz Italiens, sind befallen. Darunter etliche knorrige Exemplare, die Wind und Wetter jahrhundertelang trotzten. Nun erliegen sie den sogenannten Feuerbakterien Xylella fastidiosa: Der Erreger nistet sich in den Wasserleitbahnen der Bäume ein und dreht ihnen regelrecht den Saft ab. Ein Heilmittel gegen Complesso del Disseccamento Rapido dellOlivo (CoDiRO) existiert bislang nicht. Das Ausmaß des Befalls ist schockierend, sagt Brion Duffy, Pflanzenpathologe an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, der die betroffene Region schon mehrmals besucht hat. Die Geschwindigkeit, mit der sich die Bakterien ausbreiten, nicht minder: 2013 wurde Xylella als Auslöser des Olivenbaumsterbens nachgewiesen. Damals waren etwa 8.000 Hektar in der Provinz Lecce, dem Epizentrum des Ausbruchs, betroffen. Im Oktober 2014 waren es bereits 23.000 Hektar. Ein weiterer Ausbruch in Oria, 30 Kilometer von Lecce entfernt, hat große Besorgnis hervorgerufen, sagt Donato Boscia, Leiter des Instituts für nachhaltigen Pflanzenschutz in Bari, der maßgeblich an der Erforschung der Xylella-Epidemie beteiligt ist. Italiens Regierung hat den Notstand ausgerufen. Die Region produziert mehr als 40 Prozent des italienischen Olivenöls. Der Xylella-Ausbruch wird allein dieses Jahr zu Verlusten in Millionenhöhe führen. Auch die EU ist alarmiert. Die Experten der europäischen Agentur für Lebensmittelsicherheit (EFSA) beurteilen das Risiko, dass sich der Erreger weiter ausbreitet, als sehr hoch. Tatsächlich weisen Xylella-Bakterien ein ungemein breites Wirts- und Vektorenspektrum auf. Sie befallen Mandel- und Zitronenbäume, Weinreben, Oleander – und nun auch Olivenbäume. Als Überträger kommt jedes Pflanzensaft saugende Insekt infrage: Diese Insekten fliegen von Baum zu Baum, stechen deren Leitbahnen an und verbreiten so die Bakterien. Das macht die Ausrottung des Erregers in einem betroffenen Gebiet praktisch unmöglich, sagt Duffy. Was passiert, wenn der Erreger auch in Griechenland und Spanien heimisch wird, möchte sich niemand ausmalen. Spätestens dann würde es auch der Verbraucher anhand von deutlich gestiegenen Olivenölpreisen zu spüren bekommen. Die EU hat deswegen Notmaßnahmen veranlasst, die am 18. Mai in Kraft getreten sind. Dazu gehört eine 40 Kilometer lange Sicherheitszone, die die Halbinsel vom italienischen Festland abriegelt: Während die 30 Kilometer lange Überwachungszone als xylella-frei gilt, kommen in der zehn Kilometer breiten Pufferzone seit einigen Wochen radikale Methoden zum Einsatz: Mitarbeiter des Forstamts fällen kranke Bäume und verbrennen sie. Außerdem schneiden sie das Gras, pflügen den Boden um und versprühen Insektengift. Auch gesunde Bäume müssen daran glauben. In einem Umkreis von 100 Metern um einen kranken Baum müssen alle Wirtspflanzen vernichtet werden – eine Maßnahme, die die Olivenbauern auf die Barrikaden treibt. Bewaffnete Polizisten und Carabinieri beaufsichtigen aus diesem Grund das Beseitigen der Bäume. Olivenbäume sind in Salento das Symbol einer eigenen Lebensart, sie prägen nicht nur die Landschaft, sondern auch die Menschen. Seit Generationen produzieren diese Olivenöl – Xylella bedroht ihre Existenz und die Kultur. Die Leute müssen Bäume fällen lassen, die schon Großeltern und Eltern pflegten, sagt Bascio. Angeheizt wird der Protest durch verschiedene Theorien, die im Internet kursieren: Die italienische NGO Peacelink behauptete im März in einem Schreiben an die EU, es sei nicht bewiesen, dass Xylella die Ursache des Olivenbaumsterbens sei. Vielmehr werde es durch einen Pilz verursacht, den man behandeln könne. Im April veröffentlichte die EFSA eine Kurzmeldung, nach der es keine wissenschaftlichen Hinweise zur Stützung dieser Annahme gibt. Auch Boscia und seine Kollegen stehen in der Kritik: Sie haben 2010 an einem Workshop teilgenommen, bei dem mit Xylella-Bakterien gearbeitet wurde. Nun machen Gerüchte die Runde, denen zufolge die Wissenschafter die Bakterien freigesetzt hätten. Von Agromafia ist die Rede und von Interessen der Solarindustrie an frei werdenden Flächen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt. Wie die Fachzeitschrift Nature im Juni berichtete, handelt es sich allerdings bei dem Bakterium, das im Workshop untersucht wurde, und dem, das nun sein Unwesen treibt, um verschiedene Unterarten. Der Vorwurf an die Wissenschafter sei demnach unhaltbar. Amerika kämpft schon lange gegen die Feuerbakterien. Seit ihrer Entdeckung im Jahr 1892 haben sie sich unaufhaltsam ausgebreitet. In Südamerika richten sie immer wieder verheerende Schäden bei Zitrusfrüchten an, in Nordamerika vernichten sie Weinreben. Europa blieb bislang verschont. Wie die illegalen Einwanderer nach Italien gelangt sind, ist unklar. Wissenschafter vermuten, dass sie über infizierte Zierpflanzen aus Costa Rica eingeschleppt wurden: Die in Italien grassierende CoDiRO-Unterart stimmt genetisch mit den costa-ricanischen Bakterien überein. Das wäre gut möglich, denn im Anfangsstadium der Krankheit zeigen viele Pflanzen keine Symptome – sie sehen gesund aus, tragen die Bakterien aber bereits in sich. Das erschwert den Kampf gegen Xylella erheblich und erklärt die 40 Kilometer breite Sicherheitszone. Ob die ergriffenen Vorkehrungen allerdings ausreichen, um die Bakterien in Schach zu halten, ist ungewiss: Schaumzikaden, die Hauptüberträger in Italien, könnten von Menschen oder Fahrzeugen aus der Quarantänezone exportiert werden und den Erreger so weiterverbreiten. Theoretisch müsste auch der Handel mit allen Wirtspflanzen untersagt werden, was alleine daran scheitert, dass nicht alle Wirtspflanzen bekannt sind. Wir wissen viel zu wenig über den Erreger und seine Überträger, sagt Duffy. Wir wissen nicht einmal, wie weit die Schaumzikaden fliegen können. Die italienische Regierung und auch die EU haben Geld für die weitere Forschung rund um Xylella zugesagt. Boscia setzt dabei auch auf eine Art Open-Air-Labor: In einem großen Teil der Provinz Lecce können wir auf das Vernichten der Olivenbäume verzichten, da die EU anerkannt hat, dass Xylella hier nicht mehr ausgerottet werden kann. Das gibt uns die Möglichkeit herauszufinden, wie man mit Xylella leben kann. Nicht-Wissenschaft;'Frankreichs Präsident unterzeichnet bei China-Besuch mit Staatschef Xi eine gemeinsame Erklärung. Noch vergangene Woche zeigte sich UN-Klimachefin Christina Figueres skeptisch, ob die angestrebte Beschränkung auf eine Temperaturerhöhung um 1,5 bis zwei Grad bis zum Jahrhundertende realisierbar sei. Bei einer Konferenz in Bonn erklärte sie, die von 146 Staaten eingereichten nationalen Klimaziele ergäben umgerechnet eine Zunahme um 2,7 Grad. Die Differenz von einem Grad mag minimal erscheinen. Sie kann aber gewaltige Folgen haben, wie der belgische Klimatologe Jean-Pascal van Ypersele von der Universität Louvain schätzt: Die Wahrscheinlichkeit, dass das Grönlandeis langfristig vollkommen schmilzt – was den Ozeanspiegel um bis sieben Meter steigen lassen könnte –, sei bei einer Klimaerwärmung um drei Grad ungleich höher als bei einer Zunahme um zwei Grad. Am Montag gab es nun aber Fortschritte in einem zentralen Punkt. China, das allein ein Viertel der weltweiten Treibhausgase produziert, erklärte sich am Montag zu einem ehrgeizigen und verbindlichen Abkommen in Paris bereit. Eine entsprechende bilaterale Erklärung unterzeichneten der chinesische Präsident Xi Jinping und der französische Staatschef François Hollande in Peking. China zeigt sich insbesondere bereit, dass eine vollständige Revision der Klimaziele alle fünf Jahre stattfinden könne. Sie soll die erreichten Fortschritte festhalten, danach werden gegebenenfalls die getroffenen Maßnahmen verschärft. Den französischen Unterhändlern gelang es nicht, den Chinesen konkrete Zusagen über allfällige Sanktionen abzuringen, sollte ein Land seine Versprechen nicht einhalten. Peking hält dies für unvereinbar mit der nationalen Souveränität. Einzelne Nichtregierungsorganisationen sind deshalb der Meinung, dass die Fünfjahresrevision zahnlos bleibe; Kritiker erklären sogar, dass Hollande nur deshalb auf die Einrichtung von Fünfjahresplänen gedrängt habe, weil das offizielle Zweigradziel ohne sie nicht mehr realistisch gewesen sei. Wird dieses Ziel aber verpasst, gilt die Konferenz als ähnlich gescheitert wie die Vorgängerkonferenz in Kopenhagen im Jahr 2009. Der französische Außenminister Laurent Fabius verweist allerdings darauf, dass bis am Wochenende nicht einmal sicher gewesen sei, dass sich die chinesische Führung prinzipiell auf eine Fünfjahresprozedur einlassen wolle. Die Verlangsamung des chinesischen Wirtschaftswachstum schmälert eben auch die Bereitschaft für eine beherzte Klimapolitik. Hollande erklärte deshalb am Montag in Peking, sein Abkommen mit Xi Jinping sei ein großer Schritt zu einem erfolgreichen Abkommen in Paris. Dank dieser gemeinsamen Erklärung haben wir die Bedingungen vereinigt, um einen Erfolg möglich zu machen. Dass sich Hollande sogar zu Bemerkung verstieg, seine China-Visite sei historisch, hat zwar eher innen- und wahlpolitische als reale Grundlagen. Immerhin hat es der in Frankreich sehr unpopuläre Präsident aber dank seines persönlichen Einsatzes geschafft, dass die zentrale Teilnehmernation China anders als in Kopenhagen einen verbindlichen und substanziellen Beschluss der Klimakonferenz nun mittragen will. Klimapolitiker erhoffen sich dadurch nicht nur, dass China weiterhin Kohlekraftwerke schließen und die CO2-Ausstoß bis 2030 wie versprochen stabilisieren wird; als Mitglied des G77-Gremiums hat Peking auch beträchtlichen Einfluss auf die Haltung von Schwellen- und ärmeren Ländern. Auch wenn sich noch erweisen muss, wie zwingend das Revisionsverfahren sein wird, dürfte sich das Szenario von Kopenhagen, wo sich Amerikaner und Chinesen gemeinsam quergelegt hatten, in Paris nicht mehr wiederholen.' Wissenschaft;Astronom Wuchterl: "Das wäre ein Meilenstein, wenn man damit erstmals das Sternenlicht ins Welterbe einbettet". Wien/Korneuburg – In der Gemeinde Großmugl im niederösterreichischen Weinviertel befindet sich ein 16 Meter hoher Grabhügel aus der Hallstattzeit (8. bis 5. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung). Zudem finden sich auch zwei Kreisgrabenanlagen auf dem Gemeindegebiet. Neben diesen prähistorischen Stätten zeichnet sich Großmugl durch eine relativ geringe Lichtverschmutzung aus, obwohl es nur 45 Autominuten von der Millionen-Stadt Wien entfernt ist. Der Astronom Günther Wuchterl, Leiter der Kuffner-Sternwarte in Wien, ist daher dafür, die Sternenlichtoase zum UNESCO-Welterbe zu erklären. Gelingt die Aufnahme, würde erstmals Sternenlicht für das Welterbe eine Rolle spielen. Ein entscheidender Schritt auf dem Weg zur Aufnahme in die Kulturerbe-Liste findet mit einem Workshop am Montag im Naturhistorischen Museum (NHM) statt. Dabei werden Experten wie der britische Astronom Clive Ruggles, Leiter einer gemeinsamen Astronomie- und Welterbe-Initiative von UNESCO und der Internationalen Astronomischen Union (IAU), u.a. über die Sternenlichtoase und prähistorische Stätte Großmugl informiert und diese auch besuchen. Von österreichischer Seite sind nicht nur Vertreter von Gemeinde, Land und Bund, sondern auch die Wissenschaft stark präsent. So wird NHM-Generaldirektor Christian Köberl die Resolution der Österreichischen Akademie der Wissenschaften zur Erhaltung des Sternenlichts und Wuchterl Fallstudien über die Sternlichtoase Großmugl und das Sternlichtgebiet Ostalpen präsentieren. In diesen Studien wurde das Lichtniveau gemessen und Argumente zusammengefasst, warum dieses authentische Licht von herausragendem universellem Wert ist. Die Messungen hätten gezeigt, dass das Lichtniveau im Wildnisgebiet Dürrenstein an der Grenze Niederösterreich-Steiermark mit einem Tausendstel Lux dem natürlichen Licht in der von Lichtverschmutzung praktisch völlig ungestörten chilenischen Atacamawüste entspricht. Und auch Großmugl liege nur um den Faktor zwei über diesem Wert, während etwa im Zentrum Wiens ein Lux und am Stadtrand rund 0,3 Lux – der Wert einer Vollmondnacht – gemessen werden. Ziel des vom Verein Kuffner-Sternwarte veranstalteten Workshops sei eine erste Stellungnahme der Gutachter und eine Festlegung dessen, was für eine Aufnahme in die Welterbeliste noch zu tun ist, so Wuchterl. So sich alle Beteiligten tatsächlich für einen Antrag an die UNESCO entschließen, wäre es das Ziel Wuchterls, diese Aufnahme ins Weltkulturerbe mit der Generalversammlung der Internationalen Astronomischen Union in Wien 2018 zu verknüpfen. Das wäre ein Meilenstein, wenn man damit erstmals das Sternenlicht ins Welterbe einbettet, so der Astronom. (APA, red, 23. 10. 2015) Nicht-Wissenschaft;Erhielt bei der Abstimmung, wer die Chefredaktion übernehmen soll, mehr als doppelt so viele Stimmen. Wien – Robert Ziegler, Favorit für den Posten des neuen Chefredakteurs im ORF-Landesstudio Niederösterreich, ist nicht der Wunschkandidat der dortigen Redakteure. Bei der laut Redaktionsstatut vorgesehenen Abstimmung am Freitagvormittag kam Ziegler nach APA-Informationen auf 7 Stimmen. Judith Weissenböck, Chefin vom Dienst im ORF-NÖ, bekam mit 16 Stimmen mehr als doppelt so viel Unterstützung von der Redakteursversammlung. Ebenfalls noch vor Ziegler landete mit 9 Stimmen Redakteurssprecher Benedikt Fuchs. ORF-NÖ-Redakteurin Ursula Hofmeister wurde von 6 Redakteuren gewählt, Chef vom Dienst Robert Friess von 3. Das Ergebnis des Votums ist für die ORF-Geschäftsführung allerdings nicht bindend. Dort gilt weiterhin Ziegler als bevorzugter Kandidat. Daran habe sich auch nach dem umstrittenen offiziellen ORF-Hearing am Mittwoch dieser Woche nichts geändert, war aus dem Sender zu hören. Niederösterreich heute-Moderator Ziegler ist Koordinator der Landesstudios in der ORF-Generaldirektion, bürgerlicher Zentralbetriebsrat und seit 2011 als schwarzer Belegschaftsvertreter im ORF-Stiftungsrat vertreten. Wissenschaft;'Archaea bildeten vermutlich die Basis für die Evolution mehrzelliger Lebensformen. In der Tiefsee stießen Wiener Forscherinnen auf uralte Organismen, die zu den Vorfahren des Menschen gehören dürften. Longyearbyen – Lokis Castle, benannt nach der vielgestaltigen nordischen Gottheit, liegt in den lichtlosen Tiefen des Nordatlantiks südwestlich von Spitzbergen – keine versunkene Burg, sondern eine erst 2008 entdeckte Ansammlung hydrothermaler Quellen auf einem unterseeischen Vulkanrücken. Trotz der Finsternis und einer umgebenden Wassertemperatur von -0,7 Grad gedeiht hier üppiges Leben. Bleiche Flohkrebse wuseln zwischen ebenso blassen Schnecken herum, Röhrenwürmer ragen vom Boden empor. Das Getier profitiert vom Inhalt des bis zu 317 Grad heißen Quellwassers. Es ist reich an Methan, Schwefelwasserstoff, Ammoniak und gelösten Mineralien. Die Substanzen dienen spezialisierten Bakterien zur Energiegewinnung. Sie bilden so die Ernährungsbasis für das Ökosystem in Lokis Castle. Auch im benachbarten Meeresboden sind zahllose Mikroorganismen aktiv. Relativ dicke Sedimentschichten prägen das Umfeld. Die Ablagerungen entstammen zum Teil noch den eiszeitlichen Gletschern, die massig Erosionsmaterial in den Ozean schoben, zum Teil aber auch vulkanischer Aktivität, vor allem dem Ausstoß der heißen Quellen. Das Ergebnis dieses Wechselspiels ist eine vielfältige, klar abgegrenzte Schichtfolge. Und jede verfügt über eine eigene Mikroflora, erklärt die Biologin Christa Schleper von der Universität Wien. Das Artenspektrum wird von der chemischen Zusammensetzung der einzelnen Schichten bestimmt. Wo viel Schwefel drin ist, dominieren die Schwefelspezialisten; in ammoniakreichen Sedimenten die Ammoniakvertilger und so weiter. Ein internationales Team unter der Leitung von Schleper hat die Zusammenhänge zwischen Artenvielfalt und Geochemie im Meeresgrund bei Lokis Castle vor einigen Jahren untersucht. Die Sedimente enthielten mikrobielle RNA, darin fanden sich die genetischen Fingerabdrücke von 1668 verschiedenen Spezies oder Stämmen (vgl. PNAS, Bd. 109, E2846). Es handelte sich allerdings nicht nur um Bakterien. Schleper und ihre Kolleginnen wiesen auch zahlreiche Archaea, Angehörige einer urtümlichen, eigenständigen Organismengruppe nach. Deren evolutionäre Wurzeln reichen vermutlich mehr als drei Milliarden Jahre zurück. Die global am weitesten verbreiteten Vertreter der Archaea sind die Thaumarchaeota. Ob im Meerwasser oder im Erdreich: Die sind überall, sagt Schleper. Ihr Auftreten im nordatlantischen Sediment ist somit keine Überraschung. Sie zählen zu den häufigsten Mikroorganismen und können offenbar mit den wichtigsten Bakteriengruppen konkurrieren. Von zentraler Bedeutung dürfte dabei ihre Fähigkeit zur Ammoniakverarbeitung sein. Ähnlich wie manche Bakterien setzen Thaumarchaeoten den übelriechenden Stoff unter Sauerstoffeinsatz zu Nitrit um und nutzen die freigesetzte chemische Energie. In den Bohrkernen von Lokis Castle stießen die Wissenschafterinnen noch auf einen zweiten Archaea-Typus. Dessen Erbgut weist einige überraschende Besonderheiten auf. Zum einen verfügen diese Archaea offenbar über Gene mit Codes zur Herstellung von ESCRT-Proteinen – für Fachleute alte Bekannte: Der ESCRT-Komplex ist in eukaryotischen Organismen – Tiere, Pflanzen, Pilze – zentraler Bestandteil des Zellstoffwechsels. Ohne ihn gäbe es keine Restrukturierung von Membranen. Des Weiteren trägt das Genom der Tiefsee-Archaea fünf Aktin-ähnliche Sequenzen in sich. Aktine sind die Schlüsselkomponenten für den Aufbau zellinterner Strukturen wie das Zytoskelett, welches auch eine Innovation eukaryotischer Lebensformen ist. Die Entdecker waren begeistert und tauften die seltsamen Geschöpfe auf den Namen Lokiarchaeota. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie 2015 im Fachmagazin Nature (Bd. 521, S. 173). Fazit: Die Lokiarchaeota seien vermutlich eine Schwestergruppe der Eukaryoten und stünden so in einer Verwandtschaftslinie mit Menschen, Bäumen und Pantoffeltierchen. Alle hätten denselben gemeinsamen Vorfahren, weit ab von den Bakterien. Der Lösung des Rätsels um die Entstehung komplexerer Lebewesen wäre man damit einen großen Schritt näher. Die Bakterien sollten dennoch eine entscheidende Rolle gespielt haben. Die Ur-Eukaryoten nahmen wohl primitive bakterielle Zellen, genannt Endosymbionten, in sich auf. Das hat der Energieversorgung einen Effizienzvorschub verliehen. Mitochondrien, die heutigen Kraftwerke eukaryotischer Zellen, sind wohl aus Endosymbionten entstanden. Schleper und ihr Team widmen sich nun der weiteren Erforschung der Archaea – unterstützt durch einen ERC-Preis des Europäischen Forschungsrats. Im Sommer startet außerdem ein vom Wiener Wissenschafts- und Technologiefonds WWTF gefördertes Projekt. Darüber hinaus ist Schleper Sprecherin eines heuer gestarteten Doktoratskollegs, das vom Wissenschaftsfonds FWF finanziert wird. Hauptziel von Schlepers Arbeit ist die Entschlüsselung des Stoffwechsels und genetischen Potenzials der mysteriösen Mikroorganismen. Ihre Studienobjekte müssen die Forscherinnen allerdings nicht mehr aus der Tiefsee holen. Wir haben Lokiarchaeota auch in Donausedimenten gefunden, berichtet Schleper. Am Neusiedler See ebenfalls. Weitere Überraschungen werden wohl folgen.' Wissenschaft;Besonders klein und im Wald anzutreffen: Nebela gimlii, eine Schalenamöbe. Neuenburg – Forscher der Schweizer Universität Neuenburg haben eine neue Amöbenart beschrieben. Da sie besonders klein ist, tauften sie sie auf den Namen Nebela gimlii, eine Referenz auf den Zwerg Gimli aus J.R.R. Tolkiens Fantasy-Epos Der Herr der Ringe. Das Forscherteam um Erward Mitchell von der Universität Neuenburg fand insgesamt acht neue Arten von Protisten in einem Torfmoor im Kanton Jura, wie die Hochschule am Mittwoch mitteilte. Darin zeige sich die unglaubliche Vielfalt dieser Einzeller, die eine wichtige, aber verkannte Rolle in der Nahrungskette sowie im Kohlenstoffkreislauf spielen. Darunter befindet sich auch die Schalenamöbe Nebela gimlii, die Mitchell und seine Kollegen nach der Zwergenfigur aus Herr der Ringe benannten. Tatsächlich ist das die kleinste bekannte Art der Gattung Nebela, sagte ihr Entdecker David Singer. Aber nicht nur die Größe der Amöbe spielte bei der Namenswahl eine Rolle: Nebela gimlii bevorzugt eine relativ trockene Umgebung, nämlich den Wald – und das entspreche ganz der Vorliebe ihres Namensgebers. Nicht-Wissenschaft;Die Grünen nehmen die Ängste in der Flüchtlingskrise nicht ernst genug, kritisiert Peter Pilz. Soll die Partei ihre Konzepte adaptieren? In den eigenen Reihen gehen die Meinungen auseinander. Wien – Wir müssen berechtigte Ängste der Menschen in der Flüchtlingskrise ernst nehmen – und ich glaube nicht, dass wir Grüne das bisher ausreichend getan haben: Peter Pilz geht angesichts des anhaltenden Andrangs von Asylwerbern nicht nur mit den Maßnahmen der Regierung hart ins Gericht, sondern auch mit der eigenen Partei. Wie berichtet, fordert intern eine Gruppe von Funktionären von der grünen Führung ein, die eigenen Positionen zu überdenken. Schon im Herbst hatte Wiens Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou eine Diskussion über die begrenzten Aufnahmekapazitäten Österreichs angestrengt, wurde von der grünen Zentrale aber harsch zurechtgewiesen. Seit Vassilakou am Freitag als stellvertretende Parteichefin zurückgetreten ist, kocht die Debatte erneut hoch. Pilz erklärt das Kernproblem so: Viele von uns wollen über unseren Kurs in der Flüchtlingsfrage offen diskutieren – und wir lassen uns das auch nicht verbieten. Wer als Flüchtling nach Österreich komme, müsse sicher sein, auch vor dem Mob der FPÖ, sagt der Langzeitmandatar, plädiert aber gleichzeitig dafür, die grünen Konzepte in einigen sensiblen Fragen zu ändern: Deutschland, Schweden und wir können nicht alle aufnehmen. Wenn Tschechien, Polen, Ungarn und die Slowakei uns im Stich lassen, dann nehmen wir das Geld, das wir ihnen bisher geschenkt haben, und investieren es in Integration bei uns. Auch was ebendiese Integrationsarbeit betrifft, nimmt sich Pilz kein Blatt vor den Mund: Es wird schwierig. Das Ganze ist weniger ein ökonomisches als ein kulturelles Problem. Muslimische Vereine, die von fragwürdigen Regimen wie jenen von Saudi-Arabien oder von der Türkei mitfinanziert werden, will der Grüne daher nicht mehr als Partner – weil ihr Ziel möglichst wenig Integration ist. Wie Vorarlbergs Landesrat Johannes Rauch und dem Abgeordneten Bruno Rossmann bereitet auch Pilz die hohe Arbeitslosigkeit Sorgen: Wir müssen genau prüfen, ob wir den Arbeitsmarkt für alle offenhalten können, wenn etwa in der Obersteiermark immer mehr Arbeitsplätze gefährdet sind. Aber niemand soll glauben, dass wir Arbeitsplätze nur mit Stacheldraht sichern können. Drücken sich die Grünen also davor, heikle Integrationsthemen anzusprechen? In der internen Debatte nicht, sagt der Europa-Abgeordnete Michel Reimon: Aber in der medialen Darstellung gibt es einen blinden Fleck. Beispiel: Zweifellos gebe es ein Problem mit einem strengen Islamverständnis, das allen grünen Grundwerten widerspreche – doch bis heute ist es keinem Grünen gelungen, diese Debatte ernsthaft zu führen. Reimon führt diesen Umstand auf die schwierigen Umstände zurück, sprich: die aufgeheizte Stimmung, die eine sachliche Diskussion unmöglich mache. Jeder Grüne, der sich diesbezüglich hinauslehne, gerate rasch in den Geruch des Rechtsauslegers und laufe Gefahr, von den Freiheitlichen vereinnahmt zu werden – die Medien böten für eine differenzierte Argumentation wenig Raum: Wir Grüne sind deshalb extrem vorsichtig geworden. Ob dazu nicht auch die Parteispitze beitrage, indem sie den eigenen Reihen Ruhe verordne? Reimon lässt sich keine Kritik entlocken und sagt: Einen Richtungsstreit bei den Grünen sehe ich hinten und vorne nicht. Einen solchen kann auch Bildungssprecher Harald Walser nicht erkennen: Wir stehen alle zu hundert Prozent hinter den Menschenrechten. Probleme gehörten deutlich angesprochen, sagt er, aber den großen Änderungsbedarf sehe ich bei der grünen Linie nicht. Wissenschaft;Höhere Meerestemperaturen lassen rund um den Globus ganze Riffe absterben. New York – Praktisch in allen Ozeanen der Erde nimmt nach Angaben der US-Umweltbehörde NOAA derzeit die Korallenbleiche in verheerendem Ausmaß zu. Dabei greifen hohe Wassertemperaturen die Riffe an, sodass die Korallen nach und nach absterben und so ihre Farbe verlieren, teilte die NOAA mit. DerTrend halte nun schon seit mehr als einem Jahr an und werde Vorhersagen zufolge auch noch bis 2016 andauern, erklärte die Behörde. Riesige Flächen an den US-Küsten und auf der ganzen Welt würden verloren gehen. Besonders schlimm sei es derzeit um Hawaii. Es handle sich um die dritte Welle weltweiter Korallenbleiche seit Beginn der Beobachtungen. Die vorherigen fanden 1998 und 2010 statt. Wissenschaft;In mittleren Breiten über Land fallen 99 Prozent des Regens aus hohen Eiswolken. Leipzig – Wolken, ihre Entstehung und ihre Auswirkungen auf das Klimageschehen stellen für Wissenschafter in vielen Details immer noch ein großes Fragezeichen dar. Vor allem über Eiswolken zerbrechen sich Forscher die Köpfe. Nun ist es Leipziger Meteorologen gelungen, diese sehr hoch liegenden Wolken als die wahren Regenproduzenten zu identifizieren. Die neuen Erkenntnisse könnten helfen, Wetter und Klima besser vorherzusagen und die Rolle menschengemachter Emissionen in der Atmosphäre für die Entstehung von heftigen Regengüssen zu verstehen. Benjamin Franklin, einer der Gründerväter der USA und Erfinder des Blitzableiters, vermutete es als Erster bereits Ende des 18. Jahrhunderts: Selbst an heißen Sommertagen entstehen Regentropfen aus Eiskristallen, gebildet in mehreren Kilometern Höhe. Mehr als 230 Jahre später gelang es nun Wissenschaftlern vom Institut für Meteorologie an der Universität Leipzig mit Hilfe neuer Satellitenbeobachtungen Franklins Vermutung mengenmäßig zu erfassen: Außerhalb der Tropen fallen an Land 99 Prozent des Regens aus Eiswolken. Es war zwar bereits bekannt, dass der meiste Regen nicht aus Flüssigwasserwolken stammt, die in tiefer gelegenen Atmosphärenbereichen vorkommen und aus Wassertröpfchen in flüssiger statt in fester Form bestehen. Dennoch sind wir über den sehr hohen Prozentsatz erstaunt, den Eiswolken übernehmen, so Johannes Mülmenstädt, der Hauptautor der Studie. Unsere Erkenntnisse könnten nun helfen, die Rolle des Menschen besser zu verstehen, die er bei der Entstehung von Regen spielt. Innerhalb der Studie hatten die Meteorologen die Daten dreier Satelliten der NASA ausgewertet, die über fünf Jahre hinweg über 50 Millionen Regenwolken vermessen haben. Wolken sind der Ausgangspunkt jedes Regens. Sie bilden sich, wenn Wasser durch die Sonne verdunstet und als feuchte Luft in der Erdatmosphäre aufsteigt. Dabei kühlt sich der Wasserdampf ab. Trifft er auf in der Atmosphäre schwebende, mikroskopisch kleine Partikel, sogenannte Kondensationskeime, so kann daran das Wasser zu Tröpfchen kondensieren. Nach und nach sammelt sich mehr Wasser an, sodass sie zu Regentropfen heranwachsen – bis sie irgendwann nicht mehr von den Aufwinden der Luft gehalten werden können und zu Boden fallen. Dieser warme Regen, also Regen, der sich in Wolken mit Flüssigwasser bildet, ist in den Tropen besonders häufig, vor allem über den Ozeanen. An Land der mittleren Breiten spielt diese Regenform eine untergeordnete Rolle. Vielmehr steigt hier das Wasser weiter in größere, kältere Höhen auf und gefriert zu Eiskristallen. Auch sie werden irgendwann so schwer, dass sie aus den Eiswolken herausfallen und auf dem Weg nach unten wieder flüssig werden, um sich in heftigen Regenfällen zu ergießen. Dass es an Land deutlich weniger und dafür umso heftiger regnet als über dem Meer, ist vor allem den Eiswolken als unseren Hauptregenmachern geschuldet, erklärt Mülmenstädt. Möglicher Grund dafür seien wiederum die menschengemachten Emissionen aus Verkehr und Industrie, durch die die Luft über dem Land zum Teil hundert- bis zweihundertmal mehr Schwebepartikel enthält. Dadurch können sich hier deutlich mehr Eiswolken bilden als auf offener See – möglicherweise mit steigender Tendenz, erklärt der Meteorologe. Unsere Ergebnisse haben gezeigt, dass über dem Meer immerhin bis zu 15 Prozent des Regens aus flüssigen Wolken herausnieseln. Denn enthält die Atmosphäre wenige solcher Partikel, kondensiert das Wasser an nur wenigen Sammelstellen, sodass die Tropfen schnell schwer werden und ausregnen, häufig als Nieselregen. Stehen jedoch viele Schwebeteilchen zur Kondensation zur Verfügung, bilden sich mehr und dafür kleinere Tropfen, die weiter in größere Höhen aufsteigen können und zu Eiskristallen gefrieren. Weil sich eine Eiswolke langsamer bildet, regnet es aus ihr zwar seltener, dafür aber dann umso stärker. Zudem können die Erkenntnisse helfen, die bisherigen Wetter- und Klimaprognosen zu verbessern: Bisher sagten die Modelle wesentlich häufigere, jedoch schwächere Regengüsse voraus, als letztlich auftraten, weil man die Rolle der Eiswolken unterschätzte, so Mülmenstädt. Wenn wir nun wissen, dass sie außerhalb der Tropen die wahren Regenmacher sind, lassen sich unsere Vorhersagen deutlich präzisieren. Nicht-Wissenschaft;Der Nationalrat hat das Budget für 2016 mit den Stimmen von SPÖ und ÖVP beschlossen. Das Maastricht-Defizit ist im erlaubten Rahmen. Wien – Der Nationalrat hat Donnerstagabend mit den Stimmen der Koalition das Budget 2016 beschlossen. Vorgesehen sind Ausgaben von 77 Milliarden Euro und Einnahmen von 71,9 Milliarden Euro. Das gesamtstaatliche Maastricht-Defizit soll mit 1,4 Prozent der Wirtschaftsleistung zum sechsten Mal in Folge unter der dreiprozentigen EU-Vorgabe liegen. Ob das (um konjunkturelle Effekte) bereinigte strukturelle Nulldefizit erreicht wird, ist Ansichtssache. Dieses ist eingehalten, wenn der Abgang nicht über 0,5 Prozent des BIP liegt. Das ist mit 0,66 Prozent nicht der Fall. Da allerdings die zusätzlichen Kosten für die Flüchtlingskrise von der EU anerkannt werden dürften, könnte Österreich dann diese Vorgabe der Union doch noch erreichen. Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) zeigte sich jedenfalls bei der Debatte zum abschließenden Budgetkapitel Finanzen zuversichtlich, dass man seitens der EU eine positive Einschätzung zum Vorgelegten erhalten werde. An der Gestaltung des strukturellen Defizits übte er neuerlich Kritik. Über die Methodik werde man reden müssen. Mit dem Budget beschlossen wurde auch der im Oktober angekündigte, 688,8 Millionen Euro schwere Nachtragshaushalt für das laufende Jahr. Mehr als die Hälfte (350 Millionen Euro) erhält das Unterrichtsministerium zur Bezahlung von Lehrergehältern, an das Innenministerium fließen 230 Millionen Euro zur Bewältigung der Flüchtlingskrise und weitere 72 Millionen Euro als erste Tranche der im Jänner beschlossenen Sicherheitsoffensive. Die Opposition brachte in den Abendstunden noch diverse Forderungen ein, etwa die FPÖ jene nach Einführung eines Reverse-Charge-Systems bei der Mehrwertsteuer, mit dem man die auch von Schelling angestrebte Abschaffung der kalten Progression finanzieren könne. Schelling zeigte sich abwartend und verwies auf einen alternativen Vorschlag der EU-Kommission, der kommen werde. Bei der Mehrwertsteuer national auszuscheren sei nämlich nicht so einfach. Die Grünen warben ihrerseits für eine einkommensneutrale öko-soziale Steuerreform mit einem Volumen von vier Milliarden. Von den Neos kam neuerlich der Vorwurf, dass durch die Steuerreform mit der Anhebung der Höchstbeitragsgrundlage die Sonderpensionisten zu Profiteuren würden, da sie nun geringere Zusatzbeiträge zahlen müssten. Schelling wies sinkende Einnahmen aus diesem Posten als falsch zurück. Von Team Stronach-Klubchef Robert Lugar kam grundsätzliche Kritik am Budget, das nicht mehr als ein Fortschreiben der vorigen sei. Schelling forderte er auf, mit den Ländern hart ins Gericht zu gehen und eine Föderalismus-Reform anzugehen. Nicht-Wissenschaft;Die Regierung braucht für ihre Schulreform die Zustimmung von Grünen oder FPÖ. Bisher zeichnet sich diese nicht ab, die Grünen sind aber verhandlungsbereit. Wien – Die Regierung steht bei ihrer Bildungsreform vorerst ohne Verfassungsmehrheit da. Grünen-Bildungssprecher Harald Walser hat sich bei einer Pressekonferenz am Mittwoch zwar verhandlungsbereit gezeigt, gleichzeitig aber Bedingungen gestellt – allen voran großzügigere Modellregionen bei der Gesamtschule und die Entpolitisierung der Bildungsdirektionen. Für die Umsetzung der Bildungsreform – zumindest für die neuen Bildungsdirektionen und die Modellversuche zur Gesamtschule – braucht die Regierung eine Verfassungsmehrheit und damit die Zustimmung von FPÖ oder Grünen. FPÖ-Bildungssprecher Walter Rosenkranz schloss am Mittwoch im Ö1-Morgenjournal aus, dass die Freiheitlichen mitstimmen, wenn ihnen einzelne Punkte nicht passen. Den Vorschlag zur Schulverwaltung lehne die FPÖ etwa ab. Das Team Stronach hat eine Zustimmung ausgeschlossen. Die Neos sind zwar verhandlungsbereit, haben aber nicht genügend Mandate. Der grüne Bildungssprecher Walser sagt: Wir sind bereit, auch Dinge mitzutragen, die nicht unsere 100-prozentige Zustimmung haben. Entscheidend sei aber das Gesamtpaket. Und das enthalte derzeit noch viel Lyrik, wenig Substanz und keinen Mut. Die Grünen würden sich als beinharte Verhandler erweisen wollen. Dass Gesamtschulversuche maximal 15 Prozent der Schulen eines Bundeslands erfassen sollen, ist den Grünen zu wenig. Insbesondere bei kleinen Bundesländern wie Vorarlberg, wo die Landesregierung ein Modellprojekt starten möchte, reiche das nicht aus. Es muss möglich sein, dass Bundesländer zu Modellregionen werden, sagt Walser. Außerdem fordert Walser die Entpolitisierung der Schulverwaltung, ein Jahresarbeitszeitmodell für Lehrer statt der Erbsenzählerei bei den gehaltenen Stunden und die Abschaffung der schulautonomen Tage. Parallel zur gestärkten Schulautonomie müsse es auch mehr Mittel geben, etwa für Schwerpunktsetzungen: Wenn Schulautonomie zur Mängelverwaltung verkommt, werden wir nicht zustimmen können. Nikolaus Scherak, stellvertretender Klubchef der Neos, geht davon aus, dass vieles nicht so kommen wird, wie es gestern präsentiert wurde. Von einer Vision sei jedenfalls kaum etwas zu bemerken, daher glaubt er auch nicht, dass man etwa die aus Neos-Sicht zentrale umfassende Schulautonomie noch hineinverhandeln kann. Trotzdem sei man zu Gesprächen bereit. Angesichts der Tatsache, dass es für manche Änderungen eine Zwei-Drittel-Mehrheit im Nationalrat brauche, seien aufgrund der Mandatsverhältnisse nun die Grünen der logische erste Ansprechpartner der Regierungsparteien, sagt Scherak. Die Grünen könnten etwa statt der geplanten 33 Prozent, die dann beispielsweise AHS-Unterstufen vom Lehrplan abweichen dürften, 38 oder 39 Prozent herausverhandeln. Eine substanzielle Änderung wäre das freilich nicht. An solchen Stellschrauben zu drehen macht aus Scheraks Sicht wenig Sinn. Das Team Stronach will der Bildungsreform auf keinen Fall zustimmen. Vor allem die Pläne zu den Modellregionen für die gemeinsame Schule sind laut Klubchef Robert Lugar eine gefährliche Drohung, wie er es am Mittwoch bei einer Pressekonferenz nannte. Vorstellen kann er sich lediglich, einzelne Punkte der Reform herauszugreifen und umzusetzen. Es fehlten notwendige Schritte zur Entmachtung der Bundesländer. Der Unterrichtsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) wirft Lugar ideologische Gründe für das seiner Meinung nach verfehlte Bildungskonzept vor. Ich weiß, die Ministerin hat es nicht leicht, gestand er ihr im Hinblick auf die Bundesländer-Vertreter als Verhandlungspartner aber auch zu. Das Team Stronach will nun mit allen Mitteln gegen die Reform ankämpfen, denn: Das sind nordkoreanische Drohungen. Nicht-Wissenschaft;Die Rollenspiel-Fortsetzung ist der großen Serie würdig – mit Zugeständnissen an den Massengeschmack. War ... War never changes: Bereits zum sechsten Mal eröffnet sich mit diesen Worten eine postapokalyptische Science-Fiction-Welt, die wirklichen Kultcharakter hat. Nach den ersten beiden Teilen der Serie in den Jahren 1997 und 1998 sowie dem Spin-off Fallout Tactics war es aber der große Relaunch mit Fallout 3 im Jahr 2008, der das Motto der Serie Lügen strafte: Es war sogar eine radikale Veränderung, die vom klassisch isometrischen Rollenspiel hin zum First-Person-Abenteuer führte. Diesmal stimmt der Wahlspruch aber großteils wieder: Vor bahnbrechenden Veränderungen, so viel vorab, braucht sich mit dem soeben erschienenen Fallout 4 kein Fan zu fürchten. Die Hauptrolle in der Serie spielt eine Zukunftsvision, die durchaus als einzigartig bezeichnet werden darf: Seit Anbeginn ist es die Retro-Ästhetik der Science-Fiction der 1950er-Jahre, die den Stil der Fallout-Spiele prägt. Das reicht von den absurd optimistischen Cartoon-Figuren über die Musik bis hin zu Outfits und Layout von Waffen, Robotern und Technik. Die goldenen US-Wirtschaftswunderjahre des beginnenden Kalten Krieges führten in dieser Welt zuerst zu einer retrofuturistischen goldenen nuklearen Ära, danach aber zu einem globalen Nuklearkrieg, nach dem sich die letzten Überlebenden in einem zerstörten Ödland voller Mutanten, Banditen und mutierter Monster häuslich eingerichtet haben. Als Insasse eines atomsicheren Bunkers treten Spielerinnen und Spieler wie in den meisten der Vorgänger mit Spielbeginn Jahre nach der atomaren Verwüstung aus der relativen Sicherheit dieser Vaults in eine gefährliche Welt, in der nur der charakteristische schwarze Humor der Reihe für Auflockerung sorgt. Fallout 4 variiert die Erfolgsformel und zeigt erstmals die Welt vor der Bombe – wenn auch nur kurz. Denn wenn direkt nach der gewohnt detaillierten Charaktererstellung die Atompilze aufsteigen, schließt sich der schwere Deckel des Atombunkers und wenn er sich nach langer, langer Zeit wieder lüftet, ist die heile Welt Geschichte. Das riesige verstrahlte Ödland rund um die Ruinen von Boston ist voller Gefahren und bietet einen riesigen Spielplatz für Freunde des Open-World-Genres. Hersteller Bethesda spricht von insgesamt 400 Stunden Spielinhalt inklusive aller optionalen Nebenbeschäftigungen – um die Haupthandlung bis zum Ende zu verfolgen, ist aber nur ein Bruchteil davon nötig. Am Erfolgsrezept aller Bethesda-Rollenspiele, von der Elder Scrolls-Reihe mit ihrem letzten Ableger Skyrim bis hin zu den direkten Fallout-Vorgängern, wurde nicht gerüttelt: Wieder bewegen sich Spielerinnen und Spieler völlig frei durch die riesige Spielewelt, entdecken Siedlungen und Ruinen, nehmen von deren Bewohnern Aufträge unterschiedlichster Art an, kämpfen gegen eine Vielzahl an menschlichen und monströsen Gegnern und hegen und pflegen ihren Charakter sowohl was Ausrüstung als auch was Eigenschaften und Werte betrifft. Beim Charaktersystem wurde einiges vereinfacht und eingeebnet, doch einer Spezialisierung via umgebautem Perk-System steht nichts im Weg: Ob man zum Beispiel als stupider Muskelprotz auf Nahkampf, als zerbrechlicher Intelligenzbolzen dank Science-Schwerpunkt auf Technologie oder als charismatischer Schattenkrieger auf Überreden und Hinterhalt setzt, bleibt Spielerinnen und Spielern überlassen. Im Unterschied zu Skyrim gibt es im Kampf, der unausweichlich ist, die Wahl zwischen zwei Spielmechaniken: Wer keine Lust auf Echtzeit-Feuergefechte hat, kann auf Tastendruck das V.A.T.S.-System aktivieren, in dem die Zeit extrem verlangsamt wird und das Zielen und die Gegnerauswahl taktischer angegangen werden. Eine charakterspezifische Anzahl von Action-Points bestimmt die Handlungsmöglichkeiten und die Dauer dieses Modus, in dem auch kritische Treffer gezielt geplant werden können – nicht nur eine Spielerleichterung, sondern vor allem im Kampf gegen härtere Gegner eine unerlässliche Unterstützung. Eine größere Neuerung von Fallout 4 ist die Möglichkeit, Siedlungen und Camps an bestimmten Stellen in der radioaktiven Wüste zu errichten, auszubauen und zu verteidigen. Nach der Säuberung geeigneter Orte können Spielerinnen und Spieler diese durch den Bau von Mauern, Ackerflächen, Infrastruktur und frei gestaltbaren Bauten zu kleinen Städten und Festungen ausbauen, die nach und nach von Ödland-Bewohnern bevölkert werden. An diesen Siedlungen lassen sich nicht nur Werkstätten für das – ebenfalls vereinfachte – Crafting einrichten, sondern es siedeln sich mit wachsender Größe auch Händler an, die zum Teil einzigartige Gegenstände feilbieten. Voraussetzung dafür ist allerdings nicht nur die sporadische Verteidigung dieser Basen gegen angreifende Gegner, sondern auch das Sammeln der notwendigen Ressourcen, die nur zum Teil direkt vor Ort auffindbar sind. Wer seine Siedlungen ausbauen will, kommt um zwanghaftes Einsammeln so gut wie aller im Spiel auffindbaren Gegenstände nicht herum: Mit dem Durchsuchen auch der kleinsten Hütte nach zu Rohstoffen umwandelbarem Krempel – vom Silberlöffel über den Ofenhandschuh bis hin zum alten Benzinkanister – wandeln sich die Ausflüge ins Ödland von aufregenden Expeditionen zu mühsamen Sammelaktionen, nach denen es schwerbepackt zurück in das auszubauende Heim geht. In Verbindung mit dem teilweise aus der Ichperspektive umständlich zu bedienenden Bau-Interface macht das den (zum Glück!) optionalen Siedlungsbau zum Langzeitbeschäftigungsangebot mit einem Hauch von Grinding – der Massenerfolg von Sandbox-MMOs à la Ark oder Rust hat hier deutlichen Einfluss genommen. Die wahre Stärke auch von Fallout 4 liegt aber ohnedies woanders. Zum einen in seiner Atmosphäre: Das oft von gleißendem Sonnenlicht bestrahlte zerstörte Amerika kann zwar nicht mit so viel Abwechslung aufwarten wie die bunte Fantasy-Welt von Skyrim, weiß aber dennoch durch Stimmung und eindrückliche (Ruinen-)Landschaften zu begeistern. So bleiben paradoxerweise oft jene Momente am besten in Erinnerung, in denen ganz ohne Missionsziel das pure Erforschen und Entdecken im Mittelpunkt steht. Grafisch setzt Fallout 4 hier im Vergleich mit Eye Candy wie etwa The Witcher 3 zwar keine neuen Rekorde, doch vor allem die neuen Licht- und Wettereffekte wissen zu gefallen. Eine weitere Stärke ist auch dieses Mal wieder die Handlung, die allerdings nur recht schwerfällig in Gang kommt: Weil zu Beginn vor allem die erwähnte Siedlungsbaumechanik prominent vorgestellt wird, nehmen sowohl die Haupthandlung als auch die Bethesda-typischen liebevoll gestalteten Nebenmissionen bei den meisten Spielern wohl erst nach einigen Stunden richtig Fahrt auf. Dann aber glänzt das Spiel wie gewohnt mit originellen Charakteren, netten, in sich abgeschlossenen Tableaus oder schlicht Zufallsbegegnungen, die sich ganz außerhalb der rasant anwachsenden Missionsliste ergeben. Mit aus der Reihe bekannten Fraktionen wie etwa der martialischen Stählernen Bruderschaft, Supermutanten und dem geheimnisvollen Institut bevölkert eine recht abwechslungsreiche Schar an potenziellen Gegnern und Verbündeten die Spielewelt. Unter dem Bestreben, möglichst allen Spielern, also auch jenen, die es nicht bis zum Ende schaffen, schon am Anfang viel vom Spiel zu zeigen, leidet der Spannungsbogen allerdings dann doch merklich. Dass mitten im zähen Start etwa schon ganz früh die mächtige Power Armor als Ausrüstung zur Verfügung steht, erweitert zwar den Handlungsradius auch weniger erfahrener Spieler, lässt aber die Freude an der in den vorhergehenden Teilen erst spät erreichbaren Rüstung schwinden. Hier zieht – wie auch an anderen Stellen – Handlungs- und auch Rollenspielentfaltung zugunsten der größeren Zugänglichkeit den Kürzeren. Schade ist auch, dass sich schwerwiegende moralische Entscheidungen erst recht spät im Spiel stellen, und auch, dass das Dialogsystem deutlich vereinfacht wurde – eine Entscheidung, die vielen Fans vor allem der klassischen Vorgänger Bauchschmerzen bereiten wird. Überhaupt scheint Bethesda bei der Suche nach der Balance zwischen Fanservice und Zugänglichkeit für neue Spieler eher an Letztere gedacht zu haben: Dafür sprechen sowohl die erwähnten Vereinfachungen in Charakter- und Dialogsystem als auch das Vollstopfen mit Elementen jenes Genremixes aus Open World, Sandbox und MMO-Systemen, wie sie dem Massengeschmack am ehesten entgegenkommen. Und in der schieren Überzahl an zum Teil originellen, zum Teil aber auch höchst generischen Missionen zeigt sich die Maxime, dass Quantität an Spielinhalten im Zweifelsfall vorgeht. Fallout 4 ist trotz aller Detailkritik ein würdiger Eintrag in die Kultserie geworden, der sowohl Fans als auch Einsteiger wieder in seinen Bann ziehen kann. Es meistert den Spagat zwischen Fanservice und Zugänglichkeit vor allem dadurch, dass es für beide Gruppen viel bietet: für die alten Fans ein auf Hochglanz poliertes Best-of der Qualitäten der direkten Vorgänger, für neue Spielerinnen und Spieler ein zugängliches Spielerlebnis mit maximalem Beschäftigungsangebot und eingeebneten Hürden. Dass bei derartigen Kompromissen auch von Langzeitfans liebgewonnene Eigenheiten nivelliert werden, ist zwar bedauerlich, doch nach kurzer Trauerphase dürften sich auch alte Spielerinnen und Spieler wieder ganz im Ödland zu Hause fühlen. Fallout 4 ist also durchaus in weiten Teilen das Spiel, das sich sowohl Fans als auch Einsteiger erhoffen. Eines allerdings darf man sich für die Zukunft schon wünschen: dass dies das letzte Bethesda-Spiel nach demselben, zwar bewährten, aber inzwischen auch bejahrten Patentrezept ist. Sowohl Engine als auch Interface und manche Spielmechanik erwecken bei strengerer Betrachtung nämlich doch auch den Eindruck, hier kein neues Spiel, sondern ein aufgehübschtes Remake mit neuer Handlung und einem obendrauf gepackten Anteil an Innovationen vor sich zu haben, die zuallererst möglichst großen Massenappeal haben sollen. War never changes? Diesmal reicht das noch. Spätestens der nächste Elder Scrolls-Teil sollte aber deutlich mehr inhaltliche und mechanische Neuerungen bieten, um nicht in schöner Stagnation zu enden. (Rainer Sigl, 9.11.2015) Fallout 4 erscheint am 10. November für Windows, PS4 und Xbox One. UVP: ab 59 Euro. Wissenschaft;Protonenstrahlen ermöglichen bis zu einer Milliarde Kollisionen pro Sekunde. Bern - Mittlerweile läuft er nach seiner Aufrüstung, die 27 Monate lang dauerte, bereits wieder seit einigen Wochen. Doch erst seit Mittwochfrüh wird am Large Hadron Collider (LHC) wieder richtig Physik betrieben, sprich: Es werden Daten gesammelt und ausgewertet. Nach mehr als zwei Jahren kollidieren am CERN wieder die Protonen - und sie tun es erstmals mit der noch nie dagewesenen Energie von 13 Tera-Elektronenvolt (TeV). Der LHC werde nun während drei Jahren rund um die Uhr laufen, teilte das Teilchenforschungsinstitut CERN bei Genf mit. Damit können die Experimente nun wieder Daten sammeln, um neuen physikalischen Phänomenen auf die Spur zu kommen - die womöglich noch spannender sind als die Entdeckung des Higgs-Bosons im Jahr 2012. Um 10.40 Uhr am Mittwoch verkündeten die Betreiber des Large Hadron Colliders (LHC) stabile Protonenstrahlen. Dies war das Signal, dass nun wieder experimentelle Daten gesammelt werden können - erstmals bei einer Beschleunigungsenergie von 13 TeV, fast dem Doppelten dessen, was beim letzten Durchlauf aufgewandt wurde. Die Protonenstrahlen bestehen aus Protonenbündeln, die mit annähernder Lichtgeschwindigkeit durch den 27 Kilometer langen LHC-Tunnel rasen. Am Mittwoch war der LHC mit sechs solchen Bündeln gefüllt, die jedes an die 100 Milliarden Protonen enthielten. Diese Rate soll fortlaufend auf 2.808 Bündel erhöht werden, was es dem LHC erlaubt, bis zu einer Milliarde Kollisionen pro Sekunde zu produzieren. Es ist Zeit für neue Physik, schwärmte CERN-Generaldirektor Rolf Heuer in der Mitteilung. Der erste Durchlauf, der zum Nachweis des Higgs-Bosons geführt hat, sei dagegen nur der Beginn der Reise gewesen. Das Higgs-Boson war das letzte noch nicht entdeckte Puzzlestück im Standardmodell der Teilchenphysik, der Theorie, die sämtliche sichtbare Materie des Universums und ihre Wechselwirkungen erklärt. Lasst uns sehen, was uns die nun fließenden Daten über das Funktionieren unseres Universums erzählen werden, sagte Heuer. Mit dem nun gestarteten zweiten Durchlauf wollen die Physiker das Standardmodell weiter erforschen - und vor allem nach Physik suchen, die darüber hinaus geht. Unter anderem hoffen die Forscher das so wichtige Ungleichgewicht zwischen Materie und Antimaterie zu verstehen. Wäre es nicht dazu gekommen, würden wir gar nicht existieren: Denn eigentlich sollten beim Urknall genau gleich viel Materie wie Antimaterie entstanden sein, die einander beim Zusammentreffen auslöschen hätten müssen. Und natürlich ist auch die immer noch nicht enträtselte Dunkle Materie im Fokus, die laut dem Standardmodell der Kosmologie ein Viertel der Masse bzw. Energiedichte des Universums ausmachen soll: Eine Hypothese, für die es bislang nur indirekte Belege gibt. Nicht-Wissenschaft;Wearables für Tiere: Smartbell statt traditioneller Kuhglocke. Das Internet der Dinge soll Bedürfnisse erkennen, wenn sie noch gar nicht ausgesprochen sind. Dahinter steckt die Idee, alles mit Sensoren auszustatten. Diese sollen miteinander kommunizieren und Daten speichern. Man denkt dabei meist an vernetzte Kühlschränke, Zahnbürsten oder Wearables wie Activity Tracker und Smartwatches für Menschen. Das britische Startup Smartbell hingegen ist schon bei Kühen angekommen. Sensoren, die an den Beinen der Tiere befestigt werden, sollen Bauern dabei helfen, nicht nur Schritte zu zählen oder den Standort der Tiere zu lokalisieren, sondern auch deren Gesundheitszustand im Auge zu behalten. Yes. You heard it right. The #InternetOfCows is now a thing courtesy of @smartbellio pic.twitter.com/vf3ECcAa5j Das Startup aus Cambridge ist bei weitem nicht das einzige Unternehmen, das diesen Markt entdeckt hat. Unter dem Motto Cow Intelligence bietet etwa SCR aus Israel Halsbänder für Kühe an, Fujitsu stattet die Wiederkäuer mit dem Gyuho-Schrittzähler aus. Traditionelle Kuhglocken braucht man dank Internet der Kühe wohl nur mehr im Brauchtum. Der Bauer von heute nützt neben der Mistgabel auch eine App am Smartphone oder Tablet. Nicht-Wissenschaft;Bewerbungen ab sofort – Showstart im Herbst mit Moderator Steven Gätjen. Wien – Der ORF sucht ab sofort humorvolle und sympathische Familien für die neue Spielshow 4 geben alles!. In der im Herbst gemeinsam von ORF, ZDF und SRF ausgestrahlten Show mit Moderator Steven Gätjen treten vierköpfige Familien in mehreren Spielrunden gegeneinander an. Im Finale winken 100.000 Euro, hieß es am Dienstag in einer Aussendung. Bewerben können sich via extra.ORF.at jeweils zwei Erwachsene und zwei Kinder, wobei die Kinder zwischen sechs und 16 Jahren alt und die Erwachsenen nicht zwingend die Eltern sein müssen: Familien in allen denkbaren Konstellationen seien willkommen – Patchwork-Teams ebenso wie Onkeln, Tanten und Großeltern. Bei 4 geben alles! sind neben sportlichen Skills auch Geschicklichkeit und Köpfchen gefragt. Die Familienmitglieder können dabei beweisen, wie gut sie sich untereinander kennen und einschätzen können, und wie sie sich in typischen Alltagssituationen gemeinsam bewähren. Nicht-Wissenschaft;Ex-Finanzminister: Mir wurden sieben Jahre gestohlen – "Totalschaden" erlitten. Wien – Der ehemalige Finanzminister Karl-Heinz Grasser hat für die Fälle, in denen die Justiz gegen ihn ermittelt, bisher über eine Million Euro für Rechtsanwälte, Gutachten und Ähnliches aufgewendet, rechnete er dem Magazin News vor. Er sei durch die Hölle gegangen und habe einen Totalschaden erlitten, beschwerte sich Grasser. Grasser betonte einmal mehr, dass er sich politisch verfolgt fühle, was nicht zuletzt auf die erfolgreiche Politik unter der ÖVP-FPÖ-Regierung zurückzuführen sei. Schwere Geschütze fährt Grasser gegen die Justiz auf: Die Staatsanwaltschaft habe ihn teilweise jenseits oder unter Beugung des Rechtsstaats verfolgt. Der Justizminister sei aufgerufen, mit einer Weisung für Ordnung zu sorgen. Ein faires Verfahren, wo ein Richter und Schöffen sich völlig unbefangen, unvoreingenommen und unparteilich mit der Frage auseinandersetzen sollen, ist aus meiner Sicht gar nicht mehr möglich. Er überlege jedenfalls den Gang zum Europäischen Gerichtshof, um eine Schadenersatzklage gegen die Republik einzureichen. Meine absolute Priorität ist, dass diese Verfahren möglichst schnell eingestellt werden und dieses Damoklesschwert nicht mehr über mir schwebt. Sobald ich das erreicht habe, werde ich natürlich über Schadenersatz und den Gang zum EuGH nachdenken. Am Ende des Tages haben mir sieben Jahre währende Ermittlungen diese Jahre gestohlen, so der ehemalige Finanzminister. In der Causa Buwog/Grasser, in der es um Korruptionsverdacht bei der Privatisierung der Bundeswohnungen geht, hat die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft ihren reparierten Vorhabensbericht fertiggestellt und abgeschickt. Nun müssen die Oberstaatsanwaltschaft und das Justizministerium den Vorhabensbericht prüfen. Laut Medienberichten empfiehlt die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft darin eine Anklage Grassers. Wissenschaft;Die österreichische Astrophysikerin Lisa Kaltenegger legt ihr erstes Buch vor – und geht darin großen Fragen nach. Gibt es noch anderes Leben im Universum als auf der Erde? Was es bedeutet, einer solchen Frage wissenschaftlich nachzugehen, legt die Astrophysikerin Lisa Kaltenegger in ihrem ersten Buch vor. Als Leiterin des Carl-Sagan-Instituts an der Cornell University, das sich der Erforschung von bewohnbaren Planeten und Monden in und außerhalb des Sonnensystems widmet, ist die gebürtige Salzburgerin eine der weltweit führenden Expertinnen auf diesem Gebiet. Gasplaneten, Eisgiganten, Heiße Jupiter, Mini-Neptune und Steppenwolf-Planeten: Es sind allerlei ungewöhnliche Planeten, die Astronomen in anderen Sonnensystemen finden, sogenannte Exoplaneten. Die spannendsten Funde unter den entdeckten Exoplaneten sind für mich Felsplaneten, schreibt Kaltenegger. Auch unsere Erde ist so ein Felsplanet. In anderen Sonnensystemen finden sich jedoch Erden, die um einiges schwerer sind als unsere, die Wissenschafter nennen sie Supererden. Die schwerste bis jetzt entdeckte Supererde ist 18-mal so schwer wie unsere Erde. Seit der Entdeckung des ersten Exoplaneten 1995 haben die Wissenschafter fast 2000 solcher Planeten entdeckt, die um eine andere Sonne kreisen als unsere. Doch bisher blieb die Suche nach außerirdischem Leben erfolglos. Kaltenegger gibt sich jedenfalls optimistisch: Schon die große Anzahl an potenziell bewohnbaren Planeten spreche dafür, dass wir nicht allein im Universum sind: Wenn wir am Sternenhimmel nur fünf der tausend Sterne abzählen, dann wird im Mittel einer davon von einem potenziell lebensfreundlichen Planeten umkreist. Das heißt, es gibt irrsinnig viele potenziell lebensfreundliche Welten. Eine Milliarde allein in unserer Milchstraße! Doch auf wie vielen potenziell lebensfreundlichen Planeten entwickelt sich auch tatsächlich Leben? Diese Frage ist noch komplett offen. Selbst wenn es noch andere Zivilisationen im Universum gibt: Wie wollen sie mit uns Kontakt aufnehmen? Radiosignale anderer Zivilisationen, am besten in Englisch, wären natürlich phänomenal, schreibt Kaltenegger – allerdings äußerst unwahrscheinlich: Wir verwenden Radiosignale erst zirka 100 Jahre. Diese Zeitspanne ist minimal im Vergleich zu den Milliarden Jahren, die es auf der Erde schon Leben gibt. Und möglicherweise werden Radiosignale aufgrund des ständigen Fortschritts gar nicht mehr lang im Einsatz sein. Wir nutzen jetzt schon viel stärker das Internet und andere Informationskanäle. Warum uns von den Milliarden von Welten im Universum noch niemand besuchen gekommen ist, erklärte sich der Physiker Enrico Fermi vor mehr als 50 Jahren mit den enormen Distanzen und folglich langen Reisezeiten. Und genau dieser Umstand macht es auch für uns schwierig, bewohnbare Planeten zu bereisen. Unser am weitesten gereistes Raumschiff ist der Satellit Voyager 1. Er hat als einziges von Menschen gefertigtes Objekt im August 2012 unser Sonnensystem verlassen. Trotzdem braucht er noch Tausende von Jahren allein zum nächsten Stern, schreibt Kaltenegger. Wenn wir Planeten in anderen Sonnensystemen schon nicht besuchen können, lässt sich zumindest mithilfe der größten Teleskope mehr Licht von ihnen einfangen. Und das ermöglicht uns, sie zu erforschen, denn das Licht, das ein Planet reflektiert, enthält viele Informationen. Die Reflexion ist sozusagen ein Fingerabdruck des Planeten. Dieser Licht-Fingerabdruck zeigt auch, ob es auf dem Planeten Leben geben kann. Wie man sich so einen Licht-Fingerabdruck vorstellen kann und wie er funktioniert, wird in einem der zahlreichen Comics im Buch anschaulich gemacht. Viele Menschen interessieren sich für Astronomie, ihnen ist die Materie aber zu mathematisch: Das war für Kaltenegger Motivation, ein populärwissenschaftliches Buch zu schreiben. 2005 schloss sie ihr Astronomiestudium sub auspiciis an der Uni Graz ab. Forschungsaufenthalte führten die 38-Jährige an die Europäische Weltraumagentur ESA, das Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg und an die Harvard University. Was Kaltenegger an der Erforschung von fernen Planeten fasziniert, sind nicht nur außerirdische Leben, sondern auch Rückschlüsse, die sich für die Erde ziehen lassen: Je mehr wir über andere Planeten lernen, desto mehr lernen wir über unsere Erde und wie wir besser auf unseren kleinen, blauen Punkt im All aufpassen können. Nicht-Wissenschaft;Gang und Gesang: Die Gedichte in "stromern" reden nicht, sie tun etwas. Sie porträtieren nicht Clochards, Galgenstricke oder Tagediebe, sie stromern selbst – und leisten poetischen Widerstand. Ein Entkommen gibt es nicht. Auch terzinen haben keinen rückwartsgang, beendet Christoph W. Bauer eines seiner neuen Gedichte, das aus lauter Terzinen besteht und durch die Wahl dieser lyrischen Form doch rückwärts geht. Aber natürlich haben Terzinen – die Dreizeiler der Divina Commedia Dantes sind das Muster – einen unaufhaltsamen Sog nach vorn. Was gesagt wird, holt nur kurz Anlauf im Reim des vorletzten Verses, um selber den Stab gleich dem nächsten weiterzugeben und so fort. Bauer liebt alte Formen und man würde am besten gar nicht von Gedichten reden, sondern von carmina wie in der Antike: Lieder, Gesänge. Rhythmus und Reim bringen sie zum suggestiven Wohlklang, selbst wenn sie von den Disharmonien unserer Zeit geprägt sind. Das von Bauer meisterhaft eingesetzte Mittel des (interpunktionslosen) Enjambements, des Übersprungs von einer Verszeile auf die nächste, verfugt das ineinander, was wir sonst nur als auseinanderbrechend wahrnehmen. Es bringt in den Strom der Gedichte aber auch Turbulenzen: Es zwingt zum Rückwärtslesen, um zu verstehen, was vorwärts gemeint ist. Und plötzlich springt aus einzelnen Versen, isoliert aus ihrem Kontext, auch völlig unvorhergesehener Sinn oder Unsinn heraus – eine Farbe mehr in Bauers farbigen Gedichten. Bauers Gesang ist tatsächlich immer ausdrucksstark, mag er nun angriffig, lustvoll, frech daherkommen oder in der (mit charmantem Understatement gemimten) Rolle des Glücklosen, Erfolglosen, Rastlosen: soll doch sollen die anderen / ausser acht lassen will ich mich / vor meiner unleserlichen schrift // nichts mehr gefällt mir muss / mich auf den weg machen / andere sprache anderes land. Das, was sie umtreibt, verwandeln Bauers Verse stets in etwas Leichtes. Aber mag dann das Leben mit all seinen Unwägbarkeiten und Zufällen auch als Spiel erscheinen, so ist es doch nicht ohne Konsequenz und formt sich zu einem irreversiblen Lebenslauf. Die vier Abteilungen des Bandes stromern zusammengenommen können durchaus verstanden werden als ein Entwicklungs-Roman in Gedichten: Herkunft, Kindheit und Jugend prägen den ersten Teil, Lehr-, Wander- und Flegeljahre den zweiten und dritten, freie Ausübung der Meisterschaft den vierten. Über alle Teile hinweg bleibt sich aber eines gleich: die Ruhelosigkeit. Da ist zunächst das Ausbrechen aus römisch-katholischer, grün-brauner Kärnter Provinzialität (zwischen Schilaufen, Kiffen, Catull und Bukoswki), dann das Ausschnüffeln verheißungsvollerer Gegenden (mit, im Paris-Kapitel vor allem, verwirrenden Ernüchterungen), und schließlich das Ankommen in einer heimatlosen Heimat: schenk ein arthur meinetwegen absinth / und hernach ein loblied auf die laterne, endet eines der letzten Gedichte des Bandes. Das Gesöff, das da aus- und eingeschenkt wird, ist aber nicht bloß Absinth, sondern reine Poesie. Dem Sänger unter der Laterne gehört ja nichts mehr außer seinem Lied. Wie die Strophenformen will auch Bauers lyrisches Ich auf und davon – und kehrt doch immer zurück: war lange nicht mehr hier und / doch nie fort..., heißt es bei der Ankunft in Paris. Absolute Trennungen gibt es keine. Diese romantische Grundstimmung bildet wohl auch den Boden für den politischen Widerstand, den diese Gedichte leisten: die geschichte meines landes der dome / führt über die totenbücher von auschwitz. Nicht immer muss es so dramatisch sein, aber selbst auf den Boulevards von Paris gibt es kein Entkommen: paris arg unbeschwert als wäre ich / verliebt soll mir nichts schlimmeres / zustossen denke ich noch da / pufft mich von hinten einer an / ich begreife sofort ein landsmann. Weder Liebe noch Leben werden in Bauers Paris wie einst zum Fest. Die Stadt der Künstler und Dichter ist da wie ein Zitat, abblätterndes Kolorit. Und von Paul Nizon, dem Dichterfreund, ist bloß ein Gelächter zu vernehmen. Dennoch: Nizons existentielle Poetik, das am Schreiben Gehen, wie er es nennt, liegt auch Bauers lyrischem Schaffen zugrunde. Es geht ihm nicht um die genauste Betrachtung der Wirklichkeit, nicht um die Sekunde der wahren Empfindung und schon gar nicht um metaphysische Durchdringung des Daseins. Bauers Gedichte reden nicht, sie tun etwas. Sie porträtieren nicht Stromer, Clochards, Galgenstricke, Tagediebe. Sie stromern selber. Sie vagabundieren, schlagen Haken, nehmen sich dies und das heraus, lassen es wieder liegen. Sie haben kein Ziel außerhalb ihrer selbst. Ihrer Lust genügt das Verlangen. Ihr Schwermut verweigert sich der Therapie. Vielleicht lindern sie den Schmerz, aber unempfindlich sind sie nie. Wenn sie zupacken, ironisch, zynisch, sarkastisch, dann nicht um Beute zu machen, sondern weil sie Bewegung brauchen. Dass sie dabei auch überborden – durch Pathos, Metaphern, Reimseligkeit, Bonmots – kann und wird man ihnen fast immer verzeihen. Integraler Bestandteil von Bauers Gedichten sind die Ahnen: Archilochos, Homer, Ovid, Catull, Horaz, Archipoeta, Villon, Erasmus, Heine, Beckett. Nicht dass er ihnen eine Galerie errichtete. Es geht Bauer vielmehr um eine produktive Zusammenarbeit. Die kann auch diskret sein: Ein einziges vivamus etwa genügt, um Catull als Mitautor eines Gedichts ins Spiel zu bringen. Bauer ist einer der Wenigen, für die die (nicht bloß klassische) Antike ein selbstverständliches Lebensmittel ist. Er ist ein poeta doctus gewiss, aber man muss darunter auch den Narren im humanistisch aufklärerischen Sinn verstehen. Und einen von Günter Eichs Narren auf verlorenem Posten. So kann man sich denn auch Bauers Gang und Gesang gut vorstellen: wie in schuhen denen ich entwachsen bin. Wissenschaft;Forscher untersuchten Verhaltensänderungen der Bakterienart Klebsiella Oxytoca bei Ressourcenmangel. Dübendorf/Zürich – Bakterien können sich nicht nur physisch an veränderte Umweltbedingungen anpassen, sondern sich sogar auf drohende Veränderungen vorbereiten, wie ein Forscherteam unter Leitung der Schweizer Wasserforschungsanstalt Eawag am Montag im Fachjournal Nature Microbiology berichtet. So bringen Bakterienpopulationen besonders viele Individualisten mit eigenen Strategien hervor, wenn Nährstoffe knapp werden. Das hilft den einzelnen Population, Zeiten des Mangels zu überleben und trotzdem zu wachsen, wie eine Studie unter Schweizer Leitung zeigt. Die Forscher um Frank Schreiber, Professor an der Eawag und der ETH Zürich, haben das Verhalten der Bakterienart Klebsiella Oxytoca untersucht Diese Bakterien nehmen Stickstoff am liebsten in Form von Ammonium auf, da sie das relativ wenig Energie kostet. Wird Ammonium jedoch knapp, steigen einige Individuen der Population auf elementaren Stickstoff um, obwohl dies mehr Energie beansprucht. Wenn das Ammonium schließlich ganz fehlt, sind ihre Zellen bereits auf die metabolische Veränderung vorbereitet, wodurch das Überleben der Population gesichert werden kann. Um solche individuellen Unterschiede in ihrer Studie festzustellen, mussten die Forschenden die Nahrungsaufnahme einzelner Bakterienzellen messen. Die Studie zeige, wie wichtig Individualität in einer veränderlichen Umwelt sein kann, so eine gemeinsame Mitteilung der Eawag, der ETH Lausanne (EPFL) und des Max-Planck-Instituts für Marine Mikrobiologie in Bremen, die ebenfalls an dem Forschungsprojekt beteiligt waren. Dies deutet darauf hin, dass biologische Vielfalt nicht nur im Sinn der Artenvielfalt von Tieren und Pflanzen, sondern auch auf dem Niveau einzelner Individuen bedeutsam ist, so Schreiber. Wissenschaft;'Ein großangelegtes Forschungsnetzwerk untersucht die Varietäten und Dialekte des Deutschen in Österreich. Wien – Über Sprache wird viel und von jeher gestritten. Aussprache, Grammatik, Wortwahl, Dialekte; was passend, korrekt oder, etwa wie im Falle von Dialekten, authentisch ist, wird leidenschaftlich diskutiert. Dass es große Unterschiede zwischen den deutschsprachigen Ländern Österreich, Schweiz und Deutschland gibt, ist offenkundig. Ebenso dass auch innerhalb dieser Länder das Deutsche je nach Region und sozialem Kontext stark variiert. Das Deutsche in Österreich ist keine homogene Sprache, sondern ein Bündel von Varietäten, erklärt Alexandra N. Lenz, Professorin am Institut für Germanistik der Uni Wien und Leiterin dreier Teilprojekte des Forschungsnetzwerkes Deutsch in Österreich, das der Wissenschaftsfonds FWF im Rahmen des Programms für Spezialforschungsbereiche (SFB) kürzlich bewilligte. Neun Gruppen von Forscherinnen und Forschern aus den Disziplinen Germanistik, Computerlinguistik, Phonetik und Slawistik der Unis Wien, Graz und Salzburg werden sich eng vernetzt mit Sprachwandel und Sprachvariation in Österreich beschäftigen. Das umfasst das gesamte Sprachverhalten, dazu gehört etwa der Wechsel der Sprechweise, sobald man jemanden aus der alten Heimat wiedertrifft. Sofort sprudelt der Dialekt inklusive regionaler Spezialbegriffe wie selbstverständlich, obwohl man einige davon schon seit Jahren nicht gebraucht hat. Mit einer ähnlichen Selbstverständlichkeit wechseln viele in eine förmliche Sprechweise, sobald sie über ein weniger vertrautes Thema sprechen. Neben diesem individuellen Sprachverhalten soll auch der generelle Sprachwandel von Sprachgemeinschaften untersucht werden, etwa der durch den Einfluss anderer Varietäten oder auch anderer Sprachen, wie des Slawischen auf das Deutsche in Österreich. Wir wissen eigentlich noch viel zu wenig über die zahlreichen Varietäten, sagt Forschungsnetzwerk-Sprecherin Lenz. Es sei erst eine jüngere Entwicklung, dass die verschiedenen umgangssprachlichen Varietäten oberhalb der Dialekte sowie die Unterschiede in der Standardsprache überhaupt als solche wahrgenommen werden und diese Vielfalt empirisch erforscht wird. Nicht selten haben sich Sprachexperten am runden Tisch zusammengesetzt und eine Norm festgelegt, ohne dem wirklichen Sprachgebrauch ausreichend Rechnung zu tragen, meint Lenz. Erst in den letzten zehn bis fünfzehn Jahren ist es in der Germanistik zunehmend Praxis, dass auch Nachschlagewerke zur Standardsprache streng empirisch auf Basis großer Korpora des Sprachgebrauchs erstellt werden. Dem Duden etwa attestiert Lenz eine starke Orientierung auf Nord- und Mitteldeutsch in Deutschland: Bestimmte Besonderheiten, die Süddeutschland, Österreich oder die Schweiz betreffen, werden häufig als dialektal angeführt – das ist aber eine Wertigkeit, die mitunter nicht korrekt ist. Mit der Bewertung von Sprache bis hin zur Diskriminierung beschäftigt sich Stephan Elspaß, Professor für Germanistische Linguistik an der Uni Salzburg und Leiter zweier Teilprojekte des SFB. Elspaß wird subjektive Eindrücke von Akzenten, Varietäten und Sprachen sowie darauf beruhende Einschätzungen an Schulen untersuchen. Stigmatisierung aufgrund bestimmter Dialekte und Varietäten war schon immer ein Problem, meint Elspaß. Ab den 1970er-Jahren wurde zunehmend das Vorurteil verbreitet, Dialekt hindere Menschen am sozialen Aufstieg. Am Beispiel der Schweiz lässt sich sehen, dass dies nicht so sein muss. Inzwischen hat die Forschung gezeigt, dass das Aufwachsen mit mehreren Varietäten sogar nützt, etwa beim späteren Fremdsprachenerwerb. Trotzdem kann von einer generellen Anerkennung der verschiedensten Sprechweisen keine Rede sein. Als Beispiel nennt Elspaß gängige Aussagen über Dialekte oder Akzente, die manchen hässlich erscheinen oder in den Ohren wehtun würden, womit die Stigmatisierung bereits anfange. Wir versuchen Identität über Sprache herzustellen und uns bestimmten Gruppen zuzuordnen. Dazu gehöre auch die Abgrenzung durch Sprache. Diskriminierende Konsequenzen habe das dann, wenn ein Schüler etwa für eine regionale Ausdrucksweise schlechtere Noten bekomme. Daher plädiert Elspaß für eine möglichst objektive sowie für die breite Öffentlichkeit zugängliche Darstellung der sprachlichen Vielfalt. So sollen die in allen Teilprojekten erhobenen Sprachaufnahmen und Einstellungsdaten sowie die Auswertungen der Untersuchungen auf einer Onlineplattform nicht nur für die wissenschaftliche Community vernetzt und aufbereitet werden, sondern auch für Lehrpersonal und interessierte Laien. Geplant ist zudem ein sprechender Sprachatlas, mit dem Proben der unterschiedlichen Dialekte und Varietäten nachgehört werden können. Ein sicherer Beleg dafür, dass es die eine wahre und dauerhafte sprachliche Norm nicht gibt, ist nicht nur die Variation, sondern auch der stetige Wandel von Sprache. So breiten sich etwa für Wien charakteristische Monophthonge wie in haaß (heiß) oder wäät (weit) immer stärker auch in andere Teile Österreichs aus, wie Silvia Moosmüller und Hannes Scheutz zeigen konnten. Obwohl sich also laufend etwas tut, einen Sprachverfall können Lenz und Elspaß nicht ausmachen. Es gibt über 2.000 Jahre alte Zeugnisse, in denen auch schon ein Verfall der Sprache beklagt wird, erzählt Elspaß. Auch für ein vermeintliches Absinken des Sprachniveaus durch die sozialen Medien, wie es aktuell häufig diskutiert wird, sehen sie keinen Beweis. Untersuchungen haben gezeigt, dass Jugendliche problemlos in formelle Kontexte switchen können – auch wenn sie sich eben noch per Emojis ausdrückten. In den sozialen Medien werden von Jugendlichen auch Dialekte verschriftlicht, sagt Lenz, die diese neuen Kommunikationskanäle als Ressource zur Erweiterung des Sprachgebrauchs sieht. Das österreichische Deutsch müsse immer mehr dem bundesdeutschen Hochdeutsch Platz machen, lautet eine weitere Sorge. Doch auch hier geben die beiden Forscher Entwarnung: Eine Untersuchung auf Basis des Austrian Media Corpus der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) hat ergeben, dass in der österreichischen Pressesprache noch immer vorwiegend von Topfen statt von Quark oder von Erdäpfeln statt von Kartoffeln die Rede ist. Jene 23 geschützten Austriazismen, die im EU-Beitrittsprotokoll festgehalten wurden, werden nach wie vor verwendet: In den letzten 20 Jahren verringerten sie sich um nur vier Prozent. Die Powidln oder Fisolen existieren also weiter.' Nicht-Wissenschaft;Rabmer-Koller: Geringe Sozialversicherungserfahrung kein Nachteil. Wien – Die künftige Vorsitzende im Hauptverband der Sozialversicherungsträger, Ulrike Rabmer-Koller, sieht ihre neue Funktion als sehr große Aufgabe und ist sich der Herausforderung bewusst. Sie will das Gesundheitssystem zukunftsfähig halten und laufend weiterentwickeln. Ansetzen müssen man dabei in allen Bereichen. Details will sie aber erst nach ihrer Wahl im Dezember nennen. Ihre geringen Erfahrungen im Bereich der Sozialversicherungen sieht die künftige Hauptverbands-Chefin nicht als Nachteil. Es handle sich dabei um eine Managementfunktion, und sie bringe jahrelange Erfahrung als Managerin, Unternehmerin und Interessensvertreterin mit, betonte Rabmer-Koller im Gespräch mit der APA. Da sie aktuell keine Funktion in einem Sozialversicherungsträger hat, muss sie vor der Wahl in den Vorstand des Hauptverbandes erst ein Mandat in der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt (AUVA) übernehmen. Rabmer-Koller verwies aber darauf, dass sie vor einigen Jahren bereits eine Funktion in der Sozialversicherungsanstalt der gewerblichen Wirtschaft (SVA) innehatte. Sehr wichtig ist Rabmer-Koller eine gute Zusammenarbeit mit der Arbeitnehmerseite. Bei den großen Herausforderungen könne man nur gemeinsam zu guten und raschen Lösungen kommen. Deshalb will sie auch schon bald Gespräche mit den Sozialpartnern aufnehmen und sich bei allen Stakeholdern vorstellen. Rabmer-Koller ist am Mittwoch einstimmig vom Präsidium des ÖVP-Wirtschaftbundes für die Nachfolge des in die ÖVP-Zentrale gewechselten Peter McDonald designiert worden. Als erste Frau an die Spitze des Hauptverbandes soll die bisherige Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer dann am 15. Dezember gewählt werden. Formal wird sie von der Trägerkonferenz in den zwölfköpfigen Verbandsvorstand nominiert und dort dann zur Vorsitzenden gewählt. Wissenschaft;Schimpansen können doch keine Sprache lernen Göttingen – Die Studie im Fachblatt Current Biology hatte im Februar für einiges Aufsehen gesorgt: Forscher behaupteten nach drei Jahre dauernden Beobachtungen, dass eine neue Schimpansengruppe, die in den Zoo von Edinburgh übersiedelte, sich bei ihren Lautäußerungen an die dort seit vielen Jahren ansässige Gruppe anpasste. Dieser erste Beweis für das nichtmenschliche Erlernen einer Sprache entpuppte sich nun nach genauer Prüfung aber als unhaltbar, schreibt ein Forscherteam ebenfalls in Current Biology. (red) AbstractCurrent Biology: Is there any evidence for vocal learning in chimpanzee food calls? Princeton – Dass die Lebenserwartung der US-Amerikaner trotz des Wohlstands relativ wenige Fortschritte macht, ist seit längerem bekannt. Eine neue Untersuchung im Fachblatt PNAS nennt nun einen Grund dafür: Immer mehr weiße, wenig gebildete US-Bürger sterben schon um die 50. Ursachen sind Drogen- und Alkoholvergiftungen, Suizid sowie Lebererkrankungen, schrieben Gesundheitsökonomen der Uni Princeton. Immer mehr Afroamerikaner und Latinos in den USA überleben hingegen dieses Alter. (red) AbstractPNAS: Rising morbidity and mortality in midlife among white non-Hispanic Americans in the 21st century. (3.11.2015) Nicht-Wissenschaft;Die Premierminister Albaniens und Serbiens diskutierten in Wien mit NGO-Vertretern – Vučić: Brauchen von EU nicht Geld, sondern politische Unterstützung. Sie zeigten demonstrativ ihre neue Beziehung. Mein Freund Edi nannte der serbische Premierminister Aleksandar Vučić seinen albanischen Kollegen Rama bei der Diskussion mit Vertretern der Zivilgesellschaft aus Südosteuropa am Mittwochabend in der Ankerbrotfabrik im zehnten Wiener Gemeindefabrik. Die Veranstaltung, die von der Erste Stiftung organisiert wurde, war der Auftakt der Westbalkankonferenz, die am Donnerstag in Wien stattfindet. Und Freund Edi war so nett, dem Aleksandar den Vortritt bei der Beantwortung der Fragen zu überlassen. Nach einem Konzert des Jugendorchesters Superar stellten fünf Vertreter von NGOs, die sich an der Basis engagieren, ihre Projekte vor und richteten durchaus emotionale Worte an die Politiker. Aus Bosnien-Herzegowina war Außenminister Igor Crnadak vertreten, aus Montenegro Igor Lukšić. Larisa Suša aus dem bosnischen Gračanica war besonders klar: Wir werden euch sagen, was ihr tun sollt, und ihr werdet es tun. Doch am Ende dominierten die Politiker die Diskussion. Vučić referierte zunächst über die Wirtschaftsreformen und die Konsolidierung des Budgets in Serbien, während Rama darauf verwies, dass er ohnehin täglich mit der Zivilgesellschaft in Kontakt sei. Er verwies darauf, dass es mehr Engagement der EU auf dem Balkan brauche, um die wirtschaftliche Situation zu verbessern. Er schlug etwa vor, dass Deutschland die Berufsschulen in Albanien unterstützen solle. Albanien hat zwar den EU-Kandidatenstatus, kann aber noch keine Verhandlungen beginnen. Rama: Den Kandidatenstatus zu haben ist in etwa so, als wenn man heiraten wollen würde, aber noch niemanden gefunden hat, der einen heiraten will. Der montenegrinische Außenminister Lukšić meinte, dass Montenegro immerhin so etwas eine Liebesaffäre mit der EU habe, da es bereits die Verhandlungen begonnen habe. Die die Staaten müssten sich jedenfalls mehr auf eine freie Wirtschaft konzentrieren. Sein bosnischer Kollege Crnadak konzentrierte sich auf das Korruptionsproblem und regte an – nach der Idee von Vučić –, etwas Gemeinsames in der Region zu finden, das man zelebrieren könne. An EU-Erweiterungsverhandlungen-Kommissar Johannes Hahn ging die Frage, ob der Juncker-Plan zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit auch auf die Nicht-EU-Staaten in Südosteuropa ausgeweitet werden könne. Dieser sagte zu, dass es zumindest Möglichkeiten für auf dem Balkan aktive Unternehmer geben soll, vom Juncker-Plan zu profitieren. Ardian Hackaj vom Institut Shtetiweb aus Tirana schlug vor, eine staatenübergreifende Kommission von Experten zu gründen, damit die südosteuropäischen Länder die Reindustrialisierung der Region gemeinsam fördern, die Produktion ankurbeln und nicht nur die Märkte öffnen können. Die Vertreter der Zivilgesellschaft kritisierten auch die mangelnde Medienfreiheit in Südosteuropa, etwa dass die Eigentümer der Medien nicht einmal bekannt sind. Rama forderte finanzielle Unterstützung von der EU. Wir sind keine Jesus-Region, sondern eine Thomas-Region. Wir glauben Sachen erst, wenn wir sie angreifen können. Nach den blumigen Worten des albanischen Premiers meinte Vučić ziemlich trocken, dass er kein guter Redner sei. Er sagte zu Hahn: Wir brauchen nicht euer Geld. Wir haben genügend Geld. Ich habe kein Geld verlangt für die Flüchtlinge in Serbien, aber wir brauchen eure politische Unterstützung. Er werde nicht versuchen, irgendjemandem zu gefallen, sein Job sei, ein gutes Umfeld für die Wirtschaft zu kreieren und die Einstellungen der Leute zu ändern. Viele leben noch immer mit der Einstellung des Sozialismus, wo die Regierung für jeden einen Job suchen sollte. Vučić forderte die Vertreter der Zivilgesellschaft auf, Vorschläge zu machen, wie man die Wirtschaft verbessern könne. Nicht-Wissenschaft;Hoschülerschaft sieht keine großen Fortschritte. Wien – Die Österreichische HochschülerInnenschaft (ÖH) übt Kritik an der vom Wissenschaftsministerium geplanten Novelle zum Studienförderungsgesetz. Diese bringe zwar einige kosmetische Verbesserungen, große Probleme bleiben allerdings ungelöst, hieß es in einer Aussendung. Die Begutachtungsfrist für den Gesetzesentwurf läuft heute, Freitag, aus. Unter anderem sollen Studienbeihilfe-Bezieher im Alter von über 27 Jahren künftig einen monatlichen Zuschlag in der Höhe von 30 Euro erhalten. Zusätzlich profitieren sollen jene Beihilfenbezieher in dieser Altersgruppe, die noch bei ihren Eltern wohnen. Sie würden in den Genuss der sogenannten erhöhten Studienbeihilfe kommen – dies ist derzeit nur jenen Studenten vorbehalten, die als auswärtige Studenten am Studienort wohnen. Erhöht werden auch die Studienabschluss-Stipendien: Der Mindestbetrag steigt von 500 auf 700 Euro monatlich, der Höchstbetrag von 1.090 auf 1.200 Euro. Darüber hinaus werden die Stipendien von der Privatwirtschafts- in die Hoheitsverwaltung übertragen – künftig gibt es also einen Rechtsanspruch darauf. Außerdem soll die Rückzahlung von Studienbeihilfen wegen mangelnden Studienerfolges großzügiger gehandhabt werden. Das Ableisten eines Freiwilligen Sozialen Jahres wird beihilfenrechtlich dem Präsenz-und Zivildienst gleichgestellt. All diese Maßnahmen lösen laut ÖH aber nicht das Grundproblem bei der Studienbeihilfe: Trotz steigender Studentenzahlen sinkt die Zahl der Beihilfenbezieher. Grund sei die fehlende Inflationsanpassung bei den Einkommensgrenzen. Wissenschaft;Uni Wien, Medizin-Uni Wien und Akademie der Wissenschaften erarbeiten Strategie. Wien – Die Universität Wien, die Medizinische Universität Wien und die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) wollen ihre biowissenschaftliche Forschung abstimmen. In den nächsten Monaten soll eine gemeinsame Life Science-Strategie entwickelt werden, deren Ziel die Stärkung des Standorts und bessere internationale Sichtbarkeit ist, wie die drei Einrichtungen am Dienstag mitteilten. Die drei Institutionen arbeiten schon seit längerem zusammen: Die Uni Wien und die Med-Uni Wien betreiben seit zehn Jahren gemeinsam die Max F. Perutz Laboratories am Vienna Biocenter. Dort sind auch das Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA) und das Gregor-Mendel-Institut für Molekulare Pflanzenbiologie der ÖAW untergebracht. Weiters kooperieren seit 2005 am Standort AKH die Med-Uni und das Forschungszentrum für Molekulare Medizin (CeMM) der ÖAW. Mit der gemeinsamen Strategie sollen diese und künftige Kooperationen inhaltlich noch besser koordiniert und konzeptionell vertieft werden. Wo notwendig, sollten dabei auch strukturelle Konsequenzen bedacht werden, heißt es. So wird schon seit geraumer Zeit hinter den Kulissen über die Eingliederung des CeMM in die Medizin-Uni Wien gesprochen. Die beteiligten Institutionen erwarten sich von der Strategie, dass es möglich sein wird, neue und nachhaltige Impulse im wissenschaftspolitischen Prozess zu setzen. In weiterer Folge sollen sich auch andere im Bereich Life Sciences tätige Institutionen im Wiener Raum in den Strategieentwicklungsprozess einbringen. Nicht-Wissenschaft;'In Österreich noch keine Netzsperren für populärste Seite, die unter den100 meistbesuchten Seiten weltweit ist. Sie gehören zu den beliebtesten Seiten im Netz – und sind der Erzfeind Hollywoods: Sogenannte Torrent-Webseiten generierten auch 2015 enorme Mengen an Aufrufen. Nutzer können dort Torrent-Dateien zu gewünschten Inhalten herunterladen. Dabei handelt es sich nicht um den Film, die Software oder das Musikalbum an sich. Vielmehr können mit der Torrent-Datei die begehrten Inhalte in Tauschbörsen gefunden und dort heruntergeladen werden. Webseiten wie KickassTorrents oder Pirate Bay stellen also keine Inhalte selbst zur Verfügung, sind aber quasi die Speisekarten der Tauschbörsen. Die beliebteste Website in diesem Bereich war heuer erneut Kickasstorrents (Kat) , dass sogar in den 100 meistbesuchten Seiten insgesamt auftaucht. Wie sehr Rechteinhaber – vor allem in Hollywood- der Seite den Garaus machen wollen, zeigte sich an den Turbulenzen, die US-Behörden der Seite im vergangenen Jahr verursacht hatten. Lange Zeit hatte Kat auf einer somalischen Domain (.so) operiert, doch die USA zwangen die somalischen Behörden, eine Sperre einzuleiten. Das führte allerdings nur dazu, dass Kat (virtuell) in ein anderes Land ausgewichen ist. Jetzt stammt die Domain aus Costa Rica. Kurioserweise ist kat.cr in Österreich nicht von Netzsperren betroffen, mit denen die Verbreitung urheberrechtsverletzender Inhalte verhindert werden soll. Anders ist das bei der Pirate Bay, die jahrelang als wichtigster Hafen in Punkto Filesharing galt. Nach Hausdurchsuchungen und Beschlagnahmungen in Schweden war die Website Anfang des Jahres offline, bevor sie nach einem spektakulären Countdown ein Comeback feierte. Seitdem gibt es allerdings Zweifel über die Sicherheit der heruntergeladenen Torrents. Zahlreiche Nachahmer versuchten sich im Umkreis der Seite zu platzieren; die Gründer der Pirate Bay distanzierten sich (erneut) von den jetzigen Betreibern. Einen Platz am Stockerl der populärsten Torrent-Seiten ergatterte laut Torrentfreak auch Extratorrent, dessen Community als eine der aktivsten gilt. Die Chancen stehen gut, dass die Seite im kommenden Jahr die Konkurrenz vom Thron stürzt. Extratorrent ist beispielsweise Heimat der ETTV und ETRG-Piratengruppen, deren Kürzel oft in Dateinamen auftauchen. Ähnlich bekannt dürfte EZTV sein, dessen Heimat (Eztv.ag) allerdings von anderen Gruppierungen übernommen wurde. Daher ist die Seite im Ranking der beliebtesten Torrent-Seiten auch nur auf Platz sieben zu finden. Insgesamt zeigen die Platzierungen der Torrent-Seiten im Abgleich zum Rest des Netzes, dass Filesharing weiterhin eine der beliebtesten Aktivitäten bleibt. In Österreich ist der Download von urheberrechtlich geschütztem Material seit vergangenem Oktober verboten. Allerdings dürfen Provider die IP-Adresse ihrer Nutzer nicht weitergeben, weshalb de facto keine Prozesse drohen. Rechteinhaber beklagen, dass illegale Downloads, die vor allem durch Torrents passieren, zu verlorenen Einnahmen führen und daher die Produktion neuer Filme erschweren.' Wissenschaft;Bis heute prägen Karl Mays Romane das Bild der amerikanischen Ureinwohner. Mit der Realität hat das wenig zu tun. Wien – Der deutsche Held heißt nicht Siegfried, sondern Winnetou. Seit er in Karl Mays Romanen gegen Ende des 19. Jahrhunderts auf der Bildfläche erschien, haben Generationen zu dem Apachen mit der Silberbüchse aufgesehen. Das hat auch im deutschsprachigen Raum das Bild der amerikanischen Ureinwohner nachhaltig geprägt. Edel, hilfreich, tapfer und gut – auf dem Pferd unterwegs durch die Prärie: So stellen sich immer noch viele die indigene Bevölkerung Amerikas vor. Das ist jedoch ein Trugbild, sagt Nicole Perry vom Institut für Germanistik der Universität Wien: Dieses Klischee hat wenig gemeinsam mit jenem Leben, das die Nachfahren der amerikanischen Ureinwohner heute führen. Als Lise-Meitner-Stipendiatin des Wissenschaftsfonds FWF, untersucht Perry, wie diese kollektive Vorstellung konstituiert wird und wie indigene Künstler sich mit diesem Klischee auseinandersetzen. Die Philologin analysiert verschiedene performative Zugänge von Musikern, Performancekünstlern und Filmemachern, die in ihrer Dekonstruktion eines idealisierten Indianerbildes Widersprüche dieser Sichtweise offenlegen und Stereotypen thematisieren. Die Künstler wollen so aufzeigen, dass die verklärte Bewunderung der amerikanischen Ureinwohner ebenso eine Form der Diskriminierung ist. Perry: Ein positives Vorurteil bleibt ein Vorurteil. Mit der Dekonstruktion solcher Vorstellungen versuchen indigene Kunstschaffende, ihre Kultur zurückzuerobern. So montierte etwa der Filmemacher Bear Witness Ausschnitte aus Karl-May-Filmen und Videospielszenen, um deutlich zu machen, wie klischeehaft die Darstellung der Indianer im deutschen Nachkriegskino war. An dem den Deutschen so lieben Karl May kommt man nämlich bei diesem Thema nicht vorbei. Perry hat sich bereits in ihrer Dissertation mit dem deutschen Abenteuerromanautor auseinandergesetzt, den sie als die wesentliche und prägende Kraft für das deutsche Indianerbild ansieht: Die Vorstellung der amerikanischen Ureinwohner stützt sich in Deutschland zu einem guten Teil auf das neoromantische Bild, das Karl May mit Winnetou als Identifikationsfigur vermittelt. Dass Karl May von Anfang an so erfolgreich war und zu einem der Lieblingsautoren der Deutschen wurde, lag laut Perry vor allem daran, dass er einen Nerv traf: Sein fiktives Amerika befriedigte zur Zeit der Industrialisierung die Sehnsucht der Bevölkerung nach einem Ort, an dem man sich neu erfinden kann wie Old Shatterhand, der wie zahlreiche von Mays Romanfiguren ein deutscher Einwanderer ist. Eigentlich ist das auch die wahre Nationalität Winnetous. Wie diesen Indianer stellte man sich im wilhelminischen Kaiserreich den idealen deutschen Mann vor: aufopferungsvoll, loyal und tapfer. So wurde Winnetou zum Idol einer Nation – auch in ihrer dunkelsten Stunde: Adolf Hitler, ein begeisterter Karl-May-Leser, bezeichnete den Häuptling der Apachen laut Albert Speer als das Musterbeispiel eines Kompanieführers. Perry gibt zu bedenken: Der Pazifist Karl May hätte sich angesichts dieser Instrumentalisierung im Grab gedreht. 500.000 Bände Karl May wurden insgesamt an das deutsche Heer ausgegeben: Winnetou, der sich nie ergibt und für sein Vaterland stirbt, sollte den Soldaten auf dem Weg in den Untergang als fatales Vorbild dienen. Der Liebesbeziehung zwischen May und den Deutschen tat das aber keinen Abbruch – im Gegenteil: Durch die Buchadaptionen, die zu Beginn der 1960er-Jahre in die Kinos kamen, wurde die Rezeption Karl Mays noch einmal intensiviert und von einer neuen Generation vollzogen. Aus der Tristesse der Nachkriegsrealität flüchtete man nun in die jugoslawischen Berglandschaften, durch die die Leinwandhelden ritten – eine kulturhistorische Konstante, meint die Wissenschafterin: Für die Deutschen verkörpert der Mythos Winnetou eine Alternative zur europäischen Realität. Sowohl im 19. Jahrhundert als auch nach dem Zweiten Weltkrieg dienten Winnetou und die indigenen Charaktere der Romane und Filme als Repräsentanten eines Kampfs gegen die Moderne und der Sehnsucht nach einer Rückkehr in eine ursprüngliche Idylle. So wurde die deutsche Vorstellung vom Indianer auch filmisch maßgeblich geprägt und bekam dazu mit Pierre Brice ein Gesicht, das im kollektiven Gedächtnis vom amerikanischen Ureinwohner nun nicht mehr zu trennen war. Perry: Durch das Medium des Films wurde das romantische Bild der Ureinwohner als Repräsentanten einer vergangenen Zeit über Generationen hinweg stabilisiert. Die Sauerkraut-Western zogen das Publikum auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs in ihren Bann: In der DDR entstand ebenso eine Reihe von Karl-May-Filmen, mit denen auch Propaganda gegen den Klassenfeind gemacht wurde: Mit klaren antiamerikanischen und antikapitalistischen Tendenzen wurde die Besiedlung als kriminelle Landnahme dargestellt, weshalb die Indianer hier noch ein bisschen edler dargestellt sind als in den westdeutschen Varianten. Aber auch heute noch sind Karl Mays Figuren weiterhin ein äußerst wertgeschätzter Teil des deutschen kulturellen Gedächtnisses, wie die Forscherin selbst zu spüren bekam: Eine Vorführung der von ihr untersuchten Dekonstruktionen auf der Berlinale löste kontroverse Diskussionen aus: Kindheitserinnerungen und Sehnsüchte lässt man sich nur ungern nehmen. Winnetou ist in Deutschland heilig. Ob für die nächsten deutschen Generationen Karl May auch so einen prägenden Eindruck hinterlassen wird, bezweifelt Perry. Im Zuge der Globalisierung habe sich auch der Medienkonsum immer mehr vereinheitlicht: In den meisten Kinderzimmern hat Winnetou schon längst das Zepter an Harry Potter abgegeben. Nicht-Wissenschaft;Sechs Monate bedingt und 9.000 Euro Geldstrafe für schwere Körperverletzung - Nicht rechtskräftig. Wien - Ein Wiener Rechtsanwalt ist am Dienstag im Landesgericht schuldig gesprochen worden, weil er einem neunjährigen Mädchen auf einer Kindergeburtstagsfeier vorsätzlich den Arm gebrochen haben soll. Der Jurist wurde wegen schwerer Körperverletzung zu sechs Monaten bedingter Haft und einer unbedingten Geldstrafe von 9.000 Euro (120 Tagessätze a 75 Euro) verurteilt. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Zudem wurde dem Anwalt eine finanzielle Wiedergutmachung in Höhe von 2.950 Euro auferlegt. Einen Gutteil des geltend gemachten Schmerzengelds - nämlich 2.000 Euro - hat er bereits bezahlt. Dennoch legte er gegen die Verurteilung Rechtsmittel ein. Der Staatsanwalt gab vorerst keine Erklärung ab. Bei der Geburtstagsfeier, die Ende Jänner in einem Sportverein in Wien-Döbling stattfand, stritten mehrere Kinder, wer eine aus Turnmatten gebaute Rutsche nutzen durfte. Während sich die Erwachsenen in der Kantine unterhielten, soll die fünfjährige Tochter des Angeklagten von anderen Kindern bedrängt worden sein. Als der Anwalt davon Kenntnis erlangte, versuchte dieser herauszufinden, was geschehen war. Er eilte in den Turnsaal und fragte die Neunjährige, was geschehen sei, wobei er das Mädchen am linken Oberarm erfasste und hochhob. Seiner Darstellung, das Mädchen habe gezappelt und sei deswegen zu Boden gefallen, schenkte Richterin Olivia-Nina Frigo keinen Glauben. Auf Basis des gerichtsmedizinischen Gutachtens kam sie vielmehr zum Schluss, dass der Mann das Kind in die Höhe gehoben und eineinhalb bis zwei Meter von sich geschleudert hatte. Der Sachverständige Christian Reiter ging von einer schwungvollen, energischen Bewegung aus, der komplizierte Bruch des linken Oberarms, den die Neunjährige davon trug, sei Folge der Fliehkräfte und einer Hebelwirkung gewesen, so Reiter. Die Fraktur machte zwei Operationen notwendig. Das Mädchen musste danach vier Wochen einen Schulterverband tragen. Aufgrund von Angstzuständen und Albträumen wurde die Neunjährige auch von einer Psychotherapeutin behandelt. Wissenschaft;Einflussreicher Wissenschafter starb an seinem 85. Geburtstag. München – Der deutsche Historiker Hans Mommsen ist tot. Der Urenkel des Nobelpreisträgers Theodor Mommsen galt als einer der einflussreichsten Zeithistoriker der Bundesrepublik, seine Beiträge zur NS-Forschung veränderten die deutsche Geschichtsschreibung nachhaltig. Seine Grundhaltung war sozial-liberal, seine Schwerpunkte waren die Geschichte der Sozialdemokratie und der Arbeiterbewegung, die Weimarer Republik, der Nationalsozialismus und der deutsche Widerstand. Er verwarf etwa die lange vorherrschende These von der überragenden Rolle Adolf Hitlers als Volksverführer. Stattdessen lenkte er den Blick auf die strukturelle Einbindung und Mitverantwortung der zahlreichen Beteiligten im NS-Staat – Täter, Helfer, Mitwisser und Mitläufer –, die die Shoah erst ermöglichte. Mommsen entstammte einer bedeutenden Historikerdynastie: Sein Urgroßvater war der Althistoriker und erste deutsche Literaturnobelpreisträger (1902) Theodor Mommsen, dessen Römische Geschichte bis heute als Standardwerk gilt. Auch sein Vater Wilhelm Mommsen und sein Zwillingsbruder Wolfgang J. Mommsen waren Historiker. Hans Mommsen war nach Stationen an den Universitäten Tübingen, München und Heidelberg an der Bochumer Ruhruniversität tätig, wo er von 1968 bis zu seiner Emeritierung 1996 als Professor für Neuere Geschichte lehrte. Zudem war er Gastprofessor und Fellow an den Universitäten Harvard, Princeton und Oxford. Sein letztes Buch erschien 2014. Mit dem Titel Das NS-Regime und die Auslöschung des Judentums in Europa zog er die Bilanz seiner jahrzehntelangen Holocaust-Forschung. Die Wochenzeitung Die Zeit würdigte Mommsen anlässlich seines 80. Geburtstags im Jahr 2010 als einen der ganz Großen seines Fachs. Er gehöre zu jenen Repräsentanten der langen Generation sozialliberaler Historiker, die in den 1960er-Jahren angetreten sei, die westdeutsche Geschichtswissenschaft von verstaubten Traditionen zu befreien. Er hat das historische Selbstverständnis der Republik im Sinne einer demokratischen Bürgerkultur geprägt wie kein Zweiter. Hans Mommsen erlag am Donnerstag, seinem 85. Geburtstag, in Tutzing am Starnberger See einer langen Krankheit. Wissenschaft;Forscher entdecken ähnliche Wirkungsweise wie bei Marihuana-Konsum. Wer Erfahrungen mit Marihuana gemacht hat, kennt vielleicht den Heißhunger, der oft mit dem Drogenkonsum einhergeht. Dieser Effekt lässt sich allerdings auch durch eine zu kurz geratene Nachtruhe hervorrufen, wie US-amerikanische Forscher herausfanden. Sie wollten wissen, welche Rolle das System der körpereigenen Cannabinoide im Zusammenspiel von Schlafmangel und Gewichtszunahme einnimmt. Dazu rekrutierten Erin Hanlon von der Universität Chicago und ihre Kollegen 14 Testpersonen, die vier Tage lang bei sieben bis acht Stunden Schlaf und regelmäßigen Mahlzeiten ihr Hungergefühl dokumentieren und Blutproben abgeben sollten. Das gleiche Prozedere durchliefen sie später mit nur vier Stunden Schlaf. Endocannabinoid-Level steigt Bei der Untersuchung der Werte stellten die Wissenschafter fest, dass die Blutkonzentration von Endocannabinoiden bei gesunder Schlafphase dem typischen Tagesverlauf folgte: Morgens war das Level niedrig und stieg langsam bis zum frühen Nachmittag – etwa zur Zeit des eingenommenen Mittagessens – an, bevor es zurückging. Waren die Probanden müde, sah die Lage anders aus. Die Endocannabinoid-Konzentration stieg um 33 Prozent höher als beim Normalzustand, erreichte den Höchstwert rund eineinhalb Stunden später und sank danach nicht stark ab, sondern blieb bis 21 Uhr erhöht. Bei vier Stunden Schlaf berichteten die Testpersonen von einem stärkeren Appetit und Hungergefühl, besonders nach dem Mittagessen, wenn die Endocannabinoidwerte am höchsten waren. Am letzten Tag durften sie sich aus einer Reihe an Süßigkeiten und Chips aussuchen, welche sie konsumieren wollten, und obwohl sie erst zwei Stunden zuvor gegessen hatten, konnten sie sich dabei kaum zurückhalten. Ihre Auswahl enthielt 50 Prozent mehr Kalorien und doppelt so viel Fett wie die Knabbereien, die sie nach acht Schlafstunden pro Nacht gegessen hatten. Innerer Widerstand sinkt Die Energiekosten, um ein paar Stunden länger wach zu bleiben, sind eher bescheiden, sagt Hanlon. Eine andere Studie berichte, dass man pro Extrastunde, die man wach ist, etwa 17 zusätzliche Kalorien verbraucht. Bei vier Stunden verlorenem Schlaf wären das rund 70 Kalorien. Wenn die Probanden aber die Möglichkeit dazu hatten, haben sie diese Menge mehr als wettgemacht und über 300 Extrakalorien zu sich genommen, so Hanlon. Das kann mit der Zeit schon zu erheblicher Gewichtszunahme führen. Die Aussagekraft einer Studie mit nur 14 Teilnehmern über eine relativ kurze Zeit ist zwar eingeschränkt, die Ergebnisse seien jedoch eindeutig signifikant, schreiben die Autoren im Fachjournal Sleep. Sie passen zu bisherigen epidemiologischen Studien, die eine Korrelation von Übergewicht mit Schlafmangel nachwiesen. Wenn du einen Riegel Snickers hast und ausreichend Schlaf hattest, kannst du deine natürliche Reaktion unterdrücken, sagt Hanlon. Aber wenn du an Schlafentzug leidest, wird deine Lust auf bestimmte Nahrungsmittel stärker und dein Widerstand sinkt. Deshalb wirst du ihn wahrscheinlicher essen. Wissenschaft;GRAVITY kombiniert das Licht von mehreren Teleskopen – gleich beim Debüt gelang eine erste Entdeckung. Heidelberg – Erstes Licht nennen Astronomen den feierlichen Augenblick, wenn ein Instrument die Arbeit aufnimmt und zum ersten Mal das Licht eines anderen Himmelskörpers empfängt. Für das GRAVITY-Instrument am Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte (ESO) war es nun soweit, wie das Max-Planck-Institut für Astronomie berichtet. Um ein virtuelles Teleskop mit bis zu 200 Metern Durchmesser zu bilden, kombiniert GRAVITY über Interferometrie das Licht von mehreren Teleskopen. Diese Technik ermöglicht es Astronomen, viel feinere Details in astronomischen Objekten zu erkennen, als es mit einem einzigen Teleskop möglich wäre. Seit dem Sommer 2015 hat ein internationales Team aus Astronomen und Ingenieuren GRAVITY in speziell angepassten Tunneln unter dem Very Large Telescope der ESO am Paranal-Observatorium im Norden Chiles montiert. Dies ist zwar erst die erste Phase der Inbetriebnahme von GRAVITY, doch hat das Instrument bereits erfolgreich das Sternlicht von den vier VLT-Hilfsteleskopen vereint. Insbesondere soll GRAVITY künftig untersuchen, was in dem extrem starken Gravitationsfeld nahe dem Ereignishorizont des supermassereichen Schwarzen Lochs im Zentrum der Milchstraße passiert – daher auch der Name des Instruments. Außerdem soll es Details des Massenzuwachses und Jets erkennen: Prozesse, die beide in der Nähe neugeborener Sterne und in Regionen um supermassereiche Schwarze Löcher in den Zentren anderer Galaxien auftreten. Nicht-Wissenschaft;Jaap Huijskes scheidet früher als geplant aus. Wien – Der 53-jährige Johann Pleininger wird im OMV-Konzern neuer Vorstand für den Geschäftsbereich Upstream. Er löst per 1. September Jaap Huijskes ab, der früher als geplant aus dem Unternehmen ausscheidet, auf eigenen Wunsch und im besten Einvernehmen, wie die OMV am Donnerstag mitteilte. Pleininger hat bereits 1977 bei der OMV begonnen, von 2007 bis 2013 war er E&P-Vorstand bei OMV Petrom in Bukarest. Zuletzt war er als Senior Vice President für die Exploration und Produktion (E&P) in den Kernländern Rumänien und Österreich verantwortlich. Pleininger wurde 1962 in Niederösterreich geboren. Er ist verheiratet und hat einen Sohn. Wissenschaft;Silberalken überqueren den Nordpazifik hin und zurück, ohne dass sie davon einen erkennbaren Vorteil hätten. Ottawa – Der Silberalk (Synthliboramphus antiquus) ist ein kleiner und mit 0,2 Kilogramm Gewicht leichtgebauter Verwandter von Alken, Lummen und Papageitauchern und wie diese ein Bewohner des hohen Nordens. Die Tiere leben an den Pazifikküsten Asiens und Nordamerikas vom Fischfang und brüten in Kolonien. Im Winter wandert ein Teil der Populationen nach Süden – soweit nichts Ungewöhnliches. Allerdings gibt es auch eine andere Form von Wanderung, die Rätsel aufgibt. Forscher stießen darauf, als sie Silberalken, die an der kanadischen Küste brüten, mit Geolokatoren versahen. Bei der Verfolgung der Migrationsmuster in den Jahren 2013 und 2014 zeigte sich, dass die Tiere den Pazifik hin und zurück überqueren: eine gewaltige Strecke. Und keiner kann sich so recht vorstellen, was die Vögel davon haben. Die Daten der Tracker von drei Vögeln, die in Nordamerika brüteten, konnten ausgewertet werden. Sie waren von der Inselgruppe Haida Gwaii (den ehemaligen Queen Charlotte Islands) vor der kanadischen Pazifikküste aufgebrochen und flogen zwischen Juni und November nach Japan, wo sie überwinterten. Im Februar legten sie die 8.000-Kilometer-Strecke dann noch einmal in der umgekehrten Richtung zurück. Für den Rückflug brauchten sie diesmal nur einen Monat. Tony Gaston vom kanadischen National Wildlife Research Centre in Ottawa vermutete gegenüber dem New Scientist, dass sich die Vögel beim Hinflug möglicherweise in der Mauser befanden, was sie bremsen würde. Das eigentliche Rätsel ist laut Gaston aber, warum die Vögel den Rekordflug überhaupt absolvieren. Er erstreckt sich immerhin über 105 Längengrade und ist beinahe zweimal so weit wie die längste gemessene Vogelwanderung über den Atlantik. Und das alles für ein Ziel, das sich den Forschern zufolge von Umweltbedingungen und Nahrungsangebot her in nichts vom Startpunkt unterscheidet. Die Vögel haben von ihrer Anstrengung also keinen – bislang – erkennbaren Vorteil. Gaston, Leiter der im International Journal of Avian Science (IBIS) veröffentlichten Studie, vermutet, dass die Silberalken damit den Weg nachvollziehen, den einst ihre Vorfahren genommen haben: Die Spezies war ursprünglich in Asien beheimatet und hat von dort aus schließlich den Westen Nordamerika kolonisiert, wie die Auswertung genetischer Daten zeigte. Es scheint keine andere passende Erklärung zu geben, sagt Gaston. (jdo, 12. 8. 2015) Nicht-Wissenschaft;Parlament beschloss Vorstoß zur Freilassung inhaftierter Oppositionspolitiker – Maduro: Kriminell und verfassungswidrig. Caracas – Der venezolanische Präsident Nicolas Maduro hat mit scharfer Kritik auf ein vom Parlament beschlossenes Amnestiegesetz reagiert, mit dem inhaftierte Oppositionspolitiker frei kommen sollen. Er bezeichnete den Vorstoß als kriminell, er sei verfassungswidrig und schütze Terroristen und Mörder. Wem nütze so ein Gesetz, fragte er. Dem Volk? Oder denen, die für die Toten 2014 verantwortlich sind? Damals starben bei Protesten gegen die regierenden Sozialisten 43 Menschen. Erwartet wird, dass Maduro mit einem Veto versuchen wird, das Gesetz zu blockieren. Im Dezember hatte das Oppositionsbündnis MUD (Mesa de Unidad Democratica) die Parlamentswahl klar gewonnen. Der prominente Oppositionsführer Leopoldo Lopez verbüßt wegen angeblicher Anstachelung zur Gewalt bei regierungskritischen Protesten eine fast 14-jährige Haftstrafe. Das Urteil wird von vielen Ländern und Organisationen als politisch motiviert kritisiert. Seine Frau Lilian Tintori kämpft mit dem MUD vehement für die Freilassung. Wissenschaft;Forscher nehmen an, dass der Glaube an strafende Götter ein Schlüsselfaktor bei der Ausbreitung übergeordneter sozialer Strukturen war.. Vancouver/Wien – Religion ist vermutlich der wirksamste Mechanismus der Geschichte, um Menschen dazu zu bringen, an einem Strang zu ziehen und Eigeninteressen hintan zu stellen. Möglicherweise war der Glaube an eine übernatürliche Macht sogar die treibende Kraft dahinter, dass einst aus kleinen Grüppchen gut organisierte Gesellschaften erwuchsen – das zumindest ist das Ergebnis einer aktuellen Studie kanadischer Wissenschafter. Die Forscher gehen davon aus, dass erst unter den wachsamen Augen strafender Götter große, auf Kooperation basierende soziale Einheiten entstehen konnten. Bereits frühere Feldstudien haben nachgewiesen, dass Menschen durchweg freigiebiger gegenüber Mitgläubigen sind, wenn ihr Pantheon moralische Regeln vorgibt, allwissend ist und bei Verfehlungen auch strafend eingreift. Für die Beurteilung dieser Mechanismen wurden in den vergangenen Jahrzehnten zunehmend auch evolutionstheoretische Ansätze populär. Auf dieser Grundlage sieht es allerdings auf den ersten Blick so aus, als würde die evolutionäre Fitness des Einzelnen untergraben, wenn er aus Furcht vor göttlichen Sanktionen auf die Verfolgung von Eigeninteressen verzichtet. Der Theorie zufolge müsste Religion also über kurz oder lang der natürlichen Selektion zum Opfer fallen – wenn da nicht auch gewisse Vorteile für das größere Ganze wären: Zum einen hält der soziale Druck Einzelpersonen von womöglich asozialem Verhalten ab. Zum anderen ergibt sich aus der religionsbedingten Kooperation auch ein Vorsprung im Wettbewerb mit anderen Gruppen. Wie aber lässt sich dieser übergeordnete Zusammenhang zwischen Kooperation und Religion beweisen? Um eine Antwort darauf zu finden, haben Benjamin Grant Purzycki und seine Kollegen von der University of British Columbia einen neuen Ansatz gewählt: Die Anthropologen setzten für ihre im Fachjournal Nature erschiene Studie auf kontrollierte Spielexperimente mit fast 600 Testpersonen aus acht kleinen Gesellschaften rund um den Globus. Dabei sollten die Teilnehmer Geldstücke an Mitglieder der eigenen Religionsgemeinschaft aus der näheren Umgebung und vom anderen Ende der Welt verteilen. Das Ergebnis bestätigte die These: Je mehr die Probanden ihren Gott bzw. ihre Götter als allwissend, moralistisch und strafend empfanden, umso eher waren sie bereit, ihr Geld einem in weiter ferne lebenden Fremden zu überlassen. Triebfeder dieser Freigiebigkeit war allerdings nicht die Hoffnung auf göttliche Belohnung. Qualitative Interviews verrieten, dass vielmehr die Furcht vor überirdischen Strafen die Teilnehmer zur Kooperation animierten. Purzycki und seine Kollegen liefern damit den bisher besten Beweis dafür, dass der Glaube an überirdische Bestrafung als Instrument diente, um Kooperation in frühen menschlichen Gesellschaften zu gewährleisten. So gesehen könnte ein bedeutender Teil des Erfolges der heutigen Zivilisation in den Händen von Göttern liegen, unabhängig davon, ob sie existieren oder nicht. Nicht-Wissenschaft;"Der verliebte Koch" ist ein berührendes Bilderbuch für Kinder ab dem vierten Lebensjahr. Liebe ist ein heikles Thema bei Kindern. Also altersabhängig natürlich. Die Zehnjährige bekommt die Krise, wenn jemand schmust. Der halb so alte Bruder ignoriert das Ganze, während er schnell zu einem Auto greift. Verena Hochleitner hat ein besonderes, sehr berührendes Buch geschrieben, in dem es nur darum geht: Liebe ist überall. Schuld daran ist eine Person: Der verliebte Koch, wie auch gleich das Buch für Kinder ab dem vierten Lebensjahr heißt. Der Koch ist also verliebt und schafft es offenbar, dieses starke Gefühl in das von ihm gekochte Essen hineinzubringen. Auch wenn jener Mann, für den die Speise bestimmt war, ganz, ganz anders denkt – das Gefühl liegt in der Luft. Und es verteilt sich überall: Nachdem der Bus abgefahren war, flatterten die verliebten Gedanken des Kochs in eine ruhige Seitengasse. An wen der kochende Absender seine Gefühlslage eigentlich verschickt, wird am Ende des Bilderbuchs geklärt – Konservative werden schlucken. Leider. Wie hieß es kürzlich in einer TV-Sendung: Das Einzige, was zählt, ist der Mensch. Wissenschaft;Materialforscher brechen mit Diamantpresszelle Bindung von molekularem Wasserstoff auf. Edinburgh – Vor fast 80 Jahren spekulierten Chemiker erstmals, dass Wasserstoff, das leichteste und häufigste Element des Universums, nicht nur in seinem gewohnten gasförmigen Zustand existiert, sondern auch zu einem metallischen Feststoff werden kann, wenn man ihn nur ausreichend unter Druck setzt. Bis heute ist es nicht gelungen, diese Theorie unter Laborbedingungen zu beweisen – allerdings sind Physiker überzeugt davon, dass ein solcher Nachweis mittlerweile praktisch in Griffweite liegt: Forscher um Philip Dalladay-Simpson von der University of Edinburgh haben nun im Fachjournal Nature die Ergebnisse einer Reihe von Experimenten präsentiert, die eindeutig in diese Richtung weisen. Wasserstoff ist unter normalen Bedingungen ausschließlich als zweiatomiges Molekül anzutreffen. Das H-H-Molekül ist durch eine der stärksten bekannten chemischen Bindungen miteinander verknüpft. Versuche am Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz zeigten bereits 2011, dass sich diese Bindung ab einem Druck von 270 Gigapascal entscheidend schwächen lässt. Dalladay-Simpson und seine Kollegen gingen nun einen Schritt weiter. Mithilfe einer Diamantpresszelle, mit der Geophysiker normalerweise Bedingungen im Erdinneren simulieren, gelang es den britischen Forschern, Wasserstoff einem Druck von bis zu 388 Gigapascal auszusetzen – das entspricht einem Druck 3,88 Millionen Atmosphären. Was sie dabei beobachten konnten, legt nahe, dass die Theorie vom metallischen Wasserstoff tatsächlich zutrifft: Bereits ab einem Druck von 325 Gigapascal ließen sich leitende Elektronen nachweisen, die dann auftreten, wenn sich die chemische Bindung aufzulösen beginnt. Weitere Belege für einen bevorstehenden Phasenwechsel lieferten sogenannte Raman-Spektren. Erhöhten die Wissenschafter den Druck noch weiter, zeigte das Schwingungsverhalten der Moleküle die Entstehung von atomarem Wasserstoff – ein Zustand, den die Forscher Phase V nannten und als Vorstufe zum metallischen Wasserstoff betrachten. Um das Gas tatsächlich in ein festes Metall umzuwandeln, bedürfe es laut Dalladay-Simpson allerdings eines Drucks von über 400 Gigapascal. Die Forscher sind optimistisch, dass dies in absehbarer Zeit gelingen wird. Die Experimente liefern auch Hinweise darauf, dass die vorherrschenden Theorien über das Innere von Gasriesen wie Jupiter zutreffen. Astrophysiker gehen davon aus, dass der Wasserstoff in großen Gasplaneten mit zunehmender Tiefe und steigendem Druck zunächst flüssig und dann schließlich metallisch-fest wird. Die Forschungen sollen nicht nur dazu beitragen, bestehende Theorien zu untermauern, sondern könnten auch wertvollen Hinweise auf der Suche nach Supraleitern liefern, die Strom auch bei Zimmertemperatur widerstandsfrei leiten. Wissenschaft;Ist es ein Wal, der Seeelefant oder das Flusspferd? Der Wettbewerb um das fetteste Tier der Erde hat einen verblüffenden Sieger. London/Wien – Während wir Menschen an Winterspeck wenig Freude haben, entscheidet er im Tierreich über Tod oder Überleben. Aber welches Tier bringt davon nun am meisten auf die Waage? Dieser Frage, die gar nicht so leicht zu beantworten ist, ging die BBC kürzlich auf die Spur. Marine Säugetiere sind Spitzenreiter, geht man nur von der Körpergröße aus. Das größte Tier der Welt, der über 30 Meter lange Blauwal, bringt es dabei auf beachtliche 35 Prozent Körperfett. Bei einem Körpergewicht von 180 Tonnen ergibt das ein Gewicht von 63 Tonnen, was in etwa vier Linienbussen entspricht. Wale und Robben besitzen eine fettreiche Gewebeschicht, die ihnen als Kälteschutz, Energiespeicher und Auftriebskörper dient: der Blubber. Die Wale mit dem dicksten Blubber in Relation zur Körpergröße sind die Glattwale. Diese Eigenschaft, ihre Langsamkeit und ihre geringe Scheu vor Menschen, machten sie im 19. Jahrhundert zum beliebtesten Ziel der Walfänger, was die Tiere an den Rand des Aussterbens brachte. Weiter im Norden lebt der Grönlandwal. Um den arktischen Temperaturen standzuhalten, schützt er sich mit einer Blubberschicht von einem halben Meter Dicke. Ihr Gewicht macht rund 50 Prozent seines Gesamtgewichts aus. Auch Robben sind ein heißer Kandidat für den Titel des fettesten Tieres der Welt. Die Welpen der Seeelefanten erreichen dank nahrhafter Muttermilch einen Körperfettgehalt von 50 Prozent, wenn auch nur für begrenzte Zeit. Walrosse machen zwar einen pummeligen Eindruck, kommen aber unter ihrer dicken Hautschicht nur auf einen Fettgehalt von 18 Prozent. Andere an Wasser gebundene Säugetiere, die Flusspferde, haben unter ihrer fünf Zentimeter dicken Haut nur eine dünne Fettschicht. Doch auch bei den Landtieren gibt es einige Meister der Fettspeicherung. Biber speichern Fettreserven für den Winter in ihren Schwänzen. Dieses Fett und ihr Fell machten auch sie einst zur begehrten Beute von Jägern. Eisbären ernähren sich hauptsächlich von Robben und bringen es auf einen Fettanteil von 50 Prozent ihres Körpergewichts. Ihre Muttermilch ist mit einem Fettgehalt von rund 30 Prozent eine der fettesten im Tierreich. Durch die Verstoffwechslung des Fetts kommt der Eisbär übrigens auch an Süßwasser, in der polaren Eiswüste eine Lebensnotwendigkeit. Kamele, im Gegensatz zu den obengenannten Tieren in heißen Wüsten lebend, nutzen ihre Höcker, um bis zu 35 Kilogramm Fett zu speichern. Der Rest ihres Körpers ist dafür eher mager. Doch welches ist nun tatsächlich das fetteste Tier der Erde? Überraschenderweise handelt es sich um ein Insekt: den Nachtfalter Euxoa auxiliaris. Die Tiere, die in der westlichen Prärie der USA als Landplage bekannt und gefürchtet sind, migrieren jeden Frühsommer in alpine Regionen, um sich dort vom Nektar von Wildblumen zu ernähren. Im Verlauf des Sommers fressen sie sich dabei einen beeindruckenden Körperfettgehalt von 72 Prozent an. Diese Menge an Energie benötigen sie aber auch: Zum einen, um den oft hunderte Kilometer langen Rückflug zu bewältigen, zum anderen, um im Anschluss daran noch fit genug zur Fortpflanzung zu sein. Also im wahrsten Sinne ein survival of the fattest. Nicht-Wissenschaft;Wird 50 Euro unter dem offiziellen Preis verkauft – Ab dem 17.12. im Angebot. In Partnerschaft mit Huawei hat Google heuer eines der besten Smartphones des Jahres abgeliefert: Das Nexus 6P erhielt in Test beinahe durchgängig Bestnoten. Allerdings musste sich Google auch einiges an Kritik für seine Preispolitik gefallen lassen. Immerhin ist das 6P in Europa im Vergleich zu den US empfindlich teurer. Mit einem neuen Angebot schmilzt dieser Abstand aber nun ein Stück. Der Diskonter Hofer nimmt das Nexus 6P ab dem 17.12 in sein Angebot auf. Verfügbar ist hier lediglich die kleinste Version mit 32 GB Speicherplatz und zwar zu einem Preis von 599 Euro. Zum Vergleich: Im Google Store kostet das Smartphone derzeit 649 Euro. Auch bei anderen österreichischen Händlern ist der Preis des 6P bisher kaum gesunken. Zum Vergleich: In den USA wird das neue Google-Smartphone bereits um 499 US-Dollar verkauft. Zum aktuellen Dollarkurs plus lokale Steuern (Preise in den USA werden immer ohne Steuer angegeben, Anm.) würde das Nexus 6P in etwa 550 Euro ergeben. Hatte Hofer in der Vergangenheit vor allem auf besonders kostengünstige Smartphones gesetzt, will man nun offenbar auch das Premium-Segment abdecken, in dem das Nexus 6P angesiedelt ist. Schon vor einiger Zeit wurde Apples iPhone 5S ins Angebot aufgenommen. Mit Hot betreibt Hofer zudem einen eigenen Mobilfunker, der in den letzten Monaten die alteingesessenen Mitbewerber mit niedrigen Preisen gehörig unter Druck gebracht hat. (red, 9.12.015) Wissenschaft;800 Wissenschafter zu großer Konferenz in Wien erwartet – weiterer Schwerpunkt ist eine rätselhafte Bremse für die neolithische Revolution. Wien – Mit der International Conference for the Archeology of the Ancient Near East (ICAANE) tagt vom 25.-29. April die größte Konferenz zu Archäologie im Orient erstmals in Wien. 800 Wissenschafter tauschen sich dabei unter anderem über die Zerstörung von Kulturdenkmälern aus. Kulturelle Säuberung durch die IS-Terrormiliz, massenhafte Raubgrabungen in kriegsgebeutelten Regionen – in den vergangenen Jahren wurden Kulturdenkmäler im Nahen Osten massiv beschädigt. Die Zerstörung, die gerade stattfindet, ist enorm besorgniserregend, spricht Horejs, Direktorin des Instituts für Orientalische und Europäische Archäologie der ÖAW, von einer alarmierenden Situation. Immerhin seien die Levante und Mesopotamien die Wiege der Menschheit, wo alle wesentlichen Entscheidungsschritte der Menschheit – von den allerersten Ackerbauern bis zu den Stadtstaaten, großen Antiken Reichen und der frühen islamischen Tradition – ihren Ausgang genommen haben. Bei der Tagung wollen nun Experten wie auch Vertreter der UNESCO das aktuelle Ausmaß der Zerstörungen aufzeigen und auch Initiativen zur Rettung und Wiederherstellung der Denkmäler nach Kriegsende diskutieren, schildert Horejs. Dabei soll es nicht nur um den – durchaus auch umstrittenen – Wiederaufbau von Kulturdenkmälern gehen, sondern auch um Sicherung von Archivmaterial und Dokumentationen aus den vergangenen 150 Jahren. Das ist ja teils auch selbst als kulturelles Erbe anzusehen, so die Tagungsorganisatorin. Wie dieser Berg an Daten und Quellen für künftige Generationen gesichert und unter dem Titel Digital Humanities als digitales Erbe zugänglich gemacht werden kann, soll von den internationalen Experten in einem eigenen Workshop behandelt werden. Ein weiterer wird sich mit einem Projekt der Tagungsorganisatorin Barbara Horejs beschäftigen, bei dem die Wissenschafterin nahe Ephesos eine der ältesten Siedlungen der Menschheit entdeckt und auf deren Basis sie ein neues Modell zur Ausbreitung der neolithischen Revolution nach Europa entwickelt hat. Behandelt wird die Frage, wieso die etwa 9.500 vor unserer Zeitrechnung gestartete Entwicklung von nomadischen Jägern und Sammlern zu sesshaften Ackerbauern und Viehzüchtern vom Fruchtbaren Halbmond bis Zentralanatolien plötzlich für 1.500 bis 2.000 Jahre gestoppt hat, bevor sie sich weiter in den Westen ausgebreitet hat. Noch herrscht großes Rätselraten über die Hintergründe, dieser plötzliche, aber dann relativ lange andauernde Stopp ist für uns völlig unerklärbar. Horejs Hypothese, die sie in einem vom Wissenschaftsfonds FWF mit einem Start-Preis geförderten Projekt entwickelt hat: Gerade von dort, wo diese unglaubliche Veränderung aller Grundlagen der Menschheit plötzlich stagniert hat, wurde die neolithische Revolution ungefähr 7.000 v.u.Z dann exportiert. Mobile Gruppen könnten sich auf den Weg gemacht und durch Koloniegründungen in der Ägäis neue Siedlungen mit Ackerbau und Viehzucht etabliert haben. Dieser zivilisatorische Schritt war dann nicht mehr umkehrbar, glaubt Horejs. Von dort ging die neolithische Revolution, die zur heute weltweit dominanten sesshaften, auf der Ernährung mit Kulturpflanzen basierenden Lebensweise geführt hat, weiter auf den europäischen Kontinent. Die ICAANE wird seit 1998 alle zwei Jahre veranstaltet, heuer wird sie erstmals in Österreich abgehalten. Wissenschafter aus 38 Nationen tauschen sich dabei in 28 Workshops und sieben Sektionen (etwa Wirtschaft und Gesellschaft, Islamische Archäologie) aus. Der Bogen spannt sich vom Orient mit allen Nachbarregionen, dem Kaukasus bis Nordafrika und dem Mittelmeerraum bis zum Iran und Mesopotamien. Zeitlich wird die Menschheitsgeschichte von den ältesten Jägern und Sammlern vom Paläolithikum bis zu den Hochkulturen der Bronze- und Eisenzeit, der Antike bis zum Mittelalter behandelt. Wissenschaft;Ein Skelettfund in einer Höhle in Äthiopien weist auf ein mysteriöses Ereignis hin, das vor 3.000 Jahren im Nahen Osten stattfand. Cambridge/Wien – Vor rund 60.000 Jahren verließ der Homo sapiens seine afrikanische Wiege, um den Erdball zu erobern. Das lässt sich heute einigermaßen fundiert archäologisch belegen. Nicht alle blieben in der Ferne: In den vergangenen Jahrtausenden dürften einzelne Populationen den Weg zurück in die Urheimat gefunden haben, doch die verfügbare Datenlage dazu ist spärlich. Genetische Hinweise auf solche Rückwanderungen beruhten bislang ausschließlich auf Erbgutproben von modernen Afrikanern. Das änderte sich allerdings, als Archäologen vor drei Jahren in der Mota-Höhle im Süden des äthiopischen Hochlandes die Gebeine eines Mannes entdeckten, der vor rund 4.500 Jahren in der Region gelebt hatte. Das Skelett war außergewöhnlich gut erhalten, und es gelang Forschern um Marcos Gallego Llorente von der University of Cambridge schließlich, aus den Überresten das erste vollständige Genom eines antiken Afrikaners zu rekonstruieren. Der nun im Fachjournal Science präsentierte genetische Schatz öffnete ein bislang einzigartiges Fenster in die Vergangenheit des Kontinents – und er weist auf ein veritables Rätsel hin. Dem DNA-Material fehlten nämlich wesentliche genetische Merkmale, die im Genom moderner Afrikaner in großem Umfang vorhanden sind. Damit untermauert der Fund deutlich, was frühere Studien schon angedeutet hatten: Vor rund 3000 Jahren muss eine große Anzahl von Menschen das heutige Anatolien bzw. den Nahen Osten verlassen haben, um Zuflucht am Horn von Afrika zu finden. Welches zeitlich eng begrenztes Ereignis offenbar eine ganze lokale Bevölkerung dazu getrieben hatte, ihre Heimat zu verlassen, bleibt mysteriös. Andrea Manica, Koautor der Studie: Grob gesprochen umfasste die Zahl der Einwanderer rund 30 Prozent jener Menschen, die zu dieser Zeit am Horn von Afrika gelebt haben – und das ist wirklich erstaunlich. Die Frage ist: Was hat diese Leute zur Flucht veranlasst? Klimatische Veränderungen dürften es nach derzeitigem Wissensstand jedenfalls nicht gewesen sein. Antworten darauf kann auch die genetische Untersuchung des Mota-Mannes nicht liefern. Dafür zeigten weitere Analysen aber etwas anderes: Die Angehörigen dieser umfassenden Auswanderungswelle – die Forscher sprechen vom Eurasischen Rückfluss – waren direkte Nachfahren jener frühneolithischen Bauern, die 4.000 Jahre zuvor die Landwirtschaft in Europa verbreitet hatten. Archäologische Funde belegen darüber hinaus, dass zeitgleich mit der Ankunft der Zuwanderer der Anbau von typischen Getreidesorten aus dem Nahen Osten, darunter Weizen und Gerste, in Ostafrika Verbreitung fand. Für die Wissenschafter liegt daher die Annahme nahe, dass die Einwanderer, ganz so wie ihre Vorfahren, dabei halfen, neue Formen der Landwirtschaft zu etablieren. Und noch etwas Erstaunliches konnten die Forscher beim Vergleich des Mota-Mannes mit heutigen Afrikanern herausfinden: Das genetische Erbe der Menschen aus dem Nahen Osten hat sich offenbar in den folgenden Jahrtausenden über den gesamten Kontinent verteilt. Heute besteht die DNA praktisch jedes Afrikaners zu mindestens sechs Prozent aus jenem Erbgut, das die Einwanderer vor 3.000 Jahren aus Eurasien mitgebracht haben. Nicht-Wissenschaft;Insel-Sause verlief laut Veranstaltern äußerst friedlich – Stürmer setzte Schlusspunkt. Wien (APA) – Das 32. Wiener Donauinselfest bescherte dem Veranstalter – der Wiener SPÖ – rund dreieinhalb Monate vor der Wien-Wahl ein All-Time-High: An den insgesamt drei Festival-Tagen wurden 3,3 Mio. Besucher (genaugenommen Besuche, da Mehrfacheintritte darin enthalten sind) registriert. Der bisherige Rekord stammte aus dem Jahr 2013. Damals waren 3,2 Millionen Menschen gezählt worden. Ebenfalls erfreulich: Laut einem Sprecher wird die 32. Ausgabe nicht nur als das bis dato bestbesuchte, sondern auch als eines der friedlichsten Donauinselfeste in die Annalen eingehen. Nennenswerte Zwischenfälle sind laut den Einsatzkräften nicht verzeichnet worden. Am heutigen Finaltag strömten bei idealem Sommerwetter insgesamt eine Million Menschen über das Gelände. Musikalisch stand mit Christina Stürmer am Sonntag ein Stammgast im Mittelpunkt. Dass ihr Konzert auch als eine Art Bilanz bewertet werden konnte, hat damit eher wenig zu tun, sondern vielmehr mit ihrer jüngsten Veröffentlichung. Kürzlich ist ihr neues Best-Of-Album Gestern.Heute erschienen. Auf diesem sind jene Nummern versammelt, die beim Publikum stets am besten ankommen, hat die Oberösterreicherin zuletzt im APA-Gespräch erläutert. Vor Zehntausenden enthusiastischen Fans machte sie am Sonntagabend quasi die Probe aufs Exempel. Und, das war zu erwarten, es funktionierte blendend. Stürmer-Klassiker wie Millionen Lichter, Wir leben den Moment, Ich lebe oder Volle Kraft voraus fungierten als Mitsing-Hymnen. Der neue Song Was wirklich bleibt gefiel jedoch ebenfalls sichtlich. Unfassbar, das ist so megageil, Wahnsinn, lobte Stürmer die Kulisse. Man habe sich auf den Abend gefreut wie die Kinder vor dem Weihnachtsbaum, versicherte die Sängerin, die 2003 zum ersten Mal die Insel rockte. Zehntausende Besucher versammelten sich am Sonntag erneut vor der FM4-Bühne, wo OK Kid und Fritz Kalkbrenner den finalen Festivaltag abschlossen. Ein aufsehenerregender Zwischenfall hat sich Samstag gegen 0.40 Uhr früh am Rande des Donauinselfestes in Wien abgespielt. Laut Polizei attackierte ein alkoholisierter 74-jähriger Mann einen Motorradpolizisten mit einem Revolver und Benzin. Die Anwältin des Mannes sagte, es hätte sich um eine viel weniger gefährliche Szene gehandelt, ihr Mandant sei mittlerweile auf freiem Fuß. Laut Aussendung der Wiener Polizei von Samstagvormittag hatte ein 53-jähriger Motorradpolizist beim Rollerdamm in Wien-Floridsdorf am Rande des Donauinselfestes den Verkehr geregelt. Als er gemäß dem Verkehrsleitsystem für die Großveranstaltung einem Auto die Durchfahrt an der Adresse Am Rollerdamm verweigern musste, sei der Beifahrer ausfällig und aggressiv geworden sein. Er stieß laut ersten Zeugenbefragungen Drohungen aus, entfernte sich aber gemeinsam mit dem Fahrzeuglenker zunächst wieder. Etwa 30 Minuten später sei der 74-jährige Tatverdächtige zurückgekehrt. In seinen Händen habe er einen Revolver und eine Plastikflasche mit Benzin gehabt. Er habe gedroht, den Beamten anzünden zu wollen und das Dienstmotorrad des Polizisten mit Benzin überschüttet. Dem 53-jährigen Beamten sei es gelungen, dem Angreifer die Flasche aus der Hand zu schlagen. In diesem Moment habe jedoch der 74-Jährige mit dem Knauf des Revolvers auf den Kopf des Polizisten eingeschlagen und ihn verletzt. Er wurde in ein Spital gebracht und hat eine Schädelprellung erlitten, sagte ein Polizeisprecher. Der Tatverdächtige wurde von anderen Polizisten entwaffnet und festgenommen. Bei dem Mann wurde ein Blutalkoholgehalt von 0,74 Promille festgestellt. Der 74-Jährige stammt aus Wien-Floridsdorf. Er war bisher unbescholten. Für die Waffe hatte er eine Besitzkarte, sagte der Polizeisprecher Samstagnachmittag weiter. Zum Führen der Waffe im geladenen Zustand – und das war der Fall – sei der Mann nicht berechtigt gewesen. In dem Revolver hätten sich vier Stück illegaler Munition befunden. Die Wiener Juristin Iris Augendoppler, nach ihren Angaben Rechtsvertreterin des Tatverdächtigen, stellte Samstagnachmittag den Vorfall – mittlerweile war der Mann einvernommen worden – deutlich anders dar. Er hat den Polizisten nie attackiert. Er hatte eine Waffe in der Hand, hat sie aber nie auf den Polizisten gerichtet. In der zweiten Hand habe der 74-Jährige bei dem Vorfall zwar eine Flasche gehabt, diese sei aber mit Scheibenputzmittel – nicht mit Benzin – gefüllt gewesen. Im Zuge des Gerangels sei der Polizist womöglich verletzt worden. Laut der Anwältin befand sich der Floridsdorfer Samstagnachmittag nicht mehr in Haft. Es sei eine Anzeige auf freiem Fuß erfolgt. Der Mann habe erklärt, er sei beschimpft worden. Es handle sich bei ihrem Mandanten um eine betagte Person, die zuletzt zwei Todesfälle in der Familie zu verkraften gehabt hätte. (APA, 28.6.2015) Nicht-Wissenschaft;Experten mahnen Anstrengungen bei Suche nach Schwachstellen an. Es ist eine Horrorvorstellung für Flugpassagiere: Wie von einer fremden Macht gesteuert gehorcht das Flugzeug nicht mehr dem Kommando des Piloten, verlässt seinen Kurs und stürzt ab. Und hinter der Katastrophe steckt kein technischer Defekt – sondern das Werk von Terroristen, die die Bordtechnik mit einem Hackerangriff oder mit von Drohnen ausgesandten Signalen manipuliert haben. Experten halten solche Szenarien für möglich. Flugzeugbauer und Fluggesellschaften, die sich derzeit auf der Luftfahrtmesse von Le Bourget bei Paris präsentieren, sind alarmiert. Für gehörige Aufregung sorgte kürzlich der IT-Sicherheitsexperte Chris Roberts. Der erklärte, kurzzeitig die Kontrolle über ein Flugzeug der US-Fluggesellschaft United Airlines übernommen zu haben – indem er sich über die Unterhaltungskonsole an seinem Platz in das Kontrollsystem der Maschine einhackte. Könnten Terroristen so etwas auch? Oder Kriminelle, die mit einem Flugzeug in ihrer Gewalt riesige Summen erpressen könnten? Der Vorfall rief die US-Bundespolizei FBI auf den Plan. An Roberts Version sind allerdings Zweifel laut geworden. Der Sicherheitsexperte Alain Robic von Deloitte Consulting hält die Angaben für nicht glaubwürdig. Robic arbeitete 2005 für den europäischen Flugzeugbauer Airbus, als ein Hacker während der Entwicklung des Riesenfliegers A380 zeigte, wie er tatsächlich vom Passagiersitz aus in Kontrollsysteme eindringen konnte. Die Bosse waren geschockt, erinnert sich Robic. Es war ein revolutionärer Moment. Sie haben alles neu überarbeitet, um die Systeme zu trennen, so dass so etwas nie wieder vorkommen kann. Ein Bericht des US-Kongresses bezeichnete kürzlich allerdings die Cybersicherheit an Bord von Flugzeugen als ein immer wichtigeres Thema. Ein Hackerangriff vom Inneren der Maschine aus ist nicht die einzige mögliche Bedrohung für Flugzeuge. David Stupples, Professor für Elektronik und Netztechnologie an der City University in London, berichtet in Le Bourget von der Gefahr durch Drohnen. Eine Drohne könnte Funksignale aussenden und dadurch die Bordsysteme eines Flugzeugs stören. Wenn ich ein Signal an eine Maschine im Landeanflug sende und sie so verwirre, könnte ich einen Zwischenfall auslösen? Ich denke ja, sagt Stupples, der auch Airbus berät. Vor allem wenn die Drohne in der Nähe des Flugzeugs fliege, könnte ihr Signal die vom Flughafen ausgesandten Signale überdecken. Um so etwas auszuschließen, müssen Drohnen von Flughäfen ferngehalten werden. Das ist schwierig – und erst seit kurzem durch neue Radarsysteme denkbar, die auch solche Mini-Flugobjekte ausmachen können. Eine weitaus größere Gefahr als durch Hacker oder Drohnen sehen Experten aber direkt bei den Flugzeugherstellern oder Fluggesellschaften: Mitarbeiter mit Zugang zu den Rechenzentren, von denen aus Software auf die Flugzeuge hochgeladen wird, könnten Schadprogramme einschleusen. Es könnte ein unzufriedener Mitarbeiter sein, jemand der bestochen wurde oder jemand, der für eine Sache kämpft, sagt Stupples. Deloitte-Experte Robic warnt, dass zahlreiche Mitarbeiter an sensiblen Stellen sitzen. Es gibt viele Akteure, von der Entwicklung bis zur Wartung, die Fluggesellschaften einem Cyber-Risiko aussetzen. Angesichts der Komplexität der Systeme ist es für Stupples höchst unwahrscheinlich, dass ein solcher Angriff Erfolg hätte. Die komplette Kontrolle über ein Flugzeug könnten Hacker ohnehin nicht erlangen, weil die Piloten manuell gegensteuern könnten. Unterschätzt werden dürfe die Gefahr aber deswegen nicht: Für einen Absturz muss man nur die Flugkontrollsysteme in eine instabile Situation bringen, sagt der Experte. Das ist nicht einfach, aber es ist möglich. Robic ruft die Luftfahrtindustrie zu mehr Anstrengungen auf, um Flugzeuge vor solchen Attacken zu schützen. So sollten die Konzerne eine gemeinsame Organisation für Cybersicherheit gründen, um ihre Arbeit zu bündeln. Der Sicherheitsexperte mahnt: Was derzeit getan wird, reicht nicht aus. Wissenschaft;Vizebürgermeister: "Das neue Bild ist beunruhigend". Sofia – Die mit EU-Geldern geförderte Restaurierung von Überresten einer altrömischen Siedlung in der bulgarischen Hauptstadt Sofia ist gestoppt worden. Grund ist ein Streit über die Ausführung der Restaurierung und die Konservierung der Funde aus dem antiken Serdika. Dieses hatte für einige Zeit als Regierungssitz des römischen Kaiser Konstantin I. (Regierungszeit 306 – 337) fungiert, eher er es zugunsten des nach ihm benannten Konstantinopel verließ. Umstritten ist unter anderem die Art und Farbe der dabei benutzten neuen Steine und Materialien. Deswegen ordnete Kulturminister Weschdi Raschidow die Einstellung aller Arbeiten an der großen Fundstätte im Zentrum von Sofia an. Das neue Bild ist beunruhigend, sagte der Vizebürgermeister Todor Tschobanow, selbst ein Archäologe, dem Fernsehsender bTV. Ein Expertenteam soll nun die Qualität der bisherigen Restaurierung prüfen. Das Projekt wird mit rund acht Millionen Euro aus dem EU-Programm für Regionale Entwicklung gefördert. (APA, red, 14. 10. 2015) Nicht-Wissenschaft;Verhandlungen mit den Gläubigern. Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung. Nicht-Wissenschaft;Bisherige Eigentümer erhalten im Tausch 35 Prozent des Wieser-Verlags, Marke "Drava" bleibt erhalten. Klagenfurt – Der Klagenfurter Drava-Verlag wird vom Wieser-Verlag, ebenfalls in Klagenfurt beheimatet, übernommen. Wie die Kleine Zeitung vom Mittwoch berichtet, übernimmt der Wieser Verlag 100 Prozent von Drava, die bisherigen Eigentümer erhalten im Gegenzug 35 Prozent der Anteile des Wieser Verlags. Die Marke Drava bleibt laut Verleger Lojze Wieser erhalten. 1953 wurde der slowenische Drava-Verlag gegründet, bisher waren der slowenische Kulturverband und der Zentralverband der slowenischen Organisationen Kärntens die Eigentümer. Nun werden nach der Pensionierung von Geschäftsführer Peter Wieser die Karten neu gemischt. Es ging uns mit diesem Austausch in erster Linie darum, dass die Marke Drava erhalten bleibt, sagte Verleger Lojze Wieser. Die Profile beider Verlage würden erhalten bleiben, Marketing- und Werbeaktivitäten werde man bündeln. Die beiden Verlage bedienen ja ähnliche Märkte und Zielgruppen. Die Geschäftsführung im Drava-Verlag übernimmt Erika Hornbogner, sie ist gelernte Buchhändlerin und seit 2014 Assistentin von Lojze Wieser im Wieser-Verlag. Dieser wurde 2012 nach einer Insolvenz saniert und durch eine Auffanggesellschaft weitergeführt. Das Kapitel ist abgeschlossen, uns geht es wieder gut, so Wieser, der seinen Schwerpunkt weiterhin auf die Literatur im südost- und osteuropäischen Raum legt. Wissenschaft;AktuelleForschungsergebnisse zur Nazi-Besatzung zwischen 1941 und 1944 veröffentlicht. Athen – Am Montag hat das griechische Verteidigungsministerium aktuelle Forschungsergebnisse zur Nazi-Besatzung zwischen 1941 und 1944 veröffentlicht. Die Studie gibt detaillierte und grausige Einblicke in diese Zeit. Dabei stützte sich die Forschung auf bisher als geheim eingestufte Dokumente aus US-Archiven. Aus diesen geht etwa die Zahl der zu erschießenden Geiseln ebenso hervor, wie Empfehlungen, welches Bordell in Griechenland zu benutzen sei. Es sei eine endlose Liste von Tötungen, Plünderungen, Zerstörungen von Dörfern, sagt die Historikerin Efi Paschalidou von der Geschichtsabteilung der griechischen Armee (DIS). Zu den Dokumenten gehören private Tagebücher ebenso wie Berichte der Kommandanten vor Ort an das Oberkommando der Wehrmacht. Sogenannte Vergeltungsaktionen mit Hunderten Toten werden darin beschönigend als Sühnemaßnahmen für Partisanenangriffe bezeichnet. Ganze Märtyrerdörfer – so die Bezeichnung in Griechenland – wurden niedergebrannt, Frauen und Kinder ermordet. In ausführlichen Listen ist erfasst, wie viele Tonnen Vieh, Getreide, Olivenöl, Fahrzeuge und sogar Wollteppiche beschlagnahmt wurden – zu einer Zeit, als in Griechenland eine Hungersnot grassierte. Die Wehrmachtssoldaten in Epirus im Nordwesten des Landes wurden aufgefordert, keine Gnade walten zu lassen, wie Paschalidou ausführt. Es dürfe keine Schwäche geben, auch nicht gegenüber Familien, hieß es. Verdächtige müssten auf der Stelle erschossen werden, andernfalls könne es deutsches Blut kosten. Zehntausende griechische Juden wurden deportiert und ermordet. Die wenigen kretischen Kollaborateure erhielten für ihre Dienste kaum so viel Geld wie ein Brotlaib kostete – auch das geht aus den Dokumenten hervor. Wertvoll sind die Informationen Paschalidou zufolge, weil sie nicht von einem griechischen Großvater stammen, sondern von den Hitler-Streitkräften selbst. Die Dokumente wurden von den USA zwischen 2005 und 2007 in Form von 162 Mikrofilmen übergeben. 278,7 Millionen Euro hatte die griechische Regierung im April als Entschädigung für die Nazigräuel von Deutschland verlangt. Für den von den Nazis 1942 der griechischen Notenbank auferlegten Zwangskredit fordert Athen eine Zahlung einschließlich Zinsen von 10,3 Milliarden Euro. Die Rückzahlung des Zwangskredits, der sich auf 476 Millionen Reichsmark belief, war seinerzeit vertraglich vereinbart worden. Zurückerstattet wurde das Geld jedoch nie. Ein Teil der rückzuzahlenden Summe soll nach Angaben des Finanzministeriums zur Entschädigung von Bürgern sowie zur Wiedergutmachung von Kriegsschäden dienen. Die deutsche Regierung verweist auf eine Einigung von 1960 mit Griechenland und anderen betroffenen Staaten. Aus Sicht Berlins schließt der 4+2-Vertrag von 1990 zudem weitere Reparationsforderungen aus. Wissenschaft;Der Forschungsrat zieht Bilanz: Wenn die Regierung selbstgesteckte Ziele erreichen will, muss sie tief in die Budgettaschen greifen. Wien – Als Hofnarr hat sich Hannes Androsch schon des Öfteren bezeichnet. Der Rat für Forschung und Technologieentwicklung (RFT), dessen Vorsitzender er ist, empfiehlt seit mehreren Jahren schon eine deutliche Steigerung des Budgets für Wissenschaft und Forschung, um die Innovationsdynamik früherer Jahre wieder zurückzugewinnen – und um das von der Bundesregierung in der Forschungsstrategie selbstgesteckte Ziel erreichen zu können, im Jahr 2020 immerhin 3,76 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für Forschung auszugeben. Auch in die jüngste Ratsempfehlung – rechtzeitig vor Beschluss des Bundesfinanzrahmengesetzes (BFRG) für das Budget von 2017 bis 2020 veröffentlich – hat man wieder einmal den Wunsch nach mehr Mittel für die kompetitive Forschung geschrieben. So sollen der Wissenschaftsfonds FWF und die Österreichische Forschunsgförderungsgesellschaft FFG pro Jahr jeweils 100 Euro mehr Budget erhalten. Die FFG konnte zuletzt aufgrund hoher Mittelbindungen in den Vorjahren mehr als 600 Millionen Euro Förderzusagen geben, der FWF hat etwa 200 Millionen jährlich zur Verfügung. Der Rat empfahl zudem eine Erhöhung der Grundfinanzierung der Universitäten in der nächsten Leistungsvereinbarungsperiode 2019 bis 2021: von derzeit rund 8,4 Mrd. Euro (2016 bis 2018) um 1,35 Mio. Euro – also jährlich um 450 Mio. Damit müsste eine mit Zugangsregeln verbundene Studienplatzfinanzierung einhergehen, sagte Androsch bei der Präsentation der Empfehlung vor Journalisten. Und er wies wieder einmal darauf hin, dass das Betreuungsverhältnis für Studierende an heimischen Universitäten im Vergleich zu Bayern und der Schweiz weitaus schlechter ist (siehe Grafik). Hierzulande gebe es auch noch immer zu viele Studierende, die keine Prüfungen ablegen, meinte Androsch. Studium kommt vom Studieren und nicht vom Flanieren – obwohl auch das sein soll, sagte Androsch mit einem Grinsen. Der Industrielle, seit 2010 Vorsitzender des Rates, bezifferte die Zahl der Flanierer auf ein Drittel. Insgesamt studieren 357.000 (inklusive Fachhochschulen). In der Schweiz studieren laut den vom Rat zur Verfügung gestellten Zahlen 145.000, in Bayern sind es insgesamt rund 240.000 Studierende. Schließlich sollte es jährlich noch einmal 100 Millionen mehr als bisher für Exzellenzforschung in Österreich geben: Darin sieht der Rat das bis 2026 finanziell gut abgesicherte IST Austria in Maria Gugging bei Wien und die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW). Weitere Mittel sollten für Forschungsinfrastruktur und internationale Mitgliedschaften bereitgestellt werden. Selbst bei Umsetzung all dieser Maßnahmen würde Österreich seine Ziele – eine Forschungsquote von 3,76 Prozent bis zum Jahr 2020 bzw. eine Quote von zwei Prozent für den tertiären Sektor – nicht erreichen, betonte Androsch. Wir nehmen also auf die Beengtheit der Staatsfinanzen Rücksicht, meinte er. Und: Diese Dinge sind die Mindestanforderungen und bleiben weit unter dem, was die Regierung sich selbst als Vorgabe gestellt hat. Die wirtschaftliche Lage wirkt sich auch auf die Mittelvergabe aus: Die Nationalstiftung, deren Ausschüttungen für F&E verwendet werden, hat zuletzt nur 18 Millionen Euro zur Verfügung stellen können. Ursprünglich waren das immerhin 135 Millionen. Androsch hofft, dass das Finanzministerium diese Mittel aufstockt. Und er verweist auch auf den Österreich-Fonds, der heuer 33,7 Millionen bringen soll und durch den neuen 55-Prozent-Steuersatz für Einkommensanteile über einer Million gespeist wird, also durch Steuergelder von sehr gut verdienenden Österreichern. Diese Mittel sollen nach Ratsbeschluss vergeben werden. Androsch betonte bei der Präsentation mehrfach, keine Forderungen stellen zu können. Man habe das Mandat, Empfehlungen abzugeben. Warum er gerade jetzt hofft, dass die Bundesregierung sich daran hält? Rankings würden deutlich machen, dass es nun darum gehe, die Zukunft des Landes zu sichern – ob das nun das vielzitierte Innovation Union Scoreboard (IUS) sei oder Rankings über Wirtschaftsleistungen im Land. Überall seien Abstürze zu verzeichnen. Die F&E-Quote sei immerhin auf drei Prozent angewachsen. Der Rat bleibt ein Hofnarr und gibt Empfehlungen. Ob die Regierung sich daran halte, sei eine politische Entscheidung: Wir können ihr nicht mit Mund-zu-Mund-Beatmung Mut einflößen, ätzte Androsch. Nicht-Wissenschaft;Fünffacher New-York-Champion schlägt Gasquet und bekommt Chance zur Revanche für Paris-Niederlage. New York – Dank Roger Federer, Stan Wawrinka und Martina Hingis werden die Tennis-US-Open 2015 in New York zu Schweiz-Festspielen. Im Herren-Halbfinale treffen am Freitag Federer und Wawrinka aufeinander, nachdem die beiden in der Nacht auf Donnerstag im Eilzugstempo in die Vorschlussrunde eingezogen sind. Hingis steht im Mixed- und Doppel bereits im Finale. Im Damen-Einzel überraschten die Italienerinnen. Federer gegen Warinka, das ist das erste rein schweizerische Grand-Slam-Halbfinale der Tennis-Geschichte überhaupt. Für uns beide und ein so kleines Land wie die Schweiz ist das großartig, sagte Federer nach seinem klaren 6:3,6:3,6:1-Erfolg in nur 87 Minuten über den Franzosen Richard Gasquet. Schon davor hatte Wawrinka mit Thiem-Bezwinger Kevin Anderson in 1:47 Stunden kurzen Prozess gemacht und den bis dahin fast makellosen und 2,01 m großen Südafrikaner beim 6:4,6:4,6:0 am Ende sogar die Höchststrafe erteilt. Damit ist Wawrinka nach Novak Djokovic, Andy Murray und Federer auch als vierter Spieler für die ATP-Finals im November in London qualifiziert. Der Sieger aus Federer gegen Warinka trifft in New York auf den Gewinner des zweiten Halbfinales zwischen dem Weltranglisten-Ersten Djokovic aus Serbien und dem kroatischen Titelverteidiger Marin Cilic. Erst einmal sind Federer und Wawrinka bei einem Major-Turnier zusammen im Halbfinale gestanden. Nämlich 2014 bei den Australien Open, als Wawrinka sein erstes Grand-Slam-Turnier gewann. Im direkten Vergleich führt Federer gegen Wawrinka mit 16:3, das bisher letzte Duell im Best-of-5-Format entschied aber Wawrinka zuletzt im Viertelfinale der French Open in Paris klar in drei Sätzen für sich. Im Gegensatz zu früher sei nun nicht mehr nur er, sondern auch Federer ein wenig nervös, wenn sie gegeneinander antreten würden, gab sich der aktuelle French-Open-Sieger Wawrinka zuversichtlich. Das Match gegen Anderson sei sein bisher mit Abstand beste Partie des Turniers, gewesen. Keine halbe Stunde nach Wawrinka tat es Roger Federer im Arthur-Ashe-Stadion seinem Davis-Cup-Kumpel gleich und machte damit das ersten Schweizer Halbfinale bei einem Major perfekt. Gegen den absolut chancenlosen Gasquet siegte Federer klar und zog damit ohne Satzverlust in sein bereits zehntes Halbfinal bei den US Open ein. Nach der Partie gegen Isner hatte ich das Gefühl, dass ich heute zusätzlich Zeit hatte, so Federer, der von 2004 bis 2008 das Turnier fünfmal in Folge gewonnen und zuletzt 2009 das Finale erreicht hat. Federer hatte es wie Wawrinka eilig, weil die Wetterprognosen für den späteren Abend Regen prophezeiten. Er legte einen brillanten Start hin und servierte allein in den ersten drei Servicegames sieben Asse. Bei eigenem Aufschlag geriet er auch danach nie in Gefahr. Er musste keinen einzigen Breakball des Franzosen abwehren. Komisch sei es, gegeneinander zu spielen, sagte Federer vor dem Gipfel gegen Landsmann Wawrinka. Ich habe das Gefühl, dass wir uns irgendwo in unseren Köpfen treffen, bevor der Punkt gespielt wird. Den perfekten Schweizer Abend komplettierte Martina Hingis. Die 34-Jährige zog sowohl im Doppel mit Sania Mirza als auch im Mixed mit Leander Paes in das Finale ein. In diesen bietet sich der ehemaligen Weltranglisten-Ersten, die nach mehrere Rücktritten derzeit wieder höchst erfolgreich aktiv ist, die Chance auf ihre Grand-Slam-Titel 19 und 20. Wissenschaft;Am Dienstag wurden Projekte ausgezeichnet, die Barrieren für Menschen mit Behinderung abbauen. Wien – Schon als Kind hat Gerhard Nussbaum davon geträumt, ein ferngesteuertes Flugzeug zu lenken. Doch da er seit einem Unfall seine Hände nicht mehr bewegen kann, blieb dieser Wunsch unerfüllt – jedenfalls in seiner Jugend. Jahrzehnte später haben David Thaller und er nun am Kompetenznetzwerk Informationstechnologie zur Förderung der Integration von Menschen mit Behinderungen einen Joystick entwickelt, mit dem komplexe Spielzeuge wie eben ein ferngesteuertes Flugzeug allein mit dem Mund bedient werden können. Die weltweit einzigartige Entwicklung, genannt 4-D-Joystick, wurde am Dienstag mit dem mit 5000 Euro dotierten ersten Platz des Wissenschaftspreises Inklusion durch Naturwissenschaften und Technik (Wintec) des Sozialministeriums ausgezeichnet. Während für die Bedienbarkeit von Computern für Behinderte verschiedenste Technologien am Markt sind, wurde der Zugang zu komplexeren Spielzeugen bisher vernachlässigt. Die Stückzahlen sind einfach zu gering, sagt Nussbaum. Um Objekte wie Modellflugzeuge, Modellhubschrauber oder Quadrokopter zu steuern, sind Fernbedienungen mit vier Kanälen notwendig. Auf einer Zugfahrt von Wien nach Linz kam Nussbaum und Thaller der Einfall, dass ein auf eine Schiene montierter Joystick, der mit dem Mund bedient wird, mit vier Kanälen betrieben werden könnte: Der erste Kanal erfolgt durch die Bewegung des Mundstücks hinauf und hinunter, der zweite Kanal durch links und rechts, der dritte Kanal durch vor und zurück, der vierte durch Saugen und Blasen. Die Idee des 4-D-Joysticks war geboren. Die Umsetzung hat auf Anhieb geklappt. Ich konnte dann Flugzeuge, Autos, Helikopter und Quadrokopter steuern: Mit vier Dimensionen öffnet sich die komplette Modellbauwelt, erzählt Nussbaum, der nicht nur Entwickler, sondern auch erste Testperson des 4-D-Joysticks war. Da ist das Kind im Mann herausgekommen. Der Joystick kann auch anderweitig verwendet werden: als Computermaus, Sony-Playstation- 3-Gamecontroller oder Musikinstrument. Derzeit sucht das Team nach einem Partner, um den 4-D-Joystick auf den Markt zu bringen. Auf den ersten Blick mag es lapidar klingen, dass wir ein wenig Spielzeug zugänglich machen, sagt Nussbaum. Doch es hat einen ernsten Hintergrund. Wir ermöglichen Leuten, an einem Bereich teilzuhaben, zu dem sie bisher keinen Zugang hatten. Alltag mit künstlichem Arm Menschen dabei zu unterstützen, Fähigkeiten zurückzugewinnen, die sie einst wie selbstverständlich hatten, ist die Zielsetzung des Projekts von Konstantin Bergmeister. Intelligente Prothesen: Intuitive Steuerung durch implantierbare Schnittstellen wurde mit dem zweiten Preis und damit 3000 Euro ausgezeichnet. Das vom Wissenschafts- und Wirtschaftministerium geförderte Christian-Doppler-Labor für Extremitätenrekonstruktion an der Medizinischen Universität Wien beschäftigt sich damit, wie man bei Menschen nach einer Amputation durch Prothesen die Armfunktionen wiederherstellen kann. Diese Prothesen funktionieren schon sehr gut, man kann damit eine Hilfshand schaffen und den Leuten so wieder verschiedenste Tätigkeiten ermöglichen, wie ein Glas einschenken oder die Schuhe binden, sagt Bergmeister. Dennoch sind die Funktionen und Bewegungen begrenzt – das liegt vor allem an der geringen Auflösung der Schnittstelle zwischen Patient und Prothese. Im Moment werden die Steuerungssignale von der Haut abgenommen, doch am Weg zwischen Muskel und Haut geht viel Signal verloren, sagt Bergmeister. Gemeinsam mit dem Prothesenhersteller Otto Bock arbeitet Bergmeister daher an Schnittstellen, die unter der Haut implantiert werden, die Signale direkt am Muskel abnehmen und drahtlos an die Prothese senden. Damit können wir mehr und verlässlichere Funktionen des Hilfsarms ermöglichen. Der präklinische Test ist bereits abgeschlossen, im nächsten Schritt geht es darum, alle notwendigen Bewilligungen einzuholen und das Konzept für den Menschen vorzubereiten. Inklusion ist für uns ein zentrales Thema, sagt Bergmeister. Täglich haben wir mit Patienten zu tun, die durch ein tragisches Ereignis wie einen Unfall oder eine Amputation plötzlich einen Arm verlieren – und damit sehr viel an Unabhängigkeit. Wieder in den Alltag einzusteigen und mit dem künstlichen Arm ihre Selbstständigkeit ein Stück weit zurückzugewinnen, ist für die Patienten eine wichtige Erfahrung. Mensch und Maschine Beeinträchtigten Menschen im virtuellen Raum mehr Selbstständigkeit zu ermöglichen, ist das Ziel des drittplatzierten Projekts Inklusion durch Individualisierung der Mensch-Maschine-Interaktion – Interaktionsanalyse für Automatisierte Adaption der FH Oberösterreich, Standort Hagenberg, des Unternehmens Lifetool und des Diakoniewerks Oberösterreich (EDV-Werkstätte in Hagenberg sowie die Mediengruppe in Gallneukirchen). Mithilfe eines Analysewerkzeugs wird ermittelt, wie ein Benutzer mit einem Smartphone oder einem beliebigen anderen Gerät interagieren will und kann. Das System baut dann ein individualisiertes Benutzermodell auf, sagt Mirjam Augstein von der FH Oberösterreich. Entsprechend diesem Modell passt sich das Smartphone an seinen Benutzer an, um ihm eine einfache Bedienung zu ermöglichen. Augstein: Es geht uns darum, Barrieren abzubauen, die derzeit in der Interaktion mit modernen Geräten überall existieren. Nicht-Wissenschaft;'Der FPÖ-Funktionär hetzt weiterhin gegen Asylwerber. Als Freiheitlicher hat man es im schwarz dominierten Niederösterreich nicht einfach: Hier hat die FPÖ am längsten gebraucht, um in den Landtag zu kommen, hier hat sie 2013 sogar gegen den Trend Stimmen und Mandate verloren. Diese Schwäche versuchen FP-Landesparteichefs mit besonderer Kraftmeierei zu überspielen. In schlechter Erinnerung ist noch, als Harald Ofner 1983 dem damaligen Landeshauptmann drohte, ihn wie einen Hendldieb zu verfolgen (Ofner war damals Justizminister); in noch schlechterer der Landesparteitag 2000, auf dem Landesparteichef Ernest Windholz alte Kameraden mit dem SS-Wahlspruch Unsere Ehre ist Treue auszeichnete. In jenen Jahren wurde der aktuelle Landeschef Christian Höbart, der an der HTL Mödling zum Wirtschaftsingenieur ausgebildet wurde und dann im Management von Softwarefirmen arbeitete, politisiert. Er stellt sich, obwohl nur geschäftsführender Landesparteichef (formell führt die Partei Walter Rosenkranz), würdig in die Reihe seiner Vorgänger. Zur FPÖ ist er zur Zeit der schwarz-blauen Koalitionsregierung gestoßen, als Begründung nennt er aktiven Einsatz für meine Heimat und mein Vaterland. Die FPÖ schwächelte in jenen Tagen nicht nur im Land unter der Enns – aber im Windschatten von Heinz-Christian Strache gab es die Chance auf raschen Aufstieg. Höbart nutzte sie im Heimatbezirk Mödling und in der Gemeinde Guntramsdorf, kam 2008 in den Nationalrat, wo er zur Freude des unter Johann Gudenus auf Rechtskurs getrimmten Rings Freiheitlicher Jugend (RFJ) Jugendsprecher wurde. Als Vater zweier Kinder wetterte er gegen Drogengebrauch (den er SP-Funktionären unterstellte) und sogenannte Gangsta Rapper aus dem Ausländermilieu sowie gegen die demokratiefeindliche Gesinnung mancher moslemischer Religionslehrer. 2012 regte er die chemische Sterilisation von Pädophilen an. Kurz danach empfahl er eine Schnupperhaft als Schocktherapie für jugendliche Straftäter. Im Vorjahr schrieb er Asylwerbern in Traiskirchen ins Stammbuch (genauer: auf Facebook): Skandalöserweise wissen es diese ganzen Erd- und Höhlenmenschen nicht zu schätzen, dass sie hier bestes Essen, neue Kleidung und sonstigen Firlefanz bekommen! Das war selbst Strache zu viel. Konsequenz: wie üblich keine. Zur aktuellen Bezeichnung von Flucht als lustige Seefahrt gibt es sogar eine Solidaritätsseite auf Facebook.' Nicht-Wissenschaft;'Die Bonitätsprüfer von Moody'' senken wegen des Ölpreisverfalls als letzte der drei großen Rating-Agenturen den Daumen über das Königreich. Riad – Die Bonitätsprüfer von Moodys haben Saudi-Arabien wegen des Ölpreisverfalls herabgestuft. Die Anleihen des Landes bewertet die Agentur nur noch mit A1 anstatt Aa3. Das Königreich habe seine Abhängigkeit vom Ölpreis noch nicht ausreichend verringert, begründete Moodys am Samstag seine Entscheidung. Deshalb sei das Land auf künftige Krisen nicht so gut vorbereitet. Das Wachstum falle schwächer aus, und die Schulden stiegen. Weder im In- noch im Ausland gebe es genügend Ausgleich. Eine weitere Verschlechterung der Note muss das Ölförderland aber nicht fürchten, der Ausblick ist stabil. Mit Moodys senkte auch die letzte der drei großen Agenturen den Daumen über das Königreich. Bereits im Februar hatte Standard & Poors einen Warnschuss abgegeben und bewertet das Land nur noch mit A-. Fitch folgte im April und stufte Saudi-Arabien auf AA- herab. Die Noten für andere Ölförderländer wie Qatar und die Vereinigten Arabischen Emirate bestätigte Moodys. Allerdings ist der Ausblick negativ, womit immer noch eine Herabstufung droht.' Nicht-Wissenschaft;Bei Sluzki-Premiere hilft im Kampf um Top-Zwei-Platz nur Sieg weiter – Neo-Coach: "Hatten nicht genug Zeit" – Schweden in EM-Quali-Spielen neun Partien unbesiegt. Moskau – Acht Punkte aus sechs Spielen und nur Platz drei in der Österreich-EM-Qualifikations-Gruppe G. Die russische Nationalmannschaft steht im Kampf um die beiden Fixtickets für die Fußball-EM 2016 in Frankreich mit dem Rücken zur Wand. Am Samstag hilft wohl nur ein Sieg in Moskau gegen den vier Punkte entfernten Zweiten Schweden weiter. Der soll auch durch den Trainereffekt gelingen. Nach der 0:1-Niederlage gegen die ungeschlagen an der Tabellenspitze stehende ÖFB-Auswahl musste Russlands Teamchef Fabio Capello am 14. Juli sein Amt abgeben. Seit 7. August ist mit Leonid Sluzki der Nachfolger bekannt. Der 44-Jährige, der weiterhin auch den russischen Spitzenclub ZSKA Moskau coacht, soll nun den Umschwung herbeiführen. Sluzki bremst allerdings vor seiner Premiere die Erwartungen. Es ist ein neuer Trainer mit neuen Vorstellungen gekommen, wir hatten für die Anpassung nicht genug Zeit und wenig Zeit für die Feinarbeit, sagte Russlands Neo-Teamchef. Ibrahimovic rechtzeitig fit Kadermäßig gab es gegenüber seinem Vorgänger kaum Änderungen. Mit Aleksander Erochin (Ural Swerdlowsk Oblast) und Oleg Kuzmin (Rubin Kasan) stehen zwei potenzielle Debütanten im Aufgebot. Aufseiten der Schweden fällt der gesperrte Kim Källström aus. Dafür wurde Superstar Zlatan Ibrahimovic nach seiner Knieverletzung rechtzeitig fit. Ich erwarte ein hartes, schwieriges Spiel, aber wir glauben an uns, meinte der Paris-St.-Germain-Stürmer. Das 1:1 im Herbst in Solna, bei dem Aleksander Kokorin (10.) bzw. Ola Toivonen (49.) trafen, hatte Ibrahimovic noch verletzungsbedingt verpasst. Umso mehr fiebert er nun dem Duell mit den Russen entgegen. Ich möchte Schweden zur EM in Frankreich führen, sprach der 33-Jährige Klartext. Ein Sieg in Moskau wäre da schon fast die ganze Miete, doch auch mit einem Remis und Vier-Punkte-Vorsprung könnten die Schweden sicher gut leben. Die Russen haben in der laufenden Qualifikation auf sportlichem Weg nur gegen Liechtenstein (4:0) gewonnen. Am Grünen Tisch bekamen sie nach Zuschauerausschreitungen den 3:0-Erfolg gegen Montenegro gutgeschrieben. Zu Hause sind sie zwei Partien sieglos. Die Schweden sind demgegenüber im laufenden Bewerb noch unbesiegt und in EM-Qualifikationsspielen gar seit neun Partien sowie einer 1:2-Niederlage in Ungarn im September 2011 ohne Niederlage. Wissenschaft;Er trug wesentlich zur Wiederbelebung der empirischen Sozialforschung in Österreich bei – Soziologe wurde durch seine einflussreichen Arbeiten über das Altern bekannt. Wien – Im Pensionsalter legte Leopold Rosenmayr dann noch einmal so richtig los. Was auch nicht weiter verwunderte, denn der Soziologe war in ein Alter gekommen, über das er bereits viele Jahre zuvor zu forschen begonnen hatte. Durch Bücher wie Die Kräfte des Alters (1990), Altern im Lebenslauf (1996) oder Im Alter – noch einmal – leben (2011) wurde Rosenmayr in späten Jahren zum Alternsforscher der Nation. Die Kindheit und Jugendzeit des 1925 in Wien-Favoriten geborenen Rosenmayr war geprägt von den ideologischen und politischen Spannungen der 1930er-Jahre und vom Nationalsozialismus. Auch aufgrund seiner Kriegserfahrungen – der 18-Jährige war Übersetzer in der Wehrmacht und dann ein Jahr lang Kriegsgefangener – studierte er an der Universität Wien Philosophie und Soziologie. Außerdem wurde er mit Hans Tuppy und Friedrich Heer zum Mitbegründer der katholischen Hochschuljugend. Nach der Promotion 1949 ging er für jeweils zwei Jahre nach Paris und in die USA und brachte Methoden der empirischen Sozialforschung, deren Gründer wie Paul Lazarsfeld oder Marie Jahoda früh vertrieben worden waren, wieder zurück nach Wien. Als Soziologe arbeitete er erstmals in Österreich mit Mikrozensus, also statistischen Erhebungen zur Bevölkerung, und gründete 1954 die Sozialwissenschaftliche Forschungsstelle an der Universität Wien. 1955 wurde Rosenmayr außerordentlicher, 1961 ordentlicher Professor für Soziologie und Sozialphilosophie an der Universität Wien. Als Mitbegründer und Leiter machte er das Ludwig-Boltzmann-Institut für Sozialgerontologie und Lebenslaufforschung in Wien zu einer international beachteten Institution für Fragen der Altersforschung. Nicht nur seine Arbeiten über das Altern, die Jugend und Generationenkonflikte waren vom eigenen Erleben mitgeprägt: Rosenmayr war auch ein großer Reisender, verbrachte viel Zeit im westafrikanischen Staat Mali und verfasste auch darüber Studien. Der vielfach ausgezeichnete Soziologe und Altersforscher, der immer wieder auch an gesellschaftspolitischen Entscheidungen mitwirkte, verstarb am Freitag im 91. Lebensjahr in Wien. Wissenschaft;Cambridge - Schimpansen und Bonobos sind die nächsten noch lebenden Verwandten des Menschen. Laut einer neuen Studie von Forschern um Kathelijne Koops (Uni Cambridge) unterscheiden sich die beiden klugen Menschenaffen aber in einer wichtigen Eigenschaft: Wie die Forscher im Fachblatt Scientific Reports schreiben, ist in freier Wildbahn lebenden Schimpansen der Gebrauch von Werkzeug angeboren, während Bonobos nur sehr selten auf Werkzeug zurückgreifen. AbstractScientific Reports: Chimpanzees and bonobos differ in intrinsic motivation for tool use (red, 16.6.2015) Wissenschaft;Falcon 9 hatte zuvor Raumtransporter auf den Weg zur ISS gebracht. Washington – Der privaten Raumfahrtfirma SpaceX ist es erstmals gelungen, eine Falcon-9-Rakete wieder sicher auf einer schwimmenden Plattform im Ozean zu landen. Die Rakete brachte am Freitag erfolgreich einen unbemannten Raumtransporter auf den Weg zur Internationalen Raumstation (ISS). Anschließend landete die erste Stufe der Rakete auf der Plattform im Atlantik. Die Rakete hob planmäßig um 22.43 Uhr (MESZ) vom US-Weltraumbahnhof Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida ab. Sie brachte die unbemannte Raumkapsel Dragon ins All, die gut drei Tonnen Vorräte und Ausrüstung für die ISS geladen hat. Zur Ladung zählt auch eine aufblasbare Raumkammer, die die sechs Astronauten der ISS testen wollen. Die Raumkapsel soll am Sonntag um 11.30 Uhr an der ISS andocken. Ein noch größerer Erfolg als der Start der Rakete war ihre sichere Landung auf einer schwimmenden Plattform im Atlantik. Zweieinhalb Minuten nach Abtrennung der Raumkapsel begann die erste Stufe der Falcon 9, die sich zu diesem Moment in über hundert Kilometern Höhe befand, die Rückkehr auf die Erde, um weniger als zehn Minuten nach dem Start senkrecht auf der Plattform zu landen. Die erste Stufe ist gelandet und natürlich sind wir begeistert, schrieb der SpaceX-Chef Elon Musk auf Twitter. Das Ziel von SpaceX ist es, die teuren Raketen mehrmals zu verwenden, um die Raumfahrt kostengünstiger und nachhaltiger zu machen. Musk sagte nach der erfolgreichen Landung, der Treibstoff für eine Rakete koste rund 300.000 Dollar (264.014,79 Euro), doch der Bau koste 60 Millionen. Wenn es gelinge, eine Rakete wiederzuverwenden, bedeute das eine hundertfache Kostenersparnis, sagte Musk. Bisher gelang dem Konzern nur die Landung der Rakete an Land, nicht aber auf der Plattform. Erst Mitte Jänner war eine Falcon-9-Rakete von SpaceX bei einem Landeversuch im Pazifik auseinandergebrochen, nachdem sie erfolgreich einen Satelliten ins All gebracht hatte. Laut Musk soll die Rakete nun eine Reihe von Tests durchlaufen, um zu prüfen, ob sie tatsächlich wiederverwendet werden kann. Sollte das Ergebnis positiv sein, könnte sie binnen zwei oder drei Monaten erneut starten, sagte Musk. Wir werden zu dem Punkt gelangen, wo es Routine ist, sie zurückzubringen und die Rakete nur noch gewaschen und betankt werden müsse, bevor sie neu starten könne, sagte der SpaceX-Chef. Gelandet! Unglaublich!, schrieb der kanadische Astronaut Chris Hadfield auf Twitter. Der Erfolg öffne die Vorstellung für das Mögliche. Der Erfolg am Freitag stellte sich nach einer Reihe schwerer Rückschläge für das kalifornische Raumfahrtunternehmen ein. So war im vergangenen Juni eine Falcon-9-Rakete, die zur ISS fliegen sollte, zwei Minuten nach dem Start explodiert. Eine Heliumflasche hatte sich nach dem Bruch einer defekten Strebe in der Rakete gelöst und war mit hoher Geschwindigkeit auf den Tank geprallt. Anschließend war die Rakete überarbeitet worden, um eine Wiederholung des Unglücks zu verhindern. Seitdem gab zwei erfolgreiche Flüge der überholten Falcon-9-Rakete. Am Freitag startete sie aber zum ersten Mal seit dem Unglück wieder zur ISS. Nicht-Wissenschaft;88 Prozent der Einnahmen kommen von den 300.000 Kirchenbeitragszahlern – Bauaufwand rund 5,5 Millionen Euro. Salzburg – Der Diözesankirchenrat hat in seiner jüngsten Sitzung einstimmig das rund 50 Millionen Euro hohe, ausgeglichene Budget der Erzdiözese Salzburg für das Jahr 2016 genehmigt. Demnach kommen 88 Prozent der Einnahmen von den 300.000 Kirchenbeitragszahlern, die laut Erzdiözese die Seelsorge und Erhaltung der kirchlichen Gebäude in den 210 Pfarrgemeinden sichern. Der Kirchenbeitrag ist Grundpfeiler für die Finanzierung des Diözesanbudgets. Für die solidarische Unterstützung der Gläubigen möchte ich mich ganz herzlich bedanken, erklärte Finanzkammerdirektor Josef Lidicky in einer Aussendung der Erzdiözese von heute, Dienstag. Eckpfeiler des Gesamtbudgets sind die Personal-, Sach- und Baukosten. Die Personalkosten betragen rund 28 Millionen Euro und machen damit 55 Prozent des Haushaltes aus. Von diesem Betrag werden rund 750 Mitarbeiter, davon sind 239 Priester und 120 hauptamtliche Laien in der Seelsorge, bezahlt. Der Bauaufwand der Erzdiözese im kommenden Jahr beträgt rund 5,5 Millionen Euro. Von den 174 Bauansuchen aus Pfarren und diözesanen Einrichtungen können immerhin 126 Vorhaben mit Zuschüssen unterstützt werden, erklärte Lidicky. So seien Finanzmittel für Kirchen-Renovierungen in Fusch an der Glocknerstraße, Salzburg-Herrnau, Salzburg-Imbergkirche, Filialkirche Arnsdorf sowie in Abtenau und Böckstein vorgesehen. Umfangreiche Renovierungen in Mariapfarr, Obertrum und St. Martin im Lungau werden im kommenden Jahr abgeschlossen. Ebenso ist die letzte Etappe der Dachsanierung am Salzburger Dom eingeplant. Zudem werden auch einige Pfarrhöfe und Pfarrheime saniert. Weiters ist die Ausfinanzierung des Pfarrzentrums Salzburg-Aigen für 2016 gesichert. Die Erzdiözese unterstützt außerdem die Sanierung der Modeschule Hallein und den Bau der Home-Mission-Base im Haus Luise der Loretto-Gemeinschaft. Im Tiroler Teil der Erzdiözese sind im Jahr 2016 Finanzmittel für die Turm- und Dachsanierung der Kirchen in Kelchsau und Hopfgarten, die Ausfinanzierung der Renovierung der Kapuzinerkirche Kitzbühel, sowie die Pfarrhofsanierungen in Auffach und Oberndorf in Tirol vorgesehen. Ein großes Projekt ist die Gesamtrenovierung der Dekanatspfarrkirche Zell am Ziller. Wissenschaft;Im Team arbeitet auch ein Inspektor der sudanesischen Antikenverwaltung. Gearbeitet wird sechs Tage die Woche, der Arbeitstag in Amara West beginnt um 5.50 Uhr. Woche drei im Sudan, und die Grabung kann nun wirklich beginnen. Auch das Team ist mittlerweile vollständig, es ist das gleiche wie im vergangenen Jahr: Michelle, die kanadische Anthropologin, die keine feste Anstellung hat und daher einen Großteil des Jahres auf Ausgrabungen in der Türkei, Zypern, Katar, Schottland und England verbringt, Sofie, die in Kopenhagen Ägyptologie mit Anthropologie im Nebenfach studiert, sowie der Inspektor der sudanesischen Antikenverwaltung NCAM (National Corporation for Antiquities and Museums), Mohamed Saad Abdallah. Eine solche Einrichtung wurde bereits 1905 von der britischen Kolonialregierung geschaffen, die bis 1956 bestand. Sie hat ihren Sitz in Khartoum am Nationalmuseum und beschäftigt etwa 300 Archäologen und Museumskuratoren. Wer im Sudan ausgraben will, muss bei der NCAM um eine Grabungsgenehmigung ansuchen. Wird diese erteilt, wird ein Inspektor – also ein Vertreter der Antikenverwaltung – dem Team zur Seite gestellt. Zu seinen oder ihren – es gibt fast ebenso viele weibliche wie männliche Inspektoren – Aufgaben zählen neben der Mitarbeit an der Grabung die Abwicklung der Formalitäten und die Unterstützung im Umgang mit der lokalen Bevölkerung. In vielen Fällen kommt dem Inspektor auch die Rolle eines Übersetzers zu. Die meisten Inspektoren sind gut ausgebildete Archäologen, viele haben in Europa oder den USA Doktoratsstudien abgeschlossen. Diese werden immer wieder auch von den archäologischen Missionen finanziell unterstützt, wenn ihnen daran gelegen ist, dass ihr Inspektor eine gute Ausbildung erhält. Mohamed arbeitet seit 2012 auf meiner Grabung. Kennengelernt habe ich ihn im Rahmen der ersten Amara West Bioarchaeology Field School. In dem 2011 erstmals am Nationalmuseum abgehaltenen Kurs unterrichte ich Grundlagen der Erforschung von archäologischem Skelettmaterial. Das ist eine Fachrichtung, die im Sudan nicht existiert, dementsprechend gibt es auch keine sudanesischen Spezialisten, die mit den zahllosen Skelettserien, die Jahr für Jahr ausgegraben werden, umgehen könnten. Ziel des Kurses ist, den Inspektoren ein Bewusstsein für das Informationspotenzial menschlicher Skelette zu verschaffen und ihnen zu vermitteln, wie diese fachgerecht geborgen und gelagert werden können. Mohamed hingegen konnte durch finanzielle Unterstützung des Institute for Bioarchaeology am British Museum in den vergangenen Jahren jedes Jahr nach London kommen und dort unter meiner Betreuung bioarchäologische Arbeitsmethoden erlernen. Mittlerweile ist er so weit fortgeschritten, dass ihn die NCAM als Bioarchäologen anerkennt. Wir haben in Khartoum ein kleines Labor aufgebaut, wo er nun eigenständig Forschungsprojekte durchführen kann. Aber zurück zur Grabung. Gearbeitet wird sechs Tage die Woche, Freitag ist unser freier Tag. Der Arbeitstag beginnt um 5.50 Uhr, nach einem kurzen Frühstück mit Tee, Obst und Keksen geht es um 6.30 Uhr im Finsteren mit dem Motorboot zur Ausgrabungsstelle. Dann wird bis zur Pause um 10 Uhr gearbeitet. Die Sudanesen essen traditionell am späteren Vormittag ihre erste Mahlzeit, die zumeist warm ist. Wir essen gemeinsam mit den Arbeitern, abwechselnd bringt jeder etwas mit. Es gibt meistens verschieden Arten von Ful (Bohneneintopf), Gemüseeintöpfe, Salate, Brot und die lokale Spezialität Gurasa, dicke Weizenpalatschinken in roter (Paradeiser) oder grüner (lokale Spinatversion) Sauce. Danach wird bis 14 Uhr weitergearbeitet, dann geht es zurück ins Grabungshaus. Nach der ersten Woche sind die Grabschächte endlich vollständig von Sand befreit. An den beiden tieferen Gräbern mit Schachttiefen von sieben beziehungsweise fünf Metern wurden Flaschenzüge gebaut, damit Sand und Steine schneller heraufgeholt werden können. Von zwei der Gräber wissen wir bereits, dass es jeweils mehrere Grabkammern, also eine zentrale Vorkammer und nördlich und westlich davon abgehend eine weitere, gibt. Die Kammern sind rechteckig, haben eine Grundfläche von fünf bis acht Quadratmetern und eine Höhe von 1,0 bis 1,2 Metern. Diese Form von Grabbau ist typisch für altägyptische Gräber und war nicht nur der Elite vorbehalten. Generell finden sich darin immer mehrere Bestattungen, vermutlich im Sinne von Familiengrablegen, die über Generationen genutzt wurden. Die Grabkammern wurden nach Ende der Bestattungstätigkeit nicht wieder verfüllt, sondern mithilfe großer Steinplatten oder Lehmziegelmauern verschlossen. Dementsprechend finden wir sie heute auch nur teilweise von Sand bedeckt, der über die Jahrtausende angeweht wurde, da die Gräber zumeist in antiker Zeit beraubt und die Türen offen gelassen wurden. Sofie und Mohamed haben nun beide begonnen, geschützt unter einem soliden Metalltisch, die Vorkammern freizulegen. Dabei hat sich bisher Grab G322 am spannendsten gezeigt. Bereits kurz nach dem Eingang in die Grabkammer, die etwa einen Meter hoch mit Sand verfüllt ist, finden wir mehrere Bestattungen, die auf der Sandschicht liegen und damit zu einem Zeitpunkt in die Kammer gekommen sind, als sie bereits verfüllt war. Solche Nachbestattungen sind in Amara West relativ häufig anzutreffen. Sie sind im Gegensatz zu den älteren Bestattungen sehr einfach und in Matten aus Palmenfasern gewickelt, die sich im trockenen Wüstensand oft gut erhalten. Aufgrund von Radiokarbon-Datierungen der Knochen wissen wir, dass diese aus dem 8./9. Jahrhundert vor unserer Zeit stammen und damit aus der Endphase der Nutzung des Siedlungsplatzes Amara West. Sie sind damit auch zumindest 300 Jahre jünger als die ersten Bestattungen in den Gräbern. Inwieweit diese noch in Verbindung mit den ursprünglichen Grabbesitzern stehen, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Die Tatsache, dass die Kammer zum Zeitpunkt der Bestattung bereits mit einem Meter Sand bedeckt war, muss nicht unbedingt von Vernachlässigung zeugen. Wie wir am Montag dieser Woche selbst miterleben durften, kann bereits ein einziger Sandsturm von mehreren Stunden etwa 20 bis 30 Zentimeter Sand in die Kammer blasen. Aus Klimarekonstruktionen wissen wir, dass die zunehmende Versandung der Siedlung bereits Ende des 2. Jahrtausends vor unserer Zeit einsetzte. Es ist also auch möglich, dass einfach auf eine Reinigung der Kammern von Sand verzichtet wurde. Im Lauf der nächsten Woche werden wir tiefer in die Vorkammern vordringen und möglicherweise bereits Erkenntnisse über die ursprünglichen Besitzer dieser großen Grabanlagen gewinnen können. Nicht-Wissenschaft;Vierter Teil der Serie soll 2016 erscheinen. EA und Bioware haben den vierten Teil der Mass Effect-Serie angekündigt. Mass Effect: Andromeda spielt lange Zeit nach den ersten drei Teilen und entführt Sci-Fi-Fans dem Namen nach in eine neue Galaxie zu neuen Abenteuern. Erscheinen soll der Rollenspiel-Shooter vor Weihnachten 2016 für PC, PS4 und Xbox One. Spieler schlüpfen in die Rolle eines jungen Mannes oder jungen Frau, steuern mit einem Raumschiff durchs All um unbekannte Planeten zu entdecken. Ein Team von Abenteurern steht einem dabei zur Seite, mit denen man gemeinsam arbeiten und kämpfen muss. Viele Details verrieten die Entwickler bislang nicht. Ein erster Trailer wurde auf Basis der Game-Engine erstellt und repräsentiert das grafische Ziel, das sich die Designer vorgenommen haben. Wissenschaft;'Als Spiegel der Gesellschaft behandelten sie Themen wie Krieg, neue Technologien und Städtewachstum. Wie bei heutigen Computerspielen hatten Belehrungsversuche wenig Erfolg. Wien/Graz – Spielen ist eine elementare Kulturtechnik: Keine Gesellschaft, keine Kindheit ist ohne Spiele denkbar, sagt Ernst Strouhal. Der Professor an der Universität für angewandte Kunst in Wien hat in seinem Buchs Die Welt im Spiel, erschienen 2015, 63 historische Landkartenspiele unter anderem hinsichtlich ihrer gesellschaftspolitischen Bedeutung betrachtet. Ab Donnerstag widmet sich eine gleichnamige Ausstellung im Graz-Museum diesen Spielen und ihrer Funktion als Echo und Lautsprecher der jeweiligen Zeitumstände. Ab Mitte des 17. Jahrhunderts wurden Brettspiele in Form von Landkarten beliebter. Diese Geografie- und Reisespiele hatten drei Vorbilder: erstens die Kebes-Tafeln, die nach einem griechischen Philosophen benannt waren und in der Renaissance als Allegorie des menschlichen Lebensweges dienten; zweitens Landkarten, die im 17. Jahrhundert populärer wurden; drittens Gänsespiele – das waren Laufspiele mit genau 63 Feldern, auf denen nach strikten Regeln gespielt wurde. Das erste Geografiespiel stammt von dem französischen Kartografen Pierre Duval: In Le Jeu du Monde wurden Länder bereist, um schließlich Frankreich als Zielland zu erreichen. Parallel zur Neugier auf andere Länder und Kontinente stieg die Beliebtheit der Reisespiele in Europa, denn sie waren ein Ersatz für das Reisen selbst: Mit dem Finger auf der Landkarte konnten bekannte und unbekannte Regionen erkundet werden. Stets war eine politische Dimension dabei, zum Beispiel als Erklärung und Rechtfertigung des europäischen Expansionsdrangs. Mit prächtigen Spielen wie LOrient oder Elephant & Castle wurden die Ideen des Kolonialismus verbreitet. Im Gegenzug wurden Spiele bisweilen auch für die Verbreitung liberaler Ideen genutzt, so von Gegnern der Sklaverei. Später dienten Landkartenspiele der Auseinandersetzung mit der Großstadt als neuer, überwältigender Form des Zusammenlebens, etwa beim spielerischen Zustellen von Postsendungen in New York. Spiele huldigten zudem der Bewegung an sich, die wichtiger war als das Ziel selbst, sowie der Technik – etwa, wenn man mit einem Zeppelin oder in einer Rakete die Welt erkundete. Spiele sind für Ernst Strouhal der große Global Player der Kultur- und Freizeitindustrie. Sie dienen schon allein deswegen als Spiegel der Gesellschaft, weil zur Auflagensteigerung jene Themen herangezogen wurden und werden, die zur jeweiligen Zeit als verkaufsfördernd galten. Wie der Krieg: Spiele, die soldatische Legenden oder Eroberungen erzählten, gingen aus Kriegen hervor. Brettspiele funktionieren auf drei Ebenen: jener der Spielregeln (der Mechanik des Spiels), jener der Erzählungen, die sie transportieren, und jener der Bilder, die gezeigt werden. Wie Spiele politisch und pädagogisch wirken, hängt aber davon ab, wie sie tatsächlich gespielt werden. Ob Spiele also Kinder und Erwachsene tatsächlich belehren und erziehen können? Strouhal hat Zweifel: Allerdings können Spiele einschüchtern, sie dringen in die intimen Bereiche der Familie ein. Kriegerische oder rassistische Propaganda in Spielform kann Angst machen. Das zeigt ein perfides Spiel aus den 1930er-Jahren: Vorbild war das harmlose und weitverbreitete Brettspiel Fang den Hut gewesen. Es wurde in Dresden zum Spiel Juden raus! umgewandelt. Der Hersteller rechnete mit großem Erfolg, doch die Nazis selbst lehnten das Spiel ab: Sie wollten nicht, dass man sich aus einem Thema, das für sie dermaßen wichtig war, einen Spaß machte. Nichtsdestotrotz wurde das Brettspiel immer wieder für Propagandaversuche genutzt. Die deutsche Terrororganisation NSU erfand Ende der 1990er-Jahre ein Spiel, das sich Monopoly zum Vorbild nahm und bei dem eine judenfreie Stadt das Ziel war: Pogromly wurde im Prozess gegen NSU-Mitglieder wie Beate Zschäpe im Jahr 2014 thematisiert. Monopoly selbst, zunächst als antikapitalistisches Spiel konzipiert, wurde vom Spielzeughersteller Parker Brothers als vager Erklärungsversuch des Kapitalismus zu einem der erfolgreichsten Spiele aller Zeiten gemacht. Dabei ist das Spiel ungeeignet, Wirtschaftsvorgänge zu erklären. Ebenso wie bei seinen unzähligen Klonen – darunter das in Österreich populäre DKT – ist fast ausschließlich der Würfel entscheidend für den Erfolg. Immerhin könnte das belehrend sein: Am Ende bleibt das Gefühl, nicht wirklich zu Erfolg oder Misserfolg beigetragen, sondern sich selbst etwas vorgespielt zu haben. Ein Umstand, der für das Spielen generell gilt: Nicht ich spiele das Spiel, das Spiel spielt mit mir – eine Art lustvoller Kontrollverlust und ein Gegenentwurf zu einer Umwelt, in der narzisstisches Agieren notwendig ist. Das gilt dann wohl auch für Computerspiele. Jede Jugendkultur hatte ihre eigene Mode, ihre eigene Droge und ihr eigenes Medium, sagt Strouhal. Und so wie früher beispielsweise Comics das Medium der Wahl waren, sind dies heute Computerspiele – und als solches werden sie missverstanden und gefürchtet. Auch in ihnen ist eine politische Dimension stets sichtbar, selbst wenn vorwiegend über die Gewalt in Spielen diskutiert wird. Bei der Internetkonferenz re:publica wurde kürzlich über die politische Bedeutung von Spielen und deren Möglichkeit zur politischen Erziehung debattiert – bisher sind die entsprechenden Ansätze überschaubar. Es gibt zwar vereinzelt Spiele, die sich mit aktuellen Themen wie Flucht und Migration oder mit historischen Ereignissen wie der Revolution im Iran (1979 Revolution: Black Friday) befassen. Doch sonst dominiert massentaugliche Ware, an der sich immerhin ablesen lässt, was uns beschäftigt, wer die Regeln vorgibt und welche Themen im Verkauf den größten Erfolg versprechen: In Aufbauspielen wie Civilization oder in den weitverbreiteten Shootern à la Battlefield wird die Dominanz westlicher Lebenswelten und Wertvorstellungen sichtbar. Während es in Computerspielen oft keine eindeutigen Regeln gibt oder diese erst nach und nach sichtbar werden, gelte für Brettspiele, dass diese die Welt simplifizieren, indem sie klare Re- geln vorgeben, konstatiert Ernst Strouhal. Für Brett- und Computerspielen gleichermaßen gilt: Versuche der Belehrung und der Erziehung sind selten erfolgreich. Wer im Spiel den Zeigefinger erhebt, kriegt den Mittelfinger zu sehen, meint Strouhal.' Nicht-Wissenschaft;Weltweit will der deutsche Autohersteller fünf Millionen Fahrzeuge in die Werkstätten holen. Wien/Wolfsburg – In Österreich sollen im Zuge des VW-Abgasskandals 363.400 Autos aller Konzernmarken nachgebessert werden. Das teilte die Porsche-Holding in Salzburg mit. VW hat am Dienstag seinen Plan zur Nachbesserung von Dieselwagen mit manipulierter Software vorgestellt und will weltweit fünf Millionen Fahrzeuge in die Werkstätten holen. Die betroffenen Kunden sollen demnächst per Post informiert werden, wenn ihre Dieselfahrzeuge nachgebessert werden müssen. VW sprach von Servicemaßnahmen. Es handle sich aber nicht um eine Sicherheitsrückrufaktion, weil die Sicherheit der Fahrzeuge nicht betroffen sei, sagte ein Konzernsprecher. Die Kunden sollen in den nächsten Wochen und Monaten informiert werden. Ex-Konzernchef Bernd Pischetsrieder und der frühere VW-Markenchef Wolfgang Bernhard bestritten unterdessen, etwas vom Einbau der Manipulationssoftware bei den Fahrzeugen gewusst zu haben. Zu der Serviceaktion für die Fahrzeuge sagte VW-Markenchef Herbert Diess: Wir haben einige Lösungen erarbeitet, insbesondere stehen natürlich die Kunden im Fokus im Moment. Die Kosten könne VW noch nicht abschätzen. Diess sprach am Abend mit EU-Industriekommissarin Elzbieta Bienkowska, ein Sprecher der EU-Kommission erklärte danach: Beide Teilnehmer waren sich einig, dass es äußerst wichtig ist, das Vertrauen in die europäische Autoindustrie wiederherzustellen. VW hatte am Freitag mitgeteilt, dass von der Kernmarke VW fünf Millionen Fahrzeuge betroffen sind. Ebenfalls bereits bekannt ist, dass es insgesamt um elf Millionen Wagen geht, davon 2,8 Millionen in Deutschland. Volkswagen und die weiteren betroffenen Marken des Konzerns wollen den zuständigen Behörden im Oktober die technischen Lösungen vorstellen. Die betroffenen Autos bestimmter Baujahre und Modelle – darunter der Golf 6, der Passat der siebenten Generation und die erste Generation des Tiguan – sind mit Dieselmotoren des Typs EA 189 ausgestattet. Dass diese Modelle den Motor enthalten, hatte VW am Freitag bekanntgegeben. Am Mittwochnachmittag steht nach dpa-Informationen erneut ein Krisentreffen des Aufsichtsratspräsidiums an. Dazu zählen Aufsichtsratschef Berthold Huber, Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil, Aufsichtsrat Wolfgang Porsche, Betriebsratschef Bernd Osterloh und dessen Stellvertreter Stephan Wolf. Dem Gremium soll nach internen Ermittlungen ein erster Zwischenbericht vorgelegt werden. Demnach fiel die Entscheidung zum Einbau der manipulierten Software bereits in den Jahren 2005 und 2006, und zwar in der Motorenentwicklung in der VW-Zentrale. Der frühere VW-Chef Pischetsrieder und der ehemalige Markenchef Bernhard wussten eigenen Angaben nichts vom Einbau der Software. Beide hätten auch keine Entscheidungen zur Entwicklung oder zu deren Einsatz getroffen, teilten sie am Dienstagabend über die Rechtsanwaltskanzlei Schertz Bergmann mit. Unterdessen wehrt sich die deutsche Gewerkschaft IG Metall gegen negative Folgen für die Belegschaft. Die Affäre bedeute einen unendlichen Schaden für das Produkt, den Konzern und den Standort Deutschland, sagte Gewerkschaftschef Detlef Wetzel. Aus deutscher Sicht sei der Skandal mit der Finanzkrise 2008/09 vergleichbar. Arbeitnehmer seien dafür nicht verantwortlich, sagte Wetzel am Montagabend. Er gab aber zu, dass sich auch die bei VW mächtige IG Metall Fragen zu ihrem Beitrag zur Unternehmenskultur stellen müsse. Es stehe ein großer Kulturwandel an. Es ist kein Wert an sich, größer als Toyota zu sein, sagte Wetzel. Zudem müsse man fragen: Wieso haben wir davon nichts gewusst? Die Affäre hat aus Sicht der Gewerkschaft aber mit der besonders ausgeprägten Mitbestimmung im Konzern nichts zu tun. Betriebsratschef Osterloh sagte der Wolfsburger Allgemeinen Zeitung vom Mittwoch, der Betriebsrat habe nicht erst seit gestern Veränderungen in der Unternehmenskultur verlangt. Wir haben neue Strukturen eingefordert, weil wir klar gesehen haben, dass Volkswagen so auf Dauer nicht mehr zu führen ist. Bisher hätten sich Mitarbeiter mit Verbesserungsvorschlägen nicht durchsetzen können, weil ihnen keiner zugehört hat. Die bisherigen finanziellen Rückstellungen wegen des Skandals dürften einem Bericht der Automobilwoche vom Dienstag zufolge nicht für die Lösung aller Probleme ausreichen. Das gehe aus einer Antwort von Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch auf entsprechende Fragen bei einer Managerversammlung hervor. Die dafür veranschlagten 6,5 Milliarden Euro sind demnach vor allem für technologische Lösungen und Serviceleistungen vorgesehen. Schadenersatz, Anwaltshonorare und andere Kosten kämen noch dazu. Ein VW-Sprecher verwies auf die Gewinnwarnung aus der vergangenen Woche für das dritte Geschäftsquartal, wonach der angenommene Betrag für Serviceleistungen Einschätzungsrisiken unterliege und auch bereits klar nur den Serviceleistungen zugeordnet worden sei. Der neue VW-Konzernchef Matthias Müller versprach eine schonungslose und konsequente Aufklärung. Volkswagen werde in den nächsten Tagen betroffene Kunden darüber informieren, dass das Abgasverhalten ihres Fahrzeugs in Kürze nachgebessert werden müsse, sagte Müller laut Mitteilung am Montagabend. VW stehe vor der größten Bewährungsprobe in der Unternehmensgeschichte. Müller ist Nachfolger von Martin Winterkorn, der im Zuge des Skandals seinen Posten räumen musste. Nicht-Wissenschaft;Team USA holte dritten WM-Titel mit 5:2 gegen Japan – Torreichstes Frauen-Finale der WM-Geschichte. Vancouver – Der amerikanische Traum vom dritten Stern ist in Erfüllung gegangen: In einem historischen WM-Finale besiegten die US-Fußballerinnen, angeführt von der überragenden Kapitänin Carli Lloyd, Titelverteidiger Japan mit 5:2 (4:1). Durch die mehr als gelungene Revanche für das Endspiel 2011 schwang sich der Olympiasieger mit dem dritten WM-Titel nach 1991 und 1999 zum Rekordweltmeister auf. Lloyd erzielte Dreierpack Mittelfeldspielerin Lloyd erzielte beim torreichsten Frauenfußball-Finale der WM-Geschichte als erste Spielerin einen Dreierpack (3./5./16.) in einem WM-Endspiel. Die weiteren US-Treffer legten Lauren Holiday (14.) und Tobin Heath (54.) nach, für die Nadeshiko trafen Yuki Ogimi (27.) sowie Julie Johnston (52.) per Eigentor. Vor vier Jahren hatten die USA das WM-Finale gegen Japan mit 1:3 im Elfmeterschießen verloren. Vor 53.341 Zuschauern, fast ausschließlich frenetische US-Fans, gelang der Auswahl von Nationaltrainerin Jill Ellis in einer überaus unterhaltsamen Partie in Vancouver ein Traumstart. Nach zwei Standardsituationen war beide Male Lloyd zur Stelle: Erst traf die 32-Jährige nach einer Ecke von Megan Rapinoe aus rund zehn Metern, dann schob sie nach einem Freistoß von Holiday aus kurzer Distanz ein. Nach einem Abwehrfehler von Azusa Iwashimizu eroberte Holiday den Ball, zog volley ab – und das Spiel war nach nicht einmal einer Viertelstunde entschieden. Nur zwei Minuten darauf krönte Lloyd ihre Galavorstellung mit einem Traumtor: Von der Mittellinie hämmerte sie den Ball im hohem Bogen über die weit vor dem Tor postierte japanische Schlussfrau Ayumi Kaihori – und das BC Place Stadion explodierte förmlich. Japan unter Schock Japan stand völlig unter Schock und wusste überhaupt kein Mittel gegen die physische und spielerische Dominanz der US-Girls, die im Halbfinale den Titeltraum der deutschen Auswahl beendet hatten (0:2). Quasi aus dem Nichts spielten sich die Asiatinnen dann doch einmal in den Strafraum, wo Ogimi im Zentrum Johnston austanzte und dann in den linken Winkel einschoss. Im zweiten Durchgang blieben die USA am Drücker, hatten aber Pech, als Johnston einen weiten Freistoß von Aya Miyama per Kopf unglücklich ins eigene Tor traf. Doch die Antwort gegen die unaufmerksame japanische Abwehr kam postwendend: Nach einer flachen Hereingabe von Morgan Brian drückte Heath den Ball aus zentraler Position über die Linie. Japan steckte nicht auf, war aber im Abschluss zu harmlos. (sid, 6.7.2015) Ergebnis der Frauen-Fußball-Weltmeisterschaft in Kanada am Sonntag: Finale: USA – Japan 5:2 (4:1).Vancouver, 53.341 (ausverkauft). Tore: Lloyd (3., 5., 16.), Holiday (14.), Heath (54.) bzw. Ogimi (27.), Johnston (52./Eigentor). Beste Spielerin des Turniers: Carli Lloyd (USA) Torschützenkönigin: Celia Sasic (GER) 6 Die bisherigen WM-Endspiele 1991 Guangzhou: USA – Norwegen 2:1 (1:1) 1995 Solna: Norwegen – Deutschland 2:0 (2:0) 1999 Los Angeles: USA – China 5:4 i.E. (0:0) 2003 Carson: Deutschland – Schweden 2:1 n.V. (1:1,0:1) 2007 Shanghai: Deutschland – Brasilien 2:0 (0:0) 2011 Frankfurt/Main: Japan – USA 3:1 i.E. (2:2,1:1,0:0) 2015 Vancouver: USA – Japan 5:2 (4:1) Wissenschaft;Das Quiz der anderen Art geht in die zweite Runde: Erraten Sie, zu welchen Themen die ausgewählten Postings veröffentlicht wurden!. Lang ist es her, seit dem ersten Community-Quiz in der Wissenschaft. Es wird also Zeit für die zweite Runde: In diesem Quiz geht es nicht um Ihr Fachwissen, sondern um Ihre Beiträge unter den Artikeln. Die vorgestellten Postings finden sich unter Artikeln, die ausschließlich hier im Wissenschaftsressort veröffentlicht wurden, nur: welche? Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Rätseln und freuen uns über Ihre Rückmeldung hier im Forum! (sni, derStandard.at, 7.2.2015) Nicht-Wissenschaft;Sigmundur Davíð Gunnlaugssons Abgang als isländischer Ministerpräsident erfolgte ebenso schnell wie sein vorheriger Aufstieg. So schnell kann es gehen. Sigmundur Davíð Gunnlaugsson wusste wohl selbst nicht, wie ihm geschah, als er am vergangenen Wochenende zum weltweiten Buhmann wurde. Am Dienstag musste er dem zunehmenden Druck nachgeben und erklärte seinen vorläufigen Amtsverzicht. Zuvor war der 41-jährige Ex-Ministerpräsident Islands in einem Interview mit zwei TV-Journalisten gehörig ins Stottern gekommen, als er mit Fragen zu der in den Panama-Papers-Enthüllungen publik gewordenen Briefkastenfirma konfrontiert wurde. Diese hatten er und seine Frau vor neun Jahren auf den britischen Jungfraueninseln noch vor dem großen Bankencrash im Herbst 2008 gegründet – wie viele andere seiner Landsleute eben auch. Sigmundur Davið – die Isländer sprechen einander traditionell mit ihren Vornamen an – hatte bis zu seiner Wahl zum Parteichef der liberal-konservativen Fortschrittspartei Anfang 2009 mit Politik wenig am Hut. Vermutlich auf Betreiben seines Vaters, des Fortschrittspartei-Politikers und ehemaligen Icelandair-Vorstands sowie Weltbankers Gunnlaugur M. Sigmundsson, war er nur wenige Monate vor seiner Wahl zum Vorsitzenden der Partei gewählt worden. Nach der Niederlage der rot-grünen Regierung bei der Parlamentswahl im Frühjahr 2013 wurde er relativ überraschend von Präsident Ólafur Ragnar Grimsson mit der Regierungsbildung betraut und leitete seit damals eine Mitte-rechts-Regierung gemeinsam mit der konservativen Unabhängigkeitspartei. Der Werdegang Gunnlaugssons liest sich wie der eines typischen Isländers. Geboren 1975 in Reykjavík, wuchs er im Vorort Breiðholt in behüteten Verhältnissen auf. Zwischen 1982 und 1985 lebte die Familie wegen des Weltbank-Jobs des Vaters in den USA. Nach der Matura studierte Gunnlaugsson Betriebswirtschaft und Journalismus, wobei er lediglich das BWL-Studium mit einem Bachelor-Titel beendete. Danach studierte er einige Zeit im Ausland, unter anderem an der Moskauer Plechanow-Wirtschaftsuniversität und an der Universität Kopenhagen. Keine dieser Ausbildungen schloss er ab. Seine ersten Berufserfahrungen machte er als Nachrichtensprecher beim isländischen Rundfunk RÚV. Als Regierungschef zog sich der Vater eines kleinen Kindes erstmals den Unmut eines Teils der Bevölkerung zu, als er gegen die herrschende Volksmeinung den bereits auf Eis liegenden Beitrittsprozess Islands zur EU ohne jedes Federlesen in einem zunächst geheimen, dann aber geleakten Briefverkehr mit Brüssel für endgültig beendet erklärte. Wissenschaft;Männchen der neuen Gattung von Riesenkrabbenspinnen beißen beim Liebesspiel offenbar gerne zu. Frankfurt – Ein deutscher Wissenschafter hat eine bisher unbekannte Spinnengattung entdeckt, deren Männchen sich während des Liebesspiels offenbar als ausgesprochen bisswütig erweisen. Insgesamt vier neue Arten aus dieser Gattung von Riesenkrabbenspinnen aus Südafrika und Namibia fand Peter Jäger in der Sammlung des Senckenberg Forschungsinstituts in Frankfurt. Neben ihrem interessanten Paarungsverhalten zeichnen sich die Achtbeiner auch durch spezielle Borsten an den Fußspitzen aus, die vermutlich gegen das Einsinken im Sand helfen. Eine lebende Riesenkrabbenspinne in der südafrikanischen Wüste zu entdecken ist kein leichtes Unterfangen, die Spinne detailliert zu untersuchen beinah unmöglich: Die Spinnen sind schnell, nachtaktiv und leben in unauffälligen Röhren im Sand. Zum Glück gibt es unsere Sammlungen, auf die wir zurückgreifen können, erklärt Arachnologe Jäger. Dort hat Jäger nun die neue Gattung sowie vier zugehörige Arten der Riesenkrabbenspinnen (Sparassidae) ausfindig gemacht: Die Tiere wurden im Jahr 2004 von meinem damaligen Doktoranden Dirk Kunz gesammelt und nun von mir neu als May bruno wissenschaftlich beschrieben. Der Name der Art wurde im Biopatenschaften-Programm vergeben. Molekulargenetische Untersuchungen bestätigten die Zugehörigkeit zu einer neuen Gattung. Auffällig an den neu entdeckten Wüstentieren mit Beinspannweiten von 8 bis 10 Zentimetern sind die Fußspitzen. An diesen finden sich einzigartige Borstenbüschel, die an ihren Enden gefiedert sind. Diese verhindern wohl ein Einsinken und helfen den Tieren an der Sandoberfläche zu bleiben, vermutet der Frankfurter Spinnenforscher. Dass die Riesenkrabbenspinnen erfinderisch bei ihrer Fortbewegung auf dem heißen Wüstensand sind, weiß Jäger spätestens seit der Entdeckung einer Flik-Flak-schlagenden Spinne dieser Familie. Und eine weitere Besonderheit entdeckte Jäger an den Spinnen: Alle vier untersuchten weiblichen Tiere hatten paarweise Bissspuren an ihren Vorderkörpern. Gut möglich, dass die Verletzungen bei der Paarung entstanden, erklärt Jäger und ergänzt: An den männlichen Tieren haben wir keine dieser Spuren entdecken können. Über den Sinn eines solchen Verhaltens will Jäger nicht spekulieren und hofft auf Kollegen, die die Paarung vor Ort beobachten. Nicht-Wissenschaft;An einem Tag über ein Drittel seines Börsenwerts verloren. New York – Der Internet-Radiodienst Pandora hat nach Enttäuschung von Investoren über frische Quartalszahlen an einem Tag über ein Drittel seines Börsenwerts verloren. Pandora verbuchte im vergangenen Vierteljahr einen Verlust von fast 86 Millionen Dollar (77,59 Mio. Euro). Ein Jahr zuvor hatte das Minus nur gut zwei Millionen Dollar betragen. Zudem sank die Zahl der aktiven Nutzer binnen drei Monaten von 79,4 auf 78,1 Millionen. Die Ergebnisse des bisher nur in den USA aktiven Pioniers des Geschäftsmodells waren am Markt mit Spannung erwartet worden, denn es war das erste Quartal mit der Konkurrenz des neuen Dienstes Apple Music, zu dem auch ein Internet-Radio gehört. Die Pandora-Aktie fiel bis zum Handelsschluss in New York am Freitag um rund 36 Prozent auf 12,35 Dollar. Wissenschaft;Der international führende Forscher im Bereich computerunterstützte Verifikation erlag Komplikationen in Folge einer geplanten Operation. Wien – Der Informatiker Helmut Veith von der Technischen Universität (TU) Wien ist am Wochenende im Alter von 45 Jahren verstorben. Wie die TU bekannt gab, war Veith infolge von Komplikationen nach einer geplanten Operation ins Koma gefallen und, ohne das Bewusstsein wieder zu erlangen, verstorben. Veith galt als international führender Wissenschafter im Bereich computerunterstützte Verifikation. Mit Helmut Veith verlieren nicht nur die Fakultät für Informatik und die TU Wien einen ihrer führenden und innovativen Köpfe, der mit Leib und Seele Forscher und Lehrer war, sondern auch die österreichische Wissenschaft und die internationale Informatikforschung einen höchst angesehenen Wissenschaftler, der sehr viel bewegt hat, heißt es in einem Nachruf der TU. Veith, am 5. Februar 1971 in Wien geboren, studierte an der TU Wien das Studium irregulare Computationale Logik und wurde 1998 sub auspiciis praesidentis promoviert. 2001 folgte die Habilitation für das Fach Angewandte und Theoretische Informatik. Von 2003 bis 2007 war er Professor an der TU München, wechselte dann an die TU Darmstadt, ehe er 2010 wieder an die TU Wien zurückkehrte, wo er die neu geschaffene Professur für Computer Aided Verification einnahm. Im Rahmen eines Maxe-Kade Fellowship von 1999 bis 2000 forschte Veith in der Gruppe von Edmund M. Clarke, dem Turing-Preisträger 2007, an der Carnegie Mellon University in Pittsburgh. Der Aufenthalt sollte richtungsweisend für sein weiteres Hauptarbeitsgebiet in der Forschung sein. Seine Interessen beschränkten sich aber nicht nur auf Verifikation, auch Computer-Sicherheit und eingebettete Systeme, mathematische Logik, Datenbanktheorie, endliche Modelltheorie und Komplexitätstheorie gehörten dazu. Veith habe Österreich zu einem Hotspot im Bereich Logik und Verifikation gemacht, heißt es in dem Nachruf. Zu den von ihm angeregten bzw. mitgegründeten Projekten zählen ein österreichweites Forschungsnetz im Bereich der Computer-Aided Verification, ein Doktoratskolleg für mathematische Logik in der Informatik an der TU Wien, das Vienna Center of Logic and Algorithms (VCLA), und der Vienna Summer of Logic, die größte Konferenz in der Geschichte der Logik im Jahr 2014. Nicht-Wissenschaft;Die Idylleproduktion funktionierte 20 Jahre sehr gut, darauf folgten 20 Jahre Eiszeit, jetzt Tauwetter. Über Jahre galten sie als Verkörperung des musikalischen Traumpaares: Al Bano und Romina Power. Er, Sohn einer süditalienischen Bauernfamilie aus der Provinz Brindisi, sie, Tochter der Hollywoodstars Linda und Tyrone Power. Kennengelernt hatten sie sich 1967 bei den Dreharbeiten zu einem Film, in dem Albano Carrisi den ärmlichen Verehrer eines reichen Mädchens verkörperte. Drei Jahres später heirateten beide gegen den Willen ihrer Eltern, als Romina ein Kind erwartete. Bereits als Bub hatte Albano gerne mit seinem Vater gesungen und Gitarre gespielt. Das Studium behagte ihm weniger. In Mailand verließ er mit 17 Jahren die Lehrerbildungsanstalt und jobbte als Kellner in einem Restaurant, in dem viele Musiker verkehrten, darunter Adriano Celetentanos Produzent Pino Massara, der 1965 unter dem Künstlernamen Al Bano dessen erste Platte La strada herausbrachte. Seinen ersten großen Hit landete er 1967 mit dem Lied Il sole. Albano war bereits ein bekannter Sänger, als er sieben Jahre später erstmals mit seiner Frau Romina auftrat und das Paar Italien beim Eurovision Song Contest vertrat. Fast zwei Jahrzehnte sangen sich die beiden – in der Zwischenzeit Eltern dreier Kinder – in die Herzen von Millionen Italienern. 1994 setzte eine Familientragödie der heilen Welt der Bilderbuchfamilie ein jähes Ende. Ihre älteste Tochter Ylenia verschwand mit 23 Jahren spurlos in New Orleans. Am Silvestertag verließ sie das Hotel, in dem sie mit einem befreundeten Straßenmusiker lebte, und tauchte nie mehr auf. Romina Power gab die Hoffnung nie auf, ihre verschwundene Tochter noch lebend aufzuspüren. Die Klatschpresse erfand indessen ständig neue Geschichten über die Vermisste, die in der Zwischenzeit auf Antrag des Vaters von einem italienischen Gericht für tot erklärt wurde. Einmal wurde sie in der Dominikanischen Republik vermutet, einmal in einem Kloster in Arizona. Bei einer in Florida gefundenen Frauenleiche brachte die DNA-Untersuchung noch im Vorjahr ein negatives Ergebnis. 1995 ging die gemeinsame Karriere des Traumpaares zu Ende. Das Scheitern des Starduos bot den Boulevardmedien über Jahre schier unerschöpflichen Gesprächsstoff. Besonders, als die beiden sich 1999 scheiden ließen und damit begannen, sich öffentlich zu bekriegen. Romina schilderte ihren Ex-Partner als gewaltbereiten und von permanenter Eifersucht geplagten Diktator, der sich tyrannisch aufgeführt und sie bei Wutanfällen mit Fußtritten traktiert habe: Unsere Ehe war ein Inferno. Al Bano wies alle Vorwürfe mit der Beteuerung zurück, er habe seine Frau geliebt und stets wie eine Madonna behandelt. Das Traumpaar des Italo-Pop ging nunmehr getrennte Wege. Romina Power kehrte in die USA zurück, wandte sich der Selbstfindung und dem Buddhismus zu, praktizierte Yoga und Meditation, wandelte sich zur Vegetarierin und lebte als Malerin und Autorin. Al Bano setzte seine Karriere alleine fort, wurde im Nebenberuf Winzer und sorgte mit seiner Beziehung zum TV-Sternchen Loredana Lecciso, mit dem er erneut Vater wurde, für weitere Schlagzeilen in der Regenbogenpresse. Einen lästigen Reporter streckte er vor seinem Gehöft im süditalienischen Cellino San Marco mit einem Fausthieb nieder. 2013 folgte die überraschende Wende: Ein Tauwetter setzte der fast 20-jährigen Eiszeit zwischen Romina und Albano unvermittelt ein Ende. Im Blitzlichtgewitter der Fotografen traten die beiden im Oktober in der Moskauer Crocus Hall erstmals wieder zusammen auf – Gelegenheit zu ausgiebigen Spekulationen. Gab es nach dem Rosenkrieg eine Wiederannäherung des Paares oder hatte sie nur das fürstliche Honorar des russischen Oligarchen Andrej Agapov zusammengeführt? Romina wiegelt ab: Wenn man glücklich sein will, muss man in der Gegenwart leben, nicht in der Vergangenheit oder in der Zukunft. Die Vergangenheit existiert einfach nicht mehr. Wenn sie ihren größten Hit Felicitá singen und das Publikum aufspringt und begeistert mitklatscht, scheint alles wie früher. Doch das Comeback sei ausschließlich musikalischer Natur beschwichtigt die nunmehr 63-Jährige: Es fühlt sich gut an, die alten Hits wieder zu singen. Die alten Musiker wieder zu treffen, war wie die Rückkehr in eine Familie. Großzügig lässt Loredana Lecciso aus Apulien ausrichten, sie sei nicht eifersüchtig auf Romina. Nach mehreren erfolgreichen Konzerten im Ausland wagte das Duo im Mai 2015 erstmals wieder einen Auftritt in Italien. In der Arena von Verona präsentierten sich beide in Gesellschaft italienischer Uralt-Gruppen und der singenden Gebirgsjäger des Coro degli Alpini. Auch Sofia Loren war mit dabei. 40.000 jubelten ihnen zu. Der Erfolg verleitete den ersten Kanal des italienischen Staatsfernsehens RAI, Al Bano und Romina Power eine Serie von Live-Sendungen anzuvertrauen. Treffender Titel Cosí lontani, cosí vicini. So nah und so fern. Doch nach der ersten Folge am 26. Februar wurde das Programm abrupt abgesetzt. Die Einschaltquoten erwiesen sich als Desaster. Die Sendung wurde nicht nur von Berlusconis Canale 5 mit einer Talentshow für Kinder klar überholt, sondern auch vom 2. Rai-Programm in den Schatten gestellt. Ein unerwarteter Flop. Und der Beweis dafür, dass Al Banos schmachtender Blick und Rominas wallendes Kleid nur ein vorwiegend älteres Publikum rühren, das sich für deren Nostalgiespektakel empfänglich zeigt. Ein herber Rückschlag für das Paar, das ständig unterstreicht, nur musikalisch wieder zueinandergefunden zu haben. Romina: Wir sind reifer und milder geworden. Bei ihren Konzerten spricht Romina englisch, der 73-jährige Al Bano italienisch: Wir haben das innere Bedürfnis, wieder zusammen zu musizieren. Die Stadthallen und Sportarenen, in denen das alternde Traumpaar auftritt, sind freilich weitgehend ausverkauft. Und wenn beide Hand in Hand ihren Evergreen Felicitá anstimmen, scheint für das gerührte Publikum die Welt wieder in Ordnung. Oder besser: noch immer. Wissenschaft;"European Extremely Large Telescope" soll in rund acht Jahren in Betrieb gehen. Wien – Die allerersten großen Objekte im Universum – Sterne in Galaxien, die nur 400 Millionen Jahre nach dem Urknall entstanden sind – sollen mit dem derzeit in Bau befindlichen europäischen Riesenteleskop E-ELT beobachtet werden. Der Vertrag für die Entwicklung des dafür notwendigen Instruments MOSAIC wurde am Freitag in Paris unterzeichnet, teilte die Uni Wien mit. Österreich ist Mitglied im MOSAIC-Konsortium. Die ESO (Europäische Südsternwarte) baut derzeit in der chilenischen Atacama-Wüste das weltgrößte optische Teleskop. Das European Extremely Large Telescope (E-ELT) mit einem Spiegeldurchmesser von 39 Metern soll in rund acht Jahren in Betrieb gehen. Für die Entwicklung der sechs geplanten Instrumente am E-ELT schließt die ESO Verträge mit den jeweiligen wissenschaftlichen Konsortien. Am MOSAIC-Konsortium sind Wissenschafter und Techniker aus Frankreich, Großbritannien, Niederlande, Deutschland und Brasilien beteiligt, Österreich ist mit anderen Ländern assoziierter Partner. Am Freitag wurde der Vertrag für die Phase-A-Studie zur Errichtung von MOSAIC unterzeichnet. Dabei werden detaillierte Baupläne für die Konstruktion erstellt, ehe eine Strategie für die Bauphase und die Integration in das Großteleskop entwickelt wird. Gleichzeitig werden bereits die astronomischen Anwendungen erarbeitet und die geplanten wissenschaftlichen Projekte in Simulationen erprobt. Bei MOSAIC handelt es sich um einen sogenannten Multiobjekt-Spektrographen. Das Gerät wird bis zu 200 leuchtschwache Objekte gleichzeitig beobachten und ihr Licht in seine einzelnen Wellenlängen zerlegen können. Damit sollen neue Erkenntnisse etwa über extrasolare Planeten, die Chemie von Sternen, das Zentrum der Milchstraße mit seinem Schwarzen Loch, Entstehung und Entwicklung der Galaxien, die Verteilung der Materie im Universum und die Natur von Dunkler Materie und Dunkler Energie gewonnen werden. Der Astrophysiker Bodo Ziegler von der Universität Wien, der im obersten Kontrollgremium des MOSAIC-Konsortium sitzt, will das Instrument nutzen, um die ersten Objekte im Universum zu studieren. Uns interessiert, wie diese ersten Sterne entstehen konnten, warum sie sich gleich zu Hunderttausenden und mehr zu Galaxien gruppierten, wie die chemische Zusammensetzung dieser Sterne aussieht und warum sich diese ersten Strukturen zu immer größeren Galaxien formierten, so Zieglero. In einem weiteren Projekt möchte Ziegler die physikalischen Eigenschaften von Galaxien messen, die in acht bis zwölf Milliarden Lichtjahren Entfernung liegen. Damit sollen physikalische und chemische Prozesse dieser Galaxien besser verstanden werden. MOSAIC ist eines von insgesamt drei wissenschaftlichen Instrumenten des E-ELT mit österreichischer Beteiligung. Joao Alves und Manuel Güdel, ebenfalls vom Institut für Astrophysik der Uni Wien, sind jeweils österreichische Projektleiter, Alves für die MICADO-Kamera, Güdel für das Infrarot-Instrument METIS. Im Rahmen der Hochschulraum-Strukturmittel hat die Uni Wien rund 1,5 Mio. Euro für das Projekt Beobachtungsorientierte Astrophysik in der E-ELT-Ära erhalten, das von Ziegler geleitet wird. Wissenschaft;Ausstellung "Expanding Worlds" in Darmstadt kann mit Hominidenfossilien aufwarten, die meist im Safe bleiben. Darmstadt – Die am Freitag im Landesmuseum Darmstadt gestartete Ausstellung Expanding Worlds zeigt berühmte Fossilien von Urmenschen aus fünf Weltregionen. Dafür wurden selten gezeigte Überreste von insgesamt zehn Hominidenarten aus dem verzweigten Stammbusch des Menschen zusammengestellt. Die Funde, hauptsächlich Schädel und Unterkiefer, stammen aus Südost-Afrika (Malawi), Südost-Asien (Indonesien), dem Kaukasus (Georgien), der Levante (Israel) sowie Mittel- und Südwest-Europa (Deutschland, Gibraltar). Sie sollen die Evolution des Menschen über einen Zeitraum von mehr als zwei Millionen Jahren nachzeichnen. Das älteste Ausstellungsstück ist ein etwa 2,4 Millionen Jahre alter Unterkiefer. Ein weiteres Highlight sind Skelettreste des allerersten jemals gefundenen Neandertalers – also des 1856 entdeckten Typusexemplars, dem die Spezies ihren Namen verdankt. Die Fossilien liegen normalerweise in Safes von Museen und Forschungseinrichtungen, in Ausstellungen werden meistens nur Abdrücke gezeigt. Wissenschaft;Sogenannte mitochondriale Autophagozytose kann das Leben von Fadenwürmern verlängern. Düsseldorf – Der gerade einmal einen Millimeter lange Fadenwurm Caenorhabditis elegans gilt als Liebling unter den Alternsforschern, und zwar aus mehreren Gründen: Er ist ein durchsichtiger mehrzelliger Organismus mit einem kurzen Lebenszyklus und einer durchschnittlichen Lebensdauer von 15-20 Tagen. Sein Genom ist vollständig sequenziert und mehr als 60 Prozent seiner Gene haben die gleiche Struktur und Funktion wie menschliche Gene. Vor allem aber finden sich erstaunlicherweise einige mit dem Alter verbundene Merkmale, die im Menschen beobachtet werden, auch in C. elegans wieder. Nun haben Wissenschafter von der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf einen Mechanismus identifiziert, der zur Verlängerung der Lebensspanne des kleinen Wurms erheblich beiträgt: Sogenannte mitochondriale Autophagozytose scheint offenbar bei mitochondrialem Stress eine bedeuten Rolle dabei zu spielen, dem Wurm eine längere Existenz zu sichern. Mitochondrien sind allgemein als Kraftwerksorganellen der Zelle bekannt. Sie erfüllen zentrale Funktionen und sind dadurch wichtig für das Gleichgewicht von Zellen und Geweben (Homöostase). In den letzten 10 Jahren wurde beobachtet, dass die moderate Verringerung verschiedener die Mitochondrien regulierender Proteine in unterschiedlichen Organismen von der Hefe bis zum Menschen in Verbindung mit einem Anti-Aging-Effekt steht. Diese Erkenntnis war überraschend, denn diese Proteine sind lebensnotwendig und ein schwerer Mangel kann zu Krankheiten führen. Frataxin ist eines dieser Proteine. Ein schwerer vererbter Mangel an Frataxin führt beim Menschen zu der seltenen und lebensbedrohlichen neurodegenerativen Krankheit Friedreich-Ataxie. Das Fehlen des analogen Proteins führt in C. elegans zu einem Entwicklungsstopp, wohingegen die moderate Verminderung die Lebensspanne des Tieres deutlich verlängert. Die zugrundeliegenden Mechanismen für diesen Anti-Aging-Effekt liegen bisher überwiegend im Dunkeln. Nun haben Wissenschafter um Natascia Ventura erstmals gezeigt, dass Mitophagie, der spezifische Abbau von nicht funktionalen Mitochondrien über Autophagozytose (ein wichtiger zellulärer Recyclingprozess) ursächlich an der Verlängerung der Lebensspanne von C. elegans bei mitochondrialem Stress beteiligt ist. Je mehr wir über diese molekularen Mechanismen wissen, desto besser kann man für die Entwicklung neuer Therapiestrategien für die Behandlung von mitochondrien- und alters-assoziierten Erkrankungen ansetzen. Somit können wir letztendlich Hoffnung auf eine Verlängerung des gesunden Alterns liefern, erklärt Ventura. Die Forscher konnten darüber hinaus zeigen, dass der Mechanismus, mit dem Zellen auf die moderate Verminderung von Frataxin reagieren, dem bei Eisenmangel ähnelt. Eine Reduzierung des Eisenspiegels könnte daher vielleicht eine Möglichkeit darstellen, mitochondriale Störungen zu behandeln und letztlich gesundes Altern zu fördern. Wissenschaft;Unterirdische Abwasserentsorgung im Zuge des Frackings destabilisiert tiefe Bodenschichten. San Francisco – Erdbeben sind mittlerweile nicht ausschließlich natürliche Phänomene, auch der Eingriff durch den Menschen kann den Untergrund in Bewegung versetzen. Nun warnen US-Wissenschafter, dass derartige Beben in Zukunft zunehmen könnten. Forscher der Bundesbehörde USGS (US Geological Survey) legten am Montag die erste Karte vor, die neben Gefahrenzonen mit natürlichen Erdbeben auch künstliche Erschütterungen einbezieht – etwa durch unterirdische Abwasserentsorgung im Zuge des sogenannten Frackings. Der Studie zufolge sind rund sieben Millionen Menschen in mittleren und östlichen Regionen der USA von stärkeren Erdstößen bedroht, die größtenteils keine natürliche Ursache haben. Durch die erstmalige Einbeziehung menschengemachter Auslöser sei die Risikoeinschätzung für Beben in Teilen der USA deutlich gestiegen, erklärte Mark Petersen, der Leiter der Studie. In Staaten wie Oklahoma, Kansas, Texas und Colorado seien in den vergangenen fünf Jahren stärkere Erschütterungen und daraus resultierende Schäden festgestellt worden. Als Hauptursache für die Beben nennen die Forscher die Entsorgung von Abwässern aus der Öl- und Erdgasförderung in tiefen Bodenschichten. So werden in vielen Teilen der USA große Mengen verschmutzter Abwässer durch hunderte Meter tiefe Bohrlöcher ins Erdinnere gepumpt. Dadurch kommt es zu einer Veränderung der Druckverhältnisse. In den mittleren Vereinigten Staaten wurden nach Angaben der Studie von 1973 bis 2008 im Jahresdurchschnitt 24 Erdbeben der Stärke 3 oder höher gemessen. Diese Zahl sei kontinuierlich angestiegen, auf zuletzt 1010 Beben im Jahr 2015. Der bisher schwerste Erdstoß in der Nähe von Bohrlöchern wurde 2011 im US-Staat Oklahoma mit einer Stärke von 5,6 gemessen. Nicht-Wissenschaft;"Wir haben jede Partei eingeladen, zehn Anhänger mitzubringen. 100 weitere Gäste wurden vom ORF über jene Agentur ausgewählt". Wien – Der ORF hat via Facebook FPÖ-Vorwürfe zurückgewiesen, wonach das Publikum bei der Fernseh-Elefantenrunde zur Wiener Landtagswahl nicht ausgewogen besetzt war. FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache hatte zuvor ebenfalls auf Facebook moniert, dass die Freiheitlichen weniger Parteigänger im Publikum stellen durften als die anderen Parteien. Bei der Fernsehdiskussion (5er-Runde der Spitzenkandidaten zur Wiener Wahl) hat der ORF und PULS 4 nachweislich jeder Partei 40 Karten übergeben, nur der FPÖ wurden statt 40 nur 10 Karten ausgehändigt., so Strache. Zum ORF-Puls 4-Casting für die übrigen Zuseher meinte der FPÖ-Chef: Darüber hinaus wurde laut ORF und PULS 4 ein Casting der weiteren Zuseher vorgenommen. Wer es glaubt wird selig. Ein nicht realer Querschnitt der Bevölkerung war im Publikum anwesend. Der Publikumsrat des ORF sollte sich der nicht gelebten Objektivität annehmen! smile-Emoticon Objektivität sieht jedenfalls im Querschnitt der Wiener Wählerschaft anders aus! Bei der Fernsehdiskussion (5er-Runde der Spitzenkandidaten zur Wiener Wahl) hat der ORF und PULS 4 nachweislich jeder... Der ORF wies diese Darstellung am Mittwoch zurück: Diese Behauptung ist schlicht und einfach falsch. Wir haben jede Partei eingeladen, zehn Anhänger mitzubringen. 100 weitere Gäste wurden vom ORF über jene Agentur ausgewählt, die auch Im Zentrum und andere Diskussionsformate des ORF beschickt. Weitere 100 Gäste wurden von Puls 4 ausgewählt. Hier die Namensliste aller Parteigäste bei der #Elefantenrunde. Pro Partei 10 Personen, ohne Ausnahme. #wien15 pic.twitter.com/6i7iTmqrZ2 Dass der Applaus für Strache nicht leiser war als für die anderen Teilnehmer, könne man in der ORF-TVthek nachhören. Als Beispiele nannte der Sender etwa die Diskussionspassagen zum Thema Arbeit/Wohnen bei Minute 08.03, zum Thema Verkehr bei Minute 06.08 sowie zu den Themen Asyl und Zuwanderung bei Minute 22:55. Nicht-Wissenschaft;Nach dem jüngsten Terrorakt steht eine türkische Militärintervention in Syrien im Raum. Ahmet Davutoğlu weiß es am Vormittag und die Regierungspresse schon in der Nacht zuvor: Ein Kurde aus Syrien war es, ein Mitglied der dortigen Kurdenmiliz YPG. Saleh Najar soll sein Name gewesen sein, 23 oder 24 Jahre alt und aus dem nordsyrischen Städtchen Amude. Er sprengte sich mit einem Auto in die Luft, als fünf Kleinbusse der Armee vorbeifahren, die Soldaten aus dem Regierungsviertel in Ankara nach Dienstschluss am Mittwochabend nach Hause bringen. So sagt es der Premier. Die Rechnung für diesen Angriff werden wir bezahlen lassen, droht Davutoğlu. Wann und wie, behalte sich die Türkei vor. Weiße Planen hängen an der Straßenkreuzung, wo die Merasin-Straße in den Inönü-Boulevard mündet. Noch untersuchen Polizeibeamte den Anschlagsort. Das türkische Parlament ist ganz in der Nähe, das Finanzministerium und Kommandostellen der türkischen Armee. 27 Soldaten und eine Zivilistin, die junge Reporterin eines kleinen Fernsehsenders, sterben bei dem Terroranschlag. Es ist der zweite in der türkischen Hauptstadt innerhalb von vier Monaten. Dieses Mal aber geht es um Geopolitik, um Krieg und Frieden und den Einmarsch der Türkei in Syrien. Wie die Teile eines Puzzles fällt nun alles zusammen zu einem klaren Bild, so wird die politische Führung in Ankara nicht müde zu betonen. Der Selbstmordanschlag beweist, welche Gefahr von den syrischen Kurden ausgehe, den sogenannten Volksverteidigungseinheiten (YPG), die nur eine Bauernfigur des syrischen Regimes seien, ein piyon, wie Davutoğlu sagt. Und der politische Arm der YPG, die Demokratische Unionspartei (PYD), die sich nun anschickt, ein 500 Kilometer langes autonomes Kurdengebiet an der Grenze zur Türkei zu errichten, sei ein und dasselbe wie die Untergrundarmee PKK – eine Terrororganisation. Noch am Donnerstag ruft die Türkei den UN-Sicherheitsrat an. Sie will Informationen über die syrische Kurdenmiliz vorlegen. Das Schachbrett der syrischen Kriegsparteien soll neu geordnet werden, notfalls mit Gewalt. PYD-Chef Salih Müslim weist zurück, dass seine Partei hinter dem Anschlag stecke. Nach dem Premier tritt im Präsidentenpalast in Ankara der Hausherr selbst vor die Presse. Flankiert von Armeechef Hulusi Akra, Innenminister Efkan Ala und Verteidigungsminister Ismet Yilmaz nimmt auch Tayyip Erdoğan die Nato-Verbündeten wegen der syrischen Kurden in die Pflicht. Erdoğan spricht langsam und getragen. 14 Verdächtige seien im Zusammenhang mit dem Anschlag bisher gefasst worden, es werden wohl noch mehr werden, sagt der Staatspräsident: Unsere Freunde in der internationalen Gemeinschaft werden nun besser verstehen, wie eng die Verbindungen von PYD und YPG mit der PKK sind. Seit vergangenem Samstag feuert die türkische Armee bereits auf syrisches Territorium und versucht, den Vormarsch der Kurden zu verhindern. Bewaffnet von den Amerikanern, unterstützt durch die Luftangriffe der Russen, nutzt die YPG die Gunst der Stunde und will die letzte Lücke schließen, die ihr selbstverwaltetes Gebiet noch trennt – ein knapp 90 Kilometer langer Korridor an der türkisch-syrischen Grenze, der bisher in der Hand islamistischer Rebellen war, hauptsächlich der Al-Nusra-Brigaden und der von der Türkei unterstützten Ahrar al-Sham. Der Artilleriebeschuss von Stellungen der YPG werde fortgesetzt, erklärt Regierungschef Davutoğlu am Donnerstag. Mehrere hundert Rebellen, bewaffnet mit leichter Artillerie und sogar Panzern, sollen in den vergangenen Tagen von der Türkei zur Verstärkung über den Grenzübergang Bab-al-Salam in den umkämpften Korridor geschleust worden sein. 500 Bewaffnete waren es allein am Mittwoch nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Ankara soll die Rebellen nachts aus der nordsyrischen Provinz Idlib über türkisches Gebiet zum Übergang Bab-al-Salam gebracht haben. Die Türkei will verhindern, dass die nächstgelegene syrische Stadt Azaz in die Hände der Kurden fällt und damit der Zugang zu Aleppo, der umkämpften zweitgrößten Stadt des Landes, abgeschnitten ist. Aus Washington kommen Solidaritätsadressen an die türkische Führung. Das State Department, der nationale Sicherheitsrat, Verteidigungsminister Ashton Carter versichern unserem türkischen Verbündeten Rückhalt nach dem Anschlag in Ankara. Dabei sind die Beziehungen herzlich schlecht, seit der Streit über die syrischen Kurden zwischen den USA und der Türkei in den vergangenen Tagen öffentlich ausgetragen wurde. Ein militärisches Abenteuer der Türkei in Syrien wollen die Amerikaner aber nun verhindern. Ankara ereilen weitere schlechte Nachrichten: Auf das türkische Kulturzentrum in Stockholm wurde Mittwoch ebenfalls ein Bombenanschlag verübt. Nicht-Wissenschaft;US-Singer-Songwriter Eric Andersen ziert das Americana Fest Wien, bei dem bis 11. November auch viele heimische Musiker live zu erleben sind. Wien – Nicht erst seit Blues, Country, Singer-Songwriter, Folk, Bluegrass, Tex-Mex und die daraus zusammengerührten Roots-Rock-Bastarde das vermarktungsfreundliche Label Americana umgehängt bekommen haben, erfreuen sich diese Musikstile in unseren Breiten großer Beliebtheit. Immerhin hat man es mit mythenschweren US-Musikstilen zu tun, die Projektionsflächen für Sehnsüchte aller Art bieten. Seit vergangenem Jahr hat nun auch Wien sein eigenes Americana-Fest, das heuer als eine mehrwöchige Veranstaltungsreihe mit rund 25 Clubkonzerten in zehn verschiedenen Clubs angelegt ist. Bereits am Dienstag tritt ein schon seit längerem in Wien lebender US-Singer-Songwriter, Douglas Linton, in der Local-Bar auf, wo er von den Lokalmatadoren The Plan Bs begleitet wird. Ein Mix aus internationalen Gästen wie dem Texaner Eric Taylor oder der Band 610 aus Chicago und zahlreichen heimischen Americana-Adepten, darunter Johnny-Cash-Überfan Christian Masser und Fia Sco & The Majestics, steht auch in den kommenden Wochen auf dem Programm. Internationales Aushängeschild ist der 72-jährige Singer-Songwriter Eric Andersen, der sich seine Sporen einst in der Folkszene des Greenwich Village der 1960er-Jahre verdiente und mit Songs wie Blue River oder Thirsty Boots einige veritable Klassiker des Genres im Gepäck hat. In Wien ist Andersen, der in den 1980er-Jahren nach Europa übersiedelte, an zwei Abenden zu Gast: Während er sich am 23. Oktober im Haus der Musik der Auseinandersetzung mit literarischen Vorbildern widmet, stehen am Tag danach im Schwarzberg die eigenen Songs im Vordergrund. Ein Säulenheiliger der Americana-Szene wird am 2. Oktober gewürdigt, wenn sich Musiker verschiedener Bands im Reigen für ein Tribute für den 1973 im Alter von nur 26 Jahren verstorbenen Country-Rock-Pionier Gram Parsons einfinden. Der hat einst unter anderem einem gewissen Keith Richards entscheidende Impulse auf den weiteren musikalischen Weg mitgegeben. Wissenschaft;Wissenschaft und Religion dürfen nicht miteinander vermischt werden. Leider ist ihre Trennung oft mangelhaft - auch in Österreich. Dürfen Wissenschafter an Gott glauben? Selbstverständlich - warum denn auch nicht? Viele der größten Forscher der Vergangenheit waren gläubig und viele der heutigen Wissenschaftler sind es ebenfalls. Nur eines darf man nicht machen: Wissenschaft und Glauben vermischen. Denn beides passt einfach nicht zusammen. Und es ist auch gar nicht überheblich oder arrogant das zu behaupten. Es sind einfach zwei völlig unterschiedliche Arten, die Welt zu betrachten. Das sagen ja auch schon die Bezeichnungen. In der Wissenschaft geht es ums Wissen und gerade eben nicht darum, irgendwas ohne Beleg zu glauben. Die wissenschaftliche Methode in ihrer Idealform ist extra dafür da, objektive Erkenntnisse über die Welt zu erhalten. Erkenntnisse, die man dann mögen kann oder nicht - aber an die man auf keinen Fall glauben muss. In der Religion dagegen ist es oft ein Zeichen besonders großer Hingabe, wenn man Dinge glaubt, ohne dass hier objektive Belege existieren. Wissenschaft und Glaube passen nicht zusammen und wenn sie zusammen gezwungen werden ist es kein Wunder, wenn es dabei zu Konflikten kommt. Das klassische Beispiel dafür findet man in der Biologie. Spätestens seit Charles Darwin und Alfred Wallace im 19. Jahrhundert die grundlegenden Mechanismen der Evolution erkannt hatten, war klar, dass die biblische Schöpfungsgeschichte eben nur eine Geschichte ist. Eine von vielen Geschichten, die sich die Menschen seit Jahrtausenden über die Entstehung der Welt und ihrer Geschöpfe erzählen, die aber deswegen noch lange nicht real sein muss. Heute ist die Evolution als fundamentale biologische Theorie so gut bestätigt wie kaum eine andere wissenschaftliche Erkenntnis. Trotzdem beharren manche Gläubige weiterhin darauf, dass ihre eigene Schöpfungsgeschichte die einzige wahre Realität sei. Und das wäre ja auch alles nicht weiter tragisch, wenn nicht auch versucht würde, diese private Realität zum Maßstab für die Allgemeinheit zu erheben. Genau das passiert aber, wenn fundamentalistische Christen zum Beispiel fordern, im Schulunterricht die biblische Schöpfungsgeschichte als gleichwertige Alternative zur Evolution zu unterrichten. Unter dem Motto Teach the controversy wird vorgegeben, die Kinder doch selbst entscheiden zu lassen. Als einziger Gegenvorschlag zur wissenschaftlichen Evolution wird von den Fundamentalisten dann aber doch immer nur die Bibel zugelassen. Dabei herrscht wahrlich kein Mangel an Schöpfungsmythen, die man mit der gleichen Begründung ebenfalls als Alternativen zur Evolutionstheorie präsentieren könnte. Da wäre zum Beispiel die altägyptische Kosmogonie von Heliopolis, laut der der Lichtgott Atum sich zuerst selbst erschuf und dann per Masturbation die Luft- und Feuergötter Shu und Tefnut hervorbrachte. Oder die germanische Mythologie, laut der die ganze Welt und ihre Lebewesen aus dem geschlachteten Körper des Riesen Ymir gebildet wurden (die Wolken am Himmel sind übrigens die Reste seines Gehirns und die Erde auf der wir heute leben wurde seltsamerweise aus seinen Augenbrauen erschaffen). Sehr anschaulich ist auch der Schöpfungsmythos der zentralafrikanischen Kuba-Föderation: Der Riese Mbombo erbrach demnach zuerst Sonne, Mond und Sterne und danach die Vorfahren aller Tiere und Menschen. Es fällt leicht, diese speziellen Mythologien ins Lächerliche zu ziehen. Aber sie sind genau so gut - oder besser gesagt genau so schlecht - durch objektive Fakten belegt wie die biblische Schöpfungsgeschichte des Christentums. Es sind Geschichten, die viele verschiedene Zwecke erfüllt haben und immer noch erfüllen - aber definitiv nicht die Realität beschreiben. Und wenn man Schülerinnern und Schülern keine kotzenden Riesen und masturbierenden Götter als Alternative zur wissenschaftlichen Evolution präsentieren will, dann sollte das auch für den Schöpfungsmythos der Christen gelten. Dabei spielt es auch keine Rolle, ob er sich als Intelligent Design tarnt und einen wissenschaftlichen Anstrich zu geben versucht. Religion und die Geschichten, die sich unsere Vorfahren über die Entstehung der Welt und ihrer Lebewesen ausgedacht haben, sollen durchaus ihren Platz im Lehrplan der Schulen haben. Aber es handelt sich dabei eben nicht um Wissenschaft und sie haben daher auch nichts im naturwissenschaftlichen Unterricht zu suchen. In Österreich ist die Lage vielleicht auf den ersten Blick nicht ganz so dramatisch wie in den USA, wo die Kreationisten massive (und leider oft auch erfolgreiche) Lobbyarbeit für die Verbreitung ihre Lehre in den Schulen leisten. In Louisiana sollten Kinder beispielsweise bei einer naturwissenschaftlichen Prüfungsfrage, folgenden Satz vervollständigen: Ist es nicht großartig, was ___ erschaffen hat!. Aber auch hierzulande ist die Trennung zwischen Religion und Wissenschaft nicht so weit fortgeschritten, wie man es sich als rationaler Mensch wünschen würde. In einer Studie aus dem Jahr 2010 haben der Biologe Erich Eder, der Psychologe Andreas Hergovich und ihre Kollegen über 2.000 Schülerinnen und Schüler in weiterführenden Schulen in Wien nach ihren Vorstellungen zu Kreationismus und Intelligent Design befragt. Der kreationistischen Aussage Gott hat das Leben auf der Erde und alle Arten so erschaffen, wie es in der Bibel steht stimmten immerhin 28 Prozent zu und nur 53 Prozent lehnten sie ab. Bei der Aussage Das Leben auf der Erde wurde von einem höheren Wesen erschaffen und hat seitdem einen langen Entwicklungsprozess durchlaufen, der von diesem höheren Wesen gesteuert wird, die die Grundthese des Intelligent Design zusammenfasst, war die Zustimmung mit 34 Prozent noch höher und hier waren diejenigen, die sie ablehnten, mit 42 Prozent sogar in der Minderheit. Die Ursachen für die Verbreitung dieser unwissenschaftlichen Einstellungen bei den Schülerinnern und Schülern sehen Eder und seine Kollegen übrigens vorrangig bei der Beeinflussung durch die Eltern der Jugendlichen. Die Religion hat in Österreich glücklicherweise noch keinen Eingang in den Lehrplan des Biologieunterrichts gefunden. Eder und seine Mitarbeiter merken aber auch an, dass die fundamentale Bedeutung der Evolution durchaus noch besser vermittelt werden könnte. Wissenschaft und Religion vertragen sich nicht. Und das bedeutet nicht, dass das eine besser wäre als das andere. Sondern nur, dass man das eine nicht mit dem anderen verwechseln darf. Wissenschaft ist Wissenschaft und soll entsprechend vermittelt werden. Und Religion sollte Privatsache sein, auch und vor allem in den Schulen. Aber dort hängen meistens immer noch die Kreuze der Christen - denn wie sagte der ehemalige Vizekanzler Josef Pröll: Wenn der Staat religiöse Symbole verbannt, ist er nicht neutral, sondern nimmt Partei für den Atheismus. Und wenn der fehlende Anblick von Kreuzen schon als atheistische Propaganda interpretiert wird, dann fehlt nicht mehr viel, um im Sinne der Religionsfreiheit auch Kreationismus in den Biologieunterricht zu reklamieren... Wissenschaft;Schon in der Steinzeit achteten Menschen ihre Hunde – und bestatteten sie sogar mit Grabbeigaben, wie 8000 Jahre alte Funde aus Sibirien zeigen. Edmonton – Die Beziehung zwischen Menschen und Hunden ist einzigartig – und uralt. Über ihren genauen Anfang wird nach wie vor gestritten: Einige genetische Studien der vergangenen Jahre deuten auf eine Domestizierung vor bereits 40.000 Jahren hin, andere kommen zu einem deutlich späteren Zeitpunkt. Doch wie lange es auch her sein mag, dass Zwei- und Vierbeiner Freunde wurden, ihr Verhältnis nahm im Lauf der Zeit immer bemerkenswertere Züge an. Moderne Hunde folgen etwa dem Blick ihrer Besitzer, suchen deren Aufmerksamkeit per Augenkontakt und können sogar Emotionen an Gesichtern ablesen, wie Biologen herausfanden. Aber auch auf menschlicher Seite gibt es erstaunliche Verhaltensweisen, so behandeln etwa nicht wenige Hundehalter ihre Tiere annähernd wie ihresgleichen. Dass es sich dabei aber um kein ausschließlich zeitgenössisches Phänomen handelt, berichten nun Forscher um Robert Losey (University of Alberta) in einer Aussendung: Bei Ausgrabungen am Baikalsee in Russland stießen sie auf steinzeitliche Überreste von Hunden – in Grabstätten von Menschen. Genauere Untersuchungen bestätigten, dass manchen Tieren schon vor 8000 Jahren eine ausgesprochen menschliche Behandlung zuteilwurde. Sie wurden auf Friedhöfen (mitunter gleich gemeinsam mit ihren Besitzern) begraben und erhielten sogar Grabschmuck und Beigaben. Die Hunde wurden nach ihrem Tod wie Menschen behandelt, sagt Losey. Sie seien vorsichtig in Gräber gelegt worden, manchmal mit dekorierten Halsbändern oder zusammen mit Gegenständen wie etwa Löffeln. All das deute darauf hin, dass den Tieren genau wie Menschen ein Leben nach dem Tod zugesprochen wurde. Chemische Analysen der Knochen zeigten wiederum, dass die steinzeitlichen Hunde auch die gleiche Nahrung erhielten wie ihre Besitzer. Nach Ansicht der Forscher bestätigen diese Funde ein weiteres Mal den beispiellosen Platz, den Hunde in der Geschichte des Menschen einnehmen. Man findet weltweit mehr prähistorische Gräber von Hunden als von irgendeinem anderen Tier, selbst von Katzen oder Pferden, so Losey. Doch natürlich ist die Geschichte dieser zwischenartlichen Beziehung keine der gegenseitigen Zuneigung und Versorgung allein: Auch die Hunde vom Baikalsee wurden in erster Linie für tägliche, harte Arbeit eingesetzt, viele davon dürften Vorläufer von Schlittenhunden gewesen sein, wie Reste von Geschirr und Leinen andeuten. Und immer wieder wurden Hunde auch gänzlich anders genutzt – nämlich als Nahrung ihrer Besitzer. Nicht-Wissenschaft;Rechtsaußen-Politiker Korwin-Mikke störte Debatte zu EU-Ticketsystem: "Ein Volk, ein Reich, ein Ticket". Der polnische Rechtsaußenpolitiker Janusz Korwin-Mikke hat bei einer Debatte im EU-Parlament den Hitlergruß gezeigt und damit für Aufregung gesorgt. Der Europa-Skeptiker wollte mit der Aktion am Dienstag gegen die europaweite Vereinheitlichung der Ticket-Systeme protestieren. Ein Reich, ein Volk, ein Ticket, rief der 72-Jährige in deutscher Sprache in den Plenarsaal. Korwin-Mikke kritisierte bei der Debatte die Vorschläge des Ausschusses für Transport und Touristik. Wir reden die ganze Zeit über Diversität, dass wir die Diversität verteidigen sollen. Aber immer, wenn es zu Abstimmung kommt, stimmen wir für Vereinheitlichung von allem, sagt er in seinem kurzen Redebeitrag, der am Mittwoch auf der Videoplattform Youtube veröffentlicht wurde. Der erklärte Demokratie-Gegner und überzeugte Monarchist Korwin-Mikke wurde bei der EU-Wahl im Mai 2014 ins Parlament gewählt. Danach wurde er kurzzeitig auch als möglicher Bündnispartner für die FPÖ gehandelt. In seiner politischen Laufbahn sorgte Korwin-Mikke immer wieder mit extremistischen Äußerungen für Aufsehen. Bereits im Wahlkampf hatte er angekündigt, er wolle das EU-Parlamentsgebäude verkaufen und dort ein Bordell errichten. Das Europäische Parlament hat erst im Mai die Immunität von Korwin-Mikke aufgehoben. Damit kam das Parlament einem Antrag der Warschauer Staatsanwaltschaft nach, die gegen Korwin-Mikke ermittelt, nachdem er im vergangenen Jahr einen anderen polnischen EU-Abgeordneten geohrfeigt hatte. Bei dem EU-Ticket-System, gegen das der polnische Politiker sich äußerte, handelt es sich um einen im Juni im Verkehrsausschuss verabschiedeten Bericht an. In diesem forderten die Parlamentarier die europäischen Transportunternehmen auf, ihre Systeme bis 2020 zu vereinheitlichen, um eine Integration der Buchungssysteme für nahtloses grenzübergreifendes Reisen zu schaffen. Wenn dies nicht geschehe, solle die EU-Kommission Gesetzesvorschläge für ein solches integriertes Ticket-System ausarbeiten. Wissenschaft;In der Nacht auf Dienstag hat es geklappt: Sentinel-1B hob vom Weltraumbahnhof Kourou ab. Kourou/Darmstadt – Nach mehrmaliger Startverschiebung hat die Europäische Weltraumorganisation ESA den Erdbeobachtungssatelliten Sentinel-1B nun endlich ins All geschickt. Er hob in der Nacht auf Dienstag an Bord einer Sojus-Trägerrakete vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana ab. Der 2,3 Tonnen schwere Satellit ist Teil des europäischen Erdbeobachtungsprogramms Copernicus. Das Programm verfolgt das Ziel, den Zustand der Erde kontinuierlich zu erfassen und Fernerkundungsdaten über Ozeane, Landflächen, Atmosphäre und Klimawandel zu sammeln. Sentinel-1B ergänzt als den bereits gestarteten baugleichen Satellit Sentinel-1A, mit dem Copernicus im April 2014 startete. Bereits im All befinden sich zudem Sentinel-2A und Sentinel-3A. Im Laufe des Jahres sollen noch zwei weitere Satelliten starten, der vorerst letzte Start ist für 2020 geplant. Der Start von Sentinel-1B war ursprünglich für Freitagabend angesetzt gewesen. Er musste aber wegen zu starken Windes abgesagt werden – wie auch der zunächst für Samstag geplante Ersatztermin. Auch am Sonntag wurde der Countdown abgeblasen, nachdem es bei der Rakete technische Probleme gegeben hatte. Nicht-Wissenschaft;Nachfolger gesucht für Helmut Reitze gesucht. Frankfurt – Der Intendant des Hessischen Rundfunks (hr), Helmut Reitze, legt aus gesundheitlichen Gründen sein Amt nieder. Das teilte der hr am Freitag in Frankfurt/Main nach einer Sitzung des Rundfunkrats mit. Der 63-Jährige werde noch bis Anfang nächsten Jahres im Amt bleiben, bis der Rundfunkrat über die Nachfolge entschieden habe, hieß es weiter. Reitze ist seit 2003 Intendant des Hessischen Rundfunks. Seit einiger Zeit spüre ich, dass meine Energie nicht mehr ausreicht, um mit voller Kraft mein Amt als Intendant auszufüllen, sagte Reitze am Freitag. Reitze war am 18. Oktober 2002 mit dem hauchdünnen Vorsprung von nur einer Stimme vom hr-Rundfunkrat gewählt worden. Der gebürtige Nordhesse war der erste Journalist auf dem Chefsessel des hr, der sechstgrößten ARD-Anstalt. Trotz sorgsamen Wirtschaftens war es Reitzes Vorgänger, Klaus Berg, nicht gelungen, einen ausgeglichenen Haushalt zu hinterlassen. In seiner fast 13-jährigen Amtszeit hat Reitze den hr mit mehreren Sparrunden finanziell konsolidiert und zahlreiche Programmreformen angestoßen, teilte der hr mit. Das hr-fernsehen konnte während seiner Amtszeit durch eine strikte Ausrichtung auf Hessen seine Einschaltquoten erheblich steigern. Wissenschaft;Nur 13- bis 14-mal im Jahrhundert schiebt sich Merkur direkt zwischen Erde und Sonne. Wien – Mit dem Merkurtransit ereignete sich am Montag ab 13.12 Uhr das interessanteste Himmelsereignis des Jahres. Der Merkur, der innerste und kleinste Planet des Sonnensystems, zog von der Erde aus gesehen direkt vor der Sonne vorbei. Das seltene Schauspiel war in Österreich – wegen des guten Wetters – fast in voller Länge zu beobachten. Der Merkurdurchgang hat um 13.12 Uhr (in Wien) begonnen und endete um 20.44 Uhr. In diesen rund 7,5 Stunden zog der Planet als kleiner schwarzer Punkt langsam über die Sonnenscheibe. Merkur benötigt nur 88 Tage, um einmal um die Sonne zu kreisen. Etwa alle 116 Tage stehen Erde, Merkur und Sonne in einer Linie. Da die Merkurbahn aber gegenüber jener der Erde um sieben Grad geneigt ist, wandert er dabei meistens nördlich oder südlich der Sonne vorbei. Nur 13- bis 14-mal pro Jahrhundert geht es sich aus, dass Merkur direkt zwischen Erde und Sonne steht – und zwar immer im Mai oder November. Der letzte von Mitteleuropa aus sichtbare Merkurtransit war 2003, den nächsten gibt es am 11. November 2019. Deutlich seltener als Merkur- sind Venusdurchgänge – zuletzt faszinierten diese in den Jahren 2004 und 2012 viele Beobachter. Allerdings ist Merkur nur ein Drittel so groß, aber doppelt so weit von der Erde entfernt wie die Venus, deren Transit bereits an der Wahrnehmbarkeitsgrenze des menschlichen Auges lag, erklärte Alexander Pikhard von der Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie (WAA). Für die Beobachtung des Merkurtransits ist daher ein Feldstecher mit einer mindestens 30-fachen Vergrößerung oder ein Teleskop inklusive spezieller Sonnenfilter notwendig. Denn Merkur misst von der Erde aus gesehen nur ein 158stel des Durchmessers der Sonnenscheibe. Das ist mit freiem Auge nicht wahrnehmbar, so Pikhard. Auf jeden Fall müssen bei der Beobachtung spezielle Sonnenfilter verwendet werden, die im astronomischen Fachhandel erhältlich sind, betonte der Experte. Andernfalls würden schwerste Augenschäden bis zur Erblindung drohen. In Österreich fanden zahlreiche Veranstaltungen statt, wo man den Transit unter fachkundiger Anleitung und der notwendigen Ausrüstung beobachten konnte. In Wien lud etwa die WAA zur öffentlichen Beobachtung auf die Sofienalpe in Wien-Penzing, der Verein Kuffner-Sternwarte in den Augarten beim gleichnamigen Café-Restaurant und das Astronomische Büro Wien ins Freiluftplanetarium Sterngarten am Georgenberg bei der Wotrubakirche in Wien-Liesing. In Graz wurden beim Hauptgebäude der Uni Graz Beobachtungen mit Sonnenteleskopen und im Foyer des Hauptgebäudes ein Livestream vom Sonnenobservatorium auf der Kanzelhöhe geboten. In Linz bot die Linzer Astronomische Gemeinschaft Sonderführungen an der Johannes-Kepler-Sternwarte. In Klagenfurt konnte man an der Sternwarte das Ereignis beobachten, im Salzkammergut an der Sternwarte Gahberg. Nach Angaben des Vereins Kuffner-Sternwarte hat Johannes Kepler erstmals 1629 einen Merkurtransit berechnet, und zwar für den 7. November 1631. Wegen ungünstigen Wetters konnten nur vier Personen das Ereignis beobachten, darunter auch der Schweizer Johann Baptist Cysat, der den Durchgang in Innsbruck mitverfolgte. Die Beobachtungen des Merkurdurchgangs lieferten wichtige Informationen zur damals noch recht ungenau bestimmten Merkurbahn. Wissenschaft;So lautet zumindest der Befund einer aktuellen Studie, die Aussterberaten verglich. Ohne massives Gegensteuern werde die Erde Millionen Jahre zur Erholung brauchen. Miami – Die Erdgeschichte lässt sich nicht weniger an Ereignissen festmachen, die massenhaften Tod mit sich brachten, als die menschliche Historie. Die einzelnen Erdzeitalter werden vor allem aufgrund starker biologischer Veränderungen voneinander unterschieden. Damit sich aber die charakteristische Flora und Fauna einer Ära entwickeln konnte, musste erst die der vorangegangenen Epoche weichen. Oft geschah dies aufgrund katastrophaler Ereignisse, die binnen relativ kurzer Zeit eine längere Phase der Stabilität beendeten. In der Geschichte des Lebens gibt es eine lange Reihe von Massenaussterbeereignissen auf regionaler oder sogar globaler Ebene. Fünf davon hatten jedoch so drastische Auswirkungen, dass sie traditionell über alle anderen gestellt werden: Das bekannteste vor knapp 66 Millionen Jahren, das alle Dinosaurier mit Ausnahme der Vögel dahinraffte. Und das war noch vergleichsweise milde angesichts des größten der fünf Ereignisse: Nämlich vor 252 Millionen Jahren, als schätzungsweise 90 bis 96 Prozent aller Spezies ausstarben. Weitere Katastrophen von beinahe gleicher Größe ereigneten sich vor 440 bis 450 Millionen Jahren, vor 375 bis 360 Millionen Jahren und vor etwa 201 Millionen Jahren. Aus dem Fossilienbefund rechnen Paläontologen vor, dass dabei jeweils zwischen 60 und 75 Prozent der damaligen Spezies ausstarben. Insofern ist es starker Tobak, wenn eine Studie nun zum Befund kommt, dass das sechste große Massenaussterben begonnen habe. Wissenschafter der drei US-Universitäten Princeton, Stanford und Berkeley sowie der Universidad Nacional Autonoma de Mexico berichten in der Zeitschrift Science Advances, dass in unserer Gegenwart die Arten etwa hundert Mal schneller aussterben als in früheren Phasen. Die Big Five liefen nicht nur unterschiedlich schnell ab, sie hatten auch verschiedene Ursachen. Und nicht bei allen herrscht in der Wissenschaft Einigkeit darüber, was der Auslöser war: Ob Asteroideneinschlag, erhöhte vulkanische Aktivität, Klimawandel oder Versauerung der Ozeane – oder ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Faktoren. Das für die Gegenwart postulierte Massenaussterben lasse sich hingegen auf einen eindeutigen Faktor zurückführen: menschliche Aktivität und deren Folgen. Für ihre Analyse werteten die Forscher um Gerardo Ceballos von der Universidad Nacional Autonoma de Mexico das Aussterben von Wirbeltier-Arten aus, die Befunde können dabei allerdings nur grobe Schätzwerte sein. In früheren Phasen starben ihren Erkenntnissen nach pro Jahrhundert zwei von 10.000 Wirbeltierarten aus. Die Rate im zurückliegenden Jahrhundert war bis zu 114 Mal höher, als sie es ohne menschliche Aktivität gewesen wäre, heißt es in der Studie. Und dies selbst, wenn die zurückhaltendsten Schätzungen zugrunde gelegt würden. Es gebe keine relevanten Zweifel daran, dass wir in eine sechste große Welle des Massenaussterbens eintreten, sagte Co-Autor Paul Ehrlich von der Stanford University. Ceballos ergänzt, dass dies auch die Spezies Mensch betreffen werde – und zwar zu einem eher frühen Zeitpunkt inmitten der allgemeinen Aussterbewelle. Die Gründe für das beschleunigte Artensterben liegen der Studie zufolge unter anderem in der vom Menschen ausgelösten Klimaerwärmung, in der Umweltverschmutzung und in großmaßstäblicher Waldrodung. Nach Angaben der Weltnaturschutzunion IUCN sind 41 Prozent aller Amphibien-Arten und 26 Prozent aller Säugetier-Arten vom Aussterben bedroht. Es gibt Beispiele für Arten auf der ganzen Erde, bei denen es sich praktisch um wandelnde Leichen handelt, so Ehrlich. Die Autoren verbinden ihre Befunde mit einem eindringlichen Appell: Die Menschheit müsse ihre Bemühungen zum Erhalt bedrohter Arten schnell erheblich verstärken. Insbesondere müssten der Verlust des natürlichen Lebensraums, die Ausbeutung der Natur und der Klimawandel angegangen werden. Ohne Gegensteuern würde es Millionen Jahre dauern, bis sich unser Planet erhole, sagt Ceballo. Wissenschaft;Funde kamen bei Bauarbeiten ans Licht und sind 13.000 Jahre alt. Mexiko-Stadt – Mexikanische Archäologen haben die Überreste eines nach ersten Schätzungen 13.000 Jahre alten Mammuts freigelegt. Die Knochen seien bereits im Dezember in Tultepec nördlich von Mexiko-Stadt während Bauarbeiten an einem Abwasserkanal entdeckt worden, wie das mexikanische Archäologie-Institut INAH mitteilte. Es könnte sich dabei um ein Präriemammut (Mammuthus columbi) gehandelt haben, das weiter südlich als sein bekannterer Vetter, das Wollhaarmammut, lebte. Präriemammuts wurden noch größer als Wollhaarmammuts und zählten mit bis zu vier Metern Höhe zu den größten Rüsseltieren, die es je gegeben hat. Ob sie ebenfalls ein – möglicherweise weniger dichtes – Fell hatten, konnte bislang nicht eindeutig geklärt werden. Bisher sind in Tultepec innerhalb von drei Wochen etwa 60 Knochenstücke gefunden worden. Die Forscher vermuten, das Tier sei zum Zeitpunkt seines Todes zwischen 20 und 25 Jahre alt und etwa drei Meter hoch gewesen. Das Mammut sei damals wahrscheinlich nach seinem Tod von Menschen zerstückelt worden. Nicht-Wissenschaft;Seattle legte einen Fehlstart in die National Football League hin. Die berüchtigte Verteidigungslinie "Legion of Boom" wurde gesprengt. 39 Minuten waren in der zweiten NFL-Runde zwischen den Green Bay Packers und den Seahawks gespielt, als Seattle-Headcoach Pete Carroll neue Hoffnung schöpfte. Quarterback Russel Wilson bediente Doug Baldwin haargenau in der Endzone und brachte sein Team mit 16:13 in Führung. Carroll ballte die Fäuste und jubelte. Die meiste Zeit aber blickte er ratlos aufs Spielfeld. Am Ende verlor Seattle 17:27 und legte den schlechtesten Saisonstart seit vier Jahren hin. Es greifen noch nicht alle Zahnrädchen ineinander in der Seattle-Maschinerie. Die Ursache dafür ist in erster Linie im veränderten Kader zu suchen. Erst Ende Juli gewann Star-Quarterback Russel Wilson einen langwierigen Gehaltspoker mit der Franchise aus dem äußersten Westen des Landes. Der 26-Jährige handelte einen Vertrag für vier Jahre um 87,6 Millionen Dollar (rund 79 Millionen Euro) aus. Damit stieg er zu dem nach Aaron Rodgers bestbezahlten Spieler der Liga auf. Der Deal mit Wilson, der sich seit längerem abgezeichnet hatte, stellte die Seahawks durch den Salary Cap – der jährlichen Gehaltsobergrenze für Spieler – vor die knifflige Aufgabe ein funktionierendes Team rund um einen schwerverdienenden Spielmacher aufzubauen. Löchrige Offensive Line Bereits vor der Vertragsverlängerung mit Wilson wurde die Offensive Line neu besetzt, die den Quarterback bei eigenen Spielzügen vor Tackles beschützt. Nur zwei der fünf O-Liner stehen noch auf der gleichen Position wie im jüngsten Super Bowl gegen die Patriots. Um Tight End Jimmy Graham von den New Orleans Saints holen zu können, wurde im Tausch Center Max Unger abgegeben. Guard James Carpenter verschlug es nach New York zu den Jets. Es handelt sich um zwei Abgänge, die wohl unterschätzt wurden – zumindest konnten sie in den ersten beiden Saisonspielen nicht vollständig kompensiert werden. Ungewohnt löchrig wirkte die Offensive Line, Quarterback Wilson wurde bisher achtmal zu Boden gebracht. Auch Runningback Marshawn Lynch, in der Vorsaison mit 1306 Yards der viertbeste Läufer der Liga, fehlt es an unterstützenden Blocks, um sich Wege durch die gegnerischen Abwehrriegel zu bannen. Im Spiel gegen Green Bay machte er im Schnitt magere 2,7 Yards gut. Graham mit Integrationsproblemen Ähnlich ergeht es Jimmy Graham, der eine starke Saison 2014/15 spielte. Noch ist es dem 28-Jährigen nicht gelungen, sich nahtlos in die Mannschaft einzufügen. Trotz seiner physischen Stärke gilt Graham als technisch feinfühliger Spieler und schlechter Blocker. Seattle-Coach Pete Carroll ließ ihn bisher dennoch auf einer klassisch interpretierten Tight-End-Position mit vielen Blockaufgaben spielen. Ich denke, er ist frustriert, sagte Carroll. Er arbeitet aber hart und versucht alles, um dem Team zu helfen. In der Partie gegen Green Bay fing Graham nur einen Ball für elf Yards. Die Statistik der Seahawks-Offensive spricht Bände: Wilson nimmt in der Passing-Yards-Wertung nur den 17. Platz ein, Marshawn Lynch liegt an 18. Stelle, was erlaufene Yards betrifft. Legion of Boom wurde gesprengt Gebastelt wurde auch an der Defensive, dem Prunkstück des Super-Bowl-Champions von 2013. Die Legion of Boom, die gefürchtete letzte Verteidigungslinie, wurde gesprengt. Seattle verlängerte den Vertrag mit Cornerback Byron Maxwell nicht, Safety Kam Chancellor befand sich vor wenigen Tagen noch im Streik und feilschte um ein höheres Gehalt. Green-Bay-Quarterback Aaron Rogers entging das Fehlen Chancellors nicht: In der Mitte ihrer Verteidigung hatten sie einen wunden Punkt, auf diesen haben wir es abgesehen. Chancellor, der am Sonntag gegen Chicago sein Comeback geben dürfte, gilt nicht nur als einer der härtesten Spieler der Liga, sondern auch als Taktikfreak, der seine Gegner stundenlang analysiert. Kam fehlt uns. Nicht nur durch die Art und Weise, wie er spielt, sondern auch durch seine Rolle als Anführer, brachte es Teamkollege Michael Bennett auf den Punkt. Safety Earl Thomas verpasste einen Großteil der Vorbereitung wegen einer Schulteroperation und spielt noch nicht in Höchstform. Die Probleme der Seattle-Defensive machen sich auf der Anzeigetafel deutlich bemerkbar: Während sie in der vergangenen Spielzeit noch die wenigsten Punkte zuließ, sind es derzeit 61. Kein Grund zur Panik Trotz des schlechten Starts drücken die Seahawks auf die Panikbremse: Wir sind eine erfahrene Truppe, wir standen schon mal dort, wo wir jetzt stehen, sagte Cornerback Sherman. Auch Headcoach Carroll vesuchte zu beruhigen: Es ist ständiges Feintuning erforderlich, um auf diesem hohen Niveau zu spielen, man wird in jeder Runde gefordert. An diesem Feintuning arbeiten wir gerade. Dass wir nicht gut gestartet sind, bedeutet nicht, dass wir die Saison nicht erfolgreich beenden werden. Dass Carroll Recht behalten könnte zeigt die Vorsaison in der die Seahawks nach sechs Wochen bei drei Siegen und ebenso vielen Niederlagen standen. Am Ende scheiterten sie im Super Bowl nur knapp an New England. Nicht-Wissenschaft;Cameron präsentiert auf EU-Gipfel eigene Reformideen. Bevor die Staats- und Regierungschefs der EU in das harte Ringen um eine Lösung für Griechenland eingriffen, widmeten sie sich zum Aufwärmen beim EU-Gipfel am Donnerstag einer leichteren Übung: der Debatte über die Reform der EU-Verträge, die das Funktionieren der Gemeinschaft erleichtern und zugleich die Sonderwünsche einzelner Länder wie Großbritannien berücksichtigen. Basis der Beratungen war ein von fünf Präsidenten wichtiger EU-Institutionen erstelltes Reformkonzept, von Jean-Claude Juncker (Kommission), Martin Schulz (EU-Parlament), Mario Draghi (Zentralbank), Jeroen Dijsselbloem (Eurogruppe) und Ratspräsident Donald Tusk. Kern ihrer Vorschläge ist eine weitere Vertiefung der Wirtschafts- und Währungsunion. Zwei Phasen soll es geben: Zunächst soll versucht werden, über die bisher geleisteten Änderungen zur Bildung einer Bankenunion ein gemeinsames Einlagensicherungssystem zu schaffen. Dies würde allen Bürgern der Eurozone die Sicherheit geben, dass Ersparnisse von 100.000 Euro gesichert werden. Neben der Harmonisierung der Regeln für Banken, die seit einem Jahr einer von der EZB organisierten gemeinsamen Überwachung unterliegen, wollen die Präsidenten die wirtschaftspolitische Steuerung durch die EU-Kommission stärken. In einer zweiten Phase nach 2017 soll die Eurozone dann durch Maßnahmen vertieft werden, die einer Vertragsänderung bedürfte. So könnte es zu einem gemeinsamen Budget der Staaten der Währungsunion kommen. Auch soll es einen hauptberuflichen fixen Chef der Eurogruppe geben, der auch dem EU-Parlament verantwortlich wäre. Die Regierungschefs nickten den Bericht mit Wohlwollen ab. Kontroverse Diskussionen waren hingegen zu den Wünschen des britischen Premiers David Cameron am späten Abend zu erwarten. London will eine Rückverlagerung von EU-Kompetenzen, insbesondere in Fragen der Personenfreizügigkeit und bei Sozialem. Cameron kann mit Zugeständnissen rechnen, wenn dies nicht dazu führt, dass der Kern der Union behindert wird. Die britische Königin Elizabeth II nahm bei ihrem Deutschlandbesuch Mittwochabend überraschend deutlich dazu Stellung: Eine Spaltung Europas wäre gefährlich, warnte sie bei einem Festbankett in Berlin, wir müssen uns seriös anstrengen, die positiven Veränderungen seit dem Krieg zu erhalten. Nicht-Wissenschaft;Per Livestream können die User auch die Pressekonferenzen des DFB verfolgen. Hamburg – Spiegel Online zeigt zur Fußball-EM in Frankreich erstmals auch Videos von Spielszenen und arbeitet dafür mit Material von ARD und ZDF. Florian Harms, Chefredakteur von Spiegel Online: Das umfangreiche Videoprogramm zur Fußball-Europameisterschaft ist Bestandteil der systematischen Weiterentwicklung von Spiegel Online. Erstmals bieten wir unseren Nutzern auch Zusammenfassungen der wichtigsten Spiele im Video, hinzu kommt ein umfangreiches redaktionelles Programm. Spiegel-Reporter berichten täglich mit Reportagen, Interviews und Hintergrundgeschichten aus dem Quartier der deutschen Nationalmannschaft in Évian-les-Bains am Genfer See. Per Livestream können die User auch die Pressekonferenzen des DFB verfolgen. Wissenschaft;Kampf um die Klimaanlage: Das anhaltende Erbe des dänischen Ingenieurs Povl Ole Fanger. Er ist seit fast neun Jahren tot, aber laut einem Artikel in Science trägt er die Schuld – oder zumindest einen maßgeblichen Teil – daran, wenn Ihnen im Büro ständig kalt ist. Und zwar besonders, wenn Sie eine Frau sind. Die Rede ist von Povl Ole Fanger, einem dänischen Ingenieur, der in den 1960er-Jahren ein Modell für die ideale Innentemperatur in Bürogebäuden entwickelte, das immer noch vielerorts zur Anwendung kommt. Sein Idealwert von 21 Grad Celsius war jedoch für den typischen Büroangestellten seiner Zeit ausgelegt: Weniger leger gekleidet als heute und vor allem männlichen Geschlechts. Da Männer im Schnitt einen schnelleren Metabolismus als Frauen haben, wird ihnen nicht so leicht kalt. An dieser Stelle kontrolliere jeder selbst, auf welcher Seite des täglichen Kampfs um die Klimaanlageneinstellung sich mehrheitlich Männer beziehungsweise Frauen sammeln – auch wenn solchen Erfahrungen natürlich nur anekdotische Evidenz zukommen kann. Zwei Forscher der Universität Maastricht, Wouter van Marken Lichtenbelt und Boris Kingma, glauben nun einen besseren Richtwert gefunden zu haben, und berichten darüber in Nature Climate Change. Durch Messungen der biophysikalischen Daten von Männern und Frauen kamen sie auf einen Idealwert von 24 Grad Raumtemperatur. Danach sollten ihnen zufolge – im Gegensatz zur sexistischen Einstellung bisheriger Thermostate – Bürogebäude ausgerichtet werden, um möglichst große wärmeneutrale Zonen zu schaffen, die für beide Geschlechter erträglich sind. Nicht-Wissenschaft;Schönheitspreis wird der ÖFB-U20 keiner verliehen, das 0:0 hievt die Mannschaft von Andreas Heraf aber ins WM-Achtelfinale. Wellington – Österreichs U20-Nationalteam hat zum zweiten Mal bei einer WM-Endrunde die Gruppenphase überstanden. Die Auswahl von Andreas Heraf trotzte U20-Rekordweltmeister Argentinien am Freitag in Wellington ein glückliches 0:0 ab und schaffte als Zweiter der Gruppe B mit fünf Punkten hinter Ghana (7) den Aufstieg ins Achtelfinale. Noch unbesiegt Die ÖFB-Auswahl blieb damit nach dem 1:1 gegen Ghana und dem 2:1 gegen Panama auch im dritten Spiel unbesiegt. Zu verdanken hatte sie das vor allem Goalie Tino Casali, der die Argentinier immer wieder mit tollen Paraden zur Verzweiflung brachte. Die Österreicher haben damit weiter die Chance, in die Fußstapfen der U20-Auswahl von 2007 zu treten, die in Kanada Platz vier geholt hatte. Achtelfinalgegner ist am 11. Juni (6 Uhr, live in ORF 1) der Zweite der Gruppe F. Vor der letzten Runde liegt dort Deutschland (6) vor Honduras (3), Fidschi (3) und Usbekistan. Bei den Österreichern rückte Markus Blutsch für den am Oberschenkel verletzten Florian Grillitsch in die Mannschaft, der wiedergenesene Philipp Lienhart bekam gegenüber Sandi Lovric in der Innenverteidigung den Vorzug. Nur in den ersten Minuten konnten die Österreicher die Partie offen gestalten, da wäre auch die Führung möglich gewesen. Schon nach zwölf Sekunden prüfte Andreas Gruber Argentiniens Goalie mit einem Weitschuss, in der achten Minute traf Valentin Grubeck bei einem Volley aus zwölf Metern den Ball nicht optimal. Pulver früh verschossen Damit hatten die Heraf-Schützlinge aber ihr Pulver auch schon komplett verschossen. Was folgte, war eine reine Abwehrschlacht, bei der die Mannschaft kaum aus der eigenen Hälfte herauskam. Das Glück stand den Österreichern aber auch zur Seite: Tripichio schoss im Strafraum mit Simeone den eigenen Mann (10.). Sonst rückte Casali in den Fokus. Der Austria-Goalie hielt einen Correa-Schuss (20.) nach einem aus einem Laimer-Fehler resultierenden Konter und war auch bei einem Tripichio-Abschluss (40.) mit einer Parade zur Stelle. In der Nachspielzeit der ersten Hälfte zeigte der 19-jährige Kärntner zudem bei einem Simeone-Schuss eine Glanztat, den Nachschuss rollte der Sohn von Atletico-Madrid-Trainer Diego Simeone am langen Eck vorbei. Argentinien kombinierte nach Belieben Die Argentinier hatten vor der Pause 70 Prozent Ballbesitz, konnten nach Belieben kombinieren, die ÖFB-Elf stand zu weit vom Gegner weg und kam so nicht richtig in die Zweikämpfe. Das Spielgeschehen änderte sich auch nach der Pause kaum. Die Argentinier drückten vehement auf die Führung, der eingewechselte Romero stellte sich gleich einmal mit einem gefährlichen Schuss (51.) ein. Kurz darauf konnte sich einmal mehr Casali bei einer Doppelchance (58.) auszeichnen. Correa verfehlte zudem per Kopf das Tor (63.). Der Sturmlauf der Argentinier wurde auch in der Schlussphase nicht belohnt. Ein Correa-Pressball mit Lukas Gugganig landete knapp neben dem Tor (87.). Am Ende hatten die Argentinier mit 71 Prozent Ballbesitz und einer Torschussbilanz von 27:4 (davon 10:1 aufs Tor) statistisch klar die Nase vorn, die ÖFB-Auswahl mauerte das 0:0 aber erfolgreich über die Zeit. (APA, 5.6.2015) Andreas Heraf (ÖFB-U20-Teamchef): Tino Casali (Österreichs U20-Teamgoalie): Es war das Spiel meiner Karriere. Man muss heute aber die Mannschaft hervorheben. Wir haben Beton angerührt, das war aber auch notwendig. Das Ergebnis gibt uns Recht. Ich habe Gänsehaut. 2007 und 2011 habe ich die Spiele noch vor dem Fernseher verfolgt und jetzt stehen wir im Achtelfinale. Humberto Grondona (Argentiniens U20-Teamchef): Wir haben es uns nicht verdient, schon in der Gruppenphase auszuscheiden. Wir haben sehr viel von uns erwartet und sind mit großen Hoffnungen nach Neuseeland gekommen. Wir haben alles versucht, um mehr zu erreichen. Wir haben auch heute alles gegeben, der Ball wollte einfach nicht ins Tor. Video Die Matchhighlights Tabellen Alle Gruppen und Spiele im Überblick U20-WM in Neuseeland, Freitag Gruppe B, 3. Runde: Österreich – Argentinien 0:0Wellington, SR Ryuji Sato (JPN) Österreich: Casali – Rosenbichler, Gugganig, Lienhart, Joppich – Blutsch, Rasner, Laimer, Gruber (46. Lovric) – Gschweidl (69. Puchegger), Grubeck (42. Brandner) Argentinien: Batalla – Monteseirin, Mammana, Casasola (50. Romero) – Rolon, Martinez, Cubas (59. Pavon), Tripichio – Espinoza (66. Buendia), Correa, Simeone Gelbe Karten: Rasner, Joppich bzw. keine Nicht-Wissenschaft;Neue Partnerschaft soll für ein höheres Wettbewerbsniveau sorgen. London – Mercedes hat am Donnerstag die von Niki Lauda schon beim Formel-1-GP von Japan angekündigte Ausrüstung des Manor-Rennstalls mit Motoren ab 2016 bestätigt. Die neue Partnerschaft werde im gesamten Feld für ein höheres Wettbewerbsniveau sorgen, erklärte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff in einer Aussendung. Manor ist heuer mit dem Vorjahresmotor von Ferrari der Konkurrenz deutlich unterlegen. Mercedes rüstet aktuell neben dem eigenen Werksteam auch Force India, Williams und Lotus mit Triebwerken aus. Lotus könnte jedoch – auch nach Meinung von Wolff – im kommenden Jahr als Renault-Werksrennstall antreten. Nicht-Wissenschaft;Schweizer Ägyptologe folgt auf deutschen Philosophen Jürgen Mittelstraß. Wien – Der ehemalige Rektor der Universität Basel und Ex-Vorsitzende der Schweizer Rektorenkonferenz, Antonio Loprieno (60), ist am Freitag zum neuen Vorsitzenden des Wissenschaftsrats gewählt worden. Der Ägyptologe löst Jürgen Mittelstraß ab, der das Gremium seit 2005 geleitet hat. Zu Loprienos Stellvertretern wurden die Juristin Gabriele Kucsko-Stadlmayer und der Physiker Rainer Blatt bestellt. Loprieno wurde am 20. Juli 1955 in Bari (Italien) geboren und ging in Bozen, Palermo, Verona und Brüssel in die Schule. Nach seinem Studium der Ägyptologie, Sprachwissenschaft und Semitistik an der Universität Turin und einer anschließenden vierjährigen Assistenzzeit folgte ein längerer Forschungsaufenthalt am Ägyptologischen Seminar der Universität Göttingen sowie im Jahr 1984 die Habilitation. Es folgten Berufungen als Professor an die Universität Perugia und die University of California in Los Angeles. 2000 wechselte Loprieno an die Universität Basel, deren Rektor er 2005 wurde. 2008 wurde der Ägyptologe außerdem zum Präsidenten der Rektorenkonferenz der Schweizer Universitäten gewählt. Im Juli 2015 beendete Loprieno seine Tätigkeit als Rektor, um sich verstärkt der Forschung zuzuwenden. Das österreichische Hochschulsystem kennt er etwa aus seiner Zeit als Mitglied des Expertenteams zur Erarbeitung eines Hochschulplans. Die Funktionsperiode in seinem neuen Amt beträgt sechs Jahre. Der zwölfköpfige Wissenschaftsrat berät sowohl den Wissenschaftsminister als auch die Universitäten sowie den Nationalrat und die Landtage in Angelegenheiten der Universitäten und allgemeinen wie speziellen Fragen der Wissenschaftspolitik und der Kunst. Das Gremium erarbeitet Analysen, Stellungnahmen und Empfehlungen, alle drei Jahre legt es dem Nationalrat einen Tätigkeitsbericht vor. Nicht-Wissenschaft;Gemeindeergebnisse, Mandate und mögliche Koalitionen im Überblick. Nicht-Wissenschaft;Coach des Absteigers SC Paderborn wechselt für eine Ablösesumme nach Gelsenkirchen. Gelsenkirchen - Andre Breitenreiter wird neuer Trainer des deutschen Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04. Der bisherige Coach des Absteigers SC Paderborn erhält in Gelsenkirchen einen Vertrag bis 30. Juni 2017, wie der Club am Freitag mitteilte. Breitenreiter tritt die Nachfolge von Roberto Di Matteo an, von dem sich der Traditionsclub nach einer enttäuschenden Saison mit dem sechsten Endrang getrennt hatte. Für den 41-Jährigen müssen die Schalker eine Ablösesumme an Paderborn zahlen, im Gespräch sind 500.000 Euro. Der Zweitligist wird voraussichtlich am Montag seinen neuen Trainer präsentieren. Nach dem Abschied von Roberto Di Matteo habe ich betont, was wir uns vom neuen Coach erwarten: attraktiven, leidenschaftlichen Offensivfußball und ein Teamgedanke, der unsere Fans begeistert, erklärte Schalke-Sportvorstand Horst Heldt. Breitenreiter habe alle Verantwortlichen beim Club umfassend überzeugt, dass er der Richtige für unsere Ziele ist. Er ist ein junger, mutiger Trainer, der keine Angst vor unbequemen Entscheidungen hat, betonte Heldt weiters. Breitenreiter genießt trotz des Bundesliga-Abstiegs mit Paderborn einen guten Ruf und kann seinen bis 2016 datierten Vertrag mittels einer Ausstiegsklausel vorzeitig beenden. Nicht-Wissenschaft;Den ÖFB-Pokal konnten die Hütteldorfer letztes Mal 1995 gewinnen. Die Admira will mit einigen Ex-Rapidlern bestehen. Mit Rapid und Admira Wacker Mödling treffen am Mittwoch (18.00 Uhr) im Viertelfinale zwei der vier erfolgreichsten Mannschaften der ÖFB-Cup-Geschichte aufeinander. Beide Fußball-Bundesligisten sind aber schon lange keine Cup-Spezialisten mehr. Die Hütteldorfer triumphierten zuletzt vor mehr als 20 Jahren, holten sich 1995 ihren 14. Titel. Die Admiraner jubelten 1966 über ihren sechsten Erfolg. Für die Hütteldorfer ist es im Ernst-Happel-Stadion die Generalprobe für zwei anstehende Highlights. Am Sonntag findet in der Generali-Arena bei der Austria das Wiener Liga-Derby statt, am Donnerstag kommende Woche geht der erste Teil des Europa-League-Sechzehntelfinales beim schwächelnden spanischen Topclub Valencia über die Bühne. Das Derby ist ganz weit weg, für uns zählt nur das nächste Spiel, betonte Rapid-Trainer Zoran Barisic am Dienstag. Im Cup-Viertelfinale könnte es gegenüber dem Ligaauftaktsieg gegen den WAC Umstellungen geben, Barisic selbst hielt sich aber bedeckt, ließ sich alles offen. Fix ist, dass mit dem gesperrt gewesenen Kapitän Steffen Hofmann und dem genesenen Deni Alar zwei neue Alternativen bereit stehen. Die beiden hatten am Samstag von der Tribüne aus zwei verschiedene Rapid-Hälften gesehen. Es war nicht leicht für die Jungs. Man weiß nie, wo man steht, und wir haben gegen einen sehr gut organisierten, zweikampfstarken Gegner gespielt, der uns das Leben sehr schwer gemacht hat. Das sind aber Dinge, die normal sind. Ich hätte mir natürlich gewünscht, dass wir schneller in die Gänge kommen, aber trotzdem hat die Mannschaft in der zweiten Hälfte den Turnaround geschafft und nicht nur verdient gewonnen, sondern auch eine gute Leistung gebracht, warf Barisic noch einmal einen Blick zurück. Dass es gegen die Admira einen ähnlichen Fehlstart geben könnte, glaubte Barisic nicht. Ich denke immer an das Positive, daher mehr an die zweite Hälfte als an die erste, erklärte der Wiener. An die dortige Leistung gelte es anzuknüpfen. Das weiß auch Stefan Schwab. Es liegt an uns, wie wir uns präsentieren. Wenn wir an die zweite Hälfte vom WAC-Spiel anknüpfen können, sollten wir keine Probleme haben aufzusteigen, sagte der Rapid-Mittelfeldspieler. Partien gegen seinen Ex-Club sind für den Salzburger mittlerweile keine besonderen mehr. In der jüngeren Vergangenheit waren diese Spiele zumeist eng. Die Niederösterreicher konnten das bisher letzte Liga-Duell am 2. Dezember in der Südstadt 2:1 für sich entscheiden. Zuvor hatten die Wiener im Happel-Oval 2:0 gewonnen. Von der Grundidee ist bei der Admira alles beim Alten. Wir wissen, was auf uns zukommt, ein laufstarker, zweikampfstarker Gegner, der auch spielerische Qualität hat, erklärte Barisic. Die Wiener kamen in den vergangenen vier Cup-Anläufen nie über das Viertelfinale hinaus. Der letzte Finaleinzug im Jahr 2005 liegt schon lange zurück. Wir sollten nicht in der Vergangenheit herumkramen. Was war, schieben wir auf die Seite, ist der Blick von Barisic nur nach vorne gerichtet. Allerdings nicht zu weit nach vorne. Wir müssen an den nächsten Schritt denken und nicht an den übernächsten, wir müssen zuerst einmal schauen, dass wir die Admira biegen, sind für Rapids Trainer Gedanken um ein mögliches Semifinale noch tabu. Wohin die Reise für die Hütteldorfer aber hingehen soll, ist klar. Es ist unser klares Ziel, ins Finale zu kommen. Es ist der einfachste Weg, Titel zu gewinnen und sich international zu qualifizieren, sprach Sport-Vorstand Andreas Müller Klartext. Das Happel-Stadion wird am Mittwoch kein Hexenkessel sein, bis Dienstagmittag waren nur 5.000 Karten verkauft. Das ist kein Nachteil für die ambitionierten Gäste. Wir sind jetzt bis ins Viertelfinale vorgedrungen und wollen natürlich noch weiter kommen, gab Admira-Coach Ernst Baumeister die Marschroute vor. Für seine Elf ist es nach dem 1:2 gegen Salzburg der zweite Auftritt gegen einen Top-Drei-Club der Liga innerhalb kürzester Zeit. Wir wissen, dass Rapid kein leichter Gegner sein wird. Wir wollen aber unsere Leistung vom Sonntag bestätigen, mit einem besseren Endergebnis, hat Baumeister eine Überraschung im Visier. Hoch motiviert werden Lukas Grozurek, Dominik Starkl, Christoph Schößwendter und Eldis Bajrami zu Werke gehen, die allesamt Rapid-Vergangenheit haben. Die Admiraner kämpfen um ihren ersten Semifinaleinzug seit 2009, da war erst im Finale Endstation gewesen. Das Halbfinale wird am Sonntag (15.00 Uhr) in der Generali-Arena in Wien ausgelost, Spieltermine sind der 19. und 20. April. Das Endspiel folgt am 19. Mai in Klagenfurt. (APA, 9.2.2016) Technische Daten und mögliche Aufstellungen: SK Rapid Wien – FC Admira Wacker Mödling (Wien, Ernst-Happel-Stadion, 18.00 Uhr/live ATV, SR Jäger). Bisherige Liga-Saisonergebnisse: 2:0 (h), 1:2 (a) Rapid: Strebinger – Pavelic, Sonnleitner, M. Hofmann, Stangl – Grahovac, Schwab – Schobesberger, S. Hofmann, F. Kainz – Jelic Ersatz: Knoflach – Wöber, Nutz, Petsos, Murg, Prosenik, Tomi, Alar, Kuen Es fehlen: Schaub (Knöchelverletzung), Novota (Schulterverletzung), Auer (im Aufbautraining), Schrammel, Dibon (beide schon wieder im Mannschafstraining) Admira: Siebenhandl – Ebner, Schößwendter, Wostry, Zwierschitz – Lackner, Malicsek – Bajrami, Blutsch, Starkl – Grozurek Ersatz: Kuttin – Wessely, Spiridonovic, R. Schicker, Monschein, P. Zulj, Ayyildiz Es fehlen: T. Vastic (nach Kreuzbandriss), Sax (Muskelfaserriss in der Wade), D. Toth (Fußprellung) Fraglich: Knasmüllner (Zehenprellung) Wissenschaft;Lkw hatte Meteoriten mit einem Gesamtgewicht von 1,5 Tonnen geladen - Vier Verdächtige in Haft. Buenos Aires - Die argentinische Polizei machte am Samstag bei einer Fahrzeugkontrolle eine unerwartete Entdeckung: Im Laderaum fanden die Beamten 215 gesteinsähnlicher Brocken, die sich später als Meteoriten mit einem Gesamtgewicht von 1,5 Tonnen entpuppen sollten. Woher die kosmischen Festkörper stammen, ist laut den Ermittler noch nicht eindeutig geklärt - dass sie illegal beschafft wurden, gilt allerdings als wahrscheinlich. Der verdächtige Lkw wurde 32 Kilometer vom sogenannten Campo del Cielo (Feld des Himmels) entfernt angehalten - dabei handelt es sich um ein bekanntes Meteoriten-Einschlaggebiet. Das größte Fragment des Campo-del-Cielo-Meteoriten wurde 1980 geborgen, mit mehr als 37 Tonnen Gewicht ist El Chaco das schwerste, das je in Argentinien entdeckt wurde, und nach dem Hoba-Meteoriten von Namibia der zweitschwerste Meteorit weltweit. Die Fahrzeuginsassen - drei Argentinier und ein Paraguayer - wurden wegen Diebstahlverdachts festgenommen. Die konfiszierten Meteoriten werden nun von Experten begutachtet. Wissenschaft;'Das Beispiel Schweiz zeigt, welche Auswirkungen Fremdenfeindlichkeit für eine vernetzte Wissenschaft hat. Wien – Ausgerechnet am Montagabend, an jenem Tag, an dem das Ergebnis der Wahl des österreichischen Bundespräsidenten verkündet wurde, stand bei einem Club Research in Wien – einer Diskussionsplattform für Wissenschaft und Forschung – die Internationalisierung der Forschung auf dem Programm. Der Hintergrund war zwar nicht unbedingt politischer Natur, denn Universitäten, Forschungszentren und Unternehmen beschäftigt derzeit vor allem der Spagat zwischen der notwendigen internationalen Ausrichtung und den nationalen Regulatorien, etwa bei der Forschungsförderung. Doch der Ausgang einer solchen Wahl und die politische Entwicklung insgesamt können gravierende Auswirkungen auf einen Forschungsstandort haben. Das zeigt sich am Beispiel der Schweiz, wie Matthias Kaiserswerth in seinem Vortrag demonstrierte: Der Direktor der Hasler-Stiftung und Vizepräsident der Schweizer Kommission für Technologie und Innovation verwies auf die Folgen der Volksinitiative Gegen Masseneinwanderung, die von der Schweizerischen Volkspartei (SVP) gestartet wurde, um die Zuwanderung mit Kontingenten zu begrenzen. Im Februar 2014 gaben die Schweizer der Initiative mit knapper Mehrheit ihre Zustimmung. Es kann ein Klima geschaffen werden, in dem Wissenschafter nicht mehr gerne in das Land kommen, sagte Kaiserswerth, bis 2015 Direktor von IBM Research. Dabei würden alle Forschungsstandorte heute im Wettbewerb mit anderen Ländern stehen. Eine Abgrenzung hat Folgen. Selbst die Schweiz kann es sich nicht leisten, bei der internationalen Vernetzung noble Zurückhaltung zu üben: Das Land nimmt daher an den Forschungsrahmenprogrammen der EU teil, dabei halten sich die Mittel, die aus der Schweiz in Richtung Brüssel geflossen sind, und jene Mittel, die aus der EU in die Schweizer Forschung gesteckt wurden, die Waage. Wichtig sind vor allem die Förderung einzelner Projekte sowie jene von Personen: Drei Viertel der Forscher in der Schweiz, die EU-Förderungen erhalten, sind Ausländer. Die SVP-Initiative hatte auch Folgen für diese Zusammenarbeit zwischen der EU und der Schweiz: Wegen der Ablehnung der Reisefreizügigkeit für kroatische Staatsbürger wurde die Zulassung des Landes zum Programm Horizon 2020 vorläufig bis Ende des Jahres begrenzt; derzeit wird über eine einmalige Verlängerung verhandelt, nachdem der Bundesrat der Ausweitung auf Kroatien doch noch zugestimmt hat. Der Attraktivität des Forschungsstandortes Schweiz sind solche Entwicklungen erwartungsgemäß nicht gerade dienlich; in Österreich braucht man zumindest für den Moment ähnliche Auswirkungen nur im Konjunktiv durchzudenken. Was macht einen Standort überhaupt attraktiv für Forscher aus dem Ausland? Matthias Kaiserswerth nannte dafür internationale Kooperationen, die Möglichkeit zur Mitnahme von Förderungen in andere Länder sowie Erleichterung bezüglich Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigungen. Beim Diskussionsabend, der in Zusammenarbeit mit der Schweizer Botschaft organisiert worden war, verwies Thomas Henzinger, Präsident des IST Austria, auf die Grenzen der Internationalisierung: Rechtliche und regulatorische Hürden stehen uns entgegen. So sei die Abwerbung eines Professors aus Deutschland allein wegen des Pensionsrechts schwierig. Nach Ansicht von Sabine Herlitschka, Chefin von Infineon Österreich, findet Forschung nur dort statt, wo das nötige Know-how vorhanden ist und die Rahmenbedingungen passen. Österreich habe sich in dieser Hinsicht bisher gut platziert. 20 Prozent der rund 3500 Mitarbeiter in Österreich kommen aus anderen Ländern. Europa muss sich im Kampf um die besten Köpfe klar positionieren, meint sie. Klaus Schuch, Direktor des Zentrums für Soziale Innovation (ZSI), verwies allerdings auf die steigende Bedeutung der Kosten von Forschung: In Indien beispielsweise gibt es hervorragend ausgebildete Ingenieure, die günstiger arbeiten können. Er sieht die Renationalisierung als Gefahr für einen Forschungsstandort und nannte als Beispiel Russland. Auch in Österreich bestehe die Gefahr, dass das Klima für Forscher aus anderen Ländern schlechter werde.' Wissenschaft;"Mainauer Deklaration 2015 zum Klimawandel" in Paris an François Hollande überreicht. Paris – 72 Nobelpreisträger warnen eindringlich vor den Folgen des Klimawandels. Sie unterstützen einen Aufruf, den die französischen Physiknobelpreisträger Serge Haroche und Claude Cohen-Tannoudji zusammen mit Hans Joachim Schellnhuber, dem Leiter des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), am Montag dem französischen Präsidenten François Hollande im Pariser Élysée-Palast übergeben haben. Die Mainauer Deklaration 2015 zum Klimawandel besagt, dass die Nationen der Welt die Chance der UN-Klimakonferenz in Paris im Dezember 2015 nutzen und entschlossen handeln müssen, um die künftigen Emissionen weltweit zu begrenzen. Der Aufruf wurde erstmals am Freitag, den 3. Juli 2015, im Rahmen der 65. Lindauer Nobelpreisträgertagung auf der Insel Mainau im Bodensee veröffentlicht. Seitdem traten 36 weitere Nobelpreisträger Gruppe bei. Wenn wir dem Klimawandel nicht entgegensteuern, so wird die Erde schließlich nicht mehr in der Lage sein, den Bedürfnissen der Menschheit gerecht zu werden und unsere ständig zunehmende Nachfrage nach Nahrung, Wasser und Energie zu decken. Und dies wird zu einer umfassenden menschlichen Tragödie führen, heißt es in der Deklaration. Die Initiatoren betonen, dass sie zwar keine Experten in der Klimaforschung seien, als Wissenschafter jedoch ein tiefes Grundvertrauen in den wissenschaftlichen Prozess hätten. Auch, wenn es weiterer Datensammlungen und Forschungen bedürfe, seien die Berichte des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) noch immer die verlässlichste wissenschaftliche Einschätzung zum von Menschen verursachten Klimawandel und somit die Grundlage, auf der die politischen Entscheidungsträger Maßnahmen gegen diese globale Bedrohung diskutieren müssten. Die Unterzeichner der Erklärung sind, mit Ausnahme des indischen Kinderrechtsaktivisten Kailash Satyarthi, mit einem Nobelpreis für Physiologie oder Medizin, Physik oder Chemie ausgezeichnet worden. Wissenschaft;Maxim Ljudomirski ist Experte für Lasertechnik. Moskau – Wegen Verrats von Staatsgeheimnissen ist ein russischer Physiker in einem nicht öffentlichen Prozess zu neun Jahren verschärfter Lagerhaft verurteilt worden. Das meldete die Agentur Interfax am Mittwoch unter Berufung auf ein Moskauer Stadtgericht. Für welchen fremden Staat der Chefingenieur für Lasertechnik gearbeitet haben soll, wurde nicht mitgeteilt. Der Verurteilte Maxim Ljudomirski war 2014 festgenommen worden. Russische Gerichte hätten damit im laufenden Jahr bereits mindestens drei Urteile wegen Verrats gefällt, hieß es. Zwei Männer seien zuvor wegen Spionage zu 13 und 12 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Nicht-Wissenschaft;Der Verein hilft Künstlern seit 2014 im bürokratischen Alltag. Jetzt startet man als Genossenschaft. Wien – Die meisten Kunstschaffenden leben in prekären Verhältnissen: Unsichere, oft auch illegale Verträge führen dazu, dass Kreative nach getaner Arbeit entweder lange auf ihr Geld warten, nur einen Teilbetrag erhalten oder gar keine Bezahlung sehen. Das Jahreseinkommen männlicher Künstler liegt im Median mit rund 14.000 Euro weit unter jenem der Gesamtbevölkerung. Davon werden außerdem nur 5000 Euro aus künstlerischer Tätigkeit lukriert, der Rest entfällt auf Zusatzjobs. Künstlerinnen sind mit rund 11.000 Euro noch einmal beträchtlich schlechtergestellt. Am wenigsten verdienen Autoren und bildende Künstler, darstellenden Künstlern ergeht es zwar im Schnitt besser, ständig wechselnde Anstellungsverhältnisse, welche die Branche mit sich bringt, stellen sie aber vor große bürokratische Aufgaben. Dafür fehlt es meistens an Erfahrung und unternehmerischer Sachkenntnis. Einrichtungen wie SMart (Société Mutuelle pour artistes) oder Team 4 (das im Auftrag des AMS Wien arbeitet) wollen Kunst- und Kulturschaffenden dabei unter die Arme greifen. Während das Team 4 mit Sitz in der Wiener Salztorgasse Beratung, Vermittlung und Karriereplanung für Arbeitssuchende bietet, will SMart darüber hinaus auch eine feste Anstellung ermöglichen. Ganz nach dem Motto Sie machen die Kunst, wir den Papierkram übernimmt der Verein, der nun in eine Genossenschaft umgewandelt wird, die administrativen Aufgaben, die bei Künstlern anfallen. Die Kunden können sich dabei aussuchen, ob sie selbstständig arbeiten oder von SMart angestellt werden wollen. In diesem Fall suchen sich die Künstler ihre Aufträge selbst, arbeiten dann quasi für uns, und wir wickeln alles Restliche mit den Auftraggebern ab, erklärt eine Sprecherin von SMart. Mit der Genossenschaft will die Non-Profit-Organisation nun auch einen Garantiefonds aufbauen, der Zahlungsausfälle kompensieren und den Künstlern ein regelmäßiges Einkommen sichern soll. Um den Betrieb aufrechtzuerhalten, behält die Genossenschaft 7,5 Prozent der vom Auftraggeber bezahlten Summe ein. Gewinne sollen zur Gänze reinvestiert werden. Einen Genossenschaftsanteil wird man ab 50 Euro zeichnen können. Die erhält man beim Austritt wieder zurück. Ihren Ursprung hat die mittlerweile in neun Ländern tätige Organisation in Belgien, wo sie 1998 gegründet wurde. Nach Österreich geholt wurde SMart 2011 von der Kulturmanagerin Sabine Kock, 2014 hat man die Arbeit aufgenommen. Das neue Genossenschaftskonzept will das SMart-Team am Montag, ab 16 Uhr im Kabinetttheater Wien (Porzellangasse 49) vorstellen, mit künstlerischem Begleitprogramm. Nicht-Wissenschaft;Der deutschen Kanzlerin wird Empathielosigkeit vorgeworfen. Merkel: "Politik ist manchmal hart". Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sieht sich momentan ungewohnt heftiger Kritik in sozialen Netzwerken ausgesetzt. Merkel hatte sich in einer Fernsehsendung den Fragen junger Bürger gestellt, unter anderem wurde über die Flüchtlingsströme nach Europa diskutiert. Daraufhin meldete sich auch ein Mädchen namens Reem zu Wort, das seit vier Jahren in Rostock wohnt und perfekt Deutsch spricht. Sie erklärte Merkel, dass sie ihr Leben genießen und gerne studieren würde, doch ständig mit der Angst um ihre Familie kämpfen müsse. Daraufhin erklärte Merkel der jungen Palästinenserin, dass Politik manchmal hart sei. Eine Lösung seien beschleunigte Asylverfahren, doch man könne nicht alle Menschen aus dem Libanon, aus Afrika nach Deutschland holen. Manche würden zurückgelassen werden, so Merkel weiter. Daraufhin bricht der junge Flüchtling in Tränen aus. Och, sagt Merkel und geht zu Reem. Du hast das doch prima gemacht. Moderator Felix Seibert-Daiker wirft daraufhin ein, dass es darum doch gar nicht ginge, woraufhin Merkel leicht schnippisch wird und angibt, sie trotzdem einmal kurz streicheln zu wollen. Im Netz sorgt das für massig Kritik. So könne man nicht mit einem verzweifelten Kind umgehen, schreiben Nutzer laut Meedia. Der Hashtag #Merkelstreichelt findet sich schon in den Twitter-Trends wieder. Wenn sich Merkel was streicheln will, soll sie sich eine Katze kaufen, so ein Nutzer. Flüchtlingsproblem gelöst. #merkelstreichelt pic.twitter.com/AIlTAXw5Qi Für weitere Aufregung sorgte, dass der offizielle Regierungsblog angab, das Mädchen habe vor lauter Aufregung weinen müssen, wie der Journalist Richard Gutjahr auf Twitter bemerkte. Mittlerweile ist der Kommentar gelöscht. Zynisch. Der offizielle Regierungs-Blog zu #merkelstreichelt http://t.co/opBkN0r6Kq pic.twitter.com/Ql3YJWyvD4 Andere Nutzer bemerken, dass hier ein Mensch offenbar zum ersten Mal direkt mit den Folgen seines politischen Handelns konfrontiert worden ist. Haltet mich für naiv, aber ich glaube, dieses #merkelstreichelt Video zeigt eine echte Hilflosigkeit der Kanzlerin, keine eiskalte Masche. Manche Nutzer vermögen echte Hilflosigkeit bei Merkel erkennen zu können und fragen, wie normale Bürger in der Situation reagiert hätten. (Ich sehe da übrigens einen Menschen, der zum 1. Mal direkt mit den Folgen seines politischen Handelns konfrontiert wird. #merkelstreichelt) Die FAZ moniert indes, dass der gezeigte Fernsehausschnitt den Auftritt falsch wiedergebe und Merkel sich viel länger mit dem Mädchen unterhalten habe. So entstünde der Eindruck, Reem drohe eine Abschiebung, obwohl sie womöglich in Deutschland bleiben dürfe. Nicht-Wissenschaft;Bei 21:23-Niederlage zum Auftakt der Six Nations schien erster Sieg in Paris zum Greifen nah– England schlägt Schottland zum siebenten Mal in Serie. Wien/Paris – Ein Penaltygoal von Jules Plisson in der 76. Minute rettete Frankreichs Rugby-Nationalmannschaft am Samstag zum Auftakt der Six Nations 2016 vor einem Fiasko. Über eine Distanz von 54 Meter wuchtete Galliens Spielmacher den Ball zwischen die Malstangen und verwandelte damit einen 20:21-Rückstand zum 23:21-Endstand. Eine Niederlage im Stade de France hätte das Debüt des neuen Teamchefs Guy Novès ordentlich verpatzt, denn noch nie hat Frankreich in Paris gegen Italien verloren. Diesmal jedoch wäre ein Erfolg der Gäste nicht nur möglich, sondern auch verdient gewesen. Die Azzurri waren als klare Außenseiter in das Kräftemessen zweier neu formierter Teams (vier Debütanten auf beiden Seiten) gegangen. Ihr Auftritt geriet zur Verblüffung: besonders in der zweiten Halbzeit dominierte Italien das Geschehen in einer Art und Weise, die die 64.000 auf den Rängen offenen Mundes verstummen ließ. Angeführt von ihrem überragenden Kapitän Sergio Parisse, der auch den ersten von zwei Tries seines Teams erzielte, zogen die Italiener nach einem knappen Pausenrückstand von 8:10 auf 18:10 davon. Carlo Canna stand in dieser Phase im Mittelpunkt des Geschehens: mit einem Panaltykick, einem Try sowie einer Conversion innerhalb von gerade drei Minuten verbuchte der Fly-half alle zehn Punkte auf sein Konto. Die Azzurri hatten danach alles unter Kontrolle, Spieler die bei ihren Klubs in der supranationalen Liga Pro12 regelmäßig eine eher jämmerliche Figur abgeben, schienen wie ausgewechselt. Den Franzosen hingegen war die Nervosität immer deutlicher anzusehen. Nach der blamabel verlaufenden Weltmeisterschaft im letzten Herbst, drohte das nächste Fiasko. Frankreich sah ganz gut aus, sobald es schnell ging. Doch das tat es so gut wie nie. Stattdessen war man damit beschäftigt, sich die initiativen Italiener vom Leib zu halten. Denen gelang es, das Geschehen zumeist in die gegnerische Spielhälfte zu verlagern und kamen kaum einmal in Bedrängnis. Eine einzige flüssige Aktion nach einer Stunde, von Hugo Bonneval mit einem Try abgeschlossen, brachte die Equipe von Novès (Wir haben noch viel Arbeit) dann plötzlich wieder in Schlagdistanz. Eigentlich wäre eine ausreichende Anzahl italienischer Verteidiger vor Ort gewesen, um den Vorstoß zum Stillstand zu bringen. Mangelhafte Koordination aber gab Bonneval den notwendigen Raum. Dann trat Plisson erstmals auf den Plan und kickte die Hausherren in Führung (69.). Italien konterte noch einmal in Gestalt von Kelly Haimona, der bei seinem Penalty ebenfalls alles richtig machte (74.). Doch die Franzosen sollten das letzte Wort haben. Als Parisse nach einem Tackling zu Boden ging, war Italiens Talisman davon ausgegangen, selbst Opfer einer Regelwidrigkeit geworden zu sein. Der Referee jedoch sah es genau andersherum, Parisse soll den Ball am Boden nicht freigegeben. Plisson und sein Monsterkick wurden ins Drehbuch aufgenommen. Noch hatte Italien eine Chance, denn ein paar Minuten Spielzeit verblieben ja. Die Azzurri probierten alles, um sich in die Position für ein Dropgoal zu schieben – vergeblich. Parisse war es schließlich, der die Verantwortung übernahm, sein mit dem Mute der Verzweiflung abgesandter Ball verfehlte das Ziel aber klar. Kicken ist allerdings auch nicht die Kernkompetenz der hünenhaften Nummer 8, die ihr Geld beim regierenden französischen Meister Stade Français verdient und 2015 als bester Spieler der Liga ausgezeichnet wurde. Ich habe mich in einem Sekundenbruchteil entscheiden müssen, sagte Parisse. Wenn du scorst ist alles gut, wenn nicht, dann zeigt das, dass du etwas hättest anders machen müssen. Der 32-Jährige wurde zum Man of the match gewählt, er war der eifrigste Ballträger (21) und machte von allen Spielern die meisten Meter (94). Insgesamt hat Parisse in den Six Nations nun sage und schreibe 2.500 Meter gewonnen. Nur der große Ire Brian ODriscoll hat diesen Meilenstein ebenfalls erreicht. Das Match war das erste im Stade de France seit dem 13. November, als Terroristen in Paris 130 Menschen ermordet hatten. Auch vor der Arena hatte es Attacken und Tote gegeben. Präsident Francois Hollande war wie damals erneut vor Ort. Ich wollte zu dem ersten Sportereignis seit diesen schrecklichen Angriffen zurückkehren, sagte er in der Halbzeit. Das Leben müsse weitergehen, wir müssen Events wie dieses ansetzen und dürfen nichts aufgeben, fügte der Staatschef hinzu. In der zweiten Partie der ersten Runde setzte sich ein pragmatisches England in Edinburgh mit 15:9 gegen Schottland durch. Während die Mannschaft des neuen australischen Headcoaches Eddie Jordan über zwei Tries jubeln konnte, punkteten die Schotten lediglich durch drei Penalties von Kapitän Greig Laidlaw. Seit über 500 Minuten haben die Bravehearts vor eigenem Publikum nun keinen Versuch mehr gegen den Erzrivalen zusammengebracht. Letztmals hatte das Simon Danielli am 21. Februar 2004 geschafft, damals setzte es ein 13:35. Diesmal war es nicht viel, das die beiden Seiten trennte, gerade in den ersten 40 Minuten. 7:6 führte da das englische Team. Nach der Pause jedoch machten sich Vorteile der routinierten Gäste in Scrum und Lineout deutlicher bemerkbar. Eine bestechende Kombination auf der rechten Seite, die dem zweiten Try des Nachmittags durch Flügel Jack Nowell vorausging, war die schönste Aktion des ganzen Spiels. Dieses war zwar selbstverständlich intensiv, keinesfalls aber hochklassig. Die Schotten hatten ihre Möglichkeiten, mangelnde Präzision in entscheidenden Momenten kam ihnen aber gegen besser organisierte Engländer teuer zu stehen. Die siebente Heimniederlage in Murrayfield hintereinander bedeutet die Einstellung des eigenen, aus den frühen 1950er Jahren datierenden Negativrekordes im Championship. Dabei war man nördlich des Hadrianswalls guten Mutes gewesen, die schottische XV und ihre Sympathisanten wähnten sich im Aufwärtstrend. Befeuert wurde diese Einschätzung durch die Erinnerung an das WM-Viertelfinale gegen Australien, als man die Wallabies am Rande der Niederlage hatte. Dass die Leistungen davor eher mittelprächtig ausgefallen waren, wurde vom heldenhaften Auftritt vom 18. Oktober erfolgreich überstrahlt. So tickt der Mensch. Brave. Committed. Beaten. The usual. #6nations Das Duell der Nachbarn ist der älteste internationale Vergleichskampf im Rugby, es wurde erstmals anno 1871 ausgetragen. Seit 1879 spielt man sich jährlich zudem den Calcutta Cup aus, folgerichtig eine der traditionsreichsten Trophäen in der Welt des Sports. Seit 2009 befindet sich das Häferl nun im Besitz Albions, einst war es aus dem aus Silberrupien bestehenden Vereinsvermögen des Calcutta Football Clubs hergestellt worden. Durch die Stiftung des Pokals wollten die Gentlemen dem Namen ihres Vereins einen Platz in der Geschichte sichern. Mission accomplished. Nicht-Wissenschaft;Brandon Bryant erhält im Oktober den Whistleblower-Preis 2015. Am Donnerstag hat der frühere Drohnenpilot Brandon Bryant vor dem NSA-Untersuchungssauschuss des deutschen Bundestags ausgesagt. Seinen Angaben zufolge werden alle Daten für US-Luftangriffe im Nahen und Mittleren Osten über die Luftwaffenbasis in Ramstein geleitet. Bei den Antiterroreinsätzen würden bereits Burschen ab zwölf Jahren als legitime Ziele gelten. Alle Daten, jedes einzelne bisschen Dateninformation, das zu Fluggeräten oder Mannschaften übertragen wurde, liefen über Ramstein, wird Bryant auf der Seite des Bundestags zitiert. Nach seinen Angaben hätten ihm seine Vorgesetzten versichert, dass die deutsche Regierung Bescheid wisse und mit den Einsätzen einverstanden sei. Deutschland trage daher die Mitverantwortung, so Bryant. Der US-Amerikaner war fünf Jahre lang als sogenannter Sensor Operator bei Drohneneinsätzen im Irak, Afghanistan, Pakistan, Somalia und Jemen tätig. Seine Aufgabe war es, die Kameras der Flugdrohnen zu steuern und Ziele zu markieren. Die Drohnen selbst werden von einer zweiten Person gelenkt, der auch den Abzug betätigt. Nach seinen Angaben werden die Piloten von den Kommandostellen als Kunden bezeichnet. Die Signale für die Drohneneinsätze würden über ein transatlantisches Glasfaserkabel aus Deutschland in die USA übertagen. Vor jedem Einsatz habe er sich telefonisch beim Stützpunkt in Ramstein vergewissern müssen, dass die Leitungen zu den Drohnen aufrecht sind. Besonders drastisch sind Bryants Schilderungen über die Opfer der Drohneneinsätze. Demnach gelten Burschen über zwölf Jahre als legitime Ziele. Aber auch bei kleineren Kindern habe man Opfer nicht besonders tragisch genommen. Man muss das Gras mähen, bevor es wächst, sei das Motto gewesen. Man sei davon ausgegangen, dass aus Kindern später ohnehin Terroristen gemacht würden. Nach Bryants Angaben dienten dabei Mobilfunknummern als Quellen für die Erfassung von Zielen. Die Nummern seien auch von fremden Geheimdiensten geliefert worden. Er berichtet von einem Vorfall, bei dem die US-Luftwaffe die Handynummern von zwei neuseeländischen Lehrern erhalten habe, die versehentlich für Jihadisten gehalten wurden. Beide seien bei einem Luftschlag getötet worden. Bryant wurde bereits im Alter von 19 Jahren von der US-Armee rekrutiert und nach seiner Ausbildungszeit zum Luftwaffenstützpunkt in Nevada geschickt. Erst dort habe er erfahren, dass er Menschen umbringen müsse. 2011 gab der US-Amerikaner schließlich seinen Dienst aus Gewissensgründen auf. Danach wurde bei ihm eine posttraumatische Belastungsstörung diagnostiziert. Bryant gilt als heftiger Kritiker der Drohneneinsätze. Am Freitag bekommt er für seine Berichte von der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler und die deutsche Sektion der internationalen Juristenorganisation IALANA den Whistleblower-Preis 2015 verliehen. Wissenschaft;Das Krainer Greiskraut besteht in Wirklichkeit aus vier Arten, wie Forscher der Uni Wien zeigen konnten. Eine davon ist ausschließlich in Österreich heimisch. Wien – Botaniker der Uni Wien haben in den österreichischen Alpen neue Pflanzenarten entdeckt. Sie fanden heraus, dass das häufig zu findende Krainer Greiskraut (Senecio carniolicus) eigentlich aus vier Arten besteht. Alle davon kommen in Österreich vor, eine sogar nur dort, berichten sie im Fachjournal Phytotaxa. Das in den Ostalpen und den Karpaten oberhalb der Waldgrenze in Zwergstrauch-, Rasen- und Pioniergesellschaften vorkommende Krainer Greiskraut wächst sehr vielgestaltig, speziell Blattform und Behaarung unterscheiden sich. Die Wissenschafter hatten diese Mannigfaltigkeit laut Aussendung der Uni Ausdruck einer hohen innerartlichen Variabilität gedeutet. Durch zellbiologische, molekulare und ökologische Methoden zeigten Gerald Schneeweiß und Kollegen nun, dass das Krainer Greiskraut vier Gruppen umfasst, die sich durch Chromosomenzahl, genetische Muster, Standortsansprüche und zum Teil ihre Nicht-Kreuzbarkeit deutlich voneinander unterscheiden. Es lag daher die Vermutung nahe, dass die Formenvielfalt auf die evolutionäre Differenzierung zwischen diesen Gruppen zurückzuführen ist. Mit der morphologischen Charakterisierung hat Schneeweiß nun den letzten Puzzleteil gelegt, um die verschiedenen Formen als Arten beschreiben zu können. In manchen Gebieten, wie den Kärntner Nockbergen, kommen drei der vier Arten zum Teil auf kleinstem Raum gemeinsam vor. Aber selbst hier ist es mit ein wenig Übung möglich, die verschiedenen Arten zu unterscheiden, so der Botaniker. Alle vier Greiskraut-Arten gibt es in Österreich, eines davon, das Norische Greiskraut, kommt ausschließlich in Österreich vor. Die österreichische Flora umfasst etwa 3.600 heimische oder schon länger eingebürgerte Arten und Unterarten an Farn- und Blütenpflanzen, von denen 32 nur in Österreich vorkommen. Zu den letztgenannten Endemiten kommt nun durch die Arbeit von Schneeweiß eine weitere Art hinzu. Dass die Pflanzenvielfalt Österreichs unterschätzt wird, glaubt Schneeweiß nicht. Man darf aber davon ausgehen, dass es noch weitere neue Arten und Unterarten zu erkennen gibt, so der Forscher. Neuentdeckungen seien überall möglich, selbst in vergleichsweise gut untersuchten Gruppen wie den Blütenpflanzen. Wissenschaft;Goldschaumstoff repräsentiert leichteste Form des Edelmetalls, die je hergestellt wurde, und hat viele Anwendungsmöglichkeiten. Zürich – Schweizer Wissenschafter haben einen Schaumstoff aus Gold geschaffen – es ist die leichteste Form des Edelmetalls, die je hergestellt wurde. Sie ist tausendmal leichter als herkömmliches Gold und von diesem mit bloßem Auge kaum zu unterscheiden. Ein Nugget aus Gold, so leicht, dass es in einer Tasse Cappuccino nicht untergeht, sondern auf dem Milchschaum schwebt: Wissenschafter der ETH Zürich unter der Leitung von Raffaele Mezzenga, Professor für Lebensmittel und weiche Materialien, stellten eine neue Art Schaumstoff aus Gold her, ein dreidimensionales Goldgeflecht, das zu einem Großteil aus Poren besteht. Es handelt sich dabei um den leichtesten je geschaffenen Goldklumpen. Das sogenannte Aerogel ist tausendmal leichter als ein herkömmliches Goldnugget. Es ist leichter als Wasser und beinahe so leicht wie Luft, sagt Mezzenga. Mit dem bloßem Auge ist die neue Gold-Form kaum von herkömmlichem Gold zu unterscheiden – auch das Aerogel glänzt metallisch. Im Unterschied zur herkömmlichen Form ist es jedoch weich und von Hand verformbar. Es besteht zu 98 Teilen aus Luft, nur zu einem geringen Teil aus festem Material. Und von diesem festen Material sind gut vier Fünftel Gold, bei knapp einem Fünftel handelt es sich um Milchprotein-Fasern. Das entspricht 20 Karat Gold. Die Wissenschafter schufen den porösen Stoff, indem sie zunächst Milchproteine erhitzten, um daraus Nanometer-feine Proteinfasern (amyloide Fibrillen) herzustellen. Diese gaben sie in eine Lösung aus Goldsalz. Darin vernetzten sich die Proteinfasern zu einem Grundgerüst entlang dessen das Gold gleichzeitig zu kleinen Partikeln auskristallisierte. So entstand ein gelartiges Goldfasernetz. Eine der großen Herausforderungen war, dieses feine Netzwerk zu trocknen, ohne es dabei zu zerstören, erklärt Gustav Nyström, Oberassistent in der Gruppe von Mezzenga und Erstautor der entsprechenden Studie in der Fachzeitschrift Advanced Materials. Da das Trocknen an der Luft die feine Struktur des Goldes beschädigen könnte, wichen die Wissenschafter auf einen schonenden und aufwendigen Trocknungsprozess mithilfe von Kohlendioxid aus. Sie arbeiteten dazu zusammen mit Forschern aus der Gruppe von Marco Mazzotti, Professor für Verfahrenstechnik. Die gewählte Methode, bei der die Goldpartikel direkt bei der Herstellung des Aerogel-Proteingrundgerüsts auskristallisiert werden (und nicht etwa zu einem bestehenden Grundgerüst hinzugegeben werden), ist neu. Der große Vorteil der Methode: Sie erlaubt auf einfache Art, ein gleichmäßiges Goldaerogel zu erhalten. Außerdem bietet die Herstellungstechnik den Wissenschaftern viele Möglichkeiten, auf einfache Weise die Eigenschaften des Goldes bewusst zu beeinflussen. Die optischen Eigenschaften von Gold hängen stark von der Größe und Form der Goldpartikel ab, so Nyström. Wir können daher die Farbe des Materials verändern. Wenn wir dafür sorgen, dass das Gold nicht zu Mikropartikeln sondern zu kleineren Nanopartikeln auskristallisiert, entsteht dunkelrotes Gold. Nicht nur die Farbe, auch weitere optische Eigenschaften wie die Absorption und Reflexion können die Wissenschafter auf diese Weise beeinflussen. Das neue Material könne dort zum Einsatz kommen, wo bereits heute Gold gebraucht werde, sagt Mezzenga. Die Eigenschaften des Stoffes wie zum Beispiel das geringere Gewicht, der kleinere Materialbedarf oder der poröse Aufbau brächten Vorteile. Der Einsatz in Uhren und Schmuck sind nur eine Möglichkeit. Eine weitere Anwendung ist die chemische Katalyse, wie die Wissenschafter in ihrer Arbeit zeigten. Da das hochporöse Material eine riesige Oberfläche hat, laufen darin von der Anwesenheit von Gold abhängige chemische Reaktion sehr effizient ab. Außerdem könnte das Material dort zum Einsatz kommen, wo Licht absorbiert oder reflektiert werden soll. Und schließlich kann man daraus Drucksensoren herstellen. Bei normalem Luftdruck berühren sich die einzelnen Goldpartikel im Material nicht, das Goldaerogel leitet Strom nicht, erklärt Mezzenga. Wird der Druck jedoch erhöht, das Material quasi zusammengepresst, beginnen sich die Partikel zu berühren, das Material wird leitfähig. Nicht-Wissenschaft;Kärntner hatte bei Gemeinden in ganz Österreich gesammelt, Verbleib des Geldes noch ungeklärt. Klagenfurt/Wien – In einem Fall um möglichen Betrug mit Spendengeldern für Flüchtlinge hat am Dienstag das Kärntner Landeskriminalamt die Ermittlungen übernommen. Ein 58 Jahre alter Kärntner sammelte in 180 Gemeinden in Österreich Spenden, es gibt laut Polizei den Verdacht, dass er das Geld für sich verwendet haben könnte. Der Mann sitzt aktuell eine Ersatzstrafe wegen eines Finanzstrafvergehens ab. Die Ermittler des Landeskriminalamts werden die Sache genauestens überprüfen, sagte Polizeisprecher Rainer Dionisio am Dienstag. Allerdings: Aktuell gibt es keinen beweisbaren Straftatbestand. Die Beamten haben einige Dinge zu klären, denn derzeit ist offen, wie viel Geld der Kärntner bei seinen medial inszenierten Radtouren durch das Land von den Gemeinden bekommen hat. Ebenso ungeklärt ist momentan der Verbleib des Geldes. Dabei war die Flüchtlingsspenden-Aktion nicht die erste Spendensammlung, die der 58-Jährige durchgeführt hatte. Generell gilt laut Dionisio: Wenn jemand unter einem falschen Vorwand Spenden sammelt und das für sich verwendet, ist das strafbar. Ob ein solches Vorgehen dem Kärntner vorgeworfen werden kann, muss das Landeskriminalamt klären. Das werden die Ermittlungen zutage bringen, so Dionisio. Wissenschaft;'Hermann F. Mark war einer der bedeutendsten österreichischen Chemiker – Die politischen Katastrophen des 20. Jahrhunderts prägten sein turbulentes Leben. Wien – Alles Leben ist Chemie. Warum dieser Satz vielen nicht mehr ganz jungen Österreichern besonders vertraut klingt, hat auch mit Hermann F. Mark zu tun. Der weltberühmte Chemiker war 1978 Präsentator einer zehnteiligen ORF-Fernsehreihe unter eben diesem Titel – zu einer Zeit, als man im staatlichen TV noch etwas mehr Wert auf die Erfüllung des wissenschaftlichen Bildungsauftrags legte als heute. Mark war damals bereits 83 Jahre alt und lebte schon seit fast vier Jahrzehnten in den USA, wohin er nach dem Anschluss im März 1938 unter dramatischen Umständen geflüchtet war. Den Kontakt zu seiner Geburtsstadt Wien hat Mark aber nie aufgegeben. Und obwohl er aus Wien vertrieben wurde, hier kaum ein Drittel seines Lebens verbrachte und 1992 in Texas starb, wurde seine Urne am Matzleinsdorfer Friedhof in Wien beigesetzt. Geboren wurde Hermann Mark 1895 als Sohn eines prominenten Chirurgen, der vom Judentum zum Protestantismus konvertiert war. Sigmund Freud gehörte ebenso zu den Bekannten der Familie wie Arthur Schnitzer oder Theodor Herzl. Schon als hochbegabter Teenager hatte Hermann Mark vielfältige Interessen: Mit zwölf Jahren besuchte er erstmals naturwissenschaftliche Vorlesungen an der Uni Wien, schwärmte für die Musik Gustav Mahlers und war zudem exzellenter Sportler, kurz sogar Mitglied der Fußballnationalmannschaft. Dann kam der Erste Weltkrieg; Mark diente viereinhalb Jahre bei den Kaiserjägern, ab 1916 gehörte ein gewisser Engelbert Dollfuß Marks Regiment als Maschinengewehrspezialist an. Mark wurde drei Mal verwundet, erhielt 14 Tapferkeitsmedaillen und war angeblich der meist ausgezeichnete Truppenoffizier Österreichs. Trotz Kriegsgefangenschaft bis Oktober 1919 promovierte der tapfere Soldat bereits 1921 an der Uni Wien in Chemie, natürlich summa cum laude. Unmittelbar danach ging er aber nach Deutschland. Eine steile Karriere zwischen Universität, außeruniversitärer Forschung und Industrie begann, Mark war sowohl in der Chemie wie auch in der Physik an vorderster Front tätig: In Berlin konnte er als Kristallografieexperte mittels Röntgenbeugung die langkettige Molekülstruktur von Textilfasern aufklären, die zu den sogenannten Polymeren gehören. 1926 wechselte zu in die Industrie zu I.G. Farben, dem damals größten Chemiekonzern der Welt, und half sowohl in Theorie wie auch Praxis mit, dass die Firma zu einem der führenden Hersteller der ersten Kunststoffe wurde, die ebenfalls zu den Hochpolymeren zählen. In Deutschland gehörte der spätere Chemie-Nobelpreisträger Linus Pauling ebenso zu Marks Schülern wie der Physiker Edward Teller, der spätere Vater der Wasserstoffbombe. Angesichts des unaufhaltsamen Aufstiegs der Nationalsozialisten und seiner halbjüdischen Herkunft übersiedelte Mark im Herbst 1932 nach Wien, wo die Professur für physikalische Chemie frei geworden war. Die meisten Professoren der Philosophischen Fakultät wollten damals einen Arier, der politisch nicht links stehen durfte. In einem Brief anlässlich des Berufungsverfahrens gab ein (antisemitischer) Professor der Uni Wien immerhin auch Folgendes zu bedenken: Bei den vielfältigen Beziehungen gerade in der Chemie zum Judentum erwartet niemand von vornherein von einem Vertreter dieses Faches, dass er alle Juden, mit denen er notwendigerweise zu tun hat, sofort umbringt. Dass ausgerechnet der Halbjude Mark berufen wurde, hatte wohl auch damit zu tun, dass Ernst Späth, der damals mächtige Mann in der Chemie, kein ausgesprochener Antisemit war. Womöglich spielten aber auch Marks politische Beziehungen mit eine Rolle: Sein ehemaliger Untergebener Engelbert Dollfuß wollte Mark 1933 sogar als Handelsminister haben. Der frisch gebackene Ordinarius begnügte sich indes damit, das Ministerium in Sachen Holznutzung zu beraten und war zudem Mitglied des Erziehungsausschusses. Und als Dollfuß im Juli 1934 ermordet wurde, hielt Mark am Sarg seines Kriegskameraden Totenwache. Trotz der politischen und wirtschaftlichen Katastrophen dieser Jahre gelang es dem Chemiker, sein Institut binnen kürzester Zeit zu einem Weltzentrum der neuen Hochpolymerforschung auszubauen, wie Nuno Maulide, aus Portugal stammender Chemie-Jungstar an der Uni Wien, würdigt: Mark leistete in Wien entscheidende Beiträge, die Polymerchemie als eigene Subdisziplin des Faches zu etablieren. Und auch bei der Kommerzialisierung der Polymere spielte er eine entscheidende Rolle. Dabei halfen ihm die nach wie vor guten Beziehungen zu I.G. Farben, die einen Teil seiner Mitarbeiter finanzierten. Viele dieser jungen Forscher hätten aufgrund ihrer jüdischen Herkunft keine Chance auf eine Anstellung an der Universität Wien gehabt, sagt Johannes Feichtinger, Wissenschaftshistoriker an der ÖAW, der über Mark und dessen hochproduktives Wiener Team geforscht hat, dem unter anderem der spätere Chemie-Nobelpreisträger Max F. Perutz angehörte. Mark und seine jungen Kollegen verfassten in den nicht einmal sechs Jahren bis zum Anschluss sieben Bücher und Dutzende wegweisende Fachartikel vor allem zur Chemie der Hochpolymere und Makromoleküle. Doch selbst das genügte dem leidenschaftlichen Bergfex Mark nicht, der Hobby und Wissenschaft verband, indem er wichtige Arbeiten zur Lawinenkunde verfasste. Als nach dem Juliabkommen des Jahres 1936 zwischen dem österreichischen Kanzler Kurt Schuschnigg und Adolf Hitler langsam absehbar wurde, dass nun auch in Österreich Gefahr drohte, organisierte Mark die Ausreise von rund 20 seiner Mitarbeiter in alle Welt. Damit war eine der erfolgreichsten Forschergruppen der Uni Wien für immer zerschlagen, denn nur die wenigsten Schüler Marks kehrten nach 1945 zurück nach Wien. Er selbst wartete mit der Ausreise im Frühjahr 1938 beinahe zu lange: Unmittelbar nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde er als Dollfuß-Freund verhaftet, sein Reisepass wurde eingezogen und konnte von Mark erst gegen teure Bestechung eines befreundeten Rechtsanwalts wiedererlangt werden. Hermann Mark hatte aber längst selbst auch damit gerechnet, Österreich verlassen zu müssen, und als Wissenschafter ließ er sich einen besonderen Trick einfallen, um sein Vermögen an den Nationalsozialisten vorbei ins Ausland zu schaffen: Er kaufte in den Monaten vor dem Anschluss 1,1 Kilogramm Platindraht und verbog ihn zu unauffälligen Metallkleiderbügeln. Mit dieser wertvollen Fracht und Skiern am Auto flüchtete er mit seiner Familie unter abenteuerlichen Umständen über die Grenze in die Schweiz, nach Frankreich und England. Dann ging es mit einem Schiff weiter nach Kanada und in die USA. 1940 trat er ins Polytechnic Institute in New York ein, wo er sich auch um die US-Kriegswirtschaft verdient machte, sagt Johannes Feichtinger: Mark hat den USA nach dem Verlust des Zugangs zu Naturkautschuk der synthetischen Kautschukproduktion den Weg geebnet. Nach dem Krieg wurde Mark in den USA endgültig zu einem der führenden Pioniere der Erforschung und Kommerzialisierung von Kunststoffen, wovon rund 600 Fachartikel, 40 Bücher, rund 20 Ehrendoktorate und zahlreiche andere Auszeichnungen zeugen. Zum Glück für Österreich blieb Mark mit seiner Heimat weiter in Kontakt: Er war Gastprofessor an der Universität Wien und auch maßgeblich am Aufbau einer Reihe heimischer Industrieunternehmen beteiligt. Schließlich wurde Mark mit Alles Leben ist Chemie auch noch zu einem Pionier der Wissenschaftsvermittlung. Solche Aktivitäten hält Nuno Maulide, selbst ein engagierter Popularisator, heute für besonders wichtig. Es war wohl typisch für Mark, auch bei der Kommunikation von Wissenschaft ein Pionier gewesen zu sein.' Wissenschaft;Forscher veröffentlichen sieben Fachartikel mit neuesten Erkenntnissen des Landers Philae über Tschurjumow-Gerassimenko. Göttingen/Wien – Zuletzt hatte ihm Pluto etwas die Show gestohlen, aber vergessen ist Tschurjumow-Gerassimenko, Zielkomet der Rosetta-Mission, keineswegs. Während Wissenschafter auf weitere Datenpakete vom Zwergplaneten warten, die über Monate hinweg portionsweise eintreffen werden, läuft die Auswertung der mit dem Landemodul Philae gewonnenen Erkenntnisse auf Hochtouren. Das US-Wissenschaftsmagazin Science bringt in seiner aktuellen Ausgabe gleich sieben Studien zu Tschuri. Wissenschafter analysierten seine Temperatur, den offenbar sehr homogen aufgebauten Kopf des entenförmigen Kometen und dessen hohe Porosität sowie mögliche Erosionsprozese an der Oberfläche. Noch nie konnte die Anatomie eines Kometen derart durchleuchtet werden. Besondere Bedeutung wird der Vielzahl organischer Moleküle beigemessen, die im Oberflächenstaub des Kometen gefunden wurden. Insgesamt 16 unterschiedliche organische Verbindungen konnten laut dem Göttinger Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung nachgewiesen werden. Vier davon – Methyl-Isocyanat, Aceton, Propionaldehyd und Acetamid – waren von den Forschern zu eresten mal auf dem Kometen nachgewiesen worden. Alle enthalten Kohlenstoff und Wasserstoff, drei auch Stickstoff. Ein weiteres Team fand Hinweise auf größere kettenförmige Moleküle. Viele davon gelten als Schlüsselmoleküle für biochemische Reaktionen – etwa bei der Entstehung von Zuckern oder Aminosäuren. Die europäische Raumsonde Rosetta hatte das Mini-Labor Philae am 12. November 2014 nach zehnjähriger Reise auf dem Kometen abgesetzt. Statt weich aufzusetzen prallte Philae mehrmals von der Kometenoberfläche wieder ab. Bei seinem ersten Auftreffen auf dem Kopf des entenförmigen Kometen in der Region Agilkia traf die Sonde auf eine weiche, körnige Oberfläche von mindestens 20 Zentimetern Dicke, wie ein Team um Jens Biele vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln berichtet. Die meisten Partikel dort hätten einen Durchmesser von höchstens einem Zentimeter. Darauf können die Wissenschafter aus Daten über die weitere Flugbahn und Dämpfungseigenschaften der Beine des Landers schließen, wie Norbert Kömle vom Institut für Weltraumforschung der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in Graz erklärte. Da Philae sich nicht festhaken konnte, gelangte das Mini-Labor mit langsamen Hüpfern auf seinen letzten Landeort namens Abydos. Diese im Vergleich zum geplanten Landungsort viel schattigere Stelle erschwerte die Energieversorgung der Sonde, der nach wenigen Tagen der Strom ausging. Nachdem der Komet sich in den vergangenen Wochen immer stärker der Sonne angenähert hatte, erwachte sie am 13. Juni wieder und kommunizierte mit Rosetta, die den Kometen umkreist und die Verbindung zur Erde herstellt. In den folgenden Tagen meldete sich der Lander insgesamt sechs Mal wieder. Seit 9. Juli erreichen Philae-Projektleiter Stephan Ulamec und sein Team aber keine Daten mehr. Es ist ein wenig frustrierend, einen scheinbar funktionstüchtigen Lander auf der Oberfläche eines Kometen zu haben, aber nicht mit ihm kommunizieren zu können, sagte der aus Österreich kommende Forscher. Trotz der ungünstigen Lage wurden in den ersten Tagen nach der Landung Experimente durchgeführt. Bei elektromagnetischen Messungen ergab sich etwa, dass die Zusammensetzung des oberen Teils des Kometen überraschenderweise relativ homogen sein dürfte. Aufgrund des Zeit- und Energiemangels konnte nicht geklärt werden, ob die eigentümliche Form des vermutlich vor etwa 4,5 Milliarden Jahren entstandenen Himmelskörpers eine Folge von Erosion ist, oder ob er aus ursprünglich getrennten Objekten besteht. Überraschend ist auch die Erkenntnis, dass Philae auf einer harten Oberfläche zum Stehen oder Liegen kam. Diese Beschaffenheit dürfte auch die geplante Durchführung des MUPUS-Experiment (Multi purpose Sensors for Surface and Subsurface Science) verhindert haben, erklärte Kömle, der an dem Projekt und zwei der sieben Fachartikel beteiligt ist. Offenbar ist die Oberfläche so hart, dass der Mechanismus, den mit einer scharfen Spitze ausgestatteten 35 Zentimeter langen MUPUS-Stab nicht wie gewünscht im Untergrund hämmern konnte. Obwohl das System über drei Stunden hinweg bis zu 500 Hammerschläge mit steigender Energie ausgeführt hat. Temperatur-Sensoren in den Harpunen, die Philae eigentlich bei der Landung im Boden verankern sollten, und in einem anderen Instrument zeigten, dass die Tagestemperaturen auf Tschuri zwischen 90 und 130 Kelvin (minus 183 und 143 Grad Celsius) liegen. Warum die Harpunen nicht abgefeuert wurden, sei noch immer unklar, so der Grazer Forscher. Meine Hoffnung wäre, dass man die Harpunen gegen Schluss der Mission einfach doch noch schießt und damit weitere Daten erhält, erklärte er. Laut einem weiteren Ko-Autor einer der neuen Publikationen, dem Planetologen Karsten Seiferlin von der Universität Bern, könnte die harte Oberfläche erst vor kurzem, etwa durch die starke Strahlung in Sonnennähe, entstanden sein. Das widerspreche allerdings der Annahme, dass sich der Komet seit seiner Entstehung kaum verändert hat und somit einen Blick in die Gegebenheiten vor Milliarden Jahren ermöglicht. Der erhoffte Zeuge der Entstehung des Sonnensystems leidet gewissermaßen an Amnesie, so Seiferlin. Nicht-Wissenschaft;Erika Pluhar, Markus Meyer, Martin Schwab, Petra Morzé und Otto Schenk wählten und interpretierten für die Sendung "Du holde Kunst" ihre Favoriten. Wien – Rund 180.000 Menschen hören jeden Sonntagmorgen die Ö1-Sendung Du holde Kunst mit ihrer Mischung aus Lyrik und Musik. Im Mai werden ihnen dabei die Lieblingsgedichte prominenter Schauspieler zu Gehör gebracht: Erika Pluhar (1.5.), Markus Meyer (8.5.), Martin Schwab (15.5.), Petra Morzé (22.5.) und Otto Schenk (29.5.) haben dafür ihre Favoriten ausgewählt und interpretiert. Ein gutes Gedicht sei das eindringendste Mittel der Belebung des Gemüts, zitiert Kurt Reissnegger, Leiter von Literatur und Hörspiel bei Ö1, Immanuel Kants Kritik der Urteilskraft. Den Anfang dieser Belebungsversuche unternimmt morgen, Sonntag, Erika Pluhar mit Gedichten von Rainer Maria Rilke, der auch bei vielen ihren Kollegen auf der Leseliste steht. Burgschauspieler Markus Meyer, von der ORF-Hörspiel-Jury zum Schauspieler des Jahres 2015 gekürt und demnächst am Burgtheater in Carlo Goldonis Der Diener zweier Herren zu sehen, hat sich u.a. für Erich Kästner, Bertolt Brecht, Rainer Werner Fassbinder, Mascha Kaléko, Johann Wolfgang von Goethe und Fritz Grünbaum entschieden, während sich Martin Schwab als Kurt Tucholsky-Fan entpuppt. Seine Auswahl umfasst ausschließlich Gedichte des 20. Jahrhunderts, darunter Karl Kraus, Ernst Jandl, Ingeborg Bachmann und Wolf Biermann. Bachmann findet sich neben Rose Ausländer, Christian Morgenstern, Hilde Domin, Hermann Hesse und Hugo von Hofmannsthal auch unter den Lieblingsgedichten von Petra Morzé, deren Auswahl sich zumindest autorenseitig gar nicht so sehr von jener Otto Schenks unterscheidet. Der 85-jährige Publikumsliebling beginnt seine Auswahl mit Bertolt Brechts Gegen Verführung: Lasst Euch nicht verführen / zu Fron und Ausgezehr! Was kann Euch Angst noch rühren? / Ihr sterbt mit allen Tieren / und es kommt nichts nachher. Nicht-Wissenschaft;Behörde forderte Internetprovider auf, einzelnen Artikel zu sperren – Update: Sperre aufgehoben. Die russische Kommunikationsaufsichtsbehörde Roskomnadsor hat die Sperre einer Wikipedia-Seite angeordnet. Grund dafür war ein Artikel über eine Haschisch-Art. Alle Internetprovider wurden aufgefordert, den Zugang zur russischen Version des Artikels für ihre Kunden zu blockieren, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Laut Wikipedia ist es aufgrund der Umsetzung mit einer sicheren HTTPS-Verbindung nicht möglich, nur einzelne Seiten zu blockieren. Deshalb wurde das gesamte Portal für Nutzer in Russland gesperrt. Wikimedia Russland, die Organisation hinter der lokalen Version des Portals, hatte sich zuvor geweigert, einen Artikel über die Haschisch-Variante Charas zu entfernen, in dem auch die Herstellung der Droge erklärt worden sein soll. Im Juni hatte ein Gericht entschieden, dass der Eintrag verbotene Informationen über Drogen enthalte. Eine Bearbeitung und ein Verschieben des Artikels auf eine andere Adresse seien zunächst nicht ausreichend gewesen. In Russland sind seit 2012 Seiten mit Inhalten wie Kinderpornografie, Drogenmissbrauch oder Suizid-Informationen verboten. Die Regierung argumentiert damit, dass man Kinder vor schädlichen Inhalten im Internet schützen wolle. Kritiker halten dagegen, dass durch diese Zensur auch legitime Inhalte unzugänglich werden. Nach Angaben von Wikimedia ist die Seite in der Nacht auf Dienstag bei ersten Providern blockiert worden. Nachdem der Beitrag über Charas, das aus Cannabis-Harz gefertigt wird, nochmals überarbeitet wurde, ließ sich Wikipedia in Russland nun wieder aufrufen. Die Drogenbehörde habe die Änderungen überprüft und grünes Licht gegeben, teilte die Medienaufsicht Roskomnadsor mit. Die Nachricht, dass die Seite über Charas wieder von der schwarzen Liste genommen und der Zugang zu Wikipedia damit wieder frei wurde, sei überraschend eingegangen, schrieb Wikipedias Russland-Chef Stas Kozlovsky auf Twitter. Nicht-Wissenschaft;Welche Rechte Bürger haben, welche Pflichten auf Unternehmen zukommen. Die geplante Datenschutzreform der EU lässt seit Dienstagabend die Wogen hochgehen. Die Rede war von einer Anhebung des Mindestalters zur Nutzung von Diensten wie Facebook auf 16 Jahre – ein Missverständnis, wie sich herausstellte. Die Politik bejubelt die Reform als Durchbruch, immerhin bringt sie eine Vereinheitlichung der Regelungen. Sowohl Datenschützer als auch Unternehmen melden jedoch Kritik an. Die alte Datenschutzrichtlinie stammt aus dem Jahr 1995. Zu diesem Zeitpunkt steckte Mobilfunk noch in den Kinderschuhen, die großen Onlineunternehmen wie Google und Facebook gab es noch nicht. Die Richtlinie war für die neuen Onlinedienste ungeeignet. 2012 hat die Europäische Kommission ein Datenschutzpaket vorgelegt, das die geltenden Vorschriften aktualisieren und ersetzen sollte. Eine Einigung konnte nun am Dienstag erzielt werden. Daran waren das EU-Parlament, der Europäische Rat und die Kommission beteiligt. Das vorgeschlagene Datenschutzpaket besteht aus zwei Teilen: der Datenschutzgrundverordnung und der Richtlinie für Polizei und Strafjustiz. Ersteres soll Nutzern eine bessere Kontrolle ihrer personenbezogenen Daten ermöglichen und einheitliche Regeln für Unternehmen schaffen. Die Richtlinie für Polizei und Justiz hingegen soll die Rechtsvorschriften harmonisieren und betrifft den Datenschutz von Opfern, Zeugen und Verdächtigen bei strafrechtlichen Ermittlungen oder im Strafverfahren, wie es von der Kommission heißt. Dadurch will man auch die grenzübergreifende Zusammenarbeit bei Ermittlungen erleichtern. Die neue Verordnung soll Bürgern mehr Rechte und die Kontrolle über ihre personenbezogenen Daten geben. Nein. Das war ein Missverständnis, dem sowohl Experten als auch Medien (auch DER STANDARD) aufgesessen sind. Die EU-Kommission wollte ein EU-weites Mindestalter von 13 Jahren festlegen, ab dem Jugendliche Onlinedienste wie Facebook und Google ohne Erlaubnis ihrer Erziehungsberechtigten nutzen dürfen. Dagegen wehrten sich jedoch einige Mitgliedsstaaten, die teilweise ein höheres Mindestalter forderten. In Spanien beträgt es 14 Jahre, in den Niederlanden liegt es bei 16 Jahren. Allerdings konnte man sich nicht darauf einigen. So ist es den Mitgliedsstaaten weiterhin erlaubt, das Mindestalter selbst zwischen 13 und 16 Jahren zu wählen. Darüber oder darunter darf es nicht liegen. Für Unternehmen bringt die neue Verordnung mehr Selbstregulierung und neue Verpflichtungen. Im Fall einer Missachtung der neuen Vorgaben drohen harte Strafen. Bislang lagen sie in Österreich bei 25.000 Euro. Die EU-Verordnung hebt die Strafen auf vier Prozent des Jahresumsatzes eines Unternehmens an. Bei großen Konzernen wie Google und Facebook kann das in die Milliardenhöhe gehen. Obwohl die Einigung von vielen Seiten gelobt wird, gibt es an der Neuregelung auch viel Kritik. Juristen monieren, dass sie viele schwammige Formulierungen enthält, die bei Unternehmen zu Rechtsunsicherheit führen werden. Es wird erwartet, dass einige Punkte erst durch den Europäischen Gerichtshof geklärt werden. Da die Verordnung durch nationales Recht umgesetzt werden muss, droht zudem eine Zersplitterung, wenn Länder die Richtlinien unterschiedlich umsetzen. Aus der Branche kommt auch die Kritik, dass die neuen Regeln das Gleichgewicht zwischen dem Schutz der Privatsphäre und den Interessen der Firmen verfehlen. Es wird davor gewarnt, dass sich Investoren von Europa abwenden könnten. Beschlossene Sache ist die Reform noch nicht, aber auf dem besten Weg dorthin. Am Donnerstag wurde das neue Datenschutzpaket bereits im Ausschuss für Bürgerrechte des Europaparlaments angenommen. Anfang 2016 müssen das Europäische Parlament und der Rat die finale Version noch förmlich annehmen. In Kraft tritt die Reform dann zwei Jahre später, also voraussichtlich Anfang 2018. Wissenschaft;Die ISS-Wohneinheit Beam blies sich nur um ein paar Zentimeter auf, der nächste Versuch soll am Freitag erfolgen. Miami/Washington – Die Installation eines experimentellen aufblasbaren Wohnmoduls an der Internationalen Raumstation (ISS) ist vorerst fehlgeschlagen. Das Modul mit dem Namen Bigelow Expandable Activity Module (Beam), das seit April an der Raumstation angekoppelt ist, sollte sich am Donnerstag aufblasen, doch das gelang nur teilweise, teilte die US-Raumfahrtbehörde Nasa mit. Der Versuch wurde nach mehreren Stunden abgebrochen, der nächste soll aber womöglich schon am Freitag folgen. Beam wurde von dem Privatunternehmen Bigelow Aerospace im Auftrag der Nasa zu einem Preis von 18 Millionen Dollar (rund 16 Millionen Euro) entwickelt und wird nun erstmals im All getestet. Nach dem ursprünglichen Zeitplan, der nun zu wackeln scheint, sollten erstmals am kommenden Donnerstag Astronauten in das annähernd kugelförmige Modul hineinschweben. Während des nun erfolgten Tests blies sich das in zusammengefaltetem Zustand 2,1 mal 2,4 Meter große Modul nach Angaben der Nasa jedoch gerade einmal um ein paar Zentimeter auf. Pressluft sollte Beam eigentlich zu einer vier Meter langen und 3,23 Meter breiten Einheit aufpumpen und innen rund 16 Kubikmeter Platz schaffen. Ist das Modul vollständig aufgeblasen, verfestigt sich die 30 Zentimeter dicke Wand und schützt die Besatzung vor den harschen Weltraumbedingungen – das zumindest hofft die Nasa. Ob die Wohneinheit hält, was sich die Techniker bei Bigelow Aerospace von ihr versprechen, und die Astronauten ausreichend gegen die hochintensive Strahlung, die extremen Temperaturschwankungen und kosmische Geschoße wie Weltraummüll und Meteoriten schützen kann, sollen Tests in den kommenden Monaten zeigen. Im Inneren von Beam sind zahlreiche Sensoren installiert, die unter anderem die Strahlung messen. Können die ISS-Astronauten die aktuellen Probleme nicht lösen, ist das Experiment gescheitert, bevor es richtig begonnen hat. Sollten sich Beam und etwaige Nachfolger jedoch als praktikabel erweisen, könnten aufblasbare Module nach Plänen der Nasa in künftigen Jahrzehnten als Wohnräume für Astronauten auf dem Mond oder dem Mars dienen. Ihr großer Vorteil besteht darin, dass sie beim Transport nur wenig Platz brauchen. Nicht-Wissenschaft;Hersteller stellen sich auf unsichere Zeiten ein. Der teure Franken und die Abschwächung der Nachfrage im zunehmend wichtigen Luxus-Markt China machen der Uhren-Industrie zu schaffen. Und dann ist da noch die immer realer werdende Bedrohung durch die Computer-Uhren, die von der Apple Watch angeführt werden. Während eine Branche nach der anderen vom digitalen Wandel überrollt wurde, konnte sich die Uhren-Industrie auf ihrer Messe Baselworld Jahr für Jahr im Glanz ihrer edlen Zeitmesser sonnen. Doch mit der Ruhe ist es in diesem Jahr endgültig vorbei. Allein schon der hohe Kurs des Franken und die wirtschaftlichen Turbulenzen im zunehmend wichtigen Markt China treiben den Managern der Schweizer Uhrenhersteller Sorgenfalten auf die Stirn. Doch noch viel wichtiger ist die neue Konkurrenz der Smartwatches, die von den Industriekapitänen erst belächelt wurden – und nun doch als ernsthafte Bedrohung wahrgenommen wird, auf die man reagieren muss. Dabei wird eine Trennlinie sichtbar: Die superteuren Uhren der Nobelmarken, die zehntausende Euro oder Dollar kosten können, sind nach wie vor ein Markt für sich. In die alltäglichere Preisklasse von 1.000 Euro und weniger fallen hingegen die Computer-Uhren ein. Im vergangenen Weihnachtsgeschäft wurde schließlich ein Meilenstein erreicht: Die Smartwatch-Verkäufe übertrafen Marktforschern zufolge erstmals die Ausfuhren Schweizer Uhrenhersteller. So errechnete die Analysefirma Strategy Analytics, dass im Schlussquartal vergangenen Jahres insgesamt 8,1 Millionen Computer-Uhren verkauft wurden – gut vier Mal so viele wie im Weihnachtsgeschäft 2014. Die Schweizer Hersteller kamen in dem Vierteljahr demnach auf einen Absatz von 7,9 Millionen Uhren nach 8,3 Millionen 2014. Als treibende Kraft für das neue Segment erwies sich die im April gestartete Apple Watch. Der iPhone-Konzern wurde allein im Weihnachtsquartal nach Schätzung der Marktforscher mindestens vier Millionen Computer-Uhren los und um die zwölf Millionen seit Markteinführung. Die aus einer Analyse von Handelskanälen und Zulieferketten errechneten Zahlen sind bisher der einzige Orientierungspunkt: Genauso wie andere Smartwatch-Anbieter macht Apple keine Angaben zu Verkaufszahlen oder Umsatz. Experten gehen aber davon aus, dass der durchschnittliche Preis pro Apple Watch irgendwo in der Nähe von 720 Franken (656 Euro) liegen dürfte, die Schweizer Anbieter im vergangenen Jahr pro Uhr am Handgelenk erzielten. Der gesamte Export der Schweizer Hersteller sank im vergangenen Jahr dabei um 1,6 Prozent auf rund 28,13 Millionen Armbanduhren. Die Erlöse schrumpften noch schneller um 3,6 Prozent auf 20,22 Mrd. Franken (18,4 Mrd. Euro). Die Industrie reagiert – und versucht zugleich, das Hochpreis-Geschäft vom Wandel abzuschirmen. So kündigte Branchenschwergewicht Swatch kurz vor der Baselworld eine Smartwatch-Offensive an, die sich aber zumindest vorerst vor allem bei den Plastik-Modellen der gleichnamigen Marke abspielen soll. Im Jänner brachte der Konzern, zu dem auch Edel-Marken wie Omega, Tissot oder Longines gehören, in China bereits das bis zu 100 Euro teure Modell Swatch Bellamy auf den Markt, mit dem man an Kassen mit NFC-Kartenlesern auch kontaktlos bezahlen kann. Swatch-Chef Nick Hayek beschwor auf der Eröffnungsfeier der CeBIT in Hannover die Innovationskraft seiner Industrie, die selbst bei mechanischen Uhren auf maschinelle Fertigung umstelle und doch den Menschen in den Vordergrund rücke. Es gehe um Emotionen und Leidenschaft, verkündete er – und ließ Politiker auf der Bühne die einfache Smartwatch Touch Zero One von Swatch umlegen und damit angestrengt Schweiz-Fähnchen schwingen. Der Konkurrent TAG Heuer testet hingegen das Wasser im gehobenen Preissegment von 1.500 Dollar (1.349 Euro). Das wichtigste an dem Modell Connected sei, dass es wie eine echte Uhr aussehe, erklärte TAG-Heuer-Chef Jean-Claude Biver. Nicht-Wissenschaft;Athen erhoff sich durch den Verkauf staatlicher Unternehmen 50 Mrd. Euro. Athen – Die Gespräche der Regierung in Athen mit den Gläubigern haben am Dienstag eine wichtige Phase erreicht: Der griechische Finanzminister Euklides Tsakalotos und Wirtschaftsminister Giorgos Stathakis wollten am frühen Nachmittag mit den Experten der Geldgeber das schwierige Thema Privatisierungen erörtern, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus Kreisen der Regierung. Durch den Verkauf staatlicher Unternehmen und Immobilien erhofft sich Athen Einnahmen in Höhe von rund 50 Mrd. Euro. Griechenland soll staatliches Vermögen in einen Fonds übertragen, den das Land unter Aufsicht europäischer Institutionen verwalten soll. Das Tafelsilber soll verkauft werden. Mit einem Teil des Verkaufserlöses sind Schuldenrückzahlungen geplant. Ein anderer Teil soll für die Ankurbelung der griechischen Wirtschaft genutzt werden. Das war beim jüngsten Euro-Gipfel beschlossen worden. Einen Privatisierungsfonds (TAIPED) gibt es in Griechenland seit 2011. Schon damals hatten die Gläubiger – die Europäische Zentralbank (EZB), der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Europäischen Union – auf einen Betrag von 50 Mrd. Euro gehofft. Bisher belaufen sich die Einnahmen aus den Privatisierungen jedoch nur auf etwa drei Mrd. Euro. Wissenschaft;Jerusalem – Israelische Forscher haben untersucht, wie Gewinnen und Verlieren die Ehrlichkeit beeinflusst und eine erstaunliche Beobachtung gemacht: Siege bei Wettbewerben dürften das Gefühl auslösen, einen Anspruch auf größeren Erfolg zu haben, was Gewinner öfter schummeln lässt. Für die Studie im Fachblatt PNAS durchliefen 400 Probanden erst ein Schätzspiel. Beim folgenden Würfeltest wurde geprüft, welche Augenzahl sie sich selbst aufschrieben. Die Gewinner gaben dabei höhere Augenzahlen an, als sie statistisch haben dürften. (red) AbstractPNAS: Winning a competition predicts dishonest behavior New York – Kaiserschnitt-Babys weisen andere Bakterienbesiedelungen auf als vaginal Geborene. Das erhöht ihr Risiko für Asthma oder Immunschwächen. Maria Dominguez-Bello hat mit Kollegen in einer allerdings erst sehr kleinen Studie herausgefunden, dass das Einreiben mit in Vaginalsekret getränktem Mull helfen könnte. Dadurch entwickelten Neugeborene auch bei einem Kaiserschnitt in den ersten Wochen ein natürlicheres Mikrobiom, wie sie in Nature Medicine schreiben. (red) AbstractNature Medicine: Partial restoration of the microbiota of cesarean-born infants via vaginal microbial transfer (3.2.2016) Wissenschaft;Der Spieltheoretiker wurde im Juli 70 Jahre alt und wird nun mit einem zweitägigen Symposium geehrt. Als Mathematiker hätte man ja eigentlich alle Voraussetzungen, mobil zu sein. Man braucht für die Arbeit nur Papier, Bleistift und natürlich sein Hirn zum Nachdenken, scherzt Karl Sigmund über seinen Berufsstand. Wirklich ausgekostet hat das der Mann mit dem markanten Schnurrbart aber nur in ganz jungen Jahren. Da war er etwa am Institut des Hautes Études Scientifiques (IHES) in der Nähe von Paris und an der Hebräischen Universität in Jerusalem. Mit doch verhältnismäßig jungen 29 Jahren wurde er ordentlicher Professor für Mathematik an der Universität Wien – und blieb der Alma Mater bis heute treu. Damit war es vorbei mit der Mobilität der Mathematik, könnte man meinen. Die Berufung war ein absoluter Glücksfall, sagt er heute. Ein zweiter Glücksfall geht übrigens auf das gleiche Jahr zurück: Sigmund heiratete die Historikerin und Autorin Anna Sigmund. Über sie und den gemeinsamen Sohn Willi sagte er nur: Wirklich außergewöhnliche Menschen. So verwurzelt er in all diesen Jahren in Wien auch war: Sigmund blieb geistig äußerst beweglich. Eine Eigenschaft, die von seiner Wissenschaft natürlich gefördert wird, weil viele Methoden und Formeln mehrere Anwendungsmöglichkeiten finden. Das hat mich immer fasziniert: Die Mathematik ist ein Mehrzweckwerkzeug, resümiert er. Und so kam es, dass er sich nach eingehender Beschäftigung mit einem Thema, das manch einen Leser in von Fragezeichen erfülltes Staunen versetzen dürfte, einem neuen, in den 1970er-Jahren geradezu revolutionären Bereich zuwandte: Nach der Ergodentheorie, der Mathematik der statistischen Mechanik, wie Sigmund es erklärt, kam die Biomathematik. Warum der so plötzliche Wechsel des Schwerpunkts innerhalb des Fachs? Sigmund: Wenn ich mich zu lange mit etwas Bestimmtem beschäftige, dann fällt mir irgendwann einmal nichts Neues mehr ein. Beispiel Evolutionstheorie Natürlich gab es auch andere Einflüsse: Der theoretische Chemiker Peter Schuster, später Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW), hatte interessante, für mich damals völlig neue Fragestellungen aufgeworfen. Und musste Sigmund wohl nicht lange überreden, sich ebendiesen zu widmen. Das war damals eine Sensation, diese Fächer zu verknüpfen. Und bis heute wundern sich viele Menschen, was Biologie und Mathematik miteinander zu tun haben. Dabei würden schon ganz einfache Beispiele aus Charles Darwins Evolutionstheorie beweisen, dass das sehr wohl auf Fakten beruht, sagt Sigmund. Je schneller sich ein Verhalten kopieren lässt, desto häufiger wird es, erklärt er. Eine Schlüssellektüre gab es auch: Das egoistische Gen von Richard Dawkins, obwohl die Mathematik darin nur am Rand ein Thema ist. Damit erschloss sich Sigmund ein ganz neues Feld, das damals international erst im Entstehen war: die evolutionäre Spieltheorie. Die Frage, ob in einer Tierart ein Konflikt eskaliert oder nicht, ließ sich doch tatsächlich durch mathematische Modelle beschreiben. Eine Gedankenwelt, die unter anderem in den Arbeiten des theoretischen Biologen John Maynard Smith (1920-2004) ihren Ausgangspunkt hatte, fand in Sigmund einen neugierigen und begeisterten Anhänger. Bei Null angefangen Das Wissen darüber eignete er sich freilich ausschließlich durch die Teilnahme an Kongressen oder die Lektüre von Büchern an, denn in Österreich spielte die Spieltheorie in den 1970er- und 1980er-Jahren keine große Rolle. Da waren vereinzelt Arbeiten an der Universität Wien oder am Institut für Höhere Studien (IHS), aber so etwas wie eine Schule der Spieltheorie gab es damals nicht. Und das, obwohl der gebürtige Österreicher Oskar Morgenstern gemeinsam mit John von Neumann als ihr Begründer gilt. Ein für die österreichische Nachkriegszeit fast schon typisches Versäumnis: Morgenstern flüchtete 1938 vor den Nazis. Damit wurden die grundlegenden Werke in seiner neuen Heimat, den USA, publiziert und wurden in den Wirtschaftswissenschaften übernommen. Sigmund: Es ging – verkürzt gesprochen – um Formeln für menschliches Verhalten. Um Interessenkonflikte. Und unter welchen Bedingungen man sich für Konflikt oder Kooperation entscheiden soll. Indirekte Reziprozität Erst später kamen dann die Anwendung im Tierreich und die Bedeutung für evolutionstheoretische Überlegungen. Welche Rolle spielt die Kooperation dabei? Ein Spieler kratzt einen Mitspieler. Dieser kratzt einen weiteren. In der Sprache der Spieltheoretiker nennt man das indirekte Reziprozität. In diesem Zusammenhang seien noch viele Fragen offen, sagt Sigmund. Weggefährten und Schüler bezeichnen Karl Sigmund als einen der wichtigsten Vertreter dieser Theorie – und als einen der Mitbegründer einer Schule, die mittlerweile einige Mathematiker hervorgebracht hat, die an international renommierten Universitäten auf dieser Basis arbeiten: zum Beispiel Martin Nowak und Christian Hilbe, beide an der Harvard University. Sigmund selbst wehrt derlei Beschreibungen entschieden ab. Peter Schuster und der Mathematiker Josef Hofbauer hätten auch so begonnen, sich damit auseinanderzusetzen. Kurze Pause. Sagen wir so: Ich war dabei. Er sei mit seinen Arbeiten höchstens auf Hügeln gewesen, auf den großen Bergen waren andere, sagt er. Wer? John Nash zum Beispiel, der heuer bei einem Autounfall verstorbene Mathematiker, oder Kurt Gödel, der große Logiker, über den Sigmund schon eine umfassende Ausstellung gestaltete. Es wäre Anmaßung, mich dazuzustellen. Aber man kann die Gipfel auch von unten bewundern. Was für Sigmund immer sehr wichtig war: die Eins-zu-eins-Beziehung zu Kollegen. Die hatte auch eine ganz starke emotionale Komponente. Zum Beispiel zu Martin Nowak, der heute ein Freund ist, auf den er bei einem ersten Vortrag über das Gefangenendilemma, einen Klassiker der Spieltheorie, aufmerksam wurde. Da war im Publikum unter den Studenten ein Kopf, der zu leuchten begann, das war Martin. Wenig später besiegte der Student den Professor mehrfach bei einem Brettspiel. Sigmund: Von da an wusste ich, dass ich mit ihm arbeiten will. Eine Kooperation entstand, aus der zahlreiche von großen Journals wie Nature publizierte Papers hervorgingen. Glückliche Zufälle Dass man sich damals fand und dass Sigmund diese Arbeiten meist mit jungen Mathematikern schrieb, mit denen er gedanklich auf einer Wellenlänge war, bezeichnet er als glücklichen Zufall. Und ergänzt mit einem Augenzwinkern: Dank ihrer musste ich mich nie mit Computerprogrammen beschäftigen, die heute in der Spieltheorie aber ein wichtiges Werkzeug sind. Zu einer zweiten Methode der Erkenntnisgewinnung fand Sigmund allerdings noch weniger Zugang. Ich habe an Experimenten teilgenommen, sogar eines geleitet, aber mein Weg war eher das theoretische Gerüst dazu. Eine Gedankenwelt, für die man eben nur Papier und Bleistift braucht. Sigmund ist also Hochschullehrer und Spieltheoretiker. Da gibt es aber noch einen dritten Beruf, den er seit Jahren verfolgt, den des Wissenschaftshistorikers. Das habe ihn schon als Schüler fasziniert, als er vorerst einmal vor allem für Geometrie eine Leidenschaft einwickelte. Und ich war vermutlich noch keine 20, als ich beschloss, irgendwann einmal ein Buch über den Wiener Kreis, die philosophische Denkschule der 1920er-Jahre, zu schreiben. Heuer ist es schließlich bei Springer herausgekommen:Sie nannten sich Der Wiener Kreis. Die gleichzeitig gemeinsam mit Friedrich Stadler gestaltete Ausstellung zum Thema läuft noch bis 31. Oktober im Hauptgebäude der Universität Wien. Hang zur Philosophie Geistesgrößen wie Moritz Schlick oder Gödel, auch Mitglied des Wiener Kreises, haben es Sigmund eben angetan. Wahrscheinlich hat das auch eine gewisse Logik, denn die Spieltheorie hat eine starke philosophische Komponente. Ein Thema ist dabei häufig: Moral. Und ich habe auch einen Hang zur Philosophie. Das ist für mich eine wichtige Ergänzung. Sigmund wird weiterhin der Uni Wien verbunden bleiben. Am Internationalen Institut für angewandte Systemanalyse (IIASA) ist er ja schon seit 1984 nebenbei aktiv. Immer freitags, weswegen ihn die Wissenschafter in Laxenburg nach dem Vorbild von Daniel Dafoes Robinson Crusoe The Man Friday nannten. Eine nächste Idee für ein Projekt zur Wissenschaftsgeschichte gibt es bereits: Sigmund will einen Dokumentarfilm über Albert Einsteins Spuren in Wien drehen. Und ansonsten nicht daran denken, mit der Mathematik aufzuhören. Das ist ja keine Arbeit, sondern eine Leidenschaft. Nachsatz mit einem Lächeln: Solange ich nicht gaga bin, werde ich natürlich nicht aufhören nachzudenken. Wissenschaft;Physiker untersuchten das Explosionsverhalten von Luftballons systematisch und entdeckten erstaunliche Regelmäßigkeiten. Paris/Wien – Im Labor von Sébastien Moulinet und Mokhtar Adda-Bedia an der Universität Paris Diderot dürfte es einige Zeitlang recht lustig und auch recht laut zugegangen sein. Die beiden Physiker wollten nämlich das Geheimnis lösen, wie Luftballons wirklich zerplatzen – und von welchen Faktoren das Explosionsverhalten abhängt. Angeregt wurde Moulinet durch Fotos eines platzenden Ballons, die mit einer Hochgeschwindigkeitskamera aufgenommen worden waren. Sie zeigten nicht nur einen Riss in der Ballonhaut, sondern ein regelmäßiges Muster an Rissen. Doch warum reißen die meisten Luftballons nur an einer Stelle, sodass meist ein Gummifetzen bleibt? Die beiden Forscher gingen diesem Rätsel mittels Experimenten auf den Grund. Und die Ergebnisse waren interessant genug, dass sie im renommierten Fachmagazin Physical Review Letters veröffentlicht wurden – nicht zuletzt wohl auch deshalb, weil die neuen Erkenntnisse der Materialforschung helfen könnten, Reißprozesse anderer Materialien besser zu verstehen. Ihre Versuchsanordnung sah vor, dass eine dünne Gummimembran über ein Gasventil gespannt und von diesem aufgeblasen wird. Über dem sich aufblähenden Luftballon wurde eine scharfe Klinge befestigt – und zwar in verschiedenen Abständen. Damit konnten die Forscher überprüfen, wie der Ballon unter unterschiedlichen Druckverhältnissen platze – jeweils aufgenommen von einer Hochgeschwindigkeitskamera mit bis zu 60.000 Bildern pro Sekunde. Das erstaunliche Resultat bei den Forschungen mit Knalleffekt: Luftballons platzen ausschließlich auf zwei Arten: Entweder wird die Gummihaut nur durch einen großen Riss zerstört, was zu einem Fetzen führt, der übrig bleibt. Oder der ursprüngliche Riss verzweigt sich mit einer Geschwindigkeit von rund 570 Metern pro Sekunde in weitere, meist regelmäßige Risse. Übrig bleibt eine Ballonleiche in Form vieler kleiner Fetzen. Welche Alternative das Ende des Luftballons besiegelt, schien auf den ersten Blick vom Luftdruck innerhalb der Hülle abzuhängen: Bei geringem Druck bildet sich nur ein großer Riss. Bei einem voll aufgeblasenen Ballon mit entsprechend straff gespannter Gummihaut hingegen breitet sich der einzelne Riss nicht schnell genug aus, um die Spannungen abzubauen: Er ist instabil und beginnt sich baumartig zu verzweigen. Weitere Experimente zeigten dann freilich, dass es nicht der Druck im Inneren des Ballons ist, sondern die Spannung der Gummihaut. Dementsprechend kommt es auch auf die Dicke der Gummihaut und die Biegung des Materials an, ob das Reißverhalten komplex wird oder nicht. Wissenschaft;Sentinel-3A auch mit österreichischer Technologie ausgerüstet. Wien – Am Dienstagabend ist der Umwelt-Satellit Sentinel-3A mit einer Rockot-Trägerrakete vom Kosmodrom Plessezk in Nordrussland Richtung All gestartet. Aus rund 800 Kilometern Höhe soll er regelmäßig und global die Ozeane im Blick haben und die Temperatur sowie das Ansteigen des Meeresspiegels messen. Sentinel-3A (englisch für: Wächter) ist der dritte Satellite aus dem europäischen Copernicus-Programm zur Erdbeobachtung. Weitere Satelliten sollen folgen. Dazu zählt im nächsten Jahr 2017 ein zweiter, baugleicher Sentinel-3B. Die Vorhersage- und Klimadaten nutzen hauptsächlich Politiker, Unternehmer, Wissenschafter und die Landwirtschaft. Bis 2021 sollen insgesamt zehn Sentinel-Satelliten um die Erde kreisen. 2014 wurde mit Sentinel-1A der erste davon gestartet, im Vorjahr folgte Sentinel-2A. Das Programm Copernicus ist eine Initiative der EU, der Europäischen Raumfahrtagentur ESA und der Europäischen Organisation für meteorologische Satelliten EUMETSAT. Damit soll nach den Missionen ERS-1, ERS-2 und ENVISAT die kontinuierliche Umweltbeobachtung fortgesetzt werden. Die Sentinel-Flotte überwacht Land- und Meeresoberflächen, beobachtet Klimaveränderungen und Veränderungen in der Flächennutzung. Die öffentlich zugänglichen Daten der Satelliten stehen aber nicht nur für die Wissenschaft, sondern auch für wirtschaftliche Anwendungen in der Land- und Forstwirtschaft, Raum-und Städteplanung oder für das Katastrophen-Management zur Verfügung. Die zwei baugleichen Sentinel-3-Satelliten (Sentinel-3B soll 2017 starten) werden Temperatur, Farbe und Höhe der Meeresoberflächen sowie die Dicke von Meereis messen und damit u.a. Veränderungen des Meeresspiegels, Meeresverschmutzung und biologische Produktivität überwachen. So können etwa für die Seefahrt der Zustand der Meeresoberfläche genau vorhergesagt werden. Aus der Beobachtung der Landfläche sollen Aussagen über die Landnutzung, den Zustand der Vegetation oder die Pegelstände von Flüssen und Seen getroffen und etwa Flächenbrände überwacht werden können. Der Satellit wurde von einem Konsortium aus rund 100 Unternehmen unter der Federführung von Thales Alenia Space aus Frankreich entworfen und gebaut. Von RUAG Space Österreich, der größten heimischen Firma im Bereich Weltraumtechnik, stammen – wie schon für Sentinel-2A – die GPS-Navigationsempfänger zur genauen Positionierung des Satelliten im All, die Schnittstellenelektronik für den Zentralcomputer und das gesamte Thermalsystem für einen geregelten Temperaturhaushalt des Satelliten. Zudem lieferte RUAG Space Österreich das Hochfrequenz-Testsystem des Höhenmessradars und Siemens Österreich Softwaretestgeräte. Zahlreiche österreichische Unternehmen und Forschungseinrichtungen nutzen bereits die Sentinel-Daten. Wissenschaft;Britische Forscher wollen in nur mäßig erhaltenen Knochen Kollagen und sogar rote Blutkörperchen entdeckt haben.. London/Wien - Um sich ein einigermaßen stimmiges Bild davon zu machen, wie Dinosaurier ausgesehen haben, bleibt den Paläontologen nach all den Jahrmillionen nicht mehr viel, mit dem sie heute arbeiten können. Rekonstruktionen basieren in der Regel auf schlecht erhaltenen fossilen Knochen. Ob die Urzeitechsen beispielsweise womöglich eine bunte Farbenpracht zur Schau trugen, bleibt noch immer weitgehend der Fantasie der Wissenschaftsillustratoren überlassen. Noch weniger zuverlässig erweist sich in dieser Hinsicht Hollywood: Der nun angelaufene vierte Teil der Dino-Saga Jurassic Park setzt immer noch auf kahle Geschöpfe, obwohl sich seit einigen Jahren in der Fachwelt allmählich die Vorstellung von gefiederten Riesen durchsetzte. Vermutlich befürchteten die Macher von Jurassic World, dass flauschige Räuber nicht furchterregend genug wirken könnten. Wichtige Hinweise auf Erscheinungsbild und Lebensweise der Dinosaurier könnten freilich organische Überreste liefern. Doch diese waren Forschern erst in seltenen Ausnahmefällen anhand von außerordentlich gut erhaltenen Fossilien zugänglich. Schuld daran ist der Umstand, dass Proteine im Normalfall innerhalb von vier Millionen Jahren bis zur Unkenntlichkeit zerfallen. Umso überraschender kommt daher eine nun von britischen Wissenschaftern im Fachjournal Nature Communications vorgestellte Entdeckung: Die Forscher um Sergio Bertazzo und Susannah Maidment vom Imperial College in London konnten in acht rund 75 Millionen Jahre alten Dinosaurierknochen biologische Spuren nachweisen, die sie als Blutzellen und Kollagenfasern interpretieren. Das Besondere an dem Fund: Die Knochen, aus denen die organischen Reste geborgen wurden, befinden sich in einem reichlich dürftigen Erhaltungszustand. Die Rippen, Hüft- und Beinknochen wurden vor etwa zehn Jahren in Kanada ausgegraben und lagerten seither in der Sternberg and Cutler Collection des Londoner Natural History Museum. Wie schlecht der Konservierungsgrad der Fossilien war, zeigt die Tatsache, dass sich an ihnen nicht mehr feststellen lässt, welcher Spezies die Gebeine einst gehörten. Für Bertazzo und sein Team als besonders ergiebig erwies sich eine Klaue: Mithilfe eines Ionenstrahls extrahierten die Forscher daraus auf besonders materialschonende Weise Proben, die sie im Anschluss genauer unter die Lupe nahmen. Der Einsatz eines Massenspektrometers brachte schließlich das zutage, was unter den gegebenen Umständen schon längst hätte verschwunden sein müssen: Proteine. Konkret fanden die Forscher kleine rundliche Strukturen mit einem dichteren Kern, die frappierend an rote Blutkörperchen moderner Emus erinnern. Außerdem zeigten die mikroskopischen Aufnahmen stäbchenartige Formen. Diese interpretierten die Wissenschafter als mögliche Kollagenfasern. Dennoch bleibt Bertazzo vorsichtig: Wir müssen noch weitere Untersuchungen durchführen, um unsere Entdeckungen zu bestätigen. Die potenziellen Gewebereste nähren die Hoffnung, dass sich auch in vielen anderen in Museen gelagerten Dinosaurierknochen noch biologisches Material finden lässt. Ein mögliches zukünftiges Jurassic-World-Szenario lässt sich aus den Ergebnissen der britischen Wissenschafter allerdings nicht ableiten: DNA-Spuren konnten die Forscher in den Proben nämlich keine entdecken. Nicht-Wissenschaft;Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi in Peking. Peking – In der Großen Halle des Volkes umwarb der chinesische Präsident Xi Jinping die aus Burma (Myanmar) kommende Menschenrechtsaktivistin Aung San Suu Kyi, mit der Peking noch vor wenigen Jahren nichts zu tun haben wollte. Es war ein ungewöhnliches Treffen zwischen dem absolute Macht ausstrahlenden Xi und der zierlichen Oppositionspolitikerin aus dem Nachbarland. Die Botschaft: Xi setzt auf die 69-Jährige und wünscht sich ihre politische Freundschaft. Internet-Blogs, die den Besuch zum Anlass nahmen, um eine Amnestie für den seit sieben Jahren inhaftierten Friedensnobelpreisträger Liu Xiaobo zu fordern, wurden jedoch zensiert. Nachrichten des in Peking empfangbaren BBC-Fernsehens wurden sofort ausgeblendet, als sie meldeten, dass Suu Kyi sich für Bürgerrechtler Liu einsetzen könnte. Der Bildschirm wurde jedes Mal schwarz. Am Ende bestimmte reine Realpolitik, dass Pekings autoritäre Parteiführer und Suu Kyi aufeinander zugehen wollen. Chinas Führer wissen, dass die Oppositionspolitikerin mit ihrer Demokratischen Union bei den Wahlen in Burma im November als aussichtsreiche Kandidatin gilt. Jahrzehntelang hatte Peking kein gutes Wort für sie übrig und unterstützte das Militärregime, während sie 15 Jahre lang im Hausarrest saß. Auch nach ihrer Freilassung 2010 durfte in China nicht über sie gesprochen werden. 2011 verbot die Zensur gar den französischen Spielfilm The Lady von Luc Besson. Der Aung San Suu Kyi preisende Film sei schädlich für Chinas politische Kultur. China hat jedoch gute Gründe, um die Beziehungen zu Burma zu verbessern und dabei um die Hilfe von Suu Kyi zu werben. Peking hatte im Verein mit den früheren Militärmachthabern in zahlreiche Wirtschaftsprojekte investiert. Sie stehen nun auf dem Prüfstand, darunter auch der Bau einer Ölpipeline. Geopolitisch wurde Burma für China zum Landkorridor mit Zugang zum Indischen Ozean. All das geht zurück auf die alte Diktatur. Seit 2012 nähert sich Burma jedoch den USA an - ein Alarmsignal für Peking. Auch Suu Kyi hat ein Motiv, sich zu arrangieren. Wenn sie zu Hause ihre Wahlen gewinnen will, muss sie einen Plan haben, wie sie mit Peking zusammenarbeiten kann - ob sie dessen Führer nun mag oder nicht. Das Verhältnis von Burma und China könne nicht wie das eines Ehepaares sein, erklärte die Politikerin pragmatisch: Eheleute könnten sich jederzeit scheiden lassen, Burma und China blieben jedoch Nachbarländer, was immer sie tun. Also warum nicht das Beste daraus machen? (Johnny Erling aus Peking, 12.6.2015) Nicht-Wissenschaft;Der Baulöwe und Multimillionär will US-Präsident werden. Obwohl er kaum Chancen hat, wird er sehr präsent sein. Donald Trump schwebte über die Rolltreppe im Trump Tower in New York zu seinem Rednerpult, wo der 69-jährige Industriemagnat am Dienstag bekanntgab, für die Republikaner bei der US-Präsidentenwahl 2016 kandidieren zu wollen. Trump hatte schon seit 2010 mehrfach angekündigt, ein Antreten zu überlegen. Bisher war es allerdings bei Andeutungen geblieben. Nicht so dieses Mal: Trump ließ in seiner Rede wissen, dass er dieses Land wieder großartig machen werde. Seine weiteren Aussagen betrafen die Einwanderung: Er wolle eine Mauer an der Grenze zu Mexiko bauen. Zum Islamischen Staat sagte er: Es gebe niemanden, der härter gegen den IS vorgehen werde als Donald Trump. Und die Finanzen: Er braucht niemandes Geld. Das sei nett. Er sei richtig reich. Nun werden die Chancen Trumps, tatsächlich Kandidat der Republikaner zu werden, als eher gering eingeschätzt. Dennoch wird er einer der sichtbarsten Kandidaten im Wahlkampf sein. Trump ist nicht nur ein erfolgreicher Geschäftsmann, sondern hält auch gern sein Gesicht in Kameras. In der Reality-TV-Show The Apprentice suchte er publikumswirksam einen Lehrling. Trump ist nicht nur Hauptdarsteller, sondern auch Produzent der Show. 2012 landete er auf Platz 14 der Forbes Celebrity List. Trump ist prominent – und das spielt im Wahlkampf eine Rolle. The NY Daily News warmly welcomes Donald Trump to the Presidential race pic.twitter.com/fR7dXVXy3S Trumps Kandidatur sei schrecklich für die Politik, urteilte die Washington Post. Und zwar, weil es unmöglich sei, Trump zu ignorieren. Seine Bekanntheit wird dafür sorgen, dass er bei der vom TV-Sender Fox ausgerichteten Debatte auf der Bühne steht. Nur die zehn in Umfragen stärksten republikanischen Kandidaten dürfen bei Fox auf Sendung gehen. Mehr Kandidaten würde die Diskussion nicht aushalten, hatte der Sender angesichts der Kandidatenfülle der Republikaner entschieden. Trump würde sich bei dieser Diskussion wohl kaum an die Regel halten, realistische Politikvorschläge einzubringen und nicht zu lügen – all das garantiere, dass er Teil der medialen Erzählung dieser Debatte wird. Trump sei damit so etwas wie der Autounfall-Kandidat: Man weiß, man sollte nicht hinsehen, und tut es trotzdem. Allerdings entspricht nicht nur in den Augen der Post die mediale Präsenz Trumps bei weitem nicht seinem politischen Gewicht: Trump sei unterhaltsam, aber eben kein guter Politiker. Die Nachrichtenwebsite Politico nennt aber auch andere Faktoren, warum Trump den weiteren republikanischen Kandidaten Kopfzerbrechen bereiten könnte. Trump hat Geld – und zwar ziemlich viel davon. Wie viel genau, darüber wird heftig spekuliert. Sicher scheint, dass es sich um mehrere Milliarden Dollar handelt – machen sagen, vier, andere sagen, neun. Er kann es sich jedenfalls leisten, die mühseligen Termine zum Geldeintreiben, die andere Kandidaten absolvieren müssen, aus dem Terminkalender zu streichen. Das lässt ihm mehr Zeit, sich auf wichtigere Auftritte zu konzentrieren. Außerdem: Die Erwartungen, die an Trump gestellt werden, sind so gering, dass es schwer wird, sie nicht zu übertreffen. Wähler hätten zudem, schreibt Politico, eine Schwäche für etwas abseitige Kandidaten. Auch etwaige Angriffe seiner Parteikollegen wären schwierig. Sollte Trump sich von den Konservativen abwenden und eine eigene Partei gründen oder zumindest finanzieren, könnte das die Gewinnaussichten der Republikaner bis zur Chancenlosigkeit verringern. Nicht-Wissenschaft;'Die geplante Kontrolle des Verfassungsschutzes "ist keine Lösung", sagt Reinhard Kreissl. Wien – Geheimdienstler in der Datenflut, Polizisten, die den Job von Verfassungsschützern machen: Das geplante österreichische Staatsschutzgesetz löse die Probleme nicht, sagt Kriminalsoziologe Reinhard Kreissl (63) im STANDARD-Interview. Der Soziologe und Publizist gründete 2015 das Vienna Center for Social Security. Er fordert, eine Debatte darüber zu führen, was man dem Verfassungsschutz erlauben will. STANDARD: Vor wenigen Tagen wurde das neue österreichische Staatsschutzgesetz im Ministerrat beschlossen; im Herbst soll es ins Parlament kommen. Richter, Rechtsanwälte, Grüne, Neos üben an den geplanten Bestimmungen massive Kritik, vor allem aufgrund eines, wie es heißt, Mangels an öffentlicher Kontrolle. Wie sehen Sie das? Kreissl: Im Prinzip teile ich die Kritik, denn ich meine, dass jede Art von Datensammeln als Eingriff in persönliche Freiheitsrechte richterlicher Kontrolle unterliegen muss. Dafür zu sorgen gehört zu den vornehmsten Aufgaben des Parlaments. Die laut Staatsschutzgesetz vorgesehene Kontrolle des Verfassungsschutzes durch den Rechtsschutzbeauftragten ist keine Lösung. STANDARD: Warum? Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) meint, Beschwerden beim Rechtsschutzbeauftragten seien für ausgespähte Bürger sogar effektiver als bei einem Richter. Kreissl: Das ist ein vorgeschobenes Argument. Der Rechtsschutzbeauftragte verfügt über viel zu wenig Ressourcen. Und ist es demokratiepolitisch problematisch, einen Rechtsschutz im Innenministerium anzusiedeln, wo auch der Verfassungsschutz ressortiert. STANDARD: Laut Staatsschutzgesetz sollen die Kompetenzen der Verfassungsschützer, Daten zu sammeln und zu ermitteln, stark ausgeweitet werden. Ist das angesichts der aktuellen Gefährdungslage wirklich nötig? Kreissl: Ach wissen Sie, die Gefährdungslage, das ist so eine Rhetorik ... Es gibt sie, seit menschliche Gesellschaften existieren. Einmal ist es die Mafia, dann der Terrorismus, dann der Islamismus. Das ist eine Dauererregung. Und es ist der Modus Operandi der Verfassungsschützer, um darzustellen, dass man sie braucht. STANDARD: Allgemein heißt es, der islamistische Terrorismus sei global vernetzt und nutze die neuesten technischen Möglichkeiten. Muss der Verfassungsschutz da nicht nachziehen? Kreissl: Betrachten wir es historisch: Der Verfassungsschutz hat immer schon alles ausgespäht, was es auszuspähen gab. Das war in den Tagen der guten alten Post so, in Zeiten des Telefons und des Fax. Jetzt ist der Appetit der Nachrichtendienste auf Daten aus dem Internet und von Handys groß. Er steigt mit neuen technischen Möglichkeiten. Statt uns darüber zu erregen, sollten wir eine Debatte führen: Was wollen wir dem Verfassungsschutz erlauben? STANDARD: Was sollen wir ihm erlauben? Kreissl: Wir sollten zum Beispiel darüber nachdenken, dass schon jetzt keineswegs zu wenig, sondern viel zu viele Daten gesammelt werden. Denken Sie an die großen Terroranschläge seit 9/11. Jedes Mal hieß es, die Täter seien im Visier des Verfassungsschutzes gewesen. Es gab also Erkenntnisse, das Problem war nur, mit ihnen richtig umzugehen. Hier weist auch das geplante Staatsschutzgesetz keinen neuen Weg. STANDARD: Warum? Kreissl: Weil es den Verfassungsschützern vor allem ermöglicht, an noch mehr Daten zu kommen, was mit Kriminalisierungsgefahren bis hin zu Karikaturisten einhergeht, weil etwa auch gegen eine Herabwürdigung staatlicher Symbole als möglichen verfassungsgefährdenden Angriff eingeschritten werden kann. Dabei geht der Datenhunger der Geheimdienste völlig am Problem vorbei. Vielmehr müsste in die interne Fähigkeit der Apparate investiert werden, mit dem, was die Geheimdienste wissen, sinnvoll umzugehen – etwa durch Schulungen und neue Technik. Ein funktionierender Verfassungsschutz ist ein Frühwarnsystem der Gesellschaft. Die Aufgabe, zuzugreifen, wenn eine Gefahr existiert, kommt anderen zu: der Polizei nämlich. STANDARD: Polizei und Verfassungsschutz sollen in Österreich aber organisatorisch keineswegs getrennt werden. Vielmehr ressortiert der Verfassungsschutz laut geplantem Gesetz bei der Generaldirektion für die öffentliche Sicherheit. Ein falscher Weg? Kreissl: Ja, denn damit werden Diagnoseerstellung und polizeilicher Zugriff wieder nicht klar unterschieden. Die Polizei behält Zugriffsmöglichkeiten, die über ihre eigentlichen Kompetenzen hinausgehen: Ich möchte, dass die Polizei einschreitet, wenn bei mir eingebrochen wurde -, aber nicht, dass Polizisten, weil es Hinweise gibt, dass in meine Wohnung eingebrochen werden könnte, alle Passanten kontrollieren. STANDARD: Was schlagen Sie stattdessen vor? Kreissl: Österreich könnte sich am Schweizer Modell orientieren. Dort arbeitet der Verfassungsschutz völlig von der Polizei getrennt – ist aber in Austausch mit ihr. Der Nachrichtendienst informiert die Polizei über Diagnosen, zum Beispiel über als gefährlich eingeschätzte Islamisten. Er überantwortet sie der Polizei. Solch klar getrennte Aufgabenstellungen würden auch Österreich guttun. Es wäre eine saubere Lösung, die den Verdacht ausräumt, im Innenministerium würde ohnehin immer nur gemauschelt.' Nicht-Wissenschaft;Er folgt Eva Pölzl nach, die Moderatorin des neuen Frühstücksfernsehens im ORF wird. Wien – Ab 8. April wird Alfons Haider das Regionalmagazin Österreich Blick auf R9 moderieren. Er folgt damit Eva Pölzl nach, die wie berichtet Moderatorin des neuen ORF-Frühstücksfernsehens Guten Morgen Österreich wird. Haider wird die Zuschauer jeden Freitag um 20.00 Uhr sowie samstags und sonntags jeweils um 10.00 Uhr als neuer Anchorman durch das Magazin führen. Neben seiner neuen Aufgabe bleibe Haider auch im ORF engagiert und werde weiter Opernball und Starnächte moderieren,. Wir sind sehr glücklich mit Alfons Haider. Er steht für das Österreich von heute und morgen, vor Ort, kritisch, jedoch warmherzig, engagiert und unnachgiebig, meinte R9-Geschäftsführer Marcin Kotlowski. Österreichs Stärke sind seine vielseitigen Regionen. Das gilt auch für deren Regional-Privat-Fernsehsender, die uns auf R9 einen interessanten Wohlfühl-ÖsterreichBlick zeigen. Es ist schön dabei zu sein, so Haider. Der R9-Verbund, dem die Lokalsender W24, Schau TV, LT1, N1, KT1, Tirol TV, Ländle TV, Kanal 3 und RTS angehören, wird zudem vom RTL-Werbezeitenvermarkter IP Österreich vermarktet. Nicht-Wissenschaft;Faymann verpasst Klub-Reise wegen Solo-Auftritts bei "Im Zentrum". Wien/Saalfelden – Der SPÖ-Parlamentsklub macht sich erstmals seit längerem wieder auf eine größere Reise. Saalfelden ist das Ziel der Frühjahrsklausur, die von Samstag bis Dienstag in Szene geht. Während Präsidentschaftskandidat Rudolf Hundstorfer (SPÖ) bei seinen roten Parlamentsfreunden vorbeischaut, lässt Kanzler Faymann die Tagung aus. Der Grund für die Absenz des SPÖ-Chefs ist sein umstrittener Solo-Auftritt in der ORF-Sendung Im Zentrum Sonntagabend. Ursprünglich war vorgesehen gewesen, dass der Regierungschef zu diesem Zeitpunkt an einem Abendessen im Rahmen der Klausur teilnimmt und am Tag darauf ein Referat hält. Nunmehr wurde das Programm um Faymanns Rede abgespeckt. Zu Wort kommen hingegen wie geplant neben Klubchef Andreas Schieder noch Sozialminister Alois Stöger (SPÖ) und Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (SPÖ). Dass gerade diese beiden Ressortchefs ausgewählt wurden, hängt mit dem Generalthema der Tagung zusammen, das lautet: Arbeit.Wachstum.Sicherheit. Aus Verantwortung für unser Land. Neben den inhaltlichen Schwerpunkten bemühen sich die SPÖ-Parlamentarier, ihrem Präsidentschaftskandidaten den Weg in die Hofburg leichter zu machen. Organisiert wurden gleich zwei Veranstaltungen. Sonntagfrüh werden gemeinsam die Gletscherbahnen Kaprun besucht, am Nachmittag findet dann am Hauptplatz von Saalfelden eine Veranstaltung der SPÖ Pinzgau zu Ehren Hundstorfers statt. Wissenschaft;Forscher mahnen mehr Schutz und Aufmerksamkeit für nördliche Wälder an. Laxenburg – Boreale Nadelwälder machen knapp ein Drittel der von Bäumen bedeckten Gebiete auf der Erde aus und speichern mindestens genau so viel Kohlenstoff wie tropische Regenwälder. Sie geraten jedoch durch den Klimawandel zunehmend unter Druck und brauchen mehr Schutz, berichtet ein Forschungsteam mit heimischer Beteiligung im Fachblatt Science. Die borealen Wälder könnten in diesem Jahrhundert an einem Wendepunkt angelangen, erklärte Anatoly Shvidenko vom Internationalen Institut für Angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg bei Wien. Es könne nämlich passieren, dass sie vom Netto-CO2-Speicher zu einer bedeutenden Quelle des Treibhausgases werden. Die borealen Nadelwälder erstrecken sich über die nördlichsten Regionen von Kanada, Russland, Alaska und Skandinavien. Sie spielen für das globale Klima eine große Rolle, weil sie enorme Mengen an CO2 aus der Atmosphäre aufnehmen. Nach Schätzungen speichern sie mindestens 32 Prozent des weltweit vorhandenen Kohlenstoffes, und zwar nicht nur in den Bäumen, sondern auch im Permafrostboden. Außerdem beherbergen sie eine Fülle von Pflanzen-, Tier und Pilzarten. Diese nördlichen Wälder sind jedoch eines der vom Klimawandel am meisten betroffenen Ökosysteme der Erde, so die Forscher. Bei einer globalen Erwärmung um vier Grad Celsius würde es dort sogar um bis zu elf Grad wärmer. Die Klimazonen verschieben sich laut Studien in diesem Bereich zehnmal schneller Richtung Norden als die Baumpopulationen wandern können, erklärten sie. Schon jetzt würden die wärmeren Temperaturen und stärkere Trockenheit zu vermehrten Waldbränden und stärkerem Insektenbefall führen. Die zunehmende Industrialisierung und Verschmutzung von Boden, Wasser und Luft verstärken den Stress für diese Wälder, so die Wissenschafter. Aufgrund von Nährstoffverlusten drohten Waldgebiete auszuhagern und zu Gras- und Buschland zu verkommen. Taut der Dauerfrostboden auf, betrifft das nicht nur den globalen Wasserhaushalt: Es würden auch riesige Mengen an CO2 und Methan freigesetzt. Die Forscher plädieren in dem Artikel dafür, dem borealen Wald auf politischer Ebene mehr Aufmerksamkeit und Schutz zu widmen. Sie schlagen etwa lokale Aufforstungen vor, fordern besser verteilte Schutzgebiete, ein aufmerksames Beobachten von möglichen Veränderungen und nachhaltigere Waldbewirtschaftung. Wissenschaft;Im Konrad-Lorenz-Institut in Klosterneuburg wird theoretische Biologie erörtert. Johannes Jäger ist seit kurzem der Direktor. Wien – Es waren schon die späten 1970er-Jahre, als der österreichische Verhaltensforscher und Nobelpreisträger Konrad Lorenz in seiner Villa in Altenberg mit dem Meeresbiologen Rupert Riedl Gesprächsrunden veranstaltete. Mit dabei war Gerd Müller, heute theoretischer Biologe an der Uni Wien und Vorstandspräsident des Konrad-Lorenz-Instituts für Evolutions- und Kognitionsforschung (KLI). Man diskutierte buchstäblich über Gott und die Welt. Es wurden Weltanschauungen ausgetauscht. Lorenz entwickelte seine evolutionäre Erkenntnistheorie. Er hielt tierisches Verhalten für vorbestimmt durch Gene, Riedl war der Ansicht, dass man die Evolutionsbiologie auch anwenden könnte, um Erklärungen für gesellschaftliche Entwicklungen zu finden. Viele dieser Ideen gelten heute als überholt, die Diskussionen waren aber Anlass für eine Institutsgründung. Riedl hob 1990, ein Jahr nach Lorenz Tod, das KLI aus der Taufe, eine Denkwerkstatt für theoretische Fragen in der Biologie. Hier beschäftigt man sich mit der Frage, was das Leben denn eigentlich überhaupt ist. Die Basisfinanzierung erhält das Institut von einer Privatstiftung, die vollständig unabhängig ist von der Familie Lorenz. Doktoranden und Postdocs sind eingeladen, sich um ein Fellowship zu bewerben. STANDARD: Die Uni Salzburg hat Konrad Lorenz im Dezember 2015 posthum ein Doktorat aberkannt. Stand der Name Ihres Instituts jemals zur Debatte? Johannes Jäger: Nein. Der Name Konrad Lorenz reflektiert ja die Geschichte des Instituts. Eine Namensänderung würde in diesem Fall sicher nicht zur Vergangenheitsbewältigung beitragen, an der das Institut maßgeblich beteiligt war. Unsere Archive wurden intensiv genutzt für die Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit von Lorenz. STANDARD: Die Uni argumentierte, Lorenz habe die aktive Mitgestaltung oder Verbreitung nationalsozialistischer Ideologie verschwiegen. Hat man in Salzburg richtig oder falsch gehandelt? Jäger: Es ist nicht an uns, die Entscheidungen anderer akademischer Institutionen zu kommentieren. Konrad Lorenz war durchaus widersprüchlich. Er hat die Theorie vertreten, dass Menschen, wenn es ihnen zu gut geht, genetisch und moralisch degenerieren. Er hat da aus dem, was er für wissenschaftliche Gründe hielt, einen moralischen Verfall angeprangert. Das war nicht rassistisch im eigentlichen Sinn. Andererseits sprach er aber auch von der Aussonderung kranken Erbmaterials zur Erhaltung der Zivilisation. Das ist Eugenik, wie sie zwar gang und gäbe war in den Dreißigerjahren, aber auch im Nationalsozialismus praktiziert wurde. Lorenz war wohl eher ein Opportunist. Er war aber auch ein in seiner Zeit hervorragender Wissenschafter und Denker. STANDARD: Haben diese Ideen von Lorenz heute noch Geltung? Jäger: Er hat einzelnen Genen eine zu starke Wirkung zugeschrieben. Man weiß mittlerweile, dass Gene mit anderen Genen und mit der Umwelt interagieren und nur so Verhaltensmuster entstehen können. Das sind komplexe Netzwerke, über die wir noch recht wenig wissen. Wir wissen über einzelne Gene Bescheid, aber noch fast nichts darüber, wie sie einander ein- oder ausschalten während der Entwicklung des Organismus. Das Problem ist, dass man, wenn mehr als zwei bis drei Faktoren auf komplexe Art und Weise zusammenwirken, nichts mehr vorhersagen kann. Das KLI beschäftigt sich mit solchen Fragestellungen. STANDARD: Aber es gibt monogenetische Erkrankungen? Jäger: Eines der seltenen Beispiele ist der Veitstanz, also Chorea Huntington. Verstärkte Muskelbewegungen sind hier erste Krankheitssymptome. Wenn man einen Defekt eines bestimmten Gens entdeckt, kann man vorhersagen, dass diese Krankheit sicher ab dem 60. Geburtstag auftritt. Bei Phänotypen, wo mehrere Gene und die Umwelt einen Einfluss haben, ist dies nicht mehr so einfach. STANDARD: Sie selbst haben in den vergangenen Jahren evolutionsbiologische Entwicklungen von Fliegen im Labor studiert. Sie sind seit einem halben Jahr wissenschaftlicher Leiter des Konrad-Lorenz-Instituts und arbeiten daher ausschließlich theoretisch. Ist das nicht ein harter Schnitt in ihrer Biografie? Jäger: Die Jahre im Labor waren sehr spannend, haben aber auch viel Energie gekostet. Es war nämlich auch eine von Unsicherheiten geprägte Zeit, obwohl das Centre for Genomic Regulation (CRG) in Barcelona, meine letzte Arbeitsstätte vor dem Wechsel nach Österreich, eine recht solide Finanzierung hatte. Die Unsicherheiten entstanden durch die Projektfinanzierung und die Karriereentwicklung, die man an diesem Institut genauso wie an der Max-Planck-Gesellschaft und anderen renommierten wissenschaftlichen Institutionen verfolgt. Nach dem Postdoc gibt es eine Fünf-Jahres-Befristung für die Gruppenleiter. Da herrscht enormer Erfolgszwang, die Leute müssen so viel wie möglich publizieren und kommen aus dem Antragschreiben kaum mehr heraus. Das macht viele Wissenschafter kaputt. STANDARD: Wünschen Sie sich die alten Zeiten wieder zurück? Jäger: Nein. Die früher übliche Gangart, mit genügend Sitzfleisch und Beziehungen zu einer Fixanstellung zu kommen, hat nichts in einem modernen Wissenschaftsbetrieb verloren. Aber es müsste auch einen Mittelweg zwischen diesen Extremen geben, um den Produktionswahn in der Wissenschaft auf ein normales Level zu bringen. Ich sehe das KLI als einen Ort, wo Fellows für eine bestimmte Zeit Pause machen können von diesem akademischen Alltag und finanziert werden, um ungestört neue Ideen für wissenschaftliches Arbeiten zu haben. Die einzige Vorgabe: Es muss sich um theoretische Fragen in der Biologie handeln. Und wir müssen keine externen Projektfinanzierungen beantragen. Das ist ein Luxus. Nicht-Wissenschaft;Vestager: Doppelbesteuerungsabkommen dürfen nicht als Rechtfertigung für doppelte Nichtbesteuerung genutzt werden. Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung. Wissenschaft;Probleme mit Seismographen aus Frankreich – Lander sollte innere Struktur des Planeten und geologische Prozesse erforschen. Washington – Eigentlich hätte die prestigeträchtige Mars-Mission InSight der NASA bereits diesere Tage starten sollen, doch daraus wird nun nichts. Die US-Raumfahrtbehörde hat den Beginn des Projektes um zwei Jahre verschoben, voraussichtlicher Starttermin ist nun der 5. Mai 2018. Ursache für den Aufschub ist ein Problem mit einem von der französischen Weltraumbehörde CNES bereitgestellten Seismographen, der mit dem Lander zum Roten Planeten fliegen sollte. Versuche, ein Leck an der Vakuumdichtung des Geräts zu reparieren, waren bereits im vergangenen Dezember fehlgeschlagen. Vor drei Monaten war angesichts enger Budgetgrenzen überhaupt unklar gewesen, ob die Mission nicht gänzlich aufgegeben werden sollte. Das gänzliche Aus konnte aber zumindest vorerst abgewendet werden. InSight (Interior Exploration using Seismic Investigations, Geodesy and Heat Transport) sollte auf der Marsoberfläche die Entwicklung des Planeten erforschen und herausfinden, ob sein Kern fest ist oder flüssig wie bei der Erde. Dazu sollte der Lander unter anderem seismische Aktivitäten messen und Tiefenbohrungen vornehmen. red, APA, 9.3.2016) Nicht-Wissenschaft;Capitals gehen in Finnland bei Kärpät Oulu mit 0:4 unter. Salzburg verliert zuhause mit 1:3. Österreichs Eishockey-Clubs Vienna Capitals und Red Bull Salzburg haben ihre Gruppenphase der Champions Hockey League am Samstag jeweils mit einer Niederlage beendet. Die bereits fix für die K.o-Phase qualifizierten Caps unterlagen bei Kärpät Oulu 0:4, für die ebenfalls bereits aufgestiegenen Red Bulls setzte es im heimischen Volksgarten eine knappe 1:3-Niederlage gegen HV 71 Jönköping. Die Capitals blieben bei Gruppensieger Kärpät Oulu zum Abschluss ohne Torerfolg. Der finnische Meister, der in den vier Gruppenspielen nur einen Gegentreffer kassierte, legte den Grundstein zum Sieg mit zwei Toren innerhalb von drei Minuten im zweiten Drittel. Leider haben wir im Mitteldrittel auf unseren game plan vergessen und Kärpät zu viele Räume gegeben. Damit bin ich nicht zufrieden, sagte Caps-Coach Jim Boni. Ebenfalls erneut eine Niederlage – die dritte im vierten Gruppenspiel – setzte es für EBEL-Meister Salzburg. Die Mannschaft von Nationalteamtrainer Daniel Ratushy musste sich HV 71 Jönköping 1:3 geschlagen geben. Bereits das Hinspiel hatten die Salzburger mit 1:4 verloren. Sie waren heute einfach die bessere Mannschaft. Uns hat heute die Intensität gefehlt, vielfach haben wir es auch zu kompliziert angelegt, meinte Ratushny, der seiner Mannschaft zwei freie Tage verordnete.Die Pause tut uns jetzt gut. Wir haben früh in der Saison mit Testspielen und den Gruppenspielen begonnen und können uns jetzt gezielt auf den Ligaauftakt vorbereiten. Beide österreichischen Clubs hatten bereits am Freitag wie im Vorjahr den Aufstieg in die K.o.-Phase der letzten 32 erreicht. Am Dienstag findet die Auslosung für das restliche Tableau bis zum Finale im Februar statt. Die österreichischen Clubs werden aus Topf zwei gezogen und treffen auf einen Gruppensieger. Die Hinspiele steigen am 22. September (zuhause), die Rückspiele am 6. Oktober. Bei entsprechendem Losglück könnte es zu einem konzerninternen Duell zwischen den Red Bulls aus München und jenen aus Salzburg kommen. Für die Black Wings Linz (am Sonntag/17.00 daheim gegen Düsseldorf) und den KAC (Sonntag/16.30 bei Red Bull München) ist der Aufstieg beim CHL-Debüt hingegen bereits vor dem letzten Gruppenspiel außer Reichweite. Beide Teams sind noch sieglos und halten bei je einem Punkt aus einer Overtime-Niederlage. (APA, 5.9.2015) Eishockey-Ergebnisse der Champions Hockey League vom Samstag: Gruppe J: Kärpät Oulu – Vienna Capitals 4:0 (0:0,2:0,2:0). Tore: Junttila (30.), Pyörälä (33., 54.), Kestila (57.) Gruppe C: Red Bulls Salzburg – HV 71 Jönköping 1:3 (1:1,0:1,0:1). Tore: Beach (13.) bzw. Stenlund (9.), Melin (24.), Tornberg (60./EN) Nicht-Wissenschaft;Laut Medienberichten - Telekom-Tochter soll Schäden von Hackerangriff beseitigen. Die Erneuerung des IT-Netzwerks des Deutschen Bundestags nach dem schweren Hackerangriff wird laut einem Pressebericht mindestens ein Jahr dauern. Wie die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung unter Berufung auf Sicherheitsfachleute berichtete, könnte die Beseitigung der Schäden und die Installation eines neuen Systems mindestens ein Jahr, vielleicht auch zwei benötigen. Unter anderem müsse die gesamte Software des Bundestags ausgetauscht werden. Diese Aufgabe soll nach Informationen der FAS das Unternehmen T-Systems übernehmen, das zur Deutschen Telekom gehört. Dem Bericht zufolge gibt es im Bundestag Kritik daran, dass der Bundestag 2009 - anders als der Bundesrat - beschlossen hatte, sich nicht dem Netz der deutschen Regierung anzuschließen, das vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) überwacht wird. Fachleute sind sich einig, dass der Angriff keinen Erfolg gehabt hätte, hätten die Regeln des BSI auch im Bundestag gegolten. Die Chance wäre um einiges größer gewesen, den Angriff abzuwehren, sagte der CDU-Abgeordnete Clemens Binninger der FAS. Der Angriff der Hacker gilt als weitaus schwerwiegender als zunächst dargestellt. Man muss sich vorstellen, ein ausländischer Nachrichtendienst hätte den Generalschlüssel zu allen Büros und Aktenschränken des Bundestags erbeutet und kann sich bedienen, sagte die Grünen-Abgeordnete Steffi Lemke der FAS. Nach Ansicht von Fachleuten können die Angreifer durch sogenannte key logger auch gefälschte Mails erstellen, die echt wirken, beispielsweise aus dem Büro der Abgeordneten Angela Merkel. Im Mai hatten IT-Experten einen hochprofessionellen Hackerangriff auf das Computernetzwerk des Parlaments entdeckt, der offenbar noch nicht vollkommen unter Kontrolle ist. Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) sagte am Donnerstag, es komme seit zwei Wochen anscheinend nicht mehr zu Datenabflüssen, doch sei der Angriff noch nicht endgültig abgewehrt. Der deutsche Innenminister Thomas de Maiziere (CDU) sieht hinter dem Cyberangriff einen ausländischen Nachrichtendienst. Der Minister empfahl dem Bundestag am Freitag, ein speziell abgeschirmtes Netzwerk nach dem Vorbild der deutschen Regierung aufzubauen. Nicht-Wissenschaft;Ausgleichszahlungsfonds wird mit 1,2 Milliarden Euro befüllt – Ab Montag Verhandlungen in Wien mit "weiteren Schritten in Richtung Angebotslegung". Klagenfurt/Wien – Nach stundenlangen Beratungen in der Kärntner Landesregierung mit mehreren Unterbrechungen und der Beiziehung verschiedener Experten ist am Freitagabend der voraussichtlich letzte politische Beschluss im Land Kärnten für das Rückkaufangebot an die Heta-Gläubiger gefasst worden. Die Koalitionspartner SPÖ, ÖVP und Grüne sowie das Team Stronach akzeptierten die Bedingungen für den Kredit über 1,2 Milliarden Euro. Gegen dessen Aufnahme stimmte der freiheitliche Vertreter in der Landesregierung, Landtagsabgeordneter Christoph Staudacher, der Landesrat Christian Ragger vertrat. Mit den 1,2 Milliarden Euro wird der Kärntner Ausgleichszahlungsfonds befüllt, der das Angebot zum Rückkauf von landesbehafteten Heta-Papieren legen soll. Zu den 1,2 Milliarden Euro, die das Land Kärnten über die Bundesfinanzierungsagentur OeBFA finanziert, kommt ein weiterer Beitrag des Bundes in noch unbekannter Höhe. Dieser zweite Beitrag, den die ABBAG ebenfalls über die OeBFA finanziert, bemisst sich an den zu erwartenden Erlösen aus der Verwertung der Hypo-Abbaugesellschaft Heta. Ob der Plan, das Rückkaufangebot noch heuer zu legen, umgesetzt wird, ist offen. Involvierte Personen hatten gegenüber der APA Zweifel geäußert, ob sich das ausgehen werde. Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) sagte nach der Regierungssitzung auf diese Frage vor Journalisten, dass dies nun außerhalb seiner Einflusssphäre sei. Die Verhandlungen gehen ab Montag in Wien auf Expertenebene weiter, wo weitere Schritte in Richtung Angebotslegung gemacht werden. Jedenfalls gelte: Gründlichkeit und Sorgfalt gehen vor Schnelligkeit. Die Gläubiger seien keine Unmenschen, sie hätten klare Richtlinien zu befolgen. Ein gutes Angebot wird einer sorgfältigen Prüfung unterzogen werden. Davon wird es abhängen, ob die kritische Menge einer Zweidrittelmehrheit zustande kommt. Nicht-Wissenschaft;Die Bieterschlacht geht zu Ende, die Immofinanz legt 604 Millionen für 26 Prozent der Anteile an der CA Immo hin. Wien – Die österreichischen Immobilienfirmen Immofinanz und CA Immo stehen vor einer milliardenschweren Fusion. Immofinanz hat für 604 Millionen Euro 26 Prozent an CA Immo von dem russischen Immobilieninvestor Boris Mints übernommen, nun sollen Gespräche über eine Verschmelzung aufgenommen werden, wie beide Unternehmen am Montag mitteilten. Zuvor will Immofinanz aber ein Portfolio von Einkaufszentren in Russland abstoßen, das zurzeit für fast ein Drittel der Mieteinnahmen sorgt. Mints ist über seine zyprische Holding O1 auch mit gut zehn Prozent an der Immofinanz beteiligt und damit deren größter Anteilseigner. Die beiden Immobilienriesen haben sich viele Monate lang eine Schlacht um den gegenseitigen Einstieg geliefert – Rechtsstreitigkeiten inklusive. Vor einem Jahr hatte die Immofinanz ihr geplantes Teilangebot für bis zu 29 Prozent der CA-Immo-Aktien abgeblasen. Immofinanz-Chef Oliver Schumy will aus den beiden Firmen ein führendes Immobilienunternehmen in Zentral- und Osteuropa schmieden. Die strategische Logik eines Zusammenschlusses von CA Immo und Immofinanz ist eindeutig, sagte CA-Immo-Chef Frank Nickel. Er verspreche deutliche Synergien. Nach der Abspaltung des 1,2 Milliarden Euro schweren Russland-Portfolios käme das fusionierte Unternehmen auf einen Immobilienbestand im Wert von sechs Milliarden Euro. Der Aufsichtsratschef von CA Immo, Wolfgang Ruttenstorfer, ergänzte, nun sei der richtige Zeitpunkt für die Transaktion gekommen. Bis dahin dürfte allerdings noch etwas Zeit vergehen. Die Verhandlungen sollen bis zum Sommer abgeschlossen sein. Die Hauptversammlungen, auf denen darüber abgestimmt werden soll, seien aber erst für 2017 geplant, hieß es in der Mitteilung. Die Aktionäre müssen mit 75 Prozent zustimmen. Vor fast genau einem Jahr war CA Immo mit dem Plan gescheitert, mit einem Teil-Übernahmeangebot die Kontrolle über Immofinanz zu erlangen. Immofinanz hat für das Aktienpaket von O1 23,50 Euro je CA-Immo-Aktie gezahlt, das ist ein Aufschlag von 35 Prozent auf den Schlusskurs vom Freitag. Die CA-Immo-Aktie legte am Montag um acht Prozent auf 18,84 Euro zu. Immofinanz-Papiere lagen mit 2,00 Euro nur leicht über dem Freitagskurs. Wissenschaft;Datenbank für die digitale Rekonstruktion der 2.000 Jahre alten Texte. Bonn – Deutsche und israelische Qumranforscher und Computerwissenschafter entwickeln eine Plattform, die künftig virtuelles Arbeiten an den Qumran-Handschriften ermöglichen soll. Geplant sind neue kritische Editionen der 2.000 Jahre alten Texte, wie die Israelische Antikenbehörde am Dienstag mitteilte. An dem Projekt beteiligen sich die Göttinger Akademie der Wissenschaften sowie die Universitäten Haifa und Tel Aviv. Die Qumran-Rollen, die zu den wichtigsten archäologischen Funden des 20. Jahrhunderts gehören, wurden bereits 2012 digitalisiert und in einer Online-Datenbank zugänglich gemacht. Sie enthält hochauflösende Bilder in verschiedenen Wellenlängenbereichen. Das Projekt will nun eine virtuelle Forschungsumgebung entwickeln und exemplarische Mustereditionen repräsentativer biblischer und nicht-biblischer Texte aus den Höhlen von Qumran erarbeiten. Die Forschungsumgebung enthält alle verfügbaren Informationen zu den einzelnen Fragmenten und kann kontinuierlich mit neuen Daten erweitert werden. Die gespeicherten und miteinander verbundenen Daten können einzeln abgerufen oder in beliebiger Kombination genutzt werden, um etwa eine materielle Rekonstruktion von Fragmenten überprüfen oder selbst durchführen oder eine eigene Edition und Übersetzung generieren zu können. Für die biblischen Texte werden sämtliche Varianten in den Handschriften vom Toten Meer mit einem mehrdimensionalen Klassifikationsschema erfasst, das eine Analyse der Textgeschichte nach unterschiedlichen Parametern erlaubt. Ferner soll das Qumran-Lexikon der Göttinger Wissenschaftsakademie in die Datenbank integriert werden. Wissenschaft;Bei der Nachzucht des Europäischen Nerzes musste man nicht nur herausfinden, wann das Tier fruchtbar ist, sondern auch Teiche graben, die der Nerz mag. Wien – Einst waren sie auch hierzulande anzutreffen. Man stellte ihnen mit Fallen nach, ihrer Pelze wegen, und tötete sie. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts jedoch begannen die Populationen einzubrechen. Mustela lutreola, der Europäische Nerz, machte sich zunehmend rar. Der Negativtrend hält bis heute an. Inzwischen sind die putzigen Tiere im größten Teil ihres ursprünglichen Verbreitungsgebiets ausgestorben. Nur in Nordspanien, Südwestfrankreich, den Deltas von Donau und Dnjestr sowie in einigen Regionen Russlands haben sie überlebt. Nerze lieben Wasser. Sie leben in der unmittelbaren Nähe von Flüssen und Bächen, manchmal auch an Seen, und suchen dort nach Futter. Ihr Habitat teilte sich Mustela lutreola früher meist mit dem Fischotter – ohne allzu große Konkurrenz. Der Nerz ist eher an den Uferbereich angepasst, erklärt Franz Schwarzenberger, Wissenschafter an der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Die Vierbeiner suchen nach Krebsen, Fröschen, Kleinsäugern oder andere Wasserbewohnern. Der Fischotter dagegen jagt schwimmend, im offenen Gewässer, und erbeutet hauptsächlich Fische. So können beide Marderarten koexistieren. Mit einer anderen Tierspezies verträgt sich der Nerz allerdings gar nicht gut: mit seinem amerikanischen Verwandten, dem Mink (Neovison vison). Letzterer wurde für die Pelztierzucht nach Europa gebracht und in Russland zum Teil auch gezielt ausgewildert, als Ersatz für den schwindenden Nerzbestand. Der Beginn einer regelrechten Invasion. Immer wieder entkommen Minks aus Pelztierfarmen, oder sie werden von Tierschützern daraus befreit. Für den Artenschutz hat das üble Folgen. Minks sind anpassungsfähiger und aggressiver als ihre europäischen Vettern. Bei Revierkämpfen ziehen Nerze den Kürzeren, mitunter kommen sie sogar zu Tode. Die Verdrängung durch den heute weitverbreiteten Mink dürfte eine der Hauptursachen für den Kollaps der Nerzpopulationen sein. Zuvor seien die Bestände bereits durch Jagd und Lebensraumzerstörung stark geschwächt gewesen. Die Aussichten sind nicht sehr rosig, fasst Franz Schwarzenberger zusammen. Um den Europäischen Nerz dennoch vor dem Aussterben zu bewahren, läuft im Zoo in der estnischen Hauptstadt Tallinn ein aufwendiges Nerz-Nachzuchtprogramm. Auch Schwarzenberger und zwei seiner Wiener Kolleginnen sind daran beteiligt. Das Projekt kann zwar schon beachtliche Erfolge vorweisen, doch der Kenntnisstand über den Reproduktionszyklus weiblicher Nerze ließ noch zu wünschen übrig. Viele Fragen sind offen: Wann genau zum Beispiel sind die Tiere fruchtbar, und wie lässt sich dies zuverlässig erkennen? Einige dieser Wissenslücken konnten nun im Rahmen einer neuen, vom Fachblatt Theriology online veröffentlichten Studie geschlossen werden. Schwarzenberger und sein Team haben den Hormonhaushalt von insgesamt 15 Nerzweibchen 16 Monate lang analysiert. Die Forscher nahmen Kotproben und maßen die darin enthaltenen Konzentrationen von Abbauprodukten der Hormone Östrogen und Progesteron. Auch die vaginale Zytologie wurde untersucht. Die Kopulation ist bei Nerzen eine ziemlich ruppige Angelegenheit, erklärt Schwarzenberger. Um sich darauf vorzubereiten, verändert sich die Epidermis der Vagina, noch bevor die Tiere rollig werden. Dabei verhornt die Hautoberfläche. Sobald rund 70-90 Prozent der Zellen dort ihre Zellkerne verloren haben, ist die fruchtbare Phase eingetreten. Die getesteten Nerzweibchen waren regulär Teil des Zuchtprogramms. Ihre Paarungsbereitschaft wurde anhand ihrer Vulvagröße und Vaginalzytologie ermittelt. Nerze leben solitär. Männchen und Weibchen vertragen sich nur während der Paarungszeit. Sind sie allerdings nicht in Stimmung, kommt es leicht zu gewalttätigen Auseinandersetzungen – was zu vermeiden ist. In Gefangenschaft aufgezogene Nerzmännchen neigen zu abnormalem Paarungsverhalten, wie Franz Schwarzenberger berichtet. Sie sind entweder hyperaggressiv, oder sie haben überhaupt kein Interesse an Weibchen. Trotz solcher Schwierigkeiten gelang es, alle untersuchten weiblichen Tiere erfolgreich decken zu lassen. Die Tragzeit dauert rund 42 Tage, anschließend kommen im Durchschnitt vier bis fünf Junge zur Welt. Nerzbabys werden knapp einen Monat lang gesäugt. Der Zyklus der Mütter lässt sich gut am nun erstmals gemessenen Hormonprofil aufzeigen. Vor allem die stark erhöhten Hormonkonzentrationen drei Wochen nach der Paarung sind zuverlässige Schwangerschaftsindikatoren. Der Eisprung wird bei Nerzweibchen durch die Kopulation ausgelöst. Obwohl sie nur einen Wurf pro Jahr großziehen, können sie vorher mehrfach fruchtbar werden. Für die Nachzucht ist das ein Vorteil. Ist eine Nerzdame beim ersten Rendezvous nicht trächtig geworden, so hat sie später immer noch Chancen. Seit 2000 setzen die Experten des Tallinner Zoos ihre nachgezüchteten Nerze für die Neugründung einer Population auf der estnischen Ostseeinsel Hiiumaa ein. Das 989 Quadratkilometer große Eiland ist zu gut zwei Dritteln waldbedeckt. Vorher musste der dort lebende Minkbestand eliminiert werden. Und es gab noch ein weiteres Hindernis: Zu Sowjetzeiten wurden großflächige Drainagemaßnahmen durchgeführt, um die Landschaft zugunsten von Forst und Agrarwirtschaft trockenzulegen. Tümpel und kleine Seen verschwanden. Den Nerzen hatte es an Fröschen gemangelt. Zwecks Ausgleich ließen die Biologen im Umfeld von Wasserläufen 23 Teiche graben. Der Trick gelang. Die Frösche nahmen die künstlichen Laichgewässer umgehend an, ihre Bestände stiegen. Auch andere Tierarten wie zwei gefährdete Libellenspezies und die Wasserspinne Argyroneta aquatica profitierten (vgl.: Oryx, Bd. 49, S. 559). Inzwischen plädieren die Experten für das Blockieren der Drainagegräben. So sollen Teile der Insel wieder vernässt und größere Feuchtbiotope wiederhergestellt werden. Der Europäische Nerz scheint sich auf Hiiumaa wohlzufühlen. Nach 15 Jahren gibt es endlich Hinweise auf die Etablierung einer stabilen, sich selbst erhaltenden Nerzpopulation. Da braucht man eben Geduld, sagt Franz Schwarzenberger. In Österreich seien derartige Projekte vorerst nicht geplant. Zwar gäbe es hierzulande bestens geeignete Lebensräume, vor allem im Nationalpark Donau-Auen, aber diese seien leider nicht minkfrei. Nicht-Wissenschaft;'Premiere der Shakespeare-Adaption von Thomas Adès an der Wiener Staatsoper: Das stilbunte Werk reüssiert mit tollen Sängern, hat aber Intensitätsdefizite. Dennoch ein großer Publikumserfolg. Wien - Alexander Pereira wird sich über die Wiener Werbung freuen: Auf der Bühne der hiesigen Staatsoper steht der Innenraum jenes Hauses, dem er vorsteht. Es ist die Mailänder Scala. Einen solchen Tempel der großen Gefühle hat sich der zaubernde Prospero auf seiner Fluchtinsel errichtet. Hier ist er, der aus Mailand Vertriebene, Impresario und Regieherrscher. Hier ist er aber auch eine gespaltene Persönlichkeit, deren frühere Identität (halbseitig) durch zerzauste Uniformreste andeutet wird. Die andere Hälfte zeigt den kleiderlosen Inselbewohner, der die lokalen Körperbemalungskünste schätzt. Regisseur Robert Lepage (die Produktion stammt aus der New Yorker Met) hat zu diesem Prospero indes nur Farbideen. Er lässt ihn als eine Art behäbigen Wotan-Vetter herumstehen, als Phantom seiner eigenen Oper, das mitansehen muss, wie Tochter Miranda (glänzend Stephanie Houtzeel) mit dem Sohn des Feindes, also Ferdinand (klangschön Pavel Kolgatin), turtelt, um dann zu nachhaltigen Absichten überzugehen. Adrian Eröd meistert die Partie souverän bis solide. Mehr als vergrübelte Melancholie samt einer Prise Rachewut, die in das verzeihenden Abstreifen der Zauberkräfte mündet, vermag jedoch auch er - in Verbindung mit wohlklingenden Linien - nicht zu vermitteln. Komponist Thomas Adès, der die Premiere auch dirigiert, hat nicht nur Prospero, vielmehr auch dem jungen Pärchen kantable Partien geschenkt, die selbst in der Spätromantik nicht als sonderlich modernistisch aufgefallen wären. Überhaupt bringt der Brite gerne tonale Wärme ein, um seine Version von Shakespeares Sturm zugänglich zu halten. Da ist allerdings durchaus so etwas wie postmoderner Gestaltungswille: Zu Beginn betören raffinierte Orchestergewitter (hier wirkt Lepage bilderstark); und es mutiert die kulinarische Harmoniewelt in dissonante Düsternis. Da ist großes Handwerk zugegen; wobei die lyrischen Passagen, oft von eisflächiger Orchesterpoesie umhüllt, intime Kraft entfalten. Das Problem: Zwischendurch wird es schwerfällig, und Lepage ist mit von der beschwerenden Partie. Er begnügt sich vielfach damit, Prosperos Mailänder Opernhaus zu sezieren und stolz in diversen Perspektiven zu zeigen. Dass der Souffleurkasten zum Fluchtweg wird, Projektionen bunte Naturbilder evozieren, dass im Zauberreich getanzt wird und sich Ariel in einen metallenen Vogel verwandelt - es ist nettes szenisches Schmuckwerk. Der solide Chor jedoch, der eine gestrandete Gesellschaft aus dem frühen 19. Jahrhundert mimt, vollführt in einem eher plakativen Ambiente (Bühne: Jasmine Catudal) eine uninspirierte Stehpartie. Genauer, lebendiger die Geschöpfe der anderen Sphären: Audrey Luna ist als Ariel der Clou der Produktion; sie verleiht der Figur mit stilisierter Gestik exzentrische Kontur und meistert die in höchsten Regionen angesiedelte Partie delikat. Zu ungewöhnlicher Bühnenpräsenz animiert Lepage auch Thomas Ebenstein als Hexensohn Caliban. Ansonsten wird mehrheitlich gut gesungen. Man hört David Daniels als Trinculo, Herbert Lippert als König (bisweilen etwas angestrengt), Jason Bridges als Antonio, Dan Paul Dumitrescu als Stefano, David Pershall als Sebastian und Sorin Coliban als Gonzalo gut. Es wurde ja alles zumeist sängerfreundlich begleitet. Großer Applaus für alle, auch für Adès, der das Staatsopernorchester zu atmosphärisch dichten Farbspielen animiert.' Nicht-Wissenschaft;UBV gewann, Grüne und SPÖ-Landwirte nicht mehr im Landeskammerrat vertreten – Wahlbeteiligung wieder gesunken. Graz – Der Bauernbund ist bei der steirischen Landwirtschaftskammerwahl am Sonntag trotz Verlusten mit 69,71 Prozent (2011: 76,46) stärkste Kraft geblieben. Die FPÖ-Bauern (FB) schafften klar den Sprung in die Landeskammer. Der Unabhängige Bauernverband (UBV) steigerte sich auf 6,75 Prozent. Grüne und SPÖ flogen aus der Landesvertretung. Die Wahlbeteiligung ist auf 38,94 Prozent gesunken (2011: 41,62). Mit Verlusten hatte man im Vorfeld der Wahl beim Bauernbund gerechnet, diese hielten sich allerdings im Rahmen: Spitzenkandidat und LWK-Präsident Franz Titschenbacher, dessen erste Wahl es war, dankte für das Vertrauen: Die Verluste sind bedauerlich, aber die Voraussetzungen sind sehr schwierig gewesen. Der Bauernbund wird ein verlässlicher und unterstützender Wegbegleiter der Landwirte in herausfordernden Zeiten sein. Agrarlandesrat Hans Seitinger (ÖVP) sagte, man habe in einem schwierigen Umfeld ein gutes Ergebnis erzielt. Ich habe gespürt, dass es sich in den Tagen bis zur Wahl verdeutlicht hat: Die Menschen wollen Verlässlichkeit und keine populistischen Forderungen. Freude herrschte bei der FPÖ: Dass wir unsere Prozentzahl verdoppeln, damit hätte ich nicht gerechnet, so Spitzenkandidat Leonhard Meister gegenüber der APA. Es lag wohl an unserem konsequenten Programm, und die Landespartei hat uns den Rücken gestärkt, so der Chef der nun zweitstärksten Fraktion in der Agrarkammer. Das Flüchtlingsthema sei kein Faktor gewesen. Wir Bauern haben andere Sorgen. Wir wollen unseren Stellenwert in der Gesellschaft und entsprechende finanzielle Abgeltung für unsere Produkte, über faire Preise und eine gerechtere Förderverteilung, sagte Meister. Der Vorstand der Grünen Bauern Steiermark, Heribert Purkarthofer, räumte ein, das mit dem alleinigen Antreten der Grünen gesteckte Ziel des Kammereinzugs nicht erreicht zu haben. 2011 waren die Grünen zusammen mit dem UBV angetreten. Die SPÖ-Bauern schafften den Verbleib in der Kammervertretung nicht: Parteiintern haben wir uns nicht so leicht getan, sagte Spitzenkandidat Walter Schuster, ein Obstbauer aus dem Bezirk Voitsberg, der in seiner Bezirkskammer den Einzug schaffte. Man muss ständig vor Ort sein, bei den Leuten, in einem schwarzen Bezirk tut man sich da schwer, so Schuster zur APA. Vielleicht sei es auch ein Fehler gewesen, dass man nicht so stark auf Konfrontation gegangen sei. Gewählt wurde sowohl die politische Vertretung in der Landeskammer als auch die Bezirkskammern. Der Bauernbund kam auf 30 von 39 Mandaten und verlor gegenüber 2011 zwei Mandate. Zweitstärkste Fraktion sind die FPÖ-Bauern mit fünf Mandaten (12,10 nach 5,25 Prozent im Jahr 2011). Dritte Kraft in der steirischen Landeskammer ist der UBV, der – ohne die 2011 mit ihnen angetretenen Grünen – 8,53 Prozent (2011: 8,16) erreichte und nun vier Kammerräte stellt (2011: 3). Die Grünen Bauern kamen auf 2,91 Prozent, die SPÖ-Bauern auf 6,75 Prozent (2011: 10,12) und büßten ihre bisherigen vier Mandate ein. In den zwölf Bezirkskammern (2011: 16) erreichte der Bauernbund 70,68 Prozent (2011: 76,93) und ist in diesen mit 139 (2011: 204) von insgesamt 180 Mandataren (2011: 240) vertreten. Die blauen Bauern schafften 18 Mandate (2011: 4) in den Bezirkskammern (11,88 Prozent, 2011: 5,05). Der UBV kam auf 8,41 Prozent (2011: 7,86) bzw. 12 Sitze in 10 Bezirkskammern (2011: 13). Die Grünen schafften in keiner Bezirkskammer den Einzug. Die SPÖ-Landwirte sind zumindest mit 11 Vertretern in 10 von 12 Bezirkskammern (6,84 Prozent, 2011: 10,16). Wahlberechtigt waren 135.807 Personen, von ihnen gingen 38,94 Prozent oder 52.883 zur Wahl. Wissenschaft;Salzwasser-Einstrom spülte die Tiere in eine Umgebung, die ihnen nicht bekam. Braunschweig – Gleich zweimal sind am vergangenen Wochenende junge Mondfische in der Ostsee gesichtet worden. In beiden Fällen handelte es sich leider um tote Exemplare, wie das Johann Heinrich von Thünen-Institut für Ostseefischerei berichtet, dem eines der Tiere für eine wissenschaftliche Untersuchung zur Verfügung gestellt wurde. Mondfische (Mola mola) sind Hochseebewohner und eher in tropischen Breiten zuhause. Der Golfstrom kann sie aber auch bis in den Nordatlantik führen. In der Ostsee handelt es sich um seltene Gäste – dafür braucht es eine spezielle Wetterlage, die einen Salzwasser-Einstrom aus dem Kattegat in die westliche Ostsee bewirkt, wo ihnen die Brackwasserverhältnisse allerdings nicht bekommen. Die Tiere wurden wahrscheinlich mit dem Einstromwasser im November aus dem südlichen Kattegat durch den Großen Belt in die Mecklenburger Bucht gespült, vermutet Uwe Krumme, stellvertretender Leiter des Thünen-Instituts. Hier können die Tiere kurze Zeit überleben, aber dann setzen ihnen Nahrungsmangel, verringerter Salzgehalt und die niedrigen Temperaturen zu. Mit seinem hochrückigen und seitlich zusammengedrückten Körper sieht der Mondfisch, der mit den Kugelfischen verwandt ist, wie ein schwimmender Kopf aus. Ein ziemlich großer Kopf allerdings: Erwachsene Exemplare können bis zu drei Meter Durchmesser haben und eine Tonne schwer werden. Die nun gefundenen Tiere waren mit knapp zehn Kilogramm Gewicht und 60 Zentimeter Durchmesser noch weit davon entfernt. Mondfische sind Räuber, aber alles andere als rasante Schwimmer. Sie treiben mit den Strömungen unterhalb der Wasseroberfläche, tauchen aber auch regelmäßig mehrere Hundert Meter in die Tiefe. Mit ihrem schildkrötenartigen Schnabel fressen sie hauptsächlich Flügelschnecken oder Quallen, aber auch Kopffüßer und kleinere Fische. Von unglücklichen Umständen, wie sie die beiden unfreiwilligen Ostseeeinwanderer trafen, einmal abgesehen, muss man sich um Mondfische übrigens keine Sorgen machen. Die Tiere, deren Weibchen bis zu 300 Millionen Eier legen können, sind nicht gefährdet – nicht zuletzt deshalb, weil sie für die Fischerei uninteressant sind. Wissenschaft;Die schöne Prinzessin, der tapfere Prinz, die böse Hexe: Disney-Animationsfilme gelten als Hort konservativer Rollenbilder. Doch es eröffnen sich durchaus auch subversive Räume, wenn man sie aus Sicht der Gender- und Queer-Studies betrachtet. Wien – Schon als Mädchen verspürte Beatrice Frasl eine große Abneigung gegenüber traditionellen Prinzessinnenfiguren in Disney-Filmen. Die jungen und schönen Prinzessinnen waren die Guten, die in komatösem Zustand darauf warteten, von ihrem Prinzen wachgeküsst zu werden. Und das Böse wurde immer dargestellt durch alte Hexen, deren einziger Wunsch es war, der jungen Frau diese heteroromantische Erfüllung zu vereiteln. Viel interessanter, zuweilen auch ermächtigend fand Frasl die Charaktere in Disneys neueren Animationsfilmen, wo Prinzessinnen gegen ihre Rolle rebellierten – und am Ende trotzdem heirateten. Im Laufe ihres Studiums der Anglistik und Amerikanistik an der Uni Wien kam Beatrice Frasl mit feministischer Kritik an Disney-Produktionen in Kontakt, da begann ihr akademisches Interesse an diesen Figuren. Who Is the Monster and Who Is the Man? heißt ihr Dissertationsprojekt, in dem sie Konstruktionen von Heteronormativität und Andersheit sowie Gender und Herkunft in Zeichentrickfilmen der Walt-Disney-Studios von 1937 bis 2013 analysiert. Ihre Untersuchung ist in drei Phasen unterteilt: die Zeitspanne von 1937 bis 1967, in der Walt Disney noch am Leben und Produzent war (1937-1967), die Epoche von 1989 bis 1999, die als Disney-Renaissance bezeichnet wird, in der die Firma durch die Rückkehr des Disney-Musicals wieder an den Erfolg vergangener Zeiten anknüpfte, und die Phase ab 2000, in der mit der Zusammenarbeit mit Pixar Animation Studios der Fokus auf Computeranimationen gelegt wurde. Als Beispiel für ein heteroromantisches Narrativ, das andere Ungleichheitskategorien trivialisiert, nennt Frasl den Zeichentrickfilm Pocahontas, erschienen im Jahr 1995. Der Plot ist simpel und lässt sich auf die Liebesgeschichte der Indigenen Pocahontas mit dem Engländer John Smith reduzieren. In Pocahontas ist das ganze Streben und Begehren darauf ausgerichtet, einem Mann zu begegnen – ihr Schicksal ist es, John Smith zu treffen, sagt Frasl. Damit wird nicht nur die gewaltsame Geschichte der Kolonialisierung ausgeblendet, sondern: Durch den Fokus auf die Heteroromanze wird Kolonialismus gerechtfertigt. Ähnliche Muster findet man auch bei anderen Thematiken, etwa in Bezug auf monarchische Herrschaft oder Geschlechterverhältnisse. Aufschlussreich sind dafür die Darstellungen in Streifen der 1990er-Jahre. Ausgangspunkt ist oft der Vater, der symbolisch für die patriarchale Ordnung steht. Seine Rolle besteht darin, eine Ehe zu arrangieren, wogegen sich die Tochter zur Wehr setzt und sich aus eigenem Antrieb einen Prinzen sucht. Diese Charakterisierung geht konform mit den postfeministischen Darstellungen dieser Phase: Typisch für diese Zeit sind Darstellungen einer Gesellschaft, in der Feminismus angeblich obsolet ist und die Frauen sich aus eigenen Stücken entscheiden, klassischen Rollenbildern zu folgen, sagt Frasl, die derzeit als Junior Fellow am Internationalen Forschungszentrum Kulturwissenschaften (IFK) forscht. Subversive Räume eröffnen hingegen die Darstellungen der Bösewichte. Frasl verweist auf die lange Tradition im Hollywood-Kino, das Monströse mit queeren Bedeutungen zu überschreiben. Bei männlichen Figuren werden oft schwule Stereotype verwendet, um Monstrosität darzustellen, das hat der US-amerikanische Filmwissenschafter Harry Benshoff in seinen Arbeiten über das Horrorkino dargelegt. Die antagonistischen Gestalten, wie etwa der tückische Gouverneur Ratcliffe in Pocahontas, der böse Zauberer Jafar in Aladdin oder der schurkische Löwe Scar in Lion King, sind klassische Beispiele für queere Charaktere in Disney-Filmen. Feministisch lesbar sind auch die Darstellungen der bösen Hexen, da sie keinem klassischen Weiblichkeitsbild entsprechen. Die Meereshexe Ursula aus The Little Mermaid, die einer Dragqueen nachempfunden ist, veranschaulicht das. Geschlecht wird hier auf eine sehr performative Art und Weise verhandelt, konstatiert Frasl. Der von Ursula dargebotene Song Poor Unfortunate Souls, in dem sie Arielle erklärt, wie eine gute Frau zu sein hat, kann auch als Drag-Performance gelesen werden. Komplexer sind hingegen die Produktionen ab 2000, die keinem klaren Muster mehr folgen. Hier verschwimmen die Grenzen zwischen Gut und Böse. Kennzeichnend ist auch eine ironische Bezugnahme auf frühere Phasen. Und: Die Idee von true love, die im Prinzessinnenfilm immer wieder auftaucht, wird aufgebrochen. Jüngere Disney-Produktionen wurden von der Wissenschaft bis jetzt noch vernachlässigt. Das will Beatrice Frasl nun ändern. Wissenschaft;1520 – Der portugiesische Seefahrer Magellan (Fernao de Magalhaes), seit 1517 im Dienst der spanischen Krone, entdeckt die Einfahrt in die nach ihm benannte, 600 Kilometer lange Straße zwischen Südamerika und Feuerland. (Am 28.11. erreicht er den Stillen Ozean.) 1805 – Der britische Admiral Lord Nelson besiegt in der entscheidenden Seeschlacht von Trafalgar (südlich von Cadiz) die französisch-spanische Flotte, wird aber dabei tödlich verwundet. 1915 – Zwischen Paris und Arlington in Virginia (USA) wird das erste transatlantische Funktelefongespräch geführt. 1925 – Erstmals zeigt der deutsche Maler Paul Klee seine Werke in einer Pariser Ausstellung. 1945 – Durch eine von General Charles de Gaulle angeordnete Wahlrechtsänderung dürfen Frankreichs Frauen erstmals zu den Wahlurnen gehen. In der Konstituierenden Nationalversammlung stellen Sozialisten und Kommunisten die Mehrheit. 1970 – Die Brücke über den Kleinen Belt, die Jütland und Fünen verbindet, wird eröffnet. 1985 – In Hamburg wird je ein Exemplar der blauen und roten Mauritius von einer US-Amerikanerin für umgerechnet rund zwölf Millionen Schilling ersteigert. 2000 – Im Theater an der Wien wird erstmals der Nestroy-Theaterpreis vergeben. Geburtstage: Jean Bart (Baert), frz. Seefahrer (1650-1702) Franz Moritz Graf Lacy, öst. Feldmarschall (1725-1801) Jur Fandly, slowak. Theologe u. Autor (1750-1811) Giuseppe Baini, ital. Kirchenmusiker (1775-1844) Alphonse de Lamartine, frz. Schriftst. (1790-1869) Hermann Müller-Thurgau, schwz. Winzer (1850-1927) Umberto Nobile, ital. General und Luftschiffbauer (1885-1978) Egon Wellesz, öst. Komp. u. Musikwiss. (1885-1974) Nikos Engonopoulos, griech. Schriftst. (1910-1985) Günther Feuerstein, öst. Architekt (1925- ) Pele (eigtl. Edson Arantes do Nascimento), bras. Fußballer (n.a.A. 23.10.1940) (1940- ) Manfred Mann, südafrikanischer Musiker (1940- ) Todestage: Pedro de Espinosa, span. Schriftsteller (1578-1650) Horatio Viscount Nelson, brit. Admiral (1758-1805) Grete Körber, öst. Schriftstellerin (1895-1950) Lothar Olias, dt. Komponist (1913-1990) Maxene Andrews, US-Sängerin (1916-1995) (APA, 21.10.2015) Wissenschaft;Forscher untersuchten eine Familie mit ungewöhnlichem Schlafrhythmus und fanden die Genvariante, die dafür verantwortlich sein könnte. San Francisco – Winterdepressionen sollten in den nächsten Wochen durch wärmeres, sonnigeres Wetter idealerweise wieder zurückgehen. Dennoch ist das Thema nicht zu vernachlässigen: Zwei bis neun Prozent der Weltbevölkerung leiden an der Krankheit, die eine Folge der verminderten Sonneneinstrahlung in den Herbst- und Wintermonaten ist und oft dafür sorgt, dass die Betroffenen länger schlafen. Wie der Zusammenhang zwischen Schlaf und Stimmung auf molekularer Ebene aussieht, ist noch nicht geklärt. Eine neue Studie will Licht ins Dunkel bringen: Die Biologin Ying-Hui Fu von der University of California in San Francisco analysierte mit ihrer US-amerikanischen Forschungsgruppe zunächst das Erbgut einer jener seltenen Familien, die von einer genetisch bedingten Schlafkrankheit betroffen sind: Die Mitglieder leiden an Winterdepressionen, Stimmungsschwankungen und einem ungewöhnlichen Schlafrhythmus. Ihre Schlafenszeit liegt meist zwischen 19 und 3 Uhr (familial advanced sleep-phase disorder, FASPD). Mutierter Schlaf Die Wissenschafter suchten nach Mutationen in Genbereichen, die mit dem Tagesrhythmus in Zusammenhang stehen, und wurden fündig: Wir haben eine genetische Veränderung bei Personen entdeckt, die sowohl Winterdepressionen haben als auch sehr früh am Tag wach werden, sagt Fu. Das betroffene Gen heißt Period3, die abweichende Variante scheint nur sehr selten aufzutreten. Weniger als ein Prozent der Bevölkerung hat diese Version, die für frühes Erwachen und jahreszeitliche Stimmungsschwankungen verantwortlich sein könnte. Um festzustellen, ob die Symptome durch die Mutation erklärt werden können, wurden Mäuse mit der genetischen Variante sowie ohne funktionierendes Period3-Gen gezüchtet. Die Mäuse mit der Genvariante hatten einen ungewöhnlichen Schlaf-Wach-Rhythmus und bewegten sich weniger, wenn sie von den Forschern gehalten wurden. Auffällig war die Winterdepression bei Mäusen ohne das Gen: Wurden sie weniger Licht ausgesetzt, verhielten sie sich bei menschlichem Kontakt ruhiger. Dies gilt im Mausversuch als Indiz für Depressionen. Eingeschränkte Interpretation Da die Genvariante so selten auftritt, Winterdepressionen aber relativ verbreitet sind, können sie nicht die einzige Erklärung für Verstimmungen in düsteren Monaten sein. Dennoch kann die Funktion von Period3 Aufschluss über die molekularen Grundlagen von Stimmungs- und Schlafstörungen sowie über Behandlungsmöglichkeiten geben, schreiben die Autoren in der Fachzeitschrift PNAS. Ihre Ergebnisse seien aber auch mit Vorsicht zu genießen, da die untersuchte Familie nur aus sieben Personen in drei Generationen besteht, von denen vier Personen betroffen waren. Zudem sei das Testen von Depression bei Nagetieren nur eingeschränkt möglich. Ein Kommentar zweier niederländischer Autoren im Fachjournal Psychoneuroendocrinology unterstreicht, dass der angewandte Schwimmtest nicht für die Interpretation von Depression gedacht sei. Nicht-Wissenschaft;'Kommissionsvize Timmermans: Derzeitige Dublin-Regeln "nicht fair" – Konkrete Gesetzesvorschläge noch vor dem Sommer. Brüssel – Die EU-Kommission hat zwei Optionen für die Harmonisierung der Asylsysteme und für eine Verteilung in Europa vorgeschlagen. Die derzeitigen Dublin-Regeln, wonach das Land der Erstaufnahme für Asylverfahren zuständig ist, hätten in der Flüchtlingskrise nicht funktioniert und seien nicht fair und nicht nachhaltig, sagte EU-Kommissionsvize Frans Timmermans am Mittwoch in Brüssel. Konkrete Gesetzesvorschläge, die auch wirklich verabschiedet werden, wolle die EU-Kommission noch vor dem Sommer vorlegen, sagte Timmermans. Wir wollen eine breite politische Diskussion über die Verfahren, so der Kommissionsvize. Dazu müsse die EU-Behörde bei den EU-Staaten und beim Europaparlament erst einmal vorfühlen. Beide Optionen würden zu mehr Solidarität führen, sagte Timmermans. In beiden Fällen bliebe das Erstaufnahmeland – in den meisten Fällen Griechenland oder Italien – für die Identifizierung und Registrierung von Flüchtlingen per Fingerabdruck sowie für Abschiebungen zuständig, heißt es in dem Papier der EU-Kommission. Die Krise habe gezeigt, dass das jetzige Asylsystem in der EU nicht funktioniere, so Timmermans. Eine große Schwäche sei die unterschiedliche Anwendung bestehender Asylregeln. Dies führe unter den Flüchtlingen zu einem Asylshopping, das wenige Länder wieder besonders stark belaste. Bisher war die EU-Kommission mit Plänen für eine fixe Verteilung von Flüchtlingen per Quote gescheitert. Gegen den Widerstand von Tschechien, der Slowakei, Rumänien und Ungarn haben die EU-Innenminister vergangenen September die EU-weite Umverteilung von 160.000 Flüchtlingen beschlossen, doch wurden bisher nur ein paar Hunderte verteilt. Es fehlt am politischen Willen vieler Regierungen, sagte EU-Innenkommissar Dimitris Avramopoulos. Er räumte ein, dass das jüngste Ziel, 6.000 Flüchtlinge pro Monat von Griechenland und Italien auf andere EU-Staaten umzuverteilen; nicht erreicht wurde. Ich bin nicht der Glücklichste, sagte Avramopoulos. In ihrer Mitteilung schlägt die EU-Kommission weitere Schritte zur Bewältigung der Migrationskrise vor, die auf lange Sicht eine große Herausforderung für die EU bleibe, wie Timmermans sagte. So soll das Eurodac-System zur Speicherung von Fingerabdrücken im Kampf gegen die illegale Einwanderung ausgebaut werden. Die derzeitige Asylverfahrensrichtlinie soll in eine Verordnung umgewandelt werden. So will die EU-Kommission eine direkte Anwendbarkeit der EU-Vorschriften und eine größere Konvergenz der Asylsysteme erreichen. Das EU-Asylbüro soll durch ein neues Mandat gestärkt werden und künftig auch eine operative Rolle spielen. EU-Abgeordnete begrüßten den Vorstoß. Mit der heute präsentierten Mitteilung kommt die EU-Kommission endlich unserer langjährigen Forderung nach einem europäischen Asylsystem nach. Asylanträge von Schutzsuchenden sollen künftig einheitlich auf EU-Ebene behandelt und die Asylstandards und -verfahren harmonisiert werden. Die faire Verteilung von Flüchtlingen auf alle Mitgliedstaaten ist dafür elementar, sagt Josef Weidenholzer, Vizepräsident der sozialdemokratischen Fraktion (S&D) im Europäischen Parlament. Zum Thema äußerte sich am Mittwoch auch ÖVP-Bundespräsidentschaftskandidat Andreas Khol. Im Ö1-Mittagsjournal erklärte er: Ich bin ein Anhänger des Subsidiaritätsprinzips, also für eine richtige Aufgabenteilung zwischen Europa und den Mitgliedsländern. Die Regeln sollen europäisch sein und die Anwendung dieser europäisch kontrolliert werden, sprach sich Khol zwar für Einheitlichkeit aus. Mit der Behördenfunktion sollten aber die EU-Mitgliedstaaten beauftragt werden, so der Kandidat. Die EU muss in Migrationsfragen handlungsfähiger gemacht werden. Bisher hat sie kaum Zuständigkeiten, wird aber für die Fehler im System verantwortlich gemacht, sagte ÖVP-Delegationsleiter Othmar Karas. (APA; 6.4.2016)' Nicht-Wissenschaft;Anti-IS-Koalition berät in Rom, Syrien-Friedensgespräche in Genf. Rom/Genf – Die am Freitag gestarteten Syrien-Gespräche in Genf standen am Dienstag erneut auf der Kippe. Die syrische Opposition hatte am Abend ein geplantes Treffen mit Uno-Sondergesandten Staffan de Mistura abgesagt – als Protest gegen die humanitäre Lage in Syrien, so Oppositionsvertreterin Farah Atassi. Schon zuvor hatte Chefverhandler Mohammed Alloush gesagt, er sei nicht optimistisch, was die Erfolgsaussichten der Gespräche betreffe. Von der syrischen Regierungsdelegation hieß es, auch für indirekte Gespräche – also solche, bei denen sich die gegnerischen Delegationen in unterschiedlichen Räumen befinden und ihre Forderungen über Vermittler weiterleiten lassen – sei es noch zu früh. Man warte immer noch darauf, dass de Mistura eine Liste übermittle, auf der die Namen der Oppositionsverhandler aufgeführt seien. De Mistura kündigte an, bis Mittwoch eine solche Liste fertigzustellen. An der Frage, welche Gruppen und Personen für die Opposition sprechen sollten, waren schon bisher Gesprächsversuche gescheitert. Deutschlands Außenminister Frank-Walter Steinmeier hat derweil bei einem internationalen Treffen zur Bekämpfung der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Rom davor gewarnt, die Syrien-Gespräche könnten durch den Konflikt zwischen Iran und Saudi-Arabien zusammenbrechen. Es könne sehr schnell alles zerstört werden, was bisher in Sachen Syrien erreicht worden sei, sagte er. Steinmeier wollte noch am Dienstag von Rom nach Teheran und anschließend nach Riad weiterreisen, um eine Entspannung zwischen der großteils schiitischen Islamischen Republik und dem mehrheitlich sunnitischen Königreich zu erleichtern. Beiden, so Steinmeier, wolle er dabei die Botschaft übermitteln, dass Berlin Verständnis für nationale Interessen habe, es aber eine Verantwortung für die Region des Mittleren Ostens gebe, die die Regierungen wahrnehmen sollten. In Syrien solle das Regime ein Zeichen für die Verhandlungen setzen und humanitäre Hilfe für eingeschlossene Ortschaften erleichtern. Zuletzt hatten Truppen des Regimes, unterstützt von russischen Luftangriffen, eine neue Offensive bei Aleppo gestartet. Nicht-Wissenschaft;Bund und Stadt engagieren sechsköpfiges Forscherteam. Wien – Die vom Integrationsministerium und der Stadt Wien angekündigte flächendeckende Untersuchung islamischer Kinderbetreuungseinrichtungen in Wien wird von einem sechsköpfigen Forscherteam erstellt, wie am Freitag in einer Aussendung mitgeteilt wurde. Die Arbeiten daran sollen bis Mai 2017 abgeschlossen sein. Auch der erste Islamkindergarten-Bericht, der zuletzt für Aufregung sorgte, liegt nun vor. An der – nach einem gröberen Zwist zwischen Rathaus und Integrationsminister Sebastian Kurz (ÖVP) vereinbarten – gemeinsamen Untersuchung werden folgende Wissenschafter beteiligt sein: Neben Ednan Aslan von der Uni Wien, dem Autor der ersten Vorstudie, werden Susanne Heine (Universität Wien, Evangelisch-Theologischen Fakultät), Maria Fürstaller (Universität Wien und FH Campus Wien), Elisabeth Raab-Steiner (FH Campus Wien), Wolfgang Mazal (Universität Wien) und der Diplomsoziologe Kenan Güngör mit dabei sein. Die Stadt Wien, so wurde versichert, stellt die dafür erforderlichen Daten bereit. Man werde den Zugang zu allen Kinderbetreuungseinrichtungen gewähren und auch Vereinsregisterauszüge vorlegen, wurde beteuert: Eine wichtige Fragestellung wird sein, ob die pädagogischen Konzepte jener privaten institutionellen Kinderbildungs- und Betreuungseinrichtungen (Kindergärten und Kindergruppen) in Wien, mit den Grundwerten der österreichischen Verfassung, Kinder- und Menschenrechte sowie dem Wiener Bildungsplan übereinstimmen. Ebenso solle untersucht werden, welche Werte und Normen in der Praxis tatsächlich gelebt werden. Auch die verwendeten Sprachen, den religiösen Hintergrund oder die Annahme von Sprachförderangeboten will man sich genauer ansehen. Erforscht wird auch die Erwartungshaltung der Eltern bzw. Erziehungsberechtigten. Weiters wird eine Liste mit allen islamischen Kindergärten oder -gruppen und deren Betreibern sowie Trägervereinen erstellt. In Wien ist kein Platz für Radikalismus und Extremismus. Wenn es Probleme gibt, müssen diese angegangen und gelöst werden. Die Stadt Wien schaut genau hin und hat bereits gehandelt, verwies Jugendstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) auf eine nun bereits erfolgte Aufstockung der Kontrolleure. Auch Bildungsstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) beteuerte, dass Radikalisierung im Kindergarten keinen Platz haben dürfe. Integrationsminister Sebastian Kurz (ÖVP) verwies auf die nunmehrige Einigkeit: Wir ziehen hier in der flächendeckenden Untersuchung an einem Strang. Es ist notwendig, Klarheit und Transparenz zu haben, damit die richtigen politischen Maßnahmen gesetzt werden können. Nicht-Wissenschaft;Sie habe das "natürlich nie gesagt", antwortet "Heute"-Herausgeberin Dichand – Ex-Chefredakteur Ainetter: "Das Zitat ist genauso gefallen". Wien/München – Wolfgang Ainetter – früher Chefredakteur von Heute und News und jetzt bei der Bild-Zeitung – beschreibt anlässlich der Hofburg-Wahl auf bild.de seine Sicht auf Österreich. Wie österrechts wird unser Nachbar? lautet der Titel des Artikels, er thematisiert dort auch die Einflussnahme der Politik auf Medien. Um ihre Macht abzusichern, kaufen sich Politiker in die Medien ein, schreibt Ainetter. Und: Als mein Team enthüllte, dass die SPÖ vier Jahre lang direkt aus der Parteizentrale Hunderte gefälschte Leserbriefe über die großartige Regierungsarbeit an Redaktionen im ganzen Land geschickt hatte, sagte meine Herausgeberin: Ich verbiete Ihnen kritischen Journalismus. Ich ging, die verantwortlichen Politiker blieben im Amt. Falter-Chefredakteur Florian Klenk machte auf Twitter auf dieses Zitat aufmerksam: ,Ich verbiete Ihnen kritischen Journalismus soll @EvaDichand zu ihrem CR @WAinetter gesagt haben, sagt dieser: https://t.co/y1V64DohF5 Sie habe das natürlich nie gesagt, twittert dazu Heute-Herausgeberin Eva Dichand: @florianklenk Schreiben Sie doch nicht so einen Schwachsinn ohne mich wenigstens zu fragen. Das habe ich natürlich NIE gesagt. Wolfgang Ainetter bleibt dabei, das Zitat sei genau so gefallen: @florianklenk Das Zitat ist genauso gefallen. Ainetter leitete bis Herbst 2011 die Heute-Redaktion, er verließ die Wiener Gratiszeitung im Streit mit Herausgeberin Dichand. Bis Ende 2014 war er Chefredakteur von News, seit Februar 2016 steuert er die Regionalausgaben der Bild-Zeitung. Wissenschaft;'Es ist die farbenprächtigste Handschriftensammlung und das berühmteste, gleichwohl unvollendete "Buch" des Mittelalters. Berlin – Ich saz uf eime steine und dahte bein mit beine, dar uf satzt ich den ellenbogen, ich hete in mine hant gesmogen daz kinne und ein min wange. Das sind die ersten Verse des sogenannten Reichstons, den der große politische Lyriker des Mittelalters, Walther von der Vogelweide, um 1200 gedichtet hat, also vor gut 800 Jahren. Ich saß auf einem Felsengestein und hatte ein Bein über das andere geschlagen (dahte kommt von decken, überdecken; Dach steckt darin), (auf das Knie) stützte ich den Ellenbogen, in die Hand hatte ich das Kinn und eine Wange geschmiegt. Walther zeichnet hier ein bekanntes Bild des Denkers, des Nachdenklichen, wie ihn die Antike kennt, aber auch die Moderne (Rodin). Er denkt über den Weltenlauf nach und wie man sich in ihm einrichten sollte – doch er weiß eigentlich keinen Rat. Zu diesem Sinnbild Walthers gibt es auch eine Miniatur, also ein Bild, gezeichnet im Mittelalter. Diese Miniatur eröffnet in der bedeutendsten Sammlung mittelalterlicher Literatur, dem sogenannten Codex Manesse, die Liedsammlung Walthers. Der Geburtsort Walthers ist nicht bekannt. Begraben soll er im Lusamgärtchen in unmittelbarer Nähe des Würzburger Doms sein. Doch auch dies ist nicht verbürgt. Eigentlich kennt man Walther nur durch sein literarisches Werk, das in insgesamt mehr als 30 heute noch erhaltenen Handschriften und Handschriftenfragmenten überliefert ist. Handschrift heißt: ein Schreiber im Mittelalter hat jedes seiner Lieder Buchstaben für Buchstaben auf- oder, wenn eine Handschrift schon vorhanden gewesen ist, abgeschrieben. Das ist viel Arbeit, und deswegen waren Handschriften schon damals sehr kostbar. Das Werk Walthers ist am umfassendsten in jenem Codex Manesse bewahrt geblieben. Der Codex ist die umfangreichste Sammlung mittelhochdeutscher Lied- und Spruchdichtung. Insgesamt 137 wunderschöne Miniaturen zeigen die Sänger in verschiedenen bildlichen Kontexten und gewähren einen einmaligen Einblick in die Welt der adligen Hofhaltung des Mittelalters. Mit seinen Anfängen um 1300 verbindet man, gerade auch wieder in der jüngsten Forschung, die Zürcher Patrizierfamilie Manesse. Seit dem 19. Jahrhundert wird die berühmteste Handschrift des deutschsprachigen Mittelalters in der Heidelberger Universitätsbibliothek aufbewahrt. Die wissenschaftliche Entschlüsselung des Codex Manesse erstreckt sich inzwischen über mehr als vier Jahrhunderte, ohne bisher in allen oder auch nur in vielen Punkten zu einem Konsens gekommen, geschweige denn an ein Ende gelangt zu sein, schreibt der Heidelberger Altgermanist Lothar Voetz über die Handschriftensammlung. Obwohl er einer der besten Kenner des Codex ist, spricht Voetz von einem Buch mit sieben Siegeln. Er versucht in seiner großformatigen, neuesten Arbeit gleichwohl, den Codex zu entziffern und zeichnet den Stand der Forschung nach. Die Großen der mittelalterlichen Minnesänger und deren Liebeslyrik porträtiert er. Er zeigt deren farbenprächtigen Miniaturen und gibt mit Abbildungen von Handschriften einen starken Einblick in diese Kunst.' Wissenschaft;Genetische Analysen stützen die Hypothese von Anatolien als kulturelle Drehscheibe. Stockholm – Die sogenannte Anatolien-Hypothese besagt, dass sich die Landwirtschaft und damit eine sesshafte, bäuerliche Lebensweise vor 9500 bis 8000 Jahren über Anatolien nach Europa ausbreitete (und mit ihr eine indogermanische Ursprache). Die Annahme eines solchen Kulturtransfers, der seinen Ausgang in der Levante nahm, stützen nun auch genetische Analysen, die Forscher der Universität Stockholm vornahmen. Die Wissenschafter untersuchten DNA aus 8.000 Jahre alten menschlichen Überresten, die in der nordwestanatolischen Ausgrabungsstätte Kumtepe entdeckt worden waren. Es dürfte sich dabei um die ersten sesshaften Bewohner von Kumtepe gehandelt haben. Auf dem prähistorische Hügel wurden in den vergangenen Jahrzehnten zahlreiche Spuren früher Besiedelung gefunden. Die Arbeit sei aufgrund des schlechten Zustands der Funde schwierig gewesen, habe sich aber gelohnt, sagte Ayca Omrak: Demnach würden die Ergebnisse im Vergleich mit dem Erbgut früher europäischer Bauern und heutiger Europäer zeigen, dass Anatolien tatsächlich eine Art kulturelle und genetische Drehscheibe nach Europa war. Um besser nachvollziehen zu können, wie und in welchen Schritten sich die landwirtschaftliche Entwicklung genau ausbreitete, müssten weitere Analysen und Vergleiche mit Funden aus der Levante folgen. Die Forscher planen nun ein gemeinsames Projekt mit Archäologen aus der Türkei und dem Iran. Eines sei jedoch bereits klar, kommentierte Anders Götherstörm (ebenfalls Uni Stockholm) den Zwischenstand: Unsere Ergebnisse streichen die herausragende Bedeutung Anatoliens in der europäischen Kulturgeschichte hervor. Nicht-Wissenschaft;'Über zwanzig Jahre nach Steven Spielbergs Klassiker kehren in "Jurassic World" die Dinosaurier auf die Leinwand zurück. Abgesehen von den Spielarten des Gefressenwerdens erzählt der Film auch davon, wie sich Hollywood als Schauspektakel verbessert. Wien - Mitten im Dschungel, versteckt hinter einem großen Tor, finden sich Spuren zur Vergangenheit der Insel. Ein Jeep, Werkzeug, Batterien, ein Banner mit einem alten Logo mit Dinosaurier darauf. Die Brüder Zach und Gray unterbrechen kurz ihre Flucht vor einer Bestie, basteln sich eine Fackel und dringen tiefer in die Höhle vor. Auf deren Wänden entdecken sie noch andere Zeichnungen von Reptilien - die Szene soll ein wenig den Anschein erwecken, als seien sie auf urzeitliche Malereien gestoßen. Doch die Urzeit von Jurassic World reicht natürlich nur bis ins Jahr 1993 zurück, als Steven Spielberg mit Jurassic Park den Startschuss für die berühmteste Dino-Renaissance der Filmgeschichte gab. In der Neuauflage, die das Franchise nun für die nächste Generation aufbereitet, wurde einiges verändert (nicht zuletzt ist Spielberg nur ausführender Produzent), aber die Essenz bleibt gewahrt. Vor allem an die Vorgeschichte wird ständig liebevoll, ironisch, manchmal auch zwänglerisch erinnert - im digitalen Zeitalter kommt die Nostalgie mit immer schnelleren Flügeln daher. Die Dinos der 1990er gleichen den Computern von damals: Sie sahen noch nicht richtig aus. In Jurassic World muss man natürlich gleich erkennen können, was in Sachen Spezialeffekt und digitaler Animation seitdem alles optimiert wurde. Mehr als andere Beispiele ist die Filmreihe ein Gradmesser für die Möglichkeiten des zeitgenössischen Spektakelkinos. Der Thrill, einem Dinosaurier auf der Leinwand zu begegnen - und zwar als Attacke auf die Sinne -, das ist schon das ganze Wesen des Films. Der Themenpark gibt dafür in der Erzählung das perfekte Ambiente vor. Die Zuschauer im Kinosaal sitzen mit den Protagonisten fast im gleichen Boot. Imax und 3-D ermöglichen mittlerweile verstärktes körperliches Involviertsein. Spitze Schnäbel, scharfe Zähne, tiefe Schlünde - gefressen werden wir aber nur beinahe, wie die beiden Teenager, die mit einer mobilen Glaskugel durch das Gelände kurven. Jurassic World ist der erste Teil, der nach dem Tod des Vorlagen-Erfinders Michael Crichton mit neuem Autorenteam verwirklicht wurde. Crichtons von Anfang an ein wenig paradoxe Kritik an technologischer Vermessenheit, dem Eingriff in die Natur, wurde von Regisseur Colin Trevorrow beibehalten, sogar noch etwas verschärft. Denn der Themenpark leidet wie Hollywood selbst unter dem Problem, immer größere Sensationen aufbieten zu müssen. Um diese Formel zu erfüllen, hat man einen genmanipulierten Saurier aus der Retorte geholt. Er heißt Indominus Rex und ist so etwas wie der weiße Hai unter den Echsen. Es ist eine Regel von Katastrophenfilmen, dass sie zuerst zeigen, was kaputt gehen könnte, um es dann auch wirklich kaputtgehen zu lassen. Für diese Zeitspanne holt Jurassic World ein wenig zu lange aus, manch eine Nebenfigur gerät zu geschwätzig; mehr Vergnügen bereitet es, Chris Pratt als überzogen viril gezeichneten Tierbändiger dabei zuzusehen, wie er ein Rudel Raptoren auf sein Kommando abstimmt. Oder Bryce Dallas Howard zu folgen, einer modernen Fay Wray, die mit Chris-Lohner-Frisur und Stilettos zur Amazone wird. Überlegen sind ihnen nur die Saurier selbst, die das unterhaltsamste Chaos produzieren. Trevorrow und seine Animationsabteilung malen sich die Verschlingungsszenarien mit Lust an der Überspitzung aus - wer da nicht aller verschluckt wird! Jurassic World verdaut dabei seine Botschaft vom Respekt für die Tierwelt gleich selbst: Erst erschafft er Kreaturen, lässt sie wüten, dann räumt er mit ein paar Altstars auf. Godzilla und Alfred Hitchcocks Vögel winken aus der Ferne.' Wissenschaft;Gebürtige Deutsche erlangte in Österreich mit Thematisierung der Habsburger große Popularität. Wien – Die Historikerin Brigitte Hamann prägte das öffentliche Bild der Habsburger, schrieb Bücher über Wolfgang Amadeus Mozart und Adolf Hitler. Und das nicht obwohl, sondern weil sie gebürtige Deutsche ist: Ich hatte einen anderen Blick auf Österreich und begann mit einer gewissen Distanz zu schreiben, sagte sie einmal. Am Sonntag (26. Juli) feiert Hamann ihren 75. Geburtstag. Auch die Jury begründete die Zuerkennung des Ehrenpreises des österreichischen Buchhandels für Toleranz im Jahr 2012 damit, dass Hamann mit dem objektiven Blick einer nicht gebürtigen Österreicherin die Identität dieses Landes offenlegt. In ihrem imposanten Oeuvre vereine Hamann wissenschaftliche Rigorosität mit publikumsfreundlicher Lesbarkeit, würdigte damals der Historiker Gerald Stourzh seine Fachkollegin bei der Verleihung. Geboren wurde die Volksbildnerin in Sachen Geschichte als Brigitte Deitert am 26. Juli 1940 in Essen. Sie studierte Germanistik und Geschichte in Münster und an der Universität Wien. 1963 legte sie ein Examen als Realschullehrerin ab und versuchte sich anschließend als Journalistin. 1965 heiratete sie den 1994 verstorbenen Wiener Historiker und Universitätsprofessor Günther Hamann, bei dem sie auch als Assistentin arbeitete. Im Alter von fast 40 Jahren schloss sie ihre Doktorarbeit über das Leben von Kronprinz Rudolf ab. Im gleichen Jahr, 1978, arbeitete sie ihre Dissertation zu einem Buch um: Rudolf, Kronprinz und Rebell bescherte ihr sogleich den Durchbruch als Autorin. Fast 30 Jahre später diente das Buch als Grundlage für Robert Dornhelms 2006 erschienenen Fernsehfilm-Zweiteiler Kronprinz Rudolf, dem die Historikerin als Beraterin zur Seite stand. 1981 folgte ihre bis heute wohl bekannteste Biografie, Elisabeth, Kaiserin wider Willen, die weltweit Anklang fand und in viele Sprachen übersetzt wurde. Neben weiteren Werken über die Habsburger, Winifred Wagner und Bertha von Suttner wandte sich Hamann der Zeitgeschichte und heiklen, gemeinsamen deutsch-österreichischen Themen zu. Hitlers Wien, Lehrjahre eines Diktators aus dem Jahr 1996 wurde zu einen Standardwerk. Anlässlich des Mozart-Jahres 2006 veröffentlichte Hamann den umfangreichen Band Mozart – Sein Leben und seine Zeit. Im Jahr 2008 folgte Hitlers Edeljude, Das Leben des Armenarztes Eduard Bloch, 2009 erschien Österreich. Ein historisches Porträt. Die Historikerin, die seit beinahe 50 Jahren die österreichische Staatsbürgerschaft besitzt, nimmt auch immer wieder in der Öffentlichkeit zu historischen, zeitgeschichtlichen oder politischen Themen Stellung. So forderte sie unter anderem eine kommentierte Neuausgabe von Mein Kampf, damit die jüngere Generation nicht auf all die Lügengeschichten Hitlers reinfällt. Auch die Jury für den Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels würdigte Hamanns unverzichtbare mahnende Stimme: In ihren Arbeiten appelliert sie, alles zu tun, um die Entstehung sozialer Gegensätze und wirtschaftlicher Notlagen zu vermeiden, wie sie etwa zum Aufstieg des Nationalsozialismus beigetragen haben. Neben dem Buchhandels-Ehrenpreises wurde Hamann bisher u. a. mit dem Anton-Wildgans-Preis (1995), dem Bruno-Kreisky-Preis für das politische Buch (1998), dem Ehrenpreis des Presseclubs Concordia (2002), dem Preis der Stadt Wien für Publizistik (2004) sowie mit der Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Silber (2006) ausgezeichnet. (APA, 25. 7. 2015) Wissenschaft;Eine ganze Myriade an Szenarien könnte den Staat in die Bredouille bringen. Ob Reaktorunfall, Hochwasser oder Terror: Die Regierung will vorbereitet sein. Wien – Katastrophen hat Österreich in den vergangenen Jahren ohne Zweifel miterlebt: etwa 1999 in Galtür, als 38 Menschen von einer großen Lawine getötet wurden. Auch zwei Jahrhunderthochwasser binnen zehn Jahren – 2005 und 2013 – kosteten Menschenleben und verursachten Sachschäden in Milliardenhöhe. Doch die schwere Katastrophe, als die Wissenschafter Ereignisse mit mehr als 100 Toten bezeichnen, blieb in Österreich zuletzt aus. Wer sich gern Untergangsszenarien ausmalt, braucht allerdings auch hierzulande nicht viel Fantasie: So sind im unmittelbaren Grenzgebiet mehrere Atomkraftwerke in Betrieb, gleichzeitig herrscht in ganz Europa die Angst vor Terroranschlägen. Ein Blick in die Geschichtsbücher liefert mehr Inspiration: Vor rund 770 Jahren forderte ein Erdbeben in Kärnten wohl tausende Tote, gleichzeitig wütete die Pest. Zwei solche Ereignisse – ein Erdbeben und eine Pandemie – werden von der Bundesregierung zurzeit auch als Szenarien mit den drastischsten Auswirkungen auf den Staat gesehen. Möglich werden solche Rankings durch das Verfahren der gesamtstaatlichen Risikoanalyse, die im europäischen Raum durch Großbritannien etabliert worden ist. Dabei kommen unterschiedliche wissenschaftliche Methoden zum Einsatz, um die Wahrscheinlichkeit von Katastrophen abschätzen zu können. Das Problem dabei: Das System Österreich wird immer dichter. Unterschiedliche Teilsysteme stehen miteinander in enger Verbindung, die Einführung von smarten Komponenten wie einem intelligenten Stromnetz verkompliziert die Risikobewertung weiter. Denn dadurch wird die Kontingenz im System erhöht: So könnte ein Staudamm mit Cyberangriffen durch Terroristen attackiert werden, der Anschlag löst ein Hochwasser aus, das wiederum die Energieversorgung lahmlegt. Es ist also nötig, einzelne Gefahrenanalysen aus Katastrophenschutz, Schutz kritischer Infrastrukturen und Cybersicherheit zusammenzuführen. Das will das Projekt Gerian (Gesamtstaatliche Risiko-Analyse), das im Austrian Institute of Technology in Klagenfurt seit 2013 entwickelt wird. Es wird im Kiras-Programm für Sicherheitsforschung des Verkehrsministeriums gefördert. Die direkten Auswirkungen auf einzelne kritische Infrastrukturen sind für viele Bedrohungen bekannt, so Projektleiter Stefan Schauer, wechselseitige Abhängigkeiten und Kaskadeneffekte werden jedoch oft nur vereinzelt betrachtet und können schwer abgeschätzt werden. Dennoch müssen Einsatzkräfte und Behörden für den Super-GAU vorbereitet werden. In der Katastrophenforschung wurden deshalb eine Reihe von Methoden erprobt, um die Anfälligkeit komplexer Systeme zu beurteilen und Szenarien nach Wahrscheinlichkeit und Auswirkungen bewerten zu können. Internationale Normen finden sich etwa im ISO-Standard 31010, der eine Reihe von Best-Practice-Beispielen auflistet. Ein probates Mittel dafür ist laut Schauer die sogenannte Delphi-Methode, die nicht ganz ohne Ironie auf das antike Orakel anspielt. Sie funktioniert folgendermaßen: Experten aus unterschiedlichen Bereichen erhalten eine Liste mit Fragen oder Thesen. Diese bewerten sie schriftlich und anonym. Anschließend werden die Antworten wieder der gesamten Gruppe vorgelegt und unter Einbeziehung der ersten Ergebnisse weitere Bewertungen durchgeführt. Ebenso wichtig ist laut Schauer die Szenarioanalyse: Nach einer umfassenden Analyse des Ist-Stands werden künftige Entwicklungen im Untersuchungsgegenstand überlegt. Dann werden eine Vielzahl von möglichen Faktoren zueinander in Beziehung gesetzt und Vernetzungen identifiziert. Schließlich erfolgt die Bildung von Szenarien und die Erarbeitung von Präventions- und Reaktionsstrategien. Eine Methode, die ebenso mühsam und aufwendig ist, wie sie klingt. Doch solange keine magische Kristallkugel den Blick in die Zukunft erlaubt, bleiben komplexe Berechnungsmodelle alternativlos. Vor allem, da im Katastrophenschutz gilt, dass jeder für Prävention ausgegebene Euro mehrere Euro Schaden spart. Bis Ende 2017 soll eine umfassende Bewertung der staatlichen Risikomanagementfähigkeiten erfolgen. Dabei soll auch überprüft werden, wie gut die einzelnen Akteure – also Bundes- wie Landesbehörden, Wirtschaft wie Militär – aufeinander eingespielt sind. Vorgaben dazu kommen auch von der EU-Kommission, die gesamtstaatliche Risikoanalysen für einzelne Mitgliedsstaaten langsam vereinheitlichen will. Denn dass Katastrophen vor Ländergrenzen keinen Halt machen, zeigten etwa die vergangenen Hochwasser. Nicht-Wissenschaft;Das neue Betriebssystem iOS 9 erlaubt die Integration eines Werbeblockers. Die Zugriffszahlen auf Webseiten über mobile Endgeräte schnellen in die Höhe, was hinterherhinkt sind noch die Werbeeinnahmen, die über Smartphones oder Tablets generiert werden. Ein empfindlicher Dämpfer droht Verlagen jetzt von Apple. Das am Montag vorgestellte, kommende Betriebssystem iOS 9 soll nämlich erstmals die Integration von Werbeblockern erlauben. Darauf weist der US-Branchendienst NiemanLab hin. Ein entsprechender Eintrag findet sich auf Apples Entwickler-Website. Künftig können Drittentwickler demnach Erweiterungen für den mobilen Browser Safari anbieten, mit denen sich Cookies, Bilder, Ressourcen, Pop-Ups und andere Inhalte blockieren lassen. Zum Leidwesen von Medienhäusern, die dann um Vermarktungsmöglichkeiten gebracht werden. Erlöse aus mobiler Werbung können mit den Nutzerzahlen noch nicht Schritt halten. Die New York Times surfen über 50 Prozent der User bereits über mobile Endgeräte an, was allerdings nur in zehn Prozent der Einnahmen aus digitaler Vermarktung resultiert. Deutsche Verlage kämpfen derzeit auch mit juristischen Mitteln gegen AdBlocker-Software, die von vielen Usern verwendet wird, um Werbung auf Webseiten zu blockieren. Mit der Konsequenz, dass Medien erhebliche Einnahmen verloren gehen. Wissenschaft;Enzyme der Einzeller erkennen und zerstören fremde DNA, können aber auch überreagieren. Klosterneuburg/Wien – Bakterien werden häufig von Viren befallen und haben dagegen eine Art Immunabwehr entwickelt, die fremdes Erbgut (DNA) erkennt und zerschreddert. Diese kann aber auch überreagieren und greift dann die eigene DNA an, fanden österreichische Forscher mit Kollegen heraus. Ein effizienteres System ist dafür anfälliger als ein zahmeres, berichten sie im Fachjournal Current Biology. Als Einzeller haben Bakterien natürlich keine direkte Entsprechung unseres Immunsystems, aber doch einen Mechanismus, der diese Funktion erfüllt. Ihr Immunsystem besteht aus Enzymen (Restriktions-Endonukleasen), die fremde DNA an bestimmten Abschnitten (bei kurzen spezifischen Sequenzen) spaltet, sobald sie in die Zelle eingedrungen ist. Damit das eigene Erbgut nicht angegriffen wird, kennzeichnen es andere Enzyme, indem sie Markierungen (Methylgruppen) daran anbringen. Die Forscher um Calin Guet vom Institute of Science and Technology (IST) Austria haben nun bei Escherichia coli-Bakterien untersucht, ob zwei solcher Systeme auch Fehler machen und die eigene DNA attackieren können. Das eine namens EcoRI schützt die Mikroben sehr effektiv vor Bakteriophagen, während das andere, RcoRV genannt, sie weniger gut abwehrt. Sie konnten nachweisen, dass EcoRI tatsächlich Schäden am eigenen Erbgut verursacht. Unter normalen Umständen wird dann eine SOS-Antwort ausgelöst, und der Defekt von Reparaturenzymen wieder beseitigt. Bei Ressourcenmangel funktioniert dies aber nicht einwandfrei, berichten die Forscher. Das zahmere EcoRV-System war hingegen für Fehler immun, es griff die eigene DNA nie an, und deswegen war auch kein Noteinsatz der Erbgut-Mechaniker zu beobachten. Die Wahrscheinlichkeit für Autoimmunität liegt bei effizienter arbeitenden Systemen also viel höher, so die Wissenschafter. Es wirkt fast so, als wären diese manchmal zu übereifrig in ihrem Bestreben, die Zelle vor Eindringlingen zu bewahren, meinen sie. Nicht-Wissenschaft;Der Aufstand der Rebellen gegen das Maschinenimperium geht in die nächste Runde: Im fünften Teil der Science-Fiction-Saga kämpft Arnold Schwarzenegger auch gegen die Tücken der Erzählung. Wien – Wenn es Asche regnet, ist die Apokalypse schon vorbei. Wenn es weißgraue Asche auf menschliche Schädel regnet, ist der Kampf gegen die Maschinen verloren. Als James Cameron vor dreißig Jahren am Beginn von The Terminator schweres Kriegsgerät über die Überreste der Zivilisation rollen ließ, war ein neues Kino-Sinnbild des Untergangs geschaffen. Die Menschheit hatte sich im Kampf gegen die von ihr selbst entwickelte künstliche Intelligenz in den Untergrund zurückgezogen. Das verbrannte Kinderspielzeug, das wenige Jahre später in Judgment Day für eine scheinbar für immer zerstörte Zukunft einstand, bedeutete jedoch mehr als absolute Hoffnungslosigkeit: Der Geist des Widerstands muss sich aus ebendieser Asche erheben. Dass Terminator: Genisys nun ebenfalls mit einem Ascheregen beginnt, ist wiederum mehr als bloße Reminiszenz an den Anfang einer der erfolgreichsten Serien der Kinogeschichte. Es ist der Versuch, diese Vergangenheit in eine Gegenwart zu retten, um aus ihr noch einmal Kapital zu schlagen. Nicht nur in ökonomischer Hinsicht als mittlerweile fünfter Teil des Science-Fiction-Spektakels, sondern auch im Sinne einer Selbstausbeutung: Da kann das Kino im vergangenen Jahrzehnt mit Computereffekten und 3-D-Technologie noch so geklotzt haben – die wahren Stützen des Erfolgs in Serie sind die Wiedererkennbarkeit und ein fester Platz im popkulturellen Gedächtnis. Und so verlässt sich auch Terminator: Genisys, inszeniert von US-Regisseur Alan Taylor, in der ersten halben Stunde vorrangig auf die eigenen alten Werte, und diese bestehen beinahe ausschließlich aus Arnold Schwarzenegger und seiner Wiederauferstehung als Ikone. Bereits der erste Auftritt ist eine Reinszenierung des Beginns der Saga, inklusive jener Gruppe von Punks, denen auch diesmal die Leviten gelesen werden. Dass der Terminator kurz darauf sogar in einer Doppelrolle – als jüngeres und älteres Modell des legendären T-800 – auf sein Ebenbild eindreschen kann, weil er aus zwei unterschiedlichen Zeiten in die Vergangenheit entsendet wurde, entspricht perfekt der Idee eines permanenten Kreislaufs: Wer ständig mit dem Umschreiben von Geschichte beschäftigt ist, wahlweise zur Rettung und zur Vernichtung der Menschheit, wird irgendwann mit sich selbst in der Gegenwart konfrontiert. Die Erzählung, die sich in der Folge rund um die Entsendung des Soldaten Kyle Reese (Jai Courtney) in das Jahr 1984 entspinnt, auch nur in ihren Grundzügen skizzieren zu wollen grenzt ebenfalls an ein Abenteuer. Der loyale Gefährte des zukünftigen Rebellenführers John Connor (Jason Clarke) soll als Beschützer von dessen Mutter Sarah (Emilia Clarke) den Kampf gegen das Maschinenimperium Skynet aufnehmen, doch spätestens wenn selbst die Figuren die Logik ihrer diversen Reisen und Rollenwechsel nicht mehr verstehen und ironisch kommentieren, ist auch die Plausibilität durch die Zeitmaschine geschickt. Das mag für den einen oder anderen Gag hinsichtlich einer ungewöhnlichen Familienzusammenführung dienlich sein, etwa wenn der Sohn im Vergleich zum Vater buchstäblich alt aussieht. Man könnte nun einwenden, dass Terminator: Genisys auch als Aneinanderreihung diverser Scharmützel mit Schauwert seinen Zweck erfüllt. Doch das ist, wie die Krise des Blockbusterkinos bewiesen hat, längst zu wenig – vor allem für eine Saga rund um ein bedrohliches Terrorregime, begründete Paranoia und berechtigte Zukunftsangst. Die Zerstörungsorgien der hochgerüsteten Cyborgs – bis hin zur Terminatrix in Terminator 3 – bezogen ihren Reiz bisher nämlich vor allem aus der ungebremsten Energie, die mit der Geradlinigkeit der Erzählung im Einklang stand: Auch als Killermaschine sollte man wissen, warum man unbeschadet durch eine Mauer donnert. Im old, but not obsolete, lautet der neue Merksatz des mittlerweile in die Jahre gekommenen Terminators, von der Rebellenmutter liebevoll Pops genannt. Zum Grau der Asche ist das der Haare hinzugekommen. Nicht-Wissenschaft;'Birgit Minichmayr liest am Freitag in der Bludenzer Remise aus Werken von Dorothy Parker. Auf zwanzig Hunde brachte es Dorothy Parker (1893-1967) im Lauf ihres Lebens. Die Vierbeiner, vornehmlich Terrier und Pudel, hörten auf Namen wie Cliché oder Cest tout!. Von einem der Herrchen behielt die geborene Rothschild zumindest den Nachnamen, ihre lakonisch-lyrischen Antipathien eröffnete die scharfzüngige Schreiberin mit Men: A Hate Song. Prompt folgten als Hassobjekte Verwandte, Frauen, Bohemiens, das Büro – und Schauspieler. Anfangs jobbte Parker am Klavier einer Tanzschule in Manhattan, ihre ersten bezahlten Texte waren Bildunterschriften in der Vogue. Für Vanity Fair und The New Yorker schrieb sie Kritiken und Kolumnen; Gedichte und Stories publizierte sie unter Pseudonym. Linkes Engagement brachte ihr Ärger statt Engagements in Hollywood, wo sie an Drehbüchern, u. a. für Alfred Hitchcocks Saboteure, mitgearbeitet hatte. Parkers Gedichte liest man im Original, Erzählungen sind übersetzt, u. a. von Pieke Biermann. Zu den markigen Reimen der Dorothy Parker zählt: Men seldom make passes / At girls who wear glasses. Eine Frau, der man unabhängig vom Styling Avancen macht, ist Birgit Minichmayr. Die Schauspielerin übermannt und überzeugt auf den Bühnen von Wien, Berlin, Salzburg, München und Zürich. Menschen abseits der Theatermetropolen müssen sich auf Kino und Fernsehen beschränken, wenn sie die mehrfache Nestroy-Preisträgerin sehen möchten. Nicht so am Freitag in Bludenz. Dorothy Parkers Erbe ging an Martin Luther King und die NAACP. Direkt nach Äthiopien gehen Gage und Kartenerlös der Lesung ihrer Texte im Rahmen von Kultur.Leben – ein Caritas-Projekt hilft dort Aids-Waisen.' Wissenschaft;Wiener Forscherinnen belegen positive Konsequenzen eines freundlichen Umgangs mit Nutztieren. Wien – Dass der freundliche Umgang mit Rindern die gute Beziehung zwischen Mensch und Tier fördert, klingt nach einer Binsenweisheit. Nun aber haben Wissenschafter von der Vetmeduni Wien einen daraus resultiernden positive Effekt festgestellt, der sich auch messen und wirtschaftlich nutzen lässt. Die im Journal Applied Animal Behaviour Science präsentierte Studie hat gezeigt, dass Kälber auf einem Milchviehbetrieb, die nach ihrer Geburt eine Zeit lang von Menschen gestreichelt wurden, rascher an Gewicht zunehmen als ihre nicht gestreichelten Artgenossen. Das kann sich für Betriebe lohnen, da Kühe, die als Kälber schneller zugenommen haben, mehr Milch geben. In der konventionellen Milchwirtschaft werden Kälber am Tag ihrer Geburt von ihren Müttern getrennt. Danach werden sie meist eine Zeit lang einzeln gehalten und leben später in Kälbergruppen zusammen. Eine gute Beziehung zum Menschen kann sich nur dann aufbauen, wenn Halter regelmäßig und freundlich mit den Tieren umgehen. Erstautorin Stephanie Lürzel und ihre Kolleginnen vom Institut für Tierhaltung und Tierschutz an der Vetmeduni Wien untersuchten 104 Holstein-Kälber eines Milchvieh-Betriebes im Osten Deutschlands. Etwa die Hälfte der Tiere wurde nach der Geburt 14 Tage lang je drei Minuten pro Tag gestreichelt, die andere Hälfte nicht. Lürzel und die Masterstudentin Charlotte Münsch streichelten die Kälber an einer ganz bestimmten Stelle – am unteren Hals. Unsere Arbeitsgruppe hat bei früheren Untersuchungen herausgefunden, dass Kühe es besonders genießen, an dieser Stelle gestreichelt zu werden. Sogar die Herzfrequenz der Tiere sinkt währenddessen, so Lürzel. Etwa 90 Tage nach der Geburt hatten die zuvor gestreichelten Kälber mehr Gewicht als die nicht gestreichelten. Die menschliche Zuwendung scheint sich ganz direkt auf die Gewichtszunahme bei den Tieren auszuwirken. Eine Studie aus dem Jahr 2013 zeigte, dass Kälber, die schneller zunehmen, später als Kühe auch mehr Milch geben. Die von uns untersuchten und gestreichelten Kälber hatten zum Zeitpunkt des Absetzens von der Milch eine etwa 3 Prozent höhere Gewichtszunahme als die nicht gestreichelten. Das ließe sich laut der genannten Studie in etwa 50 Kilogramm mehr Milch pro Kuh und Jahr umrechnen, erklärt Lürzel. Die Forscherinnen untersuchten auch die Qualität der Mensch-Tier-Beziehung mit dem sogenannten Ausweichdistanz-Test. Dieser misst, ab welcher Distanz sich das Kalb abwendet, wenn ein Mensch von vorne auf das Tier zugeht. Haben die Tiere gegenüber Menschen Vertrauen, ist die Ausweichdistanz gering. Fürchten sich die Tiere, ist die Ausweichdistanz größer. Bei den Experimenten zeigte sich, dass Kälber aus der Streichelgruppe dem Menschen nicht so schnell ausweichen wie die nicht gestreichelten Artgenossen. Die Ausweichdistanz war bei den gestreichelten Tieren also geringer. Wir konnten mit diesem Test klar zeigen, dass das regelmäßige Streicheln positive Auswirkungen auf die Mensch-Tier-Beziehung hat, betont Lürzel. In der Praxis empfehle ich Landwirtinnen und Landwirten, regelmäßig freundlichen Kontakt zu ihren Tieren zu pflegen. Auch wenn sich drei Minuten pro Tag und Kalb nicht ausgehen, hat der regelmäßige Kontakt über einen längeren Zeitraum auf jeden Fall positive Auswirkungen auf die Tiere. Anders stellten sich die Ergebnisse dar, nachdem die Kälber im Alter von etwa 32 Tagen ohne Betäubung, wie auf dem untersuchten Betrieb üblich, enthornt wurden. Bei dem in der Milchviehhaltung heute weitverbreiteten Verfahren werden die Hornanlagen mit einem Brenneisen ausgebrannt. Die Hörner wachsen danach nicht mehr. Nach der Enthornung waren die Ausweichdistanzen bei beiden Gruppen höher als vor der Enthornung. Tiere, die als junge Kälber gestreichelt wurden, schnitten zudem nicht anders ab als nicht gestreichelte Kälber. Die zuvor aufgebaute gute Beziehung zum Menschen scheint bei den gestreichelten Tieren nach dem Enthornen, das ohne Betäubung mit starken Schmerzen für das Tier verbunden ist, gestört zu sein. Einige Wochen nach der Enthornung ist der Effekt des Streichelns auf die Beziehung zum Menschen wieder erkennbar, erläutert Lürzel. Verhaltensexpertin Lürzel empfiehlt auf Basis ihrer und früherer Forschungsergebnisse einen freundlichen Umgang mit Kälbern: Nutztiere, die immer wieder Kontakt mit dem Menschen haben, sei es weil sie vom Tierarzt untersucht werden oder vom Bauern oder der Bäuerin gemolken werden, profitieren von einer guten Beziehung zum Menschen. Die Meinung einiger LandwirtInnen, wonach Rinder Furcht vor dem Menschen haben sollten, um mit ihnen gut arbeiten zu können, ist laut Lürzel nicht haltbar. Der regelmäßige freundliche Kontakt mit den Tieren wirke sich letztendlich auch auf wirtschaftlicher Ebene positiv aus. Wissenschaft;1516 – Nach dem Tod des Großvaters mütterlicherseits, des Königs Ferdinand des Katholischen von Aragonien, der zusammen mit seiner Gemahlin Isabella von Kastilien die Grundlagen für die Weltgeltung Spaniens schuf, erbt Karl I. den spanischen Thron. (1530 wird er als Nachfolger seines väterlichen Großvaters Maximilian I. unter dem Namen Karl V. zum Kaiser gekrönt). 1556 – Bei einem zweistündigen Erdbeben in der chinesischen Provinz Schensi sterben mehr als 800.000 Menschen. 1631 – König Gustav II. Adolf von Schweden schließt in Bärwalde in der Neumark einen Subsidienvertrag mit Frankreich. 1896 – Wilhelm Conrad Röntgen spricht zum ersten Mal vor der Physikalisch-Medizinischen Gesellschaft in Würzburg über die von ihm 1895 entdeckten X-Strahlen. 1916 – Österreichisch-ungarische Truppen besetzten die nordalbanische Stadt Skutari (Shkodra). 1916 – Deutsche Wasserflugzeuge bombardieren die Hafenanlagen von Dover. 1926 – Im Greenwich Village Theatre in New York wird Eugene ONeills Schauspiel Der große Gott Brown uraufgeführt. 1936 – Der Film Traumulus (Regie Carl Froelich) mit Emil Jannings wird in Berlin uraufgeführt. 1946 – Zwischen Österreich und der Sowjetunion werden volle diplomatische Beziehungen hergestellt. 1946 – In Frankreich verständigen sich die drei größten Parteien – Sozialisten (SFIO), Kommunisten (PCF) und christdemokratisch ausgerichtete Volksrepublikaner (MRP) – auf eine Regierungszusammenarbeit (Tripartisme) nach dem Rücktritt von General de Gaulle. 1966 – Offiziere der ghanesischen Armee stürzen den außer Landes weilenden Staatsgründer und ersten Präsidenten Kwame Nkrumah, der in Guinea Asyl findet. 1966 – In Syrien reißt der linke Flügel der panarabischen Baath-Partei (Neo-Baath) unter Nureddin Atassi die Macht an sich, in den Wirren kommen mehr als 400 Menschen um. 1981 – Als erste Frau wird die Schriftstellerin Marguerite Yourcenar (eigtl. de Crayencourt) (1903-1987) Mitglied der Academie francaise, die 1635 von Richelieu gegründet wurde. 1981 – In Südkorea wird das unter der Militärdiktatur verhängte Todesurteil gegen den Politiker und Menschenrechtskämpfer Kim Dae Jung (den späteren Staatspräsidenten und Friedensnobelpreisträger 2000) in lebenslange Haft umgewandelt. 1986 – Einem Großbrand in einem Luxushotel der indischen Hauptstadt Neu Delhi fallen 37 Menschen zum Opfer. 1991 – Das Suchschiff Valiant Service trifft exakt 14 Jahre nach dem Untergang der Lucona in seinem Zielgebiet im Indischen Ozean ein, um dem Verschwinden des Frachters auf den Grund zu gehen. 1996 – Die ÖVP-Politikerin Waltraud Klasnic wird in der Steiermark zum ersten weiblichen Landeshauptmann Österreichs gewählt. Sie löst an der Spitze der Landesregierung Josef Krainer ab. 2001 – Das britische Oberhaus stimmt dem Gesetz über das Klonen von Embryos zu und macht damit den Weg frei für die Forschung mit menschlichen Stammzellen. Geburtstage: Peter von Rittinger, öst. Montanist und Pionier der Erzaufbereitung (1811-1872) Theodor Alt, dt. Maler (1846-1937) Rupert Mayer, dt. Theologe (1876-1945) Charlotte von Nassau, Großherzogin von Luxemburg (1896-1985) Anna Maria Jokl, öst. Schriftstellerin, Journalistin und Psychotherapeutin (1911-2001) Boris Beresowski, weißruss. Unternehmer (1946-2013) Germanos (eigtl. Lukas Strenopoulos), griech.-orth. Metropolit und Exarch für Westeuropa (1951- ) Thomas Frühmann, öst. Springreiter (1951- ) Todestage: William Pitt d.J., brit. Politiker (1759-1806) Peter Joseph Lenne, dt. Gartenbaumeister (1789-1866) Anna Pawlowa, russische Ballerina (1882-1931) Sir Alexander Korda, brit.-ung. Filmregisseur und Produzent (1893-1956) Paul Robeson, US-Sänger/Schauspieler (1898-1976) Hans Mettel, dt. Bildhauer (1903-1966) Sam(uel) Barber, US-Komponist (1911-1981) Joseph Beuys, dt. Maler/Graphiker/Objektkünstler (1921-1986) (APA, 23.1.2016) Nicht-Wissenschaft;Bochum bei 0:3 im Viertelfinale gegen München erst in Unterzahl ohne Chance, Heidenheim unterliegt Hertha 2:3. Bochum – Bayern München ist am Mittwoch mit einem 3:0 (1:0) beim Zweitligisten VfL Bochum ins Halbfinale des DFP-Pokals eingezogen. Hertha BSC setzte sich mit 3:2 (2:1) beim Zweitligisten 1. FC Heidenheim durch und steht nach 35 Jahren wieder in der Vorschlussrunde. Neben den Torschützen Robert Lewandowski (39./90.) und Thiago (61.) konnten sich die Bayern vor allem beim cleveren Arjen Robben bedanken, der fünf Minuten nach Lewandowskis Führung eine umstrittene Rote Karte gegen seinen Gegenspieler Jan Simunek herausholte und damit quasi das Spiel entschied. In Unterzahl war der VfL chancenlos, obwohl Thomas Müller mit dem fälligen Foulelfmeter an VfL-Schlussmann Manuel Riemann scheiterte (44.). Bei Dauerregen und tiefem Rasen hätten sich die Bayern zur Halbzeit über einen Rückstand nicht beklagen dürfen. Bochums Torjäger Simon Terodde hatte für den formstarken Zweitliga-Fünften in der Anfangsphase zweimal die Führung auf dem Fuß. In der achten Minute ließ er David Alaba aussteigen und zielte mit seinem Schuss um Zentimeter am langen Pfosten vorbei. Zwei Minuten später blockte Holger Badstuber in letzter Sekunde Teroddes Schuss aus kurzer Distanz. Die Gäste agierten bis dahin zwar erwartet spielbestimmend, blieben aber offensiv harmlos und bissen sich an der gut organisierten Bochumer Defensive die Zähne aus. Angepeitscht von dem Großteil der 28.000 Zuschauer im ausverkaufen Rewirpower-Stadion, schaltete der VfL bei Ballbesitz immer wieder schnell um und spielte selbstbewusst nach vorne. Nach der Pause bekamen die Münchner in Überzahl noch mehr Spielanteile und spielten den Zweitligisten routiniert aus. Zunächst verfehlte Robben noch freistehend das 2:0 (49.), ehe Thiago mit einem abgefälschten Schuss alles klar machte (61.). Die Bayern spielten ihre nummerische Überlegenheit souverän aus und hätten weitaus höher gewinnen können. Lewandowski erzielte in der 90. Minute seinen zweiten Treffer. In Heidenheim drehte Vedad Ibisevic die Begegnung mit seinen beiden Treffern (14., 21.) nach der Führung für den Außenseiter durch Arne Feick (10.) zugunsten der Berliner. Genki Haraguchi (58.) sorgte für die Entscheidung. Marc Schnatterer gelang per Foulelfmeter nur noch der Anschlusstreffer (82.). Im Halbfinale treffen die Berliner nun auf Borussia Dortmund, die Bayern empfangen Werder Bremen. Nicht-Wissenschaft;Die ÖVP denkt laut über Verschärfungen für Arbeitslose nach: Ein 47-jähriger Wiener Akademiker sucht seit vier Jahren verzweifelt einen Job. Wien – So richtig kann es Christoph Grünberger* noch immer nicht fassen, dass er bereits seit 2011 auf Jobsuche ist. Um Gottes willen, ich habe vier Jahre meines Lebens verloren, sagt der 47-Jährige. Schön langsam fürchte ich, überhaupt keinen Job mehr zu finden. Den STANDARD empfängt er in seiner Wohnung im 22. Wiener Gemeindebezirk. Sie ist mit rund 70 Quadratmetern zwar nicht sehr groß, aber immerhin sein Eigen (auch wenn der Kredit noch 20 Jahre läuft). Grünberger ist stolz auf sein Heim. Es ist modisch eingerichtet, die Nachbarschaft ist international, die Uno-City nur wenige Gehminuten entfernt. Mit jedem weiteren Tag in der Arbeitslosigkeit steigt aber die Angst, alles zu verlieren. ÖVP drängt auf strengere Regeln Der Wiener ist einer von derzeit 376.522 Jobsuchenden. Seit einem STANDARD-Inter- view mit Finanzminister Hans Jörg Schelling diskutieren ÖVP-Politiker landauf, landab darüber, ob Arbeitslose in Österreich zu viele Jobangebote ablehnen, die Notstandshilfe zu lange gewährt wird, die Mindestsicherung streng genug kontrolliert wird und ob nicht nach deutschem Hartz-IV-Vorbild mehr Druck auf Arbeitslose ausgeübt werden sollte, öfters schlechtbezahlte Teilzeitjobs anzunehmen. Meist geht es in den Debatten um Niedrigqualifizierte, um die Baubranche, den Tourismus oder um Menschen kurz vor der Pension, die nicht mehr nachgefragt werden. Arbeitslosigkeit ist aber längst auch in der Mittelschicht, im mittleren Erwerbsalter, angekommen. Grünberger kann einen tadellosen Lebenslauf vorweisen. Nach der HTL-Matura arbeitete er zwei Jahre in einer Bank, übernahm danach einen Verwaltungsjob bei der Stadt Wien, inskribierte parallel an der Wirtschaftsuni (WU) und wechselte schließlich zu einer namhaften Fluglinie, wo er 14 Jahre lang in verschiedenen Abteilungen tätig war (zuletzt im Bereich Customer Relations). Dann brachen allerdings auch in der Flugindustrie die harten Zeiten an. Grünberger nahm das Angebot eines Golden Handshake an, sah die Chance, endlich das Studium abzuschließen, und wollte danach neu durchstarten. Das BWL-Diplom hat er längst in der Tasche, allein, der neue Job lässt auf sich warten. Ich habe 600 bis 650 Bewerbungen verschickt. Ich weiß nicht, was ich noch tun soll, klagt der Donaustädter heute. Die psychische Belastung wird mit jeder Absage größer. Wenn ständig vorgefertigte Larifari-Antwortmails zurückkommen, kriegt man irgendwann einen Komplex. Eigentlich bräuchte ich keinen AMS-Berater, sondern einen Psychiater. Auch die schöne Wohnung ist kein Trost mehr: Wenn du täglich hier sitzt, ist das auch wie ein Gefängnis. Was soll aus mir werden? Dazu kommen die Zukunftsängste: Was soll aus mir werden? Die Lebenshaltungskosten steigen wie verrückt. Ich wollte zwar nie reich werden, aber mir eine ordentliche Pension und einen Lebensstandard erarbeiten, der meiner Ausbildung entspricht. Jetzt sieht es zappenduster aus. Seinen Lebensstil musste Grünberger natürlich einschränken. Urlaub und auswärts essen sind weitgehend gestrichen, ebenso Weihnachtsgeschenke. Einkaufen geht er zum nahegelegenen Sozialmarkt. Wenn etwas kaputt wird, habe ich ein echtes Problem. Die monatliche Notstandshilfe, die er vom AMS bekommt, beträgt 890 Euro. Allein seine Fixkosten liegen aber bei 800 Euro. Wenn nicht die sparsam lebenden Eltern 300 bis 500 Euro im Monat zuschießen würden, könnte ich den Wohnkredit schon längst nicht mehr bedienen. Nicht unter 1000 Euro netto Aufgegeben hat er aber noch nicht. Ein bis zwei Bewerbungen pro Woche verschickt er noch immer – für Jobs in den Bereichen Controlling, Verkauf, Personalmanagement, Recruiting. An überhöhten Gehaltsvorstellungen könne es nicht liegen, ist der Akademiker überzeugt. Ich habe mich schon für alles Mögliche beworben, so es nicht unter 1000 Euro netto war. Nur von Teilzeitstellen, die von der ÖVP gerne propagiert werden, hält er nichts. Diese Leute wissen wirklich nicht, wovon sie sprechen. Was mache ich mit einem Job, der mir 500 oder 600 Euro bringt? Davon kann ich ja nicht leben. Habe ich dafür studiert und zwei Ausbildungen gemacht? Auch mit dem AMS machte der Wiener nicht die allerbesten Erfahrungen. Trotz Uni-Abschluss wurde er in Kurse wie So bewerbe ich mich richtig und Fit für den Job geschickt, wo man lernt, wie man richtig in den PC einsteigt. Sein persönliches Negativhighlight: ein Seminar Alter als Vorteil am Arbeitsmarkt, bei dem der Vortragende gleich zu Beginn klarstellte, dass Alter in der momentanen Situation überhaupt kein Vorteil am Arbeitsmarkt ist. Paradoxerweise will er trotz allem nicht, dass ihn das AMS in Ruhe lässt. Sonst fühlt man sich komplett alleingelassen. Arbeit bekam Grünberger seit 2011 nur einmal für kurze Zeit. Vier Monate lang war er im Vorjahr als Controller beschäftigt. Sein Arbeitgeber bekam dafür vom AMS drei Monate lang eine Eingliederungsbeihilfe. Als die Förderung ausgelaufen war, begannen die Probleme. Seither werde der Job alle drei bis vier Monate ausgeschrieben. Grünbergers Bilanz nach vier Jahren Suche: Die Arbeitgeber haben durch die vielen Arbeitslosen einen wahnsinnigen Machtgewinn. Eine Personalchefin erklärte ihm beim Vorstellungsgespräch: Ich werde Sie eher nicht nehmen. Ich kann ja aus dem Vollen schöpfen. (Günther Oswald, 8.8.2015) *Name von der Redaktion geändert Wissenschaft;Thomas Henzinger erhält den Milner Award 2015 der britischen Akademie der Wissenschaften. Klosterneuburg – Der Präsident des Institute of Science and Technology (IST) Austria in Klosterneuburg, Thomas Henzinger, wird mit dem Milner Award 2015 der Royal Society ausgezeichnet. Die britische Akademie der Wissenschaften ehrt damit jährlich außerordentliche Errungenschaften eines europäischen Forschers in der Informatik, wie das IST mitteilte. Henzinger erhalte den von Microsoft Research unterstützten Preis in Anerkennung seiner wesentlichen Beiträge zu Theorie und Praxis der formalen Verifikation und Synthese von reaktiven, hybriden und Echtzeit-Computersystemen. Neben einer Medaille und einem Betrag von umgerechnet rund 7.200 Euro ist die Auszeichnung mit der Einladung zu einer öffentlichen Vorlesung in der Royal Society verbunden. Für Henzinger ist der Namensgeber des Preises, der britische Informatiker und Turingpreisträger Robin Milner (1934-2010), ein wissenschaftlicher Held und Vorbild: Vor allem was dessen Zugang zu Formalismen betrifft, die durch ihren Reinheitsgrad spezifische Aspekte der Computerwissenschaft äußerst konzise beleuchten, hieß es in der Mitteilung. Wissenschaft;Korea führt Liste vor Israel und Japan an, Finnland innerhalb der EU. China überholte 2014 die 28 EU-Staaten. Paris/Wien – Mit einer Forschungsquote von drei Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) landet Österreich unter einer Auswahl der 34 OECD-Länder inklusive Argentinien, China, Taiwan, Rumänien, Russland, Singapur und Südafrika auf Rang sieben. An der Spitze der OECD-Auswertung liegt Südkorea mit 4,29 Prozent vor Israel (4,11 Prozent) und Japan (3,58). Mit Finnland folgt das erste EU-Land auf Platz vier (3,2). Österreich ist allerdings das einzige Land in der Liste, für das bereits Daten aus dem Jahr 2015 herangezogen wurden, während bei den meisten anderen Staaten die Zahlen aus dem Jahr 2014 eingerechnet wurden. Unmittelbar vor Österreich finden sich mit Schweden (3,16) und Dänemark (3,05) zwei weitere nordeuropäische Staaten. Knapp hinter Österreich liegen mit ebenfalls rund drei Prozent die Schweiz (Datenstand allerdings 2012) und Taiwan. Auf Rang zehn folgen Deutschland (2,84) und die USA mit 2,74 Prozent (Daten aus dem Jahr 2013). Über dem OECD-Schnitt (2,4) finden sich auch noch Belgien und Slowenien. Obwohl China 2014 auf eine Forschungsquote von 2,05 Prozent kam, lagen dort die Gesamt-Investitionen 2014 um zwei Prozentpunkte über den Gesamtausgaben der 28 EU-Staaten. Damit hat China die EU erstmals überholt, wie es am Donnerstag in einer Aussendung der OECD heißt. Im Schnitt arbeiten in Österreich 9,4 Personen pro 1.000 Einwohner in Forschung und Entwicklung, was in diesem Vergleich Rang 11 bedeutet. Einsame Spitze in dieser Auswertung ist Israel mit 17,6 Forschern pro 1.000 Einwohnern. Eher bescheiden nimmt sich in Österreich hingegen der Anteil weiblicher Wissenschafter aus: Mit einem Anteil von lediglich 29,6 Prozent Forscherinnen findet sich Österreich hier eher am Ende des Rankings. Allerdings liegen strukturell vergleichbare Länder, wie Deutschland, Frankreich oder die Niederlande sogar noch weiter zurück. Fast ausschließlich eine Männerdomäne ist Forschung demnach in Teilen Asiens: Denn am Ende der Aufstellung finden sich Taiwan (22,1 Prozent Forscherinnen), Korea (18,5 Prozent) und Japan (14,7 Prozent). Nicht-Wissenschaft;Israels Premier kritisiert die französische Nahost-Initiative – Kurz anlässlich 60 Jahre bilaterale Beziehungen in Israel. Wenn Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagt, er sei frustriert über die EU, dann ist er wohl mehr als nur das. Jüngster Anlass ist – so hörte man am Montag aus der Delegation von Außenminister Sebastian Kurz, der sich am langen Pfingst-Wochenende aus Anlass des 60-Jahre-Jubiläums der Aufnahme bilateraler Beziehungen in Jerusalem aufhielt – die sogenannte französische Initiative: Paris propagiert einen Plan, internationale Partner an einen Tisch zu bringen, um den israelisch-palästinensischen Konflikt zu lösen. Neben Israel und den Palästinensern sollen, so der Plan, auch Russland und die USA daran teilnehmen. Letztere tun das, wenngleich eher zögerlich. Besonders die Ankündigung Frankreichs, Palästina solle auch dann anerkannt werden, sollten die Gespräche scheitern, interpretiert man in Jerusalem als unlauteres Druckmittel. Österreich wird übrigens, so bestätigte Kurz, bei seiner Haltung bleiben: Eine Anerkennung Palästinas gibt es nur mit einem Friedensvertrag. Netanjahu lehnte die französische Initiative am Sonntag erneut ab. Er bleibe aber offen für direkte Gespräche, also solche allein zwischen Jerusalem und Ramallah. Diese Option hat sich aber schon seit vielen Jahren als nicht zielführend erwiesen. Im Gespräch mit Kurz nahm Netanjahu am Montag Österreich von der Verärgerung über Europa zwar aus, doch andere Partner würden Israel als einzigen regionalen Stabilitätsfaktor zu wenig würdigen. Man müsse, so wurde Netanjahu in diplomatischen Kreisen zitiert, das größere Bild sehen, also auch die regionale Bedrohung aus Syrien und dem Irak: Der Islamische Staat werde weiter wachsen, wenn man ihn nicht gemeinsam militärisch bekämpfe. Ganz anders geartet die Reaktionen auf Seiten der Palästinenser, denen Außenminister Kurz bereits am Sonntagabend einen Besuch in Ramallah abgestattet hatte: Sowohl Palästinenserpräsident Mahmud Abbas als auch Außenminister Riyad al-Malki setzen große Erwartungen in den Pariser Plan, wie Kurz später im Gespräch mit österreichischen Journalisten bestätigte. In beiden Gesprächen, sowohl mit Abbas als auch mit al-Malki, habe Kurz eine Haltung der Hoffnung feststellen können. Die Palästinenser setzen auf die französische Initiative, weil sie damit die Hoffnung auf Anerkennung Palästinas durch mehrere Staaten verknüpfen – und zwar auch dann, wenn die Gespräche scheitern sollten. Beide hätten aber auch eingeräumt, dass eine Anerkennung ihres Staates, ohne einen Friedensvertrag zu erlangen, für das tägliche Leben der Menschen kaum einen Unterschied mache. An die Adresse Frankreichs war in israelischen Diplomatie-Kreisen zuletzt der Vorwurf zu hören, dass eine internationale Konferenz nicht nur übermäßig Druck auf Israel ausüben würde, sondern auch durch die Ankündigung einer automatischen Anerkennung ein getarnter Weg für Paris sei, Palästina anzuerkennen, ohne diese groß innenpolitisch durchsetzen zu müssen. Auch wenn Israel mit der EU hadert: Bilateral sind die Beziehungen zwischen Jerusalem und Wien in Ordnung – und sollen es auch bleiben: Netanjahu interessierte sich im Gespräch mit dem österreichischen Außenminister am Montag auch für die Bundespräsidentenwahl am kommenden Sonntag. Kurz berichtete, der israelische Premier habe sich sehr gut informiert gezeigt und erkennen lassen, dass Israel keine Veränderung plane: Der Wahlausgang – wie er auch sein werde – werde das Verhältnis Israels zu Österreich ebenso wenig verändern wie jenes Israels zur FPÖ. Kurz ergänzte: Die österreichische Bundesregierung hat ebenfalls größtes Interesse daran, die Beziehungen so zu belassen, wie sie jetzt sind: Freundschaftlich und intensiv – auch wenn man (Stichwort: Siedlungspolitik) in Einzelfragen unterschiedlicher Ansicht sei. Das 60-Jahr-Jubiläum der bilateralen Beziehungen zwischen Österreich und Israel war bereits in Wien mit ein Anlass für einen großen diplomatischen Empfang gewesen. Offiziell hatte am vergangenen Freitag die israelische Botschaft wegen des 68. Jahrestages der Unabhängigkeit ins Palais Liechtenstein geladen – doch zentralen Raum nahm bei den Festreden auch das bilaterale Jubiläum ein. Schon damals hatte Außenminister Kurz die gemeinsame Geschichte als Auftrag interpretiert zu lernen, wie man Politik und Zukunft gestalten kann. Das wiederholte Kurz auch bei mehreren Anlässen während seiner Israel-Reise: So sagte er im Gespräch mit Netanjahu am Montag, die Geschichte sei auch eine Ermahnung, niemals die an den Opfern des Holocaust begangenen Verbrechen und diese so dunkle Zeit zu vergessen. Kurz und Netanjahu widmeten sich aber auch Zukunftsthemen: So wurde am Montag ein Abkommen mit dem Namen Working Holidays Programme (WHP) unterzeichnet. Das Jugendaustauschprogramm berechtigt junge Menschen zwischen 18 und 30 Jahren, während eines Urlaubsaufenthalts im jeweils anderen Land zur (Mit-)Finanzierung des Aufenthalts einer frei gewählten Beschäftigung nachzugehen. Solche Programme gibt es seit Anfang 2015 schon mit Neuseeland, Südkorea, Taiwan und Hongkong. Nach seinem Gespräch mit Netanjahu legte Kurz auf dem Grab von Theodor Herzl, dem Vordenker eines Judenstaats, einen Kranz nieder, ebenso in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem, die er schon vor zwei Jahren, bei seiner ersten Israel-Reise besucht hatte. Ein emotionaler Höhepunkt war danach das Treffen mit österreichischen Holocaust-Überlebenden in Jerusalem, viele von ihnen hoch betagt, manche weit über 90 Jahre alt. Am Abend wurde zu einem diplomatischen Empfang im Israel Museum Justizministerin Ayelet Shaked erwartet. Wissenschaft;Moskau will Weltall "erschwinglicher" machen. Moskau – Russland geht nach der Auflösung seiner langjährigen Raumfahrtbehörde Roskosmos mit neuen Strukturen in das Jubiläumsjahr 2016. Präsident Wladimir Putin hatte das Ende von Roskosmos zum 1. Jänner 2016 angeordnet, an die Stelle der Behörde tritt ein neues Staatsunternehmen. Es gibt dann keinen Beamtenapparat mehr, sondern eine Stelle, die selbst Raumschiffe bauen und Projekte umsetzen wird, sagte Vizeregierungschef Dmitri Rogosin in Moskau. Der neue Konzern unter Leitung von Igor Komarow soll alle Betriebe der Branche unter einem Dach vereinigen. Am 12. April 2016 will Russland den 55. Jahrestag des historischen Flugs von Kosmos-Pionier Juri Gagarin mit der Eröffnung eines neuen Weltraumbahnhofs feiern. Wichtigste Aufgabe von Russlands ziviler Raumfahrt sei, das Weltall erschwinglicher zu machen, hatte Rogosin vor kurzem gesagt. Die Konkurrenz tritt uns auf die Fersen. Wir wollen Starts günstiger gestalten, kündigte der für Raumfahrt zuständige Politiker an. Russland will etwa auch mit Satellitenprojekten mehr Geld verdienen. Roskosmos hatte zuletzt mitgeteilt, dass die Raumfahrtnation 2015 ihre Führungsposition bei Starts behauptet habe. Weltweit seien im vergangenen Jahr 86 Trägerraketen ins Weltall geschossen worden, hieß es. Russland belege mit 29 Starts den ersten Platz vor den USA (19). Nicht-Wissenschaft;'Griechenlands Wirtschaft steht still: Alles wartet auf die Einigung mit den Gläubigern. Apotheker wie Fischhändler kämpfen mit Engpässen. Die eiserne Reserve liegt in der Schublade: zwei Packungen eines Blutverdünnungsmittels, das ein großer Schweizer Pharmahersteller verkauft. Das behalte ich für Patienten, die es am nötigsten haben, erklärt die Apothekerin und zeigt die beiden gelb-weißen Schachteln. Engpässe bei Arzneimitteln gab es in Griechenland immer wieder seit Ausbruch der Finanzkrise vor fünf Jahren. Doch seit die Kapitalkontrollen in Kraft und die Banken geschlossen sind, wird es zumindest für einige Apotheker in Athen eng – und erst recht für die Kunden. Die müssten jetzt vier, fünf Geschäfte abklappern, bis sie ein bestimmtes Präparat finden, sagt Peggy, die Apothekerin in Mets, einem kleinen gutbürgerlichen Viertel nahe der Ruine des Zeus-Tempels. Wenn Griechenland von einem Pharmariesen – sagen wir einmal – 100 Stück eines Medikaments will, dann bekommt es sieben, so beschreibt Haris Talarougkas, ein anderer Athener Apotheker, die Hackordnung auf dem internationalen Markt. Griechenlands Ramschbonität, von den Ratingagenturen durchbuchstabiert, schlägt sich auch auf das Importgeschäft durch. Ein bestimmtes Insulinpräparat, ebenfalls aus der Schweiz, bekomme man schon seit zwei Jahren nur in limitierten Mengen, so berichtet Haris Talarougkas; jetzt könnte es aber wirklich ein Problem werden. Einkauf via Zwischenhändler Wie alle Apotheker im Land bezieht Talarougkas seine Medikamente von einem griechischen Zwischenhändler, der wiederum bei den Pharmaherstellern einkauft. 90 Prozent der Präparate, die seine Kunden wünschen, habe er im Moment auf Lager, versichert der Apotheker. Talarougkas Geschäft in Nea Psychiko, im Athener Norden, gilt als gut sortiert. Zwei Lieferanten kommen nacheinander an diesem Mittwochmittag in den Laden. Sie bringen Prüfstreifen für Diabetiker und ein Präparat, das bei der Vorbereitung einer künstlichen Befruchtung verwendet wird. Talarougkas zeigt die Rechnungen des deutschen und des US-amerikanischen Pharmaproduzenten, beide jeweils um die 2.500 Euro. Er wird sie auf einem griechischen Konto begleichen, denn Auslandszahlungen sind derzeit nur mit Einschränkungen möglich. Wenn man einen guten Namen hat, ist es einfacher, sagt der Apotheker, die Händler trauen mir. Griechenlands Wirtschaft ist fast zum Stillstand gekommen. Es wird wenig produziert und wenig gekauft. Alles wartet auf die Einigung in Brüssel mit den Kreditgebern. Wir werden ein hartes Maßnahmenpaket bekommen, glaubt Antonis Zairis, Vizepräsident der griechischen Einzelhändlervereinigung. Er hat im Fernsehen soeben die Rede von Regierungschef Alexis Tsipras im Europaparlament verfolgt. Zairis schätzt den Verlust im Handel in den vergangenen zwei Wochen gar auf zehn Milliarden Euro. Der Umsatz sei je nach Branche zwischen 30 und 80 Prozent gefallen, wobei Kleidung und Kosmetik zu den großen Verlierern zählen, Supermärkte sich dagegen behaupten – aus verständlichen Gründen, so merkt Zairis an, die Leute legen Proviant an. Manche Obsthändler rechnen mit Schwierigkeiten beim Import von Bananen und Grapefruits schon in den nächsten Tagen. Lieferanten im Ausland können nicht bezahlt werden, griechische Lastwagenfahrer sind auf europäischen Autobahnen gestrandet – ihre Kreditkarten funktionieren nicht mehr. Mit Lachs aus Norwegen wird es in Athener Fischläden auch schwierig. Aber die Leute kaufen ohnehin jetzt deutlich weniger. Fisch ist ein Luxusartikel geworden, sagt Andreas, ein 39 Jahre alter Händler in Pangrati. Er ist nun auf alles gefasst, auf Grexit und Kollaps. Es ist ein Krieg. Unsere Großeltern sind an die Front gezogen, bei uns schließen die Banken, sagt er. Mir ist es egal, wenn ich schließen muss. Ich werde in Würde untergehen.' Nicht-Wissenschaft;ProSiebenSat.1 Puls 4 ist jetzt Exklusivvermarkter für Display- und Videowerbungen des Amazon-Universums. Wien – Die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) wirft ein Auge auf die für Österreich angekündigte Vermarktungspartnerschaft zwischen der Amazon Media Group und ProSiebenSat.1 Puls 4. Die Privatsendergruppe fungiert künftig als exklusiver Vermarkter für sämtliche Display- und Videowerbeformen des Amazon-Universums, wie die beiden Medienunternehmen vergangene Woche mitteilten. Ob dies negative wettbewerbsrechtliche Auswirkungen auf den österreichischen Medienmarkt haben könnte, will die BWB nun zumindest beobachten. Die Bundeswettbewerbsbehörde will sich die Details der Partnerschaft zwischen Puls und Amazon anschauen und das Thema beobachten. Eine formelle Prüfung gibt es aber vorerst nicht, wie ein Sprecher der Behörde zur APA sagte. Es ist das erste Mal, dass Amazon mit einem externen Partner zusammenarbeitet, um Werbeplatzierungen zu verkaufen. Der US-Internet-Konzern positioniert sich im Werbebereich zunehmend als Alternative zu Google. Die Kooperation der Puls 4-Gruppe mit Amazon kam überraschend. Erst im Vorjahr hatte Puls 4-Geschäftsführer Markus Breitenecker, der auch Vorstand im Verband Österreichischer Privatsender (VÖP) ist, einen Schulterschluss österreichischer Medienunternehmen gegen die Big Five Facebook, Google, YouTube, Amazon und Apple gefordert. Breitenecker sprach den Internet-Gigangen Bedrohungspotenzial für den österreichischen Medienmarkt zu. Informell heißt es nun aus der Sendergruppe, dass man mit der Zusammenarbeit mit Amazon eine Frenemy-Strategie verfolge. Wissenschaft;Thomas Südhof erforscht, was genau sich an Synapsen abspielt. In den USA sieht er dafür etwas bessere Voraussetzungen als in Deutschland. Klosterneuburg – Der Geldwert eines Nobelpreises ist weniger hoch, als man annehmen möchte – besonders dann, wenn man sich den Preis wie Thomas Südhof mit zwei weiteren Wissenschaftern teilt: Den Medizinpreisträgern von 2013 bleibt jeweils nach Abzug der US-amerikanischen Steuern weniger als die Hälfte, rund 200.000 Dollar, übrig. Davon kann Südhof vielleicht einmal die Collegebildung eines seiner Kinder bezahlen. Die wissenschaftlichen Errungenschaften hingegen sind unbezahlbar: Die Forscher haben dazu beigetragen, den molekularen Prozess der Neurotransmitterfreisetzung aufzuklären – den ersten Schritt in der Übertragung von Informationen an Synapsen. In seiner jetzigen Forschung beschäftigt sich Südhof immer noch mit Synapsen, wie er am vergangenen Mittwoch bei einem Vortrag am IST Austria in Maria Gugging erläuterte. Nun gehe es ihm allerdings darum, wie sich Neuronen gegenseitig erkennen und untereinander ihre Eigenschaften kommunizieren. Jede Synapse hat ihr eigenes Kurz- und Langzeitgedächtnis. Je nach Erfahrung können sich die Nervenverbindungen daher stark unterscheiden – und sich auch in ihrer Funktion und Anatomie verändern, berichtete Südhof. Der gebürtige Deutsche erforscht, wie diese Veränderungen vonstattengehen und mit welchen Signalen Neuronen ihren jeweiligen Zustand mitteilen. Interessant ist auch, was bei Krankheiten passiert, bei denen diese Prozesse nur noch teilweise funktionieren. Das sind neben neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson vor allem Schizophrenie und Autismus. In den vergangenen Jahren wurden Mutationen in vielen Genen identifiziert, die eine Prädisposition für diese Krankheiten bedeuten. Ein Teil der Gene ist für die Bildung von Proteinen verantwortlich, die an der Synapse wirken und das neuronale Netzwerk beeinflussen – manche Syndrome könnten auf diese Mutationen zurückgehen. Südhof betont allerdings, dass die Hirnforschung erst ein äußerst rudimentäres Verständnis davon hat, wie ein Gehirn funktioniert. In der Öffentlichkeit ist manchmal der Eindruck entstanden – vielleicht durch ein paar übereifrige Kollegen –, dass wir bald dabei sind, Gehirne zu modellieren. Er könne sich dies aber nicht vorstellen: In meiner persönlichen Einschätzung würde ich sagen, dass wir weit weniger als fünf Prozent des Gehirns verstehen. Die Neurowissenschaft, die Therapien gegen psychische Krankheiten entwickeln könnte, sei vielleicht auf dem Stand der Krebsforschung vor 20 Jahren. Dennoch gebe es noch kein Krebsheilmittel – aber bei einigen Erkrankungsformen erfolgversprechende Therapien. Und warum sollte eine Nervenzelle einfacher sein als eine Krebszelle? Zu diesen Erkenntnissen will der 60-jährige Wissenschafter weiterhin beitragen und denkt nicht daran, in fünf oder zehn Jahren aufzuhören – mit ein Grund, weshalb er in den USA weiterarbeiten will, wo er seit mehr als 30 Jahren forscht. In seiner Heimat Deutschland liege sein Pensionseintrittsalter bei 65, und spätestens dann werde erwartet, einen Gang zurückzuschalten. Die Forschungsfinanzierung hält der Doppelstaatsbürger dort jedoch für ähnlich gut wie in den USA, wo er sein Labor an der Stanford University hat. Einen Unterschied gebe es aber in der Struktur der Mittelvergabe: In Deutschland kann Leuten, die erst mal auf einem bestimmten Posten sitzen, wenig passieren. In den Vereinigten Staaten wird durch das starke Drittmittelsystem die Finanzierung konstant erneuert, je nachdem, ob man gute Forschung macht oder nicht. Es dürfe nicht so weit gehen, dass Wissenschafter um ihren Job bangen müssen, aber so würde das Geld effektiver verwendet werden und zudem die Dialogbereitschaft höher sein. Es ist gut, wenn man seine Forschung rechtfertigen muss – wir als Wissenschafter schulden das der Gesellschaft, weil sie uns bezahlt, sagt Südhof. Daher müssen wir sie rational davon überzeugen, in uns zu investieren. Wir dürfen dabei aber kein gemeinsamer Verein, keine Lobby werden, die bestimmte Interessen verfolgt. Wissenschaft sollte wertneutral sein. Forschung trage zu den fundamentalen Erkenntnissen bei, auf denen unsere Gesellschaft beruhe. Deswegen ist es so absurd, wenn Leute gegen Wissenschaft kämpfen und gleichzeitig ein Smartphone aus der Tasche ziehen. Mit bestimmten Gruppierungen sei da jedoch kein Dialog möglich. Ich unterstütze Forschung an Tieren, weil ich sie für essenziell halte, sehe aber auch eine große Berechtigung für Tierschutz. Was mich in Diskussionsrunden zu diesem Thema aber erschreckt, ist, dass viele Menschen gar kein Interesse an einem Dialog haben. Da ist nicht nur Dogmatik, sondern oft auch richtiger Hass dabei. Trotzdem hält er es für wichtig, andere von der Notwendigkeit des Dialogs zu überzeugen. Weniger Verständnis hat der Neurowissenschafter für das Thema Open Access, also den freien Zugang zu wissenschaftlicher Literatur. Für kleinere Institutionen und Entwicklungsländer mit wenig Geld für Fachjournalabonnements sei dies zwar wichtig. In der Forschung generell halte ich das aber für einen Nebenkriegsschauplatz und verstehe nicht, warum es dazu immer eine Riesendiskussion gibt. Dadurch lasse sich die wirtschaftliche Macht der großen Fachzeitschriften nicht mindern. Wenn sie zur kostenlosen Onlineveröffentlichung ihrer Artikel gezwungen werden, würden sie stattdessen höhere Gebühren für die Publikation verlangen und so Profit machen. Das eigentliche Problem ist: Die großen Journals sind hochprofitabel und haben irrsinnig hohe Renditen, die man behalten will, sagt Südhof. Da sei die Verantwortung gegenüber dem Inhalt sekundär, und es gebe letztlich keinen, der die Zeitschriften wirklich überprüfe. Ich bin sonst gegen mehr Regulierung, aber wenn ein Journal etwas Falsches veröffentlicht, wird es nicht abgestraft, nur die Autoren. Dabei ist das Medium auch schuld. Daher fordert Südhof, dass das Peer-Review-System gründlicher werden muss. Nicht-Wissenschaft;Ausstellen bedeutet kritisches Hinterfragen von Gegenwart und Vergangenheit, sagt Kunsthaus-Direktor Thomas D. Trummer. Bregenz – Die Architektur des Gebäudes, Geschichte und Gegenwart des konkreten Ortes sind das Fundament für Thomas D. Trummers Arbeit in Bregenz. Trummer, seit Mai Direktor des Kunsthauses Bregenz (KUB), präsentierte am Dienstag seine erstes Jahresprogramm. 2015, das mit einer Ausstellung von Heimo Zobernig endet, trug noch die Handschrift von Yilmaz Dziewior, der an das Museum Ludwig in Köln wechselte. Zobernig wird im November ein Stück Venedig nach Bregenz bringen, er baut im Zumthor-Haus seine Biennale-Installation nach. Trummer lässt Zumthors Bau, der wie kein anderer die Befindlichkeit beeinflusse, 2016 von vier internationalen Kunstschaffenden bespielen: Susan Philipsz, Theaster Gates, Wael Shawky und Lawrence Weiner. Kunst anliefern, aufhängen und wieder abholen sei nicht der Sinn von Ausstellungen, sagt Trummer. Vielmehr gehe es um intellektuelle Befindlichkeitsstörung, das Hinterfragen von Urteilen und Werten mit sinnlichen Mitteln. So wird sich das KUB 2016 mit aktuellen gesellschaftspolitischen Aspekten und deren regionalen Bezügen befassen. Leitgedanke für Trummers Jahresprogramm ist das Übersetzen im übertragenen Sinn, von einem Medium ins andere. Die Schottin Susan Philipsz eröffnet im Jänner das Ausstellungsjahr. Sie arbeitet mit der menschlichen Stimme, Musik, Räumen, Unorten. Melancholie, Erinnerung, Trauma prägen ihre akustischen Arbeiten. In ihre Soundinstallation (30. Jänner bis 3. April) wird die kaltfeuchte Winterstimmung einfließen. Aus Hanns Eislers Filmmusik zu Alain Resnais Film Night and Fog über die Deportationen nach Auschwitz und Majdanek löst sie Tonspuren, das Kunsthaus wird zum Resonanzkörper für Verlust, Verbrechen und Geschichte, sagt Trummer. Eine zweite Arbeit von Philipsz wird auf dem Jüdischen Friedhof von Hohenems zu hören sein. Trummer verbindet damit die Hoffnung, Sensitivität für diesen Ort zu schaffen, der aktuell wieder zur Angriffsfläche für Aggressivität und Dummheit wurde. Theaster Gates will das Kunsthaus vom 23. April bis 26. Juni zum Black Artists Retreat machen. Urbane und soziale Fragen prägen seine Arbeit. In Bregenz will er hier lebende Flüchtlinge einbeziehen. Die große Sommerausstellung wird zur Bühne für den Ägypter Wael Shawky. Die Konflikte zwischen West und Ost, der Religionen sind Themen seiner Marionettenspiele. Lawrence Weiner, Doyen der Conceptual Art, beschließt das Jahr. Er verspricht für Bregenz einen künstlerischen Geysir. Mehr will der letzte lebende Meister der Konzeptkunst noch nicht verraten. Nicht mehr geben wird es 2016 die KUB-Arena, das Spielfeld für junge Kunst im Erdgeschoß des Hauses. Trummer will das Haus als Ganzes bespielen. Die Arena wird durch die KUB-Projekte ersetzt. Kuratiert von Eva Birkenstock und Trummer, wird sich das Kunsthaus auch künftig mit aktuellen Entwicklungen in der zeitgenössischen Kunst auseinandersetzen. Geplant sind experimentelle Formate im öffentlichen Raum und im benachbarten Postgebäude. Jungen Kunstschaffenden werden die Billboards an der Seestraße überlassen, die bisher Werbeträger für die großen Ausstellungen waren. Angesprochen ist die Generation der nach 1989 Geborenen, die sogenannten Digital Natives. Jährlich werden vier Künstlerinnen und Künstler eingeladen, die Billboards in Interfaces zu verwandeln. Die ersten beiden Projekte werden von der Wienerin Anna-Sophie Berger und dem kanadischen Kollektiv Feminist Land Art Retreat gestaltet. Das Ende der KUB-Arena sei keine Sparmaßnahme, sagt Werner Döring, Geschäftsführer der Vorarlberger Kulturhäuser. Das Budget bleibe gleich. 2015 habe man gut gewirtschaftet, 2,55 Millionen Euro Landessubventionen stünden rund einer Million Eigenerlösen gegenüber. Mit hochgerechneten 50.000 Besucherinnen und Besuchern bis Jahresende liege man etwas über der Zahl von 2014. Nicht-Wissenschaft;Bouyues will selbstständig bleiben – Telekomfirmen kämpfen mit niedrigen Renditen. Die geplante Milliardenfusion in der französischen Telekombranche ist vom Tisch. Marktführer Orange und Bouygues Telecom erklärten am Freitagabend, die Gespräche über den angepeilten Zusammenschluss seien beendet worden. Man habe sich nicht einigen können. Damit endet auch der Versuch erfolglos, einen Strich unter den Preiskampf in der Branche zu ziehen, der den Renditen massiv zusetzt. Der Markteinstieg des Billiganbieters Iliad bereitet den drei etablierten Anbietern massive Probleme. An Orange ist der französische Staat mit rund 23 Prozent beteiligt. Insidern zufolge war deswegen auch die Regierung an den Fusionsgesprächen beteiligt. Dabei soll es Unstimmigkeiten zwischen Wirtschaftsminister Emmanuel Macron und Martin Bouygues über die künftige Machtposition von Bouygues in dem fusionierten Unternehmen gegeben haben. Orange hätte bei einem Zusammengehen einige Geschäftsbereiche an die Rivalen Iliad und SFR verkaufen müssen. Orange wie auch Bouygues hatten Anfang Jänner mitgeteilt, ihre Gespräche wiederbelebt zu haben. Der Deal mit einem Volumen von bis zu zehn Milliarden Euro verzögerte sich jedoch, da sich die beiden Seiten Insidern zufolge nicht auf den Wert von Bouygues Telecom oder die Höhe der Beteiligung von Bouygues an Orange hätten einigen können. Nun will Bouygues versuchen, weiterhin allein im Wettbewerb zu bestehen. Wissenschaft;Forscher untersuchten den Mageninhalt von Walen: Die Ursache der jüngsten Strandungen dürfte die Wetterlage gewesen sein. Kiel – Seit Anfang des Jahres sind nach Angaben der Nationalparkverwaltung Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer rund 30 junge Pottwale in der südlichen Nordsee verendet, darunter alleine 13 an der schleswig-holsteinischen Küste. Aber auch an den Küsten Niedersachsens, der Niederlande, Großbritanniens und Frankreichs verendeten Pottwale. Unterwasserlärm, Sonarexperimente und Parasitenerkrankungen sind Faktoren, die am häufigsten für Massenstrandungen von Walen verantwortlich gemacht werden – und oft genug sind sie es auch. Diesmal war jedoch laut einer deutschen Untersuchung indirekt das Wetter schuld. Pottwale findet man in allen Meeren – dauerhaft können sie jedoch nur dort leben, wo es tief genug ist. Denn Pottwale tauchen nach ihrer Beute – hauptsächlich Tintenfische – und stoßen dabei in Tiefen von einigen hundert Metern, manchmal sogar zwei Kilometern und noch mehr vor. Die Nordsee bietet ihnen keine idealen Bedingungen, in der Regel umschwimmen Pottwale sie auf ihren Wanderungen und ziehen westlich von Großbritannien weiter. Dass heuer relativ viele Pottwale in der Nordsee auftauchten und dort teilweise auch ihr Ende fanden, dürfte am Wetter gelegen haben, vermuten Kieler Meeresforscher. Sie untersuchten den Mageninhalt von 13 an der Nordseeküste verendeten Pottwalen. Dabei fanden sie unter anderem 110.490 Tintenfisch-Schnäbel. Der einem Papageienschnabel ähnliche Beißapparat der Kopffüßer besteht aus unverdaulichem Horn und ist das einzige, was von dem Weichtier übrig bleibt. Der Meeresbiologe Uwe Piatkowski vermutet, dass die heftigen Stürme, die im Jänner im Nordostatlantik herrschten, die Tiere in die Nordsee getrieben haben. Und die Wale folgten ihrer Lieblingsnahrung. Diese Stürme haben Wassermassen nach Süden getrieben und damit unter Umständen auch die Beute der Tiere – die Kalmare, sagte Piatkowski vom Kieler Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung. Als die Pottwale den Tintenfischen hinterherschwammen, gerieten sie in den flachen Gewässern der Nordsee in eine ernste und für viele letztlich tödliche Lage. Wissenschaft;Spinnenmännchen setzen oft auf Sabotage, um Konkurrenten auszubooten – die de Spezies Larinia jeskovi sind dabei besonders rabiat. Greifswald/Bialystok – Einige Spinnenmännchen beschädigen nach der Begattung die Geschlechtsorgane der Weibchen: Ein Akt der Kontrolle, mit dem sie sich die Vaterschaft sichern, da sich das Weibchen nun nicht mehr mit anderen Männchen fortpflanzen kann. Varianten dieser Strategie kennt man aus dem Reich der Spinnen verschiedene. Bei manchen Arten verstopften die Spinnenmännchen mit einem Sekret die weiblichen Genitalkanäle, erklärt die Zoologin Gabriele Uhl von der Universität Greifswald. Männchen anderer Arten lassen Teile ihrer Geschlechtsorgane nach der Kopulation im Weibchen zurück und sperrten damit den Zugang für Konkurrenten. Die Kosten hierfür sind allerdings hoch, weil das Männchen sich dadurch sterilisiert, so Uhl. Weniger verlustreich für das Männchen, aber umso rabiater gegenüber dem Weibchen ist die Vorgehensweise bei der Radnetzspinne Larinia jeskovi. Bei ihr verstümmelt das Männchen kurzerhand die Genitalien des Weibchens, wie Greifswalder Forscher zusammen mit Kollegen von der polnischen Universität Bialystok herausfanden. Die Männchen dieser ungefähr einen Zentimeter großen Spinnenart zwicken eine äußere fahrradsattelähnliche Struktur der weiblichen Genitalregion – den Scapus – mit ihren Kopulationsorganen ab. Uhl dazu: Ohne diesen Scapus, der primär der Verhakung der männlichen Kopulationsorgane dient, ist eine weitere Verkopplung der Genitalien nicht mehr möglich. Für ihre Analyse haben die Forscher Spinnenpaare während der nur wenige Sekunden dauernden Kopulation mit flüssigem Stickstoff bei minus 196 Grad Celsius fixiert und mit Hilfe eines hochauflösenden Röntgen-Computertomographen betrachtet. Das Phänomen untersuchten die Forscher auch im Freiland. Bei allen Weibchen, die am Ende der Paarungssaison in den Sümpfen des Biebrza Nationalparks (Polen) gesammelt wurden, fehlte der Scapus, sagt Uhl. Derzeit werde untersucht, ob diese Genitalverstümmelung bei den Weibchen weitere Folgen verursacht, etwa eine anschließende Infektion. Die Forscher, die ihre Ergebnisse in der Zeitschrift Current Biology veröffentlichten, haben Literatur ausgewertet und bei bisher mindestens 80 Spinnenarten Hinweise darauf gefunden, dass auch bei diesen die weiblichen Genitalien verstümmelt werden. Das Phänomen der Genitalverstümmelung scheint – so die Schlussfolgerung der Forscher – zumindest bei Spinnen weit verbreitet zu sein. Es sei denkbar, dass aufgrund dieser Studie weitere Tiergruppen entdeckt würden, bei denen äußere Genitalverstümmelung vorkommt, aber bisher unbemerkt blieb. Nicht-Wissenschaft;Kein Leihvertrag mehr für belgischen U21-Teamspieler – Kein Transferrekord für zweite Liga. Salzburg / Leipzig – Der belgische U21-Nationalteamspieler Massimo Bruno kehrt nach dem Ende seines Leihvertrages bei Red Bull Salzburg zur neuen Saison zum deutschen Zweitligisten RB Leipzig zurück. Das teilten die Deutschen am Donnerstag mit. Der 21 Jahre alte Stürmer absolvierte in der abgelaufenen Spielzeit 39 Begegnungen für Salzburg und erzielte dabei acht Tore. Bruno unterschrieb bereits im vergangenen Sommer einen Fünfjahresvertrag in Leipzig, wurde aber, ohne ein Spiel zu bestreiten, umgehend nach Salzburg ausgeliehen. Zunächst wurde spekuliert, dass RB mit einer Ablösesumme von neun Millionen Euro für Bruno einen Transferrekord für die 2. Liga erzielt hat. Sportdirektor und Trainer Ralf Rangnick relativierte das jedoch später. Demnach seien lediglich fünf Millionen Euro an den RSC Anderlecht geflossen. Weitere Zahlungen würden jedoch nötig, wenn Leipzig in die Bundesliga aufsteigt oder Bruno künftig in der Champions League eingesetzt wird. Nicht-Wissenschaft;Neuer Vorschlag soll Weg zu Einigung zwischen Sozialminister und Ländern ebnen. Wien – Im Schatten der Präsidentschaftswahl-Nachwehen gibt es Bewegung bei der Mindestsicherung. Sozialminister Alois Stöger versammelte am Montag die Soziallandesräte bei sich, um Kompromissvarianten auszuloten. In den nächsten Tagen soll nun geklärt werden, ob die Vorschläge endgültig unter Dach und Fach gebracht werden können. Mit Jahresende läuft jedenfalls der bisherige Bund-Länder-Vertrag aus. Steigende Kosten Von den ursprünglichen Verschärfungsvorschlägen der ÖVP bliebe jetzt jedenfalls nicht mehr viel übrig. Lopatka bekräftigte aber noch am Montag unter Verweis auf die steigenden Kosten den Reformbedarf. Wie berichtet, waren die Ausgaben aller Länder im Vorjahr um weitere 117 Millionen Euro auf 870 Millionen Euro gestiegen. Inklusive der Kosten des Bundes für AMS-Leistungen und Krankenversicherung habe man die Milliarde bereits überschritten. Hier muss der Sozialminister die Notbremse ziehen, so Lopatka. Nicht-Wissenschaft;Neue Verträge sehen massive finanzielle Verschlechterungen und Ende der Fliegerkarriere mit 53 Jahren vor. Wien – Als wären die Probleme rund um das Bundesheer nicht schon groß genug, tut sich jetzt für den neuen Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (SPÖ) eine weitere Front auf. Dem Militär laufen jetzt auch noch die Piloten davon. Auslöser sind neue Dienstverträge, die dem Nachwuchs massive finanzielle Verschlechterungen bringen und die Fliegerkarriere mit 53 Jahren verpflichtend beenden. Damit sind wir gegenüber privaten Unternehmen kaum noch konkurrenzfähig. Dabei haben wir jetzt schon enorme Nachwuchsprobleme, klagt ein Offizier in den Oberösterreichischen Nachrichten. Verschärfend kommt hinzu, dass diese Verträge ein Ende der Fliegerkarriere mit 53 Jahren verpflichtend vorsehen. Bis vor zwei Jahren starteten die Piloten ihre Karriere mit befristeten Verträgen – Offiziere zwölf Jahre, Unteroffiziere acht Jahre. Danach folgte der Umstieg auf ein unbefristetes Dienstverhältnis. Die neuen Verträge vereinheitlichen die Befristung auf zehn Jahre, verschlechtern das Gehalt deutlich und werden erneut mit einer Befristung fortgesetzt. Diese sieht vor, dass das Abheben mit den Flächenflugzeugen oder Hubschraubern verpflichtend mit 53 Jahren endet. Danach müsse zwar niemand das Heer verlassen, es gebe aber nur noch deutlich schlechter dotierte Jobs am Boden für die fliegerische Elite. Die Konsequenz: Alleine bei den Hubschraubern droht heuer bzw. 2017 eine regelrechte Fluchtbewegung. Die Rede ist von bis zu acht Piloten, die ihren Dienst beim Heer nach der ersten Befristung quittieren wollen. Bei den Flächenflugzeugen sollen ebenfalls etliche Piloten-Abgänge bevorstehen. Die Zahlen will der Chef des Kommandos Luftunterstützung (LuU), Brigadier Andreas Putz, zwar nicht bestätigen. Er macht sich allerdings große Sorgen um die Zukunft. Wir brauchen dringend Piloten. Von den Oberösterreichischen Nachrichten zu den Sorgen der Luftstreitkräfte befragt, signalisierte Minister Doskozil Unterstützung: Ich habe schon erfahren, dass es Probleme gibt. Dass wir viele Piloten verlieren, darf sicher nicht passieren. Nicht-Wissenschaft;Auf Basis eines Rechtshilfeersuchens Deutschlands – Keine Angaben zu Details. Wien/Kiew – An dem Fall um den ukrainischen Oligarchen Dmytro Firtasch ist offenbar auch Deutschland interessiert. Nach einem Rechtshilfeersuchen des nördlichen Nachbars sind am Mittwoch die österreichischen Behörden aktiv geworden und führten eine Hausdurchsuchung in Firtaschs Anwesen in Wien-Hietzing durch. Weil es sich um ein Rechtshilfeverfahren handelt, will die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft keine Angaben zu dem Vorgehen machen, wie deren Sprecher Konrad Kmetic erklärte. Laut ORF soll die Durchsuchung drei Stunden lang gedauert haben. Firtaschs Anwalt Dieter Böhmdorfer erklärte, dass sein Mandant im betreffenden Ermittlungsverfahren lediglich als Zeuge und nicht als Beschuldigter geführt werde. Firtasch ist Zeuge und als Zeuge gibt er keine Erklärung ab, weil er sonst die Ermittlungen behindern könnte, sagte Böhmdorfer. Firtasch werde seiner Ladung als Zeuge entsprechen, betonte der Anwalt, der keine weiteren Angaben machen wollte. Er bestätigte jedoch, dass eine Hausdurchsuchung am Wiener Wohnsitz seines Mandanten stattgefunden habe. Nach APA-Informationen war die Amtshandlung in Wien-Hietzing nach einem deutschen Rechtshilfeersuchen durchgeführt worden, für das in Österreich die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft zuständig ist. Bisher ist unklar, wozu in diesem Verfahren ermittelt werde könnte. Von wirtschaftlichen Interessen Firtaschs und seiner Firmen in Deutschland war zuletzt nichts bekannt. Firtasch wird von den USA Korruption im Zusammenhang mit Geschäftsaktivitäten in Indien vorgeworfen. Nach einem US-Haftbefehl vom März 2014 wurde der österreich-affine Oligarch in Wien-Wieden verhaftet. Nach Bezahlung einer Rekordkaution von 125 Millionen Euro war Firtasch auf freien Fuß gesetzt worden und hatte sich seit damals in Österreich aufgehalten. Vor rund einem Jahr wurde ein Auslieferungsbegehren der USA als politisch motiviert abgelehnt. Nicht-Wissenschaft;Die Tour de Ski im Langlauf erlebt ihre zehnte Auflage. In Lenzerheide mit dabei: Teresa Stadlober. Lenzerheide – Deutlich im Schatten der Vierschanzentournee hebt am Neujahrstag ein weiteres nordisches Großereignis an – die zehnte Tour de Ski im Langlauf. Bis zu den finalen Bergrennen am 10. Jänner auf die Alpe Cermis bei Cavalese sind in Lenzerheide, Oberstdorf, Toblach und Val di Fiemme acht Rennen zu absolvieren. Der Gesamtsiegerin, dem Gesamtsieger winken jeweils mehr als 90.000 Euro – für maximal 64,8 bzw. 100,6 Kilometer Laufleistung (je nach Platzierung in den Sprints). Der Löwenanteil des Preisgeldes wird wieder in Norwegen landen, obwohl die Polin Justyna Kowalczyk ihren fünften Gesamtsieg anstrebt und Titelverteidigerin Marit Björgen pausiert. Bei den Herren läuft Martin Johnsrud Sundby um den Hattrick und Petter Northug, der als einziger Athlet alle Auflagen der Tour de Ski beendet hat, um seinen ersten Gesamtsieg. Allerdings fühlt sich der 13-fache Weltmeister für steile Anstiege derzeit zu schwer und also nicht gerüstet. Für Österreich absolviert nur Teresa Stadlober das volle Programm. Die 22-jährige Steirerin will ihren zehnten Rang aus der Vorsaison bestätigen. Der sei schon ein ziemlich großes Ergebnis gewesen. Nicht-Wissenschaft;Rot-Schwarz-Grün ändert dafür die Landesverfassung und bekennt sich zu kultureller Vielfalt und Zweisprachigkeit. Klagenfurt – Mit einer grundlegenden Änderung der Landesverfassung will sich die rot-schwarz-grüne Regierung in Kärnten jetzt auch formal von der Haider-Ära verabschieden. Als eines der letzten Bundesländer wird Kärnten das Proporzsystem abschaffen und auf freie Koalitionen nach den Wahlen umstellen. Nur Niederösterreich und Oberösterreich bleiben noch bei der alten Proporzregelung, die jeder Partei ab einem gewissen Wahlergebnis einen Sitz in der Landesregierung zusichert. Weiterer Kernpunkt der neuen Kärntner Verfassung, die am Donnerstag der Öffentlichkeit vorgestellt wird: Die Politiker legen gesetzlich ein klares Bekenntnis zur kulturellen Vielfalt und Zweisprachigkeit ab. Parallel mit dem Proporzende, das am 29. Oktober im Landtag debattiert und 2016 beschlossen wird, sollen in Kärnten die Minderheitenrechte wesentlich gestärkt werden. Hier haben sich in den Verhandlungen offensichtlich die kleineren Partei durchgesetzt. Der Vorsitz des Kontrollausschusses steht künftig automatisch der stimmenstärksten Oppositionspartei zu. Ebenso werden die Klubs der Opposition besser ausgestattet. Außerdem soll die Rolle des Landtags als Volksvertretung ausgebaut werden. So kann der Landtag künftig Volksbefragungen anordnen. Zudem sind nur noch 7.500 Unterschriften notwendig, damit ein Volksbegehren im Landtag behandelt werden muss. Ideologisches Herzstück der neuen Landesverfassung ist zweifelsohne – nach Jahren des tiefen Zwists um die Zweisprachigkeit – das Bekenntnis zur kulturellen Vielfalt. Das Land Kärnten bekennt sich, so heißt es, zu seiner gewachsenen sprachlichen und kulturellen Vielfalt. Sprache und Kultur, Traditionen und kulturelles Erbe sind zu achten, zu sichern und zu fördern. Die Fürsorge des Landes und der Gemeinden gilt den deutsch- und slowenischsprachigen Landsleuten gleichermaßen. Das rot-schwarz-grüne Übereinkommen wird im Präsentationstext zur neuen Verfassung zweisprachig formuliert: Dieses Bekenntnis ist ein wichtiger Akt mit hoher Symbolik und von historischer Bedeutung. Gemeinsam in die Zukunft! Skupno v prihodnost! (Walter Müller, 22.10.2015) Wissenschaft;Die Arbeitsmarktverwaltung wurde in Österreich zwischen 1917 und 1957 als politisch und rassistisch motiviertes Verfolgungsinstrument eingesetzt. Wien – Wenn Geschichte geschrieben wird, dann passiert das selten in einer Amtsstube. Jedoch ist das Verwaltungswesen kein von seiner Zeit losgelöster Gegenstand, sondern spiegelt auch immer die historischen Vorgänge in der jeweiligen Epoche wider. Dennoch ist eine historisch-kritische Auseinandersetzung mit den einzelnen Einrichtungen der öffentlichen Hand hierzulande eher eine Seltenheit, konstatiert Oliver Rathkolb vom Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien: In Österreich gibt es bislang sehr wenige kritische Institutionengeschichten. Das hat bei uns keine starke Tradition. Jedoch ändere sich das seit einer Weile: Eine wachsende Zahl von Institutionen ist inzwischen bereit, sich ihrer eigenen Geschichte zu stellen. Das gilt anscheinend auch für das Sozialministerium: In dessen Auftrag untersuchten Rathkolb und seine Mitarbeiter die Geschichte der Arbeitsmarktverwaltung in Österreich von 1917 bis 1957. Zwei Jahre lang wälzten die Geschichtswissenschafter Akten des Österreichischen Staatsarchivs, des Deutschen Bundesarchivs sowie historische Bestände der AMS-Landesgeschäftsstellen in Ober- und Niederösterreich. Die Forschungsarbeit wurde heuer abgeschlossen. Dass dieser Untersuchungszeitraum noch in der Endphase des Habsburgerimperiums und nicht mit einem klaren Schnitt in der Ersten Republik beginnt, hat seine Gründe: Im Jahr 1917 wurden erstmals rechtliche Grundlagen für einen zentralstaatlich geleiteten Arbeitsverwaltungsapparat geschaffen. Gerade die vielen Kriegsheimkehrer des Ersten Weltkriegs stellten die Gesellschaft vor große Herausforderungen. Die neugeschaffenen behördlichen Strukturen sollten dabei helfen, die zahlreichen Soldaten auf dem Arbeitsmarkt unterzubringen. Im Zentrum dieser Bemühung stand die Gründung des Ministeriums für soziale Fürsorge – seinerzeit das weltweit erste Ministerium dieser Art. Dieser in der Monarchie beschrittene Weg wurde in der Ersten Republik fortgesetzt: Das zu Kaiserzeiten bloß angedachte Netz der Arbeitsämter wurde nun tatsächlich über das ganze Land gesponnen. Frühe Erfolge blieben jedoch aus, stellt Projektmitarbeiter Mathias Krempl fest: Gegen die wirtschaftlich angespannte Situation jener Zeit kam man auch mit dieser neuen Infrastruktur nicht an. Ein Arbeitslosenanteil von 26 Prozent im Jahr 1933 zeigt, dass die Ämter nur sehr bedingt Erfolge verzeichnen konnten. Ein Jahr später wurde unter Engelbert Dollfuß die austrofaschistische Diktatur errichtet, womit sich die Zielsetzung der Arbeitsämter änderte: Ihre Aufgabe war es von nun an vor allem, Stellen an Mitglieder der Vaterländischen Front, des Freiwilligen Schutzkorps sowie an andere regimetreue Arbeitssuchende zu vermitteln und politisch Andersdenkende entsprechend zu diskriminieren. Beim Sichten der Akten fällt auf, dass es selbst bei der Besetzung der kleinsten Polizeiposten und Trafikantenstellen ständig zu Interventionen von Amts wegen kam und jeder hinsichtlich seiner politischen Gesinnung im großen Stil durchleuchtet wurde, sagt Johannes Thaler, der ebenfalls für diese Studie geforscht hat. Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich 1938 wurde diese bürokratische Vorarbeit dann im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie, die in den Jahren zuvor noch selbst mit dieser Beamtenschnüffelei bekämpft wurde, umfunktioniert. Rathkolb: Es ist sehr typisch für Österreich, dass 1938 alle Institutionen ihre schwarzen Listen ganz schnell zusammenhaben, weil die Stigmatisierung schon vorher klar zugeordnet war. So kommt es hier bereits zu der ersten politisch und rassistisch motivierten Entlassungswelle, noch bevor dazu aus Berlin die Order gegeben worden war. Damit wird die österreichische Arbeitsmarktverwaltung auch zu einem wesentlichen Verfolgungsinstrument gegen die jüdischen Bürger in der Ostmark. Vor allem wird in den Ämtern ein Großteil der Zwangsarbeit in Österreich organisiert, wie Krempl aufzeigt: Da Zwangsarbeit keinerlei Rechtsgrundlage besitzt, mit der man eine Institution in die Schranken weisen kann, hatten die Behörden seinerzeit viel Spielraum. Und den nutzten sie bereitwillig: Die einzelnen Ämter requirierten eigenständig versklavte Arbeitskräfte aus dem besetzten Polen – 1945 bestand ein Drittel der in Österreich Beschäftigten aus Zwangsarbeitern. Nach dem Kriegsende wendet sich in der Zweiten Republik diese Verwaltungsmaschinerie aber genauso wirkungsvoll gegen diejenigen, denen sie vorher noch so zynisch effizient gedient hatte: Die Ämter leisteten zur Überraschung der Forscher einen umfangreichen Beitrag zur Entnazifizierung und veranlassten die Entlassung zahlreicher NSDAP-Mitglieder, deutsche Spitzenbeamte wurden schleunigst abgeschoben. Dass man mit dem Rauswurf der sogenannten Altreichsdeutschen das Problem für gelöst gehalten hat, ist bezeichnend für die von der Opferdoktrin geleitete österreichische Geschichtspolitik, sagt Rathkolb. Da passt es ins Bild, dass es mit dem großen Reinmachen auch schon bald wieder vorbei war: Nachdem das neue Verbotsgesetz 1947 die schwammige Unterscheidung von belasteten und minder belasteten Nazis etablierte, wurden zahlreiche Parteimitglieder im öffentlichen Dienst wieder eingestellt. Spätestens als 1957 die allgemeine NS-Amnestie in Kraft trat, konnten alle wieder in Ruhe ihrer Arbeit nachgehen. Wissenschaft;Mit Verspätung soll nun endlich das neue Kosmodrom im fernen Osten des Landes in Betrieb gehen. Moskau – Russland steht vor dem ersten Start einer Rakete vom neuen Weltraumbahnhof Wostotschny im fernen Osten des Landes. Experten hätten die Sojus-2.1a in einer großen Halle zusammengesetzt und wollten die Startvorbereitungen noch am Donnerstag abschließen, teilte die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos mit. Am kommenden Mittwoch (27. April) um 4.01 Uhr MESZ soll die Rakete abheben und drei Satelliten ins All befördern. Der Schritt soll eine Zäsur in der russischen Raumfahrt einläuten: Moskau will mit dem neuen Weltraumbahnhof unabhängig von Baikonur in Kasachstan werden. Russland pachtet das dortige Areal für 115 Millionen US-Dollar im Jahr. Seit sechs Jahren wird im Gebiet Amur, rund 8.000 Kilometer östlich von Moskau, am neuen Kosmodrom gebaut. Wegen der technischen Probleme musste die erste bemannte Mission von Wostotschny aus allerdings bereits um sieben Jahre auf voraussichtlich 2025 verschoben werden. Die Mittel für Raumfahrtprojekte bis 2025 sind wegen der Wirtschaftskrise in Russland um rund 25 Prozent auf umgerechnet etwa 33,6 Milliarden Euro gekürzt worden. Aber auch schwere Korruptionsvorwürfe und lange nicht ausbezahlte Löhne für Arbeiter überschatteten die Umsetzung des Prestigeprojekts, die ursprünglich für 2015 geplante Inebetriebnahme musste verschoben werden. Wissenschaft;Der Start zweier Satelliten wurde außerplanmäßig eingeschoben, Ende des Jahres sollen bereits 18 Satelliten im All sein. Paris – Europa schickt in diesem Jahr mehr Satelliten für sein geplantes Navigationssystem Galileo ins All als ursprünglich geplant. Die EU-Kommission habe einen zusätzlichen Start von zwei Satelliten angesetzt, teilte der Raketenbetreiber Arianespace am Donnerstag in Evry bei Paris mit. Sie sollen im Mai mit einer russischen Sojus-Rakete vom europäischen Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guyana abheben. Einige Monate später ist bereits ein Start einer Ariane-5-Rakete mit vier Galileo-Satelliten an Bord angesetzt. Damit wären Ende des Jahres 18 Satelliten im Orbit, letztlich sollen es insgesamt 30 sein. Mit Galileo will Europa unabhängig vom amerikanischen System GPS werden. Seine Positionsdaten sollen künftig zum Beispiel von Navigationsgeräten in Fahrzeugen benutzt werden. Allerdings hatte sich das milliardenschwere EU-Prestigeprojekt immer wieder verzögert. Galileo ist das erste von der EU und der Europäischen Weltraumorganisation ESA gemeinsam durchgeführte Projekt. Wissenschaft;'Die ungarische Autorin und Wissenschafterin Zsófia Bán über ihr Heimatland Ungarn, das historische Gedächtnis und eine Atmosphäre von Misstrauen und Angst.. STANDARD: Frau Bán, Sie haben unlängst in Wien mit György Dalos über Ungarn diskutiert, bei einer Veranstaltung betitelt mit der Frage: Wer hat Angst vor Viktor Orbán?. Haben Sie Angst vor ihm? Bán: Es geht nicht um meine persönliche Angst, sondern um die generelle Atmosphäre von Angst im ganzen Land, die von dieser Regierung bewusst geschürt wird, indem sie durch Willkür die Menschen verunsichert, existenziell verunsichert. STANDARD: Schützt Sie Ihr Status als Autorin und Universitätsprofessorin? Bán: In gewisser Hinsicht ja. Ich kann meine Gedanken ausformulieren, im In- und Ausland publizieren, mit Ihnen sprechen. Das ist ein großes Privileg. STANDARD: Auch eine Verantwortung? Bán: Ja. Wer gehört wird, trägt immer auch Verantwortung. Doch auch ich kann mich von einem Tag auf den anderen in einer völlig neuen Situation wiederfinden. Und das ist es, was sie wollen. Unabhängig von der gesellschaftlichen Schicht ist jeder Einzelne ihrer Willkür ausgeliefert. Die Schutzlosigkeit wächst natürlich mit der Armut – für 47 Prozent aller Familien in Ungarn stellt bereits die Ernährung der Kinder ein Problem dar. So sind oft gravierende Kompromisse notwendig, was die allgemeine Frustration und Aggression im Land nur erhöht. Die Krise in Ungarn ist nicht nur eine politisch-ökonomische, sondern, nicht weniger wichtig, eine psychologische. Niemand weiß, was morgen sein wird, man kann nichts planen. Die Folgen für jeden Einzelnen sind verheerend, und die Psyche des Landes wird massiv beschädigt. STANDARD: Szilárd Borbély nannte Debrecen mein Dogville. Können Sie das nachvollziehen? Bán: Als Bild für eine Situation des Ausgeliefertseins und völliger Schutzlosigkeit ja. STANDARD: Gibt es keinen Ausweg für Ungarn? Bán: Zumindest gibt es im Moment keinen Raum für Aufarbeitung, ob persönlich oder kulturell. Ohne diesen Raum ist so etwas wie Katharsis aber nicht möglich, folglich auch keine Aussöhnung, geschweige denn Heilung. STANDARD: Wenn man die Literatur eines Landes als einen Möglichkeitsraum begreift, dann ließe sich auch in der ungarischen Gegenwartsliteratur für die Jahrzehnte vor 1989 eine eigentümliche Abwesenheit von politisch heiklen Themen feststellen. Bán: Das hängt damit zusammen, dass es in Ungarn mit 1989 keinen echten Systemwechsel gegeben hat. Dieses Ausholen auf historisch weit zurückliegende Epochen ist eine der Folgen daraus. Überdies ist Ungarn das einzige postsozialistische Land, in dem die Geheimdienstakte nur streng beschränkt zugänglich sind, und viele Akte sind einfach verschwunden. Alle Regierungen – gleich welcher Couleur – waren sehr gegen eine Offenlegung. Jederzeit kann aus dem Nichts eine Akte auftauchen, um jemanden zu diffamieren; sie sind bis heute ein massives Druckmittel zur Einschüchterung politischer Gegner. Wer da hineinstochert, begibt sich auf vermintes Terrain. STANDARD: Wie viel trägt dieser Umstand zur gegenwärtigen Entwicklung bei? Bán: Kein Land, das sich ernsthaft zur Idee der Demokratie bekennt, sollte die Entstehung einer solchen Situation zulassen. Ein dauerhafter Schatten auf Politik und Bevölkerung entsteht, eine Atmosphäre von Misstrauen, Argwohn und Verdächtigung – das derzeitige Ungarn. So kann keine Demokratie gedeihen. Zudem sind die Zeitzeugen von Krieg und Kommunismus noch sehr präsent – und mit ihnen ihre Geschichten, die permanent zirkulieren. Das kommunikative Gedächtnis unterminiert ständig das historische und verursacht so dauerhafte Spannungen. STANDARD: Warum hält sich das Märchen vom sogenannten Gulaschkommunismus bis heute so hartnäckig? Bán: Retrospektiv und mit heutigem Wissen denke ich, dass es kein Märchen ist, sondern bis zu einem gewissen Grad gestimmt hat. Aber dieses kleine Stück an Freiheit haben wir um einen Preis erkauft, der jetzt negativ auf uns zurückfällt. Die Kontinuität der Manipulation hat zu einer tief verwurzelten Passivität geführt. Es wird noch lange dauern, bis sich in Ungarn politischer Widerstand wieder breit formieren kann. STANDARD: Was geschieht bis dahin? Bán: Ich weiß es nicht. Ich sehe nur, dass die positiven Reformen der Zeit nach 1989 von dieser Regierung skrupellos ausgehöhlt worden sind. Sie hat dabei leichtes Spiel gehabt, weil Ungarn nie eine Phase hatte, in der demokratische Institutionen mit Leben hätten ausgefüllt werden können. Es herrscht eine unfassbare Apathie, und im Moment sehe ich nicht, wie oder wodurch sich das ändern sollte. Es fehlt an einem grundlegenden Respekt vor einer demokratisch organisierten Gesellschaft. STANDARD: Sind Sie politisch engagiert? Bán: Nicht mehr als jeder andere, der mit den Konsequenzen dieser Politik täglich leben muss. Ich unterrichte auch an der Universität, und alleine, was in der Bildung in den vergangenen vier, fünf Jahren zerstört worden ist, kann man nicht anders als tragisch nennen. Die Mittel im Bildungs- und Forschungssektor wurden radikal gekürzt, was die Studierenden ins Ausland treibt und, viel schlimmer, ihnen jeglichen Anreiz nimmt, zurückzukommen. Ich spreche nicht von ein paar Tausend, ich spreche von einer ganzen Generation, die fortgeht, was neben den fatalen ökonomischen Folgen auch einen enormen kulturellen Verlust bedeutet. Ungarns kultureller Reichtum basiert ja auch auf dieser Internationalität, auf Menschen, die fort- und heimgegangen sind. Wenn wir das aufgeben, verlieren wir sehr viel von dem, was uns ausmacht. STANDARD: Was hält Sie in Ihrem Land? Bán: Viele von uns fragen sich das selbst. Als Schriftstellerin ist man zunächst an die Sprache gebunden. Wir haben eine so faszinierende Sprache, Literatur und Kultur, dass ich in einer sehr prekären Lage sein müsste, um das Land zu verlassen. Ich liebe die ungarische Kultur, auch wenn es in Ungarn selbst oft kaum mehr auszuhalten ist. STANDARD: Sie sind als Elfjährige aus Brasilien nach Ungarn übersiedelt ... Bán: Ja, bis dahin kannte ich Ungarn nur von Aufenthalten bei den Großeltern. Brasilien war der Ort meiner Kindheit, meine Heimat. Die Übersiedelung war ein harter Schnitt. Ich habe das wie eine Organtransplantation empfunden, bei der man nie weiß, ob der eigene Körper das fremde Organ annimmt oder abstößt. Ich denke, es hat ganz gut geklappt, aber Operationsnarben bleiben ja für immer. Heute bin ich für diese Doppelidentität dankbar; ich kann durch sie fallweise aus mir heraus- und als eine andere wieder in mich hineintreten. STANDARD: Péter Nádas sagt, Sie hätten die ungarische Literatursprache neu erfunden. Hängt das mit dieser Doppelperspektive zusammen? Bán: Zumindest ist sie ein Vorteil. Aber die ungarische Literatur ist großteils sehr hermetisch, was auch mit dem Fehlen einer Kolonialgeschichte und dem ständigen historischen Kampf nach nationaler Unabhängigkeit zu tun hat. Dadurch trägt in der ungarischen Kultur die Literatur – die Sprache – mindestens so viel politische wie ästhetische Bedeutung. Die kanonisierten Werke sind, wenn auch formal mutig, sehr narrativ und historisch ausgerichtet. STANDARD: Terézia Mora übersetzt Ihre Bücher ins Deutsche. Birgt die Zusammenarbeit mit einer so sprachmächtigen Partnerin Konfliktpotenzial? Bán: Im Gegenteil. Terézia hat unfassbar viel Sprachgefühl und ist eine begnadete Übersetzerin. Ich fühle mich sehr beschenkt. STANDARD: Wir haben jetzt viel über Ungarn und viel zu kurz über Ihre Literatur gesprochen. Sind Sie das Sprechen über Politik manchmal leid? Bán: Es ist das Einzige, das wir jetzt beitragen können. Es wäre unverzeihlich, es nicht zu tun. (Josef Bichler und Patricia Kurucz, Album, 11.7.2015)' Nicht-Wissenschaft;Vor wenigen Wochen wurden noch Ausbaupläne geschmiedet, jetzt gibt es Schuldzuweisungen wegen Geldwäsche. Feistritz/Wien – Noch bevor die Produktion von Gewehren in Feistritz in Kärnten richtig losging, war schon wieder Schluss. Am Mittwoch wurde bekannt, dass das Kärntner Unternehmen FMF Tactical GmbH mit russisch-britisch-kärntnerischen Eigentümern am Landesgericht Klagenfurt Insolvenz angemeldet hat. Die Hintergründe sind ebenso undurchsichtig wie die Firmengründung und das Geschäftsmodell auch. Da wird einerseits das Ausbleiben von bereits als fix dargestellten Aufträgen angegeben, wie die Bürgermeisterin von Freistiz, Sonya Feinig, Gerüchte wiedergibt. An eine US-amerikanische Ladenkette hätten mehrere zehntausend Sportgewehre gehen sollen. Andererseits dürfte es umfangreiche Malversationen geben, wie Anita Latschen vom KSV 1870 gegenüber der APA angibt: Jetzt dürfte etwas vorgefallen sein oder vorliegen. Der mit fünf Prozent Beteiligung dritte Gesellschafter, der Ferlacher Jagdwaffenproduzent Herbert Scheiring, sagt zum STANDARD, dass es keinen einzigen Auftrag geben soll. Das ist alles nur Schmäh. Er selbst sei der Geschichte aufgesessen. Scheiring hat den Insolvenzantrag eingebracht, sagt der Kärntner Anwalt Alexander Todor-Kostic. Todor-Kostic vertritt den russisch-israelischen Geschäftsmann Michael Yudelson, der mit 47,5 Prozent einer der beiden Haupteigentümer ist, die sich die Schuld zuschieben. Yudelson sagt in exzellentem Deutsch zum STANDARD, es bestehe bei seinem Partner der Verdacht der Geldwäsche und dass dieser den Laden an sich reißen wolle. Yudelson solle dabei rausgedrängt werden. Und Scheiring hätte den Insolvenzantrag ohne ihn, Yudelson, nicht stellen dürfen. Der zweite Haupteigentümer ist Michael Boettcher, ein Brite, der hinter der niederländischen Investmentfirma Lightning Investments B.V. stehen soll. Boettcher hat laut Yudelson Geld damit gemacht, dass er seit 25 Jahren Spielkasinos in Russland und einigen Exsowjetstaaten betreibt. Die Investoren sollen nun aufgrund diverser Malversationen nicht mehr bereit sein, weitere Darlehen zur Verfügung zu stellen, sagt Latschen auf Basis der Informationen aus dem Insolvenzantrag. Auch Yudelson-Anwalt Todor-Kostic schlägt in diese Kerbe. Er meint allerdings, dass es sich nicht um Kredite, sondern um Eigenkapital handele. Laut KSV sind die größten der 26 Gläubiger ausländische Geldgeber. Banken sind nicht dabei. Fast sicher bleiben die 56 Mitarbeiter auf der Strecke, die in den Hallen der ehemaligen Bären-Batteriefabrik die als Sportschützen -Gewehre bezeichneten Langwaffen hätten fertigen sollen. Einige aus der nahen Glock-Pistolenfabrik sollen sich von höheren Gehältern haben abwerben lassen. Auch aus der HTL für Waffen und Sicherheitstechnik in Ferlach hätten Mitarbeiter kommen sollen. Laut Gläubigerschutzverbänden verfügt das Unternehmen über 5,3 Millionen Euro an Aktiva, vorwiegend Maschinen. Dem stehen Passiva von 10,6 Millionen Euro gegenüber. Wissenschaft;Was die eiszeitliche Megafauna davon abhielt, die Landschaft leerzufressen, war bisher ein Rätsel. US-Forscher glauben nun eine Antwort gefunden zu haben. Los Angeles / Wien – So unwirtlich und karg man sich die letzte Kaltzeit gerne vorstellt, so spektakulär war ihre Tierwelt. Noch vor wenigen Zehntausend Jahren tummelte sich auf allen Kontinenten eine in jeder Hinsicht beeindruckende Großtierfauna: Mammuts, Wollnashörner oder Riesenhirsche in Eurasien, Riesengürteltiere, Riesenfaultiere oder die flusspferdähnlichen Toxodonten in Amerika. Vor rund 10.000 Jahren war damit allerdings Schluss, allein in Afrika konnten sich einige größere Arten der Aussterbewelle am Ende des Pleistozäns entziehen. Das eiszeitliche Pflanzenfresser-Inventar ist es auch, das Paläontologen seit Jahrzehnten vor ein Rätsel stellt: Wie konnten die damaligen Ökosysteme dem Druck durch die hungrigen Herbivoren so lange Zeit unbeschadet standhalten? Viele Forscher gehen heute davon aus, dass die vegetarische Megafauna durch evolutionäre Mechanismen unter Kontrolle gehalten wurde, bei denen schwindende Ressourcen den Fortpflanzungserfolg schmälerten. Ein internationales Wissenschafterteam um Blaire Van Valkenburgh von der University of California (Los Angeles) hat dagegen nun eine andere Theorie vorgestellt: Nicht etwa Nahrungsmangel und Wasserknappheit haben die größten Landsäugetiere der Erde in die Schranken gewiesen, sondern die großen Raubtiere dieser Zeit. Modellanalysen, bei denen die Forscher von Zahnfunden ausgehend die Größenverhältnisse von Jägern und Beute in Beziehung setzten, weisen darauf hin, dass die sogenannten Hyper-Carnivoren des Pleistozäns – jene Arten, die mindestens 70 Prozent ihres Nahrungsbedarfs mit Fleisch stillen – den Säugetierriesen in maßgeblichem Umfang zugesetzt haben dürften. Bisher war man auf Basis von Beobachtungen der rezenten afrikanischen Großsäuger eher davon ausgegangen, dass Raubtiere kaum Einfluss auf die Populationen der großen Pflanzenvertilger hatten. Nach den im Fachjournal PNAS veröffentlichten Berechnungen konnte es aber etwa ein Rudel europäischer Höhlenhyänen – eine fast doppelt so schwerer Verwandte der modernen Tüpfelhyäne – durchaus mit einem Jungmammut mit einem Gewicht von zwei Tonnen aufnehmen. Jagdgemeinschaften von Säbelzahntigern waren bei jugendlichen Mastodons vermutlich ebenso erfolgreich. Van Valkenburgh und ihre Kollegen sehen in dieser räuberischen Dezimierung der Megafauna einen entscheidenden Einfluss auf die damalige Landschaftsgestaltung: Dass die großen Pflanzenfresser auf diese Weise in Schach gehalten wurden, bedeutete, dass mehr Vegetation übrig blieb, in der wiederum kleinere Säugetierarten und Vögel ihr Auskommen fanden. Nicht-Wissenschaft;Der Wiener Künstler protestiert mit einer Schweigeminute gegen das Versagen der Politik im Umgang mit Asylwerbern. An der Spitze, heißt es, sei es einsam. Und es kann ganz still sein. Das ist es auch. Am Freitag erscheint ein Stück, das seit dieser Woche die heimischen iTunes-Charts anführt und sogar bei Amazon Deutschland den ersten Rang bei den Alben belegt. Mehr als 2000 Vorbestellungen in wenigen Tagen machten es möglich, der Veröffentlichungstermin wurde deshalb vorverlegt. Das ist nicht nichts, denn es ist ein ungewöhnliches Stück. Es heißt Schweigeminute (Traiskirchen) und ist genau das: Sechzig Sekunden Stille sind da zu hören. Ausgedacht hat sich diese Aktion der Wiener Künstler Raoul Haspel. Künstler ist eine der Selbstbeschreibungen des 36-jährigen Wieners. Der Absolvent der Uni für angewandte Kunst hat noch Designer, Basisdemokrat oder Unzufriedener im Angebot. Oder Grenzgänger – zwischen bildender Kunst und Corporate Art. Als solcher arbeitete er für Marken wie Breitling, Telekom Austria oder Red Bull. Mit Schweigeminute protestiert er gegen das Versagen der Politik im Umgang mit Asylwerbern. Die Minute Stille solle man sich nehmen, um auf seine innere Stimme und sein Gefühl zu hören. 99 Cent kostet der Download, die Einnahmen gehen an die Hilfsorganisation Happy. Thank You. More, Please!!!, eine Initiative für Traiskirchen. Und was iTunes und Amazon kassieren, legt Haspel wieder drauf. Für sein Anliegen, die Charts zu verwenden, vermutete er richtig, würde helfen, es in die Medien zu bringen. Ziel sei, über die Grenze wahrgenommen zu werden und mit der Aktion an die menschliche Qualität der Solidarität zu erinnern, ein Vorbild zu sein. Das ist gelungen. Mittlerweile berichten viele deutsche Medien über das Phänomen, die Kunde davon verbreitete sich über das Netz, wo sie etwa von der deutschen Band Sportfreunde Stiller weitergetragen wurde. Online ist Raoul Haspel schon einmal aufgefallen. Als ORF-Anchorman Armin Wolf zum einjährigen Bestehen seiner Facebook-Seite schrieb, er hoffe, bald 100.000 Anhänger zu erreichen und einen vietnamesischen 100.000er-Schein postete, baute Haspel Wolfs Antlitz in jenes von Ho Chi Minh ein. Wolf war angetan und teilte die Arbeit Haspels. Der setzt im Moment nicht nur auf die Kraft des Schweigens, er fährt selbst immer wieder nach Traiskirchen, überbringt dringend benötigte Dinge, hilft, hört Menschen zu, verschenkt Lächeln, folgt der Einsicht Action speaks louder than words. Noch so ein Bekenntnis zur Stille. Nicht-Wissenschaft;Die Hofburgwahl hat eine neue Kandidatin. Anna Hochreiter will die Ironie auf die Staatsspitze treiben und Schmiergeld gerechter verteilen. Wien – Anna Hochreiter ist reich, schön und korrupt. So zumindest lautet ihr Wahlkampfslogan, mit dem sie ins Rennen um die Hofburg ziehen will. Am Montag wird sie auf einer Pressekonferenz ihre Kampagne offiziell vorstellen, schon jetzt kann man online Fragen an die Kandidatin stellen und – wenn man die möchte – auch die Antworten selbst formulieren. Ab 23. Februar wird die Kandidatin dann auf Unterschriftenjagd gehen, 6.000 wird sie brauchen, um am 24. April tatsächlich auf dem Wahlzettel zu stehen. Ob das gelingt, ist fraglich. Es dürfte aber ohnehin nicht das dringlichste Ziel Hochreiters sein. Ins Rennen geschickt wird die Kandidatin nämlich vom Institut für angewandte Korruption (IfaK). Im Mai 2013 offiziell gegründet, bietet der Verein heute vor allem Stadtrundgänge in Wien an. Humorvoll und charmant werden dabei die korruptesten Schauplätze der Innenstadt präsentiert, wie es auf der Website des Instituts heißt. Auch Hochreiter hat solche Touren schon geleitet. Jetzt wollen wir die Ironie auf die Spitze treiben – gewissermaßen auf die Staatsspitze, sagt Institutssprecherin Claudia Scheinecker im Gespräch mit dem STANDARD. Entsprechend hochgesteckt sind auch die Ziele der Kampagne. Die Korruption, die es in Österreich gebe, solle allen zugänglich gemacht werden. Es darf nicht sein, dass das Schmiergeld in den Händen einiger weniger bleibt, sagt Scheinecker. Wir wollen die Korruption demokratisieren. Standesgemäß gibt es auch schon ein Video, in dem Hochreiter ihre Motivation für das Antreten verrät. Österreich, so die Kandidatin, habe in den letzten Jahren anerkannte Persönlichkeiten auf dem Gebiet der Korruption hervorgebracht. Leistungsorientiert, charakterstark und, wenn es der Erfolg verlangt, moralisch flexibel seien die Werte, die diese Leute ausmachen und die es jetzt zu stärken gelte. Als Politpunk-Aktivismus bezeichnet die Pressesprecherin die Umtriebe des Instituts und seiner Kandidatin, eine Überhöhung der Realität, die letztlich nicht so weit davon entfernt sei. Auch Anna Hochreiter ist keine gänzlich echte Figur, verkörpert wird sie von der Schauspielerin Barbara Braun. Nicht-Wissenschaft;"Zoomania" auf Platz drei. New York – Die Chefin hat den Superheldenfilm Batman v Superman: Dawn of Justice vom Thron der nordamerikanischen Kinocharts gestoßen. Die Komödie von Melissa McCarthy spielte zum Start an den Kinokassen in den USA und Kanada am Wochenende rund 23,48 Millionen Dollar (20,66 Mio. Euro) ein und setzte sich damit an die Spitze, wie der Hollywood Reporter am Sonntag berichtete. Batman und Superman spielten in ihrer dritten Woche noch rund 23,44 Millionen Dollar (20,63 Mio. Euro) ein und mussten sich knapp geschlagen geben. Auf dem dritten Platz landete der Animationsfilm Zoomania mit rund 14,4 Millionen Dollar. Wissenschaft;'Dezidiert wertend: Samuel Salzborn leuchtet in seiner Geschichte der politischen Ideen auch die düsteren Ecken des Antikolonialismus aus. Samuel Salzborn hat eine globale Überblicksgeschichte politischer Ideen geschrieben, die sich postkolonialem Kulturrelativismus und postmoderner Beliebigkeit konsequent verweigert. Der Göttinger Politologe liefert eine kurze, gelungene, in der Darstellung stets Grundgedanken der Dialektik der Aufklärung von Theodor W. Adorno und Max Horkheimer reflektierende klassische Theoriehistorie. Zum anderen ruft er die blinden Flecken und die regionale Borniertheit der Mainstream-Politikwissenschaft in Erinnerung, gegen die er eine global orientierte und dezidiert wertende Darstellung setzt. Salzborn versteht seine Arbeit als ein Plädoyer für einen aufgeklärten Universalismus, der begreift, dass Aufklärung und Emanzipation nicht allein ein westliches Projekt sind, was zugleich bedeute, dass auch die Negation von Aufklärung und Emanzipation im globalen Maßstab in den Blick genommen werden muss. Neben einer Zusammenfassung zentraler Positionen der politischen Theorie legt er einen Schwerpunkt auf unterschiedliche Ausprägungen des Antikolonialismus und von Varianten antiemanzipatorischen Denkens außerhalb des westlichen Kontexts. Den sunnitischen Wahhabismus analysiert er als eine Form des reaktionären Konservatismus, wogegen er den Neokonfuzianismus in ostasiatischen Gesellschaften als bewahrenden Konservatismus charakterisiert. Antiindividualismus und Opfermythologie nimmt er nicht nur bei europäischen faschistischen Denkern ins Visier, sondern auch beim hinduistischen Agitator Madhav Sadashiv Golwalkar, bei Vordenkern des maoistischen China und in bestimmten Ausprägungen des afrikanischen und lateinamerikanischen Antiimperialismus. Ausgehend von dem Befund, dass Rassismus und Antisemitismus auch integraler Bestandteil postkolonialer Gesellschaften sind, formuliert Salzborn scharfe Kritik an postkolonialen Theorien wie jenen von Edward Said und Gayatri Chakravorty Spivak. Saids einflussreichem Werk Orientalism wirft er mit überzeugenden Argumenten vor, jede noch so inhumane, barbarische und gegenaufklärerische Entwicklung im Orient gegenüber Kritik zu imprägnieren. Seine Ideen dienten als Einfallstor für soziale Bewegungen, die unter dem Banner des Antikolonialismus antiuniversalistische und antiaufklärerische Positionen proklamieren. Spivak attestiert Salzborn eine Abwehr von Kritik an sexistischen Praktiken in postkolonialen Gesellschaften, die letztlich der Argumentation westlicher Rassisten gleiche. Gegen derartige Kritikverbote hält er fest: Das Problem ist nicht (...), politische Theorien aus anderen als den westlichen Kontexten abzulehnen, das Problem ist, sie zu ignorieren. Salzborn unterscheidet drei differierende Spielarten des Postkolonialismus: Antirassistische Protagonisten wie Martin Luther King jr. oder Nelson Mandela, die vor dem Hintergrund eines universalistischen Gleichheitspostulats argumentieren, grenzt er von Positionen wie jener des antikolonialen Theoretikers Frantz Fanons ab, die zwischen Universalismus und identitären Positionen schwanken; und insbesondere von einem essenzialistischen, völkischen und rassistischen Antikolonialismus, wie er sich in Reinform beim panafrikanischen Agitator Marcus Garvey findet, der Kontakte zum Ku-Klux-Klan pflegte und seine politischen Vorstellungen selbst als Faschismus bezeichnete, den Mussolini dann lediglich kopiert habe. Salzborns Anspruch besteht darin, zwar im empirischen Sinn kultursensibel, im normativen Sinn aber universalistisch zu sein, woraus sich für ihn eine eindeutige Parteilichkeit für jene wie auch immer beschränkten Freiheiten westlicher Gesellschaften ergibt, die jedoch in ihrer Beschränktheit weiter Gegenstand der Kritik sein müssten. Im 21. Jahrhundert benennt er zu Recht die Spielarten sowohl des sunnitischen als auch des schiitischen Islamismus als aggressivste und brutalste Variante eines universalen Antiuniversalismus und macht die terroristische Realisierung islamistischer Herrschaftsansprüche als gegenwärtig größte Bedrohung für Israel aus, dessen Gründung 1948 er nicht nur in seiner weltpolitischen, sondern auch theoriegeschichtlichen Bedeutung diskutiert. Universalistische Theoriebildung sieht Salzborn spätestens seit den Anschlägen von 9/11 in der Defensive. In vielen Theoriedebatten konstatiert er eine Flucht ins Partikulare und Triviale postmoderner Beliebigkeiten, die die intellektuelle Unfähigkeit zur konfliktorientierten Auseinandersetzung um Wahrheitsansprüche paradigmatisch von vornherein suspendiert. Das resultiere maßgeblich aus einer Unfähigkeit, auf Antiamerikanismus, Islamismus und Antisemitismus als die großen antiuniversalistischen Bewegungen des frühen 21. Jahrhunderts mit einer begrifflich selbstreflexiven Kritik zu reagieren. Der Siegeszug der islamistischen Gruppierungen korrespondiere mit einer schwindenden Empathie für den Kampf für Demokratie und Freiheit in der westlichen Welt, der sich in Europa zunehmend in einem projektiven Hass gegen die beiden Staaten richtet, die symbolisch die Ideale von Freiheit und Aufklärung mit militärischer Macht verbinden, also die USA und Israel. Salzborn wird seinem Anspruch, eine gesellschaftstheoretisch argumentierende Globaldarstellung der politischen Theorien zu schreiben, trotz des knappen Raums weitestgehend gerecht. Vor allem aber formuliert er überzeugende Argumente gegen die Sakrosanktsprechung antiaufklärerischer Bewegungen in nichtwestlichen Gesellschaften.' Nicht-Wissenschaft;Deutscher Maler und der estnischer Komponist präsentieren ihre von hans Ulrich Obrist mitinitiierte Arbeit beim Kunstfestival in Manchester. Manchester – Zwei Giganten der Gegenwartskunst – der deutsche Maler Gerhard Richter und der estnische Komponist Arvo Pärt – haben ein bemerkenswertes Gemeinschaftsprojekt vorgestellt. Beim Internationalen Kunstfestival in Manchester (MIF) werden bis zum 19. Juli Kunstwerke und eine Komposition präsentiert, die sich Richter (83) und Pärt (79) gegenseitig gewidmet haben. Die beiden trafen 2013 erstmals zusammen. Richter, der nach eigenen Angaben Pärts Musik hypnotisch findet, widmete dem Komponisten eine Fotoversion seiner neuen Gemäldeserie Birkenau und sein Werk Doppelgrau (2014). Der Musiker komponierte im Gegenzug den Chorgesang Drei Hirtenkinder aus Ftima. In der Kunsthalle The Whitworth in Manchester wird zu den Werken Richters täglich wiederholt der elegische Chorgesang Aus dem Mund der Kinder und Säuglinge schaffst du dir Lob vorgetragen. In der Ausstellung würden Malerei und Musik von zwei der bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts permanent vereint, sagte Hans Ulrich Obrist, Direktor der Londoner Serpentine-Galerie und Ko-Initiator des Projekts. Wissenschaft;'Vollmond am 23., Jupiter strahlt aus dem Löwen. Rasch verlängern sich die lichten Tage, vom 1. mit 11 Stunden, vier Minuten bis 31. mit 12 Stunden 50 Minuten. Die Dämmerungsdauer ab Sonnenuntergang bis 12 Graden Sonnentiefe dauert 1 Stunde 8 Minuten. Die Sonne als Wandelgestirn im Tierkreis erreicht am am 20. um 5h30 den Anfang des Tierkreiszeichens Widder, Tagundnachtgleiche – Frühlingsbeginn. Der Mond steht am 2. im Letzten Viertel im Schlangenträger bei Saturn. Die feine Altlichtsichel können wir am 7. tief in der Morgendämmerung im OSO sehen, am 9. haben wir Neumond, der eine bei uns unsichtbar Totale Sonnenfinsternis bringt. Am 10. steht die zarte Neulichtsichel tief in der Abenddämmerung nahe W und seine Erdnähe durchläuft der Mond im Walfisch. Am 15. ist das Erste Viertel im Stier erreicht. Am 21. steht der Mond bei Jupiter, Vollmond haben wir am 23. in der Jungfrau, der mit einer bei uns unsichtbaren partiellen Halbschatten-Mondfinsternis verbunden ist. Am 25. erreicht der Mond die Erdferne in der Jungfrau, am 28. und 29. steht er bei Mars und am 29. und 30. bei Saturn. Merkur bleibt unsichtbar. Venus kann bis 13. tief in der Morgendämmerung nahe OSO aufgespürt werden und wechselt vom Steinbock in den Wassermann. Mars leuchtet in der zweiten Nachthälfte anfangs tief nahe SO, später höher bis nahe S. Er zieht von der Waage in den Skorpion. Jupiter strahlt in der ganzen Nacht aus dem Löwen zunächst tief aus dem O, später hoch im OSO. Saturn finden wir in der späteren zweiten Nachthälfte anfangs vorerst tief im SO, später im SSO im Schlangenträger. Sternbilder: Die Karte gilt für 1. um 21h16 und für 31. um 19h18; der Kreis mit J markiert Jupiter, der Kreisbogen zeigt die Milchstraße. Freiluftplanetarium Sterngarten Georgenberg, Wien 23 bei Wotrubakirche: Sa. 19.3. 11h30 Frühlingstagundnachtgleichen-Mittag, Erläuterung an der Tierkreisscheibe, dazu bei Schönwetter Mittagsdurchgang der Sonne. Stadtlokal Wien 1, Walfischg. 12, 1.Stock, Festsaal: Sa.5.3. 19h: An der Grenzfläche von Licht und Gravitation. Mit Exkurs zu Gravitationswellen (R. Vucsina). Näheres Tel. 01 889 35 41 oder beim Astronomischen Büro.' Wissenschaft;Forscher entdeckten in Anatolien 9.000 Jahre alte Spuren, die zeigen, dass bereits die ersten Bauern Bienenprodukte regelmäßig nutzten. Bristol/Wien – Die Angst geht um, dass sie eines Tages gänzlich verschwinden könnte. Die Honigbiene, das weithin beliebteste aller Insekten, ist mit verschiedensten Herausforderungen konfrontiert: Klimawandel, Umweltgifte und nicht zuletzt die Varroamilbe, mittlerweile in so gut wie jedem Stock zu finden, machen den fleißigen Blütenbestäubern zu schaffen. Sollten ihre Bestände signifikant einbrechen, hätte dies unabsehbare Folgen für die Landwirtschaft. Kein Wunder also, dass die Honiglieferantin heute zu den am besten erforschten Insekten zählt. Umso überraschender mag sein, dass bei der jahrtausendealten Beziehung zwischen Menschen und Bienen immer noch vieles im Dunkeln liegt. Einzelne Hinweise darauf, dass man sich schon recht früh bei den Bienen bedient hat, finden sich bereits auf prähistorischen Felsbildern in Spanien. Altägyptische Wandgemälde aus der Zeit des Alten Reichs präsentieren sogar Beispiele für die Vorläufer moderner Bienenzucht. Ab wann die ersten Bauern im Neolithikum nicht nur vereinzelt, sondern regelmäßig Bienenprodukte wie Honig oder Wachs gesammelt haben, blieb dagegen bisher unklar. Verantwortlich dafür ist vor allem das weitgehende Fehlen von eindeutigen archäologischen und fossilen Belegen für die Verbreitung der Honigbiene (Apis mellifera) in den vergangenen 10.000 Jahren. Diese Lücke konnten nun britische Forscher um Mélanie Roffet-Salque von der University of Bristol schließen. Um die frühe Beziehung zwischen neolithischen Farmern und der Honigbiene aufzudecken, sahen sich die Archäologen allerdings keiner leichten Aufgabe gegenüber. Sie nutzten die Tatsache aus, dass Bienenwachs unter anderem aus einem komplexen Gemisch unterschiedlicher Lipide besteht, deren Zusammensetzung konstant bleibt. Nach diesem chemischen Fingerabdruck fahndeten die Wissenschafter auf rund 6400 Tonscherben von über 150 Fundorten im neolithischen Europa, Nahen Osten und Nordafrika. Ihre Anstrengungen blieben nicht unbelohnt: Tatsächlich fanden sich Hinweise auf Bienenwachs in praktisch allen untersuchten Regionen – und zur Überraschung der Forscher reichen diese weiter in die Vergangenheit zurück, als man bisher angenommen hatte. Selbst die ältesten untersuchten Scherben aus Catalhöyük und Cayönü Tepesi im heutigen Anatolien lieferten eindeutige Belege für die maßgebliche Rolle, die Honigbienen in diesen Kulturen gespielt haben dürften. 9000 Jahre sind diese Wachsfunde alt – ein Rekord, wie Roffet-Salque meint: Soweit wir wissen, ist dies der bislang früheste Nachweis einer Nutzung der Honigbiene durch neolithische Bauern. Aus den im Fachjournal Nature präsentierten Ergebnissen konnten die Wissenschafter freilich noch einiges mehr ablesen: So gaben die Funde etwa auch den Weg preis, den die Gewinnung von Bienenprodukten vom Nahen Osten nach Europa genommen hat. Über 7000 Jahre alte Wachsreste auf Scherben aus der Westtürkei und dem Balkan lassen den Schluss zu, dass sich die Nutzung der Honigbiene zeitgleich mit der Einführung landwirtschaftlicher Fertigkeiten verbreitet hat. Selbst in Mittel- und Nordeuropa entdeckten die Archäologen Hinweise auf Bienenwachs, die zum Teil nur wenige Jahrhunderte jünger sind als jene vom Balkan. Ab dem 57. nördlichen Breitengrad allerdings reißen die Wachsfunde abrupt ab, vermutlich weil die Honigbiene während der Jungsteinzeit nicht weiter in den Norden vordrang. Warum das Insekt so eine große Bedeutung hatte, liegt für die Forscher auf der Hand: Der hauptsächliche Grund für die Nutzung der Biene war mit Sicherheit der Honig. Dieses kostbare Nahrungsmittel war lange Zeit die einzige Möglichkeit, Speisen zu süßen, erklärt Roffet-Salque. Dennoch dürfte das Bienenwachs für die Menschen des Neolithikums einen ähnlich hohen Stellenwert besessen haben, etwa als Medizin, für bestimmte Rituale oder schlicht, um damit poröse Tongefäße abzudichten. Nicht-Wissenschaft;58-jähriger wurde durch die Luft geschleudert und blieb bewusstlos liegen. Frohnleiten – Ein 58-jähriger Steirer ist am Donnerstagvormittag bei einem Angriff eines Stieres auf einem Bauernhof in Frohnleiten (Bezirk Graz-Umgebung) schwer verletzt worden. Der Mann war dabei, zehn freilaufende Jungstiere in einer Box mit frischem Stroh zu versorgen, als er plötzlich von einem Stier attackiert und über das Tor der Box in den Hof geschleudert wurde, wo er bewusstlos liegenblieb. Die Ehefrau des 58-Jährigen verständigte die Rettung und leistete Erste Hilfe. Der Mann wurde mit dem Rettungshubschrauber ins Unfallkrankenhaus Graz geflogen. Wissenschaft;Astronomen schließen aus Aufnahmen der Dawn-Sonde, dass Ceres geologisch einmal sehr dynamisch gewesen sein muss. Köln/Washington – Die mysteriösen hellen Flecken auf seiner Oberfläche, die Astronomen zuletzt auf Trab gehalten haben, sind nicht das einzige, womit der Zwergplanet Ceres aufwarten kann. Auf Bildern der Raumsonde Dawn entdeckten Forscher weiters zahlreiche Krater, in denen ein Berg steht, sowie Hinweise auf ehemalige Materialflüsse oder Hangrutschungen. Und gewissermaßen als Prunkstück sahen sie einen fünf Kilometer hohen pyramidenförmigen Berg, der sich einsam aus seiner Umgebung erhebt: In Relation zu einem Himmelskörper, der weniger als ein Zehntel des Erddurchmessers hat, ist das ein wahrer Gigant. Ceres muss geologisch einmal sehr dynamisch gewesen sein, folgern die Forscher aus der abwechslungsreichen Oberfläche des Zwergplaneten. Ceres scheint durch viel komplexere geologische Prozesse geprägt worden zu sein als bisher vermutet, sagte DLR-Planetenforscher Ralf Jaumann. Die hellen Flecken und auch der Berg könnten ein Beleg sein für besondere Aktivitäten in der Kruste, meinte Jaumann. Und die besagten Flecken, von denen man mittlerweile noch mehr ausgemacht hat, sollen mit Spektralmessungen näher untersucht werden. Eis oder Salz könnten der Ursprung dieses Phänomens sein, vermuten die Forscher. Nicht-Wissenschaft;Präsentation auf Beamtenebene – Gutachter sollen die zwei Expertisen zu gemeinsamen Schlussfolgerungen verbinden. Wien – Die beiden Gutachten zur Asylobergrenze liegen vor. Wie Innenministerium und Bundeskanzleramt mitteilten, sollen nun Schlussfolgerungen daraus gezogen werden – bis spätestens nach Ostern, wie es am Freitag aus dem Innenministerium hieß. Demnach erläuterten im Laufe des Tages die Gutachter Bernd-Christian Funk und Walter Obwexer ihre Expertisen der Regierung. Es gehe nun darum, dass die Juristen ihre Gutachten verbinden und gemeinsame Schlussfolgerungen formulieren. Danach sollen so schnell wie möglich politische Ableitungen getroffenen werden, sagte der Pressesprecher von Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP). Die Gutachten seien eine wichtige Grundlage für die weitere Vorgangsweise. Die Präsentation am Freitag findet laut Innenministerium im Bundeskanzleramt auf Expertenebene statt. Eingebunden sind neben dem Bundeskanzleramt und dem Innenministerium Beamte der Ressorts Justiz, Äußeres und Verteidigung. Überlegungen, dass auch die jeweiligen Minister teilnehmen, wurden verworfen, wie es aus dem Kanzleramt hieß. Die beiden Gutachter hatten sich bereits im Vorfeld skeptisch gegenüber einem Asylannahmestopp gezeigt. Eine Obergrenze, die darin besteht, dass eine absolute Zahl festgelegt wird, ab deren Erreichen kein einziger Antrag mehr geprüft wird, ist mit völkerrechtlichen Vorgaben und unionsrechtlichen Vorgaben nicht kompatibel, sagte Obwexer am Donnerstag. Wissenschaft;US-Forscher begaben sich auf die Spur eines rätselhaften ausgestorbenen Raubtiers. New York – Säugetiere hat es immer wieder ins Meer gezogen. Sich diesen Lebensraum zunutze zu machen, ist offenbar eine recht erfolgreiche Strategie, wie Wale, Robben, Seekühe und Seeotter zeigen. Außer diesen rezenten Tiergruppen hat es jedoch auch einige Anläufe gegeben, denen nur vorübergehender Erfolg beschieden war. Mittlerweile ausgestorben sind beispielsweise die optisch am ehesten noch an Flusspferde erinnernde (mit diesen aber nicht verwandte) Ordnung der Desmostylia oder das große, nach Seegras tauchende Faultier Thalassocnus. Ein weiteres Beispiel ist der Meer-Bär Kolponomos, der vor etwa 20 Millionen Jahren an der Nordwestküste Nordamerikas lebte und sich von Muscheln und anderen Schalentieren ernährte. Die Tiere dürften etwas über einen Meter lang gewesen sein und einen kräftigen Körperbau gehabt haben – und entsprechend ihrer Nahrung ein noch kräftigeres Gebiss. Zu diesem Thema haben Forscher am American Museum of Natural History nun neue Röntgenuntersuchungen an Fossilien von Kolponomoskiefern durchgeführt und anschließend Computersimulationen zur Beißkraft des Tiers erstellt. Wie die Forscher in den Proceedings of the Royal Society B berichten, stellten sie dabei Parallelen zur bekannten Säbelzahnkatze Smilodon fest. Kolponomos dürfte gefressen haben, indem er sich mit seinem Unterkiefer gleichsam verankerte, dann den Kopf kraftvoll nach vorne rucken ließ und so die Muscheln von Felsen abriss: Ähnlich einem Flaschenöffner – aber eben auch ähnlich einer Säbelzahnkatze, auch wenn das System hier auf eine völlig andere Nahrungsquelle angewandt wurde. Die Art der Nahrung entsprach der von heutigen Seeottern, welche jedoch auf ganz andere Weise an ihre Beute kommen: Sie lösen Muscheln mit ihren Pfoten oder sogar mit Werkzeugen vom Untergrund, ehe sie sie dann im Maul knacken. Kolponomos hatte also seine ganz eigene Nische gefunden, so die Forscher. Die Parallelen zu Smilodon sind kein Hinweis auf eine Verwandtschaft, sondern ein Fall von konvergenter Evolution, wie die Forscher betonen. Seit die ersten Kolponomos-Fossilien in den 1960er-Jahren gefunden wurden, ist zwar immer noch rätselhaft, welchen Platz im Stammbaum der Raubtiere genau der Meer-Bär einnahm. Als sicher gilt jedoch, dass er nicht zu den Katzen-, sondern zu den Hundeartigen gehörte, also zu jener vielfältigen Hälfte der Raubtiere, zu der außer Hunden auch Marder, Bären und Robben zählen. Wissenschaft;Die Prinzipien von Open Innovation sollen helfen, potenziell alle Menschen in die Wissenschaft einzubeziehen. Wien – Knapp 50 Millionen Kunstwerke von Boticelli bis zu Dadaismus auf neue Art in Design-Apps und -Spielen für Bildung oder Tourismus zu nutzen – damit beschäftigt sich das EU-Projekt Europeana Creative, geleitet von der Österreichischen Nationalbibliothek. Die Wiener Boku nimmt dagegen am EU-Projekt Pasta teil, das mithilfe von Onlinebefragungen Zusammenhänge von Mobilitätsverhalten und körperlicher Aktivität untersucht. Die FH Technikum Wien wiederum an einem Projekt, das den Abbau von Hürden beim Technologietransfer zwischen FHs und Klein- und Mittelbetrieben im Fokus hat. Das sind drei der Best-Practice-Beispiele, die auf der Plattform zu Österreichs Strategiesuche in Sachen Open Innovation präsentiert werden. Die Projekte zielen auf Bürgerbeteiligung, Wissensweitergabe oder eine andere Form von Vernetzung ab. Tatsächlich bleibt der Begriff, den die Initiative als gezielte, systematische Öffnung von Innovationsprozessen in Organisationen beschreibt, abstrakt und schwer fassbar in der Vielzahl seiner möglichen Ausformungen. Open Innovation ist in der Tat zu einem Catch-all-Begriff geworden, einem weit aufgespannten Netzwerkbegriff, der helfen soll, die Innovationsagenda voranzutreiben, sagt die Wissenschaftsforscherin und Forschungsrätin Helga Nowotny. Aus meiner Sicht ist es ein Appell an möglichst alle mitzuwirken, um die Dynamik des Wirtschaftswachstums durch Innovation zu unterstützen. Es gehe darum, den informellen Sektor, die Zivilgesellschaft und andere noch nicht ausgeschöpfte Innovationspotenziale der Gesellschaft zu nutzen, so Nowotny. Start-ups sind dabei der sichtbarste, aber nur ein kleiner Teil. Der vom Verkehrs- sowie vom Wissenschafts- und Wirtschaftsministerium initiierte Strategieprozess zu Open Innovation hat zuletzt eine Konkretisierung in Form von 15 Maßnahmen, die zur Debatte gestellt wurden, erfahren. Matchmaking-Plattformen sollen etwa das richtige Wissen an den richtigen Ort bringen. Anreizsysteme könnten Forschungsprojekte mit unüblichen Akteuren begünstigen. Die Öffnung von Förderprogrammen für Bürger und faire Abgeltung der Auslagerung von Arbeit durch Crowdworking werden diskutiert. Eine Institution, die ihre Idee von Open Innovation bereits in konkrete Prozesse überführen konnte, ist die Ludwig-Boltzmann-Gesellschaft. Im Rahmen der Initiative Open Innovation in Science zielte das Projekt Cris (Crowdsourcing Research Questions in Science) darauf ab, Nichtwissenschafter in die Erforschung psychischer Erkrankungen einzubeziehen. Die Idee kommt aus der Diabetes-Forschung in Harvard, erklärt Boltzmann-Geschäftsführerin Claudia Lingner. Dort bezog man Ideen Betroffener mit ein, um aus einer festgefahrenen Situation aus immer gleichförmigeren Hypothesen herauszukommen. Wir haben viele Gespräche geführt, Selbsthilfeorganisationen, Krankenhäuser und Forschungseinrichtungen kontaktiert und ein großes Netzwerk aufgebaut, berichtet Lingner von der Suche nach der Community für das Projekt, das nach außen Reden Sie mit! genannt wurde. Auf einer Onlineplattform antworteten Betroffene, Angehörige und Experten in 400 Statements auf maßgeschneiderte Fragen. Im folgenden Analyseprozess wurden 700 Textstellen extrahiert, in Themenclustern geordnet, diese wiederum einem Onlinevoting unterzogen und von einer Jury bewertet. Herauskristallisiert haben sich Themen wie die Gesunderhaltung von Kindern und Jugendlichen in einem von psychischer Krankheit geprägten Umfeld, Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen und Versorgungsaspekte im Bereich der stationären Betreuung. Wichtig ist, dass man die Erwartungshaltungen bei den Projektbeiträgern nicht nur schürt, sondern die Ergebnisse auch tatsächlich umsetzt, betont Lingner. Wir werden uns also in einem künftigen Projekt mit einem der Themen beschäftigen. 2016 planen Lingner und ihr Team im Projekt Lois (Lab for Open Innovation in Science) Wissenschafter mit Open-Innovation-Methoden vertraut zu machen. Unterschiedliche Logiken von Märkten und Wissensbereichen, neue Organisationsformen von Zusammenarbeit und Umgang mit geistigem Eigentum werden besprochen. Falk Reckling bemüht sich für den Wissenschaftsfonds FWF um die Umsetzung von Open Access – also dem freien Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen im Internet – in Österreich, was bis 2025 möglich sein sollte, wenn der politische Wille da ist. Die Problematik um Open Innovation und geistigem Eigentum, also der Gegensatz von offenen Forschungsprozessen und exklusiver Verwertung, berührt Open Access nicht, weil das Sichern der Verwertungsrechte ohnehin vor der Publikation erfolgt. Auch die Frage der Bewertung von Wissenschaft stellt sich neu. Es bilden sich jetzt einige Modelle heraus, die auch die Begutachtung offener, transparenter und nachvollziehbarer gestalten, sagt er. Eine Maßnahme, die bereits von einigen Zeitschriften angewendet wird, ist, dass Gutachter künftig nicht zwangsläufig anonym sind. Probleme sieht Reckling in einem anderen Aspekt: Es gebe mehrere Strategieprozesse auf EU- und nationaler Ebene mit ähnlich gelagerten Thematiken, von der Roadmap für den europäischen Forschungsraum bis zu den Prinzipien von Responsible Research and Innovation. Möchte man alle diese Prozesse abdecken, ergibt das eine Anforderungsexplosion für die Wissenschafter. Sie sollen ethisch korrekt, ökonomisch relevant, mit sozialem Impact, inter-, trans- und multidisziplinäre Hochrisikoforschung betreiben, Durchbrüche erzielen und auch noch die Gesellschaft einbinden. Und das alles soll auch noch evaluiert werden, spitzt Reckling zu. Wir müssen entscheiden, welche Anforderungen sinnvoll sind und welche nur die Bürokratie aufblasen. Ungeklärte Widersprüche, die der Begriff Open Innovation birgt, sieht auch Helga Nowotny. Es wird notwendig sein, sich nach der ersten Phase des enthusiastischen Ausprobierens mit dem Wirkungspotenzial der verschiedenen Formen von Open Innovation intensiv zu befassen. Eine Risikoanalyse könne realistische Grenzen von Erwartungen aufzeigen. Letztlich geht es darum, die verschiedenen Einzelperspektiven zusammenzubringen. Innovation ist dann als ein Ökosystem zu sehen, das aus dem Zusammenwirken der verschiedenen Teile seine Dynamik bezieht. Wissenschaft;Forscher hatte sich mit Quantenoptik und Nanophotonik befasst. Eindhoven – Die Technische Universität in Eindhoven hat im vergangenen Jahr einen russischen Wissenschafter wegen Spionageverdachts fristlos entlassen, wie die Uni nun mitteilte. Der niederländische Geheimdienst AIVD hatte die Universität nach einem Tipp des deutschen Verfassungsschutzes darüber informiert, dass Ivan A. ein Sicherheitsrisiko sei. Nachdem das Außenministerium seine Aufenthaltsgenehmigung zurückgezogen hatte, war der Mann nach Russland zurückgekehrt, teilte der AIVD mit. Die Spezialgebiete von Ivan A. waren nach Informationen der Universität Quantenoptik und Nanophotonik. Dabei geht es um Grundlagenforschung etwa zur Entwicklung von ultraschnellen Computern. Der Verfassungsschutz sei dem Mann zufällig bei der Beobachtung eines russischen Diplomaten auf die Spur gekommen, hatte zuvor das Nachrichtenmagazin Der Spiegel berichtet. Er hatte dem Blatt zufolge von 2009 bis 2011 jeweils für mehrere Monate am Max-Planck-Institut im bayerischen Erlangen geforscht. Im Juli 2014 sei er in Düsseldorf verhört worden. Gegenüber dem Spiegel bestritt er die Vorwürfe. (APA, 29. 7. 2015) Wissenschaft;Das Fossil eines Dinosaurierbabys auf Madagaskar erzählt die Geschichte eines Lebens mit ungewöhnlicher Wachstumsrate und ohne Happy End. St. Paul / Wien – Ausgewachsen wäre er 15 Meter lang geworden – als Baby reichte er einem Menschen nur bis zum Knie. Das Fossil eines jungen Rapetosaurus krausei, das in der Maevarano-Formation auf Madagaskar gefunden wurde, zeigt, auf welch ungewöhnliche Weise die Dinosaurier aus der Gruppe der Sauropoden heranwuchsen. Diese langhalsigen Pflanzenfresser, unter denen Rapetosaurus nur im Mittelfeld lag, stellten mit Maximalmaßen von über 30 Metern Länge und 80 Tonnen Masse die größten Landtiere aller Zeiten. Trotzdem schlüpften sie aus Eiern, die kaum größer waren als die von einem der größten bekannten Vögel: dem nur 400 Kilogramm schweren Elefantenvogel, der ebenfalls auf Madagaskar lebte und dort erst in historischer Zeit vom Menschen ausgerottet wurde. Dass fast 200-mal so schwere Sauropoden keine größeren Eier legten als der Vogel, liegt schlicht an der Physik: Um stabil zu bleiben, müsste ein noch größeres Ei eine so dicke Schale haben, dass der Embryo darin ersticken würde. Der kleine Rapetosaurus dürfte bei der Geburt 2,5 bis 4,3 Kilogramm gewogen haben, entsprach also den Dimensionen eines menschlichen Babys. Das sollte sich aber sehr schnell ändern: Nur zwei Monate später brachte er schon 40 Kilo auf die Waage, rechnen US-Forscher in der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Science vor. In absoluten Zahlen gemessen, legte kein anderes Landwirbeltier, Wale miteingerechnet, zwischen Geburt und Erwachsenenalter derart an Größe zu wie die Sauropoden. Sie wuchsen aber nicht nur im Eilzugtempo, sondern auch auf eine andere Weise als viele heutige Tierarten, berichtet das Team um Kristina Curry Rodgers vom Macalester College. Die Forscher untersuchten mittels Computertomografie das Wachstumsmuster der Knochenzellen in den Rapetosaurusfossilien. Dabei stellten sie fest, dass der Kleine keinerlei Kindchenschema aufwies. Er entwickelte sich wie eine maßstabsgetreue Miniaturversion eines erwachsenen Rapetosaurus. Kindchenschema im weiteren Sinne bezieht sich nicht nur auf eine als niedlich empfundene Gesichtspartie. Auch die Gliedmaßen und andere Teile der Anatomie haben bei den meisten Vögeln, Säugetieren und selbst nichtsauropoden Dinosauriern andere Proportionen als bei erwachsenen Exemplaren. Nicht so jedoch beim kleinen Rapetosaurus von Madagaskar. Curry Rogers und ihre Kollegen interpretieren dies so, dass er als Nestflüchter von Anfang an auf sich gestellt war. Kindchenschema geht mit elterlicher Fürsorge einher, für die es bei Sauropoden – anders als bei anderen Dinosauriergruppen – noch keine eindeutigen Belege gibt. Die Miniversion einer erwachsenen Anatomie dürfte dem Rapetosaurus in seinem erzwungenermaßen unabhängigen Leben geholfen haben. 2012 wies eine Schweizer Studie im Magazin Biology Letters darauf hin, dass ein solcher Wachstumszyklus zu einem entscheidenden ökologischen Unterschied zwischen der Dinosaurier-Ära und der Gegenwart geführt haben dürfte. Die großen Pflanzenfresser von heute sind Säugetiere. Solange sie sich von der Muttermilch ernähren, haben sie keine direkte Auswirkung auf ihre Umwelt. Und nach dem Abstillen sind sie bereits groß genug, dass sie dieselbe ökologische Nische besetzen wir ihre Eltern. Ganz anders bei den Riesendinos: Sauropodenkinder konnten noch nicht die gleichen Nahrungsquellen erschließen wie die gigantischen Erwachsenen. Sie fraßen sich also im Lauf ihres Lebens von einer Nische in die nächste hoch. Eine Umgebung, die heute mehreren Säugetierarten verschiedener Größe Platz bietet, hätte damals eine einzige Dino-Art mit ihren extrem unterschiedlichen Lebensstadien abgeweidet. Mit der Folge, dass die Artenvielfalt der Dinosaurier vergleichsweise klein blieb: Ein gewichtiger Nachteil im Fall globaler Umwälzungen wie der vor 66 Millionen Jahren – nicht zuletzt deshalb, weil es dadurch just an kleineren Spezies mangelte, die bei Massenaussterbeereignissen in der Regel bessere Überlebenschancen haben als großgewachsene. Für den verhinderten Riesen von Madagaskar spielte dies freilich keine Rolle, er fiel schon einer früheren Katastrophe zum Opfer. Aus dem Fossilienbefund weiß man, dass seine Heimat in der späten Kreidezeit immer wieder von verheerenden Dürren heimgesucht wurde. In einer solchen Zeit der Not ist der Rapetosaurus – das zeigt die gestörte letzte Wachstumsphase seiner Knochenzellen – irgendwann im zarten Alter von 39 bis 77 Tagen verhungert. Wissenschaft;"EFREtop" soll Projekten im Bereich industrieller Forschung und experimenteller Entwicklung zugute kommen. Wien – Im Rahmen des neuen Programms EFREtop steht ein mit über 50 Millionen Euro gefüllter Fördertopf für Unternehmensforschung zur Verfügung. Bis 2020 können 41,5 Mio. Euro aus dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) abgerufen werden, die Forschungsförderungsgesellschaft FFG steckt weitere zehn Mio. Euro in den Topf. Das Programm startet am 21. Dezember, teilte die FFG am Donnerstag mit. In dem Programm werden Projekte im Bereich industrieller Forschung sowie experimenteller Entwicklung gefördert. Antragsberechtigt sind alle Unternehmen aus Österreich mit Ausnahme von Wien. Laut den FFG-Geschäftsführern Henrietta Egerth und Klaus Pseiner ist das Programm besonders für Firmen geeignet, die bereits in Forschung und Innovation aktiv sind,. Bei Projekten der industriellen Forschung können maximal 50 Prozent der Projektgesamtkosten gefördert werden, die Obergrenze der Förderung je Projekt liegt bei einer Million Euro. Im Bereich der experimentellen Entwicklung werden je nach Unternehmensgröße zwischen 25 und 45 Prozent der Projektgesamtkosten gefördert. Die Förderungen betragen zwischen 200.000 Euro und drei Millionen Euro. Die Förderung erfolgt in Form von Zuschüssen. Nicht-Wissenschaft;Jetzt wird durchgegriffen: Mit klarer Mehrheit beschloss der Nationalrat das Recht des Bundes, Flüchtlingsunterkünfte in Gemeinden zu schaffen. Erstmals durften EU-Abgeordnete reden. Wien – Die ÖVP setzt beim Flüchtlingsthema neuerdings auf Taferlkommunikation. Der erste Versuch – Vizekanzler, Innenministerin sowie Außen- und Justizminister halten mit betroffenen Mienen ein großes, weißes Taferl in die Kamera, auf dem der ÖVP-Aktionsplan Asyl skizziert ist – geriet zumindest in den sozialen Medien zum viralen Erfolg, weil weiße Taferln die ideale Unterlage für diverse Photoshop-Spielereien sind. Nachzuvollziehen unter dem Hashtag #taferlgate. Am Mittwoch taferlte die ÖVP gleich in großer Gruppe wieder. Im Parlament tauchte während der Rede von Klubchef Reinhold Lopatka in der aktuellen Europastunde zum Thema Die europäische und internationale Dimension der Flüchtlingskrise aus den schwarzen Reihen ein Schilderwald auf, der den Kampf gegen Schlepper! oder Kein Asyl à la carte propagierte. Aber nicht alle wollten im Hohen Haus eine Sloganlitfaßsäule geben, Ex-Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle etwa hielt sich auffällig raus. Lopatka referierte das Vortagstaferl und rieb sich vor allem an der FPÖ, die er wissen ließ: Die einfachen Antworten sind nicht immer die richtigen, und die richtigen sind nicht immer einfach. Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) machte sich dann für einen Systemwechsel hin zu mehr Hilfe vor Ort stark, denn: Wir unterstützen mit unserem System Schlepper. Zudem könnten mit dem Geld, mit dem in Österreich ein Asylwerber ein Jahr lang unterstützt werden könne, in der Türkei 19 versorgt werden. Politik müsse Strategien entwickeln und auch Grenzen setzen, was Migration nach Europa betrifft. Europa war an diesem Premierentag buchstäblich im Nationalrat präsent, denn zum ersten Mal überhaupt durften die österreichischen EU-Abgeordneten in ihrem nationalen Parlament mitreden, wenngleich etwas am Katzentisch bzw. auf Mitarbeiterbänken hinter der Regierungsbank und neben dem Präsidium platziert. Die Argumentationslinien waren recht klar: SPÖ, ÖVP, Grüne und Neos plädierten für eine europäische Lösung, FPÖ und Team Stronach wären lieber wieder für geschlossene Grenzen. ÖVP-EU-Mandatar Othmar Karas beschrieb die Flüchtlingskrise als Beispiel, bei dem sich Europa solidarisch bewähren müsse, und zitierte Frankreichs Außenminister Robert Schuman, der 1950 die Schaffung einer Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl vorschlug und sagte: Europa lässt sich nicht mit einem Schlage herstellen und auch nicht durch eine einfache Zusammenfassung. Es wird durch konkrete Tatsachen entstehen, die zunächst eine Solidarität der Tat schaffen. SPÖ-Klubchef Andreas Schieder – mit einem Stück des 1989 abgebauten Eisernen Vorhangs – betonte: Europa braucht gemeinsame Antworten – aber keine neuen Zäune um Länder herum. Auch Grünen-EU-Abgeordnete Ulrike Lunacek erinnerte vor allem die FPÖ daran, dass wir alle – alle 28 Länder – Europa sind. Solidarität geht nur gemeinsam. Die Solidarität der Freiheitlichen war an diesem Mittwoch jedoch vor allem auf ein Land fokussiert. Mehrfach gab es Lob für Ungarn und Premier Viktor Orbán, aus Sicht der FPÖ quasi der letzte Hort der Rechtstreue in der EU: Die Einzigen, die die europäischen Regeln noch beachten, sagte FPÖ-EU-Abgeordneter Harald Vilimsky. Nicht nur er nutzte die im TV live gebotene Gelegenheit, um die Zuschauerinnen und Zuschauer im Sinne der FPÖ an die bevorstehenden Landtagswahlen in Oberösterreich und Wien zu erinnern. Wem die Asylpolitik der Regierung nicht passe, der kann etwas dagegen tun – mit einer Stimme für die FPÖ. Bravo! Bravo!, akklamierte die blaue Ecke. FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache griff zu starken Worten, als er das später von SPÖ, ÖVP, Grünen und Neos mit Verfassungsmehrheit beschlossene Durchgriffsrecht des Bundes zur Schaffung von Flüchtlingsunterkünften in den Gemeinden (1,5 Prozent der lokalen Bevölkerung) als Umverteilung der Last ihres Scheiterns, Unvermögens, Amtsmissbrauchs, ihrer Gesetzesbrüche auf Länder und Gemeinden bezeichnete – zu stark. Es gab einen Ordnungsruf. Nicht-Wissenschaft;Proteste gegen den Einfluss Pekings spielen den Unterstützern einer Annäherung an das Festland in die Hände. Taipeh/Wien – Ob Hung Hsiu-Chu wirklich ins Rennen um die Präsidentschaft gehen wollte, bezweifeln viele Beobachter in Taiwan. Eine versehentliche Kandidatin nannte sie jüngst auch die South China Morning Post aus Hongkong. Doch am Sonntag wird sie mit größter Wahrscheinlichkeit beim Parteitag der regierenden Kuomintang (KMT) als offizielle Vertreterin für die Wahl im Jänner 2016 bestätigt werden. Hungs kommende Kampagne gegen ihre Konkurrentin Tsai Ing-wen von der oppositionellen Demokratischen Fortschrittspartei (DPP) gilt nicht nur deshalb als historisch, weil erstmals zwei Frauen um das höchste Amt Taiwans kämpfen, sondern auch, weil das bisherige politische System auf der Insel fast vollständig auf den Kopf gestellt wird. Und am Ende könnten entscheidende Weichenstellungen für die Zukunft der Insel stehen. Bisher war es stets so: Die konservative Kuomintang, deren Mitglieder einst nach verlorenem Kampf gegen die Kommunisten aus China geflohen waren, stand für das Bewahren des sogenannten Status quo gegenüber Peking – jener Position, die zwischen der Forderung nach einer Vereinigung mit Festland-China und jener nach staatlicher Unabhängigkeit liegt. Die DPP erhob radikale und populistische Forderungen, sie stand für die Konfrontation mit dem Festland und das Streben nach staatlicher Unabhängigkeit. Doch so ist es nicht mehr – die Fronten haben sich verschoben. Das mag auch daran liegen, dass beide Kandidatinnen sich von unpopulären Vorgängern im Präsidentenamt abgrenzen müssen. Tsai übernahm die DPP 2008, als diese nach acht Jahren Regierungszeit ihres Präsidenten Chen Shui-bian am Ende schien. Dieser hatte die Konfrontation mit Peking gesucht, die Wirtschaft schleifen lassen, und war schließlich wegen Korruption verurteilt worden. Dagegen präsentiert sich Tsai nun als Kandidatin der Mitte und der moderaten Forderungen. Hung muss nun auch gegen die schlechten Beliebtheitswerte von Amtsinhaber Ma Ying-jeou antreten, der 2008 auf einer Welle des Protestes gegen die DPP ins Amt gekommen war. Er hatte versprochen, die politischen und wirtschaftlichen Beziehungen zu Peking zu reparieren – eine Politik, die damals noch als eine Rückkehr zum Mainstream empfunden wurde. Der Ansatz schien erfolgreich: Die Entspannung brachte hunderttausende Touristen vom Festland nach Taiwan, die Wirtschaft begann wieder zu wachsen. Kritiker – und vor allem viele junge Menschen – meinen allerindgs, das Geld komme nur bei einer kleinen Gruppe an. Die Teuerung treffe aber alle, die Reallöhne seien auf dem Stand von vor 17 Jahren. Eine Wohnung in Taipeh wird für viele zunehmend unbezahlbar. Dagegen formierte sich Widerstand. Mitglieder der hauptsächlich studentischen Sonnenblumen-Bewegung organisierten im Frühjahr 2014 Großdemonstrationen in Taipeh. Sie warfen Ma vor, die Insel, deren politische Vereinigung mit dem Festland er nicht durchsetzen könne, stattdessen an Peking zu verkaufen. Mehrere Wochen lang wurde das Parlament besetzt. Und die Forderungen trafen auch bei den Wählern einen Nerv: Bei Regionalwahlen im Herbst 2014 verlor die KMT überraschend stark, die DPP legte zu wie selten zuvor. Doch das Votum hatte ungeahnte Folgen. Plötzlich wollte keiner der etablierten Politiker in der KMT mehr für die Präsidentschaft kandidieren und so seine politische Karriere riskieren. Hung, die laut manchen Beobachtern eigentlich ins Rennen gegangen war, um bekanntere Konkurrenten in den Wahlkampf zu zwingen, wurde mangels Alternativen zur Kandidatin der Regierungspartei. Die angeblich versehentliche Kandidatin tritt für eine engere Zusammenarbeit an und will gar Friedensverhandlungen mit der Volksrepublik beginnen. Forderungen nach einem Ende der Waffenimporte aus den traditionell verbündeten USA ließ sie erst kürzlich fallen. Dass sich das politische Spektrum nun – trotz der Proteste für mehr Unabhängigkeit – in Richtung Peking verschiebt, sehen viele als ironische Wendung. Doch, betonen sie, gerade die Auswahl der Kandidatinnen habe gezeigt, wie sehr sich die politische Kultur und die Gesellschaft auf der Insel mittlerweile vom Festland entfernt haben. Während in Taiwan zwei Frauen um die Präsidentschaft kämpfen, so das Argument, seien alle sieben Mitglieder im Ständigen Ausschuss des Politbüros der Kommunistischen Partei Chinas Männer. Wissenschaft;E-Piano mit Mechanik eines Konzertflügels: Das Start-up Alpha Pianos tüftelt an neuartiger Technik für kleine Klaviere. Wien – Wer einst im Wiener Bürgertum etwas auf sich hielt, der hatte einen prachtvollen Flügel im Salon stehen. Die Zeiten der berüchtigten Flügelkämpfe des 19. Jahrhunderts sind vorbei und die Zahl der Salons und Musikzimmer, in die man eines dieser imposanten Instrumente stellen könnte, rar. Die Zeit der kleineren Pianos und ihrer elektronischen Pendants ist angebrochen. Sie sind zweifellos praktisch, spielen sich aber auch anders. Ein Gründer eines Start-ups in Niederösterreich hatte eine Idee, wie man mehr Flügel in ein kompaktes E-Piano packen könnte. Mario Aiwasian war schon bei Bösendorfer für den Computerflügel Ceus zuständig, ein Klavier, das die Bewegungen der Mechanik exakt speichert und selbsttätig reproduziert. Nach der Übernahme des traditionsreichen Klavierherstellers durch Yamaha hat sich Aiwasian selbstständig gemacht und begonnen, in seinem Unternehmen Alpha Pianos auf eigene Faust Instrumente zu entwickeln. Das erste Projekt war ein elektronisches Instrument, das eine Flügelmechanik mit einer ausgefeilten Sensortechnik kombiniert. Das Ziel: Das kompakte Gerät sollte sich beim Spielen wie eines der großen Geschwister anfühlen. Genau diese Sensortechnik ist der innovative Kern des Alpha Pianos, so Aiwasian. Eine Konzertflügelmechanik lässt beim Tastenanschlag einen sogenannten Hammerkopf auf zwei oder drei Saiten schlagen. Bis zum Hammerkopf ist beim Alpha Piano alles eins zu eins wie beim Konzertflügel. Statt auf die Saiten schlägt er aber auf einen Sensor. Bei der Entwicklung dieses Sensors, der also Klaviersaiten möglichst genau imitieren sollte, wurde ein sogenannter Dehnmessstreifen, der auch in einer Waage für die richtige Gewichtsanzeige sorgt, in eine Leiterplatte integriert. Eine spezielle Dickschichtpaste macht es dabei möglich, den Widerstand, der sich durch das Dehnen des Streifens ergibt, zu messen. Die dahinterliegende Software wertet die gesammelten Sensordaten aus und gibt weiter, welche Taste wie stark angeschlagen wurde. Für Software-Updates greift man auf das Gerät per LAN-Anschluss und Webbrowser zu. Bei einer ersten Version waren die Messstreifen noch nicht in Leiterplatten integriert, sondern auf Aluminiumbalken angeordnet, erinnert sich Aiwasian. Von jedem der Sensoren gingen dabei aber vier Kabel weg. Bei 88 Tasten sind das fast 400. Mit den Leiterplatten haben wir jetzt nur noch ein Kabel, das weitergeführt wird. Nach 18 Monaten Entwicklungszeit wurde ein erster Prototyp auf Tour geschickt. Chick Korea, Konstantin Wecker und Musiker des Mozarteum Salzburg testeten das Gerät und gaben Feedback, das in die Optimierung des Systems einfloss. Gefördert wurde das Unternehmen vom Austria Wirtschaftsservice und dem Land Niederösterreich. Die Forschungsförderungsgesellschaft FFG unterstützte die Sensorentwicklung. Das Alpha-Klavier, das 2014 auf den Markt kam, ist ab 25.000 Euro erhältlich. Ein weiteres Produkt des Start-ups soll in wenigen Wochen präsentiert werden: das M-Piano, an dem selbst Popstar Lady Gaga schon Interesse anmeldete. Auch der Entwicklungsweg zu diesem Instrument war aufwändig. Die Benutzeroberfläche ist durch eine Tablet-App zugänglich, die per WLAN mit dem Keyboard kommuniziert. So kann man das Instrument konfigurieren und etwa die Klaviatur auf mehrere Bereiche aufsplitten, Schemata für einzelne Songs speichern und in einer Setlist für den Auftritt anordnen. Besonders die Tasten haben es in sich: Ihre Oberfläche ist berührungsempfindlich. Man kann mit dem Finger darüberrutschen und den Ton damit noch modulieren, erklärt Aiwasian. Die Technik dahinter ähnelt den Touch-Displays von Smartphones. Unterhalb des Tastenbelags sitzt eine Leiterplatte, die anhand der Feuchtigkeit der Finger ihre Position erkennt. Ein Alleinstellungsmerkmal besteht in der Technik, die die Tastenhärte einstellen lässt. Auch hier gab es eine erste Version, die verworfen wurde: Gemeinsam mit der TU Wien wurden Metalltöpfe und Spulen verbaut, um die Tasten mithilfe einer Wirbelstrombremse magnetisch zu steuern, sodass sich durch entsprechende Bestromung der Druckwiderstand verändert. Das habe zwar gut funktioniert, sorgte aber für hohes Gewicht und hohen Aufwand an Leistungselektronik. Also suchte man nach einer anderen Lösung und wurde bei einer Technik fündig, die von Zahnärzten bekannt ist. Sie verwenden Bohrer, die zwei verschiedene Zustände annehmen können, etwa weich für die Wurzelkanäle und starr beim Zahnaufbau. Beim M-Piano wurde das Material mit Formengedächtnis für Federn unter den Tasten genutzt. Die Technik benötigt keine dauerhafte Bestromung wie die Magnetlösung. Die Federn ändern durch einzelne Impulse ihren Härtegrad, sodass sich die Tasten unterschiedlich weich oder hart anfühlen. Nicht-Wissenschaft;Trotz steigender Gewinne bleiben die Kapitalpolster heimischer Banken vergleichsweise schwach. Für kleinere Institute sieht Andreas Ittner Gefahren. Wien – Die Liquiditätslage der Banken in Österreich sei gut, sagt Andreas Ittner, Vizegouverneur der Oesterreichischen Nationalbank, im europäischen Vergleich weisen die heimischen Institute aber immer noch schwache Kapitalpolster auf. Auch wenn die Gewinne der Banken wieder Vorkrisenniveau erreicht hätten, könne man demnach nicht von Normalität sprechen. Im abgelaufenen Jahr erzielten die österreichischen Banken ein konsolidiertes Jahresergebnis von 5,2 Milliarden Euro, erklärte Ittner am Mittwoch im Klub der Wirtschaftspublizisten. Verglichen mit dem Vorjahresergebnis ist das ein Anstieg um 4,6 Milliarden Euro. 2014 sei allerdings von hohen Wertminderungen bei Firmenwerten und anderen immateriellen Vermögenswerten sowie von hohen Risikovorsorgen im Kreditgeschäft zweier Großbanken maßgeblich beeinflusst gewesen. Trotz gestärkter Risikotragfähigkeit sieht Ittner die Institute vor großen Herausforderungen. Hinter den Österreichern liegen in puncto Kapitalquoten im Vergleich der EU-28 nur noch Italien, Spanien und Portugal. In dem derzeitigen Negativzinsumfeld und angesichts der eingeschränkten Fähigkeit, Kapital zu generieren, seien weitere Kostensenkungen (vor allem bei Personal) und Strukturanpassungen alternativlos, so der Notenbank-Vize. Der Marktdruck wird steigen. Banken, die dem Wettbewerbsdruck nicht standhalten, werden den Markt geordnet verlassen müssen. Nur jene Institute, die ein funktionsfähiges Geschäftsmodell aufweisen, würden mittelfristig überleben. Großbanken würden vom Osteuropa-Airbag profitieren, kleinere und mittelgroße Banken hingegen, deren Erträge überwiegend mit Zinsgeschäften verbunden sind, seien eher gefährdet. Generell fordert Ittner eine Stärkung des Beratergeschäfts und den Ausbau von Synergien. Vor dem Hintergrund der Panama-Papers lehnt der Nationalbank-Vize ein generelles Verbot von Offshore-Geschäften für österreichische Banken ab. Mit Einzelregeln ließen sich solche Finanzströme nicht abdrehen, sagt Ittner, vielmehr fordert er klare Regeln und mehr Transparenz. Geldbeträge, deren Zustandekommen nicht plausibel erklärbar ist, dürfen nicht in den Bankkreislauf kommen. Österreich sei, wolle und werde kein Finanzplatz sein, an dem sich dubiose Geschäftsleute wohlfühlen. Nicht-Wissenschaft;Pensionierungswelle in den kommenden Jahren – Eine von zehn Hauptabteilungen wurde bereits geschlossen. Wien – Im Zuge ihres Sparprogramms wird die Nationalbank ihren Personalstand bis zum Jahr 2020 um 93 auf 1.059 Mitarbeiter reduzieren, sagte OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny am Freitag. Weiters will die Notenbank bis Ende 2018 ihre Zweigstellen in Graz und Linz sowie die Repräsentanz in New York schließen. In Österreich wird es somit, abgesehen von der Zentrale am Wiener Otto-Wagner-Platz, nur noch eine Nationalbankfiliale in Innsbruck geben. Im Ausland werden wir nur mehr ein Büro in Brüssel haben, so Nowotny. Paris und London sind bereits vor Jahren geschlossen worden. Puncto Mitarbeiterabbau will sich die Notenbank die erhebliche Pensionierungswelle in den kommenden Jahren zunutze machen und so 127 freiwerdende Stellen nicht nachbesetzen. Gleichzeitig werden 34 neue Mitarbeiter aufgenommen, die unter anderem für die Bankenabwicklung und die gemeinsame europäische Bankenaufsicht SSM zuständig sein werden. Ende 2014 beschäftigte die Notenbank 1.152 Mitarbeiter. Bereits aufgelassen hat die Nationalbank mit Anfang März eine von zehn Hauptabteilungen (Interne Dienste, Planung und Controlling). Der Direktor, der sie geleitet hat, ist in Pension gegangen, die Aufgaben, etwa die Rechtsabteilung oder der Einkauf, übernehmen andere Abteilungen. Die Nationalbank ist in vier Ressorts aufgeteilt, unter diesen sind die Hauptabteilungen angesiedelt. Die Notenbank hatte bis Ende Juni ein Jahr lang Berater von Roland Berger im Haus, die eine Optimierungsanalyse (Opal) durchgeführt haben. Wieviel das ganze gekostet hat, verriet Nowotny nicht. Wie sich das ganze auf das Ergebnis der Notenbank 2015 auswirken wird, sei schwer vorauszusagen. Das OeNB-Ergebnis hänge stark an der Entwicklung der Wechselkurse, ein größerer Teil der Veranlagungen sei in Dollar. Ich würde mich nicht trauen, jetzt eine Prognose zu machen. Den Sachaufwand halten wir schon dreimal mehr oder weniger konstant, so der Nationalbankchef. 2014 hatte die Notenbank ihr Ergebnis von 298 Mio. auf 341 Mio. Euro gesteigert, wovon der Bund als Eigentümer 315 Mio. Euro bekam. Wir hatten auch Sondereffekte aus Verkäufen, so Nowotny. Die Notenbank stieß einerseits Immobilien ab, andererseits trat die Tochter Münze Österreich ihren Anteil an den Casinos Austria an die Staatsholding ÖBIB ab. Das niedrige Zinsniveau habe sich im Vorjahr noch nicht so stark ausgewirkt, sagte Nowotny. Das Nettozinsergebnis hatte um 7 Prozent auf 778 Mio. Euro nachgegeben. Die Zinsen aus Veranlagungen machen einen wesentlichen Teil der Einnahmen der Notenbank aus. Die viel kritisierten Privilegien der Notenbanker – günstige Wohnungen, Tennisplatz, Dienstwagen – waren nicht Teil von Opal. Dennoch dürfte das Sport- und Seminarzentrum der Notenbank in Langenzersdorf verkleinert werden. Nächste Woche haben wir eine offizielle Aussprache mit dem Betriebsrat, so der OeNB-Chef bei einer Pressekonferenz. Es zeichne sich eine Lösung ab, wonach die Mitarbeiter den Sportplatz weiter nutzen können, die Notenbank aber weniger dafür zahlen müsse. Der Verkauf der Bankwohnungen sei schon im Vorjahr eingeleitet worden und werde heuer abgeschlossen, sagte ein OeNB-Sprecher zur APA. Dienstwagen seien kein Thema. Wir haben genau 6 Dienstwagen. Laut Nowotny ist die Notenbank gerade dabei, den ganzen Komplex Sozialleistungen einer großen Revision zu unterziehen. Die Optimierungsanalyse von Roland Berger zufolge soll die Notenbank ab 2020 26,4 Mio. Euro im Jahr einsparen. Bis dahin sollen es kumuliert 96 Mio. Euro an Einsparungen sein. Wissenschaft;'Die "Süddeutsche" fand ein Interview, das Norbert Hofer 2011 der rechtsextremen deutschen Zeitschrift "Hier & Jetzt" gab. Eine Antwort lässt aufhorchen. Die Kunst der Kampfrhetorik beherrscht er vorbildlich. Und auch die Fähigkeit, harte rechte Botschaften mit einem sanften Lächeln zu übermitteln. Was aber, wenn Norbert Hofer von Leuten interviewt wird, die noch weiter rechts stehen als er selbst? Nachzulesen ist das Ergebnis in der Nummer 17 der Zeitschrift Hier & Jetzt aus dem Jahr 2011, aus dem die Süddeutsche Zeitung am Donnerstag zitierte. Um keine falschen Vermutungen zu wecken: Für einen Skandal reicht weder das Interview noch die von der Süddeutschen inkriminierte Antwort. Das Gespräch mit Hier & Jetzt und die Passage zeigen aber einmal mehr, wie Hofer es geschickt versteht, auch die sehr rechte Klientel zu bedienen, ohne sich selbst dabei allzu angreifbar zu machen. Das Magazin Hier & Jetzt, dem Hofer die Antworten gab, steht der rechtsextremen NPD (Nationaldemokratische Partei Deutschlands) nahe, über deren Verbot in Deutschland seit Jahren diskutiert wird. Die Zeitschrift soll die eher intellektuellen Sympathisanten unter den Rechtsextremen ansprechen; freilich finden sich in der Ausgabe mit dem Hofer-Interview auch Neonazi-Codes und Signale wie die tausend großen Jahre oder die fest geschlossenen Reihen des Horst-Wessel-Lieds. Chefredakteur des Magazins ist Arne Schimmer, der zum Zeitpunkt des Interviews auch noch sächsischer NPD-Landtagsabgeordneter war. Gemeinsam mit Thorsten Thomsen, seinerzeit Pressesprecher der sächsischen NPD-Landtagsfraktion, stellte Schimmer die Fragen an Hofer, unter anderem auch die Folgende: Greift die FPÖ in ihrer energie- und umweltpolitischen Programmatik heute noch auf Konrad Lorenz zurück? Hofers syntaktisch nicht ganz vollständige Antwort: Konrad Lorenz muss für jeden Politiker Vorbild und auch Anstoß für gesellschaftspolitische Überlegungen geben. In ihrem Text versucht die Süddeutsche, Hofers Antwort mit Lorenz’ NSDAP-Mitgliedschaft ab 1938 und dem Verweis auf einschlägige Zitate aus der NS-Zeit zu skandalisieren – wie Lorenz 1940 aufgestellter Forderung nach der noch schärferen Ausmerzung ethisch Minderwertiger. Die in dem Zusammenhang aufgestellte Behauptung der Süddeutschen, dass Lorenz in seinen Schriften aus dieser Zeit theoretisch die Vernichtungspolitik des NS-Staates propagiert habe, ist allerdings eine ungerechtfertigte Übertreibung. Im übrigen hat auch ein gewisser Helmut Zilk, von 1984 bis 1994 SPÖ-Bürgermeister von Wien, noch 1983 behauptet, dass Lorenz’ Theorie eine unabdingbare Arbeitsvoraussetzung für jeden Lehrer, jeden politischen Wissenschaftler, jeden Sozialarbeiter, eigentlich auch jeden Politiker sei. Gibt es also gar nichts daran zu bekritteln, dass Nobert Hofer Konrad Lorenz zum Vorbild für jeden Politiker erklärte? Als Zilk den Ausspruch tat, wusste man noch nicht, dass Lorenz bei der NSDAP war, weil der Verhaltensforscher dies bis zu seinem Tod erfolgreich bestritten hat. Seit 2001 ist das freilich klipp und klar dokumentiert. Und es gibt mittlerweile etliche Dinge mehr, die man über Lorenz’ Verstrickungen ins NS-Regime herausgefunden hat – wie seine Mitarbeit im Rassenpolitischen Amt oder die Beteiligung an einer höchst fragwürdigen rassenpsychologischen Untersuchung. Ob das ausreichend war, Lorenz das ebenfalls 1983 verliehene Ehrendoktorat der Uni Salzburg abzuerkennen, ist wieder eine andere Frage. Und es wäre natürlich völlig Unfug, Nobert Hofer unterstellen zu wollen, dass für ihn Lorenz’ Aussagen aus der NS-Zeit ernsthaft Anstöße für gesellschaftspolitische Überlegungen darstellen würden. Lorenz gesellschaftspolitisches Hauptwerk Die acht Todsünden der Menschheit (1973) ist bedenklich genug. Und eines ist natürlich auch offensichtlich: Konrad Lorenz 2011 in einer rechtsextremen Zeitschrift ohne Wenn und Aber zum Vorbild zu erklären, ist ein nettes Signal für all jene, die immer noch gröbere Schwierigkeiten mit der Distanzierung vom Nationalsozialismus haben.' Wissenschaft;Wien – Hunde gehen rascher zu fremden Objekten als Wölfe, sie verlieren aber auch deutlich schneller das Interesse daran, schreiben Wissenschafter des Wolf Science Centers Ernstbrunn, der Vetmed-Uni Wien und der Universität Wien in der aktuellen Ausgabe des Magazins Animal Behaviour. Die Forscher führten Versuche mit Teddybären oder Gartenzwergen im Gehege der Tiere durch. Sie vermuten nun, dass das raschere Ablaufen des Interesses durch die Domestikation (Haustier-Werdung) des Hundes begründet sei. Die Tiere werden von ihren Besitzern vor großen Gefahren bewahrt. (APA, red) LinkAnimal Behaviour: The influence of relationships on neophobia and exploration in wolves and dogs Providence – Der Klimawandel dürfte zur Evolution von hunderartigen Tieren (Canidae) beigetragen haben. Zu diesem Ergebnis kamen Evolutionsbiologen der Brown University in einer im Fachmagazin Nature Communications publizierten Studie. Die Wissenschafter untersuchten 40 Millionen Jahre alte Fossilien und erkannten, dass frühe Canidae, die Mangusten ähnelten und keine begnadeten Läufer waren, nach einigen Millionen Jahren von größeren abgelöst wurden – das Habitat war mittlerweile kühler und trockener. Ihr Körperbau war für die Jagd geeignet. (red, 19.8.2015) AbstractNature Communications: Habitat changes and changing predatory habits in North American fossil canids Nicht-Wissenschaft;Welche Bücher befinden sich aktuell auf Ihrer Leseliste? Inwiefern hat sich Ihr Literaturgeschmack im Laufe der Zeit verändert?. Wieder waren Ihre Beiträge zahlreich. Vielleicht ist es der Hitze geschuldet, aber die meisten positiven grünen Stricherln erhielt jener Beitrag, der den Playboy als Lesestoff anbot. Gleichauf war der Vorschlag zur Lektüre des Hofer-Werbeprospekts. Und da wir ja Freundinnen und Freunde von Hitze und Humor sind, dürfen diese Empfehlungen nicht unerwähnt bleiben. Aber natürlich ging es auch dieses Mal an anderen Stelle ernsthafter zu. Anhand eines Postings über die Beckett-Werke Molloy, Malone stirbt und Der Namenlose entspann sich eine Diskussion, in der es unter anderem auch um die Präferenz für oder um Skepsis gegenüber einer gewissen Literaturrichtung ging – in diesem Falle um die des Existenzialismus. Und darum, dass die Bevorzugung eines gewissen Werkes, ja einer gewissen Gattung, auch mit dem eigenen Erfahrungshorizont zusammenhängt. Diese Frage gefällt uns, und deswegen möchten wir dieses Mal von Ihnen wissen, inwiefern sich Ihr Literaturgeschmack im Laufe der Zeit verändert hat. Gibt es einzelne Werke, die einst wunderbar erschienen, aber mit den Jahren an Faszination eingebüßt haben? Oder umgekehrt: Wurden Sie in der Schule mit Büchern belästigt, die Ihnen als Erwachsene dann gut gefallen haben? Gibt es gleich ganze Literaturrichtungen, an denen sich Ihre Leseliste früher orientiert hat, die Ihnen aber heute gleichsam abgeschlossen vorkommen? Oder hat sich Ihr Geschmack wenig verändert, und alte Lieblingsbücher eröffnen durch das erneute Lesen neue Fragen? Und natürlich wie immer: Was haben sie in den letzten Wochen gelesen? (jmy, 17.8.2015) Wissenschaft;Paläontologen gruben ein 11,6 Millionen Jahre altes Affenfossil aus, das unsere Vorstellung davon ändern könnte, wie der älteste Vorfahre von Menschen und Menschenaffen aussah. Barcelona/Wien – Hominini, Homininae, Hominidae, Hominoidea: Vertippen darf man sich nicht, wenn man über den Stammbaum des Menschen und seiner nächsten Verwandten schreibt. Die Wörter klingen fast gleich, legen aber präzise fest, ob wir nur über uns und die Geschwister unserer evolutionären Großfamilie reden, oder auch über Cousins zweiten und dritten Grades. Im Mittelpunkt einer aktuellen Studie im Fachmagazin Science stehen die Hominoidea, auch Menschenartige genannt. Zur Orientierung: Dieser Begriff fasst sämtliche Großen Menschenaffen (einschließlich des Menschen selbst) mit den Gibbons Südostasiens zusammen. Von den übrigen Affen hat sich diese unsere Gruppe vor etwa 25 Millionen Jahren abgetrennt. Auffälligster Unterschied ist das Fehlen eines Schwanzes, zudem sind wir deutlich größer als unsere langschwänzig gebliebene Verwandtschaft. Nur die kleinen Gibbons drücken etwas den Schnitt. Zeitlich nahe am Ursprung dieser Gruppe stand die 1933 erstbeschriebene Gattung Proconsul aus Ostafrika. Die größten unter den Proconsul-Arten konnten 50 Kilogramm auf die Waage bringen. Bis heute dienen sie Forschern gewissermaßen als Blaupause, wie die Ur-Menschenartigen wohl ausgesehen haben dürften. Aber nun hat mit Laia ein deutlich zierlicheres Geschöpf die Szene betreten. So lautet der Spitzname eines 11,6 Millionen Jahre alten Fossils, das spanische Forscher im katalonischen Vallès-Penedès-Becken ausgruben. Zu Lebzeiten des Tiers erstreckten sich hier warme, feuchte Wälder voller verschiedenster Arten von Primaten. Die kaum fünf Kilogramm schwere Laia, die die Speziesbezeichnung Pliobates cataloniae erhielt, lebte in den Bäumen und ernährte sich ganz wie ein Gibbon vorwiegend von Früchten, wie Abnutzungsmuster an den Zähnen des Fossils zeigen. Aus 70 fossilen Überresten konnten die Forscher um Studienerstautor David M. Alba den Schädel und zum Teil auch den linken Arm des Tiers rekonstruieren, was recht gute Rückschlüsse auf seine Lebensweise zulässt. Allerdings präsentierte sich Pliobates den Forschern auch als verblüffendes Mosaik aus urtümlichen und avancierten anatomischen Eigenschaften: teils Gibbon, teils Großer Menschenaffe, teils etwas, das älter ist als beide. Aus molekularbiologischen Daten wurde hochgerechnet, dass sich die extrem langarmigen Gibbons vor etwa 17 Millionen Jahren von unserer Linie der Menschenartigen abgetrennt haben müssen. Rein zeitlich kann der viel jüngere Pliobates also weder der Ur-Gibbon noch der Ur-Menschenartige sein. Aufgrund seiner verbindenden Eigenschaften glaubt Alba aber, dass sich in ihm die eigentliche Urform stärker widerspiegelt als im großen Proconsul. Der älteste Vorfahre aller Hominoidea könnte also eher einem Gibbon geähnelt haben als Riesenprimaten wie Gorillas oder Menschen. Das widerspricht der gängigen Theorie, Gibbons seien ein nachträglich geschrumpfter Ableger der Urform. Albas Hypothese ist noch zu beweisen – auf jeden Fall ist unser Stammbaum aber um einen weiteren Seitenzweig unübersichtlicher geworden. Forscher sprechen ohnehin längst von einem Stammbusch. Nicht-Wissenschaft;Beihilfe zum Mord in 300.000 Fällen – Urteil ging über das von Anklage geforderte Strafmaß hinaus. Im Auschwitz-Prozess hat das Landgericht Lüneburg den früheren SS-Mann Oskar Gröning zu vier Jahren Haft verurteilt. Er habe sich der Beihilfe zum Mord in 300.000 Fällen schuldig gemacht, urteilte das Gericht am Mittwoch. Ob der gesundheitlich angeschlagene 94-Jährige haftfähig ist, muss die Staatsanwaltschaft prüfen, wenn das Urteil rechtskräftig ist. Das Gericht ging mit seinem Urteil über das von der Anklage geforderte Strafmaß hinaus. Gröning hatte im Prozess seine Beteiligung und moralische Mitschuld am Holocaust eingeräumt. Der später auch Buchhalter von Auschwitz genannte Gröning hatte gestanden, Geld von Verschleppten gezählt und zur SS nach Berlin weitergeleitet zu haben. Er sagte aus, zwei- bis dreimal vertretungsweise Dienst an der Rampe getan zu haben, um dort Gepäck zu bewachen. Die Staatsanwaltschaft hatte dreieinhalb Jahre Haft gefordert, von denen 22 Monate als verbüßt angesehen werden sollten, weil eine Verurteilung schon vor Jahrzehnten möglich gewesen wäre. Erste Ermittlungen hatte es 1977 gegeben. Anwälte der über 70 Nebenkläger hielten das von der Staatsanwaltschaft verlangte Strafmaß für zu gering. Die Verteidiger plädierten auf Freispruch, weil Gröning den Holocaust im strafrechtlichen Sinne nicht gefördert habe. Im Falle eines Schuldspruchs solle von einer Strafe abgesehen werden. (APA, 14.7.2015) Wissenschaft;Eine Pilotstudie der FH Gesundheitsberufe Oberösterreich untersucht Methoden zur Reduktion berufsbedingter Schmerzen bei OP-Pflegern. Linz/Wien – Ausgerechnet jene Berufsgruppe, die sich täglich um die Gesundheitsversorgung anderer kümmert, ist selbst gesundheitlich gefährdet: das Pflegepersonal. Laut dem österreichischen Arbeitsgesundheitsmonitor – ein Projekt der Arbeiterkammer Oberösterreich zur Messung des subjektiven Gesundheitsbefindens der Österreicher am Arbeitsplatz – leiden Beschäftigte in Gesundheits- und Pflegeberufen häufiger unter körperlichen Beschwerden als Arbeitnehmer in anderen Berufsgruppen. Eine Pilotstudie der Fachhochschule für Gesundheitsberufe in Oberösterreich, die im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsvorsorge des Allgemeinen Krankenhauses Linz durchgeführt wird, widmet sich nun einer Gruppe, die besonders betroffen ist, aber bis dato etwas vernachlässigt wurde: die Operationspflegekräfte. Bisher war vor allem die Bürotätigkeit im Fokus der betrieblichen Gesundheitsvorsorge gewesen, stehende oder einseitige Tätigkeiten eher nicht, sagt der Leiter der Pilotstudie Peter Hoppe. Dabei wissen wir aber aus zahlreichen Studien in diesem Bereich, dass diese Kollegen und Kolleginnen mindestens genau so viele Beschwerden haben wie jene, die einer sitzenden Tätigkeit nachgehen. Die körperlichen Beschwerden, unter denen OP-Schwestern und Pfleger leiden, beruhen hauptsächlich auf den langen monotonen Köperhaltungen, die sie im OP einnehmen müssen. Während einer Operation haben instrumentierende Pfleger und Schwestern die Aufgabe, dem Operateur das Operationsinstrument zuzureichen, damit dieser ohne Einschränkung seiner Aufmerksamkeit operieren kann. Und so etwas kann dauern: Je nachdem, um welches Operationsgebiet es sich handelt, können sich Operationen von vier bis zu zehn Stunden hinziehen. Die Folge davon: Unter dem pflegenden Personal im OP gibt es niemanden, der keine Schmerzen hat, sagt Physiotherapeut Hoppe. Betroffene Körperregionen sind dabei vor allem der Fuß- und Knöchelbereich, das Hüftgelenk und die Lendenwirbelsäule. Das Ziel der Pilotstudie – für die sich 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem zentralen Operationsbereich des Linzer Allgemeinen Krankenhauses zur Verfügung stellten – ist, die Schmerzbelastung der Mitarbeiter durch eine Kombination aus Wahrnehmungsschulung und Ausgleichsübungen zu reduzieren. Ganz am Beginn steht die Schulung der eigenen Wahrnehmung: Die Pflegerin oder der Pfleger soll sich dabei klar werden, welche Situationen im OP genau belastend sind und wie sich diese Belastungen auf ihren Körper auswirken. Um dies zu erfassen, entwickelten Hoppe und sein Team einen speziellen Fragebogen, in dem die Probanden den Körperbereich, in dem Schmerzen auftreten, und die Intensität der Schmerzen eintragen können und auch beschreiben können, in welchen Situationen diese Schmerzen genau auftreten. Im zweiten Schritt werden den Probanden in einer weiteren Schulung Übungen gezeigt, die sie einerseits direkt im OP durchführen können, andererseits aber auch präventiv zu Hause machen sollen. Da im OP nachvollziehbarerweise keine Turnübungen aufgeführt werden können, handelt es sich hierbei um einfache Ausgleichsübungen wie Schulterkreisen und Gewichtsverlagerungen, die akuten Spannungszuständen entgegenwirken sollen. Die Übungen für zu Hause folgen einem alltagsnahen Ansatz: Sie sollen überall leicht durchführbar sein und dienen vor allem dem Muskelaufbau. Das Programm ist darauf angelegt, dass die Mitarbeiter eigenverantwortlich arbeiten, sagt Hoppe. Von unserer Seite kommt nur der Input. Nachdem die Mitarbeiter die Übungen über einen festgelegten Zeitraum regelmäßig durchgeführt haben, wird der Fragebogen zum dritten und letzten Mal ausgefüllt. Zeigt sich, dass sich die Schmerzen zwischen dem zweiten und dem dritten Fragebogen reduziert haben, spräche das für die Wirksamkeit der Übungen. Hoppe und sein Team hoffen, dass sich die Kombination aus geschulter Wahrnehmung und Ausgleichstraining bewähren wird. Die Pilotstudie hat im September 2015 begonnen und läuft noch bis Ende Jänner 2016. Genaue Ergebnisse werden zwischen Mai und Juni 2016, nach genauer Auswertung der Ergebnisse, erwartet. Nicht-Wissenschaft;ÖVP-Klubobmann Reinhold Lopatka will Sozialleistungen für Flüchtlinge kürzen. Dadurch würde ein Flüchtlingsproletariat entstehen, befürchtet Martin Schenk. Wien – Die ÖVP drängt bei der Mindestsicherung auf Verschärfungen. Zwar wurde der Vorschlag nach einer Deckelung bei 1500 Euro schon vor Monaten das erste Mal ventiliert, durch die hohe Zahl an Flüchtlingen habe sich die Lage aber dramatisch verschärft, wie ÖVP-Klubobmann Reinhold Lopatka im Streitgespräch mit Martin Schenk meint. Der Diakonie-Experte wirft der ÖVP Populismus vor. STANDARD: Sie verdienen als Klubobmann knapp 14.800 Euro im Monat. Könnten Sie mit Familie auch von 1500 Euro leben? Das stellen Sie sich als Obergrenze bei der Mindestsicherung vor. Lopatka: Erstens hätte ich dazu die Kinderbeihilfe, die Sie verschweigen. Zweitens ist Ihr Vergleich unfair. Mein Gehalt ist ein Bruttobetrag, von dem Klub- und Parteibeiträge abgezogen werden – und weniger als 50 Prozent bleiben, während die Mindestsicherung ein Nettobetrag ist und eine Reihe von Gebührenbefreiungen impliziert. STANDARD: Stimmt schon, aber die Frage war, ob Sie mit Familie von 1500 Euro leben könnten. Lopatka: Wenn es sein muss, wird man damit auskommen. Mein Punkt ist: Gibt es Anreize, dass man aus der Mindestsicherung rausmöchte? Oder sagt man: Es geht auch in dem System. Der Rechnungshof hat eine Reihe von Fällen aufgezeigt, wo bei der Mindestsicherung mehr als 4000 Euro herausgekommen sind. Das versteht niemand, der einen Kollektivvertrag von unter 1500 Euro hat – und das sind große Gruppen. Schenk: In diesem Bericht ist nicht alles richtig. Und er ist nicht repräsentativ. Das fiktive Familienbeispiel würde in Salzburg, Tirol und Vorarlberg vier Fälle betreffen, die 4000 Euro bekommen – und nicht alles aus der Mindestsicherung. Da geht es um Behinderung eines Elternteils und Kindeswohl. Lopatka: Wir haben allein in Oberösterreich hunderte Fälle, die mehr als 2000 Euro Mindestsicherung bekommen. Da muss ein Arbeitnehmer 3200 brutto verdienen, um netto gleich viel zu haben. STANDARD: Was spricht aus Ihrer Sicht gegen eine Deckelung? Schenk: Dass die wenigsten Eltern die volle Mindestsicherung beziehen. Ich erzähle Ihnen ein Beispiel aus der Sozialberatung. Nennen wir sie Judith. Diese Frau hat drei Kinder, arbeitet Teilzeit als Restaurateurin und bekommt, weil sie sonst nicht über die Runden kommt, einen Aufstockerbeitrag aus der Mindestsicherung. Eines ihrer Kinder ist krank und braucht Diätnahrungsmittel. Wenn man Judith die Unterstützung auf 1500 Euro runterkürzt, kann sie sich die Nahrungsmittel für das Kind nicht mehr leisten. Und das ist kein Einzelfall. Fast 70 Prozent der Mindestsicherungsbezieher sind solche Aufstocker, die ein Einkommen aus einer Erwerbstätigkeit haben, Unterhalt, Arbeitslosengeld oder Notstandshilfe beziehen. Sie verbreiten also ein altes Bild der Sozialhilfe aus den 80ern, dass das alles Alkoholiker, Spielsüchtige und Haftentlassene sind. Lopatka: Das ist einfach falsch. Ich habe in meinem Heimatort, in Penzendorf, einen tschetschenischen Flüchtling, der fünf Kinder hat, seit zehn Jahren bei uns ist, noch nie gearbeitet hat, immer Sozialleistungen bezogen hat, und – wie es aussieht – immer in der Mindestsicherung bleiben wird. Schenk: Ich spreche von der Empirie, nicht von Anekdoten. Lopatka: Das ist doch keine Anekdote. Das ist das reale Leben. Schenk: Real haben wir heute eine ganz andere Situation als in den 80ern. Damals gab es in der Sozialhilfe viele Dauerempfänger: Leute mit starken Einschränkungen, die kaum aus der Sozialhilfe herausgekommen sind. Seither hat sich das stark verändert. Heute gibt es in der Mindestsicherung viele Mütter mit Kindern, viele Alleinerziehende, Pflegebedürftige, viele Behinderte, Leute, die prekär beschäftigt sind. Lopatka: Und immer mehr Flüchtlinge. Die haben einfach das Pech, dass sie den Einstieg in den Arbeitsmarkt nicht schaffen. Oder wollen Sie das bestreiten? Schenk: Es werden mehr. Wir rechnen heuer mit 30.000 bis 40.000 Flüchtlingen in der Mindestsicherung – je nachdem, wie schnell die Verfahren abgewickelt werden. Die Deckelung würde aber alle treffen. Außerdem wissen wir: Entgegen der Lohnabstandstheorie kommen Leute mit Kindern wesentlich schneller aus der Mindestsicherung heraus als Alleinstehende. Insgesamt beträgt die durchschnittliche Bezugsdauer sechs bis neun Monate. Das Bild, dass es sich die Leute in der Mindestsicherung bequem machen, stimmt so einfach nicht. 20 Prozent beziehen sie sogar kürzer als drei Monate. Statt über Deckelungen sollten wir darüber reden, wann Menschen wieder aus der Mindestsicherung herauskommen. Da geht es um Kinderbetreuung, um gesundheitliche Hilfe und um Jobs, von denen sie leben können. STANDARD: Aber was macht man mit jenen, die nicht Teilzeit arbeiten und mit vier Kindern jahrelang 2000 Euro Mindestsicherung kriegen? Fehlen hier nicht tatsächlich Anreize, einen Job anzunehmen? Schenk: Hauptproblem bleibt: Auf einen Job kommen 15 Bewerber. Aber es gibt auch für die Mindestsicherung gescheite Vorschläge: Man könnte die Zuverdienstgrenzen erhöhen – auf 25 oder 33 Prozent der Mindestsicherung. Diese Idee gab es schon 2010, das Finanzministerium hat das damals abgelehnt. Man könnte auch die Eingliederungsbeihilfe ausweiten – also Betrieben eine Unterstützung gewähren, damit sie Leute anstellen. Auch wenn wir auf Mitnahmeeffekte achten müssen, das würde wirken. STANDARD: Zu wenig? Lopatka: Ich finde schon. Wir müssen eines sehen: Jenen, die durch ihre Steuerleistung unser dichtes Sozialnetz finanzieren, reicht es irgendwann. 2009, bei der Einführung, hatten wir 170.000 Mindestsicherungsbezieher, jetzt haben wir allein in Wien mehr. Und heuer werden noch einmal 40.000 Flüchtlinge dazukommen. Die Lage hat sich also dramatisch verschärft. 30 Prozent der Afghanen, die zu uns kommen, haben nicht einmal ei- nen Grundschulabschluss. Die werden in unserer hochtechnologisierten Welt in den nächsten Jahren nicht den Einstieg in den Arbeitsmarkt schaffen. Im Gegensatz zu Deutschland haben wir auch keine Budgetüberschüsse, daher stellt sich die Frage der Finanzierbarkeit unseres Sozialsystems. Da ist es mir lieber, rechtzeitig einzuschleifen als dann brutale Kahlschläge machen zu müssen. STANDARD: Aber eine Deckelung trifft natürlich auch heimische Familien. Normalerweise behauptet die ÖVP immer, die Familien seien ein Kernthema für sie. Lopatka: Absolut, dafür gibt es aber die Familienleistungen. Außerdem gibt es längst in anderen Bereichen eine Deckelung: Beim Arbeitslosengeld oder auch bei Pensionisten. STANDARD: Würden Sie sagen, dass generell der Arbeitswille fehlt? Lopatka: Nein, mir wird aber aus dem AMS berichtet, dass es vor allem in Wien leicht ist, in der Mindestsicherung zu bleiben und Jobs nicht anzunehmen. Schenk: Das Verhältnis zwischen Stadt und Umland ist bei anderen Städten ähnlich: zwischen drei zu eins und sieben zu eins. Für höhere Bezieherzahlen in Großstädten gibt es Gründe: keine Anonymisierung, weniger verwertbare Eigentumswohnungen. Und die Sozialämter im Umland schicken die Leute oft in die Städte. Insgesamt macht die Mindestsicherung 0,7 Prozent des Sozialbudgets aus. Das wird den Sozialstaat nicht zusammenbrechen lassen, auch wenn die Zahl der Bezieher noch steigt. Verteilungspolitisch reden wir von den untersten drei Prozent der Bevölkerung. STANDARD: Oberösterreich will die Mindestsicherung für Flüchtlinge sogar halbieren. Wie soll man von weniger als 400 Euro leben? Lopatka: Alle Flüchtlinge, die in der Grundversorgung sind, müssen schon jetzt mit einer ähnlichen Summe auskommen. Wir müssen Regeln aufstellen, damit eine möglichst große Gruppe in der Grundversorgung bleibt und nicht in die Mindestsicherung kommt. Subsidiär Schutzberechtigte sollen generell aus dem Bund-Länder-Vertrag zur Mindestsicherung herausgenommen werden. STANDARD: Befürchten Sie nicht, dass die Kriminalität steigt, wenn Leute auf Dauer von weniger als 400 Euro leben müssen? Lopatka: Um es klar zu sagen: Das Paradies gibt es nicht auf dieser Welt. Die Menschen haben ja die Wohnversorgung. Zehntausende Flüchtlinge schaffen es auch jetzt, da durchzukommen, ohne kriminell zu werden. Schenk: Ich sehe zwei Schwierigkeiten: Wir werden ein Quartierproblem bekommen, wenn die Leute nicht aus der Grundversorgung kommen. Und wir schaffen eine Art Flüchtlingsproletariat, das keine Perspektive hat und dahinverelendet – mit allen gesellschaftlichen Kosten. Und in 20 Jahren sagen wir dann: Wir haben geglaubt, die gehen eh wieder heim und haben sie deshalb nicht integriert. Daher: Seien wir pragmatisch, investieren wir in diese Leute und unterstützen sie, in den Arbeitsmarkt zu kommen. STANDARD: Die ÖVP möchte auch verstärkt auf Sach- statt Geldleistungen setzen. Nicht ein Widerspruch zur Wahlfreiheit, die sonst gerne propagiert wird? Lopatka: Es ist kein Widerspruch. Zum einen gibt es durch die Flüchtlinge immer mehr Bezieher mit vielen Kindern. Da möchte ich, dass die Unterstützung wirklich bei den Kindern für Schulartikel, Lebensmittel etc. ankommt. STANDARD: Wie stellen Sie sich das konkret vor? Ich kriege dann 28 Euro für Schulartikel? Lopatka: Man vergibt Gutscheine und kann somit das Geld nicht für andere Dinge ausgeben. Bei Lebensmittelgutscheinen würde explizit geregelt, dass ich keine Alkoholika kaufen kann. Schenk: Das geht jetzt schon, und bei Alkoholkranken wird das auch gemacht, weil es hier um Kinderschutz geht. Sachleistungen bei Wohnen, Bildung, Arbeitsmarkt sind gut, werden wir zusätzlich brauchen. Aber: Sie gehen wieder von einem Bild aus, als müssten alle 250.000 Bezieher der Mindestsicherung paternalistisch betreut werden und könnten nicht mit ihrem Geld umgehen. Das Gegenteil ist der Fall: Der Großteil sind Leute wie du und ich, die gezwungen sind, mit jedem knappen Cent genau zu planen. Die brauchen sich nicht von Ihnen entmündigen lassen. Das pauschal zu machen, halte ich für nicht sachgerecht, sondern für populistisch. Lopatka: Ich halte es für die beste Form, dass das Geld wirklich zu 100 Prozent dafür verwendet wird, wofür es vorgesehen ist. Es stimmt, dass man das alles jetzt schon kann. Wir wollen statt einer Kann- eine Mussbestimmung. Nicht-Wissenschaft;Superstar zerriss Ärmel des neuen Shirts nach Fehlwurf – Solider Saisonstart: Vierter Sieg im fünften Match. New York – Frustriert von seiner schlechten Leistung hat Basketball-Superstar LeBron James am Mittwoch im NBA-Spiel der Cleveland Cavaliers zunächst die kurzen Ärmel seines Shirts aufgerissen, im Finish sein Team aber noch zum Sieg geführt. Elf seiner 23 Punkte erzielte James im vierten Viertel und hatte damit großen Anteil am 96:86-Erfolg über die New York Knicks. James ist kein Freund der engen, kurzärmeligen Shirts, über die er sich schon im März 2014 als Spieler der Miami Heat beklagt hatte. Am Mittwoch ließ er nach einem Fehlwurf seine Enttäuschung am Leibchen aus, das sein Team erstmals verwendete. Ich war einfach sehr frustriert, habe keinen Rhythmus gefunden und das Shirt war das einzige, das greifbar war. Ich konnte ja nichts mit meinem Gesicht machen, sagte James. Im Finish riss er sich selbst am Riemen und brachte sein Team auf die Siegerstraße. Sein erst zweiter erfolgreicher Drei-Punkte-Wurf der Saison bei 17 Versuchen bescherte den Cavs einen 87:79-Vorsprung. Nach dem vierten Erfolg im fünften Match sind die Cavaliers das zweitbeste Team der Eastern Conference hinter dem Toronto Raptors, die mit 103:98 gegen Oklahoma City auch ihr fünftes Spiel gewannen. Im Duell der einzigen zwei unbesiegten Teams im Westen setzten sich die Golden State Warriors mit 112:108 gegen die Los Angeles Clippers durch. Topscorer war Stephen Curry, der mit seinem siebenten erfolgreichen Drei-Punkte-Wurf 1:08 Minuten vor dem Ende auch den Erfolg sicherstellte. (APA, 5.11.2015) Mittwoch-Ergebnisse der National Basketball Association (NBA): Cleveland Cavaliers – New York Knicks 96:86, Golden State Warriors – Los Angeles Clippers 112:108, Oklahoma City Thunder – Toronto Raptors 98:103, Atlanta Hawks – Brooklyn Nets 101:87, Houston Rockets – Orlando Magic 119:114 n.V., Indiana Pacers – Boston Celtics 100:98, Washington Wizards – San Antonio Spurs 102:99, Milwaukee Bucks – Philadelphia 76ers 91:87, Phoenix Suns – Sacramento Kings 118:97, Utah Jazz – Portland Trail Blazers 92:108 Wissenschaft;Laut einer aktuellen Studie verzerrt der Skalierungseffekt unsere Wahrnehmung vergangener Katastrophen. Erlangen/Nürnberg – Drastische Klimawandelereignisse hat die irdische Biosphäre schon vielfach über sich ergehen lassen müssen. Was den aktuellen, vom Menschen verursachten Klimawandel so folgenschwer macht, ist das ungewöhnlich hohe Tempo, in dem er abläuft. So lautet zumindest die allgemeine Annahme, die aber nicht vollständig korrekt sein muss, wie die Universität Erlangen-Nürnberg berichtet. Wissenschafter um den Paläobiologen Wolfgang Kießling legten nun in Nature Communications eine Studie vor, derzufolge unsere Interpretation erdgeschichtlicher Klimaumwälzungen ein verzerrtes Bild der tatsächlichen Ereignisse ergeben könnte. Der Grund dafür liegt in den unterschiedlichen Zeiträumen, die für Klimaforschungen herangezogen werden. Frühere Epochen lassen sich nämlich nur auf einen Zeitraum von einigen zehntausend Jahren eingrenzen, was eine beachtliche Unschärfe ergibt: Aufs und Abs innerhalb eines solchen Abschnitts können nicht erfasst werden. Vergleicht man dann etwa die Erderwärmung der letzten Jahrzehnte mit der Erwärmung vor 250 Millionen Jahren an der Perm-Trias-Grenze, erscheint der heutige Klimawandel rasend schnell: Die Geschwindigkeit, mit der sich die Ozeane von 1960 bis 2010 erwärmt haben, ist 0,007 Grad pro Jahr. Das sieht nach nicht viel aus, sagt Kießling. Aber das ist 42-mal schneller als der Temperaturanstieg, den wir über die Perm-Trias-Grenze messen können. Damals erwärmten sich die Ozeane um 10 Grad, aber da sich der Zeitbereich nur auf 60.000 Jahre eingrenzen lässt, ergibt sich rechnerisch die gering anmutende Rate von 0,00017 Grad pro Jahr. Für ihre Studie haben die Forscher rund zweihundert Analysen von Klimaveränderungen aus verschiedensten Abschnitten der Erdgeschichte zusammengetragen. Dabei wurde deutlich, dass die scheinbare Geschwindigkeit des Klimawandels umso geringer ausfällt, je länger die Zeiträume sind, über die man Erwärmungs- oder Abkühlungsphasen betrachtet. Der Grund dafür: Rapide Klimaänderungen gehen nicht über längere Zeiträume monoton in eine Richtung. Es gibt immer wieder Phasen, in denen die Temperaturen stagnieren oder sogar sinken – das ist auch in der aktuellen globalen Erwärmung zu beobachten. Solche schnellen Schwankungen können wir mit den verfügbaren Untersuchungsmethoden bei vergangenen Klimaänderungen jedoch nicht nachweisen. Als Folge davon gaukeln uns die Daten vor, dass der Klimawandel selbst bei den großen Katastrophen der Erdgeschichte immer viel langsamer als heute war. Das war er aber nicht, sagt Kießling. Berücksichtige man diesen sogenannten Skalierungseffekt, stehe die Erwärmung an der Perm-Trias-Grenze – die immerhin mit dem größten Massenaussterben der Erdgeschichte einherging – dem heutigen Klimawandel in Sachen Geschwindigkeit in nichts nach. Nicht-Wissenschaft;Mischte K.-o.-Tropfen in den Tee, Gericht: Vorsätzliche Körperverletzung. 50 Tagessätze zu je zehn Euro: Diese Strafe muss ein 23-jähriger Deutscher abstottern, weil er seine Freundin vorsätzlich mit K.-o.-Tropfen betäubt hat. Der Grund: Er wollte in Ruhe mit seinen Freunden Videospiele konsumieren, worüber sich die Freundin allerdings aufregte. Der Vorfall ereignete sich im vergangenen August. Nach zehn Stunden Arbeit kam die Freundin gegen 22 Uhr nach Hause und traf auf eine Gruppe videospielender Jungs. Sie forderte ihren Freund auf, dessen Kumpels rauszuhauen, damit sie in Ruhe schlafen könnte. Der machte ihr erst einmal einen Tee – und gab vier bis fünf Tropfen hinein. Daraufhin hatte er tatsächlich seine Ruhe – denn die Freundin schlief bis zum Mittag des nächsten Tages. Ich bin dann mit dem Auto zur Arbeit gefahren, aber auch immer wieder weggenickt, gab die 24-Jährige laut DerWesten vor Gericht an. Ihr damaliger Lebensgefährte soll daraufhin seine Tat gebeichtet haben. Er selbst nehme die Tropfen regelmäßig, um schlafen zu können. Dabei verwende er die zehnfache Menge. Auch vor Gericht zeigte sich der Mann reumütig. Eine Haaranalyse belegte dann vor Gericht, dass der Mann seine Freundin tatsächlich betäubt hatte. Gleichzeitig wurde der Mann vom Vorwurf einer wiederholten Handlung freigesprochen: Die K.-o.-Tropfen kamen nur einmal zum Einsatz. Ihre Freundin hat zwar lange und tief geschlafen, was nicht weh tut, doch es handelt sich sehr wohl um eine vorsätzliche Körperverletzung, attestierte der Richter. Der Verurteilte war zum damaligen Zeitpunkt drogensüchtig, mittlerweile ist er clean. Auch deshalb fiel die Strafe dann doch relativ milde aus. Für welches Videospiel der Mann seine Freundin betäubt hatte, ist nicht bekannt. Nicht-Wissenschaft;Der "Spiegel"-Korrespondent wurde bedroht, musste die Türkei verlassen und berichtet seit März aus Wien. Von der Politik wünscht er sich mehr Rückendeckung für Journalisten. STANDARD: Sie mussten die Türkei verlassen, haben keine Akkreditierung mehr bekommen. Wurde Ihnen jemals der Grund genannt? Kazim: Offiziell heißt es immer noch, meine Akkreditierung werde geprüft. Mir wurde immer am Telefon gesagt, dass das mit einem Wechsel an der Spitze des Presseamts zu tun habe. Deswegen würde das so lange dauern. Ich halte das für einen vorgeschobenen Grund. Es haben viele deutsche Journalisten keine Akkreditierung bekommen. Und mir war klar, dass ich die Akkreditierung als einer der Letzten bekommen würde. In Wahrheit hat das damit zu tun, dass einzelnen Leuten in der Regierung nicht gefällt, was ich schreibe. STANDARD: Begonnen haben diese Probleme nach Ihren Berichten vom Bergwerkunglück in Soma 2014. Kazim: Genau. Ich hatte 2014 darüber geschrieben und einen Überlebenden mit den Worten zitiert: Scher dich zum Teufel, Erdogan! Dieses Zitat wurde mir in den Mund gelegt. Zunächst von AKP-Trollen im Internet, dann griffen es auch die regierungsnahen Zeitungen auf und schrieben, dass ich der Journalist sei, der Erdogan beleidigt habe. Danach berichteten regierungskritische Zeitungen darüber mit dem Duktus: Endlich kritisiert jemand Erdogan!‘ Damit war die Behauptung, ich hätte das gesagt, kaum mehr aus der Welt zu kriegen. Die Drohungen nahmen zu, tausende davon kamen über Twitter, Facebook, E-Mail. Die Leute erkannten mich sogar auf der Straße. STANDARD: Sie fühlten sich bedroht? Kazim: Ja, aber es war vor allem eine virtuelle Bedrohung, da die meisten Drohungen ja über das Internet kamen. Meine Frau und ich entschieden deshalb, in der Türkei zu bleiben. Aber meine Redaktion war dann der Meinung, dass es zu gefährlich sei. Es reiche ja, wenn einer davon es ernst meint. Ich wurde also gebeten, das Land zu verlassen. Letztlich hatten die Kollegen recht. STANDARD: Sie waren dann für kurze Zeit in Deutschland. Kazim. Ja. In der Zeit war auch zufällig Erdogan in Köln. Dort hat er mich zweimal in seiner Rede erwähnt. Ich war bei der Veranstaltung, wurde dort ausgebuht. Von 15.000 Leuten. In dem Moment wurde mir klar, warum der Veranstalter UETD (Union Europäisch-Türkischer Demokraten, Anm.) darauf beharrt hatte, dass ich Bodyguards bekomme. Die Aggression gegen mich war massiv spürbar. STANDARD: Was hätte Ihnen passieren können, wenn Sie jetzt nicht die Türkei verlassen hätten? Eine Anklage wegen Präsidentenbeleidigung? Oder ein Prozess wegen Unterstützung einer terroristischen Organisation, wie es Can Dündar, dem Chefredakteur der Zeitung Cumhuriyet, noch bevorsteht? Kazim: Das wurde mir von mir nahestehenden Personen, auch von Staatsanwälten, so gesagt. Auch von deutscher Seite wurde ich gewarnt, dass das alles möglich sei. Ich wurde gewarnt, dass ich vorsichtig sein soll. Anklagen wegen dieser zwei Punkte sind ja die klassischen Vorwürfe gegen Journalisten. Das stand im Raum. Wenn gegen mich eine Anklage gekommen wäre, wäre ich mit einer Ausreisesperre belegt worden. Dann hätte ich das Land nicht mehr verlassen können, wäre in der Türkei gefangen gewesen und hätte auch als Angeklagter nicht mehr schreiben können. Wir haben also entschieden, es nicht so weit kommen zu lassen. Ein geschickter Schachzug der Regierung in der Türkei. Auf diese Weise hat sie es geschafft, mich aus dem Land zu drängen. Und offiziell kann sie sagen, sie prüfe noch immer. STANDARD: Führen diese Einschüchterungsversuche gegenüber Journalisten auch zu einer Art Selbstzensur? Kazim: Das hängt natürlich immer von den einzelnen Personen ab. Ich kenne Kollegen, die sehr vorsichtig geworden sind. Auch ich habe immer genau überlegt, was ich schreibe und wie ich das formuliere. Aber das mit dem Zitat im Titel würde ich wieder machen. Das muss einfach möglich sein. Es geht nicht nur um das Schreiben, sondern auch um das Recherchieren. Kollegen von mir wurden festgehalten, nur weil sie mit syrischen Flüchtlingen gesprochen haben. Es wird auch nicht gerne gesehen, wenn Journalisten in von Kurden besiedelte Gebiete reisen. Die Regierung will nicht, dass man sieht, auf welche Art und Weise dort vorgegangen wird. Weil es dort nicht nur um einen Kampf gegen Terrorismus, sondern auch um Grausamkeiten gegen die Zivilbevölkerung geht. Das ist nicht verhältnismäßig. Die Journalisten dort einzuschüchtern hat sich in den vergangenen Monaten massiv verstärkt. Ich kenne zwar keinen Kollegen, der deshalb sagt, dass er nicht mehr dorthin fährt, aber es ist eine gewisse Sorge da. Ich halte es auch für problematisch, wenn die Politik dazu schweigt. STANDARD: Sind Sie zufrieden, wie die deutsche Politik in Ihrem Fall gehandelt hat? Kazim: Kanzlerin Merkel hat meinen Fall zweimal angesprochen, die deutsche Botschaft in Ankara war sehr engagiert und hat sich im Hintergrund bemüht. Aber sie haben sich nicht öffentlich dazu geäußert mit dem Argument, dass das ein Gesichtsverlust für die Türken wäre und letztlich nicht zum Ziel meiner Akkreditierung führen würde. Diese Argumentation konnte ich nachvollziehen. Wir sehen daran aber auch, dass die Türkei zunehmend die Grenze zur Presseunfreiheit verschiebt. Stichwort: Umgang mit Satire, Einreiseverbot für Journalisten usw. STANDARD: Die Politik soll sich also lauter zu Wort melden? Kazim: Ja, man würde immerhin uns Journalisten damit den Rücken stärken. Es muss jetzt laut und deutlich gesagt werden, dass es so nicht geht. STANDARD: In der Causa Böhmermann hat Merkel es immerhin schon als einen Fehler bezeichnet, dass sie bereits recht früh Böhmermanns Schmähgedicht als bewusst verletzend bezeichnet hatte. Kazim: Ja. Sie meinte auch, dass ihr Urteil damals die Richtung in dem Fall vorgegeben habe. Das sehe ich genauso. Das war ein Fehler. STANDARD: Wie beurteilen Sie, dass Böhmermanns Strafverfolgung zugelassen wird? Kazim: Ich halte das für falsch. Es ist absurd zu sagen, dass wir den Paragrafen 103 für unsinnig halten, aber das Verfahren zulassen. Es wäre ein wichtiges politisches Signal gewesen, die offizielle Strafverfolgung nach diesem Paragrafen nicht zuzulassen. Ich hätte es richtig gefunden, zu sagen: Erdogan steht es frei, persönliche Strafanzeige zu stellen. STANDARD: Vor der Türkei waren Sie als Korrespondent in Pakistan. Wie ist die Lage der Pressefreiheit dort? Kazim: Als Auslandskorrespondent muss man in jedem Land gucken, wo die roten Linien sind. In Pakistan sind Themen wie Religion und die Verbindung zwischen religiösen Extremisten und dem Militär heikel. Dafür kann man über die Regierung schreiben, was man will. Das ist in der Türkei anders. Bei Religion sollte man auch vorsichtig sein, aber das ist nicht ganz so heikel. Viel problematischer ist es, wenn man über die Regierung oder Korruptionsvorwürfe schreibt. Mein subjektives Gefühl als Journalist, der dort gelebt hat: Ich fand es in der Türkei im Vergleich zu Pakistan sehr viel unfreier. Weil die Bedrohung unmittelbarer ist. Man bekommt sofort hunderte Mails, auch weil es viele deutschsprechende Türken gibt. Es ist einfach anstrengender. STANDARD: Sie sind seit kurzem in Wien – geht Ihnen Istanbul ab? Kazim: Die Stadt an sich fehlt mir. Ich bin zum ersten Mal in meinem Leben aus einer Stadt herausgerissen worden. Ich bin nicht freiwillig gegangen. Ich musste gehen, weil die Regierung mir die Akkreditierung verweigert hat. Das macht den Abschied natürlich schwerer. STANDARD: Wann werden Sie wieder hinfahren? Kazim: Mir wird von verschiedenen Seiten derzeit davon abgeraten. An eine Anklage glaube ich nicht, aber es könnte passieren, dass ich nicht hineingelassen werde. Im Moment würde ich mir diese Erfahrung gerne ersparen. STANDARD: Ihr erster Eindruck von Wien? Kazim: Wien war mein erster Wunsch. Nach Pakistan und Istanbul hatten meine Frau und ich die Sehnsucht nach einem ruhigen, stabilen Ort ohne Bomben. Ich werde aber weiter in Krisengebiete reisen, als Basis brauche ich aber derzeit eine stabile Stadt. Wien als Stadt zum Leben funktioniert hervorragend. Umso mehr wundere ich mich, dass hier so viele – auch aus Protest – die FPÖ wählen. Ich bin aber derzeit dabei, zu lernen und zu verstehen, warum. STANDARD: Im Ranking von Reporter ohne Grenzen ist Deutschland – auch wegen Übergriffen auf Journalisten durch Pegida-Aktivisten – um vier Plätze zurückgefallen. Kazim: Für Journalisten ist es auch in Deutschland derzeit eine schwierige Zeit, Stichwort Lügenpresse. Ich habe Sorge, dass man anfängt, dem Leser nach dem Mund zu schreiben. Ich halte auch nichts von dem derzeit beliebten Ansatz, wir müssten den Dialog suchen und mit den Lesern auf Augenhöhe kommunizieren. Wir werden teilweise auf so niedrigem Niveau beschimpft, da will ich keine Augenhöhe. Aber natürlich muss man die Menschen und ihre Sorgen ernst nehmen. Man muss aber auch viel Wert darauf legen, darauf zu pochen, wie wichtig journalistische Arbeit ist, dass sie Geld kostet und es auch Anstrengung seitens der Leser erfordert, Dinge zu durchdringen. Es gibt eben kein Schwarz-Weiß. Wissenschaft;1801 – Der französisch-österreichische Friedensvertrag von Luneville leitet das Ende des Heiligen Römischen Reiches ein, das – wie schon 1797 vereinbart – das gesamte linke Rheinufer an Frankreich abtreten muss. Die Auflösung des Heiligen Römischen Reiches erfolgt 1806, nachdem Kaiser Franz II. (I.) 1804 das österreichische Erbkaisertum errichtet hat. 1901 – In Stockholm beginnen die ersten Nordischen Spiele, Vorläufer der Olympischen Winterspiele. 1921 – In der Verfilmung von Shakespeares Hamlet (Uraufführung 9.2.) spielt erstmals eine Frau, Asta Nielsen, die Hauptrolle. Der Titelheldin ist kein Erfolg beschieden, ihr pagenartig geschnittenes Haar löst jedoch eine Modewelle in Deutschland aus. 1931 – Neu-Delhi wird offiziell zur Hauptstadt Indiens erklärt. 1936 – Der Bischof von Münster, Clemens August Graf von Galen, wendet sich nach der Verhaftung katholischer Jugendlicher öffentlich gegen die Verfolgung, der sich die Kirche unter dem Naziregime ausgesetzt sieht. 1941 – Die nach Frankreich geflüchteten deutschen sozialdemokratischen Politiker Rudolf Hilferding und Rudolf Breitscheid werden der Gestapo übergeben. 1946 – In der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands beginnt der Gründungskongress des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes. 1956 – Zum ersten Mal nach 1945 wird in der Wiener Staatsoper wieder der Opernball veranstaltet. 1971 – Bei einem Erdbeben bei Los Angeles kommen 64 Menschen ums Leben. 1976 – Im Bürgerkrieg in Angola, das 1975 von Portugal in die Unabhängigkeit entlassen wurde, erobert die regierende MPLA von Präsident Agostinho Neto das Hauptquartier der UNITA-Rebellen von Jonas Savimbi in Huambo. 1981 – Nach dem Rücktritt von Ministerpräsident Jozef Pinkowski tritt General Wojciech Jaruzelski an die Spitze der polnischen Regierung. 1991 – In einem Referendum in Litauen sprechen sich 90,5 Prozent für die Unabhängigkeit der baltischen Sowjetrepublik aus. 2001 – Die USA und die EU können sich auf einer Konferenz des UNO-Umweltprogramms (UNEP) in Nairobi nicht auf einen Weg zur Reduzierung der Treibhausgase einigen. 2006 – Gerhard Berger gibt ein Comeback in der Formel 1. Der Tiroler steigt als Gesellschafter beim zweiten Red-Bull-Team Scuderia Toro Rosso ein, indem er 50 Prozent der Anteile des ehemaligen Minardi-Rennstalls erwirbt. Geburtstage: Rudolf Walter Leonhardt, dt. Publizist (1921-2003) Garret Fitzgerald, irischer Politiker (1926-2011) Thomas Bernhard, öst. Schriftsteller (1931-1989) Robert Morris, US-Künstler (1931- ) Josef Masopust, tschech. Fußballspieler (1931-2015) Imanuel Geiss, dt. Historiker (1931-2012) Todestage: Fjodor M. Dostojewski, russ. Schriftsteller (1821-1881) Telemaco Signorini, ital. Maler (1834-1901) Leonard Steckel, dt. Schauspieler (1901-1971) Herma Bauma, öst. Leichtathletin und Handballerin (1915-2003) Mercer Ellington, US-Jazzmusiker (1919-1996) Bill Haley, US-Rockmusiker (1925-1981) James Cleveland, US-Sänger u. Komponist (1931-1991) (APA, 9.2.2016) Nicht-Wissenschaft;Gerät für 799 Dollar erhältlich, legt Fokus auf Datenschutz und Leistungsstärke. Das Sicherheitsunternehmen Silent Circles, das von PGP-Erfinder Phil Zimmermann mitbegründet worden ist, hat sein neues Blackphone 2 auf den Markt gebracht. Dabei handelt es sich um ein vollständig verschlüsselt Smartphone, das mit modernen Flaggschiffen anderer Hersteller mithalten soll. Das Gerät läuft auf der Android-Modifikation Silent OS und soll 799 Dollar kosten. Das Blackphone 2 rückt Datenschutz in den Fokus, Nutzer können beispielsweise bei jeder App an den Berechtigungen schrauben. Per Remote Wipe können nach einem Diebstahl alle Daten gelöscht werden. Silent Circles richtet sich vor allem an Kunden im Geschäftsbereich. Dort will etwa auch Blackberry punkten. Vor allem nach den Snowden-Enthüllungen, die Industriespionage der NSA bewiesen, wollen Unternehmen aufrüsten. Mit dem ersten Black Phone hatte Silent Circles für einige Aufregung gesorgt, das Smartphone war vom Time Magazine zu einem der 25 besten Erfindungen 2014 gewählt worden. Nicht-Wissenschaft;Gemeinden können ORF-Porträts um 3.000 Euro kaufen. Wien – Österreichs Gemeinden sollen dem ORF helfen, die Kosten für das ab 29. März startende Frühstücksfernsehen Guten Morgen Österreich hereinzuspielen. Das berichten die Oberösterreichischen Nachrichten in ihrer aktuellen Ausgabe. Es werde zwar vom ORF kein Produktionskostenbeitrag eingehoben, aber jede Gemeinde kann ein Ortsporträt kaufen, welches die ORF-Profis machen, so Gemeindebundpräsident Helmut Mödlhammer in den OÖN. Der Preis werde sich in einer Größenordnung von 3.000 Euro bewegen. Wenn pro Jahr 250 Gemeinden zugreifen, kämen so immerhin rund 750.000 Euro zusammen. Im ORF erklärte man dazu auf APA-Anfrage, dass Ortsporträts fixer Bestandteil jeder Guten Morgen Österreich-Sendung sind und nach ausschließlich redaktionellen Gesichtspunkten gestaltet werden. Die Rechte liegen beim ORF, für Produktion und Ausstrahlung des Beitrages wird selbstverständlich nichts berechnet. Über die ORF-Enterprise erhalten interessierte Gemeinden die Möglichkeit, die Rechte an der weiteren kommerziellen Nutzung des entsprechenden Beitrags nach Ausstrahlung zu erwerben und diese dann etwa auf ihre Homepage zu stellen, bei Tourismus-Messen zu zeigen etc. Laut ORF ein üblicher Vorgang, so wie generell über die ORF-Enterprise Lizenzvermarktung Material aus ORF-Sendungen erworben werden kann. Das mögliche Interesse an der Nachnutzung eines solchen Beitrags stehe übrigens auch in keinem Zusammenhang mit der Auswahl der von Guten Morgen Österreich besuchten Orte oder Gemeinden, betonte der ORF. Die neue Morgenschiene wird wochentags von 6.00 bis 9.00 Uhr ausgestrahlt. Gesendet wird aus einem mobilen Studio, das in Ländern und Gemeinden Station macht. Wissenschaft;Internationale Wissenschafter setzen auf Fußball-Moleküle, um unmagnetische Metalle in Magnete zu verwandeln. Leeds – Einem international Forschersteam ist es zum ersten Mal gelungen, von Natur aus unmagnetische Metalle wie etwa Kupfer magnetisch zu machen. Für ihre Experimente griffen die Physiker auf einen Trick zurück: Sie hüllten das Kupfer in Fullerene aus 60 Kohlenstoffatomen ein. Diese als Buckyballs bekannten molekularen Polyeder verfügen über einige einzigartige Eigenschaften. Die von der Universität Leeds geleitete Studie könnte helfen, neuartige Magnete für unterschiedlichste technische Anwendungen zu entwickeln. Magnete kommen in vielen technischen Anwendungen zum Einsatz: in Stromgeneratoren, bei der Datenspeicherung auf Festplatten oder in Geräten für die medizinische Bildgebung. Permanentmagnete, also solche, die dauerhaft magnetisch sind, können nur aus den drei ferromagnetischen Elementen Eisen, Kobalt und Nickel hergestellt werden. Um die Eigenschaften der Magnete an die Bedürfnisse einzelner Anwendungen anzupassen, fügt man diesen Elementen oft noch kleine Mengen anderer Elemente bei, wobei man zum Teil auf Substanzen zurückgreifen muss, die nur in geringen Mengen verfügbar sind oder schädliche Eigenschaften haben. In einem internationalen Forschungsprojekt haben nun Forschende gezeigt, wie man natürlicherweise unmagnetische Metalle dazu bewegen kann, magnetisch zu werden. Fatma Al Ma’Mari von der Fakultät für Physik und Astronomie der Universität Leeds betont: Damit wird denkbar, dass Magnete für die Geräte der Zukunft aus Substanzen hergestellt werden, die ungefährlich sind und in grossen Mengen zur Verfügung stehen wie etwa Kohlenstoff oder Kupfer. Für ihre Versuche haben die Forschenden auf einem dünnen Kupferstreifen eine Schicht von Kohlenstoff-60-Molekülen – wegen ihrer Form auch Fussball-Moleküle genannt – aufgetragen. Die Bewegung der Elektronen durch die Grenzfläche zwischen den beiden Schichten verändert die magnetischen Eigenschaften des kombinierten Materials so sehr, dass dieses permanent magnetisiert werden kann. Dass tatsächlich die Grenzfläche zwischen den beiden Materialien für das magnetische Verhalten verantwortlich ist, haben Experimente mit Myonen am Paul Scherrer Institut PSI im schweizerischen Villigen gezeigt. Myonen sind instabile Elementarteilchen, mit deren Hilfe man gezielt den Magnetismus an verschiedenen Stellen im Inneren von Materialien untersuchen kann. Im Experiment werden die Myonen in das untersuchte Material hineingeschossen. Da sie sich selbst wie winzige Kompassnadeln verhalten, reagieren sie auf das Magnetfeld an dem Ort im Material, an dem sie sich befinden. Aus ihren Zerfallsprodukten lassen sich die magnetischen Vorgänge im Inneren des Materials erschließen. Die Forscher betonen, dass sie zwar das grundsätzliche Prinzip gezeigt haben, dass sie aber noch daran arbeiten müssen, die Magnete stärker zu machen. Die Magnete, die wir jetzt erzeugt haben, sind noch sehr schwach: sie würden nicht an der Kühlschranktür halten. Aber wir sind überzeugt, dass man mit der richtigen Kombination von chemischen Elementen neuartige Magnete entwickeln kann, die in verschiedenen Zukunftstechnologien Anwendung finden werden, meint Oscar Céspedes, Leiter des Forschungsprojekts an der Universität Leeds. Wissenschaft;'Gewaltiges Gesteinstrümmerfeld lässt sich auf drei schwere Beben zwischen 1100 und 1344 zurückführen. Nepals zweitgrößte Stadt, Pokhara, wurde auf einem Gesteinstrümmerfeld errichtet, das während des Mittelalters bei drei schweren Erdbeben entstanden ist. Diese drei Erschütterungen erreichten auf der Momenten-Magnituden-Skala jeweils etwa die Stärke 8 und verursachten um 1100, 1255 und 1344 gewaltige Erdmassenbewegungen. Ein internationales Team von Geoforschern unter Leitung der Universität Potsdam stellte nun fest, dass dabei katastrophale Ströme von Schlamm und Gestein über eine Strecke von mehr als 60 Kilometern aus dem hohen Annapurna-Massiv zu Tal abgingen. Wir haben die alten Seesedimente aus den aufgestauten Seitentälern beprobt und mit Kohlenstoffisotopen 14C datiert. Damit ließen sich die Ablagerungen genau diesen drei Altersgruppen zuordnen, die mit den erwähnten Starkbeben zusammenpassen, erklärt Christoff Andermann vom Deutschen GeoForschungsZentrum GFZ in Potsdam. Ein gewaltiger Gesteinsbrocken, der oben auf den Sedimentablagerungen liegt, weckte ebenfalls das Interesse der Wissenschafter. Der Brocken hat fast zehn Meter Durchmesser und wiegt rund 300 Tonnen. Die Forscher untersuchten an seiner Oberfläche die Konzentration von Beryllium-Isotopen, die durch kosmische Strahlung entstehen. Im Resultat ergab sich, dass sich der Zeitpunkt der Ablagerung des Felsblocks einem weiteren Erdbeben zuordnen ließ, das 1681 stattgefunden hat. Pokhara liegt am Fuß des mehr als 8.000 Meter hohen Annapurna-Massivs; ob dieser Geröllbrocken mit einem Sedimentstrom transportiert wurde oder sich durch die Kraft des Bebens einfach umgedreht hat, lässt sich noch nicht mit absoluter Sicherheit feststellen, aber einem Bebenereignis vor rund 330 Jahren lässt er sich zuordnen. Solche Untersuchungen gehen über das rein wissenschaftliche Interesse an seismischen Ereignissen hinaus. Sie ermöglichen Aussagen über die die Mobilisierung von Geröllmassen durch Erdbeben, die Wiederholungshäufigkeit von starken Erdbeben im Himalaja und welche Rolle solche Erdbeben in der Entstehung und Formung von Hochgebirgslandschaften haben. Damit liefert die im Fachjournal Science präsentierte Arbeit wichtige Erkenntnisse zur Risikoabschätzung in tektonisch aktiven Hochgebirgen.' Nicht-Wissenschaft;Firmen wie Mercedes und Debitel ausgespäht. Berlin - In der BND-Affäre erhärtet sich einem Magazinbericht zufolge der Verdacht der Wirtschaftsspionage des US-Geheimdienstes NSA gegen deutsche Firmen in Zusammenarbeit mit dem BND. Ein Mitarbeiter des Bundesnachrichtendienstes (BND) habe im NSA-Untersuchungsausschuss in geheimer Sitzung eingeräumt, Suchbegriffe mit deutschen Firmennamen zu kennen, berichtete der Spiegel am Freitag im Voraus. Wir haben das mal gefunden, habe der Mann gesagt. Derlei Einträge seien mal aufgetaucht. Dem Bericht zufolge hatten Parlamentarier den Zeugen, der beim BND für die Prüfung und Löschung kritischer Selektoren zuständig gewesen sei, mit einer Liste von Namen aus dem Archiv des Ex-NSA-Mitarbeiters Edward Snowden konfrontiert. Unter den 31 Einträgen fänden sich Firmen wie Mercedes, Deutsche Bank, der Wertpapierdienstleister Clearstream und die Telekommunikationsfirma Debitel. Der Mitarbeiter äußerte sich den Angaben zufolge aber nicht dazu, ob und wie lange die Selektoren aktiv waren und die NSA mithilfe des BND deutsche Ziele ausgespäht hat. Der Spiegel berichtete zudem aus BND-Akten, der deutsche Auslandsgeheimdienst habe seit den 50er-Jahren im Auftrag des Kanzleramts jahrzehntelang bei NATO-Verbündeten spioniert, etwa unter den Kanzlern Konrad Adenauer (CDU) und Helmut Schmidt (SPD). Auch Österreich ist nach Angaben des Grünen Abgeordneten Peter Pilz von der Spionage des BND im Auftrag der National Security Agency (NSA) betroffen. Nicht-Wissenschaft;Unter dem Motto "Wir sind Österreich" präsentiert das Linzfest bis Montag heimische, dabei international schmeckende Feinkost von der Wiener Tschuschenkapelle über Russkaja bis Clara Luzia. Linz – Zentrales Thema der heurigen Ausgabe des dreitägigen Linzfests ist der Einfluss von Einwanderern aus verschiedenen Teilen der Welt auf die heimische Kultur. Unter dem Motto Wir sind Österreich werden Sounds und kulinarische Schmankerln mit ausländischen Wurzeln präsentiert, die unsere Kultur prägen und beeinflussen. Am Montag beweist das etwa die Wiener Tschuschenkapelle: Integration ist für deren Bandleader, den Wiener Kroaten Slavko Ninic, kein Fremdwort. Schließlich praktiziert er mit Musikerkollegen die Verständigung zwischen verschiedenen Kulturen auf spielerische Art bereits seit 1989. Gern stehen ihre Konzerte unter dem Motto Mir san net nur mir. Was als österreichisch-türkisch-jugoslawisches Trio bei einem Geburtstagsfest begann, ist heute mit wechselnden Besetzungen ein Musterbeispiel für Weltmusik: Balkanesisch-Orientalisches, Rembetiko, Zigeunerjazz, Wienerlieder. Und wenn das Quintett ein balkanesisches Volkslied wie O Marijana spielt, erinnert das stark an burgenländische oder Oberkrainer Heimatklänge. Heute, Samstag, zeigt schon die Wiener Combo Russkaja, wo der Tanzbär steppt. Nämlich auf der Donaupark-Bühne, auf der die Auszuck-Animateure von Willkommen Österreich im Ska-Sputnik-Schock die Tanzrakete zünden werden. Titel des aktuellen Albums: Peace, Love & Russian Roll. Davor demonstrieren Clara Luzia und die Resisters geballte Frauenpower: Erstere macht auf dem fünften Album, We Are Fish, auch Rock mit lauten und verzerrten Gitarren. 2015 erschien die per Crowdfunding finanzierte Nachfolgeplatte Heres To Nemesis. Die Resisters hießen früher Sawoff Shotgun, mit dem neuen Namen betont das Electropop-/New-Wave-Frauentrio mit spanisch-australischen Wurzeln die Begriffe Schwestern und Widerstand – den gegen politische Diskriminierung. Seit 2009 sind Chili & The Whalekillers eine Manifestation österreichisch-isländischer Freundschaft: Mit dem Abmurksen von Meeressäugern hat das Quintett, dessen Mitglieder aus Salzburg und Reykjavík stammen, aber nichts zu tun. Ihre stilistische Vielseitigkeit beweisen die Indiepopper auf bislang fünf Alben – zuletzt erschien Words On Tuesday (2016) – und am Pfingstsonntag auf der Donaupark-Bühne. Freier Eintritt bei allen Konzerten! (Gerhard Dorfi, 13.5.2016) Nicht-Wissenschaft;Regierung dementiert Berichte über Kosten für Versorgung der Flüchtlinge. Offizielle Schätzung dürfte aber zu gering sein. Wien – Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) und Kanzleramtsminister Josef Ostermayer (SPÖ) waren Mittwochvormittag eifrig damit beschäftigt, Informationen des Ö1-Morgenjournals zu dementieren, wonach es ein Geheimpapier der Regierung gebe, in dem von Milliardenkosten für die Versorgung von Flüchtlingen ausgegangen werde. Dem Bericht nach ginge es um 6,5 Milliarden Euro für den Zeitraum von 2016 bis 2019. Bei Einbeziehung des Familiennachzugs wäre die Summe doppelt so hoch. In Regierungskreisen kursierten wilde Gerüchte, wer mit diesen Zahlen wem vor der Wien-Wahl wohl Schaden zufügen wolle. Die offiziellen Kostenschätzungen der Regierung liegen jedenfalls bei 420 Millionen Euro für die Grundversorgung für das Jahr 2016 sowie 75 Millionen für einen dem Finanzministerium zugeordneten Topf Integration und 70 Millionen Euro vom Sozialministerium für die Eingliederung in den Arbeitsmarkt. Allerdings werden die Ausgaben mit Sicherheit höher sein. Denn noch nicht in diese angeführten Summen einkalkuliert sind höhere Ausgaben für die Mindestsicherung, die anerkannte Flüchtlinge in weiterer Folge beantragen können. In Regierungskreisen hört man, dass mit deutlich steigenden Kosten gerechnet wird. Zu den Größenordnungen: Insgesamt hat die Mindestsicherung 2013 knapp 600 Millionen Euro gekostet. Auch Geld für Wohnraumbeschaffung oder Kosten im Schulbereich sind noch nicht einkalkuliert. Schelling zufolge werden über die genannten Summen hinausgehende Mehrkosten nach Vorliegen entsprechender Fakten gemeinsam geprüft und gegebenenfalls nachjustiert. Genaue Schätzungen seien schwierig, da man nicht wisse, wie sich die Situation entwickeln werde, hieß es aus seinem Büro. Im Innenministerium geht man davon aus, dass die Zahl der Asylanträge in Österreich allein im September bei rund 9000 liegen wird. Insgesamt wird für dieses Jahr mit 85.000 Asylwerbern in Grundversorgung gerechnet. Eine Schätzung für 2016 wollte man im Innenministerium aber nicht abgeben. Ein Durchschnittswert, wie viel Geld der Bund pro Asylwerber ausgibt, war auch nicht zu erfahren. Anspruch auf Grundversorgung haben Personen, deren Asylverfahren in Österreich gerade läuft. Deren Dauer liegt nach Auskunft des Innenministeriums derzeit bei durchschnittlich fünf Monaten. Allerdings könne sich die Dauer – trotz Personalaufstockung – aufgrund der gestiegenen Antragszahlen verlängern. Die Grundversorgung umfasst mehrere Posten und ist je nach Situation unterschiedlich hoch: Es gibt jedenfalls zehn Euro Freizeitgeld pro Monat, 150 Euro pro Jahr für Kleidung und – bei Schulbesuch – 200 Euro für Schulkosten. Weiteres Grundversorgungsgeld erhalten Quartiergeber, wenn sie Flüchtlinge vollversorgen – der Tagsatz liegt zwischen 20,50 Euro pro Erwachsenen und 95 Euro für die Unterbringung unbegleiteter Minderjähriger in einer Wohngruppe. Flüchtlinge mit eigener Unterkunft erhalten Verpflegungs- und Mietkostenzuschuss: als Familie 240 Euro Mietkostenzuschuss sowie 200 Euro Verpflegungsgeld als Erwachsener plus 90 Euro je Kind im Monat. Derzeit in Österreich im Gespräch ist auch ein Asyl-Schnellcheck an der Grenze vor dem eigentlichen Asylverfahren, wie derzeit in Deutschland diskutiert wird. So zeigte sich – nach befürwortenden Äußerungen aus der ÖVP – auch Ostermayer dem gegenüber aufgeschlossen. Im Rahmen solcher Schnellverfahren könnte entschieden werden, ob jemand überhaupt das Recht auf ein Asylverfahren in Österreich hat. Wissenschaft;Historiker räumen mit einem Mythos auf und beleuchten die komplizierten Spielregeln der Zwischenkriegszeit. Wien – ÖFB-Präsident Richard Eberstaller begann zu schluchzen: Am 19. Februar 1937 wurde auf dem Zentralfriedhof Hugo Meisl begraben, der legendäre Teamchef des Wunderteams. Dass der Vorsitzende während seiner Grabrede so bitterlich weinte, verwundert: Eberstaller war illegaler Nationalsozialist und Meisl Jude. Handelte es sich um Krokodilstränen? Das sei nicht einfach zu beantworten, sagt Bernhard Hachleitner von der Universität für angewandte Kunst: Es gibt im Wiener Sport der Zwischenkriegszeit seltsame Koalitionen, bei denen es heute schwerfällt, sie zu begreifen. Hachleitner und seine Kollegen versuchen es dennoch: Im Rahmen eines Projekts in Kooperation mit der Universität Wien erforschen sie die Geschichte der jüdischen Sportfunktionäre in Wien von 1918 bis 1939. Die vom Wissenschaftsfonds FWF finanzierte Studie vereint zwei zentrale Aspekte der Stadtgeschichte dieser Epoche: Zum einen widmet sie sich der Wien wesentlich mitprägenden jüdischen Kultur. Zu dieser Zeit waren fast elf Prozent der Bevölkerung Juden – bis 1938 war die Stadt damit eine der größten jüdischen Gemeinden Europas. Zum anderen nimmt das Projekt einen weiteren historischen Sachverhalt in den Blick: In der Hauptstadt entwickelte sich seinerzeit der Sport zum Massenphänomen. Das erklärt Projektmitarbeiter Matthias Marschik vom Institut für Publizistik vor allem durch die politischen Erfolge der Arbeiterbewegung: Das rote Wien schafft in den 1910er-Jahren die Voraussetzungen für diese Entwicklung. Vorher hatte der Großteil der arbeitenden Bevölkerung gar keine Zeit für Sport. Das änderte sich dann nach dem Krieg. Auf einmal schossen die Sportvereine wie Pilze aus dem Boden, und bei fast allen Clubs waren nach den Erkenntnissen der Forscher Juden als Funktionäre tätig. Das räumt mit einem populären Mythos im Wiener Sportgedächtnis auf, der eine jüdische Vergangenheit nur bei den Vereinen SC Hakoah und Austria Wien verortet. Das sei nicht haltbar, erklärt der ebenfalls an der Studie beteiligte Politologe Georg Spitaler vom Verein für Geschichtsschreibung der Arbeiterbewegung: Die inzwischen klassische Wiener Erzählung von jüdischen und nichtjüdischen Vereinen ist in Wirklichkeit viel komplizierter. Spitaler hat bereits 2009 eine Studie zu Rapid Wiens Vergangenheit im Nationalsozialismus vorgelegt und war damals darauf gestoßen, dass auch in Hütteldorf mit Leo Deutsch und Hans Fischer zwei jüdische Präsidenten amtierten. Das geriet wie bei vielen Wiener Sportvereinen in Vergessenheit – zum einen, weil die nationalsozialistische Vernichtungsmaschinerie diesen Teil der Vergangenheit buchstäblich fast auslöschte. Zum anderen war die Definition der jüdischen Existenz im Wien der Zwischenkriegszeit eine vieldiskutierte Frage. So sah sich ein assimiliertes jüdisches Bürgertum angesichts orthodoxer Kriegsflüchtlinge aus Osteuropa wieder mit der Frage nach der eigenen Identität konfrontiert – ebenfalls durch eine städtische Gesellschaft, in der sich der Antisemitismus virulent ausbreitete. Manche Funktionäre definierten sich selbst auch gar nicht als jüdisch oder verschwiegen ihre Herkunft. Das hielt häufig auch die andere Seite so. Das Judentum eines Funktionärs wurde meist in der Öffentlichkeit zur Sprache gebracht angesichts negativer oder lediglich als solcher empfundener Entwicklungen: Niederlagen, Clubpleiten oder die Einführung des Profifußballs. Übliche antisemitische Klischees etwa von jüdischer Gier wurden dann wieder ins Spiel gebracht. Bodenständig ist daher laut Spitaler in dieser Zeit auch als eine antisemitische Chiffre für nichtjüdisch zu verstehen. Sein Kollege Hachleitner verweist deshalb darauf, dass es bei dieser Thematik nötig sei, ganz genau hinzusehen: Man muss sich sehr in diese Zeit einlassen, um zu verstehen, welche Begriffe benutzt wurden, um jüdische Zugehörigkeit nur zu thematisieren, oder was man wirklich antisemitisch gebraucht hat und so verstand. In einem bestimmten Kontext konnte auch schon eine freundliche Zuschreibung wie fleißig bereits ein vergiftetes Lob sein. Für ihre Untersuchung haben die Wissenschafter im Sinne einer Diskursanalyse neben persönlichen Dokumenten, Selbstbeschreibungen, behördlichen Dokumenten und Vereinschroniken auch die Sportberichterstattung dieser Zeit gesichtet. Dabei sind sie neben einem ebenso vielseitigen Bild der jüdischen Sportfunktionäre auch auf die Vorgehensweisen der Antisemiten gestoßen. Die nationalsozialistische Deutschösterreichische Tages-Zeitung druckte etwa in Hakoahs Meisterschaftsjahr 1925 lange Zeit keine Spielberichte über das Team und geiferte, als der Weg der Krieauer zum Titel nicht mehr zu ignorieren war, über eine angeblich unfaire Spielweise und einschüchternde jüdische Zuschauermassen. Aus dieser braunen Tinte wurde spätestens nach der Annexion 1938 bitterböser Ernst: Die Hakoah wurde nur einen Tag nach dem Anschluss aufgelöst. In kürzester Zeit wurden jüdische Sportler und Funktionäre aus Vereinen und Verbänden geworfen und verfolgt – was von den Sportgazetten gefeiert und von der Bevölkerung lautstark begrüßt wurde. Empörung erntete nur, wer sich an geliebten Insignien vergriff: Die Umbenennung der Austria in SC Ostmark wurde bereits im Juni 1938 wieder rückgängig gemacht. Um die einst blühende jüdische Sportlandschaft war es da bereits geschehen. Wissenschaft;Ein Experiment zeigt, dass der Tod nicht durch Ersticken eintritt – und ein Fossilfund verweist auf die Ursprünge dieser Praxis. Washington/Wien – Sie gehören mit zu den erfolgreichsten Reptilien des Planeten – und zu den anpassungsfähigsten: Die rund 3.500 heute lebenden Schlangenarten kommen in so gut wie allen Lebensräumen außer den polaren Kältezonen vor, im Wasser ebenso wie zu Lande. Wann und wo aber haben die Tiere ohne Gliedmaßen ebendiese verloren und zu schlängeln begonnen? Und wer waren ihre – buchstäblichen – Vorgänger? Bisher ging man davon aus, dass die ersten Tiere mit deutlich rückgebildeten Gliedmaßen vor rund 150 Millionen Jahren auftauchten, und zwar als Nachfahren waranartiger Echsen, die womöglich aus dem Meer kamen. Denn zu diesen Nachfahren zählten nicht nur landlebende Tiere, sondern auch Meeressaurier. Fossilien, die diese Hypothese einer marinen Herkunft der Schlangen belegen würden, sind aber äußerst rar. Missing Link mit vier Füßen Ein Fossilfund aus dem Nordosten Brasiliens wirft diese Theorie nun über den Haufen: Wie Forscher um David Martill (Universität Portsmouth) im Fachblatt Science berichten, haben sie in einer geschichteten Kalksteinformation aus der frühen Kreidezeit erstmals eine Urschlange mit vier Beinen entdeckt. Das 100 bis 149 Millionen Jahre alte Fossil ist vor allem deshalb eine Sensation, weil es das erste eines schlangenartigen Tiers ist, bei dem nicht nur die hinteren, sondern auch noch die vorderen Extremitäten vorhanden sind. Zudem fehlen dieser Urschlange typische Anpassungen ans Wasserleben. Stattdessen zeigt sie alle Merkmale von grabenden Schlangen und Echsen – für die Forscher eindeutige Belege, dass sich Schlangen eher aus grabenden Vorfahren entwickelten. Aus der Form der Füße, die weniger zum Laufen als zum Zupacken geeignet sind, schlossen die Paläontologen auf die namensgebende Tötungsmethode der Urschlange: Tetrapodophis amplectus bedeutet nichts anderes als Schlange, die mit vier Füßen umklammert. Erdrückende neue Beweise Heutige Würgeschlangen der Art Boa constrictor haben diese Umarmungen ganz ohne alle Extremitäten perfektioniert und zu einer gefürchteten Tötungsmethode gemacht: Sie erdrücken ihre Opfer, die letztlich ersticken – glaubte man zumindest bis dato. Doch auch diese Hypothese dürfte im Orkus der Wissenschaft landen. Scott Boback (Dickinson College in Carlisle), der seit langem über Würgeschlangen forscht, hat mit Kollegen elf Ratten an Boas verfüttert und genau analysiert, was dabei mit den Ratten geschah. Wie die Forscher im Journal of Experimental Biology schreiben, wurden die Opfer so stark zusammengepresst, dass bereits sechs Sekunden nach dem Beginn des Würgegriffs der Blutdruck in der Oberschenkelarterie der Ratten um die Hälfte absank. Auch die Herzfrequenz sank, der Puls wurde unregelmäßig, Sauerstoffmangel beeinträchtigte die Organe. Schließlich folgte der Tod, der deutlich schneller kam als durch Ersticken der Beute. Der neuen Erkenntnis über das Töten der Ratten entspricht auch eine Studie von Scott Boback aus dem Jahr 2012. Damals hatte er herausgefunden, dass die Boas den Herzschlag der Ratten genau fühlen können und mit dem Würgen aufhören, sobald das Herz zu pumpen aufhört. Wissenschaft;Washington - In den USA lässt der Katastrophenfilm San Andreas gerade die Kinokassen klingeln. Gefahr für Kalifornien droht aber nicht nur durch die San-Andreas-Verwerfung: Wie US-Geologen im Journal of Geophysical Research schreiben, sind tektonische Verwerfungen vor der Küste Südkaliforniens unerwartet aktiv, sprich: erdbebengefährlich. AbstractJournal of Geophysical Research: High-resolution mapping of two large-scale transpressional fault zones in the California Continental Borderland: Santa Cruz-Catalina Ridge and Ferrelo faults (red, 2.6.2015) Nicht-Wissenschaft;Schöner leiden: Robert Wilson mischt in Verdis Oper am Landestheater Linz versiert Kühle und Bizarrerie. Myung Joo Lee ist eine ausdrucksstarke Violetta Valéry. Linz – So monolithisch und einförmig Terry Pawsons Bau des Linzer Musiktheaters nach außen wirkt, so vielfältig-bunt ist das Programm, das der scheidende Intendant Rainer Mennicken in dieser Saison innen drin so zeigt. Egal ob Schauspiel, Musical oder Oper: Da ist Interessantes zu sehen. Zur Neuinszenierung von Giuseppe Verdis La Traviata wurde Robert Wilson geladen. Der US-Amerikaner hätte das Stück eigentlich an der Madrider Oper machen sollen, doch nach Gerard Mortiers Tod stieg das Teatro Real aus der Koproduktion aus – und das Linzer Landestheater ein. Wilson hat ja schon vor einiger Zeit zu seinem Stil gefunden, der 73-Jährige inszeniert längst keine Mozarts, Verdis oder Puccinis mehr, sondern verwandelt ihre Werke in lauter Wilsons. Bühne, Kostüme und Licht verbindet der versierte Gesamtkunstwerker dabei zu einem kühlen, klaren Plädoyer für das künstlerische Credo Weniger ist mehr. Alles äußerst aufgeräumt auch bei der Linzer Traviata. Das Seminar Schöner leiden mit Robert Wilson kann beginnen. Zum Vorspiel entschwebt eine aparte Metallskulptur nach oben. Der Hauptakteur Licht kommt gern flächig von hinten und trägt bevorzugt die Farben Blassblau, Zartsilber und Milchweiß. Auftritt der bizarren Pariser Hautevolee. Der Salonadel trägt pomadisierte Wackelköpfe zu nach oben abgewinkelten Handflächen und ist ganz hohle, überdrehte Gespreiztheit. Eine pinguinhafte Puppenarmee aus der Werkstatt von Hoffmanns Spalanzani. Was wird mit den Händen abgewehrt: die dunklen Triebe? Ohrenscheinlich konnte Wilson auch Dirigent Daniel Spaw (er leitet das solide Bruckner-Orchester Linz) und Chorchef Georg Leopold zu seinen Mitstreitern machen: Die Bühnenmusik im ersten Akt klingt wie eine musikalische Karikatur, der Chor singt eckig, wie buchstabiert. Die Komik der Nebenfiguren trifft auf die Tragik der drei Protagonisten, auch diese agieren mit ihren festgefrorenen Fluglotsenbewegungen nicht primär auf natürliche Weise. Wilson lässt Violetta von der Taille aufwärts mit einem Scheinwerfer bestrahlen: Die bei Verdi zum selbstlosen, entsagenden Engel stilisierte Kurtisane ist auch bei ihm Schönheit und Reinheit in Personalunion, eine Dame ohne Unterleib. Myung Joo Lee ist eine ikonenhafte Violetta Valéry mit großer Ausstrahlungskraft. Das Timbre ihres Soprans zählt nicht zu den Glänzendsten, aber sie bewältigt die enormen Anforderungen der Partie souverän, bietet berührende Pianissimi. Kernig und geschmeidig der Tenor von Jacques le Roux (Alfredo), die klangschönste Stimme der solistischen Trias. Ausgerechnet Seho Chang drückt als Spießbürger Giorgio Germont am kräftigsten auf die theatralische Tube und auf die Stimmbänder. Am Ende ermüdet das Glatte, Schöne, Stilisierte etwas, Violettas Tod knickt kaum. Ob die Sänger wohl vom ewigen frontalen Ansingen der Galerie schon ein steifes Genick haben? Stehende Ovationen im Großen Saal, nur bei Wilson leises Missfallen. Nicht-Wissenschaft;Hänsel und Gretel: Hexenjäger, Sin City, Männer, die auf Ziegen starren, Der Tod ritt dienstags, Constantine. 20.15 MÄRCHENADAPTIONHänsel und Gretel: Hexenjäger (Hansel & Gretel: Witchhunter, USA/D 2013, Tommy Wirkola) Bestenfalls als Vorgeschichte diente dem Drehbuch das Märchen der Gebrüder Grimm: Vor 15 Jahren konnten sich die Waisenkinder Hänsel (Jeremy Renner) und Gretel Gemma Arterton) aus den Fängen einer gefährlichen Hexe befreien. Weil ihnen seither Flüche und dunkle Zaubersprüche nichts anhaben können, sind die beiden in der Zwischenzeit zu legendären Hexenjägern herangewachsen. Bis 22.00, ATV 20.15 DOKUMENTATIONSteep – Steil am Limit Die Dokumentation behandelt die Frage nach Abschätzung der Sicherheit und nach dem Umgang mit der Todesgefahr bei der Steilabfahrt. Protagonist Douglas Coombs, häufig als der größte Steilabfahrer aller Zeiten bezeichnet, kam wenige Tage nach Abschluss der Dreh arbeiten bei einer Abfahrt ums Leben. Bis 22.00, Servus TV 20.15 SCHRIFTSTELLERDie Jungfrau auf dem Dach (USA/D 1953, Otto Preminger) Schwerpunktabend zum oftmals verfilmten Werk von Schriftsteller Carl Zuckmayer. Patty (Johanna Matz), eine unverdorbene Bühnenelevin, lernt auf dem Empire-State-Building den in Frauensachen erfahrenen und erfolgreichen Architekten Donald kennen. Um 22.00 Uhr Der Hauptmann von Köpenick aus dem Jahr 1956, von Regisseur Helmut Käutner. Ohne Papiere keine Arbeit und ohne Arbeit keine Papiere. Der Schuster Wilhelm Voigt (Rühmann) bewegt sich in einem Teufelskreis – bis er sich in Uniform schmeißt und damit die Bürokratie austrickst. Bis 23.35, ORF 3 22.00 COMICVERFILMUNGSin City (Frank Miller’s Sin City, USA 2005, Robert Rodriguez) Im Stile des Film noir versucht der Polizist Hartigan (Bruce Willis) in der verruchten Stadt Sin City für etwas Gerechtigkeit zu sorgen. Drei Bücher und eine Kurzgeschichte aus der gleichnamigen Comic-Reihe verarbeitet Regisseur Rodriguez zu einer verschachtelten Story. Bis 0.30, ATV 22.00 RIVALENDer Tod ritt dienstags (I giorni dell’ira, I/D 1967, Tonino Valerii) Nachdem Revolverheld Talby (Lee Van Cleef) zu Scotts (Giuliano Gemma) Verteidigung einen Mann erschießt, entwickelt sich zwischen beiden eine Freundschaft. Unter der Anleitung seines neuen Freundes wird aus Scott ein brutaler Bandit. Als Talby erkennt, dass Scott zum besseren Schützen wird als er selbst, beschließt er, seinen Partner aus dem Weg zu räumen. Packende Darstellung der Hauptrollen. Bis 0.10, Servus TV 22.35 ESOTERISCHMänner, die auf Ziegen starren (The Men who stare at Goats, USA/UK 2009, Grant Heslov) Hippie-Fantasien treffen auf die Armee und werden zum wirren Durcheinander. Bobs (Ewan McGregor) Ehefrau verlässt ihn für seinen Chefredakteur. Um es sich selbst zu beweisen und ihr zu imponieren, reist er kurz entschlossen in den Irak. Als Kriegsberichterstatter kommt er nicht weit. Stattdessen trifft er zufällig den verschroben wirkenden Ex-Soldaten Lyn Cassady (George Clooney). Dieser behauptet, eine Art Jedi-Ritter zu sein. Bis 0.01, 3sat 22.40 DOKUMENTATIONUniversum History: Rebellion gegen Rom (2/2) – Die Schlacht im Teutoburger Wald Die römischen Legionen waren das Kämpfen in schwerem Gelände, vor allem im Wald, nicht gewohnt. Arminius kannte diese Schwäche der römmischen Soldaten. Nachdem er die zerstrittenen germanischen Stämme hinter sich vereint hatte, gelang es ihm, im Dickicht des Waldes drei Legionen annähernd komplett zu vernichten. Bis 23.25, ORF 2 23.00 MAGAZINAspekte Katty Salié und Jo Schück mit folgenden Themen: 1) Raus aus dem Schatten – Wittenberg widmet sich Lucas Cranach dem Jüngern. 2) „Syrian Metal is War“ – Syrischer Filmemacher auf der Flucht 3) Wer sagt hier ich? – Eine Kulturgeschichte des (Werbe-)Gesichts. Im Studio zu Gast ist Schauspielerin und Autorin Adriana Altaras. Bis 23.45, ZDF 23.20 MAGAZINKurzschluss: Auf der Suche nach dem Ich 1) Regisseur Neil Triffett über seine Identitäts-Dramödie Emo – Das Musical. 2) Die australische Produzentin Sam Jennings über Neil Triffetts Kurzfilm und die Identitätssuche von Jugendlichen im Schmelztiegel Highschool. 3) Die schwedische Filmemacherin Lovisa Sirén über ihren Film Pussy Have the Power und das Genderthema in der schwedischen Kreativszene. Bis 0.50, Arte 22.35 TEUFELConstantine (USA 2004, Francis Lawrence) John Constantine (Keanu Reeves) sieht seit seiner Kindheit Dämonen, Engel und allerlei andere nichtirdische Wesen. Irgendwann wird ihm dies alles zu viel und er versucht, sich selbst umzubringen. Als Selbstmörder wandert er in die Hölle. Technisch top inszeniert. Bis 1.00, ProSieben Wissenschaft;Staatspreis für Umwelt- und Energietechnologie für neues Fischleiter-System und Plus-Energie-Gebäude. Wien – Wenn Wasserfälle, Stauwehre oder Kraftwerke Fischen den Weg versperren, sollen Fischleitern ihnen den Auf- und Abstieg erleichtern: Stufenförmige Wasserläufe ermöglichen Fischen und anderen Bewohnern von Fließgewässern, bauliche und natürliche Hindernisse zu passieren. Um derartige Einrichtungen energetisch nachhaltig zu konstruieren, hat der gelernte Maschinenschlosser Walter Albrecht eine Drehrohr-Doppel-Wasserkraftschnecke entwickelt. Seine Erfindung wurde letzten Freitag in der Kategorie Umwelt und Klima mit dem Staatspreis für Umwelt- und Energietechnologie prämiert. Insgesamt vergaben Lebens-, Wissenschafts- und Verkehrsministerium Preise in drei Kategorien. Durch Fischleitern fließt viel Wasser, das eigentlich zur Energiegewinnung verwendet werden könnte, einfach ab, sagt Albrecht. Diese Energie will er nutzen. Zudem sieht er Nachholbedarf beim ausreichenden Schaffen von Abstiegsmöglichkeiten für Fische, die nach dem Laichen wieder flussabwärts schwimmen und dabei allzu oft Opfer der Turbinen von Wasserkraftwerken werden. Seine Idee wurde auch aus Anlass einer EU-Richtlinie geboren, die vorsieht, dass ab 2021 alle Gewässer durchlässig für Fische sein müssen – in beide Richtungen. Die Funktionsweise der Drehrohr-Doppel-Wasserkraftschnecke ist rasch erklärt: In einem Rohr befinden sich zwei Schnecken, die in unterschiedliche Richtungen gewunden sind. Über die äußeren Windungen fließt das Wasser nach unten und erzeugt Strom. Der innere Teil der Schnecke transportiert einen Teil des Wassers nach oben – und mit ihm die Fische. Bei nur 20 Umdrehungen pro Minute droht den Fischen keine Kollision mit der Schnecke. Fischökologische Monitorings der Universität für Bodenkultur (Boku) bestätigten die Wirksamkeit des Systems. Die Anfragen aus allen EU-Ländern sind in letzter Zeit sprunghaft angestiegen, sagt Albrecht. Der Umbau eines Standorts der TU Wien am Getreidemarkt zu einem sogenannten Plus-Energie-Hochhaus wurde in der Kategorie Forschung und Innovation prämiert. Das zentrale Ziel: mehr Energie ins Stromnetz einspeisen, als daraus bezogen wird. Primär versorgt sich das Gebäude nun mit Strom aus der eigenen Photovoltaikanlage, aber auch mit Energie aus der Serverabwärme und der Aufzugsanlage. Der Preis in der Kategorie Energie und Effizienz wurde für kaskadische Wärmenutzung vergeben: Durch einen Umbau des Klimasystems in einem großen oberösterreichischen Schlachtbetrieb gelang es dem technischen Leiter Alexander Schumergruber und David Wöss von der Boku, den Verbrauch fossiler Energie um 80 Prozent zu senken. Wissenschaft;Die enorme Komplexität und scheinbare Absurdität der Quantenmechanik hat sie zu einem idealen Spielplatz für Pseudowissenschafter aller Art gemacht. Man kann mit Sicherheit sagen, dass niemand die Quantenmechanik versteht. Das hat immerhin der berühmte Physiker und Nobelpreisträger Richard Feynman behauptet. Ob er damit recht hat oder nicht, ist Ansichtssache beziehungsweise hängt davon ab, wie man verstehen in diesem Zusammenhang definiert. Tatsache ist jedenfalls, dass die Quantenmechanik wunderbar funktioniert. Die in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts begründete Wissenschaft zur Beschreibung der Atome und Elementarteilchen macht Vorhersagen, die so gut wie kaum irgendwo anders durch Experimente und Beobachtungen bestätigt werden. Auch wenn die Phänomene der Quantenwelt unseren Alltagsvorstellungen widersprechen und uns absurd vorkommen, basiert doch fast unsere gesamte moderne Technik auf den Ergebnissen dieser Forschung. Aber gerade die enorme Komplexität und scheinbare Absurdität der Quantenmechanik hat sie zu einem idealen Spielplatz für Pseudowissenschafter und Esoteriker aller Art gemacht. Vielleicht versteht ja tatsächlich niemand die Quantenmechanik. Aber auf jeden Fall gibt es sehr viele Leute, die sie, ob mit Absicht oder aus Ignoranz, missverstehen. Und die Konzepte der Physik benutzen, um ihren eigenen Lehren einen wissenschaftlichen Anstrich zu geben. Bereits aus der Quantenphysik ist uns bekannt, dass jede Materie Licht und Information ist. Somit ist alles in unserem Leben Schwingung und Energie, kann man zum Beispiel auf der Homepage eines Lebensenergiezentrums in der Steiermark lesen – und dort auch gleich Seminare in Quantenheilung buchen: Wenn die ganze Materie inklusive unseres Körpers nur aus Information besteht und alles schwingt, dann braucht es eben auch nur die richtigen Schwingungen, um den Körper zu ändern oder zu heilen. Die Vorstellung, aus der Quantenmechanik würde folgen, dass alles schwingt oder alle Materie Information sei, ist vermutlich das am weitesten verbreitete Missverständnis. Die Sache mit den Schwingungen bezieht sich auf die zugegebenermaßen verwirrende Tatsache, das die Quantenmechanik die Vorstellung über den Haufen geworfen hat, wir wüssten, woraus die Dinge wirklich bestehen. Davor gab es zum Beispiel lange Diskussionen darüber, ob Licht eine Welle ist oder doch ein Strom aus Teilchen. Die Quantenmechanik hat gezeigt, dass beide Vorstellungen falsch beziehungsweise richtig sind. Licht ist, vereinfacht gesagt, etwas, das sich manchmal besser als Teilchenstrom und manchmal besser als Welle beschreiben lässt, ohne dabei aber eine Welle oder ein Teilchen zu sein. Und das Gleiche gilt auch für die Beschreibung der Materie. Objekte wie Elektronen oder auch ganze Atome verhalten sich mal wie eine Welle und mal nicht. Die aktuellen Modelle der Teilchenphysik verzichten ganz auf diese Konzepte und beschreiben alles durch interagierende Felder. Daraus aber abzuleiten, dass alles schwingt, ist eine unzulässige Vereinfachung, die ignoriert, dass die Quantenmechanik nur auf mikroskopischen Skalen anwendbar ist, aber nicht auf der Makroebene unserer Alltagswelt. Es handelt sich dabei um einen reinen Analogieschluss, dem jede logische Grundlage fehlt. Den gleichen Fehler machen Leute, die behaupten, aus der Quantenmechanik könnte man folgern, dass alles mit allem zusammenhängt. Diese Idee ist zum Beispiel die Grundlage all der absurden Wünsch dir was vom Universum-Bücher. In denen kann man lesen, die Quantenmechanik würde behaupten, dass alles miteinander irgendwie in Verbindung stehe und deswegen auch alles einen Einfluss auf alles andere ausüben würde. Oder, wie es einer der Autoren solcher Bücher ausdrückt: Andere Menschen, Dinge oder Ereignisse können sich mit dem Schwingungsfeld, das wir in uns erzeugen, nicht verweigern, wenn sie mit unserer erzeugten Frequenz resonieren (Pierre Franckh, Das Gesetz der Resonanz). Wir müssen also angeblich nur auf die richtige Art und Weise an die richtigen Dinge denken, und dann werden sie auch passieren, weil ja alles mit allem zusammenhängt. Hier wird das quantenmechanische Phänomen der Verschränkung falsch verstanden. Unter ganz speziellen Voraussetzungen können zwei quantenmechanische Systeme tatsächlich so miteinander verbunden werden, dass sie nicht mehr getrennt voneinander betrachtet werden können. Das, was mit dem einen System passiert, hat dann ganz konkrete Auswirkungen auf das andere – und zwar unabhängig davon, wie weit sie räumlich voneinander getrennt sind. Aus quantenmechanischer Sicht spielt diese Trennung keine Rolle (man nennt das die Nichtlokalität der Quantentheorie). Werden zum Beispiel zwei Elektronen auf diese Weise quantenverschränkt, lassen sie sich nicht mehr als Kombination einzelner und unabhängiger Zustände beschreiben, sondern nur noch durch einen gemeinsamen Zustand, der auch dann noch gilt, wenn die beiden Elektronen (beliebig) weit voneinander entfernt werden. Solange sie auf diese Weise verschränkt sind, lassen sich keine Aussagen über den Zustand eines einzelnen Teilchens machen. Erst wenn man an einem von beiden eine konkrete Messung vornimmt, bricht die Verschränkung zusammen, und auch das andere Elektron wird – je nach Zustand des ersten Elektrons – einen konkreten anderen Zustand annehmen, egal wo es sich gerade befindet. Was für Elektronen und andere Objekte der Mikrowelt gilt, funktioniert aber nicht im Alltag. Eine Messung muss nicht unbedingt von einem Wissenschafter mit entsprechenden Geräten vorgenommen werden. Im Sinne der Quantenmechanik ist jede Interaktion mit einem hinreichend großen System eine Messung. Ein Elektron, das einfach so durch die Luft fliegt, wird durch die Wechselwirkung mit den dortigen Molekülen gemessen und verliert dadurch jede etwaige Verschränkung. Will man dieses Phänomen der Dekohärenz vermeiden, dann muss man das Elektron so gut wie möglich vom Rest der Welt isolieren. Da das bei den unvorstellbar vielen Teilchen, aus denen ein Mensch besteht, kaum möglich ist, ist es auch kein Wunder, dass das mit der Verschränkung hier nicht funktioniert. Menschen sind keine Quantenobjekte. Einer derjenigen, die genau diese quantenmechanische Verschränkung untersuchen, ist der österreichische Physiker Anton Zeilinger. Seine Ergebnisse werden von Esoterikern aller Art immer gerne als Beweis für ihre Lehren herangezogen. Zeilinger sagt zwar tatsächlich manchmal gerne Sätze wie Information ist wichtiger als die Wirklichkeit oder Es gibt für die Quantenphysik keine Grenze ihrer Gültigkeit. Zeilinger sagt aber auch: Davon getrennt zu sehen ist eine Interpretation, die die Quantenphysik zur Begründung für gewisse esoterische Positionen heranzieht. Das ist blanker Unsinn. Wer so etwas behauptet, versteht die Quantenphysik nicht. (Wiener Zeitung, 7.12.2012) Die Quantenmechanik nicht zu verstehen ist keine Schande. Das geht so gut wie allen Menschen so. Man muss sie aber auch gar nicht auf dem fundamental-mathematischen Niveau der Wissenschaft verstehen, um feststellen zu können, dass sie nicht als Erklärung für irgendwelche esoterischen und pseudowissenschaftlichen Konzepte dienen kann. Nur weil die Quantenmechanik erfolgreich die Verschränkung zweier Elementarteilchen beschreiben kann, gilt sie nicht für alles, was einem irgendwie ähnlich vorkommt. Man kann einen Menschen nicht mit irgendwelchen feinstofflichen Informationen homöopathischer Globuli verschränken (wie das Vertreter der sogenannten Generalisierten Quantentheorie behaupten). Nur weil in der Quantenmechanik unter bestimmten Umständen die Messung selbst das Ergebnis beeinflusst, folgt daraus nicht, dass die eigenen Gedanken das Universum beeinflussen. Man kann nicht darauf hoffen, dass Dinge wahr werden, wenn man sie sich nur fest genug wünscht. Die Quanten sind doch eine hoffnungslose Schweinerei! hat der Physiker und Nobelpreisträger Max Born in einem Brief an Albert Einstein geschrieben. Viele Studentinnen und Studenten, die sich im Laufe der Zeit durch schwierige Quantenmechanik-Vorlesungen gequält haben, mögen da zustimmen. Die Komplexität und die Erkenntnisse der Quantenmechanik zu missbrauchen, um esoterischen Unsinn mit einer Aura der Wissenschaftlichkeit auszustatten, ist aber eine mindestens ebenso große Schweinerei. Wissenschaft;Menschliche Sprache wird in erster Linie in der linken Hirnhälfte verarbeitet. Nun haben Forscher eine erstaunliche Ausnahme von der Regel entdeckt. Bochum/Wien – Die im kurzen Videoclip festgehaltene Szene ist schon beim Hinschauen erstaunlich: In einer bewaldeten Berglandschaft pfeifen einander zwei Personen abwechselnd ziemlich elaborierte Laute zu. Die Entfernung der pfiffigen Männer beträgt 700 Meter Luftlinie, ihre Standorte sind durch ein Tal getrennt. Vollends verblüffend wird die Szene mit Übersetzung: Nachdem die beiden Männer Grüße ausgetauscht haben, fragte der eine den anderen, ob er später ins Café herüberkommen würde. Der solcherart Angepfiffene bejaht pfeifend. Dann kommt der Forscher ins Spiel, der die Szene filmt: Er lässt Grüße ausrichten. Prompt wird von drüben zurückgepfiffen, wann der Professor das Dorf verlassen wird. Morgen lautet die pfiffige Antwort, worauf der andere von drüben eine gute Reise wünscht, pfeifend. Das Video hat Onur Güntürkün aufgenommen, ein an der Uni Bochum tätiger Hirnforscher mit türkischen Wurzeln, der sich seit einigen Jahren mit dem gepfiffenen Türkisch beschäftigt. Dass diese Sprache überhaupt existiert, sei ein unglaublicher Glücksfall, so Güntürkün: Es ist wie ein Experiment der Natur. Vor der Einführung von Telefonen war gepfiffenes Türkisch in den Bergregionen der nordöstlichen Türkei die wichtigste Kommunikationsform über weite Strecken. Schuld daran ist die zerklüftete Topografie, die Ortswechsel erschwert: Über hunderte Meter hinweg ist Pfeifen besser hörbar. Gepfiffenes Türkisch ist keine andere Sprache, nur Türkisch in einer anderen Form, erklärt Güntürkün. Es sei aber selbst für Personen, die des Türkischen mächtig sind, nur sehr schwer zu verstehen, so der Forscher. Noch faszinierender als das gepfiffene Türkisch ist für den Neurowissenschafter aber, was sich dabei im Hirn abspielt. Während nämlich alle Sprachen – egal ob gesprochen oder gelesen – vor allem in der linken Hemisphäre verarbeitet werden, werden beim gepfiffenen Türkisch beide Hirnhälften benötigt, berichtet Güntürkün im Fachblatt Current Biology: Für die Pfeifsprache braucht es Informationen über Frequenz, Melodie oder Tonhöhe – und die werden in der rechten Hemisphäre verarbeitet. Nicht-Wissenschaft;Bad Ischler Bar führt Wochenendeintritt ein, angeblich wegen Belästigungsvorfällen – Polizei: "Fantasiegeschichte". Der rund 14.000 Einwohner zählende Ort Bad Ischl, bekannt für sein Kurangebot und als ehemalige Sommerresidenz von Kaiser Franz-Josef I., nimmt schon seit rund drei Jahren Flüchtlinge auf. Bislang verlief das Zusammenleben, so entnimmt man der Berichterstattung, weitgehend friktionsfrei. Nun sorgt das Lokal Charly‘s im Zentrum der Stadt für Aufregung. Wir sind wieder asylantenfrei, verkündete man auf Facebook. Die Einträge wurden auch auf der eigenen Homepage und per Twitter verbreitet, da die Facebook-Postings dort durchgeschalten werden. Um dieses Problem zu stoppen werde nun an Wochenenden ein Eintritt von zwei Euro eingehoben, Gäste erhielten als Gegenleistung dafür ein kleines Freigetränk. Der Eintrag auf der Seite, die sonst nur geringe Nutzeraktivität verzeichnet, sorgte für Entrüstung. Besucher gaben sich geschockt und bezichtigten die Betreiber des Lokals des Rassismus. Etwas später reagierte man. Das ursprüngliche Posting – das mittlerweile in Form von Screenshots kursiert – wurde entfernt und durch eine vagere Formulierung ersetzt. Aufgrund vermehrter Zwischenfälle mit gewissen Gruppierungen würde der Eintritt eingeführt, so die neue Nachricht. Dazu kündigte man an, dass künftig ein Security-Mitarbeiter an der Eingangstür stehen werde. Auch dieser Eintrag führte zu Aufregung. Mehrheitlich sah sich die Charly‘s-Eigentümerin Karin Siebrecht-Janisch mit weiterer Kritik konfrontiert, einige Nutzer spendeten jedoch auch Beifall für die Maßnahme. Siebrecht-Janisch erklärte, es gehe nicht um Ausländer, bin ja selber mit einem verheiratet, sondern um die Flüchtlinge im Ort. Ihr Sohn habe zudem aufgrund des Ursprungspostings Bedrohungen erhalten. In Folgeeinträgen bemängelte sie zudem, dass man in Österreich seine Meinung trotz Meinungsfreiheit nicht kund tun dürfe. Einige Facebooknutzer haben angekündigt, das Lokal künftig zu boykottieren. Das Lokalverbot für Asylwerber begründet die Inhaberin mit angeblichen sexuellen Übergriffen. Sie berichtet gegenüber den Oberösterreichischen Nachrichten von 25 bis 30 jungen Männern, die Besucherinnen und Kellnerinnen belästigen und anderen Gästen Getränke entwenden würden. Das Posting zum asylantenfreien Lokal betrachte sie aber mittlerweile als ungeschickt formuliert. Die Angaben der Wirtin werden jedoch angezweifelt. Bei einem Besuch in der Flüchtlingsunterkunft gemeinsam mit Sozialstadträtin Ines Schiller (SPÖ) soll Siebrecht-Janisch niemanden aus der fraglichen Besuchergruppe dort erkannt haben. Auch die örtliche Polizei konnte auf Anfrage der Bezirksrundschau keine Vorfälle bestätigen. Wir haben noch keine Anzeige – und normalerweise wird so etwas angezeigt, sagt man dort und geht davon aus, dass die Anschuldigungen eine von den Kölner Vorkommnissen inspirierte Fantasiegeschichte seien. Siebrecht-Janisch dementiert und will Übergriffe schon vor der Silvesternacht im Lokal selbst gesehen haben. Auf Facebook bezichtigt sie auch Stadträtin Schiller, nicht die Wahrheit über die Gegenüberstellung zu sagen. In der Presse hat Siebrecht-Janisch nunmehr bekannt gegeben, der Nachtgastronomie ohnehin den Rücken kehren zu wollen. Sie sei bereits seit einem halben Jahr auf der Suche nach einem Käufer für das Charlys. Drei Bewohner von Bad Ischl erklärten gegenüber dem WebStandard, bereits Vorkommnisse in Zusammenhang mit dem Lokal bemerkt zu haben. Berichtet wird übereinstimmend von Schlägereien, von einer Involvierung von Asylwerbern ist ihnen nichts bekannt. Bei Bürgermeister Hannes Heide (SPÖ), der laut OÖN ebenfalls die Schilderungen anzweifelt, stößt das Vorgehen der Lokalbetreiber auf wenig Gegenliebe. Heide hat in Sachen Flüchtlingen und Gerüchte eine Vorgeschichte vorzuweisen. Als im Herbst die Behauptung kursierte, einem Asylwerber wäre von Caritas-Mitarbeitern bei einem örtlichen Elektrogeschäft ein teures Smartphone gekauft worden, konfrontierte er die Urheberin des Gerüchts sowie Mitarbeiter des Shops. Das Resultat: Die Geschichte entpuppte sich als frei erfunden. Die Betreiber des Charly‘s haben sich mittlerweile erneut zu Wort gemeldet. Im jüngsten Facebook-Eintrag heißt es: Ausländer nach wie vor herzlich willkommen, nur handgreifliche Flüchtlinge (Asylwerber) unerwünscht! (Georg Pichler, 13.01.2015) Wissenschaft;Das kommende Cochrane-Kolloquium über den Stand der evidenzbasierten Medizin. Wien – Wer wissen will, was die Cochrane Collaboration tut, braucht im Grunde nur einen Blick auf ihr Logo zu werfen: Darauf sind stilisierte Statistikplots von Studien zu einer vorbeugenden Therapie für Neugeborene zu sehen. Hinweise, dass die Gabe von Corticosteroiden die Lungenreifung beschleunigen und daher bei vorzeitig geborenen Babys die Überlebenschancen erhöhen kann, gab es seit den späten 1970er- Jahren. Doch erst eine Metaanalyse der Cochrane-Forscher in den 1990er-Jahren räumte alle Zweifel aus. Wäre diese Behandlung früher eingesetzt worden, hätte man wahrscheinlich den Tod tausender Frühgeborener verhindern können, sagt Gerald Gartlehner, Direktor der österreichischen Cochrane-Zweigstelle an der Donau-Uni Krems. Die Zweigstelle gibt es nun schon seit zehn Jahren und ist Teil eines internationalen Netzwerks, das regelmäßig den Stand des medizinischen Wissens in Form von Überblicksarbeiten zusammenfasst. Immerhin 5000 solcher Analysen haben die Forscher bislang verfasst, eine aus dem letzten Jahr löste auch außerhalb der Fachkreise ein beachtliches Echo aus. In dieser Arbeit ging es um die Wirksamkeit des Influenzamedikaments Tamiflu, das von vielen Ländern in großen Mengen für eine etwaige Vogelgrippeepidemie gebunkert wurde – auch in Österreich. Wie sich herausstellte, hatte der Hersteller, die Pharmafirma Roche, die Wirkung des Präparats deutlich übertrieben (siehe Interview). Die Anschaffung des Medikaments war nicht billig, doch den verantwortlichen Politikern will Gartlehner keinen Vorwurf machen. Mit dem damaligem – mangelhaften – Stand des Wissens sei die Entscheidung korrekt gewesen, sagt der Leiter des Departments für evidenzbasierte Medizin an der Donau-Uni Krems. Anders sehe es indes bei einer Neuanschaffung von Tamiflu aus, die in nächster Zeit nach Ablauf der Haltbarkeit anstünde: Das würde ich heute nicht mehr empfehlen. Das nächste Cochrane-Kolloquium findet vom 3. bis 7. Oktober in der Messe Wien statt. Unter den Vortragenden sind Ida Sim von der University of California, der Vorsorgemediziner John Ioannidis (Stanford University) und der Arzt Ben Goldacre, der sich als Autor mit dem Missbrauch von Wissenschaft durch Politiker oder Pharmafirmen beschäftigt. Wissenschaft;Archäologen: "Vielleicht diente die Struktur für die Verkündung von Nachrichten, Mahnungen oder Straßenpredigten". Jerusalem – Israelische Archäologen haben in Jerusalem eine rund 2.000 Jahre alte pyramidenförmige Steintreppe gefunden. Sie liege an einer abgestuften Straße, die vom biblischen Teich von Siloah zum Tempelberg in der Altstadt führe, teilte die Altertumsbehörde am Montag mit. Auf der Straße seien in der Vergangenheit Pilger zum jüdischen Tempel gewandert, der im Jahre 70 von den Römern zerstört wurde. Die Forscher entdeckten am Fuße der Treppe aus großen Werksteinblöcken gut erhaltene Ton- und Steingefäße. Die führenden Archäologen Nahshon Szanton und Joe Uziel sind sich allerdings nicht sicher, wozu der Steinbau damals diente. Uziel sprach von einer einzigartigen Struktur, deren genauer Gebrauch rätselhaft bleibt. Sie sei von der Pilgerstraße aus gut sichtbar. Möglicherweise handle es sich um ein monumentales Podium, von dem aus Botschaften an die Besucher übermittelt wurden. Vielleicht diente es für die Verkündung von Nachrichten, Mahnungen oder Straßenpredigten, sagte er. Die Palästinenser sehen Ausgrabungen in der Umgebung des Tempelbergs generell mit Sorge. Sie befürchten, Israel wolle mehr Kontrolle über das Heiligtum gewinnen, das Juden und Muslime gleichermaßen verehren. Die Steintreppe liegt in der sogenannten Davidsstadt in dem Teil Jerusalems, den Israel 1967 erobert hatte. Die Palästinenser wollen dort die Hauptstadt eines künftigen unabhängigen Staates errichten. Nicht-Wissenschaft;Google versucht so, die Sicherheitsstandards bei Android-Smartphones zu verbessern. Systemerweiterungen und Zusatzprogramme von Samsung für das Smartphone Galaxy S6 Edge haben das Spitzenmodell der Südkoreaner im Vergleich zu einem unveränderten Android-Smartphone deutlich unsicherer gemacht. Das ergab eine Analyse der Sicherheitsforscher von Googles Project Zero. Die gravierendste Sicherheitslücke eröffnete danach eine von Samsung verwendete Systemerweiterung, mit der in einem ZIP-Archiv verpackte Dateien auf einer Speicherkarte entpackt werden können. Dadurch hätten Angreifer Kontakte, Fotos und Mitteilungen ausspionieren können. Auch die E-Mail-App von Samsung erwies sich als Schwachstelle. Sie ermöglichte es Unbefugten, E-Mails an eine beliebige Adresse weiterzuleiten. Insgesamt spürte das Google-Team innerhalb einer Woche elf Sicherheitslücken beim Galaxy S6 Edge auf. Acht davon seien inzwischen von Samsung durch ein Update geschlossen worden, darunter die besonders gravierenden Fehler. Drei Lücken würden erst im Laufe des November gepatcht. Google versucht seit geraumer Zeit, die Sicherheitsstandards bei Android-Smartphones zu verbessern. Zuletzt war bekanntgeworden, dass in China Millionen Android-Geräte von einer Hintertür im sogenannten Software Developer Kit Moplus betroffen sind, das vom chinesischen Internet-Giganten Baidu für die Programmierung von Android-Apps zur Verfügung gestellt wird. Wissenschaft;Terrence Deacon erklärte in Klosterneuburg "vielfach vergessene Voraussetzung" für Entstehung des Lebens. Wien – Die Entstehung des Lebens auf der Erde gilt als eines der letzten großen Geheimnisse der Naturwissenschaften. Die heute diskutierten Szenarien, mit sich selbst zusammenbauenden und vermehrenden Molekülen, haben nach Ansicht von Terrence Deacon von der University of California Berkeley einen Haken: es fehlt ein Mechanismus, der Fehler ausbessert, die sich rasch anhäufen und das System zusammenbrechen lassen. Der Fokus der meisten Theorien zum Ursprung des Lebens ist die Autokatalyse, also dass sich Moleküle wie RNA (Ribonukleinsäure, Anm.) selbst vervielfältigen. Viele glauben, dass man damit einfach den Ursprung des Lebens erklären kann, so der Evolutions-Experte, der in der vergangenen Woche am Konrad Lorenz Institut (KLI) in Klosterneuburg zu dem Thema sprach. Dabei würden sich jedoch immer mehr Fehler ansammeln, wenn kein Korrekturmechanismus vorhanden ist. Die natürliche Selektion halte er nicht für ausreichend, diese auszumerzen und so ein System vor dem Zusammenbruch zu bewahren. Die Autokatalyse habe auch rasch ein Ende, weil sich die dabei gebildeten Produkte in der Ursuppe zerstreuen (weg-diffundieren), denn sie würden für die nächste Vervielfältigungsrunde gebraucht. Und wenn das System aus diesen Gründen schließlich stoppt, bleibt nichts erhalten, meint er. Was Lebewesen ausmacht sei nicht, dass sie sich bloß vermehren, sondern auch sich selbst ausbessern, Fehler beseitigen, beschädigte Strukturen reparieren und die Information über ihren Aufbau erhalten. Wenn die Produkte solch eines autokatalytischen Prozesses aber quasi für sich selbst eine Hülle bilden, wie etwa bei einer Viruskapsel, könne all dies geschehen, meint Deacon. Die für die Vermehrung notwendigen Moleküle würden durch die wachsende Hülle zusammenbleiben und so sei dafür gesorgt, dass sich diese Arbeiter nicht zerstreuen, bevor das Werk fertiggestellt ist. Wenn die Kapsel aus irgendeinem Grund beschädigt wird, stünden sie bereit, könnten neue Bauteile herstellen und den Fehler ausbessern. So wird das Ganze zu einer selbst-erhaltenden Struktur, erklärte Deacon. Wenn schließlich einige der Arbeiter aus dieser Hülle entweichen, können sie anderswo die gleiche Struktur aufbauen. Dadurch könne sich diese also auch vervielfältigen. Die einzelnen Teile seien sogar in einem gewissen Rahmen austauschbar, wodurch sich die Struktur weiterentwickeln könne. Was man dazu bräuchte, wären bloß einfache Teilchen, die sich wiederholende Einheiten (Polymere) bilden können, wie Cyanwasserstoff. Dieser sei im äußeren Sonnensystem häufig zu finden und könnte von Kometen zu den inneren Planeten wie der Erde transportiert worden sein. Wenn diese Cyanwasserstoff-Polymere dort mit flüssigem Wasser in Berührung kommen, werden ihre Seitenarme chemisch verändert und sie sehen ein wenig wie kleine Eiweißketten (Polypeptide) aus, sagte er. Sie könnten komplexe Strukturen bilden, und einander gegenseitig verändern. Mithilfe der Metalle, die auf der Erdoberfläche in der Ursuppe schwammen, wurden sie zu Katalysatoren, also leistungsfähigen Antreibern von chemischen Reaktionen, meint Deacon. Substanzen wie RNA hält er für viel zu kompliziert, als dass sie bereits am Ursprung des Lebens standen.Ich denke, die Vererbung setzte erst später in diesem Prozess ein, und die Interaktionen von Eiweiß(-ähnlichen) Stoffen bildete zunächst die Basis, aus der genetische Information hervorkommen konnten, so der Evolutionsexperte. Wissenschaft;Eine Wiener Biologin erforscht das faszinierende Fortpflanzungsverhalten von Pfeilgiftfröschen. Die Tiere verhalten sich offenbar wie vorsichtige Börsianer. Wien - Wer in das Naturschutzgebiet Les Nouragues am Fluss Arataye in Französisch-Guayana reisen will, sollte hitzeresistent sein und keine Angst vor krabbelndem Getier haben. Der dichte Dschungel beherbergt unzählige Spezies, so manche davon dürfte der Wissenschaft noch unbekannt sein. Dasselbe gilt für die Flora. Besonders üppig gedeiht die Vegetation während der Regenzeit, sie hält in diesem Teil Südamerikas normalerweise von Dezember bis Mai an. Der Waldboden verändert sich dann in eine matschige Masse, in der es von Leben nur so wimmelt. Biologen lieben solche Orte. Eva Ringler ist eine von ihnen. Die an der Veterinärmedizinischen Universität Wien tätige Forscherin zieht es seit Jahren immer wieder an den Arataye. Ihr Hauptinteresse gilt den dort vorkommenden Pfeilgiftfröschen aus der Familie Dendrobatidae. Zusammen mit einigen Kollegen untersucht sie die vielfältigen Überlebensstrategien dieser nur wenige Zentimeter großen Amphibien. Wer die Anpassung der Frösche an ihr Habitat und ihre Nutzung der vorhandenen Ressourcen analysiert, bekommt Einblick in grundlegende ökologische Regelwerke. Die kleinen Vierbeiner dienen als Modellorganismen. Vor allem der Glanzschenkel-Baumsteiger, zoologisch Allobates femoralis genannt, wird von Ringler intensiv studiert. Die Tierchen haben eine hochinteressante Fortpflanzungsbiologie. Zu Beginn der Regenzeit beginnt auch deren Balz. Die Männchen verfügen über eigene Reviere und versuchen mittels Schallsignalen, Weibchen dorthin zu locken. Der Anzeigeruf klingt fast wie ein Vogel, sehr schrill und laut, sagt Ringler. Doch hat sich eine Froschdame genähert, schlägt das Männchen ganz andere Töne an. Der nun erklingende Balzruf ist leise und schnurrend. Schließlich wolle man keine Konkurrenz anlocken. Währenddessen spielt sich das Paar aufeinander ein. Sie hupfen ziemlich lange gemeinsam im Territorium herum. Bis zur Begattung und Eiablage vergehen mehrere Stunden. Der Laich wird dabei auf einem zusammengerollten, nassen Blatt abgesetzt. Anschließend geht jeder wieder seiner eigenen Wege. Zwei bis drei Wochen dauert die Larvenentwicklung im Ei. Dann kehrt der Vater zum Gelege zurück und nimmt die frisch geschlüpften Kaulquappen auf seinen Rücken. Der Nachwuchs saugt sich dort fest, die Reise kann beginnen. Das Froschmännchen steuert gezielt einen Regentümpel, ein wassergefülltes Loch im Stamm eines umgestürzten Baumes oder ein ähnliches Kleingewässer an. Diese natürlichen Mini-Aquarien dienen den Kaulquappen als Kinderstuben. Die Froschlarven ernähren sich dort von Algen, toten Insekten und anderem organischem Material. Sie fressen fast alles, was reinfällt, sagt Ringler. Dennoch schaffen es die meisten nicht, bis zur Metamorphose zu überleben. Und dafür gibt es mehrere Gründe. Ringler und ihre Wiener Kollegen haben den Fortpflanzungserfolg von A. femoralis vor Ort in Les Nouragues genauer erforscht. Um die Untersuchungen zu erleichtern, gruben sie 30 künstliche Bruttümpel - kleine Kunststoffwannen mit je zwei Litern Fassungsvermögen - in den Waldboden ein. Die Plastik-Kinderstuben wurden von den Froschvätern gerne angenommen. Dutzende von ihnen trugen ihren Nachwuchs in die eingebrachten Behälter. Insgesamt zählten die Wissenschafter 2595 Kaulquappen. Zahlreiche fielen jedoch Fressfeinden wie Libellenlarven und Spinnen zum Opfer. In drei künstlichen Tümpeln kamen sogar alle Froschbabys ums Leben. Das Wasser in diesen Wannen war durch hereingefallenen Affenkot, Tierkadaver oder faulige Früchte verpestet worden. Umweltkatastrophen im Mikroformat. Das Team machte allerdings noch eine andere Beobachtung: Die Froschmännchen verteilten ihre Kaulquappen auf mehrere Kinderstuben. Genetische Analysen bestätigten die anfänglichen Vermutungen. Erbguttests an 340 Froschlarven zufolge leben in einem Tümpel Jungtiere von durchschnittlich drei verschiedenen Vätern. Ein detaillierter Studienbericht erschien neulich im Fachjournal Behavioural Ecology and Sociobiology (Bd. 69, S.1011). A. femoralis pflanzt sich zudem polygynandrisch fort: Vertreter beider Geschlechter paaren sich während einer Brutsaison mit mehreren Partnern. Die Unterbringung der Kaulquappen in mehreren Brutgewässern, meint Ringler, dient höchstwahrscheinlich der Risikostreuung - eine Strategie, die Anleger oft auch an der Börse verfolgen. Würde ein Männchen seinen gesamten Nachwuchs einem einzigen Tümpel anvertrauen, könnte dies mitunter zum Totalverlust führen. Die Froschväter scheinen potenzielle Kinderstuben durchaus im Voraus auf die Anwesenheit von Fressfeinden hin zu überprüfen. Sie sitzen dann am Rand und beobachten, berichtet Ringler. Aber Fressfeinde können auch später eintreffen, oder ein Haufen Affenmist könnte den Tümpel in eine Kloake verwandeln. Solche Ereignisse lassen sich natürlich nicht vorhersehen, betont die Biologin. Im Rahmen eines vom Wissenschaftsfonds FWF finanzierten Projekts untersucht Ringler nun weitere fortpflanzungsrelevante Verhaltensmuster der Pfeilgiftfrösche. Neue Untersuchungsergebnisse sind soeben im Fachjournal Behavioural Ecology erschienen. Anders als lange angenommen greifen auch die Weibchen von A. femoralis manchmal in die Nachwuchsversorgung ein. Hin und wieder treffen die Forscher Froschdamen mit Kaulquappen auf dem Rücken an. Auch bei Terrarienversuche ließ sich Derartiges beobachten. Wenn das Männchen ausfällt, übernimmt offenbar die Mutter, sagt Ringler. Diese Flexibilität sei unter uniparentalen Arten, also solchen, bei denen nur ein Elternteil die Jungen versorgt, einzigartig. Wie die Weibchen wissen, wann sie einspringen müssen, ist noch nicht abschließend geklärt. Wahrscheinlich überwachen sie die Rufaktivität ihrer ehemaligen Sexualpartner, meint Ringler. Sie würden damit einer einfachen Logik folgen: Wer während der Paarungssaison schweigt, ist wahrscheinlich tot oder verschollen. Wichtig wäre auch, zu wissen, ob die Tiere ihren eigenen Nachwuchs erkennen können oder sich nur an den Ort der Eiablage erinnern. Hierzu führt Ringler im Urwald weitere Versuche durch. Ich vertausche Gelege, sagt sie. Ob die es bemerken? (Kurt de Swaaf, 7.6.2015) Nicht-Wissenschaft;Außenminister Lawrow trifft am Montag OSZE-Generalsekretär Zannier. Kiew/Moskau – Russland schlägt eine stärkere Überwachung des vereinbarten Waffenrückzugs aus dem Osten der Ukraine durch die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) vor. Russland ist dafür, dass die Zahl der Beobachter auf das erlaubte Maximum von 1.000 erhöht wird, erklärte das Außenministerium am Samstag in Moskau. Derzeit seien es 543. Außenminister Sergej Lawrow trifft am Montag mit OSZE-Generalsekretär Lamberto Zannier zusammen. Die ukrainische Regierung versucht seit dem vergangenen Jahr, den Aufstand prorussischer Separatisten im Osten des Landes niederzuschlagen. Bei den Kämpfen sind mehr als 8.000 Menschen gestorben. Der Westen wirft Russland vor, die Kämpfer militärisch zu unterstützen. Die Regierung in Moskau weist dies zurück. (APA/Reuters, 10.10.2015) Nicht-Wissenschaft;Saudi-Arabien will Gegner von Staatschef Assad versammeln – Steinmeier ruft syrische Opposition zu Einheit auf. Beirut/Bagdad – Als erste syrische Rebellenorganisation hat die Gruppe Jaysh al-Islam ihre Teilnahme an einem Treffen oppositioneller Kräfte in der saudi-arabischen Hauptstadt Riad angekündigt. Zu der Konferenz ab Mittwoch sollten als Unterhändler Mohammed Alloush und Mohammed Birkdar reisen, teilte die Gruppe am Montag mit. Jaysh-al-Islam-Chef Zahran Alloush werde nicht selbst an dem Treffen teilnehmen. In Riad sollen bewaffnete Rebellengruppen, die gegen den syrischen Staatschef Bashar al-Assad kämpfen, zusammengebracht werden, um eine gemeinsame Position für Verhandlungen abzustecken. Auch die politische Opposition soll vertreten sein. Jaysh al-Islam (Armee des Islam) gilt als machtvolle Gruppierung aus Islamisten und Salafisten, die Ost-Ghouta, einen Vorort der Hauptstadt Damaskus, kontrolliert. Sie soll enge Verbindungen zu Saudi-Arabien unterhalten. Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier hat unterdessen die gemäßigte syrische Opposition aufgefordert, ihre Streitigkeiten bei dem in Saudi-Arabien geplanten Treffen zu überwinden. Ich hoffe, dass es gelingt, die syrische Opposition auf eine gemeinsame Linie für die Verhandlungen über eine Übergangsregierung mit der Regierung in Damaskus einzuschwören – auch wenn das manchen schwierigen Kompromiss notwendig macht, sagte Steinmeier während eines Besuchs im Irak der Deutschen Presse-Agentur dpa. Die internationale Gemeinschaft hatte sich Mitte November in Wien auf einen Fahrplan für eine politische Lösung des Syrien-Konflikts geeinigt. Er sieht vor, möglichst rasch einen Waffenstillstand zwischen Assad-Regime und moderaten Rebellengruppen auszuhandeln. Bis Mitte 2016 soll unter der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen eine Übergangsregierung gebildet werden. 18 Monaten später sollen Neuwahlen folgen. Steinmeier sagte weiter: Wir dürfen jetzt nicht das Momentum für ein Ende des Bürgerkriegs und der Gewalt verlieren, das bei den beiden Wiener Konferenzen entstanden ist. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns bald wieder im Wiener Format zusammensetzen und mit allen Akteuren am Tisch die nächsten Schritte gehen. Im Gespräch ist, noch vor Weihnachten eine neue Syrien-Konferenz abzuhalten, möglicherweise in New York. Wissenschaft;Im Vorjahr entdeckte eine pensionierte Postbeamtin auf der deutschen Insel Amrum eine Flaschenpost, die es nun ins Guiness-Buch der Rekorde schaffte. Plymouth – Als der Meeresbiologe George Parker Bidder Anfang des vorigen Jahrhunderts hunderte Flaschen in die Nordsee warf, hatte er etwas anders im Sinn als einen Rekord aufzustellen. Er wollte auf diese Weise die verschiedenen Strömungen der Nordsee untersuchen. Um zu erfahren, wohin es die Flaschen verschlagen würde, versah er sie mit einer Nachricht: Auf Englisch, Deutsch und Niederländisch bat er potenzielle Finder darum, eine beiliegende Postkarte an seine Forschungsinstitution zu senden, die heute noch existente Marine Biological Association in Plymouth. Zur Belohnung setzte er einen britischen Schilling aus. Im Vorjahr ist eine dieser Flaschenposten nach knapp 108 Jahren in Deutschland wieder aufgetaucht. Gefunden hat sie ausgerechnet eine pensionierte Postbeamtin auf der Nordfriesischen Insel Amrum. Gemeinsam mit ihrem Ehemann fischte sie die Nachricht aus der Flasche und folgte den Anweisungen. Wie alt die undatierte Nachricht tatsächlich war, ahnte sie nicht. Wie der britische Guardian berichtet, ist es nun aber offiziell: Das Guinness-Buch der Rekorde nahm den Fund als älteste Flaschenpost der Welt auf. Bei den Mitarbeitern der Marine Biological Association dürfte die Verwirrung anfangs eher groß gewesen sein, als ein Brief adressiert an ihren früheren Präsidenten G. P. Biddern eintraf – der ist schließlich 1954 verstorben. Doch schnell wurde klar, dass es sich hier um eine seiner bottom-trailers handeln musste, mit deren Hilfe er die Unterschiede der Strömungen am Meeresboden im Vergleich zur Oberfläche überprüfen wollte. Die meisten Rückmeldungen erhielt er binnen weniger Monate nach dem Postwurf. Die bislang letzte Finderin wurde nun, mehr als ein Jahrhundert nach Beginn des Experiments, wie versprochen entschädigt, berichtete der Pressesprecher der Marine Biological Association: Man hat ihr einen Schilling geschickt. Wissenschaft;Toronto – Immer wieder kommt es auf Linienflügen zu Auseinandersetzungen: Passagiere geraten sich in die Haare, streiten sich mit der Crew und können im Extremfall sogar die Flugsicherheit gefährden. Katherine DeCelles (Uni Toronto) und Michael Norton (Harvard Business School) behaupten im Fachblatt PNAS, einen entscheidenden Faktor identifiziert zu haben, der Streit befördert: Wenn es eine erste Klasse gibt und die Passagiere dieser kurzfristigen Form von Ungleichheit ausgesetzt sind, scheint das Wutpotenzial besonders stark zu steigen. (red) AbstractPNAS: Physical and situational inequality on airplanes predicts air rage Washington – Es gibt in Ohio eine Salamanderpopulation, die rein weiblich ist und sich durch Jungfernzeugung vermehrt. Die Tiere sind im Gegensatz zu den meisten Artgenossen polyploid, verfügen also über mehr als zwei Sätze von Chromosomen. US-Forscher haben an diesen speziellen Tieren die bei Salamandern ohnehin sehr hohe Regenerationsfähigkeit von Organen untersucht und berichten im Journal of Zoology, dass polyploide Amphibien noch einmal schneller regenerieren. Nicht-Wissenschaft;Saudische Sondereinheiten sollen Munition im Jahr 2014 gegen Protestbewegung verwendet haben. Wien – Eine in Österreich hergestellte Splittergranate ist offenbar in Saudi-Arabien aufgetaucht. Saudische Sondereinheiten hätten sie im Dezember 2014 bei einem Einsatz gegen eine Protestbewegung bei sich getragen, berichtete der Spiegel in seiner aktuellen Ausgabe. Die Splittergranate stammte demnach aus der Produktion einer Tochterfirma des deutschen Rüstungskonzerns Rheinmetall in Österreich. Die Fotos, auf die sich das Magazin beruft, sollen darauf hinweisen, dass die Demonstration in der Stadt Awamiya stattfand. Der Wohnort des im Jänner hingerichteten schiitischen Geistlichen Nimr al-Nimr wurde demnach Ende 2014 nach Protesten wegen des Todesurteils gegen Oppositionelle von saudischen Spezialeinheiten gestürmt. Nimr galt als entschiedener Gegner des sunnitischen Königshauses. Neben zwei nicht tödlichen Blend- und Knallgranaten, wie sie der Düsseldorfer Rheinmetall-Konzern produziere, sei auf den Bildern auch eine ungenutzte Splittergranate vom Kaliber 40 Millimeter zu sehen, berichtete das Magazin. Diese soll von der österreichischen Tochterfirma Rheinmetall Waffe Munition ARGES GesmbH hergestellt worden sein. Das Unternehmen mit Sitz in Rüstdorf/Schwanenstadt in Oberösterreich produziert nach eigenen Angaben ausschließlich Munition, darunter auch Splittergranaten. Dass welche aus österreichischer Produktion nun auf Bildern aus Saudi-Arabien auftauchen, erklärt Johann Stögermüller von Rheinmetall Waffe Munition ARGES GesmbH auf APA-Anfrage damit, dass diese aus einer alten Lieferung stammen könnten. Der deutsche Mutterkonzern teilte in einer Aussendung mit, dem geschilderten Sachverhalt auf den Grund zu gehen. Innenministeriumssprecher Karl-Heinz Grundböck sagte der APA, es habe diesbezüglich keine Genehmigung für den Export nach Saudi-Arabien gegeben. Auskunft über Lieferungen nach Deutschland könne er aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht geben. Grundböck betonte jedoch, bei einem Waffenexport auch innerhalb der EU müsse der Käufer eine Bestätigung vorlegen, die garantiert, dass die Waffen im Land behalten werden. Zudem werde jede Anfrage für einen Waffenexport individuell geprüft. Der Export von Kriegsmaterial muss laut Gesetz vom Innenministerium in Absprache mit Verteidigungs- und Außenministerium genehmigt werden. Der Waffenhandel in kriegführende Staaten beziehungsweise Staaten, in denen das exportierte Kriegsmaterial zur Unterdrückung von Menschenrechten verwendet werden kann, ist laut Gesetz verboten. Saudi-Arabien kämpft derzeit mit Luftschlägen im Nachbarland Jemen gegen die Huthi-Rebellen, zudem soll die saudische Regierung Regimegegner in Syrien bewaffnen. Der Export von Splittergranaten auch in ein friedliches Land ist laut Verteidigungsministerium nichts Ungewöhnliches. Sie gehören zur Standardausrüstung jeder Armee der Welt seit dem Ersten Weltkrieg, sagte Bundesheersprecher Michael Bauer der APA. Auch in Österreich würden sie bei Bundesheerübungen ausschließlich auf Schießplätzen eingesetzt. Eine Splittergranate besteht aus einem Sprengstoffkern, umhüllt von Stahl. Eingesetzt wird die potenziell tödliche Munition gegen ungeschützte Personenziele. Explodiert der Sprengstoff, werden die Stahlsplitter mit hoher Geschwindigkeit und entsprechend viel Kraft innerhalb eines gewissen Radius – je nach Stärke der Granate – geschleudert. Immer wieder berichten Medien von Waffen und Munition aus österreichischer Produktion in Kriegs- und Krisengebieten. Waffenhersteller wie die Steyr Mannlicher GmbH, deren Sturmgewehr laut Profil im syrischen Bürgerkrieg auftauchte, betonen stets, ihre Waffen seien in die falschen Hände geraten. Wissenschaft;Kanadische Forscher stoßen auf einen bemerkenswerten Fall von konvergenter Evolution. Vancouver – Dass zwei im evolutionären Stammbaum so weit voneinander entfernte Zweige des Lebens wie Wirbeltiere und Kopffüßer Linsenaugen entwickelt haben, die einander erstaunlich stark ähneln, gilt als Paradebeispiel für konvergente Evolution. Von einem noch verblüffenderen Fall berichten nun Forscher der kanadischen University of British Columbia in Nature: Sie haben bei einem Warnowiiden aus dem Nordpazifik eine lichtempfindliche Struktur entdeckt, deren Einzelbestandteile den Merkmalen von Linse, Hornhaut, Iris und Netzhaut zu entsprechen scheinen. Das Erstaunliche daran: Warnowiiden sind nicht einmal Tiere, sondern Dinoflagellaten. Und es sind Einzeller, weshalb hier auch nicht von einem lichtempfindlichen Organ gesprochen werden darf. Umso mehr erstaunt die Forscher um Greg Gavelis, wie komplex dieses aus verschiedenen Organellen zusammensetzte Ocelloid ist. Bei der Entdeckung hatte man deswegen zunächst angenommen, ein Warnowiide hätte das Auge eines kleinen vielzelligen Tiers gefressen. Wie und wofür genau diese winzigen Organismen, die zum Plankton zählen, ihr Quasi-Auge einsetzen, ist noch nicht ganz geklärt. Warnowiiden machen mit harpunenartigen Strukturen Jagd auf andere Einzeller. Möglicherweise hilft ihnen das Ocelloid dabei, Lichtveränderungen wahrzunehmen, wenn einfallendes Sonnenlicht den transparenten Körper eines Beutewesens passiert. (red, 5. 7. 2015) Wissenschaft;Five hundred meter Aperture Spherical Telescope soll im September in Betrieb gehen. Peking – Damit das größte Radioteleskop der Welt seine Arbeit ungestört aufnehmen kann, werden in Südchina nun mehr als 9.100 Menschen umgesiedelt. Wie die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua am Dienstag berichtete, müssten Anrainer in der Provinz Guizhou ein Gebiet fünf Kilometern um das Teleskop verlassen, damit es zu keinen elektromagnetischen Störungen beim Betrieb kommt. Mit einem Schüssel-Durchmesser von 500 Metern wird das Five hundred meter Aperture Spherical Telescope (FAST) das bisher größte Radioteleskop, das berühmte Arecibo-Observatorium in Puerto Rico, um 200 Meter übertreffen. Durch die Radiodaten erhoffen sich Wissenschafter neue Erkenntnisse über das Universum. Zudem soll das neue Teleskop das internationale Seti-Projekt bei der Suche nach außerirdischem Leben unterstützen. Das Teleskop, dessen Bau vor fünf Jahren begann, soll laut Planung Ende September in Betrieb genommen werden. Nach Angaben von chinesischen Staatsmedien werden die betroffenen Anrainer in neue Wohnungen umgesiedelt und erhalten eine Entschädigung von 12.000 Yuan (1.651 Euro). Menschenrechtsorganisationen kritisierten in der Vergangenheit immer wieder, dass es bei Zwangsumsiedlungen in Chinas ländlichen Regionen oft zum Einsatz von Gewalt komme und Entschädigungszahlungen zu gering ausfielen. Wissenschaft;Die Tirolerin Simone Mader hilft bei der Enträtselung von Autoimmunerkrankungen. Die junge Wissenschafterin hört seit geraumer Zeit den Berg wieder rufen. In New York City lässt es sich nämlich fabelhaft forschen, allerdings weniger gut wandern. Deshalb freut sich Simone Mader über das kürzlich erhaltene LOréal-Stipendium des Schminkmittelmultis und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) auch deshalb: Es ermöglicht ihr die Rückkehr in ihre Heimat Tirol, wo sie lebte, studierte und leidenschaftlich forschte, bevor es sie vor vier Jahren in die Staaten zog. In den USA gibt es mehr Geld für Forschung, mehr Langzeitperspektiven, und die Bedingungen sind besser, sagt sie. Deshalb war die Entscheidung nicht leicht, aber ich möchte jetzt wieder nach Österreich und meine nächsten Schritte planen. Mader ist 33 Jahre alt und promovierte vor fünf Jahren an der Medizinischen Universität Innsbruck im Fach Neurowissenschaften. Ihr Spezialgebiet: multiple Sklerose, also jene Krankheit, die umgangssprachlich unter den Buchstaben MS bekannt ist. Weltweit leiden rund 2,5 Millionen Menschen an dieser Autoimmunstörung. Multiple Sklerose ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen im jungen Erwachsenenalter – doch man kennt ihre genaue Ursache nicht, und es gibt bis heute keine Heilung. Frauen sind mehr als doppelt so häufig betroffen wie Männer. Im Bereich der Behandlungsmethoden hat sich in den vergangenen Jahren viel Positives getan, sagt Mader. Aber es ist noch viel zu tun für Forscher. Im Zuge ihrer Doktorarbeit hat Mader sich mit der Rolle von sogenannten gehirnreaktiven Antikörpern in der MS auseinandergesetzt. Ihre Arbeiten haben dann wesentlich zur Definition einer neuen Autoimmunerkrankung beigetragen. Im Jahr 2004 wurde ein Antikörper entdeckt, der das Wasserkanalprotein Aquaporin-4 bindet, sagt Mader. Ich habe im Team einen neuen Test entwickelt, mit dem man ihn mit hoher Genauigkeit im Blut von betroffenen Patienten nachweisen kann. Neuromyelitis optica heißt das Leiden, das nun früher und exakter detektiert werden kann und inzwischen nicht mehr als Sonderform von MS, sondern als eigenständige Erkrankung gilt. Seit dem Jahr 2012 arbeitet Mader als Postdoc im Labor für autoimmune Erkrankungen am New Yorker Feinstein Institute. Ich glaube, heutzutage ist es für junge Forscher wichtig, dass sie es ins Ausland wagen und flexibel sind, sagt Mader. In den USA habe sie viel Wissen über Autoimmunerkrankungen sammeln können, das sie auf ihr spezielles Feld, die MS-Forschung, übertragen möchte. Darüber hinaus arbeite sie in dem New Yorker Labor mit den neuesten wissenschaftlichen Methoden. Ich habe viele Ideen, die ich aus den USA mitnehmen und umsetzen will. Ihr großes Ziel sei es, die Ursachen und Mechanismen der Krankheit besser zu verstehen und damit wichtige Erkenntnisse in die Diagnostik und Therapie von multipler Sklerose einfließen zu lassen. Bis dahin möchte sie daran arbeiten, neue Autoimmunerkrankungen zu entdecken und zu definieren. Vorerst will sie aber auch – solange sie noch dort ist – das kulturelle Leben der Großstadt New York auskosten. Bald wird sie dann als Ausgleich zum intensiven Forschen wieder wandern. Wissenschaft;Neue Veröffentlichung des österreichischen Mathematikers Rudolf Taschner. Der Letzte, der die Spieltheorie wieder prominent ins Gespräch brachte, war der griechische Kurzzeitfinanzminister Yanis Varoufakis. Der Ökonomieprofessor und Spieltheoriespezialist dürfte bei den Verhandlungen mit der EU über die Griechenlandhilfe davon wohl auch praktisch Gebrauch gemacht – sich aber einigermaßen verkalkuliert haben. Wie gut Varoufakis mit diesem Forschungsbereich vertraut ist, der für Konfliktsituationen rationale, mathematisch berechenbare Entscheidungsmodelle anbietet, zeigte sich freilich auch daran, dass er Ende Mai vom US-Sender CNN zum Ableben von John Nash Jr. interviewt wurde, mit dem Varoufakis persönlich bekannt war. Der US-Mathematiker hat 1950 das sogenannte Nash-Gleichgewicht ersonnen, ein elementares Lösungskonzept der Spieltheorie, für das er 1994 den Wirtschaftsnobelpreis und 2015 den Abel-Preis erhielt. Dazwischen litt er jahrzehntelang unter Schizophrenie, was einem breiteren Publikum durch den Hollywoodfilm A Beautiful Mind vermittelt wurde. John Nash – nicht aber Yanis Varoufakis – ist auch einer der zahlreichen Helden im neuen Buch des Wiener Mathematikers und vor allem Mathematikvermittlers Rudolf Taschner, das zumindest dem Untertitel nach eine kurze Geschichte der Spieltheorie sein will. Doch diese Vorgabe wird, um es gleich vorwegzunehmen, leider nur sehr fragmentarisch und verspielt eingelöst: Kaum die Hälfte der rund 250 Seiten von Die Mathematik des Daseins widmet sich dem einflussreichen Ansatz, der weit über die Mathematik und die Ökonomie hinaus groß Karriere machte. Im ersten Kapitel wähnt man sich noch am richtigen Weg: Taschner erzählt vom Wiener Ökonomen Carl Menger und dessen nicht weniger genialem Sohn Karl, einem Mathematiker, dessen Buch Moral, Wille und Weltgestaltung für den ebenfalls lange in Wien tätigen Wirtschaftswissenschafter Oskar Morgenstern eine Offenbarung war. Vielfältige Anwendung Das ist deshalb wichtig, weil Morgenstern wiederum 1944 gemeinsam mit John von Neumann im bahnbrechenden Werk Spieltheorie und wirtschaftliches Verhalten die Grundlagen für den Forschungsansatz gelegt hat, den dann unter anderem John Nash weiterentwickelte. Seitdem fand die Spieltheorie nicht nur in der Politik Anwendung, sondern auch in Fächern wie der Evolutionsbiologie, wo er ebenfalls ganz neue Türen öffnete. All das hätte einen spannenden Erzählstoff abgegeben. Doch Taschner, der sich auch mit seinem math.space als Mathematikpädagoge und -popularisator betätigt, unternimmt zahlreiche aus- und abschweifende Ausflüge zurück ins 17. Jahrhundert, erzählt allerlei mathematische Anekdoten über Blaise Pascal oder Mozart, hält sich beim Roulette ebenso auf wie der Tulpenkrise. Und auch an unnützem Wissen geizt das Buch nicht: So erfährt der geneigte Leser, dass nur wenige Personen John von Neumann je ohne Anzug und Krawatte gesehen haben und dass der geniale Mathematiker auch stets in dieser Aufmachung ritt. Oder dass Benjamin Franklin den flexiblen Harnkatheter erfand. Thomas Kramar, Feuilletonchef der Presse, hat Taschner einmal treffend als Marcel Prawy der Mathematik bezeichnet. Mit seinem neuen Buch zeigt er indes Züge eines Heinz Prüller der Wissenschaftsgeschichte. Wissenschaft;Sieben Fachleute beraten EU-Kommission und holen weltweit Expertise ein – Pensionsfonds wird eingerichtet. Wissenschaftliche Themen nahmen auch heuer beim Weltwirtschaftsforum in Davos breiten Raum ein. Zum Abschluss der Veranstaltung mit rund 2500 Teilnehmern gab es den traditionellen Ausblick, was heuer auf dem Gebiet der Forschung zu erwarten ist. Mit einem konkreten Projekt, das diesen Freitag in Brüssel startet, wartete EU-Forschungskommissar Carlos Moedas auf. Im Rahmen des sogenannten Mechanismus für wissenschaftliche Politikberatung nehmen sieben Wissenschafter, darunter der ehemalige Cern-Generaldirektor Rolf-Dieter Heuer, ihre Arbeit auf. Wann immer die EU-Kommission einen Vorschlag habe, bei dem wissenschaftlicher Rat gefragt sei, werde das Gremium konsultiert. Die Mitglieder suchen dann weltweit nach der bestmöglichen Expertise, erläuterte Moedas. Die Teammitglieder können aber auch selbst Vorschläge an die Kommission richten, womit sich diese befassen solle. Alle Akademien in Europa seien eingebunden. Natürlich ist auch die österreichische Akademie der Wissenschaft voll involviert, sagte Moedas zum STANDARD. Für wissenschaftliche Expertise sind insgesamt sechs Millionen Euro vorgesehen. Europa sei noch lange nicht da, wo es im Bereich Wissenschaft und Forschung sein solle, erklärte der Kommissar in Davos. Die größte Herausforderung sei die digitale Transformation, es werde in vielen Bereichen der Wissenschaft in sehr konservativer Weise gedacht. Ein praktisches Problem: Wissenschaftliches Arbeiten in verschiedenen europäischen Ländern sei oft sehr schwierig. Viele haben Angst zu scheitern, sagte Moedas. Für heuer habe sich die Kommission deshalb vorgenommen, dass wir es Wissenschaftern leichtermachen, sich von einem Land ins andere zu bewegen. Geplant sei ein Pensionsfonds, in den Wissenschafter, die in verschiedenen Ländern arbeiteten, einzahlen können. Damit solle Mobilität und Interdisziplinarität innerhalb der EU gefördert werden. Politiker verstehen nicht, dass es ohne Forschung auch kein Wachstum gibt, klagte der Portugiese. Elizabeth Blackburn, die 2009 für ihre Arbeiten auf dem Gebiet der Telomer- und Telomerase-Forschung den Medizinnobelpreis erhielt, sieht noch ein weiteres Defizit der Politik: Regierungen sollten verstehen, dass es in manchen Bereichen notwendig sei, in Fünfjahresperioden zu denken und Projekte häufig längerfristige Unterstützung brauchen. Die Versuchung ist aber, alles kürzer und kürzer zu halten. Gebt den Wissenschaftern eine lange Leine, so der Appell der Molekularbiologin. Einig war man sich auf dem Podium darüber, dass es auch Defizite in der Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft gibt. EU-Kommissar Moedas bezeichnete es als Problem, dass ein größerer Teil der Unternehmen nicht in Forschung und Entwicklung investiere. Es müsse mehr Anreize für die Wirtschaft geben, in die Grundlagenforschung zu investieren. Die Wirtschaft und die Wissenschaft müssen lernen, zusammenzutanzen, um ihre Zusammenarbeit zu befördern, lautete das Plädoyer von Suzanne Fortier von der kanadischen McGill-Universität. Einigkeit herrschte auch darin, dass im Wissenschaftsbereich selbst Defizite vorhanden sind: 40 Prozent der Absolventen in den USA seien weiblich, aber nur wenige könnten an die Spitze der Forschung vorrücken, sagte Subra Suresh, Präsident der Carnegie-Mellon-Universität in den USA. Das sei eine Vergeudung von Talent. Suresh, der viele Jahre am Massachusetts Institute of Technology (MIT) geforscht hatte, sieht aber auch eine Vergeudung von finanziellen Ressourcen: Wir bringen eher Menschen auf den Mond, bevor wir daran denken, Räder für Koffer zu erfinden, sagte Suresh, der selbst 21 Patente hält. Er mahnte ein, dass sich Forschung auch auf lebensnahe Bereiche beziehen müsse. Auch dafür müsse es Mittel geben. In manchen Bereichen sei die Wissenschaft weit weg von praktischer Anwendung. Für einen breiteren Ansatz trat Blackburn ein, die das Salk-Institut für biologische Studien in Kalifornien leitet: Die Wunder, die wir durch die Wissenschaft entdeckten, bereichern unseren Blick auf die Welt. Nicht-Wissenschaft;'Im Vergleich zu 2014 fallen bei Benzin marktbedingt rund 300 Millionen Euro weniger Kosten an, bei Diesel gar 700 Millionen weniger. Wien – Auto- und Motorradfahrerer profitieren heuer vom Ölpreisverfall, der auch auf die Zapfsäulen durchschlägt. Die Treibstoffrechnung für ganz Österreich fällt heuer um rund eine Milliarde Euro geringer aus als noch 2014, wie der Fachverband der Mineralölindustrie errechnete. Im Jahresvergleich verringerten sich die Spritkosten bei öffentlich zugänglichen Tankstellen bei Benzin von 2,9 auf 2,6 Milliarden Euro, beim Diesel sank die Gesamtrechnung marktbedingt von rund 5,6 auf 4,9 Milliarden. Berechnet wurde der Absatz von Kraftstoffen bei öffentlichen Tankstellen bei gleichzeitiger Schätzung des Verbrauchs für das Restjahr heuer sowie im Vergleich mit den Jahresdurchschnittspreisen von 2014. Im Vorjahr zahlte man im Jahresdurchschnitt als Otto-Normal-Fahrer für Diesel 1,30 Euro pro Liter; für Benzin waren es für den Normalverbraucher 1,35 Euro. Heuer sind es dem Fachverband zufolge für Diesel 1,12 Euro und für Benzin 1,20 Euro je Liter. Der Dieselabsatz im gewerblichen Bereich, also vor allem für Frächter, ist in dieser Rechnung der Mineralölindustrie nicht inkludiert. Der deutsche Mineralölwirtschaftsverband hatte gestern Nachrichtenagenturen zufolge erklärt, dass die Tankrechnung Deutschlands heuer im Vorjahresvergleich um 10,5 Milliarden Euro geringer ausfalle. 2,9 Milliarden Euro der marktbedingten Preisminderung entfielen auf Benzin, 7,6 Milliarden Euro auf Diesel.' Wissenschaft;Der Ägyptologe Manfred Bietak will den "Herrschern der Fremdländer" mit einem neuen Forschungsprojekt alle Geheimnisse entlocken. Wien – In der jahrtausendelangen Geschichte der altägyptischen Pharaonen stellt die Epoche zwischen dem Mittleren und dem Neuen Reich, die sogenannte Zweite Zwischenzeit, einen der unübersichtlichsten Abschnitte dar. Mehrere Dynastien herrschten vor rund 3600 Jahren teilweise parallel in den verschiedenen Landesteilen. Im östlichen Nildelta etablierte sich ein Reich, deren Könige nicht aus Ägypten, sondern aus dem levantinischen Raum stammten. Diese Hyksos, die Herrscher der Fremdländer, wie sie von den Ägyptern genannt wurden, fristen in der Geschichtsschreibung ein eher stiefmütterliches Dasein. Die Ägyptologie als großteils textbasierte Geschichtswissenschaft tat sich von jeher schwer mit dieser Epoche, die nur wenige textliche Quellen hinterlassen hat. So können viele Fragen wie jene nach der Herkunft der Hyksos, ihren kulturellen Einflüssen und ihrem Verschwinden nur unbefriedigend beantwortet werden. Der Wiener Ägyptologe Manfred Bietak hat ab 1966 jahrzehntelang die Ausgrabungen der riesigen Hyksos-Hauptstadt Auaris in Tell el-Daba im Nildelta geleitet. Daneben haben Teams aus Kanada, Frankreich, Polen und der Slowakei Spuren derselben Kultur in der Region nachgewiesen. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse und das massenhaft gesammelte historische Quellenmaterial bilden nun die Basis, um die offenen Fragen beantworten zu können: Bietak hat für sein Forschungsprojekt The Hyksos Enigma – Das Rätsel um die Herkunft der Hyksos vom Europäischen Forschungsrat (ERC) einen Advanced Grant über fünf Jahre und rund 2,4 Millionen Euro erhalten. Diese Förderung aus dem Topf des EU-Forschungsprogramms Horizon 2020 richtet sich an arrivierte Wissenschafter, die eine entsprechende Karriere vorweisen können. Während 90 Prozent der Anträge abgelehnt werden, beurteilten alle fünf unabhängigen Gutachter das Projekt des Instituts für Orientalische und Europäische Archäologie an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften als außergewöhnlich. Der ERC betreibt bei der Vergabe der Grants keine Altersdiskriminierung, wie Bietak anerkennend hervorstreicht. Der Emeritus der Universität Wien, der im Herbst 75 Jahre alt wird, hat so die Möglichkeit, mit der Lösung des Hyksos-Rätsels sein Lebenswerk zu krönen und dieses Kapitel der Geschichte neu zu schreiben. Bietak verfolgt in seinem Programm multidisziplinäre Ansätze: Die Ergebnisse der archäologischen und historischen Forschungen werden mit Methoden der Biologie und Geochemie ergänzt. Dazu wird ein Team aus Forschern verschiedener Institutionen zusammengestellt. Einer der Projektpartner ist der Bioarchäologe Holger Schutkowski der südenglischen Bournemouth University, der anhand menschlicher Überreste Isotopen- und DNA-Analysen ebenso wie anthropologische Befunde beisteuern wird. Nachdem aufgrund der strengen Ausfuhrbedingungen viele Untersuchungen in Ägypten stattfinden müssen, wird in Zusammenarbeit mit dem Antikenministerium in Kairo, der Ägyptischen Akademie der Wissenschaften und der Abteilung für Molekulargenetik des Nationalen Forschungszentrums ein Labor adaptiert, das zuletzt für die Untersuchung der Mumie Tutanchamuns eingesetzt wurde. Mit acht unterschiedlichen Forschungsansätzen sollen die verschiedenen offenen Fragen geklärt werden. Aufschluss über die Abstammung geben Sprachanalysen und architektonische Merkmale von Hyksos-Palästen im Vergleich mit Bauten in Nordsyrien. Auch Vergleiche von kulturellen Praktiken und religiösen Ritualen wie Opfergruben und Grabbräuchen verraten Details über die Herkunft der Hyksos. Über ihren Aufstieg wie Untergang geben Untersuchungen der Handelsbeziehungen nach Zypern und Nubien Auskunft. Anhand der unterschiedlichen importierten Keramiken lassen sich Aussagen über die wirtschaftliche Entwicklung treffen. Möglicherweise wurden die Hyksos von den ägyptischen Herrschern in Theben von den Ressourcen in Nubien abgeschnitten. Jedenfalls dürfte gegen Ende ihrer Herrschaft der Außenhandel zusammengebrochen sein. Die Untersuchung menschlicher Skelette gibt Einblick in mögliche Krankheiten oder Mangelernährung der Bewohner von Auaris, auch auf diese Weise lassen sich Krisenzeiten nachweisen. Die Machtübernahme dürfte durch Migration von Seeleuten, Schiffbauern, Söldnern und Händlern schrittweise vonstattengegangen sein. Aber auch eine gewisse militärtechnische Überlegenheit, die Hyksos verfügten über Streitwagen, Pferde und bessere Waffen, dürfte den Aufstieg begünstigt haben. Den Berichten des ptolemäischen Geschichtsschreibers Manetho zufolge sollen die Hyksos Unterägypten mit einer Invasion erobert haben. Spätere kriegerische Ereignisse lassen sich jedenfalls eindeutig belegen: Vor dem Palast fand Bietak Gruben mit zahlreichen abgeschlagenen rechten Händen – Beweise für die Anzahl der getöteten Feinde. Schließlich soll erforscht werden, ob die Hyksos spurlos von der Bildfläche verschwunden sind, oder ob die Kultur des Neuen Reiches dauerhaft von ihnen geprägt wurde. Wissenschaft;Wissenschafter der TU Graz arbeiten an Photovoltaik-Zellen, die Energie auch speichern können. Graz – Mit Photovoltaik-Zellen kommt kostenloser Sonnenstrom direkt vom Dach ins Haus – allerdings nicht immer dann, wenn man ihn auch benötigt. Die Kombination mit einem zuverlässigen Energiespeichersystem ist eine sinnvolle Ergänzung, um den Strom auch zeitversetzt nutzen zu können. An der TU Graz arbeiten Forscher daran, Photovoltaik-Module und elektrochemische Energiespeicher in einem System koppeln. Derzeit sind miteinander verbundene Einzelsysteme im Einsatz, die aus Photovoltaik-Zellen, meist bleibasierten Akkus und Unmengen an Kabel bestehen, betonte Ilie Hanzu von der TU Graz. Das braucht viel Platz, ist wartungsintensiv und nicht optimal effizient. Hanzus Team will nun in dem von der Forschungsförderungsgesellschaft FFG unterstützten Forschungsprojekt SolaBat ein Hybrid-System aus Batterie und Solarzelle entwickeln, das Sonnenenergie in elektrische Energie umwandeln und auch speichern kann. Angesichts der geringen Zahl existierender Konzepte betritt das Projekt wissenschaftliches Neuland, so der Forscher. Die größte Herausforderung liege in der neuen Kombination maßgeschneiderter funktioneller Materialien: Wir brauchen Materialien, die ihre jeweiligen Aufgaben zuverlässig erfüllen sowie mit anderen Materialien elektrochemische kompatibel sind, damit sie in einem Gerät zusammen funktionieren, so der Wissenschafter. Hierzu untersucht das Grazer Zentrum für Elektronenmikroskopie (ZFE) die zugrunde liegenden Grenzflächeneffekte und -reaktionen. Daneben sollen laut Hanzu statt kobalthaltiger Elektroden umweltfreundlichere Titanate als Aktivmaterial eingesetzt werden, auch polymerbasierte Solarzellen seien eine Alternative. Die potenziellen Einsatzmöglichkeiten erscheinen den Grazer Forschern vielfältig: Abgesehen von Photovoltaik-Anlagen seien dadurch nachhaltigere Akkus von Smartphones oder auch Autobatterien denkbar. In den kommenden drei Jahren stehen den Grazer Forschern rund 700.000 Euro zur Verfügung. Wissenschaft;Lange Zeit wurde seine Existenz vermutet, nun beobachteten CERN-Physiker das schwer fassbare Teilchen. Genf – Unser Wissen vom Aufbau der Materie wurde vor rund einem halben Jahrhundert revolutioniert: 1964 schlug der US-Physiker Murray Gell-Mann vor, dass die als Baryonen bezeichneten Teilchen, zu denen Protonen und Neutronen gehören, aus drei geringfügig geladenen Objekten bestehen, die er Quarks nannte (nach einem Zitat aus James Joyces Roman Finnegans Wake: Three quarks for Muster Mark). Dieses sogenannte Quarkmodell sah vor, dass Quarks auch im exotischen Verbund als Tetra- oder Pentaquarks vorkommen können: Letztere würden aus vier Quarks sowie einem Antiquark bestehen und waren bald Gegenstand heftiger Debatten, weil die Teilchen lange nicht entdeckt werden konnten. Doch genau das dürfte nun am Large Hadron Collider gelungen sein: Wie die Physiker demnächst in den Physical Review Letters berichten, orteten sie in den riesigen und präzisen Datenmengen des LHC Signale, die sich laut den Forschern nur als Pentaquark-Zustände erklären lassen. Das Pentaquark ist nicht irgendein neues Teilchen, erklärte LHCb-Sprecher Guy Wilkinson. Es stellt eine Möglichkeit dar, Quarks in einem Muster zu vereinigen, das trotz 50-jähriger experimenteller Suche noch nie beobachtet wurde. Die Untersuchung seiner Eigenschaften erlaubt es uns, ein besseres Verständnis dafür zu entwickeln, wie sich herkömmliche Materie, also die Protonen und Neutronen, aus denen wir alle bestehen, zusammensetzt. Die Wissenschafter entdeckten das Pentaquark, indem sie den Zerfall von als Λb (Lambda b) bekannte Baryonen in drei weitere Partikel, ein J/ѱ (J-psi), ein Proton und ein geladenes Kaon untersuchten. Die Massespektren des J/ѱ-Teilchens und des Protons enthüllten jeweils eine Art Zwischenstadium ihrer Entstehung. Dank der enormen Datenmenge, die das LHC liefert, und der ausgezeichneten Präzision der Detektoren, konnten wir alle Erklärungsmöglichkeiten für diese Signale gegeneinander abwiegen. Übrig blieb schließlich, dass es sich nur um einen Pentaquark-Zustand handeln kann, erklärte der LHCb-Physiker Tomasz Skwarnicki von der Syracuse University. Genauer gesagt: die beobachteten Teilchenzustände repräsentieren zwei Up-Quarks, ein Down-Quark, ein Charm-Quark und ein Anti-Charm-Quark. Als nächstes wollen die Forscher aufklären, wie die Quarks in den Pentaquarks aneinander gebunden sind – ob stark gebunden oder lose in einer Art Molekülverband. Dazu werden die Forscher die Daten des unlängst begonnenen zweiten Durchlaufs des LHC nutzen, bei dem Teilchen mit der bisher noch nie in einem Beschleuniger erreichten Energie von 13 Teraelektronenvolt aufeinander prallen. Nicht-Wissenschaft;Der Bachmannpreis muss sparen. Nicht an Texten, dankenswerterweise. Die Grazerin Valerie Fritsch gehört seit Donnerstag definitiv zum Kreis der Favoriten. Am Freitag sind zwei Österreicher am Start. Klagenfurt – Von harten Tagen sprach ORF-Landesdirektorin Karin Bernhard, in Anlehnung an Ingeborg Bachmanns Gedicht Die gestundete Zeit am Mittwochabend. Inmitten schlichter weißer Wände hielten sie, der Juryvorsitzende Hubert Winkels und Autor Peter Wawerzinek da ihre Reden zur Eröffnung der 39. Tage der deutschsprachigen Literatur. Denn besagte harte Tage gehen, trotz obligatorischen Brimboriums aus Dank, locker-flockigen Interviews und Applausen, auch an den Kostenträgern des Wettlesens nicht spurlos vorüber. Die gegenüber den Vorjahren spartanische Kulisse im ORF-Theater Klagenfurt ist Resultat eines dem Bachmannpreis verordneten Sparpakets, dessen Auswirkungen, soweit sichtbar, sich bisher aber verschmerzen lassen. Etwas idealistischer und romantischer kann man die ungewohnte, konzentrierte Klarheit der Ausstattung nämlich auch viel positiver argumentieren: Sein statt Schein, Fokus auf den Inhalt statt auf die Form. Dem spricht auch ein Bachmann-Zitat ins Wort, das am rechten Bühnenrand prangt: Ich weiß keine bessere Welt ... Ein weißes Stück Papier mit all seinen Möglichkeiten, was will man mehr? Vor dem Hintergrund dieser Möglichkeiten lasen am Donnerstag die ersten fünf Kandidaten aus ihren anderen Welten vor. Grottenschlecht, wie Neo-Juror Klaus Kastberger sich den ersten Text des Bewerbs gewünscht hätte, war allerdings keiner. Für ganz okay befand er stattdessen Katerina Poladjans sprachlich glatte und auch inhaltlich eher plan bleibende One-Night-Stand-/Beziehungsgeschichte Es ist weit bis Marseille. Großen Publikumsbeifall erntete dann Nora Gomringer für ihre perspektivenreiche Verstörungskomödie (Sandra Kegel) Recherche. Ein Zuhörtext at its best. Aber wie viel Hörspiel darf ein Text sein, um auch als Lesetext noch zu funktionieren? Diese Frage dominierte die anschließende Diskussion. Ein an Andeutungen und Selbstmitleid leidender innerer Monolog über den Exodus eines Schwangerschaftsfeindes (Hildegard Keller) von Saskia Henning von Lange sowie eine psychiatrische Staatsallegorie (Sandra Kegel) von Sven Recker stellten die Jury, die sich trotz oder dank ihrer Neuzugänge als gut geölter Interpretationsapparat mit Mut zu markigen Urteilen präsentierte, dann vor wenig Einigkeit. Bei Valerie Fritsch übermannte die Kritiker schließlich die Eintracht. Die Grazerin zählt jetzt definitiv zum Kreis der Favoriten. Es sei beinah unmöglich, etwas gegen den Text zu haben, fasste Juror und STANDARD-Literaturredakteur Stefan Gmünder die Stimmung in Jury und Saal zusammen. Und doch: Ab und zu ein Atemholen zwischen den Wortspektakeln, großen Bildern und oft hermetischer Artifizialität hätte die 26-Jährige ihrem Beitrag gönnen können. Eine gemeinsame thematische Tendenz ausmachen wollend, könnte man feststellen, die heutigen Texte kreisten um Möglichkeit bzw. Schwierigkeit von Familie und Paarbeziehungen. Wie es morgen weitergeht? Den Lesetag am Freitag bestreiten der Austrodeutsche Peter Truschner, die Wienerin Falkner, Tim Krohn, Monique Schwitter sowie die erst 23-jährige Welt-Feuilleton-Autorin und Berliner Schnauze Ronja von Rönne. Nicht-Wissenschaft;'Mit seinen klaren, schnörkellosen Filmen um komplizierte Lebensläufe hat sich Christian Petzold als eine der wichtigsten Stimmen seiner Generation etabliert. Das Österreichische Filmmuseum zeigt sein Werk, ergänzt um Filme, die es mitbeeinflusst haben. Wien – Der zentrale Verdächtige baut die Welt im Kleinen nach. Eine Modelleisenbahn, eine Routine Pleasure, wie das ein anderer Regisseur einmal nannte. In Kreise, dem Polizeiruf, den Christian Petzold 2015 drehte, ist das Hobby allerdings mit Melancholie behaftet. Das Modell wirkt wie ein Double der Wirklichkeit, aus beiden sind die Gefühle ausgezogen. Eine kalte Welt, da wie dort, in der Menschen wie Figuren so in der Landschaft stehen, als hätte sie dort jemand aufgestellt. Kreise ist der jüngste Film des deutschen Regisseurs, eine Genrearbeit fürs Fernsehen und dennoch ein vollwertiger Petzold-Film, an dem auch seine langjährigen Mitarbeiter, der Kameramann Hans Fromm, der Ausstatter K. D. Gruber und die Cutterin Bettina Böhler, beteiligt waren. Das merkt man auch gleich. Der erzählerische Rhythmus ist anders, untypisch fürs Fernsehen, die Bilder erhalten mehr Zeit, um sich zu entfalten. Der Wald, in der die Tote gefunden wird, ist nicht nur Schauplatz, ein Tatort; er enthält noch etwas anderes, Unbestimmbares, Zeichenhaftes. Das ist eine Eigenschaft, die man für alle Arbeiten des deutschen Filmemachers gelten lassen möchte. Schon sein erster Kinofilm, Die innere Sicherheit (2000), ist gleichzeitig in der Welt und von ihr entrückt. Das liegt nicht nur am Sujet, an den Figuren, die in keiner Umgebung fest verankert sind. Die Familie mit linksradikaler Vergangenheit kehrt aus dem Exil nach Deutschland zurück, was sich auch subtil in der Optik des Films niederschlägt. Land und Objekte sind real und künstlich zugleich; das Teenagerdrama um die Tochter und der immer nur angedeutete Agentenfilm der Eltern laufen wie zwei Linien nebeneinander her. Kino als Nährboden Rückbezüge auf Genrefilme sind in Petzolds Filmen beständig da, deswegen aber nicht leichter lesbar. Sie drängen sich nicht auf wie im Zitatekino. Filme sind der gedankliche Nährboden, auf dem die eigenen Filme gedeihen. Mit Harun Farocki, seinem vormaligen Lehrer an der Filmhochschule, hat Petzold bis zu dessen Tod 2014 an seinen raffinierten Erzählweisen gearbeitet. In Yella (2007) wird die oft formulierte gespenstische Qualität der Filme besonders ausdrücklich. Entlang der Ausgangssituation von Herk Harveys B-Horrorfilm Carnival of Souls (1962), der Geschichte einer Toten, entwirft auch Yella das Drama einer Verunglückten (Nina Hoss). Allerdings als Bühne für gegenwärtige Arbeitsbedingungen: immateriell, austauschbar, mit virtuellem Kapital hantierend. Die Retrospektive im Filmmuseum öffnet sich gegenüber diesen cinephilen Vorlieben Petzolds und ergänzt sein Werk um 21 weitere Filme, die er sich aussuchen durfte. Wenig verwunderlich spielen viele davon im kriminellen Milieu oder tragen das Attribut noir in andere Zusammenhänge hinein. Don Siegels Charley Varrick (1973) etwa, ein Gangsterdrama, in dem ein fulminanter Walter Matthau die falsche Bank ausraubt und dann die Mafia an den Fersen hat. Der rotzige, komisch zugespitzte Thriller wirkt erstaunlich welthaltig, weil er einer ganzen Reihe verlotterter, übriggebliebener Gestalten Auftritte gewährt. Etliche der ausgewählten Filme spiegeln auch Petzolds Vorliebe für physische, sinnlich erfahrbare Räume wider – sei es Kathryn Bigelows Neo-Noir-Bikerdüsternis in Near Dark (1987) oder Peter Bogdanovichs Singapur-Rotlichtdokumentarismus in Saint Jack (1979). Einen Verweis auf seinen bisher letzten Kinofilm, das großartige Kriegsheimkehrerdrama Phoenix, bietet überraschenderweise István Szabós Bizalom (1980), der ein vergleichbares Szenario von verkörperten Gefühlen zur Aufführung bringt. Liebe als Spiel unter falschen Voraussetzungen, in dem das Wahre allmählich von selbst an die Oberfläche steigt – aus solchen ergreifenden Widersprüchen ist Petzolds Kino gemacht.' Nicht-Wissenschaft;'Mehr Polizei, weniger Bargeld für Flüchtlinge, neue sichere Herkunftsstaaten – auch deutliche Mehrausgaben in Österreich. Niemand kann im Moment sagen, wann die Zahl der Flüchtlinge, die Deutschland via Ungarn und Österreich erreichen, weniger werden wird. Es ist unklar, wie lange die deutsche Regierung diese Ausnahmegenehmigung aufrecht hält. Derzeit geht sie noch von einer Notsituation aus. Am Montag dankten Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihr Vize Sigmar Gabriel (SPD) den vielen freiwilligen Helfern. Merkel machte jedoch klar, dass diese Aufgabe nicht so schnell wieder erledigt sein werde: Wir werden noch lange Zeit freiwilliges Engagement brauchen. Die Koalition nimmt sechs Milliarden Euro in die Hand. Drei Milliarden gehen 2016 in den Bundeshaushalt, drei weitere erhalten die Länder und Kommunen. Zum Vergleich: Heuer ist nur eine Milliarde Euro vom Bund für die Flüchtlingshilfe eingeplant. Es werden 3000 neue Stellen bei der Bundespolizei geschaffen, das Geld wird außerdem in die Errichtung neuer Flüchtlingsunterkünfte fließen, es soll mehr Deutsch- und Integrationskurse geben. Zudem fällt das Verbot für Asylbewerber und Geduldete, eine Leiharbeit annehmen dürfen, nach drei Monaten. Zurzeit gilt noch eine Sperrfrist von vier Jahren. Doch auf der anderen Seite verschärft Schwarz-Rot die Regeln für Asylbewerber. In Erstaufnahmeeinrichtungen sollen sie kein Bargeld, sondern Sachleistungen bekommen. Derzeit stehen ihnen 143 Euro im Monat zu. Die Liste der sogenannten sicheren Herkunftsländer wird um die Balkanstaaten Albanien, Kosovo und Montenegro erweitert, um Asylbewerber aus diesen Staaten schneller zurückschicken zu können. Schutzbedürftige sollen Schutz bekommen. Menschen ohne Bleiberechtsperspektive sollen unser Land aber wieder verlassen, erklärte Merkel. Im Gegenzug sollen Bürger der sechs Westbalkan-Staaten in Deutschland arbeiten oder eine Ausbildung aufnehmen dürfen, wenn sie einen Arbeitsvertrag vorweisen. Serbien, Mazedonien und Bosnien-Herzegowina werden von Deutschland bereits als sichere Herkunftsstaaten betrachtet. Einmal mehr drängte Merkel die EU zu einer raschen Lösung: Wir waren schnell dabei, Banken zu retten. Jetzt müssen wir auch schnell sein. Gabriel erklärte: Deutschland, Schweden und Österreich können nicht die einzigen Länder sein, die sich namhaft an der Aufnahme von Flüchtlingen beteiligen. Mehrkosten in Österreich Mehrkosten werden die Flüchtlinge auch in Österreich verursachen. Auf Regierungsebene versucht man gerade, aktuelle Prognosen zu erheben. Nicht unwahrscheinlich ist, dass man – wie so oft – in etwa auf ein Zehntel der Kosten Deutschlands kommt. Das wären also rund 600 Millionen Euro. Da Deutschland derzeit als Zielland aber besonders attraktiv ist, könnten es in Österreich auch etwas weniger sein, heißt es in Regierungskreisen. Konkrete Zahlen wird die Regierung voraussichtlich am Freitag im Rahmen ihrer Klausur zum Thema Flüchtlinge bekanntgeben. Das Innenministerium hat bereits vergangene Woche eine Schätzung veröffentlicht, wonach man heuer bei der Grundversorgung von Asylwerbern mit Kosten von 380 Millionen Euro rechne. Zum Vergleich: Im Vorjahr waren es 200 Millionen, 2013 waren es 169 Millionen. Bund und Länder teilen sich die Ausgaben im Verhältnis 60 zu 40. Mehr Mittel für Sprachkurse Die Ausgaben werden aber auch in anderen Ressorts steigen. Für Sprachkurse, die wohl massiv aufgestockt werden müssen, ist zu 70 Prozent das Sozialministerium (in der Praxis das AMS) zuständig, der Rest der Kosten entfällt auf Länder und das Außenministerium. Anerkannte Flüchtlinge, die keine Arbeit finden, können Anträge auf Mindestsicherung stellen, was sich ebenfalls im Budget von Sozialminister Rudolf Hundstorfer niederschlagen wird. Vor allem im zweiten Halbjahr 2015 wird mit deutlich höheren Anerkennungsquoten gerechnet. Im ersten Halbjahr lag die Quote nur bei 34 Prozent beziehungsweise 18.000 positiven Bescheiden. Damals gab es aber noch relativ viele Anträge von Kosovaren, die in aller Regel negativ ausfielen. Derzeit gibt es viele Anträge von Syrern, bei denen es eine sehr hohe Anerkennungsquote gibt. Solidaritätsappelle kamen am Montag aus Paris. Der französische Präsident François Hollande fordert die Osteuropäer auf, die gleiche Generosität an den Tag zu legen, wie sie Westeuropa nach dem Fall der Berliner Mauer ihnen gegenüber bewiesen habe. Hollande sagte bei seiner halbjährlichen Pressekonferenz, der Verteilungsmechanismus unter den EU-Staaten müsse obligatorisch sein. Frankreich werde dem Plan gemäß 24.000 Flüchtlinge bei sich aufnehmen. Er machte aber auch klar, dass es sich um eine einmalige Aktion handle: Die noch nicht in Europa eingetroffenen Flüchtlinge müssten in Auffanglagern an den EU-Außengrenzen registriert und identifiziert werden; wenn es sich nicht um wirkliche Flüchtlinge handle, seien sie auf korrekte Weise zurückzuführen. Für die Kriegsflüchtlinge der aktuellen Konfliktherde sei ein gigantischer humanitärer Aufwand nötig, fügte Hollande an. Er will deshalb zu einer großen internationalen Flüchtlingskonferenz in Paris laden. Dabei sollten Hilfsmaßnahmen für besonders stark betroffene Aufnahmeländer wie Libanon oder Türkei beschlossen werden. Auch Großbritannien wird nun mehr Flüchtlinge aufnehmen. Premierminister David Cameron erklärte am Montag vor dem Parlament in London, bis zum Jahr 2020 werde das Land 20.000 Syrern offenstehen. Es gebe eine moralische Verantwortung, erklärte Cameron. Nötig sei eine nationale Anstrengung, verletzte Kinder und Waisen hätten bei der Aufnahme Vorrang. (Birgit Baumann aus Berlin, Stefan Brändle aus Paris, Günther Oswald, 7.9.2015)' Nicht-Wissenschaft;Rummenigge über quirligen Spanier: "Er ist jung und ein wichtiger Spieler für die Zukunft des Clubs". München – Der FC Bayern München hat den Vertrag mit Thiago Alcantara um zwei Jahre bis 2019 verlängert. Wir sind froh, dass Thiago sich dafür entschieden hat, langfristig beim FC Bayern zu bleiben, sagte Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge am Donnerstag. Er ist jung und ein wichtiger Spieler für die Zukunft des Klubs. Der Mittelfeldspieler war 2013 für rund 25 Millionen Euro vom FC Barcelona gekommen. Er war seinerzeit ein Wunschtransfer von Josep Guardiola. Wegen einer Knieverletzung war er mehr als ein Jahr ausgefallen, mittlerweile gehört der 24-Jährige aber zu den Leistungsträgern. Nicht-Wissenschaft;Vor Themen, die nicht seine sind, hat der in Wien tätige Ghostwriter Pierre Guerchon keine Scheu. Sein Geld verdient er damit, dass manche ihren wissenschaftlichen Ehrgeiz aufgegeben haben. Wien – Die Frage, ob seine Arbeit fragwürdig oder gar unmoralisch sei, habe auch er sich oft gestellt, sagt Pierre Guerchon*. Beantworten sollte er sie aber erst am Ende eines längeren Gesprächs. Er bestellt einen Espresso, zwei weitere folgen noch. Ein schlanker, nicht sehr großer Mann mit dunklen Locken im schwarzen Rollkragenpulli. Guerchon, 26 Jahre alt, gebürtiger Franzose, ist Ghostwriter. Das heißt: Er schreibt akademische Arbeiten für jene, die sie nicht selbst schreiben wollen – aus welchen Gründen auch immer. Saoirse Whitman ist sein Pseudonym. Whitman nach dem US-amerikanischen Dichter Walt Whitman, Saoirse ist Irisch und bedeutet Freiheit, sagt Guerchon und zieht an seiner Zigarette. Man merkt ihm an, dass er nichts willkürlich tut. Er denkt scheinbar viel nach, will mehr erfahren, mehr von der Welt, mehr über sein Gegenüber. Aber jetzt soll er einmal von sich selbst erzählen, auch das fällt ihm nicht schwer. Angefangen hat alles im Bekanntenkreis. Einmal habe er seiner Mitbewohnerin bei einer Hausübung geholfen, ein zweites Mal bei einer Seminararbeit. Nach einiger Zeit bedeutete helfen dann: Schreib es für mich!, sagt Guerchon, der seine Doktorarbeit an einer französischen Uni schreibt. Und so haben wir es schließlich gehandhabt, weil es einfach schneller ging. Mit der Zeit hätten ihn Freunde der Mitbewohnerin um Hilfe gebeten, da hat der Doktorand begonnen, für seine Arbeit Geld zu nehmen. Anfangs waren es 7,50 Euro pro Seite, das hat sich kaum ausgezahlt. Mittlerweile verlangt er zehn. Im Vergleich: Bei größeren Agenturen zahlt man das Vier- bis Zehnfache. Gefragt, wie viel er im Monat verdient, sagt er: vielleicht neuf cent Euro, 900 Euro. Damit könne man in Wien gut durchkommen, meint Guerchon, der zuletzt in Paris gelebt hat. Sein Kundenkreis erweitert sich stetig, durch Weiterempfehlungen, aber auch durch Online-Inserate. In denen steht dann etwa: Ich helfe beim Verfassen und Redigieren von Magisterarbeiten. Das ist wie ein Code, jeder weiß, was damit gemeint ist, sagt Guerchon, der in Frankreich Geopolitik studiert hat. Für andere geschrieben hat er bereits in Soziologie, Politikwissenschaft, Geschichte und Psychologie. So beeindruckend die Bandbreite erscheint, so üblich ist es in der Branche, Arbeiten in Fächern zu schreiben, die man nie studiert hat. Wissenschaft ist wie Brot backen. Der Teig ist immer derselbe, danach fügt man unterschiedliche Zutaten hinzu. Dissertationen schreibt Guerchon, der perfekt Deutsch spricht, nicht. Am liebsten, sagt er, seien ihm Masterarbeiten. Das sind im Gegensatz zu Hausübungen oder Seminararbeiten schon Forschungen. Das heißt, ich muss überlegen und analysieren und nicht nur zusammenfassen oder beschreiben. Dass er auf seine Arbeiten fast nur Sehr gut bekommt, macht ihn sichtlich stolz. Der 26-Jährige scheint überzeugt, das System Wissenschaft zu bereichern – eher jedenfalls als seine Kunden, die meist wenig Ahnung und keinen Respekt vor wissenschaftlichem Arbeiten hätten. Auf Beschwerden oder Änderungswünsche gehe er daher auch nicht ein. Wenn sie sagen: Nimm doch diese Theorie, schreib das anders, sage ich: Mach es doch selbst. Am liebsten ist ihm, wenn er durch die Auftragsarbeiten selbst dazu lernt. Dazuzulernen, das war auch der Grund, aus dem er sich nach seiner Ankunft in Wien vor eineinhalb Jahren für sein bereits zweites Masterstudium inskribieren wollte. Im Fach Geografie. Von der Universität Wien kam eine Absage. Seine bisherigen Studienabschlüsse könnten wegen mangelnder Vergleichbarkeit nicht anerkannt werden, hieß es. Das löste Wut aus, eine Wut, die heute immer noch da ist. Solch einem System gegenüber müsse man nicht ehrlich sein, sagt Guerchon. Wie viele Ghostwriter in Österreich tätig sind, dazu gibt es keine gesicherten Zahlen. Das deutsche Magazin Zeit Campus hat für den Ghostwriter-Report akademische Ghostwriter um eine Einschätzung gebeten. Die Angaben lagen im Schnitt bei 50 Vollzeitghostwritern in Österreich, Deutschland und der Schweiz. Was Pierre Guerchon nach Abschluss seiner Doktorarbeit plant? Ich möchte mir einen richtigen Job suchen, sagt der junge Mann, der anonym bleiben will, weil er Angst hat, Ghostwriting könnte seiner Karriere schaden. Nicht-Wissenschaft;Das Netzwerk Sprachenrechte lehnt eine Deutschpflicht in Schulpausen ab. Wien – Nach einem zweiwöchigen Urlaub in Spanien setzt man sich ins Flugzeug. Wir begrüßen Sie auf dem Flug nach Wien, sagt die Flugbegleiterin ins Mikrofon. Sie freuen sich, wenn in der AUA etwas auf Deutsch kommt. Endlich wieder etwas, das Sie im Detail verstehen, sagt der Germanist Hans-Jürgen Krumm. So erklärt er das Bedürfnis von Zuwanderern, sich in ihrer Erstsprache zu unterhalten. Jene Sprache, die man als erste gelernt hat, biete eine Sicherheitsinsel, sagt der emeritierte Sprachlehrforscher von der Universität Wien. In der Schule können sich Kinder so etwa über das verständigen, was sie auf Deutsch nicht verstanden haben. Zudem sei die Förderung und Wertschätzung der Erstsprache besonders wichtig dafür, dass Flüchtlingskinder überhaupt Deutsch lernen können. Es sei krimineller Unsinn, wenn nun etwa der Welser Bürgermeister Andreas Rabl (FPÖ) Kindergartenkindern fünf Lieder und Gedichte auf Deutsch verordnen will. Krumm ist Mitglied des Netzwerk Sprachenrechte. Die Plattform verbindet Sprachwissenschafter, Linguisten, Politologen und Juristen und hat sich zum Ziel gesetzt, für Sprachenrechte einzutreten. Die aktuelle Debatte über eine Deutschpflicht in Schulpausen, wie sie etwa Oberösterreich fordert, lehnen die Wissenschafter ab, wie sie auf einer Pressekonferenz am Freitag betonten. Man muss die Kinder dort abholen, wo sie sind, sagt Krumm. Anstatt nur deutsche Lieder zu lernen, könne man die Kinder etwa bitten, ein Lied aus ihrer Heimat mitzubringen. Sonst schmeiße ich sie ins eiskalte Wasser. Im Kindergarten werde ja auch nicht von einem Tag auf den anderen der Dialekt verboten, selbst wenn das später nicht die Unterrichtssprache sei. Krumm fürchtet, dass die Pflicht zu deutschsprachigen Liedern dazu führen würde, dass Eltern, die nicht gut Deutsch sprechen, sie mit ihren Kindern falsch einüben. Etwas falsch Gelerntes ist schwer wieder aus dem Kopf zu bekommen. Eine Deutschpflicht in Schulpausen verstoße gegen die Menschenrechtskonvention, sagt Volker Frey, Generalsekretär des Klagsverbands zur Durchsetzung der Rechte von Diskriminierungsopfern. Artikel 8 sieht das Recht auf Achtung des Privatlebens vor. Die vertrauliche Kommunikation mit anderen Menschen gehöre zu diesem Recht, so der Jurist. Während des Schulunterrichts könne aber natürlich eine Verwendung der deutschen Sprache angeordnet werden. Verena Plutzar vom Fachbereich für Deutsch als Zweitsprache an der Universität Wien sieht in dem Vorhaben Oberösterreichs einen verzweifelten Versuch, Kinder in ihrem Spracherwerb zu unterstützten. Die Idee gehe aber in die genau entgegengesetzte Richtung. Sprachen würden dann besonders gut gelernt, wenn man positive Erlebnisse damit verbinde. Wenn Sprachen verboten werden, verhindert das eine solche positive Beziehung. Was aber, wenn Kinder in der Pause Türkisch sprechen und sich andere Mitschüler gepflanzt fühlen? Den Kindern anschließend im Unterricht die Möglichkeit geben, ihre Kollegen zu fragen, worüber sie gesprochen haben, sagt Krumm. Man muss das Schimpfen verbieten, aber nicht die Sprache. Wichtig sei es, die Sprachen aufzuwerten, damit sie nicht nur benutzt werden, um Dampf abzulassen. Lehrer könnten etwa monatlich einen Sprachentag veranstalten, an dem auch Arabisch, Serbisch oder Türkisch im Unterricht verwendet wird. Aus der Deutschpflicht in Oberösterreich dürfte jedenfalls ohnehin nichts werden. Die schwarz-blaue Landesregierung hat den Bund in einer Resolution dazu aufgefordert, das Schulunterrichtsgesetz dahingehend zu ändern. Das Bildungsministerium lehnte den Vorschlag bisher jedoch als menschenrechtswidrig ab. Wissenschaft;Deutsche Forscher: Schwächere Mutter-Kind-Bindung als bei Töchtern treibt junge Männchen "aus dem Haus". Leipzig – Obwohl Säugetiere im Tierreich die Aushängeschilder in Sachen Mutter-Kind-Bindung sind, kann die Mutterliebe durchaus ungleich verteilt sein: Weibliche Rhesusaffen (Macaca mulatta) behandeln ihren männlichen Nachwuchs im ersten Lebensjahr aggressiver als ihre Töchter, wie Forscher des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig herausgefunden haben. Dass die Mutter-Kind-Bindung bei Rhesusaffen-Söhnen weniger stark ausgeprägt zu sein scheint, hat auch Folgen: Junge, aggressiv behandelte Männchen tendierten dazu, ihre Geburtsgruppe früher zu verlassen, berichtet das Team um Lars Kulik im Fachjournal PLOS ONE. Mit menschlichem Verhalten seien die Erkenntnisse aufgrund der unterschiedlichen Sozialstruktur nur bedingt vergleichbar, sagt Kulik. Allerdings sei auch beim Menschen bekannt, dass Gewalterfahrungen in der frühen Kindheit langfristig die Bindungsfähigkeit einschränken können. Die Primatologen untersuchten das Verhalten der Rhesusaffen auf Cayo Santiago, einer Insel nahe Puerto Rico. Die Wissenschafter beobachteten 26 Weibchen und 29 Männchen vom Zeitpunkt ihrer Geburt an. Unsere Ergebnisse zeigten, dass Mütter sich ihrem Nachwuchs gegenüber recht unterschiedlich verhalten, resümiert Kulik. Söhnen brachten sie im ersten Lebensjahr entschieden mehr Aggression entgegen als Töchtern. Und das erste Lebensjahr sei für die Entwicklung des Sozialverhaltens der Tiere besonders wichtig. Wegen der größeren Nähe zur Mutter sei die Bindung der weiblichen Jungtiere gefestigt. Die Weibchen bleiben später ja auch in der Gruppe und sind auf starke Bindungen angewiesen. Die männlichen Rhesusaffen hingegen verlassen ihre Geburtsgruppe, wenn sie im Alter von etwa vier Jahren geschlechtsreif sind. Und diejenigen, die von ihren Müttern besonders aggressiv behandelt wurden, gehen früher als Artgenossen, die es leichter hatten. Nicht-Wissenschaft;In Zusammenarbeit mit der Designagentur Rosebud setzt Jullien das Leitmotiv des MQ "Kultur hat viele Gesichter" fort. Wien – Die Illustrationen des französischen Grafikers, Illustrators, Videokünstlers und Fotografen Jean Jullien stehen bei der neuen Werbekampagne des Museumsquartiers im Mittelpunkt. Jullien wurde weltweit bekannt, als er in der Nacht der Pariser Terroranschläge zum Pinsel griff, um seine Trauer auszudrücken – mit einem zum Eiffelturm umgestalteten Peace-Zeichen. In Zusammenarbeit mit der Designagentur Rosebud setzt Jullien das Leitmotiv des MQ Kultur hat viele Gesichter fort. Die neue Kampagne ist ab sofort im MQ sowie ab 28. April in ganz Wien zu sehen. (red, 18.4.2016) MQ/Konzept & Design: Rosebud, Illustrationen: Jean Jullien Nicht-Wissenschaft;'Integrationsexperte Kenan Güngör bestätigt, was eine neue Untersuchung islamischen Kindergärten nachsagt. Die Wiener Regierung wehrt sich gegen Kritik. Wien – Kenan Güngör überraschen die Erkenntnisse nicht. Was eine vom Integrationsministerium in Auftrag gegebene Untersuchung zutage förderte, deckt sich im Prinzip mit den Erfahrungen des gut vernetzten Soziologen. In einem Teil der islamischen Kindergärten Wiens, sagt Güngör, gäbe es tatsächlich Probleme, die Sorgen machen sollten. Manche muslimische Kindergärten rückten Religion massiv in den Vordergrund, etwa indem exzessiv Koransuren auswendig gelernt würden, erzählt der Fachmann im STANDARD-Gespräch und fürchtet als Folge die Verengung der Lebensperspektive der Kinder. Für ebenfalls bedenklich hält er den Umstand, dass einige Einrichtungen Buben und Mädchen trennten. Überdies gebe es Kindergärten, in denen Deutsch definitiv zu kurz komme, kritisiert Güngör. Wie viele der geschätzten 150 islamischen Kindergärten und 450 Kindergruppen in Wien in die Kategorie bedenklich fallen, können weder Güngor, der an eine Minderheit glaubt, noch die neue Untersuchung hieb- und stichfest beantworten. Autor Ednan Aslan vom Institut für islamische Studien der Uni Wien hat bisher nur 30 Institutionen analysiert – und von denen ließen sich lediglich fünf auf ein Gespräch mit dem Religionspädagogen ein. Ein großer Teil der Kindergärten versuche, einen wertvollen Beitrag zur Gesellschaftsfähigkeit der Kinder zu leisten und eine theologisch begründete Isolation zu vermeiden, schließt Aslan aus seiner begrenzten Vorstudie. Ein nicht gering zu schätzender Teil verfolge hingegen eine Form der religiösen Erziehung, die Kinder nicht auf die Gesellschaft vorbereite, sondern sie vor dieser zu schützen versuche. Um die Studie flächendeckend zu vollenden, heißt es aus dem ÖVP-geführten Integrationsministerium, brauche es die Kooperation der Stadt Wien – doch dort sei an hoher Stelle abgewinkt worden. Ressortchef Sebastian Kurz sagt: Die Politik des Wegschauens müsse ein Ende haben. Den Vorwurf der Ignoranz lässt die zuständige Wiener Stadträtin Sonja Wehsely nicht auf sich sitzen. Schon 2014 habe man Kurz und Aslan gebeten, geäußerte Vorwürfe mit konkreten Fakten und Adressen zu belegen, damit die Stadt einschreiten könne – doch alle Schreiben seien unbeantwortet geblieben. Ich hoffe, sagt Wehsely, dass die Kooperationsbereitschaft heute größer ist. Klar sei, dass Islamismus keinen Platz in Wien habe, sagt die SPÖ-Politikerin: Hielten sich Kindergärten nicht an die Spielregeln, drohten Konsequenzen bis hin zur Schließung. Längst würden deshalb Kontrollen durchgeführt, auch ohne vorherige Ankündigung. Dass die Stadtregierung weggeschaut habe, könne man nicht behaupten, sagt Integrationsexperte Güngör, allerdings sollten die Kontrollen und Auflagen noch verschärft werden. Unangemeldete Besuche müssten Standard sein; ergeben sich dabei nur vage Verdachtsmomente, müsse eben bei Eltern weiterrecherchiert werden. Auch bei konfessionellen Kindergärten, sagt Güngör, muss die Religion in den Hintergrund rücken. Die FPÖ wirft der Regierung mangelnde Entschlossenheit vor. Diese Regierung hinkt dem Terror hinterher, sagte die blaue Familiensprecherin Anneliese Kitzmüller am Montag in einer Aussendung. Seit langem fordere man die Schließung von islamistischen Kindergärten. Es sei erfreulich, dass Integrationsminister Sebastian Kurz (ÖVP) die Lage langsam zu erkennen beginnt.' Wissenschaft;Chemische Veränderungen im Nest beeinflussen Verhalten der Tiere. Paris – Lange haben Wissenschafter gerätselt, warum Hummeln ihr streng geordnetes Zusammenleben in einer Kolonie zu einem bestimmten Zeitpunkt plötzlich aufgeben. Eine Studie hat auf diese Frage nun möglicherweise eine Antwort gefunden: Die Zusammensetzung des Wachses im Hummelnest kann zu Rebellion und sogar zum Königinnenmord führen. Die Forscher um Ann-Marie Rottler-Hoermann von der Universität Ulm fanden in Experimenten heraus, dass Veränderungen im chemischen Aufbau des Wachses das soziale Gefüge zerstören können. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie nun in der britischen Fachzeitschrift Royal Society Open Science. In der sogenannten sozialen Phase ist eine Hummelkolonie von äußerster Effizienz geprägt. Die Arbeiterinnen kümmern sich um Nahrungssuche, Brutpflege und Abwehr von möglichen Feinden. Arbeiterinnen und Königin erfüllen normalerweise friedlich ihre Aufgaben, sagte Rottler-Hoermann, Erstautorin der Studie. Der Übergang zur Konkurrenzphase erfolge sehr plötzlich. Es sei ein vollkommener Verhaltenswechsel in der gesamten Hummelkolonie von einem zum anderen Tag zu beobachten. Die Hummeln legen selbst Eier, attackieren sich gegenseitig und fressen fremde Eier auf. Die Aggression ist derart ausgeprägt, dass sie sogar zum Tod der Königin führen kann, so die Biologin. Um ihre These zu belegen, brachten die Wissenschafter Hummeln aus einem neu gebauten Nest mit Wachs aus einer älteren Kolonie zusammen. Die Insekten begannen umgehend damit, um die Fortpflanzung zu konkurrieren. Nicht-Wissenschaft;Steirer musste beim 0:2 gegen die Roma früh vom Platz. Meister Juventus nur 1:1 gegen Chievo. Der Steirer Robert Gucher hat sich am Samstag in der italienischen Fußball-Meisterschaft eine Knöchelverletzung zugezogen. Der Frosinone-Kapitän musste wegen dieser Blessur bei der 0:2-Heimniederlage seines Clubs gegen AS Roma bereits in der 20. Minute vom Platz. Juventus Turin kommt unterdessen weiter nicht in die Gänge. Der Rekordmeister und Titelverteidiger erreichte am Samstag in der dritten Runde vor eigenem Publikum gegen Chievo Verona nur ein 1:1, fuhr damit aber immerhin den ersten Saison-Punkt ein. Nach der Führung für die Gäste durch Perparim Hetemaj (5.) gelang Paulo Dybala per Elfmeter (83.) noch der Ausgleich. Nicht-Wissenschaft;Mann war 2008 nach Haft des Landes verwiesen worden. Rom – Die italienische Polizei hat einen tunesischen Terroristen gefasst, der mit einem Flüchtlingsboot über das Mittelmeer gekommen war. Laut der Sonntagsausgabe von La Repubblica wurde der Mann, Mitglied einer islamistischen Terrororganisation, sofort in sein Heimatland zurückgesandt. Der 38-Jährige sei bereits am 4. Oktober zusammen mit über 200 anderen Flüchtlingen von der Marine auf dem Mittelmeer gerettet und auf die Insel Lampedusa gebracht worden. Die Nachricht wurde geheim gehalten, um keine Panik auszulösen, schreibt die Zeitung weiter. Mithilfe seiner Fingerabdrücke entdeckten die Behörden demnach, dass es sich um einen Terroristen handelte, der 2008 in Italien festgenommen und zu sieben Haft verurteilt worden war. Nach seiner Haftentlassung war er des Landes verwiesen und mit einem Rückkehrverbot belegt worden. Die Zeitung schrieb, der Fall bestätige die besorgniserregende Hypothese, dass Terroristen dieselben Boote nutzten wie Menschen in Not. In einer Stellungnahme vom 8. Oktober hatte die Polizei im sizilianischen Agrigento mitgeteilt, dass der Mann zusammen mit drei anderen ausgewiesenen Tunesiern festgenommen worden sei. Seine Verbindung zu einem Terrornetzwerk hatte sie aber nicht erwähnt. Nicht-Wissenschaft;Linzer verkürzen Rückstand mit einem 2:0 gegen die Niederösterreicher auf einen Punkt – Weiterer Rückschlag für Innsbruck gegen Austria Salzburg – Kapfenberg in Klagenfurt furios. Wien – Der LASK hat das Titelrennen der Fußball-Erste-Liga wieder hochspannend gemacht. Zum Abschluss der 25. Runde feierten die Linzer im Freitagschlager einen 2:0-(1:0)-Heimsieg gegen Tabellenführer St. Pölten und kamen den Niederösterreichern bis auf einen Punkt nahe. Die Tore in einer guten, schnellen und unterhaltsamen Partie schossen Fabiano (40.) und Thomas Hinum (91.). Für die Linzer, die elf Runden vor Schluss nun bei 49 Punkten halten, war es der vierte Sieg en suite, St. Pölten (50) musste hingegen erstmals nach drei Siegen in Folge wieder als Verlierer vom Platz gehen. Vom Erfolg der Elf von Oliver Glasner profitierte auch das drittplatzierte Wacker Innsbruck (45), das zuvor Austria Salzburg mit 0:1 unterlegen war. Der Rückstand der Tiroler auf die Spitze blieb mit fünf Punkten konstant. Der LASK dominierte im fast ausverkauften Paschinger Waldstadion wie erwartet von Beginn an und klopfte in der 10. Minute mit einer gefährlichen Hereingabe von Dimitry Imbongo erstmals an der Stange an. Kurz danach zwang Rene Gartler St. Pölten-Goalie Christoph Riegler zu einer Parade, die Oberösterreicher präsentierten sich auch klar zweikampfstärker und ließen dem Gegner kaum Luft. Erst Schnitzer der Linzer bescherten den Gästen ein kurzes Zwischenhoch nach etwas mehr als einer halben Stunde – und dabei zwei absolute Topchancen (34.). Erst ließ sich St. Pölten-Stürmer Daniel Segovia trotz Vorsprungs von Reinhold Ranftl doch noch den Ball abnehmen. Nur Augenblicke später fing Manuel Hartl einen katastrophalen Rückpass von Michael Lageder allein vorm Sechzehner ab, umkurvte Goalie Pavao Pervan, Ranftl fing den Schuss aus relativ spitzem Winkel aber kurz vor der Linie noch ab. Der LASK ließ sich dadurch nicht aus dem Rhythmus bringen, wenige Minuten danach fiel die ersehnte Führung durch Fabiano. Der Brasilianer, der davor mit einem Volley im Fünfer gescheitert war (29.), netzte nach einem Eckball aus kurzer Distanz. Es war das siebente Saisontor des ehemaligen Rapidlers, der schon im sechsten Spiel in Folge traf. Der äußerst aktive Gartler eröffnete die zweite Hälfte mit einem Weitschuss (46.) und prüfte Riegler zwei weitere Male (54., 59.). Weil das 2:0 aber vorerst ausblieb, witterte St. Pölten weiter seine Chance und wurde nun auch offensiv auffälliger. Einzig gute Gäste-Chance blieb zwar ein Schuss von Cheikhou Dieng (89.), die Linzer mussten jedoch bis zur letzten Minute zittern. Dann aber machte der eingewechselte Thomas Hinum bei einem Konter endgültig alles klar (91.). Innsbruck fiel bei Fixabsteiger Austria Salzburg in dessen Ausweichstadion in Wien-Floridsdorf nicht viel ein. Auch nach der Salzburger Führung durch Leonhard Kaufmann (37.) ging kein Ruck durch die Mannschaft von Klaus Schmidt. In der 64 Minute musste Salzburgs Nicholas Mayer nach einem heftigen Rempler gegen Andreas Hölzl mit Rot vom Platz, erst ab diesem Zeitpunkt war Innsbruck die klar dominierende Mannschaft. Doch auch in Überzahl konnten sich die Gäste keine echten Torchancen erarbeiten und bescherten Salzburg-Coach Gerald Baumgartner den ersten Sieg mit der Austria. Im Duell der Verfolger bestimmte Austria Lustenau das Heimspiel gegen Liefering in der ersten Hälfte klar und ging nach einem Konter durch Emanuel Sakic (31.) in Führung. Liefering, das bei einem Luan-Kopfball an die Latte kurz vor der Pause Pech hatte, kam aber kurz nach Wiederbeginn nicht unverdient zum Ausgleich. Nach einem Foul von Bruno im Strafraum musste Masaya Okugawa seinen Strafstoß wiederholen, beide Male hatte Knett die Hand am Ball, beide Male landete er aber im Tor (52.). Lustenau wurde in der Folge wieder stärker, es blieb aber beim gerechten 1:1-Remis. Kapfenberg ging bei Austria Klagenfurt in einer ereignisarmen ersten Hälfte durch einen Foul-Elfmeter und Marco Perchtold (16.) früh in Führung. Die Hausherren, die wesentlich engagierter aus der Kabine kamen, glichen dank Patrik Eler in der 55. Minute aus, kassierten aber nur kurz darauf und wie aus dem Nichts neuerlich das Gegentor durch Daniel Racic (57.). Perchtold sorgte schließlich aus kurzer Distanz für die Vorentscheidung (70.). Das Triple am Fuß scheitere Perchtold in der 86. Minute zwar bei seinem zweiten Elfer des Abends an Goalie Filip Dmitrovic, im Nachschuss war aber Joao Victor zum Endstand von 4:1 zur Stelle. In Wiener Neustadt kamen die Hausherren gegen Schlusslicht FAC in der Nachspielzeit zu einem glücklichen 1:0-(0:0)-Erfolg. Einen Einwurf von SCWN-Spieler Sargon Duran verlängerte Christian Haselberger vom FAC mit einem unglücklichen Kopfball unhaltbar für seinen eigenen Goalie Martin Fraisl (92.). (APA, 1.4.2016) Erste Liga, 25. Runde: SC Austria Lustenau – FC Liefering 1:1 (1:0) Lustenau, Reichshofstadion , SR Eisner. Tore: Sakic (31.) bzw. Okugawa (52./Elfmeter) SC Wr. Neustadt – FAC 1:0 (0:0) Stadion Wiener Neustadt , SR Altmann. Tor: Haselberger (92./Eigentor) Austria Klagenfurt – Kapfenberger SV 1:4 (0:1) Klagenfurt, Wörthersee Stadion , SR Drachta. Tore: Eler (55.) bzw. Perchtold (15./Elfmeter, 70.), Racic (57.), Joao Victor (86.) Austria Salzburg – Wacker Innsbruck 1:0 (1:0) Wien, FAC-Platz , SR Katona. Tor: Kaufmann (37.). Rote Karte: Mayer (64./Salzburg/Tätlichkeit) LASK Linz – SKN St. Pölten 2:0 (1:0) Pasching, Waldstadion, SR Schörgenhofer. Tore: Fabiano (40.), Hinum (91.) Wissenschaft;Weitere Variante von Neoehrlichia-Bakterien identifiziert. Wien/Feldkirch – Eine bisher unbekannte Form des Bakteriums Candidatus Neoehrlichia entdeckten Forscher der Veterinärmedizinischen Universität Wien bei einer Füchsin aus Feldkirch in Vorarlberg und berichten darüber im Fachblatt Parasites & Vectors. Der Erreger wird vermutlich von Zecken übertragen und könnte auch bei Menschen grippeähnliche Symptome hervorrufen, heißt es in einer Aussendung der Uni. Unbekannt ist der Erreger-Typ in Fachkreisen nicht, denn bereits 1999 wurde Candidatus Neoehrlichia mikurensis erstmals bei einer Zecke und später bei Hunden, Igeln, Spitzmäusen, Bären, Dachsen, Gämsen und Mufflons nachgewiesen. Der Zusatz Candidatus vor dem eigentlichen Artnamen bedeutet, dass es bislang nicht gelungen ist, das betreffende Bakterium zu kultivieren. Eine erste Infektion beim Menschen wurde 2010 in Schweden entdeckt. Erkrankt man, kann das zu Fieber, Muskel- und Gelenksschmerzen, aber auch zu einem erhöhten Risiko für Thrombosen und Embolien führen. Gefährdet sind vor allem ältere und immunschwache Personen. Ein zweiter ähnlicher Erreger, Candidatus Neoehrlichia lotoris, wurde bisher ausschließlich in US-amerikanischen Waschbären nachgewiesen. Diese Variante steht dem nun in Vorarlberg entdeckten Bakterium laut VetMed näher. Nun wurden Wissenschafter um Adnan Hodzic vom Institut für Parasitologie an der Vetmed, der sich für wild lebende Fleischfresser interessiert, die nach Zeckenbissen als Reservoire von Krankheitserregern fungieren, auf eine neue Form des Bakteriums aufmerksam. Im vergangenen Jahr sammelten die Forscher 164 Milzproben von erlegten Füchsen in Tirol und Vorarlberg. Als Wirtin für den genetisch zwischen den beiden bekannten Neoehrlichia-Formen angesiedelten neuen Erreger wurde eine Rotfüchsin aus dem Raum Feldkirch identifiziert. Es benötigt weitere Untersuchungen, um das Bakterium genau systematisch einordnen zu können. Es steht jedoch fest, dass es sich um einen potenziell zoonotischen Erreger handeln könnte, der also vom Tier auf den Menschen übertragbar wäre. Wie sich eine Infektion auf den Menschen oder auf Haustiere auswirken könnte, wissen wir noch nicht, erklärte Studienleiter Hans-Peter Führer. Bisher bekannt gewordene Infektionen mit den verwandten Erregern führten zu Grippesymptomen. Da die Erkrankung noch weitgehend unbekannt sei, möchten wir Bewusstsein für diesen Erreger schaffen. Medizinerinnen und Mediziner sollten bei entsprechenden Symptomen wissen, was zu tun ist. Mit dem Antibiotikum Doxycyclin kann eine Infektion behandelt werden, so Hodzic. Wissenschaft;Oberösterreichische Forscher entwickeln ein System, um Flugzeugteile mit Wärmebildkameras auf Risse und Poren zu prüfen. Wels – Wärme wird, egal ob sie von der Sonne oder vom Heizkörper kommt, durch thermische Strahlung übertragen, die außerhalb des für Menschen sichtbaren Lichtspektrums liegt. Viele Anwendungen greifen auf die Messung dieser elektromagnetischen Wellen im Infrarotbereich zurück – sei es, um den Energieverlust eines Hauses durch ungenügende Dämmung zu eruieren oder um über die Verteilung der Körpertemperatur auf Krankheiten zu schließen. Das Verfahren, das die Intensität der Infrarotstrahlen misst, wird Thermografie genannt. Das Messinstrument ist eine Wärmebildkamera. Dasselbe Prinzip ermöglicht es aber auch, in einen Werkstoff hineinzuschauen, um Materialfehler zu erkennen, erklärt der Physiker und Dekan der FH Oberösterreich in Wels, Günther Hendorfer. Er leitet ein Projekt, das die zerstörungsfreie Werkstoffprüfung per aktiver Thermografie zu einer effizienten industriellen Anwendung optimieren soll. Ein Einsatzbereich für die Methode sind Bauteile aus Verbundwerkstoffen in der Luftfahrt, wo Materialfehler oder von außen unsichtbare Schäden – etwa nach Vogelschlag – ausgeschlossen werden müssen. Industriepartner ist der Flugzeugteilehersteller FACC. Aktiv bedeutet im Zusammenhang mit Thermografie, dass dem Werkstoff bei der Prüfung kontrolliert Energie zugeführt wird. Wir selbst führen Wärme in Form eines Lichtblitzes zu, der Energie an der Oberfläche des Bauteils deponiert, erklärt Hendorfer den Prüfprozess. In den Sekunden darauf verteilt sich die Energie gleichmäßig in dem Material. Von der Art, wie sich diese Wärmeflüsse ausbreiten – wie rasch sie ansteigen, wie schnell sie abklingen -, kann man auf Fehler im Werkstoff schließen. Die so gewonnenen Rohbilder bringen allerdings noch keine Erkenntnis, so Hendorfer. Die Werte, die sie repräsentieren, müssen zuerst mit physikalischen Modellen abgeglichen werden, um die gewünschte Informationen über Porosität, Risse oder andere Materialfehler, zu extrahieren – ein noch sehr komplexer Prozess, den die Forscher vereinfachen wollen, um ihn im Industrieumfeld besser umsetzen zu können. Am Ende soll ein farblich codiertes Bild etwa über den Grad der Porosität in den verschiedenen Regionen eines Bauteils aufklären. Neben Carbonfasern und weiteren Kunststoffen können auch Glas, Holz und alle anderen Materialien mit einer nicht allzu hohen Wärmeleitkonstante untersucht werden. Bei Metallen funktioniere das Prinzip weniger gut, weil der Energieimpuls im Material zu rasch zerfließt. Um hier ein Temperatur-Zeit-Diagramm ableiten zu können, ist ein hoher technischer Aufwand erforderlich. Die Kameras müssen dabei nicht nur eine viel größere Anzahl von Bildern pro Sekunde aufnehmen können, sondern auch eine viel höhere Temperaturauflösung mitbringen. Hendorfer und Kollegen wollen beitragen, die aktive Thermografie als Alternative zur bisher gängigen Ultraschalluntersuchung von Flugzeugbauteilen zu etablieren. Die Vorteile liegen auf der Hand: Ultraschallgeräte müssen immer wieder hochgenau positioniert werden, erklärt Hendorfer. Eine Wärmebildkamera kann dagegen eine Komponente großflächig aufnehmen und damit wesentlich schneller und kostengünstiger die gewünschten Ergebnisse liefern. Bei großen Flugzeugbauteilen könnte die Kamera sogar von einem Roboterarm automatisch geführt werden. Für gewisse Fehler ist die Aktive Thermografie bereits jetzt außerhalb der Forschungslabors im Einsatz, so der Forscher. Etwa bei großflächigen Enthaftungen in den Verbundwerkstoffen, die aus vielen Einzelschichten aufgebaut sind. Bei der Erkennung von Delaminationen ist die Technik bereits in die Praxis gelangt. Die Fehler im Durchmesser von einem Zentimeter können standardmäßig schon recht gut erkannt werden. Wissenschaft;London – Was kann man tun, um die Bevölkerung zu bewussterer Ernährung und mehr Sport zu verleiten? Am besten, man zeigt ihr, wie viel man Schwitzen muss, damit man etwa diese eine Chipspackung wieder von den Hüften kriegt. In diese Richtung jedenfalls geht der Vorschlag britischer Forscher, um beides zu erreichen: Im Fachblatt The British Medical Journal fordern sie, dass auf Lebensmitteln vermerkt wird, wie viel Bewegung nötig ist, um deren Inhalt vollständig zu verbrennen. Da schlägt dann beispielsweise eine Dose Limonade mit fast 30 Minuten Gehen schon ordentlich zu Buche. Dies würde nach Ansicht der Forscher viele vom Naschen abschrecken. Dank ihrer leichten Verständlichkeit und Vergleichbarkeit bietet eine Beschriftung mit dem Bewegungs-Äquivalent der enthaltenen Kalorien eine Referenz, mit der praktisch jeder etwas anfangen kann, meint Shirley Cramer von der Royal Society of Public Health. (tberg) AbstractThe BMJ: Food should be labelled with the equivalent exercise to expend its calories. Wissenschaft;Zwei Forscherinnen haben einen Test entwickelt, der misst, wie optimistisch Goldhamster sind. Es zeigte sich: Auch die Nager wollen schön wohnen. Liverpool/Wien – Anderswo werden Hamster als Schädlinge gejagt und an Katzen verfüttert. Hierzulande zählen sie zu den beliebtesten Haustieren. Ganz einfach sind die kleinen Nager allerdings nicht zu halten: Sie haben es gerne ruhig, sie sind Eigenbrötler, und sie wollen in ihrem Käfig beschäftigt werden. Doch wie können Hamsterbesitzer erkennen, ob es dem putzigen Haustier auch wirklich gut geht? Dieser Frage sind Emily Bethell und Nicola Koyama (Liverpool John Moores Universität) in einer aufwendigen Studie nachgegangen. Sie wollten zum einen herausfinden, wie die Zufriedenheit der Tiere gemessen werden kann. Zugleich testeten sie, welche Art von Umgebung die Hamster besonders glücklich macht. Für ihre Untersuchung, die im Fachblatt Open Science der Royal Society erschien, hielten die Forscherinnen Goldhamster zunächst in Standard-Laborkäfigen, die nur mit Streu, einem einfachen Laufrad und Röhren ausgestattet waren. Im zweiten Schritt wurde die Einrichtung verändert: Manche Käfige wurden verschönert, erhielten mehr Streu und Nestmaterial, bunte Plastikhäuser und Holzelemente, eine Hängematte, Knabberstangen und ein Luxus-Flüster-Laufrad. Andere Hamster hatten weniger Glück: Ihnen wurde von der spärlichen Standardeinrichtung sogar noch etwas weggenommen. Anschließend ging es zum eigens entwickelten Stimmungstest, mit dem Bethell und Koyama die Laune der Hamster wissenschaftlich überprüften: eine Tränke mit mehreren Behältern. Bereits in früheren Experimenten hatten die Hamster gelernt, dass an bestimmten Stellen Zuckerwasser und an anderen eine bittere Chininlösung aus den Trinkhaltern kam. Bei manchen Stellen kannten die Hamster den Inhalt aber nicht: Es konnte entweder das Zuckerwasser oder der bittere Chinintrank sein. Die Hamster aus den gut ausgestatteten Luxuskäfigen seien optimistischer gewesen als die anderen, berichten die Forscherinnen. Sie versuchten öfters, einen Schluck aus den Flaschen mit unklarem Inhalt zu nehmen. Hamster, die in den spärlich eingerichteten Käfigen hausten, gingen hingegen lieber auf Nummer sicher. Die Forscherinnen konnten zwar nicht sagen, ob sich die Tiere in den aufgemöbelten Käfigen glücklich fühlten. Optimistischer schienen sie allemal. Wie Bethell und Koyama argumentieren, eröffne dieses Modell des sogenannten Judgement Bias neue Möglichkeiten, bestimmte Emotionen von Versuchstieren zu messen – und auch eine artgerechte Haltung für Hamster zu entwickeln. Schöner wohnen wollen die Nager allemal. Nicht-Wissenschaft;Vorwürfe gegen den Fifa-Kandidaten Al Khalifa aus Bahrain verstummen nicht. Kein Scheich für die Fifa: Auf der Zielgeraden des Präsidentschaftswahlkampfes machen der deutsche und englische Fußball mobil gegen den Favoriten Salman bin Ibrahim Al Khalifa (50). Gegen den Bahrainer stehen weiterhin teils schwere Menschenrechtsverletzungen im Raum – deshalb werden wir ihn nicht wählen, sagte DFB-Interimspräsident Reinhard Rauball (69) der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Allerdings hat der Scheich auch so genug Freunde. Am Donnerstag, acht Tage vor der Wahl des Nachfolgers von Joseph S. Blatter (79) in Zürich, bekräftigte die asiatische Konföderation AFC erneut ihre Unterstützung für ihren Verbandsboss. Scheich Salman ist seit 2013 AFC-Präsident. Für ein vereintes Asien, hieß es. Zu den derzeit 44 AFC-Stimmen werden sehr viele der 54 aus Afrika kommen – und das ist fast die (nötige) halbe Miete gegen UEFA-Generalsekretär Gianni Infantino (45/Schweiz), der als einzig ernsthafter Gegenkandidat ins Rennen geht. Die Scheich-Gegner brauchen deshalb einen Plan B. Wenn Scheich Salman gewählt wird, dann muss man jede Gelegenheit nutzen, das Thema Menschenrechte anzusprechen, sagte Rauball: Und darf auch nicht müde werden, nachdem man es zwei, dreimal gemacht hat und sagen, das reicht dann auch. Nein, da ist Nachhaltigkeit und Kontinuität gefragt. Im Kern geht es bei den Vorwürfen gegen den Scheich um die Frage, ob oder wie er während des Arabischen Frühlings im Jahr 2011 an der Verfolgung und Folterung von Schiiten, darunter auch Sportler, in seinem Land beteiligt war. Salman bin Ibrahim Al Khalifa ist Mitglied der königlichen Familie Bahrains, damals war er Präsident des nationalen Fußballverbandes. Niemand leugnet, dass es damals zu Menschenrechtsverletzungen auch gegen Sportler gekommen ist. Es geht darum, ob er beteiligt war, sagte Greg Dyke, Chef der englischen FA: Die Frage ist: Spielt es eine Rolle, ob er beteiligt war? Oder darf – gemessen an den Vorfällen von 2011 – überhaupt jemand aus Bahrain die Welt des Fußballs lenken? Ich persönlich habe meine Zweifel. Die Verankerung von Menschenrechten in den Fifa-Statuten ist ein zentraler Bestandteil des Reformpakets, das in der kommenden Woche verabschiedet werden soll. Und dann der Scheich als FIFA-Boss? Ich hatte gehofft, dass er schon sehr viel früher glaubwürdige Gegenargumente bringen würde, was aber bisher außer formalen Dementis nicht geschehen ist, sagte Rauball. Der 50 Jahre alte Fifa-Kandidat Scheich Salman hatte zuletzt im Spiegel-Interview von einer düsteren Kampagne gesprochen. Ich verurteile jegliche Form von Menschenrechtsverletzungen, sagte er: In welchem Land der Welt auch immer! Im Schweizer Tagesanzeiger beteuerte der Scheich: Ich war in keinerlei politische Entscheidungen involviert. Er habe auch gar nicht die Macht gehabt, Sportler verhaften zu lassen. Verschiedene Menschenrechtsorganisationen haben diesbezüglich ihre Zweifel. Wissenschaft;Blätter könnten noch aus der Zeit Mohammeds stammen und waren irrtümlich mit einem jüngeren Text zusammengebunden. Birmingham – Es dürfte eines der ältesten Koran-Manuskripte der Welt sein, vielleicht sogar das älteste erhalten gebliebene: Forscher haben zwei Pergamentblätter aus dem Besitz der Universität Birmingham etwa auf das Jahr 600 datiert. Lange Zeit waren die Pergamentblätter, die die Suren 18 bis 20 umfassen, irrtümlich mit einem ähnlichen Koran-Manuskript zusammengebunden, das auf das späte siebente Jahrhundert datiert ist. Nun erbrachte die Untersuchung der Blätter aber ein ganz anderes Ergebnis: Mit einer Wahrscheinlichkeit von 95,4 Prozent sei das Manuskript zwischen 568 und 645 entstanden, teilte die Hochschule mit. Die Schrift könnte damit aus der Zeit des Religionsgründers Mohammed stammen und wäre eine der ältesten erhaltenen Versionen des Korans. Ermittelt wurde das mit der Radiokarbonmethode in einem Labor der Universität Oxford. Die Entdeckung sei ein bedeutender Beitrag für das Verständnis der frühesten Abschriften des Korans, sagte Susan Worrall, die die Cadbury-Forschungsbibliothek an der Universität leitet. Wir sind begeistert, dass so ein wichtiges historisches Dokument hier in Birmingham ist, der kulturell vielfältigsten Stadt Großbritanniens. Wissenschaft;Antike Metropole spielte vom Neolithikum bis ins Mittelalter eine wichtige Rolle. Österreichische Archäologen graben seit 120 Jahren dort. Wien/Bonn/Ephesos – Die UN-Kulturorganisation UNESCO hat die türkische Ausgrabungsstätte Ephesos in die Weltkulturerbeliste aufgenommen. Die antike Stadt, die seit 120 Jahren unter österreichischer Leitung ausgegraben wird, blickt auf eine 9.000-jährige Geschichte zurück. Die Archäologin Sabine Ladstätter, irektorin des Österreichischen Archäologischen Instituts (ÖAI) und Grabungsleiterin in Ephesos, zeigte sich über die Entscheidung hoch erfreut. Neben der antiken Ruinenstadt selbst wurden auch in der Umgebung liegende Stätten wie der Siedlungshügel Cukurici Höyük mit seinen prähistorischen Funden, der Ayasuluk-Hügel mit der Johannesbasilika und türkischen Monumenten sowie das angebliche Sterbehaus Marias als neuzeitlicher Pilgerort für Christen und Muslime zum Weltkulturerbe erklärt. Die UNESCO bezeichnet Ephesos als ein herausragendes Beispiel für eine von Umweltfaktoren geprägten Siedlungslandschaft und außergewöhnliches Zeugnis der kulturellen Traditionen der hellenistischen, römischen, christlichen und türkischen Zeit. Die heute wieder sichtbaren Baudenkmäler seien einzigartig in ihrem historischen Kontext, ihrer künstlerischen Verarbeitung und ihrer Bedeutung als wissenschaftliche Quelle. Ephesos war eine der bedeutendsten Städte des Altertums, die sich rühmen konnte, mit dem Heiligtum der Artemis eines der Sieben Weltwunder der Antike zu besitzen. Neben dem Artemistempel zählen die Celsusbibliothek, die Hanghäuser genannten antiken Luxuswohnungen, die Marienkirche und die Johannesbasilika zu den bekanntesten Bauwerken von Ephesos. Wissenschaft;Die American Geophysical Union ehrt Günter Blöschl von der TU Wien mit der höchsten Auszeichnung auf dem Gebiet der Hydrologie. Wien/San Francisco – Günter Blöschl vom Institut für Wasserbau und Ingenieurhydrologie der Technischen Universität (TU) Wien wird mit der Robert E. Horton Medaille geehrt. Die von der American Geophysical Union (AGU) jährlich vergebene Auszeichnung gilt als die höchste auf dem Gebiet der Hydrologie. Blöschl erhält die Medaille am morgigen Mittwoch in San Francisco, wie die TU mitteilte. Blöschl sei nicht nur ein hervorragender Forscher und Lehrer, sondern habe durch seine visionären Ideen die Hydrologie maßgeblich beeinflusst, begründete die AGU ihre Entscheidung. Der 55-jährige Wissenschafter ist seit 1997 Assistenzprofessor und seit 2007 Ordentlicher Professor an der TU Wien. Blöschl ist Vorsitzender der European Geosciences Union (EGU) und Präsident der International Association of Hydrological Sciences. Eines der zentralen Themen in Günter Blöschls Forschung ist die Entstehung von Hochwassern: Er entwickelte das Konzept der Flutfrequenzhydrologie (Flood Frequency Hydrology), das die zeitliche und räumliche Verteilung von Hochwassern statistisch untersucht und die Erkenntnisse daraus mit dem hydrologischen Wissen über die Entstehung von Hochwassern verbindet. Damit habe Blöschl nicht nur sein eigenes Forschungsgebiet geprägt, sondern auch Einfluss auf gesetzliche Vorschriften und Hochwasserrichtlinien in mehreren Ländern ausgeübt, insbesondere in den Anrainerstaaten der Donau. Nicht-Wissenschaft;Journalisten und anderen Mitarbeitern soll der Abgang schmackhaft gemacht werden. Wien/New York – Die New York Times will Personal abbauen. Journalisten und Mitarbeitern aus anderen Abteilungen sollen Angebote gemacht werden, das Unternehmen zu verlassen. Das gab das Medium am Mittwoch bekannt. Die Abgänge sollen wiederum Ressourcen für weitere Investitionen im Digitalbereich freimachen, heißt es. Wie viele Mitarbeiter betroffen sind und was passiert, wenn sich keine freiwilligen Personalreduktion realisieren lässt, ist noch unklar. Wissenschaft;In einem Studentenheim in der Wiener Seestadt Aspern wird die Nutzung von Photovoltaik und großer Energiespeicher erprobt. Wien – Auf dem Dach des Green House befinden sich 738 Photovoltaikpaneele mit einer Gesamtfläche von mehr als 1200 Quadratmetern und einer Maximalleistung von 222 Kilowatt. Jährlich sollen sie 218.000 Kilowattstunden an Strom erzeugen, was etwa dem Verbrauch von 87 Haushalten entspricht. Tief unter der Erde in einem Raum hinter der Sammelgarage befinden sich mehrere kleiderkastengroße Batteriespeicher, die die Anlage ergänzen. Ihr verfügbarer Speicherinhalt beträgt 137 Kilowattstunden und könnte so einen Normalhaushalt zweieinhalb Wochen versorgen. Zum Vergleich: Die günstigen Hausspeicher, mit deren Ankündigung der US-Hersteller Tesla Aufsehen erregt hat, sollen über eine Kapazität von sieben und zehn Kilowattstunden verfügen. Bei Sonne soll der Green-House-Speicher in nur einer Stunde aufgeladen sein. In den Stockwerken zwischen der Solaranlage auf dem Dach und Batteriespeicher im zweiten Untergeschoß befindet sich ein Studentenheim mit 313 Wohneinheiten. Es ist seit knapp einem Jahr in Betrieb und längst bummvoll, wie die Betreiber sagen. Solarkraftwerk und Speicher, die von den Heimbetreibern (WBV-GPA, ÖJAB und ÖAD) von der Wien Energie gepachtet wurden, tragen dazu bei, den Energiebedarf des Gebäudes zu minimieren. Bei entsprechendem Wetter soll der Netzbezug des Gebäudes bei null liegen oder sogar Überschüsse produzieren. Für die Betreiber ist es das weltweit energieeffizienteste Wohnheim für Studierende. Rechnerisch liege das Haus über das Jahr bei 20 Prozent unter der Nullenergie. Das Green House ist eines von drei Gebäuden, über das im Rahmen eines mehrjährigen Forschungsprojekts der Aspern Smart City Research (ASCR) Daten gesammelt werden. Begonnen haben die Untersuchungen mit Jänner 2016. In 15 der Zimmer werden hier – mit Einverständnis der Bewohner – detaillierte Daten über Stromverbrauch, Wärmebedarf und Luftqualität im Zimmer aufgezeichnet. Das soll darüber Aufschluss geben, ob das tatsächliche Nutzerverhalten den Annahmen bei der Planung des Hauses mit seiner speziellen Ökotechnik entspricht. Die Gesellschafter der ASCR sind neben der Wien Energie die Wiener Netze, Siemens, die Wien 3420 Aspern Development AG und die Wirtschaftsagentur Wien. Bis 2018 stehen der Forschungsgesellschaft insgesamt 38,5 Millionen Euro zur Verfügung. 3,7 Millionen kommen vom Klima- und Energiefonds. Die besondere Technik des Passivhauses besteht unter anderem aus CO2-Sensoren in den Zimmern, die mit der Lüftung gekoppelt sind, um immer die richtige Menge Frischluft zuzuführen. Wärmetauscher gewinnen einen Großteil der Wärme zurück. Mikrowellenherde, Dunstabzugshauben, Lüftungsventilatoren und andere Geräte wurden vor der Anschaffung auf ihren tatsächlichen Verbrauch getestet. Alle Standardgeräte sind verfügbar, bei mitgebrachten Geräten wollen die Betreiber die Bewohner aber nicht bevormunden. Mittlerweile würden Studierende ohnehin nicht mehr den Fernseher von der Oma mitbringen, sondern allesamt am Notebook fernschauen. Nicht nur die Nutzungsgewohnheiten der Studierenden, auch das Verhalten des Wohnheims selbst soll evaluiert werden, so ASCR-Geschäftsführer Reinhard Brehmer. Die Solarmodule sind ost- und westseitig so angeordnet, dass über eine möglichst lange Zeitspanne am Tag Strom generiert wird. An wärmeren Tagen soll der tagsüber aufgeladene Batteriespeicher reichen, um trotz der hohen Dichte an Küchen (eine pro Wohneinheit) über die Nacht zu kommen. Das Zusammenspiel aus Erzeugung, Verbrauch und Speicherung wird beobachtet, um für künftige Smart-City-Projekte zu lernen. Nicht-Wissenschaft;Landeshauptmann Pühringer und Innenministerin Mikl-Leitner einigen sich auf Zeitplan. Linz – Die Zelte zur Unterbringung von Asylwerbern in Oberösterreich werden nur bis Ende Juli stehen. Statt dessen gibt es feste Quartiere, die Übersiedelung erfolgt ab 20. Juli. Das sieht ein verbindlicher Zeitplan vor, den Landeshauptmann Josef Pühringer mit Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (beide ÖVP) vereinbart hat, wie er am Donnerstag mitteilte. Derzeit sind in Thalham in St. Georgen im Attergau rund 50 Personen und in Linz rund 230 Personen in Zelten untergebracht. Zahlreiche Quartiere und Übergangsquartiere seien in den vergangenen Tagen bereits geschaffen und dem Innenministerium bekannt gegeben worden, erklärte Pühringer. Eine große Anzahl weiterer Quartiere sei in der Finalisierungsphase. Die Bezirkshauptleute übernehmen auf regionaler Ebene die Koordinationsfunktion. Der Abbau der Zelte sei möglich durch die Effekte des kurzfristig vom Landtag verabschiedeten Unterbringungs-Sicherstellungsgesetzes. Es soll dazu beitragen, dass bis Ende Juli in Oberösterreich weitere 1.500 Quartiere geschaffen werden, bis Ende Juli soll Oberösterreich dann rund 8.000 Plätze für Asylwerber zur Verfügung haben. Der Landeshauptmann wiederholte, dass Zelte keine guten Lösungen seien. Denn diese Art der bedeute, dass Flüchtlinge auf engem Raum leben müssen, was das Aggressionspotenzial steigere, Konflikte seien die logische Folge. Das führe bei den Bürgern zu Ängsten und Unsicherheit. Ebenfalls erneut erhob er die Forderung nach einer gerechteren Verteilung der Flüchtlinge auf die EU-Mitgliedsstaaten: Wir dürfen hier nicht locker lassen. Ich verstehe, dass Menschen verärgert sind, wenn sie sehen, dass 18 von 28 EU-Staaten zusehen, wie die anderen bei der Problemlösung überfordert werden. (APA, 9.7.2015) Nicht-Wissenschaft;'Herbert Fritsch wird nach seiner Karriere als Castorf-Schauspieler als Regisseur viel gefeiert. Mit Molières "Der eingebildete Kranke" gibt er am Samstag seinen lang erwarteten Burgtheater-Einstand. STANDARD: Was ist Bradypepsie? Fritsch: O Gott, da fängt schon das Hauptproblem an. Denn für mich ist nicht so sehr entscheidend, was ein Wort bedeutet, sondern vielmehr dessen Klang. Der vermittelt wesentlich mehr als das, was die Worte angeblich meinen. Deshalb inszeniere ich vor allem nach dem Klang, wie sich die Körper zu einem Klang bewegen. Was Bradypepsie genau ist, weiß ich jetzt gar nicht. Wohl so etwas Ähnliches wie Dyspepsie, Apepsie oder Hydropsie. STANDARD: Sämtliche Verdauungserkrankungen, an denen der eingebildete Kranke bei Molière zu leiden meint. Fritsch: Ja, genau, Wassersucht, Austrocknung, Durchfall usw. STANDARD: Molière, der sein Theater auch aus dem eigenen Spiel heraus entwickelte, passt sehr gut zu Ihrem Theaterverständnis. Warum hat es mit dem eingebildeten Kranken doch so lange gedauert? Fritsch: Um den eingebildeten Kranken habe ich einen großen Bogen gemacht – aus ganz persönlichen Gründen. Aber nachdem ich mit Joachim Meyerhoff in Hamburg Die Schule der Frauen gemacht habe, fasste ich Mut. STANDARD: Molières Truppe hat zu einer Zeit gespielt, als in Paris viele Ballhäuser in Theater umgewandelt wurden, auch das Palais Royale, in dem Le Malade imaginaire 1673 uraufgeführt wurde. Sehen Sie sich dieser Tradition des Feierlichen verpflichtet? Fritsch: Ich fühle mich jedenfalls von Molière vollkommen verstanden. Ich stehe aber sehr gern in der Tradition des Burgtheaters, Josef Kainz vergöttere ich. Das interessiert mich tausendmal mehr als viele moderne Sachen. Ich bin ein konservativer Regisseur. STANDARD: Gehen Sie an collagehafte Abende anders heran als an klassische Stücktexte? Fritsch: Nein, denn auch Abende mit Nummerncharakter, wie sie zum Beispiel in der Barockoper üblich waren, haben einen Bogen. Bei Molière ist das Stück ja auch zusammengesetzt aus einzelnen Uhrwerken. Lauter kleine Mechaniken, die ganz sauber funktionieren. So eine Komödienmaschine findet man in der zeitgenössischen Theaterliteratur kaum. Ich stehe aber voll ein für das So-tun-als-ob. Arm abhacken! Grimassen schneiden! Wir betrügen die Leute bis zum Gehtnichtmehr. STANDARD: Als Regisseur erspielen Sie mit dem Ensemble den Text. Einen Plan muss es aber geben. Fritsch: Es schwebte mir nichts vor. Ich wusste zu Beginn nur, dass ich Joachim Meyerhoff besetzen möchte. Erst die Schauspieler, die so nach und nach dazukommen, inspirieren mich und treiben alles weiter. Natürlich habe ich eine grundsätzliche Idee von Spielweisen. Ich bin ja nach wie vor nicht wirklich ein Regisseur, sondern ein Schauspieler. Und als solcher versuche ich die Spieler zu coachen. Ich habe also kein Konzept, in das ich Leute hineinzwänge. Ich will ermutigen zum Fratzenschneiden, zum Körperverrenken, um damit noch viel mehr zu erzählen. Es kommt doch immer auf das Dazwischen an. STANDARD: Können Sie dieses Dazwischen näher erklären? Fritsch: Die Commedia dellarte zum Beispiel: Ein Pärchen will zusammenkommen, der böse Onkel ist dagegen, dann kommen ein paar Hanswurste, machen Faxen, und am Ende können sie doch zusammen sein. Die Story ist immer simpel, aber das, was die Spieler dazwischen artistisch erzeugen, das sagt tausendmal mehr aus als die Worte im Text. Das Artistische ist für mich etwas sehr entscheidendes, die große Präzision, mit der Sachen stattfinden. Jede Szene muss ein Kunststück sein! Theater ist nicht der Ort der Dichterverehrung und Literaturzelebration. Theater entsteht im Theater, nicht am Schreibtisch. STANDARD: Ihr Theater wird oft als schrill oder überdreht beschrieben. Fühlen Sie sich zu eindimensional betrachtet? Fritsch: Ja, doch. Klamauk heißt es auch oft. Niemand würde Picassos Guernica als albern bezeichnen, auch wenn die einzelnen Figuren Witzfiguren sein könnten. Sie sagen dennoch etwas sehr Dramatisches aus. Ich denke, man könnte mit meinen Mitteln sicher auch eine Tragödie machen. Ich werde das eines Tages probieren. STANDARD: Sie mögen den Begriff Sprechtheater nicht. Wie werden Sie mit Moliére dagegen vorgehen? Fritsch: Bunt, laut und schnell. STANDARD: Sie schätzen das Pathos der Monologe von Alexander Moissi oder Josef Kainz und wollen keine Realitätsnähe auf der Bühne. Sind Sie gewissermaßen ein Befürworter des falschen Tons? Fritsch: Ja, in der Tat. Ich bin auch ein Befürworter von Bad Acting! Wenn das mit Selbstbewusstsein gemacht wird. Da steckt viel drin. Ich will diese ehrlichen Bilder brechen, sie zerreißen. Übrigens auch Fernsehbilder. Alle haben dort ein und dasselbe Gesicht, ein und dieselbe Pose; es gibt keinen Ausdruck mehr, keine Gestikulation. Wie langweilig! Wenn einer eine Grimasse schneidet, haben alle sofort Angst. Der Harlekin hat in manchen Masken an der Stirn noch die zwei Höcker, des Teufels Hörner. Früher musste der Teufelsdarsteller außerhalb des Friedhofs begraben werden, so viel Angst hatte man vor ihm. Das wirkt bis heute noch nach. Harlekins wurden hingerichtet für das, was sie gespielt, für die Freiheiten, die sie sich genommen haben. STANDARD: Was nimmt man von Ihrem Abend mit nach Hause? Fritsch: Das Theater macht uns nicht besser. Wir hätten genug Zeit gehabt, das Gegenteil zu beweisen. Ich finde es schön, dass das Theater verrucht, kriminell und bis zur Hysterie lustig sein kann. Es ist keine Universität, keine Schule, kein Krankenhaus, sondern ein kultischer Ort. Wir nehmen vom Theater keineswegs unser Päckchen schön mit nach Hause und sprechen dann nochmal darüber. Das ist völliger Blödsinn. Es muss nur eines: Spaß machen, ein Rausch sein.' Nicht-Wissenschaft;Den mit 10.000 Euro dotierten Preis wird Haidar am 23. April im Rahmen eines öffentlichen Festakts in der Deutschen Nationalbibliothek Frankfurt entgegennehmen. Riad/Frankfurt/Wien – Der in Saudi-Arabien zu zehn Jahren Haft und 1.000 Peitschenhieben verurteilte Blogger Raif Badawi und seine Frau, die Menschenrechtsaktivistin Ensaf Haidar, werden mit dem Deschner-Preis der Giordano-Bruno-Stiftung ausgezeichnet. Den mit 10.000 Euro dotierten Preis wird Haidar am 23. April im Rahmen eines öffentlichen Festakts in der Deutschen Nationalbibliothek Frankfurt entgegennehmen. Mit der Preisvergabe ehrt die Giordano-Bruno-Stiftung Raif Badawi und Ensaf Haidar für ihren gemeinsamen, mutigen und aufopferungsvollen Einsatz für Säkularismus, Liberalismus und Menschenrechte, der weit über Saudi-Arabien hinaus Bedeutung hat, erklärte der Stiftungs-Vorstandssprecher Michael Schmidt-Salomon am Mittwoch in einer Presseaussendung. Zugleich soll der Festakt dazu dienen, die Aufmerksamkeit der deutschen Medien und der deutschen Politik noch einmal auf die skandalöse Behandlung Badawis zu lenken. Der Deutsche Bundestag hat zwar Ende Jänner die unverzügliche Freilassung des Sacharow-Preisträgers gefordert, sich aber mehrheitlich nicht dazu entschließen können, stärkeren Druck auf Saudi-Arabien auszuüben, was wir für einen schweren Fehler halten, so Schmidt-Salomon. Österreichische Politiker wie Bundespräsident Heinz Fischer und Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) haben mehrfach Badawis Freilassung gefordert. Aus dem saudischen Außenministerium hieß es, man verbitte sich jede Einmischung. Mit dem Deschner-Preis werden Menschen ausgezeichnet, die sich in herausragender Weise auf dem Gebiet der Religions- und Ideologiekritik engagiert haben. Das Europaparlament zeichnete den Blogger 2015 mit dem Sacharow-Menschenrechtspreis aus, den ebenfalls seine Frau Ensar Haidar in Straßburg entgegen nahm. Der saudische Blogger Raif Badawi war im Mai 2014 zu zehn Jahren Haft, 1.000 Stockhieben, einem 20-jährigen Arbeitsverbot und einer hohen Geldstrafe verurteilt worden, weil er in Internetforen den Islam beleidigt haben soll. Die ersten 50 Stockhiebe hat er bereits erhalten, die weiteren Hiebe wurden vorläufig ausgesetzt, offiziell aus Gesundheitsgründen. Nicht-Wissenschaft;Hackerteam erzielt große Fortschritte innerhalb der ersten zwei Monate seit Start des Projekts. Nach dem Konzeptbeweis für den ersten funktionstüchtigen Wii-U-Emulator Cemu konnte das Hacker-Team mittlerweile einige Fortschritte erzielen und so auch Games am PC zum Laufen bringen. Gut spielbar ist etwa der grafisch weniger aufwendige Titel Shovel Knights, nun haben sich die Tüftler das technisch opulentere Rennspiel Mario Kart 8 vorgenommen, berichtet die Seite Overclock3D. Ein Videomitschnitt von Mario Kart 8 im Cemu-Emulator zeigt, dass das Spiel bereits am PC läuft, wenngleich die Performance noch weit von guter Spielbarkeit entfernt ist und einige grafische Fehler zu vermerken sind. Dabei kam ein Computer mit Intel Core i5 3570k-Prozessor, Nvidia GTX 770-Grafikkarte und 8GB Arbeitsspeicher zum Einsatz. Zwar ist der Emulator noch nicht vernünftig einsetzbar, allerdings konnten die Entwickler seit der Vorstellung Mitte Oktober bereits zahlreiche Fortschritte verbuchen. Die aktuelle Version umfasst unter anderem Controller-Optionen und Verbesserungen bei der Emulation grafischer Elemente wie Shader und Texturen. Während die Cemu-Coder noch einiges an Arbeit vor sich haben, meldete ein Hacker an anderer Stelle, erstmals die PS4 geknackt zu haben – mit der Aussicht, nicht autorisierte Software auf der Konsole abspielen zu können. Auch dort ist der Weg zum Erfolg allerdings noch sehr steil. Nicht-Wissenschaft;Zur 30. Ausgabe der SXSW kommen wieder Künstler, Nerds und Musiker aus aller Welt nach Texas. Was als kleine Konferenz begann, zählt inzwischen zu den größten Musik-, Medien- und Technologie-Festivals weltweit. Zur 30. Ausgabe von South by Southwest (SXSW) strömen wieder Zehntausende Internetunternehmer, Musiker und Filmschaffende nach Austin im US-Bundesstaat Texas. Die Eröffnungsrede am Freitag hält niemand geringeres als US-Präsident Barack Obama. Am Mittwoch drauf spricht seine Frau Michelle Obama über ihr Herzensthema – die Frage, wie man weltweit die Bildungschancen von Mädchen verbessern kann. Ich kann mir keine bessere Art vorstellen, unser 30. Jubiläum zu feiern, sagte Festival-Gründer Roland Swenson. Es sei das erste Mal in der SXSW-Geschichte, dass ein amtierender Präsident nebst Ehefrau zu dem zehntägigen Spektakel nach Austin komme. Doch zwischen dem 11. und 20. März wird noch viel mehr geboten. Knapp 2.000 Konzerte von Musikern aus aller Welt stehen auf dem Programm. So stellt etwa Punk-Ikone Iggy Pop am Mittwoch sein mit Spannung erwartetes neues Album Post Pop Depression live vor. Aus Österreich ist u.a. Hubert von Goisern dabei. In der Film-Sparte laufen zahlreichen Premieren, dazu gibt es Debatten mit Branchenexperten. Auch im Technologie-Bereich geht es um neue Trends und Entwicklungen. Im German Haus diskutieren Vertreter der deutschen Digital-Szene über Themen wie New Media, virtuelle Realität (VR) oder Smart Cities. Junge Internet-Unternehmer träumen unterdessen vom großen Durchbruch, schließlich konnten bereits Dienste wie Twitter oder Foursquare auf der SXSW erstmals ein größeres Publikum überzeugen. Für den Gründerpreis SXSW Accelerator haben sich gleich mehrere Start-Ups aus Deutschland qualifiziert, etwa die VR-Spezialisten Spherie aus Hamburg und Splash aus Berlin. Im vergangenen Jahr strömten 80.000 Besucher nach Austin. Dabei begann das Spektakel 1987 recht bescheiden mit einer Musikkonferenz und 700 Teilnehmern. 1994 wurde das Festival um die Sparten Film und Interactive ergänzt. Zu den berühmtesten Gästen der vergangenen Jahre zählen etwa Lady Gaga, Mark Zuckerberg, Lena Dunham oder Kanye West. Nicht-Wissenschaft;Zahlst du noch, oder optimierst du schon: Über ein komplexes Firmengeflecht soll sich Ikea jedes Jahr hunderte Millionen Euro an Steuern sparen. Davon soll der Konzern auch in Österreich profitieren. Wien – Ikea verkauft nicht nur Billy-Regale und Pax-Schränke. Der Möbelbauer bietet seinen Kunden an, Teil eines speziellen Lebensgefühls zu werden. Ein familienfreundliches skandinavisches Unternehmen, das Käufer mit Du anredet: Dieses freundliche Gesicht zeigt Ikea gerne. Doch ein von der Grünen-Fraktion im Europaparlament am Freitag vorgelegter Bericht kommt zu dem Ergebnis, dass das schwedische Unternehmen noch ein zweites Gesicht hat. Ikea nutze eine länderübergreifende Firmenstruktur dazu, um seine Steuerlast in Europa massiv zu minimieren. Hunderte Millionen Euro erspare sich der Konzern auf diese Weise. Im Fokus steht eine niederländische Gesellschaft, die Inter Ikea Systems BV. Jedes der 370 Möbelhäuser des Franchiseunternehmens muss drei Prozent seiner Verkaufserlöse an die Ikea Systems abführen. Das ist eine Pauschale für die Nutzung des Markennamens. In Österreich beliefen sich die Lizenzzahlungen im Geschäftsjahr 2014 auf 16 Millionen Euro. Diese Beträge schmälern die Höhe des Firmengewinnes, also die Steuerschuld. Lizenzgebühren zu zahlen ist nichts Ungewöhnliches. Außergewöhnlich ist laut den Grünen, wie Ikea mit diesem Geldfluss in den Niederlanden weiter verfährt. Der absolut größte Teil des Geldes wird aus dem Land nämlich postwendend wieder rausgeschafft. Dazu bedient man sich eines konzerninternen Kredites. Ikea Systems hat sich 2012 ein Darlehen in Höhe von 5,4 Milliarden Euro bei einer anderen Ikea-Gesellschaft namens Interogo in Liechtenstein geholt. Ikea Systems in den Niederlanden muss dieses Darlehen abbezahlen: Zwischen 2012 und 2014 beliefen sich die Rückzahlungen auf fast eine Milliarde Euro. Das Geld landet bei einer zwischengeschalteten Gesellschaft in Luxemburg, wo es mit 0,06 Prozent besteuert wird. Die Luxemburger zahlen ihrerseits eine Dividende an Interogo in Liechtenstein. Interogo ist eine Stiftung, die Dividende bleibt daher steuerfrei. In den Niederlanden wird nur der kleine im Land verbliebene Teil der Gewinne erfasst. Laut den Grünen liegt die reale Steuerquote Ikeas auf die Lizenzgebühren daher zwischen null und fünf Prozent. Nach einer Schätzung könnte sich der Konzern zwischen 2009 und 2014 eine Milliarde Euro an Steuern in der EU legal erspart haben, heißt es im Bericht. Für Österreich betrug die Ersparnis vier Millionen Euro. Vor 2012 sah das Modell mit den Zahlungsflüssen über die Niederlande anders aus. Das Ziel der Steueroptimierung war aber das gleiche. Es nicht das erste Mal, dass die Praktiken des 1943 in Schweden gegründeten Konzerns Schlagzeilen machen. Firmengründer Ingvar Kamprad, ein heute 89-jähriger Selfmademilliardär, wird oft der aggressiven Steueroptimierung bezichtigt. Bisher gab es keine Schätzungen dazu, wie viel die Praktiken einzelne EU-Staaten kosten. Bei Ikea Österreich bestätigt man die Höhe der Lizenzgebühr. Ikea zahle aber in jedem Land, wo man tätig sei, entsprechend den Gesetzen Steuern und Abgaben. Ikea Österreich hatte zuletzt einen Umsatz von 540 Millionen Euro, der Vorsteuergewinn lag bei 22 Millionen. Ikea veröffentlicht keinen umfassenden Geschäftsbericht – aus Firmenbuchmeldungen lässt sich nicht herauslesen, wie viel Steuern auf Gewinne gezahlt wurden. Laut Ikea beliefen sich die Unternehmenssteuern für die vergangenen fünf Jahre auf 58,75 Millionen. Wie die österreichische Finanz Ikeas Lizenzzahlungen behandelt, ob sie voll anerkannt werden, ist wegen des Steuergeheimnisses unbekannt. In Österreich gelten eher strikte Regeln. Ins Ausland geleistete Lizenzzahlungen dürfen seit Februar 2014 nur mehr bedingt als Betriebsausgabe geltend gemacht werden. Die vorgesehene Steuerermäßigung im Ausland darf nicht dazu führen, dass der reale Steuersatz dort auf weniger als zehn Prozent sinkt. Doch laut Alexander Lang, einem Steuerexperten von Deloitte, lässt diese Bestimmung Interpretationsspielraum. Formal gibt es in den Niederlanden für Ikea ja keine richtige Steuerermäßigung, sondern ein Großteil der Zahlungen wird gar nicht erfasst. Die EU-Kommission hat zuletzt eine Reihe von Vorschlägen vorgelegt, um Steueroptimierung in Europa zu bremsen, Unternehmen müssen etwa melden, in welchem Land sie wie viele Abgaben entrichten. Der Kommissionsvorschlag lässt große Lücken offen, sagt der österreichische Grünenabgeordnete Michel Reimon. Jede Steuerlücke für Großkonzerne bedeutet eine Lücke im Budget – und damit eine Lücke im Sozial-, Gesundheits- und Bildungssystem. Nicht-Wissenschaft;Vorgänger soll zu Monatsbeginn hingerichtet worden sein. Pjöngjang – Nach der angeblichen Hinrichtung von Nordkoreas bisherigem Armeechef hat Machthaber Kim Jong-un offenbar einen Nachfolger ernannt. In einem Bericht der amtlichen Nachrichtenagentur KCNA über ein von Kim geleitetes Manöver wurde der frühere Sicherheitsminister Ri Myong-su am Sonntag als Chef des Generalstabs bezeichnet. Auch in einem zweiten KCNA-Bericht über eine Inspektion der Luftwaffe durch Kim wurde die Bezeichnung verwendet. Vor eineinhalb Wochen hatten südkoreanische Medien berichtet, Kim habe den bisherigen Armeechef Ri Yong-gil Anfang Februar hinrichten lassen. Demnach waren ihm Korruption und politische Abtrünnigkeit vorgeworfen worden. Kim soll bereits mehrfach politische Weggefährten gewaltsam aus dem Weg geräumt haben. Offiziell bestätigte Pjöngjang die Berichte nie. Nordkorea gehört zu den am stärksten abgeschotteten Ländern der Welt. Nicht-Wissenschaft;'Leicesters Titelgewinn ist für Stürmer Vardy "ein unglaubliches Gefühl". Leicester – Arm in Arm standen Leicester Citys neue Fußball-Helden im Haus von Torjäger Jamie Vardy vor dem riesigen Flachbild-Fernseher. Als Schiedsrichter Marc Clattenburg die Partie zwischen Chelsea und Tottenham (2:2) am Montagabend abpfiff, kannte der Jubel des neuen englischen Meisters keine Grenzen mehr. ÖFB-Teamkapitän Christian Fuchs und seine Teamkollegen ließen ihren Emotionen freien Lauf. Wie kleine Kinder fielen die Leicester-Profis übereinander her, schrien, kreischten und sprangen wild durcheinander. Die ausgelassene Freude war berechtigt, schließlich hatten Fuchs und seine Teamkollegen gerade eine der größten Sensationen im Weltfußball geschafft. Der 30-jährige Niederösterreicher zeigte auf Twitter und Facebook die Jubelszenen, sein Video wurde in kürzester Zeit zum großen Renner im Netz. CHAMPIONS!!!, schrieb Fuchs voller Stolz dazu. CHAMPIONS!!!! pic.twitter.com/pFtvo5XUNx Ein unglaubliches Gefühl, schilderte Torjäger und Englands Nationalstürmer Vardy seine Emotionen nach dem Titelgewinn. Ich habe so etwas bisher noch nicht gekannt. Wir haben letztes Jahr gerade noch den Klassenerhalt geschafft und werden nun am Samstag die Trophäe in die Höhe stemmen. Es ist der größte Erfolg in der Geschichte eines großen Vereins, und wir alle haben einen Teil dazu beigetragen. Glückwünsche an das Team von Trainer Claudio Ranieri gab es auch vom geschlagenen Verfolger Tottenham. Zuerst möchte ich Claudio und seine Spieler beglückwünschen. Sie haben eine unglaubliche Saison gespielt und den Titel verdient, sagte Trainer Mauricio Pochettino. Vor der Villa von Vardy versammelten sich Hunderte Fans und huldigten ihren Idolen. Auch rund um das King Power Stadium in Leicester und in den Pubs der Stadt feierten die Anhänger den ersten Meistertitel der Vereinsgeschichte bis in die Morgenstunden. (APA; 3.5.2016)' Wissenschaft;'Aufwendungen stiegen auf knapp 500 Millionen Euro. Wien – Die Aufwendungen für die Forschungsprämie sind zwischen 2009 und 2014 um rund 46 Prozent auf 495,2 Mio. Euro gestiegen. Das geht aus einer parlamentarischen Anfragebeantwortung durch Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) hervor. Rund drei Viertel davon gingen an Großbetriebe (über 251 Mitarbeiter). Hier wird bewusst Innovationskraft brach liegen gelassen, kritisierte der anfragestellende FPÖ-Technologiesprecher Gerhard Deimek am Montag in einer Aussendung unter Hinweis darauf, dass Klein- und Mittelbetriebe (KMU) nur etwa ein Viertel der Forschungsprämie erhielten. Definiert man Großbetrieb nach dem Umsatz, gingen sogar 88 Prozent der Forschungsprämie an Großunternehmen (Vom Finanzministerium mit Umsatz über 9,68 Mio. Euro definiert). In den Beobachtungszeitraum fiel die Erhöhung der Forschungsprämie von acht auf zehn Prozent Anfang 2011. Seit Beginn des Jahres 2013 benötigen Unternehmen ein Gutachten der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG), wenn sie die Forschungsprämie für Aufwendungen für Forschung und Entwicklung (F&E) in Anspruch nehmen wollen. Die Erhöhung der Forschungsprämie von zehn Prozent auf zwölf Prozent in diesem Jahr ist in den Zahlen nicht mehr abgebildet. Von 337,5 Mio. Euro im Jahr 2009 stiegen die Ausschüttungen für die Forschungsprämie auf den Höchstwert von 571,7 Mio. Euro im Jahr 2012, gingen im darauffolgenden Jahr auf 377,1 Mio. Euro zurück, um 2014 wieder auf den bisher zweithöchsten Wert von 495,2 Mio. Euro anzusteigen. In den beiden starken Jahren 2012 und 2014 war auch der Anteil der Großbetriebe (definiert nach Mitarbeiterzahl) mit 77 Prozent (2012) bzw. 73,8 Prozent (2014) am höchsten. Mit Anfang 2012 wurde auch der Deckel für die steuerliche Begünstigung von Auftragsforschung von 100.000 Euro auf eine Mio. Euro angehoben, eine Maßnahme, die vor allem KMU ohne eigenes Forschungspersonal unterstützen soll. Die Aufwendungen dafür stiegen von 1,5 Mio. Euro im Jahr 2009 auf 4,7 Mio. Euro im Jahr 2014. Kam diese Maßnahme zwischen 2009 und 2012 überwiegend KMU zugute (Anteil der KMU, definiert nach Mitarbeiterzahl, zwischen 78,5 und 88,3 Prozent), griffen 2013 und 2014 zunehmend Großbetriebe auf dieses Instrument zu (Anteil der Großbetriebe 2013: 47,5 Prozent; 2014: 55,3 Prozent). Die FPÖ ortet angesichts dieser Zahlen erhebliche Ungleichgewichte und fordert eine Neugestaltung der Forschungsprämie, etwa eine großzügige Mindestquote für KMU. Der Präsident der Industriellenvereinigung, Georg Kapsch, hat sich dagegen erst bei den Alpbacher Technologiegesprächen vergangene Woche gegen Änderungen bei der Forschungsprämie ausgesprochen, da werden wir uns mit Händen und Füßen dagegen wehren. Der Anteil der ausländischen Forschung an den gesamten Aufwendungen für Forschung und Entwicklung stagniere seit Jahren, die Prämie sei eines der wenigen Instrumente, mit denen man internationale Unternehmen nach Österreich locken könnte.' Nicht-Wissenschaft;Der Beststellerautor starb an der Nacht auf Montag 67-jährig an Krebs. Wien – Im Jahr 2003, von den Fällen des Kommissars Kurt Wallander war gerade der neunte erschienen, wurde Henning Mankell die Ehre einer Besprechung durch den slowenischen Allesdeuter Slavoj Zizek zuteil. Darin ging es um nicht weniger als um das Schicksal des Kriminalromans im Zeitalter der Globalisierung. Dass das südschwedische Kaff Ystad zu einem Wallfahrtsort für Belesene werden konnte, liegt daran, dass wir umso stärker an besonderen Orten interessiert sind, als die allgemeinen Rahmenbedingungen sich immer stärker vereinheitlichen. Ein besonderer Ort kann gerade dadurch besonders sein, dass er eigentlich ganz und gar gewöhnlich ist. Aber gut, irgendwas ist immer. Die erste Geschichte, die Henning Mankell sich über Kurt Wallander und Ystad ausdachte, handelte von zwei alten Leuten, die im tiefen Winter auf ihrem Bauernhof umgebracht werden. Der Fall wird heikel, weil es um Ausländer, Ausländer geht. Mörder ohne Gesicht (1991) heißt das Buch. Wallander erhält darin Gelegenheit, sich zwischen Weltschmerz und Anstand in ein Gleichgewicht zu bringen, zu dem ihn sein gewichtiger Körper nicht ideal disponiert. Er wird mit seinen Widersprüchen auch zu einer perfekten Verkörperung der skandinavischen Wohlfahrtsgesellschaften, in denen ein Verbrechen besonders schwer wiegt, weil es im Grunde ein hochintegriertes Modell des Zusammenlebens widerruft. Das wird in der globalisierten Welt, in der alles auf alles abgebildet werden kann, intensiv wahrgenommen, und Henning Mankell wurde zu einem der Aushängeschilder des skandinavischen Crime-Booms (Nordic Noir). Seine Respektsbekundungen für große Vorgänger wie das Duo Sjöwall/Wahlöö wurden dabei nicht immer entgolten. Die mit seinem weltweiten Erfolg einhergehenden Möglichkeiten in der intellektuellen Öffentlichkeit nahm Mankell bereitwillig wahr. Schließlich kamen seine Krimis aus einem Engagement, für das er, nachdem er 1968 in Paris den revolutionären Mai nur knapp wegen Heimreise versäumt hatte, vor allem am Theater eine Wirkungsstätte gefunden hatte. Seine lebensprägende Erfahrung der Begegnung mit dem südostafrikanischen Land Mosambik hatte er da schon gemacht. In den frühen Siebzigerjahren kam er zum ersten Mal nach Afrika. 1985 nahm er die Einladung an, sich am Aufbau des Teatro Avenida zu beteiligen, das bis 1974 der portugiesischen Kolonialelite als Treffpunkt gedient hatte, und das nun von einem afrikanischen Ensemble bespielt werden sollte. Mankell blieb über all die Jahre der Ehrenintendant des Avenida und führte auch gelegentlich Regie. Sein Leben teilte er seither zwischen Schweden und Mosambik auf. Von seinen insgesamt rund 40 Büchern sind die Wallander-Titel, die in deutscher Sprache beim Wiener Zsolnay-Verlag erscheinen, die bekanntesten. Drum herum entstand auch eine ganze multimediale Industrie. Vier Darsteller, darunter der shakespeareerprobte Kenneth Branagh, konkurrieren um die Ehre, der bessere Wallander-Darsteller zu sein. Die Zeit seit seiner Krebsdiagnose vor einem Jahr nützte er zu einem Buch über diese Erfahrungen: Treibsand. Was es heißt, ein Mensch zu sein ist nun sein Vermächtnis, wie auch viele Stellungnahmen über den Zustand der Welt, wie sie sich eben nur ein Autor erlauben konnte, dessen Blick auf die Provinz wahrlich und aus eigener Anschauung global war. In der Nacht auf Montag ist Henning Mankell seiner Krankheit erlegen. Er wurde 67 Jahre alt. Nicht-Wissenschaft;"Spiegel online" berichtete von einem umstrittenen Strategiepapier, das die EU-Kommission allerdings als reine Diskussionsgrundlage bezeichnet. Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung. Nicht-Wissenschaft;Der ÖVP-Bund drängt zum wiederholten Mal auf mehr unternehmerische Freiheit. Wien – Mit 90,1 Prozent geht Christoph Leitl in seine fünfte Periode als Präsident des Wirtschaftsbundes. Bei seinen letzten beiden Wiederwahlen waren es noch an die 93 Prozent, bei seiner ersten Verlängerung 2003 hatten sogar 98,1 Prozent der Delegierten der Generalversammlung für den Oberösterreicher gestimmt. In den heurigen 90,1 Prozent sieht Leitl eine Bestätigung für unsere erfolgreiche Arbeit und den klaren Auftrag, diesen Weg mit viel Mut, Optimismus und Tatkraft konsequent weiter zu gehen. Jetzt gelte es, den Standort Österreich wieder zurück zur Spitze zu bringen, es brauche einen Aufschwung für Österreich und die Wirtschaft. Dafür seien bestmögliche Rahmenbedingungen für Wachstum und Beschäftigung sowie mehr unternehmerische Selbstbestimmung erforderlich. Mehr unternehmerische Freiheit ist auch Motto des Leitantrages, der bei der 19. Ordentlichen Generalversammlung einstimmig beschlossen wurde. Österreich versinkt in Bürokratie, Auflagen und Vorschriften. Freies Wirtschaften wird immer schwieriger. Da muss eine Trendwende her, sagte Wirtschaftsbund-Generalsekretär Peter Haubner laut einer Aussendung. Konkret verlangt der Wirtschaftsbund eine Abgabensenkung, eine Dienstleistungsscheck für Tourismus, Gewerbe und Handel, bessere Bedingungen für Neugründer, bessere Finanzierungsmöglichkeiten für Jungunternehmer und Mittelstand sowie einen Investitionsfreibetrag. Als Vizepräsidenten gewählt wurden: Bettina Lorentschitsch, Präsidentin der Julius Raab Stiftung (88,2 Prozent), Renate Scheichelbauer-Schuster, Bundesobfrau der Sparte Gewerbe und Handwerk (92,9 Prozent), WKÖ-Vizepräsidentin Martha Schultz (95,5 Prozent), Staatssekretär Harald Mahrer (92,2 Prozent), WK-Steiermark-Präsident Josef Herk (94,1 Prozent) und Alexander Klacska, Bundesobmann der Sparte Transport und Verkehr (92,9 Prozent). Wissenschaft;Forscher präsentieren umfassende Ergebnisse der Analyse von Staubpartikeln aus den Tiefen des Weltraums. Die Weltraumsonde Ulysses brach 1990 zu einer der herausragendsten Missionen der europäischen Forschungsgeschichte auf: Das Kooperationsprojekt zwischen Esa und Nasa hatte in erster Linie die Erforschung der Sonne zum Ziel. Dafür wurde Ulysses auf eine polare Sonnenumlaufbahn geschickt, für die sie sich beim Jupiter ordentlich Schwung holte. Es war die erste Sonde überhaupt, die unser Zentralgestirn in einem zur Ekliptik um rund 90 Grad verschobenen Orbit umkreiste. Die zweite Aufgabe von Ulysses galt interstellaren Staubpartikeln, die die Sonde auf ihrer 19 Jahre dauernden Mission einfangen und analysieren sollte. Mehr als 900 von ihnen spürte Ulysses auf. Nun legten Wissenschafter erstmals eine umfassende Analyse dieses bisher größten Datensatzes interstellarer Staubteilchen vor. Ihre Bilanz: Im Einflussbereich der Sonne können sich Flugrichtung und -geschwindigkeit der Teilchen stärker ändern als bisher gedacht. Seit etwa 100.000 Jahren durchquert unser Sonnensystem mit einer Geschwindigkeit von etwa 80.000 Kilometer pro Stunde die Lokale Flocke – eine Wolke aus interstellarer Materie mit einem Durchmesser von 30 Lichtjahren. Mikroskopisch kleine Staubteilchen aus dieser Wolke bahnen sich ihren Weg bis ins innere Sonnensystems. Für Forscher sind sie eine Art Botschafter aus den Tiefen des Alls und enthalten grundlegende Informationen über unsere entferntere kosmische Heimat. Mehrere Raumsonden haben die zugereisten Teilchen in der Vergangenheit aufgespürt und charakterisiert. Zu ihnen zählen Galileo und Cassini, welche die Gasplaneten Jupiter und Saturn zum Ziel hatten, sowie die Mission Stardust, die im Jahr 2006 eingefangene interstellare Staubteilchen zur Erde brachte. Die Daten von Ulysses, die wir jetzt erstmals in ihrer Gesamtheit ausgewertet haben, sind einzigartig, sagt Harald Krüger vom Göttinger Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung. 16 Jahre lang untersuchte das Instrument an Bord von Ulysses fast ohne Unterbrechungen den Teilchenstrom von außerhalb unseres Sonnensystems. Im Vergleich dazu lieferten andere Missionen nur Momentaufnahmen. Den Daten der mehr als 900 Teilchen, die das Staubinstrument von Ulysses detektierte, haben die Forscher die bisher detailliertesten Informationen über Masse, Größe und Flugrichtung der interstellaren Wanderer entnommen. Computersimulationen halfen dabei, die verschiedenen Einflüsse der Sonne zu verstehen und voneinander zu trennen. So bestätigten sich frühere Analysen, wonach der interstellare Staub stets in ungefähr derselben Richtung das Sonnensystem durchquert. Sie entspricht der Richtung, in der sich das Sonnensystem und die Lokale Flocke relativ zueinander bewegen. Kleinere Abweichungen von dieser Hauptrichtung hängen von der Masse der Teilchen und vom Einfluss der Sonne ab, sagt Peter Strub vom Göttinger Max-Planck-Institut. Im Jahr 2005 allerdings zeigte sich ein anderes Bild: Die weitgereisten Teilchen erreichten den Staubdetektor aus einer verschobenen Richtung. Unsere Simulationen legen nun nahe, dass auch dieser Effekt auf die Schwankungen des Sonnenmagnetfelds zurückzuführen ist, erklärt Veerle Sterken vom International Space Science Institute in Bern. Veränderte Ausgangsbedingungen in der Lokalen Flocke sind vermutlich nicht der Grund. Auch Größe und Beschaffenheit der Teilchen nahmen die Forscher unter die Lupe. Während die meisten der Staubpartikel im Durchmesser zwischen einem halben und 0,05 Mikrometern (Tausendstel Millimeter) messen, gibt es auch einige auffallend große Exemplare von mehreren Mikrometern Größe. Bemühungen, die Staubteilchen außerhalb unseres Sonnensystems von der Erde aus zu beobachten und zu charakterisieren, liefern keine derart großen Teilchen, sagt Krüger. Im Gegenzug finden sich die sehr kleinen Teilchen, die Astronomen mit Teleskopen typischerweise nachweisen, nicht in den Ulysses-Messungen. Wie Computersimulationen zeigen, laden sich diese Winzlinge im Vergleich zu ihren Massen im Einflussbereich der Sonne stark elektrisch auf, werden abgelenkt und so aus dem Hauptteilchenstrom herausgefiltert. Die Simulationen deuten zudem darauf hin, dass der exotische Staub eine geringe Dichte aufweist und somit porös ist. Die innere Struktur der Teilchen kann der Ulysses-Staubdetektor zwar nicht messen, so Sterken. Am Computer können wir jedoch verschiedene Dichten ausprobieren. Mit porösen Teilchen lassen sich die Messdaten von Ulysses am besten rekonstruieren. Die Zusammensetzung der interstellaren Partikel konnten die Forscher mit dem Staubinstrument auf Ulysses nicht untersuchen. Dies ist jedoch mit dem am Max-Planck-Institut für Kernphysik in Heidelberg entwickelten Nachfolgeinstrument auf der Cassini-Sonde möglich. Diese Messungen werden ganz neue Einblicke in die Entstehungsbedingungen und die Entwicklung der interstellaren Teilchen gewähren. Die Messungen interstellarer Staubteilchen im Sonnensystem erlauben somit einen Blick in die Lokale Flocke, die sich sonst nur durch Beobachtungen von der Erde aus untersuchen lässt. Bei zukünftigen Ausschreibungen der europäischen Weltraumagentur ESA wollen sich Staubforscher mit eigenen Vorschlägen für Missionen zur Untersuchung von interstellarem Staub beteiligen. Nicht-Wissenschaft;Taiwanischer Hersteller setzt auf Convertibles, Gaming und baut ein Windows 10-Smartphone mit Continuum. Das Sprichwort über die Totgesagten, die doch länger leben, ist ein altes und häufig gebrauchtes. Ein aktueller Fall von schlimmer Diagnose ist der PC-Markt, der seit Jahren im Abwind fliegt. Eine Bestandsaufnahme, der Acer, einer der größten Gerätehersteller weltweit, so nicht ganz zustimmt. Dort sieht man eine Evolution des PC-Konzepts an sich und eine dahingehende Veränderung des Marktes. Dieser leistet man Folge, wie man auch zur diesjährigen CES zeigte. Das taiwanische Unternehmen setzt verstärkt auf Convertibles sowie Computer und Zubehör für Gamer. Wir sehen, dass der PC viele neue Formen annimmt, sagt Alexandra Böckelmann, Marketingchefin für Acer im deutschsprachigen Raum im Gespräch mit dem WebStandard. Und manche davon genießen immer mehr Nachfrage, wenngleich der Abwärtstrend des Gesamtmarktes davon noch nicht aufgehalten werden konnte. 2-in-1 ist der Begriff, den das Unternehmen seinen Kombinationen aus Tablet und Laptop gibt. Die dazugehörige Geräteserie heißt Aspire Switch. Neuester Zugang in der Palette, die mit Displaygrößen von zehn bis 12,5 Zoll aufwartet, ist das Switch 12S. Je nach Ausstattung läuft das Gerät mit verschiedenen Modellen von Intels Core-M und richtet sich an Nutzer, die auch ohne problematischer Leistungseinschränkungen arbeiten wollen. Das 12,5-Zoll Display löst mit 1.920 x 1.080 Pixel auf und macht in der Begutachtung einen guten Eindruck in Sachen Farbwiedergabe, Kontraste und Helligkeit. Am Befestigungsmechanismus für die Tableteinheit hat man gearbeitet. Die Verbindung zwischen ihr und dem Keyboard soll nun praktisch verschleißfrei sein, während der Bildschirm nun etwas solider auf seiner Unterlage sitzt. Er kann wie gewohnt abgenommen, oder auch verkehrt herum aufgesteckt werden. Je nach Ausstattungsvariante wird das Switch 12s ab rund 1.200 Euro zu haben sein, wenn es in Österreich und Deutschland an den Start geht. Das soll voraussichtlich Ende März passieren. Angedacht ist auch, ein Modell mit 4K-Display anzubieten. Die Panels dafür wären vorhanden, ob und wo es diese Option geben wird, steht aber noch nicht fest. Dass Acers Switch-Reihe mittlerweile einen recht beachtlichen Umfang an Geräten bietet, ist kein Zufall. Laut Böckelmann zeigte der Convertible-Bereich 2015 das stärkste Wachstum aller PC-Markt-Segmente. Auch 2016 rechnet man mit einer sehr positiven Entwicklung – die flexiblen Mobilrechner sind im Kommen. Während die Erneuerungszyklen traditioneller Desktop-PCs länger werden und die Verkäufe folglich zurückgehen, gibt es in einem anderen, durchaus hochpreisigen Segment wenig Grund zur Sorge. Mehr sogar: Nachdem das Geschäft sich in den letzten Jahren stabil entwickelt hat, stehen die Zeiten im Gaming-Segment laut Acer auf Wachstum. Getrieben wird die Sparte, die für Chiphersteller auch eine Art Vorzeigefunktion erfüllt nicht nur durch den boomenden E-Sport-Bereich, sondern – so die Hoffnung – künftig auch durch den Anbruch des Virtual-Reality-Zeitalters. Das VR-Segment würde man durchaus beobachten, erklärt man. Ankündigungen gebe es aktuell allerdings keine zu machen. Dafür weitet man das Angebot von vorkonfigurierten Desktop-PCs in weitere Sphären aus. Die Predator-Reihe, wie Acer seine Produkte für Videospieler nennt, wurde schon im Sommer um ein Tablet ergänzt. Nun gesellen sich Notebook und neue Accessoirs hinzu. Flaggschiff ist der Predator 17, der mit allerlei rabiat klingenden Features ausgestattet ist. Der Frostcore-Lüfter ist austauschbar, Killer Doubleshot Pro soll die Verwendung von WLAN und kabelgebundenen Netzwerkverbindungen gleichzeitig erlauben. Die ProZone auf der Tastatur liefert frei konfigurierbare Tasten und SoundPound soll für ein gutes Audioerlebnis bürgen. Wer mag, kann auch bis zu drei externe Displays an den Laptop anhängen. Für diese wird auch Nvidias G-Sync unterstützt. Auch hier gibt es verschiedene Ausstattungsvarianten. Die einfachste Ausführung läuft mit einem Core-i5-6300HQ-Prozessor, 8 GB RAM, einer Geforce GTX 970M und einem Full-HD-Display. Die Luxusausführung setzt auf einen Core-i7, 16 GB RAM, Geforce GTX 980M und einem 4K-Bildschirm. Der Arbeitsspeicher lässt sich jeweils selbständig auf bis zu 64 GB aufrüsten. Kostenpunkt: Von 1.800 bis über 3.000 Euro. Die Predator-Linie erhält auch Neuzugänge in puncto Zubehör. Gemeinsam mit dem erfahrenen Gaming Gear-Hersteller Steel Series hat man eine Maus und ein Headset auf den Markt gebracht. Im Smartphone-Bereich setzt Acer seine Windows-Experimente fort – und zwar mit einem Flaggschiff. Unter dem Namen Acer Jade Primo liefert man voraussichtlich ab Mitte März ein Gerät mit Continuum-Unterstützung. Wie das Lumia 950 von Microsoft soll es somit als portabler Ersatz für einen einfachen Desktoprechner dienen können. Das Handy kommt mit einem kräftig leuchtenden 5,5-Zoll-AMOLED-Display und Full HD-Auflösung. Als Basis dient Qualcomms Snapdragon 808 in Verbindung mit drei GB RAM. Dazu gibt es DualSIM-Support, 32 GB Speicher nebst microSD-Steckplatz und eine 21-Megapixel-Kamera um 599 Euro. Während das gezeigte Gerät grundsätzlich fertig war, erhält das Dock noch eine kleine optische Überarbeitung und soll künftig in der Metall-artigen Optik des Handys selbst erstrahlen. Nicht-Wissenschaft;Nach SPÖ-Rochade um den Rücktritt von Martina Schröck will auch die ÖVP für Wohnungsstadträtin der zweitstärksten Fraktion, Elke Kahr, votieren. Graz – Die KPÖ-Stadträtin Elke Kahr wird Vizebürgermeisterin von Graz. Diesmal sind ihr auch die Stimmen der ÖVP gewiss, wie der STANDARD am Dienstag vom Sprecher des Bürgermeisters Siegfried Nagl erfuhr. Als Kahr im Jänner 2013 im Gemeinderat zur Vizestadtchefin gewählt werden sollte, klappte es nicht. Die KPÖ hatte als zweitstärkste Fraktion das Vorschlagsrecht und mit Kahr eine Politikerin, die damals seit 20 Jahren im Gemeinderat und zehn Jahre Wohnungsstadträtin war, doch sie scheiterte in allen drei Wahlgängen. Die ÖVP hatte damals offen angekündigt, Kahr nicht zu wählen, weil die KPÖ einem Sparbudget nicht zustimmen wollte. Doch mit den angekündigten Stimmen von Grünen, FPÖ, einem Piraten und zwei SPÖ-Mandataren hätte es zu Kahrs Wahl reichen sollen. Aber es fehlten Stimmen. FPÖ und Grüne warfen sich damals gegenseitig ein böses Spiel vor. Nutznießerin war schließlich SPÖ-Chefin Martina Schröck, die damals statt Kahr zur Vizebürgermeisterin gewählt wurde. Diese zog sich – wie berichtet – am Montag mit sofortiger Wirkung als SPÖ-Chefin zurück. Ihr Nachfolger ist der 38-jährige Zahntechniker Michael Ehmann. Ob Ehmann, der im Juni auch als Stadtrat angelobt werden soll, auch alle Ressorts, also Jugend, Soziales und vor allem Frauen, von Schröck übernehmen will, wisse er noch nicht. Darüber werde noch beraten, heißt es seitens der SPÖ. Mit der Frauenszene in Graz kam die Soziologin Schröck, die sich in Fragen der Asyl- oder Sozialpolitik weiter links positionierte als ihre Landespartei, nie auf einen grünen Zweig. Weil sie die parteiunabhängige Frauenbeauftragten abmontierte, herrschte Eiszeit. Den Grazerinnen nun einen Mann als Frauenstadtrat vorzusetzen, könnte zum nächsten Konflikt führen. Kahr dürfte jetzt jedenfalls Vizebürgermeisterin werden. Pikanterweise war es nämlich sie, die Nagl 2014 beim Budget aus der Patsche helfen musste, weil er sich mit SPÖ, Grünen und FPÖ nicht einigte. Die Stadtregierung war am Kippen, da sprang Kahr ein und legte ein Budget mit Nagl vor, das deutliche KPÖ-Spuren enthielt. Aus dem Büro Nagl heißt es auf STANDARD-Nachfrage am Dienstag: Selbstverständlich werden wir Elke Kahr diesmal zur Vizebürgermeisterin wählen. Die KPÖ wird auch nicht auf ihr Vorschlagsrecht verzichten: Wir sind die Einzigen, auf deren Kontinuität die Leute bauen können, wir hatten keine Skandale und keine Rochaden, sagt Kahr dem STANDARD. Und sie kenne die Sorgen der Bevölkerung am besten. Allein seit April 2012 kamen 15.200 Bürger persönlich ins Stadtratbüro. Da sind die, die auch anrufen und um Rat fragen, noch gar nicht dabei, so Kahr. Die wichtigsten drei Anliegen: Arbeitsplatz, Wohnen und die Versorgung im Alter. Nicht-Wissenschaft;Premier Davutoglu möchte "von Angesicht zu Angesicht reden". Ankara/Moskau – Nach den jüngsten Vorwürfen des russischen Präsidenten Wladimir Putin hat die türkische Regierung erneut um Entspannung in der eskalierenden Krise geworben. Lasst uns unsere Angelegenheit angehen, indem wir von Angesicht zu Angesicht reden, sagte Ministerpräsident Ahmet Davutoglu nach Angaben der Nachrichtenagentur Anadolu an die Adresse Putins. Aber lasst uns keine Kampagnen gegeneinander führen, die an die Zeit des Kalten Krieges erinnern. Der türkische Regierungschef hielt sich am Freitag zu einem Besuch in Aserbaidschans Hauptstadt Baku auf. Davutoglu sagte, die Türkei hege nicht einmal das geringste negative Gefühl gegenüber dem russischen Volk. Türken und Russen sind zwei große Völker, die die Geschichte Europas und Asiens geprägt haben. Davutoglu betonte erneut, dass sich die Türkei für den Abschuss des russischen Kampfjets in der vergangenen Woche nicht, wie von Moskau verlangt, entschuldigen werde. Wir entschuldigen uns nicht dafür, unsere Grenzen zu schützen. Davutoglu wies erneut die russische Anschuldigung zurück, die türkische Regierung unterstütze die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) und billige den grenzüberschreitenden Ölschmuggel. Er frage sich, warum die Regierung in Moskau solche Anschuldigungen erst seit dem Abschuss des Flugzeuges erhebe. Wissenschaft;Vor allem Springspinnen erweitern ihren Speiseplan um Pflanzen, wie Biologen herausfanden. Das dürfte ihnen einen Überlebensvorteil bringen. Basel – Spinnen sind als Insektenfresser bekannt. Für manche Arten konnte auch nachgewiesen werden, dass sie ihren Speiseplan mit Beutetieren wie Fischen, Fröschen oder gar Fledermäusen erweitern. Biologen der Universität Basel, der Brandeis University in den USA und der britischen Cardiff University berichten nun: Spinnen fressen durchaus auch Pflanzen. Für ihre Studie im Journal of Arachnology sammelten und dokumentierten die Forscher zahlreiche Fälle von pflanzenfressenden Spinnen. Dabei stellten sie fest, dass sich Vertreter von zehn verschiedenen Spinnenfamilien von einer Vielfalt an Pflanzen wie Bäumen, Büschen, Gräsern, Farnen oder Orchideen ernähren. Dabei fressen sie je nach Vorliebe unterschiedliche Pflanzenteile wie Nektar, Pflanzensaft, Honigtau, Blätter, Pollen und Samen. Am häufigsten scheinen Pflanzenfresser unter den Salticidae vorzukommen, einer tagaktiven Familie von Springspinnen. Bis zu 60 Prozent der Pflanzenliebhaber unter den Spinnen gehören zu dieser Familie. Dieses Fressverhalten komme deutlich häufiger in warmen Regionen vor, so die Forscher. Ein Grund dafür könnte sein, das besonders häufig Nektar vertilgt wird – und Pflanzen mit hoher Nektarproduktion kommen eher in wärmeren Gebieten vor. Die Fähigkeit, Nährstoffe aus Pflanzen zu beziehen, erweitert die Nahrungsgrundlage der Tiere, erklärte Studienautor Martin Nyffeler von der Universität Basel. Dies könne ein Überlebensmechanismus sein für Zeiten, in denen Beutetiere rar sind. Außerdem diversifizieren sie dadurch ihren Speiseplan und optimieren die Nährstoffaufnahme – was im Kampf ums Überleben von Vorteil sein dürfte, so Nyffeler. Welchen Anteil die Pflanzenkost an der Ernährung der Spinnen insgesamt hat, sei jedoch noch weitgehend unerforscht. Nicht-Wissenschaft;Am Hauptbahnhof - Von deutschen Zielfahndern. Düsseldorf/Wien – Zweieinhalb Wochen nach der Bluttat in Wien-Donaustadt, bei der ein älteres Ehepaar erschlagen worden ist, wurde am Montag in Düsseldorf der Tatverdächtige geschnappt. Der 29-Jährige wurde gegen 11.00 Uhr am Hauptbahnhof von Zielfahndern des Landeskriminalamtes Nordrhein-Westfalen festgenommen, berichtete das Bundeskriminalamt in Wien. Am Mittwoch hatte die Exekutive die Identifizierung des Verdächtigen bekannt gegeben und ein Foto des Mannes veröffentlicht. Die Zielfahndungseinheit im Bundeskriminalamt übernahm die internationale Fahndung, über das Europäische Zielfahndungsnetzwerk ENFAST wurden die Partner aktiviert, sechs internationale Zielfahndungseinheiten beteiligten sich. Der Pole soll am 21. Mai das Ehepaar in der Böckingstraße im Donaustädter Bezirksteil Aspern getötet haben. Die Leichen wurden vom 54-jährigen Sohn entdeckt. Laut Obduktion starben beide durch massive Gewalteinwirkung durch Stiche und Schläge. Das Haus des Paares war teilweise durchwühlt worden. Der 29-Jährige war mit dem Auto der Toten, einem Opel Zafira, geflüchtet. Drei Tage nach der Tat wurde der Wagen in Raasdorf (Bezirk Gänserndorf) sichergestellt. Dort hatte der 29-Jährige auch mit einer zuvor entwendeten Bankomatkarte der Getöteten bei einem Bankomat Geld behoben. Dabei wurde er von der Überwachungskamera gefilmt. Damit und mittels DNA-Spuren konnten die Ermittler den 29-Jährigen identifizieren. Der 29-Jährige verwendete mehrere Mobiltelefone, darunter ein polnisches, das in Deutschland registriert wurde. Weiters war er unter falschen Namen auf Facebook tätig, blieb so mit seinen Freunden in Kontakt. Wieder einmal hat sich das Europäische Zielfahndungsnetzwerk ENFAST in einer vorzeigbaren Weise bewährt, sagte Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP). Der Festgenommene steht auch in Zusammenhang mit zumindest einer weiteren Bluttat in einem anderen Land unter Mordverdacht. In den Niederlanden ist er polizeibekannt, seine DNA befindet sich auch dort in der Datenbank. Wissenschaft;IIASA-Studie: Wer sich an sozialen, sportlichen oder religiösen Aktivitäten in der Gemeinde beteiligt, ergreift eher Vorsorgemaßnahmen. Wien – Menschen, die sich in ihrer Gemeinde sozial engagieren, bereiten sich eher auf mögliche Katastrophen wie Tsunamis vor. Das zeigt eine auf einer Umfrage in Thailand basierende Studie des Internationalen Instituts für Angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg bei Wien, die in der Fachzeitschrift Plos One veröffentlicht wurde. Die Umfrage wurde in der Region Phang Nga durchgeführt, die 2004 stark von der Tsunami-Katastrophe betroffen war. Demnach ergreifen Menschen, die sich an sozialen, sportlichen, religiösen oder anderen Aktivitäten in ihrer Gemeinde beteiligten, eher Vorsorgemaßnahmen, so Studienautorin Raya Muttarak vom IIASA. Dabei geht die Bereitschaft zum Engagement über einfache Dinge wie das Verfolgen der Nachrichten im Katastrophenfall hinaus und reicht bis zu Aktivitäten wie der Ausarbeitung eines Familien-Notfallplans oder der Überlegung, aus der gefährdeten Region wegzusiedeln. Einmal mehr zeigte sich in der Umfrage die Bedeutung der Bildung, insbesondere jene von Frauen: In Gemeinden, in denen mehr Frauen mindestens einen Sekundarschulabschluss hatten, wurden auch mehr Vorsorgemaßnahmen geplant und getroffen. Gemeinschaftsaktivitäten würden zwar keine Frühwarnsysteme und Notfall-Trainings ersetzen, könnten diese aber ergänzen und fördern. Der Erfolg von Maßnahmen zur Katastrophenvorsorge dürfte vom sozialen Zusammenhalt und den Netzwerken in einer Gemeinschaft abhängen. Daher ist die Förderung von Bottom-up-Strategien nachhaltiger als Top-Down verordnete Maßnahmen, sagte Ko-Autor Nopphol Witvorapong von der Chulalongkorn University in Bangkok. Wissenschaft;Besonders spektakuläre neue Erkenntnisse darf man sich in den kommenden Monaten in der Astrophysik erhoffen. Wien – Welche wissenschaftlichen Durchbrüche das Jahr 2016 bescheren wird, ist nicht leicht zu prognostizieren. Das liegt in der Natur der Sache: Gerade die besonders bahnbrechenden Entdeckungen kommen oft genug völlig unvermittelt. Es gibt aber einige Forschungsbereiche, wo die Chancen auf spektakuläre Erkenntnisse recht gut stehen – einfach, weil es neue Missionen oder neue Instrumente gibt, die dafür sorgen könnten. So erwartet man in den führenden Wissenschaftsmagazinen Nature und Science, dass es im neuen Jahr oder wenig später endlich zum Nachweis der bereits im Jahr 1918 von Albert Einstein prognostizierten Gravitationswellen kommen könnte, die laut Theorie durch sehr dichte und sich bewegende Objekte wie Neutronensterne entstehen dürften. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist deshalb recht groß, weil das Laser-Interferometer Gravitationswellen-Observatorium (Ligo) in den USA 2015 aufgerüstet wurde und mehr als zehn Mal so empfindlich ist wie bisher. In der Astrophysik und Weltraumforschung wird sich 2016 besonders viel tun. Ein spektakuläres Ende wird im September die Kometen-Mission Rosetta finden: Die Muttersonden soll sich dem Kometen Tschuri immer mehr nähern, schließlich landen und dabei so lange wie möglich Bilder und Daten senden. Mitte März 2016 startet die Esa-Mission ExoMars. Geplant sind ein Orbiter, der die Marsatmosphäre untersucht, und eine kleine Testlandung einer Sonde. Am 4. Juli soll dann die Nasa-Sonde Juno Jupiter erreichen und den Gasriesen ein Jahr lang erforschen. Neben diesen staatlichen Missionen gibt es aber auch einige private Initiativen, die 2016 für Aufsehen sorgen dürften: So etwa will die gemeinnützige Planetary Society in Pasadena bereits im April ihr Raumfahrzeug LightSail testen, ein Lichtsegel, das allein vom Licht der Sonne angetrieben wird. Hier auf Erden darf man sich vor allem vom Large Hadron Collider (LHC) am Cern in Genf aufsehenerregende Neuigkeiten erhoffen. Die Wissenschafter am Europäischen Zentrum für Teilchenphysik haben 2015 die Aufrüstung des LHC abgeschlossen. Und bereits Anfang Dezember präsentierten sie erste mögliche Hinweise auf ein neues, unerwartetes Boson, was sofort zu einer wahren Flut an theoretischen Arbeiten führte. Ob sich die Existenz dieses Teilchens erhärtet, werden die nächsten Monate weisen. Sicher ist, dass seit Jahresbeginn erstmals eine Frau an der Spitze des Cern steht: die italienische Teilchenphysikerin Fabiola Gianotti. Wissenschaft;200 Millionen Trümmerteile mit einem Gesamtgewicht von 6.300 Tonnen kreisen im Orbit. München – Knapp 60 Jahre maschinelle Besiedelung des Orbits haben Spuren hinterlassen: und zwar in Form von jeder Menge Weltraumschrott. Es wird von mehr als 200 Millionen und insgesamt etwa 6.300 Tonnen schweren Trümmerteilen ausgegangen. Ein besonders spektakuläres Beispiel sorgte Anfang der Woche für Schlagzeilen: ein Objekt, das von jenseits der Mondbahn zur Erde heimkehrt. Wie die Münchner Universität der Bundeswehr berichtet, haben sich rund um die Erde schon so viele Trümmerteile angesammelt, dass laut Simulationen alle fünf bis neun Jahre einer der derzeit rund 1.000 aktiven Satelliten mit Weltraumschrott oder einem anderen Satelliten kollidiert. Eine solche Kollision hinterlässt abgesprengte Einzelteile, die jahrhundertelang im Orbit verbleiben können. Und bei jedem Raketenstart entsteht weiterer Müll – dies können abgeworfene Raketenstufen sein, von Astronauten verlorene Werkzeuge oder abgelöste Farbpartikel von Satelliten und Raketen. Den Großteil des Weltraumschrotts bilden zwar millimeterkleine Objekte, die eher ungefährlich sind. Eine unkalkulierbare Gefahr bilden allerdings die tausenden Objekte zwischen einem und zehn Zentimetern Durchmesser. Diese von der Erde aus zu orten wäre zu zeit- und geldintensiv, sie bewegen sich dazu noch auf unterschiedlichen Umlaufbahnen. Bei einer Kollision mit einer Geschwindigkeit von mehreren Kilometern pro Sekunde können sie das Aus eines Satelliten bedeuten – oder schlimmer noch: Menschen gefährden. Die Internationale Weltraumstation muss immer wieder vorübergehend auf eine andere Orbithöhe gebracht werden, um Schrotteilen auszuweichen. Ideen zur Beseitigung des schwebenden Schrotts gibt es viele. Eine davon trägt die Bezeichnung ADReS-A. Susanne Peters, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Raumfahrttechnik und Weltraumnutzung der Bundeswehr-Universität, plant dessen Mission und erhielt dafür ein Stipendium der Zonta International Foundation. Der mit einem Greifarm ausgestattete Satelit soll gemeinsam mit kleinen Raketenantrieben – sogenannten De-orbit Kits– im Weltall in der Nähe von ausrangierten Raketenstufen ausgesetzt werden. Er greift sich eins der De-orbit Kits, klemmt es in das Triebwerk der Raketenstufe und ersetzt damit ihren defekten Antrieb. Da die Schrottteile im Weltall taumeln und bei einem Abstoß ohne genaues Ziel unkontrolliert auf die Erde zusteuern und gegebenenfalls bewohntes Gebiet treffen könnten, muss ihre Bewegung zunächst stabilisiert werden. Ein Technikteam in der Bodenleitstelle entscheidet dann, an welchem Punkt der Triebwerksersatz abgefeuert werden soll, um in einem überschaubaren Radius auf der Erde anzukommen. Fünf der kleinen Kits brauchen die Forscher im Projekt Sicherheit im Orbit, um das anvisierte Ziel der Entfernung von fünf Raketenoberstufen im Zeitraum eines Jahres zu erfüllen. (red, 4. 11. 2015) Nicht-Wissenschaft;Frau sollte vermeintliches Glücksspiel-Abo über genannte Nummer kündigen. In Österreich sind wieder mehrere Fälle von versuchtem Telefonbetrug bekannt geworden. Dabei werden aufrechte Verträge oder Abonnements vorgegaukelt, die Kündigung sei nur durch Anruf bei Hotlines über sehr teure Mehrwertnummern möglich, lautet die Masche. Davor hat die Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH (RTR) am Freitag in einer Aussendung gewarnt. Ein uns geschilderter Fall lief so ab: Die betroffene Dame erhielt einen Anruf, die Handynummer war unbekannt, sie wurde informiert, dass sie ein Glücksspiel-Abo habe. Das kostenpflichtige Abo müsse umgehend gekündigt werden, sonst werde es um zwei Jahre verlängert. Der Dame wurde ihre vermeintliche Kundennummer genannt sowie eine kostenpflichtige Mehrwertnummer, bei der sie das Abo kündigen könne, beschrieb RTR-Geschäftsführer Johannes Gungl die Vorgangsweise. Die Betroffene rief die vermeintliche Kündigungshotline an, zu der ein Anruf 3,64 Euro pro Minute kostet. Das Gespräch wurde in die Länge gezogen. Einige Zeit nach dem Telefonat erhielt die Frau noch einen Anruf und ihr wurde eine weitere, noch teurere Hotline genannt, die sie anrufen müsse, damit ihr Fall abgeschlossen werden könne. Wir empfehlen, bei solchen Fällen der telefonischen Aufforderung, teure Mehrwertnummern anzurufen, keinesfalls zu folgen. Sollte man dennoch überrumpelt werden und die nächste Telefonrechnung unerwartet hoch sein, raten wir, umgehend einen Rechnungseinspruch zu machen. Sind darüber hinaus betrügerische Absichten offensichtlich, wäre zusätzlich eine Anzeige bei der Polizei von Vorteil, empfahl die RTR. Nicht-Wissenschaft;Von den US-Behörden wurde er als Erstes zum Verzehr zugelassen, jetzt folgt das kanadische Gesundheitsministerium. Immer wieder wird dem Lachs sein schmackhaftes Wesen zum Verhängnis. Dass er, der unter normalen Umständen gerne flussaufwärts zu seinen Laichplätzen wandert, mittlerweile in Meereskäfigen eingesperrt und aufgezogen wird, ist aber nur noch eine Fußnote. Wirklich wichtig beim Beschreiben des Fisches ist aktuell, dass ihm die zweifelhafte Ehre zuteil wurde, als erstes gentechnisch verändertes Tier von den US-Behörden zum Verzehr zugelassen zu werden. Und jetzt, ein halbes Jahr später, genehmigt auch das kanadische Gesundheitsministerium dessen Verspeisung. Es ist durchaus denkbar, dass die Delikatesse irgendwann einmal auch auf europäischen Tellern landen wird. Man befürchtet, dass der Genlachs beispielgebend dafür wird, was im Rahmen der Freihandelsabkommen Ceta (EU/Kanada) oder TTIP (EU/USA) künftig so alles nach Europa exportiert werden kann. Der gentechnisch veränderte Lachs unterscheide sich nicht von seinem natürlichen Artgenossen, dem Atlantischen Lachs, meinen die US-Behörden und jetzt auch die kanadischen. Deshalb muss der Fisch mit Gentechnikhintergrund bei einem Verkauf auch nicht extra ausgeschildert werden. Alles ganz unbedenklich. Die Züchtung bekam den Namen Aquadvantage Salmon. Der Fisch braucht nur etwa 18 Monate, bis er ausgewachsen ist. Bei den normalen Artgenossen dauert dies 30 Monate. Außerdem ist der Superfisch ein guter Nahrungsverwerter, er kommt mit etwa einem Viertel des Futters aus. Wie dies der US-Firma Aquabounty Technologies in gut zwanzig Jahren Forschungsarbeit, vor allem in kanadischen Labors, gelungen ist? Zwei artfremde Gene wurden dem Lachs eingesetzt. Diese sorgen dafür, dass der Fisch gegen Kälte resistenter wird, sodass er übers ganze Jahr wachsen kann. Selbst einigen der sonst so fortschrittsgläubigen Amerikaner war dies etwas zu steil. Umweltgruppen und Fischereiverbände befürchten, dass die Genlachse einmal aus ihren Gehegen ausbrechen und Wildbestände bedrohen könnten. Fische lassen sich relativ leicht gentechnisch manipulieren, weil die Befruchtung der Eier außerhalb des Körpers stattfindet. Deshalb wird fleißig auch mit anderen Speisefischen experimentiert. Das sei einfach die Zukunft, betont man bei Aquabounty. Und außerdem, so das National Geographic Magazine, produziere man nur sterile Weibchen, die sich nicht fortpflanzen können. (Johanna Ruzicka, 21.5.2016) Wissenschaft;Insgesamt gab es 270 Förderanträge. Wien – Der Jubiläumsfonds der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) fördert 35 Forschungsprojekt mit 3,9 Millionen Euro. Einen entsprechenden Beschluss hat das Direktorium der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) gefasst. 1,46 Mio. Euro fließen in zwölf Projekte aus dem Bereich Medizinische Wissenschaften, davon 800.000 in den aktuellen Schwerpunkt Seltene Erkrankungen. 1,2 Mio. Euro gehen an zehn wirtschaftswissenschaftliche Projekte, davon 0,72 Mio. Euro in den aktuellen Schwerpunkt Growth – Where has it gone to? Where should it come from?. Für sieben sozialwissenschaftliche Projekte gibt es 660.000 Euro, für sechs geisteswissenschaftliche Vorhaben 570.000 Mio. Euro. Insgesamt gab es 270 Förderanträge. Für die Vergabesitzungen 2016 wurde für den Schwerpunkt in den Wirtschaftswissenschaften das Thema Competitiveness in Austria – stylized facts, economic analysis, challenges and policy options gewählt, in den Medizinischen Wissenschaften das Thema Organersatz und Transplantation. Wissenschaft;Noch immer stehen Experimentalreaktoren vor großen technischen Problemen. Wien – Die Idee, die Energie, die bei der Kernfusion entsteht, zu nutzen, ist ungefähr so alt wie die der Kernspaltung. Die Verschmelzung von Wasserstoffatomkernen zu Helium ist immerhin die Ursache dafür, dass die Sonne – wie alle anderen leuchtenden Sterne – massenhaft Energie abstrahlt. Unkontrolliert bringt die Fusion Wasserstoffbomben zur Explosion. Seit den 1960er-Jahren wird die Kernfusion als verheißungsvolle Antithese zur Kernkraft propagiert. In einem Reaktor kontrolliert fusioniert, könnte Wasserstoffplasma einen unerschöpflichen und vor allem umweltfreundlichen, kohlenstofffreien Energiequell darstellen, so die Hoffnung vieler Forscher. Wären da nicht die vielen Hürden: Noch stehen Experimentalreaktoren vor großen technischen Problemen – trotz Investitionen in Milliardenhöhe. Der Zeitplan des Prestigereaktors Iter in Südfrankreich musste immer wieder verschoben werden. Doch es gibt auch positive Nachrichten: Im Dezember erzeugte die deutsche Anlage Wendelstein zum ersten Mal Plasma. An eine wirtschaftliche Nutzung ist Experten zufolge aber nicht vor 2050 zu denken. Ans Aufgeben denkt dennoch niemand. Das renommierte US-Forschungsinstitut MIT kündigte im Vorjahr den Bau eines extrem leistungsfähigen und dabei billigen Fusionsreaktors an. Wissenschaft;'Puffottern können wochenlang reglos verharren, um dann blitzschnell zuzuschlagen. Dabei tarnen sie sich sowohl optisch als auch chemisch. Johannesburg/Wien – Wer den Blick zufällig über eine Puffotter (Bitis arietans) schweifen lässt, sieht vermutlich ... nichts. Die graubraun gemusterten und für Schlangen recht gedrungen gebauten Tiere sind auf einem Untergrund aus Erde, Steinen und Pflanzenmaterial kaum auszumachen. Diese sogenannte Tarntracht wird noch dazu dadurch begünstigt, dass die in weiten Teilen Afrikas verbreiteten Puffottern über sehr lange Zeiträume völlig bewegungslos bleiben können. Allerdings ist visuelle Tarnung nur die halbe Miete, denn viele Tierarten – potenzielle Beute ebenso wie Fressfeinde – setzen stärker auf ihren Geruchssinn. Aber auch hierauf hat die Puffotter eine Antwort, wie Forscher der Universität Witwatersrand in den Proceedings B der britischen Royal Society berichten. Die etwa einen Meter langen Giftschlangen verfügen offenbar auch über einen chemischen Tarnmantel. Das Forscherteam um den Biologen Graham Alexander konnte beobachten, wie Hunde und Erdmännchen – beides natürliche Feinde von Puffottern – ahnungslos über die Schlangen hinwegspazierten. Anschließende Experimente mit Duftproben verschiedener Schlangenspezies zeigten, dass beide Raubtierarten enorme Probleme damit haben, eine Puffotter zu erschnuppern; bei den übrigen Schlangen taten sie sich leicht. Die Forscher bezeichnen die Dufttarnung als ersten Fall von chemischer Krypsis, den man bei einem Landwirbeltier festgestellt hat. Da Puffottern als Lauerjäger manchmal wochenlang reglos am selben Fleck verharren, ist Unauffälligkeit auch dringend geboten. Die gute Tarnung hat allerdings auch eine Schattenseite: Die eher trägen Puffottern sind für mehr Todesfälle verantwortlich als jede andere Schlangenart Afrikas. Und das, obwohl sie sich keineswegs sonderlich angriffslustig verhalten – sie sind einfach nur so gut getarnt, dass man leicht versehentlich auf sie tritt.' Nicht-Wissenschaft;Der Autor, Essayist und ehemalige Fernsehmoderator erlag 60-jährig einer Krebserkrankung. Wien – Ein Schöngeist und Mann der schönsten Worte. Gestochen war die Diktion, wenn er die Welt erklärte. Nicht von oben herab, sondern von mittendrin heraus, aus der Anschauung. Roger Willemsen war ein Bildungsbürger ohne Zeigefinger, ein Weltensammler, Intellektueller und Humanist, wie es sie nicht oft gibt. Er hatte seinen Goethe und Foucault gelesen, aber das Erleben war die Grundlage all seiner Bücher. Ob es um den sterbenden Jungen oder die aidskranke Kinderprostituierte in Indien (Die Enden der Welt), Ladyboys in Bangkok (Bangkok Noir) oder Kriegsgebeutelte in Afghanistan (Afghanische Reise) ging, um Gefangene in Guantánamo (Hier spricht Guantánamo) oder Politiker im deutschen Bundestag (Das Hohe Haus): In seinen Reiseberichten, Essays und Interviews war der Beobachter Willemsen ein Wanderer zwischen den Welten. Seinen Sitz hatte er in Hamburg, geboren aber wurde er 1955 in Bonn als Sohn einer Kennerin ostasiatischer Kunst und eines Kunsthistorikers, der starb, als Roger 15 war. Die Studien der Germanistik, Philosophie und Kunstgeschichte führten ihn nach Florenz, München und Wien. Daneben arbeitete er erst als Nachtwächter und Reiseleiter, später als Übersetzer, Autor und Herausgeber. Privat blieb Willemsen ledig. Seine Form von Treue sei, nicht mit zwei Frauen dasselbe zu tun, erklärte der Feinsinnige einmal. Zum Fernsehen kam er 1991, wo er auf Premiere 600 Folgen der Talksendung 0137 moderierte. 1993 erhielt er dafür den Grimme-Preis. Ein Ritterschlag, dem 1994 der Wechsel zum ZDF (Willemsens Woche, Willemsens Zeitgenossen) folgte. Intelligente, wenn nicht gar intellektuelle Unterhaltung, lobte die FAZ seine ungewöhnliche Gesprächsführung. Genau zu sein, das war sein Anspruch, nicht langweilig oder humorlos. In seinem Selbstverständnis war er Agent der Zuschauer, aber immer pietätvoll. Wahrhaftig, nicht vereinfacht. Ein Minderheitenprogramm im Massenmedium. Dann zog sich der auch als Gast überall gern Gesehene vom Bildschirm weitgehend zurück, eroberte die Bühnen. Mehr als einmal im Monat möchte ich in der Glotze lieber nicht erscheinen, erklärte er, und hatte ja auch genug anderes zu tun – als Regisseur von Dokumentarfilmen, kulturkritischer Essayist des deutschen Feuilletons und Schriftsteller. Egal ob Jassir Arafat, Vivienne Westwood, Pierre Boulez oder Madonna – Willemsen mischte Boulevard und Politik, Populärkultur und Geist so leichthändig wie sonst keiner. Immer spürbar blieb dabei die treibende Kraft hinter seiner Arbeit: den Menschen nahe zu kommen, von ihnen zu lernen, hinter die Oberfläche zu schauen. Auf die Rückseite des Lebens, wo die Farben verschießen. Idealist, der er war, war er auch sozial engagiert, etwa seit 2006 als Schirmherr des Afghanischen Frauenvereins. Das Unterwegssein ist ihm bis zum Ende geblieben, ebenso die Neugier und die offenen Augen für den Kosmos im Kleinen. Als er im vergangenen August kurz nach seinem 60. Geburtstag seine Krebsdiagnose erhielt und publik machte, zog er sich aus der Öffentlichkeit zurück. Am Sonntag ist Roger Willemsen in seinem Haus in Wentorf bei Hamburg gestorben. Wissenschaft;Mediziner des LKH Bozen hoffen, durch die Auswertung bereits vorhandener Befunde die Stimmbildung des Eismannes nachahmen zu können. Bozen – Die Gletschermumie Ötzi soll in Zukunft von Besuchern des Südtiroler Archäologiemuseums nicht nur gesehen, sondern auch gehört werden: Mithilfe bildgebender Verfahren soll es möglich werden, eine Bestimmung des Stimmkanals und der anatomischen Resonanzräume von Ötzi zu erhalten. Dies teilten der Südtiroler Sanitätsbetrieb am Montag in einer Aussendung mit. Anschließend soll mittels einer ausgearbeiteten Software der Wert der Formanten bestimmt werden, also die Verteilung der akustischen Energie und des Vokalklangs. Dieser soll schließlich durch Sprachsynthesizer rekonstruiert werden. Die Besonderheit des Projekts liege darin, dass an der Mumie keine zusätzlichen invasiven Untersuchungen durchgeführt werden müssen, da die dafür benötigten Aufnahmen bereits vorliegen. Die von Francesco Avanzini vom Ambulatorium für Phoniatrie sowie Rolando Füstös von der HNO-Abteilung des Landeskrankenhauses Bozen initiierte Studie sei die erste ihrer Art, hieß es in der Aussendung. Da sich die Wissenschafter mit dem Projekt auf Neuland begeben würden, sei es notwendig, Problematiken zu beachten, die zuvor noch nie vorgekommen seien. So könnte beispielsweise der Arm der Gletschermumie, der den Hals verdeckt, diesen Teil seines Körper verändert haben. Auch die Mumifizierung und das damit einhergehende Fehlen von Flüssigkeiten mache die Stimmrekonstruktion zu einer großen Herausforderung. Wissenschaft;Vor seinem Untergang befand sich das Schiff des britischen Entdeckers bereits in seiner zweiten Karriere als "Lord Sandwich 2". New York – Wissenschafter haben möglicherweise das Wrack der Endeavour des berühmten britischen Entdeckers James Cook geortet: Das Rhode Island Projekt für Meeresarchäologie (RIMAP) teilte auf seiner Website mit, in der Bucht von Newport im US-Bundesstaat Rhode Island seien neun Stellen identifiziert worden, an denen sich Reste von 13 Schiffen befänden, die während des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges in den Tagen vor der Schlacht von Rhode Island versenkt worden waren. An einer Stelle sei ein Beiboot der 1778 gesunkenen Lord Sandwich 2 gefunden worden – so lautete der letzte Name des Schiffs, das ursprünglich Earl of Pembroke geheißen hatte, ehe es als Endeavour in die Geschichte einging. In der Nähe des Beibootes lägen insgesamt fünf Wracks, und das Projekt für Meeresarchäologie vermute, dass die Endeavour darunter sei. Bevor die Untersuchungen fortgesetzt werden könnten, solle aber Geld für den Bau eines Hangars gesammelt werden, um die Fundobjekte zu lagern, hieß es von RIMAP. Mit der Endeavour hatte James Cook von 1768 bis 1771 seine erste Entdeckungsreise unternommen und den südwestlichen Pazifik erforscht. 1770 erreichte Cook mit ihr Australien – zwar nicht als erster Europäer, doch war sein Eintreffen das folgenreichste. Anders als bei den sporadischen Besuchen holländischer Seefahrer führte Cooks Ankunft dazu, dass Australien bald darauf dauerhaft von Europäern besiedelt wurde. Die Endeavour wurde nach ihrer Rückkehr aus dem Pazifik verkauft und in Lord Sandwich 2 umbenannt. Im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg setzte sie das britische Empire als Truppentransporter und Gefängnisschiff ein, ehe sie 1778 versenkt wurde: Nicht von den Revolutionären, sondern von den Briten selbst, um zusammen mit anderen Schiffen eine heranrückende französische Flotte zu blockieren. Wissenschaft;Hans Joachim Schellnhuber: Kohlenstoff-Anreicherung in der Atmosphäre reicht aus, um nächste Kälteperiode zu verhindern. München – Rückblickend befinden wir uns derzeit in einer nacheiszeitlichen Warmzeit innerhalb eines globalen Eiszeitalters. Diese Warmzeit nahm vor rund 11.000 Jahren ihren Anfang und sollte nach dem bisherigen Forschungsstand in rund 60.000 Jahren einer erneuten Kaltzeit Platz machen. Dazu dürfte es allerdings nach Ansicht des renommierten Klimaforschers Hans Joachim Schellnhuber nicht kommen: Die nächste Eiszeit fällt also gleichsam aus – verantwortlich dafür sei laut Schellnhuber der menschengemachte Klimawandel. Der Leiter des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) sprach bei der Eröffnung des 9. Münchner Klimaherbstes. Durch die Verfeuerung fossiler Energieträger seit Beginn der industriellen Revolution seien bereits 500 Gigatonnen Kohlenstoff zusätzlich in die Atmosphäre eingebracht worden. Diese Menge reiche aus, um die nächste Kälteperiode zu verhindern. Der Mensch ist bereits eine so starke geologische Kraft geworden, dass er sogar Eiszeiten unterdrücken kann, sagte Schellnhuber. Etwa zwei Monate vor dem UNO-Klimagipfel in Paris warnte Schellnhuber vor einer Erwärmung der Erde über zwei Grad Celsius hinaus. Falls dieses Ziel nicht erreicht werde, gerate das Klimasystem völlig außer Kontrolle. Bereits eine Erwärmung bis zu zwei Grad bedeute, dass der Meeresspiegel um schätzungsweise sechs Meter ansteige und viele Ökosysteme wie die Korallenriffe zerstört würden. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Oberhalb dieser Grenze sei kein Halten mehr. Bei business as usual werde sich die Erde im 21. Jahrhundert um vier bis fünf Grad erwärmen, mit katastrophalen Folgen. Falls die Menschheit den bisherigen Wachstumspfad weiter verfolge und alle fossilen Reserven an Kohle, Erdöl und Gas verfeuere, sei sogar mit einer Erwärmung um mindestens 8 Grad zu rechnen, sagte Schellnhuber. Dann würden selbst die gigantischen Eismassen der Ostantarktis abtauen. Laut einer vor wenigen Wochen präsentierten Studie könnte dieses Szenario in den kommenden 10.000 Jahren Realität werden. Die Folge wäre ein globaler durchschnittliche Anstieg der Ozeane um fast 60 Meter. Nicht-Wissenschaft;Platzangebot und -nachfrage klaffen weit auseinander, NGOs plädieren für einen nationalen Aktionsplan Asyl. Wien – Während Wahlanalysten im ungelösten Flüchtlingsquartierstreit samt Zelteaufstellung eine Ursache für die FPÖ-Wahlerfolge in der Steiermark und im Burgenland sehen, spitzt sich die Unterbringungskrise weiter zu: Laut Rotem Kreuz und Innenministerium könnten allein im Juni in Österreich tausende Wohnplätze in festen Gebäuden für Flüchtlinge fehlen. Konkret würden im Juni voraussichtlich bis zu 4.000 zusätzliche Länderplätze zu wenig zur Verfügung stehen, sagte Werner Kerschbaum, Generalsekretär des Roten Kreuzes, bei einer gemeinsamen Pressekonferenz der wichtigsten Flüchtlings-NGOs am Montag. Beim Krisengipfel im Innenministerium vergangenen Donnerstag hätten die Ländervertreter angekündigt, im Juni Quartiere mit 1.000 zusätzlichen Plätzen zu eröffnen. Gebraucht würden voraussichtlich jedoch 5.000 Plätze. Denn bei derzeit über 7.000 Asylanträgen monatlich müssten täglich rund 180 Menschen zusätzlich neu versorgt werden. Im Gesamtjahr 2015, so Kerschbaum, sei in Österreich mit rund 60.000 Asylanträgen zu rechnen. 2016 könnten es angesichts der tiefen Krise in Syrien durchaus an die 100.000 sein. Statt allwöchentlicher Asyl-Krisengipfel als Bettenbörsen mit Panikattacken brauche es daher ein geplantes, konzertiertes Vorgehen und eine Versachlichung der Diskussion, sagte Caritas-Generalsekretär Bernd Wachter. Vorschlag der Flüchtlings-NGOs sei daher die Schaffung eines Nationalen Aktionsplans Asyl (Napas). In dessen Rahmen plädieren die NGOs für eine Flexibilisierung der Raumordnungs- und Widmungsbestimmungen. Dadurch könnte man in Asylantrags-Spitzenzeiten wie jetzt ohne Bürgermeister-Einspruchsrisiko statt Zelten Container aufstellen und Flüchtlinge in leere Gebäude einziehen lassen. Detto brauche es ein bundesweites Register für leerstehende Immobilien. Darüber hinaus appellierten die NGO-Vertreter an die Regierung, dringend für die Übernahme sämtlicher unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge in die Verantwortung der Kinder- und Jugendhilfen zu sorgen. Die Tagsätze für organisierte Quartiere müssten auf 25 Euro erhöht, die Integrationsmaßnahmen für anerkannte Flüchtlinge verstärkt werden. Im Innenministerium bestätigte am Montag ein Sprecher, dass man derzeit ganz konkret vor einer Fehlzahl von mehreren tausend Quartierplätzen in den Ländern stehe. Schon jetzt versorge der Bund rund 1.500 Flüchtlinge, die die Erstaufnahmephase hinter sich hätten und daher in ein Länderquartier übersiedeln sollten – unter ihnen rund 500 der 1.000 Unter-18-Jährigen, die im Erstaufnahmezentrum Traiskirchen ausharren müssen. Daher, so das Ministerium, sollten die Länder den Betrieb der geplanten Flüchtlingsunterbringung in den vom Verteidigungsministerium genannten vier Kasernen übernehmen. Aus den Ländern kam dazu ein sofortiges Nein. Das Innenministerium hat seine Prognose für das laufende Jahr jedenfalls weiter nach oben revidiert. Das Ressort erwartet 70.000 Asylanträge und damit so viele Flüchtlinge wie seit dem Sowjet-Einmarsch in der ČSSR nicht mehr. Bisher war man von 50.000 Anträgen ausgegangen. Wie das Ministerium gegenüber der APA bekanntgab, war Österreich im Mai mit Schweden bereits Zielland Nummer eins in Europa auf die Bevölkerungszahl gerechnet. In den ersten fünf Monaten 2015 sind bereits 20.620 Asylanträge eingetroffen. Wissenschaft;Veränderungen bei Verbreitung, Wanderrouten, Blüte- und Brutzeiten zu beobachten. Sydney – Der Klimawandel zwingt rund die Hälfte aller Pflanzen und Tiere zum Ortswechsel. Wissenschaftliche Auswertungen von Daten zu tausenden Spezies habe ergeben, dass weltweit eine Wanderungsbewegung Richtung Pole oder in höhere Lagen eingesetzt hat, sagte Camille Parmesan von der Universität Plymouth (Großbritannien) am Mittwoch bei einer Konferenz an der australischen University of Tasmania in Hobart. Die Auswirkungen der Erderwärmung würden in hunderten Studien aufgezeigt, so Parmesan. Neben einem Wandel der Verbreitungsräume seien auch andere Veränderungen zu beobachten: So reagierten etwa eine erhebliche Anzahl der untersuchten Arten mit einer früheren Blüte oder Brutzeit auf die Erwärmung. Bei Wandervögeln seien zudem Verschiebungen der Flugperioden zu beobachten. Negative Auswirkungen seien besonders bei bereits bedrohte Arten zu verzeichnen, warnte die Wissenschafterin. Deren Schutz werde angesichts des Klimawandels möglicherweise nicht immer machbar sein. Als Beispiel nannte Parmesan etwa Opossums der tropischen Bergregionen Australiens, die vom Klimawandel bereits schwer beeinträchtigt seien. Andere Arten seien gefährdet, weil sie etwa durch die zunehmende Urbanisierung an einem Ortswechsel gehindert würden. Wissenschaft;Pflanzen gewinnen Energie aus dem Licht der Sonne. Mit einem ähnlichen Prozess lässt sich der Energieträger Wasserstoff aus Wasser abspalten.. Innsbruck – Ein Energieträger, der schadstofffrei verbrennt, zumindest in gebundener Form nahezu unbegrenzt vorhanden ist und eine durchaus hohe Energiedichte aufweist: Wasserstoff. Er kann viel besser gespeichert werden als elektrischer Strom, er kann Autos antreiben oder Energie in Brennstoffzellen freisetzen. Die Nutzung des Elements könnte in erheblichem Ausmaß dazu beitragen, dass die Welt unabhängiger von fossilen Brennstoffen wird. Weniger gut ist allerdings, dass heute noch an die 90 Prozent des gewonnenen Wasserstoffs aus Kohle, Erdgas und anderen Kohlewasserstoffen stammen. Prozesse, die Wasserstoff in einfacher Weise aus Wasser abspalten, zählen deshalb zu den Hoffnungsträgern im Ringen um eine Energiewende. Die sogenannte photokatalytische Wasserspaltung, die 1972 von den japanischen Chemikern Akira Fujishima und Kenichi Honda entdeckt wurde, wäre wohl der eleganteste Weg: Die Energie der Sonne wird dabei genutzt, um einen elektrochemischen Prozess auszulösen, der Wasserstoff und Sauerstoff trennt. Pflanzen und Bakterien gehen ähnlich vor, wenn sie die elektromagnetische Energie der Sonne in chemische Energie umwandeln – ein Vorgang, der unter Photosynthese bekannt ist. Die Suche nach alternativen Energiesystemen in den vergangenen Jahrzehnten hat der Entwicklung von Systemen zur photokatalytischen Wasserspaltung, die zu den künstlichen Photosynthesen gezählt wird, neue Konjunktur verliehen. Zu den Wissenschaftern, die dabei sind, den Prozess im Labor für eine künftige, großflächige Anwendung zu optimieren, zählt auch Christof Strabler. Als Teil der Forschungsgruppe von Peter Brüggeller am Institut für Allgemeine, Anorganische und Theoretische Chemie der Universität Innsbruck ist er am Projekt Solarer Wasserstoff beteiligt. Die Forscher kooperierten bei dem im März 2016 auslaufenden Projekt mit dem Unternehmenspartner Verbund, unterstützt wurden sie von der österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG. Die ersten Versuche im Bereich der photokatalytischen Wasserspaltung bedienten sich seltener und teurer Elemente wie Palladium, um die Reaktion in Gang zu bringen, erläutert Strabler. Wenn man Wasserstoff aber irgendwann wirtschaftlich in großtechnischen Anlagen abspalten will, muss man zu günstigeren Metallen wechseln. Geringe Mengen der jeweiligen Metalle werden dabei gelöst ins Wasser gemischt und dem Sonnenlicht ausgesetzt. In der richtigen Kombination und unter passenden Bedingungen entsteht eine sogenannte Redoxreaktion, die eine Abtrennung des Wasserstoffs zur Folge hat. In Zukunft können spezielle Becken, die optimierte Metalllösungen enthalten, mithilfe von Spiegelsystemen hoher und fokussierter Sonneneinstrahlung ausgesetzt werden, um die Reaktion im großen Stil durchzuführen. Mithilfe von Membranen kann das energiereiche Element dann eingesammelt werden. Bei der Photosynthese der Pflanzen absorbiert der Farbstoff Chlorophyll Lichtenergie. Elektronen, die auf diese Art angeregt, also in einen energiereicheren Zustand versetzt wurden, werden abgegeben, die so entstandene chemische Energie dient zum Aufbau organischer Verbindungen, die energiereicher sind als die Ausgangsstoffe. Bei der photokatalytischen Wasserspaltung, an der Strabler und Kollegen arbeiten, tritt Kupfer an die Stelle des Chlorophylls. Das Metall übernimmt die Aufgabe eines sogenannten Chromophors, eines Stoffs, der bestimmte Wellenlängen des Lichts absorbiert. Der Kupfer-Komplex absorbiert nicht nur wenige Wellenlängen, sondern einen breiten Bereich des Lichtspektrums. Er kann Energie lang speichern, um sie dann weiterzugeben, so Strabler. Der Chromophor gibt die Energie gepaart mit den Elektronen an einen Katalysator – in diesem Fall Eisen – weiter, was die Reaktion zur Trennung von Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff auslöst. Es nützt nichts, wenn man zwei Stoffe verwendet, die jeweils für sich perfekte Eigenschaften haben. Sie müssen im Zusammenspiel gut funktionieren. Eisen und Kupfer passen gut zusammen. Eisen und Nickel beispielsweise weniger. Um die Mechanismen der Redoxreaktion, die dem Vorgang zugrunde liegt, besser untersuchen zu können, wechselte Strabler im Rahmen eines Stipendiums an die Universität Strasbourg in Frankreich. Ich konnte dort Untersuchungen mit hochspezialisierten Instrumenten machen, um mehr über die Wechselwirkungen der Metalle herauszufinden. Allerdings ist es nicht einfach, das System letztendlich tatsächlich so auszutarieren, dass es so gut wie bei den Vorbildern in Pflanzen oder Bakterien funktioniert. Die Natur ist ein lebendiger Kreislauf, der sich ständig regeneriert. Will man den Prozess reproduzieren, muss die Stabilität viel höher sein, erklärt der Chemiker. Höhere Stabilität bedeutet, dass der Prozess nicht nur stunden- oder tageweise in Gang bleibt, sondern Wochen und Monate. Strabler: Bisher funktioniert es im Labor und in kleinen Anlagen. Bis die photokatalytische Wasserspaltung in großtechnischen Anlagen funktioniert, dauert es aber sicher noch 20 bis 30 Jahre. Wissenschaft;Der womöglich letzte Anlauf zur Kontaktaufnahme verhallte im All. Bis Ende Jänner hoffen Forscher noch auf Signale des Minilabors. Köln – Der jüngste Weckruf von Raumfahrtexperten an den Landeroboter Philae auf dem Tschuri genannten Kometen 67P/Tschurjumow-Gerasimenko ist im All verhallt. Die Chancen, dass sich das Landemodul noch einmal meldet, schwinden drastisch. Am Wochenende hatte das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) ein Kommando zu Philae geschickt, das das Drallrad im Inneren des Landers in Bewegung setzen sollte. Ohne Erfolg, wie der Philae-Projektleiter vom DLR, Stephan Ulamec, am Montag mitteilte: Es ist zu keiner Kontaktaufnahme gekommen. Man sollte nicht zu enttäuscht sein, wir wussten, dass die Chancen gering waren. Aber wir wollten diese Chance nutzen, bevor man zu weit von der Sonne weg ist. Die Wahrscheinlichkeit für einen Kontakt wird mit jedem Tag geringer, weil sich Tschuri von der Sonne wegbewegt. Seit September warten die Forscher auf ein Zeichen des Roboters. Bis Ende Jänner werde man noch auf Signale von Philae achten. Aber dann muss man irgendwann auch einmal realistisch sein, dass wir vermutlich nichts mehr von ihm hören werden, so Ulamec. Wissenschaft;Wie wir Gesichter beurteilen, hat wenig mit unseren Genen zu tun. Individuelle Eindrücke spielen eine viel größere Rolle.. Boston – Ob man eine Person als attraktiv empfindet oder nicht, ist bis zu einem gewissen Grad genetisch determiniert – das haben frühere Studien mehrfach nachgewiesen. Einer der offenbar angeborenen Faktoren zur Beurteilung von Schönheit lautet Symmetrie: Zwei ungleiche Gesichtshälften werden tendenziell als weniger reizvoll empfunden. Insgesamt dürften aber die Gene nur eine verschwindend geringe Rolle dabei spielen, was jeder von uns unter einem schönen Gesicht versteht: Eine aktuelle Untersuchung hat nun vielmehr nachgewiesen, dass Attraktivität tatsächlich überwiegend auf erlernten Kriterien basiert. Die Forscher um Laura Germine vom Massachusetts General Hospital in Boston (USA) ließen insgesamt mehr als 760 eineiige und zweieiige Zwillingspaare die Attraktivität von 200 weiblichen und männlichen Gesichtern auf einer Skala von 1 bis 7 bewerten. Das Ergebnis: Unter eineiigen Zwillingen waren die Übereinstimmungen bei den Bewertungen trotz ihrer identischen genetischen Ausstattung nicht größer als in der anderen Gruppe. Germine und ihr Team schließen daraus, dass persönliche Erfahrungen und Umwelt maßgeblich das individuelle Schönheitsempfinden prägen. Wir schätzen, dass die individuellen ästhetischen Präferenzen bei Gesichtern etwa zur Hälfte mit denen anderer übereinstimmen und zur anderen Hälfte abweichen, schreiben die Wissenschafter in der aktuellen Ausgabe von Current Biology. Das passt zu der allgemeinen Wahrnehmung, dass einerseits Models mit ihrem guten Aussehen erfolgreich sind, aber andererseits Freunde endlos darüber diskutieren können, wer attraktiv ist oder nicht. Die Untersuchung der Forscher zeigt, dass jene Faktoren, die unser ästhetisches Empfinden formt, äußerst differenzierter Natur sind: Ausschlaggebend sind nicht die Arten von Umwelt, wie wir sie etwa mit Familienmitgliedern teilen. Sie sind viel subtiler, individueller und umfassen einzigartige, höchstpersönliche Erfahrungen, etwa mit Freunden, in sozialen oder populären Medien, erklärt Germine. Nicht Schulwahl, Nachbarschaft oder finanzieller Background der Eltern sind also wichtig, sondern vielmehr einzigartige Begegnungen, Filmbilder, die hängen bleiben, oder vielleicht das Gesicht der ersten Liebe. Mit anderen Worten: Unser jeweiliges Schönheitsideal ist nichts anderes, als die Summe unserer ganz persönlichen Erfahrungen. Nicht-Wissenschaft;'Pirker: Print-Erscheinungsfrequenz "noch offen" – "Trend" soll "deutlich häufiger" als bisher erscheinen. Wien – Nach vorerst unbestätigten Informationen des STANDARD stellt die Verlagsgruppe News ihren Wirtschaftswochentitel Format nun doch ein, voraussichtlich mit Jahresende. Das wurde laut mehreren Quellen am Montag intern mitgeteilt. News-Boss Horst Pirker bezeichnet das als Spekulation. Pirker auf STANDARD-Anfrage: Klar und öffentlich bekannt ist seit Monaten, dass wir spätestens Anfang 2016 die Angebote für die Business-Community unter der Marke Trend bündeln werden. Die Erscheinungsfrequenz in Print in 2016 war bisher und ist auch heute noch offen. Wie oft der dann neue Trend tatsächlich erscheinen wird, werden wir über den Sommer erarbeiten. Das hängt ein Stück weit auch von der Entwicklung des Marktes und – mehr noch – von der Orchestrierung von Print und Digital ab. Sicher ist jedenfalls, dass der neue Trend deutlich häufiger erscheinen wird als der alte Trend. Interne Sprachregelung: Vorerst sollen Format und Trend unter ihren Titeln weiter erscheinen, spätestens zu Jahresende soll eine Entscheidung über das weitere Vorgehen fallen. Intern rechnet man früher damit. Format sollte nach bisherigen Plänen unter der Marke Trend weiter wöchentlich erscheinen, wie etwa im Februar berichtet. Pirker, seit Juni 2014 Geschäftsführer der Verlagsgruppe News, plant, die gedruckten und digitalen Wirtschaftspublikationen des marktbeherrschenden Magazinkonzerns unter der Marke Trend zu bündeln. Format wird derzeit von rund zehn angestellten Journalisten und Freelancern produziert. Mit aktuellem Informationsstand lässt sich auch aus einer Story von Medianet vorige Woche ein Aviso Pirkers ableiten. Die Branchenzeitung schreibt da: Zwei weitere Problemkinder der Verlagsgruppe: Trend und Format. Beide adressieren eine ähnliche Zielgruppe, bekräftigte Pirker seine Überlegungen von Anfang dieses Jahres, die Titel zu vereinen. Wir werden nur ein Angebot an die Community richten, die stärkere Marke Trend wird überleben. Eine definitive Entscheidung dazu werde noch diese Woche fallen; jedenfalls kündigte Pirker etwas ganz Neues für die Business-Community an. Das monatliche Wirtschaftsmagazin hat Oscar Bronner schon 1970 gegründet. Format ist eine Entwicklung der News-Gründer Wolfgang und Helmuth Fellner, zunächst als Montags-Nachrichtenmagazin im Oktober 1998 frontal gegen Profil (damals Kurier-Magazingruppe) positioniert. Der Angriff gelang strategisch – die Kurier-Magazine wurden 2001 in der Formil-Fusion der schon marktbeherrschenden News-Gruppe einverleibt, der Kurier daran beteiligt.' Nicht-Wissenschaft;Katalanen gaben nach dem Wechsel einen 2:0-Vorsprung aus der Hand. Real gewinnt locker mit 4:0. Villarreal – Der FC Barcelona ist auf dem Weg zum Titelgewinn in der spanischen Fußball-Liga leicht gebremst worden. Nach der 1:2-Niederlage des Rivalen Atletico Madrid beim Außenseiter Sporting Gijon mussten sich die Katalanen am Sonntag bei Rapids Europa-League-Gruppengegner Villarreal mit einem 2:2 begnügen. Der Meister und Champions-League-Sieger gab nach dem Wechsel einen 2:0-Vorsprung aus der Hand. Ivan Rakitic hatte Barca in der 20. Minute in Führung gebracht. Neymar erhöhte durch einen umstrittenen Foulelfmeter (42.) auf 2:0. Nach dem Wechsel verkürzte Cedric Bakambu (57.) für Villarreal auf 1:2. Der Ausgleich fiel durch ein Eigentor des Barca-Verteidigers Jeremy Mathieu (63.) Dennoch bedeutet der Punktgewinn in der Fremde einen kleinen Erfolg für Barca: Die Katalanen sind nunmehr seit 39 Pflichtspielen hintereinander ohne Niederlage. Mit 76 Punkten baute Barca seinen Vorsprung vor Atletico (67) auf neun Zähler aus. Gewinner der Runde ist Real Madrid: Real gewann sein Heimspiel gegen den FC Sevilla klar mit 4:0. Karim Benzema (6.), Cristiano Ronaldo (64.), Gareth Bale (66.) und Jese (86.) erzielten im Estadio Santiago Bernabeu die Tore für Real. Ronaldo (58.) verschoss wie Sevillas Kevin Gameiro (27.) einen Foulelfmeter. Real rückte damit bis auf einen Punkt an das zweitplatzierte Atletico heran. Wissenschaft;Funktionierendes Gefäß- und Muskelgewebe dank Besiedelung einer amputierten Pfote mit lebenden Zellen hergestellt. Boston - Wissenschafter um den gebürtigen Tiroler Harald Ott vom Massachusetts General Hospital (MGH) in Boston berichten von einem Durchbruch: Ihnen ist es gelungen, eine künstliche Rattenpfote in einem Nährmedium wachsen lassen. Die Pfote habe ein funktionierendes Gefäß- und Muskelgewebe und sei ein Schritt hin zur Herstellung von Ersatzgliedmaßen auch für Menschen, so die Forscher. Denn sie wollen mit ihrer Arbeit nachgewiesen haben, dass die Methode prinzipiell auch bei Primaten angewendet werden könne. Künstliche Arme oder Beine für den Menschen sind damit allerdings noch lange nicht in Sicht. Die Forscher hatten mit einem speziellen Lösungsmittel in einem aufwendigen Prozess alle lebenden Zellen von der amputierten Pfote einer Ratte gelöst, berichten sie im Fachjournal Biomaterials. Nur die Grundstrukturen seien erhalten geblieben. Dann hätten sie die einzelnen Teile wieder mit lebenden Zellen eines anderen Tieres besetzt. In den folgenden Tagen seien die einzelnen Gewebe, Muskeln und Adern wieder herangewachsen. Bei den Muskeln sei das Zellwachstum zusätzlich durch elektrische Stimulation angeregt worden. Insgesamt dauerte der Prozess nach Angaben der Forscher zwei Wochen. Der große Vorteil des Verfahrens basiere darauf, dass die Immunreaktion nach einer Transplantation sehr gering ausfalle, weil das transplantierte Organ mit den eigenen Zellen besiedelt wurde. Funktionstests hätten gezeigt, dass die Muskeln der künstlichen Pfote auf elektrische Stimulation mit Kontraktionen reagierten, so die Wissenschafter. Ihre Kraft habe etwa 80 Prozent der von Muskeln einer neugeborenen Ratte erreicht. Nach der selben Methode - Entfernung aller Zellen eines Spenderorgans und Besiedelung mit lebenden Zellen - seien schon Nieren, Lebern, Herzen und Lungen von Tieren geschaffen worden. Gliedmaßen seien aber viel komplexer. In einem weiteren Versuch seien bei einem Unterarm eines Pavians alle Zellen entfernt und mit der Neubesiedlung begonnen worden, so die Forscher. Die bisherigen Ergebnisse nährten zwar die Hoffnung, so irgendwann auch beim Menschen Gliedmaßen ersetzen zu können. Der Aufbau der Nerven bleibe aber eine große - und bisher ungelöste - Herausforderung. Den Medizinern zufolge leben allein in den USA mehr als 1,5 Millionen Menschen mit fehlenden Gliedmaßen. Trotz großer Fortschritte bei den Prothesen sei dies eine Belastung für das tägliche Leben. Die komplexe Natur unserer Gliedmaßen macht es zu einer großen Herausforderung, sie zu ersetzen, sagt Ott. Sie bestehen aus Muskeln, Knochen, Knorpel, Sehnen, Bändern und Nerven - alles muss aufgebaut werden und alles bedarf einer bestimmten Grundstruktur. Sein Team habe nun bewiesen, dass diese Struktur erhalten und mit neuem Gewebe versehen werden kann. Wirklich neu sei der Ansatz nicht, sagte Raymund Horch, Direktor der Plastisch- und Handchirurgischen Klinik am Universitätsklinikum Erlangen. Eine solche Dezellularisierung und Repopularisierung sei auch schon mit anderen Geweben wie Herz und Trachea gemacht worden, habe aber bisher dennoch keinen Einzug in die klinische Anwendung gefunden. Es ist aber ein interessanter Ansatz, weil man letztlich doch die Natur braucht, um ein optimales Stützgerüst zu haben, welches dann durch Dezellularisieren wieder lebendig gemacht werden soll, so Horch. Das eigentliche Anliegen, nämlich einmal ganze Organe zu züchten, wird damit nicht wirklich gelöst. Selbst wenn bei dem Ansatz künftig einmal alles gut funktionieren sollte, werde immer noch ein Spenderorgan benötigt. Das ist aber das Problem bei der initialen Idee des Tissue Engineering gewesen: Man wollte eben gerade den Mangel an Spenderorganen umgehen. Wissenschaft;Können umweltbedingte Veränderungen auch ohne DNA vererbt werden? Die israelische Evolutionsbiologin Eva Jablonka ist die wichtigste Befürworterin dieser Theorie. STANDARD: Seit gut zwanzig Jahren findet in der Biologie so etwas wie eine epigenetische Revolution statt: Forscher finden immer mehr Belege dafür, dass es jenseits der DNA und der Gene einen weiteren Code gibt, der an der Ausprägung unserer individuellen Merkmale beteiligt ist. Sehr viel umstrittener allerdings ist, ob es auch so etwas wie eine epigenetische Vererbung dieser Ausprägungen gibt. Sehe ich das richtig? Jablonka: Ja. Was sich im Moment rund um die Epigenetik abspielt, ist in der Tat extrem spannend. Dass es alle möglichen epigenetischen Mechanismen gibt, steht längst völlig außer Zweifel. Umso heißer wird dagegen darüber gestritten, ob epigenetische Faktoren auch Auswirkungen auf die Vererbung und damit auch auf die Evolution haben. STANDARD: Dies Forschungen haben eine lange Tradition - ohne dass man damals von Epigenetik sprach. Der Biologe Paul Kammerer, der Anfang des 20. Jahrhunderts in Wien forschte, war einer der wichtigsten und letzten Vertreter einer solchen Vererbung erworbener Eigenschaften. Mit dem Selbstmord Kammerers im Jahr 1926 nach einem bis heute ungeklärten Fälschungsskandal schien diese Theorie aber erledigt. Inwiefern unterscheidet sich die Debatte heute von damals? Jablonka: Der wichtigste Unterschied zwischen damals und heute besteht wohl darin, dass man damals nicht wusste, wie man sich das alles erklären kann. Man beobachtete schon damals Umwelteffekte, die über mehrere Generationen anhielten. Heute hingegen kennen wir alle möglichen epigenetischen Mechanismen, und wir wissen, wie das funktionieren kann - auch wenn wir noch lange nicht alle Details verstehen, wie sie vererbt werden. Heute kann niemand mehr sagen, dass es so etwas nicht gibt. STANDARD: Erstaunlich ist, dass zwischen Kammerers Freitod 1926 und den letzten gut 20 Jahren der ganze Ansatz der Vererbung erworbener Eigenschaft in der westlichen Evolutionsbiologie ziemlich tabu war. Woran lag das? Jablonka: Ich denke, dass die Politik da stark hineinspielte, konkret: der Kalte Krieg in der Biologie nach 1945. In der Sowjetunion wurden unter dem mächtigen Biologen Trofim Lyssenko Genetiker verfolgt, dessen Züchtungsexperimente mit Getreide sich zudem als Fälschung herausstellten. Es ist meines Erachtens sicher kein Zufall, dass es erst nach 1989, also unmittelbar nach dem Zerfall des kommunistischen Systems, in der Biologie zu einer Enttabuisierung epigenetischer Vererbung und einem Boom an Forschungen darüber kam. STANDARD: Gibt es auch wissenschaftliche Gründe dafür? Jablonka: Absolut. Eine Rolle spielte dabei sicher der Siegeszug der Entwicklungsbiologie. Dazu kamen die Fortschritte in der Gentechnik und die neuen Möglichkeiten, transgene Organismen herzustellen. Als die Biotechnologen damit begannen, fanden sie plötzlich sehr seltsame Phänomene: Die Gene verhielten sich nicht mehr so, wie man dachte, dass sie sich verhalten würden. So entdeckte man die sogenannte DNA-Methylierung, den bis heute wichtigsten epigenetischen Mechanismus. Entsprechend kamen die ersten soliden Daten über epigenetische Vererbung von Forschungen an transgenen Tieren und Pflanzen. Das waren auch meine Anfänge in der Forschung. STANDARD: Aber Sie waren damals noch recht allein auf weiter Flur ... Jablonka: Das stimmt. Ich hatte mich für die Vererbung erworbener Eigenschaften bereits interessiert, als ich mit 17 Jahren die Bücher von Arthur Koestler las, der damals als Nicht-Biologe für die Vererbung erworbener Eigenschaften argumentierte. Das war damals eine völlige Außenseiterposition, an der auch ich meine Zweifel bekam. Doch als ich mich dann einige Jahre später als Mikrobiologin mit Fragen der Epigenetik zu beschäftigen begann, wurde mir dann vieles plausibler. STANDARD: Gerade in Sachen epigenetischer Vererbung scheinen aber auch noch heute nach wie vor viele Fragen offen zu sein. Jablonka: Das stimmt. Es ist auch wirklich eine sehr komplizierte Angelegenheit. Doch genau das macht auch die besondere Faszination dieser Forschungen aus. Mittlerweile gibt es aber Dutzende Studien, die verschiedene Mechanismen epigenetischer Vererbung bestätigen. Und ich würde sogar behaupten, dass epigenetische Vererbung überall stattfindet. Sie ist extrem verbreitet, aber eben schwer zu untersuchen, weil so viele Faktoren hineinspielen. STANDARD: Eine der offenen Fragen ist, wie lange sie anhält. Jablonka: Völlig richtig. Aber auch das hängt von vielen Faktoren ab: etwa davon, wie viele Generationen lang man Organismen bestimmten Umwelteinflüssen aussetzt. In Pflanzen hat man erst kürzlich epigenetische Effekte festgestellt, die über mehr als 30 Generationen anhalten. Die epigenetischen Mutationsraten sind zwar etwa fünf Mal so hoch wie jene in der DNA. Damit sind sie aber immer noch niedrig genug, dass sie der Selektion unterworfen werden. STANDARD: Welche Konsequenzen hat das für die Evolutionsbiologie? Jablonka: Wenn man das alles ernst nimmt, dann sind die radikal. Ich bin mir ziemlich sicher, dass man in 50 Jahren peinlich berührt sein wird, wenn man sich evolutionsbiologische Lehrbücher aus dem Jahr 2015 ansieht. STANDARD: Sie werden am Freitag bei Ihrem Vortrag in Wien aber auch zurückblicken und auch über die Forschungen an der Biologischen Versuchsanstalt vor 100 Jahren im Licht heutiger epigenetischer Erkenntnisse sprechen. Kann man wissenschaftlich noch etwas lernen, sich diese damaligen Forschungen anzuschauen? Jablonka: Ich denke schon. Wir sollten jedenfalls versuchen, einige dieser Experimente zu wiederholen und uns ihre molekularbiologischen Grundlagen anschauen. Da sind zweifellos noch etliche Schätze zu heben, denn heute wissen wir, nach welchen epigenetischen Mechanismen wir suchen müssen - und wir haben die Werkzeuge, sie zu finden. Nicht-Wissenschaft;Mehrere Bomben in Busbahnhof von Gombe explodiert. Abuja/Yaounde – Das gemeinsame Vorgehen der Truppen mehrerer afrikanischer Länder hat Boko Haram möglicherweise geschwächt, dennoch verübt die Extremistengruppe weiter schwere Gewalttaten: Bei Anschlägen in Nigeria und Kamerun wurden am Mittwoch mehr als 50 Menschen getötet. Im nigerianischen Gombe explodierten mehrere Bomben, im kamerunischen Maroua sprengten sich zwei Mädchen in die Luft. Bei den Anschlägen auf zwei Busbahnhöfe in Gombe wurden mehr als 40 Menschen getötet. Augenzeugen zufolge ereigneten sich die ersten Explosionen gegen 19.30 Uhr am Eingang des Busbahnhofs Dadin Kowa. Etwa 20 Minuten später explodierten zwei Bomben an der Dukku-Busstation. Ich und andere vor Ort kamen zurück und begannen, die Toten rauszuziehen, berichtete ein Händler. Ich zählte bis zu 30 Leichen. Mir wurde schlecht, und ich ging. In Gombe hatte es erst am vergangenen Donnerstag 49 Tote bei mehreren Bombenexplosionen auf einem Markt gegeben, auf dem zahlreiche Menschen für das Fest zum Ende des islamischen Fastenmonats Ramadan einkauften. Ob die Anschläge am Mittwoch von Selbstmordattentätern verübt oder ob Sprengsätze ferngesteuert gezündet wurden, war zunächst nicht feststellbar. Boko Haram nahm bereits in der Vergangenheit häufig belebte Orte wie Bahnhöfe, Moscheen oder Kirchen ins Visier. Erst kürzlich hatte die Gruppe über den Kurznachrichtendienst Twitter ein Video verbreitet, in dem sie kundtat, noch lange nicht geschlagen zu sein: Wir kommen dahin, wo ihr uns nicht erwartet, und viel stärker als früher, hieß es darin. Boko Haram kämpft seit sechs Jahren mit Gewalt für die Errichtung eines islamischen Staats in Nigeria. Seit dem vergangenen Jahr hat sie ihre Anschläge auch auf die Nachbarländer Kamerun, Niger und Tschad ausgeweitet. Inzwischen gehen die betroffenen Länder gemeinsam gegen die Extremistengruppe vor. In dem Konflikt wurden nach Angaben der Vereinten Nationen mehr als 15.000 Menschen getötet. Von einem schweren Attentat erschüttert wurde am Mittwoch auch Kamerun: In der nördlichen Regionalhauptstadt Maroua sprengten sich zwei Mädchen auf einem zentralen Markt in die Luft. Sie rissen mindestens elf Menschen mit in den Tod, 32 weitere wurden verletzt. Die Mädchen waren nach Angaben der Regionalregierung beide jünger als 15 Jahre. Ein kamerunischer Journalist, der in der Stadt unterwegs war, berichtete von völliger Panik nach den Attentaten. Überall seien Leichenteile und abgetrennte Gliedmaßen herumgelegen. Zu dem Doppelanschlag bekannte sich zunächst niemand. Auch in der Region verübt Boko Haram regelmäßig Anschläge. Der kamerunische Präsident Paul Biya verurteilte die schändlichen Angriffe auf unschuldige Menschen. Er rief die Bevölkerung zur Wachsamkeit und zur engen Zusammenarbeit mit den Sicherheitskräften auf. Nigerias Präsident Muhammadu Buhari kritisierte auf seiner ersten USA-Reise seit seinem Amtsantritt die mangelnde Unterstützung Washingtons. Wenn die USA mit dem Argument der angeblichen Menschenrechtsverletzungen in Nigeria keine Waffen an die dortige Armee liefere, dann nütze dies nur Boko Haram, sagte Buhari in einer Rede vor Abgeordneten und Bürgerrechtlern. Wissenschaft;Joachim Innerhofers und Sabine Mayrs Buch "Mörderische Heimat". Meran/Bozen/Innsbruck – Mit dem Buch Mörderische Heimat gedenkt das Jüdische Museum in Meran des Leidensweges der nahezu 200 Opfer der Schoah Südtirols. Das bei der Edition Raetia erschienene Buch verfassten Joachim Innerhofer und Sabine Mayr, herausgegeben wird es vom Jüdischen Museum Meran. Das Jüdische Museum in Meran erfasste bisher nahezu 200 Opfer der Schoah. Ihre Leistungen, ihr Leidensweg, ihre Vertreibung, ihre materiellen Verluste und ihre Lebensbedrohung ab 1943 sind das Thema des Buches, hieß es in einer Aussendung. Die Opfer haben Südtirol als ihre Heimat betrachtet und waren emotional mit dem Land verbunden. Von den faschistischen Behörden wurden sie observiert, aus der Provinz Bozen ausgewiesen und erlitten große materielle Verluste. In dem Buch werden nun erstmals auch die zahlreichen Beiträge jüdischer Unternehmer zur wirtschaftlichen Entwicklung Südtirols veranschaulicht. Gleichzeitig biete es Einblicke in jüdische Bräuche. Zum Alltag jüdischen Lebens in Südtirol gehörte etwa das Gebot der Wohltätigkeit – auf Hebräisch Zedaka -, das die Errichtung des imposanten jüdischen Sanatoriums in der heutigen Schillerstraße in Meran ermöglichte. Zum Alltag gehörten aber auch Anfeindungen, Hassbekundungen, Ausgrenzungen und Vertreibungen, lange bevor 1938 in Italien die Rassengesetze eingeführt wurden. Mörderische Heimat sei nicht zuletzt eine umfassende Studie der vielseitigen Äußerungsformen des Antisemitismus in verschiedenen Bereichen der Südtiroler Gesellschaft. Auch 70 Jahre nach der Befreiung trage Südtirol eine gesellschaftliche Verantwortung für das Geschehene, betonten die Autoren. Nicht-Wissenschaft;Generelle Kürzung kaum machbar, aber keine Pflicht zu Auszahlung der Familienbeihilfe. Auch Deckelung der Mindestsicherung ist möglich. Wien – Gestritten wird seit Wochen darüber: Welche Sozialleistungen sollen Flüchtlinge bekommen? Die ÖVP drängt auf Kürzungen. Seit Mittwoch liegt nun ein 150-seitiges Gutachten des Instituts für Arbeitsrecht und Sozialrecht der Uni Wien vor (siehe Anhang). Unter Leitung des Arbeitsrechtlers Robert Rebhahn wurde im Auftrag der Regierung analysiert, welche Möglichkeiten zur Differenzierung es gegenüber österreichischen Staatsbürgern gibt. DER STANDARD gibt einen Überblick über die wichtigsten Punkte: Frage: Ist eine generelle Schlechterstellung von Flüchtlingen zulässig? Antwort: Unter Berufung auf die EU-Massenzustrom-Richtlinie wäre es grundsätzlich möglich, Sozialleistungen an Schutzbedürftige zu senken – wenn auch nur für neue Antragsteller. Ein Massenzustrom müsste aber formal vom EU-Rat mit qualifizierter Mehrheit und auf Vorschlag der EU-Kommission beschlossen werden. Das ist bisher nicht passiert. Ohne einen solchen Beschluss wäre also eine generelle Schlechterstellung nicht möglich. Explizit betont wird auch, dass solche Überlegungen nicht zum Tragen kommen, wenn die EU-Bemühungen erfolgreich sind, die Zahl der Flüchtlinge zu reduzieren. Frage: Dürfen subsidiär Schutzberechtigte (sie haben keinen Asylstatus, dürfen aber auch nicht abgeschoben werden) schlechtergestellt werden als anerkannte Flüchtlinge? In einigen Bundesländern haben sie ja keinen Anspruch auf Mindestsicherung, sondern nur auf die niedrigere Grundversorgung. Antwort: Hier ist das Gutachten nicht ganz eindeutig. Bei subsidiär Schutzberechtigten sei grundsätzlich eine Beschränkung auf Kernleistungen möglich. Eine Interpretation sei, dass die Mindestsicherung bereits eine Kernleistung ist. Folglich müsste sie auch subsidiär Schutzberechtigten in voller Höhe ausbezahlt werden. Allerdings sei auch eine zweite Interpretation, dass hier noch eine Kürzung möglich ist, nicht unvertretbar. Das Gutachten verweist auf ein Urteil des Verwaltungsgerichtshofs aus dem Jahr 2011, der die burgenländische Regelung für rechtens befand. Frage: Wäre es zumindest zulässig, dass Flüchtlinge nicht sofort, sondern erst etwas später Anspruch auf Mindestsicherung bekommen? Antwort: Nein, eine spezifische Wartefrist für Flüchtlinge wäre nicht zulässig. Und selbst wenn man eine Wartefrist für alle, also auch für Österreicher, einführen würde, wäre das laut Gutachten problematisch. Frage: Was ist, wenn man zu einem Trick greift und die Mindestsicherung aufsplittet: in eine Grundleistung, die alle bekommen, und eine Zusatzleistung, die Flüchtlinge nicht bekommen? Antwort: Auch hier ist das Gutachten nicht eindeutig. Es komme zunächst auf die Begründung dieser Vorgangsweise an, heißt es. Diese kann, wie meist in solchen Fällen, nicht mit Sicherheit beurteilt werden. Für Rebhahn ist aber auch nicht ausgeschlossen, dass es der Europäische Gerichtshof für zulässig halten würde, wenn die Zusatzleistung an eine mehrjährige Erwerbstätigkeit gekoppelt wird. Frage: Was ist mit der Familienbeihilfe? Antwort: Hier ist das Gutachten eindeutig. Es bestehe keine Pflicht, diese Leistung an Flüchtlinge auszuzahlen. Subsidiär Schutzberechtigte, die in der Grundversorgung sind, haben bereits jetzt keinen Anspruch darauf. Frage: Welche Möglichkeiten zur Differenzierung gibt es noch? Antwort: Bei allen Flüchtlingen darf der Staat stärker auf Sachleistungen setzen. Bei der Unterkunft kann die Gewährung als Sachleistung auch zulässig sein, wenn dies bei Staatsangehörigen nur ausnahmsweise erfolgt, heißt es. Anspruch auf Pflegegeld haben Flüchtlinge hingegen sehr wohl. Frage: Ist eine Kürzung der Mindestsicherung bei Integrationsverweigerung möglich? Antwort: Ja. Wenn jemand keine Erwerbs- und Integrationsbemühungen zeige, seien Kürzungen in jedem Ausmaß zulässig. Allerdings darf es hier keine Ungleichbehandlung zwischen Inländern und Flüchtlingen geben. Bei Arbeitsverweigerung waren Sanktionen freilich schon bisher möglich. Frage: Darf man Flüchtlingen einen bestimmten Wohnort zuweisen beziehungsweise ihnen Sozialleistungen streichen, wenn sie umziehen, wie das Sozialminister Alois Stöger fordert? Antwort: Laut Gutachten ist das zulässig, wenn ein migrationspolitisches Interesse zur Abwehr von Störungen der öffentlichen Ordnung besteht. Das gelte jedenfalls bei einem verhältnismäßig großen Zustrom innerhalb kurzer Zeit. Wie berichtet gab es zur Zulässigkeit einer Wohnsitzpflicht bereits ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs. Das bezog sich zwar nur auf subsidiär Schutzberechtigte, Rebhan hält Wohnsitzauflagen aber auch für anerkannte Flüchtlinge für zulässig. Wer sich nicht daran hält, dem dürfen Sozialleistungen gestrichen werden. Frage: Familien mit mehreren Kindern können derzeit auch mehr als 1.500 Euro Mindestsicherung bekommen. Die ÖVP fordert daher eine Deckelung bei diesem Wert. Wäre das zulässig? Antwort: Konkrete Werte nennt das Gutachten nicht. Eine Höchstgrenze sei aber laut internationalem Recht grundsätzlich zulässig, sofern der Höchstbetrag das Mindestniveau sichert. Wann das der Fall ist, bleibt also Gegenstand der politischen Diskussion. Nicht-Wissenschaft;Bei der "Wahlfahrt" geht es nicht um "Haha, reingefallen!", sagt die ORF-1-Infochefin. Im ORF wünscht sie sich mehr Tempo und weniger Arbeitskreise. STANDARD: Was wurde aus Plänen, Jay Leno könnte im US-TV wahlfahren? Totzauer: Diesbezüglich ist mir der aktuelle Stand nicht bekannt. Was ich weiß, ist, dass das Schweizer Fernsehen die Wahlfahrt übernommen hat. Es hat aber nicht so gut funktioniert. Das ist auch schwierig, denn sie sind nicht mit der ersten Garnitur gefahren, sondern mit wenig bekannten Abgeordneten. Auch die Moderatorin konnte mit der Situation, gleichzeitig zu fahren und Fragen zu stellen, ganz schwer umgehen. Mir hat das gezeigt, dass schon in der Entwicklung eines Formats die Frage des Anchors entscheidend ist. Wahlfahrt ist Hanno Settele auf den Leib geschneidert. STANDARD: Haben alle Kandidaten zugesagt? Totzauer: Sofort. Ohne Bedingungen. Wir haben ja vollkommen klare Spielregeln, und die Kandidaten wissen inzwischen, dass es nicht Sinn und Zweck ist, jemanden schlechtzumachen. STANDARD: Warum eigentlich nicht? Totzauer: Gerade die jüngere Zielgruppe möchte sich selbst ein Bild machen. Natürlich stellt man kritische Fragen, aber es geht nicht um den Moment Haha, reingefallen, jetzt habe ich mir einen Journalistenpunkt geholt!. Das würde die Offenheit der Kandidaten bremsen und das Format zerstören. Die Wahlfahrt ist aus diesem Blickwinkel nicht Armin Wolf auf Rädern. STANDARD: Die politische Situation ist seit der ersten Wahlfahrt um einiges ernster geworden. Darf man in Zeiten wie diesen Politiker zum Unterhaltungselement machen? Totzauer: Die Unterhaltung ist ja kein Selbstzweck. Der Sinn dieser spielerischen Zugänge zielt immer auf Inhalt ab. Selbstverständlich muss man die Themen Flüchtlinge, Asyl, Europa besprechen. Das ist auch drinnen, wir haben nur einen anderen Weg gefunden, den Menschen, der zur Wahl steht, mit seinen Vorstellungen zu erfassen. STANDARD: Was ändert der prominenter Sendeplatz? Totzauer: Mit dem Sendeplatz um 20.15 Uhr bekommt die Wahlfahrt noch einmal mehr Relevanz. Ich kann um 23 Uhr ganz anders mit spielerischen Elementen umgehen als im Hauptabend. Wir wollen nicht in eine verulkende, rein lustige Situation kommen. Das ist das Interessante an der Sendung, dass in dieser Spannung zwischen spielerischem Zugang und ernsten Themen aussagekräftiger Inhalt produziert wird. STANDARD: Im ORF kümmern Sie sich um Nachrichten für junge Zuschauer auf ORF 1. Ist das nicht ein untergehendes Gewerbe? Totzauer: Wir sehen seit den letzten drei Jahren, dass wir in unseren Informationsformaten auf ORF 1 Marktanteil zulegen und mit dem Altersschnitt sukzessive hinuntergehen.. STANDARD: 44 ist jetzt nicht so jung. Totzauer: Im europäischen Vergleich ist das Champions League. Wir überlegen uns zusätzlich sehr genau, welchen Content wir in welcher Form im Web anbieten. Wir sind bei m.eins mit einem Altersschnitt von 23 Jahren, und ich bin selbst überrascht, wie stark das Angebot von Woche zu Woche zulegt. Es ist nicht so, dass junge Menschen generell Information meiden. Die Frage ist, wie strickt man das Angebot? Wir sehen bei der Website zur Wahlfahrt starke Zuwächse bei den ganz jungen Usern. Darauf zielt auch unser neues Projekt Being President ab. Gemeinsam mit den Kollegen von ORF Online haben wir ein Storyboard entwickelt mit einem 360-Grad-Blick auf die Politik, wo wir das höchste Amt des Staates aus einer komplett neuen, anderen Perspektive ansehen. Wie fühlt es sich an, Präsident zu sein, was würde man selber tun, stünde man in der Hofburg, wo muss man sich auskennen? 360-Grad-Video, Storys und Interaktion mit dem Publikum greifen auf dieser Sonderseite von orf.at ineinander. Vernetzte Zukunftsprojekte dieser Art finden generell viel Unterstützung von Generaldirektor Wrabetz. Das heißt, ich sehe die Sorge mit den jungen Zusehern nicht. Sie sind da, wir müssen sie nur suchen und finden. STANDARD: Im Netz vielleicht. Aber ob sie auch im Fernsehen sind? Totzauer: Natürlich ist die Konversion vom Web ins Fernsehen bei Jungen tatsächlich schwierig. Wir wissen aber auch, dass bei Großereignissen auch ein junges Publikum beim ORF landet. Das funktioniert. Das heißt, auch jüngere Zuseher wissen, dass sie bei uns hochwertigen öffentlich-rechtlichen Content bekommen. Für mich persönlich ist es nicht so relevant, über welchen Kanal wir junge Menschen erreichen, solange unser Content lebt. Sollte es einmal nicht mehr über das lineare Fernsehen so gut funktionieren, dann werden wir andere Kanäle aufmachen. Das ist die Herausforderung. STANDARD: Das heißt, man gibt den Fernsehkanal über kurz oder lang auf? Totzauer: Nein, wir wissen, dass Fernsehen nach wie vor zu den meistgenutzten Medien gehört. Trotzdem stellen wir uns auf weitere Distributionswege ein und nützen diese. STANDARD: Ganz Kühne sagen gar den Tod der Website voraus. Nur Social Media bleibe am Leben. Totzauer: Wir müssen in den sozialen Medien präsent sein, weil wir die User von dort auf unsere Website bringen wollen. Wenn ich auf Facebook hunderttausende Likes habe, ist das zwar toll und fürs Image wichtig, es zahlt aber nicht in den ORF-Topf ein. Mark Zuckerberg sagt vielleicht einmal, so, ihr Süßen, für 10.000 Likes zahlt ihr mir im Monat 1.000 Euro, dann werden wir blöd schauen. Deshalb ist es wichtig, dass die User auf unsere digitalen Produkte kommen. STANDARD: Was ist mit Snapchat? Angeblich spielt dort die Musi für die Jungen. Totzauer: Ja. Ja, eh. Wichtig ist hier einzuschätzen, welche sozialen Plattformen mittelfristig relevant sind und welche Storys wir für relevante Plattformen anbieten können. Wer sich dort gerade über seine jüngsten Schuhfetische austauscht, wird nicht darin die Debatte über die letzten Arbeitslosenzahlen suchen. Soll heißen, wir müssen identifizieren, welche Plattformen für welche Art von Diskurs von uns verwendet werden. STANDARD: Was wünschen Sie sich vom neuen ORF-General? Totzauer: Ich würde mir wünschen, dass wir weiterhin mutig und mit Selbstbewusstsein nach vorne gehen, schauen, wohin wir wollen, und wissen, warum wir dorthin wollen. Dass wir Strukturen schaffen, in denen Bewegung möglich ist. Es ist ja nicht so, dass nur ORF 1 innovativ und ideenreich wäre. Manchmal scheitern wir an strukturellen Gegebenheiten, wo gute Ideen da sind, die dann in Arbeitskreisen zu Tode gekaut werden. Hier auch auf einer strukturellen inhaltlichen Ebene Bewegung hineinzubringen wäre notwendig. Wir müssen die Geschwindigkeit erhöhen. Der Markt verändert sich so rapide. Es ist so viel Bewegung in der gesamten Branche, dass wir einfach schneller werden sollten. STANDARD: Wo sehen Sie sich nach dem 9. August? Totzauer: Generell weiß ich ja nicht, welche Struktur wir haben werden. Mir wäre weiterhin ein Raum wichtig, den mir derzeit meine Fernsehdirektorin schafft, in dem ich Möglichkeiten für Innovation und strategische Freiheit habe, um relevante und kreative Produkte umzusetzen und auf den Boden zu bringen. Nicht-Wissenschaft;Leitl: "Wenn man das jetzt nicht macht, macht jemand anderer das Geschäft". Teheran – Die ganze Iran-Reise über hatte sich Bundespräsident Heinz Fischer schon bemüht, dem wirtschaftlichen Aspekt einen kulturellen gegenüberzustellen: Die ungewöhnlich große, 26-köpfige Kultur- und Wissenschaftsdelegation sei neben den hohen politischen Treffen ein Beweis dafür, dass die Reise nicht – wie Kritiker meinen – ausschließlich dem wirtschaftlichen Gewinn gewidmet sei, sondern auch einem Versuch der Annäherung. Nun sollte der Mittwoch vor allem im Zentrum der Künste und der Wissenschaft stehen. Der reine Kulturaustausch war es dann aber auch wieder nicht: Insbesondere aus dem Wirtschaftsministerium wurde vehement darauf hingewiesen, dass der mitgereiste Vizekanzler und Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner am Mittwoch auch im Namen österreichischer Universitäten – etwa der Uni Wien und der Montanuniversität Leoben – insgesamt 13 Memoranda of Understanding mit iranischen Bildungseinrichtungen, aber auch Unternehmen unterzeichnete. Dabei geht es etwa um Pläne zum Studierendenaustausch, aber auch um in Teilen durchaus geschäftliche Joint Ventures. Schon am Vortag hatten Mitterlehner und Außenminister Sebastian Kurz gemeinsam mit ihren iranischen Gegenübern vier Memoranden unterfertigt. Grund für den ungewöhnlichen Modus: Wegen der vermutlich noch bis mindestens Jänner 2016 geltenden Sanktionen ist es schwierig, bindende Verträge zu unterschreiben. Daher also die Memoranda of Understanding, die Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl bei einem Termin mit Journalisten am Dienstagabend verdichtete Absicht nannte – wenn man das jetzt nicht macht, dann macht jemand anderer das Geschäft. Für Fischer stand nach einem morgendlichen Besuch beim Vorsitzenden des Schlichtungsrats, Ali Akbar Hashemi Rafsandjani, tatsächlich das kulturelle Programm im Mittelpunkt. Nach einem frühen Termin in der Teheraner Nationalbibliothek (einem Museum für Kalligrafien) ging die Reise nach Isfahan, wo die Regierungsdelegation mit dem Gouverneur Rassoul Zargarpoor zusammentraf und der Naghshe Jahaan (Muster-der-Welt-Platz) sowie Führungen durch die Lotfallah-Moschee und die Imam-Moschee – allesamt Unesco-Weltkulturerbe – auf dem Programm standen. Wissenschaft;Neuer Ski wird je nach Fahrposition steifer oder flexibler. Das Design imitiert die Platten eines Schildkrötenpanzers. Lausanne – Schweizer Forscher haben einen neuen Ski vorgestellt, der je nach Position des Fahrenden steifer oder flexibler wird. Das Design ist von der Natur inspiriert: Vorbild sind die Platten eines Schildkrötenpanzers. Die Idee, sich am Panzer von Schildkröten zu orientieren, kam Veronique Michaud von der ETH Lausanne (EPFL) während eines Seminars über bioinspirierte Materialien. Die Panzerplatten einer Schildkröte verzahnen sich und sind durch ein Polymer miteinander verbunden, erklärte sie in einer Mitteilung. Wenn Schildkröten atmen, gehen die Platten etwas auseinander und der Panzer wird flexibel. Bei äußeren Stößen ziehe sich der Panzer zusammen und werde steif, so Michaud weiter. Es kam mir sofort in den Sinn, dass wir diese Eigenschaften in Ski einbauen könnten. Gemeinsam mit Wissenschaftern des Instituts für Schnee und Lawinenforschung (SLF) und einem Skihersteller entwickelte das Team um Michaud einen Ski, der die Qual der Wahl eines manchen Skifahrers überflüssig machen könnten: Zwischen festen Ski, die der hohen Belastung in Kurven standhält, und flexibleren, die sich einfacher manövrieren lassen. In ihren Versuchen, den Trick des Schildkrötenpanzers nachzuempfinden, erzielte das Team die besten Resultate mit Aluminiumplatten, die sie an präzisen Stellen an beiden Enden des Skis einbetteten. Die Platten enthalten zudem einen Spalt in Form einer Schlangenlinie parallel zu den Skikanten. Wenn der Ski in einer Kurve gebogen wird, kommen die Platten auf beiden Seiten des Spalts zusammen, der Ski versteift sich. Wird eine Kurve verlassen, öffnet sich der Spalt im Ski und macht ihn wieder flexibel und einfacher zu manövrieren. Die Aluminiumplatten funktionieren wie die Panzerplatten, und eine spezielle Art von Gummi dazwischen ähnelt dem Polymer im Schildkrötenpanzer, erklärte Michaud. Der ehemalige Skispeedfahrer Michael Leitner testete den seit März erhältlichen Ski gemeinsam mit der zweifachen Olympiasiegerin Tina Maze. Wir waren positiv überrascht, sagte Leitner laut der Mitteilung. Es war einfacher, in die Kurve zu gehen. Und während der Druck auf die Skikante in der Kurve stetig zunahm, haben die Ski wirklich im Schnee gegriffen und waren sehr stabil. Nicht-Wissenschaft;Geheimdienste sehen sich in ihren Warnungen bestätigt. Auf die Offenlegung ihres weltumspannenden Spähapparats durch Edward Snowden haben die US-Geheimdienste mit Warnungen vor einem erhöhten Terrorrisiko reagiert. Nach den Anschlägen von Paris sehen sie sich bestätigt. Der Chef des Auslandsgeheimdienstes CIA, John Brennan, kritisierte, dass es sehr viel schwieriger geworden sei, potenzielle Terroristen zu überwachen und ihre Pläne zu durchkreuzen. Allerdings gibt es keine Beweise, dass die Snowden-Enthüllungen die Attacken in der französischen Hauptstadt in irgendeiner Weise begünstigt hätten. Geheimdienstler in Washington beklagen, dass Extremistengruppen die veröffentlichten Dokumente zu den Überwachungspraktiken genutzt hätten, um ihr Kommunikationsverhalten anzupassen. Sie haben gelernt, was zu tun ist, um ihre Aktivitäten vor den Behörden zu verschleiern, sagte Brennan Anfang der Woche bei einer Veranstaltung des Thinktanks Center for Strategic and International Studies. Die Extremisten verfügten über technologische Fähigkeiten, die eine Aufdeckung von Anschlagsplänen außerordentlich schwer machten. Terrorzellen setzen offenbar zunehmend auf verschlüsselte Internetkommunikation. Diese Leute kommunizieren über verschlüsselte Apps, die für Regierungen sehr schwer, wenn nicht unmöglich zu knacken sind, sagte der frühere stellvertretende CIA-Direktor Michael Morell am Wochenende im Fernsehsender CBS. Die im Geheimdienstausschuss sitzende demokratische Senatorin Dianne Feinstein erklärte im Sender MSNBC, die Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) habe einen verborgenen Weg, um Aktionen auszuführen und zu planen. Der Chef der US-Bundespolizei FBI, James Comey, hatte bereits im Sommer vor den Folgen der stärkeren Verschlüsselung von Nutzerdaten durch Technologiekonzerne wie Apple und Google gewarnt. Unsere Werkzeuge werden immer wirkungsloser, sagte er bei einer Anhörung im Senat. Doch bisher widersetzen sich die Konzerne dem Druck der US-Regierung, in ihre Verschlüsselung eine Hintertür für die Sicherheitsbehörden einzubauen. Mehr als zwei Jahre sind seit den ersten Snowden-Enthüllungen vergangen. Die von dem früheren Geheimdienstmitarbeiter an die Medien gegebenen Unterlagen brachten einen massiven Überwachungsapparat ans Licht: Die NSA späht demnach nicht nur im großen Stil die Telefon- und Internetkommunikation von Menschen in aller Welt aus, sondern nahm über mehrere Jahre auch Spitzenpolitiker befreundeter Staaten ins Visier. Mit jeder neuen Veröffentlichung aus dem Dokumentenfundus wuchs die Empörung der Bespitzelten. Mittlerweile ist das Thema auf der politischen Tagesordnung nach unten gerückt. Der US-Kongress verabschiedete im Juni die von Präsident Barack Obama versprochene Geheimdienstreform, die allerdings nur die Befugnisse der NSA bei Telefonverbindungsdaten im Inland einschränkt. An den Spähaktivitäten im Ausland änderte der sogenannte USA Freedom Act nichts. Die Geheimdienste erwarten, dass die mutmaßlich von IS-Anhängern begangenen Anschläge von Paris die Koordinaten in der Debatte um Sicherheit und Bürgerrechte im digitalen Zeitalter zu ihren Gunsten verschieben. Ich hoffe, dass dies ein Weckruf sein wird, vor allem in bestimmten Gegenden Europas, wo es eine verzerrte Darstellung der Tätigkeiten der Geheimdienste gegeben hat, sagte Brennan. Der frühere CIA-Vize Morell merkte an, dass die Diskussion bisher von Snowden und Datenschutzbedenken getrieben worden sei. Ich denke, wir werden darüber nun eine andere Debatte führen. Snowden, dem Russland politisches Asyl gewährte, äußerte sich bisher nicht. Der Datenschutz-Aktivist Glenn Greenwald beklagte aber, dass der frühere Geheimdienstmitarbeiter zum Sündenbock gemacht werden solle. Die Snowden-Enthüllungen waren nicht bedeutend, weil sie den Terroristen gezeigt haben, dass ihre Kommunikation überwacht wird, schrieb er auf dem Onlineportal The Intercept. Das sei ohnehin bekannt gewesen. Die Enthüllungen waren bedeutend, weil sie der Welt gezeigt haben, dass die NSA und ihre Verbündeten die Internetkommunikation von allen anderen gesammelt haben. Nicht-Wissenschaft;Die Mittel für Integration werden aufgestockt, um mehr Sprach- und Wertekurse für Schutzsuchende in Österreich zu finanzieren. 2016 sind es 77 Millionen Euro. Wien – Im Budget für die kommenden Jahre wird offenbar nicht nur im Bereich Sicherheit massiv investiert, auch für die Integration von Flüchtlingen werden die Geldmittel aufgestockt. Im Verhältnis zu der Aufrüstung der Streitkräfte, die angesichts der Flüchtlingskrise samt auszuweitendem Grenzschutz mit 1,3 Milliarden Euro zusätzlich bis 2020 unterstützt werden sollen, nehmen sich die Aufstockungen im Integrationsbereich noch bescheiden aus. Das Außenministerium von Sebastian Kurz soll dem Vernehmen nach 40 Millionen Euro mehr für Integration erhalten, als ursprünglich für 2015 budgetiert waren. Im vergangenen Jahr waren 37 Millionen Euro für Integrationsmaßnahmen vorgesehen, dazu kamen außertourlich 25 Millionen aus dem Integrationstopf, den das Finanzministerium zur Verfügung stellte. Diese 25 Millionen werden auch 2016 dem Integrationsbudget des Außenamtes zugeschlagen, dazu kommen zusätzlich 15 Millionen, das ergibt dann eine Gesamtsumme von 77 Millionen Euro. Für 2017 sind laut Budgetplan weitere 56 Millionen zusätzlich für die Integration vorgesehen. Das wäre gegenüber 2015 mehr als eine Verdoppelung. Vorgesehen sind die Mittel in erster Linie für Deutschkurse für Flüchtlinge sowie für die Wertekurse. Begründet wird die Aufstockung mit dem Mehraufwand, der sich aus den aktuellen Flüchtlingszahlen ergibt. Im vergangenen Jahr haben 90.000 Schutzsuchende in Österreich um Asyl angesucht, im heurigen Jahr kamen bisher noch einmal 16.000 Asylanträge hinzu. Derzeit gibt es einen Stand von mehr als 50.000 unerledigten Asylverfahren. Im Ranking jener Ressorts, die zusätzliche Mittel zugesprochen bekommen, ist das Außenministerium relativ gesehen vorn dabei. Während die Budgetaufstockung im Verteidigungsministerium 30 Prozent ausmacht, wird das Budget des Außenministeriums um fast 34 Prozent aufgestockt. Das relativiert sich allerdings, wenn man sich die Gesamtbudgets anschaut: Das Innenministerium ist für 2016 mit drei Milliarden veranschlagt, das Verteidigungsministerium mit knapp zwei Milliarden, das Außenministerium mit etwa 430 Millionen Euro gesamt. Zum budgetären Rahmen passt auch der zeitliche: Am 26. April – zwei Tage nach der Präsidentschaftswahl – ist neben der Präsentation des Finanzrahmens ein Asyl- und Arbeitsmarktgipfel geplant. Arbeiterkammerpräsident Rudolf Kaske erinnerte am Freitag an das Papier der Sozialpartner, wonach Asylwerber nach sechs Monaten eine Beschäftigung annehmen dürfen sollen, wenn sich für eine freie Stelle kein EWR-Bürger bewirbt. Allerdings scheint die Regierung derzeit nicht gewillt zu sein, den Arbeitsmarkt für Flüchtlinge aufzumachen. Das sei in der aktuellen Situation das falsche Signal, hieß es dazu unisono aus den Büros von Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) und Sozialminister Alois Stöger (SPÖ). Mit aktueller Situation ist die hohe Arbeitslosigkeit gemeint. Anders verfährt Deutschland. Obwohl schon jetzt liberaler als Österreich, will Berlin auch auf die Vorrangprüfung verzichten. Damit dürfen Asylwerber auch arbeiten, wenn die freie Stelle von einem EWR-Bürger begehrt wird. Kaske spricht sich für eine behutsame Vorgangsweise bei der Joböffnung für Flüchtlinge aus. Man wolle die Arbeitslosen nicht in die Hände der Rechtspopulisten treiben, sagte er im Klub der Wirtschaftspublizisten. Zudem hält er die rasche Durchführung von Asylverfahren und die Intensivierung von Deutschkursen für vordringlich. Keine Zustimmung gibt es von der Arbeiterkammer zum burgenländischen Vorstoß, osteuropäischen Arbeitskräften in Bereichen wie dem Bau den Zugang zu verwehren. Wir bekennen uns zur Entsendung, erklärte Kaske. Wissenschaft;Transdisziplinäre Studie zeigt: Menschliche Gesellschaften neigen weniger zu Machtkonzentration als Rudel anderer Säugetiere. Wien/Oakland – Es dauerte nicht lange, bis nach der Vertreibung des Bauern Jones in Animal Farm eine andere Spezies eine Gewaltherrschaft errichtete. In George Orwells Parabel sind es die Schweine, die sich zu den Führern der anderen Tiere machen – mit ähnlichen und teils schlimmeren Methoden als der Mensch. Im Gegensatz zu Orwell ist in der Wissenschaft bisher angenommen worden, dass Führerschaft unter Menschen anders und weit komplexer funktioniert als im Tierreich. In einer transdisziplinären Studie zeigen Forscher nun im Fachblatt Trends in Ecology & Evolution, dass menschliche Führer sehr ähnlich agieren wie tierische – aber weniger zu Machtkonzentration neigen. Untersucht wurden Muster von Führerschaft in Gruppen von Säugetieren – neben acht menschlichen Gemeinschaften wie den Inuit oder dem Stamm der Tsimane in Bolivien, wurden dabei etwa Afrikanische Elefanten, Tüpfelhyänen und Meerkatzen empirisch erforscht. Indem wir vergleichbare Maße entwickelt haben, konnten wir mehr Ähnlichkeiten zwischen menschlichen und nichtmenschlichen Führern enthüllen als bisher angenommen, sagt Jennifer Smith, Assistenzprofessorin am Mills College in Oakland (Kalifornien), die Erstautorin der Studie. Kooperation unter Artgenossen ist im Tierreich häufig anzutreffen: Schimpansen reisen gemeinsam, Kapuzineraffen unterstützen einander bei Kämpfen, Tüpfelhyänen beim Jagen. Doch bislang war nicht bekannt, wie es Anführern gelingt, diese kollektiven Aktionen zu fördern. Um das herauszufinden, haben sich Biologen, Anthropologen, Mathematiker und Psychologen am National Institute for Mathematical and Biological Synthesis an der Universität Tennessee in Knoxville zu einer Gruppe zusammengeschlossen. Erfahrung oder Vererbung In vier Bereichen wurde Führerschaft untersucht: Bewegung, Futterbeschaffung, Konfliktmediation in der Gruppe und Interaktion zwischen verschiedenen Gruppen. Eine der Fragen dabei war, ob die Fähigkeit zu führen durch Erfahrung erworben oder geerbt wird. Wie sich herausstellte, ist meist Ersteres der Fall: Individuen werden zu Führern, indem sie Erfahrung gewinnen. Allerdings gibt es ein paar bemerkenswerte Ausnahmen: Unter Tüpfelhyänen wird Führerschaft vererbt, ebenso vereinzelt bei indigenen Völkern – wobei die genauen Gründe dafür noch zu erforschen sind. Im Vergleich zu anderen Spezies stellten sich Menschen als weniger führungsstark denn erwartet heraus: Die Anführer unter den Säugetieren haben häufig mehr Macht über die Gruppe, die Führerschaft bei Hyänen oder Elefanten etwa ist deutlich konzentrierter als beim Menschen. Ein Grund dafür könnte laut Smith das Faktum sein, dass Menschen dazu tendieren, spezialisiertere Rollen in einer Gesellschaft einzunehmen, als dies bei Tieren der Fall ist. Selbst bei den am wenigsten komplexen menschlichen Gemeinschaften ist das Ausmaß an kollektiven Handlungen größer und vermutlich entscheidender für das Überleben und die Fortpflanzung als in den meisten Säugetiergemeinschaften, sagt die Biologin Smith. Weiters machen es die menschlichen kognitiven Fähigkeiten für Planung und Kommunikation einfacher, Lösungen für kollektive Probleme zu finden. Die Mitglieder profitieren enorm von Zusammenarbeit, Zwang ist daher nicht notwendig, Menschen zu motivieren, ihren Anführern zu folgen – sie arbeiten mitunter auch freiwillig zusammen. Wissenschaft;Asiagomphus reinhardti lebt in einer abgelegenen Gebirgsregion im Grenzgebiet zwischen Kambodscha und Laos. Dresden – Eine neu entdeckte Libellenart ist nach dem Zoologen Klaus Reinhardt benannt worden, wie die TU Dresden berichtet, an der Reinhardt arbeitet. Der russische Insektenforscher Oleg Kosterin und sein japanischer Kollege Naoto Yokoi haben der Spezies die Bezeichnung Asiagomphus reinhardti gegeben. Damit würdigten sie Reinhardts Verdienste um die Förderung der internationalen Libellenkunde. Die rund sechs Zentimeter große Libelle lebt an Bergbächen in einer abgelegenen Gebirgsregion im Grenzgebiet zwischen Kambodscha und Laos. Bekannt sind bisher nur die Männchen. Diese haben grüne Augen und einen schwarzen Körper mit gelben Flecken. Als Larve leben sie mehrere Jahre eingegraben im Schlammgrund. Dass eine neu entdeckte Tier- oder Pflanzenart nach einem benannt wird, gehört wohl zu den schönsten Auszeichnungen für einen Biologen, freute sich der frischgebackene Namenspatron. Wissenschaft;Bettina Rainer erforscht Inhaltsstoffe von Bodenalgen in Tiroler und Schweizer Alpen. Dass Inhaltsstoffe von Meeresalgen pharmazeutisch genutzt werden oder auch in der Kosmetikindustrie in Cremes und Lotionen Anwendung finden, ist mittlerweile ein alter Hut. Weit weniger bekannt ist hingegen, dass Algen auch fern von Meer und Wasser, nämlich in alpinen und hochalpinen Böden, vorkommen können. Gleich ihren marinen Verwandten enthalten auch diese Arten pharmakologisch interessante Wirkstoffe. Die Biotechnologin Bettina Rainer vom Management Center Innsbruck (MCI) widmet sich im Rahmen ihrer Doktorarbeit der Erforschung diesen Algen aus den Tiroler und Schweizer Alpen. Irgendwann war es für die Vorfahren der Bodenalgen, die auch als Landgänger bezeichnet werden, wohl vorteilhaft, das Wasser zu verlassen, sagt Rainer. Heute sind an die hundert Arten von Algen bekannt, die sowohl im als auch auf dem Boden leben können. Durch spezielle Schutzmechanismen können die Algen extremste Bedingungen wie Kälte, Trockenheit und UV Strahlung ertragen. Ein Teil dieser Anpassungen resultiert in der Ausbildung von speziellen Stoffwechselprodukten, die auch für uns Menschen interessant sind. Dazu gehören antibiotisch, antioxidativ oder auch entzündungshemmend wirksame Substanzklassen, die in der Pharma- und Kosmetikindustrie eingesetzt werden, sowie Carotinoide, die in der Nahrungsmittelindustrie Verwendung finden. Eine große Herausforderung ist laut Rainer die Kultivierung der Algen, da viele langsam wachsen und oft besondere Kultivierungsbedingungen verlangen. Manche Algen würden – äußerst ungewöhnlich für Pflanzen – sogar im Dunkeln wachsen, da sie in der Lage sind, gewisse Zucker zu verwerten. Hier macht sich bemerkbar, dass es weltweit erst sehr wenig Daten über Bodenalgen gibt – für jede Art müssen die optimalen Wachstumsbedingungen erst in langwierigen Experimenten erarbeitet werden. Gelingt diese Wachstumsoptimierung, kann genug Algenbiomasse generiert werden, aus der in weiteren Arbeitsschritten Wirkstoffe identifiziert und extrahiert werden können. Die Techniken, die dabei zum Einsatz kommen, reichen von Dünnschichtchromatografie über standardisierte Bioaktivitätsassays bis zu Kernspinresonanzspektroskopie. Bei der Suche nach Wirkstoffen lässt sich Rainer auch von anderen Pflanzen inspirieren: Wenn eine Substanzklasse in manchen Pflanzen eine bestimmte Wirkung hat, dann ist es gut möglich, dass das auch bei Algen der Fall ist. Speziell bei Bodenalgen werden aber öfter auch völlig neue Substanzen entdeckt, die erst genauer aufgeschlüsselt werden müssen. Die Fragen, warum und wie etwas wirkt, haben die 31-jährige gebürtige Pinzgauerin schon während ihres früheren Berufs als pharmazeutisch-kaufmännische Assistentin interessiert und schließlich dazu bewogen, den gelernten Beruf an den Nagel zu hängen und Biotechnologie zu studieren. Gerade das Nichtgreifbare hat schon immer einen großen Reiz für mich gehabt. Ihre Zukunft sieht sie auch nach Abschluss ihrer Dissertation im Bereich Forschung und Entwicklung, aber auch in der Lehre: Der Kontakt mit jungen motivierten Leuten macht mir Spaß, und ich bin froh, in einem Institut zu arbeiten, in dem Forschung und Lehre gut kombiniert werden können. Nicht-Wissenschaft;Ute Bock hat vor Jahren erkannt, dass mit der Flucht nach Europa noch lange nicht alles ausgestanden ist. Altes kann zeitlos sein – oder sogar brandaktuell. Das trifft für den 2010 entstandenen Film Die verrückte Welt der Ute Bock ganz besonders zu – eine gute Idee des ORF, ihn für die Sonntagabend-Reihe dok.film auf ORF 2 aus dem Archiv zu holen. Das Porträt über die heute 73-jährige Mutter Teresa von Österreich ist ein dokumentarischer Episodenfilm über die Mühen der Tiefebene in der Betreuung von Obdachlosen und Flüchtlingen. Krankheit, Hunger, Angst. Bürokratie, Polizei, Hass. Die wahren Episoden werden nicht nur von Schauspielern, sondern auch von Frau Bock und den Flüchtlingen selbst nachgestellt. Großartig etwa Josef Hader als Polizist, der zwischen Gesetzestreue und Liebe hin- und hergerissen wird. Oder Dolores Schmidinger, die die Verlogenheit so brillant spielt, dass man sie ihr glauben würde, wüsste man es nicht besser. Hier herzzerreißend, da humorvoll: Der Film macht jedenfalls sehr, sehr nachdenklich. Was wird einmal sein, wenn die heutigen Flüchtlinge alle in Österreich, Deutschland, Schweden angekommen sind und bemerken müssen: So sicher sind sie gar nicht, plötzlich zweifeln wir ihre Leidensgeschichten an, plötzlich schlägt die Hilfsbereitschaft der Polizei in bürokratiegetriebenes Drohgehabe um. Niemals aus freien Stücken, wird man ihnen sagen, aber: Auch wir müssen uns ans Gesetz halten. Ja, natürlich. Es ist ein großes Verdienst dieses Filmes, in Erinnerung zu rufen, dass mit der Flucht nach Europa noch lange nicht alles ausgestanden ist. Ute Bock hat das vor Jahren erkannt und zu handeln begonnen. Hantig, aber herzlich. Nach einem Schlaganfall und monatelanger Rekonvaleszenz hat sie jetzt wieder zu arbeiten begonnen. Alles Gute, Frau Bock. Und: danke. Wissenschaft;Ehrung für die produktivste Alge im Arktischen Ozean. Bremerhaven/Antarktis – Sie bildet große Teppiche unter dem Meereis und trotzt selbst der eisigsten Kälte: Melosira arctica wurde zur Alge des Jahres 2016 erklärt. Das teilte die Deutschen Botanische Gesellschaft am Mittwoch mit. M. arctica sei die mit Abstand produktivste Alge im Arktischen Ozean, sagte der Biologe Klaus Valentin vom Alfred-Wegener-Institut (AWI) in Bremerhaven. Gemeinsam mit Kollegen will er jetzt erforschen, wie diese auf den Klimawandel reagiert. Die Eis- und Kieselalge baue viel Biomasse auf, verbrauche dafür Kohlendioxid und produziere Sauerstoff, so Valentin. Die 30 Mikrometer kleinen Algen sind von einem gallertartigen Schutzmantel aus Polysacchariden (Mehrfachzucker) umgeben. Sie bilden meterlange Matten, die wie Vorhänge von der Unterseite des Meereises herabhängen. Im Frühjahr vermehrt sich die Alge so stark, dass sie den Arktischen Ozean dominiert. Was die Alge so widerstandsfähig macht, ist nach Angaben des Forschers noch weitgehend unbekannt. Wir wissen auch nicht, wie sie sich entwickelt und durch welche Umweltfaktoren wie Licht, Nährstoffe oder Salzgehalt ihre Lebensweise gesteuert wird. Mit seinem Team am AWI will er untersuchen, ob und welchen Einfluss der Klimawandel auf Melosira arctica hat. Wird sie wie die meisten Algen besser wachsen, wenn sich das Wasser erwärmt und die Lichteinstrahlung zunimmt? Im Labor wollen die AWI-Wissenschafter unter anderem herausfinden, mit welchen Temperaturen und Lichtverhältnissen die Eisalge am besten zurecht kommt. Außerdem wollen sie in einem Langzeitexperiment verschiedene Melosira-Stämme 150 Generationen lang unter verschiedenen Bedingungen kultivieren. Dadurch erhoffen sich die Wissenschafter Aufschluss darüber, ob es Stämme oder Unterarten gibt, die wärmere Temperaturen langfristig vertragen. Nicht-Wissenschaft;'Kanadas Nationalparks, Die Liebe, der Bärenjäger und die Taiga, Thema, Die Reportage: Geiselnahme, Love Steaks, Kulturmontag. 18.30 MAGAZINHeute konkret: Wechseljahre und bioidente Hormone Manche leiden kaum unter den Symptomen der Wechseljahre, für andere sind die Beschwerden eine große Belastung. Das Magazin sucht nach nebenwirkungsfreien Alternativen zur Hormontherapie. Bis 18.51, ORF 2 19.30 DOKUREIHEKanadas Nationalparks: Gwaii Haanas – Wilde Schönheit im Pazifik Der Gwaii-Haanas-Nationalpark in Kanada birgt eine Vielzahl bedrohter Tierarten. Die Dokumentationsreihe führt in dieser Folge durch die artenreiche Tierwelt von British Columbia. Bis 20.15, Arte 19.30 TALKPeter und Paul – Der Wiener Wirtschaftstalk Mit einer gesunden Portion Wiener Schmäh besprechen Peter Müller und Paul Leitenmüller alles rund um das Thema Wirtschaft und Werbung. Bis 20.30, W24 20.15 THEMENMONTAGThemenmontag: Die Liebe, der Bärenjäger und die Taiga Als sich Karin Haß und der Pelztierjäger Slava trafen, verliebten sie sich. Der Liebe wegen gab sie alles in Hamburg auf und zog in die Taiga. Dort lebt sie ohne fließendes Wasser, ohne Laden um die Ecke, ohne Arzt und Strom nur gelegentlich vom eigenen Aggregat. Ab 21.05 Uhr: Landheimat. Ab 21.55 Uhr: Unterwegs nach Heimat. Bis 23.35, ORF 3 21.00 TALKHart, aber fair: Heilung um jeden Preis – wie teuer darf Medizin sein? Gäste bei Frank Plasberg: Birgit Fischer (Verband forschender Arzneimittelhersteller e.V.), Wolfgang Huber (ev. Theologe, ehem. EKD-Ratsvorsitzender), Marion Rink (Rheuma- und Leukämie-Patientin; Vizepräsidentin im Bundesverband der Deutschen Rheuma-Liga), Wolf-Dieter Ludwig (Vorsitzender der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, Chefarzt der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Tumorimmunologie) und Karl Lauterbach (SPD-Bundestagsabgeordneter und -Gesundheitsexperte). Bis 22.15, ARD 21.10 MAGAZINThema 1) Lauda-Air-Absturz – 25 Jahre danach. 2) Kampf gegen Krebs – mentale Stärke als wichtigstes Heilmittel. 3) Kaisermühlen nach dem Blues – auf den Spuren einer Kultserie. Bis 22.00, ORF 2 21.20 REPORTAGEDie Reportage: Geiselnahme Am 14. Juni 1993 wurde eine Bank in Wien-Döbling überfallen. Auf der Flucht erschießt der Täter einen Polizisten und verschanzt sich mit vier Geiseln in einem Kindermodengeschäft. Nach mehreren Stunden enden die Verhandlungen mit einem Kugelhagel, bei dem sich der Täter selbst erschießt. Die Reportage zeigt mithilfe polizeiinterner Bilder, wie es dazu kam. Ab 22.25 Uhr: Fußball Austria. Bis 23.25, ATV 22.30 MAGAZINKulturmontag Clarissa Stadler mit 1) Vor der Morgenröte: Josef Hader als Stefan Zweig in Maria Schraders neuem Kinofilm. 2) Kultur als Therapie für traumatisierte Flüchtlinge im Georg-Danzer-Haus in Wien. 3) 15. Architektur-Biennale in Venedig – Neue Architektur als Antwort auf drängende politische Fragen. 4) Ab 23.25 Uhr: die Dokumentation Der Spanische Meister – Das schmutzige Geschäft mit gefälschten Antiken. Bis 0.00, ORF 2 22.35 TALKPro und Contra: Wie sicher ist Österreich? Gäste bei Corinna Milborn: Wolfgang Sobotka (Innenminister, ÖVP), Matthias Strolz (Klubomann, Neos) und Peter Pilz (Sicherheitssprecher, Die Grünen). Bis 23.40, Puls 4 23.15 LUSTLove Steaks (D 2013, Jakob Lass) Durchgeknallte Köchin in spe und schüchterner, vegetarischer Masseur verlieben sich hoffnungslos. Schauplatz ist ein Luxushotel an der Ostsee. Und die Probleme lassen nicht lange auf sich warten. Schmerzhaft authentisch, überaus komisch. Bis 0.45, NDR 0.35 MAGAZIN10 vor 11 Fiona Hill arbeitet für die Brookings Institution, eine Denk- fabrik mit Sitz in Washington. Ihre kenntnisreiche Putin-Biografie – die auf Quellen beruht, die nicht jeder hat – erregte Aufsehen. Bis 0.55, RTL' Wissenschaft;Ermunterung, Lob und klare Bildungsziele – das zeichnet laut Wilfried Smidt gute Kindergartenbetreuung aus. STANDARD: In der Bildungsdebatte ist immer vom lebenslangen Lernen die Rede – welche Etappe unserer Bildungsbiografie ist aus Ihrer Sicht die wichtigste? Smidt: Aus meiner Sicht sind die ersten Lebensjahre ganz besonders wichtig, weil in diesem Alter elementare Grundlagen für die weitere Bildungsbiografie gelegt werden. Das gilt sowohl für die Familie als auch für Kindergärten oder Kinderkrippen. Studien zeigen, dass insbesondere die Qualität der Erziehung, Bildung und Betreuung wichtig ist für den späteren Bildungserfolg der Kinder. STANDARD: Die Forschung bestätigt den alten Satz Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr? Smidt: In Ansätzen schon. Die ersten Jahre markieren eine entscheidende Weichenstellung. Natürlich kann man später Rückstände durch entsprechende Förderung aufholen, aber es ist viel schwieriger. STANDARD: Wodurch zeichnet sich gute pädagogische Betreuung aus? Smidt: Was den Kindergarten betrifft, gab es in Österreich einen wichtigen Schritt: 2009 wurde ein bundesländerübergreifender Bildungsrahmenplan eingeführt. Dieser Plan sieht Bildungsziele beispielsweise in den Bereichen Mathematik, Sprache und Naturwissenschaft vor. Und er bestimmt auch die Rollen des pädagogischen Personals näher. STANDARD: Inwiefern? Smidt: Es geht darum, dass die Pädagogen und Pädagoginnen die Kinder aktiv bei ihren Bildungsprozessen unterstützen. STANDARD: Nun gibt es auch pädagogische Konzepte, die stark auf die Autonomie und die natürliche Neugierde der Kinder setzen. Ist das ein Widerspruch zu diesen Empfehlungen? Smidt: Nein, keineswegs. Es geht nicht darum, alles vorwegzunehmen oder den Kindern alles zu oktroyieren. Sondern darum, das Interesse des Kindes zu wecken – zum Beispiel indem man dialogisch mit ihm liest. So wie ich den Bildungsrahmenplan lese, sind die Bildungsziele als Empfehlungen zu verstehen. Wie der Plan tatsächlich umgesetzt wird, wurde allerdings meines Wissens bisher noch nicht in größerem Umfang untersucht. STANDARD: Montessori-Pädagogik wäre mit dem Plan kompatibel? Smidt: Ja, durchaus. STANDARD: Wie beurteilen Sie die pädagogische Ausbildung insgesamt in Österreich? Smidt: Es fällt auf, dass das pädagogische Personal im europäischen Vergleich formal eher niedrig qualifiziert ist. Die Ausbildung an den Bildungsanstalten für Kindergartenpädagogik beginnt auch relativ früh, nämlich mit 14 Jahren. Mir ist eine ältere Studie aus dem Jahr 2000 bekannt, der zufolge ein großer Teil der ausgebildeten Kindergärtnerinnen gar nicht in den erlernten Beruf einmündet. Allerdings sind mir keine Studien bekannt, die die Kompetenzen des pädagogischen Personals genauer untersucht hätten. Dazu gibt es keine gesicherten Befunde. STANDARD: Und die Bezahlung? Smidt: Sie ist im Vergleich zu Lehrerinnen und Lehrern in Volksschulen relativ niedrig. STANDARD: Sollte die Ausbildung auf Hochschulniveau angehoben werden? Smidt: Ich würde empfehlen, zunächst zu untersuchen, wie leistungsfähig die Ausbildung überhaupt ist. Eine Akademisierung muss noch keine Verbesserung bringen, es kommt auch hier auf die Ausbildungsqualität und auf die persönlichen Voraussetzungen der Studierenden an. STANDARD: In welchen Ländern funktioniert die Frühbildung sehr gut? Smidt: Auch diese Frage lässt sich nicht einfach beantworten. Eventuell kann man die Niederlande als positives Beispiel nennen. Dort gibt es eine verpflichtende Basisschule für Kinder ab vier Jahren, die elementarpädagogische und primarpädagogische Konzepte integriert und Übergänge vom Elementar- in den Primarbereich erleichtert. In Österreich gibt es hingegen traditionell eine deutliche Trennung zwischen dem Elementar- und dem Primarbereich. STANDARD: Kommen wir nochmals zurück zur Familie. Was macht aus Ihrer Sicht eine gute Mutter oder einen guten Vater aus? Smidt: Hier gelten ähnliche Maßstäbe wie für den außerfamilialen Bereich. Kinder brauchen Freiraum, die Angebote sollten entwicklungsangemessen sein. STANDARD: Das bedeutet konkret? Smidt: Man sollte Kinder ermuntern, sich für etwas zu interessieren, sie loben, wenn sie sich einbringen, und auf ihre Fragen eingehen. Eltern sollten Begriffe, die sie verwenden, auch erklären: Vorlesen ist zum Beispiel gut, aber noch besser wäre es, mit dem Kind auch über die Bilder zu reden, die man gemeinsam in einem Buch betrachtet. Und natürlich brauchen Kinder emotionale Zuwendung. Eine vertrauensvolle Beziehung zu den Eltern ist ungemein wichtig. STANDARD: Kann man Kinder überfördern? Smidt: Wenn Eltern den Alltag ihrer Kinder mit Bildungsangeboten überladen, kann das kontraproduktiv sein. Vor allem dann, wenn sie nicht den Bedürfnissen der Kinder entsprechen. Nicht-Wissenschaft;Zwei Ex-Bürgermeister und zwei hochrangige Gemeindebedienstete in Leoben angeklagt. Leoben – Am Straflandesgericht Leoben hat am Montag der Prozess rund um Malversationen im Zeltweger Gemeinderat begonnen. Angeklagt sind zwei Ex-Bürgermeister, ein ehemaliger Stadtamtsdirektor und ein Finanzstadtrat, die insgesamt einen Schaden von mehr als 1,5 Millionen Euro verursacht haben sollen. Alle vier schoben bisher die Schuld auf einen Kronzeugen, der für die Finanzen zuständig war. Der Fall liegt mehrere Jahre zurück. Allen vier Beteiligten wird Amtsmissbrauch, teilweise auch Untreue und Betrug vorgeworfen, weil unter anderem Geld illegal an den Eishockeyverein Zeltweg geflossen sein soll. Die Angeklagten gaben übereinstimmend an, sich nicht schuldig zu fühlen. Es hat derart viele Malversationen in Zeltweg gegeben, dass es schwierig war zu filtern, was ist strafbar und was nicht, meinte der Staatsanwalt einleitend. Zunächst war nur der Leiter der Finanzabteilung ins Visier der Ermittler geraten, doch dieser nannte dann die anderen als die Hauptverantwortlichen. Er selbst beantragte einen Status als Kronzeuge, der ihm nach der seit heuer geltenden Regelung auch bewilligt werden dürfte. Ex-Bürgermeister Kurt Haller (SPÖ) war von 2008 bis 2010 im Amt und muss sich ebenso wie sein Vorgänger Kurt Leitner (SPÖ), der von 2001 bis 2008 regierte, wegen Amtsmissbrauchs und Untreue verantworten. Beide fühlten sich in keiner Weise schuldig, auch wenn Haller die Tatsachen, dass das Geld mit seinem Wissen an den Eishockey-Verein Zeltweg geflossen ist, nicht leugnet. Damals hat man alles viel lockerer gesehen, meinte sein Verteidiger. Alle vier Anwälte waren sich einig, dass der ehemalige Leiter der Finanzabteilung eine dubiose Rolle gespielt habe. Der ganze Fall war ja erst ins Rollen gekommen, weil die Bank einen Malversationsverdacht gegen diesen Beamten hegte. Bürgermeister Haller konfrontierte den Verdächtigen mit den Vorwürfen, und dieser gab alles zu. Doch dann wechselte er den Anwalt und begann, die vier anderen massiv zu belasten. Außerdem wollte er in den Genuss der erst seit 2015 geltenden Kronzeugenregelung – die ihm möglicherweise Straffreiheit bescheren würde – kommen. Die Beschuldigteneinvernahme wurde am Montag mit dem Viertangeklagten begonnen, der als Finanzstadtrat tätig war und ist. Er bestätigte, dass es für die sogenannten Barvorlagen keine Gemeinderatsbeschlüsse gab, denn es seien kurzfristige Kredite, keine Darlehen gewesen. Außerdem habe er dem Leiter der Finanzabteilung vertraut: Ich bin ja nicht gescheiter als der, der die Dienstprüfung abgelegt hat, meinte er. Die komplizierten Vorgänge um die Finanzen brachte der Ankläger so auf den Punkt: Es wurde Geld bei einer Kostenstelle eingebucht und ganz wo anders ausgebucht. Außerdem seien die Stadtverantwortlichen stets davon ausgegangen, der Finanzleiter macht das schon, ohne Befugnis und ohne Kenntnis des Gemeinderats. Genau jener mutmaßliche Kronzeuge ist nun nach Meinung aller Angeklagten und Verteidiger der Hauptschuldige. Er war der eigentliche Übeltäter, er war sowohl Oberfinanzbeamter als auch Oberbuchhalter, schilderte Verteidiger Dieter Neger, der Ex-Bürgermeister Kurt Haller (SPÖ) vertritt. Als finanzielle Drehscheibe der Gemeinde habe dieser – das Verfahren gegen ihn wird extra geführt – die Unregelmäßigkeiten allein erdacht und auch allein zu verantworten. Niemand der vier Angeklagte habe sich persönlich bereichert, sagten die Anwälte. Die Verhandlung wird am Mittwoch fortgesetzt, spannend dürfte es am Freitagnachmittag werden: Da soll der sogenannte Kronzeuge gehört werden. Sein Termin wurde vorverlegt, da er dann einige Wochen auf Reisen ist, begründete der Richter. Wissenschaft;Fundort soll kommendes Frühjahr genauer untersucht werden. Oslo – In einem Berggebiet im Süden Norwegens ist ein Wanderer zufällig auf ein über etwa 1200 Jahre altes Wikingerschwert gestoßen. Wie der Archäologe Jostein Aksdal am Donnerstag in Bergen mitteilte, lasse sich das 80 Zentimeter lange Eisenschwert etwa auf Mitte des achten Jahrhunderts datieren. Schwerter hatten damals einen großen Wert und waren hochrangigen Personen vorbehalten. Die meisten Wikinger mussten Aksdal zufolge mit einfachen Messern oder Äxten vorlieb nehmen. Der Wanderer fand das Schwert vor drei Jahren, übergab es aber erst kürzlich an Archäologen. Das Fundstück soll jetzt in einem Museum in Bergen ausgestellt werden. Experten machen sich unterdessen Gedanken über den Fundort. Möglicherweise gab es dort ein Grab, mutmaßt Aksdal. Oder wurde das Schwert aus irgendeinem Grund versteckt? Starb dort jemand? Gab es einen Kampf, einen Diebstahl, einen Mord? Nach der Schneeschmelze im kommenden Frühjahr solle es jedenfalls genauere Untersuchungen an der Fundstelle geben. Nicht-Wissenschaft;Das Kind war mit dem Fahrrad unterwegs und wurde an einer Kreuzung von einem Lkw erfasst. Wien – Ein zehnjähriges Mädchen ist Montagfrüh bei einem Verkehrsunfall in Wien-Simmering getötet worden. Sie war mit dem Fahrrad auf einem Radweg unterwegs, als sie auf einer Kreuzung von einem Lkw erfasst wurde. Für das Mädchen kam jede Hilfe zu spät, die Zehnjährige erlag noch an Ort und Stelle ihren schweren Verletzungen, sagte Andreas Huber, Sprecher der Wiener Berufsrettung, der APA. Der Unfall passierte kurz vor 7.30 Uhr im Kreuzungsbereich Simmeringer Hauptstraße mit der Etrichstraße. Der Lkw-Lenker bog rechts ab, zeitgleich fuhr die Zehnjährige über den Radweg, für beide zeigte die Ampel grün. Der 46-Jährige Lenker dürfte die Fahrradfahrerin übersehen haben. Der Lkw-Fahrer erlitt einen Schock, er wurde von der Rettung versorgt. Wissenschaft;Physiker um Anton Zeilinger haben Geschichte der sogenannten "delayed-choice"-Experimente zusammengefasst und neu ausgewertet. Wien – Der US-Physiker John Archibald Wheeler (1911-2008) hat die fundamentale Unbestimmtheit in der Quantenphysik mit einem großen, rauchenden Drachen verglichen. Im delayed choice genannten Gedankenexperiment fragte er sich, wann sich Photonen entscheiden, ob sie Welle oder Teilchen sind. Die Geschichte dieser delayed-choice-Versuche hat nun der Physiker Anton Zeilinger mit Kollegen ausgewertet. Eines der grundlegenden Prinzipien der Quantenphysik ist der Welle-Teilchen-Dualismus. Ein Lichtteilchen (Photon) kann sich sowohl als Teilchen, als auch als Welle verhalten. Das kann man im Doppelspaltexperiment gut sehen: Schickt man Licht durch zwei enge Spalten, so entstehen auf einem Schirm dahinter ein Muster aus hellen und dunklen Streifen. Weil sich die Photonen wie eine Welle verhalten, konnten die Lichtwellen einander in den hellen Bereichen verstärken, in den dunklen Arealen einander auslöschen oder abschwächen. Man spricht dabei auch von Interferenz, bei den Streifen von Interferenzmustern. So funktioniert das nur, wenn man nicht weiß, welchen Weg die einzelnen Photonen genommen haben – den linken oder den rechten Spalt. Platziert man Detektoren an die Spalten und schaut nach, welchen Weg die Photonen nehmen, verschwindet augenblicklich das Interferenzmuster, sie verhalten sich wie Teilchen. Diese Dualität gibt es nicht nur bei Photonen, sondern selbst bei massiven Teilchen wie Molekülen aus Dutzenden Atomen. Wellen- oder Teilchen-Dasein offenbart sich also, je nachdem, welche Eigenschaft in einem Experiment gemessen wird. Für dieses Phänomen hat Wheeler das Bild des großen, rauchenden Drachen geprägt. Von diesem sieht man nur den Schwanz in Form der Quelle der Teilchen und das Maul in Form der Messergebnisse, was dazwischen liegt, ist vom Rauch verborgen. Erst die Messung bestimmt das Phänomen. Wheeler hat in seinem berühmten Gedankenexperiment gezeigt, dass gemäß der Quantenmechanik die Entscheidung, ob das Photon Wellen- oder Teilchencharakter zeigt, sogar erst getroffen werden kann, nachdem es die Wege bereits durchlaufen hat – also eine delayed choice, eine verspätete Entscheidung. In einer später realisierten Versuchsanordnung – dem sogenannten Quantenradierer – wurde gezeigt, dass man durch eine bestimmte Form der Messung die Weginformation regelrecht ausradieren und damit im Nachhinein entscheiden kann, ob sich ein Quantenobjekt wie eine Welle oder wie ein Teilchen verhält. In zahllosen Experimenten wurden in den vergangenen Jahrzehnten diese Phänomene experimentell überprüft und der Welle-Teilchen-Dualismus untermauert. Der Wiener Experimentalphysiker Anton Zeilinger vom Institut für Quantenoptik und Quanteninformation (IQOQI) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und der Universität Wien, Xiao-song Ma von der Nanjing University (China) und der österreichische Physiker Johannes Kofler vom Max Planck-Institut für Quantenoptik in München haben nun im Fachjournal Reviews of Modern Physics die gesamte Geschichte der delayed choice-Experimente zusammengefasst und ausgewertet. Für Zeilinger konfrontieren diese Experimente die Forscher nicht nur mit Grundsatzfragen der Quantenphysik: Sie haben auch für zukünftige innovative Anwendungen große Bedeutung, etwa in der Quantenkryptographie oder der Weiterentwicklung des Quantencomputers, so der Physiker. So haben Zeilinger und Xiao-song Ma vor einigen Jahren in einem delayed choice-Experiment mit verschränkten Photonenpaaren demonstriert, dass in der Quantenwelt Handlungen Einfluss auf vergangene Ereignisse haben können. Letztlich könnte das bedeuten, dass ein Quantencomputer an einem Problem zu rechnen beginnen kann, dessen Input erst in der Zukunft existiert. Wissenschaft;Ein (weitgehender) Verzicht auf Tierprodukte würde weltweite Ernährungssicherheit ohne zusätzliche Ackerflächen ermöglichen, errechneten Forscher. Wien – Kein einziger Baum müsste mehr für Ackerflächen und Weideland gerodet werden, um die Weltbevölkerung ausreichend zu ernähren. Das berechneten österreichische Forscher in einer Studie im Fachblatt Nature Communications. Selbst bei weiterem Bevölkerungswachstum und mit extensivem Biolandbau sei dies möglich. Das Rezept dafür: Wenig bis gar kein Konsum von Fleisch und Tierprodukten. Die Forscher um Karlheinz Erb vom in Wien ansässigen Institut für Soziale Ökologie der Universität Klagenfurt haben 500 Ernährungsszenarien für das Jahr 2050 durchgerechnet und eruiert, ob damit die Weltbevölkerung ernährt werden kann. Fast zwei Drittel klassifizierten sie als machbar oder wahrscheinlich machbar, ohne dass zusätzliche landwirtschaftlichen Flächen benötigt würden. Dabei stellten sich die Ernährungsgewohnheiten als wichtigster Faktor heraus, erklärte Erb. Würde die Menschheit vegan leben, also ausschließlich von pflanzlichen Produkten, wären überraschenderweise sämtliche Szenarien realisierbar, auch jene mit extensiveren Formen der Landwirtschaft, wie etwa dem Biolandbau. Bei vegetarischer Ernährung wären immerhin noch 94 Prozent aller Szenarien ohne Abholzungen realisierbar. Je mehr Fleisch konsumiert wird, umso intensiver müsse aber die Landwirtschaft sein und umso schwieriger wäre der Erhalt von Waldflächen, so die Forscher. Wenn wir das Ernährungsmuster der US-Amerikaner auf die ganze Welt übertragen, mit insgesamt sehr vielen Kalorien, einem hohen Fleischanteil und vielen hochverarbeiteten Lebensmitteln, ist nur mehr ein kleiner Teil (15 Prozent) realisierbar, sagte Erb. Gleichzeitig bringe die Tierhaltung und die Nutzung von Flächen als Weideland aber auch positive Effekte: Afrikanische Savannen und Grasländer sind zum Beispiel meist für die Feldwirtschaft schlecht geeignet, können aber durch Beweidung gut zur Nahrungsproduktion beitragen, so Erb. Wenn man sich jedoch den Luxus gönnt, die Tiere von Ackerbauprodukten zu ernähren, die der Mensch selber auch essen könnte, geht der Vorteil der Viehwirtschaft rasch verloren. Eines würde allerdings in allen Szenarien sichtbar: das Ziel, die gesamte Weltbevölkerung ausreichend zu ernähren, birgt eine große Herausforderung: Entweder müsste dafür die Landnutzung intensiviert und in Gegenden ausgeweitet werden, welche zurzeit relativ extensiv genutzt werden, insbesondere in die natürlichen Grasländer wie Savannen. Dadurch würden ökologisch wertvolle Lebensräume gefährdet. Oder aber regionale Defizite müssten über globale Handelsströme ausgeglichen werden, was die Gefahr einer weiteren nachteiligen Entwicklungen für strukturarme Regionen der Welt beinhalte. Zentrale Institutionen, die hier regulativ wirken könnten, seien im Moment nicht oder nur kaum vorhanden, so die Forscher. Wichtige Voraussetzung für die weltweite Ernährungssicherheit sei daher ein fairer Handel, der sich mehr an der Nachhaltigkeit als am Profit einzelner Handelsorganisationen orientiert. Wissenschaft;DNA-Vergleich soll zeigen, ob Gebeine des 1918 getöteten Nikolaus II. authentisch sind. St. Petersburg – Im Zuge einer neuen Untersuchung zur Ermordung der russischen Zarenfamilie im Jahr 1918 sollen nun auch die sterblichen Überreste von Zar Alexander III. (1845–1894) exhumiert werden. Er war der Vater des 1918 in Jekaterinburg getöteten Zaren Nikolaus II. DNA-Vergleiche sollen Zweifel an der Authentizität von dessen Leichnam ausräumen. Bereits im September waren die Überreste von Nikolaus II. und seiner Frau Alexandra exhumiert worden, die wie schon Alexander III. in der Peter-und-Paul-Kathedrale in St. Petersburg bestattet wurden. Ermittler wollen Tests vornehmen, nachdem kürzlich die Frage nach der Authentizität der Gebeine wieder hochkam. Eine erste Untersuchung war im Jahr 2009 nach mehr als 15 Jahren durch die Kommission geschlossen worden, nachdem es keine nennenswerten Fortschritte gegeben hatte. Im Jahr 2010 erklärte ein Gericht diese Entscheidung für nicht rechtens. Im Juli forderte die orthodoxe Kirche in Russland, in der die gesamte Zarenfamilie Romanow als heilig verehrt wird, eine Wiederaufnahme der Ermittlungen. Sie hatte lange Zeit Zweifel an der Authentizität der Leichen geäußert und wollte die Ergebnisse von DNA-Tests nicht anerkennen. Die Mitglieder der Zarenfamilie und ihre Bediensteten waren 1918 von den Bolschewisten erschossen worden. Ihre Leichen wurden verbrannt und eilig vergraben. 1991 wurden die Überreste des Zaren Nikolaus II., seiner Frau und ihrer Töchter Olga, Tatjana und Anastasia in einem Massengrab in Jekaterinburg entdeckt. 1998 wurden sie in St. Petersburg bestattet. Die mutmaßlichen Überreste der Kinder Alexej und Maria wurden 2007 in 70 Kilometern Entfernung von den übrigen Familienmitgliedern gefunden. Die russische Regierung will alle sieben zusammen beisetzen. (APA, red, 27. 10. 2015) Nicht-Wissenschaft;Außenminister Sebastian Kurz hat in der letzten Legislaturperiode viel über Integration gesprochen, aber wenige Gesetze zuwege gebracht. Das zeigt eine Untersuchung des Instituts für Politikwissenschaft. Wien – Viel Kommunikation, wenige gesetzliche Effekte und starke ideologische Prägung: So könnte man die politische Arbeit des Staatssekretariats für Integration (SSI) unter der Führung von Sebastian Kurz (ÖVP) – mittlerweile Außenminister – zusammenfassen. Dieser Schluss lässt sich aus einer Studie der Forschungsgruppe Inex/Institut für Politikwissenschaft unter der Leitung von Sieglinde Rosenberger ziehen. Diese hat sich mit der Frage beschäftigt, ob die Einrichtung des SSI einen Wandel in der Regierungspolitik bewirkte. Untersucht wurden unter anderem Medienberichte, Presseaussendungen, Integrationsberichte, Stellungnahmen von Regierungsmitgliedern und Integrationssprechern im Nationalrat sowie sämtliche Nationalratsbeschlüsse der 24. Legislaturperiode. Verglichen wurde der Zeitraum vor Einrichtung des SSI (Oktober 2008 bis April 2011, Phase 1) mit jenem danach (April 2011 bis Oktober 2013, Phase 2). Kurz konzentrierte sich auf Kommunikation Während die Presseaussendungen des damals noch dem Innenministerium unterstellten Integrationsstaatssekretariats in Phase 2 beachtlich anstiegen, erhöhte sich in Plenardebatten des Nationalrats die Zahl der Tagesordnungspunkte zu Integration nicht. Vielmehr konzentrierten sich die Aktivitäten auf Projektförderung, öffentliche Auftritte und mediale Kommunikation, sagt Studienautor Oliver Gruber dem STANDARD. Der Politologe ortet daher eine starke Kluft zwischen Rede und den tatsächlich getroffenen politischen Entscheidungen. Bei der Gesetzgebung baute das SSI auf den Grundlagen aus Phase 1 auf, ohne einen Richtungswechsel einzuleiten. Kontinuität prägte die Gesetze, etwa in Bezug auf Bildungsintegration, Familienzusammenführung und Antidiskriminierung. Die Möglichkeit einer beschleunigten Einbürgerung nach sechs Jahren für ausgezeichnet Integrierte ändere nichts am grundsätzlich restriktiven Zugang zur Staatsbürgerschaft, sagt Gruber. Die neuen Gesetze seien oft lediglich eine Vertiefung und Ausdifferenzierung bestehender Integrationskriterien. SPÖ gab Zepter aus der Hand Das SSI übernahm weitgehend die Funktion als Regierungsstimme beim Thema Integration. Die medialen Vermittlungsbemühungen in Form von Presseaussendungen der ebenfalls damit befassten Unterrichts- und Sozialministerien seien auf niedrigem Niveau geblieben, während diese nach wie vor für die Gesetzgebung verantwortlich waren. Die SPÖ hat das Integrationsthema nahezu gänzlich Kurz überlassen, obwohl die Zuständigkeit etwa in den Bereichen Bildung und Arbeitsmarkt bei ihr lag, sagt Rosenberger. In seiner Funktion als Regierungsstimme nahm Kurz keineswegs eine politisch oder gar ideologisch neutrale Position ein. Sein Slogan Integration durch Leistung verknüpfte die wirtschaftspolitische Positionierung der ÖVP (Leistung muss sich wieder lohnen) mit der Integrationspolitik, zeigen die Forscher. Damit sei eine Öffnung der Debatte signalisiert worden, allerdings nur innerhalb des ideologischen Rahmens der ÖVP, heißt es in dem Bericht. Rosenberger spricht von einer ideologischen Überformung des Integrationsfelds durch die ÖVP. Depolitisierung durch Experten Eine große Rolle kam Experten zu. Ein Expertenbeirat für Integration wurde bereits im Jahr 2010 eingerichtet. Dadurch konnte Fachwissen im Staatssekretariat aufgebaut werden, was eine Versachlichung bewirken sollte. Zugleich führt das Gewicht der Experten zu einer Depolitisierung des Integrationsthemas, andere inhaltliche Positionen des Regierungspartners, der Opposition und von NGOs wurden dadurch delegitimiert, sagt Rosenberger. Integration ohne Mehrheitsgesellschaft Spannend ist der Befund der Forscher auch, was die Adressaten der geforderten und gesetzten Maßnahmen betrifft. Vorwiegend waren Migranten als Träger von Rechten und Pflichten für ihre Integration eigenverantwortlich. Verstärkt wurde auch die Politik als zuständige Instanz gefordert, die Integration ermöglichen sollte. Begrenzt in die Verantwortung genommen wurden soziale Gatekeeper wie Lehrer und Arbeitgeber. Der Mehrheitsgesellschaft kam lediglich die Rolle zu, individuelle Leistungen von Migranten anzuerkennen, ohne selbst integrierend zu agieren, sagt Gruber. Dass Integration in Wahrheit einen Wandel der gesamten Gesellschaft verlange, stand nicht auf der Tagesordnung, sagt Rosenberger. Kurz Sprecher kritisiert Studie Gerald Fleischmann, Pressesprecher des Außenministers, hält zur Studie fest: Wir erachten die Methode als bedenklich, nur das zu untersuchen, wo auch explizit Integration draufsteht. Kurz habe eine Reihe von Maßnahmen initiiert, die mit dem Thema Integration verwandt seien, so zum Beispiel die Reform der Rot-Weiß-Rot-Card, die Wiedereinführung und Erhöhung der Sprachförderung, der AMS-Migrantenindex, die Staatsbürgerschaftsreform sowie die Verschärfung von Sanktionen bei Schulpflichtverletzungen. Darüber hinaus wurden in der untersuchten vergangenen Legislaturperiode Gesetzesinitiativen in die Wege geleitet, die erst in der jetzigen Legislaturperiode im Nationalrat beschlossen wurden, etwa das Islamgesetz, das Anerkennungsgesetz und die Verschärfung des Strafbestands bei Zwangsheiraten, sagt Fleischmann. Wissenschaft;Seismologe Kurt Decker: Jahrhundertelange Inaktivität führte zu falscher Einschätzung des Risikos. Wien – Tief unter dem Wiener Becken gibt es Bruchlinien und Störungssysteme, die groß genug sind, um ein verheerendes Erdbeben auszulösen: Das zeigen Analysen des Seismologen Kurt Decker, die er am Dienstag in Wien präsentierte. Weil sie in vergangenen Jahrhunderten inaktiv waren, stufte man die Bruchzonen als ungefährlich ein. Das führe aber zu einer unverlässlichen Erdbeben-Gefahrenabschätzung, so Decker. Mit Kollegen vom Department für Geodynamik und Sedimentologie der Universität Wien hat Decker untersucht, wo im Wiener Becken geologische Störungsbereiche verlaufen, und ob sie schon heftige Erdbeben verursacht haben. Ein starkes Erdbeben versetzt die Landoberfläche und dadurch entsteht eine Geländestufe, sagte er. Diese würde zwar in der Regel durch Erosion und Umlagerungen eingeebnet, doch solche Versetzungen und Umlagerungen könne man durch Grabungen und geophysikalische Untersuchungen in drei bis vier Metern Tiefe erkennen, und den Zeitpunkt sowie teilweise auch die Stärke des Erdbebens bestimmen. Bei der Markgrafneusiedler Bruchzone im niederösterreichischen Weinviertel habe sich zum Beispiel herausgestellt, dass sie in den vergangenen 100.000 Jahren mindestens fünf schwere Erdbeben ausgelöst hat, die teilweise Stärke (Momenten-Magnitude, Mw) sieben erreichten, so wie jenes 2010 in Haiti, das etwa 316.000 Todesopfer gefordert, die Stadt Leogane zu 90 zu Prozent zerstört und in der Hauptstadt Port-au-Prince tausende Gebäude zum Einsturz gebracht hat. Bisher galt ein so starkes Erdbeben für Österreich als unvorstellbar, erklärte Decker, der gemeinsam mit seiner Kollegin Esther Hintersberger in der Geologischen Bundesanstalt seine Ergebnisse präsentiert hat. Doch die Störungsabschnitte im Wiener Becken seien groß genug, um auch hier und heute solche Erschütterungen mit Magnituden bis Sieben auszulösen. Viele Störungsbereiche im Wiener Becken werden als ungefährlich eingestuft, weil sie in historischer Zeit keine Erdbeben ausgelöst haben, so Decker. Doch Erdbeben-Aufzeichnungen gäbe es erst seit etwa 1900, und auch Chroniken etwa von Klöstern, die oft über Naturereignisse berichten, seien meist nur ein paar hundert Jahre alt. Der Markgrafneusiedler Bruch bewegt sich zum Beispiel um weniger als ein Zehntel Millimeter im Jahr und produziert dadurch nur alle paar 1.000 bis 10.000 Jahre Erschütterungen, erklärte er. So weit würden die historischen Quellen nicht zurückreichen. Für eine verlässliche Gefährdungsabschätzung sollte man die Bruchlinien im Wiener Becken daher systematisch charakterisieren und herausfinden, wann sie große Erdbeben ausgelöst haben, wie oft das passiert, und wie stark sie sein könnten, sagte er. Die Hauptbruchlinie verläuft vom Semmering am Leithagebirge vorbei in die Gegend von Marchegg und dann entlang der Kleinen Karpaten nach Dobra Voda in der Slowakei, so Decker. Sie bewege sich einen Millimeter pro Jahr. Von ihr würden andere Bruchlinien abzweigen, und zwar der besagte Markgrafneusiedler Bruch, der Aderklaaer Bruch, der Leopoldsdorfer Bruch und der Bisamberg-Nussdorf Bruch. All diese Brüche sind durch historische Erdbebendaten nicht vollständig charakterisiert und die Häufigkeit von Erdbeben, die sie produzieren können, ist unbekannt, sagte der Seismologe. Damit sei die potenzielle Gefahr für die extrem verwundbare Wiener Region unzureichend erforscht. Ein Beben in historischer Zeit ist für die Hauptbruchlinie wahrscheinlich sogar rekonstruierbar, nämlich im vierten Jahrhunderts unserer Zeitrechnung im römischen Carnuntum, so Decker. Dort fanden Archäologen nämlich etliche Mauerzüge, die zu dieser Zeit noch während der römischen Besiedlung umgestürzt sind. Dies konnten sie sich nur durch ein Erdbeben erklären. Decker entdeckte schließlich, dass tatsächlich vor – geologisch gesehen – nicht allzu langer Zeit heftige Erdbeben mit einem Epizentrum nahe der Römerstadt stattgefunden haben. Wissenschaft;Techniker ringen mit einem Problem diesseits von Higgs-Bosonen und Dunkler Materie. Genf – Mit dem Nachweis des Higgs-Bosons schrieb das Genfer Teilchenforschungszentrum Cern 2012 Wissenschaftsgeschichte. Und die Pläne für die Zukunft sind noch ehrgeiziger: Unter anderem hoffen Cern-Forscher, Hinweise auf die rätselhafte Dunkle Materie zu finden, die einen fünfmal höheren Anteil am gesamten Materie- bzw. Energiegehalt des Universums hat als alles, was wir da draußen direkt beobachten oder messen können. Hochfliegende Pläne also, und unter Teilchenphysikern besteht keineswegs Einigkeit darüber, ob der Genfer Teilchenbeschleuniger Large Hadron Collider (LHC) überhaupt dafür geeignet ist, experimentelle Indizien für die Dunkle Materie zu finden. Vorerst muss man sich in Genf allerdings ohnehin mit ganz anderen und höchst irdischen Problemen herumschlagen – nämlich einem banalen Kabelsalat. Der LHC, der 2008 zum ersten Mal in Betrieb genommen wurde, ist ein Work in Progress. Er ist im Lauf seines Bestehens nicht nur mehrfach aufgerüstet worden, immer wieder müssen auch Teile ersetzt werden. Veraltete Kabel ließ man aber oft einfach stecken, nachdem man die neuen bereits eingesetzt hatte. Das hat sich mittlerweile zu einem echten Problem ausgewachsen: Der Kabelsalat an den Vorbeschleunigern des LHC ist so massiv geworden, dass kein Platz für neue mehr bleibt. 60 Techniker wurden mit der Aufgabe betreut, die insgesamt etwa 8.000 bis 9.000 überschüssigen Altkabel zu entfernen: Eine Arbeit, die sich über Jahre erstrecken wird, bislang konnte erst etwa ein Drittel dieser Zahl – beruhend auf einer Schätzung der Cern-Techniker – ausfindig gemacht werden. Der Ingenieur Sébastien Evrard, Leiter des Aufräumprojekts, erklärte gegenüber dem Magazin Vice, dass man die jährlichen Wartungspausen im Winter dafür nutzen wolle, die bis zu 50 Meter langen Kabel aufzuspüren und zu entfernen. Die mühsame Aufgabe soll bis 2019 oder 2020 erledigt sein. Und es ist Vorsicht geboten, schließlich soll nicht versehentlich ein Kabel entfernt werden, das eine Funktion erfüllt. Daten könnten verloren gehen, im allerschlimmsten Fall würde der LHC, der Anfang März wieder in den Betrieb gehen soll, nicht mehr hochfahren. Wissenschaft;Pilotanlage soll 2018 am Wien Energie-Kraftwerk Simmering in Betrieb gehen. Wien – Am Wien Energie-Kraftwerk Simmering wollen Forscher ein neues Verfahren testen, das Kohlendioxid aus Abgasen entfernt. 2018 soll eine Pilot-Anlage in Betrieb gehen. Im Vergleich zu derzeit eingesetzten Systemen sei die neue Technik deutlich energieeffizienter und billiger, teilte die Technische Universität Wien (TU) mit. Das konzentrierte CO2 soll als Dünger für Gemüse verwendet werden. CO2 ist nicht nur ein gefährliches Treibhausgas, sondern auch ein nützlicher Rohstoff für die Industrie. Deshalb bemüht man sich, CO2 aus Abgasen etwa von Kraftwerken oder aus industriellen Prozessen zu filtern, zu konzentrieren und nutzbar zu machen. Derzeit werden wässrige Aminlösungsmittel verwendet, um das CO2 aus Abgasströmen abzutrennen. Diese haben entscheidende Nachteile: Um aus den Lösungsmitteln das CO2 wieder zu entfernen, braucht man viel Energie. Zudem müssen hohe Absorber-Türme gebaut werden, damit das Rauchgas ausreichend Zeit hat, mit der Aminlösung in Kontakt zu kommen und die gewünschte CO2-Menge abzugeben. Gerhard Schöny von der TU Wien, der in dem vom Klima- und Energiefonds geförderten Projekt ViennaGreenCO2 mit Kollegen der Universität für Bodenkultur, Shell und anderen Partnern zusammenarbeitet, geht deshalb einen anderen Weg. Mit seinen Kollegen arbeitet er in einem bereits als Versuchsanlage an der TU realisierten Konzept zwar auch mit Aminen, allerdings nicht in flüssiger Form. Sie setzen vielmehr auf ein Wirbelschichtverfahren, in dem feste Partikel mit Aminen an deren Oberfläche mit dem Rauchgas in Kontakt gebracht werden. An der Versuchsanlage konnten die Forscher im kleinen Maßstab zeigen, dass das Prinzip funktioniert, mehr als 90 Prozent des Kohlendioxids werden ausgewaschen. Unsere Versuchsanlage kann pro Tag etwa fünfzig Kilo CO2 abscheiden, nun wollen wir eine Pilotanlage bauen, mit der man auf fünf Tonnen pro Tag kommt, so Schöny. Bei Trennverfahren mit flüssigen Aminen werden die Abscheidekosten mit bis zu 100 Euro pro Tonne CO2 beziffert. Schöny geht davon aus, dass mit der neuen Technologie der Energieeinsatz um rund 40 Prozent gesenkt werden kann. Das neue System könne auch vergleichsweise kompakter und damit deutlich billiger gebaut werden. Die Abtrennkosten sollten so pro Tonne CO2 um bis zu 25 Prozent niedriger ausfallen als derzeit, ist der Forscher zuversichtlich. In dem Projekt soll aber auch demonstriert werden, wie ein nachhaltiger CO2-Kreislauf aussehen könnte. Deshalb soll das im Kraftwerk abgeschiedene CO2 in einem Testgewächshaus als Düngemittel eingesetzt werden. Nicht-Wissenschaft;Soll Open-Source-Engagement des Windows-Herstellers im Rahmen der Cloud-Abteilung stärken. Wer die Entwicklung Microsofts in den letzten Jahren auch nur oberflächlich mitverfolgt hat, dem wird eine signifikante Öffnung in Richtung Open Source nicht entgangen sein. Einst so etwas wie die Zentrale all jener, die freie Software grundlegend ablehnen, hat Microsoft mittlerweile die Vorzüge dieses Entwicklungsmodells für sich entdeckt. Und dies zeigt sich jetzt auch durch eine aktuelle Personalentscheidung. Mit Wim Coekaerts hat Microsoft den bisherigen Chef von Oracles Linux-Entwicklung eingestellt, wie ZDNet berichtet. Dieser hatte eine entscheidende Rolle dabei gespielt, Oracle für Linux zu erwärmen, und in Folge sogar eine eigene Distribution unter dem Dach des Datenbankspezialisten herauszubringen. Bei Microsoft übernimmt Coekaerts jetzt die Rolle des Vizepräsidenten für Open Source in der Enterprise-Cloud-Abteilung. In dieser Funktion soll er nicht zuletzt die Zusammenarbeit des Softwareherstellers mit der Open-Source-Community verbessern. In den letzten Monaten hat Microsoft einige große Projekt als freie Software veröffentlicht. Neben dem Kerns des .Net-Frameworks zählt dazu auch die Javascript-Engine Chakra, die erst vor einigen Monaten freigegeben wurde. Für seine Cloud-Plattform Azure unterstützt Microsoft bereits seit einiger Zeit auch Linux als Gastsystem. Wissenschaft;1830 – Die provisorische Regierung proklamiert die Unabhängigkeit Belgiens. 1865 – In Wien wird die erste Pferdestraßenbahn Europas eröffnet. Sie verkehrt zwischen dem Schottentor und Hernals. 1910 – Portugals König Manuel II. wird durch einen Militäraufstand entmachtet und flieht nach England. Die Rebellen rufen die Republik aus und ernennen den Schriftsteller Teofilo Braga zum Präsidenten. 1930 – Das Militär in Brasilien putscht und bringt am 11.11. Präsident Getulio Vargas an die Macht. 1940 – Hitler und Mussolini treffen am Brenner zusammen. Dabei steht die Frage im Mittelpunkt, wie Vichy-Frankreich im Krieg gegen Großbritannien eingesetzt werden könnte. 1945 – In der Vorbereitenden Kommission der Vereinten Nationen fällt die Entscheidung, dass sich der Sitz des UNO-Generalsekretariats in den USA befinden soll. 1950 – Höhepunkt des von der kommunistisch beherrschten Gesamtösterreichischen Betriebsrätekonferenz initiierten Streiks: In Wien sind 145 Betriebe im Ausstand, Straßen- und Eisenbahnlinien werden blockiert, Autos, Autobusse und Straßenbahnen umgeworfen. 1965 – Papst Paul VI. besucht die UNO in New York und richtet in der Vollversammlung einen Friedensappell an die Welt. 1970 – Der im August tödlich verunglückte österreichische Formel 1-Fahrer Jochen Rindt wird, als bis heute einziger Rennfahrer, postum zum Formel 1-Weltmeister 1970 erklärt, nachdem der Belgier Jacky Ickx den Großen Preis der USA nicht gewinnen konnte und Rindts Punktezahl nicht mehr zu überbieten sein wird. 1990 – Die erste Sitzung des gesamtdeutschen Parlaments mit 144 früheren DDR-Volkskammerabgeordneten findet im Berliner Reichstagsgebäude statt. 1995 – Der weit über die Grenzen Österreichs bekannte Skipädagoge Franz Hoppichler stirbt 64-jährig in Innsbruck an Herzversagen. 2005 – Ein Hungerstreik endet für einen Schubhäftling in Linz tödlich. Der Mann aus Gambia hatte seit 28. September die Aufnahme von fester Nahrung verweigert. 2005 – Der Wirbelsturm Stan wütet in Zentralamerika und tötet dabei mehr als 2.000 Menschen. In Guatemala wird das Dorf Panabaj durch einen Erdrutsch verschüttet. 2010 – Wiens Bürgermeister Michael Häupl (SP) spricht sich in der Kronen Zeitung für eine Volksabstimmung über die Abschaffung der Wehrpflicht aus, nachdem Österreichs auflagenstärkstes Blatt wochenlang eine Kampagne in diesem Sinne gefahren hatte. Die SPÖ – bisher für die Beibehaltung der Wehrpflicht – unterstützt den Bürgermeister nun, die ÖVP lehnt das Ansinnen ab. 2010 – Bis zu eine Million Kubikmeter Rotschlamm aus einer Aluminiumfabrik überschwemmen die westungarische Ortschaft Kolontar, als der Damm eines Beckens bricht. Zehn Menschen sterben, weite Landstriche werden von dem extrem giftigen Abfallprodukt verseucht. Die Regierung verhängt zumindest bis Jahresende den Notstand und stellt das verantwortliche Unternehmen unter staatliches Kuratel. Die Langzeitfolgen sind knapp zwei Monate später noch kaum abzuschätzen, Kolontar ist zur Sperrzone erklärt worden. Geburtstage: Lucas Cranach d.J., dt. Maler u. Zeichner (1515-1586) Giovanni Battista Piranesi, ital. Kupferstecher und Architekt (1720-1778) Buster Keaton, US-Filmkomiker (1895-1966) Richard Sorge, dt.Spion und Journalist (1895-1944) Jack Dupree, US-Jazzpianist (1910-1992) Alexander Moshe Schindler, US-Rabbiner (1925-2000) Horst Janson, dt. Schauspieler (1935- ) Steve Swallow, US-Jazzmusiker und Komponist (1940- ) Francisco Araiza, mex. Opernsänger (1950- ) Todestage: Robert Haas, öst. Musikhist. und Dirigent (1886-1960) Martins Ziverts, lett. Dramatiker (1903-1990) Franz Hoppichler, öst. Ski-Trainer (1931-1995) Michael Smith, kanad. Biochemiker (1932-2000) Janis Joplin, US-Sängerin (1943-1970) (APA, 4.10.2015) Wissenschaft;Auffälliges Amphibium rangiert in der nationalen Roten Liste als "potenziell gefährdet". Wien – Die leuchtend gelben Flecken auf dem Rücken und der Oberseite von Schwanz und Beinen des ansonsten glänzend schwarzen Feuersalamanders (Salamandra salamandra) sind individuell so unterschiedlich ausgeprägt, dass man die einzelnen Tiere daran identifizieren kann. Die Farbe fungiert als Warnung für Feinde: So signalisiert das Amphibium Raubtieren seine Giftigkeit. Menschen haben durch bloßen Hautkontakt aber nicht mehr als ein leichtes Brennen zu befürchten. Gegen andere Bedrohungen hilft dies freilich nichts: Lebensraumverlust und Straßenverkehr sind heute die größten Feinde des Feuersalamanders. Wie alle heimischen Amphibien ist er streng geschützt, in der nationalen Roten Liste rangiert er vorerst aber nur als potenziell gefährdet. Nun wurde das Tier zum Lurch des Jahres gewählt, wie die Deutsche und die Österreichische Gesellschaft für Herpetologie bekanntgaben: Damit soll auf diese bemerkenswerte Spezies aufmerksam gemacht werden. Sein Name rührt übrigens daher, dass man den Feuersalamander einst für eine Art Minidrachen hielt. Man dachte, Feuer könne ihm nichts anhaben und sein Sekret sei in der Lage, Flammen zu löschen. Der Lebensraum des Feuersalamanders sind Laub- und Mischwälder mit Bächen, in denen die Weibchen ihre Larven absetzen. Die ausgewachsen etwas über 20 Zentimeter langen Tiere sind Lauerjäger, ihre Beute sind Insekten, Schnecken, Würmer und andere Kleintiere. Der Erhalt naturnaher Waldlebensräume ist die wichtigste Maßnahme zum Schutz des Feuersalamanders. Nicht-Wissenschaft;Mann wollte mit seinem Cousin offenbar mehr als 100 Menschen töten. Chicago – Ein US-Soldat hat nach Angaben der Justiz seines Landes Attentatspläne auf eine Militärbasis nahe Chicago gestanden. Der 23-jährige Hasan E. von der Nationalgarde habe zusammen mit seinem Cousin mehr als 100 Menschen töten wollen, erklärte der Staatsanwalt des Distrikts Nord des Bundesstaates Illinois am Montag. Demnach begann er im Jänner, über das Internet mit einem FBI-Agenten zu kommunizieren, der sich als Kämpfer der Jihadistengruppe Islamischer Staat (IS) in Libyen ausgab. Der Angeklagte habe gestanden, dem Agenten Tipps gegeben zu haben, wie man die US-Armee bekämpft und schlägt, hieß es weiter. Zudem habe er sich bereit erklärt, mit seinem Cousin Jonas einen Anschlag in den USA zu verüben. Die beiden Männer sollen den Angaben zufolge im März einen anderen FBI-Undercover-Agenten getroffen haben, der Hasan E. seine Hilfe dabei anbat, sich dem IS im Irak anzuschließen. Unter anderem wurde auch erwogen, dass Jonas E. die Uniform seines Cousins benutzen könnte, um die Armeebasis Joliet in Illinois anzugreifen. Zu dritt besuchten die Männer den Stützpunkt, wo sie sich unter anderem einen Trainingsplan der Soldaten besorgten, um den günstigsten Zeitpunkt für einen Anschlag zu bestimmen, wie die Justiz erklärte. Hasan E. war im März am Flughafen von Chicago festgenommen worden, wo ihn sein Cousin abgesetzt hatte. Er hätte nach Ägypten fliegen wollen. Auch Jonas E. ist nach US-Justizangaben geständig. Dank der Bemühungen vieler Staatsanwälte und Agenten sei es gelungen, die Verschwörer an der Umsetzung ihrer Pläne zu hindern, erklärte der stellvertretende US-Generalstaatsanwalt John Carlin. Aufgrund ihrer Geständnisse würden die beiden Angeklagten zur Verantwortung gezogen werden. Hasan E. drohen bei einer Verurteilung bis zu 30 Jahre Haft wegen Verschwörung mit dem Ziel, eine ausländische Terrororganisation zu unterstützen sowie wegen des Versuchs, eine ausländische Terrororganisation materiell zu unterstützen. Seinem Cousin drohen bis zu 23 Jahre Gefängnis. Nicht-Wissenschaft;Auch wenn gewisse Funktionen deaktiviert sind, übertragt das System Daten. Konsumentenschützer nennen Windows 10 eine private Abhöranlage. Das neue Betriebssystem sammelt zahlreiche Daten und schickt diese an Microsoft. Zwar können die Privatsphäre-Einstellungen angepasst werden, um die Datensammelei einzuschränken. Offenbar telefoniert das System an einigen Stellen aber dennoch weiterhin nach Hause, wie Ars Technica bei einer eingehenden Analyse herausgefunden hat. Teilweise sei der Sinn dahinter komplett unklar. Dem Bericht zufolge lässt es sich nicht komplett unterbinden, dass Windows 10 bestimmte Daten an Microsoft überträgt. Viele dieser Informationen seien harmlos, teilweise würden jedoch Daten übermittelt, die zur Identifizierung der Computer herangezogen werden könnten. Deaktiviert man beispielsweise die Sprachassistentin Cortana und die Websuche für das Startmenü, würden bei Eingaben dennoch eine Anfrage an Bing.com übermittelt und gewisse Daten in Zusammenhang mit Cortana abgerufen. Dabei werde eine zufällige ID übertragen, die auch nach Neustarts bestehen bleibe. Die meisten Nutzer gehen wohl davon aus, dass bei einer Eingabe im Startmenü mit deaktivierter Cortana- und Suchfunktion überhaupt keine Verbindung mit dem Internet zustande kommt. Auch wenn Nutzer keine Live-Kacheln auf dem Startbildschirm angeordnet haben, lade Windows 10 laut Bericht ab und zu Live-Kachel-Daten aus dem MSN-Netzwerk nach – noch dazu über eine unverschlüsselte HTTP-Verbindung. Dabei würden allerdings keine Daten anfallen, über die Nutzer identifiziert werden könnten. Die Tester wenden jedoch ein, dass es unklar sei, wieso diese Daten überhaupt abgerufen werden, wenn gar keine entsprechende Live-Kachel zur Anzeige der Inhalte aktiv ist. Das System sende zudem in regelmäßigen Abständen Daten an den Microsoft-Server ssw.live.com, der in Zusammenhang mit dem Cloud-Dienst OneDrive stehen dürfte. Windows 10 überträgt hier offenbar selbst dann Daten, wenn OneDrive deaktiviert ist und beim Login auf den Computer ein lokaler Account verwendet wird, der nicht mit einem Microsoft-Konto verknüpft ist. Dabei scheinen gewisse Telemetrie-Einstellungen gesendet zu werden. Anhand solcher Daten kann Microsoft ablesen wie oft eine App gestartet und wie lange sie ausgeführt wurde bzw. ob es zu Problemen wie Abstürzen gekommen ist. Diese Datenübertragung kann eigentlich ausgeschaltet werden. Auf einem Testrechner seien gewisse damit verbundene Informationen dennoch weiterhin übermittelt worden. Laut dem Bericht wurde der Test auf einer virtuellen Maschine ausgeführt und dabei einen HTTP- und HTTPS-Proxy für eine einfachere Überwachung des Traffics verwendet. Dabei fand man heraus, dass sich Microsoft mit einem Content-Liefernetzwerk verbunden hat und dafür den Proxy umgangen ist. Wir haben keine Ahnung, was hier vor sich geht, so die Tester. Von Ars Technica danach gefragt, ob man auch diese Datenübertragungen irgendwie deaktivieren kann, antwortete Microsoft, dass Updates für neue Funktionen der Bing-Suche geliefert werden könnten. Allerdings würden keine Eingaben oder Suchaktionen der Nutzer an Microsoft gesendet, wenn dies so in den Einstellungen festgelegt ist. Das bestätigen auch die Tester. Wieso trotz Deaktivierung bestimmter Funktionen weiterhin Daten übertragen werden, bleibt unklar. Nicht-Wissenschaft;Falls Forderung nicht entsprochen wird. Dem US-Internetkonzern Google droht neuer Ärger im Streit um die Löschung persönlicher Daten in seiner Suchmaschine. Die französische Datenschutzbehörde CNIL rief das Unternehmen am Freitag auf, Einträge nicht nur auf seinen europäischen Internetseiten, sondern weltweit zu entfernen, wenn entsprechenden Anfragen von Betroffenen stattgegeben werde. Die CNIL drohte mit einem förmlichen Verfahren, sollte Google nicht innerhalb von 15 Tagen der Forderung nachkommen. Damit wäre Frankreich das erste Land, das Google in dieser Frage Sanktionen auferlegen könnte. Jedoch darf die CNIL nur Geldstrafen bis zu einer Höhe von 150.000 Euro verhängen. Google steht seit Jahren in der Kritik von Anwälten und Datenschützern, weil sich der Konzern weigert, persönliche Informationen zu löschen. Im Mai 2014 stärkte der Europäische Gerichtshof (EuGH) jedoch das Recht auf Vergessen im Internet. Demnach muss Google unter bestimmten Umständen Verweise auf Internetseiten mit sensiblen persönlichen Informationen von Europäern aus der Ergebnisliste seiner Suchmaschine entfernen. Google bekräftigte, der Konzern müsse die Vorschrift nur für seine europäischen Internetseiten anwenden. Nicht-Wissenschaft;In "Willkommen Österreich" sitzen sie seit ein paar Wochen beim Paartherapeuten. Ab Mittwoch stehen Dirk Stermann und Christoph Grissemann mit Magda Kropiunig im Klassiker "Sonny Boys" auf der Bühne des Wiener Rabenhofs. STANDARD: Sie kennen einander Ihr halbes Leben. Wie gut will man einander überhaupt kennenlernen? Stermann: Die Frage ist ja gar nicht so sehr, ob man will oder nicht. Wir sind quasi gezwungen, weil wir einander in so vielen intensiven Situationen zusammen erleben. STANDARD: Setzt Ihnen das zu? Grissemann: Es gab zwei tätliche Übergriffe, die erwähn ich immer wieder gern, aber die psychische Zerrüttung ist größer. Stermann: Ich bin psychisch so stabil, dass ich es fast ohne bleibende Schäden überstanden habe. Er hat mich abgehärtet. STANDARD: Persönliche Zwistigkeiten passen zum Stück, darin spielen Sie zwei gealterte, zänkische Komiker. Die erfolgreiche Karriere liegt hinter ihnen, die beiden sind etwas abgehalftert, jetzt sollen sie noch einmal gemeinsam auftreten. Wie kam es dazu? Stermann: 1972 hat Neil Simon sich gedacht, dass irgendwann in Österreich zwei Typen lange zusammenarbeiten und sich irrsinnig auf den Geist gehen. Für die hat er das Stück geschrieben. Probeweise haben das vor uns lauter alte Männer gespielt um zu sehen, wie das Stück so funktioniert, und das hat es scheinbar sehr gut. Jetzt dürfen die Jungen ran. Grissemann: Das war eine Idee von Rabenhof-Direktor Thomas Gratzer. Wir haben uns acht Jahre lang dagegen gewehrt, Sonny Boys für eine verschmockte Komödie gehalten, die mit uns nix zu tun hat. Dann hab ich es aber aufmerksam gelesen. Und da steckt so viel von uns selbst drin, dass ich mir gedacht hab, es wär eigentlich schade, wenn man das nicht spielt. Wer soll das sonst spielen? STANDARD: Davor haben das zum Beispiel Kapazunder wie Helmut Lohner, Otto Schenk und Gert Voss gemacht. Grissemann: Langgediente Volksschauspieler, ja. Die letzte Rolle vor der Krebsdiagnose. Das war schon auch ein Argument, es nicht zu machen, weil es so nach Abschied klingt. Was soll danach kommen? Aber die Herausforderung anzunehmen, das nicht als alte Männer zu spielen, sondern als mitten im Leben stehende, Fast-50-Jährige, hat ja auch ihren Reiz. Stermann: Das Setting wurde für uns umgeschrieben, gekürzt, auf drei Personen runtergebracht. Etwa behalten wir unsere Namen, sodass ich mir keine neuen merken muss. Grissemann: Das erleichtert die Schauspielarbeit. Stermann: Auch Magdas Rollennamen heißt Magda. Magda hätte sich natürlich viele Namen merken können, weil sie professionelle Schauspielerin ist, aber wir… STANDARD: Sie verkörpert Christophs Cousine, die die beiden Gockel immer wieder zusammenzubringen versucht. Haben Sie einander vorher schon gekannt? Kropiunig: Ja, aber wir arbeiten jetzt zum ersten Mal miteinander. Es ist nicht viel anders als bei anderen Theaterproben. Es gibt die gleichen Glücksmomente und Schwierigkeiten und läuft alles sehr professionell ab. STANDARD: Sie spielen im Fernsehen sowie auf der Bühne. Was ist Ihnen lieber? Kropiunig: Beides. Obwohl die beiden ganz verschieden sind. Ich komme vom Theater und das werde ich wahrscheinlich immer machen. STANDARD: Beim Aufzeichnen fürs Fernsehen kann man ja mehr improvisieren. Grissemann: Fernsehen ist eigentlich das Schlimmste. Es ist ein ungeprobtes Programm, von dem du selbst nicht überzeugt bist. Das sind Witze, die mir geschrieben werden und die ich aufsage. Humor von der Stange, ganz klar auf ein Publikum ausgerichtet. Willkommen Österreich ist nicht mein Humor. Ich bin teilweise vor dem Publikum schon wieder aus dem Studio draußen, weil ich mir den Mantel schnappe und zur U-Bahn laufe. Ich denke in den letzten zehn Minuten der Sendung schon, was ich zuhause essen werde. Würde ich die Witze machen, die mir gefallen, hätte ich wahrscheinlich nur 20.000 Zuschauer. Fernsehen ist ein riesiger, aufgeblähter Apparat. Da finde ich Theater angenehmer. Oder Kabarett, da sinds nur wir zwei. STANDARD: Der Humor damals, 1972, war ein anderer, die Witze handzahm. Klowitze, Schwulenwitze, Hämorrhoidenwitze kommen im Stück nicht vor. Stermann: Wir kennen weniger Tabus. Aber Klowitze wird es auch bei uns keine geben, sondern eher ein fast sentimentales Stück, eine Love-Story. Kropiunig: Ich finde grad Komödie sehr herausfordernd, weil der Charakter von dir lebt, du ganz viel von dir hineingeben musst. Boulevard hab ich schon gemacht, das will ich jetzt nicht wieder machen. Sonny Boys ist sehr dialoglastig, man muss sehr schnell denken. Es ist eine Timingsache und sehr präzise. Leute zum Lachen zu bringen ist sehr schwierig. Stermann: Wir brauchen Stichworte. Das ist das Banale am Theater. Stichwort, Stichwort, Stichwort. Wann steh ich wo, was mach ich mit den Händen… STANDARD: Hat sich Ihr Humor verändert, seit Sie angefangen haben? Stermann: Der Humor gar nicht so, aber die Herangehensweise. Früher haben wir gar nicht darüber nachgedacht, dann hat man angefangen, sich ein bissl zu überlegen, was man macht. Inzwischen haben wir eine Art von gelassener Professionalität, die nicht mehr so viel will. Für mich ist es unangenehm, wenn ich Leute im Fernsehen sehe, die so aktiv sind, das finde ich abturnend. Besser finde ich die, die sich immer weiter zurücklehnen und aus dem heraus eine Unterhaltungssendung machen. Grissemann: Wie im ganz normalen Leben. Fernsehsendungen, wo die Menschen immer so steif reden und nicht geraucht und getrunken werden darf, finde ich seltsam. Da empfinden es manche schon als anarchisch, wenn man bei uns ein Glas Wein trinkt. Das hab ich nie verstanden, ist doch absurd! Wir kriegen viele Zuschriften: Um Gottes Willen, da trinken Menschen im Fernsehen Wein, darf das sein? Stermann: Unsere Aufgabe ist es, Willkommen Österreich zu machen und gleichzeitig aus dieser Sendung auszusteigen. Nur wissen wir und die Redakteure vorher nicht, wie. Das macht es für uns spannend. Wenn es glatt über die Bühne gegangen ist, so wie es vorgesehen war, dann entsteht dadurch immer eine gewisse Leere. Es ist schon der Wunsch da, dass was passieren könnte. STANDARD: Wenn Sie beide noch einmal anfingen – dann eher wie Joko und Claas oder wie Jan Böhmermann? Stermann: Ich würde mich, wenn ich die Wahl hätte, mir einen Hamburger ins Gesicht spritzen zu lassen, immer für nein entscheiden. Grissemann: Mir wäre das auch zu anstrengend. Was einem schon zu denken gibt, ist, dass wir beide jetzt genau aus der Zielgruppe bis 49 Jahre herauswachsen. STANDARD: Stefan Raab hat die Reißleine gezogen und gesagt, er hört mit 50 auf. Von Ihnen hat man das auch mal gehört. Grissemann: Ja, ich häng auch nicht so wahnsinnig an dem Job. Ich kann mir schon vorstellen, dass in zwei Jahren Schluss ist. Ich würde die Sendung gern weitermachen, aber es ist nicht so, dass ich jetzt irrsinnig dran hänge. Ich kann mir ein gutes Leben auch ohne Willkommen Österreich vorstellen. STANDARD: Fernsehen bietet die Möglichkeit, tagesaktueller zu sein als die Bühne. Sind Sie gern politisch? Viele Situationen wiederholen sich ja doch immer wieder. Stermann: Ja, es ändert sich nichts. Wenn die Autoren uns bei der Sitzung die Witze zeigen, hätte es genau so ganz oft auch vor sechs Jahren schon sein können. Wir benutzen diese Namen eigentlich als Codes. Wenn du Mikl-Leitner sagst, dann weißt du, die Leute lachen, weil sie ahnen, jetzt kommt ein Mikl-Leitner-Witz. Den musst du gar nicht mehr machen. Es reicht, Mikl-Leitner zu sagen. Grissemann: Vollkommen austauschbare Figuren. Das Dschungelcamp ist genau das gleiche wie das Parlament, Dieter Bohlen genau das gleiche wie HC Strache. In Wahrheit gehts um den Witz und nicht um die politische Message. Haben wir ja keine. Beziehungsweise ist die, die wir haben, eh klar, und es wäre nicht amüsant, die jedem zu sagen. Zeigefingerkabarett geht mir auf die Nerven. Wenn der Witz okay ist, dann ist mir egal, ob DJ Ötzi vorkommt oder Jörg Haider. Stermann: Auf der anderen Seite ist es so: Indem wir uns über alle gleich lustig machen, entsteht irgendwann so ein Gefühl, dass man eine Demokratieverdrossenheit unterstützt. Die Möglichkeit, die du als Witzeerzähler oder Entertainer hast, ist ja sehr begrenzt. Darum würd ich gar nicht erst anfangen, irgendwas zu versuchen. Ich finde nicht, dass es die Aufgabe von Komikern ist, dass manche Sachen aufgearbeitet werden, sondern die von Journalisten. Hin und wieder möchte man aber schon eine Art Haltung zeigen, weil es wichtig ist, weil man die als Mensch eben hat. Darum bau ich darauf, dass ich das noch mit 70 moderiere, weil vielleicht weiß ich dann, wie man es richtig macht. Bis jetzt weiß ich es noch nicht. STANDARD: Bisher kämpfen Sie ja durchaus mit harten Bandagen? Stermann: Im direkten Gespräch ist das letzte, was wir wollen, Gäste der Lächerlichkeit preiszugeben. Und sonst tun das ja nicht wir, sondern die Leute selbst. Wenn der Verteidigungsminister so redet, wie er redet, dann schafft er das schon selber. Grissemann: Es wird ja niemandem die Würde gestohlen. Es ist letztendlich nicht mehr als ein Joke, ein Witz. Und es gibt nix Vergnüglicheres als Schadenfreude. Wenn jemand auf einer Bananenschale ausrutscht, kann ich da immer noch lachen. Auch wenn es ein 80-Jähriger ist. Das ist halt einfach lustig. Deswegen demütigt man ja niemanden. Zumal ich mich selbst auch nicht aus den Witzen raushalte, weil Stermann macht über mich genauso Witze wie ich über ihn. Die ganze Welt kann sich nicht aus der Verantwortung stehlen, dass Witze über sie gemacht werden. Das ist schon in Ordnung. STANDARD: Ich kann uns und unsere Shows nicht mehr unterscheiden, heißt es im Stück. Wie gut können Sie die Grenze zwischen Berufsironie und privat noch ziehen? Grissemann: Komplett. Das ist schon eine gezielte, gelernte Fertigkeit für den Beruf. Ich bin im Privatleben eigentlich fernab von jedem Zynismus. Ich erzähle auch keine Witze, bin in einer geselligen Runde eher sehr langweilig, stiller Trinker. Mir geht’s auf die Nerven, wenn jemand Witze erzählt. Also eigentlich bin ich das exakte Gegenteil in Sendung und privat. Stermann: Total. Es wäre ja furchtbar, würde man einem Kind mit Bauchschmerzen zynisch begegnen. STANDARD: In Willkommen Österreich haben Sie beide große Freude an Heinz Fischer. Wird er Ihnen als Bundespräsident fehlen? Stermann: Ja, aber nicht nur für unsere Arbeit. Er fehlt mir als Figur jetzt schon ein bisschen. Aber Van der Bellen wird man ja auch ins Herz schließen können. Grissemann: Wir werden uns gebührend verabschieden. Nicht-Wissenschaft;Konsequenz aus Anschlägen Mitte November. Paris – Vor dem Hintergrund der Anschläge in Paris hat die französische Regierung drei radikale islamische Vereinigungen verboten. In der französischen Republik sei kein Platz für Gruppen, die zu Terrorismus und Hass aufrufen, sagte Innenminister Bernard Cazeneuve am Mittwoch. Die drei Vereinigungen betrieben eine Moschee im östlich von Paris gelegenen Lagny-sur-Marne, die Anfang Dezember geschlossen worden war. Die Schließung der Moschee sowie zwei weiterer Gotteshäuser wegen mutmaßlicher radikaler Umtriebe war im Zuge des Vorgehens der Behörden nach den Anschlägen mit 130 Toten Mitte November erfolgt. Cazeneuve hatte schon damals gesagt, dass die hinter den Moscheen stehenden pseudo-kulturellen Vereinigungen sehr bald verboten würden. Möglich sind die harten Maßnahmen wegen des derzeit in Frankreich geltenden Ausnahmezustands. Zu Hass und Jihad aufgerufen Die Moschee in Lagny-sur-Marne galt als salafistisch. Bei Durchsuchungen im Dezember waren dort unter anderem Munition und Propagandamaterial beschlagnahmt worden. Cazeneuve begründete nun die Entscheidung des Kabinetts zum Verbot der Gruppen damit, dass deren Anführer in den vergangenen Jahren zum Hass und zum Jihad aufgerufen hätten. Nicht-Wissenschaft;Ob die Arbeitslosigkeit wieder so stark sinkt wie früher, wenn es mit Österreichs Wirtschaft bergauf geht, ist unter Fachleuten umstritten. Wien – Österreich hat ein Problem. Die Wirtschaft des Landes wird heuer das vierte Jahr in Folge um weniger als ein Prozent wachsen. Die Frage, was diese Konjunkturflaute verursacht, scheidet die Geister. Ohne ein höheres Wirtschaftswachstum werde die Arbeitslosenrate, die derzeit auf dem höchsten Niveau der Nachkriegszeit liegt, aber definitiv nicht zurückgehen, sagen viele Experten. Warten, bis es mit dem Wachstum wieder nach oben geht, hieß bislang also die Devise. Geht es nach einer Studie der Denkfabrik Agenda Austria, dann hat sich längst eine zweite Flaute dazugesellt. Die Arbeitslosigkeit steige weniger, weil die Konjunktur schwächle, sondern weil die Qualifikation der Menschen nicht mit dem zusammenpasse, was die Unternehmen brauchen. Warten auf Wachstum wäre dann also zu wenig. Zwei Drittel des Anstiegs der Arbeitslosigkeit seien darauf zurückzuführen, heißt es. Demnach ist die Konjunkturflaute das kleinere Übel: die Arbeitsmarktflaute das neue, größere Problem. Aber was ist dran an der Agenda-Austria-Studie? Ist aus dem Arbeitsmarkt-Europameister Österreich ein Absteiger geworden? Kurz zur Methodik der Denkfabrik: Sie setzt die Zahl der offenen Jobs, die als Indikator für die Lage der Konjunktur gelten, ins Verhältnis zur Arbeitslosenrate. In einem Konjunkturtief gibt es normalerweise weniger offene Stellen und eine höhere Arbeitslosigkeit als sonst. Zuletzt seien aber sowohl verfügbare Jobs als auch die Zahl der Arbeitslosen gestiegen. Werden Stellen nicht besetzt, obwohl viele keinen Job haben, dann liege das an der falschen Ausbildung der Arbeitssuchenden, so die Agenda Austria. Das AMS, auf dessen Zahlen sich die Agenda Austria stützt, übt Kritik an der Studie. Die eigene, offizielle Statistik würde trügen, sagt Marius Wilk. Zwar gebe es auf dem Papier mehr offene Stellen, das liege aber daran, dass mehr davon beim AMS gemeldet, nicht, dass mehr angeboten werden. In Wahrheit sinke die Zahl der verfügbaren Jobs in Österreich seit 2012 kontinuierlich, auch heuer und im nächsten Jahr erwartet die Organisation einen Rückgang. Wilk findet aber nicht nur die Zahlen fragwürdig, sondern auch die Rückschlüsse: Selbst wenn jede freie Stelle sofort besetzt werden würde, sagt er im Gespräch mit dem STANDARD, würde das die Zahl der Arbeitslosen nur um 29.000 Personen verringern. Über 400.000 würden weiterhin keinen Job haben. Beim AMS sehe man eine gegenteilige Entwicklung: Offene Stellen würden immer rascher besetzt. 2012 dauerte es im Schnitt noch 37 Tage, bis jemand gefunden wurde. Heuer seien es etwa 30 Tage, sagt Wilk. Aktuell sind nicht passende Qualifikationen kaum ein Thema. Ähnlich sieht das Wifo-Experte Helmut Mahringer. Er nennt die Schlussfolgerungen der Agenda Austria bestenfalls grob verkürzt. Hauptsächlich werde die Arbeitslosigkeit derzeit durch die schwache Konjunktur und die starke Zunahme an Jobsuchenden, etwa durch Migration und den Rückgang an Frühpensionen, verursacht. Einen Strukturwandel gebe es aber schon länger am Arbeitsmarkt. Für Geringqualifizierte werde es immer schwieriger, einen Job zu finden. Das sei aber kein Phänomen, das plötzlich in den vergangenen Jahren aufgetreten sei. Das Institut für Höhere Studien (IHS) kommt hingegen zu ähnlichen Ergebnissen wie die Agenda Austria, ist in seiner Interpretation der Zahlen aber vorsichtiger. Es sei durchaus plausibel, dass ein nicht unbeträchtlicher Teil des Anstiegs der Arbeitslosigkeit der vergangenen zwei Jahre nicht durch die schwache Konjunktur, sondern strukturell bedingt ist, sagt IHS-Ökonom Helmut Hofer. Genau lasse sich das aber nicht voneinander unterscheiden, deshalb sei Vorsicht geboten. Die Experten sind sich jedenfalls darüber einig, dass die ohnehin starke Zuwanderung aus Osteuropa, zu der jetzt noch der Flüchtlingsandrang kommt, in Zeiten schwacher Konjunktur zu einer steigenden Arbeitslosigkeit führt. Je länger die Konjunkturflaute andauert, desto höher ist die Gefahr, dass sich Arbeitslosigkeit verfestigt, sagt Wifo-Ökonom Mahringer. Im November waren etwa 146.000 Menschen seit über einem Jahr arbeitslos. Je länger jemand ohne Job ist, desto schwieriger ist es in der Regel, einen neuen zu finden. Ob Österreich nur in einer Konjunkturflaute steckt oder sich eine Arbeitsmarktflaute dazugesellt, wird sich wohl erst in ein paar Jahren seriös beurteilen lassen. Um ein größeres Strukturproblem am Arbeitsmarkt feststellen zu können, sagt der Ökonom Herbert Walther, brauche es erst einmal wieder einen kräftigen Konjunkturaufschwung. Wenn die Arbeitslosigkeit dann weniger stark zurückgehe, als das früher in Boomphasen in Österreich der Fall gewesen sei, dann habe man wirklich einen Beweis, so Walther. Wissenschaft;Astronomen stießen bei Trappist-1 auf drei Planeten, auf denen Leben möglich sein könnte. Lüttich/Wien – Bei der Suche nach extraterrestrischem Leben in unserem Sonnensystem gelten der Mars und Jupiter-Mond Europa als heißeste Kandidaten, obwohl es dort eher kalt ist. Außerhalb unseres Sonnensystems gibt es nun neue mögliche Kandidaten: drei Planeten, die sich um einen Braunen Zwerg namens Trappist-1 drehen und nur rund 39 Lichtjahre entfernt sind. Braune Zwerge sind zwar Sterne, aber man kann sie mit bloßem Auge nicht sehen. Sie sind nämlich erstens viel lichtschwächer und zweitens kleiner als unsere Sonne. Gleichwohl zählen sie zu den häufigsten Bewohnern unserer Milchstraße. Bisher glaubte man, dass diese Sonnen zu klein sind, um Planeten zu beherbergen. Doch nun wurden Astronomen um Michael Gillon (Uni Lüttich) mit dem Teleskop Trappist fündig. Wie sie im Fachmagazin Nature berichten, entdeckten sie drei vermutlich habitable Planeten, die rund um den Braunen Zwerg Trappist-1 kreisen, der kaum größer als der Planet Jupiter ist und sehr viel weniger heiß als unsere Sonne. Sowohl Größe als auch Temperatur dieses Planetensystems seien vergleichbar mit den Verhältnissen auf der Erde und der Venus, behaupten die Forscher. Sie hatten ihre Beobachtungen mit dem Teleskop Trappist im September 2015 begonnen, das darauf ausgerichtet ist, 60 kleine Sterne in der Nähe unseres Sonnensystems zu beobachten. Wie sich zeigte, ziehen drei Objekte regelmäßig vor einem dieser Braunen Zwerge vorbei, zwei davon brauchen für eine Umkreisung 1,5 beziehungsweise 2,4 Tage. Damit trifft auf sie ähnlich viel Energie wie auf die Erde. Der dritte Planet ist etwas weiter entfernt und benötigt zwischen vier und 73 Tagen für eine Umrundung. Nach den Berechnungen der Astronomen sollten alle drei Planeten von Trappist-1 Bereiche aufweisen, in denen die die Temperatur deutlich unter 126 Grad Celsius liegt. Und das wiederum könnte bedeuten, dass es dort auch flüssiges Wasser gibt – eine Voraussetzung für Leben, so wie wir es kennen. Das Besondere an dieser Entdeckung ist die Nähe des Planetensystems und die geringe Größe des Sterns. Denn dadurch sollte es möglich werden, in nächster Zukunft die Atmosphäre und deren Zusammensetzung zu analysieren – und eben auch, ob es auf den Planeten Leben gibt. Wissenschaft;Vorhersage des Higgs-Teilchens bringt dessen Namensgeber einmal mehr Lorbeeren. Der britische Physiker und Nobelpreisträger Peter Ware Higgs wird heuer mit der ältesten und höchstdotierten Auszeichnung der Royal Society bedacht – der Copley-Medaille. Die 1731 erstmals verliehene Medaille dürfte die älteste noch regelmäßig vergebene Auszeichnung der Welt sein. Higgs erhielt 2013 zusammen mit François Englert den Nobelpreis für Physik für die (voneinander unabhängige) Vorhersage des Higgs-Teilchens, dessen Existenz 2012 fast 50 Jahre nach Higgs Entdeckung durch Wissenschafter des europäischen Kernforschungszentrums CERN nachgewiesen werden konnte. Seit der Erstverleihung 1731 an Stephen Gray erhielten Forscher wie Benjamin Franklin, Michael Farraday, Alexander von Humboldt, Charles Darwin, Louis Pasteur, Albert Einstein, Max Planck und Stephen Hawking die prestigeträchtige Medaille. In ihrer nunmehr 284-jährigen Geschichte erhielt übrigens bislang nur ein einziges Mal eine Frau diese Auszeichnung: Die Biochemikerin und Nobelpreisträgerin Dorothy Hodgkin wurde 1976 für die Analyse der Struktur des Vitamins B12 geehrt. Wissenschaft;Ein internationales Forscherteam untersucht, welche Gene die Venusfliegenfalle karnivor machen. Würzburg - Welche Gene sind dafür verantwortlich, dass Pflanzen Tiere fangen und verdauen können? Ein internationales Forscherteam hat bei der Venusfliegenfalle nun drei davon identifiziert. Sie sorgen dafür, dass die Pflanzen lebenswichtiges Kalium aus ihren Beutetieren höchst effizient nutzen können. Fleischfressende Pflanzen wie die Venusfliegenfalle (Dionaea muscipula) wachsen an extrem nährstoffarmen Standorten. Um dort überleben zu können, haben sie sich im Lauf der Evolution spezialisiert: Sie besorgen sich Zusatznahrung in Form von Tieren. Die Venusfliegenfalle fängt ihre Beute mit Blättern, die zu Klappfallen umgebildet sind. Berühren Insekten spezielle Sinneshaare auf der Falle, klappt diese blitzschnell zu und wandelt sich in eine Art grünen Magen um: Drüsen geben ein salzsäurehaltiges Gemisch aus Verdauungsenzymen ab, und aus der Beute werden neben Nährstoffen auch Minerale wie Kalzium, Magnesium und Kalium herausgelöst und über die Pflanzendrüsen aufgenommen. Besonders Kalium ist lebenswichtig für Pflanzen. Fleischfressende Gewächse brauchen es auch dringend für den Betrieb ihrer Fallen. Wie effizient die Venusfliegenfalle sich das Kalium aus ihren Beutetieren holt, berichtet jetzt ein internationales Forschungsteam in PNAS. Am Beginn stand die Erkenntnis, dass die Drüsen in der Klappfalle der Pflanzen nur dann Kalium aufnehmen können, wenn zuvor tatsächlich auch ein Insekt gefangen wurde. Also analysierten die Forscher die Gene, die für die Aufnahme von Kalium aktiviert werden. Es stellte sich heraus, dass zwei Kaliumtransporter und ein Enzym, eine Proteinkinase, hochgefahren werden. Genau diese drei werden auch bei nicht-fleischfressenden Pflanzen mit der Kaliumaufnahme in der Wurzel in Verbindung gebracht. Das Enzym aktiviert dabei die beiden Kaliumtransporter, die in einer konzertierten Aktion das gesamte Kalium aus der Beute in die Pflanze schaffen. Zuerst senkt der Transporter DmAKT1 den Kaliumspiegel im Magen der Venusfliegenfalle drastisch ab, dann erledigt der Transporter DmHAK5 die Feinarbeit. Er hat eine beträchtliche Pumpkraft und kann auch dann noch Kalium in die Drüsenzellen verfrachten, wenn die Kaliumkonzentration dort schon sehr hoch ist, erklärt Sönke Scherzer, Koautor der Studie. Doch wie merken die Kalium-Aufnahmesysteme der Venusfliegenfalle, dass eine kaliumreiche Beute in der Falle sitzt? Wir haben erste Hinweise darauf, dass nicht erst das aus der Beute freigesetzte Kalium, sondern schon die Berührung der Sinneshaare die Neusynthese der Transporter einleitet, sagt der Biophysiker Rainer Hedrich. Wie aber die Kaliumkonzentration im grünen Magen gemessen wird und wie die Aktivierung und Deaktivierung der Kaliumtransporter genau vor sich geht, ist noch unklar. Dies wollen die Forscher um Hedrich, der für seine Arbeit 2010 einen hochdotierten Advanced Grant des ERC erhielt, künftig herausfinden. Wissenschaft;Forscher stoßen bei zwei Prozent der Finnen auf spezielle Variante eines Serotonin-Rezeptor-Gens. Helsinki – Eine in Finnland verbreitete Genvariante könnte einer aktuellen Studie zufolge dafür verantwortlich sein, dass sich manche Finnen unter Alkoholeinfluss impulsiv verhalten, wie es in der Studie genannt wird. Laut der im Fachmagazin Translational Psychiatry veröffentlichten Untersuchung steht die Mutation mit einer Veranlagung zur Impulsivität in Verbindung, die zumeist unter der Oberfläche schlummere, aber unter Alkoholeinfluss zum Vorschein kommen könne. Zwei Prozent der Finnen – etwa 100.000 Menschen – sollen die Genveränderung in sich tragen. Laut Studienleiter Roope Tikkanen tritt die Veränderung an einem Serotonin-Rezeptor-Gen auf, das mutmaßlich für die Impulsivität von Menschen mit psychischen Krankheiten in Verbindung steht. Durch historische und geografische Isolation ist der Genpool in Finnland laut Tikkanen relativ homogen, was die Entdeckung der Mutation erleichtert habe. Die Forscher glauben, dass die Genmutation erblich ist und ihre Entdeckung zu Medikamenten gegen krankhafte Impulsivität führen könnte. Nach Zahlen des finnischen Justizministeriums werden 80 Prozent aller Morde und 70 Prozent aller Körperverletzungen im Land nach Alkoholkonsum begangen. Dabei trinken Finnen laut Statistik nicht mehr Alkohol als Bewohner anderer EU-Länder. Mit 12,27 Litern reinem Alkohol pro Person liegt Finnland sogar leicht unter dem europäischen Durchschnitt von 12,45 Litern pro Person. Nicht-Wissenschaft;Treffen soll Augen für Fortschritte öffnen und Wege zu Verbesserungen ebnen. Nicht nur Österreichs neue Regierung gelobt, gegen die schlechte Laune anzukämpfen – auch in Bosnien-Herzegowina soll nun eine Imageoffensive für ein besseres Geschäftsklima sorgen. In unserer Gesellschaft geht es mehr um Vorstellungen als um Fakten, sagte der Premierminister des bosnischen Landesteils, Fadil Novalić, anlässlich der zweitägigen Konferenz in Sarajevo, bei der es darum ging, die Reformagenda vorwärtszuschieben. Und wir sind leider ertränkt in negativen Vorstellungen. Die Johns-Hopkins-Universität (SAIS) in Washington und die amerikanische Botschaft in Sarajevo brachten Anfang der Woche führende Figuren aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft zusammen, um zu demonstrieren, dass man Bosnien-Herzegowina weder aus dem Auge lassen noch zulassen will, dass die Reformen wieder einmal verwässert werden. Ein weiterer Teil der Konferenz findet am Freitag an der Diplomatischen Akademie in Wien statt. Nach den Worten des Hohen Repräsentanten für Bosnien und Herzegowina, Valentin Inzko, geht es auch darum, Aufmerksamkeit auf das Land zu lenken. Er sprach am Donnerstag von einem Wettbewerb der Krisen. Das Land habe das Glück, nicht als Krisenstaat in den Schlagzeilen zu sein. Nun sollen aber Schlagzeilen der positiven Art folgen. Das wünscht sich auch Mujo Selimovic, Vorstandsvorsitzender des Handelsunternehmens Mims Group, der bei der Konferenz am Freitag ebenfalls dabei ist: Aus der Ferne sieht manches tatsächlich nicht so gut aus. Aber wenn man das echte Leben sieht, dann stellt man fest, dass vieles in Wirklichkeit besser ist. Was nicht heiße, dass sich nicht einiges ändern müsse, vor allem in Sachen Geschäftsklima. Dabei gehe es vor allem um die längst anstehenden Reformen: Nach der 2014 gestarteten deutsch-britischen Initiative wurden zumindest mit viel Druck der EU das Arbeitsgesetz geändert und das Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen mit der EU in Kraft gesetzt. Nun geht es darum, die Bedingungen für die Wirtschaftstreibenden zu verbessern, sagt Premier Novalić. Weitere Punkte auf der Agenda sind: Verringerung der staatlichen Ausgaben auf allen Ebenen, Budgetdisziplin, Reform des Gesundheitssystems, Privatisierung von staatlichen Unternehmen, gerechtere Verteilung von Sozialhilfen (Kürzungen für Veteranen), Vereinfachung der Bürokratie für Investoren und mehr Rechtssicherheit. Was bislang noch immer fehlt, ist ein Koordinationsmechanismus zwischen den beiden Landesteilen (Föderation und Republika Srspka), damit diese mit der EU zusammenarbeiten können. Bisher können keine Vorbeitrittshilfen ausgezahlt werden, weil dieser Mechanismus fehlt. Insgesamt geht es um 850 Millionen Euro für das Land, die nicht ausgezahlt werden können. Als Novalić auf der Konferenz gefragt wurde, woran es eigentlich liege, dass dieser Mechanismus nach monatelangen Verhandlungen noch immer nicht vorhanden ist, sagte er, es ginge um so unwichtige Details, dass er sich nicht einmal daran erinnern könne. Das ist typisch für Bosnien-Herzegowina. In den 20 Jahren nach dem Krieg hat man sich geradezu daran gewöhnt, dass nichts funktioniert und dass sich keiner verantwortlich fühlt. Die politischen Eliten gelten als lahm, der Druck der Wähler fehlt. Daniel Hamilton vom Zentrum für Transatlantische Studien an der SAIS, rief die bosnischen Politiker deshalb dazu auf, klarer zu sagen, dass die Reformen im Interesse des eigenen Landes und der Gesellschaft seien und nicht deshalb gemacht werden sollten, weil der Westen dies wolle. Das sieht im Gespräch in Wien auch Regierungsberaterin Aida Soko so. Sie war lange in der Privatwirtschaft und bei internationalen Organisationen, bevor sie im vergangenen Jahr in die Politik ging. Wieso sie gerade nun, nach zahlreichen Ankündigungen, glaubt, dass sich tatsächlich etwas ändern könnte? Die Regierung hat nun konkrete Reformziele, und sie hat einen Fahrplan. Immerhin habe man auch die Änderungen beim Arbeitsgesetz trotz der Proteste letztlich beschlossen. Rund ein Drittel des Fahrplans sei bereits erfüllt, und zwar schneller als erwartet. Das habe auch erste Erfolge beim Kampf gegen den Braindrain gebracht – auch wenn in diesem Bereich noch viel mehr getan werden müsse. Interessant waren bei der Konferenz in Sarajevo auch die Beiträge von Investoren, die vor allem beklagten, dass sie sich in dem Zuständigkeitsdschungel von Landesteilen und Kantonen verirren würden. Auch sie forderten eine proaktivere Zugangsweise der Regierung. In Bosnien-Herzegowina ist nicht einmal das Firmengesetz zwischen der Föderation und der Republika Srpska harmonisiert. Kritik gab es auch an ungerechtfertigten Steuerforderungen. Auf dem gesamten Balkan werden Steuerstrafen immer wieder dazu verwendet, Firmen zu bestrafen. Als positives Beispiel für eine enge Koordination zwischen Bildungspolitik und den Bedürfnissen der Wirtschaft wurde Goražde genannt. Die ostbosnische Stadt gilt seit geraumer Zeit als Vorzeigebeispiel für wirtschaftliche Entwicklung. Zurzeit wird an einem neuen Kredit von Weltbank und IWF für Bosnien-Herzegowina verhandelt. Der IWF verlangt Änderungen in der Verwaltung und dass Pensionen mit der Anzahl geleisteter Arbeitsjahre verknüpft werden. Die Republika Srpska soll laut internen Informationen doppelt so hoch verschuldet sein wie die Föderation. Immer wieder werden in Bosnien-Herzegowina gar keine Löhne ausgezahlt. Und die Situation wird von Tag zu Tag prekärer. Sasha Toperich von SAIS betont, dass die Zusammenarbeit zwischen den Regierungen der Föderation und der RS verbessert wurde. Die bisherigen Reformmaßnahmen hätten zu einem Anstieg der Einnahmen im Ausmaß von 3,8 Prozent geführt, die Schulden seien um 1,4 Prozent gesunken. Doch der Abschluss der IWF-Vereinbarung wird der Hauptschritt sein, um das Investitionsklima zu verbessern, so Toperich zum STANDARD. Natürlich muss Bosnien-Herzegowina schneller vorangehen, mahnt er. Doch es sei auch wahr, dass es bereits sichtbare Resultate gibt. In den USA hätten zwei Senatoren weitere Finanzhilfe des Kongresses für den Privatsektor in Bosnien-Herzegowina versprochen. (Adelheid Wölfl aus Sarajevo, Manuel Escher, 19.5.2016) Nicht-Wissenschaft;Kanzler und Vizekanzler treten nach dem Ministerrat vor die Medien. Wien – Nach dem Ministerrat am Dienstag traten Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) vor die Medien. Noch vor dem Sommer will die Regierung ein Paket für Start-Ups präsentieren und auch im Bildungsbereich eine Initiative vorlegen, erklärte Kern. Laut Mitterlehner sieht die Regierung vor allem bei der Gewerbeordnung Spielraum, um den Einstieg ins Unternehmertum zu vereinfachen. Kern sprach sich auch für Effizienzsteigerungen bei den Sozialversicherungen aus. Bezüglich der Unregelmäßigkeiten bei der Präsidentschaftswahl warnte er davor, die Misstrauen gegenüber der demokratischen Institutionen zu schüren. Nicht-Wissenschaft;Einige US-Regierungsinstitutionen haben offenbar auf Lösungen von Juniper gesetzt. Kurz nachdem die Sicherheitsfirma Juniper Networks eingestand, dass zwei Backdoors im eigenen Source Code für kommerzielle Firewall-Lösungen gefunden wurde, kündigte das FBI Ermittlungen an. Offenbar verwendeten nämlich einige US-Unternehmen und sogar Regierungsinstitutionen Hardware von Juniper. Darunter das Verteidigungs-, Justiz- und Finanzministerium, sowie das FBI selbst. Die US-Behörde will nun genau untersuchen, wo die die angreifbaren Systeme tatsächlich verwendet wurden und auf welche Informationen ein Zugriff möglich war. Nicht genannte Regierungsmitarbeiter vermuten, dass der Schadcode von feindlichen Regierungen untergejubelt wurde. Ein Zusammenhang mit etwaigen US-Geheimdiensten wie der NSA wurde unterdessen ausgeschlossen – vielmehr sieht man die Schuldigen in China oder Russland. Die zwei Backdoors in Junipers Firewall-Lösungen ermöglichten einerseits die Entschlüsselung und Überwachung von VPN-Verbindungen, andererseits auch mittels SSH- oder Telnet-Verbindung administrativen Zugang auf die Firewalls. Seit dem Jahr 2012 sollen diese im Code implementiert worden sein. Laut einem Spiegel-Artikel aus dem Jahr 2013 rühmte sich die NSA damit, dass die US-Behörde Zugriff auf die Juniper-Firewalls hat. Wer den Schadcode tatsächlich ausgenutzt hat, ist nach wie vor Gegenstand der Ermittlungen. Die Enthüllung zu dem Juniper-Schadcode könnte nicht gelegener kommen: Vor wenigen Wochen stimmte US-Präsident Barack Obama gegen staatlich vorgeschriebene Hintertüren. Die Stimmen dafür werden allerdings immer lauter. Zuletzt aufgrund der Terroranschläge in Paris, bei denen die Attentäter offenbar auf verschlüsselte Kommunikation setzten. Bewiesen ist dies nicht, kurzzeitig war davon die Rede, dass mittels unverschlüsselter SMS kommuniziert und die Tat geplant wurde. Nicht-Wissenschaft;'Frank und Claire Underwood müssen nachts durchs Programm geistern, weil die Serie zu sehr ins Detail der US-Politik gehe. Wien – Auch wenn sie meist abseits der medialen Beachtung ihre Fäden ziehen, treten sie im TV auf, dann sind sie im Normalfall ein größeres Publikum gewöhnt: Frank Underwood (Kevin Spacey) und seine Frau Claire (Robin Wright) geistern im ORF erst Montagnacht durchs Programm. Der Sender zeigt die dritte Staffel des politischen Intrigantenstadls House of Cards seit Ende September nach der ZiB 24 in ORF 1. Immerhin im Zweikanalton und immerhin wächst das Publikumsinteresse; alleine das Niveau ist bescheiden. Nach 35.000 Zusehern zum Auftakt (Marktanteil 5 Prozent) sahen die zweite Folge am Montag 57.000 Nachtaktive (Marktanteil 7 Prozent). Kein Grund zum Jubeln. Zum Vergleich: Die Serie Detective Laura Diamond verbuchte am Montag im Hauptabend 251.000 Zuseher. House of Cards sei für den Hauptabend einfach zu schmal, um anhaltend großes Publikumsinteresse zu generieren, antwortet ORF-Fernsehdirektorin Kathrin Zechner dem STANDARD auf die Frage, warum die Serie so spät läuft. Grund sei der detailreiche Inhalt in der Darstellung des US-amerikanischen Polit-Establishments, so Zechner weiter. Der ORF habe die Serie deswegen kosteneffizient und gezielt für einen Late-Night-Sendeplatz gekauft. Dass die Serie zwar von Kritikern bejubelt, vom breiten Publikum im deutschen Sprachraum aber nicht im ausreichenden Maß gewürdigt werde, zeige sich daran, dass der ORF der einzige Vollprogrammsender im deutschen Sprachraum sei, der House of Cards anbiete, lässt ORF-Film- und Serienchefin Andrea Bogad-Radatz auf Anfrage verlauten: Die Serie war demnach günstig in einem Rahmenvertrag zu erwerben. In Deutschland hatte zuvor ProSiebenMaxx die dritte Staffel im Programm. House of Cards war bisher für 33 Emmys nominiert und räumte dabei sechs Trophäen ab. Jeweils einen Golden Globe in der Kategorie beste Hauptdarsteller in einer Dramaserie erhielten Kevin Spacey und Robin Wright. House of Cards ist eine Netflix-Produktion. Startschuss für die dritte Staffel war in den USA Ende Februar. Wie groß das Zuseherinteresse ist, lässt der Streamingdienst offen. Zahlen werden keine veröffentlicht. Die Rechte im deutschsprachigen Raum für die ersten drei Staffeln lagen beim Bezahlsender Sky.' Wissenschaft;Erster Start mit drei Satelliten am Mittwoch. Wostotschny – Mit dem problemlosen Aufstellen der Rakete hat Russland die letzten Vorbereitungen zur Inbetriebnahme seines neuen Weltraumbahnhofs Wostotschny eingeleitet. Vor dem geplanten Start an diesem Mittwoch werde die Sojus-2.1a nun noch mit rund 300 Tonnen Treibstoff betankt, berichtete das russische Fernsehen am Sonntag. Für den mit Spannung erwarteten ersten Start um 4.01 Uhr MESZ nahe der chinesischen Grenze sagten Moskauer Meteorologen günstige Bedingungen voraus. An dem Kosmodrom rund 8.000 Kilometer östlich der Hauptstadt hat Russland etwa sechs Jahre lang gebaut. Der Kreml hat noch nicht bekanntgegeben, ob Präsident Wladimir Putin zur Premiere anreist. Er hatte Wostotschny zur Chefsache erklärt. Russland will sich mit Wostotschny unabhängig machen vom Weltraumbahnhof Baikonur, der seit dem Zerfall der Sowjetunion 1991 in der Republik Kasachstan liegt. Moskau hat das Areal noch bis 2050 für jährlich etwa 100 Millionen Euro gepachtet. Von Baikonur aus startete Juri Gagarin 1961 zum ersten Flug eines Menschen ins All. Begleitet von Sicherheitskräften hatte ein Transportzug die Sojus am Samstag in Wostotschny von der Montagehalle zu der wenige Kilometer entfernten Rampe transportiert. Arbeiter richteten die Rakete dort auf und schoben den mobilen Serviceturm heran. Alles läuft planmäßig, sagte Russlands Raumfahrtchef Igor Komarow. Bei dem historisch ersten Start sollen drei Satelliten ins All gebracht werden. Ein bemannter Flug ist erst in einigen Jahren geplant. Experten würden die Sojus nun vorbereiten und unter anderem noch einmal die Raketenoberstufe vom Typ Wolga prüfen, hieß es. Sie ist für die Beschleunigung nach dem Start mitentscheidend. Dem russischen Staatsfernsehen zufolge hat die Raumfahrtbehörde Roskosmos vorübergehend Experten von Baikonur nach Wostotschny versetzt. Die erfahrenen Spezialisten sollen sicherstellen, dass der weltweit beachtete erste Start vom modernen Weltraumbahnhof gelingt. Nicht-Wissenschaft;In einer eigenen Klasse lernen jugendliche Flüchtlinge in der Privatschule Dr. Roland Deutsch. Manche müssen erst schreiben lernen. Wien – Die Schüler schauen ihren Lehrer Georg Buchinger erst schweigend an. Dann beginnen sie auf Arabisch und Farsi zu murmeln, die Diskussionen werden lauter. Einer der Jugendlichen zieht sein Handy aus der Jeanstasche und beginnt zu tippen. Schaust du auf Google Translate nach? Das ist schlau, sagt Buchinger. Der Bursche sagt ein Wort auf Arabisch. Aaahhh, raunt es durch die Reihen. Einige Schüler senken ihre Köpfe und schreiben das neu gelernte Wort Seite in ihr Vokabelheft. Buchinger steht vor einem Smartboard, einer digitalen Tafel mit Internetverbindung, in einem Klassenzimmer vor siebzehn Schülern. In der ersten Reihe sitzen sieben Mädchen, in jenen dahinter die Burschen. Die Jugendlichen sind zwischen 15 und 19 Jahre alt, es sind Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan, dem Irak und Pakistan. Sie sind nicht mehr schulpflichtig und werden deshalb nur teilweise an den staatlichen berufsbildenden Schulen unterrichtet. Direktor Matthias Roland hat deshalb im Februar in seiner Privatschule Dr. Roland im siebten Wiener Bezirk eine Klasse für Flüchtlinge in diesem Alter eingerichtet. Die Lehrer der Schule unterrichten dort kostenlos und freiwillig. Buchinger unterrichtet eigentlich Englisch, heute lehrt er gemeinsam mit Deutschlehrerin Stephanie Mayer in der Flüchtlingsklasse deutsche Vokabel. Weil es keine gemeinsame Sprache gibt – nur manche der Schüler sprechen Englisch –, arbeiten die Lehrer mit Bildern. Um etwa den Unterschied zwischen einer Badewanne und einer Dusche zu erklären, googelt Mayer am Smartboard nach Badewannen und zeigt die Bilder. Die Flüchtlinge besuchen den Kurs nachmittags von Montag bis Freitag für vier Unterrichtsstunden. Fast alle sind im Flüchtlingsquartier in der Vorderen Zollamtstraße im dritten Bezirk untergebracht. An diesem Donnerstag hat Deutschlehrerin Stephanie Mayer Geschenke für sie mitgebracht. Sie durften sich etwas zu Ostern wünschen. Du hast geschrieben, dass du Schuhe möchtest, sagt Mayer langsam und deutlich zu einem Schüler, der alleine in der zweiten Reihe sitzt, und zeigt dabei auf ihre eigenen Schuhe. Ich wusste nicht, welche Art du möchtest. Möchtest du Sportschuhe oder andere Schuhe?, fragt sie und zeigt dabei auf Turnschuhe, die sie einem Mädchen geschenkt hat. Der junge Afghane sagt nichts, seine Mitschülerin, die 18-jährige Fatima Qalandari, sagt etwas auf Farsi zu ihm. Er antwortet, ebenfalls auf Farsi. Er möchte Sportschuhe, sagt Fatima zur Lehrerin auf Deutsch. Fatima ist vor kurzem aus dem Flüchtlingsquartier in der Vorderen Zollamtstraße ausgezogen und lebt jetzt mit ihrer Familie in Achau in Niederösterreich. Die Schülerin trägt ein schwarzes Kopftuch und einen hell geblümten, knielangen Rock über einer schwarzen Hose. Ich muss jeden Tag eine Stunde mit dem Zug fahren, erzählt sie auf Englisch. Weil ihr der Kurs aber so gut gefällt, nimmt sie den Weg trotzdem auf sich. Die Kosten des Monatstickets der Jugendlichen übernimmt die Schule. Fatima ist vor einem halben Jahr nach Wien gekommen, sie besucht den Kurs seit dem Start im Februar. Die 18-Jährige stammt aus dem 6000 Kilometer entfernten Ghazni in Afghanistan. Sie möchte professionelle Judosportlerin werden. Das geht in Afghanistan nicht, das geht nur in Europa. Die Schüler lernen, das Verb arbeiten zu konjugieren. Ich arbeite, du arbeitest, er, sie, es arbeitet, wir arbeiten, ihr arbeitet, sie arbeiten, sagen die Schüler im Chor. Manche lauter als andere. Was arbeite ich?, fragt Mayer. Du arbeitest in die Schule, antwortet ein Mädchen. Ich arbeite in DER Schule, korrigiert die Lehrerin. Was möchtest du arbeiten?, fragt sie Mohammed, der in der letzten Reihe sitzt. Fußball, sagt der. Ich möchte als Fußballspieler arbeiten, schreibt Mayer auf das Smartboard. Ein Schüler möchte Chirurg werden, ein Mädchen aus dem Irak Ärztin, ein anderer Bursch Apotheker. Der Leistungsstand ist sehr unterschiedlich, erzählt Mayer in einer Pause. Zwei der Schüler können nicht schreiben. Andere sprechen und schreiben fließend Englisch. Diese verschiedenen Gruppen gemeinsam zu unterrichten sei nicht einfach. In einer der vier Stunden unterrichten deshalb Buchinger und Mayer gemeinsam. Der Lehrer führt neue Vokabel ein, während die Lehrerin mit den beiden Analphabeten Schreibübungen macht. Die Lehrer hier sind besser, antwortet ein junger Iraker auf die Frage, worin sich diese Schule von jener aus seinem Herkunftsland unterscheidet. Ja, sie sind auch freundlicher, sagt eine Kollegin, die auch aus dem Irak stammt. Bei uns waren die Lehrer nicht gut, sagt Fatima. Deutsch ist sehr schwer, aber ich will es lernen. Der Kurs endet mit dem Schuljahr im Juni. Dann bekommen die Jugendlichen eine Besuchsbestätigung, in der die Dauer, der Unterrichtsstoff und die Anzahl der Einheiten festgehalten sind. Im Herbst ist eine Fortsetzung geplant. Falls sich Lehrer aus anderen Schulen freiwillig melden, geht sich vielleicht sogar eine zweite Klasse aus, hofft Direktor Roland. Nicht-Wissenschaft;Bis zu 1,116 Millionen sahen am Freitag im ORF den traditionellen Klassik-Auftakt – Weiniger Zuseher als im Vorjahr. Wien – Die Wiener Philharmoniker und der ORF konnten sich am Neujahrstag über ein Millionenpublikum freuen – auch wenn es etwas weniger Zuseher waren als im Vorjahr. Die 58. ORF-Übertragung des Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker erreichte am 1. Jänner bis zu 1,116 Millionen Interessierte (Spitzenwert des zweiten Teils) und erzielte 55 Prozent Marktanteil. Durchschnittlich sahen den zweiten Teil des Neujahrskonzerts 1,039 Millionen. Den von Ernst A. Grandits und Georg Riha (Ko-Regie und Produktion) gestalteten ORF-Film Zauberhaftes Salzburg – 200 Jahre bei Österreich sahen in der Konzertpause durchschnittlich 901.000 bei 55 Prozent Marktanteil. Den erste Konzertteil hatten wohl einige verschlafen, durchschnittlich 759.000 Zuseher bei 51 Prozent Marktanteil waren dabei. Die durchschnittliche Reichweite des gesamten Konzerts, das 75-jähriges Jubiläum feierte und heuer von mehr als 90 Ländern rund um den Globus übernommen wurde, lag bei 960.000 und 54 Prozent Marktanteil. Im Vorjahr betrug die durchschnittliche Reichweite des gesamten Konzerts 1,012 Millionen – bei einem Marktanteil von 57 Prozent. Wissenschaft;Eine medienwissenschaftliche Studie soll nachweisen, wie gezeigte Produkte das kindliche Essverhalten beeinflussen. Die junge Protagonistin steckt ein kleines Plastikpaket in die Mikrowelle und – brrrrrr, pling – innerhalb weniger Sekunden transformiert die Hitze es zu einem riesigen Hamburger mit zweierlei Saucen und Salat. Modell Doppeldecker. Dazu gibts außerordentlich knusprig anmutende Pommes frites. Offensichtlich läuft nicht nur Kindern bei dieser Szene aus dem Familienfilm Spy Kids das Wasser im Mund zusammen – aber sie sind, im Unterschied zu Erwachsenen, dem Werbetrick wehrlos ausgesetzt: Kinder bemerken in der Regel gar nicht, dass es sich um Werbung handelt. Die Szene ist lustig gemacht und das führt dazu, dass die Kinder diese Produkte auch haben wollen, sagt Jörg Matthes, Professor am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft in Wien. Er untersucht, gemeinsam mit seiner Kollegin Brigitte Naderer, in einem aktuellen Forschungsprojekt, welche Auswirkungen Product-Placement in Kinderfilmen tatsächlich auf das Essverhalten der jungen Zuschauer und Zuschauerinnen hat. Die Vorgehensweise dabei: Zunächst werden internationale und nationale Kinderfilme aus den Jahren 2013 und 2014, die in Österreich erhältlich sind, analysiert. Dabei halten wir fest, welche Produkte auf welche Weise und in welcher Frequenz in den Filmen auftauchen. Es geht also darum, wie die Kinder angesprochen werden. Wird das Produkt mit einem positiv besetzten Akteur verknüpft? Wie wird das Produkt vorgeführt? Kommt es zu einer positiven Bestätigung nach dem Verwenden des Produkts? Das alles untersuchen wir mit der Methode der Inhaltsanalyse. Der zweite Teil der Studie ist als Experiment konzipiert: Die Publizistikwissenschafter gehen an Schulen, um herauszufinden, wie Schulkinder auf die Nahrungsmittelplatzierungen reagieren. Die Schülerinnen und Schüler werden in zwei Gruppen eingeteilt und bekommen Filmausschnitte zu sehen. Beiden Gruppen wird der gleiche Filmausschnitt gezeigt – mit dem einzigen Unterschied, dass in der einen Version Nahrungsmittelplatzierungen vorkommen und in der anderen nicht. Ist der Film zu Ende, dürfen sich die Kinder einen Snack aussuchen. Wichtig ist, dass dies eher im Vorbeigehen passiert, also das Auswählen der Snacks eine ganz spontane Impulsreaktion ist. Die Forscher vermuten, dass die Schülerinnen und Schüler, die die Produktplatzierungen gesehen haben, eher zu den Süßigkeiten greifen. Der erste Untersuchungsdurchgang wurde bereits durchgeführt, Ergebnisse werden Ende der Woche vorliegen. Unser Ziel ist es nicht, Markentreibenden zu erklären, wie sie Kinder besser erreichen, sagt Matthes über die gesellschaftliche Relevanz seiner Forschung. Die Eltern sind sich oft gar nicht im Klaren, dass die Kinder über Filme mit einer Menge süßhaltigen, fettigen Produkten konfrontiert werden. Das Anliegen der Wissenschafter ist vielmehr, die Ergebnisse des Projekts, das durch die Österreichische Nationalbank gefördert wird, in die Öffentlichkeit zu tragen – und dort damit für Diskussion zu sorgen: Darüber, was unternommen werden kann, um Kinder besser zu schützen. Darüber, welche Lebensmittel gut sind und welche schlecht. Unser Lieblingssnack aus der Kindheit begleitet uns meist ein Leben lang, sagt Matthes. Und wenn es ein ungesundes Produkt ist, kann das letztendlich negative Effekte auf unsere Gesundheit haben. Darum leiden auch immer wieder Menschen bereits in jungen Jahren an Übergewicht. Damit dieser Effekt bei den, in Matthes Experiment getesteten Kindern, ausbleibt, führen er und seine Kollegin nach der Messung ein Countertreatment, also eine Gegenmaßnahme, durch: Sie klären die Schüler über den Unterschied zwischen Programm und Werbung und die Bedeutung gesunder Ernährung auf. Das muss lustig und spielerisch passieren. Genauso wie auch die Werbung im Film aufgebaut ist. Wissenschaft;'Neurolinguistisches Programmieren kommt mit wissenschaftlichem Anstrich daher, doch von Seriosität kann dabei keine Rede sein. Glaubt man diversen Medienberichten, dann sind diese drei Buchstaben mit dafür verantwortlich, dass Norbert Hofer im gerade zu Ende gegangenen Wahlkampf so erfolgreich war und es fast bis ins höchste Amt des Staates geschafft hat: NLP. NLP steht für neurolinguistisches Programmieren und gilt als wahre Wundermethode, mit der sich so ziemlich alles erreichen lässt, was man gerne erreichen möchte. Es ist Magie, man ist ein eigener Zauberkünstler, begeistert sich eine offensichtlich zufriedene Absolventin eines NLP-Kurses auf der Website des Österreichischen Trainingszentrums für neurolinguistisches Programmieren. Dort verspricht man den Kursteilnehmern ein besseres Privatleben, eine bessere Karriere und überhaupt mehr Erfolg im Leben. Die knapp 4.000 Euro, die man investieren muss, um den NLP & NLPt Professional Master Practitioner-Diplomkurs belegen zu dürfen, scheinen angesichts dieser Behauptungen gut angelegt zu sein. Allerdings nur, wenn NLP auch all diese großen Versprechen halten kann. Und das ist eher zweifelhaft. Die Bezeichnung suggeriert einen wissenschaftlichen Hintergrund. Neurolinguistik klingt nach Hirnforschung, Sprachwissenschaft und Psychologie. Und die einschlägigen Anbieter und Ausbildner unterstützen diese Sichtweise. Professionell und hochwirksam sei die NLP, sagt das Österreichische Trainingszentrum. Und der Österreichische Dachverband für neurolinguistisches Programmieren erklärt zu NLP: Hinter dieser Bezeichnung stehen die Grundannahmen, dass wir Menschen die Welt nicht nur mit unseren Sinnen, sondern mit unserer gesamten Neurologie – damit ist die Einheit von Sinnesorganen, Nervenbahnen und Gehirn gemeint – wahrnehmen und unsere Erlebnisse und Erfahrungen auch in den fünf Sinnessystemen verarbeiten. Die gesamte Neurologie! Das kann nur seriöse Wissenschaft sein. Oder vielleicht doch nicht: NLP sei eine Verschmelzung von ungeprüften Hypothesen und Versatzstücken des Positiven Denkens, sagte Viktor Lau, Autor von Schwarzbuch Personalentwicklung – Spinner in Nadelstreifen in einem Interview mit dem Spiegel. Und mit seiner Meinung steht er nicht allein da. Die (tatsächlich echten) wissenschaftlichen Studien lassen die Behauptungen der NLP-Anhänger nämlich eher zweifelhaft erscheinen. NLP ist ineffektiv; sowohl als Modell, um menschliche Wahrnehmung und Kommunikation zu erklären, und auch als Technik der Beeinflussung und Überzeugung, schreibt der polnische Psychologe Thomas Witkowski in einer Metastudie zu NLP (The Scientific Review of Mental Health Practice, 9/2012). Eine Studie britischer Mediziner hat die Behauptungen einer angeblichen therapeutischen Wirkung von NLP untersucht und kam zu dem Schluss, dass derzeit nicht genügend Belege vorliegen, um den Einsatz von NLP zu empfehlen (Sturt et al., British Journal of General Practice, 2012/62). Sieht man sich die Grundprinzipien an, auf denen die NLP basiert, ist das auch wenig überraschend. Die angeblich so wissenschaftliche Lehre von der Kommunikation baut zum Beispiel auf solchen trivialen Aussagen auf: Wenn du das tust, was du immer getan hast, wirst du bekommen, was du immer bekommen hast. Wenn du etwas anderes willst, verändere dein Verhalten. Oder sie knüpft an eher naive Vorstellungen wie Ein Mensch funktioniert immer perfekt und trifft stets die beste Wahl auf der Grundlage der für ihn verfügbaren Informationen an. Mit Neurologie hat das alles nicht viel zu tun; mit Wissenschaft noch viel weniger. Auch für Behauptungen der NLP, die mittlerweile schon im Allgemeinwissen angekommen scheinen, gibt es bei näherer Betrachtung keine Belege. Psychologen aus Großbritannien und Kanada untersuchten zum Beispiel den Zusammenhang, der laut NLP zwischen der Augenbewegung und dem Wahrheitsgehalt von Aussagen besteht. Wer lügt, schaut angeblich nach rechts oben; wer die Wahrheit sagt, nach links oben. In drei verschiedenen Experimenten konnte dafür keinerlei Bestätigung gefunden werden, das Fazit der Forscher lautet: Es erscheint unverantwortlich, wenn diese Leute die Menschen weiterhin darin bestärken, wichtige Entscheidungen auf der Basis solcher Behauptungen zu treffen. (Wiseman et al., PLoS One, 7/2012) Genau das tun die NLP-Vertreter aber mit großer Begeisterung. Es scheint so gut wie nichts zu geben, was man mit NLP nicht positiv verändern kann: NLP kann in allen Bereichen helfen, wo es auch nur im weitesten Sinn um Kommunikation geht. Das kann bei Kommunikation nach außen, wie zum Beispiel in Beziehungen, bei der Erziehung von Kindern, Umgang mit Kollegen, Vorgesetzten, Untergebenen oder bei Verhandlungen und im Verkauf sein. Bei der Kommunikation nach innen geht es oft um mehr Kontrolle im Umgang mit Gefühlen wie Angst, Nervosität, Unsicherheit oder um die Unterstützung der Heilung von gesundheitlichen Problemen, erklärt der Österreichische Dachverband für neurolinguistisches Programmieren auf seiner Website. Und da wird die Sache auch ein wenig unangenehm. Wenn es nur um Manager ginge, die sich in obskuren Seminaren gegenseitig einreden, sie könnten anderen Menschen per NLP ihren Willen aufzwingen, wäre das zwar immer noch eine Geld- und Zeitverschwendung, aber nicht allzu tragisch. Wenn man den Menschen aber erklärt, die teuren NLP-Kurse würden persönliche Probleme, Ängste oder gar gesundheitliche Probleme lösen können, wird es unverantwortlich. Es ist unbestritten, dass man rhetorische Techniken erlernen kann, die einem bei Diskussionen Vorteile verschaffen. Und mit Sicherheit werden solche Techniken auch Teil der NLP-Ausbildung sein. Aber die Wunderwaffe zur Lösung aller Probleme, als die NLP von seinen Anhängern dargestellt wird, ist es definitiv nicht. Viel eher trifft das Urteil des Psychologen Christoph Bördlein von der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt zu: NLP ist eine Art Pseudowissenschaft, die versucht, wie Psychologie auszusehen. Aber da man mit Pseudowissenschaft ja bekanntlich (und leider) viel Geld verdienen kann, wird NLP vermutlich so schnell nicht vom Markt verschwinden ...' Nicht-Wissenschaft;'OGH bestätigte Verweis der Kammer nach Maps-Prozess. Wien – Das Wiener Maps-Verfahren Bayern-LB gegen die Mitarbeiterstiftung der Hypo Alpe Adria hatte für den Anwalt von Tilo Berlin – Malte Berlin – disziplinarrechtliche Folgen. Die Bayern haben den Prozess im vorigen April endgültig verloren. In dem Verfahren gab es viele Nebenintervenienten, Tilo Berlin und die Gesellschaft B & Co BeteiligungsgmbH waren zwei davon. Berlin wurde dabei von seinem Bruder vertreten; die B & Co BeteiligungsgmbH durch einen Anwalt der Salzburger Kanzlei Berlin & Partner Rechtsanwälte, deren unbeschränkt haftender Gesellschafter Malte Berlin ist. Standeskollegen orteten Doppelvertretung, in der Folge beschäftigte sich der Disziplinarrat der Salzburger Anwaltskammer mit der Causa. Malte Berlin wurde wegen Berufspflichtenverletzung und Beeinträchtigung von Ehre und Ansehen des Standes verurteilt. Er bekam einen schriftlichen Verweis. Er und der Kammeranwalt haben berufen. Ende 2014 hat der Oberste Gerichtshof die Berufungen verworfen. Die Kammer sprach von einem sehr komplexen Sachverhalt.' Nicht-Wissenschaft;Mehrere Ausstellungen in Bosnien-Herzegowina beschäftigen sich anlässlich des 20. Jahrestags des Völkermords rund um die ehemalige bosniakische Enklave Srebrenica mit den Folgen und der Erinnerungskultur heute. Die Ausstellung findet genau dort statt, wo die tödliche Selektion durchgeführt wurde, in jener Halle in Potocari, wo die niederländischen Blauhelme im Juli 1995 stationiert waren und wohin etwa 20.000 bis 25.000 Bosniaken nach dem Fall von Srebrenica geflüchtet waren. Das Dutchbat – so hießen die Blauhelme – hatte seit 1993 den Auftrag, die Bevölkerung in der UN-Schutzzone Srebrenica zu schützen. Doch als am 9. Juli 1995 Einheiten der bosnisch-serbischen Armee in Srebrenica einmarschierten, konnten sie ohne Unterstützung der Nato nichts entgegenhalten. Die bosnisch-serbischen Soldaten begannen am 12. Juli, die Männer und Burschen aus der Gruppe der Flüchtlinge auszusondern, sie wurden später ermordet. Die Uno schaute praktisch tatenlos zu. Der bosnische Künstler Adis Elias Fejzic hat nun anlässlich des 20. Jahrestags des Massakers genau in jenem Raum, der eigentlich Schutz bieten sollte, aber zum Ort der Auslieferung wurde, zwei Steinskulpturen aufgestellt. Es handelt sich um eine Interpretation von Stecci – jenen mittelalterlichen Grabsteinen mit ihren Flachreliefs, die man in Bosnien-Herzegowina vielerorts findet. Für Fejzic sind die Stecci eine Metapher der bosnischen Identität, weil es sie nur hier gibt. Er will mit seinen Skulpturen verdeutlichen, dass es beim Krieg in Bosnien und den ethnischen Säuberungen letztlich darum ging, Territorium zu erobern. Als Gegenkonzept zu dieser rückwärtsgewandten Konzentration auf die Terra hat er auf seinen Stecci heliozentrische Kreise eingemeißelt. Das sollte an Kopernikus Weltbild erinnern, das dieser etwa zum gleichen Zeitpunkt beschrieb, als die Stecci entstanden, so Fejzic zum STANDARD. Die Ausstellung findet am Boden der Lagerhalle statt. Man muss nach unten blicken und Respekt ausdrücken, ob man will oder nicht, erklärt Fejzic. Eine weitere Ausstellung in Srebrenica, nämlich der österreichischen Erste Stiftung, zeigt acht Porträts von Bewohnern der Stadt in ihrem Alltag. Dazu gibt es acht Texte, etwa von der kroatischen Schriftstellerin Slavenka Drakulic, die von den Kriegsverbrecherprozessen berichtete, aber auch von Philosoph Boris Buden. Dieser kritisiert den Fokus auf das Ethnische in der Erinnerungskultur zu Srebrenica. Retrospektiv scheint das nur ein Thema zwischen Serben und Muslimen zu sein, was perfekt in die aktuelle politische Realität in Bosnien-Herzegowina übersetzt werden kann, so Buden. In Sarajevo gibt es eine Dauerausstellung zum Genozid, die am Donnerstag auch die deutsche Kanzlerin Angela Merkel besuchte. Sie schüttelte dort demonstrativ Hasan Nuhanovic die Hand, einem Mann aus Srebrenica, der erfolgreich den niederländischen Staat geklagt hatte, weil die Blauhelme seinen Vater dem Tod ausgeliefert hatten, obwohl dieser für die Uno gearbeitet hatte. Auch international wurde heftig kritisiert, dass Hasanovic kürzlich von einer Veranstaltung des Haager Instituts für Globale Gerechtigkeit ausgeladen wurde, mit dem Argument, andere könnten vor ihm nicht frei sprechen, weil er einen Prozess führe. Nicht-Wissenschaft;Nachfolger von Michael Frontzeck soll den Verein vor Abstieg retten: "Die Schwere der Aufgabe ist mir bewusst". Hannover – Trainer Thomas Schaaf soll den Fußball-Bundesligisten Hannover 96 vor dem Absturz in die 2. Liga bewahren. Der 54-Jährige unterschrieb beim Tabellen-17. einen Vertrag bis zum 30. Juni 2017. Das gab der Verein am Montag bekannt. Schaaf wird am 4. Januar offiziell vorgestellt. Sein Vorgänger Michael Frontzeck war am 21. Dezember zurückgetreten. Die Schwere der Aufgabe ist mir bewusst, sagte Schaaf, der Werder Bremen während seines langjährigen Engagements zu drei Meistertiteln geführt hatte. Nichtdestotrotz freue ich mich auf die große Herausforderung, gemeinsam mit der Mannschaft den Klassenerhalt zu erreichen. Zuletzt war Schaaf im Mai 2015 bei Eintracht Frankfurt zurückgetreten. Ich habe in den Gesprächen von den ersten Minuten an gespürt, dass Thomas sich mit dieser Aufgabe vollumfänglich identifizieren kann, sagte Martin Bader, Geschäftsführer Sport bei Hannover 96. Seine Vita und seine Erfahrung sprechen für sich. Er hat jahrzehntelang erfolgreich in der Bundesliga gearbeitet. Nicht-Wissenschaft;An der Grenze zur abtrünnigen Provinz Südossetien sind die Folgen des Krieges von 2008 bis heute spürbar. Eine Stunde von Tiflis entfernt liegt das georgische Dorf Ergneti verschlafen an der administrativen Grenze zur abtrünnigen Provinz Südossetien. Entlang der Hauptstraße sind kaum Menschen zu sehen. Zur Mittagszeit spielt die Sonne, die durch die Äste der großen, alten Obstbäume fällt, Schattenspiele. Ein verrosteter Wolga-Pkw blockiert den Weg ins Zentrum. Vier Männer mittleren Alters unterhalten sich auf einer Bank. Der Georgienkrieg von 2008 ist als Thema immer noch allgegenwärtig. Denn der Alltag hat sich seither massiv verändert: 200 Häuser umfasste Ergneti noch zu Beginn des Jahres 2008. Während des Krieges, der im August nur fünf Tage dauerte, wurden 150 davon zerstört. Das Schulhaus sei zum Glück erhalten geblieben, sagen sie – aber Schüler gebe es kaum noch. Schon vor 2008 war das Leben in Ergneti beschwerlich, erzählen die Männer weiter, aber man lebte ganz gut vom Handel mit Agrarprodukten – bis Russland 2006 ein Handelsembargo verhängte. Bald habe Russland den Strom abgestellt, später auch das Gas. Und dann kam der richtige Krieg, als Georgiens Präsident Michail Saakaschwili versuchte, das abtrünnige Südossetien zurückzuerobern. Bis zum Waffenstillstand am 12. August wurden im ganzen Land etwa 850 Menschen getötet. Südossetien – wie auch Abchasien – erklärte sich unabhängig, Moskau erkannte dies an. Seither leben die Bewohner Ergnetis de facto an einer Landesgrenze. Nika Kasradse erinnert sich an die Zeit, als er in der damals noch autonomen georgischen Provinz Südossetien zur Schule ging. 2008 brachen plötzlich viele Kontakte ab, georgische Familien wurden zu Flüchtlingen. Bis heute hat Nika zu einzelnen Familienmitgliedern keinen Kontakt mehr. Heute gehören Zwischenfälle zum Alltag. Nicht selten werden Bauern bei der Apfelernte festgenommen, weil sie die Grenzlinie überschritten haben. Immer wieder riskieren Georgier Verhaftungen, um Familiengräber auf der anderen Seite zu besuchen. Vor allem im Mai während der Pimpernussernte – eine georgische Delikatesse, die auf den Hügeln jenseits der Trennlinie wächst – steigen die Grenzübertretungen und damit die Festnahmen massiv an. 150 Menschen wurden allein im Jahr 2014 von südossetischen Behörden verhaftet. Nach wenigen Tagen werden sie in der Regel entlassen, die Freilassung erfolgt meistens unter Vermittlung der 2008 entsandten EU-Beobachtungsmission EUMM (European Union Monitoring Mission). Umso besorgter verfolgen die Menschen das, was Tiflis als neue, schleichende Grenzverschiebungen auf georgischem Territorium sieht. Die Angst vor einem Wiederaufflammen der Gewalt ist groß. Am 10. Juli 2015 standen plötzlich die Grenzschilder in den Siedlungen Ortschossani und Zitelubani um 300 Meter beziehungsweise 1200 Meter weiter südlich auf georgischem Gebiet. Damit sahen sich nicht nur georgische Bauern in den Grenzdörfern um Ackerland beraubt. Die Grenze rückte quasi über Nacht näher an die Ölpipeline heran, die von Aserbaidschans Hauptstadt Baku zum georgischen Schwarzmeerhafen Supsa führt. Auch der EUMM sind die Aktivitäten nicht entgangen. Das monatliche Treffen des Komitees für Konfliktvorbeugung und die Schaffung von neuen Reaktionsmechanismen (IPRM), an dem neben der georgischen und der südossetischen auch die russische Seite teilnimmt, befasste sich in einem außerordentlichen Termin in Ergneti mit dem Thema. Lösungen gibt es nur auf lokaler Ebene. Kestutis Jankauskas, Chef der EUMM-Mission, weist im Gespräch mit dem STANDARD darauf hin, dass das grundlegende politische Problem auf diplomatischer Ebene unter Beteiligung der internationalen Gemeinschaft gelöst werden müsse. Die Bewohner von Ergneti hoffen, dass sich Georgien und Russland irgendwann einigen, obwohl die aktuellen Ereignisse in der Ukraine ihnen keine großen Hoffnungen machen. Vor allem in wirtschaftlicher Hinsicht leidet die Bevölkerung unter der Eiszeit mit Russland, bedauert Nika Kasradse. Russlands Handelsembargo sei zwar aufgehoben worden, dafür seien neue Steuern und Abgaben eingeführt worden, sodass die einfachen Bauern es nicht leichter hätten. Die Annäherung an die EU sehen die Bewohner von Ergneti skeptisch. Die europäischen Werte seien den Georgiern fremd, heißt es auf Nachfrage. Wissenschaft;Bilder zeigen Atmosphäre des Zwergplaneten im Gegenlicht und schroffe Eisberge. Washington – Seit etwas mehr als einer Woche schickt die Nasa-Sonde New Horizons wieder Bilder von Pluto zur Erde. Einen Teil davon hat die US-Raumfahrtbehörde nun veröffentlicht – und darunter befindet sich eine besonders spektakuläre Gegenlichtaufnahme des Zwergplaneten: Auf dem Foto sind schroffe Eisberge, ausgedehnte Ebenen und große Gletscher im Sonnenuntergang zu sehen. Außerdem enthüllt das Foto die dünne Stickstoffatmosphäre des Eiszwergs. Die mehr als zwölf verschiedenen Atmosphären-Schichten reichen demnach bis zu 100 Kilometer hoch. Auf dem Boden liegt Stickstoff-Nebel. Abgesehen davon, dass es optisch atemberaubend ist, sind diese tief liegenden Dunstschleier ein Hinweis darauf, dass sich das Wetter auf dem Pluto von Tag zu Tag ändert – wie auf der Erde, erläuterte New-Horizons-Forscher Will Grundy vom Lowell-Observatorium in einer Nasa-Mitteilung vom Donnerstagabend (Ortszeit). Zusammen mit anderen Beobachtungen der Raumsonde liefert die neue Aufnahme Belege für eine Art Eiskreislauf auf dem Pluto, allerdings mit verschiedenen exotischen, weichen Eisarten statt mit Wasser. So scheint etwa Stickstoff von einer großen Eisebene namens Sputnik Planum in der auffälligen herzförmigen Region auf dem Pluto zu verdunsten und sich weiter östlich abzulagern. Von diesen Stickstoffeis-bedeckten Gebieten fließen wiederum Gletscher zurück nach Sputnik Planum, die an die Gletscher am Rande der grönländischen und antarktischen Eiskappen auf der Erde erinnern. Wir haben nicht erwartet, Hinweise auf so einen Stickstoff-basierten Glazialkreislauf auf Pluto zu finden, der bei den frostigen Bedingungen des äußeren Sonnensystems funktioniert, erläuterte Pluto-Geologe Alan Howard von der Universität von Virginia in der Mitteilung. Der vom schwachen Sonnenlicht angetriebene Eiskreislauf erscheine direkt vergleichbar mit dem hydrologischen Kreislauf, der die irdischen Eiskappen füttere, indem Wasser aus dem Ozean verdunstet, als Schnee fällt und über fließende Gletscher ins Meer zurückkehrt. Pluto ist in dieser Hinsicht überraschend erdähnlich, betonte New-Horizons-Chefwissenschafter Alan Stern. Und keiner hat dies vorhergesagt. Wissenschaft;Archäologie als Erlebnis: Neben Nachbau werden im MAMUZ Museum Mistelbach auch Originalfunde zu sehen sein. Mistelbach – Eine Ausstellung im MAMUZ Museum Mistelbach bietet ab 20. März eine Rekonstruktion der steinzeitlichen Anlage von Stonehenge. Gezeigt werden auch Originalfunde, die England bisher noch nie verlassen haben. Die Präsentation enthält interaktive Elemente und vermittelt dem Besucher einen Eindruck von den gewaltigen Dimensionen der Kultstätte und ihrer Umgebung. Neben der maßstabgetreuen Rekonstruktion in stimmiger Beleuchtung und Visualisierungen wird auch die Stonehenge umgebende Landschaft in ihrer Entwicklung per 3D-Modell erfahrbar gemacht. Die Steine sind der Knüller, berichtete MAMUZ-Geschäftsführer Matthias Pacher von seinem Eindruck beim Aufstellen am Areal. Stonehenge gegenübergestellt werden die – 2000 Jahre älteren – Kreisgrabenanlagen in Niederösterreich. Zu sehen ist weiters das Grab eines Bogenschützen, der mit einem Kupferdolch – dem größten bisher auf den britischen Inseln gefundenen – bestattet wurde. Das Kupfer stammt aus den österreichischen Alpen. Kurator der Ausstellung ist Wolfgang Neubauer, Leiter des Ludwig Boltzmann-Instituts für Archäologische Prospektion und Virtuelle Archäologie, der bereits bei den vergangenen Landesausstellungen in Carnuntum und am Heldenberg eingebunden war. Neubauer, Wissenschafter des Jahres 2015, ist mit dem Ludwig Boltzmann-Institut Kooperationspartner der Universität Birmingham im Hidden Landscapes Project, in dem seit 2010 eine Fläche von 14 Quadratkilometern rund um Stonehenge mit geomagnetischer Prospektion und Bodenradarmessungen untersucht wurde. Die laut Neubauer sensationellen Entdeckungen – wie etwa der drei Kilometer von Stonehenge entfernte, noch viel ältere Steinkreis bei Durrington Walls – werden nun erstmals im MAMUZ präsentiert. Der Forscher und Autor Julien Richards stand dem Ausstellungsteam mit seinem Wissen rund um die Kultanlage zur Seite. Wissenschaft;An der Fachhochschule Kärnten arbeiten Forscher an einem Fluggerät, das auf neue Art Daten zu Bodenbeschaffenheit, Wetter und Vegetation erheben soll. Wien – Sie machen Filmaufnahmen aus schwindelnder Höhe, inspizieren die Rotorblätter von Windrädern und vermessen Gebäude. In Zukunft sollen sie Pakete ins Haus bringen, Vögelschwärme aus Weinbergen vertreiben und Düngemittel ausbringen. Flugdrohnen drängen für viele Anwendungen auf den Markt. Auch die Wissenschaft interessiert sich für die boomende Technik. Die Atmosphäre könnte auf neue Art untersucht werden – ebenso Fauna und Flora, archäologische Stätten, Verkehrsströme und geologische Phänomene. Gernot Paulus vom Studiengang Geoinformation & Umwelttechnologie der Fachhochschule Kärnten entwickelt mit seinem Team eine Drohne für Anwendungen in der Meteorologie und der Ökologie. Das Projekt RPAMSS (Remotely Piloted Aircraft multi Sensor System), das im Rahmen des Coin-Programms der Förderagentur FFG vom Verkehrsministerium unterstützt wird, soll eine hochauflösende Erfassung von multidimensionalen Umweltdaten aus der Luft möglich machen. Wir sind an Drohnen interessiert, weil wir dadurch im Vergleich zur bemannten Luftfahrt sehr detaillierte Geodaten mit sehr hoher Wiederholungsrate aufnehmen können, erklärt Paulus. Anwendungsgebiete sollen die Erhebung von Wetter- und Luftgütedaten sowie die Überwachung von Vegetation und anderen Faktoren in Flussumgebungen sein. Paulus Drohne ist allerdings keines der verbreiteten rotorbasierten Systeme, sondern ein leichtes Flächenflugzeug, das mehrere Stunden in der Luft bleiben kann. Es hebt per Katapult ab und landet per Fallschirm. Ein Autopilotsystem erleichtert die Wiederholbarkeit der Flüge, um Vergleichsdaten zu generieren. Dabei wird etwa auch die Neigung des Fluggeräts protokolliert. Ein präzises GPS-Modul ermöglicht die Verortung der Aufnahmen. Wir kommen damit rechnerisch bis in den Zentimeterbereich, sagt der Entwickler. Für die Wetterbeobachtung kooperieren die Forscher mit der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). Ein Wetterfrosch-Modul zeichnet Temperatur, Luftdruck und Feuchte auf, was gerade bei den kleinräumigen Wetterphänomenen des Alpenraums Vorteile bringt. Die Meteorologen können so ihre Rechenmodelle mit dreidimensionalen Messdaten referenzieren. Die Möglichkeit, ein dreidimensionales Volumen abzudecken, unterscheidet die Drohne auch von Messballonen, die ein vertikales Atmosphärenprofil erstellen. Die Drohne hat drei Kamerasysteme an Bord. Eines knipst überlappende Normalbildaufnahmen, aus denen ein 3D-Modell der Bodenoberfläche errechnet werden kann. Ein weiteres macht Aufnahmen im nahen Infrarotbereich, wodurch eine Klassifizierung der aufgenommenen Vegetation möglich wird. Aus den Daten einer kleinen Spektralkamera, die ein weites Strahlungsspektrum aufzeichnet, sollen Rückschlüsse auf Trockenheit, Wasserhaushalt und Gesundheitszustand von Pflanzen gezogen werden. Ökologen verwenden die Sensordaten beispielsweise, um den Vegetationsaufbau von rückgebauten Flussabschnitten an Drau und Gail sukzessive zu verfolgen. Seit dem Jungfernflug im März hat das Team 45 Missionen absolviert. Die Flüge, die etwa einen Quadratkilometer abdecken, dürfen nur auf Sicht und mit einer Maximalhöhe von 150 Metern durchgeführt werden. Wenn wir für Wettermissionen höher fliegen wollen, brauchen wir eine Ausnahmegenehmigung, so Paulus. Die technische Zukunft wird zivile Drohnen bringen, die autonom agieren und etwa nicht kooperierenden Flugobjekten wie Vögeln automatisch ausweichen. Ein rechtlicher Rahmen für Flüge, bei denen kein Augenkontakt besteht, existiert noch nicht. Der Einsatz von Drohnen wird nicht auf der technischen, sondern auf der rechtlichen Seite entschieden, sagt Paulus. Um all die offenen Fragen im Bereich Privatsphäre, Besitzrechte und Zertifizierungen zu bewältigen und die bestehenden rechtlichen Vorgaben zu erfüllen, ist ein Rechtsanwalt unter den Projektpartnern. Wissenschaft;Forscher stießen auf ein unerklärliches Ritual: Schimpansen schmeißen Steine gegen Bäume. Warum tun sie das?. Leipzig/Wien – Dass Schimpansen Werkzeuge verwenden, weiß die Wissenschaft seit langem. Die ersten Experimente, die das dokumentierten, machte der deutsche Psychologe Walter Köhler während des Ersten Weltkriegs auf Teneriffa. Jane Goodall war dann die erste Forscherin, die Werkzeuggebrauch bei Schimpansen in freier Wildbahn dokumentierte. Seit mehr als einem halben Jahrhundert wird dieses Verhalten mittlerweile in Ost- und Westafrika beobachtet. Heute weiß man, dass Schimpansen nicht nur mit Stöcken nach Termiten oder Ameisen angeln oder damit Honig aus Bienenstöcken holen. Sie knacken zum Beispiel mit Hämmern aus Stein oder Holz auch Nüsse. Die Forschungen zeigten aber auch, dass es so etwas wie eine Kulturabhängigkeit des Verhaltens gibt: Ein bestimmter Werkzeuggebrauch in einer Population muss nicht automatisch bedeuten, dass er auch in einer anderen Gruppe vorkommt. Und mitunter werden Verhaltensformen beobachtet, die den Wissenschaftern nach wie vor Rätsel aufgeben. Über eine besonders eigenwillige und lokal begrenzte Form des Werkzeuggebrauchs in Westafrika berichten Forscher um Hjalmar Kühl vom Leipziger Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie im Fachblatt Scientific Reports. Dem Projektteam fielen an vier Forschungsstätten in Liberia und Guinea neben Bäumen und in hohlen Baumstämmen auffällige Steinhaufen auf. Kamerafallen bestätigten dann den Verdacht, dass Schimpansen dafür verantwortlich sind. Die Filme zeigten Menschenaffen, die neben Bäumen liegende Steinbrocken aufhoben, gegen die Bäume warfen und dabei laute Rufe ausstießen. Im Gegensatz zu anderer Werkzeugnutzung scheint das nun beobachtete Verhalten nicht mit der Nahrungssuche zusammenzuhängen. Doch wozu dient es sonst? Die Forscher vermuten, dass es sich um ein ritualisiertes Verhalten handeln könnte, mit dem Männchen ihr Territorium abstecken, quasi nach dem Motto Hier bin ich, wo seid ihr? Damit würde es einem ähnlichen Zweck dienen wie das Trommeln mit Händen und Füßen gegen Wurzeln. Allerdings praktizieren auch Jungtiere und Weibchen das Steinritual. Auffällig sei außerdem die Ähnlichkeit der Steinhaufen mit von Menschen geschaffenen rituellen Stätten. Man könnte hier nach Parallelen fragen, sagte Kühl, der weitere Untersuchungen plant, um das Verhalten zu enträtseln. Wissenschaft;Den Universitäten nahmen in der Zwischenkriegszeit eine unrühmliche Vorreiterrolle ein. Ein neues Buch rollt Formen und Folgen des universitären Antisemitismus auf. Wien – Das universitäre Milieu der Zwischenkriegszeit war in Mitteleuropa durch Antisemitismus und antijüdische Gewalt gekennzeichnet. Diskriminierung und Diffamierung, Isolierung und Gewaltexzesse prägrten den Alltag jüdischer Studierender. Ein neues Buch des Wiener Wiesenthal-Instituts für Holocaustsudien (VWI) nimmt sich dieses Themas an: Alma Mater Antisemitica wird heute, Montag, im Jüdischen Museum präsentiert. Der Band Alma Mater Antisemitica – Akademisches Milieu, Juden und Antisemitismus an den Universitäten Europas zwischen 1918 und 1939 fasst in 15 Beiträgen auf 328 Seiten die Ergebnisse eines Workshops des Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien (VWI) über die Entwicklungen in Ländern wie Österreich, Rumänien, Polen, Ungarn und Jugoslawien zusammen. Mit der Radikalisierung einer sozialen Schicht, die später in den 1940ern Gesellschaft und Politik prägen sollte, beschreibt der Sammelband laut den Herausgebern Regina Fritz und Grzegorz Rossolinski-Liebe gleichzeitig ein Kapitel der Vorbedingungen der Shoah. In zahlreichen Staaten Europas kamen die Rufe nach Diskriminierung von Juden aus dem akademischen Milieu, vor allem aus radikalen Studentenverbindungen und Kameradschaftsverbänden und von antisemitischen Professoren. In Rumänien waren Hochschulen eine wichtige Säule faschistischer Bewegungen wie der Eisernen Garde. Trotz der langen Tradition von Judenfeindlichkeit in Europa hatte der Antisemitismus ab 1870 eine neue Qualität: Er folgte nun einer rassistischen Ideologie. Jüdischen Studierende wurden zum Sündenbock für die gesellschaftlichen Probleme der Zeit (Wirtschaftskrise, Migrationsbewegungen, hohe Arbeitslosigkeit unter Akademikern) und immer stärker isoliert. Sie wurden von zahlreichen Studentenverbindungen ausgeschlossen, verloren Zugang zu Vergünstigungen (Zuschüsse für Unterrichtsmaterial etc.) und den zu wichtigen (Karriere-)Netzwerken. Wie STANDARD-Wissenschaftsredakteur Klaus Taschwer in seinem Beitrag aufzeigt, entstand etwa an der Uni Wien in den 1920ern ein geheimes Netzwerk christlich-sozialer und deutschnationaler Professoren, das unter dem Decknamen Bärenhöhle zahlreiche Habilitationen und Berufungen jüdischer und linker Wissenschafter verhinderte. Noch zwei weitere Beiträge befassen sich mit der Situation in Österreich: Der Historiker Kurt Bauer zeichnet antisemitische Gewaltausbrüche an der Universität Wien zwischen den 1870ern und den 1930ern nach. Mehrfach mussten nach 1918 Universitäten wegen antisemitischer Gewaltexzesse geschlossen werden, neben Österreich auch in Polen, Ungarn und Rumänien. Die Historikerin Michaela Raggam-Blesch nimmt in ihrem Beitrag Zwischen Antifeminismus und Antisemitismus wiederum spezifisch die Situation jüdischer Frauen an der Universität Wien bis 1938 in den Blick. Das erste antijüdische Gesetz in Europa nach dem Ersten Weltkrieg wurde in Ungarn erlassen: Dort wurde mit 26. September 1920 die Zahl der jüdischen Studenten auf sechs Prozent reduziert, aber auch Frauen, Ausländer und politisch unzuverlässige Gruppen sollten durch die Regelung ausgeschlossen werden. Es sollte nur die erste von vielen Regelungen sein, die Juden nicht nur aus den Universitäten, sondern schrittweise aus dem gesellschaftlichen Leben ausschlossen. Gerade in Österreich war das universitäre Milieu allerdings nicht erst nach dem Ersten Weltkrieg von antisemitischer Gewalt gezeichnet, schon im späten 19. Jahrhundert reagierten zahlreiche Studenten auf den Zustrom galizischer und ungarischer Juden an den Unis mit wachsendem Antisemitismus. Einer der frühen Wiener Antisemiten war der Medizinprofessor Theodor Billroth (1829-1894): Er beschrieb Juden als stark degeneriert und sprach von einer gewissen geistigen und körperlichen Verkommenheit. Später sollte Billroth seine Meinung ändern und sich im Verein zur Abwehr des Antisemitismus engagieren. Die Konflikte brachen bald offen aus: Bei jedem Bummel floss Blut, schrieb Stefan Zweig 1910 über die samstäglichen Paraden der schlagenden deutschnationalen Studentenverbindungen. Dabei trafen sie nicht nur auf wehrlose Gegner, auch Mitglieder zionistischer Studentenverbindungen waren mit auffallend massiven Spazierstöcken unterwegs, schildert Kurt Bauer in dem Tagungsband. Spätestens nach den Studentenkammerwahlen 1931, bei denen der Nationalsozialistische Deutsche Studentenbund an allen Wiener Hochschulen die Mehrheit errang, herrschte Pogromstimmung, die sich immer wieder in organisierten brutalen Übergriffen entlud. Nazistudenten hätten Vorlesungen gestürmt, seien auf die Bänke gesprungen und hätten Juden raus! und Rote raus! skandiert, Studenten mit jüdischen Wurzeln seien immer wieder aus den Universitäten hinausgeprügelt worden, heißt es in einer Schilderung des späteren SPÖ-Bundeskanzlers Bruno Kreisky. Ähnlich ging es an den Hochschulen anderer Länder zu: In Polen wurden allein zwischen November 1935 und April 1936 hundert jüdische Studenten verletzt, dort wurden nach Studentenstreiks auch sogenannte Ghettobänke für jüdische Studierende eingerichtet. Die Unis zeigten kaum Reaktionen auf die Gewalt gegen einen Teil ihrer Studenten bzw. folgten den Forderungen durch Einführung eines Numerus Clausus für Juden. Von der Politik wurden die radikalen Ideen abgesehen von Ungarn allerdings bis Mitte der 1930er nicht unterstützt, teilweise wurden diskriminierende Regelungen wieder aufgehoben. In Österreich ging der offene Antisemitismus zwischen 1933 und 1938 zurück, schwelte aber unter der Oberfläche weiter. Es gab eine stillschweigende, nicht offizielle, totale Ausgrenzung der Juden aus der Gemeinschaft (...) Wir waren ghettoisiert, wird der Literaturwissenschafter Walter H. Sokel in dem Band zitiert. So vollzog sich dann auch der sogenannte Anschluss 1938 an der Uni Wien mit viel Heilgeschrei, doch ohne offenen Gewaltausbruch. Die jüdischen Studentinnen und Studenten waren zu diesem Zeitpunkt längst Ausgegrenzte. Nicht-Wissenschaft;Heraf-Team musste sich gegen Portugal mit 0:5 geschlagen geben. Baku – Österreich hat im Viertelfinale der Fußball-U17-EM in Baku gegen Portugal eine herbe Niederlage erlitten. Die als Außenseiter gehandelte Auswahl von Teamchef Andreas Heraf musste sich am Samstag 0:5 (0:2) geschlagen geben. Matchwinner für den Titelmitfavoriten war Jose Gomes mit seinen Turniertoren vier bis sechs. Die Portugiesen haben in vier Partien noch keinen Gegentreffer kassiert. Portugal ging schnell in Führung, nachdem Schiedsrichter einen harten Handselfer gegen Lukas Malicsek pfiff, der im Strafraum aus kurzer Distanz angeschossen wurde. José Gomes verwertete den Strafstoß sicher (7). Aus einem schnellen Konter über die rechte Seite erhöhte erneut Gomes auf 2:0 (18.). Nach Seitenwechsel war nach einem Freistoß erneut Gomes zur Stelle (46.), Treffer von Mesaque Dju und Miguel Luis fixierten den Endstand (51./77.). Die ÖFB-Auswahl hatte in der Vorrunde nach 2:0-Siegen gegen Bosnien-Herzegowina und die Ukraine vorzeitig das Viertelfinal-Ticket gelöst und beendete die Gruppe B hinter Deutschland auf Platz zwei. Im Semifinale wartet nun der Sieger aus der Partie Niederlande gegen Schweden auf Portugal. In den weiteren Viertelfinalbegegnungen treffen Deutschland und Belgien sowie Spanien und England aufeinander. In der Gruppenphase ausgeschieden sind Frankreich, Italien, Serbien, Dänemark, Bosnien-Herzegowina, die Ukraine, Schottland sowie Gastgeber Aserbaidschan. (APA, red, 14.5.2016) U17-EM in Aserbaidschan – Viertelfinale: Portugal – Österreich 5:0 (2:0)Dalga Arena, Baku (AZE) SR Fran Jović (CRO) Tore: José Gomes (7./HE, 18., 47.), Mesaque Dju (51.), Miguel Luis (77.) Österreich spielte mit: Ozegovic – Malicsek, Meisl, Maresic, Burgstaller – V. Müller, Schmid (60. Meister), Wagnes (41. C. Müller) – Sittsam (32. Fitz), Arase, Baumgartner Wissenschaft;Streit unter Schlafforschern: Reichten früher 6,5 Stunden am Stück? Oder waren es vor der Industriellen Revolution zwei Mal vier Stunden mit einer Pause dazwischen?. Blacksburg – Heute gelten sieben bis acht Stunden Schlaf am Stück für Erwachsene als normal und ideal. Doch wie war es früher? Darüber gibt es nun eine Debatte im Fachblatt Sleep: Im Oktober wurde in einer viel beachteten Studie im Fachblatt Current Biology behauptet, dass man in einfachen Jäger-und-Sammler-Völkern mit nur 6,5 Stunden Schlaf auskommt. Darauf konterte nun Historiker Roger Ekirch (Virginia Tech University) in einem offenen und abgedruckten Brief an die Redaktion von Sleep: Ekirch hatte nach langjährigen Recherchen bereits 2006 im Buch At Day’s Close: Night in Times Past argumentiert, dass Menschen vor der Industriellen Revolution (und also vor Einführung des elektrischen Lichts) rund acht Stunden lang schliefen, aber auf zwei Mal vier Stunden pro Nacht verteilt. In der Stunde dazwischen wurde gebetet, meditiert und Liebe gemacht – nicht notwendigerweise in dieser Reihenfolge. Ekirch sieht seine historischen Analysen durch Schlafexperimente aus den 1990er Jahren bestätigt, als Probanden, die 14 Stunden in Dunkelheit leben mussten, auch in zwei Schichten von je vier Stunden schliefen. Der Schlafhistoriker beharrt auch deshalb auf seinen Behauptungen, weil sie bei der Behandlung von Schlaflosigkeit nützlich sein könnten. Denn wenn eine Schlafunterbrechung etwas Natürliches sei, dann müsse man sie auch nicht pathologisieren und zu einem Problem machen. Nicht-Wissenschaft;Sturmflut könnte bis zu drei Meter hoch werden. Manila – Angesichts des herannahenden Taifun Koppu haben die Behörden auf den Philippinen Tausende Bewohner im Norden zum Verlassen des Küstengebiets aufgerufen. Wir haben die örtlichen Behörden angewiesen, heute Nacht vor dem Eintreffen des Taifuns Zwangsräumungen durchzuführen, sagte Alexander Pama, Leiter der Katastrophenschutzbehörde, am Samstag. Zudem seien die Bewohner von Gebieten, die immer wieder von Überschwemmungen und Erdrutschen betroffen seien, aufgerufen worden, in sicherere Gebiete auszuweichen, sagte Pama. Küstenorten in den Provinzen Aurora, Isabela und Cagayan stehe womöglich eine Sturmflut bevor, teilte der Behördenleiter mit. Diese könne bis zu drei Meter hoch werden, ergänzte die Wetterbehörde (Pagasa). In den Küstenorten der drei Provinzen leben fast eine Million Menschen. Unterdessen legte der Taifun Koppu auf seinem Weg in Richtung der Philippinen an Kraft zu. Die Wetterbehörde des Inselstaates schätzte die Windgeschwindigkeit im Wirbel in der Spitze auf 175 Kilometer in der Stunde, wie sie am Samstag mitteilte. Mehr als zwei Dutzend Inlandsflüge wurden aufgrund schwerer Regenfälle und starker Winde gestrichen, Schiffsreisen wurden angesichts der stürmischen See ausgesetzt. Für fast 30 Provinzen wurden Sturmwarnungen herausgegeben, darunter auch für die Hauptstadt Manila. Die Behörden rechneten damit, dass Koppu voraussichtlich Sonntag früh (Ortszeit) Land erreicht. Rettungsmannschaften wurden inzwischen mit Ausrüstung und Hilfsgütern ausgestattet. Die Philippinen erleben im Jahr rund 20 Taifune. Sie führen oft zu Überschwemmungen und Erdrutschen. Im November 2013 kamen durch Taifun Haiyan mehr als 6.300 Menschen um. Vier Millionen verloren ihre Bleibe. Nicht-Wissenschaft;Edler Gesang, greller Humor: Donizettis "Don Pasquale" mit dem Tenor Juan Diego Flórez. Wien – Der edle Tenor rudert liebesschmachtend mit den Armen, macht dabei eine Drehung, bei der ihm der elegante Hut vom Kopf fällt. Sodann hält er ihn – den Hut – künftig fest umklammert, um diese Peinlichkeit zu verhindern und allerdings leider gleich in die nächste zu stolpern. Die Regisseurin Irina Brook erzählt Gaetano Donizettis heitere Oper Don Pasquale, die an der Wiener Staatsoper nach langer Auszeit – seit einem Jahr – wieder gezeigt wird, mit ironischer Distanz, die sich nur manchmal zu solchem Slapstick zusammenballt. Beides schadet indes weder dem Stück noch den Sängern und schon gar nicht dem Gesang. Nur momentweise stellt es den Dirigenten Evelino Pidò vor eine merkbare Herausforderung, den Aktionismus auf der Bühne mit dem Rhythmus der Partitur in Gleichklang zu halten. Ansonsten schafft er mit Eleganz und Elan die Grundlage für inspirierte Stimmen in jener Bar, die Bühnenbildnerin Noëlle Ginefri-Corbel mit Plüsch- und Kitsch-Elementen als Gegenpart für eine musikalische Umsetzung geschaffen hat, die sich fast wie von selbst durch Geschmackssicherheit abhebt. Das Staatsopernorchester bietet denn nicht nur in den berückend kantablen Lyrismen wohl dosierten Schönklang, sondern gefällt auch sonst durch Transparenz und Zurücknahme. Die Komödie auf der Staatsopernbühne schöpft stimmlich aus dem Vollen: Adam Plachetka ist ein kraftstrotzender Dottore (vulgo Masseur) Malatesta, Michele Pertusi ein polternder, leidender, jedoch vor allem (groß-)väterlich gutmütiger Titel-Antiheld. Wie ein Muster an jugendlichem Ebenmaß erscheint Valentina Naforniţă als Norina, um davon ausgehend eine ansehnliche Bandbreite an komödiantischer Karikatur lustvoll auszuschöpfen. Und der eingangs geschilderte Tenor ist kein anderer als Juan Diego Flórez, der nach wie vor durch das Wunder seiner Stimme besticht: die konzentrierte schlanke Kraft, die leuchtende Präzision der Linienführung, dabei freilich darstellerisch zuweilen ins Schemenhafte abgleitet. Insofern wirkt die Zeichnung der Figur des Ernesto dieser Inszenierung geradezu kongenial, da die Übertreibung und Vorspiegelung von Gefühlen als Motor des Plots amüsant offengelegt wird. Wissenschaft;Ein Fossil aus Spanien mit "Star Wars"-Bezug. Madrid/Wien – Noch knapp zwei Wochen bis zur Premiere von The Force Awakens: Das Star Wars-Fieber grassiert wieder und macht auch vor der Paläontologie nicht halt, wie ein aktueller Fund aus Spanien zeigt. Forscher um Israel Sánchez vom Madrider Museum für Naturgeschichte untersuchten das Fossil eines Wiederkäuers, der im mittleren Miozän, im Zeitraum vor etwa 16 bis elf Millionen Jahren, im heutigen Spanien lebte. Das Tier, das zwei Stirnzapfen und einen auffälligen T-förmigen Fortsatz am Kopf aufwies, wird den einst von der Iberischen Halbinsel bis nach China verbreiteten Palaeomerycidae zugerechnet. Zu dieser heute ausgestorbenen Gruppe gehen die Meinungen unter Biologen noch etwas auseinander: Sie könnte mit den Ahnen der Giraffen oder denen der Hirsche verwandt sein. Sánchez tendiert zu ersterem – der spanische Fund könnte damit als weiterer Beleg dafür dienen, wie vielfältig die Giraffenverwandtschaft einst in Sachen Kopfschmuck, aber auch Körpergröße und -proportionen war. Die im Fachmagazin Plos One vorgestellte Spezies erhielt die offizielle Bezeichnung Xenokeryx amidalae. Mit dem zweiten Teil des Namens verweisen die Forscher auf Königin Amidala aus Star Wars, die in ihrem Arsenal an imposanten Betonfrisuren auch eine hatte, die dem Kopfschmuck von Xenokeryx tatsächlich verblüffend ähnlich sah. Wissenschaft;Die Fortpflanzung mit Neandertalern bescherte dem modernen Menschen Genvariationen zur Abwehr von Infektionen. Leipzig – Die Neandertaler haben zwei aktuellen Studien zufolge das Immunsystem unserer Vorfahren gestärkt: Als moderne Menschen vor vielen Tausend Jahren in Europa auf Neandertaler trafen und sich mit ihnen fortpflanzten, erbten einige Nachkommen Genvariationen, deren Träger Infektionen besser abwehren konnten. Auf diese Weise wurde aber eventuell auch die Neigung zu Allergien erhöht. Das berichten Forscher des Instituts Pasteur in Paris und des Max-Planck-Instituts (MPI) für evolutionäre Anthropologie in Leipzig in zwei voneinander unabhängige Arbeiten im American Journal of Human Genetics. Die Vermischung mit alten Menschenarten wie dem Neandertaler und dem Denisova-Menschen hatte Auswirkungen auf die genetische Diversität einiger angeborener Immungene der Familie der Toll-Like Rezeptoren, sagt Janet Kelso vom MPI. Die Rezeptoren – TLR 1, TLR6 und TLR10 – wirken an der Immunabwehr mit. Diese TLR-Gene können Bestandteile von Bakterien, Pilzen und Parasiten aufspüren und bekämpfen. Welche Rolle dies konkret für unsere heutige Gesundheit spielt, sei noch nicht geklärt, so die Experten. Wir gehen davon aus, dass es mal eine Phase gegeben hat, wo es von Vorteil war, diese Neandertal-Varianten zu besitzen, sagte Max-Planck-Forscher Michael Dannemann. Menschen könnten dadurch bessere Abwehrmechanismen gegen Krankheitserreger gehabt haben. Umgekehrt könne sich aber auch die Neigung zu Allergien erhöht haben, denn eine zu hohe Aktivität dieser Gene könnte laut Dannemann auch zu gestörten Immunreaktionen auf an sich harmlose Umwelteinflüsse führen. Frühere Studien haben bereits gezeigt, dass ein Anteil von einem bis sechs Prozent im Genom von heute in Europa und Asien lebenden Menschen vom Neandertaler oder demDenisova-Menschen stammt. In bestimmten Regionen des Genoms sei diese Frequenz deutlich erhöht, wie eben bei den TLR-Abwehrgenen. Das spiegelt sich heute noch im Menschen wider. Ob es heute noch von Vorteil oder Nachteil oder komplett neutral ist, können wir aber nicht sagen, erklärte Dannemann. Für ihre Forschungen analysierten die Wissenschafter Daten des 1000-Genom-Projekts, bei dem das Erbgut von 2.500 Individuen aus Europa, Asien, Afrika und Amerika komplett entziffert wurde. Die Ergebnisse zeigten, wie wichtig der artübergreifende Austausch von Genen für die Evolution des angeborenen Immunsystems beim Menschen gewesen sein könnte, sagte Lluis Quintana-Murci vom Institut Pasteur. Die Frage, inwieweit die Neandertaler die Entwicklung des modernen Menschen beeinflusst haben, beschäftigt Forscher weltweit. So fanden etwa US-Forscher heraus, dass Gene von Neandertalern den Vorfahren moderner Menschen wahrscheinlich dabei geholfen haben, sich an die kühlere Umgebung außerhalb Afrikas anzupassen. Neandertaler-Erbgut ist demnach in heutigen Europäern und Ostasiaten insbesondere an Stellen vorhanden, an denen Wachstum und Ausgestaltung von Haut und Haaren geregelt werden. Auch der Fettstoffwechsel moderner Menschen könnte von Neandertaler-Genen beeinflusst worden sein. Wissenschaft;Uni-Wien Forscherin erhält höchsten Förderpreis Österreichs – Acht Nachwuchswissenschafter mit Start-Preisen ausgezeichnet. Wien – Er ist der höchste Wissenschaftsförderpreis in Österreich und wird gern als Austro-Nobelpreis bezeichnet. Doch zwischen dem Wittgenstein-Preis und dem Nobelpreis gibt es nicht nur einen kleinen Unterschied, was das Renommee betrifft. Zwar ist der Wittgenstein-Preis mit 1,6 Millionen Euro besser dotiert, doch das gesamte Geld muss wieder in die Forschung gesteckt werden. Er ist damit zugleich auch eine Form der Spitzenforschungsförderung. 2015 geht der seit genau 20 Jahren existierende Preis wieder einmal an die Geisteswissenschaft und an eine Frau: Gewinnerin ist die aus Deutschland stammende Byzantinistin Claudia Rapp, die nach 17 Jahren an der University of California in Los Angeles (UCLA) seit 2011 an der Universität Wien lehrt und forscht. Die Auszeichnung wurde Montagabend in Wien gemeinsam mit den mit jeweils bis zu 1,2 Millionen Euro dotierten Start-Preisen an acht Nachwuchsforscher verliehen. In Summe stehen den neun Forschern rund elf Millionen Euro zur Verfügung. Die Preisgelder sollen Freiheit und Flexibilität bei der Durchführung ihrer Forschungsarbeiten ermöglichen. Ausgewählt werden die Preisträger von einer Jury internationaler Wissenschafter. Rapp sei ein Beleg für die exzellente Geistes- und Kulturwissenschaft in Österreich, erklärte Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP). Rapp, geboren am 20. Juni 1961 in Gießen (Deutschland), ist seit 2011 Professorin für Byzantinistik an der Universität Wien und seit 2012 Leiterin der Abteilung Byzanzforschung am Institut für Mittelalterforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW). Zuvor war sie 17 Jahre lang an der UCLA tätig. Wien bezeichnete sie als internationalen Top-Forschungsstandort ihres Fachs und angesichts der Tradition und der Vielzahl an ausgewiesenen Forschern auf diesem Gebiet als Schlaraffenland der Byzantinistik. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen auf den Gebieten Sozial- und Religionsgeschichte. So beschäftigt sie sich etwa mit dem Ritual der Verbrüderung im Byzantinischen Reich, wo sich zwei Männer durch das Gebet eines Priesters zu Brüdern erklären lassen konnten, oder mit subversiven Strömungen in der byzantinischen Dichtkunst. In ihrem Projekt Sinai Palimpsests macht ein internationales Forscherteam mithilfe moderner Technik Texte auf Pergamenten aus dem Katharinenkloster im ägyptischen Sinai wieder sichtbar, die abgekratzt oder abgewaschen wurden, um das rare Pergament mehrfach zu nutzen. Sie freue sich über den Preis allein schon im Sinne einer Auszeichnung für die Grundlagenforschung und die historischen Geisteswissenschaften, sagte Rapp. Die Tatsache, dass damit eine hoch dotierte Fördersumme verbunden sei, werde ihr ermöglichen, zusammen mit Kollegen in Wien und in internationaler Zusammenarbeit der Byzanzforschung eine neue Richtung zu geben. Das wolle sie im Rahmen ihre Projekts zum Thema Mobilität, Mikrostrukturen und persönliche Handlungsspielräume tun. Dabei solle nicht nur kulturelle Mobilität, also Kulturkontakte und Kulturaustausch von Byzanz mit Europa und Asien erforscht werden, sondern auch die Mobilität im Sinne von sozialer Durchlässigkeit innerhalb der byzantinischen Gesellschaft. Rapp ist nach Ruth Wodak (1996), Marjori Matzke (1997), Renee Schroeder (2003) und Ulrike Diebold (2013) die fünfte Frau, die den seit 1996 jährlich vergebenen Wittgensteinpreis erhalten hat. Nicht-Wissenschaft;21-Jähriger ist vor Bundesgericht in 33 Punkten angeklagt. Charleston (South Carolina) – Der mutmaßliche Todesschütze von Charleston, der im Juni in einer Kirche in den USA neun Afroamerikaner getötet haben soll, will sich nach Angaben seines Anwalts schuldig bekennen. Der 21-jährige Dylann Roof ist vor einem Bundesgericht in 33 Punkten unter anderem wegen eines Hassverbrechens, der Verletzung religiöser Rechte und Verstößen gegen Waffengesetze angeklagt. Im Falle eines Schuldspruches drohen ihm lebenslange Haft oder die Todesstrafe. Roof war zuvor zudem bereits bei einem Gericht des US-Staates South Carolina wegen neunfachen Mordes und dreifachen versuchten Mordes angeklagt worden. Roof antwortete einsilbig auf die Fragen des Bundesrichters, als er am Freitag in Handschellen und gestreifter Sträflingsuniform vor Gericht erschien, wie die Zeitung Post and Courier berichtete. Bis zu seinem Schuldbekenntnis wollen seine Verteidiger aber abwarten, ob die Staatsanwaltschaft für Roof die Todesstrafe fordert. Sowohl das US-Bundesrecht als auch South Carolina sehen die Todesstrafe vor. Vermutlich wird Roof zunächst im Bundesverfahren der Prozess gemacht. Nicht-Wissenschaft;Bei Plakaten kommt die SPÖ bisher ohne Konfrontation mit der FPÖ aus. An jene Genossen, die mit den Blauen sympathisieren, richtete Häupl aber klare Worte. Wien – Dass es in sozialdemokratischen Kreisen in Wien durchaus Genossen gibt, die sich eine künftige Zusammenarbeit mit den Freiheitlichen vorstellen können, ist ein offenes Geheimnis. Überraschend ist aber, dass Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) diese Tatsache durchaus konkret thematisiert. Bei der sehr gut besuchten Mitarbeiterkonferenz der Wiener Sozialdemokraten am Donnerstagabend zählte Häupl auf, gegen welche sozialen Maßnahmen die Freiheitlichen im Gemeinderat gestimmt haben. Er erwähnte etwa den Pflegefonds, die Mindestsicherung oder Anträge gegen Lohn- und Sozialdumping. Mit der sozialen Heimatpartei FPÖ sei laut Häupl keine soziale Politik zu machen. Eine Koalition mit den Blauen schloss er unter seiner Ägide erneut kategorisch aus. So viel Niedertracht auf einem Fleck ist normalerweise gar nicht vorstellbar, sagte Häupl zur FPÖ-Haltung in Sachen Asylpolitik. Jene, die ihm raten würden, mit den Blauen zu koalieren, müssten aufpassen, dass ich nicht ausflippe – um nicht Schlimmeres zu sagen, sagte Häupl. Die Abgrenzung gegen Heinz-Christian Straches FPÖ, der er Charakterlosigkeit und Opportunismus vorwarf, lohne sich im Wahlkampf für die SPÖ allemal, betonte er. Konträr zum Auftritt Häupls kommen die Wahlplakate der Sozialdemokraten aber bisher ohne Konfrontation mit den Freiheitlichen aus. Zunächst warfen die ersten Sujets mit abgebildeten Wienern durchaus kritische Fragen auf (Wien ist die beste Stadt der Welt. Aber was bringt dir das, wennst keine Hackn hast?). Diese beantwortet jetzt ein großflächig in den Fokus gerückter Bürgermeister Häupl mit gewohnt markigen Sprüchen (Noch stärker in neue Arbeitsplätze investieren. Da lass i ned locker!). Beim Thema leistbares Wohnen wirbt Häupl folgendermaßen: Wir bauen wieder neue Gemeindewohnungen. Da bleib i stur. Als Ziel für die Wien-Wahl am 11. Oktober gab Häupl – zahlreichen anderslautenden Umfragen zum Trotz – bisher die Wiedererlangung der absoluten Mehrheit an. Das schwächte er angesichts des beherrschenden Asylthemas deutlich ab. Die Voraussetzungen seien nicht ideal. Ich bin ja schon von dieser Welt, das ist mir wohl bewusst. Er wünsche sich ein Wahlergebnis, das so ausfällt, dass man nicht gegen die Sozialdemokratie regieren kann. Neben der Landtagswahl wird es im Oktober auch bei der gleichzeitig stattfindenden Bezirksvertretungswahl spannend. Besonderes Interesse kommt dem prestigereichen ersten Bezirk zu: Die von der ÖVP geschasste Bezirksvorsteherin Ursula Stenzel will am Dienstag verkünden, ob sie am 11. Oktober antritt. Aus dem Umfeld der ÖVP ist zu hören, dass Stenzel nicht kandidieren wird. Vorschläge der ÖVP für einen anderen Posten im Bezirk habe sie aber ausgeschlagen. Andere Beobachter halten einen Antritt hingegen durchaus für möglich. Tritt Stenzel an, droht der ÖVP, die mit Markus Figl ins Rennen geht, der Verlust des Bezirksvorstehers. Noch bis 4. September können politische Listen ihre Kandidatur einreichen. Für einen wienweiten Antritt sind knapp 3000 Unterschriften nötig. Diese Hürde hat Wien anders bereits geschafft. Die Liste WWW – Wir wollen Wahlfreiheit des Gastronomen Heinz Pollischansky schaffte es dank fünf Unterschriften von Team-Stronach-Nationalratsabgeordneten auf den Wahlzettel. Der türkischen Liste Gemeinsam für Wien fehlen noch Unterschriften in einigen Bezirken für einen wienweiten Antritt, sagte Spitzenkandidat Turgay Taskiran, ein türkischstämmiger Arzt. Die Liste arbeitet mit der RumänInnen Partei sowie mit der Protestliste Robin Hood des Ex-Piraten Anatolij Volk zusammen. Nicht-Wissenschaft;Neun von zehn Teilnehmern für Auswahlshow "Wer singt für Österreich?" am 12. Februar fix – Zoe und Vincent Bueno unter den Kandidaten. Wien/Stockholm – Neun von zehn Kandidaten, die am 12. Februar um das Österreich-Ticket für den Eurovision Song Contest 2016 kämpfen werden, stehen fest. Der ORF gab am Dienstag die Riege jener Künstler bekannt, die von einer Fachjury für die Finalshow auf ORF eins ausgewählt wurden. Darunter finden sich etwa Musicalsänger Vincent Bueno oder ESC-Vorentscheid-Wiederkehrerin Zoe. Sie werden mit der Wienerin Bella Wagner, der 17-jährigen Niederösterreicherin Elly, dem Duo aus der Jazzsängerin Farina Miss und der Violinistin Celine Roscheck, Starmania-Veteranin Lia Weller, der 19-jährigen Kärntnerin LiZZA, dem deutschstämmigen Nachwuchssänger Orry Jackson und Soulstimme Sankil Jones um den Sieg kämpfen. Dieser sichert die Fahrt zum ESC 2016, der von 10. bis 14. Mai in Schwedens Hauptstadt Stockholm über die Bühne gehen wird. Die österreichische Musikszene hat in den letzten Jahren sehr an Attraktivität und Vielfalt gewonnen. Die 2015 begonnene intensive Zusammenarbeit um den Eurovision Song Contest mit österreichischen Musikerinnen und Musikern führen wir 2016 erstmalig mit Eberhard Forcher und seinem Team weiter, erläuterte ORF-Fernsehdirektorin Kathrin Zechner via Aussendung den Auswahlprozess. Ö3-Moderator und Musiker Eberhard Forcher und Redaktionsleiter Stefan Zechner zeichneten dabei zentral für die Wahl der neun Kandidaten verantwortlich. Der noch offene zehnte Platz für die Show wird hingegen von den Facebook-Fans vergeben. Auf https://www.facebook.com/ESCOesterreich konnten sich heimische Acts bis Jahresende der Öffentlichkeit vorstellen. Aus den Teilnehmern wurden nun Laura Kamhuber, Ola Egbowon, AzRaH, Sara Koell und David Siedl feat. Madelene & Mc Vio für die Endrunde ausgewählt. Am Donnerstag (14. Jänner) wird hier der Gewinner mittels Uservoting ermittelt. Die Nummer mit den meisten Likes erhält Ticket Nr. 10. Damit wird der Internetsieger die Kandidatenriege am 12. Februar ergänzen, die sich dem Votum der Fernsehzuschauer respektive einer Fachjury stellen muss. Moderiert wird die Show Eurovision Song Contest – Wer singt für Österreich? von ESC-Veteran Andy Knoll und Alice Tumler, einem Teil des Moderatorinnenterzetts beim ESC in Wien. Die Teilnehmer am österreichischen ESC-Vorentscheid 2016: (APA, 12.1.2016) Nicht-Wissenschaft;'Der Venezolaner wird das Neujahrskonzert 2017 dirigieren. Wer Gustavo Dudamel zusammen mit dem Orquesta Sinfónica Simón Bolívar erlebt hat, zweifelt nicht an der energetischen Kompetenz des jungen Maestro. Er und das Jugendorchester, das ein musikalisches Sozialprojekt namens El Sistema repräsentiert, wurden vor ein paar Jahren eben der Energie wegen zum Darling der Klassikszene. Konzerte zelebrierten sie als Feiern unbeschwerten, ausgelassenen Musizierens. Opulente Orchesterbesetzung, ein paar Tanzeinlagen und Lockenkopf Dudamel taten das Übrige – ein frischer Wind wehte durch die Szene der doch oft sehr ernsten Klassikgesichter. Dudamel, 1981 in Barquisimeto, Venezuela, geboren, war selbst ein Produkt von El Sistema; er verdankt ihm auch seine internationale Karriere. Zunächst als Geiger ausgebildet, kam er im Rahmen seines Studiums eher zufällig zum Dirigieren. Als er und seine Instrumentalkollegen eines Tages auf den Dirigenten warteten, dieser jedoch nicht kam, stellte sich Knirps Dudamel (er war keine 12) hin und probierte es mit dem Taktstock. Zuerst haben die anderen Kinder gelacht. Doch fünf Minuten später waren sie ruhig und arbeiteten hoch konzentriert mit mir. Danach wusste ich, dass ich Dirigent werden wollte, so Dudamel, der von klein auf den Klang der Berliner Philharmoniker im Ohr hatte. Deren Aufnahmen (vor allem jene mit Karajan) habe der Sohn eines Posaunisten und einer Gesangslehrerin gehört. Mittlerweile hat der Chef des Los Angeles Philharmonic Orchestra nicht nur die Berliner mehrfach als Gastdirigent besucht. Auch zu den Wiener Philharmonikern, die ihn für das Neujahrskonzert 2017 engagiert haben, pflegt er gute Beziehungen. Er wird somit der jüngste Dirigent sein, der diese heikle Strauß-Feier je geleitet hat. Vom telegenen Standpunkt aus eine ideale Wahl, Dudamel wird eine Bella Figura machen. Ob ihm Tiefsinnig-Leichtes gelingt, wird sich allerdings erst weisen – ist jedoch nicht unmöglich: Wenn man auf große Tradition treffe, so Dudamel, sollte man als junger Dirigent gut vorbereitet, klar in seinen Ideen sein, aber auch offen, etwas zu empfangen. Es gelte, das Spezielle eines Orchesters zu respektieren und nicht zu vergessen: Man ist als Dirigent eine Art Brücke zwischen Komponist und Orchester. Eine schöne Einstellung, die seine Walzertage, zu denen er seine Frau Eloísa und Sohn Martin mitnehmen wird, bereichern könnte.' Nicht-Wissenschaft;ORF-Gebührentochter akzeptiert Scheine – Deutscher Journalist will mit Barem Gebührenmodell aushebeln. Wien – Rundfunkgebühren beflügeln Fantasie, Kreativität, Energie und Einsatzbereitschaft – vor allem, wenn es darum geht, den grundsätzlich für öffentlich-rechtlichen Rundfunk gedachten Beitrag nicht zu bezahlen. Ein Handelsblatt-Journalist will die deutsche Haushaltsabgabe aushebeln, indem er auf Barzahlung besteht. Ein STANDARD-Leser versuchte das nun mit der GIS. Ergebnis: Die nimmt auch Bares – unter bestimmten Bedingungen. Handelsblatt-Journalist Norbert Häring versucht – ein aufmerksamkeitsstarkes Thema für seinen privaten Blog – die in Deutschland seit 2013 für alle Haushalte geltende Abgabepflicht auszutricksen. Er ist gegen eine pauschale Abgabe für alle, die vor allem Menschen mit geringen Einkommen treffe. Auch in Deutschland gibt es übrigens Gebührenbefreiungen etwa für sozial Schwache und Menschen in Ausbildung. Härings jedenfalls originelle Idee, zugleich ein Statement für Bargeld: Er besteht auf Barzahlung, um den Aufwand für die Gebühreneinhebung drastisch zu erhöhen und das bestehende Gebührenmodell damit infrage zu stellen. derStandard.at/Web berichtete bereits ausführlich über Härings kreativen Einfall, und Häring widmete sich denn auch noch dem österreichischen Gebührensystem – das im Gegensatz zu Deutschland noch auf technische Empfangsmöglichkeit abstellt. Der deutsche Journalist konstatierte hier gar noch größere Chancen für seine Idee. Ein STANDARD-User und GIS-Kunde probierte es aus. Ergebnis seiner Korrespondenz mit der Zasterfahndung des ORF: Die Rechtsabteilung der GIS akzeptiert auch Barzahlung – da es Ihnen offensichtlich ein großes Bedürfnis ist. Bedingung: Der User trage das Risiko, dass das Geld bei der GIS einlangt, und es dürften für die GIS keine zusätzlichen Kosten entstehen. Unter diesen Voraussetzungen könne der User die Gebühr (mit Erlagscheinkosten) bei einer Bank einzahlen, als Wertbrief schicken, es zwischen neun und elf Uhr im GIS-Servicecenter in 1040 Wien vorbeibringen oder es uns sonst auf beliebige Art und Weise zukommen lassen, sodass das Geld in der Faulmanngasse einlangt. Wenn nun die Abneigung gegen Rundfunkgebühren genügend Energie und Einsatzbereitschaft mobilisiert, um die 19,78 bis 25,18 Euro pro Monat (davon 15,76 für den ORF) in der Faulmanngasse 4 vorbeizubringen, dann könnte die Schlange vor dem Servicecenter immerhin den Verkehrsfluss zwischen Naschmarkt und Operngasse zum Erliegen bringen – wenn schon nicht das Gebührensystem. Nicht-Wissenschaft;Justizministerium hat Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wegen fehlenden Anfangsverdachts abgewiesen. FPÖ weist Vorwürfe zurück. Wien – Die FPÖ muss sich mitten im Wiener Landtagswahlkampf mit Korruptionsanschuldigungen herumschlagen. Generalsekretär Herbert Kickl wird Verstrickung in illegale Parteienfinanzierung vorgeworfen. Er soll über die FPÖ-nahe Werbeagentur Ideenschmiede Geld aus Aufträgen des Landes Kärnten an die Partei zurücküberwiesen haben, berichtet die Wochenzeitung Falter. Der Bericht beruft sich auf Dokumente, die die Korruptionsstaatsanwaltschaft bei einer Razzia in einem der Agentur zurechenbaren Gebäude entdeckt haben soll. Aus den Akten sei ersichtlich, dass Kickl heimlicher Hälfte-Eigentümer der Agentur gewesen sei. Der Geschäftsführer soll als Treuhänder Firmenanteile und Grundstücke gehalten haben, damit Kickl nicht öffentlich aufscheint. Mutmaßliche Kickbacks Die Involvierung des FPÖ-Generalsekretärs in die Geschäfte der Agentur soll bis in jene Jahre, als Jörg Haider und die Freiheitlichen das Land regierten, zurückgehen, schreibt der Falter unter Berufung auf Akten aus dem noch laufenden Ermittlungsverfahren. Die wiederholt zur Anwendung gekommene Vorgehensweise soll demnach folgende gewesen sein: Die Agentur legte Rechnungen an das Land Kärnten, denen nur teilweise eine Leistung gegenüberstand. Von den Honoraren – beglichen mit Steuergeld – soll ein Prozentsatz weiterverteilt worden sein. In Verträgen ist laut dem Artikel von 20 Prozent die Rede. Der Falter will ausdrücklich keinerlei strafrechtliche Vorwürfe erheben, da es sich um ein laufendes Verfahren handle. Nachdem die Korruptionsstaatsanwaltschaft nach der Razzia auf die Dokumente aufmerksam geworden war, wurden Erhebungen wegen des Verdachts der Bestechung und der Untreue eingeleitet. Weisung des Justizministeriums Ein Auslieferungsbegehren der Korruptionsstaatsanwaltschaft – aufgrund seiner Tätigkeit als Nationalratsabgeordneter genießt Kickl parlamentarische Immunität – blieb jedoch erfolglos. Mittels einer im Vorjahr erfolgten Weisung lehnte Justizminister Wolfgang Brandstetter (ÖVP) das Begehren ab, weil kein Anfangsverdacht gegen Kickl bestand. Stattdessen wurden weitere Erhebungen zur Sachverhaltsverbreiterung angeordnet. Die Korruptionsstaatsanwaltschaft bestätigte laufende Erhebungen, ob ausreichend Verdachtsmomente gegen Kickl vorliegen oder nicht. Ein ehemaliger Mitarbeiter der Werbeagentur sagte der Wochenzeitung außerdem, dass auch FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache 70.000 Euro im Koffer überbracht worden seien. Strache weist diese Vorwürfe entschieden zurück. Der FPÖ-Obmann beteuerte am Dienstag, dass er von den Vorwürfen rund um seinen Generalsekretär erst am Montag erfahren habe, und wollte die Angelegenheit nicht weiter kommentieren. Nur so viel: Er gehe davon aus, dass sich Kickl stets korrekt verhalten habe. FPÖ weist Vorwürfe zurück Kickl selbst wies die Anschuldigungen in einer Aussendung zurück und spricht von einer Rufmordkampagne. Die Wochenzeitung zitiere selektiv aus vertraulichen Ermittlungsakten und konstruiere falsche Zusammenhänge und unhaltbare Schlussfolgerungen, hieß es darin. Weder er noch Strache würden von der zuständigen Staatsanwaltschaft als Beschuldigter geführt, betonte Kickl. Ich wurde lediglich im Dezember letzten Jahres in dieser Sache als Zeuge einvernommen und habe gegenüber der Staatsanwaltschaft auf alle Fragen ausführlich geantwortet. H.-C. Strache wurde nicht einmal als Zeuge einvernommen, so der FPÖ-Generalsekretär. Andere Parteien äußerten nach Bekanntwerden der Anschuldigungen Kritik und Empörung. So orteten Vertreter von SPÖ, Grünen und Neos einen weiteren von mehreren Skandalen in der Geschichte der FPÖ. Nicht-Wissenschaft;In Ballungszentren sollen Filialen zusammengelegt werden und Automatisierung Einzug halten. Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung. Nicht-Wissenschaft;2,2 Meter hohe Grenzbarriere wird insgesamt 3,7 Kilometer lang sein. Wien – Das rot-schwarze Gezerre um den Zaun hat ein Ende. Am Freitag präsentierte Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) mit dem lieben Josef und dem lieben Gerald, gemeint waren Kanzleramtsminister Ostermayer und Verteidigungsminister Klug (beide SPÖ), jene Barriere, die Österreich vor einem unkoordinierten Flüchtlingsansturm im Süden bewahren soll. Nach einer mehr als siebenstündigen finalen Verhandlungsrunde ist ein typischer koalitionärer Kompromiss herausgekommen: Östlich und westlich des neu zu gestaltenden slowenischen-steirischen Grenzübergangs Spielfeld wird ein 200 Meter bzw. 3,5 Kilometer langer und 2,2 Meter hoher Maschendrahtzaun aufgezogen – und zwar mit einer Verlängerungsoption auf 25 Kilometer, also jene Länge, die sich Mikl-Leitner vorgestellt hat. Dazu sollen für den Worst Case, also wenn hunderte Flüchtlinge die 3,7 Kilometer lange Barriere durchbrechen, in Containern Stacheldrahtrollen bereitliegen (weil sich sonst Tiere verletzen), die dann aber sofort ausgelegt werden können. Bis zuletzt hatte sich die SPÖ-Seite gegen eine solche permanente Vorrichtung, als Equipment der Nato-Staaten bekannt, gewehrt. Das Wording zum ersten Zaunbau innerhalb des Schengen-Raumes fiel unterschiedlich aus. Verteidigungsminister Klug sprach von einem Leitsystem im angrenzenden Gelände. Sein Regierungskollege Ostermayer betonte, dass es sich um einen G7-Zaun handle, also eine Sperre, die auch bei den Gipfeln der führenden westlichen Industrienationen zum Einsatz kommt. Mikl-Leitner wiederum erklärte das Nichtzustandekommen der von ihr begehrten Version damit, dass der Nachbar Slowenien darum gebeten habe, von einem 25-Kilometer-Zaun abzusehen. In vereinterer Tonart ging es weiter, als auch Journalisten internationaler Medien nachbohrten. Eine Orbansierung Österreichs findet nicht statt, hielt Klug in Anspielung auf Ungarns Premier Viktor Orban fest. Mikl-Leitner betonte: Es handelt sich nicht um eine Abschottung, sondern um eine Absicherung, damit ein kontrollierter Zutritt in die Republik erfolgt. Dazu versicherte sie, dass die EU-Kommission über Österreichs Pläne bereits informiert sei, und: Es ist Schengen-konform. Ostermayer verwies darauf, dass der Kodex nicht verletzt werde, wenn es sich um temporäre bauliche Maßnahmen handle, die ja jederzeit beseitigt werden können. Stehen wird der 1,2 bis 2 Millionen teure Zaun wohl frühestens mit Jahresende, denn: Zuerst müssen mit 18 Eigentümer von 71 betroffenen Grundstücken Gespräche geführt werden. Der Bau selbst wird bis zu sechs Wochen dauern – und bis dahin sollen auch für die 25-Kilometer-Variante entsprechende Bodenvorrichtungen geschaffen werden. Schon demnächst wird der gesamte Grenzraum rund um Spielfeld bestreift , mit Patrouillen aus Polizei und Militär, wie Konrad Kogler, Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, ausführte. Denn im internen Expertenpapier wird festgehalten, dass der Zaun ohne Überwachung binnen 30 Minuten überwindbar ist. Für die Chefin der Sozialistischen Jugend, Julia Herr, ist all das ein Schlag gegen die Menschlichkeit. Auch Grüne und Neos üben heftige Kritik (beschämend, hat in Europa nichts verloren). FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache und dem Team Stronach geht der Zaun jedoch zu wenig weit (absurd, viel Lärm um nichts). Die Volkshilfe wiederum rief dazu auf, ihre Anti-Zaun-Petition zu unterzeichnen, die Diakonie sprach von einem schrecklichen Symbol. Nicht-Wissenschaft;Drogenboss und wo Gott wohnt: Netflix und Amazon starten die nächsten Qualitätsserien, beide können sich sehen lassen. Wien – Im Kolumbien des Jahres 1989 herrschen für Kriminelle paradiesische Zustände: kein Internet, kein Handy, keine US-Regierung, die alles mithören kann. Höchstens Satellitentelefone, und um diese abzuhören, musste man direkt darüberfliegen, erklärt DEA-Agent Steve Murphy. Nur die Stinkreichen verfügen über ein solches. Gut für die Polizei. Pablo Escobar ist reicher als alle. Und als der weltgrößte Drogenboss eines Abends in seinen Riesenapparat die Worte Heute geht es los spricht, geschieht das ganz Unglaubliche: Ein Flugzeug der Drogenbehörde DEA fliegt genau in dem Moment über die Hacienda Escobars und fängt das Signal auf. Eine Software identifiziert die Stimmen, die Razzia ist schnell beendet – und das ist die Geschichte von Pablo Escobar. Was davor geschah, erzählt Netflix seit Freitag in zehn Folgen der Serie Narcos mit Wagner Moura in der Rolle des Titelhelden. Eine Schreckensherrschaft mit scheinbarer Wahlfreiheit präsentiert sich dem Zuschauer, und eine Biografie des Größenwahns: Ich bin Pablo Emilio Escobar Gaviria. Ich habe meine Augen überall. Eines Tages werde ich Präsident der Republik Kolumbien werden. Jeder bekam, was er wollte: Silber oder Blei. Die Story von Aufstieg und Fall des international agierenden Paten ist brutal, verrückt und voll von unwirklichen Momenten. Dem Irrwitz tragen Stil und Sprache Rechnung: Die Autoren Chris Brancato, Eric Newman, Carlo Bernard und der Regisseur José Padilha behelfen sich mit überdrehtem Comicstil, frieren Bilder ein, schneiden flotte Latinomusik dazu – unverkennbar hat hier jemand seinen Tarantino gut studiert. Präsident wurde Escobar nie, aber ein heimlicher Regent mit Hofstaat, und wenn dieser ins Spiel kommt, erreicht Narcos fast Sopranos-Größe. Wenn er etwa vor der Mutter sanft ist wie ein Lamm: Hermilda Gavria näht große Taschen ins Sakko des Drogenkuriers. Wie viel da reinpasst? Ungefähr fünf Kilo, Schatz, sagt sie zufrieden und gibt ihrem Sohn einen Kuss. Die Verantwortung der USA ist keine geringe. Noch mehr, insofern die beste Gesellschaft Miamis sich mit Escobars Drogen durchs Jahr schnupfte, während die Polizei Marihuana suchte. Mit Narcos bespielt der Streamingdienst gezielt den lateinamerikanischen Markt, nicht ohne den Rest der Verbreitungsländer zu vergessen. Fünf Millionen Abos zählt Netflix in Lateinamerika seit dem Start 2011. Gemessen an 66 Millionen Fernsehhaushalten, ist noch Luft nach oben, also wird fleißig produziert. Immer öfter geht Netflix aus den USA hinaus: Serien in Frankreich, Großbritannien, Kanada und Japan sind im Werden. 2016 sind Ausgaben von fast fünf Milliarden Dollar für Programm geplant. Konkurrent Amazon will da nicht hintanstehen und stellt am Freitag, den 4. September eine beachtenswerte Dramaserie ins Netz: In Hand of God erhält der nicht ganz ehrenwerte Richter Pernell Harris Botschaften von Gott, die ihn zu Gerechtigkeit und Güte mahnen. Ron Perlman (Beauty and the Beast, Sons of Anarchy) erlebt seine Wunder. Nicht-Wissenschaft;Die österreichische Malerin wurde 88 Jahre alt. Wien – Die malerischen Anfänge waren fauvistisch-realistisch, später arbeitete Soshana Afroyim, von chinesischer Kalligrafie inspiriert, abstrakt. Die 1927 in Wien als Susanne Schüller Geborene musste 1938 mit ihren Eltern aus Österreich fliehen. 1985 kehrte sie in ihre Heimatstadt zurück, wo sie am Mittwoch 88-jährig starb. Wissenschaft;Forscher wollen an Augen Jäger und Gejagte erkennen. Berkeley/Wien – Beim Menschen gelten die Augen als Fenster zur Seele. Bei den übrigen Säugetierarten hingegen lassen sie Rückschlüsse auf die Lebensweise zu. Das behaupten jedenfalls Biologen um Martin Banks von der Universität Kalifornien in Berkeley. Sie haben die Pupillenform von insgesamt 214 landbewohnenden Spezies untersucht und dabei recht eindeutige Zusammenhänge entdeckt. So haben Pflanzenfresser wie Schafe, Pferde oder Rehe die Augen eher seitlich am Kopf und meistens horizontal verlaufende Pupillen. Diese erweitern das Blickfeld, was es erleichtert, Feinde zu erspähen. Auch für die Flucht biete die parallel zum Boden verlaufende Pupillenform Vorteile, schreiben die Forscher im Fachblatt Science Advances. Tag- und nachtaktive Tiere verfügen hingegen meist über schlitzförmige Pupillen, die es ermöglichen, sich besser an unterschiedliche Lichtverhältnisse anzupassen. Bei Katzen etwa kann sich die Fläche der Pupillen auf diese Weise um das 135-Fache verändern. Freilich haben nur 44 der 65 Lauerjäger vertikale Pupillen, zu den Ausnahmen gehören Löwen und Tiger. Daraus schließen die Forscher, dass vertikale Pupillen vermutlich vor allem kleinen Jägern nützen. Nicht-Wissenschaft;Liverpool muss nach der Halbfinalniederlage bei Villarreal im Rückspiel "alles nach vorne werfen". Wien – Liverpool hofft in der Europa League erneut auf die Magie an der heimischen Anfield Road. Beim 0:1 im Halbfinal-Hinspiel in Villarreal kassierten die Reds am Donnerstagabend einen späten Rückschlag im Rennen um ihre erste Europacup-Finalteilnahme seit fast zehn Jahren. Trainer Jürgen Klopp bemühte sich danach demonstrativ, Zuversicht auszustrahlen. Als alle um mich gefeiert haben, dachte ich mir, es ist noch nicht vorbei. Ihr müsst erst nach Anfield kommen. Wir werden bereit sein, sagte der Deutsche nach der ersten Niederlage der Engländer im 13. Spiel des laufenden Bewerbs. Sein Team werde alles nach vorne werfen, kündigte Klopp offensive Liverpooler an. Im schlimmsten Fall werde man mit wehenden Fahnen ausscheiden. Spätes Gegentor Mit dem Gegentreffer in der 92. Minute durch Adrian Lopez war Klopp naturgemäß alles andere als glücklich. Seine Mannschaft verlor dabei die defensive Ordnung und verspielte damit eine bessere Ausgangslage vor dem Rückspiel am kommenden Donnerstag. Kritik musste sich jedoch auch Klopp gefallen lassen. Englische Kommentatoren warfen ihm den Verzicht auf Daniel Sturridge vor. Liverpool hatte offensiv wenig zu bieten, dennoch beendete der englische Teamstürmer das Spiel auf der Ersatzbank. Zwei Wochen nach dem dramatischen Sieg im Viertelfinal-Rückspiel gegen Dortmund erlebte Liverpool damit seinerseits einen Last-Minute-Rückschlag. Die Reds waren in einem europäischen Finale zuletzt 2007 Milan unterlegen. Villarreal hofft hingegen im vierten Versuch auf den erstmaligen Einzug in ein Europacup-Endspiel. Einzige Niederlage gegen Rapid Rapids ehemaliger Gruppengegner kassierte in der Europa League erst eine Niederlage – zum Auftakt mit einem 1:2 in Wien. Zu Hause stehen für den Verein aus der 50.000-Einwohner-Kleinstadt nun in sieben Spielen sieben Siege zu Buche. Verdientermaßen, wie Trainer Marcelinho meinte. Wir haben Liverpool nicht geschlagen, weil wir Glück hatten, betonte der 50-Jährige. Das gute Resultat sei aber noch nicht viel wert: Wir werden sehen, ob es reicht. In der Europa League könnte es wie in der Champions League am Ende jedenfalls auf ein rein spanisches Finale hinauslaufen. Auch der FC Sevilla verschaffte sich eine gute Ausgangslage vor der Entscheidung um das Ticket für das Endspiel in Basel am 18. Mai. Dank eines Elfer-Tores von Kevin Gameiro in der 82. Minute rang der Europa-League-Sieger der vergangenen beiden Jahre Schachtar Donezk auswärts ein 2:2 ab. Nicht-Wissenschaft;Wegfall von UVP für Aufüstung auf 380 kV: "Erosion von Umweltstandards". Wien – Regierung und Sozialpartner haben zur Ankurbelung der Investitionen einen bereits öfters genannten Punkt vereinbart, der Umweltorganisationen sauer aufstößt: Um aufwändige Verfahren zu vermeiden, sollen Aufrüstungen von Stromleitungen von 220 kV auf 380 kV ohne Umweltverträglichkeitsprüfung durchgeführt werden können. Das beschleunige die Umsetzung der in diesem Bereich geplanten Vorhaben, heißt es im Gipfel-Papier. Mit Investitionen im Volumen von 700 Millionen Euro könnten demnach 2500 Arbeitsplätze im Jahr geschafft werden. Konkret in der Pipeline sind u. a. die Netze von Zell am Ziller (Zilltertal) nach Westtirol und von Obersielach (Kärnten) nach Lienz. Beide Projekte sind Teil europaweit prioritärer Energievorhaben und sollen die Leitungen nach Italien bzw. Deutschland verbessern. Weitere Vorhaben dürften folgen, sie hängen aber von den Plänen der jeweiligen Stromgesellschaften ab. Erosion versus Impuls Was die Regierung als Konjunkturimpuls darstellt, stellt für den Umweltdachverband eine Erosion von Umweltstandards dar, wie deren Geschäftsführer Michael Proschek-Hauptmann erklärt. Stimmt nicht, verlautet aus dem Wirtschaftsministerium und verweist auf den Text der Vereinbarung. Dort heißt es: Upgrades bestehender Trassen sollen von der generellen UVP-Pflicht ausgenommen werden, wenn es zu keiner Verschlechterung für die Anrainer kommt. Dies wird nötigenfalls in einer UVP-Novelle bis spätestens Mitte 2016 klargestellt. Soll heißen: Bei den Aufrüstungen bleiben Masten und Trassen gleich, es werden nur die Leitungen und deren Befestigungen adaptiert. Das lässt Proschek-Hauptmann nicht gelten. Wenn Anrainer keine Verschlechterungen zu erwarten hätten, werde es auch keine Probleme mit der UVP geben, meint er. Das wird es massiven Widerstand geben. Der Umweltschützer ist auch deshalb alarmiert, weil laufend Umweltstandards unterlaufen würden. Als Beispiel nennt er das jüngste Vorhaben Salzburgs, ein Drittel der Naturschutzverfahren einzusparen. Davon betroffen sollen auch zahlreiche Energieprojekte sein. Energieinfrastrukturbehörde Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner, der für Energie zuständig ist, hat erst zu Jahresbeginn mit einem Vorhaben aufhorchen lassen: Eine neue Energieinfrastrukturbehörde soll laut Entwurf über die Genehmigung von Projekten mit EU-weiter Bedeutung entscheiden, wenn die UVP schon zu lange dauert. Ländervertreter und Umweltministerium sprachen daraufhin von verfassungswidrigen Eingriffen in die Kompetenzbestimmungen. Das Vorhaben steckt immer noch im Parlament fest. Wissenschaft;Forscher um Thomas Bugnyar von der Uni Wien konnten zeigen, dass auch Raben über eine "Theory of Mind" verfügen.. Wien – Ab wann genau Kinder dazu in der Lage sind, ist umstritten. Die Rede ist von der sogenannten Theory of Mind, worunter Psychologen und Kognitionsforscher die Fähigkeit verstehen, Annahmen über Bewusstseinsvorgänge in anderen Personen zu treffen, kurz: deren Gefühle, Bedürfnisse, Ideen, aber auch Sichtweisen anzustellen. Kognitionsbiologen bemühen sich seit Jahren, diese Fähigkeiten auch bei anderen Menschenaffen und weiteren intelligenten Tieren nachzuweisen, was experimentell nicht ganz einfach ist: Ein Problem bisheriger Studien war vor allem, dass sich die Tiere an der Kopf- oder Augenbewegung von Artgenossen orientieren konnten. Eine Studie im Fachblatt Nature Communications kann nun erstmals diesen Einwand entkräften. Thomas Bugnyar (Uni Wien) und Kollegen dachten sich dafür eine besondere Experimentieranordnung aus, die sich die Eigenschaft der Raben zunutze machte, Futter vor Artgenossen zu verstecken. In einem ersten Schritt wiesen die Forscher nach, dass Raben Futter nur dann gut versteckten, wenn dominante Artgenossen im Nachbarraum sichtbar und gleichzeitig hörbar waren. In einem zweiten Schritt wurde den Raben ein Guckloch gezeigt, das ihnen erlaubte, in den Nachbarraum zu spähen. Falls dieses Guckloch in der Folge offen war und die Raben vom Nachbarraum Laute anderer Raben hörten, versteckten sie ihr Futter in der gleichen Weise, wie wenn ihre Artgenossen sichtbar wären. Da die Anwesenheit von Artgenossen beim offenen Guckloch über Playback simuliert wurde, konnten die Raben definitiv nicht das Verhalten von Artgenossen beurteilen. Trotzdem agierten sie, als ob sie beobachtet würden. Für Bugnyar kann das Verhalten der Raben nur über deren Verständnis der Sichtweise der anderen erklärt werden – womit die Tiere über eine Theory of Mind verfügen würden. Nicht-Wissenschaft;Beim Steirischen Herbst nimmt sich das Theaterkollektiv Rimini Protokoll Adolf Hitlers "Mein Kampf" vor. Sogenannte Experten des Alltags lesen auszugsweise aus dem Machwerk. Als die Theatergruppe Rimini Protokoll vor sechs Jahren in Düsseldorf Das Kapital von Karl Marx auf die Bühne brachte, wurden erst mal die blauen Bände im Saal verteilt. Dennoch bleibt es eine dürftige Pointe, wenn die jetzt wortwörtlich aus den begehbaren Regalen geräumt werden, um dem berühmtesten Unbuch des vorigen Jahrhunderts Platz zu machen. 70 Jahre nach Adolf Hitlers Freitod hat die bekannte Truppe noch allerhand Exemplare von Mein Kampf zusammenbekommen. Eins davon in Weimar, für immerhin 120 Euro. Es gehört zum informatorischen Nährwert der Aufführung, dass das ganze juristische Getöse rund um dieses Buch, seinen Besitz, seine private oder öffentliche Lektüre und Verbreitung, seine Neuauflage so ausführlich zur Sprache kommt. Natürlich blättern und lesen die Darsteller darin: Die junge Anwältin (Anna Gilsbach), die sich mit den juristischen Aspekten der kritischen Neuausgabe befasst. Die gestandene Professorin Sibylla Flügge, die als 14-Jährige Hitlers Buch teilweise abschrieb, ihren Eltern zu Weihnachten schenkte und deren Schwester Terroristin wurde. Der Anwalt Alon Kraus aus Israel, der das Machwerk sogar in verschiedenen Sprachen gelesen hat und in Israel am Strand schon mal einer deutschen Touristin daraus vorlas. Der blinde Radiosprecher Christian Spremberg, der aus einem Exemplar in Blindenschrift Stilblüten zum Besten gibt. Schließlich der deutsch-türkische Rapper Volkan T Error und der Weimarer Buchbinder Matthias Hageböck – sie sind die Experten des Alltags, von denen diese Form des Theaters lebt. Häppchenweise, sogar mit einer Portion Witz, führen sie die Schwäche des Stils und die Banalität der kolportierten rassistischen Klischees vor. Am Ende hatten die Nazis mehr als zwölf Millionen Exemplare unters Volk gebracht. Kein Wunder, dass etliche überdauert haben. In den Bibliotheken, in der zweiten Reihe des gutbürgerlichen Bücherregals oder auf dem Dachboden. Es gab Zeiten, da musste man es besitzen, ihre Pupillen damit belastet haben die wenigsten. Gern denkt man an Helmut Qualtingers Lesungen daraus, dessen Mischung aus Ernsthaftigkeit und Besessenheit gleichermaßen amüsierte wie erschreckte. Ob man es heute lesen sollte, wird ab Januar 2016 weniger eine Frage der politischen Bildung als des Urheberrechts sein. Die 70 Jahre nach dem Tod des Autors, in denen der Freistaat Bayern namens der bundesdeutschen Staatsraison eine Neuauflage verhindern konnte, sind mit Ablauf dieses Jahres vorbei. Eine kritisch kommentierte Neuausgabe wird vorbereitet. Einer der Herausgeber kommt in einem Einspieler zu Wort – um zu erklären, dass Hitlers Buch, verglichen mit der Sprache Goethes oder Thomas Manns, ein schlechtes Buch sei, aber verglichen mit dem Vokabular der einschlägigen völkischen Literatur der Zwanzigerjahre immerhin mittelmäßig. Die Aufführung, die Hildegard Haug und Daniel Wetzel in Szene setzen, baut weniger todernst auf eine diskursive Polemik mit hasserfüllten rassistischen Tiraden und den Träumen vom völkischen Lebensraum als vielmehr mit kabarettistischem Augenzwinkern auf Entdämonisierung. Das ist ein Vorzug, der auch dem Einsatz der Laiendarsteller zu verdanken ist. Die assoziieren nach zufällig ausgewählten Buchstaben, spielen eine Knesset-Debatte über die Freigabe einer hebräischen Ausgabe nach, machen ein kollektives Ja oder nein-Spiel: Würden Sie im Café Mein Kampf auf den Tisch legen? Sie berichten von einer Exkursion nach Braunau, zu Hitlers Geburtshaus, und diskutieren dessen Zukunftsperspektiven. Sie versuchen rauszukriegen, wie Mein Kampf klingt (wie ein Maikäfer, der Bomben wirft, sagt einer). Nach gut zwei Stunden stehen alle vor einem XXL-Mein-Kampf-Bücherrücken und hören einfach auf. Mit einem Thema, das sich immer wieder selbst in Erinnerung bringt. Ganz aktuell, wenn dumpfer Hass vor Asylantenheimen herausgebrüllt wird. Oder ab Jänner eben im Buchhandel. Wissenschaft;Älteste und höchstdotierte Auszeichnung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien/Innsbruck – Der Ignaz L. Lieben Preis 2015 der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) geht an die Quantenphysikerin Francesca Ferlaino. Die Professorin am Institut für Experimentalphysik der Uni Innsbruck und Direktorin am Institut für Quantenoptik und Quanteninformation (IQOQI) erhält den ältesten und mit 36.000 Dollar (34.000 Euro) höchstdotierten Preis der ÖAW für ihre Forschungsleistungen in der Quantenphysik. Mit ihren Arbeiten habe sie wesentlich zum besseren Verständnis ultrakalter Quantengase beigetragen, begründete die Akademie die Zuerkennung des Preises, der heute, Dienstag, in Wien überreicht wurde. Gleichzeitig wurde der von Isabel und Dr. Alfred Bader gestiftete, mit 18.000 Dollar dotierte Nachwuchspreis für Kunstgeschichte an Elisabetta Frullini für ihr Dissertationsprojekt über Maler und Musiker im Rom des 17. Jahrhunderts verliehen. Der Ignaz L. Lieben-Preis wurde ursprünglich 1863 gestiftet und nach dem Gründer des Bankhauses Lieben benannt. Frühere Preisträger waren etwa Fritz Pregl, Victor Franz Hess und Lise Meitner. Die Vergabe der Auszeichnung wurde 1938 wegen Verfolgung der Stifterfamilie durch die Nationalsozialisten eingestellt. Durch finanzielle Unterstützung des amerikanischen Stifter-Ehepaares Isabel und Alfred Bader konnte der Lieben-Preis reaktiviert und im Jahr 2004 erstmals neu ausgeschrieben werden. Die Auszeichnung geht an junge Wissenschafter aus Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn und Österreich für herausragende Arbeiten auf den Gebieten der Molekularbiologie, Chemie und Physik. Ferlaino, 1977 in Neapel (Italien) geboren, hat in ihrer Heimatstadt Physik studiert und ihr Doktoratsstudium am European Laboratory for Non-Linear Spectroscopy (LENS) an der Universität Florenz absolviert. 2006 kam sie als Gastwissenschafterin in die Forschungsgruppe Rudolf Grimm nach Innsbruck und arbeitete seit 2009 als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Experimentalphysik der Universität Innsbruck. Die Physikerin erhielt die höchsten Auszeichnungen für Nachwuchswissenschafter in Österreich (Start-Preis 2009) und in Europa (Starting Grant 2010). 2013 wurde ihr eine Humboldt-Professur, der mit fünf Millionen Euro höchstdotierte deutsche Forschungspreis, zuerkannt. Seit 2007 wird der Bader-Preis für Kunstgeschichte vergeben, der junge, hoch qualifizierte Dissertanten aus Österreich auszeichnet, die sich im In- und Ausland mit Forschungsfragen von Malerei und Zeichnung zwischen 1500 und 1750 beschäftigen. Die diesjährige Preisträgerin Frullini studierte Klavier am Musikkonservatorium Santa Cecilia in Rom und danach Kunstgeschichte an der Universität Wien, wo sie auch ihre Dissertation abschließen wird. Wissenschaft;Die Konzentration gesundheitsschädlicher Substanzen in Anbaugebieten nachzuweisen, ist bislang aufwendig. Neue Testmethoden sollen Abhilfe schaffen. Leipzig – Pestizide aus der Landwirtschaft belasten nicht nur die Umwelt, sondern auch Nahrungsmittel – oft sind sie schon in geringen Mengen gesundheitsschädlich. Dennoch existiert bisher keine Methode, diese gefährlichen Substanzen schnell und einfach vor Ort nachzuweisen. Genau daran arbeiten nun Forscher der Universität Leipzig und der TU Dresden. So steht Glyphosat, das weltweit am meisten eingesetzte Unkrautvernichtungsmittel, unter verdacht, in geringen Mengen umweltschädlich und krebserregend zu sein. In Deutschland wird es auf 30 bis 40 Prozent der Ackerflächen verwendet. Aufgebracht auf die Felder gelangt es in Gewässer, ins Trinkwasser und das angebaute Obst und Gemüse. Entscheidend für die mögliche schädliche Wirkung von Glyphosat und anderen in der Landwirtschaft eingesetzten Chemikalien ist auch deren Konzentration in der Umwelt und in Nahrungsmitteln. Wie hoch diese tatsächlich ist und ob bestimmte Grenzwerte überschritten werden, konnte dabei bisher nur aufwendig und teuer im Labor untersucht werden. Schnelle Nachweismethoden, die die Substanzen mit der entsprechenden Genauigkeit direkt vor Ort aufspüren, gibt es bisher nicht. In Zusammenarbeit mit Unternehmen wollen nun Biochemiker und Genetiker in den nächsten drei Jahren eine Methode entwickeln, die preiswert und präzise die Konzentration von Pestiziden ermitteln soll. Die Idee der Forscher: Sie bauen den Mechanismus nach, der sich abspielt, wenn Glyphosat und andere Pestizide auf die anvisierten Schädlinge wirken. Dann blockieren sie meist – je nach Art des Pestizids – ein lebenswichtiges Enzym oder ein anderes Biomolekül, indem daran binden und es damit außer Kraft setzen. Diese Bindung wollen die Wissenschafter nachempfinden, indem sie Moleküle entwickeln, an die das Pestizid ebenfalls binden kann. Treffen Pestizid und das nachempfundene Molekül nun aufeinander, soll das auch optisch sichtbar sein: Ähnlich wie bei bestimmten Schwangerschaftstests führt diese Reaktion zu einer mit bloßem Auge erkennbaren Farbänderung, erklärt Tilo Pompe von der Uni Leipzig. Der Nachweis von Glyphosat soll erst der Anfang sein. Sobald für diese Substanz eine erfolgreiche Methode entwickelt wurde, sollen weitere Pestizid-Tests nach dem selben Muster entwickelt werden. Nicht-Wissenschaft;Oberlandesgericht bestätigt Entscheidung des Straflandesgerichts: keine zweite Chance für rechtskräftig verurteilte Beamte. Wien – Das Verfahren gegen drei ehemalige Polizisten, die im August 2006 im Fall Bakary J. wegen Quälens eines Gefangenen rechtskräftig verurteilt wurden, wird nicht neu aufgerollt. Das Wiener Oberlandesgericht bestätigte die erstinstanzliche Entscheidung des Straflandesgerichts, das im August 2015 einen Wiederaufnahmeantrag abgewiesen hatte und wogegen die Ex-Polizisten Beschwerde eingelegt hatten. Das Oberlandesgericht wies die Beschwerde bereits am 21. Dezember als unbegründet zurück, sagte Gerichtssprecher Reinhard Hinger am Freitag der APA. Der Beschwerde komme keine Berechtigung zu, die von der Rechtsvertreterin der Ex-Polizisten vorgelegten Unterlagen hätten keine Bedenken an deren Verurteilung erwecken können. Dieser Versuch, die Strafsache wieder aufzunehmen, ist damit endgültig gescheitert, sagte Hinger und bestätigte damit Berichte mehrerer Tageszeitungen. Der gebürtige Gambier Bakary J. war im April 2006 nach einem gescheitertem Abschiebeversuch von Wega-Polizisten in eine Wiener Lagerhalle gebracht und dort schwer misshandelt worden. Dass die drei Beamten, die ihn verprügelten und in der mittlerweile abgerissenen Halle sogar mit ihrem Fahrzeug anfuhren, und ein vierter Kollege, der ihnen die Halle aufsperrte, einen Zeugen vertrieb und danach der Misshandlung einfach zusah, nur bedingte Haftstrafen von sechs beziehungsweise acht Monaten erhielten, sorgte seinerzeit für Proteste von NGOs und Menschenrechtsorganisationen. Mit den milden Strafen, die noch im Verhandlungssaal rechtskräftig wurden, weil der Staatsanwalt an Ort und Stelle einen Rechtsmittelverzicht abgab, werde Polizeifolter zum Kavaliersdelikt erklärt, kritisierte Amnesty International. Nicht-Wissenschaft;Red Bull Salzburg hat erst als drittes Team in der Geschichte das Double erfolgreich verteidigt. Die Salzburger holten sich am Mittwochabend mit einem 2:0-Sieg nach Verlängerung gegen die Wiener Austria im Klagenfurter Wörthersee-Stadion auch den Titel im ÖFB-Fußball-Cup. Zum Matchwinner für den Meister avancierten Jonatan Soriano (95.) und Felipe Pires (108.). Nicht-Wissenschaft;Journalistenrunde diskutiert über politische Bewegungen, die Europas offene Gesellschaften kritisch sehen. Von Tunesien bis Ungarn, von Russland bis zur Türkei gibt es politische Bewegungen, die Europas offene Gesellschaften kritisch sehen. In der zweiteiligen TV-Dokumentation Weltjournal spezial: Europas neue Fronten gehen Christian Schüller und Antonia Rados diesen Bewegungen auf den Grund. Die beiden reisen zu den aktuellen Brennpunkten in Osteuropa, im Nahen Osten und in Nordafrika. Anlässlich der Präsentation diskutiert im ORF-Zentrum eine hochkarätige Journalistenrunde über Europas neue Fronten. ORF-Dialog-Forum Europas neue Fronten: Gudrun Harrer, DER STANDARD Livia Klingl, Kurier Paul Lendvai, Autor und Publizist Andreas Pfeifer, ORF Christian Schüller, ORF Kurt Seinitz, Kronen Zeitung Alexander Wrabetz, ORF Moderation: Klaus Unterberger, ORF-Public-Value-Kompetenzzentrum Weltjournal spezial: Europas neue Fronten Dienstag, 31. Mai, 22.35 Uhr, und Mittwoch, 1. Juni 2016, 22.30 Uhr, ORF 2 Wissenschaft;Leipzig – Es schien undenkbar, was Forschern im Jahr 2013 gelungen íst: Sie konnten damals die mitochondriale DNA aus 400.000 Jahre alten frühmenschlichen Knochen rekonstruieren, die in der spanischen Knochengrube Sima de los Huesos gefunden worden waren. Die damaligen Analysen ließen auf eine Verwandtschaft mit dem rätselhaften Denisova-Menschen aus Sibirien schließen. Nun konnten Forscher um Matthias Meyer und Svante Pääbo auch die übrige Erbsubstanz dieser Urspanier rekonstruieren, wie sie in Nature berichten. Die Analysen deuten wiederum auf ganz frühe Neandertaler hin. AbstractNature: Nuclear DNA sequences from the Middle Pleistocene Sima de los Huesos hominins (red, 15.3.2016) Wissenschaft;Forschungsprojekt untersucht, ob europäische Staaten in wirtschaftlicher Hinsicht überhaupt zusammenrücken wollen. Wien - Ökonomische Modelle zur Zukunft der EU florieren. Fast im Wochentakt entstehen neue Vorschläge, wie die EU als Wirtschafts- und Währungsunion Krisen bewältigen kann, die ihr noch bevorstehen. Auch die EU-Institutionen selbst denken laut über ihre Zukunft nach: Die Europäische Kommission schlug 2012 vor, die Wirtschaftspolitik und Fiskalpolitik aller Mitgliedsstaaten für eine vertiefte, echte Wirtschafts- und Währungsunion auf EU-Ebene zu koordinieren, abzusegnen und zu überwachen. Ob die Mitgliedsstaaten solche Vorschläge politisch durchsetzen wollen und rechtlich überhaupt umsetzen können, ist nun Gegenstand internationaler Forschungen an der Universität Salzburg. Am 1. Juli startet das Projekt The Choice for Europe since Maastricht am Salzburg Centre of European Union Studies. Das Salzburger Forscherteam unter der Leitung der Politikwissenschafterin Sonja Puntscher Riekmann und Fabian Wasserfallen sowie dem Europarechtler Stefan Griller wirkt über die nächsten vier Jahre mit acht führenden EU-Forschern und 28 Verfassungsexperten zusammen. Finanziert wird das Projekt von Horizon 2020, einem EU-Programm für Forschung und Innovation. Dabei überprüfen die Wissenschafter in 165 Interviews mit politischen Akteuren, ob die europäischen Staaten in wirtschaftlicher Hinsicht überhaupt zusammenrücken möchten. Denn je nachdem, wem die nationale Regierung gern ihr Ohr leiht - etwa dem Parlament, der Sozialpartnerschaften, oder Industriellen -, befürworten die Staaten mehr Kompetenzen für die EU oder lehnen sie ab. In einem zweiten Schritt prüfen Rechtsexperten die Rechtsordnungen der Mitgliedsstaaten und ihren Bezug zum Unionsrecht. Ideen wie eine EU-Arbeitslosenversicherung, eine koordinierte Budgetpolitik bis hin zu einer gemeinsamen Wirtschaftsregierung finden sich heute im Diskurs zu einer stabileren Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion wieder. Die US-amerikanische Fachliteratur schlägt vor, in der EU eine Fiskalunion einzuführen - ganz nach dem Modell der USA selbst. Eines haben die Vorschläge oft gemein: Sie kümmern sich kaum um die politische und rechtliche Umsetzbarkeit. Letzteres ist das Metier von Stefan Griller. Für den Verfassungsrechtler und Europarechtsexperten diktieren die Verfassungen den Weg in die Zukunft Europas und weisen sie zugleich in ihre Schranken. Zwischen den Nationalstaaten ergibt sich ein diverses Bild, in dem Politik und Recht wechselwirken. In Dänemark, wo ein eigenständiger Verfassungsgerichtshof fehlt, ist das Parlament der zentrale politische Akteur. Daher schreckt das Land verstärkt davor zurück, die Entscheidungsgewalt über das Budget an die EU abzutreten. Großbritannien hingegen könne rechtlich gesehen neue EU-Verträge relativ unproblematisch in das nationale Recht integrieren - nur politisch fehlt der Wille. Es gibt Verfassungen mit einem viel rigideren Änderungssystem als dem österreichischen, sagt Griller. Als besonders extremes Beispiel nennt der Jurist Bulgarien. Eine Veränderung der Verfassung brauche dort eine Mehrheit von 80 Prozent, zudem eine Volksabstimmung, und das Parlament trete zweimal über denselben Beschluss zusammen. Das Scheitern an solchen Hürden scheint vorprogrammiert. Und um einer wahrscheinlichen politischen Niederlage zu entgehen, werden auch neue, einschneidende Veränderungen in der EU abgelehnt, die eine solche Verfassungsänderung nach sich ziehen würden. Der Vertrag von Maastricht bildet als Meilenstein der europäischen Integration den historischen Ausgangspunkt des Forschungsprojekts. 1993 schrieb er die schrittweise Einführung der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion fest. Aber schon in den 1990ern kritisierten Theoretiker die fehlenden Sicherheitsnetze der Währungsunion im Falle einer Krise. Man hat aufgrund der Erfolgsstory des Euro davon abgesehen, frühzeitig Maßnahmen zu setzen, sagt Puntscher Riekmann. Auch hier soll sich anhand bisher unausgewerteter Dokumente zeigen, wie die Präferenzen der Nationalstaaten Regeln verschoben und einem Ausbau der EU-Kompetenz vorbeugten. Wie auch immer die EU diesen Weg fortführt - für Griller ist die Arbeit der Juristen als Prüfer und Mahner dabei unerlässlich. In manchen Fällen verbiegen Staaten die Verfassungsgrundlagen, das ist ein ungeheuer gefährlicher Prozess, sagt Griller. Er mahnt, dass eine Dehnung der Prinzipien langsam das Vertrauen in die Verfassung aushöhlt. Und so ist auch das Forschungsprojekt mit einem großen Ziel angetreten: Lösungen zu finden, die politisch und verfassungsrechtlich machbar sind. Nicht-Wissenschaft;Marlis Prinzing fordert einen Journalismus, der sich bewusst seinem Publikum zuwendet und Zweifel, Ängste und Sorgen ernst nimmt. Verlogen, unglaubwürdig, verwöhnt: So werden Journalisten heute taxiert. Sie werden alle in einen Topf geworfen, ihre Arbeit scheint wertlos, beliebig und ein Ärgernis. Das muss aufhören. Medienpublikum, Medienmanager, Medienforscher und Journalisten sägen derzeit selber an den Ästen, auf denen sie sitzen. Gewiss gibt es Journalismus, der über die Stränge schlägt oder abgehoben ist. Und es gibt zu viele Journalisten, die selbstgefällig sind, keine Fehler zugeben und sich diebisch freuen, wenn sie einen anderen in die Pfanne hauen können. Das sei nicht kleingeredet, aber ins Verhältnis gesetzt. Wir wissen, dass es Banker gibt, die in die eigene Tasche wirtschaften und zahllose Kunden ruinieren, Automobilclubs, die Ranglisten manipulierten, Unternehmer, die mit illegalen Abschalteinrichtungen Abgasnormen umgingen, Politiker, die politische Gegner ausspionierten, korrupte Fußballfunktionäre, quacksalbernde Ärzte, Winkeladvokaten. Und wir wissen das alles oft gerade, weil es eben neben schwarzen Schafen noch andere Journalisten gibt. Ende Februar wurde Spotlight mit einem Oscar ausgezeichnet: ein Film über eine Recherche, die die Missbrauchsfälle der katholischen Kirche in Boston enthüllte. Für diese Recherche gewann das Investigativteam des Boston Globe Jahre zuvor einen Pulitzerpreis. Doch nicht nur der Enthüllung von Missständen wegen müssen wir eine Lanze brechen für einen aufklärenden, verantwortungs- und werteorientierten Informationsjournalismus. Wir brauchen Medien, die uns Arenen öffnen, in denen wir um die besten Argumente ringen und diskutieren, wie wir künftig in unserer Gesellschaft leben wollen. Hören wir auf, an Ästen zu sägen, und fordern wir einen Journalismus ein, der sich bewusst seinem Publikum zuwendet, der Zweifel, Ängste und Sorgen ernst nimmt und auch konstruktiv aufzeigt, wie Probleme gelöst werden können. Wissenschaft;Häufige Umstellung aufgrund von Schwankungen der Erdrotation wäre heute eigentlich nicht mehr notwendig, meint Johannes Böhm von der TU Wien. Die Jetlag-Gefahr ist wohl eher gering: Um eine Sekunde müssen wir unsere Uhren am 1. Juli zurückstellen, wenn wir ganz genau sein wollen. Denn heuer ist es wieder so weit: Alle zwei bis drei Jahre beschließt der internationale Dienst für Erdrotation und Referenzsysteme (IERS) die Einführung einer Schaltsekunde. Am 30. Juni folgt auf 23:59:59 UTC (Koordinierte Weltzeit) 23:59:60, ehe der Juli beginnt. Nach Mitteleuropäischer Sommerzeit (MESZ) erfolgt die Umstellung erst am 1. Juli um 01:59:59. Für Astronomen, Betreiber von Satelliten-Navigationssystemen und andere Dienste, die mit hochpräziser Himmelsbeobachtung arbeiten, ist das wichtig. Aus wissenschaftlicher Sicht wären Schaltsekunden heute aber eigentlich nicht mehr nötig, sagt Johannes Böhm von der TU Wien. Die Länge des Tages ist an die Rotation der Erde um ihre eigene Achse gekoppelt, und diese Rotation wird im Lauf der Zeit immer langsamer. Ab und zu wird daher eine Zusatzsekunde eingeführt, damit die offizielle Zeit und die Rotation der Erde nicht immer weiter auseinanderlaufen. Der Grund für die Verlangsamung der Erdrotation ist die Gezeitenkraft des Mondes. Der Mond dehnt die Erde ein bisschen. Es bilden sich Flutberge aus, und auch die feste Erde wird verformt, so Böhm. Allerdings kann die Erde aufgrund ihrer inneren Reibung die Verformung nicht augenblicklich ändern, wenn sie sich weiterdreht. Daher zeigt die entstehende Ausbuchtung nicht exakt in Richtung Mond, die Verformung wird durch die Erdrotation immer ein bisschen vom Mond weggedreht. Diese Asymmetrie bewirkt, dass der Mond ein Drehmoment auf die Erde ausübt und die Rotation der Erde ein kleines bisschen bremst, sagt Böhm. Gleichzeitig wandert der Mond dabei immer weiter von der Erde weg. Neben der Gezeitenkraft des Mondes gibt es aber auch andere Effekte, die Einfluss auf die Rotationsgeschwindigkeit der Erde haben – etwa die Gewichtsverlagerung durch das Abschmelzen des Eises an den Polen. Forschungsinstitute auf der ganzen Welt, darunter auch die TU Wien, werten die Orientierung der Erde und somit die präzise Tageslänge laufend aus. Die Orientierung der Erde kann man durch genaue Vermessung ferner Himmelskörper bestimmen, so erreichen wir mittlerweile eine Genauigkeit im Bereich von Mikrosekunden, so Wissenschafter. Diese hohe Präzision sei aber auch der Grund dafür, dass die Schaltsekunde eigentlich schon obsolet wäre, meint Böhm: In vergangenen Zeiten benötigte man in der astronomischen Forschung die Schaltsekunde tatsächlich, um Messdaten exakt vergleichen zu können. Doch nachdem man heute ohnehin mit viel höheren Genauigkeiten arbeite, habe man in der Forschung längst keine andere Wahl mehr als komplizierte Korrekturen mit Mikrosekundengenauigkeit zu berücksichtigen, egal ob Schaltsekunde oder nicht - zumindest, wenn man nicht jede Minute eine Schaltmikrosekunde einführen möchte. Böhm plädiert daher für die Abschaffung der Schaltsekunde. Im Grunde wäre es kein Problem, länger zu warten, und dann nach einigen Jahrzehnten eine ganze Schaltminute einzufügen, so der Wissenschafter. Wissenschaft;Raumstation ist bereits seit 1998 im Dienst. Moskau – Die Internationale Raumstation ISS hat am Montag einen Meilenstein ihres Daseins erreicht: Sie hat zum 100.000. Mal die Erde umrundet. Ihre Jubiläumsrunde drehte sie zwischen 06.35 und 08.10 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit, wie das russische Raumfahrt-Kontrollzentrum mitteilte. Die ISS ist seit November 1998 im Dienst. Damals wurde das erste russische Modul Saria in die Erdumlaufbahn gebracht. Seit November 2000 ist die ISS ständig bemannt. Sie umkreist die Erde in rund 370 Kilometern Entfernung. Für eine komplette Erdumrundung braucht sie bei einer Geschwindigkeit von 28.000 Stundenkilometern etwas mehr als 90 Minuten. Die ISS soll noch bis mindestens 2024 in Betrieb bleiben. Wissenschaft;Kügelchen von leicht unterschiedlicher Größe kristallisieren schneller. Mainz – Deutsche Wissenschafter haben bei der Untersuchung von Kolloiden ein überraschende Phänomen beobachtet: Winzige, in Wasser verteilte Plastikkügelchen ordnen sich schneller in einer Kristallstruktur an, wenn sie von leicht unterschiedlicher Größe sind als gleich große Kugeln. Kolloide sind Teilchen von weniger als einem tausendstel Millimeter Größe, die als Schwebstoffe fein verteilt in einem Trägermedium schwimmen. Ein klassisches Beispiel ist die Milch mit ihren kleinen Fetttröpfchen. Die Forscher um Thomas Palberg von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) beobachtet die Kristallbildung von solchen in Wasser schwebenden Plastikkügelchen mit Videomikroskopie oder anderen optischen Methoden. Ein besonders beliebtes Modellsystem sind elektrostatisch negativ geladene Kugeln in salzarmem oder destilliertem Wasser. Bereits mit bloßem Auge lässt sich erkennen, wie die Probe bei zunehmender Konzentration der Kügelchen zunächst stark milchig wird und schließlich kleine Kristalle bildet, die in allen Regenbogenfarben schillern. Unter dem Mikroskop ist zu sehen, dass sich die Schwebeteilchen zu einer regelmäßigen Gitterstruktur angeordnet haben wie bei einem Schmuckopal. Bei dem jetzigen Versuch haben die Physiker Suspensionen mit Kügelchen verschiedener Größe und Größenverteilung untersucht. Erstaunlicherweise konnten sie feststellen, dass die Kristallbildung durch leichte Größenunterschiede der Kugeln kontinuierlich beschleunigt wurde – und zwar bis zu einem Größenunterschied von acht Prozent. Größere Abweichungen werden nicht toleriert, stattdessen geht die Geschwindigkeit der Kristallisation dann drastisch zurück, weil mehr Zeit für die Sortierung der Kugeln in Kristalle aus vorwiegend großen oder vorwiegend kleinen Kugeln nötig wird. Wir waren über diesen Effekt sehr überrascht, weil wir intuitiv erwartet hätten, dass gleich große Kugeln schneller kristallisieren, sagt Palberg zu dem Ergebnis. Aber offenbar lassen sich ungleich große Kugeln schneller in ein Gitter packen, auch wenn es am Ende vielleicht nicht so schön aussieht. Der physikalische Grund für die unerwartet schnelle Kristallisation ist eine geringere Oberflächenspannung zwischen dem Kristall und seiner umgebenden Schmelze. Wir können zeigen, dass die Oberflächenspannung eng gekoppelt ist an die Differenz zwischen dem Ausmaß der Unordnung in der Schmelze und dem Ausmaß der Unordnung im festen Zustand, ergänzt der Physiker. Natürlich ist eine Schmelze viel ungeordneter als ein Kristall. Aber gerade deswegen ist die perfekte Ordnung des Kristalls leicht durch ein paar Kügelchen abweichender Größe zu stören, während man in der Schmelze die Zunahme der Unordnung kaum bemerken würde. Der Unterschied der Unordnung und damit die Oberflächenspannung nehmen also ab, wenn leicht unterschiedliche Kugeln verwendet werden. In der Folge wird dann die Kristallbildung wesentlich einfacher und schneller. Dies könnte auch erklären, weshalb im Computer simulierte, gleichmäßig große Kugeln viel zu langsam kristallisieren. Nicht-Wissenschaft;"Ich bin ein Star – Lasst mich wieder rein" war nur für aktuelle Jubiläumsstaffel gedacht. Berlin – Kurz vor dem Start des zehnten Dschungelcamps Ich bin ein Star – Holt mich hier raus! hat RTL verkündet, dass es 2016 keine Sommershow zu dem Erfolgsformat geben werde. In einem am Mittwoch veröffentlichten Interview des Branchendienstes DWDL.de sagte RTL-Programmgeschäftsführer Frank Hoffmann: Den Sommer-Dschungel werden wir in diesem Jahr nicht wiederholen. Ich bin ein Star – Lasst mich wieder rein war als Event zur Jubiläumsstaffel gedacht. Im vergangenen August waren in der RTL-Show Ich bin ein Star – Lasst mich wieder rein! fast alle Ex-Dschungelkönige noch einmal angetreten. Die Schauspielerin Brigitte Nielsen gewann. Sie ist nun beim regulären Dschungelcamp wieder dabei, das an diesem Freitag losgeht. Nicht-Wissenschaft;Ankara fürchtet Ausweitung des Kurden-Gebietes. Istanbul – Die Türkei droht mit einem erneuten Artilleriebeschuss auf kurdische Verbände in Syrien. Es gebe Hinweise darauf, dass die Kurden die strategisch wichtige Stadt Manbij in Nord-Syrien einnehmen wollten, berichtete die Zeitung Hürriyet am Donnerstag unter Berufung auf türkische Militärkreise. Sollte ein solcher Angriff beginnen, werde die Artillerie das Feuer eröffnen. Die Rolle der syrischen Kurden ist ein wichtiges Streitthema zwischen der Türkei und den USA beim derzeitigen Besuch des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan in Washington. Schon im Februar hatten türkische Panzerhaubitzen von der türkischen Seite der Grenze aus syrisches Gebiet unter Beschuss genommen. Das Bombardement galt Kämpfern der Volksverteidigungseinheiten (YPG), der Miliz der syrisch-kurdischen Partei der Demokratischen Union (PYD). Die PYD hat im Laufe des Syrien-Konflikts zwei Gebietsstreifen entlang der türkischen Grenze erobert und dort eine kurdische Autonomie ausgerufen. Ankara befürchtet, dass die PYD die beiden Gebiete vereinen und einen Kurdenstaat gründen will. Die Stadt Manbij liegt zwischen den beiden Gebieten. Die Türkei betrachtet die PYD und die YPG als Terrororganisationen, weil sie syrische Ableger der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) sind. Dagegen unterstützen die USA die syrischen Kurden als wichtige Verbündete im Kampf gegen den Islamischen Staat (IS), der weite Teile Syriens beherrscht und auch Manbij unter seiner Kontrolle hat. Laut türkischen Medienberichten haben US-Kampfflugzeuge in den vergangenen Tagen mehrmals Ziele in der Umgebung von Manbij angegriffen. Nicht-Wissenschaft;Krawalle vor Athener Parlament, drinnen wurden neue Sparauflagen abgesegnet. Die alten blauen Polizeibusse mit den vergitterten Fenstern stehen wieder quer über der Straße, als ob es 2012 oder 2013 ist. Die Regierung bunkert sich ein, vor dem Parlament marschieren die Gewerkschaften auf, eine Stimme aus dem Megafon redet vom Kampf auf der Straße, Steine und Tränengasgranaten fliegen. Alles, als ob in der Villa Maximos, am Sitz des griechischen Premierministers, kein Regierungschef der radikalen Linken säße, sondern noch der konservative Vorgänger. Doch Alexis Tsipras macht an diesem Abend den linken Sündenfall perfekt. Das Parlament stimmt im Schnellverfahren über neue Steuererhöhungen und Pensionskürzungen ab, wie die Kreditgeber es von Tsipras verlangten. Und Syriza, der regierende Parteienbund aus Marxisten, Trotzkisten und Reformkommunisten, steht vor dem Kollaps. Mehrheit Parlamentspräsidentin Zoe Konstantopoulou, eine der härtesten Kritikerinnen innerhalb von Syriza, spricht kurz vor der Abstimmung gar von einem Putsch gegen die Demokratie und einem Völkermord. Am Vormittag hatte bereits Nadia Valavani ihren Rücktritt eingereicht. Die stellvertretende Finanzministerin gilt als besonders überzeugte, moralisch unangreifbare Linke. Valavani war noch keine 20, als sie Anfang der 1970er-Jahre als kommunistische Aktivistin von der Junta in Einzelhaft gesteckt wurde. Sie könne das Abkommen mit den Gläubigern in der EU und beim Internationalen Währungsfonds nicht mittragen, so schrieb sie Tsipras. Widerstand schwillt an Der Widerstand in der Partei schwillt immer weiter an. Mehr als die Hälfte des 200 Köpfe zählenden Zentralkomitees stellt sich am Mittwochnachmittag gegen den Handel, der Tsipras in Brüssel abgezwungen wurde. Andere wie der Minister für Energie und öffentliche Investitionen, Panayiotis Lafazanis, der Wortführer der Linken Plattform, machten bis zuletzt keine Anstalten, ihren Sessel zu räumen. Er solle das Notgesetz gefälligst zurücknehmen, blaffte Lafazanis den jungen Regierungschef an. Auch Yanis Varoufakis, bis vor zehn Tagen noch Finanzminister, besiegelte seinen Bruch mit Tsipras. Das Kreditabkommen sei ein neuer Vertrag von Versailles, sagte er im Parlament. Schlechter Handel Es sei ein schlechter Handel, so räumte Tsipras bereits am Abend davor in einem Interview im Staatsfernsehen ein. Im Parlament wiederholte er diese Botschaft. Er stehe zwar nicht hinter den meisten Maßnahmen, man müsse sie nun aber umsetzen, und fügt hinzu: Ich bin stolz auf den Kampf, den wir in den vergangenen fünf Monaten geführt haben. In der Fraktion hatte Tsipras zuvor laut Beobachtern sogar mit Rücktritt gedroht. Im Parlament war davon keine Rede mehr. Seine Regierung habe nicht die Unterstützung der Wähler verloren, verkündete er. Die Abstimmung im Parlament fällt um kurz nach 1 Uhr (MESZ) in der Nacht jedenfalls eindeutig aus. 229 Abgeordnete stimmen mit Ja, 64 mit Nein, sechs enthalten sich. Den klaren Sieg hat Tsipras aber vor allem den großen Oppositionsparteien zu verdanken, die das Paket unterstützen. Nur mit den Stimmen von Syriza und seinem Koalitionspartner Anel (Unabhängige Griechen) wäre der Premier durchgefallen. Gleich 38 Syriza-Abgeordnete verweigerten ihm die Gefolgschaft. Regierungsumbildung Die spannende Frage ist nun, wie Tsipras weitermacht. Bereits im Vorfeld der Abstimmung war gemunkelt worden, er könnte am Donnerstag seine Regierung umbilden oder möglicherweise ein Mehrparteienkabinett der nationalen Rettung führen, wie es der Technokrat Lukas Papademos am Ende des Krisenjahres 2011 für einige Monate tat. Auf 86 Milliarden Euro soll sich der dritte Rettungskredit belaufen, den Athen nun aushandeln will, sobald die Vorleistungen erbracht sind: sofortige Erhöhung der Mehrwertsteuern, Pensionsreform, völlige Unabhängigkeit für die nationale Statistikbehörde und Gründung eines unabhängigen Steuerrats, der über die Einhaltung der Haushaltsziele wacht. Tsipras hat das große Nein des Volkes beim Referendum genommen und daraus ein großes Ja gemacht, so sagt eine Studentin über den Kurswechsel des Regierungschefs. Sie verkauft während des Generalstreiks am Mittwoch ein linkes Blatt, die Arbeitersolidarität. Nicht-Wissenschaft;Kleinere Delikte wie öffentliches Urinieren sollen nicht mehr vor Gericht verhandelt werden und die Arbeit der Polizisten erleichtern. New York – Urinieren auf der Straße, Alkohol in der Öffentlichkeit, Füße auf dem U-Bahn-Sitz: In New York sollen kleinere Delikte ab nächster Woche nicht mehr automatisch zu Festnahmen und Gerichtsverfahren führen. Die Reform erlaube es der hart arbeitenden Polizei, sich auf schwere Verbrechen zu konzentrieren, sagte Bürgermeister Bill de Blasio am Dienstag. Die Erleichterung gilt ab Montag für Manhattan. Die Staatsanwaltschaft des Bezirks erklärte, Täter von Bagatelldelikten würden nur noch dann festgenommen, wenn sie die öffentliche Sicherheit gefährdeten. Von der Maßnahme erhoffen sich die Behörden rund 10.000 weniger Festnahmen im Jahr – und damit auch eine deutliche Entlastung der Gerichte und Haftanstalten. Stattdessen soll sich die Polizei nun stärker auf schwere Verbrechen wie Mord, Bandenkriminalität, Vergewaltigung und Raub konzentrieren. Die Zahl dieser Delikte war in New York im vergangenen Jahr angestiegen. (2.3.2016) Wissenschaft;Der Biologe Martin Leeb sucht nach dem genetischen Programm, das die Ausdifferenzierung von Stammzellen startet. STANDARD: Nach sechs Jahren an der University of Cambridge hat Sie der Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds WWTF mit einer Förderung zurück nach Wien geholt. Haben Sie eine Rückkehr angestrebt? Leeb: Da ich zwei Kinder habe, war es schon immer das Ziel von mir und meiner Frau, langfristig in den deutschsprachigen Raum zurückzukehren. Dass es wieder Wien wurde, ist ein Glücksfall. Besonders, weil hier die embryonale Stammzellforschung – trotz des großen Forschungsverbundes am Vienna Biocenter – nicht sehr ausgeprägt ist. Zumindest noch nicht. STANDARD: Sie erforschen die Entwicklung der Stammzellen hin zu ausdifferenzierten Zellen. Was genau untersuchen Sie? Leeb: Ich will herausfinden, wie die Identität einer Zelle festgelegt wird. Was also regelt, dass eine Zelle aufhört, eine Stammzelle zu sein. Und wie entschieden wird, dass aus einer Stammzelle eine Nervenzelle oder eine Zelle der Bauchspeicheldrüse wird. Das weiß man noch nicht. Deshalb ist es auch so schwierig, gezielt gewisse Zelltypen herzustellen, zum Beispiel für die medizinische Forschung. STANDARD: Forscher züchten aber bereits künstliches Gewebe und Organe aus Stammzellen. Heißt das, dies geschieht mehr nach dem Trial-and-Error-Prinzip? Leeb: Nicht ganz. Aus der embryonalen Entwicklung weiß man ungefähr, welche Signalwege wann wirken, sodass aus einer Stammzelle eine ausdifferenzierte Zelle wird. Das versucht man, im Labor nachzuahmen. Die Signalwege schaltet man etwa über die Zugabe von Wachstumsfaktoren an. Schritt für Schritt kommt man dann zum Beispiel zu einer Nervenzelle. Das ist aber eine sehr langwierige und ineffiziente Methode. Und die gewonnene Nervenzelle verhält sich auch nicht 100-prozentig wie eine Nervenzelle im Körper. STANDARD: Was ist Ihr Ansatz? Leeb: Ich untersuche, welche Gene es braucht, damit die embryonale Stammzelle beginnt, sich auszudifferenzieren. Ich konzentriere mich dabei auf die ersten Schritte des Prozesses: Die embryonale Stammzelle kann noch jeden Zelltyp bilden. Welche Gene veranlassen sie nun, sich in Richtung Differenzierung zu entwickeln? Mit diesem Verständnis könnte man viel besser Gewebe künstlich herstellen. Aber mich interessiert vor allem die grundlegende biologische Frage: Wie wird der Mensch gemacht? Wie werden die ersten Schritte in der Embryonalentwicklung gesteuert? Das verstehen wir noch nicht. STANDARD: Welche Stammzellen nutzen Sie? Leeb: Vorerst nutze ich embryonale Mäuse-Stammzellen. Ziel ist es aber auch, einmal mit embryonalen Stammzellen vom Menschen zu arbeiten. STANDARD: Diese sind ethisch umstritten. Sehen Sie Alternativen? Leeb: Embryonale Stammzellen haben den Vorteil, dass man wirklich weiß, dass sie aus einem Embryo kommen. Die sogenannten induziert pluripotenten Stammzellen – also die reprogrammierten Körperzellen, die sich wieder in beliebiges Gewebe entwickeln können – sind keine wirkliche Alternative zur Erforschung grundlegender Differenzierungsmechanismen. Hier stellt sich immer die Frage, woher sie kommen und wie sie produziert wurden. Sie entsprechen molekular nicht zu 100 Prozent den humanen embryonalen Stammzellen. STANDARD: Sie haben in Cambridge bei dem Biologen Austin Smith im Labor gearbeitet, einem Pionier der embryonalen Stammzellforschung. Was nehmen Sie aus dieser Zeit mit? Leeb: Was man in einem Labor von einem Wissenschafter lernt, der aufgrund seiner Berühmtheit sehr viel unterwegs ist, ist ein enormes Maß an Eigenständigkeit. Und was ich bei ihm gesehen habe: wie man sich eine Arbeitsgruppe zusammenstellen sollte. STANDARD: In wiefern? Leeb: Man braucht Leute, die eigenständig arbeiten und gleichzeitig das Interesse haben, etwas Großes gemeinsam zu bewegen. Ellbogenmentalität gab es bei Smith nicht. Gelernt habe ich von Smith zudem eine gesunde Einstellung zur Wissenschaft: Ziel sollte nicht sein, so viel, sondern so gut wie möglich zu publizieren. Ich strebe gute Wissenschaft an – und nicht, 20 Fachartikel pro Jahr zu veröffentlichen. STANDARD: Fiel Ihnen der Abschied aus Cambridge schwer? Leeb: Der Abschied fiel mir natürlich schwer, denn ich hatte dort eine unglaublich bereichernde Zeit. Für mich war aber immer klar, dass ich mich jetzt von Smith als meinem Postdoc-Betreuer lösen muss: wissenschaftlich wie auch geografisch. Denn langfristig ist es wichtig, seine eigene wissenschaftliche Identität zu etablieren und sich von der Arbeit des großen Professors zu unterscheiden. Nicht-Wissenschaft;Wenn Private ihre Dienste auf Airbnb und Uber anbieten, finden sie sich gegenüber Kunden rasch als Unternehmer wieder. Spätestens seit dem enormen Erfolg von Airbnb und Uber sind Online-Plattformen regelmäßig in den Schlagzeilen. Umsätzen und Unternehmenswerten in Milliarden-US-Dollar-Höhe stehen zwar noch keine nachhaltigen Gewinne gegenüber – dass solche Plattformen aber kein vorübergehendes Phänomen sind, sondern unsere Wirtschaft nachhaltig verändert haben, ist mittlerweile klar. Etablierte Player kämpfen um ihre Marktanteile in den betroffenen Branchen und fordern einen fairen rechtlichen Rahmen, der auch diese neuen Geschäftsmodelle erfasst. Konsumenten freuen sich über die neuen Angebote, sind sich bisher aber der damit einhergehenden (wirtschaftlichen und rechtlichen) Risiken oft nicht bewusst. Das dahinterstehende wirtschaftliche Modell wird oft als Sharing Economy bezeichnet. Doch die so harmlos klingende Übersetzung Tauschwirtschaft ist nicht nur falsch, sie ist auch gefährlich. Sie verschleiert nämlich, worum es bei diesem Modell wirklich geht: (Vorwiegend) private Abnehmer beziehen Leistungen direkt von (vorwiegend) privaten Anbietern – und zwar entgeltlich. Die dazwischen stehende Online-Plattform bringt nur Angebot und Nachfrage zusammen, wird aber selbst nicht Vertragspartner der eigentlichen Leistung und verdrängt dabei gleichzeitig die bisher etablierten Intermediäre (wie z. B. Reisebüros oder Taxifunkzentralen). Die im englischsprachigen Raum ebenfalls verwendete Bezeichnung Collaborative Economy trifft es daher schon eher: Es geht um die gemeinsame zeitlich begrenzte Nutzung von Ressourcen, die nicht dauerhaft benötigt werden, in den genannten Beispielen Wohnraum und Fahrzeuge. Aufgrund des rasanten Wachstums dieser Geschäftsmodelle wurden die damit einhergehenden rechtlichen Probleme schnell sichtbar: Auf beiden Seiten der Leistungserbringung etablieren sich neue Abläufe, die – zumindest auf den ersten Blick – von den bestehenden Rechtsordnungen nicht erfasst werden. Der schon fast reflexartige Ruf nach neuen Vorschriften ist jedoch nicht immer berechtigt. Die bestehenden Rechtsvorschriften lassen sich nämlich durchaus auch auf die neuen Geschäftsmodelle anwenden, und das in weiten Teilen auch sachgemäß. Allerdings stellt sich natürlich schon die Frage, ob die neuen Geschäftsmodelle ein Wirtschaften außerhalb des gesetzlich erlaubten Rahmens erleichtern – das müsste verhindert werden – und wie der mit guten Gründen über Jahrzehnte aufgebaute Schutz von Abnehmern sichergestellt werden kann. Bei dieser Gelegenheit darf nicht verabsäumt werden, zu hinterfragen, ob alle Einschränkungen und Vorschriften in besonders stark reglementierten Branchen noch zeitgemäß sind. Die von den etablierten Anbietern geforderte faire Gleichbehandlung neuer Geschäftsmodelle sollte nämlich nicht dadurch erfolgen, dass unüberlegt starre Regularien auf neue Geschäftsmodelle erweitert werden, sondern dass zunächst analysiert wird, in welchem Umfang diese Regularien überhaupt noch notwendig sind. Die Praxis zeigt, dass sich private Anbieter auf solchen Plattformen oft gar keine Gedanken darüber machen, dass eine Vielzahl von Vorschriften auf ihre Online-Geschäfte anwendbar sein kann. Hier geht es um Themen wie Einkommenssteuer, Umsatzsteuer oder die Abfuhr der Ortstaxe bei Vermietung. Es geht um gewerberechtliche Vorschriften, Auflagen und Sicherheitsstandards, die zum Schutz der Abnehmer eingeführt wurden. Es geht um privatrechtliche Themen wie Zulässigkeit der (Unter-)Vermietung bei Mietwohnungen oder sogar der Vermietung der eigenen Eigentumswohnung ohne Zustimmung der anderen Wohnungseigentümer des Hauses (der OGH vertritt ja die Position, dass eine solche Zustimmung notwendig ist). Nach § 1 Abs. 2 Gewerbeordnung wird eine Tätigkeit gewerbsmäßig ausgeübt, wenn sie selbstständig, regelmäßig und in der Absicht betrieben wird, einen Ertrag oder sonstigen wirtschaftlichen Vorteil zu erzielen – gleichgültig, für welche Zwecke dieser bestimmt ist. Abs. 4 stellt klar, dass auch eine einmalige Handlung als regelmäßige Tätigkeit gilt, wenn nach den Umständen des Falles auf die Absicht der Wiederholung geschlossen werden kann oder wenn sie längere Zeit erfordert. Man ist also auch als privater Anbieter sehr schnell im Anwendungsbereich der Gewerbeordnung. Die Einhaltung der damit einhergehenden Auflagen ist aber auch für den Anbieter sinnvoll, weil sie ihn vor Ansprüchen eines Abnehmers im Schadensfall schützen kann (z. B. Versicherungspflicht), die ruinös sein können. Auch als vermeintlich privater Anbieter kann man gegenüber dem Abnehmer als Unternehmer beurteilt werden: Unternehmer ist, wer ein Unternehmen betreibt. Ein Unternehmen ist jede auf Dauer angelegte Organisation selbstständiger wirtschaftlicher Tätigkeit, mag sie auch nicht auf Gewinn gerichtet sein. Es geht um die planmäßige Absicht auf eine kontinuierliche entgeltliche Tätigkeit. Ist diese Absicht gegeben, können selbst einmalige Handlungen, die planmäßig in Wiederholungsabsicht vorgenommen werden, unternehmensbezogen sein, wenn sie in der Folge auch keine tatsächliche Fortsetzung finden. Als Unternehmer hat man aber weitreichende Verpflichtungen Konsumenten gegenüber und beispielsweise nicht die Möglichkeit, eigene Gewährleistungspflichten einzuschränken oder auszuschließen. Aus Sicht der Nutzer sind die Vorteile der Angebote solcher Online-Plattformen mannigfaltig: Attraktivität durch Einsatz zeitgemäßer Technologien, oft schon fast globale Angebotsvielfalt und natürlich regelmäßige günstigere Preise als bei etablierten Anbietern. Dass man als Nutzer einer solchen Plattform und dann Abnehmer einer Leistung oft weniger geschützt ist (z. B. weil sich der Anbieter nicht an gewerberechtliche Vorschriften, Auflagen und Sicherheitsstandards hält), ist vielen Abnehmern nicht bewusst. Doch selbst wenn einem dieser Umstand bewusst wird, wird meiner Einschätzung zufolge das Preisargument immer noch überwiegen, und Abnehmer werden in großem Umfang das damit einhergehende Risiko in Kauf nehmen, was letztlich zu einer großflächigen Senkung des Schutzniveaus führen kann. Die verstärkte Anwendung bestehender und gegebenenfalls neu zu schaffender Vorschriften auf private Anbieter wird aber auch zu einer Erhöhung der Kosten dieser Anbieter führen, die diese letztlich an die Abnehmer weitergeben werden. Die EU-Kommission wird ihre Leitlinien zur Anwendung bestehender EU-Gesetze auf die Sharing Economy voraussichtlich Mitte 2016 vorlegen und auch eine Prognose zur Sharing Economy 2030 wagen. Es ist jedenfalls zu begrüßen, dass dieses Thema auf europäischer Ebene behandelt wird. Wissenschaft;Zum Glück hat die Latrinenforschung heute ihren gebührenden Platz in der Archäologie eingenommen. "Nature" gibt einen Einblick in das spannende Forschungsfeld. Als der italienische Archäologe Giacomo Boni 1913 einen Raum am Palatin in Rom freilegte, vermutete er eine sensationelle Entdeckung: In seinem Bericht über den Fund im ältesten bewohnten Teil der ewigen Stadt spekulierte er über einen ausgeklügelten Mechanismus, mit dem der darüber liegende Palast mit Wasser und sogar Energie versorgt worden sei. Was er in Wirklichkeit gefunden hatte, war zu seiner Zeit in akademischen Kreisen noch etwas Unaussprechliches: eine öffentliche Latrine. Ein Jahrhundert später sind Toiletten längst ein akzeptiertes Forschungsthema – und noch dazu ein hochinteressantes, wie etwa die Arbeiten von Ann Koloski-Ostrow von der Brandeis University in Waltham, Massachusetts, zeigen. Denn die Erforschung der Klos vom alten Mesopotamien über das Römische Reich bis ins Mittelalter gibt allerhand Auskunft über die jeweiligen Benutzer. Wohlstand, Gesundheit, Ernährungsgewohnheiten, kulturelle und wirtschaftliche Aspekte – Sanitäranlagen sind gewissermaßen Spiegel ihrer Gesellschaft. Wenn Sie das Thema interessiert, wollen wir Ihnen einen spannenden und informativen Hintergrundartikel in Nature ans Herz legen. Denn, um auch mal in den Zitatenschatz zu greifen und mit Vergil zu sprechen: Felix, qui potuit rerum cognoscere causas! --> Nature: The secret history of ancient toilets (dare, 29.5.2016) Wissenschaft;Italienischer Regierungschef kündigt Investition von 150 Millionen Euro pro Jahr an. Mailand – Auf dem früheren Gelände der Expo in Mailand soll nach dem Willen von Italiens Regierungschef Matteo Renzi einen neues Technologie- und Forschungszentrum entstehen. Den Vorschlag, den die Regierung machen wird, ist der eines großen weltweiten Zentrums für Genforschung, Datenverarbeitung, Ernährung, Lebensmittel und Nachhaltigkeit, sagte Renzi. So sollten bis zu 1.600 neue Arbeitsplätze entstehen. Der Staat ist bereit, für zehn Jahre 150 Millionen Euro pro Jahr in das Projekt zu investieren. Die Expo in Mailand war Ende Oktober zu Ende gegangen, mehr als 20 Millionen Menschen hatten die Weltausstellung besucht. Bis zuletzt gab es jedoch viel Kritik an den mangelnden Plänen Italiens für die Zukunft des riesigen Geländes am Rande der norditalienischen Wirtschaftsmetropole. Bislang war nur bekannt, dass der italienische Pavillon und der zum Wahrzeichen avancierte Baum des Lebens auf dem Gelände stehen bleiben und im kommenden Jahr wieder für Besucher öffnen sollen. Renzi nannte das geplante neue Zentrum einen Ort des Aufbruchs und der Exzellenz. Die Regierung stehe bereit, mit allen möglichen Instrumenten ihren Beitrag zum Erfolg des Projektes zu leisten. Ich denke, dass Mailand zur Lokomotive Europas werden könnte, sagte er. Wissenschaft;Forschungsanlage hat erstmals Helium-Plasma erzeugt. Greifswald – In der deutschen Versuchsanlage Wendelstein 7-X haben Forscher des Max-Planck-Instituts für Plasmaphysik erstmals mittels Mikrowellenstrahlung Heliumplasma erzeugt. Erstes Plasma: Fusionsanlage Wendelstein 7-X in Betrieb gegangen https://t.co/QH1bJFIB6F (js) #W7X pic.twitter.com/ZNXgs0HgKt Es war eine Generalprobe für 2016 folgende Versuche mit bis zu 100 Millionen Grad heißem Wasserstoffplasma. Mit den Experimenten sollen Erzeugung und Kontrolle von Plasmen durch Magnetfelder getestet werden: entscheidende Schritte auf dem noch langen Weg zur Energiegewinnung aus Kernfusion. Das erste Plasma in der Maschine dauerte eine Zehntel-Sekunde und erreichte eine Temperatur von rund einer Million Grad. Nun kann sie nach neunjähriger Bauzeit ihre Arbeit aufnehmen. Das ist ein toller Tag, sagte die wissenschaftliche Direktorin Sibylle Günter nach dem ersten Experiment. Wir sind sehr zufrieden, sagte auch Hans-Stephan Bosch, der für den Betrieb von Wendelstein 7-X zuständig ist. Alles lief wie vorgesehen. In den nächsten Experimenten wollen die Forscher die Dauer der Plasmaentladungen verlängern und untersuchen, wie die Helium-Plasmen durch Mikrowellen am besten zu erzeugen und aufzuheizen sind. Nach einer Pause zum Jahreswechsel geht es im Januar mit Einschlussstudien weiter, bei denen die Forscher unter anderem untersuchen, wie gut das Heliumplasma im Magnetfeld eingeschlossen wird. Mit diesen Experimenten bereiten die Forscher die ersten Experimente mit Plasmen aus Wasserstoff vor, der in Fusionsexperimenten letztlich zu Helium verschmolzen werden soll. Wendelstein 7-X ist neben einer Anlage in Japan das weltweit größte Fusionsexperiment vom Typ Stellarator. Das Institut beschäftigt rund 500 Mitarbeiter. Das Projekt wurde von EU, Bund und mit acht Prozent auch vom Land Mecklenburg-Vorpommern finanziert. In der eine Milliarde Euro teuren Anlage wollen Forscher die Kernfusion analog den Prozessen auf der Sonne erforschen, um sie auf der Erde als Form der Energiegewinnung nutzbar zu machen. Dafür ist die Erzeugung eines Plasmas erforderlich, damit später in Kraftwerken Atomkerne verschmelzen und dabei Energie freigeben können. Im Greifswalder Institut selbst ist eine Fusion von Atomkernen nicht geplant. Mit Deuterium will das Institut frühestens ab 2017 arbeiten. Bei der Verwendung dieses Wasserstoffisotops entstehen geringe Mengen Radioaktivität. Dazu seien noch weitere technische Voraussetzungen zu erfüllen, wie Klinger sagte. Nicht-Wissenschaft;Notenbank wird Geldschleusen weiter offen halten – Volkswirte richten Fokus vor allem auf März-Sitzung des EZB-Rats – US-Zinswende könnte Euro weiter schwächen. Frankfurt – EZB-Präsident Mario Draghi wird die hartnäckig niedrige Inflation im Euroraum wohl auch nächstes Jahr nicht so schnell los. Zwar hat die Zentralbank ihre Geldschleusen gerade erst noch einmal weiter geöffnet. Volkswirten zufolge wird dies aber nicht ausreichen, um angesichts des anhaltenden Ölpreisverfalls für eine stärkere Teuerung zu sorgen. Die Euro-Notenbank wird ihr Inflationsziel damit wohl weiter verfehlen. Wir erwarten deshalb, dass die EZB ihre Geldpolitik 2016 noch einmal lockern wird, sagt Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Als unwahrscheinlich gelten bei den meisten Experten wegen der zuletzt etwas besseren Konjunkturdaten und des Widerstands innerhalb des EZB-Rats aber radikale Maßnahmen. Die Wahrscheinlichkeit dafür, dass es noch einmal expansiver wird, ist größer, als dass man zu einer Normalisierung im kommenden Jahr findet, schätzt auch NordLB-Volkswirt Mario Gruppe. Als nächster kritischer Termin für die Notenbank gilt der März. Dann liegen den Währungshütern zu ihrer Zinssitzung neue Inflations- und Konjunkturprognosen aus dem eigenen Haus vor. Aktuell liegt die Teuerung noch weit von der Zielmarke von knapp zwei Prozent entfernt, die Draghi als ideal für die Wirtschaft anpeilt. Im November zogen die Preise nur um 0,2 Prozent an. Um die Konjunktur und die Inflation anzukurbeln, hatte der EZB-Rat Anfang Dezember unter anderem beschlossen, das in Deutschland umstrittene Anleihen-Kaufprogramm jetzt bis mindestens März 2017 laufen zu lassen. Der Strafzins für Geschäftsbanken, wenn diese Geld bei der EZB parken, wurde zudem leicht verschärft. Der sogenannte Einlagensatz liegt inzwischen bei minus 0,3 Prozent. Einige Finanzmarktakteure hatten aber noch stärkere Schritte von Draghi erwartet – insbesondere eine Ausweitung der monatlichen Anleihen-Käufe. Wegen der Zinswende in den USA sehen Volkswirte den Euro 2016 weiter unter Druck – eine Entwicklung, die der EZB gelegen kommen dürfte. Es besteht die Möglichkeit einer weiteren Abwertung des Euro und das ist das Beste, was der Eurozone passieren kann, so der Wirtschaftsweise Peter Bofinger. Dies könnte den Druck von Draghi nehmen, rasch weitere geldpolitische Schritte einzuleiten. Denn mit einem schwächeren Euro werden Produkte aus dem Währungsraum auf dem Weltmarkt noch günstiger. Und das hilft der Konjunktur – und befeuert auch die Preisentwicklung. LBBW-Volkswirt Jens-Oliver Niklasch zufolge kann aber das von der US-Notenbank Fed gerade beschlossene Ende der Nullzinsära auch negative Folgen für den Euro-Raum haben – zum Beispiel, wenn die Renditen langlaufender europäischer Staatsanleihen im Sog der USA steigen. Und das wirkt konjunkturbremsend, so Niklasch. Das wäre ein Argument für die EZB, weiter zu lockern. Commerzbanker Krämer geht davon aus, dass die Euro-Wächter 2016 den Einlagenzins auf minus 0,4 Prozent setzen werden. Auch eine erneute Verschiebung des Endzeitpunkts der Anleihenkäufe hält er für möglich. Mit einem ganz großen Schritt – etwa einer Aufstockung der monatlichen Käufe – rechnet Krämer allerdings nicht. Für LBBW-Volkswirt Niklasch wird der Ölpreis ein wichtiger Einflussfaktor für die weiteren Schritte der EZB sein. Wenn es beim Ölpreis noch weiter abwärtsgeht, dann wird sehr schnell die Fantasie auf weitere Lockerung ins Kraut schießen. Der Preis für die Nordsee-Sorte Brent lag zuletzt nur noch bei rund 37 Dollar pro Fass. Für die Notenbank hat der niedrige Ölpreis zwei Seiten. Einerseits stützt er die Konjunktur, weil die Rohstoffkosten der Unternehmen sinken und Haushalte wegen kleinerer Tank- und Energierechnungen mehr Geld in der Tasche haben. Auf der anderen Seite rückt mit einem anhaltend niedrigen Ölpreis das mittelfristige Inflationsziel der Währungshüter immer weiter in die Ferne. Genau dies zu erreichen, ist aber zentrale Aufgabe der Geldpolitik der EZB. Denn sonst droht eine Deflation, eine gefährliche Spirale aus fallenden Preisen, sinkenden Löhnen und fehlenden Investitionen. Wissenschaft;Eine Wiener Kunsthistorikerin hat erstmals sämtliche schriftliche Quellen zum Bau des Stephansdoms ausgewertet. Wien – Er wollte für immer präsent sein. Anton Pilgram, der wohl bekannteste Baumeister des Wiener Stephansdoms, hat sich gleich zweimal in der weltberühmten Kathedrale verewigt. In Stein gemeißelt, lehnt er sich aus einem ebenfalls steinernen Fenster in der Kanzel und scheint den Predigten zu lauschen – obwohl man heute eher meinen könnte, er schaue staunend dem Touristentrubel zu. Pilgrams zweites Bildnis wird weitaus weniger beachtet und befindet sich hoch über dem Zentraleingang an der Orgelbühne. Doch seine doppelte Anwesenheit darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass der 1515 verstorbene Fachmann eigentlich nur ein Innenausstatter des Doms war. Soweit bekannt, gestaltete der gebürtige Brünner lediglich die beiden optisch von ihm signierten Werkstücke. Die weitaus größeren Bauleistungen am Gotteshaus vollbrachten frühere Meister. Wie hätte es auch anders sein können? Der Stephansdom war etwa 300 Jahre lang eine Baustelle, sagt die Kunsthistorikerin Barbara Schedl von der Universität Wien. Wann genau mit den Arbeiten begonnen wurde, ist unklar. Einer Urkunde nach gab es bereits 1220 eine Kirche zu St. Stephan. Wie diese allerdings ausgesehen hat, kann niemand mehr nachvollziehen. Der schnell wachsenden Wiener Gemeinde indes bot sie offenbar schon bald nicht mehr genug Platz – oder Prestige. Schon Anfang des 14. Jahrhunderts kam es zu ersten Erweiterungen. Einige Jahrzehnte zuvor waren brandbedingte Restaurierungen notwendig geworden. Auch die Baugeschichte der Kathedrale hat schon mehrere Generationen von Experten beschäftigt. Für besondere Aufmerksamkeit sorgte jedoch 2007 ein Buch des Karlsruher Architekturhistorikers Johann Josef Böker. Der Autor stellt darin mehrere bis dahin gängige Lehrmeinungen zum Thema Stephansdom infrage, vor allem die Rolle des Herzogs Rudolph IV. als treibende Kraft hinter dem Bau. Aufruhr in der Fachwelt. Um die strittigen Themen ausführlicher zu besprechen, traf man sich 2011 zu einer Tagung in Wien. Und man musste überrascht feststellen: Der Wissensstand über das Wahrzeichen der österreichischen Hauptstadt ist erstaunlich gering. Zwar gibt es zahlreiche Schriftstücke, die über den Bau und den Kirchenbetrieb berichten, wie die Historikerin Schedl erläutert. Sie wurden aber noch nie systematisch ausgewertet. Diese Lücke wird nun von Barbara Schedl geschlossen – über die bisher noch nicht publizierten Ergebnisse sprach sie mit dem STANDARD. In den vergangenen drei Jahren hat die Wissenschafterin eine riesige Menge Material gesichtet – insgesamt rund 2500 Quellen, von offiziellen Stiftungsurkunden bis hin zu Lohnzetteln für die Bauarbeiter oder Angaben über den Kauf von Brennholz. Ich muss alles lesen, sagt sie. Sonst wären die Zusammenhänge nicht klar erkennbar. Vor allem die Kirchenmeisterabrechnungen seien überaus ergiebig: 16 Bände Buchhaltung, ab 1404 niedergeschrieben, leider allerdings nicht lückenlos erhalten. Die Erweiterung der ersten, romanisch gestalteten Kirche St. Stephan startete Schedls Untersuchungsergebnissen zufolge 1310 mit dem Bau eines neuen Chores. Bis dieser jedoch beginnen konnte, mussten zuerst angrenzende Grundstücke gekauft werden. Sie gehörten unter anderem dem Deutschen Orden. Die Eigentümer waren nicht wirklich angetan. Die Verhandlungen verliefen sehr zäh, berichtet Schedl. Da ist es um sehr viel Geld gegangen. Jahre vergingen. Die Landesherren Albrecht der I. und sein Sohn Albrecht der II. sahen sich genötigt zu vermitteln. Die Wiener Bürgerschaft ließ nicht locker und bekam schließlich, wonach sie strebte. Der neue Chor konnte ab 1340 liturgisch genutzt werden. Die erhaltenen Lohnlisten geben Aufschluss darüber, wie viele Menschen auf der Baustelle arbeiteten. Neben dem Baumeister und dem Polier gab es vier bis fünf Steinmetze plus an die 20 Transportleute. Dazu kamen Tagelöhner für die einfachen Handlangerarbeiten. Bei Bedarf wurden Setzer, Glaser und Schreiner hinzugekauft. Schmieden stellten Werkzeuge her und schliffen sie nach. Dennoch waren wohl nie mehr als ein paar Dutzend Personen vor Ort tätig, meint Schedl. Das war extrem straff organisiert. Effizienz ist eben keine moderne Erfindung. Gehörige Gehaltsunterschiede gab es im Mittelalter ebenfalls schon. 1415 bekam Baumeister Peter von Prachatitz wöchentlich fünf Schilling und zehn Dinar, bei freier Kost, Logis und Arbeitskleidung. Er wohnte in einem eigens für ihn gemieteten Haus. Der Tagelohn eines Knechts dagegen betrug nur sieben Groschen. Zum Vergleich: Sieben Groschen waren damals einen Dinar wert, 30 Dinar einen Schilling. Ihre Studien haben Schedl auch auf die Spuren der Baustoffe geführt. Im zwölften und 13. Jahrhundert wurden noch Steinblöcke aus der alten römischen Stadtmauer verwendet, sagt die Forscherin. Man findet sie bis heute an der Westfassade. Später kamen die Quader aus Liesing, Au am Leithagebirge und vom Mannhartsberg. Der Polier fuhr in den Steinbruch und prüfte dort das Material. Rechnungen dokumentieren den Kauf und auch den Transport zur Wiener Baustelle – meistens über den Landweg. Eine sehr kostspielige Angelegenheit, wie Schedl betont. Bauholz dagegen kam über die Flüsse. Für den Dachstuhl wurden zum Teil riesengroße Eichen und Lärchenstämme herbeigeschafft, Letztere vor allem aus den Alpen. Die Ergebnisse ihrer Arbeit, die vom Wissenschaftsfonds FWF finanziert wurde, will Schedl im Rahmen zweier Bücher veröffentlichen. So viel möchte sie jetzt schon verraten: Herzog Rudolph IV. spielte doch eine größere Rolle, als ihr Kollege Böker glauben wollte. Der im 14. Jahrhundert regierende Herrscher widmete Steuern um und verpflichtete sogar Klöster, für den Ausbau des Stephansdoms zu spenden. Das größte Engagement ging allerdings von der Wiener Stadtbevölkerung aus, auch bei der Errichtung des monumentalen Südturms. Das ist ein bürgerliches Unterfangen gewesen, sagt Schedl. Die Schriften dokumentieren zahlreiche Sachspenden und Testamente. Sogar Bettzeug, Hausrat und ein schäbiger Mantel wurden der Kirche vermacht und zugunsten des Dombaus verkauft. Alle sozialen Schichten waren beteiligt. Wien kann zu Recht stolz sein auf seinen Steffl. Wissenschaft;Die Geschichte der Überwachung des eigenen Volks reicht weit zurück. Sei umsichtig! Und benutze deine Spione für jede Unternehmung, schrieb der chinesische General und Philosoph Sun Tzu vor 2500 Jahren in seiner Kunst des Krieges. In dieser ersten schriftlichen Systematisierung strategischer Überlegungen wird dem Einsatz von Spionen ein ganzes Kapitel gewidmet. Das zweitälteste Gewerbe der Welt ist seit jeher ein wichtiges Mittel im Ringen um Wohlstand, Ressourcen, Macht. Die Antike birgt viele Beispiele: Caesar soll etwa über ein dichtes Spitzelnetz verfügt und eine Geheimschrift erfunden haben. Sobald sich die Spionage nicht gegen eine fremde Macht, sondern das eigene Volk richtete, wird sie zur Überwachung. Venedig unterhielt schon ab dem Mittelalter ein dichtes Polizei- und Spionagewesen. Die Entwicklung der Bürokratie schaffte dann die Basis für eine großflächige Überwachung einer Gesellschaft. Joseph Fouché, Polizeiminister Napoleon Bonapartes, unterhielt ein feinmaschiges Spitzelnetzwerk, mit dessen Hilfe er Dossiers zu relevanten Personen zusammenstellen ließ. Kennzeichnend war auch die Erfassung von auffälligen Personen jeder Art (...) in einzelnen Personalbögen oder fiches. Daraus wurden bald die Karteiblätter in Registraturschränken, welche alle modernen Bürokratien kennzeichneten, ehe deren Information in elektronische Dateien überführt wurde, schreibt Wolfgang Krieger in seiner Geschichte der Geheimdienste (C. H. Beck) über Fouché. Fouché war auch eines der Vorbilder für Österreichs polizeistaatliches System. Im 20. Jahrhundert kommt neue Technik dazu, Telegrafen, Kameras, Radio, die es zu benutzen oder zensieren galt. Die totalitären Systeme verfügten beliebig über ihr Menschenmaterial. Felix Dserschinski baute etwa die erste sowjetische Geheimpolizei auf, die Tscheka, die später zum Staatsgeheimdienst GPU wurde. Die GPU überwachte auch Partei und Armee und produzierte unzählige Zwangsarbeiter. In Deutschland wütete Himmlers Gestapo, bevor in der DDR mit totaler Überwachung auf fehlende Linientreue reagiert wurde. SED-Kritiker wie Robert Havemann wurden von Heerscharen von Spitzeln belagert. Der Systematisierungsgrad der Überwachung in der digitalen Welt wäre wohl selbst Sun Tzu suspekt gewesen. Spione können ohne eine gewisse intuitive Klugheit nicht nützlich eingesetzt werden. Bevor wir Spione benutzen, müssen wir uns der Rechtschaffenheit ihres Charakters und des Ausmaßes ihrer Erfahrung und Geschicklichkeit versichern, schreibt er. Fähigkeiten, die die NSA-Server wohl noch nicht mitbringen. Wissenschaft;Die Fundstelle in Südengland ist Unesco-Weltkulturerbe, neolithische Ikone und das archäologische Monument schlechthin. Auch für Archäologen ist die Arbeit dort streng reglementiert. Als wir an einem Februartag um 5.30 Uhr mit unserem Bodenradar Mira 1 über einen Feldweg auf Stonehenge zufahren, bin ich leicht angespannt. Die Erlaubnis dafür, als erstes Team den Bereich innerhalb des Steinkreises mit motorisierten geophysikalischen Messgeräten zu untersuchen, haben wir erst am Tag davor von der Denkmalschutzbehörde Historic England erhalten und eigentlich schon gar nicht mehr damit gerechnet. Es ist stockdunkel, und mir ist eiskalt – die Temperaturen sind mit minus fünf Grad Celsius ungewöhnlich niedrig für Südengland. Aber der Reihe nach. Vergangenen Herbst fragt mich mein Kollege Klaus Löcker, ob ich im Februar Zeit für drei Wochen Prospektion in Stonehenge hätte. Sicher, antworte ich betont lässig, setze mich wieder an meinen Schreibtisch und grinse den restlichen Tag vor mich hin. In Stonehenge zu arbeiten, ist für Archäologen ein bisschen so wie als österreichischer Fußballnationalspieler zur EM-Endrunde zu fahren. Nicht, dass Archäologen auf anderen Fundstellen nicht ebenso Bedeutendes leisten, aber Stonehenge ist nun mal Stonehenge: Unesco-Weltkulturerbe, neolithische Ikone, vor allem aber für viele das archäologische Monument schlechthin. Darum ist auch alles, was mit Stonehenge zu tun hat, streng reglementiert, um diesen besonderen Ort der Menschheitsgeschichte möglichst ungestört zu erhalten. Dazu gehört eine absolute Flugverbotszone ebenso wie die durchgehende Bewachung des Geländes und geordnete Besucherströme. Doch nicht nur der Steinkreis selbst steht unter Denkmalschutz, auch die archäologische Landschaft, die ihn umgibt und mit ihr zahlreiche bekannte Monumente, unter anderem Cursus und Avenue, Avebury, Woodhenge und natürlich das Superhenge Durrington Walls. Zerstörende archäologische Untersuchungen wie etwa Ausgrabungen dürfen in diesem Gebiet nur sehr beschränkt durchgeführt werden, und auch nur dann, wenn der zu erwartende Informationsgewinn den Eingriff in den Boden rechtfertigt. Wir Archäologen stecken hier natürlich in einem Dilemma, denn gerade für die Erforschung der Urgeschichte sind wir im Allgemeinen auf nicht-schriftliche Quellen, sprich Bodendenkmäler, angewiesen. Um trotz dieser Einschränkungen mehr über die archäologische Landschaft um Stonehenge zu erfahren, wurde 2010 das Stonehenge Hidden Landscape Project unter Führung der Universität Birmingham und dem Ludwig Boltzmann Institut ArchPro gestartet. Ziel des Projektes war die großflächige Prospektion der archäologischen Landschaft um Stonehenge mittels zerstörungsfreier Methoden der Geophysik und der Fernerkundung. In den vergangenen sechs Jahren wurden in sieben Kampagnen insgesamt 9,3 Quadratkilometer Magnetik- und 2,4 Quadratkilometer Bodenradardaten gemessen, kartiert und durch Spezialisten wie meinen Kollegen Mario Wallner archäologisch interpretiert. Die Ergebnisse sprechen für sich: 15 neu entdeckte Fundstellen und eine bislang unerreichte Fülle an Details zu den bereits bekannten Monumenten in der Landschaft um Stonehenge. Wie so oft haben sich durch dieses Projekt aber auch jede Menge neuer Fragestellungen ergeben. Die Prospektionskampagne im Februar 2016 konzentriert sich deshalb auf ganz spezielle Areale – unter anderem in Durrington Walls –, die nochmals genauer und mit komplementären Techniken untersucht werden sollen. Zu diesem Zweck bringen wir unsere beiden hochauflösenden Bodenradarmessgeräte Mira 1 und Mira 2 nach Stonehenge, und zusätzlich das etwas geländegängigere und schnellere Spidar. Die ersten Tage nach unserer Ankunft sind ausgefüllt mit dem Aufbau der Satellitennavigation, dem Entladen und Zusammenbauen der Messgeräte und dem Inspizieren der zu untersuchenden Flächen. Sobald alles läuft, beginnt die eigentliche Feldarbeit. Wir sitzen abwechselnd für einige Stunden in beziehungsweise auf unseren Messgeräten und fahren die vorgegebenen Messflächen ab. Das klingt eintönig, kann aber durchaus spannend werden, wenn die Vorabprozessierung der Daten interessante Ergebnisse liefert, aber auch, wenn unsere Messgeräte andere Dinge tun, als sie eigentlich sollten, oder Bodenbeschaffenheit und Witterung extrem werden. Ich für meinen Teil freue mich über die Abwechslung, die die Feldarbeit vom Arbeitsalltag vor dem Computer mit sich bringt und genieße die spektakuläre Aussicht auf Stonehenge. Mit dem Messen allein ist es allerdings nicht getan. Klaus Löcker, der die geophysikalische Prospektion in Stonehenge leitet, kümmert sich um Logistik, Infrastruktur, hält Kontakt mit den Farmern der betroffenen Felder und mit Historic England und bringt widerspenstige Messgeräte wieder zum Laufen. Er achtet aber auch auf unser leibliches Wohl, kocht und führt uns an einigen Abenden mit Begeisterung in die englische Pub-Kultur ein. Während die Prospektion voranschreitet, warten wir gespannt, ob wir die Erlaubnis für Messungen unmittelbar im und um den Steinkreis erhalten. Und tatsächlich, an einem unserer letzten Tage gibt Historic England grünes Licht. Wir bekommen ein Zeitfenster von drei Stunden zwischen 5 und 8 Uhr morgens zugewiesen, bevor das Monument für die Touristen geöffnet wird. Es ist immer noch dunkel, als wir am Steinkreis ankommen und ein Wächter uns den Zaun der angrenzenden Weide öffnet. Ich lenke das Bodenradar vorsichtig über gefrorene Maulwurfshügel und sehe dann zum ersten Mal schemenhaft die Trilithen, die sieben Meter hoch vor mir aufragen. Erst jetzt wird mir so richtig bewusst, welche Leistung die prähistorischen Gesellschaften vollbracht haben müssen, um dieses Monument zu errichten. Sobald die Satellitennavigation steht, beginnen wir mit der Prospektion. Das Rangieren mit dem Bodenradar innerhalb des Steinkreises erfordert volle Konzentration, noch dazu schirmen die Steine das GPS-Signal ab und machen die zentimetergenaue Positionierung des Messgeräts zum Geduldspiel. Während wir arbeiten, verfliegt die Zeit und langsam klettert die Sonne über den Horizont und an den Steinen hoch. Mario Wallner wechselt mich am Radar ab und ich habe noch ein paar Minuten, um die Morgenstimmung an diesem einzigartigen Ort zu genießen. Um Punkt acht Uhr bittet der Wächter uns freundlich, den Steinkreis zu verlassen. Wir machen noch schnell ein Foto mit unserem Bodenradar vor dem Steinkreis und nehmen den Hinterausgang über die Schafweide, während die ersten Touristen bereits auf das Monument zuströmen. Ich friere erbärmlich, zum Teil, weil die Aufregung vorbei ist, zum Teil, weil die Müdigkeit mich einholt. Unser Tag ist allerdings noch lange nicht vorüber, nach einem ausgiebigen englischen Frühstück besteigen wir wieder unsere Messgeräte und messen bei eisigem Wind noch bis fünf Uhr nachmittags. Die Messung im Steinkreis war sicherlich der Höhepunkt unserer diesjährigen Kampagne. Und trotzdem stellt er nur einen kleinen Teil im archäologischen Puzzle der Landschaft um Stonehenge dar. Einige der Ergebnisse unserer langjährigen Untersuchungen können bereits in der Ausstellung Stonehenge – Verborgene Landschaft im Mamuz-Museum Mistelbach besichtigt werden. Und sie zeigen sehr deutlich, welch wichtige Rolle die großflächige Prospektion spielt, wenn es darum geht, das Bild der Landschaft um Stonehenge zu verdichten. Nicht-Wissenschaft;Russland: Kiew bereitet Offensive vor – Deutscher Außenminister Steinmeier warnt in Interview vor "explosiver Lage". Kiew – Bei Kämpfen zwischen Regierungstruppen und prorussischen Separatisten sind in der Ostukraine mehrere Zivilisten getötet worden. Nach Angaben der Polizei in der Hafenstadt Mariupol wurden im nahegelegenen Sartan ein Mann und eine Frau getötet, als Rebellen die Kleinstadt beschossen. Moskau warnte unterdessen, Kiew könnte sich auf eine neue Offensive vorbereiten. Zudem seien mehrere Menschen verletzt worden. In der Nähe der Rebellenhochburg Donezk beschossen Regierungstruppen nach Angaben der Aufständischen die Stadt Gorliwka. Dabei seien mindestens drei Menschen getötet worden, erklärten die Separatisten auf ihrer Webseite. Wegen der Kämpfe geriet der russische Rubel am Montag unter Druck und fiel im Vergleich zum Dollar auf den tiefsten Stand seit sechs Monaten. Eigentlich gilt seit Februar ein Waffenstillstand. Die Region kommt dennoch nicht zur Ruhe: In der vergangenen Woche wurden die schwersten Kämpfe seit Unterzeichnung des Friedensabkommens gemeldet. Deutscher Außenminister Frank-Walter Steinmeier sprach am Wochenende von einer explosiven Lage. Wenn sich jetzt nicht beide Konfliktparteien auf den Friedensprozess besinnen, können wir jederzeit in eine neue militärische Eskalationsspirale geraten, warnte er in der Bild am Sonntag. Russland Außenminister Sergej Lawrow verglich die Lage unterdessen in einer Pressekonferenz mit jener vom vergangenen Sommer: Es ist wie im vergangen August, als ukrainische Soldaten den Befehl zum Angriff erhielten. Man dürfe mit der gefährlich instabilen Lage im Osten des Landes nicht experimentieren. Wichtig sei, dass das Abkommen von Minsk weiter erfüllt werde. Im Konflikt, der im April 2014 ausgebrochen war, sind bisher mehr als 6.500 Menschen getötet worden. Kiew wirft Moskau vor, die Kämpfe mit Unterstützung für die Separatisten anzuheizen. Moskau bestreitet dies, beschuldigt aber seinerseits Kiew, an einer Eskalation der Lage interessiert zu sein. Die EU verurteilt die jüngsten Kämpfe zwischen Regierungstruppen und prorussischen Separatisten in der Ostukraine nahe Mariupol. Eine Sprecherin der EU-Außenbeauftragten Federica Mogherini rief beide Seiten dazu auf, das Waffenruheabkommen von Minsk zu achten. Wir verurteilen die jüngste Eskalation von Kämpfen scharf, sagte die Sprecherin. Diese hätten zum Tod von Zivilisten in den zwei Städten Sartan und Gorliwka geführt. Es sei von größter Wichtigkeit, dass beide Seiten den Waffenstillstand beachten und alle angemessenen Maßnahmen in Achtung des Völkerrechts ergreifen würden, um Zivilisten zu schützen. Nicht-Wissenschaft;Oppositionsführerin will über "nationale Versöhnung" reden. Yangon – Nach der historischen Parlamentswahl in Burma hat Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi Präsident Thein Sein und die mächtige Armeeführung zu Gesprächen über nationale Versöhnung aufgerufen. Die Bürger haben bei der Wahl ihren Willen zum Ausdruck gebracht, hieß es in Briefen, die Suu Kyis Nationale Liga für Demokratie (NLD) am Mittwoch veröffentlichte. Darin lädt sie Präsident Thein Sein, Armeechef Min Aung und den einflussreichen Parlamentspräsidenten Shwe Mann dazu ein, in der kommenden Woche mit ihr über nationale Versöhnung zu reden. Die NLD hat nach neuen Ergebnissen 56 der bisher ausgezählten 61 Mandate gewonnen. Am Dienstag hatte NDL-Chefin Suu Kyi gesagt, dass sie letztlich mit 75 Prozent der Mandate rechne. Dem Militär sind im neuen Parlament 25 Prozent der Sitze reserviert. Daher bräuchte die NDL 67 Prozent der bei der Wahl vergebenen Sitze, um eine absolute Mehrheit im Parlament zu erreichen. Die 70-jährige Friedensnobelpreisträgerin hofft, durch einen Sieg ihrer NLD den demokratischen Neubeginn in Burma besiegeln zu können. Die Partei hatte bereits 1990 die Parlamentswahl deutlich gewonnen, das Militär weigerte sich aber, das Ergebnis anzuerkennen. Suu Kyi verbrachte daraufhin die meiste Zeit im Hausarrest. Vor vier Jahren wurde die Militärherrschaft beendet und die Macht an eine formal zivile Regierung unter dem ehemaligen General Thein Sein übertragen. Mit Hochspannung wird nun erwartet, ob das Militär im Falle einer Wahlniederlage tatsächlich die Macht vollständig an eine demokratisch gewählte Regierung abtritt. Mehrere Schwergewichte der Regierungspartei USDP haben ihre Niederlage bereits eingeräumt, darunter ihr Parteivorsitzender Htay Oo sowie Parlamentspräsident Shwe Mann. Ein Sprecher von Präsident Thein Sein verwies am Mittwoch darauf, dass das offizielle Wahlergebnis noch nicht vorliege. Die Abstimmung sei aber frei und fair gewesen. Wissenschaft;Einem deutsch-österreichisches Forscherteam gelang die von Linus Pauling 1935 berechnete perfekte Anordnung von Eis. Innsbruck – Der zweifache Nobelpreisträger Linus Pauling hat 1935 berechnet, wie perfekt Eis theoretisch angeordnet sein kann. Chemikern der Uni Innsbruck und der Technischen Universität Dortmund ist es nun erstmals gelungen, ein spezielles Eis unter Hochdruck genau an diesen Punkt heranzuführen. Ein gewöhnlicher Eiswürfel aus dem Gefrierschrank ist bei weitem kein perfekter Kristall. Er besteht aus sogenannten frustrierten Eiskristallen, in denen zwar die Sauerstoffatome geordnet sind, die Wasserstoffatome allerdings völlig ungeordnet bleiben. Nimmt die Temperatur ab, nimmt gleichzeitig Entropie – also das Maß für die Unordnung eines Systems – ab, bis theoretisch nur ein möglicher Zustand für ein System übrig bleibt. Genau diesen Punkt berechnete der 1994 verstorbene Pauling in der Pauling-Entropie für gewöhnliches Eis. Diese gibt den Unterschied zwischen maximal ungeordnetem und am absoluten Nullpunkt der Temperaturskala bei minus 273,15 Grad Celsius vollständig geordnetem Eis wider. Doch dieser Wert wurde bisher nie erreicht, obwohl es oft versucht wurde, so Thomas Lörting von der Uni Innsbruck. Der Grund liege darin, dass die Wassermoleküle bei ungefähr minus 170 Grad Celsius einfach aufhören würden, sich zu bewegen. Damit sich aber der perfekte Kristall ausbilden kann, dürfte das erst bei minus 201 Grad Celsius passieren. Die Wissenschafter experimentieren daher mit Zusatzstoffen, die die Moleküle länger agil halten. Japanische Forscher fanden heraus, dass das mit kleinsten Mengen Kaliumhydroxid gelingt. Kühlten sie das Gemisch ab, ordneten sich die Kristalle zwar auch noch bei minus 210 Grad Celsius, jedoch nicht vollständig und sehr langsam. Wir haben versucht, das selbe Spiel mit Kristallen unter Hochdruck-Bedingungen zu spielen, so Lörting. Unter Druck kennt man 15 verschiedene Kristalle von Eis. Lörting und seine Kollegen setzten auf Eis XII. Diese Variante ist beispielsweise sogar bei Plusgraden (Celsius) herstellbar und könnte in der Natur etwa im Inneren von Eismonden des Jupiter oder Saturn entstehen. Unter einem Druck von 8.000 bar und unter Zugabe von Chlorwasserstoff kühlten die Forscher das Eis XII in einer eigens entwickelten Vorrichtung ab. Wir hatten auch bei sehr tiefen Temperaturen noch genügend Beweglichkeit, berichtet Lörting. Nach zwei Stunden hätten sich so 100 Prozent der Moleküle geordnet, perfekt geordnetes Eis XIV war entstanden. Wir haben also zum ersten Mal den Übergang von vollständig ungeordnet zu vollständig geordnet geschafft. Das hat noch bei keiner Form von Eis irgendjemand jemals geschafft, freute sich der Forscher über das im Fachblatt Nature Communications veröffentlichte Ergebnis. Ließen sich die Forscher beim Abkühlen genügend Zeit, erreichten die Messwerte sogar sehr genau das von Pauling errechnete Niveau. Es war natürlich wunderschön, dass das wirklich mit dieser Vorhersage von vor 80 Jahren zusammengepasst hat. Pauling hat davon gesprochen, dass das ein Traum für ihn wäre, so der Forscher. Im Zuge der Arbeit habe man sehr viel über die Abläufe in den Netzwerken und deren Beeinflussung gelernt. Es sei nun denkbar, Prozesse, die bei hohen Temperaturen sehr schnell ablaufen, sozusagen in Zeitlupe in diesem speziellen Eis, ablaufen zu lassen. Das könnte Einblicke in chemische Abläufe ermöglichen, die so vielleicht außerhalb der Erde unter Extrembedingungen stattfinden. Nicht-Wissenschaft;Konkret: Contergan-Skandal | Der Batman von Mexiko | Erlesen | "Mein Kampf" – Das gefährliche Buch | Die Geister, die ich rief | Fanboys. 18.30 MAGAZINKonkret: Contergan-Skandal – Neue Chancen und alte Gefahren Mit dem Medikament Contergan behandelte man Ende der 1950er werdende Mütter. Etwa 12.000 Kinder kamen aufgrund des Inhaltsstoffs Thalidomid mit körperlichen Missbildungen zur Welt. Den umstrittenen Wirkstoff verwendet man heute noch. Ein Bericht von Judith Langasch. Bis 18.51, ORF 2 20.15 DOKUMENTATIONUniversum: Der Batman von Mexiko – Retter der Fledermäuse Die BBC-Dokumentation von Tom Mustill zeigt die vom Aussterben bedrohten Zugfledermäuse auf ihrer Reise von den Tempeln der Maya bis zu den Grenzen der USA. Erstmals zu sehen: die Geburt einer Blütenfledermaus. Bis 21.05, ORF 2 20.15 MAGAZINErlesen Gäste bei Heinz Sichrovsky: Vatikanexperte und Bestsellerautor Andreas Englisch, Rom-Korrespondentin Mathilde Schwabeneder, Uno-Experte Kilian Kleinschmidt und Autor Andreas Salcher. Bis 21.05, ORF 3 20.15 DOKUMENTATIONMein Kampf – Das gefährliche Buch Am 1. Jänner 2016 endet das Urheberrecht von Adolf Hitlers Propagandaschrift Mein Kampf. Manfred Oldenburg geht der Frage nach, ob der ultranationalistische Inhalt heute noch gefährlich sein könnte. Dabei wird deutlich, dass die mentalen Anknüpfungspunkte immer noch vorhanden sind. Bis 21.10, Arte 20.15 HUMBUGDie Geister, die ich rief (Scrooged, USA 1988, Richard Donner) Sehr frei nach Charles Dickens spielt Bill Murray einen zynischen und grantigen Fernsehproduzenten, den ein paar recht infernalische Geister wieder auf den richtigen Weg bringen wollen. Eine Reihe von Gästen taucht in Cameos auf: Miles Davis und David Sanborn sind als Straßenmusikanten zu sehen. Bis 22.05, Servus TV 20.15 OLYMPIACool Runnings – Dabei sein ist alles (USA 1993, Jon Turteltaub) Derice (Leon Robinson) will an den Olympischen Spielen in Seoul teilnehmen. Die Qualifikation zum Kurzstreckenlauf hat nicht gereicht, aber da gibt es ja noch Irv (John Candy). Der wird kurzerhand Trainer der ersten jamaikanischen Bobmannschaft: Das geht über eure Vorstellungskraft, Jamaika hat ’ne Bobmannschaft! Bis 22.15, ATV 21.05 MAGAZINReport Themen bei Susanne Schnabl: 1) Asylstrategie: Während Österreich über einen kurzen Zaun mit Lücken debattiert, plant die EU-Kommission ein komplett neues Grenzschutzkonzept für die gesamte Union. 2) Gast im Studio ist Johannes Hahn, EU-Kommissar für Nachbarschaftspolitik und Erweiterungsverhandlungen. 3) Das Jahr der Extreme: das Jahr der Flüchtlinge und des Terrors, das Jahr der politischen Veränderungen und wirtschaftlichen Umbrüche. 4) Wachteln ohne Schutz: Bilder, die den Appetit auf weihnachtliche Leckerbissen verderben könnten. Bis 22.00, ORF 2 22.00 TALKWillkommen Österreich Zu Gast bei Dirk Stermann und Christoph Grissemann: der österreichische Fußballspieler Marc Janko (FC Basel) und der deutsche Komiker und Autor Michael Mittermeier. Bis 22.55, ORF 1 22.30 MAGAZINKreuz & quer: Dänischer Albtraum – Flüchtlinge in der Warteschleife Die Dokumentation zeigt Wasiullah, einen Flüchtling aus Afghanistan, der vor vier Jahren nach Dänemark gekommen ist. Seinen Asylantrag lehnte man dort mehrfach ab. Er flüchtete weiter nach Italien, wo er auf der Straße leben muss. Ab 23.20 Uhr: kreuz und quer diskussion – Menschenrechte: Können wir sie uns noch leisten? Bis 0.15, ORF 2 23.45 NERDFanboys (USA 2009, Kyle Newman) 1998: Linus (Chris Marquette) ist an Krebs erkrankt und wird die Premiere von Star Wars: Episode I nicht mehr erleben. Deshalb beschließen seine Freunde Hutch (Dan Fogler), Windows (Jay Baruchel) und Eric (Sam Huntington), mit ihm nach Kalifornien zu fahren, um dort auf der Skywalker Ranch von George Lucas eine Kopie des Films zu stehlen. Schneller und lustiger Roadtrip, vollgestopft mit Nerd-Elementen. Bis 01.05, BR Wissenschaft;Schroffes Terrain ohne größere Reifenschäden überquert. Pasadena– Der NASA-Marsrover Curiosity hat seine fast zweimonatige Fahrt über das bisher schroffste Terrain auf dem Roten Planeten ohne größere Reifenschäden überstanden. Nachdem der Rover einige Wochen lang Sanddünen untersucht hatte, sei er Anfang März auf das sogenannte Naukluft-Plateau aus Sandstein gerollt, teilte die NASA am Mittwoch (Ortszeit) mit. Zur Überquerung musste er etwa 400 Meter über den holprigen Untergrund rollen. Vor dem schwierigen Manöver hatten sich NASA-Forscher Sorgen um die sechs Aluminiumreifen des Rovers gemacht, die schon seit längerem Löcher und Risse aufweisen. Ersten Prüfungen zufolge habe die Fahrt die Abnutzung aber nicht weiter beschleunigt. Nun soll Curiosity wieder auf glatterem Terrain weiterrollen. Ich bin zuversichtlich, dass er es zu den Destinationen auf Mount Sharp schafft, die wir von Beginn der Mission an vorgesehen haben, sagte Steve Lee vom Jet Propulsion Laboratory der NASA in Pasadena. Der Rover war vor fast vier Jahren auf dem Mars gelandet und sucht dort nach Spuren potenziellen Lebens. Wissenschaft;Forscher rekonstruierten ozeanischen Sauerstoffgehalt vor 1,4 Milliarden Jahren und stießen auf eine offene Frage. Kopenhagen – Etwa 600 Millionen Jahre bis ins Zeitalter des Ediacariums muss man zurückgehen, um zu den ersten Tieren zu gelangen. Davor dürfte die Erde zum einen einfacheren Organismen wie Bakterien, zum anderen aber auch bereits früher entstandenen Lebewesen mit Zellkern (Eukaryoten) wie etwa Pflanzen vorbehalten gewesen sein. Warum die Tiere deutlich länger gebraucht haben, dafür wurde bislang zumeist der Sauerstoffgehalt der Atmosphäre beziehungsweise der Ozeane verantwortlich gemacht. Zu den Definitionsmerkmalen dessen, was ein Tier ausmacht, gehört die Sauerstoffatmung. Deshalb wurde angenommen, dass es im Zeitraum vor dem Aufkommen der ersten Tiere einen letzten entscheidenden Anstieg des Sauerstoffgehalts gegeben haben müsse – lange nach der sogenannten Großen Sauerstoffkatastrophe vor etwa 2,4 Milliarden Jahren, als sich die dritte und bis heute bestehende Erdatmosphäre herauszubilden begann. Eine aktuelle im Fachmagazin PNAS erschienene Studie zweifelt diese Vermutung nun aber an. Dänische und chinesische Forscher untersuchten nämlich Sedimentproben, die aus der Xiamaling-Formation in China stammen und ein Alter von 1,4 Milliarden Jahren haben. Aus den enthaltenen organischen Molekülen konnten sie ableiten, dass es in den Tiefen des damaligen Ozeans einen Sauerstoffgehalt von mindestens vier Prozent der heutigen Konzentration gegeben haben muss. Das klingt nach nicht viel – aber es gibt auch heute Tiere, die mit einem solchen Wert und sogar mit noch weniger zurechtkommen: Unter anderem Schwämme, die als ältester aller Tierstämme gelten, wie eine andere Studie vor kurzem ergab. Die Sauerstoffkonzentration hätte also auch damals schon gereicht, 800 Millionen Jahre bevor die Tiere tatsächlich auftauchten. Warum sich dies dennoch verzögerte, bleibt damit vorerst rätselhaft. Wissenschaft;Sie sind bis zu zwei Meter hoch und bedecken ganze Regionen in den südamerikanischen Feuchtsavannen. Bisher war unklar, wer die rätselhaften Haufen erschaffen hat. Braunschweig/Wien – In den Feuchtgebieten Südamerikas erscheinen einige Landstriche wie von Menschenhand geformt: Große Erdaufschüttungen, einige bis zu fünf Meter breit und zwei Meter hoch, verteilen sich in überraschender Regelmäßigkeit oft dicht an dicht über weite Flächen der wasserreichen Llanos Kolumbiens und Venezuelas. Die eindrucksvollen Hügel wurden erstmals in den 1940er-Jahren gesichtet. Doch viel mehr, als dass sie ein natürliches Phänomen sind, hat man in den zurückliegenden fast 80 Jahren nicht über sie herausgefunden. Das mag zum Teil auch daran liegen, dass sich das wissenschaftliche Interesse an den im Spanischen Surales genannten Erdhügeln bisher in Grenzen hielt. Um diese Lücke zumindest zu verkleinern und dem mysteriösen Urheber der Formationen auf die Schliche zu kommen, hat nun ein internationales Team von Geoökologen, Biologen und Chemikern ein ganzes Arsenal an Forschungsmethoden aufgefahren: Die Wissenschafter setzten auf Satellitenbilder und Luftaufnahmen ebenso wie auf chemische und physikalische Laboranalysen und nicht zuletzt auf harte Feldarbeit in den unwirtlichen Sümpfen. Und die Mühe dürfte sich gelohnt haben. Den Forschern um Anne Zangerlé von der Technischen Universität Braunschweig ist es gelungen, die Baumeister der Surales zu identifizieren: Es handelt sich um simple Regenwürmer – und sie errichten die Hügel zum Großteil aus ihren Exkrementen. Die Hauptarbeit leistet dabei ein Wurm der Gattung Andiorrhinus. Über 90 Prozent der Wurmbiomasse in der Umgebung der Surales gehen auf sein Konto. Die Würmer finden in den saisonal überfluteten Feuchtsavannen einen reich gedeckten Tisch, denn ihre Hauptnahrungsquelle besteht aus verrottenden Pflanzenresten. Anstatt den dabei am anderen Wurmende anfallenden Humus an Ort und Stelle auszuscheiden, bringen ihn die Tiere immer zum selben Ort – eine Art gemeinschaftliche Wurmtoilette also. Die Forscher konnten beobachten, wie diese anfänglich kleinen Haufen zu regelrechten Türmen heranwuchsen. Aus diesen wiederum wurden schließlich die charakteristischen Hügel. Doch selbst an diesem Punkt ist das Wachstum einiger Surales noch nicht zu Ende. Liegen zwei der Hügel eng beieinander, können sie zu noch größeren Exemplaren verschmelzen. Der Anteil an Wurmausscheidungen beträgt selbst bei diesen alten, ausgewachsenen Surales bis zu 50 Prozent. Mit unseren Ergebnisse können wir nun erstmals nachvollziehen, wie diese einzigartigen Landschaften entstanden sind, sagt José Iriarte von der University of Exeter, der an der im Fachjournal Plos One präsentierten Studie beteiligt war. Das Wissen um die ökologische Bedeutung der Surales sei auch dringend nötig, betonen die Forscher. Die gesammelten Daten würden wesentlich dabei helfen, die vielschichtige Welt der Llanos und ihre Hügel aus Wurmexkrementen besser zu schützen. Iriarte befürchtet allerdings, dass es dafür bereits zu spät sein könnte: Die rasante Ausbreitung der industriellen Landwirtschaft in Südamerika zerstört das empfindliche Ökosystem der wasserreichen Ebenen schneller, als man es erforschen kann. (Thomas Bergmayr, 12.5.2016) Wissenschaft;Jasmine Rinnofner entwickelt komplexe Gewebemodelle von Organen. Die Entwicklung neuer Medikamente kann zehn, 15 Jahre dauern. Auf jahrelange Tests in Zellkulturen und Tiermodellen folgt die klinische Phase mit der Erprobung am Menschen. Wenn erst spät erkannt wird, dass die Wirksamkeit nicht ausreicht oder unerwünschte Nebenwirkungen auftreten, können Jahre der Forschung umsonst gewesen sein. Die Technologie, an der Jasmine Rinnofner forscht, erlaubt es, dass Medikamente schon frühzeitig besser getestet werden können, um die Entwicklungszeit zu verkürzen. Die Studentin des Masterstudiengangs Molecular Biotechnology an der FH Campus Wien arbeitet zurzeit im Rahmen eines Auslandsemester an der University of Washington in Seattle an der Entwicklung sogenannter Tissue Chips. Das sind dreidimensionale Gewebemodelle, die menschliche Organe imitieren, um so schneller genauere Vorhersagen über die Wirkungsweisen von Medikamenten treffen zu können. In den zündholzschachtelgroßen Chips hat man viele Möglichkeiten, die Reaktionen komplexer Gewebe auf mechanische oder chemische Reize zu testen. Man kann so bereits in präklinischen Tests In-vivo-Situationen besser nachahmen, erklärt die 1988 geborene Kärntnerin. Rinnofner widmet sich mit ihrem Team einer derartigen Plattform, die das Herz imitiert. Dafür werden patientenspezifische induzierte pluripotente Stammzellen (iPSC), also reprogrammierte menschliche Zellen, in einer aus einem Schweineherz stammenden extrazellulären Matrix – dem Gewebe zwischen den Zellen – eingebettet und zu Herzzellen herangezogen. Den Reifegrad der Zellen richtig hinzubekommen sei schwierig, sagt die Biotechnologin, genauso wie das Einstellen anderer biochemischer Abläufe im Gewebe. Die Forscherin hat sich etwa damit beschäftigt, wie der elektrische Reiz bei einem Herzschlag zwischen den Zellen weitergeleitet wird. Das Coole dabei ist, dass man die Medikamentenentwicklung mit dieser Technik personalisieren kann. Jeder reagiert anders, sagt Rinnofner. In den derzeitigen klinischen Studien ist es wichtig, verschiedene Populationen hineinzubringen. Die genetischen Unterschiede kann man in Zukunft dann schon früher berücksichtigen. Allerdings: Die Forschung steht noch ziemlich am Anfang. Es wird noch einige Jahre dauern, bis das ausgereift ist. Dann könne man mit Rinnofners Chip etwa überprüfen, ob und bei welcher genetischen Ausstattung ein potenzieller Wirkstoff kardiotoxisch ist, also das Herz schädigt. Die im Mölltal aufgewachsene Studentin hat ihre bisherigen Studien auf einige Hochschulen aufgeteilt: Biologie an der Uni Salzburg, Biomedizinische Analytik an der FH Salzburg, Auslandsaufenthalte in Boston und Neuseeland. Nach Seattle verhalf ihr ein Exzellenzauslandsstipendium der Industriellenvereinigung und der Wirtschaftskammer Kärnten. Die praktische Ausrichtung und das Kennenlernen neuer Orte seien bestimmende Faktoren ihrer Laufbahn. Das Interesse an medizinischen Wirkstoffen habe dabei schon als Kleinkind bestanden, als sie die Gesundheitsbücher ihrer Mutter durchforstete. In Seattle gefällt ihr, dass fast wie im Mölltal die Berge vor der Tür sind. Nach knapp einem Jahr in den USA vermisst sie aber nicht nur die heimatlichen Berge, sondern auch a gescheite Brettljausen. Nicht-Wissenschaft;Lenny Abrahamsons Filmdrama erkundet eine Mutter-Sohn-Beziehung unter den erschwerten Bedingungen der Gefangenschaft. Hauptdarstellerin Brie Larson wurde für ihre Darstellung mit einem Oscar ausgezeichnet. Wien – Die Welt reicht nur so weit, wie man sehen kann. Für den fünfjährigen Jack (Jacob Tremblay) und seine Mutter Joy (Brie Larson) beschränkt sie sich auf wenige Quadratmeter. Ein Fenster geht oben hinaus. An einem so eng bemessenen Ort sind selbst ein Stuhl, ein Herd, das Klo oder ein Waschbecken nicht nur Dinge mit Funktionen, sondern verfügen über Persönlichkeit. Guten Morgen, Pflanze! Was außerhalb der vier Wände liegt, ist für den kleinen Buben nicht existent. Unwirklich wie alles, was er aus dem Fernseher kennt. Lenny Abrahamsons Room beschreibt kein theoretisches Szenario, wie man nach dieser Beschreibung vielleicht meinen könnte, sondern ein Gewaltverbrechen, das an den Fall F. denken lässt. Nach dem Bestseller der Kanadierin Emma Donoghue, die ihr Buch selbst adaptiert hat, lotet der Film das Miteinander einer Mutter und eines Kindes in einer Ausnahmesituation aus. Dei beiden formen eine Einheit auf allerengstem Raum. Dass sie überhaupt weiterleben können und so etwas wie einen Alltag haben, liegt daran, dass sie füreinander die ganze Welt bedeuten. Jack hat niemals einen anderen Ort gesehen, so viel wird im Film schon zu dem Zeitpunkt klar, als es um seine Geburtstagsfeier geht. Warum dem so ist, erzählt der irische Filmemacher jedoch nicht als Thriller, der spannungsvoll zu einer Offenbarung strebt, sondern als entrückte, schiefe Normalität innerhalb eines Albtraumsettings. Der Täter lässt in Room nicht lange auf sich warten. Jede Nacht besucht er seine kleine Familie. Dann muss Jack in den Schrank und sieht von dort nur Schemen durch die Jalousien. Während das Buch über die Sprache eine subjektive Wahrnehmung ausgestalten kann – es ist als Ich-Erzählung des Buben verfasst -, muss der Film notgedrungen eine objektivere Position einnehmen. Die Verschiebung ist auch im Vergleich zu Markus Schleinzers Michael aufschlussreich, der sich nüchtern-protokollarisch des Verhältnisses von Entführer und Opfer annahm. In Room liegt der Angelpunkt dagegen eindeutig im emotionellen Bereich: in einer alles Böse überstrahlenden Innigkeit, die auch durch gelegentliche Verzweiflungs- und Wutanfälle nicht erschüttert werden kann. Die äußere Bedrohung hat das Band zwischen den beiden nur noch gefestigt. Die Musik ist an manchen Stellen mit ihrem Nachdruck schon zu viel. Abrahamsons Ausrichtung verlegt den Akzent auf den schauspielerische Bereich, dem sein Film Kraft und Dringlichkeit verdankt. Brie Larson hat schon in dem US-Independent-Film Short Term 12 in der Rolle einer Sozialarbeiterin gezeigt, dass sie sich auf kämpferische Charaktere versteht. Als Ma erklimmt sie nun noch größere Höhen an Intensität, ohne in den stilleren Momenten zu enttäuschen – es ist eine Arbeitsrolle, die für Auszeichnungen wie den Oscar wie gemacht erscheint. Besonders faszinierend ist es jedoch, dem jungen Jacob Tremblay zuzusehen, wie er sich an die plötzliche Verwandlung seiner vertrauten Umwelt anpasst. Room spielt nämlich nicht nur in einem einzigen Raum, sondern lebt wesentlich davon, zwei sehr unterschiedliche Teile aufeinander zu beziehen. Der Clou daran ist, dass keine Freiheit grenzenlos ist: Sie weist das Erfordernis menschlichen Austauschs auf, eine Herausforderung, die man erst bewältigen muss. Zu zweit, so seltsam das sein mag, war es für Jack und Joy einfacher, da sie weniger Menschen beurteilt haben. Abrahamson macht dieses Gefälle auch visuell deutlich: Das Gefängnis filmt er in Breitwandbildern, in denen der Raum zwischen den Körpern ganz flach wird. Die Außenwelt dagegen wirkt viel zu groß. Eine zu hell ausgeleuchtete Welt, in der man fast schon zu viel sehen kann. Wissenschaft;Cixin Liu gewinnt Preis für besten SF-Roman – Fans erteilen reaktionärer Splittergruppe eine klare Absage. Spokane – Und am Ende, da ist es nach monatelanger Aufregung fast noch eine ganz normale Hugo-Gala geworden: Samstagabend fand die Verleihung des wichtigsten Preises für Science-Fiction-Literatur statt: Ein alljährlich vergebener Fan-Preis, bei dem jeder mitstimmen kann, der sich für die World Science Fiction Convention des jeweiligen Jahres anmeldet. 5.950 Fans, so viele wie noch nie, nahmen heuer an der Abstimmung zu den Hugo Awards teil, die Zeremonienmeister David Gerrold im Anschluss aus vielerlei Gründen als historisch bezeichnete. Doch mehr dazu später, erst – Ehre, wem Ehre gebürt – die Gewinner. In der traditionell prestigeträchtigsten Kategorie gewann der chinesische Autor Cixin Liu den Hugo Award für den besten Roman. Sein The Three-Body Problem, das bislang noch nicht ins Deutsche übersetzt wurde, ist der Auftaktband einer komplexen Trilogie, die mit einer Verschwörung beginnt und sich der Frage zuwendet, wie die Menschheit mit dem Wissen umgeht, dass in mittlerer Zukunft Vertreter einer überlegenen außerirdischen Zivilisation die Erde erreichen werden. The Three-Body Problem war bereits in der Endauswahl der Nebula Awards gewesen, dem von den Science Fiction and Fantasy Writers of America vergebenen Profi-Gegenstück zum Hugo. Dort musste es sich noch Jeff VanderMeers Southern Reach-Trilogie geschlagen geben – ebenso wie der Fantasy-Roman The Goblin Emperor von Sarah Monette alias Katherine Addison und Ancillary Sword, die Fortsetzung von Vorjahressiegerin Ann Leckies Weltraumsaga Ancillary Justice (Die Maschinen). Diese beiden belegten nun beim Hugo die Plätze hinter Cixin Liu. Bester Film: Guardians of the Galaxy Da weitaus mehr Menschen Science Fiction im Kino sehen als lesen, erhält die Nebenkategorie Bester Film außerhalb der Literaturwelt in der Regel die meiste Publicity. Hier gewann wie schon bei den Nebulas die Actionkomödie Guardians of the Galaxy den Preis – vor Captain America: The Winter Soldier, Edge of Tomorrow, Interstellar und dem Lego-Film. Weitere Hugos gingen an die kanadische TV-Serie Orphan Black als bestes filmisches Kurzformat, an das Superhelden-Comic Ms. Marvel von G. Willow Wilson und an den niederländischen Autor Thomas Olde Heuvelt, dessen The Day the World Turned Upside Down als beste Novellette ausgezeichnet wurde. Nicht zu vergessen eine ganze Reihe weniger prominenter Kategorien, vom besten semiprofessionellen Magazin bis zum besten Fancast: Eine vollständige Liste der Gewinner und der Nominierten finden Sie hier. Durch die Gala, die man sich wie eine charmant amateurhafte Version der Oscar-Verleihung vorstellen darf, führten die Autorin Tananarive Due im Lt.-Uhura-Kostüm und ihr älterer Kollege David Gerrold, der als Autor der legendären Tribbles-Folge seinen ganz persönlichen Star Trek-Bezug hat ... und von Donald Trump mit Blick auf dessen exzentrische Frisur seinen Tribble zurückforderte. Exotische Gäste – darunter Astronaut Kjell Lindgren, der den Roman-Sieger von Bord der ISS aus verkündete, ein Dalek aus der Serie Doctor Who und mit der Autorin Nina Horvath auch eine waschechte Österreicherin – bereicherten das Geschehen. Und sorgten für gute Stimmung, obwohl über dem Austragungsort Spokane im US-Bundesstaat Washington die Rauchwolken naher Waldbrände hingen und fast wie ein Omen wirkten. ... denn leider war heuer nichts normal. Der Gala war eine monatelange hasserfüllte Kontroverse vorausgegangen, wie es sie in der Science-Fiction-Gemeinde, die sich stets als große Familie verstanden hat, noch niemals gab. Was war geschehen? Kurz gesagt: Der aktuelle US-amerikanische Kulturkrieg hatte auf die Science Fiction übergegriffen. Jeden Frühling werden die Kandidaten für den Hugo Award präsentiert, also diejenigen, die von Fans am häufigsten nominiert wurden. Heuer allerdings wurden individuelle Nominierungen weitestgehend ausgehebelt: Zwei rechtslastige Gruppierungen von Autoren und deren Fans, die konservativen Sad Puppies und die radikaler gesinnten Rabid Puppies um den christlichen Verleger Vox Day, hatten ihre Anhänger zu einer Blockabstimmung mobilisiert. Da die Zahl an nominierenden Fans traditionell überschaubar ist und zudem in lauter individuelle Geschmäcker zerfällt, hat es auch eine kleine Gruppe leicht, sich durchzusetzen, wenn sie im Gleichschritt marschiert. Ironischerweise haben die Sad Puppies, die sich noch immer für die treibende Kraft der Aktion halten, bis heute nicht zur Kenntnis genommen, dass sie von ihren radikaleren Verbündeten instrumentalisiert wurden. Vox Day nutzte die Kampagne, um sich selbst und Produkten seines Kleinverlags multiple Nominierungen zu sichern. Das Ergebnis war ein für das Fandom schockierender Stimmzettel, der von Puppy-Nominierungen wimmelte. In einigen Kategorien standen nun sogar ausschließlich Puppy-Kandidaten zur Wahl. Als Rechtfertigung für ihr Vorgehen sprachen beide Puppy-Fraktionen von einer seit Jahren anhaltenden Verschwörung aller möglichen Leute – von Linken, Frauen, Schwulen, Akademikern, Literati usw. –, die den Hugo Award ausschließlich ihresgleichen zuschanzen würden. Was auch immer ihresgleichen in einem so heterogen zusammengesetzten Feindbild sein mag. Aus einer solchen Aktion folgt ein scheinbarer Lagerkampf – während es tatsächlich nur ein Lager gibt, das den Rest der Welt über einen Kamm schert und seine Interessen als gleich wichtig oder noch wichtiger als die aller anderen zusammen betrachtet. Es war, als würde Portugal beim Song Contest mit der Strategie antreten, sämtliche anderen Länder als Teil einer Verschwörung mit finsterer Agenda zu bezeichnen und sich zur einzigen Gegenkraft hochzustilisieren. Das funktioniert genau so lange, bis eine Abstimmung zeigt, wie klein die lautstark agitierende Minderheit tatsächlich ist. Doch nicht nur, dass sich in Internetforen bald blanker Hass ausbreitete, nachdem die Puppies Gift in eine bis dahin friedliche Community getragen hatten. Auch die Kampagne selbst machte bemerkenswerte Wandlungen durch. Ein angeblich rein literarischer Diskurs mündete rasch in klassisches Mobbing und schließlich in einen Boykottaufruf gegen den linken SF-Verlag Tor: Eine vermeintlich spontane Aktion, weil Tor sich – verständlicherweise – weigerte, eine Mitarbeiterin zu entlassen, auf die sich die Puppies eingeschossen hatten. Genau gegen diesen Verlag wollte Vox Day allerdings schon ein Jahr zuvor aus ganz anderem Grund einen Boykott initiieren. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier persönliche Rechnungen beglichen werden sollten. Und Vox Day, als Autor wie Verleger bedeutungslos, glaubt offenbar eine mit dem vielleicht wichtigsten SF-Verlag weltweit zu haben. Und einmal mehr ließen sich die Sad Puppies von ihm instrumentalisieren und von einem Zielobjekt zum nächsten manövrieren. Sie wollten angeblich die Hugos demokratisieren – und drängten die große Mehrheit der Fans ins Abseits. Sie wollten gegen eine nicht existierende ideologisch motivierte Clique antreten – und waren selbst die einzigen, die eine bildeten. Und sie wollten zeigen, was gute Science Fiction ist – und stellten einen Stimmzettel zusammen, auf dem sich mediokre Werke und einige qualitative Totalausfälle drängelten. Die Puppies hatten eine Menge Behauptungen in die Welt gesetzt und ohne Unterlass wiederholt. Keine einzige davon konnten sie belegen – und die allerletzte löste sich nun bei der Hugo-Abstimmung in heiße Luft auf: Nämlich die Fehlannahme der Puppies, dass sie für die schweigende Mehrheit der Science-Fiction-Fans sprechen würden. Die Mehrheit wurde in Anspruch genommen und die Mehrheit hat eindrucksvoll geantwortet: Nicht ein einziger Puppy-Kandidat hat einen Preis gewonnen – mit Ausnahme von Guardians of the Galaxy. Wobei jedoch vorab in nahezu allen SF-Foren Einigkeit geherrscht hatte, dass die Filmkategorien ein Sonderfall sind, weil in Hollywood – so ehrlich muss man sein – kaum jemand wissen dürfte, was die Hugo Awards überhaupt sind. Geschweige denn aktiver Teil der Puppy-Kampagne wäre. In sämtlichen literarischen Kategorien verloren die Puppy-Kandidaten bemerkenswert deutlich (die genauen Statistiken sind hier zu finden). Was auch bedeutete, dass die Fans in den Kategorien, in denen ausschließlich Puppy-Kandidaten zur Wahl standen, dafür stimmten, keinen Preis zu vergeben. Die seit jeher mögliche Option No Award wurde in den Kategorien Sachbuch, Kurzgeschichte, Novelle und bester Herausgeber (Lang- und Kurzformat) gezogen. Die in den vergangenen Monaten zum Mem gewordene Verballhornung Noah Ward wurde somit zum meistgenannten Namen des Abends. Fünfmal kein Preis verliehen: Das ist soviel wie bis dato in der ganzen über 60-jährigen Geschichte der Hugo Awards zusammen. Allerdings ist es auch weit von der nuklearen Option entfernt, vor der im Vorfeld viele – unter anderem George R. R. Martin – gewarnt hatten: Nämlich aus Zorn über die Blockabstimmung der Puppies und ihre anhaltende Hetzkampagne durchgehend mit No Award zu stimmen und so den ganzen Hugo-Jahrgang 2015 den Bach runtergehen zu lassen. Stattdessen stimmten die Fans äußerst zielgenau ab. Wirklich zufrieden kann niemand damit sein, was bei der Hugo-Kontroverse herausgekommen ist. Es konnte nur noch zwischen schlechten Optionen gewählt werden, aber davon hat sich immerhin die erträglichste durchgesetzt. Insofern können sich nun all die unterschiedlichen Fans, die von den Puppies unter pauschalisierenden Schmähbegriffen zu einem Pseudo-Lager zusammengefasst wurden, als Sieger fühlen. Als Gewinner ist aber auch Vox Day zu betrachten. Nicht weil er in bester verschwörungstheoretischer Manier für jeden denkbaren Wahlausgang schon vorab erklärt hat, warum dies seinen Sieg beweise. Sondern weil er es geschafft hat, seine Agenda dem gesamten Fandom aufzuzwingen. Monatelang wurde ausschließlich auf das reagiert, was er vorgegeben hatte. Vor allem aber ist er ein finanzieller Gewinner, weil er seinen Bekanntheitsgrad enorm erhöht hat. Menschen, die seine Ideologie nicht teilen, sind ihm ohnehin egal. Unter Geistesverwandten, die zuvor noch nie von ihm gehört hatten, hat er aber sicher neue Käufer gefunden, womit sich der Aufwand gelohnt hat. Eindeutiger Verlierer der Abstimmung sind die Sad Puppies – auch wenn sie nach dem spektakulären Verfehlen aller ihre vorab deklarierten Ziele nun eifrig versuchen, diese rückwirkend umzuschreiben. Einige ihrer Proponenten dürften sich zudem über die aktuelle Niederlage hinausgehenden, bleibenden Rufschaden zugefügt haben, indem sie die Brücken zum Rest der SF-Community abbrachen. Anders als Vox Day, bei dem gezielte Provokation und eine Politik der verbrannten Erde integraler Bestandteil des Selbstmarketings sind, sehen sich die gemäßigteren Sad Puppies nach eigenen Worten als Teil der SF-Community. Doch haben einige von ihnen im Verlauf der Kontroverse jede Mäßigung verloren. Es stellt sich die Frage, welches Standing eine Sarah Hoyt oder ein Brad R. Torgersen noch haben können – nach dem, wie sie in den vergangenen Monaten über Berufskollegen gesprochen haben. Als Verlierer werden in vielen Reaktionen auch diejenigen Autoren genannt, die es aufgrund der Blockabstimmung der Puppies nicht auf den Stimmzettel geschafft haben. Nüchtern betrachtet unterscheidet sich 2015 da aber kaum von einem normalen Jahrgang: Jedes Jahr kann nur einer gewinnen und andere würdige Kandidaten gehen damit zwangsläufig leer aus. Verlieren ist ein hartes Los, aber es ist auch der Normalzustand. Ob der Hugo Award selbst auf der Gewinner- oder Verliererseite steht, lässt sich derzeit noch nicht sagen. Die Kontroverse hat zweifellos an seinem Image gekratzt, und ein mehrfaches No-Award-Ergebnis widerspricht seiner Intention, guten Science-Fiction-Werken Aufmerksamkeit zu verschaffen. Andererseits wurde damit ein Signal gesetzt, dass Kampagnen und Blockabstimmungen abgelehnt werden und die Fans sich ehrliche Gewinner wünschen. Es wurden mehrere Vorschläge eingebracht, das Nominierungsprozedere so zu verändern, dass Blockabstimmungen wie die der Puppies künftig nicht mehr möglich sind. Sollten sich diese durchsetzen, könnten sie aber frühestens 2017 wirksam werden: Die Hugos sind bei Systemänderungen schwerfällig – und zwar gewollt, weil Entschlüsse in der Hitze des Augenblicks vermieden werden sollen. Da für das nächste Jahr schon längst die nächste Puppy-Kampagne angekündigt ist, bleibt zu hoffen, dass die Fans die Lehre aus dem heurigen Desaster gezogen haben und ihre notorische Laxheit beim Nominieren ablegen, wenn Anfang 2016 die nächste Runde ansteht. Wenn die Aufregung der vergangenen Monate dazu führt, dass mehr Fans als bisher schon in der Nominierungsphase aktiv werden, hätte der Hugo letztlich tatsächlich gewonnen. Was sich die Puppies in gewohnter Verkennung der Realität fraglos auf ihre Fahnen heften würden – sollen sie. (Josefson, 23. 8. 2015) Wissenschaft;Die Bodenpfleger setzen auf Moleküle, die weltweit eine enorme Gesamtmasse ergeben würden: ein Kilogramm pro Mensch. Bremen – Die ökologische Leistung von Regenwürmern, nämlich Nährstoffe aus totem Pflanzenmaterial zurückzugewinnen und den Boden aufzulockern, kann gar nicht hoch genug geschätzt werden. Allerdings brauchen sie für ihre Tätigkeit auch einen besonderen Schutz, wie das Max-Planck-Institut für marine Mikrobiologie berichtet. Denn in Laub und anderem abgestorbenen Material sind immer noch Giftstoffe enthalten, mit denen sich die Pflanzen gegen Fraßfeinde geschützt haben. Pflanzen produzieren Polyphenole, die als Antioxidantien wirken und Pflanzen ihre Farbe geben. Sie behindern jedoch die Verdauungsprozesse vieler Pflanzenfresser. Wissenschafter um Manuel Liebeke haben nun mit einem auf Massenspektrometrie beruhenden bildgebenden Verfahren (MALDI-MS) Moleküle – sogenannte Drilodefensine – im Darm der Würmer entdeckt, die die pflanzlichen Abwehrstoffe ausschalten und das Verdauen der Nahrung ermöglichen. Die Drilodefensine arbeiten im Prinzip wie Seife: Sie umhüllen die Nahrungseiweiße und Enzyme im Wurmdarm und verhindern, dass die Polyphenole daran binden können. Ohne diesen Schutz würden die pflanzlichen Polyphenole einen Prozess starten, der den Wurmdarm schädigen würde. Und die Moleküle scheinen für den einzelnen Wurm sehr wertvoll zu sein, denn die Würmer schonen ihren eigenen Vorrat, indem sie ein effektives Recyclingsystem nutzen und nichts von der Substanz ausscheiden. “Es gibt weltweit eine Menge von diesen Wirkstoffen, weil es sehr viele Regenwürmer gibt, teilweise bis zu 300 pro Quadratmeter. Die Gesamtmasse der Drilodefensine ist beträchtlich, verteilt auf die Weltbevölkerung ungefähr ein Kilogramm pro Mensch“, sagt Liebeke. (red, 7. 8. 2015) Nicht-Wissenschaft;Extralob von Allofs für den Wolfsburger Doppeltorschützen. Der Goalgetter selbst war mit dem Ergebnis ganz zufrieden. Gent – Dank einer Gala des überragenden Julian Draxler hat der VfL Wolfsburg das Tor zum Champions-League-Viertelfinale weit aufgestoßen. Beim 3:2 (1:0) im ersten K.-o.-Spiel der Vereinsgeschichte in der Königsklasse beim belgischen Meister KAA Gent erzielte der 22-Jährige zwei Treffer (44., 54.) und sorgte für einen guten Polster fürs Rückspiel am 8. März – der allerdings wesentlich dicker hätte ausfallen müssen. Extralob für Draxler Nach Max Kruses 3:0 (60.) schien das Spiel entschieden, doch Wolfsburg verlor in der Schlussphase Konzentration und Kontrolle und ließ noch unnötige Tore von Sven Kums (80.) und Kalifa Coulibaly (89.) zu. So ein Spiel muss man bis zum Ende durchziehen. Da waren wir zu unsicher, sagte VfL-Geschäftsführer Klaus Allofs bei Sky. Dann lobte er Draxler: Julian ist so ungefähr das Beste, was es im deutschen Fußball gibt. Der offensive Mittelfeldspieler selbst ärgerte sich über die Schlussminuten. Wir haben den Faden verloren und einen Gang zurückgeschaltet. Wir haben uns ein noch besseres Ergebnis versaut. Das sind gemischte Gefühle, sagte er im ZDF. Dennoch müssen wir positiv bleiben. Wir haben alles in der eigenen Hand. Sehenswerter Lupfer Lange Zeit hatte es nicht nach einer klaren Angelegenheit ausgesehen. Gent machte seine technischen Defizite mit viel Kampf und Unterstützung der 20.000 Zuschauer in der seit Wochen ausverkauften Ghelamco-Arena wett. Erst nach Draxlers Geniestreichen bröckelte der Widerstand, aber auch das nur vorübergehend. Beim 1:0 narrte Draxler seinen Gegenspieler Thomas Foket mit einer schnellen Drehung, sprintete in den Strafraum und schloss nach Doppelpass mit Vierinha ab. Kurz nach Wiederanpfiff düpierte er Gents Defensive erneut und traf mit einem sehenswerten Lupfer zur Vorentscheidung. Ball als Souvenir Den Spielball hat sich Draxler als Souvenir gesichert. Es war auf jeden Fall mein erfolgreichstes Spiel für den VfL mit zwei Toren, sagte er. In der Champions League schießt man nicht alle Tage Tore, deshalb habe ich den Ball mitgenommen. Wissenschaft;Entwicklung von Salzburger Wissenschaftern mit Kollegen der Stanford-Universität. Salzburg/Stanford – Forschern der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität (PMU) in Salzburg haben gemeinsam mit Wissenschaftern der Stanford-Universität (USA) ein neues Verfahren zur Züchtung von menschlichem Knochengewebe inklusive Knochenmark in einem Mäusekörper entwickelt. Das Verfahren erlaubt es, das Immunsystem – z.B die Entstehung von Leukämie – besser zu studieren und neue Therapieansätze zu entwickeln. Das Modell stellt die Bedingungen im Menschen nahezu real dar und erlaubt darüber hinaus wichtige Einblicke in die Mechanismen der Organregeneration durch Stammzellen, hieß es von Seiten der PMU. Dem österreichischen Forschungsteam gehören Dirk Strunk vom Institut für Klinische und Experimentelle Zelltherapie der PMU und Katharina Schallmoser von der Salzburger Universitätsklinik für Blutgruppenserologie und Transfusionsmedizin an. Bei Versuchen in Graz und Salzburg hatten sie beobachtet, dass es durch Transplantation von Knochenstammzellen unter bestimmten Bedingungen möglich ist, menschliche Knochen inklusive Knochenmark in Versuchstieren zu kreieren. Aufbauend auf diesem in Österreich entwickelten Verfahren berichteten nun die Experten aus Salzburg und den USA – Andreas Reinisch, Ravi Majeti und weitere Mitarbeiter der Stanford Universität – in der Fachzeitschrift Nature Medicine erstmals über die neuartige Methode zur Transplantation von menschlichem Knochenmark im Tiermodell. In einem ersten Schritt wird aus Knochenstammzellen menschlicher Knochen in einer Maus gezüchtet, welcher als instruierende Stammzellnische dienen soll, hieß es. Anschließend wird menschliches Knochenmark in diese künstlich geschaffene, humanisierte Umgebung transplantiert. Das Modell erlaubt auch, die Bedingungen im Menschen nahezu real darzustellen. Es führt Angaben der Forscher zufolge nicht nur zu einem besseren Verständnis der Entwicklung des gesunden menschlichen Immunsystems, sondern erlaubt auch, beispielsweise die Entstehung von Leukämie besser zu studieren. Diese Beobachtungen ermöglichen auch die Erstellung vorhersagekräftiger Modelle für die Entstehung von gefährlichen Bluterkrankungen und deren mögliche Behandlung. So könnten beispielsweise durch Transplantation leukämischer Blutzellen neue, patientenspezifische Therapieansätze (Medikamente) zur Bekämpfung von Leukämien erprobt werden, noch bevor diese beim Menschen zum Einsatz kommen. Das Verfahren erlaubt zudem wichtige Einblicke in die Mechanismen der Organregeneration durch Stammzellen. Das sei ein großer Schritt voran in der Arbeit der Forschenden unter Leitung von Dirk Strunk am Institut für Klinische und Experimentelle Zelltherapie des Zentrums für Querschnitt- und Geweberegeneration (SCI-TReCS) an der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität in Salzburg, wurde in der Aussendung betont. Nicht-Wissenschaft;'Die unabhängige Expertenkommission legte ihren Abschlussbericht zum Verschwinden der 43 Studenten vor. Klarheit über den Tathergang gibt es noch immer nicht – dafür gehen die Experten mit der Regierung hart ins Gericht. Mexiko-Stadt – Mit einer scharfen Kritik an der mexikanischen Justiz haben die ausländischen Ermittler im Fall der 43 verschwundenen Studenten am Sonntag ihre Mission beendet. Die Behörden hätten schlampig und schleppend ermittelt, Beweise unterdrückt, die Arbeit der unabhängigen Ermittler boykottiert, und die historische Wahrheit der mexikanischen Staatsanwaltschaft basiere auf unter Folter erpressten Geständnissen. So steht es in dem 608 Seiten langen Abschlussbericht, den die Expertengruppe in Mexiko-Stadt vorlegte. Sie decouvriert damit die wichtigste Achillesferse der mexikanischen Demokratie: das komplette Versagen des Rechtsstaats. 98 Prozent aller Straftaten in Mexiko bleiben ungesühnt. Die Zusammenarbeit mit den Experten, die mit Zustimmung von Präsident Enrique Peña Nieto vor mehr als einem Jahr ins Land kamen, um die Ermittlungen zu unterstützen, wird auf Wunsch der Regierung beendet, ohne dass abschließend Klarheit über den Tathergang im südmexikanischen Iguala herrscht. 50 Prozent der Anfragen der Experten seien von den mexikanischen Behörden zudem nicht beantwortet worden, wichtige Elemente wie die Handykommunikation der Studenten in der Tatnacht seien nicht untersucht worden, bedauerten die Experten. Die Eltern der verschwundenen Studenten kritisierten den Hinauswurf der Experten. Die kolumbianische Ermittlerin Ángela Buitrago erklärte, es obliege nun der Gesellschaft, Druck auszuüben, um den Fall zu lösen. Zuletzt stolperten die Ermittler über die Weigerung des Militärs, Ausländern über die Ereignisse Auskunft zu geben. Von ihrem technisch hochgerüsteten Kommandoposten aus hatten die Soldaten die Vorgänge verfolgt und ihre Vorgesetzten informiert, ohne jedoch einzuschreiten; die Gesprächsprotokolle und Aufzeichnungen sind unter Verschluss. Die Streitkräfte, die seit 2006 auf Bitte der Regierung den Krieg gegen die Drogenkartelle führen, haben sich ausbedungen, nicht von zivilen Gerichten zur Verantwortung gezogen zu werden, obwohl das laut dem Urteil des Interamerikanischen Menschenrechtsgerichtshofs illegal ist. Laut der offiziellen historischen Wahrheit wurden die 43 Lehramtsstudenten im September 2014 auf Anweisung des Bürgermeisters von Iguala von seiner Gemeindepolizei gejagt und festgenommen. Schließlich wären sie Killern des örtlichen Drogenkartells übergeben worden, die sie dann verhörten und anschließend auf einem Müllplatz exekutierten. Im Laufe ihrer einjährigen Mission entdeckten die Experten jedoch zahlreiche Ungereimtheiten, zum Beispiel fehlte ein Motiv für das Massaker. Die Staatsanwaltschaft ging von einem Racheakt des Bürgermeisters aus, dem die linken Studenten zu kritisch waren. Die Studenten waren in der Tatnacht nach Iguala gekommen, um Busse zu kapern, mit denen sie zu einer Kundgebung in die Hauptstadt fahren wollten. Die Ermittler entdeckten, dass einer der gekaperten Busse aus den Ermittlungsakten verschwand und nicht sichergestellt wurde. In diesem Bus sei womöglich Heroin transportiert worden, und die Studenten seien so unwissentlich in die Fänge der Drogenmafia geraten. Die Nationale Menschenrechtskommission untersucht außerdem eine Zeugenaussage, wonach eine Gruppe der Studenten von Bundespolizisten abgefangen und in den Nachbarort Huitzuco gebracht wurde. Iguala liegt inmitten des wichtigsten Schlafmohnanbaugebiets Mexikos. In das Geschäft sind nicht nur Kartelle verwickelt, sondern auch Sicherheitskräfte und Politiker. Die Arbeit der Experten hatte nicht nur die Streitkräfte und die Regierung verärgert, sondern auch rechtskonservative Kreise, die in den vergangenen Wochen eine Schmutzkampagne starteten und über ihre Medien die Kompetenz und Integrität der Experten infrage stellten.' Wissenschaft;Katastrophe vor über drei Milliarden Jahren – Asteroid war laut Forschern 20 bis 30 Kilometer groß. Canberra – In der Raumfahrtbranche wird heute über die problematische Zunahme von Weltraummüll rund um die Erde gestöhnt. Zum Glück haben wir es aber nicht mehr mit solchen Brocken zu tun, wie sie in der Zeit, als auf der Erde das Leben entstand, noch gang und gäbe waren. Vor 4,1 bis 3,8 Milliarden Jahren etwa standen Erde und Mond im Trommelfeuer des sogenannten Late Heavy Bombardement, in dem zahlreiche Asteroiden und Planetesimale mit Durchmessern von mehreren Kilometern einschlugen. Auf dem Mond hinterließen Asteroideneinschläge vor 3,9 bis 3,8 Milliarden Jahren die noch heute sichtbaren Maria. Ein Nachzügler hat die Erde vor gut 3,4 Milliarden Jahren erwischt, wie nun Forscher der Australian National University im Fachjournal Precambrian Research berichten. Das Team um Andrew Glikson fand in einem Bohrkern aus dem nordwestaustralischen Marble Bar winzige kugelförmige Einschlüsse. Diese Mikro-Glasperlen aus verdampftem und wieder kondensiertem Material zeigten bei der Analyse die gleichen Anteile von Elementen wie Platin, Nickel oder Chrom, wie man sie auch aus Asteroidenproben kennt. Da der Bohrkernabschnitt mit den Kügelchen zwischen zwei vulkanischen Schichten eingelagert war, ließ sich das Alter relativ genau auf 3,46 Milliarden Jahre berechnen. Die Forscher postulieren, dass es sich um einen 20 bis 30 Kilometer großen Asteroiden gehandelt haben müsse, der einen Krater von hunderten Kilometern Durchmesser verursachte und Magmaflüsse, Tsunamis und Erdbeben auslöste, die einige Größenordnungen über allem lagen, was wir heute kennen. Marble Bar war allerdings nicht der Ort des Einschlags. Die Gegend, die damals unter dem Meer lag, hat lediglich das Material, das der Asteroid über die gesamte Erde verteilte, unter Sedimenten konservieren können. Wo der Einschlag stattfand, ist nicht rekonstruierbar: Anders als bei den Meeren des Mondes werden auf der Erde die Spuren selbst derart gewaltiger Katastrophen durch vulkanische und tektonische Prozesse mit der Zeit ausgelöscht. Deshalb weiß man bislang auch nur von 17 Einschlägen, die älter sind als 2,5 Milliarden Jahre, obwohl es natürlich wesentlich mehr gegeben haben muss. Derjenige, der seine Spuren in Marble Bar hinterlassen hat, ist der zweitälteste, den man kennt – und einer der größten. Wissenschaft;Präzisionssteuerung des Interact Centaur Rover im Test. Washington/Moskau – Seit vergangener Woche befindet sich erstmals ein Däne im Weltall: der 38-jährige Ingenieur und Astronaut Andreas Mogensen erreichte die ISS gemeinsam mit dem Kasachen Aidyn Aimbetow und dem Russen Sergej Wolkow. Die Arbeit wartete bereits: Mogensen hat am Montag erstmals von der Raumstation aus einen Roboter auf der Erde gesteuert. Das Gerät mit Greifarmen und einer beweglichen Kamera befindet sich in Noordwijk in den Niederlanden. Bei dem Test ging es um Ausführungen im Mikrometerbereich. Unter anderem sollte Mogensen unterschiedliche Metallfedern mit den Greifarmen des Roboters erfassen und durch das übertragene Gefühl unterschiedliche Härtegrade bewerten, wie Andre Schiele von der Europäischen Raumfahrtagentur ESA sagte. Der Roboter mit Sensoren in seinen beiden Greifarmen sollte dem Operateur ein haptisches Gefühl übermitteln, um die präzise Steuerung zu erleichtern. Mit dem Experiment will die ESA ihre Robotertechnik verbessern. Außerdem sollte die Motorik von Astronauten im All sowie die Funkübertragung getestet werden, erklärte Experte Klaus Landzettel. Statt über die direkte Verbindung – rund 400 Kilometer Luftlinie liegen zwischen ISS und Erde – sendete Mogensen das Signal über einen Satelliten in die USA und von dort aus weiter in die Niederlande. Die Übertragungszeit lag bei etwa einer Sekunde. Wissenschaft;Noblella madreselva lebt in einem kleinen Areal im Nebelwald-Gebiet bei Cusco und könnte bereits bedroht sein. Lima – Biologen haben in den peruanischen Anden eine neue Froschart mit Tarnfarbe an der Oberseite und einer markanten Musterung am Bauch deckt: Der kleine Hüpfer hat einen braunen Rücken, eine dunkelbraune Maske im Gesicht und eine weiße Zeichnung auf Brust und Bauch. Nur eineinhalb bis zwei Zentimeter groß werden die Frösche, die vermutlich nur in einem kleinen Nebelwald-Gebiet bei Cusco in etwa 2.300 Metern Höhe leben. Das berichtet ein Team um Alessandro Catenazzi von der Southern Illinois University in Carbondale im Fachblatt ZooKeys. Durch seine braune Rückenfarbe fällt es dem Frosch leicht, sich vor Feinden zu verbergen – insbesondere deshalb, weil er sich vor allem zwischen altem Laub bewegt, wo er auch seine Eier ablegt. Die Zoologen tauften die Art Noblella madreselva, übersetzt aus dem Spanischen Mutter Dschungel. Der Name soll auf die Arbeit lokaler Umweltinitiativen hinweisen, die die Ökosysteme der Region schützen wollen. Die Wissenschafter fürchten, dass der kleine Frosch bereits bedroht sein könnte: durch Abholzung, Krankheiten oder Landwirtschaft. Denn der tagaktive Frosch tummelt sich an manchen Stellen zahlreich, bewohnt aber nach Einschätzung seiner Entdecker eben nur ein kleines Gebiet. Unweit dieser Region lebt auch die kleinste bekannte Froschart der Anden: Noblella pygmea. Wissenschaft;Erste Ausgabe für Saison 2016/17 geplant. London – Die Formel-E-Rennserie für Rennwagen mit Elektromotor will in der kommenden Saison 2016/17 eine Weltmeisterschaft ohne Fahrer in ihr Rahmenprogramm aufnehmen. Das neuartige Roborace solle jeweils vor dem eigentlichen Formel-E-Rennen, aber auf den gleichen Strecken in Szene gehen, hieß es. Zehn Teams mit jeweils zwei Autos sollen dabei gegeneinander antreten. Roborace ist eine offene Meisterschaft für die innovativsten Wissenschafts- und Technik-Unternehmen der Welt, sagte Formel-E-Geschäftsführer Alejandro Agag und beschrieb die Rennserie als eine der aufregendsten Sportveranstaltungen in der Geschichte. Als Unternehmen, die sich für Roborace-Teamlizenzen interessieren könnten, werden einerseits traditionelle Autobauer wie Mercedes-Benz oder Audi, andererseits Technologie-Giganten wie Google und Apple gehandelt. BMW, Audi, Renault und Citroën sind bereits in der Formel E involviert, die in der aktuellen, noch bis Juli 2016 laufenden Saison unter anderem in Long Beach, Peking, Berlin, Moskau, Mexiko-Stadt, Paris und London gastiert. Wissenschaft;Forscher führten Befragungen und Persönlichkeitstests mit rund 4.000 Probanden durch. Cambridge – Sag mir, welche Musik dir gefällt, und ich sage dir, wie du denkst. Diese kühne Behauptung traut sich David Greenberg (Uni Cambridge) zu, nachdem er mit Kollegen rund 4.000 Probanden nach ihren musikalischen Vorlieben befragt hat und mit ihnen außerdem Persönlichkeitstests durchführte. Die im Fachblatt PLoS One veröffentlichten Ergebnisse waren jedenfalls erstaunlich eindeutig und lassen sich wie folgt zusammenfassen: Jene Personen – egal ob Männer oder Frauen -, die systematisch denken, bevorzugen eher komplexere, laute, intensive und anregende Musik. Personen, die hingegen besonders empathisch sind, mögen eher sanfte, unprätentiöse Musik wie Soft Rock, Pop, Blues oder Latin und meiden intensive Stilrichtungen wie Punk oder Heavy Metal. Wissenschaft;Im Projekt "Cities at Night" werden auf der ISS gemachte Nachtaufnahmen der Erdoberfläche zu einem Gesamtbild vereinigt. 2012 wurde auf der Internationalen Weltraumstation das NightPod-Aufnahmegerät installiert, das durch die Eigenbewegung der ISS entstehende Bildunschärfen kompensiert. Seitdem macht die Crew systematisch Nachtaufnahmen der Erdoberfläche. Nun haben Wissenschafter auf diese aus einer einzigartigen Perspektive aufgenommenen Bilder zurückgegriffen, um den Anstieg der weltweiten Lichtverschmutzung zu messen. Die Zunahme an künstlicher Beleuchtung, die auch noch oben abstrahlt, versperrt nämlich nicht nur Astronomen in Ballungsräumen den Blick auf den Sternenhimmel. Die Lichtverschmutzung beeinflusst auch die innere Uhr von Menschen und Tieren sowie den Wachstumszyklus von Pflanzen und stört die Navigation von Insekten oder Vögeln. Im Projekt Cities at Night wollen Forscher der Universidad Complutense de Madrid, Spain und der kanadischen Cégep de Sherbrooke zusammen mit der Öffentlichkeit eine farbige Weltkarte der nächtlichen Erde erstellen. In der Galerie des Projekts kann man sich bereits durch zahlreiche Aufnahmen klicken. --> Cities at Night (mit Galerie) --> Die erste Karte --> Light pollution citizen science project --> Crowdfunding-Kampagne zur Weiterführung des Projekts (red, 13. 8. 2015) Wissenschaft;Norwegische Forscher stellen Spezialisierung auf Eierfarben fest. Trondheim – Der Kuckuck ist bekannt dafür, seine Eier in fremde Gehege abzulegen. Er überlässt die Aufzucht anderen Vögeln. Da die Wirtvogelart sich nicht so leicht überlisten lässt, wirft sie Eier, die nicht den ihren entsprechen, aus dem Nest. Doch es scheint auch unter diesen Tieren keine Strategie ohne Gegenstrategie zu geben: Die Kuckuckweibchen sind genetisch durch den Wirt geprägt und spezialisieren sich auf jeweils eine Eierfarbe, wie nun ein norwegisches Forscherteam mit einer Studie in Nature Communications nachweisen konnte. Sie führten die Analyse mittels genetischer Proben von blauen Eiern durch. Dabei entdeckten sie, wie praktisch diese Prägung ist. Sie wird vom Weibchen zur Kuckuckstochter übertragen – egal, mit welchem Männchen sie sich paart. So bleibt die Eiertarnfarbe bestehen. Nicht-Wissenschaft;'Panorama, Darknet, Erlebnis Bühne mit Barbara Rett, Sleepers, Warschau ''44, Mein Klagenfurt, Spiegel TV Magazin, Donnie Darko – mit Videos. 13.05 MAGAZINPanorama: Besser fernsehen Die Sendung bietet einen Überblick über 60 Jahre ORF: 1968 konnte der ORF den millionsten Fernsehteilnehmer begrüßen. 1957 gewährte der ORF einen Blick hinter die Produktionskulissen. 1995 wurde das beliebte Testbild zu Grabe getragen. Bis 13.30, ORF 2 19.00 REPORTAGEDarknet – Im Untergrund des Internet Wolfram Kuhnigk – investigativer Journalist – spricht mit Ermittlern der Polizei, mit Dealern, die ihren Stoff nur noch über das Darknet verkaufen, mit den Entwicklern des TOR-Browsers, IT-Experten, dem BKA, Menschenrechtsaktivisten und der Hackerelite Deutschlands. Bis 20.00, RTL 2 20.00 THEMENABENDOktoskop: Werkschau Ascan Breuer Zu Gast bei Amina Handke ist der Filmemacher, Sozial- und Kulturwissenschafter Ascan Breuer. Er hat eine Auswahl seiner Filme aus dem Dokumentarischen Labor mit dabei: Riding my Tiger, Teheran – Lost and Found, Paradise Later und Jakarta Disorder. Bis 21.10, Okto 20.15 MAGAZINErlebnis Bühne mit Barbara Rett: Tosca aus dem Römersteinbruch Wie schon in den Vorjahren mit seinen erfolgreichen Interpretationen von La Bohème und Aida zeigt sich Regisseur Robert Dornhelm – heuer erstmals unter der Intendanz von Maren Hofmeister – auch für Giacomo Puccinis Meisterwerk über Liebe, Verrat, Begehren und Mord verantwortlich. Bis 22.10, ORF 3 20.15 RACHEDRAMASleepers (USA 1996, Barry Levinson) Hell’s Kitchen in den 1960er-Jahren: Vier Jugendliche sind für den Unfalltod eines Passanten verantwortlich. Sie werden in das berüchtigte Wilkinson-Heim für jugendliche Straftäter geschickt und erholen sich zeit ihres Lebens nicht mehr von den Misshandlungen, die sie dort erfahren. Bis 23.05, RTL 2 22.00 KRIEGWarschau ’44 (POL 2014, Jan Komasa) 1944: Stefan (Józef Pawlowski) lebt noch bei seiner Mutter. Ohne jegliche Perspektive in seinem Leben schließt er sich einer Untergrundgruppe an. Während die russischen Truppen auf Warschau vorrücken, beginnt im Zen trum der Stadt der Aufstand gegen die deutschen Besatzer. Bis 23.55, ZDF 22.35 DOKUMENTARFILMMein Klagenfurt Die Prominenten dieser Dokumentation, die durch die Grätzel ihrer Kindheit und Jugend führen, sind Sängerin und Schauspielerin Dagmar Koller, die Discoqueen der Siebzigerjahre Penny McLean sowie die Kärntner Eishockeyfamilie Kalt rund um Eishockeylegende Dieter Kalt senior. Bis 23.40, ORF 2 23.40 MAGAZINTitel, Thesen, Temperamente 1) Seis mografen des Klimawandels – Doku ThuleTuvalu über die Folgen der Erderwärmung. 2) Literarisches Schlachtengemälde – Der neue Roman des Putin-Gegners Wladimir Sorokin. 3) Terrorkalifat in Afrika – Mike Smith schildert in seinem Buch den Aufstieg von Boko Haram. 4) Eleganter Star der Kunstwelt – Danh Võs Installationen in Venedig und in Köln. 5) Melancholische Komödie – Coconut Hero, ein Film übers Erwachsenwerden. Bis 0.10, ARD 23.55 MAGAZINSpiegel TV Magazin 1) Abschiebung im Eilverfahren: Streit um die Balkan-Flüchtlinge. 2) Die Wal-Kämpfer – Reportage über die Ökoaktivisten der Sea Shepherd. 3) Normal oder paranormal? – Wünschelrutengänger im wissenschaftlichen Stresstest. Bis 0.40, RTL 0.20 ZEITREISENDonnie Darko (USA 2000, Richard Kelly) Einer der großen Independent-Erfolge: In Richard Kellys verschrobenem Coming-of-Age-Drama wird Jake Gyllenhaal von einem Hasen vor dem Ende der Welt gewarnt. Bis 2.10, 3sat' Nicht-Wissenschaft;Enthüllte am Sonntag zum 32. Geburtstag des Whistleblowers den Platz – Besucher können spenden. Ein Dresdner Bürger namens Markwart Faussner hat einen Teil seines privaten Grundstückes zum Edward-Snowden-Platz gemacht. Als Miteigentümer eines Objekts in der Bautzner Straße in Dresden darf er das, die Namensänderung wurde mit einem Anwalt abgesprochen. Faussner enthüllte den Platz am vergangenen Sonntag, als Snowden seinen 32. Geburtstag gefeiert hat. Laut Süddeutscher Zeitung mahnte Faussner ein, dass unsere Freiheit so gut überwacht wird, dass davon irgendwann nichts mehr übrigt bleibt. Er bietet auf dem Platz die Möglichkeit, für Snowden zu spenden und Wünsche an den Whistleblower auf eine Karte zu schreiben. Eine Sammlung dieser Wortmeldungen werde für spätere Generationen versenkt werden. Zum Schluss seiner Rede wandte sich Faussner auf Englisch an Snowden: Dear Edward, I have a dream! I hope that you can return to your home country as a free man. Immer öfter ehren Privatpersonen den NSA-Whistleblower in Kunstaktionen. Ein New Yorker Kollektiv enthüllte eine Snowden-Büste, die rasch von Behörden entfernt wurde. Anschließend rekonstruierten wieder andere Künstler die Statue mit einer Projektion. Wissenschaft;Der britische Mediziner und Autor setzt sich für die restlose Veröffentlichung klinischer Studien ein. STANDARD: In Ihren Büchern Bad Science (2008) und Bad Pharma (2012) zeigen Sie Quacksalberei, aber auch schweren Missbrauch in Medizin, Wissenschaft und der Pharmaindustrie auf. Was sind die größten Probleme? Goldacre: Das heute allergrößte Problem evidenzbasierter Medizin ist, dass Ergebnisse klinischer Studien gegenüber Ärzten, Forschern und Patienten zurückgehalten werden. Das ist ein fundamentales Problem, weil es die Basis untergräbt, fundierte Entscheidungen über die beste Behandlung zu treffen, wenn die Resultate von Medikamententests regelmäßig einfach nicht publiziert werden. Das ist das ultimative Strukturproblem, das der Medizin den Boden unter den Füßen wegzieht. Es ist wirklich verrückt: Wir geben Millionen Euro für jede klinische Studie aus – und dann gehen die Hälfte der Ergebnisse der Studien verloren, vor allem die unliebsamen. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Studie nicht publiziert wird, ist zwei- bis dreimal größer, wenn ihre Ergebnisse dem jeweiligen Sponsor missfallen. Wir nehmen all dieses Geld in die Hand, damit wir korrekte und unbefangene Antworten bekommen und laden die Verzerrung bei der Hintertür wieder ein. STANDARD: Mit welchen Initiativen versuchen Sie diese Manipulation zu verhindern? Goldacre: Wir haben 2013 die AllTrial-Kampagne gestartet, um die Dinge endlich ins Rollen zu bringen. Unser nächster Schritt dreht sich um das Thema Verantwortung: Wir sind dabei, zu prüfen, wer Transparenz fördert und wer dem im Weg steht. Wir sahen uns etwa die Richtlinien aller Pharmakonzerne an und die Versprechen, die sie in puncto Transparenz beinhalten. Das wird in den kommenden Wochen auf unserer Webseite publiziert. Es ist sehr interessant, weil die Bandbreite so groß ist: Es gibt Firmen, die viel, andere, die gar nichts versprechen. Sehr oft aber ist es überhaupt nicht erkennbar, was die Firma offenzulegen gedenkt. Auch haben wir gerade die OpenTrials-Datenbank eingerichtet, die versucht, die Daten aller durchgeführten klinischen Studien zu vernetzen. STANDARD: Wie gehen Sie dabei konkret vor? Goldacre: Was wir in Kürze mit der Open-Trials-Datenbank starten, ist ein Livetracker für Ebola-Studien. Es gab dutzende registrierte Tests zu Ebola, deren Resultate ausständig sind. Viele Menschen haben an Tests zu Ebola teilgenommen und diese auch abgeschlossen, doch diese Tests werden nicht veröffentlicht, gleichzeitig sind viele Menschen an Ebola gestorben – das ist sehr problematisch. Nach den Pharmafirmen werden wir aber auch akademische Journals und Universitäten prüfen, denn nicht nur Konzerne, sondern auch Wissenschafter unterschlagen ihre Ergebnisse. STANDARD: Entsteht dieses Problem auch durch ein falsches Belohnungssystem in der Wissenschaft? Es werden wohl wenige Forschungspreise an jene vergeben, die zeigen, dass ein Wirkstoff nicht funktioniert ... Goldacre: Das Anreizsystem muss sich ändern. Wenn man Ergebnisse klinischer Studien nicht kundtut, dann ist das meiner Ansicht nach ein Vergehen, aber man wird dafür nicht bestraft. Was wir aber tun können, ist, das anzuprangern. Wir können den Scheinwerfer auf jene Leute richten, die ihre Ergebnisse zurückhalten. Das ist Name and Shame, aber dafür entschuldige ich mich nicht, denn Menschen sollten für ihr Fehlverhalten verantwortlich gemacht werden können. Wir zeigen aber umgekehrt auch her, wer besonders um Transparenz bemüht ist. Von dieser Best Practice können jene Firmen lernen, die sagen, was wir fordern, sei unmöglich. STANDARD: Das weltweite Netzwerk Cochrane Collaboration versucht diese Intransparenz zu bekämpfen und erstellt systematische Reviews, die alle verfügbaren Informationen über eine Behandlung zusammenfassen. Sie nahmen letzte Woche am Cochrane-Kolloquium in Wien teil. Haben Sie den Eindruck, dass es zunehmend mehr Bewusstsein für dieses Thema gibt? Goldacre: Es gibt heute mehr Bewusstsein, aber das Problem besteht weiter. Die Leute sehen immer mehr, dass die Wissenschaft in Schwierigkeiten steckt. Man kann dies etwa daran erkennen, dass viele klinische Studien nicht wiederholbar sind. Was publiziert wird, ist eine Mischung aus Glücksfunden, statistischen Störgeräuschen und Daten, die in alle möglichen Richtungen gebogen wurden, damit sie das erwünschte Ergebnis bringen. Was die AllTrials-Kampagne aber geändert hat, ist, dass den Leuten die Angst genommen wurde, das zu thematisieren. Zuvor wollten die Menschen oft nicht darüber sprechen, weil sie das Gefühl hatten, das Thema sei total kontrovers. STANDARD: Das Thema der diesjährigen Cochrane-Konferenz war Information Overload. Mehr Transparenz wird auch zu mehr Daten führen – wie kann dieser Informationsüberfluss sinnvoll ausgewertet werden? Goldacre: Wenn Menschen von Informationsflut sprechen, dann hört sich das wie etwas Passives an, dabei ist das ein ganz aktives Problem: Es ist ein Scheitern des Filters. Es bedeutet, dass wir scheitern, Information zusammenzufassen und zur richtigen Zeit an die richtige Person zu bringen. Qualitativ gute Filter zu entwickeln ist die Aufgabe von Netzwerken wie Cochrane. Selbst wenn auf einmal doppelt so viele Ergebnisse aufzuarbeiten wären, würde das für die Cochrane Reviews kein Problem darstellen. STANDARD: Ist das Publizieren aller Studienergebnisse nicht auch eine Kostenfrage? Goldacre: Das Publizieren der ausständigen Ergebnisse ist die kosteneffektivste Forschung, die man sich vorstellen kann. Sagen wir, eine Studie kostete zwei Millionen Euro. Werden die Ergebnisse nicht publiziert, sind sie verschwendet. Wenn um 10.000 Euro die Resultate aufbereitet und zugänglich gemacht werden, dann bekommt man um diese kleine Summe den Wert eines millionenschweren Investments. Wenn Pharmakonzerne sagen, wir zwängen sie, ihr Geld in die Aufbereitung alter Studienresultate – zu wohlgemerkt aktuellen Behandlungen – zu stecken und sie könnten so nichts Neues entwickeln, dann ist das lächerlich. Wissenschaft;Bisher suchte das SETI-Programm vor allem in Systemen nach Leben, die unserem gleichen. Nun soll aber die Umgebung Roter Zwerge ins Blickfeld rücken. Mountain View – Das US-Institut SETI will die Suche nach Leben im Weltall ausweiten. Weitere 20.000 Sternensysteme sollen in die Suche nach Radiowellen möglicher außerirdischer Lebewesen einbezogen werden, wie das SETI (Search for Extraterrestrial Intelligence) im kalifornischen Mountain View mitteilte. Systematisch beobachtet werden sollen Planeten, die Rote Zwerge umkreisen. Diese kleinsten Sterne, in deren Zentrum Wasserstoffbrennen stattfindet, sind deutlich älter als unsere Sonne und mit bloßem Auge am Himmel nicht zu erkennen. Das Umfeld Roter Zwerge galt bisher nicht als besonders lohnendes Gebiet für die Suche nach Leben im All. Doch neue wissenschaftliche Daten haben die Forscher umdenken lassen. Ältere Sonnensysteme hatten mehr Zeit, intelligente Wesen hervorzubringen, sagte der SETI-Astronom Seth Shostak. In einem auf zwei Jahre angelegten Projekt sollen nun aus einer Liste von 70.000 Roten Zwergen 20.000 ausgewählt und die sie umkreisenden Himmelskörper systematisch untersucht werden. Lange Zeit hatten Forscher die Suche nach Leben im Umfeld der Roten Zwerge für zwecklos gehalten, weil es dort zu wenig Licht gäbe. Sie gingen davon aus, dass außerirdisches Leben am ehesten in Sternsystemen zu finden sei, die unserem System mit seiner stark leuchtenden Sonne ähneln, wie SETI-Ingenieur Jon Richards erläuterte. Im Umfeld Roter Zwerge sind die Zonen, die grundsätzlich die Voraussetzungen für das Entstehen von Leben bieten, im Vergleich zu unserem Sonnensystem sehr klein. Zudem gehen die Forscher davon aus, dass die Planeten, die innerhalb dieser Zonen um einen Roten Zwerg kreisen, sich nicht gleichzeitig um ihre eigene Achse drehen – mit der Folge, dass eine Seite des Planeten permanent der Strahlung des Roten Zwergs ausgesetzt, die andere Seite ihr ständig abgewandt ist. Nach diesen Annahmen ist die eine Seite des Planeten also konstant hell und heiß, die andere permanent dunkel und kalt. Doch neue Forschungsergebnisse zeigen nach Angaben des Instituts, dass die Hitze von der einen Seite des Planeten womöglich teilweise auf die andere Seite übergeleitet wird – so dass ein größerer Teil solcher Planeten als bisher angenommen grundsätzlich habitabel wäre. Nicht-Wissenschaft;Länder, die ihre Tore für Flüchtlinge öffnen, werden auch wirtschaftlich profitieren, sagt der Migrationsforscher Rainer Bauböck. STANDARD: Der Flüchtlingsstrom nach Europa reißt nicht ab. Gibt es eine Obergrenze dafür, wie viele Neuankömmlinge Sozialstaaten wie Österreich vertragen? Bauböck: Wenn man in Relation setzt, wie viele Menschen in der Türkei, im Libanon und in Jordanien aufgenommen worden sind, muss man sagen, dass eigentlich nur wenige Flüchtlinge nach Europa gekommen sind. Aber das Paradoxe ist, dass entwickelte Sozialstaaten die Schockwirkung einer großen Zahl an neu ankommenden Menschen viel schwerer trifft als die Länder im Nahen Osten. Denn die Anforderungen an die Sozialsysteme und an den Arbeitsmarkt sind in Europa höher. Flüchtlinge haben hier Anspruch auf staatliche Hilfe und Unterkunft. Wenn sie aus der Versorgung entlassen werden, müssen sie Zugang zu den Arbeitsmärkten bekommen. STANDARD: Es gibt ja Experten, die sagen, die soziale Marktwirtschaft europäischen Einschlags könne nur in einer möglichst homogenen Gesellschaft funktionieren. Bauböck: Man muss zwei Dinge unterscheiden. Sind die Gesellschaften kulturell homogen, und fällt es ihnen deshalb schwer, kulturell fremde Einwanderer aufzunehmen, oder sind die Gesellschaften sozialstaatlich darauf nicht ausreichend vorbereitet? Derzeit zeigen sich vor allem Länder wenig aufnahmebereit, in denen die Vorstellung vorherrscht, dass sie kulturell homogene Nationalstaaten sind und dies auch bleiben wollen. STANDARD: Ein Beispiel bitte. Bauböck: Das trifft sicher auf Ungarn oder die Slowakei, aber auch auf Dänemark zu. Gleichzeitig sieht man die entgegengesetzte Entwicklung in Deutschland. Die Bundesrepublik hat lange Zeit als ein Paradefall für eine als homogen vorgestellte Kulturnation gegolten, im Gegensatz zur Staatsnation Frankreich, wo es schon seit dem 19. Jahrhundert sehr viel Einwanderung gab. Doch Deutschland hat sich seit der Jahrtausendwende offiziell dazu bekannt, eine Einwanderungsgesellschaft zu sein. Dies hat sich auch im öffentlichen Bewusstsein niedergeschlagen. Das heißt nicht, dass es dort keine Konflikte gibt. Aber der gesellschaftliche Konsens in der politischen Mitte hat sich verschoben. STANDARD: Heißt das, die Ängste vor einer Überforderung des Sozialstaates spielen keine Rolle? Bauböck: Nein. Auf der Seite des Sozialstaates ist die Herausforderung überall in Europa groß. Andererseits gibt es das Argument, dass der Sozialstaat Einwanderung braucht wie die Butter auf dem Brot. Langfristig können europäische Sozialstaaten ihr Überalterungsproblem nur vermindern, indem sie auf Zuwanderung setzen. Das sagen die meisten Demografen. Allerdings ist Zuwanderung vor allem dann hilfreich gegen die Folgen der Überalterung, wenn sie stetig und kontrolliert erfolgt und wenn die Zielländer sich die Zuwanderer aussuchen können. STANDARD: Das ist derzeit gerade nicht der Fall. Bauböck: Daraus resultiert die große Diskrepanz zwischen der aktuellen Krisensituation und dem langfristigen Nutzen, den Aufnahmeländer wie Deutschland haben werden. In zehn Jahren wird man einer Kanzlerin Merkel wahrscheinlich dankbar sein. Nicht nur, weil sie humanitär richtig gehandelt hat, sondern auch, weil sie etwas getan hat, was zum Vorteil des Wirtschaftsstandorts Deutschlands war. Aber kurzfristig gibt es Probleme, weil die Sozialsysteme auf eine kleinere Zahl von Ankömmlingen ausgerichtet sind. STANDARD: Eine wichtige Frage ist, ob es am Arbeitsmarkt zu einem Verdrängungswettbewerb kommt. Bauböck: Arbeitsmarktökonomen gelangen generell zum Schluss, dass Einwanderung nicht in einem Verdrängungswettbewerb resultieren muss und sogar der Lohndruck im Endeffekt selten zunimmt. Was es aber gibt, ist ein Verdrängungswettbewerb im Niedriglohnsektor. Das ist aber ein Phänomen, das nicht nur durch Zuwanderung ausgelöst wird, sondern auch durch technologische Innovation und Auslagerung von Arbeitsplätzen im Zuge der Globalisierung. Es gibt ein generelles Problem für schlecht qualifizierte Gruppen der Einheimischen und zuvor Zugewanderten – auch in Österreich. STANDARD: Was sollte kluge Politik in dieser Situation tun? Bauböck: Die Antwort kann nur lauten, in Bildung zu investieren. Investitionen in wissenschaftliche Forschung sind für den Standort wichtig. Aber die massivsten Investitionen braucht man bei der Grundbildung, besonders in den Volksschulen und der Vorschulerziehung. Das hilft nicht nur Flüchtlingen. Man sieht an Ländern wie Großbritannien, dass dort ein Abrutschen von einheimischen weißen Arbeiterschichten auf die unterste soziale Position stattfindet. Da gibt es dann durchaus früher stark diskriminierte Einwanderer, wie etwa jene aus Bangladesch, welche die einheimische Arbeiterschicht überholen, weil sie unternehmerischer oder risikofreudiger sind. STANDARD: Warum sind Staaten wie die Slowakei, Ungarn oder die baltischen Länder so stark dagegen, dass Flüchtlinge zu ihnen ins Land kommen? Bauböck: Das hängt zu einem Großteil damit zusammen, wie in diesen Ländern der Übergang vom kommunistischen zum postkommunistischen System stattgefunden hat. In fast allen Staaten wurde Anfang der 90er-Jahre eine stark nationalistische Ideologie hochgekocht, die auch die gesellschaftliche Mitte okkupiert hat. Diese Staaten haben sich als Nation zum Teil neu erfinden müssen, und die Eliten haben oft auf alte nationalistische Ideologien zurückgegriffen. Wenn nun eine Krisensituation kommt, dann ist es sehr leicht, diese nationalpopulistische Suppe wieder aufzuwärmen. Das äußert sich dann als Souveränitätsgehabe gegen die Zumutungen der europäischen Solidarität. Man sieht, wie das in Ungarn gelingt, aber auch in der Slowakei. Zumal viele Menschen das Gefühl haben, dass sie vom Systemwandel nicht so profitierten, wie man das ihnen beim EU Beitritt versprochen hatte. STANDARD: Wie sehen Sie Polen? Bauböck: Polen ist teilweise ein Gegenbeispiel: Die europäische Integration war überwiegend erfolgreich, und dementsprechend gibt es eine starke proeuropäische Grundhaltung. Aber es gibt zugleich ein fast ebenso starkes rechtsnationales Lager, für welches Polen nach wie vor primär eine christliche Nation ist. Die Idee, dass Polen ein Einwanderungsland ist, ist noch nicht in der politischen Mitte angekommen. Wenn man sich überlegt, wie lange es in Deutschland gedauert hat, zu vermitteln, dass alle europäischen Staaten auf lange Sicht gesehen Einwanderungsnationen sind, und wie schwer das immer noch in Österreich zu vermitteln ist, dann kann man nachvollziehen, wie langwierig dieser Prozess für Länder ist, die erst vor 25 Jahren den Übergang zur Demokratie geschafft haben. STANDARD: Warum ist die Haltung in Deutschland mehrheitlich positiv? Ist das die Gesellschaft, oder ist die Kanzlerin Angela Merkel die wahre Triebfeder? Bauböck: Ich war überrascht von der Haltung Angela Merkels. Im Nachhinein kann man diese sicher leicht erklären: Sie ist in einer Position der innenpolitischen Stärke und hat mit keiner starken rechtspopulistischen Opposition zu kämpfen. In Europa ist Deutschland, auch aufgrund der Absetzbewegung in Großbritannien und der wirtschaftlichen wie innenpolitischen Schwächen Frankreichs, in eine Führungsrolle gedrängt worden, und Merkel ist die erste Kanzlerin, die versucht, diese Rolle auszufüllen. Nun wissen zwar alle politischen Eliten in den europäischen Hauptstädten, dass es keine Lösung für das Flüchtlingsproblem auf nationalstaatlicher Ebene geben kann. Trotzdem gibt es die Widerstände gegen die Aufteilung der Flüchtlinge in der EU. Merkel hätte in dieser Situation aber keine europäische Lösung durchsetzen können, wenn sich Deutschland gleichzeitig abgeschottet hätte – denn das hätte dasselbe Verhalten aller anderen Staaten legitimiert. Daher hat sie etwas gewagt, was staatsmännisch bemerkenswert ist, und das unselige Dublin-Abkommen, das das Problem unlösbar macht, vorübergehend de facto außer Kraft gesetzt. Deutschland kann diese Haltung nun benutzen, um moralischen Druck auf die übrigen Staaten auszuüben und der Kommission den Rücken zu stärken. Das Zeitfenster dafür ist allerdings sehr eng und scheint sich bereits zu schließen. Nicht-Wissenschaft;Ö3-Moderatorin Claudia Stöckl gab in der Schlussphase des Präsidentschaftswahlkampfes dem Freiheitlichen Werbe-TV ein Interview – dieses wurde aber plötzlich offline genommen. Ein Frühstückstisch in Pinkafeld, eine Radiomoderatorin und ein Klavier, das im Hintergrund spielt: anlässlich der Ö3-Radiosendung Frühstück bei mir mit Claudia Stöckl mit dem FPÖ-Präsidentschaftskandidaten Norbert Hofer produzierte und veröffentlichte die FPÖ auf der Facebookseite Hofers dazu ein eigenes Werbevideo. Mittlerweile wurde der Beitrag auf der Facebookseite des FPÖ-Politikers jedoch kommentarlos gelöscht. Der Grund dafür könnte der Auftritt der ORF-Moderatorin gewesen sein, die FPÖ-TV ein Interview für das Wahlkampfvideo gab. Es war doch überraschend locker. Ich habe mir gedacht, in den letzten Zügen des Wahlkampfes wird es doch viel angespannter sein und ich hab auch alles fragen dürfen, sagte darin Claudia Stöckl im Garten von Norbert Hofer im burgenländischen Pinkafeld. Was mich besonders gefreut hat – ich hatte zwar keinen Lügendetektor – er hat zum Schluss gesagt, er hat ganz sicher kein einziges Mal gelogen. Und wir werden sehen wie das die Hörer auffassen, sagte die Ö3-Moderatorin ins weiß-blaue FPÖ-TV-Mikro. Nachdem das Video zunächst auch auf der Facebookseite von FP-Chef Heinz-Christian Strache geteilt wurde, ist es von dort ebenfalls verschwunden. Dem STANDARD liegt eine Kopie des Videos vor. Die Veröffentlichung des Videos durch die FPÖ fällt in die heiße Phase des Präsidentschaftswahlkampfes, der nächsten Sonntag endet. Das Interview der ORF-Mitarbeiterin kam der FPÖ dabei vermutlich gelegen, dem ORF wohl nicht. Im Verhaltenskodex für journalistisch tätige ORF-Mitarbeiter heißt es unter dem Punkt Unabhängigkeit von (partei)politischen Interessen: Unvereinbar mit der Unabhängigkeit sind: – Ausübung politischer Funktion oder Kandidatur dafür. – Aktives Wahlengagement. Als solches wären u.a. aufzufassen: Mitwirkung an Veranstaltungen wahlwerbender Parteien und nahestehender Organisationen oder Mitwirkung an Wahlwerbung aller Art. Der ORF war am Sonntag für eine Stellungnahme vorerst nicht zu erreichen. Wissenschaft;'Im April verstorbener Philosoph habe "Hegel''sche Lehre in die Gegenwart transformiert", so die Begründung. Stuttgart – Der Philosoph Michael Theunissen (1932-2015) ist posthum mit dem renommierten Hegel-Preis der Stadt Stuttgart ausgezeichnet worden. Die Jury würdigte Theunissen als einen der radikalsten und scharfsinnigsten Philosophen der Nachkriegszeit. Er habe die Hegelsche Lehre in die Gegenwart transformiert, begrümdete der Präsident der Internationalen Hegelvereinigung, Axel Honneth, die Entscheidung. Theunissen starb im April 2015 mit 82 Jahren in seinem Geburtsort Berlin. Bis zu seiner Emeritierung 1998 hatte er den Lehrstuhl für Theoretische Philosophie an der Freien Universität Berlin inne. Den Preis soll nun sein Sohn Oliver Theunissen entgegennehmen. Die mit 12.000 Euro dotierte Auszeichnung wird seit 1970 alle drei Jahre verliehen und erinnert an den Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel, der 1770 in Stuttgart geboren wurde. Der Preis geht an Personen, die sich um die Entwicklung der Geisteswissenschaften verdient gemacht haben – darunter waren bisher Jürgen Habermas, Niklas Luhmann, Charles Taylor, Richard Sennett und Michael Tomasello.' Nicht-Wissenschaft;Sonja Wehsely arbeitet an einem langfristigen Spitalskonzept für Wien und will Kompetenzzentren errichten. Wien – Über Sonja Wehsely war in den vergangenen Wochen viel zu lesen. An den geplanten Verschärfungen des Asylrechts ist ihre Kritik durchaus harsch, die Stadt Wien lehnte in einer Stellungnahme die Notstandsverordnung in der Asyl-Novelle ab. Im STANDARD-Interview dementierte Wehsely allerdings einen Bruch in der Partei in dieser Frage. Immer wieder werden Gerüchte laut, sie wolle Michael Häupl im Bürgermeisteramt nachfolgen und bringe sich in Stellung. Auch als Gegenpol zu Michael Ludwig, der ebenso als Kandidat gilt. Wehsely ist seit zwölf Jahren Stadträtin in Wien. Für das Jahr 2016 stehen viele Projekte auf der Agenda. Die Errichtung des Krankenhauses Nord, das 2017 verspätet und mit rund einer Milliarde Euro teurer als geplant fertiggestellt werden soll, ist Teil des Spitalskonzepts 2030, an dem heuer weitergearbeitet wird. Die Stadt setzt künftig auf ein aus drei Regionen bestehendes Konzept mit weniger Spitälern und stattdessen Schwerpunktzentren. Zweiter großer Eckpfeiler im Bereich Gesundheit ist die Primärversorgung, die auf neue Beine gestellt wird. Wehsely sieht die neuen Primärversorgungszentren als Serviceleistungen an die Patienten. Sie würden errichtet, um den Beruf des Hausarztes attraktiver zu machen und um den Patienten ein leistungsfähiges und interdisziplinäres Angebot bieten zu können, sagt sie. Die Ärzte arbeiten im Team, die Öffnungszeiten sind flexibler. Angesiedelt sind in den Zentren auch Physio- und Psychotherapeuten oder Ernährungsberater. Derzeit gibt es ein Projekt in Mariahilf, die Pläne für ein zweites beim Donauspital waren konkret, bis die Umsetzung zuletzt zu wackeln begann. Die Wiener Ärztekammer unterstützt diese Maßnahme inhaltlich. Laut Präsident Thomas Szekeres mangle es aber an Personal. Er fordert im Gespräch mit dem STANDARD 300 zusätzliche Kassenstellen für niedergelassene Ärzte in Wien. Derzeit gebe es extrem lange Wartezeiten. Die Stadt müsse Sorge dafür tragen, dass trotz des explosionsartigen Bevölkerungswachstums, auch durch die Flüchtlinge, die Versorgung gewährleistet bleibe – ohne größer werdenden Anteil an Privatärzten. Die Stadt müsse in die Tasche greifen und das Budget für die Gesundheitsversorgung erhöhen. Szekeres erkennt bei Wehsely Tendenzen, Ärzten mit Misstrauen zu begegnen. Dagegen verwehrt er sich: Dieser Generalverdacht, dass sie nichts arbeiten, bringt nichts. Als Wiens Sozialstadträtin ist Wehsely für die Bund-Länder-Verhandlungen zur Mindestsicherung zuständig. Zuletzt gab es heftige Auseinandersetzungen. Oberösterreich halbierte die Mindestsicherung für Asylwerber. Wehsely hält dagegen: Wer die Ärmsten in der Gesellschaft gegeneinander ausspielt, gefährdet den sozialen Zusammenhalt. Außerdem hat sie juristische Bedenken, eine Differenzierung zwischen Österreichern und Asylberechtigten würde rechtlich nicht standhalten. In Sachen Flüchtlinge vereinbarte Wien stattdessen eine Bildungscard. Mit dieser wird die Teilnahme an Deutschkursen und Integrationsmaßnahmen digital erfasst. Im Falle eines positiven Asylbescheids hat das AMS Zugriff auf die Daten. Als Anreiz gibt es eine Öffi-Monatskarte um vier Euro. Seit November ist Wehsely auch für die Kontrollen der Kindergärten zuständig, mit April hat ein Team von Supervisoren die Arbeit aufgenommen. Auslöser dafür war die Kritik an den islamischen Kindergärten in Wien. Laut einer Vorstudie des Integrationsministeriums würden dort zum Teil Parallelgesellschaften herangezüchtet. Gernot Blümel, ÖVP-Chef in Wien, spricht von einer Pseudo-Aufstockung von elf auf 13 Kontrolleure. Er bezeichnet Wehsely als vollkommen überfordert und längst rücktrittsreif. Dass sie Kritik am Innenministerium wegen fehlender Zahlungen im Bereich der Flüchtlinge geübt hat, gefällt Blümel gar nicht. Statt endlich ihre Arbeit zu machen, zeigt sie lieber einfach mit dem Finger auf andere. Beim grünen Koalitionspartner fällt die Kritik sanfter aus. Jennifer Kickert war lange Zeit Wehselys Gegenüber beim Thema Gesundheit. Sie lobt die Geriatriereform in der vergangenen Periode. Wehsely sei es gelungen, sämtliche, zum Teil verwahrloste Pensionistenheime auf Zwei-Bett-Standard umzustellen. Auffallend sei Wehselys Konsequenz und sachliche Härte in Verhandlungen. Gleichzeitig sei sie auch kompromissbereit. Bei Verhandlungen im Gesundheitsbereich komme hinzu, dass auch immer der Bund bzw. die Sozialversicherungen mitzureden haben. Je mehr Player dabei sind, desto komplizierter ist die Planung, so Kickert. Nicht-Wissenschaft;Am 21. Jänner eröffnet der "Wiener Eistraum". Das Areal wurde auf 8.000 Quadratmeter vergrößert. Wien – Der Schnee auf Wiens Straßen ist längst wieder geschmolzen. Winterliches Flair soll es in der Bundeshauptstadt dennoch bald wieder geben. Spätestens, wenn der Eislaufplatz auf dem Rathausplatz seinen Betrieb aufnimmt. Derzeit laufen die Vorbereitungen für den Wiener Eistraum, ab 21. Jänner können Besucherinnen und Besucher dann die Eislaufschuhe anschnallen. An diesem Abend wird das Eislaufareal von Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) eröffnet. Dort, wo bis vor wenigen Wochen noch die Standln des Christkindlmarkts aufgebaut waren, und im Park nebenan wird derzeit an der heuer 8.000 Quadratmeter großen Eisfläche gearbeitet. Der Eislaufplatz ist um 1.000 Quadratmeter vergrößert worden und damit so groß wie nie zuvor. So teuer wie nie zuvor werden auch die Tickets sein. Wiener Schulen, Kindergärten und Horte haben untertags zwar freien Eintritt. Ansonsten zahlen Erwachsene 7,50 Euro, Kinder 5,50. Dafür bekommt man laut Veranstalter Stadt Wien Marketing einiges geboten. Eines der Highlights wird der alljährliche Traumpfad durch den Park sein, der wegen der Vergrößerung eine leicht adaptierte Streckenführung hat. Die Almhütte wird auf drei Ebenen vergrößert und mit einer zusätzlichen Terrasse ausgestattet. Im Vorjahr besuchten rund 700.000 Menschen den Eistraum am Rathausplatz. Geöffnet hat er bis 6. März täglich von 9 bis 22 Uhr. Wissenschaft;Zwei neue Studien beschäftigen sich mit Anfang und Ende der Ära, in der die Erde beinahe ganz von Eis bedeckt war. Potsdam/Birmingham – Wer sagt, dass Langeweile schlecht sei? In der Frühgeschichte des Lebens begann vor etwa 1,7 Milliarden Jahren eine Phase relativer Stabilität, in der Entwicklungen nur langsam voranschritten. Diese Ära trägt daher die inoffizielle Bezeichnung boring billion, obwohl sich in ihr immerhin die sexuelle Fortpflanzung entwickelt haben dürfte. Vor etwa 850 Millionen Jahren war es mit der Langeweile allerdings ohnehin vorbei – und die Erde trat allmählich in eine der katastrophalsten Phasen seit der Entstehung des Lebens ein. Das Zeitalter des Cryogeniums brachte eine starke Abkühlung mit sich, die in zwei Eiszeiten gipfelte, neben denen die Eiszeiten der jüngeren Vergangenheit verblassen: Zum einen hielten sie mit etwa 60 respektive 20 Millionen Jahren wesentlich länger an. Zudem war das Ausmaß der Vereisung bedeutend umfassender. In den 90er Jahren wurde dafür der Begriff vom Schneeball Erde geprägt. Umstritten ist noch, ob damals tatsächlich die gesamte Erdoberfläche von den Polen bis zum Äquator von einer durchgehenden Eisdecke überzogen war, oder ob es in Äquatornähe eisfreie Refugien für das Leben gab. Zwei aktuelle Studien in Nature Geoscience befassen sich mit dem Schneeball Erde – eine mit seinem Beginn, eine mit seinem Ende. Ein Team um Georg Feulner vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung nahm den Beginn des Cryogeniums unter die Lupe. Als gesichert gilt, dass in dieser Ära die Kohlendioxidwerte in der Atmosphäre auf einen extrem niedrigen Stand sanken. Allerdings, so die Potsdamer Forscher, könnte ein biologischer Faktor ebenfalls im Spiel gewesen sein. Und zwar hätten sich damals eukaryotische Algen in den Ozeanen in zuvor ungekanntem Ausmaß ausgebreitet. Starben diese ab, wurden ihre Zellen von Bakterien zersetzt und gaben organische Partikel in die Atmosphäre ab, wo sie zu Schwefelverbindungen oxidierten. Diese hätten als Kondensationskerne die Wolkenbildung verstärkt, was zur Abkühlung beigetragen habe – so zumindest das Resultat der Modellrechnungen, die die Forscher anstellten. Es wäre dies der größte Eingriff des Lebens in das Erscheinungsbild der Erde seit der Großen Sauerstoffkatastrophe vor etwa 2,4 Milliarden Jahren gewesen. Damals produzierten Photosynthese betreibende Mikroorganismen so viel Sauerstoff, dass sie die Erdatmosphäre für immer veränderten. Wissenschafter der Universität Birmingham widmeten sich indessen dem Ende des Cryogeniums bzw. dem von dessen zweiter Eiszeit, die von 655 bis 635 Millionen Jahren vor unserer Zeit dauerte. Ihre Untersuchungen bestärken Vermutungen, dass die Erde zumindest am Ende des Cryogeniums eher ein Matschball mit eisfreien Regionen war. Die Forscher untersuchten Felsformationen im norwegischen Svalbard, einer Region, die im Zuge der Kontinentalbewegung während des Cryogeniums gerade in Äquatornähe unterwegs war. Chemische Analysen zeigten, dass die Atmosphäre damals schon wieder recht hohe CO2-Werte hatte, angesammelt in erster Linie durch all die Vulkanausbrüche, die es auch während dieser langen Ära gegeben haben muss. Um aus der Vereisung wieder herauszukommen, brauchte es laut dem Team um Ian Fairchild aber einen zusätzlichen Faktor – und der dürfte in zyklischen Verschiebungen der Erdachse gelegen haben. Mit dieser Bewegung wechselten in einem Rhythmus von etwa 20.000 Jahren die Regionen der Erdoberfläche, die mehr Wärme erhielten, einander ab: Gletscher schmolzen und ließen eisfreie Gebiete zurück, in denen sich Seen und Flüsse gebildet haben können – bis diese später wieder zu Gunsten anderer Gebiete bedeckt wurden. Das ganze System sei also nicht so starr gewesen wie gedacht, sondern habe ein gewisses Maß an Dynamik zugelassen. Es gab stets Refugien für das Leben, und die Erdoberfläche habe nicht in durchgehendem Weiß gestrahlt – eben ein Matschball. Vor 635 Millionen Jahren schließlich ging die Phase der vorrückenden und sich wieder zurückziehenden Gletscher und mit ihr das Cryogenium zu Ende. Und die Erde verfiel in ein neues – diesmal aus unserer Sicht positives – Extrem: Mit der Erwärmung kehrte nicht etwa die Stagnation der boring billion zurück. Stattdessen nahm in der neuen Ära des Ediacariums das vielzellige Leben, das zuvor nur in zaghaften Ansätzen existiert hatte, einen vergleichsweise raschen Aufschwung und läutete eine neue Phase der Evolution ein. (jdo, 30. 8. 2015) Nicht-Wissenschaft;Eine Million Menschen soll von der Türkei nach Europa kommen, wird vermutet. Berlin – Das deutsche Innenministerium rechnet einem Magazinbericht zufolge damit, dass sich heuer rund eine Million Flüchtlinge aus der Türkei auf den Weg nach Europa machen könnten. Das Magazin Der Spiegel berichtete am Samstag, diese Zahlen habe der Parlamentarische Staatssekretär Ole Schröder am Mittwoch in Brüssel bei einem Treffen unter anderen mit EU-Flüchtlingskommissar Dimitris Avramopoulos genannt. Demnach geht das Ressort von Minister Thomas de Maiziere davon aus, dass die Türkei höchstens 200.000 der Migranten zurückhalten und selbst unterbringen könne. Ein Ministeriumssprecher kommentierte den Bericht zunächst nicht. Die Türkei soll nach den Vorstellungen der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel beim Kampf gegen die illegale Einwanderung eine zentrale Rolle spielen. Die EU und die Regierung in Ankara haben dafür eine Vereinbarung geschlossen. Vorgesehen sind im Gegenzug Milliardenhilfen für die Türkei und Visa-Erleichterungen für türkische Bürger. Die EU-Kommission hatte sich in dieser Woche aber unzufrieden gezeigt. Vizepräsident Frans Timmermans will das Thema am Montag bei einem Besuch in Ankara ansprechen. Merkel hatte zuletzt am Freitag bei einem Parteitreffen ihrer Christdemokraten (CDU) die Zusammenarbeit mit der Türkei verteidigt. Wissenschaft;Gunther von Hagens "Menschen-Museum" könnte das Aus drohen. Berlin – Dem Berliner Menschen-Museum des mit den Körperwelten-Ausstellungen bekannt gewordenen Leichen-Präparator Gunther von Hagens könnte das Aus drohen. Die Schau mit präparierten Leichen von Körperspendern benötige eine Genehmigung, entschied das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg am Donnerstag (OVG 12 B 2.15). Nach Auffassung des Gerichts gelten für die Ausstellungsstücke die Vorschriften des Berliner Bestattungsgesetzes. Nach Angaben des Museums hat das nicht rechtskräftige Urteil zunächst keine Konsequenzen auf den Ausstellungsbetrieb im Gebäude des Fernsehturms am Alexanderplatz. Weitere Schritte würden nun geprüft, sagte eine Sprecherin. Seit der Eröffnung besuchten nach ihren Angaben rund 160.000 Menschen das Menschen-Museum. Wissenschaft;Und keine kleinen: Astronomen finden in vier Sternsystemen Hinweise auf noch sehr junge Gasriesen von mehrfacher Jupitergröße. Garching/Heidelberg – Angesichts der Vielzahl an Exoplaneten, die bislang entdeckt wurden, ist eine Beobachtung wie die, von der nun das Max-Planck-Institut für Astronomie berichtet, nur folgerichtig. Exoplaneten gibt es nicht nur in verschiedensten Varianten, vom Gasriesen bis zum erdähnlichen Gesteinsplaneten. Sie können auch eine breite Palette an Lebensaltern aufweisen. Die jüngste Entdeckung dreht sich um Welten, die sich gerade erst entwickelt haben dürften. Junge Sterne sind von Scheiben aus Gas und Staub umgeben, wie es einstmals auch in unserem Sonnensystem der Fall war. Eine bestimmte Art von Scheiben, die als Übergangsscheiben (transitional discs) bezeichnet werden, zeichnet sich durch die Abwesenheit von Staub in ihrem Zentrum, also in der Region unmittelbar um den Stern, aus. Es gibt zwei Erklärungsversuche für diese Lücken: Zum einen könnten starke Sternwinde und intensive Strahlung das umgebende Material weggeblasen oder zerstört haben, zum anderen könnten massereiche junge Planeten bei ihrer Entstehung das Material auf ihrer Bahn um den Stern entfernt haben. Die zweitere Möglichkeit lässt Exoplanetenjäger hellhörig werden. Mithilfe des ESO-Radioteleskops Large Millimeter/submillimeter Array (Alma) in Chile haben Astronomen um Nienke van der Marel von der Sterrewacht Leiden in den Niederlanden die bisher konkretesten Hinweise auf ein solches Entwicklungsstadium von Sternsystemen gefunden. Vier Kandidaten gibt es: vier junge Sterne, um die sich erst kürzlich Planeten mit mehreren Jupitermassen gebildet haben dürften. Mit Alma konnte die Verteilung von Gas und Staub in diesen vier Scheiben besser als je zuvor abgebildet werden. Das hat ermöglicht, eine Entscheidung zwischen den beiden genannten Erklärungsversuchen für die Staublücken zu treffen. Die neuen Bilder zeigen, dass es in den Staublücken eine signifikante Menge an Gas gibt – auch im Gas klafft aber überraschenderweise eine Lücke, auch wenn diese bis zu dreimal kleiner ist als die Staublücke. Das lässt sich laut den Forschern nur mit einem Szenario erklären, in dem frisch entstandene massive Planeten das Gas aus ihrer jeweiligen Umlaufbahn entfernt, jedoch die Staubpartikel weiter außen eingefangen haben. Die tiefe Lücke weist klar auf die Anwesenheit von Planeten mit mehreren Jupitermassen hin, sagt van der Marel. Wissenschaft;Plattwürmer dürften schon so lange als Parasiten leben, wie es Wirbeltiere gibt. Erlangen-Nürnberg – Eine Wurmkur, wie sie an heutigen Haustieren routinemäßig vollzogen wird, hätten auch schon Tiere vertragen, die einige Erdzeitalter früher gelebt haben. Denn die Geschichte parasitischer Plattwürmer wie etwa Bandwürmer reicht sehr lange zurück, wie die Universität Erlangen-Nürnberg berichtet. Ein internationales Team unter Leitung von Nürnberger Forschern hat alle wissenschaftlich dokumentierten Vorkommen von fossilen Plattwürmern analysiert und unter anderem untersucht, welcher Zusammenhang mit der Evolution ihrer Wirtstiere besteht. Ihre Ergebnisse haben sie in der Fachzeitschrift Advances in Parasitology veröffentlicht. Das Team um Kenneth De Baets untersuchte Koprolithen – versteinerten Kot – und wertete alle weltweit dokumentierten Vorkommen von fossilen Plattwürmern aus. Die ältesten Nachweise für parasitische Würmer stellen Fossilien von frühen Fischen dar, die vor etwa 382 Millionen Jahren im Devon-Zeitalter lebten. Da sich die entsprechenden Wirbeltierwirte am Übergang vom Kambrium zum Ordovizium entwickelten, vermuten die Forscher aber, dass die parasitären Würmer bereits vor etwa 485 Millionen Jahren existierten. In den devonischen Fischen fanden Wissenschafter mehr als 75 fossile Haftstrukturen, mit denen sich die Würmer im Darm ihres Wirts festhielten. Es handelt sich vermutlich um Hakensaugwürmer – parasitische Plattwürmer mit einfachen Lebenszyklen – und möglicherweise auch um andere parasitäre Würmer, wie Band- und Kratzwürmer. Den ältesten Beleg für Bandwürmer mit komplexen Lebenszyklen enthalten Hai-Koprolithen aus dem Perm, die etwa 259 Millionen Jahre alt sind. Sie nutzten im Gegensatz zu einfacheren Plattwürmern mehrere verschiedene Lebewesen als Wirte, um sich möglichst effektiv auszubreiten. Weitere versteinerte Exkremente aus der Kreidezeit, etwa 126 Millionen Jahre alt, zeigen, dass auch terrestrische Tiere wie Dinosaurier bereits mit Bandwürmern befallen waren. (red, 31. 7. 2015) Wissenschaft;Forscher des IST Austria: Langzeitantwort auf Selektion vorhersagbar. Klosterneuburg/Wien – Die Interaktion von Genen beeinflusst die Evolution auf lange Sicht, berechneten Forscher des Institute of Science and Technology (IST) Austria in Klosterneuburg. Je nachdem, ob für die Verbreitung von Genvarianten eher der Zufall oder die natürliche Auslese eine Rolle spielen, sind dafür die Ausgangskomponenten oder Interaktionsmuster entscheidend, berichten sie im Fachjournal PNAS. Unter Evolutionsbiologen würde schon seit langem diskutiert, wie sehr Gen-Wechselwirkungen die Anpassung von Organismen beeinflussen, so die Wissenschafter. Während ein kurzfristiger Einfluss als unwahrscheinlich galt, wären langfristige Akkumulationseffekte als wahrscheinlich angesehen worden. Genau dies konnte Tiago Paixao gemeinsam mit dem Evolutionsbiologen Nick Barton nun bestätigen. Wenn die Verbreitung unterschiedlicher Varianten eines Merkmals (Allele) vor allem durch den Zufall beeinflusst wird (diesen Effekt bezeichnen Genetiker als Drift), ist die Langzeitantwort einfach vorhersehbar, denn sie wird dann nur von den Ausgangs-Komponenten beeinflusst, sagte Paixao. Ist jedoch die natürliche Auslese (Selektion) so stark, dass sie die Verbreitung von Allelen maßgeblich bestimmt, kann man die Langzeitantwort nicht mit der Anfangsvarianz vorhersagen, sie hängt dann von den Geninteraktions-Mustern ab. In beiden Szenarien würde die Epistase, also die Gen-Interaktion, bei der Gene das Ablesen und die Ausprägung von anderen Genen beeinflussen, ausschließlich auf die Langzeitantwort Einfluss nehmen, so das Ergebnis der Studie. Nicht-Wissenschaft;Beteiligung möglicherweise unter der 30-Prozent-Hürde. Amsterdam – Die Niederländer haben bei dem Referendum das EU-Assoziierungsabkommen mit der Ukraine überwiegend abgelehnt. 64 Prozent der Wähler hätten mit nein gestimmt, geht aus Nachwählerbefragungen am Mittwoch hervor. 36 Prozent hätten sich für das Abkommen ausgesprochen. Ob die Volksbefragung überhaupt gültig ist, war zunächst fraglich. Dafür muss die Wahlbeteiligung bei mindestens 30 Prozent liegen. Zunächst wurden nur 29 Prozent gezählt. Das Ergebnis ist für Regierung nicht bindend. Das Referendum galt zugleich als Test für die Europa-Stimmung der Niederländer. Unklar ist, wie die Regierung auf das Nein der Wähler reagieren wird. Das EU-Assoziierungsabkommen soll zu einer engeren wirtschaftlichen und politischen Zusammenarbeit mit der Ukraine führen und wurde bereits von den übrigen 27 EU-Mitgliedsstaaten ratifiziert. Wissenschaft;Flechten, Moose und Cyanobakterien produzieren große Mengen an Lachgas. Wissenschaft haben eine bisher unerkannte Quelle für klimaschädliche Gase ausgemacht: Flechten, Moose und Cyanobakterien geben offenbar große Mengen des Treibhausgases Lachgas (N2O) und geringe Mengen Methan (CH4) an die Atmosphäre ab. Wie die Untersuchungen der Forscher von den Universitäten Gießen und Heidelberg und des Max-Planck-Instituts für Chemie ergaben, sind kryptogame Schichten, wie der flächige Bewuchs aus Flechten, Moosen, Cyanobakterien und weiteren Mikroorganismen wissenschaftlich genannt wird, für vier bis neun Prozent des aus natürlichen Quellen stammenden N2O verantwortlich. Wir wollten zwei Dinge herausfinden: Erstens, ob kryptogame Schichten überhaupt N2O und CH4 abgeben. Und zweitens, wie sich die klimatischen Bedingungen auf die Emissionswerte auswirken, erläutert Katharina Lenhart von der Justus-Liebig-Universität Gießen, die Ziele der Studie. Dazu untersuchten die Wissenschafter 68 Proben unterschiedlicher Flechten und Moose aus verschiedenen Klimaregionen. Sie erfassten die Treibhausgasemissionen der Organismen bei verschiedenen Temperaturen, Wassergehalten, Lichtbedingungen und Stickstoffdüngegaben, um so die Auswirkung der Umweltbedingungen auf die Freisetzung der Klimagase zu ermitteln. Die Methanemissionen von kryptogamen Schichten sind gemessen am globalen Rahmen zwar zu vernachlässigen. Bemerkenswert sind jedoch die hohen Freisetzungsraten für Lachgas, so Bettina Weber vom Max-Planck-Institut für Chemie. Generell konnten wir zeigen, dass die N2O und CH4 Emissionen ab einer Temperatur von 20 Grad Celsius stark zunehmen, ergänzt sie. Deshalb vermuten die Wissenschafter, dass die von Flechten, Cyanobakterien und Moosen stammenden Methan- und Lachgasemissionen im Zuge der globalen Erwärmung ansteigen könnten. Dies könnte vor allem in Wäldern der gemäßigten Breiten von größerer Bedeutung sein, wo kryptogame Schichten eine der Hauptquellen für Lachgasemissionen darstellen. In manchen Tundren, Steppen und Wüstenregionen sind sie vermutlich sogar die ausschließliche Quelle. In einem nächsten Schritt werden die Wissenschafter ihre im Labor gefundenen Ergebnisse in Feldstudien überprüfen und weitere Organismen in die Untersuchungen einschließen. Wissenschaft;'Bis 31. März können SF-Fans die Werke, die ihnen 2015 besonders gefallen haben, zur Abstimmung vorschlagen. Kansas City – Von 17. bis 21. August wird in Kansas City, Missouri, die heurige World Science Fiction Convention stattfinden. Höhepunkt wird wie in jedem Jahr die Verleihung der Hugo Awards, der traditionsreichsten und immer noch renommiertesten Preise im SF-Genre, sein. Kandidaten können seit Beginn der Woche nominiert werden, auf zahlreichen Websites und Blogs kursieren längst Listen mit Empfehlungen (besonders umfangreich etwa die vom Fachmagazin Locus erstellte alljährliche Recommended Reading List). 2015 standen die Hugos im Schatten einer Kontroverse, die mit zuvor nicht für möglich gehaltener Verbittertheit geführt wurde (hier der Rückblick). Ursache war der Coup einer Handvoll Autoren und deren Fans, die ihr Eigenlobbying ideologisch verbrämten und sich auch nicht zu schade waren, sich von einer reaktionären Aktivistengruppe aus dem Gamergate-Umfeld unterstützen zu lassen. Sie veröffentlichten in der Nominierungsphase einen Stimmzettel, der fast alle Preiskategorien vollständig abdeckte und von ihren Anhängern 1:1 übernommen werden konnte. Obwohl in absoluten Zahlen klar in der Minderheit, stach dieser Block die Vielzahl divergierender Nominierungen, die von Fans individuell abgegeben worden waren, aus. Die Folge war ein einseitig vorgefertigtes Kandidatenfeld, das in vielen Kategorien weit unter der gewohnten Qualität blieb. Die Fans straften dies bei der Hugo-Abstimmung ab, indem sie in mehreren Kategorien keinen Kandidaten für preiswürdig erachteten. Die eigentliche Ursache der Misere von 2015 war aber eine andere, nämlich die notorische Laxheit der SF-Fans beim Nominieren. Man stimmt zwar gerne mit ab, wenn die Kandidaten feststehen – zuvor überhaupt Kandidaten vorzuschlagen, dazu können sich schon weit weniger Menschen aufraffen. Je mehr dies aber tun, desto weniger kann eine einzelne Gruppe ihre Prioritäten durchdrücken und desto besser ist das weite Feld der Science Fiction dann auf dem Stimmzettel repräsentiert. Seit Anfang Februar besteht nun wieder die Möglichkeit, sich zu beteiligen und unter anderem die SF-Romane oder Filme, die einem im vergangenen Jahr besonders gefallen haben, für den Preis vorzuschlagen. Die Kategorien reichen von der Belletristik über Comics und SF-bezogene Sachbücher bis zu Filmen, Podcasts und Fanzines; insgesamt sind es über ein Dutzend Bereiche. Nominierungsberechtigt sind vorerst nur diejenigen, die sich bereits entweder für die heurige Convention oder die des vergangenen Jahres oder auch schon für die von 2017 angemeldet haben. Dies ist also primär eine Erinnerung für diejenigen, die sich in der Hitze der Vorjahresdebatte registrieren haben lassen und nun nicht übersehen sollten, dass ihr Stimmrecht immer noch gilt. Die Nominierungsphase endet am 31. März. In der darauf folgenden Abstimmungsrunde wird es auch für diejenigen interessant, die erst jetzt an eine Teilnahme denken. Die Registrierung für die heurige Worldcon ist weiterhin hier möglich. An dieser Abstimmung, in der die Preisträger gekürt werden, können nur noch diejenigen mitmachen, die für die heurige Worldcon angemeldet sind; Mitgliedschaften von 2015 oder 2017 gelten hier nicht. Wie immer gibt es dabei neben der Anmeldung für tatsächliche Besucher der Veranstaltung auch die Möglichkeit einer sogenannten unterstützenden Mitgliedschaft, die das Stimmrecht aus der Ferne verleiht und 50 Dollar kostet. Anfang April wird die aus den Nominierungen erstellte Kandidatenliste veröffentlicht und die SF-Gemeinde wird sehen, ob sie aus den Fehlern des Vorjahres gelernt hat.' Wissenschaft;'Der Plattwurm Macrostomum hystrix bohrt sich mit seinem "Penis-Stachel" durch die eigene Haut. Bielefeld/Wien – Im Reich der Tiere und Pflanzen sind hermaphroditische Arten relativ weit verbreitet. Und gar nicht selten kommt es vor, dass sich diese Organismen selbst befruchten, insbesondere dann, wenn kein Geschlechtspartner in der Nähe ist. Zu solchen Zwittern gehören auch die Plattwürmer (wie der Bandwurm), bei denen die Befruchtung immer innerlich stattfindet; die Tiere verfügen auch über eine Art Penis für die Übertragung der Spermien. Herrscht Not am Wurm, können bestimmte Arten auch auf sich selbst zurückkommen – wie die Vertreter der Gattung Macrostomum, die einige Millimeter lang werden. Zu diesen Spezies gehört auch Macrostomum hystrix, dessen bizarre Praxis der Selbstbesamung nun von Forschern um Steven Ramm (Uni Bielefeld) im Fachblatt Proceedings B der Royal Society erstmals beschrieben wird. Wie Ramm und Kollegen herausfanden, durchbohren die Tiere beim normalen Sex die Haut des Partners mit ihrem nadelartigen Penis, um die Samenzellen etwas gewaltsam zu injizieren. Ist jedoch kein Partner vorhanden, dann besorgen es sich die Tiere selbst, sprich: Sie durchbohren mit ihrem Penis ihre eigene Haut, vorzugsweise in der Gegend des Kopfes, von wo aus die Spermien dann zum Ort der Selbstbefruchtung wandern.' Nicht-Wissenschaft;Die Kinderbuchautorin starb im Alter von 94 Jahren, die rothaarige Figur war nicht ihr einziges Werk. München – Die Pumuckl-Erfinderin Ellis Kaut ist tot. Sie starb nach langer Krankheit am frühen Donnerstagmorgen im Alter von 94 Jahren in einem Pflegeheim nahe München, wie ihre Tochter Uschi Bagnall der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Den rothaarigen Kobold Pumuckl erfand die in Stuttgart geborene Künstlerin vor mehr als 50 Jahren. Seither treibt der meist unsichtbare Quälgeist in Hörspielen, Fernsehsendungen und Büchern seine Streiche. Er eroberte auch Kinderherzen in Ländern wie Spanien und Frankreich – und sogar in China. Dabei ist Pumuckl nicht das einzige Werk der Künstlerin. Für den Bayerischen Rundfunk schrieb die gelernte Schauspielerin und Bildhauerin hunderte Beiträge für Schulfunk und für Frauenmagazine. Eine Erfolgsstory wurden neben Pumuckl die 120 Geschichten vom Kater Musch. Zuletzt hatte eine geplante Schlankheitskur für Pumuckl für Aufregung gesorgt. Der Kosmos-Verlag hatte die Figur für eine neue Ausgabe moderner zeichnen lassen – ohne konkrete Vorgaben zu machen. Illustrator Jan Saße hatte die Figur sportlicher und damit dünner gestaltet. Kaut soll die Abmagerungskur gar nicht gefallen haben. Scheußlich habe sie den schlanken Kobold gefunden, sagte ihre Tochter. In der Fernsehserie Meister Eder und sein Pumuckl mit Gustl Bayrhammer und der Stimme von Hans Clarin hatte Pumuckl seit 1982 stets ein rundes Gesicht und Kugelbauch. Nach heftigen Protesten wurde versichert: Es wird nur dieses eine Buch mit der dünnen Figur geben. Den Verlag freute der Trubel um den Jo-Jo-Effekt bei Pumuckls Diät: Dass Pumuckl nach über 50 Jahren die Herzen und Gemüter noch in dieser Weise bewegen kann, ist beeindruckend, sagte eine Sprecherin. Nicht-Wissenschaft;Hypo- und Bawag-Gutachter Fritz Kleiner fordert strengere Regeln für Wirtschaftsprüfer. Alle sechs Jahre solle gewechselt werden. Wien – Eine Rotationspflicht für Wirtschaftsprüfer kann dabei helfen, Österreichs Bankensystem wesentlich sicherer zu machen. Doch die geplante Gesetzesänderung dazu von SPÖ und ÖVP sei in ihrer aktuellen Form eine absurde Alibiaktion, die keine substanzielle Verbesserung bringen wird. Mit diesen Worten kommentiert der bekannte Grazer Wirtschaftsprüfer Fritz Kleiner, der unter anderem als Gutachter für die Hypo Alpe Adria und für die Staatsanwaltschaft in der Causa Bawag tätig war, zwei von der Regierung geplante Gesetzesnovellen im STANDARD-Gespräch. Wie berichtet, muss Österreich bis zum Sommer eine Rotationspflicht für Bilanzkontrolleure fixieren. Das schreibt eine EU-Richtlinie vor, die im Lichte der Bankenkrise nach 2008 erlassen wurde. Die Richtlinie legt fest, dass Banken, Versicherungen und börsennotierte Unternehmen, sogenannte Public Interest Entities, alle zehn Jahre ihren Wirtschaftsprüfer wechseln müssen. Mitgliedstaaten können auch kürze Fristen vorsehen oder die Zeiträume auf 24 Jahre verlängern. In Österreich planen SPÖ und ÖVP eine Mischvariante: Bei Banken und Versicherungen soll die Rotationspflicht alle zehn Jahre gelten. Die übrigen Firmen dürfen einmalig die langen Fristen nutzen. Unternehmen suchen sich derzeit ihre Abschlussprüfer selbst aus und hängen von deren Honorar ab. Aus Sicht der Prüfer bestehe also ein starkes Abhängigkeitsverhältnis, so Kleiner. Es sei nicht auszuschließen, dass sich Prüfer den Wünschen des Auftraggebers beugen und Bewertungsspielräume in den Jahresabschlüssen extensiv ausnutzen müssen. Die Schwächen des Systems seien im Zuge der Krise deutlich geworden. Kleiner spricht aus Erfahrung: In der Causa Hypo wurde er nach der Verstaatlichung der Bank von den neuen Eigentümern damit beauftragt, die Leasinggeschäfte des Instituts in Südosteuropa zu prüfen. Laut dem Gutachter waren die Hypo-Jahresabschlüsse seit 2009 höchst problematisch. Ein staatsanwaltlich eingeleitetes Kontrollverfahren wurde nur aus Gründen der Verjährung nicht fortgeführt, sagt er. Das Management der Bank – und damit auch die Bilanzprüfer – hätte sehen müssen, dass bei vielen Leasinggeschäften höhere Wertberichtigungen in den Büchern notwendig gewesen wären. Eine Rotationspflicht könnte Abhilfe schaffen, weil die finanzielle Abhängigkeit der Prüfer von ihren Auftraggebern reduziert wird, sagt Kleiner. Doch müsse man darauf achten, dass sich nicht einige wenige Kanzleien die Aufträge gegenseitig zuschanzen. Er fordert daher, dass die Finanzmarktaufsicht FMA oder eine vergleichbare Institution, die Wirtschaftsprüfer für Public-Interest-Firmen aus einer qualifizierten Menge unabhängig auswählen soll. Die Rotation sollte alle sechs Jahre stattfinden. Die Branche wendet ein, dass sich ein Prüfer nicht genügend in die Materie einarbeiten kann, wenn zu oft gewechselt wird. Kleiner dazu: Es sei bereits vorgeschrieben, dass Bilanzprüfer ihre Nachfolger über interne Strukturen im Unternehmen informieren müssen. Die Einarbeitung sei also weniger schwierig als dargestellt. Wissenschaft;In den nächsten Tagen sei nicht mit neuen Verbindungen zu rechnen, heißt es vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Köln - Das Minilabor Philae wird sich in den nächsten Tagen wohl erst mal nicht wieder vom Kometen 67P/Tschurjumov-Gerasimenko melden. Wir rechnen nicht damit, sagte Manuela Braun vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) am Dienstag in Köln. Es werde zwar wieder einen Kontakt geben. Aber wann, das wissen wir jetzt nicht, so die Sprecherin. Nach den ersten Kontakten werde das DLR mit der europäischen Raumfahrtagentur ESA über eine neue Flugbahn der Muttersonde Rosetta nachdenken, um eine bessere Verbindung zu schaffen. Für die anstehenden Experimente sind stabile und längere Verbindungen zu dem Lander notwendig. Philae war im November nach zehnjähriger Reise auf dem Kometen im Schatten gelandet. Er hatte noch einige Daten gesendet und war hatte sich dann wegen Strommangels ausgeschaltet. Während Tschuri unentwegt auf die Sonne zufliegt, hat Philae inzwischen neue Energie getankt, ist aufgewacht und hat sich in den letzten Tagen mehrmals kurz gemeldet. Der letzte kurze Kontakt war instabil und hatte mit Unterbrechungen 30 Sekunden gedauert. Der erste hatte 85 Sekunden gehalten. Die Forscher hoffen auf weitere, stabilere Verbindungen, denn Philaes hat noch zahlreiche Daten gespeichert, die Aufschluss über die Bedingungen auf dem Kometen geben könnten. Nicht-Wissenschaft;'Wenn SPÖ und ÖVP keine Änderungen vornehmen – Journalistenclub unterstützt Gang zum Verfassungsgerichtshof. Wien – Fünf Ordner mit 25.000 Unterschriften gegen das anstehende Staatsschutzgesetz haben die Datenschützer des AK Vorrat am Montag im Wiener Café Stein aufgebaut. Flankiert waren sie dabei vom Präsidenten des Rechtsanwaltskammertags, Rupert Wolff, und dem Oberhaupt des Österreichischen Journalistenclubs, Fred Turnheim. Anlass für die illustre Zusammenkunft: Am Dienstag wollen SPÖ und ÖVP das umstrittene Staatsschutzgesetz im Innenausschuss absegnen, das den Ermittlern des Verfassungsschutzes im Kampf gegen Terroristen, Islamisten und Waffenschieber mehr Befugnisse einräumt. Wolff übte als Vertreter der Rechtsanwälte erneut heftige Kritik am geplanten Einsatz von Vertrauensleuten, die künftig in den entsprechenden Milieus eingesetzt und bezahlt werden können: Wir wollen keine V-Leute in Beichtstühlen, Arztpraxen, Rechtsanwaltskanzleien, und auch nicht in den Redaktionen, sagte er. Für ihn kollidieren die präventiven Ermittlungsmethoden der Staatsschützer mit den Grundrechten, deswegen braucht es für Wolff – abgesehen von einem besonderen Schutz für bestimmte Berufsgruppen und deren Informanten – vor den einzelnen Ermittlungsschritten eine richterliche Kontrolle. Stattdessen setze der Gesetzgeber auf einen Rat von Pensionisten, kritisierte er; gemeint sind damit der Rechtsschutzbeauftragte des Innenministeriums und seine beiden Stellvertreter, die ehemalige Richter oder Staatsanwälte sein sollen. Doch für Wolff entspricht das keinem ausreichenden Schutz für unbescholtene Bürger, die ins Visier der Ermittler geraten, denn Richter seien von der Verfassung geschützt, unabhängig und unversetzbar. Seine Konklusio: Wenn das Gesetz kommende Woche in dieser Form im Parlament beschlossen werde, werden wir mit Sicherheit den Verfassungsgerichtshof befassen. Journalistenvertreter Turnheim kündigte an, den Gang zum Höchstgericht zu unterstützen. Er befürchtet durch das neue Staatsschutzgesetz eine Aushöhlung des Redaktionsgeheimnisses, weil es keinen Schutz mehr für Informanten gebe. Hintergrund: Zur Prävention dürfen die Verfassungsschützer etwa die Koordinaten von verdächtigen Islamisten jahrelang in einer Analysedatenbank speichern – und dazu auch die ihrer Kontaktpersonen. Turnheim: Wir schimpfen über Polen und sind gar nicht so weit auseinander, wenn das kommt. Das neue Gesetz behindert für ihn freien, investigativen Journalismus. Die Datenschützer des AK Vorrat warnten unter anderem davor, dass die gesammelten Daten an befreundete ausländische Dienste weitergereicht werden können – und diese seien an keinerlei Löschvereinbarungen gebunden. Die Datenschützer fordern daher genauso wie die Anwälte- und Journalistenvertreter, dass sich SPÖ und ÖVP vor Beschluss der neuen Ermittlungsbefugnisse mit ihnen noch einmal zu einer Expertenrunde zusammensetzen und entsprechende Änderungen vornehmen, um den Schutz der Grundrechte zu gewährleisten.' Nicht-Wissenschaft;Ein ehemaliger Verwaltungsrichter soll zum Sonderermittler des deutschen NSA-Ausschusses werden. Berlin/Wien – Der erste Eindruck ist fraglos eher jener eines biederen Juristen. Doch ob der pensionierte deutsche Bundesrichter Kurt Graulich wirklich der brave Regierungsmann ist, vor dem Deutschlands Oppositionsparteien nun warnen, das scheint zumindest fraglich. Tatsächlich ist der Mann, von dem die Welt am Sonntag erfahren haben will, er stehe als Sonderbeauftragter des deutschen NSA-Ausschusses für die Einsicht in die Selektorenliste des BND fest, mehrfach durch Widerspruch gegen Pläne der Regierung und gegen Autoritäten aufgefallen – notfalls auch gegen seine eigene. In einem Internet-Interview mit der deutschen Bürgerrechtsgruppe Humanistische Union – für die Graulich gelegentlich auch schreibt – zeigte er sich offen für Kritik an von ihm verfassten Urteilen: Er sei Abiturjahrgang 1968. Wir sind mit diesen Themen bestens vertraut. Das SPD- und Gewerkschaftsmitglied unterschrieb in den 1980er-Jahren eine Petition gegen Aufrüstung bei der Nato, zuletzt äußerte er immer wieder Verständnis für den Ruf nach mehr Aufklärung in der NSA-BND-Affäre. Der Süddeutschen Zeitung sagte er jüngst, man hinke bei der Rechtsentwicklung für Spionage dem Polizeirecht 25 Jahre hinterher. Nicht nur Freunde machte sich der oft farbig formulierende Filmfan auch in der Zeit zwischen 1999 und 2014 am Bundesverwaltungsgericht bei Deutschlands Schlapphüten. Dort hatte er sich neben dem Polizei- und Ordnungsrecht auf das Recht der Nachrichtendienste spezialisiert. Immer wieder gab es von ihm Kritik an den Befugnissen der Spione. 2007 trat er als Herausgeber des Buches Wie die Freiheit schützen? in Erscheinung, in dem für mehr Kontrolle über die Dienste argumentiert wird. Das dürfte nun zu Verzögerungen bei der kolportierten Einigung auf Graulich geführt haben, der allgemein als kompetent beschrieben wird. Das, und womöglich die Erinnerung an die 1990er-Jahre: Damals war er als Personalre ferent in Hessens Justizministerium mehrfach mit der CDU zusammengestoßen. Diese versuchte nun Bedenken zu streuen, ob Graulich technische Details der NSA-Affäre durchblicke. Sollte er wirklich ernannt werden, wird der Mann, über dessen Privat leben wenig bekannt ist, jedenfalls viel innere Ruhe brauchen. Die holt er sich auch aus spirituellen Quellen: Graulich ist Zen-Buddhist, der Internationale Zen-Tempel in Berlin führt ihn als Übersetzer des Diamant-Sutra ins Deutsche. Wissenschaft;Einige Wesen haben auch bei minimalen Lichtverhältnissen gute Sicht. Der Zoologe Eric Warrant ist ihren Tricks auf der Spur. Lund – Kommt der Frühling in Fahrt, herrscht im Auwald auch nach Einbruch der Dunkelheit Dauerbetrieb. Unzählige Insekten schwirren herum. Viele Menschen kennen sie nur als lästige Blutsauger, doch es sind noch ganz andere, faszinierende Geschöpfe unterwegs. Deilephila elpenor zum Beispiel. Die bunten, im deutschen Sprachraum als Mittlere Weinschwärmer bekannten Nachtfalter eilen flink von Blüte zu Blüte. Wie Kolibris verharren sie zum Nektartrinken schwebend, während ihre Flügel auf Hochtouren schwingen. Das funktioniert auch bei unruhigem Wetter – sogar in tiefer Finsternis. Wie gelingt den Tieren das? Eric Warrant geht dieser Frage nach. Der an der schwedischen Universität Lund tätige Zoologe erforscht seit Jahren das Sehvermögen nachtaktiver Spezies. Heute, Mittwoch, wird er an der Akademie der Wissenschaften in Wien über seine Arbeit berichten. Das Geheimnis der Weinschwärmer haben Warrant und sein Team zum Teil gelöst. Wie die meisten Insekten verfügen die Nachtfalter über Facettenaugen, zusammengesetzt aus tausenden sogenannten Ommatidien. Normalerweise trägt jeder dieser Rezeptoren ein Pixel zum Gesamtbild im Gehirn bei. Die nachtaktiven Schwärmer bedienen sich jedoch eines neurologischen Tricks. Um bei minimalen Lichtmengen noch gut sehen zu können, tragen sie die wenigen verfügbaren Reize zusammen. Fachleute bezeichnen dieses Prinzip als Summation. Die Signale werden gebündelt, sagt Warrant. Das Ergebnis, eine verbesserte Nachtsicht, geht zwar auf Kosten der Sehschärfe, aber dieser Nachteil gleiche sich aus. Was hinter der räumlichen Summation steckt, zeigen mikroskopische Aufnahmen. In den Augen von Deilephila elpenor und den amerikanischen Tabakschwärmern, Manduca sexta, finden sich zahlreiche Nervenzellen mit besonders langen, seitlichen Fortsätzen: Dendriten. Sie verbinden dutzende Ommatidien und leiten deren Signale an das Gehirn weiter (vgl.: Journal of Comparative Physiology, Bd. 524, S. 160). Die Augen des mit beiden Schwärmerarten nah verwandten tagaktiven Taubenschwänzchens (Macroglossum stellatarum) weist keine so breit verzweigten Neuronen auf. Der Mittlere Weinschwärmer betreibt aber auch eine zeitliche Summation und kombiniert diese mit der räumlichen Reizbündelung. Wie die Signalakkumulierung über kurze Zeiträume im Detail funktioniert, ist noch nicht bekannt. Ihr dürfte eine biochemische Reaktionskette zugrunde liegen, meint Warrant. Die gemeinsame Auswertung räumlich und zeitlich summierter Signale übernehmen jedoch sehr große spezialisierte Nervenzellen im Sehzentrum des Schwärmerhirns (vgl.: Current Biology, Bd. 26, S. 821). So ist es ihnen möglich, bei 100-fach schwächerem Licht zu sehen, und viel genauer. Der Schein der Sterne reicht den Weinschwärmern vollkommen, um nachts auf Sicht zu fliegen. Der Mond wird nicht benötigt. Derart erstaunliche Anpassungen gibt es allerdings nicht nur bei Insekten. Diverse Tierarten leben schließlich dort, wo es immer Nacht ist: in den Kellergeschoßen der Ozeane. Spuren von Sonnenlicht dringen höchstens bis in etwa 1000 Meter Tiefe vor. Trotzdem haben viele Bewohner dieser dunklen Gefilde gut entwickelte Augen, und das aus gutem Grund, denn ganz finster ist es in der Tiefsee nicht. Viele Rippenquallen, Krebse und Fische verfügen über Leuchtorgane, sogar das Plankton neigt mitunter zum Funkeln. Die Lichtsignale dienen der Kommunikation, der Abschreckung oder dem Anlocken von Futter. Riesenkalmare (Architeuthis dux) nutzen ihre großen Augen mit bis zu 30 Zentimeter Durchmesser in erster Linie zur Feinderkennung. Die Tintenfische halten sich vor allem tagsüber in der Tiefsee auf, müssen sich aber auch dort vor Pottwalen in Acht nehmen. Letztere orten ihre Beute mithilfe von Schall. Ihre eigene Anwesenheit verraten die Meeressäuger ungewollt durch Bewegungen. Sie regen Kleingetier zum Leuchten an. Der Walkörper gleitet in einer schwach leuchtenden Wolke durchs Wasser – für Riesenkalmare ein Zeichen nahenden Unheils. Berechnungen von Warrant und Kollegen zufolge können die Weichtiere ihre Gegner so auf 120 Meter orten (vgl.: Current Biology, Bd. 22, S. 683). Andere Tiefseegeschöpfe setzen ihr Sehvermögen vor allem bei der Jagd ein. Der Escolar, zoologisch Lepidocybium flavobrunneum, ist einer von ihnen. Die schwarzen Raubfische verbringen den Tag im tieferen Wasser, ab 200 Meter abwärts, und ziehen nachts zum Fressen an die Oberfläche. Ein Forscherteam hat die Augen des Escolars analysiert, auch Warrant war beteiligt. Die Untersuchungen offenbarten mehrere erstaunliche Details. Zum einen verfügen die Fische in ihren Netzhäuten nicht etwa nur über eine, sondern bis zu acht Lagen aus Rezeptorzellen, allesamt Stäbchen. Dem Escolar erscheint die Welt also in Schwarz-Weiß. Die Schichtung der Rezeptoren dient der optimalen Lichtausbeute. Dank dieses Aufbaus bringt es das Escolar-Auge auf über zwei Millionen Sinneszellen pro Quadratmillimeter Netzhaut. Beim Menschen sind es maximal 200.000 pro Quadratmillimeter. Hinter der Netzhaut der Fische liegt zudem ein sogenanntes Tapetum lucidum: Eingefallene Lichtquanten, die bis dahin nicht absorbiert wurden, werden reflektiert und treten den Gang durch die Stäbchenschichten erneut an. Zur weiteren Verbesserung seiner Wahrnehmung greift auch der Escolar auf Summation zurück – räumlich und anscheinend auch zeitlich. Elektrophysiologische Messungen in Netzhautproben der Tiere haben eine besonders niedrige Flimmerfusionsfrequenz von maximal neun Hertz aufgezeigt (vgl.: Philosophical Transactions of the Royal Society B, Bd. 369, 20130039). Das heißt: Die Fische können kurz aufeinanderfolgende Lichtimpulse nicht unterscheiden und sehen sie als Einzelblitz. Bewegungen werden somit nur verzögert wahrgenommen. Für die Räuber ist die Zeitlupensicht offenbar kein Problem. Sie stellen vermutlich eher langsamer Beute nach, sagt Warrant. Auf eine solche Jagdtaktik weist auch die zweidimensionale Struktur der Netzhaut hin. Der Bereich mit der höchsten Dichte an Nervenzellen liegt dort, wo von oben einfallendes Licht eintrifft. Der Escolar lauert offenbar unten in der Dunkelheit und erkennt die Silhouetten seiner Opfer vor dem Nachthimmel. Wissenschaft;'Die Folgen der Inhalation von Distickstoffmonoxid halten nur die ersten drei Minuten an. Cambridge/Wien – Lachgas ist das älteste moderne Narkosemittel. Bald nachdem es 1772 erstmals synthetisiert worden war, entdeckte man seine schmerzstillende, aber auch euphorisierende Wirkung: N2O (so die Strukturformel von Distickstoffmonoxid oder eben: Lachgas) kam auf Jahrmärkten und ab 1844 auch bei Zahnbehandlungen zum Einsatz. Der Name Lachgas hat sich vor allem deshalb eingebürgert, weil N2O mitunter für Lachanfälle sorgt. Es können sich aber auch Zwerchfellkrämpfe einstellen, die von Außenstehenden als Lachen interpretiert werden. Andere Nebenwirkungen sind gering. Trotz dieser langen Tradition als Schmerz- und Rauschmittel haben jetzt erst Forscher des MIT in Cambridge eine erstaunliche Wirkung von Lachgas auf das Gehirn entdeckt: Beim Einatmen entstehen in den ersten drei Minuten extrem langsame Hirnwellen, die das Gehirn von der Vorder- zur Rückseite durchqueren. Eigentlich haben die sogenannten Deltawellen, die in der traumlosen Tiefschlafphase auftreten, die geringste Frequenz. Die vom Lachgas verursachten Hirnwellen sind freilich noch einmal deutlich langsamer: Ihre Frequenz ist mit zehn Sekunden deutlich geringer wie die der Deltawellen während der Tiefschlafphase. Emery Brown, einer der Koautoren der Studie, die im Fachmagazin Clinical Neurophysiology erschien, war aus zwei Gründen von der Entdeckung überrascht: erstens deshalb, weil sie erst jetzt geschah; zweitens, weil N2O auf eine andere Weise das Gehirn verändert als vergleichbare Wirkstoffe. Brown vermutet, dass Lachgas in den ersten drei Minuten Signale aus dem Hirnstamm unterdrückt, die dafür sorgen, dass man wach bleibt. Nun soll versucht werden, diese Wirkung zu verlängern, um Lachgas noch effektiver einsetzen zu können.' Nicht-Wissenschaft;Zum Auftakt einer Reihe von Prozessen gegen mutmaßliche Jihadisten stand ein gebürtiger Bosnier vor dem Grazer Richter. Er habe der IS-Miliz beitreten wollen, sagt die Anklage. Dieser hält sich für unschuldig. Graz – Damit die Sache für den Angeklagten klar sei: Wenn Sie zwei Meter laufen, fallen Sie, warnt der Richter und blickt auf die schwer bewaffneten, vermummten Polizisten, die den Beschuldigten umringen. Er solle erst gar nicht überlegen, einen Fluchtversuch zu starten, bedeutet ihm der Vorsitzende. Dann nickt er den Beamten zu, die dem U-Häftling schließlich langsam die Handschellen lösen. Es herrscht an diesem Dienstag, dem Auftakt einer Reihe von Verfahren gegen mutmaßliche Jihadisten, eine angespannte Atmosphäre im alten Schwurgerichtssaal des Grazer Straflandesgerichts. Links und rechts im Raum und auf der Galerie sind Spezialeinheiten mit Sturmmützen postiert, vor dem Gerichtsgebäude stehen Posten mit Sturmgewehren und schusssicheren Westen. Paris zeigt Wirkung. Gerichtskiebitze bleiben heute weitgehend fern, Journalisten und Gäste müssen durch zwei Sicherheitschecks. Der Gerichtsaal wurde noch einmal mit Spürhunden auf Sprengstoff untersucht, ehe der Angeklagte den Saal unter Bewachung weiterer dreier Beamter, die Sturmhauben tragen, betritt. Seine Stimme ist sanft, der Bart sehr lang. Er trägt eine graue weite Trainingshose mit grauem Sweater. Der gebürtige Bosnier habe der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) als Kämpfer beitreten und zudem einen Bekannten dorthin vermitteln wollen, wirft ihm die Staatsanwaltschaft vor. Fürs Strafgesetz: Der 50 Jahre alte gelernte Elektriker wird des Verbrechens der terroristischen Vereinigung und der kriminellen Organisation beschuldigt. Er erklärt sich für nicht schuldig. Sein Verteidiger präzisiert gleich eingangs: Es reicht nicht, eine kleine Spur zum Angeklagten zu haben, um ihm alle Gräueltaten des IS anzuhängen. Es sei richtig, dass sich sein Mandant für den Krieg in Syrien interessiert und sich auch Material beschafft habe, aber konkrete Verbindungen habe es nicht gegeben, nur Bekanntschaften. Der Staatsanwalt sieht das anders: Der Angeklagte sei Mitglied einer extremistischen Gruppierung gewesen, sozialisiert in radikalen Vereinen in Graz, mit guten Kontakten etwa zum Chefideologen der Szene, der Ende Februar auf der Anklagebank sitzen wird. Der Staatsanwalt nutzt die Gelegenheit, um grundsätzlich vor den extremistischen Strömungen, die längst hier sind, zu warnen. Die IS-Ideologie, der auch alle Angeklagten, die hier in den nächsten Wochen noch vor Gericht stehen werden, anhängten, sei eine typisch faschistische Ideologie mit Führerkult. Es geht hier um eine radikale Ablehnung der Demokratie. Die einzige Rechtsordnung, die akzeptiert wird, ist die Scharia, sagt der Ankläger. Der Richter geht die Sache mit Bedacht an und lenkt den Angeklagten gesprächstherapeutisch zu den heiklen Stationen seines Lebens, in denen er, wie er selbst beteuert, erleuchtet wurde. Aufgewachsen in der kommunistischen Tito-Zeit in Bosnien, sei er lange Zeit atheistisch geblieben. Als der Krieg ausbrach, sei er nach Graz geflüchtet. In Österreich kam er nie wirklich an, er las plötzlich die Bibel, dockte bei den Zeugen Jehovas an, bis er im Deutschkurs neue Freunde fand. Und den Zugang zum Islam. Der Wendepunkt sei mit der Pilgerfahrt nach Mekka gekommen. Am Ende stand der Versuch, in Syrien als IS-Kämpfer zu leben, sagt die Staatsanwaltschaft. Danach hatte ihn seine Frau aus der Wohnung geschmissen. Er war ihr zu radikal geworden. Wissenschaft;Niederländische Astronomen vermuten, dass die Sonne den Zwergplaneten Sedna einem vorbeiziehenden Stern entrissen hat. Leiden – Sie war einer der Nägel in Plutos Sarg – jedenfalls was dessen Status als Planet anbelangt: Sedna, 2003 am Rande des Sonnensystems entdeckt, wurde anfangs noch als Planet bezeichnet. Mit einem Durchmesser von knapp 1.000 Kilometern ist der nach einer Inuit-Göttin benannte Himmelskörper kaum halb so groß wie Pluto – allerdings hatte man Sedna anfangs auch noch größer eingeschätzt. Schon vor Sedna war Quaoar entdeckt worden, es folgten Eris, die sogar ein wenig größer und massereicher als Pluto ist, Makemake und Haumea. Insgesamt könnten tausende vergleichbare Objekte jenseits des Neptun-Orbits, im Kuipergürtel und darüber hinaus, ihre Bahn ziehen. Wie viele Planeten hat unsere Sonne also? Spätestens mit der Entdeckung von Eris kam die Internationale Astronomische Union zum Schluss, dass es sinnlos sei, die offizielle Zahl der Planeten im Sonnensystem laufend nach oben zu revidieren, ohne dass dabei jemals ein Ende abzusehen wäre. Also wurde 2006 die Kategorie Zwergplanet eingeführt, auf die nun auch der schon 1930 entdeckte neunte Planet Pluto herunter- und der vormalige Asteroid Ceres hochgestuft wurde. Im Unterschied zu Planeten haben es Zwergplaneten mit ihrer geringeren Schwerkraftwirkung nicht geschafft, ihre oft ungewöhnlichen Orbits von kosmischem Schutt freizuräumen, so die Definition. In Sachen Nomenklatur sind damit wieder Ruhe und Ordnung eingekehrt. Doch nun macht Sedna wieder von sich reden. Ein Team niederländischer Astronomen vermutet, dass sich Sedna gar nicht in unserem Sonnensystem gebildet hat, sondern ursprünglich zu einem anderen Sternsystem gehörte. Als dieses am Sonnensystem vorbeizog, wurden ihm Sedna und hunderte andere Objekte entrissen und unserem Heimatsystem einverleibt, so die Theorie. Schon zuvor hatten einige US-Astronomen diese Hypothese aufgestellt. Anlass der Vermutung ist der extrem elliptische Orbit Sednas: Sie braucht für eine Umkreisung der Sonne 12.000 Jahre und bewegt sich dabei zwischen dem 76-fachen und dem 1000-fachen des Abstands zwischen Erde und Sonne. Die großen Planeten haben in der Frühzeit des Sonnensystems zwar zahlreiche kleinere Himmelskörper nach außen geschleudert – eine Umlaufbahn wie diese ist damit aber kaum zu erklären. Ein Team um Lucie Jílková vom Observatorium Leiden ist nun der Hypothese vom Planetenklau nachgegangen – mit unserer Sonne als möglichem Täter ebenso wie als Opfer. Im Computermodell wurden über 10.000 verschiedene Szenarien von Sternenbewegungen durchgespielt, um zu sehen, welche zum heute vorliegenden Ergebnis geführt haben könnte. Das wahrscheinlichste Szenario sieht ihren Berechnungen zufolge so aus: In der Frühzeit des Sonnensystems, vor über vier Milliarden Jahren, kam ein vorbeiziehender Stern mit etwa 80 Prozent mehr Masse als die Sonne bis auf etwa den 51-fachen Abstand zwischen Sonne und Neptun heran. Dabei erfolgte ein Austausch: Sedna und andere kleine Himmelskörper, die den Nachbarstern auf weiten Orbits umkreisten, wurden aus diesem System herausgerissen. Gleichzeitig nahm der Stern hunderte Objekte aus unserem Kuipergürtel mit sich fort. Hunderte weitere wären ins interstellare Off geschleudert worden. Diese Hypothese zu überprüfen, wäre theoretisch gar nicht so schwierig – doch braucht es dazu Geduld. Die chemische Zusammensetzung Sednas könnte nämlich Aufschluss über ihre Herkunft geben: Weicht sie von der der übrigen Objekte im Kuipergürtel signifikant ab, handelt es sich bei ihr offenbar um einen Fremdkörper. Zwar sind wir von einer genaueren Erforschung des Kuipergürtels noch ein gutes Stück entfernt. Aber der Anfang ist bereits gemacht: Immerhin erreicht nächsten Monat die NASA-Sonde New Horizons nach neunjähriger Reise den Pluto. Und danach geht es weiter durch den Gürtel. (jdo, 27.6. 2015) Wissenschaft;Schmuggler boten einem irakischen Museum Tontafeln an. Darauf fanden sich neue Szenen aus der ältesten Dichtung der Welt. Es gilt als die älteste schriftlich festgehaltene Dichtung der Menschheit und enthält frühe Hinweise auf die biblische Sintflut: Das Gilgamesch-Epos hat seine Wurzeln in sumerischer Zeit vor über 4.000 Jahren. Der Protagonist der Erzählung ist Gilgamesch, ein zu zwei Dritteln göttliches Wesen und König der sumerischen Stadt Uruk. Begleitet wird er von seinem Diener, Freund und späteren Bruder Enkidu, einem mysteriösen Wesen, das im Laufe der Geschichte immer menschlichere Züge annimmt. Hauptmotiv der Erzählung ist Gilgameschs Suche nach Unsterblichkeit. Das Epos existiert in zahlreichen Varianten aus unterschiedlichen Epochen und Regionen des fruchtbaren Halbmondes. Die ersten Tontafeln, auf denen sich Teile der Erzählung fanden, wurden 1853 in den Ruinen der Bibliothek Assurbanipals in Ninive entdeckt. Spätere Funde ergänzten den Text, doch nach wie vor existieren teilweise große Lücken in der Geschichte. Eines dieser Löcher konnte nun dank eines Glücksfalles geschlossen werden. 2011 wurden dem archäologischen Museum von Sulaimaniyya in der Autonomen Region Kurdistan im Irak über 80 unscheinbare Tontafeln zum Kauf angeboten. Der Historiker Farouk Al-Rawi von der University of London konnte zufällig einen Blick auf die Fundstücke werfen. Dabei sprang ihm vor allem eines der Fragmente ins Auge. Eine nähere Untersuchung bestätigte die ursprüngliche Vermutung: Die Tontafel war keine Fälschung. Für die wahre Sensation aber sorgte erst die Übersetzung der 20 Zeilen Keilschrift auf den zusammengefügten Bruchstücken: Es handelte sich um einen bisher fehlenden Teil im fünften Kapitel des Gilgamesch-Epos. Eine Datierung ergab, dass der Text vermutlich rund um 600 vor unserer Zeitrechnung von einer älteren Tafel kopiert worden war. Der entdeckte Text wirft ein neues Licht auf die beiden Hauptfiguren der Erzählung. Im fünften Kapitel wollen Gilgamesch und Enkidu im Reich von Humbaba, dem Hüter des Zedernwalds, Bäume fällen. Viele Beschreibungen präsentieren Humbaba als löwengesichtiges Ungeheuer, doch in dem neuen Fragment wirkt das Wesen viel menschlicher: hier wird er als Herrscher eines fremden Landes dargestellt. Als Gilgamesch und Enkidu schließlich den Zedernwächter töten und seine Bäume fällen, erkennen sie, dass sie ein Unrecht begannen hatten – diese geäußerte Reue fehlte in den bisher bekannten Varianten des Gilgamesch-Epos. Die Archäologen halten den Fund daher auch deshalb für so bedeutsam, weil er den Hauptfiguren des Epos neue charakterliche Schattierungen zuweist. Nicht-Wissenschaft;16 Jahre lang haben Rick Cunningham und seine Frau Elke auf einem Segelboot gelebt. Auf Barbados trug er den Titel Honorarkonsul. Jetzt zieht es den ehemaligen Eishockeystar zurück nach Villach. Hier erlebte Cunningham Anfang der 80er seine Glanzzeit. Villach – An den meisten Geschichten über die gute alte Eishockeyzeit in Kärnten ist schon etwas dran. Manchmal könnte es sich sogar ärger zugetragen haben, als erzählt wird. Nur die Story von Rick Cunningham (64) und dem Haflinger, die ist wirklich übertrieben. Steht doch geschrieben, Rick hätte in seiner Villacher Zeit auf einem Bergbauernhof gewohnt und im Winter, wenn es stark geschneit hätte, das Auto unten abgestellt, um auf einem Haflinger nach Hause zu reiten. Stimmt nicht ganz, sagt Cunningham. Das Haus am Berg hat es gegeben, hinter der hintersten Einöde und ohne Telefon, ein Funkgerät stellte die Verbindung zum nächsten Gasthof her. Den Haflinger gab es, er (sie) hieß Lucy. Und Schnee gab es öfter und mehr als heute. Bloß: Wenn ich mit dem Auto nicht raufgekommen bin, bin ich zu Fuß gegangen. Lucy hat, wenn überhaupt, zugeschaut. Fazit: Lügenpresse! Rick Cunningham, mittlerweile 64 Jahre alt, sollte später noch mehr von dieser Welt sehen, doch er sah schon als Eishackler nicht wenig. Er stammt aus Toronto, absolvierte 344 Spiele in der WHA (World Hockey Association), in Wahrheit alle 344 für denselben Klub. Dieser wurde zweimal verkauft und übersiedelt, so wurden aus den Ottawa Nationals die Toronto Toros und aus den Toros die Birmingham Bulls. 1971 war Cunningham von den Toronto Maple Leafs als Nummer 51 in Runde vier gedraftet worden. Ein NHL-Einsatz ging sich dennoch nie aus, ihn ficht das auch in der Rückschau nicht an. Um ehrlich zu sein, ich habe in der WHA wahrscheinlich besser verdient. Für Österreich sollte es sich sowieso als Glück erweisen, dass die NHL ohne Cunningham auskam. Eigentlich wollte ich nach München gehen, studieren und Rechtsanwalt werden, sagt Cunningham. Aber vorher wollte ich in Europa noch ein Jahr Eishockey spielen. Es ist Salzburg geworden, liegt ja von München nicht weit entfernt. Aber mit dem einen Jahr hatte sich Cunningham gewaltig getäuscht. Der Saison in Salzburg folgten drei Jahre beim WEV, drei weitere Jahre in Villach und knapp zwei in Lustenau. Publikumsliebling war er überall. In Salzburg spielten sie, wenn der Verteidiger getroffen hatte, die Titelmelodie von Jesus Christ Superstar, und die Fans sangen: Cunningham, superstar, ist the best crack in Austria. Nicht nur in Salzburg, wo er gemeinsam mit Roger Lamoureux für eine erste Blütezeit sorgte und den Klub ins Semifinale führte, hielten sie Cunningham für den Besten. Auch beim WEV begeisterten seine Ausflügen ins gegnerische Drittel. Aber meine echte Heimat ist erst Villach geworden. 1981 übersiedelte er zum VSV, der Meister war. Auch hier ging sich für Cunningham kein Titel aus, doch auch hier kamen seinetwegen die Massen. Er wechselte auf die Nummer 33, weil die 3 für VSV-Kapitän Giuseppe Mion reserviert war. Egal, Mion sollte Cunninghams bester Freund werden. Trauzeuge, als Rick und Elke, die er in Salzburg kennengelernt hatte, am 21. Februar 1981 heirateten, war freilich noch Walter Znenahlik gewesen, der legendäre Wiener Eishackler. Da war Cunningham längst Österreicher. Am 10. Oktober 1978 hab ich die Staatsbürgerschaft bekommen, das Datum vergisst er nicht, es ist eigentlich sehr schnell gegangen. Das Nationalteam konnte Cunningham (wie etliche andere Austros) gut brauchen. Bei der B-WM 1979 in Rumänien (eine andere Welt) konnte auch er Niederlagen wie ein 0:7 gegen die DDR und den Abstieg nicht verhindern. Die C-WM 1981 in China (eine ganz andere Welt) brachte dann die Wende. Österreich ließ dem 10:0 im Eröffnungsspiel gegen Nordkorea sechs weitere Siege folgen und schaffte souverän den Wiederaufstieg. Im Nationalteam, sagt Rick Cunningham, hab ich mein bestes Eishockey gespielt. Überhaupt sei er ein besserer Profi als in Kanada geworden. Das lag auch am Training im Sommer, das ihn zunächst fast auf dem falschen Fuß erwischte. In Kanada haben wir im Sommer nichts gemacht, da war ich meistens segeln. 1982 gabs eine Heim-WM in Klagenfurt und dort Rang zwei, auch diesmal war die DDR eine Nummer zu groß. Mehr Bedeutung bekam der dritte Platz, den Österreich bei der B-WM 1983 in Tokio belegte. Denn durch den Olympia-Verzicht der DDR war Österreich plötzlich fix für die Winterspiele 1984 in Sarajevo qualifiziert. Großes Hurra. Und große Aufregung um die IOC-Granden und ihr krampfhaftes Festhalten am Amateurstatut. Die Herren Funktionäre untersagten NHL-Spielern die Teilnahme, so fiel etwa Greg Holst, Cunninghams Zimmerkollege im Nationalteam, wegen elf NHL-Partien um Olympia um, während Cunningham, natürlich nicht minder Profi, in Sarajevo mitmachen durfte. Im ersten Match gegen Finnland schrammte Österreich mit 3:4 an einer Sensation vorbei, Cunningham traf im Finish die Stange. Ich denke jetzt noch oft daran. Gegen Kanada (1:8) und die Tschechoslowakei (0:13) gab s nichts zu holen, gegen die USA (3:7) trug sich Cunningham immerhin in die Torschützenliste ein. Norwegen wurde 6:5 bezwungen, am Ende kam der zehnte Platz heraus, durchaus respektabel. Weil Österreich nicht nur im Norden, Osten und Süden Eishockey zu bieten hat, ist Cunningham von Villach noch nach Lustenau übersiedelt. Ein schöner Ausklang. Eine Verletzung am Ende der zweiten Saison hat das Ende der Karriere leicht beschleunigt, dazu kam das Angebot eines guten Freundes, in dessen Investment-Banking-Firma einzusteigen. Das war Ende 1985, und im Jänner 1986 packten sich die Cunninghams zusammen, kauften One-Way-Tickets und flogen nach Barbados. Dort hatte die Firma des Freundes ihren Sitz, klarerweise aus steuerlichen Gründen. Rick sagt, er hätte noch zwei Jahre spielen können, aber die Chance musste ich ergreifen. Er habe bald nicht mehr an Eishockey gedacht. Denn: Auf Barbados wird kein Eishockey gespielt. Barbados hat andere Vorteile, nicht nur steuerliche. Da lässt es sich gut leben und segeln. Das Segeln hatte Cunningham nie aufgegeben, im Sommer 1978 hatte er sein Zwölf-Meter-Boot, mit dem er in Kanada schon unterwegs gewesen war, nach Europa überstellt. Atlantik-Überquerung also, Elke und Rick waren von New York bis zu den Azoren 19 Tage und bis Gibraltar zehn weitere Tage unterwegs. Am Ende lag das Boot in der Nähe von Grado, die Fahrt von Villach war keine große Affäre. Die Cunninghams lebten bis 1995 auf Barbados und an Land, ihre zwei Buben mussten ja auch zur Schule gehen. Justin war im April 1981 in Salzburg, Trevor im Dezember 1982 in Villach zur Welt gekommen. Das Geschäft blühte, und Rick Cunningham übernahm nebenbei den Posten des österreichischen Honorarkonsuls. Mein Vorgänger hat mich vorgeschlagen. Der Job war eine Ehre, Geld brachte er keines, vor allem ging es darum, Landsleuten bei Problemen zu helfen, bei Krankheiten, Unfällen, gestohlenen Brieftaschen. Einmal ist ein Boot an der Küste zerschellt, da standen plötzlich vier Leute fast nackt vor der Tür. Für gesellschaftliche Ereignisse fehlte den Cunninghams meistens die Zeit, wegen der Buben – und wegen der Seglerei, die das große Hobby blieb. 1995 übersiedelte die Familie nach Kuala Lumpur, wo Rick für seine Firma das Asien-Geschäft aufbaute. 1999 hatte er das Glück, schon in Pension gehen zu können. Elke und er schafften sich wieder eine Yacht an, 17 Meter statt zwölf Meter lang, tauften sie ebenfalls Mithrandir nach Gandalf aus Herr der Ringe. Das Boot wurde ihr Zuhause, und sie segelten los, von Rhode Island aus. US-Nordostküste, Karibik, Panamakanal, Galapagos-Inseln, Hawaii, kanadische Westküste, Mexiko, südpazifische Inseln, Neuseeland, Australien. 16 Jahre lang waren die Cunninghams unterwegs, seit 2005 hielten sie sich großteils in neuseeländischen Gefilden auf. Ein wirklich tolles Land. Im Schnitt jedes zweite Jahr haben sich Elke und Rick bei ihren Freunden in Villach anschauen lassen. Und die Söhne galt und gilt es auch regelmäßig zu besuchen, Trevor arbeitet als Rechtsanwalt in Ottawa fürs Justizministerium, Justin in Nassau für eine Firma im Elektrizitätsbereich. Beide sind verheiratet, Rick hat bereits drei Enkelkinder, zwei in Ottawa, eines auf den Bahamas. Derzeit sind die Cunninghams wieder einmal im Kärntner Lande, sie bleiben bis Mitte März. Sie möchten sich hier niederlassen, entweder Haus bauen oder Haus kaufen. Spätestens ab Anfang 2017 wollen wir wieder hier in der Gegend zu Hause sein, sagt Rick. Eine gute neue Zeit in Kärnten, das wäre eine Geschichte. Nicht-Wissenschaft;Inoffizielle Erweiterungen erwecken den Gangster in "Super Mario". Seit drei Jahrzehnten begeistert ein amerikanischer Installateur mit italienischem Migrationshintergrund die Spielewelt. Nintendos wohl wichtigster Games-Charakter Mario ist mittlerweile Teil der Kultur mehrerer Generationen an Videospielern. Dementsprechend oft wurde er schon – offiziell und inoffiziell – in andere Spieleuniversen exportiert. Nun ist auch das Gangster-Epos Grand Theft Auto 5 an der Reihe. Möglich gemacht haben das findige Modder, schreibt Wired. Kombiniert man das Super Mario Masks-Pack und die Modifikation Kart V, lässt sich der Handwerker nebst seinem fahrbaren Untersatz aus der Mario Kart-Reihe nach Los Santos bringen. Und dort kann er, wie sonst Trevor und Co., durch die Straßen fegen und Unruhe stiften. Wie dies aussieht, dokumentiert ein Youtube-Video. Etwas auffallend sind die groben Texturen der Gesichter von Mario, Yoshi und Co., was allerdings daran liegt, dass diese großteils dem Spiel Super Mario Galaxy entnommen sind, das 2007 noch für die Wii erschienen ist. Warios Antlitz entstammt sogar einem noch älteren Titel, nämlich der GameCube-Umsetzung Wario World. Unverändert geblieben ist derweil der Körper der eigentlichen Spielfigur, was der ganzen Angelegenheit einen etwas bizarren Anstrich verpasst. Nicht-Wissenschaft;Überzogene Werbeaussagen, Angebote weit unter Tageskurs, falsche Bewertungen: Wer Gold zu Bargeld macht, sollte aufpassen. Wien – Wer Schmuck oder Bruchgold zu Bargeld machen will, sollte gut prüfen, ehe er zur Tat schreitet. Laut einem aktuellen Test des Vereins für Konsumenteninformation (VKI) erzielten nur drei von sieben geprüften Goldankaufstellen im Raum Wien ein sehr gutes Gesamturteil. Alle anderen wurden wegen teils gravierender Mängel bei der Zuordnung und Schätzung abgewertet, so die Konsumentenschützer in einer Aussendung. Noch schlechter schnitten demnach die geprüften Internethändler ab. Nur ein einziges Unternehmen erhielt eine sehr gute Bewertung. Am Ende wurden sieben von zwölf Anbietern als nicht zufriedenstellend beurteilt. Die Probleme Genau genommen fanden die VKI-Prüfer überzogene Werbeaussagen, Angebote weit unter dem Tageskurs und falsche Bewertungen. Viele Goldankaufstellen werben mit Überzahlungen. Sie versprechen also einen prozentuellen Aufschlag auf den aktuellen Tageskurs für Gold. Ernst zu nehmen sind solche Versprechen kaum, wie der VKI-Test zeigt: Nur fünf von zwölf Händlern zahlten am Ende tatsächlich mehr als den Tageskurs. Noch wichtiger als der Tageskurs ist die korrekte Zuordnung der angebotenen Ware. Vor allem hier zeigt sich, wie seriös ein Anbieter agiert. Dass eine kompetente und exakte Schätzung nicht vorausgesetzt werden kann, bestätigen die Testergebnisse: Während die im Rahmen der Untersuchung angebotenen 14-Karat-Stücke durchwegs richtig klassifiziert wurden, wurden die 18-Karat-Stücke nur von zwei Firmen korrekt zugeordnet. Alle anderen stuften die angebotene Ware niedriger ein, in einem Fall sogar nur auf acht Karat. Intransparenz bei Verkäufen im Internet Besondere Vorsicht ist laut dem Test angebracht, wenn Altgold an einen Internethändler eingeschickt werden soll. Ist die Ware einmal verpackt und abgeschickt, dauert es in der Regel ein paar Tage, bis das Unternehmen mit einem Angebot reagiert. Das kostet nicht nur Zeit und Geld, sondern endet oft auch mit einer unangenehmen Überraschung: Von fünf geprüften Internethändlern zahlte nur einer umstandslos den zuvor vom eigenen Goldrechner ermittelten Preis. Alle anderen Firmen machten ein Angebot, das weit unter dem jeweiligen Tageskurs lag. Erst wenn dieses Angebot abgelehnt wurde, besserten manche in der zweiten Runde – teils deutlich – nach. Fazit: Von Goldverkäufen im Internet ist abzuraten. Tipps für den Goldverkauf Der VKI hat ein paar Tipps für Konsumenten zusammengetragen. Dazu gehört etwa das Selbstschätzen: Ausgangsbasis bei Schmuckstücken ist die Feingehaltspunze (Anm. die Stempelung gibt Auskunft, wie hochprozentig der Goldanteil von Schmuck ist). So entspricht etwa die Punze 585 einem Goldanteil von 14, die Stempelung 750 einem Goldanteil von 18 Karat. Als nützlich erweist sich auch die digitale Küchenwaage: den Schmuck abwiegen, sich auf der ÖGUSSA-Homepage über tagesaktuelle Edelmetall-Ankaufspreise für Bruchgold informieren und den Preis für einen Gramm Bruchgold mit dem Gewicht multiplizieren. Mit dem Wissen über Feingehalt, Gewicht und Tageskurs hat man wichtige Kontrollinstrumente an der Hand. Empfohlen werden vom VKI auch Fotos zur Dokumentation. Falls die Ware zum Begutachten bei einer Firma deponiert wird, hat man damit einen Beweis für Aussehen und Anzahl der Schmuckstücke. Bei jeder Aufnahme legt man am besten ein Maßband dazu, um die Größenverhältnisse sichtbar zu machen. Wie bei anderen Verkäufen gilt auch hier: Mehrere Ankaufstellen aufsuchen. Am besten holt man von mindestens drei Firmen ein Angebot ein. Nur wer mehrere Unternehmen kontaktiert, bekommt ein Gefühl dafür, welcher Preis tatsächlich erzielbar ist. Wissenschaft;Das Kompetenzzentrumsprogramm wird nach einer Wirkungsevaluierung einem Redesign unterzogen. Wien – Das vor zehn Jahren gestartete Kompetenzzentrenprogramm Comet wird runderneuert. In Hinkunft soll es statt der bisherigen Aufteilung in wenige große K2-, einige mittelgroße K1-Zentren und mehrere kleine K-Projekte nur mehr Cometzentren geben, die sich um ein bis zwei Module bewerben können – und damit je nach Erfolg bei der Jury mit Mitteln des Bundes und der Länder wachsen können. Damit will man den Wettbewerb fördern. Dieses Redesign ist eine Reaktion auf die Wirkungsanalyse von Austrian Institute of Technology (AIT) und Joanneum Research, die im Herbst 2015 im Auftrag der Comet-Eigentümer Wissenschafts- und Wirtschaftsministerium sowie Verkehrsministerium vorgelegt wurde – und teilweise überraschend negative Ergebnisse zutage brachte. K2-Zentren haben demnach trotz höheren Budgets je eingesetztem Vollzeitäquivalent (siehe auch Grafik) keinen höheren wissenschaftlichen Output erzielt als die kleineren K1-Zentren. Sie liegen je eingesetzter Fördermillion, wie es in der Studie heißt, in Hinblick auf realisierte Patente und Publikationen in wissenschaftlichen Journalen sogar unter dem Niveau der Programmlinie K1. Dazu passt die kritische Analyse, dass es nicht gelang, eine bedeutende Anzahl an exzellenten WissenschafterInnen aus dem Ausland an K-Zentren zu holen. Die Möglichkeiten für spezifische Karrieren seien im stark anwendungsorientierten Programm nicht gegeben. Fazit: K-Zentren seien F&E-Dienstleister für Unternehmen geworden und seien daher nicht in der Lage neue Impulse zu setzen. Die Verfolgung neuer Innovationsansätze war kaum der Fall, heißt es da. Die Evaluierung wiederholt also, was von internationalen Gutachtern schon bemängelt wurde: Das Comet-Programm braucht wieder mehr Grundlagenforschung, um langfristig mit Innovationen reüssieren zu können. Die Änderungen im Comet-Programm werden aufgrund der langfristigen Förderprogramme wohl erst 2025 gänzlich umgesetzt sein, sagt Henrietta Egerth, Geschäftsführerin der Förderagentur FFG, die das Comet-Programm betreut. In der nächsten K2-Programmausschreibung ab April werde aber bereits der modulartige Ansatz eingefordert. Egerth lobte gegenüber dem STANDARD das Comet-Programm als grundsätzlich erfolgreich – vor allem bei der Schließung der Lücke zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Hier kam auch die Wirkungsstudie von AIT und Joanneum zu einer positiven Bilanz. Auch der Kompetenzaufbau in den Unternehmen und Zentren sei beachtlich. Nun müsse man sich vermehrt auch dem internationalen Wettbewerb um Fördermittel stellen und zum Beispiel versuchen, große EU-Projekte an Land zu ziehen, K-Zentren haben sich ja auch schon in der Vergangenheit an kooperativen Programmen wie den Joint Technology Initiatives stark beteiligt. Das sei eine wesentliche Voraussetzung, damit die Szene in Bewegung bleibt, meinte Egerth. Wissenschaft;Burlington – Mit Parasiten befallene Hummeln fliegen gezielt Blüten an, deren Nektar natürliche Antiparasitika enthält. Zu diesem Ergebnis gelangt eine Studie im Fachblatt Ecology, die acht der natürlich in Nektar vorkommenden Stoffe an mit Darmparasiten infizierten Hummeln testete. (rede) AbstractEcology: Nectar chemistry mediates the behavior of parasitized bees: consequences for plant fitness York – In Zukunft könnten durch Explosionsrückstände kontaminierte Landstriche mittels genetisch modifizierter Pflanzen saniert werden. Eine in Science veröffentlichte Studie belegt, dass Pflanzen, denen das Schlüsselenzym MDHAR6 fehlt, immun gegen die zellschädigende Wirkung von TNT sind und somit zu dessen Abbau beitragen können. (rede, 4.9.2015) AbstractScience: Monodehydroascorbate reductase mediates TNT toxicity in plants Nicht-Wissenschaft;Robert Gardos, Stefan Fegerl und Daniel Habesohn ringen Deutschland im Finale mit 3:2 nieder – Gardos nach dem 4,5-Stunden-Marathon: "Wir wollten diesen Erfolg einfach unbedingt". Jekaterinburg – Nach Jahren der Zugehörigkeit zur absoluten Europa- und auch Weltspitze hat sich das österreichische Tischtennis-Herrenteam am Dienstag quasi als Belohnung dafür bei den Europameisterschaften in Jekaterinburg erstmals Mannschafts-Gold geholt. In einem packenden Final-Duell mit Favorit Deutschland steuerten Robert Gardos, Daniel Habesohn und Stefan Fegerl je einen Punkt zum 3:2-Triumph bei. Wir wollten diesen Erfolg einfach unbedingt, hatten einen großen Willen, sagte Gardos nach der Siegerehrung bei der Pressekonferenz. Wir wussten, es wird ein hartes und langes Match. Wir waren darauf eingestellt, und haben bis zum letzten Ball gekämpft. Viereinhalb Stunden hat die Auseinandersetzung mit dem sechsfachen Europameister gedauert. Gardos, als 26. bester Österreicher in der Weltrangliste, hatte zu Beginn des Duells mit dem Erzrivalen gegen Linkshänder Patrick Baum (Nummer 31) einen schweren Stand, handelte sich gegen den Ex-Vize-Europameister einen 0:2-Satzrückstand ein. Doch Österreichs Nummer eins fand ins Spiel, erkämpfte einen fünften Satz und entschied diesen nach Abwehr eines Matchballs mit seinem zweiten knapp für sich. Danach folgte eine Klassepartie. Stefan Fegerl (43) zog gegen den Weltranglisten-Fünften Dimitrij Ovtcharov ein tolles Angriffsspiel auf, ging 1:0 in Sätzen in Front. In Satz zwei holte er ein 4:9 auf und vergab mehrere Satzbälle, ehe Ovtcharov doch in der Verlängerung noch ausglich. Bei einem 1:2 lieferte Fegerl in Satz vier ein Husarenstück, als er vier Matchbälle in Serie und später noch einen abwehrte. In Satz fünf vergab er einen Matchball und verlor. Daniel Habesohn (63) hielt in Folge dem Druck stand, führte gegen Patrick Franzsika (42) mit 2:0 und 10:8. Der Wiener vergab aber beide Matchbälle, diesmal glich Franziska nach Sätzen aus. Im fünften Satz ließ Habesohn mit taktisch klugem Spiel aber nichts mehr anbrennen, stellte auf 2:1 und bewies, dass das ÖTTV-Team ausgeglichener ist. Mir war klar, wenn ich verliere sind wir in großen Schwierigkeiten, sagte der 29-Jährige. Der 36-jährige Gardos gewann danach gegen Ovtcharov zwar den Eröffnungssatz, musste sich aber schließlich dem Deutschen beugen. Dann schloss Fegerl an die starke Leistung gegen Ovtcharov nahtlos an und fertigte Baum 3:0 ab. In der Jubel-Traube nach dem verwerteten Matchball mischte sich u.a. auch der seit Montag 43-jährige Werner Schlager, der 2003 Einzel-Weltmeister war. Fegerl hatte mehrmals im Turnierverlauf den österreichischen Sieg fixiert oder zumindest entscheidend dazu beigetragen. In der Gruppenphase glich der 27-Jährige gegen Rumänien zum 2:2 aus. Beim hauchdünnen, den Aufstieg bringenden 3:2 gegen Russland wie auch im Viertelfinale gegen Titelverteidiger Portugal punktete er zum 3:2. Schließlich setzte er auch den Schlusspunkt, nachdem er gegen Ovtcharov Satzball gehabt hatte. Dass es der Niederösterreicher einmal mehr richten musste, störte ihn gar nicht: Es war ein super Gefühl. Aber heute war es ein bisschen leichter als gegen Portugal und Russland. Wir waren die Außenseiter, ich war extrem relaxed. Wir sind im Vorfeld davon ausgegangen, das Ovtcharov vermutlich zwei Punkte holen wird, erklärte Fegerl. Aber auf die übrigen Spiele waren wir perfekt vorbereitet und gut auf unsere Gegner eingestellt. Den Österreichern gelang damit heuer der dritte Sieg über die Deutschen nach jenem im Jänner in Dubai im Semifinale des World-Team-Cups sowie im Juni im Bronze-Match bei den Europaspielen in Baku. Beide Male wie auch diesmal traten die Deutschen aber ohne Rekord-Europameister Timo Boll an. Der 34-Jährige wurde in der vergangenen Woche in Bad Nauheim erfolgreich am Knie operiert. Es ist die sechste EM-Goldmedaille für das österreichische Tischtennis, die erste seit Doppel-Gold 2012 in Herning von Gardos/Habesohn. Schon mit dem Semifinaleinzug war die Serie prolongiert worden, wonach es bei jedem EM-Turnier seit 1998 zumindest eine österreichische Medaille gegeben hat, insgesamt nun 14-mal in Folge. Und von Mittwoch bis Sonntag folgen noch insgesamt vier Chancen im Einzel und Doppel. Die Deutschen sind nach sechs EM-Titeln in Folge so wie im Vorjahr im Finale (gegen Portugal) gescheitert. Das ist schon sehr enttäuschend. Wir hatten uns gut vorbereitet, aber es haben wohl etwas die Nerven und Kondition gefehlt. Gratulation an Österreich und Hut ab, sagte Einzel-Europameister Ovtcharov. Deutschlands Coach Jörg Roßkopf resümierte goldrichtig: Letztlich war Österreich einen Tick besser. (APA/red, 29.9.2015) Tischtennis-EM-Finale, Herren-Teambewerb, Dienstag Österreich – Deutschland 3:2 Robert Gardos – Patrick Baum 3:2 (-7, -8, 8, 7, 11)Stefan Fegerl – Dimitrij Ovtcharov 2:3 (10, -17, -7, 12, -10) Daniel Habesohn – Patrick Franziska 3:2 (9, 7, -10, -10, 5)Robert Gardos – Dimitrij Ovtcharov 1:3 (8, -8, -8, -5)Stefan Fegerl – Patrick Baum 3:0 (9, 8, 6) Nicht-Wissenschaft;Gottfried Haber übt Kritik an der griechischen Verhandlungsstrategie, hält aber nichts von einem Grexit. Wien – Der Ökonom Gottfried Haber hat Verständnis für die harte Haltung Deutschlands in den Verhandlungen mit Griechenland. Ein Grexit wäre für ihn ein Super-GAU gewesen. Allerdings habe die Verhandlungsstrategie der griechischen Regierung um Alexis Tsipras die Kosten für die Gläubiger enorm in die Höhe getrieben, sagt Haber, der vor einem Jahr beinahe österreichischer Finanzminister geworden wäre. STANDARD: Der bekannte US-Ökonom Paul Krugman hat scharfe Kritik an der Einigung geübt. Er bezeichnet die Forderungen der Eurogruppe als verrückt. Sehen Sie das auch so? Haber: Das Problem war, dass die Positionen extrem verfahren waren. Unter der alten Regierung war die Durststrecke schon fast überwunden, es ging bereits leicht bergauf. Trotzdem war das Land immer säumig bei der Umsetzung von Reformen, was zu einem Vertrauensverlust geführt hat. Man muss auch die Dimensionen sehen: Jetzt geht es um weitere 100 Milliarden, die alten Pakete hatten ein Volumen von 320 Milliarden Euro. Ein Viertel entfällt auf Deutschland, von daher ist es schon verständlich, warum so eine harte Position eingenommen wurde. In so einer Situation muss man eben sparen. Wobei sparen ja der falsche Ausdruck ist. Es geht darum, die Ausgaben-und-Einnahmen-Ungleichgewichte abzubauen, damit man nicht wieder dort landet, wo man nach dem letzten Schuldenschnitt gelandet ist: bei einer noch höheren Schuldenquote. STANDARD: Der Tenor lautete am Montag: Der Grexit ist vorerst vom Tisch. Kann man das wirklich schon sagen? Haber: Die politische Einigung gibt es. Ich glaube auch, dass es eine Mehrheit im griechischen Parlament geben wird. Sollte es die nicht geben, wäre der Grexit wirklich besiegelt. Falls es in anderen EU-Ländern – etwa Finnland – keine Mehrheit gibt, wäre das nicht so schlimm. Da müsste man möglicherweise eine andere Konstruktion finden. Aber da war Europa immer sehr kreativ. STANDARD: Die griechische Wirtschaft wurde durch die Politik der vergangenen Wochen – Stichwort Volksbefragung – massiv beschädigt, der Schaden für die Geldgeber maximiert. Haben wir nicht einen Punkt erreicht, wo ein Neustart außerhalb des Euro für Griechenland vielleicht wirklich besser wäre? Haber: Der Grexit wäre für Griechenland der Super-GAU gewesen. Man kann sich gar nicht vorstellen, was es bedeutet, wenn ein Währungssystem zusammenbricht. Dann wäre es zugegangen wie in Argentinien 2001. Es wäre zu Versorgungsengpässe gekommen, die die Ärmsten der Armen überproportional getroffen hätten. Die Verhandlungsstrategie der griechischen Regierung mit ihren überzogenen Positionen hat aber auch die Kosten des Einknickens durch die Geldgeber massiv erhöht. Es wäre ein massiver Reputationsverlust für die Eurozone entstanden, wenn sie klein beigegeben hätten. Politisch bestand die Gefahr, dass, wäre die Strategie der Griechen aufgegangen, alle reformwilligen Regierungen sofort abgewählt werden. Ich würde also sagen: Die Kosten des Grexit sind gleich geblieben. Aber die Kosten des Alternativszenarios sind astronomisch angestiegen durch die Maximalverhandlungsstrategie der griechischen Regierung. STANDARD: Mit einem Grexit wäre Griechenland aber für ausländische Investoren wieder interessanter geworden. Nach dem Chaos der vergangenen Wochen wird das Land wohl wieder in eine schwere Rezession schlittern. Haber: Es ist sicher ein riesiger Schaden entstanden. Ich sehe schon die Gegner einer nachhaltigen Budgetpolitik, die sagen: Jetzt spart Griechenland, und die Wirtschaft bricht ein. In Wirklichkeit ist der Schaden aber in den letzten Monaten entstanden. Zu den ausländischen Investoren: Ich glaube nicht, dass sie nach einem Grexit so schnell kommen würden. Ein Zusammenbruch des Wirtschaftssystems ist für Investoren nicht attraktiv. STANDARD: Die Banken sind noch immer geschlossen. Wo sehen Sie in der Praxis die größten Probleme in den nächsten Wochen und Monaten? Haber: Wenn es rechtlich erst mal geklärt ist, dass es ein neues Hilfsprogramm geben wird, dann ist auch die vielzitierte Brückenfinanzierung möglich. Dann können wieder Mittel der Europäischen Zentralbank fließen. Wenn erst mal die Liquidität gegeben ist, können auch die Bankomaten gefüllt und die Banken wieder geöffnet werden. Die Kapitalverkehrskontrollen gegenüber dem Ausland wird es aber wohl noch einige Monaten brauchen. Der Normalbetrieb wird also schrittweise einkehren. STANDARD: In den letzten Tagen wurde auch wieder verstärkt über einen klassischen Schuldenschnitt diskutiert. Die Geldgeber wollen nur über längere Fristen für Kredite und niedrigere Zinsen reden. Das läuft zwar de facto auf dasselbe raus, ist es aber nicht eine Art Wählertäuschung, so zu tun, als ob das Geld in voller Höhe zurückkäme? Haber: Prinzipiell spricht nichts dagegen, Fristen zu strecken und Zinsen zu senken. Ich halte diesen Weg nicht für schlecht. Macht man einen Schuldenschnitt, muss jemand Abschreibungen in seinen Büchern vornehmen, er realisiert also die Verluste. Lässt man die Schulden in den Büchern stehen, hat man das Problem zwar nicht gelöst, aber in die Zukunft verlagert. Es nimmt also den Zeitdruck aus den Verhandlungen. Darum geht es bei allen Maßnahmen: Man kauft Griechenland Zeit, die es braucht, um die Wirtschaft wieder aufzubauen. Der Schuldenschnitt ist auch eine Art Karotte, man signalisiert: Wenn ihr mit den Reformen erfolgreich seid, können wir in einigen Jahren über einen Haircut reden. Nicht-Wissenschaft;Die Energieagentur erwartet ein langsameres Wachstum der Ölnachfrage, eine Stabilisierung der Märkte vor 2017 ist unwahrscheinlich. Paris – Die internationale Energieagentur IEA schraubt ihre Prognose für die weltweite Ölnachfrage im laufenden Jahr leicht herunter. Weil der Bedarf in China, den USA und einem Großteil Europas zuletzt weniger stark zugelegt habe, rechnet die IEA nun nur noch mit einem Wachstum der Nachfrage von 1,16 Millionen Barrel pro Tag, wie der Verband am Donnerstag mitteilte. 2015 lag das Nachfrageplus aufgrund des niedrigen Ölpreises noch bei 1,8 Millionen Barrel pro Tag. Eine Stabilisierung der Märkte sei vor 2017 unwahrscheinlich, erklärte die IEA, die die Industrieländer in Energiefragen berät. Eine Vereinbarung von OPEC und Nicht-OPEC-Produzenten zum Einfrieren der Fördermenge hätte nur begrenzte Auswirkungen auf das weltweite Überangebot. Auch wenn der Förderboom in den USA weiter abebbe und der Iran nach Aufhebung der Atom-Sanktionen die Produktion nicht so stark hochfahre wie erwartet, werde in diesem Jahr weltweit dennoch immer noch mehr Öl produziert als verbraucht. Seit Mitte 2014 ist der Ölpreis massiv gefallen. Am 20. Jänner kostete die richtungweisende Nordsee-Sorte Brent mit 27,10 Dollar (23,99 Euro) so wenig wie seit zwölf Jahren nicht mehr. In den vergangenen Wochen erholte sich der Preis wieder etwas – mit Blick auf das am 17. April geplante Treffen der großen Exportländer, die über eine Begrenzung der Fördermengen beraten wollen. Am Donnerstag wurde Brent knapp unter 44 Dollar gehandelt. Die IEA rechnet damit, dass der Ölpreis bis 2020 auf 80 Dollar je Barrel klettern könnte. Die OPEC-Staaten und Russland beraten am Sonntag in der katarischen Hauptstadt Doha. Nicht-Wissenschaft;FPÖ-Chef fordert Unterlassung und einstweilige Verfügung, Streitwert 35.000 Euro. Der Kopftuchshop, der unter hc-strache.at zu erreichen war, ist wieder offline: Dem Betreiber wurde vom Landesgericht Innsbruck eine Rechtssache übermittelt. Strache beantragte eine einstweilige Verfügung und Unterlassung. Er stellt für die Aktion einen Schadensanspruch von 35.000 Euro. Dabei gibt die Seite – freilich mit einem Augenzwinkern – an, gar nichts mit dem FPÖ-Chef zu tun zu haben. Das HC Strache ergebe sich vielmehr aus dem abgekürzten Haute Couture StrassenChefin. Unter diesem Label werden die Kopftücher vertrieben. Der Verkaufserlös aus dem Onlineshop hätte Flüchtlingsprojekten zugute kommen sollen. Nun muss David Prieth, der den Webshop betreibt, selbst um Spenden bitten: Denn sollte er zu 35.000 Euro Schadenersatz verpflichtet werden, hofft er auf Unterstützung zahlreicher Mitstreiter. Das sagte Prieth in einem Video auf Facebook. Gegenüber dem STANDARD gibt Prieth an, die Aktion erfahre großen Zuspruch. Via Telefon und Facebook hätten sich viele Personen bei ihm gemeldet. Die FPÖ war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. In den vergangenen Monaten waren Politikern – etwa Bundespräsidentschaftskandidaten – zahlreiche Domains vor der Nase weggeschnappt worden. Nicht-Wissenschaft;Nach Til-Schweiger-"Tatort" fraglich, "ob das heute überhaupt noch funktionieren kann". Berlin – Der schon lange geplante Tatort fürs Kino mit dem Ermittler-Duo aus Münster kommt offenbar nicht voran. Unser Kino-Tatort ist noch in der Pipeline, wie man so schön sagt, sagte Schauspieler Jan Josef Liefers (51), der neben Axel Prahl (56) eine Hauptrolle spielt, in einem Interview mit der Fernsehzeitschrift Gong. Aber die jüngsten Erfahrungen mit Tatort im Kino haben bei potenziellen Partnern Zweifel aufgeworfen, ob das heute überhaupt noch funktionieren kann, so Liefers. Zu Beginn des Jahres hatte Schauspieler Til Schweiger, der den in Hamburg ansässigen Ermittler Nick Tschiller spielt, den Tatort mit dem Titel Tschiller: Off Duty ins Kino gebracht. Nur knapp 300.000 Zuschauer zahlten bis Ende März Eintritt. Viele Zuschauer glaubten wohl, dass ein Tatort fürs Kino genauso von ihren Rundfunkgebühren finanziert würde wie einer für den Sonntagabend im TV und sahen gar nicht ein, warum sie nun auch noch Geld für eine Kinokarte ausgeben sollten, sagte Liefers. Die ARD plant, den Kino-Tatort mit Schweiger noch ins TV zu bringen. Für mich war und ist der einzige Grund für einen reinen Münster-Kino-Tatort, dass wir frei finanziert im Kino eine Art von Geschichte erzählen können, die fürs Fernsehen gar nicht möglich wäre, sagte Liefers. Thiel und Boerne retten die Welt, aber ohne Geballer. Ihren nächsten TV-Auftritt haben sie am 8. Mai mit dem Krimi Ein Fuß kommt selten allein. Wissenschaft;Physiker der TU Delft wollen nachgewiesen haben, dass es in der Quantenphysik eine "spukhafte Fernwirkung" gibt. Das wäre ein regelrechter Durchbruch. Delft/Wien – Zeit ihres Lebens verband die Physikkapazunder Niels Bohr und Albert Einstein eine Lieblingsstreitfrage: Ist die Quantenphysik eine vollständige Theorie, oder muss sie um weitere Parameter ergänzt werden, damit sie die Natur adäquat beschreiben kann? Während Bohr auf der Vollständigkeit der Theorie beharrte, schuf Einstein immer neue Gedankenexperimente, um das Gegenteil zu zeigen. In der aktuellen Ausgabe des Fachblatts Nature präsentieren Physiker der Technischen Uni Delft ein Experiment, mit dem sie diese Streitfrage beantworten – zugunsten von Bohr. Dabei geht es um ein zentrales Prinzip der Physik: den lokalen Realismus. Dieser wird bei sogenannten verschränkten Teilchen durch die Quantenphysik verletzt: Die Zustandsänderung eines Teilchens beeinflusst den verschränkten Partner – auch wenn dieser weit entfernt ist. Einstein sprach von spukhafter Fernwirkung. Nachdem der Physiker John Bell 1964 einen Vorschlag formuliert hatte, experimentell zu zeigen, ob die spukhafte Fernwirkung real ist, wurde seit den 1970ern eine Vielzahl an Experimenten gemacht. En gros ging Bohr als Sieger hervor, doch blieben bisher stets Loopholes offen, also experimentelle Schlupflöcher, die einer finalen Antwort im Wege standen. Das Team aus Delft bezeichnet das neue Experiment als loophole-free. Indem sie ein neues Set-up wählten und aktuellste Quantentechnologien, konnten die Forscher um Ronald Hanson das weltweite Wettrennen für sich entscheiden. Wir haben nachgewiesen, dass es spukhafte Fernwirkung gibt, sagt Hanson. Das Experiment hämmert den letzten Nagel in den Sarg des lokalen Realismus, schreibt Howard Wiseman von der Griffith University in Nature, der nicht daran beteiligt war. In der New York Times gibt sich MIT-Physiker David Kaiser hingegen weniger überzeugt: Das Experiment hat zwei der drei wichtigsten Loopholes elegant geschlossen, aber wir haben das Ziel noch nicht erreicht. Neben den physikalischen Einsichten bedeutet das Experiment jedenfalls einen Schritt in Richtung praktischer Anwendungen wie des Quanteninternets, das eine weitgehend sichere Informationsübertragung ermöglichen würde. Wissenschaft;Isotopenanalyse könnte zu Hinterfragung einer klassischen Hypothese führen. Frankfurt – Ein langfristiger Klimatrend zu kühleren und trockeneren Verhältnissen in Afrika und damit einhergehend die Ablösung ehemaliger Waldregionen durch Savannenlandschaften: Das gilt als klassischer Auslöser dafür, warum die Ahnen des Menschen einst von den Bäumen auf den Boden gewechselt sind und in ihrem neuen Lebensraum eine einzigartige Entwicklung gestartet haben. So eindimensional muss das Ganze aber nicht abgelaufen sein, berichtet das Frankfurter Senckenberg-Forschungsinstitut. Wie Forscher des Instituts im Journal of Human Evolution berichten, habe es in der Wiege der Menschheit, dem Großen Afrikanischen Grabenbruch, immer noch große bewaldete Teile gegeben. Die damaligen Primaten hätten sich also nicht an eine neue Vegetationsform, sondern eher an verschiedene Umweltbedingungen angepasst. Im Great Rift Valley, das sich vom Mosambik im Süden etwa 6.000 Kilometer nach Norden und sogar über Afrika hinaus erstreckt, entwickelte sich die Gattung Australopithecus ebenso wie verschiedene Arten der Gattung Homo. Die Frankfurter Forscherin Tina Lüdecke hat gemeinsam mit einem internationalen Team erstmals die Umwelt der frühen Homininen im Malawi Rift – dem südlichen Abschnitt des Rift Valleys – rekonstruiert. Die Ergebnisse von Isotopenanalysen an Sedimenten sowie dem fossilen Zahnschmelz von Pflanzenfressern zeigen, dass sich die Vegetation im Untersuchungsgebiet deutlich von der Pflanzenwelt des restlichen Rift Valleys unterschied. Der nördliche Teil des Rifts hat sich seit etwa 2,5 Millionen Jahren von einer bewaldeten Fläche zu einer offenen Savannenlandschaft entwickelt – passend zu oben genannter Hypothese. In unserem Untersuchungsgebiet – dem südlichen Teil – können wir jedoch nachweisen, dass es dort schon immer eine Waldbedeckung gab, erläutert die Frankfurter Geowissenschaftlerin und fügt hinzu: Unsere Vorfahren konnten sich demnach an verschiedene Umwelt-, Klima- und Nahrungsbedingungen anpassen. Ihre evolutionäre Entwicklung war davon nicht so stark beeinflusst wie bisher vermutet. Die Vorfahren des Menschen waren viel anpassungsfähiger als gedacht, folgert Lüdecke. Nicht-Wissenschaft;VCÖ: Eltern sollten Schulweg mit Kind üben. Wien – Wenige Wochen vor Schulbeginn hat der VCÖ Eltern von Kindern bis zum zwölften Lebensjahr empfohlen, noch in den Ferien den Schulweg gemeinsam zu üben. Eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt, dass im Vorjahr 517 Kinder bei Verkehrsunfällen am Schulweg verletzt wurden, zwei kamen ums Leben, hieß es am Mittwoch in einer Aussendung. 2014 ist die Zahl der Schulwegunfälle in Österreich um fünf Prozent auf 490 gestiegen. Im Schnitt passierten im Vorjahr zwölf Schulwegunfälle pro Schulwoche. Es ist wichtig, dass weitere Maßnahmen für mehr Verkehrssicherheit auf Österreichs Schulwegen umgesetzt werden, sagte VCÖ-Experte Markus Gansterer. Der VCÖ forderte verstärkte Maßnahmen für ein kindgerechtes Verkehrssystem. Neben ausreichend breiten Gehwegen sei mehr Verkehrsberuhigung im Schulumfeld und in Wohngebieten wichtig. Der Schulweg ist für Kinder eine Chance, Kompetenz im richtigen Verhalten im Straßenverkehr zu erlangen und auf die tägliche Portion gesunde Bewegung zu kommen, betonte Gansterer. Um die Verkehrssicherheit auf Österreichs Schulen zu erhöhen, hat der VCÖ zudem die Aktion Sicherer Schulweg gestartet. Eltern sind aufgerufen, Gefahrenstellen am Weg ihres Kindes in einer Online-Karte einzutragen und das Problem zu beschreiben. Das können unübersichtliche Kreuzungen sein, zu hohes Tempo des Straßenverkehrs, fehlende Gehwege oder schlecht erreichbare Bushaltestellen sein. Die gemeldeten Gefahrenstellen werden dann vom VCÖ an die zuständigen Behörden weitergeleitet. Die Online-Karte ist unter www.vcoe.at erreichbar. Wissenschaft;Verhandler, die Interessen ihrer Wähler egoistisch vertreten, haben beste Chancen auf Wiederwahl. Wien – Anscheinend sind es Politiker, die auch etwas von Frank Underwood aus House of Cards an sich haben, an denen der durchschnittliche Wähler den größten Gefallen finden würden. Das zumindest ergab ein psychologisches Experiment mit österreichischer Beteiligung. Ziehen Politiker ihre Verhandlungsgegner demnach erpresserisch über den Tisch und vermeiden einen fairen Beitrag etwa zum Erreichen der Klimaziele, haben sie gute Chancen, wiedergewählt zu werden. Weil sie ihr Gegenüber damit zu extremer Kooperation nötigen, kann ein Ziel trotzdem erreicht werden, so die Forscher im Fachblatt Nature Communications. In einem Experiment teilten die Forscher Versuchspersonen in Ländergruppen auf, die Repräsentanten für fiktive Klimaverhandlungen wählten. Sie sollten nach zehn Verhandlungsrunden gemeinsam eine Geldsumme bereitstellen, um ein Klimaziel zu erreichen. Jedes Land hatte dazu einen Geldtopf. Für die einzelnen Verhandler war es gut, wenn sie wenig beitrugen: Wenn sie nämlich genug Geld auftreiben konnten, um das Klimaziel zu erreichen, durften sie und ihre Wähler den Rest behalten, erklärte Christian Hilbe vom Institute of Science and Technology Austria (IST) in Klosterneuburg. Allerdings nur, wenn das Ziel erreicht wurde, sonst war alles Geld verloren. Damit imitierten wir die dramatischen ökonomischen Verluste durch den Klimawandel, so die Forscher. Egoistische Repräsentanten, die weniger als den fairen Beitrag aus ihrem Ländertopf leisteten, wurden bei darauf folgenden Neuwahlen bevorzugt wiedergewählt, berichten sie. Die Staatsbürger schickten sie wieder zu Verhandlungen, obwohl sie hauptsächlich die eigenen Interessen verfolgt hatten und einen kollektiven Verlust riskierten. Wir konnten zeigen, dass die egoistischen Vertreter gleichzeitig Erpresser sind, so Hilbe. Sie haben von einem viel zu niedrigem Angebot ausgehend in den einzelnen Verhandlungsrunden immer wieder unbedeutende Zugeständnisse gemacht. Gleichzeitig haben sich die kooperierenden Politiker über den Tisch ziehen lassen und aus ihrem Budget kräftig nachgelegt. Am Schluss wurde das Klimaziel trotz unfairer Beiträge in der Mehrheit der Fälle erreicht. Die egoistischen Erpresser hatten die Profite für sich und ihre Wähler auf Kosten der Kooperatoren maximiert. Für mich war es spannend zu sehen, dass die Leute wollen, dass ihre Vertreter egoistischer vorgehen, als sie es selber tun würden, sagte Hilbe. Auch Personen, die in – im Experiment geforderten – nicht bindenden Wahlversprechungen ankündigten, egoistisch verhandeln zu wollen, kamen öfter zum Zug. Da Vertreter bevorzugt wiedergewählt werden, wenn sie egoistisch handeln, handeln sie eben egoistisch, erklärten die Forscher. Die Studie beantworte auch die Frage, warum die Menschen weiter Politiker ins Rennen schicken, die anscheinend nicht genügend zum Erreichen globaler Ziele beitragen. Auch wenn die Repräsentanten ihre Verhandlungsmacht ein bisschen ausnützen, ist es gut, sie zu haben, sagte Hilbe. Denn sollten nicht nur einzelne Gruppenvertreter, sondern alle Teilnehmer eines Experiments gemeinsam entscheiden, kam es zu gar keinem Erfolg. Mit ihren unerschütterlichen Strategien lockten die Erpresser das Maximum aus der bereits vorhandenen Bereitschaft der fairen Mitspieler, zum Erreichen eines gemeinsamen Ziels beizutragen, so die Forscher. Wir schlussfolgern – mit mehr als nur einem Hauch von Machiavellistischen Denken – dass solche Erpressung der Abwendung des gefährlichen Klimawandels dienen kann, erklärten sie. Hilbes Nachsatz: bleibt es zu hoffen. Wissenschaft;Lucia Plank vermisst unseren Planeten mithilfe Schwarzer Löcher. Viele Himmelskörper senden neben sichtbarem Licht auch Radiowellen aus. Das macht sich die Erdvermessung zunutze: Die Radioquellen im All gelten als sehr stabile Referenzpunkte. Die Geodäten - so der Fachbegriff für die Erdvermesser - berechnen mithilfe sensibler Radioteleskope und auf Grundlagen der Radiointerferometrie, wie weit zwei Objekte auf der Erde auseinanderliegen, wie sich Erdplatten zueinander verschieben und wie schnell sich die Erde dreht. Ziel ist, ein möglichst genaues Koordinatensystem für unseren Planeten zu erstellen. Heute geht das auf einige Zentimeter bis Millimeter genau. So werden auch Meeresspiegelschwankungen erfassbar, sagt Lucia Plank. Die Initiative Femtech des Infrastrukturministeriums hat die Geodätin als Expertin des Monats ausgezeichnet. Plank erstellt Computermodelle für die genaue Erdabbildung. Dafür untersucht sie auch die Radioquellen in Milliarden von Lichtjahren Entfernung: sogenannte Quasare. Das sind Galaxien mit Schwarzen Löchern in ihrem Zentrum. Die Zutaten für die Kalkulation der Geodäten: Wir nehmen mindestens zwei Radioteleskope. Mit ihnen messen wir die Strahlung der extragalaktischen Schwarzen Löcher. Wir bestimmen dann den unterschiedlichen Empfangszeitpunkt der Strahlung bei den Teleskopen. Damit können wir die genaue Position dieser Quelle und gleichzeitig die Distanz zwischen unseren Messstationen errechnen. Rund 50 Radioteleskope für die Geodäsie gibt es weltweit. Über ihr Netz und ihre Positionsbestimmung entsteht das Koordinatensystem - die Basis, um Veränderungen an der Erdoberfläche zu erheben. Gerade war die Oberösterreicherin noch auf Besuch bei ihrer ehemaligen Arbeitsgruppe an der TU Wien. Nun ist sie auf dem Weg auf die portugiesischen Azoren, zum Jahrestreffen ihrer Forschergemeinde. Planks Arbeitsort ist ein gutes Stück weiter südöstlich: die australische University of Tasmania in Hobart. Ja, sie sei viel unterwegs. Aber die geodätische Radiointerferometrie betreiben nur 300 Wissenschafter weltweit. Da muss man sich hin und wieder treffen, sagt Plank. Zur Geodäsie kam die 30-Jährige über den Tipp einer aufmerksamen Lehrerin. Ein Volltreffer: Was mich so fasziniert: Das Fach kombiniert sehr viel Erdwissenschaft mit angewandter Mathematik und Physik. Seit 2014 forscht sie an der australischen Uni. Mit einem Schrödinger-Stipendium vom Wissenschaftsfonds FWF werde sie um zwei Jahre verlängern, bevor sie nach Wien zurückkehrt. Aktuell konzentriert sich Plank auf die Eigenschaften der Radioquellen: Wir haben jetzt eine Genauigkeit erreicht, wo wir diese nicht mehr als ganz stabil ansehen können. In den Schwarzen Löchern passiert viel, z. B. wird viel Masse angezogen. Die Forscherin will erheben, wie diese Veränderungen die Erdmessungen beeinflussen. Von der Arbeit lenkt sich Plank mit Ballsport ab: Während ihres Studiums war sie Basketballspielerin in der Bundesliga. Später pfiff sie die Spiele der Männer in der obersten Liga. In Australien ist sie noch als Referee aktiv - aber ich nehme es heute nicht mehr so ernst. Es sei aber ein nettes Hobby, um andere Leute kennenzulernen - gerade in einem fremden Land. Wissenschaft;Triangulum II am Rande der Milchstraße besitzt kaum mehr als 1.000 Sterne, ist aber ungewöhnlich massereich. Pasadena – Dunkle Materie trägt nicht ohne Grund diese Bezeichnung: Obwohl die Masse dieser mysteriösen Substanz jener der herkömmlichen Materie um das Vielfache übersteigt, ist es Wissenschaftern bisher noch nicht gelungen, die Partikel auszumachen, aus denen die Dunkle Materie möglicherweise besteht. Ihre Existenz lässt sich vorerst allein indirekt durch ihren gravitativen Einfluss belegen – und dieser ist mitunter gewaltig: US-Astronomen haben nun eine Zwerggalaxie entdeckt, die die bislang größte Konzentration von Dunkler Materie beherbergt. Die Zwerggalaxie Triangulum II ist ein kleines, schwer beobachtbares Gebilde am Rande der Milchstraße und besteht aus gerade einmal 1.000 Sternen. Wissenschafter um Evan Kirby vom California Institute of Technology haben anhand der Umlaufgeschwindigkeit einiger Sterne die Gesamtmasse der Galaxie bestimmt – und die erwies sich als überraschend groß. Die festgestellte Masse ist gewaltig im Vergleich zur zusammengezählten Masse aller beobachtbaren Sterne dieser Galaxie, berichtet Kirby. Daraus lässt sich nur eines schließen: Das Menge an Dunkler Materie ist riesig und im Verhältnis zur herkömmlichen Materie mit Sicherheit höher als bei jeder anderen bekannten Galaxie. Damit avanciert Triangulum II zu einem Top-Kandidaten, wenn es darum geht, die Signatur von Dunkler Materie direkt nachzuweisen. Eine Theorie geht davon aus, dass sich Dunkle Materie aus sogenannten WIMPs (weakly interacting massive particles) zusammen setzt. Die Partikel löschen einander gemäß dieser These gegenseitig aus, wenn sie miteinander kollidieren und produzieren dabei Gammastrahlung. Diese könnte nach Ansicht der Physiker von der Erde aus nachweisbar sein. Eine andere Gruppe von Wissenschaftern von der französischen Universität Straßburg hat ebenfalls Sterne im äußeren Bereich von Triangulum II genauer unter die Lupe genommen. Verblüffenderweise bewegten sich diese Sterne schneller als jene, die sich näher am Zentrum der Zwerggalaxie befinden – eigentlich hatten die Forscher das Gegenteil erwartet. Unsere nächsten Schritte werden sein, die Messungen unserer Kollegen zu überprüfen, erklärte Kirby. Wenn sich herausstellt, dass sich die äußeren Sterne doch nicht schneller bewegen als die inneren, dann dürfte sich die Galaxie vermutlich in einem dynamischen Gleichgewicht befinden. Sollte dies zutreffen, dann würde sich Triangulum II bestens dafür eignen, Dunkle Materie anhand von Gammastrahlung zu identifizieren. Wissenschaft;"90-prozentige Chance" – Archäologen hoffen, das Grab von Nofretete zu finden. Kairo – Radaranalysen im Grabmal des Pharaos Tutanchamun in Ägypten haben die Hoffnungen von Archäologen bestärkt, dass sich hinter den Mauern eine Geheimkammer befinden könnte – womöglich der Grabraum der legendären Königin Nofretete. Es bestehe eine 90-prozentige Chance, dass es eine weitere Kammer, ein anderes Grab hinter dem Grabmal von Tutanchamun gebe. Das sagte der ägyptische Antikenminister Mamduh Eldamati am Samstag während einer Pressekonferenz in Luxor. Experten hatten zuvor zwei Tage lang mit hochleistungsfähigen Radargeräten und Infrarot-Wärmekameras die Nordwand des Grabs untersucht. Eldamati sprach von vorläufigen Erkenntnissen, die von dem japanischen Wissenschafter Hirokatsu Watanabe erst noch genauer analysiert werden müssten. Das werde etwa einen Monat dauern. Der britische Archäologe Nicholas Reeves sagte, die Untersuchungen an den Nordwand scheinen darauf hinzuweisen, dass es einen deutlichen Unterschied zwischen dem harten Fels und etwas anderem gibt, das möglicherweise ein leerer Raum ist. Die Schlussfolgerung ist, dass es eine Erweiterung des Grabs von Tutanchamun jenseits der Nordwand gibt, sagte der Forscher. Tutanchamun war nach neunjähriger Herrschaft 1324 vor Christus im Alter von 19 Jahren gestorben. Sein Grabmal befindet sich im Tal der Könige in der Nähe von Luxor im Süden Ägyptens. Es wurde 1922 von dem britischen Archäologen Howard Carter entdeckt. Anders als viele andere Pharaonengräber warf es nicht bereits ausgeplündert, sondern enthielt mehr als 5.000 intakte Objekte, davon viele aus Gold. Nofretete, von der eine weltberühmte Büste im Ägyptischen Museum in Berlin ausgestellt ist, war die Gemahlin von Pharao Echnaton, des Vaters von Tutanchamun. Die Gebeine der für ihre Schönheit gerühmten Königin wurden nie gefunden. Dass Nofretetes Grabkammer hinter dem Grab Tutanchamuns versteckt sein könnte, lässt sich laut Reeves möglicherweise mit dem plötzlichen Tod des Jungherrschers erklären. Weil damals kein angemessenes Grab zur Verfügung gestanden habe, könnten die Priester auf die Idee verfallen sein, das Grab der Nofretete wieder zu öffnen und zu teilen. Im September hatten Eldamati und Reeves bereits angekündigt, dass sie nach unentdeckten Kammern im Grab des Tutanchamun suchen würden. Eldamati nimmt an, dass in einer solchen Geheimkammer Nofretete begraben liegt. Reeves vermutet eher, dass dort eine andere Ehefrau von Echnaton beigesetzt wurde. Eldamati kündigte in jedem Fall die Entdeckung des 21. Jahrhunderts an und setzte für Samstag die Pressekonferenz in Luxor an, um die vorläufigen Ergebnisse der Suchaktion zu verkünden. Wir müssen dorthin kommen, ohne das Grab oder die Grabmalereien zu beschädigen, sagte Eldamati. Die Archäologen könnten in drei Monaten die Geheimkammer erreichen, möglicherweise aber auch erst später. Nicht-Wissenschaft;Verhandlungen werden verlängert. Havanna – Bei den historischen Friedensgesprächen zwischen der FARC-Guerilla und Kolumbiens Regierung gibt es noch keinen Durchbruch, sie werden daher verlängert. Eigentlich hätten die Verhandlungen am Mittwoch in Havanna abgeschlossen werden sollen. Allerdings gibt es noch einige umstrittene Punkte, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Verhandlungskreisen erfuhr. Es hakt an Details, etwa bei der Abgabe der Waffen der noch rund 8.000 Rebellen und einem geplanten Referendum über den Friedensvertrag. Umstritten ist auch, wie die FARC-Rebellen sich künftig politisch engagieren dürfen. Die Rebellen fordern außerdem Garantien, dass es nicht zu einem Wiedererstarken der Paramilitärs kommt, die dann Ex-FARC-Kämpfer attackieren. In Kubas Hauptstadt verhandeln beide Seiten seit Ende 2012. Am 23. September 2015 kam es zum historischen Handschlag zwischen Kolumbiens Staatschef Juan Manuel Santos und FARC-Chef Rodrigo Londono alias Timochenko. Von dem Zeitpunkt an sollte binnen sechs Monaten der Vertrag ausgehandelt werden. US-Außenminister John Kerry ermahnte beide Parteien am Montag in Kuba zu einer raschen Einigung, die USA wollen später mit einem Hilfspaket etwa bei der Minenräumung helfen. Die sogenannten revolutionären Streitkräfte Kolumbiens hatten sich 1964 gegründet, zunächst ging es ihnen um politische Ziele wie eine gerechtere Landverteilung. Heute sind viele Rebellen auch tief in den Drogenhandel verstrickt. Insgesamt sind in dem Konflikt zwischen linken Guerillagruppen, rechten Paramilitärs und dem Militär rund 220.000 Menschen gestorben. Nicht-Wissenschaft;Bis heute dienen alte Compaq-Notebooks mit MS-DOS, um Diagnosen für den McLaren F1 durchzuführen. Der Name McLaren lässt vor allem die Herzen von Formel 1-Fans höher schlagen. Gemeinsam mit Honda stellt man hier ein eigenes Team, das Jahr für Jahr versucht, vorne mitzufahren. Was viele nicht wissen: McLaren hat auch schon Autos abseits des Rennsports gebaut. Nach drei Jahren Entwicklung stellte man 1993 den McLaren F1 vor. Das Auto mit seinem bis heute futuristisch wirkenden Look, inklusive Flügeltüren und erstmaliger Verwendung einer Kohlefaser-Karosserie (CFK), wurde von Gordon Murray entwickelt. Dieser war damals auch für die Formel 1-Wägen des Herstellers verantwortlich. Der Großteil der 106 Stück starken Produktion wurde tatsächlich für die Straße zugelassen, der Rest kam in adaptierter Form in der GT1-Rennserie zum Einsatz. 1,5 Millionen Deutsche Mark (oder rund 750.000 Euro) legte damals der erste Kunde hin. Bis heute sind viele F1 noch in Betrieb, ihr Stückwert wird auf über zehn Millionen Dollar geschätzt, berichtet Gizmodo. McLaren hat sich verpflichtet, die Autos auch weiter zu warten. Ein Herzstück der zuständigen Technikabteilung sind Laptops mit MS-DOS. Und zwar handelt es sich um eine spezielle Variante des Compaq LTE 5280. Das Gerät wurde in den frühen 1990ern produziert und wirkt nach heutigen Standards beinahe archaisch. McLaren greift darauf zurück, weil sie mit einer eigens angefertigten und integrierten Erweiterungskarte (CA-Card) laufen, die es ermöglicht, die DOS-basierte Wartungssoftware für Kontroll- und Adjustierungszwecke mit dem Auto zu verkabeln. Für das Unternehmen wird dies langsam zu einem Problem. Der Laptop wird längst nicht mehr hergestellt und man muss tausende Euro für solche Sondermodelle ausgeben, während die normale Variante auf eBay für wenige hundert Euro zu erstehen ist. Wir arbeiten derzeit an einem neuen Interface, das mit neuen Laptops kompatibel ist, heißt es dazu vom Autohersteller gegenüber Gizmodo. Denn es sei immer schwerer, die benötigten alten Laptops aufzutreiben, dazu würden sie auch immer unzuverlässiger arbeiten. Bis man die Entwicklung abgeschlossen hat müssen die Millionen teuren Autos allerdings weiter mit Equipment aus der Technik-Steinzeit gepflegt werden. Nicht-Wissenschaft;Am 9. Dezember startet die Elektronische Gesundheitsakte in Wien und der Steiermark. Seit Jahren wird über Elga heftigst debattiert, Anfang Dezember geht die Elektronische Gesundheitsakte in den ersten Spitälern in Echtbetrieb. Die wichtigsten Fragen und Antworten vor dem Start: Die Elektronische Gesundheitsakte ist ein Informationssystem, das Patienten und ihren behandelnden Ärzten, Spitälern, Pflegeeinrichtungen und Apotheken einfachen, orts- und zeitunabhängigen Zugang zu Gesundheitsdaten ermöglicht. Die verwendeten Daten und Befunde werden dafür nicht zentral gespeichert, sondern mittels Elga vernetzt. Als Schlüssel zu den Daten dient die E-Card. Den ersten Schritt machen öffentliche Spitäler in der Steiermark und Wien am 9. Dezember. Während in der Steiermark mit der Teilnahme aller Landeskrankenhäuser der Krankenanstaltengesellschaft und anderen Einrichtungen mehr als 90 Prozent der stationären Fälle abgedeckt werden können, geht man die Sache in Wien zaghafter an. Zum Stichtag werden lediglich fünf Abteilungen des Spitals Hietzing mit Elga arbeiten. Anfang 2016 sollen die anderen Spitäler und Abteilungen des Krankenanstaltenverbunds folgen. Im AKH Wien startet Elga im Frühjahr 2016. Für die schrittweise Einführung hat man sich entschieden, weil damit etwaige technische Probleme leichter zu lösen seien. Die anderen Spitäler und Bundesländer sollen dann im Laufe des nächsten Jahres an Elga angeschlossen werden. Für niedergelassene Ärzte gilt: Ab Mitte 2016 freiwillig, ab Mitte 2017 ist Elga für sie verpflichtend! Anfangs werden ärztliche und pflegerische Entlassungsbriefe, Labor- und Radiologiebefunde aus den teilnehmenden Spitälern abrufbar sein. Es werden nur neue Befunde aufgenommen. Weitere Befundarten sollen folgen, beispielsweise Röntgenbilder. Das ist jener Teil von Elga, der via Datenbank jene Medikamente speichert, die dem Patienten vom Arzt verordnet wurden. Auch die von Apotheken abgegebenen rezeptfreien Arzneimittel werden hier gespeichert. Eine automatische Wechselwirkungsprüfung gibt es jetzt zwar nicht, Ärzte können aber anhand der für den Patienten einsehbaren Liste Wechselwirkungen überprüfen und Doppelverschreibungen vermeiden. Die E-Medikation geht im zweiten Quartal 2016 in der steirischen Region Deutschlandberg in Probebetrieb. Erstmals sind die eigenen Gesundheitsdaten über das Elga-Gesundheitsportal – www.gesundheit.gv.at – abrufbar. Hier kann die Elga-Teilnahme auch widerrufen werden (opt out). Es gibt zudem die Möglichkeit, bestimmte Dokumente einzeln auszublenden. Grundsätzlich hat aber ohnehin nur jener Gesundheitsanbieter Einsicht in die Gesundheitsakte eines Patienten, mit dem ein Behandlungs- oder Betreuungsverhältnis vorliegt. Die Zugriffsberechtigung für Ärzte, Krankenanstalten oder Pflegeeinrichtungen bleibt ab Stecken der E-Card für 28 Tage aufrecht (etwa für das Einspielen noch ausständiger Befunde). Apotheken haben nur zwei Stunden auf die Medikationsdaten Zugriff. Behörden, Versicherungen oder Betriebsärzte haben keinen Zugriff. Wer Elga nicht ganz traut, kann sich auch nur teilweise von Elga abmelden, also von einzelnen Funktionen wie E-Medikation oder E-Befunde. Seit 2014 haben sich rund 225.000 Personen von Elga abgemeldet. Bund, Länder und Sozialversicherung sagen ja. Die Ärztekammer zweifelt. Volker Schörghofer, als stellvertretender Generaldirektor zuständig für das Projekt, sagt: Elga muss nach allen Regeln der Kunst sicher sein. Also habe man sogar Hackerangriffe von externen Firmen im Vorfeld simuliert. Beim KAV hält man einen Großangriff auf Elga-Daten auch deshalb für schwierig, weil keine großen Datenmengen an einem zentralen Platz gespeichert werden. Auch eine Betrugserkennungssoftware wird eingesetzt. Jeder Zugriff wird mitprotokolliert und kann vom Patienten eingesehen werden. Nach zahlreichen Kampagnen gegen Elga spricht Ärztekammerpräsident Arthur Wechselberger jetzt, vor dem Start in Wien und der Steiermark, von einer Nagelprobe, ob es funktioniert oder nicht. Wenn nämlich die Benutzerfreundlichkeit nicht ausreiche und der Einsatz des neuen Systems für die Ärzte nicht praktikabel sei, dann kann sich Wechselberger vorstellen, dass sich die Ärzte wehren. Sie pochen auch auf eine Abgeltung der in den Ordinationen nötigen Investitionen, Verhandlungen dazu laufen noch. Die Vernetzung der Daten soll einen besseren Informationsfluss zwischen den am Behandlungsprozess Beteiligten bewirken. Relevante Gesundheitsdaten werden zeit- und ortsunabhängig zur Verfügung gestellt, wovon man sich eine Verbesserung der Behandlungsqualität und eine Erhöhung der Patientensicherheit verspricht. Außerdem würden Patienten, neben dem Vorteil, die eigenen Befunde und Medikamentenübersicht via Internet abrufen zu können, Mehrfachuntersuchungen erspart. Als Patient muss man für Elga nicht zusätzlich zahlen, kostenlos ist die Gesundheitsakte aber natürlich nicht. Bund, Länder und Sozialversicherung haben seit 2010 und noch bis 2017 rund 130 Millionen Euro in das System gesteckt. Die laufenden Kosten pro Jahr werden ab 2018 auf rund 18 Millionen Euro geschätzt. Gleichzeitig erwartet man sich ab 2017 eine Kostendämpfung von 129 Millionen Euro pro Jahr durch die Vermeidung von Mehrfachmedikationen oder Doppelbefundungen. Wenn Elga Anfang Dezember an den Start geht, sollen weitere 750.000 Euro in eine begleitende Infokampagne fließen.