label;text Wirtschaft;Die Beteiligungsgruppe Epic und ihre tschechischen Partner bereiten sich schon lange vor und wollen in Kürze zuschlagen. Wien – Bei der Casinos Austria AG (Casag) könnte es jetzt schnell gehen. Zumindest, wenn es nach Peter Goldscheider geht, der über die Beteiligungsgesellschaft Epic ein Auge auf den Glücksspielkonzern geworfen hat. Sollte die Casag Epic und zwei tschechische Partner endlich in den Datenraum lassen, könnte das Konsortium innerhalb von sieben bis zehn Tagen ein verbindliches Angebot legen. Immerhin beschäftige man sich bereits seit 14 Monaten mit dem Unterfangen, habe die Rechtsanwaltskanzlei Dorda Brugger Jordis, die Beratungsgruppe KPMG und Consulter mit internationaler Branchenerfahrung an Bord. Bereits ein unverbindliches Angebot unterbreitet hat Epic gemeinsam mit den tschechischen Partnern KKCG und Emma den Casag-Aktionären Medial – vertreten durch Ex-ÖVP-Chef Josef Pröll – und MTB Privatstiftung von Maria Theresia Bablik. Gemeinsamen halten die beiden Gruppen eine Beteiligung von 55 Prozent an den Casinos. Es könnte auch mehr werden: Wenn die Republik Österreich ihren Drittel-Anteil veräußern wolle, wäre man hier flexibel, erklärte Goldscheider am Dienstag vor Journalisten. Denkbar wäre auch eine Anteilsreduktion der Bundesanteile, die von der Staatsholding Öbib gehalten werden, von 33 auf 25,1 Prozent. Weniger beweglich ist Epic in Bezug auf Novomatic, die sich kürzlich bei der von der Casag dominierten Lotterien eingekauft hat. Eine Partnerschaft mit dem Automatenhersteller aus Gumpoldskirchen ist für Goldscheider nicht realistisch, weil Herr Graf kein Interesse hat, irgendetwas zu teilen. Johann Graf ist Gründer und Eigentümer von Novomatic. Goldscheider und seine Partner präsentierten sich am Dienstag als Investoren mit langfristigen Interessen. KKCG gehört zum Imperium des tschechischen Magnaten Karel Komárek und kontrolliert den Glücksspiel-Marktführer des Landes, Sazka. Mit an Bord ist die Emma-Gruppe des ebenfalls tschechischen Unternehmers Jiri Smejc, die sich am griechischen Glücksspielanbieter Opap beteiligt hat. Weitere Expansionsschritte sind geplant. Beispielsweise gab und gibt es Ambitionen, in der Türkei und in den Niederlanden zum Zug zu kommen. Gemeinsam mit der Casag ließen sich Synergien heben, ist Goldscheider überzeugt. Gemeinsam könne man einen führenden europäischen Glücksspielkonzern formen. Panorama;28-Jähriger festgenommen. Berlin – Ein 28 Jahre alter Mann soll eine Frau in einer Berliner U-Bahn-Station vor einen Zug gestoßen und dadurch getötet haben. Die 20-Jährige wurde am Dienstagabend in der Haltestelle Ernst-Reuter-Platz von dem einfahrenden Zug überrollt, wie die Polizei am Mittwoch mitteilte. Zeugen hielten den Mann fest und übergaben ihn alarmierten Beamten. Eine Mordkommission des Landeskriminalamts hat die Ermittlungen übernommen. Warum es zu dem Vorfall im Bahnhof im Stadtteil Berlin-Charlottenburg kam, war zunächst unklar. Die Polizei ging nach ersten Erkenntnissen davon aus, dass das Opfer und der mutmaßliche Täter einander nicht kannten. Ob der Mann unter Alkohol- oder Drogeneinfluss stand, war am Mittwoch nicht bekannt. Das Landeskriminalamt suchte Zeugen. Wissenschaft;Physiker der TU Wien konnten klären, warum sich bestimmte Gase viel weiter abkühlen lassen, als man nach den klassischen Gesetzen der Physik erwarten würde. Wien – Wiener Quantenphysiker haben einen neuen Kühlungsmechanismus identifiziert: Erzeugt man nämlich ein sogenanntes eindimensionales Gas, dürfte sich dessen Temperatur eigentlich nicht mehr weiter absenken lassen – trotzdem passiert genau das. Verantwortlich dafür ist eine spezielle quantenphysikalische Art der Kühlung, über die die Forscher nun im Fachblatt Physical Review Letters berichten. In einer Flüssigkeit oder einem Gas tummeln sich Teilchen mit unterschiedlich viel Energie. Je heißer ein Gas ist, desto mehr Teilchen mit hoher Energie rasen darin umher. Um ein solches System abzukühlen, entfernen Wissenschafter mithilfe von elektromagnetischen Feldern gezielt die schnellsten Partikel mit den höchsten Energien. Die verbliebenen Teilchen mischen sich dann, und durch Wechselwirkungen stellt sich ein niedrigeres Energieniveau ein – die Temperatur sinkt. Dieser innere Temperaturausgleich wird als Thermalisierung bezeichnet. Das ist, was man bei Experimenten mit kalten Atomen standardmäßig anwendet, sagte Bernhard Rauer vom Atominstitut der Technischen Universität (TU) Wien. Die Forscher um Rauer und Jörg Schmiedmayer experimentieren aber mit eindimensionalen Gasen, die sich aufgrund ihrer speziellen räumlichen Struktur anders verhalten. Da die Teilchen in diesem Versuchsaufbau in einer derart engen elektromagnetischen Falle gefangen sind, können sie sich nur in eine Richtung bewegen und Energie nur untereinander austauschen, es kommt also nicht zur Thermalisierung. Hier stellt sich die Frage, ob man ab einem gewissen Punkt überhaupt noch weiter abkühlen kann, so Rauer. Es zeigte sich aber nicht nur, dass sich das durch Entfernung von Teilchen weiterhin bewerkstelligen lässt: die Temperatur sank sogar noch tiefer, als die klassische Physik erklären kann. Bei ihren Versuchen sind die Wiener Physiker auf einen neuen Mechanismus gestoßen, der nicht auf der Thermalisierung beruht, wie Rauer erklärte. In dem extrem kalten Zustand, in dem sich die Atome befinden, kann man ihr Verhalten eigentlich besser verstehen, wenn man sich nicht auf die Bewegung der einzelnen Teilchen konzentriert, sondern kollektive Wellen – ähnlich Wasserwellen – betrachtet, die sich auf mehrere Teilchen verteilen. Die Energie des Systems ist in diesen Quantenwellen gespeichert, die immer kleiner werden, je mehr Teilchen aus dem Gas entfernt werden. Beim Hinauswerfen dieser Teilchen kühlt das System also auf quantenphysikalische Weise ab. Rauer: Für uns ist das ein gutes Werkzeug, um noch kälter zu werden. Denn je kälter man diese Systeme bekommt, umso stärker treten ihre quantenmechanischen Eigenschaften heraus. Kultur;"Die stillen Nächte des Ludwig Rainer" feiert das Zillertaler Gesangstalent – allzu simpel gestrickt, kreuzbrav intoniert. Uderns im Zillertal – Zur Uraufführung in der Steudltenn vergangenen Mittwoch kamen sie zahlreich, die Zillertalerinnen und Zillertaler, nebst elf Bürgermeistern von umliegenden Gemeinden. Eine Bürgermeisterin war nicht darunter, dafür war der Pfarrer da. Der Abend galt einem berühmten Sohn des Tals. Ludwig Rainer (1821-1893), Abkömmling einer weitverzweigten Zillertaler Sängerfamilie, mit unerschütterlichem Selbstvertrauen, Pioniergeist und starkem Hang zum weiblichen Geschlecht. Um der bitteren Armut zu entfliehen, gründet er Die Rainer-Sänger, und das Quartett macht sich – hundert Jahre vor der Familie Trapp – nach Amerika auf. Nach anfänglichen Schwierigkeiten gelingt der Truppe mit dem berühmtesten aller Weihnachtslieder, Stille Nacht, der große Durchbruch. Zurück in Europa, touren die Rainer-Sänger in veränderter Besetzung quer über den Kontinent und verbringen schließlich sogar zehn Jahre als Gäste des Zaren am russischen Hof. Nebenbei zieht Ludwig Rainer ein Millionengeschäft mit Spielhahnfedern auf. So weit, so erstaunlich. Das Stück Die stillen Nächte des Ludwig Rainer, das Autor, Regisseur und Festivalleiter Hakon Hirzenberger verfasst und inszeniert hat, wird dieser bemerkenswerten Lebensgeschichte nicht gerecht. Es bleibt flach, die Dialoge sind simpel gestrickt und szenische Momente spärlich gesät. Biografische Eckdaten werden großteils als Monolog direkt dem Publikum erzählt. Auf der Seitenbühne intoniert kreuzbrav ein Grüpplein Sänger unzählige Lieder und unterbricht damit jedes Mal den Handlungslauf. Die Schauspieler Juliane Haider, Caroline M. Hochfelner, Andreas Haun, Johannes Rhomberg und Roland Jaeger als Ludwig Rainer schlagen sich darstellerisch wie gesanglich wacker. Schon zu Rainers Zeit galt sex sells und so werden Röcke gekürzt, Ausschnitte betont und traditionelle Dirndln durch Bling-bling-Kleider ersetzt (Kostüme: Andrea Bernd). Man zitiert noch die Inschrift des Grabsteins Ausgelitten, ausgerungen, viel gereist und viel gesungen, und somit endet ein Theaterabend von höchstens regionaler Relevanz. Wissenschaft;'Die heutigen Dimensionen des Krieges sowie rasante Neuerungen in Wissenschaft und Technik stellen militärische Ausbildung vor enorme Herausforderungen. Im ewigen Ringen um Krieg und Frieden hat das Militär die Seiten gewechselt: Es ist – jedenfalls in aufgeklärten demokratischen Gesellschaften – nicht länger da, um Kriege zu führen, sondern um sie zu verhindern. Dazu muss es gleichwohl die Fähigkeit besitzen, Kriege zu führen. Militärische Rüstung und militärische Ausbildung an sich kennen keinen Unterschied zwischen Krieg und Frieden – ein Paradox, wie so vieles im Leben moderner Gesellschaften. Doch auch der Krieg hat sich verändert. Er hat seine alte Ordnung verlassen, die er nach dem Dreißigjährigen Krieg nunmehr in Form von Staatenkriegen, damit in der Verstaatlichung des Krieges, gefunden hatte. Die Stichworte lauten, um mit dem Militärtheoretiker Herfried Münkler zu sprechen, Entstaatlichung, Asymmetrisierung und Autonomisierung. An die Stelle der Staatenkriege, die über Jahrhunderte hinweg die Definition des Krieges bestimmten, sind kriegerische Konflikte getreten, die sich allen bisherigen Vorstellungen vom Krieg, so auch der geläufigen Formulierung als Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln, entziehen. Zugleich sind an die Stelle des Traums vom definiten Ende aller Kriege bzw., mit Immanuel Kant gesprochen, vom Eintreten des ewigen Friedens, den wir zuletzt nach dem Fall des Eisernen Vorhangs geträumt hatten, neue Albträume getreten. Die Rede ist von traumatischen Kriegsszenarien, von kriegerischer Gewalt, gekennzeichnet durch lokale Kriege, Terror, Massaker, zerbrechende staatliche Ordnungen, Das Geschehen heute bestimmen im Lokalen wie Globalen Guerilla, Warlords, Banden, terroristische Organisationen wie Al-Kaida und IS. Man spricht von wilden Kriegen (Wolfgang Sofsky), hybriden Kriegen (Uwe Hartmann) und (neutraler) kleinen oder neuen Kriegen (Herfried Münkler). Entstaatlichung bedeutet hier Privatisierung, Autonomisierung (gegenüber militärischen Ordnungsformen) und eine radikale Form von Asymmetrisierung. Auch der Begriff des Bürgerkriegs passt nicht mehr so recht; er setzt einen Rest Staatlichkeit voraus. Klassische Kriege waren symmetrische Kriege, nicht im Sinne gleicher Stärke, sondern vergleichbarer Kriegsführung, vergleichbarer Bewaffnung und vergleichbarer Rekrutierungsformen. Das Duell oder das Turnier und deren Regeln waren hier das Muster, auf das sich, angereichert mit einem hohen Maß an Idealisierung, die klassischen Formen des Krieges bzw. der entsprechende Kriegsbegriff beziehen, desgleichen die Existenz eines Kriegsrechts, mit dem der Krieg gewissermaßen seinen Platz in der Rechtsordnung der modernen Gesellschaft gefunden hat. Asymmetrisierung also nicht – was diese auch bedeuten kann – als Ausdruck militärischer oder waffentechnischer Überlegenheit, damit als Ausweis nicht vergleichbarer Stärke, sondern als Merkmal einer Kriegsführung, die sich außerhalb aller Regeln klassischer Kriege stellt. Aus der Möglichkeit, aus praktizierter Asymmetrie einen Krieg zu beenden (Beispiel: der Atombombenabwurf über Hiroshima und Nagasaki), wird die Möglichkeit, ihn überhaupt erst zu führen. Herfried Münkler: Die Reziprozität in den Fähigkeiten der Kriegsparteien, die unter den symmetrischen Konstellationen des klassischen Staatenkrieges typisch war, ist durch Konstellationen abgelöst worden, in denen vergleichbare strukturelle Ordnungsmuster nicht zu erkennen sind. Dem entspricht eine deutliche Diversifizierung des Kriegsgeschehens im globalen Maßstab: Auf der einen Seiten lassen sich Residualformen des klassischen Staatenkrieges beobachten, und auf der anderen Seite haben wir es mit der Asymmetrisierungskreativität schwacher substaatlicher Akteure zu tun, die auf diese Weise zu einer ernstzunehmenden Herausforderung auch von Weltmächten werden. Die neuen Kriege sind derart, dass sie mit allein militärischen Mitteln nicht mehr entschieden oder beigelegt werden können. Das zeigt sich heute in Afghanistan, im Irak und in Syrien. Nicht die große Entscheidungsschlacht beendet Kriege, sondern, wenn überhaupt, eine kluge Politik der Eingrenzung, des Aushaltens sowie ökonomischer wie rechtsstaatlicher kleiner Schritte. Langwierige Blauhelmeinsätze prägen die militärische Szene, nicht militärische Siege im klassischen Sinne. Deshalb gibt es auch keine Kapitulationsverhandlungen mehr. In gewisser Weise kehrt in der Ablösung staatlich geführter Kriege durch nichtstaatliche Kombattanten der Dreißigjährige Krieg wieder zurück; an die Stelle von strategischer Kriegsführung, von großangelegten militärischen Operationen treten Überfälle aus dem Nichts, terroristische Einzelaktionen, Massaker an der Bevölkerung, Grausamkeiten unvorstellbarer Art, auf die der (immer zynischer werdende) Begriff des Kollateralschadens nicht mehr zutrifft, sondern welche diesen zum eigentlichen Kriegsziel machen. Neben die Unberechenbarkeit der neuen Kriege tritt, als mächtigster Ausdruck dieser entstaatlichten Kriegsform, der Terrorismus. Dieser ist nicht auf Siegen aus, sondern auf Destabilisierung, auf die Demonstration permanenter Verletzlichkeit des ansonsten übermächtigen Gegners. Mittel ist der Schrecken, dessen Verbreitung keinerlei moralische oder humanitäre Skrupel kennt, der das Verbrechen als Zweck an sich selbst ansieht und auf jegliche Rechtfertigungsversuche, wie sie etwa noch die RAF in den 1970er- und 80er-Jahren für ihre Terrorakte anzuführen suchte, verzichtet: Den heutigen Tätern scheint das entbehrlich. Was an ihnen auffällt, ist das Fehlen aller Überzeugungen. (...) überall geht es vor allem darum, Wehrlose aus der Welt zu schaffen. (...) Was dem Bürgerkrieg der Gegenwart eine neue, unheimliche Qualität verleiht, ist die Tatsache, dass er ohne jeden Einsatz geführt wird, dass es buchstäblich um nichts geht. (Hans Magnus Enzensberger) Der moderne Terrorismus ist sinnlos, und er versteht sich als sinnlos. Das macht ihn nur noch um so gefährlicher. Der neue oder der wilde Krieg wird um seiner selbst willen geführt, denn er – und auch das ist neu – ernährt diejenigen, die ihn führen. Krieg ist ihr Leben, und ihr Leben ist der Krieg. Der Frieden brächte sie um die Grundlage ihrer Existenz. (Wolfgang Sofsky) Die apokalyptischen Reiter sind wieder unterwegs – wenn dieses Bild nicht zu schade ist, um hier Anwendung zu finden. Schließlich sind sie nach der Offenbarung des Johannes Vorboten des Jüngsten Gerichts und geht es um den letzten Willen eines im theologischen Sinne gnädigen Gottes, nicht um die Fieberfantasien steinzeitlicher Fanatiker und Nihilisten. Widerstand nimmt hier, in klassischer Terminologie, die Formen eines gerechten Krieges an. In diesem geht es nicht nur darum, sich einem Angriff entgegenzustellen, sondern auch darum, die eigene entwickelte Kultur vor barbarischen Übergriffen zu schützen. In diesem Sinne ist z. B. ein bewaffnetes Vorgehen gegen den IS gerecht, der Krieg gegen den Irak war es nicht (weil hier aufseiten des Gegners weder von einem Angriff im klassischen Sinne noch von der Gefahr einer Barbarisierung entwickelter Kulturen die Rede sein konnte). Wissenschaft ist methodisch gewonnenes und methodisch begründetes Wissen. Auf ein solches Wissen sind moderne Gesellschaften, die in ihrem Wesen zu technischen Kulturen geworden sind, zunehmend angewiesen. Das gilt für alle gesellschaftlichen Bereiche, also auch den militärischen Bereich. Dieser Umstand macht sich vor allem in technischen Dingen geltend und damit in einem zunehmend komplexer werdenden Verhältnis von Wissenschaft und Technik. Nach üblicher Vorstellung herrscht die Wissenschaft über die Technik, die ihrerseits in der Gesellschaft oder über die Gesellschaft herrscht. Doch diese Vorstellung erfasst die Gegebenheiten im Verhältnis von Wissenschaft und Technik und die Wirklichkeit moderner technischer Kulturen immer weniger. Das Verhältnis von Wissenschaft und Technik ist nicht einfach, jedenfalls nicht in dem Sinne, dass die Wissenschaft immer zuerst und die Technik immer später kommt, dass die eine (Wissenschaft) als Forschungsform autonom und die andere (Technik) als Anwendungsform heteronom ist, dass die eine eigenen Zwecken, die andere fremden Zwecken folgt. Was im Sinne wachsender Interdependenz im Verhältnis von Wissenschaft und Technik gilt, gilt auch im Verhältnis von wissenschaftlich-technischer und gesellschaftlicher Entwicklung. Maßgebend sind hier die unübersehbare Verselbstständigungstendenz wissenschaftlich-technischer Rationalitäten und der Umstand, dass der Mensch in diesen wachsenden Rationalitäten nur umso mächtiger sich selbst gegenübertritt. Die Welt, als wissenschaftlich-technische Welt ein Werk, ein Artefakt des Menschen, nimmt selbst produktive Züge an. Nicht immer zum Besten dieser Welt; auch Entwicklungen, die sich aus ihrer Sicht als Fortschritte deuten lassen, schließen ambivalente Momente ein. Das machen nicht zuletzt wissenschafts- und technologieinduzierte Überbevölkerung, Gefährdungen der Biosphäre, möglich werdende Eingriffe in die (biologische) Natur des Menschen und eben auch waffentechnische Entwicklungen deutlich. Mit anderen Worten: Wissenschaft, Technik und Gesellschaft sind keine getrennten Welten; sie interagieren auf eine unauflösliche Weise – auch in Sachen Krieg und Frieden. Nicht der Krieg ist der Vater aller Dinge, wie wir bei Heraklit, wörtlich genommen, lesen, sondern die Technik, die ihre Dinge, und dazu gehören eben auch Waffen, schafft. Das ist nicht technikfeindlich gemeint, sondern beschreibt nur die ungeheure Innovationsfähigkeit des technischen Verstands, Arm in Arm mit dem wissenschaftlichen Verstand, im Guten wie im Bösen. Eine Welt der (technischen) Verfügbarkeiten wächst, und eine Orientierungswelt, die sich der Vernunft verdankt, hat Mühe, ihr zu folgen. Dabei macht auch der Versuch, zwischen militärischer und nichtmilitärischer Forschung zu unterscheiden, heute keinen Sinn mehr (es sei denn im sehr Speziellen). Alles, was die wissenschaftliche Forschung ausmacht und die Technologieentwicklung mit sich bringt, hat auch militärische Relevanz. Das gilt im Allgemeinen für Mathematik und Informatik, Künstliche Intelligenz, Robotik, für Soziologie und Politologie bis hin zur Psychologie ebenso wie für die im engeren Sinne technischen Wissenschaften im Besonderen. Was sich heute in der Halbleiterphysik, in der Lasertechnologie, in der Informatik tut, ist morgen überall; technische und strategische Bedeutung hat heute alles, was sich als Innovation in Wissenschaft und Technik geltend macht. Nicht mehr die militärische Forschung treibt die Technologieentwicklung voran, sondern umgekehrt die Technologieentwicklung die militärische Forschung. Beispiele sind die Satellitentechnologie und das Internet der Dinge, d. h. technische Formen der Selbstoptimierung und der Selbstkonfigurierung. Militärische Entwicklungen machen Gebrauch von einem wissenschaftlichen und technologischen Wissen, aber sie bestimmen dieses nicht mehr. Davon zeugt übrigens auch der im Militärwesen heute zentrale Begriff der Technologiefrüherkennung. Es geht nicht mehr um Technologieführerschaft, sondern um Technologieadaption – auf prognostischen und heuristischen Wegen. Die Zeiten eines Archimedes, der mit seiner Entwicklung von Kriegsmaschinen der antiken Technik und Mechanik neue Horizonte eröffnete, und die Zeiten Leonardos, dessen visionäre Konstruktionen, gerade auch im militärischen Bereich, die Welt der Wissenschaft und die Welt der Werkstätten, der Ingenieure, zusammenführte, sind längst vorbei, auch wenn der tatsächliche Stand der Militärtechnik alles ehemals Visionäre bei weitem übersteigt. Der militärische Kopf übernimmt, verstärkt, entwickelt weiter, aber er lenkt Wissenschaft und Technik nicht mehr. Er entdeckt im Entdeckten, erfindet im Erfundenen, nicht weniger wirksam als früher, nicht weniger bedrohlich und abschreckend als früher, doch nicht außerhalb, sondern innerhalb janusköpfiger Entwicklungen von Wissenschaft und Technik. Die sorgen schließlich auch dafür, dass, wie schon erwähnt, auch auf anderen Feldern, in allem, das heute auf die Stichworte nano, bio und neuro hört, Gefahrenpotenziale wachsen, Wissenschafts- und Technikszenarien nicht heller werden. Von einer heilen Welt, deren Teil ein ewiger Frieden wäre, sind wir weit entfernt und werden – eine Lehre aus Geschichte und Gegenwart – das wohl immer sein. Bildung und Ausbildung Das über die Interdependenz von Wissenschaft und Technik und die obsolete Unterscheidung zwischen militärischer und nicht-militärischer Forschung Gesagte betrifft auch den Begriff der Militärwissenschaft (früher: Kriegswissenschaft). Die mit diesem Begriff nahegelegte Annahme, es handele sich hier um eine eigene wissenschaftliche Disziplin, ist irreführend, insofern Krieg und Militär wohl ihre eigenen Gesetze haben, nicht aber diejenigen wissenschaftlich unterlegten technischen Mittel, die dabei Anwendung finden. Oder anders formuliert: Der Begriff der Militärwissenschaft (im Singular wie im Plural) bezeichnet keine Disziplin, die sich der wissenschaftlichen Entwicklung selbst verdankt, also basierend auf einer disziplinär geschlossenen eigenen Forschungsform, sondern eine Zusammenführung disziplinären Wissens unter gegebenen Zwecken, nämlich der militärischen Bildung und Ausbildung, also eine curriculare Sonderform. Wichtiger als terminologische und klassifikatorische Aspekte sind die Bildungs- und Ausbildungsaspekte selbst. Hier wird man ohne große Übertreibung sagen dürfen, dass diese, mit militärischen wie mit wissenschaftlichen Augen betrachtet, noch nie so wichtig und für die Zukunft, sowohl mit Blick auf das Militärwesen als auch auf alle anderen gesellschaftlichen Sektoren, entscheidend waren wie heute. Wenn nämlich das unter dem Stichwort Krieg und Frieden über neue Kriege, hier wiederum unter den Stichworten Entstaatlichung, Asymmetrisierung und Autonomisierung des Krieges, und das über Wissenschaft und Technik, die Selbstorganisation beider, Gesagte zutrifft, dann stellen sich die Anforderungen, dem sich das Militärwesen und die Gesellschaft insgesamt ausgesetzt sehen, in gänzlich anderer und bedrohlicherer Weise als früher. Heute ist es der Kopf, der den Umgang mit wissenschaftlichen, technischen und gesellschaftspolitischen Verhältnissen, zugleich sich radikal verändernden Gewaltformen, beherrscht, welcher den Anforderungen eines modernen militärischen Denkens und Handelns zu entsprechen vermag. Handwerk nimmt ab, verschwindet natürlich nicht, Kopfwerk nimmt zu. Das gilt allemal für die militärische Führungsebene. Hier zwingen insbesondere die nichtklassischen Formen kriegerischer Konflikte zu einem neuen Denken nicht nur auf der Strategieebene, wohin es zunächst einmal gehören mag, sondern auf allen Ebenen militärischer und gesellschaftlicher Wahrnehmung. Aus einem Handwerk, aus einer Kunst der Kriegsführung, wie man einmal sagte und damit im alten Sinne die Beherrschung eines regelgeleiteten Könnens meinte, ist eine wissenschafts- und technologiebasierte Wissensform geworden, handlungsorientierend wie eh und je, aber in einem Ausmaß voraussetzungsreich wie nie zuvor. Wo Kriege nicht mehr im alten Sinne militärische Auseinandersetzungen zwischen regulären Streitkräften sind, ist ein Denken gefragt, das in Analyse und Tat einer völlig neuen Komplexität zu entsprechen vermag – als ein selbst komplexes Denken und Handeln. Dem hat ein militärisches Bildungs- und Ausbildungssystem, so auch das österreichische System, eingebettet in ein differenziertes allgemeines Bildungs- und Ausbildungssystem, zu entsprechen. Es ginge darum, in hoheitlichen Verhältnissen Raum für die für ein Hochschulsystem, speziell ein Universitätssystem, unabdingbaren Autonomieelemente zu schaffen. Das wiederum sollte bei einer systematisch klaren Trennung zwischen institutionellem Auftrag und seiner Durchführung, unter Beachtung der zu wahrenden, autonome Elemente einschließenden Hochschulförmigkeit, möglich sein. In diesem Rahmen sollte ferner die Kooperation mit der Universität Wien in der Doktoratsausbildung verstärkt und gleichzeitig auf eine breitere fachliche und disziplinäre Basis gestellt werden. Fachliche oder disziplinäre Engführungen leisten heute keine Bewältigung von Problemen mehr, die sich selbst nicht mehr fachlich oder disziplinär definieren lassen. Ein modernes Militärwesen hätte angesichts der erwähnten gewaltigen Herausforderungen seinen überzeugenden akademischen Anschluss an das Wissen in all seinen wissenschaftlichen und technologischen Aspekten gefunden. Oder anders gesagt: Denken und Handeln angesichts wachsender Komplexitäten in Sachen Krieg und Frieden hätten selbst jene Fähigkeit, auf komplexe Weise zu denken und zu handeln, gewonnen, ohne die alles vergeblich wäre. Der Krieg in seinen alten und neuen Formen wäre nicht besiegt, aber ihm könnte mit allem, was eine aufgeklärte Gesellschaft weiß und kann, entgegengetreten werden.' Wissenschaft;Soziale Defizite bleiben Jahrzehnte lang bestehen – nicht nur bei isoliert gehaltenen Tieren, berichtet ein internationales Forscherteam. Graz/Wien – Wurden Schimpansen noch vor ihrem zweiten Geburtstag von der Mutter getrennt, bleiben sie auch als Erwachsene in Gruppen isoliert und zeigen Defizite im Sozialverhalten. Bisher war dies nur von lange isolierten Laborschimpansen bekannt. Österreichische und niederländische Forscher beobachteten bei Einschränkungen im sozialen Fellpflegeverhalten nun auch bei Individuen, die in Gruppen leben, und berichteten darüber im Fachblatt Scientific Reports. Soziale Fellpflege spielt bei Schimpansen eine wichtige Rolle für den Aufbau und Erhalt sozialer Beziehungen. Die von den Wissenschaftern für ihre Studie beobachteten verwaisten Schimpansen hatten weniger Partner, denen sie das Fell pflegten und waren auch weniger aktiv im Vergleich zu Schimpansen, die mit ihren Müttern aufwuchsen, erklärte Elfriede Kalcher-Sommersguter von der Universität Graz. Die Defizite zeigten sich jedenfalls nicht nur bei in Gruppen eingegliederten Schimpansen-Waisen, die jahrelang beispielsweise in einem biomedizinischen Labor in Einzelhaltung lebten. Auch Tieren, die schon bald nach der Trennung von ihren Müttern in Gruppen in Zoos gelebt hatten, waren betroffen. Der Verlust der Mutter in früher Kindheit wirkt sich auch bei Schimpansen gravierend auf spätere Sozialbeziehungen aus: Selbst Schimpansen, die bereits seit rund 40 Jahren in einer Gruppe lebten, zeigten diese Defizite, erklärte Jorg Massen von der Universität Wien. Zwischen 1950 und 1980 wurden tausende wild lebende Schimpansenjunge von Westafrika nach Europa, Japan und die USA exportiert, wo sie etwa in der Forschung eingesetzt wurden. Auch viele Zoo-Populationen stammen direkt von Schimpansen ab, die im Zuge dieser Exportwelle dorthin verfrachtet wurden. Wissenschaft;Außergewöhnlicher Fund auf einer Baustelle in Rennes. Rennes - Im Nordosten Frankreichs sind in einem Bleisarg aus dem 17. Jahrhundert die erstaunlich gut erhaltenen sterblichen Überreste einer bretonischen Adeligen gefunden worden. Der etwa 1,45 Meter große Leichnam stamme aus einem Grab einer Kapelle des Klosters St. Joseph in Rennes, teilten mit der Erforschung des Fundes befassten Wissenschafter mit. Fotos finden Sie hier. Der Fund wurde im März des vergangenen Jahres auf einer Baustelle für ein Kongresszentrum gemacht. Danach fanden die Wissenschafter vor Ort noch vier weitere Bleisärge sowie 800 weitere Gräber. Diese enthielten allerdings nur noch Skelette. In dem Bleisarg hingegen blieben sogar die Schuhe, die Haube und die Kleider der Toten erhalten. Es handle sich wahrscheinlich um die Überreste von Louise de Quengo, der Witwe eines bretonischen Adeligen, teilten die Forscher mit. Sie starb 1656 im Alter von etwa 60 Jahren und hatte sich offenbar in das Kloster zurückgezogen, um dort ihren Lebensabend zu verbringen. Bei ihrer Bestattung trug sie schlichte Kleidung bestehend aus einem Leinenhemd, einer Kniehose aus Wolle, einem Gewand aus grobem Stoff, einem Umhang und Schuhen mit Korksohle. Ihr Gesicht wurde mit einem Leichentuch verhüllt. Sie und ihre Kollegen hätten gleich gesehen, dass es sich um ein besonderes Grab handelte, sagte die Archäologin Rozenn Colleter vom Pariser Forschungsinstitut INRAP. Unter dem Umhang hätten sie Hände erkannt, die ein Kruzifix hielten. Die Tote wurde aufwendig untersucht. Mit Louise haben wir eine Überraschung nach der anderen erlebt, sagte der Radiologe Fabrice Dedouit zu der Prozedur. Die medizinischen Untersuchungen ergaben Nierensteine und Verklebungen der Lunge. Das Herz der Frau sei nach ihrem Tod mit echtem chirurgischen Können entnommen worden. De Quengos Kleider wurden restauriert und sollen ausgestellt werden. Ihre sterblichen Überreste sollen in ein paar Monaten in Rennes neu beigesetzt werden. Wissenschaft;Eine strikte Haltung wird geschätzt, ergab eine Wiener Studie. Wien – Wenn eine Behörde rigoros straft, aber dabei die Richtigen erwischt, fühlen sich Bürger bei ihr gut aufgehoben und zahlen ihre Steuern, fanden Wiener Psychologen heraus. Der Schlüssel zu einer guten Zahlungsmoral ist, dass das Finanzamt als vertrauensvoller und unterstützender Partner erlebt wird. Die Forscher identifizierten eine negative und positive Seite der Behörden-Macht. Die Wiener Forscher gehen in ihrem sogenannten Slippery Slope-Modell davon aus, dass die Zahlungsmoral einerseits vom Machtgefüge zwischen dem Steuerzahler und der Behörde und andererseits vom Vertrauen in die Behörde abhängt. Weitere wichtige Aspekte in dem Machtgefüge sind die Steuerlast, die Höhe der drohenden Strafen und die Wahrscheinlichkeit überprüft zu werden. Vertrauen in das Steuersystem hänge stark davon ab, wie gut Menschen über die Steuerbestimmungen informiert sind und ob sie sich gerecht behandelt fühlen, erklärte die Wirtschaftspsychologin Eva Hoffmann. Sie untersucht Steuerehrlichkeit zusammen mit Kollegen um Barbara Hartl vom Institut für Angewandte Psychologie: Arbeit, Bildung, Wirtschaft der Universität Wien im Rahmen eines vom Wissenschaftsfonds FWF geförderten Projekts. Dabei identifizierten die Wissenschafter zwei Arten von Macht: Einerseits eine klare, harte Macht, die mit Strafen und der Wahrscheinlichkeit erwischt zu werden zusammenhängt, sozusagen die negative Seite der Macht. Andererseits gebe es aber auch eine positive Macht, die unterstützende Seite der Behörde, indem sie sich bemüht, Steuerzahlen möglichst einfach und angenehm zu gestalten. Es könne nämlich auch attraktiver sein, mit ein, zwei Knopfdrücken die Abgaben abzuführen, als sich lange und mühselig zu überlegen, wie ich hinterziehen kann, sagte Hofmann. Im Gegensatz zur negativen Seite der Macht, die sich auf Bestrafung stützt, könne es bei der positiven Seite sogar zu einer gewissen Identifikation mit der Behörde kommen, da sich viele Durchschnittssteuerzahler mit dem Gesamtziel – nämlich Einkommen gerechter zu verteilen – prinzipiell identifizieren könnten. In ihren Experimenten haben die Psychologen herausgefunden, dass die Konfrontation mit der negativen Seite der Macht nicht nur zu einem negativen Gefühl des Zwangs zum Zahlen führt. Diese Strafen können ein Sinnbild für etwas sehr Positives sein, so Hofmann. Hat man nämlich Vertrauen, dass die Behörde die Hinterzieher findet und bestraft, fühlen die Menschen sich und ihren Steuerbeitrag gewissermaßen beschützt. Wenn nun beispielsweise Ex-Politiker mit zweifelhaften Methoden konsequenzlos Steuervermeidung betreiben oder sich Großkonzerne der Besteuerung teilweise entziehen, wirke das natürlich nicht förderlich. Abseits davon führte in den Untersuchungen schon alleine der Umstand, dass die Steuerbehörde in den Experimenten mehr oder weniger unterstützend beschrieben wurde, zu einem anderen Verhalten der Testpersonen. Anscheinend sind die Information über eine Steuerbehörde, die auch stark von den Medien weitergegeben werden, hier wesentlich, erklärte die Forscherin. Diese Erkenntnisse seien in diesem Zusammenhang neu und etwas, das in der Steuerpolitik und in der Kontrolle mitbedacht werden sollte. Das passiere auch, denn einen Austausch zwischen den Wiener Psychologen und den Steuerbehörden gebe es schon seit einigen Jahren. Diese Zusammenarbeit habe zu massiven Verbesserungen des Service-Angebots geführt. Neben den Niederlanden sei die österreichische Steuerbehörde hier wirklich ein Aushängeschild, sagte Hofmann. International;Berichte über US-Luftngriffe zur Unterstützung der Kurden. Damaskus – Die syrische Kurden-Miliz YPG hat nach Angaben von Beobachtern am Freitag die letzte IS-Hochburg in der nordostsyrischen Provinz Hasaka erobert. Seit Mittwoch habe es heftige Kämpfe um die Stadt Al-Shadadi gegeben, bei denen die YPG auch von anderen Milizen unterstützt worden sei, berichtete die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte weiter. Zudem hätten massive Luftangriffe der US-geführten internationalen Koalition gegen den IS den Vormarsch der Kurden-Miliz begleitet. Der IS hatte Al-Shadadi vor zwei Jahren erobert. Wissenschaft;Nasa präsentiert größte Zahl neuer Welten, die je auf einmal bekanntgegeben worden ist. Washington – Nasa-Astronomen haben in Washington über 1.000 neue Exoplaneten präsentiert. Zwar war die Existenz der mit dem Weltraumteleskop Kepler erspähten Welten bereits vermutet worden, eine neue Analyse bestätige nun aber, dass es sich bei 1.284 der Kepler-Kandidaten zu mehr als 99 Prozent tatsächlich um ferne Exoplaneten handle, teilte die Nasa am Dienstag in Washington mit. Das ist die größte Zahl von Exoplaneten, die je auf einmal bekanntgegeben worden ist, sagte der Hauptautor der im Astrophysical Journal veröffentlichten Analyse, Timothy Morton von der Princeton University (US-Staat New Jersey), auf einer Pressekonferenz in Washington. Mit der neuen Untersuchung habe sich die Zahl bestätigter Kepler-Exoplaneten mehr als verdoppelt, betonte Nasa-Chefwissenschafterin Ellen Stofan. Die Forscher um Morton hatten mit statistischen Methoden alle 4.302 Planeten-Kandidaten analysiert, die Kepler bis zum Juli 2015 entdeckt hatte. 984 davon waren bereits mit anderen Techniken als tatsächliche Exoplaneten bestätigt worden. 1.284 weitere identifizierte das Forscherteam nun als echte Planeten. Bei 707 anderen handelt es sich dagegen wahrscheinlich um einen Fehlalarm. Die verbleibenden 1.327 Kandidaten haben zwar eine größere Wahrscheinlichkeit, echte Planeten zu sein als ein Fehlalarm, ihr Status lässt sich aber noch nicht klären. 550 der nun verifizierten Exoplaneten sind klein genug, um Felsplaneten zu sein. Neun davon kreisen in der habitablen Zone um ihre Sterne, also jenem Bereich, in dem Wasser zumindest theoretisch flüssig sein könnte, was als Mindestanforderung für die Entwicklung von Leben, wie wir es kennen, gilt. Damit steigt die Zahl der bekannten potenziell lebensfreundlichen Welten auf 21. Das macht uns Hoffnung, dass wir irgendwann da draußen bei einem Stern ähnlich unserem eigenen eine weitere Erde entdecken, meint Stofan. Laut Natalie Batalha, Koautorin der Studie und Mitglied des Keplerteams am Ames Research Center der Nasa in Moffett Field, verhelfen die nun vorgelegten Erkenntnisse zu einer besseren Einschätzung, wie häufig Exoplaneten mit annähernd Erdgröße und mit lebensfreundlichen Bedingungen existieren könnten. Der nach dem deutschen Astronomen Johannes Kepler benannte Planetenjäger hat ab 2009 vier Jahre lang in einem kleinen Himmelsausschnitt die Helligkeit von rund 150.000 Sternen genau verfolgt. Nur falls ein Planet von der Erde aus gesehen genau vor seinem Stern vorbeiläuft, kann das Weltraumteleskop ihn entdecken. Unter dieser Voraussetzung lässt sich aus den von Kepler gefundenen Exoplaneten auf die tatsächliche Planetenhäufigkeit in der Milchstraße hochrechnen. Nach dem Ende der regulären Mission ging das Observatorium, das wiederholt mit technischen Problemen zu kämpfen hatte, mit der K2-Mission in die Verlängerung. Nachdem sich Kepler Anfang April vorübergehend in einen Notfallmodus versetzt hatte, arbeite das Teleskop inzwischen wieder normal, betonte NASA-Missionsmanager Charlie Sobeck. Der Treibstoff dürfte nach seinen Worten noch für zwei weitere Jahre reichen. 2018 will die NASA dann den Kepler-Nachfolger Tess ins All schicken, der mit derselben Methode 200.000 Sterne unserer direkten kosmischen Umgebung auf Planeten untersuchen soll. Wirtschaft;'Bürogebäude werden elektronisch abgesichert – 3-D-Drucker sind Gefahr für Schlüssel. Wien – Bei Schlüsseln und den dazugehörigen Zylindern denkt man zuallererst an Mechanik. Doch seit etwa zehn Jahren ist dabei ein Trend zu elektronischen Schlosssystemen zu beobachten. Die Mechanik hat den Nachteil, dass Berechtigungsvergabe und Protokollierung von Zutritten umständlich oder gar nicht möglich ist, sagt Johann Notbauer, Konzernbereichsleiter Technik bei der Wiener Firma EVVA. Auch ist man nicht so flexibel, wenn etwas passiert. Das in Meidling beheimatete Unternehmen – EVVA steht für Erfindungs-Versuchs-Verwertungs-Anstalt – besteht seit fast hundert Jahren. Immer beschäftigte sich das Familienunternehmen mit Schließsystemen und Verriegelungen. Doch zuletzt kam eine Gefahr für diese mechanischen, im Wesentlichen auf Schlüsseln basierenden Systeme auf: der 3-D-Drucker. Zackenschlüssel sind einfach zu fotografieren und dann mithilfe von 3-D-Druckern nachzumachen, erläutert Johann Notbauer. Der Zug zur Elektronik war also vorgezeichnet, ein Chip wird nicht so leicht nachgemacht. Insbesondere bei großen Unternehmen, bei Bürohäusern, aber auch bei Privatwohnungen gibt es immer mehr elektronische Zutrittssysteme. Die einfachste Lösung ist mit einem Chip. In Zeiten von Smartphones aber wird immer mehr das Handy zum Schlüssel und damit auch gleich zum Firmenausweis. Die Verwaltung von Zutritten wird vereinfacht, erläutert Notbauer. Nicht nur, dass man einem Mitarbeiter, der gekündigt hat, die Zugangsberechtigung elegant entziehen kann. Auch Aufzeichnung und Verwaltung von Zutrittsdaten wird vereinfacht. Diese Art von Schlüssel – EVVA nennt sie AirKey wird auch im Wohnbereich eingesetzt, sagt Notbauer – und zwar deshalb, weil sie praktisch in der Handhabung sind. Denn bei Verlust eines (mechanischen) Schlüssels muss dies umständlich bei der Hausverwaltung gemeldet und ein neuer Schlüssel beantragt werden. Nicht so in der digitalen Welt: Da meldet man einfach den Verlust, und schon tritt eine Sperre in Kraft für den verlorengegangenen Handyschlüssel; die Erstellung eines neuen digitalen Schlüssels ist relativ einfach. Im Privatbereich ist es allerdings unbedingt notwendig, an anderer Stelle einen Ersatzschlüssel in Form von Chip, Schlüsselanhänger oder einer Karte aufzubewahren, weil es sonst bei einem Verlust schwierig wird, in die Wohnung zu gelangen – wie bei einem Schlüsselverlust ja auch. Die Schlüsselhandys müssen NFC-kompatibel sein (NFC steht für Near Field Communication), erläutert man bei EVVA. Die meisten (Android-)Smartphones haben einen solchen NFC-Chip, iPhones auch, allerdings fehlt da noch die Zustimmung von Apple zur sogenannten Fremdnutzung.' Wissenschaft;Experiment zeigt: Kaum etwas lässt sich so leicht anpeilen und schnappen wie etwas Gestreiftes. Cambridge – Die Hinweise verdichten sich, dass Zebras ihr auffälliges Streifenmuster zum Schutz vor Tsetsefliegen und anderen krankheitsübertragenden Insekten entwickelt haben. Für deren optische Wahrnehmung löst sich der Zebrakörper in Teilflächen auf, die den Insekten nicht als lohnenswerte Anflugziele erscheinen. Für diese These spricht das geografisch unterschiedlich stark ausgeprägte Streifenmuster bei Zebras und nah verwandten Arten, das mit dem Verbreitungsgebiet der fliegenden Schädlinge korreliert. So hatte das vom Menschen ausgerottete Quagga aus Südafrika nur einen gestreiften Hals und Kopf, während beim Wildesel Nordafrikas nur die Beine gestreift sind. Wo die Fliegen zuhause sind, herrscht hingegen ein vollständiges Streifenkleid vor. Früher wurde das Streifenmuster vor allem als Tarnung betrachtet, obwohl es kaum eine auffälligere Erscheinung zu geben scheint als ein Zebra. Hitzeflimmern und ein Hintergrund aus hohem Gras sollen – angeblich – zusammen mit den Streifen einen Tarneffekt ergeben. Sonderlich überzeugend wirkt diese Erklärung jedoch nicht. Eine andere Hypothese besagt, dass sich Zebras dadurch leichter Raubtieren entziehen können. Wenn beispielsweise eine Löwin in eine Zebraherde einfällt und die Tiere auseinanderstieben, finde sich die Jägerin plötzlich in einem sinnverwirrenden Wirbel aus Streifen wieder, der es ihr schwermache, ein einzelnes Zebra herauszugreifen. Motion dazzle nennt sich dieser Effekt im Englischen. In Tierdokumentationen kann man diese Erklärung immer noch häufig hören. Forscher der Universität Cambridge erteilen ihr nun jedoch eine Absage. Sie haben die Wirkung von Streifen auf einen Jäger nämlich im Experiment überprüft. Zwar nicht mit Raubkatzen, sondern mit Menschen – aber die Ergebnisse waren dennoch eindeutig, wie das Team um Anna Hughes im Fachjournal Frontiers in Zoology berichtet. In ihrem Experiment ließen die Forscher 60 Probanden am Touchscreen Jagd auf bewegliche und unterschiedlich gemusterte Objekte machen: horizontal, vertikal und diagonal gestreifte ebenso wie einfärbige. In der ersten Runde machten die Probanden Jagd auf einzelne Objekte – dabei erwiesen sich horizontal gestreifte Objekte stets als die leichteste Beute. Und wenn am Bildschirm mehrere Objekte herumschwirrten? Wo der Motion dazzle zum Tragen kommen sollte, machte die Orientierung der Streifen nun keinen Unterschied mehr. Ob horizontal, vertikal oder diagonal gestreift – alle Objekte wurden gleich schnell erwischt. Aber allesamt gingen sie den Jägern leichter ins Netz als die einfärbigen. (jdo, 16. 8. 2015) Panorama;540 Katzenzüchter fand der STANDARD auf vier österreichischen Online-Portalen.. Viele bezeichnen sich als Hobbyzüchter. 60 haben sich zum Verband für die Zucht und Haltung von Edelkatzen zusammengeschlossen. Die bei Züchtern beliebteste Rasse scheint Maine Coon zu sein, immerhin 170 widmen sich ihrem Fortbestand. Auch Britisch Kurzhaar (95), und Perser (40) werden oft erwähnt. Der Bezirk mit den meisten Katzenzüchtern ist Baden in Niederösterreich. Zieht man dagegen das Verhältnis zur Bevölkerung zum Vergleich heran, führt der achte Bezirk in Wien mit 20 Züchtern pro 100.000 Einwohner. In der Länderwertung führen Niederösterreich mit 9,8 Züchtern und das Burgenland mit 8,7 Züchtern pro 100.000 Einwohner. Wien stellt mit 2,2 vor Vorarlberg und Salzburg das Schlusslicht. Kultur;Die Retrospektive im Wiener Filmmuseum zeigt das vitale, häufig billig gemachte Hollywoodkino vor dem "Production Code": gierige Gangster und obsessive Erotik am Puls der Zeit. Wien – Ein Mann steht vor dem Eingang eines Lokals. Er zögert kurz. Dann spuckt er auf die Straße und schiebt sich beim Eintreten beinahe unmerklich seine Mütze tiefer ins Gesicht. In William A. Wellmans The Public Enemy (1931) kennzeichnet jede Geste und jede Bewegung die innere Größe dieses kleinen Mannes, der in jedem Moment Unvorstellbares zu tun bereit ist. Die liebevollen Kinnhaken, die er seinen Freunden immer wieder versetzt, sind nur Indiz. Irgendwann in diesem Film wird er unvermittelt beim Frühstück seiner Freundin eine halbe Grapefruit ins Gesicht drücken. Er wird den Reitunfall seines Freundes dadurch rächen, indem er den Stallburschen fragt, wo das Pferd stehe, hingeht und es erschießt. Oft ist im Kino von Verkörperung einer Rolle die Rede, selten trifft diese Bezeichnung so zu wie bei der Figur des Gangsters Tom Powers. Denn Tom Powers ist James Cagney. Lautes Unheil The Public Enemy ist kristallklares, physisches Kino, ganz im Einklang mit seinem Hauptdarsteller, dessen Vitalität der Film in jeder Einstellung atmet. Gemeinsam mit seinem Pendant Little Caesar (1931) von Mervyn LeRoy – mit einem furchteinflößenden und zugleich tragischen Edward G. Robinson – markiert The Public Enemy den Höhepunkt jener Gangsterfilmwelle der frühen 1930-Jahre, an die das Genre für Jahrzehnte nicht mehr heranreichen sollte. Entstanden im Schnellverfahren in den Warner-Studios, gespeist aus der Wirklichkeit, kurz aufflackernd und bald erloschen. Kampf-Kino, mythisch überhöht und dennoch purer Realismus. Angesiedelt im Spannungsfeld zwischen Prohibition, Wirtschaftskrise, protestantischen und katholischen pressure groups und Studioökonomie. Rasante, temporeiche, aber vor allem billige Filme wollte Warner mit seinen Gangsterfilmen auf den Markt bringen – The Public Enemy ist Ausdruck dieser Situation, Tom Powers Ausdruck eines Zustands. Nicht Charakter oder Figur, sondern ein gesellschaftliches Problem: The public enemy is a problem, that sooner or later we, the public, must solve, ist auf einer von Produktionschef Darryl F. Zanuck am Filmende eingeschobenen Tafel zu lesen. Chicago 1930: William A. Wellman zeichnet die Chronologie einer Verbrecherlaufbahn, den Aufstieg und Fall eines Mannes, der mit Prohibitions-Bier reich wird und mit Blut bezahlt. Eine düstere Illustration der Metropole, die durch Schlachthöfe, Gestank, Dreck, Verkehr und Straßenlärm gezeichnet wird. Die Geburt des Gangsterfilms im Geiste des Tons: Das Unheil kündigt sich lautstark an – quietschende Reifen, Mordaufträge über Telefon, ohrenbetäubende Maschinengewehre. Der Gangsterfilm braucht den neuen Ton, wie Tom Powers die neue Technologie, die Autos und die Medien braucht. Choreografierte Frivolität Die Warner-Filme vor 1934, denen die Retrospektive des Filmmuseums Tribut zollt, stehen exemplarisch für die Ära Hollywoods vor dem soganannten Production Code, eine Art Selbstzensur der großen Studios, mithilfe derer Sex und Gewalt von den Leinwänden verbannt werden sollten. Es waren die Jahre des Erwachens des klassischen Horrorfilms mit Frankenstein (1931) für Universal Pictures oder Dr. Jekyll and Mr. Hyde (1932) und Island of Lost Souls (1932) für Paramount, des freizügigen Musicals wie Footlight Parade (1933) oder Gold Diggers of 1933 vom Choreografenkönig Busby Berkely für Warner – beide mit der umwerfenden Joan Blondell –, aber auch der Romantic Comedy wie Frank Capras It Happened One Night (1934). Durch Konzentration der Retrospektive auf Warner Bros. fehlen zwar maßgebliche Arbeiten anderer Studios und an diese vertraglich gebundene Autoren und Schauspieler – für das Gangstergenre etwa Howard Hawks‘ Scarface (1932) –, andererseits verdichten die knapp vierzig zu sehenden Filme auf perfekte Weise das Gefühl gehetzter Urbanität und frivoler Anzüglichkeit bis hin zu sexueller Obsession, die weit über Einblicke in Dekolletés hinausreichen. Die Kinoleinwände waren aber auch – und das gilt es im Sinne einer historischen Lektüre nicht zu übersehen – ein Nebenschauplatz aktueller Tagespolitik: Der Production Code sollte letztlich auch Vorbote von Sozial- und Wirtschaftsreformen im Zuge von Roosevelts Politik des New Deal sein. Mit seinem ersten Verdienst wird Powers die Mütze übrigens gegen einen Hut eintauschen, seinen kleinen Körper in einen Maßanzug zwängen und beim Kauf der Hose darauf achten, dass die Taschen weit genug sind, um darin eine Pistole tragen zu können. Er wird teure Autos fahren, alle Warnungen in den Wind schlagen und sich den amerikanischen Traum erfüllen. Doch es wird ein böser Traum gewesen sein. (Michael Pekler, 7.5.2016) Web;Gefälschte Berichte auf Twitter und per SMS lanciert, um Einwohner zu verunsichern. Anrainer einer Chemiefabrik im US-Bundesstaat Louisiana dürften am 11. September 2014 einen Schockmoment erlitten haben: Sie bekamen eine SMS zugesandt, die sie über eine gigantische Explosion informierte. Wegen giftigen Rauchs sollten sie ihr Wohngebiet verlassen. Auf Twitter fanden sich erste Berichte: Fotos zeigten einen riesigen Feuerball. Manche Nutzer verbreiteten Screenshots der Website von Nachrichtensender CNN, der vermeintlich mit dem IS-Anschlag titelte. Doch all diese Dokumente waren gefälscht – und Teil einer hinterlistigen Desinformationskampagne, mit der russische Trolle in den USA für Unruhe sorgen wollen. Mindestens in drei Fällen hat eine Armada an dubiosen Twitter- und Facebook-Accounts versucht, mit dieser Taktik für Unruhe zu sorgen. Neben der Gasexplosion in Louisiana sind Meldungen über einen Ausbruch von Ebola in der US-amerikanischen Stadt Atlanta und Berichte über Polizeigewalt gegen eine schwarze, unbewaffnete Frau dokumentiert. Dass es sich dabei nicht um das Werk einer kleinen Gruppe von Trollen handelt, die auf Spaß aus sind, wird schnell klar: Hunderte Profile werden koordiniert, sie verfügen über qualitativ hochwertig gefälschte Bilder und Videos. Ein Reporter der New York Times hat die Spur der Infokrieger nun nach Russland verfolgt: Es soll sich um eine Spezialeinheit der berüchtigten Internet Agency handeln, die wegen ihrer Troll-Aktivitäten schon mehrfach in den Schlagzeilen war. Ein Indiz dafür ist beispielsweise, dass der Sprecher in den gefälschten Videos auch in anderen Clips vorkommt, die von der Internet Agency verbreitet werden. Ebenso passen die Profile in die Strategie der Organisation, die von einem engen Vertrauten des russischen Präsidenten Vladimir Putin finanziert wird. Über mehrere Monate heftet sich die New York Times an die Fersen der gefälschten Accounts: Ihm fällt beispielsweise auf, dass alle an einem Facebook-Event in New York teilnehmen. Dabei handelt es sich um die Vernissage einer Ausstellung, die Fotos von Kriegsreportern aus der Ukraine und Syrien zeigt. Ein Beweis dafür, dass Russland in den USA mit unterschiedlichsten Methoden die öffentliche Meinung zu beeinflussen versucht. Als der Journalist in Russland vor Ort Nachforschungen zur Internet Agency anstellen will, wird er selbst zur Zielscheibe: Eine ehemalige Mitarbeiterin der Organisation stimmt zu, ihn zu treffen – allerdings nur, wenn sie ihren Bruder mitbringen darf. Schon beim Interview fällt dem NYT-Journalisten auf, dass jener reihenweise Tattoos mit Nazi-Symbolik aufweist. Später findet er heraus, dass es sich gar nicht um den Bruder seiner Gesprächspartnerin, sondern einen berüchtigten Neonazi handelt. Da hat die Internet Agency aber schon längst das Netz mit Fotos vom US-Journalisten, der sich mit Neonazis trifft geflutet. Schließlich zeigen die Vorgänge eine neue, furchteinflößende Qualität des Informationskrieges im Netz. Für viele Betroffene dürfte vor allem die Kontaktaufnahme per SMS für einen Schock gesorgt haben. Die US-Bundespolizei FBI ermittelt nun seit über neun Monaten, allerdings kann nicht einmal festgestellt werden, von welcher Nummer diese SMS abgeschickt worden sind. Panorama;Bayern schickt hunderte Flüchtlinge pro Tag nach Österreich – Polizeisprecherin: "Tendenz steigend". Salzburg – Für Illahi A. aus Pakistan war der Traum vom besseren Leben in Deutschland am 30. Dezember vergangenen Jahres endgültig vorbei. Nach wochenlanger Reise wurde der 35 Jahre alte Mann von den deutschen Behörden zurückgewiesen und wieder nach Österreich gebracht, allerdings nicht ohne Illahi A. vor der Zurückweisung noch 80 Euro als Sicherheitsleistung zur Sicherung der Rückführungskosten abzunehmen. So wie dem aus der Millionenmetropole Gujranwala Stammenden geht es derzeit vielen Flüchtlingen, die von den Deutschen nicht als Asylwerber anerkannt werden. Gemäß Paragraf 66 des deutschen Aufenthaltsgesetzes wird den Zurückgewiesenen eine Sicherheitsleistung vorgeschrieben. Wer Geld hat, muss sofort bezahlen, bevor er mit einem Polizeibus nach Österreich zurückgeführt wird. Bei den dem STANDARD vorliegenden Bescheiden handelt es sich um Beträge von um die 80 Euro pro Person. Es gibt aber auch Fälle, bei denen es sich um 300 oder um 800 Euro handelte. Ein Marokkaner musste sogar 1.200 Euro bei seiner Zurückweisung zahlen. In diesen Fällen dürften freilich auch noch andere Straftaten – etwa das Vorlegen gefälschter Ausweispapiere – bei der Bemessung eine Rolle gespielt haben. Berichte, denen zufolge Flüchtlingen ohne Geld von den Behörden einfach die Handys abgenommen worden seien, konnten vom STANDARD nicht verifiziert werden. Das bayerische Innenministerium verwies auf Anfrage an die Bundespolizei. Die für Freilassing zuständige Stabsstelle in Rosenheim konnte über die Art und die Anzahl der Verfahren auch keine Auskunft geben und verwies ihrerseits zur Bundeszentrale in Potsdam. Dort war am Montag niemand für eine Stellungnahme erreichbar. Etwas auskunftsbereiter ist da das österreichische Innenministerium. Pro Tag würden an den Grenzübertrittstellen zu Bayern von den deutschen Behörden derzeit etwa 50 Personen nach Österreich zurückgewiesen, sagt der Sprecher des Innenministeriums, Karl-Heinz Grundböck. Diese kämen dann in Österreich in ein Asylverfahren, so sie hier um Asyl ansuchen. Alle anderen Fälle würden individuell behandelt. Die Maßnahmen reichten von der Aufforderung zur Ausreise bis zur weiteren Abschiebung. Nach Angaben der oberösterreichischen Polizei sind die Zahlen weitaus höher. Seit Jahreswechsel seien täglich rund 200 Flüchtlinge von Deutschland nach Oberösterreich zurückgeschoben worden, Tendenz steigend, sagte die oberösterreichische Polizeisprecherin Simone Mayr-Kirchberger am Montag. Dass den Flüchtlingen – auch als Ersatz für die Kosten der Einvernahme – überhaupt Geld abgenommen werden kann, liegt an der Konstruktion des Grenzübertritts: Die zwischen Deutschland und Österreich auf höchster Ebene akkordierte Praxis sieht vor, dass die deutschen Behörden die Flüchtlinge an der Grenze übernehmen und in ein Aufnahmezentrum bringen. In Salzburg beispielsweise werden so bis zu 50 Personen in der Stunde zu einem aufgelassenen Möbelhaus in Freilassing gebracht. Dieses liegt drei Kilometer hinter der Grenze, und somit macht sich der Flüchtling des illegalen Grenzübertrittes schuldig. Fände die Amtshandlung unmittelbar auf der Saalachbrücke zwischen der Stadt Salzburg und Freilassing statt, würde das Aufenthaltsgesetz nicht greifen, sagen Flüchtlingsberater aus Salzburg. Österreich ist bei Rückschiebungen und Zurückweisungen übrigens kulanter. Die Abschiebung sei eine staatliche Leistung, es werde nichts verrechnet, sagt Ministeriumssprecher Grundböck. Inland;5.600 Euro brutto bei Auslandseinsatz. Wien – Das Bundesheer sucht Ärzte – und lockt mit einem höheren Gehalt für Militärärzte, die sich für einen Auslandseinsatz verpflichten. Um 25 Prozent mehr werden seit Jänner geboten, das Einstiegsgehalt für Militärärzte liegt nun bei 5.600 Euro brutto, versprach das Verteidigungsministerium am Sonntag eine marktkonforme Entlohnung. Militärärzte, die den Sondervertrag unterzeichnen, müssen innerhalb von drei Jahren insgesamt sechs Monate ins Ausland. Dafür gibt es eine zusätzliche Entlohnung. Auch zivile Ärzte und Milizsoldaten können jederzeit freiwillig ins Ausland gehen, hieß es in einer Aussendung. Als Militärarzt und Militärärztin kann sich jeder Mediziner bewerben. Gesucht werden vor allem Allgemeinmediziner und Notfallärzte mit Auslandsbereitschaft. Aktuell befinden sich acht Militärärzte im Auslandseinsatz. Drei sind in Bosnien stationiert, drei im Kosovo, einer im Hauptquartier der Mission UNIFIL im Libanon und ein Facharzt im Feldspital der deutschen Bundeswehr ebenfalls im Kosovo. Die Aufgaben der Militärärzte sind vielfältig, schreibt das Ministerium: Sie begleiten etwa die Truppen bei Übungen, wie kürzlich im Senegal, oder sie bilden im Zuge von Beratungsmissionen Soldaten anderer Armeen medizinisch aus. Im Inland arbeiten Militärärzte u.a. als Allgemeinmediziner oder Notfallärzte in den Sanitätseinrichtungen des Bundesheeres. Sie sind für die allgemeine medizinische Versorgung aller Soldaten im In- und Ausland verantwortlich. Der sogenannte Truppenarzt oder auch Bataillonsarzt ist für sanitätsdienstliche Führung in den Kasernen zuständig. Sie beraten die Bataillonskommandanten in medizinischen Belangen. Außerdem leiten sie die sanitätsdienstliche Einrichtungen in den Kasernen. Kultur;Transaktion fehlgeschlagen: Fasching im Geldinstitut kann, muss aber nicht lustig sein. Eine Geschichte über Kreditkarten, Lebensversicherungen, Pensionsvorsorgekonten und die Geheimnisse von Herrn Spiessberger. Ich stehe an der Kassa mit zwei Hemden, einem blauen und einem roten, einer Hose und drei Paar Socken. Die Verkäuferin zieht den Strichcode über den Scanner. Ich zücke meine Kreditkarte und reiche sie ihr. Sie schiebt sie in die Cash-Maschine und wartet, doch nichts tut sich. Ich meine: Das gibts doch nicht. Sie schüttelt bloß den Kopf hin und her, ihr Pferdeschwanz, der wackelt. So ein Pech, sagt sie. Ich starre weiter auf das Display: Transaktion fehlgeschlagen. So ein Mist, denke ich mir. Da kann man nichts machen, meint sie, nimmt die Kleidungsstücke und schiebt sie in das Regal hinter ihr. Ich schaue sie an, sie zuckt mit den Achseln. Ich verlass das Geschäft. Bestimmt der Herr Spiessberger, murmle ich. Ich betrete mein Geldinstitut. Es ist Fasching und alle Angestellten sind kostümiert, tragen Perücken und sind in allerlei seltsame Gewänder gekleidet. Die Schalterbeamtin steht in einem Biene-Maya-Kostüm vor mir und fragt mich, was ich wolle und ich erkläre ihr, dass meine Kreditkarte aus irgendeinem Grund nicht mehr funktioniere und ich wisse nicht, warum dies so sei. Sie schaut mich an, als wäre ich kostümiert und nicht sie. Der linke Flügel ihres Kostüms hängt ein wenig runter, die Spannung fehlt. Sie nimmt meine Karte und tippt etwas in ihren Computer und bald darauf erklärt sie mir, dass meine Karte schon seit einiger Zeit nicht mehr funktioniere, ja, dass sie gesperrt worden sei, von meinem Berater, dem Herrn Franz Spiessberger, warum, das wisse sie zwar auch nicht, da der Herr Spiessberger heute nicht anwesend sei, aber ich könne ohne weiteres mit einem ihrer Kollegen dieses Problem besprechen, ich solle mich dazu in den ersten Stock begeben, dort würde sich ein Mitarbeiter meines Problems annehmen. Ich blicke nochmals auf ihr Kostüm, auf die schwarz-gelben Punkte auf ihren Flügeln, verabschiede mich und erklimme die Stufen in den ersten Stock. Oben angekommen steht ein Revolverheld vor mir, mit Augenbinde und einem Revolver um die Hüfte, der Hut hängt ihm tief ins Gesicht. Ich starre ihn an, er meint, ich solle mich setzen und zeigt auf einen Stuhl, er bringe mir gern einen Kaffee, falls ich das wünsche, fügt er noch hinzu. Ich nicke und schaue auf seinen Revolver, erkläre ihm, dass meine Kreditkarte nicht funktioniere, dass sie gesperrt worden sei von seinem Kollegen, dem Herrn Franz Spiessberger. Im Hintergrund taucht ein Vampir auf, der wissen möchte, wann mein Gegenüber denn für ein Gespräch Zeit habe. Der Revolverheld zieht seinen Hut ein wenig hoch und meint, ein wenig später wäre ein guter Zeitpunkt. Der Vampir, ein weiblicher, wie ich an der Stimme bemerke, verschwindet hinter einer gläsernen Tür. Der Revolverheld wendet sich nun wieder mir zu, ich bin ein wenig sprachlos, und hätte fast vergessen, warum ich eigentlich hier bin. Er erhebt sich und bringt mir Kaffee, reicht mir Zucker und Milch und ich gebe ihm meine Kreditkarte und erzähle ihm nochmals, dass sie gesperrt sei, und ob er das nicht ändern könne. Ich wisse auch nicht, was der Grund der Sperre sei, füge ich noch hinzu und überhaupt sei die ganze Angelegenheit ein Witz, denn was ist man heutzutage schon ohne eine Kreditkarte. Er hört mir zu, seine Augenbinde fällt ein wenig runter, und dann meint er, dass man das Problem unter Umständen schon lösen könne, falls die Voraussetzungen passen würden, dazu bräuchte es nur fünf Minuten und wenn ich Zeit hätte, würde er das nun erledigen. Ich bin erfreut und sage ihm, dass er das unbedingt machen solle. Sein Kollege, der mir diesen Mist eingebrockt habe, der gehöre eigentlich wegen Quälen eines Besitzlosen eingesperrt, ja, in den Kerker mit ihm, weil es könne ja nicht sein, dass er einfach meine Karte sperre, noch dazu wo es ja nicht mal sein Geld sei, das ich verschwende, sondern mein eigenes, und da höre sich der Spaß aber auch auf, möchte ich nun sagen, sage es aber nicht, sondern mache einen Schluck vom Kaffee. Und ohne so eine Karte hat man auch keine Reiseversicherung, und wenn man so ganz ohne Versicherung reist, ist das auch nicht gut, sage ich ihm nun, vor allem wenn mir was gestohlen wird, im Ausland, in Barcelona oder sonst wo, und in Barcelona wird ja wirklich allerhand gestohlen, vor allem Brieftaschen, aber auch Fotoapparate, verschwinden dort täglich. Er nickt und steht auf, sein Revolver baumelt am Gürtel und kurz darauf war er hinter der Tür verschwunden. Ich blicke mich nun etwas genauer um, weiße Stühle, grässliche hellgrüne Tische, die Wand kahl, und sitzt man, so wie ich, länger alleine in diesem Raum beschleicht einen ein beängstigendes Gefühl, kurzum: ein Ort für besondere Gespräche. Wenn man aus dem Fenster schaut, so sieht man diese seelenlosen Häuser, mit kleinen Fenstern, ganz vielen, und Balkonen, viereckig und grau, und nicht enden wollenden Fassaden. Ich denke an den Herrn Spiessberger, was er jetzt wohl macht. Wahrscheinlich hat er sich die Clara im Internet bestellt. Mit einem Mercedes-Taxi kommt sie angerauscht, fährt mit dem Lift hoch und setzt sich auf das rote Lieblingssofa des Herrn Spiessberger. Er zeigt ihr seine Kreditkarte, legt sie auf die Küchenkredenz und küsst sie, nicht die Karte, aber die Haut von der Clara, wenngleich die Clara das nicht so gern hat mit dem Küssen, nicht wegen dem Mundgeruch, daran hat sie sich bereits gewöhnt, vielmehr wegen der Hygiene. Nach einer Stunde, wenn das Geschäft erledigt ist, holt die Clara aus ihrer Tasche ihre Registrierkasse, ein ganz neues Model, das sie einiges gekostet hat, und steckt die Karte in das Ding. Der Herr Spiessberger tippt seinen Code ein, die Clara lächelt ihn an, während er immer finsterer schaut, wo doch erst unlängst sein Lohn gekürzt worden ist, wegen der Krise, auch die Mitarbeiter müssten sich beteiligen, ein Solidaritätsbeitrag wurde ihm gesagt, aber wer ist mit ihm solidarisch, hat er sich gedacht, insgeheim, als er von seinem Vorgesetzten davon unterrichtet wurde. Ja, wer ist mit ihm solidarisch, nicht die Clara, die ihre Registrierkasse wieder in ihrer Tasche verschwinden lässt und die Tür hinter sich schließt, sodass es ganz still wird in seiner Wohnung, so still, dass er sich zu fürchten beginnt. Er steckt die Kreditkarte schnell in seine Schublade, wo sie sicher ist. Nicht jeder sollte so eine Karte haben, das ist nicht gut für die Welt. Und er überlegt auch einen Solidaritätsbeitrag bei der Clara einzuführen, ja, Solidarität ist ein schönes Wort, denkt er sich. Kurz darauf erscheint wieder der Revolverheld, in der Hand meine Karte, er erklärt mir freudig, dass er alle Schritte bereits in die Wege geleitet habe und bereits in einer Stunde stünden mir alle Annehmlichkeiten des alltäglichen Lebens wieder zur Verfügung. Es bestehe kein Grund, die Sperre länger aufrechtzuerhalten, da ich alle Voraussetzungen seines Erachtens erfülle und er wisse auch nicht, was seinen Kollegen dazu veranlasst habe, diesen bedauerlichen Schritt zu setzen. Wahrscheinlich bloß ein Irrtum. Trotzdem wäre es von Nutzen, wenn ich eine Lebensversicherung abschließen würde, denn passieren könne immer was, besonders in Zeiten wie diesen, erklärt er mir, schon morgen können sich Dinge grundlegend geändert haben. Da sehen Sie, und er reicht mir einen Folder, einen blauen mit einem 500-Euro-Schein darauf. Im Falle Ihres Ablebens würden Ihre Nachkommen profitieren und Ihre Frau ebenso, und uns unter uns gesprochen würde es ein gewisses Maß an Sicherheit geben und meinen Kollegen, den Herrn Spiessberger, würde es bestimmt auch freuen, verstehen Sie, damit könnten Ihnen in Zukunft solche Unannehmlichkeiten erspart bleiben. Lebensversicherung, murmle ich und stelle mir vor, wie ich vor der Bank von einem Müllauto, einem dieser ganz großen, überrollt werde. Man sollte das Risiko so gering als möglich halten, setzt er fort. In unser aller Interesse. Eine Lebensversicherung dient nicht nur Ihnen, sondern hilft auch Ihren Mitmenschen. Noch immer hält er meine Kreditkarte in seiner Hand. Er legt seinen Revolver auf den Tisch. Ich werde mir das überlegen, stammle ich. Ob ich gern ein Gläschen Sekt hätte, erkundigt er sich und zaubert aus einem Kästchen ein Fläschchen mit zwei Gläsern hervor. Wir stoßen an. Ich solle mir das in aller Ruhe durch den Kopf gehen lasse, ich hätte ja noch ein wenig Zeit, erklärt er mir. Ich mache noch einen Schluck. Und wie sehe es mit der Pensionsvorsorge aus, will er nun wissen. Mir gibt es einen Stich im Magen. Damit wir auch in Zukunft unbeschwert unseren Sekt trinken können. Er lacht. Die Zeit vergeht schneller als man denkt und ehe man sich es versieht wohnt man in einem Pensionistenheim und da wäre es doch von Nutzen, wenn man ein paar Cent auf der Seite hätte, denn auch im Alter möchte man sich was gönnen, wenn man sich schon sein Leben lang nichts gegönnt hat, dann möchte man sich zumindest im Alter was gönnen, zumindest eine Sachertorte und eine Melange, vielleicht braucht man auch ein Hörgerät und für ihre Freundinnen ab und zu ein kleines Geschenk, auch das sollte man bedenken, daher haben wir nur für Sie: das XXX-Pensionsvorsorgekonto, damit Sie sich auch morgen noch bewegen können. Ich starre ihn an. Mein Rücken beginnt zu schmerzen, mein Ohr zu wackeln, meine Füße zu zittern, XXX-Pensionsvorsorgekonto, hämmert es mir durch den Kopf. Der Vampir kommt wieder bei der Tür herein. Mein Gegenüber nimmt den Revolver und zielt auf ihn. Auch Vampire müssen einmal sterben, ruft er und drückt ab. Ein Wasserstrahl ergießt sich über den Vampirkopf. Schnell verzieht er sich wieder. Ob ich noch ein Gläschen möchte, fragt der Revolverheld. Ich schüttle den Kopf, nur raus von hier. Doch er schenkt mir bereits ein. Es freue ihn immer, wenn er Besuch bekomme, erzählt er mir. Schließlich lerne man seine Kunden auch gerne persönlich kennen und hilft, wo es auch nur geht, auch wenn es manchmal etwas schwierig sei. Ich nippe am Glas. Er wünsche uns jedenfalls alles nur erdenklich Gute, mir und meiner Kreditkarte. Im Übrigen könne ich ihn auch jederzeit anrufen. Er reicht mir meine Karte und schüttelt mir kräftig die Hand. Ich fühle mich, als hätte ich einen Orden erhalten. Der Revolverheld verrückt die Augenbinde ein wenig, dann begleitet er mich zur Tür. Ich steige die Treppen runter, laufe an der Biene Maya und am Dagobert Duck vorbei, ein weißer Schwan kommt mir entgegen, ein Wachmann. Ich verlasse das Geldinstitut, betrachte meine Kreditkarte, die in der Sonne glänzt, golden. Ich fühle mich einen Meter größer als zuvor noch, als ich das Bankgebäude betreten habe. Da habe ich mich nämlich ganz klein gefühlt, so klein, dass ich mich gar nicht mehr gefühlt habe. Ich gehe ein paar Schritte, sehe den Herrn Spiessberger um die Ecke, er zieht sich eine schwarze Maske über, holt ein Schießgewehr hervor und stürmt hinein in das Geldinstitut, ein Schrei, ein Schuss, oh, oh, denke ich mir, umklammere fest meine Kreditkarte und husche schnell die Straße weiter. Etat;"Es handelt sich um ein Gerücht. Ich bin derzeit Chefredakteur und Leiter der Futurezone". Wien – Gerüchte, wonach der Technikjournalist und Leiter der Futurezone, Gerhard Reischl, bald zum ORF auf den Küniglberg wechseln und Start-up-Unternehmen betreuen soll, dementieren sowohl ORF als auch Reischl selbst. Es handelt sich um ein Gerücht. Ich bin derzeit Chefredakteur und Leiter der Futurezone. Die Fuzo stellt derzeit laufend Rekorde auf und hat noch viel vor. Sollt ich einmal den Job wechseln, werde ich das offiziell bekannt geben, sagt Reischl auf STANDARD-Anfrage. Über Pläne, dass Reischl wechseln soll, berichtete TV-Media. Reischl ist seit 1992 Redakteur beim Kurier. Von 2002 bis 2009 war er als Technologie-Experte im ORF zu sehen, zunächst in Willkommen Österreich, dann in Gut Beraten Österreich (Hightech-Corner) und bei Konkret. Wissenschaft;Wisdom ist ein Laysanalbatros-Weibchen, das bereits 35 Jungvögel aufgezogen hat. Demnächst wird es wieder ein Ei legen. Washington – Die Midwayinseln liegen – nomen est omen – genau in der Mitte zwischen Kalifornien und Japan, sie haben einen Durchmesser von rund zehn Kilometern und dienen hunderttausenden Seevögeln als Brutstätte. Ende November hat sich eine buchstäblich alte Bekannte auf dem Atoll im Pazifik eingefunden – sehr zur Freude, aber auch zum Erstaunen von Ornithologen. Bei dem Vogel, der demnächst auf der Insel brüten wird, handelt es sich um einen einzigartigen weiblichen Laysanalbatros, der unter dem Namen Wisdom in Fachkreisen längst eine Berühmtheit ist. Wisdom wurde nämlich 1956 auf ebendiesen Midwayinseln erstmals beringt und ist erwiesenermaßen 64 Jahre alt. Der Vogel verblüfft uns immer wieder aufs Neue, wird Bruce G. Peterjohn in der Washington Post zitiert. Tatsächlich hat die Albatrosdame, die als einer der ältesten Vögel der Welt gilt, bereits etliche Annahmen über das Leben der gefiederten Freunde Lügen gestraft. So war man lange davon ausgegangen, dass die Lebenserwartung der Seevögel bei kaum mehr als 30 Jahren liegt. Kaum vorstellbar ist auch, wie weit Wisdom bis jetzt schon geflogen ist: rund fünf Millionen Kilometer, also rund sechsmal die Strecke von der Erde zum Mond. 2001 wurde Wisdom auf den Midwayinseln wiederentdeckt, seit 2006 hat sie sechs Jungvögel aufgezogen. Und mit 64 wird sie nun abermals brüten. Wissenschaft;Plecodus straeleni imitiert das Streifenmuster zweier friedlicher Barscharten, um seine Beute in Sicherheit zu wiegen. Wien – Aggressive, anderen Fischen die Schuppen vom Leib fressende Buntbarsche im Tanganjikasee sind in Sachen Tarnen und Täuschen ziemlich raffiniert: sie imitieren das Streifenmuster zweier friedlicher Arten. So verkleidet attackieren sie nicht wie bisher angenommen nur die jeweils imitierte Art, sondern alle möglichen Fische, fand ein österreichischer Zoologe heraus. Die Studie erschien im Fachblatt Biology Letters. Diese Buntbarsche der Art Plecodus straeleni nähern sich ihren Opfern von hinten und schießen dann blitzschnell auf sie zu, um ihnen mit dem Maul von der Flanke eine oder mehrere Schuppen herauszureißen, je nachdem wie groß diese sind, erklärte Walter Salzburger, der am Zoologischen Institut der Universität Basel forscht. Damit er nicht schon von weitem als Angreifer erkannt wird, bedient sich der Schuppenfresser aggressiver Mimikry: Er tarnt sich als harmloser Fisch, indem er das gleiche blaugestreifte Muster trägt wie zwei friedlich lebende Buntbarscharten. Gemeinsam mit Kollegen hat Salzburger die Schuppen in den Mägen von 38 auf Tauchgängen gefangengen P. straeleni-Buntbarschen untersucht. Die Forscher sequenzierten die DNA der Schuppen und konnten so anhand eines molekularen Barcodes herausfinden, welchen Fischen sie einst gehörten. Die Verteilung der Schuppen in ihren Mägen entsprach ziemlich genau der Fisch-Gemeinschaft, die im Lebensraum der Schuppenfresser vorkommt, und zwar sowohl in Bezug auf die Dichte der Individuen sowie der Vielfalt. Es hat sich also herausgestellt, dass diese Buntbarsche alle anderen Fische attackieren, sobald sie die Möglichkeit dazu haben, so Salzburger. Nicht nur die Schuppen anderer Buntbarsche endeten in ihren Mägen, sondern auch etwa welche von Stachelaalen. Bisher habe man angenommen, dass sich die P. straeleni-Buntbarsche tarnen, um sich ihren optischen Vorbildern unauffällig zu nähern, und vor allem deren Schuppen zu erbeuten. Bei den nachgeahmten Spezies handelt es sich um Neolamprologus sexfasciatus und Cyphotilapia gibberosa, die vorwiegend von kleinen Schnecken und Schrimps leben. Wenn die beiden Raubfische wären, würde es wenig Sinn machen, sie nachzuahmen, um andere Fische zu überfallen, so der Biologe. Denn dann hätten die sprichwörtlichen Wölfe das Fell eines anderen Raubtieres angezogen, mit dem sie ihre Opfer wohl kaum in Sicherheit wiegen könnten. Damit die Tarnung funktioniert, müsse die Zahl der getarnten Räuber deutlich geringer sein als die ihrer Opfer. Die anderen Fische würden nämlich schnell lernen und bald die Flucht ergreifen, sobald sie etwas blau Gestreiftes erblicken. Bei den Buntbarschen ist das Verhältnis von P. straeleni und seinen Vorbildern etwa Eins zu Zehn, so Salzburger. Wissenschaft;Hinweise auf organisches oder metallisches Material hinter den Wänden – Britischer Archäologe vermutet Grab von Nofretete. Kairo – Enthält das Grab von Pharao Tutanchamun geheime Kammern mit den sterblichen Überresten von Nofretete? Anfangs wurde die Idee von einigen Fachkollegen belächelt. Die Direktorin des Ägyptischen Museums in Berlin, Friederike Seyfried, etwa hält sie für reine Spekulation. Doch nun scheint sich abzuzeichnen, dass der britische Archäologe Nicholas Reeves mit seiner Theorie zumindest teilweise Recht behalten könnte: Nach Auswertung von im November angefertigten Radarbildern verdichten sich tatsächlich die Hinweise auf bislang unentdeckte Räume in der Gruft im ägyptischen Tal der Könige. Wir können mit mehr als 90-prozentiger Wahrscheinlichkeit sagen, dass zwei zusätzliche Räume hinter der Grabkammer existieren, sagte Antikenminister Mamduch Damati am Donnerstag in Kairo. Um den nächsten Schritt anzugehen, brauchen wir aber 100 Prozent. Auch befinde sich entweder metallisches oder organisches Material hinter einer der Wände. Auf den am Donnerstag gezeigten Radarbildern des japanischen Experten Hirokatsu Watanabe sollen farbliche Unterschiede die Hohlräume und das unbekannte Material zeigen. Die Aufnahmen von Ende November allerdings ließen nicht erkennen, wie groß die Räume tatsächlich sind. Auch über die Ursprünge der organischen oder metallischen Strukturen wollte Damati nicht spekulieren. Aufklärung sollen erneute Messungen im Tal der Könige bei Luxor Ende des Monats bringen. Damati kündigte eine erneute Pressekonferenz für den 1. April an. Reeves hatte mit einem im vergangenen August präsentierten Aufsatz über Linienstrukturen in zwei Wänden der 1922 entdeckten Grabkammer von Tutanchamun (um 1330 vor unserer Zeitrechnung) weltweit für Schlagzeilen gesorgt hat. Der Wissenschafter will in ihnen vermauerte Durchgänge erkannt haben. Dass es gerade das Grab von Nofretete sei, das sich hinter der Kammer verbergen soll, erklärt Reeves unter anderem mit der Verbindung zwischen ihr und Tutanchamun. Nofretete war dessen Stiefmutter und – in Reeves Theorie – gleichzeitig seine Vorgängerin als Pharaonin. Wissenschaft;"World Science Conference Israel" findet von 16. bis 20. August statt. Jerusalem/Wien/Braunau am Inn – Im Rahmen der kommende Woche in Jerusalem stattfindenden ersten World Science Conference Israel (WSCI, 16. bis 20. August) haben Schüler aus aller Welt die Chance, sich mit hochdekorierten Forschern auszutauschen. Insgesamt 15 Nobelpreis- und Fieldsmedaillen-Träger treffen dort auf 400 Jugendliche. Die österreichische Delegation umfasst fünf Schüler aus Wien und Braunau. Die WSCI ist beispiellos, was einerseits die Möglichkeiten zur Überwindung fachlicher Grenzen und das Einbeziehen der Jugend, sowie andererseits die Anzahl der teilnehmenden Nobelpreisträger und hochkarätigen Wissenschafter betrifft, erklärte der US-Nobelpreisträger für Chemie (2006) und Vorsitzende des akademischen Komitees der Konferenz, Roger Kornberg. Die Konferenz soll zur fixen jährlichen Veranstaltung werden und Verbindungen von Grundlagen- und Angewandter Forschung sowie zwischen etablierten Forschern und vielversprechenden Talenten fördern. An der Hebräischen Universität Jerusalem können sich ausgewählte Schüler zwischen 17 und 21 Jahren aus 71 Ländern untereinander und mit Forschern wie dem US-Physik-Nobelpreisträger und ehemaligen Energieminister Steven Chu, der israelischen Chemie-Nobelpreisträgerin Ada Yonath oder dem mit der oft als Mathematik-Nobelpreis bezeichneten Fieldsmedaille ausgezeichneten Wissenschafter Elon Lindenstrauss austauschen. Aus den Interessenten für die Teilnahme an der österreichischen Delegation nominierte das Bildungsministerium vier Schüler der Höheren Graphischen Bundes-Lehr- und Versuchsanstalt in Wien-Penzing sowie einen Schüler der HTL Braunau. (APA, 14. 8. 2015) Wissenschaft;Eine aktuelle Studie wartet mit verblüffenden Zahlen zu den fliegenden Aasfressern auf. Salt Lake City – Ihr Image ist nicht das beste, und vielleicht werden sie deshalb in ihrer Bedeutung für das Ökosystem unterschätzt. Geiern wird zwar der Titel einer Gesundheitspolizei zugestanden – was diese tatsächlich leistet, listet nun aber eine Studie der University of Utah auf. Zugleich weist diese darauf hin, dass Geier weltweit eine bedrohte Vogelgruppe sind. Als hochspezialisierte Aasfresser verfügen Geier über eine so stark konzentrierte Magensäure, dass diese die meisten pathogenen Keime abtötet. Und sie haben die günstige Angewohnheit, sich von menschlichen Siedlungsgebieten eher fern zu halten: Sie nehmen also ihre gesundheitsschädliche Beute dorthin mit sich, wo sie uns nichts anhaben kann. Ganz anders sieht es aus, wenn die Geierbestände schwinden und sich andere Raubtiere auf herumliegende Kadaver stürzen: Ob Hunde, Katzen, Krähen, Möwen oder Ratten: Solche Gelegenheitsaasfresser können die Keime in Siedlungsgebieten einschleppen. Die Wissenschafter um Evan Buechley und Çağan H. Şekercioğlua nennen als Beispiel Indien, wo Mitte der 1990er Jahre die Geierbestände einbrachen. Zugleich nahm die Zahl verwilderter Hunde extrem zu, die sich von dem Aas ernähren konnten, das sonst die Geier entsorgt hätten. Die dichter gewordene Hundepopulation wiederum ermöglichte eine Tollwutepidemie, der von 1992 bis 2006 auch 48.000 Menschen zum Opfer fielen. Eine ähnliche Entwicklung zeichnet sich laut den Forschern in Subsahara-Afrika ab, dem jüngsten Problemgebiet, was Geier anbelangt. Und wie bei allen vorherigen ist auch hier Gift der zentrale Faktor. Der Kalifornische Kondor beispielsweise stand Anfang der 1980er Jahre kurz vor dem Aussterben, weil die Vögel an dem Blei verendeten, das angeschossene Wildtiere im Körper hatten. In Indien löste der medizinische Wirkstoff Diclofenac ein verheerendes Geiersterben aus: Dieser wurde in der Rinderzucht als Entzündungshemmer eingesetzt – auf Geier wirkt er jedoch tödlich. In Afrika sind es verschiedene Stoffe in Giftködern, die für Raubtiere ausgelegt werden. Ein grundlegendes Problem ist dabei das Sozialverhalten von Geiern. An einem Kadaver können sich Dutzende oder gar Hunderte Vögel einfinden. Das Kollektiv hilft ihnen, bodenlebende Aasfresser abzuschrecken – dafür sind anschließend aber auch alle Vögel vom Gift betroffen. Als extremes Beispiel nennen die Studienautoren den Fall eines vergifteten Elefantenkadavers in Namibia aus dem Jahr 2007, der insgesamt 600 Geier tötete. Da die großgewachsenen Geier eine relativ langsame Reproduktionsrate haben, plädiert Buechley dafür, jetzt in Schutzmaßnahmen für Geier zu investieren. Der Erhalt des Kalifornischen Kondors habe gezeigt, dass es möglich ist, eine Art zu retten. Der Aufwand werde jedoch immer größer, je länger man zuwartet. Wissenschaft;Wissenschafter sprechen von "substanziellen wissenschaftlichen Defiziten in Bezug auf Studiendesign, Protokoll und Interpretation der Daten". Wien – Bienenforscher haben in einer Studie zu Neonicotinoiden, die von den Pestizidherstellern Syngenta, BASF und Bayer in Auftrag gegeben worden war, gravierende Mängel gefunden. Die Konzerne wollten damit ihre Klage gegen die EU-Neonicotinoid-Verbote zu untermauern, die aufgrund des Bienensterbens erlassen worden waren. Nun weist ein internationales Forscherteam jedoch auf substanzielle wissenschaftliche Defizite in Bezug auf Studiendesign, Protokoll und Interpretation der Daten hin. Deshalb lasset die Studie keine Schlussfolgerungen über das Risiko des Neonicotinoids Thiamethoxam für Bienen unter realen Feldbedingungen zu, heißt es in der Publikation der Forscher aus Europa und Australien, die in Environmental Sciences Europe erschienen ist und auf die nun die Umweltorganisation Global 2000 hinweist. Der Hauptkritikpunkt der Wissenschafter ist, dass die von Syngenta beauftragte Studie mit Dosierungen arbeitet, die bis zu 70 Prozent unter den zugelassenen Höchstaufwandmengen für Thiamethoxam liegen. Statt einem handelsüblichen Pestizidpräparat verwendet die Industriestudie den isolierten Wirkstoff, der in der Regel geringere biologische Aktivität und Toxizität aufweist. Zudem seien in der Industriestudie wesentliche Expositionspfade unberücksichtigt geblieben und das Zeitfenster der Exposition deutlich zu klein. Nicht zuletzt kritisieren die Wissenschafter das Fehlen einer statistischen Auswertung, wie es für wissenschaftliche Arbeiten Standard ist. Industriestudien mit mangelhafter Aussagekraft und falschen Schlussfolgerungen hatten schon in den vergangenen Wochen wiederholt für Schlagzeilen gesorgt, kritisierte GLOBAL-2000-Chemiker Helmut Burtscher. Die Weltgesundheitsorganisation WHO erkannte in Industriestudien mit Mäusen eine eindeutige krebserregende Wirkung des Unkrautvernichters Glyphosat. Die Pestizidhersteller selbst hatten ebenso wie die europäischen Zulassungsbehörden die Häufung von Tumoren angeblich jahrzehntelang übersehen, da die statistische Auswertung der Versuche mangelhaft war. GLOBAL 2000 fordert deshalb, dass das europäische Zulassungsverfahren für Pestizide, insbesondere die Transparenz und Qualität der von der Industrie beauftragten und eingereichten Studien, verbessert werden. Ende Dezember läuft das von der EU-Kommission verhängte Moratorium für die drei Neonicotinoide Imidacloprid, Clothianidin und Thiamethoxam aus. Zur Zukunft dieser bienengiftigen und umweltschädlichen Pestizide hat sich die EU bis heute noch nicht geäußert. Wissenschaft;Forscher identifizieren 1700 menschliche Gene, deren Inaktivierung durch Mutationen für die Zelle tödlich ist. Wien – Etwa zehn Prozent der rund 23.000 Gene sind für menschliche Zellen absolut überlebenswichtig. Das ist das Ergebnis einer niederländisch-österreichischen Studie, die aktuell in Science publiziert worden ist. Die Erkenntnisse bilden ein Grundmuster für die essenziell notwendige Gen-Ausstattung menschlicher Zellen. Die Studie in Zusammenarbeit der Forschungsgruppe um Thijn Brummelkamp am Netherland Cancer Institute (NKI) und dem Team um Giulio Superti-Furga vom CeMM Forschungszentrum für Molekulare Medizin der ÖAW wurde anhand von zwei haploiden menschlichen Zelllinien (Zellen mit nur einem Chromosomensatz) durchgeführt. Dabei identifizierten die Wissenschafter rund 1.700 Gene, bei denen eine Inaktivierung durch Veränderungen im genetischen Code für die Zelle tödlich sind. Man kann wirklich sagen, dass diese Studie die Lebensgrundlage von menschlichen Zellen identifiziert, so Superti-Furga. Es sei zwar noch immer eine Erkenntnis aus der Petrischale. Aber die Kombination der Erkenntnisse von zwei unterschiedlichen Zelllinien biete schon ein hohes Maß an Sicherheit. Das ist eine unglaublich wichtige Informationsgrundlage. Quasi auf höherer Ebene habe man auch ein Netzwerk der Interaktion dieser Gene feststellen können. Im Rahmen der Studie haben die Forscher millionenfach Gen-inaktivierende Mutationen im Genom der untersuchten Zellen zufällig generiert und dann gemessen, welche Gene nicht inaktiviert werden dürfen, damit eine Zelle unter normalen Bedingungen wachsen kann. Darüber hinaus wurden einzelne Gene untersucht, bei denen erst die kombinierte Inaktivierung von einem weiteren Gen zur Unterbrechung grundlegender zellulärer Prozesse und damit zum Zelltod führt.Die Studie gebe den ersten grundlegenden Einblick in den Verband menschlicher Gene, die für das Leben notwendig sind. Wissenschaft;Gesamtmittel von 27 Mio. Euro bis 2020 für Realisierung zugesagt. Wien – Das Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) erhält ein Zentrum für Stammzellforschung. Bis 2020 sollen für direkte Kosten und Investitionen 27 Mio. Euro zur Verfügung stehen, heißt es in einem Papier des Wissenschaftsministeriums. Die nötigen Bundesmittel sind im neuen Finanzrahmen vorgesehen, der am Dienstag präsentiert wurde. Initialzündung dürfte das im Vorjahr öffentlich gemachte Liebäugeln von IMBA-Direktor Josef Penninger mit einem Wechsel ins Ausland gewesen sein. Er hatte das Angebot erhalten, Direktor des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin in Berlin zu werden. Im Gegenzug für seine Zusage zum Verbleib stellten Wissenschaftsministerium und Stadt Wien zusätzliche Mittel in Aussicht. Konkret sollen nun 15 Mio. Euro vom Wissenschaftsministerium und 7,5 Mio. Euro von der Stadt Wien als Zusatzmittel bzw. Sonderförderung fließen. Die restlichen Mittel für das Centre for Stem Cell Research soll das IMBA aus seinem Basisbudget tragen. Im Endausbau soll es am Zentrum sieben unabhängige Forschungsgruppen geben, davon zwei Senior- und fünf Juniorgruppen mit jeweils fünf bis acht Mitarbeitern. Dazu kommen noch drei bis vier Technologiegruppen mit insgesamt zehn bis zwölf Mitarbeitern. Ein Neubau ist nicht erforderlich: Die neu zu rekrutierenden Forscher sollen im Plazageschoß des IMBA-Gebäudes untergebracht werden. Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) sprach in einer Aussendung von einem in Europa einzigartigen Zentrum für Stammzellenforschung, mit dem der exzellente Life Science Standort Österreich gestärkt wird. Wissenschaft;Geordnete Kristallstrukturen aus mikroskopisch kleinen Tröpfchen, deren Existenz bislang nicht für möglich gehalten wurde. Stuttgart – Deutschen Physikern ist es gelungen, die Eigenschaften von Gasen, Kristallen und Supraflüssigkeiten zu einem einzigen neuen Materiezustand zu verschmelzen. Das Quanten-Ferrofluid vereint scheinbar gegensätzliche Eigenschaften und könnte ein erster Schritt zu einem sogenannten Suprakristall sein. In der Welt der Quantenmechanik gelten völlig andere Regeln als im makroskopischen Universum. Ganz unten auf der Größenskala sind die Bausteine der Materie halb Welle, halb Teilchen und haben nur noch eine gewisse Wahrscheinlichkeit an einem bestimmten Ort zu sein. Diese Effekte lassen sich in ultrakalten verdünnten Gasen beobachten. Hierfür werden Tausende bis Millionen Atome bis auf wenige Milliardstel Grad über dem absoluten Nullpunkt auf etwa -273,15 Grad Celsius gekühlt. Bei solch tiefen Temperaturen sind die Atome einzeln nicht mehr unterscheidbar, sie vereinen sich zu einer riesigen kollektiven Materiewelle. Dieser seltsame Zustand, man spricht vom sogenannten Bose-Einstein-Kondensat, verleiht dem Atomkollektiv erstaunliche Eigenschaften. Diese Materiewelle fließt als Quantenflüssigkeit praktisch ohne innere Reibung und wird deshalb Supraflüssigkeit genannt. Forscher um Tilman Pfau am Zentrum für Integrierte Quantenwissenschaften IQST in Stuttgart ist es gelungen, eine solche Supraflüssigkeit aus Dysprosiumatomen zu erzeugen. Sie nennen es Quanten-Ferrofluid, denn die neu entdeckte Materie ist nicht nur suprafluid, sondern zeigt ähnlich wie das in der klassischen Welt bekannte Ferrofluid erstaunliche magnetische Eigenschaften. Ferrofluid besteht aus winzigen Eisenpartikeln, die in Öl oder Wasser gelöst sind. Legt man ein starkes Magnetfeld senkrecht zur Ferrofluidoberfläche an, kommt es zur sogenannten Rosensweig-Instabilität. Die Oberfläche ist nicht mehr glatt wie bei üblichen Flüssigkeiten, sondern bildet regelmäßige Spitzen aus. Die Igelstruktur entsteht, da sich die Nord- und Südpole der einzelnen Magnetteilchen anziehen und es energetisch am günstigsten für sie ist, sich entlang der Feldlinien anzuordnen. Im Quanten-Ferrofluid übernimmt die Rolle der Eisenteilchen Dysprosium, das magnetischste Element im Periodensystem. Für die nun im Fachjournal Nature beschriebenen Experimente haben die Forscher Quanten-Ferrofluide aus 15.000 ultrakalten Dysprosiumatomen hergestellt. Ähnlich wie bei Ferrofluiden konnten sie geordnete Kristallstrukturen aus mikroskopisch kleinen Tröpfchen beobachten. Die Tröpfchen sind jeweils kleiner als ein Mikrometer und ihre Existenz wurde nach dem bisherigen Kenntnisstand nicht für möglich gehalten. Inzwischen vermuten die Forscher, dass Quantenfluktuationen, die durch die Heisenberg’sche Unschärferelation hervorgerufen werden, eine entscheidende Rolle für die Stabilität dieser Quantenmaterie spielen. Diese Quantenfluktuationen ermöglichen einen einzigartigen Materiezustand, in dem scheinbar gegensätzliche Eigenschaften von Gasen, Kristallen und Supraflüssigkeiten verbunden werden können. Diese Verknüpfung könnte ein erster Schritt zu einem sogenannten Suprakristall sein, ein räumlich geordneter Festkörper mit suprafluiden Eigenschaften. Wissenschaft;Dank eines neuen numerischen Modells können wichtige physikalische Faktoren der Hangstabilität kalkuliert werden. Wien – Die Stabilität eines Hanges wird durch das komplexe Zusammenspiel verschiedener Faktoren beeinflusst. In einem Projekt des Wissenschaftsfonds FWF haben Wiener Forscher in den vergangenen Jahren ein Modell entwickelt, mit dem sich die Prozesse modellieren und potenziell gefährliche Böschungen identifizieren lassen. Ein entscheidender Faktor für Erdrutsche und Murenabgänge ist der Wassergehalt einer Böschung. Mit zunehmender Wassersättigung eines Bodens steigt der Wasserdruck in dessen Poren. Gleichzeitig nehmen dabei die sogenannten Kapillarkräfte ab, die über die Oberflächenspannung des Wassers den Boden stabilisieren, erklärte Projektleiter Wei Wu vom Institut für Geotechnik der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien. Doch genau diese Vorgänge konnten bisher nicht berechnet werden. Grund dafür seien die hoch komplizierten Prozesse, die durch die Struktur eines Bodens noch komplexer werden, so Wu. Denn ein Boden ist ein Drei-Phasen-System aus Bodenkörnern, Luft und Wasser, und für jede Phase gelten andere Berechnungsgrundlagen. Bisherige Modelle scheiterten an dieser Komplexität, sagt Wu. Erst ein an der Stanford University (USA) entwickelter Computer-Code brachte den Durchbruch. Für die spezielle Anwendung weiterentwickelt, konnten die Wissenschafter damit erstmals wesentliche Kriterien der komplexen Vorgänge in die Simulationen aufnehmen. So gelang es ihnen zu berechnen, wie sich räumlich voneinander getrennte Bereiche unterschiedlicher Wassersättigung auf das Entstehen einer Bruchkante in Böschungen auswirken können. In experimentellen Versuchen mit einem Miniaturmodell einer Böschung belegten die Forscher, dass die theoretischen Modelle die realen Vorgänge sehr gut beschreiben. Erwartungsgemäß wichtig für die Stabilität einer Böschung ist die Niederschlagsintensität. Durch die Modellversuche lernten die Wissenschafter aber auch sehr viel über den Mechanismus, der zum eigentlichen Bruch im Hanggefüge führt. Es gelang uns, die dabei mobilisierte Energie zu berechnen und somit auch das Entstehen und Wachstum von instabilen Gleitfugen, sagte Wu. Wissenschaft;Das Sexleben von Pinguinen ist je nach Spezies unterschiedlich: Manche treiben es bunt, Felsenpinguine dagegen sind strikt monogam. London/Wien – Was Kaiserpinguine auf sich nehmen, um sich zu paaren, führte vor zehn Jahren die Dokumentation Die Reise der Pinguine eindrucksvoll, aber auch vermenschlichend vor. Christliche Fundamentalisten vermeinten darin einen Beweis für die Existenz Gottes und die Natürlichkeit von Heterosexualität und Monogamie zu erkennen. Biologen blieb da gar nichts anderes übrig, als auf das sehr bunte Sexualleben der Tiere zu verweisen: Bei Adélie-Pinguinen etwa wird masturbiert, es gibt Homosexualität und noch ganz andere Perversionen, die den britischen Antarktis-Forscher George Murray Levick 1911 so verstörten, dass er seine Beobachtungen verschämt verschwieg. An den südlichen Felsenpinguinen hingegen dürften christliche Sexualmoralapostel wieder ihre Freude haben. Bei dieser kleinen Pinguinart geht es nämlich sehr monogam und treu zu, wie ein internationales Forscherteam um Jean-Baptiste Thiebot im Fachblatt Biology Letters der britischen Royal Society berichtet. Dabei hätten die verhältnismäßig kleinen Tiere, die vom südlichen Südamerika bis nach Neuseeland vor allem auf subantarktischen Inseln verbreitet sind, einige Gründe zum Fremdgehen. Während die in Paarbeziehungen lebenden Tiere gemeinsam brüten, kommt es aufgrund der Migration im Winter zur räumlichen Trennung von männlichen und weiblichen Pinguinen. Und die kann erheblich ausfallen, wie die Forscher mittels GPS-Daten von 13 Pinguinen (davon sieben weiblich) herausfanden. Die Partner waren im Winter im Schnitt 595 Kilometer voneinander entfernt, die Distanz konnte bis zu 2500 Kilometern betragen. Dabei trafen sie durchaus auf Pinguine des anderen Geschlechts. Zudem blieben die Weibchen zwölf Tage länger im Meer. Doch obwohl Sex mit anderen Partnern die einfachere Lösung gewesen wäre, blieben die Paare einander treu: Alle sechs fanden nach der langen winterlichen Trennung wieder zueinander. Wissenschaft;MIT-Forscher nahmen die Käferschnecke Acanthopleura granulata unter die Lupe. Cambridge – Käferschnecken (Polyplacophora) gehören trotz ihres Namens nicht zu den Schnecken, sondern bilden eine eigenständige, urtümlich wirkende Klasse von Weichtieren. Auf den ersten Blick ähneln diese Meeresbewohner, die einen halben Zentimeter bis fast einen halben Meter lang werden können, dem Panzer einer Schildkröte oder Assel. Allerdings ragen daraus keine Gliedmaßen und kein Kopf hervor, stattdessen wird ihre Schale, die aus acht gegeneinander beweglichen Platten besteht, von einem Gürtel eingesäumt. Unterhalb der Schale liegt der eigentliche Kriechfuß der Tiere. Diese Schale hat es aber buchstäblich in sich – Augen nämlich, oder zumindest etwas Ähnliches. Die Schalen enthalten hunderte Linsen aus Aragonit, unter denen sich lichtempfindliche Zellen befinden. Laut Studien aus den vergangenen Jahren dürften diese einfachen Augen gut genug funktionieren, dass die Tiere nicht nur Umrisse erkennen können, sondern dass zumindest manchen Käferschneckenspezies sogar räumliches Sehen möglich sein könnte. Von einer solchen Spezies, der dies zugetraut wird, berichen Forscher um Ling Li vom Massachusetts Institute of Technology in Science. Die sieben Zentimeter lange Käferschnecke Acanthopleura granulata lebt in der Karibik und verfügt über ein offenbar recht empfindliches optisches Wahrnehmungssystem. Die Forscher führten mit den Tieren einige Experimente durch und zogen aus diesen den Schluss, dass ihnen die Mikroaugen tatsächlich einen Bildeindruck ihrer Umgebung liefern. Erkennen sie einen sich nähernden Räuber, können sie sich so rechtzeitig mit ihrem Kriechfuß am Boden festsetzen und präsentieren dem Angreifer nur mehr ihre stachlige Schale. Allerdings kommt nichts ohne Preis. Je empfindlicher dieses Wahrnehmungssystem ist, desto mehr weiches Gewebe wird dafür benötigt – was den Panzer, in dem es eingelagert ist, natürlich schwächt. Ling Li síeht darin ein Paradebeispiel für eine evolutionäre Kosten-Nutzen-Rechnung. Zugleich könne man daraus Schlüsse für technische Anwendungen ziehen, wenn es um die Entwicklung multifunktioneller Materialien geht – etwa leichte, mit Sensoren ausgestattete Panzerungen. Sport;'Juventus Turin vor zwölftem Liga-Sieg in Folge. Mailand – Vor nicht allzu langer Zeit war der Ausgang des Mailänder Fußball-Derbys ausschlaggebend für die Titel-Entscheidung in Italien, mittlerweile ist das Duell von Milan mit Inter ein Duell zweier kriselnder Clubs. Vor dem Kräftemessen am Sonntag liegt der AC mit 14 Punkten Rückstand auf Spitzenreiter Napoli nur auf Rang sechs, Inter fehlen als Viertem auch schon sechs Zähler auf die Süditaliener. Milan-Coach Sinisa Mihajlovic forderte vor dem Match eine bessere Chancenauswertung seiner Mannschaft. Wir erarbeiten uns sehr viele Chancen, aber wir müssen sie auch nützen. Ein Erfolg gegen den Stadtrivalen könnte die Wende bringen, vermutete der Serbe. Ein Derbysieg würde uns nicht nur in der Tabelle, sondern auch in punkto Moral weiterhelfen. Für Inter galt es zuletzt ein Heim-1:1 gegen den Abstiegskandidaten Carpi und das Cup-Ausscheiden gegen Juventus zu verdauen. Wir erleben derzeit die härteste Phase in dieser Saison, aber so etwas macht jede Mannschaft durch. Wir müssen jetzt ruhig bleiben und hart weiterarbeiten, erklärte Trainer Roberto Mancini. Tabellenführer Napoli empfängt Empoli, der zwei Punkte zurückliegende erste Verfolger Juventus würde bei einem Auswärtssieg gegen Chievo Verona mit dem zwölften Liga-Sieg in Folge den Club-Rekord einstellen. Frosinone, der Verein von Robert Gucher, tritt bereits am Samstag bei der AS Roma an. (APA; 29.1.2016)' Panorama;Innenministerium setzt Einrichtung von Quartieren für Asylwerber in drei Gemeinden durch. Wien – Der Bund macht von seinem neuen Durchgriffsrecht, um feste Quartiere für Asylwerber ohne Zustimmung von Gemeinden oder Ländern einzurichten, bereits Gebrauch. Drei entsprechende Bescheide hat das Innenministerium ausgestellt, weitere 15 sollen in den kommenden Wochen folgen. Der VP-nahe Bürgermeister von Althofen, Alexander Benedikt, hat schon damit gerechnet, dass das Durchgriffsrecht seine Gemeinde betreffen wird – und damit kein Problem. Derzeit befänden sich in dem Ort im Bezirk St. Veit (Kärnten) 200 Asylwerber in Zelten. Das sei wegen der Kälte eigentlich untragbar. In den geplanten Containern sollen 150 Personen wohnen. Auch nach Ossiach, wo sich Bürgermeister Johann Huber (FPÖ) bisher erfolgreich gegen die Einrichtung eines sogenannten Verteilerzentrums für 120 Flüchtlinge wehrte, sandte das Innenministerium einen Bescheid. Im früheren Kriegsblindenheim müsse sich aber in Sachen Brandschutz, Sicherheit und Gesundheit noch einiges tun, bis jemand einziehen kann, sagte Huber der Austria Presse Agentur (APA). Die Gemeinde hatte im Sommer über das Gebäude einen Baustopp verhängt. Als dritte Gemeinde wurde Steyregg in Oberösterreich angeschrieben – dem Bundesland fehlen laut Innenministerium die meisten Plätze für die Erfüllung der Landesquote zur Unterbringung von Flüchtlingen. Bürgermeister Johann Würzburger zeigte sich wenig erfreut, aber nicht überrascht, wie er der APA sagte. Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP) zeigte sich irritiert. Es gebe im Land genügend freie Plätze in Quartieren, zitierte ihn der ORF. Rund 180.000 Flüchtlinge sollen seit 5. September nach beziehungsweise durch Österreich gekommen sein. Laut Innenministerium suchten rund 9000 Menschen im September in Österreich um Asyl an. Für August ist die detaillierte Statistik seit Freitag verfügbar: Sie zeigt, dass die meisten Asylanträge nicht mehr – wie noch im Juli – von Afghanen (im August 2790) gestellt wurden, sondern von Syrern (2866). Insgesamt wird für heuer mit rund 85.000 Asylanträgen gerechnet. Dadurch erwachsen Österreich für die Grundversorgung, die jeder Person in einem Asylverfahren zusteht, höhere Kosten. Für das Jahr 2016 sind nun statt 220 Millionen rund 420 Millionen Euro eingeplant. Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) sagte am Freitag nach einem Arbeitstreffen mit dem Vizepräsidenten der EU-Kommission, Valdis Dombrovskis, die genaue Summe werde davon abhängen, wie sich Deutschland im Weiteren verhalte. Man werde kurzfristig reagieren. Im Innenministerium wird derweil an Details zu einem Konzept für Asyl auf Zeit gearbeitet. ÖVP-Frauensprecherin Dorothea Schittenhelm ließ am Freitag durchklingen, dass es für einen Zeitraum von drei Jahren keinen Familiennachzug geben solle. Rasch sollen auch sogenannte Hotspots an den EU-Außengrenzen errichtet werden, wenn es nach Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) geht, der am Freitag mit der deutschen Kanzlerin Angela Merkel und EU-Ratspräsident Donald Tusk diesbezüglich telefoniert hatte. Elf Registrierungsstellen für Flüchtlinge in Griechenland und Italien könnten bereits bis Ende November eingerichtet sein, so schätzte es EU-Kommissionsvize Frans Timmermans im Ö1-Interview ein. Sechs dieser Spots sollen in Italien entstehen, auf Lampedusa, Sizilien und auf dem Festland. Fünf weitere sind auf den griechischen Inseln Lesbos, Chios, Samos, Leros und Kos geplant. Ankommende sollen dort registriert und aus EU-Sicht nicht Schutzberechtigte wieder abgeschoben werden. Allerdings sind noch viele Fragen zur Umsetzung offen. Österreich will 100 Experten nach Griechenland entsenden, um beim Aufbau zu helfen. Alle Flüchtlinge willkommen heißen will hingegen am Samstag die Plattform für menschliche Asylpolitik bei einer Demonstration auf dem Christian-Broda-Platz beim Westbahnhof (ab 13 Uhr). Am Nachmittag steigt auf dem Heldenplatz das Konzert Voices for Refugees, zu dem NGOs laden – allen voran die Volkshilfe. Auf der Bühne sollen unter anderem die Toten Hosen, Conchita und Kreisky performen, als einer der Redner wird Bundespräsident Heinz Fischer erwartet. Mit Staus ist zu rechnen. Wissenschaft;Zahlreiche Skelette und Sarkophage an der Kirche Saint-Germain-des-Pres entdeckt. Paris – Französische Archäologen rätseln über die Identität eines in Paris freigelegten Toten: Seit über tausend Jahren ruhte der Mann am Fuß der Kirche Saint-Germain-des-Pres im gleichnamigen Pariser Stadtviertel ehe er kürzlich wiederentdeckt wurde. War er ein Würdenträger der Merowinger oder ein Mönch aus der Zeit der Karolinger? Das Skelett lag mit verschränkten Armen im Grab, den Kopf zur der Kirche gewandt, die unter dem Merowinger-König Childebert I. im 6. Jahrhundert errichtet worden und die erste Grabstätte der französischen Könige war. Die ursprüngliche Kirche wurde von den Normannen zerstört und im 10. Jahrhundert als romanische Basilika neu errichtet. Das Skelett mit der Ausgrabungsnummer SPO10 ruhte nicht alleine in dem kleinen Garten der Kirche: Die Archäologen der Stadt Paris fanden seit Beginn der Ausgrabungen vor einem Monat vier Gräber aus der Merowinger-Zeit. Außerdem wurden elf Gräber aus der Ära der Karolinger freigelegt, die aus dem 10. und 11. Jahrhundert stammen (Bilder von der Fundstätte gibt es hier und hier) Ein rundes Dutzend Skelette wurde bereits exhumiert. Andere werden sicherlich noch folgen – denn bisher wurden noch nicht alle Merowinger-Sarkophage, die sich unterhalb der Karolinger-Gräber befinden, geöffnet. Die Ausgrabungen sollen bis September beendet werden. Anschließend sind umfangreiche Sanierungsarbeiten geplant. Sie sollen verhindern, dass Feuchtigkeit in die Mauern der Basilika steigt und diese beschädigt. Bereits im 19. Jahrhundert hatte der französische Archäologe Theodore Vacquer an der alten Kirche Ausgrabungen vorgenommen, als der Boulevard Saint-Germain angelegt wurde. Vaquer habe die Merowinger-Gräber schon damals entdeckt, sagt der Ingenieur Martial Braconnier vom Pariser Denkmalschutzamt. Er habe aber nur Grabschätze gesucht und sich nicht weiter um die Skelette in den Gräbern gekümmert. In der ehrwürdigen Kirche am heutigen Boulevard Saint-Germain wurden mehrere Jahrhunderte lang die französischen Könige und ihre adlige Gefolgschaft bestattet. Im 12. Jahrhundert sei die königliche Grabstätte dann in die gotische Basilika von Saint-Denis im Norden der Hauptstadt verlegt wurde, sagt David Coxall, Chefarchäologe der Stadt Paris. Wir hatten damit gerechnet, Merowinger-Gräber zu finden, berichtet der Leiter der Ausgrabungen, Jean-Francois Goret. Unerwartet sei hingegen der Fund von Grabstätten aus der Karolinger-Zeit gewesen. In diesen gemauerten Grabstätten wurden nach seinen Angaben ausschließlich männliche Skelette gefunden. Dies deute darauf hin, dass es sich bei den Toten möglicherweise um Mönche handle. Im Gegensatz zu den Gräbern aus der Merowinger-Zeit enthielten die der Karolinger keine Grabgaben. Um mehr über die Skelette aus dieser Zeit zu erfahren, darunter vor allem den Zeitpunkt ihres Todes, werden die französischen Wissenschafter unter anderem eine Radiokarbondatierung vornehmen. Neue Entdeckungen erhoffen sich die Forscher vor allem von den Merowinger-Sarkophagen, die in den kommenden drei Monaten geöffnet werden sollen. Denn in dieser Zeit wurden Aristokraten mit persönlichen Besitztümern begraben, etwa mit Schmuck, Gürteln oder Waffen. Die Erwartungen könnten allerdings auch enttäuscht werden – falls die Gräber im Laufe der Jahrhunderte bereits geplündert worden sind. Kultur;Mussorgskis Musikdrama in einer Inszenierung von Yannis Kokkos. Wien – Sie haben es alle nicht einfach. Xenia, die Tochter des Zaren Boris, leidet, weil ihr Bräutigam verstorben ist. Xenias Amme leidet, weil Xenia leidet. Der Mönch Pimen leidet, weil er zum einen alt ist und zum anderen zu viel weiß. Der Gottesnarr leidet stellvertretend für die orthodoxe Seele, aber auch deshalb, weil ihm die Kinder eine Kopeke abgeluchst haben. Das russische Volk leidet, weil das russische Volk im Prinzip immer leidet. Und Boris Godunow leidet, weil ihm der Geist des ermordeten Zarewitschs die Seelenruhe raubt. Ja, es wird quasi pausenlos gelitten in Modest Mussorgskis Oper Boris Godunow, deshalb passt es auch gut, dass die Wiener Staatsoper nach unterschiedlichen Werkversionen seit April 2012 die knapp zweieinhalbstündige Urfassung der Oper im Repertoire hat – pausenlos, versteht sich. Yannis Kokkos hat deren sieben Bilder in Szene gesetzt, zwischen einer grau-schwarzen, abstrakten Kulissenlandschaft sieht man reichlich bedrücktes Volk in gegenwartsnahem Gewand und viel hochintensives Agieren der solistischen Kräfte. René Pape gibt den zermürbten Zaren, komplett abgerockt steht er am Ende da in seinem knittrigen, bodenlangen Goldmantel, mit wirrem, schulterlangem Fetthaar und irrem, gehetztem Blick: großartig. Der Deutsche singt eindrucksvoll mächtig, leicht spröde nur in den oberen Regionen. Wie er zieht auch Kurt Rydl als Pimen im letzten Bild noch einmal alle Register darstellerischen und gesanglichen Könnens. Da wird man wieder wach. Nein, das wurde man schon im dritten Bild, als die zwei Aktivposten Ryan Speedo Green und Benedikt Kobel als Warlaam und Missail wieder Leben in die Bude der Schenkenwirtin (geschäftig: Aura Twarowska) brachten. Belebend später auch der runde, gleißende Sopran von Aida Garifullina (als Xenia) und der helle Tenor von Norbert Ernst als Schuiskij – in den oberen Regionen. Wohlklingend Clemens Unterreiners Schtschelkalow, leichtgewichtig Pavel Kolgatins Gottesnarr. Mit Feingefühl, Umsicht und präzisen Handkantenschlägen führte Marko Letonja das mehr als solide Staatsopernorchester durch das düstre Werk. Freundlicher, und doch ermatteter Beifall am Ende. Wissenschaft;'Ein gegen die Viruserkrankung wirksames Bakterium soll sich unter Moskitos ausbreiten. Bogota - Im Kampf gegen das Dengue-Fieber haben kolumbianische Wissenschafter Moskitos ausgesetzt, die ein gegen die Viruserkrankung wirksames Bakterium in sich tragen. Das von der Universität von Antioquia betreute Projekt, das Teil eines auch in anderen Weltregionen laufenden Programms zur Ausrottung des Dengue-Fiebers ist, startete nun im Nordosten Kolumbiens. Freiwillige und Forscher des Programms zur Erforschung und Kontrolle von Tropenkrankheiten (Pecet) ließen die Gelbfiebermücken (Aedes aegypti), die ein Bakterium der Gattung Wolbachia tragen, in verschiedenen Zonen der Stadt frei. Ein Pecet-Forscher erläuterte, wie das Bakterium im Organismus der Mücken wirkt: Es verhindert, dass das Virus sich in ihrem Körper entwickelt, sie können es daher auch nicht auf Menschen übertragen. In den kommenden Monaten sollen wöchentlich in gleicher Anzahl männliche und weibliche Mücken ausgesetzt werden. Erstes Ziel sei, dass sich die Mücken in der Region ansiedeln. Die Forscher hoffen dann, dass das auf den Menschen nicht übertragbare Bakterium von Mückengeneration zu Mückengeneration weitergegeben wird und im Endeffekt die Dengue-Infektionen unter den Bewohnern der betreffenden Viertel zurückgehen. In Kolumbien mit seinem tropischen Klima ist das Dengue-Fieber verbreitet. Seit Jahresbeginn wurden in dem lateinamerikanischen Land bereits fast 40.000 Erkrankungen erfasst. Die Viruserkrankung ist in Mittel- und Südamerika, Süd- und Südostasien sowie Afrika ein Problem. Es gibt keine Impfung dagegen. Die Symptome der Krankheit ähneln denen einer schweren Grippe; in schweren Fällen kann es zu inneren Blutungen kommen.' Wissenschaft;Förderung beträgt jeweils bis zu 2,5 Millionen. Wien – Elf Advanced Grants des Europäischen Forschungsrats (ERC) gehen in der aktuellen Antragsrunde an Wissenschafter von österreichischen Forschungseinrichtungen. Das gab der ERC am Mittwoch bekannt. Mit einer Förderung von jeweils bis zu 2,5 Mio. Euro sollen anspruchsvolle und risikoreiche Projekte durchgeführt werden. Mit elf Förderpreisen wurde der bisherige Spitzenwert aus dem Jahr 2008 erreicht. 2012 und 2015 waren es nur drei, sonst schwankte die Erfolgsrate zwischen sechs und acht. Die Advanced Grants stellen das Flaggschiff-Programm des ERC dar, mit dem die EU Grundlagenforschung fördert. In Summe wurden in der aktuellen Runde 277 Wissenschafter mit 647 Mio. Euro gefördert. Bei knapp 2.000 Anträgen lag die Erfolgsrate bei 14 Prozent. Die meisten Förderpreise gehen nach Großbritannien (69), Deutschland (43) und Frankreich (30). Mit drei Advanced Grants am erfolgreichsten war diesmal das Institute of Science and Technology (IST) Austria. Dort können sich die beiden Neurowissenschafter Peter Jonas und Ryuichi Shigemoto sowie der Physiker Robert Seiringer über die Förderung freuen. Je zwei Förderpreise gehen an Forscher des Instituts für Molekulare Pathologie (IMP) mit Tim Clausen und Jan Michael Peters sowie die Medizinische Universität Wien mit Tibor Harkany und Maria Sibilia. Über je einen Preisträger können sich das IMBA-Institut für Molekulare Biotechnologie (Jürgen Knoblich), die Uni Wien (Christa Schleper), die Veterinärmedizinische Universität Wien (Veronika Sexl) und das CeMM-Forschungszentrum für Molekulare Medizin (Giulio Superti-Furga) freuen. In der am Mittwoch veröffentlichten Statistik des ERC werden noch insgesamt 13 Advanced Grants für Österreich angeführt. Der Physiker Zvonimir Dogic von der Brandeis University (US-Bundesstaat Massachusetts) hat in seinem Antrag zwar das IST Austria als Gast-Institution angeführt, sich schließlich aber doch anders entschieden, erklärte man am IST. Und auch der Mitte März völlig überraschend 45-jährig in Wien verstorbene Informatiker Helmut Veith von der Technischen Universität (TU) Wien hätte einen Förderpreis erhalten. Wissenschaft;Ein Steinzeitmensch als Politikum: DNA-Analysen könnten ein jahrelanges Tauziehen beenden. Kopenhagen/Wien – Nur weil jemand jahrtausendelang im Boden gelegen ist, heißt das nicht, dass er ruhig noch eine Woche mehr warten könnte. Im Eilverfahren hat das altehrwürdige Wissenschaftsmagazin Nature abseits seines normalen Erscheinungsmodus eine Studie veröffentlicht, die einen jahrelangen Rechtsstreit in den USA neu aufflammen lassen dürfte. Und Archäologen werden ihr Ergebnis mit sehr gemischten Gefühlen aufnehmen. Im Mittelpunkt wissenschaftlicher, politischer und spiritueller Interessen steht der sogenannte Kennewick-Mann, der 1996 im Flussbett des Columbia River im US-Bundesstaat Washington gefunden worden war. Es handelt sich dabei um einen Mann, der vor etwa 8.500 bis 9.000 Jahren an der Pazifikküste gelebt hat, nicht zufällig verschüttet, sondern bestattet wurde und dessen nahezu vollständig erhaltenes Skelett die Spuren einiger Verwundungen trägt – darunter auch eine steinerne Pfeilspitze, die in seinem Hüftknochen steckt. Schon die paar Untersuchungen, die an dem Skelett vorgenommen werden konnten, boten faszinierende Einblicke in den steinzeitlichen Alltag. Ganz ähnlich also wie bei Ötzi – doch anders als bei unserer Gletschermumie sind hier nicht nur archäologische Interessen im Spiel. Vielen amerikanischen Ureinwohnern ist das Ausgraben und Untersuchen von Toten ein Gräuel. Und 1990 wurde in den USA ein Gesetz erlassen, das es ihnen ermöglicht, eine Übergabe von Funden zwecks Wiederbestattung zu verlangen. Genau das versuchten einige Stämme in Washington und Oregon seit der Entdeckung des Kennewick-Mannes zu erreichen. 2004 wurde diese Forderung jedoch mit der Begründung abgeschmettert, dass keiner von ihnen eine Verwandtschaft mit dem Steinzeitmenschen beweisen könne. In dieses Urteil waren nicht zuletzt Untersuchungen des Schädels und eine Rekonstruktion des Gesichts des Kennewick-Mannes eingeflossen: Ähnlichkeiten mit Polynesiern wurden konstatiert, mit Europäern und Ainu, den Nachkommen der Urbevölkerung Japans – alles, nur keine amerikanischen Ureinwohner. Ein 200 Milligramm leichtes Fragment eines Handknochens, das zur DNA-Analyse nach Dänemark geschickt worden war, setzt solchen Spekulationen nun ein Ende. Ein Forscherteam um Eske Willerslev und Morten Rasmussen von der Universität Kopenhagen hat das Erbgut des Steinzeitmenschen mit jenem von Ethnien aus aller Welt verglichen. Ihr in Nature vorab veröffentlichtes Ergebnis: Die DNA zeigt die mit Abstand größte Verwandtschaft zu der Gruppe von Menschen, die am Ende der Eiszeit von Sibirien her die Amerikas besiedelte. Umgangssprachlich ausgedrückt: Der Kennewick-Mann war eindeutig ein Indianer. Und nicht nur das: Die Forscher fanden eine besonders nahe Verwandtschaft zum Stamm der Colville in Washington. So nahe, dass die Colville Nachkommen des Volks sein könnten, zu dem der Kennewick-Mann gehörte – etwas Genfluss von Nachbarn, wie er sich im Verlauf der Jahrtausende ergeben kann, miteingerechnet. Und die Colville sind einer der fünf Stämme, die die Herausgabe des Skeletts verlangen. Man kann davon ausgehen, dass die Studie zu einer erneuten Prozesswelle führen wird. Doch nun haben die Kläger deutlich bessere Karten, den im Burke-Museum von Seattle verwahrten Kennewick-Mann erneut zu bestatten: Diesmal zu einer wirklich letzten Ruhe, um die ihn Ötzi vielleicht und einige exhumierte Pharaonen ganz sicher beneiden würden. So sicher, wie Archäologen am Tag der Bestattung trauern werden. Wissenschaft;Obelisken mit Zeichnungen? Strahlenkatzen? Mit welchen Botschaften künftige Generationen vor Atommüll gewarnt werden können, beschäftigt die Atomsemiotik. Wien – Der Dialog zwischen den Generationen fällt nicht immer leicht. Wie aber verständigt man sich dann erst mit Menschen, die in vielen tausend Jahren den Planeten bewohnen werden? Diese Frage stellt sich auch die Atomsemiotik: In diesem Bereich der Wissenschaft der Zeichensysteme überlegen Forscher, mit welchen Methoden man spätere Kulturen an Endlagerstandorten vor radioaktiven Abfällen warnen kann. Auch in 100.000 Jahren wird dieses Material seine Gefahr nicht eingebüßt haben. Was sich dagegen mit Sicherheit verändert haben wird, ist der Mensch und seine Sprache. Deshalb ist davon auszugehen, dass spätere Generationen auch heute übliche Warnhinweise nicht mehr als solche verstehen können. Warum gerade Zeichenwissenschafter helfen können, in ferner Zukunft die Bedrohung, die von radioaktivem Material ausgeht, zu kommunizieren, erklärt Christian Trautsch von der Arbeitsstelle für Semiotik an der Technischen Universität Berlin: Die Semiotik kann insofern im Rahmen der Atommüllproblematik hilfreich sein, da sie eine Vielzahl von Theorien für die Klärung kommunikationstheoretischer Schwierigkeiten bereitstellt. Die Kultur, die Sprache und auch der Mensch wandeln sich schließlich – vor allem über einen derartig langen Zeitraum. Genauso wie uns archäologische Artefakte heute noch Rätsel aufgeben und ein Neandertaler nicht in der Lage wäre, mit uns zu sprechen, werden auch die Menschen von morgen in dem uns heute bekannten Nuklearsymbol vielleicht etwas völlig anderes sehen. Um auf die Gefahren des Durchbrechens der Atommüll-Schutzbarrieren hinzuweisen, wird man nicht umhinkommen, sich mit semiotischen Begriffen und mit den zu verwendenden Zeichentypen auseinanderzusetzen und deren konkrete Realisierbarkeit zu prüfen, erklärt Trautsch und betont: Mitteilungen an eine ferne Zukunft müssten in der Lage sein, kodierte und dekodierbare Botschaften an antizipierte Adressaten zu richten. Wie das zu bewerkstelligen ist, darüber zerbrechen sich Zeichenwissenschafter seit mehr als drei Jahrzehnten den Kopf: Als Begründer der Disziplin gilt Thomas Sebeok, Semiotiker an der Universität Bloomington, der 1981 von der US-Regierung zum Leiter der Human Interference Task Force ernannt wurde. Sebeok wurde damit die Aufgabe zugeteilt, in einem Ausschuss aus Anthropologen, Geologen, Ingenieuren und Physikern eine Methode zu entwickeln, mit der Erdbewohner in der Zukunft vor den Gefahren der Endlager gewarnt werden sollten. Der Vorschlag des Arbeitskreises: Auf diesen Standorten sollten große Obelisken angeordnet werden – verziert mit Warnhinweisen in den sechs Uno-Sprachen und Zeichnungen von den Folgen atomarer Verseuchung. Seinerzeit wurde diese Idee nicht sonderlich ernst genommen – wie das ganze Fachgebiet lange Zeit insgesamt. Die Vorschläge der Wissenschafter waren schließlich häufig sehr bizarr. Das zeigte auch eine Umfrage, die der Vorreiter der Disziplin im deutschsprachigen Raum, der Semiotikprofessor Roland Posner von der TU Berlin, 1984 durchführte: Der Mediziner und Science-Fiction-Autor Stanislaw Lem wollte die Warnung durch einen mathematischen Code, der auf lebendem Trägermaterial transportiert werden sollte, weitergeben. Die Linguisten Françoise Bastide und Paolo Fabbri schlugen die Züchtung von Strahlenkatzen vor, deren Fell sich in der Nähe von Atomabfällen verfärbt, während der Sozialwissenschafter Philipp Sonntag darüber nachdachte, Atomdatensätze auf einem künstlichen Mond im All zu speichern. Sebeok selbst steuerte sein Konzept von der Atompriesterschaft bei – ein elitärer Zirkel, der das Wissen um die Gefahr über die Generationen rituell weitergibt. Er bezeichnete den Vorschlag später als Fehler, da er damit dazu beigetragen habe, die junge Disziplin früh der Lächerlichkeit preiszugeben. Inzwischen bewegt sich auf dem lange Zeit als akademische Obskurität abgetanen Feld jedoch wieder etwas: So wird die derzeitige Einrichtung eines Endlagers in Schweden auch von zwei Archäologen der Linné-Universität in Kalmar betreut, die sich über die Kommunikation mit der Nachwelt Gedanken machen. In Frankreich wiederum arbeitet für die zuständige Endlagerbehörde ein Arbeitskreis von rund zwanzig Wissenschaftern bezüglich dieser Thematik, mit der sich vor einigen Jahren ebenso eine Studie des Instituts für nachhaltige Abfallwirtschaft in Zürich auseinandersetzte. Und auch Sebeoks einst belächelter Vorschlag eines Monuments zur Strahlenwarnung wird bald Wirklichkeit: Am Endlager für Abfälle aus der amerikanischen Atomwaffenproduktion in New Mexico soll sein Konzept in weiterentwickelter Form umgesetzt werden: Wenn dieser Standort 2033 versiegelt wird, werden 32 sieben Meter hohe Monolithen das Gelände abstecken – mit einem Informationszentrum über die atomare Gefahr in der Mitte. Sport;Österreichs Top-Duo zeigt vor der Heim-EM in Klagenfurt mit einer starken Leistung auf. Österreichs Beach-Volleyball-Top-Duo Clemens Doppler/Alexander Horst hat mit dem zweitbesten Ergebnis seiner Karriere eine sehr gute Generalprobe für die Heim-EM in Klagenfurt abgeliefert. Die ÖVV-Paarung holte beim Grand-Slam-Turnier in Yokohama nach einer Halbfinal-Niederlage gegen die brasilianischen Weltmeister Alison/Bruno noch den dritten Rang. Zwar ging das Semifinale gegen die Favoriten trotz einer 16:13-Führung im zweiten Satz mit 0:2 (-14,-18) verloren, doch dann hatten Doppler/Horst im Spiel um Platz drei den längeren Atem. Sie besiegten die Russen Semenow/Krasilnikow mit 2:0 (17,16). Es ist eine verdiente Medaille hier auf der World Tour. Die Bedingungen hier waren sicher nicht unsere und wir haben es trotzdem auf das Podest geschafft. Ich bin überglücklich, freute sich Doppler und Horst ergänzte: Wir hatten nach dem Semifinale eine Stunde mehr Zeit zu regenerieren und das hat uns den Sieg gebracht. Zufrieden war auch Coach Robert Nowotny: Der Wille war zu sehen, die Jungs wollten diese Medaille. Das Heimteam, im Vorjahr EM-Dritter, will nun am späten Montagabend in Klagenfurt eintreffen. Wissenschaft;Steirische Forscher wollen Algorithmen für Apps entwickeln, die die beste Route durch die Wildnis der Berge finden. Anwender sollen Bergretter und Jäger sein. Wien – Manche Wege entstehen erst beim Gehen. Das heißt aber nicht, dass sie irgendwo hinführen. Im Gebirge kann der Marsch durch unbekanntes Terrain leicht an einem Abgrund, einer Felsmauer, in undurchdringbarem Dickicht oder in einem unübersichtlichen Latschenlabyrinth enden. Rettungskräfte, die schnell zu einem Verletzten vordringen müssen, oder Jäger auf der Pirsch sollten aber auch bei schwierigem Gelände schnell von A nach B finden. Rainer Prüller, Geoinformatiker am Institut für Geodäsie der TU Graz und gleichzeitig Geschäftsführer des Spin-off-Unternehmens Pentamap, will ihnen dabei helfen. Für das Projekt RemoteNav, das im Rahmen des Weltraum-Programms Asap der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft vom Verkehrsministerium unterstützt wird, will er mit seinen Kollegen Geländeinformationen so aufbereiten, dass jederzeit die schnellste Route abseits des bestehenden Wegnetzes abgerufen werden kann. Nicht nur topografische Daten wie die Hangneigung sollen in das neuartige Navigationssystem, das auch als Smartphone-App laufen soll, einfließen, sondern auch Informationen über Pflanzenbewuchs oder Wasserläufe. Eine der Datenquellen sind Satellitenaufnahmen, wobei aber nicht nur relevant ist, was das menschliche Auge sehen kann. Im nahen Infrarotbereich steckt viel Information über die Vegetation, die das Land bedeckt, erklärt Prüller. Jede Oberfläche hat bestimmte Rückstrahleigenschaften. Ein Nadelwald hat andere spektrale Merkmale als ein Mischwald. Auch Wasser, etwa Bäche, seien so gut zu erkennen. Die Satellitendaten werden ergänzt durch 3-D-Geländemodelle, die durch Laserscans von Flugzeugen aus erstellt werden. Mittlerweile sind für große Teile der Alpen in Österreich bereits solche Daten in einer sehr guten Auflösung vorhanden, bei der jeweils vier Pixel einen Quadratmeter Bodenfläche repräsentieren, erläutert Prüller. Aus dem topografischen Abbild soll abgeleitet werden, ob ein Hang zu steil ist, um ihn zu Fuß zu bewältigen, ob Absturzgefahr besteht oder ob es an einer Felswand machbar ist, sich abzuseilen. Ein schmaler Graben kann ein Wasserlauf oder ein ausgetretener Pfad sein, so Prüller. Durch die Kombination von Satellitenbilden und Laserquellen kann man solche Details unterscheiden. Der Datenpool wird noch ergänzt durch das freie und in Europa bereits sehr detaillierte Kartenmaterial von OpenStreetMap sowie durch Informationen über anthropogene Faktoren, die eine Rolle spielen und aus den Satellitendaten nicht ableitbar sind – von Zäunen und Mauern bis zu Schutz- und Sperrgebieten. All diese Informationen laufen in einem zentralen Datenmodell zusammen. Jedem Bildpunkt, der einem halben Meter Terrain entspricht, werden auf diese Weise 30 Navigationsparameter zugeordnet, erklärt Prüller. In Feldversuchen soll in dem bis Ende 2016 laufenden Projekt untersucht werden, wie die einzelnen Parameter gewichtet werden. In einem lichten Nadelwald kommt man vielleicht dreimal so schnell voran wie in einem dicht bewachsenen Jungwald, erläutert der Entwickler. Um die einzelnen Gelände- und Bewuchsformen richtig einschätzen zu lernen, werden Forscher und Studierende mit GPS-Geräten ins Feld geschickt. Ihre Geschwindigkeit wird protokolliert und den einzelnen Geländeparametern wird auf diese Art eine Eignungskennzahl für eine Begehbarkeit zugeschrieben. Allerdings ist nicht jeder Mensch gleich geländegängig. Auch das soll bei der Anwendung berücksichtigt werden. Für einen betagten Jäger ist eine Hangneigung von 30 Prozent vielleicht schon zu steil. Ein Bergretter kann sich dagegen auch an einer Felswand abseilen, erläutert Prüller. Verschiedene individuell einstellbare Profile sollen den Möglichkeiten der unterschiedlichen Benutzer Rechnung tragen. Die größte Herausforderung liege aber in der automatischen Berechnung der schnellsten Route durch das Gelände, so Prüller. Die Anwendung soll aus den umfangreichen Daten Pixel für Pixel den besten Weg errechnen, also vom Start- bis zum Endpunkt die beste Aneinanderreihung von Zellen finden, an denen ein Fortkommen möglich ist. Der Navigationsalgorithmus ist raster- und nicht, wie bisher üblich, vektorenbasiert, so Prüller. Durch die hohe Zahl potenzieller Möglichkeiten der Wegführung ergebe sich ein hoher Rechenaufwand, der nicht leicht in Griff zu bekommen ist. Viele Details müssen für die Fortbewegung berücksichtigt werden, beispielsweise muss eine Zelle mit Latschenbewuchs noch nicht bedeuten, dass man hier nicht weiterkommt. Erst wenn die nächste und übernächste Zelle auch Latschen sind, kann man nicht mehr drübersteigen. Die Entwickler erwarten, dass für ein Jagdrevier oder Bergretter-Einsatzgebiet bis zu fünf Gigabyte an Daten zusammenkommen. Um zu demonstrieren, dass ihr Routingalgorithmus funktionieren kann, werden zuerst kleine Raster mit einfachen Hindernissen berechnet. Erst danach wird das System für große Datenmengen optimiert. Sollte sich der Rechenaufwand als nicht bewältigbar herausstellen, müsse die Auflösung reduziert werden. Wir müssen eine Waage zwischen Prozessierbarkeit und Praxistauglichkeit finden, sagt Prüller. Die rasante Hardwareentwicklung ist dem Konzept sicher zuträglich. Der Routingalgorithmus soll in die bestehende Bergretter-Applikation Sarontar des Forschungsunternehmens TeleConsult – ebenfalls Projektpartner bei RemoteNav – implementiert werden. Für Jäger soll die Navigationsanwendung Eingang in die Jagdrevier-Verwaltungsapp Deermapper von Prüllers Unternehmen Pentamap finden. Der Entwickler sieht auch in Outdoorenthusiasten, die sich abseits der Wege durch die Wildnis schlagen, eine potenzielle Nutzergruppe. Für Wanderer in Alaska wäre so eine Navigationslösung bestimmt hilfreich. Wirtschaft;Internet-Glücksspiel ist steuerpflichtig, "wenn die Teilnahme vom Inland aus erfolgt". Doch das ist technisch nicht eindeutig feststellbar. Wien – Die Besteuerung der von Inländern im Internet abgeschlossenen Glücksspiele und Wetten erscheint legitim und aus Gründen des Wettbewerbs notwendig. Deshalb werden Ausspielungen elektronischer Lotterien (zum Beispiel Online-Glücksspiel) dann mit 40 Prozent der Jahresbruttospieleinnahmen und Wetten in Höhe von zwei Prozent des Einsatzes besteuert, wenn die Teilnahme vom Inland aus erfolgt. Der Gesetzgeber wählt damit einen Anknüpfungspunkt an das Inland durch die Festlegung eines geografisch festlegbaren Ortes. Das Problem dabei ist nur, dass es keine geeignete massentaugliche Methode gibt, durch die der physische Aufenthalt des Teilnehmers zum Zeitpunkt des Abschlusses der Internetwette bewiesen werden kann. Keine der denkbaren Varianten zur Feststellung des Aufenthaltsortes bringt einen direkten Beweis. Der Anbieter erhält zwar bei Abschluss eine Adresse des Internet-Protokolls (IP-Adresse), der ein Ort mittels Geolocation via IP-Nummer zugeordnet werden kann (zum Beispiel www.utrace.de). Dieser Ort muss aber nicht in allen Fällen der Ort sein, an dem sich der Teilnehmer als Sender tatsächlich aufhält. Der Teilnehmer kann sich etwa in einem VP-Netzwerk mit einer ausländischen IP-Adresse befinden. Es wurde bereits gerichtlich festgestellt, dass nicht mit hundertprozentiger Sicherheit ein Teilnehmer mithilfe der Computertechnik geografisch lokalisiert und die IP-Adressen einem Ort zugeordnet werden können. Dies ist besonders problematisch, da im Wettgewerbe rund fünf Prozent der Kunden um die 80 Prozent der Umsätze verantworten. Zudem dürfen aus Gründen des Datenschutzes derzeit IP-Adressen nicht gespeichert werden, was ein Spannungsverhältnis zu abgabenrechtlichen Aufzeichnungspflichten schafft. Wenn die Daten nicht aufbewahrt werden dürfen, ist außerdem eine nachträgliche Überprüfung durch die Abgabenbehörden nicht möglich. Vor diesem Hintergrund versuchten die Behörden zunächst, die Bemessungsgrundlage im Schätzungswege nach dem Verhältnis der statistisch festgestellten Auslandsaufenthalte von Inländern zu den Inlandsaufenthalten von Ausländern festzustellen. Nach einem Erkenntnis des VwGH (20.11.2014, 2013/16/ 0085) kann die Antwort auf die Frage, ob an einer Wette vom Inland aus teilgenommen wurde, aber nicht geschätzt werden, sondern muss Ergebnis einer Beweiswürdigung sein, die den Sachverhalt anhand von Indizien feststellt. Als Indiz für die Teilnahme aus dem Inland könnte nach Auffassung des VwGH zusätzlich zur IP-Adresse die Wohnanschrift dienen, da anzunehmen ist, dass eine große Anzahl von Teilnehmern von zu Hause aus spielt. Doch werden Glücksspiele und Wetten immer öfter mobil (via Smartphone oder Tablet) abgegeben, sodass es zunehmend wahrscheinlich ist, dass der Teilnehmer unterwegs ist. Auch wenn dies meist im Inland sein wird, lässt sich das Ausmaß allenfalls durch Umfrage statistisch schätzen oder einzeln erfragen, aber nicht für den Einzelfall zweifelsfrei feststellen. Somit kann der die Steuerpflicht auslösende Tatbestand wiederum nur geschätzt werden, was der VwGH eben als unzulässig erkannt hat. Sind schon beide Merkmale, Wohnsitz und IP-Adresse, für sich gesehen mit einem hohen Maß an Unsicherheit behaftet, wird das Ergebnis durch die Zusammenschau beider Merkmale in vielen Fällen nicht besser. Denn sie können sich allzu leicht widersprechen. So kann ein Inländer während eines Urlaubsaufenthalts vom Ausland aus teilnehmen, was sich in der Geolocation via IP-Adresse widerspiegeln könnte, oder umgekehrt ein Ausländer sich im Inland aufhalten. Welches Indiz sollte in diesen Fällen dann den Ausschlag für die Zuordnung zum In- oder Ausland geben? Die Teilnahme an der Wette oder dem Spiel vom Inland aus kann daher anhand der vom VwGH angeführten Merkmale auch im Rahmen des Indizienbeweises für den Einzelfall nicht widerspruchsfrei festgestellt werden. Daraus ergeben sich ernsthafte verfassungsrechtliche Bedenken. Da es offensichtlich technisch nicht möglich ist, verlässlich festzustellen, ob ein registrierter User an einer Wette oder einem Glücksspiel vom Inland aus oder vom Ausland aus teilnimmt, wird für den Tatbestand der Teilnahme vom Inland aus das verfassungsrechtliche Bestimmtheitsgebot (Art 18 B-VG) nicht erfüllt. Dadurch ist auch der Gleichheitssatz (Art 7 B-VG) gefährdet. Gerade im Steuerrecht hat der Gesetzgeber die rechtsstaatliche Verpflichtung, die Steuertatbestände so zu umschreiben, dass sie gleichmäßig angewendet werden können. Der Verfassungsgerichtshof (VfGH) hat diese Bedenken bisher nicht aufgegriffen. Eine umfassende Auseinandersetzung des Gerichtshofes wäre aber schon deshalb wünschenswert, weil die Frage, ob beim Glücksspiel im Internet Steuerpflicht besteht, in diesen Konstellationen weder vom Steuerpflichtigen bei der Selbstbemessung noch von der Finanzverwaltung zweifelsfrei bejaht oder verneint werden kann (vgl. Aigner/Kofler/Moshammer/Tumpel, Taxlex 2015, S. 296). Auch der Gesetzgeber wäre gefordert, nur solche Anknüpfungsmerkmale auszuwählen, die technisch tatsächlich umsetzbar sind. Eine verfassungskonforme Lösung wäre möglich, wenn die Steuerpflicht beispielsweise statt an den Aufenthaltsort bei der Teilnahme an den Wohnsitz des Teilnehmers anknüpfen würde, der sich bei der ohnedies notwendigen Prüfung seines Identitätsausweises ergibt. Panorama;Mehr als doppelt so viele Todesopfer wie 2014 laut Rückversicherer Swiss Re. Zürich – Bei Naturkatastrophen und von Menschen verursachten Unglücken sind 2015 rund 26.000 Menschen ums Leben gekommen. Das sind mehr als doppelt so viele wie 2014, wie der Schweizer Rückversicherer Swiss Re am Freitag mitteilte. Alleine bei dem verheerenden Erdbeben in Nepal im April gab es rund 9.000 Tote. Mehr als 5.000 Menschen starben im Sommer in Indien, Pakistan, Europa, Nordafrika und im Nahen Osten aufgrund extremer Hitze. Große wirtschaftliche Schäden blieben für die Versicherungsbranche allerdings aus: Die versicherten Schäden summieren sich vorläufigen Schätzungen zufolge auf 32 Milliarden Dollar (fast 30 Milliarden Euro). Das sind 14 Prozent weniger als 2014. Die gesamten Schäden lagen mit schätzungsweise 85 Milliarden Dollar weniger als halb so hoch wie im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre. Das Gros der Schäden entstand durch Naturkatastrophen. Für die teuerste Katastrophe sind allerdings Menschen verantwortlich: Die verheerende Explosion im Hafen der chinesischen Großstadt Tianjin im August wird die Branche mindestens zwei Milliarden Dollar kosten. Wissenschaft;Untersuchungen von Kalksteinproben weisen auf schwere Auswirkungen auf marine Ökosysteme hin. Berlin – Vor rund 252 Millionen Jahren, an der Grenze zwischen den beiden Erdzeitaltern Perm und Trias, ereignete sich das größte Massenaussterben innerhalb der vergangenen 500 Millionen Jahre. Paläontologen schätzen, dass dabei mehr als 80 Prozent der im Meer lebenden Arten und etwa 75 Prozent aller Landlebewesen ausstarben. Es ist überdies das einzige Massensterben, dem auch zahlreiche Insektenspezies zum Opfer fielen. Trotz umfangreicher Studien ist der eigentliche Grund für diese globale Katastrophe der Ökosysteme noch immer nicht bekannt. Nun haben internationale Wissenschafter rund um Martin Schobben vom Museum für Naturkunde Berlin Kalksteine, die im Grenzbereich dieser beiden geologischen Perioden Perm und Trias abgelagert wurden, untersucht und dabei eine Überraschung erlebt: Die Analysen enthüllten eine plötzliche Entfaltung des Lebens während der Zeit dieses Massenaussterbens. Allerdings bestand diese kurzzeitige Blüte des Lebens wahrscheinlich nur aus primitiven Organismen wie Bakterien und Archaebakterien. Hinweise darauf lieferten Gesteinsproben aus dem Iran, in denen die Zusammensetzung der Schwefel- und Sauerstoffisotopen gemessen wurden. Der durch die Mikroorganismen hervorgerufene Eintrag von sehr großen Massen organischer Substanz hatte schwerwiegende Auswirkungen auf die Meeresökosysteme. Er hat einerseits den O2-Gehalt stark gesenkt und, auf der anderen Seite, die Menge des giftigen Gases H2S in weiten Teilen des Ozeans erhöht. Der höhere Gehalt an Schwefelwasserstoff wurde durch Bakterien mit einem Stoffwechsel, welche nicht von der Anwesenheit von Sauerstoff abhängig waren, erzeugt. Diese Ergebnisse werfen ein neues Licht auf die Dynamik des Massenaussterbens. Es ist nicht unbedingt nur durch das Auslöschen des meisten Lebens, sondern hauptsächlich durch den Verlust bestimmter höherer Organismen charakterisiert. Diese Studie kann zudem dazu dienen, uns etwas über die Auswirkungen des gegenwärtigen, vom Menschen erzeugten Klimawandels zu lehren. Die treibende Kraft hinter dem skizzierten Szenario für die Perm/Trias-Grenze ist eine globale Erwärmung um etwa acht Grad (allerdings vermutlich hervorgerufen durch ausgedehnten Vulkanismus in Sibirien), der damit verbundenen erhöhten Verwitterungsrate auf den Kontinenten und dem Transport großer Mengen von Nährstoffen in den Ozean. Panorama;Auszeichnung geht heuer an Flüchtlingshelfer. Wien – Angesichts der Dringlichkeit und Umkämpftheit des Themas wundert es nicht: Der von der Menschenrechtsgruppe SOS Mitmensch verliehene 13. Ute-Bock-Preis für Zivilcourage geht an Menschen, die Flüchtlingen halfen. Ausgezeichnet werden Angelika Schwarzmann, Bürgermeisterin der Vorarlberger Gemeinde Alberschwende, sowie die Initiative Refugee Convoy – Schienenersatzverkehr für Flüchtlinge. Schwarzmann, weil sie sich erfolgreich gegen die Rückschiebung syrischer Flüchtlinge nach Ungarn wehrte. Auch verfasste die ÖVPlerin mit anderen Alberschwendern ein Manifest der Menschlichkeit, in dem sie die Unzulänglichkeiten des EU-Asylwesens insbesondere der umstrittenen Dublin-III-Verordnung, kritisierte. Der Refugee Convoy wiederum, weil er Asylsuchenden half, aus Ungarn weiterzureisen – als abertausende Flüchtlinge im Land Viktor Orbáns festsaßen. Überreicht wird der Preis am 14. April um 19.00 Uhr im Haus der EU in der Wiener Wipplinger straße 35 – von Ute Bock persönlich, so es ihr Gesundheit zulässt. Preisreden halten Schriftstellerin Christine Nöstlinger und Eva Blimlinger, Rektorin der Akademie der bildenden Künste. Die Begrüßung übernimmt EU-Parlaments-Vizepräsidentin Ulrike Lunacek. Eine Teilnahmeanmeldung unter office@sosmitmensch.at ist erforderlich. Inland;'Bürger protestieren gegen den Bau einer Rehaklinik im Wiener Hörndlwald: Die Fläche, auf der das Josef-Afritsch-Heim stand, soll lieber renaturiert werden. Wien – Die Frösche quaken, die Vögel zwitschern, Blumen sprießen zwischen den Grashalmen hervor. Seit das Josef-Afritsch-Heim, ein in den 1950er-Jahren erbautes ehemaliges Jugendgästehaus, 2013 abgerissen wurde, hat die Natur dieses Stück des Hörndlwalds in Wien-Hietzing zurückerobert. Das gesamte Erholungsgebiet erstreckt sich zwischen dem Geriatriezentrum Wienerwald, der Friedensstadt-Siedlung und dem Lainzer Tiergarten. Die beschauliche Szenerie auf dem jetzt grünen Fleckerl könnte aber bald wieder einer Baustelle weichen. Denn die gemeinnützige Betreibergesellschaft Pro Mente plant mit Unterstützung der Stadtregierung die Errichtung eines psychiatrischen Rehabilitationszentrums mit 80 Betten. Das Projekt wurde im Gemeinderat bereits weitgehend durchgewinkt. Davon wollen sich die Gegner aber nicht abhalten lassen – 8.000 Personen bekundeten 2014 mit ihrer Unterschrift, den Bau abzulehnen. Es ist nicht der erste Kampf gegen die Stadtregierung, sagt Merten Mauritz, Anrainer und Obmann des Vereins Rettet den Hörndlwald. Vereinsobfrau Tina Schönknecht pflichtet ihm bei. Schon ihre Eltern hätten sich für den Erhalt des Waldes eingesetzt und an Bäume gekettet. Für die beiden geht es um mehr als die Rettung des Grünraums: Der Hörndlwald weckt Kindheitserinnerungen. Schönknecht, die mittlerweile im 23. Bezirk wohnt, habe hier das Radfahren erlernt. Heute sei der Hörndlwald das erweiterte Kinderzimmer ihres Sohnes. Mauritz, der sich als Kind hier auf den Skiern übte, will sich nicht damit zufriedengeben, dass einer der letzten schönen Plätze in Wien bebaut werden soll. Und das Grundstück sei für die geplante Kapazität zu klein, um die Rehaklinik wirtschaftlich zu führen. Deshalb besteht die Befürchtung, dass sukzessive jedes Stück Grün zugebaut wird, weil das Gebäude in den Wald hinein vergrößert werden muss. Um die Ruhe im Grätzel, das nur einmal pro Stunde von einem öffentlichen Bus angefahren wird, sorgt man sich ebenfalls: Personal, Patienten und Besucher werden mit dem Auto kommen. Die Natur werde der benötigten Infrastruktur zum Opfer fallen. Den Beteuerungen der Betreiber, der Erholungsraum werde uneingeschränkt nutzbar bleiben, will man deshalb nicht recht glauben. Und man befürchtet auch, dass der angrenzende Fußballplatz von der Rehaklinik eingenommen werden könnte. Denn die geplante Mitbenutzung könne nicht funktionieren: Burn-out-Patienten, die Ruhe brauchen, und spielende, lärmende Kinder vertragen sich nicht, so Mauritz. Für Bezirksvorsteherin Silke Kobald (ÖVP) ist die Klinik ein gutes Projekt am falschen Standort. Es sei immer schon Wunsch des 13. Bezirks gewesen, die Fläche zu renaturieren. Sie appelliert an Pro Mente, das Rehazentrum auf bereits vorhandenen Gesundheitsarealen zu errichten – etwa auf dem Rosenhügel oder den Flächen des Geriatriezentrums Wienerwald. Die Steinhofgründe im 14. Bezirk betrachtet sie ebenfalls als geeignet. Das Jugendstilareal rund um die Otto-Wagner-Kirche ist allerdings noch heftiger umstritten – Bürgerinitiativen protestieren dort seit Jahren gegen jegliche Bebauung. Die Initiative Rettet den Hörndlwald verwehrt sich auch nicht per se gegen ein soziales Projekt – ein Naturkindergarten wäre etwa vorstellbar; vorausgesetzt, der Hörndlwald wird nicht zubetoniert. Lass ma das Fleckerl, wies ist, wünscht sich Mauritz. Um das zu erreichen, organisiert und plant die Initiative Protestaktionen von Fackelzügen bis zu Hörndlwalks – man werde auch vor dem Rathaus demonstrieren, wenn es sein muss. Wir können den Bau noch aufhalten.' Wissenschaft;Wilderer schlugen Rhinozeros vor zwei Wochen in der südlichen Region Kwazulu-Natal das Horn ab. Johannesburg – Ein von Wilderern verletztes Nashorn in Südafrika hat eine Hauttransplantation von einem Elefanten erhalten. Es sei das erste Mal, dass Haut eines Elefanten zur Behandlung einer Wunde bei einem Rhinozeros verwendet worden sei, erklärte der Tierarzt Johan Marais am Samstag. Es sei nicht darum gegangen, das von den Wilderern abgesägte Horn zu ersetzen, vielmehr wollte man mit der Maßnahme die Wunde bedecken. Das weibliche Tier war vor zwei Wochen in der südlichen Region Kwazulu-Natal angegriffen worden. Die Wilderer hatten das Haupthorn abgeschlagen, das in Asien in der traditionellen Medizin verwendet wird, und das Jungtier des Nashorns getötet. Die nun erfolgte Operation wurde durch die Organisation Saving the Survivors ermöglicht, die sich um durch Wilderer verletzte Tiere kümmert. Laut Marais stammte die Elefantenhaut von einem natürlich gestorbenen Tier. Es sei zuvor auch Haut eines Nilpferds getestet worden, doch sei der Versuch gescheitert. Laut dem Tierarzt wird sich binnen zwei oder drei Wochen zeigen, ob die Hauttransplantation erfolgreich war. Wissenschaft;Die Vorfahren der Aborigines haben vor 50.000 Jahren Australien erreicht und besiedelt. Doch gab es bis zur Ankunft der Europäer noch andere Zuwanderer?. Hinxton/Wien – Im Lateinischen bedeutet ab origine so viel wie von Beginn an. Daraus wurde im Englischen die generelle Bezeichnung für Ureinwohner. Australiens Urbevölkerung wurde 1803 erstmals so genannt – nur 15 Jahre, nachdem die Europäer begannen, Australien mit Strafgefangenen zu besiedeln. Von Beginn an heißt im Zusammenhang mit den Ureinwohnern Australiens, die der ersten Auswanderungswelle des Homo sapiens aus Afrika entstammten, vor rund 50.000 Jahren. Ungeklärt ist allerdings die Frage, ob die Aborigines bis 1788 völlig isoliert von anderen Kulturen lebten oder ob es insbesondere nach dem Ende der Landbrücke nach Neuguinea doch Verbindungen zu Zuwanderern aus dem Norden gab. Zwei Indizien sprechen dafür, dass vor etwa 5000 Jahren Menschen mit indischen Wurzeln Australien erreicht haben könnten: Zum einen tauchte in dieser Zeit der Dingo auf, eine verwilderte Form des Haushunds. Zum anderen veränderte sich damals die Steinwerkzeugtechnik. Um die Frage zu klären, haben Forscher um Anders Bergstrom (Sanger Institute in Hinxton) die DNA im Y-Chromosom von 13 Aborigines-Männern sequenziert und analysiert. Das Ergebnis fiel eindeutig aus: Die Aborigines-Erbsubstanz weist keine Ähnlichkeiten mit indischen Varianten auf. Laut Bergstrom stehen die Ergebnisse im Einklang mit den archäologischen Befunden einer Besiedlung vor 50.000 Jahren und nachfolgender Isolation. Vor Veröffentlichung der Resultate im Fachblatt Current Biology wurden diese auch Vertretern von Aborigines-Gruppen kommuniziert. Ihr Sprecher Lesley Williams zeigte sich erfreut darüber, dass die Wissenschaft bestätigt, was unsere Vorfahren uns über viele Generationen hinweg gelehrt haben: dass wir seit der Traumzeit hier gelebt haben. Um auf Nummer sicher zu gehen, soll nun das gesamte Genom der Aborigines sequenziert werden. Offen bleiben nämlich immer noch die Fragen, wie der Dingo nach Australien gelangte und warum die Besiedler Polynesiens keine Spuren hinterließen. Wissenschaft;Chinesischer Forscher untersucht die Entstehung des Y-Chromosoms. Wien – Mit einem hoch dotierten EU-Förderpreis wechselt der chinesische Evolutionsbiologe Qi Zhou an die Universität Wien. Der Wissenschafter erhält einen mit rund zwei Millionen Euro dotierten Starting Grant des Europäischen Forschungsrats (ERC) und will damit die Entstehung des Y-Chromosoms untersuchen, teilte die Uni Wien mit. Die Geschlechtschromosomen X und Y bestimmen bei vielen Tierarten das Geschlecht: Weibchen verfügen über zwei X-, Männchen über ein X- und ein Y-Chromosom. Letzterem wurde lange Zeit nur die Funktion zugeschrieben, das männliche Geschlecht zu bestimmen und für die Fruchtbarkeit der Männchen zu sorgen. Seine Rolle ist laut Uni Wien jedoch weit weniger verstanden als jene des X-Chromosoms. Qi Zhou promovierte an der Chinesischen Akademie der Wissenschaften und arbeitete dann am Bejing Genomic Institute und an der University of California in Berkeley (USA). Er wird voraussichtlich 2016 von der Zhejiang University in Hangzhou an das Department für Molekulare Evolution und Entwicklung der Universität Wien wechseln. Voraussichtlich deshalb, weil noch kein Vertrag unterschrieben sei, hieß es von Seiten der Uni Wien. Er habe aber beim ERC beantragt, sein Projekt an der Uni Wien durchführen zu wollen. Der Evolutionsbiologe will unbekannte Funktionen und die Evolution des Y-Chromosoms anhand von Fruchtfliegen untersuchen. Dazu sollen verschiedene Fliegen-Arten verglichen werden, die unterschiedlich weit entwickelte Y-Chromosome besitzen. Speziell interessiert sich Qi Zhou für die zahlreichen DNA-Elemente am Y-Chromosom, die als Parasiten des Genoms bezeichnet werden, da sie innerhalb des Genoms springen und sich vermehren können. Er will untersuchen, wie diese DNA-Abschnitte gezähmt werden, um Schaden von anderen Teilen des Genoms abzuwenden. Mit dem ERC fördert die EU Grundlagenforschung in Europa. Vergeben werden Starting- und Consolidator-Grants für Nachwuchswissenschafter und Advanced Grants für etablierte Forscher. International;Pentagon will Vorwürfe überprüfen. Washington – Das US-Verteidigungsministerium hat eine Untersuchung wegen der möglichen Vertuschung von sexuellen Übergriffen auf Minderjährige durch einheimische Sicherheitskräfte in Afghanistan eingeleitet. Es müsse die Frage geklärt werden, ob es eine informelle oder offizielle Weisung des Pentagons gab, von Verbündeten begangene Taten nicht zu melden, teilte der Generalinspekteur des Pentagons Dienstag mit. Die New York Times hatte berichtete, dass US-Soldaten in Afghanistan von ihren Vorgesetzten angehalten worden seien, den sexuellen Missbrauch von Buben durch einheimische Polizisten oder Soldaten zu ignorieren, selbst wenn die Taten in einer Militärbasis begangen wurden. Sie berief sich auf Schilderungen mehrerer Soldaten. In einem Fall wurde demnach der Kommandant einer US-Spezialeinheit aus Afghanistan abgezogen, nachdem er einen ranghohen afghanischen Soldaten verprügelt hatte, weil dieser einen Buben als Sexsklaven an sein Bett gekettet festhielt. Untersuchung In einem Memo an die Armeeführung fragt der Generalinspekteur nun danach, ob und wie US-Soldaten ausgebildet wurden, um sexuelle Übergriffe auf Kinder zu erkennen und darauf zu reagieren. Der Ermittler will auch herausfinden, wie viele Verdachtsfälle gegen afghanische Regierungsmitarbeiter den US-Truppen oder ihren Verbündeten gemeldet wurden. Das afghanische Innenministerium bezeichnete den sexuellen Missbrauch von Buben als abscheulich und unanständig und wehrte sich gegen Vorwürfe, die illegalen Taten zu ignorieren. Vor allem in ländlichen Gebieten sind die offiziell geächteten Übergriffe nach wie vor ein großes Problem. Etat;Der Hauptpreis geht an Veronika Dolna für einen Beitrag in der "Furche". Die News-Journalistin Veronika Dolna hat mit ihrem Artikel Zwei-Klassen-Recht beim Kinderschutz für die Wochenzeitung Die Furche den mit 3.000 Euro dotierten Österreichischen Journalistenpreis Kinderrechte gewonnen. Daneben wurden auch Felix Lills Presse-Beitrag Der Nachwuchs im Klassenkampf sowie Bianca Bleis STANDARD-Artikel Glückliche Bräute: Gefangene hinter indischen Fabrikmauern ausgezeichnet. Die Preise werden von der gemeinnützigen Privatstiftung Hilfe mit Plan Österreich gemeinsam mit der niederösterreichischen Kinder- und Jugendanwaltschaft und der Donau-Universität Krems für Medienbeiträge vergeben, die beispielhaft auf die Rechte von Mädchen und Buben aufmerksam machen. Wissenschaft;Gebeine stammen von einer jungen Frau aus dem 16. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung. Stuttgart – Die im Juli in einer Baugrube für das Bahnprojekt Stuttgart 21 entdeckten Gebeine konnten mittlerweile zugeordnet werden: Sie stammen von einer Frau aus der Bronzezeit. Sie sei etwa 17 bis 19 Jahre alt, grazilen Körperbaus und knapp über 1,60 Meter groß gewesen, teilte das Regierungspräsidium Stuttgart mit. Archäologen datierten das vier Meter unter der heutigen Oberfläche gefundene Grab auf die Ältere Bronzezeit (etwa 1560 vor unserer Zeitrechnung). Wie die Frau ums Leben kam, ist vorerst noch unklar. Das Skelett sei leider nur unvollständig, hieß es zu den bisherigen Erkenntnissen. Zudem seien Tierknochen identifiziert worden, weitere menschliche Skelette wurden nicht gefunden. Zuerst waren die Wissenschaftler davon ausgegangen, drei Gräber entdeckt zu haben. Untersuchungen zeigten allerdings, dass es sich doch nur um ein Einzelgrab handelt. Mitarbeiter des Landesamts für Denkmalpflege hatten die Knochen Ende Juli in der S21-Baugrube gefunden. Seit mehr als einem Jahr begleitet das Amt den Erdaushub für den umstrittenen Neubau des Hauptbahnhofs. In den Baufeldern stießen sie öfter auf Funde aus römischer Zeit, aus der Völkerwanderung und auch aus der Renaissance. (APA, red, 16. 10. 2015) Wissenschaft;Das Pharaonengrab könnte auch letzte Ruhestätte der Nofretete sein, glaubt der ägyptische Antikenminister. Kairo – Mit modernen Methoden will Ägypten die Theorie überprüfen, Nofretete liege in einer Geheimkammer im Grabmal des Pharaos Tutanchamun begraben. Von Donnerstag bis Samstag werde mit leistungsfähigen Radargeräten und Infrarot-Wärmekameras untersucht, ob es in den Gemäuern von Tutanchamuns Grab geheime Grabkammern gebe, teilte der Minister für antike Kulturgüter, Mahmud Eldamati, am Montag in Kairo mit. Tutanchamun war nach neunjähriger Herrschaft 1324 v. u. Z. im Alter von 19 Jahren gestorben. Sein Grabmal befindet sich im Tal der Könige in der Nähe von Luxor im Süden Ägyptens. Es wurde 1922 von dem britischen Archäologen Howard Carter entdeckt und war anders als viele andere Pharaonengräber nicht bereits geplündert, sondern enthielt mehr als 5.000 intakte Objekte, davon viele aus Gold. Nofretete, von der eine weltberühmte Büste im Ägyptischen Museum in Berlin ausgestellt ist, war die Gemahlin von Pharao Echnaton, dem Vater Tutanchamuns. Die sterblichen Überreste der Königin, die für ihre Schönheit berühmt war, wurden nie entdeckt. Im September hatten Eldamati und der britische Archäologe Nicholas Reeves bereits angekündigt, dass sie nach unentdeckten Kammern im Grab des Tutanchamun suchen würden. Eldamati glaubt, dass in einer solchen Geheimkammer Nofretete begraben liegt. Reeves geht eher davon aus, dass dort eine andere Ehefrau von Echnaton beigesetzt wurde. Eldamati kündigte in jedem Fall die Entdeckung des 21. Jahrhunderts an und setzte für Samstag eine Pressekonferenz in Luxor an, um die vorläufigen Ergebnisse der Suchaktion zu verkünden. Panorama;Einige Städte ziehen Schulferien zum Neujahr vor. Peking – China bereitet sich für die kommenden Tagen auf eine historische Kältewelle vor. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Xinhua lagen die Temperaturen bereits am Donnerstag in 90 Prozent des Landes unter dem Gefrierpunkt und dürften in den nächsten vier Tagen um weitere zehn Grad fallen. Peking, Shanghai sowie Changsha, die Hauptstadt der zentralchinesischen Provinz Hunan, rechneten mit den kältesten Tagen seit rund drei Jahrzehnten. In Yakeshi in der Inneren Mongolei wurden am Donnerstag minus 28 Grad Celsius gemessen, in Harbin, der Hauptstadt der nordöstlich gelegenen Provinz Heilongjiang, minus 19 Grand und in Xinjiang im Westen des Landes minus 26 Grad. Die Provinz Zhejiang rief die zweithöchste Alarmstufe Gelb aus. In Changsha sowie in Changzhou nahe Shanghai zogen die Behörden vorsichtshalber die Schulferien für das chinesische Neujahr vor, wie Xinhua berichtete. Die Temperaturen in Changsha dürften demnach in den kommenden Tagen noch niedriger liegen als Anfang 2008, als Südchina durch den schwersten Schneesturm seit Jahrzehnten im Chaos versank und 129 Menschen starben. Kultur;Welche Bücher befinden sich aktuell auf Ihrer Leseliste? Wo lesen Sie gerne, und wem folgen Sie bei Buchempfehlungen?. User Alpha-Wolf ist einer Empfehlung im Literaturforum gefolgt und hat sich für das Buch Ins Offene von Karl-Heinz Ott entschieden. Schön zu sehen, dass nicht nur reger Austausch herrscht, sondern Empfehlungen anderer User auch wirklich angenommen werden. Im vorigen Literaturforum wurde besonderes Augenmerk auf Autoren gelegt. Einige User haben von ihren Lieblingsautoren berichtet: Thomas Mann und Thomas Bernhard wurden von User asterio als meist lesbar bezeichnet, User Wasted Youth geht noch weiter und empfiehlt alle Bücher von Hunter S. Thompson. Auch T.C. Boyle und Terry Pratchett stehen dank User noshoes hoch im Kurs. Aus aktuellem Anlass hat User Strandlauflauf das Buch Im Meer schwimmen Krokodile von Fabio Geda empfohlen, in dem die wahre Geschichte eines jungen Flüchtlings beschrieben wird. User bar bezahlt beschäftigt sich ebenfalls mit dieser Thematik und legt den Usern den Text Denker an der Grenze ans Herz. Diese Woche widmen wir uns wieder der altbewährten Frage: Womit haben Sie sich in den letzten Wochen beschäftigt? Welche Werke, Artikel und Blogs erscheinen Ihnen empfehlenswert oder diskussionswürdig? Wann lesen Sie gerne, haben Sie einen Lieblingsort zum Lesen? Wir freuen uns auf Postings rund um das Thema Literatur. Wissenschaft;Nicht nur bei Primaten wird die Verwendung einer Hand der anderen vorgezogen – Forscher haben das nun auch bei wildlebenden Kängurus beobachtet. Sankt Petersburg / Wien – Wir Menschen und die meisten anderen Primaten tun es mehrheitlich mit rechts. Vermutet wird, dass biologische Gründe für die Präferenz der rechten Hand ausschlaggebend sind: Eine bestimmte Stelle am Chromosom 2 dürfte bei uns dafür verantwortlich sein, wobei die Händigkeit anscheinend nicht nach den Vererbungsregeln Mendels weitergegeben wird, wie Zwillingsstudien zeigen. Doch nicht nur Menschen und Affen setzen eine Hand bevorzugt ein, auch einige Känguruarten tun dies, wie nun ein russisch-australisches Forscherteam herausgefunden hat – und sich mit dieser neuen Erkenntnis womöglich auch in eine gute Ausgangslage für die Verleihung des Ig-Nobelpreises für eher abseitige Forschung gebracht haben dürfte. Die neue Studie liefert freilich mehr als nur eine eher randständige Erkenntnis der Zoologie: Die Beobachtungen der Forscher stellen nämlich die Annahme infrage, dass sich eine ausgeprägte echte Händigkeit bei Säugetieren nur bei Primaten entwickelt habe. Ursprünglich waren die Zoologen Yegor Malashichev von der Universität von Sankt Petersburg nicht davon ausgegangen, eine Händigkeit bei Kängurus festzustellen, denn das Gehirn von Beuteltieren weist im Gegensatz zu dem anderer Säuger (und eben auch Primaten) keine Verbindung zwischen den beiden Hirnhälften auf. Auch bisherige Beobachtungen in Zoos blieben ohne konkretes Ergebnis. Für die aktuelle, im Fachblatt Current Biology veröffentlichte Untersuchung beobachteten Malashichev und seine Kollegen vier Känguruarten in der freien Wildbahn Australiens und Tasmaniens. Tatsächlich fanden sie bei den zweibeinigen Arten eindeutige Präferenz für den Einsatz der linken Hand beim Östlichen Grauen und dem Roten Riesenkänguru: etwa wenn sie fressen oder sich die Nase putzen. Malashichev ist so etwas wie ein Spezialist für den Einsatz von Gliedmaßen bei Tieren: Er hat unter anderem bereits herausgefunden, dass springende Frösche seltener Zeichen von Händigkeit zeigen als laufende. Weitere Studien zur Händigkeit bei Tieren, die sich auf zwei Beinen aufrichten, sind in Vorbereitung. Wissenschaft;'Samuel Salzborn zählt zu den umtriebigsten Rechtsextremismusforschern Deutschlands. Weil seine Professur an der Uni Göttingen nicht verlängert wird, regt sich Widerstand: War Salzborn zu politisch?. Er hat sich bei Anton Pelinka mit einer Arbeit zur politischen Theorie des Antisemitismus habilitiert, zahlreiche Monografien in renommierten Wissenschaftsverlagen wie Nomos oder Campus vorgelegt, ist seit 2012 Professor für Grundlagen der Sozialwissenschaften am Institut für Politikwissenschaft der Georg-August-Universität Göttingen – und all das mit gerade mal 39 Jahren: Samuel Salzborn zählt wohl zu den umtriebigsten Antisemitismus- und Rechtsextremismusforschern Deutschlands. Salzborn publiziert viel, regelmäßig und in international anerkannten Wissenschafftspublikationen, ist fachlich über die Landesgrenzen anerkannt. Vor einem halben Jahr wurde er für seine Forschung im Bereich Demokratie, Rechtsextremismus und Kritik am Antisemitismus vom Stiftungsrat der Universität Göttingen ausgezeichnet. Zuletzt war Salzborn als Leiter einer geplanten Dokumentationsstelle in Göttingen im Gespräch, die sich mit Demokratie- und Menschenfeindlichkeit, mit Rechtsextremismus und Islamismus beschäftigen soll. Salzborn war an der Planung dieser Stelle zentral beteiligt. Ob und wann sie Stelle nun realisiert wird, ist unklar – denn das Präsidium der Universität Göttingen hat beschlossen, Salzborns Professorenvertrag nicht über das Sommersemester 2017 hinaus zu verlängern und die Professur neu auszuschreiben. Veto von oben Dagegen regt sich nun Widerstand – hatte sich doch der Fakultätsrat für Sozialwissenschaften geschlossen hinter Salzborn gestellt. Vom Präsidium allerdings kam ein Veto gegen den Professor. Salzborn zählt zu jenen Wissenschaftern, die sich mit ihrer fachlichen Expertise gerne politisch positionieren. Er forscht vor allem zu Rechtsextremismus, Antisemitismus, zu nationalkonservativen Bewegungen und Parteien, hat sich zuletzt etwa kritisch zur Pegida geäußert und immer wieder den Antisemitismus auch im linken politischen Spektrum thematisiert. Breiter Protest Seine politische Positionierung sei Salzborn nun zum Problem geworden, glaubt der Fachschaftsrat, die studentische Vertretung an der Universität Göttingen. Er hat einen offenen Brief für den Verbleib Salzborns als Professor in Göttingen initiiert, den zahlreiche nationale und internationale Fachverbände unterzeichnet haben, außerdem rund 350 WissenschafterInnen und Studierende. Auch Anton Pelinka ist unter den Unterzeichnern. Der Fachschaftsrat sieht Salzborns Absetzung auch im Zusammenhang mit einer generellen Marginalisierung der Sozialwissenschaften an der Universität. Die Universität schweigt Die Universität Göttingen selbst will zu Personalfragen öffentlich nichts sagen und hat sich auf bisherige Anfragen zum Fall nicht erklärt. Auch nicht dazu, ob für Salzborns Stelle etwa nur befristete Mittel zur Verfügung gestanden seien, die einem unbefristeten Vertrag im Wege gestanden wären. Was bleibt, sind viele offene Fragen. Etwa jene, wie viel politische Haltung die Sozialwissenschaften vertragen, wie viel davon sie vielleicht sogar brauchen. Politische Positionierung ist vielen Sozialwissenschaften ja gewissermaßen inhärent: Allein im Thematisieren bestimmter gesellschaftlicher Phänomene wie Rechtsextremismus oder Antisemitismus drückt sich eine spezifische Haltung zur Welt aus; speziell die Politikwissenschaft hat eine lange Tradition der politischen Einmischung. Wie sich Wissenschaft zur Einmischung in die Gesellschaft verhält – das ist vielleicht die große Frage, die hinter Fällen wie jenem von Samuel Salzborn steht.' Panorama;Der Schweizer wurde laut Polizei erwischt, als er ein Fahrrad stehlen wollte. Spraydosen hatte er ebenfalls bei sich. Wien – Der Schweizer Sprayer mit dem Spitznamen Puber ist Dienstagfrüh einem Bericht des Kurier zufolge in Wien festgenommen worden. Die Polizei bestätigte dem STANDARD diese Information. Puber wurde allerdings nicht, wie der Kurier schreibt, auf frischer Tat dabei ertappt, dass er sein Tag auf eine ÖBB-Lärmschutzwand sprayte. Bei dieser Lärmschutzwand wurden laut Polizeisprecher Roman Hahslinger am Dienstag drei Personen beim Sprayen erwischt. Einer von ihnen wurde festgenommen – nicht Puber –, die anderen beiden flüchteten. Wenig später seien zwei Personen bei einem versuchten Fahrraddiebstahl erwischt worden, sagte Hahslinger. Sie wurden festgenommen und hätten sich dabei heftig gewehrt. Einer von ihnen stellte sich als Puber heraus – er trug Spraydosen bei sich. Alle drei sollen nun verhört werden. Der Sprayer, der wegen seiner Puber-Tags, die in ganz Wien zu sehen sind, bekannt ist, wurde im Juli 2014 am Wiener Straflandesgericht verurteilt. Er fasste 14 Monate teilbedingte Haft wegen Sachbeschädigung in 100 Fällen aus. Die Strafe hatte er bereits in der Untersuchungshaft abgesessen. Zuletzt war bekannt geworden, dass er in der Schweiz wieder aktiv sei. Außerdem wurden seine Arbeiten im Februar in der HO Gallery in Wien unter dem Titel I Like to Write my Name on your Property ausgestellt. Wissenschaft;Neue Aufnahmen der Nasa-Sonde New Horizons enthüllen einen fantastischen Blick auf die eisige Pluto-Ebene Sputnik Planum. Washington – Das kürzlich veröffentlichte Fotomosaik zeigt einen rund 80 Kilometer breiten und mehr als 800 Kilometer langen Abschnitt, den die Sonde New Horizons im Sommer 2015 aus einem Abstand von etwa 17.000 Kilometern aufnahm. Mithilfe des hochauflösenden CCD-Kamerasystems Long Range Reconnaissance Imager (LORRI) entstanden die Bilder etwa 15 Minuten vor der größten Annäherung der Sonde an den Zwergplaneten. Die auffälligen Strukturen in Sputnik Planum deuten auf langsame thermische Konvektionsprozesse unter der Oberfläche hin. Dieser Teil von Pluto verhält sich wie eine Lavalampe, sagte der Nasa-Geologe William McKinnon. Denn die Ebene ist mit Stickstoffeis bedeckt, das in Reservoirs in einigen Kilometern Tiefe aufgeheizt wird und in Blasen nach oben steigt. Hier kühlt es ab und sinkt wiederum in die Tiefe, und der Kreislauf beginnt erneut. Kultur;'Premiere der Shakespeare-Adaption von Thomas Adès an der Wiener Staatsoper: Das stilbunte Werk reüssiert mit tollen Sängern, hat aber Intensitätsdefizite. Dennoch ein großer Publikumserfolg. Wien - Alexander Pereira wird sich über die Wiener Werbung freuen: Auf der Bühne der hiesigen Staatsoper steht der Innenraum jenes Hauses, dem er vorsteht. Es ist die Mailänder Scala. Einen solchen Tempel der großen Gefühle hat sich der zaubernde Prospero auf seiner Fluchtinsel errichtet. Hier ist er, der aus Mailand Vertriebene, Impresario und Regieherrscher. Hier ist er aber auch eine gespaltene Persönlichkeit, deren frühere Identität (halbseitig) durch zerzauste Uniformreste andeutet wird. Die andere Hälfte zeigt den kleiderlosen Inselbewohner, der die lokalen Körperbemalungskünste schätzt. Regisseur Robert Lepage (die Produktion stammt aus der New Yorker Met) hat zu diesem Prospero indes nur Farbideen. Er lässt ihn als eine Art behäbigen Wotan-Vetter herumstehen, als Phantom seiner eigenen Oper, das mitansehen muss, wie Tochter Miranda (glänzend Stephanie Houtzeel) mit dem Sohn des Feindes, also Ferdinand (klangschön Pavel Kolgatin), turtelt, um dann zu nachhaltigen Absichten überzugehen. Adrian Eröd meistert die Partie souverän bis solide. Mehr als vergrübelte Melancholie samt einer Prise Rachewut, die in das verzeihenden Abstreifen der Zauberkräfte mündet, vermag jedoch auch er - in Verbindung mit wohlklingenden Linien - nicht zu vermitteln. Komponist Thomas Adès, der die Premiere auch dirigiert, hat nicht nur Prospero, vielmehr auch dem jungen Pärchen kantable Partien geschenkt, die selbst in der Spätromantik nicht als sonderlich modernistisch aufgefallen wären. Überhaupt bringt der Brite gerne tonale Wärme ein, um seine Version von Shakespeares Sturm zugänglich zu halten. Da ist allerdings durchaus so etwas wie postmoderner Gestaltungswille: Zu Beginn betören raffinierte Orchestergewitter (hier wirkt Lepage bilderstark); und es mutiert die kulinarische Harmoniewelt in dissonante Düsternis. Da ist großes Handwerk zugegen; wobei die lyrischen Passagen, oft von eisflächiger Orchesterpoesie umhüllt, intime Kraft entfalten. Das Problem: Zwischendurch wird es schwerfällig, und Lepage ist mit von der beschwerenden Partie. Er begnügt sich vielfach damit, Prosperos Mailänder Opernhaus zu sezieren und stolz in diversen Perspektiven zu zeigen. Dass der Souffleurkasten zum Fluchtweg wird, Projektionen bunte Naturbilder evozieren, dass im Zauberreich getanzt wird und sich Ariel in einen metallenen Vogel verwandelt - es ist nettes szenisches Schmuckwerk. Der solide Chor jedoch, der eine gestrandete Gesellschaft aus dem frühen 19. Jahrhundert mimt, vollführt in einem eher plakativen Ambiente (Bühne: Jasmine Catudal) eine uninspirierte Stehpartie. Genauer, lebendiger die Geschöpfe der anderen Sphären: Audrey Luna ist als Ariel der Clou der Produktion; sie verleiht der Figur mit stilisierter Gestik exzentrische Kontur und meistert die in höchsten Regionen angesiedelte Partie delikat. Zu ungewöhnlicher Bühnenpräsenz animiert Lepage auch Thomas Ebenstein als Hexensohn Caliban. Ansonsten wird mehrheitlich gut gesungen. Man hört David Daniels als Trinculo, Herbert Lippert als König (bisweilen etwas angestrengt), Jason Bridges als Antonio, Dan Paul Dumitrescu als Stefano, David Pershall als Sebastian und Sorin Coliban als Gonzalo gut. Es wurde ja alles zumeist sängerfreundlich begleitet. Großer Applaus für alle, auch für Adès, der das Staatsopernorchester zu atmosphärisch dichten Farbspielen animiert.' Wirtschaft;Unternehmen bestreitet Manipulations-Absicht. Wolfsburg/Ingolstadt – Der Autobauer Audi hat im Abgas-Skandal der Konzernmutter Volkswagen die Installation einer Software zugegeben, die in den USA als illegales Schummelprogramm gilt. Das Unternehmen teilte am Montagabend mit, den US-Behörden bei der Zulassung von 3,0-Liter-Diesel-Autos insgesamt drei Software-Programme nicht offengelegt zu haben. Eines davon werde nach geltender US-Gesetzgebung als Defeat Device betrachtet. Als Defeat Device bezeichnen die US-Umweltbehörden EPA und CARB verbotene Programme zur Manipulation von Abgas-Messwerten bei Emissionstests. Bisher hat der VW-Konzern nur eingeräumt, in den USA bei 2,0-Liter-Motoren gezielt getrickst zu haben, die Schummelvorwürfe gegen den größeren, von der Tochter Audi entwickelten Motor jedoch abgestritten. Obwohl nun auch beim 3,0-Liter-Diesel Gesetzesverstöße zugegeben wurden, bestreitet das Unternehmen weiter eine vorsätzliche Täuschung. Ein Audi-Sprecher sagte, es handle sich nicht um eine Manipulations-Software: Dann müsste das System auf dem Prüfstand anders agieren als auf der Straße – das ist aber nicht der Fall. Das Fahrzeug erkennt nicht, wenn es auf dem Prüfstand steht. Fest steht allerdings, dass der VW-Konzern den Einbau der strittigen Software den US-Behörden nicht vorschriftsgemäß gemeldet hat. Die US-Ermittler stützen sich bei ihrer Annahme, dass es sich bei dem strittigen Programm um Schummelsoftware handelt, auf Testergebnisse. Diese zeigten, dass der Abgasausstoß bei Emissionstests deutlich geringer ausfiel als im Normalbetrieb. Audi hat nach eigenen Angaben mit den Umweltbehörden weitere Schritte der Zusammenarbeit vereinbart und volle Kooperation versprochen. Der Verkaufsstopp für die betroffenen Modelle wurde bis auf weiteres verlängert. Audi werde das Programm nun überarbeiten, detailliert dokumentieren und in den USA erneut zur Genehmigung vorlegen. Die aktualisierte Software werde aufgespielt, sobald sie von den Behörden freigegeben wurde. Den Aufwand dafür schätzt das Unternehmen auf einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag. Ob die US-Regulierer diesem Verfahren zugestimmt haben, blieb zunächst unklar. Ein CARB-Sprecher erklärte auf Nachfrage lediglich, am Vorgehen der Behörden habe sich nichts geändert. Am Freitag hatten CARB und EPA betont, dass der VW-Konzern wegen der Regelverstöße mit Konsequenzen rechnen müsse. Zuvor war bekanntgeworden, dass die verdächtige Software nicht nur in Volkswagen-, Audi- und Porsche-Modellen der Baujahre 2014 bis 2016 installiert, sondern bereits seit 2009 verwendet wurde. Dadurch stieg die Zahl der betroffenen Fahrzeuge von 10.000 auf 85.000 an. Dazu kommen in den USA mehr als 480.000 Wagen mit 2,0-Liter-Diesel, bei denen VW im September Manipulationen zugegeben hatte. Wissenschaft;Internationale Archäologie-Experten beraten in München über die Zukunft einer der berühmtesten Ausgrabungsstätten Europas. München – Wissenschafter wollen dabei helfen, den Verfall von Pompeji zu stoppen und beraten über die Vorgehensweise in München. Forscher der Technischen Universität (TU) München und des Fraunhofer-Institutes für Bauphysik arbeiten unter anderem an Dächern für die labile Ausgrabungsstätte am Fuße des Vesuvs in der Nähe von Neapel sowie an Techniken zur Sicherung von Oberflächen an Gebäuden oder Grabstätten. Der erste Prototyp eines Schutzdaches sei entwickelt worden, sagte Albrecht Matthaei vom Fraunhofer-Institut am Freitag am Rande der internationalen Tagung Pompeji – Schutz und Bewahrung eines archäologischen Welterbes. Jahrelang galt die 79 nach Christus beim Ausbruch des Vesuvs verschüttete Stadt als Sorgenkind der Denkmalpflege. Der Verschleiß ist gewaltig, sagte der Restaurierungswissenschafter Erwin Emmerling. Heute gebe es dort aber eine Entwicklung zum Positiven. Überlegt wird allerdings auch, Teile der Ausgrabungsstätte wieder zuzuschütten. Für den Erhalt wäre das oft das Beste, wie Emmerling sagt. Das könne aber nur für kleinere Gebäude gelten. Es ist nicht daran gedacht, Pompeji, das man gerade ausgegraben hat, wieder zuzuschütten. Immer wieder wird nach Angaben der Experten auch diskutiert, ob weitergegraben werden soll oder nicht. Aus konservatorischer Sicht sollten neue Ausgrabungen zwar vermieden werden, aber: Ich muss die Leute immer wieder stoppen, sagte der Direktor des Internationalen Forschungszentrums für Denkmalpflege und Restaurierung von Kulturgütern in Rom, Stefano De Caro. Für die Archäologen sei es oft schwer, ihre Neugier im Zaum zu halten und nicht weiter zu graben, wenn sie ein neues, spannendes Gebäude entdecken. Ausgraben oder nicht ausgraben – das ist hier die Frage. Oft stünden dabei die Interessen der Bewahrer im Gegensatz zu den Interessen jener, die die Restaurierungsarbeiten zum Teil finanzieren. In Pompeji und dem ebenfalls verschütteten Herculaneum sind das nämlich zum Teil Privatleute – und die seien manchmal eher an spektakulären neuen Ausgrabungen interessiert als an der Bewahrung. Der Erhalt ist wertvoll, aber er hat keinen Nachrichtenwert, sagte der Leiter des Herculaneum Conservation Projects, Andrew-Wallace Hadrill. Wissenschaft;Israelische Forscher bestätigen nach Experimenten, dass 30 Prozent unserer "Geruchsgene" individuell sind. Rehovot/Wien – Wenn die Chemie zwischen zwei Personen stimmt, können sie einander riechen – oder eben gar nicht. Was umgangssprachlich einer Tatsache gleichkommt, ist wissenschaftlich seit langem hoch umstritten. Vor allem evolutionäre Psychologen versuchten in den vergangenen Jahren zu zeigen, dass unsere Körpergerüche potenziellen Partnern mehr oder weniger unterbewusste Hinweise auf die Kompatibilität der Immunsysteme geben würden und eine unterschätzte Rolle bei unserer Partnerwahl spielen würden. Tatsächlich hat man bei Tieren bereits recht gut abgesicherte Hinweise dafür gefunden. Beim Menschen tat man sich hingegen schwer, Evidenz für genetisch begründete wechselseitige Geruchssympathie zu finden. Individueller Geruchssinn Nun allerdings könnten israelische Forscher fündig geworden zu sein. Auf der Suche nach einem spezifischen olfaktorischen Fingerabdruck konzentrierten sie sich freilich nicht auf jene Personen aus, die Gerüche verströmen, sondern umgekehrt auf die Riechenden. Forscher um Noam Sobel vom israelischen Weizmann-Institut rekrutierten 89 Probanden, die im Schnitt 26 Jahre alt waren, und ließen sie 28 verschiedene Düfte bewerten – unter anderem von sehr maskulin bis sehr zitronig. Dabei zeigten sich individuelle Riechprofile, die daher rühren, dass etwa 30 Prozent jener DNA, die für Geruchsrezeptoren zuständig ist, sich individuell unterscheidet, wie Sobel und Kollgen im Fachblatt PNAS berichten. Und diese individuellen Riechprofile scheinen wiederum über die Immunkompatibilität die Partnerwahl zu beeinflussen. Darauf deuteten laut Sobel weitere Untersuchungen an 65 Paaren hin. Mit anderen Worten: Es scheint also nicht nur die Schönheit im Auge des Betrachters zu liegen, sondern auch die olfaktorische Attraktivität in der Nase des Riechenden – und das könnte wiederum dafür sorgen, dass sich vor allem Personen finden, deren Immunsysteme (für den gemeinsamen Nachwuchs) gut ergänzen. Dennoch darf aber getrost davon ausgehen, dass auch nach dieser kleinen Studie (mit insgesamt nur etwas mehr als 200 Probanden) die wissenschaftliche Frage nach der Bedeutung des Geruchs bei der menschlichen Partnerwahl umstritten bleiben wird. International;Kein Sprengstoff gefunden, Verdächtiger wurde festgenommen – Flugbetrieb lief durchgehend normal weiter – Nervosität bei Sicherheitskräften. Den Haag / Amsterdam – Eine vorübergehende Teilsperrung des Amsterdamer Flughafens Schiphol hat am Dienstagabend Erinnerungen an die Anschläge auf dem Brüsseler Flughafen vom März wachgerufen. Ein Mensch sei in einer verdächtigen Situation festgenommen worden, teilte eine Sprecherin der Flughafenbehörde mit. Laut einem Sprecher der niederländischen Militärpolizei untersuchten Sprengstoffexperten das Gepäck des Verdächtigen. Demnach wurde der Mann gegen 21.45 Uhr MESZ auf dem Platz vor dem Haupteingang zur Flughafenhalle festgenommen und war am Mittwoch weiter im Polizeigewahrsam, wie die niederländische Militärpolizei über Twitter mitteilte. Der Flughafen war am Dienstagabend teilweise geräumt und abgesperrt worden. Wie auf der Internetseite des Airports mitgeteilt wurde, lief der Luftverkehr aber normal weiter. Die Polizei untersuche einen Zwischenfall, hieß es dort. Gegen 1.30 Uhr war auf Fernsehbildern zu sehen, dass Teile der Sperren wieder abgebaut wurden. Wenige Minuten danach bestätigte der Flughafen via Twitter das Ende der Evakuierungen. All areas are accessible again. Tomorrow, flights will run as usual. Thank you all for your patience and understanding tonight. Neben Teilen des Flughafens habe man auch das angrenzende Sheraton-Hotel vorübergehend evakuiert. Die Tageszeitung Telegraaf berichtete online, es sei ein suspektes Paket gefunden worden. Auf Bildern in Sozialen Medien war zu sehen, wie ein Entschärfungsroboter eine rote Tasche untersuchte. Auch dabei wurde aber ersten Berichten zufolge kein Sprengstoff gefunden. Seit den Anschlägen auf den Brüsseler Flughafen Zaventem im März gilt in Schiphol die höchste Alarmstufe. Der Amsterdamer TV-Sender AT5 berichtete unter Berufung auf Wachpersonal von insgesamt drei Festnahmen. Eine offizielle Bestätigung dafür gab es aber nicht. Später hieß es in Medienberichten, die beiden weiteren Personen seien nur untersucht, nicht aber verhaftet worden. Ein vom Telegraaf zitierter Behördenvertreter sagte, die beiden Männer hätten nichts mit der Evakuierung des Flughafengebäudes zu tun. Ob sie sich überhaupt noch in Polizeigewahrsam befänden, könne er nicht sagen. Die Ermittlungen waren nur auf einen Teil des Gebäudes und des Vorplatzes beschränkt. Der Flughafen teilte auf Twitter nach Mitternacht mit, dass Züge weiterhin fahrplangemäß an den Stationen hielten. Trains to and from Schiphol are running. Railway platforms are accessible. Buses and taxis are departing from departure level. Für Busse und Taxis gab es eine Umleitung vom betroffenen Ankunftsterminal zu jenem für Abflüge. Diese wurde später wieder aufgehoben. Teile der Parkhäuser waren nach Berichten des Algemeen Dagblad hingegen auch nach Ende der Flughafen-Evakuierung nicht erreichbar. Niederländische Fernsehsender zeigten, wie schwer bewaffnete Polizisten zeitweise vor dem Flughafengebäude patrouillierten. Ein Hubschrauber kreiste über dem Airport. Auf Bildern waren auch Einsatzfahrzeuge hinter Absperrungen zu sehen. Nach einem Bericht des TV-Senders NOS untersuchten Einsatzkräfte zudem vier Personen, die sich in einem Auto mit belgischem Kennzeichen befunden hätten. Dieser Verdacht habe sich allerdings nicht erhärtet, die untersuchten Personen konnten ihre Reise fortsetzen. Schiphol ist einer der größten Flughäfen in Europa und ein wichtiges Drehkreuz für Umsteiger. Er zählt mehr als 50 Millionen Passagiere pro Jahr. Im März hatten islamistische Attentäter einen Anschlag auf den Flughafen und die U-Bahn in Brüssel verübt. In der Abfertigungshalle des Flughafens Brüssel-Zaventem hatten sich am 22. März zwei Attentäter in die Luft gesprengt. Später verübte ein Komplize in einer U-Bahn in Brüssel einen weiteren Selbstmordanschlag. Die Täter rissen insgesamt 32 Menschen mit in den Tod. Seit dem 3. April wurde der Flugverkehr in Zaventem schrittweise wieder aufgenommen. In den Niederlanden ist in den vergangenen Tagen die Nervosität wegen der Terrorgefahr gestiegen. Mehrere der späteren Attentäter von Brüssel waren über den Flughafen Schipol nach Einsätzen für die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien wieder nach Europa eingereist. Zudem waren nach den Anschlägen von Brüssel auch in der Stadt Rotterdam mehrere Verdächtige verhaftet worden. Neben dem Flughafen war am Dienstagabend auch der Bahnhof von Leiden wegen eines verdächtigen Paketes evakuiert worden. Die Stadt liegt etwa 25 Kilometer von Schiphol entfernt. Auch die Station wurde später wieder für den Verkehr freigegeben. Die dortige Festnahme eines Verdächtigen habe sich als falscher Alarm herausgestellt, sagte eine Sprecherin der Polizei in Den Haag. Eine weitere Festnahme am Flughafen selbst habe nichts mit dem Sicherheitsalarm zu tun gehabt. Wirtschaft;Die wichtigsten Industrieländer legen Maßnahmen vor, um die Steuertricks von Multis und Investoren aus der globalen Steuerwelt zu schaffen. Paris – Nein, der Double Irish ist kein doppelter Whiskey – er schenkt bedeutend stärker ein: Mit diesem Finanztrick nützt ein Unternehmen den tiefen irischen Steuersatz von 12,5 Prozent aus und schafft zudem über seine Holdingstruktur eine Niederlassung auf den Bermuda-Inseln, wo die Steuerlast fast null ist. Dank dieses Mechanismus zahle der US-Konzern Apple in Europa für seine hiesige Tätigkeit nur zwei Prozent Steuern, schätzen Insider. Aber nicht nur Internetkonzerne wie Google oder Amazon profitieren von der Grenzenlosigkeit der globalisierten Wirtschaft. McDonalds sparte in Europa zwischen 2009 und 2013 mehr als eine Milliarde Euro an Steuern. Auch Starbucks, Ikea, Deutsche Bank betreiben munter Steueroptimierung. Mit Steuermissbrauch soll jetzt aber Schluss sein. Die OECD, der Verbund der 34 Industrienationen, legte am Montag 15 Maßnahmen vor, mit denen Steuerschlupflöcher gestopft werden sollen. 60 Staaten, darunter die USA, unterstützen die Initiative BEPS (Base Erosion and Profit Shifting). Sie fußt auf einem einfachen Prinzip: Betriebsgewinne sind dort zu versteuern, wo sie erwirtschaftet werden. Zu diesem Zweck verlangt die OECD Transparenz der Geschäftsbücher. Internationale Konzerne mit mehr als 750 Millionen Dollar Umsatz müssen in Zukunft auch Umsätze, Angestelltenzahl und Gewinne all ihrer ausländischen Niederlassungen angeben. Diese Angaben werden nicht publik, sondern fallen unter das Steuergeheimnis, was Industriespionage nicht zusätzlich fördern soll. Das digitale Zeitalter, in dem geistiges Eigentum wie Patente und Lizenzen fast wichtiger sind als die physische Herstellung von Produkten, erleichtert Steueroptimierung vor allem für Internetfirmen. Die OECD schreibt nur vor, dass so genannte Patentboxen – analog zu Briefkästen – nur zulässig sind, wenn dort auch wirklich geforscht und entwickelt wird. Der federführende OECD-Steuerchef Pascal Saint-Amans machte am Montag in Paris klar, dass es nicht darum gehe, Steuerwettbewerb zu verbieten: Wenn Irland tiefere Steuern festlege als Italien, gehe das in Ordnung. Auch EU-Länder wie England versuchen, mit Steuervergünstigungen die Ansiedlung von Patentboxen zu erleichtern. Geht es nach der OECD, muss sich dahinter aber eine wirkliche Tätigkeit im Land verbergen. Viele der 15 Maßnahmen klingen ähnlich komplex wie die Steuertricks, die sie zu verhindern suchen. Im Visier sind etwa fiktive Verrechnungspreise zwischen Mutterhaus und Niederlassung oder auch die raffinierten hybrids, das heißt Konstruktionen aus Personen- und Kapitalfirmen. Die Übernahme dieser OECD-Vorgaben erfordert von allen Ländern eine Anpassung ihrer Steuergesetze. Schiedsgerichte sollen Streitfragen zwischen Ländern klären. Von mehreren Seiten wurde das OECD-Verfahren als bürokratisch kritisiert. Gemessen am riesigen Ausmaß der Steueroptimierung sei der zusätzliche Kontrollaufwand gering, entgegnet Saint-Amans, der hofft, dass die neuen Normen 2017 in Kraft treten. Die Finanzminister der G20 wollen sie am Donnerstag in Lima (Peru) verabschieden, die Staats- und Regierungschefs dann im November. Danach müssen sie die Staaten in ihr nationales Steuerrecht übertragen. Und das wird nicht so einfach sein. Bei der Bekämpfung der Steuerflucht hatte Saint-Amans zwar einen durchschlagenden Erfolg erzielt: Die Schweiz, Luxemburg und 50 andere Länder billigten 2014 den automatischen Informationsaustausch von Banken und Steuerbehörden. Die lückenlose Umsetzung des BEPS-Standards dürfte schwieriger sein. Der republikanisch dominierte US-Kongress könnte die Zustimmung der Obama-Administration aufheben. Mehrere Schwellenländer wie Indien lehnen die Schiedsgerichtsbarkeit ab. Und: Findige Steuerexperten arbeiten bereits daran, die 15 OECD-Maßnahmen mit neuen Tricks auszuhebeln. Wissenschaft;Als vor 2000 Jahren der Vesuv ausbrach, wurden auch antike Schriftrollen verschüttet. Nun zeigte sich: Sie wurden bereits mit metallischer Tinte beschrieben. Grenoble/Wien – Es war das buchstäbliche Inferno: Nachdem am 24. August des Jahres 79 unserer Zeitrechnung der Versuv zu Mittag ausgebrochen war, kollabierte in der Nacht die gigantische Eruptionssäule. Das herausgeschleuderte Material raste in Form von mehreren mehr als 100 km/h schnellen pyroklastischen Strömen durch Herculaneum. Zuletzt war das Material schon dick und zähflüssig, füllte alle Häuser aus und begrub die antike Stadt unter einer bis zu 20 Meter dicken vulkanischen Schicht. Erst Jahrhunderte später wurden die bestens konservierte Stadt und ihre Opfer wiederentdeckt. 1750 grub man die Villa dei Papiri aus und fand darin mehr als 600 völlig verkohlte Papyrusrollen. Man wusste zwar, dass diese die Werke griechischer Philosophen enthielten, doch eine Entzifferung der Rollen aus dieser einzigen erhaltenen Bibliothek der griechisch-römischen Antike schien mit oder ohne Zerstörung der Rollen völlig unmöglich. Vor etwas mehr als einem Jahr allerdings gelang Forschern um Emmanuel Brun von der European Synchrotron Radiation Facility in Grenoble das schier Unmögliche. In der französischen Großforschungsanlage können unter anderem extrem starke Röntgenstrahlen erzeugt werden. Und damit wurde es möglich, einzelne Buchstaben des griechischen Alphabets und sogar einige Wörter zu entziffern. Mit dieser Untersuchung, die im Jänner 2015 im Fachblatt Nature Communications veröffentlicht wurde, war ein erstes kleines Fenster in die Schriftgelehrsamkeit der Antike geöffnet. Seitdem hofft man auf weitere Einblicke in diese rund 2000 Jahre Rollen. Nun warten die Forscher um Emmanuel Brun im Fachmagazin PNAS mit einer weiteren überraschenden Entdeckung auf: Sie fanden heraus, dass die antiken Schreiber metallische, konkret: bleihaltige Tinte verwendeten, was bisher ausgeschlossen wurde. Zwar wusste man vom Einsatz solcher Tinte für Geheimbotschaften. Die ältesten bekannten Pergamente, auf denen mit sogenannter Eisengallustinte geschrieben worden war, stammen aber aus dem Jahr 420. Bisher stammte das meiste Wissen über die antike Schreibpraxis aus den Werken von Plinius dem Älteren, der beim Ausbruch des Vesuvs ums Leben kam. Der antike Gelehrte berichtete, dass man in der Antike nur Tuschen benützte, die aus dem Ruß von Holzöfen gemischt worden waren. Fast 2000 Jahre lang glaubte man, alles über die Herstellung jener Tusche zu wissen, mit der man in der Antike auf Papyrus schrieb, sagt Daniel Delattre, französischer Papyrologe und Koautor der Studie. Die Untersuchung am europäischen Synchrotron würde zeigen, dass man die bisherigen Erkenntnisse wohl ergänzen und korrigieren müsse. Der verblüffende Fund hat aber auch einen hohen praktischen Wert für die Entzifferung der verkohlten Papyrusrollen: Mit dem Wissen um Blei in der Tinte lassen sich die computertomografischen Untersuchungen optimieren. Und womöglich wird man auf diese Weise sogar noch unbekannte Werke der Antike entdecken. Panorama;27-Jähriger erschoss zwölf Menschen bei Batman-Premiere – Geschworene entschieden sich überraschend für lebenslängliche Haftstrafe und gegen Todesstrafe. Centennial/Aurora – Drei Jahre nach dem Amoklauf in einem Kino in der US-Stadt Aurora ist der Täter zu einer lebenslangen Haftstrafe ohne Chance auf Bewährung verurteilt worden. Richter Carlos Samour verkündete am Freitagabend (Ortszeit) in Centennial bei Denver die Entscheidung der Geschworenen, die sich nach mehr als sechsstündigen Beratungen nicht auf eine Strafe für James Holmes einigen konnten. Um die im US-Staat Colorado kaum noch angewendete Todesstrafe zu verhängen, wäre eine einstimmige Entscheidung der zwölf Geschworenen notwendig gewesen. Holmes hatte im Juli 2012 zwölf Menschen in dem Kino erschossen und 70 zum Teil schwer verletzt. Die Verteidigung hatte seine Einweisung in eine Psychiatrie gefordert. Der 27-Jährige nahm das Strafmaß ohne Regung zur Kenntnis. Nach Verlesung der Entscheidung stand er mit Händen in den Hosentaschen zwischen seinen Verteidigern und blickte zu Boden. Im Gerichtssaal war während der Verlesung des Strafmaßes mehrfach kurzes Schluchzen zu hören, auch Holmes Verteidiger trockneten sich mit Taschentüchern die Augen. Holmes war auch der Batman-Mörder genannt worden, weil er bei der Premiere von Batman – The Dark Knight Rises in die Menge geschossen hatte. Er war zunächst unbewaffnet in das Kino gekommen, dann während des Film herausgeschlichen und mit militärischer Ausrüstung wie Helm und Schutzkleidung zurückgekommen. Einige Zuschauer hielten ihn für einen Fan mit Kostüm. Dann schoss er erst mit einer Schrotflinte, dann einem Sturmgewehr und schließlich einer Pistole in die Menge. Das jüngste Opfer war eine Sechsjährige, ihre Mutter ist seit dem Attentat fast völlig gelähmt und hatte einige Tage nach dem Amoklauf eine Fehlgeburt erlitten. Die Staatsanwaltschaft hatte die Todesstrafe angestrebt und Holmes 165 Mal angeklagt: Für jeden der zwölf Toten ist Holmes des Mordes und des Totschlags angeklagt, für jeden der 70 Verletzten des versuchten Totschlags und versuchten Mordes – ergibt 164 Fälle. Der letzte und 165. Fall bezieht sich auf die Sprengsätze, mit der er seine Wohnung versehen hatte. Die Verteidigung argumentierte in dem Prozess, dass Holmes schizophren sei und nicht gewusst habe, was er tat. Auch psychiatrische Gutachter beider Seiten bestreiten nicht, dass Holmes psychisch krank ist. Doch glauben die Gutachter der Anklage, dass er während der Tat zurechnungsfähig war. Dieser Einschätzung folgten auch die Geschworenen. Vor drei Wochen war Holmes in allen Punkten schuldig gesprochen worden. Es folgte eine zweite Phase des Prozesses, in der mildernde Umstände geprüft wurden. Die Geschworenen hätten dann die Todesstrafe ausschließen können und Holmes hätte automatisch eine lebenslange Haftstrafe ohne Chance auf Bewährung bekommen. (APA/dpa, 8.8.2015) Wissenschaft;Autos, die sich wie Roboter auf der Straße bewegen, sind technisch kein Problem mehr. Die Fragen nach den Auswirkungen auf die Gesellschaft sind aber noch völlig offen. Wien/Boston – Wenn Experten auf Konferenzen von autonom fahrenden Autos sprechen und die große Revolution im Verkehrswesen ankündigen, dann kostet das Nicholas Negroponte ein mildes Lächeln. Alles schon längst passiert, sagt der mittlerweile legendäre Internetvordenker und Gründer des MIT Media Lab im November in Boston im Zuge der Tagung Disruptive Mobility. Und verweist auf Experimente mit selbstfahrenden Autos, die am MIT schon vor mehreren Jahren durchgeführt wurden, auf das Google Driveless Car, das in vier US-Bundesstaaten bereits auf öffentlichen Straßen fährt, und führt die Zuhörer in dieser Tour d Horizon sogar zu einem Fortbewegungsmittel, das in der Gegenwart längst selbstverständlich ist: Auch der Aufzug sei ein autonomes Fahrzeug, sagt Negroponte. Ein Vergleich, der hinkt. Aufzüge können sich nur in einer Richtung auf- und abwärts bewegen, wie man weiß. Autonome Autos sind da wesentlich flexibler. Aber genau das ist das Problem aus heutiger Sicht. Sie müssen den übrigen Verkehr wahrnehmen und darauf spontan reagieren, gerade so, als wären sie von Menschenhand gelenkt. Gefordert sind also kognitiven Fähigkeiten, auf die man vertrauen kann. Zu klären wären da auch noch ein paar andere Punkte: beispielsweise rechtliche Fragen. Wer zum Beispiel ist haftbar, wenn es zum Unfall kommt? Oder sozialwissenschaftliche, psychologische Fragen: Wie wird ein Autofahrer reagieren, wenn ihm ein fahrerloses Fahrzeug entgegenkommt? Es geht also vereinfacht gesagt um die Auswirkungen der Technologienutzung auf die Gesellschaft. Von Stadtplanern und Mobility-Experten kommt die eindringliche Warnung, dass eine teilweise Umstellung des Individualverkehrs auf selbstfahrende Autos auch zu einer weiteren Zersiedelung der Städte führen könnte. Denn dann könnte es heißen: Wir setzen uns in unser Auto und arbeiten während der einstündigen Fahrt zum Büro schon von unterwegs. Eine Art von mobilem Office, an die, als dieser Begriff aufkam, wohl niemand gedacht hatte. Negroponte nimmt wie gewöhnlich diese Sorgen zum Anlass, um provokante Äußerungen zu tätigen und sagt zum STANDARD: Die Menschen, die fürchten, dass die Vororte durch autonomes Fahren größer werden, denken nicht weit genug. Mit einem solchen Auto kann man am Land leben, wenn man älter ist. Jüngere und Menschen mittleren Alters, werden in die Stadt ziehen, weil ihnen in den Vororten langweilig ist. Wem wäre da nicht langweilig? Katja Schechtner, Research Fellow MIT Media Lab und Gastprofessorin der Angewandten in Wien, sieht das differenzierter spricht eher die Benutzbarkeit der Autos an: Autonome Fahrzeuge werden sich ihrer Meinung nach nur durchsetzen, wenn sie so gut sind, dass sie im Verkehrsfluss neben von Menschen gesteuerten Autos, Lkws, Fahrrädern und Fußgängern bestehen. Und wenn sie andererseits Chancen wahrnehmen, einen ganz neu gedachten, komfortablen Fahrgastraum, etwa mit Bett, Kaffeemaschine und Arbeitstisch – ein bisschen wie die 1. Klasse im Zug – anzubieten, sagt sie. Ein Nickerchen an der Straßenkreuzung? Derartige Fantasien dürften sich noch nicht so bald umsetzen lassen. Aber immerhin wird weltweit auf Teststrecken am autonomen Fahren getüftelt. Demnächst auch in Österreich: Die ersten selbstfahrenden Autos sollen heuer unterwegs sein, verkündete das Verkehrsministerium im vergangenen Jahr während der Technologiegespräche in Alpbach. Dabei soll es sich um neu gebaute und noch nicht für den Verkehr freigegebenen Straßen sowie um kurzzeitige Freigaben für autonomes Fahren auf bestimmten freien Straßenabschnitten handeln. Die Autozulieferindustrie – etwa Magna oder TTTech – hat offenbar deutlich gemacht, dass es solche Strecken braucht, um international mitzureden. Gemeinsam will man auch einen Beitrag für den Aufbau einer European platform for leadership in automated vehicles leisten. Dabei spielen Drohnen mit Sicherheit auch eine entscheidende Rolle: Sie sind schon heute im Einsatz, um Transporte zu erledigen, da sie aber nicht selten abstürzen – auch aufgrund zu geringer Energie in der Batterie – stehen Hersteller und Anwender vor einem Problem. Lösungen können überraschend einfach sein: Kurz vor der Disruptive Mobility-Tagung veranstaltete das Media Lab einen Wettbewerb, wo Ideen für eben diesen Bereich gefragt waren. Diesen Hackathon Autonomous Delivery gewannen fünf Studenten und Studentinnen vom MIT und von der Harvard University, die vorgeschlagen hatten, Delivery-Drohnen auf dem Dach von öffentlichen Bussen huckepack fahren zu lassen. Diese Flugkörper sollten auch durch einen einfachen Trick die Reichweite verbessern können. Auf Dächern mit Solaranlagen müsste man bloß Aufladestationen errichten, wo sie zwischenlanden könnten. Uns hat diese Idee am Besten gefallen, da sie ein reales Problem durch die Kombination mit dem bestehenden Verkehrssystem clever löst, sagt dazu Jurymitglied Katja Schechtner. Sie hofft, in Zukunft auf mehr Verschränkungen wie diese, um Mobilitätsprobleme lösen zu können. Stellt sich nur noch die Frage, wie autonom der Mensch in einem mit Robotern ausgestatteten Verkehrskonzept der Zukunft sein kann? Zur Erläuterung dieser Frage, wird unter Forschern nicht selten auf ein tragisches Ereignis im Jahr 2009 verwiesen. In der Nacht vom 31. Mai auf den 1. Juni stürzte eine vollbesetzte Air-France-Maschine auf de Weg von Rio de Janeiro nach Paris ab. Der Autopilot fiel aus und die Piloten machten einen folgenschweren Fehler. Sie zogen die Maschine hoch. Alle 228 Insassen hatten dabei ihr Leben verloren. Eine Episode, die zeigt, wie abhängig man schon heute vom automatisierten Verkehr sein kann. Etat;'Lauda schüttet ein Füllhorn finanztechnischer Weisheiten über die Leser aus. Ausgerechnet in der heißen Schlussphase des Wiener Wahlkampfs musste der bekannte Ökonom und Schriftsteller Niki Lauda die Performance des fast designierten Bürgermeisters H.-C. Strache empfindlich stören. Am deutlichsten machte das Österreich sichtbar. Das Blatt eröffnete Donnerstag mit der Schlagzeile: Reich werden mit Niki Lauda. Neues Buch, hieß es weiter: Die Formel-1-Legende gibt Tipps, wie Sie zu Geld kommen und mehr daraus machen. Der angehende Oktober-Revolutionär musste sich hingegen mit dem Foto einer Frau im Badedress zufriedengeben, dessen Publikation mit dem Hinweis entschuldigt wurde: Strache-Muse versext Hollywood. Opernball-Date startet durch. All das hätte noch ein wenig unglaubwürdiger daherkommen können, etwa so: Reich werden mit H.-C. Strache, verschärft um die Behauptung, er hätte ein Buch geschrieben. Aber auch der Österreich-Version lässt sich für Strache wenig Gutes abgewinnen. Im Februar war sie Straches Begleitung am Opernball, doch das Model kann mehr. Dabei muss es schon eine außerordentliche Überwindung erfordern, Strache zum Opernball zu begleiten. Der Ruhm, den man dabei ernten kann, ist nicht ganz so groß wie das Blatt – Aufreger - behauptet. Seit dem Wiener Opernball kennt hierzulande fast jeder den Namen Kerstin Lechner (32). Das fesche Model erfüllte die in es gesetzte Erwartung und schürte mit seinem Auftritt mit Heinz Christian Strache (46) Gerüchte über eine neue Liebe. Zum Glück ist der Opernball schon lange her, denn darüber kann Lechner heute nur lachen. Heinz ist ein alter Freund meines Vaters. Er ist wie ein Onkel für mich, so das Model aus der Wachau. Protektion hat die fesche Niederösterreicherin ohnehin nicht nötig, dabei hätte ihr Onkel demnächst vielleicht wieder freie Zeit, um ihr in Hollywood beim Durchstart zum Versexen zu helfen. Davon versteht er ja eine Menge. Während die Muse über ihren Onkel heute nur lachen kann, ihr Onkel also musenmäßig wenig profitiert, schrieb Niki Lauda auf dem Boulevard Wirtschaftsgeschichte. Die Krone gönnte ihrem Liebling ein Coverfoto mit der Co-Autorin Conny Bischofberger, ebenfalls eine Koryphäe der Finanzwelt aus der Redaktion, unter dem Titel: Reich werden wie ein Weltmeister. In seinem neuen Buch, das Niki Lauda im Wiener Hotel Imperial vorstellte, spricht der Unternehmer und Selfmade-Millionär ( Ich hab ja nichts zu verschenken) erstmals über das große Tabuthema Geld. Erstmals? Das ist wenig glaubwürdig, wusste doch Österreich, Niki Lauda gilt als Geizhals und Sparmeister, was dieser im Kurier - Ich bin nicht geizig und gierig – dementierte. Und es wäre auch schade, denn in allen drei Blättern schüttet Lauda ein Füllhorn finanztechnischer Weisheiten über die Leser aus, das ihn für den nächsten Wirtschaftsnobelpreis dringend empfiehlt. Ein Beispiel aus dem Kurier: Geld verbessert den Lebensstandard. Man zieht von einer Zwei- in eine Fünf-Zimmer-Wohnung. Geht man mit Geld aber nicht vorsichtig um, sitzt man bald in einer Ein-Zimmer-Wohnung oder im Häfen. Hilfreich auch, was er, unter anderem, den Lesern von Österreich empfiehlt: Sei sparsam. Wer reich werden will, dessen Bedürfnis, Geld zu behalten, muss größer sein als sein Bedürfnis, Geld auszugeben. Schade, dass man manches erst so spät erfährt. Verfeinerung erfährt diese Theorie dann so: Man sollte nur das Geld ausgeben, das man von den Einnahmen abziehen kann und dabei immer auf das Worst-Case-Szenario achten. Viele Leute kaufen sich zu teure Autos, zu teure Wohnungen und sehen sich plötzlich nicht mehr raus. Aber damit ist nach der Lektüre von Laudas Durchleuchtung der Mysterien des Kapitals nun Schluss. 21,90 Euro sind nicht zu viel bezahlt für ein unfehlbares Rezept zum Reichwerden: Seinen eigenen Weg gehen, auch gegen Widerstände. Das Geld folgt dann schon. Aber es folgt denen, die vorausgehen, nicht den Herumirrenden, die nicht wissen, was sie wollen. Für die fasste Heute auf Seite 1 die Weisheiten zusammen. Lauda; Jetzt verrät er sein Geld-Geheimnis. Er hat immer 300 € bei sich, hasst Bankomaten und Münzen. In derselben Ausgabe verriet auch Strache sein Geheimnis. Was meint Ihre Wahrsagerin? wollte Heute zum Wahlausgang wissen. Er habe keine, meinte Strache, ich habe eine Bekannte, die Numerologin ist und sagt: Sonntag wird ein schöner Tag. Hoffentlich tat sie es gratis.' Etat;Präsentieren ab 29. März alternierend neues Format "Guten Morgen Österreich". Wien – Der ORF bestätigt das Engagement von Eva Pölzl und Lukas Schweighofer als Hauptmoderatoren des neuen Frühstücksfernsehens Guten Morgen Österreich – der STANDARD berichtete bereits darüber. Das neue Format wird ab 29. März alternierend von Pölzl (40) und Schweighofer (29) präsentiert, teilte der öffentlich-rechtliche Sender am Dienstag mit. Die beiden werden, jeweils gemeinsam mit einer Moderatorin bzw. einem Moderator der ORF-Landesstudios, von Montag bis Freitag durch die neue Sendung führen, so der ORF. Das frühe Aufstehen sei für Pölzl kein Problem: Ich war noch nie ein Morgenmuffel und werde den frühen Morgenstunden mit regionaler Herzlichkeit begegnen. Sehr aufregend finde ich die Tatsache, dass ich, die ich seit 20 Jahren TV-Sendungen moderiere, mit diesem Projekt dennoch Neuland betreten darf, so die gebürtige Oberösterreicherin, die zuletzt den Österreich-Blick des regionalen Privatsenderverbunds R9 moderiert hatte. Riesengroße Freude und das gewisse Kribbeln vor der Aufgabe verspürt auch Lukas Schweighofer, der verschiedene Sendungen im ORF-Landesstudio Salzburg moderiert. Aber eigentlich kann ja nichts schiefgehen, denn wir beide, die in Wien lebende Oberösterreicherin Eva Pölzl und ich, der in Salzburg verortete Steirer, werden mit Guten Morgen Österreich in halb Österreich ein Heimspiel haben, erklärte Schweighofer in der ORF-Aussendung. Wissenschaft;Ein mexikanischer Forscher glaubt, eine rätselhafte Hieroglyphe übersetzen zu können. Ein Experte aus Deutschland widerspricht. Mexiko-Stadt – Mehr als 60 Jahre nach der Entdeckung des Königsgrabs in der südmexikanischen Ruinenstadt Palenque glaubt ein Forscher eigenen Angaben zufolge den Namen der Grabstätte entziffert zu haben. Durch Vergleichsstudien sei es ihm gelungen, die Hieroglyphe Yej mit spitz zu übersetzen, sagte der Maya-Experte Guillermo Bernal Romero von der Universität von Mexiko (UNAM). Diese Schrift der klassischen Mayasprache besteht aus etwa 1.500 Hieroglyphen, von denen rund 20 Prozent noch nicht entziffert wurden. Die Welt der Schrift ist wunderbar. Der Mensch will Geheimnisse lüften und die Schriftkunde der Maya ist eine dieser romantischen Disziplinen, in der man dieser Sehnsucht folgen kann, sagte Bernal. Die Inschrift an dem Tempel im Süden Mexikos bedeute demnach: Haus der neun spitzen Lanzen ist der Name des Grabs von Kinich Janaahb Pakal, heiliger Herrscher von Palenque. Laut Bernal ähnelt das entzifferte Schriftzeichen dem Backenzahn eines Jaguars, eines heiligen Tiers der Maya. Die Dechiffrierung helfe auch bei der Übersetzung weiterer bislang unklarer Texte in den archäologischen Stätten in Tonina, Piedras Negras, Dos Pilas, Yaxchilan und Dzibanche, sagte Bernal. Der Bonner Altamerikanist Nikolai Grube zog die Interpretation seines mexikanischen Kollegen allerdings in Zweifel. Meines Erachtens ist die Lesung falsch, meinte er. Wir haben gute Argumente dafür, dass die Entzifferung (...) nicht richtig ist. Sie basiert auf einer falschen sprachlichen Analyse. Grube gilt als einer der führenden Maya-Experten und leitet ein Projekt zum Aufbau einer Textdatenbank und eines Wörterbuchs des Klassischen Maya. (APA, red, 17.6. 2015) Sport;Wienerin schwimmt über Südkorea nach Rio – Dritte Teilnahme beim Olympischen Spielen fixiert. Die Wienerin Birgit Koschischek hat sich am Donnerstag bei der Sommer-Universiade in Gwangju in Südkorea für die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro qualifiziert. Die 28-Jährige unterbot über 50 m Kraul in 25,20 Sekunden mit der viertbesten Semifinalmarke ihren am 13. Juni in Monte Carlo fixierten OSV-Rekord um 11/100, die Rio-Norm um 8/100. Das Finale ist für Freitag (12.00 Uhr MESZ) angesetzt. Für Koschischek geht es um die erste österreichische Medaille bei den 28. Studenten-Weltspielen in Südkorea. Wichtiger für sie ist aber die Fixierung ihrer dritten Olympia-Teilnahme nach 2008 und 2012 – vorbehaltlich der Nominierung durch das Österreichische Olympische Komitee (ÖOC). Seit April trainiert die OSV-Athletin wieder mit Coach Walter Bär, nachdem sie 2013 nach Graz zum deutschen Star-Trainer Dirk Lange gewechselt war. Birgit hat speziell auf den 100ern noch etwas Müdigkeit in den Armen, erklärte Bär der APA – Austria Presse Agentur in Bezug auf die Trainingsbelastungen. Wir hoffen daher schon, dass sie diese Zeit noch toppen kann. Nach dem Universiade-Finale – im Vorlauf war sie auf 25,38 gekommen – bietet sich dafür vor allem in der ersten August-Woche bei den Weltmeisterschaften in Kasan Gelegenheit. Neben Koschischek haben aus der OSV-Riege auch schon Lisa Zaiser, David Brandl und Felix Auböck zumindest einmal eine Olympic Qualifying Time (OQT) unterboten, was aus Sicht des Weltverbandes (FINA) ein Fixticket für die Sommerspiele in der brasilianischen Metropole garantiert. Wissenschaft;Für seine kruden Thesen erhält der deutsche Biologe Stefan Lanka, der die Existenz von Infektionskrankheiten abstreitet, das Goldene Brett vorm Kopf 2015. Wien – Was haben der amerikanische Wundermittelhändler Jim Humble, die den Klimawandel leugnende FPÖ-Umweltsprecherin Susanne Winter und der deutsche Biologe Stefan Lanka gemeinsam? Die Antwort ist nicht allzu schwierig: Sie alle taten sich öffentlich mit kruden bis gefährlichen unwissenschaftlichen Behauptungen hervor – und qualifizierten sich so für das Rennen um das Goldene Brett vorm Kopf 2015. Mit ihrem Schmähpreis ehrt die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) alljährlich den größten antiwissenschaftlichen Unfug des Jahres. Am Mittwochabend gab die Jury in Wien ihre jüngste Entscheidung bekannt: Stefan Lanka (52), ein Biologe, der die Existenz von Infektionskrankheiten wie Aids, Ebola oder Masern leugne, habe den Preis (un)redlichst verdient. Lanka, Autor von Büchern wie Der Masern-Betrug oder Impfen und Aids: Der Neue Holocaust tritt als prominenter Impfgegner auf und behauptet etwa, Aids sei eine Erfindung der Pharmaindustrie, um neue Märkte zu erschließen. Er bestreitet ganz generell, dass Viren Krankheiten auslösen können, und unterstellt, Ärzte würden Patienten durch Impfungen aus Profitgier krankmachen. Mit seinen pseudowissenschaftlichen Positionen steht er der antisemitischen, verschwörungsideologisch geprägten Germanischen Neuen Medizin nahe, die unter anderem die medizinische Behandlung von Krebs ablehnt. Einer breiteren Öffentlichkeit wurde Lanka bekannt, als er im Jahr 2011 100.000 Euro für den Beleg der Existenz des Masernvirus auslobte oder besser gesagt: als er dann für den erbrachten Nachweis nicht zahlen wollte. Im März dieses Jahres wurde er schließlich gerichtlich zur Zahlung verurteilt – und kündigte Berufung an. Er sei ein Aushängeschild der Impfgegner-Bewegung, die durch Ablehnung von Vakzinationen maßgeblich zur Verbreitung von Krankheiten beitrage, begründete die GWUP ihre Entscheidung. In der Kategorie Goldenes Brett fürs Lebenswerk bedachte die GWUP heuer den deutschen Arzt und selbsternannten Wunderheiler Matthias Rath. Er vermarktet die sogenannte Zellularmedizin, die Krankheiten wie AIDS oder Krebs ausschließlich durch die Gabe hoher Dosen von Vitaminen und Mineralstoffen heilen soll. Eine Wirksamkeit dieser Behandlung konnte in wissenschaftlichen Studien nicht nachgewiesen werden. Stattdessen rückte der traurige Fall eines neunjährigen, an Knochenkrebs erkrankten Buben den Arzt und seine Therapie 2004 ins Licht der Öffentlichkeit: Die Eltern des Kindes brachen seine Chemotherapie ab und ließen ihn stattdessen zellularmedizinisch behandeln. Rath erklärte den Buben für geheilt, ehe er bald darauf an einem Herz-Kreislauf-Versagen infolge seiner Krebserkrankung starb. In Südafrika landete Rath mit seiner Stiftung vor Gericht, nachdem er Aids-Patienten von einer antiretroviralen Therapie abgeraten und ihnen falsche Hoffnungen gemacht hatte, sie mit Vitaminpräparaten heilen zu können. Web;Virtual-Reality-Headset für PS4 ab 399 Euro erhältlich – 50 Games noch für 2016 versprochen. Sony hat im Rahmen der Game Developers Conference in San Francisco die finale Version des Virtual-Reality-Systems für Playstation 4 enthüllt. Playstation VR wird im Oktober auf den Markt kommen und ab 399 Euro (auch in Österreich, Deutschland und der Schweiz) erhältlich sein. Eine deutliche Kampfansage an Hersteller konkurrierender PC-Systeme wie Oculus Rift und HTC Vive, die in den Monaten davor für 699 Euro und 899 Euro im Handel erscheinen. Um sicherzustellen, dass wir den Verbrauchern weltweit eine ausreichende Menge an Geräten sowie eine breite Auswahl an Software-Titeln bieten können, haben wir uns für eine Markteinführung im Oktober 2016 entschieden, sagt Playstation-Chef Andrew House in einer Aussendung. Rift und Vive werden bereits im Frühling erscheinen. Sony erhofft sich, damit gleich zum Start ein breiteres Publikum ansprechen zu können und scheint das Headset dafür laut Medienberichten mit einer sehr geringen Marge zu verkaufen. Für die Nutzung von Playstation VR (PSVR) wird eine PS4, eine mitgelieferte Set-top-Box und eine separat erhältliche Playstation-Kamera vorausgesetzt. Unterstützt werden je nach Spiel sowohl der Dualshock-4-Controller als auch separat verkaufte beziehungsweise bestehende Playstation-Move-Controller. Bundles mit allen Komponenten dürfte es zum Start ebenfalls geben. In Summe will Sony jedenfalls einen klar günstigeren Einstieg in VR bieten. Für Vive und Rift werden zur Nutzung leistungsfähige PCs im Wert von rund 1.000 Euro vorausgesetzt. Dass PSVR günstiger als die Konkurrenz ist, liegt wohl auch an den etwas niedrigeren Spezifikationen: Das Headset integriert ein 5,7 Zoll großes Oled-Display mit einer Auflösung von 1.920 x 1.080 Pixel (960 x 1.080 Pixel pro Auge) und 100 Grad Sichtfeld. Bei Vive und Rift sind es 1.080 x 1.200 Pixel pro Auge und 110 Grad. Ein Vorzug von PSVR ist die hohe Bildwiederholungsfrequenz von maximal 120 Hz. 90 Hz wie bei Vive und Rift werden ebenfalls unterstützt. Über die 9 integrierten LED-Leuchten der Brille und die Kamera soll PSVR eine komplette 360-Grad-Erfassung des Kopfes ermöglichen, damit sich Spieler in der VR-Welt in alle Richtungen umsehen können. Das finale Design wiegt 610 Gram und soll so austariert sein, dass sich die Last auf den gesamten Kopf verteilt. Die Brille selbst liegt nicht am Gesicht an, sondern hängt vor den Augen. Die mitgelieferte Set-top-Box sieht aus wie eine kleine PS4 und integriert einen Prozessor zur Berechnung des 3D-Sounds und einen HDMI-Signalsplitter. Damit kann das Bild ohne Recheneinbußen gleichzeitig am Fernseher ausgegeben werden, um anderen das Zuschauen bei VR-Games oder auch lokale Multiplayer-Games zu ermöglichen. Der Sound wird über mitgelieferte oder beliebige Kopfhörer ausgegeben, die per Klinkestecker am Headset angeschlossen werden. Verbunden wird das Headset über ein Kabel mit der Set-top-Box. HDMI- und USB-Kabel sind im Lieferumfang ebenfalls enthalten. Laut Playstation-Chef Andrew House arbeiten derzeit mehr als 230 Entwickler an Inhalten für Playstation VR, von kleineren unabhängigen Entwicklern bis hin zu den größeren Studios der großen Herausgeber. Bis Ende 2016 sollen rund 50 dedizierte VR-Spiele für PSVR erhältlich sein. Einer der Headliner sei eine exklusive PSVR-Version von Star Wars Battlefront, die von Schöpfer DICE entwickelt wird. Details dazu will man erst in den kommenden Monaten verraten. Auf der GDC wurden zumindest kurz einige kleinere Projekte gezeigt. Dazu gehört eine Spielesammlung namens Playstation VR Worlds, die unterschiedliche Erlebnisse wie eine Weltraumschatzsuche, Tauchgänge oder den Shooter London Heist umfasst. Zu den weiteren Starttiteln gehören unter anderem Eagle Flight (Ubisoft), EVE: Valkyrie (CCP Games), Headmaster (Frame Interactive), Rez Infinite (Enhance Games), Wayward Sky (Uber Entertainment) sowie RIGS: Mechanized Combat League, Tumble VR und Until Dawn: Rush of Blood. PSVR beigelegt sein wird zudem eine Demo-Disc mit Probeversionen diverser Launch-Titel. Zudem kann man sich kostenlos die VR-App Playroom VR herunterladen. Über einen Kino-Modus wird man zudem sämtliche PS4-Games mit dem Headset spielen können, wobei man die Spiele dann wie auf einer Leinwand betrachtet und nicht blickfeldumfassend. Darüber hinaus können Nutzer auf PSVR über den PS4 Media Player 360-Grad-Fotos und -Videos ansehen, die zum Beispiel mit einer Rundumkamera aufgenommen wurden. Weitere Informationen und Spiele dürfte Sony dann im April auf der Playstation-Experience-Messe in München bekanntgeben. Kultur;45-Sekunden-Beiträge sollen keine Listen von Namen mehr enthalten. Hollywood – Die Dankesreden bei der Oscar-Verleihung sollen entschlackt werden. Wie die Organisatoren der Academy Awards am Montag mitteilten, wurde für die Vergabe der Filmpreise am 28. Februar ein neues Reglement erlassen. Demnach sollen sich die Empfänger der Preise in ihren 45-Sekunden-Dankesreden auf ihre Hauptbotschaft konzentrieren – nicht aber auf die Dankesworte für Mama, Papa und sonstige Lieblinge. Die neuen Regeln wurden beim traditionellen Vortreffen der Oscar-Nominierten erläutert, das am Montag in Beverly Hills stattfand. Die Oscar-Kandidaten können demnach an die Organisatoren der Preisverleihung eine Liste mit den Namen aller Menschen übergeben, denen sie sich zu Dank verpflichtet fühlen. Die Namen werden dann schriftlich eingeblendet. Wissenschaft;Astronomen spekulieren über einen Ozean, der beim Gefrieren die Kruste des Mondes aufbrach. Washington – Es sieht aus, als ob Charons komplette Kruste aufgebrochen wäre, kommentierte John Spencer vom Southwest Reserch Institute in Boulder neue Bilder des großen Plutomonds. Nasa-Forscher diskutieren, ob womöglich ein unterirdischer Ozean auf Charon vor langer Zeit gefroren ist und durch die damit einhergehende Volumenänderung die Oberfläche des Mondes gesprengt hat. Die bisher detailreichsten Aufnahmen, die von der Raumsonde New Horizons geliefert wurden, weisen auf eine sehr bewegte Vergangenheit des eisigen Trabanten hin. Auf der Mondoberfläche findet sich unter anderem ein bis zu neun Kilometer tiefes Canyonsystem. Dieses Canyon-System zieht sich auf 1.600 Kilometern Länge quer über Charon und reicht vermutlich bis auf die Rückseite des Mondes. Es ist mindestens viermal so lang und an manchen Stellen doppelt so tief ist wie der Grand Canyon auf der Erde. Zudem dokumentierte die Sonde überraschende Farbvariationen auf der Oberfläche des Mondes – auch wenn sie nicht so stark ausgeprägt sind wie bei Pluto selbst. Wir hielten es für unwahrscheinlich, solche interessanten Merkmale auf diesem Trabanten einer Welt am fernen Rand unseres Sonnensystems zu sehen, betonte Projektmitglied Ross Beyer. Weitere Aufschlüsse über die geologische Aktivität des Mondes erhoffen sich die Astronomen von noch detailreicheren Aufnahmen, die die Sonde im Laufe des kommenden Jahres übertragen wird. Derzeit ist sie fünf Milliarden Kilometer von der Erde entfernt. (APA, red, 2.10.2015) International;'Innenminister Fazli bezeichnet die vor allem von Israel und den USA kritisierten Tests als international rechtmäßig. Wien – Die aktuellen iranischen Raketentests seien nichts anderes als eine Überprüfung und Stärkung der eigenen Verteidigungsfähigkeit; sie stünden nicht in Widerspruch mit dem im Vorjahr in Wien getroffenen Atomdeal – das sagte der iranische Innenminister Abdolreza Rahmani Fazli am Dienstag in Wien zu Journalisten: Jeden Tag werden wir mit Drohungen konfrontiert. Bei allem Respekt: Der Iran behält sich das Recht vor, auf solche Bedrohungen zu antworten. Iranische Agenturmeldungen, denen zufolge zwei dieser Raketen die Aufschrift Israel muss ausgelöscht werden trugen, kommentierte Fazli: Das war Teil unserer Antwort. Eine Befassung des Uno-Sicherheitsrates mit den jüngsten Raketentests sei nicht zweckmäßig: Man agiere im Rahmen internationaler Regeln. In Bezug auf den Krieg in Syrien wiederholte Fazli die Position Teherans: Unser Standpunkt ist ziemlich klar. Die Probleme in Syrien müssen von Syrien selbst gelöst werden. Äußeren Einfluss dürfe es nur in Form von Beobachtern geben. Um Frieden erreichen zu können, müssen externe Kräfte so weit wie möglich minimiert werden. Vor allem Terroristen dürften nicht unterstützt werden, weder finanziell noch durch Ausrüstung, Ausbildung oder sonstige Maßnahmen – und, ohne die Türkei beim Namen zu nennen: Auch nicht dadurch, dass man ihnen ermöglicht, über die eigene Grenze nach Syrien zu gelangen. Die Parlamentswahlen im Februar wertete der iranische Innenminister als Stärkung der Säulen der Demokratie. Die Kräfteverhältnisse zwischen konservativen, moderaten und reformorientierten Interessen bezeichnete er als ausgewogen. In der Folge des Atomdeals und des Prozesses zur Aufhebung der teils jahrzehntelangen Sanktionen sei der Iran dabei, gute internationale Wirtschaftskontakte zu knüpfen – bevorzugt mit Partnern, die das Land schon früher unterstützt hätten. Zu Wien habe Teheran immer gute Beziehungen gepflegt. Österreich ist eine Priorität für uns, so Fazli.' Wissenschaft;Gesünder atmen im Sommer. Mehr Ruhe vor dem Sturm. Wir kennen oft die Gefahren nicht, aber wir wollen vorgewarnt werden.. Inland;ÖVP-Obmann: Wien wäre von Lösung für Vorarlberg nicht betroffen. Wien – ÖVP-Obmann und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner hat die Kritik seines Wiener Parteichefs Gernot Blümel in Sachen Gesamtschule zurückgewiesen. Ihm gehe es darum, Vorarlberg die Umsetzung der dort gewünschten Modellregion zu ermöglichen. Wien betreffe diese Debatte dagegen überhaupt nicht. Es gebe in dieser Frage auch keinen Beschluss des Bundesparteivorstands – auf einen solchen hatte Blümel hingewiesen –, lediglich eine Koalitionseinigung auf die 15-Prozent-Regelung für Modellversuche. Da Vorarlberg damit aber nicht Modellregion werden könne, hatte der Wissenschaftsminister als zweiten Parameter eine absolute Schülerhöchstzahl ins Spiel gebracht. Mit Wien habe das aber nichts zu tun. Tirols Landeshauptmann und Bildungsreform-Verhandler Günther Platter (ÖVP) hat indes die Einhaltung der beschlossenen Pakete eingemahnt. Denn dann habe man die Chance, die Reform umzusetzen, sagte Platter am Dienstag bei der Pressekonferenz nach der Regierungssitzung in Innsbruck. Wir haben ein Verhandlungsergebnis. Er halte sich jedenfalls an das, was man vereinbart habe, so Platter. Angesprochen auf Mitterlehners Ankündigung, sich für eine Obergrenze von 5.000 Schülern als Zusatz zur 15-Prozent-Grenze starkzumachen, meinte er: Wenn ein Zusatz von der Koalition gewünscht sei, soll mir das recht sein. Wissenschaft;Auch an der niederländischen Küste sind einige Tiere angeschwemmt worden und verendet. Amsterdam – An der Küste der niederländischen Wattenmeer-Insel Texel sind fünf Pottwale angeschwemmt worden und nach Angaben der Behörden alle inzwischen verendet. Experten sollten nun die Todesursache untersuchen, teilte ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums in Den Haag mit. Eine Rettungsaktion musste in der Nacht wegen schlechten Wetters gestoppt werden. Die fünf Wale waren am Dienstag noch lebend in der Brandung an der Südspitze der Insel entdeckt worden. Warum sie bis ins Wattenmeer gelangt waren, ist noch unklar. Nach Angaben von Meeresbiologen hatten die Pottwale, die ihre Nahrung normalerweise in großen Tiefen finden, in dem seichten Wasser kaum eine Überlebenschance. In den kommenden Tagen sollten die Kadaver geborgen werden. Auch auf Wangerooge im niedersächsischen Wattenmeer und vor der deutschen Hochsee-Insel Helgoland sind in den vergangenen Tagen tote Pottwale gefunden worden. Wissenschaft;Polnische Angler stießen auf Münzen, die aus dem Samarkand des 9. oder 10. Jahrhunderts stammen dürften. Warschau – Polnische Angler haben am Ufer eines Sees nach Würmern als Fischköder gesucht und dabei einen Münzschatz gefunden. Wie der Nachrichtensender TVN 24 am Donnerstag berichtete, stießen die Männer am Seeufer in Szczecinek auf Gold- und Silbermünzen, die vermutlich im 9. oder 10. Jahrhundert in Samarkand geprägt wurden (Fotos finden Sie hier). Experten sollen die Münzen noch genauer untersuchen. Sie sind in einem fantastischen Zustand, sagte der Direktor des Regionalmuseums der westpommerschen Stadt, Ireneusz Markanicz, über den Fund. An die pommersche Ostseeküste gelangten die Münzen vermutlich dank der Waräger: Kaufleuten aus dem südlichen Schweden, die vom 8. bis 12. Jahrhundert ein weites Handelsnetz betrieben, das große Teile Osteuropa umfasste und auch Kontakte nach Vorder- und Mittelasien pflegte. (APA/red, 29. 7. 2015) Wissenschaft;Induzierte pluripotente Stammzellen entwickelten sich zu Blutgefäß-Zellen und formten funktionelles Gewebe. Wien/Cambridge – Forschern ist auf dem Weg zu biologischen Kunst-Organen ist ein entscheidender Schritt gelungen: Wissenschafter in den USA haben Stammzellen dazu gebracht, sich zu Blutgefäß-Zellen zu entwickeln und zu funktionellem Gewebe zu formen – konkret zu Blutgefäßen einer Lunge, wie der aus Österreich stammende Chirurg Harald Ott von der Harvard Medical School im Fachjournal Nature Biotechnology berichtet. Ott hat in den vergangenen Jahren mit seiner Arbeit an künstlichen biologischen Organen für Aufsehen gesorgt. Er baute in Bioreaktoren Herz, Lunge und Niere von Ratten nach, die – wenn auch in reduziertem Ausmaß – funktionsfähig waren und in lebende Tiere transplantiert teilweise für mehrere Wochen arbeiteten. Als Ausgangsmaterial für die Kunst-Organe verwendet der Forscher Organe toter Tiere oder Menschen, die mit einem speziellen Verfahren von allen Zellen befreit werden. Übrig bleibt dann nur noch ein Gerüst aus sogenannter extrazellulärer Matrix (ECM). Diese ist in hohem Maße biokompatibel und ruft – später in einem fremden Organismus verpflanzt – keine Abstoßungsreaktion hervor. Diese ECM wird dann in einem Bioreaktor mit frischen Zellen des entsprechenden Gewebes wieder besiedelt. Dafür verwendeten die Forscher bisher verschiedene Zellen, etwa noch nicht fertig ausdifferenzierte Zellen aus Ratten-Föten. So stellten sie etwa eine Kunst-Niere her, die im Labor bis zu 23 Prozent und nach Transplantation in eine lebende Ratte bis zu zehn Prozent der Funktion einer normalen Niere erreichte. Eine biologische Kunst-Lunge funktionierte bis zu zwei Wochen, nachdem sie einer lebenden Ratte transplantiert wurde. Nun ist es Ott und seinem Team gelungen das gesamte Gefäßsystem einer menschlichen Lunge mit Endothel-Zellen, die die Blutgefäße auskleiden, und Perizyten, die die Außenwand von Kapillargefäßen bilden, zu besiedeln. Der Durchbruch dabei: Die dafür notwendigen Zellen wurden aus humanen induzierten pluripotenten Stammzellen (iPS) hergestellt, sagte Ott. Bei iPS reprogrammieren die Forscher bereits fertig ausdifferenzierte Zellen in eine Art embryonalen Zustand, aus dem sich dann die gewünschte Zellart herstellen lässt. Bisher verwendeten die Wissenschafter ihnen gut vertraute Endothelzellen aus der Nabelschnur, um ihre Technik zu erproben. Für die Praxis würden sich diese vollständig differenzierten Zellen aber nicht eignen. Es sei kaum möglich, sie so stark zu vermehren, um damit eine humane Lunge herzustellen, und sie würden – weil von einem anderen Individuum stammend – vom Empfänger abgestoßen. Durch spezielle Protokolle zur Zellentwicklung und -vermehrung ist es uns nun gelungen, Zellen in ausreichender Reinheit und Anzahl herzustellen, um die Besiedelung einer humanen Lunge zu ermöglichen, sagte Ott. In der Organentwicklung sei das der nächste Schritt – von einzelnen Zellen im frühen Stadium bis zur Bildung von Gewebe, sozusagen das gezielte Formen von Gewebe, so Ott. Und dieses Gewebe zeigt wichtige Grundfunktionen des Gefäßsystems, insbesondere die Barrierefunktion, die Fähigkeit Durchblutung zu ermöglichen und Blutgerinnung zu verhindern, sagte der Wissenschafter. Die Forscher verwenden iPs auch bereits, um die Lungen-Oberfläche herzustellen. Hier sei man aber noch in einem frühen Stadium, weil das Differenzierungsprogramm komplizierter sei, sagte Ott. Die Wissenschafter hoffen, mit dieser Technik eines Tages eine humane Lunge mit maßgeschneiderten Zellen eines Patienten zu besiedeln und so die Abstoßung und die Nebenwirkungen der Immunsuppression nach einer Transplantation zu umgehen. Wissenschaft;Entscheidung über den neuen Direktor des Instituts für höhere Studien fällt Mitte Februar. Wien – Die Neubesetzung des Direktoriums am Institut für höhere Studien (IHS) geht in die entscheidende Phase. Auf der am Donnerstag kursierenden Shortlist stehen fünf Wirtschaftswissenschafter, einer kommt von einer österreichischen Universität: Bernhard Kittel, Vorstand des Instituts für Wirtschaftssoziologie der Uni Wien. Die übrigen vier Bewerber: der Verhaltensökonom Martin Kocher von der Ludwig-Maximillian-Universität München, der Makroökonomieexperte Leo Kaas von der Universität Konstanz, Michael Berlemann, Inhaber des Lehrstuhls für Politische Ökonomik und Empirische Wirtschaftsforschung an der Helmut-Schmidt-Universität in Hamburg, und Klaus F. Zimmermann, Wirtschaftsprofessor an der Universität Bonn. Christoph Badelt, der ehemalige Rektor der Wirtschaftsuni Wien, hat sich nicht um die Leitung des IHS, sondern um die Direktion des Wirtschaftsforschungsinstituts Wifo beworben – und steht dort auf der Shortlist. Gottfried Haber, Wirtschaftsforscher an der Donauuni Krems, hat die IHS-Bewerbung, die ihn lange zum ÖVP-Favoriten machte, wie berichtet, zurückgezogen. Er wird nun an einem Visualisierungsprojekt der Australian National University teilnehmen. Die Entscheidung über den neuen IHS-Chef fällt Mitte Februar. Wissenschaft;'Verschiedene Projekte wollen den Zugang hochgebildeter Flüchtlinge und Asylwerber zu Universität und Forschung verbessern. Wien – Ob an den Unis, Fachhochschulen oder auch an außeruniversitären Forschungseinrichtungen: Die Initiativen und Projekte sind im Herbst an vielen Stellen aufgepoppt, erzählt Nadine Shovakar von der Universitätenkonferenz. Viele haben da einfach das Gefühl gehabt, dass sie etwas tun möchten. So entstand, teilweise gefördert durch die Chefetagen, teilweise über die Initiative einzelner oder vernetzter Gruppen, ein buntes Sammelsurium an Forschungsprojekten und Initiativen, Ringvorlesungen und Workshops für ehrenamtlich Helfende. Gleich mehrere Projekte bemühen sich dabei darum, hochqualifizierte Flüchtlinge zu unterstützen. Das umfassendste, das More-Programm der Universitätenkonferenz, bietet an allen Unis Sprachkurse an, teilweise wurden auch andere Lehrveranstaltungen für Geflüchtete geöffnet. 740 More-Studierende waren es im Wintersemester, die meisten davon aus Syrien, Afghanistan und dem Irak; für das Sommersemester werden ähnliche Zahlen erwartet. More gibt die Chance, an die Uni zu kommen, sich in einem ersten Schritt zu orientieren und die Wartezeit zu nutzen, erklärt Shovakar. Bis zur Anerkennung ihrer Studien sei es für gewöhnlich ohnehin noch ein weiter Weg. Damit kämpfen häufig auch die geflüchteten Wissenschafter und Wissenschafterinnen, die am Projekt Science in Asylum am Zentrum für Soziale Innovation (ZSI) teilnehmen: Das Ziel ist es, grob gesagt, dass die Doktorinnen und andere Hochqualifizierte die Chance bekommen, in ihrem Fachbereich zu arbeiten, und nicht einen Hilfsjob weit unter ihrer Qualifikation verrichten müssen, erklärt Projektkoordinator Constantin Scherer. 25 Hochgebildete werden in Vorträgen über die österreichische und europäische Forschungslandschaft informiert, verfassen ein englisches Paper und knüpfen Kontakte zu Fachkollegen. So können auch Asylwerbende die Zeit in der Warteschleife, während derer sie nicht arbeiten dürfen, bestmöglich nutzen, sagt Scherer. Gerade die erste Zeit ist schwierig, bestätigt Safwan Alshufi, der 2014 aus Syrien nach Österreich floh. Es fehlt einerseits an Deutschkursen, aber auch an professionellen Kontakten. Letztere baut Alshufi – der Trainer und Konfliktmanager schloss in Damaskus ein Kunststudium ab – derzeit auch über ein Praktikum am Phonogrammarchiv der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) aus: Die Akademie gibt uns quasi ,nur ein dreimonatiges Praktikum, aber es ist so wichtig!, sagt er. Wenn das in meinem Lebenslauf steht, kann ich danach viel machen. Zusätzlich habe er viel gelernt, Erfahrungen gesammelt, sein Deutsch verbessert. 22 solcher Praktika für Flüchtlinge schrieb die ÖAW Ende letzten Jahres aus – von der Archäologie bis zur Technikfolgenabschätzung ist alles dabei. Genau solche Profinetzwerke sind zentral, wenn es darum geht, dass die Flüchtlinge wirtschaftlich relativ schnell auf eigenen Beinen stehen, sagt Sebastian Eschenbach, Leiter des Studiengangs Internationale Wirtschaftsbeziehungen an der FH Burgenland. Eschenbach startete im Herbst ein Forschungsprojekt, um aus Sicht des strategischen Managements die Kompetenzen und Netzwerke der Geflüchteten, aber auch der österreichischen Gesellschaft zu analysieren. Demnach sind weder die einen noch die anderen topkompetent, erklärt er, man müsse die Kompetenzen schrittweise entwickeln und Barrieren beseitigen. In den Teilen der österreichischen Gesellschaft, die sich mit den Neuankömmlingen beschäftigen, entsteht aber gerade richtig Kompetenz, betont der Wirtschaftswissenschafter. Essenziell sei vor allem die Möglichkeit, zu arbeiten, sonst verkümmern die Kompetenzen, warnt Eschenbach. Welche Qualifikationen und Erfahrungen die Geflüchteten mitbringen, ist auch Thema zweier weiterer Forschungsprojekte: Das ÖAW-Institut für Demographie befragte in Kooperation mit der WU Wien Flüchtlinge unter anderem zu Bildungshintergrund und Werten. Die Ergebnisse sollen demnächst veröffentlicht werden, laut ersten, Ende 2015 veröffentlichten Trends liegt das Bildungsniveau jedoch deutlich über dem, das vom AMS in den Kompetenzchecks erhoben wurde. Das andere Projekt – die Studie Bildment der Initiative Minderheiten – startet in Kürze. In 100 qualitativen Interviews will man den Bildungshintergrund von Geflüchteten sowie die Barrieren und Unterstützungssysteme in Österreich erfragen. Forschen werden dabei vor allem die Betroffenen selbst: Rund 15 Personen mit Fluchterfahrung werden in Workshops ausgebildet, um die Interviews zu führen, auszuwerten und Geflüchtete durch Mentoring zu unterstützen. Unsere Interviewer sind dadurch sprachlich flexibel und wissen über die Bildungssysteme der jeweiligen Länder gut Bescheid, betont Projektleiter Mikael Luciak Forscher vom Institut für Bildungswissenschaften der Universität Wien. Dabei gehe es auch darum, das Bild des Zuwanderers als Bedrohung für das Sozialsystem zu hinterfragen. Aktuelle Zuwanderer seien gebildeter und stärker durchmischt als früher: Die Wissenschaft hat die Aufgabe, auf Fakten hinzuweisen: Wir brauchen Zuwanderung, wir brauchen gut gebildete Leute. Ihnen müssen wir die Wege im Land öffnen und nicht versperren, so Luciak. Immerhin, zumindest in der Forschungslandschaft hat sich einiges geöffnet: Es gibt eine starke Vernetzung und viel Austausch – sonst ist es ja oft so, dass jeder sich abschottet, sagt der Experte. Damit dieser Hype nun nicht abflacht, hoffen die Forscher nun verstärkt auf öffentliche Förderungen – wurden doch viele Projekte über Crowdfunding, Spenden und von ihren Instituten vorfinanziert. (Heidi Weinhäupl, 31.3.2016)' International;Teheran will Aufhebung aller UN-Sanktionen. Wien – Nach Angaben der US-Delegation bei den Wiener Atomgesprächen würden die von der UNO verhängten Sanktionen gegen das Raketenprogramm und den Waffenhandel des Iran auch unter einem Atomabkommen bestehen bleiben. Das sagte ein hochrangiger US-Vertreter am Dienstag. Der Iran fordert die Aufhebung aller gegen ihn verhängten Sanktionen bei Inkrafttreten eines Atomabkommens. Das müsse auch für den Handel mit Waffen und Raketen gelten. Der Westen lehnt dies aber ab. Der US-Delegierte betonte, man sei noch nie so nahe an einer Einigung gewesen. Trotzdem sei man noch nicht dort, wo man sein müsste. Panorama;Medienberichten zufolge erstickten die Opfer unter Deck – 300 bis 400 Menschen waren an Bord des Bootes. Rom – Bei einem neuen Flüchtlingsdrama im Mittelmeer sind nach Angaben der italienischen Marine mindestens 40 Menschen ums Leben gekommen. Zahlreiche Menschen seien gerettet worden, mindestens 40 seien aber gestorben, teilte die Marine am Samstag im Kurzmitteilungsdienst Twitter mit. Die Rettungsaktion dauere noch an. Medienberichten zufolge erstickten die Opfer unter Deck. Laut Nachrichtenagentur Ansa waren zwischen 300 und 400 Menschen an Bord. Das Schiff geriet demnach vor der libyschen Küste südlich der italienischen Insel Lampedusa in Seenot. Erst Anfang August waren wahrscheinlich Hunderte Flüchtlinge im Mittelmeer ertrunken. Etwa 200 Migranten damals wurden vermisst, nachdem ein überladenes Boot vor der libyschen Küste gekentert war. Wenig später meldete die italienische Marine ein Unglück mit rund 60 Vermissten. Italiens Innenminister Angelino Alfano warnte am Samstag, dass das aktuelle Unglück nicht das letzte sein werde, wenn die Probleme im Krisenland Libyen nicht gelöst würden. Von dort starten viele Flüchtlinge aus Afrika und dem Nahen Osten die gefährliche Fahrt über das Meer. Seit Jahresbeginn kamen nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration rund 2.300 Flüchtlinge im Mittelmeer ums Leben. Wissenschaft;Bloggerin Esther Inglis-Arkell wirft eine Frage auf, die bei verbesserter Klontechnik eines Tages relevant werden könnte. Geklonte Urmenschen? Vorerst ist das Thema reinste Science Fiction – im wahrsten Sinne des Wortes: In seinem Roman Existenz erwähnt US-Autor David Brin am Rande auch eine Kontroverse um eine Frau, die ein Neo-Neandertalerbaby austrägt. Aber Existenz ist auch eine als Roman getarnte Diskussionsplattform, die Themen aufgreift, die zur Jahrhundertmitte relevant werden könnten. Und vollkommen aus der Luft gegriffen ist die Frage schon heute nicht: Ausgestorbene Spezies mittels Gentechnik wiederauferstehen zu lassen (respektive genetische Annäherungen an solche Spezies neu zu züchten), ist in der Wissenschaft längst zu einem ernsthaft diskutierten Thema geworden. Das Wollhaarmammut wird hier am liebsten als Beispiel genannt. In ihrem Buch How to Clone a Mammoth befasst sich die Molekularbiologin Beth Shapiro ausführlich damit: Nicht nur mit der technischen Möglichkeit oder Unmöglichkeit – Shapiro denkt auch an die Folgen und kommt sogar zu dem Ergebnis, dass es ökologisch gesehen sinnvoll sein könnte, die eine oder andere Schlüsselspezies zurückzuholen. Von da an ist es nur noch ein Schritt bis zu der Frage, die die auf Wissenschaftsthemen spezialisierte Bloggerin Esther Inglis-Arkell auf io9.com stellt: Wie sollten wir mit geklonten Urmenschen umgehen? Seien es Neandertaler, Hobbits oder Denisova-Menschen, um nur diejenigen unserer Verwandten zu nennen, die evolutionär gesehen gestern noch gelebt haben. Technisch gesehen macht es keinen Unterschied, ob man – vorausgesetzt man verfügt über verwertbares Erbgut – ein Mammut oder einen Neandertaler klont. Die ethischen Aspekte sind jedoch bedeutend komplizierter. In ihrem Blog-Eintrag listet Inglis-Arkell – soweit bekannt – die kognitiven Fähigkeiten verschiedener Menschen- und Vormenschenarten auf und überlässt ihren Lesern, welche Folgerungen sie daraus ziehen sollen. Den Artikel mit reger Userdiskussion finden Sie hier: --> io9.com: If We Cloned Early Humans, Should We Put Them in a Zoo or a School? (jdo, 25. 7. 2015) Wissenschaft;'Einer der einflussreichsten Denker rund um 1900 starb vor hundert Jahren. Auch Albert Einstein verehrte ihn. Wien – Das Ende kam nicht unerwartet: Seien Sie nicht zu sehr überrascht, hatte Ernst Mach seinem jungen Anhänger geschrieben, dem Physiker Friedrich Adler, wenn Sie hören, ich hätte mich in das Nirwana zurückgezogen, wozu es ja eigentlich schon Zeit wäre. Auf dem Partezettel, den Mach eigenhändig verfasst hatte, stand: Bei seinem Ausscheiden aus dem Leben grüßt Professor Ernst Mach alle, die ihn kannten, und bittet, ihm ein heiteres Andenken zu bewahren. Heiter hatte er sich auch bei seinem Abschied aus Wien von der Akademie der Wissenschaften abgemeldet: Sollte dieser Brief mein letzter sein, so bitte ich nur anzunehmen, dass Charon, der alte Schalk, mich nach einer Station entführt hat, die noch nicht dem Welt-Post-Verein angehört. Die letzten drei Jahre hatte Mach in häuslicher Pflege bei seinem Sohn Ludwig in der Nähe Münchens verbracht. Mach starb am 19. Februar 1916, am Tag nach seinem 78. Geburtstag. Friedrich Adler veröffentlichte einen mehrseitigen Nachruf für die von seinem Vater Victor Adler herausgegebene Arbeiter-Zeitung. Auch zahlreiche andere Zeitungen widmeten Machs Leben und Werk umfangreiche Betrachtungen. Sie verdrängten die üblichen Schlachtberichte von den ersten Seiten. Das Toben des Weltkriegs habe Ernst Mach in seiner Einsamkeit nur mehr ganz schwach vernommen, schrieb Friedrich Adler, abseits von jener Welt, in der alle Furien der Barbarei entfesselt sind. Auch Albert Einstein – gleich alt wie sein Studienfreund Friedrich Adler – ließ es sich nicht nehmen, einen Nachruf auf Mach zu verfassen, und zwar für das Fachblatt Die Naturwissenschaften. Einstein hatte nur wenige Monate zuvor sein Meisterwerk vollendet, die allgemeine Relativitätstheorie. Nun erklärte er, dass Mach schon ein halbes Jahrhundert zuvor nicht weit davon entfernt gewesen war, eine allgemeine Relativitätstheorie zu fordern. Ja, Einstein schrieb: Es ist nicht unwahrscheinlich, dass Mach auf die Relativitätstheorie gekommen wäre, als er jugendfrischen Geistes war. Einstein hatte Mach ein einziges Mal getroffen. Das war im September 1910, als Einstein, soeben nach Prag an Machs ehemaliges Physikinstitut berufen, im zuständigen Wiener k. u. k. Ministerium vorsprach. Der junge Gelehrte, knappe dreißig und seit fünf Jahren in kometenhaftem Aufstieg begriffen, ließ es sich nicht nehmen, dem legendären alten Hofrat Mach einen Besuch abzustatten – und übrigens am selben Nachmittag auch Victor Adler, dem nicht minder berühmten Vater seines Freundes. Sowohl Einstein als auch Friedrich Adler waren weniger von den Entdeckungen des Experimentalphysikers Mach fasziniert als von dessen philosophischen Überlegungen, die um die Frage kreisten, was Physik denn eigentlich sei. Lange hatte Mach das Gefühl, allein gegen den Strom zu schwimmen. Doch sein 1883 erschienenes Buch Die Mechanik in ihrer Entwicklung historisch-kritisch dargestellt bedeutete den Durchbruch für Machs antimetaphysische Wissenschaftsphilosophie. Naturgesetze sind nichts als umfassende, verdichtende Berichte von Tatsachen. Wissenschaft bezweckt die ökonomische Darstellung der Erfahrungen. 1895 wurde Mach als Philosoph nach Wien berufen, obwohl er bestritt, ein Philosoph zu sein oder auch nur heißen zu wollen. Er wolle keine neue Philosophie schaffen, erklärte er immer wieder, sondern eine alte, abgestandene daraus entfernen. Vielen ging er darin zu weit. So waren Atome für Mach bloße Gedankendinge, da nicht unmittelbar wahrnehmbar. Das stieß auf heftigen Widerspruch seines Wiener Kollegen Ludwig Boltzmann. Ihre Atomdebatte ging in die Wissenschaftsgeschichte ein. Eine der ersten Arbeiten Einsteins entschied diese Frage zugunsten Boltzmanns. Mach leistete zwar hinhaltenden Widerstand, aber Einstein gegenüber gab er zu, dass man von der Existenz von Atomen sprechen könne, solang es keine natürlichere denkökonomische Alternative gebe. Das klang nicht hundertprozentig überzeugt. Bei der Relativität jedoch standen Mach und Einstein Seite an Seite. Machs Untersuchung von Newtons Prinzipien hatte klargemacht, wie viel Metaphysik hinter den Begriffen von absolutem Raum und absoluter Zeit steckt. Solch eine leere Bühne für die Vorgänge dieser Welt ist grundsätzlich der Erfahrung nicht zugänglich. Häufig wies Einstein darauf hin, wie wichtig Machs Einsichten für ihn gewesen seien. Als ihn Einstein 1910 besuchte, lebte Mach zurückgezogen in Gersthof. Wenige Jahre nach seiner Berufung an die Universität Wien hatte er einen Schlaganfall erlitten, der ihn halbseitig lähmte. Geistig blieb er rege. Seine Schriften brachte er mit der linken Hand zu Papier, auf einer umgebauten Schreibmaschine. Und die Mathematik hinter Einsteins spezieller Relativitätstheorie ließ er sich von jüngeren Kollegen erklären. Grundlage der speziellen Relativitätstheorie war die Einsicht, dass physikalische Gesetze für Beobachter, die sich mit konstanter Geschwindigkeit zueinander bewegen, dieselbe Gestalt haben müssen. Ob einer ruht oder nicht, lässt sich nicht sagen. Keiner spürt seine Geschwindigkeit, solange sie unverändert bleibt. Doch wenn sich die Geschwindigkeit ändert, in Betrag oder Richtung, so spürt man die Beschleunigung als Trägheit oder Fliehkraft. Für Beobachter, die sich beschleunigt zueinander bewegen, ändern sich die physikalischen Gesetze. Wie, das sollte die allgemeine Relativitätstheorie klären. Dabei berief sich Einstein auf eine Idee, die er als Machsches Prinzip bezeichnete: Trägheits- und Fliehkräfte hängen von der Verteilung der Massen im Weltall ab. Die Kräfte, die bei Beschleunigungen auftreten, sind Gravitationskräfte. Wenn meine allgemeine Relativitätstheorie stimmt, schrieb Einstein 1913 begeistert an Mach, so erfahren Ihre genialen Untersuchungen über die Grundlagen der Mechanik eine glänzende Bestätigung. Einsteins Jubel war verfrüht – er musste noch zwei Jahre um die richtigen Gleichungen kämpfen -, aber er korrespondierte mit Mach und bedankte sich für dessen freundliches Interesse. Die zwei Physiker-Philosophen verband eine Seelenverwandtschaft. In Einsteins Nachruf spürt man diese Zuneigung: Bei Mach war die unmittelbare Freude am Sehen und Begreifen so stark vorherrschend, dass er bis ins hohe Alter hinein mit den neugierigen Augen eines Kindes in die Welt guckte, um sich wunschlos am Verstehen der Zusammenhänge zu erfreuen. Umso schlimmer dann die Überraschung, als 1921, fünf Jahre nach Machs Tod, dessen lang erwarteter Band zur Optik erschien. Im Vorwort verwehrte sich Mach barsch dagegen, dass ihm die Rolle eines Wegbereiters der Relativitätstheorie zugedacht wird. Diese Theorie werde immer dogmatischer; er bezweifle, dass sie in der Geschichte der Wissenschaft mehr als eine geistreiche Randbemerkung darstellen werde; und er lehne mit Entschiedenheit ab, den Relativisten vorangestellt zu werden. Für Einstein, der gerade den Höhepunkt seines Ruhms erreicht hatte, musste das Vorwort, das Mach ihm quasi aus dem Grab oder besser Nirwana nachschickte, wie eine brüske Replik auf seinen Nachruf klingen. Zwar unterstrich Einstein weiterhin, wie sehr Mach ihn beeinflusst hatte, doch wies er zunehmend auf dessen geniale Einseitigkeit hin. Guter Mechaniker, aber deplorabler Philosoph, entfuhr es ihm bei einem Vortrag in Paris. Sein Verdikt wäre nachsichtiger ausgefallen, hätte Einstein geahnt, dass es sich beim Machschen Vorwort um eine Fälschung handelte. Das wurde, Jahrzehnte nach Einsteins Tod, vom Wissenschaftshistoriker Gereon Wolters überzeugend nachgewiesen: Ludwig Mach, guter Sohn, aber deplorabler Physiker, hatte das Vorwort 1921 geschrieben und auf 1913 rückdatiert.' Wissenschaft;US-Forscher untersuchten das berühmte Gebiss von Smilodon fatalis: Eckzähne wuchsen fast doppelt so schnell wie ein menschlicher Fingernagel. Washington – Bis die mächtigen Eckzähne einiger Säbelzahnkatzen vollständig ausgebildet waren, hat es ungefähr drei Jahre gedauert. Sie brachen im Vergleich zu den Zähnen heutiger Großkatzen zwar erst später durch, wuchsen dann aber umso schneller. Sie legten jeden Monat etwa sechs Millimeter an Länge zu, wie US-Forscher im Fachjournal PLOS ONE berichten. Das sei etwa doppelt so schnell wie bei heutigen Löwen. Zum Vergleich: Auch ein menschlicher Fingernagel wächst nur etwa 3,4 Millimeter im Monat. Die Wissenschafter um Aleksander Wysocki von der Clemson University (US-Staat South Carolina) untersuchten die Entwicklung des Gebisses bei der bekanntesten aller Säbelzahnkatzen-Arten, dem Säbelzahntiger Smilodon fatalis. Dazu nutzten sie eine Kombination von Isotopen-Analyse und einem speziellen Computertomographie-Verfahren. Smilodon fatalis lebte bis vor etwa 10.000 Jahren in Nord- und Südamerika. Die Tiere waren etwa so groß wie heutige Löwen oder Tiger, aber etwas kräftiger im Körperbau. Ihre vorstehenden Fangzähne erreichten eine Länge von bis zu 18 Zentimetern. Die Forscher untersuchten fossile Überreste von Individuen, die aus den Teergruben von Rancho La Brea stammten – einer außergewöhnlich reichhaltigen Fundstätte mitten im kalifornischen Los Angeles. Die Analyse ergab, dass die bleibenden Zähne der Säbelzahnkatzen im Alter von 14 bis 22 Monaten vollständig ausgebildet waren – mit Ausnahme der oberen Eckzähne. Deren Wachstum war erst nach 34 bis 41 Monaten abgeschlossen. Für Raubtiere wie Großkatzen ist ein entscheidendes Kriterium für ihre Jagdfähigkeit, wie lange es dauert, bis ihre waffenähnlichen Zähne ausgebildet sind, erläutert Zhijie Jack Tseng, einer der Autoren. Das ist äußerst wichtig, um Säbelzahn-Räuber wie Smilodon zu verstehen. Die Untersuchung zeigt weiters, dass etwa zeitgleich mit der Fertigstellung des Milchgebisses zwei wichtige Knochen im Schädel der Tiere miteinander verwachsen waren. Dies sei eine wichtige Voraussetzung dafür gewesen, Fleischstücke oder größere Beute fressen zu können, da die Kiefermuskulatur an diesen Knochen ansetzte, erläutern die Autoren. (APA/red, 4. 7. 2015) International;Krise zwischen Partei von Präsident Massud Barzani und der zweitstärksten Partei verstärkt sich. Erbil – Im Nordirak hat sich die Krise zwischen der KDP (Kurdische Demokratische Partei) von Präsident Massud Barzani und der zweitstärksten Partei in der kurdischen autonomen Region, Gorran, verschärft. Premier Nechirvan Barzani entließ am Dienstag fünf Gorran-Minister aus der Regierung. Der der Gorran angehörende Parlamentspräsident Yussuf Mohammed wurde mit einer Gruppe Gorran-Abgeordneter auf seinem Weg ins Parlament nach Erbil von Sicherheitskräften gestoppt. Gorran-Mitglieder beschuldigten die KDP eines Putsches gegen Rechtsstaat und Demokratie. Die PUK (Patriotische Union Kurdistans) von Jalal Talabani kritisierte das KDP-Vorgehen gegen Gorran. Die KDP wirft ihrerseits Gorran vor, Demonstranten aufgehetzt zu haben, die KDP-Büros stürmten und in Brand setzten. In Suleymaniya war es zu Protesten gegen die Regionalregierung und Ausschreitungen mit mehreren Toten gekommen, der direkte Anlass waren ausstehende Gehälter. Hintergrund der Auseinandersetzung ist der Streit über die Präsidentschaft: Das Mandat Massud Barzanis ist abgelaufen, die Parteien konnten sich bisher weder auf eine Verlängerung noch auf einen Modus für Präsidentenwahlen einigen. Wissenschaft;Gesellschaftliches Klima reicht bis in Entscheidungs-Situation hinein, die davon eigentlich nicht beeinflusst sein müsste. Nottingham/Wien – Sind in einer Gesellschaft Steuerhinterziehung oder Korruption an der Tagesordnung, hat das auch einen gesamtgesellschaftlichen Einfluss: In einer groß angelegten Untersuchung haben Forscher nun herausgefunden, dass in solchen Ländern Menschen auch stärker dazu neigen, von sich aus unehrlicher zu handeln, ohne dass dafür etwa eine echte wirtschaftliche Notwendigkeit bestehen würde. In einer korrupten Gesellschaft gibt es natürlich viele Gründe, um korrupt zu sein, erklärte der aus Österreich stammende Verhaltensökonom Simon Gächter von der Universität Nottingham (Großbritannien). Daraus lasse sich aber nicht ableiten, ob Menschen auch dann unehrlicher handeln, wenn sie in einer Situation sind, in der die Umgebung keinen direkten Einfluss auf ihre Entscheidung hat – ob die Gesamtsituation also die intrinsische Ehrlichkeit beeinflusst. Gächter und sein Kollege Jonathan Schulz von der Yale University (USA) ging dieser Frage in 23 Ländern und mit mehr als 2.500 Experiment-Teilnehmern nach: Dabei warfen alle Versuchspersonen einen Würfel zwei Mal und wurden dann gefragt, welche Augenzahl sie beim ersten Wurf gewürfelt hatten. Zuvor wurde ihnen erklärt, dass sie einen bestimmten Geldbetrag erhalten würden, der mit der Augenzahl steigt. Beobachtet wurden sie allerdings nicht. Es lag also völlig in der Verantwortung der Teilnehmer, ob ihre Angaben der Wahrheit entsprechen und es drohten auch keine Konsequenzen bei Falschangaben. Da aber ein Würfel keinen natürlichen Hang zum Zeigen höherer Augenzahlen hat, konnten die Wissenschafter das Ausmaß an Unehrlichkeit daran ablesen, in wie weit die gesammelten Angaben pro Land der zu erwartenden statistischen Wahrscheinlichkeit zuwider liefen. Dem Prinzip der Geldmaximierung folgend müssten eigentlich alle Teilnehmer die höchste Punktezahl angeben. Den Wissenschaftern wurde aber sehr schnell klar, dass dem keineswegs so ist. Es wurde also nirgends unverhohlen gelogen, so die Forscher. Trotz des überall relativ hohen Anteils an Ehrlichen hätten den Angaben der Untersuchungsteilnehmer zufolge in manchen Ländern die Würfel eine deutlichere Tendenz zum Anzeigen hoher Augenzahlen als in anderen. Die von der erwartbaren Wahrscheinlichkeit deutlichsten Abweichungen wurden in Ländern registriert, für die die Wissenschafter anhand von internationalen Länderkennzahlen zu Korruption und Steuerhinterziehung ein hohes Maß an alltäglicher Regelüberschreitung errechnet hatten. So etwa in Tansania, Guatemala oder Georgien. Am anderen Ende der Skala lagen mit Großbritannien, Schweden, Deutschland oder auch Österreich wiederum großteils Länder mit niedrigeren Korruptionswerten. Dass das Ausmaß an Unehrlichkeit in der Gesellschaft, mit dem die Leute täglich konfrontiert sind, bis in eine derart weit davon entfernte Experiment-Situation ausstrahlt, sei jedenfalls erstaunlich, so Gächter: Es gibt scheinbar einen Einfluss der Umgebung auf die intrinsische Ehrlichkeit. Das werfe wiederum fundamentale Fragen dazu auf, was die Wissenschaft über Ehrlichkeit überhaupt weiß. Gächter: All diese Studien finden immer in wohlorganisierten westlichen Gesellschaften statt. Aber was man nicht macht, ist ein Vergleich mit Gesellschaften, in denen es tagtäglich Regelverletzungen auf allen Ebenen gibt. Die Studie, die sicher die größte ihrer Art zu dem Thema ist, zeigt nun, dass das auch eine große Rolle spielt. International;Privater Besuch ohne Öffentlichkeit – Politiker seit langem befreundet. Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung. Wissenschaft;Dem Mitorganisator des Holocaust wurde vor seiner Hinrichtung Besuch zugebilligt. Jerusalem - Die Frau von Adolf Eichmann hat den NS-Verbrecher einen Monat vor seiner Hinrichtung im israelischen Gefängnis besucht. Das israelische Staatsarchiv hat nun ein Dokument veröffentlicht, das den geheimen Besuch von Vera Eichmann am 30. April 1962 belegt. Sie habe damals etwa eineinhalb Stunden mit ihrem Mann gesprochen, hieß es in einer Mitteilung des Staatsarchivs. Das Archiv veröffentlichte erstmals einen Vermerk über den Besuch in einem Haftbuch des Gefängnisses in Ramla bei Tel Aviv. Die israelische Regierung habe den Besuch damals bei einer Sondersitzung gebilligt. Eichmann, Protokollführer der Wannsee-Konferenz und zentraler Mitorganisator des Massenmords an den europäischen Juden, war vom israelische Geheimdienst im Frühjahr 1960 in Buenos Aires aufgespürt und nach Israel entführt worden. Der Prozess gegen den NS-Verbrecher erregte damals international großes Medieninteresse. Nach seiner Verurteilung wurde Eichmann 1962 hingerichtet. Es war das erste und letzte Mal, dass Israel die Todesstrafe vollstreckte. Wissenschaft;Forschern ist es gelungen, die Menge des Wasser abzuschätzen, das durch Bruchzonen im Meeresboden verschwindet. Southampton – Der Meeresboden ist keine undurchlässige Grenzschicht, im Gegenteil: Er ermöglicht dem Wasser an vielen Stellen, tief in das Gestein des Untergrundes einzudringen. Dort beeinflusst das Wasser die Zusammensetzung des Gesteins und sorgt für einen Stoffaustausch. Einem internationalen Forscherteam ist es jetzt gelungen, die Menge des eindringenden Meerwassers an ehemaligen kontinentalen Bruchzonen genau zu bestimmen. Plattengrenzen, tektonische Verwerfungen, geologische Störungen – die angebliche so feste Hülle unserer Erde ist durchzogen von Rissen, Spalten und Öffnungen. Das gilt natürlich auch für den Meeresboden. Dort bieten diese Störungen dem Meerwasser einen Weg in tiefere Gesteinsschichten, teilweise bis hinunter zum Erdmantel. Diese Prozesse genauer zu kennen ist wichtig, weil das Meerwasser die Zusammensetzung des Gesteins verändern kann. Außerdem transportiert es auf dem Weg zurück Stoffe zum Meeresboden, die dort Grundlage für ganze Ökosysteme werden können. Einem internationalen Wissenschaftsteam unter Leitung der Universität Southampton ist es jetzt erstmals gelungen, einen direkten Nachweis zu erbringen, dass Störungsaktivitäten im direkten Zusammenhang mit der Menge des Meerwassers stehen, das in den Untergrund einsickert. Die Studie erscheint in der internationalen Fachzeitschrift Nature Geoscience. Grundlage der Studie ist eine umfangreiche seismische Forschungskampagne, bei der Projektpartner aus den USA, aus Großbritannien und vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel vor zwei Jahren den Meeresboden westlich von Galizien (Nordspanien) untersucht haben. Während der Entstehung des Atlantischen Ozeans vor etwa 150 Millionen Jahren wurden Portugal und Spanien von Neufundland getrennt. Spuren dieser Prozesse sind bis heute vor Nordspanien zu finden, erklärt Co-Autor Dirk Klaeschen vom GEOMAR die Wahl des Untersuchungsgebietes. Mithilfe von speziellen Schallwellen erhielten die Wissenschafter auf einer Fläche von 86 mal 22 Kilometer ein dreidimensionales Bild des Meeresbodens und der tieferen Strukturen in bis zu 12 Kilometer Tiefe. Da Meerwasser eine bestimmte Gesteinsart des oberen Erdmantels, sogenannter Peridotit, in eine andere Gesteinsart namens Serpentinit umwandelt, konnten die Wissenschafter die Menge und die Verteilung des Serpentinits als Indikator für die Wege und Mengen des Meerwassers im Untergrund nutzen. Die Untersuchungen zeigten, dass die Menge des umgewandelten Gesteins am unteren Ende jeder Verwerfung in direktem Zusammenhang mit ihrer Größe und der Dauer der geologischen Störungsaktivität steht. Die Wissenschafter waren außerdem in der Lage, die durchschnittlichen Mengen von Meerwasser abzuschätzen, die an den Verwerfungen bis zum Erdmantel eindringen. Diese Mengen sind vergleichbar mit denen in anderen tektonischen Umgebungen wie mittelozeanischen Rücken. Dort wird das Wasser im Untergrund stark erhitzt, löst zahlreiche Stoffe aus dem Gestein heraus und lagert sie später am Meeresboden ab, wo sich dabei die berühmten ‚Schwarzen Raucher‘ bilden können, erklärt Klaeschen. Offenbar gibt es an anderen Störungszonen ähnliche aktive Systeme, die bisher aber noch nicht bekannt waren. Weitere Untersuchungen müssen zeigen, wie verbreitet dieses Systeme in den Weltmeeren sind. Web;Nur für Apple-Boss Tim Cook scheint das Ende des PCs eine beschlossene Sache zu sein. Warum sollte man sich noch einen PC kaufen? Für Apple-Boss Tim Cook scheint das Ende des Personal Computers schon fast beschlossene Sache zu sein. Ich reise mit dem iPad Pro. Und außer dem iPhone habe ich kein weiteres Gerät dabei, sagte Cook kürzlich, als er zur Vorstellung des neuen Mega-Tablets in Großbritannien war. Allein von den Maßen her, spielt das iPad Pro in der Liga der Notebooks mit. 12,9 Zoll (32,8 Zentimeter) misst der Bildschirm in der Diagonalen. Das ist mehr als beim aktuellen Macbook-Modell und nur ein Hauch weniger als bei der 13-Zoll-Variante des MacBook Air. Die Auflösung von 2732 mal 2048 Bildschirmpunkten ist höher als die des 15-Zoll-Macbook mit Retina Display. Auch bei der Leistung des Hauptprozessors muss sich das große iPad nicht hinter herkömmlichen PCs verstecken. Zwar gilt die von Apple im iPhone und iPad verwendete Chip-Architektur von ARM generell als weniger leistungsstark als die herkömmlichen PC-Chips der x86er-Architektur. Der im iPad Pro verbaute Apple-Chip A9X (zwei Kerne, bis 2,2 GHz) erreicht auf dem Messstand die Werte eines Mittelklasse-Notebooks, bei der Grafik-Leistung eilt das große iPad sogar dem MacBook Pro davon. Beim Anschauen von Filmen glänzt das Tablet. Dazu trägt nicht nur die Darstellungs-Qualität des Displays bei, das liegt auch an den vier Lautsprechern, die sich an den Ecken des Riesen-iPads befinden. Sie haben kräftige Bässe und deutlich mehr Stimmgewalt als die des iPad Mini oder iPad Air. Beim Lesen von E-Books ist die große Anzeige aber eher hinderlich. Über einen längeren Zeitraum hinweg kann man das 713 Gramm schwere Gerät nicht mit einer Hand halten. Die leichteren und kompakten iPad-Modelle sind da klar im Vorteil. Für Vieltipper hat Apple – gegen 179 Euro Aufpreis – mit dem Smart Keyboard eine Mischung aus Schutzhülle und Tastatur im Angebot. Es wird über den sogenannten Smart Connector angeschlossen, der es auch mit Strom versorgt. Im Test überzeugte es nicht. Zum einen liefert Apple seine Tastatur bislang nur im US-Layout QWERTY (nicht das deutsche QWERTZ mit Umlauten) aus. Außerdem ist der Druckpunkt der Tasten für Vielschreiber reichlich unpräzise. Immerhin gibt es einen Ersatz: Logitech bietet für 30 Euro weniger die kompatible Tastatur Create mit hintergrundbeleuchteten Tasten an, mit der auch Profi-Schreiber gut zurecht kommen. Designer, Zeichner und andere Kreative werden den Digitalstift schätzen, den Apple bewusst nicht Stylus (Griffel) nennt, sondern Pencil (Zeichenstift). Mit ihm kann man auf dem Bildschirm malen, schreiben und zeichnen, zum einen in der iOS-App Notizen und speziellen Apps wie Adobe Sketch, Adobe Draw, Procreate und Zen Brush. Designer loben die Qualität des Pencil beim Zeichnen, vermissen aber insbesondere in den Adobe-Apps Funktionen, die sie von den Mac-Versionen her gewohnt sind. Leider kann der 109 Euro teure Pencil nirgendwo magnetisch angedockt werden. Fazit: Mit dem neuen iPad Pro hat Apple einen Tablet-Computer auf den Markt gebracht, der in vielen Details überzeugen kann. Für etliche Anwender könnte er auch ein Notebook ersetzen, wenn es um Aufgabengebiete wie E-Mails, Websurfen und kreative Aufgaben geht. Wer intensiv mit Tabellenkalkulationen arbeitet oder viele Inhalte zwischen verschiedenen Dokumenten austauscht, findet im iPad Pro aber keinen perfekten PC-Ersatz. Zwar bietet das neue Betriebssystem iOS 9 inzwischen einen Split View an, bei dem sich zwei Dokumente nebeneinander darstellen und Inhalte übertragen lassen. Der Modus wird aber längst nicht von allen iOS-Programmen unterstützt. Mit dem hervorragenden Display und dem ausdauernden Akku (rund zehn Stunden) schlägt das iPad pro herkömmliche Laptops in einigen Disziplinen. Man kann das Tablet dank des eingebauten GPS-Empfängers als Navigationsgerät einsetzen und mit einer Mobilfunk-Option unkompliziert überall online bringen. Dafür fühlt sich die Kombination aus Tablet und Tastatur auf dem Schoß im Vergleich zum Laptop wackelig an. Selbst die bessere Logitech-Tastatur bietet keine Vorteile gegenüber Notebook-Tastaturen. Tastatur und Tablet zusammen wiegen dann auch beinahe so viel wie ein Macbook Pro (13 Zoll mit Retina Display). Mit 32 GB Speicher und WLAN kostet das günstigste iPad Pro 899 Euro, 210 Euro mehr als ein entsprechendes iPad Air 2. Für die Variante mit mehr Speicher (128 GB) verlangt Apple 1079 Euro, für das LTE-Modell mit 128 GB werden 1229 Euro fällig. Etat;Sat.1-Sendung beginnt am Freitag. Köln – Ex-DSDS-Finalist Menowin Fröhlich zieht für Sat.1 in das Promi Big Brother-Haus. Das teilte der Sender am Montag mit. Zuvor hatte Bild darüber berichtet. Der Sänger und Ex-Gefängnisinsasse will in der Show an seinem ramponierten Ruf arbeiten: Ich sehe das als riesige Chance, den Leuten zu zeigen, wer ich wirklich bin. Mein Image ist immer nur der asoziale Schläger, der gut singen kann. Bei Promi Big Brother ziehen zwölf mehr oder minder prominente Bewohner für zwei Wochen in ein Haus und werden rund um die Uhr von Kameras überwacht. Die von Jochen Schropp moderierte Sendung beginnt am Freitag (14. August, 20.15 Uhr). Fröhlich glaubt sich angesichts seines bisherigen Lebensweges gerüstet für die Show, in der zum Beispiel auch keine Handys erlaubt sind: Ich habe es drei Jahre im Knast ohne ausgehalten, dann werde ich 14 Tage wohl auch überleben. Der 27-Jährige hatte 2010 im Finale der RTL-Sendung Deutschland sucht den Superstar (DSDS) gesungen. Wissenschaft;12 Stunden nach dem Start meldete sich die Sonde – Geplante Ankunft beim Mars Ende Oktober. Baikonur/Darmstadt – ExoMars ist auf gutem Kurs Richtung Roter Planet: Die von Europa und Russland am Montag auf den Weg gebrachte Sonde hat gestern Abend erstmals nach dem Start von sich hören lassen. Pünktlich um 10:31 Uhr MEZ hob ExoMars mit einer Proton-M-Rakete vom russischen Kosmodrom Baikonur in Kasachstan ab. 10 Minuten später hatte sich die Rakete von der ersten und zweiten Stufe getrennt. Die letzte Stufe mit ExoMars an Bord beendete eine Reihe von Triebwerksmanövern, ehe sie die Lander um 21:13 Uhr MEZ auf ihre Reise zum Mars schickte. Um 22:29 Uhr empfing das ESA-Kontrollzentrum in Darmstadt die ersten Signale von ExoMars: Die Solarsegel sind ausgefahren, die Mission läuft nach Plan, lauteten die Nachrichten. Wir sind auf dem Weg zum Mars, sagte der per Telefon nach Darmstadt geschaltete Chef der europäischen Raumfahrtagentur, Jan Wörner. Von hier aus werden Satelliten im Raumfahrtkontrollzentrum Esoc gesteuert. Bei dem mehrere Milliarden Euro teuren Projekt ExoMars wollen die Esa und ihre Partnerbehörde Roskosmos nach Spuren von Leben auf dem Nachbarplaneten der Erde suchen. Eine russische Proton-Rakete hatte den Forschungssatelliten und ein Testlandemodul ins All gebracht. Der Satellit Trace Gas Orbiter (TGO) soll künftig unter anderem die Zusammensetzung der Mars-Atmosphäre analysieren. Die Landeeinheit Schiaparelli soll nach Plan am 19. Oktober auf dem Mars aufsetzen. Es wäre die erste erfolgreiche Landung der Esa auf dem Mars. Damit will die Raumfahrtagentur Erfahrung sammeln für die Landung eines Rovers, der 2018 starten soll. Dies könnte aber auch um zwei Jahre auf 2020 verschoben werden. Inland;Sprachförderung wird über alle Parteien hinweg als Mittel zur Integration gesehen. Andere Wahlkampfideen für die Bildungsreformen können kaum umgesetzt werden. Wien – Aus einer hölzernen Schatzkiste holt Johanna Wlcek einen kleinen Apfel, ein weißes Puppenleiberl, ein rotes Modellauto und eine Lokomotive aus Holz. Was ist das?, fragt sie und hält den Apfel in die Höhe. Ein Apfel, brüllen fünf Kinder gleichzeitig. Die Sprachförderin sitzt mit zwei Mädchen und drei Buben im Kreis am Boden. Wlcek kommt dreimal in der Woche in den Kindergarten in der Arnethgasse im 16. Bezirk und spielt mit jenen Kindern, bei denen ein Förderbedarf festgestellt wurde. Heute geht es um Überbegriffe für Wortgruppen. Was kann man mit einem Apfel machen?, fragt Wlcek. Ihn essen, antwortet ein fünfjähriges Mädchen. Die Kindergartenpädagogin holt eine Karte hervor, auf der neun verschiedene Lebensmittel abgebildet sind. Das alles ist Essen, erklärt sie. Das Puppenleiberl gehört zur Kleidung, das Auto ist ein Fahrzeug und die Holzlokomotive gehört zu den Spielsachen. In den Wahlprogrammen der Wiener Parteien wird hinsichtlich der Bildungspolitik Sprachförderung oft als Schlüssel zur Integration genannt. Die FPÖ verspricht Deutsch vor Schule in Form von eigenen Klassen, auch die ÖVP ist für solche Vorbereitungsklassen. Die Grünen setzen den Fokus auf die Kindergärten und fordern Sprachförderung auch in der Erstsprache, zudem versprechen sie die Garantie für einen Kindergartenplatz ab dem zweiten Lebensjahr. Die Neos fordern einen flexiblen Betreuungsschlüssel im Kindergarten, um Defizite in der Sprache früh abbauen zu können. Die SPÖ will Kinder ab dem vierten Lebensjahr in deren Spracherwerb fördern. Schon jetzt ist bundesweit das letzte Kindergartenjahr für Fünf- und Sechsjährige verpflichtend. Ob jene Kinder, die eine Förderung brauchen, eine solche auch bekommen, hängt auch von ihrem Glück ab. Derzeit sind nur 130 Sprachförderer in den 350 Wiener Kindergartengruppen tätig. Wenn in einer Gruppe nur ein Kind Förderbedarf hat, bekommt es keine Extrasprachförderung zugeteilt, dies ist erst ab drei Kindern der Fall. Die Stadt Wien hat allerdings eine Verdopplung des Personals für die Sprachförderung bis nächstes Jahr angekündigt. Möglich ist dies durch 15 Millionen, die der Bund bis zum Kindergartenjahr 2017/18 zuschießt, Wien zahlt noch 7,5 Millionen dazu. Hier ist auch die Crux aller bildungspolitischen Vorhaben auf Wiener Ebene: Meistens sind die Länder vom Bund abhängig. Viele der Forderungen der im Wahlkampf stehenden Wiener Parteien können diese im Gemeinderat jedenfalls nicht umsetzen. Die ÖVP etwa fordert den Erhalt und den Ausbau der Gymnasien. Dafür ist die Unterrichtsministerin zuständig. Die ebenfalls von der Volkspartei geforderte Förderung von Brennpunktschulen könnte die Stadt aber übernehmen. Die FPÖ fordert in ihrem Wahlprogramm ebenfalls den Erhalt der Gymnasien und individuelle Abschlussprüfungen statt der Zentralmatura, beides liegt in der Verantwortung des Bundes. Eine Verschlankung des Wiener Stadtschulrats ließe sich aber umsetzen. Die Grünen wollen tausend Lehrer mehr an Wiens Pflichtschulen, auch hier muss erst einmal die Unterrichtsministerin Geld lockermachen. Wie die ÖVP fordern auch die Grünen mehr Geld für Brennpunktschulen. Im Gegensatz zur Volkspartei steht die Forderung nach einer gemeinsamen Schule für alle Kinder zwischen sechs und 14 Jahren. Die Schulen entfesseln wollen die Neos. Demnach sollen die Schulen autonom werden, was – schon wieder – nicht Sache der Länder ist. Die auf Wien zugeschnittene Forderung: 120 Millionen Euro, die nach der Vorstellung der Partei etwa durch die Halbierung der Parteienförderung und weniger Eigenwerbung für die Stadt gewonnen werden, sollen in zusätzliches Personal an Schulen fließen. Ganz oben auf der Liste der Neos steht das Ende des Einflusses der Parteien auf die Schulen. Diese Forderung findet sich bei jeder Partei, außer bei den Roten. Die SPÖ verspricht einen Kindergartenplatz für jedes Kind, 50 bis 70 zusätzliche Kindergartengruppen pro Jahr und den Ausbau der Ganztagsschule. Zudem sollen im Bildungssystem die Talente und das glückliche Leben des Kindes im Vordergrund stehen und nicht egoistisches Profitdenken. Wissenschaft;Unterstützung für "außergewöhnlich innovative Vorhaben aus allen Bereichen der Akademie". Wien – Die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) hat einen Fonds für innovative Projekte im Bereich Grundlagenforschung eingerichtet. Für die erste, derzeit laufende Ausschreibung steht ein Prozent des jährlichen Globalbudgets der ÖAW zur Verfügung, also rund eine Mio. Euro. Im kommenden Jahr soll der Innovationsfonds mit zwei Prozent und 2017 mit drei Prozent dotiert sein. Mit dem Innovationsfonds Forschung, Wissenschaft und Gesellschaft sollen außergewöhnlich innovative Vorhaben aus allen Bereichen der Akademie unterstützt werden, heißt es in der Ausschreibung. Es solle damit Forschung gefördert werden, die derzeit noch an keiner Forschungseinrichtung, weder an der ÖAW noch an den Universitäten, verankert ist. Das Programm stehe allen ÖAW-Bereichen offen, es können etwa auch neue Konzepte der Nachwuchs- und Frauenförderung unterstützt werden. Zentrales Kriterium ist die vom Projekt ausgehende Innovationskraft, betonte man seitens der Akademie. Antragsberechtigt sind alle ÖAW-Mitarbeiter und -Mitglieder. Projekte werden bis zu einer maximalen Höhe von 300.000 Euro für maximal zwei Jahre gefördert. Die Akademie betrachtet dies als Anschubfinanzierung, eine mögliche Weiterführung des Projekts soll dann über Drittmittel erfolgen. Die Einreichfrist für die erste Ausschreibungsrunde läuft noch bis 15. Dezember. Die Entscheidung über die Vergabe trifft das ÖAW-Präsidium. Wissenschaft;Forscher wollen Auswirkungen auf Muskeln, Knochen und Sinnesorgane testen. Köln – Zwölf männliche Probanden legen sich für die Wissenschaft zwei Monate lang ins Bett. Für eine Studie des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) im Auftrag der europäischen Raumfahrtagentur ESA starteten die ersten beiden am Mittwoch, wie die DLR mitteilte. Sie dürfen nicht aufstehen, sich nicht einmal aufrichten: nicht zum Essen und nicht zum Duschen. Wie bei den Astronauten werden Knochen und Muskeln der unteren Körperhälfte abbauen. Die Wissenschafter wollen testen, ob ein intensives Training an einem neuen Gerät während der Bettruhe effektiver gegen den Abbau wirkt als das herkömmliche Training. Die Studie ist nach DLR-Angaben für alle Weltraummissionen wichtig, da der Abbau von Knochen und Muskeln relativ schnell einsetzt. Untersucht werden auch Auswirkungen der Schwerelosigkeit auf Herz-Kreislauf-System, Gleichgewicht, Augen und das Nervensystem. Dafür sind die Betten leicht zum Kopf hin geneigt, damit die Körperflüssigkeiten wie in der Schwerelosigkeit Richtung Oberkörper geht. So simulieren wir die Auswirkungen der Schwerelosigkeit im All, sagte Studienleiter Edwin Mulder. (APA/red, 9. 9. 2015) Wissenschaft;Österreichische Delegationsreise nach Tschechien soll wissenschaftliche Kooperationen anregen. Wir vergessen gern, dass das Gute so nahe liegt. Laut Hannes Androsch ist das einer der Gründe, warum die Nachbarschaftsbeziehungen zwischen Tschechien und Österreich auch in der Wissenschaft nach 1989 noch nicht richtig in Gang gekommen sind. Als Vorsitzender des Österreichischen Rats für Forschung und Technologieentwicklung (RTF) initiierte Androsch vergangene Woche eine Delegationsreise nach Prag mit der Absicht, diesen Mangel durch vermehrte Zusammenarbeit auszugleichen. In einer Pressekonferenz mit dem tschechischen Vizepremier und Wissenschaftsminister Pavel Belobrádek, Vorsitzender der christdemokratischen Partei KDU-CSL, wurden allerlei Ideen gestreut, wie die wissenschaftliche Zusammenarbeit künftig intensiviert werden kann. Von Technologietransfer und Hochschulkooperationen war die Rede, ebenso von Forschungsnetzwerken und gemeinsamen Förderstrukturen. Etwa sollen die anwendungsorientierten Christian-Doppler-Labors nach Tschechien expandieren. Belobrádek kündigte zudem an, Tschechien werde künftig in Forschungskooperationen mit Österreich rund 2,5 Millionen Euro investieren. Androsch sprach sich dafür aus, einen Innovationshub Zentraleuropa zu positionieren – durch gemeinsame Forschungsprojekte, Austausch von Studierenden und Forschenden sowie grenzüberschreitende Kooperationen zwischen Unternehmen. Als Nächstes will er Bratislava ins Boot holen. Wichtigste wissenschaftliche Station der RTF-Reise nach Prag war das Institute of Organic Chemistry and Biochemistry (IOCB) der Tschechischen Akademie der Wissenschaften. Dort wurden rund um den Chemiker Antonín Holý, der 2012 gestorben ist, bedeutende Beiträge für die Pharmaforschung erzielt, von denen das Institut bis heute profitiert – auch finanziell. Holý entdeckte etwa den Wirkstoff Tenofovir, der als wichtigstes Arzneimittel in der HIV-Behandlung gilt. Lizenzgebühren dafür und für andere Produkte machen 72 Prozent der Finanzen des IOCB aus. Zehn Prozent kommen vom Staat, zwölf aus Grants, sechs Prozent lukriert das Institut über andere Drittmittel. 2007 wurde das Institut restrukturiert – mit flacheren Hierarchien und stärkerer Konzentration auf den wissenschaftlichen Output. Damals wurde auch Ullrich Jahn als Gruppenleiter ans IOCB geholt, der zuvor an der Technischen Uni Braunschweig tätig war. Seine Gruppe forscht hinsichtlich synthetisch-organischer Verbindungen. Dabei wird untersucht, inwiefern biologische Verbindungen für medizinische Zwecke genutzt werden können. Jahns Gruppe erforscht insbesondere die Entwicklung sehr kurzer Synthesen von Naturstoffen, die so gestaltet sind, dass auch ein Zugang zu Abkömmlingen, die nicht in der Natur vorkommen, erreicht werden kann. Eine gerade vollendete Synthese ermöglicht den kürzesten Zugang zur Substanz Ardeemin, die pharmazeutisch interessant ist. Eine der größten Herausforderungen, mit denen sich der Direktor des IOCB, Zdenek Hostomský, konfrontiert sieht, ist jene, dass in Tschechien dynamischere Forscherkarrieren angestoßen werden müssten, damit Wissenschafter während ihrer Laufbahn mehrere Stationen im In- und Ausland durchlaufen – eine Kultur, die in Tschechien noch kaum verbreitet sei. Wissenschaft;New Brunswick – Viele von uns haben als Erwachsene Angst vor Schlangen und Spinnen. Doch bei Kleinkindern ist das ganz anders, berichten US-Forscher im Journal of Experimental Childpsychology nach Tests mit sechs bis neun Monate alten Kleinkindern. Die Kinder sind zwar an diesen Tieren besonders interessiert, wie die Forscher herausfanden, indem sie ihnen Bilder von Schlangen und zum Vergleich auch von Elefanten vorführten. Indes: die Kinder zeigten vor den Schlangen keine Angst. Die wird erst später erlernt. (red, 24. 10. 2015) Wissenschaft;Der aus Österreich stammende Physiker Gerald Holton erzählt, wie er vor Nazis flüchtete und warum er viel über Einstein publizierte. STANDARD: Sie haben viel über Albert Einstein geschrieben, auch über die Allgemeine Relativitätstheorie, die vor genau hundert Jahren publiziert wurde. Was fasziniert Sie an dieser Theorie? Gerald Holton: Diese Beschreibung der Wechselwirkung zwischen Materie einerseits sowie Raum und Zeit andererseits ist eine absolut wundervolle Zusammenführung von drei Bestandteilen der Physik! Jeder, der ein Handy in der Jackentasche hat, trägt damit auch eine Anwendung der Allgemeinen Relativitätstheorie mit sich herum: das Global Positioning System. STANDARD: Und wie kamen Sie zur Aufgabe, darüber zu schreiben? Holton: Philipp Frank, Physiker und Philosoph aus Wien, war Einsteins Nachfolger an der Deutschen Universität Prag. Nachdem er diese Hochschule 1938 verlassen musste, ging er nach Harvard und baute unter anderem eine kleine Gruppe im Bereich Wissenschaftsgeschichte auf, die später auf 200 Mitglieder anwuchs. Er brauchte einen Assistenten für die Lehre, ich bewarb mich. Wir wurden Freunde. Als Einstein 1955 starb, sagte er mir, ich sollte in einer Gedenkfeier eine Rede darüber halten, wie es zur Relativitätstheorie kam. Ich suchte Material – da war aber nichts. STANDARD: Hielten Sie den Vortrag? Holton: Ich sagte Frank, dass ich keine Rede halten könne. Er sagte mir, ich sollte Einsteins Sekretärin Helen Dukas in Princeton besuchen, die seit dem Ende der 1920er-Jahre bei ihm war. Ich traf sie in einer Art Safe mit 40.000 Dokumenten, die in einer gigantischen Unordnung waren. Nur sie hätte gewusst, wonach man suchen sollte. Ich habe dann zwei Jahre lang mitgeholfen, dieses Archiv zu ordnen, und habe alles gelesen. Da war zum Beispiel eine Arbeit, in der er die Möglichkeit beschrieb, von einem Dach herunterzufallen – diverse Dinge würden aus seinen Hosentaschen herausfallen und genauso wie er runterfallen. Das war der Moment, in dem er wusste, dass Gravitation und Beschleunigung dasselbe sein mussten. Das hat er oft getan: Dinge zusammenführen, die man nicht unbedingt als zusammengehörend erkennen musste. STANDARD: Haben Sie selbst nicht ähnlich gedacht? Sie waren ja Physiker und Wissenschaftshistoriker, das hat ja wohl auf den ersten Blick auch nicht viel miteinander zu tun. Holton: Es stimmt schon. Ich machte Hochdruckphysik und war Historiker, ich hatte zwei Fächer, zwei Professuren, auf die ich mich aufteilte – ich habe sie aber, so gut es ging, miteinander verknüpft. Bis heute gelingt mir das. STANDARD: Sie haben in Harvard studiert und leben dort seit langem – wie viele Wissenschafter, die vor den Nazis flüchteten. Warum dort? Holton: Boston ist ein guter Ort zum Leben. Hier gibt es viele Colleges und Universitäten, nicht nur Harvard und das MIT oder die Northeastern University. Die ersten dort ankommenden Flüchtlinge trafen sich eine Zeitlang regelmäßig. Der Philosoph Willard Quine schrieb dazu in seinen Memoiren: Das war der Wiener Kreis im Exil. Ein Irrtum: Er hätte der Wiener Kreis der Flüchtlinge schreiben müssen. Exilanten wollen aus meiner Sicht zurück. Die Menschen, die damals kamen, wollten das nicht. STANDARD: Wann konnten Sie Nazideutschland verlassen? Holton: Ich und meine Frau Nina waren in einer zweiten Flüchtlingsbewegung dabei – als Kinder. 1,6 Millionen Kinder, fast alle jüdisch wie wir, wurden damals verfolgt. Nur sieben Prozent, etwa 100.000, davon konnten flüchten. Die anderen verstarben. Ich kam über England in die USA. Viele landeten in New York, mit wenig Gepäck, ohne ihre Eltern. Viele von ihnen sahen Mutter und Vater nie wieder. Die USA waren damals wirtschaftlich angeschlagen. Und die flüchtigen Kinder wurden als Last bezeichnet, als Gefahr für die Gesellschaft. Ich frage mich, warum es doch einige von ihnen geschafft haben. Da waren spätere Nobelpreisträger darunter. STANDARD: Sie haben wohl nie daran gedacht zurückzukehren? Holton: Meine Frau und ich kommen gern nach Österreich. Wir haben aber hier einen schönen Platz zum Leben. Und wir haben schlimme Erinnerungen an die Nazizeit. Ich habe als Kind, als die Nazis in Österreich einmarschierten, gesehen, wie ein Arzt, der bei den Geburten aller Babys im Umkreis dabei war, von einer kreischenden Meute gezwungen wurde, die Straße sauber zu machen. Warum sollte ich nach Österreich? Ich habe hier außerdem angenehme Professuren erhalten, und niemand in Österreich hat mich jemals gefragt, ob ich zurückkommen wollte. STANDARD: Wie waren Ihre Eindrücke, als Sie in Österreich waren? Holton: Ich war ein paar Mal nach dem Zweiten Weltkrieg in Österreich. Als die Menschen meine Geschichte hörten, sagten einige aus der älteren Generation: Sie haben uns in Stich gelassen, Sie haben sich in Sicherheit gebracht, als die ganze Tragödie begann, als Bomben auf unsere Städte fielen. Das mussten Sie in den USA nicht erleben – wir dagegen waren die ersten Opfer der Nazis. Ich habe gesehen, wie die Leute gejubelt haben, als Hitler nach Österreich kam. Ein tragischer Moment. Hitler soll überrascht gewesen sein, wie einfach das ging – ein Land ohne Truppeneinsatz zu annektieren. Er wurde ermutigt, weiterzumachen. Der Mythos vom ersten Opfer kam übrigens von Otto von Habsburg. Er hat die Siegermächte überredet, das niederzuschreiben. Er dachte wohl, dass er so nach dem Krieg leichter den Thron als Herrscher besteigen würde. Wissenschaft;Forscher untersuchen Jugendsprachen, ihr Innovationspotenzial und ihre Ausprägungen in Stadt und Land. Graz – Als Arne Ziegler vor zehn Jahren an die Universität Graz berufen wurde, sah sich der gebürtige Deutsche in eine ihm fremde sprachliche Umgebung geworfen. Als Sprachwissenschafter ist man dabei höchst sensibilisiert, sagt Ziegler. Man erkennt sofort, was anders ist, Auffälligkeiten, die Einheimische vielleicht gar nicht bemerken. Obwohl er zuvor an der Universität Münster im Bereich der historischen Sprachwissenschaft geforscht hatte, wandte er sich in Graz bald einem neuen Forschungsfeld zu: der deutschen Sprache in Österreich. Aktuell arbeitet Ziegler unter anderem an einem Projekt zu Stadtsprachen in Wien und Graz. Außerdem beschäftigt er sich mit Jugendsprache in Österreich. Mit Kollegen und Mitarbeitern organisiert er den achten internationalen Kongress zu Jugendsprachen, der heuer von 26. bis 28. Mai an der Universität Graz stattfindet. Indem jugendliche Ausprägungen in verschiedenen Sprachen verglichen werden, gehen die Sprachwissenschafter der Frage nach, ob es prinzipielle Prozesse bei Jugendsprachen gibt, die unabhängig von den Einzelsprachen sind. Wenn man sich die Forschungsliteratur ansieht, scheint das so zu sein, sagt Ziegler. Ein Beispiel dafür ist die Rolle der Jugendsprache für sprachlichen Wandel generell. Jugendsprache hat ein enormes Innovationspotenzial, sagt Ziegler. Heutzutage regt sich niemand mehr über die Wörter cool oder geil auf – sie sind längst in der Alltagssprache angekommen. Weiters wird international das Phänomen diskutiert, dass sich Jugendliche zunehmend an der Standardsprache orientieren. Für Ziegler könnte das damit zu tun haben, dass Jugendsprachen meist im städtischen Umfeld studiert werden, selten am Land. In seinem Forschungsprojekt zu Jugendsprache in Österreich hat er in einem ersten Teil den urbanen Raum untersucht, in einem zweiten Teil will er sich der ländlichen Umgebung zuwenden. Bisherige Ergebnisse deuten daraufhin, dass Stadt und Land in der Jugendsprache zwei unterschiedliche Welten sind: Am Land scheint der Dialekt viel stärker ausgeprägt als in der Stadt – man spricht von Dialektabbau. Ein Beispiel dafür ist die Vorsilbe ge-: Während Jugendliche in der Stadt eher die Standardformen gelaufen, geschrieben oder gesagt verwenden, heißt es bei ihren Altersgenossen am Land glaufen, gschrieben und gsagt. Der Dialektabbau macht sich auch bei Verniedlichungsformen bemerkbar, die in Österreich mit der Nachsilbe -erl sehr verbreitet sind. Während bei Jugendlichen am Land fast ausschließlich von Pickerl, Sackerl, Gurkerl die Rede ist, sprechen Jugendliche in österreichischen Städten schon einmal vom Gürkchen. Ziegler schließt aus diesen Differenzen: Die Jugendsprache gibt es nicht, sondern je nach Lebenssituation bilden sich unterschiedliche Formen aus. Doch warum orientieren sich Jugendliche in der Stadt stärker am Standard? Die Stadt ist ein Melting Pot, sagt Ziegler. So gibt es in der Stadt viel stärker die Notwendigkeit sprachlicher Anpassungen, wenn sich Menschen mit unterschiedlicher Herkunft verständigen wollen. Die Sprachwissenschafter sprechen von Ausgleichsprozessen – der Dialektabbau ist ein Aspekt davon. Wirtschaft;Das Ex-Mitglied Indonesien wird laut Expertenmeinung wieder der Opec beitreten. Zu einem Kurswechsel sollte es beim Treffen am Freitag aber nicht kommen. Frankfurt/Wien – Spekulationen über eine mögliche Kursänderung Saudi-Arabiens beim Opec-Treffen am Freitag in Wien kommen verfrüht, wenn es nach Eugen Weinberg von der Commerzbank geht. Aktuell gibt es für die wichtigsten Opec-Länder keine Notwendigkeit, etwas zu ändern, meint der Rohstoffanalyst. Aus seiner Sicht entwickelt sich die Lage im Interesse Saudi-Arabiens, die Nachfrage erhole sich langsam, und das Schieferölangebot aus den USA nehme ab. Außerdem hat Saudi-Arabien den Stein überhaupt erst ins Rollen gebracht. Zuletzt waren Überlegungen aufgekommen, die Regierung in Raid würde angesichts eines erwarteten Haushaltsdefizits von 20 Prozent für 2015 einen Strategieschwenk anstreben. Ein Argument, das Weinberg mit Blick auf die geringe Verschuldung und die gewaltigen Ölreserven als wenig stichhaltig ansieht: Bevor Saudi-Arabien Probleme bekommt, können andere Mitglieder der Opec längst einpacken. Das Land wird demnach weiter auf einen tiefen Ölpreis bedacht sein, um dadurch Investitionen in neue Ölförderung zu unterbinden. Saudi-Arabien plant nicht nur auf fünf bis zehn Jahre, sondern denkt in Generationen, hebt Weinberg hervor. Die Opec werde daher die offizielle Förderung unverändert bei 30 Mio. Barrel pro Tag belassen – und unter der Hand weiterhin deutlich mehr auf den Markt werfen. Für wahrscheinlich hält Weinberg hingegen, dass die Wiederaufnahme Indonesiens beschlossen werde, jedoch ohne dass dem Land eine eigene Förderquote zugesprochen werde. Das Land war 1962 erstmals beigetreten und hatte seine Mitgliedschaft 2009 auf Eis gelegt, als die indonesischen Ölimporte die Exporte übertrafen. Heuer werde Indonesien täglich rund 850.000 Fass pro Tag produzieren und zusätzlich rund eine Million Barrel pro Tag importieren. Daher zweifelt Weinberg an der Sinnhaftigkeit des Beitritts, meint aber: Seis drum, das sind eben politische Überlegungen. Wissenschaft;Dass in den trockenen Hochtälern der Antarktis keine Mikroben gefunden wurden, lässt für den Mars nichts Gutes ahnen. Montreal – Es gibt Orte auf der Erde, die gewissen Regionen auf dem Mars durchaus ähnlich sind. Einige Trockentäler im Viktorialand der Ostantarktis gehören beispielsweise dazu. Diese extrem kalten, durchweg eisfreien Täler mit ihren versalzenen Böden zählen zu den lebensfeindlichsten Ecken auf unserem Planeten. Kanadische Wissenschafter von der McGill University in Montreal haben sich in dieser harschen Landschaft auf der Suche nach Mikroorganismen gemacht. Ihre These lautet: Wenn Einzeller unter diesen Bedingungen überleben können, dann würden die Chancen steigen, dass auch auf dem Mars Leben möglich wäre. Die Astrobiologin Jackie Goordial musste Kulturen aus den gesammelten Bodenproben in über 1.000 Petrischalen anlegen, ehe sie schließlich akzeptierte, was sich sehr bald schon abzeichnete: Zumindest der Permafrostboden des hoch gelegenen University Valley im Gebiet der antarktischen McMurdo-Trockentäler zeigte keine beobachtbaren Spuren von mikrobiellem Leben. Lyle Whyte, der ebenfalls an der Studie beteiligt war, hatte eigentlich mit einem anderen Ergebnis gerechnet: Als wir mit unserer Untersuchung begonnen haben, waren wir sicher, dass wir dort im Boden ein funktionierendes Ökosystem aus Mikroorganismen finden, so wie wir es auch vom Permafrost der Arktis und anderer Regionen der Antarktis her kennen. Es ist schwer für uns anzuerkennen, dass wir hier auf einen trockenen und kalten Grenzbereich gestoßen sind, wo selbst Mikroorganismen nicht mehr existieren können. Goordial und Whyte testeten im Rahmen des ASTEP-Projektes (astrobiology science and technology for exploring planets) der Nasa im University Valley den IceBite-Bohrer, ein Gerät, das speziell für den Permafrost des Mars entwickelt wurde. Die Forscher holten zahlreiche Proben aus zwei Bohrlöchern, die 42 bzw. 55 Zentimeter tief in den Boden reichten. Frühere Studien zu tiefer gelegenen antarktischen Trockentälern und subglazialen Seen haben reichhaltiges Leben nachgewiesen, erklärt Chris McKay vom Ames Research Centre der Nasa. Doch was wir hier vor uns haben, kommt letztendlich dem Mars schon ziemlich nahe. Weder konnten die Wissenschafter Kohlendioxid oder Methan im Boden des University Valley finden, noch gelang es Goordial und ihren Kollegen irgendwelche andere Hinweise auf tierisches, pflanzliches oder Pilz-Leben in den aus den Bohrlöchern geholten Bodenproben entdecken. Wir können zwar nichts darüber aussagen, ob es dort Lebewesen jenseits unseren Nachweismöglichkeiten gibt, meint die Mikrobiologin. Was allerdings feststeht, ist, dass wir alle uns zur Verfügung stehenden Methoden eingesetzt haben. Das Ergebnis zeigte, dass dieser Boden anders ist als alles, was wir bisher von allen anderen Permafrostböden kennen. Whyte hält auf Grundlage dieser Resultate Leben im Mars-Permafrostboden für eher unwahrscheinlich: Wenn schon auf der Erde unter besonders trockenen und kalten Umständen Leben keine Chance hat, dann sieht es für die noch trockeneren, kälteren Bedingungen auf dem Mars nicht gerade gut aus. Wirtschaft;Schwere Vorwürfe gegen ehemalige Mitarbeiter - Auch Sohn des früheren Politikers betroffen. Wien - Im Vorfeld der Aufsichtsratsitzung (23. Juni) am Wiener Flughafen, wo die Vertragsverlängerung der beiden Vorstände Julian Jäger (SP) und Günther Ofner (VP) über die Bühne gehen soll, gehen die Wogen hoch. Die Beteiligten sind allesamt der SPÖ zuzurechnen: Der Ex-Chef des Flughafens Malta (gehört zu 33 Prozent dem Wiener Flughafen), Markus Klaushofer, wie der dortige Aufsichtsratchef, Nikolaus Gretzmacher. Letzterer war zwischendurch im Kabinett von Werner Faymann und Kabinettchef des damaligen Staatssekretärs Josef Ostermayer. Inzwischen ist er wieder beim Flughafen und arbeitet dort unter Jäger. Gleich mehrere Verfahren hat Christoph Edlinger, Sohn von Exfinanzminister Rudolf Edlinger (SPÖ), laufen. Eines, gegen seine Entlassung, am Arbeits- und Sozialgericht und eines am Strafgericht Korneuburg. Die Staatsanwaltschaft führte 2014 fünf Hausdurchsuchungen durch. Eine davon am Wohnsitz von Edlinger Senior, weil auch der Junior dort gemeldet ist. Edlinger Junior wird u. a. Untreue vorgeworfen, der Flughafen hat diese Vorwürfe aber inzwischen zurückgezogen. Es gilt die Unschuldsvermutung. Edlingers Entlassung begründet der Flughafen Wien u. a. mit dem Versand bzw. Empfang pornografischen Materials per E-Mail. Zudem wirft man ihm vor, hinter dem Rücken des Vorstands regen E-Mail-Verkehr mit dem Ersten Präsidenten des Wiener Landtags, Harry Kopietz, und Flughafen-Aufsichtsratschef Ewald Kirschner (SPÖ) gehabt zu haben. So etwa am 14. Februar 2014, als sich Edlinger im Vorfeld der Auslagerung des von ihm einst geleiteten Bereichs und der Besetzung der Geschäftsführerposition in der Flughafen-Tocher VAI an Kopietz wandte: Ich möchte mich nicht auf dem Altar des innerbetrieblichen Friedens opfern lassen. Es geht jetzt auch um meinen Job. Wenn du es für hilfreich hältst, würde ich auch mit Renate Brauner reden. Gerne auch mit Euch beiden gemeinsam. Am 4. 3. habe ich einen Termin bei Ewald Kirschner. Ich hoffe, dass das zeitlich nicht zu spät ist, heißt es in einem Schriftsatz des Flughafens. Klaushofer wird u. a. vorgeworfen, eine teure Uhr deutlich billiger bekommen zu haben. Der Flughafen wirft ihm in einem Schriftsatz zudem vor, interne Geschäfts- und Investitionspläne an Dritte verraten zu haben. Der Airport will das mit E-Mails, Telefonaten und zwei Geschäftsreisen nach Paris belegen. Klaushofer wurde Anfang des Jahres entlassen, auch er hat dagegen geklagt. Wissenschaft;Österreichische Forscher erforschen die antimikrobielle Wirkung von Lärchenholz. Das Material könnte womöglich helfen, die Hygiene in Krankenhäusern zu verbessern. Wien – Sie sind bekannt für ihre Zähigkeit. Hochgewachsene alte Lärchen gedeihen mitunter auf mehr als 1800 Meter Meereshöhe. Die von Botanikern unter den Artnamen Larix decidua geführten Bäume haben sich im Laufe der Evolution an ein Leben unter harten Klimabedingungen angepasst, und werfen im Herbst sogar ihre Nadeln ab. In der Forstwirtschaft schätzt man ihre Stämme, vor allem im alpinen Raum. Lärche ist ein typisches, oft genutztes Holz, erklärt Bernhard Dürschmied von der FH Campus Wien. Es hat gute mechanische Eigenschaften sowie eine hohe Widerstandskraft gegen Umwelteinflüsse. Und es sieht gut aus. Dürschmied ist allerdings kein Bauingenieur, sondern biomedizinischer Analytiker. Sein professionelles Interesse an Lärchenholz gilt einer bisher unerforschten Eigenschaft des Werkstoffs: der antibakteriellen Wirkung. Kann das Material helfen, Keime in Schach zu halten? Diese Frage haben Fachleute lange recht skeptisch diskutiert. Holz galt oft als hygienisch äußerst problematisch, zum Beispiel im Küchenbereich. Hölzerne Schneidebretter, so hieß es, würden Bakterien in ihren Poren aufsaugen, wodurch die Mikroben für Desinfektionsmittel unerreichbar würden. Stattdessen pries man Plastik an. Das ließ sich angeblich leichter sterilisieren. Eine neue, gemeinsame Studie der FH Campus Wien und der FH Salzburg wirft jedoch ein ganz anderes Licht auf die Thematik. Bernhard Dürschmied und seine Kollegen haben den Einfluss von Lärchenholz auf das Wachstum zweier häufiger Krankheitserreger untersucht. Zum einen handelt es sich dabei um methicillinresistente Stämme von Staphyllococcus aureus, die gefürchteten MRSA, Schrecken der Spitäler. Die Keime können schlimme, nur schwer zu behandelnde Erkrankungen verursachen. Mit normalen Antibiotika ist ihnen kaum mehr beizukommen. Die Ansteckung erfolgt oft in Krankenhäusern und Pflegeheimen, Fachleute sprechen von nosokomialen Infektionen. Auch die zweite der von den FH-Forschern getesteten Bakterienspezies ist in diesem Kontext schon vielfach auffällig geworden: Klebsiella pneumoniae. Expertenschätzungen zufolge dürften allein in Österreich jährlich mehr als 50.000 Menschen von nosokomialen Infektionen betroffen sein. Die Zahl der Todesopfer könnte über 4000 betragen. Das Problem ist zumindest teilweise hygienebedingt. In medizinischen Einrichtungen werden logischerweise große Mengen Antibiotika eingesetzt. Manche Bakterien überleben den Kontakt mit diesen Wirkstoffen und entwickeln eine Resistenz, vor allem dann, wenn sie nur niedrigen Dosen ausgesetzt sind. Wenn solche Keime auf schlecht gereinigten Flächen oder Gegenständen landen, warten sie dort auf einen neuen Wirt. Holz, so zeigt sich nun, könnte helfen, diese Risiken zu verringern. Die Wiener und Salzburger Wissenschafter trugen bei ihren Experimenten Suspensionen der beiden obengenannten Bakterien auf Lärchenholzwürfel auf, und brachten diese entweder sofort oder nach drei beziehungsweise 24 Stunden mit Nährböden in Petrischalen in Kontakt. Anschließend wanderten Letztere für weitere 24 Stunden in die Brutkammer. Die Idee hinter dem Versuchsaufbau: Man wollte herausfinden, wie viele Keime wie lange auf dem Holz überlebten und noch vermehrungsfähig waren. Jeder davon würde in den Schalen eine neue, deutlich erkennbare Kolonie bilden. Parallel zu dieser Testreihe mischte das Team die Bakterien auch in Lösungen mit Lärchenholzspänen und strich nach den besagten Zeitspannen 20 Mikroliter davon ebenfalls auf Nährbodenplatten aus. Bei den Versuchen kamen zudem jeweils zwei verschiedene Typen von Lärchenholz zum Einsatz – Splintholz aus den äußeren Stammbereichen und Kernholz aus dem Inneren. Beide verfügen, wie Bernhard Dürschmied erläutert, über unterschiedliche Eigenschaften. Im Splintholz haben die Zellen bis zum Zeitpunkt des Fällens gelebt. Seine Poren sind größer. Es enthält jedoch weniger Phenole und andere, potenziell antibakterielle Inhaltsstoffe. Beim Kernholz liegen die Verhältnisse genau umgekehrt. Die Ergebnisse der Studie zeigen einen deutlichen Trend. Je länger die Krankheitserreger auf festem Lärchenholz verbleiben, desto weniger von ihnen überleben. Am stärksten zeigte sich der Effekt für Splintholz und Klebsiella pneumoniae. In dieser Kombination wuchs nach 24 Stunden gar nichts mehr. Die Anzahl der vitalen MRSA wurde derweil um etwa das Zwanzigfache dezimiert. In den Versuchen mit Spänen fielen die Resultate nicht so deutlich positiv aus. Hier überlebte vor allem Klebsiella pneumoniae. Die antimikrobielle Wirkung von Lärchenholz, erklärt Bernhard Dürschmied, basiert einerseits auf seinen Inhaltsstoffen und andererseits auf der sogenannten Hygroskopizität – dem Vermögen, Feuchtigkeit aufzunehmen. Eine physikalische Eigenschaft also. Die Bakterien werden dadurch schlichtweg ausgetrocknet. Anscheinend spielt dieser Faktor eine größere Rolle als die diversen chemischen Komponenten, sonst hätten in den Lösungen mit Spänen viel weniger Keime überdauert. Das war eine große Überraschung, berichtet Dürschmied. Weitere Details der Forschungsergebnisse wurden vor kurzem im Fachblatt International Journal of Wood Products (Bd. 73, S. 841) veröffentlicht. Die Erkenntnisse unterstützen den Trend zur verstärkten Nutzung von Holz für den Innenausbau von Altersheimen und ähnlichen Einrichtungen. Psychologen betonen immer wieder dessen positiven Einfluss auf das Wohlbefinden der Bewohner. Aus hygienischer Sicht spricht offenbar nichts dagegen, meint Bernhard Dürschmied. Holz ist diesbezüglich genau so gut wie Kunststoff. Und in vielen Aspekten wahrscheinlich sogar besser. Weitere Untersuchungen sind in Vor- bereitung. Inland;Schubhaft auch bei Verurteilung in erster Instanz, Meldepflicht und DNA-Abnahme bei Verdächtigen in Sexualdelikten. Wien – Die derzeitige Situation sei durch einen Anstieg von Delikten gekennzeichnet. Das mache ressortübergreifend vielfältige Maßnahmen notwendig, um den Kriminalitätszuwachs zu reduzieren, sodass wir zu Jahresende nicht unsanft erwachen. So begründete Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) am Donnerstag die Notwendigkeit des Aktionsplans Sicherheit Österreich. Das Wort Fremdenkriminalität, das ihm zuletzt einige Kritik eingebracht hatte, verwendete Sobotka nicht. Doch durch die Themen bei der gemeinsam mit Justizminister Wolfgang Brandstetter (ÖVP) und dem Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, Konrad Kogler, im Innenministerium stattfindenden Pressekonferenz war klar, dass es um Straftaten und -verdachte ging, die vor allem mit Nichtösterreichern in Verbindung gebracht werden. Deren Häufigkeit sei im heurigen Jahr gestiegen, und zwar vor allem im Bereich der Kleinkriminalität, also etwa bei Diebstählen, Raufereien und leichten Körperverletzungen, betonten Sobotka und Kogler. Damit bestätigten sie einen in weiten Teilen der Bevölkerung herrschenden Eindruck. Statistisch belegbar ist dieser Trend derzeit allerdings nicht (siehe Infobox unten). Vor Jahresende werde es auch keinen verlässlichen Aufschluss geben, hieß es. Erst nach mehrfacher Nachfrage von Journalisten sprach Kogler von einem Plus in Tausenderhöhe im heurigen Jahr. Die Daten seien jedoch noch unbereinigt. Laut Kogler soll künftig bei der polizeilichen Prävention und Fahndung die Tätergruppe zwischen 14 und 40 Jahre alter Männer im Fokus stehen. Diese würden einen Großteil der wegen Kleinkriminalität Verdächtigen ausmachen. Gegenmaßnahmen brauche es auch auf gesetzlicher Ebene, sagte Sobotka. Etwa eine Ausweitung der Schubhaft: Künftig solle es möglich sein, Ausländer bereits nach einer strafrechtlichen Verurteilung erster Instanz in Anhaltezentren zu inhaftieren – wenn damit zu rechen sei, dass der oder die Betreffende vorhabe, sich dem weiteren Verfahren zu entziehen. Wie lang eine solche Anhaltung dann möglich sein soll, sagte der Minister nicht. Laut herrschender Rechtsmeinung muss die Anordnung von Schubhaft verhältnismäßig sein. Bei einer Anhaltung bis zu einem rechtskräftigen Urteil zweiter Instanz – was meist Monate, manchmal sogar Jahre dauern kann – wäre wohl von Unverhältnismäßigkeit auszugehen. Aus dem Justizbereich steuerte Brandstetter Pläne für eine Offensive für Haft im Heimatland durch Abschiebung verurteilter Straftäter bei. 32,67 Prozent aller Strafhäftlinge in Österreich seien Drittstaatsangehörige, 21,43 Prozent EU-Ausländer, referierte Brandstetter. Um wiederum effektiver gegen die laut Sobotka zuletzt augenfälligen Fälle sexueller Belästigung von Frauen in der Öffentlichkeit vorzugehen – auch hier sprach der Minister nicht offen von Fremden – soll es künftig eine Meldeverpflichtung beim Tatverdacht der sexuellen Belästigung geben. Auch soll das Sicherheitspolizeigesetz geändert werden, sodass auch diesen Verdächtigen DNA-Proben abgenommen werden können. Derzeit ist das nur bei schwereren Sexualdeliktverdachten möglich. Diese Maßnahmen seien nötig, weil viele Vergewaltiger davor bereits gelindere Straftaten gesetzt hätten und es daher sinnvoll sei, sie rechtzeitig zu belehren, sagte Kogler. Mit einem ähnlichen Vorgehen habe man etwa gegen Hooligan-Kriminalität Erfolge verzeichnet. Maria Rösslhumer, Chefin des Vereins Autonome Österreichische Frauenhäuser, hält eine Meldeverpflichtung inklusive Belehrungen für sinnvoll, das allein helfe aber noch nicht. Wichtig sei vor allem, dass Polizei und Justiz künftig enger zusammenarbeiten: Gewalttäter auf freiem Fuß begehen immer wieder schwere Straftaten, weil ihre Gefährlichkeit falsch eingeschätzt wurde, sagt Rösslhumer. Der Justiz müssten zur Beurteilung jedenfalls alle Fakten vorliegen, und die vermeintlichen Täter öfter in U-Haft genommen werden, fordert Rösslhumer. Sie warnt allerdings vor einer Vorverurteilung von Flüchtlingen und Ausländern: Die Politik sucht derzeit nach Argumenten für Abschiebungen. (Irene Brickner Katharina Mittelstaedt, 12.5.2016) Inland;Caritas-Präsident Michael Landau und Sabine Haag, Direktorin des Kunsthistorischen Museums, über die Beschäftigung mit dem eigenen Sterben. STANDARD: Wir sitzen hier zwischen sogenannten Lebendmasken von Prominenten. Hat man bewusst dem Tod den Eintritt ins Kunsthistorische Museum verwehrt? Haag: Es geht uns mit der Ausstellung Feiert das Leben überhaupt nicht darum, den Tod zu tabuisieren oder auszusperren. Aber wir wollten eben mit den künstlerisch gestalteten Masken, die immer eine Verbindung zu der Person haben, etwas sehr Lebensbejahendes machen. Die Ausstellung bindet elementare Fragen des Menschseins ganz eng zusammen. Nämlich die Frage des Lebens – und damit natürlich auch das Sterben. STANDARD: Herr Landau, auch von Ihnen hängt eine Maske hier, mit Heftklammernähten übersät. Frau Direktor Haag erwähnte, es gibt zwischen Maske und Person stets eine Verbindung. Wieso sind Sie so zugetackert? Landau: Eine gute Frage. Mich hat diese künstlerische Bearbeitung selbst überrascht. Spannend ist, dass auch der algerisch-französische Künstler gar keine eigene Deutung gegeben hat. Ich habe aber gehört, dass er sich sehr intensiv mit den Themen Verwundung, Heilung, Narben beschäftigt. Möglicherweise geht es auch um eine Anspielung auf die Wirklichkeit des Leides. Aber eben auch darum, darüber nachzudenken, was über das Leid hinausgeht. Gerade die Auseinandersetzung mit dem Sterben, mit dem Tod, kann ja auch eine lebensstiftende Auseinandersetzung sein. STANDARD: Warum gibt es eigentlich von Ihnen keine Maske in der Ausstellung, Frau Haag? Haag: Ich bin in dem Kontext nicht gefragt worden. Was aber für mich das Projekt nicht schmälert. Die Resonanzen auf die Ausstellung sind fast uneingeschränkt positiv, darum gehen wir auch in die Verlängerung. Die Vielfalt der künstlerischen Gestaltung und damit die Vielfalt der Themen interessiert die Menschen. Auch weil die Ausstellung etwas sehr Ungewöhnliches ist. Die Masken der bekannten Persönlichkeiten sind Kunstwerke unserer absoluten Gegenwart. Man kennt die Menschen und fühlt sich damit als Besucher der Ausstellung natürlich auch viel stärker angesprochen. STANDARD: Liegt der Schlüssel zum Ausstellungserfolg nicht vor allem auch darin, dass man doch den Tod – zumindest auf den ersten Blick – versteckt? Gefeiert wird das Leben, bestaunt werden die Masken Lebender. Das kommt doch einer Gesellschaft, in der Erfolg, Gesundheit und ewige Jugend an oberster Stelle stehen und der Tod keinen Platz hat, sehr entgegen. Landau: Aber letztlich beschäftigt man sich durch die Ausstellung mit der eigenen Endlichkeit. Das Anfertigen der Maske war dabei ein ganz eigenes Gefühl. Man liegt aufgebahrt vor dem Bestatter, ganz so, als wäre man bereits verstorben. Und anschließend wird man gefragt, was Tod und Leben für einen selbst bedeuten. Hier stellt sich im Idealfall die Frage: Was ist wirklich wichtig in meinem Leben? Oder: Lebe ich heute schon so, wie ich am Ende meines Lebens gelebt haben möchte? Am Schluss wird es um eine Frage gehen: Habe ich als Mensch gelebt? War ich dort, wo ich als Person gefragt war, auch tatsächlich da? Haag: Das sehe ich auch so, die Ausstellung soll auch eine Einladung zum Umdenken sein. Eine Einladung, Wichtiges von weniger Wichtigem zu unterscheiden. Landau: So ein Prozess kann innere Freiheit schaffen. Aber es ist auch ein herbes Anerkennen der Realität, dass ich weder für mich selbst noch für irgendeinen anderen Menschen weiß, wann der letzte Tag, die letzte Stunde ist. Darum ist es so wichtig, wie der Alltag ausgestaltet wird. Als Kind wurde mir immer gesagt: Lass nie die Sonne über dem Zorn untergehen – manchmal gelingt mir das heute besser, manchmal schlechter. Ob ich heute schon so lebe, wie ich am Ende meiner Tage gelebt haben möchte? Ich glaube, noch nicht. Aber es ist gut, sich diese entscheidende Frage immer wieder zu stellen. STANDARD: Aber selbst das Kirchenpatent Auferstehung macht doch den Tod für die Menschen letztlich nicht attraktiver, oder? Landau: Die Auferstehung hat schon ihren Reiz. Aber der Tod ist ein Stück narzisstische Kränkung. Die Vorstellung, dass es einen Tag gibt, an dem ich nicht mehr bin, findet man als Mensch kränkend. Aber wenn etwas sicher ist in unserem Leben, dann ist es unser eigener Tod. Eine zentrale Aufgabe einer Gesellschaft muss es daher sein, ein Zusammenleben so zu gestalten, dass Menschen auch am Ende des Lebens die Begleitung, die Würde, die Sicherheit erleben, die sie brauchen. Jeder Mensch ist ein Lebender – und zwar bis zuletzt. Das ist auch der Kern unserer Hospizarbeit. Haag: Es wird ja heute alles dafür getan, den Alterungsprozess, den wir als Menschen durchmachen, möglichst zu verschleiern. Es wird das eigene Sterben hinausgezögert und so getan, als lege es in unserer Hand. Auch die Kunst hat den alternden Menschen in früheren Zeiten ganz anders begleitet. Der Sensenmann war ein gängiges Thema. Memento mori war eigentlich etwas, was jedem vollkommen klar war. Mit ganz klaren Bildern: das junge Paar, die hässliche Alte. Heute wird in der Kunst mit den Todessymbolen gespielt und kokettiert – etwa mit dem Totenschädel. Als ganz plakatives Beispiel fällt mir Damien Hirst ein, der Totenköpfe mit Diamanten zugekleistert hat. STANDARD: Dieser Wandel ist aber natürlich auch dem medizinischen Fortschritt geschuldet. Laut Statistik sterben 70 Prozent in Pflegeheimen oder Krankenhäusern. Landau: Natürlich haben wir heute das Sterben ein Stück weit enthäuslicht. Zum Leid der Sterbenden, aber auch zum Leid der Gesellschaft insgesamt. Ich glaube, wir sollten das Sterben wieder mehr in das Leben hereinholen, weil der Tod eben Teil des Lebens ist. Die Daten zeigen klar, dass es eine der anstehenden Aufgaben ist, wie die Erfahrungen aus der Hospiz- und Palliativarbeit in den Alltag der Seniorenheime und Spitäler integriert werden können. Da ist noch viel zu tun. Jeder, der heute ein intensivmedizinisches Bett braucht, bekommt es ganz selbstverständlich. Im Bereich der Hospizversorgung ist diese gleiche, flächendeckende, leicht zugängliche Versorgung nicht gegeben. Kaum ein Hospizangebot in Österreich kommt ohne Spenden aus. STANDARD: Die Hospiz- und Palliativversorgung ist bis dato nur zu 50 Prozent gedeckt. Ein Ausbau soll stufenweise bis 2020 passieren, offen ist aber weitgehend, woher das Geld dafür kommen soll. Ist ein Ausbau realistisch? Landau: Die politische Richtung stimmt. Es gibt in Österreich einen breiten Konsens, was die Begleitung von Menschen am Ende des Lebens betrifft. Aber jetzt ist es wesentlich, dass die Dinge, die auf dem Papier geschrieben stehen, gelebte Wirklichkeit werden. Im Grunde kennt auch der Sozialminister die Beträge, über die wir hier reden. Als ehemaliger Infrastrukturminister weiß er: Die Beträge, um die es geht, entsprechen jenen, die für ein paar Kilometer Autobahn notwendig sind. Es ist daher keine Frage des Könnens, sondern des Wollens. STANDARD: Nur wenige regeln in Österreich zu Lebzeiten ihr Ableben. Laut Notariats- und Rechtsanwaltskammer sind nur rund 20.000 gesetzlich verbindliche Patientenverfügungen registriert. Wie stehen Sie zu den Patientenverfügungen? Haag: Ich kenne das aus meinem familären und freundschaftlichen Umfeld. Patientenverfügungen können sehr viel Druck nehmen. Sowohl von den Angehörigen als auch von den Ärzten. Auch ich habe eine Patientenverfügung. Landau: Ich denke für mich noch darüber nach. Aber die Patientenverfügung ist sicher ein sinnvolles Instrument, sich mit dem eigenen Ende zu beschäftigen und den Angehörigen und Ärzten auf diese Weise ihre Entscheidung leichter zu machen. Aber so lange Ärzte den Tod als Betriebsunfall sehen, den es eigentlich nicht geben soll, so lange wird es die Versuchung zum therapeutischen Übereifer geben. STANDARD: Aber gibt es nicht auch das Recht des Einzelnen, jede Möglichkeit auszuschöpfen, sein Leben entsprechend zu verlängern? Landau: Natürlich. Ich bin überzeugt: Die künstliche Verkürzung des eigenen Lebens und die künstliche Verlängerung des eigenen Sterbens sind zwei Seiten der gleichen Medaille. Haag: Das beinhaltet ja auch die Patientenverfügung. Es geht um die innere Freiheit. Ich kann meine persönliche Grenze ziehen. STANDARD: Das österliche Kernthema Tod und Auferstehung tritt heute mehr und mehr in der Hintergrund. Die Menschen verbinden mit Ostern eher den Frühlingsbeginn und Brauchtum als Religion. Schmerzt Sie das? Landau: Brauchtum kann ein Zugang sein, wie sich Menschen mit einem Fest auseinandersetzen. Aber wenn wir beim Osterhasen stehenbleiben, dann ist der Kern der Botschaft noch nicht getroffen. Aber ein gelungenes Schokolade- oder Marzipanei mit Vergnügen zu essen, hat noch niemandem das Osterfest vergällt. Inland;'Integrationsexperte Kenan Güngör bestätigt, was eine neue Untersuchung islamischen Kindergärten nachsagt. Die Wiener Regierung wehrt sich gegen Kritik. Wien – Kenan Güngör überraschen die Erkenntnisse nicht. Was eine vom Integrationsministerium in Auftrag gegebene Untersuchung zutage förderte, deckt sich im Prinzip mit den Erfahrungen des gut vernetzten Soziologen. In einem Teil der islamischen Kindergärten Wiens, sagt Güngör, gäbe es tatsächlich Probleme, die Sorgen machen sollten. Manche muslimische Kindergärten rückten Religion massiv in den Vordergrund, etwa indem exzessiv Koransuren auswendig gelernt würden, erzählt der Fachmann im STANDARD-Gespräch und fürchtet als Folge die Verengung der Lebensperspektive der Kinder. Für ebenfalls bedenklich hält er den Umstand, dass einige Einrichtungen Buben und Mädchen trennten. Überdies gebe es Kindergärten, in denen Deutsch definitiv zu kurz komme, kritisiert Güngör. Wie viele der geschätzten 150 islamischen Kindergärten und 450 Kindergruppen in Wien in die Kategorie bedenklich fallen, können weder Güngor, der an eine Minderheit glaubt, noch die neue Untersuchung hieb- und stichfest beantworten. Autor Ednan Aslan vom Institut für islamische Studien der Uni Wien hat bisher nur 30 Institutionen analysiert – und von denen ließen sich lediglich fünf auf ein Gespräch mit dem Religionspädagogen ein. Ein großer Teil der Kindergärten versuche, einen wertvollen Beitrag zur Gesellschaftsfähigkeit der Kinder zu leisten und eine theologisch begründete Isolation zu vermeiden, schließt Aslan aus seiner begrenzten Vorstudie. Ein nicht gering zu schätzender Teil verfolge hingegen eine Form der religiösen Erziehung, die Kinder nicht auf die Gesellschaft vorbereite, sondern sie vor dieser zu schützen versuche. Um die Studie flächendeckend zu vollenden, heißt es aus dem ÖVP-geführten Integrationsministerium, brauche es die Kooperation der Stadt Wien – doch dort sei an hoher Stelle abgewinkt worden. Ressortchef Sebastian Kurz sagt: Die Politik des Wegschauens müsse ein Ende haben. Den Vorwurf der Ignoranz lässt die zuständige Wiener Stadträtin Sonja Wehsely nicht auf sich sitzen. Schon 2014 habe man Kurz und Aslan gebeten, geäußerte Vorwürfe mit konkreten Fakten und Adressen zu belegen, damit die Stadt einschreiten könne – doch alle Schreiben seien unbeantwortet geblieben. Ich hoffe, sagt Wehsely, dass die Kooperationsbereitschaft heute größer ist. Klar sei, dass Islamismus keinen Platz in Wien habe, sagt die SPÖ-Politikerin: Hielten sich Kindergärten nicht an die Spielregeln, drohten Konsequenzen bis hin zur Schließung. Längst würden deshalb Kontrollen durchgeführt, auch ohne vorherige Ankündigung. Dass die Stadtregierung weggeschaut habe, könne man nicht behaupten, sagt Integrationsexperte Güngör, allerdings sollten die Kontrollen und Auflagen noch verschärft werden. Unangemeldete Besuche müssten Standard sein; ergeben sich dabei nur vage Verdachtsmomente, müsse eben bei Eltern weiterrecherchiert werden. Auch bei konfessionellen Kindergärten, sagt Güngör, muss die Religion in den Hintergrund rücken. Die FPÖ wirft der Regierung mangelnde Entschlossenheit vor. Diese Regierung hinkt dem Terror hinterher, sagte die blaue Familiensprecherin Anneliese Kitzmüller am Montag in einer Aussendung. Seit langem fordere man die Schließung von islamistischen Kindergärten. Es sei erfreulich, dass Integrationsminister Sebastian Kurz (ÖVP) die Lage langsam zu erkennen beginnt.' Wissenschaft;Staatspreis Umwelt- und Energietechnologie: Wie man Leuchtstoffröhren und Flachbildschirme besser entsorgt. Wien - Die Forderung nach Energieeffizienz in allen Bereichen des Alltags hat der Leuchtstofflampe eine neue Konjunktur verschafft. Seit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts beleuchten die Röhren Fabrikshallen, Büros oder Tunnels, in den vergangenen Jahrzehnten haben sie in veränderter Form als Energiesparlampen auch in den Privathaushalten Einzug gehalten. Bei diesen sogenannten Gasentladungslampen fließt elektrischer Strom durch ein Gas, das dadurch ionisiert wird und Licht abgibt. Die Leuchtkörper enthalten Quecksilber und Seltene Erden und müssen daher fachgerecht entsorgt werden. Gerade das gefährliche Quecksilber darf bei der Verarbeitung der alten Lampen keinesfalls entweichen. Im steirischen Entsorgungsunternehmen Saubermacher hat man sich Gedanken darüber gemacht, wie man die Leuchtstofflampen am effizientesten wiederaufbereiten könnte. Das Unternehmen hat in Wien eine Anlage gebaut, die nicht nur stabförmige Leuchtstoffröhren und Energiesparlampen, sondern auch Flachbildschirme verarbeiten kann. Glas, Metalle und Kunststoffe, die darin enthalten sind, können damit günstiger einer Wiederverwertung zugeführt werden, als das durch ein manuelles Zerlegen möglich wäre, sagt Entsorgungsexperte Alois Grinschgl von Saubermacher. Das Recycling-Projekt wurde bei der vergangenen Vergabe des Staatspreises Umwelt- und Energietechnologie in der Kategorie Umwelt & Klima ausgezeichnet. Die bisherigen Möglichkeiten der Verarbeitung von Leuchtstofflampen erforderten verschiedene Anlagen. Bei stabförmigen Modellen wurden Metallkappen abgetrennt und der quecksilberhaltige Leuchtstaub ausgeblasen und unter Tag endgelagert. Nicht stabförmige Sonderformen wurden separat geshreddert. Die Anlage von Saubermacher, die gemeinsam mit einem Schweizer Partnerunternehmen entwickelt wurde und als erste serienreife Anlage ihrer Art in Betrieb ging, hat die Verwertung der Leuchtmittel weiterentwickelt. Auch hier werden die Altwaren, die von den Endverbrauchern wieder eingesammelt werden, in Leuchtstoffröhren und Sonderformen getrennt. Beide Fraktionen werden der Anlage durch verschiedene Eingänge zugeführt, erläutert Grinschgl. In dem einen werden die stabförmigen Lampen in einem sogenannten Mischer gebrochen. Der quecksilberhaltige Leuchtstaub löst sich beim Mischvorgang von den Scherben und wird abgesaugt, sagt der Entsorgungsexperte. Ähnliches passiert in einem zweiten Zugang, in dem Energiesparlampen samt Fassungen sowie die LCD-Schirme ein spezielles Zerkleinerungsverfahren durchlaufen. Auch hier wird eine Feinfraktion aus Glaskörner und Leuchtstaub abgesaugt. Die weitere Abscheidung von Metallen und Kunststoffen erfolgt dann über eine gemeinsame Trennanlage. Das abgesonderte Glas dient der Produktion von Glaswolle, Flachglas oder neuen Lampen. Die kombinierte Anlage führt zu einer besseren Auslastung. Das hilft, die Entsorgung in einem kleinen Markt wie Österreich wirtschaftlicher zu betreiben, sagt Grinschgl. 1000 Tonnen Leuchtstofflampen, 250 Tonnen Sonderformen und 500 Tonnen Flachbildschirme würden jährlich anfallen. Gerade die Zahl der LCD-Schirme, aus denen höhere Anteile an Metall und Kunststoffen gewonnen werden können, werde noch stark steigen. Der Anteil an Flachbildschirmen an den zu entsorgenden Fernsehgeräten liege erst bei wenigen Prozent, der Rest sind noch alte Röhrengeräte. Die Saubermacher-Anlage kann pro Stunde 500 Kilo Bildschirme und dieselbe Masse an Lampen verarbeiten. Das Unternehmen strebe auch an, Quecksilber und Seltene Erden aus dem Leuchtstaub abzutrennen, so Grinschgl. In einem Forschungsprojekt wurden die entsprechenden Möglichkeiten untersucht. Weil bei den geringen Mengen in Österreich eine eigene Investition nicht gerechtfertigt sei, könnte das von einer Anlage in Frankreich übernommen werden. Der Staatspreis Umwelt- und Energietechnologie wird von Wissenschaftsministerium, Verkehrsministerium und Landwirtschaftsministerium gemeinsam vergeben. Die Einreichfrist für die aktuelle Ausschreibung endet am 5. Juni 2015. Kultur;Noch bis Ostersonntag läuft im Raimund Theater "Messiah rocks" nach dem Oratorium von G. F. Händel. Die Vereinigten Bühnen Wien machen aus Christi Leben und Tod ein mitreißendes Kitsch-Spektakel zum Mitklatschen. Wien – Superstar war er schon. Jetzt ist er auch noch Rockstar. Er hat ja auch gerockt: im Stall geboren, im Tempel randaliert, sich ausliefern lassen, den Tod bezwungen. Geht mehr F*ck You-Attitüde überhaupt? Und hallo ewiges Leben! Ewig dauert das Spektakel im Wiener Raimund Theater zwar nicht. In kaum eineinviertel Stunden wird da verkündigt, verurteilt, gekruzifixt, begraben und auferstanden. Aber es ist eine höchst leidenschaftliche Passion, die noch bis Sonntag Europapremiere feiert. 1741 hat Georg Friedrich Händel den Messiah komponiert und noch zu dessen Lebzeiten hat sich eine regelmäßige Aufführungstradition des Oratoriums zur Osterzeit begründet. Dieser kommt man nach, weniger aber dem Original: Dani Davis (Libretto) und Jason Howland (Musik) haben sich daran zu schaffen gemacht: Gitarrensolo. Wrrm. Ein paar Bibel- und Händelzitate sind übriggeblieben. Die wurden in opulenten Hochglanzrock verpackt. Das macht das ganze Unterfangen zwar von vornherein lächerlich (no dirt, just dirtiness), aber es zieht! Leicht szenisch (Regie: Alex Balga, musikalische Leitung: Koen Schoots) nimmt man Pathosposen ein. Dramatisches Stehen, Schreiten. Billiges, aufgeblasenes Gefühl. Kitsch. Da fällt ein rotes Tuch (Blut?) vom Himmel und wird zum Schutzmantel der Armen und Geknechteten. Hinter einen Zaun gepfercht sind sie Flüchtlinge, sonst wuchten sie als Sprechchor humane Parolen zwischen die 17 Nummern. Gut so! Als Solisten stehen u. a. Ana Milva Gomes und Drew Sarich im Mittelpunkt. Fixe Rollen gibt es nicht. Aber wenn Rob Fowler King of Glory singt, ist er, das weiße Hemd offen bis zum Brustbein, der wahre King. Zu Hallelujah – im Hintergrund laufen Bilder des indischen Holi-Festes, versöhnt und bunt wie die Ostereier sind die Menschen – reißt es das Publikum endgültig mit, am Ende auch von den Sitzen. Grauenvoll. Aber auch großartig. Auf ganz seltsame, groteske Art. Sport;31-Jähriger nach folgenschwerem Sturz im Training für den GP von Japan allerdings ansprechbar. Motegi – Motorrad-Pilot Alex de Angelis aus San Marino befindet sich auch zwei Tage nach seinem schweren Sturz im MotoGP-Training für den Großen Preis von Japan in einem kritischen Zustand. Dies teilte die MotoGP am Montag mit. Demnach hielten die Hirnblutungen bei dem 31-Jährigen an, wie Kopf- und Brust-CT ergeben haben. De Angelis sei allerdings ansprechbar und habe eine funktionierende Zeit-/Raum-Orientierung, nachdem die Zufuhr der Narkosemittel reduziert wurde. Seine Lungenquetschung beginne sich zu lösen, müsse aber weiter beobachtet werden. In den nächsten 48 bis 72 Stunden soll ein weiteres Kopf-CT durchgeführt werden, um die Stabilität der Hirn-Hämatome zu kontrollieren. De Angelis zog sich bei dem Unfall eine Kopfverletzung, eine Lungenquetschung sowie Brüche von fünf Wirbeln und drei Rippen zu. De Angelis wurde nach seinem Sturz im japanischen Motegi auf der Strecke minutenlang behandelt, ehe er per Hubschrauber in ein nahegelegenes Krankenhaus gebracht wurde. An den Unfall konnte er sich im Anschluss nicht mehr erinnern. International;Auch Auswärtigen Amt in Deutschland betont: Diskussionsprozess für Übergangslösung nötig. Eine Friedenslösung für Syrien ist auch nach Einschätzung des deutschen Auswärtigen Amts nur erreichbar, wenn auch Gespräche mit der Regierung von Präsident Bashar al-Assad stattfinden. Natürlich wird man auch mit Assad und seinen Leuten sprechen müssen, sagte die Sprecherin des deutschen Auswärtigen Amtes, Sawsan Chebli, am Montag in Berlin. Für eine Übergangslösung bedürfe es eines wie auch immer gearteten Diskussionsprozesses – da werden Assad und sein Regime natürlich eine Rolle zu spielen haben, sagte Chebli. Der UN-Sondervermittler Staffan de Mistura arbeitet derzeit am Aufbau einer Syrien-Kontaktgruppe mit den USA und Russland sowie unter Einbeziehung der Länder der Region wie Iran, der Türkei und Saudi-Arabien. Gleichzeitig warnte die Sprecherin davor, auf Assad als Garanten für eine Beendigung des Bürgerkriegs zu setzen. Die deutsche Regierung sei besorgt über die militärische Unterstützung Russlands für Assad. Dies verkompliziere die Lage in dem seit viereinhalb Jahren währenden Bürgerkrieg noch mehr. Es gebe für Syrien nur einen politischen und keinen militärischen Ausweg. Auch Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) hat jüngst für eine Einbindung des syrischen Machthabers im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) plädiert. In dem Krieg zwischen der Regierung und verschiedenen Oppositionsgruppen, darunter der radikal-islamischen Miliz IS, sind bereits 250.000 Menschen gestorben und nach Angaben von Chebli zwölf Millionen Menschen vertrieben worden.