label;text Wissenschaft;Ökonomen empört über Nennung eines politischen Aktivisten, der "keine wissenschaftlichen Publikationen aufweist". Wien – Das österreichische Schulbuch Geospots (7. und 8. Klasse AHS) sorgt unter Wirtschaftswissenschaftern für Aufregung: Der Gemeinwohlökonom und Ex-Sprecher von Attac Österreich, Christian Felber, wird dort in einer Grafik in einer Reihe mit John Maynard Keynes, Karl Marx, Milton Friedman und Friedrich August von Hayek genannt, wie nzz.at schon am Wochenende berichtete. Einige Forscher haben deswegen nun einen Offenen Brief an das Bildungsministerium geschrieben. Die Auswahl einer Person, die über keine ökonomische Ausbildung verfügt und keine wissenschaftlichen Publikationen aufweist, stellt einen Affront für alle (österreichischen) Wirtschaftsforscher dar, heißt es im Aufruf zur Unterzeichnung des Briefs. Zwar teile man das Ziel, unterschiedliche Wirtschaftstheorien und Fragestellungen der Ökonomie vorzustellen, heißt es im von bisher 26 Ökonomen unterzeichneten Schreiben. Eine geeignete Person sei aber nach den Kriterien einer entsprechenden internationalen Bedeutung sowie weithin anerkannter wissenschaftlicher Arbeit zu wählen. Wenn es um Fragen des Gemeinwohls und Gemeinschaftsgüter gehe, schlagen die Ökonomen Wirtschafts-Nobelpreisträgerin Elinor Ostrom vor. Lege man den Fokus auf Globalisierungskritik, kämen auch Joseph Stiglitz oder Paul Krugman in Frage, bei einem Akzent auf Verteilungsfragen Thomas Piketty oder der aktuelle Nobel-Laureat Angus Deaton. Felber, der vorwiegend als politischer Aktivist auftritt, sei aber abzulehnen. Dessen Gemeinwohltheorie erfülle nicht die üblichen Kriterien der Wissenschaftlichkeit. Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) wird schließlich aufgefordert, das im Veritas Verlag erschienene Lehrbuch in der aktuellen Form nicht weiter für den Einsatz an Schulen zuzulassen. Wissenschaft;Deutsche Forscher wollen eine weithin vergessene Sprache dokumentieren, bevor sie endgültig verschwindet. Augsburg – Wenn durch anhaltenden und intensiven Kontakt zwischen verschiedenen Kulturen zwei oder mehr Sprachen zu einer verschmelzen, ist das Ergebnis eine sogenannte Kreolsprache. Bekanntestes Beispiel dafür ist die Haitianische Sprache, in der sich Französisch mit verschiedenen westafrikanischen Sprachen sowie auch Sprachen karibischer Ureinwohner vermischt hat. Weit weniger bekannt ist, dass es von uns aus gesehen am anderen Ende der Welt auch eine auf dem Deutschen basierende Kreolsprache gibt – zugleich ist es die einzige der Welt: das Unserdeutsch, das in Papua-Neuguinea und dem Nordosten von Australien gesprochen wird (Tondokumente finden Sie hier). Diese Sprache ist ein Erbe der kurzlebigen Kolonie Deutsch-Neuguinea, die das Deutsche Kaiserreich Ende des 19. Jahrhunderts in Ozeanien errichtet hatte und der unter anderem Inselgruppen wie die Marshallinseln, die Karolinen, Nauru und Palau angehörten. Wie die Universität Augsburg berichtet, ist am Lehrstuhl für Deutsche Sprachwissenschaft ein internationales Forschungsprojekt zur umfassenden und systematischen Dokumentation von Unserdeutsch (auch Rabaul Creole German genannt) gestartet worden. Im Rahmen des Projekts soll in Zusammenarbeit mit dem Institut für Deutsche Sprache in Mannheim ein digitales Unserdeutsch-Korpus entstehen, das die Sprache umfassend dokumentiert, um dieses Wissen für Forschungs- und Lehrzwecke nutzbar zu machen. Eine weitere Aufgabe des Projekts besteht in der Rekonstruktion und Beschreibung von Entstehung und Geschichte der Kreolsprache im Rahmen eines Dissertationsprojekts auf der Grundlage von Oral History, Archivquellen und linguistischer Strukturanalyse. Und die Zeit für das auf 36 Monate angelegte Projekt drängt. Denn Unserdeutsch steht knapp vor dem Aussterben – es wird heute nur noch von etwa 100 älteren Menschen in Papua-Neuguinea und Australien gesprochen. International;Interne Splittergruppe der MHP will langjährigen Parteichef Bahceli stürzen und wieder vermehrt junge Wähler ansprechen. Ankara – In der ultra-rechten türkischen Partei MHP tobt ein Richtungskampf: Die Polizei hinderte am Sonntag eine Splittergruppe der Partei daran, in Ankara einen umstrittenen außerordentlichen Parteikongress abzuhalten. Dies sei angeblich auf Anordnung des Gouverneurs der Hauptstadt geschehen, berichtete die Nachrichtenagentur Anadolu. Gegner des langjährigen MHP-Chefs Devlet Bahceli wurden von Barrikaden und Wasserwerfern daran gehindert, sich in einem Hotel in Ankara zu treffen, wie ein Fotograf der Nachrichtenagentur AFP beobachtete. Die Gruppe der parteiinternen Dissidenten möchte den 68-Jährigen nach schweren Wahlverlusten stürzen. Bahceli geht gerichtlich gegen seine Gegner vor, um so einen Parteikongress zu verhindern. Die MHP ist die viertgrößte Partei des Landes. Im November übersprangen die Ultrarechten nur knapp die 10-Prozent-Hürde für den Einzug ins Parlament – sie verloren die Hälfte ihrer bis dahin 80 Sitze. MHP-Chef Bahceli, der die Partei seit 19 Jahren führt, will erst 2018 den nächsten Parteikongress einberufen und offenbar bis dahin an der Spitze bleiben. Seine parteiinternen Gegner wollen den Kampf nicht aufgeben. Niemand sollte sich die Hände reiben, erklärten sie am Sonntag. Die Basis und nicht der Chef werde das letzte Wort haben. Die Parteirebellen um Ex-Innenministerin Meral Aksener sehen in einem Führungswechsel die Chance, wieder mehr junge Wähler aus dem national-konservativen Milieu zu gewinnen, die zur Regierungspartei von Präsident Recep Tayyip Erdogan gewechselt sind. Der Machtkampf in der MHP könnte sich auch im Fall von Neuwahlen auf die Mehrheitsverhältnisse im Parlament auswirken. Die regierende AKP strebt ein Referendum über eine Verfassungsänderung an, es fehlt ihr dafür aber derzeit die notwendige Mehrheit. Wissenschaft;Die Insel liegt keine 500 Kilometer vom afrikanischen Festland entfernt und wurde erst sehr spät von Menschen erobert – offenbar von Südostasien aus. Brisbane/Wien – Es sind nicht einmal 500 Kilometer, die Madagaskar vom ostafrikanischen Festland trennen. Und obwohl Ostafrika als die Wiege der Menschheit gilt, von wo aus vor mehr als 100.000 Jahren der Homo sapiens seinen Siegeszug rund um den Globus antrat, war die Insel eines der letzten Gebiete, das vom Menschen besiedelt wurde. Wann genau das passierte, ist unklar. Rätselhaft ist aber auch, wer die ersten Siedler waren. Linguistische Studien und auch DNA-Vergleiche kamen zum Schluss, dass die ersten Madagassen nicht vom afrikanischen Festland kamen, sondern aus dem südostasiatischen Raum, vermutlich aus dem 7000 Kilometer entfernten Indonesien. In einer vergleichenden Untersuchung rekonstruierten australische Genetiker vor vier Jahren, dass rund 30 indonesische Frauen vor etwa 1200 Jahren auf der Insel gelandet seien. Auch die Sprache Malagasy weist Ähnlichkeit mit Indonesisch auf. Während also sprachlich und genetisch eine Verwandtschaft mit Malaysiern und Polynesiern offensichtlich scheint, haben Archäologen bislang vergeblich versucht, Belege für die Besiedlung der Insel von Südostasien aus zu finden. Doch das ist nun einem internationalen Forscherteam unter der Leitung von Alison Crowther (Uni Queensland in Brisbane) im Fachmagazin PNAS gelungen. Die Archäologin und ihr Team haben bei Grabungen in 18 alten Siedlungen insgesamt 2.443 pflanzliche Überreste aus archäologischen Sedimenten geborgen. Während im benachbarten Ostafrika Sorghum- und Perlhirse angebaut werden, fanden die Forscher Spuren von Reis, asiatischer Baumwolle und Mungbohnen, die beide seit Jahrtausenden in Süd- und Südostasien verbreitet sind. Die Forscher werten die Funde als weitere Beweise dafür, dass Madagaskar vermutlich vor 1.000 bis 1.200 Jahren tatsächlich von Indonesien aus besiedelt wurde. Noch überraschender waren dann aber ähnliche Recherchen auf den Komoren, einer Inselgruppe nördlich von Madagaskar, wo man afrikanische Sprachen spricht. Auch hier deuten Pflanzenfunde darauf hin, dass die Inselgruppe zuerst von Südostasien aus besiedelt wurde. Wirtschaft;Der Internethändler beantragt Patent für Einkaufsbestätigung per Selfie. San Francisco – Der US-Versandriese Amazon will sich ein Patent sichern, durch das Nutzer beim Einkaufen per Smartphone nicht mehr mit einem Passwort ihre Identität bestätigen, sondern mit Selfie-Videos. In einem nun bekannt gewordenen Patentantrag argumentiert der Konzern, dass eine Kombination aus Gesichts- und Gestenerkennung eine höhere Sicherheit für Kundenkonten garantiere als ein Passwort. Demnach soll die Smartphone-Kamera Video-Schnipsel aufnehmen, um die Identität des Nutzers zu überprüfen. So soll der Kunde beispielsweise aufgefordert werden, bestimmte Bewegungen oder Gesten zu machen – zu lachen, zu zwinkern oder den Kopf zu neigen, erklärt Amazon in dem Patentantrag, den der Konzern Ende vergangenen Jahres eingereicht hat. Die Sicherheit von Kundenkonten werde damit verbessert, da es schwierig für Betrüger sei das Gesicht eines Nutzers dreidimensional zu kopieren, heißt es darin weiter. Die Gesichtserkennung bei Bezahlvorgängen ist ein Zukunftsthema für viele Firmen. Auch der chinesische Internetriese Alibaba und die Kreditkartenfirma Mastercard sollen an einer solchen Technologie arbeiten. Wissenschaft;'Verschaffen uns Drohnen einen Überblick über unzugängliche Krisengebiete, oder liefern sie Katastrophenpornos fürs Internet?. Die Welt ist in letzter Zeit so chaotisch und bedrohlich geworden, dass der berühmte Werbeslogan eines TV-Senders plötzlich wie eine Drohung klingt: Mittendrin statt nur dabei. Wer will das schon – zumindest wenn es um Orte geht wie das Camp Bab al-Salama kurz vor der syrisch-türkischen Grenze, in dem mehr als 50.000 Menschen auf eine Ausreisemöglichkeit in Richtung Sicherheit und Frieden warten. So viel: Enge, Schmutz, Hitze, Angst. Viel attraktiver erscheint es, die Dinge nüchtern und aus der Distanz zu betrachten; über ihnen zu stehen – besser: zwanzig Meter über den Dingen zu schweben. Gibt man auf Youtube die Suchbegriffe Drone und Refugee ein, gewinnt man einen neuen Blick auf die Flüchtlingskrise – fast jede Station auf der Strecke von Syrien nach Europa wurde bereits durch die neue Technologie dokumentiert. Der TV-Journalist Murad Gazdiev, der für Russia Today arbeitet, ließ eine Drohne durch die zerstörten Häuserschluchten von Homs fliegen, eine sanfte und gerade deshalb gespenstische Kamerafahrt durch eine gott- und menschenverlassene Ruinenlandschaft, bis man ab Minute 1.30 plötzlich drei Kinder da unten entdeckt. Die Menschenrechtsorganisation IHH filmte das Flüchtlingslager bei Bab al-Salama aus der Luft – endlose Reihen weißer Zelte, die aus der Ferne seltsam geordnet und sauber wirken. Griechische Videojournalisten des Drone Media Network wiederum beobachteten mit einer fliegenden Kamera die Ankunft von Flüchtlingen in Schlauchbooten auf Lesbos – blaues, kristallklares Wasser, rote Schwimmwesten, eine wunderbare Farbkombination. Die Vogelperspektive produziert einerseits eine gewisse Distanz – und vermittelt dem Zuschauer gleichzeitig einen unmittelbaren Eindruck vom Ausmaß der Krise, wie es keine Landkarte und Infografik vermag. Während die kleinen Gestalten aus dem Schlauchboot klettern und in der grünen Uferböschung verschwinden, gibt es wohl kaum einen Zuschauer, der nicht hofft, dass die Sicherheitskräfte diesmal zu spät eintreffen. Die neue Weltunordnung – Bürgerkriege, Revolutionen, globale Migrationsbewegungen, Failed States – geht einher mit bahnbrechenden Medieninnovationen. Immer mehr Journalisten arbeiten mit Drohnen oder erstellen sogenannte 360-Grad-Videos, die man auch durch Virtual-Reality-Brillen wie Facebooks Oculus Rift oder das Do-it-yourself-Modell Google Cardboard betrachten kann. Und auch die Menschen, die in Krisengebieten leben (besser: leben müssen), betätigen sich als Bürgerjournalisten. Die ARD-Dokumentation My Escape schnitt vor einiger Zeit Handyaufnahmen von Flüchtlingen zusammen – und ermöglichte den Fernsehzuschauern einen ganz neuen Blickwinkel. Die Macht der Bilder ist groß – was man auch daran erkennt, dass der rechtskonservative AfD-Politiker Alexander Gauland die Deutschen ermahnt, sie müssten lernen, die traurigen Kinderaugen auszuhalten. Und vielleicht haben viele Menschen tatsächlich eine Art Hornhaut auf der Netzhaut – sind abgestumpft und schwer zu beeindrucken. In den Krisen der Vergangenheit entfalteten Fotos und Filmaufnahmen noch eine humanitäre und politische Wirksamkeit – die Bilder von My Lai in Vietnam veränderten die Einstellung der Amerikaner zum Krieg in Südostasien, die Fotos von Biafra-Blähbauch-Babys, die in den 1980er-Jahren während der Hungersnot in Ostafrika gemacht wurden, prägen das Image der Region bis heute. Die Fotografien sind ein Mittel, etwas real (oder realer) zu machen, das die Privilegierten und diejenigen, die einfach nur in Sicherheit leben, vielleicht lieber übersehen würden, schrieb Susan Sontag in ihrem berühmten Essay Das Leiden anderer betrachten. Aber gilt das immer noch? Im 21. Jahrhundert aber gehen selbst ikonografische Bilder wie jenes, das einen toten sechsjährigen Flüchtlingsjungen an einem griechischen Strand zeigte, in der Datenmasse unter. Da stellt sich die Frage, wie die neuen Bildtechnologien unseren Blick auf die Welt verändern. Sorgen die Flugsequenzen und Point-of-View-Aufnahmen der Smartphones dafür, dass wir die Krisen wie ein Videospiel wahrnehmen – womit gemeint ist: entmenschlicht, gefühllos, actionorientiert -, oder sorgen sie dafür, dass eine neue Empathiefähigkeit entsteht? Die Kameradrohnen haben mit den hochgerüsteten Flugobjekten der US-Armee Predator und Reaper, die Millionen Dollar kosten und mit Luft-Boden-Raketen bestückt sind, jedenfalls nichts gemein außer dem Namen. Der DJI Phantom Copter oder die Parrot AR.Drone kosten auf Amazon.de zwischen 200 und 1500 Euro. Eine fliegende Kamera, die die Reichweite von Fotografen, Bürgerjournalisten und Paparazzi erweitert, urteilt die Columbia Journalism Review (CJR), jeder hat nun Augen im Himmel, nicht nur die Regierungen und Sicherheitsbehörden. In den USA gibt es bereits erste Lehrgänge für das Fach Flying Robotic Journalism – zum Beispiel im Rahmen des Interactive Telecommunications Program der New York University. Der britische Journalist Lewis Whyld, der bereits 2014 nach dem Taifun Haiyan, der die Philippinen verwüstet hatte, mit einer Kameradrohne arbeitete, erzählt: Es geht nicht um spektakuläre Luftaufnahmen, sondern darum, Zugang zu Regionen zu bekommen, die man zu Fuß nicht erreicht. Auch der amerikanische Drohnenexperte Matt Waite betont den Nachrichtenwert der Luftaufnahmen von Kriegs- und Katastrophengebieten: Gerade weil es schwierig ist, den Leuten einen Eindruck von der Größe und Intensität eines Ereignisses zu vermitteln, ist es legitim, zu versuchen, die Luftperspektive einzunehmen. Es geht nicht nur um Katastrophenporno. Drohnen haben gegenüber Helikoptern den klaren Vorteil, dass sie billiger, unauffälliger und beweglicher sind. In den vergangenen Jahren haben Journalisten und Aktivisten mit Drohnen unter anderem große Demonstrationen in Brasilien und Venezuela dokumentiert und konnten so beweisen, dass mehr Menschen an den Protesten teilnahmen, als die Behörden zugaben (die türkische Polizei schoss 2013 während der Proteste auf dem Taksim-Platz sogar die Privatdrohne eines Aktivisten ab, was wiederum von einem Smartphone gefilmt und in den sozialen Netzwerken tausendfach geteilt wurde, was beweist, wie viele Perspektiven es heute auf ein Geschehen gibt und wie schwierig es ist, die Deutungshoheit zu behalten). Der kenianische Journalist Dickens Olewe zum Beispiel betreibt die Webseite www.AfricanSkyCam.com. Mit einer Drohne nahm das AfricanSkyCam-Team zum Beispiel die illegale Deponie Dandora bei Nairobi auf, bewies nicht nur, wie viel Sondermüll dort abgeladen wird – sondern erstellte mithilfe der Luftaufnahmen auch ein 3-D-Modell, in dem sich die Zuschauer frei bewegen können, die so das Ausmaß des Problems zu begreifen vermögen. Kameradrohnen sind in Kenia erst seit April dieses Jahres erlaubt, in vielen Ländern wie den USA ist es verboten, Drohnen zu kommerziellen Zwecken zu verwenden. Auch in Europa ist die Rechtslage unklar, was daran liegt, dass sich die Technik oft schneller entwickelt als die Gesetze. Und auch die Anwender und Zuschauer müssen permanent dazulernen. Im August 2015 flog die deutsche VR-Reporterin Julia Leeb in den Osten der Demokratischen Republik Kongo, um den Zuschauern den tödlichsten Konflikt seit dem Zweiten Weltkrieg auf neue Art und Weise nahezubringen. Die Bedienungsanleitung ihrer neuen Virtual Reality-Kamera konnte die 35-Jährige erst auf der mehrtägigen Reise in das Rebellengebiet studieren: sechs Go-Pro-Kameras werden auf einem Kunststoffstab (auch Rig genannt) befestigt, so dass ein dreidimensionaler Bildraum aufgenommen werden kann, in dem sich die Zuschauer – oder besser: Nutzer – frei umsehen können. Leeb ist kein Nerd oder Technikfreak, nutzt die neue Technologie nicht, weil sie das cool findet: Ich habe ein Werkzeug gesucht, mit dem ich Menschen auf meine Reisen mitnehmen und sie zu Zeugen machen kann. Die Suche nach alternativen Sichtweisen auf das Weltgeschehen ist das große Thema in Leebs Arbeit. Sie veröffentlichte zum Beispiel einen Bildband über Nordkorea mit Aufnahmen, die sie undercover über den Alltag in der Diktatur gemacht hat. Und sie begleitete den Expolitiker und Autor Jürgen Todenhöfer nach Afghanistan, Libyen und Syrien. In den abgelegenen Dörfern in zentralafrikanischen Dschungelgebieten, die von Warlords kontrolliert werden, filmte sie keine Kampfhandlungen, sondern baute die VR-Kamera, deren Akkus von einer Autobatterie versorgt wurden, einfach auf einem Dorfplatz auf. Betrachtet man das Material durch eine VR-Brille oder mit dem Smartphone, kann man sich in dem Dorf eigenständig umschauen. Dreht man den Kopf oder bewegt das Gerät, verändert sich der Bildausschnitt: auf der linken Seite sieht man eine Gruppe von Kindern, die aufgeregt umherspringen, blickt man nach oben, sieht man einen blassblauen heißen Himmel, rechts entdeckt man eine blonde Frau, Julia Leeb, die Fotos von den Dorfbewohnern macht. Irgendwann nähert sich ein junger Mann der Kamera, sagt ein paar wütende Worte in einer fremden Sprache, macht wilde Gesten, dann entfernt er sich wieder – instinktiv dreht der Nutzer den Kopf nun nach links und verfolgt die Schritte des bewaffneten Aggressors. Das ist der Moment, in dem man zum ersten Mal merkt, dass man es mit einer mächtigen Technologie zu tun hat. Telepräsenz nennen Fachleute das Phänomen. Man könnte auch sagen. Es fühlt sich echt an. Julia Leeb sagt: Die Brille aufzusetzen ist eine Entscheidung. Man isoliert sich und konzentriert sich ganz auf das Geschehen. Einen VR-Film kann man nicht nebenbei schauen. Leeb träumt davon, durch die VR-Technologie einen Kontakt zwischen verfeindeten Gesellschaften herzustellen. Ein Texaner, der sein Land noch nie verlassen hat, macht eine VR-Reise nach Pjöngjang. Er schaut sich um und hört Schritte hinter sich. Er dreht sich um und sieht eine junge Frau. Er realisiert, dass in Nordkorea Menschen leben und keine Roboter. Leeb ist sich sicher: So kann man Feindbilder zerstören. Auch der Fotograf Christian Stephen, der für das Kollektiv Ryot arbeitet und der das 360-Grad-Projekt Welcome to Aleppo gemacht hat, meint: Es gibt eine verhängnisvolle und beinahe kriminelle Ignoranz gegenüber den Geschehnissen. Indem wir Virtual Reality verwenden, erlauben wir den Menschen, sich mit den Geschichten zu verbinden. Amnesty International arbeitet ebenfalls mit der neuen Technologie: Auf der Webseite Syria360.com, die in Zusammenarbeit mit Aktivisten vor Ort erstellt wurde, kann man sich unter anderem auf einem zerstörten Schulhof in Aleppo umsehen. Eine Erzählerin berichtet trotzig: Wir sind ein widerstandsfähiges Volk und haben den Schulunterricht in den Untergrund verlagert. Das ist ein Moment, in dem einem bewusst wird, dass auch das Objektivitätsversprechen der 360-Grad-Videos fragwürdig ist, und man sich fragt, ob man die neuen Medien als Propagandawerkzeug nutzen kann. Die 3-D-Modelle und 360-Grad-Räume zeichnen sich jedoch dadurch aus, dass der Autor oder Produzent den Blick des Betrachters nicht bis ins letzte Detail lenken kann. Es ist durchaus möglich, dass der Nutzer eines 360-Grad-Films aus Syrien gerade den Himmel betrachtet, während rechts von ihm etwas Entscheidendes passiert. Weil die Gefahr besteht, dass der Zuschauer das Wichtigste übersieht, beschäftigen sich VR-Journalisten wie Julia Leeb gerade damit, wie man den Blick der Nutzer durch die Erzählerstimme, durch akustische Tricks und andere Kniffe lenken kann. Ein Beispiel: Man schaut meist dorthin, wo es hell ist. Eine neue Filmsprache entsteht. Der naive Glaube, dass allein neue Bilder dazu führen, dass sich die Welt und die Menschen ändern, ist jedoch genau das: naiv. In Dave Eggers dystopischem Roman The Circle gibt es das sogenannte SeeChange-Projekt: Ein Netzwerk unzähliger winziger Kameras soll die Welt komplett transparent machen. Der Technologieprophet Eamon Bailey, eine stevejobsartige Figur, sagt: Tyrants can no longer hide. There needs to be, and will be, access and documentation, and we need to bear witness. And to this end, I insist that all that happens must be known. Nur weil man etwas sieht, versteht man es noch lange nicht – oder ist gar in der Lage, die Dinge zu beeinflussen. Neue Technologien wie Virtual Reality oder soziale Netzwerke, schreibt die MIT-Soziologin Sherry Turkle in ihrem aktuellen Buch Reclaiming Conversation, eignen sich gut dafür, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf bestimmte Missstände zu lenken. Man müsse jedoch aufpassen, dass die langsame, harte Arbeit der Politik nicht verlorengeht: Das Lesen, die Analyse, der Versuch, einen anderen Menschen, der einen anderen Standpunkt hat, zu überzeugen. (...) Politik braucht Konservationen und Gesprächspartner, die zulassen, dass die Welt komplexer ist, als sie ursprünglich dachten. Ein Klick auf ein Video sei nur der erste Schritt: Wenn wir uns der Präsenz des anderen aussetzen, lernen wir, zuzuhören und entwickeln die Fähigkeit der Empathie. Bislang haben die Drohnenvideos und die Virtual-Reality-Aufnahmen jedoch meist keine Tonspur. Der langsame Flug durch das zerstörte Homs wird von einer ominösen Synthie-Melodie untermalt, was die albtraumhafte Wirkung des Videos nur verstärkt. Diese Technologien sind in der Lage, einen Menschen an einen anderen Ort zu versetzen und ihm den Schutz der Distanz zu rauben. Wenn man mit der Kameradrohne durch Homs schwebt und plötzlich die drei Kinder unten auf der Straße entdeckt, ist das ein Schock, man hat sofort den dringenden Wunsch, Fragen zu stellen: Aber die Kinder laufen stumm weiter durch die Straßen. Das Sehen reicht nicht. Man muss auch reden und nachdenken. Unser Mitgefühl beteuert unsere Unschuld und unsere Ohnmacht, schrieb Susan Sontag in Das Leiden anderer betrachten und forderte, es beiseitezurücken und stattdessen darüber nachzudenken, wie unsere Privilegien und ihr Leiden überhaupt auf der gleichen Landkarte Platz finden und wie diese Privilegien – auf eine Weise, die wir uns vielleicht lieber gar nicht vorstellen wollen – mit ihrem Leiden verbunden sind.' Wissenschaft;TU-Physiker beobachteten den Tanz von Wassermolekülen auf Materialoberfläche. Wien – Sie kommen in Batterien, Brennstoffzellen oder elektrischen Bauteilen zum Einsatz, dennoch ist das chemische Verhalten ihrer Oberfläche bislang weitgehend unerforscht: Perowskite. Wiener Physiker berichten nun im Fachblatt Nature Materials über die erstmalige Beobachtung eines theoretisch vorhergesagten Effekts der Materialien: Wassermoleküle an der Oberfläche von Perowskiten zerlegen sich und beginnen regelrecht zu tanzen. Ulrike Diebold vom Institut für Angewandte Physik der Technischen Universität (TU) Wien untersucht im Rahmen zweier hoch dotierter Förderpreise – eines Advanced Grant des Europäischen Forschungsrats ERC und des österreichischen Wittgenstein-Preises – Oberflächen von Festkörpern. Mittels Rastertunnelmikroskop und Computersimulationen ging sie den Vorkommnissen auf der Oberfläche von Strontium-Ruthenat auf den Grund, wenn das Material mit Wasser in Kontakt kommt. Es handelt sich dabei um eine Kristallstruktur aus Sauerstoff, Strontium und Ruthenium – ein typischer Vertreter der Materialklasse der Perowskite. Dabei zeigte sich, dass Wassermoleküle dort in zwei Teile zerlegt werden. Eines der beiden Wasserstoffatome des H2O-Moleküls wandert zu einem auf der Materialoberfläche sitzenden Sauerstoffatom und wird von diesem festgehalten. Übrig bleibt eine Sauerstoff-Wasserstoff-Gruppe, die mit dem festgesetzten Wasserstoffatom per Wasserstoff-Brückenbindung verbunden bleibt. Da sich diese OH-Gruppe nicht frei bewegen kann, tanzt sie gewissermaßen um das fixierte Wasserstoff-Atom herum. Bei ihren Beobachtungen bestimmter Regionen der Kristalloberfläche über einen längeren Zeitraum hinweg konnten die Forscher den atomaren Tanz sogar mitfilmen, teilte die TU in einer Aussendung mit. Aufgrund von theoretischen Berechnungen wurde dieser Effekt schon vor einigen Jahren vorhergesagt, wir sind nun die Ersten, die das experimentell bestätigen konnten, sagt Diebold. In Simulationen berechneten die TU-Forscher Florian Mittendorfer und Wernfried Mayr-Schmölzer auch was passiert, wenn es auf dem Tanzparkett enger wird: Setzt sich nämlich ein zweites Wassermolekül neben das erste, hört die Drehbewegung auf. Außerdem zeigten die Wissenschafter, dass sich eine Vielzahl an Wassermolekülen auf der eigentlich gleichmäßigen Strontium-Ruthenat-Oberfläche nicht regelmäßig verteilt. Dafür verantwortlich dürften Unregelmäßigkeiten im Material unterhalb der unmittelbaren Oberfläche sein. Wissenschaft;Astrid Heine forscht in Sachen Musiktherapie bei Wachkomapatienten. Stille Nacht, heilige Nacht, O du Fröhliche, Feliz Navidad. Weihnachtslieder rütteln auf, sagt Astrid Heine. Mit ihnen verbinde jeder und jede etwas, eine Emotion, ein Erlebnis. Deswegen spielt die 28-Jährige derlei Lieder diese Tage gern für ihre Zuhörer: Wachkomapatienten. Heine, geboren in Graz, ist Musiktherapeutin und beforschte für ihre Masterarbeit die Wirkung ihrer Therapie auf Menschen im Wachkoma. Interessiert habe sie schon immer die Kombination zwischen Musik, Gesundheit und Mensch, sagt Heine, die berufsbegleitend am Department Health Sciences an der Fachhochschule Internationales Management Center (IMC) in Krems studierte. Zum Forschungsprojekt sei sie eher zufällig gekommen: Das Landesklinikum Hochegg wollte eine Pilotstudie durchführen, mein Studiengangsleiter hat mich gefragt, ob ich mich als Forschungsassistentin beteiligen möchte, sagt Heine. Die Untersuchung hatte einen neurowissenschaftlichen Fokus. Diese Fragestellung war neu. Es gab schon Arbeiten dazu, wie Therapeuten Veränderungen im Verhalten von Patienten wahrnehmen – aber kaum darüber, was sich in der Physiologie, im Gehirn, tut. Beschränkt hat sich das Forscherteam auf die Untersuchung dreier Hirnareale: Frontalhirn, Hippocampus und Kleinhirn. Sie verglichen zwei Patientengruppen miteinander. Die eine hatte fünf Wochen lang Musiktherapie, die andere nicht. Die Ergebnisse zeigten deutliche Veränderungen bei der Gruppe mit Musiktherapie, sowohl in den Gehirnscans als auch in ihrem Verhalten, das die Wissenschafter mittels Mikrovideoanalyse studierten: Die Hirnaktivität ist in den untersuchten Arealen stark gestiegen. Die Patienten erschienen während der Musiktherapie deutlich wacher, ihre Atmung verlangsamte sich, und ihre Körperspannung nahm ab. Eine ihrer Patientinnen habe sogar tief geseufzt, sagt Heine. Ein anderer hat die Augen weiter aufgerissen, so als wollte er sehen, was rund um ihn passiert. Was die Musiktherapeutin für Patienten spielt? Im Prinzip alles, sagt Heine, auch Rock oder Pop. Es wird dann halt nicht so gespielt wie auf einer CD oder im Radio, sondern angepasst an den Patienten. Zum Beispiel werde ich mal leiser, mal lauter und warte seine Reaktion ab. Besonders starke Regungen würde aber Musik auslösen, die Patienten gern gehört hatten. Einer war etwa in Irland auf Urlaub und hat dort gern Harfenmusik gehört. Das habe ich für ihn gespielt. Bei einer anderen Patientin kamen Volkslieder zum Einsatz. Einige ihrer Familienmitglieder waren in der Blasmusik und haben auch zu Hause viel musiziert. Über diese individuellen Präferenzen könne es gelingen, die Menschen direkt mit der Musik anzusprechen, tiefe Emotionen bei ihnen auszulösen. Emotionen sind auch das, was die stärkste Reaktion erzeugt. Sie werden wiederum häufig durch Erinnerungen hervorgerufen. Und an Weihnachten, daran habe jeder irgendeine Erinnerung, sagt die Musiktherapeutin. Für ihre Masterarbeit erhielt sie den Würdigungspreis des Wissenschaftsministeriums. Künftig will Heine, die gerade mit ihrem ersten Kind schwanger ist, erforschen, wie Musik Neugeborenen den Start ins Leben erleichtern kann. International;Der Milliardär gewinnt dort, wo die verunsicherte Arbeiterschaft den Eindruck hat, vom Politikbetrieb vergessen worden zu sein. Man könnte auf Transparentpapier zwei Landkarten der USA zeichnen, bestimmte Flächen schraffieren und beide Karten übereinanderlegen: Man würde verblüffende Übereinstimmungen feststellen. Angenommen, die eine zeigte die ökonomischen Krisengebiete und die andere die Gegenden, in denen Donald Trump seine besten Ergebnisse einfuhr: Sie wären nahezu deckungsgleich. Was Trump für sich auszuschlachten versteht, ist die Ernüchterung wirtschaftlich abgehängter Amerikaner, die dem Establishment kein Wort mehr glauben. Die abschalten, wenn Statistiker gute Zahlen präsentieren oder die Regierung davon spricht, dass kein anderes Land im 21. Jahrhundert besser aufgestellt ist als die Vereinigten Staaten. Gewiss, die Arbeitslosigkeit ist von über zehn auf unter fünf Prozent gesunken, seit die Finanzkrise das Land in die schwerste Rezession seit den 1930er-Jahren stürzte. Gewiss, es gibt blühende Landschaften, es gibt die Hochburgen der Wissens- und Informationsökonomie, Seattle, San Francisco, das Silicon Valley, New York und den Speckgürtel um Washington. Es sind diese Regionen, die den Aufschwung tragen, die gesamtnationale Statistik gut aussehen lassen und dabei eine Realität verzerren, die weitaus differenzierter ist, als es die Aufwärtskurven vermuten lassen. Alabama und Georgia, Arkansas und Tennessee haben eines gemeinsam: Von wirtschaftlicher Erholung ist dort, von wenigen Wachstumsinseln abgesehen, nichts zu spüren. Im Grunde ist die Lage noch prekärer, als sie es vor der Finanzkrise war. In Alabama gewann Trump 44 Prozent, in Georgia 40, in Arkansas 34 und in Tennessee 40 Prozent der Stimmen. Diese Resultate bilden die Basis für seinen Erfolg am Super Tuesday, abgesehen vom Neuengland-Staat Massachusetts, wo er ähnlich abräumte, der berühmten Ausnahme von der Regel. Es liegen tatsächlich Welten zwischen der Hauptstadt und der tristen Provinz. Kein Zufall, dass Trump dort auftrumpft, wo er am größten ist, der Frust einer verunsicherten Arbeiterschaft, die den Eindruck hat, vom Politikbetrieb nicht nur vergessen worden zu sein, sondern obendrein noch belächelt und belehrt zu werden. Der ruppige Unternehmer sagt den Leuten, dass etwas faul ist im Staate Amerika. Die Botschaft fällt auf fruchtbaren Boden, weil die Bestandsaufnahme in Teilen stimmt. Weil sich Demokraten und Republikaner im Kongress bis an den Rand der Handlungsunfähigkeit blockieren, weil Politiker in endlosen, exorbitant teuren Wahlkämpfen immer mehr angewiesen sind auf die Gunst betuchter Mäzene, die im Gegenzug versuchen, ihre Interessen durchzusetzen. Wenn der Milliardär Trump lässig betont, dass er seine Kampagne selbst finanziert und daher keinem Spender einen Gefallen schuldet, erklärt das seine Popularität schon zur Hälfte. Wie der polternde Egomane den angestauten Ärger zu nutzen versucht, ist aber auch ein Klassiker der Demagogie. Nicht nur, dass er grotesk simple Lösungen für komplexe Probleme anbietet – den Bau einer Mauer an der Grenze zu Mexiko, um die illegale Einwanderung in den Griff zu kriegen, horrende Importzölle im Handel mit China, um nach Asien abgewanderte Arbeitsplätze zurückzuholen. Er scheut auch nicht davor zurück, rassistische Stereotypen aus der Schublade zu holen. Seiner überwiegend weißen Klientel verspricht er die Rückkehr in eine Welt, die es so nicht mehr geben wird. Die Rückkehr in die idealisierten Fünfzigerjahre, als praktisch jeder, der in Lohn und Brot stand, zur Mittelklasse zählte, sich ein bescheidenes Häuschen leisten konnte und der eine Job, den man hatte, so bezahlt wurde, dass man keinen zweiten oder dritten annehmen musste, um über die Runden zu kommen, anders als heute. Nicht zu vergessen, in den Südstaaten, in denen Trumps verlässlichste Bastionen liegen, waren schwarze Amerikaner damals noch Bürger zweiter Klasse. Bei dem Populisten, der sich allenfalls widerwillig vom Ku-Klux-Klan distanziert, hat man den Eindruck, als gehöre auch dies zur guten alten Zeit, die er so nostalgisch verklärt. Web;Oftmals ist die Bezahlvariante die einzig kostenfreie Möglichkeit, einen Handel abzuschließen. Das Bezahlsystem Sofortüberweisung.de, das von der deutschen Firma Sofort betrieben wird, gehört mittlerweile zu den fünf meistgenutzten Zahlungsinstrumenten im Onlinehandel. Nutzer, die auf externen Seiten etwas erwerben wollen, werden auf die Seite geleitet, wo sie mit Eingabe von Bankdaten ihr gewünschtes Produkt bezahlen. In vielen Fällen ist Sofortüberweisung die einzige Möglichkeit, die Rechnung ohne Zusatzkosten zu begleichen – während auf Kreditkarte, Nachnahme oder Vorkasse Gebühren aufgeschlagen werden. Das ist illegitim, entscheid nun das Landgericht Frankfurt. Es sei unzumutbar, Kunden als einzige Option ohne Zusatzkosten die Sofortüberweisung anzubieten, so das Gericht in seinem Urteil. Zwar sei der Dienst gängig, allerdings sei es unfair, Nutzer beim Abschluss eines Handels auf die Website eines Drittanbieters zu drängen. Die Eingabe von Bankdaten verstoße oftmals gegen die Geschäftsbestimmungen der Geldinstitute und berge Gefahren in der Datensicherheit. Geklagt hatten deutsche Verbraucherschützer gegen ein Flugreise-Portal. Gegenüber Spiegel Online wehrt sich Sofortüberweisung gegen das Urteil. Man selbst habe keine Möglichkeit erhalten, vor Gericht auszusagen, so ein Sprecher. Die eigene Website sei sicher und zuverlässig. Für den Onlinehandel dürfte das Urteil große Konsequenzen haben – künftig wird zumindest eine weitere Bezahlvariante außer der Sofortüberweisung ohne zusätzliche Gebühren angeboten werden. Wissenschaft;Christian Eckmann hat keine Bedenken, den Schaden ausbügeln zu können, den Kairoer Museumsmitarbeiter angerichtet hatten. Kairo – Nach einer missglückten Reparatur der berühmten Totenmaske von Tutanchamun übernimmt nun ein deutscher Experter die Angelegenheit. Die Arbeiten könnten in zwei Monaten abgeschlossen sein, sagte Christian Eckmann bei einer Führung durch sein Atelier im Archäologischen Museum in Kairo. Der Experte – ein Spezialist für die Konservierung von Glas- und Metallobjekten des Römisch-Germanischen Zentralmuseums in Mainz – hatte bereits im Jänner gesagt, die unbezahlbare Maske, die zu den größten Schätzen des Kairoer Museums gehört, sei nicht in Gefahr. Der Grabschatz von Tutanchamun war 1922 von dem britischen Archäologen Howard Carter im Tal der Könige in Luxor entdeckt worden. Anders als die anderen ägyptischen Pharaonen-Gräber waren die Grabkammern des 1324 vor unserer Zeitrechnung im Alter von 19 Jahren verstorbenen Pharaonen nicht geplündert worden. Mehr als 5.000 Objekte wurden gefunden, viele sind heute in Kairo im Museum ausgestellt. Eckmann wurde mit der Restaurierung beauftragt, nachdem Mitarbeiter des Kairoer Museums die Maske stümperhaft repariert hatten. Im August 2014 war während der Reparatur der Beleuchtung der Kinnbart der mit Lapislazuli und Halbedelsteinen besetzten Goldmaske abgefallen. Mitarbeiter des Museums hatten diesen daraufhin mit Epoxidharzkleber wieder angeklebt, dabei jedoch an der Bruchstelle eine sichtbare Klebenaht hinterlassen. Laut Eckmann muss der Kleber mit Holzspachteln entfernt und der Bart neu angesetzt werden. Die Arbeiten seien aber eine Gelegenheit, die genaue Konstruktion der Maske und die verwendeten Materialien zu studieren. (APA, red, 21. 10. 2015) Wissenschaft;Internationales Team mit österreichischer Beteiligung sequenzierte Bauplan einer der ältesten Kulturpflanzen der Welt. Wien – Wissenschafter haben das Genom der Gartenbohne (Phaseolus vulgaris) entschlüsselt. Die in Österreich Fisole genannte Pflanzenart ist eine der ältesten Kulturpflanzen, die in Amerika schon vor Jahrtausenden domestiziert wurde. Ein mexikanisch-spanisches Forscherteam mit österreichischer Beteiligung berichtet nun darüber im Fachjournal Genome Biology. Die Fisole wurde in Amerika zwei Mal domestiziert, einmal in den Anden und einmal in Mittelamerika, erklärte Heinz Himmelbauer vom Institut für Biotechnologie der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien. Von einer Anden-Sorte gebe es bereits den genetischen Bauplan, in ihrer aktuellen Arbeit haben die Wissenschafter nun auch das Genom einer Sorte aus dem mittelamerikanischen Zweig (BAT93) sequenziert. Die systematische Untersuchung von Pflanzengenomen gilt als Grundlage für eine Verbesserung von Kulturpflanzen. Zwischen den beiden Linien, die sich vor langer Zeit getrennt haben und unabhängig voneinander domestiziert wurden, hätten sich deutliche Unterschiede gezeigt. Mit 620 Millionen Basenpaaren ist das Genom der Fisole nur etwa ein Fünftel so groß wie jenes des Menschen, enthält aber 50 Prozent mehr Gene. Insgesamt wurden 30.491 Gene im Fisolengenom identifiziert und deren Aktivitätsmuster in der Pflanze untersucht. Die Forscher erhoffen sich Einblicke in die biologischen Grundlagen von Prozessen wie Resistenzen gegenüber Schädlingen oder Wassermangel, Stickstofffixierung in den Wurzeln, Fruchtbildung und Fruchtqualität. Als überraschend hat sich laut Himmelbauer bei der Sequenzierung gezeigt, dass viele nichtcodierende RNAs, die nicht in Proteine übersetzt werden, etwa bei der Fruchtbildung eine Rolle spielen. Die Forscher planen, weitere Fisolensorten sowie einige ihrer wild vorkommenden Verwandten zu untersuchen. Damit soll es zukünftig gelingen, Gene zu identifizieren, die bei der Domestizierung der Pflanze eine Rolle gespielt haben. Wissenschaft;Einschätzungen von Gründen für Übergewicht werden auch nach sozialen Differenzen vorgenommen. Wien – Übergewicht gilt als zentrale gesundheitspolitische Herausforderung moderner Gesellschaften. Dringliche Warnungen vor den Folgen von Übergewicht für den Einzelnen und die Gesellschaft sind ebenso omnipräsent wie Ratschläge, wie dem Übergewicht beizukommen sei. Ein Diskurs, der viele Stigmatisierungen bereithält, so die Wissenschafts- und Technikforscherin Ulrike Felt. Felt untersucht in einem Forschungsprojekt an der Uni Wien gemeinsam mit ihren KollegInnen Michael Penkler und Kay Felder, wie in der Behandlung und Prävention von Übergewicht mit sozialen oder kulturellen Differenzen umgegangen wird. Wo werden solche Unterschiede gemacht oder nicht gemacht, und was für Konsequenzen haben solche Einteilungen in der Wiener Gesundheitsversorgung? Felt und ihr Team untersuchen dafür etwa Präventionsprogramme, welche die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in deutsch-, türkisch- und bosnisch-/kroatisch-/serbischsprachige Gruppen unterteilten. Wir konnten hier beobachten, dass das Problem des Übergewichts je nach Gruppe unterschiedlich konzipiert und bearbeitet wird, sagt Felt. So wurde etwa bei den türkischsprachigen Gruppen Wissensvermittlung in den Vordergrund gestellt, während bei den deutschsprachigen Frauengruppen Schwierigkeiten mit dem Gewicht vorwiegend als psychologische Probleme gerahmt wurden. In einem Vorgängerprojekt forschte Felt bereits darüber, wie Menschen überhaupt eine Vorstellung von dem Problem Übergewicht bekommen, wofür auch Medienanalysen österreichischer Zeitungen durchgeführt wurden. Spätestens mit der Veröffentlichung des ersten österreichischen Adipositas-Berichts im Jahr 2006 gab es eine breite mediale Berichterstattung über Adipositas, die bis dato noch sehr verbreitet als Fettsucht bezeichnet wurde. Dieser Begriff hat eine extrem negative Konnotation und vermittelt Vorstellung von Menschen, die sich nicht unter Kontrolle haben, sagt Felt. Es ging einerseits darum, was gesellschaftlich schiefläuft – andererseits darum, was die Einzelnen falsch machen: Kinder sitzen nur mehr vor dem Fernseher, und wir nehmen einfach viel zu viel Nahrung zu uns, beschreibt Felt den Tenor diverser Medienberichte über die kranke Gesellschaft. Adipositas wurde zu einer der gefährlichsten Epidemien des 21. Jahrhunderts quasi sozialen Ursprungs – ein Bild, das auch zahlreiche Stereotypisierungen bietet. Im Adipositas-Bericht selbst wurden die sozialen Differenzen stark betont: die stärkere Betroffenheit von Menschen mit geringerem Einkommen und Bildungsgrad oder der Umstand, dass bei Folgeerkrankungen von Adipositas schichtspezifische Unterschiede festgestellt wurden. Wir wurden neugierig, wie mit diesen Unterschieden in der Praxis umgegangen wird, beschreibt Felt, wie die Idee zu dem Projekt From Lab to Intervention and Back – Doing and Undoing Diversity in Obesity Research, Treatment and Prevention, das vom Wiener Wissenschafts- und Technologiefonds WWTF gefördert wird, entstand. Um die Rolle sozialer oder kultureller Differenzierungen im Umgang mit Übergewichtzu untersuchen, hat das Forschungsteam unterschiedliche Orte der Behandlung, Prävention und Erforschung von Adipositas untersucht. Dabei arbeiteten Felt und ihr Team auch mit medizinischem Personal zusammen, welches Patientinnen und Patienten vor und nach Magenoperationen (Magenverkleinerungen oder Magenbänder) betreut. Auch Präventionsprogramme gegen Übergewicht wurden untersucht, die schon von vornherein auf sozioökonomisch benachteiligte Gruppen fokussieren. Die Frage ist: Wann macht es Sinn, Leute in der Gesundheitsversorgung in unterschiedliche Gruppen einzuteilen?, sagt Felt. Einerseits erlaube dies, Probleme und etwaige Benachteiligungen zu benennen. Andererseits laufe man Gefahr, Stereotypisierungen und kulturelle Zuschreibungen wiederum zu reproduzieren. Hier die Balance zwischen Individualisierung und Gruppenbildung zu finden ist eine Herausforderung, die sich für Verantwortliche in der Gesundheitsversorgung in allen Bereichen stellt. Betroffene selbst begründen ihr Übergewicht oftmals auch mit bestimmten Gruppenzugehörigkeiten. Ich komme vom Land, ich gehöre zur Computergeneration oder ich bin ein Nachkriegskind lauten etwa einige Berichte von Menschen, die sich selbst einordnen und damit mögliche Gründe für Übergewicht verbinden. Felt sieht im Umgang mit Übergewicht viele Problemfelder. Mit der Thematisierung von Übergewicht als westlicher Zivilisationskrankheit habe sich Druck aufgebaut. Dem Einzelnen wird immer mehr Verantwortung für das Funktionieren der Gemeinschaft gegeben, so viele kranke Menschen würden uns schließlich in ein sozioökonomisches Desaster stürzen. Dazu kommen noch massive Diskriminierungen am Arbeitsmarkt. In den USA ist längst bekannt, dass es dicke Bewerber und Bewerberinnen auf dem Arbeitsmarkt schwerer haben. Eine Studie der Universität Tübingen hat diese Hürde für Übergewichtige 2012 auch für Deutschland nachgewiesen. Aktivismus gegen Diskriminierung von Dicken oder eine Pro-Fat-Bewegung, wie es sie in den USA schon lange gibt, sind in Österreich kaum präsent, so Felt. Wir haben hier eine sehr starke Vorstellung, dass man am Körper arbeiten, ihn verbessern muss – als Beweis, dass man sich als Subjekt in der Hand hat. Panorama;Oberlandesgericht bestätigt Entscheidung des Straflandesgerichts: keine zweite Chance für rechtskräftig verurteilte Beamte. Wien – Das Verfahren gegen drei ehemalige Polizisten, die im August 2006 im Fall Bakary J. wegen Quälens eines Gefangenen rechtskräftig verurteilt wurden, wird nicht neu aufgerollt. Das Wiener Oberlandesgericht bestätigte die erstinstanzliche Entscheidung des Straflandesgerichts, das im August 2015 einen Wiederaufnahmeantrag abgewiesen hatte und wogegen die Ex-Polizisten Beschwerde eingelegt hatten. Das Oberlandesgericht wies die Beschwerde bereits am 21. Dezember als unbegründet zurück, sagte Gerichtssprecher Reinhard Hinger am Freitag der APA. Der Beschwerde komme keine Berechtigung zu, die von der Rechtsvertreterin der Ex-Polizisten vorgelegten Unterlagen hätten keine Bedenken an deren Verurteilung erwecken können. Dieser Versuch, die Strafsache wieder aufzunehmen, ist damit endgültig gescheitert, sagte Hinger und bestätigte damit Berichte mehrerer Tageszeitungen. Der gebürtige Gambier Bakary J. war im April 2006 nach einem gescheitertem Abschiebeversuch von Wega-Polizisten in eine Wiener Lagerhalle gebracht und dort schwer misshandelt worden. Dass die drei Beamten, die ihn verprügelten und in der mittlerweile abgerissenen Halle sogar mit ihrem Fahrzeug anfuhren, und ein vierter Kollege, der ihnen die Halle aufsperrte, einen Zeugen vertrieb und danach der Misshandlung einfach zusah, nur bedingte Haftstrafen von sechs beziehungsweise acht Monaten erhielten, sorgte seinerzeit für Proteste von NGOs und Menschenrechtsorganisationen. Mit den milden Strafen, die noch im Verhandlungssaal rechtskräftig wurden, weil der Staatsanwalt an Ort und Stelle einen Rechtsmittelverzicht abgab, werde Polizeifolter zum Kavaliersdelikt erklärt, kritisierte Amnesty International. Web;Apple zieht mit eigenem Musikstreaming nach: reiches Angebot, unübersichtliche Bedienung. Mehrere Jahre nachdem Spotify und Co. den Markt für gestreamte Musik erschlossen haben, hat nun auch Apple nachgezogen. Der Konzern, der einst den Digitalvertrieb von Musik mit iTunes massentauglich gemacht hat, ist ab sofort mit Apple Music im Geschäft. Verfügbar ist der Dienst unter Windows und OS X sowie mit dem Versionsupdate 8.4 für iOS auf mobilen Endgeräten. Im Herbst soll auch ein Client für Android veröffentlicht werden. Den Konsumenten soll der Dienst durch ein reiches Vertragsportfolio mit den Labels eine große inhaltliche Breite geboten werden. Interessenten erhalten eine kostenlose, dreimonatige Testphase, ehe man zu einem gebührenpflichtigen Abo um zeh Euro pro Monat wechseln muss. Für 15 Euro steht eine Familienlizenz bereit, unter der bis zu sechs Nutzer Zugriff auf die Musik haben. Geboten werden eine Reihe von Themenradios, deren vorgefertigte Playlists, die von Musikexperten zusammengestellt werden. Flagship-Sender ist Beats 1, der rund um die Uhr von Djs in New York, Los Angeles und London bespielt wird. Er ist benannt nach der 2014 von Apple übernommenen Kopfhörermarke. Programmchef ist Zane Lowe, er gestaltete einst das BBC Radio 1. Auch Trent Reznor von den Nine Inch Nails hat als kreativer Leiter seine Hände im Spiel. Eine soziale Komponente kommt mit Apple Connect ins Spiel. Auf der Plattform, die – wie Beats 1 und (innerhalb der USA) die anderen Radios– nicht nur Apple Music-Abonnenten offen steht, präsentieren Künstler und Labels neue Werke. Sie können Songs dort kostenlos verfügbar machen, als Teil des Streamingsangebots definieren oder auch zum Kauf über iTunes anbieten. Sinn und Zweck von Connect ist es, als günstiges Marketinginstrument für Musikbranche zu dienen und Nutzern zu ermöglichen, einfach neue interessante Songs und Alben zu entdecken. Schon im Vorhinein wurde kolportiert, dass Apple die Konkurrenz mit Exklusivdeals ausstechen wolle. Ein möglicher Vorbote davon ist Taylor Swifts neues Album 1989 das abseits von Apple Music – zumindest vorerst – auf keinem anderen Streaming-Dienst abrufbar ist. Swift dementierte aber, sich exklusiv an den Apple-Dienst binden zu wollen. Auch The Chronic von Dr. Dre ist nur bei Apple Music per Stream zu hören. Der Künstler ist allerdings seit der Übernahme von Beats für Apple tätig. Mittlerweile gibt es auch schon erste Berichte zum neuen Streamingdienst, da Apple mehreren US-Medien vorab Zugriff gewährt hat. So sieht etwa Walt Mossberg bei Recode die Möglichkeit, sich Playlisten gemischt aus iTunes-Käufen und dem Streamingangebot als Stärke. Christina Warren von Mashable zeigt sich angetan vom For You-Tab unter dem Apple Music personalisierte Musikempfehlungen liefert, die sehr genau ihren Geschmack treffen würden. Beim Rolling Stone und MTV findet die allgemein große Auswahl an Musik Lob, ebenso wie die kuratierten Playlisten. Nachbesserungsbedarf gibt es aber offenbar beim Interface. Allgemein sei die Oberfläche von Apple Music unübersichtlich. Einige Funktionen sind relativ versteckt und auch nicht auf Anhieb intuitiv bedienbar. Manche Sektionen sind inhaltlich schlicht überladen. Die Bedienung benötiogt Zeit, um sie zu erlernen, so Mossberg. Und das ist nicht etwas, das man gerne tut, wenn man sich lediglich zurück lehnen und Musik hören möchte. Mit Spotify, Google Play Music, Deezer und Co. als Konkurrenten hat sich Apple schon vorab das Ziel gesetzt, nicht nur ein relevanter Player am existierenden Markt zu werden, sondern mit seinem Streaming-Angebot neue Kundschaft zu erschließen. Ob der Plan aufgeht, wird sich weisen, sobald der erste Schwall an neugierigen Nutzern am Ende der dreimonatigen Testphase angelangt ist. Wirtschaft;Die Gehälter werden nicht so rasch ausbezahlt werden können, Gutscheine nicht mehr eingelöst. Aufgelöste Mitarbeiter, nervöse Lieferanten, verärgerte Kunden: Die anstehende Zielpunkt-Pleite sorgt für Emotionen. Konsumenten echauffieren sich, dass ihre Gutscheine nicht mehr angenommen werden. Zielpunkt bestätigt diese Maßnahme und begründet sie mit gesetzlichen Vorgaben. Eine Missachtung stelle eine Gläubigerbenachteiligung dar, wird im Unternehmen erläutert. Dass die Kunden die Gutscheine im Insolvenzverfahren anmelden können, dürfte ein schwacher Trost sein. Die Gerichtsgebühren von 22 Euro sind in der Regel höher als der Wert des Gutscheins. Dass diese Situation extrem unbefriedigend ist, ist uns mehr als bewusst, und wir bedauern dies sehr, heißt es bei Zielpunkt. Die Gutscheine zählen aber ohnehin zu den kleineren Problemen der Lebensmittelkette. Am härtesten betroffen sind die Mitarbeiter, von denen 2.500 Personen zur Kündigung angemeldet werden. Möglicherweise kommen bis zu 500 weitere Stellenstreichungen hinzu, denn bei Zielpunkt-Eigentümer Pfeiffer sind Beschäftigte in Großhandel, Logistik oder Verwaltung indirekt von der Insolvenz betroffen. Genauere Angaben dazu gibt es noch nicht. Viel hängt davon ab, was mit den Standorten passieren wird. Und für die Verwertung der Filialen ist der Masseverwalter zuständig. Konzernchef Georg Pfeiffer hat – ebenso wie die Bundeswettbewerbsbehörde – kartellrechtliche Bedenken und nennt die Marktmacht von Rewe in Ostösterreich als Beispiel. Doch auch bei anderen Händlern hält sich das Interesse in Grenzen. Spar und Rewe wollen nur einzelne Standorte zwecks Übernahme prüfen. Eher dürfte es Hofer oder Lidl gelüsten, die insbesondere auf den Wiener Raum spitzen. Hier hat auch Zielpunkt mit 126 der 229 Filialen den Fokus. Generell gilt der Lebensmittelhandel als hartes Pflaster, auf dem Zielpunkt mit seiner diffusen Strategie zwischen Qualität und Diskont aufprallte. Sollte sich das Interesse an den gemieteten Filialen in Grenzen halten, dürfte es auch für die Mitarbeiter eng werden, zumal bereits jetzt 50.000 Handelsangestellte einen Job suchen. Als Alternative bot sich am Donnerstag der Tourismus an: 77 Prozent der Top-Herbergen suchten Personal für die Wintersaison, verkündete die Österreichische Hoteliervereinigung an die Adresse von Zielpunkt- und Bank-Austria-Mitarbeitern. Die Angestellten müssen erst einmal auf die Auszahlung ihrer November-Gehälter und dann auf Weihnachtsgeld, Abfertigung und Dezember-Lohn warten. Die Arbeitskosten bei Zielpunkt betragen gut sechs Millionen Euro im Monat. Für die Begleichung steht der öffentliche Insolvenzentgeltfonds bereit, allerdings dauert das eine Zeit. Die Anträge können erst nach der Konkursanmeldung gestellt werden, und dann muss noch der Masseverwalter prüfen. Insolvenzfonds-Chef Wolfgang Pfabigan auf die Frage der APA, ob der Fonds noch heuer zahlen wird? Es wird knapp. Zusatzhilfe angekündigt Zusätzliche Hilfen hat Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) angekündigt: Er verweist auf Arbeitsstiftungen, die in allen Bundesländern von Qualifizierung bis Unternehmensgründung parat stehen. Zudem hätten die Banken zugesagt, wegen verspäteter Gehaltseingänge keine Überziehungszinsen zu kassieren. Dass Zielpunkt so plötzlich umfällt, begründete Georg Pfeiffer am Donnerstag mit den Umsatzeinbrüchen seit Oktober, die sich im November verschärft hätten. Aufgrund dieser Entwicklung habe man die positive Fortbestehensprognose evaluieren müssen. Hintergrund: Zielpunkt hat schon 2014/15 ein negatives Eigenkapital in Höhe von 36,4 Millionen ausgewiesen, das nur dank nachrangiger Kredite und Patronatserklärung von Pfeiffer keine insolvenzrechtlichen Folgen hatte. Die notwendigen 60 Millionen Euro wollte und konnte Pfeiffer nicht aufbringen, zumal Zielpunkt bis 2020 weitere Verluste bauen werde. Wissenschaft;Panama – Für Tarzan waren die verholzenden Kletterpflanzen als Transportmittel durch den Regenwald eindeutig von Vorteil. Ein internationales Forscherteam hat nun aber einen erheblichen Nachteil der Kletterpflanzen im Fachblatt PNAS dokumentiert: Wie Versuche in Panama zeigten, wird in von Lianen durchsetzten Abschnitten des tropischen Regenwalds nur rund ein Viertel jener Kohlenstoffmenge aufgenommen wie in Abschnitten ohne. Regenwälder binden rund 40 Prozent des Kohlenstoffs der Erde. AbstractPNAS: Lianas reduce carbon accumulation and storage in tropical forests Cambridge – Die Firma Novartis hat in den Ansatz rund eine Milliarde Euro investiert und scheiterte. Doch nun besteht wieder Hoffnung, Ersatzorgane für Menschen in Schweinen wachsen zu lassen: Der US-Genetiker George Church verkündete bei einer US-Fachtagung, dass es ihm gelungen sei, mittels der Methode Crispr jene Retroviren zu eliminieren, die eine Transplantation von Tier zu Mensch verhinderten. LinkScience News: Gene-editing method revives hopes for transplanting pig organs into people London – Die wohl wichtigste wissenschaftliche Grundlage für die politischen Diskussionen und Maßnahmen zum Klimawandel sind die Berichte des Weltklimarats IPCC. Ralf Barkemeyer und Kollegen haben die Berichte für das Fachmagazin Nature Climate Change linguistisch untersucht und festgestellt, dass sie seit den 1990er-Jahren unlesbarer geworden sind. Zugleich habe sich die Berichterstattung in den internationalen Medien verbessert, auch wenn diese oft pessimistischer sei als die IPCC-Berichte. AbstractNature Climate Chance: Linguistic analysis of IPCC summaries for policymakers and associated coverage (tasch, 13.10.2015) Wissenschaft;Washington – Einen Tag nach Beginn des Weltklimagipfels startet in Washington eine weitere Konferenz zu einer wichtigen Zukunftsfrage. Dank der revolutionären Crispr-Cas9-Technik ist es seit kurzem einfach und billig, punktgenaue Veränderungen der DNA vorzunehmen. Ab Dienstag diskutieren deshalb Wissenschafter aus mehr als 20 Ländern darüber, wie man diese Technik beim Menschen nützen soll. LinkNature: Human-genome editing summit to sample global attitudes Kultur;In Antoine Fucquas Film geht Jake Gyllenhaal als Prügelknabe an seine Grenzen. Eine ambitionierte Geschichte von Fall und Aufstieg, die vom Kämpfer als Spielball der Interessen erzählt. Wien – Der Name Hope für einen Boxer kann nur als frivol bezeichnet werden. Denn es gibt eigentlich nur zwei mögliche Vornamen dazu: Great White. Um eine Große weiße Hoffnung ging es 1967 in einem Bühnenstück, in dem eine rassistische Gesellschaft darauf wartete, dass ein erfolgreicher afroamerikanischer Boxer endlich auf einen weißen Herausforderer trifft. Mit ein wenig Großzügigkeit könnte man sagen, dass sich diese Hoffnung in Antoine Fucquas Southpaw erfüllt hat. Denn der Billy Hope, von dem hier erzählt wird, ist ein Boxer auf der Höhe des Erfolgs. Und er ist weiß, jedenfalls von der Hautfarbe her. Aber so wie der weiße Rapper Eminem in die Domäne eingedrungen ist, die einst von Public Enemy oder Niggers with Attitude bestimmt wurde, haben sich die Grenzen zwischen class und race verwischt, die Rassismen sind subtiler geworden, ihre Überwindung wird ausgestellt. So findet sich Billy Hope in Southpaw, nachdem er von ganz oben ziemlich heftig nach ganz unten gerumpelt ist, in einem Umfeld von schwarzen Professionals wieder, die aus unterschiedlichen Motiven und mit je eigenen Methoden versuchen, ihn noch einmal nach oben zu bringen: der Coach Tick Wills (Forest Whitaker) und der Manager Jordan Mains (50 Cent, noch ein Querbezug zur Welt des Hip-Hop). Dass der Coach eher für die Weisheit zuständig ist, während der Promoter seinen Mann ohne Weiteres verheizen würde, zeugt davon, dass Southpaw keinerlei revisionistisches Interesse hat, sondern sich ziemlich direkt in die Tradition von Rocky stellen möchte. Das Drehbuch von Kurt Sutter (bekannt von der Serie Sons of Anarchy) lässt von Beginn an erkennen, dass hier dramaturgisch die kurzen Wege zählen: Von Hells Kitchen in Manhattan bis zum Madison Square Garden ist es nicht weit, und zwar in beide Richtungen. Ausgerechnet bei einem Charityevent lässt Billy Hope sich blöd provozieren, und schon ersäuft sein Leben buchstäblich in Negativität. Seine schutzbefohlene Tochter macht den Gewissenswurm und das sentimentale Motiv für die Versehrungen, die er auf dem zweiten Weg nach oben erleiden muss. Boxerfilme bilden längst einen eigenen kleinen Kanon innerhalb der Filmgeschichte. Sie werden, spätestens nach Martin Scorseses Raging Bull, an der Wucht gemessen, mit der sie auf das Genre einschlagen. Southpaw lässt hier durchaus eine vergleichbare Ambition erkennen: Jake Gyllenhaal geht in der Hauptrolle zwar nicht durch all die körperlichen Extreme, die Robert De Niro 1981 einen Oscar einbrachten. Aber er macht sich doch mit Haut und Haar zu einem Prügelknaben des Schicksals und der eigenen Impulse, nur um danach umso fester zurückzuschlagen. Wobei der Southpaw auf die bevorzugte Haltung von Linkshändern im Ring verweist: die rechte Körperhälfte ein wenig vorgeschoben, den linken Schwinger in Reserve haltend für den relevanten Schlag. Jake Gyllenhaal hat zweifellos etwas vor mit seiner Karriere. Er wählt seine Rollen anscheinend danach aus, dass sie ihn an bestimmte Extreme heranführen: der soziopathische Journalist, den er in Nightcrawler spielte, erforderte von ihm ganz andere Register als die Rolle des Billy Hope, für die er dem Vernehmen nach neun Monate nicht einfach trainiert hat, sondern für die er tatsächlich zum Boxer wurde. Was er in Nightcrawler an interessanter Verfremdung aufbrachte, kompensiert Gyllenhaal in Southpaw durch naturalistische Anverwandlung. Vor allem dieser Aspekt rechtfertigt ein Interesse an Southpaw, der im Übrigen in der glatten Regie von Antoine Fucqua allzu unmittelbar die überdeutlichen Motive des Drehbuchs einfach umsetzt. Jake Gyllenhaals große, weiße Hoffnung auf einen Oscar wird sich vermutlich mit Southpaw (noch) nicht erfüllen. Wissenschaft;Wellenförmige Muster in Materiescheibe um AU Microscopii lassen sich mit nichts vergleichen, was man bisher kennt. Ein internationales Astronomenteam hat mithilfe des Hubble-Weltraumteleskops und des Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte in Chile in einem nahen Sternsystem etwas beobachtet, das sie ziemlich ratlos zurücklässt: Es scheint, als würden sich in einer Staubscheibe rund um den Stern AU Microscopii (AU Mic) Strukturen mit enormer Geschwindigkeit fortbewegen. Sind es die Folgen einer Eruption des Zentralgestirns, oder haben die wellenförmigen Muster mit einem – bisher nicht nachgewiesenen – Exoplaneten in der Materiescheibe zu tun? Möglicherweise handelt es sich auch um ein völlig unbekanntes Phänomen. AU Microscopii im südlichen Sternbild Mikroskop liegt weniger als 33 Lichtjahre von der Erde entfernt, befindet sich damit also praktisch in der kosmischen Nachbarschaft. Die den Stern umgebende große Staubscheibe ist für irdische Beobachter fast genau von der Seite zu sehen. Astronomen ist es nun gelungen, diese Materiescheibe mithilfe des erst vor kurzem am Very Large Telescope installierten Instruments Sphere detailscharf abzubilden. Außer den Sphere-Daten wurden dabei frühere Beobachtungen mit dem Weltraumteleskop Hubble genutzt. Erstmals konnten auf diesem Weg nicht nur Unterstrukturen der Scheibe untersucht werden, sondern auch Muster, die sich offenbar mit der Zeit verändern. Mehr noch: Die Scheibe um AU Mic weist offensichtlich Strukturen auf, die sich äußerst schnell und wellenartige fortbewegen. Als das Instrumententeam von Sphere nach Zielobjekten für seine ersten Beobachtungen suchte, war AU Mic ein naheliegender Kandidat. Thomas Henning, Direktor des Max-Planck-Instituts für Astronomie, war an den Untersuchungen beteiligt und zeigte sich bereits von den ersten Aufnahmen beeindruckt: Gleich auf den ersten Blick haben wir detaillierte Strukturen in der Scheibe gesehen – hätten Sie mir vor ein paar Jahren gesagt, dass solche Bilder 2015 möglich wären, hätte ich Ihnen das vermutlich nicht geglaubt. Wir haben diese Strukturen dann mit Bildern verglichen, die einige Kollegen und ich 2010 und 2011 mit dem Weltraumteleskop Hubble aufgenommen hatten. Diese Vergleichsanalysen ergaben eine veritable Überraschung: Es gelang den Wissenschaftern, eine ganze Reihe von Strukturen eindeutig sowohl in den Sphere- als auch in den Hubble-Bildern zu identifizieren. Das Außergewöhnliche an den Beobachtungen war allerdings, dass sich diese Strukturen innerhalb der wenigen Jahre, die zwischen den Beobachtungen vergangen waren, deutlich vom Stern entfernt hatten. Diejenigen Strukturen, die weiter vom Stern entfernt sind, scheinen sich dabei schneller zu bewegen als die sternnäheren. Mindestens drei der Strukturen bewegen sich so schnell, dass sie der Schwereanziehung des Sterns entkommen und damit das System verlassen könnten – also mit mindestens 40.000 Kilometer pro Stunde, schätzen die Forscher. Solche hohen Geschwindigkeiten schließen aus, dass es sich um herkömmliche Scheibeneigenschaften handelt, die als Störungen hervorgerufen werden, wenn sich Objekte – etwa Exoplaneten – auf ihrer Umlaufbahn um den Stern durch das Scheibenmaterial bewegen. Etwas anderes muss dafür gesorgt haben, dass die Wellen Fahrt aufgenommen und derart hohe Geschwindigkeiten erreicht haben – und das zeigt, dass man es offenbar mit etwas wirklich Ungewöhnlichem zu tun hat. AU Mic ist ein roter Zwergstern vom Typ M1 Ve, der nur etwas mehr als halb so groß ist wie die Sonne, ein mit rund zwölf Millionen Jahren recht junger Stern im Vergleich zu den knapp fünf Milliarden Jahren unserer Sonne. Wie bei solchen jungen Sternen häufig, zeigt AU Mic starke Aktivität und produziert mit einiger Häufigkeit Eruptionen, bei denen stellares Plasma mit hoher Geschwindigkeit nach außen geschleudert wird. Die Astronomen spekulieren, dass die bewegten Strukturen in der Staubscheibe auf diese Weise zustande gekommen sind. Eine weitere durchaus reizvolle Möglichkeit ist, dass die Veränderungen in der Scheibe auf das Vorhandensein eines oder mehrerer extrasolarer Riesenplaneten in der Staubscheibe hindeuten. Eine der stellaren Eruptionen könnte etwas auf einem der Exoplaneten ausgelöst haben – falls es dort Exoplaneten gibt. Sie könnte dort gewaltsam Materie losgelöst haben, die sich jetzt durch die Scheibe bewegt, angetrieben durch die Wucht der Eruption, meint Glenn Schneider vom US-amerikanischen Steward Observatory. Insgesamt legt der überraschende Nachweis der dynamischen Strukturen in der Materiescheibe von AU Mic ein ganzes Programm zusätzlicher Beobachtungen nahe. Haben die Forscher besonders großes Glück, könnte ihnen sogar der Nachweis von Protoplaneten in der Scheibe gelingen, also von kleineren Körpern, die eifrig weitere Masse sammeln, um zu ganzen Exoplaneten heranzuwachsen. Allgemeiner sollten detaillierte Beobachtungen der Dynamik solcher Scheiben direkte Vergleiche mit der Simulation solcher Objekte ermöglichen – und könnten auch Informationen über Prozesse der Planetenentstehung liefern, die in der Scheibe ihre Spuren hinterlassen haben. Wissenschaft;Bald ist die Hälfte der Satellitenflotte vor Ort. Cayenne – Eine Rakete mit zwei neuen Satelliten für das europäische Navigationssystem Galileo ist von Französisch-Guyana aus ins All gestartet. Die Sojus-Rakete hob am Donnerstag kurz vor 13.00 Uhr deutscher Zeit im Weltraumbahnhof Kourou ab. An Bord waren der elfte und der zwölfte Satellit – von insgesamt 30 geplanten – für das Programm der EU und der Europäischen Weltraumorganisation ESA. Mit Galileo will Europa vom amerikanischen GPS unabhängig werden. Seine Positionsdaten sollen künftig zum Beispiel von Navigationsgeräten in Autos benutzt werden. Allerdings kam das Vorhaben wegen Verzögerungen und Kostensteigerungen immer wieder in die Kritik. Die Satelliten sollten drei Stunden und 48 Minuten nach dem Start ausgesetzt werden. Web;Mobile World Congress beginnt am Montag. Die VW-Tochter Seat will gemeinsam mit Samsung und SAP die Parkplatz-Suche im vernetzten Auto vereinfachen. Die Unternehmen stellen zur Mobilfunk-Messe Mobile World Congress in Barcelona ein System vor, bei dem man über eine App entsprechend ausgerüstete Parkplätze reservieren und auch bezahlen kann. Der deutsche Software-Anbieter SAP verarbeitet dabei die Daten in seiner Cloud, und Samsung stellt seinen Bezahldienst zur Verfügung. Seat kündigte am Samstag auch die nächste Version seines digitalen Autoschlüssels im Smartphone an. Damit kann der Zugang zum Auto zum Beispiel über das Netz für eine bestimmte Zeit an andere Personen übertragen werden. Später soll man dabei für diesen Zeitraum auch das Auto auf eine Höchstgeschwindigkeit oder eine wirtschaftliche Fahrweise einstellen können. Der Mobile World Congress, das wichtigste Treffen der Mobilfunk-Industrie, beginnt am Montag und läuft bis Donnerstag. Wissenschaft;Emmanuelle Charpentier und Jennifer Doudna erhalten Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Preis 2016. Frankfurt am Main – Die Wissenschafterinnen Emmanuelle Charpentier (47) und Jennifer Doudna (51) werden mit dem Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Preis 2016 ausgezeichnet. Ihre Namen sind verknüpft mit einer der größten wissenschaftlichen Sensationen der vergangenen Jahre: einer einfach zu handhabenden Allzweckschere für Gene. Die mit 100.000 Euro dotierte Ehrung gilt als eine der angesehensten für Forscher in Deutschland. Die Entdeckung der beiden Preisträgerinnen hat einen Quantensprung in der Forschung bewirkt, begründete der Stiftungsrat seine Entscheidung. Der mit 60.000 Euro dotierte Nachwuchspreis geht an den Biochemiker und Strukturbiologen Claus-Dieter Kuhn (37) von der Universität Bayreuth. Die französische Mikrobiologin Charpentier ist Direktorin am Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie in Berlin, zuvor war sie am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig tätig. Doudna ist Biochemikerin und Professorin an der University of California in Berkeley (USA). Die beiden Forscherinnen hatten unter anderem bereits den Dr. Paul Janssen Award for Biomedical Research und den Prinzessin-von-Asturien-Preis erhalten. (APA, red, 25. 1. 2016) Wirtschaft;Den heimischen Kapitalmarkt sieht Finanzminister Hans Jörg Schelling zwar als stabil an. Dennoch gebe es einige Hausaufgaben zu erledigen. Wien – Im internationalen Vergleich sei der heimische Kapitalmarkt zwar nur ein kleines Rädchen, aber eines, dem Investoren vertrauen. Dennoch merke man stark, dass hierzulande eine große Risikoscheu herrsche. So fasst Finanzminister Hans Jörg Schelling die Lage des österreichischen Finanzmarkts zusammen. Denn weder etabliere sich eine nennenswerte Risikokapitalszene, Unternehmen wagten sich nicht an die Börse, und Sparer horteten ihr Geld lieber am Sparbuch, als dieses zu investieren. Um zumindest die Kreditklemme zu lockern, soll eine Mittelstandsfinanzierungsgesellschaft etabliert werden. Hier spieße es sich aber an Details, weil Beihilfen EU-rechtlich streng geregelt sind, sagte Schelling Donnerstagabend vor Finanzjournalisten. Nicht recht vom Fleck kommt die Regierung auch bei der staatlich geförderten Zukunftsvorsorge. Das alte Modell liegt nach der Ausstoppung vieler Verträge quasi auf Eis. Eine diesbezügliche Evaluierungsphase ist laut Schelling erst teilweise fertig. Zudem sei es mit dem Koalitionspartner schwierig, risikoreichere Modelle zu etablieren. Daher richtete Schelling einen Appell an die Finanzbranche, hier neue Modelle zu überlegen. Hausaufgaben sieht Schelling derzeit aber vor allem bei den Banken. Diese müssten ihre Profitabilitätskrise lösen. Neue Anbieter und Online-Services würde das Kerngeschäft der Institute bedrohen. Selbst wenn die Bankenabgabe fallen würde, hieße das laut Schelling nicht, dass die Häuser wieder profitabel wären. Hier gehöre angesetzt, damit auch die Sicherheit im Sektor erhöht wird, fasst Schelling zusammen. Panorama;Justizminister Ziobro will gegen Gerichtsurteil in Berufung gehen. Warschau – Polen will das Auslieferungsverfahren gegen den Regisseur Roman Polanski an die USA wieder aufrollen. Justizminister Zbigniew Ziobro kündigte am Dienstag im polnischen Rundfunk an, dass er gegen ein Urteil eines Gerichts in Krakau, das die Auslieferung im vergangenen November abgelehnt hatte, vor dem Obersten Gericht in Berufung gehen werde. Der Oscar-Preisträger Polanski ist polnischer und französischer Staatsbürger, er lebt in Frankreich. Die US-Justiz wirft dem inzwischen 82-Jährigen vor, 1977 in Kalifornien die damals 13-jährige Samantha Geimer vergewaltigt zu haben. Polanski bekannte sich damals wegen Sex mit einer Minderjährigen schuldig und saß dafür zunächst 42 Tage im Gefängnis, bevor er auf Kaution frei kam. Vor der Urteilsverkündung floh der Filmemacher nach Europa. Er kehrte seitdem nicht mehr in die USA zurück, weil er fürchtete, dass die Strafe trotz einer Übereinkunft mit der Staatsanwaltschaft höher als vereinbart ausfallen würde. Vor einigen Jahren waren die US-Justizbehörden in der Schweiz mit einem Auslieferungsantrag gescheitert. Zwar nahmen die Schweizer Behörden Polanski auf US-Anweisung 2009 in Zürich fest und stellten ihn in seinem Chalet in Gstaad unter Hausarrest. Nach zehn Monaten wurde Polanski aber wegen Unklarheiten im Auslieferungsgesuch wieder freigelassen. Minister Ziobro, der die Entscheidung der polnischen Justiz offiziell an die US-Behörden übermitteln muss, hatte sich in der Vergangenheit bereits für eine Auslieferung Polanskis ausgesprochen. Ziobro gehört der konservativen Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) an. Wissenschaft;Bioinvasoren gefährden die einheimische Tierwelt auf den Antipoden-Inseln. Wellington – Sie scheinen die harmlosen Cousins von Ratten zu sein, aber Mäuse zählen ebenso wie diese zu den schlimmsten Bioinvasoren weltweit. Auf den vulkanischen Antipoden-Inseln im Südpazifik haben sie sich mangels natürlicher Feinde derart vermehrt, dass sie den Lebensraum der einheimischen Vögel und anderer Tiere kahlfressen. Alleine auf der nur 20 Quadratkilometer großen Hauptinsel des subantarktischen Archipels wimmeln geschätzt 200.000 Mäuse. Nun will Neuseeland, zu dessen Hoheitsgebiet die Inselgruppe gehört, hart durchgreifen und rückt mit einem Expertenteam, zwei Schiffen, drei Hubschraubern und 65.500 Kilogramm Mäusegift aus. Es sei die schwierigste Ausrottungsaktion, die ihre Regierung je unternommen habe, sagte die neuseeländische Umweltministerin Maggy Barry: Die Insel liegt in rauer See und wird von antarktischen Stürmen gepeitscht, es ist wirklich am Ende der Welt und die Expedition war eine enorme logistische Herausforderung. Die Aktion auf der Hauptinsel wird umgerechnet rund 2,4 Millionen Euro kosten. Die Mäuse wurden wahrscheinlich im 19. Jahrhundert von Robbenjägern eingeschleppt. Durch ihre große Zahl werden sie zur Gefahr für einheimische Arten. Auf der unwirtlichen Insel nisten zahlreiche Seevogelarten, unter anderem Albatrosse. Und es gibt dort eine Papageienart, die sonst nirgendwo vorkommt: den Einfarblaufsittich (Cyanoramphus unicolor). Laufsittiche leben die meisten Zeit am Boden und ernähren sich vorwiegend pflanzlich. In der südpazifischen Inselwelt hat sich eine ganze Reihe unterschiedlicher Arten auf isolierten Inseln entwickelt. Einige der gegenüber Umweltveränderungen empfindlichen Arten sind bereits ausgestorben – das soll sich nun auf den Antipoden-Inseln nicht wiederholen. Wissenschaft;Schüler entdeckten den etwa 30 Jahre alten Weitwanderer in Orth an der Donau. Orth a.d. Donau – Auf einen Weitwanderer im wörtlichen Sinn sind Schüler aus Orth an der Donau (NÖ) bei einem Amphibien-Schutzprojekt gestoßen. In der Nähe des Fadenbachs in Orth entdeckten sie eine Europäische Sumpfschildkröte, die zuletzt 2005 bei Witzelsdorf registriert wurde – rund zehn Kilometer entfernt. Für Experten des Nationalparks Donauauen eine beträchtliche, ungewöhnliche Wanderstrecke für ein solches Reptil. Freiwillige Helfer holen während der Frühjahrs-Wanderung von Amphibien täglich in der Früh Tiere aus Kübelfallen, bestimmen die Art und tragen sie über die Straße. Schüler der Neuen Mittelschule Orth entdeckten dabei auch eine Sumpfschildkröte und kontaktierten Experten. Ein Abgleich mit der Fotodatenbank, in der spezifische Merkmale und Nummerierung aller erfassten Exemplare gespeichert sind, zeigte: Die Kinder hatten Schildkröte Nummer 123 angetroffen, ein Männchen, das zuletzt 2005 in Witzelsdorf registriert wurde. Aufgrund von Körpergröße und sonstigen Merkmalen wird das Tier aktuell auf ein Alter von etwa 30 Jahren geschätzt. Witzelsdorf liegt stromabwärts rund zehn Kilometer vom jetzigen Fundort entfernt. Dass er so weit westwärts wanderte, ist verwunderlich, schließlich hat er einen guten Weibchen-Bestand in Witzelsdorf, erklärte Maria Schindler in einer Aussendung des Nationalparks. Männchen würden aber manchmal abwandern, um Inzucht zu vermeiden. Wissenschaft;Forscher untersuchten Ausgrabungsstätten aus der Schnurkeramischen Kultur Mitteleuropas. Göteborg/München – Schwedische Forscher haben Einblick in mitteleuropäische Lebensverhältnisse während der Kupfersteinzeit, der Epoche des Übergangs zwischen Neolithikum und Bronzezeit, gewonnen. Sie analysierten Knochen und Zähne aus mehreren Ausgrabungsstätten in Bayern und Baden-Württemberg, darunter von zwei großen Friedhöfen. Der Befund: Rund 42 Prozent der Bestatteten stammen ursprünglich nicht von dort – darunter viele Frauen, schreiben die Forscher im Fachblatt PLOS ONE. Die Wissenschafter um Karl-Göran Sjögren von der Universität Göteborg schlussfolgern daraus eines: Zur Zeit der sogenannten Schnurkeramischen Kultur vor knapp 5.000 Jahren dürfte es ein relativ stabiles System weiblicher Exogamie gegeben haben – also des Heiratens außerhalb der eigenen sozialen Gruppe. Die Frauen könnten demnach auf lange Wanderungen gegangen sein, um sich in den Siedlungen ihrer künftigen Ehemänner niederzulassen. Die Forscher schreiben von einem komplexen System des sozialen Austausches und der wirtschaftlichen Diversifizierung im späten neolithischen Europa. Unsere Ergebnisse legen nahe, dass Gruppen der Schnurkeramischen Kultur sehr mobil waren, besonders die Frauen. Welche Distanzen die Frauen genau zurücklegten, sei noch unklar, sagte Sjögren. Kurze Wege von Dorf zu Dorf seien genauso denkbar wie weite Strecken quer durch Süddeutschland, etwa von Franken ins südlichere Niederbayern. Das müssen wir noch genauer untersuchen, so Sjögren. Anhand von Isotopenanalysen konnten die Wissenschafter auf die Ernährungsgewohnheiten der Menschen schließen und sich ein Bild machen, wer in einer Siedlung heimisch war und wer später zuwanderte. In ihrer Ernährungsweise unterschieden sich die Siedlungen nämlich voneinander – in manchen hatten sich Milchwirtschaft und Ackerbau schon stärker durchgesetzt als in anderen. Johannes Krause vom Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte in Jena findet das Vorgehen der schwedischen Forscherkollegen schlüssig. Große Wanderungsbewegungen zu Zeiten der Schnurkeramik seien bekannt, sagte der Wissenschafter, der nicht an der Studie beteiligt war. Zu der Zeit vor rund 5.000 Jahren zog es große Gruppen von der pontischen Steppe im heutigen Südrussland in Richtung Mitteleuropa, bis nach Süddeutschland und in die Schweiz. Eine ältere Studie hatte bereits die Wanderung einer jungen Frau vom Schwarzwald nach Dänemark in der Bronzezeit beleuchtet. Von ihrem Heimatdorf war das Mädchen um das Jahr 1370 vor unserer Zeitrechnung die 800 Kilometer lange Strecke zur dänischen Halbinsel Jütland gewandert. Sie war später in ihre Heimat zurückgekehrt und dann erneut nach Jütland gekommen. Dänische Wissenschafter vermuten, dass die junge Frau mit einem Mann aus Jütland verheiratet wurde, um Handelsbeziehungen zwischen den Familien zu festigen. International;Die neue rechtsnationale Führung wird Polen nicht so leicht umbauen können, in der Bevölkerung regt sich Widerstand. Weiß-rote Fahnen, so weit das Auge reicht: Tausende Demonstranten marschierten am Sonntag bei Eiseskälte, Wind und Regen durch Polens Hauptstadt Warschau, allen voran Jaroslaw Kaczynski, Chef der rechtsnationalen Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) und zurzeit der mächtigste Mann Polens. Kaczynski, der in den Jahren 2006 und 2007 Premier Polens war und nach dem Unfalltod seines Zwillingsbruders Lech in Smolensk versucht hatte, ihn als Präsidenten Polens zu beerben, klagte in einer flammenden Rede auf dem Drei-Kreuz-Platz die anderen an, politische Heuchler zu sein. Sie würden die Demokratie nicht verteidigen, wie sie behaupteten, sondern den Siegern der Parlamentswahlen vom Oktober das Recht verweigern, Polen zu regieren. Wir haben die Wahlen gewonnen, und sie erlauben uns nicht, dieses Land umzubauen. Polen muss aber umgebaut werden, und das muss ein großer Umbau sein, empörte er sich. Diejenigen, die in der Zeit der Volksrepublik verhindert hätten, dass der polnische Papst Johannes Paul II. ein drittes Mal das damals kommunistisch regierte Polen besuchte, würden jetzt auch gegen die PiS-Regierung mobilmachen. Diejenigen, die da angeblich für die Demokratie kämpften, hätten nur die Interessen einer kleinen Gruppe im Auge. Sie hätten sich den Fremden im Ausland verkauft oder auch denjenigen im Lande, die nichts mit den Interessen der Mehrheit der Polen gemein hätten. Deren Widerstand müssen wir brechen. Das schaffen wir! Auch Journalisten, die der neuen Regierung und ihren Parteigängern nicht genehm sind, waren Ziel der Kritik: Ein Priester rückte der linksliberalen Tageszeitung Gazeta Wyborcza mit einer Teufelsaustreibung zu Leibe. Umringt von Mitgliedern nationalkonservativer Gruppen aus dem Umfeld der PiS, sprach er vor dem Warschauer Verlagshaus des Blattes ein Exorzismusgebet. Die Teilnehmer der Aktion trugen unter anderem ein Transparent mit der Aufschrift Kreuzzug für das Vaterland. Nur einen Tag zuvor, am Samstag, hatte in Warschau noch eine völlig andere Stimmung geherrscht. Auf dem Protestmarsch des Komitees zur Verteidigung der Demokratie hatten Demonstranten neben polnischen auch zahlreiche EU-Flaggen geschwungen. 50.000 Gegner der seit einem Monat regierenden PiS protestierten gegen die Politik der neuen Minister und der PiS-Abgeordneten im Parlament. Vor dem Verfassungsgericht skandierten sie de-mo-kra-cja (Demokratie) und kon-sty-tu-cja (Verfassung). Mit den Hymnen Freude schöner Götterfunken und Noch ist Polen nicht verloren machten sich diejenigen gegenseitig Mut, die die polnische Demokratie in Gefahr sehen. Auch in Krakau, Breslau, Posen, Stettin und mehreren kleineren Städten demonstrierten Menschen gegen die Regierung. Mehrheit bedeutet nicht Diktatur, sagte Mateusz Kijowski, der Gründer des Komitees zur Verteidigung der Demokratie. Es könne nicht sein, dass die neue Regierung, nur weil sie die absolute Mehrheit im Parlament habe und auch der Präsident aus den Reihen der PiS stamme, den Rechtsstaat aus den Angeln hebe. Das Verfassungsgericht sei Hüter der Verfassung. Seine Urteile seien endgültig und sowohl vom Präsidenten als auch vom Parlament zu respektieren und umzusetzen. Kijowski spielte damit auf den aktuellen Konflikt um das Verfassungsgericht an. Dabei geht es um die Besetzung von fünf Richterstellen in dem insgesamt 15-köpfigen Gremium. Die PiS weigert sich, drei Richter anzuerkennen, die noch das Vorgängerparlament ausgewählt hatte. Statt zwei der im Dezember frei gewordenen Stellen zu besetzen, hatte das neue Parlament gleich fünf parteinahe Richter ernannt, die sofort von Präsident Duda vereidigt wurden. Das ist verfassungswidrig, urteilte das Verfassungsgericht. Präsident, Premier und Parlament müssten dieses Urteil nun eigentlich umsetzen. Doch der Kampf ist noch nicht ausgestanden. PiS-Chef Kaczynski sagte in einer Sendung von TV Republika, das Urteil der Verfassungsrichter sei zweifelhaft und könne nicht in Kraft treten. Wissenschaft;US-Forscher interpretieren Anomalien bei ungarischen Versuchen mit neuer fundamentaler Wechselwirkung. Debrecen/Irvine – Die Physik kennt vier Grundkräfte der Natur, also vier unterschiedliche Arten, auf denen sich Objekte gegenseitig beeinflussen können: Gravitation, Elektromagnetismus, schwache Wechselwirkung und starke Wechselwirkung. Theoretische Physiker spekulieren schon länger über die Existenz einer möglichen fünften Grundkraft, die freilich das aktuell gültige Standard-Modell der Elementarteilchenphysik sprengen würde. US-Wissenschafter von der University of California in Irvine glauben nun konkreten Hinweisen auf eine solche Kraft auf die Spur gekommen zu sein. Jonathan Feng und sein Team analysierten die Daten von Experimenten ungarischer Kollegen und untersuchten dabei eine Unregelmäßigkeit, für die sie nun eine passende Erklärung gefunden haben wollen. Die auf dem Reprintserver arXiv präsentierte Arbeit sorgte in der Fachwelt wenig überraschend für Diskussionen. Immerhin werden die Argumente aber so ernst genommen, dass gleich mehrere Gruppen daran gehen wollen, die Versuche der Ungarn zu reproduzieren, darunter auch am Cern und am INFN Frascati National Laboratory bei Rom. Die Physiker um Attila Krasznahorkay vom Institut für Nuklearforschung an der ungarischen Akademie der Wissenschaften waren bei ihren Experimenten der Frage nachgegangen, ob Dunkle Photonen existieren könnten. Diese masselosen Teilchen fungieren in einigen Theorien als Kräfteüberträger zwischen möglichen Dunkle-Materie-Partikeln. Um dieser hypothetischen Teilchen habhaft zu werden, beschossen die Physiker Lithium-7 mit Protonen und erhielten dabei instabiles Beryllium-8, das bei seinem Zerfall ein Elektronen-Positronen-Paar abgab. Überraschenderweise beobachteten die ungarischen Forscher bei der Detektion der Partikel-Paare eine Anomalie, die sie mit der Entstehung eines unbekannten Teilchens mit einer Energie von 17 Megaelektronenvolt erklärten. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie in den Physical Review Letters. Die Physiker von der University of California halten allerdings eine andere Erklärung des Phänomens für mindestens ebenso plausibel: Feng und seine Kollegen vermuten, dass hinter den Unregelmäßigkeiten in den Daten des Experiments ein sogenanntes protophobes X-Boson steckt, das – so glauben die Physiker weiter – eine bisher unbekannte nur sehr lokal wirkende Kraft überträgt. Klarerweise folgte auf die Präsentation des Papiers bei einer Konferenz am SLAC National Accelerator Laboratory im kalifornischen Menlo Park vielfache Kritik. Völlig von der Hand weisen will die Fachwelt die von Feng geäußerten Thesen allerdings nicht. Mehrere Physiker-Gruppen sollen die Experimente der ungarischen Wissenschafter binnen eines Jahres wiederholen, um zu sehen, ob sich die Ergebnisse reproduzieren lassen. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei dem DarkLight-Projekt am Jefferson Laboratory des MIT in Newport News, Virginia. Auch dort sind Forscher auf der Suche nach Dunklen Photonen, indem sie Gasteilchen mit Elektronen beschießen. Kultur;Werk des 61-jährigen Autors steht seit den frühen 1980ern singulär in der deutschsprachigen Literaturlandschaft. Darmstadt – Manchmal sind die Herrschaften der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, die in Darmstadt jährlich über der Entscheidung brüten, an wen der Büchnerpreis verliehen werden soll, für Überraschungen gut. So auch dieses Jahr, in dem sie die wohl begehrteste Auszeichnung des deutschen Literaturbetriebs (50.000 Euro) an Rainald Goetz (61) verleihen. Die Gefahr der Eingemeindung und Verharmlosung besteht bei diesem Autor, auch wenn er mittlerweile den Anzug der Kapuzenjacke vorzieht, eher nicht. Vielmehr wird mit dieser Entscheidung der Fokus auf ein Werk gelegt, das seit den frühen 1980ern singulär in der deutschsprachigen Literaturlandschaft steht. Jeder, der schreibt, tritt an unter diesem einen strengen Gesetz: Ist das die Welt? Ist das richtig? Ist das wichtig? Ist das brauchbar im Kampf?, schrieb Goetz 1984 im Spex. Ein Jahr zuvor hatte er in Irre (es ist mit Johann Holtrop sein einziger Roman im engeren Sinn) einen Psychiatrieassistenzarzt an der erschreckenden Wirklichkeit in einer ultimativ betexteten Welt verzweifeln lassen. Immer wieder legt Goetz seither die Nahtstellen zwischen Erfahrung, auch körperlicher, und Text frei, was stets die Frage aufwirft: Wie schreiben? Er beantworte diese Frage schon früh mit den beiden Texten Ich lese, wie um mein Leben (1978) und Ich muss mein Leben schreiben (1983), die auch den Versuch thematisieren, einem universellen Anpassungszwang durch Lektüre und Schreiben, oft in Form obsessiver Lebensmitschriften, zu widerstehen. Goetz aus Theatertexten, Essays, Hörstücken und tagebuchartigen Aufzeichnungen wie Abfall für alle (1999) bestehendes Werk ist vielschichtig, doch auch von Kontinuitäten geprägt. Denn ob er nun einen Bericht (loslabern, 2008) oder eine disparate Materialsammlung (1989 in Festung, 1993), eine Erzählung wie Rave (1998) oder einen Roman über die Abnützungskämpfe in deutschen Machtzentralen (Johann Holtrop, 2012) schreibt, immer ist Goetz ein scharfer Beobachter seiner selbst und zugleich ein dem Treiben ausgesetzter Chronist des zumeist hauptstädtischen Musik-, Medien-, Kunst- und Kulturlebens. Wissenschaft;Wien – Um dem Klimawandel zu trotzen, müssen manche Pflanzen ihren Standort wechseln und etwa in höhere Regionen flüchten. Solche Migrationen fallen Bäumen naturgemäß nicht ganz leicht. Japanische Forscher um Shoji Naoe berichten nun im Fachblatt Current Biology, dass japanischen Blütenkirschbäumen von autochthonen Schwarzbären und Mardern geholfen wird: Sie laben sich zuerst an den Früchten, wandern dann nach oben und scheiden die Kerne wieder aus – bis zu 300 Höhenmeter über jenem Ort, wo die Früchte gefressen wurden. LinkCurrent Biology: Mountain-climbing bears protect cherry species from global warming through vertical seed dispersal Rio de Janeiro – Forscher haben im Bereich der Amazonasmündung ein riesiges Korallenriff entdeckt. Wie Rodrigo Moura (Uni Rio de Janeiro) und Kollegen im Fachblatt Science Advances schreiben, erstreckt sich das Riff auf einer Fläche von 9500 Quadratkilometern und beherbergt zahlreiche Rifffischarten. Das Besondere: Im schlammigen Wasser von Deltas, wo sich Süß- und Meerwasser vermischen, hielt man Riffe bislang für ausgeschlossen. LinkScience Advances: An extensive reef system at the Amazon River mouth (red, 27.4.2016) Wissenschaft;Stanford – US-Forscher haben einen Lithium-Ionen-Akku entwickelt, der sich bei drohender Überhitzung selbstständig abschaltet – und nach Abkühlung wieder aktiviert. Möglich sei dies durch den Einsatz einer Nanomaterialkombination aus Graphen, Nickelpartikeln und thermoresponsiven Polymeren, so die Wissenschafter in Nature Energy. Überhitzung und daraus resultierende Gefahren sind bislang die größten Probleme dieser Akkus. AbstractNature Energy: Fast and reversible thermoresponsive polymer switching materials for safer batteries London – Melioidose, auch Pseudorotz genannt, ist eine wenig bekannte Krankheit, die wegen ihrer Vielfalt an Symptomen oft nicht korrekt diagnostiziert wird. Laut einer Studie in Nature Microbiology wurde sie daher bislang sträflich unterschätzt. Die Infektion mit dem Bodenbakterium Burkholderia pseudomallei, das gegen viele Antibiotika resistent ist, fordere jährlich etwa so viele Todesopfer wie die Masern. AbstractNature Microbiology: Predicted global distribution of Burkholderia pseudomallei and burden of melioidosis (dare, jdo, 12.1.2016) Sport;WAC – Sturm: Dietmar Kühbauer (WAC-Trainer): Wir haben gut ins Spiel gefunden, haben uns dann aber beim 0:1 nicht gut verhalten. Dann hat Sturm nachgelegt, und es ist ein Bruch in unser Spiel gekommen. Wir spielen den letzten Ball nach wie vor nicht so, wie wir ihn spielen sollten. Es war eine verdiente Niederlage. Die erste Diagnose zur Verletzung von Tadej Trdina lautete Verdacht auf Kreuzbandriss im Knie. Sollte sich das bewahrheiten, würde mich das nicht nur wegen unserer Stürmer-Situation hart treffen, sondern mir vor allem für Tadej extrem leidtun, betonte Kühbauer. Franco Foda (Sturm-Trainer): Wir sind sehr froh, dass wir die drei Punkte geholt haben. Dieser Sieg war extrem wichtig. In den ersten zehn Minuten war der WAC besser, aber dann sind wir mit der zweiten Chance in Führung gegangen. In der zweiten Hälfte waren wir etwas zu passiv, deshalb war es spannend bis zum Schluss. Grödig – Admira: Peter Schöttel (Grödig-Trainer): Ich bin sehr unzufrieden, wie wir gespielt haben. Da erwarte ich mir wesentlich mehr. Das Einzige, was derzeit passt, ist, dass wir immer früh in Führung gehen. Aber dann betteln wir jedes Mal um den Ausgleich, den wir dann auch regelmäßig kassieren. Vor allem bin ich unzufrieden, weil ich genau dieses Spiel gewinnen wollte, einfach deswegen, weil es im Frühjahr in der Tabelle anders aussehen wird. Es war im Plan nicht vorgesehen, dass wir gegen die Admira verlieren. Wir gehen in Führung und verbarrikadieren uns ohne Not im Strafraum. Das geht einfach nicht. Manche Spieler haben nicht gespielt, was sie können. Ich habe einige gesehen, die unter ihren Möglichkeiten geblieben sind. Ernst Baumeister (Admira-Cheftrainer): Im Großen und Ganzen war es ein gutes Spiel mit hohem Tempo, dem derzeitigen Tabellenstand entsprechend. Grödig war über eine Stunde zumindest optisch die bessere Mannschaft. Aber die Moral nach zwei Rückständen hat für uns gesprochen. Ein Remis wäre über 90 Minuten das gerechtere Ergebnis gewesen, aber wir sind Gott sei Dank der glückliche Sieger. Trotzdem war meine Mannschaft erst in den letzten 25 Minuten die bessere Mannschaft. Harald Pichler (Grödig-Verteidiger): Wir haben die erste Hälfte komplett verschlafen und nichts von dem umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben. Dann haben wir aus der Standardsituation das 2:1 geschossen, was sehr wichtig war. Leider haben wir ebenfalls aus einem Standard den schnellen Ausgleich bekommen. Beim Führungstor für die Admira haben wir uns ganz schlecht angestellt. Wir haben die Admira zu leicht ins Spiel gebracht. Das müssen wir abstellen und im nächsten Spiel besser machen. Toni Vastic (Zweifacher Admira-Torschütze): Grödig war ein sehr harter Gegner. Man hat gesehen, dass Grödig mit sehr viel Leidenschaft spielt. Es hat wirklich viel Spaß gemacht, gegen so eine Mannschaft zu spielen. Wir waren zweimal im Rückstand und sind zurückgekommen. Das ist Wahnsinn. Wir wollen jedes Spiel gewinnen. Ich gebe in jedem Training Vollgas. Ich freue mich einfach, dass es derzeit so gut läuft. Das hätte uns vor der Saison keiner zugetraut. Wenn man immer nur hört, dass man Fixabsteiger ist, motiviert das jeden Einzelnen. Altach – Mattersburg: Damir Canadi (Altach-Trainer): In der zweiten Hälfte war es ein Sieg des Willens. Es war wichtig, gut zu verteidigen. Der Gegner war extrem stark, ist noch einmal aufgekommen. Aber es war ein großer Siegeswille drinnen, und dafür gratuliere ich der Mannschaft. Heute hat wirklich die Mannschaft die drei Punkte geholt. Ivica Vastic (Mattersburg-Trainer): Aufgrund der ersten Halbzeit waren wir verdient 0:2 hinten, obwohl wir vor der Halbzeit noch eine tolle Möglichkeit zum Anschlusstreffer hatten. Lukse hat da wirklich sensationell gehalten. Wenn wir mit 2:1 in die Kabine gehen, schaut es vielleicht ein bisschen anders aus. Aber nichtsdestotrotz waren in der zweiten Halbzeit die klar bessere Mannschaft und haben viele Möglichkeiten gehabt, auch den Ausgleich zu schaffen. Ried – RB Salzburg: Peter Zeidler (Salzburg-Trainer): Wir sind froh, dass wir gewonnen haben. Der Sieg war auch in dieser Höhe nicht unverdient. Vor allem in der ersten Halbzeit waren wir überlegen. Die Mannschaft hat Charakter gezeigt und alles so umgesetzt, wie wir uns das vorgestellt haben. In Ried ist es trotzdem nicht einfach zu gewinnen, darum freut mich dieser Sieg besonders. Helgi Kolvidsson (Ried-Trainer): Wir haben zuvor viele Sachen in der Analyse angesprochen, die dann nicht eingehalten wurden. Wenn man sich dann defensiv so verhält, ist es logisch, dass man Tore bekommt. Mir ist wichtig, dass sich die Mannschaft stellt, dass wir uns nicht verstecken. Der volle Fokus ist jetzt auf das Admira-Spiel gerichtet, wo wir wieder versuchen müssen, die Fehler abzustellen. Patrick Möschl (Ried-Mittelfeldspieler): Die Leistung in der ersten Halbzeit war katastrophal. Ich kann es verstehen, dass die Fans nicht zufrieden sind. So kann man nicht auftreten. Panorama;Pilot (53) und sein Cousin (58) starben – Augenzeugen berichteten von Flugmanövern und plötzlichem Absturz. St. Andrä/Lavanttal – Zwei Männer im Alter von 53 und 58 Jahren sind am Sonntag bei einem Flugunfall in der Kärntner Gemeinde St. Andrä (Bezirk Wolfsberg) ums Leben gekommen. Die Cousins hatten mit einem Ultraleichtflugzeug, einer einmotorigen Maschine mit 100 PS und weniger als 100 Kilo Gewicht, einen Rundflug gemacht. Laut Augenzeugen flogen die beiden Manöver, als sie plötzlich abstürzten und in ein Feld krachten. Beim Aufprall fing das Flugzeug Feuer. Feuerwehrleute mussten erst die Flammen bekämpfen, bevor der Notarzt den Tod der beiden Insassen feststellen konnte. Der 53-Jährige hatte den Flieger gelenkt. Er lebt sei Längerem in Deutschland und hatte das Fluggerät wohl von dort mitgebracht. Laut Polizei hatte es ein deutsches Kennzeichen. Die beiden Männer waren gegen 11.00 Uhr von einem nahegelegenen Flugplatz in St. Marein aufgestiegen. Gegen 11.30 Uhr kam es zum Absturz im Gebiet zwischen den beiden Ortschaften Maria Rojach und Paierdorf. Bis wir die Absturzursache geklärt haben, wird es noch ein bisschen dauern, sagte Bezirkspolizeikommandant Peter Hauser zur APA. Das Flugwetter sei jedenfalls optimal gewesen, klare Sicht, Sonnenschein und Windstille. Wissenschaft;Geldmangel: Die russische Raumfahrtagentur Roskosmos verschiebt eine bemannte Landung auf dem Mond auf frühestens 2033. Moskau – Das russische Mondfahrtprogramm verzögert sich: Die ambitionierten Pläne der russischen Raumfahrtagentur Roskosmos haben durch die Wirtschaftskrise des Landes einen herben Dämpfer bekommen. Die erste Landung werden die Russen daher wohl nicht vor 2033 in den Mondsand setzen. Die Finanzierung des Entwicklungsprojekts PPTK-2 wurde etwa um die Hälfte gesenkt, was zur Verzögerung bei der Schaffung und Erprobung des Mondflug- und –landekomplexes um zwei bis drei Jahre führt, heißt es in der Roskosmos-Präsentation. PPTK-2 steht für einen neuen bemannten Raumfrachter. In den nächsten zehn Jahren sind für das Projekt noch 20,8 Milliarden Rubel (entspricht knapp 300 Millionen Euro) reserviert. Die Raumfahrtagentur schätzt, dass die Erprobung der Mondfähre damit nicht eher als 2029 oder 2030 beginnt. Die Testphase erstreckt sich nach Angaben von Andrej Ijonin von der Ziolkowski-Akademie auf mindestens drei bis vier unbemannte Flüge. Wenn ein Start im Jahr gelingt, so dauert es bestenfalls drei bis vier Jahre vom ersten Testflug bis zum ersten bemannten Start, fügte er hinzu. Noch im April hatte Roskosmos-Chef Igor Komarow Journalisten erklärt, die erste Mondlandung sei 2029 geplant. Es ist nicht das erste Mal, dass die hochfliegenden Pläne nach hinten verschoben werden müssen. Vor vier Jahren hatte Roskosmos der russischen Regierung noch vorgemalt, im Jahr 2030 bereits eine Mondbasis errichten zu können. Selbst für den Standort der Station gab es schon konkrete Pläne. Sie solle in der Nähe der Polzone liegen, wo das Vorhandensein von Wasser am wahrscheinlichsten ist, hieß es in der damaligen Präsentation. Trotz der Verzögerungen bleibt der Mond weiter Priorität für Roskosmos. Auf dem Erdtrabanten werden wichtige und seltene Rohstoffe vermutet. Der neue Wettlauf zum Mond ist damit auch ein Kampf um Rohstoffe. Die Kosmonauten sollen daher auch nicht zu einem Kurzausflug aufbrechen, sondern bereits bei der ersten Landung mindestens 14 Tage auf dem Mond bleiben. Natürlich verspricht die Mondlandung auch einen Imagegewinn. Interessant in dem Zusammenhang ist, dass in jüngster Zeit vermehrt Verschwörungstheorien über die angeblich gefälschte Mondlandung der Amerikaner 1969 in den russischen Medien auftauchen. Panorama;Bei Darmstadt auf linker Spur unterwegs. Darmstadt - Mit einem elektrischen Rollstuhl ist ein 87 Jahre alter Mann bei Darmstadt versehentlich auf eine Autobahn gefahren und hat einen Polizeieinsatz ausgelöst. Andere Verkehrsteilnehmer sahen den Mann am Mittwochabend auf der linken Spur auf der A672 und alarmierten die Polizei, wie diese am Donnerstag mitteilte. Zwei hilfsbereite Autofahrer hätten den Rollstuhl mit ihren Fahrzeugen so abgesichert, dass keiner von hinten habe auffahren können, sagte eine Sprecherin. Der 87-Jährige war nach eigenen Aussagen auf dem Heimweg. Gesundheitlich ging es ihm gut, er hat sich einfach verfahren, sagte die Sprecherin. Mit einem Streifenwagen wurde er zur Polizei gebracht, dort holten ihn schließlich Angehörige ab. Wissenschaft;Kristina Stoeckl untersucht gesellschaftliche Rolle organisierter Religion am Beispiel der Russisch-Orthodoxen Kirche. Wien/Innsbruck – Die Soziologin Kristina Stoeckl von der Universität Innsbruck erhält einen hochdotierten Förderpreis des Europäischen Forschungsrats ERC. Mit dem mit bis zu 1,4 Millionen Euro dotierten Starting Grant will sie am Beispiel der Russisch-Orthodoxen Kirche den Umgang mit aktuellen gesellschaftspolitischen Fragen untersuchen und eine post-säkulare Konflikttheorie entwickeln, teilte die Uni Innsbruck mit. Stoeckl will am Beispiel der Russisch-Orthodoxen Kirche den Umgang mit gesellschaftspolitischen Fragen wie Gleichstellung der Geschlechter, Fortpflanzungsmedizin oder Abtreibung analysieren und sich Argumente, Strategien und politische Agenden, die konservative Kreise in Abgrenzung von liberalen Tendenzen ins Feld führen, genauer ansehen, wie sie erklärte. Dabei will sie auch untersuchen, welche Allianzen konservative Akteure zur Verteidigung traditioneller Wertvorstellungen eingehen. Mit dem Einfluss der Russisch-Orthodoxen Kirche hat sich Stoeckl bereits in ihrem Buch The Russian Orthodox Church and Human Rights (2014) beschäftigt. Zwar wird das Naheverhältnis zwischen dem Russisch-Orthodoxen Patriarchen und Präsident Putin medial immer wieder beleuchtet, die eigenständige Rolle der Russisch-Orthodoxen Kirche auf der internationalen Bühne ist bisher auf wissenschaftlicher Ebene allerdings wenig untersucht und vor allem noch kaum theoretisch reflektiert worden, so die Soziologin. Die gebürtige Salzburgerin (Jahrgang 1977) ist seit Herbst 2015 wieder an der Universität Innsbruck tätig, wo sie ein Studium der Vergleichenden Literaturwissenschaft abgeschlossen und von 2007 bis 2009 bereits als Koordinatorin der Forschungsplattform Weltordnung-Religion-Gewalt tätig war. Zuletzt war Stoeckl mit einem APART-Stipendium der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) am Institut für Politikwissenschaft der Universität Wien und dem Institut für die Wissenschaften vom Menschen (IWM) beschäftigt. Mit dem ERC fördert die EU seit 2007 Grundlagenforschung in Europa. Vergeben werden Starting- und Consolidator-Grants für Nachwuchswissenschafter und Advanced Grants für etablierte Forscher. Stoeckl wurde für ihr Forschungsprojekt bereits mit dem österreichischen START-Preis (2015) des Wissenschaftsfonds FWF ausgezeichnet. Panorama;Projekt "MutMacher" der Jugendanwaltschaft bringt junge Flüchtlinge mit Mentoren zusammen. Salzburg – Jugendliche Flüchtlinge willkommen heißen, ihnen Halt geben und einfach für sie da sein – das ist das Ziel des Projekts MutMacher von der Kinder- und Jugendanwaltschaft (Kija) Salzburg. Freiwillige können sich bei der Kija melden und werden dann Paten eines Jugendlichen, der sich für das Projekt beworben hat. In Salzburg leben derzeit 166 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Sie würden Mentoren besonders dringend brauchen, weil sie ganz ohne Bezugspersonen in Österreich sind, sagt die Salzburger Jugendanwältin Andrea Holz-Darenstaedt. Deshalb startet die Kija im Herbst mit einer neuen Ausbildung, die zukünftige MutMacher eigens auf die Betreuung junger Flüchtlinge vorbereiten soll. Dabei wird etwa auf den Umgang mit traumatisierten Jugendlichen eingegangen sowie das Asylrecht behandelt. Es ist eine große Verantwortung, sich um einen Jugendlichen zu kümmern, der ganz ohne eine Familie in Österreich ist, betont Holz-Darenstaedt. Von den bisherigen Bewerbungen ist die Jugendanwältin überwältigt. Gerechnet hätte sie mit einer Ausbildungsgruppe von 15 Personen, bislang haben sich bereits 58 Interessenten gemeldet. Das hat unsere Erwartungen übertroffen und zeigt, wie viele Menschen gerne helfen möchten, freut sich Holz-Darenstaedt. Voraussetzung, um als Mentor aktiv werden zu können, ist, dass sich die Paten mindestens einmal die Woche für die Jugendlichen Zeit nehmen. Weil es um Kontinuität und einen Beziehungsaufbau geht, sagt die Jugendanwältin. Gleichzeitig sollten die Mentoren eine gewisse Offenheit gegenüber anderen Menschen und Kulturen mit sich bringen und mindestens 28 Jahre alt sein. Was die MutMacher in der Folge in der gemeinsamen Zeit mit den jungen Flüchtlingen machen, ist so unterschiedlich wie jede Patenschaft. Manche verbringen einfach ihre Freizeit miteinander, gehen wandern oder kochen gemeinsam, andere unterstützen die Jugendlichen beim Deutschlernen, bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz oder begleiten sie bei Behördengängen. Treten Fragen oder Probleme auf, ist die Kija als Ansprechpartner immer im Hintergrund. Dass junge Flüchtlinge diskriminiert werden, kann ein Mentor nicht ausgleichen. Aber er kann ein heimatliches Gefühl vermitteln. Nach dem Motto: Da ist wer, dem ich nicht egal bin, sagt Holz-Darenstaedt. Minderjährige Flüchtlinge seien in Österreich Kinder zweiter Klasse: Für ihre Unterbringung zahlt die öffentliche Hand weniger als die Hälfte wie bei einheimischen Kindern. Sie haben nur beschränkt Zugang zu Bildung und Lehre und würden, so die Jugendanwältin, in den Mühlen der Bürokratie stecken. Das Projekt gibt es seit 2007, seither wurden 150 Patenschaften vermittelt. In Wien hat die NGO Asylkoordination mit Connecting people ein ähnliches Projekt laufen, das bereits seit 2001 Paten mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen zusammenbringt. Wissenschaft;Kyodo Senpaku Kaisha ignoriert den Prozess jedoch ebenso wie die Schutzbestimmungen. Sydney – Ein japanisches Walfangunternehmen ist von einem Gericht in Australien zu einer Strafe von einer Million australischer Dollar (umgerechnet 660.000 Euro) verurteilt worden. Es hatte in einem Schutzgebiet trotz Verbots Wale getötet. Der Konzern Kyodo Senpaku Kaisha sei für schuldig befunden worden, zwischen 2008 und 2014 in den Gewässern der Antarktis Zwergwale gejagt zu haben, obwohl die Säugetiere in dem Gebiet unter australischem Recht geschützt seien, berichtete der Sender ABC am Mittwoch. Das Unternehmen, das das Gericht nicht anerkennt und auch keinen Vertreter zu dem Verfahren geschickt hatte, habe frühere Vorgaben und Urteile aus Australien willentlich missachtet, erklärte Richterin Margaret Jagot. Auch der Internationale Gerichtshof in Den Haag hatte bereits 2014 entschieden, dass Japan die angeblich zu Forschungszwecken abgehaltene Waljagd im Südpolarmeer stoppen muss. Das bisherige Forschungsprogramm habe keinem wissenschaftlichen Zweck gedient, so die Richter. Wissenschaft;Mit einem Wiedererwachen der berühmten Sonde wird nicht mehr gerechnet. Köln – Der Landeroboter Philae, der im November 2014 etwas unglücklich auf dem Kometen 67P/Tschurjumow-Gerassimenko gelandet ist, wird mehr oder weniger aufgegeben. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) verkündete am Freitag in Köln, es gehe davon aus, dass sich das Mini-Labor wohl nicht mehr melden wird. Die anhaltende Funkstille – Philae hatte sich zuletzt am 9. Juli 2015 gemeldet – wies bereits darauf hin: Ein Kontakt mit Lander Philae wird immer unwahrscheinlicher, und die Bedingungen für den Lander auf dem Kometen schlechter. Die Chancen, dass Philae noch einmal Kontakt zu unserem Team im Lander-Kontrollzentrum des DLR aufnimmt, gehen leider gegen Null, und wir senden auch keine Kommandos mehr – es wäre sehr überraschend, wenn wir jetzt noch ein Signal empfangen würden, sagt Philae-Projektleiter Stephan Ulamec. Der Grund dafür ist, dass die Energie zur Kontaktaufnahme nicht mehr ausreicht und die Elektronik zu kalt ist. Für Philae bedeutet das, dass er zwar sehr wahrscheinlich eisfrei, aber voraussichtlich mit Staub bedeckt an seinem schattigen Platz auf Komet Tschurjumow-Gerassimenko in den ewigen Winterschlaf übergeht und sich in der Kälte nicht mehr einschaltet. Die Sonde Rosetta der europäischen Weltraumorganisation ESA wird hingegen noch bis September 2016 um den Kometen kreisen und weiterhin mit ihren wissenschaftlichen Instrumenten Messungen durchführen. Auch die Kommunikationseinheit auf Rosetta wird noch nicht abgeschaltet – sie wird in den nächsten Monaten solange weiterhin auf Signale des Landers horchen, bis die dafür notwendige Energie nicht mehr zur Verfügung steht. Es war eine einzigartige Mission mit Philae – es war nicht nur das erste Mal, dass man jemals mit einem Lander auf einer Kometenoberfläche aufgesetzt hat, wir haben auch faszinierende Daten erhalten, mit denen wir noch viele Jahre arbeiten können, sagt Pascale Ehrenfreund, Vorstandsvorsitzende des DLR und an der Mission beteiligte Wissenschafterin. Am 12. November 2014 hatte Philae seine spektakuläre Landung vollbracht, die ihn nach ein paar Hüpfern unglücklicherweise im Schatten landen ließ. Dennoch forschten die Wissenschafter mehr als 60 Stunden mit Philaes Instrumenten, nahmen Fotos auf, analysierten Moleküle oder versuchten, sich in den unerwartet harten Untergrund zu hämmern. Mit seinen aufgeladenen Batterien konnte der Lander auch an seinem nur wenig von der Sonne beschienenen Standort arbeiten. Alle gemessenen Daten konnten sicher zur Erde gesendet werden. Nach dem Erreichen des sonnennächsten Punkt am 13. August 2015 verabschieden sich Komet, Rosetta und Philae nun wieder aus dem Inneren des Planetensystems: Tschurjumow-Gerassimenko ist mittlerweile wieder über 350 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt. In der Kometennacht kann es jetzt bis unter minus 180 Grad Celsius kalt werden. Selbst am Tag bleibt der gesamte Komet nun tiefgefroren, erklärt Ekkehard Kührt, Planetenforscher am DLR. Für einen Lander, der auf Temperaturen bis minus 50 Grad Celsius ausgelegt ist, ist dies keine arbeitsfreundliche Umgebung. Wäre er an seinem ursprünglichen Landeplatz zur Ruhe gekommen und hätte sich dort im Boden verankert, hätte er deutlich mehr Sonne zur Energieversorgung zur Verfügung gehabt, wäre aber voraussichtlich im März 2015 bei der Annäherung an die Sonne überhitzt. Kultur;Körperausdruck rund um die "Leningrader Symphonie" von Schostakowitsch, rund um Kapitalismuskritik und Momente der Bedrängnis: Elina Pirinen, Barbara Kraus und Alix Eynaudi berücken beim Festival Impulstanz im Odeon, Schauspielhaus und Mumok. Wien – Ausgetrickst habe der sowjetische Komponist Dmitri Schostakowitsch das diktatorische Väterchen Stalin und dessen Musik-Dobermann Andrej Schdanow, heißt es. Welche Motive etwa in der Leningrader Symphonie (der Siebenten) als subversive Untertöne integriert sind, ist bis heute Thema von Diskussionen. Die 1981 geborene finnische Choreografin Elina Pirinen hat 2013 aus dem Werk (uraufgeführt 1942) ein Personal Symphonic Moment generiert: ein Tanztrio, das jetzt auch in der Reihe [8:tension] bei Impulstanz zu erleben ist. Das Stück dauert so lange wie die Symphonie, und Pirinen bringt es fertig, den darin geladenen historischen Politikdiskurs in einen gegenwärtigen zu transferieren. Dafür wurde das Stück bisher in höchsten Tönen gelobt. Zum Verhältnis zwischen dem Komponisten und dem Massenmörder gibt es ein spannendes Buch von Schostakowitschs Mitarbeiter Salomon Wolkow. Schostakowitsch lebte bis zum Beginn der Belagerung durch die NS-Truppen in Leningrad, wurde mit seiner Familie ausgeflogen und konnte so seine Siebente fertigstellen. Die wollte Stalin auch im kriegsverbündeten Westen erklingen lassen, und so gab es noch im Jahr der Fertigstellung Erstaufführungen in London und New York. Elina Pirinen, die lange klassische Musik studiert hat, konzentrierte sich bei ihrer Analyse der Symphonie auf deren affektiven Gehalt, auf die emotional überwältigende Kraft der Komposition. Und sie macht, was zu unserer Selfie-Gegenwart am besten passt, eine persönliche Affäre daraus: Und so fing ich an, sie als Apotheose der Menschlichkeit zu behandeln. Das klingt bieder. Aber so ist das Stück nicht geworden. Zu Beginn wird das Publikum lange im Dunkeln mit dem ersten Satz der Symphonie alleingelassen, bevor sehr langsam Licht aufdämmert und den Blick auf eine träge in halber Bühnenhöhe des Odeontheaters dräuende Wolke freigibt. Aus dem Hintergrund lösen sich drei Grazien, die in strenger Ordnung vorwärtsschreiten, bevor diese Strenge in Verwirrung gerät. Pirinen will hier zusammen mit ihren Tänzerinnen Kati Korosuo und Katja Sallinen zeigen, wie es stabil jugendlichen Thirtysomethings in einem reichen Staat wie Finnland heute so geht. Die Bilanz ist beeindruckend direkt: Drei Frauen als selbstbewusst agierende, aber desorientierte Ego-Nerds torkeln mit wachsender – auch gegen sich selbst gerichteter – Aggressivität durch einen Treibsand aus Identitätsfragen, Pornoelementen und schwer zu bewältigender Ambivalenz. Zwischendurch plaudern sie nonchalant über banale Privatangelegenheiten, führen einen entzückenden Chor aus schwarz gekleideten Kindern vor. Zarte Stimmen singen: Der Mond ist aufgegangen ... Am Ende kehren die drei Tänzerinnen in die anfänglichen Ordnungsmuster zurück, feiern ihren Rückzug, lassen sich von Licht und Musik auflösen. Die Frage, mit welcher Form von Diktatur sie selbst zu tun haben, lassen sie nicht ganz offen. Barbara Kraus wird in ihrem Solo Close my eyes and see deutlicher. Sobald sie allerdings Kapitalismuskritik einfließen lässt, ertönt genervtes Seufzen aus junger Brust im Auditorium. Kraus feiert ihre Begegnung mit ihrem Publikum trotzdem. Und die Wiener Performancekünstlerin riskiert, wie so gut wie immer in ihren Arbeiten, Kopf und Kragen. Das ist ihre Methode: Das Scheitern wird bewusst provoziert, und verlässlich tritt es als unsichtbarer Helfer auf. Die Performerin zerfällt, immer aus dem Moment heraus handelnd, in mehrere Persönlichkeiten, ruft Gespenster, dringt ins Publikum vor, scheut weder Witz noch Peinlichkeit. Auf der Bühne stehend, registriert sie mit geschlossenen Augen, was in den Sitzreihen vor sich geht, spricht das Husten und den Gebrauch der Mobiltelefone an, verbindet diese Unruhe mit der Musikphilosophie von John Cage. Kraus wagt es, der Tanz- und Performance-Leistungsgesellschaft, wie sie auch Pirinen vertritt, ihre Schwächen vorzuführen. Und sie macht es so überzeugend, dass sie am Ende begeisterten Applaus erntet. Riskant ist schließlich auch die White-Cube-Adaption des Stücks Monique der aus Frankreich stammenden Wiener Choreografin Alix Eynaudi in einem Videoinstallationssaal der Mumok-Ausstellung Mein Körper ist das Ereignis. Der Zusammenhang zwischen den Bondagemotiven in den Videos und in dem Duett mit Mark Lorimer ist schlüssig, und im strahlenden Weiß des hell erleuchteten Raums wird das gelungene Bühnenoriginal zu einem richtigen Nahperformance-Erlebnis. Dieses Close-up bringt Eynaudi und Lorimer in echte Bedrängnis – was zur Fesselungskunst bestens passt. Wissenschaft;William Campbell und Satoshi Ōmura für Entdeckung eines Wirkstoffs gegen Parasitenerkrankungen ausgezeichnet, Youyou Tu für Entwicklung eines Malariamedikaments. Stockholm – Der Nobelpreis für Physiologie beziehungsweise Medizin geht 2015 an den gebürtigen Nordiren William C. Campbell und den Japaner Satoshi Ōmura für die Entwicklung einer neuen Therapie gegen Erkrankungen durch parasitäre Fadenwürmer sowie an die Chinesin Youyou Tu für neue Entdeckungen bei der Behandlung von Malaria. Das gab die Schwedische Akademie der Wissenschaften in Stockholm am Montag bekannt. Parasitäre Erkrankungen seien seit Jahrtausenden eine Plage der Menschheit und verursachten noch heute weltweit dramatische Gesundheitsprobleme, heißt es in der Begründung der Akademie. Insbesondere die ärmsten Bevölkerungsteile seien von diesen Krankheiten betroffen. Die diesjährigen Laureaten werden für Entdeckungen ausgezeichnet, die die Behandlung einiger der verheerendsten Infektionserkrankungen revolutioniert haben. Campbell (Drew University, Madison, USA) und Ōmura (Kitasato-Universität, Tokio) entdeckten einen Wirkstoff, der das Auftreten von sogenannter Flussblindheit als Folge der Onchozerkose sowie von Elephantiasis (lymphatische Filariose) dramatisch mindert: Avermectin bzw. dessen Derivat Ivermectin. Beide Krankheiten treten als Spätfolgen von Infektionen auf, die vorwiegend in tropischen Gebieten durch Fadenwürmer verbreitet werden. Die Flussblindheit ist das Endstadium der Wurmerkrankung Onchozerkose. Übertragen wird sie durch Kriebelmücken, die in den Wäldern an Flussläufen leben. Dort haben sich in Afrika wegen der Fruchtbarkeit der Regionen natürlich auch Menschen vermehrt angesiedelt, erklärte der Wiener Tropenmediziner Herwig Kollaritsch. Die Mücken übertragen die Larven der Fadenwürmer, die im menschlichen Körper ausreifen und ihrerseits wieder Larven (Mikrofilarien) bilden. Bei der Flussblindheit wandern letztere ins Auge ein. Ivermectin töte die Mikrofilarien ab und unterbreche so den Infektionskreislauf, so Kollaritsch. Dies gelte auch für die lymphatische Filariose. Zwar gab es schon zuvor Medikamente, die genau darauf abzielten. Diese seien aber nur teilweise wirksam gewesen und hätten teils hohe Nebenwirkungen verursacht. Tu (Chinesische Akademie für traditionelle chinesische Medizin, Peking) wiederum trug maßgeblich zur Entwicklung von Artemisinin bei. Dieses Medikament, das auf dem Wirkstoff des Einjährigen Beifußes (Artemisia annua) basiert, senkt die Sterblichkeitsrate von Malariapatienten erheblich. Beifuß wird in China seit Jahrtausenden als Heilpflanze eingesetzt. Tu gelang es bereits in den 1970er Jahren, den aktiven Wirkstoff zu isolieren und seine Wirksamkeit gegen Malaria nachzuweisen. Nach Angaben der WHO erkrankten im Jahr 2013 weltweit 198 Millionen Menschen an der Tropenkrankheit. 584.000 Betroffene starben daran, 90 Prozent davon in Afrika. Malaria wird durch Parasiten verursacht, die durch die Stiche infizierter Mücken übertragen werden. Zwar würden sich sich vor allem in Indochina immer mehr Resistenzen gegen Artemisinin-Präparate zeigen, sagte Kollaritsch. Aber das deutliche Zurückdrängen der Krankheit sei sicherlich zur einen Hälfte auf Moskitonetze und zur anderen auf diese Medikamente zurückzuführen. Die Entdeckungen der drei Forscher hätten der Menschheit zu leistungsstarken neuen Mitteln verholfen, um Krankheiten zu bekämpfen, die jedes Jahr hunderte Millionen Menschen beeinträchtigen, so die Akademie in ihrer Begründung. Die Folgen in Form gesundheitlicher Verbesserung und verringerten Leidens seien unermesslich. Im vergangenen Jahr war das norwegische Forscherehepaar Edvard und May-Britt Moser zusammen mit dem in London forschenden US-Neurowissenschafter John OKeefe mit dem Medizinnobelpreis ausgezeichnet worden. Ihre Arbeit dreht sich um das Positionierungssystem im Gehirn, das die räumliche Orientierung und das Finden eines Weges erleichtert. Am Dienstag folgt die Bekanntgabe des Physiknobelpreises, am Mittwoch die des Chemienobelpreises. Die Auszeichnung ist wie im Vorjahr mit acht Millionen schwedischen Kronen (umgerechnet 850.000 Euro) dotiert. Übergeben wird der Preis alljährlich am 10. Dezember, dem Todestag des Stifters Alfred Nobel. Web;Der eher unbekannte Youtuber Senad Hasani hat einen viralen Hit gelandet. In der deutschsprachigen Facebook-Community ist das Posting eines bisher eher unbekannten Youtubers zum viralen Hit geworden. Der 18-jährige Senad Hasani hat ein eigentlich recht einfach wirkendes Rätsel gepostet. Die Antworten darauf wird er aber nicht alle durchsehen können. Seit 23. Februar sind es bereits mehr als 165.000. Normalerweise veröffentlicht Hasani auf Youtube Coverversionen von Stars wie Justin Bieber und Whiz Khalifa, die jeweils ein paar tausend Mal angesehen werden. Seine offizielle Facebook-Seite hat knapp 14.000 Fans, deine Facebook-Postings kommen schon einmal auf einige hundert Kommentare. Mehr als 165.000 Antworten sind aber selbst für bekannte Persönlichkeiten viel. Facebook-Chef Mark Zuckerberg bekam etwa auf ein Foto mit seiner kleinen Tochter beim Impfen rund 98.000 Kommentare. Was bringt die Nutzer also nun dermaßen aus dem Häuschen? Eigentlich eine recht simple Aufgabe. Über seinen privaten Facebook-Account hat Hasani öffentlich einen Smartphone-Screenshot gepostet und fragt, wie oft die Zahl 3 darauf zu sehen ist. Wetten, keiner schafft es?, postuliert er dazu. Die Antworten fallen unterschiedlich aus – der WebStandard tippt auf 18 (Update: 19). Auf Übermedien stellt man sich die Frage, was an diesem Rätsel dermaßen viele Nutzer anlockt. Man findet darauf aber keine befriedigende Antwort. Wie oft sieht ihr die Zahl 3 in diesem Bild haha Wetten keiner schafft es ?? Man kann nur hoffen, dass Hasani die Tortur beendet und die Auflösung selbst postet. Jedoch nicht in den Kommentaren, das würde zwischen den anderen zehntausenden Einträgen nämlich rasch untergehen. Wissenschaft;Paris - Der steirische Elektrotechniker Franz Amtmann und der französische Mathematiker Philippe Maugars wurden für ihren Beitrag zur Nahfeldkommunikation mit dem Erfinderpreis des Europäischen Patentamts in der Kategorie Industrie ausgezeichnet. Im Dienst des niederländischen Halbleiterherstellers NXP haben die beiden jene Nahfeld-Funktechnik entwickelt, die heute weltweit in Smartphones, auf Bankomatkarten und für Eintrittskarten zum Einsatz kommt. Der Preis wird seit 2006 jährlich in mehreren Kategorien an Erfinder vergeben, deren Innovationen einen herausragenden Nutzen für die Menschheit haben. Web;Sachverhaltsdarstellung an Fernmeldebehörde vermutet unerlaubte Werbung und damit Verstoß gegen Telekommunikationsgesetz – Neos: Gesetz eingehalten. Ein Massen-SMS der Neos am Wiener Wahlsonntag beschäftigt nun die Fernmeldebehörde. Mit Unterstützung der Grünen hat nämlich eine Empfängerin um Klärung ersucht, ob damit gegen das Telekommunikationsgesetz verstoßen wurde. Die Neos betonen, sie hätten sich ans Gesetz gehalten. Heute ist Wahltag in Wien! Nütze deine Stimme und entscheide in welche Richtung Wien in Zukunft gehen soll. Beate Meinl-Reisinger, lautete der Text der Nachricht, die am 11. Oktober auf zahlreichen Handys eintrudelte. Kritik, dass es sich dabei um unerlaubte Massenwerbung handle, hielten die Pinken entgegen: Meinl-Reisinger werbe ja nicht für ihre Partei, sondern informiere lediglich darüber, dass die Urnen offenstünden. Information statt Werbung also, so die Neos-Argumentation. In einer der APA vorliegenden Sachverhaltsdarstellung an die Fernmeldebehörde vertritt nun eine Adressatin der Kurznachricht die Ansicht, dass nach den Buchstaben des Telekommunikationsgesetzes (TKG) sehr wohl verbotene Direktwerbung im Spiel war. Außerdem ist sie der Meinung, dass mit dem massenweisen Versenden jedenfalls gegen das Gesetz verstoßen wurde, was eine Verwaltungsübertretung wäre. Denn laut dem dortigen Paragraf 107 sind Massen-SMS an mehr als 50 Empfänger verboten, wenn diese nicht zuvor erlaubt haben, solcherart kontaktiert zu werden. Und schließlich ersucht die Betroffene die Behörde noch zu klären, wie viele SMS denn jetzt wirklich versendet wurden. Die Antwort lieferten die Neos Wien auf Anfrage: Die Botschaft sei an insgesamt ca. 10.000 Nummern geschickt worden, sagte der ehemalige Wahlkampfleiter Peter Puller. Erworben hat man die Telefonnummern von der Post, und zwar als Ergänzung zu bereits bestehenden Datensätzen. Grundsätzlich waren die alle schon in unserer Datenbank, betonte Puller, und zwar auch mit dem Einverständnis, weitere Informationen von uns zu erhalten. Dabei habe es sich etwa um Newsletter-Bezieher, Besucher von Neos-Veranstaltungen, so sie Kontaktdaten hinterließen, oder auch Unterstützer der Aufbegehren-Aktion gehandelt. So gesehen, habe man diese Personen mitnichten ohne Zustimmung kontaktiert, betonte Puller. Allerdings: Von der Post wurden mehr Telefonnummern gekauft, nämlich insgesamt 27.000. Für die Aktion habe man dann nur jene verwendet, die laut Gesetz geeignet waren. Puller räumt aber ein, es könnten in Einzelfällen einzelne durchgerutscht sein. Die Grünen unterstützen die Beschwerdeführerin bei ihrem Gang zur Fernmeldebehörde. Nicht, weil man den Neos etwas Schlechtes wolle, betonte Justizsprecher Albert Steinhauser. Vielmehr erhofft er sich von diesem kleinen Musterverfahren eine Klärung, was denn nun alles unter verbotene Direktwerbung vor allem im Politikbereich fällt und wie es sich mit der 50-Personen-Grenze genau verhält. Diese Fragen der Grenzziehung sollten beantwortet werden, um Konsumenten auch im Sinne des TKG vor Werbebelästigung zu schützen. Web;Größter Quartalsverlust der Konzerngeschichte – Schwache Windows-Nachfrage. Drastische Abschreibungen auf das Handygeschäft und eine schwache Nachfrage nach dem Betriebssystem Windows haben Microsoft einen Milliardenverlust eingebrockt. Unter dem Strich fiel im abgelaufenen Geschäftsquartal ein Minus von 3,2 Milliarden Dollar (2,9 Milliarden Euro) an, wie der Konzern am Dienstag nach Börsenschluss mitteilte. Es handelt sich um den größten Quartalsverlust in der Unternehmensgeschichte. Noch vor Jahresfrist hatte Microsoft 4,6 Milliarden Dollar Gewinn eingefahren. Insbesondere die Nokia-Handysparte entwickelt sich zur Belastung für das US-Unternehmen. Die Microsoft-Aktie gab im nachbörslichen Handel 3,5 Prozent nach. Der Umsatz fiel um fünf Prozent auf knapp 22,2 Milliarden Dollar. Bei Tablets und Smartphones hinkt Microsoft Konkurrenten wie Samsung und Apple hinterher. Das spiegelt sich in massiven Wertberichtigungen wider, die sich insgesamt auf 7,5 Milliarden Dollar summierten. Erst Anfang Juli hatte Microsoft den Abbau von zusätzlich 7.800 Stellen angekündigt. Vor allem das Telefon-Hardware-Geschäft ist betroffen. Microsoft hatte die Nokia-Sparte 2014 für mehr als sieben Milliarden Dollar gekauft. Es war die letzte große Entscheidung von Ex-Microsoft-Chef Steve Ballmer. Unter Nachfolger Satya Nadella konzentriert sich Microsoft verstärkt auf Software und Cloud Computing, also die Datenspeicherung auf externen Servern. Der Umsatz in dieser Sparte verdoppelte sich in etwa. Im Cloud-Geschäft konkurriert Microsoft unter anderem mit SAP, IBM und Amazon. Mit dem Betriebssystem Windows nahm Microsoft ein Fünftel weniger ein als im Vorjahr. Die neueste Version Windows 10 soll noch im Juli auf den Markt kommen und neue Kunden anlocken. Microsoft war früher mit seinem Windows-Programm unangefochtener Marktführer, das Betriebssystem läuft auf neun von zehn Computern. Angesichts des Siegeszugs von Smartphones und Tablets werden jedoch weniger herkömmliche PCs verkauft. Der von Bill Gates gegründete Konzern sieht sich daher verstärkt der Konkurrenz von Apple und Google ausgesetzt, die vor allem auf mobilen Geräten mit ihren Betriebssystemen dominieren. Die Ergebnisse litten wie bereits im Vorquartal auch unter dem starken Dollar, der die Auslandseinnahmen nach Umrechnung in die US-Währung verringert. Ohne den ungünstigen Einfluss des Wechselkurses wäre das Umsatzminus nur bei zwei Prozent gelegen. Etat;Ein Format des Schreckens und der Liebe: Familienserien und was dieses Format heute sein kann. Seine Familie kann sich niemand aussuchen. Ein bisschen besser ist das bei Fernsehfamilien. Mittlerweile ist das Spektrum so breit, dass sich jede und jeder was findet. Mamas arbeiten außer Haus, Papas machen Hausarbeit, und nicht immer mögen sich alle. Diesmal ging es in unserer kleinen Serienreif-Familie darum, wie sich dieses Format verändert hat, welche anderen Geschichten erzählt werden können und warum Roseanne uns nostalgisch macht. Julia Meyer: So aus dem Bauch heraus würde ich behaupten, dass Familienserien im Allgemeinen nicht den besten Ruf genießen. Oder anders: Wenn ich das Wort höre, denke ich ganz undifferenziert an ein Genre, dessen erzählerische Grenzen recht eng sind und dessen Strukturen vorhersehbar. Und bei dem die Moral am Ende jeder Folge siegt. Doris Priesching: Liebe Julia, ich würde behaupten, dein Bauch trügt dich. Klar gibts die tranigen mit der muffeligen Moral, aber doch nicht nur! Roseanne, die allergrößte, hat sämtliche Konzepte durcheinandergewürfelt und hat lange Jahre ein irres Bild der typischen amerikanischen Kleinstadthölle abgeliefert. Oder Cybill – zwei Töchter von zwei verschiedenen Vätern, beide sind noch in Kontakt mit der Mutter, deren beste Freundin auf Haus und Mann aber sowas von pfeift. In bester Erinnerung ist mir auch noch – ich komm nicht auf den Namen, unter dem sie bei uns lief, in Deutschland hieß sie Familienbande. Mit den Hippie-Eltern und den straighten Kindern, Michael J. Fox war dabei, und es gab nur ganz wenig Moral. Oder die außerirdische Familie Hinterm Mond gleich links. Hysterisch göttlich! Oder Malcolm mittendrin, die beste Familiencomedy von allen. Daniela Rom: Gerade bei Malcolm mittendrin, aber auch bei Roseanne steht im Zentrum eigentlich die in beiden Fällen zumeist recht harmonische Beziehung zwischen den Eltern. Da ist zwar das Außenbild: Die Chaostruppe mit vielen Kindern, ohne Geld und in irgendwelchen schlecht bezahlten Jobs. Innen drin ist aber recht viel eitel Wonne, zumindest zwischen Mama und Papa. Michaela Kampl: Es gibt eben ziemlich viele unterschiedliche Familienkonzepte in Serien. Das Format ist einfach ein Gefäß, das mit allem Möglichen gefüllt werden kann. Da sind die Klassiker, wie die Cosby Show, dann die ein bissi moderneren Varianten mit Männern in der Hausarbeiter-Rolle wie bei Wer ist hier der Boss? oder auch Abseitiges wie die Alles-ist-gut-wenn-wir-nur-an-Gott-glauben-und-uns-alle-liebhaben-Himmlische Familie. Und dann waren da auch noch die Arbeiterklassen-Serien, wie Roseanne oder Eine schrecklich nette Familie. Letztere hab ich übrigens nie gemocht. Nie. Nie. Nie. Im Gegensatz zu Roseanne. Die war immer super. Abgesehen vom Ende, das war ein wenig verstörend. Julia Meyer: Okay, dann hatte mein Bauchgefühl eingangs wohl nicht ganz recht. Zu den Bundys fällt mir ein, dass dies eine Serie war, die mich als Kind ziemlich verstört hat. Die Lieblosigkeit und die Wurschtigkeit, mit der sich die Familienmitglieder begegnet sind, revidierte so ziemlich alles, was ich mir bis dato unter der Idee Familie zusammengedacht hatte. Familie wird hier ja eher über die unterschiedlichen Fronten zwischen den Mitgliedern definiert als über den Zusammenhalt. Einheit funktioniert nur über den Kontrast gegenüber den bürgerlichen Sehgewohnheiten der Zuschauerschaft. Doris Priesching: Al Bundy mochten Buben, ich fand die auch alle schrecklich unkomisch. Man muss aber den Begriff der Fernsehfamilie weiter fassen. Sobald ich mich einer Serie völlig verschreibe, sind die Protagonisten auch meine Familie. Roseanne – mit ihr bin ich groß geworden. Sie hat mich wirklich geprägt. Jetzt werde ich gleich sentimental. Daniela Rom: Wenn wir ein wenig in die Gegenwart kommen ... Doris Priesching: ... danke! Daniela Rom: ... dann sind Familienserien ein Kaleidoskop unterschiedlichster Lebensentwürfe. Also, wenn wir Familienserie ganz eng fassen, fallen mir so Sache wie Brothers and Sisters, Parenthood oder Modern Family ein. Da gibt es immer einen älteren Charakter, der gewollt oder ungewollt ein neues Leben beginnt: die Witwe, die die Liebe neu entdeckt, oder der Geschiedene mit einer blutjungen neuen Frau. Dann gibt es so gut wie immer einen schwulen Sohn oder eine lesbische Tochter, den Familienvater oder die Supermama, die Karrieristen, und irgendein Problemkind nimmt Drogen, durchlebt Beziehungskatastrophen, ist ein Verbrecher oder alles zusammen. Eigentlich ist das der Mix, aus dem solche Familienserien gestrickt werden, da ist für jeden was dabei. Im Vergleich zu den Serien die du genannt hast, Michi, ist das vielschichtiger – muss jetzt nicht unbedingt heißen, dass es besser ist. Michaela Kampl: In den Familienserien spiegeln sich eben auch gesellschaftliche Entwicklungen. Wenn bei Familienbande, das war die Serie mit Michael J. Fox, die Mutter arbeiten ging, war das zu einer Zeit, als sich mehr und mehr Frauen für Arbeit außerhalb der Familie entschieden. Und aktuell sind es Familien, die nicht der traditionellen Kernfamilienrolle – Mama, Papa, Kinder plus Haustier – entsprechen, die in den Familienserien vorkommen. Der Begriff Familie wurde also auch im Fernsehen erneuert oder vielleicht eher erweitert. Und es kann jetzt etwas anderes gezeigt werden als vor 50 oder 30 Jahren. Julia Meyer: Einerseits stimmt das sicherlich. Gesellschaftliche Umbrüche lassen neue Rollen zu: die alleinerziehende Mutter aus Gilmore Girls, das schwule Paar mit der adoptierten Tochter aus Vietnam in Modern Family. Aber letztlich ist es auch immer wieder frustrierend, wie harmlos genannte Beispiele bleiben. Doris Priesching: Vergesst mir Big Love nicht! Da wurden Moralvorstellungen geradezu gesprengt. Daniela Rom: Stimmt. Es gibt da aber schon eine nicht unspannende Entwicklung: Da gibts einmal die klassischen Familiengeschichten, die in der Liga von den Waltons oder Unsere kleine Farm spielen: ein bissi heile Welt, zumindest innerhalb der Familie, die Familie als Anker und Stütze bei allen Problemen. Dann kommen die Serien, wo es um irgendwas Spezielles geht: Party of Five – Eltern tot, Kinder allein machen Familie, Malcolm mittendrin – das Wunderkind und alle rundherum. Und nun kommen wir offenbar wieder zu den normalen Familiengeschichten ohne besonders ausgefallenen Plot zurück. Nur ist eben nicht mehr alles heil und die Familie nur super, sondern auch der Quell von vielem Übel. So wie in echt halt. Doris Priesching: Vielleicht haben sich die Erwartungen des Publikums verändert. Waltons, Unsere kleine Farm waren ja in einer Zeit, in der sich Eskapismus noch anders abgespielt hat als heute mit den unendlichen Möglichkeiten der Zerstreuung. Die Zuschauer sind in gewisser Weise abgebrühter geworden, weil sich auch das eigene Familienbild verändert hat, Es muss sich ja nicht gerade so abspielen wie in Shameless. Julia Meyer: Vielleicht haben sich die Erwartungen aber auch eben nicht geändert. Klar, ich würd dir auch erstmal recht geben, dass – was jetzt auch schon öfter erwähnt wurde – das starre Familienbild von Vater, Mutter, Kind heute altbacken daherkommt. Aber es hat von der Zuseherseite meiner Meinung nach auch den Effekt, dass gerade die wilden Familienserien eine Art beruhigende Wirkung haben. Nach dem Motto Also, so arg ist es bei uns nicht bzw. Ui, das kenn ich, Gott sei Dank sind wir keine Ausnahme. Der anhaltende Erfolg von Familienserien ist ja auch deswegen gesichert, weil es das anschlussfähigste Format aller Zeiten ist: Familie, in welchen Konstellationen auch immer, hat jede und jeder. Michaela Kampl: Wahrscheinlich gibt es darauf keine eindeutige Antwort. Aktuell gibt es in der Familiendarstellung eine größere Offenheit – auch dessen, was in der Erzählung passiert. Also mehr als die 25 Minuten Konflikt und am Ende ist alles gut. Es ist demnach nicht alles anders geworden, sondern einfach mehr nebeneinander möglich. Ich frag mich, ob es überhaupt noch Tabus in Familienserien gibt. Doris Priesching: Die Serie, die sich übrigens am ehesten noch am alten Konzept der klassischen Familienserie orientiert, ist Downton Abbey. Die Hermetik hat ja fast was von der Schwarzwaldklinik – und ist auch schwer morallastig. Trotzdem ist das einfach unheimlich lässig anzusehen. Daniela Rom: Downton Abbey ist wahrscheinlich deswegen so klassisch, weils die Zeit halt hergibt. Aber eigentlich sind einige Charaktere gegen den Strich gebürstet, uneheliche Kinder, Sex vor der Ehe und alternde Damen mit Liebesleben – alles da. Julia Meyer: Hahahaha, Schwarzwaldklinik! Aber ja, ich würd auch sagen: Downton Abbey ist Eskapismus pur! Klar, die Figuren sind mitunter – wie du sagst, Dani – gegen den Strich gebürstet. Aber gleichzeitig ist die Zeit sehr gefällig nach den Bedürfnissen der Zuschauerinnen erzählt. Die im Rückblick fortschrittlichen Bewegungen werden als jeweils persönliche Errungenschaft der Figuren dargestellt, und die lassen dann halt auch nichts aus – von sozialistischen Ideen übers Hosentragen bis zu feministischen Aufbäumungsversuchen: Es werden aus heutiger Sicht (erzählerisch nicht uninteressant) unterschiedliche Emanzipationsstadien beleuchtet. Aber es läuft dann doch immer auf eine moderne Perspektive hinaus oder auf eine Wie schwer es auch ist, es lohnt sich-Sichtweise. Von daher: Eskapismus. Aber ich mag ja Eskapismus. Shameless hab ich ja noch nicht gesehen. Aber ich sollte anscheinend? Daniela Rom: Shameless ist wohl die ehrlichste Serie, wenn es um kaputte Familien geht, die dennoch irgendwie funktionieren. Auch wenn es schon ein wenig arg viel Drama für eine Familie Gallagher ist. Michaela Kampl: Übrigens könnten auch Die Sopranos die beste Familienserie der Welt sein. (Michaela Kampl, Julia Meyer, Doris Priesching, Daniela Rom, 11.6.2015) Und jetzt diskutieren Sie: Wie stehen Sie zu Familienserien? Welche sind Ihre Lieblingsfamilien, welche halten Sie gar nicht aus? Wissenschaft;Deutsche Biologen identifizieren gesellschaftliche und ökonomische Entwicklungen als wichtigste Faktoren für die Anzahl von Honigbienenvölkern. Halle (Saale) – Mit einer überraschenden These warten Biologen der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) auf: Sie berichten in Agriculture, Ecosystems & Environment, dass Pestizide und Parasiten kaum für den regionalen Rückgang von Honigbienenvölkern verantwortlich seien. Politische und sozio-ökonomische Veränderungen wie Revolutionen oder Bürgerkriege und der globale Honighandel würden eine wesentlich größere Rolle spielen. Dies gilt freilich nur für durch Imker gehaltene Bienenvölker, nicht für Wildbienen. Während in der Landwirtschaft der Bestäubungsbedarf in den letzten 50 Jahren um über 300 Prozent angewachsen ist, stieg die Zahl der Bienenvölker weltweit nur um 60 Prozent, so Robin Moritz und Silvio Erler von der MLU. Allerdings sei diese Entwicklung regional extrem unterschiedlich: In West-Europa und den USA verzeichne man seit Jahren einen starken Rückgang. Allein in Europa seien zwischen 1989 und 1995 rund sieben Millionen Bienenvölker verschwunden. Für ihre Studie werteten die Biologen Statistiken der Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) zu Honigproduktion und -handel der letzten 50 Jahre aus. Diese umfassen unter anderem Angaben über die Anzahl der Bienenvölker in einem Land, die Menge an jährlich produziertem sowie an importiertem und exportiertem Honig. Die Forscher bemerkten auffällige zeitliche Entwicklungen: So sei ein extremer Rückgang der europäischen Bienenvölker in Europa Anfang der 1990er Jahre erfasst – also zeitgleich mit dem Zerfall der Sowjetunion und dem politischen Wandel in Deutschland. Vor 1989 wurde die Imkerei in der DDR staatlich stark subventioniert, so Moritz. Die Imker hätten ihren Honig zu hohen Preisen an den Staat verkaufen können, der den Honig dann deutlich günstiger weiterverkaufte. Nach der Wiedervereinigung habe die Imkerei durch fehlende Subventionen an Attraktivität verloren, die Anzahl der Bienenvölker sei um bis zu 50 Prozent zurückgegangen. Das zeigt deutlich, dass politische Entwicklungen einen starken Einfluss auf die Zahl der Bienenvölker haben können, sagte Moritz. Heute sei die Annahme gängig, dass vor allem der Einsatz von Pestiziden sowie Parasiten und Wetterextreme für den Rückgang von Bienenvölkern verantwortlich sind. Für Bienenvölker, die von Imkern gehalten werden, trifft das aber nur bedingt zu, so Erler. Pestizide oder Krankheiten hätten zwar zweifellos Einfluss auf das Bienensterben, aber keinen nennenswerten auf die Zahl der gehaltenen Bienenvölker kaum, da Imker auf Schwunde rasch reagieren würden. Das lasse jedoch keine Rückschlüsse auf das Sterben von Wildbienen zu, wie die Forscher klarstellen. Wissenschaft;Komet überstand den Vorbeiflug unbeschadet, Lander Philae wohl auch. Darmstadt – Der Komet 67P/Tschurjumow-Gerassimenko, kurz Tschuri, hat den sonnennächsten Punkt seiner Umlaufbahn, das sogenannte Perihel, passiert. Donnerstagfrüh um 4.03 Uhr MESZ war er der Sonne am nächsten. Es ist alles sehr glattgegangen, es war kein spektakulärer Vorbeiflug, sagte Paolo Ferri, Bereichsleiter Satellitenbetrieb der Europäischen Raumfahrtagentur ESA in Darmstadt. Die Entfernung des Kometen zur Sonne liege bei rund 180 Millionen Kilometern und ändere sich in den kommenden Wochen nur sehr langsam. In den vergangenen Monaten und Wochen ist Tschuri durch die zunehmende Sonnennähe stetig aktiver geworden. Am 29. Juli konnte die Raumsonde Rosetta einen massiven Gasausbruch beobachten. Wir erwarten weitere Explosionen und Staubwirbel bis September, so Ferri. Dass dabei Teile des Kometen abbrechen, sei nicht so wahrscheinlich, aber auch nicht auszuschließen. Der Landeroboter Philae, der vor neun Monaten auf Tschuri gelandet war, befand sich beim Vorbeiflug ausreichend im Schatten, um vor der Hitze geschützt zu sein. Wissenschaft;Historiker und Dendrochronologe glauben: Das Klima dürfte ein wichtiger Grund gewesen sein. Princeton/Wien – Im 13. Jahrhundert beherrschten die Mongolen das größte zusammenhängende Landimperium aller Zeiten. Nach dem Tod von Dschingis Khan dauerte es einige Jahre, ehe sich die Mongolen an die Eroberung westlicher Länder machten. 1237 wurde Russland unterworfen, 1240 Polen, 1241 kam es zur legendären Schlacht von Liegnitz, in der sich der deutsche Herzog Heinrich II. von Schlesien mit ein paar Tausend Männern dem übermächtigen Feind entgegenstellte. Die Schlacht endete für die Deutschen mit einem Fiasko, doch der Blutzoll war auch unter den Mongolen so groß, dass sie von einem weiteren Vormarsch absahen. So lautet zumindest die offizielle Version. Womöglich spielten noch ganz andere Faktoren eine entscheidende Rolle beim Rückzug der Mongolen aus Mitteleuropa, behaupten Nicola Di Cosmo (Princeton University) und Ulf Büntgen (Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft in der Schweiz). Der Historiker Di Cosmo und der Dendrochronologe Büntgen haben das Wetter zwischen 1230 und 1250 sowohl aufgrund von historischen Quellen als auch von Baumringen rekonstruiert. Wie sie im Fachblatt Scientific Reports berichten, folgten auf warme und trockene Sommer von 1238 bis 1241 nasskalte Bedingungen ab 1242. Damals dürften erhebliche Niederschläge die ungarische Ebene zum Sumpf gemacht haben, die Pferde der Mongolen hatten weniger zu fressen. Dadurch büßten die berittenen Truppen an Kampfkraft ein. Zudem dürften Plünderungen und Entvölkerung zu Hungersnöten geführt haben, was die Mongolen zusätzlich zum Abzug motiviert haben dürfte. Die Forscher halten ihre Fallstudie für ein Beispiel dafür, wie ein Klimawandel entscheidenden Einfluss auf vormoderne Entwicklungen hatte. Wissenschaft;Feierlichkeiten zum Jubiläum des wichtigen Verfassungsdokuments. Windsor - Die britische Königsfamilie, Premierminister David Cameron, tausende Gäste, Bierliebhaber und Pub-Besitzer haben das 800-jährige Bestehen der weltberühmten Urkunde Magna Carta gefeiert. Prinz William (32) enthüllte am Montag in der Nähe von Schloss Windsor ein Denkmal aus zwölf Bronzestühlen an der Stelle, an der am 15. Juni 1215 King John - auf Deutsch Johann Ohneland - das Dokument unterzeichnet und damit die Macht der Krone eingeschränkt hatte, um den revoltierenden Adel zu besänftigen. An der Feier nahmen Queen Elizabeth II. (89) und ihr Mann Prinz Philip (94) teil. Auch in zahlreichen Pubs wurde des Jubiläums gedacht. Zu Mittag stießen Wirte und Gäste mit Bier an und begingen so den ersten offiziellen Biertag in Großbritannien. Der Grund für die feuchtfröhliche Komponente des Jubiläums: Absatz 35 der Carta setzte ein einheitliches Biermaß für das Königreich fest, das London Quarter - es entsprach zwei Pints. Unter dem Schlagwort #CheersBDB für Prost Biertag Großbritannien posteten Feiernde Bilder in sozialen Netzwerken. Die Magna Carta gilt als Grundstein der parlamentarischen Demokratie in Großbritannien. Sie hielt fest, dass niemand über dem Gesetz stehe - nicht einmal der König selbst. In Teilen ist die Magna Carta bis heute in Kraft und gilt neben der Bill of Rights von 1689 als wichtigstes Verfassungsdokument des Königreichs. Wissenschaft;Die Frage ist gar nicht so eindeutig zu beantworten, zeigt die BBC in einem zoologischen Feature. Die längste Brücke, der höchste Baum, der schnellste Flieger: Rekorde ziehen als Thema immer. Einem solchen hat die BBC ein eigenes Feature gewidmet – nämlich der Frage, was das lauteste Tier auf Erden ist. Conclusio: Die Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten. Die Lautstärke lässt sich nicht allein an Dezibel bemessen – für unsere Wahrnehmung, ob laut oder leise, spielt auch die Frequenz der akustischen Signale eine Rolle: Manche Tierarten wie etwa das Große Hasenmaul (eine Fledermaus) wären ohrenbetäubend laut – allerdings spielt sich der Lärm in einem Bereich ab, der für uns unhörbar ist. Was wiederum die Dezibel anbelangt, macht es einen Unterschied, ob die Lautäußerung unter Wasser oder in der Luft erfolgt. Und nicht zuletzt spielt auch die Entfernung beziehungsweise die Größendimension eine wichtige Rolle. Knallkrebse etwa erzeugen mit ihren Scheren eine Kavitationsblase, deren Implosion nicht nur den namensgebenden Knall, sondern auch Temperaturen von einigen tausend Grad erzeugt – allerdings nur auf engstem Raum. Alles in allem kürt die BBC den Pottwal zum Sieger respektive zum lautesten Tier. Lesen Sie hier, warum aber aufgrund der unterschiedlichen Aspekte von Lautstärke auch Spezies wie etwa Ruderwanzen zu den Kandidaten gezählt werden müssen: --> BBC: The worlds loudest anmial might suprise you (red, 15. 4. 2016) Inland;Ab kommenden Studienjahr höchstens 400 Studienanfänger. Wien – Die Universität für Bodenkultur (Boku) beschränkt ab dem kommenden Studienjahr den Zugang zum Bachelorstudium Lebensmittel- und Biotechnologie. Die Zahl der Studienanfänger wird in einer Verordnung des Rektorats auf 400 festgelegt – bewerben sich mehr Interessenten, wird ein mehrstufiges Aufnahmeverfahren durchgeführt. Die Möglichkeit einer Platzbeschränkung besteht seit 2013 für alle Unis in den Studienfeldern Architektur, Biologie, Informatik, Pharmazie und Wirtschaftswissenschaften. Die Boku hat bisher allerdings darauf verzichtet. Auch wegen der Beschränkungen in verwandten Fächern wie Biologie oder Pharmazie an anderen Unis sei die Zahl der Studienanfänger von rund 250 pro Jahr auf zuletzt rund 400 angewachsen, so Vizerektor Georg Haberhauer. Aufgrund der Laborbedingungen sei die Beschränkung deshalb nötig geworden. Die Studenten seien praktisch durchgängig im Studium im Labor tätig. Wir fahren dort schon jetzt mehrere Schichten, auch am Abend und am Wochenende, betonte Haberhauer. Eine Beschränkung des Studiums der Landschaftsarchitektur ist dagegen derzeit nicht vorgesehen. Studienwerber müssen sich zunächst online registrieren. Tun das mehr als 400 Interessenten, müssen ein Online-Self-Assessment bzw. ein Aufnahmetest über Fachwissen, Basisfähigkeiten und kognitive Fähigkeiten absolviert werden. Für die Teilnahme am Aufnahmeverfahren sind wie an vielen anderen Unis 50 Euro zu bezahlen. Die Fristen bzw. der Testtermin werden ab 1. März auf der Boku-Homepage veröffentlicht. Wissenschaft;Mottenpopulationen, die über mehrere Generationen hoher Lichtverschmutzung ausgesetzt waren, zieht es weniger zu künstlichen Lichtquellen. Basel/Zürich – Lichtverschmutzung wirkt sich negativ auf Organismen und ganze Ökosysteme aus, besonders nachtaktive Insekten sind betroffen. Sie werden vom künstlichen Licht angezogen – mit meist tödlichen Folgen. Eine Studie von Forschern der Universitäten Basel und Zürich im Fachblatt Biology Letters zeigt nun, dass städtische Motten gelernt haben, Licht zu meiden. Die Anziehungskraft, die Licht auf Motten ausübt, ist sprichwörtlich. Straßenlaternen und andere künstliche Lichtquellen werden dabei oft zur Todesfalle: Entweder verbrennen die Tiere an der Lichtquelle, oder sie werden zur leichten Beute für Fressfeinde. Die Sterblichkeit von urbanen Insekten ist in Städten deutlich höher als in ländlichen Gebieten. Künstliches Licht beeinflusst Insekten (und andere Tiere) aber auch, indem es ihren natürlichen Tag-Nacht-Zyklus stört und so Verhaltensweisen bei der Futtersuche und Fortpflanzung beeinflusst. Die Schweizer Zoologen haben nun untersucht, ob sich die Motten der Region Basel bereits evolutionär an die veränderten Lichtverhältnisse angepasst haben. Unter der Annahme, dass in urbanen Gebieten die natürliche Selektion Motten mit weniger Hang zum Licht begünstigt, untersuchtensie Populationen der Gespinstmotte Yponomeuta cagnagella. Für das Experiment sammelten sie Larven der Spezies in Gegenden mit wenig Lichtverschmutzung sowie in stark belasteten Gebieten. Im Labor testeten die Forscher dann das Verhalten von den rund 1050 geschlüpften Motten auf Lichtquellen. Die Resultate zeigen: Motten aus Populationen, die über mehrere Generationen hoher Lichtverschmutzung ausgesetzt waren, haben eine deutlich geringere Tendenz, sich dem Licht zu nähern als solche aus Gebieten mit weniger künstlichem Licht. Außerdem zeigte sich, dass in beiden Populationsarten die weiblichen Motten signifikant weniger von Licht angezogen wurden als die männlichen. Die Resultate legen nahe, dass die natürliche Selektion das Verhalten der Tiere verändert hat. Obwohl dieser evolutionäre Wandel die erhöhte Sterblichkeit durch künstliches Licht verringert, kann er auch negative Folgen haben. So könnte eine daraus folgende geringere allgemeine Mobilität der Insekten beispielsweise zu Nahrungsengpässen und Bestäubung von Pflanzen führen. Wissenschaft;Pfuhlschnepfen brauchen auf ihren langen Flügen Rastplätze, die allerdings vermehrt schwinden. Wellington/Wien – Pfuhlschnepfen sind Meisterflieger. Wenn die Zugvögel von Alaska zum Überwintern nach Neuseeland starten, fliegen sie 11.500 Kilometer nonstop, acht Tage und acht Nächte durch. Rund 90.000 kommen jeden September meist ziemlich fertig an den Küsten an, sagt Keith Woodley. Er leitet das Pukorokoro Miranda Shorebird Centre bei Miranda auf der Nordinsel. Jedes Jahr seien es weniger, sagt er kurz vor dem Welttag der Zugvögel am 10. Mai. Er kämpft um die Flugweltmeister, von denen einige auch im mitteleuropäischen Wattenmeer überwintern. Die bis zu 40 Zentimeter großen Vögel mit dem langen Schnabel haben für Neuseeländer eine besondere Bedeutung: Nach Überlieferung der Maori-Ureinwohner kamen ihre Vorfahren von anderen pazifischen Inseln nur nach Neuseeland, weil sie dem Flug der Pfuhlschnepfen folgten. Woodley beobachtet die leuchtend rostroten Männchen und die etwas blasseren Weibchen, wenn sie in Miranda ein beispielloses Fress- und Fitnessprogramm absolvieren. Ein Weibchen verdoppelt ihr Gewicht auf 660 Gramm, sagt er. Dann müssen sie ihre Beinmuskulatur trainieren, um nicht umzufallen, und ihre Flugmuskulatur, um mit diesem Gewicht überhaupt abheben zu können. Beim Menschen entspräche das einer Fressorgie bis zur Fettleibigkeit und einem anschließenden doppelten Marathon. Um gut genährt wieder im teils noch winterlichen Alaska zur Brutsaison anzukommen, fliegen die Tiere Woodley zufolge auf dem Rückweg ein bisschen auf Sparflamme: mit Rast im Watt an der chinesischen Küste, um aufzutanken. Anders als Seevögel können sie auf Wasser nicht landen, sie brauchen das Watt. Und das schwindet, wie Woodley bei zahlreichen Reisen mit Schrecken festgestellt hat. An der Küste werden Wattstreifen trockengelegt, die Behörden wollen Land gewinnen, um die Industrialisierung voranzutreiben. Dort sei ein Drittel der Rastplätze verschwunden. Für die Pfuhlschnepfen sei das fatal. Wir gehen davon aus, dass der Verlust dieser Rastplätze der Hauptgrund dafür ist, dass die Population schrumpft. 2015 setzte die Weltnaturschutzunion (IUCN) die Vögel auf die Liste der bedrohten Tiere, wie auch den kleineren Knuttstrandläufer, auch aus der Familie der Schnepfenvögel, der im Winter aus Sibirien nach Neuseeland kommt. Woodley hat im März endlich einen entscheidenden Durchbruch geschafft: Nach jahrelangem Einsatz unterzeichnete das neuseeländische Umweltschutzministerium mit der chinesischen Forstbehörde ein Abkommen über den Schutz von zumindest zwei Rastplätzen – das Yalu-Jiang-Naturreservat in Liaoning im Nordosten Chinas und das Watt von Bohai Bay bei Luannan in der Provinz Hebei. In dem Reservat pausieren rund 70 Prozent der Pfuhlschnepfen aus Neuseeland. Das Problem ist, dass zum einen jedes Land nur auf sein eigenes Territorium schaut und dass zum anderen die Stationen eines solchen Flugkorridors ja nicht das ganze Jahr genutzt werden, sagt Bruce McKinlay vom Umweltschutzministerium. Die Pfuhlschnepfen können aber nur überleben, wenn alle drei Lebensräume in Alaska, China und Neuseeland intakt sind, sagt Woodley. An der Intelligenz der Vögel dürfte es nicht scheitern: In der Fachzeitschrift Scientific Reports schrieben Wissenschafter gerade, dass Zugvögel mit längeren Reiserouten cleverer seien als andere. Sie hatten bei Zugvögeln in Afrika in den Gehirnregionen, die Navigation und räumliche Orientierung steuern, mehr neue Neuronen nachgewiesen als bei Vögeln mit kurzen Flugrouten. Wissenschaft;Britische Astronomen entdecken neue Zwerggalaxie, deren Schicksal bereits besiegelt ist. Cambridge – Unsere Heimatgalaxie ist um eine kleine Begleiterin reicher: Astronomen um Gabriel Torrealba von der University of Cambridge haben eine bisher unentdeckte Zwerggalaxie erspäht – und sie ist überraschend ausgedehnt: Mehr als 7.000 Lichtjahre dürfte die Crater 2 getaufte Sterneninsel von einem Ende zum anderen messen. Wäre sie von der Erde aus gut sichtbar, würde sie am Nachthimmel etwa doppelt so groß erscheinen wie der Mond. Etwa 50 Satellitengalaxien ziehen um die Milchstraße ihre Runden, Crater 2 in einer Entfernung von 380.000 Lichtjahren könnte die viertgrößte unter ihnen sein. Die anderen drei sind dem Umfang nach absteigend die Große und die Kleine Magellansche Wolke und die Sagittarius-Zwerggalaxie. Warum Crater 2 den Astronomen bisher entgangen ist, hat weniger mit ihrer absoluten Leuchtstärke zu tun. Vielmehr liegt es daran, dass sie vor dem Hintergrund der Milchstraße gleichsam verschwindet und ihre Ränder praktisch nicht auszumachen sind. Insgesamt gibt die Zwerggalaxie etwa 160.000 Mal so viel Licht ab wie unsere Sonne. Nur mithilfe einer speziellen Software war es den Wissenschaftern im vergangenen Jänner gelungen, die geisterhafte galaktische Nachbarin auf Bildern des Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte (ESO) in Chile ausfindig zu machen. Das Programm scannte in der Umgebung unserer Galaxie nach außerordentlich dichten Sternenansammlungen. Crater 2 ist vermutlich nicht alleine, wie Torrealba und ihre Kollegen in den Monthly Notices of the Royal Astronomical Society berichtet. In unmittelbarer Nähe befinden sich vier andere erst vor kurzem entdeckte Objekte: ein Kugelsternhaufen und drei weitere Zwerggalaxien im Sternbild Löwe. Sie alle könnten nach Ansicht der Astronomen Teil einer Gruppe sein, die gerade dabei ist, in die Milchstraße zu stürzen und in ihr aufzugehen. Wissenschaft;Österreichische und chinesische Wissenschafter um Anton Zeilinger starten Experiment mit verschränkten Photonen im All. Wien – Es ist ein bisschen so wie damals, als die ersten Telefonleitungen zwischen den Kontinenten gelegt wurden. Zu historischen Vergleichen schwingt sich der Physiker Anton Zeilinger auf, wenn er von einem Satelliten erzählt, der als Sendestation im All Quantenkommunikation mit der Erde möglich machen soll. Starttermin für die Trägerrakete ist Mitte des Jahres. Am Projekt beteiligt sind Wissenschafter der Universität Wien, der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und der University of Science and Technology of China der Chinesischen Akademie der Wissenschaften. Das Projekt mit dem Titel Quantum Experiments at Space Scale (Quess) soll zeigen, ob der Zustand der quantenphysikalischen Verschränkung von Photonen auch über große Distanzen von mehr als 1000 Kilometern möglich ist und dann auch aufrecht bleibt. Zeilinger und seinem Team gelang 2012 zwischen Teneriffa und La Palma, eine Entfernung von 144 Kilometern zu überbrücken: Das ist bis heute Weltrekord. Nun soll ein weiter Sprung vorwärts gelingen. Quantenkommunikation gilt als vollkommen abhörsicher, da der Quantenzustand zerstört wird, sobald einzelne Photonen entnommen werden. Das Interesse gilt also der Anwendung der Forschungen, nicht völlig neuen Erkenntnissen. Zeilinger: Wir wollen einem zukünftigen Quanteninternet einen großen Schritt näherkommen. Die Wissenschafter sehen dem Experiment mit Spannung entgegen, weil damit auch einige technische Herausforderungen verknüpft sind: Die Hardware muss in dieser Entfernung absolut ausfallsicher sein, sagt Zeilinger, der seit 2013 auch Präsident der ÖAW ist. Er ergänzt mit einem Augenzwinkern: Im All kann niemand daran herumschrauben, wenn etwas kaputtgeht. Wenn alles reibungslos funktioniert, werden weitere Satelliten geplant, sagt der Physiker, der die Kooperation mit China lobt. Die Asiaten werden durch Jian-Wei Pan vertreten, der ein Student Zeilingers an der Universität Wien war und im vergangenen Jahr den chinesischen Breaktrough Prize gewann. Er hatte mit Kollegen zwei Eigenschaften eines Photons über den Spin des Teilchens und den Bahndrehimpuls übertragen. Bisher war das nur mit einer Eigenschaft möglich. Zeilinger kommt im Interview mit dem STANDARD auch auf die aktuelle Finanzierungskrise der österreichischen Grundlagenforschung zu sprechen. Die Regierung wisse, dass die derzeitigen Mittel nicht ausreichen, um international mitzuhalten und Österreich intellektuell, kulturell und wirtschaftlich entscheidende Schritte vorwärtszubringen. Sie zeige zwar Verständnis und Sympathie für die Anliegen der Wissenschaft. Nun müssen den Sonntagsreden konkrete Taten folgen, sagt der Akademiepräsident. Und das heißt: mehr Mittel für die Grundlagenforschung kompetitiv und nicht punktuell an Einzelne. Konkret erneuert Zeilinger die von ihm bekannte Forderung nach einer jährlichen fünfprozentigen Steigerung des Budgets für den Wissenschaftsfonds FWF, die Akademie und für die Forschungsagenden der heimischen Unis. Wenn das umgesetzt wird, dann garantiere ich, dass dieses Land nicht mehr lange auf den nächsten Nobelpreisträger warten muss. Die Köpfe für derartig hohe Würden hätte die Grundlagenforschung in Österreich, man müsste sie nur noch mit ausreichenden Mitteln ausstatten. Wissenschaft;Forscher finden in Wyoming einen T. rex-Knochen, der offenbar von einem Artgenossen angefressen wurde. Washington – Immer wieder als Vermutung geäußert, liefert nun eine Ausgrabung eine weitere Bestätigung: Tyrannosaurus rex dürfte auch ein Kannibale gewesen sein. Das Indiz: Der Paläontologe Matthew McLain von der kalifornischen Loma Linda University und sein Team fanden bei Grabungen in der Lance-Formation von Wyoming einen Tyrannosaurusknochen. Dieser weist Bissspuren auf und ist an beiden Enden abgebrochenen (Fotos finden Sie hier). Der Knochen war bedeckt mit Kerben. Mit sehr tiefen Kerben, wird McLain in einer Mitteilung der Geological Society of America zitiert. Die meisten der Kerben verliefen rechtwinklig zum Knochen – etwa so, also würde ein Mensch ein Huhn abknabbern, nur etwas größer dimensioniert. Eine Kerbe am Rand hingegen wies auch parallele Muster auf. Der Räuber hatte demnach den Kopf beim Biss zur Seite weggerissen. Und die Spuren weisen auf Zähne hin, wie sie typisch für Theropoden sind, ein großes Krokodil hingegen ausschließen. Die Tätersuche ist damit laut McLain de facto abgeschlossen. In der Region lebten damals, soweit man weiß, nur zwei große Theropoden: T. rex und sein kleinerer Verwandter Nanotyrannus. McLain ist daher überzeugt: Das muss ein Tyrannosaurus gewesen sein. Offen ist jedoch, ob ein T. rex seinen Artgenossen im Kampf getötet und dann aufgefressen hat, oder ob er sich einfach nur am Aas eines bereits toten Exemplars bedient hat. Diese und weitere Fragen werden am Sonntag auf der Jahrestagung der Geological Society of America in Baltimore diskutiert werden, wo der kreidezeitliche Fund präsentiert wird. Schon vor einigen Monaten hatten britische Forscher aus Bissspuren an den fossilen Schädelknochen eines Daspletosaurus – eines weiteren Verwandten von T. rex – geschlossen, dass die großen Räuber heftig miteinander kämpften und Konkurrenten vermutlich auch auffraßen. Die Studie publizierten die Autoren im Fachjournal PeerJ. In einer anderen Untersuchung analysierten Forscher der Yale University in New Haven Bissspuren eines T. rex. Auch sie vermuteten in ihrer in PLOS One erschienenen Studie bereits, dass Tyrannosaurus rex ein Kannibale war. (APA, red, 31. 10. 2015) Wissenschaft;Mikrokügelchen aus Kunststoff oder Siliziumdioxid können in gewünschter Geometrie und Reihenfolge angeordnet werden. Zürich – Wissenschafter der ETH Zürich und von IBM haben eine neue Methode entwickelt, um aus verschiedenen Arten von Mikrokügelchen künstliche Moleküle herzustellen. Die Forscher möchten solch winzige Objekte später für Mikroroboter, in der Photonik sowie der biochemischen Grundlagenforschung verwenden. Um die Mikroobjekte herzustellen, verwenden die ETH- und IBM-Forscher als Grundbausteine Kügelchen aus Kunststoff oder Siliziumdioxid mit einem Durchmesser von rund einem Mikrometer und unterschiedlichen physikalischen Eigenschaften, wie die ETH berichtet. Diese Partikel können kontrolliert in gewünschter Geometrie und Reihenfolge angeordnet werden. Die so hergestellten Gebilde seien viel größer als typische chemische oder biochemische Moleküle, jedoch viel kleiner als Objekte der makroskopischen Welt, hieß es in der Mitteilung. Laut ETH-Professor Lucio Isa, der das Forschungsprojekt zusammen mit IBM-Research-Wissenschafter Heiko Wolf leitet, kann deshalb von Riesenmolekülen oder von Mikroobjekten gesprochen werden. Die Wissenschafter können mit der neuen Methode Stäbchen in unterschiedlicher Länge und Zusammensetzung, winzige Dreiecke und einfach aufgebaute dreidimensionale Objekte erstellen. Sie möchten die Technik jedoch noch weiterentwickeln. Mögliche künftige Anwendungen sind selbstangetriebene Mikrovehikel, die sich dank einer ausgeklügelten Geometrie und Materialzusammensetzung in einem externen elektrischen oder magnetischen Feld vorwärtsbewegen. Denkbar seien in ferner Zukunft sogar Mikroroboter für biomedizinische Anwendungen, die andere Mikroobjekte greifen und transportieren können. Außerdem könnten mit den Bauteilen maßgeschneiderte Mikrostrukturen hergestellt werden, die in der Photonik eingesetzt werden. Die Forscher wollen auch versuchen, künftig Mikroobjekte herzustellen, bei denen die Kügelchen beweglich – statt wie bisher fest – miteinander verbunden sind. Damit könnten diese als Großmodelle für chemische und biochemische Verbindungen dienen, beispielsweise um die Proteinfaltung experimentell zu studieren. Laut Isa soll auch versucht werden, Objekte aus anderen Materialien als Kunststoff oder Siliziumdioxid herzustellen. Wissenschaft;CID-947 hat ein Zehntel der Masse seiner Heimatgalaxie und kratzt damit an herkömmlichen astronomischen Theorien. Zürich – Sind die Theorien zu Bildung und Wachstum von Galaxien falsch? Oder galten in der Frühzeit des Universums andere Gesetze? Solche Fragen stellen sich nun Astronomen nach der Entdeckung eines unverhältnismäßig großen Schwarzen Lochs in einer weitentfernten Galaxie. Das Objekt CID-947 wurde von Benny Trakhtenbrot von der ETH Zürich und einem internationalen Team von Astrophysikern mit dem Keck-Observatorium auf Hawaii und anderen Weltraumteleskopen entdeckt. Es handelt sich um ein supermassereiches Schwarzes Loch, wie vermutlich alle Galaxien – zumindest die großen – eines in ihrem Zentrum haben. Dieses liegt in einer Galaxie, die so weit von uns entfernt ist, dass das bei uns eintreffende Licht sie uns so zeigt, wie sie etwa zwei Milliarden Jahre nach dem Urknall aussah. Anders als ein stellares Schwarzes Loch, das aus einem kollabierten Stern hervorgegangen ist und eine entsprechende Masse hat, bringt ein supermassereiches Schwarzes Loch Millionen oder gar Milliarden Mal mehr auf die hypothetische Waage als die Sonne. Trotzdem wahren diese riesigen Objekte eine gewisse Relation zu ihren Wirtsgalaxien – nicht so CID-947. Es gehört mit fast zehn Milliarden Sonnenmassen zu den massereichsten bisher bekannten Schwarzen Löchern, berichten die Zürcher Forscher im Fachjournal Science. Die dazugehörige Galaxie hat jedoch die Masse einer normalen Galaxie, sagt Trakhtenbrot. Damit hat das Schwarze Loch ein Zehntel der Masse seiner Galaxie, während es andere nur auf wenige Tausendstel bringen. Dieses Missverhältnis verblüfft die Astronomen. Bisher wurde stets beobachtet, dass die Masse von Schwarzen Löchern parallel zur Zahl der Sterne ihrer Heimatgalaxie und damit deren Masse ansteigt. Schließlich gibt es ein gemeinsames Reservoir aus kaltem Gas, aus dem einerseits Sterne entstehen und andererseits auch das Schwarze Loch gefüttert wird. Außerdem deuteten Studien an, dass Strahlung, die während des Wachstums des Schwarzen Lochs ausgesandt wird, die Sternbildung kontrolliert oder sogar stoppt. Dies gelte aber offenbar nur für das lokale Universum, das die nahe Vergangenheit des Universums abbilde, so Trakhtenbrot. CID-947 ist offenbar viel effizienter gewachsen als seine Galaxie, sagt der Astrophysiker. Aus ihren Beobachtungen schließen die Forscher zudem, dass das Schwarze Loch am Ende seines Wachstums angelangt ist, während ringsum weiterhin Sterne entstehen. Entgegen früherer Annahmen stoppte der Energie- und Gasfluss, angetrieben vom Schwarzen Loch, die Sterngeburten also nicht. Die Galaxie könne in Zukunft noch weiterwachsen, doch das Verhältnis zwischen der Masse des Schwarzen Lochs und der Sterne würde weiterhin unüblich groß bleiben. CID-947 könnte damit ein Vorläufer der extremsten, massereichsten Systeme sein, die wir heute im lokalen Universum beobachten, vermuten die Forscher. Weitere Erkenntnisse über die Galaxienentwicklung erhoffen sie sich von Beobachtungen mit dem Radioteleskop Alma in Chile. (red/APA, 12. 7. 2015) Wirtschaft;Die Strafen bei der Verfolgung von Steuersündern haben sich 2015 verfünffacht. Wien – Die Finanzbehörden haben im Vorjahr volle Arbeit geleistet. Die mit Hilfe von Verwarnungen oder aufgrund von Bestrafungen der Steuerpflichtigen hereingespielten Zusatzeinnahmen sind 2015 auf 675,3 Millionen Euro explodiert. Das entspricht mehr als einer Verfünffachung des 2014 erzielten Wertes. An der Zahl der Verfahren liegt das aus Sicht von Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) überaus erfreuliche Resultat nicht: Sie stieg nur leicht von 9.009 auf 9.496 und damit wieder auf das Niveau von 2013. Vielmehr sind der Finanz ein paar dicke Fische ins Netz gegangen: Die im Vergleich zu den Vorjahren deutlich höhere Summe der festgesetzten Strafen ist auf den rechtskräftigen Abschluss einiger Großverfahren zurückzuführen, teilt der Minister in der Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage des SPÖ-Mandatars Jan Krainer mit. Um welche Fälle es sich dabei handelt, darüber wird keine Auskunft gegeben. Zudem wurden im Vorjahr 995 Finanzverfahren eingestellt – etwas weniger als 2014 (1077). Stark rückläufig sind die Selbstanzeigen, mit denen – unter bestimmten Umständen – Straffreiheit erwirkt werden kann. Nach 14.005 Fällen 2014 gab es im Vorjahr nur noch 7.308 Fälle von Reue. Damit dürfte eine Trendwende eingesetzt haben: Von 2009 bis 2014 gab es jedes Jahr deutliche Steigerungen bei Selbstanzeigen. Die Verdoppelung 2013 auf knapp 13.000 Fälle und der neuerliche Zuwachs 2014 ist in Verbindung mit den Steuerabkommen mit der Schweiz und Liechtenstein zu sehen. Dazu kommen die Leaks von Steuer-CDs. Auch wenn Österreich bisher selbst keine Daten gekauft hat, mussten Steuerhinterzieher damit rechnen, dass sie der heimischen Finanz früher oder später im Wege des Informationsaustausches zugehen werden. Bei den Abkommen mit den beiden Nachbarländern haben Experten oft darauf verwiesen, dass Selbstanzeigen vielfach günstiger seien als die Begleichung der Abgeltungssteuer. Von den 7.308 Selbstanzeigen waren im Vorjahr 6.907 strafbefreiend. Wissenschaft;Fossil eines Tarbosaurus war aus der Mongolei geschmuggelt und anschließend versteigert worden. New York – Hollywoodstar Nicolas Cage hat einen Dinosaurierschädel zurückgegeben, der ihn eine Menge Geld gekostet hatte: Vor knapp neun Jahren war der Schädel eines Tarbosaurus bataar für eine Viertelmillion Euro versteigert worden. Cage hatte ihn im guten Glauben gekauft – später stellte sich das Fossil aber als in der Mongolei gestohlen heraus, sagte Cages Sprecher. Er hatte von dem Auktionshaus ein Echtheitszertifikat bekommen, sagte Cages Sprecher. Im Juli letzten Jahres wurde sein Büro dann vom Heimatschutzministerium angesprochen, weil mehrjährige Ermittlungen ergeben hatten, dass der Schädel vermutlich illegal aus der Mongolei in die USA geschmuggelt worden war. Cage habe voll mit den Behörden zusammengearbeitet und den Schädel auch untersuchen lassen. Weil die Ermittlungen ergeben haben, dass der Schädel tatsächlich unrechtmäßig im Land ist und der Regierung der Mongolei gehört, hat Mr. Cage ihn den Behörden übergeben. Tarbosaurus bataar lebte in der späten Kreidezeit, Fossilien wurden in der Mongolei und China gefunden. Er gehörte mit bis zu zwölf Metern Länge zu den größten Tyrannosauriden und kann als asiatischer Vetter von T. rex betrachtet werden. Wissenschaft;Was die Probleme bei dem 2009 gestarteten Planetenjäger verursacht hat, ist vorerst unklar. Washington –Das Weltraumteleskop Kepler ist nach mehreren Tagen im Notfallmodus wieder voll in Betrieb. Es war ein langes Wochenende für Kepler und das Team, aber das Raumfahrzeug ist wieder in Ordnung! :), twitterten NASA-Wissenschaftler des Ames Research Center in Moffett Field (Kalifornien) am Montag. Dass sich das Teleskop in den Notfallmodus versetzt hatte, war Wissenschaftern im Ames Research Center der US-Raumfahrtbehörde in Moffett Field bei einem routinemäßigen Kontaktversuch aufgefallen. Nähere Informationen über die Ursache des Ausfalls lagen vorerst nicht vor. Den letzten geregelten Kontakt mit Kepler hatten die Wissenschafter am 4. April. Als die Kontrollstation das Teleskop drei Tage später auf das Zentrum der Milchstraße richten wollte, fiel auf, das Kepler in den Notfallmodus umgeschaltet hatte. Der große Abstand zur Erde erschwert die Diagnose des Problems. Selbst mit Lichtgeschwindigkeit dauert es 13 Minuten bis ein Signal zu der Raumsonde und zurück gelangt, erklärt Nasa-Missionsmanager Charlie Sobeck vom Ames Research Center in Mountain View. Es ist nicht das erste Mal, dass Kepler technische Probleme hatte: Im Mai 2013 musste die ursprüngliche Mission des Teleskops abgebrochen worden. Seitdem operiert das Teleskop im begrenzten K2-Modus. Wie das Wissenschaftsmagazin Scientific American ergänzte, habe Kepler nun kurz vor Beginn einer neuen Phase auf den Notfallmodus umgeschaltet. In dieser Phase sollte das Teleskop über ein als gravitational microlensing bekanntes Verfahren Jagd auf größere Planeten in weiterer Entfernung von ihren Sternen machen. Parallel zu Kepler seien mehrere Teleskope unter anderen in Chile und Australien im Einsatz, die die Messungen des Raumfahrzeugs mit Daten von der Erde unterstützen sollen. Der nach dem deutschen Astronomen Johannes Kepler benannte Planetenjäger war 2009 gestartet worden, um nach Planeten außerhalb unseres Sonnensystems zu suchen. Seitdem hat das Weltraumteleskop fast 5000 Hinweise auf Planeten gefunden, von denen mehr als 1000 bereits bestätigt wurden. Im vergangenen Jahr erspähte Kepler den bisher erdähnlichsten Planeten, er wurde Kepler-452b genannt. Wissenschaft;Flugpassagierin vermutete hinter Notizen ihres Sitznachbarn einen "Terrorcode". Dieser, ein Ökonom, ortet gesellschaftliche und behördliche Probleme. Philadelphia – Ein Wirtschaftswissenschafter der University of Pennsylvania erlebte Ende letzter Woche auf einem Flug von Philadelphia nach Syracuse einen absurden wie unangenehmen Zwischenfall: Seine Sitznachbarin im Flugzeug verständigte das Bordpersonal, nachdem sie ihn dabei beobachtet hatte, verdächtige und kompliziert aussehende Formeln auf ein Blatt Papier zu kritzeln. Die Passagierin gab zunächst an, sich krank zu fühlen, und verlangte die Umkehr der Maschine zum Terminal des Startflughafens. Dort stieg sie aus und teilte den Behörden ihren Terrorverdacht mit: Ihr dunkelhaariger, vollbärtiger Sitznachbar habe womöglich einen terroristischen Geheimcode verfasst. Der Mann musste daraufhin das Flugzeug verlassen und wurde von Sicherheitskräften befragt. Schnell entpuppte sich der Verdächtige als der aus Italien stammende Ökonom Guido Menzio, der an der University of Pennsylvania lehrt. Er befand sich auf dem Weg zu einer Konferenz in Kanada und wollte im Flugzeug einen Vortrag über Fluktuationen in der Arbeitslosenquote vorbereiten. Eine Differentialgleichung und seine Sitznachbarin wurden ihm dabei zum Verhängnis. Die Sorgen der Passagierin wurden nach einem kurzen Verhör für unbegründet befunden, die Maschine hob mit rund einer Stunde Verspätung in Richtung Syracuse ab, wie ein Sprecher von American Airlines mitteilte. Die misstrauische Passagierin ging nicht mehr an Bord. Menzio gab gegenüber Associated Press an, er sei zwar von offizieller Seite korrekt behandelt worden. Der Vorfall offenbare jedoch die politische Stimmung im Land und die Gefühle, die die Wähler von Donald Trump leiten. Auf Facebook kritisierte er später auch das rigide Sicherheitsprotokoll der Behörden, wie die Washington Post berichtet: Das System ist zu starr und verlässt sich ungeprüft auf Angaben von Menschen, die womöglich völlig ahnungslos sind. Wenn einer die Alarmglocken läutet, steht alles still. Die Fremdenfeindlichkeit, die Menzio durch Trumps Präsidentschaftskampagne angefacht sieht, werde künftig alles noch schlimmer machen. Sport;Für die Hütteldorfer brachten die letzten Spiele ausschließlich Rückschläge. Auch in Ried gelang dem Team von Zoran Barisic kein Treffer. Drei Spiele, ein Punkt, kein Torerfolg: Fußball-Rekordmeister Rapid ist ausgerechnet mitten im Bundesliga-Titelkampf in ein Tief gerutscht. Beim 0:1 in Ried war zwar eine Steigerung gegenüber dem 0:4-Debakel gegen Admira Wacker Mödling zu erkennen, Punkte gab es für die Hütteldorfer aber wieder keine. Der 33. Meistertitel der Klubgeschichte kann nun nicht mehr aus eigener Kraft fixiert werden. Der Rückstand auf Tabellenführer Red Bull Salzburg wuchs in der 28. Runde auf vier Punkte an. Nach der Länderspielpause kommt es am 3. April im Ernst-Happel-Stadion zum großen Schlager. Die Wiener stehen aufgrund der jüngsten Ausrutscher mit dem Rücken zur Wand, die dritte Niederlage im vierten Saisonduell mit dem zuletzt ebenfalls alles andere als souveränen Titelverteidiger würde wohl alle Meisterträume beenden und auch den Vizemeistertitel in Gefahr bringen. Der auch schwächelnde Lokalrivale Austria lauert drei Punkte dahinter. Wenn man drei Spiele nicht gewinnt und kein Tor schießt, ist das alles andere als gut, sprach der erst in den Schlussminuten eingewechselte Rapid-Kapitän Steffen Hofmann Klartext. Anstelle von angepeilten neun Punkten in den Duellen mit Altach (0:0), der Admira und Ried gab es nur einen Zähler. Die Wiener sind zum zweiten Mal diese Saison drei Spiele sieglos, zwischen der 11. und 13. Runde hatte es gegen Salzburg, den WAC und die Austria drei 1:2-Niederlagen gesetzt. Seit dem Treffer von Florian Kainz in der 87. Minute beim 3:0 gegen Mattersburg am 2. März gab es keinen Rapid-Torerfolg mehr. Die mangelnde Effizienz war auch der Hauptgrund für die Niederlage im Innviertel. Matej Jelic hätte die Partie entscheiden müssen, zeigte aber wie in Altach Schwächen im Abschluss, ließ vier Möglichkeiten (14., 42., 49., 77.) ungenützt. Nach vier Toren in den ersten vier Frühjahrsspielen hatte man den Eindruck, dass dem Beric-Nachfolger endlich der Knopf aufgegangen sei, nun hat der Kroate aber schon vier Spiele nicht mehr getroffen. Wir haben das Spiel kontrolliert und auch genug Torchancen gehabt, aber im Abschluss zu oft die falsche Entscheidung getroffen, analysierte Rapid-Trainer Zoran Barisic. Symptomatisch dafür war eine Aktion in der 49. Minute, bei der Jelic nach einer Stangl-Hereingabe über den Ball stieg, anstelle selbst abzuschließen. Ried hat mit Mann und Maus verteidigt, für uns waren Torchancen da, es ist bitter, dass wir nicht getroffen haben, sagte Innenverteidiger Christopher Dibon. Die Wiener versuchten trotzdem das Positive hervorzuheben. Das Spiel gegen die Admira ist passiert, die Niederlage haben wir verdient, heute war es nicht so. Man hat gesehen, dass nicht immer die bessere Mannschaft gewinnt. Ich kann meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen, sie hat alles probiert, resümierte Barisic. Die schon zehnte Niederlage im 28. Saisonspiel setzte es trotzdem. Öfter hat Rapid zuletzt in der Saison 2012/13 (elfmal), die als Dritter beendet wurde, verloren. In den jüngsten beiden Saisonen gingen sieben (2014/15) sowie acht (2013/14) Spiele verloren, jeweils gab es Platz zwei. Kultur;Christian Hölbling geht mit seinem Programm "Ich kann auch anderst" neue Wege. Wien – I bin a Ölien, bin a echter Ölien, bin a Steirer in Völkermarkt – der Mechanismus des Humors ist oft recht simpel: Der oder die Belachte verhält sich der Situation unangemessen. Der Habitus passt nicht ins Feld, der Prinz nicht in die Arbeiterfamilie. Christian Hölbling weiß und nutzt das. In seinem neuen Programm Ich kann auch anderst erzählt er scharf beobachtend von sozialen und räumlichen Deplatzierungen. Und dabei nimmt er auch auf eigene Erfahrungen Bezug: Stings Englishman in New York kennt er nicht als Alien sondern als Ölien, als in der Steiermark Aufgewachsener und in Kärnten Lebender. Ob er wirklich vom Kärntnervirus, wie er fürchtend auf der Bühne des Café Niedermair preisgibt, bedroht ist, weiß der Zuschauer nicht. Die augenzwinkernde Beschreibung der schleichenden Erkrankung wirken bis hin zu Symptomen des Sprachverfalls authentisch: Wenn nur mehr Kärntner die Beispielsätze verstehen, dann ist es vielleicht schon zu spät und der Steirer aus dem Kabarettisten verscheucht. Hölbling spielt mit der eigenen Autobiographie, beschreibt den Tourneealltag genau so überzeugend wie das Aufeinandertreffen mit Peter Brabeck-Letmathe. Letzteres habe auf Anregung Hölblings zur Erfindung Nespressos geführt, weil dieser dem Nestlé-Chef riet, er solle Café wie Bonbons verkaufen und von einem Hollywood-Star bewerben lassen. Nur so sei es möglich, einen Kilo auch um 80 Euro zu verkaufen. Man will diese Forrest Gump-Geschichte nur zu gern glauben, was an Hölblings schauspielerischem Talent liegt: Mit kleinen Gesten und mit exakter Sprache gelingt es ihm, in Personalunion mehrere Charaktere auf die Bühne zu stellen: Sein kapfenberger Bandleader Mike, ein Mann mit leicht cholerischen Tendenzen und einem kernigen Hass auf VIP-Zelte, fährt mit Hölbling zur Eröffnung eines Wellnessressorts. Dass die Band dort im Bereich der very important people auftritt, führt zu wunderschön lustigen Hasstiraden und Diskussionen, wie auch der Lebensstil Hölblings zum Zankapfel wird – smart home und Hugo Boss-Kleidung führen beinahe zum Zerwürfnis der beiden. So betreibt Ich kann auch anderst elegante Gesellschaftskritik, ohne den Erzählfluss zu brechen. Sogar die Songs sind gut in das Programm eingebettet. Lässige Swing-Nummern werden dialektal überfärbt und entwickeln eine schräge Komik. Christian Hölbling wollte sich mit seinem neuen Programm nach 15 Jahren Herfried neu erfinden. Soweit, so gut! (Florian Kutej, 18. 9. 2015) Etat;Vorerst nur einmalig dreistündige Live-Sonntagabendshow geplant. Berlin – Thomas Gottschalk meldet sich mit einer neuen Show zurück: Am 5. Juni (20.15 Uhr) wird der ehemalige Wetten, dass..?-Moderator drei Stunden live in Berlin die Sonntagabendshow Mensch Gottschalk – Das bewegt Deutschland präsentieren, teilte die Produktionsfirma Spiegel TV am Dienstag mit. Laut einem RTL-Sprecher gibt es nur die eine Ausgabe, danach sehe man weiter. Gottschalk will in der Show Themen und Menschen vorstellen, über die Deutschland spricht. Unterhaltsam und journalistisch gleichermaßen, dabei je nach Thema humorig, emotional oder hintergründig soll er laut Spiegel TV durch einen breiten Themenparcours des Zeitgeschehens führen. Dazu kommen Einspielfilme und Studiogäste, mit denen er den Fragen und Emotionen nachgehen will, die die Deutschen aktuell bewegen. Mit Buzzerdrücken und Punktestand-Abfragen bin ich durch – ich bleibe Showmaster, aber die aktuelle Lage unseres Landes ist spannender als jeder rote Teppich in Hollywood, sagte Gottschalk laut Mitteilung. Deshalb möchte ich mich mit interessanten Gästen austauschen und das so ernsthaft wie notwendig und so unterhaltsam wie möglich. In der Sendung soll es unter anderem um Deutschland vor der Fußball-EM, den Sommerurlaub und der möglichen Terrorgefahr in Europa gehen, außerdem um die mobile Zukunft, das autonome Fahren, um Sängerin Nena sowie um Krebs und die Möglichkeiten, ihn zu behandeln. Wissenschaft;Römerzeitliche Vase nach Reparatur "in einem besseren Zustand als zuvor". Jerusalem – Ein Unglück kommt selten allein: Während in einem taiwanesischen Museum ein Bub ins Stolpern kam und sich mit den Händen in einem 350 Jahre alten Ölgemälde abstützte und so ein Loch hineinriss, passierte einem kleinen Mädchen in Jerusalem ebenfalls ein teures Missgeschick: Es hat im Israel-Museum versehentlich ein rund 2.000 Jahre altes Glasgefäß zerbrochen. Das römerzeitliche Gefäß sei eine Leihgabe und gehöre der Familienstiftung Robert und Renee Belfer aus New York, berichtete Haaretz. Es sei Teil einer Sammlung von Objekten aus dem Altertum. Das Museum erhielt vor einem halben Jahr zahlreiche Objekte der Sammlung für eine Spezialausstellung. Wegen der Sommerferien in Israel besuchen viele Familien mit Kindern das Museum. Das Mädchen habe sich am vergangenen Sonntag anscheinend gegen die Glasvitrine gelehnt oder sie erschüttert, hieß es weiter in dem Bericht. Dabei sei das ausgestellte Objekt umgefallen. Es handelt sich dabei um ein etwa 2.000 Jahre altes römisches Glasgefäß, dass bereits vor dem Unglück einen Sprung hatte. Experten des Museums hätten es inzwischen mit Erlaubnis der Besitzer wieder repariert, offenbar recht erfolgreich: Das Gefäß sei nun in einem besseren Zustand als zuvor. Man muss sich sehr anstrengen, um den Bruch mit bloßem Auge zu erkennen, schrieb die Zeitung unter Berufung auf das Museum. (APA/red, 25. 8. 2015) Inland;Massiver Unmut in SPÖ wegen Abgabe des Landeshauptmannsessels. Graz/Wien – Der Verzicht der SPÖ auf den Landeshauptmannsessel in der Steiermark sorgt in der Partei weiterhin für massive Irritationen. “Ich mag dazu gar nichts mehr sagen. Nur so viel: Das war der schwärzeste Tag für die SPÖ, so etwas habe ich in meinem ganzen Leben in der Partei noch nicht erlebt. Ich bin noch immer fassungslos”, sagte Horst Schachner, steirischer ÖGB-Chef und eines von vier Vorstandsmitgliedern, die am Mittwoch gegen den von Franz Voves vorgegebenen Pakt mit der ÖVP gestimmt hatten. Er habe davor gewarnt, was es bedeutet, wenn die SPÖ jetzt den Landeshauptmannsessel abgebe, in der offenen Abstimmung darüber hätten aber alle bis auf die vier Abweichler dafür gestimmt. Ich muss das als demokratische Entscheidung zur Kenntnis nehmen, sagte Schachner dem STANDARD. Verwirrung um Abstimmung Der SPÖ-Landesparteivorstand hatte am Mittwoch mit großer Mehrheit beschlossen, die Koalition mit der ÖVP fortzusetzen und den Landeshauptmann-Posten der ÖVP zu überlassen. Vier Vorstandsmitgliedern waren dagegen, darunter ÖGB-Chef Schachner, AK-Präsident Josef Pesserl und der Landtagsabgeordnete Franz Schleich. Der Vierte soll Verteidigungsminister Gerald Klug gewesen sein – oder SJ-Mann David Rautner. Im Landesparteivorstand waren laut Landesgeschäftsführung 50 von 70 stimmberechtigten Mitgliedern anwesend. In der Frage der Koalition mit der ÖVP soll es neben den Neinstimmen auch eine Enthaltung gegeben haben. APA-Recherchen haben ergeben, dass Schachner, Pesserl und Schleich auf jeden Fall mit Nein gestimmt haben. Das wird von allen Seiten übereinstimmend bestätigt. Wer die vierte Neinstimme war, ist dagegen nicht ganz klar. Sowohl Klug als auch Rautner behaupten auf APA-Nachfrage, ebenfalls dagegen gestimmt zu haben. Aus der SPÖ hieß es, dass man keine Auskunft über das Stimmverhalten einzelner Vorstandsmitglieder geben könne beziehungsweise dürfe. Halbzeitlösung gewünscht Wortkarg gab sich Arbeiterkammerchef Pesserl: Ich habe meine Meinung im Vorstand nochmals offen kundgetan, dass wir mit allen hätten reden müssen. Ich verstehe nicht, warum wir nicht zumindest eine Halbzeitlösung ausgehandelt haben. Genau das will Baugewerkschafter Josef Muchitsch jetzt endlich aufgeklärt wissen: Es ist unerträglich, dass uns nicht erklärt wird, wie es zu dieser Entscheidung gekommen ist. Hat jetzt die ÖVP mit einer schwarz-blauen Koalition gedroht, oder hat Franz Voves alles freiwillig hergegeben, weil es angeblich in der SPÖ keinen Nachfolger für ihn gibt? Das soll uns die Parteiführung jetzt endlich erklären. Noch immer sehr empört zeigte sich Schleich im Gespräch mit dem STANDARD: Ich habe in der Sitzung Nachverhandlungen verlangt und gesagt, wenn es mit der ÖVP nicht möglich ist, dann machen wir es auch mit der FPÖ. Das, was die ÖVP, was Hermann Schützenhöfer mit uns gemacht hat, ist charakterlich einfach nicht in Ordnung. So kann man einen Partner nicht erpressen. Diese neue Regierung hat schon jetzt eine Schieflage. Keiner rennt mehr Richtig angefressen ist der steirische Nationalratsabgeordnete Erwin Spindelberger. Aus einem einfachen Grund: Da rennen sich unzählige Funktionäre die Haxen aus, damit wir wieder Nummer eins werden, und dann kommt so ein Ergebnis heraus. Das kann ich nicht goutieren, sagte der rote Gesundheitssprecher im STANDARD-Gespräch. Wie schon andere rote Vertreter vor ihm wirft er der ÖVP – namentlich Parlaments-Klubobmann Reinhold Lopatka – Erpressungsversuche vor. Auch wenn dieser zuvor in einer ORF-Diskussionsrunde alle Vorwürfe, er habe an Schwarz-Blau gebastelt, bestritt, sagt Spindelberger. Klar bestreitet er alles. Aber diese taktischen Spielchen kennen wir von Lopatka. Er ist für sein Dirty Campaigning mehr als bekannt. Nachhaltiger Schaden Spindelberger befürchtet, dass der Verzicht der SPÖ auf den Landeshauptmannsitz nachhaltigen Schaden angerichtet hat. So realistisch bin ich, dass ich nicht glaube, wir könnten bei der nächsten Wahl wieder eine Chance auf den ersten Platz bekommen. Aber was wäre die Alternative gewesen? Spindelberger hätte den Gang in die Opposition bevorzugt. Da gehe ich lieber mit fliegenden Fahnen unter und mache dann eine kantige Oppositionspolitik. Der Deal mit der ÖVP nutze der SPÖ nicht. Denn: Wir werden nicht mehr ernst genommen. Die Bevölkerung wirft uns vor: Es geht euch nur darum, in der Regierung zu bleiben. Alles andere ist euch egal. Schmutziger Wahlkampf Die rot-blaue Karte nicht zu zücken sei aber richtig gewesen, widerspricht Spindelberger anderen Parteikollegen. Nach diesem schmutzigen Wahlkampf der FPÖ bin ich dafür nicht zu haben. Die SPÖ müsse aber die Themen Asyl und Migration endlich offen ansprechen. Nicht mit populistischer Hetze, sondern auf sachliche Art. Nicht ganz so dramatisch sieht die Nationalratsabgeordnete und frühere steirische Landesrätin Elisabeth Grossmann Schwarz-Rot. Der Verlust des Landeshauptmanns ist natürlich schmerzlich. Noch schmerzlicher wäre Schwarz-Blau gewesen. Regierungsmitglieder unbeeindruckt Während an der SPÖ-Basis Ratlosigkeit und Irritation nach dem Verlust des Landeshauptmannes vorherrschen, zeigen sich die SPÖ-Regierungsmitglieder relativ unbeeindruckt und vermitteln eine völlig andere Sicht der Vorkommnisse. Der designierte SPÖ-Vorsitzende und Landeshauptmann-Vize, Michael Schickhofer, versichert, die Verhandlungen mit der ÖVP seien in bestem Einverständnis beider Partner über die Bühne gegangen. Nein, wir sind nicht erpresst worden, wir sind in offenen Verhandlungen zu einem vernünftigen Kompromiss gekommen, sagte Schickhofer am Donnerstag nach der letzten Sitzung der alten Regierung. ÖVP: Haben nicht gedroht Und auch der von SP-Politikern jetzt scharf angegriffene neue Landeshauptmann Schützenhöfer weist alle Spekulationen, er und seine Partei hätten die SPÖ mit der blauen Option unter Druck gesetzt, zurück. Wer mich kennt, weiß, der Hermann Schützenhöfer führt nie Parallelverhandlungen. Ich habe auch nie mit irgendwelchen Karten gedroht. Das angebliche Mastermind hinter dem steirischen Landeshauptman-Coup, Klubchef Reinhold Lopatka, beharrt auf STANDARD-Nachfrage ebenfalls auf der Darstellung, keine Gespräche mit Freiheitlichen im Hintergrund geführt zu haben. Das ist nicht mein Job. Er habe lediglich in Interviews gesagt, es solle niemand als Partner ausgeschlossen werden, der das Programm der ÖVP unterstütze. Wenn das ausreicht, um Druck aufzubauen, dann ist das nicht mein Problem. Was von beiden Seiten – zumindest inoffiziell – bestätigt wird: Die ÖVP hätte einer Halbzeitlösung zugestimmt, wenn sie die zweite Hälfte bekommen hätte. Voves hat dies abgelehnt. Am Ende hatte die ÖVP aber den ganzen Landeshauptmann. Initiative gegen Rot-Blau Gegen eine Koalition mit dem Rassismus haben laut einer Aussendung vom Donnerstag Ex-Finanzminister Ferdinand Lacina (SPÖ), die Autoren Karl-Markus Gauß und Josef Haslinger, Schauspieler Karl Markovics und der ehemalige Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, Ariel Muzicant, unterzeichnet. Initiator der Aktion ist der Republikanische Club, Unterstützung soll es von der Organisation SOS Mitmensch geben. Der burgenländische Pakt mit den Freiheitlichen mache die Hetze salonfähig, hieß es in dessen Aussendung. Wir fordern von den Parteien jenseits des rechtsextremen Populismus: Keine Koalition mit dieser FPÖ – nicht im Bund und nicht im Land. Weder im Burgenland noch sonst irgendwo in Österreich. Wissenschaft;Nachfolger des verstorbenen Harald Posch. Wien – Die Forschungsförderungsgesellschaft FFG hat Andreas Geisler (47) zum neuen Leiter der Agentur für Luft- und Raumfahrt in der FFG bestellt. Geisler folgt in dieser Funktion dem kürzlich verstorbenen Harald Posch nach. Geisler ist ein Förder-Profi, er kennt die Innovationslandschaft in Österreich und Europa hervorragend, hieß es am Mittwoch seitens der FFG-Geschäftsführung in einer Aussendung. Die Agentur für Luft- und Raumfahrt in der FFG ist die Andockstation Österreichs zur internationalen Raumfahrtszene. Sie vertritt Österreich in internationalen Gremien der Luft- und Raumfahrt, etwa in der Europäischen Weltraumorganisation ESA, und betreut das Österreichische Weltraumprogramm ASAP. Andreas Geisler absolvierte eine HTL für Nachrichtentechnik und Elektronik, studierte Biologie an der Uni Wien und Volkswirtschaftslehre an der Wirtschaftsuniversität Wien. Nach Tätigkeiten im EDV-Bereich war Geisler wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Pflanzenphysiologie der Uni Wien sowie am Internationalen Institut für angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg. Von 1999 bis 2003 betreute er im Wissenschaftsministerium die Internationalisierung der österreichischen Umweltforschung. 2003 wechselte er zur Austrian Space Agency GmbH und war zusätzlich von 2005 bis 2012 stellvertretender Bereichsleiter für die Thematischen Programme der FFG. Seit 2009 ist Geisler Teamleiter im Bereich Energie und Umwelt in der FFG. (APA, 1. 7. 2015) Wissenschaft;John W. Kluge Preis würdigt "brillante Philosophen und vielseitig engagierte Personen des öffentlichen Lebens". Washington – Der deutsche Philosoph und Soziologe Jürgen Habermas und sein kanadischer Kollege Charles Taylor haben gemeinsam den mit 1,5 Millionen Dollar (umgerechnet 1,3 Millionen Euro) dotierten John W. Kluge Preis erhalten. Habermas sei der wichtigste Philosoph und Theoretiker unserer jüngeren Generationen, sagte Jane McAuliffe, Direktorin des Kluge-Zentrums. Der Preis wird von der privaten Stiftung John W. Kluge finanziert und zeichnet Geistes- oder Sozialwissenschaftler für ihr Lebenswerk aus, für deren Fachgebiete es keine Nobelpreis gibt. Unter anderem wurde bereits der polnische Philosoph Leszek Kolakowski ausgezeichnet. Der 86-Jährige Habermas habe wichtige Debatten der vergangenen fünf Jahrzehnte vorangetrieben und damit Deutschland und ganz Europa gedient, sagte McAuliffe, die auch Leiterin für wissenschaftliche Programme an der Bibliothek des US-Kongresses ist, in ihrer Laudatio in Washington. Sowohl Charles Taylor als auch Jürgen Habermas seien brillante Philosophen und vielseitig engagierte Personen des öffentlichen Lebens, die trotz unterschiedlicher philosophischer Traditionen die Fähigkeit teilen, drängende Probleme unserer Zeit mit einem herausragenden Gespür für individuelle und soziale Zusammenhänge anzusprechen, heißt es in der Begründung von James H. Billington, amtierender Direktor der Library of Congress. Heutzutage ist Philosophie ein parasitäres Unterfangen, das von Lernprozessen in anderen Sphären lebt, sagte Habermas bei der Preisverleihung. Vor allem existiere Philosophie aber in einer Nebenrolle in Form von Reflexion, die sich auf andere, bereits bestehende kulturelle Errungenschaften bezieht. Er bedankte sich für die außergewöhnliche akademische Auszeichnung, die erstmals an einen Deutschen geht und die zugleich Habermas erster amerikanischer Preis ist. Ein illustrer Kreis deutscher Einwanderer habe in den USA gewirkt, sagte Habermas, darunter Theodor W. Adorno, Hannah Arendt und Max Horkheimer. Taylor, 1931 in Kanada geboren, ist emeritierter Professor für Philosophie an der McGill University in Montréal. Seit 2009 ist er ein Permanent Fellow am Wiener Institut für die Wissenschaften vom Menschen (IWM), wo er den Forschungsschwerpunkt Religion und Säkularismus leitet. (APA, 30. 9. 2015) Inland;Vizekanzler Reinhold Mitterlehner ist skeptisch ob eines roten "Quereinsteigers". Für den Nachfolger von Werner Faymann hat die Volkspartei in Salzburg drei rote Linien vorgegeben. Der rote Wunschkandidat, ÖBB-Chef Christian Kern, ist für die Schwarzen "ein sehr teurer Manager". Wenn Al Jazeera und ZDF zum Ministerrat kommen, dann ist etwas passiert. Nach dem Rücktritt von Werner Faymann am Montag war der Medienrummel im Bundeskanzleramt am Dienstag besonders groß. Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) wurde vom Bundespräsidenten mit den Amtsgeschäften des Kanzlers betraut, bis ein Nachfolger gefunden ist. Nach dem Ministerrat trat Mitterlehner solo vor die Presse und nannte einige Wünsche an den nächsten Kanzler – beim Parteivorstand in Salzburg wurden diese präzisiert. Nach der dreistündigen Sitzung bestätigte Mitterlehner die Darstellung des niederösterreichischen Landeshauptmanns Erwin Pröll. Für eine weitere Zusammenarbeit mit der SPÖ stellt die ÖVP drei Bedingungen: Alle Anwesenden hätten sich im Parteivorstand dafür ausgesprochen, derzeit keine Neuwahlen anzustreben, so Mitterlehner. Man wolle den SPÖ-Personalvorschlag abwarten. Einen Quereinsteiger sah Mitterlehner am Abend in der ZiB 2 allerdings mangels Regierungserfahrung und Teilhabe an der Verhandlung des Regierungsprogramms skeptisch. Daher wollen wir uns ansehen, wer das ist, und für was er steht, sagte der Vizekanzler im ORF zu der anstehenden Personalentscheidung beim Koalitionspartner SPÖ. Mitterlehner gab zu bedenken, dass es beim Amt des Kanzlers um eine andere Qualität gehe als etwa bei einem Ministeramt. In den letzten 30 Jahren habe der Bundeskanzler zuvor stets Regierungsverantwortung innegehabt, bevor er dieses Amt bekleidete. Ich glaube, dass es für einen Quereinsteiger nicht so einfach ist, dass man das von heute auf morgen machen könne, so Mitterlehner. Denn ein Quereinsteiger habe ja etwa das Regierungsprogramm nicht mitverhandelt. Indirekte ... Auf die Frage, ob er den wohl aussichtsreichsten Kandidaten – ÖBB-Chef Christian Kern und Medienmanager Gerhard Zeiler – ihre Qualifikation abspreche, wollte Mitterlehner nicht direkt antworten. Ich würde mir einmal die Entscheidung anschauen und das dann bewerten. Es geht weniger darum, dass wir die Person infrage stellen. Die ÖVP wolle sich die Entscheidungen einmal anschauen und uns mit Inhalten auseinandersetzen, sagte Mitterlehner. Seine Partei wolle wissen, was der oder die Neue bringt. Denn die inhaltliche Frage sei die entscheidende, betonte der Vizekanzler. Da steht uns schon zu, das jetzt ins Spiel zu bringen, sprach Mitterlehner seine Forderungen – etwa die Fortführung des eingeschlagenen strikteren Kurses in der Flüchtlingsfrage – an. Sollte der neue SPÖ-Chef von diesem Kurs abweichen, würde das Gesprächsbedarf ergeben: Sagt uns jetzt der neue Kanzler, er möchte eine ganz andere Linie haben, ist das für uns sicher ein Grund für Beratungen. Hier gibt es wenig Verrückbares aus unserer Sicht, wenig Bewegliches, betonte Mitterlehner – und drohte damit indirekt dann doch mit Neuwahlen. ... und direkte Kritik an Kern Unverblümte Kritik an einem der roten Kandidaten überließ Mitterlehner am Mittwoch Klubobmann Reinhold Lopatka. Im Ö1-Morgenjournal bezeichnete dieser den derzeitigen ÖBB-Chef als sehr teuren Manager. Als Kern 2010 seinen Job als ÖBB-Chef angetreten ist, habe der Zuschussbedarf der ÖBB 3,7 Milliarden Euro betragen. In der Zwischenzeit sei er auf über fünf Milliarden angestiegen. Kern habe höhere Gehaltsabschlüsse als im öffentlichen Dienst und eine Reduzierung der Arbeitszeit zu verantworten, hielt der ÖVP-Klubobmann dem möglichen neuen SPÖ-Vorsitzenden und Bundeskanzler entgegen. Der niederösterreichische SPÖ-Vorsitzende Matthias Stadler wies diese Kritik ebenfalls im Ö1-Morgenjournal zurück. Der Bürgermeister von Sankt Pölten wollte sich nicht auf solche Spielereien einlassen und sich nicht auf dieses Niveau begeben. Darüber hinaus hielt er fest, dass sich die SPÖ in der Vergangenheit auch nicht die Obmänner der ÖVP ausgesucht habe. Dass auch in der ÖVP personelle Veränderungen anstehen könnten, ist nach Bekunden Mitterlehners kein Thema. Eine Sicht, die auch Salzburgs ÖVP-Chef und Landeshauptmann Wilfried Haslauer im Presse-Interview teilt. Trotzdem werden auch in der Volkspartei bereits Pläne für die Zeit nach Mitterlehner geschmiedet. SPÖ-Klubchef Andreas Schieder erteilte dem ÖVP-Forderungskatalog im ORF-Report eine Absage: Solche Vorgaben wären der Stil von Wolfgang Schüssel, und das wollen wir auf keinen Fall haben. Die SPÖ fordere auch nicht zum jetzigen Zeitpunkt etwa ein Nein zu TTIP. Wie lange Mitterlehner mit den Kanzlergeschäften betraut ist, hängt vor allem davon ab, bis wann die SPÖ einen Kanzler findet. Die Verfassung sieht kein automatisches Ende der Tätigkeit eines Vizekanzlers vor, der interimistisch übernimmt, sagt Verfassungsrechtler Theo Öhlinger zum STANDARD. Für den theoretischen Fall, dass Mitterlehner zurücktritt, gibt es keine spezielle Regelung. Das müsste dann der Bundespräsident übernehmen, sagt Öhlinger. Mitterlehner scheint sich mit seinen jetzigen Amtsgeschäften recht wohlzufühlen. Häupl sagt, er will mich das nicht sechs Wochen machen lassen. Schauen wir uns das an, sagte er in Bezug auf den aktuellen SPÖ-Chef Michael Häupl, der mit einem Team Faymanns Nachfolger finden soll. Die Steiermark könne Vorbild sein, meinte Mitterlehner schmunzelnd: Dort war 2015 zwar die SPÖ stimmenstärkste Partei, den Landeshauptmannsessel bekam dann aber die Volkspartei. Etat;Mit neuen und altbekannten Helden: Noah Bennet (Jack Coleman), Matt Parkman (Greg Grunberg), Hiro Nakamura (Masi Oka), Angela Petrelli (Christine Rose). Dass die Superhelden-Serie – die nach vier Jahren und vier Staffeln 2010 eingestellt wurde – wiederbelebt wird, ist bekannt. Nun wurde der erste längere Trailer zur Heroes-Fortsetzung veröffentlicht. In dem dreiminütigen Trailer – der bei der San Diego Comic Con als Premiere veröffentlicht wurde – sieht man neben neuen Darstellern auch altbekannte Gesichter, die in der ersten Trailerversion nicht zu sehen waren: Noah Bennet (Jack Coleman), Matt Parkman (Greg Grunberg), Hiro Nakamura (Masi Oka), Angela Petrelli (Christine Rose), Mohinder Suresh (Sendhil Ramamurthy) und ein erwachsen gewordener Micah Sanders, der noch immer von Noah Gray-Cabey gespielt wird. Im Mittelpunkt der 13-teiligen Mini-Serie stehen allerdings die neuen Helden. Autor und Produzent ist wieder Heroes-Schöpfer Tim Kring. Die erste Folge läuft am 24. September 2015 auf NBC. Sport;Unter der Regie des neuen alten Trainers gelingt mit einem 1:0 gegen Sturm Graz der erste Saison-Sieg. Ried im Innkreis – Die Rückkehr von Paul Gludovatz als Cheftrainer der SV Ried endete am Samstag mit Erfolg. Mit einem 1:0-(0:0)-Heimsieg über Sturm Graz holten die Oberösterreicher in der sechsten Liga-Runde den ersten Sieg. Sturm kassierte hingegen nach saisonübergreifend acht Ligaspielen wieder eine Niederlage. Den entscheidenden Treffer vor knapp 5.000 Zuschauern in der Keine Sorgen Arena erzielte der eingewechselte Daniel Sikorski in der 83. Minute. Zum Ärger der Grazer hätte das Tor aber nicht zählen dürfen, da der Offensivmann dabei knapp im Abseits stand. Sturms Leistungssteigerung in der zweiten Spielhälfte blieb unbelohnt, die Steirer liegen vor den Sonntag-Spielen weiter auf dem vierten Platz. Ried zeigte sich im Vergleich zu den ersten Saisonspielen klar verbessert. Die Innviertler agierten unter dem Trainer-Duo Gludovatz/Schweitzer in der altbewährten 3-3-3-1-Formation, die in der Rückwärtsbewegung eine defensive Fünferkette bildete. Vor allem über die Flanken kamen die Rieder immer wieder gefährlich vor das Grazer Gehäuse. Bei drei Kopfballchancen hätten die Hausherren vorlegen müssen. Zunächst traf Petar Filipovic nach einem Freistoß nur die Stange (16.), dann ließen Patrick Möschl (24.) und Dieter Elsneg (30.) Möglichkeiten aus kurzer Distanz ungenutzt. Die Grazer mussten mit dem torlosen Remis zur Pause zufrieden sein. Sturm-Trainer Franco Foda hatte seinen einstigen Vorgesetzten nicht unbedingt herzlich begrüßt. Gludovatz hatte den Deutschen im Frühjahr 2012 in einer seiner ersten Amtshandlungen als Sportchef noch einige Wochen vor dessen Vertragsende beurlaubt. Dann sah Foda, dass sich seine Elf trotz mehr Spielanteilen schwertat, ihre spielerischen Mittel auszuschöpfen. Die Offensivkräfte Donis Avdijaj und Josip Tadic waren praktisch nicht im Spiel, die einzige Chance durch Thorsten Schick (28.) resultierte aus einem Stellungsfehler von Filipovic. Bei einem Freistoßtrick fiel der Abschluss von Avdijaj (35.) zu schwach aus, Rieds Oliver Kragl konnte problemlos noch vor der Linie klären. Nach Seitenwechsel traf Filipovic nach einem Kragl-Freistoß erneut nur Metall (57.), von der Latte klatschte der Ball zurück ins Feld. Dennoch war Sturm jene Mannschaft, die das Tempo vorgab. Die Steirer präsentierten sich klar besser als in den ersten 45 Minuten. Ried war vollauf damit beschäftigt, in der Abwehr geordnet zu stehen. Entlastung schafften die Oberösterreicher kaum noch. Wenig überraschend war es demnach, dass der einzige Treffer des Abends nach einer Standardsituation fiel: Filipovic scheiterte nach einem Freistoß zunächst an Sturm-Keeper Michael Esser, Sikorski bugsierte den Ball in Abseitsstellung ins leere Tor. Der zweite Erfolg Rieds gegen Sturm in den jüngsten 19 Duellen war perfekt. (APA/red – 22.8. 2015) Bundesliga – 6. Runde: SV Ried – SK Sturm 1:0 (0:0). Ried, Keine Sorgen Arena, 4.952, SR Ouschan. Tor: 1:0 (83.) Sikorski Ried: Gebauer – Reifeltshammer, Trauner, Filipovic – Janeczek, Ziegl, Prada – Möschl (70. Sikorski), Elsneg, Kragl (76. Streker) – Gavilan (88. Polverino) Sturm: Esser – Ehrenreich (88. Edomwonyi), Madl, Kamavuaka, Potzmann – Piesinger, Hadzic – Schick, Avdijaj, Dobras (83. Gruber) – Tadic (62. Kienast) Gelbe Karten: Filipovic, Janeczek, Prada, Sikorski, Streker bzw. Ehrenreich, Esser, Hadzic, Madl Web;Erste Hinweise auf kommende Generation von Googles Betriebssystem. Laut den aktuellsten Zahlen befindet sich Android 6 Marshmallow gerade einmal auf 1,2 Prozent aller Geräte mit Googles Betriebssystem. Und doch dreht sich das Rad der Entwicklung unaufhaltsam weiter. AndroidPolice kann nun bereits mit den ersten konkreten Informationen zu Android N aufwarten. Demnach soll der Benachrichtigungsbereich für die kommende Android-Version umgearbeitet werden. Die Notifications nehmen nun die volle Breite ein, auch der Abstand zwischen den einzelnen Elementen wurde verringert. Zudem haben die Icons jetzt eine weniger prominente Rolle inne. Desweiteren sind künftig die wichtigsten Schnelleinstellungen sofort erreichbar, diese sind in einer Zeile über den Benachrichtigungen platziert – wie es jetzt schon diverse Android-Anbieter bei ihren eigenen Versionen des Betriebssystems machen. Bisher wurden die Quick Settings Googles Android-Variante erst nach einem zweiten Swipe nach unten präsentiert. Darüber hinaus lassen sich künftig die Schnelleinstellungen nach Belieben anpassen – bisher ging dies nur über eine versteckte Option im Betriebssystem. All diese Informationen basieren auf einer frühen Testversion von Android N, die die Blogger bereits ausprobieren konnten. Es könnte insofern natürlich noch sein, dass Google bis zum Erscheinen der fertigen Version hier noch weitere Änderungen vornimmt. Einen ersten Screenshot von Android N hat übrigens Google bereits vor einigen Tagen selbst geliefert. In einem Posting im Android Developers Blog sind Systemeinstellungen zu sehen, die ein Hamburger-Icon aufweisen – ein Element, das bisher an dieser Stelle nicht zu finden war. Dahinter verbirgt sich offenbar ein Sidebar, über den schnell auf andere Einstellungspunkte gewechselt werden kann. Eine erste Vorstellung von Android N wird für die Entwicklerkonferenz I/O erwartet, die Google heuer vom 18.-20. Mai in Mountain View, Kalifornien, abhält. Die fertige Version sollte einige Monate später folgen. Sport;Stuttgart bei 0:4 in München auf verlorenem Posten – FC zieht mit Erfolg in Leverkusen an Bayer vorbei – Mainz bezwingt Wolfsburg. München – Bayern München zieht in der deutschen Bundesliga weiter einsam seine Kreise, in den Samstagspartien des zwölften Spieltags gab es aber zumindest innerhalb des Rest-Feldes einige Überraschungen: Leverkusen und Wolfsburg patzen, Gladbachs Trainer André Schubert verpasst den alleinigen Startrekord. Wolfsburg patzt Während der Titelverteidiger im Südduell den VfB Stuttgart lockerleicht mit 4:0 (4:0) deklassierte, stolperte einer der letzten potenziellen Konkurrenten der Bayern erneut: Wolfsburg kassierte beim FSV Mainz 05 eine 0:2 (0:0)-Niederlage in Unterzahl, nachdem Julian Draxler schon in der 14. Minute die Rote Karte gehen hatte. Julian Baumgartlinger fehlte wegen einer Verletzung am Sprunggelenk. Wolfsburg hat auf Platz drei mit 21 Zählern bereits 13 Punkte Rückstand auf die Bayern. Einzig Borussia Dortmund (26) könnte am Sonntag mit einem Sieg im Revierderby gegen Schalke 04 (15.30 Uhr) zumindest ansatzweise Kontakt halten. Maroh trifft doppelt für Köln Ebenfalls Federn ließ Bayer Leverkusen. Die Werkself verlor das rheinische Derby gegen den 1. FC Köln von Peter Stöger 1:2 (1:1) und hinkt mit 17 Punkten auf dem achten Rang ihren Ansprüchen weit hinterher. Der Held auf Kölner Seite war Dominic Maroh, der beide Tore erzielte (17., 73.). Javier Hernandez hatte zwischenzeitlich ausgeglichen (33.). Nach einer Roten Karte gegen Kyriakos Papadopoulos (53.) wegen einer Notbremse musste Bayer mehr als eine halbe Stunde in Unterzahl auskommen. Philipp Hosiner stand erneut in der Startformation der Kölner und war bis zur 71. Minute an der Seite von Sturmpartner Anthony Modeste im Einsatz. Huub Stevens holte auch in seinem zweiten Spiel als Interimscoach von 1899 Hoffenheim einen Punkt. Wie schon in Köln spielte sein Team gegen Eintracht Frankfurt 0:0. Fohlen-Coach Schubert verpasst Rekord Auch Borussia Mönchengladbach kam gegen Aufsteiger FC Ingolstadt nicht über ein 0:0 hinaus. Damit verpasste es Fohlen-Coach Schubert, als erster Trainer in der Bundesliga-Geschichte seine ersten sieben Spiele zu gewinnen. Kapitän Granit Xhaka sah kurz vor Schluss Gelb-Rot wegen wiederholten Foulspiels (86.). Aufseiten der Elf von Trainer Ralph Hasenhüttl begannen mit ÖFB-Teamgoalie Ramazan Özcan, Markus Suttner und Lukas Hinterseer drei Österreicher. Die Bayern überrollten die bemitleidenswerten Gäste aus Schwaben vor der Pause förmlich. Arjen Robben (11.), Douglas Costa (17.), Robert Lewandowski (37.) und Thomas Müller (40.) verliehen der drückenden Überlegenheit mit ihren Treffern Ausdruck. David Alaba agierte diesmal als linker Part einer Dreier-Abwehrkette. In der zweiten Hälfte schalteten die Münchner einen Gang zurück. Die am 16. Rang liegenden Stuttgarter, bei denen Florian Klein aufgrund der Verletzung von Martin Harnik (Teilabriss des Außenbandes) auf der rechten Seite auf die Offensivposition nach vor rückte, kamen ebenfalls zu Chancen. Bayern-Verteidiger Holger Badstuber gab ein halbes Jahr nach seinem Muskelriss im Oberschenkel sein Comeback. Wirtschaft;Dichterin Friederike Mayröcker über das Nichtsuchen und Nichtfinden, ihren Heiligen Geist der Erleuchtung und den Tod als Skandal. STANDARD: Ich habe Ihnen eine weiße Lilie mitgebracht. Sie lieben die Natur, Blumen, besonders Lilien. Mayröcker: Je älter ich werde, desto mehr liebe ich die Natur. STANDARD: So geprägt sind Sie von Ihren Aufenthalten als Kind im Weinviertler Deinzendorf, wo Ihre Eltern ein Haus hatten? Mayröcker: Ja, meine Kindersommer in Deinzendorf waren für mich unheimlich wichtig. Da war mir die Natur ganz nah. STANDARD: Als Erwachsene waren Sie dann noch ab und zu in Deinzendorf, gefiel es Ihnen noch? Wurden die alten Bilder wach? Mayröcker: Ich war öfter dort. Aber es hat sich alles verändert. Das Haus hat schon den fünften Besitzer und ist umgebaut – und der schöne große Garten ist: kaputt. Ich wollte mir das Haus nach dem Krieg gern zurückkaufen, aber ich hatte das Geld damals nicht. STANDARD: Ihre Eltern mussten es damals verkaufen ... Mayröcker: Sie haben es versteigert, um hundert Schilling. Meine Mutter ist fast zugrunde gegangen daran, sie hing noch mehr an dem Haus als ich. STANDARD: Ihr jüngster Gedichtband heißt Fleurs. Haben Sie eigentlich noch Französisch gelernt? Das wollten Sie im Alter tun. Mayröcker: Nein, doch ich liebe diese Sprache und ihre Melodie. Schreiben kann ich aber ohnehin nur in Deutsch. STANDARD: Und nur in dieser Wohnung, in der Ernst Jandl vor seinem Tod 2000 lebte? Sie haben immer unten im Haus gewohnt. Mayröcker: Ja. Wobei ich früher dachte, ich könne nur in der unteren Wohnung arbeiten. Ich bin 1999 in diese Dachwohnung gezogen, jetzt ist hier mein Reich. Und jetzt denke ich mir wieder, ich kann nur hier schreiben. Unten in der Wohnung ist nun meine Bibliothek, Ablage. STANDARD: Hier ist auch viel Ablage. Finden Sie noch etwas? Mayröcker: Das ist die erste Frage, wenn jemand zu mir kommt: Wie finden Sie noch etwas? Ich find eh nichts mehr. STANDARD: Die Frage ist vielleicht falsch. Suchen Sie noch etwas? Mayröcker: (lacht) Ich suche auch nichts mehr. Es ist zwecklos. Das Traurige daran ist, dass ich meine eigenen, älteren Bücher nicht mehr finde. STANDARD: Sie haben mehr als 80 Bücher geschrieben, ... Mayröcker: ... über hundert ... STANDARD: ... wissen Sie noch, in welchem welches Gedicht steht? Mayröcker: Nein. FOTOGRAFIN: Wenn man nichts findet, ist man frei. STANDARD: Wenn man nichts sucht, ist man frei. Mayröcker: Ich würde lieber in Kauf nehmen zu suchen – und zu finden. STANDARD: Sie hatten einmal eine Dissertantin hier, die Ordnung schaffen sollte in Ihren Unterlagen. Mayröcker: Einige. Ist aber nicht gelungen. (lacht) Sie sitzen ja ganz in der Sonne. Ist es nicht zu heiß? STANDARD: Ihre schwarzen Kleider, die hier hängen, machen mir Schatten. Sie tragen im Winter nur Schwarz, im Sommer nur Weiß. Steigen Sie bald auf Weiß um? Mayröcker: Ja, bald. Im Mai. STANDARD: Sie beschreiben sich als melancholisch und seit jeher von Angst begleitet. Und Sie behaupten, man könne nicht gut schreiben, wenn man glücklich ist ... Mayröcker: Man muss ganz traurig sein zum Schreiben. Ich muss heulen dabei, wenns mir gut geht, kann ich nicht arbeiten. Ich verstehe überhaupt nicht, wie man schreiben kann, wenn man gut aufgelegt ist, die ganze Welt himmelblau sieht. Ich mag auch den blauen Himmel nicht. STANDARD: Ich wollte bei der Begrüßung sagen: Wir bringen Blumen und blauen Himmel mit. Wäre ein schlechter Einstieg gewesen. Mayröcker: (lacht) Aber nein, ich kann auch sehr lustig sein. STANDARD: Was tun Sie denn, wenn Sie gut drauf sind? Mayröcker: Dann kann ich nicht schreiben. Mach ich was anderes. STANDARD: Und würden Sie nicht dichten, würden Sie malen? Mayröcker: Ja. Erst heute Früh habe ich darüber nachgedacht. Ich würde sehr abstrakt malen. Ich bin ein großer Freund der bildenden Kunst, habe sehr sehr viele Texte gemacht zu Arbeiten von alten Meistern und Zeitgenossen. Weil mich das so wahnsinnig anzieht. STANDARD: Welche Farben würden Sie verwenden? Mayröcker: Starke Farben. STANDARD: Wie würden Sie malen? Mayröcker: Wie Francis Bacon. Er hat zwar keine starken Farben verwendet, aber Wahnwitziges gemacht. Und mein Schreiben ist ja auch ein Wahnwitz. STANDARD: Sie empfinden Ihre Arbeit als Wahnwitz? Mayröcker: Ja. Ganz bewusst. STANDARD: Sie spüren körperlich den Unterschied, wenn Sie Gedichte oder Prosa schreiben. Können Sie das beschreiben? Mayröcker: Als ich die großen Prosa-Bücher schrieb, habe ich durchgearbeitet, bis ich mich abends aufgemacht habe in die Wohnung von Ernst Jandl. Mich hat nichts anderes interessiert. Damals hatte ich auch das Gefühl, dass ich anders sitze. Wissen Sie: Ich bin so kämpferisch gesessen. Heute tu ich das nicht mehr. STANDARD: Trotzdem schreiben Sie heute radikaler? Wahnwitziger? Mayröcker: Ja, beides. STANDARD: Wie sähen Ihre Gedichte dann aus? Mayröcker: Das kann ich schwer erklären. Die Literaturwissenschaft sagt überhaupt, dass es nicht sehr viel Unterschied gibt zwischen meinen Prosa- und meinen Lyriktexten – aber es gibt einen. Ich habe auch Phasen, in denen ich nur Prosa oder nur Gedichte schreibe. STANDARD: Wobei Sie auch in Ihrer Prosa keine Geschichten erzählen, weil Sie im Leben generell keine Geschichten sehen. Was sehen Sie? Mayröcker: Bilder. Ich kann mich heute noch an Sätze aus Gesprächen erinnern, die vor 40 Jahren stattfanden, und da sehe ich das Bild der Person ganz genau vor mir, genau, wie sie das sagt. Das reicht sehr weit zurück. Ich weiß nicht, wie das funktioniert. STANDARD: Gestartet sind Sie mit sanfteren Texten. Ihre ersten Gedichte haben Sie 1946 in Otto Basils Literaturzeitschrift Plan veröffentlicht. Vision eines Kindes. Erträumter einsamer blauer Engel ... Mayröcker: Ja. Ja. Ja. Dort habe ich etliche Gedichte veröffentlicht. Es war schön im Plan damals. Milo Dor, Ilse Aichinger, Erich Fried, alle waren dort. Und mein Anfang war wirklich zartsinnig und sehr religiös angehaucht, so würde ich heute nicht mehr schreiben. So etwas mag ich gar nicht mehr. Damals habe ich übrigens noch mit der Hand, dem Stift geschrieben. STANDARD: Das tun Sie heute noch in der Früh im Bett. Danach tippen Sie das alles mit Ihrer Schreibmaschine, einer Hermes Baby? Mayröcker: Ja, im Bett in der Früh gehts schon zu in meinem Hirn. STANDARD: Die Hermes hat aber nichts mit Ihrem Gedicht über Ihr Double Hermes Phettberg zu tun, der wie Sie Fischgrätmantel trage und vornüber gebeugt sei? Mayröcker: (lacht) Nein. Auf Hermes Baby arbeite ich seit 1945. STANDARD: Und Sie haben noch genug Maschinen vorrätig? Mayröcker: Ich habe noch Vorrat. STANDARD: Wir waren bei Ihrer Radikalität. Wird man im Alter grundsätzlich radikaler? Mayröcker: Ja. Und ich wäre gern noch radikaler. STANDARD: Dabei sind Sie in Ihrem Denken gar nicht radikal? Mayröcker: Nein, es ist seltsam: Im Denken bin ich gar nicht radikal. Ich war auch nie ein Revoluzzer. STANDARD: Obwohl Sie bis in die 1970er mit Ihren Experimenten die Sprache revolutioniert haben? Mayröcker: Ja, da gibt es eine Grenze. Revolutionär und progressiv bin ich heute noch in Bezug auf die bildende Kunst, in der Musik dagegen gar nicht. STANDARD: Sie lieben ja Bach. Mayröcker: Bach ist überhaupt das Schönste, was es gibt. STANDARD: Sie hören wochenlang die gleiche Musik beim Schreiben. Ist das nicht langweilig? Mayröcker: Monatelang, ununterbrochen, immer das gleiche Stück. Das regt mich sehr an. STANDARD: Ihr Antrieb sei Zorn und Wehmut, beides brauche aber kein Objekt, sagen Sie. Richtet sich das gegen Sie selbst? Mayröcker: Nein, das ist ein Zustand. Das ist ja das Irrsinnige: Wenn ich anschaue, was ich am Vortag geschrieben habe, kommt es auf die Tageszeit an. Schaue ichs in der Früh an, halte ich es für gut. Am Abend denke ich: Das ist furchtbar, das kann man nicht veröffentlichen. Ich verstehe nicht, was da in meinem Gehirn vorgeht: Warum ist es in der Früh gut und am Abend schlecht? Vielleicht bin ich in der Früh in einem erleuchteten Zustand? STANDARD: Sie glauben ja an den Geist der Inspiration ... Mayröcker: Ich glaube an den Heiligen Geist, der an der Inspiration mitwirkt. STANDARD: Aber an ein Leben nach dem Tod glauben Sie nicht? Mayröcker: Da bin ich immer noch im Zweifel. STANDARD: Apropos Zweifel. Sie sind nicht sicher, dass Kunst uns sensibler, klüger macht. Heißt das, dass auch kunstsinnige Gesellschaften barbarisch sein können? Mayröcker: Das kann schon sein. Manche Nazis waren kunstinteressiert ... Aber jetzt, der grauenhafte IS zerstört alles. Sie haben vor, Europa zu zertrümmern. Jeden Tag beim Aufwachen frage ich mich, wie lange es dauern wird, bis sie Europa kaputtmachen. STANDARD: Die Kunst hat kein Mittel gegen den Terror? Mayröcker: Überhaupt keines. STANDARD: Was bewirkt Ihre Kunst? Mayröcker: Nichts. Vielleicht erfreut sie eine ganz dünne Schicht an literaturliebenden Menschen. STANDARD: Kunst macht also nicht unsterblich? Mayröcker: Ich fürchte, das ist nicht der Fall. STANDARD: Johann Wolfgang von Goethe: nicht unsterblich? Mayröcker: Wenn sie alles zerstören, wird auch ein Goethe weg sein. STANDARD: Sie finden das Leben grundsätzlich uninteressant, interessant sei nur, wie Erfahrung in Literatur umgesetzt wird. Ohne Schreiben kein Leben? Mayröcker: Für mich gibt es kein Leben ohne Schreiben. Wobei ich die Eindrücke, die Bilder der Welt, der Straße, auf der ich gehe, brauche, um schreiben zu können. STANDARD: Sie veröffentlichen seit 70 Jahren, gelten als eine der wichtigsten deutschsprachigen Dichterinnen. Sind Sie eigentlich stolz auf sich? Mayröcker: Nein, überhaupt nicht. Wozu? Worauf? Dichten ist eine Himmelsgabe, das ist nicht mein Verdienst, das ist mir geschenkt. Es ist ganz schlecht, stolz zu sein. STANDARD: Sie haben ein Riesenwerk produziert, bis auf den Nobelpreis fast alle Preise dieser Welt bekommen. Das könnte Sie doch mit Glückhaftigkeit und Stolz erfüllen. Mayröcker: Ich habe nicht alle Preise. STANDARD: Welchen hätten Sie denn noch gern? Mayröcker: Einige. Den Nobelpreis natürlich (lacht), aber dafür bin ich zu wenig politisch, ich bin ja gar nicht politisch. Und den Kleist-Preis. Ihn hat Ernst Jandl auch bekommen, einige Jahre vor seinem Tod. STANDARD: Sie selbst beschäftigt der Tod sehr. Ist er Ihnen ein Motor? Mayröcker: Der Tod ist für mich das Allerschrecklichste. STANDARD: Sie schreiben also um Ihr Leben? Mayröcker: Ich schreibe um mein Leben. Es wird mir aber nichts nützen. Er wird mich holen, so oder so. STANDARD: Sie halten den Tod für einen Skandal, berufen sich dabei gern auf Elias Canetti. Sie finden, man sollte leben dürfen, solange man will, 300 Jahre, 500 Jahre alt werden können? Mayröcker: Mir würden schon 150 Jahre reichen. Da könnte ich vielleicht noch nach Südspanien, nach Südfrankreich reisen. Das sind Sehnsuchtsorte für mich. STANDARD: Ernst Jandl sagte: Es muss einmal aus sein mit der Literatur. Das glauben Sie nicht? Mayröcker: Nein. Ich will bis zum Schluss schreiben, bis ich wirklich nicht mehr kann. STANDARD: Sie sagten einmal einen sehr schönen Satz über Ihre Beziehung mit Jandl: Wir haben uns in der ersten Zeit so geliebt, dass wir ständig miteinander gestritten haben. Wie ist es weitergegangen? Mayröcker: (lacht) Wir haben sehr viel gestritten, weil wir oft verschiedener Meinung waren. Später hatten wir auch noch unterschiedliche Meinungen, aber wir haben nicht mehr gestritten darüber. Die Meinungen blieben nebeneinander stehen. STANDARD: Eine Schweizer Philosophin sagte mir: Wir wissen nicht, ob es die große Liebe gibt, aber wir können so tun, als gäbe es sie. Stimmen Sie ihr zu? Mayröcker: Nein. Es gibt die große Liebe wirklich. STANDARD: Ihre war Ernst Jandl? Mayröcker: Ja. Aber es gibt auch viele andere Arten der Liebe, die man genießen kann. Zu Menschen, Tieren, bildender Kunst, zu Musik, zu Kunstwerken. STANDARD: Haben Sie eigentlich schon Ihr absolutes Gedicht geschrieben, von dem sie verlangen, dass es alles in Sprache umsetzt, was in der Welt enthalten ist? Mayröcker: Das würde mir vorschweben, aber ich habe es noch nicht erreicht. STANDARD: Letzte Frage. Worum gehts im Leben? Mayröcker: (Stille) Kann ich nicht sagen. Wissenschaft;Den Volkshochschulen kommt mit der Erwachsenenbildung eine sehr wichtige Aufgabe zu. Ihr Kursprogramm strotzt aber geradezu vor esoterischem Schwachsinn. Astrologie hat heutzutage nichts mit Wahrsagerei zu tun, es ist die Lehre von der Zeitqualität. Das Horoskop ist der Plan, aus dem wir unsere persönlichen Anlagen, Begabungen, Lebensaufgaben, Lernthemen und Schwerpunkte erkennen können. Wollen Sie einen Blick in Ihr Horoskop riskieren und darauf, was das Leben noch für Sie bereithält? Wer diesen Blick riskieren wollte, konnte das im Dezember tun. Und zwar nicht auf irgendeiner Esoterikmesse oder in einem ähnlich unseriösen Umfeld, sondern in einer Vortragsreihe der Volkshochschule Zwettl in Niederösterreich. Drei Kurse über Moderne, psychologisch orientierte Astrologie konnte man sich dort anhören. Auch im Sommersemester bietet das VHS-Programm Bildung der besonderen Art: Krankheitsmuster aufspüren und deren Auflösung erleben und Energieausgleich im Meridiansystem aktivieren kann man sich im Kurs über Bioenergetische Regulationstechnik beibringen lassen. Dieselbe Referentin erklärt in einer anderen Veranstaltung, wie man (angeblich) den schulischen Erfolg von Kindern mit ätherischen Ölen steigern kann. Die Volkshochschule Zwettl mag nicht zu den wichtigsten und prominentesten Bildungseinrichtungen des Landes gehören. Aber sie verdeutlicht einen Trend, der langsam besorgniserregend wird. Der Verband Österreichischer Volkshochschulen schreibt auf seiner Website: Die Volkshochschulen verstehen sich als der Demokratie verpflichtete, weltanschaulich an die Menschenrechte gebundene, von politischen Parteien unabhängige Bildungseinrichtungen. Sie sind Erwachsenenbildungseinrichtungen, die Bildungsanlässe durch öffentliche Angebote organisierten Lernens setzen, Bildungsprozesse professionell in Gang bringen, unterstützen und begleiten. Niemand kann daran zweifeln, dass die Erwachsenenbildung eine wichtige Aufgabe ist. Die Welt verändert sich, und nur weil man irgendwann die Pflichtschulausbildung absolviert hat, heißt das nicht, dass es danach nichts Neues mehr zu lernen gibt. Einrichtungen wie die Volkshochschulen bieten hier die wunderbare Gelegenheit, lokal und für meistens vergleichsweise geringe Gebühren neues Wissen in den verschiedensten Gebieten zu erlangen. Ich selbst bin immer noch dankbar für meine grundlegenden Italienischkenntnisse, die ich vor langer Zeit in einem Sprachkurs für Kinder an der VHS Krems erworben habe. Die Sprachkurse machen weiterhin einen wichtigen und großen Teil des Kursprogramms der verschiedenen Volkshochschulen aus. Daneben gibt es viele andere Bereiche, in denen man sich weiterbilden kann. Ein genauer Blick in die Programme zeigt aber, dass sich dort auch jede Menge Esoterik, Aberglaube und Pseudowissenschaft finden. Die Zweigstelle Tamsweg der VHS Salzburg hat beispielsweise einen Kurs über Homöopathie im Programm (Die homöopathische Hausapotheke: Wie kann die Kraft von Arnica, Chamomilla und Co für die Gesundheit genutzt werden?), an der VHS Steiermark kann man sich über die Homöopathische Sommerapotheke und Homöopathie bei Erkältungskrankheiten informieren. Homöopathie für die Familie gibt es an der VHS Baden, die im Kursprogramm auch behauptet, dass es für jede Erkrankung die passende homöopathische Therapie gibt. Zwei Kurse in Homöopathie gibt es an der VHS Linz und vermutlich noch an vielen anderen Volkshochschulen des Landes. Die beliebte Pseudomedizin mit den Zuckerkugeln ist aber bei weitem nicht die einzige esoterische Disziplin im VHS-Programm. Ein TCM-Kochkurs an der VHS Klagenfurt verspricht: Wir entgiften die Leber und die Gallenblase. An der VHS St. Pölten bekommt man Feng Shui erklärt, und auch an der VHS Melk kann man Besser leben mit Feng Shui. Dort lässt sich außerdem noch Pendeln in Theorie & Praxis erlernen, denn: Jeder Mensch besitzt die Fähigkeit zu pendeln, nur ist diese Gabe oft verschüttet und muss wiedererweckt werden. In diesem Seminar erlernen Sie, wie Sie in Ihrem Haus den geeigneten Schlafplatz finden (frei von Wasseradern und anderen Störzonen). Zahlenmystik hat hingegen die VHS Tirol im Programm, ebenso einen schamanistischen Diätkurs, um das Wunschgewicht zu erreichen. Ein wahres Kompetenzzentrum für Pendler, Wasseradersucher und Rutengeher scheint die VHS Oberösterreich zu sein. Ganze 41 Kurse finden sich dort derzeit zu diesem Thema. Neben der Ausbildung von Anfängern und Fortgeschrittenen gibt es dort auch Veranstaltungen zu speziellen Fragen wie der Wohnraum- und Schlafplatzentstörung, dem Arbeiten mit der Einhandrute/Tensor und dem Arbeiten mit der Grifflängenrute. Man muss heutzutage schon fast froh sein, wenn sich im Kursprogramm einer Volkshochschule nur die übliche, leicht esoterisch angehauchte fernöstliche Mischung aus Yoga, Meditation et al. findet. Astrologie, Wünschelruten, Homöopathie und derlei anderer Unsinn haben im Katalog einer seriösen Volksbildungseinrichtung aber definitiv nichts zu suchen. Wenn die Vertreter dieser Disziplinen mit entsprechenden Kursen Geld verdienen wollen, sollen sie das privat erledigen, aber nicht die Seriosität der Volkshochschulen für ihre Zwecke missbrauchen (denn natürlich wird der Status als VHS-Kursleiter von den Esoterikern für ihre Eigen-PR benutzt). Es ist zwar durchaus nachvollziehbar, dass viele Volkshochschulen angesichts eines geringen Budgets und mangelnden Publikums der Versuchung erliegen, ihr Programm mit (scheinbar) attraktiver Esoterik aufzupeppen. Nachvollziehbar – aber nicht verständlich und auf gar keinen Fall akzeptabel. Das sieht übrigens auch der Verband Österreichischer Volkshochschulen so. Dort gibt es eigene Richtlinien zum Umgang mit Esoterikangeboten, in denen aufgelistet wird, was alles nicht Teil des Angebots sein sollte. Unter anderem Spekulative Verfahren ohne Wirkungsnachweis, worunter eigentlich all die Kurse fallen, die ich weiter oben aufgezählt habe (und noch viele andere, für die hier kein Platz mehr war). In der Einleitung der VHS-Richtlinien wird erklärt: Volkshochschulen sind in erster Linie Bildungsvermittler. Sie sind innovativ mit einer hohen Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit neuen Ideen. Das erfordert eine aufmerksame Beobachtung der gesellschaftlichen Entwicklung und einen verantwortlichen Umgang mit Bildungsangeboten. Eine besondere Herausforderung stellen Angebote in Grenzbereichen der Religion, Gesundheitsbildung, Psychologie und Persönlichkeitsentwicklung dar, insbesondere im Zusammenhang mit Esoterik. Es scheint, als sei man dieser besonderen Herausforderung nicht ganz gewachsen ... Wissenschaft;Ausschreibungen werden von der FFG abgewickelt. Wien – Das Wissenschaftsministerium hat vier neue Förderinitiativen an der Schnittstelle Forschung-Wirtschaft gestartet. Mit insgesamt 29 Millionen Euro soll der Wissenstransfer in die Wirtschaft und die Innovationskraft der Unternehmen gestärkt werden, teilte das Ressort am Freitag mit. Schwerpunkte sind Produktionstechnologien, Energie-, Umwelt- und Biotechnologie sowie innovative Dienstleistungen. Mit 13,5 Mio. Euro sollen die Forschung vor allem an Fachhochschulen (FH) und gemeinsame Projekte mit Unternehmen gestärkt werden. 10,5 Mio. Euro stehen für neue Research Studios Austria zur Verfügung. Weitere 5,1 Mio. Euro gibt es für Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen von Hochschulen und Unternehmen. Konkret sollen im Programm COIN Aufbau mittel- bis langfristige Projekte (maximale Einzelförderung 2 Mio. Euro) an kleineren Forschungsinstituten und FH mit 9 Mio. Euro gefördert werden, um damit Know-how aufzubauen und der Wirtschaft zur Verfügung zu stellen. Im Programm COIN Netzwerke sollen kurz- bis mittelfristige gemeinsame Projekte (500.000 Euro maximale Einzelförderung) von Hochschulen und Forschungsinstituten vor allem mit kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) mit 4,5 Mio. Euro gefördert und damit nachhaltige Netzwerke aufgebaut werden. Ein Schwerpunkt liegt hier im Dienstleistungsbereich. Mit dem Programm Forschungskompetenzen für die Wirtschaft soll aktuelles High Tech-Wissen in den Betrieben verankert werden, betonte Staatssekretär Harald Mahrer. 5,1 Mio. Euro gibt es für neue Weiterbildungsmaßnahmen (maximal 500.000 Euro pro Projekt) von Hochschulen und Unternehmen, die Hälfte davon ist für Vorhaben im Bereich Industrie 4.0 reserviert. Für die nächste Generation von Research Studios Austria stehen 10,5 Mio. Euro zur Verfügung. Diese meist an Hochschulen oder Forschungseinrichtungen angedockten Einheiten sollen Ergebnisse aus der Forschung möglichst rasch in marktfähige Produkte und Dienstleistungen umsetzen. Schwerpunkte sind Industrie 4.0, Energie-, Umwelt- und Biotechnologie. Die Ausschreibungen werden von der Forschungsförderungsgesellschaft FFG abgewickelt. Wissenschaft;Giulio Superti-Furga und Helga Nowotny hatten es vorgemacht. Wien – Genom Austria hat die Sequenzierung des Erbguts und dessen Analyse der ersten zehn freiwilligen Teilnehmer in Österreich abgeschlossen. Die vollständig sequenzierten Genome stehen ab sofort auf Genom Austria der Öffentlichkeit zur Verfügung – anonymisiert, nur mit Angabe von Alter und Geschlecht. Es handelt sich um das erste persönliche Genomprojekt auf dem europäischen Festland und wurde vor etwas mehr als einem Jahr vom CeMM Forschungszentrum für Molekulare Medizin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften gemeinsam mit der Medizinischen Universität Wien ins Leben gerufen. Nach den Genomen von Giulio Superti-Furga, dem wissenschaftlichen Direktor des CeMM und Projektverantwortlichen von Genom Austria, und Helga Nowotny, Mitglied im Steering Board, sind nun die ersten vollständig sequenzierten Genome von freiwilligen Teilnehmern auf Webseite des Projektes abrufbar. Zu dem Projekt gibt es auch Unterrichtsmaterialien für Schulen. Vorerst will man auf 20 Probanden kommen. An diesem Freitag (26. April) ist dieses Projekt bei der Langen Nacht der Forschung mit einem eigenen Stand und Vorträgen vertreten: Im AKH-Hörsaalzentrum der MedUni Wien. International;Gesprächsrunde in Brüssel über Normalisierung der Beziehungen. Brüssel/Havanna - Die EU und Kuba haben sich nach Angaben Havannas bei den Verhandlungen über die Normalisierung ihrer Beziehungen weiter angenähert. Bei der Gesprächsrunde in Brüssel am Montag und Dienstag seien die grundlegenden Verhandlungen über das Handelsabkommen abgeschlossen worden, teilte das kubanische Außenministerium auf seiner Website mit. Bedeutende Ergebnisse seien auch bei den Gesprächen über ein Kooperationsabkommen erzielt worden. Zur Frage des politischen Dialogs habe ein nützlicher Austausch stattgefunden. Die EU-Staaten hatten ihre Beziehungen zu dem Karibikstaat im Jahr 2003 wegen der Inhaftierung von 75 Dissidenten abgebrochen. Die Oppositionellen wurden später wieder auf freien Fuß gesetzt. Seit der Wiederaufnahme der Zusammenarbeit im Jahr 2008 schlossen etwa 15 EU-Mitgliedsstaaten bilaterale Abkommen mit Havanna. Die EU hält trotz der nun beschlossenen Verhandlungen an einer gemeinsamen Position aus dem Jahr 1996 fest, welche die Zusammenarbeit mit Kuba an eine Verbesserung der Menschenrechtslage in dem Karibikstaat knüpft. Mit den USA hatte sich Kuba im Dezember nach mehr als einem halben Jahrhundert Eiszeit auf eine Normalisierung der Beziehungen geeinigt. Wissenschaft;Österreichische Archäologinnen untersuchen erstmals die damalige Rollenverteilung und soziale Bedeutung der Mutterschaft. Wien – Die Bilder wirken geradezu idyllisch: adrette Hütten am Rande eines Waldes, Felder und Wiesen. Männer pflügen oder bringen gerade Jagdbeute heim, während die Frauen am Feuer sitzen, Getreide mahlen und weben. Neben ihnen spielen die Kinder. Solche Vorstellungen prähistorischen Lebens haben sich über Generationen in den Köpfen festgesetzt, eingeprägt durch Buchillustrationen, Museen und Filme. Bei unseren Vorfahren herrschten eben noch klare Verhältnisse – glaubt man. Konservative Stimmen berufen sich gerne auf diese angeblich natürliche Rollenverteilung. Frauen gleich fürsorgliche Mütter, Männer als Ernährer. Doch war es wirklich so? Die frühen Bewohner Mitteleuropas hinterließen keine Schriftstücke, die ersten sie betreffenden Zeugnisse wurden von Griechen und Römern niedergeschrieben. Und die interessierten sich nicht unbedingt für die Details der Sozialstruktur von keltischen oder germanischen Stämmen. Die einzigen möglichen Hinweise müssen somit in der Erde gesucht werden. Arbeit für Archäologen. Es mag wie eine unmögliche Aufgabe anmuten, das Sozialgefüge von Gemeinschaften, die lange vor Christi Geburt lebten, anhand von Gräbern und Siedlungsresten zu enträtseln. Katharina Rebay-Salisbury macht genau das. Die am Institut für Orientalische und Europäische Archäologie (Orea) in Wien tätige Forscherin hat dabei vor allem den Stellenwert der Mutterschaft im Blick. Hatten Frauen mit Kindern einen anderen gesellschaftlichen Rang als Kinderlose, und gab es alternative Lebensentwürfe? Seit gut einem Jahr geht Rebay-Salisbury diesen Fragen zusammen mit ihrer Kollegin Doris Pany-Kucera im Rahmen eines vom Wissenschaftsfonds FWF finanzierten Projekts nach. Das weltweit bisher einzigartige Unterfangen erfordert einen multidisziplinären Ansatz. Ohne naturwissenschaftliche Unterstützung käme das Orea-Team nicht weit. Der Status einer Beerdigten lässt sich mitunter an Grabbau und -beigaben ablesen. Kostbarer Schmuck ist der wohl gängigste Beleg. In Österreich gibt es diesbezüglich einige schöne Beispiele aus der Bronzezeit, darunter die letzten Ruhestätten der reichen Frauen von Franzhausen in Niederösterreich. Nicht selten jedoch haben die Archäologen das Nachsehen. Diese Grabfelder sind sehr oft von Beraubungen betroffen, berichtet Rebay-Salisbury. Man findet regelmäßig grüne Verfärbungen an den Knochen – ein Hinweis auf verschwundenen Bronzeschmuck. Manchmal kam es offenbar zu gewollten Unterbrechungen der Totenruhe nach relativ kurzer Zeit. Skelettteile wurden herausgenommen und in anderen Gräbern erneut bestattet. Das, meint Rebay-Salisbury, deutet vermutlich auf Beziehungen zwischen den Verstorbenen hin. Wir haben zahlreiche Bestattungen, bei denen Frauen mit Kindern begraben wurden, sagt die Archäologin. Manchmal geschah dies auch bei Männern. Das muss aber nicht heißen, dass sie die Eltern waren. Mittels Erbgutvergleichen können Blutsverwandtschaften inzwischen auch nach tausenden Jahren noch nachvollzogen werden. Die Orea-Forscher arbeiten dabei mit dem Gerichtsmediziner Walther Parson von der Medizinischen Universität Innsbruck zusammen, einem international anerkannten Experten für DNA-Analysen. Wie viele Schwangerschaften eine Frau im Lauf ihres Lebens gehabt hat, lässt sich eventuell durch genaue Untersuchung ihrer Zahnwurzeln ermitteln. Dort werden stetig mikroskopisch dünne Schichten Zement abgelagert, ähnlich den Jahresringen eines Baumes, wie die Forscher im American Journal of Physical Anthropology zeigen. Schwangerschaftsbedingte physiologische Veränderungen hinterlassen erkennbare – und zählbare – Abweichungen in der Ringstruktur. Ein weiterer Ansatz beruht auf dem Nachweis von Belastungsspuren an Beckenknochen. Diese Methode ist unter Fachleuten jedoch umstritten. In den Gräberfeldern fällt den Wissenschaftern noch etwas anderes auf: Oft fehlen Schwangere und Kleinkinder. Häufig finden wir die Babys in den Siedlungen, sagt Rebay-Salisbury. Im Ramsautal zum Beispiel wurden sie unter Türschwellen begraben. Vielleicht dachte man, die Kinder könnten so leichter wiedergeboren werden. Den Eltern half dieser Glauben womöglich, die Verlusterfahrung besser zu bewältigen. Verstorbene schwangere Frauen indes dürften früher bei Ausgrabungen oft nicht als solche erkannt worden sein. Fötenknochen sind mitunter winzig und leicht zu übersehen. Oder sie wurden mit Tierknochen verwechselt. Katharina Rebay-Salisbury weist jedoch noch auf eine andere mögliche Erklärung hin: Die Ungeborenen könnten den Toten entnommen worden sein. Diese Praxis war in mediterranen Kulturkreisen nicht unüblich und findet sogar im Talmud Erwähnung, erklärt die Forscherin. Interessante Einblicke in das Rollenverhältnis der Geschlechter sowie den Umgang mit Kindern bieten die eisenzeitlichen Funde von Hallstatt. Die dortigen Salzbergwerke waren schon lange vor Beginn unserer Zeitrechnung in Betrieb. Es arbeiteten nicht nur Männer unter Tage. Beim Untersuchen von Skeletten aus dem nahe gelegenen Gräberfeld stieß Pany-Kucera auf stark ausgeprägte Muskelansätze an den Knochen und typische Abnutzungserscheinungen der Gelenke – bei den weiblichen Bestatteten. Die Frauen haben eher die schwere Schlepparbeit gemacht, berichtet Rebay-Salisbury. So viel zur Vorstellung von der häuslichen Mutter, Hüterin von Herd und Kindern. Sogar Babys wurden mit ins Bergwerk gebracht, sagt Rebay-Salisbury. Und schon wenige Jahre nach der Stillzeit begann der Ernst des Lebens. Die sterblichen Überreste von Kindern auf dem besagten Friedhof zeigen ebenfalls schon Spuren von Schwerstarbeit, inklusive leichter Schädeltraumata. Offenbar mussten alle schuften, Mann und Frau, Jung und Alt. Inland;Schieder kritisiert "schlechteste Form von Politik", Kritik auch innerhalb der ÖVP. Wien – ÖVP-Klubchef Reinhold Lopatka hat am Montag im Ö1-Morgenjournal einen fliegenden Regierungswechsel zu Schwarz-Blau ausgeschlossen. Entsprechende Warnungen von den Grünen waren nach den jüngsten Fraktionswechseln vom Team Stronach zur ÖVP ergangen. Nein, das ist absurd jetzt zu glauben, dass es einen fliegenden Wechsel geben könnte, meinte Lopatka auf die entsprechende Frage nach Schwarz-Blau. Für die Zukunft schließe er nach Wahlen aber keine Koalitionsform aus. Eine Neuwahl will er jetzt allerdings nicht: Was soll besser werden, wenn wir wählen gehen? Laut Klubchef keine weiteren Zugänge geplant Grundsätzlich gehe es nicht um das Abwerben, sondern darum, dass das Grundsatzprogramm der ÖVP zu 100 Prozent unterstützt werde und darum, wie jemand im Parlament agiert habe. Außerdem hätten die nun neu dazugestoßenen Abgeordneten keine Zukunft mehr beim Team Stronach gesehen. Lopatka schloss aus, dass etwa Robert Lugar oder Leo Steinbichler vom Team Stronach in den ÖVP-Klub aufgenommen würden. ÖVP-Chef Mitterlehner sieht der künftigen Zusammenarbeit mit den übergelaufenen Mandataren Kathrin Nachbaur und Rouven Ertlschweiger im Parlamentsklub indes positiv entgegen. Er habe mit beiden neuen Abgeordneten ein Gespräch geführt, teilte Mitterlehner in einem schriftlichen Statement auf Anfrage der APA mit. Wesentlich ist, dass sie mit den Inhalten und Grundsätzen der ÖVP übereinstimmen, betonte der Vizekanzler. Alle weiteren Sommer-Spekulationen haben keine Grundlage. Auch FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl schloss einen fliegenden Regierungswechsel am Montag kategorisch aus. Eine Regierungsbildung kann nur auf Basis eines Wahlergebnisses und des Wählervotums stattfinden. Alles andere ist hochgradig undemokratisch, so Kickl in einer Aussendung. Selbst wenn sich die Volkspartei sämtliche Mandatare des Team Stronach einverleiben würde, wäre sie demokratisch niemals dazu legitimiert, den Kanzleranspruch zu stellen. Weiters meint Kickl, wenn die ÖVP der Rolle des Juniorpartners in der Koalition mit der SPÖ überdrüssig sei, gebe es nur einen demokratischen Weg, das zu ändern: nämlich mittels Neuwahlen. Nicht in dieser Legislaturperiode Schwarz-Blau begrüßen würde hingegen Marcus Franz, erst Anfang Juni vom Team Stronach zur ÖVP übergelaufen. Gegenüber der Tageszeitung Heute erklärte er am Montag: Ich persönlich finde, Schwarz-Blau hätte Charme. Er geht aber davon aus, dass SPÖ und ÖVP bis zur Wahl 2018 an der Regierung bleiben. Darauf angesprochen, meinte Lopatka: Franz sagt aber: Nicht in dieser Legislaturperiode. Die Empörung in anderen Parteien wollte Lopatka nicht verstehen und verwies auf Parteiwechsel etwa bei der SPÖ oder den Grünen. Diese sollen nicht mit zweierlei Maß messen, forderte er. Der ÖVP-Klubobmann räumte aber ein, dass ein derartiger Wechsel nur der Ausnahmefall sein könne. Laut Lopatka sollen übrigens auch SPÖ-Mandatare bei Rouven Ertlschweiger angefragt haben, ob er Interesse habe, zur SPÖ zu wechseln. Im SPÖ-Klub wurde das am Montag entschieden dementiert: Das stimmt nicht – im Gegenteil, sowohl Lopatka als auch Ertlschweiger hätten ja kundgetan, dass die Gespräche schon seit Wochen liefen. Es habe seitens des SPÖ-Klubs keine Abwerbeversuche gegeben – auch nicht von einzelnen Abgeordneten, hieß es auf Nachfrage. Man soll jetzt nicht ein Ablenkungsmanöver starten, richtete man der ÖVP aus. SPÖ-Klubchef Andreas Schieder meinte zu den Vorgänge bei der ÖVP im ORF-Radio: Ich halte das für die schlechteste Form von Politik. Dies würde lediglich die negativen Vorurteile mancher gegenüber der Politik bestätigen. JVP Vorarlberg: Peinlich Auch innerhalb der ÖVP ist nicht jeder der Meinung, dass die Partei durch die Neuzugänge gestärkt wird. Nicht glücklich mit dem Klub-Import von Team-Stronach-Abgeordneten ist etwa die Junge Volkspartei Vorarlberg. Dieser sei peinlich und einer bürgerlichen Partei nicht würdig – #beschämend, schrieb die Jugendorganisation auf Twitter. Kritik kam auch von Franz Hörl, der für die ÖVP bis 2013 im Nationalrat saß und in Tirol mehrere Parteifunktionen innehat. Er machte sich in einem Facebook-Posting Luft: Ist der ÖVP-Parlamentsklub der Gully für gestrauchelte/gestronachte Abgeordnete oder das Sammelbecken der HEIMATLOSEN (Marcus Franz, Georg Vetter, Kathrin Nachbaur, Rouven Erlschweiger und … Karlheinz Töchterle) – ES REICHT!!! Die Frage kommt hinterm Gebirgsgrat hoch: Ist das noch meine Partei? (APA, red, 3.8.2015) Wissenschaft;Forschungsprojekt zu Unterschieden in der Diätologie zwischen Österreich und anderen Ländern. Wien – Ebola hin, Zikavirus her – Todesursache Nummer eins sind die nichtübertragbaren Krankheiten: Krebs, Übergewicht, Herz-Kreislauf-Krankheiten oder Diabetes, und bei diesen spielt die Ernährung eine große Rolle. In der Diätologie, also der Wissenschaft von der Rolle der Ernährung in der Vorbeugung und Therapie von Krankheiten, haben sich allerdings in den verschiedenen Ländern durchaus unterschiedliche Zugänge entwickelt: Einem übergewichtigen Belgier könnten also andere Diäten empfohlen werden als einem Österreicher. Möglicherweise, schränkt Andrea Kolm von der Fachhochschule St. Pölten ein, ob das so ist, wissen wir nicht. Im Rahmen des großangelegten Projekts IMPECT (Improvement of Education and Competences in Dietetics), das von Kolm geleitet wird, werden nun Unterschiede der Diätologie in Österreich, Belgien, Deutschland und den Niederlanden erforscht. Das Erasmus-plus-Projekt der Europäischen Union mit einem Budget von 370.000 Euro startete im Herbst 2015, angelegt ist es auf drei Jahre. Derzeit wird in Diskussion mit den Partnerländern erhoben, wo mögliche Unterschiede liegen, sagt Diätologin Kolm. Die Diätologie ist als Wissenschaft an europäischen Hochschulen noch recht jung – in Österreich gibt es ein entsprechendes Bachelorstudium erst seit 2006, davor wurden die damaligen Diätassistenten an medizinisch-technischen Akademien ausgebildet. Lehrpläne und Ausbildung, aber auch Methoden unterscheiden sich noch von Land zu Land. Das mache den internationalen Austausch schwierig. Im Rahmen des Projekts werden daher nun zunächst die Prozessmodelle – also der jeweilige Ablauf von Anamnese, Therapie und Evaluation – verglichen, und es wird ein gemeinsames Modell entwickelt. Dabei leistet man quasi Vorarbeit, denn europaweit möchte der europäische Verband der Diätologen bis 2020 ein einheitliches Prozessmodell schaffen, sagt Kolm. Erste Diskussionen im Projektteam zeigen, dass eine solche Standardisierung keineswegs einfach ist. Doch wenn keiner weiß, was genau mit einem bestimmten Schritt gemeint ist, kann man sich über die Grenzen hinweg nur schwer über Therapie, Best-Practise-Beispiele und Forschungsergebnisse austauschen. In einem zweiten Schritt werden gemeinsam mit den beteiligten Hochschulen aus Antwerpen, Fulda, Groningen und Neubrandenburg zehn virtuelle klinische Fallbeispiele zu häufigen Themenbereichen wie Diabetes, Darmkrebs, Übergewicht und Herz-Kreislauf-Erkrankungen entwickelt. Die Fälle werden von Studierenden erhoben, didaktisch weiterentwickelt, dann sehen wir uns an, wo es Unterschiede gibt, sagt Kolm. Beispielsweise wird also ein Patient mit eingeschränkter Glukosetoleranz (grenzwertiger Diabetes) vorgestellt, für den die Studierenden eine Ernährungstherapie ausarbeiten sollen. Anschließend wird gefragt: Wie wird therapiert, wenn sich danach Diabetes entwickelt, und wie, wenn es zusätzliche Komplikationen gibt, beispielsweise ein Nierenproblem oder Bluthochdruck? Das dient nicht nur dem Training der Studierenden, sondern macht auch länderspezifische Unterschiede sichtbar, die dann wiederum Themen für künftige Forschungen aufzeigen. An Forschungsthemen mangelt es der jungen Wissenschaft ohnehin nicht. Durch die Akademisierung der früheren Diätassistenz habe sich der wissenschaftliche Anspruch generell gewandelt, lobt Kolm, doch es gibt noch viel zu tun. Zudem seien in der Diätologie viele Ergebnisse leider nicht so handfest. In der Medizin erhält eine Gruppe ein Medikament, die andere das Placebo. Doch wir können unsere Untersuchungsteilnehmer natürlich nicht irgendwo drei Wochen lang festsetzen und bestimmen, was sie wann essen dürfen, sagt Kolm. Daher sei man zumeist auf Ernährungsprotokolle angewiesen, in denen aber, das zeigen Studien, gern das eine oder andere weggelassen werde. Aussagen zu Ursache und Wirkung – beispielsweise: Wer eine bestimmte Diät einsetzt, senkt damit Bluthochdruck – lassen sich daraus nicht ableiten. Wir können immer nur Zusammenhänge darstellen und versuchen dann, die Ursache zu definieren. Generell zeige sich in der Diätologie, dass es die Lösung nicht gibt, sondern viele Optionen. Einige dieser Optionen soll also nun IMPECD aufzeigen. Die Fallbeispiele und die dazugehörigen didaktischen Unterlagen, die an der Artesis Plantijn Hogeschool Antwerpen entwickelt werden, werden dabei auch in einen Onlinekurs eingearbeitet, der die länderspezifischen Unterschiede aufzeigen soll, damit die Studierenden ein Gefühl dafür bekommen, was in den anderen Ländern Usus ist, sagt Kolm. Der Onlinekurs in englischer Sprache wird in Summer-Schools von Studierenden der beteiligten Hochschulen getestet und weiterentwickelt. Technische und didaktische Unterstützung erhält das Projektteam auch vom Service- und Kompetenzzentrum für Innovatives Lehren und Lernen und dem Institut für Creative Media Technologies der FH St. Pölten. Mit Projektende soll der Kurs kostenlos zur Verfügung gestellt werden – für die Ausbildung der künftigen und die Weiterbildung der derzeitigen Diätologen. Wissenschaft;Wissenschafter haben Testpersonen eine Radioshow vorgespielt und danach einen 3-D-Atlas des menschlichen Gehirns erstellt. Das Wissen, dass das menschliche Gehirn zwei Zentren hat, die Sprache steuern, stammt aus dem 19. Jahrhundert. Demnach ist ein Areal im hinteren Schläfenlappen für das Verständnis von Sprache und ein Bereich im Stirnlappen für die Sprachproduktion zuständig. Faserstränge verbinden die Areale. Diese Beschreibung ist in ihrer Ausschließlichkeit wahrscheinlich überholt. Wissenschafter der University of California in Berkeley ist es nämlich gelungen, einen 3-D-Bildatlas eines menschlichenGehirns zu erstellen und 10.000 Wörtern in jenen Regionen zu platzieren, die beim Hören derselben aktiv werden. Auf den ersten Blick gibt es nahezu kein Areal, das nicht aktiviert wird, tatsächlich sind es immerhin 130 – verteilt über das ganze Organ: Das Gehirn erscheint als engmaschiges semantisches Netzwerk. Die Arbeit erschien in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins Nature. Das Sample der Untersuchung war freilich nicht groß: Die Wissenschafter spielten nur sieben Testpersonen jeweils zweistündige Mitschnitte der in den USA kultisch verehrten Moth Radio Hour vor, einer Art Poetry Slam, der seit den 1990er-Jahren läuft. Mittels funktioneller Magnetresonanztomografie (fMRT) konnten sie erkennen, welche Regionen wann beim Zuhören aktiviert wurden. Zwölf Begriffsgruppen Daraufhin erstellten sie aus den 10.000 Wörtern insgesamt zwölf Gruppen von Begriffen mit ähnlichen Bedeutungen – und erkannten, dass in den Gehirnen der Probanden bei verwandten Begriffen die gleichen Regionen aktiviert wurden. Der seitliche Scheitellappen wird bei Worten aus den Bereichen Gesellschaft, Familie, Freunde aktiviert, Nervenzellen in der Nähe der Sehrinde zeigen Aktivität, wenn es -wenig überraschend – um das Sehen ging. Die Testpersonen wuchsen alle in westlichen Industrieländern auf. Sie zeigten durchaus ähnliche Ergebnisse, was auf ähnliche Lebenserfahrungen beruhen kann, aber nicht muss. Die Wissenschafter wollen daher weitere Studien mit einer größeren Stichprobe durchführen, um mögliche Unterschiede in der für Bedeutungsgruppen zuständigen Gehirnregion – vielleicht auch aufgrund unterschiedlicher Sozialisation – aufzeigen zu können. Ein Blick in die innere Gedankenwelt mag futuristisch und ziemlich beängstigend klingen. Für die Neurowissenschaften ist es nur ein weiterer Mosaikstein, um die Arbeitsweise des Gehirns, zu der noch zahlreiche Fragen offen sind, besser zu verstehen. Kultur;'Werner Schwabs "Fäkaliendrama" als famose Musizierstunde für drei Schauspielerinnen: Umjubelte Premiere in der klugen Inszenierung von David Bösch im Wiener Akademietheater. Wien – Ein Vierteljahrhundert ist seit der Uraufführung von Werner Schwabs (1958-1994) Fäkaliendrama Die Präsidentinnen vergangen. In diesen 25 Jahren hat der soziale Wohnbau enorme Fortschritte gemacht. Nicht so im Wiener Akademietheater (Bühne: Patrick Bannwart). Doktor Kurt Waldheim blickt mit der ihm eigenen Freundlichkeit auf die sagenhaft dreckige Wohnhölle der Putzkraft Erna (Regina Fritsch) herunter. Fuck Mother steht auf der Hinterwand geschrieben. Die resolute Erna darf als die Anführerin der drei Damen gelten. Zu Beginn starrt das Trio auf den Bildschirm eines versifften Fernsehers. Die lebenslustige Grete (Barbara Petritsch) hockt lauernd am Tisch. Wenn ihr irgendwie lustig zumute ist und sie die Fleischeslust anwandelt, verwüstet sie mit dem Lippenstift das Make-up. Die jüngste der drei Grazien heißt Mariedl (Stefanie Dvorak). Sie hält beim Fernschauen die Antenne. Sie ähnelt der Freiheitsstatue, ist aber bloß ein armes, gottesfürchtiges Mädchen mit schlotternden Knien. Damentag heißt hier: Diejenige, die am Wort ist, vergällt den beiden anderen das Glücklichsein. Als einigendes Band der kuriosen Wohngemeinschaft gilt das, was man einst den autoritären Charakter genannt hat. Erna und das Mariedl bestreiten ihr Leben im Wesentlichen damit, anderen den Dreck wegzuräumen. Die verwitwete, etwas wohlhabendere Grete duldete einst die Übergriffe ihres ersten Gemahls auf die gemeinsame Tochter. Ernas Sohn, ein Bild von einem Mann, ist der Trunksucht verfallen. Sie alle eint der Glaube an die Segnungen der Kirche. Alle drei Frauen meinen, ihr Fleisch verleugnen zu müssen. Eine einigermaßen begründete Aussicht auf die Auferstehung besitzt nur die Jüngste. Mariedl versteht sich wie niemand sonst auf die Kunst, mit ihrer bloßen Hände Fleiß verstopfte Klomuscheln freizuräumen. Sie ist eine Undine der Klosettanlagen; eine nach Scheiße duf- tende Zauberin im Dienste der Menschheit. In seinem Erstling warf Schwab einen faszinierten Blick zurück in die Grazer Kindheitswelt. Ins Auge sticht als Erstes natürlich die prinzipielle Abwesenheit der Männer. Die letzten Gattungsexemplare sind bigotte Fleischhauer (Karl Wottila), Priester und Trunkenbolde. Sexualpartner stellt man sich als Tubabläser vor, die neckisch ihre Finger in die Gesäße der Damen stecken (in mein Schatzkisterl). Als letztes Gegenüber haben die drei nicht den Tod, sondern nur einander. Und wie! Erna (Fritsch) sitzt als die wahre Präsidentin ohne Mandat unter der Bedeckung einer kolossalen Fellmütze am Tisch. Sie überwacht das Geplapper der Kolleginnen. Sie züchtigt die Schwächste unter Einsatz ihres Gehstocks. Längere Zeit bleibt unklar, was Regisseur David Bösch zur Exhumierung des Gruseldramas bewogen hat. Aber war Bösch nicht immer ein prächtiger Instinktmusiker? Die Schauspielerinnen beginnen moderat. Im zweiten Teil, nach kurzem Gesang des Liedes von Einsamen Mädchen, nimmt der eindreiviertelstündige Abend mächtig Fahrt auf. Man glaubt sich in das Ensemble-Spiel einer Jazz-Combo versetzt. Grete (Petritsch) wäre das Baritonsaxofon. Trotz näselnden Klangs spielt sie erstaunlich delikat. Erna (Fritsch) ähnelt dem Tenorsaxofon. Sie deckt die breite Mitte ab und entlädt all ihre menschliche Niedertracht in Growls und Grunzern. Mariedl (Dvorak) aber ist die Klarinette. In immer verzückteren Kadenzen schraubt sie sich dem Himmelreich auf Erden entgegen. Die ringförmige Neonlampe über ihr ersetzt dem armen, unterdrückten Wesen den Heiligenschein. Man hat Stefanie Dvorak noch nie so bezwingend gesehen, so lind und leicht, mit rotgeränderten Augen überschnappend. Es liegt in der Natur der Sache, dass die beiden älteren Damen dem Mariedl sein Glück nicht vergönnen. Das vorletzte Wort in diesem Klassiker der Wohnküchenliteratur haben die Elektromesser. Das allerletzte gehörte dem völlig zu Recht jubelnden Publikum.' Etat;Politiker sollen Lösungsansätze für Flüchtlingskrise diskutieren. ORF wartet ab. Genf – Der Verband öffentlich-rechtlicher Sender, kurz EBU, plant für November eine Fernsehdebatte mit europäischen Staats- und Regierungschefs. Sie sollen konstruktiv Lösungsansätze für die Flüchtlingsproblematik diskutieren – statt konfrontativ wie gewohnt. Das kündigte Ulrik Haagerup, Infochef des Dänischen Rundfunks DR und Autor von Constructive News am Rande einer ORF-Visite in Wien an. Die EBU bestätigt das Projekt, bisher gebe es keine Zusagen. Der ORF wartet eine Konkretisierung ab, bevor er über eine Ausstrahlung der Debatte entscheidet, hieß es Mittwoch auf STANDARD-Anfrage. International;Der neue Gesetzesentwurf enthält zahlreiche Verbote. Juristen ziehen bereits düstere Parallelen zu Russland. Die Einladung zur Diskussion über den umstrittenen chinesischen Gesetzesentwurf zu Rechten und Pflichten ausländischer Nichtregierungsorganisationen (NGOs) kam überraschend – und kurzfristig: Schon am nächsten Tag mögen sich die Vertreter der Schanghaier Generalkonsulate von Deutschland, den USA und Großbritannien mit Polizeiminister Guo Shengkun sowie mit den Vizeministern des Außen- und Zivilministeriums und Schanghais Bürgermeister treffen. Ebenso kurzfristig wurden auch die Vertreter der Mercator-Stiftung sowie von zwei NGOs und mehrere Wirtschaftsdelegierte eingeladen. Thema der ungewöhnlichen, zweistündigen Konferenz war dann das im zweiten Entwurf vorliegende, bald verabschiedungsreife neue chinesische NGO-Gesetz. Kritiker nennen es eine Bedrohung für die Nichtregierungsorganisationen und werten es als Zeichen für die innenpolitische Verhärtung und als ideologische Hürde für die weitere Reform und Öffnung des Landes. Polizeiminister Guo versicherte, dass hinter dem neuen Gesetz nur gute Absichten steckten, um die Arbeit der NGOs und ihren Rechtsstatus zu schützen. Chinas Regierung würde ihr Engagement hochgradig anerkennen, und er fügte hinzu: Wir heißen NGO-Initiativen willkommen und unter-stützen sie, wenn sie zum freundschaftlichen Austausch und zur Kooperation zu uns kommen – und wenn sie sich an Chinas Recht halten. Doch die Gegner des Gesetzes sagen, dass es die zivilen Organisationen mit ihren 24 vage formulierten Verboten unter Generalverdacht stelle: Die Polizei entscheide, ob eine NGO gegen das Gesetz verstößt. Tatsächlich darf sie Büros auf Verdacht hin durchsuchen, Unterlagen und Bankkonten inspizieren, Pläne einsehen und Mitarbeiter befragen. Rechtsgrundlage: Das neue Gesetz unterstellt die Kontrolle über Auslands-NGOs den Sicherheitsbehörden – bisher war das Zivilministerium zuständig. China rücke so dem Polizeistaat näher, heißt es. Betroffen sind derzeit rund 7.000 Nichtregierungsorganisationen aller Art, auch Stiftungen und Wirtschaftsverbände. 1.000 sind sogenannte 100-Prozent-Auslands-NGOs. Alle anderen arbeiten mit dem Ausland wenigstens teilweise zusammen. Die weltweite Kritik an solchen Gesetzen, die der Willkür Tür und Tor öffnen, hat Chinas Image als Reformstaat belastet. Mit der unauffällig in Schanghai einberufenen Konferenz startete Polizeiminister Guo nun eine Propagandaoffensive zur Schadensbegrenzung: Motto: China mag die NGOs. Auslandskorrespondenten wurden allerdings nicht eingeladen – im Gegensatz zu chinesischen Fernseh- und Zeitungsjournalisten, die später sogar auf den Titelseiten die von Peking erwünschte Botschaft brachten, wie positiv ausländische NGOs doch gesehen würden. Das Parteiblatt Global Times lobte gar: China mag sie und verhält sich ihnen gegenüber besonders tolerant. Ein Termin, wann das NGO-Gesetz in Kraft tritt, wurde bisher nicht genannt – und auch nicht, ob sich an den 67 Paragrafen des Entwurfs noch etwas geändert hat. Die Schanghaier Diplomaten sprachen die internationalen Bedenken gegen das neue Gesetz an. Xu Xianming, Vizeleiter der Gesetzgebungskommission im chinesischen Volkskongress, gab ihnen als Antwort, dass gegen den NGO-Gesetzesentwurf nur einige Hundert Einsprüche eingegangen seien – weit weniger als bei anderen neuen Gesetzen. Er wertete dies als Zeichen der überwiegenden Zustimmung der Bevölkerung. Xu erwähnte aber nicht, was aus dem kollektiv unterzeichneten Einspruch von 30 Anwälten aus 13 Provinzen Chinas wurde: Sie schrieben, dass die Lex Auslands-NGOs – Teil eines Pakets von 2015 auf den Weg kommenden nationalen Sicherheits- und Internetgesetzen – nicht zur Politik der Reform und Öffnung passt. China gehe repressiver gegen NGOs vor als Russland. Die Anwälte, die ihren Einspruch auch ins Internet stellten, fanden auch das überhastete Tempo verdächtig, mit dem Peking den Gesetzesentwurf durch das Parlament getrieben hat. Am 30. Oktober 2013 sei das Gesetz nicht einmal in der Planung des Volkskongresses enthalten gewesen, außerdem würden die vielen Verbote gegen die NGOs nicht das Selbstbewusstsein China als große und aufsteigende Nation widerspiegeln. Sport;Frankreichs Meister Favorit in Neuauflage des Vorjahres – Benfica empfängt in zweitem Hinspiel am Dienstag St. Petersburg. Paris/Lissabon – Paris St. Germain will endlich den großen Wurf landen. In der heimischen Ligue 1 praktisch konkurrenzlos, fordern die katarischen Club-Besitzer auch dieses Jahr nicht weniger als den Titelgewinn in der Champions League. Dreimal in Folge scheiterte Paris zuletzt im Viertelfinale. Auf dem Weg dahin stellt sich wie in der Vorsaison im Achtelfinale Chelsea in den Weg. Die Blues aus London waren im Vorjahr deutlich besser in Form, gegen PSG kam dennoch das Aus aufgrund der Auswärtstorregel. Frankreichs Meister gilt bei der Neuauflage deshalb umso mehr als Favorit. Das Hinspiel findet Dienstag (20.45 Uhr) im Pariser Prinzenparkstadion statt, das Rückspiel geht am 9. März in Szene. Im zweiten Duell zum Achtelfinal-Auftakt trifft Benfica in Lissabon auf Zenit St. Petersburg. Für PSG ist die Champions League aufgrund nationale Fadesse die wirkliche Bewährungsprobe. 24 Punkte liegt die Mannschaft von Trainer Laurent Blanc in der Ligue 1 schon vor dem ersten Verfolger Monaco. Nach 16 Siegen in Folge musste sich Paris am Wochenende zwar mit einem 0:0 gegen Lille begnügen, Blanc schonte dabei aber seine Stars Zlatan Ibrahimovic, Thiago Motta und Thiago Silva. Wirbel um Aurier Blanc sprach deshalb von einer guten Vorbereitung. Wir haben einen Polster in der Liga, deshalb können wir uns gewisse Dinge erlauben, meinte der französische Weltmeister von 1998. Die Freude über ein Spiel ohne Verletzungen war größer als der Ärger über den Punkteverlust. Zur idealen Vorbereitung wenig trug hingegen der Wirbel um Rechtsverteidiger Serge Aurier bei. Im Internet tauchte ein Video auf, in dem der Nationalspieler der Elfenbeinküste Blanc beleidigt. Seine homophoben Äußerungen gingen auch gegen einige Mitspieler. Der Club suspendierte den 23-jährigen Aurier daraufhin am Sonntag auf unbestimmte Zeit. Ich werde nicht zulassen, dass jemand den Club vor dem Aufeinandertreffen mit Chelsea in Schwierigkeiten bringt, betonte Club-Boss Nasser Al-Khelaifi. Neben Ibrahimovic soll vor allem Angel di Maria die Abwehr der Gäste beschäftigen. Der Argentinier kam im Sommer um 63 Millionen Euro von Manchester United in Frankreichs Hauptstadt und soll der nächste Baustein für die Titelgewinn in der Königsklasse sein. Chelsea gut aufgewärmt Chelsea wärmte sich mit einem 5:1 gegen Newcastle für die Reise nach Paris auf. Dass die Favoritenrolle beim Gegner liegt, kommt den Londonern nicht ungelegen. Unter dem Mitte Dezember Jose Mourinho nachgefolgten Guus Hiddink hat sich Englands (Noch-)Meister einigermaßen stabilisiert. In der Liga ist Chelsea bereits zehn Runden ungeschlagen, mehr als der zwölfte Platz – 20 Punkte hinter Tabellenführer Leicester – steht dennoch nicht zu Buche. In Paris wird Chelsea wohl eher darauf bedacht sein, die Ausgangslage vor dem Rückspiel offen zu gestalten. Wir müssen taktisch sehr gut agieren, weil die Ambitionen von PSG sehr hoch sind. Sie wollen die Champions League gewinnen, um jeden Preis, sagte Hiddink auf der UEFA-Homepage. Dem Niederländer droht jedoch ein Ausfall: Innenverteidiger John Terry ist wegen Muskelproblemen im Oberschenkel fraglich. Im zweiten Achtelfinal-Hinspiel kehrt Zenit St. Petersburg nach langem Winterschlaf wieder ins Geschehen zurück. Über zwei Monate sind die Russen schon ohne Pflichtspiel-Einsatz. Zuletzt war Zenit am 9. Dezember in der Königsklasse gegen Gent im Einsatz, in den vergangenen Wochen trainierte der Landesmeister in Katar, Portugal und Spanien. Das ist kein Problem. Wir hatten genug Testspiele und haben uns ausgiebig auf das Benfica-Spiel vorbereitet, betonte Zenit-Trainer Andre Villas-Boas dennoch. Der Portugiese auf der Trainerbank der Russen trifft in Lissabon auf einen alten Rivalen, betreute er in seiner Heimat doch bereits Benficas Erzrivalen FC Porto. Mit Axel Witsel, Javi Garcia und Ezequiel Garay stehen auch drei ehemalige Benfica-Profis im Kader von Zenit. Die beiden Teams standen sich bereits vor vier Jahren im Achtelfinale gegenüber. Damals gelang Benfica zum bis dato letzten Mal der Sprung in die Runde der besten acht. Zenit schaffte in der Champions League noch nie den Einzug ins Viertelfinale. Die Lissaboner kassierten bei ihrer Generalprobe eine schmerzhafte Heimniederlage. Gegen Porto (1:2) setzte es am Freitag die erste Pleite nach elf Siegen in Serie. Wissenschaft;Archäologin: "Einige Monumente wie der Torbogen werden leicht wieder zu errichten sein, das ist kein Zauberwerk". Berlin/Palmyra – Nach der Rückeroberung der syrischen Weltkulturerbestätte Palmyra durch die Regierungstruppen geht es nun um die nötige Restaurierung beschädigter Monumente. Experten aus Berlin haben bereits ihre Unterstützung angeboten. Für die Stiftung Preußischer Kulturbesitz lässt sich sagen, dass wir für jede Form der Hilfe bereitstehen, so der Stiftungs-Präsident Hermann Parzinger. Der syrische Antikendirektor Mamun Abdelkarim hatte sich nach der Einnahme Palmyras durch die Regierungstruppen am Sonntag zuversichtlich gezeigt, den gesprengten Baal-Tempel, den Tempel von Baal-Schamin, den Torbogen und die zerstörten Grabtürme binnen fünf Jahren wieder aufbauen zu können. Palmyra zählt zum Weltkulturerbe und war vor etwa einem Jahr von der Terrormiliz IS besetzt worden. Momentan ist es so, dass sich die syrischen Kollegen ein Bild der Lage in Palmyra machen, sagt Parzinger. Die syrische Antikenverwaltung werde in der kommenden Woche sagen können, wo sie Hilfe von der Weltgemeinschaft erwarte. Da sei in erster Linie die Unesco gefordert. Auch die Berliner Experten sind bereit zu helfen. Auch die deutsche Archäologin Friederike Fless beschäftigt sich mit dem Wiederaufbau: Einige Monumente wie der Torbogen werden leicht wieder zu errichten sein, das ist kein Zauberwerk, da ist wohl auch nicht so viel zerstört, sagte die Präsidentin des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI). Bei der Zitadelle ist Gefahr im Verzug, da sie beschossen worden ist, und dort die Mauern zusammenzufallen drohen, wenn sie nicht rasch gesichert werden, sagte Fless. Bei den Tempeln besteht dagegen keine Eile, das kann man sich in aller Ruhe überlegen. Die Idee, durch den Wiederaufbau der zerstörten Kulturdenkmäler ein Zeichen zu setzen, werde im Westen diskutiert, seitdem die Dschihadisten im Sommer die beiden Tempel sprengten, sagte die DAI-Präsidentin. Die nötigen Informationen dazu seien vorhanden. Zudem bilde das DAI in den Nachbarländern syrische Flüchtlinge als Handwerker, Steinmetze und Experten für den Wiederaufbau aus, um die nötigen Arbeiten vor Ort zu machen. Noch sei die Gegend aber nicht so befriedet, dass man dort entspannt arbeiten kann, sagte Fless. Anders als zu befürchten war, seien die Monumente auch bei den tagelangen Kämpfen kaum beschädigt worden. Überdies hätten die Dschihadisten nicht wie angedroht die von ihnen in der antiken Stadt vergrabenen Minen gesprengt. Dies hätte noch richtig Schaden anrichten können. Abdelkarim und seine Kollegen würden nun zunächst eine Schadenskartierung erstellen und Grabungen in den Tempeln vornehmen müssen. Anschließend werde der syrische Antikendirektor mit der UN-Kulturorganisation Unesco darüber sprechen, ob und in welcher Form die zerstörten Tempel, der gesprengte Torbogen und die Grabtürme wieder aufgebaut werden sollten. Denkbar sei eine vollständige Rekonstruktion wie bei der Frauenkirche in Dresden oder ein partieller Wiederaufbau wie bei der Gedächtniskirche in Berlin, sagte Fless. Wissenschaft;ESA erteilt Auftrag an Airbus-Konsortium – Erstflug 2020 geplant. Paris – Die Europäische Raumfahrtagentur (ESA) hat die Entwicklung einer neuen europäischen Trägerrakete Ariane 6 in Auftrag gegeben. Wie Airbus Defence & Space am Mittwoch mitteilte, unterzeichneten die ESA und Airbus Safran Launchers einen Vertrag mit einem Volumen von 2,4 Milliarden Euro über die Entwicklung von zwei Versionen der Trägerrakete Ariane 6 – Ariane 62 und Ariane 64. Für die ersten Entwicklungsarbeiten bis Mitte 2016 sieht der Vertrag eine Summe von etwa 680 Millionen Euro vor. Insgesamt belaufen sich die Entwicklungskosten den Angaben zufolge auf rund drei Milliarden Euro. Das neue System soll zwölf Raketen pro Jahr in den Orbit bringen und hat Partner in zwölf europäischen Ländern. Der Erstflug ist für das Jahr 2020 geplant, die volle Einsatzfähigkeit für 2023 vorgesehen. Der Vertrag ermögliche die Entwicklung der europäischen Trägerrakete der neuen Generation, erklärte Alain Charmeau, Chef von Airbus Safran Launchers. Das Unternehmen sei entschlossen, unseren institutionellen und kommerziellen Kunden eine nach wie vor zuverlässige und gleichzeitig konkurrenzfähigere Trägerrakete zu liefern, die sich dem ständig verändernden Raumfahrtgeschäft anpasst. Die Mitgliedstaaten der ESA hatten im Dezember beschlossen, das Erfolgskapitel der europäischen Trägerrakete Ariane fortzuschreiben, um neben dem US-Anbieter SpaceX weiter konkurrenzfähig zu bleiben. Eine Ariane 5 war zum ersten Mal 1998 gestartet. (APA, 12. 8. 2015) Wissenschaft;GL7 bzw. GW7 ist für längliche Form und höhere Qualität verantwortlich – bei gleich bleibenden Erträgen. Peking/Wien – Er ist in Südostasien das mit Abstand wichtigste Lebensmittel: Bis zu 76 Prozent aller konsumierten Kalorien werden in Form von Reis zugeführt. Wer es sich leisten kann, achtet auf gute Qualität: Guter Reis ist transparent, opake Flecken weisen auf einen kalkigen Geschmack hin. Für chinesische Konsumenten sollen Reiskörner zudem möglichst lang und schlank sein. Bisher gab es allerdings das Problem, dass die Zucht solcher Reisvariationen auf Kosten der Ernte ging: Wird Basmati-Reis in der idealen Qualität angebaut, verringert sich dadurch der Ernteertrag um 14 Prozent. Chinesische Bauern produzieren deshalb lieber meist nicht so gute Qualität, um hohe Erträge zu haben. Zwei Genetikerteams aus China haben nun unabhängig voneinander im Fachblatt Nature Genetics jenes Gen identifiziert, das sowohl für die längliche Form wie auch für den reduzierten Kalkgehalt verantwortlich ist: Es ist unter den Namen GL7 und GW7 bekannt und kommt dank natürlicher Züchtung bereits in mehreren Reisvarianten zum Einsatz. Die Entdeckung ermögliche es, weitere Reissorten zu verändern, ohne dass die Erträge darunter leiden, sagt Xiong Guosheng, einer der beteiligten Forscher. Davon würden vor allem die ärmsten Menschen profitieren. (tasch, 7.7.2015) Panorama;Zumindest zwischendurch zeigt sich die Sonne – Temperaturen bis 27 Grad. Wien – Die Österreicher müssen sich in dieser Woche laut Prognose der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik auf unbeständiges Wetter einstellen. Immer wieder gibt es Schauer, die teils gewittrig sind. Aber auch die Sonne zeigt sich zwischendurch. Die Tageshöchstwerte erreichen bis zu 27 Grad. Am Montag sind mit Tiefdruckeinfluss tagsüber überall teils gewittrige Schauer möglich, die Sonne zeigt sich nur zwischendurch. Der Wind weht schwach bis mäßig, phasenweise lebhaft aus Süd bis West. Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 17 bis 27 Grad. Auch am Dienstag sorgt schwacher Tiefdruckeinfluss über Mitteleuropa für unbeständiges und schaueranfälliges Wetter im Ostalpenraum. Ab den Morgenstunden quellen immer wieder Haufenwolken auf und wachsen zu teils gewittrigen Schauern heran. Die Schauertätigkeit nimmt am Nachmittag zu. Zwischenzeitlich scheint die Sonne auch über längere Phasen, vor allem im Donaubereich weht lebhafter Westwind. Von neun bis 17 Grad in der Früh steigen die Temperaturen auf 18 bis 26 Grad. Am Mittwoch präsentiert sich das Wetter weiter unbeständig mit einem Wechselspiel aus Wolken und sonnigen Phasen. Im Westen, Norden und entlang der Alpennordseite gibt es bereits am Vormittag Regenschauer, am Nachmittag steigt die Schauerneigung generell wieder an. Im äußersten Osten und Südosten sind auch Gewitter mit dabei. Der Wind kommt schwach bis mäßig aus Südost bis West. Sieben bis 16 Grad hat es in der Früh, tagsüber sind 17 bis 26 Grad zu erwarten. Am Donnerstag machen sich wiederholt Wolkenfelder bemerkbar, die Sonne zeigt sich nur zwischendurch. Längerer Sonnenschein ist bis etwa Mittag hingegen im Südwesten möglich. Zeitweise sind teils kräftige Regenschauer einzuplanen, im Süden gehen örtlich Gewitter nieder. Der Wind weht schwach bis mäßig aus Südwest bis Nord. Die Frühtemperaturen liegen zwischen sieben und 16 Grad, die Nachmittagstemperaturen zwischen 16 und 24 Grad. Auch am Freitag gibt es nichts Neues vom Wetter. Es bleibt unbeständig mit einem Mix aus Wolken und Sonne, dazu gehen einige Regenschauer und im Südosten auch einzelne Gewitter nieder. Der Wind kommt schwach bis mäßig aus Süd bis Nordwest. Die Tiefsttemperaturen betragen sieben bis 16 Grad, die Tageshöchsttemperaturen 17 bis 25 Grad. Wissenschaft;Roboter können auch als Hilfsmittel für die Kunstproduktion dienen – wie das geht, wird im Forschungsprojekt "Robotic Woodcraft" erprobt. Wien – Warum nicht eine Schnitzmaschine auf einen Industrieroboter draufspannen und ein Kunstwerk aus dem Holz schälen? Eine Frage, die für Reinhold Krobath, den Leiter der Abteilung Holztechnologie der Universität für angewandte Kunst in Wien keineswegs abwegig ist. Mit Kreissägen, Fräsen und Drechselwerkzeugen haben es er und seine Kollegen schon versucht – mit erstaunlichen Ergebnissen: Komplexe Formen kommen heraus, die man dem Werkstoff Holz gar nicht zugetraut hätte, mathematisch exakte Muster oder – warum nicht? – ein Porträt des Uni-Rektors Gerald Bast, eingefräst in eine Pressholzplatte (siehe Foto). Aus den vielen absehbaren Anwendungsmöglichkeiten für Robotertechnik ist ihr Einsatz als Werkzeug für Künstler, Designer und Architekten vielleicht nicht die naheliegendste. Dass noch dazu der Traditionswerkstoff Holz für eine innovative Bearbeitung durch einen mechanischen Assistenten ausgewählt wird, mag noch mehr als Gegensatz erscheinen. Aber der Schein trügt. Robotik Woodcraft heißt das vom Wissenschaftsfonds FWF unterstützte und von Georg Glaeser von der Abteilung für Geometrie an der Angewandten geführte Forschungsprojekt, in dem sich neben der Uni die Robotikorganisation Association for Robots in Architecture und das Wiener Designbüro Lucy.D zusammengefunden haben. Das Ziel, sagt Holztechnologe Krobath, ist, traditionelles Handwerk mit Robotertechnik zu verbinden und so neue Impulse zu setzen. Die dahinterstehende Frage: Wie kann man diese neue Technologie für die Kreativindustrie aufbereiten? Zu diesem Zweck wurde ein nagelneuer Industrieroboter des Herstellers Kuka angeschafft, ein sechsachsiges Gerät mit einer Traglast von 120 Kilo und einer Reichweite von 2,5 Metern. Eine tonnenschwere Maschine, die in ähnlicher Form anderenorts Automotoren zusammenschraubt oder Produkte auf Paletten stapelt. Das Dasein des Industrieroboters an der Angewandten ist abwechslungsreicher als jenes in einer Produktionshalle. Nicht als Ersatz von Arbeitskräften, sondern als Werkzeug soll er hier eingesetzt werden. Krobath und die anderen Projektteilnehmer testen das Zusammenspiel aller möglichen robotergeführten Maschinen und verschiedener Holzarten und experimentieren mit neuen Techniken. Wir probieren ein handwerkliches Gerät nach dem anderen mit dem Roboter aus und schauen, was rauskommt, erläutert Krobath. Darunter sind Dinge, die man mit der Hand gar nicht oder nur sehr schwer herstellen könnte. Verschiedene Hölzer wie Linde, Eiche, Kirsche wurden getestet. Weißbuche ist das beste Holz zum Fräsen, berichtet Krobath. Aber auch Eibe hat gut funktioniert. Und Nadelholz, obwohl das sonst eher nicht so gut ist, weil es ausreißt. Mittlerweile resultieren aus der Beschäftigung mit dem Roboter eine Reihe von künstlerischen Arbeiten und Designobjekten. Auf der vergangenen Vienna Design Week wurde etwa die Arbeit Randomized Identities präsentiert, bei der Strukturen, die aus der Natur abgeschaut waren, automatisch variiert wurden. Produktionsprozesse, die Werkstücke exakt reproduzieren, wurden ins Gegenteil verkehrt, indem Zufallszahlen in die Parameter der Steuerungssoftware geschleust wurden. In einer anderen Arbeit gestaltete Lucy.D eine Installation für den Designpreis eines Uhrenherstellers – ein Rad, das im Inneren lamellenartige geschwungene Linien zeigt, und das Verlangsamung und Beschleunigung des individuellen Zeitempfindens symbolisieren soll. Andere Künstler scannten Bronzeskulpturen und ließen sie vom Roboter reproduzieren oder frästen ein zigarrenförmiges Boot aus dem Holz. Wie aber bringt man dem Roboter mit der Kreissäge am Arm bei, genau jene Schnitte zu machen, die den Holzblock zum Kunstwerk formen? Hier kommt Robotikentwickler und Architekt Johannes Braumann ins Spiel. Der Gastprofessor der Kunst-Uni Linz und Mitgründer der Association for Robots in Architecture, einer Spin-off-Organisation der TU Wien, beschäftigt sich mit Programmieransätzen, die es erlauben, Einzelstücke und Kleinserien mithilfe von Robotern zu fertigen: Man kann so viele Werkzeuge draufmontieren und mit dem Roboter in 3-D drucken, fräsen, filmen oder zeichnen. Die Frage ist: Wie steuere ich das? Die Antwort liegt für Braumann nicht in der Software, die standardmäßig für Industrieroboter verwendet wird. Er und seine Kollegen bauen auf der visuellen Programmiersprache Grasshopper auf, die in der Kreativszene verbreitet ist. Ein entsprechendes Plug-in schlägt dabei die Brücke zu der Robotersteuerung. Wenn ich etwas von A nach B heben will, setze ich die dafür notwendigen Schritte in der virtuellen Umgebung um, erklärt Braumann das Prinzip. Das Besondere: Man erkennt beim Design eines Prozesses sofort, ob er funktioniert und welche Auswirkungen er auf das Werkstück hat. In dem Entwurfsprogramm legt man die Regeln und Eigenschaften fest, die ein Werkstück definieren. Wenn man dann Größe, Länge oder andere Parameter verändert, verändern sich die Fertigungsprozesse mit. So kann man schnell Einzelstücke mit individuellen Eigenschaften gestalten. Die neuen Anforderungen an ein Design sind ein Satz an fixen und variablen Regeln, die dann zu tausenden individuellen Ausformungen führen können. Etat;Marktanteile im April: ORF legte zu, Puls 4 verzeichnet bei 12- bis 49-Jährigen höchsten Wert der Sendergeschichte. Wien – Die Bundespräsidentenwahl beschert Fernsehsendern ein Quotenhoch im April: Die ORF-Sendergruppe verzeichnet im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein Plus von 2,8 Prozentpunkten Marktanteil. Zurückgeführt wird dies beim öffentlich rechtlichen Sender auch auf das neue Frühstücksfernsehen. ORF eins und ORF 2 verzeichneten laut dem Unternehmen im April in der Altersgruppe ab zwölf Jahren 33,2 Prozent Marktanteil, dies ist ein Zuwachs um 2,8 Prozentpunkte im Vergleich zu April des Vorjahres. ORF eins erzielte einen Anteil von 10,7 Prozent (plus 1,4 Prozentpunkte) und ORF 2 kam auf 22,5 Prozent (plus 1,4 Prozentpunkte). Hauptgründe für die Zuwächse seien die Berichterstattung zur Präsidentschaftswahl sowie Guten Morgen Österreich. Die Frühstückssendung an den Wochentagen bringe ein Plus von rund 0,5 Prozentpunkten. Ein Plus von 7,2 Prozentpunkten verzeichnet Puls 4 mit nunmehr 3,6 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe 12+. Bei den Zuschauern von 12 bis 49 Jahren schafft der Privatsender sogar einen Marktanteilsrekord in der Sendergeschichte. Gegenüber April 2015 verzeichnet Puls 4 ein Plus von 16,9 Prozentpunkten und schafft einen Marktanteil von 4,9 Prozent. Stärkste Sendung war die Elefantenrunde zur Bundespräsidentenwahl am 3. April mit einer Durchschnittsreichweite von 382.000 Zusehern ab zwölf Jahren. Stabil hält sich ATV mit 2,6 Prozent Marktanteil im Apri. Stärkste Sendung war hier die Berichterstattung zur Bundespräsidentenwahl am 24. April mit 190.000 Zuschauern. Wissenschaft;Die Pegel der Weltmeere werden in den kommenden 100 bis 200 Jahren um mindestens einen Meter steigen, legen neue Daten nahe. Miami – Ein Anstieg der Meeresspiegel um mindestens einen Meter ist neuen Forschungsdaten zufolge in den kommenden ein- bis zweihundert Jahren unvermeidlich. Damit drohten niedrig gelegene Landstriche, darunter ganze Inselstaaten und Großstädte wie Tokio und Singapur, zu versinken, berichtete der Leiter der Abteilung für Erderforschung der US-Weltraumbehörde Nasa, Michael Freilich. Mehr als 150 Millionen Menschen, die meisten von ihnen in Asien, leben innerhalb eines Meters des gegenwärtigen Meeresspiegels, sagte Freilich. Die neuen Satellitendaten stammen von der Nasa und der französische Weltraumbehörde CNES, die seit 1992 diesbezügliche Messungen vornehmen. Demnach sind die Ozeane seit 1992 im Schnitt um 7,6 Zentimeter gestiegen, mancherorts sogar um mehr als 23 Zentimeter. Für den Anstieg sorgt insbesondere das Schmelzen von Gletschern, aber auch die Erwärmung der Ozeane, durch die sich das Meerwasser ausdehnt. Die Forscher sind besonders besorgt über das Abschmelzen des Grönländischen Eisschilds. Dort schmolzen im vergangenen Jahrzehnt durchschnittlich 303 Gigatonnen Eis pro Jahr. Vom Eis in der Antarktis gingen durchschnittlich 118 Gigatonnen pro Jahr verloren. Eine Unbekannte in dem Prozess sind die Folgen eines völligen Zusammenbruchs großer Eisberge. Nasa-Forscher Tom Wagner sagte, wenn die Eisschichten schnell in sich zusammenfielen, sei sogar ein Anstieg um drei Meter binnen zwei Jahrhunderten denkbar. International;Junge Frau muss elf Monate und 20 Tage ins Gefängnis. Istanbul – Eine Studentin ist in der westtürkischen Stadt Bursa einem Medienbericht zufolge wegen Beleidigung von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan zu knapp einem Jahr Haft verurteilt worden. Zusätzlich zu diesen elf Monaten und 20 Tagen Gefängnis habe die 23-Jährige eine Haftstrafe von drei Jahren und neun Monaten wegen Propaganda für die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK erhalten, meldete die Nachrichtenagentur DHA am Freitag. Die Verurteilte sei aus der Untersuchungshaft entlassen worden und bleibe bis zu einem Urteil des Berufungsgerichts auf freiem Fuß. Verurteilt wurde die Studentin wegen Inhalten, die sie über soziale Medien verbreitet hatte, wie DHA berichtete. Die 23-Jährige habe zur Verteidigung angegeben, diese Inhalte nicht verstanden zu haben, da sie auf Kurdisch gewesen seien. Um welche Inhalte es sich handelte, wurde nicht bekannt. Nach Angaben des türkischen Justizministeriums wurden seit Erdogans Wahl zum Staatsoberhaupt im August 2014 mehr als 1.800 Verfahren wegen Präsidentenbeleidigung eröffnet. Kultur;'Furcht und Zittern in der japanischen Wohlstandsgesellschaft. In Ryu Murakamis unerbittlichem Roman "Coin Locker Babys" beginnt die Katastrophe schon mit der Geburt der beiden Protagonisten, die das Prädikat "Antihelden" verdienen. Über den Roman In der Misosuppe von Ryu Murakami steht in einem deutschen Literaturblog zu lesen, er sei ein Panoptikum der japanischen Gesellschaft: laut, schrill und unerbittlich. Diese Aussage gibt in Kürzestform das gängige Klischee wieder, das europäische Massenmedien von dem fernöstlichen Land verbreiten. Das Gegenteil trifft zu: Japan ist ruhig, schrilles Verhalten, schrilles Outfit, schrille Farben werden meist vermieden, im Zusammenleben ist man konformistisch und harmoniesüchtig. Volle Lautstärke hört man nur in Pachinkohallen, dort allerdings wirklich voll. Schrill daher kommen die paar Freizeit-Cosplayer in Shibuya oder Harajuku, auf die sich europäische Kameras richten, und die Komiker in den Fernsehshows. Unerbittlich – nun ja, unerbittlich ist man, wenn es um die Einhaltung von Regeln geht. Mit ein Grund für die hohe Selbstmordrate, denn nicht jeder ist in der Lage, dem Konformitätsdruck standzuhalten. Die Bücher und Filme von Ryu Murakami spiegeln die Gesellschaft nicht wider. Eher malen sie sich und dem Publikum das aus, was in Japan weitgehend fehlt. Sie tun es nicht auf freundliche Weise, sondern – hier ist das Wort angebracht – mit einer gewissen Unerbittlichkeit, vielleicht auch mit einem Quäntchen Bosheit, die notwendig ist, um dem Bedrückenden der sozialen Wirklichkeit etwas entgegenhalten zu können. Was entgegenhalten? Exzessive, aggressive, unverhüllte, exhibitionistische, perverse, destruktive, freiheitsliebende Gesten, Geschichten, Verhaltensweisen. Freundlich ist der andere Murakami, Haruki mit Vornamen, außerhalb Japans viel bekannter als sein Namensvetter – zu Hause sind beide seit Jahrzehnten fixe Größen der Kulturszene. Haruki, 1949 geboren, veröffentlicht Bücher seit 1979, wurde aber erst mit Naokos Lächeln (1987) zum Bestsellerautor. Der drei Jahre jüngere Ryu trat drei Jahre früher als sein Kollege literarisch hervor und erhielt für seinen Erstling Blaue Linien auf transparenter Haut den Akutagawa-Preis. Harukis Genre-Spezialität ist die Fantasy, während Ryu von jeher zum Horrorgenre neigt. Es deutet alles darauf hin, dass sich Haruki beim Schreiben in seine Figuren verliebt; auch die Bösewichter wirken in seinen Büchern meistens sympathisch. Ryu hingegen hat jede Menge abstoßender Typen geschaffen, bis hin zu menschlichen Monstern, die vor keiner Untat zurückschrecken. Dass die Lektüre dann trotzdem immer wieder Einblicke in die ganze Vielfalt der menschlichen Psyche gewährt, ist eines der erstaunlichen Resultate seiner Schreibkunst. Nicht Sympathie stellt sich ein, sondern eher ein Erschrecken über sich selbst oder wenigstens über das, wozu unsereins fähig ist. Die Geschichten Ryu Murakamis inszenieren Sadomaso-Spiele, sie führen uns ins japanische Rotlichtmilieu (das in der Wirklichkeit einen mächtigen, wenngleich relativ gesitteten, Industriezweig darstellt) und in den Medienbetrieb, den der Autor und Regisseur bestens kennt, aber auch, wie der autobiografische Roman 69, in Ryus persönliche Vergangenheit, die durch Politisierung und den Siegeszug der Popkultur mit ihren spezifisch japanischen Ausprägungen – Manga, Animé, heimische Popmusik – geprägt ist. Der jetzt von Ursula Gräfe ins Deutsche übersetzte, in Japan 1980 erschienene Roman Coin Locker Babys kann als sein Hauptwerk gelten. Dieses Buch vereinigt alle Stärken und Charakteristika des Autors (dazu vielleicht auch die eine oder andere Schwäche). Was sich in Coin Locker Babys besonders schön nachvollziehen lässt, ist der Katastrophismus, den Ryu pflegt und in zahllosen Szenen umsetzt. Eine Katastrophe ist schon die Geburt der beiden Protagonisten, die mehr als jedes andere Werk der Weltliteratur das Prädikat Antiheld verdienen. Kiku und Hashi, so heißen sie, sind zwei jugendliche Antisupermänner, die auf nichts als Rache sinnen, selbst dann, wenn sie glauben, Gutes zu tun. Sie wurden 1972 in Yokohama in Bahnhofsschließfächern ausgesetzt, wie viele andere Babys in jenen Jahren und bis heute. Diese grausame Art, sich störender Menschenwesen zu entledigen, scheint eine japanische Spezialität zu sein. Ich erinnere mich an einen Fall vor einigen Jahren, als man in Shinjuku, einem der belebtesten Stadtteile Tokios, in einem Schließfach ein totes Neugeborenes fand, an dem noch ein Stück vom Nabel hing. Kiku und Hashi haben, anders als die meisten ihrer Leidensgenossen, überlebt, aber wirklich überwinden können sie das Trauma bis zum bitteren Ende nicht. Coin Locker Babys ist ein Beispiel dafür, wie Ryu drängende, ihm persönlich nahegehende Probleme und Verhärtungen der Gesellschaft aufgreift, um sie im irrealen Raum der Literatur bis zum Wahnwitz weiterzuspinnen, zu übersteigern und schließlich zur Explosion zu bringen. Er tut das mit einer Art Genüsslichkeit, mit einer schrankenlosen Spiel- und Fabulierfreude, ohne Ungereimtheiten und Unwahrscheinlichkeiten zu meiden. Im Actionfilm ist solches Outrieren ja gang und gäbe, da werden die Extreme ein ums andere Mal überboten. Von jeher empfänglich für die Ästhetik des Genrefilms, hat Ryu Murakami das Literaturgenre des Actionromans erfunden. Allerdings sind seine Bücher eben keine Filme. Hier und da blinken Ironie und Humor auf, und die Katastrophen, die einander auf dem Fuß folgen, erinnern mehr an alte Slapstickfilme, an Komödien, die das Absurde feiern. Als hätte sich Charlie Chaplin in ein Hollywoodstudio verirrt, das gerade einen Actionfilm unter Aufwendung modernster technischer Mittel produziert. Aber nein, so liebenswürdig wie Charlie ist Ryu dann doch nicht. Seine Gesellschaftsdiagnose ist unerbittlich, und allein diese Tatsache verhindert, dass sich seine Bücher in dem Maßstab verkaufen, wie es bei Harukis Produkten der Fall ist. Die Erzählmaschine von Coin Locker Babys läuft in rasantem, unermüdlichem Rhythmus, so gut wie ohne Pausen. Dabei kommt es notgedrungen zu Unwahrscheinlichkeiten und Ungereimtheiten – würde man sagen, wollte man realistische Ansprüche an den Roman stellen. Das sollte man nicht tun, denn Giftghettos mit einer halb subkulturellen, halb kriminellen Fauna hat es in Tokio nie gegeben. Ryus Stadt in der Stadt erinnert eher an die Hure Babylon, wie sie Fassbinder in seiner Interpretation von Berlin Alexanderplatz zeigte. Die Ungereimtheiten und Unwahrscheinlichkeiten werden austariert durch die Sorge des Autors um Stimmigkeit im Detail. Denn für sich genommen sind alle Episoden genau recherchiert, Ryus Wissen auf technischen, sportlichen, biologischen, toxologischen und anderen Fachgebieten ist geradezu stupend. So entstehen in einem fort Realitätseffekte, die aus dem rasenden Infrarealismus, den man beim Lesen genießen kann, hervorzüngeln und uns immer wieder vor die Frage stellen, in welcher Welt wir eigentlich leben, auch heute noch. In Japan wurde die Antibabypille nach endlosen Bedenken und Diskussionen erst 1999 gesetzlich erlaubt, sie ist bis heute in diesem Land nicht sehr verbreitet. Lieber treibt man ab, jährlich etwa 300.000 Föten – ein Gemetzel! Dem Vernehmen nach hat sich in früheren Jahren die Lobby der Abtreibungsdoktoren gegen die Einführung der Pille gewehrt. Ein Roman wie Coin Locker Babys ist vor diesem Hintergrund zu sehen. Und was das Giftghetto betrifft, das in Ryus Fiktion durch die Verseuchung eines Stadtteils mit Chlor entstanden ist, so wird man heute unweigerlich an Fukushima denken. 1995 wurde die japanische Gesellschaft durch den Giftgasanschlag einer religiösen Sekte in der U-Bahn von Tokio geschockt. Haruki Murakami schrieb damals eine zweibändige Dokumentation auf der Grundlage von Interviews mit Opfern, aber auch mit Sektenangehörigen, und noch sein Roman 1Q84 zeigt, wie tief die Spuren sind, die jenes Ereignis im Bewusstsein des Autors hinterlassen hat. In Kenzaburo Oes Roman Chugaeri, 1999 erschienen, aber schon vor 1995 begonnen, gibt es Parallelen zum Giftgasanschlag, und noch in seinem bisher letzten Roman Sayonara, meine Bücher lässt Oe zwei alte Herren darüber räsonieren, wie man Tokio am besten zerstören könnte. Weshalb dieses Fasziniertsein namhafter Autoren dieses scheinbar so friedlichen Landes von der totalen Destruktion? Coin Locker Babys ist im Grunde genommen eine literarische Fantasie von der Zerstörung der Megastadt, ausgehend von der realistischen Feststellung des menschenfeindlichen Alltagslebens, das sie hervorgebracht hat. In Ryus Roman Das Casting findet sich der schlichte, aber treffende Kommentar: Die Japaner haben sich ordentlich ins Zeug gelegt. Aber wozu? Um reich zu werden? Von wahrem Reichtum ist nicht viel zu merken. Die Leute haben nicht genug Wohnraum, die Landschaft ist verschandelt, wohin man auch blickt, die Züge sind morgens immer noch so vollgestopft mit Menschen, wie man es Tieren beim Transport nicht antun würde, aus Angst, sie könnten krepieren. Zwei- oder dreimal taucht in Coin Locker Babys die Fantasie auf, unser ganzes Leben könnte sich in einem Schließfach abspielen.' Wissenschaft;Die kühlen Riesen haben eine segensreiche Wirkung: Sie fördern das Wachstum des Phytoplanktons. Sheffield/Wien – Im März 2000 löste sich der größte Eisberg, der je verzeichnet wurde, vom Ross-Schelfeis der Antarktis. Mit 37 Kilometern Breite und fast 300 Kilometern Länge hatte B-15 annähernd die Fläche von Oberösterreich. Solche Giganten sind selten, aber Rieseneisberge von ein, zwei Dutzend Kilometern Länge brechen immer wieder von den zirkumpolaren Eiskappen ab. Wahrgenommen werden sie primär als potenzielle Gefahr für die Schifffahrt – bei ausreichender Größe eventuell auch als Erzeuger eines eigenen Mikroklimas in ihrer Umgebung, was tendenziell ebenfalls unter Störung fällt. Tatsächlich scheinen die kühlen Riesen aber keineswegs nur Störenfriede zu sein, berichten britische Forscher in einer aktuellen Studie im Fachmagazin Nature Geoscience. Demnach fördern Eisberge das Wachstum des Phytoplanktons, da sie Eisen und andere Nährstoffe enthalten, die beim Abschmelzen freigesetzt werden. Das Team um Grant Bigg von der Universität Sheffield kam zu einem ganz anderen Schluss als frühere Studien, die Eisbergen nur eine geringe Rolle zugesprochen hatten, was laut Bigg daran liegt, dass diese nur Eisberge von durchschnittlicher Größe untersucht hatten. Die Sheffielder Forscher hingegen widmeten sich Rieseneisbergen von 18 Kilometern Länge und mehr, von denen ständig Dutzende im Antarktischen Ozean treiben. Deren Auswirkung finde in einer ganz anderen Größenordnung statt. Auf 175 Satellitenbildern analysierten die Forscher farbliche Veränderungen des Meerwassers – ein Anzeichen für das Wachstum des Phytoplanktons – rund um 17 Rieseneisberge. Sie kamen zum Befund, dass ein solcher Eisberg dieses Wachstum stark fördert. Er hinterlässt auf seiner Säfahrt eine fruchtbare Zone von einigen Hundert Kilometern Länge, die mindestens einen Monat lang bestehen bleibt. Rieseneisberge spielen laut Bigg daher eine nicht zu unterschätzende Rolle im globalen Kohlenstoffkreislauf. Inland;Stadtweit relevante Entscheidungen sollen zentral gefällt werden. Wien – Wien wächst – worauf die Struktur der Bezirksverwaltung derzeit aber nicht wirklich Rücksicht nimmt. So werden etwa Innenstadt-Bewohner stärker repräsentiert als jene in Randbezirken, die Tätigkeit als Bezirksrat ist noch immer eine Freizeitbeschäftigung und überregionale Interessen werden von den Bezirken gerne torpediert, wie eine von der Arbeiterkammer initiierte Studie ergeben hat. Durchgeführt wurde die Erhebung von der Projekthaus GmbH, deren Vertreter Cornelia Krajasits und Adolf Andel am Donnerstag die Eckpunkte präsentierten. Konstatiert wurde etwa, dass die politischen Vertreter in den Bezirken – vor allem die Vorsteher – kaum über tatsächliche Kompetenzen verfügen, ohne deren Zustimmung aber kaum Entscheidungen im Rathaus getroffen werden. Dem entsprechend wird von der Möglichkeit, zu verzögern oder gar zu verunmöglichen, immer wieder Gebrauch gemacht. Die aus übergeordneter Sicht erforderlichen Maßnahmen der Stadtentwicklung werden auf Stadtteilebene tendenziell behindert, lautet eine der Schlussfolgerungen. Der Bezirksvorsteher als zentraler Player verfügt generell über eine relativ gewichtige Rolle – auch weil er für seine Arbeit meist nicht auf Mehrheiten Rücksicht nehmen muss. Der Spitzenrepräsentant kommt automatisch von der stärksten Fraktion, Koalitionsverhandlungen sind nicht nötig. Auch sind Innenbezirke besser repräsentiert. So betreut ein Bezirksrat in der City rein rechnerisch 408 Einwohner, einer in Favoriten 3.162. Ähnlich sieht es auch beim Budget aus. Jene Bezirke mit den, wie es hieß, größten sozialen Herausforderungen haben die geringsten Budgets, nämlich Favoriten, Ottakring, Margareten und Rudolfsheim-Fünfhaus. 51 Prozent der den Bezirken zugewiesenen Budgets entfallen übrigens auf Schulen und Straßenbau. Am unteren Ende der Liste findet sich mit 1,1 Prozent etwa die Kultur. Für Thomas Ritt, den Leiter der Abteilung Kommunalpolitik in der Arbeiterkammer Wien, ergeben sich aus der Studie eine Reihe von Denkanstößen, die nun mit der Politik diskutiert werden sollen. So empfiehlt er, das Ungleichgewicht durch eine Änderung der Ressourcen oder gar durch einen Neuzuschnitt bei den Bezirken zu ändern. Weniger, aber größere Verwaltungseinheiten könnten eine Professionalisierung der Bezirkspolitik bewirken, befand der AK-Vertreter. Zudem sollten die Zuständigkeiten zwischen Stadt und Bezirken klar geklärt werden. Das könne etwa bedeuten: Entscheidungen, die sich auf die gesamte Stadt auswirken, sollen konsequent zentral entschieden werden. Dass etwa auf Druck eines Bezirkes die am stärksten frequentierte Buslinie zu einem Umweg gezwungen werde, soll künftig nicht mehr möglich sein. Ritt bezog sich damit auf die im Rahmen des Umbaus der Mariahilfer Straße ausgetüftelte neue Streckenführung für den 13A. Gleichzeitig müsse die Arbeit der Bezirksvertreter attraktiver werden, fordert die Arbeiterkammer. Bezirksräte hätten etwa wichtige Funktionen bei behördlichen Lokalaugenscheinen. Die Funktion werde jedoch nicht hauptberuflich ausgeübt, wodurch wenig Zeit für solche Tätigkeiten bleibe. Empfohlen wird, zumindest über zwei hauptamtliche Bezirksstadträte pro Bezirk nachzudenken. Auch eine Verteilung von Aufgaben und Geld nach sozialen Gesichtspunkten wird als sinnvoll erachtet. Sprich: Die Mittel für Grätzel mit mehr Kindern, älteren Menschen oder Migranten sollten aufgestockt werden. Dies würde es den Bezirken ermöglichen, soziale und kulturelle Projekte besser zu fördern, hieß es. (21.4.2016) Wissenschaft;'Die Entdeckung kleiner regulatorischer RNAs und ihrer Funktionen sorgte für einen Umbruch in der Molekularbiologie. Wien – Wie revolutionär die Entdeckung kleiner RNAs ist, lässt sich an der ungewöhnlich kurzen Zeit ablesen, die zwischen Publikation und Nobelpreisverleihung liegt. 1998 veröffentlichten Andrew Fire und Craig Mello ihre Ergebnisse zum Einfluss von doppelsträngigen Ribonukleinsäuren, kurz RNA, die bis dahin hauptsächlich dafür bekannt waren, die genetische Information der DNA zu den Proteinproduktionsstätten zu transportieren. Kleine RNA-Moleküle, die aus der doppelsträngigen RNA entstehen, sind die Basis eines potenten Schutzsystems gegen fremde Erbinformation. Sie können allerdings auch zelleigene Gene hemmen und spielen daher eine entscheidende Rolle in der Genregulation. Für die Entdeckung dieses Mechanismus, der RNA-Interferenz genannt wird, erhielten die beiden US-Amerikaner bereits acht Jahre später den Medizin-Nobelpreis; im Durchschnitt vergehen zwischen Fund und Preisverleihung mehr als zwanzig Jahre. Basis dieses bedeutsamen biologischen Systems ist die Frage: Wie schütze ich mein Erbgut vor DNA-Parasiten?, sagt Julius Brennecke, Forschungsgruppenleiter am Wiener Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA). DNA-Parasiten – das sind beispielsweise Viren oder Transposons, sogenannte springende Gene, die ihre Position im Genom verändern können und durch das Springen in andere Gene deren Funktion ausschalten. Etwa die Hälfte des menschlichen Genoms besteht aus Transposons. Das ist einerseits ein Sequenzreservoir – ein Forscher nannte das kürzlich die Knetmasse der Evolution, sagt Brennecke. Andererseits haben Transposons die Möglichkeit, unsere DNA zu schädigen, und dementsprechend sind sie ähnlich wie Zigarettenrauch ein Grund für Mutationen, die auch krankheitsrelevant sind. Um diesen Mutationen entgegenzuwirken, entwickelte sich in Tieren, Pflanzen und Pilzen das Abwehrsystem RNA-Interferenz. Am Vienna Biocenter werden kleine RNAs derzeit in fünf Forschungsgruppen untersucht. Seit elf Jahren findet hier auch das weltweit renommierte Microsymposium zur Biologie dieser besonderen Moleküle statt, das vom IMBA gemeinsam mit dem Institut für Molekulare Pathologie (IMP) und dem Gregor-Mendel-Institut organisiert wird. Ein Schwerpunkt der Veranstaltung ist die Förderung junger Wissenschafter: Auch PhD-Studenten können ihre Projekte präsentieren. Dieses Jahr waren unter anderem Raphael Manzenreither (IMBA) und Tanja Drexel (IMP) beteiligt, die unterschiedliche Signalwege kleiner RNAs in Tieren erforschen. Manzenreither studiert die Abwehr von Viren beim Modellorganismus Taufliege. Wenn ein Virus in eine Fliege eindringt, produziert er viele RNAs, die zerstört werden müssen, damit die Fliege überlebt, sagt er. Zur Abwehr binden zelleigene kleine RNA-Moleküle an die Virus-RNA und zerschneiden diese. Ich untersuche, wie der Mechanismus möglichst effizient funktioniert und welche Proteine dafür wichtig sind, sagt Manzenreither. Kleine RNAs werden von Organismen aber auch zur Regulation der eigenen Gene angewandt. Die Evolution hat ein System genommen, das funktioniert, und es ein bisschen moduliert. Wenn ich das Rad erfunden habe, kann ich das Konzept bei einem Auto verwenden, bei einem Fahrrad oder ein Zahnrad bauen, sagt Brennecke. Die hierfür zuständigen Moleküle heißen microRNAs und sind Forschungsobjekt von Tanja Drexel. Sie untersucht ihre Wirkungsweise im Fadenwurm C. elegans. In drei Zellpaaren im Kopf des Wurmes habe ich eine microRNA gefunden, die ein Genprodukt hemmt, sagt Drexel. Diese Hemmung erlaube es C. elegans, verbessert Kohlenstoffdioxid wahrzunehmen. In anderen Zellen des Körpers kann das Genprodukt jedoch unbehelligt von der microRNA produziert werden – ein Paradebeispiel für posttranskriptionelle Regulation, die nicht ein Gen selbst, sondern dessen Folgeprodukt, die RNA, beeinflusst. Der durchsichtige Fadenwurm bringt den Vorteil, dass sich Zellen oder Genprodukte mit fluoreszierenden Mitteln markieren und so unter dem Mikroskop betrachten lassen. So können Wissenschafter feststellen, welches Gen in welchen Zellen exprimiert wird, also Produkte wie RNA und Proteine bildet. Die Mechanismen der kleinen RNA haben so neue Möglichkeiten in Forschung und Therapie eröffnet. Wenn du die Methode verstehst, kannst du jede RNA einer Zelle experimentell lahmlegen, sagt Brennecke. Das war vorher überhaupt nicht möglich. In den vergangenen Jahren habe mit der Entdeckung des CRISPR/Cas-Systems eine zweite Revolution stattgefunden: Das ist das Pendant der Bakterien zur RNA-Interferenz, ihr Schutz gegen Eindringlinge. Der Unterschied: Bei der RNA-Interferenz wird das Gen selbst, die DNA, nicht angerührt. Nur ihr RNA-Produkt wird zerstört. Bei CRISPR/Cas greift der Komplex die DNA an und zerschneidet sie. Das passiert natürlicherweise in Bakterien, die entsprechenden Proteine lassen sich aber auch in Menschen, Tieren oder Pflanzen einbringen. Nur wenige Jahre nach der Entdeckung wird die Methode regulär in molekularbiologischen Laboren angewandt, um DNA punktgenau zu verändern. Vor einer therapeutischen Anwendung stellen sich ethische, aber auch medizinische Fragen – was passiert mit einem Organismus, dem zusätzliche kleine RNAs verabreicht werden? Die Hoffnung auf Therapien, etwa zur Bekämpfung diverser Krebsarten und Erbkrankheiten, ist dennoch groß. Einige potenzielle RNA-Arzneimittel befinden sich bereits in der pharmazeutischen Phase III, in der bei einer größeren Patientengruppe getestet wird, ob die Wirkung signifikant ist und welche Nebenwirkungen entstehen. Nicht zuletzt durch die Anwendbarkeit hat sich die Biologie kleiner RNAs zu einem großen und breitgefächerten Forschungsfeld entwickelt. Eines der schönsten Dinge ist: Wir arbeiten auf dem gleichen Gebiet, aber es ist in den verschiedenen Modellorganismen immer etwas anders, sagt Brennecke. Die Forscher lernen voneinander und sind trotzdem offen. Denn weil das Feld so divers ist, tritt man sich nicht gegenseitig auf die Füße.' Etat;Die bisher erfolgreichste Dschungelcamp-Folge konnte Larissa Marolt 2014 für sich verbuchen. Dungay – Bei der zehnten Staffel der Unterhaltungssendung Ich bin ein Star – Holt mich hier raus! zieht der Privatsender RTL alle Register: Dem Zuschauer werden am Anfang eine Kontaktsperre und zwei Lager geboten, die gegeneinander antreten müssen. Doch die Neuerung geht am vierten Tag verloren: Die Kandidaten werden in das Base-Camp gebracht und die Gruppen zusammengelegt. Es war nie geplant die Neuerungen bis zum Ende der Sendung aufrechtzuerhalten, sagt RTL-Sprecher Claus Richter auf Anfrage des STANDARD dazu. Gewinner der Herzen Meine Stärke ist meine Ausdauer. Meine Schwäche ist, würde ich sagen … Hm …, seine Fehler sind ihm nicht bewusst, obwohl über Menderes Bağcı unlängst im Feuilleton der Süddeutschen Zeitung zu lesen war, dass er der Prügelknabe von Dieter Bohlen sei und es als Deutschland sucht den Superstar-Witzfigur zu einem gewissen Kultstatus gebracht hat. Von dieser weniger positiv klingenden Beschreibung des Entertainers abgesehen, lässt sich aus diversen Medien entnehmen, dass Bağcı zum heimlichen Star der Sendung avanciert. Auch seine Facebook-Fanpage konnte einen eindeutigen Zulauf an Kommentaren und Fans verzeichnen: darunter viel Zuspruch und der Wunsch der Facebook-Fans Bağcı soll doch Dschungelkönig werden. Nach seinem Outing, dass er an einer unheilbar chronisch-entzündlichen Darmerkrankung leidet und laut huffingtonpost.de sogar spezielles Essen bekommt, wird in einigen Foren diskutiert, ob die Sendung an sich noch seinem eigenen Schema folgt. Kritik und Quoten Nachdem Schlagersänger Gunter Gabriel und Schauspieler Rolf Zacher bislang für alle Prüfungen gesperrt waren – wohl aus gesundheitlichen Gründen – kristallisiert sich die Frage heraus, wozu man solche Stars in den Urwald schickt, wenn man sie nicht einmal mit Telefonvotings zum Maden essen zwingen kann, kritisieren Zuschauer im Netz. Gabriel hat sich allerdings schon verabschiedet und die Sendung für sich beendet. In den vergangenen Jahren haben es polarisierende Persönlichkeiten im Urwald nicht leicht gehabt, beispielsweise Larissa Marolt: Die bisher erfolgreichste Dschungelcamp-Folge konnte das österreichische Model 2014 zwar für sich verbuchen (mit einem Spitzenwert von 550.000 Zuschauern aus Österreich), zur Dschungelprüfung musste sie allerdings ganze zehn Mal antreten und hält damit den Rekord. Durchschnittswert der Sendung am Montag lag bei 223.000 österreichischen Zusehern – da besteht noch Aufholbedarf. Am Ende kann man nur Sophia Wollersheim – Dschungelkandidatin – zitieren: Ganz ehrlich: Das ist menschenunwürdig, was ihr hier mit uns macht. Kultur;In seinem neuen Kabarettprogramm "Der Tolerator" überprüft Thomas Maurer unser aller Bereitschaft, andere Meinungen gelten zu lassen. Ein Gespräch über intellektuelle Verrenkungen und alltägliches Chaos. STANDARD: Der deutsche Kabarettist Serdar Somuncu gibt als Hassias einen alles und jedem gegenüber intoleranten Hassprediger. Liefern Sie jetzt als Tolerator das Gegenstück dazu? Maurer: Also gespiegelt ist es nicht. Man kann gut zwei Stunden vor sich hin hassen, aber zwei Stunden tolerieren ist vielleicht ein bisserl fad. Der Abend ist einfach das Produkt dieses Toleranzbegriffs, der umso schlüpfriger wird, je mehr man sich mit ihm befasst. Es handelt eher von den Mühen und den persönlichen Grenzen beim Üben der Toleranz. Die Ambivalenz des Begriffs besteht ja schon einmal darin, dass man nur Dinge toleriert, die man eigentlich nicht ausstehen kann, sonst wären sie einem ja willkommen. STANDARD: Das Wort kommt ja von tolerare, das heißt ertragen/erdulden. Goethe hat sinngemäß gesagt, dass jemand, der erduldet, auch beleidigt. Man stellt sich moralisch über ihn. Maurer: Genau. Tolerieren ist auch eine Form der Statuserhöhung. Das wird durchaus ein Teil des Programms sein. STANDARD: Wenn wir die Übersetzung ertragen nehmen, ist es eigentlich auch zum Leiden nicht weit. Ist der tolerante Mensch also ein geplagter Mensch? Maurer: Der Mensch ist an und für sich immer ein geplagter Mensch. Der Tolerante ist aber natürlich sehr spezifisch geplagt. Weil er ein Stück seiner persönlichen Freiheit, sei es freiwillig oder unter Druck, zurücknimmt, um ein soziales Miteinander zu ermöglichen. Die meisten von uns lernen zum Beispiel, ihre Wutanfälle zu kontrollieren oder Ambivalenzen auszuhalten. Das Paradoxe ist aber, eine tolerante Gesellschaft wäre nach der Wortdefinition eigentlich eine Gesellschaft, in der Leute zusammenleben, die sich gegenseitig nicht aushalten, aber sich auszuhalten gelernt haben. Paradiesisch klingt das nicht. STANDARD: Ludwig Marcuse hat gesagt, dass Toleranz immer genau so viel wert ist wie das Motiv des Tolerierens. Und diese Motive können ja auch Gleichgültigkeit, Bequemlichkeit oder Feigheit sein. Maurer: Da müsste ich drüber nachdenken, ob es nicht in der praktischen Auswirkung trotzdem angenehmer ist, wenn jemand aus Wurschtigkeit Dinge zulässt, die jemand mit einem gefestigten, etwa religiösen Weltbild nicht zulassen würde. Ein wurschtiger Diktator ist wahrscheinlich angenehmer als ein ideologisch hochmotivierter. STANDARD: Ab wann ist man eigentlich intolerant? Erst dann, wenn ich dafür sorge, dass diese Meinung nicht mehr geäußert wird? Maurer: Wenn jemand die oder die Meinung am liebsten verbieten würde. Natürlich gibt es Meinungen, die richtiger sind als andere, weil sie zum Beispiel wissenschaftlich begründet sind. Im akademischen Milieu wird es zum Teil aber auch absurd. Wenn es etwa in den Gender Studies zu den abenteuerlichsten grammatikalischen Verrenkungen kommt, um niemanden theoretisch Beleidigbaren auch nur zu streifen. STANDARD: Im Kabarett besteht die Möglichkeit zum Verlassen der Political Correctness. Maurer: Ich glaube, dass die Diskussion über Political Correctness in Österreich eine Chimäre und eigentlich ein Popanz der Rechten oder der Kronen Zeitung ist. Intensiv beschäftigen sich vorwiegend jene damit, die sich sowieso grundsätzlich unkorrekt verhalten. Und sich dann in die Rolle werfen, die Kraus die verfolgende Unschuld genannt hat: Nämlich sagen, dass sie das, was sie sagen, ja eigentlich nicht sagen dürften, wegen der Political Correctness. Dafür bekommen sie dann auch noch einen Heldenbonus. STANDARD: Ist Ihr Tolerator so ein Held? Maurer: Mein Bühnen-Ich bemüht sich redlich um Toleranz, muss aber erkennen, dass er dafür von Haus aus nicht sehr gebaut ist. Sowohl in den großen Themen als auch in den kleinen Bereichen des Lebens ist er sehr aufbrausend. Die Komik liegt natürlich immer im Scheitern. Und da ist Toleranz ein schönes Thema. Ähnlich wie bei der christlichen Nächstenliebe stößt man ja in der Regel auch mit dem Toleranzgebot mehrmals täglich an seine Grenzen. Zwei inhaltliche Eckpunkte des Programms sind der Islam und die FPÖ. STANDARD: Beim Islam toleriert Österreich im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern den Ganzkörperschleier. Richtig so? Maurer: Da das in Österreich derzeit einfach keine relevante Zahl betrifft, hielte ich ein Verbot für identitäres Brusttrommeln. Es wird im Übrigen schon deswegen nicht kommen, weil da der Tourismusverband Salzburg auf die Barrikaden ginge. Die verdienen viel mit saudischen Touristen, dort sind die kulturellen Differenzen dann auf einmal gar kein Problem. Gefallen tuts mir natürlich nicht. Aber über solche Verbote kann man erst diskutieren, wenn es eine relevante Zahl erreichen würde. STANDARD: Leben und leben lassen? Maurer: Innerhalb gewisser Grenzen halte ich das für ziemlich gesund, ja. Aber es geht natürlich nicht, dass etwa Kinder nicht in die Schule geschickt werden, weil sie irgendwann eh verheiratet werden. Diese Dinge sind aber eh bereits gesetzlich geregelt. Was ich nicht sinnvoll finde, ist, Gesetze zu Luftproblemen zu verabschieden. STANDARD: Von symbolischer Wirkung ist oft die Rede. Maurer: Die symbolische Wirkung würde eher bei denen ankommen, die sowieso alles Fremde beängstigend und bedrohlich finden und weniger bei denen, an die so etwas vernünftigerweise adressiert sein soll. STANDARD: Wurden Probleme bei der Integration beschönigt? Maurer: Es ist in der Vergangenheit sicherlich viel Blödsinn passiert. Etwa, dass man bis in die 1980er-Jahre geglaubt hat, die sogenannten Gastarbeiter würden eh wieder alle heimfahren. Man hat seitens der SPÖ bewusst und seitens der ÖVP wahrscheinlich aus Wurschtigkeit die Tatsache, dass es Probleme gibt, lange ignoriert. Und dann hat man den Fehler gemacht, zähneknirschend den Forderungen der FPÖ nachzugeben, gleichzeitig aber etwas anderes behauptet. Eine psychologisch sehr ambivalente Botschaft. Wichtig für das Zusammenleben ist das Beherrschen einer gemeinsamen Sprache und das Einhalten unseres Wertekanons. Das heißt, ich muss es auch als frommer Mensch aushalten, wenn bei einer Hotpants der halbe Hintern rausschaut. STANDARD: Wird in ihrem Programm auch die jüngste Lawine an Internetpostings zur Flüchtlingskrise eine Rolle spielen? Maurer: Ja, das nimmt eine zentrale Stelle ein. Die Kommunikationskultur hat sich damit sehr verändert. Da ist erstens die Möglichkeit der Anonymität. Und zweitens gibt es diese Facebookgruppen, die eigentlich nur Echokammern sind. Da drin hören die Leute nur noch sich selbst und müssen sich in ihrer Meinung gegenseitig aufschaukeln. Wenn wir jetzt hier den Computer aufklappen, haben wir innerhalb einer Minute die erste Mauthausen aufsperren-Forderung aufgespürt. Und das hat eine Dichte und Selbstverständlichkeit angenommen, die vor zehn Jahren aufgrund anderer medialer Kommunikationsformen noch nicht da war. Früher musste man mit einem Hassbrief noch auf die Post gehen. So etwas bremst. STANDARD: Auch die politische Kommunikation lief schon besser. Maurer: Der Aufstieg der FPÖ hat sicherlich auch stark mit dem kommunikativen Versagen der anderen Parteien zu tun. Ich finde ja, dass Christian Konrad den Job als Flüchtlingskoordinator ganz gut macht. Aber dass man da extra wen aus der Pension zurückholen muss, damit irgendetwas passiert, das ist ein erschütterndes Zeugnis von Handlungsunfähigkeit. Ein beängstigendes Signal. Wenn die Hypo ähnlich gut gemanagt wurde wie die Flüchtlingskrise, wundert einen nichts mehr. Das ist, wie wenn man im Flugzeug sitzt, und der Kapitän kommt an mir vorbeigetorkelt. Wissenschaft;'Sasha Mendjan erforscht die biologische Entwicklung des Herzens. Sein Ziel ist es, ein Herz im Labor zu züchten. Wien – Etwa 60 bis 80 Mal in der Minute, rund 100.000 Mal am Tag schlägt unser Herz. Es ist die Pumpe des Blutkreislaufs, ein Hochleistungsmotor des Lebens – und das am aufwendigsten konstruierte Organ des Menschen, sagt Sasha Mendjan. Der Biologe meint damit zum Beispiel die zehn und mehr verschiedenen Gewebetypen, die ein menschliches Herz aufbauen. Für einen Stammzellforscher wie Mendjan ist dies sehr viel. Je mehr Gewebetypen, desto schwieriger ist die Suche nach Antworten, etwa auf die Frage: Wie bilden sich aus Stammzellen – also dem Ausgangsmaterial, das sich noch zu allen Zelltypen unsers Körpers entwickeln kann – bestimmte Organe? Und wie lassen sie sich bilden? Denn die künstlichen Organe versprechen großen Nutzen für die medizinische Forschung. So ist auch Mendjans Vision, in seinem Labor einmal ein von ihm gezüchtetes Herz schlagen zu sehen. Die biologischen Grundlagen dafür erforscht er ab 1. Oktober am Wiener Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Organe im Millimetermaß Weltweit arbeiten Forscher an der Entwicklung von aus Stammzellen gewonnenen Organen. Am IMBA gelang es Forschern um Jürgen Knoblich vor zwei Jahren, aus den nicht differenzierten Zellen menschliche Minihirne von bis zu vier Millimetern Größe herzustellen. Britische Forscher haben bereits 2006 erste Minilebern vorgestellt – sie sind so groß wie kleine Münzen. Minilungen haben jüngst Forscher vom britischen Stem Cell Institute in Cambridge entwickelt – Mendjans derzeitiger Forschungsstandort. Diese sogenannten Organoide sind dreidimensionale Modelle, die das Verhalten und die Funktion der menschlichen Organe nachahmen. Sie dienen vor allem zur Erforschung von Krankheitsentstehungen und zum Testen von Medikamenten. 95 Prozent der Forschung in diesem Bereich konzentrieren sich bisher darauf, ein bestimmtes Gewebe aus Stammzellen zu produzieren. Die Organoide bestehen aber wie die echten Organe des Menschen in der Regel aus mehreren Gewebetypen, sagt Mendjan. Nachdem das Gewebe auch untereinander kommuniziert, könnten sie viel besser die Wirkung von Medikamenten demonstrieren. Die vergleichsweise teuren und aufwendigeren Versuche mit Mäusen, Ratten und anderen Tieren machen die Organoide nicht obsolet. Sieht man in ihnen, dass eine bestimmte Mutation die Herzentwicklung beeinflusst, will man auch sehen, ob das in der Maus zutrifft. Das ist immer noch ein echter Organismus, sagt Mendjan. In der Kombination von molekularer Grundlagenforschung, Tiermodellen und humanen Stammzellmodellen aus dem Labor sieht der 36-Jährige die Zukunft der Medizinforschung. Eingeschränkte Entwicklung Doch: Die künstlichen Organe müssen noch sehr viel besser werden – bisherige Organoide sind noch nicht wirklich optimal entwickelt, sagt der künftige IMBA-Forscher. So funktionieren zurzeit viele Organoide viel eingeschränkter als unsere Organe. Ihre Zellen ähneln eher jenen aus einem sehr frühen Stadium der Entwicklung – noch vor der Geburt. Um sie wirklich zur Medikamentenentwicklung oder zu therapeutischen Zwecken einsetzen zu wollen, braucht man die volle Funktionalität. 2007 kam Sasha Mendjan als Postdoc an das Stem Cell Institute der University of Cambridge: ein Ort, der heute rund 50 Stammzellforschungsgruppen beherbergt. Auch wenn das IMBA die Stammzellforschung noch weiter ausbauen will, ist sie hier natürlich viel kleiner aufgestellt. Doch der Wechsel vom Silicon Valley der Stammzellforschung Europas nach Wien fällt Mendjan nicht schwer: Hier am IMBA habe ich mehr Möglichkeiten, an etwas Neuem zu arbeiten. In Cambridge herrscht unter den vielen Gruppen ein großer Wettbewerb. Die beste Idee wird nicht mit anderen diskutiert, sagt Mendjan. Von Wien zeichnet er ein anderes Bild: Hier trifft man auf Leute, die sehr verschiedene Dinge machen, verschiedene Techniken anwenden und mit denen man sehr frei diskutieren kann. Zum Beispiel auch Ansätze, wie man der Entwicklung des künstlichen Herzens auf die Schliche kommen könnte. Fehlende Herzminiatur Warum ihn gerade das besonders interessiert, begründet Mendjan: Ein Organoid vom Herzen gibt es noch nicht. Das trifft auch auf andere Gewebe zu, die vom Mesoderm – einem bestimmten Zelltyp aus der sehr frühen Entwicklung des Menschen – abstammen: zum Beispiel das Bindegewebe oder die Muskulatur. Ich will wissen: Warum konnten wir bisher noch keine Organoide, die sich aus den mesodermalen Zellen entwickeln, herstellen? Und vor allem interessiert Mendjan: Wie können wir sie herstellen? Ein Grund für die wenigen Forschungsergebnisse auf diesem Gebiet könnte sein – so Mendjans Annahme -, dass die Stammzellen in Organen wie dem Herz wenig aktiv sind. Im Darm werden die Gewebezellen alle sechs Tage ausgetauscht, die Stammzellen regenerieren das Gewebe. Im Herz wird ein Prozent aller Zellen in einem Jahr ausgewechselt. Das Herz ist also ein Organ, das sich nur sehr langsam regeneriert. Daher wurde auch bisher noch keine Herzstammzelle gefunden, sagt Mendjan. Zudem ist zu bedenken: Selbst wenn es Stammzellen im Herz gäbe, ließe sich hier – im Gegensatz zum Darm – eine Biopsie kaum durchführen. Dadurch ließen sich also die nützlichen Stammzellen für die Experimente im Labor nicht gewinnen. Für seine Herzforschung will der gebürtige Belgrader, der in Deutschland studierte, daher vor allem pluripotente Stammzellen nutzen: also jene neutralen Zellen, die sich noch in keiner Weise ausdifferenziert haben. Dabei greift er auf induziert pluripotente Stammzellen zurück: 2012 ging der Medizin-Nobelpreis an Forscher, die normale Körperzellen künstlich reprogrammiert und in Zellen verwandelt haben, die sich wieder in jegliches Gewebe entwickeln können. Die Technik hat die Stammzellforschung revolutioniert; sie macht sich auch Mendjan zunutze. Nebenwirkungen möglich Herz-Kreislauf-Erkrankungen zählen nach wie vor zu den häufigsten Krankheiten. Das treibt die Forscher an. Zudem könnte mit einem künstlichen Miniherz besser sichergestellt werden, dass Medikamente jeglicher Art keine Nebenwirkungen auf unser zentrales Lebensorgan haben. Denn: Jedes Medikament muss vor Zulassung auf Herz-Toxizität getestet werden. Bisher dient vor allem ein Typ von Herzzellen, von Mäusen, Ratten oder auch Hunden abstammend, diesen Versuchen. Bei vielen Medikamenten sind damit Nebenwirkungen auf unser Herz nicht ausgeschlossen. Das, hofft Mendjan, wird sich langfristig ändern.' Panorama;41-Jähriger und 43-Jährige sollen bewaffnete Coups von 2014 bis 2016 begangen haben – Beute in sechsstelliger Höhe. St. Pölten – Nach fünf Banküberfällen in den Bezirken Amstetten und Melk sind am Mittwoch ein 41-Jähriger und eine 43-Jährige festgenommen worden. Das Ehepaar aus dem Bezirk Amstetten soll bewaffnete Raubüberfälle auf Geldinstitute von 2014 bis 2016 begangen haben, den letzten am 25. März in Ferschnitz (Bezirk Amstetten), berichtete die Landespolizeidirektion Niederösterreich am Donnerstag in einer Pressekonferenz. Die Höhe der Beute lag im sechsstelligen Euro-Bereich. Die Frau zeigte sich umfassend geständig. Die Tatverdächtige gab an, drei Mal das Fluchtfahrzeug gelenkt zu haben, ihr Ehemann soll demnach die Überfälle durchgeführt haben. Zwei weitere Taten soll der 41-Jährige allein begangen haben. Als Motiv führte die Beschuldigte laut Polizei ständige finanzielle Probleme aufgrund der Drogensucht ihres Mannes an. Der Tatverdächtige gab lediglich seinen Suchtmittelkonsum zu. Einvernahmen und Erhebungen dauerten am Donnerstag noch an. Die Beweislage ist relativ dicht, sagte Landespolizeidirektor Franz Prucher. Tatkleidung, Maskierung und Tatwaffen wurden sichergestellt. Wirtschaft;Wien/Klagenfurt - Der Grüne Rolf Holub hat am Mittwoch im U-Ausschuss betont, dass die vom Landtag beschlossene Haftungsmöglichkeit von der Hypo damals verbrecherisch ausgenutzt worden sei. Wir haben den Rahmen vorgegeben, der von Verbrechern missbraucht wurde. Von Seiten der FPÖ und der ÖVP wurde dem Grünen vorgeworfen, er habe damals zugestimmt und würde sich jetzt aus der Verantwortung stehlen. Eine konkrete Obergrenze für die Haftungen hatte der Landtag damals nicht beschlossen, sondern ein Ende für die Haftungen 2007. Die Höhe der Haftungen, die die Bank ausnützen dürfe, ergebe sich aus einem normalen Rechtsverstand, argumentierte Holub, nämlich dass ich nicht mehr ausgeben darf als ich habe. Ich wusste nicht, dass es Menschen gibt, die das zwanzigfache von dem ausgeben was sie haben. ÖVP, FPÖ und Neos wollten die Rolle der Grünen beim einstimmigen Landtagsbeschluss 2004 zu den Landeshaftungen näher beleuchten. Wir hatten keine Unterlagen, wir hatten nur einen Gesetzestext, sagte Holub im U-Ausschuss auf Fragen des ÖVP-Vertreters Gabriel Obernosterer. Danach wurde der frühere Kärntner Abgeordnete und heutige SPÖ-Landtagsklubchef Herwig Seiser zum einstimmigen Landtags-Beschluss zu den Landeshaftungen für die Bank vom Jahr 2004 befragt. Er rechtfertigte sich damit, dass der Landtag keine Informationen über die Haftungsrisiken erhalten habe: Die Nebelmaschine hat eigentlich sehr gut funktioniert. Wissenschaft;Fund auf dem Quirinal: Überreste eines altrömischen Wohnhauses sind über 2.500 Jahre alt. Rom – Die Stadt Rom war in ihrer Frühzeit nach Ansicht von Archäologen deutlich größer als bisher angenommen. Dies ergebe sich aus einem neuen sensationellen Fund auf dem Quirinal-Hügel, wie italienische Medien berichten. Dort haben Archäologen Reste eines mehr als 2.500 Jahre alten Wohnhauses entdeckt. Die Ruinen aus dem sechsten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung seien bei Ausgrabungen im Inneren eines leerstehenden Palastes auf dem Quirinal-Hügel entdeckt worden, meldete die Nachrichtenagentur Ansa. Die Fundamente seien außerordentlich gut erhalten. Bisher hatte man angenommen, dass sich an der Stelle ein Friedhof befand. In dem Gebäude aus der Zeit des Königs Servio Tullio (578-539 v. u. Z.) soll soll eine hochrangige Familie gelebt habt. Es ist der bedeutendste archäologische Fund in Rom in den vergangenen Jahren. Der Quirinal ist einer der sieben Hügel des klassischen Roms. Bisher waren die Forscher aber davon ausgegangen, dass es dort zu der Zeit nur einen Friedhof gab und sich die Besiedlung auf die Gegend des Forums am Kapitol-Hügel beschränkte. Das bedeutet, dass Rom zu Beginn des sechsten Jahrhunderts deutlich größer war als wir bisher erwarteten, sagte die Ausgrabungsleiterin Mirella Serlorenzi. Gefunden wurden die außerordentlich gut erhaltenen Fundamente im Inneren des im 19. Jahrhundert erbauten Palazzo Canevari, in dem sich früher ein Geologisches Institut befand. Der neue Eigentümer, eine Sparkasse, will darin Büros einrichten. In der Nähe liegt der Amtssitz des italienischen Staatspräsidenten, der Palazzo Quirinale. Die heutige italienische Hauptstadt wurde der Legende nach im Jahr 753 vor unserer Zeitrechnung gegründet. Das Jahrhundert, aus dem die nun entdeckten Ruinen stammen, zählt noch zur Königszeit vor Ausrufung der römischen Republik. Die spätere Keimzelle eines Weltreichs gehörte damals noch zum Einflussgebiet der Etrusker. Etat;Die neuen Bildquellen "AFP-Bild aktuell" und "AFP-Bild Archiv" stehen bereits ab 1. Oktober zur Verfügung. Die APA – Austria Presse Agentur wechselt ihren internationalen Fotopartner: Ab Jänner 2016 wird die internationale Bildberichterstattung im APA-Basisdienst nicht mehr durch die european pressphoto agency (epa), sondern durch die Agence France Presse (AFP) bereitgestellt. Das internationale Bildangebot steigt um etwa 50 Prozent. Die AFP hat gleichzeitig in vielen Bereichen herausragende Stärken – zum Beispiel in der Berichterstattung aus Asien oder auch aus Nahost., so APA-Geschäftsführer Peter Kropsch. Der Wechsel von der epa zur AFP erfolgte laut Kropsch auch aufgrund von Auffassungsunterschieden zur Strategie der epa. Die APA ist nach wie vor Gesellschafter der epa. Oberstes Ziel der APA ist allerdings, ihren Kunden jetzt und langfristig einen Dienst bieten zu können, der den Bedürfnissen des österreichischen Marktes entspricht, erklärte Kropsch. Die neuen Bildquellen AFP-Bild aktuell und AFP-Bild Archiv stehen bereits ab 1. Oktober zur Verfügung. Auf das epa-Angebot kann ab 15. Dezember nicht mehr zugegriffen werden. Inland;"Kurier"-Fotograf Jürg Christandl hat den FPÖ-Chef geklagt, der Immunitätsausschuss beschäftigt sich damit am 14. Oktober. Wien – Der Immunitätsausschuss des Nationalrats beschäftigt sich am 14. Oktober mit dem Ersuchen des Wiener Straflandesgerichts nach Auslieferung von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache. Grund ist eine Privatanklage von Kurier-Fotograf Jürg Christandl wegen übler Nachrede, nachdem Strache ein Foto von Asylwerbern bei einer FPÖ-Protestaktion als gestellt bezeichnet hatte. In der Causa geht es um eine Protestaktion der Freiheitlichen vor einem Flüchtlingsquartier in Wien-Erdberg. Ein Kurier-Bild – es zeigte ein Flüchtlingskind und zwei erwachsene Flüchtlinge vor FPÖ-Anhängern, die Nein zum Asylantenheim-Schilder hochhalten – sorgte in der Folge für breite Kritik an den Freiheitlichen. In der Folge sprach Strache sowohl im ORF-Talk Im Zentrum als auch in der Zeit im Bild 2 von einer inszenierten Aufnahme. Christandl wies den Vorwurf der Manipulation zurück und ging vor Gericht. Das Straflandesgericht hat schriftlich um eine Entscheidung des Immunitätsausschusses gebeten. Die inkriminierte Handlung stehe nicht offensichtlich in keinem Zusammenhang mit der politischen Tätigkeit des Abgeordneten, heißt es in der Anfrage, daher ist eine solche notwendig. Anders sieht das die FPÖ, die bereits im August erklärt hatte, sie werde dem Auslieferungsbegehr sicher nicht zustimmen. Denn die Aussagen Straches seien ganz offensichtlich in einem politischen Zusammenhang getroffen worden, betonte damals FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl. Beschäftigten wird sich der Immunitätsausschuss darüber hinaus auch mit dem Auslieferungsbegehr der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt zur behördlichen Verfolgung des FPÖ-Abgeordneten Christian Höbart. In dieser Causa geht es um Vorwürfe der Urkundenfälschung und -unterdrückung sowie um Verbreitung falscher Nachrichten bei einer Wahl oder Volksabstimmung im Zusammenhang mit den niederösterreichischen Kommunalwahlen vom 25. Jänner in Guntramsdorf, wo Höbart Ortsparteiobmann der Freiheitlichen ist. Eine Frau soll ohne ihr Einverständnis auf eine FPÖ-Wahlliste gesetzt und ihre Unterschrift bei der entsprechenden Einverständniserklärung gefälscht worden sein, so der Vorwurf laut einer Anzeige. Kultur;Band bezeichnet "The Hit & Run Album" als "super experimentell". New York – US-Musiker Prince kommt mit einem neuen Album auf den Markt. Das Werk mit dem Titel The Hit & Run Album wurde am Freitag von Mitgliedern seiner Band 3rdEyeGirl beim Sender BBC Radio 6 Music als super experimentell vorgestellt. Es werde bald in den Handel kommen und den Funksong Hardrocklover enthalten, den Prince erst kürzlich im Internet veröffentlichte. 3rdEyeGirl, ein Frauentrio, spielte mit Prince eines seiner beiden im vergangenen Jahr herausgebrachten Alben ein. Das The Hit & Run Album wurde von Prince und Joshua Welton geschrieben, der mit dem Band-Mitglied Hannah Ford Welton verheiratet ist und Prince Soloalbum Art Official Age (2014) koproduzierte. Das neue Album sei für die Fans, die hören wollen, was Prince zu sagen hat, statt immer wieder den klassischen Purple Rain-Sound hören zu wollen, hieß es von Seiten der Band, der neben Welton, Donna Grantis und Ida Nielsen angehören. Mit seinen beiden Alben im vergangenen Jahr kehrte der 57-Jährige zur Plattenfirma Warner zurück, von der er sich fast zwei Jahrzehnte zuvor wegen eines Streits um Urheberrechte getrennt hatte. (APA, 25.7.2015) Inland;Die Plattform kinderbekommen.at fordert ein Jahr nach Beschluss des neuen Gesetzes unabhängige Beratung und wissenschaftliche Dokumentation. Wien – Das Thema Fortpflanzungsmedizin polarisiert. Die Befürworter künstlicher Befruchtung werden häufig als Freunde der Selektion bezeichnet, die Gegner als unverbesserliche Fundamentalisten. Die Mitte ist kaum zu finden. Vor einem Jahr wurde das Fortpflanzungsgesetz in Österreich modernisiert, der Verfassungsgerichtshof hat eine Novelle beanstandet, weil lesbische Paare bis dahin keine Samenspende erhalten durften. Das wurde im vergangenen Jahr geändert. Außerdem wurden Eizellenspenden zugelassen und Präimplantationsdiagnostik unter bestimmten Voraussetzungen (nach drei Fehlversuchen mit IVF, Anm.) erlaubt. Die Plattform kinderbekommen.at, ein Zusammenschluss katholischer Einrichtungen, konnte sich mit der Novelle nicht anfreunden und erneuert ihre Kritik: Das Gesetz sei durchgepeitscht worden. Es sind vor allem ethische Bedenken, die von den Vertretern der Plattform vorgebracht werden. Es gebe weder für Eizellenspenderinnen noch für Eizellenempfängerinnen eine unabhängige Beratung, die psychischen Auswirkungen seien unklar, der Vorgang der Spende werde als unbedenklicher Eingriff verharmlost, und die Präimplantationsdiagnostik (PID) sei eine Selektion zwischen lebenswertem und -unwertem Leben. Begleitende Forschung und Evaluierung seien notwendig, ein zentrales Register, das die Eizellenspenden dokumentiert, wird gefordert. Für Gerda Schaffelhofer, Präsidentin der Katholischen Aktion Österreich, wurde die Novelle nicht zum Wohl der Kinder und Frauen modernisiert, sondern nur für die Vertreter der Fruchtbarkeitsindustrie. Sie befindet, dass dadurch das – ausdrücklich im Gesetz festgehaltene – Verbot der Leihmutterschaft umgangen werde. Deutlich weniger skeptisch zeigte sich Helmut Kukacka, Präsident der Arbeitsgemeinschaft katholischer Verbände. Es ist nicht alles ethisch vertretbar, was medizinisch machbar ist, sagt er. Jedoch habe die Plattform eine Reihe von Verbesserungen in die Novelle hineinreklamiert, wie die Schaffung eines zentralen Registers für Eizellen- und Samenspender. Ob das umgesetzt werde, müsse überprüft werden. Gleichzeitig relativiert Kukacka die Kritik seiner Mitstreiter. Es sei noch zu früh, Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (SPÖ) eine Verschleierung der Daten zu unterstellen, wenn der erste Bericht erst im Herbst 2016 vorliegen soll. Laut Ministerium soll ein Register über Eizellenspenden Anfang 2017 vorliegen. Gertraude Steindl, Präsidentin von Aktion Leben, fordert eine gesetzliche Verankerung von Beratungsgesprächen. Sie habe Oberhauser vorgeschlagen, dass diese Gespräche die Aktion Leben durchführen würde, damit die Beratung über den Vorgang und die möglichen Folgen nicht nur in den Fortpflanzungsinstituten erfolgt. Wissenschaft;Ein uraltes Rätsel ist gelöst: Forscher konnten die Notation eines verlorenen Musikstückes aus dem Mittelalter rekonstruieren. In zwanzigjähriger Arbeit konnte ein Musikstück der tausendjährigen akustischen Vergessenheit entrissen werden: Forscher der University of Cambridge rekonstruierten ein mittelalterliches Lied, das an De consolatione philosophiae (Über den Trost der Philosophie), das Hauptwerk des römischen Philosophen Boethius (480/485-524/526) angelehnt ist. Das weit verbreitete Werk zählte zu den meistkommentierten Texten des Mittelalters – und schlug sich auch musikalisch nieder. Zwar ist das Lied auch handschriftlich überliefert, allerdings in der Form früher Neumen, die zur ergänzenden Notation über Texten dienten. Die Entschlüsselung dieser Melodieformeln ist mitunter ausgesprochen schwierig. Neumes zeigen die melodische Richtung an, allerdings ohne alle Tonhöhen zu spezifizieren – und das ist ein großes Problem, sagte Sam Barrett, der an dem Projekt beteiligt war. Ein wiederentdecktes Manuskripts aus dem elften Jahrhundert entpuppte sich aber als musikalischer Stein von Rosette: Mithilfe der Aufzeichnungen konnten die Forscher in mühevoller Kleinarbeit fast 90 Prozent des Musikstücks rekonstruieren . Wie des Rätsels Lösung klingt, hören Sie hier: --> University of Cambridge: First performance in 1,000 years: ‘lost’ songs from the Middle Ages are brought back to life (red, 1.5.2016) Wissenschaft;Museum für Völkerkunde in Stuttgart kaufte Kunstwerk im Jahr 2000 für 250.000 US-Dollar – Relief war 1991 aus Tempel verschwunden. Berlin – Baden-Württemberg hat ein gestohlenes Relief der Göttin Durga an Indien zurückgegeben. Kunststaatssekretär Jürgen Walter überreichte die grünliche Kalkstein-Skulptur am Mittwoch in Berlin an den Botschafter der Republik Indien. Eine Verpflichtung zur Rückgabe nach dem Unesco-Kulturgüterübereinkommen bestehe nicht, hieß es. Das 1.300 Jahre alte Relief Durga Mahishasuramardini wurde im Jahr 2000 für 250.000 US-Dollar (derzeit ca. 224 000 Euro) aus Mitteln der Museumsstiftung Baden-Württemberg für das Linden-Museum für Völkerkunde in Stuttgart gekauft. An der Seriosität des Verkäufers habe es damals keinen Zweifel gegeben, teilte das Kunstministerium mit. Die Herkunft des Kunstwerks sei nach bestem Wissen geprüft worden. Wie man jetzt weiß, verschwand das 80 Kilogramm schwere Relief 1991 aus einem Tempel in Tengpona im Kaschmir-Tal und wurde illegal ausgeführt. Der Verkäufer sitzt wegen des Vorwurfes der Hehlerei in Haft. Versichert war die Summe nicht. Wie in Fällen der Rückgabe von Kulturgütern aus staatlichen Museen an ihre rechtmäßigen Eigentümer üblich, erhalten weder diese Museen noch das Land die Ankaufsummen zurück. Sport;Spanier egalisiert 0:2-Rückstand des Titelverteidigers gegen Ried, Endstand nach späten Treffern 4:2 – Sturm in Ebreichsdorf glücklich. Salzburg – Auch ein 0:2-Rückstand gegen die SV Ried hat den Viertelfinaleinzug von Titelverteidiger Salzburg im ÖFB-Cup nicht verhindert. Der Double-Gewinner feierte am Dienstag zum Auftakt des Achtelfinales auch dank zweier Tore Jonatan Sorianos noch einen verdienten 4:2 (1:2)-Heimsieg und ist damit ebenso weiter wie die Bundesliga-Konkurrenten Sturm Graz und Admira Wacker. Die Steirer mühten sich bei Regionalligist Ebreichsdorf dank eines Doppelschlags von Josep Tadic im Finish zu einem 3:2 (1:0)-Erfolg, die Admira kam bei Landesligist Lankowitz über ein 1:0 (1:0) nicht hinaus. Wesentlich souveräner fiel der 4:0 (2:0)-Erfolg von Erstligist St. Pölten bei Stadlau (Regionalliga) aus. Salzburg, im Vergleich zu den jüngsten Ligaauftritten an fünf Positionen verändert (Torhüter Stankovic, Hinteregger, Sörensen, Lainer, Reyna rückten in die Elf), erwischte vor gerade 4.000 Zuschauern in Wals-Siezenheim einen Horrorstart. Oliver Kragls Elfer nach Sorianos Handspiel in der fünften bzw. Manuel Gavilans schön abgeschlossener Konter samt Hinteregger-Patzer in der elften Minute bedeuteten ruckzuck einen 0:2-Rückstand. Im Gegensatz zum Liga-Duell drei Tage zuvor, steigerte sich Salzburg diesmal mit Fortdauer der Partie. So war nach gut einer halben Stunde Soriano nach einer Ecke per Kopf zur Stelle (31.) und war auch nach dem Seitenwechsel kaum zu bremsen. Alleine Ried-Goalie Gebauer musste zweimal in höchster Not gegen den Spanier parieren (49., 55.), auch einen Versuch von Minamino konnte er entschärfen (67.). In der 71. Minute schlug Soriano aber neuerlich zu. Im Finish gab der Goalgetter mit einem Stangenschuss den unfreiwilligen Assist für Valon Berisha, der den Abpraller zur erstmaligen Führung verwertete (88.). In der Nachspielzeit durfte sich auch noch Naby Keita in die Torschützenliste eintragen (95.). Sturm Graz dominierte das Spiel vor rund 1.500 Zuschauern in Ebreichsdorf zwar, scheiterte aber immer wieder an eigenem Unvermögen im Abschluss. Immerhin brachte Thorsten Schick den Bundesligisten in der 18. Minute in Führung, doch der engagiert auftretende Regionalligist hielt die Partie bis zur Schlussphase offen. Und die hatte viel Dramatik zu bieten. Erst spielte Christoph Monschein nach einem Konter Tanju Kayhan und Wilson Kamavuaka aus und schoss zum Ausgleich ein (73.). Tadic brachte die Gäste in der 83. Minute neuerlich in Front, nur um quasi im Gegenzug durch Miodrag Vukajlovic (84.) das 2:2 zu kassieren. Erst in der 89. Minute erlöste Tadic mit dem 3:2 die Gäste. St. Pölten übernahm auf dem Platz des Wiener Sportklubs – Stadlaus Heimstätte kam wegen des fehlenden Flutlichts nicht infrage – rasch das Kommando. Hartl schlug bereits in der 6. Minute erstmals zu, neun Minuten später war der in der internen Torschützenliste voran liegende Rechtsaußen nach einem Segovia-Lochpass ein weiteres Mal erfolgreich. Stadlau, das im Sechzehntelfinale Austria Klagenfurt mit 2:1 n.V. eliminiert hatte, war nach dem Blitzstart des Cup-Finalisten von 2014 einigermaßen bedient. Michael Ambichl per Freistoß (63.) und Daniel Segovia (88.) legten für St. Pölten bis zum Schlusspfiff weiter nach. Die Admira schaltete mit dem FC Lankowitz den letzten Vertreter im Bewerb vertretenen Landesligisten aus. Den einzigen Treffer der Partie erzielte Linksverteidiger Stephan Zwierschitz in der 16. Minute per Kopf nach einem Eckball. Die von Routinier Robert Pflug – von August 2005 bis Februar 2006 Cheftrainer der Admira – betreuten Steirer kämpften vergeblich um den Ausgleichstreffer. Im Abendspiel setzte sich der LASK am Innsbrucker Tivoli gegen Erstliga-Tabellenführer Wacker mit 2:0 durch. Die Tore für die Linzer erzielten Nikola Dovedan (20.) und Rene Gartler (38.). Die Gastgeber, die mit Alexander Hauser, Thomas Pichlmann, Alexander Riemann, Jürgen Säumel, Christian Deutschmann, Manuel Micic und Christoph Reiter gleich sieben Stammspieler verletzt vorgeben mussten, begannen zwar überfallsartig scheiterten jedoch zweimal an Torhüter Pavao Pervan. Ab der 15. Minute kamen Linzer besser ins Spiel, erhöhten den Druck und gingen prompt in Führung. Bei einem abgefälschten Dovedan-Freistoß hatte Wacker-Goalie Pascal Grünwald keine Chance. Wenig später wurde er von Gartler aus spitzem Winkel gefühlvoll überhoben. Nach der Pause verflachte die Partie vor nur 2.254 Zuschauern. Der LASK beschränkte sich darauf, das Ergebnis zu verwalten. Innsbruck fehlte jegliche Durchschlagskraft. (APA/red, 27.10. 2015) Ergebnisse, ÖFB-Cup-Achtelfinale: FC Red Bull Salzburg – SV Ried 4:2 (1:2). Red-Bull-Arena, 3.911, SR Harkam. Tore: Soriano (31., 72.), Berisha (88.), Keita (95.) bzw. Kragl (5./Handselfer), Gavilan (11.) Salzburg: Stankovic – Lainer, Sörensen, Hinteregger, Ulmer – Minamino (68. Nielsen), Schmitz, Keita, Berisha – Soriano, Reyna (79. Mukhtar) Ried: Gebauer – Antonitsch, Reifeltshammer, Filipovic – Bergmann, Hart, Polverino, Trauner, Kragl (63. Janeczek) – Gavilan (71. Kreuzer), Möschl (75. Murg) FC Stadlau (Regionalliga Ost) – SKN St. Pölten 0:4 (0:2). Wien, Sportclub-Platz, SR Trattnig. Tore: Hartl (6., 15.), Ambichl (63.), Segovia (88.) ASK Ebreichsdorf (Regionalliga Ost) – SK Sturm Graz 2:3 (0:1). Ebreichsdorf, 1.500, SR Muckenhammer. Tore: Monschein (73.), Vukajlovic (84.) bzw. Schick (18.), Tadic (83., 89.) FC Lankowitz (Landesliga) – FC Admira Wacker Mödling 0:1 (0:1). Maria Lankowitz, 1.750, SR Weinberger. Tor: Zwierschitz (16.) Wacker Innsbruck – LASK Linz 0:2 (0:2). Tivoli-Stadion, 2.254, SR Schörgenhofer. Tore: Dovedan (21.), Gartler (38.) Viertelfinale am 9./10. Februar 2016 (Auslosung am 8. November)