label;text Nicht-Wissenschaft;Russischer Präsident: "Beim Export von Öl und Gas verzeichnen wir gefährliche Einnahmeeinbußen". Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung. Nicht-Wissenschaft;28-jähriger Täter flüchtete nach Familienstreit auf offener Straße mit Auto. Wien – Vor dem Hintergrund von andauerndem Familienstreit und häuslicher Gewalt dürfte sich eine Messerattacke auf drei Menschen am Samstagabend in Wien-Favoriten abgespielt haben. Ein 50-Jähriger, der dabei einen zunächst als lebensgefährlich eingeschätzten Bauchstich davongetragen hatte, darf das Spital demnächst verlassen. Der Beschuldigte war am Montag weiter auf der Flucht. Bei den Verletzten – neben dem 50-Jährigen ein 63-jähriger Mann und eine 39-jährige Frau – handelt es sich um Mitglieder einer Familie, die von der Frau des Gesuchten um Hilfe gebeten worden waren. Zwischen der Mutter eines acht Monate alten Babys und ihrem Lebensgefährten war es laut Polizei schon öfter zu Gewaltausbrüchen gekommen. Mit Hilfe der befreundeten Familie wollte die Frau deswegen offenbar eine Aussprache mit dem 28-Jährigen erreichen, sagte Polizeisprecher Patrick Maierhofer auf APA-Anfrage. Stattdessen eskalierte am Samstagabend das Treffen auf offener Straße derart, dass der 28-Jährige laut Zeugen mit einem Messer auf alle Anwesenden mit Ausnahme der Mutter seines Kindes losging. Der 50-Jährige befand sich ersten Angaben zufolge nach einem Bauchstich in Lebensgefahr. Am Montag hieß es, dem Patienten gehe es so weit gut. Sollte das Ergebnis einer noch ausstehenden weiteren Untersuchung wie erwartet positiv ausfallen, könnte er noch heute das Spital verlassen. Weiters war der 63-Jährige ebenfalls am Bauch verletzt worden und die 39-jährige Frau am Hals. Der Beschuldigte ist in einem Auto vom Tatort in der Laxenburger Straße geflüchtet. Sein Aufenthaltsort war am Montag noch unbekannt. Wissenschaft;Physiker der TU Wien konnten klären, warum sich bestimmte Gase viel weiter abkühlen lassen, als man nach den klassischen Gesetzen der Physik erwarten würde. Wien – Wiener Quantenphysiker haben einen neuen Kühlungsmechanismus identifiziert: Erzeugt man nämlich ein sogenanntes eindimensionales Gas, dürfte sich dessen Temperatur eigentlich nicht mehr weiter absenken lassen – trotzdem passiert genau das. Verantwortlich dafür ist eine spezielle quantenphysikalische Art der Kühlung, über die die Forscher nun im Fachblatt Physical Review Letters berichten. In einer Flüssigkeit oder einem Gas tummeln sich Teilchen mit unterschiedlich viel Energie. Je heißer ein Gas ist, desto mehr Teilchen mit hoher Energie rasen darin umher. Um ein solches System abzukühlen, entfernen Wissenschafter mithilfe von elektromagnetischen Feldern gezielt die schnellsten Partikel mit den höchsten Energien. Die verbliebenen Teilchen mischen sich dann, und durch Wechselwirkungen stellt sich ein niedrigeres Energieniveau ein – die Temperatur sinkt. Dieser innere Temperaturausgleich wird als Thermalisierung bezeichnet. Das ist, was man bei Experimenten mit kalten Atomen standardmäßig anwendet, sagte Bernhard Rauer vom Atominstitut der Technischen Universität (TU) Wien. Die Forscher um Rauer und Jörg Schmiedmayer experimentieren aber mit eindimensionalen Gasen, die sich aufgrund ihrer speziellen räumlichen Struktur anders verhalten. Da die Teilchen in diesem Versuchsaufbau in einer derart engen elektromagnetischen Falle gefangen sind, können sie sich nur in eine Richtung bewegen und Energie nur untereinander austauschen, es kommt also nicht zur Thermalisierung. Hier stellt sich die Frage, ob man ab einem gewissen Punkt überhaupt noch weiter abkühlen kann, so Rauer. Es zeigte sich aber nicht nur, dass sich das durch Entfernung von Teilchen weiterhin bewerkstelligen lässt: die Temperatur sank sogar noch tiefer, als die klassische Physik erklären kann. Bei ihren Versuchen sind die Wiener Physiker auf einen neuen Mechanismus gestoßen, der nicht auf der Thermalisierung beruht, wie Rauer erklärte. In dem extrem kalten Zustand, in dem sich die Atome befinden, kann man ihr Verhalten eigentlich besser verstehen, wenn man sich nicht auf die Bewegung der einzelnen Teilchen konzentriert, sondern kollektive Wellen – ähnlich Wasserwellen – betrachtet, die sich auf mehrere Teilchen verteilen. Die Energie des Systems ist in diesen Quantenwellen gespeichert, die immer kleiner werden, je mehr Teilchen aus dem Gas entfernt werden. Beim Hinauswerfen dieser Teilchen kühlt das System also auf quantenphysikalische Weise ab. Rauer: Für uns ist das ein gutes Werkzeug, um noch kälter zu werden. Denn je kälter man diese Systeme bekommt, umso stärker treten ihre quantenmechanischen Eigenschaften heraus. Nicht-Wissenschaft;Dokumentarfilmer fand Aufnahmen bei Recherche – Veröffentlichung am 6. November. New York – Am 6. November wird ein neues Album mit bisher unveröffentlichten Aufnahmen der Grunge-Ikone Kurt Cobain veröffentlicht. Der Dokumentarfilmer Brett Morgen war im Zuge seiner Recherche für Cobain: Montage of Heck über den Nirvana-Sänger, der 1994 freiwillig aus dem Leben schied, auf die Einspielungen gestoßen. Unter anderem finde sich ein zwölfminütiges Akustikstück auf der Platte, so Morgen. Wissenschaft;'Die heutigen Dimensionen des Krieges sowie rasante Neuerungen in Wissenschaft und Technik stellen militärische Ausbildung vor enorme Herausforderungen. Im ewigen Ringen um Krieg und Frieden hat das Militär die Seiten gewechselt: Es ist – jedenfalls in aufgeklärten demokratischen Gesellschaften – nicht länger da, um Kriege zu führen, sondern um sie zu verhindern. Dazu muss es gleichwohl die Fähigkeit besitzen, Kriege zu führen. Militärische Rüstung und militärische Ausbildung an sich kennen keinen Unterschied zwischen Krieg und Frieden – ein Paradox, wie so vieles im Leben moderner Gesellschaften. Doch auch der Krieg hat sich verändert. Er hat seine alte Ordnung verlassen, die er nach dem Dreißigjährigen Krieg nunmehr in Form von Staatenkriegen, damit in der Verstaatlichung des Krieges, gefunden hatte. Die Stichworte lauten, um mit dem Militärtheoretiker Herfried Münkler zu sprechen, Entstaatlichung, Asymmetrisierung und Autonomisierung. An die Stelle der Staatenkriege, die über Jahrhunderte hinweg die Definition des Krieges bestimmten, sind kriegerische Konflikte getreten, die sich allen bisherigen Vorstellungen vom Krieg, so auch der geläufigen Formulierung als Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln, entziehen. Zugleich sind an die Stelle des Traums vom definiten Ende aller Kriege bzw., mit Immanuel Kant gesprochen, vom Eintreten des ewigen Friedens, den wir zuletzt nach dem Fall des Eisernen Vorhangs geträumt hatten, neue Albträume getreten. Die Rede ist von traumatischen Kriegsszenarien, von kriegerischer Gewalt, gekennzeichnet durch lokale Kriege, Terror, Massaker, zerbrechende staatliche Ordnungen, Das Geschehen heute bestimmen im Lokalen wie Globalen Guerilla, Warlords, Banden, terroristische Organisationen wie Al-Kaida und IS. Man spricht von wilden Kriegen (Wolfgang Sofsky), hybriden Kriegen (Uwe Hartmann) und (neutraler) kleinen oder neuen Kriegen (Herfried Münkler). Entstaatlichung bedeutet hier Privatisierung, Autonomisierung (gegenüber militärischen Ordnungsformen) und eine radikale Form von Asymmetrisierung. Auch der Begriff des Bürgerkriegs passt nicht mehr so recht; er setzt einen Rest Staatlichkeit voraus. Klassische Kriege waren symmetrische Kriege, nicht im Sinne gleicher Stärke, sondern vergleichbarer Kriegsführung, vergleichbarer Bewaffnung und vergleichbarer Rekrutierungsformen. Das Duell oder das Turnier und deren Regeln waren hier das Muster, auf das sich, angereichert mit einem hohen Maß an Idealisierung, die klassischen Formen des Krieges bzw. der entsprechende Kriegsbegriff beziehen, desgleichen die Existenz eines Kriegsrechts, mit dem der Krieg gewissermaßen seinen Platz in der Rechtsordnung der modernen Gesellschaft gefunden hat. Asymmetrisierung also nicht – was diese auch bedeuten kann – als Ausdruck militärischer oder waffentechnischer Überlegenheit, damit als Ausweis nicht vergleichbarer Stärke, sondern als Merkmal einer Kriegsführung, die sich außerhalb aller Regeln klassischer Kriege stellt. Aus der Möglichkeit, aus praktizierter Asymmetrie einen Krieg zu beenden (Beispiel: der Atombombenabwurf über Hiroshima und Nagasaki), wird die Möglichkeit, ihn überhaupt erst zu führen. Herfried Münkler: Die Reziprozität in den Fähigkeiten der Kriegsparteien, die unter den symmetrischen Konstellationen des klassischen Staatenkrieges typisch war, ist durch Konstellationen abgelöst worden, in denen vergleichbare strukturelle Ordnungsmuster nicht zu erkennen sind. Dem entspricht eine deutliche Diversifizierung des Kriegsgeschehens im globalen Maßstab: Auf der einen Seiten lassen sich Residualformen des klassischen Staatenkrieges beobachten, und auf der anderen Seite haben wir es mit der Asymmetrisierungskreativität schwacher substaatlicher Akteure zu tun, die auf diese Weise zu einer ernstzunehmenden Herausforderung auch von Weltmächten werden. Die neuen Kriege sind derart, dass sie mit allein militärischen Mitteln nicht mehr entschieden oder beigelegt werden können. Das zeigt sich heute in Afghanistan, im Irak und in Syrien. Nicht die große Entscheidungsschlacht beendet Kriege, sondern, wenn überhaupt, eine kluge Politik der Eingrenzung, des Aushaltens sowie ökonomischer wie rechtsstaatlicher kleiner Schritte. Langwierige Blauhelmeinsätze prägen die militärische Szene, nicht militärische Siege im klassischen Sinne. Deshalb gibt es auch keine Kapitulationsverhandlungen mehr. In gewisser Weise kehrt in der Ablösung staatlich geführter Kriege durch nichtstaatliche Kombattanten der Dreißigjährige Krieg wieder zurück; an die Stelle von strategischer Kriegsführung, von großangelegten militärischen Operationen treten Überfälle aus dem Nichts, terroristische Einzelaktionen, Massaker an der Bevölkerung, Grausamkeiten unvorstellbarer Art, auf die der (immer zynischer werdende) Begriff des Kollateralschadens nicht mehr zutrifft, sondern welche diesen zum eigentlichen Kriegsziel machen. Neben die Unberechenbarkeit der neuen Kriege tritt, als mächtigster Ausdruck dieser entstaatlichten Kriegsform, der Terrorismus. Dieser ist nicht auf Siegen aus, sondern auf Destabilisierung, auf die Demonstration permanenter Verletzlichkeit des ansonsten übermächtigen Gegners. Mittel ist der Schrecken, dessen Verbreitung keinerlei moralische oder humanitäre Skrupel kennt, der das Verbrechen als Zweck an sich selbst ansieht und auf jegliche Rechtfertigungsversuche, wie sie etwa noch die RAF in den 1970er- und 80er-Jahren für ihre Terrorakte anzuführen suchte, verzichtet: Den heutigen Tätern scheint das entbehrlich. Was an ihnen auffällt, ist das Fehlen aller Überzeugungen. (...) überall geht es vor allem darum, Wehrlose aus der Welt zu schaffen. (...) Was dem Bürgerkrieg der Gegenwart eine neue, unheimliche Qualität verleiht, ist die Tatsache, dass er ohne jeden Einsatz geführt wird, dass es buchstäblich um nichts geht. (Hans Magnus Enzensberger) Der moderne Terrorismus ist sinnlos, und er versteht sich als sinnlos. Das macht ihn nur noch um so gefährlicher. Der neue oder der wilde Krieg wird um seiner selbst willen geführt, denn er – und auch das ist neu – ernährt diejenigen, die ihn führen. Krieg ist ihr Leben, und ihr Leben ist der Krieg. Der Frieden brächte sie um die Grundlage ihrer Existenz. (Wolfgang Sofsky) Die apokalyptischen Reiter sind wieder unterwegs – wenn dieses Bild nicht zu schade ist, um hier Anwendung zu finden. Schließlich sind sie nach der Offenbarung des Johannes Vorboten des Jüngsten Gerichts und geht es um den letzten Willen eines im theologischen Sinne gnädigen Gottes, nicht um die Fieberfantasien steinzeitlicher Fanatiker und Nihilisten. Widerstand nimmt hier, in klassischer Terminologie, die Formen eines gerechten Krieges an. In diesem geht es nicht nur darum, sich einem Angriff entgegenzustellen, sondern auch darum, die eigene entwickelte Kultur vor barbarischen Übergriffen zu schützen. In diesem Sinne ist z. B. ein bewaffnetes Vorgehen gegen den IS gerecht, der Krieg gegen den Irak war es nicht (weil hier aufseiten des Gegners weder von einem Angriff im klassischen Sinne noch von der Gefahr einer Barbarisierung entwickelter Kulturen die Rede sein konnte). Wissenschaft ist methodisch gewonnenes und methodisch begründetes Wissen. Auf ein solches Wissen sind moderne Gesellschaften, die in ihrem Wesen zu technischen Kulturen geworden sind, zunehmend angewiesen. Das gilt für alle gesellschaftlichen Bereiche, also auch den militärischen Bereich. Dieser Umstand macht sich vor allem in technischen Dingen geltend und damit in einem zunehmend komplexer werdenden Verhältnis von Wissenschaft und Technik. Nach üblicher Vorstellung herrscht die Wissenschaft über die Technik, die ihrerseits in der Gesellschaft oder über die Gesellschaft herrscht. Doch diese Vorstellung erfasst die Gegebenheiten im Verhältnis von Wissenschaft und Technik und die Wirklichkeit moderner technischer Kulturen immer weniger. Das Verhältnis von Wissenschaft und Technik ist nicht einfach, jedenfalls nicht in dem Sinne, dass die Wissenschaft immer zuerst und die Technik immer später kommt, dass die eine (Wissenschaft) als Forschungsform autonom und die andere (Technik) als Anwendungsform heteronom ist, dass die eine eigenen Zwecken, die andere fremden Zwecken folgt. Was im Sinne wachsender Interdependenz im Verhältnis von Wissenschaft und Technik gilt, gilt auch im Verhältnis von wissenschaftlich-technischer und gesellschaftlicher Entwicklung. Maßgebend sind hier die unübersehbare Verselbstständigungstendenz wissenschaftlich-technischer Rationalitäten und der Umstand, dass der Mensch in diesen wachsenden Rationalitäten nur umso mächtiger sich selbst gegenübertritt. Die Welt, als wissenschaftlich-technische Welt ein Werk, ein Artefakt des Menschen, nimmt selbst produktive Züge an. Nicht immer zum Besten dieser Welt; auch Entwicklungen, die sich aus ihrer Sicht als Fortschritte deuten lassen, schließen ambivalente Momente ein. Das machen nicht zuletzt wissenschafts- und technologieinduzierte Überbevölkerung, Gefährdungen der Biosphäre, möglich werdende Eingriffe in die (biologische) Natur des Menschen und eben auch waffentechnische Entwicklungen deutlich. Mit anderen Worten: Wissenschaft, Technik und Gesellschaft sind keine getrennten Welten; sie interagieren auf eine unauflösliche Weise – auch in Sachen Krieg und Frieden. Nicht der Krieg ist der Vater aller Dinge, wie wir bei Heraklit, wörtlich genommen, lesen, sondern die Technik, die ihre Dinge, und dazu gehören eben auch Waffen, schafft. Das ist nicht technikfeindlich gemeint, sondern beschreibt nur die ungeheure Innovationsfähigkeit des technischen Verstands, Arm in Arm mit dem wissenschaftlichen Verstand, im Guten wie im Bösen. Eine Welt der (technischen) Verfügbarkeiten wächst, und eine Orientierungswelt, die sich der Vernunft verdankt, hat Mühe, ihr zu folgen. Dabei macht auch der Versuch, zwischen militärischer und nichtmilitärischer Forschung zu unterscheiden, heute keinen Sinn mehr (es sei denn im sehr Speziellen). Alles, was die wissenschaftliche Forschung ausmacht und die Technologieentwicklung mit sich bringt, hat auch militärische Relevanz. Das gilt im Allgemeinen für Mathematik und Informatik, Künstliche Intelligenz, Robotik, für Soziologie und Politologie bis hin zur Psychologie ebenso wie für die im engeren Sinne technischen Wissenschaften im Besonderen. Was sich heute in der Halbleiterphysik, in der Lasertechnologie, in der Informatik tut, ist morgen überall; technische und strategische Bedeutung hat heute alles, was sich als Innovation in Wissenschaft und Technik geltend macht. Nicht mehr die militärische Forschung treibt die Technologieentwicklung voran, sondern umgekehrt die Technologieentwicklung die militärische Forschung. Beispiele sind die Satellitentechnologie und das Internet der Dinge, d. h. technische Formen der Selbstoptimierung und der Selbstkonfigurierung. Militärische Entwicklungen machen Gebrauch von einem wissenschaftlichen und technologischen Wissen, aber sie bestimmen dieses nicht mehr. Davon zeugt übrigens auch der im Militärwesen heute zentrale Begriff der Technologiefrüherkennung. Es geht nicht mehr um Technologieführerschaft, sondern um Technologieadaption – auf prognostischen und heuristischen Wegen. Die Zeiten eines Archimedes, der mit seiner Entwicklung von Kriegsmaschinen der antiken Technik und Mechanik neue Horizonte eröffnete, und die Zeiten Leonardos, dessen visionäre Konstruktionen, gerade auch im militärischen Bereich, die Welt der Wissenschaft und die Welt der Werkstätten, der Ingenieure, zusammenführte, sind längst vorbei, auch wenn der tatsächliche Stand der Militärtechnik alles ehemals Visionäre bei weitem übersteigt. Der militärische Kopf übernimmt, verstärkt, entwickelt weiter, aber er lenkt Wissenschaft und Technik nicht mehr. Er entdeckt im Entdeckten, erfindet im Erfundenen, nicht weniger wirksam als früher, nicht weniger bedrohlich und abschreckend als früher, doch nicht außerhalb, sondern innerhalb janusköpfiger Entwicklungen von Wissenschaft und Technik. Die sorgen schließlich auch dafür, dass, wie schon erwähnt, auch auf anderen Feldern, in allem, das heute auf die Stichworte nano, bio und neuro hört, Gefahrenpotenziale wachsen, Wissenschafts- und Technikszenarien nicht heller werden. Von einer heilen Welt, deren Teil ein ewiger Frieden wäre, sind wir weit entfernt und werden – eine Lehre aus Geschichte und Gegenwart – das wohl immer sein. Bildung und Ausbildung Das über die Interdependenz von Wissenschaft und Technik und die obsolete Unterscheidung zwischen militärischer und nicht-militärischer Forschung Gesagte betrifft auch den Begriff der Militärwissenschaft (früher: Kriegswissenschaft). Die mit diesem Begriff nahegelegte Annahme, es handele sich hier um eine eigene wissenschaftliche Disziplin, ist irreführend, insofern Krieg und Militär wohl ihre eigenen Gesetze haben, nicht aber diejenigen wissenschaftlich unterlegten technischen Mittel, die dabei Anwendung finden. Oder anders formuliert: Der Begriff der Militärwissenschaft (im Singular wie im Plural) bezeichnet keine Disziplin, die sich der wissenschaftlichen Entwicklung selbst verdankt, also basierend auf einer disziplinär geschlossenen eigenen Forschungsform, sondern eine Zusammenführung disziplinären Wissens unter gegebenen Zwecken, nämlich der militärischen Bildung und Ausbildung, also eine curriculare Sonderform. Wichtiger als terminologische und klassifikatorische Aspekte sind die Bildungs- und Ausbildungsaspekte selbst. Hier wird man ohne große Übertreibung sagen dürfen, dass diese, mit militärischen wie mit wissenschaftlichen Augen betrachtet, noch nie so wichtig und für die Zukunft, sowohl mit Blick auf das Militärwesen als auch auf alle anderen gesellschaftlichen Sektoren, entscheidend waren wie heute. Wenn nämlich das unter dem Stichwort Krieg und Frieden über neue Kriege, hier wiederum unter den Stichworten Entstaatlichung, Asymmetrisierung und Autonomisierung des Krieges, und das über Wissenschaft und Technik, die Selbstorganisation beider, Gesagte zutrifft, dann stellen sich die Anforderungen, dem sich das Militärwesen und die Gesellschaft insgesamt ausgesetzt sehen, in gänzlich anderer und bedrohlicherer Weise als früher. Heute ist es der Kopf, der den Umgang mit wissenschaftlichen, technischen und gesellschaftspolitischen Verhältnissen, zugleich sich radikal verändernden Gewaltformen, beherrscht, welcher den Anforderungen eines modernen militärischen Denkens und Handelns zu entsprechen vermag. Handwerk nimmt ab, verschwindet natürlich nicht, Kopfwerk nimmt zu. Das gilt allemal für die militärische Führungsebene. Hier zwingen insbesondere die nichtklassischen Formen kriegerischer Konflikte zu einem neuen Denken nicht nur auf der Strategieebene, wohin es zunächst einmal gehören mag, sondern auf allen Ebenen militärischer und gesellschaftlicher Wahrnehmung. Aus einem Handwerk, aus einer Kunst der Kriegsführung, wie man einmal sagte und damit im alten Sinne die Beherrschung eines regelgeleiteten Könnens meinte, ist eine wissenschafts- und technologiebasierte Wissensform geworden, handlungsorientierend wie eh und je, aber in einem Ausmaß voraussetzungsreich wie nie zuvor. Wo Kriege nicht mehr im alten Sinne militärische Auseinandersetzungen zwischen regulären Streitkräften sind, ist ein Denken gefragt, das in Analyse und Tat einer völlig neuen Komplexität zu entsprechen vermag – als ein selbst komplexes Denken und Handeln. Dem hat ein militärisches Bildungs- und Ausbildungssystem, so auch das österreichische System, eingebettet in ein differenziertes allgemeines Bildungs- und Ausbildungssystem, zu entsprechen. Es ginge darum, in hoheitlichen Verhältnissen Raum für die für ein Hochschulsystem, speziell ein Universitätssystem, unabdingbaren Autonomieelemente zu schaffen. Das wiederum sollte bei einer systematisch klaren Trennung zwischen institutionellem Auftrag und seiner Durchführung, unter Beachtung der zu wahrenden, autonome Elemente einschließenden Hochschulförmigkeit, möglich sein. In diesem Rahmen sollte ferner die Kooperation mit der Universität Wien in der Doktoratsausbildung verstärkt und gleichzeitig auf eine breitere fachliche und disziplinäre Basis gestellt werden. Fachliche oder disziplinäre Engführungen leisten heute keine Bewältigung von Problemen mehr, die sich selbst nicht mehr fachlich oder disziplinär definieren lassen. Ein modernes Militärwesen hätte angesichts der erwähnten gewaltigen Herausforderungen seinen überzeugenden akademischen Anschluss an das Wissen in all seinen wissenschaftlichen und technologischen Aspekten gefunden. Oder anders gesagt: Denken und Handeln angesichts wachsender Komplexitäten in Sachen Krieg und Frieden hätten selbst jene Fähigkeit, auf komplexe Weise zu denken und zu handeln, gewonnen, ohne die alles vergeblich wäre. Der Krieg in seinen alten und neuen Formen wäre nicht besiegt, aber ihm könnte mit allem, was eine aufgeklärte Gesellschaft weiß und kann, entgegengetreten werden.' Wissenschaft;Soziale Defizite bleiben Jahrzehnte lang bestehen – nicht nur bei isoliert gehaltenen Tieren, berichtet ein internationales Forscherteam. Graz/Wien – Wurden Schimpansen noch vor ihrem zweiten Geburtstag von der Mutter getrennt, bleiben sie auch als Erwachsene in Gruppen isoliert und zeigen Defizite im Sozialverhalten. Bisher war dies nur von lange isolierten Laborschimpansen bekannt. Österreichische und niederländische Forscher beobachteten bei Einschränkungen im sozialen Fellpflegeverhalten nun auch bei Individuen, die in Gruppen leben, und berichteten darüber im Fachblatt Scientific Reports. Soziale Fellpflege spielt bei Schimpansen eine wichtige Rolle für den Aufbau und Erhalt sozialer Beziehungen. Die von den Wissenschaftern für ihre Studie beobachteten verwaisten Schimpansen hatten weniger Partner, denen sie das Fell pflegten und waren auch weniger aktiv im Vergleich zu Schimpansen, die mit ihren Müttern aufwuchsen, erklärte Elfriede Kalcher-Sommersguter von der Universität Graz. Die Defizite zeigten sich jedenfalls nicht nur bei in Gruppen eingegliederten Schimpansen-Waisen, die jahrelang beispielsweise in einem biomedizinischen Labor in Einzelhaltung lebten. Auch Tieren, die schon bald nach der Trennung von ihren Müttern in Gruppen in Zoos gelebt hatten, waren betroffen. Der Verlust der Mutter in früher Kindheit wirkt sich auch bei Schimpansen gravierend auf spätere Sozialbeziehungen aus: Selbst Schimpansen, die bereits seit rund 40 Jahren in einer Gruppe lebten, zeigten diese Defizite, erklärte Jorg Massen von der Universität Wien. Zwischen 1950 und 1980 wurden tausende wild lebende Schimpansenjunge von Westafrika nach Europa, Japan und die USA exportiert, wo sie etwa in der Forschung eingesetzt wurden. Auch viele Zoo-Populationen stammen direkt von Schimpansen ab, die im Zuge dieser Exportwelle dorthin verfrachtet wurden. Wissenschaft;Außergewöhnlicher Fund auf einer Baustelle in Rennes. Rennes - Im Nordosten Frankreichs sind in einem Bleisarg aus dem 17. Jahrhundert die erstaunlich gut erhaltenen sterblichen Überreste einer bretonischen Adeligen gefunden worden. Der etwa 1,45 Meter große Leichnam stamme aus einem Grab einer Kapelle des Klosters St. Joseph in Rennes, teilten mit der Erforschung des Fundes befassten Wissenschafter mit. Fotos finden Sie hier. Der Fund wurde im März des vergangenen Jahres auf einer Baustelle für ein Kongresszentrum gemacht. Danach fanden die Wissenschafter vor Ort noch vier weitere Bleisärge sowie 800 weitere Gräber. Diese enthielten allerdings nur noch Skelette. In dem Bleisarg hingegen blieben sogar die Schuhe, die Haube und die Kleider der Toten erhalten. Es handle sich wahrscheinlich um die Überreste von Louise de Quengo, der Witwe eines bretonischen Adeligen, teilten die Forscher mit. Sie starb 1656 im Alter von etwa 60 Jahren und hatte sich offenbar in das Kloster zurückgezogen, um dort ihren Lebensabend zu verbringen. Bei ihrer Bestattung trug sie schlichte Kleidung bestehend aus einem Leinenhemd, einer Kniehose aus Wolle, einem Gewand aus grobem Stoff, einem Umhang und Schuhen mit Korksohle. Ihr Gesicht wurde mit einem Leichentuch verhüllt. Sie und ihre Kollegen hätten gleich gesehen, dass es sich um ein besonderes Grab handelte, sagte die Archäologin Rozenn Colleter vom Pariser Forschungsinstitut INRAP. Unter dem Umhang hätten sie Hände erkannt, die ein Kruzifix hielten. Die Tote wurde aufwendig untersucht. Mit Louise haben wir eine Überraschung nach der anderen erlebt, sagte der Radiologe Fabrice Dedouit zu der Prozedur. Die medizinischen Untersuchungen ergaben Nierensteine und Verklebungen der Lunge. Das Herz der Frau sei nach ihrem Tod mit echtem chirurgischen Können entnommen worden. De Quengos Kleider wurden restauriert und sollen ausgestellt werden. Ihre sterblichen Überreste sollen in ein paar Monaten in Rennes neu beigesetzt werden. Wissenschaft;Eine strikte Haltung wird geschätzt, ergab eine Wiener Studie. Wien – Wenn eine Behörde rigoros straft, aber dabei die Richtigen erwischt, fühlen sich Bürger bei ihr gut aufgehoben und zahlen ihre Steuern, fanden Wiener Psychologen heraus. Der Schlüssel zu einer guten Zahlungsmoral ist, dass das Finanzamt als vertrauensvoller und unterstützender Partner erlebt wird. Die Forscher identifizierten eine negative und positive Seite der Behörden-Macht. Die Wiener Forscher gehen in ihrem sogenannten Slippery Slope-Modell davon aus, dass die Zahlungsmoral einerseits vom Machtgefüge zwischen dem Steuerzahler und der Behörde und andererseits vom Vertrauen in die Behörde abhängt. Weitere wichtige Aspekte in dem Machtgefüge sind die Steuerlast, die Höhe der drohenden Strafen und die Wahrscheinlichkeit überprüft zu werden. Vertrauen in das Steuersystem hänge stark davon ab, wie gut Menschen über die Steuerbestimmungen informiert sind und ob sie sich gerecht behandelt fühlen, erklärte die Wirtschaftspsychologin Eva Hoffmann. Sie untersucht Steuerehrlichkeit zusammen mit Kollegen um Barbara Hartl vom Institut für Angewandte Psychologie: Arbeit, Bildung, Wirtschaft der Universität Wien im Rahmen eines vom Wissenschaftsfonds FWF geförderten Projekts. Dabei identifizierten die Wissenschafter zwei Arten von Macht: Einerseits eine klare, harte Macht, die mit Strafen und der Wahrscheinlichkeit erwischt zu werden zusammenhängt, sozusagen die negative Seite der Macht. Andererseits gebe es aber auch eine positive Macht, die unterstützende Seite der Behörde, indem sie sich bemüht, Steuerzahlen möglichst einfach und angenehm zu gestalten. Es könne nämlich auch attraktiver sein, mit ein, zwei Knopfdrücken die Abgaben abzuführen, als sich lange und mühselig zu überlegen, wie ich hinterziehen kann, sagte Hofmann. Im Gegensatz zur negativen Seite der Macht, die sich auf Bestrafung stützt, könne es bei der positiven Seite sogar zu einer gewissen Identifikation mit der Behörde kommen, da sich viele Durchschnittssteuerzahler mit dem Gesamtziel – nämlich Einkommen gerechter zu verteilen – prinzipiell identifizieren könnten. In ihren Experimenten haben die Psychologen herausgefunden, dass die Konfrontation mit der negativen Seite der Macht nicht nur zu einem negativen Gefühl des Zwangs zum Zahlen führt. Diese Strafen können ein Sinnbild für etwas sehr Positives sein, so Hofmann. Hat man nämlich Vertrauen, dass die Behörde die Hinterzieher findet und bestraft, fühlen die Menschen sich und ihren Steuerbeitrag gewissermaßen beschützt. Wenn nun beispielsweise Ex-Politiker mit zweifelhaften Methoden konsequenzlos Steuervermeidung betreiben oder sich Großkonzerne der Besteuerung teilweise entziehen, wirke das natürlich nicht förderlich. Abseits davon führte in den Untersuchungen schon alleine der Umstand, dass die Steuerbehörde in den Experimenten mehr oder weniger unterstützend beschrieben wurde, zu einem anderen Verhalten der Testpersonen. Anscheinend sind die Information über eine Steuerbehörde, die auch stark von den Medien weitergegeben werden, hier wesentlich, erklärte die Forscherin. Diese Erkenntnisse seien in diesem Zusammenhang neu und etwas, das in der Steuerpolitik und in der Kontrolle mitbedacht werden sollte. Das passiere auch, denn einen Austausch zwischen den Wiener Psychologen und den Steuerbehörden gebe es schon seit einigen Jahren. Diese Zusammenarbeit habe zu massiven Verbesserungen des Service-Angebots geführt. Neben den Niederlanden sei die österreichische Steuerbehörde hier wirklich ein Aushängeschild, sagte Hofmann. Nicht-Wissenschaft;Angesichts der Krise in Europa erklären immer mehr Regierungen, einen Beitrag leisten zu wollen. Cristina Kirchners Stimme überschlug sich fast. Die Bilder des ertrunkenen dreijährigen Syrers Aylan Kurdi, der an einem Strand in der türkischen Tourismusregion Bodrum gefunden wurde, lösten auch in Argentinien Bestürzung aus. Niemand soll uns gewisse Länder des Nordens als Beispiel nennen, sagte Argentiniens Präsidentin bei der Eröffnung eines Gesundheitszentrums am Mittwoch, die Immigranten ausweisen und zulassen, dass Kinder am Stand ertrinken. Es sei unchristlich, so die Staatschefin, und ein Zeichen von Dekadenz, Immigranten von einem Land ins andere zu schieben, als ob sie Gepäckstücke wären. Wir, ein Land der Zuwanderer, sind hingegen ein Beispiel – unsere Großeltern sind alle Schiffen entstiegen. Angesichts der Flüchtlingskrise in Europa haben auch die Regierungen Venezuelas und Chiles Bereitschaft bekundet, Menschen aus Nahost-Staaten, in denen ein Bürgerkrieg tobt, aufzunehmen. Panamas Präsident Juan Carlos Varela erklärte, die Welt müsse angesichts des sinnlosen Krieges im Irak und in Syrien die Tore öffnen. Auch sein Land sei bereit, Flüchtlinge aufzunehmen, falls Bedarf bestehe. Konkrete Zahlen nannte er nicht. Brazil has taken in more Syrian refugees than any other country in Latin America. pic.twitter.com/4eNhi5141R Tatsächlich aufgenommen hat die meisten syrischen Flüchtlinge in Lateinamerika Brasilien: Laut offiziellen Angaben wurden seit 2011 insgesamt 2.077 Asylanträge positiv beschieden, das sind mehr als in Griechenland oder Spanien und nur knapp weniger als in Kanada, das mit 2.374 Syrern amerikaweit die meisten Flüchtlinge aufgenommen hat. In den USA waren es 1.243. Brasilien erlaubt es Asylwerbern, die auf die Bearbeitung ihres Antrags warten, Arbeit anzunehmen, ihre Kinder haben Zugang zum staatlichen Bildungssystem. Flüchtlinge aus Syrien können in den brasilianischen Botschaften in Nachbarländern Asyl beantragen, humanitäre Visa werden automatisiert ausgestellt. Die Einreiseerleichterungen für Opfer des Konflikts in Syrien sind zeitlich befristet: Am 21. September wird entscheiden, ob sie verlängert werden. Justizminister Beto Vasconcelos, in dessen Zuständigkeit das Flüchtlingswesen fällt, geht davon aus, dass das Land weiter Hilfe leisten wird. Da der Konflikt weitergeht, wird die Regierung wohl entscheiden, die Regelung zu verlängern und so ihre internationalen Verpflichtungen einzuhalten, sagte er der Folha de São Paulo. In zahlreichen lateinamerikanischen Ländern gibt es syrische Communitys, die allerdings die arabische Sprache nicht behalten haben. Die meisten kamen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als hauptsächlich Christen vor der Herrschaft der Ottomanen flüchteten. Wissenschaft;Nasa präsentiert größte Zahl neuer Welten, die je auf einmal bekanntgegeben worden ist. Washington – Nasa-Astronomen haben in Washington über 1.000 neue Exoplaneten präsentiert. Zwar war die Existenz der mit dem Weltraumteleskop Kepler erspähten Welten bereits vermutet worden, eine neue Analyse bestätige nun aber, dass es sich bei 1.284 der Kepler-Kandidaten zu mehr als 99 Prozent tatsächlich um ferne Exoplaneten handle, teilte die Nasa am Dienstag in Washington mit. Das ist die größte Zahl von Exoplaneten, die je auf einmal bekanntgegeben worden ist, sagte der Hauptautor der im Astrophysical Journal veröffentlichten Analyse, Timothy Morton von der Princeton University (US-Staat New Jersey), auf einer Pressekonferenz in Washington. Mit der neuen Untersuchung habe sich die Zahl bestätigter Kepler-Exoplaneten mehr als verdoppelt, betonte Nasa-Chefwissenschafterin Ellen Stofan. Die Forscher um Morton hatten mit statistischen Methoden alle 4.302 Planeten-Kandidaten analysiert, die Kepler bis zum Juli 2015 entdeckt hatte. 984 davon waren bereits mit anderen Techniken als tatsächliche Exoplaneten bestätigt worden. 1.284 weitere identifizierte das Forscherteam nun als echte Planeten. Bei 707 anderen handelt es sich dagegen wahrscheinlich um einen Fehlalarm. Die verbleibenden 1.327 Kandidaten haben zwar eine größere Wahrscheinlichkeit, echte Planeten zu sein als ein Fehlalarm, ihr Status lässt sich aber noch nicht klären. 550 der nun verifizierten Exoplaneten sind klein genug, um Felsplaneten zu sein. Neun davon kreisen in der habitablen Zone um ihre Sterne, also jenem Bereich, in dem Wasser zumindest theoretisch flüssig sein könnte, was als Mindestanforderung für die Entwicklung von Leben, wie wir es kennen, gilt. Damit steigt die Zahl der bekannten potenziell lebensfreundlichen Welten auf 21. Das macht uns Hoffnung, dass wir irgendwann da draußen bei einem Stern ähnlich unserem eigenen eine weitere Erde entdecken, meint Stofan. Laut Natalie Batalha, Koautorin der Studie und Mitglied des Keplerteams am Ames Research Center der Nasa in Moffett Field, verhelfen die nun vorgelegten Erkenntnisse zu einer besseren Einschätzung, wie häufig Exoplaneten mit annähernd Erdgröße und mit lebensfreundlichen Bedingungen existieren könnten. Der nach dem deutschen Astronomen Johannes Kepler benannte Planetenjäger hat ab 2009 vier Jahre lang in einem kleinen Himmelsausschnitt die Helligkeit von rund 150.000 Sternen genau verfolgt. Nur falls ein Planet von der Erde aus gesehen genau vor seinem Stern vorbeiläuft, kann das Weltraumteleskop ihn entdecken. Unter dieser Voraussetzung lässt sich aus den von Kepler gefundenen Exoplaneten auf die tatsächliche Planetenhäufigkeit in der Milchstraße hochrechnen. Nach dem Ende der regulären Mission ging das Observatorium, das wiederholt mit technischen Problemen zu kämpfen hatte, mit der K2-Mission in die Verlängerung. Nachdem sich Kepler Anfang April vorübergehend in einen Notfallmodus versetzt hatte, arbeite das Teleskop inzwischen wieder normal, betonte NASA-Missionsmanager Charlie Sobeck. Der Treibstoff dürfte nach seinen Worten noch für zwei weitere Jahre reichen. 2018 will die NASA dann den Kepler-Nachfolger Tess ins All schicken, der mit derselben Methode 200.000 Sterne unserer direkten kosmischen Umgebung auf Planeten untersuchen soll. Nicht-Wissenschaft;Asfinag investierte rund 280 Millionen Euro. Spital am Pyhrn/Ardning – Beim Vollausbau der Pyhrnautobahn (A9) ist eine weitere Etappe abgeschlossen: Der Tunnel durch den Bosruck zwischen Oberösterreich und der Steiermark geht kommende Woche in Betrieb. Der offizielle Festakt zur Freigabe findet morgen, Samstag am Nordportal in Spital am Pyhrn in Oberösterreich statt. Mit dem Bau der ersten Röhre war 1978 begonnen worden, seit 1983 stand sie dem Verkehr zur Verfügung, aber nur einspurig und mit Gegenverkehr. Deshalb wurde 2010 die Errichtung einer zweiten Tunnelröhre in Angriff genommen. Sie wurde 2013 fertiggestellt und gleich anschließend die Sanierung der ersten gestartet. Nunmehr ist der Vollausbau abgeschlossen. Die Asfinag investierte in beides zusammen rund 280 Millionen Euro. Der rund 5,4 Kilometer lange Tunnel der A9 durch den über 2.000 Meter hohen Bosruck zwischen den Gemeinden Spital am Pyhrn in Oberösterreich und Ardning in der Steiermark wird täglich von rund 18.000 Kfz benützt. Er ist mit den europaweit modernsten Sicherheitseinrichtungen wie dam Geräuscherkennungssystem Akut ausgestattet: Spezialmikrofone erkennen ungewöhnliche Geräusche im Tunnel wie etwa splitterndes Glas oder eine Vollbremsung mit quietschenden Reifen. Außerordentliche Ereignisse wie Unfälle können dadurch in der zuständigen Überwachungszentrale Ardning im obersteirischen Bezirk Liezen schneller erkannt werden und die Alarmierung von Einsatzkräften rascher erfolgen. Ein Thermoscanner prüft Schwerfahrzeuge über 7,5 Tonnen vor der Einfahrt von Spezialkameras und -sensoren auf heiße Bestandteile wie Bremsen, Motor, Turbolader. Wird ein Grenzwert überschritten, muss das Fahrzeug erst abkühlen. Die in einem Tunnel besonders gefährlichen Lkw-Brände können so bereits im Vorfeld vermieden werden. Weil nun zwei Röhren vorhanden sind kann der Verkehr bei einer Störung in einer der beiden in die andere wechseln. Eine Umleitung über den Pyhrnpass und Liezen ist dann nicht mehr notwendig. Die Pyhrn-Achse soll bis 2019 voll ausgebaut sein. Bis dahin schließt die Asfinag in Oberösterreich mit der Tunnelkette Klaus durch die 2013 begonnene Errichtung von insgesamt sechs Brücken und vier zweiten Tunnelröhren eine knapp acht Kilometer lange Lücke. In der Steiermark soll die seit 2013 in Bau befindliche neue Röhre des 8,3 Kilometer langen Gleinalmtunnels im Sommer 2017 für den Verkehr freigegeben werden. Im Anschluss erfolgt die Generalsanierung des 37 Jahre alten Bestandstunnels bis zum Frühjahr 2019. (APA, 16.10.2015) Wissenschaft;Experiment zeigt: Kaum etwas lässt sich so leicht anpeilen und schnappen wie etwas Gestreiftes. Cambridge – Die Hinweise verdichten sich, dass Zebras ihr auffälliges Streifenmuster zum Schutz vor Tsetsefliegen und anderen krankheitsübertragenden Insekten entwickelt haben. Für deren optische Wahrnehmung löst sich der Zebrakörper in Teilflächen auf, die den Insekten nicht als lohnenswerte Anflugziele erscheinen. Für diese These spricht das geografisch unterschiedlich stark ausgeprägte Streifenmuster bei Zebras und nah verwandten Arten, das mit dem Verbreitungsgebiet der fliegenden Schädlinge korreliert. So hatte das vom Menschen ausgerottete Quagga aus Südafrika nur einen gestreiften Hals und Kopf, während beim Wildesel Nordafrikas nur die Beine gestreift sind. Wo die Fliegen zuhause sind, herrscht hingegen ein vollständiges Streifenkleid vor. Früher wurde das Streifenmuster vor allem als Tarnung betrachtet, obwohl es kaum eine auffälligere Erscheinung zu geben scheint als ein Zebra. Hitzeflimmern und ein Hintergrund aus hohem Gras sollen – angeblich – zusammen mit den Streifen einen Tarneffekt ergeben. Sonderlich überzeugend wirkt diese Erklärung jedoch nicht. Eine andere Hypothese besagt, dass sich Zebras dadurch leichter Raubtieren entziehen können. Wenn beispielsweise eine Löwin in eine Zebraherde einfällt und die Tiere auseinanderstieben, finde sich die Jägerin plötzlich in einem sinnverwirrenden Wirbel aus Streifen wieder, der es ihr schwermache, ein einzelnes Zebra herauszugreifen. Motion dazzle nennt sich dieser Effekt im Englischen. In Tierdokumentationen kann man diese Erklärung immer noch häufig hören. Forscher der Universität Cambridge erteilen ihr nun jedoch eine Absage. Sie haben die Wirkung von Streifen auf einen Jäger nämlich im Experiment überprüft. Zwar nicht mit Raubkatzen, sondern mit Menschen – aber die Ergebnisse waren dennoch eindeutig, wie das Team um Anna Hughes im Fachjournal Frontiers in Zoology berichtet. In ihrem Experiment ließen die Forscher 60 Probanden am Touchscreen Jagd auf bewegliche und unterschiedlich gemusterte Objekte machen: horizontal, vertikal und diagonal gestreifte ebenso wie einfärbige. In der ersten Runde machten die Probanden Jagd auf einzelne Objekte – dabei erwiesen sich horizontal gestreifte Objekte stets als die leichteste Beute. Und wenn am Bildschirm mehrere Objekte herumschwirrten? Wo der Motion dazzle zum Tragen kommen sollte, machte die Orientierung der Streifen nun keinen Unterschied mehr. Ob horizontal, vertikal oder diagonal gestreift – alle Objekte wurden gleich schnell erwischt. Aber allesamt gingen sie den Jägern leichter ins Netz als die einfärbigen. (jdo, 16. 8. 2015) Nicht-Wissenschaft;Faymann: Klar, dass kein einziger Flüchtling weniger kommt, egal welche Mittel man heranzieht – Mittwochabend 6.000 Menschen an Grenze bei Spielfeld, auch Slowenien erwägt Grenzmaßnahmen. Brüssel/Prishtina/Wien – Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) hat nach einem Telefonat in Übereinstimmung mit EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker klargestellt, dass Zäune keinen Platz in Europa haben. Das teilte die EU-Kommission nach dem Gespräch der beiden am Mittwochabend mit. Zuvor hatte Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) von einem Zaun als technischer Sperre gesprochen. Faymann will keine Zäune an Österreichs Grenzen sehen, auch wenn nach dem Ministerrat am Mittwoch von technischen Sicherungen an der Grenze zu Slowenien die Rede war. Es kommt weder ein Zaun zu Ungarn noch ein Zaun zu Slowenien, sagte Faymann abends in der ZiB 2. Innerhalb von Schengen gebe es keine Zäune. Was nun an der Grenze zu Slowenien genau geplant ist, soll laut Faymann die Innenministerin vorschlagen. Sie solle gemeinsam mit Deutschland klären, ob man bei den Kontrollen etwas ändern müsse. Klar sei aber, dass kein einziger Flüchtling weniger kommen werde, egal welche technischen Hilfsmittel man heranziehe oder was man organisatorisch ändere: Wer das vorspielt, streut Menschen Sand in die Augen. Um die Situation zu entschärfen, müsse in erster Linie die Lage in den Krisengebieten selbst verbessert werden. Während ihres Besuchs des steirischen Grenzübergangs Spielfeld am Dienstag hatte Mikl-Leitner das Wort Zaun noch vermieden. Am Mittwoch sagte sie dann: Natürlich geht es auch um einen Zaun. Etwa zehn Tage solle die Planung der technischen Sperre dauern. Es gehe aber nicht darum, rund um Österreich einen Zaun zu bauen. Und: Ein Zaun hat auch ein Tor. Faymann und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) versicherten nach dem Ministerrat, dass sich die Republik nicht abschotten wolle. Es ist ein Unterschied, ob man eine Grenze baut oder ob man ein Türl baut mit Seitenteilen, sagte der Bundeskanzler am Vormittag. Bundespräsident Heinz Fischer, derzeit auf Besuch im Kosovo, äußerte bei einer Pressekonferenz mit seiner kosovarischen Kollegin Atifete Jahjaga Verständnis für die Ankündigung der Innenministerin. Österreich sei angesichts der Zahl der Flüchtlinge an die Grenzen der Kapazitäten gestoßen, so Fischer. Man soll jetzt einmal abwarten, wie die Resultate konkret ausschauen. Verteidigungsminister Gerald Klug (SPÖ) antwortete auf die Frage, ob es sich um Zäune handeln werde, dass es viele Möglichkeiten gebe, etwa Absperrgitter oder Container. Sie sollten auf jeden Fall eine geordnete, aber kontrollierte Abwicklung der Flüchtlingsbewegung ermöglichen. Keinesfalls dürfe man jedoch den Aspekt der Menschlichkeit aus den Augen verlieren. Täglich kommen tausende Flüchtlinge über die steirisch-slowenische Grenze nach Österreich. Am Mittwoch gegen 19 Uhr befanden sich im Sammelzentrum in Spielfeld rund 6.000 Flüchtlinge, teilte die Polizei mit. Der Großteil konnte in den beheizten Zelten des Roten Kreuzes untergebracht werden, man bemühe sich, in der Nacht noch bis zu 2.000 dieser Menschen in Transitquartiere zu bringen, sagte Polizeisprecher Joachim Huber. Slowenien erwägt unterdessen ebenfalls weitere Maßnahmen an der Grenze. Sollten die beim EU-Sondergipfel zur Flüchtlingskrise getroffenen Vereinbarungen nicht umgesetzt werden, werde auch Slowenien zusätzliche Maßnahmen ergreifen müssen, um den Zustrom von Flüchtlingen einzudämmen, sagte Ministerpräsident Miro Cerar nach einer Sitzung des slowenischen Sicherheitsrats. Beim Sondertreffen am Sonntag wurde vereinbart, dass auf der Balkan-Route 100.000 Unterkünfte geschaffen werden sollen. Zur besseren Information über die Flüchtlingsströme werden alle Staaten eine Kontaktperson nennen, das Grenzmanagement wird verstärkt. Dass die Entscheidungen des Balkangipfels rasch umgesetzt werden müssen, um eine humanitäre Katastrophe auf dem Westbalkan zu vermeiden, darüber waren sich auch Faymann und Juncker einig. Insbesondere müssten Aufnahmekapazitäten für 50.000 Flüchtlinge auf der Balkanroute geschaffen werden. Juncker habe Faymann aufgerufen, eng mit der Kommission und dem UN-Flüchtlingshochkommissariat zusammenzuarbeiten, um sicherzustellen, dass dieses Ziel so rasch wie möglich erreicht werde, auch durch einen Beitrag Österreichs. Der permanente Kontakt der Chefs und der Kotaktpersonen der betroffenen Staaten sei wichtig. Die EU-Kommission hat für Donnerstag eine erste Videokonferenz einberufen, um die Fortschritte zu prüfen. Nicht-Wissenschaft;Das Theater Dschungel Wien führt – mit starker Fee – zu "Peter Pan" ins Nimmerland. Wien – Einem des Fliegens mächtigen Abenteurer in ein unbekanntes Land folgen, wo man immer Kind bleiben kann: Davon lässt sich gut erzählen. James Matthew Barrie hat die Geschichte vom Nicht-Erwachsenwerden-Wollen 1902 erstmals veröffentlicht. Von Peter Pan gibt es seither mehr als ein Dutzend Verfilmungen und unzählige Übersetzungen (u. a. von Erich Kästner). Am bekanntesten wurde über die Jahre ebenjener Abschnitt, in dem Peter in einem Londoner Kinderzimmer auf Wendy trifft und mit ihr ins Nimmerland aufbricht, wo sie die Mutterrolle der verlorenen Buben einnimmt. Im Dschungel Wien trägt Peter Pan (Sven Kaschte) erstaunlicherweise Vollbart und ist nicht mehr der Allerjüngste – eine von vielen herausfordernden Ideen Julia Burgers, deren Inszenierung für die Verzaubertheit des fiktiven Traumlandes und seiner Bewohner schöne szenische Übersetzungen bereithält. Wendy (Mira Tscherne) fliegt an einem Akrobatikseil durch die Lüfte. Mit Lichterketten wird das Nimmerland angeknipst, ein Klappmaulkrokodilskopf schleicht durch die nebelverhangene, dicke Piratenluft. Vor allem treibt Steffi Jöris (als misslaunige Fee Glöckchen sowie als Captain-Hook-Assistent) das Spiel voran. Mit stimmlicher wie akrobatischer Präzision (manche Darsteller sprechen zu verhuscht) schafft sie stets Konzentration in dieser nicht immer geschickt getakteten Inszenierung: Dramatische Momente werden zu kurz gehalten, verdichtete Stimmungen an Action verschenkt (das Hook-Gestampfe). Dabei haben Julia Burger und Julia Perschon eine schöne Textfassung erstellt, die literarischen Esprit ausstrahlt, ohne altmodisch zu wirken. Bevor am Schluss die Rosenblütenbomben platzen, kämpfen Captain Hook (Maartje Pasman) und Peter miteinander. Geht einer zu Boden, so kommentiert ein sechsjähriger Zuseher das im nach innen gekehrten Flüsterton als ein urschönes Foul. Es wäre zudem noch schön gewesen, hätte dieser Peter Pan neben dem Mutterkult auch ein wenig Vaterkult eingeführt. Nicht-Wissenschaft;Neuerer Prozessor, deutlich stärkere Kamera und Wasserschutz – Modell mit 2 GB RAM. Eigentlich hätte das neue Moto G am Dienstag im Rahmen eines großen Motorola-Presseevents in New York vorgestellt werden sollen. Diesen Umstand hätte das zu Lenovo gehörige Unternehmen aber eventuell auch all seinen Dependancen erläutern sollen. Und so kommt es, dass das Moto G (2015) bereit wenige Stunden zuvor in einem separaten Event in Indien präsentiert wurde. Große Geheimnisse gab es hier aber ohnehin nicht mehr zu lüften: Die Eckdaten waren bereits vorab durchgedrungen, nachdem ein Händler die Produktseite verfrüht online gestellt hatte. Und so bestätigt sich, dass eine der Kernkomponenten im Vergleich zum Vorjahresmodell unverändert bleibt: Es gibt also wieder einen 5-Zoll-Bildschirm mit einer Auflösung von 1.280 x 720 Pixel. Ein leichtes Update hat man dem Prozessor verpasst, statt einem Snapdragon 400 gibt es nun dessen Nachfolger, den Snapdragon 410. Dabei handelt es sich um einen Quadcore, der mit maximal 1,4 GHz getaktet ist. Deutliche Verbesserungen verspricht Motorola hingegen für die Kamera: Auf der Rückseite befindet sich ein Modell mit 13-Megapixel-Sensor und Dual-Tone-Flash, die Linse wird mit einer Blende von f/2.0 angegeben. An der Vorderseite kommt ein 5-Megapixel-Sensor zum Einsatz. The wait is finally over! Introducing #MotoG (3rd Gen). A phone that’s always there for you. #IPx7 pic.twitter.com/DzNkqdrTwl Das neue Moto G soll es in zwei Ausführungen geben: Eine mit 1 GB RAM und 8 GB lokalem Speicherplatz sowie eine zweite mit 2 GB RAM und 16 GB Speicherplatz. Das Smartphone ist nach IPX7 gegen Wasser geschützt, es wird LTE unterstützt, Dual-SIM-Support ist wie gewohnt von der jeweiligen Region abhängig. Als Software kommt das aktuelle Android 5.1.1 zum Einsatz. Das Aussehen des Moto G (2015) soll sich – wie schon bisher beim Moto X – individuell anpassen lassen. In Regionen, wo Motomaker verfügbar ist, geht dies über die zugehörige Webseite, wo zehn Rückseitenfarben geboten werden sollen, die sich mit zehn Akzentfarben kombinieren lassen. Die Vorderseite kann zudem wahlweise schwarz oder weiß sein. Ist Motomaker nicht verfügbar soll es zumindest noch eine Auswahl an unterschiedlichen Hüllen geben. Das Moto G 2015 ist umgehend erhältlich – und zwar auch in Europa. Für Deutschland gibt man den Preis mit 229 Euro für die Ausführung mit 8 GB an, wer das Ganze bei Motomaker individuell anpassen will, muss 249 Euro zahlen. Das 16 GB-Modell kostet bei Motomaker dann 279 Euro. Derzeit steht dieser Service allerdings in Österreich nicht zur Verfügung. (apo, 28.7.2015) Nicht-Wissenschaft;Neue Erkenntnisse zum Tathergang – Zugverbindungsauskunft gefunden – Selbstmord in der Nacht auf 3. Jänner. Gmunden/Salzburg/Darmstadt – Neue Erkenntnisse zum Tathergang im Fall der im Traunsee bei Gmunden entdeckten zwei Leichen hat das Landeskriminalamt OÖ am Freitag bekannt geben. So dürfte sich der Mann in der Nacht vom 2. auf den 3. Jänner ertränkt haben. Zuvor hatte er erst zwei Nächte in Gmunden und dann eine weitere in Salzburg verbracht, bevor er mit dem Zug über Attnang-Puchheim an den Traunsee zurückkehrte. Bereits in der Wohnung im deutschen Bundesland Hessen hatte der 72-Jährige seine um ein Jahr jüngere Frau erdrosselt, ihren Leichnam zerstückelt und in Koffer gepackt. Den Kopf betonierte er ein, bevor er diesen in einem Gepäckstück verstaute. Am 30. Dezember fuhr er mit einem blauen Opel Corsa an den Traunsee, wo er bis zum 1. Jänner blieb, bestätigte der Leiter des Landeskriminalamtes OÖ, Gottfried Mitterlehner. Es sei wahrscheinlich, dass er in dieser Zeit die sterblichen Überreste seiner Frau versenkte. Zu Neujahr am Vormittag dürfte er mit dem Auto nach Salzburg gefahren sein. Dort checkte er laut Ermittlungen in ein Hotel ein. Dann habe er sich nach einer Zugverbindung nach Gmunden erkundigt. Einen entsprechenden Computerausdruck fanden die Kriminalisten bei den privaten Utensilien des Pensionisten. Nachdem es keine gesicherten Hinweise auf eine weitere Übernachtung am Traunsee gebe, geht Mitterlehner davon aus, dass der Ehemann in der Nacht auf den 3. Jänner mit zwei schweren Gepäckstücken an den Händen gebunden in den See gegangen ist. Am Vormittag jenen Tages fand ein Anrainer dann den ersten Koffer mit Leichenteilen der Frau, ein Spürhund wenige Stunden später den nächsten. Am 4. Jänner stießen Cobra-Taucher dann in fünf Metern Tiefe auf den Leichnam des Mannes sowie den eingepackten Kopf der Gattin. Die Ermittlungen zum Motiv führt die Staatsanwaltschaft Darmstadt, nachdem in der Wohnung des Ehepaares der Mord begangen wurde. Am Freitag wurden laut deren Sprecherin Nina Reininger noch Bekannte und Angehörige gesucht, damit mit der Einvernahme begonnen werden kann. Die Beweggründe für die grausige Tat blieben vorerst weiter im Dunkeln. Es wurde kein Abschiedsbrief gefunden, erklärte sie. Nicht-Wissenschaft;Team Stronach kritisiert "mangelnden Sparwillen der Regierungsvertreter" – Kurz ist Ausgabenkaiser. Wien – Die Bundesregierung hat im Jahr 2014 insgesamt knapp 2,7 Mio. Euro für Repräsentation ausgegeben. Das geht aus der Beantwortung einer Anfrageserie des Team Stronach hervor. Abgeordnete Martina Schenk kritisierte den mangelnden Sparwillen der Regierungsvertreter. Verteidigungsministerium nannte keine Details Die höchsten Repräsentationsausgaben hat das Außenministerium mit knapp 498.000 Euro zu verzeichnen. Im Landwirtschaftsministerium wurden für diesen Budgetposten rund 369.000 Euro ausgegeben. Etwa 333.000 Euro waren es im Vorjahr im Infrastrukturministerium und 300.000 Euro im Finanzministerium. Bei Kanzleramtsminister Josef Ostermayer beliefen sich die Repräsentationsausgaben auf rund 284.000 Euro und bei Bundeskanzler Werner Faymann (beide SPÖ) auf 170.000 Euro. Die geringste Summe wurde im Gesundheitsministerium benötigt, wo es lediglich 6.800 Euro waren. Das Verteidigungsressort nannte keine Details. Sparsames Familienministerium Die Kosten für Lebensmittel und Getränke etwa bei Veranstaltungen wurden extra angeführt, wobei das Justiz- sowie das Innenministerium hier auch die Verpflegung etwa in Justizanstalten angab und somit auf einen sehr hohen Betrag kam – das Justizressort etwa auf insgesamt 9,7 Millionen Euro. Abgesehen davon belief sich der Betrag etwa im Finanzministerium auf 203.000 Euro. Im Wirtschaftsministerium wurden knapp 74.000 Euro für Lebensmittel und Getränke ausgegeben und im Infrastrukturministerium 73.000 Euro. Im Familienministerium hingegen waren es nur 8.500 Euro. Sparen sieht anders aus, meinte Team Stronach-Mandatarin Schenk zu den in den Beantwortungen genannten Summen. Nicht-Wissenschaft;In Babak Najafis Actionspektakel mit Aaron Eckhart und Gerard Butler wird ordentlich geklotzt. Vor drei Jahren war es das Weiße Haus, das in Olympus Has Fallen von nordkoreanische Terroristen in Schutt und Asche gelegt wurde. Im Sequel London Has Fallen (Regie: Babak Najafi) wird nicht mehr gekleckert, sondern ordentlich geklotzt: Ein US-Drohnenangriff mit familiärem Kollateralschaden verursacht einen umfassenden Rachefeldzug gegen westliche Oberhäupter, die sich in der britischen Hauptstadt zum Staatsbegräbnis versammelt haben. Während also der Präsident (Aaron Eckhart) und sein Leibwächter (Gerard Butler) von der Meute gehetzt eine etwas andere Form der Stadtflucht praktizieren, wartet die Welt vor den Monitoren, ob der mächtigste Mann der Welt tatsächlich seine letzten Worte live spricht. Obwohl der Terror in diesem Film keine schurkenstaatliche Unterstützung erfährt, bleibt in dem Actionspektakel ausreichend Platz für Paranoia und Verschwörungstheorie. Nicht-Wissenschaft;'Menschen & Mächte: Der 1. Mai, Oktoskop: Edge Becs, Monty Python – Der Sinn des Lebens, Im Zentrum, The Wolf of Wall Street, Hubert von Goisern: Brenna tuat''s schon lang. 11.05 DOKUMENTATIONMenschen & Mächte: Der 1. Mai – Ein Feiertag macht Geschichte Eine Dokumentation über den illegalen Kampftag der Arbeiterbewegung Ende des 19. Jahrhunderts bis hin zum Staatsfeiertag mit Volksfestcharakter. Ein Film von Robert Gokl. Bis 12.00, ORF 2 12.00 MAGAZINHohes Haus Patricia Pawlicki präsentiert: 1) Recht und Ordnung: Im Studio diskutiert Patricia Pawlicki mit Wolfgang Gerstl von der ÖVP und Alev Korun von den Grünen. 2) Hoher Besuch: Zu Gast: Uno-Generalsekretär Ban Ki-moon, der eine lange Beziehung zu Wien hat. 3) Schock und Smoke: Warnhinweis und Schockbilder. Bis 12.30, ORF 2 12.00 DISKUSSIONInternationaler Frühschoppen: Die Stunde der Populisten – Europa driftet nach rechts Was bedeutet der Erfolg der Rechtspopulisten für Europa? Was macht den Reiz der Populisten aus? Versagen die etablierten Parteien? Darüber diskutiert Gastgeber Michael Hirz mit Journalisten aus fünf Ländern. Aus Österreich ist Standard-Chefredakteurin Alexandra Föderl-Schmid dabei. Bis 13.00, Phoenix 13.30 MAGAZINHeimat, fremde Heimat Silvana Meixner präsentiert: 1) Garten der Begegnung. 2) bockwerk als Ausweg aus dem tristen Alltag. 3) Weitblicke mit dem Unternehmer Heini Staudinger. Bis 14.00, ORF 2 16.45 MAGAZINMetropolis 1) Metropolenreport Rom. 2) Li Edelkoort. 3) Kugelbauten von Antti Lovag. 4) Faada Freddy. 5) Wolfgang Bauer: Die geraubten Mädchen – Boko Haram und der Terror im Herzen Afrikas. 6) Nuit Debout. Bis 17.30, Arte 20.00 THEMENABENDOktoskop: Edge Becs (AT 2013, Harald Huto) Drahdiwaberl-Chef Stefan Weber trifft Falco an der Ecke Drahdiwaberlgasse/Falcogasse. Billy Wilder holt Marilyn Monroe am Heldenplatz ab, und die Kaiserin saust mit Rollerblades über die Donaubrücke. Um 21.35 folgt das Making-of zum Film, der die Grenzen von Raum und Zeit verschwinden lässt. Bis 23.35, Okto 20.15 KOTZEREIMonty Python – Der Sinn des Lebens (GB 1982, Terry Jones, Terry Gilliam) Der Kinofilm macht ein schlichtes menschliches Leben zum Zentrum aggressiven Humors. Zum Zerreißen schräge Gags mit dem kotzenden Lokalgast als unappetitlichem Höhepunkt. Bis 22.25, Tele 5 22.00 DISKUSSIONIm Zentrum: SPÖ vor der Zerreißprobe – Was nun? Zu Gast bei Ingrid Thurnher: Hans Niessl (Landeshauptmann Burgenland, stellvertretender SPÖ-Bundesparteivorsitzender), Michael Schickhofer (Landeshauptmann-Stellvertreter Steiermark, SPÖ), Julia Herr (Vorsitzende der Sozialistischen Jugend), Josef Cap (stellvertretender SPÖ-Klubobmann), Franz Löschnak (ehemaliger Vize-Bundesparteivorsitzender und Innenminister, SPÖ) und Anton Pelinka (Politikwissenschafter). Bis 23.05, ORF 2 22.15 SPEKULANTENThe Wolf of Wall Street (USA 2013, Martin Scorsese) Für 22 Monate ging Banker Belfort (Leonardo DiCaprio) ins Gefängnis. Zuvor hatte er, der in den 90er-Jahren zum Inbegriff des betrügerischen Finanzakrobaten geworden war, ein Sex-und-Drogen-Leben auf Kosten anderer geführt. Sehenswert! Nicht nur wegen Di Caprio. Bis 1.10, SRF 2 23.05 DOKUMENTARFILMHubert von Goisern: Brenna tuats schon lang Hubert von Goisern macht Weltmusik und bleibt dennoch seiner Heimat innig verbunden. Sein Werdegang ist voller Brüche und Widersprüche. Der Film ist die Dokumentation seiner Lebensgeschichte – eines Amalgams zwischen den Welten und Kulturen. Bis 0.35, ORF 2' Wissenschaft;Wisdom ist ein Laysanalbatros-Weibchen, das bereits 35 Jungvögel aufgezogen hat. Demnächst wird es wieder ein Ei legen. Washington – Die Midwayinseln liegen – nomen est omen – genau in der Mitte zwischen Kalifornien und Japan, sie haben einen Durchmesser von rund zehn Kilometern und dienen hunderttausenden Seevögeln als Brutstätte. Ende November hat sich eine buchstäblich alte Bekannte auf dem Atoll im Pazifik eingefunden – sehr zur Freude, aber auch zum Erstaunen von Ornithologen. Bei dem Vogel, der demnächst auf der Insel brüten wird, handelt es sich um einen einzigartigen weiblichen Laysanalbatros, der unter dem Namen Wisdom in Fachkreisen längst eine Berühmtheit ist. Wisdom wurde nämlich 1956 auf ebendiesen Midwayinseln erstmals beringt und ist erwiesenermaßen 64 Jahre alt. Der Vogel verblüfft uns immer wieder aufs Neue, wird Bruce G. Peterjohn in der Washington Post zitiert. Tatsächlich hat die Albatrosdame, die als einer der ältesten Vögel der Welt gilt, bereits etliche Annahmen über das Leben der gefiederten Freunde Lügen gestraft. So war man lange davon ausgegangen, dass die Lebenserwartung der Seevögel bei kaum mehr als 30 Jahren liegt. Kaum vorstellbar ist auch, wie weit Wisdom bis jetzt schon geflogen ist: rund fünf Millionen Kilometer, also rund sechsmal die Strecke von der Erde zum Mond. 2001 wurde Wisdom auf den Midwayinseln wiederentdeckt, seit 2006 hat sie sechs Jungvögel aufgezogen. Und mit 64 wird sie nun abermals brüten. Wissenschaft;Plecodus straeleni imitiert das Streifenmuster zweier friedlicher Barscharten, um seine Beute in Sicherheit zu wiegen. Wien – Aggressive, anderen Fischen die Schuppen vom Leib fressende Buntbarsche im Tanganjikasee sind in Sachen Tarnen und Täuschen ziemlich raffiniert: sie imitieren das Streifenmuster zweier friedlicher Arten. So verkleidet attackieren sie nicht wie bisher angenommen nur die jeweils imitierte Art, sondern alle möglichen Fische, fand ein österreichischer Zoologe heraus. Die Studie erschien im Fachblatt Biology Letters. Diese Buntbarsche der Art Plecodus straeleni nähern sich ihren Opfern von hinten und schießen dann blitzschnell auf sie zu, um ihnen mit dem Maul von der Flanke eine oder mehrere Schuppen herauszureißen, je nachdem wie groß diese sind, erklärte Walter Salzburger, der am Zoologischen Institut der Universität Basel forscht. Damit er nicht schon von weitem als Angreifer erkannt wird, bedient sich der Schuppenfresser aggressiver Mimikry: Er tarnt sich als harmloser Fisch, indem er das gleiche blaugestreifte Muster trägt wie zwei friedlich lebende Buntbarscharten. Gemeinsam mit Kollegen hat Salzburger die Schuppen in den Mägen von 38 auf Tauchgängen gefangengen P. straeleni-Buntbarschen untersucht. Die Forscher sequenzierten die DNA der Schuppen und konnten so anhand eines molekularen Barcodes herausfinden, welchen Fischen sie einst gehörten. Die Verteilung der Schuppen in ihren Mägen entsprach ziemlich genau der Fisch-Gemeinschaft, die im Lebensraum der Schuppenfresser vorkommt, und zwar sowohl in Bezug auf die Dichte der Individuen sowie der Vielfalt. Es hat sich also herausgestellt, dass diese Buntbarsche alle anderen Fische attackieren, sobald sie die Möglichkeit dazu haben, so Salzburger. Nicht nur die Schuppen anderer Buntbarsche endeten in ihren Mägen, sondern auch etwa welche von Stachelaalen. Bisher habe man angenommen, dass sich die P. straeleni-Buntbarsche tarnen, um sich ihren optischen Vorbildern unauffällig zu nähern, und vor allem deren Schuppen zu erbeuten. Bei den nachgeahmten Spezies handelt es sich um Neolamprologus sexfasciatus und Cyphotilapia gibberosa, die vorwiegend von kleinen Schnecken und Schrimps leben. Wenn die beiden Raubfische wären, würde es wenig Sinn machen, sie nachzuahmen, um andere Fische zu überfallen, so der Biologe. Denn dann hätten die sprichwörtlichen Wölfe das Fell eines anderen Raubtieres angezogen, mit dem sie ihre Opfer wohl kaum in Sicherheit wiegen könnten. Damit die Tarnung funktioniert, müsse die Zahl der getarnten Räuber deutlich geringer sein als die ihrer Opfer. Die anderen Fische würden nämlich schnell lernen und bald die Flucht ergreifen, sobald sie etwas blau Gestreiftes erblicken. Bei den Buntbarschen ist das Verhältnis von P. straeleni und seinen Vorbildern etwa Eins zu Zehn, so Salzburger. Wissenschaft;Hinweise auf organisches oder metallisches Material hinter den Wänden – Britischer Archäologe vermutet Grab von Nofretete. Kairo – Enthält das Grab von Pharao Tutanchamun geheime Kammern mit den sterblichen Überresten von Nofretete? Anfangs wurde die Idee von einigen Fachkollegen belächelt. Die Direktorin des Ägyptischen Museums in Berlin, Friederike Seyfried, etwa hält sie für reine Spekulation. Doch nun scheint sich abzuzeichnen, dass der britische Archäologe Nicholas Reeves mit seiner Theorie zumindest teilweise Recht behalten könnte: Nach Auswertung von im November angefertigten Radarbildern verdichten sich tatsächlich die Hinweise auf bislang unentdeckte Räume in der Gruft im ägyptischen Tal der Könige. Wir können mit mehr als 90-prozentiger Wahrscheinlichkeit sagen, dass zwei zusätzliche Räume hinter der Grabkammer existieren, sagte Antikenminister Mamduch Damati am Donnerstag in Kairo. Um den nächsten Schritt anzugehen, brauchen wir aber 100 Prozent. Auch befinde sich entweder metallisches oder organisches Material hinter einer der Wände. Auf den am Donnerstag gezeigten Radarbildern des japanischen Experten Hirokatsu Watanabe sollen farbliche Unterschiede die Hohlräume und das unbekannte Material zeigen. Die Aufnahmen von Ende November allerdings ließen nicht erkennen, wie groß die Räume tatsächlich sind. Auch über die Ursprünge der organischen oder metallischen Strukturen wollte Damati nicht spekulieren. Aufklärung sollen erneute Messungen im Tal der Könige bei Luxor Ende des Monats bringen. Damati kündigte eine erneute Pressekonferenz für den 1. April an. Reeves hatte mit einem im vergangenen August präsentierten Aufsatz über Linienstrukturen in zwei Wänden der 1922 entdeckten Grabkammer von Tutanchamun (um 1330 vor unserer Zeitrechnung) weltweit für Schlagzeilen gesorgt hat. Der Wissenschafter will in ihnen vermauerte Durchgänge erkannt haben. Dass es gerade das Grab von Nofretete sei, das sich hinter der Kammer verbergen soll, erklärt Reeves unter anderem mit der Verbindung zwischen ihr und Tutanchamun. Nofretete war dessen Stiefmutter und – in Reeves Theorie – gleichzeitig seine Vorgängerin als Pharaonin. Wissenschaft;"World Science Conference Israel" findet von 16. bis 20. August statt. Jerusalem/Wien/Braunau am Inn – Im Rahmen der kommende Woche in Jerusalem stattfindenden ersten World Science Conference Israel (WSCI, 16. bis 20. August) haben Schüler aus aller Welt die Chance, sich mit hochdekorierten Forschern auszutauschen. Insgesamt 15 Nobelpreis- und Fieldsmedaillen-Träger treffen dort auf 400 Jugendliche. Die österreichische Delegation umfasst fünf Schüler aus Wien und Braunau. Die WSCI ist beispiellos, was einerseits die Möglichkeiten zur Überwindung fachlicher Grenzen und das Einbeziehen der Jugend, sowie andererseits die Anzahl der teilnehmenden Nobelpreisträger und hochkarätigen Wissenschafter betrifft, erklärte der US-Nobelpreisträger für Chemie (2006) und Vorsitzende des akademischen Komitees der Konferenz, Roger Kornberg. Die Konferenz soll zur fixen jährlichen Veranstaltung werden und Verbindungen von Grundlagen- und Angewandter Forschung sowie zwischen etablierten Forschern und vielversprechenden Talenten fördern. An der Hebräischen Universität Jerusalem können sich ausgewählte Schüler zwischen 17 und 21 Jahren aus 71 Ländern untereinander und mit Forschern wie dem US-Physik-Nobelpreisträger und ehemaligen Energieminister Steven Chu, der israelischen Chemie-Nobelpreisträgerin Ada Yonath oder dem mit der oft als Mathematik-Nobelpreis bezeichneten Fieldsmedaille ausgezeichneten Wissenschafter Elon Lindenstrauss austauschen. Aus den Interessenten für die Teilnahme an der österreichischen Delegation nominierte das Bildungsministerium vier Schüler der Höheren Graphischen Bundes-Lehr- und Versuchsanstalt in Wien-Penzing sowie einen Schüler der HTL Braunau. (APA, 14. 8. 2015) Wissenschaft;Eine aktuelle Studie wartet mit verblüffenden Zahlen zu den fliegenden Aasfressern auf. Salt Lake City – Ihr Image ist nicht das beste, und vielleicht werden sie deshalb in ihrer Bedeutung für das Ökosystem unterschätzt. Geiern wird zwar der Titel einer Gesundheitspolizei zugestanden – was diese tatsächlich leistet, listet nun aber eine Studie der University of Utah auf. Zugleich weist diese darauf hin, dass Geier weltweit eine bedrohte Vogelgruppe sind. Als hochspezialisierte Aasfresser verfügen Geier über eine so stark konzentrierte Magensäure, dass diese die meisten pathogenen Keime abtötet. Und sie haben die günstige Angewohnheit, sich von menschlichen Siedlungsgebieten eher fern zu halten: Sie nehmen also ihre gesundheitsschädliche Beute dorthin mit sich, wo sie uns nichts anhaben kann. Ganz anders sieht es aus, wenn die Geierbestände schwinden und sich andere Raubtiere auf herumliegende Kadaver stürzen: Ob Hunde, Katzen, Krähen, Möwen oder Ratten: Solche Gelegenheitsaasfresser können die Keime in Siedlungsgebieten einschleppen. Die Wissenschafter um Evan Buechley und Çağan H. Şekercioğlua nennen als Beispiel Indien, wo Mitte der 1990er Jahre die Geierbestände einbrachen. Zugleich nahm die Zahl verwilderter Hunde extrem zu, die sich von dem Aas ernähren konnten, das sonst die Geier entsorgt hätten. Die dichter gewordene Hundepopulation wiederum ermöglichte eine Tollwutepidemie, der von 1992 bis 2006 auch 48.000 Menschen zum Opfer fielen. Eine ähnliche Entwicklung zeichnet sich laut den Forschern in Subsahara-Afrika ab, dem jüngsten Problemgebiet, was Geier anbelangt. Und wie bei allen vorherigen ist auch hier Gift der zentrale Faktor. Der Kalifornische Kondor beispielsweise stand Anfang der 1980er Jahre kurz vor dem Aussterben, weil die Vögel an dem Blei verendeten, das angeschossene Wildtiere im Körper hatten. In Indien löste der medizinische Wirkstoff Diclofenac ein verheerendes Geiersterben aus: Dieser wurde in der Rinderzucht als Entzündungshemmer eingesetzt – auf Geier wirkt er jedoch tödlich. In Afrika sind es verschiedene Stoffe in Giftködern, die für Raubtiere ausgelegt werden. Ein grundlegendes Problem ist dabei das Sozialverhalten von Geiern. An einem Kadaver können sich Dutzende oder gar Hunderte Vögel einfinden. Das Kollektiv hilft ihnen, bodenlebende Aasfresser abzuschrecken – dafür sind anschließend aber auch alle Vögel vom Gift betroffen. Als extremes Beispiel nennen die Studienautoren den Fall eines vergifteten Elefantenkadavers in Namibia aus dem Jahr 2007, der insgesamt 600 Geier tötete. Da die großgewachsenen Geier eine relativ langsame Reproduktionsrate haben, plädiert Buechley dafür, jetzt in Schutzmaßnahmen für Geier zu investieren. Der Erhalt des Kalifornischen Kondors habe gezeigt, dass es möglich ist, eine Art zu retten. Der Aufwand werde jedoch immer größer, je länger man zuwartet. Wissenschaft;Wissenschafter sprechen von "substanziellen wissenschaftlichen Defiziten in Bezug auf Studiendesign, Protokoll und Interpretation der Daten". Wien – Bienenforscher haben in einer Studie zu Neonicotinoiden, die von den Pestizidherstellern Syngenta, BASF und Bayer in Auftrag gegeben worden war, gravierende Mängel gefunden. Die Konzerne wollten damit ihre Klage gegen die EU-Neonicotinoid-Verbote zu untermauern, die aufgrund des Bienensterbens erlassen worden waren. Nun weist ein internationales Forscherteam jedoch auf substanzielle wissenschaftliche Defizite in Bezug auf Studiendesign, Protokoll und Interpretation der Daten hin. Deshalb lasset die Studie keine Schlussfolgerungen über das Risiko des Neonicotinoids Thiamethoxam für Bienen unter realen Feldbedingungen zu, heißt es in der Publikation der Forscher aus Europa und Australien, die in Environmental Sciences Europe erschienen ist und auf die nun die Umweltorganisation Global 2000 hinweist. Der Hauptkritikpunkt der Wissenschafter ist, dass die von Syngenta beauftragte Studie mit Dosierungen arbeitet, die bis zu 70 Prozent unter den zugelassenen Höchstaufwandmengen für Thiamethoxam liegen. Statt einem handelsüblichen Pestizidpräparat verwendet die Industriestudie den isolierten Wirkstoff, der in der Regel geringere biologische Aktivität und Toxizität aufweist. Zudem seien in der Industriestudie wesentliche Expositionspfade unberücksichtigt geblieben und das Zeitfenster der Exposition deutlich zu klein. Nicht zuletzt kritisieren die Wissenschafter das Fehlen einer statistischen Auswertung, wie es für wissenschaftliche Arbeiten Standard ist. Industriestudien mit mangelhafter Aussagekraft und falschen Schlussfolgerungen hatten schon in den vergangenen Wochen wiederholt für Schlagzeilen gesorgt, kritisierte GLOBAL-2000-Chemiker Helmut Burtscher. Die Weltgesundheitsorganisation WHO erkannte in Industriestudien mit Mäusen eine eindeutige krebserregende Wirkung des Unkrautvernichters Glyphosat. Die Pestizidhersteller selbst hatten ebenso wie die europäischen Zulassungsbehörden die Häufung von Tumoren angeblich jahrzehntelang übersehen, da die statistische Auswertung der Versuche mangelhaft war. GLOBAL 2000 fordert deshalb, dass das europäische Zulassungsverfahren für Pestizide, insbesondere die Transparenz und Qualität der von der Industrie beauftragten und eingereichten Studien, verbessert werden. Ende Dezember läuft das von der EU-Kommission verhängte Moratorium für die drei Neonicotinoide Imidacloprid, Clothianidin und Thiamethoxam aus. Zur Zukunft dieser bienengiftigen und umweltschädlichen Pestizide hat sich die EU bis heute noch nicht geäußert. Wissenschaft;Forscher identifizieren 1700 menschliche Gene, deren Inaktivierung durch Mutationen für die Zelle tödlich ist. Wien – Etwa zehn Prozent der rund 23.000 Gene sind für menschliche Zellen absolut überlebenswichtig. Das ist das Ergebnis einer niederländisch-österreichischen Studie, die aktuell in Science publiziert worden ist. Die Erkenntnisse bilden ein Grundmuster für die essenziell notwendige Gen-Ausstattung menschlicher Zellen. Die Studie in Zusammenarbeit der Forschungsgruppe um Thijn Brummelkamp am Netherland Cancer Institute (NKI) und dem Team um Giulio Superti-Furga vom CeMM Forschungszentrum für Molekulare Medizin der ÖAW wurde anhand von zwei haploiden menschlichen Zelllinien (Zellen mit nur einem Chromosomensatz) durchgeführt. Dabei identifizierten die Wissenschafter rund 1.700 Gene, bei denen eine Inaktivierung durch Veränderungen im genetischen Code für die Zelle tödlich sind. Man kann wirklich sagen, dass diese Studie die Lebensgrundlage von menschlichen Zellen identifiziert, so Superti-Furga. Es sei zwar noch immer eine Erkenntnis aus der Petrischale. Aber die Kombination der Erkenntnisse von zwei unterschiedlichen Zelllinien biete schon ein hohes Maß an Sicherheit. Das ist eine unglaublich wichtige Informationsgrundlage. Quasi auf höherer Ebene habe man auch ein Netzwerk der Interaktion dieser Gene feststellen können. Im Rahmen der Studie haben die Forscher millionenfach Gen-inaktivierende Mutationen im Genom der untersuchten Zellen zufällig generiert und dann gemessen, welche Gene nicht inaktiviert werden dürfen, damit eine Zelle unter normalen Bedingungen wachsen kann. Darüber hinaus wurden einzelne Gene untersucht, bei denen erst die kombinierte Inaktivierung von einem weiteren Gen zur Unterbrechung grundlegender zellulärer Prozesse und damit zum Zelltod führt.Die Studie gebe den ersten grundlegenden Einblick in den Verband menschlicher Gene, die für das Leben notwendig sind. Wissenschaft;Gesamtmittel von 27 Mio. Euro bis 2020 für Realisierung zugesagt. Wien – Das Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) erhält ein Zentrum für Stammzellforschung. Bis 2020 sollen für direkte Kosten und Investitionen 27 Mio. Euro zur Verfügung stehen, heißt es in einem Papier des Wissenschaftsministeriums. Die nötigen Bundesmittel sind im neuen Finanzrahmen vorgesehen, der am Dienstag präsentiert wurde. Initialzündung dürfte das im Vorjahr öffentlich gemachte Liebäugeln von IMBA-Direktor Josef Penninger mit einem Wechsel ins Ausland gewesen sein. Er hatte das Angebot erhalten, Direktor des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin in Berlin zu werden. Im Gegenzug für seine Zusage zum Verbleib stellten Wissenschaftsministerium und Stadt Wien zusätzliche Mittel in Aussicht. Konkret sollen nun 15 Mio. Euro vom Wissenschaftsministerium und 7,5 Mio. Euro von der Stadt Wien als Zusatzmittel bzw. Sonderförderung fließen. Die restlichen Mittel für das Centre for Stem Cell Research soll das IMBA aus seinem Basisbudget tragen. Im Endausbau soll es am Zentrum sieben unabhängige Forschungsgruppen geben, davon zwei Senior- und fünf Juniorgruppen mit jeweils fünf bis acht Mitarbeitern. Dazu kommen noch drei bis vier Technologiegruppen mit insgesamt zehn bis zwölf Mitarbeitern. Ein Neubau ist nicht erforderlich: Die neu zu rekrutierenden Forscher sollen im Plazageschoß des IMBA-Gebäudes untergebracht werden. Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) sprach in einer Aussendung von einem in Europa einzigartigen Zentrum für Stammzellenforschung, mit dem der exzellente Life Science Standort Österreich gestärkt wird. Wissenschaft;Geordnete Kristallstrukturen aus mikroskopisch kleinen Tröpfchen, deren Existenz bislang nicht für möglich gehalten wurde. Stuttgart – Deutschen Physikern ist es gelungen, die Eigenschaften von Gasen, Kristallen und Supraflüssigkeiten zu einem einzigen neuen Materiezustand zu verschmelzen. Das Quanten-Ferrofluid vereint scheinbar gegensätzliche Eigenschaften und könnte ein erster Schritt zu einem sogenannten Suprakristall sein. In der Welt der Quantenmechanik gelten völlig andere Regeln als im makroskopischen Universum. Ganz unten auf der Größenskala sind die Bausteine der Materie halb Welle, halb Teilchen und haben nur noch eine gewisse Wahrscheinlichkeit an einem bestimmten Ort zu sein. Diese Effekte lassen sich in ultrakalten verdünnten Gasen beobachten. Hierfür werden Tausende bis Millionen Atome bis auf wenige Milliardstel Grad über dem absoluten Nullpunkt auf etwa -273,15 Grad Celsius gekühlt. Bei solch tiefen Temperaturen sind die Atome einzeln nicht mehr unterscheidbar, sie vereinen sich zu einer riesigen kollektiven Materiewelle. Dieser seltsame Zustand, man spricht vom sogenannten Bose-Einstein-Kondensat, verleiht dem Atomkollektiv erstaunliche Eigenschaften. Diese Materiewelle fließt als Quantenflüssigkeit praktisch ohne innere Reibung und wird deshalb Supraflüssigkeit genannt. Forscher um Tilman Pfau am Zentrum für Integrierte Quantenwissenschaften IQST in Stuttgart ist es gelungen, eine solche Supraflüssigkeit aus Dysprosiumatomen zu erzeugen. Sie nennen es Quanten-Ferrofluid, denn die neu entdeckte Materie ist nicht nur suprafluid, sondern zeigt ähnlich wie das in der klassischen Welt bekannte Ferrofluid erstaunliche magnetische Eigenschaften. Ferrofluid besteht aus winzigen Eisenpartikeln, die in Öl oder Wasser gelöst sind. Legt man ein starkes Magnetfeld senkrecht zur Ferrofluidoberfläche an, kommt es zur sogenannten Rosensweig-Instabilität. Die Oberfläche ist nicht mehr glatt wie bei üblichen Flüssigkeiten, sondern bildet regelmäßige Spitzen aus. Die Igelstruktur entsteht, da sich die Nord- und Südpole der einzelnen Magnetteilchen anziehen und es energetisch am günstigsten für sie ist, sich entlang der Feldlinien anzuordnen. Im Quanten-Ferrofluid übernimmt die Rolle der Eisenteilchen Dysprosium, das magnetischste Element im Periodensystem. Für die nun im Fachjournal Nature beschriebenen Experimente haben die Forscher Quanten-Ferrofluide aus 15.000 ultrakalten Dysprosiumatomen hergestellt. Ähnlich wie bei Ferrofluiden konnten sie geordnete Kristallstrukturen aus mikroskopisch kleinen Tröpfchen beobachten. Die Tröpfchen sind jeweils kleiner als ein Mikrometer und ihre Existenz wurde nach dem bisherigen Kenntnisstand nicht für möglich gehalten. Inzwischen vermuten die Forscher, dass Quantenfluktuationen, die durch die Heisenberg’sche Unschärferelation hervorgerufen werden, eine entscheidende Rolle für die Stabilität dieser Quantenmaterie spielen. Diese Quantenfluktuationen ermöglichen einen einzigartigen Materiezustand, in dem scheinbar gegensätzliche Eigenschaften von Gasen, Kristallen und Supraflüssigkeiten verbunden werden können. Diese Verknüpfung könnte ein erster Schritt zu einem sogenannten Suprakristall sein, ein räumlich geordneter Festkörper mit suprafluiden Eigenschaften. Wissenschaft;Dank eines neuen numerischen Modells können wichtige physikalische Faktoren der Hangstabilität kalkuliert werden. Wien – Die Stabilität eines Hanges wird durch das komplexe Zusammenspiel verschiedener Faktoren beeinflusst. In einem Projekt des Wissenschaftsfonds FWF haben Wiener Forscher in den vergangenen Jahren ein Modell entwickelt, mit dem sich die Prozesse modellieren und potenziell gefährliche Böschungen identifizieren lassen. Ein entscheidender Faktor für Erdrutsche und Murenabgänge ist der Wassergehalt einer Böschung. Mit zunehmender Wassersättigung eines Bodens steigt der Wasserdruck in dessen Poren. Gleichzeitig nehmen dabei die sogenannten Kapillarkräfte ab, die über die Oberflächenspannung des Wassers den Boden stabilisieren, erklärte Projektleiter Wei Wu vom Institut für Geotechnik der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien. Doch genau diese Vorgänge konnten bisher nicht berechnet werden. Grund dafür seien die hoch komplizierten Prozesse, die durch die Struktur eines Bodens noch komplexer werden, so Wu. Denn ein Boden ist ein Drei-Phasen-System aus Bodenkörnern, Luft und Wasser, und für jede Phase gelten andere Berechnungsgrundlagen. Bisherige Modelle scheiterten an dieser Komplexität, sagt Wu. Erst ein an der Stanford University (USA) entwickelter Computer-Code brachte den Durchbruch. Für die spezielle Anwendung weiterentwickelt, konnten die Wissenschafter damit erstmals wesentliche Kriterien der komplexen Vorgänge in die Simulationen aufnehmen. So gelang es ihnen zu berechnen, wie sich räumlich voneinander getrennte Bereiche unterschiedlicher Wassersättigung auf das Entstehen einer Bruchkante in Böschungen auswirken können. In experimentellen Versuchen mit einem Miniaturmodell einer Böschung belegten die Forscher, dass die theoretischen Modelle die realen Vorgänge sehr gut beschreiben. Erwartungsgemäß wichtig für die Stabilität einer Böschung ist die Niederschlagsintensität. Durch die Modellversuche lernten die Wissenschafter aber auch sehr viel über den Mechanismus, der zum eigentlichen Bruch im Hanggefüge führt. Es gelang uns, die dabei mobilisierte Energie zu berechnen und somit auch das Entstehen und Wachstum von instabilen Gleitfugen, sagte Wu. Wissenschaft;Das Sexleben von Pinguinen ist je nach Spezies unterschiedlich: Manche treiben es bunt, Felsenpinguine dagegen sind strikt monogam. London/Wien – Was Kaiserpinguine auf sich nehmen, um sich zu paaren, führte vor zehn Jahren die Dokumentation Die Reise der Pinguine eindrucksvoll, aber auch vermenschlichend vor. Christliche Fundamentalisten vermeinten darin einen Beweis für die Existenz Gottes und die Natürlichkeit von Heterosexualität und Monogamie zu erkennen. Biologen blieb da gar nichts anderes übrig, als auf das sehr bunte Sexualleben der Tiere zu verweisen: Bei Adélie-Pinguinen etwa wird masturbiert, es gibt Homosexualität und noch ganz andere Perversionen, die den britischen Antarktis-Forscher George Murray Levick 1911 so verstörten, dass er seine Beobachtungen verschämt verschwieg. An den südlichen Felsenpinguinen hingegen dürften christliche Sexualmoralapostel wieder ihre Freude haben. Bei dieser kleinen Pinguinart geht es nämlich sehr monogam und treu zu, wie ein internationales Forscherteam um Jean-Baptiste Thiebot im Fachblatt Biology Letters der britischen Royal Society berichtet. Dabei hätten die verhältnismäßig kleinen Tiere, die vom südlichen Südamerika bis nach Neuseeland vor allem auf subantarktischen Inseln verbreitet sind, einige Gründe zum Fremdgehen. Während die in Paarbeziehungen lebenden Tiere gemeinsam brüten, kommt es aufgrund der Migration im Winter zur räumlichen Trennung von männlichen und weiblichen Pinguinen. Und die kann erheblich ausfallen, wie die Forscher mittels GPS-Daten von 13 Pinguinen (davon sieben weiblich) herausfanden. Die Partner waren im Winter im Schnitt 595 Kilometer voneinander entfernt, die Distanz konnte bis zu 2500 Kilometern betragen. Dabei trafen sie durchaus auf Pinguine des anderen Geschlechts. Zudem blieben die Weibchen zwölf Tage länger im Meer. Doch obwohl Sex mit anderen Partnern die einfachere Lösung gewesen wäre, blieben die Paare einander treu: Alle sechs fanden nach der langen winterlichen Trennung wieder zueinander. Wissenschaft;MIT-Forscher nahmen die Käferschnecke Acanthopleura granulata unter die Lupe. Cambridge – Käferschnecken (Polyplacophora) gehören trotz ihres Namens nicht zu den Schnecken, sondern bilden eine eigenständige, urtümlich wirkende Klasse von Weichtieren. Auf den ersten Blick ähneln diese Meeresbewohner, die einen halben Zentimeter bis fast einen halben Meter lang werden können, dem Panzer einer Schildkröte oder Assel. Allerdings ragen daraus keine Gliedmaßen und kein Kopf hervor, stattdessen wird ihre Schale, die aus acht gegeneinander beweglichen Platten besteht, von einem Gürtel eingesäumt. Unterhalb der Schale liegt der eigentliche Kriechfuß der Tiere. Diese Schale hat es aber buchstäblich in sich – Augen nämlich, oder zumindest etwas Ähnliches. Die Schalen enthalten hunderte Linsen aus Aragonit, unter denen sich lichtempfindliche Zellen befinden. Laut Studien aus den vergangenen Jahren dürften diese einfachen Augen gut genug funktionieren, dass die Tiere nicht nur Umrisse erkennen können, sondern dass zumindest manchen Käferschneckenspezies sogar räumliches Sehen möglich sein könnte. Von einer solchen Spezies, der dies zugetraut wird, berichen Forscher um Ling Li vom Massachusetts Institute of Technology in Science. Die sieben Zentimeter lange Käferschnecke Acanthopleura granulata lebt in der Karibik und verfügt über ein offenbar recht empfindliches optisches Wahrnehmungssystem. Die Forscher führten mit den Tieren einige Experimente durch und zogen aus diesen den Schluss, dass ihnen die Mikroaugen tatsächlich einen Bildeindruck ihrer Umgebung liefern. Erkennen sie einen sich nähernden Räuber, können sie sich so rechtzeitig mit ihrem Kriechfuß am Boden festsetzen und präsentieren dem Angreifer nur mehr ihre stachlige Schale. Allerdings kommt nichts ohne Preis. Je empfindlicher dieses Wahrnehmungssystem ist, desto mehr weiches Gewebe wird dafür benötigt – was den Panzer, in dem es eingelagert ist, natürlich schwächt. Ling Li síeht darin ein Paradebeispiel für eine evolutionäre Kosten-Nutzen-Rechnung. Zugleich könne man daraus Schlüsse für technische Anwendungen ziehen, wenn es um die Entwicklung multifunktioneller Materialien geht – etwa leichte, mit Sensoren ausgestattete Panzerungen. Nicht-Wissenschaft;Der 23-Jährige schiebt sich mit später Startnummer noch ganz nach oben. Bostjan Kline und Beat Feuz auf den Plätzen. Österreicher zurück, Reichelt out. Garmisch-Partenkirchen – Aksel Lund Svindal und Kjetil Jansrud hatten ihn längst auf der Rechnung, in Garmisch-Partenkirchen sprang Jung-Elch Aleksander Aamodt Kilde für die Teamkollegen in die Bresche: der 23-jährige Norweger holte sich den Abfahrtssieg mit 0,22 Sek. Vorsprung auf Bostjan Kline (SLO) und 0,24 auf Beat Feuz (SUI). Bester Österreicher wurde Patrick Schweiger als 14., Romed Baumann kam auf 16. Nach vielen verletzungsbedingten Ausfällen war klar, dass die ÖSV-Herren den Dreifachsieg im WM-Ort von 2011 aus dem Vorjahr nicht wiederholen werden können, Hannes Reichelt zählte nach der Trainingsbestzeit (mit Torfehler) aber zu den Mitfavoriten. Der Salzburger ging nach seinem schweren Sturz in der Kitzbühel-Abfahrt ohne Schmerzmittel und schmerzfrei ins Rennen und hatte bei der dritten Zwischenzeit nur 14/100 Sekunden Rückstand auf den vor der Topgruppe führenden Kline, ehe nach Torfehler das Aus kam. Ich ärgere mich über meine Dummheit, dass ich zu gerade reingefahren bin, obwohl ich wusste, dass man runder fahren soll. Aber ich habe gedacht, ich bin langsam, ich habe mich oben nicht gut gefühlt, und deshalb riskiert. Wenn ich jetzt die Zwischenzeiten sehe, dass ich das gar nicht gemusst hätte, ärgere ich mich noch mehr. Da hat Kitzbühel wohl mein Gefühl etwas durcheinandergebracht, schade, sagte Reichelt über die Passage im Eishang, die aber mehreren Problemen bereitete. Nach der grenzwertigen Abfahrt auf der Kitzbüheler Streif, die Svindal sowie den österreichischen Speedpiloten Max Franz, Georg Streitberger und Florian Scheiber das vorzeitige Saisonende eingebrockt hatte, wurde viel über Pistenpräparierung und Sicherheit der Läufer diskutiert. Unmittelbar umgesetzt für Garmisch wurde die Zumischung einer purpurfarbenen fluoreszierenden Farbe bei der Markierung, die jedoch nicht wirklich sichtbar war. Die Bodensicht war abermals schwierig, der Hang liegt im Schatten, da half auch das schönste Winterwetter nicht viel. Gefahren wurde verändert zum einzigen Training am Donnerstag auf gefrorenem Frühlingsschnee. Es war speziell im unteren Teil eine ruppige Angelegenheit. Bei den hohen Nummern kam dann Sonne in die Piste, was der Italiener Matteo Marsaglia mit Nummer 52 zu Platz sechs nützte. Kilde sorgte für den 16. Saisonsieg der norwegischen Skiherren nach sieben Erfolgen von Svindal, sechs von Henrik Kristoffersen und zwei von Jansrud. Er war in diesem Winter als Dritter im Super-G von Gröden hinter Svindal und Jansrud bereits einmal in seiner Karriere auf dem Podest gewesen. Nach oft schon guten Teilzeiten und auch etwas Pech ist es mir diesmal gelungen. Ich bin voll ans Limit gegangen, habe keinen Fehler gemacht. Es ist unglaublich, meinte Kilde, der mit Startnummer 30 gefahren war. Bis dahin hatte Kline geführt und auf seinen Premierenerfolg gehofft, er hatte als bestes Ergebnis einen 13. Platz von der Abfahrt im Dezember 2014 in Santa Caterina zu Buche stehen. Ich habe nicht gedacht, dass für mich so viel möglich ist. Ich bin sehr zufrieden und hatte mit meiner Startnummer sicher auch noch bessere Sicht, sagte der Mann aus Maribor. Im Abfahrtsweltcup liegt der Südtiroler Peter Fill noch 121 Zähler hinter Svindal, der Kitz-Sieger wurde in Garmisch Elfter. Die ersatzgeschwächten Österreicher waren von Spitzenplätzen weit weg, Schweiger hatte als 14. aber nur 0,85 Sekunden Rückstand, Baumann als 16. 0,91. Ich habe unten eine Kurve komplett verpasst, das war ein Riesenfehler. Es wäre ein super Ergebnis geworden, sagte der Tiroler Baumann, der vergangenes Jahr hinter Reichelt Zweiter geworden war. Zum übrigens dritten Mal in dieser Saison war direkt vor Baumann ein Läufer gestürzt, diesmal Johan Clarey, der nach ersten Erkenntnissen unverletzt blieb. Nach dem, was in dieser Saison schon alles passiert ist, ist das alles schon belastend, sagte Baumann. Die Piste war noch total okay, aber es war schwierig, weil es unruhig war. Ich habe gewusst, dass ein bisserl was möglich ist, weil viele keinen optimalen Lauf gehabt haben, erklärte Schweiger. Glück hatte Otmar Striedinger (28.), der mit der Schulter ein Tor abgeräumt und sich einen Muskelfaserriss im Bizeps zugezogen hat. Er wird die Reise zu den nächsten Speedrennen nach Südkorea aber antreten. Vincent Kriechmayr (41.) laboriert an den Nachwirkungen eines Hexenschusses. Nicht-Wissenschaft;Das Unglück ereignete sich in Mina, wo Gläubige symbolisch den Teufel steinigen. Mekka – Mehr als 700 Menschen sind bei einer Massenpanik während der muslimischen Pilgerfahrt Hadsch in Saudi-Arabien ums Leben gekommen. Bei der Panik während der symbolischen Teufelssteinigung in Mina seien zudem mehr als 800 Gläubige verletzt worden, teilte der Zivilschutz des Landes am Donnerstag mit. Es handelt sich um das schwerste Unglück während des Pilger-Großereignisses seit 25 Jahren. Der Auslöser der Panik am Donnerstag gegen 9.00 Uhr (Ortszeit) in Mina in der Nähe von Mekka, wo sich hunderttausende Pilger versammelt hatten, war zunächst unklar. Laut einem Krankenhaus-Mitarbeiter kam es zu der Katastrophe außerhalb der Dschamarat-Brückenkonstruktion, wo die symbolische Teufelssteinigung stattfindet. Eine Pilgergruppe, die den Ort verlassen wollte, sei dort auf eine andere Gruppe getroffen, die entweder in die Gegenrichtung wollte oder in dem Bereich campierte. Dabei sei es zu Gedränge gekommen. Die Zahl der Opfer mussten die Behörden, die anfangs von etwa einhundert Toten gesprochen hatten, mehrfach nach oben korrigieren. Am Nachmittag meldete der Zivilschutz über den Internet-Kurzbotschaftendienst Twitter mindestens 717 Tote und 805 Verletzte aus verschiedenen Ländern. Zahlreiche Leichen lagen bedeckt mit weißen Tüchern am Unglücksort auf dem Boden. Nach Angaben der amtlichen saudi-arabischen Nachrichtenagentur waren mehr als 220 Rettungsfahrzeuge im Einsatz. Einsatzkräfte würden daran arbeiten, den Pilgerandrang zu verringern und den Gläubigen Zugang zu alternativen Wegen zu verschaffen. Der Iran warf Saudi-Arabien schwere Fehler bei den Sicherheitsvorkehrungen vor. Nach Angaben des iranischen Hadsch-Organisators Said Ohadi wurden aus unbekannten Gründen zwei Fußwege in der Nähe des Unglücksortes gesperrt. Das löste diesen tragischen Vorfall aus, sagte er dem iranischen Staatsfernsehen. Die saudischen Verantwortlichen sollten haftbar gemacht werden. Mindestens 43 Iraner sind unter den Todesopfern. Der saudische Gesundheitsminister brachte die Katastrophe mit mangelnder Disziplin von Pilgern in Zusammenhang, die Anweisungen der Verantwortlichen ignoriert hätten. Der Unfall wäre andernfalls zu verhindern gewesen, sagte Khalid al-Falih im öffentlichen TV-Sender El-Ekhbariya. Die Pilgermassen waren in Mina zusammengekommen, um Steine auf eine von drei Wänden zu werfen. Bei dieser symbolischen Teufelssteinigung, dem letzten großen Ritual vor dem Ende des Hadsch, hatte es in der Vergangenheit schon mehrfach hunderte Tote wegen einer Massenpanik gegeben. Die diesjährige Zahl der Todesopfer wird aber nur von einer Panik im Jahr 1990 übertroffen, als 1.426 Pilger offenbar wegen einer ausgefallenen Belüftungsanlage in einem Fußgängertunnel erstickten. Zuletzt waren im Jänner 2006 in Mina bei einer Massenpanik 364 Pilger getötet worden. Seit fast einem Jahrzehnt war es wegen verbesserter Sicherheitsvorkehrungen zu keinen größeren Unglücken mehr gekommen. In diesem Jahr aber war die Pilgerfahrt schon vor ihrem Beginn von einem verheerenden Unfall überschattet: Ein Baukran stürzte am 11. September auf einen Innenhof der Großen Moschee von Mekka, 107 Menschen starben und etwa 400 weitere wurden verletzt. Dennoch entschieden die Behörden, den Hadsch stattfinden zu lassen. Die weltweit 1,5 Milliarden Muslime feierten am Donnerstag das Opferfest Eid al-Adha, der wichtigste Feiertag für Muslime. Der Tag gilt traditionell als der gefährlichste während der Hadsch, da Zehntausende Pilger auf engstem Raum ihre Rituale vollziehen. Der Hadsch ist das weltweit größte muslimische Pilgerereignis, an dem jährlich rund zwei Millionen Menschen teilnehmen. Gemäß dem Koran muss jeder Muslim, ob Mann oder Frau, der gesund ist und es sich leisten kann, einmal im Leben zur heiligsten Stätte des Islam in Mekka pilgern. Der Hadsch, an dem an diesem Jahr nach offiziellen Zahl 1,95 Millionen Pilger teilnahmen, geht offiziell am Sonntag zu Ende. Wissenschaft;Zahlreiche Skelette und Sarkophage an der Kirche Saint-Germain-des-Pres entdeckt. Paris – Französische Archäologen rätseln über die Identität eines in Paris freigelegten Toten: Seit über tausend Jahren ruhte der Mann am Fuß der Kirche Saint-Germain-des-Pres im gleichnamigen Pariser Stadtviertel ehe er kürzlich wiederentdeckt wurde. War er ein Würdenträger der Merowinger oder ein Mönch aus der Zeit der Karolinger? Das Skelett lag mit verschränkten Armen im Grab, den Kopf zur der Kirche gewandt, die unter dem Merowinger-König Childebert I. im 6. Jahrhundert errichtet worden und die erste Grabstätte der französischen Könige war. Die ursprüngliche Kirche wurde von den Normannen zerstört und im 10. Jahrhundert als romanische Basilika neu errichtet. Das Skelett mit der Ausgrabungsnummer SPO10 ruhte nicht alleine in dem kleinen Garten der Kirche: Die Archäologen der Stadt Paris fanden seit Beginn der Ausgrabungen vor einem Monat vier Gräber aus der Merowinger-Zeit. Außerdem wurden elf Gräber aus der Ära der Karolinger freigelegt, die aus dem 10. und 11. Jahrhundert stammen (Bilder von der Fundstätte gibt es hier und hier) Ein rundes Dutzend Skelette wurde bereits exhumiert. Andere werden sicherlich noch folgen – denn bisher wurden noch nicht alle Merowinger-Sarkophage, die sich unterhalb der Karolinger-Gräber befinden, geöffnet. Die Ausgrabungen sollen bis September beendet werden. Anschließend sind umfangreiche Sanierungsarbeiten geplant. Sie sollen verhindern, dass Feuchtigkeit in die Mauern der Basilika steigt und diese beschädigt. Bereits im 19. Jahrhundert hatte der französische Archäologe Theodore Vacquer an der alten Kirche Ausgrabungen vorgenommen, als der Boulevard Saint-Germain angelegt wurde. Vaquer habe die Merowinger-Gräber schon damals entdeckt, sagt der Ingenieur Martial Braconnier vom Pariser Denkmalschutzamt. Er habe aber nur Grabschätze gesucht und sich nicht weiter um die Skelette in den Gräbern gekümmert. In der ehrwürdigen Kirche am heutigen Boulevard Saint-Germain wurden mehrere Jahrhunderte lang die französischen Könige und ihre adlige Gefolgschaft bestattet. Im 12. Jahrhundert sei die königliche Grabstätte dann in die gotische Basilika von Saint-Denis im Norden der Hauptstadt verlegt wurde, sagt David Coxall, Chefarchäologe der Stadt Paris. Wir hatten damit gerechnet, Merowinger-Gräber zu finden, berichtet der Leiter der Ausgrabungen, Jean-Francois Goret. Unerwartet sei hingegen der Fund von Grabstätten aus der Karolinger-Zeit gewesen. In diesen gemauerten Grabstätten wurden nach seinen Angaben ausschließlich männliche Skelette gefunden. Dies deute darauf hin, dass es sich bei den Toten möglicherweise um Mönche handle. Im Gegensatz zu den Gräbern aus der Merowinger-Zeit enthielten die der Karolinger keine Grabgaben. Um mehr über die Skelette aus dieser Zeit zu erfahren, darunter vor allem den Zeitpunkt ihres Todes, werden die französischen Wissenschafter unter anderem eine Radiokarbondatierung vornehmen. Neue Entdeckungen erhoffen sich die Forscher vor allem von den Merowinger-Sarkophagen, die in den kommenden drei Monaten geöffnet werden sollen. Denn in dieser Zeit wurden Aristokraten mit persönlichen Besitztümern begraben, etwa mit Schmuck, Gürteln oder Waffen. Die Erwartungen könnten allerdings auch enttäuscht werden – falls die Gräber im Laufe der Jahrhunderte bereits geplündert worden sind. Nicht-Wissenschaft;Gerhard Pilgram: "Rufen nicht das Paradies der freien Kulturinitiativen aus. Dazu bräuchte es wesentlich mehr Mittel". Klagenfurt – Kärnten setzt im Jahr 2016 einen Schwerpunkt auf freie Kulturinitiativen. Wie Kulturreferent Christian Benger (ÖVP) am Donnerstag in einer Pressekonferenz sagte, wolle man die Leistungen der kulturellen Nahversorger hervorheben. Für das Schwerpunktjahr wurden 100.000 Euro budgetiert, weitere 630.000 Euro wurden bisher von freien Kulturinitiativen für heuer beantragt und auch zugesagt. Wir wollen den Blick vor allem auf junge Kulturinitiativen in der Region setzen. Wir werden uns also nicht nur auf Klagenfurt und Villach konzentrieren, sagte Angelika Hödl von der Interessensgemeinschaft der Kulturinitiativen in Kärnten/Koroska (IG KIKK). Im Schwerpunktjahr werden zwei Stipendien vergeben – für einen Kulturmanagement-Lehrgang in Wien und für das Sommerkolleg Bovec. Außerdem wird ein Förderpreis für freie Kulturarbeit verliehen. Mit verschiedenen Workshops für freie Kulturschaffende will man den Weg in die Kärntner Regionen gehen. Gerhard Pilgram von der Kulturinitiative Unikum verwies darauf, dass die Abhaltung des Schwerpunktjahres in der Szene nicht nur auf Zustimmung gestoßen ist. So mancher fürchtet, dass sich die freien Kulturinitiativen dadurch politisch vereinnahmen lassen könnten. Aber eines werde man sicher nicht tun: Wir werden nicht das Paradies für freie Kulturinitiativen ausrufen. Dazu bräuchte es wesentlich mehr Mittel. Auf die Frage, ob sich denn die freien Kulturinitiativen nun ernst genommen fühlten, sagte er, dass man schon ein Bemühen der Politik bemerke: Wenn das aber das Einzige ist, ohne dass sich die Situation verbessert, dann ist nichts gewonnen. Der Auftakt zum Jahr der freien Kulturinitiativen findet am Freitag, den 1. und Samstag, den 2. April im Landhaus in Klagenfurt statt. Die Wichtigkeit des Schwerpunkts wolle man ganz gezielt mit dem Landhaus als prominenten Veranstaltungsort unterstreichen, sagte Pilgram. Mehr als 50 Akteure aus 25 Kulturinitiativen sind an beiden Tagen im Einsatz und sollen nicht nur eine Leistungsschau der verschiedenen Tätigkeitsbereiche abliefern. Man plant nämlich auch einen offenen Meinungsaustausch zwischen Kulturschaffenden und Politikern, Expertengespräche sowie eine Podiumsdiskussion unter dem Titel kärnten pflanzt kultur pflanzt kärnten? und präsentiert ein eigenes Manifest. Inhaltlich unabhängige Arbeit Freie Kulturinitiativen arbeiten – laut Eigenbeschreibung der IG KIKK – selbstbestimmt und kontinuierlich im Bereich der zeitgenössischen Kulturvermittlung und -produktion. Sie seien inhaltlich unabhängig von Gebietskörperschaften und Einrichtungen der öffentlichen Hand sowie von Parteien, Kammern und Religionsgemeinschaften. Die Arbeit der freien Kulturinitiativen reicht von Theater-, Performance- und Tanzarbeit über interdisziplinäre Kunst- und Vermittlungsprojekte bis hin zu Veranstaltertätigkeiten im Musik-, Literatur- und Kunstbereich. Wissenschaft;'Ein gegen die Viruserkrankung wirksames Bakterium soll sich unter Moskitos ausbreiten. Bogota - Im Kampf gegen das Dengue-Fieber haben kolumbianische Wissenschafter Moskitos ausgesetzt, die ein gegen die Viruserkrankung wirksames Bakterium in sich tragen. Das von der Universität von Antioquia betreute Projekt, das Teil eines auch in anderen Weltregionen laufenden Programms zur Ausrottung des Dengue-Fiebers ist, startete nun im Nordosten Kolumbiens. Freiwillige und Forscher des Programms zur Erforschung und Kontrolle von Tropenkrankheiten (Pecet) ließen die Gelbfiebermücken (Aedes aegypti), die ein Bakterium der Gattung Wolbachia tragen, in verschiedenen Zonen der Stadt frei. Ein Pecet-Forscher erläuterte, wie das Bakterium im Organismus der Mücken wirkt: Es verhindert, dass das Virus sich in ihrem Körper entwickelt, sie können es daher auch nicht auf Menschen übertragen. In den kommenden Monaten sollen wöchentlich in gleicher Anzahl männliche und weibliche Mücken ausgesetzt werden. Erstes Ziel sei, dass sich die Mücken in der Region ansiedeln. Die Forscher hoffen dann, dass das auf den Menschen nicht übertragbare Bakterium von Mückengeneration zu Mückengeneration weitergegeben wird und im Endeffekt die Dengue-Infektionen unter den Bewohnern der betreffenden Viertel zurückgehen. In Kolumbien mit seinem tropischen Klima ist das Dengue-Fieber verbreitet. Seit Jahresbeginn wurden in dem lateinamerikanischen Land bereits fast 40.000 Erkrankungen erfasst. Die Viruserkrankung ist in Mittel- und Südamerika, Süd- und Südostasien sowie Afrika ein Problem. Es gibt keine Impfung dagegen. Die Symptome der Krankheit ähneln denen einer schweren Grippe; in schweren Fällen kann es zu inneren Blutungen kommen.' Wissenschaft;Förderung beträgt jeweils bis zu 2,5 Millionen. Wien – Elf Advanced Grants des Europäischen Forschungsrats (ERC) gehen in der aktuellen Antragsrunde an Wissenschafter von österreichischen Forschungseinrichtungen. Das gab der ERC am Mittwoch bekannt. Mit einer Förderung von jeweils bis zu 2,5 Mio. Euro sollen anspruchsvolle und risikoreiche Projekte durchgeführt werden. Mit elf Förderpreisen wurde der bisherige Spitzenwert aus dem Jahr 2008 erreicht. 2012 und 2015 waren es nur drei, sonst schwankte die Erfolgsrate zwischen sechs und acht. Die Advanced Grants stellen das Flaggschiff-Programm des ERC dar, mit dem die EU Grundlagenforschung fördert. In Summe wurden in der aktuellen Runde 277 Wissenschafter mit 647 Mio. Euro gefördert. Bei knapp 2.000 Anträgen lag die Erfolgsrate bei 14 Prozent. Die meisten Förderpreise gehen nach Großbritannien (69), Deutschland (43) und Frankreich (30). Mit drei Advanced Grants am erfolgreichsten war diesmal das Institute of Science and Technology (IST) Austria. Dort können sich die beiden Neurowissenschafter Peter Jonas und Ryuichi Shigemoto sowie der Physiker Robert Seiringer über die Förderung freuen. Je zwei Förderpreise gehen an Forscher des Instituts für Molekulare Pathologie (IMP) mit Tim Clausen und Jan Michael Peters sowie die Medizinische Universität Wien mit Tibor Harkany und Maria Sibilia. Über je einen Preisträger können sich das IMBA-Institut für Molekulare Biotechnologie (Jürgen Knoblich), die Uni Wien (Christa Schleper), die Veterinärmedizinische Universität Wien (Veronika Sexl) und das CeMM-Forschungszentrum für Molekulare Medizin (Giulio Superti-Furga) freuen. In der am Mittwoch veröffentlichten Statistik des ERC werden noch insgesamt 13 Advanced Grants für Österreich angeführt. Der Physiker Zvonimir Dogic von der Brandeis University (US-Bundesstaat Massachusetts) hat in seinem Antrag zwar das IST Austria als Gast-Institution angeführt, sich schließlich aber doch anders entschieden, erklärte man am IST. Und auch der Mitte März völlig überraschend 45-jährig in Wien verstorbene Informatiker Helmut Veith von der Technischen Universität (TU) Wien hätte einen Förderpreis erhalten. Wissenschaft;Ein Steinzeitmensch als Politikum: DNA-Analysen könnten ein jahrelanges Tauziehen beenden. Kopenhagen/Wien – Nur weil jemand jahrtausendelang im Boden gelegen ist, heißt das nicht, dass er ruhig noch eine Woche mehr warten könnte. Im Eilverfahren hat das altehrwürdige Wissenschaftsmagazin Nature abseits seines normalen Erscheinungsmodus eine Studie veröffentlicht, die einen jahrelangen Rechtsstreit in den USA neu aufflammen lassen dürfte. Und Archäologen werden ihr Ergebnis mit sehr gemischten Gefühlen aufnehmen. Im Mittelpunkt wissenschaftlicher, politischer und spiritueller Interessen steht der sogenannte Kennewick-Mann, der 1996 im Flussbett des Columbia River im US-Bundesstaat Washington gefunden worden war. Es handelt sich dabei um einen Mann, der vor etwa 8.500 bis 9.000 Jahren an der Pazifikküste gelebt hat, nicht zufällig verschüttet, sondern bestattet wurde und dessen nahezu vollständig erhaltenes Skelett die Spuren einiger Verwundungen trägt – darunter auch eine steinerne Pfeilspitze, die in seinem Hüftknochen steckt. Schon die paar Untersuchungen, die an dem Skelett vorgenommen werden konnten, boten faszinierende Einblicke in den steinzeitlichen Alltag. Ganz ähnlich also wie bei Ötzi – doch anders als bei unserer Gletschermumie sind hier nicht nur archäologische Interessen im Spiel. Vielen amerikanischen Ureinwohnern ist das Ausgraben und Untersuchen von Toten ein Gräuel. Und 1990 wurde in den USA ein Gesetz erlassen, das es ihnen ermöglicht, eine Übergabe von Funden zwecks Wiederbestattung zu verlangen. Genau das versuchten einige Stämme in Washington und Oregon seit der Entdeckung des Kennewick-Mannes zu erreichen. 2004 wurde diese Forderung jedoch mit der Begründung abgeschmettert, dass keiner von ihnen eine Verwandtschaft mit dem Steinzeitmenschen beweisen könne. In dieses Urteil waren nicht zuletzt Untersuchungen des Schädels und eine Rekonstruktion des Gesichts des Kennewick-Mannes eingeflossen: Ähnlichkeiten mit Polynesiern wurden konstatiert, mit Europäern und Ainu, den Nachkommen der Urbevölkerung Japans – alles, nur keine amerikanischen Ureinwohner. Ein 200 Milligramm leichtes Fragment eines Handknochens, das zur DNA-Analyse nach Dänemark geschickt worden war, setzt solchen Spekulationen nun ein Ende. Ein Forscherteam um Eske Willerslev und Morten Rasmussen von der Universität Kopenhagen hat das Erbgut des Steinzeitmenschen mit jenem von Ethnien aus aller Welt verglichen. Ihr in Nature vorab veröffentlichtes Ergebnis: Die DNA zeigt die mit Abstand größte Verwandtschaft zu der Gruppe von Menschen, die am Ende der Eiszeit von Sibirien her die Amerikas besiedelte. Umgangssprachlich ausgedrückt: Der Kennewick-Mann war eindeutig ein Indianer. Und nicht nur das: Die Forscher fanden eine besonders nahe Verwandtschaft zum Stamm der Colville in Washington. So nahe, dass die Colville Nachkommen des Volks sein könnten, zu dem der Kennewick-Mann gehörte – etwas Genfluss von Nachbarn, wie er sich im Verlauf der Jahrtausende ergeben kann, miteingerechnet. Und die Colville sind einer der fünf Stämme, die die Herausgabe des Skeletts verlangen. Man kann davon ausgehen, dass die Studie zu einer erneuten Prozesswelle führen wird. Doch nun haben die Kläger deutlich bessere Karten, den im Burke-Museum von Seattle verwahrten Kennewick-Mann erneut zu bestatten: Diesmal zu einer wirklich letzten Ruhe, um die ihn Ötzi vielleicht und einige exhumierte Pharaonen ganz sicher beneiden würden. So sicher, wie Archäologen am Tag der Bestattung trauern werden. Wissenschaft;Obelisken mit Zeichnungen? Strahlenkatzen? Mit welchen Botschaften künftige Generationen vor Atommüll gewarnt werden können, beschäftigt die Atomsemiotik. Wien – Der Dialog zwischen den Generationen fällt nicht immer leicht. Wie aber verständigt man sich dann erst mit Menschen, die in vielen tausend Jahren den Planeten bewohnen werden? Diese Frage stellt sich auch die Atomsemiotik: In diesem Bereich der Wissenschaft der Zeichensysteme überlegen Forscher, mit welchen Methoden man spätere Kulturen an Endlagerstandorten vor radioaktiven Abfällen warnen kann. Auch in 100.000 Jahren wird dieses Material seine Gefahr nicht eingebüßt haben. Was sich dagegen mit Sicherheit verändert haben wird, ist der Mensch und seine Sprache. Deshalb ist davon auszugehen, dass spätere Generationen auch heute übliche Warnhinweise nicht mehr als solche verstehen können. Warum gerade Zeichenwissenschafter helfen können, in ferner Zukunft die Bedrohung, die von radioaktivem Material ausgeht, zu kommunizieren, erklärt Christian Trautsch von der Arbeitsstelle für Semiotik an der Technischen Universität Berlin: Die Semiotik kann insofern im Rahmen der Atommüllproblematik hilfreich sein, da sie eine Vielzahl von Theorien für die Klärung kommunikationstheoretischer Schwierigkeiten bereitstellt. Die Kultur, die Sprache und auch der Mensch wandeln sich schließlich – vor allem über einen derartig langen Zeitraum. Genauso wie uns archäologische Artefakte heute noch Rätsel aufgeben und ein Neandertaler nicht in der Lage wäre, mit uns zu sprechen, werden auch die Menschen von morgen in dem uns heute bekannten Nuklearsymbol vielleicht etwas völlig anderes sehen. Um auf die Gefahren des Durchbrechens der Atommüll-Schutzbarrieren hinzuweisen, wird man nicht umhinkommen, sich mit semiotischen Begriffen und mit den zu verwendenden Zeichentypen auseinanderzusetzen und deren konkrete Realisierbarkeit zu prüfen, erklärt Trautsch und betont: Mitteilungen an eine ferne Zukunft müssten in der Lage sein, kodierte und dekodierbare Botschaften an antizipierte Adressaten zu richten. Wie das zu bewerkstelligen ist, darüber zerbrechen sich Zeichenwissenschafter seit mehr als drei Jahrzehnten den Kopf: Als Begründer der Disziplin gilt Thomas Sebeok, Semiotiker an der Universität Bloomington, der 1981 von der US-Regierung zum Leiter der Human Interference Task Force ernannt wurde. Sebeok wurde damit die Aufgabe zugeteilt, in einem Ausschuss aus Anthropologen, Geologen, Ingenieuren und Physikern eine Methode zu entwickeln, mit der Erdbewohner in der Zukunft vor den Gefahren der Endlager gewarnt werden sollten. Der Vorschlag des Arbeitskreises: Auf diesen Standorten sollten große Obelisken angeordnet werden – verziert mit Warnhinweisen in den sechs Uno-Sprachen und Zeichnungen von den Folgen atomarer Verseuchung. Seinerzeit wurde diese Idee nicht sonderlich ernst genommen – wie das ganze Fachgebiet lange Zeit insgesamt. Die Vorschläge der Wissenschafter waren schließlich häufig sehr bizarr. Das zeigte auch eine Umfrage, die der Vorreiter der Disziplin im deutschsprachigen Raum, der Semiotikprofessor Roland Posner von der TU Berlin, 1984 durchführte: Der Mediziner und Science-Fiction-Autor Stanislaw Lem wollte die Warnung durch einen mathematischen Code, der auf lebendem Trägermaterial transportiert werden sollte, weitergeben. Die Linguisten Françoise Bastide und Paolo Fabbri schlugen die Züchtung von Strahlenkatzen vor, deren Fell sich in der Nähe von Atomabfällen verfärbt, während der Sozialwissenschafter Philipp Sonntag darüber nachdachte, Atomdatensätze auf einem künstlichen Mond im All zu speichern. Sebeok selbst steuerte sein Konzept von der Atompriesterschaft bei – ein elitärer Zirkel, der das Wissen um die Gefahr über die Generationen rituell weitergibt. Er bezeichnete den Vorschlag später als Fehler, da er damit dazu beigetragen habe, die junge Disziplin früh der Lächerlichkeit preiszugeben. Inzwischen bewegt sich auf dem lange Zeit als akademische Obskurität abgetanen Feld jedoch wieder etwas: So wird die derzeitige Einrichtung eines Endlagers in Schweden auch von zwei Archäologen der Linné-Universität in Kalmar betreut, die sich über die Kommunikation mit der Nachwelt Gedanken machen. In Frankreich wiederum arbeitet für die zuständige Endlagerbehörde ein Arbeitskreis von rund zwanzig Wissenschaftern bezüglich dieser Thematik, mit der sich vor einigen Jahren ebenso eine Studie des Instituts für nachhaltige Abfallwirtschaft in Zürich auseinandersetzte. Und auch Sebeoks einst belächelter Vorschlag eines Monuments zur Strahlenwarnung wird bald Wirklichkeit: Am Endlager für Abfälle aus der amerikanischen Atomwaffenproduktion in New Mexico soll sein Konzept in weiterentwickelter Form umgesetzt werden: Wenn dieser Standort 2033 versiegelt wird, werden 32 sieben Meter hohe Monolithen das Gelände abstecken – mit einem Informationszentrum über die atomare Gefahr in der Mitte. Nicht-Wissenschaft;Traditionsklub setzt sich gegen den FC Utrecht durch. Amsterdam – Heracles Almelo hat sich in den Niederlanden erstmals für einen europäischen Bewerb qualifiziert. Dank eines 2:0-Auswärtssiegs (Hinspiel 1:1) beim FC Utrecht im entscheidenden Playoff-Duell am Sonntag nimmt Heracles an der Qualifikation für die Europa League teil. In der abgelaufenen Saison der Eredivisie hatte der 1903 gegründete Klub Platz sechs belegt, Utrecht war Fünfter geworden. Wissenschaft;Steirische Forscher wollen Algorithmen für Apps entwickeln, die die beste Route durch die Wildnis der Berge finden. Anwender sollen Bergretter und Jäger sein. Wien – Manche Wege entstehen erst beim Gehen. Das heißt aber nicht, dass sie irgendwo hinführen. Im Gebirge kann der Marsch durch unbekanntes Terrain leicht an einem Abgrund, einer Felsmauer, in undurchdringbarem Dickicht oder in einem unübersichtlichen Latschenlabyrinth enden. Rettungskräfte, die schnell zu einem Verletzten vordringen müssen, oder Jäger auf der Pirsch sollten aber auch bei schwierigem Gelände schnell von A nach B finden. Rainer Prüller, Geoinformatiker am Institut für Geodäsie der TU Graz und gleichzeitig Geschäftsführer des Spin-off-Unternehmens Pentamap, will ihnen dabei helfen. Für das Projekt RemoteNav, das im Rahmen des Weltraum-Programms Asap der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft vom Verkehrsministerium unterstützt wird, will er mit seinen Kollegen Geländeinformationen so aufbereiten, dass jederzeit die schnellste Route abseits des bestehenden Wegnetzes abgerufen werden kann. Nicht nur topografische Daten wie die Hangneigung sollen in das neuartige Navigationssystem, das auch als Smartphone-App laufen soll, einfließen, sondern auch Informationen über Pflanzenbewuchs oder Wasserläufe. Eine der Datenquellen sind Satellitenaufnahmen, wobei aber nicht nur relevant ist, was das menschliche Auge sehen kann. Im nahen Infrarotbereich steckt viel Information über die Vegetation, die das Land bedeckt, erklärt Prüller. Jede Oberfläche hat bestimmte Rückstrahleigenschaften. Ein Nadelwald hat andere spektrale Merkmale als ein Mischwald. Auch Wasser, etwa Bäche, seien so gut zu erkennen. Die Satellitendaten werden ergänzt durch 3-D-Geländemodelle, die durch Laserscans von Flugzeugen aus erstellt werden. Mittlerweile sind für große Teile der Alpen in Österreich bereits solche Daten in einer sehr guten Auflösung vorhanden, bei der jeweils vier Pixel einen Quadratmeter Bodenfläche repräsentieren, erläutert Prüller. Aus dem topografischen Abbild soll abgeleitet werden, ob ein Hang zu steil ist, um ihn zu Fuß zu bewältigen, ob Absturzgefahr besteht oder ob es an einer Felswand machbar ist, sich abzuseilen. Ein schmaler Graben kann ein Wasserlauf oder ein ausgetretener Pfad sein, so Prüller. Durch die Kombination von Satellitenbilden und Laserquellen kann man solche Details unterscheiden. Der Datenpool wird noch ergänzt durch das freie und in Europa bereits sehr detaillierte Kartenmaterial von OpenStreetMap sowie durch Informationen über anthropogene Faktoren, die eine Rolle spielen und aus den Satellitendaten nicht ableitbar sind – von Zäunen und Mauern bis zu Schutz- und Sperrgebieten. All diese Informationen laufen in einem zentralen Datenmodell zusammen. Jedem Bildpunkt, der einem halben Meter Terrain entspricht, werden auf diese Weise 30 Navigationsparameter zugeordnet, erklärt Prüller. In Feldversuchen soll in dem bis Ende 2016 laufenden Projekt untersucht werden, wie die einzelnen Parameter gewichtet werden. In einem lichten Nadelwald kommt man vielleicht dreimal so schnell voran wie in einem dicht bewachsenen Jungwald, erläutert der Entwickler. Um die einzelnen Gelände- und Bewuchsformen richtig einschätzen zu lernen, werden Forscher und Studierende mit GPS-Geräten ins Feld geschickt. Ihre Geschwindigkeit wird protokolliert und den einzelnen Geländeparametern wird auf diese Art eine Eignungskennzahl für eine Begehbarkeit zugeschrieben. Allerdings ist nicht jeder Mensch gleich geländegängig. Auch das soll bei der Anwendung berücksichtigt werden. Für einen betagten Jäger ist eine Hangneigung von 30 Prozent vielleicht schon zu steil. Ein Bergretter kann sich dagegen auch an einer Felswand abseilen, erläutert Prüller. Verschiedene individuell einstellbare Profile sollen den Möglichkeiten der unterschiedlichen Benutzer Rechnung tragen. Die größte Herausforderung liege aber in der automatischen Berechnung der schnellsten Route durch das Gelände, so Prüller. Die Anwendung soll aus den umfangreichen Daten Pixel für Pixel den besten Weg errechnen, also vom Start- bis zum Endpunkt die beste Aneinanderreihung von Zellen finden, an denen ein Fortkommen möglich ist. Der Navigationsalgorithmus ist raster- und nicht, wie bisher üblich, vektorenbasiert, so Prüller. Durch die hohe Zahl potenzieller Möglichkeiten der Wegführung ergebe sich ein hoher Rechenaufwand, der nicht leicht in Griff zu bekommen ist. Viele Details müssen für die Fortbewegung berücksichtigt werden, beispielsweise muss eine Zelle mit Latschenbewuchs noch nicht bedeuten, dass man hier nicht weiterkommt. Erst wenn die nächste und übernächste Zelle auch Latschen sind, kann man nicht mehr drübersteigen. Die Entwickler erwarten, dass für ein Jagdrevier oder Bergretter-Einsatzgebiet bis zu fünf Gigabyte an Daten zusammenkommen. Um zu demonstrieren, dass ihr Routingalgorithmus funktionieren kann, werden zuerst kleine Raster mit einfachen Hindernissen berechnet. Erst danach wird das System für große Datenmengen optimiert. Sollte sich der Rechenaufwand als nicht bewältigbar herausstellen, müsse die Auflösung reduziert werden. Wir müssen eine Waage zwischen Prozessierbarkeit und Praxistauglichkeit finden, sagt Prüller. Die rasante Hardwareentwicklung ist dem Konzept sicher zuträglich. Der Routingalgorithmus soll in die bestehende Bergretter-Applikation Sarontar des Forschungsunternehmens TeleConsult – ebenfalls Projektpartner bei RemoteNav – implementiert werden. Für Jäger soll die Navigationsanwendung Eingang in die Jagdrevier-Verwaltungsapp Deermapper von Prüllers Unternehmen Pentamap finden. Der Entwickler sieht auch in Outdoorenthusiasten, die sich abseits der Wege durch die Wildnis schlagen, eine potenzielle Nutzergruppe. Für Wanderer in Alaska wäre so eine Navigationslösung bestimmt hilfreich. Nicht-Wissenschaft;Vor allem der SUV Mokka verkauft sich gut. Rüsselsheim – Trotz des Rückzugs aus Russland verkauft Opel deutlich mehr Neuwagen als im Vorjahr. Im August steigerte der Hersteller seinen Absatz nach vorläufigen Zahlen um 12,8 Prozent auf rund 64.500 Neuwagenzulassungen, wie die Opel Group am Dienstag in Rüsselsheim mitteilte. Damit wachse Opel mehr als dreimal so stark wie der europäische Gesamtfahrzeugmarkt, der ein Plus von 4,1 Prozent verzeichne. Der Marktanteil stieg nach den Angaben um 0,4 Prozentpunkte auf 5,71 Prozent. Von Januar bis August verkaufte die Marke mit dem Blitz mit rund 735.000 Fahrzeugen vier Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Basis dieser Entwicklung seien die neuen Modelle, sagte Verkaufschef Christian Küspert. Vor allem der SUV Mokka verkauft sich gut. Mit dem neuen Astra, der nächste Woche auf der IAA Premiere hat, sollen die Verkäufe weiter anziehen. Nicht-Wissenschaft;'Innenressort verweist bei Gegenrechnung für Spenden auf das Finanzministerium. Wien – Die Anrechnung der Spenden auf die Förderungen für Flüchtlingshilfe sorgt für Aufregung. Unterschiedliche Ansichten über die Kostenübernahme und Prüfung entzweien auch Finanz- und Innenressort. Hektische Betriebsamkeit herrschte am Montag im Finanz- und im Innenministerium beziehungsweise in den Kabinetten von Hans Jörg Schelling und Johanna Mikl-Leitner (beide ÖVP). Kaum war, per Ö1 und STANDARD, öffentlich geworden, dass die Ministerien die Förderungen für die Flüchtlingshilfe um deren Spendeneinnahmen reduzieren werden, fegte ein Sturm der Empörung über den Bund. NGOs wie Politiker kritisierten das Vorhaben – auch der Flüchtlingskoordinator der Regierung, Christian Konrad (ÖVP), bemühte sich (vorerst vergeblich), das Vorhaben aus der Welt zu schaffen, wie er dem STANDARD sagte. Im Finanzministerium versteht man die Aufregung nicht: Das Innenressort habe in dem Brief an die zwölf Hilfsorganisationen lediglich erinnert, dass es einen Vertrag (Sonderrichtlinie; Anm.) gibt, der oh Wunder, auch eingehalten werden muss. Der Staat könne Bundesgelder nicht freihändig vergeben. Kurz zur Erinnerung: In der Sonderrichtlinie ist die Anrechenbarkeit der Spenden auf die Förderung fixiert. Allerdings hinterfragen auch Juristen, ob dieser Passus bei der Flüchtlingshilfe eine Berechtigung hat, hätten doch die Hilfsorganisationen die Arbeit des Staates übernommen. Der habe bei der Flüchtlingsversorgung versagt, wie es der Chef des Fundraising Verbands Austria (FVA), Günther Lutschinger, ausdrückte. Auch diese Argumentation wischt eine Sprecherin des Finanzministers vom Tisch: Eine Förderung könne nie mehr als 100 Prozent betragen. Wenn es um Steuergeld gehe, müsse die höchste Ethik gelten. Das Innenministerium (BMI) verantwortete sich wie am Wochenende: Der Brief sei aufgrund einer erstmaligen Einwendung des Finanzministeriums geschrieben worden. Und genau da gab es am Montag Querelen zwischen den Ministerien beziehungsweise Kabinetten. Zunächst hieß es im Finanzministerium gegenüber Dritten, das Innenressort habe da etwas missverstanden – eine Linie, von der später wieder abgegangen wurde. Tatsächlich gibt es zwischen Herrengasse (BMI) und Johannesgasse seit längerem gewisse Spannungen in der Frage der Finanzierung der Flüchtlingshilfe. Die Budgetsektion des Finanzressorts kritisierte Anfang des Jahres sinngemäß, dass das Innenministerium die Abrechnungen der NGOs zu 100 Prozent auszahlen lassen wollte – eben ohne Spendenabzug. Die Hilfsorganisationen hätten es seit September unterlassen, die nötigen Daten zu übermitteln. Das Innenministerium solle die Hilfsorganisationen also daran erinnern, dies zu tun – oder selbst Schätzungen vornehmen und die Akontozahlungen um diese Summe reduzieren –, so ungefähr sah die Gemengelage aus. Zur Erklärung: Die Hilfsorganisationen geben immer am Fünften eines Monats ihre mit Kostenaufstellungen untermauerten Förderansuchen ab und bekommen dafür Akontozahlungen. Endgültig abgerechnet wird das Jahr 2015 dann vertragsgemäß spätestens im April. Zudem soll das Finanzministerium gewisse Probleme in der Kontrolle der Abrechnungen geortet haben. Angeblich hat es Plausibilitätsprüfungen durch das Innenministerium vermisst – und solche dann selbst stichprobenartig durchgeführt. Und die sollen nicht zur Zufriedenheit des Finanzressorts ausgefallen sein. In diversen Kostenaufstellungen hätten die Prüfer im Konnex mit dem Förderzweck Unplausibles und Hinterfragungswürdiges gefunden, wird berichtet. Allerdings wird sowieso genau geprüft: Derzeit ist die Buchhaltungsagentur des Bundes dabei, jede (geplante) Förderung (beziehungsweise den Abrechnungsantrag) zu prüfen, wie offiziell bestätigt wird. Das Finanzressort dürfte Anfang dieses Jahres jedenfalls auf die Kostenbremse gestiegen sein. Laut dortigen Beamten sollte sich die Entspannung der Lage bei den Transitflüchtlingen im Winter auch in sinkenden Kosten (Förderungen) abbilden. Nur das wirklich Notwendige solle noch unterstützt werden, forderten sie ihre Kollegen im Innenministerium dem Vernehmen nach auf. Mitte Februar schrieb das Innenministerium dann den Brief an die NGOs; allerdings nicht, ohne vorher eine Korrektur vorgenommen zu haben. Im Entwurf des Schreibens wurde auf die Tatsache hingewiesen, dass das Finanzministerium Auslöser des Auftrags zur Spendenmeldung war – ein Hinweis, den das Kabinett Schelling aufgrund der Kompetenzverteilung nicht nötig fand. Im Brief an die NGOs kommt er dann jedenfalls nicht mehr vor. Dass das Finanzministerium bei der Diskussion nun auch die Absetzbarkeit der Spenden in die Waagschale wirft (200 Millionen Euro wurden zuletzt abgesetzt), wird im Ministerium dementiert. Dort geht man davon aus, dass alles so kommt, wie in den Verträgen vereinbart. Die NGOs, so eine Vermutung im Ministerium, hätten die Aufregung nur erzeugt, um Druck für die anstehenden Vertragsverhandlungen zu machen.' Wissenschaft;Untersuchungen von Kalksteinproben weisen auf schwere Auswirkungen auf marine Ökosysteme hin. Berlin – Vor rund 252 Millionen Jahren, an der Grenze zwischen den beiden Erdzeitaltern Perm und Trias, ereignete sich das größte Massenaussterben innerhalb der vergangenen 500 Millionen Jahre. Paläontologen schätzen, dass dabei mehr als 80 Prozent der im Meer lebenden Arten und etwa 75 Prozent aller Landlebewesen ausstarben. Es ist überdies das einzige Massensterben, dem auch zahlreiche Insektenspezies zum Opfer fielen. Trotz umfangreicher Studien ist der eigentliche Grund für diese globale Katastrophe der Ökosysteme noch immer nicht bekannt. Nun haben internationale Wissenschafter rund um Martin Schobben vom Museum für Naturkunde Berlin Kalksteine, die im Grenzbereich dieser beiden geologischen Perioden Perm und Trias abgelagert wurden, untersucht und dabei eine Überraschung erlebt: Die Analysen enthüllten eine plötzliche Entfaltung des Lebens während der Zeit dieses Massenaussterbens. Allerdings bestand diese kurzzeitige Blüte des Lebens wahrscheinlich nur aus primitiven Organismen wie Bakterien und Archaebakterien. Hinweise darauf lieferten Gesteinsproben aus dem Iran, in denen die Zusammensetzung der Schwefel- und Sauerstoffisotopen gemessen wurden. Der durch die Mikroorganismen hervorgerufene Eintrag von sehr großen Massen organischer Substanz hatte schwerwiegende Auswirkungen auf die Meeresökosysteme. Er hat einerseits den O2-Gehalt stark gesenkt und, auf der anderen Seite, die Menge des giftigen Gases H2S in weiten Teilen des Ozeans erhöht. Der höhere Gehalt an Schwefelwasserstoff wurde durch Bakterien mit einem Stoffwechsel, welche nicht von der Anwesenheit von Sauerstoff abhängig waren, erzeugt. Diese Ergebnisse werfen ein neues Licht auf die Dynamik des Massenaussterbens. Es ist nicht unbedingt nur durch das Auslöschen des meisten Lebens, sondern hauptsächlich durch den Verlust bestimmter höherer Organismen charakterisiert. Diese Studie kann zudem dazu dienen, uns etwas über die Auswirkungen des gegenwärtigen, vom Menschen erzeugten Klimawandels zu lehren. Die treibende Kraft hinter dem skizzierten Szenario für die Perm/Trias-Grenze ist eine globale Erwärmung um etwa acht Grad (allerdings vermutlich hervorgerufen durch ausgedehnten Vulkanismus in Sibirien), der damit verbundenen erhöhten Verwitterungsrate auf den Kontinenten und dem Transport großer Mengen von Nährstoffen in den Ozean. Nicht-Wissenschaft;Sachverständiger hatte empfohlen, alle Waren zu verbrennen – Tiere stellten sich als ungefährlich heraus. Kronach – Große Aufregung in einem Supermarkt in Oberfranken: In der Obstabteilung des Hauses waren Spinnen gefunden worden – mutmaßlich giftig. Wegen der Tiere, die vermutlich aus Brasilien stammten, sollte der Markt in Wilhelmsthal (Landkreis Kronach) bis auf Weiteres geschlossen bleiben, hatte zunächst am Sonntag die Polizei berichtet. Kurz darauf die Entwarnung: Die Tiere seien völlig ungefährlich. Nach Informationen des Bayerischen Rundfunks hatte ein Sachverständiger zuvor noch dazu geraten, alle Waren aus dem Supermarkt zu verbrennen und die Räume danach mit Gift zu behandeln. Spezialisten hätten im Supermarkt ein Exemplar der Spinne sichergestellt und schockgefrostet. Es soll es sich um ein Weibchen handeln, dessen Jungtiere bereits geschlüpft sind. Nicht-Wissenschaft;Schicker fordert Öffnung des Wahlrechts für alle – ÖVP dagegen. Wien – Mitten im Wahlkampf will die Wiener SPÖ das Wahlrecht für jene Bürger öffnen, die keine österreichischen Staatsbürger sind. Sie zahlen ja in Wien auch Steuern. Die Gemeinde, die Bezirke sind für sie ja auch aktiv. Und da sollen sie auch mitentscheiden können, sagt der SPÖ-Klubvorsitzende Rudolf Schicker im Ö1-Mittagsjournal. Die ÖVP spricht sich gegen den Vorschlag aus. Rund 400.000 Wiener sind über 16 Jahre alt, haben keine österreichische Staatsbürgerschaft und sind deshalb bei der Landtagswahl nicht wahlberechtigt. Zumindest 118.000 davon sind EU-Bürger – sie dürfen den Gemeinderat, aber nicht den Landtag wählen. Übrig bleiben 220.000 Drittstaatenangehörige, die gar nicht wählen dürfen, das ist ein Viertel aller Wahlberechtigten in Wien. Damit die SPÖ ihre Forderung umsetzen kann, sind Gesetzesänderungen auf Bundesebene notwendig. Die ÖVP spricht sich im Ö1-Radio allerdings gegen den Vorschlag aus. Dies sei derzeit kein Thema. Eine Änderung vor der Landtagswahl am 11. Oktober wird sich nicht ausgehen, räumte auch Schicker ein. Wissenschaft;Wilderer schlugen Rhinozeros vor zwei Wochen in der südlichen Region Kwazulu-Natal das Horn ab. Johannesburg – Ein von Wilderern verletztes Nashorn in Südafrika hat eine Hauttransplantation von einem Elefanten erhalten. Es sei das erste Mal, dass Haut eines Elefanten zur Behandlung einer Wunde bei einem Rhinozeros verwendet worden sei, erklärte der Tierarzt Johan Marais am Samstag. Es sei nicht darum gegangen, das von den Wilderern abgesägte Horn zu ersetzen, vielmehr wollte man mit der Maßnahme die Wunde bedecken. Das weibliche Tier war vor zwei Wochen in der südlichen Region Kwazulu-Natal angegriffen worden. Die Wilderer hatten das Haupthorn abgeschlagen, das in Asien in der traditionellen Medizin verwendet wird, und das Jungtier des Nashorns getötet. Die nun erfolgte Operation wurde durch die Organisation Saving the Survivors ermöglicht, die sich um durch Wilderer verletzte Tiere kümmert. Laut Marais stammte die Elefantenhaut von einem natürlich gestorbenen Tier. Es sei zuvor auch Haut eines Nilpferds getestet worden, doch sei der Versuch gescheitert. Laut dem Tierarzt wird sich binnen zwei oder drei Wochen zeigen, ob die Hauttransplantation erfolgreich war. Wissenschaft;Die Vorfahren der Aborigines haben vor 50.000 Jahren Australien erreicht und besiedelt. Doch gab es bis zur Ankunft der Europäer noch andere Zuwanderer?. Hinxton/Wien – Im Lateinischen bedeutet ab origine so viel wie von Beginn an. Daraus wurde im Englischen die generelle Bezeichnung für Ureinwohner. Australiens Urbevölkerung wurde 1803 erstmals so genannt – nur 15 Jahre, nachdem die Europäer begannen, Australien mit Strafgefangenen zu besiedeln. Von Beginn an heißt im Zusammenhang mit den Ureinwohnern Australiens, die der ersten Auswanderungswelle des Homo sapiens aus Afrika entstammten, vor rund 50.000 Jahren. Ungeklärt ist allerdings die Frage, ob die Aborigines bis 1788 völlig isoliert von anderen Kulturen lebten oder ob es insbesondere nach dem Ende der Landbrücke nach Neuguinea doch Verbindungen zu Zuwanderern aus dem Norden gab. Zwei Indizien sprechen dafür, dass vor etwa 5000 Jahren Menschen mit indischen Wurzeln Australien erreicht haben könnten: Zum einen tauchte in dieser Zeit der Dingo auf, eine verwilderte Form des Haushunds. Zum anderen veränderte sich damals die Steinwerkzeugtechnik. Um die Frage zu klären, haben Forscher um Anders Bergstrom (Sanger Institute in Hinxton) die DNA im Y-Chromosom von 13 Aborigines-Männern sequenziert und analysiert. Das Ergebnis fiel eindeutig aus: Die Aborigines-Erbsubstanz weist keine Ähnlichkeiten mit indischen Varianten auf. Laut Bergstrom stehen die Ergebnisse im Einklang mit den archäologischen Befunden einer Besiedlung vor 50.000 Jahren und nachfolgender Isolation. Vor Veröffentlichung der Resultate im Fachblatt Current Biology wurden diese auch Vertretern von Aborigines-Gruppen kommuniziert. Ihr Sprecher Lesley Williams zeigte sich erfreut darüber, dass die Wissenschaft bestätigt, was unsere Vorfahren uns über viele Generationen hinweg gelehrt haben: dass wir seit der Traumzeit hier gelebt haben. Um auf Nummer sicher zu gehen, soll nun das gesamte Genom der Aborigines sequenziert werden. Offen bleiben nämlich immer noch die Fragen, wie der Dingo nach Australien gelangte und warum die Besiedler Polynesiens keine Spuren hinterließen. Wissenschaft;Chinesischer Forscher untersucht die Entstehung des Y-Chromosoms. Wien – Mit einem hoch dotierten EU-Förderpreis wechselt der chinesische Evolutionsbiologe Qi Zhou an die Universität Wien. Der Wissenschafter erhält einen mit rund zwei Millionen Euro dotierten Starting Grant des Europäischen Forschungsrats (ERC) und will damit die Entstehung des Y-Chromosoms untersuchen, teilte die Uni Wien mit. Die Geschlechtschromosomen X und Y bestimmen bei vielen Tierarten das Geschlecht: Weibchen verfügen über zwei X-, Männchen über ein X- und ein Y-Chromosom. Letzterem wurde lange Zeit nur die Funktion zugeschrieben, das männliche Geschlecht zu bestimmen und für die Fruchtbarkeit der Männchen zu sorgen. Seine Rolle ist laut Uni Wien jedoch weit weniger verstanden als jene des X-Chromosoms. Qi Zhou promovierte an der Chinesischen Akademie der Wissenschaften und arbeitete dann am Bejing Genomic Institute und an der University of California in Berkeley (USA). Er wird voraussichtlich 2016 von der Zhejiang University in Hangzhou an das Department für Molekulare Evolution und Entwicklung der Universität Wien wechseln. Voraussichtlich deshalb, weil noch kein Vertrag unterschrieben sei, hieß es von Seiten der Uni Wien. Er habe aber beim ERC beantragt, sein Projekt an der Uni Wien durchführen zu wollen. Der Evolutionsbiologe will unbekannte Funktionen und die Evolution des Y-Chromosoms anhand von Fruchtfliegen untersuchen. Dazu sollen verschiedene Fliegen-Arten verglichen werden, die unterschiedlich weit entwickelte Y-Chromosome besitzen. Speziell interessiert sich Qi Zhou für die zahlreichen DNA-Elemente am Y-Chromosom, die als Parasiten des Genoms bezeichnet werden, da sie innerhalb des Genoms springen und sich vermehren können. Er will untersuchen, wie diese DNA-Abschnitte gezähmt werden, um Schaden von anderen Teilen des Genoms abzuwenden. Mit dem ERC fördert die EU Grundlagenforschung in Europa. Vergeben werden Starting- und Consolidator-Grants für Nachwuchswissenschafter und Advanced Grants für etablierte Forscher. Nicht-Wissenschaft;Präsident Ouattara sieht Weg frei für "Erneuerungsprojekt". Abidjan – Im westafrikanischen Staat Cote dIvoire (Elfenbeinküste) ist das Kabinett unter Führung von Ministerpräsident Daniel Kablan Duncan zurückgetreten, um den Weg für eine Regierungsumbildung freizumachen. Präsident Alassane Ouattara bestätigte am Mittwoch offiziell den Rückzug des bisherigen Premiers und bedankte sich bei dem 73-Jährigen für dessen treue Dienste. Mit der Regierungsumbildung soll das von Ouattara geplante Erneuerungsprojekt vorangetrieben werden. Ouattara selbst war im Oktober für eine zweite Amtszeit als Präsident wiedergewählt worden. Bei seiner darauffolgenden Amtseinführung hatte er versprochen, den Aussöhnungsprozess zwischen den ehemaligen Bürgerkriegsparteien zu beschleunigen, mehr für eine gerechtere Verteilung des Wohlstands zu tun, Maßnahmen gegen die Jugendarbeitslosigkeit zu ergreifen und eine neue Verfassung ausarbeiten zu lassen. Sie soll Gegenstand einer Volksabstimmung werden. Nach der ersten Wahl Ouattaras zum Präsidenten 2010 hatte sich sein Amtsvorgänger und Konkurrent Laurent Gbagbo geweigert, den Wahlsieg Ouattaras anzuerkennen. Dies führte zu monatelangen Unruhen in dem westafrikanischen Land, in deren Verlauf 3.000 Menschen getötet wurden. Nicht-Wissenschaft;Bürgeranwalt | Katrin Bauerfeind assistiert | Das Leben der Anderen | Das Glück der großen Dinge | Kaiser Franz Joseph und der Erste Weltkrieg | Silver Linings | Liebe | Waltz with Bashir. 17.30 MAGAZINBürgeranwalt 1) Konflikt mit türkischem Kulturverein in Salzburg. 2) Nachgefragt: Aufregung um Funkmast in Kitzeck. 3) Flutlichtanlage im Wohngebiet in Innsbruck. Bis 18.20, ORF 2 19.30 MAGAZINKatrin Bauerfeind assistiert – Best of Staffel 4 Sieben neue Jobs, sieben voll gepackte Arbeitstage und sieben neue Chefs hatte Katrin Bauerfeind in der vierten Staffel. 3sat zeigt die Höhepunkte aus dieser. Bis 20.00, 3sat 20.15 DDR-DRAMADas Leben der Anderen (D 2006, Florian Henckel von Donnersmarck) Stasi-Hauptmann Gerd Wiesler soll den Schriftsteller Georg Dreymann und dessen Lebensgefährtin, die Theaterschauspielerin Christa-Maria Sieland, ausspionieren. Aber Wiesler tut sich schwer mit dem Job, moralische Konflikte brechen auf. Ulrich Mühe, Martina Gedeck und Sebastian Koch beeindrucken in den Hauptrollen. Bis 22.20, 3sat 20.15 FAMILIEDas Glück der großen Dinge (What Maisie Knew, USA 2012, Scott McGehee, David Siegel) Die sechsjährige Maisie (Onata Aprile) hat es nicht leicht. Streit und heftige Diskussionen zwischen den Eltern gehören zu ihrem Alltag. Mit der Scheidung beginnt auch der Streit um das Sorgerecht. Verfilmung des Romans von Henry James mit Julianne Moore und Steve Coogan als überforderte Eltern. Bis 22.05, Servus TV 20.15 GESCHICHTEKaiser Franz Joseph und der Erste Weltkrieg Der Krieg könnte zum Sargnagel für die Monarchie werden, sagte der österreichische Generalstabchef Franz Conrad von Hötzendorf im Herbst 1914 im Gespräch mit Kaiser Franz Joseph. Er sollte recht behalten. Die Dokumentation von Andreas Novak beleuchtet die ersten drei Kriegsjahre, von 1914 bis zum Tod Kaiser Franz Josephs im November 1916. Bis 21.10, ORF 3 20.15 KOMÖDIESilver Linings (USA 2012, David O. Russell) Pat Solitano war ein paar Monate in der Psychiatrie, jetzt zieht er wieder zu seinen Eltern. Seine Exfrau Nikki geht ihm nicht aus dem Kopf, er will sie zurückgewinnen, darf ihr aber einer gerichtlichen Verfügung folgend nicht näher als 150 Meter kommen. Da lernt er Tiffany kennen, die sich nach dem Tod ihres Mannes in einer Krise befindet. Sie soll ihm helfen. Kurz weilige Komödie mit Bradley Cooper, Jennifer Lawrence, Robert De Niro. Bis 22.05, ORF 1 22.00 ALTERLiebe (Amour, F/D/Ö 2012, Michael Haneke) Anne (Emanuelle Riva) und Georges (Jean-Louis Trintignant), beide über 80, sind seit Jahrzehnten glücklich verheiratet. Dann erleidet Anne einen Schlaganfall, Georges pflegt sie, ist aber überfordert. Hanekes präzise Studie über Liebe und Krankheit im Alter gewann 2013 den Oscar für den besten fremdsprachigen Film. Bis 0.00, 3sat 22.20 GESPRÄCH UND MALEREIDer Meisterfälscher Diesmal porträtiert Fälscher Wolfgang Beltracchi den Komiker Otto Waalkes. Bis 22.50, 3sat 23.05 ANIMATIONWaltz with Bashir (ISR/D/USA 2008, Ari Folman) Regisseur Ari Folman war 1982 als israelischer Soldat während des ersten Libanonkriegs im Libanon stationiert war. Der Trickfilm basiert auf realen Interviews und Ereignissen und wurde mit einem Golden Globe ausgezeichent. Sehenswert. Bis 0.30, RBB 23.55 EHEKRISEZeiten des Aufruhrs (Revolutionary Road, USA/GB 2008, Sam Mendes) Mitte der 50er-Jahre: Seit sieben Jahren sind Frank (Leonardo DiCaprio) und April Wheeler (Kate Winslet) verheiratet. Jetzt steht die Ehe vor dem Aus. Weder ist Frank in seinem Bürojob glücklich noch April als biedere Haufrau und Mutter. April will ausbrechen aus ihrem faden Vorstadtleben und macht Frank den Vorschlag, nach Paris zu gehen und dort noch einmal neu anzufangen. Bis 1.45 ORF 1 0.55 BIOGRAFIEPollock (USA 2000, Ed Harris) Der US-amerikanische Maler Jackson Pollock (Ed Harris) trifft 1941 in New York auf seine Künstlerkollegin Lee Krasner (Marcia Gay Hayden). Sie heiraten. Mäzenin Peggy Guggenheim entdeckt Pollock, er wird zum Superstar der abstrakten Kunst. Doch der Ruhm tut ihm nicht gut. Er zerbricht an seinem Erfolg, hat Selbstzweifeln und verfällt dem Alkohol. Bis 2.45, Servus TV 2.00 THRILLERIm Zeichen des Bösen (Touch of Evil, USA 1958, Orson Welles) US-Grenze zu Mexiko: Der Drogenfahnder Miquel Vargas (Charlton Heston) und seine Frau sind Zeugen eines Bombenanschlags. Am Explosionsort trifft Vargas den korrupten US-Polizei-Captain Hank Quinlan (Orson Welles), für den der Schuldige schnell gefunden ist. Spannende Good-Cop-Bad-Cop-Story. Bis 3.35, ZDF Wissenschaft;Gebeine stammen von einer jungen Frau aus dem 16. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung. Stuttgart – Die im Juli in einer Baugrube für das Bahnprojekt Stuttgart 21 entdeckten Gebeine konnten mittlerweile zugeordnet werden: Sie stammen von einer Frau aus der Bronzezeit. Sie sei etwa 17 bis 19 Jahre alt, grazilen Körperbaus und knapp über 1,60 Meter groß gewesen, teilte das Regierungspräsidium Stuttgart mit. Archäologen datierten das vier Meter unter der heutigen Oberfläche gefundene Grab auf die Ältere Bronzezeit (etwa 1560 vor unserer Zeitrechnung). Wie die Frau ums Leben kam, ist vorerst noch unklar. Das Skelett sei leider nur unvollständig, hieß es zu den bisherigen Erkenntnissen. Zudem seien Tierknochen identifiziert worden, weitere menschliche Skelette wurden nicht gefunden. Zuerst waren die Wissenschaftler davon ausgegangen, drei Gräber entdeckt zu haben. Untersuchungen zeigten allerdings, dass es sich doch nur um ein Einzelgrab handelt. Mitarbeiter des Landesamts für Denkmalpflege hatten die Knochen Ende Juli in der S21-Baugrube gefunden. Seit mehr als einem Jahr begleitet das Amt den Erdaushub für den umstrittenen Neubau des Hauptbahnhofs. In den Baufeldern stießen sie öfter auf Funde aus römischer Zeit, aus der Völkerwanderung und auch aus der Renaissance. (APA, red, 16. 10. 2015) Wissenschaft;Das Pharaonengrab könnte auch letzte Ruhestätte der Nofretete sein, glaubt der ägyptische Antikenminister. Kairo – Mit modernen Methoden will Ägypten die Theorie überprüfen, Nofretete liege in einer Geheimkammer im Grabmal des Pharaos Tutanchamun begraben. Von Donnerstag bis Samstag werde mit leistungsfähigen Radargeräten und Infrarot-Wärmekameras untersucht, ob es in den Gemäuern von Tutanchamuns Grab geheime Grabkammern gebe, teilte der Minister für antike Kulturgüter, Mahmud Eldamati, am Montag in Kairo mit. Tutanchamun war nach neunjähriger Herrschaft 1324 v. u. Z. im Alter von 19 Jahren gestorben. Sein Grabmal befindet sich im Tal der Könige in der Nähe von Luxor im Süden Ägyptens. Es wurde 1922 von dem britischen Archäologen Howard Carter entdeckt und war anders als viele andere Pharaonengräber nicht bereits geplündert, sondern enthielt mehr als 5.000 intakte Objekte, davon viele aus Gold. Nofretete, von der eine weltberühmte Büste im Ägyptischen Museum in Berlin ausgestellt ist, war die Gemahlin von Pharao Echnaton, dem Vater Tutanchamuns. Die sterblichen Überreste der Königin, die für ihre Schönheit berühmt war, wurden nie entdeckt. Im September hatten Eldamati und der britische Archäologe Nicholas Reeves bereits angekündigt, dass sie nach unentdeckten Kammern im Grab des Tutanchamun suchen würden. Eldamati glaubt, dass in einer solchen Geheimkammer Nofretete begraben liegt. Reeves geht eher davon aus, dass dort eine andere Ehefrau von Echnaton beigesetzt wurde. Eldamati kündigte in jedem Fall die Entdeckung des 21. Jahrhunderts an und setzte für Samstag eine Pressekonferenz in Luxor an, um die vorläufigen Ergebnisse der Suchaktion zu verkünden. Nicht-Wissenschaft;Patient mit Darmdurchbruch starb – Arzt und Radiologe sollen OP nicht rechtzeitig veranlasst haben. Graz – Zwei ehemalige Mediziner des LKH Graz haben sich am Mittwoch wegen grob fahrlässiger Tötung eines Patienten im Straflandesgericht Graz verantworten müssen. Sie sollen eine Operation bei einem 46-Jährigen mit Darmproblemen zu spät veranlasst haben. Es kam zum Darmdurchbruch, der Patient verstarb im Oktober 2012. Beide Angeklagten fühlten sich nicht schuldig. Das 46-jährige Opfer hatte als Hochrisiko-Patient gegolten, weil der Mann auch regelmäßig zur Dialyse musste und Nierenprobleme hatte. Er wurde am 19. September 2012 ins Krankenhaus gebracht und klagte damals über Schmerzen im Bauch. Eine entzündliche Veränderung im Darm wurde festgestellt, seine Nahrung wurde daher reduziert und er bekam Antibiotika. Die Entzündungswerte gingen zurück. Als der 42-jährige Facharzt für Innere Medizin den Patienten am 1. Oktober übernahm, soll dieser nicht mehr über Schmerzen geklagt haben: Ich kann nur behandeln, wenn Patienten mir ihre tatsächlichen Symptome schildern, rechtfertigte sich der Mediziner. Weder bei den Visiten, noch gegenüber der Pflege soll der Patient ab dem 1. Oktober über starke Schmerzen geklagt haben. Auch einen verhärteten Bauch habe der Mediziner bei der physikalischen Kontrolle nicht festgestellt. Daher wurde eine konservative Behandlung – also ohne Operation – bevorzugt, weil er eben auch Hochrisikopatient war. Tatsächlich aber hatte sich Kot im Darm des Mannes gestaut. Am 4. Oktober wurde ein CT gemacht, der Befund dazu lag einen Tag darauf in schriftlicher Form für die Chirurgie vor. An diesem 5. Oktober musste der Patient auch noch in der chirurgischen Abteilung vorstellig werden, ging dazu sogar selbst hin und wieder zurück auf sein Zimmer. Abermals wurde er vom 42-Jährigen einer Visite unterzogen. Erst später an dem Tag musste die Dialyse des Patienten wegen starker Schmerzen abgebrochen werden. Es war zu einer Darmperforation gekommen, bei der sich rund 1,5 Liter Kot in die Bauchhöhle entleerten. Das Schockgeschehen hatte den Tod des 46-Jährigen zur Folge. Neben dem 42-jährigen Mediziner ist auch ein 65-jähriger ehemaliger Radiologe angeklagt. Er soll bei der Befundung des CT vom 4. Oktober laut Staatsanwaltschaft Graz nicht auf einen Darmverschluss hingewiesen haben: Er hat die Gefahr der Darmperforation nicht erkannt. Eine Verkettung von Fehlleistungen habe laut der Anklägerin die Konsequenz gehabt, dass der Patient nicht zeitgerecht der Chirurgie zugewiesen wurde. Eine OP hätte ihn sehr wahrscheinlich gerettet. Vier Gutachten wurden beauftragt, kamen aber zu unterschiedlichen Ergebnissen. Neuere Expertisen würden laut des Verteidigers darauf hinweisen, dass es kein Mitverschulden für seine Mandanten am Tod des Patienten gab. Es habe engmaschige Kontrollen gegeben: Mehr geht nicht. Die Klinik des Patienten sei einfach untypisch gewesen: Er hatte nach der Erstbehandlung keine Beschwerden. Dem gegenüber stehen die Aussagen der Witwe, die sich als Privatbeteiligte dem Verfahren angeschlossen hat. Ihr Mann habe sehr wohl über Schmerzen geklagt. Die Verhandlung soll kommende Woche fortgesetzt werden. Nicht-Wissenschaft;In der Reformierten Stadtkirche in der Dorotheergasse musizieren das Ensemble M12 Wien und der Albert Schweitzer Chor. Aus heutiger Sicht nimmt sich Bertolt Brechts Lehrstück Die Maßnahme wie ein scharfkantiger Gesteinsbrocken vom Mars aus. Brecht erörtert in dem Text das Thema von Mittel und Zweck. Darf man Menschen töten, wenn man dadurch die Sache des Fortschritts befördert sieht? Brecht, der Linksradikale ohne formelle Parteizugehörigkeit, gab 1930 auf die schwerwiegende Frage keine abschließende Antwort. Vertont wurde die Verhandlung vor dem Kontrollchor von dem gebürtigen Wiener Hanns Eisler. Hörbar wird eine komplexe Partitur voller Verweise auf J. S. Bach und die Kirchentonarten. Als Amüsierhappen für das bürgerliche Theater bildet Die Maßnahme bis heute einen Stein des Anstoßes. Brecht selbst verbot nach 1945 alle Aufführungen, da er die missbräuchliche Verwendung durch Parteigänger des Kalten Krieges befürchtete. Gedacht war das Lehrstück freilich als Mittel zur Selbstverständigung. Erst nachdem die Schauspieler Für und Wider des Terrors ausgiebig erwogen hätten, sollte auch das gewöhnliche Publikum einbezogen werden. Gefragt wird nach der Herstellung von Haltungen: bis heute ein verzwickter Fall. In der Reformierten Stadtkirche in der Dorotheergasse musizieren das Ensemble M12 Wien und der Albert Schweitzer Chor. Zwei Podiumsdiskussionen flankieren das Passionsspiel. Gesamtleitung: Matthias Krampe. Wissenschaft;Nicht nur bei Primaten wird die Verwendung einer Hand der anderen vorgezogen – Forscher haben das nun auch bei wildlebenden Kängurus beobachtet. Sankt Petersburg / Wien – Wir Menschen und die meisten anderen Primaten tun es mehrheitlich mit rechts. Vermutet wird, dass biologische Gründe für die Präferenz der rechten Hand ausschlaggebend sind: Eine bestimmte Stelle am Chromosom 2 dürfte bei uns dafür verantwortlich sein, wobei die Händigkeit anscheinend nicht nach den Vererbungsregeln Mendels weitergegeben wird, wie Zwillingsstudien zeigen. Doch nicht nur Menschen und Affen setzen eine Hand bevorzugt ein, auch einige Känguruarten tun dies, wie nun ein russisch-australisches Forscherteam herausgefunden hat – und sich mit dieser neuen Erkenntnis womöglich auch in eine gute Ausgangslage für die Verleihung des Ig-Nobelpreises für eher abseitige Forschung gebracht haben dürfte. Die neue Studie liefert freilich mehr als nur eine eher randständige Erkenntnis der Zoologie: Die Beobachtungen der Forscher stellen nämlich die Annahme infrage, dass sich eine ausgeprägte echte Händigkeit bei Säugetieren nur bei Primaten entwickelt habe. Ursprünglich waren die Zoologen Yegor Malashichev von der Universität von Sankt Petersburg nicht davon ausgegangen, eine Händigkeit bei Kängurus festzustellen, denn das Gehirn von Beuteltieren weist im Gegensatz zu dem anderer Säuger (und eben auch Primaten) keine Verbindung zwischen den beiden Hirnhälften auf. Auch bisherige Beobachtungen in Zoos blieben ohne konkretes Ergebnis. Für die aktuelle, im Fachblatt Current Biology veröffentlichte Untersuchung beobachteten Malashichev und seine Kollegen vier Känguruarten in der freien Wildbahn Australiens und Tasmaniens. Tatsächlich fanden sie bei den zweibeinigen Arten eindeutige Präferenz für den Einsatz der linken Hand beim Östlichen Grauen und dem Roten Riesenkänguru: etwa wenn sie fressen oder sich die Nase putzen. Malashichev ist so etwas wie ein Spezialist für den Einsatz von Gliedmaßen bei Tieren: Er hat unter anderem bereits herausgefunden, dass springende Frösche seltener Zeichen von Händigkeit zeigen als laufende. Weitere Studien zur Händigkeit bei Tieren, die sich auf zwei Beinen aufrichten, sind in Vorbereitung. Wissenschaft;'Samuel Salzborn zählt zu den umtriebigsten Rechtsextremismusforschern Deutschlands. Weil seine Professur an der Uni Göttingen nicht verlängert wird, regt sich Widerstand: War Salzborn zu politisch?. Er hat sich bei Anton Pelinka mit einer Arbeit zur politischen Theorie des Antisemitismus habilitiert, zahlreiche Monografien in renommierten Wissenschaftsverlagen wie Nomos oder Campus vorgelegt, ist seit 2012 Professor für Grundlagen der Sozialwissenschaften am Institut für Politikwissenschaft der Georg-August-Universität Göttingen – und all das mit gerade mal 39 Jahren: Samuel Salzborn zählt wohl zu den umtriebigsten Antisemitismus- und Rechtsextremismusforschern Deutschlands. Salzborn publiziert viel, regelmäßig und in international anerkannten Wissenschafftspublikationen, ist fachlich über die Landesgrenzen anerkannt. Vor einem halben Jahr wurde er für seine Forschung im Bereich Demokratie, Rechtsextremismus und Kritik am Antisemitismus vom Stiftungsrat der Universität Göttingen ausgezeichnet. Zuletzt war Salzborn als Leiter einer geplanten Dokumentationsstelle in Göttingen im Gespräch, die sich mit Demokratie- und Menschenfeindlichkeit, mit Rechtsextremismus und Islamismus beschäftigen soll. Salzborn war an der Planung dieser Stelle zentral beteiligt. Ob und wann sie Stelle nun realisiert wird, ist unklar – denn das Präsidium der Universität Göttingen hat beschlossen, Salzborns Professorenvertrag nicht über das Sommersemester 2017 hinaus zu verlängern und die Professur neu auszuschreiben. Veto von oben Dagegen regt sich nun Widerstand – hatte sich doch der Fakultätsrat für Sozialwissenschaften geschlossen hinter Salzborn gestellt. Vom Präsidium allerdings kam ein Veto gegen den Professor. Salzborn zählt zu jenen Wissenschaftern, die sich mit ihrer fachlichen Expertise gerne politisch positionieren. Er forscht vor allem zu Rechtsextremismus, Antisemitismus, zu nationalkonservativen Bewegungen und Parteien, hat sich zuletzt etwa kritisch zur Pegida geäußert und immer wieder den Antisemitismus auch im linken politischen Spektrum thematisiert. Breiter Protest Seine politische Positionierung sei Salzborn nun zum Problem geworden, glaubt der Fachschaftsrat, die studentische Vertretung an der Universität Göttingen. Er hat einen offenen Brief für den Verbleib Salzborns als Professor in Göttingen initiiert, den zahlreiche nationale und internationale Fachverbände unterzeichnet haben, außerdem rund 350 WissenschafterInnen und Studierende. Auch Anton Pelinka ist unter den Unterzeichnern. Der Fachschaftsrat sieht Salzborns Absetzung auch im Zusammenhang mit einer generellen Marginalisierung der Sozialwissenschaften an der Universität. Die Universität schweigt Die Universität Göttingen selbst will zu Personalfragen öffentlich nichts sagen und hat sich auf bisherige Anfragen zum Fall nicht erklärt. Auch nicht dazu, ob für Salzborns Stelle etwa nur befristete Mittel zur Verfügung gestanden seien, die einem unbefristeten Vertrag im Wege gestanden wären. Was bleibt, sind viele offene Fragen. Etwa jene, wie viel politische Haltung die Sozialwissenschaften vertragen, wie viel davon sie vielleicht sogar brauchen. Politische Positionierung ist vielen Sozialwissenschaften ja gewissermaßen inhärent: Allein im Thematisieren bestimmter gesellschaftlicher Phänomene wie Rechtsextremismus oder Antisemitismus drückt sich eine spezifische Haltung zur Welt aus; speziell die Politikwissenschaft hat eine lange Tradition der politischen Einmischung. Wie sich Wissenschaft zur Einmischung in die Gesellschaft verhält – das ist vielleicht die große Frage, die hinter Fällen wie jenem von Samuel Salzborn steht.' Nicht-Wissenschaft;Der Garten rund um das Häuschen am Land stillt in Russland in Zeiten des Lebensmittelembargos auch den Hunger. Im Gegensatz zu den Anglizismen haben es nicht viele russische Worte in die deutsche Sprache geschafft: Der Wodka für den Hochprozentigen, die Soljanka für die Resteverwertung in Form einer Suppe und die Datscha (mitunter auch Datsche) für das Häuschen im Grünen gehören dazu. Alle haben sie eins gemeinsam: Sie stehen für etwas typisch Russisches (auch wenn die Polen bis heute die Erfindung des Wodkas für sich beanspruchen). Moskau – die Millionenmetropole ist nicht russisch, sondern international: europäische Gehälter, japanische Restaurants (mit usbekischem Personal) und Finanztürme im gläsernen amerikanischen Architekturstil. Das richtige Russland beginnt außerhalb des Moskauer Autobahnrings MKAD. Es beginnt mit der Datscha, oder genauer schon auf dem Weg dorthin, wenn sich die Moskauer am Freitagabend in die überfüllten Nahverkehrszüge quetschen oder stundenlang durch den abgasverpesteten Stau quälen, um an die frische Luft zu gelangen. Natürlich gibt es auch die Villensiedlungen im Moskauer Umland mit hohen Mauern, strenger Wache und viel Luxus. Doch die klassische Datscha ist kein Luxus, sondern Arbeit. Viele Russen bauen auch heute noch auf der Datscha Obst und Gemüse an. Gerade für die Pensionisten sind die Sommermonate eine gute Gelegenheit, ihre karge Rente mit der eigenen Ernte zu entlasten und sich gegebenenfalls durch den Verkauf von Gurken, Zwiebeln oder Blumen ein kleines Zubrot zu verdienen. Zu Sowjetzeiten nutzten die Russen ihre 600 Quadratmeter, um gegen das ständige Defizit in den Läden anzukämpfen. Eingelegte Gurken und eingekellerte Kartoffeln hielten auch über den Winter. In den 1990er-Jahren, als der Staat alle Verpflichtungen gegenüber seinen Bürgern zu vergessen schien und Lehrer, Beamte und Rentner monatelang kein Geld sahen, war die Datscha als Produktionsstätte lebensnotwendig. Nach dem Aufschwung in den 2000er Jahren nutzte der zunehmende Mittelstand die Datscha eher als Erholungsort mit Rasen, Schaschlik und Banja nach einer anstrengenden Woche, doch vor allem die Babuschki trauten dem Frieden nie und bauten weiter Kohl und Rüben an. Die jetzige Krise scheint ihnen Recht zu geben: Das Lebensmittelembargo hat die Preise in den Supermärkten in astronomische Höhen befördert. Und so wird die Datscha wohl auch weiterhin ihren festen Platz im russischen Leben haben. Wissenschaft;Neue Aufnahmen der Nasa-Sonde New Horizons enthüllen einen fantastischen Blick auf die eisige Pluto-Ebene Sputnik Planum. Washington – Das kürzlich veröffentlichte Fotomosaik zeigt einen rund 80 Kilometer breiten und mehr als 800 Kilometer langen Abschnitt, den die Sonde New Horizons im Sommer 2015 aus einem Abstand von etwa 17.000 Kilometern aufnahm. Mithilfe des hochauflösenden CCD-Kamerasystems Long Range Reconnaissance Imager (LORRI) entstanden die Bilder etwa 15 Minuten vor der größten Annäherung der Sonde an den Zwergplaneten. Die auffälligen Strukturen in Sputnik Planum deuten auf langsame thermische Konvektionsprozesse unter der Oberfläche hin. Dieser Teil von Pluto verhält sich wie eine Lavalampe, sagte der Nasa-Geologe William McKinnon. Denn die Ebene ist mit Stickstoffeis bedeckt, das in Reservoirs in einigen Kilometern Tiefe aufgeheizt wird und in Blasen nach oben steigt. Hier kühlt es ab und sinkt wiederum in die Tiefe, und der Kreislauf beginnt erneut. Nicht-Wissenschaft;Kosmetische Chirurgie und Countrymusic: Niemand überzeugt in beidem so wie Dolly Parton. Die wilde Gretl aus dem Unterholz von Tennessee wurde zum globalen Countrymusic-Superstar. Am Dienstag wird sie 70 Jahre alt. Howdy, Dolly!. Wien – Wenn nun wieder alle über den sich beständig erhöhenden Anteil von Fremdstoffen und Ersatzteilen in ihrem Körper schreiben, ist das niemandem so egal wie Dolly Parton selbst. Es gibt wenige, die mit größerem Selbstverständnis über ihren Körper als Work in Progress sprechen als sie. Waren es früher Perücken und Schminke, entdeckte sie später die Möglichkeiten von Dr. Nip und Dr. Tuck. Berühmt geworden ist ihr Satz: You have no idea how much it costs to look so cheap. Zumindest der ist hundert Prozent Dolly Parton. Die heute ihren 70. Geburtstag feiernde Country- und Popsängerin ist auch für ihre Schlagfertigkeit berühmt. Geboren wurde Dolly Rebecca Parton am 19. Jänner 1946 in Locust Ridge, Sevier County, Tennessee, in ärmliche Verhältnisse. Als viertes von zwölf Kindern beschreibt sie ihre Kindheit als dreckig, arm, aber glücklich. Viele ihrer Lieder beziehen sich auf diese Zeit. Mit sieben begann sie Gitarre zu spielen. Songs schreibt sie seit damals ununterbrochen. Bevor ich eine Unterhose finde, entdecke ich einen Zettel mit einem Lied darauf, sagte sie einmal. Mit zehn trat Parton erstmals im Fernsehen, mit 13 in der Grand Ole Opry in Nashville auf, dem Herzen und Prüfstein des Fachs. Heute gilt sie als größter weiblicher Countrystar – und keine ihrer Kolleginnen ist so selfmade wie sie. 1964 zog sie nach Nashville und traf Porter Wagoner, der sie protegierte und in seine TV-Show nahm: The Porter Wagoner Show, eine Art Musiccountrystadl für Hinterwäldler mit TV-Geräten. Und davon gab und gibt es einige. Parton wurde an Wagoners Seite ein Star. 13 Alben nahmen die beiden auf, bevor sich Parton Mitte der 1970er emanzipierte. Ihr ihm gewidmetes Trennungslied I Will Always Love You war ein Hit. Als Elvis Presley ihn covern wollte und sein Manager die Rechte dafür verlangte, winkte Parton ab. Eine weise Entscheidung: Whitney Houston gelang damit ein Welthit, der Parton ein Vermögen einbrachte – wie Jolene, das ebenfalls hundertfach gecovert wurde. Das schrille Energiebündel erkannte früh, dass das Musikbusiness aus Musik und Geschäft besteht. Und sie interessierte sich für beides. Das war mit ein Grund, warum Porter Wagoner hinter sich ließ. Sie wollte ein Superstar werden. Und zwar nicht bloß in einem Fach, sondern im globalen Pop. Um das zu schaffen, verwässerte sie ihre Countrymusik, machte sie gefälliger für den Mainstream. Der globale Erfolg gelang ihr 1980 mit der Titelmusik des Films 9 To 5, in dem sie eine Hauptrolle spielte. Dann gabs kein Halten mehr. Ihrem Motto Why aim for thousands when you can get millions folgend, entfernte sie sich weiter vom Country, und landete mit Kenny Rogers und dem Schmalzfass Islands in the Stream einen weiteren Welthit. Dazu passten niveauadäquate Ausflüge ins Schauspielfach wie mit Das schönste Freudenhaus in Texas, in dem sie an der Seite von Burt Reynolds als Puffmutter Miss Mona die Röcke, die Stimmung und mehr hochhielt. Damals wurde auch ihr ein Hanky Panky mit Reynolds nachgesagt, obwohl Parton seit 1966 mit dem Straßenbaumeister Carl Thomas Dean verheiratet ist. Der ist allerdings ein Mann im Schatten, der sich kaum an ihrer Seite zeigt, weshalb es Mutmaßungen gibt, Partons lebenslange Freundin Judy Ogle spiele eigentlich die erste Fidel in ihrem Liebesleben. Ein Gerücht, das die Patentante des Popgörs Miley Cyrus bis heute als Tratsch abtut. Musikalisch hat sich Parton Ende der 1980er kurz erfangen. 1987 veröffentlichte sie mit Linda Ronstadt und Emmylou Harris ein lapidar Trio genanntes Album, das mit einer Version von To Know Him Is To Love Him von den Teddy Bears glänzte. Aber im Wesentlichen tut sie einfach, was sie will. Mehr Platin, als in Form millionenfach verkaufter Alben an ihren Wänden hängt, hat Parton nicht einmal in ihrem Haar. Mit ihrem Vergnügungspark Dollywood finanziert sie die von ihr gegründete Imagination Library – ein Projekt, das früh die Lesebegeisterung von Kindern wecken soll. Weit über 15 Millionen Bücher wurden bisher gratis verteilt. Darin sieht Parton die Chance, sich aus eigener Kraft leichter nach oben kämpfen zu können, so wie es der Schulabbrecherin Dolly gelungen ist. Ihre eigenen Träume haben sich weitgehend erfüllt. Doch damit sind nicht alle Sorgen vom Tisch. Sie hofft, sagte sie einmal, dass sie nicht ungeschminkt sterbe. Und wenn doch, dass Carl da sei und sie bis zum Eintreffen der Rettung aufgeputzt habe. So viel Konsequenz muss sein. Nicht-Wissenschaft;Zukauf kostet nach früheren Angaben neun Milliarden Dollar. Brüssel – Der US-Rüstungsriese Lockheed Martin hat von der EU-Kommission grünes Licht für die Übernahme der Helikoptersparte Sikorsky vom Industriekonzern United Technologies bekommen. Der Zusammenschluss gefährde nicht den Wettbewerb in Europa, teilte die EU-Behörde am Freitag nach einer Prüfung des Falls mit. Die Aktivitäten beider Unternehmen überschnitten sich nicht, und die Firmen könnten Konkurrenten nicht vom Markt ausschließen. Lockheed Martin lässt sich den Zukauf nach früheren Angaben 9 Mrd. Dollar (rund 8 Mrd. Euro) kosten. Sikorsky ist einer der größten Hubschrauberbauer weltweit und für seine Black-Hawk-Helikopter bekannt. Die Übernahme soll bis Anfang 2016 abgeschlossen werden. Wissenschaft;Internationale Archäologie-Experten beraten in München über die Zukunft einer der berühmtesten Ausgrabungsstätten Europas. München – Wissenschafter wollen dabei helfen, den Verfall von Pompeji zu stoppen und beraten über die Vorgehensweise in München. Forscher der Technischen Universität (TU) München und des Fraunhofer-Institutes für Bauphysik arbeiten unter anderem an Dächern für die labile Ausgrabungsstätte am Fuße des Vesuvs in der Nähe von Neapel sowie an Techniken zur Sicherung von Oberflächen an Gebäuden oder Grabstätten. Der erste Prototyp eines Schutzdaches sei entwickelt worden, sagte Albrecht Matthaei vom Fraunhofer-Institut am Freitag am Rande der internationalen Tagung Pompeji – Schutz und Bewahrung eines archäologischen Welterbes. Jahrelang galt die 79 nach Christus beim Ausbruch des Vesuvs verschüttete Stadt als Sorgenkind der Denkmalpflege. Der Verschleiß ist gewaltig, sagte der Restaurierungswissenschafter Erwin Emmerling. Heute gebe es dort aber eine Entwicklung zum Positiven. Überlegt wird allerdings auch, Teile der Ausgrabungsstätte wieder zuzuschütten. Für den Erhalt wäre das oft das Beste, wie Emmerling sagt. Das könne aber nur für kleinere Gebäude gelten. Es ist nicht daran gedacht, Pompeji, das man gerade ausgegraben hat, wieder zuzuschütten. Immer wieder wird nach Angaben der Experten auch diskutiert, ob weitergegraben werden soll oder nicht. Aus konservatorischer Sicht sollten neue Ausgrabungen zwar vermieden werden, aber: Ich muss die Leute immer wieder stoppen, sagte der Direktor des Internationalen Forschungszentrums für Denkmalpflege und Restaurierung von Kulturgütern in Rom, Stefano De Caro. Für die Archäologen sei es oft schwer, ihre Neugier im Zaum zu halten und nicht weiter zu graben, wenn sie ein neues, spannendes Gebäude entdecken. Ausgraben oder nicht ausgraben – das ist hier die Frage. Oft stünden dabei die Interessen der Bewahrer im Gegensatz zu den Interessen jener, die die Restaurierungsarbeiten zum Teil finanzieren. In Pompeji und dem ebenfalls verschütteten Herculaneum sind das nämlich zum Teil Privatleute – und die seien manchmal eher an spektakulären neuen Ausgrabungen interessiert als an der Bewahrung. Der Erhalt ist wertvoll, aber er hat keinen Nachrichtenwert, sagte der Leiter des Herculaneum Conservation Projects, Andrew-Wallace Hadrill. Wissenschaft;Israelische Forscher bestätigen nach Experimenten, dass 30 Prozent unserer "Geruchsgene" individuell sind. Rehovot/Wien – Wenn die Chemie zwischen zwei Personen stimmt, können sie einander riechen – oder eben gar nicht. Was umgangssprachlich einer Tatsache gleichkommt, ist wissenschaftlich seit langem hoch umstritten. Vor allem evolutionäre Psychologen versuchten in den vergangenen Jahren zu zeigen, dass unsere Körpergerüche potenziellen Partnern mehr oder weniger unterbewusste Hinweise auf die Kompatibilität der Immunsysteme geben würden und eine unterschätzte Rolle bei unserer Partnerwahl spielen würden. Tatsächlich hat man bei Tieren bereits recht gut abgesicherte Hinweise dafür gefunden. Beim Menschen tat man sich hingegen schwer, Evidenz für genetisch begründete wechselseitige Geruchssympathie zu finden. Individueller Geruchssinn Nun allerdings könnten israelische Forscher fündig geworden zu sein. Auf der Suche nach einem spezifischen olfaktorischen Fingerabdruck konzentrierten sie sich freilich nicht auf jene Personen aus, die Gerüche verströmen, sondern umgekehrt auf die Riechenden. Forscher um Noam Sobel vom israelischen Weizmann-Institut rekrutierten 89 Probanden, die im Schnitt 26 Jahre alt waren, und ließen sie 28 verschiedene Düfte bewerten – unter anderem von sehr maskulin bis sehr zitronig. Dabei zeigten sich individuelle Riechprofile, die daher rühren, dass etwa 30 Prozent jener DNA, die für Geruchsrezeptoren zuständig ist, sich individuell unterscheidet, wie Sobel und Kollgen im Fachblatt PNAS berichten. Und diese individuellen Riechprofile scheinen wiederum über die Immunkompatibilität die Partnerwahl zu beeinflussen. Darauf deuteten laut Sobel weitere Untersuchungen an 65 Paaren hin. Mit anderen Worten: Es scheint also nicht nur die Schönheit im Auge des Betrachters zu liegen, sondern auch die olfaktorische Attraktivität in der Nase des Riechenden – und das könnte wiederum dafür sorgen, dass sich vor allem Personen finden, deren Immunsysteme (für den gemeinsamen Nachwuchs) gut ergänzen. Dennoch darf aber getrost davon ausgehen, dass auch nach dieser kleinen Studie (mit insgesamt nur etwas mehr als 200 Probanden) die wissenschaftliche Frage nach der Bedeutung des Geruchs bei der menschlichen Partnerwahl umstritten bleiben wird. Nicht-Wissenschaft;Informelles Treffen mit Abgeordneten und Aktivisten in Doha. Doha – Bei einem Treffen in Katar haben die afghanischen Taliban Bedingungen für die Wiederaufnahme von Friedensgesprächen gestellt. Alle Kämpfer der Islamisten müssten von den Terrorlisten der USA und der UNO gestrichen und das auf sie ausgesetzte Kopfgeld annulliert werden, forderte Taliban-Sprecher Sabiullah Mujahid am Sonntag bei der Konferenz mit Abgeordneten und Aktivisten in Katars Hauptstadt Doha. Wir wollen auch, dass unser politisches Büro in Doha offiziell wiedereröffnet wird, sagte Mujahid. Die Rebellen hatten im Juni 2013 ein Büro in dem Golfemirat eröffnet, um Friedensverhandlungen zu erleichtern. Doch hatte die Darstellung des Büros als inoffizielle Botschaft einer Exilregierung den damaligen afghanischen Präsidenten Hamid Karzai so verärgert, dass das Büro nach einem Monat wieder geschlossen wurde. Der Hohe Friedensrat Afghanistans, der für die Regierung die Verhandlungen mit den Rebellen führt, rief diese zur Wiederaufnahme der Gespräche ohne Vorbedingungen auf. Jede Vorbedingung kann den Versöhnungsprozess verzögern, sagte der Ratsvertreter Aminuddin Muzaffari der Nachrichtenagentur AFP. Die Taliban müssen an den Verhandlungstisch zurückkehren, bevor sie derartige Forderungen stellen. Das seltene Treffen am Samstag und Sonntag wurde von der Gruppe Pugwash Conferences organisiert, die sich für die Lösung von Konflikten engagiert. Vertreter der Regierung in Kabul nahmen nicht teil, doch waren Abgeordnete und Vertreter der Zivilgesellschaft zugegen. Das Treffen folgt auf eine zweite Gesprächsrunde am Montag zwischen Vertretern Afghanistans, Pakistans, Chinas und der USA in Kabul, um einen Plan für Friedensgespräche mit den Taliban auszuarbeiten. Nicht-Wissenschaft;Nach langen Verhandlungen haben sich die Regierungen am Pazifik auf ein Abkommen geeinigt, nun sind die Parlamente am Zug. Washington/Tokio – Zwölf Pazifik-Anrainerstaaten haben sich nach fünfjährigen Verhandlungen auf ein Freihandelsabkommen geeinigt. Das ist ein großartiges Ergebnis, sagte der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe am Montag nach Abschluss der Transpazifischen Partnerschaft (TPP). Und zwar nicht nur für Japan, sondern auch für die Zukunft des Asien-Pazifik-Raums. Trotz des Durchbruchs in den Verhandlungen ist das Abkommen zum Abbau von Handelshemmnissen und für gemeinsame Standards noch nicht in trockenen Tüchern: Die Parlamente der jeweiligen Staaten müssen erst zustimmen. Kommt die Vereinbarung zwischen den USA, Australien, Japan, Mexiko und acht anderen Ländern zustande, könnte das die Preise von Käse bis hin zu den Kosten für Krebsbehandlungen beeinflussen. Ziel ist es, Handelshürden abzubauen und gemeinsame Standards zu setzen in der Region, die 40 Prozent der Weltwirtschaft repräsentiert. Die Debatte um den Pazifikhandel der USA wird in Europa mit großem Interesse verfolgt, da auch die Europäische Union und die USA über ein Freihandelsabkommen (TTIP) sprechen. Die Verhandlungen über das Pazifik-Abkommen stockten lange Zeit. Streitpunkt war beispielsweise die Frage, wie lange die Rechte an Daten für die Herstellung bestimmter Medikamente geschützt werden sollen. Die USA drängten auf zwölf Jahre, um Investitionen in die teure Forschung zu erleichtern. Australien, Neuseeland und Patientenverbände hielten dagegen fünf Jahre für ausreichend, um die Kosten für die Medikamente zu drücken. Die Vereinigten Staaten konnten ihr Ziel nicht durchsetzen, sagten mit den Verhandlungen betraute Personen. Die in Washington ansässige Lobbygruppe Biotechnology Industry Association zeigte sich darüber sehr enttäuscht. Zu den Gewinnern gehört die australische Zuckerindustrie. Sie darf künftig 65.000 Tonnen pro Jahr zusätzlich in die USA exportieren. In der Frage des Autoexports, der zwischen den USA, Japan, Kanada und Mexiko lange umstritten war, hatte es zuletzt eine Einigung gegeben, die besagt, dass die Zölle für die Autoexporte aus den TPP-Ländern dann gesenkt werden, wenn sie zu mindestens 55 Prozent aus dem Exportland stammen. Japan hatte hier das Problem, dass es viele Autoteile aus dem Nicht-TPP-Partnerland Thailand bezieht und die Verhandlungspartner diese Autos höher verzollen wollten. Japan hatte am letzten Tag der Verhandlungen der Einfuhr von 50.000 Tonnen Reis, die dann schrittweise auf 70.000 Tonnen erhöht werden soll, zugestimmt. Die USA reduzierten im Gegenzug den Zoll auf japanischen Reis und Wagyu-Rindfleisch. Unterzeichnet werden soll das Abkommen im kommenden Frühjahr. Die Gefahr, dass sich einige Parlamente im Rahmen der Ratifizierung dagegen aussprechen, ist real. Auch im US-Kongress ist mit heftigem Widerstand vonseiten demokratischer Abgeordneter zu rechnen, die den Gewerkschaften nahestehen. Wissenschaft;Als vor 2000 Jahren der Vesuv ausbrach, wurden auch antike Schriftrollen verschüttet. Nun zeigte sich: Sie wurden bereits mit metallischer Tinte beschrieben. Grenoble/Wien – Es war das buchstäbliche Inferno: Nachdem am 24. August des Jahres 79 unserer Zeitrechnung der Versuv zu Mittag ausgebrochen war, kollabierte in der Nacht die gigantische Eruptionssäule. Das herausgeschleuderte Material raste in Form von mehreren mehr als 100 km/h schnellen pyroklastischen Strömen durch Herculaneum. Zuletzt war das Material schon dick und zähflüssig, füllte alle Häuser aus und begrub die antike Stadt unter einer bis zu 20 Meter dicken vulkanischen Schicht. Erst Jahrhunderte später wurden die bestens konservierte Stadt und ihre Opfer wiederentdeckt. 1750 grub man die Villa dei Papiri aus und fand darin mehr als 600 völlig verkohlte Papyrusrollen. Man wusste zwar, dass diese die Werke griechischer Philosophen enthielten, doch eine Entzifferung der Rollen aus dieser einzigen erhaltenen Bibliothek der griechisch-römischen Antike schien mit oder ohne Zerstörung der Rollen völlig unmöglich. Vor etwas mehr als einem Jahr allerdings gelang Forschern um Emmanuel Brun von der European Synchrotron Radiation Facility in Grenoble das schier Unmögliche. In der französischen Großforschungsanlage können unter anderem extrem starke Röntgenstrahlen erzeugt werden. Und damit wurde es möglich, einzelne Buchstaben des griechischen Alphabets und sogar einige Wörter zu entziffern. Mit dieser Untersuchung, die im Jänner 2015 im Fachblatt Nature Communications veröffentlicht wurde, war ein erstes kleines Fenster in die Schriftgelehrsamkeit der Antike geöffnet. Seitdem hofft man auf weitere Einblicke in diese rund 2000 Jahre Rollen. Nun warten die Forscher um Emmanuel Brun im Fachmagazin PNAS mit einer weiteren überraschenden Entdeckung auf: Sie fanden heraus, dass die antiken Schreiber metallische, konkret: bleihaltige Tinte verwendeten, was bisher ausgeschlossen wurde. Zwar wusste man vom Einsatz solcher Tinte für Geheimbotschaften. Die ältesten bekannten Pergamente, auf denen mit sogenannter Eisengallustinte geschrieben worden war, stammen aber aus dem Jahr 420. Bisher stammte das meiste Wissen über die antike Schreibpraxis aus den Werken von Plinius dem Älteren, der beim Ausbruch des Vesuvs ums Leben kam. Der antike Gelehrte berichtete, dass man in der Antike nur Tuschen benützte, die aus dem Ruß von Holzöfen gemischt worden waren. Fast 2000 Jahre lang glaubte man, alles über die Herstellung jener Tusche zu wissen, mit der man in der Antike auf Papyrus schrieb, sagt Daniel Delattre, französischer Papyrologe und Koautor der Studie. Die Untersuchung am europäischen Synchrotron würde zeigen, dass man die bisherigen Erkenntnisse wohl ergänzen und korrigieren müsse. Der verblüffende Fund hat aber auch einen hohen praktischen Wert für die Entzifferung der verkohlten Papyrusrollen: Mit dem Wissen um Blei in der Tinte lassen sich die computertomografischen Untersuchungen optimieren. Und womöglich wird man auf diese Weise sogar noch unbekannte Werke der Antike entdecken. Nicht-Wissenschaft;Drei Pkw beteiligt – Drei Verletzte in Spitäler geflogen. Gattendorf – Auf der B10 zwischen Gattendorf (Bezirk Neusiedl am See) und Neudorf hat sich am Freitagvormittag ein schwerer Verkehrsunfall ereignet. Nach Angaben der Polizei und der Landessicherheitszentrale (LSZ) kam eine Person ums Leben, vier weitere erlitten schwere Verletzungen. Laut Polizei waren drei Fahrzeuge in den Unfall verwickelt, der sich gegen 8.15 Uhr ereignete. Zwei Notarzthubschrauber, zwei Notarzt- und zwei Rettungswägen sowie zwei zusätzlich alarmierte Notärzte eilten den Verletzten zu Hilfe. Für eine Person kam jede Hilfe zu spät, sie erlag an der Unfallstelle ihren Verletzungen, berichtete die Polizei. Eine Mutter und ihr Kind wurden mit dem Notarzthubschrauber ins Krankenhaus Eisenstadt geflogen, hieß es von der LSZ. Ein weiterer Rettungshubschrauber brachte eine schwer verletzte Person ins Unfallkrankenhaus Meidling. Die Feuerwehren aus Neudorf, Gattendorf und Parndorf wurden zur Bergung angefordert. Die Bundesstraße 10 wurde für den Verkehr gesperrt. Eine örtliche Umleitung wurde eingerichtet. Wissenschaft;Autos, die sich wie Roboter auf der Straße bewegen, sind technisch kein Problem mehr. Die Fragen nach den Auswirkungen auf die Gesellschaft sind aber noch völlig offen. Wien/Boston – Wenn Experten auf Konferenzen von autonom fahrenden Autos sprechen und die große Revolution im Verkehrswesen ankündigen, dann kostet das Nicholas Negroponte ein mildes Lächeln. Alles schon längst passiert, sagt der mittlerweile legendäre Internetvordenker und Gründer des MIT Media Lab im November in Boston im Zuge der Tagung Disruptive Mobility. Und verweist auf Experimente mit selbstfahrenden Autos, die am MIT schon vor mehreren Jahren durchgeführt wurden, auf das Google Driveless Car, das in vier US-Bundesstaaten bereits auf öffentlichen Straßen fährt, und führt die Zuhörer in dieser Tour d Horizon sogar zu einem Fortbewegungsmittel, das in der Gegenwart längst selbstverständlich ist: Auch der Aufzug sei ein autonomes Fahrzeug, sagt Negroponte. Ein Vergleich, der hinkt. Aufzüge können sich nur in einer Richtung auf- und abwärts bewegen, wie man weiß. Autonome Autos sind da wesentlich flexibler. Aber genau das ist das Problem aus heutiger Sicht. Sie müssen den übrigen Verkehr wahrnehmen und darauf spontan reagieren, gerade so, als wären sie von Menschenhand gelenkt. Gefordert sind also kognitiven Fähigkeiten, auf die man vertrauen kann. Zu klären wären da auch noch ein paar andere Punkte: beispielsweise rechtliche Fragen. Wer zum Beispiel ist haftbar, wenn es zum Unfall kommt? Oder sozialwissenschaftliche, psychologische Fragen: Wie wird ein Autofahrer reagieren, wenn ihm ein fahrerloses Fahrzeug entgegenkommt? Es geht also vereinfacht gesagt um die Auswirkungen der Technologienutzung auf die Gesellschaft. Von Stadtplanern und Mobility-Experten kommt die eindringliche Warnung, dass eine teilweise Umstellung des Individualverkehrs auf selbstfahrende Autos auch zu einer weiteren Zersiedelung der Städte führen könnte. Denn dann könnte es heißen: Wir setzen uns in unser Auto und arbeiten während der einstündigen Fahrt zum Büro schon von unterwegs. Eine Art von mobilem Office, an die, als dieser Begriff aufkam, wohl niemand gedacht hatte. Negroponte nimmt wie gewöhnlich diese Sorgen zum Anlass, um provokante Äußerungen zu tätigen und sagt zum STANDARD: Die Menschen, die fürchten, dass die Vororte durch autonomes Fahren größer werden, denken nicht weit genug. Mit einem solchen Auto kann man am Land leben, wenn man älter ist. Jüngere und Menschen mittleren Alters, werden in die Stadt ziehen, weil ihnen in den Vororten langweilig ist. Wem wäre da nicht langweilig? Katja Schechtner, Research Fellow MIT Media Lab und Gastprofessorin der Angewandten in Wien, sieht das differenzierter spricht eher die Benutzbarkeit der Autos an: Autonome Fahrzeuge werden sich ihrer Meinung nach nur durchsetzen, wenn sie so gut sind, dass sie im Verkehrsfluss neben von Menschen gesteuerten Autos, Lkws, Fahrrädern und Fußgängern bestehen. Und wenn sie andererseits Chancen wahrnehmen, einen ganz neu gedachten, komfortablen Fahrgastraum, etwa mit Bett, Kaffeemaschine und Arbeitstisch – ein bisschen wie die 1. Klasse im Zug – anzubieten, sagt sie. Ein Nickerchen an der Straßenkreuzung? Derartige Fantasien dürften sich noch nicht so bald umsetzen lassen. Aber immerhin wird weltweit auf Teststrecken am autonomen Fahren getüftelt. Demnächst auch in Österreich: Die ersten selbstfahrenden Autos sollen heuer unterwegs sein, verkündete das Verkehrsministerium im vergangenen Jahr während der Technologiegespräche in Alpbach. Dabei soll es sich um neu gebaute und noch nicht für den Verkehr freigegebenen Straßen sowie um kurzzeitige Freigaben für autonomes Fahren auf bestimmten freien Straßenabschnitten handeln. Die Autozulieferindustrie – etwa Magna oder TTTech – hat offenbar deutlich gemacht, dass es solche Strecken braucht, um international mitzureden. Gemeinsam will man auch einen Beitrag für den Aufbau einer European platform for leadership in automated vehicles leisten. Dabei spielen Drohnen mit Sicherheit auch eine entscheidende Rolle: Sie sind schon heute im Einsatz, um Transporte zu erledigen, da sie aber nicht selten abstürzen – auch aufgrund zu geringer Energie in der Batterie – stehen Hersteller und Anwender vor einem Problem. Lösungen können überraschend einfach sein: Kurz vor der Disruptive Mobility-Tagung veranstaltete das Media Lab einen Wettbewerb, wo Ideen für eben diesen Bereich gefragt waren. Diesen Hackathon Autonomous Delivery gewannen fünf Studenten und Studentinnen vom MIT und von der Harvard University, die vorgeschlagen hatten, Delivery-Drohnen auf dem Dach von öffentlichen Bussen huckepack fahren zu lassen. Diese Flugkörper sollten auch durch einen einfachen Trick die Reichweite verbessern können. Auf Dächern mit Solaranlagen müsste man bloß Aufladestationen errichten, wo sie zwischenlanden könnten. Uns hat diese Idee am Besten gefallen, da sie ein reales Problem durch die Kombination mit dem bestehenden Verkehrssystem clever löst, sagt dazu Jurymitglied Katja Schechtner. Sie hofft, in Zukunft auf mehr Verschränkungen wie diese, um Mobilitätsprobleme lösen zu können. Stellt sich nur noch die Frage, wie autonom der Mensch in einem mit Robotern ausgestatteten Verkehrskonzept der Zukunft sein kann? Zur Erläuterung dieser Frage, wird unter Forschern nicht selten auf ein tragisches Ereignis im Jahr 2009 verwiesen. In der Nacht vom 31. Mai auf den 1. Juni stürzte eine vollbesetzte Air-France-Maschine auf de Weg von Rio de Janeiro nach Paris ab. Der Autopilot fiel aus und die Piloten machten einen folgenschweren Fehler. Sie zogen die Maschine hoch. Alle 228 Insassen hatten dabei ihr Leben verloren. Eine Episode, die zeigt, wie abhängig man schon heute vom automatisierten Verkehr sein kann. Nicht-Wissenschaft;Journalistenorganisation sieht Einschränkung der Meinungsfreiheit. Wien – Die Journalistenorganisation Reporter ohne Grenzen (ROG) fordert die Abschaffung von Blasphemiegesetzen innerhalb der Europäischen Union. Nach dem Vorbild von Island, das sechs Monate nach dem Attentat auf das französische Satiremagazin Charlie Hebdo im Jänner nun das Blasphemiegesetz abschaffte, sollten sich auch die EU–Länder zu einem solchen Schritt entscheiden, heißt es in einer Aussendung. Blasphemiegesetze dürfen unter keinen Umständen dazu benutzt werden, die Meinungs- und Informationsfreiheit einzuschränken. Die Freiheit der Meinungsäußerung ist in den Menschenrechten in Artikel 19 verankert und muss unantastbar bleiben, so Rubina Möhring, Präsidentin von Reporter ohne Grenzen Österreich. Daher sei es wichtig, dass die Länder der Europäischen Union die Einschränkung der Meinungsäußerung, wie sie derzeit in Form von Blasphemiegesetzen bestehe, beseitigen. Reporter ohne Grenzen weist darauf hin, dass auch Österreich noch ein Gesetz hat, das die Herabwürdigung religiöser Lehren verbietet. (§188 StGB): Wer öffentlich eine Person oder eine Sache, die den Gegenstand der Verehrung einer im Inland bestehenden Kirche oder Religionsgesellschaft bildet, oder eine Glaubenslehre, einen gesetzlich zulässigen Brauch oder eine gesetzlich zulässige Einrichtung einer solchen Kirche oder Religionsgesellschaft unter Umständen herabwürdigt oder verspottet, unter denen sein Verhalten geeignet ist, berechtigtes Ärgernis zu erregen, ist mit Freiheitsstrafe bis zu sechs Monaten oder mit Geldstrafe bis zu 360 Tagessätzen zu bestrafen. Weitere Länder mit Blasphemiegesetz in der EU sind laut Reporter ohne Grenzen Dänemark, Deutschland, Griechenland, Irland, Italien, Malta die Niederlande und Polen. In Saudi-Arabien und dem Iran würden immer wieder Journalisten und Blogger unter dem Vorwurf der Blasphemie verhaftet und hart bestraft – zuletzt wurde der saudische Blogger Raif Badawi im Mai 2014 zu 1000 Peitschenhieben und zehn Jahren Gefängnis verurteilt. Nicht-Wissenschaft;Politik-Experten in "Zeit im Bild" und "ZiB 2" – Vertrag als Analytiker. Wien – Wenn Analytiker Analytiker analysieren: Mediaaffairs verfolgt und interpretiert gemeinhin, wie und wie ausführlich welche Politiker in welchen Medien zu Wort kommen, etwa in der Zeit im Bild und der ZiB 2. Nun wertete das Unternehmen die Auftritte von Politikexperten in diesen zwei wichtigsten Nachrichtensendungen des Landes aus. Je unübersichtlicher das politische Geschehen, desto stärker die Nachfrage nach Meinung von außen, erklärt Mediaaffairs die Auswertung. Das Ergebnis fasst man so zusammen: Filzmaier erklärt die Welt der Politik. Rund 28 Minuten kam Peter Filzmaier (Donau-Uni Krems) im ersten Halbjahr 2015 in Zeit im Bild und ZiB 2 (ohne Sondersendungen) zu Wort. Mehr als mancher Spitzenpolitiker, betont Mediaaffairs. Das überrascht freilich nicht ganz: Filzmaier hat mit dem ORF einen Vertrag als Politik-Analytiker. Der aktuelle Vertrag schließt laut Filzmaier Aufträge von politischen Parteien aus. Zwei gut im ORF beschäftigte Politik-Erklärer hat Mediaaffairs für diese Auswertung übrigens ausgeklammert, weil sie vor allem als Insider/Kenner von ÖVP beziehungsweise SPÖ eingesetzt würden: die Politikberater Heidi Glück und Josef Kalina. Wissenschaft;Ein mexikanischer Forscher glaubt, eine rätselhafte Hieroglyphe übersetzen zu können. Ein Experte aus Deutschland widerspricht. Mexiko-Stadt – Mehr als 60 Jahre nach der Entdeckung des Königsgrabs in der südmexikanischen Ruinenstadt Palenque glaubt ein Forscher eigenen Angaben zufolge den Namen der Grabstätte entziffert zu haben. Durch Vergleichsstudien sei es ihm gelungen, die Hieroglyphe Yej mit spitz zu übersetzen, sagte der Maya-Experte Guillermo Bernal Romero von der Universität von Mexiko (UNAM). Diese Schrift der klassischen Mayasprache besteht aus etwa 1.500 Hieroglyphen, von denen rund 20 Prozent noch nicht entziffert wurden. Die Welt der Schrift ist wunderbar. Der Mensch will Geheimnisse lüften und die Schriftkunde der Maya ist eine dieser romantischen Disziplinen, in der man dieser Sehnsucht folgen kann, sagte Bernal. Die Inschrift an dem Tempel im Süden Mexikos bedeute demnach: Haus der neun spitzen Lanzen ist der Name des Grabs von Kinich Janaahb Pakal, heiliger Herrscher von Palenque. Laut Bernal ähnelt das entzifferte Schriftzeichen dem Backenzahn eines Jaguars, eines heiligen Tiers der Maya. Die Dechiffrierung helfe auch bei der Übersetzung weiterer bislang unklarer Texte in den archäologischen Stätten in Tonina, Piedras Negras, Dos Pilas, Yaxchilan und Dzibanche, sagte Bernal. Der Bonner Altamerikanist Nikolai Grube zog die Interpretation seines mexikanischen Kollegen allerdings in Zweifel. Meines Erachtens ist die Lesung falsch, meinte er. Wir haben gute Argumente dafür, dass die Entzifferung (...) nicht richtig ist. Sie basiert auf einer falschen sprachlichen Analyse. Grube gilt als einer der führenden Maya-Experten und leitet ein Projekt zum Aufbau einer Textdatenbank und eines Wörterbuchs des Klassischen Maya. (APA, red, 17.6. 2015) Nicht-Wissenschaft;ÖFB-Stürmer musste beim Spiel gegen den FC Zürich in der 29. Minute vom Platz. Marc Janko musste am Sonntag beim 2:2 seines FC Basel gegen den FC Zürich in der 29. Minute ausgewechselt werden. Der Führende der Schweizer Torschützenliste wurde zunächst im gegnerischen Strafraum behandelt, konnte danach aber selbst vom Platz gehen. Basel geriet im heimischen St.-Jakob-Park vor mehr als 31.000 Zuschauern mit 0:2 in Rückstand (62., 70.), schaffte aber nach dem Ausschluss von Behrang Safari (77.) sogar mit zehn Mann noch den Ausgleich. Matias Emilio Delgado (83./Elfmeter) und Birkir Bjarnason (85.) sorgten dafür, dass der Vorsprung auf die vom Vorarlberger Adi Hütter betreuten Young Boys Bern auf 15 Punkte wuchs. Die Young Boys hatten am Vortag Lugano mit 7:0 deklassiert. Im Anschluss an die Partie kam es zu heftigen Ausschreitungen. Fünf Polizisten wurden verletzt, ein Patrouillenfahrzeug wurde von Fans angezündet. Die Zwischenfälle begannen auf der Eventplattform auf dem Gelände des Stadions. Dort bewarfen die Randalierer Polizisten mit Steinen, Feuerwerkskörper, Flaschen und anderen Gegenständen, vier Beamte wurden verletzt. Zwei Fahrzeuge der zur Unterstützung angerückten Kollegen wurden erheblich beschädigt. Kurz darauf schlugen Unbekannte auf dem Parkplatz der St. Jakobshalle einen Polizisten nieder. Den Angaben zufolge erlitt er eine Rissquetschwunde am Auge. Bei den Tätern soll es sich um Basel-Fans handeln. Im weiteren Verlauf der Randale schlugen Unbekannte bei einem Polizei-Patrouillenfahrzeug die Scheiben ein und setzten es in Brand. Zwei Fans wurden festgenommen. Wissenschaft;Für seine kruden Thesen erhält der deutsche Biologe Stefan Lanka, der die Existenz von Infektionskrankheiten abstreitet, das Goldene Brett vorm Kopf 2015. Wien – Was haben der amerikanische Wundermittelhändler Jim Humble, die den Klimawandel leugnende FPÖ-Umweltsprecherin Susanne Winter und der deutsche Biologe Stefan Lanka gemeinsam? Die Antwort ist nicht allzu schwierig: Sie alle taten sich öffentlich mit kruden bis gefährlichen unwissenschaftlichen Behauptungen hervor – und qualifizierten sich so für das Rennen um das Goldene Brett vorm Kopf 2015. Mit ihrem Schmähpreis ehrt die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) alljährlich den größten antiwissenschaftlichen Unfug des Jahres. Am Mittwochabend gab die Jury in Wien ihre jüngste Entscheidung bekannt: Stefan Lanka (52), ein Biologe, der die Existenz von Infektionskrankheiten wie Aids, Ebola oder Masern leugne, habe den Preis (un)redlichst verdient. Lanka, Autor von Büchern wie Der Masern-Betrug oder Impfen und Aids: Der Neue Holocaust tritt als prominenter Impfgegner auf und behauptet etwa, Aids sei eine Erfindung der Pharmaindustrie, um neue Märkte zu erschließen. Er bestreitet ganz generell, dass Viren Krankheiten auslösen können, und unterstellt, Ärzte würden Patienten durch Impfungen aus Profitgier krankmachen. Mit seinen pseudowissenschaftlichen Positionen steht er der antisemitischen, verschwörungsideologisch geprägten Germanischen Neuen Medizin nahe, die unter anderem die medizinische Behandlung von Krebs ablehnt. Einer breiteren Öffentlichkeit wurde Lanka bekannt, als er im Jahr 2011 100.000 Euro für den Beleg der Existenz des Masernvirus auslobte oder besser gesagt: als er dann für den erbrachten Nachweis nicht zahlen wollte. Im März dieses Jahres wurde er schließlich gerichtlich zur Zahlung verurteilt – und kündigte Berufung an. Er sei ein Aushängeschild der Impfgegner-Bewegung, die durch Ablehnung von Vakzinationen maßgeblich zur Verbreitung von Krankheiten beitrage, begründete die GWUP ihre Entscheidung. In der Kategorie Goldenes Brett fürs Lebenswerk bedachte die GWUP heuer den deutschen Arzt und selbsternannten Wunderheiler Matthias Rath. Er vermarktet die sogenannte Zellularmedizin, die Krankheiten wie AIDS oder Krebs ausschließlich durch die Gabe hoher Dosen von Vitaminen und Mineralstoffen heilen soll. Eine Wirksamkeit dieser Behandlung konnte in wissenschaftlichen Studien nicht nachgewiesen werden. Stattdessen rückte der traurige Fall eines neunjährigen, an Knochenkrebs erkrankten Buben den Arzt und seine Therapie 2004 ins Licht der Öffentlichkeit: Die Eltern des Kindes brachen seine Chemotherapie ab und ließen ihn stattdessen zellularmedizinisch behandeln. Rath erklärte den Buben für geheilt, ehe er bald darauf an einem Herz-Kreislauf-Versagen infolge seiner Krebserkrankung starb. In Südafrika landete Rath mit seiner Stiftung vor Gericht, nachdem er Aids-Patienten von einer antiretroviralen Therapie abgeraten und ihnen falsche Hoffnungen gemacht hatte, sie mit Vitaminpräparaten heilen zu können. Nicht-Wissenschaft;Justizminister Maas: Gemeinsame Arbeitsgruppe mit Google und Facebook. Hassbotschaften und Gewaltaufrufe im Internet sollen künftig auf mögliche Verstöße gegen deutsches Recht geprüft und schnell gelöscht werden. Das kündigte der deutsche Justizminister Heiko Maas am Dienstag bei der Vorstellung von Ergebnissen einer gemeinsamen Arbeitsgruppe mit Internetunternehmen wie Facebook und Google an. Das deutsche Justizministerium und die beteiligten Unternehmen hätten sich darauf verständigt, deutschsprachige Mitarbeiter entsprechend juristisch zu schulen und Inhalte mit Hasskriminalität im Regelfall binnen 24 Stunden zu entfernen. Meinungsfreiheit sei auch im Internet ein hohes Gut, sagte Maas. Dennoch dürfe die Justiz bei Gewaltaufrufen und Volksverhetzung im Netz kein Auge zudrücken. Das deutsche Recht werde daher künftig neben den eigenen Nutzungsbedingungen sozialer Netzwerke Grundlage bei der Prüfung und Löschung von Videos, Kommentaren oder sonstigen Inhalten maßgeblich sein, erläuterte der Justizminister. Daten verdächtiger Internetnutzer würden gegebenenfalls an die Strafverfolgungsbehörden weitergeleitet, was laut Maas schon in der Vergangenheit zu mehrjährigen Haftstrafen geführt hat. Vertreter von Facebook und Google sagten zu, die Möglichkeiten für Nutzer zum Melden gefährlicher Inhalte zu verbessern. Diese sollten dann nach einer Prüfung im Normalfall binnen eines Tages von den Seiten verschwinden. Die Unternehmen räumten ein, dass eine umfassende Kontrolle aufgrund der starken Zunahme eindeutiger Hassbotschaften schwierig sei. Zugleich weigerten sie sich aber, konkrete Angaben zur dafür vorgesehenen Mitarbeiterzahl zu machen. Mitarbeiter seien ausreichend vorhanden, deren Zahl werde im Bedarfsfall kurzfristig aufgestockt, sagte Richard Allan, Leiter für Politikbeziehungen bei Facebook. Nicht-Wissenschaft;In fünf Stunden zieht der Bilderbogen "Kings of War" an den Besuchern der Festwochen im Museumsquartier vorüber. Ivo van Hove und seine Toneelgroep Amsterdam erzählen Shakespeare allzu bequem nach. Wien - Eine Galerie von Lichtbildern ersetzt die Ahnentafel. Englands gekrönte Häupter sausen im Schnelldurchgang vorüber. Ein weiter Weg führt hinab in die Geschichte der englischen Königshäuser. Etwa beim vierten Heinrich kommt der Projektor zum Stehen: Kings of War nennt sich Ivo van Hoves Inszenierung von Shakespeares Königsdramen. Die Wiener Festwochen genießen das Erstrecht an dieser rund fünfstündigen Produktion der Toneelgroep Amsterdam. Autor Rob Klinkenberg hat Texte aus Henry V., Henry VI. sowie aus Richard III. in ein makellos klingendes Holländisch übertragen. Noch schwerer aber wiegt die Zeitgenossenschaft. In der Halle E des Wiener Museumsquartiers steht ein war room. Ausstatter Jan Versweyveld hat den Königsbunker angeblich dem Hauptquartier Winston Churchills nachempfunden. Ausgerechnet das 20. Jahrhundert soll Pate stehen für die Blutfehde zwischen den Häusern Lancaster und York. Der Leichnam des letzten Königs, des vierten Heinrich, ist noch nicht kalt, da wird bereits der rote Läufer für seinen Nachfolger ausgerollt. Das Rad der Geschichte dreht sich schon wieder. Die Fürsten stürzen sich wie Hyänen aufeinander. Henry V. (Ramsey Nasr) ist der instinktgeleitete Vorzugsschüler. Im Pflichtfach Kriegskunst gebührt ihm eine dicke Eins. Sein Angriff auf Frankreich ist ein voller Erfolg. Dafür macht er beim Candle-Light-Dinner mit der französischen Prinzessin eine etwas unbeholfene Figur. Macht nichts, er zeugt rasch einen Kronprinzen und stirbt ein wenig übereilt an der Ruhr. Mit dem Spross seiner Lenden, Henry VI. (Eelco Smits), verhält es sich von Anfang an umgekehrt. Dieser kleinwüchsige Mann mit dem Charisma eines Hilfsbuchhalters ist nahe am Wasser gebaut. Anstatt seiner Braut Margaret (Janni Goslinga) beizuwohnen, schlüpft er in den Pyjama und empfiehlt seine Seele dem Herrgott. Es ist dieser Kinderkönig das einfachste Opfer für die Reißzähne der Lords. Man hat zu diesem Zeitpunkt van Hoves künstlerisches Konzept bereits gut durchschaut. Das Königshauptquartier ist eine bequeme Wohnlandschaft. Es gibt neben einigen Computeranschlüssen Fließwasser, auf einer Empore stimmen vier Posaunisten eine ebenso feierliche wie nachdenkliche Musik an (Komposition: Eric Sleichim). Ein Countertenor schwelgt in eitel Wohllaut. Die eigentlichen Gänge und Schleichwege der Macht sind uneinsehbar. Sie liegen als aseptisch weiße Korridore der portablen Kamera zu Füßen. Hier, im Verborgenen, befindet sich das eigentliche Arkanum der Macht. Hier lungern die Soldaten herum, die Papa Henry V. so überzeugend wachzurütteln versteht. Hier werden im Verlauf eines allzu langen Abends auch die Herzen ausgeschüttet. Überflüssigen Rivalen auf den Thron wird Gift in die Venen gejagt. Manch schöne Hoffnung endet auf der Bahre. Man fühlt sich leidlich unterhalten. Die Kamera weiß stets Bescheid, ihre Close-ups enthüllen jede königliche Pore. Man überschlägt im Stillen aber auch die Kosten, die für diese postmoderne Unternehmung zu entrichten sind. Für die christologischen Tönungen des Shakespeare-Stoffes ist van Hoves Inszenierung taub. Im ganzen Jammer des unglücklichen sechsten Heinrichs steckt der Vorschein einer Heiligenlegende. Es hat, kurz gesagt, nicht immer derjenige recht, der am Ende auch die Oberhand behält. Kings of War bricht das Getümmel der englischen Frühzeit auf die Logik der Fernsehserie herunter. Der Blutdurst von Shakespeares Figuren wird mit einem tüchtigen Schluck Alltagspsychologie gelöscht. Man raucht in Polstermöbeln führender Einrichtungshäuser bequem ein paar Zigaretten herunter. Und so wird ausgerechnet das große Finale, die Mordtour des dritten Richard (Hans Kesting), zur quälenden Selbstbespiegelung eines Stadttheaterkönigs. Komplett nur mit Video-Ebenbild. Das Publikum freilich war es zufrieden. Wissenschaft;Astronomen spekulieren über einen Ozean, der beim Gefrieren die Kruste des Mondes aufbrach. Washington – Es sieht aus, als ob Charons komplette Kruste aufgebrochen wäre, kommentierte John Spencer vom Southwest Reserch Institute in Boulder neue Bilder des großen Plutomonds. Nasa-Forscher diskutieren, ob womöglich ein unterirdischer Ozean auf Charon vor langer Zeit gefroren ist und durch die damit einhergehende Volumenänderung die Oberfläche des Mondes gesprengt hat. Die bisher detailreichsten Aufnahmen, die von der Raumsonde New Horizons geliefert wurden, weisen auf eine sehr bewegte Vergangenheit des eisigen Trabanten hin. Auf der Mondoberfläche findet sich unter anderem ein bis zu neun Kilometer tiefes Canyonsystem. Dieses Canyon-System zieht sich auf 1.600 Kilometern Länge quer über Charon und reicht vermutlich bis auf die Rückseite des Mondes. Es ist mindestens viermal so lang und an manchen Stellen doppelt so tief ist wie der Grand Canyon auf der Erde. Zudem dokumentierte die Sonde überraschende Farbvariationen auf der Oberfläche des Mondes – auch wenn sie nicht so stark ausgeprägt sind wie bei Pluto selbst. Wir hielten es für unwahrscheinlich, solche interessanten Merkmale auf diesem Trabanten einer Welt am fernen Rand unseres Sonnensystems zu sehen, betonte Projektmitglied Ross Beyer. Weitere Aufschlüsse über die geologische Aktivität des Mondes erhoffen sich die Astronomen von noch detailreicheren Aufnahmen, die die Sonde im Laufe des kommenden Jahres übertragen wird. Derzeit ist sie fünf Milliarden Kilometer von der Erde entfernt. (APA, red, 2.10.2015) Nicht-Wissenschaft;Opfer erlitt schwere Stichwunde im Nacken. Jerusalem – Ein Palästinenser hat am Montag im Süden des besetzten Westjordanlands einen 19-jährigen Israeli mit einem Messer schwer verletzt, bevor er erschossen wurde. Der Angreifer stach sein Opfer in den Nacken und verwundete es schwer, teilte das israelische Militär mit. Der Angreifer starb noch am Tatort, nachdem er von Schüssen getroffen wurde. Der schwer verletzte Israeli wurde in ein Krankenhaus in Jerusalem gebracht. Der Angriff ereignete sich an einer Kreuzung am Nordrand von Hebron. Die größte palästinensische Stadt im Westjordanland ist ein Schwerpunkt der Welle von Attentaten palästinensischer Angreifer auf jüdische Israelis. Dabei wurden seit Monatsbeginn acht Israelis getötet. Im gleichen Zeitraum wurden 54 Palästinenser und ein arabischer Israeli getötet. Die meisten von ihnen waren erwiesene oder mutmaßliche Attentäter. Die anderen wurden bei oder am Rande von gewaltsamen Protesten getötet. Wissenschaft;Gesünder atmen im Sommer. Mehr Ruhe vor dem Sturm. Wir kennen oft die Gefahren nicht, aber wir wollen vorgewarnt werden.. Nicht-Wissenschaft;36 Prozent für die SPÖ, 35 für die FPÖ: So knapp sieht die jüngste Wahlumfrage den Abstand beider Großparteien. Wien – In der letzten Wien-Umfrage vor der Landtagswahl zeigt sich, dass die FPÖ bis auf einen Prozentpunkt zur SPÖ aufgeschlossen hat – die Hochrechnung der Sonntagsfrage zeigt, dass die FPÖ gegenüber dem Wahlergebnis von 2010 rund neun Prozentpunkte zulegen könnte, während der SPÖ ein Verlust von rund acht Prozentpunkten droht. Daher könnte die SPÖ mit rund 36 Prozent der Stimmen rechnen, die FPÖ mit rund 35, was angesichts der Mobilisierungsbemühungen der zum Duell antretenden Parteien das Ergebnis offen lässt. Die Datenlage lässt nicht zu, eine Woche vor der Wahl einen Wahlsieger auszurufen, sagt David Pfarrhofer vom Linzer Market-Institut, das für den STANDARD in dieser Woche die Umfrage durchgeführt hat. Was aber auffällt, ist die hohe Deklarationsbereitschaft der Befragten – schon in der sogenannten Sonntagsfrage 1 nach der Wahlpräferenz geben nur 21 Prozent an, unentschlossen zu sein oder nicht wählen zu wollen. Wahlbeteiligung könnte steigen Es gibt gerade auch nach der Oberösterreich-Wahl die Vermutung, dass die Wiener diesmal stärker von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen werden. Zuletzt lag die Wahlbeteiligung ja nur bei knapp 68 Prozent, sagt Pfarrhofer. Allerdings war das nicht der Tiefpunkt, sondern bereits ein Anstieg gegenüber 2005 (knapp 61 Prozent) – wenn die Leute das Gefühl bekommen, dass es um etwas geht, dann sind sie eher bereit, auch wählen zu gehen, sagt der Meinungsforscher. Auf die konkrete Frage Wie sicher sind Sie, dass Sie am 11. Oktober zur Wahl gehen? sagen 89 Prozent der Männer und 83 Prozent der Frauen, dass sie das sicher vorhätten. 36 Prozent für Häupl bei Bürgermeisterfrage Viel größer als in der Sonntagsfrage (und den Rohdaten dazu) ist der Abstand der Kandidaten in der Bürgermeisterfrage. 36 Prozent sagen, dass sie Häupl als Bürgermeister direkt wählen würden – und von den Unentschlossenen kämen dann noch einmal sechs Prozent dazu. Heinz-Christian Strache würde aber nur etwa jeder vierte Wahlberechtigte zum Bürgermeister wählen. Pfarrhofer: Es gibt doch etliche FPÖ-Anhänger, die zwar ziemlich entschlossen sind, die Freiheit lichen zu wählen – die aber gar nicht wollen, dass Strache Bürgermeister wird. Häupl hat nicht nur seine eigenen Parteiwähler wesentlich geschlossener hinter sich – auch ein hoher Anteil von Grünen- und ÖVP-Wählern kann sich einfach Häupl im Bürgermeisteramt besser vorstellen als den eigenen Spitzenkandidaten. Der STANDARD ließ auch fragen, welche Parteien die Wiener Landesregierung bilden sollen. Hier zeigt sich, dass das aktuelle Regierungsmodell Rot-Grün die höchste Zustimmung findet. Derzeit sprechen sich 26 Prozent dafür aus, im Juli waren es nur 21. Es ist klar die erste Präferenz der deklarieren Grün-Wähler, findet aber auch bei etwa jedem zweiten SPÖ-Wähler Zustimmung. Wissenschaft;Auch an der niederländischen Küste sind einige Tiere angeschwemmt worden und verendet. Amsterdam – An der Küste der niederländischen Wattenmeer-Insel Texel sind fünf Pottwale angeschwemmt worden und nach Angaben der Behörden alle inzwischen verendet. Experten sollten nun die Todesursache untersuchen, teilte ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums in Den Haag mit. Eine Rettungsaktion musste in der Nacht wegen schlechten Wetters gestoppt werden. Die fünf Wale waren am Dienstag noch lebend in der Brandung an der Südspitze der Insel entdeckt worden. Warum sie bis ins Wattenmeer gelangt waren, ist noch unklar. Nach Angaben von Meeresbiologen hatten die Pottwale, die ihre Nahrung normalerweise in großen Tiefen finden, in dem seichten Wasser kaum eine Überlebenschance. In den kommenden Tagen sollten die Kadaver geborgen werden. Auch auf Wangerooge im niedersächsischen Wattenmeer und vor der deutschen Hochsee-Insel Helgoland sind in den vergangenen Tagen tote Pottwale gefunden worden. Wissenschaft;Polnische Angler stießen auf Münzen, die aus dem Samarkand des 9. oder 10. Jahrhunderts stammen dürften. Warschau – Polnische Angler haben am Ufer eines Sees nach Würmern als Fischköder gesucht und dabei einen Münzschatz gefunden. Wie der Nachrichtensender TVN 24 am Donnerstag berichtete, stießen die Männer am Seeufer in Szczecinek auf Gold- und Silbermünzen, die vermutlich im 9. oder 10. Jahrhundert in Samarkand geprägt wurden (Fotos finden Sie hier). Experten sollen die Münzen noch genauer untersuchen. Sie sind in einem fantastischen Zustand, sagte der Direktor des Regionalmuseums der westpommerschen Stadt, Ireneusz Markanicz, über den Fund. An die pommersche Ostseeküste gelangten die Münzen vermutlich dank der Waräger: Kaufleuten aus dem südlichen Schweden, die vom 8. bis 12. Jahrhundert ein weites Handelsnetz betrieben, das große Teile Osteuropa umfasste und auch Kontakte nach Vorder- und Mittelasien pflegte. (APA/red, 29. 7. 2015) Wissenschaft;Induzierte pluripotente Stammzellen entwickelten sich zu Blutgefäß-Zellen und formten funktionelles Gewebe. Wien/Cambridge – Forschern ist auf dem Weg zu biologischen Kunst-Organen ist ein entscheidender Schritt gelungen: Wissenschafter in den USA haben Stammzellen dazu gebracht, sich zu Blutgefäß-Zellen zu entwickeln und zu funktionellem Gewebe zu formen – konkret zu Blutgefäßen einer Lunge, wie der aus Österreich stammende Chirurg Harald Ott von der Harvard Medical School im Fachjournal Nature Biotechnology berichtet. Ott hat in den vergangenen Jahren mit seiner Arbeit an künstlichen biologischen Organen für Aufsehen gesorgt. Er baute in Bioreaktoren Herz, Lunge und Niere von Ratten nach, die – wenn auch in reduziertem Ausmaß – funktionsfähig waren und in lebende Tiere transplantiert teilweise für mehrere Wochen arbeiteten. Als Ausgangsmaterial für die Kunst-Organe verwendet der Forscher Organe toter Tiere oder Menschen, die mit einem speziellen Verfahren von allen Zellen befreit werden. Übrig bleibt dann nur noch ein Gerüst aus sogenannter extrazellulärer Matrix (ECM). Diese ist in hohem Maße biokompatibel und ruft – später in einem fremden Organismus verpflanzt – keine Abstoßungsreaktion hervor. Diese ECM wird dann in einem Bioreaktor mit frischen Zellen des entsprechenden Gewebes wieder besiedelt. Dafür verwendeten die Forscher bisher verschiedene Zellen, etwa noch nicht fertig ausdifferenzierte Zellen aus Ratten-Föten. So stellten sie etwa eine Kunst-Niere her, die im Labor bis zu 23 Prozent und nach Transplantation in eine lebende Ratte bis zu zehn Prozent der Funktion einer normalen Niere erreichte. Eine biologische Kunst-Lunge funktionierte bis zu zwei Wochen, nachdem sie einer lebenden Ratte transplantiert wurde. Nun ist es Ott und seinem Team gelungen das gesamte Gefäßsystem einer menschlichen Lunge mit Endothel-Zellen, die die Blutgefäße auskleiden, und Perizyten, die die Außenwand von Kapillargefäßen bilden, zu besiedeln. Der Durchbruch dabei: Die dafür notwendigen Zellen wurden aus humanen induzierten pluripotenten Stammzellen (iPS) hergestellt, sagte Ott. Bei iPS reprogrammieren die Forscher bereits fertig ausdifferenzierte Zellen in eine Art embryonalen Zustand, aus dem sich dann die gewünschte Zellart herstellen lässt. Bisher verwendeten die Wissenschafter ihnen gut vertraute Endothelzellen aus der Nabelschnur, um ihre Technik zu erproben. Für die Praxis würden sich diese vollständig differenzierten Zellen aber nicht eignen. Es sei kaum möglich, sie so stark zu vermehren, um damit eine humane Lunge herzustellen, und sie würden – weil von einem anderen Individuum stammend – vom Empfänger abgestoßen. Durch spezielle Protokolle zur Zellentwicklung und -vermehrung ist es uns nun gelungen, Zellen in ausreichender Reinheit und Anzahl herzustellen, um die Besiedelung einer humanen Lunge zu ermöglichen, sagte Ott. In der Organentwicklung sei das der nächste Schritt – von einzelnen Zellen im frühen Stadium bis zur Bildung von Gewebe, sozusagen das gezielte Formen von Gewebe, so Ott. Und dieses Gewebe zeigt wichtige Grundfunktionen des Gefäßsystems, insbesondere die Barrierefunktion, die Fähigkeit Durchblutung zu ermöglichen und Blutgerinnung zu verhindern, sagte der Wissenschafter. Die Forscher verwenden iPs auch bereits, um die Lungen-Oberfläche herzustellen. Hier sei man aber noch in einem frühen Stadium, weil das Differenzierungsprogramm komplizierter sei, sagte Ott. Die Wissenschafter hoffen, mit dieser Technik eines Tages eine humane Lunge mit maßgeschneiderten Zellen eines Patienten zu besiedeln und so die Abstoßung und die Nebenwirkungen der Immunsuppression nach einer Transplantation zu umgehen. Wissenschaft;Entscheidung über den neuen Direktor des Instituts für höhere Studien fällt Mitte Februar. Wien – Die Neubesetzung des Direktoriums am Institut für höhere Studien (IHS) geht in die entscheidende Phase. Auf der am Donnerstag kursierenden Shortlist stehen fünf Wirtschaftswissenschafter, einer kommt von einer österreichischen Universität: Bernhard Kittel, Vorstand des Instituts für Wirtschaftssoziologie der Uni Wien. Die übrigen vier Bewerber: der Verhaltensökonom Martin Kocher von der Ludwig-Maximillian-Universität München, der Makroökonomieexperte Leo Kaas von der Universität Konstanz, Michael Berlemann, Inhaber des Lehrstuhls für Politische Ökonomik und Empirische Wirtschaftsforschung an der Helmut-Schmidt-Universität in Hamburg, und Klaus F. Zimmermann, Wirtschaftsprofessor an der Universität Bonn. Christoph Badelt, der ehemalige Rektor der Wirtschaftsuni Wien, hat sich nicht um die Leitung des IHS, sondern um die Direktion des Wirtschaftsforschungsinstituts Wifo beworben – und steht dort auf der Shortlist. Gottfried Haber, Wirtschaftsforscher an der Donauuni Krems, hat die IHS-Bewerbung, die ihn lange zum ÖVP-Favoriten machte, wie berichtet, zurückgezogen. Er wird nun an einem Visualisierungsprojekt der Australian National University teilnehmen. Die Entscheidung über den neuen IHS-Chef fällt Mitte Februar. Wissenschaft;'Verschiedene Projekte wollen den Zugang hochgebildeter Flüchtlinge und Asylwerber zu Universität und Forschung verbessern. Wien – Ob an den Unis, Fachhochschulen oder auch an außeruniversitären Forschungseinrichtungen: Die Initiativen und Projekte sind im Herbst an vielen Stellen aufgepoppt, erzählt Nadine Shovakar von der Universitätenkonferenz. Viele haben da einfach das Gefühl gehabt, dass sie etwas tun möchten. So entstand, teilweise gefördert durch die Chefetagen, teilweise über die Initiative einzelner oder vernetzter Gruppen, ein buntes Sammelsurium an Forschungsprojekten und Initiativen, Ringvorlesungen und Workshops für ehrenamtlich Helfende. Gleich mehrere Projekte bemühen sich dabei darum, hochqualifizierte Flüchtlinge zu unterstützen. Das umfassendste, das More-Programm der Universitätenkonferenz, bietet an allen Unis Sprachkurse an, teilweise wurden auch andere Lehrveranstaltungen für Geflüchtete geöffnet. 740 More-Studierende waren es im Wintersemester, die meisten davon aus Syrien, Afghanistan und dem Irak; für das Sommersemester werden ähnliche Zahlen erwartet. More gibt die Chance, an die Uni zu kommen, sich in einem ersten Schritt zu orientieren und die Wartezeit zu nutzen, erklärt Shovakar. Bis zur Anerkennung ihrer Studien sei es für gewöhnlich ohnehin noch ein weiter Weg. Damit kämpfen häufig auch die geflüchteten Wissenschafter und Wissenschafterinnen, die am Projekt Science in Asylum am Zentrum für Soziale Innovation (ZSI) teilnehmen: Das Ziel ist es, grob gesagt, dass die Doktorinnen und andere Hochqualifizierte die Chance bekommen, in ihrem Fachbereich zu arbeiten, und nicht einen Hilfsjob weit unter ihrer Qualifikation verrichten müssen, erklärt Projektkoordinator Constantin Scherer. 25 Hochgebildete werden in Vorträgen über die österreichische und europäische Forschungslandschaft informiert, verfassen ein englisches Paper und knüpfen Kontakte zu Fachkollegen. So können auch Asylwerbende die Zeit in der Warteschleife, während derer sie nicht arbeiten dürfen, bestmöglich nutzen, sagt Scherer. Gerade die erste Zeit ist schwierig, bestätigt Safwan Alshufi, der 2014 aus Syrien nach Österreich floh. Es fehlt einerseits an Deutschkursen, aber auch an professionellen Kontakten. Letztere baut Alshufi – der Trainer und Konfliktmanager schloss in Damaskus ein Kunststudium ab – derzeit auch über ein Praktikum am Phonogrammarchiv der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) aus: Die Akademie gibt uns quasi ,nur ein dreimonatiges Praktikum, aber es ist so wichtig!, sagt er. Wenn das in meinem Lebenslauf steht, kann ich danach viel machen. Zusätzlich habe er viel gelernt, Erfahrungen gesammelt, sein Deutsch verbessert. 22 solcher Praktika für Flüchtlinge schrieb die ÖAW Ende letzten Jahres aus – von der Archäologie bis zur Technikfolgenabschätzung ist alles dabei. Genau solche Profinetzwerke sind zentral, wenn es darum geht, dass die Flüchtlinge wirtschaftlich relativ schnell auf eigenen Beinen stehen, sagt Sebastian Eschenbach, Leiter des Studiengangs Internationale Wirtschaftsbeziehungen an der FH Burgenland. Eschenbach startete im Herbst ein Forschungsprojekt, um aus Sicht des strategischen Managements die Kompetenzen und Netzwerke der Geflüchteten, aber auch der österreichischen Gesellschaft zu analysieren. Demnach sind weder die einen noch die anderen topkompetent, erklärt er, man müsse die Kompetenzen schrittweise entwickeln und Barrieren beseitigen. In den Teilen der österreichischen Gesellschaft, die sich mit den Neuankömmlingen beschäftigen, entsteht aber gerade richtig Kompetenz, betont der Wirtschaftswissenschafter. Essenziell sei vor allem die Möglichkeit, zu arbeiten, sonst verkümmern die Kompetenzen, warnt Eschenbach. Welche Qualifikationen und Erfahrungen die Geflüchteten mitbringen, ist auch Thema zweier weiterer Forschungsprojekte: Das ÖAW-Institut für Demographie befragte in Kooperation mit der WU Wien Flüchtlinge unter anderem zu Bildungshintergrund und Werten. Die Ergebnisse sollen demnächst veröffentlicht werden, laut ersten, Ende 2015 veröffentlichten Trends liegt das Bildungsniveau jedoch deutlich über dem, das vom AMS in den Kompetenzchecks erhoben wurde. Das andere Projekt – die Studie Bildment der Initiative Minderheiten – startet in Kürze. In 100 qualitativen Interviews will man den Bildungshintergrund von Geflüchteten sowie die Barrieren und Unterstützungssysteme in Österreich erfragen. Forschen werden dabei vor allem die Betroffenen selbst: Rund 15 Personen mit Fluchterfahrung werden in Workshops ausgebildet, um die Interviews zu führen, auszuwerten und Geflüchtete durch Mentoring zu unterstützen. Unsere Interviewer sind dadurch sprachlich flexibel und wissen über die Bildungssysteme der jeweiligen Länder gut Bescheid, betont Projektleiter Mikael Luciak Forscher vom Institut für Bildungswissenschaften der Universität Wien. Dabei gehe es auch darum, das Bild des Zuwanderers als Bedrohung für das Sozialsystem zu hinterfragen. Aktuelle Zuwanderer seien gebildeter und stärker durchmischt als früher: Die Wissenschaft hat die Aufgabe, auf Fakten hinzuweisen: Wir brauchen Zuwanderung, wir brauchen gut gebildete Leute. Ihnen müssen wir die Wege im Land öffnen und nicht versperren, so Luciak. Immerhin, zumindest in der Forschungslandschaft hat sich einiges geöffnet: Es gibt eine starke Vernetzung und viel Austausch – sonst ist es ja oft so, dass jeder sich abschottet, sagt der Experte. Damit dieser Hype nun nicht abflacht, hoffen die Forscher nun verstärkt auf öffentliche Förderungen – wurden doch viele Projekte über Crowdfunding, Spenden und von ihren Instituten vorfinanziert. (Heidi Weinhäupl, 31.3.2016)' Nicht-Wissenschaft;Baupläne im besetzten Ostteil Jerusalems seit Jahren umstritten. Jerusalem – Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat den Verkauf von hunderten Siedlerwohnungen im besetzten Ostteil Jerusalems genehmigt. Ein Regierungsvertreter bestätigte am Dienstag, dass Netanjahu zugestimmt habe, 436 Wohnungen im jüdisch-orthodoxen Viertel Ramat Shlomo und 18 Wohnungen in Ramot auf den Markt zu bringen. Bereits 2010 hatte Israels Innenministerium während eines Besuchs von US-Vizepräsident Joe Biden angekündigt, 1.600 Wohnungen in Ramat Shlomo bauen zu wollen. Die Ankündigung war in den USA auf heftigen Widerstand gestoßen und hatte die bilateralen Beziehungen über Monate eingetrübt. Wegen der Spannungen waren die Baupläne zunächst auf Eis gelegt worden, im Mai hatte Israel den Bau von 900 Siedlerwohnungen in Ramat Shlomo dann aber doch genehmigt. Die Regierung unter US-Präsident Barack Obama betrachtet Israels Siedlungspolitik im seit 1967 besetzten Ostjerusalem sowie im Westjordanland als eines der größten Hindernisse für einen Friedensvertrag zwischen Israelis und Palästinensern. Nicht-Wissenschaft;'Die Band Wanda spielte am Samstagabend im Rahmen des Donauinselfests auf der FM4-Bühne und gab dem STANDARD ein Interview Nach 1,1 Millionen zum Auftakt fanden am Samstag gar 1,2 Millionen Besucher den Weg auf das 4,5 Kilometer lange dauerbeschallte Open-Air-Areal. Die Highlights des Bespaßungsmarathons waren diesmal Anastacia und Wanda. Die US-Sängerin Anastacia arbeitete sich durch einen Querschnitt ihres rund eineinhalb Jahrzehnte währenden Schaffens. Sie setzte auf Chartserfolge à la Im outta love, One day in your life oder Paid my dues ebenso wie auf Referenzen von Vorbildern, die da wären: AC/DC und Foo Fighters. Letzteren zollte Anastacia mittels Cover von Best of you Tribut. Guns N Roses erwies die so gut wie immer mit Sonnenbrille auftretende Amerikanerin via T-Shirt die Ehre. Das Wetter – obwohl doch spürbar kühler als am Eröffnungstag – spielte auch am Samstag wieder mit. Gewitterprognosen lösten sich im Lauf des Abends im wahrsten Sinn des Wortes in Luft auf. Am Sonntag, dem letzten Inseltag, wurde wieder mehr Sonnenschein erwartet. Konzerttechnisch standen u. a. Auftritte der eher glücklosen Song-Contest-Starter Makemakes, von Christina Stürmer, dem Nockalm Quintett und Elektroniker Fritz Kalkbrenner auf dem Programm. (Text: APA; Video: Sarah Brugner und Michael Luger, 28.6.2015)' Wissenschaft;Bloggerin Esther Inglis-Arkell wirft eine Frage auf, die bei verbesserter Klontechnik eines Tages relevant werden könnte. Geklonte Urmenschen? Vorerst ist das Thema reinste Science Fiction – im wahrsten Sinne des Wortes: In seinem Roman Existenz erwähnt US-Autor David Brin am Rande auch eine Kontroverse um eine Frau, die ein Neo-Neandertalerbaby austrägt. Aber Existenz ist auch eine als Roman getarnte Diskussionsplattform, die Themen aufgreift, die zur Jahrhundertmitte relevant werden könnten. Und vollkommen aus der Luft gegriffen ist die Frage schon heute nicht: Ausgestorbene Spezies mittels Gentechnik wiederauferstehen zu lassen (respektive genetische Annäherungen an solche Spezies neu zu züchten), ist in der Wissenschaft längst zu einem ernsthaft diskutierten Thema geworden. Das Wollhaarmammut wird hier am liebsten als Beispiel genannt. In ihrem Buch How to Clone a Mammoth befasst sich die Molekularbiologin Beth Shapiro ausführlich damit: Nicht nur mit der technischen Möglichkeit oder Unmöglichkeit – Shapiro denkt auch an die Folgen und kommt sogar zu dem Ergebnis, dass es ökologisch gesehen sinnvoll sein könnte, die eine oder andere Schlüsselspezies zurückzuholen. Von da an ist es nur noch ein Schritt bis zu der Frage, die die auf Wissenschaftsthemen spezialisierte Bloggerin Esther Inglis-Arkell auf io9.com stellt: Wie sollten wir mit geklonten Urmenschen umgehen? Seien es Neandertaler, Hobbits oder Denisova-Menschen, um nur diejenigen unserer Verwandten zu nennen, die evolutionär gesehen gestern noch gelebt haben. Technisch gesehen macht es keinen Unterschied, ob man – vorausgesetzt man verfügt über verwertbares Erbgut – ein Mammut oder einen Neandertaler klont. Die ethischen Aspekte sind jedoch bedeutend komplizierter. In ihrem Blog-Eintrag listet Inglis-Arkell – soweit bekannt – die kognitiven Fähigkeiten verschiedener Menschen- und Vormenschenarten auf und überlässt ihren Lesern, welche Folgerungen sie daraus ziehen sollen. Den Artikel mit reger Userdiskussion finden Sie hier: --> io9.com: If We Cloned Early Humans, Should We Put Them in a Zoo or a School? (jdo, 25. 7. 2015) Wissenschaft;'Einer der einflussreichsten Denker rund um 1900 starb vor hundert Jahren. Auch Albert Einstein verehrte ihn. Wien – Das Ende kam nicht unerwartet: Seien Sie nicht zu sehr überrascht, hatte Ernst Mach seinem jungen Anhänger geschrieben, dem Physiker Friedrich Adler, wenn Sie hören, ich hätte mich in das Nirwana zurückgezogen, wozu es ja eigentlich schon Zeit wäre. Auf dem Partezettel, den Mach eigenhändig verfasst hatte, stand: Bei seinem Ausscheiden aus dem Leben grüßt Professor Ernst Mach alle, die ihn kannten, und bittet, ihm ein heiteres Andenken zu bewahren. Heiter hatte er sich auch bei seinem Abschied aus Wien von der Akademie der Wissenschaften abgemeldet: Sollte dieser Brief mein letzter sein, so bitte ich nur anzunehmen, dass Charon, der alte Schalk, mich nach einer Station entführt hat, die noch nicht dem Welt-Post-Verein angehört. Die letzten drei Jahre hatte Mach in häuslicher Pflege bei seinem Sohn Ludwig in der Nähe Münchens verbracht. Mach starb am 19. Februar 1916, am Tag nach seinem 78. Geburtstag. Friedrich Adler veröffentlichte einen mehrseitigen Nachruf für die von seinem Vater Victor Adler herausgegebene Arbeiter-Zeitung. Auch zahlreiche andere Zeitungen widmeten Machs Leben und Werk umfangreiche Betrachtungen. Sie verdrängten die üblichen Schlachtberichte von den ersten Seiten. Das Toben des Weltkriegs habe Ernst Mach in seiner Einsamkeit nur mehr ganz schwach vernommen, schrieb Friedrich Adler, abseits von jener Welt, in der alle Furien der Barbarei entfesselt sind. Auch Albert Einstein – gleich alt wie sein Studienfreund Friedrich Adler – ließ es sich nicht nehmen, einen Nachruf auf Mach zu verfassen, und zwar für das Fachblatt Die Naturwissenschaften. Einstein hatte nur wenige Monate zuvor sein Meisterwerk vollendet, die allgemeine Relativitätstheorie. Nun erklärte er, dass Mach schon ein halbes Jahrhundert zuvor nicht weit davon entfernt gewesen war, eine allgemeine Relativitätstheorie zu fordern. Ja, Einstein schrieb: Es ist nicht unwahrscheinlich, dass Mach auf die Relativitätstheorie gekommen wäre, als er jugendfrischen Geistes war. Einstein hatte Mach ein einziges Mal getroffen. Das war im September 1910, als Einstein, soeben nach Prag an Machs ehemaliges Physikinstitut berufen, im zuständigen Wiener k. u. k. Ministerium vorsprach. Der junge Gelehrte, knappe dreißig und seit fünf Jahren in kometenhaftem Aufstieg begriffen, ließ es sich nicht nehmen, dem legendären alten Hofrat Mach einen Besuch abzustatten – und übrigens am selben Nachmittag auch Victor Adler, dem nicht minder berühmten Vater seines Freundes. Sowohl Einstein als auch Friedrich Adler waren weniger von den Entdeckungen des Experimentalphysikers Mach fasziniert als von dessen philosophischen Überlegungen, die um die Frage kreisten, was Physik denn eigentlich sei. Lange hatte Mach das Gefühl, allein gegen den Strom zu schwimmen. Doch sein 1883 erschienenes Buch Die Mechanik in ihrer Entwicklung historisch-kritisch dargestellt bedeutete den Durchbruch für Machs antimetaphysische Wissenschaftsphilosophie. Naturgesetze sind nichts als umfassende, verdichtende Berichte von Tatsachen. Wissenschaft bezweckt die ökonomische Darstellung der Erfahrungen. 1895 wurde Mach als Philosoph nach Wien berufen, obwohl er bestritt, ein Philosoph zu sein oder auch nur heißen zu wollen. Er wolle keine neue Philosophie schaffen, erklärte er immer wieder, sondern eine alte, abgestandene daraus entfernen. Vielen ging er darin zu weit. So waren Atome für Mach bloße Gedankendinge, da nicht unmittelbar wahrnehmbar. Das stieß auf heftigen Widerspruch seines Wiener Kollegen Ludwig Boltzmann. Ihre Atomdebatte ging in die Wissenschaftsgeschichte ein. Eine der ersten Arbeiten Einsteins entschied diese Frage zugunsten Boltzmanns. Mach leistete zwar hinhaltenden Widerstand, aber Einstein gegenüber gab er zu, dass man von der Existenz von Atomen sprechen könne, solang es keine natürlichere denkökonomische Alternative gebe. Das klang nicht hundertprozentig überzeugt. Bei der Relativität jedoch standen Mach und Einstein Seite an Seite. Machs Untersuchung von Newtons Prinzipien hatte klargemacht, wie viel Metaphysik hinter den Begriffen von absolutem Raum und absoluter Zeit steckt. Solch eine leere Bühne für die Vorgänge dieser Welt ist grundsätzlich der Erfahrung nicht zugänglich. Häufig wies Einstein darauf hin, wie wichtig Machs Einsichten für ihn gewesen seien. Als ihn Einstein 1910 besuchte, lebte Mach zurückgezogen in Gersthof. Wenige Jahre nach seiner Berufung an die Universität Wien hatte er einen Schlaganfall erlitten, der ihn halbseitig lähmte. Geistig blieb er rege. Seine Schriften brachte er mit der linken Hand zu Papier, auf einer umgebauten Schreibmaschine. Und die Mathematik hinter Einsteins spezieller Relativitätstheorie ließ er sich von jüngeren Kollegen erklären. Grundlage der speziellen Relativitätstheorie war die Einsicht, dass physikalische Gesetze für Beobachter, die sich mit konstanter Geschwindigkeit zueinander bewegen, dieselbe Gestalt haben müssen. Ob einer ruht oder nicht, lässt sich nicht sagen. Keiner spürt seine Geschwindigkeit, solange sie unverändert bleibt. Doch wenn sich die Geschwindigkeit ändert, in Betrag oder Richtung, so spürt man die Beschleunigung als Trägheit oder Fliehkraft. Für Beobachter, die sich beschleunigt zueinander bewegen, ändern sich die physikalischen Gesetze. Wie, das sollte die allgemeine Relativitätstheorie klären. Dabei berief sich Einstein auf eine Idee, die er als Machsches Prinzip bezeichnete: Trägheits- und Fliehkräfte hängen von der Verteilung der Massen im Weltall ab. Die Kräfte, die bei Beschleunigungen auftreten, sind Gravitationskräfte. Wenn meine allgemeine Relativitätstheorie stimmt, schrieb Einstein 1913 begeistert an Mach, so erfahren Ihre genialen Untersuchungen über die Grundlagen der Mechanik eine glänzende Bestätigung. Einsteins Jubel war verfrüht – er musste noch zwei Jahre um die richtigen Gleichungen kämpfen -, aber er korrespondierte mit Mach und bedankte sich für dessen freundliches Interesse. Die zwei Physiker-Philosophen verband eine Seelenverwandtschaft. In Einsteins Nachruf spürt man diese Zuneigung: Bei Mach war die unmittelbare Freude am Sehen und Begreifen so stark vorherrschend, dass er bis ins hohe Alter hinein mit den neugierigen Augen eines Kindes in die Welt guckte, um sich wunschlos am Verstehen der Zusammenhänge zu erfreuen. Umso schlimmer dann die Überraschung, als 1921, fünf Jahre nach Machs Tod, dessen lang erwarteter Band zur Optik erschien. Im Vorwort verwehrte sich Mach barsch dagegen, dass ihm die Rolle eines Wegbereiters der Relativitätstheorie zugedacht wird. Diese Theorie werde immer dogmatischer; er bezweifle, dass sie in der Geschichte der Wissenschaft mehr als eine geistreiche Randbemerkung darstellen werde; und er lehne mit Entschiedenheit ab, den Relativisten vorangestellt zu werden. Für Einstein, der gerade den Höhepunkt seines Ruhms erreicht hatte, musste das Vorwort, das Mach ihm quasi aus dem Grab oder besser Nirwana nachschickte, wie eine brüske Replik auf seinen Nachruf klingen. Zwar unterstrich Einstein weiterhin, wie sehr Mach ihn beeinflusst hatte, doch wies er zunehmend auf dessen geniale Einseitigkeit hin. Guter Mechaniker, aber deplorabler Philosoph, entfuhr es ihm bei einem Vortrag in Paris. Sein Verdikt wäre nachsichtiger ausgefallen, hätte Einstein geahnt, dass es sich beim Machschen Vorwort um eine Fälschung handelte. Das wurde, Jahrzehnte nach Einsteins Tod, vom Wissenschaftshistoriker Gereon Wolters überzeugend nachgewiesen: Ludwig Mach, guter Sohn, aber deplorabler Physiker, hatte das Vorwort 1921 geschrieben und auf 1913 rückdatiert.' Wissenschaft;US-Forscher untersuchten das berühmte Gebiss von Smilodon fatalis: Eckzähne wuchsen fast doppelt so schnell wie ein menschlicher Fingernagel. Washington – Bis die mächtigen Eckzähne einiger Säbelzahnkatzen vollständig ausgebildet waren, hat es ungefähr drei Jahre gedauert. Sie brachen im Vergleich zu den Zähnen heutiger Großkatzen zwar erst später durch, wuchsen dann aber umso schneller. Sie legten jeden Monat etwa sechs Millimeter an Länge zu, wie US-Forscher im Fachjournal PLOS ONE berichten. Das sei etwa doppelt so schnell wie bei heutigen Löwen. Zum Vergleich: Auch ein menschlicher Fingernagel wächst nur etwa 3,4 Millimeter im Monat. Die Wissenschafter um Aleksander Wysocki von der Clemson University (US-Staat South Carolina) untersuchten die Entwicklung des Gebisses bei der bekanntesten aller Säbelzahnkatzen-Arten, dem Säbelzahntiger Smilodon fatalis. Dazu nutzten sie eine Kombination von Isotopen-Analyse und einem speziellen Computertomographie-Verfahren. Smilodon fatalis lebte bis vor etwa 10.000 Jahren in Nord- und Südamerika. Die Tiere waren etwa so groß wie heutige Löwen oder Tiger, aber etwas kräftiger im Körperbau. Ihre vorstehenden Fangzähne erreichten eine Länge von bis zu 18 Zentimetern. Die Forscher untersuchten fossile Überreste von Individuen, die aus den Teergruben von Rancho La Brea stammten – einer außergewöhnlich reichhaltigen Fundstätte mitten im kalifornischen Los Angeles. Die Analyse ergab, dass die bleibenden Zähne der Säbelzahnkatzen im Alter von 14 bis 22 Monaten vollständig ausgebildet waren – mit Ausnahme der oberen Eckzähne. Deren Wachstum war erst nach 34 bis 41 Monaten abgeschlossen. Für Raubtiere wie Großkatzen ist ein entscheidendes Kriterium für ihre Jagdfähigkeit, wie lange es dauert, bis ihre waffenähnlichen Zähne ausgebildet sind, erläutert Zhijie Jack Tseng, einer der Autoren. Das ist äußerst wichtig, um Säbelzahn-Räuber wie Smilodon zu verstehen. Die Untersuchung zeigt weiters, dass etwa zeitgleich mit der Fertigstellung des Milchgebisses zwei wichtige Knochen im Schädel der Tiere miteinander verwachsen waren. Dies sei eine wichtige Voraussetzung dafür gewesen, Fleischstücke oder größere Beute fressen zu können, da die Kiefermuskulatur an diesen Knochen ansetzte, erläutern die Autoren. (APA/red, 4. 7. 2015) Nicht-Wissenschaft;Kramp-Karrenbauer setzt Homosexuellenehe in eine Reihe mit Inzucht und Vielehe. Berlin - In Deutschland hat die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) mit ihren Äußerungen zur Homo-Ehe einen Sturm der Entrüstung bei SPD, Linken und Grünen ausgelöst. Wenn Kramp-Karrenbauer die Eheöffnung für Homosexuelle in eine Reihe mit Inzucht und Vielehe setze, sei dies eine grobe Entgleisung, erklärte der SPD-Politiker, Johannes Kahrs, am Mittwoch in Berlin. Kramp-Karrenbauer begebe sich mit ihren Äußerungen in zutiefst homophobe und menschenfeindliche Fahrwasser und verlasse den politisch statthaften Diskurs. Sie sollte sich bei den Bürgern entschuldigen, forderte der SPD-Beauftragte für die Belange von Lesben und Schwulen, Kahrs. Die Union ist argumentativ in puncto Gleichstellung am Nullpunkt angelangt, kritisierte der Linken-Abgeordnete Harald Petzold. Mit obskuren Statements und schrillen Tönen wird versucht, ein Horrorszenario an die Wand zu malen. Er bezog sich dabei sowohl auf Kramp-Karrenbauer als auch die CDU-Abgeordnete Erika Steinbach. Sie hatte mit Blick auf Befürworter der Gleichstellung von militanten Homoaktivisten gesprochen. Wenn man keine Argumente hat, beschwört man absurde Folgen, kritisierte der Grünen-Abgeordnete Volker Beck in einer Erklärung. Von Verwandtenaffären habe er bisher nur in der CSU gehört. Deshalb sollten wir bitte wieder sachlich werden, bevor es verletzend wird. Zuvor hatte Kramp-Karrenbauer der Saarbrücker Zeitung gesagt, es gebe in der Bundesrepublik bisher eine klare Definition der Ehe als Gemeinschaft von Mann und Frau. Wenn wir diese Definition öffnen in eine auf Dauer angelegte Verantwortungspartnerschaft zweier erwachsener Menschen, sind andere Forderungen nicht auszuschließen: etwa eine Heirat unter engen Verwandten oder von mehr als zwei Menschen, sagte die CDU-Politikerin. Die Debatte über die Homo-Ehe war nach dem Ja der Iren bei einem Referendum neu entbrannt. Eine völlige Gleichstellung lehnt die Union ab, allerdings hat das Bundeskabinett in der vergangenen Woche eine Reihe von Neuregelungen zugunsten gleichgeschlechtlicher Lebenspartnerschaften beschlossen, die bestehende Nachteile gegenüber Ehepartnern beseitigen. Wissenschaft;Gesellschaftliches Klima reicht bis in Entscheidungs-Situation hinein, die davon eigentlich nicht beeinflusst sein müsste. Nottingham/Wien – Sind in einer Gesellschaft Steuerhinterziehung oder Korruption an der Tagesordnung, hat das auch einen gesamtgesellschaftlichen Einfluss: In einer groß angelegten Untersuchung haben Forscher nun herausgefunden, dass in solchen Ländern Menschen auch stärker dazu neigen, von sich aus unehrlicher zu handeln, ohne dass dafür etwa eine echte wirtschaftliche Notwendigkeit bestehen würde. In einer korrupten Gesellschaft gibt es natürlich viele Gründe, um korrupt zu sein, erklärte der aus Österreich stammende Verhaltensökonom Simon Gächter von der Universität Nottingham (Großbritannien). Daraus lasse sich aber nicht ableiten, ob Menschen auch dann unehrlicher handeln, wenn sie in einer Situation sind, in der die Umgebung keinen direkten Einfluss auf ihre Entscheidung hat – ob die Gesamtsituation also die intrinsische Ehrlichkeit beeinflusst. Gächter und sein Kollege Jonathan Schulz von der Yale University (USA) ging dieser Frage in 23 Ländern und mit mehr als 2.500 Experiment-Teilnehmern nach: Dabei warfen alle Versuchspersonen einen Würfel zwei Mal und wurden dann gefragt, welche Augenzahl sie beim ersten Wurf gewürfelt hatten. Zuvor wurde ihnen erklärt, dass sie einen bestimmten Geldbetrag erhalten würden, der mit der Augenzahl steigt. Beobachtet wurden sie allerdings nicht. Es lag also völlig in der Verantwortung der Teilnehmer, ob ihre Angaben der Wahrheit entsprechen und es drohten auch keine Konsequenzen bei Falschangaben. Da aber ein Würfel keinen natürlichen Hang zum Zeigen höherer Augenzahlen hat, konnten die Wissenschafter das Ausmaß an Unehrlichkeit daran ablesen, in wie weit die gesammelten Angaben pro Land der zu erwartenden statistischen Wahrscheinlichkeit zuwider liefen. Dem Prinzip der Geldmaximierung folgend müssten eigentlich alle Teilnehmer die höchste Punktezahl angeben. Den Wissenschaftern wurde aber sehr schnell klar, dass dem keineswegs so ist. Es wurde also nirgends unverhohlen gelogen, so die Forscher. Trotz des überall relativ hohen Anteils an Ehrlichen hätten den Angaben der Untersuchungsteilnehmer zufolge in manchen Ländern die Würfel eine deutlichere Tendenz zum Anzeigen hoher Augenzahlen als in anderen. Die von der erwartbaren Wahrscheinlichkeit deutlichsten Abweichungen wurden in Ländern registriert, für die die Wissenschafter anhand von internationalen Länderkennzahlen zu Korruption und Steuerhinterziehung ein hohes Maß an alltäglicher Regelüberschreitung errechnet hatten. So etwa in Tansania, Guatemala oder Georgien. Am anderen Ende der Skala lagen mit Großbritannien, Schweden, Deutschland oder auch Österreich wiederum großteils Länder mit niedrigeren Korruptionswerten. Dass das Ausmaß an Unehrlichkeit in der Gesellschaft, mit dem die Leute täglich konfrontiert sind, bis in eine derart weit davon entfernte Experiment-Situation ausstrahlt, sei jedenfalls erstaunlich, so Gächter: Es gibt scheinbar einen Einfluss der Umgebung auf die intrinsische Ehrlichkeit. Das werfe wiederum fundamentale Fragen dazu auf, was die Wissenschaft über Ehrlichkeit überhaupt weiß. Gächter: All diese Studien finden immer in wohlorganisierten westlichen Gesellschaften statt. Aber was man nicht macht, ist ein Vergleich mit Gesellschaften, in denen es tagtäglich Regelverletzungen auf allen Ebenen gibt. Die Studie, die sicher die größte ihrer Art zu dem Thema ist, zeigt nun, dass das auch eine große Rolle spielt. Nicht-Wissenschaft;Auf Twitter erteilen zahlreiche Muslime dem Aufruf Baghdadis zum Jihad eine Absage. In seiner ersten Botschaft seit sieben Monaten hat der selbsternannte Kalif der Terrormiliz Islamischer Staat (IS), Abu Bakr al-Baghdadi, mit Anschlägen gedroht und seinen Aufruf an alle Muslime bekräftigt, sich am Jihad zu beteiligen, um den Krieg der Ungläubigen gegen den Islam zu stoppen. Der ägyptische Unternehmer und Aktivist Iyad El-Baghdadi hat die Rede des IS-Anführers auf Englisch auf Twitter verbreitet. Das nahmen zahlreiche Muslime zu Anlass, dem IS-Chef zu erklären warum sie keine Zeit für den Jihad haben. (maa, 28.12.2015) @iyad_elbaghdadi sorry, Im washing my hair Ive got Star Wars on Sunday. Maybe later. https://t.co/UQ71PkUi4j Sorry bro but currently 3 episodes in Fargo SE3 & the boys have football camp all of next week. Tue after next good? https://t.co/MqdIcN1Rjv Sorry #ISIS. This Muslim is just waking up. Needs coffee. Also, its Christmas weekend family time. Run along now. https://t.co/gUODLPdDy6 Cant. Too busy fangirling one direction https://t.co/lzfSEkHOCi Sorry, I am busy watching Netflix. https://t.co/YyLJ9cQ2nS Would do, but theres engineering work on the trains around London Bridge. Soz https://t.co/Rx2ucColWo Sorry, dude. Its finals week https://t.co/qxIT2N9FIR Are you telling me I should join you rather than witness Leicester City win the league?? Noooo wayyyy! https://t.co/CqtIZBesM9 Mom said no, sorry habibi. https://t.co/h8jHcyejbB Wissenschaft;Dem Mitorganisator des Holocaust wurde vor seiner Hinrichtung Besuch zugebilligt. Jerusalem - Die Frau von Adolf Eichmann hat den NS-Verbrecher einen Monat vor seiner Hinrichtung im israelischen Gefängnis besucht. Das israelische Staatsarchiv hat nun ein Dokument veröffentlicht, das den geheimen Besuch von Vera Eichmann am 30. April 1962 belegt. Sie habe damals etwa eineinhalb Stunden mit ihrem Mann gesprochen, hieß es in einer Mitteilung des Staatsarchivs. Das Archiv veröffentlichte erstmals einen Vermerk über den Besuch in einem Haftbuch des Gefängnisses in Ramla bei Tel Aviv. Die israelische Regierung habe den Besuch damals bei einer Sondersitzung gebilligt. Eichmann, Protokollführer der Wannsee-Konferenz und zentraler Mitorganisator des Massenmords an den europäischen Juden, war vom israelische Geheimdienst im Frühjahr 1960 in Buenos Aires aufgespürt und nach Israel entführt worden. Der Prozess gegen den NS-Verbrecher erregte damals international großes Medieninteresse. Nach seiner Verurteilung wurde Eichmann 1962 hingerichtet. Es war das erste und letzte Mal, dass Israel die Todesstrafe vollstreckte. Wissenschaft;Forschern ist es gelungen, die Menge des Wasser abzuschätzen, das durch Bruchzonen im Meeresboden verschwindet. Southampton – Der Meeresboden ist keine undurchlässige Grenzschicht, im Gegenteil: Er ermöglicht dem Wasser an vielen Stellen, tief in das Gestein des Untergrundes einzudringen. Dort beeinflusst das Wasser die Zusammensetzung des Gesteins und sorgt für einen Stoffaustausch. Einem internationalen Forscherteam ist es jetzt gelungen, die Menge des eindringenden Meerwassers an ehemaligen kontinentalen Bruchzonen genau zu bestimmen. Plattengrenzen, tektonische Verwerfungen, geologische Störungen – die angebliche so feste Hülle unserer Erde ist durchzogen von Rissen, Spalten und Öffnungen. Das gilt natürlich auch für den Meeresboden. Dort bieten diese Störungen dem Meerwasser einen Weg in tiefere Gesteinsschichten, teilweise bis hinunter zum Erdmantel. Diese Prozesse genauer zu kennen ist wichtig, weil das Meerwasser die Zusammensetzung des Gesteins verändern kann. Außerdem transportiert es auf dem Weg zurück Stoffe zum Meeresboden, die dort Grundlage für ganze Ökosysteme werden können. Einem internationalen Wissenschaftsteam unter Leitung der Universität Southampton ist es jetzt erstmals gelungen, einen direkten Nachweis zu erbringen, dass Störungsaktivitäten im direkten Zusammenhang mit der Menge des Meerwassers stehen, das in den Untergrund einsickert. Die Studie erscheint in der internationalen Fachzeitschrift Nature Geoscience. Grundlage der Studie ist eine umfangreiche seismische Forschungskampagne, bei der Projektpartner aus den USA, aus Großbritannien und vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel vor zwei Jahren den Meeresboden westlich von Galizien (Nordspanien) untersucht haben. Während der Entstehung des Atlantischen Ozeans vor etwa 150 Millionen Jahren wurden Portugal und Spanien von Neufundland getrennt. Spuren dieser Prozesse sind bis heute vor Nordspanien zu finden, erklärt Co-Autor Dirk Klaeschen vom GEOMAR die Wahl des Untersuchungsgebietes. Mithilfe von speziellen Schallwellen erhielten die Wissenschafter auf einer Fläche von 86 mal 22 Kilometer ein dreidimensionales Bild des Meeresbodens und der tieferen Strukturen in bis zu 12 Kilometer Tiefe. Da Meerwasser eine bestimmte Gesteinsart des oberen Erdmantels, sogenannter Peridotit, in eine andere Gesteinsart namens Serpentinit umwandelt, konnten die Wissenschafter die Menge und die Verteilung des Serpentinits als Indikator für die Wege und Mengen des Meerwassers im Untergrund nutzen. Die Untersuchungen zeigten, dass die Menge des umgewandelten Gesteins am unteren Ende jeder Verwerfung in direktem Zusammenhang mit ihrer Größe und der Dauer der geologischen Störungsaktivität steht. Die Wissenschafter waren außerdem in der Lage, die durchschnittlichen Mengen von Meerwasser abzuschätzen, die an den Verwerfungen bis zum Erdmantel eindringen. Diese Mengen sind vergleichbar mit denen in anderen tektonischen Umgebungen wie mittelozeanischen Rücken. Dort wird das Wasser im Untergrund stark erhitzt, löst zahlreiche Stoffe aus dem Gestein heraus und lagert sie später am Meeresboden ab, wo sich dabei die berühmten ‚Schwarzen Raucher‘ bilden können, erklärt Klaeschen. Offenbar gibt es an anderen Störungszonen ähnliche aktive Systeme, die bisher aber noch nicht bekannt waren. Weitere Untersuchungen müssen zeigen, wie verbreitet dieses Systeme in den Weltmeeren sind. Nicht-Wissenschaft;Malware-Hersteller nutzt Unternehmenszertifikat, um eigene Spionagesoftware zu installieren. Es war eines der ersten Fundstücke aus den internen Daten des italienischen Malware-Herstellers Hacking Team: Eine Preisliste, in der die Leistungen des Unternehmens im Detail aufgelistet wurden. Aus dieser ging auch hervor, dass ein iPhone nur dann mit der Remote Control Software des Unternehmens versehen werden kann, wenn es zuvor mittels Jailbreak geknackt wurde. Eine Beschränkung, die offenbar aktuell nicht mehr stimmt, wie der Sicherheitsdienstleister Lookout nun warnt. So hat das Hacking Team zwischenzeitlich einen Weg gefunden, die Schadsoftware auch ohne Jailbreak auf iOS-Geräte zu bringen. Dabei bedient man sich eines sogenannten Unternehmenszertifikats. Dieses ist eigentlich dafür gedacht, damit Firmen eigene Software auf den iPhones ihrer Angestellten bringen können. Wie die geleakten Daten zeigen, hat Hacking Team diesen Weg genutzt, um die eigene Spionagesoftware einzuschmuggeln. Wirklich praktikabel ist dieser Weg allerdings nur, wenn es einem Angreifer gelingt, physisch Zugriff auf das Gerät zu erlangen, und all die nötigen Schritte selbst vorzunehmen. Liefert doch iOS bei der Installation des Zertifikats und der damit signierten App zahlreiche Abfragen, die viele Nutzer bei einer Remote-Attacke stutzig machen würde. Ist die App einmal installiert, richtet sie eine eigene Tastatur ein, die zwar im Aussehen dem Original entspricht, aber die Eingaben mitloggt. Die Sicherheitsbeschränkungen von Apple verhindern allerdings, dass auf diesem Weg Passwörter abgefangen werden können. Für solche Aufgaben wechselt das System automatisch auf die Originaltastatur. Andere sensible Daten wie Benutzernamen oder Mail-Inhalte können aber natürlich sehr wohl mitgelesen werden. Mittlerweile hat Apple auf den Bericht reagiert, und das entsprechende Unternehmenszertifikat gesperrt. Nicht-Wissenschaft;Hearing um NÖ-Chefredakteur am Mittwoch – Ziegler Favorit – Betriebsrat ortet "Bruch der Arbeitsverfassung" – ORF: Hearings bis zu neuer Betriebsvereinbarung nach bisherigen Regeln. Wien/St. Pölten – Das ORF-Hearing zur Besetzung von Leitungsfunktionen sorgt weiter für Diskussion und Irritation: Nachdem sich ORF-Chef Alexander Wrabetz erst am Wochenende kritisch zum derzeitigen Auswahlverfahren äußerte, findet am Mittwoch ein weiteres Hearing statt. Es geht um die Bestellung des Chefredakteurspostens im ORF-Landesstudio Niederösterreich, als aussichtsreichster Kandidat gilt Robert Ziegler. Der Niederösterreich heute-Moderator ist Koordinator der Landesstudios in der ORF-Generaldirektion, bürgerlicher Zentralbetriebsrat und seit 2011 als schwarzer Belegschaftsvertreter im ORF-Stiftungsrat vertreten. Neben Ziegler stellt sich ein starkes Bewerberfeld dem Hearing: Judith Weissenböck und Robert Friess, beide arbeiten im niederösterreichischen Landesstudio als Chefs vom Dienst, oder Michael Battisti, derzeit Marketing-Leiter im ORF Niederösterreich, in der Vergangenheit Nachrichtenredakteur und Büroleiter von Ex-ORF-Chefin Monika Lindner, zählen neben etlichen weiteren Bewerbern zu Anwärtern auf den Posten. Abgenommen wird das Hearing von ORF Vorarlberg-Chefredakteur Gerd Endrich, ORF-Religionschef Gerhard Klein, ORF-Markforschungsleiterin Eva Sassmann und ORF Burgenland-Programmchefin Gaby Schwarz, die als sogenannte Assessoren fungieren. Rund um diese Beisitzer hatte es vor einigen Wochen im Fall der Besetzung von Radio-Wirtschaftschefs Rupert Kluger Aufregung gegebenen. Kluger sei ein Personalwunsch der ÖVP, die Assessoren im Hearing wurden nach dieser Vorgabe ausgewählt und zwei Beisitzer kurzfristig ausgetauscht, so die Kritik damals. Der Betriebsrat kündigte die Betriebsvereinbarung zur Abhaltung der Hearings deshalb auf. ORF-Generaldirektor Wrabetz erklärte am Wochenende im STANDARD-Interview, dass er die Diskussion um Kluger zwar für entbehrlich halte, er sei sich mit der Belegschaftsvertretung aber darin einig, dass sich die Hearings nicht gut entwickelt haben. Das muss man neu aufsetzen. Insofern bin ich ganz froh, dass der Betriebsrat diese Betriebsvereinbarung aufgekündigt hat, so Wrabetz. Dass nun ein weiteres Hearing abgehalten wird, sorgt beim Betriebsrat für Kritik. Es ist schon befremdend, ein Zeitungsinterview des Generaldirektors zu lesen, in dem er seinen eigenen Unmut über das Hearing-Wesen im ORF äußert, sich beim Betriebsrat für die Beendigung der entsprechenden Betriebsvereinbarung bedankt, und statt rasch mit der Belegschaftvertretung eine Reform des Prozederes zu verhandeln, trotzdem ein Hearing anordnet beziehungsweise zulässt, sagte Zentralbetriebsratsobmann Gerhard Moser am Montag auf APA-Anfrage. Die Belegschaftsvertretung sei über das neuerliche Hearing nicht einmal informiert worden. Moser sprach von einem Bruch der Arbeitsverfassung, denn Hearings sind sowohl Auswahl- als auch Personalbeurteilungsverfahren, und diese können nur auf Basis einer Betriebsvereinbarung stattfinden. Der ORF-Betriebsrat fordert von Wrabetz nun die ersatzlose Absage des für Mittwoch angesetzten Auswahl-Hearings für den Chefredakteursposten im Landesstudio Niederösterreich. Sollte es zu keiner Absage kommen, will der Betriebsrat eine Unterlassungsklage beim Arbeits- und Sozialgericht einbringen. Die ORF-Hearings sind derzeit nur ein Streitpunkt zwischen ORF-Geschäftsführung und Betriebsrat. Die Belegschaftsvertretung hatte die entsprechende Betriebsvereinbarung erst vor wenigen Wochen rund um die Bestellung des Radio-Wirtschaftschefs aufgekündigt. Seit Anfang August ist die Regelung außer Kraft. Für Zentralbetriebsratsobmann Gerhard Moser fehlt deshalb für weitere Hearings die Rechtsgrundlage laut Paragraf 96a Arbeitsverfassungsgesetz, wie er ORF-General Wrabetz am Montag in einem Brief mitteilte. Moser fordert die Absage, andernfalls werde es eine Unterlassungsklage geben. In der ORF-Geschäftsführung nimmt man diese Ankündigung unterdessen gelassen und vertritt eine andere Rechtsmeinung: der Betriebsrat darf zwar laut Arbeitsverfassungsgesetz bei Personalbeurteilungen mitwirken, nicht aber bei Personalauswahlverfahren. Und ein solches stelle das Hearing dar. Es stehe der Geschäftsführung deshalb frei, bis zu einer Neuregelung des Verfahrens Hearings abzuhalten, so die Argumentation. Eine Absage sei kein Thema. Wenn das Arbeits- und Sozialgericht in der Causa eine Feststellung treffe, dann bringe das Rechtssicherheit und -klarheit für die Zukunft, hieß es aus dem Umfeld von ORF-Chef Wrabetz. Wissenschaft;12 Stunden nach dem Start meldete sich die Sonde – Geplante Ankunft beim Mars Ende Oktober. Baikonur/Darmstadt – ExoMars ist auf gutem Kurs Richtung Roter Planet: Die von Europa und Russland am Montag auf den Weg gebrachte Sonde hat gestern Abend erstmals nach dem Start von sich hören lassen. Pünktlich um 10:31 Uhr MEZ hob ExoMars mit einer Proton-M-Rakete vom russischen Kosmodrom Baikonur in Kasachstan ab. 10 Minuten später hatte sich die Rakete von der ersten und zweiten Stufe getrennt. Die letzte Stufe mit ExoMars an Bord beendete eine Reihe von Triebwerksmanövern, ehe sie die Lander um 21:13 Uhr MEZ auf ihre Reise zum Mars schickte. Um 22:29 Uhr empfing das ESA-Kontrollzentrum in Darmstadt die ersten Signale von ExoMars: Die Solarsegel sind ausgefahren, die Mission läuft nach Plan, lauteten die Nachrichten. Wir sind auf dem Weg zum Mars, sagte der per Telefon nach Darmstadt geschaltete Chef der europäischen Raumfahrtagentur, Jan Wörner. Von hier aus werden Satelliten im Raumfahrtkontrollzentrum Esoc gesteuert. Bei dem mehrere Milliarden Euro teuren Projekt ExoMars wollen die Esa und ihre Partnerbehörde Roskosmos nach Spuren von Leben auf dem Nachbarplaneten der Erde suchen. Eine russische Proton-Rakete hatte den Forschungssatelliten und ein Testlandemodul ins All gebracht. Der Satellit Trace Gas Orbiter (TGO) soll künftig unter anderem die Zusammensetzung der Mars-Atmosphäre analysieren. Die Landeeinheit Schiaparelli soll nach Plan am 19. Oktober auf dem Mars aufsetzen. Es wäre die erste erfolgreiche Landung der Esa auf dem Mars. Damit will die Raumfahrtagentur Erfahrung sammeln für die Landung eines Rovers, der 2018 starten soll. Dies könnte aber auch um zwei Jahre auf 2020 verschoben werden. Nicht-Wissenschaft;Ein Kreuz in einem Kreis ist vorbildlich – bei Irrtum ist ein neuer Stimmzettel möglich. Wien – Ein Kreuz in dem Kreis neben dem gewünschten Bundespräsidenten – so sieht die vorbildliche Stimme für die Wahl am Sonntag aus. Auch andere Varianten sind gültig, so ferne eindeutig zu erkennen ist, welchen Wahlwerber der Wähler wählen wollte. Jedenfalls muss der amtliche Stimmzettel verwendet werden, sonst ist die Stimme ungültig. Als ungültig aus der Zählung genommen werden auch Stimmzettel, bei denen zwei oder mehr Kandidaten gekennzeichnet sind – auch wenn einer angekreuzt und beim anderen nur ein dünner Strich zu sehen ist. Hat man also z.B. beim falschen Kandidaten angesetzt, muss man zum Wahlleiter gehen und sich einen neuen Stimmzettel holen. Briefwähler müssen vorsichtiger sein: Fehlerhaft ausgefüllte Wahlkarten dürfen nicht ersetzt werden. Über die Gültigkeit von Stimmzetteln entscheidet in letzter Konsequenz, wenn die Wahl deshalb angefochten wurde, der Verfassungsgerichtshof (VfGH). Die Höchstrichter urteilen recht streng: So geht es auf ihre Judikatur zurück, dass ein Stimmzettel mit Zeichen bei zwei oder mehr Kandidaten ungültig ist, unabhängig von der Art oder Intensität der Kennzeichnung. Gültig ist nicht nur ein Kreuz, sondern jede andere Kennzeichnung, die klar einem Kandidaten gilt: Striche, Hakerl, dicke Punkte, Ja im Kreis oder beim Namen, aber auch Einkreisen des Namens oder Durchstreichen der fünf anderen Bewerber. Angebracht werden kann das Zeichen – wie im Bundespräsidentenwahlgesetz steht – mit Tinte, Farbstift, Bleistift oder dergleichen. Wer will, kann auch einen Kommentar auf den Stimmzettel schreiben oder etwas zeichnen: Markierungen beeinträchtigen die Gültigkeit nicht, wenn der Wählerwille klar erkennbar bleibt. Aber man sollte den Stimmzettel unversehrt lassen: Ist ein Teil abgerissen und damit der Wählerwille nicht mehr klar erkennbar, ist das ungültig. Auf diesem Stoß landen auch leere Wahlkuverts – wenn jemand den Stimmzettel z.B. mit nach Hause nimmt. Ebenso die leeren Stimmzettel der Weißwähler. Alle ungültigen Stimmen werden jedoch als abgegebene gezählt und erhöhen damit die Wahlbeteiligung. Für die Briefwahl gibt es noch zwei eigene Bestimmungen: Wahlkarten, auf denen die Unterschrift für die eidesstattliche Erklärung fehlt, sind nichtig. Sie werden gar nicht in die Auszählung einbezogen, also nicht einmal als abgegebene Stimme gewertet. Und nichtig ist es auch, wenn die Wahlkarte kein, mehr als eines oder ein falsches Wahlkuvert enthält bzw. das Wahlkuvert beschriftet wurde – oder wenn sie so schwer beschädigt ist, dass eine Manipulation nicht ausgeschlossen werden kann. Wichtig ist für Briefwähler natürlich auch, die Frist einzuhalten: Ihre Stimmen müssen spätestens am Sonntag um 17.00 Uhr bei der zuständigen Bezirkswahlbehörde eingetroffen sein. Wissenschaft;Unterstützung für "außergewöhnlich innovative Vorhaben aus allen Bereichen der Akademie". Wien – Die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) hat einen Fonds für innovative Projekte im Bereich Grundlagenforschung eingerichtet. Für die erste, derzeit laufende Ausschreibung steht ein Prozent des jährlichen Globalbudgets der ÖAW zur Verfügung, also rund eine Mio. Euro. Im kommenden Jahr soll der Innovationsfonds mit zwei Prozent und 2017 mit drei Prozent dotiert sein. Mit dem Innovationsfonds Forschung, Wissenschaft und Gesellschaft sollen außergewöhnlich innovative Vorhaben aus allen Bereichen der Akademie unterstützt werden, heißt es in der Ausschreibung. Es solle damit Forschung gefördert werden, die derzeit noch an keiner Forschungseinrichtung, weder an der ÖAW noch an den Universitäten, verankert ist. Das Programm stehe allen ÖAW-Bereichen offen, es können etwa auch neue Konzepte der Nachwuchs- und Frauenförderung unterstützt werden. Zentrales Kriterium ist die vom Projekt ausgehende Innovationskraft, betonte man seitens der Akademie. Antragsberechtigt sind alle ÖAW-Mitarbeiter und -Mitglieder. Projekte werden bis zu einer maximalen Höhe von 300.000 Euro für maximal zwei Jahre gefördert. Die Akademie betrachtet dies als Anschubfinanzierung, eine mögliche Weiterführung des Projekts soll dann über Drittmittel erfolgen. Die Einreichfrist für die erste Ausschreibungsrunde läuft noch bis 15. Dezember. Die Entscheidung über die Vergabe trifft das ÖAW-Präsidium. Wissenschaft;Forscher wollen Auswirkungen auf Muskeln, Knochen und Sinnesorgane testen. Köln – Zwölf männliche Probanden legen sich für die Wissenschaft zwei Monate lang ins Bett. Für eine Studie des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) im Auftrag der europäischen Raumfahrtagentur ESA starteten die ersten beiden am Mittwoch, wie die DLR mitteilte. Sie dürfen nicht aufstehen, sich nicht einmal aufrichten: nicht zum Essen und nicht zum Duschen. Wie bei den Astronauten werden Knochen und Muskeln der unteren Körperhälfte abbauen. Die Wissenschafter wollen testen, ob ein intensives Training an einem neuen Gerät während der Bettruhe effektiver gegen den Abbau wirkt als das herkömmliche Training. Die Studie ist nach DLR-Angaben für alle Weltraummissionen wichtig, da der Abbau von Knochen und Muskeln relativ schnell einsetzt. Untersucht werden auch Auswirkungen der Schwerelosigkeit auf Herz-Kreislauf-System, Gleichgewicht, Augen und das Nervensystem. Dafür sind die Betten leicht zum Kopf hin geneigt, damit die Körperflüssigkeiten wie in der Schwerelosigkeit Richtung Oberkörper geht. So simulieren wir die Auswirkungen der Schwerelosigkeit im All, sagte Studienleiter Edwin Mulder. (APA/red, 9. 9. 2015) Wissenschaft;Österreichische Delegationsreise nach Tschechien soll wissenschaftliche Kooperationen anregen. Wir vergessen gern, dass das Gute so nahe liegt. Laut Hannes Androsch ist das einer der Gründe, warum die Nachbarschaftsbeziehungen zwischen Tschechien und Österreich auch in der Wissenschaft nach 1989 noch nicht richtig in Gang gekommen sind. Als Vorsitzender des Österreichischen Rats für Forschung und Technologieentwicklung (RTF) initiierte Androsch vergangene Woche eine Delegationsreise nach Prag mit der Absicht, diesen Mangel durch vermehrte Zusammenarbeit auszugleichen. In einer Pressekonferenz mit dem tschechischen Vizepremier und Wissenschaftsminister Pavel Belobrádek, Vorsitzender der christdemokratischen Partei KDU-CSL, wurden allerlei Ideen gestreut, wie die wissenschaftliche Zusammenarbeit künftig intensiviert werden kann. Von Technologietransfer und Hochschulkooperationen war die Rede, ebenso von Forschungsnetzwerken und gemeinsamen Förderstrukturen. Etwa sollen die anwendungsorientierten Christian-Doppler-Labors nach Tschechien expandieren. Belobrádek kündigte zudem an, Tschechien werde künftig in Forschungskooperationen mit Österreich rund 2,5 Millionen Euro investieren. Androsch sprach sich dafür aus, einen Innovationshub Zentraleuropa zu positionieren – durch gemeinsame Forschungsprojekte, Austausch von Studierenden und Forschenden sowie grenzüberschreitende Kooperationen zwischen Unternehmen. Als Nächstes will er Bratislava ins Boot holen. Wichtigste wissenschaftliche Station der RTF-Reise nach Prag war das Institute of Organic Chemistry and Biochemistry (IOCB) der Tschechischen Akademie der Wissenschaften. Dort wurden rund um den Chemiker Antonín Holý, der 2012 gestorben ist, bedeutende Beiträge für die Pharmaforschung erzielt, von denen das Institut bis heute profitiert – auch finanziell. Holý entdeckte etwa den Wirkstoff Tenofovir, der als wichtigstes Arzneimittel in der HIV-Behandlung gilt. Lizenzgebühren dafür und für andere Produkte machen 72 Prozent der Finanzen des IOCB aus. Zehn Prozent kommen vom Staat, zwölf aus Grants, sechs Prozent lukriert das Institut über andere Drittmittel. 2007 wurde das Institut restrukturiert – mit flacheren Hierarchien und stärkerer Konzentration auf den wissenschaftlichen Output. Damals wurde auch Ullrich Jahn als Gruppenleiter ans IOCB geholt, der zuvor an der Technischen Uni Braunschweig tätig war. Seine Gruppe forscht hinsichtlich synthetisch-organischer Verbindungen. Dabei wird untersucht, inwiefern biologische Verbindungen für medizinische Zwecke genutzt werden können. Jahns Gruppe erforscht insbesondere die Entwicklung sehr kurzer Synthesen von Naturstoffen, die so gestaltet sind, dass auch ein Zugang zu Abkömmlingen, die nicht in der Natur vorkommen, erreicht werden kann. Eine gerade vollendete Synthese ermöglicht den kürzesten Zugang zur Substanz Ardeemin, die pharmazeutisch interessant ist. Eine der größten Herausforderungen, mit denen sich der Direktor des IOCB, Zdenek Hostomský, konfrontiert sieht, ist jene, dass in Tschechien dynamischere Forscherkarrieren angestoßen werden müssten, damit Wissenschafter während ihrer Laufbahn mehrere Stationen im In- und Ausland durchlaufen – eine Kultur, die in Tschechien noch kaum verbreitet sei. Wissenschaft;New Brunswick – Viele von uns haben als Erwachsene Angst vor Schlangen und Spinnen. Doch bei Kleinkindern ist das ganz anders, berichten US-Forscher im Journal of Experimental Childpsychology nach Tests mit sechs bis neun Monate alten Kleinkindern. Die Kinder sind zwar an diesen Tieren besonders interessiert, wie die Forscher herausfanden, indem sie ihnen Bilder von Schlangen und zum Vergleich auch von Elefanten vorführten. Indes: die Kinder zeigten vor den Schlangen keine Angst. Die wird erst später erlernt. (red, 24. 10. 2015) Wissenschaft;Der aus Österreich stammende Physiker Gerald Holton erzählt, wie er vor Nazis flüchtete und warum er viel über Einstein publizierte. STANDARD: Sie haben viel über Albert Einstein geschrieben, auch über die Allgemeine Relativitätstheorie, die vor genau hundert Jahren publiziert wurde. Was fasziniert Sie an dieser Theorie? Gerald Holton: Diese Beschreibung der Wechselwirkung zwischen Materie einerseits sowie Raum und Zeit andererseits ist eine absolut wundervolle Zusammenführung von drei Bestandteilen der Physik! Jeder, der ein Handy in der Jackentasche hat, trägt damit auch eine Anwendung der Allgemeinen Relativitätstheorie mit sich herum: das Global Positioning System. STANDARD: Und wie kamen Sie zur Aufgabe, darüber zu schreiben? Holton: Philipp Frank, Physiker und Philosoph aus Wien, war Einsteins Nachfolger an der Deutschen Universität Prag. Nachdem er diese Hochschule 1938 verlassen musste, ging er nach Harvard und baute unter anderem eine kleine Gruppe im Bereich Wissenschaftsgeschichte auf, die später auf 200 Mitglieder anwuchs. Er brauchte einen Assistenten für die Lehre, ich bewarb mich. Wir wurden Freunde. Als Einstein 1955 starb, sagte er mir, ich sollte in einer Gedenkfeier eine Rede darüber halten, wie es zur Relativitätstheorie kam. Ich suchte Material – da war aber nichts. STANDARD: Hielten Sie den Vortrag? Holton: Ich sagte Frank, dass ich keine Rede halten könne. Er sagte mir, ich sollte Einsteins Sekretärin Helen Dukas in Princeton besuchen, die seit dem Ende der 1920er-Jahre bei ihm war. Ich traf sie in einer Art Safe mit 40.000 Dokumenten, die in einer gigantischen Unordnung waren. Nur sie hätte gewusst, wonach man suchen sollte. Ich habe dann zwei Jahre lang mitgeholfen, dieses Archiv zu ordnen, und habe alles gelesen. Da war zum Beispiel eine Arbeit, in der er die Möglichkeit beschrieb, von einem Dach herunterzufallen – diverse Dinge würden aus seinen Hosentaschen herausfallen und genauso wie er runterfallen. Das war der Moment, in dem er wusste, dass Gravitation und Beschleunigung dasselbe sein mussten. Das hat er oft getan: Dinge zusammenführen, die man nicht unbedingt als zusammengehörend erkennen musste. STANDARD: Haben Sie selbst nicht ähnlich gedacht? Sie waren ja Physiker und Wissenschaftshistoriker, das hat ja wohl auf den ersten Blick auch nicht viel miteinander zu tun. Holton: Es stimmt schon. Ich machte Hochdruckphysik und war Historiker, ich hatte zwei Fächer, zwei Professuren, auf die ich mich aufteilte – ich habe sie aber, so gut es ging, miteinander verknüpft. Bis heute gelingt mir das. STANDARD: Sie haben in Harvard studiert und leben dort seit langem – wie viele Wissenschafter, die vor den Nazis flüchteten. Warum dort? Holton: Boston ist ein guter Ort zum Leben. Hier gibt es viele Colleges und Universitäten, nicht nur Harvard und das MIT oder die Northeastern University. Die ersten dort ankommenden Flüchtlinge trafen sich eine Zeitlang regelmäßig. Der Philosoph Willard Quine schrieb dazu in seinen Memoiren: Das war der Wiener Kreis im Exil. Ein Irrtum: Er hätte der Wiener Kreis der Flüchtlinge schreiben müssen. Exilanten wollen aus meiner Sicht zurück. Die Menschen, die damals kamen, wollten das nicht. STANDARD: Wann konnten Sie Nazideutschland verlassen? Holton: Ich und meine Frau Nina waren in einer zweiten Flüchtlingsbewegung dabei – als Kinder. 1,6 Millionen Kinder, fast alle jüdisch wie wir, wurden damals verfolgt. Nur sieben Prozent, etwa 100.000, davon konnten flüchten. Die anderen verstarben. Ich kam über England in die USA. Viele landeten in New York, mit wenig Gepäck, ohne ihre Eltern. Viele von ihnen sahen Mutter und Vater nie wieder. Die USA waren damals wirtschaftlich angeschlagen. Und die flüchtigen Kinder wurden als Last bezeichnet, als Gefahr für die Gesellschaft. Ich frage mich, warum es doch einige von ihnen geschafft haben. Da waren spätere Nobelpreisträger darunter. STANDARD: Sie haben wohl nie daran gedacht zurückzukehren? Holton: Meine Frau und ich kommen gern nach Österreich. Wir haben aber hier einen schönen Platz zum Leben. Und wir haben schlimme Erinnerungen an die Nazizeit. Ich habe als Kind, als die Nazis in Österreich einmarschierten, gesehen, wie ein Arzt, der bei den Geburten aller Babys im Umkreis dabei war, von einer kreischenden Meute gezwungen wurde, die Straße sauber zu machen. Warum sollte ich nach Österreich? Ich habe hier außerdem angenehme Professuren erhalten, und niemand in Österreich hat mich jemals gefragt, ob ich zurückkommen wollte. STANDARD: Wie waren Ihre Eindrücke, als Sie in Österreich waren? Holton: Ich war ein paar Mal nach dem Zweiten Weltkrieg in Österreich. Als die Menschen meine Geschichte hörten, sagten einige aus der älteren Generation: Sie haben uns in Stich gelassen, Sie haben sich in Sicherheit gebracht, als die ganze Tragödie begann, als Bomben auf unsere Städte fielen. Das mussten Sie in den USA nicht erleben – wir dagegen waren die ersten Opfer der Nazis. Ich habe gesehen, wie die Leute gejubelt haben, als Hitler nach Österreich kam. Ein tragischer Moment. Hitler soll überrascht gewesen sein, wie einfach das ging – ein Land ohne Truppeneinsatz zu annektieren. Er wurde ermutigt, weiterzumachen. Der Mythos vom ersten Opfer kam übrigens von Otto von Habsburg. Er hat die Siegermächte überredet, das niederzuschreiben. Er dachte wohl, dass er so nach dem Krieg leichter den Thron als Herrscher besteigen würde. Wissenschaft;Forscher untersuchen Jugendsprachen, ihr Innovationspotenzial und ihre Ausprägungen in Stadt und Land. Graz – Als Arne Ziegler vor zehn Jahren an die Universität Graz berufen wurde, sah sich der gebürtige Deutsche in eine ihm fremde sprachliche Umgebung geworfen. Als Sprachwissenschafter ist man dabei höchst sensibilisiert, sagt Ziegler. Man erkennt sofort, was anders ist, Auffälligkeiten, die Einheimische vielleicht gar nicht bemerken. Obwohl er zuvor an der Universität Münster im Bereich der historischen Sprachwissenschaft geforscht hatte, wandte er sich in Graz bald einem neuen Forschungsfeld zu: der deutschen Sprache in Österreich. Aktuell arbeitet Ziegler unter anderem an einem Projekt zu Stadtsprachen in Wien und Graz. Außerdem beschäftigt er sich mit Jugendsprache in Österreich. Mit Kollegen und Mitarbeitern organisiert er den achten internationalen Kongress zu Jugendsprachen, der heuer von 26. bis 28. Mai an der Universität Graz stattfindet. Indem jugendliche Ausprägungen in verschiedenen Sprachen verglichen werden, gehen die Sprachwissenschafter der Frage nach, ob es prinzipielle Prozesse bei Jugendsprachen gibt, die unabhängig von den Einzelsprachen sind. Wenn man sich die Forschungsliteratur ansieht, scheint das so zu sein, sagt Ziegler. Ein Beispiel dafür ist die Rolle der Jugendsprache für sprachlichen Wandel generell. Jugendsprache hat ein enormes Innovationspotenzial, sagt Ziegler. Heutzutage regt sich niemand mehr über die Wörter cool oder geil auf – sie sind längst in der Alltagssprache angekommen. Weiters wird international das Phänomen diskutiert, dass sich Jugendliche zunehmend an der Standardsprache orientieren. Für Ziegler könnte das damit zu tun haben, dass Jugendsprachen meist im städtischen Umfeld studiert werden, selten am Land. In seinem Forschungsprojekt zu Jugendsprache in Österreich hat er in einem ersten Teil den urbanen Raum untersucht, in einem zweiten Teil will er sich der ländlichen Umgebung zuwenden. Bisherige Ergebnisse deuten daraufhin, dass Stadt und Land in der Jugendsprache zwei unterschiedliche Welten sind: Am Land scheint der Dialekt viel stärker ausgeprägt als in der Stadt – man spricht von Dialektabbau. Ein Beispiel dafür ist die Vorsilbe ge-: Während Jugendliche in der Stadt eher die Standardformen gelaufen, geschrieben oder gesagt verwenden, heißt es bei ihren Altersgenossen am Land glaufen, gschrieben und gsagt. Der Dialektabbau macht sich auch bei Verniedlichungsformen bemerkbar, die in Österreich mit der Nachsilbe -erl sehr verbreitet sind. Während bei Jugendlichen am Land fast ausschließlich von Pickerl, Sackerl, Gurkerl die Rede ist, sprechen Jugendliche in österreichischen Städten schon einmal vom Gürkchen. Ziegler schließt aus diesen Differenzen: Die Jugendsprache gibt es nicht, sondern je nach Lebenssituation bilden sich unterschiedliche Formen aus. Doch warum orientieren sich Jugendliche in der Stadt stärker am Standard? Die Stadt ist ein Melting Pot, sagt Ziegler. So gibt es in der Stadt viel stärker die Notwendigkeit sprachlicher Anpassungen, wenn sich Menschen mit unterschiedlicher Herkunft verständigen wollen. Die Sprachwissenschafter sprechen von Ausgleichsprozessen – der Dialektabbau ist ein Aspekt davon. Nicht-Wissenschaft;Er stieg vom mittellosen Musiker zum Supermarkt- und Immobilien-Milliardär auf: Karl Wlaschek. Am Sonntag ist er 97-jährig in Graz verstorben. Wien – Sparsamkeit, Handschlagqualität, keine Aktien, keine Partner und nur Immobilien in Österreich kaufen. So hat Karl Wlaschek in einem seiner letzten Interviews die goldenen Regeln beschrieben, nach denen er zeit seines Lebens Geschäfte machte. Wlaschek war einer der ganz wenigen Selfmade-Milliardäre, die es in Österreich nach Kriegsende ganz hinauf geschafft hatten. Seine Entscheidungen traf der Unternehmer oft aus dem Bauch heraus – und immer allein. Karl Wlaschek, am 4. August 1917 in Wien geboren, ist am 31. Mai mit 97 Jahren gestorben, an einer Lungenentzündung in einem Spital in Graz. Begonnen hat Wlaschek seine Karriere als Student, der sechs Semester lang Chemie inskribiert hatte. Sein Startkapital betrug ganze 30.000 Schilling:Die hatte er sich als Musiker am Klavier erspielt. Eine Laufbahn, wie sie heute nicht mehr möglich wäre, räumte Wlaschek später selbst ein. Zuletzt hat der medienscheue Unternehmer im Herbst 2011 von sich reden gemacht. Damals kaufte er der angeschlagenen Kärntner Hypo das Schlosshotel Velden um rund 50 Millionen Euro ab. Damit schloss sich ein Kreis: Im selben Hotel am Wörthersee hatte der junge Wlaschek nach dem Krieg mit seiner Fünf-Mann-Kapelle Charlie Walker Band aufgespielt. Ein Engagement, das sich lange Jahre materialisieren sollte: Wlaschek sicherte sich im Schlosshotel eine Juniorsuite – auf Lebenszeit. 1953 war mit der Musik Schluss. Der 36-Jährige eröffnete in Wien eine Diskontparfümerie und bewies PR- und kaufmännisches Talent. Ungewöhnlich für die damalige Zeit wurde an den Fenstern und Türen des Geschäfts in großen Buchstaben für kleine Preise geworben. 1961 folgte die Geburtsstunde von Billa. Bis dahin liefen Wlascheks Läden unter dem Namen WKW, damals taufte er sie in Billa (Billiger Laden) um. Für die Farbgebung des Logos recherchierte der quirlige Geschäftsmann angeblich auf der Autobahn. Er beobachtete, welche Autofarben ihm besonders auffielen. Es waren Gelb und Rot, die Farben der Shell- und Maggi-Wagen. Das erste Büro, so erzählen Wegbegleiter, die ihm bis zuletzt die Treue und Freundschaft hielten, war eher spartanisch eingerichtet: Nur die allernotwendigsten Möbel wurden angeschafft, im Übrigen behalf man sich unter Sparmeister Wlaschek mit Bananenkisten. Ab 1969 diversifizierte der Kaufmann seine Aktivitäten weiter, erwarb die Verbrauchermarktkette Merkur und gründete 1977 die Buchhandelskette Libro, den Diskonter Mondo und die Schokothek. 1977 erstand Wlaschek auch die Litega AG (Matratzen, Textilwaren). Rund 20 Jahre später sorgte Wlaschek für einen veritablen Paukenschlag im österreichischen und deutschen Handel. Abseits jeglicher Öffentlichkeit hatte er einen Deal mit dem Kölner Lebensmittelriesen Rewe eingefädelt und verkaufte selbigem die Billa-Gruppe quasi über Nacht und um kolportierte 15 Mrd. Schilling. Ein Coup, von dem zu dessen Leidwesen nicht einmal sein langjähriger Geschäftsführer und beruflicher Ziehsohn, Veit Schalle, geahnt hatte. Die Billa-Gruppe machte damals 45,8 Mrd. Schilling (3,3 Mrd. Euro) Umsatz und hatte an die 18.000 Mitarbeiter. Wlascheks Überlegung für den Verkauf lautete so: In Österreich würde im nächsten Jahrtausend nur eine Handvoll Lebensmittelketten bestehen bleiben. Billa, als die landesweite Nummer eins, würde zweifellos dazugehören. Aber: Um im europaweiten Konzentrationsprozess überleben und bestehen zu können, würde sogar Billa einen großen Partner brauchen. Wlaschek, ein Mann von klarem Kalkül und ohne romantische geschäftliche Anwandlungen, zog den logischen Schluss – und erkor die deutsche Rewe zum Garanten für den Fortbestand von Billa. Der Verkaufsdeal lief tatsächlich unter allerhöchster Geheimhaltungsstufe ab. Einen Tag vor dem Verkaufsabschluss bei Rewe in Köln ließ Wlaschek seinen vier Stiftungsräten bestellen, sie mögen sich um 19 Uhr in der Kanzlei des Wiener Wirtschaftstreuhänders Günter Cerha einfinden. Mit knappen Worten teilte er den völlig Überraschten mit: Ich werde morgen den gesamten Billa-Konzern an die deutsche Rewe-Gruppe verkaufen. Die Herren mögen doch hier und jetzt die dafür notwendigen Beschlüsse fassen. Karl Wlaschek sprach’s – und ließ seine Stiftungsräte perplex stehen. Sein Vertrauen, dass sie Billa erfolgreich ins nächste Jahrtausend führen könnten, war offenbar überschaubar. Noch im selben Jahr 1996 bot Wlaschek beim Verkauf der Creditanstalt (CA) mit. 16 Milliarden Schilling bot er angeblich, zog sein Offert schlussendlich aber wieder zurück. Eigentlich hätte er nur die Immobilien der CA in seinen Besitz bringen wollen, gab er später zu. Was ihm später aber auch ohne Bankkauf gelang – wenn auch über einen Umweg: Wlaschek erwarb die Liegenschaften aus der Örag heraus, in der die CA ihre Immobilien gebündelt hatte. Von da an etablierte sich der alte Herr als Immobilieninvestor, wenngleich er das auch schon während seiner Billa-Zeit gewesen war. Ich bin zwar mit der Greißlerei wohlhabend geworden, habe aber nie vom Billa-Konzern gelebt, sondern immer von den Realitäten. Ich habe Grundstücke und Häuser gekauft, dort Billa-Filialen eingerichtet und habe dann als Privatmann Miete für die Filialen kassiert, wurde er zitiert. Auch nach dem Verkauf an Rewe musste der Billa-Konzern Miete an Wlaschek zahlen. Über seine Stiftungen wurde Wlaschek größter privater Hausherr der Wiener Inneren Stadt. Er erwarb die schönsten Palais, wie Kinsky, Harrach, Esterhazy oder Ferstel. Zu seinem Besitz gehörten ebenso die Wiener Bürotürme Adromeda und Ares Tower. Sein Familienvermögen wuchs und wuchs – und wird heute auf über vier Milliarden Euro geschätzt. Er selbst zeigte sich bescheiden. Im Wiener Café Central, das ihm auch gehörte, pflegte er als hochbetagter Herr gern zu speisen, bestellt hat er dort das Einser- oder das Zweiermenü. So erfolgreich Wlaschek als Geschäftsmann war, so schwierig gestaltete sich sein Privatleben. Als Ehemann hat er sein Glück mehrmals versucht. Viel zitiert und legendär in diesem Zusammenhang ist Wlascheks Selbsteinschätzung: Beim G’schäft bin i guat, bei de Weiber bin i a Depp. Drei Ehen wurden geschieden, seine vierte Frau, Karin, verstarb 2003. Am 14. April 2012 hat Wlaschek 94-jährig im engsten Kreis bei der Wiederöffnung seines Schlosshotels Velden noch einmal geheiratet, seine Lebensgefährtin Friederike Schenk. Aus erster bzw. zweiter Ehe hat Wlaschek eine Tochter (Marie-Louise) und einen Sohn, den 1974 geborenen Karl Philipp. Er ist beruflich in die Fußstapfen seines Vaters getreten und ebenfalls im Immobiliengeschäft aktiv. Aus der dritten Ehe stammt eine Stieftochter. Beigesetzt werden soll Wlaschek quasi bei sich zu Hause in der Wiener Innenstadt: in seinem Mausoleum im Palais Kinsky auf der Freyung. Die marmorne Grabstätte hat er seinerzeit für seine verstorbene Frau Karin und sich selbst errichten lassen. Wissenschaft;Dass in den trockenen Hochtälern der Antarktis keine Mikroben gefunden wurden, lässt für den Mars nichts Gutes ahnen. Montreal – Es gibt Orte auf der Erde, die gewissen Regionen auf dem Mars durchaus ähnlich sind. Einige Trockentäler im Viktorialand der Ostantarktis gehören beispielsweise dazu. Diese extrem kalten, durchweg eisfreien Täler mit ihren versalzenen Böden zählen zu den lebensfeindlichsten Ecken auf unserem Planeten. Kanadische Wissenschafter von der McGill University in Montreal haben sich in dieser harschen Landschaft auf der Suche nach Mikroorganismen gemacht. Ihre These lautet: Wenn Einzeller unter diesen Bedingungen überleben können, dann würden die Chancen steigen, dass auch auf dem Mars Leben möglich wäre. Die Astrobiologin Jackie Goordial musste Kulturen aus den gesammelten Bodenproben in über 1.000 Petrischalen anlegen, ehe sie schließlich akzeptierte, was sich sehr bald schon abzeichnete: Zumindest der Permafrostboden des hoch gelegenen University Valley im Gebiet der antarktischen McMurdo-Trockentäler zeigte keine beobachtbaren Spuren von mikrobiellem Leben. Lyle Whyte, der ebenfalls an der Studie beteiligt war, hatte eigentlich mit einem anderen Ergebnis gerechnet: Als wir mit unserer Untersuchung begonnen haben, waren wir sicher, dass wir dort im Boden ein funktionierendes Ökosystem aus Mikroorganismen finden, so wie wir es auch vom Permafrost der Arktis und anderer Regionen der Antarktis her kennen. Es ist schwer für uns anzuerkennen, dass wir hier auf einen trockenen und kalten Grenzbereich gestoßen sind, wo selbst Mikroorganismen nicht mehr existieren können. Goordial und Whyte testeten im Rahmen des ASTEP-Projektes (astrobiology science and technology for exploring planets) der Nasa im University Valley den IceBite-Bohrer, ein Gerät, das speziell für den Permafrost des Mars entwickelt wurde. Die Forscher holten zahlreiche Proben aus zwei Bohrlöchern, die 42 bzw. 55 Zentimeter tief in den Boden reichten. Frühere Studien zu tiefer gelegenen antarktischen Trockentälern und subglazialen Seen haben reichhaltiges Leben nachgewiesen, erklärt Chris McKay vom Ames Research Centre der Nasa. Doch was wir hier vor uns haben, kommt letztendlich dem Mars schon ziemlich nahe. Weder konnten die Wissenschafter Kohlendioxid oder Methan im Boden des University Valley finden, noch gelang es Goordial und ihren Kollegen irgendwelche andere Hinweise auf tierisches, pflanzliches oder Pilz-Leben in den aus den Bohrlöchern geholten Bodenproben entdecken. Wir können zwar nichts darüber aussagen, ob es dort Lebewesen jenseits unseren Nachweismöglichkeiten gibt, meint die Mikrobiologin. Was allerdings feststeht, ist, dass wir alle uns zur Verfügung stehenden Methoden eingesetzt haben. Das Ergebnis zeigte, dass dieser Boden anders ist als alles, was wir bisher von allen anderen Permafrostböden kennen. Whyte hält auf Grundlage dieser Resultate Leben im Mars-Permafrostboden für eher unwahrscheinlich: Wenn schon auf der Erde unter besonders trockenen und kalten Umständen Leben keine Chance hat, dann sieht es für die noch trockeneren, kälteren Bedingungen auf dem Mars nicht gerade gut aus. Nicht-Wissenschaft;Klage in Deutschland und Datenanfrage in den USA. Stuttgart/Washington – Der deutsche Autobauer Daimler kommt wegen Abgaswerten von Dieselmotoren unter Druck. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) kündigte am Montag in Stuttgart an, den Konzern wegen Verbrauchertäuschung vor dem Stuttgarter Landgericht zu verklagen. Werbeversprechen für angeblich saubere, tatsächlich aber umweltschädliche Dieselmotoren seien irreführend und müssten dringend aufhören, hieß es. Die Klage wird erst noch eingereicht – ob sie vom Gericht überhaupt zugelassen wird, steht bisher nicht fest. Eine Daimler-Sprecherin entgegnete, die Klage entbehre jeder Grundlage. In den USA meldete sich unterdessen die Umweltbehörde EPA zu Wort. Deren Chef Christopher Grundler sagte dem Handelsblatt (Montag): Wir haben Mercedes kontaktiert und Testergebnisse für die amerikanischen Dieselmotoren eingefordert. Damit reagierte die Behörde auf eine US-Zivilklage von Mitte Februar. Hierbei geht es um bestimmte Diesel-Modelle von Mercedes-Benz, bei denen der Ausstoß von Stickoxid (NOx) laut Klägern die US-Vorschriften bei unter zehn Grad Celsius um das 65-Fache überschritten wird. Dem Konzern werden Verstöße gegen Umweltgesetze und – wie bei der Klageankündigung der Deutschen Umwelthilfe – eine Irreführung der Verbraucher vorgeworfen. Es ist nicht ungewöhnlich, dass die US-Umweltbehörde nach Bekanntwerden einer Zivilklage Daten einfordert. Eine Daimler-Sprecherin betonte am Montag, man setze kein defeat device (Schummelsoftware) ein, die Sammelklage sei unbegründet. Wir werden uns dagegen mit allen juristischen Mitteln verteidigen, sagte sie. Man arbeite seit langem mit den US-Behörden konstruktiv zusammen und werde sie auch jetzt bei ihren Prüfungen unterstützen. Die EPA wirft Daimler bisher keine Manipulationen vor, solche Anschuldigungen richten sich nur gegen VW. Bei den Vorwürfen in der Zivilklage geht es um die NOx-Emissionen von Fahrzeugen mit BlueTec-Dieselmotoren. Bei der Mercedes-C-Klasse gab es in der Vergangenheit bereits Vorwürfe der DUH – zuletzt, nachdem das niederländische Prüfinstitut TNO erhöhte Werte festgestellt hatte. Verbraucherklagen kommen in den USA häufig vor. Hinter dem Verfahren gegen Daimler steht der bekannte US-Anwalt Steve Berman, der bereits General Motors und Toyota mit Sammelklagen zu schaffen machte. Einrichtungen zur Abgaskontrolle sind in der Autobranche durchaus verbreitet – damit soll der Motor geschont werden. Sie sind den Autoherstellern in den USA auch nicht verboten. Allerdings müssen diese Programme bei der Zulassung der Fahrzeuge offengelegt und von den Behörden genehmigt werden. Zu der Frage, ob Daimler eine Funktion zur Runterregelung der Stickoxid-Verbrennung einsetze und dies der EPA offengelegt habe, äußert sich der Stuttgarter Autobauer nicht. Die Testergebnisse von TNO sind auch für die Deutsche Umwelthilfe Anlass der Klage. Aussagen in Katalogen oder im Internet zu Abgaswerten seien falsch, die hierbei erwähnte Abgasreinigung von bis zu 90 Prozent sei nur im Labor und nicht in Straßentests nachgewiesen, argumentiert die DUH. Die Organisation tat sich bereits in der Vergangenheit als heftiger Daimler-Kritiker hervor. Die Sprecherin des Autobauers betonte: Wir weisen den Vorwurf der DUH e.V. auf das Schärfste zurück, dass unsere Kunden mit falschen Qualitätsversprechen getäuscht würden. Die DUH habe wiederholt Vorwürfe erhoben, die nicht belegt gewesen seien. Dies sei ein Versuch, Daimler zu diskreditieren, hieß es aus dem Konzern. Wissenschaft;Österreichische Forscher erforschen die antimikrobielle Wirkung von Lärchenholz. Das Material könnte womöglich helfen, die Hygiene in Krankenhäusern zu verbessern. Wien – Sie sind bekannt für ihre Zähigkeit. Hochgewachsene alte Lärchen gedeihen mitunter auf mehr als 1800 Meter Meereshöhe. Die von Botanikern unter den Artnamen Larix decidua geführten Bäume haben sich im Laufe der Evolution an ein Leben unter harten Klimabedingungen angepasst, und werfen im Herbst sogar ihre Nadeln ab. In der Forstwirtschaft schätzt man ihre Stämme, vor allem im alpinen Raum. Lärche ist ein typisches, oft genutztes Holz, erklärt Bernhard Dürschmied von der FH Campus Wien. Es hat gute mechanische Eigenschaften sowie eine hohe Widerstandskraft gegen Umwelteinflüsse. Und es sieht gut aus. Dürschmied ist allerdings kein Bauingenieur, sondern biomedizinischer Analytiker. Sein professionelles Interesse an Lärchenholz gilt einer bisher unerforschten Eigenschaft des Werkstoffs: der antibakteriellen Wirkung. Kann das Material helfen, Keime in Schach zu halten? Diese Frage haben Fachleute lange recht skeptisch diskutiert. Holz galt oft als hygienisch äußerst problematisch, zum Beispiel im Küchenbereich. Hölzerne Schneidebretter, so hieß es, würden Bakterien in ihren Poren aufsaugen, wodurch die Mikroben für Desinfektionsmittel unerreichbar würden. Stattdessen pries man Plastik an. Das ließ sich angeblich leichter sterilisieren. Eine neue, gemeinsame Studie der FH Campus Wien und der FH Salzburg wirft jedoch ein ganz anderes Licht auf die Thematik. Bernhard Dürschmied und seine Kollegen haben den Einfluss von Lärchenholz auf das Wachstum zweier häufiger Krankheitserreger untersucht. Zum einen handelt es sich dabei um methicillinresistente Stämme von Staphyllococcus aureus, die gefürchteten MRSA, Schrecken der Spitäler. Die Keime können schlimme, nur schwer zu behandelnde Erkrankungen verursachen. Mit normalen Antibiotika ist ihnen kaum mehr beizukommen. Die Ansteckung erfolgt oft in Krankenhäusern und Pflegeheimen, Fachleute sprechen von nosokomialen Infektionen. Auch die zweite der von den FH-Forschern getesteten Bakterienspezies ist in diesem Kontext schon vielfach auffällig geworden: Klebsiella pneumoniae. Expertenschätzungen zufolge dürften allein in Österreich jährlich mehr als 50.000 Menschen von nosokomialen Infektionen betroffen sein. Die Zahl der Todesopfer könnte über 4000 betragen. Das Problem ist zumindest teilweise hygienebedingt. In medizinischen Einrichtungen werden logischerweise große Mengen Antibiotika eingesetzt. Manche Bakterien überleben den Kontakt mit diesen Wirkstoffen und entwickeln eine Resistenz, vor allem dann, wenn sie nur niedrigen Dosen ausgesetzt sind. Wenn solche Keime auf schlecht gereinigten Flächen oder Gegenständen landen, warten sie dort auf einen neuen Wirt. Holz, so zeigt sich nun, könnte helfen, diese Risiken zu verringern. Die Wiener und Salzburger Wissenschafter trugen bei ihren Experimenten Suspensionen der beiden obengenannten Bakterien auf Lärchenholzwürfel auf, und brachten diese entweder sofort oder nach drei beziehungsweise 24 Stunden mit Nährböden in Petrischalen in Kontakt. Anschließend wanderten Letztere für weitere 24 Stunden in die Brutkammer. Die Idee hinter dem Versuchsaufbau: Man wollte herausfinden, wie viele Keime wie lange auf dem Holz überlebten und noch vermehrungsfähig waren. Jeder davon würde in den Schalen eine neue, deutlich erkennbare Kolonie bilden. Parallel zu dieser Testreihe mischte das Team die Bakterien auch in Lösungen mit Lärchenholzspänen und strich nach den besagten Zeitspannen 20 Mikroliter davon ebenfalls auf Nährbodenplatten aus. Bei den Versuchen kamen zudem jeweils zwei verschiedene Typen von Lärchenholz zum Einsatz – Splintholz aus den äußeren Stammbereichen und Kernholz aus dem Inneren. Beide verfügen, wie Bernhard Dürschmied erläutert, über unterschiedliche Eigenschaften. Im Splintholz haben die Zellen bis zum Zeitpunkt des Fällens gelebt. Seine Poren sind größer. Es enthält jedoch weniger Phenole und andere, potenziell antibakterielle Inhaltsstoffe. Beim Kernholz liegen die Verhältnisse genau umgekehrt. Die Ergebnisse der Studie zeigen einen deutlichen Trend. Je länger die Krankheitserreger auf festem Lärchenholz verbleiben, desto weniger von ihnen überleben. Am stärksten zeigte sich der Effekt für Splintholz und Klebsiella pneumoniae. In dieser Kombination wuchs nach 24 Stunden gar nichts mehr. Die Anzahl der vitalen MRSA wurde derweil um etwa das Zwanzigfache dezimiert. In den Versuchen mit Spänen fielen die Resultate nicht so deutlich positiv aus. Hier überlebte vor allem Klebsiella pneumoniae. Die antimikrobielle Wirkung von Lärchenholz, erklärt Bernhard Dürschmied, basiert einerseits auf seinen Inhaltsstoffen und andererseits auf der sogenannten Hygroskopizität – dem Vermögen, Feuchtigkeit aufzunehmen. Eine physikalische Eigenschaft also. Die Bakterien werden dadurch schlichtweg ausgetrocknet. Anscheinend spielt dieser Faktor eine größere Rolle als die diversen chemischen Komponenten, sonst hätten in den Lösungen mit Spänen viel weniger Keime überdauert. Das war eine große Überraschung, berichtet Dürschmied. Weitere Details der Forschungsergebnisse wurden vor kurzem im Fachblatt International Journal of Wood Products (Bd. 73, S. 841) veröffentlicht. Die Erkenntnisse unterstützen den Trend zur verstärkten Nutzung von Holz für den Innenausbau von Altersheimen und ähnlichen Einrichtungen. Psychologen betonen immer wieder dessen positiven Einfluss auf das Wohlbefinden der Bewohner. Aus hygienischer Sicht spricht offenbar nichts dagegen, meint Bernhard Dürschmied. Holz ist diesbezüglich genau so gut wie Kunststoff. Und in vielen Aspekten wahrscheinlich sogar besser. Weitere Untersuchungen sind in Vor- bereitung. Nicht-Wissenschaft;Platz elf in "Times Higher Education"-Rangliste – dank Südtirolern und Deutschen. Wien/Innsbruck – Die Universität Innsbruck ist bei einer Sonderauswertung des Times Higher Education World University Rankings unter die internationalsten Universitäten gereiht worden. Die Uni klassierte sich unter anderem aufgrund ihrer Vielzahl an deutschen und Südtiroler Studenten auf Platz elf. An der Spitze liegt die Qatar University, gefolgt von der Universität Luxemburg und der University of Hongkong. Für die Auswertung der 200 internationalsten Unis wurde der Anteil der Studenten bzw. des Personals aus dem Ausland sowie der Anteil der wissenschaftlichen Veröffentlichungen mit mindestens einem Co-Autor aus einem anderen Staat herangezogen. In den Top Ten sind außerdem die Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) Lausanne, die Universität Genf, die University of Macau, die ETH Zürich, die Uni St. Gallen, die National University of Singapore und das Imperial College London vertreten. Neben der Uni Innsbruck sind aus Österreich noch die Uni Wien (Platz 31), die Medizin-Uni Wien (Platz 102), die Technische Universität (TU) Wien (Platz 133), die TU Graz (Platz 183) sowie die Uni Graz (Platz 186) in die Rangliste aufgenommen worden. Nicht-Wissenschaft;Grünen-Chefin Eva Glawischnig über hässliche Bilder, blinde Flecken und absurde Kritik von Parteikollegen in der Flüchtlingsfrage. STANDARD: Was kann die Politik aus den islamistischen Anschlägen in Brüssel lernen? Glawischnig: Bessere Zusammenarbeit auf europäischer Ebene. Was raschen Informationsaustausch der Polizeibehörden betrifft, herrscht beängstigende Stille. Es fehlen länderübergreifende Ermittlungsteams mit genügend Geld und Personal. Es darf aber keine Kurzschlussreaktionen geben wie einen Ausbau der anlasslosen Massenüberwachung, etwa der Fluggastdaten. Das kostet Millionen, hat sich aber – wie man sieht – nicht bewährt. STANDARD: Polizeiarbeit packt das Phänomen aber nicht bei der Wurzel. Als Keimzelle gelten Viertel wie Molenbeek in Brüssel, wo die Integration gescheitert ist. Sehen Sie diesen Nährboden auch in Österreich? Glawischnig: Unsere Gefängnisse sind sicher ein Hotspot der Radikalisierung, da gilt es hinzuschauen. Doch in Österreich wird für Präventionsarbeit kaum Geld in die Hand genommen. So müssen Beratungsstellen für Eltern von betroffenen Jugendlichen de facto privat finanziert werden. STANDARD: Offenbar gibt es noch andere Hotspots der Radikalisierung, von Moscheen bis zu Kindergärten. Wiens Kinder- und Jugendanwalt sagt: Der Jihadismus hat sich wie eine Popkultur verbreitet. Haben da nicht gerade die Grünen lange weggeschaut? Glawischnig: Die Grünen haben die Probleme sehr wohl thematisiert, nur vermissen wir Konsequenzen – etwa, dass ein österreichweiter Kriterienkatalog klarstellt, dass Religion, abgesehen von Bräuchen wie etwa dem Osterfest, in Kindergärten keinen Platz hat. Ebenso fehlt eine Qualitätsüberprüfung. STANDARD: In Wien etwa regieren die Grünen mit. Die hätten längst handeln können. Glawischnig: Wien hat das besondere Problem, dass die Stadt wahnsinnig schnell wächst – und es ist typisch Bundesregierung, gerade dort den Geldhahn abzudrehen, wo es am heikelsten ist. So musste Wien auf versprochenes Geld für bessere Unterstützung von Flüchtlingskindern in den Schulen warten. Gerade Perspektivenlosigkeit kann ja zur Radikalisierung führen. STANDARD: Die Grünen thematisieren meist nur Benachteiligungen von Zuwanderern, aber nicht kulturelle und religiöse Probleme, die ebenfalls die Integration hintertreiben. Glawischnig: Auch da widerspreche ich. Aber letztlich sind Grundlagen wie ein Arbeitsplatz und ein leistbarer Deutschkurs nun einmal die beste Voraussetzung für Integration – und nicht ein achtstündiger Wertekurs. Wofür wir in keinem Fall zu haben sind: hetzen, spalten und die Flüchtlingsfrage mit Terrorismus vermischen. STANDARD: Viele Leute fürchten, dass die vielen Flüchtlinge massive Integrationsprobleme mit sich bringen. Nehmen die Grünen diese Ängste ernst? Ihr Parteifreund Peter Pilz findet, dass dem nicht so ist. Glawischnig: Sein Vorwurf, dass die Grünen die Sorgen nicht ernst nehmen, ist absurd – und wenn Pilz auch noch sagt, dass er sich nicht mit einer Kerze an die Südgrenze stelle und jeden willkommen heiße, dann finde ich das extrem abwertend jenen Menschen gegenüber, die Flüchtlingen geholfen haben. Selbstverständlich sehe ich die Probleme in Kindergärten, Schulen und am Arbeitsmarkt, und ja: Die Ängste der Leute sind berechtigt. Das liegt jedoch am Stillstand in der Bundesregierung, die nur Symbolpolitik betreibt – und nicht daran, dass die Integration, so groß die Herausforderung auch ist, unbewältigbar wäre. STANDARD: Die Frage ist schon auch, was ein Land verkraften kann. Wenn es nach den Grünen ginge: Soll Österreich jedem Asylwerber Einlass gewähren, der zu uns will? Glawischnig: Natürlich können nicht drei Länder sämtliche Asylwerber aufnehmen. Die einzige Lösung: ein gemeinsames europäisches Asylverfahren mit einer verpflichteten Quote für alle EU-Staaten. STANDARD: Von der europäischen Lösung träumen viele, aber sie scheiterte bislang nun einmal am Widerstand verschiedener Länder. Die Regierung argumentiert, dass sie deshalb aus Notwehr Restriktionen wie die Obergrenze für Asylwerber setzen musste. Hatte sie denn eine andere Wahl? Glawischnig: Also ich hab von den Anstrengungen der Regierung auf europäischer Ebene wenig bemerkt. Außenminister Sebastian Kurz hat sich vor allem bemüht, die Balkanroute zu schließen, und ist damit für die schrecklichen Zustände in griechischen Flüchtlingslagern mitverantwortlich. Gemeinsam mit Innenministerin Johanna Mikl-Leitner war er immer schon einer der Scharfmacher in Europa. STANDARD: Die Regierung hat durchaus für die europäische Lösung geworben. Glawischnig: Das lasse ich eine Zeitlang maximal für die Hälfte der Regierung, namentlich Werner Faymann, gelten. Doch mittlerweile ist der Bundeskanzler in die Knie gegangen. Er hat eine haarsträubende Kehrtwende um 180 Grad hingelegt und damit einen fatalen Beitrag dazu geleistet, dass eine europäische Lösung in weite Ferne gerückt ist. Das ist schwerstes politisches Versagen aus einem populistischen Motiv heraus. STANDARD: Das lässt sich von der Oppositionsbank aus leicht kritisieren. Aber was hätten Sie als Kanzlerin getan? Weiter auf die europäische Lösung gewartet und zugesehen, wie vielleicht weitere hunderttausend Asylwerber nach Österreich kommen? Glawischnig: Eine grüne Regierung hätte sich viel früher für eine neue europäische Asylpolitik eingesetzt, die klugen Vorschläge der EU-Kommission unterstützt, für ein Anreizsystem geworben. Die europäischen Grünen haben als einzige Parteienfamilie ein gemeinsames Konzept erarbeitet: Jedes Land soll 6.000 Euro pro aufgenommenen Flüchtling jährlich innerhalb der vereinbarten Quote erhalten – wer diese überfüllt, bekommt die vollen Kosten ersetzt. Es ist harte Alltagsarbeit, solch eine Einigung durchzusetzen, aber nationalstaatliche Alleingänge können das Problem nicht lösen. Die Flüchtlinge werden mit Schleppern dann eben über andere Routen kommen. STANDARD: Momentan kommen deutlich weniger nach Österreich als im Vorjahr. Glawischnig: Um den Preis, dass Flüchtlinge in Griechenland interniert und die Menschenrechte verletzt werden. STANDARD: Grüne Politiker posten das Bild eines toten Flüchtlingskindes an einem türkischen Strand und machen Außenminister Sebastian Kurz mehr oder minder verantwortlich. Halten Sie das für zulässig? Glawischnig: Diesen Konnex halte ich insofern für bedenklich, als das Bild aus einer Zeit stammt, als die Balkanroute noch nicht geschlossen war. Ich selbst habe mir das Foto nicht angeschaut und werde das auch nicht tun – weil ich es nicht ertragen kann. Dennoch finde ich: Der Satz von Außenminister Kurz, es werde hässliche Bilder brauchen, um Flüchtlinge abzuschrecken, ist an Zynismus nicht zu überbieten. STANDARD: Österreich hat gemessen an der Einwohnerzahl so viele Asylwerber aufgenommen wie kaum ein anderes Land in der Europäischen Union. Ist Ihre Kritik an der Regierung da nicht unverhältnismäßig? Glawischnig: Österreich hat wahnsinnig viel geleistet, bis an den Rand der Erschöpfung, aber das liegt nur begrenzt an der Regierung. Mein Dank gilt etwa der besonnenen Polizei, den Gemeinden, die Quartiere geschaffen haben, und den Hilfsorganisationen, ohne die das Innenministerium keine Chance gehabt hätte, die Situation zu meistern – umso gemeiner ist es, wenn das Ministerium für erbrachte Leistungen jetzt nicht zahlen will. Die Regierung könnte noch viel tun, auf allen Ebenen: Das Flüchtlingshilfswerk in Syrien etwa verfügt nicht einmal über 60 Prozent des benötigten Budgets, doch der österreichische Beitrag beläuft sich auf lächerliche 350.000 Euro pro Jahr. Aber SPÖ und ÖVP setzen sich jetzt lieber mit Rechtspopulisten wie Ungarns Premier Viktor Orbán in ein Boot. Nicht-Wissenschaft;Niederösterreichs Landeshauptmann tritt nicht bei Bundespräsidentschaftswahl an – ÖVP-Kandidat soll am Sonntag präsentiert werden. Wien/St. Pölten – Man muss wissen, wo man hingehört: So begründete Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) am Freitag im APA-Gespräch, warum er nicht bei der Bundespräsidentenwahl antritt. Er habe Parteichef Reinhold Mitterlehner bereits vor Weihnachten abgesagt und das in einem Vieraugengespräch in St. Pölten am Donnerstag bestärkt. Er habe schon lange vorher darauf hingewiesen, dass in meiner Lebensplanung die Hofburg keinen Platz einnimmt. Das sei auch im Lauf der Diskussion über seine Kandidatur nicht anders gewesen. Er sei inzwischen 36 Jahre in Niederösterreich mit sehr viel Einsatz und Emotion für das Land tätig, davon 23 Jahre als Landeshauptmann. Das kann man nicht wegwischen. Die Bevölkerung habe ihm dreimal absolutes Vertrauen geschenkt. Bei den vergangenen zwei Wahlen habe er jeweils etwa 300.000 Vorzugsstimmen erhalten. Das ist eine Verantwortung, die man spüren muss. Was nun den Präsidentschaftskandidaten der ÖVP betrifft, geht Pröll davon aus, dass Mitterlehner mit Sicherheit gut analysiert hat und dem Bundesparteivorstand am Sonntag einen Vorschlag unterbreiten wird, von dem er annehme, dass er goutiert werde. Die ÖVP kann eine Reihe von Kandidaten aufbieten, die das Zeug haben, das Amt in der Hofburg optimal auszuführen. Mitterlehner weiß offenbar schon, wer ÖVP-Kandidat wird. Er habe seit Weihnachten Zeit gehabt, einen Kandidaten zu suchen und zu finden, sagte er im ZiB 2-Interview am Donnerstagabend. Namen nannte der Parteichef allerdings nicht. Jene, die sich öffentlich für eine Kandidatur Prölls starkgemacht hatten, nahmen die Absage zur Kenntnis. Dass diese Unterstützer nun desavouiert seien, wies ÖVP-Generalsekretär Peter McDonald zurück. Diese Personen hätten nur auf entsprechende Journalistenfragen geantwortet, sagte McDonald im Ö1-Mittagsjournal am Freitag. Einer davon war Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP). Er habe Pröll vorgeschlagen, weil dieser absolut die Fähigkeit für das Amt gehabt hätte, sagte Platter am Freitag. Dessen Absage nehme er zur Kenntnis. Zu neuen ÖVP-Kandidaten hielt sich Platter am Freitag bei einer Pressekonferenz bedeckt: Die Volkspartei hat hervorragende Persönlichkeiten, Damen und Herren. Pröll habe immer gesagt, dass das nicht in seine Lebensplanung passe und er wisse, wo er hingehöre, sagte Wiens ÖVP-Chef Gernot Blümel. Das ist für ihn ganz offensichtlich Niederösterreich. Er sei jetzt überzeugt, dass Mitterlehner eine ausgezeichnete und in höchstem Maße geeignete Persönlichkeit vorschlagen werde. In der ÖVP gibt es glücklicherweise sehr viele höchst geeignete Persönlichkeiten – sowohl Frauen als auch Männer. Bis zum Sonntag dürfte nun weiter spekuliert werden. Immer wieder genannt werden Justizminister Wolfgang Brandstetter, Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl, Ex-Raiffeisen-Generalanwalt und Flüchtlingskoordinator Christian Konrad und der langjährige EU-Abgeordneten Othmar Karas. Aber auch der ehemalige EU-Kommissar und nunmehrige Präsident des IHS-Kuratoriums, Franz Fischler, und Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer gelten als mögliche Kandidaten. In der ÖVP ist von einer starken Persönlichkeit mit Politikerfahrung die Rede. Konrad winkte gegenüber der APA am Freitag klar ab: Eine Kandidatur wird ausgeschlossen. Auch Pühringer schloss eine Kandidatur in der oberösterreichischen Kronen Zeitung aus. Leitl sagte, dass es vor Sonntagabend keine Stellungnahme dazu geben werde. Er werde auf die Vorschläge des Parteichefs warten. Auch wer Leitls Wunschkandidat wäre, wollte er nicht verraten. Karas hat mitgeteilt, dass er nicht der Kandidat Mitterlehners sei. Mit Häme kommentierte die FPÖ Prölls Nichtantreten. Dieser folge damit dem vom ihm selbst aufgestellten Gesetz der Serie – zuerst anzukündigen um dann wieder zurückzuziehen, meinte Generalsekretär Herbert Kickl. Durch seine Nichtkandidatur macht sich Niederösterreichs Landeshauptmann endgültig zum Hätti-wari-Präsidenten. Hätte ich kandidiert, hätte ich gewonnen ... Bereits fix ist die Kandidatur Alexander Van der Bellens. Er gab am Freitag in einem Youtube-Video bekannt, dass er als unabhängiger Kandidat antreten wird. Für Sozialminister Rudolf Hundstorfer ist Prölls Entscheidung zur Kenntnis zu nehmen. Weiter kommentieren wollte der mögliche SPÖ-Präsidentschaftskandidat die Entscheidung am Freitag im Ö1-Morgenjournal nicht. Auch ob er selbst nun antreten will, wollte Hundstorfer nicht verraten. Er verwies neuerlich auf die Parteigremien am 15. Jänner, wo die Entscheidung fallen soll. SPÖ-Klubobmann Andreas Schieder hofft, dass der neue Bundespräsident eine moralische Instanz sein wird, die auch die Alltagssorgen der Menschen im Auge hat. Seine Partei habe dafür einige geeignete Personen, meint Schieder im APA-Interview. Wen die ÖVP nominiert, ist Schieder egal. Die SPÖ habe jedenfalls gleich einige Kandidaten, die das Anforderungsprofil für ein Staatsoberhaupt erfüllen könnten. Dieses ist für ihn ein Ausgleich zwischen Randgruppen und dem Zentrum der Gesellschaft. Zudem müsse der Präsident sowohl grundsatzpolitische Positionen einnehmen als auch Alltagsfragen wahrnehmen. Eine Gelegenheit zum Kennenlernen des roten Kandidaten böte sich bereits kommenden Montag, für den der SPÖ-Klub nicht nur die eigene Fraktion sondern auch Kommunalpolitiker aus dem gesamten Bundesgebiet zu einer Tagung nach Wien gebeten hat. Zwar wird da die Hofburg-Wahl kein offizielles Thema sein. Doch wenn die Kommunalpolitiker schon einmal die Gelegenheiten nutzten, um potenzielle Kandidaten anfassen zu können und live zu spüren, sei dies durchaus ein gewünschter Nebeneffekt, so Schieder. Einer, der kein Hehl aus seiner Kandidatur macht, ist Adrien Luxemburg, im Gegenteil: Der Unternehmer, Mediator, Journalist, Kulturblogger und Dokumentarfilmer bekräftigte seinen Wunsch nach einem Antreten als einziger wirklich unabhängiger Kandidat für die Präsidentschaft am Donnerstag. Er kandidiere als normaler Staatsbürger, seinen Wahlkampf will er über das Internet führen. Vorerst braucht Luxemburg, der als Adrien Weber geboren wurde, erst einmal 6.000 Unterstützungserklärungen für seine Kandidatur. Wissenschaft;Staatspreis Umwelt- und Energietechnologie: Wie man Leuchtstoffröhren und Flachbildschirme besser entsorgt. Wien - Die Forderung nach Energieeffizienz in allen Bereichen des Alltags hat der Leuchtstofflampe eine neue Konjunktur verschafft. Seit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts beleuchten die Röhren Fabrikshallen, Büros oder Tunnels, in den vergangenen Jahrzehnten haben sie in veränderter Form als Energiesparlampen auch in den Privathaushalten Einzug gehalten. Bei diesen sogenannten Gasentladungslampen fließt elektrischer Strom durch ein Gas, das dadurch ionisiert wird und Licht abgibt. Die Leuchtkörper enthalten Quecksilber und Seltene Erden und müssen daher fachgerecht entsorgt werden. Gerade das gefährliche Quecksilber darf bei der Verarbeitung der alten Lampen keinesfalls entweichen. Im steirischen Entsorgungsunternehmen Saubermacher hat man sich Gedanken darüber gemacht, wie man die Leuchtstofflampen am effizientesten wiederaufbereiten könnte. Das Unternehmen hat in Wien eine Anlage gebaut, die nicht nur stabförmige Leuchtstoffröhren und Energiesparlampen, sondern auch Flachbildschirme verarbeiten kann. Glas, Metalle und Kunststoffe, die darin enthalten sind, können damit günstiger einer Wiederverwertung zugeführt werden, als das durch ein manuelles Zerlegen möglich wäre, sagt Entsorgungsexperte Alois Grinschgl von Saubermacher. Das Recycling-Projekt wurde bei der vergangenen Vergabe des Staatspreises Umwelt- und Energietechnologie in der Kategorie Umwelt & Klima ausgezeichnet. Die bisherigen Möglichkeiten der Verarbeitung von Leuchtstofflampen erforderten verschiedene Anlagen. Bei stabförmigen Modellen wurden Metallkappen abgetrennt und der quecksilberhaltige Leuchtstaub ausgeblasen und unter Tag endgelagert. Nicht stabförmige Sonderformen wurden separat geshreddert. Die Anlage von Saubermacher, die gemeinsam mit einem Schweizer Partnerunternehmen entwickelt wurde und als erste serienreife Anlage ihrer Art in Betrieb ging, hat die Verwertung der Leuchtmittel weiterentwickelt. Auch hier werden die Altwaren, die von den Endverbrauchern wieder eingesammelt werden, in Leuchtstoffröhren und Sonderformen getrennt. Beide Fraktionen werden der Anlage durch verschiedene Eingänge zugeführt, erläutert Grinschgl. In dem einen werden die stabförmigen Lampen in einem sogenannten Mischer gebrochen. Der quecksilberhaltige Leuchtstaub löst sich beim Mischvorgang von den Scherben und wird abgesaugt, sagt der Entsorgungsexperte. Ähnliches passiert in einem zweiten Zugang, in dem Energiesparlampen samt Fassungen sowie die LCD-Schirme ein spezielles Zerkleinerungsverfahren durchlaufen. Auch hier wird eine Feinfraktion aus Glaskörner und Leuchtstaub abgesaugt. Die weitere Abscheidung von Metallen und Kunststoffen erfolgt dann über eine gemeinsame Trennanlage. Das abgesonderte Glas dient der Produktion von Glaswolle, Flachglas oder neuen Lampen. Die kombinierte Anlage führt zu einer besseren Auslastung. Das hilft, die Entsorgung in einem kleinen Markt wie Österreich wirtschaftlicher zu betreiben, sagt Grinschgl. 1000 Tonnen Leuchtstofflampen, 250 Tonnen Sonderformen und 500 Tonnen Flachbildschirme würden jährlich anfallen. Gerade die Zahl der LCD-Schirme, aus denen höhere Anteile an Metall und Kunststoffen gewonnen werden können, werde noch stark steigen. Der Anteil an Flachbildschirmen an den zu entsorgenden Fernsehgeräten liege erst bei wenigen Prozent, der Rest sind noch alte Röhrengeräte. Die Saubermacher-Anlage kann pro Stunde 500 Kilo Bildschirme und dieselbe Masse an Lampen verarbeiten. Das Unternehmen strebe auch an, Quecksilber und Seltene Erden aus dem Leuchtstaub abzutrennen, so Grinschgl. In einem Forschungsprojekt wurden die entsprechenden Möglichkeiten untersucht. Weil bei den geringen Mengen in Österreich eine eigene Investition nicht gerechtfertigt sei, könnte das von einer Anlage in Frankreich übernommen werden. Der Staatspreis Umwelt- und Energietechnologie wird von Wissenschaftsministerium, Verkehrsministerium und Landwirtschaftsministerium gemeinsam vergeben. Die Einreichfrist für die aktuelle Ausschreibung endet am 5. Juni 2015. Nicht-Wissenschaft;Das dreiteilige Festival Montforter Zwischentöne geht ins Finale. Von 12. bis 29. November widmet man sich Glaube und Zweifel. Feldkirch – Wer nicht zweifelt, ist gefährlich, soll ein Rabbiner einmal gesagt haben. Dieser Weisheit fühlt man sich auch bei den Montforter Zwischentönen in Feldkirch verbunden. Im dritten und letzten Teil der Festivalreihe will man nämlich nicht nur dem Glauben, sondern auch dem Zweifel künstlerisch und intellektuell auf den Grund gehen. Nach den Teilen anfangen und streiten im vergangenen Winter und Sommer kommen die Zwischentöne, die 2015 erstmals stattfinden und zu einem jährlich wiederkehrenden Zyklus werden sollen, unter dem Titel glauben zu ihrem Abschluss. An drei verlängerten Wochenenden bietet das Festival in dem und rund um das im Jänner fertiggestellte Kultur- und Kongresszentrum Montforthaus (Vorarlbergs architektonisches Vorzeigeprojekt) Konzerte, Vorträge und Installationen. Eröffnet wird am 12. 11. mit einem Brückenprojekt der Designerin Rose Epple und des Architekten Alex Valder. Der Feldkircher Ganahl-Steg über die Ill wird, in Nebel getaucht, zum Innenraum für Glaubensfragen. Mit einer Licht- und Soundinstallation im Montforthaus entwirft auch der Künstler Erwin Redl einen solchen Meditationsraum. Musikalisch wird es am ersten Adventwochenende. Der Alphornist Balthasar Streiff gestaltet mit dem Philosophen Andreas Urs Sommer einen Streifzug durch die Geistesgeschichte des Zweifels von der Antike bis zur Gegenwart. Die Barockgeigerin Midori Seiler und der Pianist Christian Rieger bringen die mystischen Rosenkranzsonaten von Ignaz Franz Biber zur Aufführung. Begleitend dazu beschäftigt man sich mit Mystikern wie Karl Rahner oder Hildegard von Bingen. Eine lebendigere Alternative bietet das Projekt Salon Paula. Dort leiht man sich seinen persönlichen Hausphilosophen aus. Nicht-Wissenschaft;Die Insolvenz des amtierenden Basketball-Meisters nötigt die Bundesliga (ABL) zum Lizenzentzug. Wien/Eisenstadt – Der österreichische Sport ist um ein trauriges Kapitel reicher: Dem zweifachen österreichische Basketball-Meister, den Güssing Knights, wurde am Freitag von der Bundesliga (ABL) die Lizenz entzogen. Über die Ökostadt Güssing Sport GmbH, deren Gesellschafter der Verein ist, wurde ein Konkursverfahren auf Antrag der burgenländischen Gebietskrankenkassa eröffnet. Das wird aber wohl mangels Masse abgewiesen werden. Jammern hilft nicht. Ich bin schuld. Es wäre aber auch anders gegangen, davon bin ich überzeugt, sagt Güssings Obmann Reinhard Koch. Die unmittelbaren Folgen: Die Knights scheiden nach 33 von 36 Spieltagen aus der Zehnerliga aus. Sämtliche Ergebnisse des laufenden Spieljahrs werden annulliert. Güssing war bis dato mit 29 Siegen und nur vier Niederlagen klarer Tabellenführer. Die ersten acht Mannschaften gehen ins Playoff, der bisher abgeschlagene Tabellenletzte UBSC Graz ist Neunter und muss daher keine Relegation bestreiten. Schärfere Lizenzbestimmungen Die Verbindlichkeiten belaufen sich auf mehr als 250.000 Euro. Laut Koch wird es keine Quote für die Gläubiger geben, weil kein Vermögen mehr da ist. Das tut mir persönlich am meisten weh. Der Verein will weiter bestehen, hat rund 100 Kinder im Nachwuchs, im Herbst soll es einen Neustart in der zweiten Bundesliga geben. ABL-Präsident Karl Schweitzer: Wir waren zu gutgläubig. Koch hat sich finanziell so übernommen, dass der Masseverwalter gar keinen Spielraum hatte. Andere Vereine werfen der ABL vor, dass man den finanziell notleidenden Güssingern zu lange zugeschaut habe. Die ABL will die Lizenzbestimmungen verschärfen. Damit werden auch andere Vereine große Probleme bekommen. Gibt man ihnen eine Chance oder haben wir bald eine Liga mit nur mehr sechs Teams?, fragt sich Koch selbst. Problem für Güssing, Problem für die Spieler Insolvent ist auch das Technische Büro des Ökoenergie-Pioniers und dessen Biogas Güssing GmbH. Diesbezügliche Forderungen will der 56-Jährige bedienen. Für seinen Basketballverein hätte er sich einen längerfristigen Sanierungsplan gewünscht. Zwei Ausfälle großer Sponsorenverträge nahm man als schweren Rucksack aus dem Vorjahr mit. Im Europacup war Güssing Österreichs Aushängeschild, verpasste im Winter nur knapp das Achtelfinale. Wenn man in dieser Saison von Beginn weg kürzer getreten wäre? Koch: Das hätte nichts geändert. Im Europacup haben wir Geld verdient, hätten aber mehr Zeit gebraucht. Durch den Exit verlieren andere Bundesligisten Punkte, da deren Siege gegen Güssing nicht mehr gewertet werden. Für Petar Stazic, Manager des BC Vienna (vier Punkte Abzug), ist das ein Skandal. Für die Nationalteamspieler der Knights (Lanegger, Klepeisz, Koch), endet die Saison frühzeitig, das ist keine perfekte Vorbereitung auf die EM-Quali im Sommer. Für Verbandspräsident Hubert Schreiner ist das nicht optimal, aber auch kein Drama. Güssing ist jedenfalls nach zehn Jahren in der Bundesliga Geschichte. 2014 wurden die Knights erstmals Meister, 2015 holten sie das Double aus Meisterschaft und Cup. Koch sagt: Unsere Erfolge nimmt uns niemand mehr weg. Nicht-Wissenschaft;Berichte über US-Luftngriffe zur Unterstützung der Kurden. Damaskus – Die syrische Kurden-Miliz YPG hat nach Angaben von Beobachtern am Freitag die letzte IS-Hochburg in der nordostsyrischen Provinz Hasaka erobert. Seit Mittwoch habe es heftige Kämpfe um die Stadt Al-Shadadi gegeben, bei denen die YPG auch von anderen Milizen unterstützt worden sei, berichtete die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte weiter. Zudem hätten massive Luftangriffe der US-geführten internationalen Koalition gegen den IS den Vormarsch der Kurden-Miliz begleitet. Der IS hatte Al-Shadadi vor zwei Jahren erobert.