label;text Nicht-Wissenschaft;'Ein Millionär und eine Vorstadtfamilie haben sich in der Sozialkomödie "Familie zu vermieten" mehr zu geben, als man denkt. Der Regisseur über Einsamkeit und die Klasse des Herzens. Wien – Familiengefühle gegen Schuldenerlass. So lautet das nicht ganz selbstlose Angebot des Millionärs Paul-André. In Jean-Pierre Améris romantischer Komödie Familie zu vermieten (Une famille à louer) mietet sich der Misanthrop in die Vorstadtfamilie von Violette (Virginie Efira) ein. Er möchte herausfinden, ob das Konzept Familie gegen seine Einsamkeit hilft. Ein Test, der ihn angesichts chaotischer Zustände allerdings schnell überfordert. Améris sympathische Komödie spielt nicht nur mit der Reibung von gegensätzlichen Lebensmodellen, sondern erzählt auch von den Bedürfnissen, die der Blick auf das jeweils andere weckt. Das screwballähnliche Zusammenspiel zwischen Schauspielstar Benoît Poelvoorde und seiner Kollegin Virginie Efira, die wie er aus Belgien stammt, ist sein größtes Plus. Am Donnerstag eröffnet der Film das Festival du film francophone in Wien, danach läuft er bundesweit im Kino. STANDARD: Für eine Komödie hat Familie zu vermieten einen ernsten Hintergrund. Sie geht von Menschen aus, die auf die falsche Glücksformel gesetzt haben. Améris: Da haben Sie ganz recht. Es gibt viel Einsamkeit in unserer Gesellschaft, trotz all dieser Dating-Apps. Es ist immer noch schwierig, neue Bekanntschaften zu machen, ja Brücken zwischen Menschen zu bauen. Meine romantische Fabel erzählt vor diesem Hintergrund vom Zusammentreffen zweier einsamer Seelen – wobei deren Einsamkeit durchaus unterschiedlich ist. Die beiden helfen einander, wieder Vertrauen zu schöpfen. STANDARD: Das Erzählmotiv, ein Paar zanken zu lassen und den sozialen Background offenzulegen, kennt man vor allem aus dem US-Kino. Ein Einfluss? Améris: Ja, das war für mich schon als Teenager wichtig. Ich bin von amerikanischen Komödien geprägt worden, besonders von Filmen Frank Capras und Gregory La Cavas. Ich habe Virginie Efira auch Filme von Ginger Rogers und Carole Lombard gezeigt, weil deren Frauenfiguren für mich die Inspiration für Violette waren. Auch Capras Komödie You Cant Take it With You, die vom Zusammentreffen zweier grundverschiedener Familien erzählt, hat hinsichtlich des Settings Spuren hinterlassen. STANDARD: Wobei die Settings ja nicht unbedingt realistisch sind, sondern eher die Unterschiede betonen ... Améris: Ich wollte weniger eine reale Welt abbilden, als diese komplett nachbauen. Paul-Andrés Reich ist wie Xanadu, ein Schloss, fast wie in Citizen Kane; Violettes Haus gleicht hingegen dem eines Schäfers, es könnte aber auch in der Suburbia stehen wie das von Erin Brockovich. Jenes von Andrés Mutter ist wiederum wie in Psycho gestaltet. Ich wollte die Grenzen zwischen dem Märchenhaften und der Realität verschwimmen lassen. Alles sollte jedoch durch die Distanz des Humors abgemildert sein. Mit der Komik versuche ich eine Distanz einzuführen, zwischen der wie auch immer gearteten harten Realität und der Art und Weise, wie Menschen diese erfahren. STANDARD: Sie haben bisher erst eine Komödie gedreht. Wissen Sie bei Ihren Sujets immer gleich, in welche Richtung es gehen wird? Améris: Diesmal war es schwierig, weil es autobiografische Elemente gab. Der Film ist nicht nur das Ergebnis meiner Liebe für die US-Komödie, er verdankt sich auch dem glücklichen Zusammentreffen mit Murielle Magellan, meiner Lebensgefährtin, einer Drehbuchautorin – wir haben aus diesen zwei Quellen geschöpft. Aber ich habe für meine Frau nicht bezahlt! STANDARD:: Das heißt, es gibt ganz direkte persönliche Bezüge? Améris: Ja. Als ich Murielle vor zehn Jahren kennenlernte, war die Situation ein wenig wie die zwischen Violette und Paul-André. Ich bin wie er, manisch und pessimistisch, nur ohne den Reichtum. Leider. Muriel ist ganz anders, lebensbejahend, auch offen, und als ich dann zu ihr zog, herrschte ein ähnliches Chaos – zugleich war es ein unglaublich lebendiges Familiengefühl. STANDARD: Und Benoît Poelvoorde wusste davon, nehme ich an? Améris: Nun, der Film ist auch für ihn geschrieben und von ihm mitinspiriert. Wir wurden beide 50 Jahre alt, ohne Väter zu sein – und es gab eine gewisse Melancholie, ja Nostalgie darüber, dass wir keine Kinder hatten. Und zugleich dachte man: Ich würde es nicht länger als zwanzig Minuten aushalten, wenn es anders wäre! Wir haben wirklich einiges gemeinsam. Benoît mag Kinder sehr, nicht dass Sie das falsch verstehen: Aber es ist ambivalent. Ist man bei ihnen, kann es schnell zu viel werden, ist man von ihnen fort, fehlen sie gleich. Und wenn sie im Film sehen, wie penibel er mit dem Staubsauger in seiner Wohnung agiert – das ist etwas, was ich ihn machen sah. STANDARD: Bei Virginie Efira verblüfft wiederum, wie instinktiv und direkt sie agiert. Améris: Das mag ich an dieser Figur, diese Kraft, mit der sie ins Leben tritt, diese Standfestigkeit. Wenn Violettes Bruder zu ihr sagt, sie hätte keine Klasse, sehe ich das natürlich ganz anders. Sie hat Klasse. Sie hat die Klasse des Herzens, die Intelligenz des Herzens, das wirklich Entscheidende. STANDARD: Inwiefern ist Familie zu vermieten auch eine Abrechnung mit Familien? Bei Edith Scob, die Paul-Andrés kühle Mutter spielt, denkt man gleich an ihre berühmte Rolle im Georges-Franju-Film, Augen ohne Gesicht. Améris: Ich wollte mit dieser Figur die Unfähigkeit eines Menschen zeigen, Zärtlichkeit zuzulassen. Als ich über die Besetzung nachdachte, ging es mir aber nicht darum, sie besonders bösartig zu zeigen. Es musste jemand sein, dem es zu zeigen gelingt, wie schwierig es ist, Emotionen zu vermitteln. In Violettes Familie berühren sich ständig alle, doch das bedeutet noch lange nicht, dass es keine latente Gewalt gibt. Das ist das zentrale Thema: Die beste Familie ist die, die man sich selbst schafft, und nicht die biologische. Natürlich ist dies kein Film gegen die Familie. Aber es ist auch kein Film für die Familie.' Nicht-Wissenschaft;ProSieben.Sat1-Puls 4 und RTL-Gruppe verweisen auf AGB und liefern keine weitere Begründung – ATV behandelt "alle Parteien gleich" und bringt Spots – FPÖ wirft Sendern Zensur vor. Wien/Unterföhring – Die FPÖ ist bei mehreren privaten TV-Sendern mit Werbespots zur Wien-Wahl abgeblitzt. Vier 30-sekündige Clips wurden von der ProSieben.Sat1-Puls 4-Gruppe sowie vom RTL-Werbezeitenvermarkter IP Österreich mit Verweis auf die Allgemeinen Geschäftsbedingungen abgelehnt. Der Privatsender ATV will hingegen alle Parteien gleich behandeln und sendet die FPÖ-Spots. Im Gegensatz zum öffentlich-rechtlichen ORF, dem Parteienwerbung laut ORF-Gesetz untersagt ist, dürfen die Privatsender in ihren Werbeblöcken auch Botschaften von Parteien verbreiten. Das Gros der Privatsender macht davon Gebrauch. Im Vorfeld der Wiener Landtagswahl ist das erstmals anders: Verschiedene Spots der FPÖ wurden nicht angenommen, die Freiheitlichen werfen den Sendern Zensur vor. Die ProSiebenSat.1-Puls 4-Gruppe wies unter anderem ein Werbevideo mit FPÖ-Spitzenkandidat Heinz-Christian Strache und der von der ÖVP übergelaufenen FP-Kandidatin Ursula Stenzel zurück, in dem ein Asylrecht als Schutz auf Zeit statt Türen auf für alle propagiert wird. Eine Forderung, die so ähnlich auch schon von der ÖVP erhoben wurde. Eine Begründung gab der Sender nicht an. In einem Schreiben an die FPÖ wurde lediglich auf die Allgemeinen Geschäftsbedingungen der TV-Gruppe verwiesen. Beanstandet wurden auch Werbespots zu den Themen Wohnen, Senioren und Wirtschaft. Diese müssten adaptiert und um einige der Inhalte gekürzt werden. Das tat die FPÖ laut eigenen Angaben auch. Allerdings zu spät, denn plötzlich waren die Werbezeiten anderweitig vergeben. Wir können die Aussagen in etwa bestätigen, hieß es dazu bei ProSieben.Sat1-Puls 4. In unseren AGBs ist festgehalten, dass wir uns vorbehalten, Spots abzulehnen. Jetzt so kurz vor dem Termin sind unsere Werbezeiten aufgrund der guten TV-Nachfrage tatsächlich ausgebucht, sodass wir vermutlich nicht mehr alle Spot-Wünsche zur Gänze erfüllen können. Aber Restwerbezeiten werden genützt. Warum die FPÖ-Spots abgelehnt wurden, erklärte der Sender nicht. Puls 4 sorgte zuletzt bereits mit einer Werbevereinbarung mit den Neos für Diskussionen. Der Sender trat im Gegensatz zu anderen Medien einem Neos-Angebot für gestaffelte Werbehonorare näher, die sich nach Abschneiden und Erfolg der Partei bei der Wiener Landtagswahl richten. Und im Superwahljahr 2013 brachte Puls 4 eine Hauptabend-Doku über Frank Stronach, bei der es offenbar eine enge Zusammenarbeit mit dem Team Stronach gab. Wirtschaftlicher oder redaktioneller Einfluss wurde jedoch von beiden Seiten dementiert. Ablehnung für die aktuellen FPÖ-Werbespots gab es aber auch vom RTL-Werbezeitenvermarkter IP Österreich, an dem die deutsche RTL-Gruppe und die Kronen Zeitung jeweils zur Hälfte beteiligt sind. Mit Bezug auf unsere AGB werden wir Ihre Spots Unternehmen, Senioren, Wohnen und Schutzzeit nicht ausstrahlen. Alle von uns an Ihr geschätztes Unternehmen gestellten Angebote sind hinfällig, teilte IP-Geschäftsführer Walter Zinggl den Freiheitlichen in einem der APA vorliegenden Schreiben mit. Entsprechend unseren AGB kann die IP jeden Spot ohne Angabe von Gründen ablehnen. Das haben wir in diesem Fall getan. Ich kenne momentan nur einen Fall im Bereich der Wirtschaftswerbung, wo wir das ebenfalls getan haben, erklärte Zinggl dazu auf Nachfrage. Anders die Haltung beim heimischen Privatsender ATV: Wir behandeln alle Parteien gleich, und wir spielen alle Spots zu den gleichen Konditionen, sagte ATV-Sprecherin Lisa Fuchs der APA. Die FPÖ-Spots hält ATV für harmlos. Ein Asylrecht mit Schutz auf Zeit, wie es in einem der Spots heißt, fordere ja auch die ÖVP. Wir haben die Spots aller Parteien gesichtet und überprüft, ob sie im Einklang mit unseren AGBs stehen. Diskriminierende Werbung würden wir nicht bringen, das gilt aber generell für jede Werbung. Bei der FPÖ gehen ob der Ablehnung ihrer Werbeaktivitäten im Fernsehen die Wogen hoch. Diese Vorgangsweise zeigt allzu deutlich, dass die österreichischen Privatsender mit Ausnahme von ATV in Wahrheit längst über den redaktionellen Bereich von Nachrichtensendungen und Reportagen Zensur gegenüber der Freiheitlichen Partei üben, kritisierte FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl im parteieigenen Youtube-Kanal FPÖ-TV. Aus diversen Sendungen ist man das gewöhnt, dass Information schon längst mit Kommentaren, die alle gegen die FPÖ gerichtet sind, vermischt werden. Im Bereich von Werbeeinschaltungen ist das allerdings neu, so Kickl. (APA, 2.10.2015) Zwischenzeitig meldete die APA, dass Puls 4 doch noch Restplätze für die FPÖ-Spots gefunden hätte. Der Sender dementiert dies aber. Wissenschaft;NASA stellt 23-sekündige Animation aus Einzelaufnahmen zusammen – mit einem kleinen bisschen Schummelei. Washington – Am 14. Juli ist die NASA-Sonde New Horizons in rund 12.500 Kilometern Abstand am Pluto vorüber geflogen. Die Sonde machte zahllose Aufnahmen des Zwergplaneten, seines großen Monds Charon sowie der kleineren Trabanten. Während der nächste Datenschwung der Sonde im September veröffentlicht werden soll, hat die NASA aus den Aufnahmen eine 23-sekündige Animation des Vorbeiflugs zusammengestellt. Zu Beginn und Ende fokussiert die Kamera auf das gemeinsame Baryzentrum Plutos und seiner Monde, in der Phase der höchsten Annäherung ist sie auf den Zwergplaneten selbst gerichtet. Die Animation ist keine 1:1-Wiedergabe. Zu Beginn entspricht eine Sekunde 30 Stunden Aufnahmematerial, am Höhepunkt sind es nur 30 Minuten. Zu beachten ist weiters, dass Plutos kleine Monde fünffach vergrößert wurden, um sie ansatzweise sichtbar zu machen. So geht es weiter Vorbei ist die Mission von New Horizons indessen noch nicht, die Sonde fliegt weiter in den Kuipergürtel hinaus. Ihr nächstes Ziel wird voraussichtlich das transneptunische Objekt 2014 MU69 sein – soweit ein Vorschlag der Projektteams von New Horizons, der allerdings von der NASA erst noch offiziell abgesegnet werden muss. 2014 MU69 hat einen Durchmesser von nur 30 bis 45 Kilometern und wurde erst vor einem Jahr entdeckt. In ihrer Zusammensetzung sind Objekte dieser Kategorie Kometen ähnlich, auch wenn sie deutlich größere Ausmaße erreichen. Sie sind Relikte aus der Frühzeit des Sonnensystems und gelten als typische Beispiele dafür, wie das äußere Sonnensystem vor 4,6 Milliarden Jahren aussah. Aus solchen kleinen Himmelskörpern dürften sich größere wie Pluto und andere Zwergplaneten des Kuipergürtels gebildet haben. (red, 2. 9. 2015) Nicht-Wissenschaft;Beim Versuch, Terror zu bekämpfen, schränke die Politik Grundrechte ein, kritisieren die Rechtsanwälte. Wien – Ein Aushöhlen der Grundrechte befürchten die österreichischen Rechtsanwälte. Aktueller Anlass zur Sorge ist das polizeiliche Staatsschutzgesetz, das den Verfassungsschützern mehr Werkzeuge in die Hand gibt, unbescholtene Bürger zu bewachen. Die rot-schwarze Koalition baue ein dichtes Spitzelnetz in ganz Österreich auf, warnt Rupert Wolff, Präsident des Österreichischen Rechtsanwaltskammertages (ÖRAK). Dass der Staat Handy-Standortdaten abfragen dürfe, ohne um richterliche Genehmigung zu bitten, lasse sich mit den Grund- und Freiheitsrechten der Bürger keinesfalls vereinbaren. Sollte das Gesetz im Parlament so beschlossen werden wie von ÖVP und SPÖ gewünscht, könne dies schlimmstenfalls zur vollkommenen Verselbstständigung des Staatsschutzes führen, heißt es im diesjährigen Wahrnehmungsbericht der Anwälte, der am Montag in Wien präsentiert wurde. Diese Befürchtung hatten die Rechtsanwälte schon geäußert, als der Gesetzesentwurf noch in Begutachtung war. Allein vergeblich: Die Forderung, die Staatsschützer mögen sich von unabhängigen Richtern auf die Finger schauen lassen, blieb ungehört. Die Innenministerin hält daran fest, Eingriffe in Grundrechte durch den sogenannten Rechtsschutzbeauftragten im Ministerium kontrollieren zu lassen. Ein krückenhafter Versuch, Rechtsschutz zu gewährleisten, sei das, glauben die Anwälte. Die Antwort auf Terrorangriffe kann nicht die Unfreiheit aller sein, sagt Wolff. Diese Tendenz sei jedoch immer stärker spürbar. Stichwort Vorratsdatenspeicherung: Sollte die Regierung tatsächlich planen, die Kommunikationsdaten aller Bürger zu horten, um bei Bedarf darauf zugreifen zu können, sagen wir schon jetzt ein klares Nein, so Wolff. Die Vorratsdatenspeicherung war 2014 vom Verfassungsgerichtshof gekippt worden, nach den Anschlägen in Paris im Jänner dachte Innenministerin Johanna Mikl-Leitner aber über eine Wiedereinführung nach. Die Politik schuldet der Rechtsprechung Respekt, mahnt Wolff. Auch das Grundrecht, sich bei Konflikten an Gerichte zu wenden, werde immer öfter beschnitten, sind die Anwälte überzeugt: Die Österreicher sind nicht weniger streitfreudig als früher, auch nehmen Rechtsverstöße am Wohnungs- oder Arbeitsmarkt nicht ab, trotzdem haben die Zivilgerichte von Jahr zu Jahr weniger zu tun. Seit 2010 ist die Zahl der Rechtssachen vor den Bezirksgerichten um 260.000 gesunken. In den Zahlen drücke sich ein schwierigerer Zugang zum Recht aus, sind die Anwälte überzeugt: Hohe Gerichtsgebühren, mangelnde Erreichbarkeit, lange Verfahrensdauern schreckten viele Bürger ab, glaubt Wolff. So seien die Rechtspfleger am Bezirksgericht Floridsdorf nicht direkt erreichbar, es würden aber auch keine Rückrufe notiert. Behörden und Gerichte haben für Bürger zur Verfügung zu stehen, fordert Wolff. Auch der Umgang mancher Rechtspfleger und Richter mit den Bürgern lasse zu wünschen übrig. Im Wahrnehmungsbericht wird der Fall eines Richters in einem Strafverfahren beschrieben, der auch vor einem Wutausbruch nicht zurückschreckte und sich über eine Verständnisfrage des Angeklagten lustig machte. Richter haben sich solcher scheinbar witziger und abschätziger Äußerungen zu enthalten, so Wolff. Auch das innenpolitische Dauerbrennerthema Asyl findet im Jahresbericht der Anwälte kritische Erwähnung. Dass das Asylrecht in den vergangenen zehn Jahren 13-mal novelliert wurde, führe dazu, dass es schier unmöglich ist, sich ein klares Bild über die Rechtslage zu machen. Was die schwierige Quartiersuche für Asylsuchende betrifft, bedient Wolff den Griechenland-Vergleich: Zur Unterbringung von Asylwerbern in Zeltstädten sagen wir ein klares ,Ochi. Nicht-Wissenschaft;Der Niederländer Jeroen Dijsselbloem war in den vergangenen zwei Jahren durchgehend mit der Griechenland-Krise konfrontiert. Brüssel – Die Finanzminister der Eurogruppe sollen am Montag bei einer der bereits eher selten gewordenen regulären Sitzungen einen neuen Vorsitzenden für die kommenden zwei Jahre wählen. Neben Amtsinhaber Jeroen Dijsselbloem, einem Sozialdemokraten aus den Niederlanden, steht auch der spanische Konservative Luis De Guindos zur Wahl. Ob es wirklich eine Tagung der 19 Finanzminister der Währungsunion wird, ohne dass die Griechenland-Krise alles überschattet, ist noch unklar. Am Wochenende zuvor soll die Eurogruppe in einer weiteren Sondersitzung eine Empfehlung an den darauffolgenden Gipfel der Staats- und Regierungschefs der Währungsunion zum weiteren Vorgehen in Sachen Griechenland abgeben. Konkret geht es darum, ob doch noch in allerletzter Minute ein weiteres Hilfsprogramm für das bereits praktisch insolvente Land in die Wege geleitet werden kann. Sollte das nicht der Fall sein, wird die Eurogruppe am Montag zweifellos neuerlich durchwegs im Zeichen der für die gesamte EU heiklen Situation nach einem Scheitern der Verhandlungen mit Athen stehen. Die Folgen sind dafür völlig unklar. Eine Doch-noch-Einigung mit Griechenland würde zwar auch zu einer Diskussion über die weitere Entwicklung führen, doch wäre die Atmosphäre damit deutlich entspannter. Neben der Wahl des neuen oder alten Eurogruppen-Chefs stehen auch das Thema hohe Arbeitssteuern und die Vertiefung der Wirtschafts- und Währungsunion auf der Tagesordnung. Die Eurogruppe wurde 1998 eingerichtet. Im Zuge der gemeinsamen Geldpolitik war von einem erhöhten Abstimmungsbedarf zwischen den Euroländern auszugehen, da den Ländern durch die Einführung des Euro eine nationale Geldpolitik als wirtschaftspolitisches Instrument nicht mehr zur Verfügung stand. Eng damit verbunden ist die Aufgabe des Gremiums, die Einhaltung des Euro-Stabilitätspakts zu überwachen, damit eine disziplinierte Haushaltspolitik aller Eurozonen-Staaten eine wirtschaftlich gesunde Grundlage für eine gemeinsame Währungspolitik mit nur einer Währung, dem Euro, sein kann. Einen gewählten Vorsitzenden hat die Eurogruppe seit 2005. Erster Chef war der nunmehrige EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker, seine erste Wahl fand im September 2004 statt. Insgesamt blieb er fünf Perioden lang an der Spitze und wurde 2013 von Dijsselbloem abgelöst. Juncker war beliebt wie gefürchtet wegen seines Humors, der zuweilen in beißenden Spott umschlägt. Bereits 2012 hatte er sich außerdem mit einigen Vorschlägen zur Bekämpfung der Euro-Schuldenkrise vor allem bei Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel nicht gerade beliebt gemacht. So trat Juncker für die Einführung von Euro-Bonds oder die Ausweitung des Volumens des Rettungsschirms ESM über die 500 Milliarden Euro hinaus ein. Schließlich heizte er die Debatte um eine mögliche Pleite Griechenlands an und stellte die Möglichkeit eines dritten Rettungspakets in den Raum. Dieses dritte Paket könnte jetzt unmittelbar vor der Tür stehen. Dijsselbloem wiederum war zunächst als politisches Leichtgewicht bezeichnet worden. Außerdem wurden ihm zu Beginn seiner Amtszeit Aussagen angelastet wie bei der Zypern-Rettung, als er Kleinsparer mit Guthaben bis 100.000 Euro heranziehen wollte. In der Zwischenzeit hat sich der Herr unbekannt aber angesichts seines Krisenmanagements rund um die Griechenland-Probleme einen Namen gemacht. Er dürfte auch der Favorit für eine neue Amtszeit sein, obwohl Deutschland De Guindos favorisiert. Wenig Arbeit wird die Eurogruppe aber auch in Zukunft nicht haben. Im ersten Halbjahr gab es einen noch nie dagewesenen Rekord an Sitzungen. Eingerechnet die kommende Montag-Tagung werden es 18 Besprechungen der 19 Finanzminister der Währungsunion gewesen sein. Das ist gut dreimal so viel wie üblicherweise vorgesehen. Nicht-Wissenschaft;'Fahrbare Solarzellen und wassersparendes Gießen: Wien Energie will neues Gerät an Bauern verpachten. Wien – 4500 landwirtschaftliche Betriebe zählt Wien Energie in und um Wien zu ihren Kunden. Ihnen soll bald ein neues Produkt angeboten werden: eine mobile Photovoltaikanlage, also Solarzellen auf Rädern, die an das Bewässerungssystem auf dem Feld angeschlossen werden können. Man wolle die Landwirtschaft – wo Strom aus Sonnenenergie bisher kaum eingesetzt wird – vom Diesel wegbringen, sagt Gudrun Senk von Wien Energie. Statt mit fossilem Treibstoff sollen die Bauern ihre Wasserpumpen mit lärm- und emissionsfreier Solarkraft betreiben. Das sei auch besser für den Boden, denn derzeit werde beim Hantieren mit der Dieselpumpe immer wieder Treibstoff verschüttet. Die Anlage wurde vom österreichischen Unternehmen First Level Solar GmbH entwickelt. Sie kombiniert unter dem Markennamen Sundrops die transportierbaren Sonnenzellen mit bis zu drei Kilowatt Leistung mit einer Batterie und Tröpfchenbewässerung; eine Methode, die als wassersparend und ertragssteigernd gilt. Das Wasser wird aus zwischen den Pflanzenreihen verlegten Schläuchen abgegeben, kann also weder verdunsten noch vom Wind vertragen werden. Dass die Blätter nicht nass werden, bedeutet weniger Stress für die Pflanze und beugt Pilzbefall vor. Bis zu 15 Hektar können mit der mobilen Solaranlage gegossen werden. Sundrops kostet je nach Modell 20.000 bis 30.000 Euro. Die Anschaffung wird von der österreichischen Landwirtschaftskammer mit 40 Prozent gefördert. Die Wartungskosten sind minimal. Zum Vergleich: Ein konventionelles Dieselaggregat ist um rund 15.000 Euro zu haben. Die Investitionskosten würden bei dem von Wien Energie angedachten Produkt wegfallen. 2016 – noch vor der Gießsaison – soll ein Pacht- oder Mietmodell auf den Markt kommen. Es soll auch den Transport und das Verlegen der Bewässerungsschläuche umfassen. Viele Bauern würden bezweifeln, dass eine mit Sonnenenergie betriebene Wasserpumpe die nötige Leistung erbringe. Es sei aber auch eine Frage der Gewohnheit: Bauern identifizieren sich nicht mit Solarkraft, sagt Michael Hütteneder, auf dessen 3,5 Hektar Biomaisfeld bei Guntramsdorf Wien Energie das solarbetriebene Gießen derzeit testet. Es sei ein erster Schritt zum Umstieg der Landwirte auf Erneuerbare, sagt Senk. Wenn die fahrbaren Photovoltaikzellen auf dem Feld gerade nicht benötigt werden, kann der Landwirt sie in den Garten stellen und den Strom im Haushalt nutzen. Bei Freiluftfesten seien sie auch schon im Einsatz gewesen.' Wissenschaft;Flieger warten auf bessere Bedingungen – Soll ohne Treibstoff Welt umrunden. Shanghai/Bern/Tokio – Kurz nach der Fortsetzung seiner Weltumrundung setzte Schlechtwetter dem Flug des nur mit Sonnenkraft betriebenen Flugzeugs Solar Impulse 2 schon wieder ein Ende: Der Einsitzer werde bei der japanischen Stadt Nagoya zwischenlanden, teilten die Organisatoren am Montag mit. Das Wetter über dem Pazifik verschlechtert sich, erklärte Projektleiter Bertrand Piccard im Kurznachrichtendienst Twitter. Die Entscheidung zur unverzüglichen Landung in Nagoya sei gefallen, um dort auf bessere Bedingungen zu warten. Solar Impuls 2 war erst am Sonntag in China zur nächsten und schwierigsten Etappe seiner geplanten Erdumrundung aufgebrochen: Nach Plan sollte er den Pazifik in sechs Tagen überqueren und nach rund 8.500 Kilometern in Hawaii ankommen. Zuvor hatte der Schweizer Pilot Andre Borschberg bereits lange auf gutes Wetter warten müssen. Der sonnenbetriebene Einsitzer war Anfang März in Abu Dhabi gestartet. Über Oman ging es weiter nach Indien, Myanmar und China. In Nanjing, wo das Flugzeug Ende März landete, war eigentlich nur ein kurzer Zwischenstopp geplant. Letztendlich warteten Borschberg und sein Landsmann Bertrand Piccard dort aber fast zwei Monate auf geeignetes Wetter für den Flug nach Hawaii. Nach dem Flug über den Pazifik soll Solar Impulse 2 die USA überqueren. In insgesamt zwölf Etappen wollen Borschberg und Piccard die Erde ganz ohne Treibstoff umrunden. Dabei wechseln sie sich am Steuerknüppel ab. Angetrieben wird der 2,5 Tonnen schwere Flieger von mehr als 17.000 Solarzellen. Wissenschaft;Obwohl wir für sie ein exotischer Anblick sein müssen, lernen Braune Skuas sehr schnell, individuelle Unterschiede zwischen Menschen zu erkennen. Seoul – Von Rabenvögeln weiß man, dass sie einzelne Menschen voneinander unterscheiden können und dann ganz unterschiedlich auf diese reagieren. Sie können dieses sehr spezifische Wissen sogar an Artgenossen weitergeben, wie Beobachtungen zeigten. Wo es viele Menschen gibt – brave Fütterer ebenso wie solche, die lästige Vögel lieber verscheuchen -, ist dieses Differenzierungsvermögen sicher von Vorteil. Man kann es aber offenbar auch dort antreffen, wo die Begegnung mit einem Menschen nicht ganz so alltäglich ist: nämlich in der Antarktis. Das berichten südkoreanische Forscher im Fachmagazin Animal Cognition. In dem Fall handelt es sich nicht um Rabenvögel, sondern um Braune Skuas (Stercorarius antarcticus), großgewachsene Seevögel aus der Familie der Raubmöwen. Yeong-Deok Han von der Inha-Universität machte leidvolle Erfahrungen mit Skuas, nachdem er ihre Nester untersucht hatte, um festzuhalten, wie sich die Gelege entwickeln. Die Vögel hatten ihn danach offenbar als Angriffsziel auserkoren, während sie andere Forscher in Ruhe ließen. Es brachte ihm auch nichts, sich durch Kleidungswechsel zu tarnen. Daraufhin führten die Forscher eine Reihe von Experimenten durch. Sie ließen Kollegen paarweise in die Nähe einer kleinen Skuakolonie aus sieben Nestern: Jeweils einer, der schon mehrfach Nester untersucht hatte, plus ein Neutraler, der bislang keinen Kontakt zu den Tieren gehabt hatte. Gingen diese zwei vor den Nestern in entgegengesetzte Richtungen auseinander, verfolgten die aufgebrachten Vögel samt und sonders den bereits bekannten Eindringling, während sie den Neutralen in Frieden ließen. Won Young Lee vom koreanischen Polarforschungsinstitut betont, dass die Vögel über bemerkenswerte kognitive Fähigkeiten verfügen müssen. Sie sind ohne Kontakt zu Menschen aufgewachsen, da ihr Gebiet durch die Forschungsstation erst seit Kurzem von Menschen besiedelt ist. Drei bis vier unerwünschte Besuche am Nest reichen offenbar bereits aus, Individuen zu unterscheiden und sich dies auch zu merken. Wissenschaft;Biochemiker plädierte auf Fachtagung für separate Frauenlabors, weil "sie sich in dich verlieben, und wenn Du sie kritisierst, fangen sie an zu heulen". London - Der britische Medizin-Nobelpreisträger Tim Hunt (72) hat wegen sexistischer Äußerungen sein Amt als Honorarprofessor am University College London (UCL) niedergelegt. Hunt hatte auf einer Fachkonferenz am 9. Juni in Südkorea erklärt, Frauen sollten in separaten Labors tätig sein, weil sie Männern bei der Arbeit Probleme machen würden. Drei Dinge passieren, wenn sie (die Frauen, Anm. d. Redaktion) im Labor sind: Du verliebst Dich in sie, sie verlieben sich in Dich und wenn Du sie kritisierst, fangen sie an zu heulen, so der Wissenschafter. Die Äußerungen des Biochemikers stießen umgehend auf scharfe Kritik. Nobel scientist Tim Hunt FRS @royalsociety says at Korean women lunch “I’m a chauvinist and keep ‘girls’ single lab pic.twitter.com/Z9NhykaTPv Hunt entschuldigte sich später in einer Radiosendung der BBC und meinte, die Äußerungen seien großteils humoristisch gewesen. Ihm selbst sei es aber schon passiert, dass er sich beziehungsweise jemand sich in ihn im Labor verliebt habe, wodurch die Forschungsarbeit negativ beeinträchtigt worden sei. Die britische Gelehrtengesellschaft Royal Society, deren Mitglied Hunt seit 1991 ist, distanzierte sich von seinen Aussagen. Zu viele talentierte Personen können ihr wissenschaftliches Potential aufgrund ihres Geschlechts nicht voll entfalten, und die Gesellschaft (die Royal Society, Anm. d. Redaktion) ist dazu verpflichtet, diesen Missstand zu berichtigen. Auch von namhaften Wissenschaftern kamen umgehend Reaktionen. So sagte etwa Dorothy Bishop, Professorin für Neuropsychologische Entwicklung an der Universität Oxford, Hunts Kommentare rührten am Kern der Vorurteile über Frauen in der Wissenschaft. Dabei gehe es um die Auffassung, weibliche Forscher seien wegen zu großer Emotionalität nicht ernst zu nehmen und lenkten männliche Kollegen durch ihre sexuelle Anziehungskraft von der Arbeit ab. Am Donnerstag teilte dann das University College London den Rückzug des 72-Jährigen mit: Das UCL kann bestätigen, dass Sir Tim Hunt von seiner Stelle als Honorarprofessor (...) zurückgetreten ist, nachdem er sich auf der Weltkonferenz der Wissenschaftsjournalisten am 9. Juni über Frauen geäußert hatte. Hunt und zwei weitere Forscher hatten im Jahr 2001 den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin für ihre Entdeckungen betreffend der Kontrolle des Zellzyklus erhalten. Nicht-Wissenschaft;Jörg Leichtfried, Thomas Drozda, Sonja Hammerschmid und Muna Duzdar wechseln in die Regierung. Vier Regierungsmitglieder hat Christian Kern ausgetauscht. Sonja Hammerschmied wird Bildungsministerin, Jörg Leichtfried übernimmt das Infrastrukturministerium, Thomas Drozda wird Kulturminister und Muna Duzdar Staatssekretärin. Wer sind die neuen im SPÖ-Team von Christian Kern? Daraus, dass sie gerne in der Politik mitmischen würde, hat Sonja Hammerschmid nie einen Hehl gemacht. Ja, Politik reizt mich, ich bin ein sehr politischer Mensch, sagte sie einmal. Einen ersten Schritt in diese Richtung machte Hammerschmid, als sie im Jänner dieses Jahres als erste Frau den Vorsitz der Universitätenkonferenz übernahm. Nun wird die Rektorin der Veterinärmedizinischen Universität Wien neue Bildungsministerin und folgt damit Gabriele Heinisch-Hosek nach, die in den Nationalrat wechselt. Die 47-jährige Hammerschmid, die als gut vernetzt gilt, hat schon bisher eine ehrgeizige Laufbahn hingelegt, dabei drang sie nicht selten in Männerdomänen ein. Nach ihrem Biologiestudium an der Universität Wien entschied sie sich gegen eine Karriere in der Forschung. Jahrelange Experimente, die dann doch scheiterten, empfand sie als frustrierend. Also ging sie ins Management. Von 2002 bis 2010 leitete sie das Biotech-Programm Life Science Austria, das später in der Austria Wirtschaftsservice aufging. Ab 2008 im Unirat, wurde Hammerschmid schließlich 2010 Rektorin der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Dass Hammerschmid für die SPÖ ein Ministeramt übernimmt, liegt nicht gerade auf der Hand. In der Hochschulpolitik hat sie bisher durchaus Positionen vertreten, die eher der schwarzen Reichshälfte zuzuordnen sind. In einem Interview mit dem STANDARD hat sie den offenen Hochschulzugang als naiv und unrealistisch bezeichnet. Zudem ist sie eine Befürworterin von Studiengebühren, ein rotes Tuch für viele SPÖ-Politiker. Die Österreichische Hochschülerschaft (ÖH) sorgt sich schon jetzt um die Bildungspolitik und fordert von Hammerschmid ein Bekenntnis zum offenen Hochschulzugang. Dass auch Kinder mit weniger hoch gebildeten Eltern eine akademische Ausbildung machen können, sieht Hammerschmid in ihrer eigenen Bildungskarriere belegt. Ihr Vater war Kraftwerkzeugmechanikermeister und ihre Mutter Assistentin in einem Sanitärbetrieb. Obwohl sie ein Arbeiterkind war, hat sie einen akademischen Abschluss sowie ein Doktorat geschafft. Begründet hat Hammerschmid dies unter anderem mit ihrem Vater. Dieser habe ihr und ihrem Bruder das nötige Selbstvertrauen mitgegeben. Als Präsidentin der Universitätenkonferenz konnte Hammerschmid in ihrer kurzen Amtszeit noch nicht viel bewegen. Mit dem Unibudget im Finanzrahmen bis 2020 war sie jedenfalls unzufrieden und auch enttäuscht von Wissenschaftsminister und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner. Der hat in einer Stellungnahme an den STANDARD nur Lob für die neue Bildungsministerin übrig: Die bisherige Zusammenarbeit mit Sonja Hammerschmid war ausgezeichnet. Sie ist eine erfahrene Wissenschaftsmanagerin, die Sacharbeit immer über Parteifragen gestellt hat. Ich gehe davon aus, dass wir diesen konstruktiven Arbeitsstil auch weiter fortsetzen werden. Zu Schulpolitik hat sich Hammerschmid bisher kaum geäußert. Die Mühlviertlerin hat eine Hauptschule besucht, ein Gymnasium gab es in der näheren Umgebung nicht. Wir lebten die Gesamtschule mit gleichen Bildungschancen, wenngleich damals niemand den Begriff verwendete oder an die damit verbundene politische Ideologisierung dachte, schreibt sie in einem Kommentar. Sie sei aber nicht vom Schultyp geprägt worden, sondern von ihren Lehrern, die Schlüsselpersonen im Bildungssystem seien. Das klingt dann schon eher nach SPÖ-Linie. Auf die neue Ministerin wartet jedenfalls die Umsetzung einer Bildungsreform, auf die sich SPÖ und ÖVP eigentlich schon im November geeinigt haben. Offen ist etwa, ob und in welcher Form die Gesamtschule in Modellregionen getestet wird und wie die Schulverwaltung reformiert wird. Eine große Baustelle ist die wachsende Risikogruppe der österreichischen Schüler, die nicht lesen können. Wenn sie Zeit dafür findet, geht Hammerschmid gerne mit ihrem Mann mountainbiken, ihr Kleid für den Opernball hat sie selbst genäht. (Lisa Kogelnik) Das Geld is ned weg, es hat nur wer anderer, rief der frischgebackene Landesrat Jörg Leichtfried 2015 bei der SPÖ-Regionalkonferenz Bruck-Mürzzuschlag in den Saal. In seiner halbstündigen Rede, die später tausendfach im Netz geteilt wurde, spannte Leichtfried den Bogen von seiner Oma, einer Kreisky-Anhängerin, bis zu Steuerflüchtlingen à la Starbucks, die ihr Gschloder in China verkaufen oder gefälligst in der EU Steuern bezahlen sollten. Leichtfried ermahnte seine Genossen, dass man nicht ohne Grund Wahlen verliere, dass man wieder Mitgefühl für die vielen steirischen Arbeitslosen, aber genauso für die griechische Mutter, die nicht wisse, wie sie Essen für ihre Kinder bezahlen solle, und den Vater, dem das tote Kind am Meeresstrand angeschwemmt wurde, fühlen müsse. Erst dann werde man wieder Wahlen gewinnen, so der Landesrat. Leichtfrieds Rede hatte nichts Reißerisches, ließ aber, ob ihrer Emotionalität und Kraft viele aufhorchen. Wo kam der Genosse her? Zuletzt hatte der 1967 in der einstigen Arbeiterstadt Bruck an der Mur geborene zwölf Jahre im EU-Parlament verbracht. 2009 und 2014 wurde er dort auch zum Delegationsleiter der SPÖ gewählt. Während Kollegen aller Parteien ihm großen Fleiß attestierten, vergaß ihn die Öffentlichkeit daheim in der Steiermark fast. Leichtfried hatte in Graz das Studium der Rechtswissenschaften 1994 mit dem Magisterium abgeschlossen. Beruflich verschlug es ihn erst in die Arbeiterkammer Steiermark als Rechtsreferent, außerdem arbeitete er in Bruck im Bürgerservice. Politisch begann der Werdegang von Jörg Leichtfriedbei der Jungen Generation (JG), der SPÖ-Jugendorganisation, die den Ruf hat, weniger intellektuell zu sein als die Sozialistische Jugend (SJ). Von 1994 bis 2000 war er der Chef der JG Steiermark von 2000 bis 2002 Bundesvorsitzender der JG Österreich. Dass Leichtfried im parteiinternen Vergleich eher links steht, ist kein Geheimnis. Einer seiner letzten Veranstaltungen, der er zu Hause beiwohnte, bevor er 2004 nach Brüssel ging, war eine Podiumsdiskussion bei der JG Bruck. Auf dem Podium saßen er und eine gewisse Sahra Wagenknecht. Zurück in der Steiermark, handelten einige politische Beobachter Leichtfried als möglichen Nachfolger des scheidenden Landeshauptmannes Franz Voves. Leichtfried hatte die nötige politische Erfahrung, war aber für das Land noch gänzlich unverbraucht. Doch es kam anders, und der deutlich jüngere und unerfahrene, aber an der Oberfläche auch deutlich ehrgeizigere Michael Schickhofer, der von Voves schon länger als Kronprinz aufgebaut worden war, wurde Landesparteichef und stellvertretender Landeshauptmann. Leichtfried wurde im Juni 2015 Landesrat für Verkehr, Umwelt, Energieeffizienz und Sport. In nicht einmal einem Jahr kniete er sich vor allem in das Verkehrsressort hinein. Still, aber voll und ganz, wie es Mitarbeiter beschreiben – auch Samstag und Sonntag. Verkehrspolitik sei für ihn auch Umwelt- und Wirtschaftspolitik, erklärte Leichtfried erst vor wenigen Tagen bei einer Pressekonferenz, bei der er mit seinem Vorgänger als Minister, Gerald Klug, Milliardeninvestitionen ins über Jahrzehnte stiefmütterlich behandelte Schienennetzwerk des Landes präsentierte. Seine Vorgängerin Kristina Edlinger-Ploder (ÖVP) hatte mit dem Ausbau des S-Bahn-Netzes über die Grazer Grenzen hinaus begonnen, Leichtfried führte das energisch weiter. Beim Koralmtunnel rechnet man Anfang 2017 mit dem Durchschlag. Zudem wird die Strecke Graz-Maribor innerhalb des Verbundes geprüft. Für den Standort Steiermark sind beide Unterfangen von großer Bedeutung. Dass Leichtfried mit dem bisherigen ÖBB-Chef Christian Kern gut kann und ihn schon lange kennt, dürfte nicht nur für seine Projekte als Verkehrslandesrat von Vorteil gewesen sein. Leichtfried ist verheiratet und hat einen 15-jährigen Sohn. Der leidenschaftliche Liverpool-Anhänger läuft privat regelmäßig, segelt mit Freunden, am liebsten in Kroatien, und liest gerne und viel. (Colette M. Schmidt) Selbst der Zuspruch aus allerhöchsten Künstlerkreisen (u. a. Michael Köhlmeier, Josef Winkler und Ulrich Seidl) konnte Josef Ostermayer am Ende nicht mehr im Amt halten. Als langjähriger Weggefährte von Werner Faymann stolperte der Kanzleramtsminister – zuletzt zuständig für Kultur, Medien, Verfassung und die Regierungskoordination – nicht über Inhaltliches, sondern über die machtpolitische Schicksalsgemeinschaft, die ihn einst so weit gebracht hatte. Eine solche Aneinanderkettung dürfte es mit Thomas Drozda und Christian Kern zwar nicht geben. Dennoch verbindet auch das neue Zweiergespann im Kanzleramt mehr als nur das Alter (beide 50). Mit dem erfahrenen Theatermanager Drozda holt sich der neue Bundeskanzler einen politischen Fast-Quereinsteiger nach seiner Fasson in die Regierung: Wirtschaftskompetenz im staatsnahen Bereich, gepaart mit SP-Stallgeruch seit Jugendjahren. Wie auch Kern hat der gebürtige Oberösterreicher seine politische Sozialisierung in den Nachwuchsorganisationen der SPÖ erfahren. Nach dem Studium der Betriebs- und Volkswirtschaft in Linz wurde Drozda Geschäftsführer beim SJ-Blatt Trotzdem. Es folgte ein Zwischenstopp in der Abteilung für volkswirtschaftliche Studien der Nationalbank, ehe ihn Bundeskanzler Franz Vranitzky 1993 als wirtschafts- und kulturpolitischen Berater in sein Kabinett holte. Mit nur 31 Jahren stieg er dort zum Leiter der Kunstsektion auf. Den Posten behielt er auch nach dem Kanzlerwechsel zu Viktor Klima im Jahr 1997. Maßgeblich beteiligt war Drozda in dieser Zeit an der Ausgliederung der österreichischen Bundestheater (Staatsoper, Volksoper, Burgtheater), die zu einer rechtlich eigenständigen Holding mit vier Tochtergesellschaften umorganisiert wurden. Ausgerechnet um diesen Konzern wird sich Drozda als neuer Kulturminister mit besonderer Hingabe kümmern müssen: Im Sog des 2013 ans Licht der Öffentlichkeit gekommenen Finanzdebakels am Burgtheater war auch die Holding wirtschaftlich ins Straucheln gekommen. Josef Ostermayers Reparaturmaßnahmen – von der Strukturreform bis zur Erhöhung der Subventionen – gilt es nun abzusichern. Pikant: Von 1998 bis 2008 war Thomas Drozda als kaufmännischer Geschäftsführer selbst für die Finanzen des Burgtheaters zuständig. Seine damalige Stellvertreterin und Nachfolgerin hieß Silvia Stantejsky. Sie gilt als Hauptbeschuldigte in laufenden Verfahren zur Causa Burgtheater. Vorwürfe, dass es bereits unter Drozdas Leitung zu Unregelmäßigkeiten gekommen sei, erhärteten sich nicht. Bei seinem Wechsel zu den Vereinigten Bühnen Wien (VBW) im Jahr 2008 galt er als erfolgreicher Sanierer, der ein Haus auch unter budgetären Engpässen solide führen kann. Obwohl eng mit Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny befreundet, begann für Drozda als VBW-Generaldirektor aber schon bald ein Mehrfrontenkampf ums Geld. Wiederholt bekrittelte die Opposition die im europäischen Vergleich hohen Summen, die Wien in die Förderung des Musicals steckt. Zwar parierten Drozda und Mailath diese Anwürfe stets mit Verweis auf strukturelle Alleinstellungsmerkmale, wie fixe Orchester. Dennoch musste Drozda unter dem Eindruck der Wirtschaftskrise auch Kürzungen hinnehmen. Unter Erklärungsnot kam der VBW-General, dessen Vertrag 2018 ausgelaufen wäre, erst im vergangenen Herbst. Kritisiert worden war der Umstand, dass Vergaben für Bühnenbilder und Kostüme rechtlich nicht astrein ausgeschrieben würden. Drozda bestritt dies: Man habe das Vergabegesetz stets eingehalten – eine juristische Frage. Dass Thomas Drozda dem Lockruf in die Politik mit Jubelrufen gefolgt ist, darf bezweifelt werden. Warum er mit der Politik breche, erklärte er schließlich vor einem Jahr den Oberösterreichischen Nachrichten: Höchste Exponiertheit bei einem Sozialprestige gegen null, das würde ich weder wollen noch aushalten. Abwartend zeigten sich die Ostermayer-Unterstützer aus der Künstlerschaft: Die Latte liegt hoch. (Stefan Weiss) Ist es nicht wurscht, welche Religion er hat? Diesen Satz schrieb Muna Duzdar vor wenigen Tagen auf Facebook. Die rote Wiener Politikerin nahm damit auf die Kür von Sadiq Khan zum Bürgermeister von London Bezug. Khan, Sohn pakistanischer Einwanderer, ist der erste Muslim in dieser Funktion. Ist ja okay, wenn es erwähnt wird, schreibt Duzdar, aber das als die große Schlagzeile zu bringen, ist mehr als übertrieben. Diese Religionisierung der Politik nervt mich einfach. Heute, Mittwoch, wird Duzdar, Tochter palästinensischer Einwanderer, als neue Staatssekretärin angelobt – als erste Muslimin in Regierungsfunktion. Geht es nach der 37-Jährigen, soll Religion aber eine Randnotiz bleiben. Duzdar, die als Mandatarin von der Hinterbank des Wiener Gemeinderats in die Regierung wechselt, ist zuletzt wegen ihrer klaren Aussagen bei für die SPÖ heiklen Fragen aufgefallen. So zeigte sich Duzdar verärgert darüber, dass sich ihre Partei vor der Bundespräsidentenstichwahl nicht zu einer Wahlempfehlung für Alexander Van der Bellen durchringen konnte. Es geht jetzt um alles, und es geht darum, Norbert Hofer zu verhindern. Noch vor den Protesten gegen Werner Faymann am 1. Mai prangerte sie dessen jahrzehntelange Inseratenpolitik an. Sie forderte eine personelle Erneuerung und hielt fest: Nur die wenigsten möchten weiterhin Werner Faymann als Parteivorsitzenden. Duzdar, die aus dem Wiener Bezirk Donaustadt kommt und als Anwältin arbeitet, stellte sich auch gegen ihren Bezirkschef Ernst Nevrivy, der sich für Faymann und dessen Asyllinie starkmachte. Duzdars Aufstieg war keinesfalls vorgezeichnet. Sie wuchs zweisprachig auf, wobei zu Hause fast nur Arabisch gesprochen wurde. Mit der deutschen Sprache hatte sie große Probleme. Erst Nachhilfe in Deutsch und Mathematik machten einen Wechsel ins Gymnasium möglich. Duzdar studierte Rechtswissenschaften und Internationales Recht in Wien und an der Sorbonne in Paris. In Frankreich arbeitete Duzdar, die 2001 ihre politische Karriere als Bezirksrätin startete, auch für den Parti socialiste. Ab Jänner 2010 war Duzdar, die in einer Lebensgemeinschaft lebt, drei Jahre lang Bundesrätin, ehe sie in den Gemeinderat wechselte. Sie setzt sich für Integration mittels Sprache sowie Bildungschancen ein, nennt aber auch Außenpolitik als Schwerpunkt ihrer politischen Arbeit. Derzeit ist sie Präsidentin der Palästinensisch-Österreichischen Gesellschaft. (David Krutzler) Nicht-Wissenschaft;Für umgerechnet rund 150 Millionen Euro. Toshiba steht laut Insidern vor dem Verkauf seines Geschäfts mit Bildsensoren an Sony. Die Sparte werde wohl für umgerechnet rund 150 Millionen Euro über den Ladentisch gehen, sagten mit der Angelegenheit vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters am Samstag. Die Transaktion werde bald erfolgen. Sony wollte sich dazu nicht äußern und Toshiba erklärte, mehrere Optionen zu prüfen. Der japanische Mischkonzern befindet sich nach einem milliardenschweren Bilanzskandal mitten im Konzernumbau. Bildsensoren, die in Digitalkameras und Smartphones eingesetzt werden, versprechen nur eine geringe Rendite. Genau diese Bereiche will Toshiba verkaufen. Sony wiederum ist bereits ein wichtiger Lieferant von Bildsensoren und stellt unter anderem die Produkte her, die vom chinesischen Smartphone-Anbieter Xiaomi und der indischen Micromax Informatix verwendet werden. Nicht-Wissenschaft;23 Überlebende aus dem Wasser geborgen. Odessa – Bei einem Schiffsunglück vor der ukrainischen Schwarzmeerstadt Odessa sind nach Behördenangaben mindestens zwölf Menschen ums Leben gekommen. Das Ausflugsboot Iwolga mit insgesamt 36 Menschen an Bord sei etwa einen Kilometer vor der Küste gekentert, teilte die Verwaltung der Hafenstadt am Samstag örtlichen Medien zufolge mit. Retter hätten 23 Überlebende aus dem Wasser geborgen. Nach einem Passagier wurde am Abend noch gesucht. Als Grund für die Tragödie nannte Behördensprecher Wladimir Schmak einen Sturm. Das Schiff soll demnach keine Rettungswesten an Bord gehabt haben. Regierungschef Arseni Jazenjuk beauftragte eine Sonderkommission mit der Untersuchung des Unfalls. Von den Überlebenden seien 18 in ein Krankenhaus gebracht worden, hieß es. Die Iwolga hat ersten Ermittlungen zufolge am Mittag einen nahen Privathafen verlassen. Bei der Rückkehr kenterte das Schiff dann. Der Gouverneur von Odessa und georgische Ex-Präsident Michail Saakaschwili brach einen Arbeitsbesuch in der Westukraine ab. Auch Vize-Infrastrukturminister Juri Waskow wurde in Odessa erwartet. Die Millionenstadt ist der wichtigste Hafen der Ex-Sowjetrepublik Ukraine. Nicht-Wissenschaft;Britischer Premier: "Wollen Änderungen, die rechtlich verbindlich und irreversibel sind" – Kritik aus Polen. Brüssel – Das umstrittene Vorhaben, dass zugewanderte EU-Bürger vier Jahre in Großbritannien gearbeitet haben müssen, um bestimmte Sozialleistungen zu erhalten, bleibt nach den Worten des britischen Premiers David Cameron am Tisch. Cameron sagte am Freitag nach dem EU-Gipfel in Brüssel: Was wir wollen, sind Änderungen, die rechtlich verbindlich und irreversibel sind. Cameron betonte, sein Ziel bleibe es, im Februar mit der EU eine Einigung in allen vier von ihm geforderten Punkten zu erzielen. Wir suchen nach einer Lösung, weniger nach einem Kompromiss. Die EU-Kommission habe diesbezüglich zugesagt, an einer Lösung zu arbeiten. Großbritannien sei besser dran, wenn es in einer reformierten Union bleibe, sagte Cameron. Auch die EU-Staats- und Regierungschefs seien durch die Bank der Ansicht gewesen, dass es für die EU besser sei, wenn Großbritannien in der EU bleibe. Keiner der vier Bereiche seiner Forderungen sei leicht auflösbar, sagte Cameron. Doch für Großbritannien sei es besonders wichtig, dass die EU nicht zu einem einheitlichen Währungsraum werde, dass Großbritannien nicht an einer immer engeren Union teilnehmen müsse, dass es mehr Wettbewerbsfähigkeit gebe und dass der Migrationsdruck quer durch Europa eingeschränkt werde. Der Druck durch Neuankömmlinge ist zu groß geworden. Die Forderungen Großbritanniens stoßen jedoch auch auf Kritik: Polens Regierungschefin Beata Szydlo hat die Forderungen nach einer Beschränkung von Sozialleistungen für EU-Bürger als inakzeptabel bezeichnet. Die Polen in Großbritannien trügen zur Wirtschaftsleistung ihres Gastlandes bei, sagte Szydlo laut der Nachrichtenagentur PAP bei dem EU-Gipfel in Brüssel. Wissenschaft;Dominanz führt bei den Menschenaffen zu einem veränderten Erscheinungsbild – und erhöht den Fortpflanzungserfolg beträchtlich. München – Anders als bei den meisten Säugetieren gibt es bei männlichen Orang-Utans zwei unterschiedliche Erscheinungstypen: Einige entwickeln in ihren Gesichtern Backenwülste, andere nicht. Beide morphologischen Typen zeugen Nachkommen – die Frage stellt sich damit, welchen Vorteil es bringt, solche Wülste samt Kehlsack auszubilden, die auch mit einem größeren Körper und dominantem Verhalten – kurz gesagt: einem höheren Energieaufwand – verbunden sind. Dominante Männchen haben einen höheren Kalorienverbrauch, sind aufgrund ihrer Größe in ihrer Bewegung eingeschränkt und können bei Auseinandersetzungen mit dominanten Männchen benachbarter Gruppen sogar getötet werden, sagt Graham L. Banes vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig. Warum also sollte ein Männchen Backenwülste entwickeln, wenn es auch ohne sie Nachwuchs zeugen kann? Ein Forscherteam unter der Leitung von Banes und seiner Kollegin Linda Vigilant ist dieser Frage nachgegangen. Sie fanden heraus, dass die weniger Energieaufwand betreibenden Männchen sich zwar tatsächlich ebenfalls fortpflanzen können – aber lange nicht so oft wie ihre imposanteren Artgenossen. Die Forscher untersuchten im Speziellen den Fortpflanzungserfolg von Kusasi, einem ehemaligen dominanten Männchen in Camp Leakey im Tanjung Puting Nationalpark in Indonesien. Für den Vergleich mit der Fortpflanzungsrate nicht dominanter Männchen sammelten die Forscher Kotproben und führten Vaterschaftstests durch. Acht Jahre lang folgten die Forscher den Orang-Utans des Nationalparks mehrere Monate am Stück von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang. Anschließend untersuchten die Forscher das in den Kotproben enthaltene Erbgut und identifizierten so 39 bekannte Tiere, darunter 12 Männchen. Vigilant: Anschließend verglichen wir Kusasis Fortpflanzungserfolg mit dem von Männchen ohne Backenwülste und stellten fest: zehn von 14 Orang-Utans, die in einem Zeitraum von mehr als zehn Jahren gezeugt wurden, waren Söhne und Töchter von Kusasi. Die Ergebnisse zeigen also, dass Kusasi als dominantes Männchen sehr viel mehr Nachkommen gezeugt hat als alle anderen Männchen. Dazu beigetragen haben möglicherweise seine Backenwülste, die auf weibliche Orang-Utans anziehend wirken. Wie erwartet hatten aber auch Männchen ohne Backenwülste einen gewissen Fortpflanzungserfolg. Interessant ist hier aber das Timing, sagt Banes. Andere Männchen zeugten Nachkommen in der Zeit unmittelbar vor oder gegen Ende von Kusasis Dominanzperiode, als die hierarchischen Verhältnisse im Gebiet unklar waren. Daraus folgern die Autoren, dass die Herausbildung von Backenwülsten eine bewährte evolutionäre Strategie ist: Der Fortpflanzungserfolg von dominanten Männchen mit Backenwülsten ist wesentlich höher als der von anderen Männchen. Für jene heißt es abwarten, bis sie in Zeiten unsicherer Rangverhältnisse ebenfalls zum Zuge kommen können. (red, 4. 9. 2015) Nicht-Wissenschaft;Risikokapitalgeber Hauser gründet Unternehmen für Geschäft in Österreich, Deutschland und der Schweiz. Die im Oktober 2013 gegründete Immobilien-Plattform Zoomsquare hat sich die Unterstützung des in England tätigen österreichischen Risikokapitalgebers Hermann Hauser gesichert. Kurz vor dem Abschluss seiner nächsten Finanzierungsrunde habe Zoomsquare den Einstieg von Hausers Fonds Amadeus Capital Partners vereinbart, teilte das Unternehmen mit. Für Hauser sei es das erste Investment in Österreich. Details des Deals wurden nicht bekanntgegeben, mit dem Geld will das Wiener Unternehmen die Expansion nach Deutschland Anfang 2016 finanzieren. Weitere Investoren sollen später bekanntgegeben werden. Vor dieser Finanzierungsrunde habe Zoomsquare 1,1 Millionen Euro an Investorengeldern erhalten. Gegen Sommer 2016 sei die erste große Finanzierungsrunde von Risikokapitalgebern (Series A-Finanzierungsrunde) geplant. Hauser, auch Mitglied des Rats für Forschung und Technologieentwicklung (RFT), starte mit diesem Deal sein Institute for Entrepreneurship Cambridge-Tirol (I.E.C.T) mit Standort in Innsbruck. Von hier aus will er laut Zoomsquare seine Aktivitäten in Österreich, Deutschland, der Schweiz und Oberitalien koordinieren. Die Spezialität von Zoomsquare ist es, Online-Immobilienangebote anderer Plattformen mit semantischer Textanalyse, Geocoding und Big-Data-Analyse zu durchsuchen und mit persönlichen Suchprofilen zu vergleichen. Dadurch soll die Immobiliensuche personalisierte Ergebnisse liefern. Nach Eigenangaben hat Zoomsquare 1.000 indexierten Immobilienseiten und 110.000 durchsuchbare Immobilien in Österreich und verzeichnet 200.000 Unique Visits pro Monat. Nicht-Wissenschaft;Raumbedarf im Ausmaß von 7000 Quadratmetern. St. Pölten – Die Fachhochschule St. Pölten soll weiter ausgebaut werden. Der Raumbedarf wird laut einer Aussendung auf 7000 Quadratmeter Nettogeschoßfläche geschätzt, das sei etwa die Hälfte des derzeitigen Gebäudes. Es wird eine Machbarkeitsstudie erstellt, die Erweiterung sollte bis zum Wintersemester 2018 oder 2019 realisiert werden. Seit dem Jahr 2007 stieg die Anzahl der Studierenden von 1300 auf 2400 und werde sich bis zum Studienjahr 2018/2019 auf 2900 bzw. in den Folgejahren auf über 3000 erhöhen. Neben der Lehre wurden auch die Bereiche Forschung und Wissenstransfer nachhaltig entwickelt, das Projektvolumen wurde von 437.000 Euro im Jahr 2007 auf 1,8 Mio. Euro ausgebaut. Da die Kapazität nicht mehr ausreichte, wurden als Übergangslösung neben Büroraum-Containern Räumlichkeiten im Businesszentrum St. Pölten (BIZ) und in der Herzogenburgerstraße 68 angemietet. In St. Pölten wird praxisbezogene Hochschulausbildung in den Bereichen Medien & Wirtschaft, Medien & Digitale Technologien, Informatik & Security, Bahntechnologie & Mobilität, Gesundheit und Soziales angeboten. Wissenschaft;Halbzeit für die One-Year-Mission: Die Nasa hat zu diesem Anlass eine unterhaltsame Infografik zu Scott Kellys All-Aufenthalt veröffentlicht. Mithilfe einer bislang einzigartige Mission will die Nasa dem Traum von einer künftigen Marslandung einen Schritt näher kommen. Im Zentrum des Projektes stehen die beiden US-Amerikaner Scott Kelly und sein Zwillingsbruder Mark. Während Scott ein ganzes Jahr auf der Internationalen Raumstation ISS verbringt, bleibt Mark auf der Erde. Der Vergleich der beiden Astronauten mit derselben genetischen Ausstattung soll schließlich im Detail zeigen, was ein Langzeitaufenthalt im Weltraum mit dem menschlichen Körper anstellt. Mittlerweile ist Scott Kelly zur Hälfte durch mit seiner Rekordmission. Um die Halbzeit zu feiern, hat die Nasa nun eine Infografik veröffentlicht, die unterhaltsam darlegt, was Kelly da eigentlich auf sich genommen hat – und wie welche Pracht seine Körperausscheidungen am Nachthimmel entfalten können ... aber dazu weiter unten. Zunächst zu dem, was Kelly während seines 365-Tage-Dienstes in sich hinein schüttet: Insgesamt wird Kelly rund 730 Liter wieder aufbereitetes Wasser trinken – Wasser also, das ursprünglich Urin und Schweiß von ihm selbst und seinen Kollegen von der ISS war. Er wird fast 11.000 Sonnenaufgänge und -untergänge erleben und 1.043 Kilometer auf seinem Weltraum-Laufband zurücklegen. Um dem Abbau von Muskeln und Knochen entgegen zu wirken, wird Kelly außerdem mehr als 700 Stunden körperliches Training absolvieren. Auch die Strahlendosis, die Kelly abbekommt, ist nicht zu knapp: Wollte man sich auf der Erde derselben Menge an Strahlung aussetzen, müsste man 5.250 Mal die Strecke zwischen New York und Los Angeles im Flugzeug zurücklegen. Den buchstäblich funkelnden Höhepunkt der Grafik bildet allerdings die Information, die die Nasa zu Kellys Fäkalien verrät: Über 80 Kilogramm sollen nämlich davon binnen seines Allaufenthaltes anfallen – und diese werden schließlich abgeworfen und als leuchtende Sternschnuppen in der Atmosphäre verglühen. Ganz so spektakulär, wie das zunächst klingt, ist das allerdings nicht, denn genauso wurde immer schon mit den Körperausscheidungen und dem Abfall der ISS-Besatzung verfahren. Manchmal kann eine solche Weltraum-Müllentsorgung aber auch für ordentliches Hallo sorgen: 2009 etwa führte ein besonders großes Paket laut Augenzeugen zu einem mysteriösen Leuchten am Nachthimmel über den USA. --> Nasa: One-Year Mission (red, 19.9.2015) Nicht-Wissenschaft;55-jähriger Geistlicher hatte am Samstag das Eröffnungsgebet bei einer Wahlkampfveranstaltung des republikanischen Präsidentschaftsanwärters gesprochen. Washington – Ein Pastor im US-Bundesstaat Idaho ist nach dem Sonntagsgottesdienst auf einem Pfarrparkplatz niedergeschossen worden. Ein 30-jähriger Mann eröffnete laut US-Medienberichten (Montag) vor der Altar Church-Freikirche in Coeur dAlene das Feuer auf den Geistlichen und ergriff danach die Flucht. Der 55 Jahre alte Tim Remington wurde den Angaben zufolge mit lebensbedrohlichen Schusswunden an Kopf, Schulter, Rücken und Hüfte in ein Krankenhaus gebracht. Sein Zustand sei inzwischen stabil, hieß es. Remington hatte am Samstag das Eröffnungsgebet bei einer Wahlkampfveranstaltung des evangelikal-protestantischen Präsidentschaftsanwärters der Republikaner, Ted Cruz, gesprochen. Laut Polizeiangaben gibt es jedoch keine Hinweise darauf, dass der Angriff auf den Pastor einen politischen Hintergrund haben könnte. Die Identität des Täters sei geklärt, der Gesuchte aber weiterhin flüchtig. Eine Sprecherin von Ted Cruz erklärte am Montag: Wir beten für eine vollständige Genesung Remingtons. Sein Angreifer müsse nun zur Verantwortung gezogen werden. Nicht-Wissenschaft;Landeshauptmann erwartet von Asylgipfel Zahl zu Kapazitätsgrenze. Wien/Salzburg – Der Salzburger Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) spricht sich dafür aus, anerkannten Flüchtlingen eine niedrigere Mindestsicherung auszuzahlen als Österreichern. Mit einem Beitrag wie den Besuch von Sprachkursen oder einer Integrationsvereinbarung sollen Asylberechtigte auf die gleiche Höhe kommen, schlug er in der ersten ORF-Pressestunde des neuen Jahres vor. Haslauer musste zunächst seine Aussage von der Vorwoche, wonach das Grundrecht auf Asyl ein theoretisches Gedankenspiel sei, zurechtrücken: Asyl sei ein Grundrecht, könne aber auf faktische Grenzen stoßen, verwies er etwa auf die Quartiersituation. Angesichts einer Völkerwanderung stelle sich auch die Frage, ob die derzeitigen Rechtsmittel noch ausreichen, um diesen Herausforderungen zu begegnen, gab er zu bedenken. Haslauer pochte etwa auf eine gemeinsame außenpolitische Linie in Europa und Rückführungsabkommen für abgelehnte Asylwerber mit Ländern wie Pakistan. Auch über den Begriff Obergrenze für die Aufnahme von Flüchtlingen wurde diskutiert. Wir haben ein Jahr hinter uns, das uns extrem gefordert hat, stellte Haslauer dazu fest, mit Ach und Krach habe man ausreichend Unterkünfte geschaffen. Noch einmal eine Zahl wie im Vorjahr mit 90.000 Asylwerbern werde nicht zu schaffen sein. Der Asylgipfel mit der Bundesregierung am 20. Jänner werde sich daher der Frage Aufnahmekapazität widmen, erwartet sich der Vorsitzende der Landeshauptleutekonferenz eine Zahl als gemeinsames Verhandlungsergebnis. Dort sollen auch Szenarien diskutiert werden, was passiert, wenn Deutschland weniger Flüchtlinge aufnimmt. Haslauer erklärte weiters, Sicherheit und Integration gebe es nicht zum Nulltarif: Beides kostet Geld und wir werden in beiden Bereichen mehr Geld in die Hand nehmen müssen. So sei etwa auch zu klären, ob das Bundesheer den Anforderungen entsprechen könne. Eine Zahl für die Obergrenze wollte der Landeshauptmann nicht nennen. Bezüglich jener Personen, die darüber hinaus ins Land kommen, verwies Haslauer auf Begleitmaßnahmen wie fremdenpolizeiliche Maßnahmen und Wartezonen. Diskutieren will der Salzburger ÖVP-Obmann auch die Höhe der Mindestsicherung, auf die Asylberechtigte Anspruch haben. Er schlägt vor, dass sie erst durch einen eigenen Beitrag auf die gleiche Bezugshöhe wie Österreicher kommen. Die Höhe sollte etwa an die Integrationswilligkeit, den Besuch von Sprachkursen oder Schulungen geknüpft werden. Generell forderte er eine bessere Aufteilung der Flüchtlinge, denn: Wir als Österreich können nicht das Unheil der ganzen Welt schultern. Nicht-Wissenschaft;Übergangsregierung soll vorzeitige Parlamentswahlen vorbereiten. Skopje – Das Balkanland Mazedonien erhält eine Übergangsregierung, die vorzeitige Parlamentswahlen vorbereiten soll. Er werde bis Mitte Jänner zurücktreten und damit eine neue technische Regierung ermöglichen, sagte der seit 2006 amtierende Regierungschef Nikola Gruevski am Sonntag in der Hauptstadt Skopje. Er werde damit seine Zusage vom vergangenen Sommer einhalten und Wahlen im kommenden April zulassen. Die Übergangsregierung ist Teil eines von der EU im letzten Sommer vermittelten Abkommens zwischen den tief zerstrittenen Regierungs- und Oppositionslagern. Damit soll die fast einjährige innenpolitische Krise beendet werden. Die Opposition hatte über Monate abgehörte Telefonate von Gruevski und führenden Mitarbeitern veröffentlicht, mit denen großangelegte Korruption bewiesen werden sollte. Gruevski hatte die Telefongespräche als illegale Machwerke eines nicht näher bezeichneten ausländischen Geheimdienstes bezeichnet. Wissenschaft;'Archäologen rekonstruierten das Massaker an mindestens 26 Menschen vor rund 7.000 Jahren bei Frankfurt am Main. Mainz/Frankfurt am Main – Das Massengrab wurde bereits vor neun Jahren im hessischen Ort Schöneck-Kilianstädt entdeckt. Doch die Geschichte der 7.000 Jahre alten Gebeine, die von mindestens 26 Personen stammen, konnten Archäologen um Christian Meyer (Uni Mainz) erst jetzt im Fachblatt PNAS im Detail rekonstruieren – und diese Geschichte ist schauerlich. Wie die Forscher berichten, gab es keine erkennbaren Spuren für ein rituelles oder sonstwie würdevolles Begräbnis, weshalb sie von einem gewaltsamen Tod ausgehen. An vielen Schädeln und vor allem an den Waden- und Schienbeinen haben wir Frakturen gefunden, sagt Meyer. Diese Knochenbrüche müssen mit einer enormen Wucht entstanden sein. Selbst nach Jahrtausenden ließen sich diese Gewaltakte noch nachweisen – und das, obwohl die Knochen nicht sonderlich gut erhalten sind, wie der Forscher erläuterte. Wir wissen, dass viele der Menschen mit Steingeräten erschlagen wurden und wahrscheinlich an den Schädelverletzungen gestorben sind. Die Beinknochen wirkten systematisch zertrümmert. Das Resümee der Archäologen: Mindestens 26 Menschen wurden vermutlich gefoltert, erschlagen und dann in eine Grube geworfen. Auffallend sei, dass vor allem Männer und 12 bis 13 Kinder begraben waren. Die einzigen zwei Frauen schätzen die Forscher auf über 40 Jahre. Das kann bedeuten, dass die jungen Frauen von den Angreifern entführt wurden. Welche Motive die Angreifer hatten, darüber können die Forscher nur spekulieren. Sie gehen davon aus, dass bei dem Massaker eine gesamte Siedlung ausgelöscht wurde. Das sei kein einzigartiger Vorfall für die Zeit; neu sei aber seine Brutalität. Mit der Sesshaftigkeit gab es möglicherweise auch Konflikte um Gebiete, vermutet Meyer. Aus dem baden-württembergischen Talheim und Schletz bei Asparn an der Zaya in Niederösterreich sind ebenfalls Spuren jungsteinzeitlicher Massaker bekannt. Die drei Orte beweisen, dass es bereits vor 7.000 Jahren, also am Ende der Linearbandkeramik, kollektive Gewalt in großem Stil gab, sagte Meyer. Wahrscheinlich gibt es auch Zusammenhänge mit dem letztlichen Verschwinden dieser Kultur.' Wissenschaft;Die Antwort: Nach beiden wurde diese Woche eine neuentdeckte Krebsart benannt. Berlin – Zugegeben, es wirkt manchmal etwas skurril, wenn Prominente unverhofft zum Namenspatron einer Tierart werden. Und wenn das betreffende Tier auch noch klischeehaften Zuschreibungen von schön oder edel widerspricht, dann scheint es sogar eine zweifelhafte Ehre zu sein. Aber für diejenigen Biologen, die eine solche Ehrung vergeben, ist es auch wirklich als solche gemeint. Andere Mittel stehen ihnen aufgrund ihres Forschungsgebiets eben nicht zur Verfügung. In zwei aktuellen Fällen geht es um Krebstiere: So wurde Edward Snowden nun zum Namenspatron einer Flusskrebsart. Und die Forscher um Christian Lukhaup von der Berliner Humboldt-Universität lassen keinen Zweifel daran, dass es ihnen mit ihrer Würdigung des amerikanischen Freiheitskämpfers ernst ist. Der farbenprächtige Krebs ist im zu Indonesien gehörenden Westneuguinea zuhause – und genau genommen kein völlig Unbekannter. Seit langem werden dort Flusskrebse verschiedener Arten in großer Zahl gefangen und als Aquarientiere bis nach Europa und Nordamerika exportiert. Sonderlich genau wird dabei nicht geschaut: So konnte erst Lukhaups Team einen Teil der Exportkrebse als Angehörige einer bislang noch nicht bestimmten Spezies identifizieren. Wesentlich kleiner ist das Tier, das von nun an Elton Johns Namen trägt. Leucothoe eltoni gehört zu den Flohkrebsen (Amphipoda), die im Schnitt ein paar Millimeter bis maximal zwei Zentimeter groß werden. James Thomas vom Halmos College of Natural Sciences and Oceanography stieß bei einem Tauchgang in indonesischen Gewässern auf das winzige Tier. Weil Thomas einerseits bei Laborarbeiten gerne Elton John hört und sich zudem durch den Körperfortsatz des Tiers an die Schuhe erinnert fühlte, die Elton John in der Verfilmung von Tommy trug, stand die Namenswahl bald fest. In diesem Fall ist es allerdings tatsächlich eine leicht zweifelhafte Ehrung: Leucothoe eltoni lebt im Körperinneren wirbelloser Tiere wie Schwämme oder Manteltiere und es ist unklar, ob er eher ein Symbiont oder ein Parasit ist. Zudem haben in der Zwischenzeit Biologen aus Honolulu gemeldet, dass die von Thomas identifizierte Art in hawaiianischen Gewässern aufgetaucht ist – vermutlich ist sie dort als blinder Passagier von Wirtstieren angekommen. Elton Johns tierisches Patenkind ist also auch noch ein Bioinvasor. (red, 30. 8. 2015) Wissenschaft;20 Jahre nach der Havarie des Forschungsschiffs lebt die Hoffnung auf ein Dasein als "Botschafter des Ozeans". Brest – Das legendäre Schiff Calypso des französischen Meeresforschers Jacques-Yves Cousteau soll wieder seetüchtig gemacht werden. Wir schätzen, dass es zwölf bis 18 Monate dauern wird, bis die Calypso wieder fahren kann, erklärte der Verein LEquipe Cousteau am 20. Jahrestag der Havarie der Calypso. Unser Ziel ist es, das Schiff komplett zu reparieren, damit es wieder zum Botschafter des Ozeans wird, wie es sein Kommandant wollte. Der 1997 verstorbene Cousteau hatte die Calypso Anfang der 1950er-Jahre gekauft. Vier Jahrzehnte lang unternahm er mit dem 42 Meter langen Schiff Fahrten über die Weltmeere und begeisterte mit seinen Filmen und Büchern über die Meereswelt ein Millionenpublikum. 1996 wurde die Calypso im Hafen von Singapur gerammt und dabei schwer beschädigt. Sie wurde behelfsmäßig wieder flottgemacht und nach Frankreich geschleppt. Seit 2007 befindet sie sich in der bretonischen Stadt Concarneau. Die Reparatur wurde 2009 wegen eines heftigen Streits zwischen dem Verein LÉquipe Cousteau, dem das Schiff gehört, und der Werft Piriou über Umfang und Kosten der Arbeiten unterbrochen. Die Auseinandersetzung wurde auch vor Gericht ausgetragen. Die Calypso soll nun binnen drei Monaten vermutlich mit einem Transportschiff aus dem Hafen von Concarneau gebracht und für die Reparatur in eine andere Werft gefahren werden. Die Equipe Cousteau erklärte, sie habe großzügige und sehr motivierte internationale Förderer für das Projekt gefunden. Wissenschaft;Der Steirer Günther Golob bereitet sich auf das Auswahlverfahren im Herbst vor und zeigt sich, anders als Experten, von der Ernsthaftigkeit des Projekts überzeugt. Graz – Die private niederländische Stiftung Mars One will nach eigenen Angaben in etwa zehn Jahren Menschen auf den Mars schicken. Der Steirer Günther Golob ist seit rund einem Jahr als einziger Österreicher unter den letzten 100 Kandidaten im Rennen um die Teilnahme an dem Vorhaben. Im September soll das Auswahlverfahren weitergehen. Unter Experten ist das Projekt umstritten, etliche Raumfahrtexperten halten es für einen reinen PR-Gag: Mars One, eine Stiftung des niederländischen Unternehmers Bas Lansdorp, verfüge weder über die nötige Erfahrung nochnötige Technik. Der in Graz lebende 40-jährige Golob, Vater dreier Kinder, ist von der Ernsthaftigkeit des Vorhabens dennoch überzeugt – und begeistert von der Vorstellung, selbst daran beteiligt zu sein: Es ist ein Kindheitstraum, auch ich habe als Bub davon geträumt, Astronaut zu werden. Jetzt könnte es bei mir Realität werden. Das werde sich allerdings frühestens in sechs Monaten entscheiden: Im September wird es ernst, so Golob. Dann sollen in dem Auswahlprozess aus den Top-100 jene 24 Kandidaten ausgewählt werden, die jeweils in Viererteams in Zweijahresabständen ab 2027 auf den Mars expediert werden sollen, um den Roten Planeten zu besiedeln. Golob wäre dann knapp 50 Jahre alt. Angst mache ihm dieses Abenteuer im fortgeschrittenen Alter nicht: Ich kann dann sicher noch 30 Jahre dort oben arbeiten und leben. Eigentlich hätte das Auswahlverfahren noch vor Jahresende 2015 fortgesetzt werden sollen, dann wurden die letzten Tests jedoch auf Herbst 2016 vertagt: Es ist verschoben worden. Man darf die Sache nicht zu überstürzt angehen, so Golob. Der Unternehmer, der zuletzt ein Kulturmagazin produziert hat, will die zusätzlichen Monate sinnvoll zur Vorbereitung für das Auswahlverfahren nutzen. Im April geht es in die chilenische Atacama-Wüste. Dort will Golob seinen Körper auf 5.000 Höhenmeter akklimatisieren und sich mental stärken. Begleitet wird er von einem Dokumentar-Regisseur. Ich würde mir auch noch gerne weitere Skills aneignen wie zum Beispiel einen Tauch- und Kletterkurs. Die sprachliche Gewandtheit sollte ebenfalls trainiert werden, denn Kommunikation ist schließlich alles. Aus diesem Grund habe er sich erst jüngst auch für ein mehrmonatiges Sozial-Projekt im Ausland beworben. Die letzte Auswahlrunde besteht nach Angaben von Mars One aus drei Teilen: Zuerst wird es eine gruppendynamische Challenge geben, wir haben Aufgaben in Teamarbeit unter Beobachtung von Psychologen zu bestehen. Es wird um Problemlösung und Organisationsfähigkeit gehen, erklärt Golob. Anschließend sollen die Kandidaten mehrere Tage in isolierten Gruppen auf ihr Lern- und Teamverhalten getestet werden. Anhand der sogenannten Mars Settler Suitability Interviews (MSSI) sollen in der dritten Woche die 24 am besten geeigneten Kandidatinnen und Kandidaten für die Reise zum Mars gefunden werden. Und das alles natürlich keineswegs fernab der Öffentlichkeit – die Show muss schließlich weiter gehen. Nicht-Wissenschaft;US-Amerikanerin wurde an der Hüfte operiert – Ziel ist Olympia 2018 in Südkorea. Vail/Park City (Utah) – US-Skirennfahrerin Julia Mancuso fällt die gesamte Saison aus. Die 31-jährige Riesentorlauf-Olympiasiegerin von Turin 2006 wurde am Mittwoch in Vail an der Hüfte operiert, die Reha soll konservativ erfolgen. Hätte ich mit Gewalt weiter gemacht, wäre das ein Rückschlag für mein wirkliches Ziel Pyeongchang, so Mancuso, die Olympia 2018 ins Visier nimmt. Ende März 2016 will sie wieder auf Skiern stehen. Wissenschaft;Mehr Sterninseln als gedacht verfügen über ausgedehnte Halos aus kosmischer Strahlung und Magnetfeldern. Spiralgalaxien reichen bedeuten weiter in den intergalaktischen Raum hinaus, als man im sichtbaren Licht erkennen kann. Radioteleskopische Beobachtungen haben beispielsweise in der Vergangenheit gezeigt, dass kosmische Strahlung und Magnetfelder um einzelne Galaxien ausgedehnte Hüllen bilden. Internationale Astronomen haben nun im Rahmen des Forschungsprojektes CHANG-ES entdeckt, dass derartige Halos rund um Galaxienscheiben wesentlich häufiger vorkommen als ursprünglich gedacht. Das Astronomenteam hat Radiobeobachtungen mit dem Karl G. Jansky Very Large Array (VLA) in der Wüste von New Mexiko von 35 dieser Spiralgalaxien in Entfernungen bis zu 137 Millionen Lichtjahren durchgeführt. Zuvor war das Teleskop mit modernster digitale Empfängertechnik für mehr als 100 Millionen Dollar ausgerüstet worden. Wir wussten schon vorher von der Existenz von einigen dieser Halos, aber mit der vollen Leistungsstärke des VLA nach dem Upgrade, und mit der Anwendung neuartiger Bildverarbeitungstechniken können wir jetzt nachweisen, dass diese Halos bei Spiralgalaxien wesentlich häufiger zu finden sind als bis jetzt angenommen, sagt Judith Irwin von der Queens-Universität in Kingston/Kanada, die Leiterin des CHANG-ES-Projekts. Bei Spiralgalaxien wie unserer Milchstraße findet man den überwiegenden Anteil von Sternen sowie Gas und Staub in einer flachen rotierenden Scheibe mit Spiralarmen. Der größte Teil des sichtbaren Lichts wie auch der Radiowellen kommt aus dieser Scheibe. Erkenntnisse über den Bereich weit oberhalb und unterhalb der Scheibe waren bisher wegen nicht ausreichender Empfindlichkeit der Teleskope nur schwierig zu erhalten. Die Untersuchung der Halos von Galaxien mit Radioteleskopen gibt uns wertvolle Informationen über einen weiten Bereich unterschiedlicher Phänomene wie zum Beispiel die Sternentstehungsrate in der Galaxienscheibe, Winde von explodierenden Sternen sowie Ursprung und Eigenschaften der Magnetfelder von Galaxien, sagt Theresa Wiegert, ebenfalls von der Queens-Universität, die Erstautorin der Veröffentlichung im Astronomical Journal. Um abzuschätzen, welche Ausdehnung ein typischer Halo in einer Galaxie zeigt, haben die Forscher die Radiobilder von 30 Galaxien auf den gleichen Maßstab gebracht. Jayanne English von der University of Manitoba in Canada hat aus diesen Daten ein gemitteltes Galaxienbild erzeugt. Das Resultat, so Irwin, ist ein spektakuläres Bild, auf dem man sieht, dass kosmische Strahlung und Magnetfelder nicht nur die Galaxienscheibe durchdringen, sondern auch bis weit oberhalb und unterhalb der Scheibe hinausragen.Wir haben Radiohalos von individuellen Galaxien bereits seit einiger Zeit untersucht, erklärt Ralf-Jürgen Dettmar von der Ruhr-Universität in Bochum. Die CHANG-ES Stichprobe von Galaxien gibt uns jetzt einen statistischen Zugang zur Wechselwirkung zwischen Halos und Galaxienscheiben. Wissenschaft;Vetmed-Forscher weisen erstmals Stechmückenhybrid nach, der Blut von Vögeln und Menschen saugt. Wien – Äußerlich unterscheidet sie sich nicht von ihren Artgenossen, den Gemeinen Stechmücken. Und doch könnte die Kreuzung zweier nordeuropäischer Hausgelsenformen, die Wiener Wissenschafter erstmals in Österreich nachgewiesen haben, dem Menschen gefährlicher werden als die gewöhnlichen lästigen Sauger. Der Hybrid saugt nämlich im Gegensatz zu den beiden Formen, aus denen er entstanden ist, Blut sowohl von Vögeln als auch von Menschen. Damit könnte er auch Krankheitserreger vom Vogel auf den Menschen übertragen, berichten die Forscher von der Veterinärmedizinischen Universität Wien im Fachjournal Parasites & Vectors. Insgesamt 1500 Hausgelsen fing ein Team vom Institut für Parasitologie der Vetmed im Osten Österreichs ein. Mehr als 90 Prozent davon waren Individuen der nordeuropäischen Gemeinen Stechmücke (Culex pipiens). Diese Art kommt in verschiedenen Ökoformen vor, die sich äußerlich nicht voneinander unterscheiden, im Verhalten aber sehr wohl. Zwei dieser Ökoformen sind in Ostösterreich heimisch. Carina Zittra und ihr Team haben nun auch eine Mischform der beiden entdeckt. Identifizieren lassen sich die verschiedenen Formen und ihr Hybrid nur über das Erbgut. Die häufigste in der Studie identifizierte Ökoform war Culex pipiens f. pipiens. Sie ernährt sich vorwiegend von Vogelblut, pflanzt sich in einem Hochzeitsschwarm fort, braucht vor der ersten Eiablage eine Blutmahlzeit als Proteinzufuhr und überwintert ruhend unter anderem in Kellern. Die zweite Ökoform, Culex pipiens f. molestus, bevorzugt hingegen das Blut von Säugetieren und Menschen. Sie pflanzt sich in Einzelpaarungen fort, braucht kein Blut für die Eiablage und kann in Wohnungen auch im Winter zustechen. Die Mischform, die wir nachweisen konnten, ist eine natürliche Kreuzung dieser beiden Hausmückenformen, sagt Zittra. Welche dieser unterschiedlichen Lebensweisen der Hybrid zeigt, bedürfe noch weiterer Studien. Die Forscher erwarten allerdings keine so eindeutige Blutpräferenz wie bei den beiden herkömmlichen Hausgelsenformen. Damit könnten die Hybride als sogenannte Brückenvektoren fungieren und Krankheitserreger wie das West-Nil-Virus von Vögeln auf Menschen übertragen. Diese Erreger werden unter anderem durch Zugvögel nach Österreich gebracht. Die Häufigkeit der Hybride sei allerdings aktuell sehr gering, von den 1500 gesammelten Exemplaren waren rund fünf Prozent Kreuzungen. Man darf das mögliche Vorkommen von Hybridformen bei zukünftigen Screenings jedoch nicht außer Acht lassen, vor allem weil sich die Hybride vermutlich fortpflanzen können, sagt Zittra. Alle Formen der Hausgelse brauchen zur Eiablage eine stehende Wasserstelle, wie zum Beispiel Blumen- oder Regenwasser, das sich etwa im Garten gesammelt hat. Die Forscher empfehlen daher, regelmäßig diese Reservoirs auszuleeren oder zu vermeiden, um den Gelsen keine Brutmöglichkeit zu geben. Von UV-Lampen auf der Terrasse halten die Wissenschafter nichts: Die Gemeine Stechmücke sucht sich ihre Opfer durch den Kohlendioxidausstoß beim Atmen, Körperwärme und den Schweiß. Lichtquellen locken sie nicht an, sie stechen uns ja auch nachts. Deswegen nützen auch UV-Lampen wenig, außer dass sie andere, nützliche Insekten anziehen, so Zittra. Nicht-Wissenschaft;Kleine Mengen der Droge sollen die Leistungsfähigkeit steigern. Sie löst Adderall als populärste Droge in der Techszene ab. Der Konsum von LSD soll im Silicon Valley boomen. Viele, die in der Techbranche tätig sind, setzen auf Mikrodosierungen der Droge. Sie nehmen rund zehn Mikrogramm, ein Zehntel der typischen Menge. Dadurch spüren sie ein bisschen mehr Energie, mehr Klarheit, aber keinen Rausch, erklärt der Drogenexperte Rick Doblin gegenüber Rolling Stone. Die Mikrodosierung ist nicht nur bei LSD angesagt. Auch bei Pilzen, deren Konsum normalerweise Halluzinationen auslöst, sollen sehr kleine Mengen einen positiven Effekt haben. Bislang galt im Silicon Valley vor allem Adderall als wichtigste Droge, eine Mischung aus Amphetaminen und Psychodelika, die als recht gefährlich gilt. Die Popularität von Drogen hat im Silicon Valley eine lange Tradition. Einerseits wird die Gegend um San Francisco nach wie vor vom Geist der Hippie-Bewegung beeinflusst, andererseits gibt es transhumanistische Bewegungen, die ein Upgrade für den Körper auch durch Substanzen propagieren. Legendär sind etwa Anekdoten über LSD-Trips des mittlerweile verstorbenen Apple-Mitgründers Steve Jobs. Der regelmäßige Drogenkonsum ist auch bei kleinen Mengen keine ungefährliche Sache. Wie der Telegraph berichtet, entwickeln manche Nutzer trotz Mikrodosierung Panikzustände und körperliches Unwohlsein. Erst vor wenigen Monaten kam der Sohn von Musiker Nick Cave zu Tode, als er während eines LSD-Trips von einer Klippe fiel. Besorgniserregend ist auch, dass LSD in der im Silicon Valley populären Form als tägliche Unterstützung für das Erlangen einer bestimmten Arbeitsleistung eingesetzt wird. Dadurch könnte es zu einer psychischen Abhängigkeit kommen. Nicht-Wissenschaft;'Nationalratspräsidentin bedauert, dass Reformvorschlag keine Mehrheit findet. Wien – Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) hat am Freitag bedauert, dass der Reformvorschlag des Verfassungsrechtlers Theo Öhlinger zum Thema Klubwechsel keine ausreichende Unterstützung im Geschäftsordnungskomitee des Parlaments gefunden hat. Ich halte Öhlingers Vorschlag nach wie vor für diskussionswürdig, meinte sie in einer Aussendung. Eine Reform der Regelung bei Klubwechseln wird uns mit Sicherheit in Zukunft weiterhin begleiten, so Bures. Öhlinger hat sanfte Reformwege aufgezeigt, die keinesfalls gegen die Freiheit des Mandats gerichtet sind. Die Schieflage zwischen dem freien Mandat und dem Wählerwillen bleibt nun aber bestehen. In der Bevölkerung kommt dabei das Gefühl auf, dass die Entscheidung der Wählerinnen und Wähler nicht respektiert wird. Öhlinger hatte unter anderem vorgeschlagen, die Förderung der Nationalratsklubs zu Beginn der Legislaturperiode nach oben hin zu deckeln. Ein Klub sollte also zu einem späteren Zeitpunkt nicht mehr Klubförderung beziehen können, als es seiner Größe am Wahltag entspricht. Bei einer Verkleinerung durch Verlust eines Abgeordneten sollte ein Klub allerdings weniger Förderung erhalten. Die Deckelung der Klubförderung nach oben würde finanzielle Beweggründe für Klubwechsel ausschließen und die Glaubwürdigkeit der Politik stärken, so Bures. In den vergangenen Monaten haben sieben Abgeordnete des Nationalrates den Klub jener Partei, für die sie bei der letzten Wahl kandidiert haben, verlassen. Sie sind entweder einem anderen Parlamentsklub beigetreten (Rouven Ertlschweiger, Marcus Franz, Kathrin Nachbaur und Georg Vetter vom Team Stronach zur ÖVP) oder aber wurden sogenannte wilde Abgeordnete ohne Klubzugehörigkeit (Jessi Lintl vom Team Stronach; Gerhard Schmid und Ruppert Doppler von der FPÖ).' Nicht-Wissenschaft;Neue Version reicht fehlende Drag-and-Drop-Funktionalität im Vergleich zu X.org nach. Schon vor geraumer Zeit wurde Wayland als Nachfolger des klassischen X-Servers auserkoren. Das mittlerweile mehrere Jahrzehnte alte X.org-Projekt sei einfach nicht mehr für die Herausforderungen moderner Systeme gerüstet – und zwar weder in Hinblick auf die Performance noch auf die Sicherheit, so die dahinter stehende Überlegung. Bis heute lässt dieser Wechsel auf sich warten, nun machen die Entwickler aber zumindest einen weiteren wichtigen Schritt in diese Richtung. Mit Wayland 1.10 gibt es nun eine neue Version der Software, die ein zentrales Puzzlestück nachreicht: Den Drag-and-Drop-Support. Im Vergleich zu X.org soll hier das Zielobjekt mehr Kontrolle darüber haben, welche Aktion schlussendlich ausgeführt wird, führt Samsung-Entwickler Bryce Harrington in einem Blogeintrag aus. Samsung nutzt Wayland für sein Linux-basiertes Betriebssystem Tizen. Neben Fehlerkorrekturen bringt die neue Version auch diverse Sicherheitsverbesserungen, darunter welche im Zusammenspiel mit SELinux. Unterdessen bleibt unklar, wann die erste große Distribution den Sprung auf Wayland wagt. Fedora hat für diesen Schritt eine Art TODO-Liste angelegt, auf der aktuell allerdings noch einige offene Punkte zu finden sind. Insofern ist es derzeit alles andere als sicher, dass das kommende Fedora 24 von Haus aus einen Wayland-basierten Desktop verwenden wird. Optional steht ohnehin bereits in aktuellen Fedora-Versionen eine Wayland-Session zur Verfügung. Wissenschaft;Forscher bestimmten Alter von Tektiten aus verschiedenen Erdteilen und entdeckten Überraschendes. Heidelberg – Vor rund 790.000 Jahren sind auf der Erde offenbar gleich mehrere Asteroiden oder Kometen eingeschlagen – mit globalen Folgen. Das berichten Geowissenschafter der Universität Heidelberg im Fachblatt Geochimica et Cosmochimica Acta nach Sedimentanalysen rund um den Globus. Durch die Einschläge wurden demnach Staub und Gase in hohe Atmosphäre-Schichten geschleudert, wodurch die globale Sonneneinstrahlung zurückging und sich die Erde abkühlte. Den kosmischen Einschlägen auf die Spur kamen die Wissenschafter durch die Untersuchung sogenannter Tektite oder Gesteinsgläsern aus verschiedenen Erdteilen. Diese Gesteinsgläser entstanden bei Einschlägen, bei denen irdisches Material geschmolzen und teilweise tausende Kilometer weit fortgeschleudert wurde. Analysen zeigten, dass die Proben aus Asien, Australien, Kanada und Zentralamerika ein fast identisches Alter aufweisen, sich aber chemisch zum Teil deutlich unterscheiden. Dies deutet auf separate Einschläge hin, die aber etwa zur gleichen Zeit stattgefunden haben müssen. Datierungen zufolge muss es also vor rund 790.000 Jahren mehrere kosmische Einschläge gegeben haben. Zusätzlich zu den Ereignissen im asiatisch-australischen und im zentralamerikanischen Raum entstand durch einen kleineren Einschlag etwa zeitgleich der Darwin-Krater in Tasmanien. Die Verteilung der Tektite und die Größe des Streufeldes deuten darauf hin, dass der einschlagende Körper mindestens einen Kilometer groß war und bei seinem Einschlag innerhalb von Sekunden die ungeheure Energiemenge von etwa einer Million Megatonnen TNT freisetzte, sagt Winfried Schwarz, Erstautor der Studie. Die Einschläge hatten den Forschern zufolge gravierende Auswirkungen: Lokal gab es demnach Feuer und Erdbeben im Umkreis hunderter Kilometer um die Einschlagsorte, bei einem Einschlag in den Ozean außerdem hunderte Meter hohe Tsunamis. Auf globaler Ebene wurden Staub und Gase in hohe Schichten der Atmosphäre ausgeworfen, was zu einer Beeinträchtigung der Sonneneinstrahlung und entsprechenden Abkühlungseffekten führte. Zudem wurde die Biomasseproduktion beeinträchtigt. Allerdings zogen die Einschläge kein Massenaussterben nach sich – im Gegensatz zu dem Asteroideneinschlag von rund 65 Millionen Jahren, der maßgeblich zum Aussterben der Dinosaurier beitrug. Wissenschaft;'Direktorin des Ägyptischen Museums in Berlin: "Ich weiß gar nicht, wo man bei den vielen ''hättes'' und ''wäres'' anfangen soll". Kairo/Berlin – Die Direktorin des Ägyptischen Museums in Berlin, Friederike Seyfried, hat die Euphorie um eine mögliche Entdeckung des Grabes der Pharaonengattin Nofretete in Ägypten gebremst. Die Theorie des britischen Archäologen Nicholas Reeves, die weltweit für Schlagzeilen gesorgt hat, sei zwar hochspannend, aber in Teilen noch spekulativ: Ich weiß gar nicht, wo man bei den vielen hättes und wäres anfangen soll. Reeves hatte mit einem Aufsatz über Linienstrukturen in zwei Wänden der 1922 entdeckten Grabkammer von Tutanchamun (um 1330 vor unserer Zeitrechnung) für Aufsehen gesorgt. Er glaubte in ihnen vermauerte Durchgänge zu erkennen. Dass es gerade das Grab von Nofretete sei, das sich hinter der Kammer verbergen soll, erklärt Reeves unter anderem mit der Verbindung zwischen ihr und Tutanchamun. Nofretete war dessen Stiefmutter und – in Reeves Theorie – gleichzeitig seine Vorgängerin als Pharaonin. Hohlräume hinter diesen Wänden hielten viele ihrer Kollegen und auch sie selbst für durchaus plausibel, sagte Seyfried. Doch nun müssten kürzlich gemachte Radarbilder erst einmal ausgewertet werden, um belastbare Informationen zu bekommen. Selbst wenn sich hinter der Wand der Grabkammer Tutanchamuns aber nur eine kleinere Kammer ohne Sarkophag verberge, wäre dies schon wirklich toll: Jede Entdeckung, die uns bei Tutanchamun weiterbringt, ist für uns als Wissenschafter von großer Bedeutung.' Wissenschaft;US-Forscher glauben auf ein allgemeingültiges "Nicht-Gesicht" gestoßen zu sein, das Verneinung und Ablehnung begleitet. Columbus – Stirnrunzeln, zusammengepresste Lippen und ein hochgezogenes Kinn: Das sind laut einer Studie im Fachjournal Cognition die untrüglichen Zeichen dafür, dass unser Gegenüber etwas Negatives sagt. Und zwar, egal ob er oder sie Englisch, Spanisch, Mandarin oder Gebärdensprache spricht, wie die Ohio State University mitteilte. Die Universität spricht vom Not Face, dem Nicht-Gesicht. Um nach Gesichtsausdrücken mit universeller Bedeutung zu suchen, setzten die Forschenden um Aleix Martinez von der Ohio State University 158 Studierende vor eine Kamera und ließen sie Gespräche in ihrer Muttersprache mit jemandem hinter der Kamera führen. Die Gespräche fanden auf Englisch, Spanisch, Mandarin oder in amerikanischer Gebärdensprache statt. Die Wissenschafter suchten nach Gesichtsausdrücken, die als grammatikalische Marker fungieren, also die Bedeutung eines Satzes bestimmen. Ein solcher Marker ist zum Beispiel das Wort nicht im Satz Ich gehe nicht zur Party, denn diese Negation ändert die Bedeutung des Satzes komplett. Um die gewünschten Reaktionen auszulösen, befragten die Wissenschafter die Studierenden zu ihrer Meinung beispielsweise zu Aussagen wie Eine Studie hat gezeigt, dass Studiengebühren um 30 Prozent erhöht werden sollten. Die Probanden, die von einer solchen Maßnahme unmittelbar betroffen wären, drückten daraufhin erwartungsgemäß ihre Ablehnung aus. Die Forscher durchforsteten die Aufnahmen anschließend mittels eines Algorithmus Bild für Bild, um Muskelbewegungen zu identifizieren, die bei allen Probanden gleichermaßen mit Verneinung beziehungsweise Ablehnung einhergingen. Das Resultat war eine Mimik, die sie das Nicht-Gesicht tauften. Dabei stellten sie auch fest, dass sich die Gesichtsmuskeln in der gleichen Frequenz zum Nicht-Gesicht verziehen, in der wir auch sprechen. Wir nutzen den Gesichtsausdruck also instinktiv als Begleitung oder auch Teil der Sprache. Erstaunlicherweise nutzten einige der Probanden, die mit Gebärden sprachen, den Gesichtsausdruck als Ersatz für die Nicht-Geste oder ein Kopfschütteln. Damit dokumentierten die Wissenschafter erstmals eine dritte Vokabel für nicht in der amerikanischen Gebärdensprache, so die Mitteilung. Die Wissenschafter konzentrierten sich bei ihrer Suche nach universeller Mimik auf negative Gefühle, weil sie sich dabei die höchsten Erfolgschancen versprachen. Charles Darwin glaubte, dass die Fähigkeit Gefahr oder Aggression zu kommunizieren essenziell für das menschliche Überleben war – lange bevor unsere Vorfahren die Fähigkeit zu sprechen erlangten, so Martinez. Nicht-Wissenschaft;Nach CSI, CTU, NCIS, GSI, SVU kommt jetzt TAU, die Spezialeinheit für Verfolgte: Maggie Q und Kollege Dylan MacDermott haben gut zu tun. Der Sicherheitsgedanke ist dem fiktionalen Fernsehen in fast paranoider Weise verhaftet. Wie viele Spezialeinheiten es gibt, die sich um die Absicherung oder Wiederherstellung von Leib und Leben von Menschen kümmern, lässt sich kaum beziffern. Männer und Frauen von CSI, CTU, NCIS, GSI, SVU und etliche mehr setzen sich dafür ein. Man könnte es inflationär nennen. Mehr als sechs Millionen Menschen werden in den USA jedes Jahr von Stalkern belästigt, erfahren wir am Beginn der neuen Serie Stalker (ab Montag, 21.50 Uhr, ORF 2). Betroffen ist jede sechste Frau, jeder neunte Mann. Häufigste Ursache ist enttäuschte Liebe, verletzter Stolz. Soziale Medien gelten als Ursache Nummer eins, dass sich Stalkingfälle in den vergangenen Jahren häufen. Die Menschen geben zu viel von sich preis, sagt Detective Beth Davis (Maggie Q): Jeder kann zum Stalker werden. Was tun? Richtig, eine Spezialeinheit muss her. In Stalker (ab Montag, 21.50 Uhr, ORF 2) ist es die TAU, Sondereinheit des Los Angeles Police Department zum Aufspüren von Menschen, die in unnatürlicher Weise die Nähe zu einem anderen suchen. Beth und ihr schöner, geheimnisvoller Kollege Jack Larsen (Dylan MacDermott) haben jede Menge zu tun. Ein Stalker muss gefasst, der andere ausgeschaltet werden, bevor Schlimmeres passiert, und einen Cliffhanger für die nächste Folge braucht es auch. Die Beteiligten sind je nach Bedarf einfühlsam, entschlossen, sensibel, hart im Nehmen, superprofessionell: Wir sind auf Nummer sicher! Wer in Folge eins der Täter ist, weiß man beim ersten Auftritt, und so ist am Ende gewiss, dass ein Arbeitskreis nur eines bezweckt: den nächsten. Nicht-Wissenschaft;'In Österreich noch keine Netzsperren für populärste Seite, die unter den100 meistbesuchten Seiten weltweit ist. Sie gehören zu den beliebtesten Seiten im Netz – und sind der Erzfeind Hollywoods: Sogenannte Torrent-Webseiten generierten auch 2015 enorme Mengen an Aufrufen. Nutzer können dort Torrent-Dateien zu gewünschten Inhalten herunterladen. Dabei handelt es sich nicht um den Film, die Software oder das Musikalbum an sich. Vielmehr können mit der Torrent-Datei die begehrten Inhalte in Tauschbörsen gefunden und dort heruntergeladen werden. Webseiten wie KickassTorrents oder Pirate Bay stellen also keine Inhalte selbst zur Verfügung, sind aber quasi die Speisekarten der Tauschbörsen. Die beliebteste Website in diesem Bereich war heuer erneut Kickasstorrents (Kat) , dass sogar in den 100 meistbesuchten Seiten insgesamt auftaucht. Wie sehr Rechteinhaber – vor allem in Hollywood- der Seite den Garaus machen wollen, zeigte sich an den Turbulenzen, die US-Behörden der Seite im vergangenen Jahr verursacht hatten. Lange Zeit hatte Kat auf einer somalischen Domain (.so) operiert, doch die USA zwangen die somalischen Behörden, eine Sperre einzuleiten. Das führte allerdings nur dazu, dass Kat (virtuell) in ein anderes Land ausgewichen ist. Jetzt stammt die Domain aus Costa Rica. Kurioserweise ist kat.cr in Österreich nicht von Netzsperren betroffen, mit denen die Verbreitung urheberrechtsverletzender Inhalte verhindert werden soll. Anders ist das bei der Pirate Bay, die jahrelang als wichtigster Hafen in Punkto Filesharing galt. Nach Hausdurchsuchungen und Beschlagnahmungen in Schweden war die Website Anfang des Jahres offline, bevor sie nach einem spektakulären Countdown ein Comeback feierte. Seitdem gibt es allerdings Zweifel über die Sicherheit der heruntergeladenen Torrents. Zahlreiche Nachahmer versuchten sich im Umkreis der Seite zu platzieren; die Gründer der Pirate Bay distanzierten sich (erneut) von den jetzigen Betreibern. Einen Platz am Stockerl der populärsten Torrent-Seiten ergatterte laut Torrentfreak auch Extratorrent, dessen Community als eine der aktivsten gilt. Die Chancen stehen gut, dass die Seite im kommenden Jahr die Konkurrenz vom Thron stürzt. Extratorrent ist beispielsweise Heimat der ETTV und ETRG-Piratengruppen, deren Kürzel oft in Dateinamen auftauchen. Ähnlich bekannt dürfte EZTV sein, dessen Heimat (Eztv.ag) allerdings von anderen Gruppierungen übernommen wurde. Daher ist die Seite im Ranking der beliebtesten Torrent-Seiten auch nur auf Platz sieben zu finden. Insgesamt zeigen die Platzierungen der Torrent-Seiten im Abgleich zum Rest des Netzes, dass Filesharing weiterhin eine der beliebtesten Aktivitäten bleibt. In Österreich ist der Download von urheberrechtlich geschütztem Material seit vergangenem Oktober verboten. Allerdings dürfen Provider die IP-Adresse ihrer Nutzer nicht weitergeben, weshalb de facto keine Prozesse drohen. Rechteinhaber beklagen, dass illegale Downloads, die vor allem durch Torrents passieren, zu verlorenen Einnahmen führen und daher die Produktion neuer Filme erschweren.' Nicht-Wissenschaft;Russe will Schadenersatz, weil Bethesda nicht ausreichend vor dem Suchtpotenzial gewarnt habe. Kann ein Spiel zu viel Spaß machen? Ja, meint nun ein russischer Gamer und klagt kurzerhand Spielehersteller Bethesda. Der Grund: Nach drei Wochen Fallout 4 stehe er vor den Trümmern seines Lebens. Das Spiel habe eine derartige Suchtwirkung auf ihn entfaltet, dass er alles um ihn herum vergessen habe. In Konsequenz habe er nicht nur seinen Job verloren, auch seine Ehefrau habe ihn mittlerweile verlassen. Über gesundheitliche Probleme klagt der 28-jährige gegenüber rt.com ebenfalls, immerhin sei er in den drei Wochen kaum zum Essen und Schlafen gekommen. Der Gamer verlangt in seiner Klage nun einen Schadenersatz in Höhe von umgerechnet 6.500 Euro von Bethesda. Das Unternehmen informiere nicht ausreichend über das Suchtpotenzial, das Fallout 4 entfalten könne. So absurd der Fall auch klingen mag, dass die Klage abgewiesen wird, ist damit noch keinesfalls gesichert. Bisher wurde vor russischen Gerichten noch kein ähnliche Fall verhandelt. Und bei einer ähnlichen Klage eines US-Spielers gegen NCsoft wurde diesem zwar kein Schadenersatz zuerkannt, der Spielehersteller musste aber die Anwaltskosten übernehmen. Nicht-Wissenschaft;Erste Aufgabe seit sechs Jahren, Spanier lag gegen den Bosnier Damir Dzumhur im dritten Satz zurück. Miami – Pech für Tennis-Star Rafael Nadal: Der an Position fünf gesetzte Spanier musste beim Masters-Turnier in Miami sein Zweitrundenduell gegen Damir Dzumhur (Bosnien) beim Stand von 6:2, 4:6, 0:3 wegen Kreislaufproblemen aufgeben. Alles war gut bis zum Ende des ersten Satzes. Dann war mir plötzlich schwindlig, ich habe mich schwach und matt gefühlt. Und es wurde schlimmer und schlimmer, berichtete der neunmalige French-Open-Gewinner. Bei schwülwarmen Bedingungen im Sunshine State Florida hatte Nadal zuvor zweimal das medizinische Personal auf den Court gerufen und sich den Blutdruck messen lassen. Ich wollte das Match unbedingt zu Ende bringen, denn ich bin derzeit in guter Form, meinte Nadal: Aber ich konnte nicht weiterspielen, weil ich wirklich besorgt um meine Gesundheit war. Auch der Weltranglisten-94. Dzumhur gab nach der Partie zu, wegen der großen Hitze und aufkommender Beschwerden an eine Aufgabe gedacht zu haben. Der 29-jährige Nadal muss nach vier Finalteilnahmen damit weiter auf seinen ersten Titel in Miami warten. Ausgeschieden ist auch die Nummer vier des Masters-1000-Turniers, Stan Wawrinka. der Schweizer unterlag dem Russen Andrej Kusnezow 4:6,3:6. Wissenschaft;Preis als "Knowledge City" ging an die österreichische Bundeshauptstadt. Wien ist heuer im Mercer-Ranking zum sechsten Mal in Folge die Stadt mit der größten Lebensqualität geworden – nun ist die Bundeshauptstadt auch top als Wissensstadt. Zumindest gewann sie den internationalen Most Admired Knowledge Cities Award 2015 in der Kategorie Knowledge City-Region. Der Preis wird seit 2007 vom Think Tank World Capital Institute mit Sitz in Moterrey/Mexiko vergeben. In der Endrunde des Preises fanden sich Kopenhagen oder Brisbane. In den vergangenen Jahren haben zum Beispiel Boston (2013) und Ottawa (2014) gewonnen. Wien erhielt in allen Kategorien für den Award hohe Punkte, darunter fallen: Internationalität, Finanzkraft, Umwelt, Telekommunikation, Chancengerechtigkeit, Gesundheitssystem und Innovation. Es ging um historische Institutionen wie Universitäten oder Museen genauso wie um die geopolitische Lage einer Stadt mit großer Lebensqualität. Wien wurde heuer erstmals nominiert. Die Einreichung wurde von Andreas Brandner und Günter Koch von KMA Knowledge Management Austria, einem Wiener Kompetenzzentrum für Wissensmanagement und Wissensgesellschaft, initiiert. Wissenschaft;Was passiert, wenn sich eine traditionsreiche akademische Institution wie Harvard öffnet und Ideen wie Bürgerbeteiligung und die Bildung multidisziplinärer Arbeitsgruppen fördert? Die Krebsforscherin und Innovationsmanagerin Eva Guinan berichtet aus der Open-Innovation-Praxis der renommierten US-Universität. STANDARD: Wie kam Harvard zu der Entscheidung, Open-Innovation-Strategien zu verwenden? Eva Guinan: Harvard ist eine Universität mit 40.000 Menschen. Wir sind recht isoliert voneinander. Die Leute von der Medical School haben wenig mit jenen von der Law School zu tun. Wir hatten ein Programm des National Institute of Health (NIH), das uns unter anderem verpflichtete, in irgendeiner Form rauszugehen aus den eigenen Institutionen. Wir wollten mit Crowdsourcing-Techniken verschiedene Fakultäten zusammenbringen. Wäre es nicht großartig, wenn nicht nur Mediziner, sondern auch jemand, der sich mit öffentlichem Recht beschäftigt, über Diabetes nachdenkt? Wir wollten den Input unserer Wissenschafter und aller anderen Menschen an der Universität – etwa aus der Verwaltung. Und wir wollten den Rest der Welt außerhalb der Uni in unsere Fragestellungen involvieren. STANDARD: Warum wählte man gerade die Diabetesforschung für ein erstes Projekt? Guinan: Diabetes ist ein forderndes Forschungsproblem, das viel öffentliche Resonanz erfährt. In den USA ist es der Hauptgrund für Nierenversagen, was das Gesundheitssystem teuer kommt. Es ist ein Thema, zu dem die Menschen eine Beziehung haben, weil sie ein an Diabetes erkranktes Familienmitglied haben oder darüber in der Zeitung gelesen haben. Ein zweiter Grund war, dass das Forschungsfeld viele Aspekte vereint. Diagnostik, Genetik, rehabilitierende Medizin, Nieren- und Augenerkrankungen, von sozioökonomischen Auswirkungen bis zum Design von Hilfsmitteln für Menschen mit diabetesverursachten Behinderungen. Wir konnten viele Bereiche mit dem Konzept öffentlicher Ansprache zusammenführen. STANDARD: Wie war die Reaktion des wissenschaftlichen Personals? Gab es viel Widerstand? Guinan: Ja, den gab es. Man konnte drei Gruppen unterscheiden. Für die eine war es einfach eine weitere Initiative, die sie nicht kümmerte. Dann gab es jene, die begeistert waren. Und dann gab es eine ansehnliche Gruppe von Menschen, die sehr unglücklich damit war. Ihr Standpunkt war, dass sie ja selbst die Expertise in diesem Feld hatten. Sie fühlten sich abgewertet und missachtet. Was wir überhaupt nicht vorausgesehen hatten, waren Reaktionen, die etwa so lauteten: Ich mache seit zwanzig Jahren Gastroenterologie, also verschwende nicht meine Zeit. Wenn du ein Problem mit dem Margen-Darm-Trakt hast, dann ruf mich an. Es gab viele negative Schwingungen. STANDARD: Oft wird im Zusammenhang mit Open Innovation die Frage des intellektuellen Eigentums als Problem genannt. Haben Sie Erfahrungen damit? Guinan: Nicht bei diesem Projekt, bei dem es primär um Ideenfindung ging. Niemand musste Prozesse oder Experimente näher beschreiben. Wir griffen das Problem aber vornweg auf. Wir sagten den Menschen bei der Kontaktaufnahme, was mit dem intellektuellen Eigentum passiert: Alles, was ihr beitragt, ist öffentlich und Open Source. Wenn es diesbezüglich Vorbehalte gibt, solltet ihr vorsichtig sein. STANDARD: Wie wurde die Öffentlichkeit miteinbezogen? Guinan: Wir schrieben ein Preisgeld aus. Nach dem Evaluierungsprozess haben wir 30.000 Dollar auf zwölf Ideengeber aufgeteilt. Im Office of Science and Technology Policy im Weißen Haus wurde man auf das Projekt aufmerksam. Es gab einen Beitrag in einem Blog des Weißen Hauses. Bei der Zeremonie bekam jeder Gewinner die Gelegenheit, zu erklären, warum er sich mit dem Problem beschäftigt. Das war sehr bewegend. Eine junge Studentin sprach davon, dass die Forschung niederschwelliger werden müsse. Ein Verwaltungsbeschäftigter, der schon lange mit Diabetes lebte, meinte, er sei noch nie gefragt worden, was er verändern würde. Ein Endokrinologe sagte, dass seine Arbeit stark vom Zwang beeinflusst sei, eine Finanzierung aufzustellen. Hier durfte man aber wilde Ideen haben. Seine Forschung ging in eine neue Richtung, bei der traditionelle Geldgeber nie aufgesprungen wären. STANDARD: Wie wurden die Ideen in die Forschungsarbeit integriert? Guinan: Wir arbeiteten mit einer Foundation zusammen, die Diabetesforschung finanziert. Sie sagten: Wenn ihr etwas Neues bringt, haben wir Unterstützung dafür. Wir ließen die Ideen unserer Diabetescommunity sehr direkt in wissenschaftliche Ausschreibungen einfließen, die wir unter Diabetesforschern bewarben, aber auch bewusst in anderen Disziplinen. Wir suchten in unserer Fakultätsdatenbank nach Wissenschaftern, bei denen bestimmte Stichwörter auftauchten, gingen auf die Leute zu und sagten: Wir wissen, du forschst nicht an Diabetes, aber wir glauben, dass du etwas machst, das für die Diabetesforschung nützlich sein könnte. Zum Schluss haben wir sieben Projekte finanziert, fünf davon von Forschern, die niemals davor zum Thema Diabetes gearbeitet hatten. STANDARD: Was ist aus den Projekten geworden? Guinan: Die sieben Gruppen trafen sich alle paar Monate und diskutierten ihre Arbeit in einer sehr intensiven Art. Es entwickelten sich neue Beziehungen, neue Projekte, neue Technologien. In einem Fall wurde eine Technik zum Erkennen von Infektionen entwickelt. Denn es gibt Hypothesen, wonach Diabetes als Teil einer abnormen Immunantwort durch virale Infektionen entstehen kann. Wir haben die Diabetesforschung nicht revolutioniert, aber wir haben neue Leute ins Spiel gebracht und etwas Neues auf den Weg gebracht. Es gab auch neuerliche Grants auf Basis der Arbeiten. STANDARD: Wurde diese Art, an Projekte heranzugehen, in anderen Bereichen der Universität aufgegriffen? Guinan: In vielen Bereichen werden solche Ideen ausprobiert. Die Bewegung ist breiter als unsere Initiative. Sogar im Undergraduate-Bereich werden etwa Hackathons veranstaltet. Wir haben mit der Business School eng zusammengearbeitet und verfolgen den Ansatz natürlich auch selbst weiter. In einer Reihe von Projekten beschäftigen wir uns damit, wie man multidisziplinäre Teams managt. Wenn man Menschen ersucht, sich in neuen Bereichen, mit neuen Kollegen zu engagieren, gibt es keine gemeinsame Geschichte. Die Labore sind nicht auf die neuen Arbeitsweisen abgestimmt. STANDARD: Inwiefern ist das wichtig? Guinan: Man wird bezahlt, um etwa Forschung im Bereich der internen Medizin zu betreiben. Das Netzwerk an Geldgebern, Kollegen und Vorgesetzten ist darauf ausgerichtet. Plötzlich bekommt ein junger Kollege einen Grant für Wundheilung. Was macht man mit dem? Passt er überhaupt noch in das Labor? Das System funktioniert nicht auf diese Art. Ein sensationelles Ergebnis zu produzieren ist einfacher, als eine grundsätzlich neue Arbeitsweise in einer starren Institution wie der Medizin zu implementieren. STANDARD: Muss sich also das System ändern? Guinan: Man muss die Möglichkeiten für Veränderung schaffen. Unsere Teams, die sich erst seit kurzem kannten, taten sich zuerst sehr schwer mit ihrer Arbeit. Jetzt nutzen wir Programmmanagementtechniken, um ihnen zu helfen, besser zusammenzuarbeiten und am Punkt zu bleiben, so dass sie auch bei nachfolgenden Finanzierungsrunden erfolgreich sind. Wir hatten keine Ahnung, dass solche Unterstützung notwendig sein würde. Wenn ein Projekt dann aber erfolgreich ist, wird es auch vom System begrüßt. Nicht-Wissenschaft;Sicherheitsexperten geben Tipps, damit die eigenen Daten sicher bleiben. Passwörter bestimmen nach wie vor unser Online-Leben. Sie gewähren Zutritt zu Diensten, wo zum Teil heikle und private Daten zu finden sind. Umso nerviger ist es, wenn man sein Passwort vergessen hat oder es von Kriminellen erraten wurde. Der Guardian hat sich mit dem Thema auseinandergesetzt und gibt Tipps, was das perfekte Passwort ausmacht. Zuerst sollte auf jeden Fall überprüft werden, ob bei einem oder mehreren Diensten ein Passwort verwendet wird, das leicht zu erraten ist. Dazu zählen einfache Wörter. Diese können mittels Dictionary Attacks in kürzester Zeit erraten werden. Im Dark Web werden Millionen solcher Passwörter gebündelt weitergegeben und daraufhin für weitere Attacken verwendet. Auf der Website howsecureismypassword.net kann überprüft werden, ob das gewählte Passwort sicher ist. Bei einfach zu erratenen Wörtern wie starwars oder fussball zeigt das Service an, dass die gewählten Passwörter von den Tools der Kriminellen sofort erraten werden. Bei längeren aber einfach erinnerbaren Sätze wie HowMuchIsTheFish1 würden die Werkzeuge zwei Billionen Jahre benötigen. Richard Cassidy, technischer Chef der Sicherheitsfirma Alert Logic, rät prinzipiell dazu, dass das Passwort mindestens 12-14 Zeichen aufweisen soll. Um solch eines zu erraten, bräuchte man laut den Experten um die 811 Billionen Versuche, was auch von den schnellsten Rechnern heutzutage einiges an Zeit beansprucht. Nicht die Komplexität, sondern die Länge des Passworts verleiht Schutz, sagt Cassidy. Selbst eine komplexe Aneinanderreihung von verschiedenen Zeichen würde nicht allzu viel Zeit in Anspruch nehmen, wenn weniger als acht Buchstaben oder Zahlen verwendet werden. Das lange Passwort muss auch nicht allzu komplex sein. Die oben genannten Beispiele könnten durch einfache deutsche Sätze extrem sicher gemacht werden. Statt starwars nutzt man etwa IchMagLieberStarTrekAlsStarWars oder statt fussball OesterreichWirdFussballEuropaMeister. Fraser Kyne von Bromium, einer Sicherheitsfirma, die sich auf Viren und Malware spezialisiert hat, sagt, dass man bei Passwörtern unbedingt Sätze und nicht ein einzelnes Wort verwenden soll. Man muss hierzu auch nicht allzu kreativ sein. Einfach einen Ausschnitt des Lieblingsgedichts oder Lieblingssongs wählen und schon hat man ein sicheres Passwort. Oftmals wird einem auch geraten, dass man auf verschiedenen Portalen unterschiedliche Passwörter verwenden soll. Dies wird auch von Richard Cassidy bestätigt. Hierfür kann man genannte Phrasen ein wenig abwandeln oder gar auf DasIstMeinPasswortFuerFacebook setzen. Hierbei sollte man aber auf jeden Fall auf Nummern setzen, etwa DasIstM1Passwort4Facebook oder dergleichen. Sollte ein Dienst gehackt werden, können Kriminelle das gewählte Passwort dann nicht bei anderen Websites verwenden, um noch mehr Schaden anzurichten. Richard Cassidy von Alert Logic rät zudem, dass man möglichst wenige persönliche Daten im Web veröffentlicht. Hat man zuvor etwa auf Facebook oder Twitter Fotos seiner Katze Robi gepostet, gibt man Kriminellen Anhaltspunkte für die eigenen Passwörter. Die eigentlich komplexe Phrase MeineLieblingskatzeHeisstRobi ist dann deutlich leichter zu erraten. Passwörter die sich auf Familienmitglieder, Haustiernamen oder vergangene Adressen beziehen sollten eher nicht genutzt werden. Ferner sollten auch Sonderzeichen klug gewählt werden. Ein Passwort mit einem @ statt einem a kann in kürzester Zeit geknackt werden. Eine niederländische Firma musste dies schmerzlich erfahren, da einer der Mitarbeiter als Username production/administrator und als Passwort Pr0d@dm1n gewählt hatte. Ein Cracker drang daraufhin in das System ein und sorgte dafür, dass das Unternehmen später Insolvenz anmelden musste. Zuletzt lohnt es sich auch auf einen Passwort-Manager zu setzen oder die eigenen Passwörter auf Papier zu dokumentieren, das natürlich gut versteckt ist. Bei einem Passwort-Manager gibt es zwar immer die Gefahr, dass das Hauptpasswort geknackt wird, Fraser Kyne von Bromium meint trotzdem, dass die Vorteile deutlich größer ausfallen als die Risiken. Wissenschaft;Alpakas sind sehr beliebt als Lieferant von Naturfasern und in der Therapie. Eine Paste sichert ihr Überleben in Europa trotz parasitärer Erkrankung.. Wien – Laien könnten sie eventuell für Verwandte von Schafen halten, denen die Evolution besonders lange Hälse mitgegeben hat. Und tatsächlich haben Alpakas, die vor allem in Südamerika leben, manches mit den hier ansässigen Wiederkäuern gemeinsam – sie werden jedenfalls geschoren, ihr recht wuscheliger, dichter Haarwuchs ist begehrt, weil man daraus hochpreisige Wolle machen kann. Die Tiere sind deshalb längst in Europa heimisch geworden – wie auch die größeren Lamas. Allerdings nicht in freier Wildbahn, sondern in Zoos und in den Gehegen von Züchtern, die die Alpakas verkaufen, vermieten oder eben nur ihre Haare feilbieten. Mittlerweile gibt es in Österreich offiziell etwa 3000 Alpakas und Lamas, die beide zur Gattung der Neuweltkameliden zählen. Experten glauben aber, dass es gut doppelt so viele sind. Man muss nämlich nur melden, wenn man Alpakas hält, nicht, wie viele in einer nächsten Generation durch Züchtung auf die Welt kommen, sagt Agnes Dadak von der Vetmed-Uni Wien. Sie wird im Rahmen des Forschungsfestes der Wiener Wirschaftsagentur (12. und 13. 9.) zwei Alpakas eines Züchters zeigen. Die Pharmakologin hat vor mittlerweile zwei Jahren gemeinsam mit Sonja Franz von der Klinischen Abteilung für Wiederkäuermedizin der Vetmed-Uni Wien eine Lösung für ein Problem entwickelt, das für die Tiere aufgrund des ungewohnten europäischen Umfelds lebensbedrohlich sein kann: Sie werden vom kleinen Leberegel befallen (Dicrocoelium dendriticum), den es in Südamerika nicht gibt. Und gegen den hierzulande schon lange ansässige Wiederkäuer wie Schafe im Laufe der Evolution eine Überlebensstrategie entwickelt haben. Unbehandelt verlieren die Alpakas die Fresslust, magern ab und verenden. Das Problem war nicht, ein passendes Medikament zu finden, sondern dass Medikamente, die bei Rind und Pferd wirksam sind, umgewidmet und den Patienten in den richtigen Mengen eingeflößt werden müssen. Alpakas müssten eine recht hohe Dosis davon schlucken. Einige Hundert Milliliter, wie Dadak erzählt. Das können die Tiere nicht aufnehmen und spucken es aus. Die Wissenschafterinnen haben darauf geachtet, was die Tiere fressen. Daraufhin wurde eine für Alpakas schmackhafte Paste entwickelt, in die das Medikament hochkonzentriert eingearbeitet ist. Die Anwendung verlief bisher erfolgreich. Wenn man die Erkrankung rechtzeitig erkennt, dann ist eine erfolgreiche Therapie möglich. Erkennen kann man sie allerdings nur, indem man die Alpakas abgreift – ungeschorenen Tieren sieht man eine Abmagerung nicht an – und ihren Kot darauf untersucht, ob darin Eier des Egels zu finden sind. Unmöglich scheint es, den Parasiten selbst unschädlich zu machen, ehe er die Tiere befällt. Der kleine Leberegel hat drei Wirte: Er beginnt in der Schnecke, die den Kot der Alpakas frisst. In der Schnecke entwickeln sich die Egeleier weiter, und diese Stadien werden in Schleimballen ausgeschieden, die wiederum von Ameisen gefressen werden, die dann im Magen der Alpakas landen. Ein Abtasten der Tiere sollte kein Problem sein: Sie gelten als stoisch. Wie sie sich im Umgang mit Menschen verhalten, hängt vom Züchter ab. Wenn sie spucken, dann fühlen sie sich bedroht – oder wollen innerhalb ihrer Herde eine Rangordnung herstellen. Das machen Lamas nicht anders. Und weil sie so viel Ruhe ausstrahlen, werden sie auch in tiergestützter Therapie verwendet. Der bekannteste österreichische Alpaka-Züchter ist der Physiker und Kabarettist Heinz Oberhummer. Er schwärmt bei jeder sich bietenden Gelegenheit von den Tieren und nicht zuletzt von einem Bakterium, das in ihrem Kot zu finden ist. Dieses Bakterium (Deinococcus radiodurans), sagt Oberhummer, widersteht der tausendfachen radioaktiven Strahlung, wo sonst alle anderen Lebewesen tot wären. Es wird deshalb auch Conan-Bakterium genannt – nach dem von Arnold Schwarzenegger dargestellten Filmhelden Conan der Barbar (1982), der mehrfach dem sicheren Tod entrinnen konnte. Diese Eigenschaft haben sich US-Informatiker bereits in einem Experiment zunutze gemacht: Sie übersetzten das Lied Its a Small World in einen genetischen Code und schleusten ihn in die DNA des Bakteriums ein. Der Liedtext konnte später wieder herausgelesen werden. Das erweckt sicher Fantasien über eine mögliche Anwendung. Nicht-Wissenschaft;Keine gesetzliche Obergrenze, aber andere Handlungsoptionen – Auch Gutachten zur Mindestsicherung fertig. Wien – Rechtzeitig zum nach der Osterwoche wieder tagenden Ministerrat hat die Regierung am Dienstag das finale Gutachten zur Begrenzung der Asylwerberzahl bekommen. Das knapp 90-seitige Papier soll auf jeden Fall noch diese Woche der Öffentlichkeit vorgelegt werden, hieß es am Dienstag in Regierungskreisen. Gleiches gilt für das Gutachten zur Mindestsicherung. Die Regierung will heuer nicht mehr als 37.500 Asylwerber aufnehmen, bis 2019 sollen es insgesamt maximal 127.500 sein. Dass diese Obergrenze nicht einfach gesetzlich verankert werden kann, haben die beiden von der Koalition betrauten Gutachter – der Innsbrucker Europarechtler Walter Obwexer und der Wiener Verfassungsrechtler Bernd-Christian Funk – zwar bereits klar gemacht. Dem Vernehmen zeigen sie der Politik aber auch Handlungsspielräume auf – etwa wenn durch große Flüchtlingszahlen die öffentliche Ordnung gefährdet sein sollte. Über die Osterfeiertage hatten die beiden Professoren den Auftrag, gemeinsame Schlussfolgerungen für ihre Gutachten zu entwickeln. Diese liegen nun vor. Ebenfalls Dienstag übermittelt wurde dem Vernehmen nach das beim Sozialrechtler Robert Rebhahn in Auftrag gegebene Gutachten über mögliche Einschränkungen bei der Mindestsicherung. Hier hatte es aus der ÖVP zuletzt Rufe nach Kürzungen für Flüchtlinge sowie nach einer Deckelung für alle Familien bei 1.500 Euro gegeben, was die SPÖ abgelehnt hat. Das Gutachten soll nach Angaben aus beiden Koalitionsparteien eher vage ausgefallen sein – mit Interpretationsspielraum in beide Richtungen. Ob die Gutachten bereits im Umfeld der Regierungssitzung am Mittwoch oder erst in der zweiten Wochenhälfte präsentiert werden, war zuletzt noch unklar. Wissenschaft;Schweizer Forscher kamen in Modellrechnungen zum Schluss, dass zu viel Wasser schlecht für die Entwicklung von Leben sein kann. Bern – Bei einigen Monden in unserem Sonnensystem wird angenommen, dass sie unter ihrer Oberfläche über Ozeane aus flüssigem Wasser verfügen. Und dann ist da natürlich noch die Erde, deren Oberfläche zu zwei Dritteln von Wasser bedeckt ist. In anderen Sternsystemen könnte es aber in deren jeweiliger habitabler Zone sogar wahre Ozeanplaneten geben, die von einem tiefen globalen Ozean dominiert werden. Für Astrobiologen wären das Hoffnungsträger erster Güte, denn flüssiges Wasser ist eine potenziell lebensfreundliche Umgebung. Die Universität Bern relativiert solche Hoffnungen nun. Forscher der Universität haben Modellrechnungen angestellt, welche Auswirkungen ein planetenweiter Ozean hätte. Ihren Ergebnissen nach wären sie ungünstiger als gedacht: Sie würden dazu neigen, sowohl Erwärmungs- als auch Abkühlungstrends immer mehr zu verstärken, es fehle ein stabilisierender Ausgleich wie bei der Erde. Auf den ersten Blick bieten Ozeanplaneten also sehr lebensfreundliche Bedingungen, ließ sich Erstautor Daniel Kitzmann vom Berner Center for Space and Habitability (CSH) zitieren. Doch die große Wassermenge hat auch einen stark negativen Einfluss auf das Klima eines Ozeanplaneten, wie sein Team nun in den Monthly Notices of the Royal Astronomical Society berichtet. Die Forscher erstellten Modelle vom Austausch von Kohlendioxid zwischen dem Ozean und der Atmosphäre solcher Planeten. CO2 stammt aus dem Gestein und hat über den Treibhauseffekt einen großen Einfluss auf die Oberflächentemperatur des Planeten. Auf der Erde reguliert die chemische Verwitterung von Gestein den CO2-Gehalt der Atmosphäre. Im Gegensatz zu einem solchen gesteinsbasierten Carbonat-Silikat-Zyklus weisen Ozeanplaneten einen wasserbasierten CO2-Zyklus auf, und das hat Folgen. Bedeckt viel Wasser den Planeten, steigt der Druck am Grund des Ozeans so stark an, dass das Wasser dort in Form von exotischem Hochdruckeis (sogenanntem Eis VII und Eis VI) vorkommt. Es hat eine derart hohe Dichte, dass es sich auf dem Meeresboden ablagert. Dort bildet es eine Barriere zwischen dem Gestein auf dem Meeresgrund und dem Wasser darüber – und unterbindet so den Austausch von CO2 zwischen dem planetaren Gesteinsmantel und dem Ozean. Da auf Ozeanplaneten nur Wasser mit der Atmosphäre in Kontakt kommt, bestimmt die Löslichkeit von CO2 in Wasser den CO2-Gehalt in der Atmosphäre. Dieser Prozess ist stark temperaturabhängig: Kühlt sich die Atmosphäre ab, nimmt das Wasser mehr CO2 auf, der Treibhauseffekt reduziert sich und das Klima kühlt sich weiter ab. Umgekehrt würde eine Erwärmung zu einer verstärkten Freisetzung von CO2 führen und den Treibhauseffekt fortlaufend ankurbeln. Dieser destabilisierende CO2-Zyklus führt laut Kitzmann zu einer wesentlich kleineren habitablen Zone als ursprünglich vermutet – und somit zu einer kleineren Wahrscheinlichkeit, dort Leben zu finden. Kitzmann fasst es kurz und knapp zusammen: Zu viel Wasser ist schlecht fürs Leben. (APA/red, 30. 8. 2015) Nicht-Wissenschaft;Größte Anzahl an Sicherheitskräften in der spanischen Sportgeschichte beim Aufeinandertreffen der Rivalen aus Madrid und Barcelona. Messis Einsatz ungewiss. Fußballfest in einer Festung: Beim Clasico zwischen den spanischen Topteams Real Madrid und FC Barcelona soll ein Rekordaufgebot von Polizisten die Sicherheit im Bernabeu-Stadion gewährleisten. Es wird die größte Zahl an Sicherheitskräften im Einsatz sein, die es je bei einer Sportveranstaltung in Spanien gegeben hat, kündigte Staatssekretär Francisco Martinez an. Aber nicht allein die Angst vor möglichen Terroranschlägen macht das Schlagerspiel am Samstag zu einem Clasico der besonderen Art. Anders als bei den vorigen Aufeinandertreffen von Real und Barca konnten die Superstars Cristiano Ronaldo und Lionel Messi im Vorfeld weder mit Torrekorden noch mit sonstigen Glanzleistungen aufwarten. Im Gegenteil: Die Schlüsselspieler geben ihren Fans Rätsel auf. Messi hatte wegen einer Bänderverletzung im linken Knie knapp zwei Monate pausieren müssen. Seither arbeitete der Argentinier eisern daran, zum Clasico wieder fit zu sein. Er trainierte heimlich und abgeschirmt von der Öffentlichkeit – auch an den freien Tagen. Vor einer Woche kehrte er ins normale Mannschaftstraining zurück. Er wirkte völlig wiederhergestellt, ging in den Zweikämpfen aber noch keine Risiken ein. Bei den Katalanen ging man davon aus, dass Messi im Bernabeu-Stadion sein Comeback feiern würde. Offen schien allerdings zu sein, ob er in der Startelf stehen oder in der Schlussphase eingewechselt wird. Je länger Messi auf dem Platz steht, desto besser wird es für uns sein, sagte Kapitän Andres Iniesta. La Pulga (der Floh) kann in Madrid ein Jubiläum feiern: Vor fast genau zehn Jahren bestritt er als 18-Jähriger im Bernabeu-Stadion seinen ersten Clasico. Seither erzielte er in 30 Spielen gegen Real die Rekordzahl von 21 Treffern. Reals Fußball-Legende Alfredo di Stefano brachte es in den Duellen der Erzrivalen auf 18 Tore, Raul und Cristiano Ronaldo kamen auf je 15. Eine Art von Comeback wird am Samstag auch von Ronaldo erwartet. Dabei war der Real-Torjäger gar nicht verletzt. Er war in den vergangenen Wochen nur ein Schatten seiner selbst. Auf dem Platz wirkte der Portugiese enttäuscht und unzufrieden. Er wehrte sich auch nicht dagegen, dass in der Öffentlichkeit über einen möglichen Vereinswechsel spekuliert wurde. Der 30-jährige kann es nach Medienberichten nicht verwinden, dass Gareth Bale zum neuen Superstar der Königlichen aufgebaut werden soll. CR7 fühle sich dadurch zurückgesetzt, hieß es. Bisher allerdings konnte der Waliser, der Real eine Ablösesumme von rund 100 Millionen Euro gekostet hatte, nicht überzeugen. Auch Trainer Rafael Benitez gelang es nicht, Bale eine Schlüsselrolle zuzuordnen. Für den Coach, der im Sommer die Nachfolge von Carlo Ancelotti angetreten hatte, wird der Clasico zur ersten großen Bewährungsprobe. Eine Niederlage kann Real sich kaum leisten, denn die Madrilenen liegen drei Punkte hinter dem Tabellenführer Barca zurück. Vor wenigen Tagen war darüber spekuliert worden, ob das Topspiel angesichts der Terrorgefahr überhaupt stattfinden kann. Die Regierung betonte jedoch, es lägen keine Anhaltspunkte vor, die eine Absage rechtfertigen würden. Mehr als 2.500 Polizisten und Mitarbeiter privater Sicherheitsdienste – doppelt so viele wie bei früheren Aufeinandertreffen – sollen drei Ringe um das Stadiongelände bilden. Die Fans wurden aufgefordert, keine Taschen und Rucksäcke mitzubringen. Wir werden auch die Butterbrote genau kontrollieren, kündigte die Präfektin Concepcion Dancausa an. Wissenschaft;Forscher haben in einem kroatischen Höhlensystem eine neue Hundertfüßerart entdeckt. Weil sie in 1.100 Metern Tiefe lebt, wurde sie nach dem Gott der Unterwelt benannt. Sofia – Der Velebit (in etwa Großes Wesen) ist ein Gebirgszug nahe der kroatischen Küste. Das immerhin bis über 1700 Metern aufragende Karstgebirge ist von tiefen Höhlen durchzogen, die als Hotspot der Artenvielfalt gelten: Zahlreiche bisher unbekannte Tierarten sind in dem Höhlensystem bereits entdeckt worden. Nun sind Wissenschafter in 1100 Metern Tiefe abermals fündig geworden. Ein internationales Forscherteam um Pavel Stoev vom Naturhistorischen Museum in Sofia hat in drei Höhlen eine neue Hundertfüßerart entdeckt. Wie die Wissenschafter im Fachblatt ZooKeys berichten, gaben sie der neuen Spezies den Namen Geophilus hadesi – nach Hades, dem Gott der Unterwelt in der griechischen Mythologie. Giftdrüsen und Klauen Die neue Art von Hundertfüßer, die wiederum eine eigene Klasse der Tausendfüßer bilden, hat Giftdrüsen im Maul und kräftige Klauen zum Fassen der Beute. Geophilus hadesi gehört damit zu den Top-Räubern der Höhle, so die Forscher – und außerdem zu den Tiefenrekordhaltern unter den Landlebewesen. Es gab im Übrigen noch einen weiteren Grund, warum die neue Spezies so heißt, wie sie heißt: Sie weist Ähnlichkeiten mit einer anderen, in der Nähe entdeckten Hundertfüßerart auf, die nach Persephone benannt wurde, der griechischen Göttin der Unterwelt. (tasch, 1.7.2015) Wissenschaft;Nach neun Monaten Wartezeit geht es endlich wieder los: Das Solarflugzeug startet zur neunten Etappe der geplanten Erdumrundung. Honolulu – Die Erdumrundung des Schweizer Solarflugzeugs Solar Impulse 2 geht weiter: Am Donnerstag um 17 Uhr MESZ soll es in Hawaii abheben und Kurs auf Kalifornien nehmen. Dies teilte das Team um die Piloten Bertrand Piccard (58) und Andre Borschberg (63) kurzfristig mit. Für die neunte Etappe auf der geplanten Erdumrundung werden 62 Flugstunden angesetzt. Nach dem Nonstop-Flug mit Piccard am Steuer soll Solar Impulse 2 am Wochenende im nordkalifornischen Mountain View landen. Nach neunmonatiger Pause hatte das Team vorige Woche bekannt gegeben, dass es nun nach einem günstigen Wetterfenster für den Weiterflug Ausschau halte. Wegen beschädigter Batterien war im Juli 2015 die Fortsetzung der Weltumrundung nicht wie zunächst erhofft um Wochen, sondern letztlich um neun Monate verschoben worden. In den vergangenen Wochen war das Flugzeug zu insgesamt 13 Testflügen gestartet, um das Kühlsystem für die Batterien zu überprüfen. Er freue sich darauf, die Pazifiküberquerung zu vollenden, schrieb Piccard auf Twitter. Er habe dafür trainiert, auf dem Soloflug in dem kleinen Cockpit mit 20-minütigen Schlafpausen auszukommen. Piccard und Borschberg wechseln sich bei den Flugetappen ab. Borschberg hatte im vorigen Juli einen Rekord für den längsten Soloflug aufgestellt, als er in fünf Tagen und fünf Nächten fast 8.300 Kilometer ohne Zwischenstopps von Japan nach Hawaii unterwegs war. Mit der Weltumrundung soll für den verstärkten Einsatz erneuerbarer Energien geworben werden. Die einsitzige Karbonfaser-Maschine hat eine Spannweite von 72 Metern. Mehr als 17.000 Solarzellen auf den Tragflächen zapfen die Energie für die vier Elektromotoren ab. Solar Impulse 2 war im März 2015 im Golfemirat Abu Dhabi zu seiner Erdumrundung gestartet und über Indien, den Himalaya und China geflogen. Nach Kalifornien soll es noch zwei Landungen in den USA geben, bevor es dann nach Europa und wieder zurück nach Abu Dhabi geht. Der Flugplan hängt allerdings stark von den Wetterbedingungen ab. Wissenschaft;Historische Begegnung am Rande des Sonnensystems: Heute flog die NASA-Sonde am fernen Zwergplaneten vorüber. Washington/Wien – Es ist vollbracht – zumindest theoretisch: Sofern es keine unvorhergesehen Zwischenfälle gegeben hat, ist die NASA-Sonde New Horizons um 13:50 Uhr MESZ in rund 12.000 Kilometer Abstand am Pluto vorüber geflogen. Ob das Manöver tatsächlich geklappt hat, bleibt abzuwarten, denn die Funksignale der Sonde benötigen mehr als vier Stunden, um die Erde zu erreichen. Inzwischen hat die US-Raumfahrtorganisation das bislang schärfste Bild von dem Zwergplaneten veröffentlicht. Ehe die anderen Daten zur Erde gelangen, wird noch einige Zeit vergehen, wie Nasa-Forscher Alan Stern ankündigte: Wir können jetzt einen 16 Monate langen Datenwasserfall erwarten. Rehabilitation nach Degradierung Schon jetzt hat die Mission für eine kleine Rehabilitation des fernen Winzlings gesorgt: Pluto ist doch größer als gedacht und hat nun nach neuesten Berechnungen einen Durchmesser von 2370 Kilometern. Pluto ist damit wieder etwas größer als Eris und damit wieder das größte bekannte Objekt im Kuipergürtel. Als die NASA-Sonde New Horizons im Jänner 2006 von Cape Canaveral in Florida aus startete, war Pluto noch ein Planet, nämlich der kleinste und fernste unseres Sonnensystems. Sieben Monate später degradierte die Internationale Astronomische Union nach heftigen Diskussionen den fernen Winzling zum Zwergplaneten, weil er den neuen Kriterien nicht mehr entsprach: Pluto war von nun an für einen richtigen Planeten vor allem zu klein und seine Monde zu groß. Diese kleine Demütigung kann der Bedeutung der Mission, die am Dienstag nach neuneinhalb Jahren auf ihren Höhepunkt zusteuert, keinen Abbruch tun: Das vergleichsweise intime Rendezvous der Sonde mit dem Zwergplaneten – der engste Abstand beim Vorbeiflug betrug gerade einmal rund 12.000 Kilometer – gilt als Meilenstein der Raumfahrtgeschichte. Für diese einzigartige Begegnung hat New Horizons in neuneinhalb Jahren rund fünf Milliarden Kilometer zurückgelegt und ist an Mars, Saturn, Uranus, Jupiter und Neptun vorbeigeflogen – und das alles in Rekordgeschwindigkeit: Mit rund 50.000 Kilometern pro Stunde ist die 500 Kilogramm schwere und klaviergroße Sonde die schnellste, die je von der Erde aus losgeschickt wurde. Dieses enorme Tempo ist auch dafür verantwortlich, dass die Begegnung nach der langen Anreise eher kurz ausfiel: Nur etwa zwei Tage hat die Sonde während des Vorbeiflugs Zeit, um mit ihren insgesamt sieben wissenschaftlichen Instrumenten gute Fotos und Messungen von Pluto zu machen. Die Geschwindigkeit macht die Sonde freilich auch sehr anfällig für Störungen: Ein Zusammenstoß mit einem Objekt von der Größe eines Reiskorns würde dem Vorhaben mit einem Mal den Garaus machen. Bisher haben Astronomen nur ein vergleichsweise bescheidenes Wissen über Pluto. Wie es auf ihm aussieht, wie er einst entstand oder warum sein Mond Charon mit ihm fast eine Art Doppelplanet bildet – über all dies gibt es bisher nur Spekulationen. Denn der Zwergplanet und seine fünf Monde sind schlicht zu klein und zu weit entfernt – selbst für die stärksten Teleskope. Die jüngsten, noch recht verschwommenen Fotos, die New Horizons lieferte, haben eher neue Fragen aufgeworfen als Antworten geliefert. Zunächst waren es vier dunkle Flecken mit einem Durchmesser von je rund 450 Kilometern, die einige Rätsel aufgaben. Und zuletzt zeigte sich Alan Stern, wissenschaftlicher Leiter der Mission, höchst erstaunt darüber, dass Pluto und Charon, der von New Horizons nach Pluto als Nächstes angesteuert wird, allem Anschein nach völlig unterschiedlich aufgebaut sind. Nicht-Wissenschaft;Bürgeranwalt | Kulturpalast | Zeitgeschichte: Der Riss der Zeit | Spuren | West Side Story | Einer von uns: Der Homo sapiens | American Gangster | Bright Lights, Brilliant Minds: Vienna 1908. 17.30 MAGAZINBürgeranwalt Peter Resetarits präsentiert: 1) Bestraft fürs Arbeiten? 2) Nachgefragt – die Einkommens lücke. 3) Behindert nach der Geburt: Jonas und Lukas kamen gesund zur Welt. Dann führte eine Virusinfektion bei den damals Neugeborenen zu gesundheitlichen Komplikationen. Bis 18.20, ORF 2 19.30 MAGAZINKulturpalast Zu Gast bei Nina Fiva Sonnenberg: Künstler Tino Sehgal und die katalanische Performerin Angélica Liddell. Zum Thema: Kunst versus Gottesdienst. Bis 20.00, 3sat 20.15 DOKUMENTATIONZeitgeschichte: Der Riss der Zeit – Die Vertreibung von Intelligenz und Kultur Helene Maimann spürte der Vertreibung nach Hitlers Machtergreifung und ihren Folgen nach und sprach mit der Psychoanalytikerin Elisabeth Brainin, dem Filmhistoriker Christian Cargnelli, dem Wissenschaftshistoriker Friedrich Stadler, der Kunsthis torikerin Sabine Plakolm und dem Soziologen Christian Fleck. Bis 21.05, ORF 3 20.15 WAHRE BEGEBENHEITSpuren (Tracks, AUS 2013, John Curran) Robyn Davidson (Lily Pearl/Mia Wasikowska) plant eine Reise: Sie will 2700 Kilometer durch die australische Wüste bis an die Küste des Indischen Ozeans wandern, begleitet nur von einem Hund und vier Kamelen. Weil ihr das nötige Geld fehlt, arbeitet sie mehrere Monate für einen Kamelhändler. Faszinierender Selbstfindungstrip mit beeindruckenden Naturlandschaften. Bis 22.25, Servus TV 20.15 GESANG UND TANZWest Side Story (USA 1961, Robert Wise/Jerome Robbins) Zwei Jugend banden rivalisieren in einem New Yorker Elendsviertel – die Jets und die Sharks. Tony (Richard Beymer) lässt sich von Riff (Russ Tamblyn), dem Anführer der Jets, überreden, zu einer Tanzveranstaltung zu kommen, bei der auch die Sharks erwartet werden. Natalie Woods, unvergessen als Maria, Maria, Maria, Maria!. Bis 22.40, 3sat 20.15 DOKUMENTATIONSREIHEEiner von uns: Der Homo sapiens – Die afrikanische Wiege Vor 200.000 Jahren streifte der erste Homo sapiens durch die afrikanische Savanne, heute umfasst die Weltbevölkerung mehr als sieben Milliarden Menschen. Die Dokureihe stellt aktuelle Erkenntnisse der Evolutionsforschung vor. Ab 21.10 Uhr: Asien – Die große Reise. Ab 22.05 Uhr: Australien – Ein Volk am Ende der Welt. Bis 23.00, Arte 22.10 HEROINAmerican Gangster (USA 2007, Ridley Scott) Frank Lucas (Denzel Washington), ursprünglich Fahrer eines Mafiabosses, zieht nach dessen Tod ein eigenes Drogenimperium hoch. In den Särgen gefallener Soldaten schmuggelt er Heroin aus Vietnam in die USA. Detective Roberts (Russell Crowe) versucht Lucas zu überführen. Sehr gut gezeichnete Hauptcharaktere. Bis 0.30, ZDF Neo 23.10 DOKUMENTATIONSREIHEBright Lights, Brilliant Minds: Vienna 1908 James Fox erzählt die Geschichte Wiens im Jahr 1908: das Jahr, in dem Gustav Klimt den Kuss malte, Sigmund Freud den Ödipuskomplex entdeckte, und Egon Schiele verstörende Bilder der Menschheit, die auf die puren Grundbedürfnisse reduziert sind, schuf. Aber es war auch die Heimat von Trotzki, Lenin und Hitler. Bis 0.00, BBC World News 1.05 SYSTEM21 (USA 2008, Robert Luketic) Ben (Jim Sturgess) ist ein überragender Student am Massachusetts Institute of Technology. Er träumt davon, ein Medizinstudium aufzunehmen: Dazu braucht er allerdings Geld, sehr viel Geld. Da kommt ihm das Angebot seines Mathematikprofessors Micky Rosa (Kevin Spacey) gerade recht. Spannend und temporeich. Bis 3.00, ORF 1 1.20 MÖRDERISCHZodiac – Die Spur des Killers (USA 2007, David Fincher) Ein Serienmörder tötet Paare. Erst als der Journalist Robert Graysmith (Jake Gyllenhaal) die Sache in die Hand nimmt, kommt Bewegung in die Ermittlungen. Doch zu welchem Preis: Graysmith muss erkennen, dass sein Interesse am Mörder größer ist, als er dachte. Fincher arbeitete zum Teil noch mit Analogkameras und lieferte ein technisches wie inszenatorisches Meisterstück ab. Bis 3.50, ZDF Nicht-Wissenschaft;Bürgerbefragung ergab 83 Prozent Zustimmung– Beteiligung 23 Prozent. Gerasdorf bei Wien – Wenn es 2017 zur Auflösung des Bezirks Wien-Umgebung kommt, will Gerasdorf bei Wien dem Bezirk Korneuburg zugehören. Das ist nach Angaben der Stadtgemeinde das Ergebnis einer Bürgerbefragung, die von Freitag bis Sonntag abgehalten wurde. 83 Prozent sprachen sich demnach für den Bezirk Korneuburg aus, 16 Prozent für Mistelbach, nur ein Prozent votierte für Gänserndorf. An der Bürgerbefragung hatten 2.573 Bewohner (Wahlbeteiligung 23 Prozent) teilgenommen. Bereits am Montag gibt es der Stadtgemeinde zufolge einen Termin in St. Pölten, bei dem versucht wird, das bestmögliche Verhandlungsergebnis für Gerasdorf zu erzielen. Die Stadtgemeinde will in Gesprächen und Verhandlungen mit dem Land Niederösterreich alles daran setzen, dass einer der beiden erstgereihten Vorschläge zum Zug kommt, aber keinesfalls der drittgereihte. Ursprünglichen Plänen zufolge soll Gerasdorf mit der Auflösung des Bezirks Wien-Umgebung ab 2017 Gänserndorf zugehören. Wissenschaft;Bewaffnete Konflikte und Bürgerkriege hinterlassen Spuren in der Atmosphäre: Stickoxidemissionen sinken etwa in Regionen, aus denen viele Menschen geflohen sind. Mainz – In bewaffneten Konflikten verlieren zahllose Menschen wenn nicht ihr Leben, dann zumindest ihre Existenz. Kriege und Krisen bringen auch das Wirtschaftsleben zum Erliegen. Millionen Menschen etwa in Syrien und Irak sind zu Flüchtlingen geworden. Die Schicksale dieser Menschen, aber auch wirtschaftliche Krisen hinterlassen in der Atmosphäre genauso Spuren wie mancherorts Maßnahmen, die Luftqualität zu verbessern. Die Veränderungen in der Atmosphäre untersuchte nun ein Team um Jos Lelieveld vom Max-Planck-Institut für Chemie im Fachblatt Science Advances. Messungen zeigen, wie stark die Luft durch das gesundheits- und umweltschädliche Stickstoffdioxid belastet werden. Die Forscher analysierten Daten, die der Aura-Satellit der NASA von 2005 bis 2014 in einigen Mittelmeerstaaten und im Nahen Osten gemessen und täglich zur Erde geschickt hat. Demnach sind die Stickstoffdioxidemissionen von 2005 bis 2010 in nahezu allen bewohnten Gebieten des Nahen Ostens deutlich anstiegen. Dagegen sanken sie zwischen 2010 und 2014 vielerorts ab: in Israel, Syrien und im Iran, in und um Kairo, Bagdad und Riad, und auch in den für den Ölexport so wichtigen Häfen am persischen Golf. Im Libanon, in Teilen des Iraks und Jordanien stiegen die Stickoxidwerte im gleichen Zeitraum aber weiter an. Die Ursachen für die verminderten beziehungsweise erhöhten Werte sind sehr unterschiedlich: Während in Israel und im Saudi-Arabischen Riad strengere Umweltgesetze zur Reduktion der Stickoxidemissionen führten, geht die Verminderung in anderen Gebieten einher mit politischen und wirtschaftlichen Konflikten, Kriegen und Flüchtlingsströmen. Es ist sehr tragisch, dass die beobachteten Negativtrends der Stickoxidemissionen zum Teil mit humanitären Katastrophen einhergehen, sagt Lelieveld. Dies wird besonders am Beispiel Syriens deutlich. Seit dem Ausbruch des Bürgerkriegs 2011 sanken die Stickoxidwerte über Damaskus und Aleppo um 40 bis 50 Prozent. Laut Angaben der Vereinten Nationen sind mehr als 11 Millionen Syrer auf der Flucht. Vier Millionen davon flohen bereits aus ihrem Land, unter anderem in den benachbarten Libanon, in dem die Emissionswerte allein in 2014 um 20 bis 30 Prozent anstiegen. Im Irak zeigt sich ein wesentlich kompliziertes Bild der Emissionen: Nach der Invasion durch die USA und Großbritannien im Jahr 2003 stieg der Energieverbrauch des Landes um vier bis fünf Prozent, das Bruttoinlandsprodukt sogar um sechs bis sieben Prozent pro Jahr an. Parallel dazu stiegen die Stickoxidemissionen von 2005 bis 2014 im kurdischen Norden und im Süden des Iraks kontinuierlich an. In Kerbala, einer vorwiegend von Schiiten bewohnten Stadt südlich von Bagdad, sogar um etwa zehn Prozent pro Jahr. Anders sieht es in und um Bagdad sowie in den zeitweise von der Terrormiliz Islamischer Staat eroberten Gebieten im Zentrum des Landes aus: Hier sanken die Stickoxidemissionen zwischen 2010 und 2014 deutlich. Für die drastischen Veränderungen der Stickoxidemissionen im Iran machen die Forscher die Sanktionen verantwortlich, die die Vereinten Nationen im Jahr 2010 deutlich verstärkten. Dadurch sank 2013 und 2014 nicht nur das zuvor hohe Bruttoinlandsprodukt um sechs Prozent, auch die Emissionswerte lagen 2014 deutlich niedriger als noch im Jahr 2010. Sichtbar wird auch, dass die Emissionen des iranischen Schiffsverkehrs, der wichtig ist für den Erdöltransport, deutlich sanken. Wir haben anhand der Satellitenmessungen gesehen, dass die Wirtschaftssanktionen im Iran seit 2010 große Wirkung hatten, so Lelieveld. Seine Team will nun beobachten, wie sich die Emissionswerte im Iran künftig entwickeln, wenn die UN-Sanktionen aufgehoben werden. Auch die Wirtschaftskrise in Griechenland lässt sich in den Stickoxidemissionen ablesen. So sanken die Emissionen seit 2008 um 40 Prozent. Im gleichen Zeitraum fiel das Bruttoinlandsprodukt um fünf Prozent pro Jahr. Dass die Stickstoffdioxidemission in vielen Ländern stark mit der Wirtschaftsleistung zusammenhängt, ist nicht sehr überraschend. Denn Stickoxide entstehen zwar auch auf natürliche Weise, werden aber in erster Linie bei der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas durch Industrie und Verkehr freigesetzt. Vor allem Stickstoffdioxid kann Erkrankungen der Atemwege hervorrufen. Generell tragen Stickoxide maßgeblich zur Bildung von Ozon und Feinstaub in der Troposphäre bei und spielen eine Rolle beim Klimawandel. Stickoxidemissionswerte fließen in globale Luftqualitäts- und Klimamodelle ein, sagt Lelieveld. Bisher werden Stickoxidwerte zumeist langfristig aus dem wirtschaftlichen Status eines Landes beziehungsweise seinen Kohlendioxidemissionen vorhergesagt. So geht beispielsweise ein Szenario (RCP8,5) im Bericht des Weltklimarates IPCC davon aus, dass die Stickoxidemissionen im Nahen Osten zwischen 2005 und 2030 um zwei Prozent pro Jahr ansteigen. Die aktuelle Studie der Mainzer Forscher zeigt nun, dass solche pauschalen Prognosen nicht mehr zutreffen, wenn in Ländern Krisen ausbrechen oder, im besseren Fall, Gesetze zur Reinhaltung der Luft erfolgreich sind. Wissenschaft;'Das Metallurgie-Kompetenzzentrum K1-Met will den Spagat zwischen Industrieinteressen und Forschung schaffen. Linz/Wien – Wie nahe muss, soll und darf die Wissenschaft an der Wirtschaft dran sein? Bei dem auf Metallurgie und umwelttechnische Verfahren spezialisierten Kompetenzzentrum K1-Met ist diese Frage ins Programm geschrieben. Wir müssen von unserer Ausrichtung her den Spagat zwischen den Interessen der Industrie und jenen der Universitäten schaffen, sagt Geschäftsführer Thomas Bürgler. Einerseits sollen in den vier Forschungsbereichen Ergebnisse erzielt werden, die direkt in den Produktionsprozess der Unternehmen der Stahlbranche einfließen. Andererseits werden auch Projekte durchgeführt, die noch weit von einer praktischen Anwendung entfernt sind. Es geht um die alte Frage, was sinnvoller ist: grundlagenlose Zweckforschung oder zwecklose Grundlagenforschung, sagt Bürgler. Die vier Forschungsbereiche von K1-Met sind Rohstoff und Recycling, Hochtemperatur-Metallurgie, Prozess- und Energieoptimierung sowie Modellierung und Simulation. Ein Kernthema ist die Verbesserung der Stahlproduktion hinsichtlich des Energieverbrauchs und des Klimaschutzes – schließlich ist die globale Stahlproduktion für rund sieben Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich. Hauptsitz des Forschungsunternehmens ist Linz, eine Niederlassung besteht in Leoben; rund 30 Mitarbeiter sind für die GmbH tätig. Je 35 Prozent an dem Kompetenzzentrum halten Voestalpine Stahl und die Montanuniversität Leoben, 20 Prozent die Linzer Primetals Technologies und zehn Prozent die Johannes-Kepler-Universität Linz. Eine überschaubare Anzahl an Eigentümern zu haben ist zwar hinsichtlich der Budgeterstellung und der Abläufe ein Vorteil, birgt aber auch gewisse Probleme. Seitens der Fördergeber und auch seitens der Universitäten wird bisweilen kritisiert, dass wir von der Voest dominiert werden, sagt Thomas Bürgler – er selbst ist Forschungsleiter der Voestalpine. Dieser Verdacht soll damit zerstreut werden, dass es einen zweiten Geschäftsführer gibt: Johannes Schenk, Professor am Lehrstuhl für Eisen- und Stahlmetallurgie der Montan-Uni, hat bei K1-Met die Funktion des wissenschaftlichen Leiters, während Bürgler in technisch-wirtschaftlichen Angelegenheiten die Oberhand hat. Profitieren sollen von der Forschungstätigkeit aber auch andere Unternehmen wie RHI und die Universitäten selbst – die personelle Verzahnung ist dabei durchaus gegeben; wissenschaftliche Mitarbeiter der Uni sind bei Projekten des Kompetenzzentrums tätig. Die Leiter der einzelnen Forschungsareale sind allerdings direkt beim Kompetenzzentrum angestellt, um die Unabhängigkeit gegenüber den Eigentümern aus Wissenschaft und Wirtschaft zu garantieren. K1-Met verfügt selbst über keine eigenen Labore, sondern nutzt jene der Unternehmen und der Universitäten. Die ersten Forschungsprojekte des im Vorjahr gegründeten Kompetenzzentrums werden bereits diesen Sommer abgeschlossen sein, bis 2019 stehen insgesamt 22 Millionen Euro an Forschungsgeldern zur Verfügung. Danach erfolgt eine erste Evaluierung. Fällt sie positiv aus, ist eine zweite Förderphase bis 2023 möglich. Dann werden wir uns etwas von der Metallurgie wegbewegen, sagt Bürgler – es soll unter anderem um den Einsatz von Wasserstoff in der Produktion gehen. Das Netzwerk der Partner aus Industrie und Wissenschaft soll bis dahin ausgebaut werden, um die Verbindungen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft zu festigen.' Nicht-Wissenschaft;'Furcht und Zittern in der japanischen Wohlstandsgesellschaft. In Ryu Murakamis unerbittlichem Roman "Coin Locker Babys" beginnt die Katastrophe schon mit der Geburt der beiden Protagonisten, die das Prädikat "Antihelden" verdienen. Über den Roman In der Misosuppe von Ryu Murakami steht in einem deutschen Literaturblog zu lesen, er sei ein Panoptikum der japanischen Gesellschaft: laut, schrill und unerbittlich. Diese Aussage gibt in Kürzestform das gängige Klischee wieder, das europäische Massenmedien von dem fernöstlichen Land verbreiten. Das Gegenteil trifft zu: Japan ist ruhig, schrilles Verhalten, schrilles Outfit, schrille Farben werden meist vermieden, im Zusammenleben ist man konformistisch und harmoniesüchtig. Volle Lautstärke hört man nur in Pachinkohallen, dort allerdings wirklich voll. Schrill daher kommen die paar Freizeit-Cosplayer in Shibuya oder Harajuku, auf die sich europäische Kameras richten, und die Komiker in den Fernsehshows. Unerbittlich – nun ja, unerbittlich ist man, wenn es um die Einhaltung von Regeln geht. Mit ein Grund für die hohe Selbstmordrate, denn nicht jeder ist in der Lage, dem Konformitätsdruck standzuhalten. Die Bücher und Filme von Ryu Murakami spiegeln die Gesellschaft nicht wider. Eher malen sie sich und dem Publikum das aus, was in Japan weitgehend fehlt. Sie tun es nicht auf freundliche Weise, sondern – hier ist das Wort angebracht – mit einer gewissen Unerbittlichkeit, vielleicht auch mit einem Quäntchen Bosheit, die notwendig ist, um dem Bedrückenden der sozialen Wirklichkeit etwas entgegenhalten zu können. Was entgegenhalten? Exzessive, aggressive, unverhüllte, exhibitionistische, perverse, destruktive, freiheitsliebende Gesten, Geschichten, Verhaltensweisen. Freundlich ist der andere Murakami, Haruki mit Vornamen, außerhalb Japans viel bekannter als sein Namensvetter – zu Hause sind beide seit Jahrzehnten fixe Größen der Kulturszene. Haruki, 1949 geboren, veröffentlicht Bücher seit 1979, wurde aber erst mit Naokos Lächeln (1987) zum Bestsellerautor. Der drei Jahre jüngere Ryu trat drei Jahre früher als sein Kollege literarisch hervor und erhielt für seinen Erstling Blaue Linien auf transparenter Haut den Akutagawa-Preis. Harukis Genre-Spezialität ist die Fantasy, während Ryu von jeher zum Horrorgenre neigt. Es deutet alles darauf hin, dass sich Haruki beim Schreiben in seine Figuren verliebt; auch die Bösewichter wirken in seinen Büchern meistens sympathisch. Ryu hingegen hat jede Menge abstoßender Typen geschaffen, bis hin zu menschlichen Monstern, die vor keiner Untat zurückschrecken. Dass die Lektüre dann trotzdem immer wieder Einblicke in die ganze Vielfalt der menschlichen Psyche gewährt, ist eines der erstaunlichen Resultate seiner Schreibkunst. Nicht Sympathie stellt sich ein, sondern eher ein Erschrecken über sich selbst oder wenigstens über das, wozu unsereins fähig ist. Die Geschichten Ryu Murakamis inszenieren Sadomaso-Spiele, sie führen uns ins japanische Rotlichtmilieu (das in der Wirklichkeit einen mächtigen, wenngleich relativ gesitteten, Industriezweig darstellt) und in den Medienbetrieb, den der Autor und Regisseur bestens kennt, aber auch, wie der autobiografische Roman 69, in Ryus persönliche Vergangenheit, die durch Politisierung und den Siegeszug der Popkultur mit ihren spezifisch japanischen Ausprägungen – Manga, Animé, heimische Popmusik – geprägt ist. Der jetzt von Ursula Gräfe ins Deutsche übersetzte, in Japan 1980 erschienene Roman Coin Locker Babys kann als sein Hauptwerk gelten. Dieses Buch vereinigt alle Stärken und Charakteristika des Autors (dazu vielleicht auch die eine oder andere Schwäche). Was sich in Coin Locker Babys besonders schön nachvollziehen lässt, ist der Katastrophismus, den Ryu pflegt und in zahllosen Szenen umsetzt. Eine Katastrophe ist schon die Geburt der beiden Protagonisten, die mehr als jedes andere Werk der Weltliteratur das Prädikat Antiheld verdienen. Kiku und Hashi, so heißen sie, sind zwei jugendliche Antisupermänner, die auf nichts als Rache sinnen, selbst dann, wenn sie glauben, Gutes zu tun. Sie wurden 1972 in Yokohama in Bahnhofsschließfächern ausgesetzt, wie viele andere Babys in jenen Jahren und bis heute. Diese grausame Art, sich störender Menschenwesen zu entledigen, scheint eine japanische Spezialität zu sein. Ich erinnere mich an einen Fall vor einigen Jahren, als man in Shinjuku, einem der belebtesten Stadtteile Tokios, in einem Schließfach ein totes Neugeborenes fand, an dem noch ein Stück vom Nabel hing. Kiku und Hashi haben, anders als die meisten ihrer Leidensgenossen, überlebt, aber wirklich überwinden können sie das Trauma bis zum bitteren Ende nicht. Coin Locker Babys ist ein Beispiel dafür, wie Ryu drängende, ihm persönlich nahegehende Probleme und Verhärtungen der Gesellschaft aufgreift, um sie im irrealen Raum der Literatur bis zum Wahnwitz weiterzuspinnen, zu übersteigern und schließlich zur Explosion zu bringen. Er tut das mit einer Art Genüsslichkeit, mit einer schrankenlosen Spiel- und Fabulierfreude, ohne Ungereimtheiten und Unwahrscheinlichkeiten zu meiden. Im Actionfilm ist solches Outrieren ja gang und gäbe, da werden die Extreme ein ums andere Mal überboten. Von jeher empfänglich für die Ästhetik des Genrefilms, hat Ryu Murakami das Literaturgenre des Actionromans erfunden. Allerdings sind seine Bücher eben keine Filme. Hier und da blinken Ironie und Humor auf, und die Katastrophen, die einander auf dem Fuß folgen, erinnern mehr an alte Slapstickfilme, an Komödien, die das Absurde feiern. Als hätte sich Charlie Chaplin in ein Hollywoodstudio verirrt, das gerade einen Actionfilm unter Aufwendung modernster technischer Mittel produziert. Aber nein, so liebenswürdig wie Charlie ist Ryu dann doch nicht. Seine Gesellschaftsdiagnose ist unerbittlich, und allein diese Tatsache verhindert, dass sich seine Bücher in dem Maßstab verkaufen, wie es bei Harukis Produkten der Fall ist. Die Erzählmaschine von Coin Locker Babys läuft in rasantem, unermüdlichem Rhythmus, so gut wie ohne Pausen. Dabei kommt es notgedrungen zu Unwahrscheinlichkeiten und Ungereimtheiten – würde man sagen, wollte man realistische Ansprüche an den Roman stellen. Das sollte man nicht tun, denn Giftghettos mit einer halb subkulturellen, halb kriminellen Fauna hat es in Tokio nie gegeben. Ryus Stadt in der Stadt erinnert eher an die Hure Babylon, wie sie Fassbinder in seiner Interpretation von Berlin Alexanderplatz zeigte. Die Ungereimtheiten und Unwahrscheinlichkeiten werden austariert durch die Sorge des Autors um Stimmigkeit im Detail. Denn für sich genommen sind alle Episoden genau recherchiert, Ryus Wissen auf technischen, sportlichen, biologischen, toxologischen und anderen Fachgebieten ist geradezu stupend. So entstehen in einem fort Realitätseffekte, die aus dem rasenden Infrarealismus, den man beim Lesen genießen kann, hervorzüngeln und uns immer wieder vor die Frage stellen, in welcher Welt wir eigentlich leben, auch heute noch. In Japan wurde die Antibabypille nach endlosen Bedenken und Diskussionen erst 1999 gesetzlich erlaubt, sie ist bis heute in diesem Land nicht sehr verbreitet. Lieber treibt man ab, jährlich etwa 300.000 Föten – ein Gemetzel! Dem Vernehmen nach hat sich in früheren Jahren die Lobby der Abtreibungsdoktoren gegen die Einführung der Pille gewehrt. Ein Roman wie Coin Locker Babys ist vor diesem Hintergrund zu sehen. Und was das Giftghetto betrifft, das in Ryus Fiktion durch die Verseuchung eines Stadtteils mit Chlor entstanden ist, so wird man heute unweigerlich an Fukushima denken. 1995 wurde die japanische Gesellschaft durch den Giftgasanschlag einer religiösen Sekte in der U-Bahn von Tokio geschockt. Haruki Murakami schrieb damals eine zweibändige Dokumentation auf der Grundlage von Interviews mit Opfern, aber auch mit Sektenangehörigen, und noch sein Roman 1Q84 zeigt, wie tief die Spuren sind, die jenes Ereignis im Bewusstsein des Autors hinterlassen hat. In Kenzaburo Oes Roman Chugaeri, 1999 erschienen, aber schon vor 1995 begonnen, gibt es Parallelen zum Giftgasanschlag, und noch in seinem bisher letzten Roman Sayonara, meine Bücher lässt Oe zwei alte Herren darüber räsonieren, wie man Tokio am besten zerstören könnte. Weshalb dieses Fasziniertsein namhafter Autoren dieses scheinbar so friedlichen Landes von der totalen Destruktion? Coin Locker Babys ist im Grunde genommen eine literarische Fantasie von der Zerstörung der Megastadt, ausgehend von der realistischen Feststellung des menschenfeindlichen Alltagslebens, das sie hervorgebracht hat. In Ryus Roman Das Casting findet sich der schlichte, aber treffende Kommentar: Die Japaner haben sich ordentlich ins Zeug gelegt. Aber wozu? Um reich zu werden? Von wahrem Reichtum ist nicht viel zu merken. Die Leute haben nicht genug Wohnraum, die Landschaft ist verschandelt, wohin man auch blickt, die Züge sind morgens immer noch so vollgestopft mit Menschen, wie man es Tieren beim Transport nicht antun würde, aus Angst, sie könnten krepieren. Zwei- oder dreimal taucht in Coin Locker Babys die Fantasie auf, unser ganzes Leben könnte sich in einem Schließfach abspielen.' Wissenschaft;'Die Uni Salzburg hat das Ehrendoktorat, das sie dem großen Verhaltensforscher 1983 verliehen hatte, wieder aberkannt. Über die Begründung lässt sich trefflich streiten. Wien – Es war das letzte von insgesamt zehn Ehrendoktoraten, die Konrad Lorenz bis zu seinem Tod im Jahr 1989 erhalten hatte. Zuvor war der große Verhaltensforscher immerhin auch schon von den Universitäten Leeds (1962), Basel (1966), Yale (1967), Oxford (1968), Loyola/Chicago (1970), Durham (1972), Birmingham (1974), der katholischen Universität Mailand (1981) und der Veterinärmedizinischen Universität Wien (1980) mit einem Doctor honoris causa geehrt worden. 1983 kam auch noch das Ehrendoktorat der Universität Salzburg dazu. Bis dahin hatte der weltberühmte Forscher zahllose andere, darunter einige der allerhöchsten wissenschaftlichen Auszeichnungen erhalten: Lorenz war unter anderem auswärtiges Mitglied der Royal Society (seit 1964), der National Academy of Sciences der USA (seit 1966) und Nobelpreisträger für Medizin des Jahres 1973. Kurzum: Es gibt kaum einen anderen österreichischen Wissenschafter nach 1945, dem zeit seines Lebens mehr und wichtigere Ehrungen zuteil wurden und der international bekannter gewesen wäre als Lorenz. Fast 27 Jahre nach seinem Tod und 32 Jahre, nachdem man ihm diese Auszeichnung zuerkannt hatte, ist Lorenz nun also eines von zehn Ehrendoktoraten – ausgerechnet sein letztes – los. Was ist die Begründung der Uni Salzburg für diesen etwas überraschenden Schritt? Und welche Folgen hat er? Schließlich gibt es auch noch etliche Institute und Schulen in Österreich und Deutschland, die den Namen des lange unumstrittenen, heute aber umso umstritteneren Wissenschafters im Titel führen. Grundlage der Aberkennung ist § 85 der Satzung der Universität Salzburg: Verliehene Ehrungen können widerrufen werden, wenn sich die Geehrten durch ihr späteres Verhalten als der Ehrung unwürdig erweisen oder wenn sich nachträglich ergibt, dass die Ehrung erschlichen worden ist. Von einer Erschleichung sei in jenen Fällen auszugehen, in denen die aktive Beteiligung an verbrecherischen Handlungen oder die aktive Mitgestaltung oder Verbreitung nationalsozialistischer Ideologie – insbesondere rassistischen und/oder imperialistischen Inhalts – verschwiegen wurde. Im Fall von Konrad Lorenz wie auch des Juristen und SS-Mitglieds Wolfgang Hefermehl scheint dieser Tatbestand für Senat und Rektorat der Uni Salzburg ganz eindeutig gegeben zu sein. Denn anders ist es nicht erklärlich, dass die Aberkennung des Ehrendoktorats erfolgte, ohne dass die beauftragte Studie des Zeithistorikers Alexander Pinwinkler bereits offiziell abgeschlossen, geschweige denn publiziert worden wäre. Im Wesentlichen stützt man sich bei Lorenz Erschleichung auf zwei Punkte: zum einen auf Zitate aus einer Publikation von Lorenz aus dem Jahr 1940 (Durch Domestikation verursachte Störungen arteigenen Verhaltens), die spätestens seit den frühen 1970er-Jahren nicht nur in der Fachöffentlichkeit bekannt ist. Und zum anderen auf sein Parteieintrittsgesuch aus dem Jahr 1938, das erst 2001 auftauchte und das Benedikt Föger und ich erstmals veröffentlichten, ehe wir im gleichen Jahr auch noch die erste buchlange Studie über Konrad Lorenz und den Nationalsozialismus veröffentlichten (Die andere Seite des Spiegels, Czernin-Verlag). Belegen die beiden angeführten Textpassagen tatsächlich, dass sich Lorenz die aktive Beteiligung an verbrecherischen Handlungen oder die aktive Mitgestaltung oder Verbreitung nationalsozialistischer Ideologie – insbesondere rassistischen und/oder imperialistischen Inhalts – zuschulden kommen ließ? Nun, im Parteiantrag schrieb er immerhin, unter Wissenschaftlern und vor allem Studenten eine wirklich erfolgreiche Werbetätigkeit entfaltet zu haben; schon lange vor dem Umbruch war es mir gelungen, sozialistischen Studenten die biologische Unmöglichkeit des Marxismus zu beweisen und sie zum Nationalsozialismus zu bekehren ... Schließlich darf ich wohl sagen, daß meine ganze wissenschaftliche Lebensarbeit, in der stammesgeschichtliche, rassenkundliche und sozialpsychologische Fragen im Vordergrund stehen, im Dienste nationalsozialistischen Denkens steht. Das Problem ist nur, dass Lorenz in diesem Antrittsgesuch nicht nur übertrieben, sondern in Wahrheit gelogen hat, dass sich die Balken biegen: Die Werbetätigkeit bis dahin war in jedem Fall bescheiden, da er erst ab 1937 an der Universität Wien offiziell lehren durfte. (Seine Habilitation war übrigens vom NS-Sympathisanten Othenio Abel lange hintertrieben worden.) Mehr als eine Handvoll Studenten hatte Lorenz bis zum Anschluss und seinem Parteieintritt gewiss nicht. Und ob er die Studierenden bis dahin mit NS-Ideologie überzeugt hat, darf bezweifelt werden, zumal die ersten Publikationen mit einschlägigen NS-Anpassungen (davon gab es insgesamt fünf) erst 1939 erschienen. Zur Kontextualisierung dieses Parteieintrittsgesuchs muss aber auch hinzugefügt werden, dass Lorenz als junger aufstrebender Biologe und Darwin-Anhänger im Austrofaschismus nicht die geringste Chance auf eine Karriere hatte: In der katholisch-autoritären Ideologie des Ständestaats war kein Platz für Vertreter der Evolutionstheorie, die Biologie wurde gekürzt, wo immer es möglich war (etwa im Medizinstudium); Unterstützung für seine Arbeiten erhielt Lorenz hingegen aus Nazi-Deutschland, wo die Biologie gefördert wurde. Aus zwei umstrittenen Texten (beide publiziert 1940) kann man aufgrund ihrer Terminologie eine aktive Mitgestaltung oder Verbreitung nationalsozialistischer Ideologie zweifelsfrei herauslesen. Ob sie allerdings im engeren Sinn rassistisch sind, darüber lässt sich streiten. Lorenz Argumentation geht nicht von einer Unterscheidbarkeit oder gar unterschiedlicher Wertigkeit verschiedener Rassen aus, und auch antisemitische Passagen wird man in seinen Arbeiten nicht finden. Lorenz argumentiert mehr oder weniger klassisch eugenisch – das aber in aller Deutlichkeit, indem er etwa eine noch schärfere Ausmerzung ethisch Minderwertiger empfahl. Eugenische Maßnahmen wie die (Zwangs-)Sterilisierung Behinderter wurden in den 1930er-Jahren freilich nicht nur in Nazi-Deutschland praktiziert, sondern in etlichen anderen Ländern. Womöglich stärker belastende Fakten sind in der vorliegenden Entscheidungsgrundlage nicht angeführt, und etliche Fragen über Lorenz NS-Vergangenheit liegen nach wie vor im Dunkeln: Der Verhaltensforscher war nachweislich Mitglied des Rassenbiologischen Amts, das etwa auch Lorenz Nobelpreis-Ko-Laureat Karl von Frisch 1936 lobte. Was diese Mitgliedschaft im Fall von Lorenz konkret bedeutete, ist unklar. Außerdem war er im Sommer 1942 Mitarbeiter einer völkerpsychologischen Studie über 877 deutschpolnische Mischlinge und Polen aus Posen. Was mit den Probanden nach der Studie geschah, ist nicht gesichert. Und man weiß auch nicht im Detail, was Lorenz – nachdem er zur Heerespsychologie abkommandiert worden war – als Militärpsychiater in Posen zwischen 1942 und 1944 genau getan hat und was er dort zu verantworten hatte. Auch in diesen Fall sind die konkreten Schicksale der von ihm behandelten Kriegsneurotiker (noch) unbekannt. All das und auch seine NSDAP-Mitgliedschaft hat Konrad Lorenz bis zu seinem Tod lange erfolgreich verschwiegen und verdrängt. Als er sich in seinen letzten Lebensmonaten in einer Fragment gebliebenen Autobiografie diesen dunklen Seiten seines Lebens stellen wollte, war es bereits zu spät. Und so steht sein Fall in gewisser Weise auch beispielhaft für den österreichischen Umgang mit der NS-Vergangenheit, auch und zumal in universitären Kreisen: Aufgrund der schlampigen Entnazifizierung hat man sich allzu lange nicht mit der NS-Vergangenheit und der Zeit davor befasst – weder im Fall von einzelnen Wissenschaftern wie auch von Institutionen. Und jetzt, mehr als 70 Jahre danach, scheint das Pendel in die Gegenrichtung auszuschlagen: Vor lauter versäumter Aufarbeitung hat man nur mehr die NS-Geschichte im Blick – und läuft dabei Gefahr, die wissenschaftlichen Verdienste großer Forscher aus den Augen zu verlieren. Im Fall von Lorenz gingen diese Verdienste weit über die Wissenschaft hinaus: Er war nicht nur weltberühmter Naturforscher, sondern auch bedeutender Natur- und Umweltschützer – ohne ihn würde vermutlich Zwentendorf in Betrieb sein und Hainburg wäre gebaut worden. Er war aber eben auch einige Jahre seines Lebens Nationalsozialist, Parteimitglied und mehr als nur bloßer Mitläufer – ohne dass er eine wichtige Rolle bei der Formulierung oder der Verbreitung von NS-Ideologie gespielt hat. Die Universität Salzburg hat sich entschieden, die Verstrickung in die NS-Ideologie bei ihren Ehrendoktoraten neu zu bewerten, wohl auch als Konzession an die politische Korrektheit, die in den letzten Jahren gerade an den Universitäten fröhliche Urständ feiert. Das ist durchaus legitim, aber es überrascht doch, da die wesentlichen Fakten zu Lorenz NS-Verstrickungen seit zumindest 14 Jahren auf dem Tisch liegen. Wenn die strengen Maßstäbe der Uni Salzburg allerdings Schule machen würden, dann müssten konsequenter Weise nicht nur Lorenz zahllose Ehrendoktorate und Ehrungen im In- und Ausland aberkannt und Institute umbenannt werden. Nach diesen strengen Maßstäben müssten ab sofort nämlich dutzende Ehrendoktorate, die an Österreichs Unis nach 1945 vergeben wurden – von vielen anderen hohen wissenschaftlichen Ehrungen ganz zu schweigen –, eine Neubewertung erfahren und gestrichen werden.' Wissenschaft;"Meisterspion" plauderte 1981 vor DDR-Staatssicherheit über seine Spionagetätigkeit für die Sowjetunion in London. London – Die BBC hat ein Video des berühmten Doppelagenten Kim Philby enthüllt, in dem dieser im Jahr 1981 vor Mitgliedern der DDR-Staatssicherheit einen Vortrag über seine Spionagetätigkeit hält. Sie alle haben sicherlich Geschichten über die mythische Effizienz des (britischen Auslandsgeheimdiensts) SIS gehört, einer sehr, sehr gefährlichen Organisation, sagt Philby in dem von der BBC im Stasi-Archiv entdeckten Video. Nun, zu Kriegszeiten war er das keineswegs. Über Jahre hinweg habe er jeden Abend sein Büro in London mit einem dicken Koffer voller von ihm selbst geschriebener Berichte und Dokumente aus den Archiven verlassen, fährt Philby in dem Vortrag fort. Üblicherweise habe er die Unterlagen abends seinem sowjetischen Kontakt übergeben. Dieser habe sie abfotografiert und früh am nächsten Morgen zurückgegeben. Er selbst habe sie dann an ihren ursprünglichen Platz zurückgebracht. Philby, der sowohl für die Briten als auch für die Sowjets arbeitete, war ab 1944 Chef der britischen antisowjetischen Spionageabteilung im britischen Geheimdienst MI6. 1949 wurde er zum Verbindungsoffizier des britischen Geheimdiensts zur CIA in Washington bestellt. 1963 setzte sich Philby in die Sowjetunion ab, nachdem er verdächtigt wurde, nach Guy Burgess und Donald McLean der dritte vom sowjetischen Geheimdienst an der Universität Cambridge rekrutierte Maulwurf innerhalb des britischen Secret Intelligence Service (SIS) zu sein. Von da an lebte er bis zu seinem Tod im Jahr 1988 in Moskau. Zu seiner Tätigkeit für die Sowjetunion erklärte Philby, er habe Informationen geliefert, die es dem sowjetischen Verbündeten Großbritanniens erlaubt hätten, den Kampf gegen Hitlerdeutschland zu gewinnen. Nicht-Wissenschaft;"Keine ökonomische Ausbildung und keine wissenschaftlichen Publikationen" – "Affront für alle (österreichischen) Wirtschaftsforscher" – Heinisch-Hosek soll Schulbuch zurückziehen. Wien – Das Schulbuch Geospots (7. und 8. Klasse AHS) erzürnt zahlreiche Wirtschaftswissenschafter. Der Gemeinwohlökonom und Ex-Sprecher von Attac Österreich, Christian Felber, wird dort in einer Grafik in einer Reihe mit John Maynard Keynes, Karl Marx, Milton Friedman und Friedrich August von Hayek genannt. Die Forscher haben deswegen nun einen Offenen Brief an das Bildungsministerium geschrieben. Die Auswahl einer Person, die über keine ökonomische Ausbildung verfügt und keine wissenschaftlichen Publikationen aufweist, stellt einen Affront für alle (österreichischen) Wirtschaftsforscher dar, heißt es im Aufruf zur Unterzeichnung des Briefs. Zwar teile man das Ziel, unterschiedliche Wirtschaftstheorien und Fragestellungen der Ökonomie vorzustellen, heißt es dann im von bisher 26 Ökonomen unterzeichneten Schreiben selbst. Eine geeignete Person sei aber nach den Kriterien einer entsprechenden internationalen Bedeutung sowie weithin anerkannter wissenschaftlicher Arbeit zu wählen. Wenn es um Fragen des Gemeinwohls und Gemeinschaftsgüter gehe, schlagen die Ökonomen Wirtschafts-Nobelpreisträgerin Elinor Ostrom vor. Lege man den Fokus auf Globalisierungskritik, kämen auch Joseph Stiglitz oder Paul Krugman in Frage, bei einem Akzent auf Verteilungsfragen Thomas Piketty oder der aktuelle Nobel-Laureat Angus Deaton. Felber, der vorwiegend als politischer Aktivist auftritt, wird aber abgelehnt. Dessen Gemeinwohltheorie erfülle nicht die üblichen Kriterien der Wissenschaftlichkeit. Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) wird schließlich aufgefordert, das im Veritas Verlag erschienene Lehrbuch in der aktuellen Form nicht weiter für den Einsatz an Schulen zuzulassen. (APA, 7.4.2016) Nicht-Wissenschaft;'Die Wahlerfolge und das Programm der AfD sorgen in der CDU für Unruhe. Sie diskutiert, wie man die junge Partei wieder kleinkriegen kann. Kanzlerin Angela Merkel will "ohne Schaum vor dem Mund " diskutieren. Über ihre politischen Gegner äußert sich die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel nur selten, lieber spricht sie über die Ziele ihrer eigenen Partei. Auch die AfD hat sie lange Zeit ignoriert. Doch jetzt, da diese schon einige große Erfolge bei Landtagswahlen hatte, in Umfragen bundesweit um die zehn Prozent liegt und ihr erstes Parteiprogramm (mit striktem Anti-Islam-Kurs) beschlossen hat, will Merkel offenbar nicht mehr länger schweigen. Die Bild-Zeitung berichtet, sie habe in der CDU-Präsidiumssitzung sogar erstmals eine Kurskorrektur in Aussicht gestellt und erklärt, die Union müsse sich wieder verstärkt um konservative Wählerschichten bemühen. Nur so könnte man der AfD das Wasser abgraben. Merkel selbst allerdings dementierte dies am Dienstag. Es gebe keinerlei neue Strategie im Umgang mit der AfD; jedoch die Aufgabe, die noch entschiedener gemacht werden muss, aus uns heraus selbst darzustellen, was wir wollen, wohin wir gehen, welche Überzeugungen uns tragen, sagte sie beim Besuch des Französischen Gymnasiums in Berlin. Der Einsatz für Europa sei eine Strategie, die weiter gilt, erklärte sie. Man müsse Europa stärken, denn wenn die Europäer im 21. Jahrhundert ihre Ziele durchsetzen wollten, könnten sie dies nicht alleine tun. Die AfD hingegen will das Volk über einen Verbleib im Euro abstimmen lassen und das undemokratische Konstrukt EU zugunsten einer Freihandelszone auflösen. Merkel betonte auch, sie finde, dass wir genug gute Argumente haben, uns mit anderen Meinungen – auch denen der AfD – auseinanderzusetzen, und zwar ohne jeden Schaum vorm Mund und ohne Pauschalurteile. CDU-Bundesvizechefin Julia Klöckner ist ganz auf Merkels Linie und erklärt: Wir sollten nicht dazu übergehen, die AfD zu ignorieren oder zu beschimpfen. Wir müssen heikle Themen offen erklären und diskutieren, um so AfD-Wähler mit Argumenten zurückzuholen. CDU-Generalsekretär Peter Tauber allerdings kritisiert das am Wochenende beschlossene AfD-Programm als reaktionär und autoritär. In der CDU-Spitze wird auch betont, dass es auf keinen Fall Koalitionen mit der AfD geben werde. Doch in der Partei wollen nicht alle diesen Ausgrenzungskurs fahren. In einigen Bundesländern (Sachsen-Anhalt, Thüringen, Sachsen) können sich einzelne konservative Abgeordnete vorstellen, die Koalitionsmöglichkeit mit der AfD nicht außer Acht zu lassen – um die in Deutschland unbeliebten großen Koalitionen oder linke Mehrheiten zu verhindern. Ihnen schwebt auch in der CDU eine Rückkehr zu konservativen Werten vor. Gerne zitiert wird aus dem Buch Konservativ des ehemaligen hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch (CDU), in dem dieser beklagt: Die mangelnde programmatische Präsenz der Konservativen in der CDU macht ganze Gruppen unserer Bevölkerung praktisch mundtot. Apropos mundtot: Satiriker Jan Böhmermann hat sich in der Zeit mit massiver Kritik an Merkel zu Wort gemeldet und erklärt, sie habe ihn nach seinem Schmähgedicht filetiert, einem nervenkranken Despoten (Recep Tayyip Erdogan, Anm.) zum Tee serviert und einen deutschen Ai Weiwei aus mir gemacht. Ankara hat ein Strafverfahren gegen Böhmermann gefordert, Berlin hat dem stattgegeben. (Birgit Baumann aus Berlin, 4.5.2016)' Wissenschaft;Ein aktuelles Buch zeigt am Beispiel des frühen 19. Jahrhunderts, wie tiefgreifend ein Klimawandel in alle Bereiche menschlicher Gesellschaften hineinwirkt. Der April des Jahres 1815 muss im globalgeschichtlichen Kalender knallrot angestrichen werden, wenn es nach dem deutschen Klimahistoriker Wolfgang Behringer geht. Seine These: Binnen weniger Wochen veränderte eine singuläre Naturkatastrophe gewaltigen Ausmaßes nicht nur das Klima, sondern gar den Lauf der Welt – obwohl es zunächst niemand realisierte. Denn so grenzenlos die Folgen dieses Ereignisses waren, so regional begrenzt war ihr Ursprung. Dieser lag auf Sumbawa, einer östlich von Java gelegenen indonesischen Insel, die den Stratovulkan Tambora beherbergt – zu Beginn des 19. Jahrhunderts mit 4300 Metern eine der höchsten Erhebungen des indonesischen Archipels. Wie man heute weiß, brach der Tambora im April 1815 mit einer Intensität aus, die in der überlieferten Geschichte der Menschheit ohne Beispiel ist. Die explosiven Eruptionen waren mehr als 2000 Kilometer weit zu hören – und halbierten den Vulkan beinahe. Auf Sumbawa und der Nachbarinsel Lombok kamen mindestens 71.000 Menschen ums Leben. Doch die tatsächliche Zahl der Opfer dieser Katastrophe lässt sich nicht einmal ansatzweise beziffern. Sie beträgt mit Sicherheit ein Vielfaches davon. Was nämlich auf den Ausbruch des Tambora folgte, war ein Jahr extremer Klimaschwankungen: Das durch die Eruptionen emporgeschleuderte Material aus Gas- und Schwebepartikeln, verbreitet und verteilt durch Höhenwinde, verminderte die Sonneneinstrahlung und bewirkte fast weltweit eine plötzliche Abkühlung. Der Winter 1815/16 war einer der kältesten des zweiten Jahrtausends. In Europa und Nordamerika erlebte man in der Folge das Jahr ohne Sommer, zum Teil schneite es im Juli oder regnete über Monate hinweg. In weiten Teilen Asiens verursachten verheerende Niederschläge Überflutungen, die Cholera brach aus, die Tuberkulose grassierte. Mancherorts herrschte wiederum extreme Dürre. Da wie dort kam es zu Missernten, Massensterben von Nutztieren und 1817 zur schlimmsten Hungersnot des 19. Jahrhunderts. Russland hingegen profitierte vom veränderten Klima und verzeichnete dank steigender Getreideexporte und Einwanderung einen wirtschaftlichen Aufschwung. Enorme Migrationsbewegungen, soziale Revolten und politische Umbrüche kennzeichneten die folgenden Jahre. Der Ausbruch des Tambora war der Beginn eines Experiments, an dem die ganze Menschheit unfreiwillig teilgenommen hat. Die Reaktionen darauf geben ein Beispiel dafür, wie Gesellschaften und einzelne Menschen auf Klimawandel reagieren, welche Risiken dabei entstehen und welche Chancen damit verbunden sein können, schreibt Behringer im Buch Tambora und das Jahr ohne Sommer. Wie der Forscher der Universität des Saarlandes detailliert nachzeichnet, blieb kein Erdteil von direkten oder indirekten Auswirkungen der Tamborakrise verschont. Indem er gesicherte klimahistorische Fakten und zeitgenössische Quellen mit sozialen und weltpolitischen Entwicklungen der Folgezeit in Verbindung bringt, rückt er den Vulkanausbruch aber aus dem naturgeschichtlichen Blickfeld direkt ins Zentrum der Weltgeschichte. Wo das Klima sich zum Schlechteren wandelte, wirkte es demnach wie ein Katalysator vorhandener Tendenzen: In Europa nahmen schwere soziale Unruhen und politische Massendemonstrationen zu, es kam zu Attentaten und zu Pogromen gegen Juden. In Südafrika wurden angebliche Hexen als Schuldige an Ernteausfällen verfolgt. Das zaristische Russland suchte wiederum die Migration für seine imperialistischen Ziele zu nutzen und seinen Einfluss in der Schwarzmeerregion auszudehnen. Die Krise entfaltete aber auch eine enorme erfinderische und innovative Kraft: Behringer stellt neue Ansätze, die Natur besser einzuschätzen und zu zähmen, ebenfalls in einen Ereigniszusammenhang, etwa das Aufkommen der Meteorologie und die zunehmende Durchführung von Flussbegradigungen. Dem Buch mangelt es nicht an interessanten Episoden aus unterschiedlichsten kulturellen, gesellschaftspolitischen und wissenschaftlichen Bereichen. Mitunter bleibt es jedoch bei einer Aneinanderreihung, die etwas krampfhaft zu einer Ereigniskette geschmiedet wurde. Das birgt, zugunsten eines gelungenen Spannungsbogens, die Gefahr argumentativer Monokausalität. In jedem Fall führt Behringers Perspektive aber anschaulich vor Augen, wie komplex das Weltklima in sämtliche Bereiche der menschlichen Lebenswelt hineinwirkt. Damals wie heute. Wissenschaft;Britische Wissenschafter haben analysiert, ob Pflanzenproben in naturhistorischen Museen auch die richtigen Namen tragen. Die Ergebnisse sind erschreckend. Oxford/Wien – Um die Verteilung von bestimmten Tier- oder Pflanzenarten rund um den Globus zu analysieren, greifen Biodiversitätsforscher gerne auf naturhistorische Sammlungen zurück. Bei solchen Analysen gelingt es immer wieder, neue Arten zu entdecken. So konnten britische Forscher erst kürzlich im Londoner Natural History Museum eine neue Art von Fledermäusen, konkret: der Hufeisennasen, identifizieren. Das Exemplar lagerte seit drei Jahrzehnten in Alkohol eingelegt im Museum. Damit sind wir aber auch schon bei einem Problem angelangt, dessen Ausmaße einigermaßen dramatisch sein dürften: Britische Forscher kommen im Fachblatt Current Biology und in zeitgleichen Studien in weiteren Fachmagazinen zum Schluss, dass bis zu 50 Prozent aller Sammlungsobjekte in naturhistorischen Museen die falsche Bezeichnung tragen könnten. Die Wissenschafter um Robert Scotland vom Institut für Pflanzenforschung an der Universität Oxford konzentrierten sich bei ihren Analysen auf Herbarien und andere Sammlungen von Pflanzen insbesondere aus den Tropen. Eine Teilstudie widmete sich 4500 Exemplaren eines afrikanischen Ingwergewächses der Gattung Afromamu, die erst im Vorjahr in einer Monografie detailliert dargestellt wurde. Nicht weiter überraschend wurden 58 Prozent der Objekte zuvor falsch bezeichnet. Eine zweite Studie untersuchte am Beispiel einer Familie von asiatischen Regenwaldbäumen, wie Belegexemplare von derselben Pflanze in verschiedenen Sammlungen benannt werden. Immerhin 29 Prozent der Duplikate trugen in zwei oder mehr Museen unterschiedliche Namen, von denen zumindest einer falsch sein musste. Schließlich analysierten die Forscher auch noch knapp 50.000 Objekte aus der Gattung Ipomoea (zu der unter anderem auch die Süßkartoffel gehört), die in die Global-Biodiversity-Information-Facility-Datenbank hochgeladen wurden. 40 Prozent davon trugen veraltete Namen, weitere 27 Prozent waren inkorrekt oder ungültig. Die Gründe für diese erstaunlich zahlreichen Fehler sind mannigfaltig. Ein Hauptproblem dürfte sein, dass die Forscher in den Museen mit dem Klassifizieren kaum nachkommen: Mehr als die Hälfte der neuen tropischen Pflanzenarten wurden erst entdeckt. Wie aber sieht es beim Rest der 1,8 Millionen verschiedenen Arten aus, die bestimmt wurden und in Museen lagern? Mehr als die Hälfte davon sind Insekten. Die Forscher gehen davon aus, dass dort der Anteil der falschen Bezeichnungen noch viel höher ist. Nicht-Wissenschaft;Esayas Berhanu-Endeshaw floh mit 25 Jahren aus Äthiopien. In Wien hat er sich mittlerweile ein neues Leben aufgebaut. Der gebürtige Äthiopier Esayas Berhanu-Endeshaw hatte keinen einfachen Start ins Leben. Als zweitjüngstes von insgesamt sieben Kindern ist er mit seinen Geschwistern in einem Slum der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba aufgewachsen. Lediglich 133 Birr Witwenpension bekam seine Mutter als Alleinerziehende. Umgerechnet sind das weniger als sieben Euro monatlich. Mit diversen Aushilfsjobs kämpfte die Frau um das Überleben der gesamten Familie. Umso beeindruckender ist es daher, wie sich Esayas später durchgeschlagen hat. Trotz schwieriger Voraussetzungen und hoher akademischer Anforderungen schaffte er es in Äthiopien auf die Universität. Kaum hatte er sein Studium in Finance abgeschlossen, bekam der damals 25-Jährige eine Anstellung bei einer Bank. Er gründete einen Betriebsrat mit und wurde letztendlich zum Generalsekretär des Gewerkschaftsbunds befördert. Dann kam etwas Unerwartetes dazwischen. Während einer Geschäftsreise in Wien im Jahr 1995 eskalierte die politische Situation in Äthiopien. Seine Funktion in der Gewerkschaft machte die Rückkehr in die Heimat unmöglich. Mit Krawatte und Aktentasche fand sich Esayas vor dem Bundesasylamt auf der Wiener Landstraßer Hauptstraße wieder, um um Schutz anzusuchen. Vier Monate später kam der positive Bescheid. Mit Unterstützung von Amnesty International und dem Österreichischen Gewerkschaftsbund (ÖGB) fand er ein Zimmer im Lehrlingsheim. Ich musste Deutsch lernen und mich integrieren. Das war die einzige Möglichkeit, etwas zu schaffen, erinnert sich der heute 45-Jährige. Arbeit als Banker fand er in Österreich in der Folge nicht. Entmutigen ließ er sich davon nicht, stattdessen nahm er einen Job als Autowäscher an. Es folgten weitere: In einem Geschäft am Flughafen Wien sowie als Laufbursch beim ÖGB, bis er schlussendlich nach Jahren doch noch eine Chance im Bankwesen bekam. Er kletterte die Karriereleiter hinauf und wurde zum Investmentbanker bei der Bawag. Heute arbeitet er bei der Kommunal Kredit Bank. Seit er auf der Landstraße um Asyl ansuchte, sind inzwischen mehr als zwanzig Jahre vergangen. Mittlerweile ist er österreichischer Staatsbürger und hat hier eine neue Heimat gefunden: Er bezeichnet sich selbst als waschechten Wiener. Gemeinsam mit einer Vorarlbergerin hat er eine Tochter und einen Sohn und kümmert sich darüber hinaus um die vier Kinder seiner verstorbenen Schwester. 2008, 13 Jahre nach seiner Flucht, kehrte er das erste Mal nach Äthiopien zurück. Seither reist er immer wieder dorthin. Da einige seiner Geschwister wie er im Ausland leben, organisieren sie jährlich ein Treffen in Addis Abeba – auch um die Mutter zu besuchen, die immer noch dort wohnt. Die politische Situation in Äthiopien habe sich mittlerweile stark gebessert, meint Esayas. Das Land entwickle sich rasch. In den vergangenen Jahren betrug das Wirtschaftswachstum neun Prozent: An der Stelle des Slums, wo er als Kind hauste, stehen heute große Wohngebäude. Nicht-Wissenschaft;Wie wirken die Wahlplakate der Hofburg-Kandidaten auf Touristen in Wien? Eine Umfrage. Ich glaube, er wäre ein besserer Großvater als ein Manager: Die Kandidatenplakate zur Bundespräsidentenwahl erwecken bei Wien-Touristen nicht immer das, was ihre Designer beabsichtigen. Wie Menschen, die weder die Kandidaten kennen noch (zumeist) deren Slogans verstehen, auf die Plakate reagieren, hat DER STANDARD in Wiens Innenstadt erfragt. Wissenschaft;Museum an ehemaliger Frontlinie zwischen Italien und Österreich-Ungarn in Fels und Eis errichtet. Rom – Im Marmolada-Massiv im Herzen der Dolomiten, wird am Samstag das Museum des Ersten Weltkrieges eingeweiht. Es handelt sich um das höchstgelegene Museum Europas, das sich genau auf der Kriegsfront des Ersten Weltkrieges zwischen Italien und Österreich-Ungarn befindet. Hier wurden in den Jahren zwischen 1915 und 1918 über 15.000 Soldaten getötet. In der Bergstation der Seilbahn Serauta ist auf 3.000 Metern Meereshöhe das Museum eingerichtet worden. In den renovierten Ausstellungsräumen wird der Krieg aus Sicht des Soldaten gezeigt. Auf 300 Quadratmetern Fläche wird im Detail die Geschichte des Krieges in Fels und Eis in zwölf Abteilungen dargestellt. Das Museum wurde konzipiert, um die Grausamkeit und Sinnlosigkeit des Krieges zu bezeugen und Frieden und Brüderschaft der Völker zu zelebrieren, berichtete die Koordinatorin des Projekts, Giuliana Boscheri. Die erschütternde Darstellung der rauen Wirklichkeit der Kampfhandlungen im Hochgebirge in diesem Museum ist gleichzeitig ein Aufruf zum Frieden und zur Freundschaft zwischen allen Völkern. Aus den großen Fenstern des Museums kann der Besucher die Stellungen der Italiener und der österreichisch-ungarischen Soldaten betrachten. Die gesamte Gegend steht unter Denkmalschutz. Das Museum erzählt auch vom Leben in der Eisstadt, so bezeichnet von den 300 Kaiserschützen, die dort lebten. Dabei handelt es sich um eine große, mit allen notwendigen Einrichtungen, Magazinen und Unterständen ausgestattete Kaserne. Die Eisstadt war ins Gletschereis gegraben und verfügte über zehn Kilometer Verbindungsstollen zwischen den Höhlen. In diesen Kavernen befanden sich die verschiedenen Holzbaracken, die als Mensa, Unterstände oder Krankenstube dienten. Ausgestellt sind auch verschiedene Fundstücke, die während der Gletscherschmelze wieder ans Licht kamen. Ein Film aus jener Zeit ist im Videosaal der Endpunkt eines ergreifenden Rundgangs. Die Erläuterungen im Museum sind auf Italienisch und Deutsch. Entworfen wurde das Museum von der Architektin Claudine Holstein vom Südtiroler Büro G22 Projects GmbH. Es kann während der Betriebszeit der Seilbahn von Anfang Dezember bis nach Ostern und von Juni bis September besichtigt werden. Der Eintritt ist frei. (APA/red, 27.6. 2015) Wissenschaft;Zunehmend wärmere Winter erhöhen den Überwinterungserfolg nicht heimischer Schädlinge. Graz – Nicht heimische Tier- und Pflanzenarten dürften durch den Klimawandel profitieren und sich künftig dauerhaft in unseren Breiten etablieren. Wiener Forscher haben für drei Schädlingsarten Modelle erstellt, um ihren Überwinterungserfolg – und damit ein wichtiges Kriterium für die Heimischwerdung – abzuschätzen. Zwei auf den ersten Blick unabhängige Faktoren sollten laut Andreas Kahrer von der AGES (Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit) in Wien gemeinsam betrachtet werden: Nicht heimische Schadinsekten werden immer wieder nach Europa eingeschleppt. Und die mittleren Temperaturen sind in Europa während der vergangenen 100 Jahre um bis zu zwei Grad Celsius angestiegen und dürften künftig je nach Modell noch zwischen einem und drei Grad Celsius ansteigen, wie Kahrer am Rande des Österreichischen Klimatages in Graz sagte. Er stellte sich gemeinsam mit Helfried Scheifinger von der ZAMG (Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik) die Frage, ob dadurch nicht schon in naher Zukunft eingeschleppte Insekten in europäischen Regionen heimisch werden – und damit möglicherweise die Landwirtschaft in Gefahr bringen könnten. Mithilfe aktueller Klimadaten und prognostizierter Klimaszenarien wurde so der potenzielle Ansiedelungserfolg des Baumwollkapselwurm (Helicoverpa armigera), der aus Südamerika stammenden Tomatenminiermotte (Tuta absoluta) und dem aus Indien stammenden Khapra-Käfer (Trogoderma granarium) untersucht. Gemessen wurde der mögliche Ansiedelungserfolg dieser Schädlinge an ihrem Überwinterungserfolg. Dieser stelle eine erste notwendige Voraussetzung dar, um sich in einem neuen Gebiet zu etablieren. Die Ergebnisse der aus prognostizierten Klimadaten erstellten Modellierung der Überwinterungserfolge waren laut Scheifinger prägnant: Im Fall des Baumwollkapselwurms, dessen Raupen auch Gemüse und Blumen befallen, und des Khapra-Käfers könnten demnach bis Ende dieses Jahrhunderts die Gebiete, in denen die Insekten gut überwintern könnten, stark anwachsen. Dann würden große Gebiete in Mitteleuropa zur Überwinterung beider Arten ohne jegliche klimabedingte Sterblichkeit geeignet sein, so Scheifinger. Im Fall der Tomatenminiermotte würde sich der Zuwachs möglicher Überwinterungsgebiete auch gegen Ende des 21. Jahrhunderts jedoch weiterhin auf Südwesteuropa und den Mittelmeerraum beschränken. An der AGES wurde im Labor in mehrjährigen Experimenten die maximale Überlebensdauer der Insekten bei unterschiedlichen Frostgraden erhoben. Zuletzt wurden daraus die stündlichen Kältestresswerte und der Gesamtkältestress der Insekten errechnet. Daraus ließ sich dann die Gesamtmortalität für die jeweilige Insektenpopulation ermitteln, sagte Kahrer. Bisher war eine Berechnung der Mortalität unter fluktuierenden Temperaturen nicht möglich gewesen – erst unsere neuartige Berechnungsweise erwies sich als zielführend, so der Forscher. Nicht-Wissenschaft;Programm "Ebay Plus" soll Ende September starten, aber nur in Deutschland – "Rückgabemöglichkeit entscheidender Faktor für Onlinekäufer". Bei Ebay können Käufer in Deutschland künftig gegen eine Jahresgebühr auf Portokosten für Rücksendungen verzichten. Wer das Programm Ebay Plus für 19,90 Euro im Jahr bucht, bekommt seine Bestellung am nächsten oder spätestens übernächsten Tag und kann die Ware einen Monat lang kostenlos zurücksenden, wie das Unternehmen am Freitag mitteilte. Die Ebay-Plus-Kunden erhielten zudem Zugang zu exklusiven Deals. Das Programm solle Ende September schrittweise eingeführt und spätestens ab November für alle deutschen Nutzer verfügbar sein. Mit dem Programm reagiere Ebay darauf, dass einfache Rückgabemöglichkeiten ein entscheidender Faktor für deutsche Käufer beim Onlinehandel seien, sagte Deutschland-Chef Stephan Zoll. In anderen Ländern seien den Kunden andere Faktoren besonders wichtig, etwa Kundenservice oder leichte Auffindbarkeit. Ebay Plus gebe es ausschließlich in Deutschland, betonte Ebay. Verkäufer, die bei Ebay Plus mitmachen und Waren kostenlos zurücknehmen, bekommen von Ebay 15 Prozent Rabatt auf die Verkaufsprovision. Ebay stelle zudem kostenlose Rücksendeetiketten zur Verfügung, teilte das Unternehmen mit. Ebay war vor 20 Jahren in den USA gestartet, im September 1995, laut Unternehmen als Hobby des Programmierers Pierre Omidyar. Heute hat es 157 Millionen aktive Käufer, 25 Millionen Verkäufer und 800 Millionen stets verfügbare Artikel. Nicht-Wissenschaft;Lediglich Microsoft prescht vor – Adobe will in kommenden Tagen nachziehen. Das Bild gleicht sich fast jeden Monat: Auch im April muss wieder vor einer kritischen Sicherheitslücke in Adobes Flash Player gewarnt werden, die bereits aktiv für Angriffe genutzt wird – und für die der Hersteller bisher kein Update parat hat. Über das als CVE-2016-4117 gemeldete Problem können Zielsysteme vollständig von außen übernommen werden, die Kennzeichnung als kritisch ist also keineswegs übertrieben. Adobe bestätigt das Problem, und will einen Fix liefern, braucht dafür aber noch einige Tage. Gefährdet sind praktisch alle Flash-Player-Installationen einschließlich der Version 21.0.0.226, von den Ausgaben für Windows, Linux oder OS X bis zum Plugin für Google Chrome. Eine einsame Ausnahme bildet derzeit Microsoft: Dieses hat nämlich mit dem aktuellen Patchday bereits eine fehlerbereinigte Version an seine Nutzer ausgeliefert. Aktuelle Internet Explorer und Edge-User sind also nach dem Einspielen der Windows-Updates nicht mehr gefährdet. Wann das Update von Adobe folgen wird, ist derzeit noch unklar. Im zugehörigen Advisory spricht der Hersteller frühestens vom 12. Mai. Zumindest bis dahin empfiehlt es sich, den Flash Player aus Sicherheitsgründen zu deaktivieren, langfristig gesehen ist wohl die Deinstallation die bessere Wahl – falls man die Software nicht unbedingt benötigt. Mittlerweile hat auch Google damit begonnen ein fehlerbereinigtes Flash-Plugin für den Browser Chrome über seine eigenen Kanäle auszuliefern. Zumindest wurde in den letzten Stunden hier ein neues Update installiert, das eine neuere Versionsnummer als die von Microsoft als verwundbar gelisteten trägt. Nicht-Wissenschaft;Angriff eines Palästinensers in großem Büro- und Geschäftszentrum. Tel Aviv – Bei palästinensischen Anschlägen in Tel Aviv und im Westjordanland sind am Donnerstag fünf Menschen getötet worden. In Tel Aviv erstach ein Angreifer in einem Bürogebäude zwei Israelis und verletzte einen weiteren mit einem Messer. Wenig später eröffneten Palästinenser südlich von Bethlehem das Feuer auf Israelis und rammten danach eine Gruppe mit ihrem Auto. Dabei starben drei Menschen: ein Israeli, ein US-amerikanischer Tourist und ein Palästinenser. Weitere Menschen wurden verletzt, alle Angreifer nach Polizeiangaben gefasst. Die im Gazastreifen herrschende Hamas begrüßte den Anschlag in Tel Aviv als heroisch. Israelische Medien berichteten, der Angreifer habe vor einem jüdischen Gebetsraum im Panorama-Gebäude im Süden der Stadt auf Menschen eingestochen. Nach Angaben der palästinensischen Nachrichtenagentur Maan stammte der Täter aus Hebron im Westjordanland. Wir haben gerade angefangen zu beten, da kam ein blutüberströmter Mann in die Synagoge gelaufen und brach zusammen, erzählte ein Augenzeuge der Nachrichtenseite ynet. Wir sahen einen Terroristen mit einem riesigen Messer, der in den Gebetsraum eindringen wollte, aber wir konnten gerade noch die Tür blockieren. In Tel Aviv wurde zuletzt am 8. Oktober ein Palästinenser erschossen, nachdem er auf eine Soldatin eingestochen hatte. Die Unruhen wurden durch Gerüchte ausgelöst, wonach Israel den Tempelberg in Jerusalem schließen will, auf dem sich zwei wichtige islamische Heiligtümer befinden. Die israelische Regierung macht die Palästinenserführung für das Streuen der Gerüchte verantwortlich und hat mehrfach bekräftigt, den Status quo nicht antasten zu wollen. Wissenschaft;Spezialkamera am Dach des NHM installiert – Pilotprojekt für österreichweites Netzwerk. Wien – Mit einer Spezialkamera am Dach will das Naturhistorische Museum (NHM) Wien den Fall von Meteoren verfolgen. Längerfristiges Ziel sei es, mit einem möglichst dichten Kameranetzwerk in Österreich das Herkunftsgebiet von Sternschnuppen und Feuerbällen zu bestimmen und vielleicht auch frisch gefallene Meteoriten zu finden, sagte NHM-Direktor Christian Köberl am Montag bei der Präsentation der Kamera. Bei Meteoren handelt es sich um Material, das mit 20 bis 30 Kilometer pro Sekunde in die Erdatmosphäre eindringt und dort verglüht. Bestehen diese nur aus Staubteilchen, sieht man eine Sternschnuppe, bei größeren Brocken ist ein heller Feuerball zu sehen. Die Objekte ionisieren bei ihrem Fall die Luft, wodurch die Leuchtspur entsteht. Wenn ein größerer Brocken nicht gänzlich verglüht, sondern Teile davon am Boden landen, spricht man von Meteoriten. Und davon gibt es in Österreich ein klares Defizit, sagte Köberl. Nach Schätzungen fallen durchschnittlich pro Jahr zwei Meteoriten auf österreichisches Staatsgebiet. In den vergangenen 250 Jahren wurden jedoch nur sieben gefunden. Von vier dieser Meteoriten wurde auch ihr Fall beobachtet, die restlichen wurden zufällig erst Jahre nach dem Fall entdeckt. Grund dafür sei, dass sich die Landschaft hierzulande mit Bergen und Wäldern nicht sehr gut für die Meteoritensuche eigne. Dabei seien Meteoriten Zeitzeugen aus der Entstehung des Sonnensystems und der Erde, so Köberl, der als Geochemiker Spezialist für Einschläge von Meteoriten und Asteroiden ist. Meist stammen die Meteore aus dem Asteroidengürtel, es gibt aber auch solche vom Mars und vom Mond. Für die Herkunftsbestimmung von Meteoren bzw. Meteoriten muss ihre Bahn durch die Erdatmosphäre rechnerisch rekonstruiert werden. Das geht umso genauer, je mehr Bilder von einer Sternschnuppe oder Feuerball aus unterschiedlichen Positionen vorhanden sind. So kann man auch Gebiete eingrenzen, in denen nicht gänzlich verglühte Teile auf der Erde niedergegangen sein könnten, und die Suche am Boden aufnehmen. Das würde den Forschern frisches Material, das noch nicht durch irdische Spuren kontaminiert ist, liefern. Mit einer Kamera alleine kann man also noch nicht viel erreichen. Sollte das Projekt aber erfolgreich sein, wollen sich die Wissenschafter bemühen, ein flächendeckendes Netzwerk in Österreich aufzubauen. Rund ein Dutzend der 180-Grad-Weitwinkelkameras mit Kosten von jeweils 1.500 bis 2.000 Euro wären dafür notwendig. Mit der Testinstallation beteiligt sich das NHM an dem französischen Forschungsprojekt FRIPON (Fireball Recovery and InterPlanetary Observation Network), in dessen Rahmen rund 100 Kameras in Frankreich installiert werden. So wie die Wiener Kamera sind diese mit dem Internet verbunden, die Auswertung – etwa ob es sich um ein Flugzeug oder eine uninteressante Sternschnuppe handelt, erfolgt automatisch. Ähnliche Netzwerke in Australien, Kanada oder den USA hätten bisher zum Auffinden von mehr als einem Dutzend Meteoriten geführt, heißt es seitens des NHM. Köberl räumt ein, dass die Lichtverschmutzung über Wien so wie in allen Städten ein Problem für die Kamera sei. Man sei aber ohnedies primär an den ganz hellen Feuerbällen interessiert, und diese könne man manchmal sogar am Tag sehen. Wissenschaft;Aaskäferweibchen produzieren ein Antiaphrodisiakum, um Männchen während der anstrengenden Phase der Larvenaufzucht abzutörnen. Ulm/Wien – Der Schwarzhörnige Totengräber (Nicrophorus vespilloides) ist kein Protagonist eines Horrorfilms, sondern ein Aaskäfer. Ein Blick auf sein Brutverhalten lässt keine Fragen offen, wie er zu diesem Namen kam: Entdecken die Käfer den Kadaver eines kleinen Wirbeltiers, bearbeiten sie diesen so lange, bis nur noch ein formloses Etwas übrigbleibt. Zeitgleich wird die Erde unter dem Kadaver weggescharrt und das tote Tier in einer stabilen Kammer vergraben – fertig ist die Brutstätte samt üppiger Kinderkost. In diesem Grab kommt es zu Paarung, Eiablage, Geburt und schließlich auch zur Aufzucht der Jungen. Totengräber sind fürsorgliche Eltern: Sowohl Weibchen als auch Männchen sind stark in die Brutpflege involviert und füttern ihre Larven mit vorverdauter Nahrung, bis diese selbstständig sind. Wie man sich vorstellen kann, ist das für die Eltern ziemlich anstrengend. In diesen intensiven Phasen auch noch weitere Eier abzulegen oder aber sich gegen Annäherungsversuche eines zudringlichen Männchens wehren zu müssen würde die Weibchen wertvolle Energie kosten. Biologen um Katharina Engel (Uni Ulm) fanden nun heraus, welche evolutionären Mechanismen die Käfer deshalb entwickelten: Mithilfe eines Hormons wird die Reproduktionsfähigkeit der Weibchen nach einer Eiablage exakt so lange gehemmt, bis die Larven selbstständig werden. Gleichzeitig entdeckten die Forscher aber auch ein an das Hormon gekoppeltes flüchtiges Pheromon, das den Männchen die Nichtbereitschaft zur Fortpflanzung signalisiert, und zwar mit großer Wirkung: Um den Effekt zu überprüfen, brachten die Biologen unbeteiligte Käfermännchen mit dem Pheromon in Kontakt. Und tatsächlich verging ihnen bei diesem Duft ganz schnell die Lust auf Sex, sagt Koautor Joachim Ruther (Uni Regensburg). Zudem wird das Antiaphrodisiakum nur zielgerichtet produziert: Fehlen Männchen bei der Aufzucht, wird es gar nicht erst gebildet. Nicht-Wissenschaft;Die Innenministerin will potenzielle Terroristen zu Hausarrest und Fußfesseln vergattern. Doch der Koalitionspartner SPÖ reagiert alles andere als begeistert – und Juristen schütteln zu dem Vorstoß die Köpfe. Wien – Gerade stehen im Parlament die Nachverhandlungen zum umstrittenen Staatsschutzgesetz an, schon prescht die schwarze Regierungsriege mit neuen Forderungen vor, um potenziellen Terroristen das Handwerk zu legen: Via Kurier machte sich Innenministerin Johanna Mikl-Leitner am Wochenende für eine Debatte stark, dass mögliche Jihadisten mit Hausarrest und Fußfesseln belegt werden, um Attentate zu verhindern. Zudem sprach sich Vizekanzler und Parteichef Reinhold Mitterlehner in der Kleinen Zeitung für eine Nachfolgeregelung für die vom Verfassungsgerichtshof gekippte Vorratsdatenspeicherung aus, denn, so Mitterlehner unter Verweis auf die Anschläge in Paris und in ähnlicher Tonart wie Frankreichs Präsident François Hollande: Es ist eine Kriegserklärung, wenn man mit Waffengewalt Leute bekämpft, die unschuldig sind. Wenn die Gesellschaft bedroht ist, muss ich alles tun, damit die Polizei nicht einen Schritt hinter Terroristen ist. Angesichts der jüngsten Vorstöße des Koalitionspartners hielt man sich in der SPÖ am Sonntag mit Bewertungen der gewünschten Antiterrormaßnahmen zurück. Kommunikationschef Matthias Euler-Rolle zum STANDARD: Uns liegt kein Vorschlag und kein Papier vor, wie und wo man Jihadisten finden will, die man unter Hausarrest stellen kann, um sie von einer Straftat abzuhalten, die sie noch nicht begangen haben. Nach dem gerade ausgestandenen Streit um den Grenzzaun im Süden nimmt es die rote Regierungshälfte den Schwarzen aber sehr wohl übel, dass sie bei diesen sensiblen Agenden erneut Alleingänge hinlegen, ohne vorher das Gespräch gesucht zu haben. Nicht zuletzt, weil in Frankreich soeben mehr als 160 Personen zu Hausarrest vergattert wurden, möchte Mikl-Leitner nun das heimische Sicherheitspolizeigesetz verschärfen. Analog zu amtsbekannten Hooligans, die vor Fußballmatches bis zum Abpfiff zur Polizei beordert werden können, will sie gefährliche Islamisten mit Hausarrest und Fußfesseln von etwaigen Untaten abhalten. Bloß: Bei freiheitsbeschränkenden Maßnahmen muss das Prinzip der Verhältnismäßigkeit angewandt werden, erklärt der Verfassungsrechtler Heinz Mayer. Wenn jemand in dringendem Verdacht stehe, eine gefährliche Tat zu begehen, könne man ihn anzeigen, ja auch verhaften, aber: Ich glaube nicht, dass man in Österreich eine Regelung findet, die vorbeugenden Hausarrest erlaubt. Schon gar nicht sei eine Beschneidung der Freiheit für eine ganze Gruppe möglich, vielmehr muss in jedem Einzelfall geprüft werden, ob die Maßnahme notwendig ist, so der Experte. Und selbst einschlägig bekannte Hooligans dürfe die Exekutive nicht dauerhaft anhalten, diese müssen sich bei der Polizei melden. Mayers Fazit im STANDARD-Gespräch: Das ist Schlagzeilenpolitik. Dass Jihadisten unter Hausarrest gestellt werden sollen, lehnt FPÖ-Vize-Klubchef Walter Rosenkranz als Überschrift zwar nicht ab, aber was die juristische Ausgestaltung von Mikl-Leitners Unterfangen betrifft, ist auch der Blaue nicht überzeugt: Wer ist ein Jihadist?, fragt er, und was heißt ,potenzieller Attentäter‘? Bin ich einer, wenn ich von heute auf morgen konvertiere? Zu Mitterlehners Verlangen nach einem vernünftigen Maß an Vorratsdatenspeicherung hat Rosenkranz schon einen alternativen Vorschlag parat, von dem er glaubt, dass sich damit auch Grüne und Datenschützer anfreunden können: Bei Gefahr im Verzug sollen – wie schon hierzulande und in Deutschland diskutiert – mithilfe des Quick Freeze-Verfahrens Telekommunikationsdaten eines verdächtigen Nutzerkreises schnell eingefroren und abgerufen werden, und zwar auf richterliche Anordnung. Der Unterschied zur Vorratsdatenspeicherung: Es würden nicht alle Telefonate und Netzaktivitäten im Land gespeichert – und schon gar nicht für sechs Monate. Aus dem Infrastrukturministerium von Alois Stöger (SPÖ) hieß es am Sonntag zu einem neuen Anlauf für die Vorratsdatenspeicherung nur: Man wolle die Menschen nicht unter Generalverdacht stellen – und eine Debatte müsse zuerst im Parlament stattfinden. Nicht-Wissenschaft;Von Graz nach Tokio führten Parissa Haghirian ihre Studien der BWL und Sinologie. Heute hat sie dort eine Professur für Internationales Management – und kehrt nur bisweilen gern nach Österreich zurück. Sie ist die einzige österreichische Professorin im Bereich Internationales Management in Japan und eine von nur drei westlichen Frauen in diesem Bereich: Was hat die 1970 in Graz Geborene nach Tokio geführt? Sie wollte ursprünglich nur Sprachen studieren, geworden ist es eine Kombination aus Japanisch und BWL. Der Japanbezug war früh da, schon als Studentin hat sie vier Jahre in Asien gelebt, zwischen 20 und 27 für verschiedene japanische Firmen gearbeitet. An der WU in Wien hat sie 2003 ihren PhD zu Communicating Corporate Knowledge within European-Japanese Multinational Corporations abgeschlossen – und war ihrer Zeit voraus: Die Kombination aus Geisteswissenschaften und BWL, das ging damals gar nicht. Die Arbeitsbedingungen an der WU waren eine Katastrophe, bei meiner Dissertation konnte ich beide Ansätze nicht verbinden. Da musste nach Vorschrift geforscht werden. Also folgte sie einem Ruf als Assistenzprofessorin nach Fukuoka in Südjapan, als erste Frau und erste Ausländerin an der Fakultät. Da waren lauter Opis im Kollegium, aber die waren sehr lieb zu mir, erzählt sie lachend. 2006 konnte sie dann nach Tokio wechseln, interkulturelles Management begann da gerade en vogue zu werden. Auf einmal war das ideal, was ich studiert hatte, ich hatte einen eigenen Zugang, weil BWL allein nicht abdecken kann, was da gefordert ist. Es folgten ganz klassisch Assistant- und Associate-Professur, seit April dieses Jahres hat sie eine volle Professur an der Sophia-Universität in Tokio. Ich war die Letzte, die auf Lebenszeit angestellt wurde, erzählt sie. In Japan ist man entweder angestellt, dann ermöglicht einem das auch eine gute Planbarkeit der akademischen Laufbahn, oder es gibt gar keine Regeln. Ist man erst einmal in dem System drinnen, ist die Universität sehr unterstützend. Die Universität als Arbeitgeber begrüße den Austausch mit Firmen: Man wird nicht behindert, solange man den Lehrauftrag gut erfüllt. Von der WU kommend, hat mir das viel Antrieb gegeben. Über 700 Unis gebe es in Japan, rund 100 bis 250 Bewerberinnen kämen auf eine Professorenstelle an ihrer Uni. Die Sophia University ist unter den Top drei der privaten Universitäten, erklärt sie. Rund 22.000 Studenten machen die Aufnahmeprüfung, aber nur 1200 bekommen einen Platz. Ein Studienjahr inklusive Platz im Wohnheim koste an der Privatuni umgerechnet rund 10.000 Euro, aber es gebe ein gutes Stipendiensystem, die staatlichen Unis seien billiger. Japanische Unis seien extrem bürokratisch, aber auch extrem demokratisch: Der größte Unterschied zu Österreich ist die Grundeinstellung, dass der Einzelne nie gescheiter ist als alle anderen. Das führt zu einem völlig anderen Führungsstil. Alle dürfen sich einbringen, aber auch alle müssen mitreden, erklärt sie. Das führe manchmal zu längeren Diskussionsprozessen. Bei uns an der Uni geht es schneller, da sind die Hälfte an der Fakultät Ausländer, sagt sie lachend. Dem interkulturellen Management habe sie sich erst langsam angenähert: Ich wollte das Thema wirklich nicht machen, erklärt sie. Parissa ist ein persischer Name, ihr Vater kommt aus dem Iran. Ich bin immer wieder auf meine interkulturellen Wurzeln angesprochen worden und wollte mich nicht damit befassen. Aber manche Themen holen einen halt ein. An der WU ist mir noch gesagt worden: Das wird sich erledigen, heute spricht eh schon jeder Englisch. Aber da haben sie sich getäuscht, sagt sie. Heute unterrichtet sie im Executive-Training-Programm der Europäischen Union, das europäische Manager für Japan vorbereitet. Es braucht schon eine wissenschaftliche Basis, um solche Dinge wertfrei zu bearbeiten, ist sie überzeugt. An einer österreichischen Universität zu arbeiten kann sie sich nicht mehr vorstellen. Aber: So weit wegzuziehen hört sich schon leichter an, als es ist, sagt sie. Ich habe mich jahrelang gemartert – bleibe ich dort oder nicht? Heute hat sie einen Zweitwohnsitz in Wien und kommt vier- bis fünfmal im Jahr nach Europa. Für mich hat sich das gut entwickelt, zieht sie Resümee: Jetzt haben wir fast 40 Prozent Frauen an der Fakultät, aber es war schon hart, für mich gab es keine Role-Models. Im Jahr der Nuklearkatastrophe von Fukushima, 2011, war sie gerade freigestellt und hatte eine Gastprofessur in München – trotzdem entschloss sie sich danach, nach Tokio zurückzukehren. Auf einmal nicht mehr im ‚Feld‘ zu forschen hat mich wahnsinnig gestört, erklärt sie. Also lebt sie mit der Gefahr, genauso wie mit den Erdbeben: Man gewöhnt sich daran. Schlimm ist es nur, wenn ich gerade unterrichte und die Verantwortung für die Studenten habe, das ist schon eine Belastung. Trotzdem überwiegt die Begeisterung: Mit ersten Juni ist in Japan gerade ein neuer Corporate-Governance-Kodex erlassen worden, der vorsieht, dass jeweils zwei unabhängige externe Direktoren in Aufsichtsräten vertreten sein müssen – Frauen bevorzugt. Er soll den japanischen Unternehmen neue Impulse geben. Das wird spannend zu beforschen. Nicht-Wissenschaft;Schulden zwischen zehn und 50 Millionen Dollar. Hartford – Der amerikanische Rapper und Schauspieler 50 Cent (Get Rich or Die Tryin) hat Privatinsolvenz angemeldet. Dies teilte sein Anwalt William A. Brewer am Montag mit. Der Antrag auf persönlichen Gläubigerschutz würde dem 40-jährigen Entertainer erlauben, seine Geschäfte fortzusetzen, während er seine finanziellen Angelegenheiten regeln würde, hieß es in der Mitteilung weiter. Wie das Wall Street Journal unter Bezug auf den Antrag vor einem Gericht in Hartford (US-Staat Connecticut) berichtete, gibt der Musiker, der mit bürgerlichem Namen Curtis James Jackson III heißt, in den Dokumenten ein Vermögen aber auch Schulden von jeweils zwischen zehn und 50 Millionen Dollar an. Der Antrag auf Privatinsolvenz kommt wenige Tage nach einem Urteil in einem Zivilprozess um ein angebliches Sextape. Ein New Yorker Geschworenengericht hatte den Musiker zur Zahlung von Schadenersatz in Höhe von fünf Millionen Dollar an die Klägerin verurteilt. Er soll Videoaufnahmen von der Frau ohne Erlaubnis ins Internet gestellt haben. Wissenschaft;Weniger Geld für Experimente an Bord. Moskau – Russland hat sein Budget für die Internationale Raumstation ISS wegen seiner Wirtschaftskrise um 30 Milliarden Rubel (umgerechnet etwa 367 Millionen Euro) gekürzt. Bis zum geplanten Ende der ISS etwa im Jahr 2025 wolle Moskau noch rund 252 Milliarden Rubel für den russischen Anteil an der Raumstation ausgeben, berichtete die Zeitung Iswestija am Montag. Gespart werde etwa an Experimenten an Bord. Insgesamt sei der russische Haushalt für Raumfahrt zuletzt um fast ein Viertel geschrumpft, nachdem das Finanzministerium wegen der Krise spürbare Kürzungen verlangt hatte, hieß es. Nicht-Wissenschaft;Gesundheitssparte wächste stark. Frankfurt – Der weltgrößte Hersteller von Bein- und Armprothesen, Otto Bock, strebt an die Börse. Mit unserer stark wachsenden Gesundheitssparte wollen wir 2017 an die Börse gehen, sagte der Eigentümer und Firmenchef des niedersächsischen Unternehmens, Hans Georg Näder, dem Magazin Focus laut einem Vorabbericht vom Freitag. In einem ersten Schritt wolle Näder 25 Prozent der Otto Bock Health Care in Duderstadt bei Göttingen abgeben. Zum Kerngeschäft zählen neben Körper-Ersatzstücken auch Rollstühle, Orthesen und andere Mobilitätshilfen. Otto Bock Health Care setzte im vergangenen Jahr mit gut 6.300 Mitarbeitern 771 Mio. Euro um. Der größte Konkurrent, die isländische Ossur, ist bereits börsennotiert. Zur Otto-Bock-Gruppe gehört auch eine kleinere Sparte, die Schäume und Kunststoffe etwa für die Automobilindustrie produziert. Sie soll allerdings nicht mit an die Börse gebracht werden. Der Konzernumsatz lag 2014 bei 936 Mio. Euro. Nicht-Wissenschaft;Somalische Truppen und Soldaten der AU-Friedensmission zogen sich kampflos zurück. Mogadischu/Addis Abeba – Schwer bewaffnete Kämpfer der islamistischen Terrormiliz Al-Shabaab haben eine bedeutende somalische Hafenstadt unter ihre Kontrolle gebracht. Maskierte Kämpfer der sunnitischen Miliz bezogen am Freitag triumphierend Stellungen in Merka, sagte ein Anwohner. Mindestens drei Menschen kamen bei Kämpfen ums Leben. Merka liegt nur rund 90 Kilometer südwestlich von der Hauptstadt Mogadischu entfernt in der Region Lower Shabelle. Ein Sprecher der Regionalverwaltung, Mohamed Hussein Shined, bestätigte, dass sich somalische Truppen und Soldaten der Friedensmission der Afrikanischen Union (AU) am Freitagmorgen aus Merka zurückgezogen hatten. Er machte keine Angaben zum Grund des kampflosen Abzugs. Somalische und AU-Truppen hatten die Stadt erst 2012 aus der Gewalt von Al-Shabaab befreit. Nach Schätzungen sollen in der Stadt zwischen 50.000 und 100.000 Menschen leben. Die sunnitischen Extremisten der Al-Shabaab, die in Verbindung mit Al-Kaida stehen, kämpfen seit Jahren mit blutigem Terror um die Vorherrschaft in dem Land am Horn von Afrika. Eine Friedensmission der AU mit rund 20.000 Soldaten bemüht sich, dem Vormarsch der radikalen Islamisten Einhalt zu gebieten. Nicht-Wissenschaft;Schauspielerin starb 90-jährig im Schlaf. Los Angeles – Die US-Schauspielerin Doris Roberts, die durch die Familienserie Alle lieben Raymond bekannt wurde, ist tot. Sie starb Sonntagnacht in Los Angeles im Schlaf, berichtete das Promiblatt People am Montag unter Berufung auf ihren Sohn Michael Cannata. Roberts wurde 90 Jahre alt. Die fünffache Emmy-Preisträgerin trat in ihrer langen Karriere am Broadway auf, spielte in vielen TV-Serien und in Filmen wie Schöne Bescherung und Mrs. Miracle – Ein zauberhaftes Kindermädchen mit. Doch bekannt war sie vor allem in der Rolle der nervigen Schwiegermutter in der langjährigen Sitcom Alle lieben Raymond über die chaotische Familie des Sportjournalisten Ray Barone (Ray Romano). Roberts habe eine unglaubliche Energie und Lebensfreude gehabt, sagte Romano (58) der Zeitschrift People. Ich werde sie sehr vermissen. Schauspielerin Patricia Heaton (58), die in Alle lieben Raymond Roberts ungeliebte Schwiegertochter spielte, trauerte auf Twitter um ihre Kollegin. Roberts war ein absoluter Profi, von dem ich so viel gelernt habe. (APA, 19.4.2016) Nicht-Wissenschaft;Christian W. Mucha: "Das hat mich von den Socken gehauen. Ich würde meiner Frau nie synthetische Rubine schenken!". Eine Nacht beim Opernball kann so manches an den Tag bringen, was besser verborgen geblieben. Oder auch nicht – so genau lässt sich das nicht sagen, wenn es einen Branchenexperten wie Christian W. Mucha, gelegentlich auch etwas respektlos auf Christian Mucha reduziert, betrifft. Es kommt immer darauf an, was man in einschlägigen Medien an öffentlicher Aufmerksamkeit lukriert, das man durch persönliche Unaufmerksamkeit an seinem Ruf als perfekter Ehemann in böswilligen Augen eingebüßt haben könnte. Vor dem Opernball war noch alles in Ordnung. Ehefrau Ekaterina kann sich glücklich schätzen: Ihr Gatte weiß, dass zu einer perfekten Ballrobe auch perfekt abgestimmte Ohrgehänge mit karminroten Rubinen gehören. Die kaufte man bei einem Wiener Juwelier – für 3000 Euro Bargeld und im Zuge von Gegengeschäften. Das wusste die Kronen Zeitung Dienstag von einem Prozess zu berichten, bei dem sich in der Folge dieses Gegengeschäftes der Gatte und der Juwelier gegenüberstanden. Doch nach dem Opernball das Erwachen: Es stellte sich laut einem Gutachter heraus, dass die Rubine synthetischer Natur sein sollen. Ob sich die erwachte Ehefrau nach dieser Expertise post festum noch glücklich schätzte, war der Krone keine Zeile wert. Umso mehr die Reaktion des Ehemannes, der sagte, was in einer solchen Situation zu sagen ist. Das hat mich von den Socken gehauen. Ich würde meiner Frau nie synthetische Rubine schenken! Kein Ehrenmann würde etwas anderes sagen, und erst recht als Ehemann muss man da einfach durch. Besonders dann, wenn man sich auf ein reines Gewissen berufen kann, wie das in Heute etwas besser herauspräpariert wurde als im Schwesterblatt. Für den Opernball hatte er seiner Ehefrau Ekaterina heuer Ohrgehänge mit 10 Edelsteinen (40 Karat) geschenkt. Aber der City-Juwelier Aviad Gadner habe ihm um rund 8.000 Euro Talmi angedreht. Aus der Differenz der Zahlenwerte, so sie richtig sind, lässt sich schließen, dass das Gegengeschäft einen Wert von 5.000 Euro umfasst haben müsste, nicht hingegen, ob es sich bei diesem Teil ebenfalls um Talmi gehandelt hat. Die Empörung des City-Juweliers vor Gericht fokussierte sich aber auf einen anderen Aspekt. Verkäufer Gadner schrie dazwischen: Echte Rubine würden doch Hunderttausende Euro kosten, schäumte er. Natürlich sind das ,Kompositsteine (künstliche Produkte). Das zeige auch das beigelegte Zertifikat. Möglicherweise ging der Schäumende auch davon aus, dass ein Mann, der als Herausgeber des Extradienstes und lange gefürchteter, wenn nicht gar berüchtigter Branchenexperte einen Ruf zu verteidigen hat, ein beigelegtes Zertifikat zu interpretieren imstande sein müsste, wenn er sich schon nichts davon zu wissen macht, dass echte Rubine doch Hunderttausende Euro kosten. Was natürlich nur unter der Voraussetzung von Bedeutung wäre, dass das Gegengeschäft über die 5.000 Euro nicht um ein Vielfaches dieser Summe hinausgegangen ist. Zurückhaltender drückte es die Krone aus. Der Juwelier leugnet die Betrugsvorwürfe strikt: Nie habe ich in so einer Absicht gehandelt! Er verweist auf ein Beiblatt zu den funkelnden Rubinen, demnach alles seine Richtigkeit habe und Mucha sehr wohl bekommen habe, was da draufstehe. Die Stimmung vor Gericht beschrieb Heute so: Ich habe zwei laute Buben daheim, aber das hier halte ich nicht länger aus, stöhnte Richterin Stephanie Wiedenhofer. Vor ihr kreischten zwei honorige Herren wie Rumpelstilzchen im Theater der Jugend. Das Flehen der Richterin fand Gehör. Nach wilden Debatten über synthetische oder behandelte Rubine, die man auch ohne Beiziehung eines Gerichts hätte klären können, gabs einen unerwarteten Vergleich: alles ein Missverständnis. Kaufpreis und Schmuck gehen retour, das Gegengeschäft geplatzt. Oder nicht? Der finanzielle Teil wird unter Ausschluss der Öffentlichkeit besprochen, zog die Krone einen Schlussstrich unter die Affäre. Niemand hat einen Schaden, und darüber hinaus kam viel Schönes an die Öffentlichkeit. Nebst rührender Berichterstattung mehrere Fotos von Christian Mucha, seiner Ehefrau Ekaterina und den Rubinen, die Anlass zu dem Missverständnis wurden, das die eheliche Stimmung hoffentlich keinen Augenblick getrübt hat. Aber vor dem kommenden Opernball sollte sich der Ehemann beim Juwelenkauf zusammenreißen. Richard Lugner muss der Neid fressen. Nicht-Wissenschaft;Nachzügler holt beim Baumgartlinger-Klub ein 0:0-Remis. Mainz – Der taumelnde VfB Stuttgart, der aus den vergangenen vier Partien nur einen Punkt geholt hatte, erreichte am Freitag zum Auftakt des vorletzten Hinrunden-Spieltags ein 0:0 beim zuletzt starken FSV Mainz 05. Allerdings bleiben die Schwaben trotz des Punktgewinns auf dem vorletzten Platz (12 Punkte), am Samstag droht die Rote Laterne. Die seit sechs Spielen ungeschlagenen Mainzer (24 Zähler) verpassten den Sprung auf Rang vier. Vor 29.104 Zuschauern waren die Gäste in der Anfangsphase das etwas gefährlichere Team. Kapitän Christian Gentner hätte den VfB zweimal in Führung bringen können (6. und 10.). Bei den Mainzern sorgte Danny Latza (3.) und der Japaner Yoshinori Muto (17.) für ein wenig Torgefahr. Die Stuttgarter, die ohne Martin Harnik auskommen mussten, überzeugten vor allem mit ihrer Zweikampfstärke. Der FSV, für die Kapitän Julian Baumgartlinger eine solide Leistung brachte, leistete sich dagegen ungewohnt viele Fehler im Spielaufbau. In der 26. Minute hätte Alexandru Maxim die Stuttgarter nach einer schnellen Offensiv-Kombination eigentlich in Führung bringen müssen. Der Rumäne scheiterte aber am Mainzer Torwart Loris Karius. Den Mainzern fehlte in dieser Phase die Kreativität und die Durchschlagskraft. Kurz darauf traf der Stuttgarter Lukas Rupp von der Strafraumgrenze die Stange (37.). Nach dem Seitenwechsel lief zunächst auf beiden Seiten kaum etwas zusammen. Die Einwechslung des offensiven Robbie Kruse für den defensiven Serey Dié zu Beginn des zweiten Durchgangs sorgte nicht für mehr Torgefahr bei den Gästen. Ganz im Gegenteil: In der 57. Minute vergab Muto die große Möglichkeit zur Mainzer Führung. Der VfB kam in Bedrängnis, Keeper Przemyslaw Tyton parierte gegen Pablo de Blasis (78.) aber glänzend. Wissenschaft;Bei Intelligenztests kommen Testpersonen auf immer mehr Punkte. Zwei Wiener Psychologen haben eine etwas andere Erklärung dafür. Wien - Intelligenztests sind alles andere als unumstritten. Denn der gängige Intelligenzquotient - normiert auf die durchschnittliche Soll-Leistung von 100 Punkten - basiert nur auf bestimmten Fähigkeiten. Viele Psychologen und Neurowissenschafter halten dieses Maß der Intelligenz für zu wenig differenziert, um das komplexe Phänomen wirklich zu erfassen. Zudem unterliegt der ermittelte IQ etwa in der Pubertät starken Schwankungen. Nichtsdestotrotz gelten die in IQ-Tests erreichten Werte als Anhaltspunkt dafür, wie intelligent eine Person ist. Die Tests werden dabei ständig angepasst und verbessert. Außerdem haben sich die Ergebnisse im Laufe der Zeit stetig verbessert, wie die Psychologen Jakob Pietschnig und Martin Voracek von der Universität Wien in der Fachzeitschrift Perspectives on Psychological Science berichten: Anhand der Daten von nahezu vier Millionen Personen aus 31 Ländern beobachteten sie Zuwächse von rund drei IQ-Punkten weltweit pro Jahrzehnt über einen Zeitraum von 1909 bis 2013. Diese Zuwächse zeigten sich sowohl für schlussfolgerndes Denken als auch - obwohl in geringerem Ausmaß - für Wissen. Die Wiener Forscher waren damit nicht die Ersten, die dieses Phänomen in einer sogenannten Metaanalyse beobachteten. Seit der ersten systematischen Beschreibung von IQ-Testleistungszuwächsen der Allgemeinbevölkerung in den USA vor mehr als 30 Jahren beschäftigt dieses Phänomen Intelligenzforscher weltweit. Die Ursachen und der Verlauf dieser mittlerweile als Flynn-Effekt bekannten Erscheinung sind unter Wissenschaftern freilich umstritten: Gemeinhin werden eine bessere Ernährung und eine bessere Bildung dafür verantwortlich gemacht. Die Wiener Forscher haben eine etwas andere Erklärung: Die beobachteten IQ-Zuwächse scheinen nicht globale Zunahmen der kognitiven Leistungsfähigkeit darzustellen, sondern dürften Ausdruck von höherer Fähigkeitsspezialisierung und besseren Testbearbeitungsstrategien von TeilnehmerInnen sein. Zudem scheinen sich die Zuwächse nicht linear zu verhalten. Während des Zweiten Weltkriegs fielen sie etwa sehr gering aus. Und obwohl die Zuwächse noch anhalten, zeigen die Studienergebnisse eine massive Abnahme der IQ-Steigerungen in den letzten Jahrzehnten. (tasch, 1.6.2015) Wissenschaft;Unbemannte japanische Transportkapsel hat an der Raumstation angedockt. Tokio – Um herauszufinden, wie Whisky in der Schwerelosigkeit reift, hat der japanische Getränkehersteller Suntory Proben zur Internationalen Raumstation (ISS) geschickt. Sie trafen am Dienstag zusammen mit anderen Gütern in einer unbemannten japanischen Transportkapsel dort ein, wie die Raumfahrtbehörde JAXA mitteilte. Die 5,5 Tonnen schwere Kapsel war am Mittwoch vom Süden Japans aus mit einer H-IIB-Rakete auf den Weg gebracht worden. Zu ihrer Ladung gehörten auch Lebensmittel, Wasser, Kleidung und wissenschaftliche Instrumente. Die Raumfahrer auf der ISS müssen allerdings die Finger von dem Whisky lassen. Die zehn, 18 und 21 Jahre alten Whiskyproben sollen lediglich im japanischen Labor der Raumstation für mindestens ein Jahr gelagert werden. Die Entwicklungwsabteilung von Suntory vermutet, dass eine Lagerung bei geringer Temperaturschwankung und begrenzter Bewegung zu einem milderen Geschmack führt. Nach seiner Rückkehr auf der Erde soll der ISS-Whisky von Experten verkostet und zudem wissenschaftlich untersucht werden. (APA, 25. 8. 2015) Nicht-Wissenschaft;Murray nun auf Platz zwei der Weltrangliste hinter Djokovic. Montreal – Mit seinem ersten Sieg über Novak Djokovic seit über zwei Jahren hat Andy Murray am Sonntag den Titel beim Rogers Cup in Montreal geholt. Der 28-jährige Schotte beendete mit dem 6:4, 4:6, 6:3-Finalerfolg über den eine Woche jüngeren Djokovic dessen 30 Matches anhaltende Siegesserie bei Masters-1000-Turnieren. Außerdem verhinderte er den 25. Titel des Serben auf diesem Level. Murray, der nach acht Niederlagen en suite gegen Djokovic wieder ein Siegerlächeln zeigen konnte, widmete den Erfolg später seiner Trainerin. Amelie Mauresmo war aus verständlichen Gründen nicht vor Ort: Die frühere Weltklasse-Spielerin brachte am gleichen Tag ihr erstes Kind, einen Sohn, zur Welt. Ich bin nicht sicher, ob sie aufgeblieben ist, um uns zuzusehen, aber Amelie, dieser Sieg ist für dich, sagte der nun wieder auf Weltranglisten-Platz zwei vorgestoßene Murray. Guter Verlierer Andy hat heute verdient gewonnen, zeigte sich Djokovic nach seiner erst vierten Niederlage in diesem Jahr wie immer sportlich fair. Den Unterschied hätten, so der Serbe, die unterschiedlichen Aufschlagleistungen der beiden ausgemacht. Er selbst habe in den ersten eineinhalb Sätzen nicht gut serviert. Aber das soll seinen Sieg nicht schmälern. Fast immer wenn er es musste, hat er sehr, sehr gut serviert. Murray und Djokovic kennen einander seit sie Kinder waren, waren auf denselben Trainingscamps und haben schon bei Nachwuchs-Events gegeneinander gespielt. Nach dem beinharten, exakt drei Stunden währenden Fight umarmten sich die Kontrahenten am Netz. Nach einem Match, bei dem auf dem Platz Temperaturen bis zu 40 Grad erreicht wurden. Jeder möchte, dass Novak und ich uns nicht mögen und Leute versuchen, Unruhe zwischen uns zu stiften, sagte Murray. Allerdings sei es unmöglich, extrem eng befreundet zu sein. Wenn wir diese Art von Matches spielen, ist das mental und körperlich extrem herausfordernd. Gegen Djokovic zu gewinnen sei sehr schwierig. Nicht nur weil wir uns gut verstehen, auch weil er verdammt gut ist. Murray ist für die in zwei Wochen beginnenden US Open jedenfalls gut in Schuss. Nach München, Madrid und dem Queens Club war Montreal schon sein vierter Titel. Bei den US Open hat der aktuelle Wien-Sieger vor drei Jahren bisher einmal triumphiert. Nicht-Wissenschaft;Springowl stellt umfangreiche Forderungen an Internetkonzern, auch Yahoo-Chefin Mayer soll gehen. Ein an Yahoo beteiligter Investmentfonds hat den Internetkonzern aufgefordert, die Zahl der Arbeitsplätze drastisch zu reduzieren. In einer 99 Seiten langen Präsentation, die am Montag verbreitet wurde, verlangte Springowl die Streichung von rund 9.000 Jobs bei dem Unternehmen, das zuletzt etwa 10.700 Vollzeit-Angestellte und fast 800 weitere Beschäftigte hatte. Außerdem forderte der Fonds die Absetzung von Konzernchefin Marissa Mayer und mehrerer Verwaltungsratsmitglieder sowie den Aufkauf eigener Aktien, um den Börsenkurs zu stützen. Mit der Reduzierung der Arbeitskräfte und dem Streichen weiterer Ausgaben, etwa für kostenlose Mitarbeiter-Essen und Feste, könnten mindestens zwei Milliarden Dollar (1,8 Milliarden Euro) im Jahr gespart werden, argumentierte Springowl. Um den Aktienrückkauf zu finanzieren, solle Yahoo seine Finanzreserven anzapfen, Schulden aufnehmen und Immobilien verkaufen, darunter auch den Firmensitz im kalifornischen Sunnyvale. Wie groß die Springowl-Beteiligung an dem Konzern ist, wurde nicht mitgeteilt. Yahoo steht wegen seiner Geschäftsstrategie seit längerem bei einigen Anteilseignern in der Kritik. Unter dem Druck der Aktionäre hatte das Unternehmen vergangene Woche mitgeteilt, dass es auf den Verkauf seiner Beteiligung an dem chinesischen Online-Riesen Alibaba verzichte und stattdessen sein kriselndes Kerngeschäft mit Suchmaschine und Online-Werbegeschäft in ein neues Unternehmen auslagere. Die Entscheidung ist ein Rückschlag für Konzernchefin Mayer, die eigentlich die milliardenschwere Alibaba-Beteiligung abstoßen und den Erlös an die Aktionäre ausschütten wollte. Mayer war im Sommer 2012 zu Yahoo gekommen, um den strauchelnden Internetkonzern wieder auf Vordermann zu bringen. Es gelang ihr aber nicht, den Rückstand zum Rivalen Google aufzuholen. Wissenschaft;Ein neues Video zeigt den Start und die erfolgreiche Landung der ersten Raketenstufe im Detail. Die Nachricht Ende Dezember war eine Sensation: Der privaten US-Firma SpaceX war es erstmals gelungen, erfolgreich eine Trägerrakete vom Typ Falcon 9 ins All zu schießen und nach ihrem Flug wieder auf dem irdischen Startplatz landen zu lassen. Sechs Monate zuvor war ein solcher Versuch noch spektakulär gescheitert. Für die Raumfahrt gilt der Erfolg als Meilenstein: Denn die Rückkehr benutzter erster Raketenstufen zur Erde könnte eine Wiederverwendung ermöglichen und Raumtransporte so erheblich billiger machen. Nach Expertenansicht könnte SpaceX mit der wiederverwertbaren Rakete aber auch den Grundstein zur kommerziellen Erschließung der bemannten Raumfahrt im öffentlichen Auftrag gelegt haben. Das Unternehmen hat nun – verpackt in ein professionelles PR-Filmchen – bemerkenswerte Aufnahmen des Manövers veröffentlicht, auf denen auch die Landung im Detail zu sehen ist. Unter dem Titel The Falcon has landed findet sich das sehenswerte Video hier: --> Youtube: The Falcon has landed/Recap of Falcon 9 launch and landing (red, 17.01.2016) Nicht-Wissenschaft;29-jähriger verschanzte sich nach Tat in seiner Wohnung – Cobra überwältigte Mann. Ebensee – In Ebensee (Bezirk Gmunden) soll am Freitag ein 29-jähriger Mann in den frühen Morgenstunden seine Arbeitskollegin mit einem Messer bedroht und vergewaltigt haben. Die Polizei Oberösterreich bestätigte am Samstag entsprechende Medienberichte. Die 25-jährige Frau konnte nach der Tat aus der Wohnung entkommen und ihren Vater verständigen. Dieser alarmierte die Polizei. Der Verdächtige verbarrikadierte sich nach der Tat in seiner der Wohnung. Er konnte aber wenig später von Polizisten des Sondereinsatzkommandos Cobra überwältigt werden. Der Verdächtige und sein Opfer arbeiten beide in der Gastronomie. Sie waren in der Nacht auf Freitag gemeinsam unterwegs. Der mutmaßliche Vergewaltiger soll im Laufe des Samstags in die Justizanstalt Wels überstellt werden. Wissenschaft;Eine Frage der Perspektive: Aus Hubble-Daten errechneten Astronomen die Stellung der Erde in der Geschichte des Kosmos. Baltimore – Sie wollten herausfinden, welcher Platz der Erde im Kontext des Universums zukommt: Das erklärte Peter Behroozi vom Space Telescope Science Institute in Baltimore zu einer aktuellen Studie in den Monthly Notices of the Royal Astronomical Society. Und tatsächlich enthält die Arbeit von Behroozis Team einige interessante Perspektiven auf die (vermeintlich) einzigartige Stellung unserer Heimatwelt sowie auf die Entstehung von Planeten und vielleicht auch von intelligentem Leben. Ausgangsbasis der Studie waren Daten, die auf Beobachtungen des Hubble-Teleskops beruhen. Das Grundprinzip ist simpel: Je weiter das Weltraumteleskop in die Ferne blickt, desto weiter schaut es aufgrund der Geschwindigkeit des Lichts auch in die Vergangenheit zurück. Sichtungen in unserer galaktischen Nachbarschaft bis an die Grenzen des beobachtbaren Universums gewähren damit auch einen Einblick in die Entwicklung von Galaxien und Sternen von der Gegenwart bis in die tiefe Vergangenheit: ein Familienbild, wie es die NASA in einer Aussendung zur Studie bezeichnete. Ein Befund lautet, dass das noch junge Universum vor etwa zehn Milliarden Jahren im Hochtakt Sterne produzierte. Dennoch sind gewaltige Mengen an interstellarem Gas übriggeblieben, die sich jederzeit ballen und zur Entstehung neuer Sterne (und mit diesen zu der von Planeten) führen können. Dieser Prozess findet nach wie vor überall statt, auch wenn er sich den Forschern zufolge zunehmend ins Innere riesiger Galaxiencluster sowie in Zwerggalaxien verschieben wird. Auch in der Milchstraße entstehen nach wie vor laufend neue Sterne, dennoch hat unsere Heimatgalaxie bereits einen deutlich größeren Teil ihres Gases verbraucht. Immerhin dürfte es die Milchstraße derzeit auf etwa eine Milliarde Planeten von Erdgröße bringen, leiten die Astronomen aus ihrer Modellberechnung ab. Und sie vermuten, dass ein guter Teil davon Gesteinsplaneten wie die Erde sind. Allesamt würden diese aber gewissermaßen einer Pioniergeneration angehören. Denn dieselben Berechnungen führten die Forscher zum Schluss, dass von allen erdähnlichen Welten, deren Bildung durch die vergangene und zukünftige Entstehung von Sternen ermöglicht wird, erst etwa acht Prozent entstanden sind. Anders ausgedrückt: Zwischen jetzt und dem Erlöschen des letzten Sterns mit habitabler Zone in geschätzt 100 Billionen Jahren werden noch einmal fast zwölfmal so viele Planeten entstehen, wie es heute bereits gibt. Das Universum wird sich also noch beträchtlich füllen: Mit Sternen, Planeten und vielleicht auch mit Leben. Die Studie könnte somit auch zumindest als Teilantwort auf das Fermi-Paradoxon gewertet werden, also die Frage, warum wir bisher keine Spur von intelligentem außerirdischem Leben entdeckt haben: Wir sind einfach zu früh dran. Allerdings enthält die Studie gewissermaßen auch einen Trostpreis für uns Frühgeborene: Immerhin haben wir uns noch so nahe am Urknall entwickelt, dass wir die Entstehung des Universums noch nachvollziehen können. In einer Billion Jahre wird das stark expandierte und ausgedünnte Universum keine Hinweise mehr auf seinen Anfang bieten, so die Forscher. Zivilisationen, die sich erst dann bilden, würden kaum noch Chancen haben, ihren Platz in der Geschichte des Universums zu erkennen. (jdo, 26. 10. 2015) Nicht-Wissenschaft;Kündigt eigene Sendung an – "Lassen uns weder von ORF noch Politik instrumentalisieren". Wien – ATV verabschiedet sich von den Gesprächen über eine gemeinsame Wahlkonfrontation mit ORF und Puls 4 zur Wien-Wahl. Eine gemeinsame TV-Konfrontation sei nur bei gleichberechtigter Beteiligung aller Sender möglich, ließ ATV-Geschäftsführer Martin Gastinger Donnerstag verlauten. Der Sender plant nun eine eigene Wahlkonfrontation und will den Bürgermeister und SP-Spitzenkandidaten Michael Häupl dazu einladen. Der ORF spricht von absurden Unterstellungen. Die Sender verhandelten vorige Woche erstmals über eine gemeinsame Sendung (DER STANDARD berichtete) – der Wiener Bürgermeister will nur an einer TV-Konfrontation zur Wahl, vor allem wohl mit FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache, teilnehmen. Eine weitere Gesprächsrunde war wie berichtet für diese Woche geplant. Nach dieser zweiten Runde am Mittwoch entschied sich ATV zum Ausstieg. Wir hatten von Anfang an Zweifel, ob eine Sendung mit ORF und Puls 4 zusammen machbar sei, erklärt Gastinger in der Aussendung: Wir werden aber die Umsetzung einer so entscheidenden Wahldebatte nicht anderen überlassen. Eine Sendung, bei der der ORF für Gesprächsführung, Regie und Produktion verantwortlich sein soll, ist für uns unvorstellbar, begründet Gastinger den Ausstieg seines Sender weiter. O-Ton: ATV lässt sich weder vom ORF noch von der Politik instrumentalisieren. Der ORF schloss – wie berichtet – eine gleichberechtigte Gesprächsführung der drei Sender aus. ATV werde ein eigenes innovatives Sendungskonzept entwickeln, kündigt der Sender an. Die Ausstrahlung einer ORF-Produktion komme für ATV nicht in Frage: Wir werden keine von Gebührenzahlern finanzierte Sendung des ORF auf ATV ausstrahlen. Und Gastinger weiter: Wer Sendezeit bei ATV möchte, kann gerne Werbung bei uns buchen. Auch die Werbezeiten waren – wie berichtet – ein Streitpunkt schon bei der ersten Gesprächsrunde. Privatsender gingen mit dreimal sechs Minuten Werbepause in die Verhandlungen. Der ORF darf aber Infosendungen nicht mit Werbung unterbrechen – auch wenn ihm da etwa im Vorabend oder für das Frühstücksfernsehen durchaus schon Modelle eingefallen sind. ATV-Infochef Alexander Millecker, schon zuletzt im STANDARD skeptisch, erklärt die Entscheidung via Aussendung so: Eine gemeinsame Sendung ist nur dann sinnvoll, wenn sie von gleichberechtigten Partnern produziert wird. Alles andere ist für uns inakzeptabel. Insbesondere, wenn die politische Unabhängigkeit der Sendung dadurch nicht gewährleistet wäre. Unsere journalistischen Ansprüche können wir nur in einer eigenen Sendung wahren. Millecker äußert in der Aussendung auch einen schweren Vorwurf oder Verdacht gegen ORF-Journalistinnen und Journalisten: Weichgespülte Interviewfragen oder gar politische Beißkörbe wird es in einer ATV-Wahlsendung niemals geben. Diese Aussage erzürnte die ORF-Redakteursvertreter. Sie wehren sich in einer Aussendung gegen solche ihrer Meinung nach pauschalen Verunglimpfungen. Dass die Sendung nun nicht in dieser Form stattfindet, bedeutet für ATV nicht, auf Diskussionen mit den Spitzenkandidaten und -kandidatinnen zu verzichten. Das ATV-Publikum hat sich eine vernünftige Wahlberichterstattung und -konfrontation verdient und die wird es auch bekommen, bestätigt Millecker. Und selbstverständlich laden wir den Listenersten der SPÖ, Michael Häupl, zu dieser meinungsbildenden Auseinandersetzung ein. Im Gegensatz zu ATV verhandelt Puls 4 weiter mit dem ORF: Wir führen noch ergebnisoffene Gespräche, heißt es auf STANDARD-Anfrage. Der ORF weist in einer Aussendung die ATV-Unterstellungen zurück. ORF-Unternehmenssprecher Martin Biedermann: Es gab bis zuletzt mit den Beteiligten sehr konstruktive Gespräche, in denen die meisten zu klärenden Punkte bereits abgehakt waren. Der ORF ist überrascht, dass ATV sich nun plötzlich aus der geplanten Kooperation zurückzieht. Die absurde Unterstellung seitens ATV, die politische Unabhängigkeit einer solchen Diskussionssendung sei nur bei einer Beteiligung von ATV gewährleistet, weist der ORF scharf zurück. Dass ATV offensichtlich nicht auf Werbeunterbrechungen verzichten wollte, die dem ORF schon per Gesetz untersagt sind, und nun den Spieß mit haltlosen Untergriffen umzudrehen versucht, ist sehr bedauerlich. Nicht-Wissenschaft;Staatssekretär Mahrer schlägt größere Lösung als bloßes Geschichtsmuseum vor: Am Ring soll ein Haus für die Bürger entstehen, in dem auch Zukunftsfragen thematisiert werden. Wien – Das seit 1997 diskutierte Vorhaben für ein Haus der Geschichte wird von der ÖVP mit einem alternativen Konzept infrage gestellt. Harald Mahrer denkt dabei lieber groß als klein. Und wenn der Staatssekretär im Wissenschafts- und Wirtschaftsministerium an das geplante Haus der Geschichte denkt, dann denkt er nicht nur an die neuere Geschichte ab 1848 (wie sie bisherigen Plänen folgend gezeigt werden soll), sondern er denkt weiter zurück – und einen, wenn nicht zwei Schritte nach vorn. Zunächst: Warum müsse ein Haus der Geschichte in ein bestehendes Objekt ziehen, noch dazu in die in Aussicht genommene Neue Burg, wo die Musikinstrumentensammlung des Kunsthistorischen Museums weichen müsste. Lieber hätte Mahrer einen Neubau – als Haus der Zukunft. Und zwar nicht irgendwo, sondern gegenüber dem Naturhistorischen Museum, zwischen Ringstraße und Heldenplatz, neben dem Äußeren Burgtor – da ist jetzt eine Hundeauslaufzone, ich hätte dort lieber einen Ort der Begegnung. Das wäre eine Signatur unserer Zeit im Machtparallelogramm Parlament-Bundeskanzleramt-Hofburg und Haus der Zukunft. Wo ist denn in Österreich der Raum, wo über die Zukunft öffentlich gesprochen wird? Hier könnte man einen schaffen. Darüber will Mahrer einen Dialog anstoßen. Gibt es schon etwas zu sehen davon, einen Plan, eine architektonische Lösung? Zu früh, winkt Mahrer ab. Jetzt gelte es einmal, die Fantasie zu bemühen. Ein paar Fantasien hat er ja – etwa jene, dass dieses neue Haus am Ring aus Holz errichtet werden sollte, als Zeichen der Leistungsfähigkeit der heimischen Holzwirtschaft – und weil Holzbauten modular an neue Bedürfnisse angepasst werden könnten. Wer soll das bezahlen? Der Mathematiker Rudolf Taschner, der Mahrers Projekt unterstützt, antwortet philosophisch: Das Problem ist immer: Geld. Und die Lösung des Problems ist auch immer: Geld. Dieses könnte aus ganz unterschiedlichen Quellen kommen, sagt Mahrer: Große Projekte haben auch große Unterstützer. So könne die Republik den Baugrund stellen, und Unternehmen könnten den Bau sponsern. Oder sogar die EU – wenn nämlich das neue Haus auch europäische Dimensionen aufweist. Womit wir bei den Inhalten wären. Da plädiert Taschner für radikal neue Ansätze: Ein Haus der Geschichte muss auch ein Haus der Zukunft sein – wenn Wien nicht Venedig, eine tote Stadt, werden will. Die Venezianer haben die Pest mit Grandezza besiegt, das droht uns im ersten Bezirk auch. Aber wir dürfen nicht nur in der Kulisse leben, wir müssen Geschichte als Auftrag für die Zukunft verstehen. Da gelte es, bei der Aufklärung anzusetzen – denn die Revolution von 1848 sei ohne die Wirkungsgeschichte der Aufklärung nicht zu verstehen. Und es gelte, neben den historischen Höhepunkten Möglichkeitsräume für die Zukunft zu schaffen. Taschner: Da ist einmal die Mobilität. Dass wir heute noch ein Auto besitzen – da sagt man in Zukunft doch: Was soll das? Zweitens die demografische Entwicklung: In einer alternden Gesellschaft werde Arbeit stärker automatisiert werden müssen – gleichzeitig gehe es um die Frage: Sind wir überhaupt zur Muße fähig? (Conrad Seidl, DER STANDARD, 5.8.2015) Wissenschaft;Drei Tiere sollen im Görtschitztal "entnommen" werden - Jagdreferent spricht von massivem Rückgang im Fischbestand. Klagenfurt - Kärntens Jagdreferent Christian Ragger (FPÖ) hat am Dienstag vor Journalisten eine Freigabe der Jagd auf Fischotter angekündigt. Drei Tiere sollen vorerst entnommen werden. Grund für die Maßnahme ist laut Ragger ein dramatisches Sinken des Fischbestandes. Angeblich verringerte sich die Biomasse an Fisch landesweit im vergangenen Jahr um 70 Prozent. Der Fischotter genießt eigentlich besonderen Schutz: Laut EU-Richtlinie sind die Tiere ganzjährig geschont. Ein alarmierender Jahresbericht über den Fischbestand in Kärnten bewirke aber nun eine Ausnahme, sagte Ragger. Einzelne Tiere können zum Abschuss oder Fang freigegeben werden, wenn das zum Beispiel im Interesse eines geordneten Jagdbetriebes, der Landwirtschaft oder zur Erhaltung einer bedrohten Wildart erforderlich ist. Und dieser Fall sei im Görtschitztal gegeben: Der Fischbestand ist hier dramatisch, um etwa 80 Prozent, gesunken. Experten führen das vor allem auf den Fischotter zurück. Hier drohe auch das Aussterben der bodenständigen Kärntner Bachforelle, die auf der Roten Liste der bedrohten Arten steht, so Ragger. Es müsse hier ein geschütztes Tier bejagt werden, um ein anderes geschütztes Tier zu erhalten. Drei Fischotter dürfen nun von 1. November bis 31. Jänner im Bereich des Görtschitzbaches und der Quellflüsse des Lölling- und Mosinzbaches entnommen werden. Dabei soll in erster Linie versucht werden, die Tiere einzufangen. Untersuchungen hätten ergeben, dass der Fischotter nahezu flächendeckend in Kärnten lebt. Der Bestand wird auf 160 Tiere geschätzt. Nicht-Wissenschaft;Der Pkw spielt in zentrumsnahen Stadtteilen eine nur noch geringe Rolle. In den Randbezirken hält sich das Auto aber weiter auf Platz eins. Wien – Die Wiener legen seit Jahren insgesamt einen höheren Anteil ihrer Wege mit den öffentlichen Verkehrsmitteln als mit dem Auto zurück. Kleinräumig betrachtet, gibt es aber im Mobilitätsverhalten große Unterschiede. So hängt der Pkw in drei Randbezirken nach wie vor U-Bahn, Bus und Straßenbahn ab. In Zentrumsnähe spielt der eigene Wagen laut Verkehrsclub Österreich (VCÖ) indes eine nur geringe Rolle. Stadtweit wies der Modal Split – also die Aufschlüsselung aller zurückgelegten Wege nach Fortbewegungsart – im Jahr 2015 39 Prozent für Öffis, je 27 Prozent für Auto und Zufußgehen sowie sieben Prozent für das Fahrrad aus. Diese Kennzahlen sind mit der am Montag in einer Pressekonferenz präsentierten Bezirksstudie allerdings nur bedingt vergleichbar, da der VCÖ dafür die Durchschnittswerte aus den Jahren 2010 bis 2014 heranzog. Trotzdem zeigen sich markante regionale Phänomene. Demnach wird in Floridsdorf, Donaustadt und Liesing nach wie vor eine höhere Anzahl an Wegen mit dem Auto als mit den Öffis zurückgelegt. Im 23. Bezirk liegt der Pkw-Anteil gar bei 57 Prozent – und ist damit deutlich höher als alle anderen Fortbewegungsarten zusammen. Im 21. und 22. Bezirk weist die Studie je 38 Prozent für den sogenannten motorisierten Individualverkehr aus. Am anderen Ende der Skala liegen – nicht allzu überraschend – Stadtteile in City-Nähe. In der Innenstadt selbst spielt das Auto bei der Verkehrsmittelwahl mit neun Prozent die geringste Rolle. 68 Prozent der Wege werden hier mit den Öffis gefahren. Zwischen 14 und 18 Prozent liegt der Pkw-Anteil in Wieden, Margareten, Josefstadt, Alsergrund, Landstraße, Mariahilf, Neubau und Rudolfsheim-Fünfhaus. Wobei hier gleichzeitig das Fahrrad und die eigenen Beine überdurchschnittlich präsent sind. Im 6., 7., 8. und 9. Bezirk liegen Rad- und Fußwege sogar gleichauf mit der Summe an Öffi- und Autowegen. Der VCÖ betonte, dass trotz Ausreißern auf regionaler Ebene die Bedeutung des Autos in Wien insgesamt zurückgehe. Zumindest legt das die Quote der zugelassenen Pkws pro 1.000 Einwohner nahe. Lag die Zahl 2005 noch bei 402, waren es zuletzt 372. Im niederösterreichischen Umland liege dieser Wert etwa bei 655 (Bezirk Mödling), 633 (Bezirk Gänserndorf) oder 630 (Bezirk Korneuburg). Wissenschaft;London – Der Genuss von Zauberpilzen (Magic Mushrooms) kann unangenehme Folgen haben, wie man etwa im Roman Die dunkle Seite des Mondes von Martin Suter nachlesen kann. Doch der in den Pilzen enthaltene Wirkstoff Psilocybin könnte womöglich zur Linderung bei schweren Depressionen führen, legt eine Studie im Fachblatt Lancet Psychiatry nahe, an der freilich nur zwölf Personen teilnahmen. Bei allen Probanden verbesserten sich die Symptome leicht, sieben zeigten noch nach drei Monaten eine positive Reaktion, bei fünf habe die Depression auch noch in der Zeit danach nachgelassen. (APA, red) AbstractThe Lancet Psychiatry: Psilocybin with psychological support for treatment-resistant depression: an open-label feasibility study. Basel – Sie sind das Geheimnis hinter den Kletterkünsten von Geckos: die Van-der-Waals-Kräfte, die für Adhäsion sorgen. Sichtbar werden sie freilich nur in der Summe, denn an sich sind sie extrem schwach. Physikern der Uni Basel ist es nun gelungen, diese kleinsten je ermittelten Kräfte zwischen einzelnen Atomen experimentell zu messen, wie sie im Fachblatt Nature Communications berichten. (red) AbstractNature Communications: Van der Waals interactions and the limits of isolated atom models at interfaces (18.5.2016) Nicht-Wissenschaft;Portal durchblicker.at 2015 kräftig gewachsen, schreibt aber noch Verluste. Handy, Versicherung, Kredit, Stromanbieter: Die Österreicher recherchieren gerne online und schließen immer häufiger auch Verträge über das Internet ab, berichtet das Vergleichsportal durchblicker.at. 2015 ist die seit 2010 aktive Plattform kräftig gewachsen, Gewinne schreibt sie aber noch nicht. Rund 4,84 Millionen Angebote haben sich die Österreicher im Vorjahr über durchblicker.at geholt, um 42 Prozent mehr als 2014. Die stärksten Zuwächse gab es beim Handytarifvergleich. Der Ende 2014 gestartete Mobilfunkrechner wurde 350.000-mal genutzt, so das Portal am Mittwoch. 60 Prozent der Autokäufer hätten Kfz-Versicherungen auf durchblicker.at verglichen und 40 Prozent der Strom- und Gasanbieterwechsler hätten das über die Plattform getan. Konsumenten, die sich einen neuen Energieanbieter suchen, können die aktuellen Tarife auch über den Kalkulator der Energieregulierungsbehörde E-Control abrufen. Aktuell könne ein Haushalt bei seinen Fixkosten bis zu 1.850 Euro im Jahr sparen, so Geschäftsführer Reinhold Baudisch. Voriges Jahr hätten durchblicker.at-Nutzer gemeinsam 20 Mio. Euro gespart, heuer sollen es 35 Mio. Euro werden. Das Online-Tarifsvergleichsportal verdient sein Geld mit Provisionen. Für abgeschlossene Verträge bekommen wir ein Entgelt vom Anbieter, so Baudisch zur APA. Die Endkundenpreise erhöhen sich dadurch nicht. Auf durchblicker.at sind in den jeweiligen Bereichen nicht alle Anbieter aufgelistet. Im Finanzbereich ist es nur die Hälfte der Player, im Versicherungsbereich sind es rund 70 Prozent. Offener sind die Handyanbieter, sie lassen sich alle auf durchblicker.at listen. Bei den Energieanbietern sind es knapp 90 Prozent. Unser Ziel ist es, dass alle mitmachen, so Baudisch. Anbieter, die den Vergleich scheuen, scheinen zum Teil trotzdem auf durchblicker.at auf – gegen ihren Willen. durchblicker.at geizt übrigens selbst mit Zahlen. Zu Umsatz und Ergebnis macht das Unternehmen keine Angaben. Zuletzt, im Jahr 2014, wies die dahinterstehende Gesellschaft YOUSURE Tarifvergleich GmbH laut Firmenbuch einen Bilanzverlust von 3,2 Mio. Euro auf, davon waren mehr als 2 Mio. Euro Verlustvortrag. Nicht-Wissenschaft;Der sympathische US-Rocker gastierte mit seinen Foo Fighters in der Wiener Stadthalle. Studentischer Dienstleisterrock in seiner schönsten Ausformung. Es klang alles wahnsinnig und wirklich rockig. Wien – Rock n Roll galt einmal als Musik der Enthemmung. Dazu ging man ausschweifen, die Zügel loslassen oder nachts die Sonntagszeitungen aus den Tragtaschen nehmen und in der Gasse verstreuen. Es war die Zeit, in der man Mercedes-Sterne noch aus antikapitalistischen Gründen abriss und nicht, weil man einfach fetzendeppert war. Wobei man sagen muss: Wenn ein BMW einen Stern hätte, wäre das auch heute noch ein Trendsport. He, man wird noch was sagen dürfen! Mit Rock n Roll wurden jedenfalls die niedrigsten Instinkte angesprochen: Hunger, Durst, Vandalismus, Sex. Er diente je nach Veranlagung der Kundschaft zum Aggressionsauf- und -abbau. Böse war gut, umgekehrt auch. Unreife Vollkoffer ließen sich mit ihren Gitarren in Privatjets herumfliegen und tranken irgendein Gschlader aus High Heels von Lebensabschnittstagespartnerinnen. Das Haupthaar war lang – aber bald ging der Saft aus. Ungefähr zu dieser Zeit spielte Dave Grohl in Hardcorebands das aus reiner Zerstörungslust amoklaufende Ding aus der Muppet Show am Schlagzeug. Schlagzeuger sind das real existierende Klischee in der Musikszene. Nach der Destruktion kamen schließlich mit Nirvana die Selbstzerstörung und der Sodbrand, Selbsthass und Selbstmitleid wurden hitparadentauglich. Die Sehnsucht aber, total loszurocken und einfach eine wirklich gute Zeit und gute Laune zu haben, auch wenn man leider nicht der deswegen schon tote Schlagzeuger von Led Zeppelin ist, die war in Dave Grohl nie klein- und unterzukriegen. Nach dem Blümchensex-Lalelu-Rockdebüt seiner Band Foo Fighters von 1995 hat sich Grohl auf mittlerweile acht Studioalben über die Jahre zu einem der beliebtesten Rock-Rocker im Studenten- und Angestelltenmilieu entwickelt. Mit einer zunehmenden Hinwendung zum breitbeinig mit durchgedroschenen Grundakkorden Sportstadien, Junggesellenpartys und bayerische Mistwagen rockenden Goodtime-Vollrock kommt Grohl aufgrund seiner Sympathiewerte trotzdem flockig-rockig damit durch. In der ausverkauften Wiener Stadthalle wird zudem klar, dass es heutzutage auch nichts schadet, wenn man krank am Arbeitsplatz erscheint. Dave Grohl hat sich das Bein gebrochen, aber mit einem Messer im Rücken geht der noch lange nicht nach Hause, sondern ohne Pause weiter auf Tour. So viel Einsatz wird in einem Gewerbe, das die nicht so fleißigen Leute einst anstrebten, damit sie nicht arbeiten gehen mussten, euphorisch gefeiert. Geboren, um zu rocken Dave Grohl sitzt auf einem als einfacher Schienenverkehr in die Saalmitte betriebenen und reichlich kindisch mit Gitarrenhälsen geschmückten Thron. Er untermauert mit vierköpfiger Begleitband einen gusseisernen Grundsatz des rockigen Rockens: Wenn du wirklich rockig rocken willst, musst du volle Wäsche rocken. Es macht zwischen den Liedern eins, zwei, drei, vier. Dann zieht ein Tsunami aus wahnsinnig rockig rockenden Gitarren auf. Die Dynamik schenken wir uns. Hey, das ist Rock! Dave Grohl schüttelt sein Haupthaar. Die Lieder tragen verschiedene Titel. Falls die Foo Fighters ein Best-of-Album haben, kann man sie dort wahrscheinlich nachlesen. Born To Rock. The Rocks Are Crying, So Hard Are You. Rocking Armageddon. Rock Me Home For Christmas. Dont Forget To Rock. This Is R.O.C.K.! Im bayerischen Mistwagen hatten wir dann auf dem Nachhauseweg auch noch eine Mordsgaudi mit den Foo Fighters im Player. Nicht-Wissenschaft;'Von Popakademie und Creative Writing veredeltes politisches Liedermaching: Singer-Songwriter Max Prosa auf "Hallo Euphorie"-Tour in Salzburg und Wien. Wien/Salzburg – In den 60er- und vor allem den 70er-Jahren hatten Liedermacher in deutschen Landen Konjunktur. Manchen alten Haudegen wie Konstantin Wecker oder Hannes Wader gibt es noch; auch von ihren politischen Botschaften haben sie sich meist nicht verabschiedet. Seit einigen Jahren tritt eine jüngere Garde ans Mikrofon, wenn auch deren Protagonisten wie etwa Philipp Poisel, Tim Bendzko oder Gisbert zu Knyphausen den Begriff Liedermacher nicht gern mögen. Viel lieber wollen sie Singer-Songwriter genannt werden, denn trotz deutscher Texte kommen ihre Vorbilder aus dem angloamerikanischen Raum. Einer der Hauptvertreter dieses Revivals ist der Berliner Max Podeschwig – besser bekannt unter seinem Künstlernamen Max Prosa. Der 25-jährige Sänger und Gitarrist tritt jetzt zweimal in Österreich auf. Einflüsse von Dylan, Waits und Cohen Vergleiche mit seinem Vorbild Bob Dylan begründen sich auf den nachdenklich-romantischen Texten und dem Vortrag mit Gitarre und Mundharmonika; weitere Einflüsse sind Tom Waits, David Bowie oder Leonard Cohen. Cohens Klassiker Hallelujah hat der Berliner für sein zweites Album Rangoon (2013) eingespielt. Der deutsche Text stammt allerdings von Freund und Mentor Misha Schoeneberg, der in den 1980ern Mitglied von Ton Steine Scherben war und später auch mit deren Mastermind Rio Reiser auf dessen Soloplatten zusammenarbeitete. Prosa versuchte nicht nur durch persönliche Kontakte seinen musikalischen Horizont zu erweitern, sondern auch mittels Studiums an diversen Popakademien sowie Creative-Writing-Kursen. Bei aller Innerlichkeit hat Prosa auf Rangoon die politische Dimension nicht völlig ignoriert – wohl ein nachhaltiger Effekt seiner Bekannten Schoeneberg und des Scherben-Gitarristen R.P.S. Lanrue: Der Titelsong hat ein Massaker während der Safranrevolution in Myanmar zum Thema. Stimmlich hat er sich ebenfalls weiterentwickelt, heuer noch soll das dritte Album erscheinen. Live wird Max Prosa – wie auf seiner aktuellen Hallo Euphorie-Tour – meist von Joda Foerster (Schlagzeug), Erez Frank (Bass), Stefan Ebert (Keyboards), Alex Binder (Gitarre) und Magnus Olsen (Gitarre) begleitet. Allerdings: Das für Freitag geplante Konzert in Innsbruck musste aus produktionstechnischen Gründen abgesagt werden.' Wissenschaft;Trocknet die Kinderstube aus, müssen die Eltern die Jungtiere in andere Wasseransammlungen tragen. Wien – Südamerikanische Pfeilgiftfrösche sind für ihre Fortpflanzung auf Wasseransammlungen angewiesen, seien sie auch noch so klein. Manchmal können diese schrumpfen oder völlig verschwinden. Um ihren Nachwuchs nicht dem sicheren Tod zu überlassen, unternehmen die Eltern regelrechte Rettungsaktionen, indem sie die Kaulquappen zum nächsten Mini-Tümpel tragen. Nun haben Wiener Forscher beobachtet, dass die Weibchen diesen Fahrtendienst nur den eigenen Nachkommen angedeihen lassen. Männchen nehmen dagegen alle Jungen aus ihrem Revier mit, auch solche aus fremden Gelegen. Im Widerspruch zu ihrem Namen leben Glanzschenkel-Baumsteiger (Allobates femoralis) in den Bodenregionen tropischer Regenwälder. Die Männchen bewachen dabei große Reviere, in denen mehrere Weibchen ihre Eier auf abgefallene Blätter legen. In diesem trotz hoher Luftfeuchtigkeit trockenen Milieu entwickeln sich innerhalb von drei Wochen Kaulquappen, die dann aber schleunigst zum nächsten Gewässer transportiert werden müssen, um zu überleben. Dieser Fahrtendienst ist vorwiegend Aufgabe der Männchen, die den Nachwuchs auf dem Rücken zum nächsten Tümpel tragen. Weibchen führen diesen Transport nur dann durch, wenn das Männchen in diesem Zeitraum nicht in seinem Territorium ist. Dabei gehen die Tiere einige Risiken ein, etwa auf dem Weg lauernde Fressfeinde. Zudem lassen die Männchen in dieser Zeit ihr Revier ungeschützt zurück und riskieren damit Gebietsverluste durch Rivalen. Eva Ringler von der Abteilung für Vergleichende Kognitionsforschung des Messerli Forschungsinstitutes der Veterinärmedizinischen Universität Wien hat in einer Studie untersucht, ob sich das Verhalten von Weibchen und Männchen unterscheidet und ob sich dieses Risiko lohnt. Das tut es aber nur, wenn es dem Erhalt des eigenen Nachwuchses dient – was wiederum voraussetzt, dass die Frösche ihren direkten Nachwuchs identifizieren können. Die Forscherin hat dazu drei Versuchsreihen in Terrarien durchgeführt: Im ersten Versuch fanden Weibchen und Männchen nur ein fremdes Gelege vor. Beim zweiten Test gab es eigene und fremde Kaulquappen im Terrarium. Und schließlich wurden die Positionen des eigenen und des fremden Geleges vertauscht, um zu testen, ob die Tiere das Gelege selbst erkennen oder sich den Ort der Eiablage merken. Dabei zeigte sich, dass ein Großteil der Männchen eigene und fremde Gelege transportierten. Offenbar folgen sie dabei der Regel Mein Revier, meine Kaulquappen und kümmern sich nicht weiter um eine Differenzierung, jeder wird mitgenommen. Die Weibchen gingen hier wesentlich differenzierter vor: Fremde Kaulquappen nehmen sie einfach nicht mit. Nur wenn die Wissenschafter die Position von eigenem und fremdem Gelege tauschten, wurde der fremde Nachwuchs transportiert. Die Wissenschafter schließen daraus, dass sich die Weibchen über Wochen den genauen Ort ihrer Eiablage merken. Wenn sie für die Männchen beim Nachwuchs-Transport einspringen, können sie anhand der Position die richtigen Gelege auswählen. Aus dem Verhalten leiten die Forscher auch unterschiedliche Kosten-Nutzen-Rechnungen ab, wie sie im Fachjournal Animal Behaviour schreiben: Die Männchen befolgen die einfache Regel, alle Gelege in ihrem Territorium mitzunehmen – schließlich ist das ihr Revier und sie gehen davon aus, dass der gesamte Nachwuchs von ihnen stammt. Aus Weibchen-Sicht ist dagegen das Risiko deutlich höher, ein fremdes Gelege zu transportieren und gleichzeitig das eigene liegen zu lassen. Schließlich könnten auch Artgenossinnen im Territorium des jeweiligen Männchens ihre Eier abgelegt haben. Deshalb verlassen sie sich ganz auf ihren Orientierungssinn. Wie genau sich die Weibchen den exakten Ablageplatz im Regenwalddickicht merken können, wollen die Forscher in weiteren Untersuchungen klären. Wissenschaft;In einem Forschungszentrum für Primatologie untersuchen Forscher, wie Stress und Fortpflanzung zusammenhängen. Wien – Die meisten Affenarten trifft man eher in wärmeren Weltgegenden, Japanmakaken jedoch kommen auch mit Eis, Schnee und Minustemperaturen gut zurande. In ihrer Heimat Japan nutzen sie oft heiße Quellen, um sich aufzuwärmen. Diesen Luxus kann ihnen der Affenberg in Landskron bei Villach nicht bieten, aber sonst leben die Japanmakaken dort unter besten Bedingungen – und fast wild. Das rund 40.000 Quadratmeter große Gelände ist in privater Hand: 1996 erfüllte sich der Tischlermeister Peter Gaubatz einen privaten Traum und siedelte vierzig in Japan erworbene Makaken nahe der Burg Landskron an. Mittlerweile ziehen die Tiere nicht nur Touristen an, sondern auch jede Menge Wissenschafter. Vergangene Woche wurde dort auf dem Affenberg ein Forschungszentrum für Primatologie eröffnet. Die Makaken bewohnen in ihrer Heimat verschiedene Wälder, wobei sie bis auf fast 3.200 Meter Seehöhe gehen. Ihre Kälteresistenz macht ihre naturnahe Haltung auch in Kärnten möglich, einen wärmenden Unterstand gibt es nicht. Die Besucher der Anlage sehen im Rahmen von Führungen nur rund ein Drittel des Geländes, und während der Paarungszeit im Winter bleibt der Affenberg für Besucher überhaupt geschlossen. Auch Körperkontakt mit Menschen gibt es nicht: Die Tiere werden regelmäßig gefüttert, aber das ist auch schon alles. Auch die Wissenschafter halten Abstand – die Untersuchung erfolgt ausschließlich noninvasiv über Kotproben, die von den Departments für Verhaltensbiologie und Anthropologie der Universität Wien und der Technologieplattform Vetcore der Veterinärmedizinischen Universität Wien ausgewertet werden. Auch die Teilnahme an wissenschaftlichen Experimenten erfolgt seitens der Affen völlig freiwillig: Auf dem Gelände gibt es das Wissenschaftshaus, eine einfache Holzhütte, in der diverse Versuche so eingerichtet werden, dass sie ohne menschliches Beisein ablaufen. Die Auswertung erfolgt über Videoaufzeichnungen. Einer der Ersten, die das Verhalten der Kärntner Affen untersuchten, war Bernard Wallner vom Department für Anthropologie der Universität Wien. Er und seine Mitarbeiter zeigten männlichen Japanmakaken auf Bildschirmen die Gesichter von Weibchen, die jeweils unterschiedlich intensiv rot gefärbt waren. Bei den Makakendamen sind sowohl Hinterteile als auch Gesichter desto röter, je näher sie ihrer empfängnisbereiten Phase sind. Die Reaktion der Männchen wurde danach gemessen, wie oft und wie intensiv sie bestimmte Gesichter betrachteten und wie häufig sie den nahen Kontakt zu den Bildschirmen suchten. Wie sich zeigte, interessierten sich die Männchen am meisten für die Bilder besonders rotgesichtiger Artgenossinnen, und zwar desto intensiver, je höher ihre eigenen Cortisolwerte waren. Cortisol ist ein Hormon, das in Stresssituationen ausgeschüttet wird. Doch wie hängen Stress und Fortpflanzung zusammen? Um das näher zu beleuchten, erhoben Lena Pflüger und Kollegen die Cortisolwerte aus Kotproben 26 männlicher Japanmakaken während der Paarungszeit. Während des Sommers liegen die Sexualhormone quasi auf Eis, aber im Winter, in der Paarungszeit, schießen die Hormone ein, sagt Pflüger, Biologin und eine der Gründerinnen des Primatologiezentrums. In dieser Phase bilden sich Paare, die gemeinsam fressen, ruhen und kopulieren – allerdings nur für jeweils einige Tage, dann formieren sich wieder neue Beziehungen. Dadurch weiß keines der Männchen, ob die Jungen seine eigenen sind oder der Nachwuchs eines anderen, ein wenig befriedigender Zustand für die Männchen. Allerdings investieren die Weibchen – wie bei Säugern üblich – deutlich mehr in die Nachkommenschaft: Sie können nur einmal pro Jahr empfangen und bringen gewöhnlich nur ein Junges zur Welt. Überlebt dieses nicht, war aller Aufwand, den sie dafür getrieben haben, umsonst. Wir nehmen an, dass die Männchen nicht wissen, wann die Weibchen tatsächlich empfängnisbereit sind, erläutert Pflüger, wodurch auf diese Weise die Vaterschaft vertuscht werden kann. So könnten viele Männchen der Vater eines Jungen sein, was möglicherweise dazu führt, dass die Kinder den Schutz aller potenziellen Erzeuger genießen. Im Allgemeinen bevorzugen Weibchen ranghöhere Partner und verbringen mit diesen auch mehr Zeit. Eine Aufgabe eines ranghohen Männchens ist es, sich in Streitereien einzumischen und diese zu beenden. Pflügers Untersuchungen ergaben einen überraschenden Zusammenhang: Je niedriger die Cortisolwerte eines Männchens, desto häufiger zeigte es aggressives Verhalten – allerdings: Es geht nicht um wildes Um-sich-Schlagen, betont Pflüger, sondern um gerichtete Aggression. Ein geringer Wert an Cortisolmetaboliten im Kot weist darauf hin, dass die Tiere imstande sind, nach Stress rasch wieder in den Normalzustand zu kommen, wie Pflüger ausführt, und solche Individuen können es sich leisten, sich gezielt in Konflikte einzumischen. Vom Menschen weiß man, dass eines der Gene, die an der Stressreaktion beteiligt sind, das COMT-Gen, in zwei Varianten vorliegt. Je nachdem, welche Variante ein Mensch trägt, ist er schneller oder weniger leicht zu stressen. Wie Pflüger und ihre Kollegen nachweisen konnten, herrschen bei den Makaken ganz ähnliche Verhältnisse. Wer also von den derzeit 152 Makaken auf dem Affenberg das nächste Alphamännchen wird, könnte auch von seiner genetischen Ausstattung abhängen. Pflüger bringt es auf einen Punkt, der nicht nur für Makaken interessant sein dürfte: Gibt es eine genetische Prädisposition für die Chefetage? (Susanne Strnadl, 18.5.2016) Wissenschaft;30 Jahre lang blieb die in Südostasien entdeckte Vertreterin der Hufeisennasen unerkannt. London – Seit über 30 Jahren lagerte eine in Konservierungsflüssigkeit eingelegte Fledermaus im Londoner Natural History Museum – nun hat sie sich als Vertreterin einer bisher unbekannten Spezies entpuppt. Die Fledermaus gehöre zur Familie der Hufeisennasen und wurde nach Charles Francis, der das Exemplar im Jahr 1983 in Malaysia gefunden hatte, wurde Rhinolophus francisi getauft. Mittels Computertomographie hätten Experten das tote Tier schonend untersuchen können. Neue Arten von Insekten und Fischen werden recht regelmäßig entdeckt, aber neue Säugetiere sind seltener, sagte der Zoologe des Museums, Roberto Portela Miguez. Die neue Fledermausart soll demnächst in der Fachzeitschrift Acta Chiropterologica beschrieben werden. Nicht-Wissenschaft;Formel-1-Wagen sollen künftig wesentlich flotter unterwegs sein. Stuttgart – Formel-1-Autos werden ab der Saison 2017 deutlich schneller. Alleine durch breitere Reifen werden sich die Rundenzeiten um drei Sekunden verbessern, berichtet die deutsche Zeitschrift auto motor und sport in ihrer am Donnerstag erscheinenden Ausgabe unter Berufung auf das neue Reglement, auf das sich der Internationale Automobilverband (FIA) und die Teams weitgehend geeinigt haben. Die Gesamtbreite der Autos soll von 180 auf 200 Zentimeter steigen, die Lauffläche der Reifen vorne von 24,5 auf 30 und hinten von 32,5 auf 40 Zentimeter. Die Nase der Autos werde um 20 Zentimeter länger, der Frontflügel um 15 Zentimeter breiter. Er soll künftig in Deltaform konstruiert werden und darf sich laut auto motor und sport auch etwas stärker verbiegen. Bei der Karosserie haben die Teams künftig größere Freiheiten, etwa bei der Gestaltung des auf 95 Zentimeter Breite wachsenden Heckflügels, der Seitenkästen und des Unterbodens. Der Diffusor darf schon vor der Hinterachse ansteigen und an der hinteren Kanta 22 statt bisher 12,5 Zentimeter hoch sein. All diese Maßnahmen bringen deutlich mehr Abtrieb und höhere Kurvengeschwindigkeiten. Insgesamt soll der Anpressdruck der Autos im Vergleich zu den aktuellen Modellen um 30 Prozent steigen. Fraglich ist allerdings, ob es Reifenlieferant Pirelli schafft, bis 2017 die neuen Reifen zur Verfügung zu stellen. Der Hersteller verlangt nach Informationen von auto motor und sport schon in der kommenden Saison ausgiebige Testfahrten mit den breiteren Exemplaren. Derzeit sehe sich aber noch kein Team in der Lage, ein 2017er-Auto mit Hybridtechnik zu bauen. Nicht-Wissenschaft;US-Justiz hatte Auslieferung wegen eines Sexualverbrechens in den 70er-Jahren beantragt. Krakau – Polen darf den Filmregisseur Roman Polanski nicht an die USA ausliefern. Das beschloss das Krakauer Bezirksgericht am Freitag. Die US-Justiz hatte von Polen eine Auslieferung Polanskis wegen eines Sexualverbrechens in den 70er-Jahren beantragt. Richter Dariusz Mazur wies in seiner mündlichen Urteilsbegründung auf die Einigung hin, die Polanski in den 70er-Jahren mit der US-Staatsanwaltschaft geschlossen hatte. Die Anwälte des Regisseurs hatten in dem Verfahren betont, dass Polanski seinen Teil der Vereinbarung eingehalten und freiwillig eine Gefängnisstrafe verbüßt habe. Auch das Gericht schloss sich dieser Ansicht an. Das Auslieferungsgesuch sei deshalb unzulässig, hieß es in der Urteilsbegründung. Bei der Urteilsverkündung war Polanski nicht im Gerichtssaal anwesend. Die Staatsanwaltschaft kann noch Berufung bei einer höheren Instanz gegen das Urteil einlegen. Das Krakauer Gericht hatte sich seit Februar mit dem Auslieferungsantrag befasst. Der 82-jährige Regisseur (Der Pianist, Rosemarys Baby) besitzt die polnische und die französische Staatsbürgerschaft. Polanski hat sich erleichtert über die Entscheidung eines polnischen Gerichts gezeigt. Ich freue mich, dass ich der polnischen Justiz vertraut habe, sagte er am Freitag im südpolnischen Krakau. Ich bin sehr glücklich, dass diese Sache vorbei ist. Das hat mich, und mehr noch meine Familie, viel Energie, Zeit und Gesundheit gekostet. Er wollte noch am Freitag zu seiner Familie nach Frankreich zurückkehren. Wissenschaft;Im 19. Jahrhundert war im heute ukrainischen Lemberg eine Vielzahl an Sprachen präsent. Wien - Als in Lemberg (Lwiw) in den späten 1980er-Jahren wegen Geldmangels der Putz der alten Häuser kaum erneuert wurde, legte die Witterung für Linguisten interessante Zeugnisse frei: Polnische, deutsche und jiddische Schriftzüge aus dem späten 19. Jahrhundert waren nun überall in der ukrainischsprachigen Stadt zu lesen. In ihrer Kindheit hatte die Sprachwissenschafterin Stefaniya Ptashnyk ihre ukrainische Heimatstadt als einsprachig erlebt. Umso interessierter war sie an der plötzlich offensichtlichen einstigen Mehrsprachigkeit der Stadt. Als Habilitandin an der Universität Heidelberg arbeitet sie nun an einer soziolinguistischen Studie über das mehrsprachige Lemberg 1848 bis 1918. Damit versucht sie eine historische Perspektive zu entwickeln, wie eine multilinguale, städtische Gesellschaft kommunizieren kann - eine Frage, die nicht nur im Lemberg des 19. Jahrhunderts von Bedeutung war, sondern durch Migration und Globalisierung auch heute aktuell ist. Nach dreimonatigem Forschungsaufenthalt als Research Fellow am Internationalen Forschungszentrum Kulturwissenschaften (IFK) trug sie darüber am Montag in Wien vor. Unter Wissenschaftern ist ein positiver Tenor gegenüber Mehrsprachigkeit von Städten oder Personen zu erkennen. Dennoch wird sie nicht selten als problematisch erlebt. Das prominenteste Beispiel dafür findet sich wohl in der christlichen Tradition mit dem Begriff babylonische Sprachverwirrung. Im Buch Mose wird beschrieben, wie Gott die Erbauer des Turms zu Babel damit strafte, dass er jedem eine andere Sprache gab und keiner mehr den anderen verstand. Sprachenvielfalt wird hier als Gottesstrafe dargestellt. Ptashnyks Recherchematerial folgend deutet vieles darauf hin, dass die unterschiedlichen Sprachzeugnisse an den Fassaden in Lemberg nicht nur Ausdruck einer Vielsprachigkeit der Stadt waren, sondern auch die Bewohner mehrere Sprachen beherrschten - ganz im Gegensatz zur babylonischen Sprachverwirrung. Karikierender Unterton Als Beispiel dafür, dass in der Öffentlichkeit in Lemberg davon ausgegangen wurde, dass die Bevölkerung mehrere Sprachen beherrschte, präsentierte Ptashnyk unter anderem einen Dialog in der polnischen Wochenzeitung Tygodnik Lwowski vom 29. März 1868, dessen karikierender Unterton nur mit Deutsch- und Polnischkenntnissen verständlich ist (siehe Bild links). Die Zeitung setzte die Mehrsprachigkeit ihrer Leserschaft offenbar voraus. Im Dialog zwischen einem prototypischen jüdischen Vertreter der Lemberger Bevölkerung und einem polnischen Kleinadeligen verwendet Letzterer eine Mischung aus fehlerhaftem Deutsch und polnischen lexikalischen Einsprengseln, die als stilistisches Mittel eingesetzt werden, sagt Ptashnyk. Der polnische Herr macht sich lächerlich, indem er versucht, Deutsch zu reden, ohne es richtig zu können. Ptashnyk sieht das als Beispiel dafür, welche Variationsformen mehrsprachige Kommunikationsgemeinschaften hervorbringen können. Für die Periode, die Ptashnyk, untersucht, finden sich nur ungenaue Angaben über die sprachlich-ethische Zusammensetzung der Stadt. Polnisch, Ukrainisch und Deutsch waren jedenfalls die dominierenden Sprachen. Darüber hinaus wurden Jiddisch, Hebräisch, Armenisch, Latein und Kirchenslawisch verwendet. Um das Nebeneinander der Sprachen analysieren zu können, spielt auch die Sprachpolitik der Habsburger eine wichtige Rolle. Nach der ersten Teilung Polens 1772 kam Lemberg zum Habsburgerreich. Die Gesetzestexte zeigen deutlich, dass die österreichische Regierung bereits seit der Zeit von Maria Theresia eine Sprachenpolitik verfolgt, die darauf gerichtet war, das Deutsche als Universalsprache der Monarchie zu etablieren, sagt Ptashnyk. Das änderte sich jedoch nach 1848: Die politischen Entwicklungen nach der Märzrevolution führten zur Steigerung des nationalen Selbstverständnisses. Ptashnyk: Die einzelnen Nationalsprachen gewannen als Ausdrucksmittel der Gruppenidentität zunehmend an Bedeutung, sodass die Dominanz einer hegemonialen Universalsprache immer weniger toleriert wurde. 1867 wurde die Gleichberechtigung der Sprachen schließlich Verfassungsgrundsatz, und gegen Ende des 19. Jahrhunderts büßte das Deutsche seine Dominanz endgültig ein. Interessanterweise wurde die Präsenz des Deutschen noch lange in massenmedialen Diskursen thematisiert, sagt Ptashnyk. Ein frühes Beispiel dafür ist die zuvor erwähnte Karikatur. Kampagnen gegen Germanismen hielten sich bis weit nach der Jahrhundertwende - vorangetrieben etwa von polnisch-nationalen Parteien. In ihrer Rhetorik waren sie dabei zeitgenössischen Warnungen gegen Anglizismen im Deutschen nicht unähnlich. Wissenschaft;Nach dem Aufstieg der Uni Wien zu einer der weltbesten Hochschulen bis 1914 folgte ihr dramatischer Niedergang. Der war auch antisemitisch hausgemacht. Fast genau auf den Tag vor drei Jahren war es so weit: Am 5. Juni 2012 beschloss der Wiener Gemeinderat mit den Stimmen der SPÖ und der Grünen, den nach dem ehemaligen Bürgermeister Karl Lueger benannten Abschnitt der Ringstraße in Universitätsring umzubenennen. Die Initiative dafür war von der Uni Wien und renommierten Forschern wie Nobelpreisträger Eric Kandel ausgegangen: Es sei unangebracht, ausgerechnet mit diesem Abschnitt des Rings einen Antisemiten und Wissenschaftsfeind zu würdigen. Dr.-Karl-Lueger-Ring hieß der Abschnitt der Ringstraße, an den die Universität in den 1880er-Jahren übersiedelte, erst seit 1934. Zunächst stand das 1884 eröffnete Hauptgebäude am Franzensring, benannt nach Franz I. (1768-1835). Der Franzensring wiederum wurde nach dem Ende der Monarchie 1919 in Ring des 12. November, des Tages der Republikgründung 1918, umgetauft. Diese drei Anschriften der Uni Wien im 20. Jahrhundert stehen für drei unterschiedliche Phasen ihrer Geschichte: Auf den spektakulären Aufstieg und ihre Glanzzeit bis zum Ersten Weltkrieg (am Franzensring) folgte in der Ersten Republik eine erste Phase des Niedergangs. In den Jahrzehnten nach 1934 - also am Dr.-Karl- Lueger-Ring - folgte der Absturz in die Provinzialität. Hauptgrund dafür war, dass es nach dem Anschluss 1938 an der Uni Wien zur größten Vertreibungswelle kam, die je aus rassistischen und politischen Gründen an einer Hochschule in so kurzer Zeit vollstreckt wurde. Die Zerstörung wissenschaftlicher Exzellenz hatte dort aber bereits in den frühen 1920er-Jahren begonnen. Und sie war nicht nur den wirtschaftlichen und politischen Verhältnissen geschuldet, sondern auch antisemitisch hausgemacht. Nach dem Jahr 1945 wurde es lange nicht besser: Einige der Professoren, die schon in der Zwischenkriegszeit an der informellen Vertreibung von Forschern jüdischer Herkunft und/oder linker Gesinnung beteiligt gewesen waren, fanden sich an Schlüsselstellen wieder. Sie waren mitverantwortlich dafür, dass am Beginn der Zweiten Republik kaum jemand von den Vertriebenen zurückgeholt wurde und dass sich auch an der Uni Wien für gut zwei Jahrzehnte die bleierne katholische Reaktion breitmachen konnte. Am Beginn dieser kurzen Geschichte der Uni Wien steht allerdings ihre beste Zeit: In den Jahren zwischen der Eröffnung des Hauptgebäudes am Ring 1884 und dem Ersten Weltkrieg war die Alma Mater Rudolphina eine der international führenden Hochschulen: Die zweite Wiener Medizinische Schule war in dieser Zeit ebenso weltberühmt wie die der Nationalökonomie. Am Haus am (Franzens-)Ring lehrten Kapazitäten wie die Physiker Ludwig Boltzmann und Ernst Mach, der Geologe Eduard Suess oder Sigmund Freud - um nur einige zu nennen, die nicht nur ihre jeweiligen Disziplinen prägen sollten, sondern auch in die Gesellschaft hineinwirkten. Nicht nur aufgrund der wissenschaftlichen Leistungen hatte die Uni Wien einen hervorragenden Ruf auch in der Gesellschaft: Viele der Lehrkräfte waren um 1900 aktiv darum bemüht, Erkenntnisse an die breite Bevölkerung zu vermitteln - ein in diesem Ausmaß europaweit einzigartiges Unterfangen. Die Hochschule fungierte damit als aufklärerisches Bollwerk gegen das Schwarze Wien des christlichsozialen Bürgermeisters Karl Lueger. Umgekehrt konnte die Uni beeindruckende Millionensummen von privaten Wohltätern einwerben. Es gab also, anders als gerne behauptet, eine kurze Zeit in der Geschichte dieses Landes, in der nicht nur die Kultur, sondern auch die Wissenschaft hohe öffentliche Wertschätzung genoss. Im Laufe der Ersten Republik verkehrten sich die Verhältnisse: Wien wurde rot und die Universität zu einem Hort der Reaktion. Die Dauerkrise des zum Kleinstaat geschrumpften Österreich schlug auch auf die Wissenschaft durch und führte zu einer Radikalisierung des akademischen Antisemitismus: Ab Beginn der 1920er-Jahre erzeugten rechte und katholische Studierende und insbesondere Burschenschafter an der Uni Wien eine bürgerkriegsähnliche Atmosphäre für Studierende und Lehrende, die jüdischer Herkunft und/oder politisch links eingestellt waren. Angesichts dieser Ausschreitungen witzelte das Satireblatt Der Götz von Berlichingen über einen weiteren Adresswechsel der Uni Wien: Der Ring des 12. November soll auf besonderen Wunsch der Studenten abermals umbenannt werden. Der Magistrat der Stadt Wien hat sich für die Bezeichnung ,Schlagring entschieden. Das Ausmaß der Gewalt, das sich aus zeitgenössischen Zeitungsberichten rekonstruieren lässt, lässt aus heutiger Perspektive ebenso schaudern wie der frühe Vormarsch der Nationalsozialisten, die ab 1923 eine bestimmende Kraft in der Studentenschaft waren. Aufseiten der Lehrenden wurde ebenfalls eine antisemitische und antilinke Personalpolitik vollstreckt. An der Philosophischen Fakultät etwa zog eine braun-schwarze Professorenclique, die unter dem Decknamen Bärenhöhle operierte, universitätspolitisch die Fäden. Dieses geheime Netzwerk von knapp 20 Professoren hintertrieb spätestens ab 1923 erfolgreich Habilitationen jüdischer und/oder linker Forscher und sorgte dafür, dass mit wenigen Ausnahmen nur noch arische und politisch rechts stehende Professoren berufen wurden. Wissenschaftliche Qualität wurde zur Nebensache degradiert. Zu dieser Zeit beklagte der französische Philosoph Julien Benda in seinem hellsichtigen Buch La trahison des clercs einen Verrat der Intellektuellen. Ein beträchtlicher Teil der europäischen Intelligenz sei moralisch korrumpiert, hätte die Werte der Demokratie und der Gerechtigkeit verraten und sich stattdessen politischen Leidenschaften wie dem Klassenkampf, dem Nationalismus oder dem Rassismus verschrieben. Die kritischen Diagnosen Bendas von 1927 lassen sich auch zur Beschreibung der Zustände an der Universität Wien heranziehen, greifen aber für die hiesigen Verhältnisse ab Ende der 1920er-Jahre zu kurz. Die Uni Wien als Institution hat sich damals gegen die oft zitierten Anfänge nicht gewehrt, sondern ganz im Gegenteil wesentlich mit dazu beigetragen, dass es zu diesem vielleicht doch aufhaltsamen Aufstieg des Nationalsozialismus in Österreich kommen konnte. Spätestens mit dem Rektorat Wenzel Gleispachs im Studienjahr 1928/29 wurde die Universität Wien für mehrere Jahre zu einer Art Brutstätte für die NS- Bewegung in Österreich, mit der das christlichsoziale und nationalkatholische Lager jedenfalls in der Studentenvertretung bis zum Dezember 1932 gemeinsame Sache machte. Aufgrund dreister Machtdemonstrationen der Nazi-Studenten zerbrach dann Ende 1932 die Koalition zwischen Schwarz und Braun auf universitärem Boden. Dollfuß und Schuschnigg versuchten danach die Hoheit über die Hochschulen zurückzuerobern und relegierten sozialistische und nationalsozialistische Studierende. Bei den Lehrenden waren vor allem Nationalsozialisten betroffen, da Linke schon in den Jahren zuvor weggemobbt worden waren. Insgesamt kam es nach 1934 zu einer Kürzung von einem Viertel der Professuren - einer der tiefsten Einschnitte in den Lehrkörper der gesamten Geschichte der Uni Wien. 1934 wechselten die neuen Machthaber auch die Straßenschilder aus und machten aus jener Hälfte vom Ring des 12. November, der an der Uni vorbeiführte, den Dr.-Karl-Lueger-Ring. Diese Bezeichnung, die angesichts der universitären Zustände recht gut passte, wurde im Gegensatz zum Dr.-Ignaz-Seipel-Ring auch im Nationalsozialismus und nach 1945 beibehalten. 2012 erfolgte dann die Umbenennung, die von rechter Seite prompt als Gesinnungsterror denunziert wurde. Nimmt man nur die dunkelsten Kapitel in der langen Geschichte der Universität Wien zum Maßstab - das halbe Jahrhundert bis zu ihrem 600. Geburtstag im Jahr 1965 -, erscheint diese Umbenennung als etwas anderes: nämlich, etwas polemisch formuliert, als Schönfärberei. Wissenschaft;Wie die Spanische Wegschnecke leibt und lebt und welches Kraut gegen sie gewachsen ist, das erforscht ein aktuelles Projekt an der Boku Wien. Wien – Es dürfte nicht viele Tierarten geben, die mehr gehasst und verfolgt werden als die Spanische Wegschnecke. Nicht genug damit, dass sie sehr vermehrungs- und fressfreudig ist – es ist auch kaum ein Kraut gegen sie gewachsen. An der Wiener Universität für Bodenkultur läuft seit kurzem ein Forschungsprojekt, mit dem man hierbei Abhilfe schaffen will. Man weiß über die Spanische Wegschnecke im Grunde wenig, nicht einmal ihre wissenschaftliche Bezeichnung ist eindeutig, denn es sind zwei Namen im Umlauf: einerseits Arion vulgaris nach einer Art, die erstmals in Westfrankreich beschrieben wurde, andererseits Arion lusitanicus, die im 19. Jahrhundert in Portugal entdeckt wurde. Welche Bezeichnung korrekt ist, ist nach wie vor strittig. Johann Zaller vom Institut für Zoologie der Wiener Universität für Bodenkultur und sein Mitarbeiter Daniel Dörler bevorzugen die Vulgaris-Variante. Die beiden Wissenschafter suchen nach nachhaltigen Kontrollmethoden für das ungeliebte Weichtier und wollen untersuchen, inwieweit dessen Auftreten von anderen Bodentieren und Umweltfaktoren beeinflusst wird. Dafür wollen die Forscher zunächst einmal klären, ob es sich bei den gefräßigen Nacktschnecken im Garten ausschließlich um Arion vulgaris bzw. lusitanicus handelt oder ob auch die einheimische Rote Wegschnecke (Arion rufus) mitspielt. Die beiden Arten lassen sich mit freiem Auge nicht unterscheiden, sondern nur anhand ihrer unterschiedlich gestalteten Geschlechtsorgane. In einem ersten Schritt schickten Zaller und Dörler in den Sommersemestern 2014 und 2015 Studierende aus, die in den eigenen Gärten die Schneckenfauna erhoben. Die dafür angewendete Methode macht es sich zunutze, dass es Schnecken gern dunkel haben: Man legt Kartonscheiben im Garten aus, wartet drei Tage, schaut dann, was sich darunter eingefunden hat, und macht davon ein Foto. Anschließend brachten die Biologiestudierenden die Tiere zur detaillierten Bestimmung. Jeweils 150 Studenten haben mitgemacht und mehr als 2000 Schnecken aufgenommen, ist Zaller begeistert, wir haben Daten von über 600 Standorten aus ganz Österreich, wenn auch die meisten in und um Wien. Jetzt werden die Daten analysiert. Sollte sich die Methode bewähren, soll die breite Öffentlichkeit zum Mitmachen animiert werden und Schnecken dokumentieren. Die bisher gewonnenen Daten zeigen, dass Arion die vorherrschende Gattung ist. Genetische Untersuchungen im Rahmen des vom Lebensministerium geförderten Projekts sollen Aufschluss darüber geben, ob es sich dabei um eine einzige Arion-Art handelt, und wenn ja, um welche. Die Studierenden wurden aber nicht nur ausgeschickt, um unter die Schneckenscheiben zu schauen, sondern auch in deren Umfeld: Sie erhoben, welche Pflanzen im Umkreis wuchsen und ob es Regenwürmer gab. Die Auswertung der dabei gewonnenen Daten ist noch im Gange. Wenn sie abgeschlossen ist, will Dörler sie mit Wetterdaten verschneiden, um die Reaktion der Schnecken auf den Klimawandel einschätzen zu können. Klingt einleuchtend, aber was haben Regenwürmer damit zu tun? Man weiß, dass Pflanzen, die auf Böden mit vielen Regenwürmern wachsen, weniger anfällig gegenüber Schädlingen sind, sagt Zaller, vielleicht regen die Würmer die Pflanzen dazu an, Gift- oder Bitterstoffe in ihren Blättern einzulagern, wodurch sie den Schnecken schlechter schmecken. Daniel Dörler, der im Rahmen des Arion-Projekts seine Dissertation schreibt, wird sich bei der Auswertung sogenannter Mesokosmen bedienen: Dabei werden in 20-Liter-Gefäßen kleine Lebenswelten geschaffen. Modellpflanze darin wird gewöhnlicher Kopfsalat sein, dazu kommen Arion-Exemplare und deren Eier sowie Weinbergschnecken. Letztere, um zu sehen, ob sie – wie oft behauptet – Nacktschnecken reduzieren, indem sie deren Eier fressen. Um festzustellen, wer die Arion-Brut verspeist, werden die Eier mit stabilen Isotopen markiert, die es den Forschern erlauben, ihren Weg in die Schneckenmägen zu verfolgen. Auch der Niederschlag wird variiert werden – vielleicht hat ja eine der beiden Arten einen Vorteil, wenn es trockener wird, sagt Dörler mit Blick auf die Erderwärmung. Es ist möglich, dass sich Weg- und Weinbergschnecken nur gerüchteweise gegenseitig beeinflussen. Auch über die Bekämpfung der Tiere ist allerhand im Umlauf. So war im Fachjournal Nature im Jahr 2002 zu lesen, dass der Verzehr von Kaffeesatz das Nervensystem der Tiere derart anrege, dass sie einer Art Herzinfarkt erliegen. Die volkstümlicheren Bierfallen locken die Schnecken zwar verlässlich an, bewirken laut Zaller aber den Zuzug von Exemplaren aus der ganzen Gegend. Und bei 200 Eiern pro Individuum herrscht an Nachschub gewöhnlich kein Mangel. Versuche in der Landwirtschaft, den Schnecken mit parasitischen Fadenwürmern beizukommen, haben gute Ergebnisse gebracht. Der Erfolg hängt aber von anhaltender Bodenfeuchte ab, zudem ist die Methode teuer. Schneckenzäune funktionieren gut, vorausgesetzt, man hat vorher alle Schnecken und Eier aus dem Beet entfernt. Wer jetzt entnervt zum Schneckenkorn greift, sollte sich bewusst sein, dass die konventionelle Variante etwa auch für Igel, Hunde und Kinder giftig ist. Auch die Biovariante ist nicht so harmlos, wie man glauben könnte: Regenwürmer fressen das Bioschneckenkorn sehr gern, so Zaller, sie sterben genauso daran wie die Schnecken. Bleibt nur, die ungeliebten Tiere jeden Abend per Hand aufzusammeln und am besten in der Mitte durchzuschneiden. Aber vielleicht kann man Felder und Beete so gestalten, dass Arion weniger leichtes Spiel hat. Die Boku-Forscher arbeiten jedenfalls genau daran. Wissenschaft;Lehr- und Forschungszentrum für Produkt- und Produktionsprozessforschung geplant. Linz - Die Linzer Johannes Kepler Universität (JKU) bekommt ein internationales Lehr- und Forschungszentrum für Produkt- und Produktionsprozessforschung mit dem Namen Linz Institute of Technology (LIT). Die Gründung soll im Herbst erfolgen. Am Montag wurden die Pläne dazu von Vertretern der Uni, aus Wirtschaft und Politik vorgestellt. Man setze die Aufbauarbeit der vergangenen Jahre fort, sagte der scheidende Rektor Richard Hagelauer. Meinhard Lukas, der ihm im Herbst nachfolgen wird, erinnerte an die Pionierrolle der Linzer Uni, die u.a. das erste Mechatronik-Studium Europas angeboten habe. Das LIT sei als Plattform aller ingenieurwissenschaftlicher Studien an der JKU gedacht und als Allianz für den technologischen Fortschritt im Bundesland, an der Uni, Land, Stadt und Industrie beteiligt sind. Das LIT werde alle zwei Semester einen Schwerpunkt zu einem speziellen Thema setzen - als erstes sollen intelligente Produktionsprozesse und Medizintechnik am Programm stehen. Dafür sollen jeweils ein internationaler Experte als Gastprofessor nach Linz geholt und Stellen für junge Wissenschafter weltweit ausgeschrieben werden. Die Patenschaft dieser speziellen Semester soll stets ein oberösterreichischer Industriebetrieb übernehmen. Als Beiratsvorsitzender wurde voestalpine-Generaldirektor Wolfgang Eder - aktuell auch Präsident des Weltstahlverbandes - präsentiert. Das Land steuert eine Mio. Euro pro Jahr bei, die Stadt Linz 100.000. Ein Vielfaches wünscht sich Lukas im Rahmen der Leistungsvereinbarung 2016-18 vom Bund. Wissenschaft;Der Ökonom Stefan Trappl verglich die jüngste Rezession mit jener der 1930er-Jahre. Sind Krisen in der Marktwirtschaft Ausnahmen oder doch die Regel? Seit Beginn der Finanzkrise um 2007 stellen sich Ökonomen diese Frage wieder häufiger. Auch Stefan Trappl hat sich mit dem Thema beschäftigt und Ende vergangenen Jahres darüber eine Dissertation an der Wiener Wirtschaftsuniversität (WU) vorgelegt. Der heutige Leiter des Bereichs Kapitalmärkte an der Fachhochschule Wien der Wiener Wirtschaftskammer verglich die jüngste Rezession mit der Great Depression der 1930er-Jahre. Der wesentliche Unterschied zwischen beiden Krisen ist laut Trappl das produktive Krisenmanagement nach 2007: Die ersten sechs Monate sind in beiden Fällen sehr ähnlich verlaufen: Einbrüche der Industrieproduktion, Rückgang der Bruttoinlandsprodukte, steigende Arbeitslosenzahlen. Durch Investitionen der Politik und Geld von den Nationalbanken konnte man aber das Schlimmste verhindern. Wie sinnvoll Maßnahmen wie die Zinssenkung langfristig sind, müsse man noch abwarten. Aber von Arbeitslosenanteilen von bis zu 40 Prozent der Bevölkerung, die während der Great Depression auch in Österreich verzeichnet wurden, sei man weit entfernt. Das wesentliche Ergebnis von Trappls Untersuchung ist eine Gemeinsamkeit: Die Einkommenskonzentration vor beiden Krisen war besonders ausgeprägt. Vor 1929 fielen 18 Prozent des Gesamteinkommens auf ein Prozent der Bevölkerung. Ein ähnliches Bild sah man 2007. Die Folge: Insbesondere in den angloamerikanischen Ländern bezahlte die weniger verdienende Bevölkerung ihren Konsum mit Krediten, die nie bedient werden konnten. Diese Blase musste platzen. Eine wachsende Schere zwischen Arm und Reich hat sich in meiner Untersuchung als wesentliche Variable für die Prognose einer Krise herausgestellt, sagt Trappl. Dennoch wurde dieser Krisenindikator bisher weitgehend ignoriert, berichtet der gebürtige Zwettler: Die Einkommenskonzentration war lange Zeit ein Stiefkind der Ökonomie. Das hat man eher den Sozialwissenschaften überlassen. Seit der Krise sei das Thema wieder mehr in den wirtschaftswissenschaftlichen Fokus gerückt, jedoch gebe es noch sehr wenige statistische Belege. An das für seine Analyse notwendige Datenmaterial – insbesondere für die 1920er-Jahre – zu gelangen, war für Trappl, der an der WU Wirtschaftswissenschaften sowie Wirtschaft und Recht studiert hat, die größte Herausforderung. Das führte zu einer eher historischen Vorgehensweise: Diese Zahlen musste ich in verschiedenen Bibliotheken aus vielen staubigen Büchern zusammensuchen. Jedoch forschte Trappl nicht nur im stillen Kämmerlein, sondern vermittelte seine Erkenntnisse auch in der Lehre – an der Fachakademie der Wirtschaftskammer Wien, der FH Burgenland und an der Ecole de Commerce Européenne in Bordeaux. Sein Weg führte ihn auch in das Land, in dem beide Krisen ihren Ausgang genommen haben. In den USA unterrichtete Trappl an der Southern Utah University in Cedar City, wo er anfangs Unverständnis erntete: Die Einkommenskonzentration wird dort immer noch eher als Lohn für gerechte Arbeit denn als Problematik und somit volkswirtschaftlicher Gegenstand empfunden. Da gab es spannende Diskussionen. Wissenschaft;Schweizer Forscher untersuchten die Wirbel, die sich bei der Bewegung durchs Wasser bilden. Zürich – So mühelos ein Fisch durchs Wasser gleiten mag – für physikalische Berechnungen sind die komplizierten Wasserwirbel eine gewaltige Herausforderung. Schweizer Forschern ist dies nun gelungen, was beim Erforschen von Flugzeugtragflächen hilfreich sein könnte. Denn auch die Luftwirbel an den Tragflächen verhalten sich nach den äußerst komplizierten Gesetzen der Flüssigkeitsdynamik. Ihre Resultate haben die Forscher um Petros Koumoutsakos von der ETH Zürich dementsprechend auch im Fachjournal Chaos veröffentlicht. Bei getrennten Objekten – etwa einem Langläufer und seinen Stöcken – lassen sich die gegenseitig einwirkenden Kräfte relativ leicht berechnen, wie es in einer Mitteilung des Journals zur Studie heißt. Doch weil das Wasser um den Fisch kontinuierlich fließt, lässt sich viel schwieriger bestimmen, welche Teile des Wassers für die Fortbewegung relevant sind. Bei ihren Computermodellen haben sich die Forscher deshalb auf die Wirbel nahe an der Fischhaut konzentriert. Diese Wirbel spielen eine entscheidende Rolle für die Fortbewegung des Fischs, zitiert die Mitteilung Erstautor Florian Huhn von der ETH. Schon die Tatsache, dass sie rotieren, legt eine starke Wechselwirkung mit dem Fisch nahe. Das Team fand heraus, dass die Wirbel geschlossene Strukturen bilden, sogenannte Lagrange-kohärente Strukturen. Benannt nach Joseph-Louis Lagrange, einem Pionier der Flüssigkeitsdynamik aus dem 18. Jahrhundert, stellen sie eine Art unsichtbare Barrieren in Luft und Wasser dar – so etwas wie das Skelett von Flüssigkeiten. Diese Barrieren sind bei Meereswellen und Sedimentflüssen ebenso zu finden wie bei Hurrikanen oder Rauchringen. Sie strukturieren quasi das Chaos. Entsprechend suchten auch die Zürcher Forscher nach Stellen, wo das Wasser rings um den Fisch Wirbel bildete, die vom Rest des Wassers klar getrennt sind – also ebenfalls Lagrange-Strukturen. Sobald sie diese identifiziert hatten, konnten sie den Flüssigkeitsinhalt dieser Wirbel als Ganzes simulieren und ihren jeweiligen Beitrag zur Fortbewegung errechnen. Dies taten sie für zwei Arten des Schwimmens: das normale Schlängeln und die Fluchtbewegung, bei der sich der Fisch C-förmig krümmt und nach vorne schnellt. Das normale Schwimmen ließ sich fast ausschließlich durch die Übertragung von Impulsen zwischen dem Fisch und den separaten Wirbeln erklären. Beim C-Start jedoch spielte zusätzlich ein nicht-rotierender, von der Wirbelregion eingeschlossener Flüssigkeitsstrahl eine Rolle. Die Forscher glauben, dass ihre Berechnungsmethode auch für weitere Flüssigkeitsanalysen nützlich sein werden. Immer wenn ein Körper durch eine Flüssigkeit pflügt, sei es ein Vogel oder Fisch, ein Flugzeug oder Schiff, werden solche Wirbel gebildet, sagte Huhn. Mit unserer Methode lässt sich die Bildung dieser Wirbel verfolgen und verstehen, indem eine Flüssigkeit in separate Zonen unterteilt wird. Nicht-Wissenschaft;Bei Annahme durch Anleger sind 217 von 240 Mio. Euro Streitwert außergerichtlich beigelegt – Vereinbarung mit Prozessfinanzierer Advofin. Wien – Gegen die Zahlung von mehr als 60 Mio. Euro ist die börsennotierte Immofinanz einen Großteil der derzeit mehr als 500 gerichtsanhängigen Anlegerverfahren los. Sie hat mit dem Prozessfinanzierer Advofin einen Vergleich geschlossen, der eine außergerichtliche Lösung für mehr als 3.000 von Advofin vertretene Anleger vorsieht, teilte Immofinanz Montagabend mit. Anhängig sind diese mehr als 500 Anlegerverfahren beim Handelsgericht Wien sowie beim Bezirksgericht für Handelssachen Wien. Gerichtet waren sie gegen die Immofinanz AG sowie die ehemalige Immoeast AG (jetzt Imbea) bzw. die Aviso Zeta AG (vormals Constantia Privatbank AG) und hatten ihren Ursprung in den Jahren vor 2009. Vom gesamten Streitwert in Höhe von rund 240 Mio. entfallen etwa 217 Mio. Euro auf die von Advofin betreuten Verfahren. Diese werden bei Vergleichsannahme durch die jeweiligen Anleger nun beigelegt. Mit dem Schritt schaffe die Immofinanz Rechtssicherheit und setze einen Schlusspunkt unter ein Kapitel der Vergangenheit, so CEO Oliver Schumy in einer Aussendung: Verfahren mit ungewissem Ausgang und Zeithorizont helfen keinem der Beteiligten. Auch für die restlichen noch laufenden Anlegerverfahren strebt die Immofinanz eine möglichst zeitnahe außergerichtliche Lösung an. Die mit der Beendigung aller Anlegerverfahren verbundenen Aufwendungen sind großteils durch bestehende Rückstellungen im Konzernabschluss der Immofinanz AG abgedeckt, heißt es. Im Halbjahres-Finanzbericht sei mit der aufwandswirksamen Erfassung eines Restbetrags in geringer zweistelliger Millionenhöhe zu rechnen. Nicht-Wissenschaft;In ihrem sehenswerten Dokumentarfilm zeigt die deutsche Regisseurin Bettina Blümner ("Prinzessinenbad") auf, dass es auf das Massaker des Alters auch taktvolle Antworten gibt. Wien - Tanzen hält erstens jung und bringt zweitens die Leute zusammen. Das ist natürlich ein Klischee, denn die zwischenmenschliche Kommunikation auf hormonspiegelglatter sozialer Tanzfläche kann auch enttäuschend sein. Für ihren neuen Film Parcours damour hat die deutsche Regisseurin Bettina Blümner in Paris drei ältere Herren und zwei reifere Damen begleitet, die beim Tanzen Gesellschaft suchen und finden. Blümner war bereits 2007 mit ihrer melancholischen Girlie-Studie Prinzessinnenbad erfolgreich, hat danach die Verfilmung von Alicia Bronskys Bestseller Scherbenpark vorgelegt und ist vor zwei Jahren mit dem Migrantenreport Halbmondwahrheiten wieder zum Dokumentationsformat zurückgekehrt. Parcours damour hat in Stil und Methode zwar deutliche Ähnlichkeiten mit Prinzessinnenbad, doch die 40-jährige Regisseurin konnte sich hier in ihrer Sensibilität und Eindringlichkeit noch steigern. In seinen Roman Jedermann schrieb der US-amerikanische Schriftsteller Philip Roth vor zehn Jahren als 73-Jähriger den Satz: Alter ist ein Massaker. Im Gegensatz zu dieser abgeklärt harschen Feststellung sucht Blümner den späten Jahren positive Aspekte abzugewinnen. Weil sie aber trotzdem nicht beschönigend vorgeht, legt sie auch manche Hintergründe frei, die Roths Diktum durchaus bestätigen. Die offenherzigen Protagonistinnen von Prinzessinnenbad hatten das so aufgeputschte wie öde Inferno im Übergang zum Erwachsensein deutlich gemacht. In Parcours damour ist zu sehen, wie Christiane und Michelle sowie Gino, Eugène und Michel in ihren Tanzcafés, unterwegs und zu Hause das Rothsche Massaker hinauszuzögern und erträglich zu machen versuchen. Sie lassen sich nicht gehen, sondern unternehmen etwas gegen die Folgen der Enttäuschungen in ihren Leben, gegen drohende Vereinsamung, körperliche Veränderung und Krankheit. Sie tun, was sie können. Mit Paso Doble, Tango oder Walzer erleben sie an- oder gar aufregende Momente - wenn nötig, auch gegen Bezahlung, wovon wiederum der soignierte und versierte Taxi-Tänzer Michel profitiert. Der ist ein Profi, und er macht den Damen, die ihn stundenweise als Partner fürs Parkett mieten, klar, dass er für Liebesabenteuer nicht zu haben ist. Das sorgt bei seinen alleinstehenden Klientinnen dann doch für die eine oder andere Aufwallung. Den Jüngeren dienen Social Dance oder Clubdance zur Selbstdarstellung und Anbahnung. Die wenigen dafür nötigen Bewegungsmuster werden so spielerisch gelernt wie das Bedienen eines Mobiltelefons. Der traditionelle Gesellschaftstanz dagegen ist geregelter, disziplinierter. Die Tanzpartner gewinnen darin ihre potenziellen Freiheiten erst, wenn sie technisch richtig gut sind. Und weil man da tatsächlich miteinander auf Tuchfühlung geht, braucht es auch eine bestimmte soziale Kompetenz, um das Spiel mit den Reizen und Grenzen der Intimität genießen zu können. Parcours damour ist ein Film über die Lasten beinahe zu Ende gelebter Biografien, über Umstände, die das Alter zum Massaker machen können, und über die kleinen Tröstungen des Gesellschaftstanzes. Für diese Ambivalenzen hätte Bettina Blümner, deren Kamera (Mathias Schnöningh, Axel Schneppat) oft allzu nahe an ihren Heldinnen und Helden klebt, lediglich etwas distanziertere, kühlere Bilder finden sollen. Nicht-Wissenschaft;45-Sekunden-Beiträge sollen keine Listen von Namen mehr enthalten. Hollywood – Die Dankesreden bei der Oscar-Verleihung sollen entschlackt werden. Wie die Organisatoren der Academy Awards am Montag mitteilten, wurde für die Vergabe der Filmpreise am 28. Februar ein neues Reglement erlassen. Demnach sollen sich die Empfänger der Preise in ihren 45-Sekunden-Dankesreden auf ihre Hauptbotschaft konzentrieren – nicht aber auf die Dankesworte für Mama, Papa und sonstige Lieblinge. Die neuen Regeln wurden beim traditionellen Vortreffen der Oscar-Nominierten erläutert, das am Montag in Beverly Hills stattfand. Die Oscar-Kandidaten können demnach an die Organisatoren der Preisverleihung eine Liste mit den Namen aller Menschen übergeben, denen sie sich zu Dank verpflichtet fühlen. Die Namen werden dann schriftlich eingeblendet. Nicht-Wissenschaft;Nach 96:92-Heimsieg wandert die Serie nach Florida. Toronto – In der nordamerikanischen Basketball-Profiliga NBA haben die Toronto Raptors am Donnerstag die Halbfinalserie der Eastern Conference gegen die Miami Heat ausgeglichen. Der 96:92-Heimsieg nach Verlängerung bedeutete das 1:1 in der best-of-seven-Serie. Erfolgreichster Werfer der Gastgeber war Flügelspieler DeMarre Carroll mit 21 Punkten. Im letzten Viertel musste Toronto einen Rückstand von sieben Punkten aufholen, ehe die Kanadier in der Verlängerung das bessere Ende für sich hatten. Es war hässlich. Wir wussten, dass es ein Kampf werden würde, sagte Toronto-Guard DeMar DeRozan. Aber solange wir gewinnen, ist es egal wie wir spielen. (APA, 6.5.2016) NBA-Play-off-Ergebnis vom Donnerstag – Conference-Halbfinale (best of seven): Eastern Conference: Toronto Raptors – Miami Heat 96:92 n.V. Stand in der Serie: 1:1 Nicht-Wissenschaft;Cloud-Speicher legte besonderen Fokus auf Sicherheit – im November werden alle Daten gelöscht. Der Schweizer Anbieter LaCie stellt seinen Online-Speicherdienst Wuala ein. Das hat das Unternehmen auf seiner Website mitgeteilt. Der Cloud-Speicher war als sicherer, europäischer Konkurrent zu Dropbox und Co gefeiert worden. Nun müssen Nutzer bis Mitte November ihren Online-Abstellplatz räumen, sonst werden alle Daten gelöscht. Einen Grund für die Einstellung nennt LaCie nicht. Bereits seit 17. August gibt es keine Vertragsverlängerungen mehr und Kunden können keinen weiteren Speicherplatz erwerben. Ab 30. September werden alle noch aktiven Kunden auf Read-only-Modus umgestellt. Ab dann kann man keine Dateien mehr hochladen oder ändern. Am 15. November wird der Dienst komplett eingestellt. Danach haben Nutzer keinen Zugriff mehr auf ihre Inhalte – alle restlichen Dateien werden unwiederbringlich gelöscht. Eventuelle Rückerstattungen von bereits bezahlten Abos werden laut LaCie automatisch abgewickelt und in den kommenden Wochen ausbezahlt. Bei Monats- oder inaktiven -Abos gibt es keine Rückerstattung. LaCie empfiehlt Kunden ihre Daten an Tresorit zu übertragen, der ebenfalls einen von Ende-zu-Ende verschlüsselten Online-Speicher für Unternehmen und Privatanwender anbietet. Dafür haben die Unternehmen eine Kooperation geschlossen, mit der bisherigen Wuala-Kunden ein Rabatt gewährt wird. Nähere Informationen finden sich auf der Website von Tresorit. Alternativ wird auch der Anbieter SecureSafe empfohlen, der ebenfalls aus der Schweiz kommt. Das Speicher war ursprünglich von der ETH Zürich entwickelt worden und wurde 2009 von LaCie übernommen, einer Tochter vom Speichermedienhersteller Seagate. Nicht-Wissenschaft;Weltmeister Hamilton plant Rosberg im Grand Prix von Singapur zu entnerven und Idol Senna einzuholen. Singapur – So wie sich der Smog, der in den vergangenen Tagen dicht auf dem Stadtstaat lagerte, verflüchtigt hat, so sollen am Sonntag im Grand Prix von Singapur nach Lewis Hamiltons Willen auch die letzten Zweifel an seiner erfolgreichen Titelverteidigung ausgeräumt werden. Gelingt dem 30-jährigen Briten die Wiederholung des Vorjahreserfolges, der achte Triumph in dieser Saison, dürfte Teamkollege Nico Rosberg angesichts von im besten Fall 60 Zählern Rückstand vor den dann noch verbleibenden sechs Rennen wohl oder übel resignieren. Hamilton hat aber noch einen weiteren Antrieb für das Nachtrennen. Mit einem weiteren Erfolg auf dem Marina Bay Street Circuit könnte er sein Vorbild Ayrton Senna einholen. Der 1994 in Imola tödlich verunglückte Brasilianer, dreimaliger Weltmeister, gewann 41 Große Preise – bei 161 Starts. Seit ich ein Kind bin, wollte ich das erreichen, was Ayrton geschafft hat. Es wird sicherlich sehr emotional werden, wenn ich dieses Ziel erreiche, sagte Hamilton vor seinem – so ein Zufall aber auch – 161. Rennen. Hamilton hat bisher rund jedes vierte Rennen seiner Karriere gewonnen. Der diesbezüglich erfolgreichste aktive Fahrer ist der deutsche Vierfachweltmeister Sebastian Vettel, der in Singapur ab 2011 drei Mal en suite siegte und in der Liste der nach Renntriumphen effektivsten Formel-1-Piloten mit 41 aus 151 an fünfter Stelle liegt – hinter dem uneinholbaren Juan Manuel Fangio (24 aus 51), Alberto Ascari, Jim Clark und Rekordsieger Michael Schumacher, der 91 seiner 306 Rennen erfolgreich einer Erledigung zuführen konnte. Am Sonntag strebt Vettel im Ferrari zumindest den neunten Podestplatz dieser Saison an. Der dritte Sieg wird eher außer Reichweite sein, zumal auch Rosberg nach seinem Motorschaden in Monza auf die neueste Evolutionsstufe des Motors von Mercedes zurückgreifen kann. Erst seit 2008 rast die Formel 1 durch die Hochhausschluchten von Singapur, dennoch gilt das Rennen bereits als Klassiker. Für Hamilton ist es ein Highlight des Jahres, für Rosberg und Vettel zählt es zu ihren Lieblingsrennen. Dennoch ist es nicht nur geografisch ein großer Schritt von Monza, wo sich der Zirkus für dieses Jahr aus Europa verabschiedet hatte, nach Südostasien. Vor zwei Wochen hatten tausende enthusiastische Tifosi ihre Stars gefeiert. In Singapur geht es vergleichsweise nüchtern zu. Weshalb die Fahrer auch für die finanziell gefährdeten europäischen Klassiker auf die Barrikaden steigen. Wenn wir das hier aus beschissenen Geldgründen aus dem Kalender streichen, reißen wir uns unsere Herzen heraus, hatte Vettel angesichts des drohenden Aus für Monza gesagt. Nach dem Ausfall des GP von Deutschland – von einem fehlenden Rennen in Frankreich ganz zu schweigen – droht sich die Formel 1 gänzlich von ihren Wurzeln abzuscheiden. Denn auch wenn sich im Fall Monza sogar Italiens Ministerpräsident Matteo Renzi darum müht, Promoter Bernie Ecclestone und den Zirkus im Land zu halten, sind die Veränderungen nicht aufzuhalten. Aserbaidschan hat sich für 2016 bereits einen Großen Preis gesichert, kurioserweise jenen von Europa. Und Katar wirbt mit Unsummen für einen dritten Lauf in der Golfregion nach Bahrain und Abu Dhabi. Da kann Singapur leicht ein Klassiker sein. Nicht-Wissenschaft;Niederösterreicher verbesserte sich um einen Rang, Ferrer fällt zurück. Kerber nach Melbourne-Erfolg neue Nummer zwei. London – Keine Veränderungen an der Spitze der Herren, aber sehr wohl in den Top Ten brachte die am Montag veröffentlichte ATP-Weltrangliste: Australian-Open-Sieger Novak Djokovic führt weiter vor Finalist Andy Murray, Roger Federer rückte dem Schotten bis auf 150 Zähler nahe. David Ferrer machte als Sechster zwei Plätze gut, Jo-Wilfried Tsonga überholte Richard Gasquet und ist Neunter. Bei den Damen gab es nach dem ersten Major-Sieg von Angelique Kerber die größten Umwälzungen, verbesserte sich die 28-jährige Deutsche doch vom sechsten auf den zweiten Rang hinter Melbourne-Finalistin Serena Williams. Garbine Muruza verlor zwei Positionen und ist nun Fünfte, Maria Scharapowa ist als Sechste erstmals seit Langem nicht in den Top 5. Aus österreichischer Sicht verbesserte sich Dominic Thiem nach seiner dritten Runde bei den Australian Open um eine Position auf Platz 19 und liegt damit nur eine Position hinter seiner bisher besten Platzierung. Der derzeit verletzte Andreas Haider-Maurer rutschte um neun Ränge an die 75. Stelle zurück. Dafür verbesserte sich Gerald Melzer nach seinem in diesem Jahr schon zweiten Challenger-Erfolg um 20 Ränge und ist als 120. so gut wie nie zuvor. So gut wie nie zuvor ist auch Thiems Freund und Trainingspartner bei Günter Bresnik, Dennis Novak, der als 200. erstmals in den Kreis der 200 besten Spieler einzog. Bei den Damen verbesserte sich Tamira Paszek um zwei Ränge an die 124. Stelle. Wissenschaft;Fairbanks – Bisher ging man davon aus, dass die eiszeitlichen Ureinwohner Nordamerikas primär Großwild jagten – ein Irrtum, wie aktuelle Funde zeigen: Im Fachblatt PNAS präsentierten US-Forscher nun Belege dafür, dass Menschen in Alaska bereits vor 11.500 Jahren im großen Stil nach Lachsen gefischt haben. AbstractPNAS: Early human use of anadromous salmon in North America at 11,500 y ago Nicht-Wissenschaft;Soll Veränderungen bei Treffen mit Landessozialreferenten umsetzen. Wien – Bevor er in den Präsidentschaftswahlkampf ziehen kann, muss sich Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) weiter mit Kritik des Koalitionspartners in seinem Ressortbereich herumschlagen. Anlass ist diesmal die Mindestsicherung. Nägel mit Köpfen VP-Klubchef Reinhold Lopatka und Sozialsprecher August Wöginger fordern den Minister in einer Aussendung auf, die mit ihm vereinbarten Korrekturen der Leistung nun auch tatsächlich umzusetzen. Bei der Landessozialreferentensitzung kommenden Freitag müssten Nägel mit Köpfen gemacht werden. Dabei pochen die ÖVP-Politiker auch auf Punkte, bei denen mit Hundstorfer keine Verständigung erzielt werden konnte, etwa auf eine Deckelung der Mindestsicherung bei 1.500 Euro. Ansonsten werden etwa ein stärkerer Fokus auf Sachleistungen sowie ein Wiedereinsteigerbonus forciert. Erstes Koordinierungstreffen Hundstorfer weist den Druck der ÖVP in Sachen Mindestsicherung zurück. Beim Treffen mit den Landessozialreferenten am Freitag handle es sich um eine erste Runde. Daher werde es wohl auch noch kein fixes Ergebnis geben. Überdies sollte VP-Klubchef Reinhold Lopatka klar sein, dass dem Bund bei der Mindestsicherung nur eine Koordinierungsrolle zukomme. Beschlossen werden müsste eine Reform auch von den neun Landtagen. Jede Menge Diskussionsbedarf erwartet Hundstorfer jedenfalls noch bei einer Deckelung der Leistung, wie sie von der ÖVP propagiert wird. Nicht-Wissenschaft;'Norwegischer Doppelsieg in Abfahrt von Beaver Creek – Hannes Reichelt als bester ÖSV-Läufer Vierter. Beaver Creek – Aksel Lund Svindal hat souverän auch die Abfahrt in Beaver Creek und damit wie im Vorjahr sein Landsmann Kjetil Jansrud die ersten drei Speed-Rennen der Saison gewonnen. Der Doppelsieger von Lake Louise setzte sich am Freitag 0,30 Sekunden vor Jansrud und 0,70 vor Guillermo Fayed (FRA) durch. Hannes Reichelt verhinderte als Vierter eine schwere ÖSV-Niederlage. Denn außer dem Salzburger kam kein weiterer Österreicher in die Top-Zwölf. Otmar Striedinger wurde vor Vincent Kriechmayr 13. und zweitbester Österreicher. Das war dennoch bemerkenswert, weil der Kärntner Rossignol-Fahrer nach seinem erzwungenen Skimarkenwechsel noch um den Anschluss kämpft. Startschwierigkeiten von Mayer Olympiasieger Matthias Mayer rutschte schon ganz oben auf einer Eisplatte aus und kam hinter Georg Streitberger (17.) über Platz 21 nicht hinaus. Routinier Klaus Kröll vergab eine bessere Platzierung als 28 mit einem kapitalen Einparker vor dem Steilhang und Wildsau Max Franz fiel wie Patrick Schweiger aus. Reichelt, der in Beaver Creek schon insgesamt vier Mal den Super-G aber noch nie die Abfahrt gewonnen hat, zog eine geteilte Bilanz. Einerseits verzeichnete er als Vierter sein bestes Abfahrts-Ergebnis auf der Birds of Prey – sein zweiter Platz 2013 hinter Svindal war auf einer mit dem Damenkurs gemischten Strecke geschehen – , andererseits vergab er einen möglichen Podestplatz schon am Start. Der war miserabel, ärgerte sich der 35-jährige Routinier darüber, dass er bei den ersten Anschüben und Schlittschuhschritten gepatzt hatte. Zudem war es oben etwas windig. Nach 30 Fahrsekunden hatte ich jedenfalls schon 80 Prozent meines späteren Rückstandes. Der Fehler beim Start, das war der dritte Platz, war Reichelt sauer darüber, dass er einen Podestplatz um acht Hundertstel verpasst hatte. Letzter ÖSV-Abfahrtssieger auf der Raubvogelpiste bleibt damit Michael Walchhofer 2007. Reichelt bricht eine Lanze Platz vier sei aber nicht nur für ihn selbst, sondern für die ganze Mannschaft wichtig, gab sich der Radstädter letztlich aber doch versöhnlich. Sie fahren alle besser, als es heute auf dem Papier aussieht, brach Reichelt eine Lanze für seine doch deutlich geschlagenen Teamkollegen. Vor Svindal könne man sich nur verbeugen, sagte Reichelt. Er hat aber auch einen richtigen Traumlauf erwischt heute, hofft auch Reichelt, dass er und seine Kollegen spätestens bei der Rückkehr nach Europa wieder näher an den Norwegern dran sein könnten. Die bemerkenswerte Wiederholung der Vorjahresereignisse dürfe sich nun gerne fortsetzen, so Reichelt. 2014 hatte er mit seinem Sieg im Super-G von Beaver Creek die damalige Sieges-Serie von Jansrud beendet. Zudem setzt ÖSV-Coach Florian Winkler auch diesmal. 28. Sieg von Svindal Auf Winklers Kurs war Reichelt vor zehn Monaten hier Super-G-Weltmeister geworden. Um endlich den ersten ÖSV-Saisonsieg zu holen, sei deshalb ausgemacht, dass er so setzt wie bei der WM, scherzte Reichelt. Svindal sei aber in einer unglaublichen Form, so Reichelt. Der wird sicher einiges dagegen haben, dass ich morgen noch einmal alles wiederhole. Der 28. Weltcupsieg von Svindal, sein zehnter in der Abfahrt, nahm seinen Ausgangspunkt schon ganz oben im langen und welligen Gleitteil. Da habe ich total viel Speed mitgenommen, gestand der Norweger, der in der vergangenen Saison verletzungsbedingt nur bei der WM gestartet war und nach drei Siegen in bisher vier Saisonrennen natürlich auch im Weltcup klar voran liegt. Eine Mutfrage Es hat schon ein bisschen Mut gekostet, richtig Gas zu geben. Ich wusste, es wird heute total schwierig, meinte Svindal weiters, gestand aber auch: In der Abfahrt läuft es momentan sehr, sehr gut. Auch für ihn sei Jansrud nach den zwei Trainingsbestzeiten der Favorit gewesen. Er ist sicher nicht so zufrieden, wie ich es bin, sagte Svindal über seinen Marken- und Teamkollegen. Beide fahren auf Head, Jansrud hat sogar erste Skiwahl. Jansrud blieb wie immer sportlich fair. Es ist schon okay, nach Lake Louise wieder am Stockerl zu sein. Ich glaube, ich bin heute gleich gut gefahren wie im Training. Aber Aksel ist unglaublich gefahren. (APA; 4.12.2015) Herren mit den meisten Weltcup-Siegen: 1. Ingemar Stenmark (SWE) 862. Hermann Maier (AUT) 543. Alberto Tomba (ITA) 504. Marc Girardelli (LUX) 465. Pirmin Zurbriggen (SUI) 406. Benjamin Raich (AUT) 367. Bode Miller (USA) 338. Marcel Hirscher (AUT) 319. Stephan Eberharter (AUT) 29 10. Aksel Lund Svindal (NOR) 28' Wissenschaft;Die österreichische Fußball-Nationalmannschaft hat eine Welle der Begeisterung entfacht. Forscher fragen, wer denn die Fans von heute sind und was sie bewegt. Wien – Sepp Herberger drückte es mit der von ihm gewohnten philosophischen Note aus: Die Leute gehen zum Fußball, weil sie nicht wissen, wie es ausgeht. Natürlich beschrieb der in den 1950er- und 1960er-Jahren höchst erfolgreiche Teamchef der deutschen Nationalmannschaft eine entscheidende Motivation für den Besuch des Spiels, die einzige ist es selbstverständlich nicht: Fußball setzt Emotionen frei, Fußball verbindet, Fußball bringt, wenn es um Vereinsspiele geht, auch eine Struktur in den Fan-Alltag: Jede Woche zum Spiel gehen und andere Fans treffen, das ist ein Fixpunkt in vielen Terminkalendern. Das alles ist längst gut erforscht, dennoch scheint es immer wieder neue Fragen zu geben, die das Interesse von Wissenschaftern wecken – etwa im Zusammenhang mit den jüngsten Erfolgen der österreichischen Nationalmannschaft und der dadurch entfachten Begeisterung. Fragen, die sich auf die Tribüne im Stadion konzentrieren. Sind die Emotionen der Fans im Stadion alle spontan oder choreographiert? fragt zum Beispiel der Soziologe Roman Horak. Er meint, dass man als Zuschauer von Spielen der Nationalmannschaft ein rot-weiß-rotes Fähnchen erhält, um im Verbund mit anderen Zuschauern als Fahnenmeer im Bedarfsfall Eindruck zu machen. Die Art des Jubels sei von oben verordnet, sagt der Wissenschafter, der an der Universität für angewandte Kunst und an der Uni Wien lehrt. Fans von Klubmannschaften hätten diese strukturierte Choreographie nicht nötig, sie würden sich selbst einiges einfallen lassen, was der Ethnologe Jochen Bonz von der Uni Innsbruck bestätigen kann. Er forschte unter den links orientierten Ultras von Werder Bremen oder Wacker Innsbruck. Man würde T-Shirts oder Fahnen selbst gestalten und einen Wettstreit abseits des Spielfelds bestreiten: Wer war der Kreativste von allen? Verordneter Jubel Die bei Spielen der Nationalmannschaft dagegen praktizierte Steuerung von Fanverhalten habe seine Wurzeln in US-amerikanischen Sportshows, sagt Horak. Bei Basketballspielen würde auf digitalen Anzeigen groß aufscheinen, welche Anfeuerungsrufe man sich von den Zuschauern gerade erwarte. Da steht dann Defense – und alle rufen Defense!. Aus der Fußballkultur kommt das nicht. Die Ethnologin Nina Szogs von der Universität Wien hat trotzdem Verständnis für vorgefertigte Fanchoreografien bei Spielen der österreichischen Nationalmannschaft. Das Verhältnis der Österreicher zu ihrer Nationalmannschaft war über viele Jahre von Resignation geprägt. Szogs hat in einem internationalen Team bis zum heurigen Jahr im EU-Projekt FREE (Football Research in an Enlarged Europe) gearbeitet. Dabei wurden Fankulturen während der Europameisterschaft 2012 in Polen und in der Ukraine und während der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien untersucht. Interessant sei dabei nicht zuletzt das Verhalten der österreichischen Zuschauer in Public-Viewing-Bereichen gewesen, und zwar gerade, weil die Nationalmannschaft in beiden Fällen nicht qualifiziert war. Szogs spricht von sekundärem Fantum. Spielerische Feindschaft Viele Österreicher waren dem Underdog beim jeweiligen Spiel zugeneigt. Mitunter habe man die jeweilig bevorzugte Mannschaft nach den Wurzeln der Väter oder Mütter gewählt – im Fall von Kroatien habe man das beobachten können. Wenn Deutschland spielte, waren viele Zuschauer für das jeweils andere Team. Diese spielerische Feindschaft sei im klassischen Fußballfan hierzulande tief verwurzelt, sagt Szogs. Interessant sei nun die Entwicklung einer neuen Fankultur mit den jüngsten Erfolgen der österreichischen Nationalmannschaft zu beobachten. Die neue Begeisterung hängt natürlich mit dem Erfolg zusammen. Im Klubfußball ist das anders: Da gehen eingefleischte Fans auch zum Spiel, wenn es einmal nicht so gut läuft. Man trifft sich also auch, um danach gemeinsam die Niederlage zu besprechen und sich vom Frust zu befreien. Partei ergreifen Fußball setzt Emotionen frei und verbindet Zuschauer zu Gemeinschaften, die es abseits des Sports vielleicht in dieser Form nicht gäbe. Nina Szogs spricht von gemeinsamen emotionalen Praktiken. Man lacht gemeinsam, jubelt, weint, ärgert sich, schweigt betroffen oder singt gemeinsam Lieder. Wie zuletzt in Schweden: Oh, wie ist das schön! Und man bekennt sich zu einer Gruppe: Wer Fußball schaut, muss Partei ergreifen, hat sinngemäß schon der Volkskundler Hermann Bausinger gesagt und damit in einfachen Worten klar gemacht, dass Fußball ein antagonistisches Spiel ist, wie es Jochen Bonz ausdrückt. Wer Partei ergreift, identifiziert sich logischerweise. In der modernen Gesellschaft braucht es durchaus solche Identifikationsmöglichkeiten. Die scheint es nun im österreichischen Nationalteam zu geben – ob sie nun David Alaba, Zlatko Junuzovic oder Marcel Koller heißen. Für Roman Horak ist die entscheidende Frage aber: Wer sind nun die Fans der österreichischen Nationalmannschaft? Sind es immer noch die Lederhosennationalisten früherer Jahre oder sind es Repräsentanten eines modernen Einwanderungslandes, wie man sie auch im Nationalteam dank Fußballern wie Junuzovic, Yasin Pehlivan oder Marko Arnautovic findet. Für Szogs sind Migranten im Publikum von Fußballspielen noch stark unterrepräsentiert. Das habe nicht zwingend etwas mit den finanziellen Mitteln zu tun. Die Schlussfolgerung, Migranten seien hauptsächlich in schlecht bezahlten Job und könnten sich daher Tickets oder gar Flüge zu Auswärtsspielen nicht leisten, sei zu kurz gegriffen und nicht ausschlaggebend für die geringe Anteilnahme am Fußball. Es hat bisher einfach an Identifikationsfiguren gefehlt, sagt sie. Für Horak bleibt aber die Frage zu klären, wie man diese Leitbilder in der Gesellschaft darstellt. Die Gefahr sei groß, dass man einen Junuzovic oder einen Dragovic als Onkel Tom missbraucht und sie denen gegenüberstellt, deren Integration in die Gesellschaft nicht ganz so leichtfällt, wie es bei Profifußballern der Fall ist. Wissenschaft;Die menschliche Muttermilch ist mit mehr als 200 verschiedenen Zuckermolekülen die komplexeste Muttermilch aller Säugetiere. Zürich/Wien – Vor gut einem Jahr machte ein skurriler Trend bei Bodybuildern auch medial die Runde: Um Muskeln wachsen zu lassen, war plötzlich Muttermilch die angesagte Nahrungsergänzung. Bei Medizinern sorgte die Praxis für Kopfschütteln, auch deshalb, weil Muttermilch ein rares Gut ist: Ein Liter kostet in Österreich rund 70 Euro. Wie wichtig die kostbare Emulsion für Babys ist, zeigen die Schweizer Forscher Thierry Hennet und Lubor Borsig (Uni Zürich) in einem Überblicksartikel für das Fachblatt Trends in Biochemical Sciences. Eine der wichtigsten Erkenntnisse: Mit mehr als 200 verschiedenen Zuckermolekülen besitzen Menschen die komplexeste Muttermilch aller Säugetiere. In den ersten Tagen nach der Geburt diene die Muttermilch freilich weniger dazu, die Ernährung des Babys sicherzustellen. Stattdessen dürften die zahlreichen Zuckermoleküle gezielt die Besiedelung des bis dahin keimfreien Darms der Neugeborenen mit Bakterien anregen. Babys haben keine Maschinerie, um diese Zucker zu verdauen, die eigentlich für die Bakterien sind, so Hennet, der den Darm mit einem Saatboden vergleicht und die Muttermilch mit Dünger. Im Verlauf der Stillzeit ändert sich dann die Zusammensetzung der Zuckermoleküle in der Muttermilch. Damit verändert sich auch die Zusammensetzung des Mikrobioms. Die Bedeutung dieser Bakteriengemeinschaft im Darm wurde erst in den letzten Jahren so richtig klar: Sie ist nicht nur für die Darmgesundheit mitverantwortlich, sondern beeinflusst auch den Stoffwechsel und damit die Entstehung von Übergewicht oder Asthma. Zudem unterstützt Muttermilch die Entwicklung des kindlichen Immunsystems: Direkt nach der Geburt enthält sie einen besonders hohen Anteil an bioaktiven Proteinen, etwa Antikörper, Cytokine, Defensine oder Lactoferrin. Dieser Mix bremst das Wachstum von Krankheitserregern, bis das kindliche Immunsystem ab etwa einem Monat nach und nach selbst die Abwehr von Krankheitserregern übernimmt. Die Zahl der mütterlichen Antikörper in der Milch sinkt dann drastisch um etwa 90 Prozent. Seitdem es Milchersatznahrung gibt, sind das Stillen und Muttermilch Gegenstand ideologischer Auseinandersetzungen geworden: Trotz der überwiegend positiven Effekte der Muttermilch wachsen Babys auch ohne sie völlig gesund auf. Die Frage, wie lange gestillt werden soll, beantworten die Forscher salomonisch: Wir glauben, Familien sollten diese Entscheidung treffen, nicht Wissenschafter. Wissenschaft;Drei Komponenten sind notwendig, um die misstrauischen Tiere in trügerischer Sicherheit zu wiegen. Burnaby – Wanderratten (Rattus norvegicus) stehen nicht nur ganz oben auf der globalen Liste der Bioinvasoren und haben verheerende Auswirkungen auf die Ökosysteme, in die sie vom Menschen eingeschleppt wurden. Sie sind auch Ernteschädlinge, Krankheitsüberträger und lösen Allergien aus. Und zu allem Überfluss sind sie auch noch recht intelligent und verstehen es daher in ihrem – berechtigten – Misstrauen nur allzu oft, Fallen, die ihnen der Mensch stellt, zu vermeiden. Darum ist eine neue Form von Rattenfalle, die Forscher der kanadischen Simon Fraser University entwickelt haben, auch eine ziemlich aufwendige Konstruktion, die auf mehrere Komponenten setzt (ein Foto finden Sie hier). Dazu gehört zum einen die Erzeugung von Rattenbabylauten – ein spezieller Algorithmus wurde entwickelt, um diese in natürlich wirkenden Zufallsabständen zu produzieren. Zweite Komponente ist ein synthetisches Replikat des Sexualpheromons männlicher Ratten. Geräusche und Geruch sollen weibliche Ratten in die Falle locken, indem sie ihnen vorgaukeln, dass es dort aufgrund der vermeintlichen Anwesenheit von Artgenossen sicher sei. So sollen sie dazu gebracht werden, das in der Falle angebotene Futter zu fressen, wodurch ein tödlicher Schnappmechanismus ausgelöst wird. Auf Gift wird verzichtet – Giftfallen haben den Nachteil, dass die toten Ratten von Raubtieren angefressen werden, welche dann ebenfalls dem Gift zum Opfer fallen können. Der an dem Projekt beteiligte Biologe Gerhard Gries, der sich schon erfolgreich mit einer ähnlich gearteten Methode zur Bekämpfung von Bettwanzen beschäftigt hat, fasst es so zusammen: Wir beginnen Rattisch zu sprechen. Die Forscher haben mit einem kanadischen Industrieunternehmen kooperiert, das sich die Rechte für eine kommerzielle Anwendung der Rattenfalle gesichert hat – bei den Wanzenfallen ist eine solche bereits in Arbeit. Wissenschaft;Die zahllosen zurechtgeschliffenen Steine auf Rapa Nui dienten doch nicht als Spitzen der gefürchteten Kurzspeere, sondern wohl für friedliche Zwecke. Binghamton/Wien – Als holländische Seefahrer am Ostersonntag 1722 auf Rapa Nui landeten – weshalb die Insel Osterinsel heißt –, war es um die lokale Bevölkerung gar nicht gut bestellt. Die Bewohner hatten es aufgegeben, weitere Steinstatuen (die sogenannten Moai) aufzustellen, für die das isolierte Eiland zwischen Polynesien und Chile weltbekannt ist. Sie begannen sogar damit, die Statuen umzuwerfen und ihre Kultstätten zu zerstören. Weshalb es dazu kam, ist stark umstritten. Forscher wie Jared Diamond gehen davon aus, dass es zunächst zu einem ökologischen Kollaps kam und dann zu Stammeskriegen zwischen 1500 und 1700 – von Kevin Costner in Rapa Nui auch verfilmt. Ein Indiz für die Kriege waren die Funde unzähliger scharfer Objekte aus dem vulkanischen Gesteinsglas Obsidian. Sie wurden als Mataa bezeichnet und bisher als Spitzen für Kurzspeere interpretiert. Carl Lipo, Anthropologe der Uni Binghamton im US-Bundesstaat New York, spricht sich nun im Fachblatt Antiquity gegen diese Theorie aus. Er analysierte mit seinem Team die Gestalt der Obsidianobjekte und fand heraus, dass die Spitzen im Gegensatz zu anderen traditionellen Waffen nicht systematisch geformt waren. Sie dürften also eher nicht für den Kampf getaugt haben. Man könnte jemanden mit einem Mataa schneiden, aber die Verletzung wäre in keiner Weise tödlich, sagt Lipo. Wahrscheinlicher sei, dass die Inselbewohner sie zur Verarbeitung von Pflanzen oder für rituelle Aufgaben wie das Tätowieren nutzten. Wissenschaft;Warum die Tiere Laute ausstoßen und wer sie hören kann. Wien – Eigentlich unterscheidet sich Ultraschall nicht von dem Schall, den auch wir Menschen hören können – er wird nur in Frequenzen erzeugt, die außerhalb unserer Wahrnehmung liegen, also höher als 20.000 Hertz (unsere untere Schallschwelle liegt bei 20 Hertz). Fledermäuse und Delfine sind dafür bekannt, diesen Bereich für Orientierung und Kommunikation zu nutzen – doch auch die meisten Nager bedienen sich des Ultraschalls, wenn auch gewöhnlich nicht in so elaborierter Form wie Mäusemännchen. Erst vor rund zehn Jahren entdeckten kanadische Wissenschafter, dass manche Individuen des Richardson-Ziesels (Spermophilus richardsonii) sich eigenartig zu verhalten schienen: Bei Sichtung eines Feindes bewegten sie sich ganz so, als würden sie ihre üblichen, auch für Menschen deutlich hörbaren Warnrufe ausstoßen – klangen aber, als würden sie flüstern. Wie sich herausstellte, warnten sie ihre Artgenossen sehr wohl, allerdings mit rund 50.000 Hertz. Die anderen Tiere reagierten darauf mit erhöhter Wachsamkeit. Die kanadischen Ziesel sind aber auch im für uns hörbaren Bereich alles andere als schweigsam. Sie verfügen über ein großes Repertoire an Lauten, die sie in verschiedenen Kombinationen einsetzen. Dazu gehören Alarmsignale, die einen Bodenfeind ankündigen, und andere, die auf einen Angreifer aus der Luft aufmerksam machen. An sie kann im Bedarfsfall ein Laut angehängt werden, der sich wie das englische Wort Chuck anhört und die Dringlichkeit der Warnrufe erhöht. Warnrufe, die auch der Feind hören kann, haben allerdings den Nachteil, dass der Warner selbst damit auf sich aufmerksam macht und daher Gefahr läuft, der Gefahr als Erster zum Opfer zu fallen. Möglicherweise stellt Ultraschall daher eine Art Stealth-Modus der Akustik dar: Um die hohen Frequenzen wahrnehmen zu können, braucht es unter anderem eine komplexe Veränderung des Innenohrs. Viele Beutegreifer können sie daher nicht oder nur eingeschränkt hören, was dem Warnrufer einen wesentlichen Vorteil verschafft. Davon abgesehen, wird Ultraschall leicht von kleinen Objekten reflektiert und abgelenkt, wodurch seine Quelle schwer zu lokalisieren ist. Allerdings hat er nur eine recht kurze Reichweite, was einer der Gründe sein dürfte, dass Warnrufe nicht ausschließlich auf diesen Frequenzen erfolgen. Im Ultraschallbereich liegen auch die Rufe vieler Nagerjungen, so etwa bei diversen Mäuse- und Rattenarten: Sie alarmieren damit in unangenehmen oder beunruhigenden Situationen ihre Mütter. Die Neurotransmitter, die dabei bei Hausmäusen zum Einsatz kommen, ähneln übrigens stark jenen, die auch beim Menschen für Ängstlichkeit verantwortlich sind. Interessanterweise sind die Mäusekinder imstande, ihr Rufverhalten an die jeweilige Situation anzupassen: Kommt ein bis dahin isoliertes Junges kurz mit seiner Mutter in Kontakt und wird dann wieder von ihr getrennt, beginnt es deutlich intensiver zu rufen. Wird es jedoch mit einem unbekannten Männchen konfrontiert, stellt es das Rufen ein, und zwar mit gutem Grund: Fremde Mäuseriche sind die häufigste Todesursache von Nestlingen. Lautäußerungen treten jedoch nicht nur in bedrohlichen Zusammenhängen auf: Von heranwachsenden Wanderratten weiß man, dass sie Laute von rund 50.000 Hertz beim Spielen und Balgen erzeugen, oder auch wenn sie von Menschen gekitzelt werden. Erwachsene Ratten beiderlei Geschlechts geben beim Sex ebenso Ultraschallrufe von sich wie Goldhamster, Lemminge und viele Feldmäuse. Von den Ratten weiß man ja auch, dass diese Lautäußerungen eine Rolle dabei spielen, das Verhalten der Sexualpartner zu koordinieren. Unter Goldhamstern gilt ein ähnliches Prinzip: Weibchen verharren länger in Kopulationsstellung, wenn die Männchen Laute im Ultraschallbereich von sich geben. Übrigens gab es vor etwa neunzig Jahren ein Mäusemännchen in Detroit, das auch für uns Menschen hörbar sang. Der Hausbesitzer fing es ein und führte es einer ihm bekannten Musikerin vor, die sich jedoch unbeeindruckt zeigte: Die Töne schienen ihr nicht rein genug. Der Mäuserich wurde Wissenschaftern überantwortet, die ihn schließlich mit Labormäusen kreuzten, aber enttäuscht feststellen mussten, dass sich sein Talent nicht auf seine Nachkommenschaft übertrug. Wissenschaft;Neuartiger Schalter auf Nanometer-Skala von Forschern der TU Wien mitentwickelt. Wien – Einen Transistor, der aus einem einzigen Molekül besteht und mit nur einem Elektron schaltet, hat ein schweizerisch-österreichisches Forscherteam entwickelt. Es handelt sich um organische Designermoleküle mit eingebauten Metallatomen, berichten die Wissenschafter aktuell im Fachjournal Nature Nanotechnology. Transistoren, fundamentale Bauteile in der Elektronik, bestehen üblicherweise aus Siliziumkristallen, die mit anderen Atomsorten dotiert sind. Grundsätzlich funktionieren sie wie ein Schalter und können Strom zwischen zwei Elektroden fließen lassen oder nicht. Betätigt wird der Schalter durch eine Spannung an einer dritten Elektrode. Silizium-Transistoren haben deshalb drei Kontakte: Von einem kommt der Strom, im zweiten kann er abfließen und am dritten – dem sogenannten Gate – wird mittels der angelegten Spannung der Stromfluss ein- und ausgeschaltet. Anfang der 1970er-Jahre waren auf einem Chip ein paar Tausend Transistoren untergebracht. Durch die fortschreitende Miniaturisierung können heute auf einen Prozessor mehrere Milliarden Transistoren gepackt werden. Doch die Siliziumtechnologie stößt zunehmend an physikalische Grenzen. Bei extrem kleinen Kristallen hat man keine ausreichende Kontrolle mehr über die elektronischen Eigenschaften, sagt Robert Stadler vom Institut für Theoretische Physik der Technischen Universität (TU) Wien. Gemeinsam mit Wissenschaftern der Universität Zürich und des IBM Forschungslabors in Rüschlikon hat Stadler einen Transistor entwickelt, der auf grundlegend andere Weise funktioniert und nur aus einem einzigen Molekül besteht: Es handelt sich dabei um ein organometallisches Molekül, das Chemiker in Zürich entwickelt haben. In dessen Mitte haben sie ein Molybdän-Atom platziert. Wie ein Silizium-Transistor lässt sich so ein Molekül zwischen zwei verschiedenen Zuständen hin und her schalten. Die Leitfähigkeit der beiden Zustände unterscheidet sich dabei um das Tausendfache, ein so großer Faktor sei mit molekularen Transistoren bisher noch nie realisiert worden, so Stadler. Aufgrund des speziellen Designs und der Eigenschaften des molekularen Transistors sind auch nur zwei Goldkontakte notwendig, die die Wissenschafter an die zweieinhalb Nanometer langen Moleküle anbringen. Eine dritte Elektrode wie bisher ist nicht notwendig. Aufwendige Computersimulationen am Vienna Scientific Cluster (VSC), die von Stadler und Kollegen durchgeführt wurden, konnten die Vorgänge in dem Molekül auf quantenphysikalischer Ebene entschlüsseln. Es zeigte sich, dass ein einzelnes Elektron am Molybdän-Atom für die Schaltung verantwortlich ist. Noch eigne sich die Technologie nicht für den kommerziellen Einsatz, der Molekül-Transistor arbeite derzeit nur bei tiefen Temperaturen und im Ultrahochvakuum, so der Forscher. Bei IBM arbeite man aber schon an Konzepten, um mehrere solche Moleküle in Nanoporen auf einem Silizium-Chip aufzubringen, sodass sie unter gewöhnlichen Umgebungsbedingungen funktionieren. Nicht-Wissenschaft;45 Tote nach Bootsunglücken vom Freitag geborgen. Athen/Piräus – In der griechischen Hafenstadt Piräus sind am Samstag erneut knapp 3.700 Flüchtlinge an Bord von zwei Fähren von den Inseln Lesbos und Chios eingetroffen. Am späten Nachmittag sollte eine weitere Fähre mit gut 700 Menschen von der Insel Kos in Piräus einlaufen. Die hohe Zahl der Ankünfte hängt mit einem zweitägigen Streik der griechischen Seeleute zusammen. Zwischen Mittwoch und Freitagvormittag war keine Fähre in der Ägäis ausgelaufen. In ihrer Mehrheit stammen die Flüchtlinge aus Syrien. Es seien aber auch viele Migranten aus nordafrikanischen Staaten wie Marokko und Algerien angekommen, sagte ein Offizier der Küstenwache der Deutschen Presse-Agentur weiter. Erst am Vortag waren in der Ägäis bei der gefährlichen Überfahrt von der Türkei zu den nahe gelegenen griechischen Inseln mindestens 45 Menschen – darunter 17 Kinder – ums Leben gekommen. Die griechische Küstenwache barg 43 Leichen, die türkische zwei, berichtete das griechische Staatsradio. Dutzende Menschen werden noch vermisst. Die Suchaktion musste am Samstag wegen stürmischer Winde eingestellt werden, teilte die griechische Küstenwache mit. Wissenschaft;Astronomen registrieren energiereichste Lichtstrahlung, die je an einem Stern gemessen wurde. München – Von einem astronomischen Rekord berichtet das Max-Planck-Institut für Physik: Der Krebspulsar, ein rasend schnell rotierender Neutronenstern im gut 6.000 Lichtjahre entfernten Krebsnebel, sendet die energiereichste Lichtstrahlung aus, die je an einem Stern gemessen wurde. Der Krebspulsar ist der Überrest einer Supernova-Explosion, die im Jahr 1054 beobachtet werden konnte. Der daraus hervorgangene Neutronenstern hat aufgrund seiner extremen Verdichtung einen Durchmesser von nur ungefähr 10 Kilometern. Er rotiert etwa 30 Mal pro Sekunde um die eigene Achse und sendet dabei wie ein Leuchtturm Lichtpulse aus, die sich über das gesamte elektromagnetische Spektrum erstecken – von langen Radiowellen über sichtbares Licht bis hin zu kurzwelligen, energiereichen Gammastrahlen. Im Fachmagazin Astronomy and Astrophysics berichtet ein Forschungsteam am MAGIC-Teleskop auf der Insel La Palma, wie es Photonen entdeckte, deren Energie um ein Vielfaches höher liegt als bisher beobachtet. Bis vor wenigen Jahren ging man davon aus, dass die höchste Energie am Krebspulsar bei 6 GeV (Gigalektronenvolt) liege. Im Jahr 2008 registrierte das MAGIC-Teleskop dann ein Energiespektrum von über 25 GeV. 2012 übertrumpfte das Observatorium sein eigenes Ergebnis mit Messungen von 400 GeV. Inzwischen hat MAGIC Gammastrahlen bis zu 1,5 TeV (Teraelektronenvolt) gemessen. Allerdings können die Forscher noch nicht erklären, wie die geladenen Teilchen auf die extrem hohen Energien beschleunigt werden. Bei der Erzeugung energiereicher Teilchen spielt das für Neutronensterne enorm starke Magnetfeld eine zentrale Rolle, das seinerseits extrem starke elektrische Felder erzeugt, sagt Razmik Mirzoyan, Sprecher des MAGIC-Kollaboration und Projektleiter am Max-Planck-Institut für Physik. In der magnetisch geladenen, komplexen Atmosphäre des Neutronensterns werden Elektronen und ihre Antiteilchen, die Positronen, auf nahezu Lichtgeschwindigkeit beschleunigt, bevor sie zerstrahlen. Damit lassen sich Gammastrahlenergien bis zu wenigen Gigaelektronenvolt als Synchrotron- und Krümmungsstrahlung erklären. Für die jetzt beobachteten Gammapulse von über 1,5 TeV muss es aber einen anderen Mechanismus geben. Wir können extrem energiereiche Gammastrahlen nur dann beobachten, wenn es diesen Elektronen irgendwie gelingt, der komplexen Topologie des Magnetfeldes am Neutronenstern zu entkommen und sich im elektrischen Feld zu beschleunigen, erläutert Mirzoyan. Dann bilden sie zusammen mit den energieschwächeren Radiowellen und Röntgenstrahlen den Lichtkegel des Pulsars. Für die Flucht der Gammastrahlen kommt ein indirekter Weg in Frage: Dabei werden nicht die direkt vom Pulsar ausgehenden Elektronen und Positronen gestreut, sondern ihre beschleunigten Abkömmlinge der zweiten oder dritten Generation. Diese entstehen am äußersten Rand des Magnetfeldes in etwa 1.500 Kilometern Höhe. Energiereiche geladene Teilchen wechselwirken hier mit UV- und Röntgenstrahlen sowie mit dem Magnetfeld. Anschließend übertragen die sekundären Teilchen ihre Energie auf niedrigenergetische Photonen und machen sie damit zu energiereichen Gammaquanten, die das Magnetfeld verlassen. Diese Energieübertragung bezeichne Astronomen als inversen Compton-Mechanismus. Durch diesen Effekt könnten sich Gammaphotonen auch im Pulsarwind, weit vom Pulsar entfernt, bilden, wo die beschleunigte Teilchen ebenfalls auf Röntgenstrahlen treffen können. Allerdings kommt die extreme Gammastrahlung exakt zur gleichen Zeit am MAGIC-Teleskop an wie energieärmere Radiowellen oder Röntgenstrahlen, von denen man weiß, dass sie im Inneren des Magnetfelds entstehen. Das würde bedeuten, dass die gesamte Strahlung in einer relativ kleinen Region am Rand des Magnetfeldes produziert wird oder die energiereiche Gammastrahlung eine Art Erinnerung an Strahlung niedrigerer Energie behält. Zum heutigen Zeitpunkt kann man annehmen, dass der inverse Compton-Mechanismus die Existenz derart energiereicher Gammastrahlen am Pulsar erklären kann. Langfristig brauchen wir aber neue, detaillierte theoretische Modelle, die das Phänomen beschreiben, so Mirzoyan abschließend. Nicht-Wissenschaft;Sportminister kritisierte Lehrer der verschütteten Schülergruppe. Lyon/Grenoble – Nach dem Lawinenunglück in den französischen Alpen trauert Lyon um zwei getötete Schüler. Im Hof ihrer Schule gedachten die Mitschüler am Donnerstag mit einer Schweigeminute der Opfer, wie die Regionalzeitung Le Progres berichtete. Wir stehen noch unter Schock, sagte einer der Schüler dem Blatt. Für den Abend war nach Angaben von Bürgermeister Gerard Collomb eine Gedenkfeier geplant. Unterdessen wollen die Behörden die Umstände des Unglücks auf einer gesperrten Piste in der Wintersportstation Les Deux Alpes südöstlich von Grenoble aufklären. Zehn Oberstufen-Schüler aus Lyon und ihr Lehrer waren dort am Mittwochnachmittag von der Lawine überrascht worden. Zwei Jugendliche und ein ausländischer Skifahrer, der nicht zu der Gruppe gehörte, starben. Der Lehrer wurde schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht. Am Gipfel der Piste war ein Netz angebracht, um zu zeigen, dass die Piste gesperrt ist, sagte Didier Bobillier von der Wintersportstation dem Radiosender Europe 1. Wie kann man auf die Idee kommen, Kinder nach Perioden starken Schneefalls auf eine gesperrte Piste zu führen?, fragte Sportminister Patrick Kanner am Mittwochabend. Die Staatsanwaltschaft ordnete eine Untersuchung an. Wissenschaft;Auswirkungen auf den Menschen blieben bei Studie allerdings noch ausgeklammert. Zürich – Wissenschafter der ETH Zürich und eines Forschungskonsortiums in Jena D haben aus Genen von drei verschiedenen Organismen 30 Gene gefunden, die am körperlichen Altern beteiligt sind. Die Beeinflussung eines einzigen dieser Gene verlängert die Lebensdauer von Versuchstieren. Um die für das Altern entscheidenden Gene aufzuspüren, haben die Forscher rund 40.000 Gene des Fadenwurms C.elegans, des Zebrafisches und der Maus durchforstet. Dabei wollten sie herausfinden, welche Gene bei allen drei Organismen in den jeweils vergleichbaren Altersstadien in identischer Weise reguliert werden – also entweder altersabhängig hoch- oder herunterreguliert werden. Als Maß für die Gen-Aktivität stellten die Forschenden die Menge an Boten-RNS-Molekülen fest, die in den Zellen dieser Tiere zu finden waren, wie die ETH in einer Mitteilung vom Dienstag schreibt. Die Boten-RNS ist die Abschrift eines Gens und der Bauplan eines Proteins. Beim Screening stellten sie fest, dass die drei Organismen lediglich 30 Gene gemeinsam haben, die den Alterungsprozess maßgeblich beeinflussen. Als besonders einflussreich stellte sich das bcat-1-Gen heraus. Wurde die Wirkung dieses Gens blockiert, nahm die mittlere Lebensspanne des Fadenwurms um bis zu 25 Prozent zu. Hemmten die Forschenden die Genaktivität von bcat-1, reicherten sich diese verzweigten Aminosäuren im Gewebe an. Dies habe eine molekulare Signalkaskade in Gang gesetzt, die beim Fadenwurm die Langlebigkeit bewirkt habe, heißt es in der Mitteilung. Darüber hinaus habe sich die Zeitspanne verlängert, in der die Würmer vital geblieben seien. Als Maß für die Vitalität stellten die Forscher die Anreicherung von altersbedingten Pigmenten fest, die Geschwindigkeit, mit der sich die Tiere fortbewegten, und wie oft sich ein Wurm erfolgreich fortpflanzte. All diese Parameter hätten sich verbessert, wenn die Aktivität des bcat-1-Gens gehemmt worden sei. Michael Ristow, koordinierender Autor der Studie und Professor für Energiestoffwechsel an der ETH Zürich, ist überzeugt, dass der gleiche Mechanismus auch beim Menschen abläuft. Es seien ausschließlich die Gene gesucht worden, die evolutionär konserviert seien und deshalb in allen Organismen vorkommen, auch beim Menschen. Die Auswirkungen auf den Menschen haben die Forschenden allerdings noch ausgeklammert. Eine Folgestudie sei jedoch bereits in Planung, schreibt die ETH. Aus offensichtlichen Gründen könne jedoch die Lebenserwartung beim Menschen nicht gemessen werden. Geplant sei stattdessen, diverse Gesundheitsparameter wie Cholesterin oder den Blutzuckerspiegel in die Untersuchungen einzubeziehen, um Anhaltspunkte für den Gesundheitsstatus der Probanden zu erhalten. Ritow weist darauf hin, dass die mehrfach verzweigten Aminosäuren bereits heute bei Leberschäden therapeutisch eingesetzt und auch der Sportlernahrung beigefügt werden. Das Thema sei jedoch nicht, dass Menschen noch älter werden, sondern länger gesund bleiben. Die Untersuchung liefere wichtige Anhaltspunkte dafür, wie der Alterungsprozess beeinflusst und Erkrankungen im Alter wie etwa Diabetes oder Bluthochdruck verhindert werden könnten. Im Hinblick auf die ungünstige Demografie und die stetig steigende Lebenserwartung sei es wichtig, die Phase gesunden Lebens auszudehnen und nicht, ein noch höheres, aber von chronischen Krankheiten geprägtes Lebensalter zu erreichen, findet Ristow. Mit solch präventiven Maßnahmen könne ein älterer Mensch seine Lebensqualität erheblich steigern und gleichzeitig könnten die medizinischen Versorgungskosten um mehr als die Hälfte reduziert werden. Wissenschaft;Essen – MRT-Scans gelten wegen des geringen Strahlenrisikos als unbedenklich. Problematisch jedoch könnten Kontrastmittel sein: Das darin enthaltene giftige Metall Gadolinium kann sich im Hirngewebe ablagern. Der Berufsverband Deutscher Nuklearmediziner warnt daher vor Mehrfachuntersuchungen. Ob Gesundheitsschäden zu befürchten sind, ist noch nicht erforscht. Wissenschaft;Die Open-Access-Bewegung verspricht freien Zugang zu Forschungsergebnissen – Kritiker orten eine Zwangsverpflichtung. Wien – Die wissenschaftliche Grundlagenforschung ist bestimmt von einem Paradoxon: Obwohl sie zu einem großen Teil durch öffentliche Gelder finanziert wird, ist nur ein kleiner Teil ihrer Ergebnisse der Öffentlichkeit zugänglich. Dahinter stehen nicht etwa Forscher, die bevorzugen, ihre Ergebnisse geheim zu halten, oder Unis, die das Wissen zu Geld machen wollen, sondern die enorme Marktkonzentration bei den Wissenschaftsverlagen: Wie eine Studie im Juni zeigte, publizieren aktuell gerade einmal fünf Konzerne mehr als die Hälfte aller Fachartikel. Und ein Gutteil der dort erschienenen Publikationen ist nicht frei zugänglich. Das Interesse der Verlage, die Artikel kostenpflichtig zu vertreiben, spießt sich mit dem öffentlichen Interesse eines freien Zugangs zu Forschungsergebnissen. Open-Access-Journale wie BioMed Central (BMC) oder Public Library of Science (PLoS) bringen die Verlage in Bedrängnis, die ihre Publikationen nicht frei zugänglich machen. Aktuell liefern sich die niederländischen Universitäten einen Kampf mit dem niederländischen Verlagsriesen Elsevier – inklusive Streikdrohung (der STANDARD berichtete): Allen Universitätsangestellten soll es bald verboten sein, für die Zeitschriften des Verlagshauses redaktionell oder rezensierend tätig zu sein. Der Hintergrund: Während die Vereinigung der niederländischen Unis mit Springer und Wiley entsprechende Vereinbarungen erreichen konnte, um ihre Publikationen gegen Bezahlung frei zugänglich zu machen, blieb eine Annäherung mit Elsevier bislang aus. Der österreichische Wissenschaftsfonds FWF unterstützt die Position der niederländischen Universität zu Open Access. Vor allem Grundlagenforschung wird aus öffentlichen Mitteln finanziert, sagt Falk Reckling, Open-Access-Experte des FWF. Daher besteht aus unserer Sicht ein moralischer und ökonomischer Anspruch, dass die Ergebnisse, die aus von uns geförderten Forschungen hervorgehen, der Öffentlichkeit frei zugänglich sind. Der FWF verpflichtet alle seine Projektnehmer dazu, ihre Ergebnisse frei zugänglich im Netz zu publizieren. Ausgehend von diesem Wissenschaftsverständnis verwundert es nicht, dass der Wissenschaftsfonds bereits 2003 zu den ersten Unterzeichnern der Berliner Erklärung über offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen gehörte. Erklärungen reichen aber nicht. Der Open-Access-Ansatz bedingt, dass die dafür notwendigen Technologien implementiert werden. Deshalb hat das Wissenschaftsministerium im vergangenen Jahr das Projekt E-Infrastructures Austria gestartet, das den Aufbau von adäquaten digitalen Archivstrukturen zum Ziel hat. Für den Open-Access-Ansatz braucht es entsprechende Archivierungssysteme, wie die US-amerikanische Plattform arXiv.org zeigt: Seit 1991 bietet der Dokumentenserver der Cornell University Vorabdrucke wissenschaftlicher Artikel an. Im Jahr 2014 waren es über eine Million – Tendenz stark steigend: Laut den Archivbetreibern werden inzwischen monatlich über 8000 Artikel eingereicht. Bernhard Haslhofer, Informatiker vom Austrian Institute of Technology (AIT) in Wien, war zwei Jahre in Cornell tätig und hat dabei auch die Arbeit der Kollegen von arXiv.org beobachtet. Wie der Datenwissenschafter berichtet, beschäftigt man sich dort nicht nur mit der Archivierung, sondern geht auch der Frage nach, warum der Übergang zur digitalen Publikation in bestimmten Disziplinen weitaus länger dauert als zum Beispiel in der digitalaffinen Informatik. Das hängt stark ab von der Kultur, die in einer wissenschaftlichen Disziplin herrscht. Daher ist es ganz wichtig, dass man bei Open Access berücksichtigt, dass man einzelne Kulturen nicht sofort verändern kann, sagt Haslhofer. Wie die Zukunft aussehen könnte, zeigt die Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft: Sie erscheint seit einiger Zeit über Open Access. Zwar steht nun weniger Geld zur Verfügung – das habe aber wiederum Vorteile, wie Herausgeber Thomas König sagt: Da die Kosten für Druck und Vertrieb wegfallen, verwenden wir von unserem geringeren Budget jetzt anteilsmäßig mehr Geld für die Qualitätssicherung. Auch dem in den letzten Jahren immer wieder in die Kritik geratenen Peer-Review-Begutachtungssystem soll mit Open Access Beine gemacht werden, sagt Peter Kraker vom Kompetenzzentrum für wissensbasierte Anwendungen und Systeme (Know Center) an der TU Graz: Wenn ich heute einen Aufsatz zur Bewertung bekomme, muss ich dem Autor relativ viel glauben, da von zugrunde liegenden Daten oft nicht viel verfügbar ist. Mit einem Open Peer Review hätten wir die Möglichkeit, eher in einen Dialog zu treten. Er stützt sich dabei nicht nur auf praktische Erfahrungen, sondern auch auf seine Forschungen zur wissenschaftlichen Publikationskultur im Netz. Das Lied von der schönen neuen Open-Access-Welt wird aber nicht überall gesungen. Auffällig ist, dass man dort Kritik an diesem Zugang zu hören bekommt, wo man traditionell wie fachlich dem Informationsträger Buch nähersteht. Einer der prominentesten deutschen Kritiker der Open- Access-Bewegung ist der Heidelberger Literaturwissenschafter Roland Reuß. Ihn stört vor allem, dass Open Access auf dem Weg zu einer Zwangsverpflichtung für alle Forscher sei: Das widerspricht allen geltenden Regeln des Urheberrechts und der Publikationsfreiheit. Und ein solcher schwerwiegender Eingriff muss besser begründet werden, als damit, dass Wissenschafter Eigentum des Staates seien. Dass man versuche, das Monopol der großen Wissenschaftsverlage zu brechen, hält der Kafka-Experte für ein legitimes Anliegen, jedoch sei Open Access nicht das richtige Mittel zu diesem Zweck: Dafür gibt es das Kartellrecht – da muss man nicht an der Urheberrechtsschraube drehen. Zuspruch bekommt Reuß aus Konstanz von Uwe Jochum. Der renommierte Bibliothekswissenschafter verweist darauf, dass die vielerorts gelobte Kosteneinsparung durch die digitale Archivierung zweifelhaft sei, weil häufig die Folgekosten der Serverarchitektur nicht berücksichtigt werden. Jochum: Was in das digitale Flussbett eingespeist wird, ist von Anfang an ein Pflegefall. Keinerlei digitale Daten überleben eine kritische Grenze von drei bis fünf Jahren, wenn sie nicht permanent überprüft werden. Die Kosten dafür werden erheblich unterschätzt. Der Buchforscher bleibt gegenüber Open Access äußerst skeptisch und schwört weiterhin auf seinen Untersuchungsgegenstand: Gegenüber dem instabilen Medium Internet haben wir schon einen über Jahrtausende bewährten physisch stabilen Datenträger. Er nennt sich Buch. Nicht-Wissenschaft;Verfassungsgericht hatte Haft für nicht rechtens erklärt. Istanbul – Die seit drei Monaten inhaftierten türkischen Journalisten Can Dündar und Erdem Gül sind wieder frei. Die beiden hätten Freitagfrüh das Silivri-Gefängnis in Istanbul verlassen, berichteten türkische Medien. Das Verfassungsgericht hatte das Vorgehen gegen den Chefredakteur der regierungskritischen Zeitung Cumhuriyet und seines Bürochefs in Ankara am Vortag für nicht rechtens erklärt. Mit zwölf gegen drei Richterstimmen hatte es entschieden, dass die Rechte auf persönliche Freiheit und Sicherheit von Dündar und Gül verletzt wurden. Der Fall hatte auch international scharfe Kritik an Präsident Recep Tayyip Erdoğan ausgelöst. Die beiden Männer wurden von ihren Familien und Kollegen vor dem Gefängnistor jubelnd empfangen. Die für Terrordelikte zuständige Staatsanwaltschaft in Istanbul wirft den Journalisten, die Ende November in U-Haft kamen, Spionage und einen Umsturzversuch gegen die Regierung vor. Sie sollen mit Berichten über Waffenlieferungen des türkischen Geheimdiensts an islamistische Rebellen in Syrien Staatsgeheimnisse verraten haben. Die Staatsanwaltschaft forderte lebenslange Haft. Die Festnahmen hatten in der Türkei und anderen Ländern Empörung ausgelöst. Der Fall gilt als Beispiel für eine zunehmende Unterdrückung der Presse unter Erdoğan. Der Europarat und mehrere Journalistenverbände kritisierten die Inhaftierungen. Dündar warf der EU vor, die Drangsalierung der türkischen Medien Türkei aus Rücksicht auf die erhoffte Zusammenarbeit mit der Türkei in der Flüchtlingsfrage totzuschweigen. Wissenschaft;Automatische Gesichtserkennung soll helfen, potenzielle Terroristen frühzeitig zu erkennen. US-Behörden testen bereits eine Software, die Überwachungsfotos mit Datenbanken abgleicht. Washington/Wien – Nach den Terroranschlägen in Brüssel vor zwei Wochen kursierte in den Medien ein Fahndungsfoto. Es zeigte – etwas verpixelt – die Attentäter am Flughafen mit drei Kofferwagen. Zwei der Täter waren dunkel gekleidet, der dritte trug eine helle Jacke und Hut. Die beiden Ersteren waren binnen eines Tages identifiziert, der dritte Mann wird bekanntlich noch gesucht. Fakt ist: Alle drei Täter waren polizeibekannt. Man hätte also wissen können, dass sich mutmaßliche Terroristen in einem öffentlichen Gebäude aufhalten. Geht es nach den Sicherheitsbehörden, sollen an neuralgischen Punkten der Infrastruktur wie Flughäfen, Bahnhöfen oder öffentlichen Plätzen künftig Gesichtserkennungssysteme etabliert werden, die Aufnahmen aller Personen machen und mit einer Datenbank abgleichen. Wäre eine solche Technik in Brüssel zum Einsatz gekommen, hätte das System Alarm geschlagen und die Sicherheitskräfte am Flughafen gewarnt. Achtung, verdächtige Person hält sich in Sektor X auf. Die US-Grenzschutzbehörde U.S. Customs and Border Protection hat im Rahmen eines Pilotprojekts erfolgreich ein Gesichtserkennungssystem getestet. Die Technik ist seit einigen Wochen am John F. Kennedy Airport in New York in Betrieb und soll langfristig an allen US-Flughäfen implementiert werden. Reisende müssen bei der Sicherheitskontrolle ihr Gesicht frontal von einer Kamera fotografieren lassen, die ihr Objektiv je nach Größe der Person justiert. Eine Software vermisst dann verschiedene Punkte im Gesicht und gleicht die biometrischen Merkmale mit einer Datenbank ab. Stimmen die Merkmale mit dem Ausweis überein, darf die Person weiterreisen. Bisher ist es ja bei der Einreise in die USA schon so, dass man sich mit Fingerabdrücken und Foto registrieren muss. Diese Gesichtsscans sind aber nur die Vorstufe, eine Folie, auf der dann später Abgleiche erfolgen – also im Grunde genau das, was eine Überwachungskamera auch macht. Damit wird eine Datenbank gespeist. Das Neue an der Technik ist, dass der Abgleich unmittelbar erfolgt und man sich nicht mehr mit seinem Pass, sondern mit seinen biometrischen Daten ausweist. Das Problem ist, dass Terroristen ihr Konterfei nicht freiwillig in eine Kamera halten. Sie versuchen, nicht auf dem Radar der Sicherheitsbehörden aufzutauchen. Auf Überwachungskameras sind sie nur kurz und meistens nur von der Seite zu erkennen. Das US-Militär hat deshalb bereits 2014 eine hochauflösende High-Speed-Kamera getestet, die in der Lage ist, ein Gesichtsbild auch aus schrägem Winkel zu machen. Das System wurde entwickelt, um Täter in einem Auto zu identifizieren. Es könnte aber auch an Zufahrtsstraßen von Flughäfen installiert werden. Der hochauflösende Scan kann gedreht und gekippt werden, sagte John Boyd, Direktor der Firma Defense Biometrics and Forensics, damals. Hätte die Technik die Anschläge womöglich verhindern können? Anil K. Jain, Professor für Computerwissenschaft und Informatik an der Michigan State University, ist einer der weltweit führenden Experten auf dem Gebiet der Gesichtserkennung. Er war Berater der indischen Regierung beim Aufbau des Projekts Aadhaar, bei dem jeder der 1,2 Milliarden Bewohner aufgrund seiner personenbezogenen Daten und biometrischen Merkmale (Gesichtsbild, Fingerabdrücke und Iris) eine zwölfstellige Nummer zugewiesen bekommt. Um Gesichtserkennungssysteme einzusetzen, muss man erst einmal wissen, wer der Verdächtige auf der Überwachungskamera ist. Lässt die Person ein Paket zurück, oder verhält sie sich merkwürdig? Das geschieht bis jetzt im Fall einer Attacke im Nachhinein durch manuelles Auswerten des Videos. Wir können das nicht automatisch tun, sagt Jain. Zudem müsste die Person in einer Datenbank gespeichert und in Echtzeit gefunden werden. Auch das sei nur sehr begrenzt möglich. Wo kein Foto gespeichert ist, kann logischerweise auch kein Abgleich erfolgen. Der Verdächtige hat vielleicht keine Vorstrafen, also müssten die Polizeibehörden Zugang zu diversen Datenbanken haben, auch nichtkrimineller Natur, sagt Jain. Das Department of Homeland Security und das FBI pflegen schon länger biometrische Datenbanken mit Gesichtsscans und Fingerabdrücken. Die Biometrically Enabled Watchlist (BEWL) des US-Verteidigungsministeriums enthält 200.000 Einträge von Verdächtigen im Irak und in Afghanistan. Das ist eine ordentliche Grundlage, doch wenn man bedenkt, dass auf Facebook täglich 350 Millionen Fotos hochgeladen werden, nimmt sich die Datenbasis doch eher gering aus. Das Problem ist, dass die Bildqualität von Überwachungskameras meist zu wünschen übrig lässt und der Einzelne nicht zweifelsfrei zu erkennen ist. Wenn das Gesicht von einem Schal camoufliert wird, der Verdächtige eine Sonnenbrille trägt oder die Lichtverhältnisse schlecht sind, kann der Beamte den Verdächtigen nicht finden, erklärt Jain. Facebook hat im vergangenen Jahr einen Algorithmus entwickelt, der Menschen auf Fotos auch dann identifizieren können soll, wenn ihr Gesicht nicht eindeutig zu sehen ist – anhand ihrer Frisur, Kleidung, Figur und Körperhaltung. Das könnte auch für die Ermittler ein interessantes Werkzeug sein. Das Department of Homeland Security forscht derzeit unter Hochdruck an hochauflösenden Videokameras, die Personen aus bis zu zehn Metern Entfernung anhand eines Irisscans erkennen. Diese biometrischen Merkmale sind so einzigartig wie ein Fingerabdruck. Ein Mitarbeiter der Behörde sagte dem Portal Defense One: Wenn jemand die Fluggastbrücke am Airport heruntergeht, können wir sagen: Diese Person wurde authentifiziert, sie darf in die Fast-Track-Lane rechts gehen. Diese Person nicht, sie muss zum Screening-Test nach links. Verdächtige nach links, Rechtschaffene nach rechts. Solche groben Raster führen in der Praxis allerdings schnell zu Diskriminierung und Racial Profiling. Das Problem, das Datenschützer stets monieren, ist, dass biometrische Daten des Gesichts oder der Iris – mithin sehr sensible Daten – ohne Wissen und Einverständnis des Betroffenen erfasst werden. Man kann sein Gesicht nicht löschen. Werden die Daten gehackt, können sie in vielerlei Hinsicht missbraucht werden. Wenn nun an immer mehr Flughäfen Gesichtserkennung eingeführt wird, gibt es ein systemimmanentes Erfordernis, auch immer mehr Überwachungskameras zu installieren, um die Software mit entsprechenden Daten zu füttern, ein Teufelskreis. Hätte ein Kameranetzwerk, das die Terroristen im Taxi auf dem Weg zum Flughafen erkannt hätte, Leben gerettet? Vielleicht. Doch der Konflikt zwischen dem Versprechen nach mehr Sicherheit und omnipräsenter Überwachung im öffentlichen Leben bleibt ungelöst. Wissenschaft;Das Molekül 3-Nitrooxypropanol hemmt Mikroorganismen und inaktiviert ein Enzym, das für die Methanbildung zuständig ist. Marburg – Im Pansen von Wiederkäuern entstehen durch Methangärung große Mengen des Treibhausgases Methan, die gasförmig ausgestoßen werden. Vor allem die Massenhaltung von Rindern zur Fleisch- und Milchproduktion trägt so zur globalen Erwärmung bei. Wie seit einiger Zeit bekannt ist, senkt die Gabe eines bestimmten Moleküls den Methanausstoß von Wiederkäuern. Nun haben Forscher den Mechanismus dahinter entschlüsselt. Das Molekül 3-Nitrooxypropanol (3-NOP) wirke direkt auf die Mikroorganismen, die im Verdauungstrakt der Tiere Methan bilden, wie die Wissenschafter um Rudolf Thauer vom Marburger Max-Planck-Institut für terrestrische Mikrobiologie in PNAS berichten. 3-NOP, das dem Tierfutter zugesetzt werden kann, hemmt die Mikroorganismen und inaktiviert ein Enzym, das für die Methanbildung zuständig ist. Das Methan wird bei Wiederkäuern zu mehr als 90 Prozent durch Rülpsen freigesetzt, so Thauer. Durch die Verbindung und ihre Wirkungsweise müssen die Tiere letztlich weniger rülpsen. Weltweit versuchen Thauer zufolge viele Unternehmen und Forschungsprojekte den Methanausstoß durch Wiederkäuer zu reduzieren. Weil es ein Klimagas ist und weil dadurch eine gewisse Energiemenge des Futters verschwendet wird. Ein Teil der Kalorien verschwindet als Methan und steht der Kuh nicht mehr zur Verfügung. Man könne die Methanbildung der Mikroorganismen zwar nicht zu 100 Prozent abschalten, aber halbieren, ohne einen nachweislich negativen Einfluss auf die Tiere zu nehmen. Nach Angaben des Tiermediziners Gerhard Breves, der nicht an der Studie beteiligt war, gibt es bereits seit Jahrzehnten Versuche, die Methanbildung bei Wiederkäuern zu hemmen. Das war aus verschiedenen Gründen bisher aber wenig erfolgreich, sagte der Leiter des Physiologisches Instituts an der Tierärztlichen Hochschule Hannover. Das nun vorgestellte Ergebnis der Studie könne er nicht bewerten. Wichtig ist aber immer bei der Zugabe solcher Substanzen, dass ein Weg gefunden wird, den Wasserstoff zu eliminieren, der sich im Vormagensystem von Wiederkäuern ansammelt. Die Methanbildung sei ein biochemischer Weg, der dazu diene, den Wasserstoff zu eliminieren. Sonst könnte sich dieser anreichern – mit negativer Rückkopplung auf die Mikroorganismen. Wissenschaft;Genomweite Assoziationsstudie offenbart eine, wenn auch bescheidene, genetische Komponente für den Zeitpunkt des ersten Geschlechtsverkehrs. Cambridge/Wien – Wann Mädchen und Buben in die Pubertät kommen, wird zum einen von den Genen gesteuert, aber auch von der Umwelt mitbestimmt. Anders ist es nicht erklärbar, dass sich der Beginn der Pubertät stark verschob – von 18 Jahren 1880 auf etwa 12,5 Jahre 1980. Noch stärker von Umweltfaktoren (wie Gruppendruck, Religion oder Onlinepornos) geprägt ist das Alter beim ersten Sex. Zurzeit liegt es im Schnitt bei rund 16 Jahren. Doch bedeutet das umgekehrt, dass es für den Zeitpunkt des ersten Mals gar keine genetischen Faktoren gibt, die mitspielen? Eine Forschergruppe um Ken Ong und John Perry (Uni Cambridge) wollte es genau wissen und ist dieser Frage in einer aufwendigen Studie nachgegangen. Das internationale Team führte eine genomweite Assoziationsstudie unter 125.000 Briten durch und fand 38 Genvarianten, die mit dem Alter beim ersten Sex zu tun haben, wie sie im Fachblatt Nature Genetics schreiben. Damit nicht genug, haben sie die Ergebnisse anhand der Genome von 240.000 Isländern und 20.000 US-Amerikanerinnen bestätigt. Unter dem Strich dürften sowohl das Alter beim ersten Sex wie auch das beim ersten Kind eine – wenn auch bescheidene – genetische Komponente haben. Einige der entdeckten Genvarianten liegen bei Genabschnitten, die mit Risikoverhalten, wechselhafter Stimmung und Hirnentwicklung assoziiert werden. Wissenschaft;Staatspreis Innovation 2016: DER STANDARD stellt in den nächsten Wochen einige nominierte Projekte vor. Wien – Die rasche Verbreitung von Touchdisplays hat die Interaktion mit Computern revolutioniert. Wo es aber unpraktisch ist, den Bildschirm für die Steuerung der abgebildeten Inhalte zu berühren, können berührungslose Gesten eine sinnvolle Alternative sein. Chirurgen können im Operationssaal auf diese Art ihre bildgebenden Systeme bedienen, bei industriellen Steuerungen bewahrt ein Gesten-Interface die Bildschirme davor, verschmutzt zu werden. Mit Bildtelefonie und Telekonferenzsystemen kann intuitiv interagiert werden, und Smartphones können mit dieser Technik im Gegensatz zu Touchdisplays sogar unter Wasser bedient werden – zumindest sofern sie wasserdicht sind. Der steirische Halbleiterhersteller ams AG ist einer der Entwickler von Sensorchips, die eine derartige Eingabe möglich machen. Mit einem Projekt, das Hard- und Software für die Erkennung 13 unterschiedlicher Gesten aus acht Richtungen in einem Bauteil vereint, zählt das Unternehmen zu den Nominierten für den Staatspreis Innovation 2016, der vom Wirtschaftsministerium am 29. März vergeben und von der Förderbank Austria Wirtschaftsservice abgewickelt wird. Bisher waren die meisten optischen Sensoren auf vier Gesten beschränkt. Unsere größte Innovation ist, dass wir den Sensor empfindlicher und genauer gemacht haben, erklärt Mario Manninger, Senior Director Engineering bei der ams AG. Hard- und Software seien darauf ausgerichtet, nicht nur Gesten für rauf, runter, links und rechts, sondern auch diagonale Richtungen, seitliches Annähern sowie das Zufahren und Entfernen auf den Bildschirm – etwa für eine Zoomfunktion, für das Vergrößern und Verkleinern von Inhalten – zu erkennen. Zusätzlich zu den Gesten erkennt der Chip Farb- und Helligkeitsveränderungen in seiner Umgebung. Das beinhaltet viele zusätzliche Anwendungsmöglichkeiten, so der Entwickler. Smartphones und andere tragbare Geräte können ihre Bildschirmhelligkeit exakter anpassen, bei Telefonaten das Display deaktivieren oder sogar Objekte erkennen. Die Chips vereinen sowohl Farb- als auch Näherungssensoren. Die Farbsensoren messen neben den genauen RGB-Inhalten auch Helligkeit und Farbtemperatur. Die Näherungssensoren bestehen aus drei Pixeln, die in verschiedene Richtungen ausgerichtet sind. Eine Infrarotdiode sendet Licht aus, das etwa von der Hand, die die Eingabe durchführt, reflektiert wird. Das zurückkommende Licht wird erkannt und in typischen Anwendungsfällen 250-mal pro Sekunde ausgewertet, erläutert Manninger. Die Entfernung, auf die die Sensoren Gesten erfassen, hänge davon ab, wie der Chip verbaut und wie er von einer Software gesteuert werde, so der Entwickler. Bei großen Monitoren werden die Gesten gewöhnlich weiter weg ausgeführt, bei kleineren näher. Im Normalfall ist die Technik darauf ausgerichet, dass die Gesten etwa zehn bis zwölf Zentimeter vor dem Sensor ausgeführt werden. Relevant für mobile Anwendungen ist die Chipgröße: Das Besondere ist, dass er mit Ausmaßen von vier mal zwei Millimetern und einer Höhe von 1,35 Millimetern sehr klein ist und wenig Energie benötigt, hebt der Entwickler hervor. Das macht den Bauteil, in dem etwa eineinhalb Jahre Entwicklungszeit stecken, gerade auch für Smartphonebauer attraktiv: Verwendet werde der Chip laut Manninger etwa bereits in den High-End-Modellen von Samsung. Nicht-Wissenschaft;3:2-Heimsieg für Minnesota gegen St. Louis – Raffl bezieht mit Philadelphia 1:7-Pleite. St. Paul (Minnesota) – Eishockey-Nationalspieler Thomas Vanek hat beim 3:2-Erfolg von Minnesota Wild gegen die St. Louis Blues neuerlich gepunktet. Der Steirer bereitete am Samstag den entscheidenden dritten Treffer vor. Während Minnesota damit einen gelungenen Saisonstart feierte, verloren Michael Raffl mit Philadelphia sowie Toronto Maple Leafs beim Saisondebüt von Michael Grabner auch ihre zweiten Partien. Vanek, der beim Sieg zum Saisonauftakt getroffen hatte, bereitete Coyles zweiten Treffer mit einem blindgespielten Pass vors Tor vor. Erst später wurde der von Coyles Schlittschuh auf St. Louis-Goalie Jake Allen gelenkte und von dort ins Tor gekullerte Treffer Coyle und nicht Vanek zugeschrieben. Für den 31-jährigen Steirer wäre es sein 300. Treffer in der NHL gewesen. Das ist okay, meinte Vanek nach dem Spiel. Es ist sein Job dorthin (vors Tor) zu gehen. Es war ein Tor, das ist alles, was zählt, meinte Vanek, der wie im ersten Spiel mit 13:38 Minuten relativ wenig Eiszeit bekam. Für Michael Raffl und die Philadelphia Flyers ist dagegen der Fehlstart in die Saison perfekt. Die Flyers kamen in Florida 1:7 unter die Räder. Der tschechische Altmeister Jaromir Jagr (43) erzielte dabei zwei Tore. Der 26-jährige Villacher stand an der Seite von Starcenter Claude Giroux und Flügel Jakub Voracek in der ersten Linie knapp 16 Minuten auf dem Eis, schoss zwei Mal aufs Tor und verteilte drei Checks. Ebenfalls noch ohne Sieg sind die Toronto Maple Leafs. Bei der 4:5-Niederlage nach Penaltyschießen gegen Ottawa feierte Michael Grabner ein unauffälliges Debüt. In der AHL fehlte Thomas Raffl bei der 2:3-Niederlage nach Penaltyschießen von Manitoba Moose bei den Toronto Marlies wegen einer Oberkörperverletzung. Für Manitoba war es die zweite Niederlage im zweiten Saisonspiel. Der Neo-Nordamerika-Legionär war beim Auftakt nach einem spektakulären Open Ice Check verletzt ausgeschieden. (APA, 11.10.2015) NHL-Ergebnisse, Samstag Florida Panthers – Philadelphia Flyers (mit M. Raffl) 7:1Minnesota Wild (mit Vanek) – St. Louis Blues 3:2Toronto Maple Leafs (mit Grabner) – Ottawa Senators 4:5 n.P.Nashville Predators – Edmonton Oilers 2:0Vancouver Canucks – Calgary Flames 2:3 n.V.Buffalo Sabres – Tampa Bay Lightning 1:4Carolina Hurricanes – Detroit Red Wings 3:4New York Rangers – Columbus Blue Jackets 5:2Washington Capitals – New Jersey Devils 5:3Boston Bruins – Montreal Canadiens 2:4Chicago Blackhawks – New York Islanders 4:1Arizona Coyotes – Pittsburgh Penguins 2:1Colorado Avalanche – Dallas Stars 6:3San Jose Sharks – Anaheim Ducks 2:0 Nicht-Wissenschaft;Bürokratie, Steuerlast, Reformstau dämpfen laut Umfrage die Investitionslust österreichischer Manager. Industriechef Kapsch ist besorgt. Wien – Pessimistische Wirtschaftseinschätzungen im Rahmen einer Befragung heimischer Manager nahmen Industriellenpräsident Georg Kapsch und PwC-Partner Aslan Milla am Mittwoch zum Anlass, die Defizite bei den unternehmerischen Standortfaktoren aufs Korn zu nehmen. In der von PwC durchgeführten Umfrage kam zum Vorschein, dass nur 38 Prozent der österreichischen Vorstandschefs – die Rede war von rund 30 Befragten – heuer eine Verbesserung beim Wachstum erwarten. Weltweit waren es 60 Prozent. Österreichische Manager beurteilen auch die Steuerbelastung, Verschuldung und Überregulierung deutlich negativer als ihre internationalen Pendants oder auch deutsche Firmenchefs. Kapsch nannte den Befund vor Journalisten horribel und verlieh seiner Sorge um den Standort Ausdruck. Die Unternehmen zögerten angesichts sich ständig verschlechternder Rahmenbedingungen bei den Investitionen, obwohl Bereitschaft grundsätzlich vorhanden sei. Diskussionen über neue Belastungen wie Vermögenssteuer oder Wertschöpfungsabgabe verschrecken jeden Investor. Um seinen altbekannten Forderungen nach einer Auflösung des Reformstaus Nachdruck zu verleihen, wartete Kapsch mit plakativen Vergleichen auf: Die Pro-Kopf-Verschuldung Österreichs liege über jener Griechenlands, so der Industrieboss, der aber als Chef der Kapsch-Gruppe wahrgenommen werden wollte. Tatsächlich machen die Staatsschulden hierzulande gut 30.000 Euro pro Einwohner aus, während sie in Griechenland knapp unter 29.000 Euro liegen. Allerdings berücksichtigt dieser Vergleich die weit höhere Wirtschaftsleistung Österreichs nicht. Nicht ganz überraschend geißelte Kapsch auch den hohen Verwaltungsanteil. Unter Berufung auf Eurostat-Zahlen bezifferte der Unternehmer die österreichischen Pro-Kopf-Kosten mit 1.270 Euro. Damit sei die österreichische Verwaltung um die Hälfte teurer als im EU-Schnitt, der bei 850 Euro liege. Diese Zahlen seien bereits kaufkraftbereinigt, erklärte Kapsch. PwC-Mann Milla – die Umfrage der Beratungsgruppe wird jährlich beim Weltwirtschaftsforum in Davos präsentiert, heuer wurde erstmals eine Detailuntersuchung für Österreich nachgereicht – sieht insbesondere im Steuerbereich Handlungsbedarf. Die heurige Entlastung ändere nichts daran, dass die Reise seit vielen Jahren in die falsche Richtung gehe, weil keine Entrümpelung des komplexen Systems angegangen werde. Eine umfassende Reform werde es in dieser Legislaturperiode wohl auch nicht mehr geben, so Millas Einschätzung. Selbiges gelte für die Lohnverrechnung, die kaum mehr überschaubar sei. Milla erinnerte auch an die von PwC und Weltbank durchgeführte Studie, der zufolge Österreich international beim Steuersystem nur auf dem 74. Platz liegt. Millas Résumé: Wenn nicht bald etwas passiert, passiert etwas. Wissenschaft;Exoplanet Janssen liegt rund 40 Lichtjahren entfernt – Leben ist dort eher nicht zu erwarten. London – Astronomen ist es erstmals gelungen, unterschiedliche Gase in der Atmosphäre einer Supererde zu identifizieren. Die Gashülle des fernen Exoplaneten Janssen enthält demnach Wasserstoff, Helium und das hochgiftige Cyanwasserstoff, aber kein Wasser. Leben nach unseren Maßstäben wäre damit auf dieser Welt ziemlich ausgeschlossen. Diese Ergebnisse liefern einen ersten Einblick in die Atmosphäre einer Supererde, betont Giovanna Tinetti vom University College London (UCL), Koautorin der im Astrophysical Journal erschienen Studie. Supererden gelten als häufigster Exoplanetentyp in der Milchstraße. Es handelt sich dabei um Objekte, deren Größe und Masse zwischen Erde und Uranus angesiedelt ist. Die jetzt untersuchte Supererde trägt die Katalognummer 55 Cancri e, erhielt aber im Rahmen eines Wettbewerbs der Internationalen Astronomischen Union im Dezember des Vorjahres den Namen Janssen nach dem niederländischen Optiker Zacharias Janssen aus dem 17. Jahrhundert. Janssen ist 2004 gesichtet worden und gilt als die erste entdeckte Supererde um einen Hauptreihenstern. Janssen umkreist neben mindestens vier weiteren Exoplaneten Komponente A eines Doppelsternsystems im Sternbild Krebs in rund 40 Lichtjahren Entfernung. Der Exoplanet hat etwa den doppelten Durchmesser und die achtfache Masse unserer Erde. Allerdings umrundet Janssen seinen Heimatstern so nah, dass ein Jahr dort nur 18 Stunden dauert. Auf der Planetenoberfläche wird es durch die Nähe zum Stern geschätzte 2.000 Grad Celsius heiß. Nicht nur durch die Hitze ist Leben auf dem Planeten nach unseren Maßstäben ausgeschlossen. Mit dem Hubble-Weltraumteleskop gelang es dem Team um Hauptautor Angelos Tsiaras vom UCL jetzt, den chemischen Fingerabdruck der Atmosphärengase des Exoplaneten zu analysieren. Neben Wasserstoff und Helium, die der Planet offensichtlich aus seiner Entstehungszeit behalten hat, fanden die Forscher dabei auch Spuren von Cyanwasserstoff (HCN), die allerdings durch weitere Untersuchungen noch bestätigt werden müssen. Cyanwasserstoff oder Blausäure ist hochgiftig, also ist es vielleicht kein Planet, auf dem ich gerne leben würde, sagte UCL-Wissenschafter Jonathan Tennyson aus dem Team. Janssen ist zwar die erste Supererde, nicht aber der erste Exoplanet, bei dem die Atmosphäre analysiert wurde. Andere Forscher haben bei verschiedenen Gasriesen bereits Atmosphärenbestandteile identifiziert, darunter auch Wasser. Das Hubble-Teleskop hat nach UCL-Angaben bereits die Lufthüllen zweier anderer Supererden ins Visier genommen. Dabei hätten sich jedoch keine chemischen Bestandteile identifizieren lassen. Nicht-Wissenschaft;"Größte Ungerechtigkeit im spanischen Fußball" bleibt bestehen – Eibar darf für 1. Liga planen. Madrid – Ein spanisches Gericht hat den Zwangsabstieg des FC Elche aus der Primera Division bestätigt. Der Nationale Gerichtshof in Madrid lehnte den Antrag des Vereins ab, die Strafversetzung in die 2. Liga durch eine einstweilige Verfügung aufzuheben. Zu einer solchen Entscheidung gebe es keinen Anlass, urteilte das Gericht am Dienstag. Damit darf der SD Eibar, der als Tabellen-18. sportlich abgestiegen war, für die 1. Liga planen. Allerdings kann gegen das Urteil Berufung eingelegt werden. Der FC Elche hatte in der vorigen Saison als Tabellen-13. den Klassenerhalt geschafft, wurde aber zum Abstieg in die 2. Liga verurteilt. Nach einer Entscheidung der Profi-Liga (LFP) hatte der Club es nach der Saison 2013/14 zum zweiten Mal nacheinander versäumt, seine Steuerschulden zu begleichen. Elche ließ den Zwangsabstieg zunächst bei den Sportgerichten anfechten, verlor aber in zwei Instanzen. Daraufhin wandte der Verein sich an die ordentliche Justiz. Klubchef Juan Anguix hatte den Zwangsabstieg als größte Ungerechtigkeit im spanischen Fußball bezeichnet. (APA/red – 21.7. 2015) Nicht-Wissenschaft;Eine EU-Beamtenrunde tagt am Montag zu dem umstrittenen Unkrautvernichtungsmittel – Grünen fordern Nein Österreichs. Wien – Landwirtschaftsminister Rupprechter muss auf EU-Ebene ein klares Nein zur geplanten Neuzulassung von Glyphosat aussprechen, fordert Wolfgang Pirklhuber, Landwirtschaftssprecher der Grünen, anlässlich der drohenden Zulassungsverlängerung des Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat am kommenden Montag. Die Ergebnisse der jüngsten Studien, sagt er dem STANDARD, sprächen klar dagegen. Nach dem EU-Vorsorgeprinzip müssten solche neuen Studien in die Bewertung einfließen. So hat eine Untersuchung der Wiener Universität für Bodenkultur Auswirkungen des Glyphosats auf Regenwürmer ausgemacht. Aktivität und Fortpflanzung der Würmer würden beeinträchtigt. Diese recht neue Erkenntnis ist aber in die Bewertung, auf deren Grundlage jetzt eine Entscheidung zur Wiederzulassung von Glyphosat gefällt werden soll, nicht eingeflossen. Nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters könnte am Montag oder Dienstag für weitere 15 Jahre grünes Licht für den Einsatz von Glyphosat gegeben werden. Dann könnten die 28 EU-Staaten der Empfehlung folgen. Eine Zustimmung des EU-Parlaments ist nicht nötig. Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter (ÖVP), der sich am Freitag in Brüssel befand, ließ dazu ausrichten, dass die Expertenbewertung abgewartet werden müsse und dass dies keine politische Entscheidung sei. Für Österreich wird bei dem Expertengremium ein Vertreter der Agentur für Ernährungssicherheit dabei sein. Zu Glyphosat gab es in den vergangenen Monaten eine kontroversielle wissenschaftliche Diskussion. Zuerst stufte die Internationale Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation das Glyphosat als wahrscheinlich krebserregend beim Menschen ein. Das deutsche Bundesamt für Risikobewertung jedoch erklärte Glyphosat für nicht krebserregend. Auf dieser Grundlage sprach sich die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) für eine Zulassung aus. Damit verletzt die Efsa ihre Vorsorgepflichten, kritisiert Pirklhuber nun. Er hat die Efsa bei der EU-Betrugsbekämpfungsbehörde Olaf angezeigt und fordert eine Neuuntersuchung für Glyphosat sowie eine Behördenprüfung der Efsa. Wissenschaft;Eine Facit ESA-01 wird für ein riskantes Experiment missbraucht. Wir alle haben bereits in der Schule gelernt, dass eine Division durch null entsetzliche Folgen haben kann – zumindest jedenfalls liefert eine solche Rechnung kein sinnvolles mathematisches Ergebnis. Elektronische Systeme spucken, sofern sie sauber programmiert und entsprechende Schutzmaßnahmen ergriffen wurden, Errormeldungen aus. So informiert einen etwa die Taschenrechner-App am Smartphone beim Versuch, durch null zu teilen, über einen ungültigen Vorgang. Der Rechner des Windows-Betriebssystems verkündet da eine Spur genauer: Teilen durch 0 nicht möglich. Was aber geschieht, wenn man einen mechanischen Rechenapparat, der nichts davon weiß, dass man nicht durch null dividieren soll, mit dieser Aufgabe betraut? Auf einem bereits etwas älteren Youtube-Video ist zu sehen, wie jemand dieses riskante Experiment mit einer Facit ESA-01 wagt. Die Facit ist ein schwedischer elektrisch betriebener Kalkulator aus den 1950er Jahren, der mit Zahnrädern arbeitet und addieren, subtrahieren, multiplizieren, dividieren und wurzelziehen kann und einer Schreibmaschine ähnlich sieht. Offensichtlich verliert die Maschine beim Versuch einer Division durch null völlig ihren mechanischen Verstand und versucht in purer Verzweiflung das Unmögliche. Die Bilder liefern aber auch interessante Einblicke in die Funktionsweise solcher Maschinen. Wie der hervorragende Youtube-Kanal Numberphile erklärt, gehen derartige Apparate Divisionen meist als eine Serie von Subtraktionen an, die Zahl der Subtraktionsvorgänge ist dann das Ergebnis: 20 durch 5 entspricht demnach 20 – 5 = 15, 15 – 5 = 10, 10 – 5 = 5, 5 -5 = 0. Auch wenn man nicht genau erkennen kann, was genau in ihrem Inneren vor sich geht, so dürfte die Facit bei der Rechnung 20 : 0 ähnlich vorgehen ... und zwar aller Wahrscheinlichkeit bis in alle Ewigkeit. --> Youtube: Facit ESA-01 Division by 0 --> Youtube – Numberphile: Problems with Zero (red, 6.4.2016) Wissenschaft;Das Zentrum für Soziale Innovation ist beteiligt an EU-Projekt für mehr Verantwortung in der Wissenschaft. Wien - Im Verhältnis von Wissenschaft und Gesellschaft lässt sich eine Doppelbewegung ausmachen: Einerseits rücken durch die Technisierung zunehmend Artefakte der Wissenschaft in die Lebenswelt, andererseits werden Forschung und die daraus resultierenden Anwendungen immer spezialisierter und entziehen sich so zunehmend dem Verständnis der meisten. Angesichts der starken Veränderungen der Lebenswelt durch den wissenschaftlichen Fortschritt hat die Europäische Kommission daher eine Initiative gestartet, die Wissenschaft und Gesellschaft wieder näher zusammenrücken lassen sollen. Federführend dabei ist ein Konzept, das Responsible Research and Innovation (RRI) genannt wird. 26 Institutionen sind europaweit an dem von der EU geförderten RRI Tools-Projekt beteiligt, bei dem es darum geht, sowohl Wissenschaftern als auch politischen Entscheidungsträgern, Wirtschaftstreibenden und der breiten Bevölkerung Tools zur Verfügung zu stellen, die letztlich zu einer nachhaltigen Forschung beitragen sollen. Das Vokabular ist dabei nicht unumstritten: So mutet es etwas technokratisch an, von Werkzeugen zu sprechen, wo es darum geht, neue Praktiken zu entwickeln und einen Sinneswandel und Selbstreflexion herbeizuführen. Auch gebe es Kritik, dass das Konzept irgendwo einmal ausgedacht worden ist, aber ihm noch die Bodenhaftung und die praktische Umsetzung fehlt, sagt die Soziologin Ilse Marschalekvom Zentrum für Soziale Innovation (ZSI), die in Österreich für die Koordination zuständig ist. Gemeinsame Verantwortung Wenn Wissenschafter mit RRI konfrontiert werden, komme es nicht selten vor, dass sie sich zunächst angegriffen fühlen und fragen: Waren wir bis jetzt nicht verantwortungsvoll genug?, berichtetMarschalek, das ist aber natürlich nicht gemeint, sondern es geht darum, dass die Verantwortung von allen gleichermaßen getragen wird - von Wissenschaftern, Policy Makers und der Wirtschaft. Nachdem in den letzten eineinhalb Jahren zahlreiche Gespräche und Workshops mit verschiedenen Akteuren stattfanden, geht es im nächsten Schritt um die Entwicklung von Werkzeugen - mit dem Ziel, RRI durchzusetzen. Wie diese genau aussehen werden, sei noch unklar. Denkbar wären etwa Trainingsmaterialien, Kurzvideos, Poster oder Powerpoint-Präsentationen, mit denen das Konzept von RRI vermittelt werden kann und Handlungsanleitungen gegeben werden können, die eigenen Aktivitäten hinsichtlich RRI zu beurteilen. Letztlich geht es um eine nachhaltige Forschung, um einen Paradigmenwechsel in der Wissenschaft, sagt Marschalek, eine Bewegung hinaus aus dem Elfenbeinturm, hin zu Science with and for society. Dabei sei nicht nur ein Einstellungswandel unter den Forschern erforderlich, sondern es gehe auch darum, die Forschungsförderung zu überdenken, sagt Katharina Handler, die am ZSI ebenfalls am Projekt beteiligt ist. Es müsse reflektiert werden, wie viel Geld wofür ausgegeben wird und welchen Gesellschaftsgruppen das nützlich ist. Mit den neuen technischen Möglichkeiten müssen wir auch einen neuen Ansatz in der Reflexion finden, wie diese Technologien von allen akzeptiert werden können, sagt Marschalek. Warum es gerade jetzt ein gesteigertes Verantwortungsbewusstsein der Wissenschaft brauche, begründet Marschalek mit den veränderten technischen Möglichkeiten: Mit Nanotechnologie bis hin zu Gentechnik verschiebe sich die Grenze, wozu Forschung imstande ist. Wissenschaft und Technik infiltriert unser Leben immer mehr. Ganz selbstverständlich kommen wir jeden Tag mit Hightech in Berührung. Dementsprechend haben die Leute mehr Interesse und mehr Möglichkeiten, sich zu interessieren und sich zu engagieren, sagt Marschalek. Neue Initiative Eine ähnliche Stoßrichtung wie das RRI Tool-Projekt verfolgt die Initiative Responsible Science - Wissenschaft und Gesellschaft im Dialog des Wissenschaftsministeriums. Im Sinne einer nachhaltigen Innovationsorientierung soll damit das Interesse der Gesellschaft an Wissenschaft und Forschung gestärkt werden - mit dem Langzeitziel, die überdurchschnittlich wissenschaftsskeptischen Österreicher näher an die Forschung heranzuführen, um sie so dafür zu begeistern. Nicht-Wissenschaft;Im Juli 2016 löst Clemens Pig den Geschäftsführer Peter Kropsch ab. "Topziele" sind definiert: Qualität, Effizienz, Bewegtbild, "Krone". STANDARD: Nachrichtenplattformen wachsen im Web wie die Schwammerln. Haben Agenturen Chancen in Zukunft? Kropsch: Man muss zwischen kommerziellen und publizistischen Modellen unterscheiden. Agenturen bieten hohe Qualität verlässlich über lange Zeit. Da sehe ich im Moment wenige Alternativen. Beim kommerziellen Modell ist das etwas anderes. Die Marke läuft plötzlich auf einem anderen Kanal. Medienmarken müssen genau aufpassen, in welchem Ausmaß sie sich darauf einlassen müssen. Pig: Eines ist klar: Wir reden nicht pauschal von einer Medienkrise, sondern höchstens von einer Medienfinanzierungsnotwendigkeit. Die Nutzung von Onlineinhalten speziell bei mobilen Zugriffen geht deutlich nach oben. Das ist der gute Befund. Wie in dieser Entflechtung die Kapitalisierung vor sich geht, ist ein offenes Thema, und davon sind Nachrichtenagenturen in weiterer Folge betroffen. STANDARD: Zum Führungswechsel drängt sich der Rückblick auf. Wie bilanzieren Sie die Ära Kropsch? Pig: Ich ziehe keine Bilanz. Die Zukunft interessiert mich mehr. Die dpa ist in engem Austausch mit der APA, ich freue mich darauf, weitere Projekte zu entwickeln. Kropsch: Ich kann ein bisschen unverklausulierter sein. Es gab einschneidende Themen: die gemeinsame Anstrengung, die freien Mitarbeiter in neue Dienstverhältnisse einzubringen. Ich danke Gewerkschaft und Betriebsrat, dass das ohne gröbere Konflikte über die Bühne gegangen ist. Beschäftigt hat uns weiters unsere internationale Ausrichtung. STANDARD: Nicht gelungen ist, die Kronen Zeitung an Bord zu bringen. Die Hoffnung stirbt zuletzt? Kropsch: Die Kronen Zeitung zählt nach wie vor zu unseren Topzielen. Die Anzeichen schauen derzeit so aus, dass es mir vielleicht nicht gelingen wird, aber ich gebe den Stab an den Clemens weiter. Pig: Man muss in jedem Fall ein gutes Angebot liefern und es weiter probieren. Manche Dinge erfordern Beharrungsvermögen. Jedes Medium ist in einer Transformationsphase – wenn wir das richtige Angebot haben und sich ein Zeitfenster seitens der Kronen Zeitung öffnet, bin ich überzeugt, dass es gelingen kann. STANDARD: Manager, die einen neuen Job antreten, nehmen gern Mitarbeiter mit. Ziehen Sie Leute ab? Kropsch: Ich darf sagen, dass die Übersiedlung nach Hamburg mit der ganzen Familie nicht ganz untricky ist. Ob ich jemanden mitnehme – das ist noch so weit weg. STANDARD: Welche Pläne haben Sie mit dem APA-Kiosk? Kropsch: Der Kiosk ist super. Hier laufend zu investieren ist auch Teil der strategischen Vision. STANDARD: Wie weit ist Blendle ein Konkurrent? Kropsch: Wie sich immer wieder zeigt, tut es dem Markt ganz gut, wenn mehrere Player mit einer ähnlichen Idee auftreten. Das Thema Einzelabrufe von Ausgaben ist im Nutzungsverhalten noch nicht durch. Da wird es noch viele Spielarten geben. Medienmarken müssen sich überlegen, ob sie auf jedem Baum sitzen wollen, der frisch aus dem Boden sprießt. Ich bekomme alle Zustände, wenn wir wieder gute Ratschläge hören: Nehmt euch ein Beispiel an der Musikindustrie! Es gibt, glaube ich, keinen Zeitungsartikel, den man hundertmal konsumiert wie eine Musiknummer. STANDARD: Die Zukunft traditioneller Medien wird allgemein gern pessimistisch bewertet. Machen Sie sich Sorgen um Ihre Kunden? Pig: Medien tendieren dazu, sich selbst keine rosige Zukunft zu geben. Der Bedarf nach Leuchtturmfunktionen, nach Orientierung steigt aber, und den decken Nachrichtenagenturen ebenso wie die traditionellen Medienmarken. Das löst natürlich nicht das Dilemma, wie das zu finanzieren ist. Da sind wir gerade dabei, das zu lösen. Ich sehe aber überhaupt keinen Bedeutungsverlust des Journalismus. Ganz im Gegenteil. Kropsch: Wir haben manchmal einen Problemlösungsansatz wie im Italowestern: Wenn ich das Problem erschieße, geht die Sonne auf, und alles funktioniert. Wir müssen vieles probieren und heilige Kühe schlachten. STANDARD: Die wo wären? Kropsch: Medien machen es uns vor. Vor 15 Jahren wäre das Zusammenlegen von Vertrieben undenkbar gewesen, heute wird kooperiert. STANDARD: Wo sehen Sie die größten Herausforderungen in der Nachrichtenproduktion? Kropsch: Beim Bewegtbildmarkt muss sich etwas tun, sonst landet das Geschäft komplett auf Youtube. Wir müssen ein sinnvolles Inventar an österreichischen Inhalten produzieren und reden mit unseren Eigentümern darüber, unser Bewegtbildangebot massiv auszubauen. Dabei geht es nicht um Formate wie im Fernsehen, sondern auch um kurze, schnelle Schnitte zu jeder Breaking News. STANDARD: Mit gleichen Ressourcen womöglich. Wie geht sich das aus? Kropsch: Wir stehen leider vor der Realität, dass die verfügbaren Mittel nicht größer werden. Unsere Eigentümer sind empfindlich, wenn der Basisdienst nächstes Jahr etwas mehr kosten soll. Wir müssen auf die Effizienz schauen. STANDARD: Da scheinen noch einige heilige Kühe auf die Schlachtbank geführt zu werden. Pig: Nach innen hin haben wir schöne Beispiele, wie wir Effizienz steigern. Das ist unsexy, aber es ist zu tun. Gleichzeitig gibt es viele engagierte Mitarbeiter, die das mittragen und mitgehen wollen. Ich habe nicht den Eindruck, dass es an Ideen mangelt. Kropsch: Die Geschichte der APA ist eine permanente Suche nach dem richtigen Zeitpunkt. Wir sind im österreichischen Markt mit recht unterschiedlichen Geschwindigkeiten unterwegs. Wir investieren jedes Jahr rund drei Millionen Euro in Infrastrukturen, neue Technologien. Wir werden über kurz oder lang Programmierer in der Redaktion sitzen haben. Pig: Das Berufsbild der Redaktion verändert sich. Es geht darum, diese Customer-Journeys zu verstehen, am unmittelbaren Bedarf anzusetzen. Das wird das Zukunftsthema sein. Nicht-Wissenschaft;Justizanstalt Wien-Simmering, nicht Belize: "Ich wohne in einer Lodge, wo ich schwer erreichbar bin". Linz – Ein 47-jähriger Oberösterreicher, der als vermisst galt, war nicht – wie von ihm angekündigt – auf Dschungel-Urlaub in Belize in Zentralamerika, sondern im Gefängnis in Wien. Letzteres sollte aber niemand erfahren. Die Tageszeitungen Österreich und Kronen Zeitung fanden es für die Freitagausgaben dennoch heraus. In seinem Umfeld hatte der allein stehende 47-Jährige, der auch ehrenamtlicher Mitarbeiter der NEOS in Oberösterreich ist, verbreitet, er werde im Oktober für drei Wochen nach Belize fliegen, wo der Dschungel und Maya-Ruinen Attraktionen sind. Ich wohne in einer Lodge, wo ich schwer erreichbar bin, ließ er sinngemäß wissen. Seine Bekannten vermissten ihn aber, weil er Anfang November noch nicht zurückgekehrt war. Das Außenministerium stellte Recherchen an und teilte dazu am Donnerstag offiziell mit, es verfüge nun über gesicherte Informationen, dass sich der Mann nicht in Belize aufhalte. Damit befinde er sich nicht mehr im Amtsbereich der für Belize zuständigen Botschaft in Mexiko. Weitere Informationen an die Öffentlichkeit seien wegen der Wahrung der Persönlichkeitsrechte nicht möglich, hielt der Sprecher des Ministeriums Thomas Schnöll fest. Nun wurde doch bekannt, dass der Mann eine geringe Haftstrafe ausgefasst hatte und diese auch antreten musste. Den Urlaub verbringt er in der Justizanstalt Wien-Simmering. Seine Freunde sollen auf die Nachricht, dass der Vermisste lebt, erleichtert, aber zugleich auch überrascht reagiert haben. Wissenschaft;Prähistorisches Schmuckstück aus Western Australia ist eine ausgesprochene Rarität. Sydney - Weil viele nicht weiter als bis zum ersten Satz lesen, ehe sie Pics or it didnt happen posten, schleunigst ein Link zu Beginn: Hier finden Sie ein Foto der im Titel erwähnten Perle (vorerst hat die Bildagentur noch keines geliefert, das wir verwenden dürften). Nun zu den Informationen: Archäologen haben in Australien eine natürliche Perle untersucht und ihr Alter auf 2.000 Jahre bestimmt. Die Entdeckung der Perle an sich war für australische Verhältnisse schon eine ausgesprochene Rarität: Natürliche Perlen sind sehr selten, berichtet die Archäologin Kat Szabo von der Universität Wollongong. Es sei damit zum ersten Mal überhaupt eine solche Perle in einer prähistorischen Fundstätte entdeckt worden. Die rosaschimmernde, fast kugelrunde Perle sei 2011 bei Grabungen in einer archäologischen Stätte der Aborigines an der Nordküste des Bundesstaats Western Australia gefunden worden, sagte die auf Muscheln spezialisierte Forscherin. Das Schmuckstück lag in einer prähistorischen Abfallgrube, in die die australischen Ureinwohner für Regenzeremonien genutzte Austernschalen geworfen hatten. Mit Hilfe der Perle konnten die Forscher nun nachweisen, dass diese Rituale älter sind als bisher angenommen. Das Alter der Perle und ihre natürlich runde Form, der mit keiner nachträglichen Bearbeitung nachgeholfen worden war, wurde mit Hilfe von Röntgenstrahlen und einem Vergleich mit Zuchtperlen bestimmt. Da man nur nicht-invasive Methoden anwenden wollte, konnten die Ergebnisse der Analyse erst so lange nach der Entdeckung präsentiert werden, sagt Szabo. Die Perle soll nun im Meereskundemuseum von Perth ausgestellt werden. Wissenschaft;Das Meer rund um die Antarktis war bis zu den 1990ern – und ist wieder seit 2002 – die größte ozeanische Kohlenstoffsenke unseres Planeten. Was dazwischen geschah, konnten Forscher der ETH Zürich nun aufklären.. Zürich/Wien – Einatmen, Ausatmen, Einatmen, Ausatmen… Wie eine gigantische Lunge absorbiert das Südpolarmeer gewaltige Mengen des Treibhausgases Kohlendioxid, und gibt sie später im Jahreslauf wieder an die Atmosphäre ab. Netto ist die aufgenommene Menge wesentlich größer, als die wieder abgegebene Menge – der südliche Ozean bildet damit die größte marine Kohlenstoffsenke unseres Planeten, ein wichtiger Faktor im Kampf gegen den globalen Klimawandel. Mehreren Studien zufolge begann die Kohlenstoffaufnahme in den 1990er Jahren aber plötzlich zu stagnieren. Das war unerwartet, da man annahm, dass zwischen der Menge von aufgenommenem CO2 und der Menge von atmosphärischem CO2 eine direkte Relation besteht: Je höher die Konzentration von Kohlenstoff in der Luft, desto mehr davon wird auch im Ozean absorbiert. Heute, dreißig Jahre später, konnten die Zusammenhänge in einer kürzlich im Fachblatt Science publizierten Studie geklärt werden. Das Team internationaler Wissenschafter unter der Leitung von Nicolas Gruber von der ETH Zürich analysierte die seit den 1980ern regelmäßig gemessenen Konzentrationen von CO2 im Oberflächenwasser südlich des 35. Breitengrades im südlichen Ozean und berechnete daraus die Übertragungsrate von Kohlendioxid aus der Luft in das Meer. Zum ersten Mal wurden hier auf neuronalen Netzwerken basierende statistische Modelle eingesetzt, um auch schlechter beprobte Regionen berücksichtigen zu können. Die Ergebnisse zeigten deutlich, dass sich die Kohlenstoffsenke im südlichen Ozean seit 2002 langsam wiederbelebte. Bis zum Jahr 2010 war die Kohlenstoffaufnahme wieder auf einem Level, das man anhand der aktuellen atmosphärischen Konzentration erwarten würde, so die Wissenschafter. Peter Landschützer, Erstautor der Studie, führt die Veränderungen auf Variationen in den regionalen Wetterphänomene zurück: Seit Beginn des Jahrtausends haben sich die dominierenden atmosphärischen Luftdruckgebiete zunehmend anders verteilt, der Unterschied zwischen Hoch-und Tiefdruckgebieten führte in Folge zu einer Veränderung der herrschenden Windmuster. Im Gegensatz zu heute wehten die Winde in den 1990ern stärker und hauptsächlich gerade von West nach Ost, was den Wissenschaftern zufolge zu mehr Upwelling, dem Aufsteigen von kaltem Tiefenwasser, führte. Da Tiefenwasser mehr gelösten Kohlenstoff enthält, kam es zu einer abnormal hohen Abgabe desselben an die Atmosphäre. Seit Beginn des Millenniums flauten aber Winde und somit auch das starke Upwelling in den meisten Regionen wieder ab, was zum Erliegen der abnormal hohen CO2 Abgabe führte. Die wichtigste Schlussfolgerung der Wissenschafter: die Kohlenstoffsenke des Südozeans unterliegt offenbar eher Schwankungen der Wetterverhältnisse als einer direkten Relation zu dem in der Atmosphäre gelösten Kohlenstoff. Wie sich die Kohlenstoffsenke Südpolarmeer in Zukunft entwickeln wird, können die Wissenschafter zur Zeit noch nicht vorhersagen. Die heutigen Modelle sind leider noch nicht in der Lage, die beobachteten Variationen im Südozean zu reproduzieren. Umso wichtiger ist es, die Messungen der CO2-Konzentrationen im Oberflächenwasser fortzusetzen., so Gruber. Wissenschaft;Wien – Das Fossil einer vierbeinigen Schlange, das im Juli für eine wissenschaftliche Sensation sorgte (der STANDARD berichtete), hat nun ein rechtliches Nachspiel: Laut Nature ermitteln brasilianische Behörden, ob das Fossil illegal aus dem Land geschaffen worden ist. Der Paläontologe David Martill von der britischen University of Portsmouth hatte den Fossilfund aus dem Nordosten Brasiliens 2012 in einer privaten Sammlung in einem Museum in Solnhofen, Deutschland, entdeckt. Fossilienexporte aus Brasilien sind seit 1942 verboten. LinkNature: Four-legged snake fossil sparks legal investigation (red, 5.8.2015) Wissenschaft;Exotische Fische und Gartenchemikalien tragen zum Massensterben von Fröschen bei. Exeter - Frösche zwischen Seerosen und Goldfischen in einem Gartenteich mögen den Eindruck einer kleinen Naturoase erwecken. Doch wie Forscher der University of Exeter nun herausfanden, stellen die Teiche ein erhebliches Gesundheitsrisiko für Wildfrösche dar. Eine Studie, die nun im Fachblatt PLoS One erschienen ist, zeigt, dass das Ausmaß von Ranavirosis ansteigt, wenn sich exotische Fische im gleichen Biotop befinden. Die Krankheit führt bei Amphibien und Reptilien zu einem regelrechten Massensterben. Die Forscher haben Daten zur Sterblichkeit von Grasfröschen, die mit Ranavirosis in Zusammenhang steht, analysiert, die seit 1992 von Teichbesitzern aus ganz Großbritannien zur Verfügung gestellt worden sind. Wir erleben gerade ein Massensterben von Spezies, besonders Amphibien sind in Gefahr, sagt Mitautorin Amber Griffiths. Die Verschlechterung der Umweltbedingungen und der Klimawandel verschärfen die Situation. Die Studie zeigt aber auch, dass wie einen sofortigen Unterschied machen können, wenn wir die Habitate in unseren Gärten verändern. So warnen die Forscher davor, exotische Fische wie Goldfische in Gartenteichen zu halten: Sie könnten den Virenpegel heben oder Stresshormone produzieren, die die Abwehrkräfte der Wildfrösche vermindern. Auch wird angenommen, dass der Gebrauch von Gartenchemikalien die Ausbreitung der Krankheit erhöht. Damit sich die gefährlichen Viren nicht weiter ausbreiten, sei es zudem wichtig, Fische, Froschlaich oder Teichpflanzen nicht von einem Teich in einen anderen zu bringen. Nicht-Wissenschaft;'Das südamerikanische Land hat 16,5 Milliarden Dollar an Staatsanleihen platziert. Es hätte auch 68 Milliarden von Investoren aufnehmen können. Buenos Aires – Argentinien hat nach 15-jähriger Abstinenz eine unerwartet erfolgreiche Rückkehr an den Kapitalmarkt gefeiert. Der Staat platzierte am Dienstag mehrere Anleihen mit unterschiedlichen Laufzeiten bei Investoren und nahm damit 16,5 Milliarden Dollar (14,5 Milliarden Euro) ein. Die Papiere waren bei den Anlegern derart begehrt, dass Argentinien rein nach der Nachfrage auch 68 Milliarden Dollar hätte einnehmen können. Alle haben sich auf Argentinien gestürzt, sagte ein in New York ansässiger Investor. Allerdings muss der Staat vergleichsweise hohe Zinsen zahlen: Für die richtungsweisende zehnjährige Anleihe bekommen die Investoren 7,5 Prozent an Zinsen. Zum Vergleich: Die Rendite der deutschen Bundesanleihe mit dieser Laufzeit liegt nahe null Prozent. Argentinien war 2001 zahlungsunfähig geworden. Danach hatte sich das Land mit den meisten Geldgebern auf einen Schuldenerlass und einen Umtausch von Anleihen geeinigt. Mehrere Hedgefonds kauften die Bonds, die Argentinien nach US-Recht begeben hatte, damals zu einem Bruchteil des Nennwertes und pochten später auf eine volle Auszahlung. Seit der Wahl von Mauricio Macri zum neuen Präsidenten im November 2015 versucht das Land, mit der Lösung des Konflikts mehr Investoren zu locken. Ein US-Bundesberufungsgericht in New York machte am vergangenen Mittwoch den Weg frei für die Aufhebung von einstweiligen Verfügungen, die Zahlungen an gewisse Gläubiger verhindert hatten. Damit war der Weg für die Rückkehr an den Kapitalmarkt wieder frei. (red; Reuters, 20.4.2016)' Nicht-Wissenschaft;Am Freitag fassten mexikanische Soldaten den Chef des Sinaloa-Kartells. Mexiko-Stadt – Der am Freitag gefasste mexikanische Drogenboss Joaquín El Chapo Guzman hat dem US-Hollywoodstar Sean Penn Medienangaben zufolge während seiner Flucht ein aufsehenerregendes Interview gegeben. Das Magazin Rolling Stone veröffentlichte auf seiner Website in der Nacht zum Sonntag einen langen Erfahrungsbericht des Schauspielers. Zum Beleg, dass sich die beiden Männer wirklich in Guzmans Versteck getroffen haben, veröffentlichte das Magazin ein Foto, das ihn und Penn beim Handschlag zeigt. In dem Gastbeitrag schildert Penn die abenteuerlichen Umstände, unter denen sein Treffen mit El Chapo zustande gekommen sei. Guzman habe Fragen zu seinem Aufstieg vom jugendlichen Orangenverkäufer zum berüchtigten Drogenbaron beantwortet, über sein glückliches Leben nach der Flucht aus dem Gefängnis gesprochen und die Frage verneint, ob er ein gewalttätiger Mensch sei. In unserer Gegend gibt es keine Jobs. Die einzige Möglichkeit, um Geld für Essen zu verdienen, ist der Anbau von Opium, Marihuana, sagt El Chapo in einem Videointerview, das er Penn nach dem Treffen schickte. Ich verteidige mich nur selbst, nicht mehr. Ob ich Streit anfange? Niemals. Der Chef des mächtigen Sinaloa-Kartells war am Freitag in der westmexikanischen Stadt Los Mochis festgenommen worden, ein halbes Jahr nach seiner Flucht aus einem Hochsicherheitsgefängnis. Ihm droht die Auslieferung in die USA, wo mehrere Haftbefehle gegen ihn vorliegen. El Chapo erzählte außerdem, er habe seine Ingenieure zu einer dreimonatigen Fortbildung nach Deutschland geschickt. Der Chef des Sinaloas-Kartells war vor sechs Monaten aus dem mexikanischen Hochsicherheitsgefängnis El Altiplano ausgebrochen. Seine Helfer hatten einen 1,5 Kilometer langen Tunnel mit elektrischem Licht, Luftzufuhr und einem Schienensystem bis in seine Zelle gebaut. Den Kontakt zwischen Penn und El Chapo hatte die mexikanische Schauspielerin Kate de Castillo hergestellt. Sie spielt in der Telenovela La Reina del Sur (Die Königin des Südens) selbst eine Drogenhändlerin und stand mit Guzman wegen eines Filmprojekts über sein Leben in Kontakt. Das Interview fand im Oktober an einen unbekannten Ort in Mexiko statt. Damals waren die Sicherheitskräfte El Chapo schon einmal dicht auf den Fersen. Im sogenannten Goldenen Dreieck zwischen den Teilstaaten Sinaloa, Durango und Chihuahua feuerten Marineinfanteristen von Hubschraubern aus auf sein Versteck in einer Ranch, doch die Leibwächter des Kartellbosses konnten den Angriff zunächst zurückschlagen. Zwar verletzte sich Guzman bei der Flucht, doch die Sicherheitskräfte verloren ihn aus den Augen. Das Treffen von Penn und Guzman könnte die Ermittler erneut auf die Spur des Drogenbosses gebracht haben. Ich habe einen glaubwürdigen Hinweis erhalten, dass die (US-Antidrogenbehörde) DEA von unserer Reise nach Mexiko wusste, schreibt der Schauspieler in seinem Artikel. Bei einer Gala in Beverly Hills hat Penn einem Medienbericht zufolge jeden Kommentar zu seinem Treffen mit dem Drogenboss verweigert. Gefragt danach, habe er lediglich Ich kann nicht gesagt und sei gegangen, berichtete die US-Filmzeitschrift Variety. Wissenschaft;Früheste Spuren systematischen Vogelviehverzehrs entdeckt: Ansammlungen von mindestens 2.300 Jahre alten Hühnerknochen in Israel. Haifa/Wien – Es ist zumindest rein zahlenmäßig das beliebteste Haustier des Menschen: Weltweit wird die Zahl der gehaltenen Haushühner auf rund 20 Milliarden geschätzt. Damit kommen auf einen Menschen knapp drei der eierlegenden Zweibeiner. Noch beliebter sind die Hühner als Schnitzel: Rund 45 Milliarden werden geschlachtet, macht sechs Stück pro Mensch und Jahr. Das Haushuhn hat gegenüber anderen Fleischlieferanten erhebliche Vorteile: Es verbraucht weniger Wasser und ist auch sonst besser für die Klimabilanz. Ab-strakt formuliert, stellen sie eine kompakte, tragbare und pflegeleichte Fleischpackung dar, die auch über Eier verlässlich Protein liefert, wie ein Forscherteam um Lee Perry-Gal von der Universität Haifa im Fachblatt PNAS schreibt. Das Interesse der Wissenschafter galt aber einer anderen Frage: Wo und wann begann man außerhalb von Asien systematisch mit der Zucht von Hühnern zum Fleisch- und Eierkonsum? Aufgrund genetischer Untersuchungen ist offensichtlich, dass unsere Hühnerrassen von einem südostasiatischen Wildhuhn abstammen, dem Bankivahuhn. Nach seiner Domestizierung gelangte das Huhn über seinen natürlichen Verbreitungsraum hinaus: zuerst nach Westasien und in den Nahen Osten, etwa im 9. oder 8. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung nach Europa. Die Forschung vermutet indes, dass in dieser Zeit westliche Hühner vor allem für rituelle oder symbolische Zwecke gehalten wurden. Knochenfunde, die auf eine systematische Hühnerhaltung zum Zwecke des Verzehrs schließen lassen, gibt es aus diesen Zeiten so gut wie gar nicht. Perry-Gal und Kollegen stießen kürzlich in Maresha, einer historischen Stadt im heutigen Israel, auf außergewöhnliche Ansammlungen antiker Hühnerknochen, die vermutlich mehr als 2300 Jahre alt sind. Darunter waren besonders viele Knochen weiblicher Tiere, was vermuten lässt, dass die Hühner unter anderem wegen ihrer Eier gehalten worden waren. Zudem fanden die Forscher Schnittspuren an den Knochen, die auf Schlachtungen hinweisen. Schließlich analysierten die Forscher das historische Vorkommen von Hühnern an mehr als 200 weiteren historischen Stätten in der südlichen Levante und fanden einen sprunghaften Anstieg an Knochen in den letzten drei Jahrhunderten vor unserer Zeitrechnung. Und das wiederum markiere vermutlich den Beginn der modernen Hühnerzucht. Wissenschaft;Germanist Rudolf Simek erstellte einen Katalog wundersamer Wesen aus der mittelalterlichen Literatur. Beim Scrabble wird man nach der Lektüre von Rudolf Simeks Monster im Mittelalter für einige Zeit unschlagbar sein. Man lege einfach Begriffe wie Meermönche oder Hundsköpfige aufs Brett – der österreichische Philologe und Mediävist belegt schwarz auf weiß, dass sie eine lange Tradition haben. Ihre Wurzeln reichen großteils bis zu griechischen Reisenden der Antike zurück, deren Berichte im Lauf der Jahrhunderte stark entstellt wurden. Es war ein lang gehegter Wunsch Simeks, all den sogenannten Wundervölkern oder Fabelrassen ein eigenes Werk zu widmen, welche die Gelehrten des Mittelalters für ganz reale Bewohner ferner Weltregionen hielten. Das können einfach nur Menschen mit anderer Sozialstruktur – zum Beispiel Amazonen – oder auch solche sein, die sich in ihren Essgewohnheiten von Europäern unterscheiden. Vor allem aber sind es Wesen von wunderlicher Gestalt, Mischformen aus Mensch und Tier oder auch Menschen mit bizarren Körpermerkmalen: die sich in ihre riesigen Schlappohren wickeln, die Gedärme außerhalb des Körpers tragen oder keinen Kopf haben, weshalb Augen, Nase und Mund auf dem Brustkorb sitzen. Simeks Lieblingsbeispiel sind die Skiopodes. Ihr Kennzeichen: ein einziger Fuß, auf dem sie wie ein geölter Blitz laufen können, sofern sie sich nicht gerade auf den Rücken legen und den Riesenfuß je nach Wetterlage als Sonnenschutz oder Regenschirm über sich halten. Mittelalterliche Enzyklopädien sprachen auch von monstra, abgeleitet vom lateinischen monstrare für zeigen. Zeigen sollten die Wunderwesen nach damaliger Deutung in erster Linie Gottes schöpferischen Einfallsreichtum. Darüber hinaus wurden sie weitgehend wertneutral betrachtet. Sie galten nicht als Schreckensgestalten wie Monster heute, sondern als alternative Formen menschlichen Lebens. Ein entscheidender Punkt für die Gelehrten der damaligen Zeit war die Frage, ob die Wunderwesen eine Seele hätten oder nicht. Diese vermeintlich akademische Diskussion sollte mit der beginnenden Neuzeit höchst reale wirtschaftspolitische Aspekte erhalten. Nun lasen die Europäer nicht mehr nur alte Reiseberichte, sondern kolonisierten selbst die Welt. Und trafen dabei auf indigene Bevölkerungen, bei denen der Grad an Menschlichkeit, den man ihnen zugestand, bestimmte, wie stark man sie ausbeuten durfte. Simek geht zwar noch darauf ein, wie die Ureinwohner Amerikas systematischer Versklavung entgingen, weil sich Vertreter der Kirche vehement dafür aussprachen, sie als beseelte Kinder Gottes anzusehen. Warum man mit Afrikanern später weniger gnädig verfuhr, wird im Buch aber leider nicht ausgeführt. Generell betrachtet Germanist Simek sein Thema primär aus der motivgeschichtlichen Perspektive und verfolgt die literarische Evolution einer Fabelrasse von einer Quelle zur nächsten. Für Nichtphilologen ist Monster im Mittelalter daher neben dem ausführlichen lexikalischen Teil vor allem wegen der mehr als 150 Illustrationen aus mittelalterlichen Quellen interessant. Es wimmelt im Buch nur so vor höchst erstaunlichen und oft unfassbar komischen Bildern. Was nicht nur den fantastischen Motiven geschuldet ist, sondern auch dem Wissensstand oder dem zeichnerischen Talent des jeweiligen Illustrators. So erwächst den fiktiven Wundervölkern ernstzunehmende Konkurrenz durch Wesen mit realer Grundlage, welche die damaligen Illustratoren aber nur vom Hörensagen kannten. Man wundere sich also nicht, wenn sich eine Seekuh hier als Fisch mit Hörnern oder ein Krokodil als Hase mit Schwimmhäuten präsentiert. Monster im Mittelalter ist eine wahre Augenweide. Wissenschaft;Die FH Gesundheitsberufe legt eine Studie über Mütter mit Behinderungen vor. Linz – Schätzungen der Vereinten Nationen zufolge leben etwa zehn Prozent der Weltbevölkerung mit einer körperlichen, psychosozialen oder intellektuellen Beeinträchtigung. Die Betroffenen sind von vielen Bereichen des Lebens ausgegrenzt, so wird zum Beispiel das Thema Sexualität behinderter Menschen oft tabuisiert. Gesunde Menschen können sich oft nicht vorstellen, dass auch Frauen mit derartigen Beeinträchtigungen in der Lage sind, Verantwortung für ein Kind zu übernehmen. Die betroffenen Frauen machen sogar die Erfahrung, dass von ihnen erwartet wird, keine Kinder zu bekommen. Entscheiden sie sich dennoch für ein Kind, haben sie häufig gegen sehr hartnäckige Vorurteile bezüglich ihrer Eignung als Mutter anzukämpfen. Zu dieser gesellschaftlichen Stigmatisierung gesellen sich noch ganz konkrete praktische Probleme, die von physischen Barrieren beim Zugang zu gynäkologischen Praxen oder geburtshilflichen Abteilungen bis hin zu erschwertem Zugang zu Informationsmaterial reichen. Auch nach der Geburt benötigen viele von ihnen noch besondere Unterstützung bei der Bewältigung der Familienarbeit. Eine kürzlich abgeschlossene Studie der Fachhochschule für Gesundheitsberufe in Oberösterreich hat sich mit genau dieser Problematik auseinandergesetzt und die Situation körper- und sinnesbehinderter Mütter in der Geburtshilfe analysiert. Wir konnten in unserer Studie vor allem zwei große Barrierenbereiche identifizieren, sagt die Studienleiterin Barbara Schildberger zum STANDARD. Der eine betrifft die Ausstattung der geburtshilflichen Abteilungen, der andere die Betreuung von behinderten Frauen in der Geburtshilfe. Die während dreier Jahre laufende Studie, die in Kooperation mit der Fachhochschule Gesundheit Tirol (Bachelor-Studiengang Hebamme) und mit Unterstützung des Österreichischen Hebammengremiums (ÖHG) durchgeführt worden war, gliederte sich in eine quantitative und eine qualitative Erhebung. Erstere wurde mittels eines selbst entwickelten, nichtstandardisierten Fragebogens durchgeführt, der an alle 84 Pflegedirektionen der österreichischen Krankenanstalten verschickt wurde. Darin wurden die baulichen Gegebenheiten zur Sicherstellung eines barrierefreien Zugangs – zum Beispiel rollstuhltaugliche Eingänge – sowie die Implementierung von barrierefreien Leistungs- und Hilfeangeboten erfasst. Die Ergebnisse zeigten, sagt die Hebamme und Soziologin Schildberger, dass zwar die unterschiedlichen Bauvorschriften der Länder flächendeckend umgesetzt worden waren, bei anderen Ausstattungsmerkmalen, die eine chancengleiche Versorgung ermöglichen würden, müsste aber noch etwas nachjustiert werden. So sei etwa nicht in allen geburtshilflichen Abteilungen ein Duschsessel, ein unterfahrbarer Wickeltisch oder einfache Namensbändchen in Brailleschrift vorhanden. Auch ein barrierefreier Zugang zu Informationen – zum Beispiel über vertonte Internetseiten oder über Broschüren in Brailleschrift – sei noch nicht überall gegeben. Insgesamt geht es dabei um Dinge, die den Frauen ein selbstständiges Agieren ermöglichen sollen: Je besser das klappt, desto weniger sind die betroffenen Frauen auf Unterstützung angewiesen, was sich natürlich auch positiv auf ihr Selbstbewusstsein auswirkt. Bei der qualitativen Erhebung ging es darum, das subjektive Erleben der Frauen bei Schwangerschaft, Geburt und im Wochenbett zu erfragen. Dazu wurden zehn leitfadengestützte Interviews mit motorisch, sensorisch oder sprachlich beeinträchtigten Frauen durchgeführt, die über Behindertenverbände kontaktiert worden waren. Bei der Auswertung zeigte sich, dass innerhalb der Pflege noch mehr für den Bedarf behinderter Frauen sensibilisiert werden muss: Uns ist nun klar, dass wir diese Aspekte vermehrt in der Ausbildung von medizinischem und pflegendem Personal behandeln müssen, betont Schildberger. Auch andere Abteilungen sollen für das Thema sensibilisiert werden. Die Ergebnisse der Studie sollen daher auch über praxisorientierte Medien wie die österreichische Hebammenzeitung an die betroffenen Berufsgruppen weitergegeben werden. Viele behinderte Frauen erleben besonders den Zweifel der Gesellschaft, dass auch sie gute Mütter sein können, als schmerzvoll, schildert die Soziologin und betont das wichtigste Ergebnis der Studie: Neben der allgemeinen gesellschaftlichen Akzeptanz wollen und brauchen die Frauen vor allem Rahmenbedingungen, um ihr Kind eigenständig zu versorgen. Nicht-Wissenschaft;Der Chef des Sinaloa-Kartells kann noch eine Reihe von Rechtsmitteln ergreifen. Mexiko-Stadt – Die mexikanische Generalstaatsanwältin Arely Gomez befürwortet eine Auslieferung des Drogenbosses Joaquin El Chapo Guzman an die Vereinigten Staaten. Es gibt Personen, die bereits festgenommen sind, aber nichts mehr zu den Ermittlungen der Generalstaatsanwaltschaft beitragen können, während sie in anderen Ländern noch von Nutzen sein können, sagte Gomez am Montag im Radiosender Formula. Die Vereinigten Staaten haben die Auslieferung des Chefs des Sinaloa-Kartells beantragt. Die US-Behörden werfen ihm unter anderem Mord, Drogenhandel, Bildung einer kriminellen Vereinigung und Geldwäsche vor. Die Welt schaue nun auf Mexikos Umgang mit Guzman, warnte die US-Regierung am Montag. Natürlich haben wir den mexikanischen Behörden unsere Sorge über die Gefahr mitgeteilt, die dieses Individuum darstellt, sagte US-Außenamtssprecher John Kirby. Guzman kann nun Einspruch gegen die Auslieferung erheben. Nach dem juristischen Prozedere liegt das letzte Wort beim mexikanischen Außenministerium. Die Überstellung dürfte mindestens ein Jahr dauern. Wir haben schon Verfahren gehabt, die vier, sechs Jahre gedauert haben, abhängig von den Rechtsmitteln, die die Verteidigung ergreift, sagte der Abteilungsleiter für internationale Verfahren der mexikanischen Generalstaatsanwaltschaft, Jose Manuel Merino. Denkbar wäre auch eine vorübergehende Auslieferung, bei der Guzman an die USA überstellt und dort vor Gericht gebracht wird. Danach müsste er für die noch anhängigen Prozesse wieder nach Mexiko geschickt werden. Dieses Verfahren haben die US-Behörden bisher aber nicht beantragt. Nach seinem spektakulären Ausbruch aus einem Hochsicherheitsgefängnis vor einem halben Jahr war El Chapo am Freitag erneut gefasst worden. Bei dem Einsatz in der Stadt Los Mochis im Westen des Landes kamen fünf mutmaßliche Bandenmitglieder ums Leben, sechs weitere wurden festgenommen. Ein Soldat wurde angeschossen. Der Fernsehsender Televisa zeigte am Montag Videoaufnahmen, die ein Marineinfanterist bei der Operation Schwarzer Schwan mit einer Kopfkamera gemacht hatte. Darauf ist zu sehen, mit welch starker Gegenwehr die Soldaten zu kämpfen hatten. Bei dem Zugriff in einem Haus geraten sie immer wieder unter heftigen Beschuss. Guzman und sein lokaler Statthalter Ivan El Cholo Gastelum konnten zunächst noch durch die Kanalisation fliehen und ein Auto stehlen. Später wurden sie jedoch an einer Ausfallstraße gefasst und in ein Motel gebracht, wo die Sicherheitskräfte auf Verstärkung warteten. Nach der Festnahme veröffentlichte die Zeitschrift Rolling Stone ein Interview, das Sean Penn und Kate de Castillo im Oktober vergangenen Jahres mit El Chapo geführt hatten. Die Kommunikation zwischen den Schauspielern und den Anwälten von Guzman half nach Angaben der Ermittler bei der Ortung des Drogenbosses. Wegen ihres Kontakts zu El Chapo wird jetzt aber auch gegen Penn und De Castillo ermittelt. Wir müssen sehen, welche Absprachen bei den Treffen gemacht wurden, sagte Generalstaatsanwältin Gomez. Das kann ein kleines Vergehen wie Begünstigung oder auch etwas Schwerwiegendes sein. Wissenschaft;Exotische Fleischwaren können Krankheitserreger enthalten. Österreichische Wissenschafter haben die Risiken erfasst und staunten über Einfuhrmengen. Wien – Man schlendert über einen Markt, irgendwo fern der Heimat, und wird von Eindrücken fast überwältigt. Düfte, Farben – ein Fest für die Sinne. Wer probiert, kommt meist schnell auf den Geschmack. Wurst, wunderbar gewürzt mit Kreuzkümmel und Koriander, oder pikanter Schafskäse. Die Aromen tanzen Polka auf der Zunge. Eine großzügige Portion ist schnell gekauft und eingepackt. Für zu Hause, zum Nachgenießen. Die Begeisterung kann allerdings unangenehme Folgen haben. Kulinarische Souvenirs aus EU-Mitgliedsstaaten gelten als unproblematisch, doch die unkontrollierte Einfuhr von Tierprodukten aus anderen Ländern, auch wenn sie nur für den persönlichen Verzehr gedacht sind, ist illegal. Die Gesetzgeber fürchten das Einschleppen von potenziell gefährlichen Krankheitserregern, und diese Angst hat ihre Begründung. Die benachbarte Türkei zum Beispiel ist nur einer von vielen auf der Liste der Risikostaaten. Es gibt dort immer wieder Ausbrüche von Maul- und Klauenseuche, sagt Dagmar Schoder von der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Die hochansteckende Viruserkrankung kann ganze Viehbestände befallen und gewaltige wirtschaftliche Schäden verursachen. Abgesehen davon entspricht auch die Lebensmittelhygiene vielerorts nicht den EU-Standards, wie Dagmar Schoder betont. Den Befürchtungen zum Trotz: Wie groß die Risiken tatsächlich sind, war bisher unbekannt. Konkrete Zahlen über die Keimbelastung mitgebrachter Leckereien gab es nicht. Das von der EU finanzierte Projekt Promise sollte hier Abhilfe schaffen. Zusammen mit Wiener Kolleginnen und einer Expertin der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages) hat Dagmar Schoder insgesamt 600 illegal importierte Lebensmittel tierischen Ursprungs auf deren Kontamination mit diversen Bakterienstämmen hin untersucht. Die Proben stammten aus Waren, die vom Zoll auf dem Flughafen Schwechat bei Passagieren gefunden und konfisziert wurden. Es ist die erste Studie dieser Art in Europa. Die vor kurzem im Fachblatt International Journal of Food Microbiology (Band 209, S. 3) veröffentlichten Ergebnisse zeigen ein vielschichtiges Bild. Erstaunlich ist zunächst, welche Mengen exotischer Delikatessen manche Personen nach Österreich mitnehmen. Ein Reisender aus Ägypten hatte nicht weniger als zehn Kilo rohes Fleisch und Leber im Gepäck, ein anderer aus der Türkei sogar 15 Kilo Wurst. Dagegen muten die anderthalb Kilo getrocknetes Wildfleisch im Besitz eines aus der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba eingeflogenen Passagiers geradezu bescheiden an. Die Amateurschmuggler sind oft Menschen mit kulturellen Wurzeln in den Reiseländern. In ihrer neuen mitteleuropäischen Heimat können sie bestimmte traditionelle Speisen nicht auftreiben und vermissen sie. Was für uns das Wiener Schnitzel, ist für den Afrikaner geräuchertes Stachelschwein, sagt Dagmar Schoder. Verständlich, aber eben nicht gesetzeskonform. Schoder und ihr Team analysierten die gesammelten Proben sowohl anhand klassischer mikrobiologischer Methoden als auch molekulargenetisch. Man suchte gezielt nach fünf verschiedenen Bakterientypen: Listeria monocytogenes, Staphylococcus aureus, Escherichia coli sowie Vertreter der Gattung Campylobacter und Salmonella. S. aureus und E. coli gelten nicht grundsätzlich als Krankheitserreger, sagt Schoder. Stattdessen dienen sie Fachleuten vor allem als Hygieneindikatoren. Wenn diese Keime in erhöhten Mengen auftreten, ist es mit der Sauberkeit in der Küche nicht gut bestellt gewesen. Salmonella und Co sind jedoch echte Pathogene. Sie verursachen hauptsächlich Magen-Darm-Infekte. Dasselbe gilt für E.-coli-Stämme. Von den insgesamt 315 untersuchten Milchprodukten enthielten neun, 2,9 Prozent also, krankheitserregende Bakterien. Für E. coli und S. aureus lagen die Konzentrationen in 86,7, beziehungsweise 95,9 Prozent der Proben unterhalb der EU-Grenzwerte. Besonders stark kontaminiert war ein türkischer Mozzarella. Der in Istanbul produzierte Käse enthielt nicht nur Salmonellen, sondern auch große Mengen Staphylokokken und Kolibakterien. Für Fleisch und Wurst konnten etwas mehr Belastungen aufgezeigt werden. Pathogene Keime ließen sich in 19 (7,3 Prozent) von insgesamt 262 Proben nachweisen. Mehr als die Hälfte davon, 4,2 Prozent, war mit Listerien behaftet. Interessanterweise liegt diese Zahl sogar unter der für österreichische Fleischerzeugnisse ermittelten Häufigkeit von 5,4 Prozent. Das Risiko, durch Verzehr solcher Speisen die Infektionskrankheit zu bekommen, ist bei exotischer Ware offenbar nicht größer. In Bezug auf die Hygieneindikatoren jedoch sind die Werte mitunter deutlich erhöht, erklärt Dagmar Schoder. Eine zusätzliche Gefahr könnte von Bakterienstämmen ausgehen, die bisher nicht in Europa vorkommen, meint die Expertin. 2013 zum Beispiel kam es in Spanien zu einem Ausbruch einer Listeriose. Die verantwortlichen Erreger wurden als Listeria monocytogenes der genetischen Variante ST87 identifiziert. Sie ist auch aus China bekannt. Die österreichischen Forscher stießen bei ihrer Suche ebenfalls auf L. monocytogenes – in zwei illegal mitgebrachten chinesischen Geflügelprodukten. Man weiß viel zu wenig über diese Warenbewegungen, sagt Schoder. Vor allem Buschfleisch von tropischen Wildtieren sei äußerst riskant. Sie können diverse Krankheitserreger in sich tragen, darunter vielleicht auch das Ebola-Virus. Es sollten laufend stichprobenartige Kontrollen durchgeführt werden. Aber: Eine hundertprozentige Sicherheit werde es nie geben. Wissenschaft;Noch ist unklar, ob es sich dabei tatsächlich um Kommunikation mit Artgenossen handelt. Wien/Berlin/Kopenhagen – Es ist seit langem bekannt, dass Giraffen Töne produzieren können. Allerdings ist nach wie vor unklar, ob sie diese auch zur Kommunikation verwenden. Aufgezeichnet wurden bisher vor allem Schnaub- und Grunzgeräusche. Forscher der Universität Wien und des Berliner Tierparks berichten nun im Fachjournal BioMedCentral, dass die Tiere in der Nacht summen – warum genau, konnten sie noch nicht klären. Für ihre Untersuchung zur möglichen Kommunikation zwischen den Giraffen sammelten die Wissenschafter rund 1.000 Stunden Audiomaterial von in den Zoos von Wien, Berlin und Kopenhagen. Zur ihrer Überraschung begannen die Tiere in der Nacht mit einem harmonischen, kontinuierlichen, frequenzmodulierten Summen – in Kopenhagen rund zwei Stunden vor Sonnenaufgang, in den anderen beiden Zoos vor allem in der Mitte der Nacht. Da die Wissenschafter nur über Audioaufnahmen verfügen, konnten sie jedoch nicht nachweisen ob bzw. in welchem Zusammenhang die Töne der Kommunikation mit Artgenossen dienen. In allen drei Zoos wurden die Tiere während der Untersuchung in der Nacht vergleichbar gehalten: In Kopenhagen wurde eine schwangere Giraffenkuh von der Herde getrennt, in Wien ein Giraffenbulle vom Rest der Tiere. In Berlin wiederum verbrachte jede Giraffe die Nacht in einem eigenen Stall, nur Kälber wurden zusammen mit der Mutter gehalten. Die Forscher vermuten daher, dass das Summen im Dunkeln zur Kontaktaufnahme dienen könnte, etwa um die restlichen Herdenmitglieder zu rufen. Zur weiteren Erforschung des rätselhaften Summens schlägt das Team um Angela Stöger-Horwath und Anton Baotic von der Universität Wien ein automatisches akustisches Monitoring-System vor, das mit Videoaufnahmen gekoppelt ist. So könnte einerseits das Verhalten der Tiere nach dem Summen analysiert und andererseits das rufende Tier eindeutig identifiziert werden. Nicht-Wissenschaft;Foxes gewinnen bei Manchester City 3:1 und liegen nun fünf Punkte vor dem neuen ersten Verfolger Tottenham an der Tabellenspitze – Goalgetter Vardy verlängert. Manchester – Tabellenführer Leicester City ist dem Titel in der englischen Premier League einen großen Schritt näher gekommen. Im Spitzenspiel der 25. Runde gewannen die Foxes am Samstag bei Verfolger Manchester City durch zwei Tore von Robert Huth (3. und 60.) und einen Treffer von Riyahd Mahrez (48.) mit 3:1 (1:0) und bauten den Vorsprung auf die Citizens auf sechs Punkte aus. Sergio Aguero gelang die späte Ergebniskosmetik (87.). Christian Fuchs spielte durch und steuerte einen Assist bei. Erster Verfolger der Foxes ist nun Tottenham Hotspur, das mit Kevin Wimmer gegen Watford 1:0 gewann. Das Überraschungsteam Leicester legte im mit Spannung erwarteten Duell einen Traumstart hin. Nach einem Mahrez-Freistoß stocherte Huth den Ball, der unhaltbar abgefälscht wurde, im Fünfmeterraum über die Linie. Keine Abwehrchance hatte ManCity-Keeper Joe Hart auch nach der Pause, als Mahrez einen Konter mustergültig abschloss. Für den 24-jährigen Algerier war es bereits der 14. Saisontreffer. Bei seinem zweiten Treffer war Huth nach einem Eckball erfolgreich. Die Flanke kam von Christian Fuchs. ManCity hatte aber auch Pech, dass bei einem Foul von Fuchs an der Strafraumgrenze in der ersten Hälfte nicht Elfmeter, sondern nur Freistoß gepfiffen wurde. Unglaublich. Heute hat alles funktioniert, sagte Fuchs im Interview mit dem klubeigenen Videokanal. Wir haben ein richtig gutes Spiel gezeigt. Speziell nach dem zweiten und dritten Tor, da hatten wir viel Ballbesitz, sagte der 29-Jährige. Der Spirit ist fantastisch, der beste, an den ich mich in meiner Karriere erinnern kann, auch als Spieler. Sie helfen sich gegenseitig auf dem Platz, jeder kämpft für den anderen, lobte Trainer Claudio Ranieri. Über die Titel-Perspektive äußerte er sich nicht konkret. Es ist eine verrückte Liga. Wir werden kämpfen, aber ohne Druck. Nun fahren wir zu Arsenal, und ich hoffe, wir konzentrieren uns genauso wie in den jüngsten zwei Spielen und können unseren Traum fortsetzen. Der Erfolgsmeldungen noch nicht genug, verlängerte Goalgetter Jamie Vardy seinen Vertrag bei Leicester vorzeitig bis zum 30. Juni 2019. Der englische Teamstürmer kam 2012 für rund 1,25 Mio. Euro von Fleetwood Town und führt mit 18 Saisontreffern die Torschützenliste an. Fünf Punkte liegt sein Team nun vor Tottenham, ManCity liegt sechs Zähler zurück. An der White Hart Lane hatte Wimmer, der durchspielte, beim Duell der österreichischen Innenverteidiger mit Sebastian Prödl das bessere Ende für sich. Den entscheidenden Treffer zugunsten der klar dominierenden Hausherren erzielte Kieran Trippier in der 64. Minute. Nach sieben Siegen in den jüngsten neun Spielen träumen auch die Spurs, die 1961 ihren bisher letzten Meistertitel geholt haben und seit 1963 zu Saisonende nie besser als Dritter waren. Nichts zu holen gab es erneut für Marko Arnautovic und Stoke City. Die Potters kassierten gegen Everton eine 0:3-Heimniederlage, Arnautovic wurde in der 76. Minute ausgewechselt. Ohne den erkrankten Trainer Jürgen Klopp kam der FC Liverpool gegen den FC Sunderland nicht über ein 2:2 hinaus. Viele Liverpool-Fans verließen in der 77. Minute aus Protest gegen eine Eintrittspreis-Erhöhung zur neuen Saison von 59 auf 77 Pfund (100 Euro) die Anfield Road vorzeitig. Danach kamen die Gäste richtig in Fahrt. Adam Johnson (82.) und Jermain Defoe (89.) egalisierten die Partie. Roberto Firmino (59.) und Adam Lallana (70.) hatten die Reds in Führung gebracht. Klopp war wegen einer Blinddarmentzündung nicht vor Ort, er musste operiert werden. Liverpool rutschte nach dem erneuten Punkteverlust hinter die punktegleichen Toffees auf Platz neun zurück. Im Abstiegskampf feierten Newcastle United und Aston Villa wichtige Siege. Newcastle bezwang West Bromwich Albion 1:0 (1:0), Schlusslicht Aston Villa gelang beim 2:0 (1:0) gegen Norwich City der dritte Saisonerfolg. Noch fehlen aber acht Punkte auf einen Nichtabstiegsplatz. Swansea City und Crystal Palace trennten sich 1:1 (1:0). Nicht-Wissenschaft;Bei der Staatskrise geht es nicht nur um einen Machtkampf, sondern auch um Einflusssphären der EU, der USA und Russlands. Zurzeit werfen die Leute in Skopje nicht mit Farbbeuteln, sondern schenken einander nur bunte Eier. Der Machtkampf in Mazedonien ist aber noch lange nicht zu Ende. Jetzt ist aber erst einmal Osterpause für die Orthodoxen. Mazedonien ist nicht nur innenpolitisch, sondern auch geopolitisch in einem Schwebezustand. Seit 2005 wird die Integration in die EU und Nato durch das griechische Veto wegen des Namensstreits verhindert, und seither oszilliert das Land zwischen westlichen und östlichen Interessen. Das merkt man auch in der aktuellen Staatskrise. Russland unterstützt das Anliegen der nationalkonservativen Regierungspartei VMRO-DPMNE, am 5. Juni Wahlen abzuhalten. Die EU und die USA wollen die Wahlen nun eher verschieben. Das wird wohl auch passieren, denn die sozialdemokratische Opposition kann innerhalb der Wahlkommission verhindern, dass die Wahllisten unterschrieben werden. Die USA unterstützen traditionell in der Region die Albaner – in Mazedonien etwa ein Viertel der Bevölkerung. Die größte albanische Partei DUI ist deshalb so etwas wie der Partner des Westens in der Regierung. Seit Präsident Gjorge Ivanov aber eine Amnestie für korruptionsverdächtige Politiker erlassen hat, ist die DUI zum entscheidenden Faktor geworden. Der Westen will, dass sie die Allianz mit der VMRO aufgibt. In Mazedonien geht es nicht nur um einen Wahltermin oder um die Zukunft von Parteien, sondern auch um Einflusssphären. Die USA locken mit einer Nato-Mitgliedschaft. Russland verdächtigt angesichts dessen hingegen den Westen, ein Ukraine-Szenario heraufzubeschwören. Fakt ist, dass die USA an der Seite der EU seit einem Jahr an den Vermittlungen mit den vier Parteichefs beteiligt sind. Als sich die Krise vor einem Jahr zuspitzte, meldete sich auch das russische Außenministerium zu Wort. Und als im April die Proteste – die sogenannte bunte Revolution – begannen, warnte Moskau: Die Verwendung des Ukrainischen Szenarios und Versuche, illegale Taten und einen Staatsstreich von außen zu befeuern, könnte zu schweren Erschütterungen in Mazedonien und einer Destabilisierung am Balkan führen. Das russische Außenamt kritisierte die Opposition, die zu einem Werkzeug geworden sei, einen internen Konflikt anzuzetteln, um die Wahlen am 5. Juni zu stören. Weiters forderte die russische Regierung die westlichen Partner auf, zu der Vereinbarung bezüglich der Wahlen zu stehen. Der russische Botschafter in Mazedonien, Oleg Schtscherbak warnte kürzlich in einem Interview mit Nova Makedonija davor, dass sich die EU und die USA über bestimmte Regeln hinaus engagierten. Alle Versuche, von außen Druck auszuüben – auch durch offene Manipulation der Zivilbewegung – kann zu desaströsen und unvorhersehbaren Konsequenzen führen, so Schtscherbak, der in dem Zusammenhang auch die Ukraine nannte. Es gebe zudem Beispiele, wo eine Amnestie Positives bewirkt habe, verteidigte er Ivanov. So etwa 1994 in Russland, als alle pardoniert waren, die wegen des Coups 1991 angeklagt waren. Russland reagiert schnell. Als die OSZE nun Unterstützung für die Zivilgesellschaft signalisierte, die auf die Straße geht, protestierten russische Vertreter sogar beim Generalsekretär. Die russischen Narrative von der Manipulation von außen ähneln stark der Rhetorik des Präsidenten selbst. In seiner Rede an die Bürger anlässlich der Amnestie, schrieb Ivanov, dass die Krise von jemandem anderen geschaffen wurde. Was in Mazedonien passiert ist, ist nicht unser Spiel. Es ist das Spiel von wem anderen, so der Staatsschef. Er mutmaßte, dass jemand Politiker in kriminelle Verfahren involvieren wolle. Er gehe aber davon aus, dass diese nicht schuldig seien, und er könne nicht erlauben, dass die Politiker erpresst würden. Ivanov hatte bereits im Jänner bei einer Rede die Einmischung von ausländischen Botschaften kritisiert, die zuerst die Krise geschaffen hätten und sich dann als Lösung präsentierten, indem sie eine illegale Staatsanwaltschaft schafften. Offensichtlich war ihm also schon seit langem die Intervention des Westens ein Dorn im Auge. Er meinte sogar, dass die von EU-Kommissar Johannes Hahn vermittelte Przino-Vereinbarung die Spannungen bloß erhöht habe. Weitere Schachzüge sind zu erwarten. So kann es durchaus sein, dass die Schaffung der Sonderstaatsanwaltschaft, die von der EU unterstützt wird, verfassungsrechtlich angefochten wird. Wissenschaft;Besitzerin bot vermeintlichen Fernschreiber um 12,50 Euro an. San Jose – Mitarbeiter eines britischen Museums haben auf Ebay eine Chiffriermaschine der deutschen Wehrmacht entdeckt, wie sie auch Adolf Hitler für Geheimbotschaften an seine Generäle nutzte. Eine Frau aus Essex bot den Fernschreiber, der ursprünglich über einen Verschlüsselungszusatz verfügte, um umgerechnet 12,50 Euro an, berichtete die BBC. Die Mitarbeiter des National Museum of Computing fanden die Maschine in einem Schuppen voller Müll vor. Ihre Seriennummer bestätigte, dass es sich um die Basis einer sogenannte Lorenz-Rotor-Chiffriermaschine handelt. Allerdings fehlt der Aufbau zur Verschlüsselung, die Fachleute haben daher die Öffentlichkeit um Hilfe bei der Suche gebeten. Die Lorenz-Chiffriermaschinen verfügten über zwölf Rotoren, die als drehbare Walzen angeordnet waren und ihre Stellung zueinander während der Verschlüsselung änderten. Durch die Drehung wurde für jeden Buchstaben eines Textes eine unterschiedliche Ersetzung erzeugt. Die Lorenz-Maschine ähnelt der berühmteren Enigma-Verschlüsselungsmaschine, ist jedoch deutlich größer und ließ sich deshalb nicht so leicht transportieren. Nach Angaben des Vorsitzenden des Museumsstiftungsrats, Andy Clark, wurde sie nur für strategische Botschaften höherer Wehrmachtsstellen eingesetzt. Wissenschaft;Rainhard Findling entwickelt benutzergerechte Sicherheitssysteme für Smartphones. Das ideale Passwort ist inzwischen bekannt: Lang, schwer zu erraten und gespickt mit Zahlen und Sonderzeichen sollte es sein. Aber grau ist alle Theorie. Auch 2014 stand auf der von der US-Sicherheitsoftwarefirma SplashData jährlich veröffentlichten Liste der am häufigsten verwendeten Passwörter ganz oben: 123456. Bequemlichkeit schlägt Vernunft. In der Regel geht bei vielen Technologien, die wir heute verwenden, häufig die Benutzerfreundlichkeit mit Einbußen im Bereich der Sicherheit einher. Es ist eine der großen Herausforderungen für die Zukunft, diesen Zwiespalt – soweit es möglich ist – zu überbrücken, sagt Rainhard Findling (27) vom Josef-Ressel-Zentrum für benutzerfreundliche mobile Sicherheit an der FH Oberösterreich. Der Informatiker entwickelt am Standort Hagenberg Verschlüsselungssysteme, die alltägliche Begleiter wie Smartphones effektiv schützen sollen und dabei gleichzeitig auch noch einfach zu bedienen sind. Um ein System ausreichend abzusichern, müsse man viel Aufwand betreiben. Aber ist das nicht unvereinbar mit der kinderleichten komfortablen Bedienung, die gerade mobile Geräte versprechen? Findling: Viele Menschen sind sich immer noch nicht bewusst, dass sie mit einem Smartphone einen vollwertigen Computer in der Hand halten. So ein Gerät decke konzeptionell die ganze Palette eines Computers ab und könne mit seinen Sensoren sogar noch mehr: Es hat GPS, nimmt Beschleunigung wahr und ist in der Lage, zwischen hell und dunkel zu unterscheiden. Diese Grundvoraussetzungen können wir nutzen, um effektive Sicherungssysteme zu entwickeln, die gleichzeitig benutzerfreundlich sind. Mit dieser Thematik beschäftigte sich Findling, der am Institut für Netzwerke und Sicherheit an der Universität Linz promoviert, schon in seiner Masterarbeit. Hier nahm er sich mit der Gesichtserkennung einer bereits existierenden Technologie an, von der behauptet wird, dass sie mehr Komfort und Sicherheit biete. Das ist jedoch nicht unbedingt der Fall: Ein Smartphone lässt sich leicht mit einem Porträtfoto seines Besitzers austricksen, das man in sozialen Netzwerken schnell bekommen kann. Um dieses Problem zu beheben, entwickelte Findling eine Authentifizierung, die das Gesicht nicht nur frontal einliest, sondern in einem Halbkreisschwenk die Vorderseite des Kopfes dreidimensional vermisst und dabei auch Höhenunterschiede – etwa zwischen Nase und Augen – erkennt. Dafür wurde der Ansfeldener heuer mit dem Förderpreis FH der Österreichischen Computer Gesellschaft ausgezeichnet. Die Liebe zur Technik wurde dem Sohn eines Hydraulikingenieurs schon in die Wiege gelegt. Zusammen mit seinem Bruder ist er aber der erste Informatiker in der Familie. Auch deshalb benutze inzwischen die halbe Verwandtschaft Linux, berichtet Findling schmunzelnd. In die Nerdschublade will sich der bekennende Computerfreak aber nicht stecken lassen: Von uns Informatikern meint man immer, dass wir die Sonne nur durch das Fenster sehen. Ich suche aber immer wieder den Ausgleich zu den Bits und Bytes beim Sport und in der Natur – und das mache ich dann sehr gern ganz ohne Technik. Auch ein Computerwissenschafter muss schließlich einmal herunterfahren. Nicht-Wissenschaft;Für Phil Spencer macht Zusehen und Kommentieren den Charme von Videospielen aus. Während Sony mit Project Morpheus an einer Virtual Reality-Erweiterung für die Playstation 4 bastelt, hat Microsoft noch kein eigenes Produkt angekündigt. Partnerschaften mit Oculus und Valve zeigen allerdings, dass auch der Xbox-Hersteller das neue Nutzungserlebnis ernst nimmt. Xbox-Chef Phil Spencer hofft dennoch nicht, dass sich VR-Headsets durchsetzen. Ich liebe es, mit meinen Kindern im Wohnzimmer Videospiele zu spielen, so Spencer gegenüber Gamespot, ich liebe es auch, wenn Menschen zusammenkommen und sich ansehen, was im Spiel passiert – und darüber lachen. Genau das macht Gaming aus. Spencer denkt, dass Virtual Reality nur für bestimmte Arten von Videospielen geeignet seien. Nintendos Super Mario-Reihe lebe laut Spencer etwa durchaus davon, dass man gemeinsam nach Sternen suche und das Spiel mit anderen erlebe. Das könne Virtual Reality, auch wenn diese durch soziale Netzwerke vernetzt sei, nicht ersetzen. Ich glaube nicht, dass Virtual Reality der einzige Weg sein sollte, um Videospiele zu erleben, so Spencer. Gamer können Spencers Theorien spätestens 2016 selbst überprüfen: Dann soll Sonys Project Morpheus auf den Markt kommen. Auch das Oculus Rift dürfte in den nächsten Monaten fertig werden. Microsoft hat mit der HoloLens allerdings eine Augmented Reality-Brille gebaut, in der sich ebenfalls Spiele entwickeln lassen. Auch das sei laut Spencer eine komplexe Angelegenheit. Nicht-Wissenschaft;Slowenien und Kroatien einig über Weiterbetrieb bis 2043 – Grüne warnen vor "atomarer Hochrisikostrategie". Wien – Slowenien und Kroatien haben sich auf eine Laufzeitverlängerung des gemeinsam betriebenen Atomkraftwerks Krsko geeinigt. Eigentlich sollte der Reaktor im Jahr 2023 stillgelegt werden – nun soll er bis 2043 Strom liefern. Aus Österreich und auch aus Brüssel gab es daran am Dienstag Kritik. Das Atomkraftwerk sei sicher und wirtschaftlich, sagte der slowenische Infrastrukturminister Peter Gaspersic laut einem Bericht des slowenischen Rundfunks nach einem Treffen mit seinem kroatischen Kollegen Ivan Vrdoljak in Krsko am Montagabend. Das Atomkraftwerk, 1983 erbaut, war das einzige im ehemaligen Jugoslawien. Es liegt rund 100 Kilometer östlich der slowenischen Hauptstadt Ljubljana und rund 50 Kilometer entfernt von der kroatischen Hauptstadt Zagreb am Fluss Save. Seit der Inbetriebnahme gab es zahlreiche Zwischenfälle. 2008 hatte die EU-Kommission wegen eines Lecks im Kühlsystem eine europaweite Warnung ausgegeben. Greenpeace hatte 2012 gefordert, das AKW wegen seines hohen Alters und der Erdbebengefahr am Standort zu schließen. Grüne Politiker aus Österreich und Deutschland übten Kritik an der Verlängerung der Laufzeit für Krsko. Das Atomkraftwerk ist alt und liegt auf einer Erdbebenlinie, die Stilllegung 2023 wäre ein sehr wichtiger Schritt gewesen. Jetzt läuft ein hochriskantes Atomkraftwerk weitere 20 Jahre, sagte der Nationalratsabgeordnete Matthias Köchl laut Aussendung. Die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Europaparlament, Rebecca Harms, bezeichnete die Laufzeitverlängerung als Irrsinn. Die atomare Hochrisikostrategie muss gestoppt werden, schrieb sie auf Twitter. Auch der Kärntner FPÖ-Politiker Christian Ragger nahm die Laufzeitverlängerung unter Beschuss. Slowenien und Kroatien zeigen damit, wie wenig ernst sie die Sorgen Österreichs nehmen, wurde er in einer Aussendung zitiert. Ragger forderte den Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser und Bundeskanzler Werner Faymann (beide SPÖ) zum Handeln auf. Kärntens Landeshauptmannstellvertreterin Beate Prettner (SPÖ) hat am Dienstag ein Vorgehen des Landes gegen die Laufzeitverlängerung des slowenischen Atomkraftwerks Krsko angekündigt. Man werde alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen, meinte sie in Vertretung des erkrankten Landeshauptmanns. Die Entscheidung zum Weiterbetrieb sei in höchstem Maße fahrlässig. Das Land Kärnten werde in einem jedenfalls von Slowenien noch einzuleitenden, grenzüberschreitenden UVP-Verfahren alle Möglichkeiten ausschöpfen, um im Interesse der Sicherheit der Bevölkerung dies- und jenseits der Grenze eine Laufzeitverlängerung zu verhindern, hieß es in einer Aussendung des Landes. Das Atomkraftwerk habe immer wieder durch Störfälle für Angst, Verunsicherung und Gefährdung gesorgt. Landesrat Rolf Holub (Grüne) sagte, eine offizielle Stellungnahme des Landes an die Republik Slowenien sei in Ausarbeitung. Holub nannte die Entscheidung zur Laufzeitverlängerung völlig unverständlich und verantwortungslos und forderte die Bundesregierung auf, mit Slowenien Verhandlungen über eine Stilllegung des Kraftwerks aufzunehmen. Darin werde auch die unmissverständliche Aufforderung enthalten sein, die Laufzeitverlängerung zurückzunehmen. Von der ÖVP meldete sich der Landtagsabgeordnete Franz Wieser zu Wort und meinte, die slowenisch-kroatische Entscheidung werfe die Frage auf, ob die Landesregierung Kärnten ausreichend vertreten habe. Umweltminister Andrä Rupprechter (ÖVP) und sein tschechischer Amtskollege Richard Brabec setzen hingegen auf umweltpolitische Zusammenarbeit. Bei einem Treffen am Dienstag im Nationalpark Thayatal ging es um die Frage der Kernenergie. Die unterschiedlichen Grundhaltungen hierbei seien zur Kenntnis zu nehmen, sagte Brabec. In den bilateralen Beziehungen sei die Kernenergie ein wichtiges Thema, betonte Rupprechter in einer Pressekonferenz. Er sehe im Zusammenhang mit dem Informationsaustausch keinen Grund zur Kritik. Auch beim jüngsten Ereignis in Temelin sei noch in der Nacht eine Information erfolgt. Was ein Atommüll-Endlager angehe, habe er seine Bedenken bei einem grenznahen Standort (kommt für Österreich nicht infrage) zum Ausdruck gebracht, sagte der Minister. Brabec bezeichnete das Treffen als Basis für eine neue Zusammenarbeit im Umweltbereich. Auch unterschiedliche Positionen setzen Offenheit voraus. In Fragen der Kernenergie sei sein Ministerium nur mit einem engen Segment beteiligt. Wir beurteilen die Auswirkungen auf die Umwelt. Hauptzuständig sei das Handels- und Industrieministerium. Mit dem Ausbau der Atomkraft sollen vor allem Braunkohlekraftwerke ersetzt und stillgelegt werden, verteidigte Brabec das staatliche Energiekonzept Tschechiens. Gleichzeitig soll auch der Anteil erneuerbarer Energie erhöht werden. Der Minister bezeichnete den Weg des Nachbarlandes als sehr sorgfältig vorbereitet. Für Rupprechter wie für Brabec beispielhaft ist die Kooperation im grenzüberschreitenden Nationalpark Thayatal-Podyji. Was erneuerbare Energie angehe, liege ein Angebot Österreichs auf verstärkte Zusammenarbeit vor, u.a. mit einer Expertise aus Niederösterreich. Auch eine gemeinsame Arbeitsgruppe in Umweltfragen wurde eingerichtet. Wissenschaft;Leipzig – Kleinkinder gelten mitunter als stur und unfähig, mit anderen zu teilen. Forscher vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig und von der Uni Manchester haben nun nach Experimenten herausgefunden, dass schon dreijährige Kinder über ein hohes Maß an Fürsorge und Sinn für Gerechtigkeit verfügen. Wie die Forscher im Fachblatt Science berichten, geben die Kleinen verlorene Dinge am liebsten an die rechtmäßigen Eigentümer zurück. Ist das unmöglich, hindern sie andere daran, zu nehmen, was diesen nicht gehört. Princeton – Seit vielen Jahren diskutieren Forscher darüber, wie Tiere, die in einer hierarchischen Sozialstruktur leben, zu Entscheidungen kommen. Ungeklärt ist die Frage auch deshalb, weil sie – im Fall wildlebender Wölfe oder Primaten – schwer zu untersuchen ist. Einem Forscherteam ist das nun bei Pavianen mittels GPS gelungen. Das in Science veröffentlichte Ergebnis: Zumindest die Frage, wohin sich die Tiere als Nächstes begeben, wird im Kollektiv entschieden. Nicht-Wissenschaft;Sperre laut Asfinag bis voraussichtlich 11.00 Uhr für gesamten Verkehr aufrecht – Keine Verletzten. Innsbruck/Bregenz – Der Arlbergtunnel ist Samstagvormittag nach einem Auffahrunfall mit sechs beteiligten Fahrzeugen für den gesamten Verkehr gesperrt worden. Laut einem Sprecher der Asfinag gab es nach derzeitigem Stand keine Verletzten. Die Sperre werde voraussichtlich bis 11.00 Uhr aufrecht bleiben. Der Verkehr wird in der Zwischenzeit über den Arlbergpass umgeleitet, hieß es. Dieser sei mit der entsprechenden Winterausrüstung befahrbar. Wie sich die Sperre auf den Urlauberschichtwechsel auswirken und ob es zu Staus kommen werde, war vorerst nicht absehbar. Wissenschaft;Eine bemannte Mars-Mission sei für ihn sicher, sagt FFG-Chef Klaus Pseiner, derzeit Vizechef im Rat der Weltraumagentur ESA. STANDARD: Vor kurzem ist die Esa-Mission ExoMars gestartet, die Spuren von Leben auf dem Roten Planeten suchen soll. Was verbinden Sie persönlich mit solchen Missionen? Pseiner: Ich habe vor vielen Jahren an einer Studie des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt mitgearbeitet, die die Optionen der Exploration von Mond und Mars verglichen hat. Damals war Österreich noch assoziiertes Mitglied der Europäischen Weltraumagentur Esa. Seither weiß ich, wie viel Aufwand hinter einer Mission wie dieser steht – unabhängig vom Stand der Technologieentwicklung. Seitdem bin ich mir auch sicher, dass ein bemannter Flug zum Mars das größte Abenteuer der Menschheit sein wird. STANDARD: Eine theoretische Frage: Würden Sie, wenn man Sie fragt, mitfliegen? Pseiner: Erstens würde man mich nie fragen, zweitens würde ich Ja sagen. STANDARD: So risikofreudig? Pseiner: Wenn man sich zu einer bemannten Mars-Mission entschließt, dann wird die so sicher sein, dass nicht viel passieren kann, weil man alle Eventualitäten vorher abgeklärt haben wird. Die Weltraumagenturen könnten sich eine Katastrophe nicht leisten. STANDARD: Wird denn ein solcher Flug jemals stattfinden? Pseiner: Es gibt zwar keine konkreten Vorbereitungen, aber viele Vorarbeiten für einen solchen Raumflug. Ich bin mir daher sicher, dass es dazu kommen wird. Nicht nächstes oder übernächstes Jahr, da muss man eher in Jahrzehnten sprechen. Eine bemannte Mars-Mission braucht abgesehen von technologischen Entwicklungen, die das Überleben gewährleisten können, eine spezifische politische Konstellation zwischen Europa, den USA, Japan und Russland. So ein Abenteuer kann man aus finanziellen, aber auch aus politischen Gründen nicht allein stemmen. Die politische Kooperation scheint derzeit nicht möglich, aber das wird wieder kommen. Weltraumforschung ist ja ein ständiges Abwägen von Wettbewerbssituation und Kooperationsbereitschaft. Je marktnäher die Forschung, desto weniger Kooperationsbereitschaft besteht – logischerweise. Je mehr Grundlagenforschung im Projekt steckt, desto mehr sucht man nach Partnern. STANDARD: Wie ist diesbezüglich das Verhältnis zur US-amerikanischen Weltraumbehörde Nasa? Pseiner: Sie ist in vielen Dingen der Maßstab und zeigt vor, wohin es gehen könnte. Die Esa schaut sich das genau an und entscheidet dann, ob man mitgehen sollte oder nicht. Zum Beispiel, was die Beschaffung von Bauteilen der Trägerraketen oder Satelliten betrifft: Hier sucht die Nasa private Partner, die Esa sieht aber noch nicht, ob das eine merkbare Qualitätsverbesserung bringt. Der Preis ist jedenfalls nicht kleiner geworden. STANDARD: Sie sind ja derzeit Vize-Vorsitzender des Esa-Rates. Sind Sie da in Entscheidungen über Kooperationen eingebunden? Pseiner: Bevor ich dazu etwas sage: Den Ratsvorsitz hat eigentlich Harald Posch bekommen – ad personam. Sicher auch weil wir trotz des relativ geringen Anteils von zwei Prozent in der Esa überproportional gut gehört werden, aber vor allem wegen seiner Leistungen. Er war in der FFG jahrelang Leiter der Weltraumagentur und ist leider vor ziemlich genau einem Jahr verstorben. In seiner Nachfolge hat man zwei Vorsitzende gewählt und mich als Vize-Vorsitzenden. Zu Ihrer Frage: Ja, der Rat ist ein großes Esa-Gremium, das einiges entscheidet. Dazu gibt es noch ein Exekutivkomitee bestehend aus mir und den beiden Vorsitzenden, das den neuen Esa-Generaldirektor Jan Wörner bei richtungsweisenden Entscheidungen unterstützt – etwa bei der Bestellung neuer Direktoren für die Esa-Abteilungen. Wir sind vergleichbar mit einem Aufsichtsratsgremium in einer Aktiengesellschaft. STANDARD: Wie aufwendig ist das? Pseiner: Sehr aufwendig, aber es lohnt sich. Wir sind von Anfang an bei Entscheidungsfindungen dabei und können Infos rasch an die österreichischen Player weitergeben, denn sie sollen sich parallel zu den geänderten Anforderungen der Esa weiterentwickeln können. STANDARD: Gibt es konkrete Ansätze? Pseiner: Ja, Wörner will die Weltraumprogramme noch näher an den Bedarf der Menschen in Europa bringen und noch schneller als bisher in Richtung Anwendung gehen. Das spiegelt ja das Engagement der österreichischen Beteiligungen an den Esa-Programmen und die Aktivitäten des Verkehrsministeriums wider. Wie kann man satellitenbasierte Erdbeobachtung noch besser nutzen, wie kann man Katastrophenschutz schneller umsetzen? STANDARD: Heißt das, dass man das öffentliche Interesse, das bei Rosetta sehr groß war, vermehrt auf Anwendungen lenken will? Pseiner: Nein, Projekte wie Rosetta werden immer großen Anklang finden und müssen Bestandteil der Esa-Programme bleiben. Das Interesse war so groß, weil es Grundlagenforschung mit einem offenen Ausgang war, weil man eingestanden hatte, dass es auch schiefgehen kann. Die Projekte, die nun schneller zu den Menschen in Europa kommen sollen, beinhalten Technologien, die selbstverständlich sein sollen. Die Weltraumtechnik muss hier als Standard betrachtet werden, genauso normal wie ein Telefonat mit dem Handy. Da muss das Medienecho nicht so groß sein wie bei Rosetta. Was wir allerdings schon vorgeschlagen haben: Man sollte Produkte, die während derartiger Missionen entwickelt wurden, besser vermarkten. Vielleicht mit einer Art Symbol mit der Info Powered by Esa. Nicht-Wissenschaft;Da Rechte allerdings öffentlich sind, könnte gleichzeitig Konkurrenz durch andere Studios entstehen. Sony hat die Rechte an einem Filmdrehbuch erworben, in dem Emojis die Hauptrolle spielen: Das berichtet das Hollywood-Magazin Deadline unter Berufung auf interne Quellen. Das Drehbuch soll schon seit längerer Zeit in diversen Produktionsstudios kursiert sein, Sony hat schlussendlich mit einem siebenstelligen Betrag am meisten geboten. Sony muss sich beeilen, denn gleichzeitig stehen auch andere Emoji-Projekte vor dem Abschluss. Der Grund dafür – neben der Popularität der Symbole: Emojis unterliegen keinen Urheberrechtsbeschränkungen, sondern befinden sich in der Public Domain. Dadurch müssen die Hersteller – im Unterschied beispielsweise zu den Lego-Filmen – keine Lizenzgebühren überweisen. Regie beim ersten Emoji-Film wird Anthony Leondis führen, der gerade für DreamWorks den Film B.O.O.: Bureau of Otherworldly fertiggestellt hat. Wissenschaft;In der tropischen Landwirtschaft sind Fledermäuse bei der Schädlingsbekämpfung mitunter sogar effektiver als Vögel. Göttingen/Wien – Die Bedeutung von Vögeln und Fledermäusen bei der Dezimierung von Schädlingen in tropischen Ländern wurde bisher unterschätzt. Ihre Leistung als Schädlingsbekämpfer habe einen hohen wirtschaftlichen Nutzen, berichtet ein internationales Forscherteam unter Beteiligung der Universität Wien im Fachjournal Biological Review. Gerade in den Tropen bedroht die rasant wachsende und intensive Landnutzung viele Lebensräume, Arten und Ressourcen. Natürliche Dienstleistungen von Vögeln und Fledermäusen bieten eine Möglichkeit, solche bedrohten Lebensräume nachhaltiger und dennoch gewinnbringend zu bewirtschaften, sagt Bea Maas vom Department für Botanik und Biodiversitätsforschung der Uni Wien. Vögel und Fledermäuse sind bisher nicht gleich gut untersucht und werden in ihrer Bedeutung für die Landnutzung oftmals unterschätzt. Als Beispiel nennt Maas die Insel Sulawesi, die den größten indonesischen Kakaoproduzenten darstellt: Vögel und Fledermäuse sichern hier 30 Prozent der Ernte, das entspricht pro Jahr und Hektar durchschnittlich 730 Dollar (670 Euro). Hochgerechnet auf ganz Indonesien betrage die Ökosystem-Dienstleistung der Tiere damit mehr als eine Milliarde Dollar pro Jahr. Untersucht wurden vor allem Baumplantagen mit Obst, Kaffee oder Kakao, und zwar mittels sogenannter Ausschlussstudien. Zumeist werden dabei gleich große Bereiche einer Plantage mit Netzen abgedeckt, die nur Insekten das Eindringen ermöglichen. Dabei gibt es einen Käfig, der nachts offen und tagsüber geschlossen ist, also nur die Schädlingsdezimierung durch die nachtaktiven Fledermäuse zulässt. Ein zweiter Bereich ist nur tagsüber geöffnet, um die Auswirkungen der Vogeljagd auf Schädlinge zu untersuchen, ein dritter rund um die Uhr geschlossen, um zu sehen, ob es additive Effekte gibt, so Maas. Schließlich gibt es noch einen nicht manipulierten Bereich, um die natürliche Situation zu dokumentieren. Es zeigte sich in den verschiedenen Studien, dass die Effekte von Fledermäusen bisher stark unterschätzt wurden, diese würden jene von Vögeln sogar überragen, so die Forscherin. Bei in den indonesischen Kakaoplantagen sei etwa der Effekt der Fledermäuse drei mal so hoch wie jener der Vögel, es gebe hier aber regional sehr unterschiedliche Ergebnisse. Bei den Vögeln hatte die Umformung von Wald zur Agrarlandschaft einen deutlichen Rückgang der Artenzahl zur Folge. Durch gezieltes Management könnte man die Ökosystem-Dienstleistungen der Vögel und Fledermäuse und damit den Ertrag sicher noch steigern, so die Ökologin. Dazu müssten die Tiere interessante Nahrungsressourcen in der Plantage finden. Auch eine höhere Diversität und Dichte von Schattenbäumen in Agroforst-Plantagen sowie Nistgelegenheiten wären hilfreich. Wissenschaft;Welche Bedeutung populäre Musikstile der einstigen Heimat für die Identitätsfindung haben, wenn sich Menschen anderswo ein neues Leben aufbauen. Marseille/Wien – Samstagnacht ist Twarab-Nacht in Marseille. Twarab ist eine seit gut 20 Jahren in der südfranzösischen Hafenstadt regelmäßig zur Aufführung gebrachte Musikrichtung mit Einflüssen aus Ägypten, von der Arabischen Halbinsel, aus Indien, Europa und Ostafrika. Mit diesen wöchentlichen Musikevents pflegen komorische Vereine ihre Verbindung zur alten Heimat. Welche Bedeutung populäre Musikstile wie dieser für Identitätskonstruktionen in der Diaspora spielen, wird aktuell in einem interdisziplinären Projekt, das vom Wissenschaftsfonds FWF gefördert wird, an der Uni Wien erforscht. Seit der Dekolonisation der Komoren ist Marseille zentrales Migrationsziel für Menschen aus dem wenig bekannten Inselstaat im Indischen Ozean – der französisch-komorische Anteil an der Bevölkerung wird auf rund zehn Prozent geschätzt. Die Twarab-Konzerte haben eine wichtige soziale und kulturelle Funktion als Orte der Zusammenkunft von Mitgliedern der jeweiligen Vereine und darüber hinaus auch eine bedeutende finanzielle Dimension. Bei den Konzerten in Marseille werden regelmäßig Spenden für Bildungs- und Infrastrukturprojekte auf den Komoren gesammelt, sagt Projektleiterin Birgit Englert vom Institut für Afrikawissenschaften der Uni Wien. Trotz seiner Bedeutung für einen nicht ganz kleinen Anteil der städtischen Bevölkerung steht die Musikrichtung des Twarab jedoch völlig außerhalb des französischen Kulturmarktes und wird auch von der breiten Öffentlichkeit nicht wahrgenommen, ergänzt Projektmitarbeiterin Katharina Fritsch. Wir entschieden uns für zwei Inselstaaten am Rande Afrikas, weil von beiden besonders hohe Bevölkerungsanteile nach Europa emigrieren, sagt Englert. Neben den Komoren sind das die Kapverden, von wo aus viele Menschen nach Lissabon gehen. Beide Staaten waren bis 1975 Kolonien: die Kapverden von Portugal, die Komoren von Frankreich. Eine Insel der Komoren, nämlich Mayotte, ist bis heute französisches Staatsgebiet. Erste Ergebnisse der Fallstudie in Marseille können die Forscher bereits präsentieren. So zeigte sich beispielsweise, dass für die ältere Generation der Twarab den kulturell und sozial wichtigsten Musikstil darstellt. Für die Jüngeren spielen wie für die meisten Jugendlichen mit Migrationshintergrund Hip-Hop und Rap eine zentrale Rolle. Einige jüngere französisch-komorische Musiker sind wichtige Vertreter dieser Musikrichtungen, etwa Soprano, einer der gegenwärtig populärsten Rapper in Frankreich, oder der Slam-Künstler Ahamada Smis. Beide Künstler verhandeln in ihren Texten Vorstellungen von komorisch und französisch und eröffnen damit neue Perspektiven auf Marseille und die komorische Gemeinschaft, sagt Englert. Was das konkret bedeutet, wird etwa in Sopranos Vorbemerkungen zu seinem Album Cosmopolitanie deutlich, in denen er sich gegen rassistische Zuschreibungen wendet: Zu einem Zeitpunkt, an dem der Front National mich in einem großen Zoo sehen will, kämpfe ich gegen den Rassismus und alle seine grotesken Ideen. Anders als Soprano wurde Ahamada Smis auf den Komoren geboren und kam erst mit zehn Jahren nach Frankreich. Musikalisch zwischen Hip-Hop und Weltmusik angesiedelt, erinnert er in seinen Texten an die französische Kolonialherrschaft. Auch stellt er eine kulturelle Verbindung der heimatlichen Inseln mit ostafrikanischen Ländern wie Tansania, dem halbautonomen Sansibar, dem Kongo oder Kenia her. In diesen Staaten, die von unterschiedlichen Ländern kolonisiert wurden, spielt etwa die Sprache Suaheli, die eng mit dem Komorischen verwandt ist, eine wichtige Rolle, sagt Englert, die selbst Suaheli spricht und früher in Tansania geforscht hat. Auch in den Texten der Gruppe Afropa, über die Englert mit dem Filmemacher Andrés Carvajal den Film Creating Comoria gedreht hat, spielt das Thema der Trennung von kulturell Zusammengehörigem durch den Kolonialismus eine zentrale Rolle: Die Komoren sind mein Erbe, wir Kinder von den vier Inseln, Mayotte, Anjouan, Mohéli und Grande Comore, dürfen keine Trennung der Inseln akzeptieren. Europa befindet sich im Prozess der Vereinigung, Frankreich, das eine große Rolle in der EU spielt, hat sich getraut, uns zu teilen. Es ist verrückt, diese Teilung zu akzeptieren. Mit ihren Verweisen auf die vorkoloniale Geschichte der Komoren zielen diese Künstler auf ein Empowerment der französisch-komorischen Einwohner Marseilles, die eine relativ unbekannte Minderheit darstellen, sagt Englert. Wir werden gesehen, aber die Menschen wissen nicht, wer wir sind, sagte Ahamada Smis in einem Interview. Das Wissen über die Komoren und deren Geschichte fehlt jedoch nicht nur den Franzosen, sondern auch vielen der jüngeren Frankokomorianer. In etlichen Texten geht es deshalb um eine Neuerzählung der kolonialen und postkolonialen Geschichte der Komoren, deren Kenntnis von den Künstlern als essenziell für eine selbstbewusste gesellschaftliche Positionierung der Frankokomorianer in Europa erachtet wird. Um mit ihrer Forschung einen kleinen Beitrag dazu zu leisten und eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen, arbeiten die Wissenschafter gemeinsam mit dem komorischen Künstler Mounir Hamada Hamza parallel zu ihren Untersuchungen zurzeit auch an einem Film über den Twarab. Nicht-Wissenschaft;Wieder an Schulter operiert, Pause damit um zweieinhalb Monate verlängert. Istanbul – Besiktas Istanbul muss noch längere Zeit auf Veli Kavlak verzichten. Der ÖFB-Teamspieler wurde am Mittwoch in Istanbul neuerlich an der Schulter operiert. Der 26-Jährige war bereits Ende Juli in Wien operiert worden, die unfreiwillige Pause dürfte sich damit um zweieinhalb Monate verlängern. Kavlak absolvierte sein letztes Pflichtspiel am 22. März bei der 0:1-Niederlage im Derby bei Fenerbahce. Er verpasst damit auch die Herbstspiele des ÖFB-Teams in der EM-Qualifikation. Wissenschaft;Aufsehenerregendes Projekt eines italienischen Neurochirurgen für 2017 angekündigt. Wien/Turin – Vor einigen Monaten hat der Turiner Neurochirurg Sergio Canavero für 2017 die erste Kopftransplantation der Welt angekündigt – ein Projekt, das in der Fachwelt auf beträchtliche Skepsis stößt. Das am Freitag erstmals erscheinende neue Magazin OOOM wird ein Interview mit Canavero bringen. Aus diesem geht hervor, dass auch der Biophysiker und Neurowissenschafter Karen Minassian vom Zentrum für Medizinische Physik und Biomedizinische Technik der MedUni Wien an dem Projekt mitarbeiten soll. Wir wissen heute, dass das Rückenmark weitaus mehr ist als ein Leitungsorgan, es steuert komplexe Muskel- und Beinbewegungen. Überspitzt formuliert braucht der Mensch für das Gehen kein Gehirn. Es gibt neuronale Netzwerke ebenso wie für die Atmung, das Kauen oder sexuelle Funktionen, die dem Gehirn Aufgaben abnehmen, wird der Wissenschafter in einer Vorausmeldung zitiert. Auch wenn das Rückenmark bei einer Kopftransplantation durchtrennt würde, gäbe es noch immer unterhalb dieses Bereiches Nervenverbände, die durch Aktivität und Beeinflussung – zum Beispiel durch elektrische Stimulation – den Grundrhythmus für Beuge- und Streckbewegungen und somit das Gehen erzeugen könnten. Zahlreiche internationale Experten haben das Projekt als schiere Fantasterei bezeichnet. Das ist unmöglich. Das ist spekulativ, und da zeichnet sich auch nichts am weitesten Horizont ab, sagte nach der Ankündigung Canaveros im Frühjahr diesen Jahres der deutsche Experte Edgar Biemer, der in Deutschland vor einiger Zeit an einer Armtransplantation beteiligt war. Wenn ich ein Rückenmark vom Kopf abtrenne, dann ist das hin, und zwar ein für alle Mal, sagte Veit Braun, Chefarzt der Neurochirurgie am Diakonie Klinikum Siegen in Deutschland. Das wird nicht funktionieren. Im besten Fall habe man einen Patienten mit funktionierendem Gehirn, der keine Kontrolle über den Körper habe. Das ist sehr unethisch. Canavero hingegen äußerte gegenüber dem neuen Magazin jetzt ausgesprochen hohe Erwartungen: Es kann sein, dass unsere Operation die Heilung für Millionen Menschen mit Rückenmarksverletzungen bringen kann. Ich mache die Operation, um zu beweisen oder zu widerlegen, dass unser Bewusstsein vom Gehirn erzeugt wird. Wenn wir beweisen können, dass unser Gehirn kein Bewusstsein erzeugt, werden die Religionen für immer hinweggefegt. Man braucht sie nicht mehr, denn die Menschen brauchen dann keine Angst mehr vor dem Tod zu haben. Mit Dr. Minassian haben wir einen sehr erfahrenen österreichischen Spezialisten im Team, das aus 150 Experten, darunter rund 80 Chirurgen, bestehen wird. Obwohl der Wiener Wissenschafter laut dem Magazin lange überlegt habe, ob er an der Kopftransplantation mitwirken soll, ist er überzeugt: Im Prinzip kann eine solche Transplantation erfolgreich sein. Wenn es einer schafft, dann Prof. Canavero. Minassian war an einer internationalen Studie beteiligt, in der es gelang, Kontrollmechanismen zu identifizieren, über die das Rückenmark diese Muskelaktivitäten steuert. Das funktioniert demnach auch, wenn durch eine Querschnittslähmung die vom Gehirn ausgehenden Leitungsbahnen eigentlich unterbrochen sind. Entwickelt wurde auch ein Verfahren zur nicht-invasiven Stimulation des Rückenmarks. Das könnte eventuell bei Rehabilitationsmaßnahmen Verwendung finden. Nicht-Wissenschaft;Frontmann Thom Yorke wünschte Fans auf Twitter frohe Weihnachten. London – Sam Smiths Titelsong für den Bond-Film Spectre schien Kinogeher heuer zu spalten. Dabei wäre es beinahe anders gekommen: Wie Radiohead-Frontmann Thom Yorke bestätigte, wurde seine Band im Vorjahr gebeten, einen Song für das 24. Agenten-Abenteuer zu komponieren. Doch es hat nicht geklappt, schrieb er nun auf Twitter – und stellte den abgelehnten Song als Weihnachtsgeschenk für Fans online. .. As the year closes we thought you might like to hear it. Merry Christmas. May the force be with you ... https://t.co/BXN8MQKJyQ Das düstere, erhabene Orchesterstück Spectre ist via Soundcloud zu hören und kostenlos herunterzuladen. Es ist zu unserem eigenen geworden, und wir lieben es sehr. Jetzt, wo sich das Jahr zum Ende neigt, dachten wir, ihr wollt es vielleicht hören, schrieb der 47-jährige Yorke, der seine Twitter-Nachricht mit einer Star Wars-Referenz schloss. Frohe Weihnachten. Möge die Macht mit euch sein. Spectre ist die erste (vorerst nur digitale) Veröffentlichung von Radiohead seit dem Song Spooks, der im Vorjahr auf dem Soundtrack zu Paul Thomas Andersons Inherent Vice erschien. Das letzte Album der Briten, The King of Limbs, erschien 2011. Ein Nachfolger soll kommendes Jahr erscheinen. Der teils in Österreich gedrehte Agenten-Thriller Spectre mit Daniel Craig als 007 und Christoph Waltz als Bösewicht Oberhauser hat seit seinem Kinostart am 6. November bereits mehr als 720.000 Besucher in die österreichischen Kinos gelockt. Sam Smiths Writings on the Wall polarisierte unter Fans der Filmreihe, hat es aber dennoch als erster Bond-Song überhaupt an die Spitze der britischen Charts geschafft. Wissenschaft;Bescheidener Held half vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs dabei, 669 Kinder aus der Tschechoslowakei vor dem Holocaust zu retten. London/Prag – Als Held und als britischer Schindler war er bezeichnet worden – letzteres ein Ausdruck, mit dem der bescheidene Mann wenig anfangen konnte. Der Brite Sir Nicholas Winton, der 669 Kinder aus der Tschechoslowakei vor dem Holocaust retten half, ist im Alter von 106 Jahren gestorben. Er sei am Mittwochmorgen im Beisein seiner Tochter Barbara friedlich eingeschlafen, teilte der Rotary Club in Maidenhead bei London mit, dessen Mitglied Winton seit 1959 war. Winton, der von deutsch-jüdischen Einwanderern abstammte, war am 19. Mai 1909 in London geboren worden. Nach abgeschlossener Ausbildung arbeitete er bei verschiedenen Banken und wurde schließlich Börsenmakler. Ein Besuch in Prag 1938, nach der Besetzung des Sudetenlandes, ließ ihn aktiv werden: Unmittelbar vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs organisierte Winton acht Züge für jüdische Kinder aus Prag nach London. Er sei nur am richtigen Ort zur richtigen Zeit gewesen, sagte er später einmal. Jahrzehntelang hatte er kein Aufhebens um die Rettungsaktion gemachte. Erst im Jahr 1988 machte eine britische Fernsehsendung die Geschichte der Kindertransporte einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. Winton wurde in Großbritannien und Tschechien mehrfach geehrt. 2002 schlug ihn die Queen zum Ritter, im Oktober nahm Winton noch persönlich in Prag die höchste tschechische Auszeichnung, den Orden des Weißen Löwen, entgegen. (APA, red, 1.7.2015) Wissenschaft;Die erfolgreiche Kometenmission geht in die Verlängerung – Ende September 2016 soll die Sonde auf Tschuri "aufsetzen". Darmstadt – Die europäische Raumfahrtagentur ESA verlängert ihre Mission zur Erkundung des Kometen Tschurjumow-Gerassimenko. Die Sonde Rosetta soll den Brocken im All jetzt bis Ende September 2016 begleiten – also neun Monate länger als geplant. Nach insgesamt zwölf Jahren im All soll sie zum Ende der Mission schließlich auf dem Kometen abgesetzt werden, teilte die ESA am Dienstag in Paris mit. Komplett durchgespielt ist dieses Szenario allerdings noch nicht. Laut ESA soll sich die Sonde in einem mehrmonatigen spiralförmigen Anflug dem Kometen annähern – im Idealfall würde sie dabei mit ihren Instrumenten Aufnahmen aus noch nie dagewesener Nähe machen können. Das könnte bis unmittelbar vor dem Aufsetzen bzw. Aufprallen funktionieren, danach gilt eine weitere Datenübertragung als höchst unwahrscheinlich. Da der Komet Ende September 2016 wieder weiter von der Sonne weg ist und Rosetta dann nicht mehr genügend Solarenergie anzapfen kann, müsste sie wie schon einmal in einen Tiefschlaf versetzt werden. Das macht aber keinen Sinn, sagte der Chef des ESA-Flugbetriebs, Paolo Ferri, in Darmstadt, von wo aus Rosetta gesteuert wird. Für einen noch längeren Einsatz fehle auch Treibstoff. Von der Sonde aus war das Mini-Labor Philae im November 2014 auf dem Kometen abgesetzt worden, eine noch nie dagewesene Aktion in der Geschichte der Raumfahrt. Philae war jedoch an einem schattigen Platz gelandet, deshalb konnte er seine Batterie lange Zeit nicht aufladen. Erst kürzlich hatte sich das Mini-Labor allerdings zur Freude der Astronomen wieder gemeldet. Wissenschaft;Forscher finden Hinweise darauf, dass gläubige Menschen eher analytisches Denken unterdrücken, Atheisten wiederum unempathischer sind. Cleveland/Wien – Der Streit zwischen Kreationisten und modernen Naturwissenschaftern ist wohl das prominenteste Beispiel dafür, wie sich Wissenschaft und Glaube oder Religion oft diametral gegenüberstehen. Warum das auch auf neuronaler Ebene so ist, untersuchten nun US-amerikanische Forscher der Case Western Reserve University in Cleveland und des Babson College in Wellesley und liefern in der Online-Fachzeitschrift Plos One ein mögliches Indiz. In einer Forschungsserie mit acht Experimenten fanden sie heraus, dass Menschen, die an einen Gott oder eine übernatürliche Entität glauben, eher ein Gehirnnetzwerk unterdrücken, das für analytisches Denken gebraucht wird. Stattdessen ist ihr empathisches Netzwerk vermehrt aktiv. Bei Personen, die ihre Umwelt analytisch betrachten, ist das genau umgekehrt, so die Wissenschafter. Denkmuster bestimmen aktives System In ihrer Studie stützen sie sich auf die nicht ganz unumstrittene Hypothese, dass das menschliche Gehirn zwei einander entgegenwirkende Bereiche besitzt: In früheren Forschungsarbeiten hat das Labor des Studienautors Anthony Jack an der Case-Universität per funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRI) Hinweise darauf gefunden, dass einer dieser Bereiche, das analytische Neuronennetzwerk, uns kritisches Denken ermöglicht. Dem gegenüber steht das soziale Nervennetzwerk, das dazu befähigt, sich in andere einzufühlen. Je nachdem, ob man etwa mit einem physikalischen Problem konfrontiert wird, bei dem man über Objekte, Mechanismen und Ursachen nachdenken muss, oder mit einem ethischen Dilemma, bei dem Emotionen wichtig sind, wird eines der beiden Netzwerke aktiviert, das andere unterdrückt. Dies ist vor allem dann interessant, wenn Personen mit unterschiedlichen Reizen zu tun haben. Die Wissenschafter vermuten, dass dann die individuellen Denkmuster und Fähigkeiten bestimmen, welches Netzwerk aktiviert wird. Spirituelle Themen dürften zu solch uneindeutigen Reizen gehören, die sowohl auf die eine als auch auf die andere Weise betrachtet werden können. Korrelation von Empathie und Gläubigkeit In den acht aktuellen Experimenten ging das Forschungsteam der Frage nach, inwiefern Glaube mit sozialer und emotionaler Kognition zusammenhängt und welche Rolle analytisches Denken darin spielt. Sie befragten jeweils 159 bis 527 Erwachsene per Onlinefragebogen, wie sie sich selbst in Bezug auf verschiedene Parameter einschätzten. Ein wichtiges Maß war moralische Betroffenheit, die Empathie und soziales Verhalten schätzen sollte. Dazu wurde auf einer Skala bewertet, wie sehr man Aussagen wie Ich mache mir oft Sorgen um Menschen, die weniger Glück haben als ich zustimmt. Außerdem unterzogen sich die Probanden einem Test zu kognitiver Reflexion, um das analytische Denken zu evaluieren, und bewerteten ihren Glauben an eine übernatürliche Gottheit. Laut den Ergebnissen kann die Beziehung zwischen analytischem Denken und Nicht-Glauben teilweise dadurch erklärt werden, dass analytische Denker einen geringeren Wert bei moralischer Betroffenheit erzielten. Im Gegensatz dazu korrelierten empathisches Empfinden und Religiosität oder Spiritualität positiv miteinander. Dies hing allerdings nicht mit der Fähigkeit, menschliches Verhalten und die zugrunde liegenden Bedürfnisse und Wünsche zu interpretieren (mentalizing), zusammen – diese war bei den Analytikern wie bei den Gläubigen ähnlich ausgeprägt. Empirische und moralische Wahrheit Wenn man Empathie empfindet, bedeutet das nicht zwangsweise, dass man anti-wissenschaftliche Überzeugungen hat, sagt Jared Friedman, Koautor der Studie. Unsere Ergebnisse zeigen stattdessen, dass wir unsere Fähigkeit zu sozialen und moralischen Erkenntnissen beeinträchtigen, wenn wir uns nur auf logisches Denken beschränken. Dies passe zur philosophischen Sichtweise Immanuel Kants, nach der es zwei verschiedene Wahrheiten gibt – die empirische und die moralische Wahrheit, so der Philosophie- und Kognitionswissenschaftsabsolvent. Dadurch, dass die beiden Netzwerke einander unterdrücken, könnten sie aber auch zwei Extreme schaffen, sagt Richard Boyatzis, der ebenfalls an der Studie beteiligt war: Indem wir begreifen, dass das Gehirn auf diese Weise funktioniert, können wir die Debatten, in denen es um Wissenschaft und Religion geht, vielleicht vernünftiger und ausgeglichener gestalten. Subjektive Einschätzung Frühere Forschungsergebnisse im Bereich der kognitiven Psychologie hätten gezeigt, dass religiöse oder spirituelle Personen im Durchschnitt weniger schlau als andere sind. Diese statistische Beziehung wurde auch in unseren Arbeiten bestätigt, so Boyatzis. Gleichzeitig weisen sie aber auch darauf hin, dass gläubige Menschen empathischer und prosozialer sind. Gerade Religionen trugen bisher jedoch häufig dazu bei, Personen zu diskriminieren, die nicht in ihr Weltbild passen oder einem anderen Glauben anhängen. In einem der Experimente erhoben die Forscher, wie sehr sich die Befragten mit der gesamten Menschheit identifizierten, und fanden heraus, dass auch dieser Wert positiv mit Gläubigkeit und negativ mit analytischem Denken zusammenhing. Hier könnte die Studie allerdings an ihre Grenzen stoßen, da in den meisten Befragungen nur nach der Selbsteinschätzung gefragt wurde. Lediglich in einem Experiment mit 69 Studenten schätzten andere Personen die Empathie der Probanden ein – immer noch ein subjektives Maß. Wissenschaft;Am 1. Juli 1865 erstellte die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) die erste Wetterkarte für das Gebiet der Monarchie. Wien – Verlässliche Wetterprognosen waren nicht immer eine Selbstverständlichkeit: Am 1. Juli 1865 machte die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) mit der ersten Wetterkarte für das Gebiet der Monarchie aber einen bedeutsamen Schritt in diese Richtung. Viele Jahrzehnte war dann das Erstellen der täglichen Wetterkarte die Grundlage für die meteorologische Arbeit, heute kann hingegen auf automatische Wetterstationen, Radar, Satelliten und hochkomplexe Vorhersagemodelle zurückgegriffen werden. Schon 1816 erstellte der deutsche Physiker Heinrich Wilhelm Brendes Wetterkarten, auf denen Hoch- und Tiefdruckgebiete erkennbar waren. Für eine Wettervorhersage waren sie aber wertlos, da sich das Wetter schneller änderte, als die Datenübermittlung vonstatten ging. Erst die Entwicklung des Telegrafen durch Samuel Morse im Jahr 1843 machte einen schnellen Datenaustausch zwischen den meteorologischen Stationen möglich. Auf der Weltausstellung in London 1851 konnte dann erstmals eine aktuelle Wetterkarte der Öffentlichkeit präsentiert werden. Einer, der die junge Wissenschaft der Wettervorhersage massiv vorantrieb, war Karl Kreil, der erste Direktor der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG), die damals noch k.k. Central-Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus hieß. Er ließ auf dem Gebiet der gesamten Monarchie meteorologische Beobachtungsstationen einrichten, und der Ausbau des Telegrafensystems ermöglichte die zeitnahe Datenübermittlung. So wurde am 1. Juli 1865 die erste regelmäßige Wetterkarte für die Monarchie erstellt. Sie enthielt unter anderem Linien der Abweichung des Luftdrucks und der Temperatur vom Normalwert und den Himmelszustand. Das Meldenetz umfasste die Wetterstationen Wien, Lesina, Pola, Triest, Mailand, Ancona, Bludenz, Ischl, Klagenfurt, Prag, Krakau, Lemberg, Agram, Szegedin, Debrecin und Hermannstadt. In den folgenden Jahrzehnten wuchs die Zahl der Wetterstationen, und die Methoden zur Analyse und Prognose wurden erweitert. Bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts war das Zeichnen der Wetterkarte und damit das Bestimmen des aktuellen Wetterzustandes eine Grundlage der meteorologischen Vorhersagearbeit. Heute liefern automatische Wetterstationen, Radar, Satelliten und hochkomplexe Wettermodelle rund um die Uhr Wetterdaten und hochwertige Vorhersagen für die nächsten Stunden und Tage für unterschiedliche Regionen und Nutzer. Ganz verdrängt wurde die tägliche Wetterkarte aber noch nicht, sagt der Leiter der ZAMG-Wettervorhersage in Wien, Klaus Stadlbacher: Wir erstellen immer noch eine tägliche Wetterkarte. Zum einen ist sie bei vielen Kunden beliebt, weil sie einen schnellen Überblick bietet, zum anderen ist es eine gute Möglichkeit, sich zu Beginn des Vorhersagedienstes in die aktuelle Wetterlage einzuarbeiten. Die Hauptarbeit der modernen Wettervorhersagedienste beschäftige sich aber nicht mehr mit der Analyse, sondern mit dem Wetter der Zukunft, so Stadlbacher: Alleine das spezielle Vorhersagemodell der ZAMG für den Alpenraum nutzt am Hochleistungsrechner bis zu 82 Billionen Rechenoperationen pro Sekunde, um mit mathematisch-physikalischen Modellen das Wetter der nächsten Tage zu berechnen. Nicht-Wissenschaft;Bei der Uraufführung der Oper "Morgen und Abend" von Friedrich Georg Haas wird ein rätselhafter Text von Jon Fosse zur Meditation über Tod und Leben. Im Londoner Royal Opera House brilliert u. a. Klaus Maria Brandauer. Nicht nur der Sänger Orpheus sucht den Weg in die Unterwelt. Vom Leben in das Reich des Todes, zu den Sterbenden und Verstorbenen führt das Musiktheater ja seit seinen Anfängen. Bei Friedrich Georg Haas Morgen und Abend bildet dieser Ort des Todes sogar das Zentrum der Oper. Einen genauen Zeitpunkt der Grenze, an der das Leben in den Tod überwechselt, legt Haas dabei allerdings nicht fest. Ob der alte Fischer Johannes noch lebt oder schon gestorben ist, bleibt in der Schwebe. Johannes steht – noch einmal? – von seinem Bett auf, kocht Kaffee, macht sich auf den Weg zum Meer und bildet sich dabei ein, auf einmal seine Frau und seinen Freund Peter, die doch alle schon lange verstorben sind, zu treffen, und plaudert mit ihnen lebhaft. Auch seine Lieblingstochter Tochter Signe geht, ohne ihn zu bemerken, an ihm vorüber. Sie sehen sich nicht, aber sie spüren einander. Schließlich verschwinden die Wörter, heißt es in Jon Fosses Roman Morgon og Kveld. Bleiben nur mehr Klang und Musik übrig? Die Zusammenarbeit mit dem norwegischen Schriftsteller hatte sich für Haas bereits bei der 2008 in Paris uraufgeführten Oper Melancholia bewährt. Auch damals hatte der norwegische Literaturnobelpreiskandidat selbst seinen Roman zum Libretto umgestaltet. Was aus der Binnenperspektive der Figuren erzählt wird, was die Figuren voller Erstaunen über sich selbst erleben, wird in der Oper zur großen, eindringlichen musikalischen Meditation. Gesungen wird bei Haas freilich erst nach langem, beinahe ermüdendem Warten, bis nämlich endlich die Hebamme (Sarah Wegener) die Geburt von Johannes dessen Vater, dem Fischer Olai, meldet. Denn der Sterbeszene wird, wie in Fosses Roman, das Warten auf die Geburt, die Ankunft von Johannes in der Welt, vorausgesetzt. Zunächst also Melodram. Klaus Maria Brandauer spricht auf Englisch den Monolog des wartendenden Fischers Olai monoton, dann plötzlich selbst fast in Gebärschreie ausbrechend. Die Gesangspartien sind in London in Deutsch gehalten, zumal Morgen und Abend eine Koproduktion des Royal Opera House mit der Deutschen Oper Berlin ist. Beide Sprachen sind also keine Originale, sondern Übersetzungen des norwegischen Librettos. Fischer Olai wird, wie er von sich selbst erzählt, von einer seltsamen Ruhe und einem merkwürdigen Klang beunruhigt, doch ohrenbetäubende Paukenschläge, sirrende-schwirrende Klänge und sakral anmutende Chorgesänge, von weither klingend, beherrschen zunächst die Atmosphäre. So komplex in ihrer Zerlegung von Intervallen die Komposition auch ist, sie besticht oft durch einfache Klarheit und Schönheit und warme Emotionalität. Besonders beeindruckt dabei Sarah Wegener – schon lange erfahren mit den Kompositionen von Haas und ihren geteilten Intervallen – in der Rolle der Lieblingstochter. Den sterbenden, liebenswerten Fischer Johannes spielt – recht jugendlich noch erscheinend – der weiche Bariton Christoph Pohl. Morgen und Abend ist große Oper, doch auf der Bühne (Ausstattung: Richard Hudson) sieht man in hellem Grau lediglich nur einen Kahn, eine Holztür und ein paar Möbel. Die Inszenierung von Graham Vick hält sich minimalistisch zurück, und auch der naheliegenden Versuchung, Morgen und Abend mit mythologischem Ballast und Symbolen zu beschweren (etwa die Fahrt des Fischers Johannes mit dem Kahn als Hadesfahrt zu zeigen) oder als religiöse Legende zu bebildern, entzieht sich die Aufführung. Mit nüchterner philosophischer Klarheit werden Geburt und Tod als Übergang vorgeführt: eine mystische Erfahrung, die die Klangwelten von Haas Komposition sehr effektvoll vertieft. Das große Orchester der Königlichen Oper unter Michael Boder spielte durchaus lustvoll. Den Musikern wurden für das Finale, für das letzte Übertreten der Schwelle bei gleißendem Scheinwerferlicht, für das Publikum sogar Ohrenschützer angeraten. Im April soll die Produktion von der Deutschen Oper Berlin ins Repertoire übernommen werden. Nicht-Wissenschaft;Präsident Mauricio Macri gedenkt des Krieges mit Großbritannien 1982 und stellt Ansprüche. Buenos Aires – Am Jahrestag des Falklandkrieges hat Argentiniens Präsident Mauricio Macri den Anspruch seines Landes auf die Inselgruppe im Südatlantik unterstrichen. Diese Inseln, mit denen wir so viele Erinnerungen verbinden, gehören uns, schrieb der Staatschef am Samstag in einer Mitteilung auf Facebook. Wir werden zurückkehren und dazu die Macht des Dialogs, der Wahrheit und der Gerechtigkeit nutzen. Zuvor legte Macri Blumen am Kriegerdenkmal in Buenos Aires nieder. Argentinien, damals unter einer Militärdiktatur, hatte am 2. April 1982 eine Invasion auf den Falklandinseln (Malvinas) gestartet, die seit 1833 unter britischer Verwaltung stehen. In dem gut zwei Monate langen Krieg kamen 649 Argentinier, 255 Briten und drei Inselbewohner ums Leben. Vor wenigen Tagen hatte eine UN-Kommission die Hoheitsgewässer Argentiniens über die Falklandinseln hinaus erweitert. Die argentinische Regierung feierte die Entscheidung als entscheidenden Sieg in dem seit Jahrzehnten andauernden Territorialstreit mit Großbritannien um die Inselgruppe. Diese Entscheidung bekräftige die Souveränitätsrechte des südamerikanischen Landes über die Falklandinseln, einer politisch, wirtschaftlich und strategisch wichtigen Zone, sagte Außenministerin Susana Malcorra. Die britische Regierung erklärte, das Urteil der UN-Kommission sei nicht bindend. 2013 hatten sich die Bewohner der Inselgruppe mit überwältigender Mehrheit für einen Verbleib bei Großbritannien ausgesprochen. Nach der Wahl des liberalen Macri hoffte man in London eigentlich auf eine moderatere Falkland-Politik in Argentinien. Die linkspopulistische Ex-Präsidentin Cristina Fernandez de Kirchner hatte mit dem emotionalen Thema immer wieder Stimmung gemacht. Neu entdeckte Öl- und Gasvorkommen vor den Inseln hatten den Konflikt zusätzlich befeuert. Wissenschaft;'Metamaterial ändert je nach Temperatur seine magnetischen Eigenschaften. Villigen – Aus einer Milliarde winziger Magnete haben Forscher am Paul Scherrer Institut (PSI) ein künstliches Material erschaffen. Überraschenderweise ändern sich die magnetischen Eigenschaften dieses sogenannten Metamaterials je nach Temperatur, so dass es verschiedene Zustände einnehmen kann; ähnlich wie Wasser einen gasförmigen, flüssigen und festen Zustand hat. Dies ließe sich womöglich für zukünftige elektronische Anwendungen weiterentwickeln, wie die Forscher in Nature Communications berichten. Ähnlich wie die Übergänge zwischen Dampf, Wasser und Eis zeigt auch das sogenannte Metamaterial aus Nanomagneten Phasenübergänge. Wir waren überrascht und begeistert, sagt Studienleiterin Laura Heyderman. Denn nur komplexe Systeme können Phasenübergänge aufweisen. Zugleich könnten komplexe Systeme zu neuen Arten der Informationsübertragung dienen. Der große Vorteil des künstlichen Metamaterials sei, dass es sich beinahe beliebig maßschneidern lässt. Während sich die einzelnen Atome in einem natürlichen Material nicht in großem Stil punktgenau neu anordnen lassen, sei mit den Nanomagneten genau das möglich, so die Wissenschafter. Die einzelnen Magnete haben in etwa die längliche Form eines Reiskorns und sind 63 Nanometer lang. Heyderman und Kollegen platzierten eine Milliarde dieser winzigen Stäbchen als großflächiges Bienenwaben-Muster auf einem flachen Untergrund. Insgesamt bedeckten die Nanomagnete so eine Fläche von gerade einmal fünf mal fünf Millimetern. Mit einer speziellen Messtechnik betrachteten die Wissenschafter das kollektive magnetische Verhalten des Metamaterials zunächst bei Raumtemperatur. Hier gab es keine Ordnung in der magnetischen Ausrichtung: Wild durcheinander zeigten magnetische Nord- und Südpole in die eine oder andere Richtung. Als die Forschenden jedoch langsam und kontinuierlich das Metamaterial kühlten, erreichten sie einen Punkt, an dem eine höhere Ordnung eintrat: Die winzigen Magnete beachteten einander nun stärker als zuvor. Mit weiter sinkender Temperatur kam es nochmals zu einer plötzlichen Änderung hin zu noch höherer Ordnung, die zudem fast wie eingefroren wirkte. Ganz ähnlich erhöht sich auch die weitreichende Ordnung der Wassermoleküle in dem Moment, in dem Wasser zu Eis gefriert. Als nächsten Schritt wollen die Forscher Einfluss auf diese magnetischen Phasenübergänge nehmen, indem sie die Größe, Form und Anordnung der Nanomagnete verändern. Dies ermögliche die Erschaffung neuer Materiezustände, die auch zu vielfältigen Anwendungen führen könnten: Das Besondere ist: Mit maßgeschneiderten Phasenübergängen ließen sich Metamaterialien in Zukunft gezielt für verschiedene Bedürfnisse anpassen, so Heyderman. Neben der Informationsübertragung könnte das Metamaterial etwa auch in der Datenspeicherung nützlich sein oder auf Sensoren, die Magnetfelder nachweisen.' Nicht-Wissenschaft;Insulaner sichern sich Teilnahme mit 0:0 gegen Kasachstan, Tschechien mit Sieg in Lettland durch – für Niederländer nach 0:3 bestenfalls Platz drei in Gruppe A möglich. Wien/Reykjavík/Konya – Die Fußball-Nationalmannschaft Islands ist erstmals für eine EM-Endrunde qualifiziert. Die Mannschaft des Trainer-Duos Lars Lagerbäck und Heimir Hallgrimsson sicherte sich ihren Platz beim Turnier 2016 in Frankreich mit einem 0:0 gegen Kasachstan am Sonntag vorzeitig. Zwei Spieltage vor dem Abschluss der Qualifikationsgruppe A ist Island nicht mehr von einem der ersten beiden Plätze zu verdrängen. Ebenfalls fix dabei: Tschechien, nach einem 2:1 in Lettland. Die Niederlande stehen dagegen vor dem Aus. Vor einem Jahr noch WM-Dritter, verlor man drei Tage nach der Heimniederlage gegen Island (0:1) auch das eminent wichtige Duell bei der Türkei 0:3 (0:2), Platz drei ist nun das höchste der Gefühle. Zuletzt hat Holland, Europameister von 1988, die EM-Endrunde 1984 verpasst. Wales fehlt nach dem 0:0 gegen Israel in der Gruppe B noch ein Zähler, in der spannenden Gruppe H setzte sich Norwegen mit einem 2:0 (0:0) gegen Kroatien auf Platz zwei hinter Italien, das sich gegen Bulgarien mit 1:0 (1:0) durchsetzte. Am Samstag hatte sich bereits England mit einem 6:0 in San Marino für die EURO qualifiziert. What the hell has happened to Holland? Für die Niederlande war es ein weiterer schwarzer Abend, der dritte Platz ist die letzte Hoffnung der Auswahl des neuen Teamchefs Danny Blind. Die Türkei hat allerdings diesbezüglich derzeit mit 12 zu 10 Punkten die Nase vorn, die Niederländer müssen auf mindestens einen Ausrutscher des Rivalen gegen Tschechien oder Island hoffen. Nur der beste Gruppendritte qualifiziert sich direkt für die EM, die anderen bestreiten Relegationsspiele. Ohne den verletzten Arjen Robben gerieten die Gäste in Konya rasch in Rückstand: Oguzhan Özyakup schupfte den Ball bereits in der 7. Minute über Torhüter Jasper Cillessen zur türkischen Führung ins Netz, in der 26. Minute ließ Cillessen einen Schuss von Arda Turan unter seinem Körper passieren ließ. Burak Yilmaz sorgte in der Schlussphase für den Endstand (86.). Die erneut an mehreren Stellen umgebaute Elf von Blind ließ über die gesamte Spielzeit Sicherheit, Ideen und den letzten Willen vermissen. David Limbersky (13.) und Vladimir Darida (25.) schossen die Tschechen in Riga zur EM, Gastgeber Lettland, zuletzt mit einem Achtungserfolg in der Türkei (1:1) konnte erst in der zweiten Halbzeit das Geschehen ausgeglichen gestalten. Die Mannschaft von Trainer Pavel Vrba ist zwei Spieltage vor Schluss nicht mehr von den ersten beiden Tabellenplätzen zu verdrängen. Beide Tore der Norweger gegen die Kroaten erzielte in Oslo Jo Inge Berget (51./69.). Mit 16 Punkten schoben sich die Skandinavier damit an den Kroaten (15) vorbei. Tabellenführer bleibt Italien (18), für das Daniele De Rossi in der 6. Minute des Spiels gegen Bulgarien einen Elfer zum 1:0 für die Squadra verwandelte – dabei blieb es. In der zweiten Halbzeit revanchierte sich der Römer nach einer Attacke von Ilian Mitsanski mit einem Tritt. Beide Spieler sahen Rot. Italien ist nun seit 38 Heimspielen en suite in Qualifikationsspielen ohne Niederlage. Wales muss noch mindestens bis zum nächsten Spiel auf die erste Teilnahme an einem großen Turnier seit der WM 1958 warten – spätestens nach dem Heimspiel gegen Andorra am 13. Oktober dürfte es so weit sein. Ein Sieg gegen Israel, das fünf Punkte Rückstand auf den Tabellenführer hat, hätte der Mannschaft um Gareth Bale bereits jetzt gereicht. Doch in einer schwachen Partie fielen keine Tore. Auf Platz zwei in Gruppe liegt Belgien nach einem 1:0 auf Zypern. Chelsea-Star Eden Hazard sorgte mit seinem Treffer vier Minuten vor dem Ende für die Entscheidung, die Belgier liegen weiter einen Punkt hinter Wales. (sid/red – 6.9. 2015) ERGEBNISSE vom Sonntag: Gruppe A – 8. Runde: Türkei – Niederlande 3:0 (2:0) Konya. Tore: Özyakup (8.), Turan (26.), Yilmaz (86.) Lettland – Tschechien 1:2 (0:2) Riga. Tore: Zjuzins (73.) bzw. Limbersky (13.), Darida (25.) Island – Kasachstan 0:0 Reykjavik. Gelb-Rote Karte: Gunnarsson (89./Island) Gruppe B – 8. Runde: Wales – Israel 0:0 (0:0) Cardiff. Bosnien-Herzegowina – Andorra 3:0 (3:0) Zenica. Tore: Bicakcic (14.), Dzeko (30.), Lulic (45.). Rote Karten: Besic (63.) bzw. Rodriguez (64.). Zypern – Belgien 0:1 (0:0) Nikosia. Tor: Hazard (86.) Gruppe H – 8. Runde: Malta – Aserbaidschan 2:2 (0:1) Mdina. SR Lechner. Tore: Mifsud (55.), Effiong (71.) bzw. Amirguliyev (36., 80.) Norwegen – Kroatien 2:0 (0:0) Oslo. Tore: Berget (51., 69.) Italien – Bulgarien 1:0 (1:0) Palermo. Tor: De Rossi (6./Elfmeter). Rote Karten: De Rossi (55.) bzw. Mitsanski (56.) Nicht-Wissenschaft;'Im 26. Spiel hintereinander einen Scorerpunkt verbucht. Wien – Patrick Kane hat in der nordamerikanischen Eishockey-Liga NHL im 26. Spiel hintereinander einen Scorerpunkt verbucht und damit die längste Serie seit 23 Jahren aufgestellt. Der Stürmer der Chicago Blackhawks bereitete beim 4:0-Heimsieg des Stanley-Cup-Champions gegen die Vancouver Canucks das 1:0 durch Duncan Keith (12./PP) vor. Zuletzt gelang dem Schweden Mats Sundin für die Quebec Nordiques in der Saison 1992/93 eine längere Scoring-Serie, als er in 30 Partien in Folge zumindest ein Tor oder einen Assist lieferte. Den NHL-Rekord hält Wayne Gretzky mit 51 Spielen in der Saison 1983/84. (APA; 14.12.2015) NHL-Ergebnisse von Sonntag: New York Islanders – New Jersey Devils 4:0St. Louis Blues – Colorado Avalanche 1:3Chicago Blackhawks – Vancouver Canucks 4:0' Wissenschaft;Jedes Jahr Mitte August durchquert die Erde auf ihrer Umlaufbahn eine gewaltige Staubspur. Es handelt sich dabei um die Auflösungsprodukte von 109P/Swift-Tuttle – einem Kometen, der 1862 von Lewis A. Swift und Horace Parnell Tuttle unabhängig voneinander entdeckt wurde. Die größte Anhäufung von Kometenstaub passiert die Erde heuer am 13. August vormittags. Wenn die wenige Millimeter großen Staubteilchen mit einer Geschwindigkeit von rund 200.000 Kilometern pro Stunde auf die Erdatmosphäre treffen, verdampfen sie in 100 Kilometern Höhe durch Luftreibung und rufen so helle Leuchtspuren hervor – Meteore, besser bekannt als Sternschnuppen. Der scheinbare Ursprung, der sogenannte Radiant, des Meteorstroms im August liegt im Sternbild Perseus – von diesem hat er auch seinen Namen: Perseiden. Da der Höhepunkt der Perseiden knapp mit dem Fest des Märtyrers Laurentius am 10. August zusammenfällt, werden sie auch Laurentiustränen genannt – der Name stammt aus einer Zeit, als manche dachten, der Himmel weine über die grausame Hinrichtung des Heiligen durch den römischen Kaiser Valerian. Die Perseiden, einer der größten Meteorströme des Jahres, sind von 17. Juli bis 24. August aktiv. Am besten sind sie am späteren Abend bis zur Dämmerung zu beobachten – vor allem rund um den 13. August. Die Perseiden-Beobachtung wird heuer zudem durch den Neumond am 14. August begünstigt, wodurch die Nächte besonders dunkel sind. In ihrer aktivsten Phase erreichen die Perseiden ein Maximum von sechzig bis hundert Meteoren pro Stunde – durch die Lichtverschmutzung sind im städtischen Bereich jedoch deutlich weniger sichtbare Sternschnuppen zu erwarten. Über den gesamten Himmel können Meteore mit verschiedenen Flugrichtungen erscheinen, mit zunehmender Nähe zum Radianten nimmt die Länge der Schnuppen ab. In geeigneter Umgebung und bei günstigen Wetterbedingungen sind für die Beobachtung weder optische Hilfsmittel noch Schutzbrillen notwendig. Die erste überlieferte Sichtung der Perseiden fand vor zwei Jahrtausenden in China statt. Die erste bekannte Beobachtung aus Europa ist mit 811 datiert. Wer die Perseiden dieser Tage verpasst, darf sich auf die Leoniden im November freuen – sie bieten ein ähnliches Lichtspektakel wie die Perseiden, wenn auch bei niedrigeren Temperaturen. Wissenschaft;Die vom Mond verursachte Verlangsamung der Erdrotation erfordert wieder einmal eine kleine Anpassung. Wien – Aufgrund einer Schaltsekunde wird der 30. Juni heuer um genau diese länger dauern – wobei genau genommen für uns der 1. Juli verlängert wird. Um Mitternacht der Weltzeit UTC (Mitteleuropäische Sommerzeit: Mittwoch, 01:59:59 Uhr) ist es soweit: Auf die Sekunde 23:59:59 folgt 23:59:60 (bei uns 01:59:60) – und erst dann beginnt der 1. Juli mit 0:00:00. Kaum jemand wird seine Uhr zurückstellen, dabei hat diese Sekunde große Bedeutung für unser Leben: Etwa für die Nutzer von Navigationssystemen. Schaltsekunden wurden eingeführt, da die Länge des Tages an die Rotation der Erde um ihre eigene Achse gekoppelt ist, und diese wird im Lauf der Zeit immer langsamer, erklärt Johannes Böhm von der TU Wien den Grund. Ab und zu führt der internationale Dienst für Erdrotation und Referenzsysteme (IERS) daher eine Zusatzsekunde ein, damit die offizielle Zeit und die Rotation der Erde nicht immer weiter auseinanderlaufen. Der Mond dehnt die Erde ein bisschen. Es bilden sich Flutberge aus, und auch die feste Erde wird verformt, so Böhm. Allerdings kann die Erde aufgrund ihrer inneren Reibung die Verformung nicht augenblicklich ändern, wenn sie sich weiterdreht. Daher zeigt die entstehende Ausbuchtung nicht exakt in Richtung Mond, die Verformung wird durch die Erdrotation immer ein bisschen vom Mond weggedreht. Diese Asymmetrie bewirkt, dass der Mond ein Drehmoment auf die Erde ausübt und die Rotation der Erde ein kleines bisschen bremst, sagt Böhm. Gleichzeitig wandert der Mond dabei immer weiter von der Erde weg. Eine Sekunde mag zwar in unserem Alltag die kleinste relevante Zeiteinheit sein – anderswo, etwa in der Forschung, arbeitet man allerdings längst mit viel höheren Genauigkeiten. Daher habe man in der Forschung längst keine andere Wahl mehr, als komplizierte Korrekturen mit Mikrosekundengenauigkeit zu berücksichtigen, sagt Böhm – egal ob Schaltsekunde oder nicht, zumindest, wenn man nicht jede Minute eine Schaltmikrosekunde einführen möchte. Böhm plädiert daher letztlich für die Abschaffung der Schaltsekunde. Im Grunde wäre es kein Problem, länger zu warten, und dann nach einigen Jahrzehnten eine ganze Schaltminute einzufügen, so der Wissenschafter. Rufe zur Abschaffung von Schaltsekunden sind in den vergangenen Jahren immer wieder laut geworden – unter anderem weil sie Computersystemen Probleme bereiten könnten. Tatsächlich sind Schaltsekunden in den vergangenen Jahren deutlich seltener eingelegt worden. Die jetzige ist erst die vierte seit dem Jahr 2000. Von 1972, als erstmals eine Schaltsekunde eingelegt wurde, bis 1999 gab es fast eine Schaltsekunde pro Jahr. Wissenschaft;Die Graphic Novel "Ghetto Brother" erzählt die Geschichte des Königs der Bronx zwischen Straßenkrieg, HipHop und Judentum. Im Fernsehen sah ich mal Bilder vom zerbombten Dresden. Die South Bronx war wie Dresden. Und wir waren die Könige dieses Trümmerhaufens, sagt Benjamin Melendez. Anfang der 1970er-Jahre war Melendez besser bekannt als Yellow Benjy. Er war Gründer und Anführer der Ghetto Brothers, eine der größten und einflussreichsten Gangs zwischen den verwahrlosten Blocks der South Bronx. Der in New York lebende deutsche Fotograf Julian Voloj hat Benjamin Melendez aus den Trümmern der ungeschriebenen Geschichten ausgegraben. Nachdem er ihn durch Zufall kennengelernt hatte und während zahlreicher Spaziergänge die Stationen seines Lebens abgeklappert hatte, dokumentierte Voloj seine außergewöhnliche Story gemeinsam mit der Hamburger Künstlerin Claudia Ahlering in einer Graphic Novel - Ghetto Brother, auf Deutsch erschienen im Avant-Verlag. Das Buch war auch nominiert als für den am 6. Juni vergebenen Peng-Preis des Comicfestivals München für den besten deutschsprachigen Comic. (Gewonnen hat ihn übrigens der bereits besprochene Band Irmina von Barbara Yelin.) Melendez war nicht einfach nur Gang-Leader, er war auch Initiator eines einmaligen Waffenstillstands im Krieg auf der Straße. Ganz nebenbei ebnete er damit den Weg zur HipHop-Kultur, die ihre Wiege in der Bronx hatte. Der Sohn puertoricanischer Einwanderer mit jüdischen Wurzeln streifte von klein auf durch die Straßen der Bronx - keine ungefährliche Angelegenheit: Du gingst vor die Tür und wusstest nie, ob es nicht dein letzter Tag auf Erden sein würde, erzählt Melendez. Den einzigen Schutz bot die Mitgliedschaft in einer der unzähligen Gangs. Allein in der Bronx regierten mehr als 100 Gangs mit mehr als 10.000 Mitgliedern das von Schlaglöchern durchsiebte Pflaster. Straßenecken markierten ihre Territorien, und so überbrückten die Gangs nicht selten die Kluft zwischen Afroamerikanern und Puertoricanern, die trotz derselben tristen Lebensverhältnisse gewöhnlich nicht viel füreinander übrig hatten. 1967 - in dem Jahr, in dem Martin Luther King und Robert Kennedy ermordet wurden und der Vietnam-Krieg zum Dauerproblem wurde - gründete Melendez als 14-Jähriger gemeinsam mit seinen Brüdern seine eigene Gang, die Ghetto Brothers. Was Ghetto eigentlich bedeutete und dass er selbst eine jüdische Herkunft hatte, war Melendez zu diesem Zeitpunkt gar nicht bewusst. Als Markenzeichen, das auf die Nieten-Jeansjacken genäht wurde - die sogenannten Colors -, wählten die Ghetto Brothers drei Mülltonnen, als Symbol für die völlig verdreckten und verarmten Stadtviertel, in denen sie lebten. Sie teilten sich die Straßen mit anderen Gangs mit klingenden Namen wie Black Spades, Savage Skulls, Savage Nomads, Seven Immortals, Reapers, Turbans. Die Begriffe sprechen für sich: Ende der 60er-Jahre ging es nicht gerade zimperlich zur Sache zwischen den mafiös agierenden Gangs. Das System hatte Erfolg: Die Gangs boten Familienersatz, Anerkennung, Aufstiegsperspektiven und nicht zuletzt Tagesstruktur in Gegenden, die selbst die Polizei aufgegeben hatten. Und offensichtlich auch die Stadtverwaltung: Das lokale Spital wurde nur das Schlachthaus genannt. Die Gewaltspirale samt wechselseitiger Rachefeldzüge und einer wachsenden Drogenkriminalität schraubte sich immer tiefer in die Bronx. 1971 erreichte das todernste Spiel mit der Ermordung von Black Benjy von den Ghetto Brothers, der ein Friedensangebot vermitteln wollte, einen Höhepunkt. Trotz vieler Widerstände entschloss sich Benjamin Yellow Benjy Melendez, nicht zurückzuschlagen sondern mit der Unterstützung eines Vertreters der Black Panthers stattdessen alle Gangleader an einen Tisch zu holen und ein nachhaltiges Friedensabkommen auszuhandeln. Ein eindrucksvoller Schachzug, der tatsächlich aufging. Der Waffenstillstand wurde am 8. Dezember 1971 geschlossen und unter Beisein von Presse, Sozialarbeitern und unter Polizeischutz von allen anwesenden Gangleadern unterzeichnet. Voloj und Ahlering arbeiten in dem in Schwarz-, Weiß- und Grautönen gehaltenen Comic eine ganze Menge auf: Amerikanische Sozial- und Migrationsgeschichte, ein bisschen Musikgeschichte, ein bisschen Jugendkultur. Es tauchen Notizen zu fehlgeleiteter Stadtentwicklung, zur puertoricanischen Minderheit und zur Bürgerrechtsbewegung in den USA auf. Es ist fast etwas zu viel, was die beiden in oft ein wenig zu klein geratene, verschachtelte Panels packen. Vieles wird nur angeschnitten, wirklich fundierte Hintergründe darf man sich nicht erwarten. Das ist aber völlig in Ordnung, denn schließlich geht es um den Lebensweg eines Underdogs aus der Bronx, der eben auch einige prägnante Ereignisse der frühen 70er kreuzte. Nach dem Waffenstillstand wurde unsere Welt größer, sagt Melendez. Man ging zu Partys in Gegenden, in die man früher nie einen Fuß gesetzt hatte. Es war egal, welche Weste du trugst. Man battelte sich weiter, aber nicht unbedingt mit Waffen, sondern auf dem DJ-Pult, beim Breakdance und Graffiti. DJ Kool Herc, der als Begründer des HipHop gilt, schmiss seine ersten Partys, aus dem Warlord der Black Spades wurde der berühmte DJ Afrika Bambataa, der Anführer der Universal Zulu Nation. Mitte der 70er war es dann aber schon wieder vorbei mit dem Frieden in der Bronx. Die Gangs lösten sich auf, die Gewalt kehrte zurück und Heroin eroberte die Sozialbauten. Auch Yellow Benjy zog sich aus dem Gang-Business zurück, um seine jüdischen Wurzeln, die seine Eltern stets im Geheimen pflegten, zu suchen. Die Themendichte geht sich tatsächlich aus - durch die rasanten Bildfolgen, mit denen man im Stakkato-Rhythmus durch die spannende Story rast. Der Fokus bleibt meist eng, die Blicke knapp und kurz. Nur selten geben große Bilder Raum für große Momente. Auch wenn die Geschichte da und dort mehr Luft vertragen hätte - die groben Zeichnungen geben eine Menge authentischer Einblicke in die Enge des Lebens zwischen Abbruchhäusern. Vor dem chaotischen Hintergrund heben sich starke Persönlichkeiten ab - samt eindrucksvoller Tattoos, Stirnbänder, Schlaghosen und origineller Frisuren. Manchmal wirkt die Ich-Erzählung gar etwas verherrlichend und affirmativ, die Person von Melendez, der etwa nicht unbedingt ein guter Familienvater gewesen sein dürfte, wird dabei nicht kritisch hinterfragt. Dass er mit seinen Brüdern unter dem Namen Ghetto Brothers auch eine Band gründete und eine Platte aufnahm, auf der sie Funk, Salsa und Beatles-Gesänge vermischten, wird leider nicht erwähnt - aber das wäre vermutlich wirklich eine andere Geschichte. Nicht-Wissenschaft;Das Fotobuch führt in eine bizarre Welt voller Obsessionen, Zauberwesen und absurder Komplexitäten. “Reality is not what we see, but what we dis cover.“ Authentisch – wie es nur Ausnahmekünstlern gelingt – war er schon Engel, Teufel, Faun, Gott, Dämon, Angry Young Man, melancholischer Leichtmatrose, Punk mit Barock-Attitüde und der Grazie eines Renaissancefürsten, dämonischer Weißclown, Mephisto, Heiliger, nostalgische Diva, majestätischer Torero und Sklave, Caligula, Senecca, de Sade und Rimbaud. Voller Pathos, lyrischer Gestik, hinreißender Mimik, mal liebenswertem, mal satanischem Grinsen. Marc Almond, 1957 in Southport geboren, brilliert als exzentrischer Poet, kosmopolitischer Rockstar, Pop-Zar, klassischer Chansonnier, Nonkonformist, Erneuerer, Performancekünstler, als Interpret von Torch-Songs und Pop-Perlen, als Schauspiel-Punk. Ausgestattet mit dem einzigartigen Timbre eines Crooners à la Frankie-Boy mit Post-Punk-Attitüde, ist er weltweit bis heute als Sänger des New-Wave-Duos Soft Cell in Erinnerung. Nun beschenkt uns der wunderbare Exzentriker mit einem Fotobuch. Dieses entführt uns als Zeitreise in seine bizarre Welt voller Obsessionen, Zauberwesen, absurder Komplexitäten, verwundeter Sinne, der Versuchungen, Abgründe und psychodelisch phosphoriszierenden Firmamente. Intensiv und elegant die Bildsprache, inszeniert von herausragenden Begabungen wie Pierre et Giles oder Jamie McLeod. Zu verdanken haben wir das wunderschöne purpurfarbene Album First Third Books, die schon mit hochwertigen Hommagen an Punk und Saint Etienne überrascht haben. Grandios wird die Vielseitigkeit des Introvertierten, des Sensiblen augenscheinlich. Luzide die Metamorphosen, faszinierend die Dokumente juveniler Grenzgänge, auch des würdevollen Scheiterns, der Weg von Zazou, von Non Stop Erotic Cabaret zu Genet, Brel und Piaf. Als Ungeduldiger erfand er sich stets neu, versank in einer exotischen Demi monde der Blumen des Bösen, verlor sich in Champagnerbädern und Selbstmitleid. Auferstanden als Phönix. Wieder Piaf, Aznavour, Weill, Eigenes. Innovativ mit Antony Hegarty, John Harle, Jeremy Reed et alii. Neuerdings auch Performances in Opern, Theatern in London, Edinburgh, Paris. Stichwort Poppea mit Benjamin Biolay und Oratorien wie The Tyburn Tree und Ten Plagues. Wie Narziß und Goldmund, ewige Jugend und Weisheit, in Annäherung an absolute Vollkommenheit. Faces, faces, different faces. Gesichter, Masken, vereint in einem einzigen, einzigartigen Künstler. Großartig, genial, göttlich! (Gregor Auenhammer, Album, 2.9.2015) Nicht-Wissenschaft;Österreich holt bei einschlägiger Innovationsförderung langsam auf. Wien - Erst zu Wochenbeginn hat die G7 der führenden Industrienationen unter dem Vorsitz der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel ein Bekenntnis zur Begrenzung der Erderwärmung bei zwei Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit gemacht. Ohne entsprechende Anstrengungen auf der Forschungsseite, insbesondere bei Energie wird das nicht zu machen sein, sind sich vom STANDARD befragte Experten einig. Umso wichtiger, dass Österreichs Bilanz der Forschungsförderung bei Energie in die richtige Richtung weist. 2014 wurden mit 143,1 Millionen Euro so viel Forschungsmittel (exklusive des von der Industrie selbst aufgewendeten Geldes) wie noch nie ausgegeben. 2013 waren es 121 Millionen Euro, in den Jahren davor rund 120 Millionen jeweils. Die Erhöhung um 15 Prozent sei umso bemerkenswerter, als die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen alles andere als rosig gewesen seien und die budgetären Restruktionen enorm, wie Michael Paula, Abteilungsleiter Energie- und Umwelttechnologien im Infrastrukturministerium, am Mittwoch bei einer Studienpräsentation sagte. Österreich, lange Zeit Nachzügler bei Forschung und Entwicklung, hat im Vorjahr zwar stark aufgeholt, hinkt vergleichbaren Ländern aber immer noch hinterher. Liegt der Anteil der Energieforschung am Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Österreich derzeit bei 0,045 Prozent, kommen Länder wie Dänemark, Niederlande oder Schweiz auf etwa die doppelte Höhe. Finnland hatte bis vor zwei, drei Jahren einen beinahe dreimal so hohen Anteil der Energieforschung am BIP, ist zuletzt aber etwas zurückgefallen. Theresia Vogel, Geschäftsführerin des Klima- und Energiefonds (Klien), verwies darauf, dass sich mit neuen Themen auch neue Unternehmen in die Forschung einklinken. Derzeit etwa gibt es einen Schwerpunkt bei Speichertechnologien. Unternehmen, die Geld vom Klien erhalten, müssen zumindest dieselbe Summe dazulegen. Gewinner Windkraft Gewinner des Jahres 2014 war die Windkraft. Während Biomasse-Technologien, aber auch Fotovoltaik und Solarthermie nicht zuletzt unter dem Verfall der Ölpreise und dem vergleichsweise milden Winter litten, legte die Windkraft in Österreich kräftig zu. Den Zubau um 411 Megawatt (MW) auf 2095 MW führte Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft, unter anderem auf die stabil guten Rahmenbedingungen in Österreich zurück. Was passiere, wenn dies nicht der Fall sei, zeige das Beispiel Spanien, wo der Windkraftmarkt fast komplett zusammengebrochen ist. Nicht-Wissenschaft;Italienische Provider müssen Websites für ihre Kunden sperren. Nachdem das Streaming-Portal Popcorn Time bereits in Großbritannien blockiert wurde, müssen nun auch italienische Provider den Zugang für ihre Kunden sperren. Einem Bericht von TorrentFreak zufolge müssen drei Domains gesperrt werden, über die die Anwendung zur Verfügung gestellt wird. Die Maßnahme dürfte allerdings relativ sinnlos sein, denn sie betrifft nur die Websites nicht aber die Software an sich. Filmstudios versuchen seit geraumer Zeit gegen Popcorn Time vorzugehen. Das geht so weit, dass kürzlich zwei Dänen verhaftet wurden, weil sie auf einer eigenen Seiten genau dokumentierten wie Popcorn Time funktioniert. Aufgrund der einfachen Bedienung wird es auch als Netflix der Piraten bezeichnet. Nutzer haben darüber Zugang zu zahlreichen urheberrechtlich geschützten Filmen und Serien. Anders als bei Bittorrent-Clients wie Vuze wird die Filmdatei nicht für späteres Ansehen auf den Computer heruntergeladen, sondern gestreamt. Eine echte Sperre von Popcorn Time wird durch die Verfügung des Gerichts in Genua nicht erzielt. Nutzer können zwar die betroffenen Websites nicht mehr ansurfen, über die der Client heruntergeladen werden kann. Auf bereits installierte Popcorn Time-Anwendungen habe das jedoch keinen Einfluss, so die Blogger. Zudem bleibe die Software über zahlreiche andere Seiten verfügbar. In mehreren europäischen Ländern sehen Gerichte trotz Kritik seitens Politik und Internetwirtschaft Netzsperren als geeignetes Mittel gegen Urheberrechtsverletzungen an. In Österreich mussten mehrere Provider bislang ebenfalls bereits Seiten wie Kino.to, Isohunt.to und Thepiratebay.se sperren. Nicht-Wissenschaft;Beide Teams sind noch ungeschlagen, Schöttel: "Spiel in die Hand nehmen". Grödig/Maria Enzersdorf – Vor Saisonbeginn als Abstiegskandidaten gehandelt, treffen Grödig und Admira am Mittwoch (20.30 Uhr) in der vierten Runde der Fußball-Bundesliga als bisher ungeschlagene Blitzstarter aufeinander. Peter Schöttel, Trainer der Salzburger, dessen Team am Samstag vor eigenem Publikum der Austria ein 2:2 abrang, sieht seine Spieler nun auch in Sachen Kreativität gefordert. Man müsse diesmal das Spiel in die eigene Hand nehmen. Der Gegner habe eine gut eingespielte, sehr kompakte Mannschaft. Neuzugang Pascal Itter steht im Kader: Er ist schon gut integriert und ein Thema. Nicht dabei: der verletzte Dominik Baumgartner. Admiras Pendant Oliver Lederer hat sich auf die Suche nach Schwachstellen des Gegners gemacht. Gegen Salzburg ist uns das relativ gut gelungen, befand er angesichts des 2:2 im Vergleich mit dem Meister. Den Grödigern streute er Rosen. Sie haben das in den ersten Runden gut gemacht und waren gegen die Austria sogar dem Sieg näher, beurteilte er die bisherigen Auftritte des Kontrahenten. Sie sind sehr kompakt, im Umschaltspiel sehr schnell und extrem gefährlich. Wir müssen die Konter im Keim ersticken. (APA/red – 11.8. 2015) Mögliche Aufstellungen: SV Grödig – FC Admira Wacker Mödling (Grödig, DAS.GOLDBERG-Stadion, SR Muckenhammer). Saisonergebnisse 2014/15: 0:0 (a), 5:0 (h), 3:2 (a), 0:1 (h) Grödig: Schlager – T. Kainz, Maak, Pichler, Strobl – Brauer, Rasner – Venuto, Kerschbaum, Schütz – Sulimani Ersatz: Strasser – Denner, Itter, Strauss, Djuric, Völkl, Derflinger, Goiginger, Gschweidl, Wallner Es fehlt: Baumgartner (nach Kreuzbandriss) Admira: Siebenhandl – Ebner, Schößwendter, Wostry, Wessely – Lackner – Grozurek, R. Schicker, Malicsek, Blutsch – Vastic Ersatz: Kuttin – Zwierschitz, Neuhold, Egho, Ayyildiz, Toth, Knasmüllner, Bajrami, Ouedraogo Wissenschaft;Der zentrale Arktische Ozean hatte sommerliche Oberflächentemperaturen von vier bis neun Grad Celsius. Im Frühjahr, Herbst und Winter trieben aber Eisschollen übers Meer. Bremerhaven – Einem internationalen Forscherteam unter Leitung des (AWI) in Bremerhaven ist es gelungen, ein neues Fenster in die Klimageschichte des Arktischen Ozeans aufzustoßen: Mithilfe von Bodenproben vom Lomonossow-Rücken konnten die Wissenschafter zeigen, dass die zentrale Arktis vor sechs bis zehn Millionen Jahren im Sommer vollkommen eisfrei war. Das Meer hatte demnach an der Oberfläche eine Temperatur von vier bis neun Grad Celsius, wie die Forscher in Nature Communications berichten. Im Frühjahr, Herbst und Winter hingegen trieben Eisschollen auf dem Ozean. Die Sedimentproben wurden während einer Expedition im Sommer 2014 entnommen. Das arktische Meereis ist eine sehr kritische und sensitive Komponente im globalen Klimasystem, sagt AWI-Geologe und Erstautor Rüdiger Stein. Daher seies wichtig, die Ursachen heutiger wie historischer Änderungen des Meereises besser zu verstehen. Wir hatten uns daher für diese Expedition zum Ziel gesetzt, lange Sedimentkerne aus der zentralen Arktis zu gewinnen, mit deren Hilfe wir die Meereisbedeckung des Ozeans in den zurückliegenden 50 Millionen Jahren rekonstruieren können. Eine günstige Stelle dafür fanden die Forscher am Westhang des Lomonossow-Rückens, einem großen Unterseegebirge in der zentralen Arktis. An diesem Hang muss es in der Vergangenheit immer wieder gigantische Erdrutsche gegeben haben, wodurch die darunterliegenden sehr alten Sediment- und Gesteinsformationen auf einer Mächtigkeit von über 500 Metern freigelegt wurden, so Stein. Die gewonnenen Sedimentkerne waren zwar nur vier bis acht Meter lang, einer davon entpuppte sich aber genau als eines jener Klimaarchive, auf das die Forscher gehofft hatten: Wir konnten mit Hilfe bestimmter Mikrofossilien, sogenannter Dinoflagellaten, eindeutig feststellen, dass der untere Teil dieses Kerns aus circa sechs bis zehn Millionen Jahre alten Sedimenten besteht und damit erdgeschichtlich in das späte Miozän zurückreicht, sagt Stein. Mithilfe sogenannter Biomarker konnten so die Klimabedingungen im zentralen Arktischen Ozean für diesen Zeitabschnitt rekonstruiert werden. Bisher vermuteten einige Forscher, dass der zentrale Arktische Ozean bereits vor sechs bis zehn Millionen Jahren ganzjährig durch eine Meereisschicht bedeckt war – in etwa jenem Ausmaß, wie wir sie heute kennen. Dieser Annahme widersprechen die neuen Forschungsergebnisse. Unsere Daten weisen eindeutig darauf hin, dass der Nordpol und der gesamte zentrale Arktische Ozean im Sommer sogar eisfrei gewesen sein müssen, so Stein. Der Arktische Ozean war allerdings nicht ganzjährig eisfrei. Stein: Durch die Kombination unserer Datensätze zur Oberflächenwassertemperatur und zur Meereisverbreitung können wir das jetzt erstmals belegen. Im Frühjahr und dem vorangegangenen Winter war der Ozean aber von Meereis bedeckt. Rund um den Nordpol muss es damals also eine ähnliche saisonale Eisbedeckung gegeben haben, wie wir sie heute in den Arktischen Randmeeren vorfinden. Diese aus Sedimentdaten rekonstruierten Erkenntnisse über die Klimageschichte des Arktischen Ozeans lassen sich auch durch Klimasimulationen untermauern. Dies gilt jedoch nur bei Annahme eines relativ hohen atmosphärischen Kohlenstoffdioxid-Gehalts. Wird in die Klimamodelle ein deutlich niedrigerer Kohlenstoffdioxid-Gehalt eingesetzt, wie er in einigen Studien für das späte Miozän postuliert wird, lässt sich eine eisfreie Arktis nicht simulieren. Ob der Kohlenstoffdioxid-Gehalt damit im Miozän wirklich relativ hoch war, oder ob die miozänen Klimasimulationen eine zu geringe Sensitivität in der Arktis aufweisen, sei derzeit ein zentraler Gegenstand der Forschung, sagt Stein: Wenn unsere Klimamodelle die Meereisbedeckung früherer Zeiträume zuverlässiger reproduzieren können, werden wir auch in der Lage sein, genauere Prognosen über künftige Klima- und Meereisschwankungen in der zentralen Arktis zu geben. Nicht-Wissenschaft;Redakteur erneuert Kritik an deutscher Bundesregierung und Kairo. Doha/Berlin/Kairo – Nach seiner vorübergehenden Inhaftierung in Deutschland ist der prominente ägyptische Journalist Ahmed Mansour nach Katar zurückgekehrt. Mansour landete am Dienstagabend auf dem Flughafen der katarischen Hauptstadt Doha und wurde dort von der Führung seines Senders Al-Jazeera sowie von seiner Familie begrüßt. Mansour erneuerte seine Vorwürfe gegen die deutsche Bundesregierung: Es gibt Lobbys, die (den ägyptischen Machthaber Abdel Fattah) al-Sisi in der Welt fördern, sagte der 52-jährige Journalist auf Arabisch. Sie üben Druck auf die deutsche Regierung aus, weil die ägyptische Regierung Müll ist und wertlos, fügte Mansour hinzu. Seine Festnahme in Berlin bezeichnete er als politisch. Mansour war am Samstag in Berlin festgenommen und am Montag auf Anweisung der Berliner Generalstaatsanwaltschaft wieder freigelassen worden. Auch das Auswärtige Amt hatte nach eigenen Angaben eine Freilassung empfohlen. Die ägyptischen Behörden hatten gegen Mansour einen Haftbefehl erwirkt, den Interpol zunächst weitergegeben hatte. Später teilte Interpol allerdings den nationalen Behörden auch in Deutschland mit, es betrachte den ägyptischen Haftbefehl als politisch motiviert. Mansours Anwalt Andreas Wattenberg bezeichnete es daher als unverständlich, warum sein Mandant in Deutschland trotzdem zur Fahndung ausgeschrieben worden sei. Belege für seinen Vorwurf, es habe eine politische Einflussnahme aus Kairo auf die deutsche Bundesregierung gegeben, lieferte Mansour allerdings nicht. Mansour war in Ägypten vergangenes Jahr in Abwesenheit wegen Folter und anderer Vorwürfe zu 15 Jahren Haft verurteilt worden. Die politische Brisanz des ägyptischen Vorgehens gegen den bekannten Journalisten blieb in Berlin zunächst offenbar unbemerkt: Aus den ersten von Ägypten übermittelten Ersuchen ging weder eine Tätigkeit von Ahmed Mansour als bekannter Journalist noch ein offensichtlicher politischer Hintergrund hervor, der für die bearbeitende Ebene erkennbar gewesen wäre, hieß es in Regierungskreisen. Es seien bereits Konsequenzen gezogen worden: Die Bundesregierung hat sofort organisatorische Maßnahmen ergriffen, um in Zukunft solche Fälle früher zu identifizieren. Nicht-Wissenschaft;'Bis zu 50.000 Plätze werden derzeit für Asylwerber gebraucht. Die Fertigteilhausbranche wittert Aufträge. Wien – Das Thema wird nicht einfacher, eher im Gegenteil, sagte Christian Konrad, aber im Wesentlichen klappt es. Konrad, Flüchtlingskoordinator der Bundesregierung, sprach am Mittwoch auf Einladung der Arge Eigenheim über die Wohnbauoffensive 2016; was er meinte, war freilich die Flüchtlingssituation. Zwar habe er beobachtet, dass die überschwängliche Willkommenskultur zuletzt abgeflaut sei, doch Österreich müsse sich die Flüchtlinge leisten, wie viele auch noch kommen, sagte der frühere Raiffeisen-Generalanwalt im Wiener Haus der Industrie. Rund 443.000 Transitflüchtlinge haben seit Anfang September Österreichs Grenzen überschritten, mit den 19.500 davon, die im Land haften geblieben sind, gebe es derzeit laut Konrad Wohnraumbedarf für 40.000 bis 50.000 Menschen. Vorerst seien temporäre Low-Cost-Unterkünfte für Asylwerber nötig, später auch längerfristige Wohnmöglichkeiten für Antragsteller mit positivem Bescheid. Eine ordentliche Wohnsituation ist ein wesentlicher Faktor für die Integration, mindestens so wichtig wie der Spracherwerb, sagte Konrad. Ich glaube, die Gesellschaft ist stark genug, so ein Thema positiv zu erledigen. Wer will, der kann. Doch das Thema solle nicht nur erledigt werden, es könne auch Profit bringen, sagte der Ex-Banker. Er erkenne Impulse für die Wirtschaft, vor allem für die Bauwirtschaft. Wir brauchen jede Wohnung, mahnte Konrad und rief Eigentümer dazu auf, leerstehende Objekte auf den Markt zu bringen. Dabei sei vor allem die Zusammenarbeit mit NGOs nötig, deren Vermittlung Mietern wie Vermietern zugutekomme. Die Flüchtlingshilfe der Diakonie übernehme etwa für ihre Klienten die Abwicklung und Bezahlung der Miete. Zahlungsausfälle seien damit faktisch auszuschließen, sagte Diakonie-Sprecherin Petra Struber. Umgekehrt sollen auch Asylwerber, die die Diakonie bis zu 24 Monate betreut, und später Asylberechtigte vor Betrug geschützt werden. Derzeit gibt es Fälle, in denen monatlich 350 Euro für eine Matratze verlangt werden, so Struber. Die Organisation suche aktuell für Asylwerber nach Startwohnungen für eine bis zehn Personen um maximal sieben Euro pro Quadratmeter und gleich große Finalwohnungen für Asylberechtigte um höchstens zehn Euro pro Quadratmeter. Mit dem derzeitigen Leerstand allein werde der Bedarf an Wohnraum aber nicht zu decken sein, sagte Konrad. Neue Wohnbauvorhaben seien erforderlich, und dafür böten sich Fertigteilmodelle an. Diese Empfehlung nahm Christian Murhammer, Geschäftsführer des österreichischen Fertighausverbands, bereitwillig an. Seine Branche sei vorbereitet, gleichzeitig flexible und nachhaltige Projekte zu realisieren; nicht nach Not aussehende Notunterkünfte könnten später in reguläre Wohnungen, Studenten- oder Seniorenheime umgebaut werden. Aus einem rund tausend Quadratmeter großen Quartier mit 144 Betten könnten etwa später 16 Wohnungen werden, Errichtungskosten: 595.000 Euro. Finanziert werden sollen solche Projekte unter Mithilfe der geplanten Wohnbauinvestitionsbank WBIB, über die bis zu 700 Millionen Euro an Krediten bei der Europäischen Investitionsbank (EIB) abgerufen werden können. Hinter vorgehaltener Hand spukt auch die Idee einer Flüchtlingsanleihe herum: So könnten auch Bürger in Bauprojekte investieren und von der Rendite profitieren.' Wissenschaft;Satellit Intelsat 29e erfolgreich im geostationären Orbit ausgesetzt. Kourou – In der Nacht auf Donnerstag ist die erste Ariane-5-Rakete des Jahres mit einem Telekommunikationssatelliten an Bord vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana aus in All gestartet. Die Rakete setzte den 6,7 Tonnen schweren Intelsat 29e nach rund 30 Minuten Flugzeit im Geotransferorbit aus, der den Satelliten schließlich rund 36.000 Kilometer über der Erde positionieren sollte, teilte Arianespace mit. Das Technologieunternehmen Intelsat schickte damit seinen 56. Satelliten mit der Hilfe des europäischen Weltraumunternehmens ins All. Der Satellit ist der erste aus der neuesten Generation der EpicNG-Serie, die höhere Datengeschwindigkeiten und Datenmengen erreichen soll. Insgesamt wird der Satellit zwischen 25 und 30 Gigabit pro Sekunde zur Verfügung stellen. Intelsat 29e wurde entwickelt, um den Breitbandservice auf dem nord- und südamerikanischem Kontinent zu beschleunigen und das Telekommunikationsnetz zu erweitern. Im Atlantik und in der Karibik soll der Satellit die Kommunikationssysteme für Luft- und Schifffahrt verbessern. Arianespace plant heuer elf weitere Raketenstarts, davon acht mit einer Ariane-5-Rakete. Für Intelsat stehen heuer noch zwei weitere Starts aus Kourou auf dem Programm. Nicht-Wissenschaft;Der Bisherige Finanzchef von VW und Porsche, der Österreicher Hans Dieter Pötsch, soll Ferdinand Piech nachfolgen. Hamburg/Berlin/Wolfsburg – VW-Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch, ein Österreicher, soll Nachfolger des zurückgetretenen Aufsichtsratschefs Ferdinand Piech werden. Der innere Führungszirkel aus dem Land Niedersachsen, den Arbeitnehmern und der Eigentümer-Familie Porsche wollen den 64-Jährigen Pötsch als Kandidaten für diesen Posten vorschlagen, die Porsche SE in Stuttgart bestätigte dies am Mittwoch in einer Aussendung. Piech war vor vier Monaten im Machtkampf mit Konzernchef Martin Winterkorn zurückgetreten. Am Vortag hatte das Aufsichtsratspräsidium eine vorzeitige Verlängerung von Winterkorns Vertrag als Vorstandschef bis Ende 2018 vorgeschlagen. Der VW-Aufsichtsrat soll am 25. September über Winterkorns Vertragsverlängerung beraten. Volkswagen war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Der studierte Wirtschaftsingenieur (TH Darmstadt) Pötsch wurde am 28. März 1951 in Traun geboren und begann seine Berufslaufbahn bei BMW, wo er von 1979 bis 1987 tätig war. Ab Anfang 2003 gehörte er dem VW-Vorstand an, ab Herbst 2003 als Finanzvorstand. Unter seiner Ägide erfolgte die Übernahme von Scania und MAN, zudem war er für Erarbeitung der Grundlagenvereinbarung mit Porsche und für die komplizierte und anspruchsvolle Integration des Sportwagenbauers in den Konzern verantwortlich, heißt es bei Wikipedia. Seit November 2009 ist Pötsch zusätzlich auch Finanzvorstand der Porsche Automobil Holding SE. Nicht-Wissenschaft;Surface Pro gibt die Richtung für die Branche vor – Und doch könnte Microsoft am Schluss der Verlierer sein. Schnippische Bemerkungen über die Konkurrenz haben einen entscheidenden Haken: Es könnte sich später einmal jemand daran erinnern. Als Apple-Chef Tim Cook im Jahr 2012 das erste Surface Pro von Microsoft zu Gesicht bekam, hatte er lediglich Spott für dieses über: Man kann einen Toaster und eine Kühlschrank kombinieren, aber das ist wohl nicht für alle etwas. Drei Jahre später folgte die komplette Kehrtwende: Mit dem iPad Pro hat Apple ein neues Tablet vorgestellt, dass dem Surface Pro konzeptionell zum Verwechseln ähnlich ist. Doch es ist nicht nur Apple, das dem Vorbild von Microsoft folgt. Erst vergangene Woche hat Google mit dem Pixel C ebenfalls ein neues Gerät vorgestellt, das mit der Mischung aus Tablet und Arbeitsgerät verdächtig an das Surface Pro erinnert. Stellt sich die Frage, warum denn eigentlich alle plötzlich Microsoft kopieren. Denn auch wenn das Surface Pro relativ gesehen ein Erfolg ist, bleibt es doch bisher ein Nischenprodukt. Die ganz großen Absatzzahlen werden weiterhin in anderen Sparten generiert. Die Antwort liefert ein Blick auf den PC-Markt, wie Business Insider in einem aktuellen Artikel analysiert. Alleine dieses Jahr sollen die weltweiten PC-Verkäufe um 8,7 Prozent sinken, prognostizieren die Marktforscher von IDC. Das Surface Pro mag hingegen zwar weiterhin in einer Nische stecken, aber eben in einer die stark wächst. Zudem sehen Apple, Google und Microsoft allesamt in dieser Sparte die Anfänge für eine Nachfolge der PC-Welt. Das Smartphone ist längst der bestimmende Computer unserer Zeit, und setzt damit auch die Erwartungen an andere Geräte. Dies können aber klassische Desktop-Rechner nicht erfüllen: Programme sind hier meist wesentlich komplizierter zu nutzen, die Aktualisierung mühsamer, die Wartung aufwändiger. Mit der neuen Gerätegeneration wollen die Hersteller nun diese Lücke schließen: Ob Surface Pro, iPad Pro oder Pixel C – alle sollen sie komplexere Anwendungen anziehen, als sie bisher auf Tablets zu finden sind. Vollständig wird man den klassischen PC-Markt zwar damit sicher nicht abgraben können, aber für eine steigende Zahl der Nutzer könnte so ein Gerät als Arbeitsrechner ausreichen. Dass gerade Microsoft hier die Richtung vorgibt, hat vor allem mit einem zu tun: Als das erste Surface Pro auf den Markt kam, hatte der Windows-Hersteller eigentlich nichts mehr zu verlieren. Der Smartphone-Markt war eigentlich schon verloren, dass der PC-Markt nicht mehr wachsen wird, war auch längst klar. Eine perfekte Situation also, um einfach etwas auszuprobieren – und in diesem Fall mit Erfolg. Und doch könnte schlussendlich erst Recht Microsoft als Verlierer dastehen: Einerseits weil man im PC-Markt am meisten zu verlieren hat, jeder verstärkte Trend zu neuen Geräteklassen also direkt am Bestandsgeschäft knabbert. Aber auch, weil Google – und vor allem Apple – im mobilen Bereich wesentlich besser aufgestellt sind. Ihre beiden App-Plattformen sind stärker als jene von Microsoft, sowohl was die Zahl der verfügbaren Apps als auch der Entwickler und Nutzer anbelangt. Wenn die beiden Branchengrößen hier voll auf die neue Kategorie setzen, könnte es mit dem Vorsprung von Microsoft schnell wieder vorbei sein. So schnell will sich Microsoft aber natürlich nicht geschlagen geben. Mit dem Surface Pro 4 soll bereits am Dienstagabend die neueste Generation des Microsoft-Hybrids vorgestellt werden. Wissenschaft;Gelebter Glaube wird gemeinhin mit höheren moralischen Standards in Verbindung gebracht – tatsächlich aber scheint das Gegenteil zu stimmen.. Chicago/Wien – Viele assoziieren Religiosität mit Selbstkontrolle und moralischem Verhalten. In den USA etwa ist diese Sichtweise unglücklicherweise oft so tief verankert, dass unreligiöse Menschen als moralisch suspekt angesehen werden. Ein erklärter Agnostiker oder Atheist hätte wohl wenig Chancen, in ein höheres Amt gewählt zu werden. Was Jean Decety von der University of Chicago hier beschreibt, trifft freilich auch auf andere Länder zu – und es ist da wie dort ein Trugschluss: Kinder aus einem nichtreligiösen Haushalt sind in Wahrheit offenbar signifikant freigiebiger als solche, deren Eltern ein religiös geprägtes Leben führen. Dies zumindest hat die umfangreiche Studie ergeben, die Decety und seine Kollegen nun im Fachjournal Current Biology vorgestellt haben. Es handelt sich nicht um die erste derartige Erkenntnis. Bereits frühere Untersuchungen konnten demonstrieren, dass religiöse Menschen nicht automatisch moralischer handeln. Unsere Studie geht nun einen Schritt weiter, indem sie zeigt, dass Kinder aus einem religiösen Umfeld sogar weitaus weniger freigiebig sind als nichtreligiös erzogene Kinder, erklärt der Psychologe. Um den Einfluss der Religion auf den Altruismus von Kindern zu messen, haben die Forscher ihren Test in ein Spiel eingebettet. 1100 Fünf- bis Zwölfjährige aus den USA, Kanada, Jordanien, der Türkei, Südafrika und China nahmen an der Untersuchung teil. Bei dem Spiel ging es um die Frage, in welchem Ausmaß die Kinder dazu bereit waren, bunte Sticker mit einer anonymen Person aus ihrer eigenen Schule zu teilen. Ein erwartbares Resultat der Studie war, dass die Kinder mit steigendem Alter großzügiger wurden. Das wesentlich spannendere Ergebnis fanden die Wissenschafter jedoch in einer Korrelation zwischen altruistischen Wesensmerkmalen und religiösem Hintergrund: Je mehr Einfluss die Religion auf das Leben eines Kindes ausübte, umso weniger freigiebig zeigte es sich. Die großzügigsten Testpersonen kamen demnach aus atheistischen Familien. Interessant ist auch, wie die teilnehmenden Kinder unterschiedlicher Herkunft mit Verfehlungen und persönlichen Angriffen umgingen: Jene mit einem religiösen Hintergrund wünschten sich für das Fehlverhalten anderer Kinder tendenziell härtere Bestrafungen als solche, für die Religion keine große Rolle spielt. Decety sieht diese Ergebnisse in einer Linie mit vorangegangenen Studien, die einen direkten Zusammenhang zwischen Religiosität und geringerer Toleranz festgestellt haben. Eine Erklärung für dieses Phänomen haben die Psychologen auch parat: Möglicherweise spielt hier das sogenannte moral licensing eine Rolle. Bei diesem psychologischen Mechanismus machen sich Menschen, die sich ihrem persönlichen Urteil nach gut verhalten – im konkreten Fall heißt das, religiöse Regeln einzuhalten -, weniger Gedanken über die Konsequenzen, die ihr potenziell unmoralisches Verhalten nach sich ziehen könnte. Letztlich liefert die Studie gewichtige Argumente in der Frage, in welche Richtung die zunehmende Säkularisierung der westlichen Gesellschaft moralisches Handeln beeinflusst. Zumindest für Decety und seine Kollegen ist die Antwort klar: Ihrer Meinung nach wirkt sich gelebte Religion tendenziell eher negativ auf die Moral aus. Nicht-Wissenschaft;Verkauf der Hubschrauberträger wurde im August wegen Russland-Sanktionen abgesagt, die Höhe der Rückzahlung ist weiter umstritten. Paris/Moskau – Nach der geplatzten Lieferung zweier Mistral-Kriegsschiffe an Russland wird Frankreich voraussichtlich knapp eine Milliarde Euro an Moskau zurückzahlen. Die Regierung werde den russischen Behörden die vereinbarte Summe von 949.754.849 Euro zahlen, heißt es in einem Gesetzesentwurf, den die Nationalversammlung am Mittwoch veröffentlichte. Der Entwurf soll am 15. September dem Auswärtigen Ausschuss der Nationalversammlung und zwei Tage später dem Parlamentsplenum vorgelegt werden. Bisher hatte die Regierung nur mitgeteilt, dass die Rückzahlung unter einer Milliarde Euro liegen werde. Die Satirezeitung Le Canard Enchchainé berichtete allerdings, die Gesamtkosten für das geplatzte Rüstungsgeschäft beliefen sich auf rund zwei Milliarden Euro, da noch viele Zusatzkosten etwa durch die Auflösung eines Vertrags zur künftigen Instandhaltung der Schiffe entstünden. Finanzminister Michel Sapin wies das zurück. Frankreich und Russland hatten Anfang August bekanntgegeben, dass sie sich auf die Auflösung des Mistral-Vertrags geeinigt hätten. Russland hatte die beiden Hubschrauberträger im Wert von rund 1,2 Milliarden Euro im Juni 2011 bestellt. Wegen des russischen Vorgehens in der Ukraine legte Frankreich die Lieferung im vergangenen Jahr jedoch auf Eis. Danach verhandelten beide Seiten monatelang über die Kosten. Die Schiffe der Mistral-Klasse sind die größten französischen Kriegsschiffe nach dem Flugzeugträger Charles de Gaulle. Sie können unter anderem mehrere Landungsboote, 16 Hubschrauber, 13 Panzer und 450 Soldaten unterbringen. Ihre Lieferung an Russland stieß bereits vor der Ukraine-Krise auf Vorbehalte bei osteuropäischen Ländern, die befürchteten, dass Russland die Schiffe für Landeoperationen nutzt. Die französische Regierung will nun andere Länder als Käufer gewinnen. Als Interessenten werden unter anderen Ägypten, Kanada und Indien gehandelt. Nicht-Wissenschaft;'Entgegen früheren Ankündigungen ist man noch nicht so weit, dass Zahl und Ort der Zentren zum Jahresende geklärt sind. Wien – Eine Mutter schreibt auf der Plattform der Selbsthilfegruppe Lobby4kids: Mein Sohn hatte mit 13 einen Hirnschlag. Wir brauchen eine Therapie! Allerdings wisse sie nicht, wer ihrem Sohn weiterhelfen könne: Für einen Arzt ist er zu jung, für einen zu alt! Im Forum von Lobby4kids, wo Eltern von Kindern mit Behinderungen oder chronischen Erkrankungen bei Problemen um Unterstützung bitten, sind Therapieplätze und -kosten häufig ein Thema. Daran soll sich etwas ändern, ist doch in Österreich längst die Errichtung neuer Kinder-Reha-Zentren geplant. Allerdings spießte es sich nach der im Sommer 2014 zwischen dem Hauptverband der Sozialversicherungsträger und den Ländern erzielten Einigung auf die Finanzierung noch an der Frage, wo genau die Einrichtungen entstehen sollen. Schlussendlich wurde rund ein Jahr später ein zweistufiges Ausschreibungsverfahren gestartet. Damals hieß es seitens des Hauptverbands, bis Ende 2015 solle geklärt sein, an welchen vier Standorten die Reha-Zentren für Kinder und Jugendliche mit insgesamt 343 Betten plus 50 Betten für Angehörige errichtet werden und wer sie betreiben wird. Diese Zielsetzung wird nun aber doch nicht eingehalten, wie der STANDARD erfuhr. Die Interessentensuche – Phase eins des vor zwei Monaten begonnenen Verfahrens – sei zwar abgeschlossen, hieß es auf Nachfrage vom Hauptverband. Nun laufe aber erst die nächste Phase des zweistufigen Prozederes an: Dabei geht es um die konkreten Projekte; nach Punktevergabesystem wird dann darüber entschieden, mit wem Verhandlungsgespräche darüber aufgenommen werden, die – hoffentlich – noch heuer beginnen sollen, wie Bernhard Wurzer, stellvertretender Generaldirektor des Hauptverbands, sagt. Mehr könne man über das laufende Verfahren nicht verraten. Dass es sich am Ende um vier Standorte handeln werde, wie ursprünglich einmal angedacht war, ist nicht gesagt: In vier Versorgungsregionen – Nord, Ost, Süd und West – sollen Reha-Zentren entstehen. Doch für jeden geplanten Behandlungsschwerpunkt wurde ein eigenes Los ausgeschrieben. Insgesamt elf Lose werden vergeben. Dieses Vorgehen sieht Markus Wieser, Obmann der Initiative Kinderreha, kritisch. Wieser, der auch Präsident der Niederösterreichischen Arbeiterkammer ist, meint, es sei nicht unbedingt gescheit gewesen, Lose nach medizinischen Indikationen einzeln auszuschreiben. Er hoffe, dass es nicht zu einer Zerfledderung komme und dass am Ende Zentren herauskämen, die wirklich die beste Qualität bieten. Ein gebündeltes Angebot an vier bis fünf Standorten fände er am besten. Die nun gewählte Form der Ausschreibung hätte man seiner Meinung nach schon weit früher beginnen können. Sie sei das Ergebnis dessen gewesen, dass man nicht den Mut gehabt habe, Standorte einfach festzulegen. Es sei nicht damit zu rechnen, dass vor Ende 2016 überhaupt mit dem Bau der Reha-Zentren begonnen werde, ergänzt Wieser. Also müssten Kinder noch länger in Erwachseneneinrichtungen therapiert werden oder – in einzelnen Fällen – auch zur Behandlung ins Ausland fahren. Das Geld zur Finanzierung der Kinder-Reha-Zentren in Höhe von 33 Millionen Euro pro Jahr im Vollausbau kommt großteils von der Sozialversicherung, die Länder übernehmen pauschal 8,5 Millionen Euro jährlich.' Wissenschaft;Im Herbst machen sich jedes Jahr tausende Zugvögel auf den Weg Richtung Süden. Auf der Ostsee wurden Vogelforscher nun Zeugen eines besonderen Schauspiels. Rügen – Ein sternenklarer Himmel und grenzenlose Stille, die höchstens von dem leisen Plätschern der Wellen, die gegen den Bug schlagen, unterbrochen wird. So könnte man sich eine ruhige Nacht auf einem vor Anker liegenden Schiff mitten auf der Ostsee vorstellen. Dass es auch ganz anders gehen kann, erlebten einige Ornithologen, die vor Kurzem auf einem Forschungsschiff vor der Ostseeinsel Rügen unterwegs waren, um Zählungen von Zugvögeln vorzunehmen. Der freischaffende Ornithologe Martin Grimm erzählt im Interview mit dem Wissenschaftsmagazin Geo.de, was sich genau zutrug. Am späten Abend des 18. Oktober waren wie aus dem Nichts Schwärme von tausenden Singvögeln über dem Schiff aufgetaucht. In der dunklen Nacht hatten die Lampen des Schiffes – den Seeregeln entsprechend müssen Schiffe nachts beleuchtet sein – die Zugvögel angelockt, die sich darauf zur Rast niederließen. Bei den Vögeln handelte es sich vorwiegend um erschöpfte Singvögel wie Rotkehlchen, Buch- und Bergfinken, Wintergoldhähnchen, Erlenzeisige oder Heckenbraunellen, die einen Zwischenstopp auf ihrer Reise Richtung Süden einlegten. Doch warum waren die Vögel überhaupt nachts unterwegs? Grimm zufolge waren die Tiere möglicherweise einige Tage durch Schlechtwetter aufgehalten worden und hatten nun den ersten ruhigen Abend zum Weiterflug genutzt. Außerdem würden viele nachts fliegen, weil sie so ihren Jägern aus dem Weg gehen können. Eine Strategie, die in diesem Fall gründlich schief gegangen ist: Im Gefolge der Singvögel befanden sich nämlich auch drei Sperber und eine Sumpfohreule. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Raubvögel, die selbst Zugvögel sind, einfach ihren Beutetieren in den Süden folgen, erklärt der Ornithologe. Was diesen Fall aber speziell macht: Normalerweise jagen die Sperber nur tagsüber, aber auf dem Schiff konnten sich die Raubvögel an den erschöpft zusammengekuschelten Vögeln wie an einer gedeckten Tafel bedienen. Den Forschern gelangen dabei einzigartige Aufnahmen, die hier zu bewundern sind: --> Geo.de: Singvogel-Überfall auf der Ostsee (rede, 31. 10. 2015) Nicht-Wissenschaft;Hannes Fazekas übernahm am Mittwoch das Nationalratsmandat von Hubert Kuzdas. Hannes Fazekas (SPÖ), ehemaliger Bürgermeister von Schwechat, ist am Mittwoch im Parlament angelobt worden. Er übernahm das Mandat von Hubert Kuzdas und sagte im Gespräch mit dem STANDARD, dass er sich auf die neue Herausforderung freue. Auf die Frage nach dem Reißverschlusssystem zugunsten der Frauenquote entgegnete Fazekas: Die Wahlliste wurde 2012 so beschlossen. Er rücke nach, weil er der eben Nächste auf der niederösterreichischen Landesliste sei und die gesetzlichen Bestimmungen das vorsehen würden. Er habe sich die Überlegung nicht leicht gemacht, aber sich schlussendlich gegen einen Mandatsverzicht zugunsten der Frauenquote entschieden. Es ist nicht das erste Mal, dass der Männeranteil im SPÖ-Parlamentsklub konstant bleibt, obwohl Frauenministerin Heinisch-Hosek eine Frauenquote von mindestens 40 Prozent erreichen wollte. Vor der Sommerpause hatte Norbert Darabos sein Mandat an Jürgen Schabhüttl abgetreten. Ausgelöst hatte die SPÖ-interne Diskussion die Nachbesetzung des Mandats der verstorbenen Nationalratspräsidentin Barbara Prammer. Ihr folgte der oberösterreichische Gewerkschafter Walter Schopf nach. Sonja Ablinger, die sich ebenfalls um das Mandat bemüht hatte, ging leer aus. Ein Parteischiedsgericht bestätigte Schopf als Nachfolger. Es folgte Kritik der SPÖ-Frauen, die auf die Erfüllung der Frauenquote pochten. Die SPÖ änderte schließlich ihr Statut, um in Sachen Frauenquote Klarheit zu schaffen. Diese Klarheit hat die SPÖ mit dem Zusatz unter Berücksichtigung der gesetzlichen Bestimmungen geschaffen. Das Statut besagt, dass das Erhalten und Erzielen der Frauenquote durch das Nachrücken sichergestellt werden soll. Durch den Zusatz jedoch werde die Erfüllung der Quote wiederum hinter die Wahlordnung gestellt, sagt Ablinger dem STANDARD. Die Quotenregelung wurde durch dieses Statut verschlechtert. Die Quote bleibt gleich. Wahlrecht schlägt Statut, heißt es aus dem Frauenministerium zur Angelobung von Fazekas. Die große Ansage von Heinisch-Hosek war wohl nur ein Lippenbekenntnis, kommentiert Ablinger im Gespräch mit dem STANDARD. Traurig sei das, aber wer keine politische Auseinandersetzung in Sachen Frauenquote führt, kann nur verlieren. Für Fiona Kaiser, stellvertretende Vorsitzende der Sozialistischen Jugend, macht Angelobung Fazekas deutlich, dass die Regularien zur Nachbesetzung nicht greifen. Es gibt immer noch keine ordentliche Lösung. Die SPÖ-Frauen haben gegen das Urteil des Parteischiedsgerichts Berufung eingelegt. Der Vorsitzende des Bundesschiedsgerichtes Hannes Jarolim sagte zum STANDARD, dass das Schiedsgericht im Herbst tagen werde. Nicht-Wissenschaft;Die Kandidatin war einen Tag vor der Wahl niedergestochen worden, der Genesungsprozess schritt gut voran. Köln – Rund einen Monat nach dem Messerangriff auf die neue Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker hat die Politikerin die Amtsgeschäfte übernommen. Am Freitagvormittag trat sie in der westdeutschen Großstadt ihren Dienst an und beantwortete Fragen von Journalisten. Ihr Genesungsprozess war nach Angaben der Stadt zuletzt gut vorangeschritten. Die parteilose Reker habe sich deshalb auch schon von zu Hause aus um einige Entscheidungen kümmern können. Die 58-Jährige war einen Tag vor der Wahl Mitte Oktober an einem Wahlkampfstand niedergestochen worden und lag vorübergehend im künstlichen Koma. Dem Angreifer werfen Ermittler fremdenfeindliche Motive vor. Reker war zuvor als Sozialdezernentin für die Flüchtlinge in Köln zuständig gewesen. Nicht-Wissenschaft;Staatssekretär plant Petition gegen Bargeldobergrenzen. Wien – Während innerhalb der EU-Kommission und der Europäischen Zentralbank die Abschaffung des 500-Euro-Scheins diskutiert wird, will Wirtschaftsstaatssekretär Harald Mahrer (ÖVP) einen 1.000-Euro-Schein einführen. Während die einen den 500er als zu großen Schein und Möglichkeit zur Kriminalitätsfinanzierung brandmarken, sagte Mahrer im Gespräch mit dem Wirtschaftsblatt, man brauche den großen Schein auf dem Weg zur Weltwährung. Den Franken gibt es auch als 1.000er-Schein. Wenn ich will, dass der Euro eine echte Weltwährung wird, muss ich Interesse daran haben, dass große Transaktionen in anderen Ländern in Euro durchgeführt werden, wird Mahrer in der Zeitung zitiert. Das Recht auf Bargeldzahlung in der Verfassung zu verankern ist für ihn eine der entscheidendsten Fragen der kommenden Jahre: Schaffen wir es, die Privatsphäre der Bürger beim Bezahlen sicherzustellen? Das muss grundrechtlich abgesichert werden. Würde es zu einer EU-weiten Verordnung von Bargeldobergrenzen kommen, würde Mahrer eine Gegenpetition mitinitiieren. Er sei dahingehend bereits EU-weit in Gesprächen. Neos bieten mehr Den Neos ging Mahrers Forderung scheinbar noch nicht weit genug: Sie forderten auf Twitter, gleich den 1-Millionen-Euro-Schein einzuführen. Die Partei hat sich zuletzt wie ÖVP-Klubobmann Reinhold Lopatka und Mahrer dafür ausgesprochen, das Recht auf die Zahlung mit Bargeld in der Verfassung zu verankern. (APA/red, 19.2.2016) ++BREAKING++Wir fordern den 1-Million-Euro-Schein#früheraufstehenHerrStaatssekretärMahrer pic.twitter.com/WLY47QWXwV Nicht-Wissenschaft;Christian Kern hat am Dienstag erste Einblicke in seine Kanzlerschaft gegeben. Mit der ÖVP will er eine Trendwende schaffen – und mit keiner Partei regieren, "die hetzt. Punkt!". So perfekt wie sein Anzug sitzen auch seine Sätze: Nach einem hektischen Pfingstwochenende mit aufreibender Personalsuche tritt Christian Kern am Dienstag um 14.27 Uhr, soeben vom rund 70-köpfigen roten Vorstand mit nur einer Gegenstimme gewählt, erstmals als designierter Kanzler und einziger Kandidat für die Wahl des SPÖ-Chefs am Parteitag im Juni an die Öffentlichkeit. Das erste Wort im Blitzlichtgewitter von Kern, gerade noch Boss der ÖBB, aber von vielen Genossen in den vergangenen Tagen fast schon wie ihr neuer Messias gefeiert, ist ein simples Hallo! Doch zunächst heißt es weiterwarten, denn: Vor Kerns erster Rede gibt Wiens Bürgermeister Michael Häupl, der in Gesprächen mit sämtlichen SPÖ-Granden als Königskoordinator fungierte, eine Erklärung ab. Ich glaube, das ist ein ganz großartiges Ergebnis, sagt er über Kerns Kür – und er werde den neuen SPÖ-Vorsitzenden bis zum Parteitag am 25. Juni, mit großer Loyalität begleiten. Danach gelte es die im November geplante Zusammenkunft vorzubereiten – und da werde sich die SPÖ ihrer Programmatik, ihrer Organisationsreform und dem großen Fragezeichen widmen, wie man wieder kampffähig werde. Endlich ist Kern an der Reihe. Schon nach wenigen Minuten ist klar: Dieser Mann verzichtet anders als sein abgetretener Vorgänger Werner Faymann auf elendslange Wortkaskaden, auf komplizierte Schachtelsätze, die mitunter semantisch im Nirwana enden. Kern formuliert klar, ohne Umschweife und ohne irgendwelche Missverständnisse aufkommen zu lassen. Er sei ein frischgebackener Politiker, sagt er, der in den letzten 72 Stunden einen Schnellsiedekurs in politischen Ritualen hinter sich habe. Dazu verspricht er neben einer neuen Rhetorik einen neuen Stil und eine neue Politik in der Koalition. In der ORF-ZiB 2 erweiterte er diese Kritik auf die Politik generell – und meinte damit auch die Opposition. Es brauche eine mehr faktengestützte, mit Analysen arbeitende Politik. Wie er es als SPÖ-Chef mit der FPÖ halten werde? Für Koalitionen gelte es einen Kriterienkatalog zu erarbeiten, der die Bedingungen für Pakte festschreiben soll. Kern halte es mit der Doktrin von SPÖ-Exkanzler Franz Vranitzky: Wir arbeiten nicht mit Parteien zusammen, die gegen Menschen hetzen. Punkt! In der ZiB 2 sagte Kern, dass es angesichts der Einstellungen Straches und Vilimskys noch ein langer Weg sei, bis wir uns denkmöglicherweise zusammenfinden können. Auf Bundesebene seien die Freiheitlichen derzeit kein Koalitionspartner. Die SPÖ wolle so stark werden, dass sie den Führungsanspruch stellen und sich den Regierungspartner aussuchen könne, so Kern am Abend. Der ÖVP will Kern unsere Hand zur Zusammenarbeit ausstrecken – sonst verschwinden die Großparteien von der Bildfläche – und wahrscheinlich zu Recht. Angesichts der steigenden Arbeitslosigkeit, nach sechs Jahren von Reallohnverlusten für die Arbeitnehmer und in der Globalisierung und Technologisierung, die ganze Bevölkerungsschichten zu deklassieren droht, will der Exmanager nicht bloß bis 2018 regieren, sondern mit seinem Koalitionspartner Reinhold Mitterlehner (ÖVP) endlich einen Plan für Österreich bis 2025 erstellen, um das Land wieder auf die Überholspur zu bringen. Bei den Bedingungen, die der Vizekanzler und ÖVP-Chef für eine bessere Zusammenarbeit skizziert hat, um nicht ein rot-schwarzes Weiterwurschteln zu praktizieren, kann der neue Regierungschef absolut mit – vor allem, wenn es darum gehe, den Wirtschaftsstandort zu stärken. Kern spricht hier von einem New Deal. Warum er sich mitten in diesen Krisenzeiten den Job antut: weil er etwas für das Land tun wolle, so Kern, denn würde die Inhaltslosigkeit der vergangenen Monate so weiterbetrieben wie bisher, mit einer Politik der Machtversessenheit und Zukunftsvergessenheit, würde es nur noch wenige Monate bis zum Aufprall dauern. Ein deutscher Sender will sogleich wissen, wie Kern die Flüchtlingsmisere zu handhaben gedenke. Der Kanzler in spe, der nach diesem Termin zu Staatsoberhaupt Heinz Fischer zur Angelobung schreitet: Im Vorjahr galt es mit der Haltung der Menschlichkeit und auch mithilfe der ÖBB Zehntausende Asylwerber rasch an die Grenze zu Deutschland zu bringen. Wenn wir das nicht getan hätten, wären die Flüchtlinge zu Fuß und wohl entlang der Bahngleise gegangen, und eine Million Österreicher wären nicht zu ihren Arbeitsplätzen und in die Schulen gelangt, erklärt Kern. Jetzt aber gelte es neben der Menschlichkeit auch dafür zu sorgen, dass im Land die subjektive Sicherheit und Ordnung gewahrt blieben – mit größten Augenmaß und angemessener Rhetorik. In der ZiB 2 wurde Kern dann konkreter: Er stehe zu dem Plan, bei Erreichen des Richtwerts von 37.500 Asylanträgen im heurigen Jahr eine Notverordnung in Kraft treten zu lassen. Die einzige Gegenstimme im rund 70-köpfigen roten Vorstand für Kern stammte von Oberösterreichs Juso-Chefin Fiona Kaiser. My congratulations to Christian Kern on his appointment as Federal Chancellor of Austria: https://t.co/ApyZs4fTLb pic.twitter.com/TZ8vl61Clp Glückwünsche an Kern gab es am Dienstag auch von EU-Ratspräsident Donald Tusk. In einem Brief betonte Tusk die Bedeutung gemeinsamer europäischer Lösungen für die Einheit der EU. Nicht-Wissenschaft;Nachrichten-App nach drei Jahren an Finanzierung gescheitert. New York – Die News-App Circa, die Berichterstattung speziell für Smartphones machen wollte, ist nach drei Jahren am Ende. Dem Team sei das Geld ausgegangen, der Betrieb werde bis auf weiteres eingestellt, erklärte Mitgründer Matt Galligan am Mittwoch. Das Konzept von Circa war, das Nachrichtengeschehen in kleine Häppchen runterzubrechen, die gut auf den Smartphone-Bildschirm passen, und die Nutzer mit Updates über aktuelle Entwicklungen auf dem Laufenden zu halten. Mit der Idee hatten die Macher laut Medienberichten rund fünf Millionen Dollar bei Investoren eingesammelt und mehrere etablierte Journalisten angeworben. Circa sei es nicht gelungen, ein weiteres Investment einzufädeln, bevor die Ressourcen knapp geworden seien, schrieb Galligan auf der Blog-Plattform Medium. Man hätte zwar auch versuchen können, mit Werbung oder einer Abo-Gebühr über die Runden zu kommen, räumte er ein. Aber dies hätte der Vision hinter dem Dienst widersprochen und wohl auch nicht genug eingebracht, sagte Galligan. Circa hatte bereits seit Montag nichts mehr veröffentlicht. Nicht-Wissenschaft;Deutscher Verkehrsminister: Zahl der betroffenen Fahrzeuge steht noch nicht fest – Auch Seat- und Škoda-Modelle sind betroffen. Wolfsburg – Die Volkswagen-Affäre um Manipulationen bei der Abgasmessung an Dieselautos zieht weitere Kreise. Am Donnerstag wurde bekannt, dass auch Fahrzeuge in Europa betroffen sind. Nach dem Bekanntwerden des Skandals in den USA hatte Volkswagen bereits mitgeteilt, dass weltweit rund elf Millionen Fahrzeuge betroffen seien, wie viele davon in Europa, ist bisher nicht bekannt. VW hat die Autos mit einer Software so manipuliert, dass sie bei Tests deutlich weniger gesundheitsschädliche Stickoxide ausstoßen als tatsächlich auf der Straße. Konzernchef Martin Winterkorn gab wegen der Affäre am Mittwoch seinen Rücktritt bekannt. Porsche-Chef Matthias Müller wird einem Insider zufolge neuer Vorstandschef von Volkswagen. Der Aufsichtsrat werde den 62-Jährigen am Freitag zum Nachfolger Winterkorns bestellen, sagte eine mit den Beratungen vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters. Müller soll den Skandal aufklären und Vertrauen für Volkswagen zurückgewinnen. Volkswagen wollte sich dazu nicht äußern. Die Mitglieder des Aufsichtsratspräsidiums hätten sich am Donnerstagnachmittag auf Müller geeinigt, berichteten auch Handelsblatt und Frankfurter Allgemeine Zeitung. Der VW-Aufsichtsrat tagt am Freitag, um die Personalie zu beschließen. Auch Škoda-Chef Winfried Vahland wird als Nachfolger Winterkorns gehandelt. Der 58-Jährige steht seit 2010 an der Spitze des Autobauers aus Mlada Boleslav und war zuvor fünf Jahre lang für Volkswagen in China tätig. Nach Winterkorns Rücktritt wurde rasch der Ruf nach weiteren personellen Konsequenzen laut. In deutschen Medien wird bereits munteres Namedropping betrieben. Laut bild.de sollen der langjährige VW-Entwicklungschef und derzeitige Audi-Vorstand Ulrich Hackenberg sowie Porsche-Vorstand Wolfgang Hatz ihre Posten räumen. Das will die Zeitung aus Unternehmenskreisen erfahren haben. Wie spiegel.de berichtet, soll ein dritter Name auf der Rücktrittsliste stehen. Demnach soll auch VW-Entwicklungsvorstand Heinz Jakob Neußer vor der Ablöse stehen. Ebenfalls abgelöst werden soll der US-Chef von VW, Michael Horn, heißt es laut der Nachrichtenagentur Reuters. Eine Bestätigung steht bisher aus. Auch Seat- und Škoda-Modelle sind betroffen Von den Problemen mit manipulierten Abgaswerten bei VW sind neben Audi weitere Konzerntöchter betroffen. Innerhalb des Konzerns teilen sich die Unternehmen etliche Bauteile, darunter auch Motoren und Getriebe. Ein Sprecher der VW-Tochter Škoda bestätigte am Donnerstag, Modelle der Reihen Fabia, Roomster, Octavia und Superb aus den Jahren 2009 bis 2013 seien teilweise mit den betroffenen Dieselmotoren ausgerüstet worden. Bei aktuellen Modellen gebe es keine Probleme. Škoda hat nach eigenen Angaben in Deutschland einen Marktanteil von knapp sechs Prozent. Das tschechische Verkehrsministerium hat eine Untersuchung eingeleitet und will bei einer eventuellen Rückrufaktion behilflich sein, teilte ein Sprecher mit. Auch Seat bestätigte am Donnerstag, dass in dem Werk der spanischen VW-Tochter Fahrzeuge mit der manipulierten Dieseltechnologie montiert worden seien. Die genaue Zahl sei nicht bekannt, verlautete aus Unternehmenskreisen. Eine Untersuchung solle nähere Aufschlüsse bringen. Die spanische Zeitung El País berichtete am Donnerstag, dass seit 2009 bei Seat eine halbe Million Autos mit der manipulierten Abgastechnologie montiert worden seien. Als Quelle wurden inoffizielle Kreise genannt, die mit dem Unternehmen in Verbindung stünden. Die Anzahl der in Österreich von der VW-Abgasaffäre betroffenen Autos ist offen. Die Zahl steht noch nicht fest, sagte ein Sprecher der Porsche Holding Salzburg, die hierzulande auch die Kommunikation für Volkswagen innehat, am Donnerstag. Wenn man die entsprechende Information vom VW-Sitz im deutschen Wolfsburg erhalte, werde man die Zahl kommunizieren. Auf den VW-Konzern rollt laut Medienberichten eine Welle von Sammelklagen in den USA und Kanada zu. Nach Recherchen des NDR und der Süddeutschen Zeitung sind seit Freitag 37 Klagen bei US-Gerichten eingereicht worden, zwei in Kanada. Zahlreiche Anwaltskanzleien hätten zudem Aufrufe an VW-Käufer gestartet, sich den Klagen anzuschließen. Kläger sind den Berichten zufolge zumeist private Autokäufer, in einem Fall auch ein Autohändler. Die Käufer sehen sich in Sachen Umweltfreundlichkeit von VW getäuscht. In den Klagsschriften werfen sie dem Konzern Betrug, Vertragsbruch und weitere Gesetzesverstöße vor. Der Grund, warum sie das gemacht haben, ist: Die Leistung des Autos verringert sich, wenn die Abgasreinigung arbeitet, sagte der Anwalt Steve Berman aus Seattle im Bundesstaat Washington in einem Video, mit dem er um weitere Mandanten wirbt. Das aber sei nicht gewollt gewesen, weil niemand Autos mit einer geringeren Leistung kaufen würde. Berman hatte den Angaben zufolge vergangenen Freitag für einen VW-Fahrer aus Kalifornien die erste Klage dieser Art eingereicht. Die Kläger verlangen Schadenersatz für den Wertverlust ihrer Fahrzeuge und die durch den Rückruf entstehenden Kosten. Nach Angaben von Anwälten könnte sich die Zahl der Kläger noch massiv erhöhen. Von den Rückrufen sind in den USA 482.000 Autos betroffen, weitere 100.000 in Kanada. Dabei handelt es sich um Dieselfahrzeuge der Baujahre 2009 bis 2015. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) kündigte rückhaltlose Aufklärung an. Im ARD-Morgenmagazin sagte das VW-Präsidiumsmitglied am Donnerstag: So etwas darf sich bei Volkswagen nicht wiederholen. Es werde lange dauern, bis das Unternehmen das verlorengegangene Vertrauen wiederherstellen könne. Der erste Schritt dazu ist, klipp und klar die Dinge auf den Tisch zu legen. Und dazu sind wir entschlossen. In der Affäre rücken nun weitere Autobauer in den Fokus. Auch der BMW X3 xDrive 20d habe bei Straßentests des Forschungsinstituts ICCT auffällige Stickoxidwerte produziert, berichtete Auto-Bild am Donnerstag. Das Dieselfahrzeug habe die europäische Abgasnorm um mehr als das Elffache überschritten. Alle Messdaten deuten darauf hin, dass das kein VW-spezifisches Problem ist, sagte ICCT-Vertreter Peter Mock der Auto-Bild. Bei BMW gebe es keine Funktion zur Erkennung von Abgaszyklen, betonte ein Sprecher des Herstellers laut dem Bericht. Alle Abgassysteme bleiben auch außerhalb des Abgaszyklus aktiv. Als Reaktion auf den Bericht gab die BMW-Aktie zeitweise um fast zehn Prozent nach. Managerversicherungen stellen sich auf hohe Kosten ein Die Affäre ist derzeit auch bei vielen Versicherungen Gesprächsthema Nummer eins. Denn auf sie könnten wegen des VW-Skandals Belastungen von mehreren hundert Millionen Euro zukommen, sagten wie mehrere Branchenmanager der Nachrichtenagentur Reuters. Zittern müssen aus ihrer Sicht vor allem die Konzerne, die bei Schadenersatzforderungen gegen Vorstände und Aufsichtsräte einspringen. Die größten Anbieter solcher Versicherungen für Directors & Officers (D&O) in Deutschland sind Zurich, Allianz, Talanx und AIG. D&O-Versicherungen kommen in der Regel für Schadenersatzansprüche gegen Manager sowie für Gerichts- und Anwaltskosten auf – allerdings nur bis zu einem bestimmten Betrag. Bei einem Unternehmen wie VW liege die Obergrenze vermutlich bei 500 Millionen Euro, sagten mehrere D&O-Experten. Den Großteil der Belastungen, die im Milliardenbereich liegen dürften, müsste der Konzern somit selbst schultern (APA, 24.9.2015) Nicht-Wissenschaft;Ein Palais, innen. Im ersten Stock Neujahrsempfang der Wirtschaftskammer Österreich. (Im Parterre Neujahrsempfang des Österreichischen Gewerkschaftsbunds. Licht auf ein älteres Ehepaar an einem der Tische im ersten Stock. Die Frau stochert in ihrem Essen.) DIE FRAU: Saure Sulz vom Nockalmrind ... Genauso ordinär, wie’s klingt, schaut’s aus. Voriges Jahr das Tafelspitzsülzchen war zwar auch nicht mein’s, aber es hat wenigstens Niveau g’habt. DER MANN: Sie sparen halt. Du hast ja gehört den Vorsitzenden. Es steht ein schwieriges Jahr bevor. DIE FRAU: Ach, hör doch auf! Glaubst du, ich weiß nicht, wem sie unsere Sülzchen hineinstopfen? (Black. Licht auf ein älteres Ehepaar an einem der Tische im Parterre. Die Frau stochert in ihrem Essen.) DIE FRAU: Tafelspitzsülzchen. Mickriger geht’s nimmer. Voriges Jahr, die saure Sulz, da hat man wenigstens noch was auf’m Teller g’habt. DER MANN: Sie sparen halt. Du hast ja gehört die Ansprache vom Vorsitzenden. Es steht ein schwie- – DIE FRAU: Erzähl mir doch nichts! Glaubst du, ich weiß nicht, wer uns die Sulz wegfrisst? (Vorhang) (Antonio Fian, 2.1.2016) Nicht-Wissenschaft;25-Jährige wurde am Dienstag von der Polizei aufgegriffen. Wien – Eine 25-jährige Frau soll in einer Wohnung in Wien-Favoriten ihren fünfjährigen Sohn getötet haben. Die Frau sei bereits am Dienstagnachmittag im Bereich Höhenstraße aufgegriffen worden, teilte die Polizei am Mittwoch in einer Aussendung mit. Bei ihrer Einvernahme gestand sie laut Polizei die Tat. Die Beamten fand die Leiche des Kindes unter einer Decke in der von der Frau genannten Wohnung. Die Tat soll sich bereits vor mehreren Tagen ereignet haben. Die Mutter wurde am Mittwoch von Beamten des Landeskriminalamts einvernommen. Wissenschaft;Vor allem junge Menschen gelten als gefährdet, an Essstörungen zu erkranken. Doch auch alte Menschen sind davor nicht gefeit, sagt die Psychologin Karin Waldherr.. Wr. Neustadt - Gefangen zwischen der Gewichtsphobie und dem großen Hunger, zwischen einem immensen Genussbedürfnis und einem starken Körperbewusstsein: Die Magersucht (Anorexia nervosa) und die Essbrechsucht (Bulimia nervosa) gelten gemeinhin als Krankheit junger Menschen, vor allem von jungen Frauen. Es ist noch nicht so lange her, dass eine 35-Jährige mit Essstörung als eine spät Betroffene angesehen wurde, sagt die Klinische Psychologin Karin Waldherr. Doch diese Betrachtungsweise greife zu kurz: Essstörungen treten auch noch im hohen Alter auf. Das Problem sei lange unterschätzt worden, meint die Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Essstörungen. Noch ist es schwierig, den Grad der Betroffenheit im hohen Alter und entsprechende Trends zu erfassen. Dazu mangelt es an Studien, die Personen von 65 Jahren plus berücksichtigt haben. Eine von wenigen Ausnahmen: Eine nicht repräsentative Untersuchung der Medizinischen Universität Innsbruck hat 2006 gezeigt, dass 3,8 Prozent der befragten 60- bis 70-jährigen Frauen (475 Befragte) laut eigenen Angaben an einer Essstörung litten. Waldherr verweist zudem auf Berichte aus der Praxis: Die auf Essstörungen spezialisierten Einrichtungen beobachten, dass heute auch häufiger ältere Menschen mit Essstörungen ihre Hilfe aufsuchen. Seit ihrer Diplomarbeit beschäftigt sich Karin Waldherr mit dem Thema Essstörungen, zuletzt als Forscherin am Wiener Ludwig-Boltzmann-Institut Health Promotion Research. Als Leiterin des neuen Studiengangs Aging Services Management an der Ferdinand-Porsche-Fern-FH, eine Tochter der Fachhochschule Wiener Neustadt, befasst sich die Psychologin nun mit der Lebensqualität im Alter. Wenn Essstörungen im hohen Alter auftreten, glauben die Betroffenen oft, es handle sich um ein neues Phänomen, sagt Waldherr. Doch im Gespräch mit den Erkrankten sieht man häufig, dass es bereits früher einmal ein Problem gegeben hat. Die Betroffenen hätten sich zumindest schon intensiv mit Diäten oder Figurproblemen beschäftigt. Eine Epidemie der Unsicherheit haben vor einigen Jahren britische Experten in einem Zeitungsbericht bei den über 70-Jährigen ihres Landes diagnostiziert. Eine wachsende Anzahl leide an einem geringen Selbstbewusstsein und Ängsten in Bezug auf ihr Altern und Aussehen. Ein Psychiater vom Priory Hospital in Glasgow berichtete in diesem Zusammenhang von einem alarmierenden Anstieg von Essstörungen bei älteren Patienten. Dabei tritt laut Waldherr die sogenannte Binge-Eating-Störung im Erwachsenenalter häufig auf - also Essanfälle ohne Erbrechen. Den ersten Fall beschrieb der US-amerikanische Psychiater A. J. Stunkard bereits 1959. Der krankhafte Verzehr von Tausenden von Kalorien steht nicht selten im Zusammenhang mit Übergewicht oder Adipositas. Lange ging das Binge-Eating im großen Pool der nicht näher bezeichneten Essstörungen unter. Seit 2013 wird es offiziell als Essstörung im US-amerikanischen Psychiatrie-Handbuch DSM 5 geführt. Das Auffällige daran: Binge-Eating betrifft Frauen und Männer gleichermaßen. Vor allem die Bulimie und das Binge-Eating sind extrem schambesetzt. Die Essanfälle passieren im Geheimen. Da sind auch die gesellschaftlichen Diskussionen wenig hilfreich, dass wir einen falschen Lebensstil führen, weniger essen müssen, uns mehr bewegen müssen. Natürlich ist ein gesunder Lebensstil wichtig - aber man darf nicht übersehen, dass der Grund für Übergewicht eine Essstörung sein kann, sagt Waldherr. Die suggerierte Eigenverantwortung treibe die Betroffenen noch tiefer in den Teufelskreis. Das gestörte Verhältnis zum Essen hat viele Ursachen. Zu psychischen Problemen und Veranlagung gesellen sich, so Waldherr, auch gesellschaftliche Faktoren: der allgemein suggerierte Schlankheitsdruck und der Diätenwahn als Nährboden für Essstörungen. Auch traumatische Erlebnisse wie sexueller Missbrauch sind bekannte Risikofaktoren. Essstörungen verlaufen oft chronisch. Sie gehen mit schwerwiegenden körperlichen Folgeerkrankungen einher. Gerade im Alter sind Folgen wie die Knochenerkrankung Osteoporose fatal im Hinblick auf Lebensqualität, sagt Waldherr. Doch insbesondere bei älteren Patienten würden Ärzte bei bestimmten Symptomen - zum Beispiel der starken Gewichtsabnahme oder -zunahme - eher selten eine Essstörung als mögliche Ursache in Betracht ziehen. Langsam wächst das Bewusstsein, dass Essstörungen auch im hohen Alter ein Problem sein können, so die Psychologin. Doch es brauche verstärkte Informationsmaßnahmen für das Pflegepersonal und die Ärzte, die damit konfrontiert sind - sowie weitere Forschung in diesem Bereich. Wissenschaft;Forscher untersuchten die Kampfentscheidungen von 81 Männchen der Spezies Servaea incana, indem sie ihnen Videos unterschiedlich großer Artgenossen zeigten. Springspinnen haben ihren Namen nicht von ungefähr. Diese Spinnenfamilie (Salticidae) zeichnet sich durch eine enorme Sprungfähigkeit aus, die sie – kombiniert mit einer Reihe weiterer Fähigkeiten – zu äußerst erfolgreichen Jägern macht. Sie lauern am Boden oder an Wänden ihrer Beute auf, die sie dank ihres exzellenten Seh- und Geruchssinns wahrnehmen, und springen diese blitzschnell an. Doch nicht nur Beutetiere kann es treffen: Begegnen sich zwei paarungswillige Männchen einer Spezies, kommt es manchmal zu Kämpfen, die durchaus tödlich enden können. Mitunter zieht sich aber ein Kontrahent auch zurück, noch ehe es zum physischen Kontakt mit dem Gegner kommt. Forscher der Macquarie University in Sydney untersuchten nun in einem Experiment, nach welcher Strategie die Männchen der Spezies Servaea incana bei ihren Kampfentscheidungen vorgehen. Erwachsene Männchen dieser Art variieren deutlich in ihrer Größe. Um herauszufinden, ob und inwiefern die Körpergröße des Gegners die Entscheidung für oder gegen einen Kampf beeinflusst, spielten die Biologen um Rowan McGinley 81 Spinnenmännchen manipulierte Videos vor. Zu sehen bekamen sie virtuelle Kontrahenten in vier unterschiedlichen Größen – von sehr klein bis sehr groß. Es zeigte sich, dass die Vorgangsweise sowohl von der eigenen Körpergröße als auch von der des Gegners abhing: Je größer die gezeigte Spinne war, desto weniger Testmännchen griffen an. Je größer die Testspinne selbst war, desto eher attackierte sie aber sämtliche virtuellen Konkurrenten, selbst wenn diese größer waren. War die Videospinne aber deutlich kleiner als die Testspinne selbst, zeigte diese kaum Interesse an einem Kampf. Springspinnen seien also offenbar in der Lage, Artgenossen in Relation zur eigenen Größe zu bewerten, schreiben die Forscher in Behavioral Ecology and Sociobiology. Wie das Ganze aussieht, sehen Sie in diesen kurzen Videos: --> Behavioral Ecology and Sociobiology: Video playback experiments support a role for visual assessment of opponent size in male-male contests of Servaea incana jumping spiders (red, 24.4.2016) Nicht-Wissenschaft;Schwere Verletzung befürchtet – Euro-Teilnahme in Frankreich als krönender Abschluss für den DFB-Kapitän in Gefahr. Berlin – Als Bastian Schweinsteiger am Mittwochfrüh zum Arzt seines Vertrauens flog, war eine große Sorge mit an Bord. Die zu befürchtende schwere Knieverletzung könnte das große Ziel des DFB-Nationalteam-Kapitäns gefährden: Die EM in Frankreich (10. Juni bis 10. Juli) als krönender Abschluss seiner Karriere. Schweinsteiger hat sich im Training am Dienstag am rechten Knie verletzt und fehlte bei der Einheit am Mittwochmorgen ebenso wie Mesut Özil und Karim Bellarabi. Es sieht im Moment sicherlich nicht sehr positiv aus. Es könnte sein, dass das Innenband zumindest angerissen ist, sagte Bundestrainer Joachim Löw am Mittwochmittag. Schweinsteiger habe sich am Ende des Trainings ohne Fremdeinwirkung bei einem Pass verletzt. Sollten sich bei der Kernspinuntersuchung in der Praxis von Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt in München die schlimmsten Befürchtungen bewahrheiten, droht dem 31-Jährigen ein Horror-Szenario: Nach zwölf Jahren und 114 Länderspielen im Kreise der Nationalelf ein Abschied durch die Hintertür. Denn aktuell war Schweinsteiger schon nur ein Chef für gewisse Stunden. Dass sein erstes Turnier als Kapitän auch sein einziges als Spielführer sein wird, pfeifen die Spatzen von den Dächern. Sein Körper ächzt immer wieder unter den Belastungen, die der Profifußball dem einst Frühreifen seit nun fast 15 Jahren zumutet. Ein Rücktritt aus dem Nationalteam nach der EM, so hört man aus Schweinsteigers Umfeld, ist wahrscheinlich. Weil er auch als Leader wichtig ist, nominierte ihn Löw trotz fehlender Bestform für die beiden ersten Länderspiele des Jahres gegen England am Samstag und Italien drei Tage später. Die verletzungsbedingte Abreise nährt nun Spekulationen, ob Schweinsteiger überhaupt bei der EM dabei sein wird. Sollte er fit werden, kann er sich Löws Unterstützung sicher sein. Denn nicht nur der Bundestrainer erinnert sich stets an das Bild vom 13. Juli 2014, auf dem Schweinsteiger, unter dem Auge eine blutende Wunde und der ganze Körper irgendwie ein einziger blauer Fleck, nach dem Sieg gegen Argentinien (1:0 n.V.) den WM-Pokal in die Luft reckt. Das wichtigste Spiel seiner Karriere wurde sein bemerkenswertestes. Löw lobte eine unmenschliche Willenskraft, die ich noch nie gesehen habe. Einen besseren Moment zum Abgang auf dem Höhepunkt wird Schweinsteiger nicht mehr finden, so viel scheint klar. Doch solch einen Leader braucht man auch bei einer EM. Obwohl er seit der Beförderung zum Kapitän nur 495 von 1350 Minuten auf dem Platz stand. Die Zeit bis zur Euro ist noch relativ lange, hatte Löw vor der Zusammenkunft in Berlin gesagt: Auch bei der WM 2014 hat er bei uns im Trainingslager kaum eine komplette Einheit mit der Mannschaft absolviert. Dann aber hatten wir ihn doch so weit, dass er in den wichtigen Spielen richtig präsent war. Schweinsteigers Ehrgeiz sei ungebrochen extrem hoch, er will weiter Topleistungen bringen. Abgesprochen sei ein Rücktritt danach auch noch nicht, versicherte Löw. Sicher hat Schweinsteiger sich auch nach dem WM-Triumph schon Gedanken gemacht, ob wie bei Philipp Lahm, Miroslav Klose oder Per Mertesacker für ihn noch etwas kommen kann im Nationalteam. Doch die Aussicht, das Team einmal als offizieller Kapitän zu einem Turnier zu führen, war für den seit Jahren als heimlicher Chef geltenden Bayern zu reizvoll. Ziemlich schnell nach unserem Triumph in Rio habe ich gemerkt, wie sehr es mich reizt, den Erfolg in Europa zu bestätigen, erklärte er: Mir war sofort klar, dass mein Weg mit diesem Team noch nicht zu Ende ist. Bei Manchester United, wohin er im Sommer nach 17 Jahren bei Bayern München wechselte, nahm er aus Verletzungs- wie Leistungsgründen nicht die Rolle ein, die er und der Klub sich vorstellten. Die Daily Mail führt ihn als drittgrößten Flop der Saison. Doch beim DFB irritiert das niemanden. Bei so einem erfahrenen Spieler wie Bastian mache ich mir keine große Sorge, sagte Manager Oliver Bierhoff vor der Verletzung: Vielleicht ist es sogar gut, dass er keine 60 Spiele vor der EM auf dem Buckel hat. In einem offenen Brief an die Fans schrieb Schweinsteiger kürzlich, er wolle in Frankreich einen Jubelsommer erleben. Sollte das gelingen und das DFB-Team mit dem Kapitän Schweinsteiger erstmals als Weltmeister eine EM gewinnen, wäre seine Mission erfüllt. Nicht-Wissenschaft;Das Musikfestival eröffnete am Donnerstag trocken, mit Hip-Hop und Elektronik. St. Pölten – Die Hinweistafeln entlang der Landstraße muten prophetisch an: Sportlerfest, Westernparty in Zagging, Riesenheidelbeeren selber pflücken, Erlebnisspielplatz. Am Ende der Straße liegt St. Pölten. Und dort findet in etwa genau das gerade statt. Das FM4-Frequency-Festival feiert 15 Jahre Bestand, zum siebenten Mal bespielt man das VAZ-Gelände in der niederösterreichischen Landeshauptstadt. Kühl, aber weitgehend trocken. Way to Madness steht in riesigen bunten Buchstaben über dem Eingang. Dahinter wartet ein Labyrinth aus Sperrgittern und etlichen Wassergräben – Takeshis Castle für Einsteiger. Sicherheit werde diesmal großgeschrieben, heißt es, wie eigentlich eh immer. Party hard – but clean, wird man an jedem Mistkübel erinnert. Auch das ist nicht neu. Das Müllproblem versuchen die Veranstalter in diesem Jahr mit einem drängenden Sozialproblem zu verknüpfen. Zelte können am Ende des Festivals für das Flüchtlingslager Traiskirchen gespendet werden. Mit Dildo am Gürtel Auf dem Festivalgelände scheppert es von allen Seiten, weil jeder Tattoo-Stand mittlerweile seine eigene Anlage braucht. Thementränken vom englischen Pub bis zum Pariser Bistro haben etwas von Disneyland. In einem Zirkuszelt gibt es auch wieder einen Artpark. Dort treten den ganzen Tag über Straßenkünstler von Breakdancern bis zu Feuerspuckern auf. An einem besonders schmucken Stand verkaufen hornbebrillte Styler Waren der Marke fick dich. Dazu passen Verkleidungen wie Engelsflügel, die zum Shirt mit der Aufschrift random bitch getragen werden. Und natürlich gibt es auch wieder einige Super-Mario-Darsteller im Blaumann und mit Dildo-Pistole am Gürtel. Dagegen wirken vollbesetzte 360-Grad-Pissoirs wie originelle soziale Plastiken. Der US-Singer-Songwriter Chuck Ragan versuchte trotz Stimmproblemen gegen das nachmittägliche Desinteresse des Publikums anzukämpfen. Eine launige Mischung aus Folk und Southern Rock, bei der auch Zither und Violine zum Einsatz kommen. Als auf Ragans Frage, ob denn schon alle bereit für Bad Religion seien, kaum Reaktion aufbrandete, war klar, dass auch die nächste Band nicht besonders viele hinter den Öfen hervorlocken würde. Aber 35 Jahre Bandgeschichte können auch überfordern. Noch dazu, wenn Greg Graffin, Sänger der Punkrocktruppe, mittlerweile mit Landeshauptmannfrisur und Lesebrille agitiert. Ruhestörung bei José González Am frühen Abend lockte dann die Pärchenstunde vor beiden Hauptbühnen. Mit The Script in groß und José González in klein kamen Frischverliebte auf ihre Kosten. Die irische Kuschelrock-Band The Script, bestehend seit 2001, gab ihr erstes Österreich-Konzert. Zu Ohrwürmern wie Breakeven und Superheroes formte Sänger Daniel ODonoghue kleine Fingerherzchen. Für 2016 lud er sich und seine Band gleich selber ein: Der Veranstalter steht hier an der Seite, wollt ihr, dass wir nächstes Jahr wieder kommen? José González hielt seinen Vortrag bescheidener. Der sanfte Singer-Songwriter aus Schweden wurde bekannt durch seine melancholischen Akustiknummern Crosses und Heartbeats, die in zahlreichen Filmen, Serien und Werbevideos Verwendung fanden. Im Februar erschien nach längerer Absenz sein drittes Album Vestiges & Claws. Der Auftritt mit seiner vierköpfigen Band (immerhin mit den wohl gefühlvollsten Schlagwerkern des Festivals) hätte ein alternatives Highlight des Abends werden können. Wenn nicht die Party-Deejays vom Commercial-Stand einer Biermarke gnadenlos zur Ruhestörung geschritten wären. Radical Chic mit Molotov Die Hip-Hop-Formation K.I.Z baute bei ihrer Fascho-Satire auf einen Haufen Uniformierter mit Sturmgewehren, meterhohe Marmorstatuen ebensolcher und Illuminaten-Symbolik. Ein K.I.Z-Konzert ist keine demokratische Veranstaltung, sagte der Rapdiktator, ehe alle Tanz den Adolf Hitler schrien. Die Mischung aus Möchtegern-Deichkind und Laibach geht aber nur bei der Ausstattung auf, stimmlich war bei den Jungs aus Berlin nicht viel los. Immerhin, am Ende versuchte man sich als Therapeut: Ihr müsst die Probleme aus eurer Kindheit verarbeiten. Zeigt den reifen Menschen den Fickfinger! Der Finger war auch häufig bei Rap-Kollege Casper im Einsatz, zum Beispiel gegen Rassismus, Sexismus und Fremdenhass. Tausende waren vor den Chemical Brothers von der großen zu ihm auf die kleine Bühne geflüchtet. Der deutsch-amerikanische Rapper, der live mit Rockband auftritt, coverte nach einer halben Stunde Bilderbuchs Maschin. Neben viel Schunkelmusik gab es auch ein bisschen linken Radical Chic mit Molotov-Cocktail. Das gipfelte in einer Zugabe im Verbund mit K.I.Z. Einigen konnte man sich auf BGS GSG der 70er-Jahre-Punkband The Buttocks. Polizisten, aufgepasst! Die Elektroniker von den Chemical Brothers – bei denen derzeit mit Tom Rowlands nur ein originaler Bruder am Gerät steht – machten indes auf der großen Bühne Schluss. Dazu wurde erst einmal das gesamte Feld eingeräuchert, fette Laser und psychedelische Visuals inklusive. Im Unterschied zu dem davor vom Publikum abgefeierten EDM-Duo Major Lazer haben die reiferen Herren der Chemical Brothers noch Gefühl für Dramatik. Auch nach 20 Jahren Bestand fasziniert das Dunkle und Störende ihrer Deejay-Sets. Da wird auch noch so mancher Höhepunkt abgewürgt und nicht alle 30 Sekunden mit einem anderen beliebigen Hit aus den Charts auf den nächsten Drop hingearbeitet. Gegen Ende baumeln zwei riesige Roboter von der Decke, die mit ihren Laserstrahl-Augen das Gelände scannen. World, the time has come to .... Husch, husch, ins Zelt! (Stefan Weiss, 21.8.2015) Wissenschaft;Zuletzt war die Uni Wien 2011 im "Times Higher Education World Reputation Ranking" vertreten. Wien – Bereits zum fünften Mal in Folge findet sich keine österreichische Hochschule unter den 100 angesehensten Universitäten des Times Higher Education World Reputation Ranking. Zuletzt war die Uni Wien 2011 in den Top 100 vertreten. Auf den ersten drei Plätzen liegen die US-Unis Harvard, Massachusetts Institute of Technology (MIT) und Stanford. Die Wertung basiert auf Antworten von mehr als 10.000 erfahrenen Wissenschaftern aus 133 Staaten, die in ihrem Forschungsfeld die besten Universitäten in den Bereichen Forschung und Lehre angeben sollten. Gemessen wird damit also das Prestige in der akademischen Welt. Die zehn angesehensten Hochschulen finden sich laut Ranking ausschließlich im angloamerikanischen Raum. Hinter Harvard, MIT und Stanford platzierten sich die britischen Unis Cambridge und Oxford, gefolgt von Berkeley, Princeton, Yale, der Columbia University sowie dem California Institute of Technology (alle USA). Beste Uni außerhalb der USA und Großbritanniens in der Rangliste ist unverändert die Universität Tokio (Japan) auf Platz zwölf. Die angesehenste kontinentaleuropäische Uni ist die Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) Zürich auf Platz 19 (2015: 15), die heuer allerdings von der bestplatzierten chinesischen Hochschule überholt wurde: Die Universität Tsinghua verbesserte sich von Rang 26 auf 18 und zählt damit wie die Universität Peking auf Platz 21 (2015: 32) zu den Aufsteigern des Jahres. Zum Vergleich: Deutschland steigerte seine Zahl der Unis in den Top 100 seit 2011 von vier auf sechs (bestplatzierte Uni: Ludwig-Maximilian-Universität München auf Platz 40). Die Schweiz ist seither mit den beiden ETH in Zürich und Lausanne vertreten. Die Niederlande (Technische Universität Delft auf Platz 51-60) und Frankreich (Ecole Normale Superieure auf Platz 61-70) sind heuer mit fünf Hochschulen klassiert, Schweden mit zwei (Karolinska Institut auf Platz 51 bis 60) und Belgien mit einer (Katholische Universität Leuven auf Platz 61-70) Dänemark und Finnland verloren heuer ihre Vertreter in den Top 100. Nicht-Wissenschaft;Gewerkschaft verhandelt seit Mittwoch über Sozialplan und Arbeitsstiftung für Mitarbeiter, die nicht übernommen werden. Wien – Für jene Baumax-Mitarbeiter, die nach der Übernahmen durch Obi keine Zukunft mehr im Unternehmen haben, wird seit Mittwochnachmittag um einen Sozialplan sowie die Einrichtung einer Arbeitsstiftung verhandelt. Belegschafts- und Unternehmensvertreter sowie Gewerkschaft und Arbeiterkammer haben die Verhandlungen aufgenommen. Hinter vorgehaltener Hand beklagte man bei der Gewerkschaft, dass leitende Angestellte von Baumax vor allem daran interessiert seien, für sich möglichst gute Abfertigungspakete auszuhandeln. Kaum Betriebsräte Einen Konzernbetriebsrat gibt es bei Baumax nicht. Lediglich an drei Standorten wurde überhaupt eine Belegschaftsvertretung gewählt. Der Chef der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA), Wolfgang Katzian, meinte vor den Verhandlungen, mit dem Sozialplan müssten sämtliche möglichen Betroffenen gut abgesichert werden. Wie viele Mitarbeiter wirklich gehen müssen, ist nach wie vor unklar. Beim AMS-Frühwarnsystem wurden 1.100 von gut 3.700 Mitarbeitern angemeldet. Katzian glaubt aber, dass es am Ende nicht mehr als 700 sein werden. Bis zu vier Jahre Arbeitslosengeld Für sie wird voraussichtliche eine Arbeitsstiftung eingerichtet. Der Vorteil für die gekündigten Mitarbeiter: Sie können bis zu drei Jahre Arbeitslosengeld beziehen, in begründeten Fällen sogar vier Jahre. Der ursprüngliche Anspruch auf Arbeitslosengeld bleibt davon unberührt. Wie berichtet übernimmt die deutsche Baumarktkette Obi mit dem heimischen Partner Supernova 49 von 65 Standorten in Österreich. 16 gelten also als gefährdet, wobei sich für den Standort Saalfelden mit Lagerhaus bereits ein Nachfolger gefunden hat. Käufer werden auch für andere Standorte gesucht: Als bedroht gelten unter anderem die Standorte Eisenstadt, Judenburg, Steyr, Graz-Nord, Mistelbach, Spittal an der Drau, Neu-Rum in Tirol, Mistelbach sowie die Zentrale in Klosterneuburg, Wien-Inzersdorf und Stadlau. Schuldenschnitt? Spekuliert wird in der Branche auch, ob die heimischen Banken Raiffeisen, Erste und Bank Austria einen Teil ihrer Kredite abgeschrieben haben. Die Baumax-Verbindlichkeiten sollen bei rund einer Milliarde Euro gelegen sein. Der Verkauf der Essl-Kunstsammlung brachte rund 117 Millionen, der Obi-Deal soll 200 Millionen Euro schwer sein. Ohne Schuldenschnitt durch die Banken mache aber ein Einstieg der Deutschen wenig Sinn, heißt es. Die Institute dürfen wegen des Bankgeheimnisses keine Auskunft darüber geben. Nicht-Wissenschaft;Mann wollte mit seinem Cousin offenbar mehr als 100 Menschen töten. Chicago – Ein US-Soldat hat nach Angaben der Justiz seines Landes Attentatspläne auf eine Militärbasis nahe Chicago gestanden. Der 23-jährige Hasan E. von der Nationalgarde habe zusammen mit seinem Cousin mehr als 100 Menschen töten wollen, erklärte der Staatsanwalt des Distrikts Nord des Bundesstaates Illinois am Montag. Demnach begann er im Jänner, über das Internet mit einem FBI-Agenten zu kommunizieren, der sich als Kämpfer der Jihadistengruppe Islamischer Staat (IS) in Libyen ausgab. Der Angeklagte habe gestanden, dem Agenten Tipps gegeben zu haben, wie man die US-Armee bekämpft und schlägt, hieß es weiter. Zudem habe er sich bereit erklärt, mit seinem Cousin Jonas einen Anschlag in den USA zu verüben. Die beiden Männer sollen den Angaben zufolge im März einen anderen FBI-Undercover-Agenten getroffen haben, der Hasan E. seine Hilfe dabei anbat, sich dem IS im Irak anzuschließen. Unter anderem wurde auch erwogen, dass Jonas E. die Uniform seines Cousins benutzen könnte, um die Armeebasis Joliet in Illinois anzugreifen. Zu dritt besuchten die Männer den Stützpunkt, wo sie sich unter anderem einen Trainingsplan der Soldaten besorgten, um den günstigsten Zeitpunkt für einen Anschlag zu bestimmen, wie die Justiz erklärte. Hasan E. war im März am Flughafen von Chicago festgenommen worden, wo ihn sein Cousin abgesetzt hatte. Er hätte nach Ägypten fliegen wollen. Auch Jonas E. ist nach US-Justizangaben geständig. Dank der Bemühungen vieler Staatsanwälte und Agenten sei es gelungen, die Verschwörer an der Umsetzung ihrer Pläne zu hindern, erklärte der stellvertretende US-Generalstaatsanwalt John Carlin. Aufgrund ihrer Geständnisse würden die beiden Angeklagten zur Verantwortung gezogen werden. Hasan E. drohen bei einer Verurteilung bis zu 30 Jahre Haft wegen Verschwörung mit dem Ziel, eine ausländische Terrororganisation zu unterstützen sowie wegen des Versuchs, eine ausländische Terrororganisation materiell zu unterstützen. Seinem Cousin drohen bis zu 23 Jahre Gefängnis. Wissenschaft;Kann das Holz städtischer Wälder zum Klimaschutz beitragen, indem es verbrannt wird? Forscher sind auf ein erhebliches Potenzial gestoßen. Wien – Nun trägt er wieder frisches Grün. Vom Kahlenberg bis Kaltenleutgeben leuchten Buchen, Eichen und Erlen in neuer Tracht, derweil die Vögel ihre Maigesänge ertönen lassen. Ja, der Wienerwald ist wahrlich ein prächtiges Stück Natur – und ein multifunktionelles dazu. Gestresste Großstädter finden hier Ruhe und reichlich gute Luft, allein schon der Lainzer Tiergarten zieht jährlich circa eine halbe Million Besucher an. Gleichzeitig beherbergt das Waldgebiet zigtausende Tier- und Pflanzenarten, so manche davon ist streng geschützt. Auch forstwirtschaftlich gesehen ist das Areal interessant. Die Produktivität liegt allerdings auf eher niedrigem Niveau: Nur 1,6 Kubikmeter Holz werden im Wienerwald durchschnittlich pro Hektar geerntet. Der österreichische Mittelwert beträgt 7,7 Kubikmeter pro Hektar. Am Wachstum liegt es nicht. Rotbuchen (Fagus sylvatica) und Steineichen (Quercus petraea) sind im Wienerwald die dominierenden Baumarten. Die andernorts bei Förstern beliebten, schnellwüchsigen Nadelgehölze findet man kaum. Dennoch nimmt die Holzmenge im westlichen Grüngürtel Wiens jedes Jahr um 5,9 Kubikmeter pro Hektar zu. Potenzial wäre also da. Die Bewirtschaftung ist einfach nicht so intensiv, erklärt Florian Kraxner, Forstwirtschafter am Internationalen Institut für Angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg. Der Wienerwald diene gewissermaßen als Schaukasten der Stadt. Schön soll er sein, mit imposanten, hoch emporragenden Bäumen und einem geschlossenen Blätterdach. So wollen die Menschen ihren Wald sehen. Es ginge aber auch anders. Holz ist ein wertvoller Rohstoff, nicht nur als Baumaterial, sondern auch als umweltfreundlicher Energieträger. Seine Verbrennung bringt kein zusätzliches CO2 in die Atmosphäre ein und schont somit das Klima. Diesen Effekt macht man sich im 2006 in Betrieb genommenen Biomassekraftwerk Wien-Simmering zunutze. Dort wird Holz zur Erzeugung von Strom und Warmwasser verbrannt. Die Anlage produziert jährlich rund 24,5 Megawatt elektrische Energie plus Fernwärme für etwa 12.000 Haushalte. Einsparergebnis: circa 144.000 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr. Die Bilanz hat allerdings einen kleinen Haken. Ein Teil des Brennholzes muss über größere Entfernungen herbeigeschafft werden. Dieser Transport verursacht zusätzliche Emissionen sowie Kosten. Florian Kraxner möchte hier Abhilfe schaffen. Wenn man die Klimaziele ernst nimmt, muss man die Biomasse-Nutzung optimieren, meint er. Und was läge da näher als die Holzreserven vor der eigenen Haustür? Man möge den Experten allerdings nicht falsch verstehen. Kraxner will keinesfalls den Wienerwald abholzen oder seinen Erholungswert beeinträchtigen. Die Frage ist stattdessen, ob sich der Holzertrag in nachhaltiger Weise steigern lässt, um damit mehr klimafreundliche Energie zu erzeugen. Dabei darf nie mehr entnommen werden, als gleichzeitig nachwächst, betont Kraxner. Um das Biomasse-Potenzial des Wienerwalds genauer zu ermitteln, haben der Forstwirtschafter und seine Kollegen am IIASA eine aufwendige Modellrechnung durchgeführt. Sie gründeten ihre Kalkulationen auf die Kartierungsdaten des zuständigen Wiener Magistrats 49, welche insgesamt 4200 Hektar Wald im westlichen Teil der Metropole umfassen. Naturschutzgebiete und 25 Meter breite Pufferzonen im Umfeld von wichtigen Naherholungseinrichtungen wie Grillplätzen oder Schwimmbädern wurden aus den Produktivitätsberechnungen herausgenommen. Die zugrunde gelegten Holzheizwerte betragen 4,2 Kilowattstunden pro Kilogramm für Laubbäume und 4,4 Kilowattstunden pro Kilo für Nadelgehölze. Das Ergebnis der Studie zeigt erstaunlich große Reserven auf. Unter Berücksichtigung aller bestehenden Schutzmaßnahmen und Nutzungsverordnungen ließen sich im Wienerwald außerhalb der Schonbereiche jedes Jahr 10.600 Kubikmeter Holzbiomasse zusätzlich ernten. Das entspräche einer Steigerung von 60 Prozent gegenüber der heutigen Produktivität. In Energie umgesetzt könnte diese Menge rund 3000 Haushalte mit Strom versorgen und weitere 720 mit Fernwärme – bei Einsparung von jährlich 8600 Tonnen an CO2-Emissionen. Weitere Details wurden vor kurzem im Fachmagazin Applied Energy (Bd. 165, S. 990) veröffentlicht. Zur Verwirklichung dieses Potenzials müsste selbstverständlich mehr Holz eingeschlagen werden, was bei selektiver Bewirtschaftung kein Problem wäre. Es ist ein bisschen Gärtnern angesagt, sagt Florian Kraxner. Dabei entstünde ein lichterer Wald mit mehr Unterwuchs. Mikroklimatisch gesehen könnten lokal die Temperaturen steigen, was allerdings auch das Bodenleben anregen und die natürliche Waldverjüngung fördern würde, meint Kraxner. Sogar die Biodiversität ließe sich erhöhen. Heterogen strukturierte Wälder mit offenen Flächen beherbergen normalerweise mehr Artenvielfalt als durchgängige Altbestände. Die IIASA-Studie dürfte auch für andere waldreiche Metropolen wie Berlin, Rio de Janeiro oder Vancouver und für neue, noch zu planende Städte in Schwellenländern zukunftsweisend sein. Weltweit nimmt die Urbanisierung stetig zu. Der größte Energiebedarf fällt bereits jetzt in den Ballungszentren an. Deshalb, so Kraxner, sollten die Städter für ihre Versorgung so viel wie möglich auf ihrem eigenen Grund und Boden beitragen. Wissenschaft;'Lokales Ortungssystem aus Funkbojen und Drohnen soll Forschungsrobotern den Weg weisen. Würzburg – Wenn Marsroboter sich ihren Weg durchs raue Gelände des Roten Planeten bahnen, dann sollten sie genau wissen, wo sie sich befinden und wo sie hinwollen. Im Unterschied zur Erde, wo ein Schwarm von GPS-Satelliten für die nötige Orientierungshilfe sorgt, ist das auf dem Mars bedeutend komplizierter. Wissenschafter von der Uni Würzburg arbeiten derzeit an neuen technischen Lösungen für das Problem. Wenn es denn jemals tatsächlich Spuren von Leben auf dem Mars gegeben hat, wären die Valles Marineris ein geeigneter Ort dafür. Die Mariner-Täler, die nach ihrem Entdecker, der Mariner 9-Sonde der Nasa, benannt wurden, sind rund 4.000 Kilometer lang, bis zu 600 Kilometer breit und stellenweise sieben Kilometer tief. Ihre Gestalt legt an einigen Stellen den Schluss nahe, dass dort einst Wasser geflossen sein könnte. Daher dürften sich künftige Missionen auf der Suche nach Lebensspuren unter anderem auf dieses Canyon-System konzentrieren. Das Raumfahrtmanagement des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt DLR sucht derzeit nach Möglichkeiten, die Valles Marineris auf dem Mars mit einem Schwarm von Drohnen, Rovern und Laufrobotern zu erkunden. An dem Projekt beteiligt sind auch Wissenschafter der Universität Würzburg. Der Informatiker Sergio Montenegro und seine Mitarbeiter sollen den Erkundungs-Fahr- und -Drohnen den richtigen Weg weisen. Hauptaufgabe ist es, ein lokales Ortungs- und Landesystem zu entwickeln. Der Ansatz des DLR sieht vor, dass eine Armada von Robotern die Marstäler erkundet. Dabei müssen diese jederzeit genauestens wissen, wo sie und ihre Kollegen sich befinden. Wenn beispielsweise eine fliegende Drohne aus der Luft eine interessante Struktur entdeckt hat, bei der es sich lohnen könnte, eine Bodenprobe zu entnehmen, muss sie dem entsprechenden Roboter den exakten Ort mitteilen können, erklärt Montenegro. Und wenn sich die Akkus der Drohne leeren, sollte sie auch den Weg zurück zum sogenannten Lander kennen, damit sie dort wieder Energie auftanken kann. In Zeiten, da jeder Mensch dank seines Smartphones sofort ermitteln kann, wo er sich befindet, klingt diese Aufgabe nicht sonderlich schwierig. Für den Mars gilt das allerdings nicht. Auf der Erde liefern uns GPS-Satelliten die notwendigen Informationen, erklärt der Raumfahrtinformatiker. Deren Entwicklung habe mehrere Jahrzehnte gedauert und mehrere Milliarden Euro gekostet. Auf dem Mars stehen solche Informationen nicht zur Verfügung. Deshalb soll der Lander bei seinem Anflug auf die Valles Marineris viele sogenannte Funkbojen abwerfen, die sich über die Oberfläche verteilen. Diese ermitteln anschließend per Funksignal ihre jeweilige Position bezogen auf den Standort des Landers, kommunizieren untereinander und liefern dann den Erkundungsrobotern – ähnlich wie GPS-Satelliten auf der Erde – die für die Navigation und Ortung nötigen Daten. Die entsprechende Software liefern die Würzburger Informatiker. Das Hauptproblem dabei: Damit eine Funkboje weiß, wie weit sie vom Lander entfernt ist, muss sie mit höchster Präzision messen, wie lange ein Funksignal zwischen den beiden Punkten unterwegs ist. Dabei kommt es auf Nanosekunden an – schließlich würde ein Messfehler von einer tausendstel Sekunde bereits eine Abweichung von 300 Kilometern bedeuten. Unterschiedlich hohe Standorte im Canyon, Gesteinsstrukturen, die den Funksignalen den Weg versperren, Reflexionen an den Talwänden verkomplizieren die Messung zusätzlich und müssen von den Informatikern berücksichtigt werden. Wie Montenegro und sein Team die Herausforderung angehen wird, steht schon fest. Wir lassen zunächst zwei Objekte in Ruhe ihren Abstand messen, sagt der Wissenschafter. Mit der erforderlichen Präzision werde das schon schwer genug sein. Wenn dieser Schritt klappt, wird das Team die Zahl der Objekte erhöhen; am Ende sollen diese sich dann auch bewegen. Ob die Würzburger Software tatsächlich einmal auf dem Mars zum Einsatz kommen wird, steht aktuell allerdings in den Sternen. Noch handelt es sich um einen Ansatz der DLR, der – wenn er verwirklicht werden sollte – hunderte von Millionen Euro kosten würde. Sollte die Politik das Geld nicht genehmigen, war die Arbeit der Informatiker trotzdem nicht umsonst. Wir können das System genauso gut für die Unterwasserforschung einsetzen, erklärt Montenegro. Auch dort existiert das Problem mit der Positionsbestimmung ohne die Hilfe von GPS-Satelliten. Der wesentliche Unterschied: Anstelle von Funk- kommen unter Wasser Audiosignale zum Einsatz.' Nicht-Wissenschaft;Geht ein Franz Ferdinand durch San Franciso und sucht einen Zahnarzt. Was wie ein Witz begann, mündete in das Projekt FFS. So nennen sich Franz Ferdinand und die Sparks für die Dauer eines gemeinsamen Albums. Ein Gipfeltreffen. Wien - Alte Ehepaare vermögen uns zu rühren. Sie versinnbildlichen ein erfülltes Leben, enge Bande, das gemeinsame Durch-dick-und-dünn-Gehen. Das erlebte Versprechen des Füreinander-da-Sein in guten wie in schlechten Zeiten als rare Ausnahme der Wirklichkeit. Daneben sind alte Ehepaare natürlich oft schrullig, sich lange sehr nahe sein hinterlässt Spuren. Schrullig ist das Ehepaar Mael schon ewig. Bereits als Ron und Russell Mael noch sehr jung und unfrisiert waren, verlieh man ihnen das schöne englische Prädikat quirky. Das steht für skurril und Artverwandtes. Gemeinsam musizieren die ehemaligen Kunststudenten aus Los Angeles seit den späten 1960er-Jahren, und nach diversen Orientierungsversuchen nannten sich die beiden schließlich Sparks. Das war die Kurzform eines Vorschlags, der, in Anlehnung an die wesensverwandten Marx Brothers, Sparks Brothers lautete. Denn, und das kommt erschwerend hinzu, das Ehepaar Sparks besteht aus zwei Brüdern. Als Sparks schrieben Ron und Russell Mael ab 1974 Musikgeschichte. Damals haben sie das Album Kimono My House veröffentlicht, auf dem sich der eifersüchtige Ich markiere mein Territorium-Klassiker This Town Aint Big Enough For Both Of Us befindet. 40 Jahre später haben sie ihre Enkelkinder auf den Schoß genommen und mit ihnen ein Album produziert. Für einen Titel war man zu aufgewühlt oder zu faul, die Zusammenarbeit läuft unter dem Signum FFS. Das S steht für Sparks, FF für Franz Ferdinand. Die seit den frühen Nullerjahren forsch den Rock tanzenden und den Dance rockenden Schotten stehen bei den Maels künstlerisch gewissermaßen in der Schuld. Sie sind Verehrer der Sparks, was man ihrer Musik unschwer anhört. Umgekehrt zählen die Maels zu den frühesten Fans von Franz und Ferdl. Nun hatten beide Bands diese Zusammenarbeit nicht direkt auf ihrer Agenda stehen. Ja, der erste Song, den die Sparks Franz Ferdinand zur gefälligen Bearbeitung vorlegten, hieß wenig erbaulich Collaborations Dont Work. Franz Ferdinand betrachteten das weise als Bringschuld der Sparks - siehe Prädikat quirky - und konterten im Liedtext damit, keine Kollaborateure, sondern Partisanen zu sein. Das Vertrauen war her- und adäquater Humor unter Beweis gestellt. Begegnet waren die Bands einander in San Francisco. Alex Kapranos lief auf der Suche nach einem Zahnarzt durch die Straßen, als jemand rief: Alex, is that you? Er war es. Die Sparks waren ebenfalls in der Stadt, erkannten Kapranos trotz Zahnlücke und luden Franz Ferdinand zu ihrem Konzert ein. Danach traf man sich, dinierte, eines ergab das andere. Vergangenen Februar baten die Sparks Kapranos in Los Angeles erstmals auf die Bühne. Im Rahmen einer Jubiläumsshow zum 40-jährigen Erscheinen von Kimono My House sang Kapranos ein Lied mit der Familie Mael. Und sie verkündeten der Welt, dass es ein gemeinsames Album geben würde. Dieses erscheint am Freitag und bildet beide auf der Höhe ihrer Kunst ab. Ja nachgerade symbiotisch wirken die zwölf Songs des Gespanns. Titel wie Johnny Delusional, Call Girl oder The Power Couple ergeben perfekte Popsongs, die ein reiches Erbe in sich tragen. Vor allem jenes der Sparks, ohne das Zutun von Franz Ferdinand zu schmälern. Doch die Sparks haben erheblich mehr stilistische Haken geschlagen. Vom Glamrock zum Kammer-Pop, von New Wave zum Synthie-Pop. Dabei blieb die klassische Rockbesetzung zugunsten eines Duos auf der Strecke, das über die Jahre zu einer der originellsten Marken des Pop wurde. Als seltsames Paar nahmen sie Alben mit Giorgio Moroder auf, produzierten akustisches Gold wie Beat The Clock, das Freudsche Angst In My Pants oder, in den im Haushalt Sparks nicht so rühmlichen 1980ern, das opulente Change. Dabei blieben sie nicht nur optisch unverkennbar, ihr verdrehter Humor ist ein Fels in ihrer Kunst, penetriert von Russell Maels Falsettgesang. Der ist im Alter von nunmehr 66 Jahren nicht mehr ganz so durchdringend, nicht mehr ganz so männlichkeitsbedrohend. Um ein akustisches Signum zu setzen, reicht es aber allemal. Wenn zusätzlich die Streicher Stakkati spielen - wie in Collaborations Dont Work -, darf man getrost von Hausmarke sprechen. Das Virile, Zackige des New Wave haben nicht nur Franz Ferdinand wieder en vogue gemacht, hier findet es sich genauso im lyrisch irrlichternden So Deso Ne wieder, für das Russell Mael einen Schnapper aus dem Heliumballon genommen hat, um nicht ins Hintertreffen zu geraten. Ron Mael, der seit den 1970ern einen historisch belasteten Oberlippenbart unter der Nase trägt, drückt derweil stoisch Drama aus den Tasten. Während Russell bis heute modische Zugeständnisse macht, ist Ron ein Charakter aus dem Zeitloch. Eine Mischung aus Mafiabuchhalter und Lateinlehrer, den man sich bei keinem Ballspiel vorstellen kann, außer dem einsamen. Nach einem Ideen-Pingpong via Internet haben sich die Maels und Franz Ferdinand für drei Wochen ins Studio begeben. Die Resultate als FFS erlauben Rückschlüsse auf eine gute Zeit, klingen weder zwangsreferenziell noch aufgesetzt modern. Beide Bands bräuchten einander nicht, doch tut die Umarmung beiden gut. FFS ist ein tolles Popalbum. Ein wenig zugespitzter dürfte es stellenweise sein, aber vielleicht ist man da von den Sparks einfach zu verwöhnt. Nicht-Wissenschaft;Pjöngjang zieht angeblich geplanten Test laut Medienberichten vor. Pjöngjang/Seoul/Tokio – Nordkorea könnte japanischen Medienberichten zufolge seinen geplanten Raketentest bereits am Sonntag vollziehen. Die Regierung in Pjöngjang habe das Zeitfenster für den geplanten Test einer Langstreckenrakete vorgezogen, berichteten die Nachrichtenagentur Jiji Press und der Rundfunksender NHK am Samstag unter Berufung auf die japanische Regierung. Demnach soll er nun zwischen dem 7. und 14. Februar stattfinden statt zwischen dem 8. und 25. Februar. Den Berichten zufolge informierte Nordkorea die Internationale Seeschifffahrts-Organisation über den neuen Zeitplan. Nach Darstellung der Regierung in Pjöngjang soll die Langstreckenrakete einen Satelliten in den Orbit befördern. Sie betont, ihr Raumfahrtprogramm sei rein wissenschaftlicher Natur. Die Staatengemeinschaft betrachtet den Raketenstart dagegen als Test einer ballistischen Rakete und damit als Verstoß gegen eine Resolution des UN-Sicherheitsrats. Wissenschaft;'Naomi Novik gewinnt den Preis für den besten Roman, "Mad Max: Fury Road" als bester Film ausgezeichnet. Chicago – Genrebezogen vielfältig, geschlechtsbezogen nicht: So sieht in aller Kürze die Bilanz der heurigen Nebula Awards aus, der von den professionellen Science-Fiction- und Fantasy-Autoren Nordamerikas vergebenen Preise für SFF-Literatur. Die auf einer Gala in Chicago ausgezeichneten Werke verteilen sich auf die Genres Fantasy, Space Opera, Dystopie und Horror, haben aber alle etwas gemeinsam: Sie stammen durch die Bank von Schriftstellerinnen. Den Preis für den besten Roman erhielt eine auch deutschsprachigen Lesern wohlbekannte Autorin: Seit mittlerweile zehn Jahren schreibt die New Yorkerin Naomi Novik an ihrem Alternate-History-Zyklus Temeraire (auf Deutsch Die Feuerreiter Seiner Majestät) über die Napoleonischen Kriege auf einer Erde mit Drachen. Der neunte und letzte Band dieser Reihe soll noch heuer erscheinen. Ihr Siegerroman Uprooted gehört jedoch nicht zu diesem Zyklus. Der Fantasyroman erzählt die Geschichte eines Dorfes, das unter dem Schutz eines Magiers steht, der als Bezahlung ganz nach Drachenart alle paar Jahre eine junge Frau verlangt – allerdings nicht, um sie zu fressen, sondern um sie in seinen Dienst zu stellen. Hauptfigur ist das Schmuddelkind Agnieszka, auf das zur allgemeinen Überraschung diesmal die Wahl des Magiers fällt. Ebenfalls in der Romankategorie nominiert waren einige beachtliche Werke: etwa Lawrence M. Schoens Barsk: The Elephants’ Graveyard, in dem die Galaxis von anthropomorphisierten Tieren besiedelt wurde, während die Menschheit längst verschwunden ist. Oder Ken Lius einmal nicht pseudoeuropäische Fantasy-Saga The Grace of Kings, N. K. Jemisins The Fifth Season, der Start einer Reihe über einen Planeten mit apokalyptischen Jahreszeitenwechseln, und Charles E. Gannons Raising Caine, der jüngste Band aus einer Reihe, die vom Konflikt der Menschheit mit diversen Spezies von Außerirdischen handelt. Nach dem faszinierenden Ancillary Justice (Die Maschinen) und dem langweiligen Ancillary Sword (Die Mission) hat Ann Leckie ihre Trilogie vom Weltraumimperium der Radch 2015 mit Ancillary Mercy abgeschlossen. Dieser Roman ging aber ebenso leer aus wie Fran Wildes Updraft, ein Young-Adult-Abenteuer aus einer originell konstruierten Fantasywelt über den Wolken, in der Menschen mit selbstgebastelten Flügeln zwischen Türmen aus Knochen durch den Himmel pflügen. Dafür erhielt Updraft den Andre Norton Award für den besten YA-Roman; die Rechte für die Übersetzung ins Deutsche hat sich bereits der Verlag Droemer Knaur gesichert. Als beste Novelle wurde Binti von Nnedi Okorafor ausgezeichnet, die Geschichte einer jungen Afrikanerin, die zu einer extraterrestrischen Universität aufbricht und auf dem Flug dorthin allerhand Abenteuer erlebt. Ganz nach Okorafor-Art sprudelt die Erzählung vor ungewöhnlichen Ideen nur so über, ganz nach Okorafor-Art lässt die US-Autorin nigerianischer Herkunft aber auch die Hälfte davon unterwegs liegen – leider. Noch kürzer als eine Novelle ist eine Novellette. Hie gewann Our Lady of the Open Road der US-amerikanischen Autorin und Musikerin Sarah Pinsker, ein im Geiste des Punk geschriebenes Tourtagebuch aus einer nahen dystopischen Zukunft. Die Novellette ist ursprünglich in Asimov’s erschienen und kann hier im Volltext gelesen werden. Den Preis für die beste Kurzgeschichte schließlich erhielt Alyssa Wong, ebenfalls aus den USA, für ihre Horrorgeschichte Hungry Daughters of Starving Mothers – auch diese ist im Volltext frei erhältlich. Zusammen mit den eigentlichen Nebulas wird alljährlich auch der Ray Bradbury Award für den besten Science-Fiction-Film vergeben. Unter den drei erwartbaren Favoriten Star Wars: The Force Awakens, The Martian und Mad Max: Fury Road hat sich George Millers Fortsetzung des postapokalyptischen Mad Max-Franchises durchgesetzt. Ebenfalls im Rennen waren Ex Machina, Inside Out (Alles steht Kopf) und die Serie Jessica Jones. Dass die Autoren-Organisation heuer sämtliche Nebulas Frauen zuerkannt hat, kann ein Zufall sein, vielleicht aber auch eine Reaktion auf die unappetitlichen Aspekte der Puppygate-Diskussion rund um die Hugo Awards im vergangenen Jahr: Im Zuge der hasserfüllten Kontroverse zwischen traditionell und progressiv ausgerichteten Fans hatten sich einige selbsternannte Wahrer der alten Werte in die unausgegorene Vorstellung verstiegen, dass in Werken von und mit Frauen oder Homosexuellen automatisch die Botschaft wichtiger sei als der Inhalt. Puppygate indes findet heuer eine Fortsetzung, wie die im April veröffentlichte Liste der Nominierungen für die von Fans vergebenen Hugo Awards zeigte. Und es bestätigte sich dabei, was sich schon im Vorjahr abgezeichnet hatte: Die sich gemäßigt-konservativ gebenden Sad Puppies, die sich selbst für die zentralen Akteure der versuchten Hugo-Neuausrichtung hielten, waren nur Mittel zum Zweck für die erzreaktionäre Gruppierung der Rabid Puppies um den fundamentalchristlichen Kleinverleger Vox Day. Nachdem die Sad Puppies heuer nicht wie 2015 auf eine Blocknominierung, sondern auf eine transparentere und damit ehrlichere Strategie gesetzt hatten, fanden sie sich nun im selben Boot wie der Rest der Fan-Welt wieder: Der Großteil ihrer vorgeschlagenen Nominierungen fiel unter den Tisch, weil Vox Day bei der alten Taktik blieb und mit Unterstützung von Internet-Trollen aus dem Gamergate-Umfeld den Stimmzettel einmal mehr zu weiten Teilen okkupierte. In einigen Kategorien – etwa bei den Romanen – ist die Auswahl heuer besser als im Vorjahr, weil sich mehr Fans denn je an den Nominierungen beteiligt haben. Andere – allen voran die Sparte Sekundärliteratur, die ausschließlich mit Produkten Vox Days besetzt ist – enthalten ausnahmslos Müll. Dass die genreinterne Kontroverse heuer trotzdem noch nicht den Grad an Heftigkeit erreicht hat wie im Vorjahr, dürfte daran liegen, dass etwas in der Art befürchtet worden war – zumindest von den meisten Fans, während die Sad Puppies erst einmal die Überraschung verdauen müssen, wie klein ihr Einfluss tatsächlich ist, wenn sie nach den Regeln spielen. Einige Autoren haben sich im vergangenen Jahr zwar zu extrem positioniert, um für die Gegenseite jemals wieder akzeptabel zu sein – aber vielleicht ist der gemeinsame Feind ja nun der Kitt, der den Riss durch die SF-Gemeinde schneller kitten wird als gedacht. Der Fortgang der Ereignisse dürfte klar gezeichnet sein: Auch heuer wird in einigen Kategorien wieder kein Preis vergeben werden, weil keiner der Kandidaten preiswürdig ist. Danach werden – nun garantiert – die bereits ausgearbeiteten Modifizierungen am Nominierungsmodus beschlossen werden, die ein drittes Puppygate-Debakel verhindern sollen. Und nach zwei teilweise verlorenen Jahren kann der Hugo Award dann hoffentlich endlich wieder in die Normalität zurückkehren.' Nicht-Wissenschaft;'Das Bundesverwaltungsgericht hat den Bescheid der FMA aufgehoben, in dem sie die Abberufung der Meinl-Chefs wegen Unzuverlässigkeit verfügt hat. Die Meinl Bank hat einen Punkt gegen die Finanzmarktaufsichtsbehörde FMA gemacht. Das Bundesverwaltungsgericht hat jenen FMA-Bescheid aufgehoben, auf dessen Basis der Bankvorstand ausgetauscht wurde. Die FMA hat im vorigen Juli schwere Vorwürfe gegen die damals amtierenden Bankchefs, Peter Weinzierl und Günter Weiß, erhoben und einen Abberufungsbescheid erstellt. Die Banker seien nicht zuverlässig und vertrauenswürdig, hieß es darin. Die Bank hat Rechtsmittel dagegen erhoben – und im September hat Weinzierl eine Atempause bekommen. Das Bundesverwaltungsgericht (BVwG) hat seinem Antrag auf aufschiebende Wirkung Folge gegeben, Weinzierl darf also bis zum Abschluss des Verfahrens bleiben. Die Richterin befand, dass der Bank aus der raschen Abberufung ein unverhältnismäßiger Nachteil erwachsen würde. Weinzierls Kollege Weiß dagegen musste im Oktober den Hut nehmen. Nun hat das Bundesverwaltungsgericht in der Sache selbst entschieden – und zwar kurz vor der für kommenden Mittwoch angesetzten Verhandlung. Die FMA hat nämlich beinahe in letzter Minute, am 11. November, weitere Ermittlungsergebnisse an das BVwG übermittelt – eine 48-seitige Stellungnahme zu Geldwäschevorwürfen. Diese Vorwürfe hatten die Bankenaufseher auch schon im ersten Bescheid erwähnt, aber noch nicht fertig ermittelt. Wegen der übrigen Vorhalte der FMA wie irreführende Informationen an die Aufsicht und organisatorische Verfehlungen hatte die Behörde im Juli Gefahr in Verzug gesehen und den Abberufungsbescheid sofort erlassen – unter dem Hinweis, dass das Verfahren wegen Geldwäsche-Verdachtsmomenten noch laufe. Das Bundesverwaltungsgericht hat diesen Bescheid nun aufgehoben und an die FMA zurückverwiesen, sie muss nun einen neuen Bescheid erlassen. Aus dem Aufhebungsbeschluss der Verwaltungsrichter: Das Argument der belangten Behörde (FMA; Anm.), dass bereits der im Bescheid vom 24.07.2015 festgestellte Sachverhalt für die Beurteilung der Zuverlässigkeit (des Vorstands; Anm.) ausreichend sei, erscheint dem erkennenden Senat nicht schlüssig. Im neuen Bescheid der Aufsicht werden dann wohl die Geldwäsche-Vorwürfe konkretisiert werden. Die Meinl Bank und die betroffenen Banker bestreiten die Vorwürfe heftig. Ein FMA-Sprecher kündigt im Gespräch mit dem STANDARD an, die Behörde werde den neuen Bescheid so rasch wie möglich erlassen. Die Meinl Bank gab nur bekannt, dass sie sich freut und hofft, nun mit der FMA in einen konstruktiven Dialog zurückkehren zu können.' Nicht-Wissenschaft;Das sogenannte Viability Rating ist von "bb+" auf "bbb" angehoben worden. München/Wien/Klagenfurt – Die Ratingagentur Fitch bewertet die frühere Hypo-Mutter BayernLB nun besser. Das sogenannte Viability Rating ist von bb+ auf bbb angehoben worden. Das Langzeitrating wurde mit A- und stabilem Ausblick bestätigt. Die Anhebung widerspiegelt die Beseitigung der Hypo-Altlasten, so Fitch Donnerstagabend. Im Herbst wurde ein Generalvergleich im Milliardenstreit zwischen Wien und München fixiert. Nicht-Wissenschaft;Trotz des neuen Microsoft-Betriebssystems Windows 10 schwächelt der PC-Absatz – Gewinn ging zurück. Ein starkes Geschäft mit Prozessoren für Rechenzentren hilft dem Chip-Riesen Intel über die Schwäche des PC-Marktes. Der Umsatz des Halbleiter-Marktführers blieb im dritten Quartal mit 14,5 Mrd. Dollar (12,75 Mrd. Euro) praktisch auf Vorjahresniveau. Der Gewinn sank im Jahresvergleich um sechs Prozent auf 3,1 Mrd. Dollar. Im weltweit schrumpfenden PC-Markt fiel der Umsatz von rund 9,2 auf 8,5 Mrd. Dollar, wie Intel nach US-Börsenschluss am Dienstag mitteilte. Das Geschäft mit Rechenzentren legte dagegen von 3,7 auf 4,1 Mrd. Dollar zu. Die zunehmende Datenflut sorgt für den Ausbau der Anlagen. Allerdings stehen in diesem Bereich die Wachstumsraten ebenfalls unter Druck: Vor allem in China treten Unternehmen bei Server-Käufen auf die Bremse. Intel-Chef Brian Krzanich sagte in einer Telefonkonferenz, er hoffe, dass es mit der Zeit wieder Zuwächse um die 15 Prozent geben werde. Intel hofft auf die im September vorgestellte neue Chip-Generation Skylake, die PCs wieder attraktiver machen soll. Im vergangenen Quartal waren die Verkäufe von Notebooks und Desktop-Rechnern laut den Marktforschern von IDC trotz des Starts des neuen Microsoft-Systems Windows 10 erneut um über zehn Prozent gesunken. Verbraucher und Unternehmen greifen eher zu Smartphones und zum Teil auch Tablets. Intel hat einen Marktanteil von rund 80 Prozent bei PC-Chips und bekommt deshalb den Rückgang deutlich zu spüren. Außerdem sind die Profite bei PC-Chips unter Druck: Das operative Ergebnis des Bereichs fiel im Jahresvergleich um ein Fünftel auf 2,43 Mrd. Dollar. Obwohl Intel mit Prozessoren für Rechenzentren nur halb so viel Umsatz macht, fiel der operative Gewinn der Sparte mit 2,13 Mrd. Dollar vergleichsweise hoch aus. Das Geschäft mit Chips für vernetzte Geräte im sogenannten Internet der Dinge wuchs um knapp zehn Prozent auf 581 Mio. Dollar und warf ein operatives Ergebnis von 151 Mio. Dollar ab. Die Quartalsergebnisse lagen über den Erwartungen der Analysten, die Aktie legte nachbörslich zunächst leicht zu, landete nach den Prognosen aber bei einem Minus von fast drei Prozent. Nicht-Wissenschaft;Darunter auch FBI-Informanten – größtenteils bereits öffentlich bekannte Personen. Das Online-Kollektiv Anonymous hat erste Namen von Mitgliedern des Ku-Klux-Klans veröffentlicht. Mehr als 350 Datensätze wurden auf der Website Pastebin publiziert. Diese beinhalten Namen, die dazugehörigen Social-Media-Kanäle und zum Teil E-Mail-Adressen und in einem Fall eine Telefonnummer. Anonymous hatte im Vorfeld angekündigt, dass sie insgesamt 1.000 Mitglieder der rassistischen Vereinigung outen wollen. OFFICIAL #OpKKK #HoodsOff 2015 Data Release. https://t.co/EQODjs7wpA With Love, Anonymous Um ein wirkliches Outing handelt es sich bei den veröffentlichten Daten jedoch nicht, wie der britische Guardian anmerkt. Ein Großteil der Personen auf der Liste zeigen in den Social-Media-Kanälen nämlich ganz offen ihr Gedankengut – mit Echtnamen. In den bisher veröffentlichten Datensätzen findet sich auch ein gewisser Frazier Glenn Miller, der im Jahr 2014 drei Menschen vor einer jüdischen Begegnungsstätte ermordet hatte und dafür zum Tode verurteilt wurde. We removed several names from our list for further investigation. We would rather have a smaller, accurate list that we are comfortable with Auf der Liste sollen sich zudem auch drei FBI-Informanten finden. Die US-Behörde bemerkte zur Veröffentlichung, dass man bestimmte Anschuldigungen nicht kommentieren wolle, jedoch herausstreiche, dass alle Hacktivism-Beteiligten das Gesetz brechen. Offenbar wurden anfangs auch Namen von Personen publiziert, die keinerlei Verbindung mit dem Ku-Klux-Klan hatten. Anonymous gab an, dass man die Daten deshalb bereinigt und neu hochgeladen hätte. Am Montag würde über einen Twitter-Account eine Liste publiziert, bei der es sich laut Anonymous um eine Fake gehandelt haben soll. Anonymous selbst will in der kommenden Zeit weitere Namen veröffentlichen. Auf Guardian-Mail antwortete das Online-Kollektiv nur damit, dass man die Welt retten wolle. Wissenschaft;Ausgestorbene Fledermausarten Palaeochiropteryx und Hassianycteris untersucht – das Ergebnis ist freilich wenig überraschend. Frankfurt – Wissenschafter des Senckenberg-Forschungsinstituts haben gemeinsam mit internationalen Kollegen die Farbe fossiler Säugetiere bestimmt. Man konnte bislang zwar beispielsweise die Farbe von Tieren nachweisen, die erst in geologisch jüngster Vergangenheit ausgestorben sind – und so unter anderem nachweisen, dass manche Wollhaarmammuts offenbar blond waren. Die nun analysierten Tiere, zwei aus der Grube Messel stammende Fledermäuse, sind mit 48 Millionen Jahren aber wesentlich älter. Da Säugetiere im Gegensatz zu Sauropsiden wie Vögeln oder Schlangen nur eine sehr eingeschränkte Farbpalette aufweisen, wird das Ergebnis niemanden überraschen: Die beiden Fledermausarten Palaeochiropteryx und Hassianycteris, die trotz ihres hohen Alters heutigen Fledermäusen bereits sehr stark ähnelten, waren braun. Aber immerhin rötlich-braun. Das Forscherteam hat mit einer Kombination aus morphologischen, chemischen und experimentellen Methoden fossiles Melanin nachgewiesen. Melanine sind rötliche, braune oder schwarze Pigmente, die die Färbung von Haut, Haaren, Federn und Augen bewirken. Renate Rabenstein aus der Abteilung Messelforschung am Frankfurter Senckenberg-Forschungsinstitut erklärt, was das wesentliche Untescheidungsmerkmal ist: Es gibt zwei Varianten von Melanin: das braun-schwarze Eumelanin und das gelblich-rote Phäomelanin. Deren mikroskopisch kleinen Strukturen unterscheiden sich auch optisch stark – Phäomelanine bilden im Durchmesser etwa 500 Nanometer große, rundliche Strukturen, Eumelanine sind langgestreckt und etwa eine Mikrometer groß. Lange Zeit wurde in der Wissenschaft diskutiert, ob es sich bei den winzigen Strukturen tatsächlich um Melanine oder eher um Bakterien handelt, die am toten Tier fraßen, während die Konservierung einsetzte. Mit Experimenten konnten die an der aktuellen Studie beteiligten Forscher Letzeres widerlegen: Sie stellten Fossilisationsprozesse – hoher Druck und hohe Temperatur – mit heutigen Pigmenten nach und fanden heraus, dass die Melanine die Fossilisation tatsächlich überdauern. Rabenstein glaubt, dass die Methode nun auch auf andere Fossilien übertragen werden kann: Wir können nun unser Wissen auf weitere Tierarten – bis hin zu Dinosauriern und Co – anwenden und versuchen das Farbrätsel zu lösen. (red, 2. 10. 2015) Nicht-Wissenschaft;Vor 35 Jahren brannte das Firmengebäude der Ringbrot-Werke, ein Jahr später musste die Feuerwehr schon wieder anrücken. Linz – Die Muttergesellschaft der Ring-Bäckerei in Linz, die Success-Marketing UnternehmensberatungsgmbH, ist in Konkurs. Damit sind auch die Großbäckerei Ring und die Salzkammergut-Bäckerei pleite. Eine Sanierung ist nicht beabsichtigt. In Summe sind 440 Dienstnehmer betroffen. Doch es ist nicht zum ersten Mal Feuer am Dach der Linzer Großbäckerei. Am 3. Februar 1980 war die Rauchsäule weit über der Landeshauptstadt zu sehen. In dem traditionsreichen Firmengebäude der Ringbrot-Werke an der Ecke Reindlstraße/Wildbergstraße im Stadtteil Urfahr war im Bereich der Backöfen ein Feuer ausgebrochen, das sich zu einem der verheerendsten Großbrände der Stadtgeschichte ausweitete und das Hauptgebäude der Brotfabrik in Schutt und Asche legte. Der Schock nach dem Brand war bei vielen Linzern groß, gehörte Ring-Brot doch zur Stadt wie der Pöstlingberg als offizielles Linzer Wahrzeichen. Generationen haben sich an den Produkten des Unternehmens gelabt – Ring war längst schon zu einem großen Lebensmittelproduzenten geworden, der unter anderem auch Kindernahrung, Biskotten, Wafferln und Marmeladen erzeugte. Die Ringbrot-Werke wurden 1917 von den bürgerlichen Bäckermeistern Alois Neuhauser und Franz Obermeyr gegründet. Bereits 1920 wurden hier industriell 11.000 Laibe Brot täglich erzeugt. Der Standort wurde damals gewählt, weil hier ein unmittelbarer Anschluss an die Mühlkreisbahn möglich war. Doch Zeit, den Brandschock zu verdauen, blieb nicht viel. Es sollte nur knapp ein Jahr vergehen, bis das Einsatzziel der Linzer Berufsfeuerwehr erneut die Ringbrot-Werke waren: Am 7. Juli 1981, spät am Nachmittag, brach neuerlich ein Brand aus, dieses Mal waren mehrere Nebengebäude fast gleichzeitig in Vollbrand geraten. Womit auch das Ende des Standorts eingeleitet war. Die in den 50er-Jahren rund 500 Beschäftigte zählende Brotfabrik siedelte in einen Fabrikneubau an der Estermannstraße. Auch der neue Standort der Ringbrotwerke in der Estermannstraße im Industriegelände brachte den Eigentümern kein Glück: Am 27. April 1985 brach nachts abermals ein Brand aus. 1986 musste das Traditionsunternehmen erstmals den Ausgleich anmelden. Das auf 150 Beschäftigte reduzierte Unternehmen wurde von der Nährmittelfabrik Eduard Haas übernommen. Vom Bestand am ursprünglichen Standort blieb lediglich das viergeschoßige Verwaltungsgebäude erhalten. 1986 wurde das Gebäude für die Kunstuniversität adaptiert und 1987 durch einen Zubau erweitert. Heute erinnern dort noch zwei männliche Figuren am Sims des markanten Eckhauses mit Brot und Sichel in Händen an die 99-jährige Geschichte der legendären Ringbrot-Werke. (Markus Rohrhofer, 10.6.2015) Nicht-Wissenschaft;'WDR erweitert die Produktion um Beiträge in Arabisch, Kurdisch und Dari. Wien/Köln – Die Sendung mit der Maus erweitert ihr Angebot an Lach- und Sachgeschichten in Fremdsprachen. Den Anfang machen erste Beiträge in Arabisch, Kurdisch und Dari. Sie sind bereits unter maus-international.wdr.de zu sehen, weitere werden folgen. Das kündigte der Westdeutsche Rundfunk (WDR) in einer Aussendung an. Die Intention sei es, Kindern, die neu sind in Deutschland, den Einstieg in die fremde Kultur und Lebensweise zu erleichtern. International ist Die Sendung mit der Maus schon länger unterwegs; denn: Bereits seit 1973 folgt im Anschluss an den deutschen Vorspann stets eine fremdsprachige Version. Zum Angebot zählten Sachgeschichten über ganz alltägliche Dinge wie Busfahren, Igel und Kanaldeckel, heißt es beim WDR. In der Sachgeschichte Kikeriki lernt man auch, wie ein Hahn in verschiedenen Sprachen kräht. In den Lachgeschichten werden den Kinder zum Beispiel Maus, Ente und Elefant vermittelt.' Wissenschaft;Ein burgenländisches Start-up will mit Flugdrohnen Solaranalgen analysieren und Stare vertreiben. Wien – Ein großes Problem der Weinbauern im Burgenland sind die Stare. In Schwärmen stürzen sich die Vögel auf die Reben und dezimieren die Ernte. Mit Netzen, Gewehrschüssen und Flugzeugen wird gegen die Räuber angekämpft. Bald könnte eine weitere, technisch avancierte Abwehrmaßnahme dazukommen: Drohnen. Bei Anflug eines Starenschwarms steigen dann Flugroboter auf, um die Tiere lärmend zu verjagen. Die Drohnen müssten in einem nicht vorhersehbaren Muster auf die Stare zufliegen. Ein Soundmodul würde dabei Geräusche imitieren, etwa einen Greifvogel oder einen Hund, sagt Philipp Knopf, Geschäftsführer des jungen Start-ups Skyability. Für Knopf, der Maschinenbau an der TU Wien studiert hat, ist das Verjagen der Vögel eine von viele Anwendungen, die mit ferngesteuerten Drohnen möglich werden. Er und seine Cogründer Lukas Unger und Joachim Fertl, Absolventen der FH Burgenland und der FH Wiener Neustadt, loten mit Skyability praktisch verwertbare Möglichkeiten der boomenden Technik aus. Neben Services für Bauherren, Kraftwerke oder Landwirte sind Kooperationen mit Forschern – wie Archäologen oder Biologen – angedacht. Als Ingenieurbüro für Maschinenbau kümmern sich die Gründer auch um die Datenauswertung. Eine erste konkrete Anwendung sind Gutachten für Fotovoltaikanlagen. Mit einer Wärmebildkamera an Bord erstellen die Drohnen Aufnahmen der Paneele. Schadhafte Elemente, die die Sonnenenergie nicht abführen können, werden heiß und sind auf den Bildern leicht erkennbar. Kombiniert mit Daten über die mittlere Sonneneinstrahlung und Einspeisungstarife lassen sich aus den Bildern die Verluste beziffern. Ein Inspektionsbericht soll Empfehlungen für den Tausch von Modulen geben und potenzielle Garantiefälle identifizieren. Die mit acht Rotoren ausgestatteten, etwa metergroßen Fluggeräte, die Knopf und Kollegen verwenden, können Sensorik mit einem Gewicht von zwei Kilo aufnehmen. Ein Akkupack reicht für 20 Minuten in der Luft, die erlaubte maximale Flughöhe beträgt 150 Meter. Redundante Sicherheitsmodule sorgen dafür, dass die Drohnen auch bei einem Abbruch der Verbindung stabil bleiben und notfalls selbstständig landen. Die verbaute GPS-Technik hilft nicht nur bei autonomen Flugmanövern, sondern auch beim Reproduzieren von Bildern. Neben der Position werden Kameraeinstellungen und -neigung gespeichert. So können für Dokumentationszwecke immer wieder Fotos vom selben Ort im selben Winkel geschossen werden. Man kann ein Bauprojekt wachsen sehen. Ausgerüstet mit der jeweils entsprechenden Kameratechnik können die Isolatoren von Starkstromleitungen überprüft, das Volumen von Mülldeponien vermessen oder Windräder inspiziert werden. Die Drohnen können Archäologen helfen, Überreste alter Mauern im Untergrund zu verorten, oder Energietechniker dabei unterstützen, Strömungsverhältnisse für einen Windpark zu eruieren, zählt Knopf auf – Projekte in diesen Bereichen, unter anderem mit der FH Burgenland, sind angedacht. Vögel können nicht nur vertrieben, sondern im Dienste von Biologen auch gezählt werden. Im Rahmen der sogenannten Photogrammetrie können die Drohnenbilder dazu dienen, eine 3-D-Struktur einer Anlage oder einer Landschaft zu errechnen. Inhalte mehrerer Aufnahmen werden zueinander in Referenz gesetzt, um ein 3-D-Modell zu generieren. Aus dem Material können Pläne abstrahiert werden, die eine tagesaktuelle Realität wiedergeben. Die Stare, die künftig von den Drohnen vertrieben werden, inspirierten die Gründer auch zur Idee für ihr Start-up. Mein Kollege hat gesehen, wie ein ungarischer Falkner bei der Vertreibung der Vögel geholfen hat. Der Falke wird nach einer Stunde müde, die Drohne aber nicht. Nicht-Wissenschaft;Nicht nur der Ober Rudolf aus dem "Seniorenclub": Schauspieler, Regisseur und Intendant. Wien/Kobersdorf - Fernsehzuschauern, die einst den Seniorenclub mitverfolgten, ist er als Ober Rudolf aus der sonntäglichen ORF-Sendung in Erinnerung. Jetzt ist Kammerschauspieler Rudolf Buczolich, gebürtiger Burgenländer und früherer Intendant der Schlossspiele Kobersdorf, am Samstag im 82. Lebensjahr nach längerer Krankheit verstorben. Das teilte ein Familienmitglied mit. Buczolich kam am 15. Mai 1934 im nordburgenländischen Pama zur Welt und ging in Eisenstadt ins Gymnasium. In Wiener Neustadt absolvierte er die Lehrerbildungsanstalt, bevor er sich für eine künstlerische Laufbahn entschied. Buczolich besuchte das Max Reinhardt-Seminar, das er 1956 abschloss, bevor er sein erstes Engagement in Basel erhielt. Von 1966 bis 1970 trat Buczolich im Stadttheater Hannover auf, ab 1968 arbeitete er auch bei den Vereinigten Bühnen Graz, deren Ehrenmitglied er später wurde. Nach einem Engagement am Schauspielhaus Zürich von 1970 und 1977 holte ihn der damalige Burgtheaterdirektor Achim Benning ans Haus am Ring. Seine Vielseitigkeit stellte Buczolich auch als Regisseur unter Beweis. So inszenierte er unter anderem den Talisman, Liliom am Schauspielhaus Graz und My Fair Lady am Opernhaus Graz. 1988 wurde er Intendant der Schlossspiele Kobersdorf. 1990 übernahm Buczolich auch die künstlerische Leitung der Seefestspiele in Mörbisch, die er 1992 nach einem Streit um die Bestellung Herbert Prikopas als Dirigent aber wieder zurücklegte. 1997 wurde Buczolich der Berufstitel Professor verliehen, 1998 erhielt er den Burgenländischen Kulturpreis für Darstellende Kunst. Neben seiner künstlerischen Tätigkeit engagiert sich der Burgenlandkroate, der auch Mitglied der kritischen Plattform Kultur wurde, für die Bewahrung seiner Muttersprache und die Wahrung von Minderheitenrechten. Er war mit der Sängerin und Schauspielerin Elisabeth Ofenböck verheiratet und Vater zweier Söhne. Seinen Lebensabend verbrachte der Schauspieler, der seine Bühnenkarriere aus gesundheitlichen Gründen beendete, hat, zurückgezogen in Wien. Wissenschaft;Kriegswerkzeug, Energielieferant, Krebsbehandlung: In keine andere Technik sind so ambivalente Erwartungen gesetzt worden wie in die Atomenergie. Bis in die 1930er-Jahre war die Atomphysik eine wissenschaftliche Disziplin wie jede andere, weder von deren Ergebnissen noch den Auswirkungen wurde außerhalb der Labore besondere Notiz genommen. Mit dem Nachweis der Kernspaltung im Dezember 1938 durch die deutschen Chemiker Otto Hahn und Fritz Straßmann am Kaiser-Wilhelm-Institut für Chemie in Berlin änderte sich das radikal: Die Entdeckung verwandelte die zuvor unpolitisch agierende Physik mit einem Schlag in ein Instrument der Kriegsführung. Angetrieben von den Befürchtungen, die Deutschen könnte die Kernspaltung nutzen, um eine Atombombe zu konstruieren, wurden in den USA zwischen 1942 und 1946 im Rahmen des Manhattan Project unter der wissenschaftlichen Leitung des Physikers J. Robert Oppenheimer Atomwaffen entwickelt. Vom Kriegsinstrument... Im August 1945 kam es schließlich zu den ersten und bislang einzigen kriegerischen Einsätzen von Atombomben: Durch den Abwurf zweier Bomben über Hiroshima und Nagasaki starben 126.000 Menschen sofort, zigtausende an den Folgen. In einem Interview 1965 blickte Oppenheimer in Anlehnung an die hinduistische Schrift Bhagavad Gita zurück: Jetzt bin ich der Tod geworden, der Zerstörer der Welten. Der Atomwaffeneinsatz setzte eine breite gesellschaftliche Diskussion nicht nur über den Einsatz der Waffen, sondern auch über die gesellschaftliche Verantwortung von Wissenschaft insgesamt in Gang, sagt Armin Grunwald, Leiter des Büros für Technikfolgenabschätzung beim Deutschen Bundestag und Professor für Technikphilosophie am Karlsruher Institut für Technologie. Die Frage der Verantwortung hat zunächst die Physiker betroffen, hat sich aber verbreitert und betrifft mittlerweile jede Form der Technologieentwicklung, sagt Grunwald. Die Atombombe markiert somit gewissermaßen den Moment, in dem wissenschaftliche Experimente die geschlossenen Räume der Labore verlassen haben und die Gesellschaft selbst zum Labor geworden ist, sagt der an der Uni Klagenfurt tätige Wissenschaftsforscher Arno Bammé. Doch wer hat die Verantwortung für die Folgen der Forschung zu tragen – die Wissenschafter selbst oder die gesamte Gesellschaft? Diese Frage zieht sich bis heute durch Debatten zum Ausstieg aus der Atomenergie, ebenso wie zur Gentechnik und scheidet die Geister. Grunwald spricht sich dafür aus, den Wissenschaftern selbst die Verantwortung für ihre Arbeit zu übertragen: Unsere Gesellschaften funktionieren nur mit Arbeitsteilung, man muss darauf vertrauen können, dass die anderen ihre Arbeit gut machen. ... zur Krebstherapie Anders sieht das der deutsche Wissenschaftshistoriker Ernst Peter Fischer: Wenn man fragt, was die Folgen der Wissenschaft sind, dann ist das meiner Ansicht nach die Geschichte der zivilisierten Menschheit – und dafür ist die Wissenschaft nicht allein verantwortlich, sondern die gesamte Gesellschaft. Er zitiert aus Friedrich Dürrenmatts Stück Die Physiker: Was alle angeht, müssen alle entscheiden. Gleichzeitig räumt Fischer ein, dass große Teile der Gesellschaft gar nicht ausreichend informiert sind, um überhaupt in der Lage zu sein, Entscheidungen über Atomenergie oder Gentechnik treffen zu können. Die Entscheidung, was erforscht werden darf, wird zusätzlich durch den trivialen Umstand erschwert, dass es keine Technologie gibt, die per se nur gut oder ausschließlich böse ist. Gerade in der Atomenergie wird diese Ambivalenz auf besondere Weise deutlich: So wurde gegen Ende des Manhattan Project bei den Nukleartests auf dem Bikini-Atoll neben der militärischen auch medizinische Forschung im Bereich der Strahlentherapie betrieben. Bis heute kommt sie zum Einsatz, um unterschiedliche Krankheiten zu behandeln, meist zur Bekämpfung bösartiger Tumore. Das sollte aber nicht die einzige zivile Nutzung der Atomenergie bleiben: Neben Radionuklidbatterien und Heizelementen kommen radioaktive Stoffe bei der Energieversorgung in der Raumfahrt und zur archäologischen Altersbestimmung bei der C14-Methode zum Einsatz. Doch ihre am meisten verbreitete Anwendung findet die Atomenergie in Kernkraftwerken. Der X-10 Graphite Reactor in Oak Ridge, Tennessee, war 1948 der erste Nuklearreaktor, der Strom erzeugte. Das erste Atomkraftwerk, das Elektrizität fürs Stromnetz lieferte, nahm 1954 in Obninsk in der damaligen Sowjetunion seinen Betrieb auf. Innerhalb eines Jahrzehnts wurde die Atomphysik so von der vielkritisierten Kriegstechnologie zum Hoffnungsträger für die Lösung künftiger Energieprobleme. Der Komplexität der Anlagen geschuldet kam es immer wieder zu Zwischenfällen, mal zu kleinen, mal zu größeren wie in Three Mile Island 1979, Tschernobyl 1986 oder Fukushima 2011. Und wieder mussten sich die Physiker den Vorwurf gefallen lassen, die Risiken ihrer Arbeit unterschätzt zu haben. In der Geschichte der Atomenergie ist das Vertrauen immer wieder zerstört worden, sagt Grunwald, das ist sehr schwer wiederaufzubauen. Bruchteile von Sekunden... Die ablehnende Haltung großer Teile der Bevölkerung gegenüber der Atomenergie sieht er nicht nur in den Risiken der Technologie selbst begründet, sondern vor allem auch in der Art und Weise, wie die Technik umgesetzt wurde – nämlich von oben herab und ohne davor offen über die Risiken zu sprechen. Im Gegensatz dazu sei gerade das bei der Nanotechnologie gut gelungen und die Ablehnung sei entsprechend geringer. Grunwald ist davon überzeugt, dass durch den Dialog zwischen Forschern und Bevölkerung die Wissenschaft ein Stück weit gesellschaftlich und ethisch verantwortlicher wird. Aus diesem Grund begrüßt er auch die Initiative Responsible Research and Innovation des österreichischen Wissenschaftsministeriums, die es sich zum Ziel gesetzt hat, den Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft zu forcieren. Offene Kommunikation hält Grunwald nicht nur für notwendig, wenn es um die Risiken der Atomenergie geht, sondern auch bezüglich ihrer Alternativen. Der breite gesellschaftliche Konsens für die Energiewende nach Fukushima sei heute vergessen. Grunwald kritisiert das naive Verständnis, dass die Verbraucher von der Wende nichts bemerken würden oder nichts bemerken dürften. Es muss klar gesagt werden, dass die Energiewende etwas kostet und auch etwas kosten darf. ... bis Trilliarden von Jahren Die breit geführte Debatte über die Nutzung von Atomenergie ist umso notwendiger, als es keine andere Technologie gibt, die derart einschneidende Folgen für die Menschheit und den Planeten hat. Das zentrale Material von Atomwaffen oder Kernenergie sind radioaktive Substanzen, die instabile Atomkerne haben. Wenn die Kerne zerfallen, wird Energie freigesetzt, die durch ionisierende Strahlung ausgesendet wird. Charakteristisch für radioaktive Stoffe ist die Halbwertszeit – jene Zeitspanne, nach der die Hälfte des Materials zerfallen ist. Diese kann im Bereich von Bruchteilen von Sekunden bis hin zu Trillionen Jahren liegen. So steht die Atomenergie nicht zuletzt dafür, welche Auswirkungen der Mensch auf den Planeten hat – und zwar in einem Ausmaß, das rechtfertigt, den Menschen selbst als geologischen Faktor anzuerkennen, wie Geologen zuletzt im Fachblatt Science gefordert haben. Bezeichnenderweise wollen sie den Beginn dieses sogenannten Anthropozäns gerade mit den 1950er-Jahren datieren. Sie argumentieren, dass die Radionuklide, die durch die damals beginnenden Atombombentests verursacht wurden, brauchbare Marker wären, um global den Zeitpunkt anzuzeigen, mit dem das Erdzeitalter des Menschen begonnen hat. STANDARD: Wie wurde die Atomkraft zum Ausgangspunkt für gesellschaftliche Debatten? Bogner: Die Geschichte des Streits um die Atomkraft ist deshalb so eindrucksvoll, weil sich damit die Strukturen sozialer Konflikte fundamental wandelten. Ab den 1970ern taucht ein neuer Konflikttyp auf, bei dem Technik und Wissenschaft selbst zum Streitgegenstand werden. Der Nachkriegskonsens, dass wissenschaftliche und soziale Entwicklung miteinander einhergehen, wird erschüttert. Habermas kritisierte noch 1968, dass es keinen offenen Willensbildungsprozess gebe, sondern dass die Politik durch technische Sachzwänge ferngesteuert sei. STANDARD: Wie sah der Konflikt um die Atomkraft vor Tschernobyl aus? Bogner: Zunächst standen nicht die Sicherheitsbedenken im Vordergrund. Stattdessen herrschte die Angst vor, dass eine Technologie entsteht, die durch den Staat geschützt werden muss, was zu einer Einschränkung elementarer Bürgerrechte führen könnte. Auf der Rückseite der Atomkraft könnte sich ein Überwachungsstaat entwickeln, der die Demokratie gefährde, so die Befürchtung. STANDARD: Wie wurde Atomkraft zum politischen Thema? Bogner: Erste Initiativen in den frühen 1970ern wurden an mangelnder Transparenz, ungenügender bürgergesellschaftlicher Mitbestimmung und an Standortentscheidungen festgemacht. Zudem wurde eine Verschmelzung staatlicher und industrieller Interessen kritisiert. In der linksalternativen Bewegung war vom militärisch-industriellen Komplex die Rede. Die Antiatombewegung entsteht als Teil der größeren Ökologie bewegung und wird zum Schrittmacher für viele Veränderungen in der Politik. Es entstehen NGOs wie Greenpeace, Global 2000 und schließlich Europas Grünparteien. Was ändert sich mit dem Super-GAU von Tschernobyl? Bogner: Die Debatte um Sicherheit und Beherrschbarkeit der Technologie verschärft sich. Mit dem Fokus auf Risiken wird eine ganz neue Tonlage eingeübt. Mögliche Unfälle, die Endlagerproblematik und radioaktive Emissionen während des Normalbetriebs stehen im Mittelpunkt der Debatte. Man fühlt sich als Gesellschaft neuen Gefahren durch Großtechnologien ausgesetzt. Schon in den 1980er-Jahren kommt auch die Biotechnologie dazu. Der Sozio loge Ulrich Beck landet im Jahr des Super-GAUs einen Bestseller mit seiner Zeitdiagnose der Risikogesellschaft. Er glaubte, dass die Erfahrung von Katastrophen und Umweltzerstörung das Geschäftsmodell der modernen Gesellschaft infrage stellt. Was bedeutet die Katastrophe für die Wissenschaft? Bogner: Die Debatte um die Risiken der Technik brachte neue Forschungsfelder auf den Weg. Die interdisziplinäre Risikoforschung entsteht, die Technikfolgenabschätzung nimmt Fahrt auf. Es entstehen neue Fächer wie die Sozialökologie. Man könnte sagen, die Wissenschaft profitiert von der Technisierung und ihrer gesellschaftlichen Problematisierung. Die längste Zeit ging es ihr darum, Natur und Gesellschaft zu entschlüsseln. Jetzt operiert sie immer stärker an selbstgemachten Problemen. Wie verändert sich die Relation zwischen Wissenschaft und Politik? Bogner: Man benötigt wissenschaftliche Expertise, um abstrakte Risiken real werden zu lassen und somit politisierbar zu machen. Aus der Ökologiebewegung von damals entstehen viele wissenschaftliche Institutionen, die heute noch bestehen. Der Expertenkonsens über Technik ist Geschichte. Heute wissen wir es: Zu jedem Gutachten gibt es Gegengutachten. Man holt eine zweite Meinung ein. Da haben wir alle – etwa als Patienten – auch stark an Souveränität gewonnen. In Autos kommen mehr Menschen um als durch Atomkraftwerke. Wie wählt man aus, welche Technologie riskant ist? Bogner: Die Risikoforschung sagt, dass eine Reihe von Parametern eine Rolle spielt. Wir akzeptieren Risiken, wenn wir glauben, wir können sie beherrschen. Wir akzeptieren sie, wenn wir sie freiwillig eingehen. Wir lehnen Technologien mit hohem Katastrophenpotenzial ab. 1920 sind die Autos rot beflaggt, weil die mit Höllentempo durch die Straßen brausen – mit 30 km/h. Heute gehen wir davon aus, dass wir sie beherrschen und im Aufrüstungswettbewerb auf den Autobahnen bestehen. Nach Fukushima haben die USA und Frankreich ähnlich argumentiert. Der Standpunkt war: Wir können die Technik unter Kontrolle halten, wenn wir Sicherheitsstandards optimieren. Andere haben weitergemacht wie bisher. Deutschland hat Fukushima hingegen als Möglichkeit für den Ausstieg genutzt. Es scheint, dass ein Atomausstieg nur durch Katastrophen oder eine Verdrängung durch neue Technologien möglich wäre. Oder sehen Sie einen dritten Weg? Bogner: In den 70ern demonstrierten Leute zwar, ohne dass sie Katastrophen vor Augen hatten. Dennoch sind Tschernobyl und Fukushima zu den Schrittmachern für Bewusstwerdung und politisches Handeln geworden. Und es stimmt, dass wir auf Innovationen abonniert sind, genauso wie auf Wirtschaftswachstum. Es gibt keinen institutionellen Raum, um über Exnovationen, also die Zurücknahme einer technischen Entwicklung, zu diskutieren. Derartige Debatten beginnen gerade. Nicht-Wissenschaft;Mit rot-weiß-rote Dachmarke und dem Motto "Rudolf Hundstorfer 2016. Die verbindende Kraft". Wien – Rudi Kobza und Lowe GGK werben wie berichtet für Präsidentschaftskandidat Rudolf Hundstorfer Aufbauend auf dem Portrait von Hundstorfer, das auf YouTube derzeit rund 115.000 Views verzeichnet, wird die Kampagne weitere Positionen und Anliegen von Rudolf Hundstorfer österreichweit kommunizieren, heißt es in einer Aussendung. Dabei soll die rot-weiß-rote Dachmarke unter dem Motto Rudolf Hundstorfer 2016. Die verbindende Kraft, die durchgängige Klammer bilden. Der Kampagnenbeginn auf den Social Media-Kanälen ist wie berichtet für den 23. Februar 2016 geplant. Nicht-Wissenschaft;Wiener FPÖ-Sekretär Mahdalik sieht "Verdacht auf Verletzung der Menschenwürde". Wien – Eva Trimmel, Inhaberin des Kaffeehauses Fett & Zucker im zweiten Wiener Bezirk, machte am Montag ihrem Unmut über den Wahlausgang Luft und stellte eine Tafel mit den Worten Wenn du bei diesen 35 Prozent dabei bist, geh doch bitte weiter vor ihr Lokal. Das löste eine Welle der Empörung aus. Trimmel, die ihr Statement auch auf Facebook veröffentlichte, hat das Posting mittlerweile gelöscht und bereut die Aktion. Dennoch brachte es ihr eine Anzeige von Toni Mahdalik ein. Der FPÖ-Landesparteisekretär begründet den Schritt mit Verdacht auf Verletzung der Menschenwürde, wenn politisch Andersdenkende als unerwünschte Personen bezeichnet werden. Wissenschaft;An Bord einer ausgedienten Cygnus-Transportkapsel soll ein Feuer gelegt werden – mit Sicherheitsabstand zur ISS. Washington – Der Ausbruch eines Feuers gehört zum schlimmsten, was den Insassen eines Raumfahrzeugs widerfahren kann. Um die Gefahrensituation besser einschätzen zu können, will die US-Raumfahrtbehörde Nasa nun in einer ausgedienten Raumkapsel im All einen Großbrand legen. Das Feuer soll in der Cygnus-Transportkapsel gelegt werden, die am 23. März mit Nachschub für die Internationale Raumstation ihre letzte Reise antreten wird. Nach dem Entladen auf der ISS soll in dem Transporter weit entfernt von der Station das Brandexperiment gestartet werden. Es soll dabei untersucht werden, wie groß die Flammen werden, wie schnell sich das Feuer ausbreitet, wie heiß es wird und welche Menge an schädlichen Gasen entsteht. Der Test solle der Sicherheit derzeitiger und künftiger Missionen dienen, sagte Nasa-Ingenieur Gary Ruff vom Glenn Research Center in Cleveland, Ohio. Bereits in der Vergangenheit waren im All kleinere kontrollierte Brände entfacht und beobachtet worden. Nun will die Nasa herausfinden, welche zusätzlichen Maßnahmen für Gerät und Menschen ergriffen werden sollten, um im Fall von Großbränden ausreichend Schutz zu bieten. Nicht-Wissenschaft;ÖFB-Legionär sichert Münchnern Heimsieg gegen Düsseldorf und wichtige Punkte im Abstiegskampf. München (Bayern) – Mit einem sicher verwerteten Elfmeter hat ÖFB-Legionär Michael Liendl am Samstag seinem Club 1860 München in der 80. Minute einen 3:2-Heimsieg über Fortuna Düsseldorf beschert und den Löwen neuen Mut im Kampf gegen den Abstieg aus der zweiten deutschen Fußballiga gemacht. Dank des ersten Dreiers seit Ende November verdrängte 1860 den SC Paderborn von Relegationsrang 16. Die Sechzger, bei denen auch ÖFB-Teamstürmer Rubin Okotie durchspielte, gingen durch Kai Bülow (29.) und Sascha Mölders (47.) im Duell mit dem direkten Konkurrenten mit 2:0 in Führung, gaben diese bis zur 76. Minute aber wieder aus der Hand. Dann aber war der Ex-Düsseldorfer Liendl per Foulelfmeter (80.) zur Stelle und sicherte den Hausherren den erst dritten Saisonsieg. In der Tabelle hat die Fortuna, bei der Christian Gartner nur Ersatz war, auf Platz 15 noch sechs Punkte Vorsprung auf 1860. Freiburg verteidigte mit einem 2:0-Erfolg über Kaiserslautern Platz zwei, Bochum (4.) hielt dank eines 3:2 über Sandhausen (Knaller im Tor, Kulovits bis 77.) die Chance auf den Aufstieg am Leben. Auf den Relegationsrang fehlen weiterhin fünf Punkte. Wissenschaft;Um ein Haar hätte das US-Militär im Zweiten Weltkrieg eigens trainierte Fledermäuse mit Minibomben über japanischen Städten abgeworfen. Der Plan klingt wie die bizarre Zerstörungsfantasie eines durchgeknallten Superbösewichts aus Gotham City: Ein Flugzeug wirft über einer schlafenden Stadt eine Bombe ab. Doch anstatt in einer desaströsen Explosion zu detonieren, öffnet sich die Hülle der Bombe in einer bestimmten Höhe – und gibt mehr als tausend Fledermäuse frei. Die Tiere wiederum tragen jeweils eine Mini-Zeitbombe mit sich, und verbreiten sich – geräuschlos und in Windeseile – in ganzen der Stadt, suchen Dachböden, Regenrinnen und andere versteckte Nischen und Winkel auf. Dort legen sie ihre Sprengsätze ab und suchen rechtzeitig das Weite – während die noch immer schlafende Stadt auf das unvermeidliche Inferno zusteuert. Schwer zu glauben, doch diese Idee stammt nicht von einem Comicverlag oder Drehbuchautor, sondern wurde tatsächlich unter dem Namen Project X-Ray vom US-Militär im Zweiten Weltkrieg ausführlich getestet. Erdacht hatte sie der Zahnarzt Lytle S. Adams, ein Freund der First Lady Eleanor Roosevelt, der nach dem Angriff auf Pearl Harbor freizeitmäßig nach Militärstrategien gegen Japan suchte. Bei einer Reise durch New Mexico wurde er Zeuge der faszinierenden Migration der Mexikanischen Bulldoggenfledermäuse – die im Winter zu Millionen nach Kalifornien fliegen. Bei diesem Anblick kam ihm, wie er später erzählte, die Idee, die Tiere als Kriegswaffen einzusetzen: Immerhin, fand er bald heraus, sind Fledermäuse äußerst zäh und überstehen große Höhen und Langstreckenflüge recht problemlos. Dass Adams verrückte Idee im Weißen Haus, dem er einen Entwurf übersandte, überhaupt Gehör fand, lag vermutlich an seiner Bekanntschaft mit der First Lady. Tatsächlich schaffte es das Schreiben bis auf Franklin D. Roosevelts Schreibtisch, der es an den Nachrichtendienst des Kriegsministeriums weiterleitete – nicht, ohne anzumerken: This man is not a nut. Das präsidentielle Urteil schien seine Wirkung nicht zu verfehlen. Und so kam es, dass die Fledermausbombe als geheimes Project X-Ray in die militärische Planungs- und Probephase gelangte. Mit an Bord des Projektes waren übrigens der Entdecker der Echoortung, Donald R. Griffin sowie der Erfinder des Napalms, Louis F. Fieser. Einen ausführlichen Beitrag zur schier unglaublichen Geschichte der Bat Bomb und warum sie letztlich doch nie zum Einsatz kam, finden Sie hier: --> io9: The Almost Perfect World War II Plot to Bomb Japan with Bats (dare, 23.8.2015) Nicht-Wissenschaft;Nur Sieg über Meister brächte Rossoneri doch noch nach Europa. Rom – Der AC Milan hat im italienischen Cupfinale am Samstag in Rom gegen Juventus Turin die letzte Chance, sich doch noch für die Europa League zu qualifizieren. Allerdings sind die Rossoneri gegen den Rekordmeister, der das Double anstrebt, klarer Außenseiter. Milan ist seit dem vergangenen Wochenende endgültig im Mittelmaß der Serie A angekommen. Die 1:3-Heimniederlage gegen AS Roma markierte das Ende einer durchwachsenen Saison, die für die Mailänder auf Rang sieben endete. Selbst Trainer Christian Brocchi sieht den 18-fachen italienischen Meister und fünffachen Cupsieger aktuell sehr weit von den großen Zeiten entfernt. Nach der Entlassung von Sinisa Mihajlovic im April 2016 ist Brocchi bereits der vierte Coach in den vergangenen drei Jahren. Und auch er steht bereits in der Kritik, holte nur acht Punkte aus sechs Spielen. Der Champions-League-Sieger von 2007 beendete bereits zum dritten Mal in Serie eine Saison auf einem Platz jenseits der internationalen Ränge. Dabei sollen vergangene Saison alleine von Silvio Berlusconi 152 Millionen Euro investiert worden sein. Der 79-Jährige erwägt jedoch seit Jahren einen Verkauf Milans, eine Einigung mit chinesischen Investoren soll bereits erfolgt sein. Die letzte Hoffnung, zumindest einen kleinen Schritt zurück auf die europäische Bühne zu machen, ist für Milan nun das Finale. Ein Sieg berechtigt zur Teilnahme an der Europa League. Es wäre ein Titel, der dieser Saison einen Sinn geben könnte, sagte Milan-Spieler Giacomo Bonaventura. Brocchi sieht das anders: Die Bilanz der Saison bleibt negativ. Juve hatte sich in der Meisterschaft gegen Milan zweimal, mit 1:0 und 2:1, durchgesetzt. Dennoch sagt Coach Massimiliano Allegri: Es wird nicht einfach gegen Milan. Sie haben uns bereits zweimal Probleme bereitet. Neben Khedira, der mit einer Wadenzerrung wohl nicht rechtzeitig fit wird, muss Allegri auch auf den verletzten Claudio Marchisio und den gesperrten Leonardo Bonucci verzichten. Wissenschaft;Forscher untersuchten, wie steil liegende Erd- und Gesteinsmassen nach Beben wieder zur Ruhe kommen. Potsdam – In Gebirgsregionen verursachen Erdbeben häufig massive Erdrutschungen, die durch Regenereignisse noch verstärkt werden können. Wie sich das oft gewaltige und gefährliche Abgleiten von Erd- und Gesteinsmassen an steilen Hängen zeitlich zu Erdbeben verhält, war bislang wenig erforscht. Nun berichtet ein internationales Forscherteam im Fachblatt Geology, wie Rutschungen im Lauf der Zeit abnehmen und die Landschaft schließlich wieder in ihren Ursprungszustand zurückkehrt, und zwar unabhängig von meteorologischen Ereignissen und Nachbeben. Selbst nach starken Erdbeben pendelt sich die Aktivität der Erdrutschungen demnach innerhalb von ein bis vier Jahren wieder auf den Ausgangszustand ein. Für ihre Studie untersuchten die Forscher anhand von vier mittelstarken bis starken Erdbeben die damit verbundenen Rutschungsprozesse. Die Hauptschwierigkeit war, dass man die meteorologischen Ursachen von den seismischen unterscheiden muss, sagt Odin Marc vom Deutschen Geoforschungszentrum GFZ. Unabhängig von Erdbeben können auch Starkregen großflächige Erdrutschungen erzeugen, welche durch Erdbeben aber noch zusätzlich verstärkt werden. Zwei Prozesse greifen hier ineinander: Ein starkes Beben rüttelt die Bodenschicht vom darunter liegenden Grundgestein los und zerreißt das Gestein darunter. In die so entstandenen Risse und Klüfte sickert Wasser ein und wirkt wie ein Schmierfilm, auf dem ein Berghang zu Tale rutscht. Diese Modellvorstellung müsse aufgrund der neuen Ergebnisse aber modifiziert werden. Wir haben analytisch die Aktivität des Regens von der seismischen Aktivität getrennt und konnten so feststellen, dass die Abnahme der Hangrutsche im Zeitverlauf auf einem Selbstheilungsprozess der Landschaft beruht, so Marc. Die durch das Erdbeben entstandene Destabilisierung der Landschaft baue sich nach und nach ab. Im Verlauf von Monaten bis Jahren, je nach Witterung, Gestein und Stärke des Bebens, entwickle sich dieser Zustand wieder auf das Niveau vor dem Beben zurück: Die Risse würden sich langsam wieder schließen oder füllten sich mit Sand und Erde, bis die Landschaft wieder zu ihrer ursprünglichen Gefährdungslage zurückkehre. Nicht-Wissenschaft;UberMoto zunächst nur in Bangkok – Service soll ausgedehnt werden. Der US-Fahrdienst Uber startet in Thailands Hauptstadt Bangkok einen Motorroller-Dienst namens UberMoto. Nutzer können per App den Fahrer eines Motorrollers finden, der sie gegen Gebühr an ihren Zielort fährt. Das US-Unternehmen macht damit dem schon bestehenden Fahrdienst Grab Taxi aus Singapur Konkurrenz, der neben Autos auch Motorroller anbietet. Sollte UberMoto in Bangkok funktionieren, werde Uber das Modell den Dienst auch woanders anbieten, sagte am Mittwoch der Entwicklungschef des Unternehmens für Asien, Douglas Ma. Seinen Angaben zufolge haben bereits tausende Motorroller-Fahrer einen Vertrag mit Uber gemacht – eine genaue Zahl wollte Ma aber nicht nennen. Wissenschaft;3,5 bis 5,7 Millionen Tonnen kommen allein aus Europa. Berlin – Dass Kunststoffe, die ins Meer gelangen, schwere ökologische Folgen hat, weiß man bereits seit längerer Zeit. Wieviel Plastik nun genau in die Ozean gespült werden, ist dagegen unklar. Nun warten Forscher mit neuen Zahlen auf: Bis zu 30 Millionen Tonnen Plastikmüll landen nach Auskunft des deutschen Umweltbundesamtes jährlich in den Weltmeeren. Etwa 3,5 bis 5,7 Millionen Tonnen kommen demnach allein aus Europa. Für viele Tiere bedeutet dieser Kunststoffmüll den Tod, wenn sie ihn irrtümlich fressen oder sich in ihm verfangen. Für mehr als 660 Arten sei bekannt, dass der Müll negative Folgen habe, heißt in der Studie, die im Auftrag des deutschen Bundesamtes erstellt und am Dienstag veröffentlicht wurde. Schädlich ist der Plastikmüll auch dann noch, wenn er durch Wind, Wetter und Gezeiten stark zerkleinert wurde. Mikropartikel, deren Größe kleiner als fünf Millimeter ist, können genauso wie größere Kunststoffteile zu mechanischen Verletzungen des Verdauungstraktes führen, die Verdauung behindern sowie die Nahrungsaufnahme blockieren, schreiben die Studienautoren. Zudem könnten sie giftig sein oder hormonähnlich wirken. Vom Gewicht her spiele der große Plastikmüll – vom Sackerl bis zum Fischernetz – die weitaus wichtigste Rolle auch bei den Mikropartikeln. Allein in der Europäischen Union werden nach Studienangaben zusätzlich jährlich schätzungsweise rund 3.100 Tonnen Mikroplastik in Kosmetikprodukten verarbeitet. Ihr Anteil an der Umweltbelastung sei mengenmäßig gering, aber überflüssig, heißt es in der Studie. In weitaus größerem Maße werden die kleinen Partikel in Kunststoffwachsen verwendet, die etwa zum Schutz von Früchten oder Oberflächen in der Leder-, Möbel- und Autopflege genutzt werden. Angesichts der großen Mengen an Plastikmüll raten die Experten, den Eintrag von Kunststoffen in die Umwelt generell viel drastischer zu reduzieren. Deutschland will die Vermüllung der Meere eindämmen und hat mit anderen EU-Staaten ein Forschungsprogramm mit einer Gesamtfördersumme von 7,5 Millionen Euro gestartet. Mehr als 270 Millionen Tonnen Plastik treiben nach Regierungsangaben auf den Weltmeeren – allein im Nordpazifik eine Fläche so groß wie Deutschland und Frankreich. Nicht-Wissenschaft;Zielgruppe sind gut ausgebildete Migranten, die bereits relativ gut Deutsch sprechen. Wien – Jobs für die zigtausend Flüchtlinge zu finden, die im Vorjahr nach Österreich gekommen sind, ist eine Mammutaufgabe. Auch jene, die gute Abschlüsse oder eine technische Ausbildung mitbringen, haben es zu Beginn schwer. Die Sprache ist neu, die Kultur fremd, Bekanntschaften sind meist nicht vorhanden. Durch die hohe Zuwanderung hat ein Projekt von Wirtschaftskammer, Integrationsfonds und AMS, das seit Jahren läuft, nun an Bedeutung gewonnen. Zwischen Herbst 2015 und Frühjahr 2016 sind knapp 230 Migranten für ein halbes Jahr von einem Mentor aus der Wirtschaft betreut worden. Zielgruppe sind gut ausgebildete Migranten, die bereits relativ gut Deutsch sprechen. Um einen Job zu finden, seien Netzwerke sehr wichtig, sagte AMS-Chef Johannes Kopf bei der Präsentation der Zahlen. Das würden zahlreiche Studien nahelegen. In der vergangenen Runde waren knapp 50 Flüchtlinge dabei, die so Kontakte knüpfen konnten. In Zukunft sollen es deutlich mehr sein. In den nächsten Jahren kommt das Programm für ein paar hundert Flüchtlinge in Frage, so Kopf. Der Hauptjob bei der Vermittlung von Arbeitsplätzen falle aber weiterhin dem Arbeitsmarktservice zu. Derzeit seien 8000 Flüchtlinge mehr ohne Job als vor einem Jahr. Ökonomen erwarten, dass die Integration in den Jobmarkt schleppend verläuft. Wissenschaft;'Altmetric misst, wie sehr Science-News auf Facebook, Twitter und Co. Verbreitung finden. 2015 dominierte die Biomedizin – und es gab Überraschungen. Die Forschung ist vom Messen besessen. Und am allerliebsten, so scheint es, vermisst sie sich selbst: Die Impact Faktoren von Zeitschriften, die Anzahl der Artikel in solchen Journals oder die Zahl der Zitierungen bestimmen längst darüber, wer in der Wissenschaft Karriere macht und wer nicht. Diese Form des Publizierens, der es in erster Linie um weitere Zitierungen in der Wissenschaft geht, hat mittlerweile etliche Gegner wie etwa den Medizinnobelpreisträger Randy Schekman. An einer alternativen Form der wissenschaftlichen Einfluss-Messung arbeitet hingegen Altmetric, die nicht Zitierungen innerhalb der Wissenschaft zählt. Die britische Firma analysiert, wie sehr wissenschaftliche Artikel in den Medien, aber auch auf Facebook, Twitter und Co. – also mithin in der Öffentlichkeit – Verbreitung finden. Die Idee klingt gut, die Umsetzung ist freilich nicht ganz einfach, wie anhand von Altmetrics Top 100 des Jahres 2015 offensichtlich wird. Angeführt wird die Liste von einem Nature-Artikel über ein neues Antibiotikum, gefolgt von einem Artikel darüber, dass die MMR-Impfung (gegen Masern, Mumps und Röteln) bei US-Kindern nicht zu mehr Fällen von Autismus führt (anders als ein gewisser Andrew Wakefield behauptet hatte). Platz drei geht schließlich an einen Aufsatz über das sechste große Artensterben, das gerade läuft und vom Menschen verschuldet ist. Bei allen drei Artikeln ist vor allem die Zahl der Tweets beeindruckend; bei der Messung der Berichte in Massenmedien allerdings tun sich die Bibliometriker von Altmetrics schwer – nicht zuletzt wohl auch wegen der verschiedenen Sprachen; Artikel in österreichischen Medien wie derStandard.at, diePresse.com oder orf.at werden gar nicht erst registriert. Etliche Texte schafften es auf die Liste, die auch auf derStandard.at Resonanz fanden – wie etwa eine Studie über den Bakterienaustausch beim Küssen (Platz 16), die freilich schon Ende 2014 erschien, jene Untersuchung, die erstmals die Gesamtzahl der Bäume unseres Planeten (drei Billionen) ermittelte (Platz 11), oder die erste Anwendung der CRISPR-Technologie bei menschlichen Embryonen (Platz 17). Neben der dominierenden Biomedizin sind auch Studien zum Klimawandel vergleichsweise stark vertreten. Die Liste führt aber auch zur einen oder anderen Entdeckung: etwa zu einem Text, der erst auf dem Preprint-Server arXiv veröffentlicht wurde und es dennoch auf Platz 9 brachte: A Neural Algorithm of Artistic Style stellt eine Software vor, die Fotos in Gemälde umwandelt, die dem Stil berühmter Künstler wie van Gogh entspricht.' Wissenschaft;"Nature"-Bericht: Immer mehr Spitzenforschung auf Basis internationaler Zusammenarbeit. Wien – Forschung ist international – wie stark diese Vernetzung fortgeschritten ist, belegt die Datenbank Nature Index, in der die institutionelle Zugehörigkeit hochwertiger wissenschaftlicher Artikel und damit auch die Forschungskooperation nachverfolgt werden kann. Erwartungsgemäß sind die USA das Zentrum der internationalen Zusammenarbeit in der Spitzenforschung, Österreich rangiert auf Rang 22. Für die Datenbank werden wissenschaftliche Arbeiten ausgewertet, die in 68 Top-Journalen wie Nature, Science oder PNAS erschienen sind, sozial- und geisteswissenschaftliche Fachzeitschriften fehlen dabei völlig. Dabei werden nicht nur die einzelnen Artikel der einzelnen Institutionen und damit der Länder gezählt. Bei jeder Arbeit wird auch der Prozentsatz der Autoren von der jeweiligen Institution und die Zahl der beteiligten Institutionen pro Artikel berücksichtigt. Zudem wird diese anteilige Zählung noch gewichtet (um den großen Anteil von Astronomie- und Astrophysik-Journalen am gesamten Publikationsoutput zu berücksichtigen). Der auf Basis dieser Daten erstellte Bericht Nature Index Collaborations beleuchte die Bedeutung der Beziehungen zwischen Ländern und Institutionen, erklärte Nick Campbell, leitender Redakteur bei Nature. Für das Fachjournal belegt die Auswertung, dass eine neue Ära wissenschaftlicher Entdeckungen begonnen hat, in der Spitzenforschung auf Basis internationaler Kooperationen durchgeführt wird. Österreichische Forscher sind zwar eindeutig im europäischen Forschungsraum verankert, aber auch weltweit gut vernetzt, wie der Bericht zeigt. Die meisten Partner der heimischen Forscher sitzen im benachbarten Deutschland, doch gleich dahinter folgen die USA. Mit deutlichem Abstand kommen dann Großbritannien, Italien, Frankreich, Schweiz und Japan in der Rangfolge jener Länder, mit denen heimische Forscher am meisten kooperieren. International belegt Österreich in dem Ranking Platz 22 von 157 Nationen (Auswertung März 2015 bis Februar 2016). An erster Stelle rangieren mit großem Abstand die USA. Dabei fällt allerdings auf, dass laut Bericht zwei Drittel der US-Studien keinen Mitautor aus einer anderen Nation haben. Auf Rang zwei folgt Deutschland vor Großbritannien und China. Letzteres profitiere vor allem von seinen weltweit verstreuten, hoch qualifizierten Forschern, die das Land zu einem aufstrebenden Zentrum internationaler Kooperationen machen. Der Nature-Bericht zeigt auch spezielle Netzwerkstrukturen. So seien etwa Spanien sowie Portugal Teil eines Netzwerks mit lateinamerikanischen Ländern und mit jenen sogar mehr verbunden als mit europäischen Staaten. Auch Frankreich ist mit seinen ehemaligen Kolonien gut vernetzt, genau so die arabischsprachigen Länder untereinander. Sieht man sich die internationale Zusammenarbeit Österreichs im Detail an, fand jeweils ein Drittel der Kooperationen in den Bereichen Lebenswissenschaften und Physik statt, etwa ein Viertel in der Chemie, den kleinsten Teil der Kooperationen trugen die Erd- und Umweltforscher bei. Von den österreichischen Institutionen rangiert die Universität Wien an erster Stelle der in internationaler Kooperation erschienenen Arbeiten. Auf den Plätzen folgen die Technische Universität (TU) Wien, die Uni Innsbruck, die Akademie der Wissenschaften (ÖAW), die Uni Graz, die Medizin-Uni Wien, die Uni Linz, das Institute of Science and Technology (IST) Austria, die TU Graz und die Uni Salzburg. Wissenschaft;Tausende Exemplare der Spezies Pleuroncodes planipes bewegen sich im sauerstoffarmen Wasser über den Meeresboden. Washington/Panama-Stadt – Wenn Tausende Krebse unterwegs sind, ergibt das beeindruckende Bilder: Auf ihrer Forschungstauchfahrt an einem Tiefseeberg vor der Pazifik-Küste Panamas sind US-Forschern einzigartige Videoaufnahmen gelungen. Sie zeigen, wie ein gewaltiger Krebsschwarm enggedrängt im sauerstoffarmen Wasser über den Meeresboden klettert und wirbelt. Die Bilder sind Teil ihrer Veröffentlichung im Fachjournal PeerJ über die Artenvielfalt am Tiefseeberg Hannibal Bank. Solche unterseeischen Berge gelten als sogenannte ökologische Hotspots. Der Biologe Jesus Pineda berichtet von der hypnotisierenden Erfahrung: Zuerst dachten wir, es seien Felsstrukturen biologischer Herkunft. Als wir sahen, dass sie sich bewegen – wie schwärmende Insekten – konnten wir es nicht glauben. Bei den Krebsen handelt es sich um Pleuroncodes planipes, die sonst vor allem an den Küsten der Baja California in Mexiko vorkommen. Erstmals wurden sie nun so weit südlich entdeckt. Nach dem bemannten Tauchgang schickten die Forscher ein ferngesteuertes Unterwasserfahrzeug hinab. Das registrierte weitere Krebsschwärme, stets mit einem Zentrum. Ein ähnliches Verhalten ist auch von Insekten bekannt. Die dichtesten Schwärme mit bis zu 78 Krebse pro Quadratmeter fanden sich an der Bergflanke in 355 bis 385 Meter Wassertiefe, wo es nur 0,04 Milliliter Sauerstoff pro Liter Wasser gab. Es könnte sein, dass das sauerstoffarme Wasser für diese Art einen Schutz vor Räubern darstellt, sagte Pineda. Die Krebe, in den USA red crabs oder tuna crabs genannt, sind begehrte Nahrungsquelle für Thunfische und auch Meeressäuger. Auch die großen Mengen, die zwei Monate nach der Expedition – im Juni 2015 – an der südkalifornischen US-Küste vor San Diego auftraten, waren Pleuroncodes planipes. Sie färbten viele Strände komplett orange. Forscher von der Scripps Institution of Oceanography in La Jolla brachten die Wanderung mit dem Klimaphänomen El Niño in Verbindung. Strömungen und Wind können demnach dafür sorgen, dass sich die normalerweise standorttreuen Populationen fortbewegen. Die Tiere verendeten an den Stränden. Nicht-Wissenschaft;Rund 60.000 EU-Ausländer sind in Oberösterreich kommunal wahlberechtigt. Linz – Das Thema Flüchtlinge beherrscht seit Wochen das politische Geschehen. Von jenen rund 1,094.500 Oberösterreichern, die am 27. September in OÖ den Landtag wählen dürfen, sind etwa 6,6 Prozent im Ausland geboren. Bei den Kommunalwahlen sind zudem 60.000 Bürger aus dem EU-Ausland stimmberechtigt. Betrachtet man die Gesamtbevölkerung, hat zumindest jeder Sechste Migrationshintergrund. Rund 223.200 (15,8 Prozent) der mehr als 1,4 Mio. Oberösterreicher haben Migrationshintergrund (Statistik Austria, Jahresdurchschnitt 2014). Gut 70 Prozent davon sind Zuwanderer erster Generation, d.h. sie wurden im Ausland geboren. Knapp 30 Prozent sind der zweiten Generation zuzurechnen, was bedeutet, dass ihre Eltern im Ausland auf die Welt gekommen sind, sie selbst aber in Österreich. Wie viele der tatsächlich Wahlberechtigten Migrationshintergrund haben, ist nicht bekannt. Die Statistik Austria schlüsselt allerdings auf, dass 93,4 Prozent in Österreich geboren wurden, 6,6 Prozent im Ausland. Letzteres entspricht der ersten Generation. Nimmt man die Staatsbürgerschaft als Maß, so kommt man auf einen Ausländeranteil von 10,1 Prozent im Land: Zum Stichtag 1. Jänner 2015 besaßen gut 145.600 in Oberösterreich lebende Menschen nicht die österreichische Staatsangehörigkeit. Rund 69.100 davon sind EU- bzw. EWR-Bürger oder Schweizer, knapp 76.500 Drittstaatsangehörige. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren lag der Ausländeranteil noch bei 7,4 Prozent. Unter den in Oberösterreich lebenden EU-Bürgern sind die Deutschen (fast 21.800) die größte Gruppe, gefolgt von den Rumänen (ca. 11.900), den Kroaten (knapp 10.800) und den Ungarn (fast 7.300). Während sich die Zahl der Deutschen seit 2002 mehr als verdoppelt, jene der Rumänen fast vervierfacht und die der Ungarn beinahe versechsfacht hat, blieb der kroatische Anteil weitgehend unverändert. Von den Drittstaatsangehörigen kommen die meisten Zuwanderer aus Bosnien und Herzegowina (20.100) sowie der Türkei (knapp 14.600) – bei beiden Ländern sind die Zahlen seit 2002 zurückgegangen. Drittstärkste Gruppe sind die Serben (an die 9.700). Sieht man von europäischen und türkischen Migranten ab, sind Afghanen (2.300) und Syrer (ca. 2.000) die größten Communities. Diese Zahlen wurden mit Stichtag 1. Jänner erhoben. Allein heuer sind aber bereits rund 3.300 Kriegsflüchtlinge ins Land gekommen. Derzeit sind in Oberösterreich an die 7.600 untergebracht. Für die kommenden Monate wird damit gerechnet, dass jeweils mindestens 1.000 dazukommen. 172 der 442 oberösterreichischen Gemeinden beherbergen bereits Flüchtlinge. Das Land, das stark auf kleine dezentrale Quartiere setzt, erwartet, dass bis Jahresende in der Hälfte der Kommunen Unterkünfte eingerichtet werden. Während an den Landtagswahlen nur österreichische Staatsbürger teilnehmen dürfen, sind bei den gleichzeitig stattfindenden Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen auch rund 60.000 EU-Ausländer stimmberechtigt, die damit 5,2 Prozent des Wahlvolks ausmachen. 2009 hatte ihr Anteil noch 3,5 Prozent betragen. Fast ein Drittel (19.800) dieser Personen kommt aus Deutschland. Ebenfalls stark vertreten sind auch hier Rumänen (9.900), Kroaten (9.500) und Ungarn (6.500). Betrachtet man die Verteilung auf Ebene der Bezirke und Statutarstädte, so hat Wels den höchsten Anteil an nicht-österreichischen Wählern (9,5 Prozent), gefolgt von Linz (8,5 Prozent) und dem Bezirk Braunau (7,4 Prozent). Die wenigsten wahlberechtigten Ausländer gibt es im Bezirk Freistadt. Generell ist der Anteil im Mühlviertel niedriger als im Rest des Bundeslandes. Wissenschaft;'Forscher berichten, dass die Riffschäden bereits dramatischer sind als angenommen. Die Simulation früherer Wasserqualität verleiht den Nesseltieren einen Wachstumsschub. Canberra/Washington – Geschädigte Korallen wachsen wieder besser, sobald die Wasserqualität auf vorindustrielle Werte steigt. Das hat ein Forscherteam zumindest für die Versauerung der Meere gezeigt. Für eine Studie im Fachjournal Nature erhöhten die US-Wissenschafter die Alkalinität (also das Säurebindungsvermögen) eine Lagune im Great Barrier Reef und schufen so eine Wasserqualität, wie es sie vor mehr als zweihundert Jahren gab. Innerhalb von drei Wochen, so Forscher, würden die Korallen um etwa sieben Prozent wachsen. Die Versauerung der Meere fordert bereits seinen Tribut von den Korallenriffen. Das ist nicht länger eine Zukunftsangst; das ist die heutige Realität, sagte Studienleiterin Rebecca Albright von der Carnegie Institution for Science in Stanford. Zugleich bestätigt eine weitere Studie, die im Fachjournal Nature Communications veröffentlicht wurde, die Gefährdung der Korallen durch die weltweite Versauerung der Meere. Australische Forscher hatten errechnet, dass die Auswirkungen am australischen Great Barrier Reef wahrscheinlich drastischer sind, als bisher angenommen. Es ist das größte Korallenriff der Erde. Die Versauerung der Meere greift nachweislich die Korallenriffe an. Wenn Kohlendioxid aus der Luft ins Meer gelangt, steigt der Säuregrad des Wassers. Etwa ein Viertel des menschengemachten Kohlendioxids werde derzeit jährlich von weltweiten Ozeanen aufgenommen, schreiben die US-Forscher. Im sauren Wasser kommen weniger Karbonat-Ionen vor, die zum Aufbau der Kalkskelette der Nesseltiere nötig sind. Gesondert ließ sich die Auswirkung der Versauerung in freier Natur aber bisher nicht beobachten, weil zu viele Faktoren ineinander greifen. Albright und Kollegen ist dies nun gelungen. Für ihre Studie wählten sie die Lagunen des One Tree Reefs, die im südlichen Great Barrier Reef liegen. Diese sind während der Ebbe vom offenen Meer getrennt; das Wasser fließt dann lediglich von einer höher gelegenen Lagune in eine niedrigere. Die Forscher versetzten das Wasser der ersten Lagune mit alkalisch wirkendem Natriumhydroxid und einem Färbemittel und entsäuerten es so künstlich auf vorindustrielles Niveau. Alle anderen Faktoren, etwa Wassertemperatur und Nährstoffe, blieben gleich. Nachdem das gefärbte Wasser in die zweite Lagune geflossen war, prüften die Wissenschafter die verbliebene Alkalinität. Anhand der Differenz errechneten sie, dass sich der Kalkaufbau an den Korallenriffen innerhalb von 21 Tagen durchschnittlich um etwa sieben Prozent erhöhen würde. Daraus lässt sich schließen, dass die Korallen seit dem Beginn der Industrialisierung bereits stark unter der Versauerung der Meere gelitten haben müssen. In einem gesonderten Nature-Kommentar würdigte die australische Meeresforscherin Janice Lough (James Cook University, Townsville) die Studie und prognostizierte, dass die Schäden an den Korallenriffen auch mit den neu gesetzten Klimazielen der UN-Klimakonferenz in Paris nicht zu beheben sein werden: Wir können die Zeit für die Ökosysteme der tropischen Korallenriffe dieser Welt nicht zurückdrehen; wir haben sie bereits einer wärmeren und saureren Zukunft überlassen. Das australische Team um Mathieu Mongin (CSIRO Oceans and Atmosphere, Hobart) untersuchte unterdessen verschiedene Bereichen des Great Barrier Reef. Die Gruppe berechnete die lokale Aragonit-Sättigung des Wassers, die durch Versauerung gesenkt wird. Aragonit ist ein spezielles Kalziumkarbonat, das zum Aufbau von Korallen dient – es wird durch Säure zersetzt. Der Wert gibt daher einen sehr guten Aufschluss darüber, ob die chemischen Voraussetzungen zum Kalkaufbau der Korallen gegeben sind. Die Forscher bestimmten die Werte an 22 Orten des Riffs und fügten diese mit Modellberechnungen der Gegebenheiten von 3.581 Einzelriffen zusammen. Ergebnis: Die Aragonit-Sättigung variierte innerhalb des Great Barrier Reef sehr stark, die Werte lagen aber im Durchschnitt unter denen des offenen Meeres vor dem Riff. Besonders gefährdet sind demnach die zum Festland gewandte Seite des Riffs und der südliche Teil. Insgesamt, so die Forscher, sei das Riff künftig wohl stärker durch Versauerung gefährdet als in den Berichten des Weltklimarates angenommen.' Wissenschaft;Archäologen fanden in Siedlungsresten am See Genezareth Wildvarianten verschiedener Getreidesorten. Ramat Gan – Der Ackerbau als Alternative zur Jäger-und-Sammler-Lebensweise startete seinen Siegeszug um die Welt in der Jungsteinzeit vor etwa 12.000 Jahren im Nahen Osten. Die ersten, zaghaften Anfänge der Landwirtschaft reichen allerdings viel weiter in die Zeit zurück: Israelische Forscher berichten nun in einer Studie im Fachjournal Plos One von Funden am See Genezareth, die belegen, dass der Mensch bereits vor rund 23.000 Jahren mit dem Anbau von Nahrungspflanzen experimentierte. Den Ursprung der Landwirtschaft als weitgehende Ernährungsgrundlage legen Wissenschafter nach aktuellen Erkenntnissen rund 10.000 Jahre vor Beginn der Zeitrechnung. Damals wurden Jäger und Sammler im Gebiet des fruchtbaren Halbmondes, das sich in einem Bogen vom östlichen Mittelmeer bis zum Persischen Golf erstreckt, allmählich sesshaft und begannen mit dem Anbau von Pflanzen. Wie die Forscher um Ehud Weiss von der Bar Ilan University in Ramat-Gan (Israel) nun berichten, erprobten Menschen in der Siedlung Ohalo II am See Genezareth schon gut 11.000 Jahre früher die Kultivierung von Getreide. Ohalo II war vor etwa 23.000 Jahren besiedelt, wurde später aber überflutet. Die Siedlung wurde 1989 entdeckt, als der Wasserspiegel des Sees nach massiver Wasserentnahme und einigen Dürre-Jahren dramatisch gesunken war. Dabei kamen etliche Hütten zutage, mit pflanzlichen und tierischen Überresten, Werkzeugen, Perlen und Holzobjekten. Diese Reste waren sehr gut erhalten, da sie unter den Sedimenten des Sees vor äußeren Einflüssen geschützt waren. Unter den Pflanzen fanden die Forscher Wildvarianten verschiedener Getreidesorten, wie Hafer, Gerste oder Emmer. Die Pflanzen wurden geerntet und die Körner verarbeitet, wie Spuren an Steinklingen und an einem Mahlstein belegen. Ein überdurchschnittlich hoher Anteil dieser Getreidepflanzen wies Veränderungen an der Ähre auf, die die Forscher auf längerfristige Kultivierung zurückführen. Die Wissenschafter vermuten allerdings, dass das Experiment Ackerbau in der Region zunächst wieder eingestellt wurde. Besonders aufschlussreich sei der Fund von Pflanzen, die mit der Anlage von landwirtschaftlichen Flächen auftauchen, weil sie sich gut an ein Leben in der vom Menschen gestalteten Umwelt angepasst haben. Zumeist stören solche Pflanzen den Anbau und werden als Unkräuter bezeichnet. Die Forscher sprechen bei ihrem Fund von Proto-Unkräutern, von denen sie 13 verschiedene Arten fanden. Möglicherweise hätten die Menschen einige dieser Pflanzen zum Verzehr gesammelt, da sie zum Teil essbare Teile besäßen. Bereits vor der Entstehung eines voll entwickelten Landbaus hatten Menschen grundlegende Kenntnisse von Landwirtschaft und, noch bedeutsamer, sie handelten vorausschauend und planten, erläuterte Weiss. Die gegenwärtigen Ergebnisse von diesem Standort, in der Wiege der Zivilisation gelegen, belegen, dass unsere Vorfahren schlauer und geschickter waren, als wir angenommen haben. Obwohl sich die eigentliche Landwirtschaft erst sehr viel später entwickelte, hatte der Versuch schon begonnen. Wie landwirtschaftliche Kulturtechniken vor etwa 12.000 Jahren ihren Durchbruch erlebten und immer weiter verfeinert wurden, hatten Archäologen um Simone Riehl von der Universität Tübingen 2013 im Fachjournal Science beschrieben. Sie hatten im Iran am Rande des Fruchtbaren Halbmonds Pflanzenreste aus einer mindestens 2.200 Jahre langen Siedlungsepoche entdeckt. Die Funde zeigten, wie die Menschen vor gut 11.700 Jahren mit einer rudimentären Landwirtschaft begannen, dann im Laufe der Jahrhunderte immer professionellere Anbaumethoden entwickelten und die Pflanzen nach ihren Bedürfnissen züchteten. Nicht-Wissenschaft;Österreichs nächster Quali-Gegner gewinnt Test gegen Weißrussland. Chimki bei Moskau - Russlands Fußball-Team hat eine erfolgreiche Generalprobe für das EM-Qualifikations-Match am kommenden Sonntag (18.00 MESZ/live ORF eins) in Moskau gegen Österreich absolviert. Die Sbornaja gewann am Sonntagabend in Chimki bei Moskau gegen Weißrussland 4:2 (1:0). Die vom italienischen Star-Trainer Fabio Capello betreuten Russen hatten aber hart zu kämpfen und lagen zwischenzeitlich 1:2 zurück. Dinamo-Moskau-Torjäger Alexander Kokorin brachte die Russen zwar in der 20. Minute in Front, doch Rubin-Kasan-Legionär Sergej Kisljak sorgte mit seinem Doppelpack (51., 66.) für Jubel bei den Gästen. In der Schlussviertelstunde trafen dann drei Joker für Russland - Alexander Golowin (77.), Alexei Mirantschuk (83.) und Alexander Kerschakow (91.). Capello nahm in der zweiten Hälfte insgesamt sechs Einwechslungen vor. Österreich führt nach fünf Spielen die Gruppe G mit 13 Punkten vier Zähler vor den ebenfalls noch ungeschlagenen Schweden an. Russland ist vor dem Heimspiel gegen das ÖFB-Team mit acht Punkten Dritter. Das Match in Wien verlor der EM-Dritte von 2008 am 15. November des Vorjahres 0:1. Acht Spieler, die bei dieser Niederlage in Österreich dabei waren, kamen gegen Weißrussland zum Einsatz. (APA, 7.6.2015) Russland - Weißrussland 4:2 (1:0). Chimki bei Moskau, Tore: Kokorin (20.), Golowin (77.), Mirantschuk (83.), Kerschakow (91.) bzw. Kisljak (51., 66.) Aufstellung Russland: Akinfejew - Smolnikow, Tschernow (78. Makajew), Ignaschewitsch, Kombarow - Gluschakow (74. Osdojew) - Schatow, Dsagojew (46. Iwanow), Schirokow (61. Golowin), Schirkow (71. Mirantschuk) - Kokorin (60. Kerschakow) Wissenschaft;In Zuchtprogrammen spielt fast ausschließlich die genetische Eignung der Partner eine Rolle. Neue Ergebnisse kritisieren diesen Ansatz. San Diego – Es klingt eigentlich plausibel, doch gesichert war es bislang nicht: Die Fortpflanzungsrate von Pandas in Gefangenschaft ist deutlich höher, wenn Männchen und Weibchen einander selbst als Partner auswählen. Das berichten Forscher im Fachblatt Nature Communications und ziehen daraus einen wichtigen Schluss: Der Erfolg von Zuchtprogrammen ließe sich womöglich erheblich verbessern, wenn außer der genetischen Eignung auch persönliche Vorlieben der Tiere berücksichtigt würden. In freier Wildbahn gilt der Große Panda (Ailuropoda melanoleuca) als stark gefährdet, auch wenn nach den letzten Zählungen von einem leichten Anstieg der Bestände auszugehen ist. Um das Überleben der Tiere zu sichern, setzen Experten auch auf die Nachzucht der Tiere in Gefangenschaft und die spätere Auswilderung der Jungtiere. Von künstlicher Befruchtung über Viagra bis hin zu Panda-Pornos ließen sie dabei in der Vergangenheit nichts unversucht, um die Tiere zur Paarung zu animieren und die Fortpflanzungsrate zu steigern. Wenn es allerdings um die Zusammenstellung möglicher Zuchtpaare gehe, spiele fast ausschließlich die genetische Eignung der Partner eine Rolle, schreiben die Forscher um Meghan Martin-Wintle vom Institute for Conservation Research des San Diego Zoo in Kalifornien. Dieser Ansatz sei sicher wichtig, um die genetische Vielfalt zu erhalten. Es nütze aber wenig, wenn auf diese Weise nur sehr wenige Nachkommen gezeugt würden. Die Wissenschafter untersuchten nun, wie sich die Möglichkeit zur freien Partnerwahl auf den Paarungserfolg auswirkt. Sie stellten zunächst bei etwa 40 Pandas fest, wie diese auf Exemplare des anderen Geschlechts reagierten. Eine positive Einstellung äußere sich etwa durch Herumrollen oder das Setzen von Duftmarken. Jammern oder aggressives Verhalten werteten die Forscher als mangelndes Interesse. Dann stellten die Forscher Panda-Paare zur Paarung zusammen – auch in diesem Fall gemäß Zuchtplan nach der genetische Eignung der Tiere. Anders als bisher wussten sie nun aber, ob sie Paare zusammengestellt hatten, die sich mochten oder sich eher unsympathisch waren. Das Ergebnis: Am häufigsten hatten Tiere mit einem bevorzugten Partner Sex. Das galt sowohl für Männchen als auch für Weibchen. Solche Paare bekamen auch häufiger Nachwuchs. Am größten waren die Erfolgschancen, wenn sich beide Partner anscheinend zugetan waren. Panda-Paare, in denen sich beide Tiere nicht mochten, paarten sich gar nicht und bekamen daher auch keinen Nachwuchs. Dass Wunschpaare mehr Nachwuchs bekamen deute auch darauf hin, dass sie genetisch besser kompatibel seien. Die Ergebnisse sollten bei der Planung von Zuchtprogrammen künftig neben der genetischen Eignung berücksichtigt werden – bei Pandas und womöglich auch bei anderen bedrohten Tierarten, schreiben die Wissenschafter. Die Population der in freier Wildbahn lebenden Großen Pandas ist in den vergangenen rund zehn Jahren um 268 auf 1.864 Pandabären gestiegen, hatte das chinesische Forstamt in Peking im März dieses Jahres berichtet. Ein Grund für die positive Entwicklung liegt den Angaben zufolge in der Einrichtung neuer Schutzgebiete. Nicht-Wissenschaft;Damen und Herren setzten sich in Amsterdamer Finalspielen durch. Amsterdam – Mexiko ist der große Sieger der diesjährigen Fußball-Weltmeisterschaft für Obdachlose in Amsterdam. Sowohl die Herren- als auch die Damenmannschaft gewannen am Samstagabend ihr Finalspiel im extra aufgebauten Stadion vor dem Reichsmuseum. Mit den Finalspielen ging die einwöchige Meisterschaft im Straßenfußball zu Ende. 64 Mannschaften aus 48 Ländern kämpften um mehrere Pokale, auch ein Team aus Österreich war dabei. (APA/dpa, 19.9.2015) Wissenschaft;Die zentrale Frage des Projekts: Siedelten Ägypter hierher, oder übernahmen Nubier Elemente der ägyptischen Kultur?. Woche fünf in Amara West war von mehreren außergewöhnlichen Ereignissen gekennzeichnet. Zum einen hat uns ein Magen-Darm-Virus erwischt, das abwechselnd einen Großteil des Teams kurzfristig außer Gefecht setzte. Das kommt im Durchschnitt einmal pro Kampagne vor, obwohl die hygienischen Verhältnisse im Sudan im Vergleich zu den meisten anderen nordafrikanischen Ländern grundsätzlich relativ gut sind. Von ernsthafteren, langwierigeren gastrointestinalen Infektionen sind wir hier in acht Kampagnen bisher vollkommen verschont geblieben. Auch andere Tropenkrankheiten wie Malaria und Bilharziose stellen in unserer Region keine Gefahr dar. Zum anderen hatten wir erstmals Besuch von den Kindern der Schule in Amara East auf der anderen Flussseite. Verantwortlich dafür ist die japanische Projektmitarbeiterin Tomomi Fushija, die im Rahmen ihrer Dissertation an der Universität Leiden das Bewusstsein und Verhältnis der lokalen Dorfgemeinschaften zu Amara West und zur Archäologie generell untersucht. Ihre Arbeit umfasst Interviews mit den Arbeitern und Leuten in den umliegenden Dörfern, öffentliche Vorträge für Erwachsene und an den Schulen über unsere Arbeit sowie Besuche der Schulkinder auf der Grabung. Vergangenes Jahr wurde außerdem ein Führer zu den Ausgrabungen in Englisch und Arabisch herausgegeben, der an alle Haushalte auf Ernetta verteilt wurde, aber auch frei im Netz verfügbar ist. Bei den Schulkindern kam der Besuch der Grabung auf jeden Fall sehr gut an. Nach der Führung wurden fleißig Fragebögen ausgefüllt und Zeichnungen von Objekten angefertigt. Entsprechend dem phasenweise etwas reduzierten Team ging auch die Arbeit etwas langsamer voran. Hinzu kam, dass am Samstag sämtliche Arbeiter vom Komitee der Dorfvorsteher von Ernetta nach Abri beordert wurden, wo eine große Demonstration gegen die geplanten Dämme stattfand. Etwa 1.000 Leute aus den umliegenden Dörfern nahmen daran teil, glücklicherweise verlief alles friedlich. Trotzdem konnten wir einige interessante Entdeckungen machen. In Grab G322 konnte Mohamed erstmals in diesem Jahr die gesamte Unterseite eines Holzsargs freilegen. Särge stellten generell eines der wichtigsten Elemente des ägyptischen Totenrituals dar. Dementsprechend wurden selbst Angehörige unterer Bevölkerungsschichten in einfachen Behältnissen, oft auch nur in Matten gewickelt, bestattet. Während des Neuen Reichs (circa 1500–1100 vor unserer Zeit), der Zeit, in der Amara West besiedelt war, waren die Särge typischerweise anthropoid, also in Körperform, ausgeführt. Sie bestanden aus Holz und waren sowohl außen wie innen mit bemaltem Gips dekoriert. Die Dekoration ist abhängig von der Zeitperiode, sollte jedoch grundsätzlich den Verstorbenen als Mumie repräsentieren. Darüber hinaus befanden sich darauf sowohl Name des Toten als auch zahlreiche Sprüche aus dem altägyptischen Totenbuch, die für das Leben in der Nachwelt wichtig waren. Die Erhaltungsbedingungen in Amara West, insbesondere die Aktivität von Termiten, verhindern leider eine gute Erhaltung der verwendeten Särge. In den meisten Fällen finden wir größere Mengen an Fragmenten von Holz und Gips mit Resten von roter, blauer, schwarzer und gelber Farbe. Wenn größere Teile vorhanden sind, sind sie bisher fast ausschließlich mit geometrischen Mustern dekoriert. Die einzige Ausnahme stellt das 2012 gefundene, fast vollständig erhaltene Gesicht eines Sargdeckels dar. Um die fragilen Holzelemente zu bergen, können wir glücklicherweise auf die Hilfe eines Restaurators des British Museum zurückgreifen. Maickel van Bellegem konserviert die Elemente direkt nach der Freilegung bereits im Grab mit einer speziellen Klebstofflösung. Erst wenn diese vollständig ausgehärtet ist, werden die Holzteile geborgen und ins Grabungshaus transportiert. Dort werden die Fragmente dann von Sandresten gereinigt und die Bemalung freigelegt. Das völlige Fehlen von Inschriften könnte jedoch nicht nur auf den Erhaltungszustand zurückzuführen sein. Auch die Muster sind führenden Sargexperten des British Museum zufolge etwas untypisch beziehungsweise unägyptisch. Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass es sich um lokale, nubische Reproduktionen von ägyptischen Vorlagen handelt. Das begegnet uns in Amara West und anderen ägyptischen Kolonialsiedlungen in Nubien immer wieder und ist auch eine der zentralen Fragen des Projekts: Waren es wirklich Ägypter, die hierher siedelten, oder vielmehr Nubier, die wohl Elemente der ägyptischen Kultur übernahmen, aber diese teilweise auch den eigenen Vorlieben anpassten? In dieser Hinsicht sind auch neue Funde aus Grab G321 sehr aufschlussreich. Während Grabbau, Keramik und andere Beigaben vollständig dem ägyptischen Brauchtum entsprechen, gibt es beispielsweise bisher keine Hinweise auf Särge. Im Gegenzug konnten mittlerweile einige Fragmente von hölzernen Totenbetten geborgen werden. Diese stellen ein zentrales Element des nubischen Bestattungsritus dar und waren bereits 1.000 Jahre vor der Besiedlungszeit von Amara West in Gebrauch. Die Skelette der Bewohner von Amara West geben hierzu leider auch wenig Aufschluss, obwohl neue naturwissenschaftliche Methoden theoretisch das Potenzial dazu hätten. Am meisten Hoffnung wurde in den vergangenen Jahren in die Analyse stabiler Strontium-Isotope gesetzt. Diese sind abhängig vom geologischen Untergrund und werden über Wasser und Nahrung in den Körper und damit auch in Knochen und Zähne aufgenommen. Der Strontium-Isotopengehalt kann sich zwischen verschiedenen geografischen Regionen sehr stark unterscheiden. Leider ist die Isotopenverteilung des Niltals sehr komplex und lässt daher nicht unbedingt eine Unterscheidung zwischen Ägypten und Nubien zu. DNA-Analysen sind an den Amara-West-Skeletten ebenfalls nicht möglich, da sich DNA in trocken-heißen Wüstenklimaten nur ausgesprochen schlecht erhält. Sämtliche dahingehenden Versuche sind bisher fehlgeschlagen. Wissenschaft;Heute um 16.30 Uhr wollen Physiker den Gerüchten ein Ende setzen und über den Stand der Forschung zu Gravitationswellen berichten. Washington/Pisa/Wien – Jetzt heißt es also wieder warten – aber wenigstens nur mehr bis zum späten Nachmittag. Um 16.30 MESZ wollen die Forscher des Gravitationswellen-Observatoriums LIGO (Laser Interferometer Gravitational Wave Observatory) nämlich allen Gerüchten ein Ende setzen: In einer Pressekonferenz in Washington, D.C. werden sie über die neuesten Entwicklungen ihrer Jagd nach Gravitationswellen informieren. Auch in Pisa, wo sich der französisch-italienische Gravitationswellendetektor VIRGO befindet, und in Hannover am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik gibt es Pressekonferenzen. Gibt es also endlich den sehnlich erwarteten Nachweis der Gravitationswellen, die Albert Einstein aus seiner Relativitätstheorie ableitete? Vieles an der geheimnistuerischen Inszenierung spricht dafür. Doch ob es tatsächlich der Durchbruch ist, der heute verkündet wird, oder nur ein Teilerfolg, ist unklar. Einstein hat vorhergeragt, dass beschleunigte Massen Störungen in der Raumzeit erzeugen, die sich als Welle ausbreiten. Die Wellen sind umso stärker, je mehr Masse ein Körper hat. Vor allem kosmische Großereignisse wie Sternenexplosionen, verschmelzende Doppelsternsysteme oder Schwarze Löcher sollten deutliche Gravitationswellen erzeugen, die den Raum stauchen und strecken. Der indirekte Nachweis gelang bereits in den 1970er-Jahren: Die US-amerikanischen Physiker Russell Hulse und Joseph Taylor konnten anhand eines Doppelsternsystems zeigen, dass die Umlaufbahnen dieser einander umkreisender Massen im Laufe der Zeit immer enger werden und somit Energie verlieren, was exakt der Vorhersage entsprach. Die beiden wurden 1993 dafür mit dem Nobelpreis ausgezeichnet. Doch direkte Nachweise sind ausgesprochen schwierig. Selbst bei kosmischen Großereignissen sind die von den Gravitationswellen verursachten Änderungen der Raumzeit so gering, dass Einstein zweifelte, ob man sie jemals messen könnte. Doch genau das scheint zunehmend greifbar. Sollte heute der historische Durchbruch verkündet werden, wäre das nicht das erste Mal: Schon im März 2014 meldeten Forscher des Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics einen vermeintlichen Erfolg, der jedoch bald darauf buchstäblich zu Staub zerfiel: Mithilfe des am Südpol stationierten Teleskops BICEP2 (Background Imaging of Cosmic Extragalactic Polarization) wollten sie die Signatur von Gravitationswellen aus der Frühphase des Universums gemessen haben. Das wäre der erste direkte Beleg für die inflationäre Ausdehnung des Universums gewesen. Diese Inflationstheorie besagt, dass es unmittelbar nach dem Urknall eine extrem rasche Expansionsphase des Universums gegeben haben muss. In dieser Phase prägten demnach Gravitationswellen der kosmischen Hintergrundstrahlung – also des Echos des Urknalls – ein charakteristisches Muster auf. Doch weitere Untersuchungen zeigten, dass die Forscher in ihrer Analyse den Einfluss von kosmischem Staub unterschätzt hatten, der dieselben Muster erzeugen kann. Knapp ein Jahr später war klar, dass die gemessenen Verzerrungen tatsächlich durch kosmischen Staub in der Milchstraße erzeugt wurden. Wieder also kein Nachweis. Wird nun aber der 11. Februar 2016 in die Physikgeschichte eingehen? Wir hoffen es – und berichten live über alle Neuigkeiten! (red, 11.2.2016) Nicht-Wissenschaft;Tageszeitung zeigt falsche Person als mutmaßlichen Verdächtigen. Wien - Der Senat 2 des Presserats bewertete den Artikel Hockey-Crack prügelt Polizisten ins Spital - erschienen auf Seite 12 der Tageszeitung Österreich vom 23.03.2015 - und stellte einen Verstoß gegen den Ehrenkodex für die österreichische Presse fest. In dem Artikel wird behauptet, dass der Südtiroler Eishockeytormann Roland F. in einer Arrestzelle einen Wiener Polizisten brutal zusammengeschlagen haben soll. Neben dem Artikel wird ein Foto von Roland F. gezeigt. Sein Gesicht ist zwar mit einem schwarzen Balken versehen, der Betroffene ist jedoch trotzdem - insbesondere wegen seiner markanten Gesichtszüge - für sein Umfeld erkennbar. Die Leser, die den Presserat eingeschaltet haben, behaupten, dass nicht Roland F. den Polizisten attackiert habe, sondern ein anderer Eishockeyspieler, der so wie Roland F. 22 Jahre alt sei und aus demselben Ort in Südtirol stamme. Der Senat stellte fest, dass der mutmaßliche Täter in anderen Medien mit M. G. abgekürzt wurde. Eine Anfrage des Presserats beim Bundesministerium für Inneres hat ergeben, dass die Initialen des Verdächtigen tatsächlich M. G. lauten und dass kein Tatzusammenhang zu einer Person Roland. F. besteht. Roland. F. wurde in der Tageszeitung Österreich mit abgekürztem Nachnamen als Verdächtiger genannt und - wenn auch mit einem schwarzen Balken versehen - abgebildet, ohne dass er mit der Straftat irgendetwas zu tun hat. Zudem wurde sein Heimatort in Südtirol angeführt. Darin erkennt der Senat zum einen eine Persönlichkeitsverletzung im Sinne des Punktes 5 des Ehrenkodex. Der Senat merkte auch noch an, dass es aufgrund der Angaben im Artikel verhältnismäßig einfach ist, Roland F. im Internet ausfindig zu machen. Zum anderen liegt aber auch ein grober Verstoß gegen Punkt 2.1 des Ehrenkodex vor, wonach Gewissenhaftigkeit und Korrektheit in Recherche und Wiedergabe von Nachrichten oberste Verpflichtung von Journalistinnen und Journalisten sind. Aufgrund des gleichen Alters, der gleichen Herkunft und des Umstandes, Eishockeyspieler zu sein, hat der Verfasser des Artikels den unbeteiligten Roland F. fälschlicherweise für den von der Polizei festgenommenen Verdächtigen gehalten. Ein Gegencheck der vermutlich im Internet recherchierten Informationen über Roland F. erfolgte nicht. Der Senat fordert die Medieninhaberin der Tageszeitung Österreich auf, die vorliegende Entscheidung freiwillig zu veröffentlichen. Im vorliegenden Fall führte der Senat 2 des Presserats aufgrund mehrerer Mitteilungen von Lesern ein Verfahren durch (selbständiges Verfahren aufgrund einer Mitteilung). In diesem Verfahren äußert der Senat seine Meinung, ob ein Artikel oder ein journalistisches Verhalten den Grundsätzen der Medienethik entspricht. Die Medieninhaberin der Tageszeitung Österreich hat von der Möglichkeit, an dem Verfahren teilzunehmen, keinen Gebrauch gemacht. Die Medieninhaberin der Tageszeitung Österreich hat sich der Schiedsgerichtsbarkeit des Presserats bisher nicht unterworfen. Nicht-Wissenschaft;Ein Format des Schreckens und der Liebe: Familienserien und was dieses Format heute sein kann. Seine Familie kann sich niemand aussuchen. Ein bisschen besser ist das bei Fernsehfamilien. Mittlerweile ist das Spektrum so breit, dass sich jede und jeder was findet. Mamas arbeiten außer Haus, Papas machen Hausarbeit, und nicht immer mögen sich alle. Diesmal ging es in unserer kleinen Serienreif-Familie darum, wie sich dieses Format verändert hat, welche anderen Geschichten erzählt werden können und warum Roseanne uns nostalgisch macht. Julia Meyer: So aus dem Bauch heraus würde ich behaupten, dass Familienserien im Allgemeinen nicht den besten Ruf genießen. Oder anders: Wenn ich das Wort höre, denke ich ganz undifferenziert an ein Genre, dessen erzählerische Grenzen recht eng sind und dessen Strukturen vorhersehbar. Und bei dem die Moral am Ende jeder Folge siegt. Doris Priesching: Liebe Julia, ich würde behaupten, dein Bauch trügt dich. Klar gibts die tranigen mit der muffeligen Moral, aber doch nicht nur! Roseanne, die allergrößte, hat sämtliche Konzepte durcheinandergewürfelt und hat lange Jahre ein irres Bild der typischen amerikanischen Kleinstadthölle abgeliefert. Oder Cybill – zwei Töchter von zwei verschiedenen Vätern, beide sind noch in Kontakt mit der Mutter, deren beste Freundin auf Haus und Mann aber sowas von pfeift. In bester Erinnerung ist mir auch noch – ich komm nicht auf den Namen, unter dem sie bei uns lief, in Deutschland hieß sie Familienbande. Mit den Hippie-Eltern und den straighten Kindern, Michael J. Fox war dabei, und es gab nur ganz wenig Moral. Oder die außerirdische Familie Hinterm Mond gleich links. Hysterisch göttlich! Oder Malcolm mittendrin, die beste Familiencomedy von allen. Daniela Rom: Gerade bei Malcolm mittendrin, aber auch bei Roseanne steht im Zentrum eigentlich die in beiden Fällen zumeist recht harmonische Beziehung zwischen den Eltern. Da ist zwar das Außenbild: Die Chaostruppe mit vielen Kindern, ohne Geld und in irgendwelchen schlecht bezahlten Jobs. Innen drin ist aber recht viel eitel Wonne, zumindest zwischen Mama und Papa. Michaela Kampl: Es gibt eben ziemlich viele unterschiedliche Familienkonzepte in Serien. Das Format ist einfach ein Gefäß, das mit allem Möglichen gefüllt werden kann. Da sind die Klassiker, wie die Cosby Show, dann die ein bissi moderneren Varianten mit Männern in der Hausarbeiter-Rolle wie bei Wer ist hier der Boss? oder auch Abseitiges wie die Alles-ist-gut-wenn-wir-nur-an-Gott-glauben-und-uns-alle-liebhaben-Himmlische Familie. Und dann waren da auch noch die Arbeiterklassen-Serien, wie Roseanne oder Eine schrecklich nette Familie. Letztere hab ich übrigens nie gemocht. Nie. Nie. Nie. Im Gegensatz zu Roseanne. Die war immer super. Abgesehen vom Ende, das war ein wenig verstörend. Julia Meyer: Okay, dann hatte mein Bauchgefühl eingangs wohl nicht ganz recht. Zu den Bundys fällt mir ein, dass dies eine Serie war, die mich als Kind ziemlich verstört hat. Die Lieblosigkeit und die Wurschtigkeit, mit der sich die Familienmitglieder begegnet sind, revidierte so ziemlich alles, was ich mir bis dato unter der Idee Familie zusammengedacht hatte. Familie wird hier ja eher über die unterschiedlichen Fronten zwischen den Mitgliedern definiert als über den Zusammenhalt. Einheit funktioniert nur über den Kontrast gegenüber den bürgerlichen Sehgewohnheiten der Zuschauerschaft. Doris Priesching: Al Bundy mochten Buben, ich fand die auch alle schrecklich unkomisch. Man muss aber den Begriff der Fernsehfamilie weiter fassen. Sobald ich mich einer Serie völlig verschreibe, sind die Protagonisten auch meine Familie. Roseanne – mit ihr bin ich groß geworden. Sie hat mich wirklich geprägt. Jetzt werde ich gleich sentimental. Daniela Rom: Wenn wir ein wenig in die Gegenwart kommen ... Doris Priesching: ... danke! Daniela Rom: ... dann sind Familienserien ein Kaleidoskop unterschiedlichster Lebensentwürfe. Also, wenn wir Familienserie ganz eng fassen, fallen mir so Sache wie Brothers and Sisters, Parenthood oder Modern Family ein. Da gibt es immer einen älteren Charakter, der gewollt oder ungewollt ein neues Leben beginnt: die Witwe, die die Liebe neu entdeckt, oder der Geschiedene mit einer blutjungen neuen Frau. Dann gibt es so gut wie immer einen schwulen Sohn oder eine lesbische Tochter, den Familienvater oder die Supermama, die Karrieristen, und irgendein Problemkind nimmt Drogen, durchlebt Beziehungskatastrophen, ist ein Verbrecher oder alles zusammen. Eigentlich ist das der Mix, aus dem solche Familienserien gestrickt werden, da ist für jeden was dabei. Im Vergleich zu den Serien die du genannt hast, Michi, ist das vielschichtiger – muss jetzt nicht unbedingt heißen, dass es besser ist. Michaela Kampl: In den Familienserien spiegeln sich eben auch gesellschaftliche Entwicklungen. Wenn bei Familienbande, das war die Serie mit Michael J. Fox, die Mutter arbeiten ging, war das zu einer Zeit, als sich mehr und mehr Frauen für Arbeit außerhalb der Familie entschieden. Und aktuell sind es Familien, die nicht der traditionellen Kernfamilienrolle – Mama, Papa, Kinder plus Haustier – entsprechen, die in den Familienserien vorkommen. Der Begriff Familie wurde also auch im Fernsehen erneuert oder vielleicht eher erweitert. Und es kann jetzt etwas anderes gezeigt werden als vor 50 oder 30 Jahren. Julia Meyer: Einerseits stimmt das sicherlich. Gesellschaftliche Umbrüche lassen neue Rollen zu: die alleinerziehende Mutter aus Gilmore Girls, das schwule Paar mit der adoptierten Tochter aus Vietnam in Modern Family. Aber letztlich ist es auch immer wieder frustrierend, wie harmlos genannte Beispiele bleiben. Doris Priesching: Vergesst mir Big Love nicht! Da wurden Moralvorstellungen geradezu gesprengt. Daniela Rom: Stimmt. Es gibt da aber schon eine nicht unspannende Entwicklung: Da gibts einmal die klassischen Familiengeschichten, die in der Liga von den Waltons oder Unsere kleine Farm spielen: ein bissi heile Welt, zumindest innerhalb der Familie, die Familie als Anker und Stütze bei allen Problemen. Dann kommen die Serien, wo es um irgendwas Spezielles geht: Party of Five – Eltern tot, Kinder allein machen Familie, Malcolm mittendrin – das Wunderkind und alle rundherum. Und nun kommen wir offenbar wieder zu den normalen Familiengeschichten ohne besonders ausgefallenen Plot zurück. Nur ist eben nicht mehr alles heil und die Familie nur super, sondern auch der Quell von vielem Übel. So wie in echt halt. Doris Priesching: Vielleicht haben sich die Erwartungen des Publikums verändert. Waltons, Unsere kleine Farm waren ja in einer Zeit, in der sich Eskapismus noch anders abgespielt hat als heute mit den unendlichen Möglichkeiten der Zerstreuung. Die Zuschauer sind in gewisser Weise abgebrühter geworden, weil sich auch das eigene Familienbild verändert hat, Es muss sich ja nicht gerade so abspielen wie in Shameless. Julia Meyer: Vielleicht haben sich die Erwartungen aber auch eben nicht geändert. Klar, ich würd dir auch erstmal recht geben, dass – was jetzt auch schon öfter erwähnt wurde – das starre Familienbild von Vater, Mutter, Kind heute altbacken daherkommt. Aber es hat von der Zuseherseite meiner Meinung nach auch den Effekt, dass gerade die wilden Familienserien eine Art beruhigende Wirkung haben. Nach dem Motto Also, so arg ist es bei uns nicht bzw. Ui, das kenn ich, Gott sei Dank sind wir keine Ausnahme. Der anhaltende Erfolg von Familienserien ist ja auch deswegen gesichert, weil es das anschlussfähigste Format aller Zeiten ist: Familie, in welchen Konstellationen auch immer, hat jede und jeder. Michaela Kampl: Wahrscheinlich gibt es darauf keine eindeutige Antwort. Aktuell gibt es in der Familiendarstellung eine größere Offenheit – auch dessen, was in der Erzählung passiert. Also mehr als die 25 Minuten Konflikt und am Ende ist alles gut. Es ist demnach nicht alles anders geworden, sondern einfach mehr nebeneinander möglich. Ich frag mich, ob es überhaupt noch Tabus in Familienserien gibt. Doris Priesching: Die Serie, die sich übrigens am ehesten noch am alten Konzept der klassischen Familienserie orientiert, ist Downton Abbey. Die Hermetik hat ja fast was von der Schwarzwaldklinik – und ist auch schwer morallastig. Trotzdem ist das einfach unheimlich lässig anzusehen. Daniela Rom: Downton Abbey ist wahrscheinlich deswegen so klassisch, weils die Zeit halt hergibt. Aber eigentlich sind einige Charaktere gegen den Strich gebürstet, uneheliche Kinder, Sex vor der Ehe und alternde Damen mit Liebesleben – alles da. Julia Meyer: Hahahaha, Schwarzwaldklinik! Aber ja, ich würd auch sagen: Downton Abbey ist Eskapismus pur! Klar, die Figuren sind mitunter – wie du sagst, Dani – gegen den Strich gebürstet. Aber gleichzeitig ist die Zeit sehr gefällig nach den Bedürfnissen der Zuschauerinnen erzählt. Die im Rückblick fortschrittlichen Bewegungen werden als jeweils persönliche Errungenschaft der Figuren dargestellt, und die lassen dann halt auch nichts aus – von sozialistischen Ideen übers Hosentragen bis zu feministischen Aufbäumungsversuchen: Es werden aus heutiger Sicht (erzählerisch nicht uninteressant) unterschiedliche Emanzipationsstadien beleuchtet. Aber es läuft dann doch immer auf eine moderne Perspektive hinaus oder auf eine Wie schwer es auch ist, es lohnt sich-Sichtweise. Von daher: Eskapismus. Aber ich mag ja Eskapismus. Shameless hab ich ja noch nicht gesehen. Aber ich sollte anscheinend? Daniela Rom: Shameless ist wohl die ehrlichste Serie, wenn es um kaputte Familien geht, die dennoch irgendwie funktionieren. Auch wenn es schon ein wenig arg viel Drama für eine Familie Gallagher ist. Michaela Kampl: Übrigens könnten auch Die Sopranos die beste Familienserie der Welt sein. (Michaela Kampl, Julia Meyer, Doris Priesching, Daniela Rom, 11.6.2015) Und jetzt diskutieren Sie: Wie stehen Sie zu Familienserien? Welche sind Ihre Lieblingsfamilien, welche halten Sie gar nicht aus? Wissenschaft;In der postindustriellen Gesellschaft planen Menschen ständig ihre Freizeit auf der Suche nach dem perfekten Erlebnis. Wien – Spinnräder wären gescheiter als Fahrräder. So wird das junge Mädchen Tusnelda in einem der um 1900 am Theater populären Spinnstücke von ihrer Großmutter belehrt. Als rund sechzig Jahre später die Fünftagewoche eingeführt wurde, diskutierte man sinnvolle Freizeitbeschäftigungen, um des Straßenterrors der Halbstarken Herr zu werden. Heute wiederum kann die Wahl des passenden Freizeitangebotes bereits richtig harte Arbeit sein: Wie man seine Freizeit sinnvoll verbringt, war und ist immer wieder Thema gesellschaftlicher Diskussionen. Wissenschaftlich blieben aber die Schnittstellen und Grenzbereiche zwischen Arbeit und Freizeit gegenüber dem als Gegensatz gedachten Paar Arbeit/Konsum oft unterbelichtet, sagt die Historikerin Reinhild Kreis im Gespräch mit dem STANDARD. Sie organisierte daher gemeinsam mit Josef Ehmer vom Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Wien die Tagung Ein ungleiches Paar – Arbeit und Freizeit in Industriegesellschaften des 20. Jahrhunderts, die am vergangenen Wochenende stattgefunden hat. Thematisiert wurden zunächst sozialwissenschaftliche Thesen wie der Wandel von der Arbeitsgesellschaft – in der die Arbeit dem Leben Sinn und Struktur gibt – zur Freizeitgesellschaft, vertreten beispielsweise von Andreas Wirsching, dem Leiter des Münchners Instituts für Zeitgeschichte. In seinem Tagungsbeitrag Kollektiver Freizeitpark oder Burnout-Gesellschaften, der im Rahmen der Wiener Vorlesungen stattfand, ging Wirsching von einem fundamentalen Wandel von der industriellen zur postindustriellen Gesellschaft aus: Mit flexibilisierter Arbeit, individualisierten Familienstrukturen, mehr Freizeit und einem stark expandierenden Freizeitsektor. Dieser Freizeitsektor übe einen enormen Sog auf die Menschen aus und bringe sie dazu, laufend die eigene Freizeit und das perfekte Erlebnis zu managen: Das ist zeitraubend und entpolitisierend. Peter Paul Bänzinger von der Universität Basel hingegen argumentierte in seinem Vortrag, dass sich die Konsum- und die Arbeitsgesellschaft eher gleichzeitig und aufeinander bezogen über lange Zeit entwickelt haben. In einem kürzlich erschienenen Artikel plädierte er für Theorien mittlerer Reichweite und – wie auch bereits davor Tagungsorganisator Josef Ehmer – vor allem dafür, sich verschiedene Zeiträume und gesellschaftliche Gruppen gesondert anzusehen. Dieser Anspruch wurde im Rahmen der Tagung eingelöst: Uns haben die Grenz- und Graubereiche interessiert, sagt Historikerin Kreis: beispielsweise Zwangsarbeiter, Ordensschwestern, Militärs oder Ehrenamtliche, die den Besuchern des Hamburger Museums der Arbeit ihre frühere Tätigkeit vorstellen. Da kommt man mit einem bipolaren Begriffspaar Arbeit und Freizeit einfach nicht weiter, fasst Kreis ein Ergebnis der Konferenz zusammen. Auch das Habilitationsprojekt von Kreis, die nun nach einem über ein Lise-Meitner-Stipendium des FWF finanzierten Forschungsjahr in Wien wieder an die Universität Mannheim zurückkehrt, ist in einem solchen Schnittfeld angesiedelt: Selbermachen im Konsumzeitalter – Werte, Ordnungsvorstellungen und Praktiken zwischen den 1890er- und den 1980er-Jahren. Der Begriff des Selbermachens verweise darauf, dass es Alternativen des Konsums geben müsse, andererseits aber auch auf das Machen des Selbst. Spinnen wie Heimwerken stellen Tätigkeiten dar, bei denen man an das Haus gebunden ist, und sind demnach auch eine attraktive Form der Beaufsichtigung und Kontrolle, sagte Kreis in ihrem Vortrag. Diskurse über das Selbermachen haben ihr zufolge vor allem in Umbruchzeiten Konjunktur: So sei im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts die Bewegung zur Förderung der Knabenhandarbeit – sprich: des Werkens – entstanden, rund um die Einführung der Fünftagewoche wurde die Heimwerkerbewegung populär. Eine wichtige Funktion spielt auch der Markt, denn Selbermachen bedingt zunächst viel Konsum – man denke an Nähmaschinen, teure Wolle oder Werkzeuge. Gleichzeitig gehen aber Menschen auch höchst individuell an das Selbermachen heran, es kann abseits von Kontrolle und Konsum um Empowerment, Protest oder Emanzipation gehen. Dass sich das Selbst über Freizeitaktivitäten immer wieder neu erfinden muss, ist laut Wirschnig eben auch ein Merkmal der Konsumgesellschaft. Dadurch entstehe jedoch auch Druck, argumentiert der Historiker aus München: Keine neuen Freiheiten ohne neue Belastungen. Heute werde man sowohl in der Freizeit als auch in der Arbeit unter Druck gesetzt, seine Zeit sinnvoll zu verbringen und die (neoliberal gesehen) richtige Wahl zu treffen. Dieser Druck könne zu Sucht (als Flucht), Burnout oder Depression führen, wenn das Alles-ist-möglich ins Nichts-ist-möglich kippt. Tusnelda traf, wenn auch wahrscheinlich nur in dem erwähnten Spinnstück, ihre Wahl: Sie blieb zu Hause und lernte spinnen. Heute gibt es weniger Druck der Großmütter und mehr Auswahl, doch es gilt nach wie vor – oder auch ganz neu? – die Devise der Betriebsamkeit: Es gibt immer was zu tun. Nicht-Wissenschaft;2404 Jahre nach Sokrates: Zum Fall Gerhard Haderer. Nicht-Wissenschaft;Wienerin seit 2007 bei Goldman Sachs in Frankfurt tätig. Frankfurt/New York – Die gebürtige Wienerin Monika Schaller (45) wechselt zur Deutschen Bank. Schaller ist seit 2007 bei Goldman Sachs in Frankfurt als Unternehmenssprecherin für Deutschland, Schweiz, Österreich Zentral-Osteuropa und Russland beschäftigt. Sie verstärkt in der Deutschen Bank die Kommunikationsabteilung um Jörg Eigendorf (48), berichtet das Hamburger Wirtschaftsmagazin Bilanz online. Schaller hat demnach ihre Karriere bei Bloomberg begonnen, später ging sie zur Citigroup und gehörte bei Goldman Sachs zu den engsten Mitarbeitern des ehemaligen Deutschland-Chefs Alexander Dibelius. Wissenschaft;Im Nachkriegsösterreich wurde spioniert, was das Zeug hielt: Die US-Alliierten etwa bedienten sich ehemaliger Nazis, um mögliche Invasionspläne der Roten Armee auszuspähen. Als die Sicherheitsdirektion für Oberösterreich 1947 einem Schleichhändlerring auf die Schliche kam, ahnte wohl keiner der Ermittler, dass man alsbald in einem nachrichtendienstlichen Sumpf feststecken würde. Ursprüngliche Intention der polizeilichen Aktion Sacher war, den Schmuggel mit Mangelwaren, vorwiegend mit Saccharin und Kokain, zu beenden. Im Zuge der Ermittlungen ergab sich freilich, dass die Hintermänner der Schleichhändler ehemalige Nationalsozialisten waren, die sich mit gefälschten Personalpapieren versteckt hielten. Zwei der führenden Köpfe der Schmugglerbande, Hugo Rößner und Theodor Soucek, standen sogar direkt unter der Protektion des Counterintelligence Corps (CIC), das überhaupt rege Kontakte zu den wichtigen Akteuren der Rößner-Gruppe unterhalten hatte. Rößner, früher SA-Mitglied, und der Grazer Kaufmann Soucek, der auch in den 1950er-Jahren noch als notorischer Rechtsextremer auftrat, wurden vom CIC auch dann noch protegiert, als bereits gegen sie ermittelt wurde. Der Hauptgrund hierfür sei die betont antikommunistische Ausrichtung der ,Ehemaligen, die sie als Beschaffer von nachrichtendienstlichen Informationen und als Personalreserve im Falle einer Invasion der Roten Armee interessant machte. Das schreibt der Zeithistoriker Thomas Riegler in der Juli-Ausgabe des Journals der Österreichischen Gesellschaft für Geheimdienst, Propaganda und Sicherheitsstudien (JIPSS) an der Karl-Franzens-Universität Graz. Riegler stützt sich in seinem Artikel primär auf staatspolizeiliche Unterlagen im Österreichischen Staatsarchiv, die, auf vier Boxen aufgeteilt, den gesamten Polizeiakt der Aktion Sacher beinhalten. Die Querverbindungen, die darin zwischen den alten Nazis und den alliierten Westmächten sichtbar werden, sind mannigfaltig und zeigen das in vier Besatzungszonen aufgeteilte Nachkriegsösterreich als Basar für Informationshandel in einem politischen Klima, das permanent aufgeladen war durch Paranoia, Spannungen und latente Kriegsangst. In dieser Dritte Mann-Stimmung in der Frühphase des Kalten Kriegs wurde offenbar mit jedem geklüngelt, der verhieß, nützliche Informationen über den Gegner liefern zu können. Der US-Nachrichtendienst hatte noch in den 1940er-Jahren – auf dem Papier – ein stay behind-Programm entwickelt, das die Herausbildung paramilitärischer Strukturen im Falle einer kriegerischen Auseinandersetzung zwischen Ost und West befürwortete. Nach einer Invasion der Roten Armee in Österreich sollten Partisanennetze tätig werden – und dafür erschienen den Amerikanern die Ehemaligen gerade recht. Denn die Führung eines Guerilla- und Bandenkriegs war auch eine der zentralen Überlegungen der NS-Untergrundbewegungen, etwa auch des ehemaligen SS-Hauptsturmführers Otto von Bolschwing, der für die US-Auftraggeber gleich zehn Informantennetzwerke in Österreich aufbaute. Auf Bolschwings Informantenliste fanden sich auch prominente Namen – etwa der verstorbene langjährige Presse-Chefredakteur Otto Schulmeister. Die ehemaligen Nazis einte mit den Westalliierten, dass beide Seiten um jeden Preis eine kommunistische Machtübernahme in Österreich verhindern wollten. Vor allem Souceks und Rößners Organisationen – Letztere tarnte sich als Alpensportverein Edelweiß – hatten potente Helfer innerhalb der Besatzungsbürokratie und bei den Betreuungsstellen für Kriegsheimkehrer, die SPÖ und ÖVP errichtet haben. Dort traf Soucek auch auf den späteren Innen- und Verteidigungsminister Otto Rösch (SPÖ), der ihm Blankoformulare und Pässe besorgte. Einer der bekanntesten Zuträger des CIC in Österreich war Wilhelm Höttl, ehemals SS-Obersturmbannführer und Referent im Auslandssicherheitsdienst des NS-Regimes. Höttl machte nach dem Krieg eine erstaunliche Karriere: Der studierte Historiker gründete das Privatrealgymnasium in Bad Aussee, arbeitete als Autor und spionierte, mit Spezialgebiet Ungarn und Balkan, für verschiedene Geheimdienste. Schon 1948 führte Höttl im Auftrag des CIC ein großangelegtes Spionageunternehmen durch: Er installierte mit zwei Ex-Waffen-SSlern zwei Spionagenetzwerke in Osteuropa unter den Codenamen Montgomery und Mount Vernon. In seinen Memoiren pflegte der 1999 verstorbene Höttl angenehme Erinnerungen an die US-Auftraggeber. Er beschrieb ein Treffen mit CIC-Salzburg-Chef Edward Prix in Salzburg, der ihn, Höttl, fragte, ob mein Angebot, das von mir geschaffene Invasionsnetz in Osteuropa den Amerikanern zur Verfügung zu stellen, noch stehe. Im Gegenzug soll Prix versprochen haben, alle in Frage kommenden Mitarbeiter zu decken, auch wenn sie hohe Nazis waren. Das gegenseitige Misstrauen der alliierten Mächte zog sich quer durch Europa. Schon 1945 versuchten die Westalliierten, Informationen aus den sowjetisch besetzten Gebieten Europas zu bekommen. In Italien etwa wurde unter US-Kommando ein Stab für Balkanfragen aktiv, der ein unauffälliges, aber sehr effizientes Netzwerk aus ehemaligen ungarischen Unabhängigkeitskämpfern, Jesuiten und Exdiplomaten gründete, wie US-Historiker Duncan Bare im JIPSS-Journal schreibt. In Österreich erwiesen sich die Ehemaligen auf Dauer als wenig zuverlässige Informationszuträger. Die Amerikaner kamen etwa dahinter, dass Höttls Netzwerk hauptsächlich aus Zeitungen abschrieb. Dennoch behinderten die Amerikaner die Ermittlungen der österreichischen Behörden gegen die drei nach Kräften und setzten ihre Verbindungen ein, um die Belasteten möglichst zu schonen – und nicht selbst in peinliche Erklärungsnot zu kommen. Der Nachrichtenbazar, den die Alliierten im Nachkriegsösterreich mithilfe der alten Nazis etablierten, stellte jedenfalls eine massive subversive Bedrohung für die junge Demokratie dar, sagt Historiker Riegler zum STANDARD. Die undurchsichtige Rolle des späteren Ministers Rösch und die Verbindungen der NS-Untergrundbewegungen zu politischen Parteien zeigen die Unzulänglichkeiten des jungen Österreich bei der Entnazifizierung. Nicht-Wissenschaft;Indexbasierte Stromverträge erweisen sich als Renner – Betriebsergebnis im Vorjahr kräftig gestiegen. Wien – Wien Energie, größter Landesenergieversorger Österreichs, hat seit Beginn der Strom- und Gasmarktliberalisierung um die Jahrtausendwende zigtausende Kunden an die Konkurrenz verloren. Nun scheint der Trend der hauptstädtischen Energieverbraucher weg vom ehemaligen Monopolisten und hin zu Alternativanbietern von Strom und Gas gebrochen. Ein Boden scheint gefunden, wir gewinnen wieder Marktanteile dazu, sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung von Wien Energie, Thomas Irschik, bei der Präsentation der Unternehmensbilanz 2015. Detaillierte Angaben wollte er mit Hinweis auf die Konkurrenz freilich nicht machen. Das Unternehmen hält Energielieferverträge mit rund 1,2 Millionen Privatkunden und beliefert im Großraum Wien etwa 230.000 gewerbliche und 4.500 landwirtschaftliche Anlagen mit Strom und Erdgas. Der Energieabsatz ist in der Berichtsperiode um 3,5 Prozent auf 21.758 Gigawattstunden gestiegen. Dabei erhöhte sich der Stromabsatz um ein Prozent, der Gasabsatz und der Wärmeverkauf stiegen witterungsbedingt um drei bzw. 8,5 Prozent. Ungebrochener Beliebtheit erfreuten sich sogenannte Floater-Produkte, die den Marktpreis von Strom und Gas nachzeichnen. Davon habe Wien Energie mittlerweile bereits 80.000 verkauft – an Neukunden und Bestandskunden, wie Irschik betonte. Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen sei es dem unter dem Dach der Wiener Stadtwerke Holding angesiedelten Energieanbieter gelungen, ein in Summe besseres Ergebnis zu erzielen als im vorhergehenden Jahr. Bei Umsatzerlösen von 1,8 Milliarden Euro (plus 1,5 Prozent) hat sich das Betriebsergebnis mit 100,3 Millionen Euro verdreifacht. Das Finanzergebnis war hingegen mit 72,1 Millionen Euro negativ. Grund dafür seien neben Pensionsrückstellungen auch notwendig gewordene Abschreibungen beim Wertansatz der Verbund- und zweier Auslandsbeteiligungen. Einmal geht es um einen Windpark in Rumänien und neue Bedingungen bei Grünstromzertifikaten, das andere Mal um Wasserkraftwerke auf dem Westbalkan, wo man mit schlechteren Länderratings konfrontiert war. Die Zahl der Mitarbeiter hat sich 2015 um 51 Personen auf 2680 verringert und soll weiter sinken, sozialverträglich und durch das Aussetzen von Nachbesetzungen. Beim Erlössteigerungsprogramm, das Wien Energie nach einem kräftigen Gewinneinbruch 2014 aufgesetzt und 2015 gestartet hat, liege man gut im Plan, sagte Irschik. Bis Ende 2017 sollen die Erlöse unter anderem durch Kosteneinsparungen und Insourcing-Aktivitäten um 86 Millionen Euro pro Jahr nachhaltig gesteigert werden. Bisher habe man rund 40 Prozent der Zielvorgabe erreicht. Mit Investitionen in Höhe von 870 Millionen Euro soll bis 2020 die Energieerzeugungskapazität deutlich gesteigert und der Anteil erneuerbarer Energien an der Gesamterzeugung auf 40 Prozent und mehr erhöht werden. Wissenschaft;Portugiesische Forscher glauben nach Versuchen, dass akustische Impulse die Ursache der Synchronisierung sind. London – Physikern könnte die Lösung eines mehr als 350 Jahre alten Problems gelungen sein, vor dem bereits der Miterfinder der Pendeluhr, Christian Huygens, im 17. Jahrhundert stand: Wie kommt es, dass zwei Pendeluhren, die von der Decke oder an der Wand hängen, langsam aber sicher synchron zu schwingen beginnen? Die beiden portugiesischen Physiker Henrique Oliveira und Luís Melo (Uni Lissabon) präsentieren nun im Fachmagazin Scientific Reports eine Antwort, bei der das Stichwort Gleichklang heißt: Laut ihren Analysen sowohl in Theorie wie auch experimenteller Praxis sorgen die akustischen Impulse der Pendel für die allmähliche Synchronisierung. Nicht-Wissenschaft;Schwarzarbeit am häufigsten bei Renovierung von Wohnung oder Haus – Diskrepanz zwischen eigenem Verhalten und allgemeiner Meinung. Wien – Die Österreicher stehen der Schattenwirtschaft kritischer gegenüber. Dinge im Pfusch erledigen lassen wird immer weniger als Kavaliersdelikt betrachtet – zuletzt nur noch von circa 52 Prozent der Bevölkerung. Anfang vorigen Jahres waren es noch um zehn Prozentpunkte mehr, hat der Linzer Volkswirtschaftsprofessor Friedrich Schneider ermitteln lassen. Selbst schwarz zu arbeiten sehen laut der Market-Linz-Umfrage von Jänner/Februar im Auftrag von Schneider jetzt nur noch 25 Prozent als Kavaliersdelikt an, nach 34 Prozent ein Jahr davor. Demgegenüber wird zu schnell fahren mit dem Auto auf der Autobahn von 44 Prozent (-7) als ein solches Bagatelldelikt betrachtet, Zeitungen ohne Bezahlung aus einem Zeitungsständer mitzunehmen von 29 (-2) und Kinder die Schule schwänzen zu lassen von 18 (-1) Prozent. Am häufigsten – zu 55 Prozent – werden Pfuscher im Bereich Renovieren einer Wohnung oder eines Hauses beschäftigt, sagten die im Jänner/Februar nach einer tatsächlichen Inanspruchnahme von Pfusch-Dienstleistungen Befragten, gefolgt von Reparaturen am Auto (21 Prozent). Danach folgen Kosmetik- und Friseurdienstleistungen (15 Prozent), die Inanspruchnahme von Hausarbeit (13 Prozent) und von Nachhilfestunden und Gartenarbeiten mit je acht Prozent sowie der Kinderbetreuung mit fünf Prozent. Gegenüber 2015 ist der Anteil bei der Kategorie Wohnungs- oder Hausrenovierung mit 15 Prozentpunkten am stärksten gesunken. Eine hohe Diskrepanz gibt es zwischen eigenem Pfusch-Verhalten und der Meinung, wie viel in verschiedenen Bereichen an sich schwarzgearbeitet wird. Beispielsweise haben 21 Prozent der Befragten bei Autoreparaturen einen Pfuscher in Anspruch genommen, 58 Prozent meinen aber, dass in diesem Sektor besonders häufig schwarzgearbeitet wird, also fast drei Mal so viel. Schneider: Sehr wahrscheinlich wird die tatsächliche Inanspruchnahme von Pfuschleistungen zwischen diesen Werten liegen. Ohne Pfuscher kann man sich heute vieles nicht leisten – diesem Statement schlossen sich 67 Prozent der vom Linzer Institut für Markt-, Meinungs- und Mediaforschung Befragten mit einem Ja an, lediglich drei Prozentpunkte weniger als Anfang 2015. Auf die Aussage Der Staat ist eigentlich selbst schuld, dass es so viele Pfuscher gibt. Die Steuern sind einfach zu hoch antworteten 55 Prozent mit Ja – hier zeigte sich jedoch im Jahresabstand ein Rückgang um zehn Prozentpunkte. Heuer gaben 36 Prozent zu, dass sie in den letzten zwei bis drei Jahren auf einen Pfuscher zurückgegriffen hätten, um sieben Prozentpunkte weniger als zuletzt. 31 Prozent meinten, dass durch den Pfusch dem Staat viele Milliarden an Steuereinnahmen entgehen. Ganze fünf Prozent meinten, dass man Pfuscher anzeigen sollte. Befragt wurden 1.032 in Face-to-Face-Interviews, repräsentativ für die ab 15-Jährige Bevölkerung (Schwankungsbreite +/-3,11 Prozent). Größter Verlierer beim Pfusch sei der Staat, betont Schneider, dem durch die Schattenwirtschaft hauptsächlich Sozialversicherungsbeiträge entgegen – nämlich Steuer- und Sozialversicherungsbeitrags-Ausfälle von 2,0 bis 3,5 Milliarden Euro pro Jahr. Die Steuerverluste würden sich aber in Grenzen halten, da das schwarz verdiente Geld wieder in die offizielle Wirtschaft fließe. Etwa zwei Drittel der Wertschöpfung komme von Pfuschern, die selbstständig oder unselbstständig in einem offiziellen Job beschäftigt sind, die volle Steuer- und Abgabenlast tragen und nur die schwarzen Überstunden nicht versteuern, so der Experte. 16 Prozent der Wertschöpfung des Pfuschs gehen seinen Angaben zufolge auf organisierte Kriminalität zurück (Prostitution, Bau) und 17 Prozent auf Arbeitslose und Frühpensionisten. Im Jänner hatte Schneider prognostiziert, dass der Anteil des Pfuschs an der offiziellen Wirtschaftsleistung Österreichs – nach einem Anstieg in den beiden Vorjahren – heuer wieder unter die Marke von acht Prozent des BIP sinken dürfte. Als Grund nannte er vor allem die Entlastung durch die Steuerreform. Insgesamt dürfte das Pfusch-Volumen heuer um gut 700 Millionen auf rund 20,64 Milliarden Euro schrumpfen, so Schneider damals. 2015 war mit 21,35 Milliarden der höchste Wert seit mehr als einem Jahrzehnt erreicht worden. Um zwei Milliarden gedrückt werden dürfte der Pfusch heuer durch die Steuerreform, dafür dürfte die höhere Arbeitslosigkeit die Schattenwirtschaft um eine Milliarde Euro ankurbeln. Nicht-Wissenschaft;Ringen hinter verschlossenen Türen beunruhigt auch IWF – nächster Versuch am Mittwoch. Kiwe/Moskau – Totgesagte leben länger: Das Schicksal von Arsenij Jazenjuk schien schon im Februar besiegelt. Seiher hat der Premier nicht nur ein Misstrauensvotum und den Zerfall der Regierungskoalition überstanden, sondern am Dienstag gar noch seine eigene Rücktrittserklärung – zumindest vorläufig. Die eigentlich als kurze Formalie gedachte Abstimmung in der Rada über den Rücktritt Jazenjuks und die Bildung einer Nachfolgeregierung erwies sich als Marathon und Hindernislauf zugleich. Erst am Nachmittag tauchte überhaupt das Projekt einer Abwahl des Premiers auf der Tagesordnung des Parlaments auf – doch zur Abstimmung kam es nicht mehr. Die an der Regierung beteiligten Parteien wurden sich offenbar nicht über die Verteilung der Posten im neuen Kabinett einig. Rada-Vizechef Andrij Parubij beendete die Sitzung des Parlaments schließlich nach stundenlangem ergebnislosem Hickhack in den Hinterzimmern. Der nächste Versuch soll bereits am Mittwoch stattfinden. Einerseits gibt es offenbar Differenzen zwischen Poroschenko und dem Premierminister in spe, Wladimir Groisman, über einzelne Personalien. Andererseits dürfte auch die Nationale Front (NF) von Jazenjuk hoch pokern. Für Jazenjuk wäre das Scheitern der Verhandlungen optimal, meint der Kiewer Politologe Alexander Kawa. Solange er Premier ist, hat er alle Machthebel der Exekutive in der Hand. Als einfacher Abgeordneter der Regierungskoalition wäre sein Einfluss dahin, analysiert er. Sein Interesse an einer Einigung sei also gering, glaubt Kawa. Die NF streitet jede Verzögerungstaktik ab. Theoretisch könnte Poroschenko vorgezogene Neuwahlen ausrufen, um das Machtvakuum zu füllen. Doch dabei droht nicht nur Jazenjuks NF in der Versenkung zu verschwinden, auch Poroschenkos Popularität ist zuletzt stark gesunken und hat durch die Publikation der Panama Papers noch zusätzlich gelitten. Er würde ebenfalls geschwächt. Europaratsgeneralsekretär Thor bjorn Jagland bezeichnete die Situation in der Ukraine als äußerst instabil. Die Regierung müsse nicht nur schnell gewählt werden und ihre Arbeit aufnehmen, sondern auch das Tempo bei den Reformen erhöhen, forderte der norwegische Sozialdemokrat und Diplomat. Auch der Internationale Währungsfonds (IWF) hat auf das politische Chaos reagiert und seine Wachstumsprognose gegenüber dem vergangenen Herbst von zwei auf 1,5 Prozent gesenkt. Die Inflation wird mit gut 15 Prozent ebenfalls höher als erwartet ausfallen. Wissenschaft;Österreichische Forscher untersuchten die Bildung turbulenter Flecken in Fließsystemen. Klosterneuburg – Im Fachjournal Nature ist eine österreichische Studie zur Entstehung lästiger bis gefährlicher Turbulenzen erschienen. Ein Team um Björn Hof vom Institute of Science and Technology (IST) Austria in Klosterneuburg konnte erstmals berechnen, wie stark die Wirbel in einem Fließsystem bei bestimmten Geschwindigkeiten auftreten. Bei niedrigen Fließgeschwindigkeiten ist die Strömung oberhalb von Tragflächen oder in Rohren stets ruhig und geradlinig (laminar), so als ob dünne Schichten von Luft oder Flüssigkeit übereinander gleiten. Wird sie schneller, zeigen sich lokal die ersten Anzeichen von Wirbeln und sogenannte turbulente Flecken entstehen, erklärt Hof. Diese turbulenten Flecken bewegen sich als lokale Fronten mit gleichbleibender Größe durch das System, sagte er. Das selbe Phänomen gäbe es auch bei Nervenfasern, durch die elektrische Erregungsreize (Aktionspotenziale) fließen, und als wandernde Anregungs-Wellen im Herzgewebe. Doch diese würden im Gegensatz zu den turbulenten Flecken in Fließströmungen nicht weiter zunehmen. Die turbulenten Flecken breiten sich nämlich mit steigender Geschwindigkeit aggressiv aus, bis alle gleichförmigen Bereiche ausgelöscht sind und die gesamte Flüssigkeit oder das Gas verwirbelt sind, schrieben die Forscher in der Studie. Dann sei die Strömung voll turbulent. Die Klosterneuburger Forscher untersuchten das Phänomen in Fließexperimenten sowie Computersimulationen und konnten schließlich ein mathematisches Modell erstellen, mit dem man berechnen kann, welcher Zustand bei welcher Strömungsgeschwindigkeit auftritt. Der Schlüssel zur Lösung des Problems war, dass man eine Strömung als bistabiles System mit gleichförmigem und turbulentem Fluss als zwei stabile Zustände auffassen muss, erklärten die Wissenschafter. Eine entscheidende Rolle spielen auch die Fronten, die an den Grenzflächen zwischen laminaren und turbulenten Bereichen auftreten. Eine praktische Anwendung dieser Erkenntnisse gäbe es bei Ölpipelines. Bei diesen verursachten Reibungsverluste durch Turbulenzen weltweit Pumpkosten von Milliarden Euro. Eine Umwandlung in eine laminare Strömung könnte den Reibungswiderstand um circa 90 Prozent verringern und würde damit enorme Energieeinsparungen bringen, meint Hof. (APA, red, 26. 10. 2015) Wissenschaft;Der Soziologe und Kulturanthropologe Andreas Obrecht hat eine lehrreiche Abenteuerreise durch den gegenwärtigen Wissenskosmos unternommen.. Jeden Herbst pilgern tausende junge Menschen in die Hochschulen, um als Mitglied dieser Wissensindustrie vom Zauberlehrling zum Meister oder gar zum Hohepriester (Professor) mit absoluter Deutungsmacht aufzusteigen. Davor liegt die Hürde der sinnvollen Entscheidung für die richtige Richtung, denn nach der Prägung durch die schulische Behütungs-, Normierungs- und Disziplinierungsindustrie erweist sich die Vielfalt der Studienmöglichkeiten als nicht zu unterschätzende Herausforderung. Sobald sie endlich einmal inskribiert sind, wird den Erstsemestrigen versichert, ihr Schulwissen sei veraltet und das zu bewältigende Universitätswissen bis Studienende überholt. Wozu dann Jahre hinter Schulbänken kauern, wenn am Ende statt der Aussicht auf ein erfolgreiches Leben der Zwang zu weiterem Lernen steht? Auf einem allgemeineren Niveau stellen sich weitere wichtige Fragen: Gibt es überhaupt sinnvolles Wissen? Und woran bemisst sich dieses? An Entscheidungen des Nobelpreiskomitees? An Publikationsindizes? An der Zahl entdeckter schwarzer Löcher oder verbesserter Nuklearsprengköpfe? Mit solchen Fragen hat sich der Kulturanthropologe und ORF-Ö1-Moderator Andreas J. Obrecht gleichsam an eine Vermessung des gesamten bekannten Universums herangewagt. Auf seiner philosophisch-literarischen Odyssee auf den Spuren von Geistesgrößen wie Galileo Galilei, Alexander von Humboldt, Charles Darwin oder Ivan Illich und Stephen Hawking geleitet Obrecht seine Leser durch den Kosmos beherrschender Wissenssphären, von Astro- und Kernphysik, Evolutions- und Hirntheorie, Globalisierungs- und Chaosforschung. Ihren Ausgangspunkt nimmt diese Abenteuerreise in den Grenzgebieten unserer modernen Welt, wo trotz Jahrzehnten einer wissenschaftsbasierten Entwicklungspolitik der Erfolg ausbleibt. Hier sterben täglich 20.000 Kinder an schmutzigem Wasser und flüchten 100 Millionen vor Hunger und Krieg. Persönlich konfrontiert mit solch beschämenden Erfahrungen im Rahmen zahlloser Forschungs- und Entwicklungsprojekte rund um den Globus sucht der habilitierte Soziologe nach Antworten, warum es wenigen immer besser gehe, den meisten aber immer schlechter, wofür der wissende Westen die wachsenden Probleme wie Klimakollaps, Ozeanvergiftung, Waldvernichtung und Verelendung hinzunehmen scheint. Die Antwort ist für den Autor erschreckend einfach, aber tragisch paradox: Wir machen alles richtig – gemäß unseren Antworten von gestern, während die Probleme längst von morgen sind. Eine Ursache dieses Teufelskreises liege in unserer Forschungskultur, die weitgehend von der Konkurrenz um Projektgelder, Ansehen und Einfluss geprägt ist. Als Ausweg aus dieser unbefriedigenden Situation plädiert Obrecht für kooperatives Forschen und Lernen, das sich an lebensweltlichen Problemen orientiere. Dies würde aber von Wissenschaftern erfordern, sich den in der Wissenschaftswelt herrschenden Zwängen zu widersetzen und somit auf Karrierechancen zu verzichten. Einblicke in die vielschichtigen Folgen eines solchen Verzichts erlaubt der Autor mit amüsanten autobiografischen Exkursen, die dem 480 Seiten schweren Opus magnum eine erfrischende Leichtigkeit verleihen. So forschte der Wissensrebell in den frühen 90er-Jahren auf eigene Faust nach alternativen Antworten in außereuropäischen Lebenswelten, etwa bei Zauberern in der Karibik oder bei Stammeskriegern im Hochland von Papua Neuguinea. In diesen vormodernen Kulturen wurde über Generationen sinnvolles Wissen als hilfreiche Technik zur Bewältigung einer dauerhaften Lebenswelt verstanden. Zeit galt dort als Kreislauf, wodurch sich die Welt wiederkehrend erneuert. Vorkommnisse wurden nicht als zufällig interpretiert, sondern als sinnvolle Erscheinungen notwendiger überirdischer Zusammenhänge, deren Offenbarung den Magiern, gleichsam vorwestlichen Wissenschaftern, oblag. Wer eine solche ganzheitliche Kultur verlässt, um sich einer modernen, pulsierenden Stadt anzuschließen, unterwirft sich einer von Uhren und unerklärlichen Zufällen beherrschten Welt, in der die alten, sinnstiftenden Götter für immer verstummen. Hier wird der einstige Stammeskrieger unumkehrbar zum modernen Wissensmigranten zwischen dynamischen, um Vormachtstellung konkurrierenden Wissenswelten. Diesem Schicksal unterliegen alle Angehörigen der modernen Welt, ob assimilierter Kopfjäger, Studentin, Finanzminister oder Wissenssoziologe. Dies mag erklären, warum dem Autor die elegante Verknüpfung der durchwanderten, hochkomplexen Wissensbereiche zu eindeutigen Schlüssen mit bestechender Überzeugungskraft gelingt, während seine abschließenden Lösungsvorschläge grundlegende Fragen aufwerfen. Denn auf eine fundamentale Transformation des menschlichen Denkens hin zu globaler Kooperation und nachhaltiger Lösungsorientierung zu hoffen, ist zwar menschlich, widerspricht aber systemischen Erklärungsansätzen über den Wandel von Verhaltensmustern, wonach veränderte Rahmenbedingungen unverzichtbar wären. Wer aber sollte diese Rahmenbedingungen verändern und nach welchem richtigen Wissen, wenn wir alle Teil dieses Systems sind? Wie es scheint, gibt es aus dem forschenden Suchprozess der Moderne vorerst noch keinen Ausweg. Wissenschaft;Fledermäuse sind von vielen Krankheitserregern, die andere Säugetiere befallen, nicht betroffen. Berlin – Bei der Abwehr eindringender Krankheitserreger unterscheiden sich Fledermäuse offenbar von anderen Säugetieren. Eine aktuelle Studie könnte erklären, weshalb die Tiere kaum unter Erregern leiden, die bei anderen Säugern schwerwiegende Krankheiten bis hin zum Tod verursachen. Die Ergebnisse des internationalen Forscherteams wurden in Molecular Ecology veröffentlicht. Um den Immunkräften der Fledermäuse auf die Spur zu kommen, haben die Forscher die Struktur bestimmter Immunrezeptoren, den sogenannten Toll-like Rezeptoren (TLRs), bei verschiedenen Fledermausspezies charakterisiert. Beim Vergleich mit den Rezeptoren anderer Säugetiere entdeckten sie, dass die der Fledermäuse einzigartige Veränderungen aufweisen. Dies beeinflusst womöglich die Funktion des Immunsystems, bestimmte Krankheitserreger zu erkennen und folglich abwehren zu können. TLRs sind eine Gruppe von Rezeptoren des angeborenen Immunsystems. Sie gelten als erste Abwehrlinie gegen eindringende Krankheitserreger und erkennen eine breite Palette an Pathogen-assoziierten molekularen Signaturen. Aus evolutionärer Sicht sind TLRs sehr interessant, da sich ihre Eigenschaften bei verschiedenen Arten in Abhängigkeit von der Umwelt, in der sie leben und den darin befindlichen Erregern, unterscheiden. Fledermäuse zeigen einzigartige Merkmale unter den Säugetieren, wie zum Beispiel ihre Fähigkeit zu fliegen. Zusätzlich haben die verschiedenen Arten eine außergewöhnliche Bandbreite, was ihre Nahrung angeht – ein Resultat ihrer Anpassungen an verschiedene Umwelten und ökologische Nischen, sagte Erstautorin Marina Escalera vom Berliner Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW). Diese Nischen haben ebenfalls spezifische Zusammensetzungen verschiedener Erreger, welche vermutlich die Entwicklung der TLRs in der Ordnung der Fledermäuse geprägt haben. Angesichts der besonderen Anpassungen von Fledermäusen gingen die Forscher davon aus, dass sich ihre TLRs von denen anderer Säugtiere unterscheiden müssten. Tatsächlich fanden sie Mutationen mit Auswirkungen auf die Mechanismen, mit denen die Rezeptoren Pathogene erkennen. Obwohl Fledermäuse selbst als Überträger verschiedener Krankheitserreger bekannt sind, wurde die genetische Variabilität ihres Immunsystems bisher wenig erforscht. Nicht-Wissenschaft;Falsches Transparent vorübergehend auf Messe für Lehrer in Linz. Linz – Ein Foto vom Stand der Pädagogischen Hochschule Oberösterreich sorgt derzeit für Häme in den sozialen Netzwerken. Auf der Interpädagogica wurden die oberösterreichischen Pädagogen vorübergehend als pädergogische Hochschule präsentiert. Das postete die Fraktion Christlicher Gewerkschafter (FCG Wiener Lehrerinnen) auf Facebook. Der Veranstalter soll den Stand falsch beschriftet haben, sagte Gottfried Lutz von der PH zu den Oberösterreichischen Nachrichten. Der Fehler sei sofort korrigiert worden. Kein einziger Besucher der Messe habe das Schild zu Gesicht bekommen, teilte ein Vertreter der PH dem STANDARD mit. Wissenschaft;Ungleiche gleich zu behandeln kann neue Ungleichheit schaffen, sagt Andrea D. Bührmann. Die Diversitätsforscherin über relativ freie Entscheidungen, Sozialisation und wie das eine vom anderen unterscheidbar wird. Wien – Wie soll mit Ungleichheit umgegangen werden? Diese Frage stellte am Mittwoch die Eröffnungsdiskussion zum Start einer neuen Veranstaltungsreihe der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW), die sich mit Entwicklungen in der Gender- und Diversitätsforschung auseinandersetzen wird. Zum Auftakt diskutierte Andrea D. Bührmann, Direktorin des Instituts für Diversitätsforschung in Göttingen, mit anderen Expertinnen der Genderforschung. STANDARD: Die neue Diskussionsreihe beschäftigt sich mit Diversitäts- und Genderforschung. Über Letztere wird oft die Meinung geäußert, sie entspreche keinen wissenschaftlichen Standards. Woran liegt das? Bührmann: Diese Kritik gibt und gab es nicht nur gegenüber den Gender Studies. Immer, wenn sich neue Wissenschaften etablieren und formieren, sagen andere, die schon da sind: Das ist ja gar keine Wissenschaft. Die Frage ist doch, wer legt die Standards von Wissenschat fest? Den wissenschaftlichen Standards nicht genügen heißt meist, dass sie den naturwissenschaftlichen Standards nicht genügen, ein naturwissenschaftliches Modell wird also an andere Disziplinen angelegt. Doch es geht etwa der Theologie gar nicht darum, repräsentative Studien durchzuführen. Ich denke, dass dieser Konflikt um die Wissenschaftlichkeit letztlich dazu benutzt wird, etwas anderes zu thematisieren. STANDARD: Und zwar? Bührmann: Wir müssen uns ansehen: Was genau wird als nicht geltend unterstellt? Das ist die macht- und gesellschaftstheoretische Frage dahinter. Und es geht darum, bestimmte Privilegierungen nicht thematisieren zu müssen. Geschlechterforschung kümmert sich in der Regel um Diskriminierung und Privilegierungen in den Geschlechterverhältnissen, und man findet sehr oft heraus, dass Frauen und transidente Menschen diskriminiert werden. Es geht meines Erachtens vor allem darum, solche Forschungsergebnisse zu diskreditieren. Damit will ich nicht sagen, dass man keine methodologische Diskussion darüber führen kann, was Geschlechterforschung eigentlich ist. Aber diese Diskussion ist sicher nicht das im Zentrum stehende Diskursmotiv der Kritik an den Gender Studies. STANDARD: Ungleichheit/Gleichheit ist ein komplexes Thema: auf der einen Seite die Frage, wie Gleichstellung aussehen könnte, auf der anderen Seite gibt es eine umfassende Beschäftigung mit Differenzen. Liegt darin auch ein Grund für das Unverständnis? Bührmann: In der Forschung zu sozialer Ungleichheit interessiert man sich für soziale Ungleichheit, in der Religionsforschung interessiert man sich für die Unterschiede zwischen den Religionen und den markanten Unterschied, ob jemand gläubig ist oder nicht. Dieses Schema – wir haben eine Masterkategorie, und wir sehen uns alle anderen Dimensionen an – gibt es in vielen Wissenschaften, auch in der Medizin. Was sind funktionierende oder nichtfunktionierende Organe, was ist krank oder nicht krank – das wird in diskursiven Aushandlungsprozessen festgelegt. Bis in die 1970er wurde auch in den Ländern des globalen Nordens zum Beispiel Homosexualität als Krankheit definiert und nun eben nicht mehr. Das macht deutlich, dass vermeintlich gegebene Gewissheiten gesellschaftlich hergestellt und reproduziert werden. STANDARD: Sie untersuchen Diversifizierungsprozesse. Was ist das genau? Bührmann: Es geht um die Frage, was wird überhaupt als divers wahrgenommen? Dazu gibt es unterschiedliche Ideen: Ist Gesellschaft immer schon divers? Oder gehen wir davon aus, die Menschen sind alle ähnlich und werden unterschiedlich gemacht. Ein Beispiel: In Deutschland gab es in der Statistik lange Zeit Ausländer und Inländer. Jetzt haben wir auch Migranten. Das heißt, wir diversifizieren die Ausländer. Ein anderes Beispiel ist Geschlecht und die Annahme, dass es nur zwei Geschlechter gibt. Doch dann gibt es auch transidente Menschen, die sagen, das ist eine Zwangsveranstaltung, die ihr da treibt, wir sind mehr. Demzufolge gibt es eine Diversifizierung in der Forschung: Wenn jemand sagt, ich bin kein Mann, kann man nicht einfach mehr sagen, dass dieser Mensch also automatisch eine Frau ist. STANDARD: Der Begriff der Diversität ist noch nicht sehr lange im Wissenschaftsbetrieb virulent. Wann kam er auf? Bührmann: Spätestens seit dem Fall der Mauer ist klar, wir leben in einer globalen Welt, und nichts ist mehr normal, also ist alles divers. Doch auch an methodologischen Diskussionen wurde an unterschiedlichen Punkten schon früh klar, dass es nicht reicht, sich nur eine Masterkategorie anzusehen. In der Geschlechterforschung hat man gesehen, wir sind nicht nur einfach Frauen, sondern wir haben eine bestimmte Klassenzugehörigkeit, eine bestimmte Religionszugehörigkeit und, und, und. Retrospektiv wird diese Zusammenschau Intersektionalität genannt. Der Begriff der Diversität ist über die Betriebswirtschaft und das Personalkonzept Diversity-Management nach Deutschland gekommen. Und in den Erziehungswissenschaften ist man schnell auf die Idee gekommen, dass es einen Unterschied macht, ob lauter deutschsprachige Kinder aus bürgerlichen Haushalten in einer Klasse sitzen oder welche, die kein Deutsch können oder kein eigenes Zimmer haben, und es wurde die Pädagogik der Vielfalt entwickelt. STANDARD: Dass aufgrund von ungleichen Lebensbedingungen ausgleichend eingegriffen werden soll, um gleiche Chancen zu schaffen, wird auch als bevormundend empfunden. Bührmann: Als Sozialwissenschafterin sehe ich natürlich einen Unterschied darin, ob ich Ungleiche gleich behandle und so wieder Ungleichheit schaffe, oder ob ich Ungleiche ungleich behandle. Ich will nicht auf einen differenztheoretischen Ansatz hinaus, den es in der Frauenbewegung um 1900 oder auch in der Apartheid gegeben hat – die Schwarzen sollen in bestimmten Vierteln wohnen oder etwas anderes tun, weil sie anders sind. Ich spreche vielmehr von einem befähigungstheoretischen Ansatz, den wir aus der Entwicklungsökonomie von Amartya Sen und von der Philosophin Martha Nußbaum kennen: Wir müssen uns ansehen, welche Möglichkeiten haben Menschen, und wie können wir sie befähigen, diese Möglichkeit zu nutzen? STANDARD: Um welche Möglichkeiten geht es? Bührmann: Dazu müssen wir uns erst fragen, welche Funktionen des Lebens erachten wir in unserer Kultur als besonders wichtig? Ein gutes Beispiel ist Essen: Bin ich dünn, weil ich gerne dünn bin und gerne Diät halte, oder bin ich dünn, weil ich gar nicht die Möglichkeit habe, etwas zu essen. Es geht also darum, einen bestimmten Freiheitsgrad herzustellen, egal wie Menschen sich entscheiden. Wir müssen sicher sein, jemand ist dünn, weil er oder sie sich so entschieden hat, und nicht, weil es nichts zu essen gibt. STANDARD: Genau an dem Punkt stellt sich doch die Frage nach der Sozialisation. Bei Frauen mit Kopftuch fragt man sich immer wieder, ob und wie frei sie darüber entschieden haben, eines zu tragen. Bührmann: Man muss kontextsensible Kriterien dafür entwickeln, dass es sich um eine relativ freie Entscheidung handelt. Wir sind im Grunde ja keine autonomen Subjekte, denn wir sind doch alle in dieser oder jener Art und Weise sozialisiert worden. Man könnte auch sagen: Ich bin dazu sozialisiert worden, mein Kopftuch abzulegen. Ist das eine freie Entscheidung oder einfach Endpunkt meiner Sozialisation? Wir müssen uns fragen, wie kann man feststellen, ob jemand sich frei entscheidet oder nicht? Das müssen wir aushandeln. STANDARD: Wie könnte diese Aushandlung aussehen? Bührmann: Die Frage ist doch, wie wir eigentlich Leben wollen. Mit Blick auf die Exzesse in Köln lauten diese Fragen: Wollen wir sie instrumentalisieren, um noch mehr Fremdenfeindlichkeit hervorzurufen? Oder wollen wir versuchen zu überlegen, wie wir dafür sorgen können, dass so etwas nicht wieder passiert? Und das Dritte ist: Was hat das damit zu tun, wie wir in der Regel mit Frauen umgehen? Darüber müssen Debatten geführt werden, in denen nicht jeder immer glaubt zu wissen, was der andere zu sagen hat. STANDARD: Wie bewerten Sie den Verlauf der Debatte über Köln? Bührmann: Es ist entsetzlich, was dort passiert ist. Ich finde es aber gut, dass so diskutiert wird, dass wir daraus lernen können, dass so etwas nicht wieder passiert, den Tätern vermittelt wird, dass das nicht geht und so etwas niemand einfach so hinnimmt. Und die Opfer lernen, dass sie nicht mehr als die hingestellt werden, die sich mal nicht so haben sollen. Wir sollten die Chance nutzen, die sich aus dieser Krisensituation ergibt, um nachhaltig für mehr Geschlechtergerechtigkeit für alle einzutreten. Nicht-Wissenschaft;'An Volksschulen um 15 Prozent, an Haupt- bzw. Neuen Mittelschulen um 38 Prozent. Wien – Die Zahl der außerordentlichen Schüler ist zwischen den Schuljahren 2011/12 und 2013/14 stark gestiegen. An den Volksschulen wuchs deren Zahl um rund 15 Prozent, an den Haupt- bzw. Neuen Mittelschulen um 38 und an den AHS-Unterstufen um 31 Prozent. Das zeigt die Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage durch Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ). Wird bei der Schülereinschreibung festgestellt, dass ein Kind nicht über ausreichende Deutschkenntnisse verfügt, erhält es laut Schulunterrichtsgesetz den Status der Außerordentlichkeit: Schulpflichtige SchülerInnen, die aufgrund mangelnder Deutschkenntnisse dem Unterricht nicht ohne weiteres folgen können, sind für die Dauer von maximal zwölf Monaten als außerordentliche SchülerInnen aufzunehmen. Dieser Status kann für ein weiteres Jahr verlängert werden, wenn die Sprache ohne eigenes Verschulden nicht ausreichend erlernt werden konnte – ist man allerdings erst einmal ordentlicher Schüler, kann man nicht mehr in die Außerordentlichkeit rückversetzt werden. Am höchsten fiel der Zuwachs an außerordentlichen Volksschülern in Tirol (plus 66 Prozent; allerdings von einer sehr geringen Basis von rund 200 Schülern), Kärnten (31 Prozent) und Wien (22 Prozent) aus. Insgesamt gingen 2013/14 knapp zwei Drittel der insgesamt rund 23.300 außerordentlichen Volksschüler in Wien (9.400) und Oberösterreich (5.200) zur Schule. Im Bereich der Hauptschulen/Neuen Mittelschulen (3.700) und AHS-Unterstufen (500) ist die Zahl der außerordentlichen Schüler wesentlich geringer. (APA, 21.9.2015)' Wissenschaft;Mit Timothy Peake geht erstmals auch ein britischer Astronaut an Bord der ISS. Baikonur/London – Am frühen Dienstagabend erreichte eine Sojus mit drei Raumfahrern an Bord die International Space Station (ISS). Um 18:33 MEZ dockte das Raumschiff rund 400 Kilometer über Indien an, wie die NASA per Kurznachrichtendienst Twitter mitteilte. Contact! #Soyuz docking confirmed at 12:33pm EST/5:33pm UTC while flying over India. pic.twitter.com/SIxLHQ8bN1 Mit an Bord befindet sich mit Timothy Tim Peake erstmals auch ein britischer ESA-Astronaut auf der Reise zur ISS. Der 43-jährige erreichte gemeinsam mit dem Russen Juri Malentschenko und dem US-Amerikaner Timothy Kopra nach gut sechs Stunden Flug die ISS. Die Nasa übertrug das Manöver per Livestream. Watch @NASA TV now for live coverage of #Soyuz docking at 12:24pm ET/5:24pm UTC... https://t.co/c7YsQe30bc pic.twitter.com/ZWSjLbXc8z Auf der ISS wurden die neuen Crewmitglieder von ihren Kollegen Scott Kelly aus den USA sowie Sergej Wolkow und Michail Kornienko aus Russland erwartet. Sie sollen etwa fünf Monate auf der ISS rund 400 Kilometer über der Erde bleiben. Die erste Entsendung eines britischen Astronauten zur Internationalen Raumstation ISS löste in seinem Heimatland eine wahre Raumfahrt-Euphorie aus. So bejubelten etwa der britische Premierminister David Cameron und das Königshaus Peakes Weltraummission. Im Londoner Science Museum versammelten sich am Dienstag tausende Menschen, darunter etwa 2.000 Schüler, um sich den Raketenstart gemeinsam auf Großbildschirmen anzusehen. Die Schulkinder schwenkten kleine britische Flaggen und brachen in Jubelrufe aus, als Peake und seine Kollegen abhoben. Am Vorabend hatte die britische Regierung mitgeteilt, dass sie durch Fördermaßnahmen bis zum Jahr 2030 den Umsatz der britischen Raumfahrtindustrie auf umgerechnet 36 Milliarden Euro verdreifachen wolle. Großbritanniens Anteil am Raumfahrt-Weltmarkt solle damit von sieben auf zehn Prozent steigen, teilte das Wirtschaftsministerium mit. Der frühere Hubschrauber-Testpilot Peake, der von der Europäischen Weltraumagentur (ESA) entsandt wurde, hofft, während seines 173 Tage dauernden Aufenthalts im All auch einen Außeneinsatz absolvieren zu können. Er ist der erste Brite auf der ISS und seit mehr als 20 Jahren der erste Brite im All überhaupt. Wissenschaft;Paläontologen entdeckten in Brasilien die Überreste eines winzigen kreidezeitlichen Vogels. Rio de Janeiro - Paläontologen haben in Südamerika die Überreste eines wahren Winzlings unter den urzeitlichen Vögeln entdeckt. Das Tier war kaum größer als moderne Kolibris und besaß lange, dem Schaft eines Pfeils ähnelnde Schwanzfedern, wie die Forscher im Fachmagazin Nature Communications berichten. Der Vogel hat vor etwa 115 Millionen Jahren auf dem Superkontinent Gondwana gelebt. Nach Angaben der Wissenschafter um Ismar de Souza Carvalho von der Staatlichen Universität in Rio de Janeiro waren die freigelegten Fossilien in sehr gutem Zustand. Fossile Funde von Vögeln aus dem Erdmittelalter, das vor etwa 252 Millionen Jahren begann und vor etwa 66 Millionen Jahren endete, sind selten. Deshalb ist nur wenig über die frühe evolutionäre Geschichte dieser Tiergruppe bekannt. Die meisten gefiederten Überreste aus jener Zeit wurden im Nordosten Chinas gefunden. Umso bemerkenswerter ist nicht nur der erstaunlich gute Zustand des nun entdeckten Vogels, sondern auch der Fundort: das Araripe-Becken im Nordosten Brasiliens. Es sei der erste Fund dieser Art in Südamerika, berichteten die Forscher. Der Vogel sei wohl ein Jungtier und gehöre wahrscheinlich zu den sogenannten Enantiornithes (gegensätzliche Vögel), einer Gruppe zahntragender Vögel, die an der Kreide-Tertiär-Grenze vor etwa 66 Millionen Jahren ausstarb. Aus einem anderen evolutionären Zweig, den Ornithuromorpha, entwickelten sich die modernen Vögel. Das Araripe-Becken ist eine der bedeutendsten Fossillagerstätten der Welt. Zu Lebzeiten des kleinen Vogels herrschte hier ein heißes und feuchtes Klima, was eine große Artenvielfalt begünstigt habe, erklärte der Paläontologe de Souza Carvalho in einem zur Studie veröffentlichten Video: Der gute Zustand des Fossils erlaubte Rückschlüsse auf Struktur und Funktion der speziellen Schwanzfedern: Sie seien anders als die heutiger Vögel bandförmig, hätten einen elliptischen Schaft und ein Muster aus Punkten, schrieben die Wissenschafter. Sie nehmen an, dass es sich um Reste der ursprünglichen Färbung des Vogels handelt. Größe und Farbgebung der Schwanzfedern könnten mit dem Balzverhalten der Tiere oder der Arterkennung zusammenhängen, heißt es in der Studie weiter. Unwahrscheinlich sei, dass sie für das Gleichgewicht der Vögel oder ihr Flugverhalten bedeutsam waren - die Federn seien aerodynamisch nicht optimiert. Nicht-Wissenschaft;Bei Sluzki-Premiere hilft im Kampf um Top-Zwei-Platz nur Sieg weiter – Neo-Coach: "Hatten nicht genug Zeit" – Schweden in EM-Quali-Spielen neun Partien unbesiegt. Moskau – Acht Punkte aus sechs Spielen und nur Platz drei in der Österreich-EM-Qualifikations-Gruppe G. Die russische Nationalmannschaft steht im Kampf um die beiden Fixtickets für die Fußball-EM 2016 in Frankreich mit dem Rücken zur Wand. Am Samstag hilft wohl nur ein Sieg in Moskau gegen den vier Punkte entfernten Zweiten Schweden weiter. Der soll auch durch den Trainereffekt gelingen. Nach der 0:1-Niederlage gegen die ungeschlagen an der Tabellenspitze stehende ÖFB-Auswahl musste Russlands Teamchef Fabio Capello am 14. Juli sein Amt abgeben. Seit 7. August ist mit Leonid Sluzki der Nachfolger bekannt. Der 44-Jährige, der weiterhin auch den russischen Spitzenclub ZSKA Moskau coacht, soll nun den Umschwung herbeiführen. Sluzki bremst allerdings vor seiner Premiere die Erwartungen. Es ist ein neuer Trainer mit neuen Vorstellungen gekommen, wir hatten für die Anpassung nicht genug Zeit und wenig Zeit für die Feinarbeit, sagte Russlands Neo-Teamchef. Ibrahimovic rechtzeitig fit Kadermäßig gab es gegenüber seinem Vorgänger kaum Änderungen. Mit Aleksander Erochin (Ural Swerdlowsk Oblast) und Oleg Kuzmin (Rubin Kasan) stehen zwei potenzielle Debütanten im Aufgebot. Aufseiten der Schweden fällt der gesperrte Kim Källström aus. Dafür wurde Superstar Zlatan Ibrahimovic nach seiner Knieverletzung rechtzeitig fit. Ich erwarte ein hartes, schwieriges Spiel, aber wir glauben an uns, meinte der Paris-St.-Germain-Stürmer. Das 1:1 im Herbst in Solna, bei dem Aleksander Kokorin (10.) bzw. Ola Toivonen (49.) trafen, hatte Ibrahimovic noch verletzungsbedingt verpasst. Umso mehr fiebert er nun dem Duell mit den Russen entgegen. Ich möchte Schweden zur EM in Frankreich führen, sprach der 33-Jährige Klartext. Ein Sieg in Moskau wäre da schon fast die ganze Miete, doch auch mit einem Remis und Vier-Punkte-Vorsprung könnten die Schweden sicher gut leben. Die Russen haben in der laufenden Qualifikation auf sportlichem Weg nur gegen Liechtenstein (4:0) gewonnen. Am Grünen Tisch bekamen sie nach Zuschauerausschreitungen den 3:0-Erfolg gegen Montenegro gutgeschrieben. Zu Hause sind sie zwei Partien sieglos. Die Schweden sind demgegenüber im laufenden Bewerb noch unbesiegt und in EM-Qualifikationsspielen gar seit neun Partien sowie einer 1:2-Niederlage in Ungarn im September 2011 ohne Niederlage. Nicht-Wissenschaft;Deutsche Regierung prüft aber weiter Ankaras Forderung nach Strafverfolgung – Kritik von Sozialdemokraten und wenig Zustimmung in Umfrage. Berlin – Im Streit um eine mögliche Strafverfolgung des Satirikers Jan Böhmermann wegen seiner umstrittenen Satire über den türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan hat die deutsche Kanzlerin Angela Merkel die Bedeutung der Meinungsfreiheit in Deutschland hervorgehoben. Diese Grundwerte gelten unbeschadet aller politischen Probleme, die wir miteinander besprechen, sagte Merkel am Dienstag in Berlin. Die Kanzlerin betonte, dass sie in der Flüchtlingskrise eine gemeinsame Lösung mit der Türkei anstrebe. Die Frage des Flüchtlingsabkommens zwischen Ankara und der Europäischen Union sei von der Kontroverse um die Böhmermann-Satire und dem Schutz der Meinungsfreiheit in Deutschland aber völlig entkoppelt. Merkel erklärte, dass das türkische Ersuchen nach einem Strafverfahren wegen Beleidigung eines ausländischen Staatsoberhaupts von der Bundesregierung sehr sorgfältig geprüft werde. Die Prüfung werde in den nächsten Tagen abgeschlossen. Böhmermann hatte Erdogan in einem Gedicht, das er in seiner Sendung Neo Magazin Royale als Schmähkritik angekündigt hatte, mit Worten unter der Gürtellinie beleidigt. Für das von der Türkei verlangte Vorgehen wegen Beleidigung eines ausländischen Staatsoberhaupts ist die Zustimmung der Bundesregierung erforderlich. Am Montag stellte Erdogan daneben auch persönlich Strafanzeige gegen Böhmermann wegen Beleidigung. Dieser Rechtsweg kann unabhängig von der Entscheidung der Bundesregierung beschritten werden. Mit dem Fall ist die Staatsanwaltschaft Mainz befasst. Merkel gerät wegen ihres Umgangs mit der Affäre innenpolitisch zunehmend unter Druck. Die Kanzlerin hatte Böhmermanns Gedicht in einem Telefonat mit dem türkischen Ministerpräsidenten Ahmet Davutoglu als bewusst verletzend bezeichnet. Kritiker werfen ihr vor, beim Schutz der Meinungsfreiheit vor der türkischen Regierung einzuknicken. Auch in den Reihen der eigenen Regierung wird das Strafverfahren gegen Böhmermann kritisch gesehen. Wir sind skeptisch, ob das Strafrecht der richtige Weg sein kann, verlautete am Dienstag aus dem Umfeld von Außenminister Frank-Walter Steinmeier, einem Sozialdemokraten. SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann sagte indes, seine Partei sei bereit, eine entsprechende Regelung in Paragraf 103 des Strafgesetzbuchs ersatzlos zu streichen, auf die sich der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan berufe. Laut einer Umfrage spricht sich die Mehrheit in Deutschland gegen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft aus. 54 Prozent aller Befragten, die die Debatte über das Gedicht verfolgt hatten, finden laut einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov die Ermittlungen gegen den Satiriker ganz und gar nicht angemessen. Lediglich sechs Prozent befürworten diese. Wissenschaft;Bis Ende Juli sollen 100 Wale getötet werden. Tokio – Ungeachtet internationaler Proteste sind japanische Walfänger wieder in See unterwegs. Zwei Schiffe legten am Donnerstag in Shimonoseki ab und nahmen Kurs Richtung Nordwest-Pazifik, wie japanische Medien meldeten. Sie waren erst Ende März aus der Antarktis zurückgekehrt, wo insgesamt 333 Zwergwale getötet wurden. Nun sollen bis Ende Juli erneut 100 Wale erlegt werden. Japan macht jedes Jahr Jagd auf Hunderte Wale – offiziell zu wissenschaftlichen Zwecken. Dies ist formal erlaubt, trotz des seit 1986 geltenden weltweiten Walfangmoratoriums.In den vergangenen 25 Jahren haben Japans Waljäger im Rahmen ihres umstrittenen Forschungsprogramms mehr als 10.000 Großwale in den antarktischen Gewässern getötet. Das Land verfolgt offen sein erklärtes politisches Ziel, die kommerzielle Jagd auf Großwale wieder zuzulassen. Wissenschaft;Physiker erhoffen sich nach dem Durchbruch neue Erkenntnisse über Dunkle Energie, Dunkle Materie und über den Ursprung des Universums. Wien – Der am Donnerstag präsentierte Nachweis von Gravitationswellen gilt als aussichtsreicher Kandidat für den Physiknobelpreis – aber nicht für 2016. Denn die Forscher hätten ihre Ergebnisse bis 31. 1. veröffentlichen müssen, sagte ein Sprecher der Jury am Freitag in Stockholm. Für spätere Jahre dürfen sich Kip Thorne, Reiner Weiss und Ronald Drever, die Gründer des Gravitationswellen-Observatoriums Ligo, das den Nachweis erbrachte, jedenfalls Hoffnungen auf die schwedische Auszeichnung machen. Was sie allerdings noch mehr freuen dürfte, ist, dass der nun gelungene Nachweis möglicherweise ein neues Fenster der Astronomie eröffnet. Gravitationswellen haben das Potenzial, die Astronomie zu revolutionieren, sagt auch der Astrophysiker Stephen Hawking. Denn noch wichtiger als die Messung der Gravitationswellen selbst ist, dass sie verwendet werden können, um kosmische Ereignisse zu erforschen, die sie hervorbringen. So war die Kollision zweier Schwarzer Löcher, die die nun gemessenen Gravitationswellen ausgelöst hat, das gewaltigste Ereignis, das je beobachtet wurde – und eines, von dem man nicht wusste, ob und wie es vor sich geht. Neben weiteren Tests von Einsteins allgemeiner Relativitätstheorie und Erkenntnissen zum Ursprung des Universums erhoffen sich Physiker nun, mit Gravitationswellen mehr über Dunkle Energie und Dunkle Materie herausfinden zu können. Diese Phänomene entziehen sich weitgehend der Beobachtung mit elektromagnetischen Wellen, auf die man bisher angewiesen war. Hawking sieht durch die Ligo-Messungen seine Vorhersagen zur Verschmelzung Schwarzer Löcher bestätigt: Die Fläche der sogenannten Ereignishorizonte des entstandenen Schwarzen Loches sei größer als die Summe der Flächen der ursprünglichen. Wissenschaft;Denver – Die Ergebnisse dieser Studie mögen ungerecht gegenüber Frauen sein. Die Erstautorin des Artikels, der im Fachblatt Radiology erschien, ist mit Jody Tanabe allerdings selbst eine Frau. Sie und ihr Team untersuchten die Gehirne von insgesamt 127 Personen, von denen wiederum 59 im Schnitt 15,7 Jahre lang von Kokain oder Amphetaminen abhängig waren und durchschnittlich 13,5 Monate lang keine Drogen mehr konsumiert hatten. Das erstaunliche Ergebnis: Während die Hirne der 28 ehemals süchtigen Frauen ein deutlich verkleinertes Hirnvolumen hatten, war das der 31 männlichen Drogenkonsumenten annähernd gleich groß geblieben. AbstractRadiology: Sex Differences in Gray Matter Changes and Brain-Behavior Relationships in Patients with Stimulant Dependence (red, 15.7.2015) Wissenschaft;Fundstück mit dem unbekannten Namen "Elihana bat Gael" deutet auf hohen sozialen Status der Frau hin. Jerusalem – Israelische Archäologen haben ein 2.500 Jahre altes Siegel mit dem Namen einer Frau bei Ausgrabungen in Jerusalem gefunden. Das antike Fundstück trage den hebräischen weiblichen Namen Elihana bat Gael, teilte die israelische Altertumsbehörde am Montag mit. Die Besitzerin des Siegels war im Vergleich zu anderen Frauen zur Zeit des ersten Tempels außergewöhnlich: sie hatte einen juristischen Status, der es ihr erlaubte, Geschäfte abzuwickeln und Güter zu besitzen, hieß es in der Mitteilung. Bei den Ausgrabungen im arabischen Ostteil der Stadt sei auch ein Namenssiegel eines Mannes namens Saarjahu ben Schabenjahu entdeckt worden. Beide Siegel wurden in einem Gebäude aus der Zeit des im Jahre 586 vor unserer Zeitrechnung zerstörten ersten jüdischen Tempels gefunden. Das Gebäude habe damals offenbar als Verwaltungszentrum gedient. Die Ausgrabungsstelle liegt am Rande des Tempelbergs in Jerusalems Altstadt. Nur ein sehr kleiner Teil der bis heute gefundenen Siegel gehörte Frauen, sagte der Archäologe Hagai Misgav von der Hebräischen Universität in Jerusalem. Grund sei der damals meist wirtschaftlich und gesellschaftlich schwächere Status von Frauen. Der Name Elihana erscheint nicht in der Bibel, und es gibt keine weiteren Informationen über die Identität der Frau, sagte Misgav. Aber die Tatsache, dass sie ein Siegel besaß, beweist ihren hohen sozialen Status. Wissenschaft;Israelische und US-amerikanische Forscher glauben, Freundschaften objektiv bewerten zu können. Tel Aviv – Forscher der Universität Tel Aviv und des Massachusetts Institute of Technology haben für eine Studie eine Menge Datenmaterial zusammengetragen, um zu einem ziemlich ernüchternden Befund zu kommen: Ihnen zufolge ist die Hälfte unserer Freundschaften eine Einbahnstraße. Anders ausgedrückt: Nur die Hälfte derer, die wir als Freund bezeichnen, würde uns dieselbe Ehre erweisen. Zu diesem Befund kam das Team um Erez Shmueli nach einer Reihe von Experimenten, der Auswertung früherer Studien zum Thema Freundschaft und sechs Umfragen unter Studenten aus Israel, Europa und den USA mit etwa 600 Teilnehmern. Danach entwickelten sie einen Algorithmus für objektivierbare Kriterien einer freundschaftlichen Beziehung – etwa die Zahl gemeinsamer Freunde von A und B oder die Gesamtzahl von Freunden. Mit diesem Algorithmus glauben die Forscher eine Freundschaft als einseitig oder beiderseitig definieren zu können. Und stellen eine Diskrepanz zwischen unserer Wahrnehmung und der Realität fest: 95 Prozent der Studienteilnehmer gingen laut Shmueli davon aus, dass ihre jeweiligen Freundschaften beiderseitig seien – die Forscher bewerteten hingegen nur 50 Prozent davon in dieser Weise. Wir sind sehr schlecht darin, zu beurteilen, wer unsere Freunde sind, so Shmueli. (red, 16. 5. 2016) Nicht-Wissenschaft;Ilse Benkö: FP-Mandatarin als Youtube-Star. Ilse Benkö ist ein Star. Im Südburgenland sowieso, da kennt man sie ja face-to-face. Nun aber kennt man sie überall, jedenfalls face-to-screen. Fast 300.000 Zugriffe gab es und unzählige - teils ungläubige - Medienberichte. Ihr Song - den sie eigentlich nicht singt, sondern singen lässt - geht gerade durch die Decke, wie man sagt. Die Helene Fischer, ließ sie unlängst standard.at wissen, bin ich nicht. Aber wie diese (Aaaaaaatemlos durch die Nacht) pflegt auch Benkö den Refrainpurismus: I kreuz die Benkö an - Blauaue Lady. Das Bild, das Ilse Benkö in diesem Video von sich zeichnen lässt, kommt ihrer wirklichen Figur durchaus nahe. Lederkluft, schlurfender Gang, kesse Lippe: Die Südburgenländerin, die im nun rot-blauen Burgenland vereinbarungsgemäß Dritte Landtagspräsidentin wird, ist, was man eine Gstandene nennt. Im Scherz habe, erzählt sie, ein SPÖler einmal gesagt, sie solle sich doch - mit so einem Mundwerk - bei der FPÖ bewerben. Kaum gesagt, schon getan. 1996 kandidiert die als Rechtspflegerin am Oberwarter Bezirksgericht Tätige für den Landtag. Nicht alles habe ihr in der FPÖ damals gepasst, also hat sie sich wieder zurückgezogen, um 2000 wiederzukommen. 2000 zog sie als erste Frau für die FPÖ in den Landtag, dem sie seither angehört. Sie ist auch Gemeinde- und Stadträtin in Oberwart. Ilse Benkö - eine der wenigen Frauen, die ihre Haare noch so auffällig toupieren - hat einen Gutteil ihres Lebens im Spitzensport verbracht. Sie war eine ausgezeichnete Basketballerin, peppelte bis ins Nationalteam. Von 2005 bis 2008 war sie Präsidentin des Burgenländischen Basketballverbands. Liiert ist Benkö nicht. Dazu habe ihr bisher die Zeit gefehlt, aber vielleicht finde ich ja noch einen Lebensabschnittspartner. Jetzt, als Dritte Landtagspräsidentin in Eisenstadt, wäre vielleicht Zeit dazu. Dritte Landtagspräsidentin - Michael Häupl würde sagen, da sei er am Dienstagmittag fertig. Benkö muss da allerdings schon wieder ins Südburgenland düsen. Sie kümmert sich mit ihren zwei Geschwistern um die alte Mutter, die ist seit ihrem neunten Lebensjahr schwerst körperbehindert. Ein Handicap, mit dem die 54-Jährige sich selber ihre soziale Ader erklärt. Und neben dem allen muss sie ja auch noch den blauen Klub zusammenhalten. Buberlpartien brauchen, wollen sie seriös sein, zuweilen eine leitend-strenge Hand. Und seis die der Blauen Lady. Nicht-Wissenschaft;In China erfreuen sich 24-Stunden-Buchgeschäfte wachsender Beliebtheit. Nun gibt es auch eine Filiale an einem historischen Ort. China gilt nicht nur als Reich der Harmonie, sondern auch als Eldorado für Kopien. Inzwischen trifft das nicht mehr auf Bücher zu. Im Zeitalter der E-Books lohnt sich der illegale Nachdruck nicht. Zudem fehlt es an Wühl- und Kramtischen am Straßenrand, einst ideale Absatzplätze für Raubkopien. Heute ordern Leser meist online. Chinas Amazon oder Dangdang liefern ihnen ihre Bücher frei Haus zu 30 bis 50 Prozent unter Ladenpreis. Wie soll da ein Raubkopierer mithalten? Dennoch gibt es eine neue Art von Kopisten, die ganz legal arbeiten und dem Buch weitere Käuferschichten erschließen wollen. Während weltweit Buchgeschäfte und Antiquariate vor dem Internethandel aufgeben, findet in China ein neues Geschäftsmodell immer mehr Nachahmer, die darauf setzen, Bücher rund um die Uhr im Laden zu verkaufen. Die Rede ist von Chinas neuem Trend, 24-Stunden-Buchgeschäfte zu gründen. Als am 23. April 2014 die Buchhandlung Sanlian Taofen (STB) im Zentrum Pekings bei der Akademie der Künste als erste verkündete, von nun an durchgehend geöffnet zu haben, glaubte niemand an den Erfolg der Initiative. Die meisten hielten es für einen Werbegag zum Symboldatum 23. April, dem weltweiten Jahrestag des Buches. Doch der Autor dieser Zeilen sah zwei Wochen nach dem Start am frühen Morgen hinter den erleuchteten Fensterscheiben Dutzende über Lesetische gebeugte Kunden. Auf Nachfrage entpuppten sie sich als junge Pekinger, meist aus der näheren Umgebung. Tagsüber hätten sie weder Zeit noch Muße zum Kulturshoppen. Statt abends vorm Fernseher zu sitzen, schlenderten sie nun zum Laden, wo sie nicht nur schmökern, sondern auch vom Time Café im Obergeschoß Getränke zur geistigen Nahrung erhalten können. 60 Prozent der späten Leser kaufen auch Bücher, sagte nun nach einem Jahr Geschäftsführer Zhang Zuozhen der Nachrichtenagentur Xinhua. Sein Umsatz sei um mehr als die Hälfte gestiegen, die Gewinne hätten sich verdoppelt. Von neun Uhr abends bis neun Uhr morgens verbucht Sanlian über das Jahr durchschnittlich umgerechnet 2.200 Euro Einnahmen pro Nacht. Das reicht, um die Nachtschicht-Verkäufer besser zu bezahlen, kostenlos Werbung für sich zu machen und dabei noch etwas zu verdienen. Am 23. April 2015, erneut zum Tag des Buches, eröffnete Zhang seine zweite 24-Stunden-Filiale im akademischen Stadtbezirk Haidian. Rund-um-die-Uhr-Buchgeschäfte sind als Nischenidee zum Hoffnungsschimmer für das vom Onlinehandel verdrängte Buchwesen geworden und nebenbei gesellige Treffpunkte für einsame Nachtschwärmer. Und Pekings Beispiel findet Nachahmer. Bis Mitte Juli gab es bereits 15 solcher Buchläden in China. Darunter sind auch Ableger des Vorbilds aller 24-Stunden-Läden, der Eslite-Buchkette aus Taiwan, die 1989 in Taipei den ersten Buchladen im Dauerbetrieb gründete. Heute gibt es fünf 24-Stunden-Läden in Ostchinas Ferienmetropole Hangzhou, ein Geschäft tief in Zentralchinas Changsha. Im Juni öffnete ein Shop in Kanton und Anfang Juli in Xiamen an der Südküste. Der schönste 24-Stunden-Buchladen machte jetzt am 20. Juli in Peking auf, direkt am Dianmen, dem Tor zum irdischen Frieden zwei Kilometer vor dem Kaiserpalast auf der Nord-Süd-Stadtachse. Einst standen hier – um 1420 erbaut – ein traditioneller Torbogen und links und rechts für die kaiserlichen Wachen zwei Garnisonsbauten, auch Yanchi oder Wildgansflügel genannt. 1954 wurden sie für den Bau von Durchgangsstraßen abgerissen. 60 Jahre später ließ sie die Stadtteil-Regierung Xichengqu wieder orginalgetreu aufbauen. Als im Stadtparlament über ihren Verwendungszweck diskutiert wurde, meldete sich der 59-jährige Volksdeputierte Yu Huagang zu Wort. Als Verlagsleiter des größten staatlichen Antiquariats und Buchhandels Zhongguo Shudian oder Cathay Bookshop würde er aus einem der Gebäude ein 24-Stunden-Buchgeschäft machen, aus dem anderen einen nur tagsüber geöffneten Kinderbuch-Laden. Cathay zieht mit einem Angebot bestehend aus antiquarischen und neuen chinesischen Büchern, Bildbänden, klassischem Briefpapier, Schreibtusche, Pinsel und Kulturgütern Büchernarren wie Kulturtouristen gleichermaßen an. Im Obergeschoß stellt der Verlag, der auch auf alte Nachdrucke spezialisiert ist, klassische Buchoriginale aus und führt die Kunst des Buchdrucks und der Restaurationstechnik vor. Tische und Ecken zum Bücherlesen und Teetrinken gehören dazu. Yu, der sich vom Verkäufer 1976 bis zum Verlagschef von Cathay hocharbeitete, ließ es sich nicht nehmen, die erste Nachtschicht selbst zu bestreiten, erzählte er dem STANDARD. Vom 20. Juli um acht Uhr abends bis zum 21. Juli um elf Uhr vormittags habe er seine Bücher verkauft. Um Mitternacht waren noch 30 Kunden da. In der ersten Nacht setzten sie 12.000 Yuan (1.800 Euro) um, in der zweiten 15.000 und am dritten Tag 20.000 Yuan. Das war viel besser als gedacht. Wissenschaft;Der Verwendungszweck der filigranen Objekte ist unbekannt. Kopenhagen – Dänische Archäologen rätseln über einen verblüffenden Fund, der auf den ersten Blick wie eine große Portion goldene Pasta aussieht (ein Foto finden Sie hier). Rund 2.000 dünne, zu kleinen Spiralen aufgerollte Goldbänder aus der Bronzezeit sind bei Ausgrabungen auf der Insel Seeland ans Licht gekommen. Experten des Museums Westseeland und des Nationalmuseums in Kopenhagen wissen weder, wofür die bis zu drei Zentimeter langen Objekte gebraucht wurden, noch haben sie jemals etwas Vergleichbares in Dänemark gesehen. Nach Einschätzung der Archäologen stammen sie aus der Zeit zwischen 900 und 700 vor unserer Zeitrechnung, erklärte Flemming Kaul vom dänischen Nationalmuseum. Vielleicht waren die Spiralen an einer Schnur angebracht, die als kleine Fransen an einem Hut oder Sonnenschirm steckten. Vielleicht waren sie ins Haar geflochten oder auf Kleider gestickt, sagte der Forscher. Die Spiralen aus dünnem, flachen Golddraht fanden die Archäologen im Verlauf mehrerer Ausgrabungen auf nur wenigen Quadratmetern. In der Nähe waren auch bereits Armbänder und Schüsseln aus Gold gefunden worden. (APA/red, 9. 7. 2015) Nicht-Wissenschaft;Chatbots sollen die Kommunikation mit Unternehmen in den Messenger verlagern. Facebook hat am Dienstagabend auf seiner Entwicklermesse F8 gezeigt, wie es sich seine und damit die Zukunft von Milliarden Internetnutzern vorstellt. Eine simple Plattform, auf dem man Urlaubsfotos mit Freunden teilen und zu Partys einlädt, ist das Unternehmen schon lange nicht mehr. Facebook will zu einer Schaltzentrale im Internet werden, damit jeder alles mit jedem anderen teilen kann, so Mark Zuckerberg. Der CEO hat dafür einen Zehnjahresplan vorgelegt. Bislang hat sich das Unternehmen auf den Aufbau eines Ökosystems um die Hauptseite und App konzentriert. Innerhalb der kommenden fünf Jahre sollen die Bereiche Video, Messenger, Suche, Whatsapp, Gruppen und Instagram stärker ausgebaut werden. Die langfristigen Pläne sind noch ambitionierter mit Internetversorgung mittels Drohnen oder Satelliten, Diensten basierend auf künstlicher Intelligenz und Virtual- und Augmented-Reality-Inhalten. Eine wichtige Rolle sollen Chatbots spielen. Mit der neuen Messenger Plattform können Dienstleister, Online-Händler, Lieferanten, Verlage etc. Chat-Programme entwickeln, mit denen Nutzer im Messenger in Echtzeit kommunizieren können. Dazu hat das Unternehmen eine entsprechende Schnittstelle veröffentlicht, erste Chatbots sind auch bereits verfügbar. Poncho etwa bietet einen personalisierten Wetterdienst, den man nach aktuellen Prognosen fragen kann. Eher eine Spielerei, denn die Wetterkatze antwortet knapp und launisch. Ein anderes Beispiel ist der Bot von CNN, bei dem man Nachrichten zu bestimmten Themen abrufen kann. So kann man etwa allgemein nach Headlines oder etwas spezifischer nach Rio Olympics suchen. Als Antwort erhält man eine Auswahl an Nachrichten mit Bild, die man seitlich durchscrollen kann. Spring wiederum stellt über den Messenger einen persönlichen Shopping-Assistenten bereit, über den man auch gleich bestellen kann. Anders als Microsoft, das Chatbots und digitale Assistenten als nächste Eingabemethode nach Keyboard oder Maus präsentiert hat, will Facebook damit Apps ersetzen. Die Möglichkeiten sind breit gestreut: neben den bereits genannten Beispielen ist etwa denkbar, dass Restaurants Tischreservierungen und Abfrage der aktuellen Tageskarte über Bots bereitstellen. Liefer- und Fahrdienste könnten darüber bestellt worden oder freie Zimmer in einem Hotel samt passenden Ausflugszielen in der Umgebung abgefragt werden. Die Konversationen mit den Chatbots werden im Messenger normal wie mit anderen Kontakten angezeigt. Direkt im Messenger ist auch eine Suche nach neuen Unternehmenschats möglich. Beobachter werten das auch als Kampfansage an Apple und Google, die mit App und Play Store große, gut funktionierende Ökosysteme rund um ihre mobilen Betriebssysteme aufgebaut haben. Wenn Unternehmen ihr Engagement von Apps zu Chatbots verlagern, dürfte das den App-Store-Anbietern nicht gefallen. Denn den Messenger gibt es für alle großen mobilen Betriebssysteme und damit auch die Chatbots. Entwickler müssen somit nicht drei verschiedenen Apps für drei verschiedene Systeme schreiben, sondern eben nur einen Chatbot. Für Unternehmen erhöht sich damit allerdings die Abhängigkeit von Facebook, wenn sie ihre gesamte Kundenkommunikation und weitere Dienstleitungen über das soziale Netzwerk abwickeln. Mit seinen 1,6 Milliarden Nutzern der Hauptplattform, 900 Millionen Messenger-Nutzern und der Milliarde Whatsapp-User hat Facebook eine riesige Datenbasis. Hinzu kommen 50 Millionen Firmen, die eigenen Facebook-Seiten betreiben. Das könnte dem Unternehmen bei der Entwicklung von Chatbots einen Vorteil verschaffen. Neben Microsoft soll auch Google an einer entsprechenden Plattform arbeiten. Die Konkurrenz ist für Facebook vor allem untern den jüngeren Nutzern in den vergangenen Jahren durch Anbieter wie Snapchat oder andere Messenger gewachsen. Mit dem Kauf der Live-Filter-App Msqrd und dem Ausbau der Live-Streaming-Möglichkeiten will man dem entgegenhalten. Andere Entwicklungen liegen noch etwas weiter in der Zukunft. So setzt Facebook auch auf 360-Grad-Videos und virtuelle Realität. Zuckerberg ist überzeugt, dass in einigen Jahren auf diese Weise auch private Videos gedreht und über Facebook geteilt werden. So hat Facebook eine Kamera angekündigt, deren Hardware-Design und Software im Sommer zum Nachbau freigegeben werden sollen. Mit Oculus hatte das Unternehmen schon zuvor einen Pionier im Bereich VR-Brillen übernommen, die seit kurzem ausgeliefert werden. Nicht-Wissenschaft;Beschuldigter bestritt Upload, Richter verpflichtet Netzwerk zur Übermittlung von Handynummer, E-Mail und IP-Adresse. Weil ein User von sich mit seiner Freundin beim Sex aufgezeichnetes Video auf Facebook veröffentlicht haben soll, muss das soziale Netzwerk nun persönliche Daten und Metadaten von ihm den Behörden zur Verfügung stellen. Das urteilt ein Amsterdamer Gericht. Geklagt hatte die 21-jährige, die in dem Video zu sehen war. Der Clip, der aus 2011 stammt, ist doppelt heikel, da beide Beteiligten zum damaligen Zeitpunkt noch minderjährig waren. Obwohl Facebook die Aufnahme schnell löschte, soll sie immer noch im Internet auffindbar sein, berichtet der Spiegel. Der Mann bestreitet, das Video hochgeladen zu haben, weswegen die Behörden zu Ermittlungszwecken eine Reihe von Daten angefordert haben. Es geht um die im damaligen Konto vermerkte Handynummer, die IP-Adresse zum Zeitpunkt des Uploads sowie das dort vermerkte Geburtsdatum. Das Gericht bestätigte die Anforderung der Daten und gewährte Facebook zwei Wochen Zeit, diese zu übermitteln. Kommt das Netzwerk dem nicht nach, werde man einen externen Ermittler beauftragen, die Server des Konzerns zu durchforsten. Facebook wiederum beteuert, die Daten gar nicht herausgeben zu können. Man habe das Nutzerkonto vollständig gelöscht, noch bevor die behördliche Anfrage eingetroffen war. Dementsprechend sei es nicht möglich, der Aufforderung Folge zu leisten. Man sympathisiere aber mit dem Opfer und halte fest, dass derlei Inhalte auf Facebook keinen Platz haben. Wissenschaft;Babys bringen Berührungen nicht mit anderen Wahrnehmungen in Verbindung. London/Wien – Was ist schöner, als ein Baby sanft an den Füßen zu kitzeln und sich an der Reaktion – einem Strampeln, oder vielleicht sogar einem Lächeln oder Glucksen – zu erfreuen? Wir sollten diese Reaktion aber nicht allzu persönlich nehmen. Denn die Säuglinge dürften diese Reize nicht mit uns in Verbindung bringen, berichten britische Forscher in der Fachzeitschrift Current Biology. Das Team um Andrew Bremner vom Goldsmiths College in London beschäftigt sich mit fundamentalen Fragen der frühen sensorischen Entwicklung, unter anderem auch damit, ob Babys die Quelle von Reizen erkennen, die sie spüren. Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, machte das Forscherteam einen simplen Test, der auch Erwachsenen bekannt ist: Überkreuzt man Arme oder Beine und wird dann berührt, kann man die genaue Quelle des Reizes oft nicht korrekt zuordnen. Die gleichen Fehler passieren auch sechs Monate alten Kleinkindern, nicht jedoch Säuglingen im Alter von bis zu vier Monaten: Sie schnitten bei diesem Test viel besser ab als ältere Kinder oder Erwachsene. Wir schließen daraus, dass Babys in ihrer frühen Entwicklungsphase Berührungen ausschließlich als Berührungen wahrnehmen, und diese nicht mit irgendetwas, das sie hören, sehen oder sogar riechen, in Verbindung bringen, sagt Bremner. Die taktilen Wahrnehmungen sind völlig isoliert von allen anderen Sinneseindrücken. Aus unserer Erwachsenensicht muss das eine sehr exotische Sinneswelt sein. Wissenschaft;Neuroforscher entdecken, warum wir in fremder Umgebung meist schlecht schlafen: Schuld ist die linke Hirnhälfte, die nicht zur Ruhe kommt. Providence – Schlafforscher und Handelsreisende kennen das Phänomen: Die erste Nacht in einem fremden Bett ist alles andere als erholsam. Diese Erfahrung ist durchaus universell. Ein japanisches Sprichwort etwa weiß: Wenn du das Kopfkissen wechselst, schläfst Du nicht. Aber warum ist das so? Darauf haben nun Neurowissenschafter von der Brown University in Providence (US-Bundesstaat Rode Island) erstmals eine Antwort gefunden. Wie die Forscher um Yuka Sasaki im Fachjournal Current Biology schreiben, bleibt während der Tiefschlafphase ein bestimmtes Netzwerk der linken Gehirnhemisphäre in einer Art Alarmmodus, während sich die rechte wie gewohnt ausruht. Wir wissen, dass Meerestiere und manche Vögel einen solchen Ein-Hemisphären-Schlaf haben, bei dem eine Hirnhälfte wach bleibt und die andere schläft, erläutert die Professorin für Kognitive Linguistik und Psychologie. Zwar würden menschliche Gehirne nicht ebenso asymmetrisch arbeiten wie die von Meerestieren. Aber womöglich haben unsere Gehirne ein Miniatur-System dessen, was Wale und Delphine haben, sagt Sasaki. Das Team nahm mit Hirnstrommessungen und bildgebenden Verfahren den Schlaf von 35 Freiwilligen in der ersten und der achten Nacht im Schlaflabor unter die Lupe. Ergebnis: In der ersten Nacht waren die linken Hirnhälften in der sonst erholsamen, langwelligen Tiefschlafphase leicht anzusprechen. Wie die Gehirnscans zeigten, war von dieser zerebralen Schlaflosigkeit das sogenannte Default-Mode-Netzwerk besonders betroffen. Es wird im wachen Zustand beim Nichtstun aktiviert, sorgt für ein gewisses Hintergrundrauschen und generiert Tagträumereien und Gedankenketten. Der Schlafforscher Dieter Riemann vom Universitätsklinikum Freiburg findet die Studienergebnisse vielversprechend und hochinteressant. Die Ergebnisse passen in eine Forschungsrichtung, die man local sleep nennt – in diesem Fall dann allerdings eher local wakefulness. Diese geht davon aus, dass Schlaf eben kein absolut homogener Zustand des gesamten Gehirns ist. Seiner Meinung nach lassen sich daraus generell Strategien zur Behandlung von Schlafstörungen entwickeln. Wir gehen ja davon aus, dass bei chronischen Insomnien ein permanentes Hyperarousal (Übererregtheit) – letztendlich Ausdruck einer Habacht-Stellung – vorliegt. Bei chronischen Schlafstörungen könnten Entspannungstechniken, aber auch gezieltes Später-ins-Bett-Gehen helfen. Um dem Fluch der ersten Nacht zu entgehen oder ihn zumindest zu lindern, empfiehlt Sasaki Reisenden, ihren eigene Kopfpolster mitzunehmen oder stets ähnliche Hotels zu buchen. Möglicherweise seien Vielreisende jedoch auch in der Lage, die nächtliche Habacht-Stellung auszuschalten. Menschliche Gehirne sind sehr flexibel. An der Brown University versuche man derzeit, den wachen Teil des Gehirns mit einer bestimmten Technik auszuschalten und zu testen, ob sich der Schlaf dadurch verbessern lasse. Nicht-Wissenschaft;Was von der Papierform her als Pointen-All-Star-Band anmutet, ist mitunter schon zum Plausch von Hobbyclowns geschrumpft. Verbalsex mit Freunden! Michael Mittermeier freut sich in den Seitenblicken, hernach Stermann & Grissemann betratschen zu können. A super Alte seien die beiden. Der eine Österreicher, der andere Deutscher. Wann hat man schon eine Alte, die beides ist?, so Mittermeier. Bei Willkommen Österreich muss es sich dann weisen. Was von der Papierform her – Comedian trifft seine Lieblinge zum Verbalsex – als Pointen-All-Star-Band anmutet, ist mitunter schon zum Plausch von Hobbyclowns geschrumpft. So viel Talent auf so engem Platz – das summiert sich nicht zwangsläufig zu heiterster Ungeheuerlichkeit. Es lohnte jedoch, genau hinzuhören: Fragt Stermann etwa, ob es Mittermeier gelingen würde, einen IS-Terroristen zum Lachen zu bringen? Der grübelt für seine Verhältnisse lang, meint dann jedoch leider recht leise, sodass es vielen entging: Keine Ahnung – es kommt wohl drauf an, wie mein Kopf fällt ... Nicht übel! Während der Hut vor dieser Pointe gezogen wurde, kam das Trio auch schon zur Conclusio, am sichersten lebe es sich doch in der Nachbarschaft von Massenmördern. Und auch, wenn nicht klar war, ob das jetzt Verbalsex war, entstand der Gedanke, mit Mittermeier möge jedes Willkommen Österreich-Jahr enden, während Russkaja grölend die Jahreswechselpause einläutet. So wie diesmal. Nicht-Wissenschaft;Wegen Korruptionsverdachts gegen Premierminister Strelet. Chisinau – In der Republik Moldau ist am Donnerstag die pro-europäische Regierung unter Premierminister Valeriu Strelet durch einen Misstrauensantrag gestürzt worden. Die Koalitionsregierung aus Liberaldemokraten (PLDM), Demokraten (PD) und Liberalen war erst seit Ende Juli im Amt. 65 der 101 Parlamentarier in Chisinau stimmten für den Antrag. Somit ist klar, dass auch Mandatare der Regierungsparteien gegen das Strelet-Kabinett votiert hatten. Die PD hatte im Vorfeld Strelets Rücktritt gefordert, was dieser aber verweigerte. Die Opposition hatte den Antrag mit der unzufriedenstellenden Aktivität der Regierung und angeblichen Verwicklungen des Premiers in korrupte Geschäfte begründet. Diese Anschuldigungen bezeichnete Strelet als absurd. Kürzlich war der Ex-Premier und PLDM-Chef Vlad Filat wegen Korruptionsverdachts festgenommen worden, nachdem das Parlament für die Aufhebung seiner Immunität gestimmt hatte. Das Kabinett wird nun aufgelöst. Binnen drei Tagen muss Staatspräsident Nicolae Timofti einen neuen Premierminister mit der Regierungsbildung beauftragen. Sollte diese misslingen, käme es zu vorgezogenen Wahlen. Nicht-Wissenschaft;Der neueste Bewerber um die demokratische Präsidentschaftskandidatur versucht es mit Attacken von links. Mit dynastischen Erbhöfen, weiß Martin O’Malley, haben Amerikaner – theoretisch jedenfalls – nicht viel am Hut. Um der Enge des alten Europa mit seinen gekrönten Häuptern und mächtigen Adelsgeschlechtern zu entfliehen, sind viele ihrer Vorfahren ja erst über den Atlantik gekommen. Es liegt auf der Hand, dass der Demokrat an die Urinstinkte seiner Landsleute appelliert, wenn er seine Bewerbung ums Oval Office mit einer flammenden Hymne auf die Ideale der Republik begründet. Die Präsidentschaft sei keine Krone, die hin- und hergeschoben werde zwischen zwei Königsfamilien. Im Übrigen, wetterte der 52-Jährige zum Auftakt seiner Kampagne, ließ der Chef von Goldman Sachs seine Beschäftigten wissen, dass er sowohl mit einem Bush als auch mit einer Clinton gut leben könnte. Damit ist klar, in welcher Rolle O’Malley sich sieht. Er will Hillary Clinton, die haushohe Favoritin seiner Partei, von links attackieren. Mit anderen Worten, er hofft auf ein Déjà-vu. Hatte der Außenseiter Barack Obama 2008 damit gepunktet, dass die Senatorin Clinton den Einmarsch im Irak unterstützte, so porträtiert O’Malley sie sieben Jahre später als beste Freundin des Finanzadels. Der Ärger auf die Wall-Street-Banken, deren Exzesse die USA in die schwerste Rezession seit der Großen Depression trieben, ist noch immer nicht verraucht. Es bleibt ein Frustpotenzial, das auf der Rechten die Tea Party beflügelte und nun auf der Linken den Ruf nach Alternativen zu Kronprinzessin Hillary laut werden lässt. O’Malley versucht mit populistischer Schärfe daraus zu schöpfen, ähnlich wie der ergraute Senator Bernie Sanders, die Nummer drei des Kandidatenreigens. Sage mir einer, wie es sein kann, dass du wegen eines kaputten Autorücklichts sofort angehalten wirst, aber unantastbar bist, wenn du die Wirtschaft gegen die Wand fährst, polemisiert er. Während Clinton bei ihren Auftritten um keinen Millimeter abweicht von einer exakt abgezirkelten Choreografie, um nur ja keine Angriffsflächen zu bieten, setzt ihr jüngerer Rivale auf lockere Hemdsärmeligkeit. Mit O’Malley’s March, seiner Rockband, stand er zuletzt nur noch selten auf der Bühne, was sich im Wahlkampf allerdings ändern dürfte. Die Weichen, weiß er, werden bei den Vorwahlpremieren in Iowa und New Hampshire gestellt, und wer sich dort buchstäblich die Hacken abläuft, kann durchaus einen Überraschungscoup landen. O’Malleys Achillesferse ist, dass er sich der dicht geknüpften Netzwerke der Clintons lange selber bediente, um voranzukommen. Bill half mit Kontakten zu betuchten Spendern, die seine Kampagnen finanzierten, als er in Ämter gewählt wurde, die er als Sprungbretter verstand: 1999 zum Bürgermeister von Baltimore, 2006 zum Gouverneur Marylands. Baltimore galt eine Weile als Beispiel eines gelungenen urbanen Comebacks, eine heruntergekommene Stahlmetropole, die sich im postindustriellen Zeitalter mit Finanzdienstleistungen, renommierten Krankenhäusern und dem Besuchermagneten eines imposanten Aquariums neu erfand. Doch als sich der junge Afroamerikaner Freddie Gray in einem Polizeitransporter das Genick brach und sein Tod heftige Randale auslöste, sah man, dass O’Malleys Erfolgsstory die Realität allenfalls ausschnittsweise widerspiegelte. Um die schwarzen Armenviertel am Innenstadtrand hatte sie einen großen Bogen gemacht. Nicht-Wissenschaft;Vermeldete Zahlen bilden nur Quantität ab, sagen Experten. Entscheidende Kenngrößen werden nicht veröffentlicht. Innsbruck – Der jährliche Rekord ist in Tirol die Norm. Touristische Gipfelleistung hier, noch einmal mehr Ankömmlinge in dieser und jener Region, man muss nur auf die Homepage des Landes schauen, aktuelle Statistik: über 4,1 Millionen Nächtigungen im Sommer 2015 alleine bis Ende Juni, natürlich mit Plus zum Vorjahr. Jubelmeldungen aus der Sparte Tourismus ist der Tiroler gewohnt. Neben den Nächtigungen ist die zweite viel zitierte Kennzahl, die der Ankünfte – also wie viele Menschen innerhalb einer gewissen Zeitspanne einen Ort besucht haben. Diese Zahlen bilden eine Mengendimension ab. Im Marketing sind sie ein wichtiger Faktor, über die betriebswirtschaftliche Situation sagen sie aber wenig aus, erklärt Hubert Siller, Leiter des Instituts für Tourismus der Fachhochschule Management Center Innsbruck (MCI). Er ist mit dieser Ansicht nicht alleine. Die meisten Experten auf diesem Gebiet werden ihm dabei zustimmen: Mit vielen Nächtigungen verdient man noch kein Geld. Maßgeblich ist, was die Touristen ausgeben, sagt Siller. Die entscheidende Maßzahl also: die Wertschöpfung. Denn: Ständige Nächtigungsrekorde implizieren, es geht dem Tourismus wunderbar. Wird die Leistung zu einem zu niedrigen Preis verkauft, stimmt das aber überhaupt nicht. Auf Nachfrage beim Land Tirol wird aus der Statistikabteilung ausgerichtet, dass es Zahlen zur Wertschöpfung nicht gebe – man könne die nicht festmachen. Siller liegen solche sehr wohl vor, er dürfe sie allerdings nicht veröffentlichen. Nur so viel: Grundsätzlich ist die Entwicklung Tirols nicht schlecht, problematisch ist jedoch die regionale Verteilung. Und: Über 70 Prozent der Wertschöpfung sei den Wintermonaten zu verdanken. Wir haben in Tirol quantitativ zu viel Tourismus. Das will niemand zugeben, aber wir leben von billigem Massentourismus, der von mäßig qualifizierten ausländischen Arbeitskräften getragen wird, sagt Andreas Braun, ehemals langjähriger Direktor der Tirol Werbung und einer der entscheidenden Köpfe hinter der Umsetzung der Swarovski- Kristallwelten, eine der meistbesuchten Touristenattraktionen Österreichs. Es gibt zahlreiche ohnmächtige Mittelbetriebe, die durch strukturelle Probleme in ihrem Rad gefangen und zum Sterben verurteilt sind, sagt Braun. Worauf das Land seiner Ansicht nach längst setzen müsste: Intelligenten Ganzjahrestourismus, der mit der Kultur, Wirtschaft, Wissenschaft, Forschung und dem Agrarsektor verknüpft ist und in dem Nischen erarbeitet werden können, die auch exportfähig sind. Als Beispiele nennt er Erlebnisökonomie oder Hotels für Forscher – eben innovative Hybride, die den Tourismus für junge Leute wieder attraktiv machen würden. Tirol verfällt regelmäßig in selbstgefällige Affirmationen, dass man der Tourismuskaiser sei. Durch diese Verdrängungspolitik wird darauf vergessen, den Betrieben nachhaltige Perspektiven zu bieten, sagt Braun. Veränderung ist eben unbequem. Nicht-Wissenschaft;Das Musikfestival Rock in Vienna soll ab Donnerstag täglich rund 50.000 Fans auf die Wiener Donauinsel locken. Vermietet wird das Areal von der Stadt über einen SPÖ-nahen Verein. Der Vorstand macht über dessen private Agentur Sponsoring für das Festival.. Wien - Worauf sich viele Freunde der gepflegten Rockmusik schon länger gefreut haben, wird am verlängerten Wochenende Wirklichkeit: Ein dreitägiges Musikfestival mit prominenten internationalen Bands findet ab Donnerstag auf der Wiener Donauinsel statt. Das Alleinstellungsmerkmal von Rock in Vienna im Vergleich mit anderen österreichischen Großfestivals ist, dass Fans zu den Konzerten von Metallica (Donnerstag), Muse, Incubus (Freitag) oder Kiss (Samstag) mit der U-Bahn an- und abreisen können. Veranstalter ist Blue Moon Entertainment, hinter dem die Deutsche Entertainment AG steckt. Vermietet wird das Areal nicht direkt von der Stadt Wien, sondern über einen privaten Verein, dessen Mitglieder der SPÖ gewaltig nahe stehen. So war die Adresse, an der der Verein Freunde der Donauinsel zur Zeit seiner Gründung 2013 gemeldet war, ident mit der Adresse der MA 45 (Wiener Gewässer). Diese fällt in die Zuständigkeit von Umweltstadträtin Ulli Sima (SPÖ). Mitglieder sind etwa der Landtagspräsident Harald Kopietz (SPÖ), der einst das Donauinselfest gegründet hat, oder Gerald Loew, Chef der MA 45. Als Vorsitzender des Vereins fungiert Sascha Kostelecky. Dieser zeichnete von 2005 bis 2012 für die Organisation des Donauinselfestes verantwortlich und ist innerhalb der SPÖ bestens vernetzt. Warum die Stadt die Donauinsel über einen privaten SPÖ-nahen Verein vermietet und das nicht selbst erledigt, erklärt er so: Große Veranstalter sind froh, wenn sie sich nicht mit zu viel Bürokratie herumschlagen müssen. Ich dirigiere durch den Behördendschungel, sagte er dem STANDARD. Zudem würden Teile des Veranstaltungsareals auf der Insel auch dem Bund gehören. Diesen müssten Veranstalter sonst ebenfalls kontaktieren. Das Ziel des Vereins sei, von Veranstaltungen zusätzliche Gelder zu lukrieren, die laut Vereinszweck in die Pflege und den Erhalt der Donauinsel gesteckt werden müssen. Zehn Veranstaltungstage, die einen gewissen Lärmpegel für Anrainer überschreiten, sind pro Jahr möglich. Drei sind fix für das Donauinselfest, das heuer von 26. bis 28. Juni stattfindet, reserviert. Nach Rock in Vienna wären noch vier Großveranstaltungstage frei, die heuer aber wohl nicht ganz ausgeschöpft werden. Gewinne warf der Verein laut Gerald Loew noch keine ab. 2013 gab es wegen Investitionen in die Vereinsinfrastruktur einen geringen Verlust. 2014 bilanzierte man ausgeglichen. Für 2015 erwarte der Verein erste Gewinne. Der Bund erhält als Entschädigung für seine Inselflächen vom Verein eine Pauschale von 800 Euro pro Veranstaltungstag. Der Kontrolle des Gemeinderates oder des Stadtrechnungshofes unterliegt der Verein nicht, was die Opposition empört. Die ÖVP verlangt in einer Anfrage genaue Auskünfte über das Geschäftsgebaren. Der Gemeinderat bekommt alle Informationen, die er will, sagt Loew. Die Kritik, dass der Verein das nur auf freiwilliger Basis machen braucht, reißt freilich nicht ab. Zumal der Verein bei der Gründung ein zinsenloses Darlehen der Stadt in Höhe von 200.000 Euro erhielt. Dieses werde man laut Loew fristgerecht bis 2017 zurückzahlen. Subventionen bekomme man keine. Laut Kostelecky beschäftige der Verein nur eine Mitarbeiterin. Er selbst rechne seine Tätigkeiten für den Verein nach Stunden ab. Dass Rock in Vienna stattfindet, zahlt sich für Kostelecky gleich doppelt aus: Seine private Marketing- und Eventagentur macht das Sponsoring für das Festival. Die sind nach Abschluss des Vertrages mit dem Verein auf mich zugekommen, sagt Kostelecky zur schiefen Optik. Die Adresse des Vereins ist aktuell übrigens ident mit der Adresse von Kosteleckys privater Firma. Nicht-Wissenschaft;Am 12. November – Schengen darf nicht zerstört werden – Frontex-Chef Leggeri: Irreguläre Zuwanderer notfalls inhaftieren – Mehr als 800.000 illegale Grenzübertritte. Brüssel – EU-Ratspräsident Donald Tusk hat unmittelbar nach dem Valletta-Gipfel der europäischen Staats- und Regierungschefs mit afrikanischen Partnern für 12. November einen weiteren informellen EU-Gipfel einberufen. Im Einladungsschreiben an die EU-Länderchefs verweist Tusk darauf, dass die Lage weiterhin sehr ernst sei und die Flüchtlingsströme beispiellos weiterfließen würden. Im Oktober habe es mit 218.000 Flüchtlingen über das Mittelmeer eine neue Höchstzahl gegeben. Angesichts dieser Migrationswelle hätten einige Staaten der EU unterschiedliche Maßnahmen an ihren internen Schengen-Grenzen getroffen. Wie ich bereits zuvor gewarnt habe, ist der einzige Weg, Schengen nicht zu zerstören, dass die EU-Außengrenzen entsprechend geschützt werden, betont Tusk in seinem Schreiben. Wir müssen alles tun, um Schengen intakt zu halten, damit jede Initiative, die zu einer Wiedererrichtung der Grenzen innerhalb Schengens führt, verhindert werden kann. Wenn das Schlimmste vermieden werden solle, müssten rasch Maßnahmen ergriffen werden. Deshalb habe ich entschieden, sofort nach dem Valletta-Trefffen einen informellen Gipfel der EU-Staats- und Regierungschefs einzuberufen, und zwar am 12. November um 14.30 Uhr, so Tusk in seinem Einladungsschreiben. Das Ziel dieses EU-Gipfels sei eine Bewertung der bisher von den Staaten in der Flüchtlingskrise getroffenen Maßnahmen, sagte Donald Tusk. Er führte dazu vier Punkte an. So gehe es um die Verbesserung der Zusammenarbeit mit Drittländern – einschließlich der Türkei –, um die Flüchtlingsströme in den Griff zu bekommen. Zweitens müssten die Entscheidungen im Rahmen der Verteilung von Schutzsuchenden innerhalb der EU umgesetzt werden. Drittens müssten die Hotspots in Griechenland und Italien eingesetzt werden – mit den entsprechenden Kapazitäten und der Ausstattung von Frontex und EASO mit erforderlichen Mitteln. Viertens müsse über die effektive Verstärkung der Kontrolle der Außengrenzen diskutiert werden. Angesichts des Tempos, in dem die Flüchtlingskrise sich entwickle, sei es wesentlich für uns alle, Informationen am letzten Stand zu haben. Deshalb unterstütze er die Initiative der luxemburgischen EU-Ratspräsidentschaft, für 9. November einen außerordentlichen Innenministerrat einzuberufen. Der Chef der EU-Grenzschutzagentur Frontex erwartet übrigens einen weiteren Anstieg der Flüchtlingszahlen in der EU. Fabrice Leggeri forderte zudem die EU-Staaten in einem Interview der Bild-Zeitung auf, irreguläre Zuwanderer ohne Anspruch auf Asyl notfalls zu inhaftieren, um ihre Rückführung in die Heimatländer zu gewährleisten. Wer irregulär eingereist ist und kein Recht auf Asyl hat, muss schnell in seine Heimat zurückgeführt werden. Dazu seien Einrichtungen nötig, in denen sie notfalls inhaftiert werden müssten. Nach EU-Recht sei es möglich, irreguläre Zuwanderer für bis zu 18 Monate in Haft zu nehmen, um die Rückführung zu organisieren. Seine Agentur habe in diesem Jahr schon mehr als 800.000 irreguläre Grenzübertritte an den EU-Grenzen registriert, sagte Leggeri. Aber noch immer machten sich viele Menschen aus Krisenregionen Richtung EU auf den Weg. Der Höhepunkt des Flüchtlingszustroms sei noch nicht überschritten. Nicht-Wissenschaft;Mehrere Ausstellungen in Bosnien-Herzegowina beschäftigen sich anlässlich des 20. Jahrestags des Völkermords rund um die ehemalige bosniakische Enklave Srebrenica mit den Folgen und der Erinnerungskultur heute. Die Ausstellung findet genau dort statt, wo die tödliche Selektion durchgeführt wurde, in jener Halle in Potocari, wo die niederländischen Blauhelme im Juli 1995 stationiert waren und wohin etwa 20.000 bis 25.000 Bosniaken nach dem Fall von Srebrenica geflüchtet waren. Das Dutchbat – so hießen die Blauhelme – hatte seit 1993 den Auftrag, die Bevölkerung in der UN-Schutzzone Srebrenica zu schützen. Doch als am 9. Juli 1995 Einheiten der bosnisch-serbischen Armee in Srebrenica einmarschierten, konnten sie ohne Unterstützung der Nato nichts entgegenhalten. Die bosnisch-serbischen Soldaten begannen am 12. Juli, die Männer und Burschen aus der Gruppe der Flüchtlinge auszusondern, sie wurden später ermordet. Die Uno schaute praktisch tatenlos zu. Der bosnische Künstler Adis Elias Fejzic hat nun anlässlich des 20. Jahrestags des Massakers genau in jenem Raum, der eigentlich Schutz bieten sollte, aber zum Ort der Auslieferung wurde, zwei Steinskulpturen aufgestellt. Es handelt sich um eine Interpretation von Stecci – jenen mittelalterlichen Grabsteinen mit ihren Flachreliefs, die man in Bosnien-Herzegowina vielerorts findet. Für Fejzic sind die Stecci eine Metapher der bosnischen Identität, weil es sie nur hier gibt. Er will mit seinen Skulpturen verdeutlichen, dass es beim Krieg in Bosnien und den ethnischen Säuberungen letztlich darum ging, Territorium zu erobern. Als Gegenkonzept zu dieser rückwärtsgewandten Konzentration auf die Terra hat er auf seinen Stecci heliozentrische Kreise eingemeißelt. Das sollte an Kopernikus Weltbild erinnern, das dieser etwa zum gleichen Zeitpunkt beschrieb, als die Stecci entstanden, so Fejzic zum STANDARD. Die Ausstellung findet am Boden der Lagerhalle statt. Man muss nach unten blicken und Respekt ausdrücken, ob man will oder nicht, erklärt Fejzic. Eine weitere Ausstellung in Srebrenica, nämlich der österreichischen Erste Stiftung, zeigt acht Porträts von Bewohnern der Stadt in ihrem Alltag. Dazu gibt es acht Texte, etwa von der kroatischen Schriftstellerin Slavenka Drakulic, die von den Kriegsverbrecherprozessen berichtete, aber auch von Philosoph Boris Buden. Dieser kritisiert den Fokus auf das Ethnische in der Erinnerungskultur zu Srebrenica. Retrospektiv scheint das nur ein Thema zwischen Serben und Muslimen zu sein, was perfekt in die aktuelle politische Realität in Bosnien-Herzegowina übersetzt werden kann, so Buden. In Sarajevo gibt es eine Dauerausstellung zum Genozid, die am Donnerstag auch die deutsche Kanzlerin Angela Merkel besuchte. Sie schüttelte dort demonstrativ Hasan Nuhanovic die Hand, einem Mann aus Srebrenica, der erfolgreich den niederländischen Staat geklagt hatte, weil die Blauhelme seinen Vater dem Tod ausgeliefert hatten, obwohl dieser für die Uno gearbeitet hatte. Auch international wurde heftig kritisiert, dass Hasanovic kürzlich von einer Veranstaltung des Haager Instituts für Globale Gerechtigkeit ausgeladen wurde, mit dem Argument, andere könnten vor ihm nicht frei sprechen, weil er einen Prozess führe. Wissenschaft;Erste Ergebnisse der Magnetospheric Multiscale Mission der Nasa liegen vor. Das Grazer Institut für Weltraumforschung ist an dem Projekt beteiligt. Graz/Seattle – In der Magnetosphäre der Erde spielen sich faszinierende Prozesse ab. Neue Erkenntnisse über den explosiven Prozess in der Magnetopause der Erde, also der äußeren Begrenzung der Magnetosphäre, liefert die NASA-Satellitenmission MMS. Unter Mitwirkung von Forschern aus Graz wurden nun im Fachblatt Science erste Ergebnisse publiziert. Die Daten liegen für einen Durchflug der Magnetopause im Oktober 2015 vor. Damals flogen die Satelliten offenbar mitten durch die Geburtsregion einer Rekonnexion: Für Plasmaphysiker ist das mit einem Lotto-Sechser zu vergleichen, sagte Wolfgang Baumjohann vom Grazer Institut für Weltraumforschung (IWF) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW). Als Rekonnexion bezeichnet man in der Physik die abrupte Umwandlung der Energie magnetischer Felder in Strömungs- und thermische Energie. In Weltraumplasmen beeinflusst diese Energieumwandlung die Wechselwirkung zwischen dem Sonnenwind – dem Teilchenfluss, der von der Sonne abströmt – und dem Erdmagnetfeld und damit auch das sogenannte Weltraumwetter. Dabei kann es zu Problemen etwa bei Satelliten, elektrischen Anlagen, bei der Funkkommunikation oder bei Navigationssystemen kommen. Ein besseres Verständnis der Rekonnexion ist ein wichtiges Ziel für die Plasmaphysik der Erde und des Weltraums, betonten die Autoren unter Federführung von Jim Burch vom Southwest Research Institute in San Antonio (Texas). Im Vorjahr ist die NASA-Satellitenmission MMS (Magnetospheric Multiscale Mission) gestartet, um das Zusammenspiel zwischen den Magnetfeldern von Erde und Sonne genauer zu untersuchen. Nun wurden Daten ausgewertet, die die vier Satelliten in der Grenzregion zwischen dem Sonnenwind und der Erdatmosphäre gesammelt haben, so Baumjohann. Das Grazer IWF ist der größte nicht-amerikanische Partner der Mission und ist am Instrumentenbau wie auch der Datenauswertung beteiligt. Das Besondere an der Mission ist der Maßstab, in dem die Magnetfelder untersucht werden: Die Forscher analysieren den dynamischen Prozess im Millisekundenbereich. Erstmals konnten wir wie mit einem Mikroskop in das Entstehungsgebiet der magnetischen Rekonnexion blicken und quasi die Keimzellen für diesen wichtigen plasmaphysikalischen Prozess untersuchen, so der Wissenschafter. Rekonnexion tritt auf, wenn sich zwei einander entgegengesetzte Magnetfelder in Plasmen zu nahe kommen. Die Feldlinien brechen auf, um sich anschließend neu zu formieren. Dabei werden explosionsartig große Mengen magnetischer Energie in andere Energieformen umgewandelt. Damit Rekonnexion stattfinden kann, müssen die Plasmen des Sonnenwindes und der Erdmagnetosphäre jedoch entmagnetisiert werden: Das heißt, Plasma und Magnetfeld werden entkoppelt, wie Baumjohann erklärte. Die Geräte auf den Satelliten messen laut IWF hundertmal schneller als frühere Missionen. Daher konnte das Verhalten der sehr kleinen und leichteren negativ geladenen Elektronen im Plasma, das bisher nur am Computer simuliert wurde, erstmals direkt beobachtet werden. Nicht-Wissenschaft;Laut Aktivisten auch 50 Kinder unter den Opfern. Damaskus – Bei massiven Luftangriffen des syrischen Regimes auf Rebellengebiete östlich von Damaskus sind in den vergangenen zehn Tagen laut Aktivisten fast 250 Menschen getötet worden. 50 der Opfer seien Kinder, 25 Frauen, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Dienstag. Rund 1.000 Menschen wurden demnach bei den Angriffen auf Orte in der Region Al-Ghuta verletzt. Die Menschenrechtler warfen dem Regime vor, Massaker verübt zu haben. Allein am Montag starben den Angaben zufolge in dem Ort Duma 23 Menschen. Bereits in der vergangenen Woche seien dort bei einem Angriff auf einen Markt fast 120 ums Leben gekommen. Der Ort ist eine Hochburg der Rebellengruppe Armee des Islam. Die Region Ghuta gehört zu den am meisten umkämpften Gebieten im syrischen Bürgerkrieg. In den vergangenen Tagen hat das Regime seine Luftangriffe dort verstärkt. Wissenschaft;Neues Verfahren hilft dabei, den Zustand von Korallenriffen schnell und umfassend zu kartieren. Bremen – Korallenriffe zählen zu den am stärksten von den Folgen des Klimawandels betroffenen Ökosystemen. Verlieren Korallen ihre Symbionten, eine spezielle Algenart, weil diese die steigenden Temperaturen nicht vertragen, bleichen die Riffe aus und sterben schließlich ab. Die Korallenbleiche nimmt seit 2014 wieder im verstärktem Ausmaß zu. Aber auch die Versauerung der Ozeane durch Aufnahme von Kohlendioxid setzt den Korallen zu. Nun haben deutsche Wissenschafter ein optisches Verfahren entwickelt, mit dem sich der Zustand von Korallenriffen wesentlich schneller als zuvor erfassen lässt. Der bisher übliche Prozess, den Gesundheitszustand eines Riffs zu beurteilen, ist ein sehr aufwändiges Verfahren, bei dem nur ein Bruchteil des Riffs abgedeckt wird. Beim von dem Physiker Arjun Chennu und dem Meeresbiologen Joost den Haan vom Bremer Max-Planck-Institut präsentierten Ansatz können erstmals detaillierte Karten der Unterwasserlandschaft erstellt werden. Mithilfe der Kombination einer Spezial-Kamera und einer herkömmlichen Digitalkamera kann ein einzelner Taucher in vergleichsweise kurzer Zeit die Daten eines großes Gebiets sammeln, analysieren und daraus eine Bestandsaufnahme des Riffs erstellen. Die Forscher des Bremer Max-Planck-Instituts haben dieses so genannte Hyperdiver-System jetzt erfolgreich in Papua Neu-Guinea getestet. Ziel war ein Korallenriff, in dessen Nähe es natürliche Kohlendioxidquellen gibt. In der Nachbarschaft dieser Quellen weisen die Korallen bereits unterschiedliche Schädigungen auf: das perfekte Testlabor für das neue HyperDiver-System. Kern der Analyse ist ein Computerprogramm mit einem selbstlernenden Algorithmus, erklärt Chennu. Wir bringen dem System bei, Korallenarten zu erkennen. Das funktioniert im Prinzip so wie bei der Personenerkennung aus der Videoüberwachung. Sein Kollege den Haan ergänzt: Wir erzeugen eine Karte, auf der die Biodiversität des Korallenriffs erkennbar ist. Je mehr Korallenriffe wir kartieren, desto besser wird das System und kann die Vielzahl von Korallenarten unterscheiden. Damit wird es möglich, den jetzigen Zustand genau zu erfassen und Änderungen zu dokumentieren. Bisher gibt es nur einen Prototypen, doch die ersten Ergebnisse stimmen die Wissenschafter optimistisch, dass das Verfahren künftig auf breiter Basis eingesetzt werden kann. Wissenschaft;Die Forscher der Universität Newcastle haben schon wieder eine Verwendungsmöglichkeit für strenge Blicke entdeckt. Newcastle – Wenn die Werbeindustrie von diesem Studienergebnis Wind bekommt, wird sich bald auf sämtlichen Postwurfsendungen ein aufgedrucktes Augenpaar befinden. Das hemmt nämlich offenbar deutlich die Bereitschaft, einen solchen Zettel achtlos wegzuwerfen, wie Forscher der Universität Newcastle berichten. Schon vor einigen Jahren hatten Forscher dieser Universität ein psychologisches Experiment mit der Wirkung eines strengen Blicks durchgeführt. Sie hatten Poster mit verschiedenen Motiven in der Cafeteria ihres Instituts aufgehängt – und zwar dort, wo um Beiträge für die allgemeine Kaffeekassa gebeten wurde. Das Ergebnis: Wenn das Motiv ein streng blickendes Augenpaar war, stiegen die Einzahlungen auf fast das Dreifache gegenüber dem Normalwert an. Nun hat das Team um Melissa Bateson und Daniel Nettle für ein weiteres Verhaltensexperiment erneut Augen strategisch platziert – und zwar auf Flugzetteln. Sie stellten zwei Versionen hier, die sich in nur einem Detail unterschieden: Eine Version zeigte ein wachsames männliches Augenpaar, die andere, ansonsten identische, nicht. Und während letzteres Flugblatt mit einer Rate von 15,6 Prozent achtlos fallen gelassen wurde, war dies nur bei 4,7 Prozent der beäugten der Fall. Bateson und Nettle sehen im Ergebnis ihres in PeerJ präsentierten Experiments eine weitere Bestätigung dafür, dass sich Menschen sozialer verhalten, wenn sie sich beobachtet fühlen. Offenbar reichen schon Bilder von Augen, um dieses Gefühl zu wecken – oder vielleicht wirken diese auch nur als Erinnerung daran, dass man nicht allein auf der Welt ist. Das Thema der Flugzettel war übrigens die Neuauflage eines weiteren Experiments der Forscher, das 2013 durchgeführt worden war. Damals versahen sie die Ermahnung, sich vor Fahrraddieben in Acht zu nehmen und Fahrräder immer anzuketten, mit dem langsam zu Newcastles Trademark werdenden Augenpaar. Die Fahrraddiebstähle gingen daraufhin den Forschern zufolge um 62 Prozent zurück – und die Strategie wurde von den Behörden der Region übernommen. Die Forscher sprechen von nudge psychology, also von einem kleinen Schubser in die richtige Richtung. Diesem Konzept zufolge verhalten sich Menschen kooperativer und sozialer, wenn man ihnen unter allen Handlungsoptionen die beste aufzeigt, ohne sie ihnen aber aufzuzwingen. Bateson und Nettle würden das Ganze nun gerne dort ausprobieren, wo sich jede Menge fallengelassener Müll, der das Straßenbild verunziert, vermeiden ließe: auf Verpackungen von Fast Food. Nicht-Wissenschaft;Nach Til-Schweiger-"Tatort" fraglich, "ob das heute überhaupt noch funktionieren kann". Berlin – Der schon lange geplante Tatort fürs Kino mit dem Ermittler-Duo aus Münster kommt offenbar nicht voran. Unser Kino-Tatort ist noch in der Pipeline, wie man so schön sagt, sagte Schauspieler Jan Josef Liefers (51), der neben Axel Prahl (56) eine Hauptrolle spielt, in einem Interview mit der Fernsehzeitschrift Gong. Aber die jüngsten Erfahrungen mit Tatort im Kino haben bei potenziellen Partnern Zweifel aufgeworfen, ob das heute überhaupt noch funktionieren kann, so Liefers. Zu Beginn des Jahres hatte Schauspieler Til Schweiger, der den in Hamburg ansässigen Ermittler Nick Tschiller spielt, den Tatort mit dem Titel Tschiller: Off Duty ins Kino gebracht. Nur knapp 300.000 Zuschauer zahlten bis Ende März Eintritt. Viele Zuschauer glaubten wohl, dass ein Tatort fürs Kino genauso von ihren Rundfunkgebühren finanziert würde wie einer für den Sonntagabend im TV und sahen gar nicht ein, warum sie nun auch noch Geld für eine Kinokarte ausgeben sollten, sagte Liefers. Die ARD plant, den Kino-Tatort mit Schweiger noch ins TV zu bringen. Für mich war und ist der einzige Grund für einen reinen Münster-Kino-Tatort, dass wir frei finanziert im Kino eine Art von Geschichte erzählen können, die fürs Fernsehen gar nicht möglich wäre, sagte Liefers. Thiel und Boerne retten die Welt, aber ohne Geballer. Ihren nächsten TV-Auftritt haben sie am 8. Mai mit dem Krimi Ein Fuß kommt selten allein. Nicht-Wissenschaft;Die Chefin des Währungsfonds meldete bereits Interesse an einer zweiten Amtszeit an. London – Großbritannien läutet mit der Unterstützung einer zweiten Amtszeit Christine Lagardes an der Spitze des Internationalen Währungsfonds (IWF) das Rennen um den Job ein. Die Welt sieht sich einer bedrohlichen Mischung von Gefahren ausgesetzt, sagte Finanzminister George Osborne am Donnerstag. Christine hat die Vision, die Energie und den Scharfsinn, um die Weltwirtschaft durch die kommenden Jahre zu steuern. Deshalb werde er Lagarde nominieren, kündigte Osborne an. Lagarde selbst hat bereits Interesse an einer zweiten Amtsperiode signalisiert. Bisher hat sie keine Herausforderer. Diese können nun ihre Kandidatur offiziell anmelden. Die frühere französische Finanzministerin war 2011 an die Spitze des IWF gewählt worden und setzte sich dabei gegen den mexikanischen Zentralbankchef Augustin Carstens durch. Ihre fünfjährige Amtszeit endet am 5. Juli. Allerdings könnte Lagarde noch juristisch ausgebremst werden. Im Dezember ordnete ein Gericht in Paris an, dass ihr wegen ihrer Rolle bei einer 400-Millionen-Euro-Zahlung an den Unternehmer Bernard Tapie ein Verfahren droht. Das Geld war dem Unterstützer des früheren Präsidenten Nicolas Sarkozy während der Amtszeit Lagardes als Finanzministerin als Schadenersatz zuerkannt worden. Damit sollten Verluste ausgeglichen werden, die Tapie 1992 beim Verkauf von Adidas -Anteilen entstanden sein sollen. Der IWF ist der wichtigste internationale Helfer bei Finanz- oder Wirtschaftskrisen. So war er beispielsweise bei den Rettungsprogrammen für Griechenland und andere Euro-Länder an Bord. Die Rolle des IWF ist umstritten, da er im Gegenzug für seine Beteiligung in der Regel harte Sparprogramme fordert. Wissenschaft;In einem Wiener Sicherheitsprojekt wird erforscht, ob und wie Personenüberprüfungen und Passkontrollen maschinell abgewickelt werden könnten. Wien – Oft ist es schon für die eigenen Freunde schwierig, einen auf einem alten Passfoto zu erkennen. So ist klar, dass es für jemanden, der einen nicht kennt, umso schwieriger ist, das Foto zu identifizieren. Das ist Talentsache, weiß Franz Daubner vom Austrian Institute of Technology (AIT). Studien hätten gezeigt, dass Menschen darin generell erstaunlich schlecht und zudem sehr unterschiedlich begabt seien. Gesichtserkennungsalgorithmen sind noch nicht so gut wie die besten Menschen, aber besser als der Durschnitt, sagt der Bildverarbeitungsexperte, der das Projekt Modentity leitet, das sich mit neuen, mobilen technischen Anwendungen für die Identitätsverifikation und Personenkontrolle beschäftigt. Das vom Verkehrsministerium geförderte Projekt ist im Sicherheitsforschungsprogramm Kiras eingebettet, beteiligt sind zudem das Innenministerium, das Institut für empirische Sozialforschung (IFES), die Staatsdruckerei und die Firma rubicon. Im Rahmen von Modentity soll eine Software für das Smartphone entwickelt werden, das Polizeibeamte bei der Personenkontrolle unterstützt. Dabei geht es vor allem um Amtshandlungen von Grenz-, Fremden- und Kriminalpolizei. Die Kamera des Smartphones soll die Gesichtserkennung, den Fingerabdruckscan und die Dokumentenprüfung unterstützen. Um eine Person mit dem Passfoto in ihrem Reisedokument zu vergleichen, wird ein Foto von ihrem Gesicht gemacht, das die neue Software anschließend mit dem Bild vergleichen kann, das auf dem Chip des Dokuments gespeichert ist. Daubner geht davon aus, dass dies den Menschen angenehmer sein könnte als der prüfende Blick eines Beamten, der ansonsten zur Identifikation nötig ist. In einer Bürgerbefragung, die in Kürze startet, wird das Ifes diese Annahme überprüfen. Die Fotos sollen nur über die Dauer der Identifikation gespeichert bleiben und dann sofort gelöscht werden. Datenschutz und Datensparsamkeit seien wichtige Themen, sagt Daubner, da muss alles passen. Momentan lässt er das Modell in einem Rechtsgutachten überprüfen. Auch für den Fingerabdruckscan erhofft sich Daubner durch den Einsatz des Smartphones für die Menschen ein angenehmeres Prozedere. Im Zuge von Modentity soll ein kontaktloser Scan entwickelt werden. Es gibt Studien, die zeigen, dass viele Menschen große Probleme damit haben, ihren Finger auf ein Gerät zu legen, das schon zahlreiche Menschen vor ihnen berührt haben. Bei der neuen Technologie würde der Finger hingegen fotografiert. Schwierig wird es allerdings, wenn das Fingerfoto mit einem klassisch aufgenommenen Fingerabdruck verglichen werden soll. Beim herkömmlichen Scan muss der Finger platt an eine Scheibe gedrückt werden und bekommt dadurch eine andere Form. Ein weiteres Problem ist es, ein solches Foto ausreichend auszuleuchten. Bei Abschluss des Projekts, das seit 2013 und noch bis Ende 2016 läuft, soll der erste Prototyp einer Handyhülle gebaut sein, auf der zusätzliche Beleuchtung angebracht werden kann. Das Smartphone soll schließlich auch als Pass- und Dokumentenlesegerät einsatzfähig werden. Mithilfe der neuen Software könne es den Chip elektronischer Reisepässe auslesen. Außerdem soll es möglich sein, ?die optischen Sicherheitsmerkmale wie etwa Hologramme automatisiert zu verifizieren und so die Echtheit des Dokuments zu überprüfen. Bisher könnten das die wenigsten Lesegeräte, man betritt wissenschaftliches Neuland. Davon, alle diese Funktionen in einem Smartphone zu vereinen, verspricht sich Daubner Vorteile auf verschiedenen Ebenen. Einerseits ist es ein Objekt, an das die Menschen gewöhnt sind und das so eventuell weniger Abschreckung erzeugt. Andererseits ist es auch technisch sinnvoll. Das Smartphone bietet eine leistungsstarke Hardware für wenig Geld, sagt Daubner. Der Markt für Grenzkontrollgeräte sei wesentlich kleiner, und die Möglichkeit, Neues zu entwickeln, dementsprechend geringer. Das Projektziel von Modentity ist kein fertiges Produkt, sondern ein Prototyp, der neue Möglichkeiten aufzeigen soll. Daubner betont, dass es dabei nicht nur um technische, sondern auch soziale und ethische Kriterien geht. Damit eine möglichst hohe Akzeptanz gegenüber der neuen Technologie erreicht wird, werden neben den Bürgern auch die Beamten, die die Geräte verwenden sollen, in die Entwicklung eingebunden. Oft geht es um Details im Userinterface und im Ablauf – darüber müssen wir uns rechtzeitig klar werden, sagt Daubner. Bei der Bürgerbefragung gehe es um die andere Seite. Der Prozess der Personenkontrolle soll auch für die zu Kontrollierenden so angenehm wie möglich gemacht werden. So soll möglichst wenig Aufmerksamkeit erregt werden, um Schaulustige zu vermeiden. Auch soll eruiert werden, in welcher Form etwa akustische Signale die Prozedur positiv beeinflussen. Grenzschutz und Personenkontrolle sind heikle Themen und bekommen nicht zuletzt wegen der sich zuspitzenden Flüchtlingskrise Aktualität. Die Ideen, die im Rahmen von Modentity entwickelt werden, brauchen noch eine Weile bis zu ihrer Umsetzung. Dennoch könnte die aktuelle Situation indirekt auf das Forschungsprojekt einwirken. So werde die bevorstehende Bürgerbefragung durch die aktuelle Aufmerksamkeit für das Thema beeinflusst, sagt Daubner: Ich denke, dass somit zeitgemäßes Feedback zu wichtigen gesellschaftlichen Aspekten einfließt. Nicht-Wissenschaft;Rechnungshof-Prüfbericht warnt laut Medien vor Finanzloch. München – Der Bayerische Rundfunk (BR) will seinen Sparkurs verschärfen. Vor allem die Bewertung der Pensionslasten sei ein zunehmendes Problem, sagte Verwaltungsdirektor Albrecht Frenzel am Freitag in München. Er reagierte damit auf einen bisher unveröffentlichten Prüfbericht des Bayerischen Obersten Rechnungshofs, über den der Münchner Merkur berichtete. Demnach hat der BR in diesem Jahrzehnt bereits 101 Millionen Euro Defizit angehäuft. Der Rechnungshof hat recht, wenn er sagt, da besteht Handlungsbedarf, sagte Frenzel der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Dabei vernachlässigt er aber, dass wir bereits seit 2013 in Abstimmung mit unseren Aufsichtsgremien massiv gegensteuern. Zwischen 2014 und 2016 spare der Sender 100 Millionen Euro ein. Bis 2025 sollen im Fernsehproduktionsbetrieb überdies 450 Planstellen gestrichen werden. Auch im Programm wird es Einschnitte geben. Dem Zeitungsbericht zufolge monieren die Rechnungsprüfer, dass die Sparprogramme des Senders zu spät gekommen seien und nicht weit genug gingen. Der BR werde unzureichend gesteuert und habe die Kosten nicht genügend im Griff. Wenn der Sender im Zeitraum bis 2020 alle Rücklagen aufbrauche und alle Eigenmittel einsetze, werde noch immer ein Fehlbetrag von 329 Millionen Euro auflaufen. Frenzel betonte dagegen: Wir erwirtschaften ausgeglichene operative Ergebnisse und haben kein Steuerungsdefizit. Der öffentlich bilanzierte Fehlbetrag ergebe sich nicht aus dem operativen Ergebnis. Das neue Bilanzrecht sieht vor, dass Pensionsrückstellungen nach einem am Kapitalmarkt orientierten Zins zu berechnen sind. Der Bewertungszins ist von sechs auf derzeit unter vier Prozent gesunken. Der Rechnungshof hat die BR-Finanzen von 2010 bis 2014 geprüft und will seinen Bericht am Dienstag vorstellen. Nicht-Wissenschaft;Welche Erlebnisse haben Ihnen die Welt der Literatur nahegebracht? Welche waren die prägenden Bücher, wer die prägenden Personen?. Es braucht manchmal nur ein einzelnes Buch, das einem die Tür zu den Welten der Literatur öffnet. Oder genauer: das bewirkt, dass man diese fiktionalen Welten überhaupt erst wahrnimmt. Vielleicht braucht es zuvor auch zunächst eine Person, die einem das richtige Buch in die Hand legt. Lesen, das ist gerade in Jugendtagen nicht selten verbunden mit einem Zwang. Die sogenannte Pflichtlektüre in der Schule ist nicht ohne Grund eher unbeliebt. Ein Buch lesen zu müssen, kann eine potenzielle Liebe zur Literatur schon frühzeitig zur Unmöglichkeit machen. Aber es kann auch anders laufen. Wohlwollende Deutschlehrer etwa, die einem das eine Buch empfehlen, in dem man dann freiwillig weiterliest. Es kommt eben nicht allein auf die Qualität von Literatur an, sondern auch darauf, wie man an das Lesen herangeführt wird. User Profeline hat einen Vorschlag gemacht, den wir gern als Thema aufgreifen: Was sind also Ihre prägenden Leseereignisse, wer die Menschen, die Sie zum Lesen gebracht haben? Wie geben Sie Ihre Begeisterung für Literatur weiter? (jmy, 18.2.2016) Wissenschaft;An der spezifischen DNA der Tiere lässt sich erkennen, aus welcher Gegend eine von ihr befallene Person stammt. Brunswick – Sie gehören zu jenen Lebewesen, die fast jeder von uns mit sich herumträgt: Die durchsichtigen Haarbalgmilben leben, wie der Name schon sagt, in den Haarbälgen oder Haarfollikeln. Meist drei der knapp 300 Mikrometer (also 0,3 Millimeter) kleinen Spinnentierchen teilen sich dabei einen Follikel. Der Mensch ist dabei keine Ausnahme: So gut wie jede Säugetierart hat ihre eigene Spezies von Haarbalgmilben. Beim Menschen tritt Demodex folliculorum vor allem im fortgeschrittenen Alter auf und kann selten aber doch zu Hautkrankheiten (wie Rosazea) beitragen. Ein internationales Forscherteam um den Biologen Michael Palopoli (Bowdoin College in Brunswick) hat nun die Milben aus rein wissenschaftlichen Gründen unter die genetische Lupe genommen: Sie wollten einfach mehr über die Spinnentiere herausfinden – nicht zuletzt darüber, wie sie von einer Person auf die nächste gelangten. Die Forscher verglichen für ihre im Fachblatt PNAS veröffentlichte Untersuchung die DNA von Haarbalgmilben aus den Haarfollikeln von 70 Menschen weltweit und machten eine überraschende Entdeckung: Die spezifische DNA der Tiere verrät viel über die Herkunft der Menschen. Sie entdeckten bei Menschen europäischer Abstammung einen spezifischen Milbenstamm und drei genetisch andere andere Milbenstämme, die bei Menschen in Asien, Afrika und Lateinamerika besonders häufig sind. Die Forscher konnten auf diese Weise eindeutige Schlussfolgerungen ziehen, aus welcher Gegend die Besitzer der jeweiligen Milben kamen, selbst wenn diese Migrationen hinter sich hatten. Denn allem Anschein nach werden Milben vor allem innerhalb einer Familie weitergegeben und nicht durch die jeweilige neue Umwelt. So wie etwa auch das Darmbakterium E. Coli scheinen also auch Milben etwas über die Ausbreitung des Menschen aus Afrika über den Planeten verraten zu können. Nicht-Wissenschaft;Haftstrafe von zehneinhalb Jahren verhängt. Wellington – Weil sie einen Schüler zwei Jahre lang sexuell missbraucht hat, ist eine Lehrerin in Neuseeland zu zehneinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Dies berichteten Medien aus der Hauptstadt Wellington am Freitag. Der Bub sei erst zehn gewesen, als die Lehrerin anfing, ihn zu küssen und zu berühren, so die Staatsanwaltschaft. Als er zwölf war, habe sie in einem Motel Geschlechtsverkehr mit ihm gehabt. Das sei Vergewaltigung, meinte der Richter einem Bericht des New Zealand Herald zufolge, auch wenn Frauen nach neuseeländischem Recht nicht wegen Vergewaltigung angeklagt werden könnten. Sie habe den Buben ausgenutzt, als er besonders labil war, weil ein Elternteil zu dem Zeitpunkt sehr krank war. Das war extremer Vertrauensmissbrauch, zitierte die Zeitung den Richter. Die Lehrerin hatte den Buben im Prozess der Lüge bezichtigt. Ihr Anwalt machte geltend, dass die 31-Jährige schwere psychologische Probleme habe. Wissenschaft;'Vor allem Mütter leisten zu Hause Co-Unterricht. Das kann die soziale Undurchlässigkeit im Bildungssystem verstärken, sagt Linguistin Helga Kotthoff. STANDARD: Sie forschen aktuell über die Kommunikation zwischen Eltern und Lehrpersonal – und fokussierten sehr schnell auf die Mütter. Warum? Kotthoff: Es stellte sich in den Gesprächsaufnahmen heraus, dass es fast nur Mütter sind, die diese Gespräche mit Lehrerinnen und Lehrern führen. Mütter erzählen mit einem unglaublichen Detailreichtum, was mit den Kindern zu Hause verhandelt wird, und es zeigt sich, dass Mütter sehr stark eine Identität der Co-Lehrerin haben – und sie sind auch Co-Lehrerinnen! Die Pädagogin Heidi Schrodt hat mir bestätigt, dass unsere Schulsysteme, das deutsche genauso wie das österreichische, voll mit dem Einsatz der Eltern, im Klartext der Mütter, rechnen. Das ist ein halbbewusstes Wissen: Die Mütter wissen, dass sie in der Schule diese Identität zum Anschlag bringen müssen. Migrierte Mütter machen das hingegen nicht, erstens weil sie nicht immer die Deutschkenntnisse haben und zweitens weil sie diese schulischen Realitäten gar nicht so durchschauen können. STANDARD: Wie kamen Sie auf die Untersuchung der Gespräche zwischen Eltern und Lehrpersonen? Kotthoff: Es gibt zu dieser Gesprächsform im deutschsprachigen Raum kaum Literatur, und sie ist völlig unerforscht. In anderen Ländern mit anderen Schulsystemen gibt es diese Co-Lehrerinnen-Identität viel weniger, z. B. in Frankreich, wo die Schule erst um fünf endet. Bei uns haben die Kinder zum Beispiel die Hausaufgabe, eine Powerpoint-Präsentation zu machen, was in der Schule nicht vorbereitet wurde. Und dann setzen sich die akademischen Eltern hin und machen das mit ihnen. Doch was machen die Eltern, die selbst noch nie eine Powerpoint-Präsentation gemacht haben? Die Schule spiegelt diese Seite von sich selber. Es gibt eine Verbindung von Mikro und Makro: Wir wissen aus der soziologischen Makroebene, dass sich in den deutschsprachigen Gesellschaften die Herkunft im Bildungssystem extrem durchschlägt. Kinder aus gebildeten Haushalten kommen hochprozentig ans Gymnasium, die anderen nicht. Und diese Identitäten führen die Mütter auf der Mikroebene vor. STANDARD: Die starke soziale Selektion des Bildungssystems wird durch das implizite Wissen der Mütter, Co-Lehrerin sein zu müssen, verstärkt? Kotthoff: Ja, einerseits können das nicht alle, doch wenn es eine Mutter kann, wirkt das auf Lehrer und Lehrerinnen sehr kompetent. Bis vor kurzem waren in Deutschland die Empfehlungen der Lehrer und Lehrerinnen für den weiterführenden Schulweg noch bindend. Und in meinen Interviews mit Lehrpersonen sagen diese: Ja klar, wenn die Mutter Akademikerin ist, dann bringt die ihre Tochter schon durchs Gymnasium. Heidi Schrodt macht in ihrem Buch Sehr gut oder Nicht genügend? Schule und Migration in Österreich klar, dass etwa auch türkischstämmige Eltern sehr bildungsorientiert sind, aber sie trauen sich oft nicht in die Schule und zu den Elternsprechtagen. Sie wissen oft nicht, wie sie sich verhalten sollen, und sprechen womöglich gebrochenes Deutsch. Und sie haben auch dieses implizite Wissen über ihre Rolle nicht. In der Türkei gibt es etwa dieses Sichverlassen darauf, dass das Elternhaus ausgleichend wirken muss, nicht. Das Sichverlassen auf die Schule ist viel stärker. STANDARD: Wechseln wir zu einem anderen großen Forschungsgebiet von Ihnen, dem Humor. Vor Jahren haben Sie unter anderem festgestellt, dass Männer die Witze reißen und Frauen darüber lachen. Gilt das noch? Kotthoff: Das war ein Forschungsergebnis aus den 1980er-Jahren und gilt nur noch für sehr wenige Kontexte, konkret für sehr hierarchische. Es geht auch nicht nur darum, dass Männer Witze machen, sondern sehr statushohe Männer. In vielen Krankenhäusern gibt es zum Beispiel steile Hierarchien, in solchen Kontexten werden witzige Bemerkungen auch über anwesende rangniedrigere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen gemacht. So etwas können sich nur Menschen in sehr hohen Positionen leisten, und da sind nun einmal nicht viele Frauen. STANDARD: Das heißt, soziale Hierarchien entscheiden darüber, wer welche Witze machen darf? Kotthoff: Es geht nicht nur um Männlichkeit, sondern das Auftreten in Gesprächen ist immer mit anderen Faktoren verbunden. Ich spreche lieber von Scherzkommunikation, weil Humor vor allem im Deutschen stark eine psychologische Lesart hat; etwa man hat Sinn für Humor oder nicht. Wenn zum Lachen eingeladen wird, dann ist das im weitesten Sinne Scherzkommunikation. Bei grober oder missratener Scherzkommunikation würden Laien vielleicht sagen, das ist für mich gar kein Humor. Neutrale Begriffe zu verwenden ist auch für die Forschung wichtig, die im englischen Sprachraum im Übrigen viel stärker verankert ist. Vor allem in Deutschland liegt das daran, dass man durch die Beschäftigung mit nicht seriöser Kommunikation selbst schon im Bereich des Nichtseriösen ist. Das ist ziemlich verklemmt. STANDARD: Bei Scherzkommunikation ist oft ein Riesenthema: Was darf man? Was geht nicht mehr? Kotthoff: Grundsätzlich gilt, dass es einen ganz großen Unterschied macht, ob innerhalb oder außerhalb der Gruppe gescherzt wird. Innerhalb der Ingroup geht mehr oder weniger alles. Zum Beispiel, wenn eine Gruppe von behinderten Menschen miteinander lebt oder viel Zeit miteinander verbringt, dann dürfen die auch über die Behinderungen Witze machen. Das ist Binnenhumor, und der ist Außenstehenden nicht gestattet. Dass Blondinen in Witzen immer als doof hingestellt werden, dagegen müssen wir uns aus der Außenperspektive wehren. Aber wenn eine Gruppe blonder Mädchen sich solche Witze erzählt und sich so von diesem Typus abgrenzt, dann hat das eine andere Funktion, als wenn im Herrenklub Blondinenwitze gemacht werden – das ist dann klar diskriminierender Humor. Doch auch innerhalb jeder Gruppe gelten persönliche Geschmacks- und Empfindlichkeitsgrenzen. Insofern muss es grundsätzlich akzeptiert werden, wenn jemand diese Scherze ablehnt. STANDARD: Auf Hinweise, dass ein Witz verletzend war, folgt selten Verständnis. Warum? Kotthoff: Weil jeder Scherz Performance-Qualitäten hat und die, die diese Scherze machen, sehr empfindlich sind, wenn die Performance nicht ankommt. Insofern ist es immer auch eine persönliche Zurückweisung. Das zeigt auch, wie extrem dicht diese Form der Kommunikation ist, sie hat immer eine kognitive Seite, eine soziale – also was trägt sie zum Gruppenzusammenhalt bei, unterläuft oder bestätigt sie Hierarchien? Und dann hat sie auch eine psychische Seite, die helfen kann, mit bestimmten Defiziten umzugehen.' Nicht-Wissenschaft;Forscher beweisen, dass auch Apple-Rechner anfällig für Lücken in der Gerätesoftware sind. In den vergangenen Monaten wurden einige Lücken bekannt, die die Firmware zahlreicher Laptops betraf. Auch Apple war darunter. Am vergangenen Chaos Computer Congress zeigte der Forscher Trammell Hudson auch, wie sich Schadsoftware beinahe unentdeckbar in Apple-Rechnern einnisten lässt, und lieferte mit Thunderstrike auch gleich einen Proof-of-Concept dazu. Das Problem ist allerdings weitreichender, als es zunächst aussieht, erklären nun Sicherheitsforscher gegenüber Wired. Die Software, die auf unterster Ebene dazu dient, einen Rechner und einzelne Hardwarekomponenten zu steuern – BIOS oder (U)EFI –, basiert nämlich meist auf Referenzumsetzungen. Weist die Firmware eines Herstellers ein Leck auf, ist die Chance hoch, dass auch viele andere betroffen sind – auch Macs. Nistet ein Schädling einmal in der Firmware des Rechners oder einer Hardwarekomponente, ist er nur dadurch wegzubekommen, indem man den entsprechenden Chip vollständig mit unverseuchtem Code beschreibt. Die Festplatte zu formatieren böte keine Abhilfe. Herkömmliche Antivirensoftware erkennt Infektionen auf diesem Level üblicherweise auch nicht. Im Rahmen einer Infektion auf traditionellem Wege müsste sie auch nur einmal überlistet werden. Sie könnte beispielsweise im Anhang einer Phishing Mail oder via manipulierte Website auf das System geschleust werden. Praktisch wehrlos wäre man als Endverbraucher bei einem anderen Infektionsweg – nämlich dann, wenn ein gekauftes Gerät von einem Händler oder bereits in der Fabrik verseucht wurde. Das Potenzial, das sich mit einem selbstvermehrungsfähigen Firmware-Wurm entfalten ließe, zeigen Hudson und sein Kollege Xeno Kovah nun mit dem Firmworm namens Thunderstrike 2. Dieser ist in der Lage, Adapter zu befallen, die es ermöglichen, einen Thunderbolt-Port als Netzwerkanschluss (RJ45) zu verwenden. Jedes Mal, wenn der Adapter dazu genutzt wird, sich mit anderen Rechnern zu verbinden, könnte er sich auch auf diesen einnisten, sofern sie ebenfalls über Peripheriegeräte mit passendem ROM-Chip verfügen. Neben Netzwerkadaptern ließen sich etwa auch externe SSDs und andere Geräte infizieren. In seiner Funktionsweise vergleichen sie Thunderstrike 2 mit Stuxnet, das einst zur Infiltrierung iranischer Atomanlagen genutzt worden war. Auf diesem Wege wären selbst Rechner im Air Gap, also ohne Anbindung an irgendein Netzwerk, erreichbar – nämlich dann, wenn ein solcher Rechner für Datenaustausch kurz mit einem anderen Computer oder einem Datenträger verbunden wird. Der Wurm könnte wichtige Informationen aufzeichnen, nach dem gleichen Prinzip hinaustransportieren oder das Zielsystem aktiv beeinflussen. Der Unterschied: Stuxnet operierte als Windows-Kerneltreiber. Dadurch, dass er auf Ebene des Betriebssystems eingebettet war, ließ er sich letztlich leicht bekämpfen. Das gilt jedoch nicht für Malware auf Firmware-Level. Für gewöhnliche Nutzer wäre eine solche Infektion nach Ansicht der Wissenschafter eine Schmeiß-deinen-Computer-weg-Situation. Es sei schon schwierig, den Befall zu erkennen. Für den normalen Verbraucher sei es aber nahezu unmöglich, ihn zu beseitigen. Kaum jemand verfügt über die Kenntnisse und das Equipment, seinen Laptop zu öffnen und den Firmware-Chip neu zu programmieren. Die Leute hören von Angriffen auf PCs und gehen davon aus, dass Apple-Firmware besser sei, erklärt Kovah. Also versuchen wir klarzumachen, dass es im Grunde alle x86[-Rechner]betrifft, wenn es um Angriffe auf EFI-Firmware geht. Das Team konnte fünf Schwachstellen bei Macs ausmachen. Eine wurde von Apple bereits ganz behoben, eine zum Teil, drei blieben bisher unbehandelt. Die Forscher schlagen auch mögliche Gegenstrategien vor. Sie empfehlen den Hardwareherstellern, ihre Firmware sowie Updates zu signieren und die Hardware mit entsprechenden Verifikationsmechanismen auszustatten. Sollte ein Dritter in Besitz des Schlüssels kommen – denkbar wäre etwa wie NSA –, wäre es hilfreich, wenn Nutzern ein einfacher Weg offen stünde, die Firmware auszulesen, etwa um zu prüfen, ob Veränderungen vorgenommen würden. Dazu könnte man auch auf einen Prüfsummenabgleich zurückgreifen. Solange die Nutzer solche Maßnahmen aber nicht lautstark fordern, werden sie darauf angewiesen bleiben, dass die Hersteller bei Bekanntwerden von Lücken schnell reagieren. Dies sei allerdings derzeit eher die Ausnahme. Ihre Erkenntnisse werden Hudson und Kovah auf der kommenden Black Hat-Konferenz in Las Vegas präsentieren. Wissenschaft;'Immer mehr Menschen glauben dem Unfug von Pseudomedizinern und lassen ihre Kinder ganz bewusst nicht impfen. Sarah will nicht geimpft werden – so lautet der Titel eines demnächst erscheinenden Kinderbuchs, das vom deutschen Heilpraktiker und Homöopathen Andreas Bachmair verfasst wurde. Schon 2012 hat er das Buch Leben ohne Impfung veröffentlicht und betreibt außerdem die Internetseite impfschaden.info. Mit der – laut Eigenbeschreibung – wunderbaren Geschichte zum Vorlesen für alle Kinder ab sechs Jahren richtet sich Bachmair direkt gegen die seiner Meinung nach existierende Impfpropaganda. Denn: Die Entscheidung, nicht zu impfen, ist für viele nicht einfach, weil man oft auf Kritik und Gegenwind stößt. Allerdings. Und zu Recht! Denn bei der Weigerung, sich beziehungsweise seine Kinder impfen zu lassen, zeigt sich die Gefahr irrationaler und pseudowissenschaftlicher Ideologien besonders deutlich. Impfungen sind eine der größten Errungenschaften der modernen Medizin. Sie haben vermutlich mehr Menschen das Leben gerettet als alle anderen Therapien und Medikamente. Und trotzdem wird die Kritik daran in den letzten Jahren immer lauter und intensiver. Absurderweise besonders bei Menschen, die es eigentlich besser wissen sollten. Angesichts eines Anstiegs der Masernfälle in Österreich im letzten Jahr erklärten Forscher vom Department für Virologie der Medinzin-Uni Wien: Erstaunlicherweise sei gerade bei Personen mit hohem Bildungsniveau eine solche Impfskepsis abseits der Kenntnisnahme aktueller Zahlen oder eindeutiger wissenschaftlicher Erkenntnisse verbreitet. Das werde auch in anderen europäischen Staaten, zum Beispiel in Deutschland, beobachtet. Die Gerüchte der Pseudomediziner In gewissem Sinne ist dieses Verhalten sogar verständlich. Gerade wenn es um die eigenen Kinder geht, möchte man für sie nur das Beste. Man will sie beschützen, und wenn Pseudomediziner Gerüchte verbreiten, in denen von den angeblichen Gefahren einer Impfung gesprochen wird, fällt es leicht sich einzureden, man würde den Kindern etwas Gutes tun, indem man sie nicht impfen lässt. Man möchte kein Risiko eingehen – vergisst aber, dass ohne Impfung ganz andere Risiken auf die Kinder warten. Das Problem der Impfungen ist ihr enormer Erfolg. Die Krankheiten, gegen die sie wirken, sind durch die jahrzehntelange Impfpraxis stark eingedämmt worden und nicht mehr im Bewusstsein der Menschen vorhanden. Bei einer Impfung sieht man nur noch den Vorgang selbst und hört alle möglichen (meist übertriebenen) Geschichten über Gefahren und Nebenwirkungen. Aber von den definitiv vorhandenen schweren Folgen der Krankheiten, gegen die die Impfung wirkt, ist vielen nichts mehr bekannt. Diese Unkenntnis führt dann zu der absurden Ideologie der Impfgegner. Und man kann nicht anders, als sie absurd zu nennen. Manche leugnen sogar die Existenz von Infektionskrankheiten: Der deutsche Biologe Stefan Lanka gelangte kürzlich zu zweifelhaftem Ruhm, als er gerichtlich zu einer Zahlung von 100.000 Euro verurteilt wurde. Diese Summe hatte Lanka 2011 als Preis für den Nachweis der Existenz von Masernviren ausgelobt. Lanka, der Bücher wie Der Masern-Betrug oder Impfen und Aids: Der Neue Holocaust geschrieben hat, ist davon überzeugt, dass Viren keine Krankheiten auslösen können und Impfungen nur eine Verschwörung von Ärzten und Pharmafirmen sind. Der Mediziner David Bardens legte ihm mehrere wissenschaftliche Fachartikel vor, die die Existenz von Masernviren belegen. Die Belohnung wollte Lanka aber trotzdem nicht auszahlen. Bardens klagte sie vor Gericht ein, bekam Recht und seinen Preis von 100.000 Euro. Auch Stefan Lanka bekam einen Preis: Am 21. Oktober wurde ihm Das Goldene Brett verliehen, ein Schmähpreis, mit dem der größte antiwissenschaftliche Unfug des Jahres ausgezeichnet wird. Fehlendes Wissen über Funktion der Impfung Krankheiten wie Masern, Mumps, Windpocken oder Kinderlähmung können zu schweren Komplikationen und unter Umständen sogar zum Tod führen. Wir wissen, wie wir diese Krankheiten bekämpfen und sogar ausrotten können. Wir wissen, was wir tun müssten, damit keiner mehr unter diesen Krankheiten leiden muss. Wir wissen es – und trotzdem tun es immer mehr Menschen nicht. Sie tun es nicht, weil sie auf Pseudomediziner oder Verschwörungstheoretiker hereinfallen, die erzählen, dass böse Ärzte die Leute mit Impfungen vergiften und krank machen wollen. Sie tun es nicht, weil sie keine Ahnung haben, wie eine Impfung funktioniert; wie Medizin funktioniert und wie die Natur funktioniert. Sie tun es, weil sie so sehr darauf bedacht sind, nur sanfte Medizin zu verwenden, dass sie dafür (unwissend) Krankheit und Tod ihrer Angehörigen und anderer Menschen in Kauf nehmen. Denn Impfen ist nicht nur eine individuelle Entscheidung! Manche Menschen – zum Beispiel sehr kleine Kinder oder alte Leute – können aus gesundheitlichen Gründen nicht geimpft werden. Sie sind auf die sogenannte Herdenimmunität angewiesen. Also darauf, dass in ihrem Umfeld genug geimpfte Menschen existieren, damit sich die Krankheit gar nicht erst verbreiten kann. Genau diese Herdenimmunität hält auch das Risiko für die Impfgegner gering. Solange sie existiert, stehen die Chancen gut, dass die ungeimpften Kinder nicht krank werden. Noch zumindest, denn je größer der Anteil der Impfverweigerer wird, desto schwächer ist die Herdenimmunität. Die Krankheiten, die man eigentlich schon überwunden dachte, tauchen mittlerweile wieder auf. Und angesichts der vielen Krankheiten, gegen die die Medizin noch nichts ausrichten kann, ist es umso tragischer, wenn eigentlich vermeidbare Krankheiten absichtlich nicht bekämpft werden. Die hohe Zahl derer, die noch an Masern erkranken, ist unseres Landes nicht würdig. Wir könnten die Masern ganz einfach ausrotten, sagte der bayrische Kinderarzt Christoph Wittermann kürzlich angesichts der auch dort steigenden Krankheitsfälle in einem Interview mit der Münchner Tageszeitung. Und während sich die Masernfälle in Deutschland und Österreich trotz Anstiegs noch in Grenzen halten, sind in der Demokratischen Republik Kongo seit Jahresbeginn schon 428 Menschen an dieser vermeidbaren Krankheit gestorben. Mehr Aufklärungsarbeit notwendig Gerade bei der Frage der Impfungen wäre mehr Aufklärung und wissenschaftliche Öffentlichkeitsarbeit nötig. Aufrufe und Kampagnen von Behörden und Gesundheitseinrichtungen sind zwar wichtig, werden aber immer noch viel zu oft als Einmischung des Staates in das Privatleben der Menschen missverstanden. Solange die Menschen nicht verstehen, wie Impfungen tatsächlich funktionieren; wie und gegen was sie wirken und wie sich das Risiko vorhandener Nebenwirkung in Bezug auf das Risiko einer tatsächlichen Erkrankung verhält, wird sich an der grundlegenden Einstellung wahrscheinlich nichts ändern. Die Frage nach der Bedeutung von wissenschaftlicher Öffentlichkeitsarbeit für die Gesellschaft bekommt beim Thema Impfungen eine Dringlichkeit, die man nicht ignorieren darf. Je mehr Menschen darüber Bescheid wissen, wie Wissenschaft funktioniert und welche Rolle sie in unserem Alltag spielt, desto weniger werden auf die absurden Behauptungen der Impfgegner hereinfallen. Es ist tragisch, dass der völlig legitime Wunsch, seine Kinder zu beschützen, am Ende genau zum Gegenteil führen kann. Es ist noch viel tragischer, dass so viele Menschen auf den Unsinn der selbstgerechten Impfkritiker hereinfallen. Sarah, das Mädchen, das im Buch von Andreas Bachmair nicht geimpft werden will, ist verärgert, dass sie deswegen nicht bei einem Pfadfinderausflug mitfahren kann. Wüsste sie, welche Krankheiten sie ohne die Impfung bekommen und übertragen könnte und wäre sie über deren Folgen und mögliche Komplikationen informiert, dann würde sie vielleicht von sich aus auf den Ausflug verzichten. Oder sich impfen lassen.' Wissenschaft;"Indian Regional Navigation Satellite System" soll in einem Jahr für Endverbraucher verfügbar sein. Neu-Delhi – Die indische Weltraumbehörde ISRO hat am Donnerstag erfolgreich den letzten von sieben Satelliten des regionalen Navigationsprogramms INRSS gestartet. Das Indian Regional Navigation Satellite System soll in ganz Indien und rund 1.500 Kilometern Umgebung funktionieren. In einem Monat soll der Satellit einsatzbereit sein. Nach ISRO-Angaben wird es jedoch noch mindestens ein Jahr dauern, bis IRNSS auch für Endverbraucher verfügbar ist. Frühestens dann sei die Empfangstechnologie so weit, dass das System breit genutzt werden könne. Die Abdeckung in Indien und seinen Nachbarländern werde besser sein als mit Konkurrenzsystemen wie GPS. Bisher haben die USA mit dem Global Positioning System (GPS) und Russland mit Glonass ein weltweites Navigationssystem. Dazu kommen das regionale chinesische System Beidou, das zurzeit noch für den weltweiten Betrieb ausgebaut wird. Das europäische System Galileo befindet sich im Aufbau. Nicht-Wissenschaft;Schnellste im zweiten Zauchensee-Training vor Deutscher Rebensburg – Schmidhofer als Fünfte vor Hütter wieder schnellste Österreicherin. Zauchensee – Lindsey Vonn hat mit Bestzeit im zweiten Training klar gemacht, dass sie bei der Sprint-Abfahrt am Samstag in Zauchensee die große Favoritin ist. Trotz Jetlags war die US-Amerikanerin am Freitag Schnellste, 0,28 Sekunden vor Viktoria Rebensburg (GER). Tina Weirather (LIE) wurde Dritte. Nicole Schmidhofer war als Fünfte vor Cornelia Hütter erneut beste Österreicherin. Vonn hatte gezielt Startnummer 30 gewählt, um bereits üben zu können, sollte sie im Rennen als Schnellste des ersten Durchgangs (9.30 Uhr) in die um 11.30 Uhr beginnende Entscheidung gehen. Stimmt, das war meine Überlegung, gestand die 31-Jährige, die Samstag mit ihrem 36. Abfahrtssieg die Weltcup-Bestmarke von Annemarie Moser Pröll egalisieren kann. Fix am Start der Sprint-Abfahrt ist Technik-Spezialistin Michaela Kirchgasser. Aus dem trainierenden 13er-Aufgebot des ÖSV mussten für Samstag Nina Ortlieb und Elisabeth Reisinger weichen, elf Österreicherinnen dürfen starten. (APA, 8.1.2016) Ergebnisse vom 2. Training: 1. Lindsey Vonn (USA) 1:05,74 Min. (Schnitt: 95,83 km/h) 2. Viktoria Rebensburg (GER) +0,28 Sek. 3. Tina Weirather (LIE) 0,59 4. Lara Gut (SUI) 0,80 5. Nicole Schmidhofer (AUT) 0,82 6. Cornelia Hütter (AUT) 0,94 7. Nadia Fanchini (ITA) 0,95 8. Stacey Cook (USA) 1,02 9. Kajsa Kling (SWE) 1,04 10. Elena Fanchini (ITA) 1,10Weiter: 12. Mirjam Puchner (AUT) 1,19 17. Ramona Siebenhofer (AUT) 1,29 18. Elisabeth Görgl (AUT) 1,3022. Stephanie Venier (AUT) 1,41 32. Stefanie Moser (AUT 2,07 33. Tamara Tippler (AUT) 2,10 37. Sabrina Maier (AUT) 2,24 38. Michaela Kirchgasser (AUT) 2,26 47. Dajana Dengscherz (AUT) 2,91 49. Elisabeth Reisinger (AUT) 2,93 61. Nina Ortlieb (AUT) 3,77 ÖSV-Team für die Abfahrt am Samstag (11): Dajana Dengscherz, Elisabeth Görgl, Cornelia Hütter, Michaela Kirchgasser, Sabrina Maier, Stefanie Moser, Mirjam Puchner, Nicole Schmidhofer, Ramona Siebenhofer, Tamara Tippler, Stephanie Venier Wissenschaft;Internationales Team weist Erreger der gefährlichen Infektionskrankheit in Fledertieren nach. Das Krim-Kongo Virus ist ein von Zecken übertragener Erreger, der beim Menschen schweres Fieber mit inneren Blutungen auslösen kann. Bei rund zehn Prozent der Patienten verläuft die Infektion tödlich. Ein internationales Forscherteam nun eindeutige Infektionszeichen bei Fledertieren in verschiedenen Ländern Afrikas nachgewiesen. Die Untersuchungen legen nahe, dass die fliegenden Säugetiere bei der Verbreitung des Virus eine bedeutende Rolle spielen. Das gefährliche Krim-Kongo-Virus kommt vor allem in Südosteuropa, Asien und Afrika vor. Bis heute wurden weltweit über 10.000 Menschen infiziert, von denen knapp 800 starben. Das Virus wird über verschiedene Zeckenarten übertragen, kann aber auch von Tier zu Mensch beziehungsweise direkt von Mensch zu Mensch übertragen werden. Die Zecken sind essenziell für den Lebenszyklus des Virus. Erstaunlich ist das Verbreitungsmuster, das auf eine Einschleppung des Virus aus einzelnen spezifischen Regionen in Afrika und Asien in weit entfernte Länder hinweist, sagt Marcel A. Müller vom Institut für Virologie des Universitätsklinikums Bonn und vom Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF). Bislang gingen Forscher davon aus, dass mit dem Virus infizierte Zecken sich an Zugvögel anheften und auf diesem Weg in andere Regionen verschleppt werden, wo sie Tiere und Menschen anstecken können. Die Virologen des Bonner Universitätsklinikums vermuteten jedoch noch andere Wirte, die zur Ausbreitung des Krim-Kongo-Virus beitragen könnten: Fledertiere sind häufig von Parasiten wie Zecken befallen und leben in fast allen Regionen der Erde. Sie können zum Teil tausende Kilometer weit fliegen, sagt Institutsdirektor Christian Drosten. Tragen Fledertiere das Virus in sich? Zusammen mit Wissenschaftern der Universitäten Marburg, Gießen und Ulm sowie dem Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg und Kollegen aus Gabun, Tschechien, Panama, Ghana und Frankreich ging das Team dieser Frage nach. In einer großangelegten Studie testeten die Forscher insgesamt 1.135 Proben von 16 Fledertierarten aus Gabun, Ghana, Kongo, Deutschland und Panama auf das Krim-Kongo Virus. Die Forscher entdeckten in rund zehn Prozent der Blutproben Antikörper, die mit dem Krim-Kongo-Virus-Oberflächenprotein spezifisch reagierten. Zwölf der 16 getesteten Fledertierarten aus vier von insgesamt fünf Ländern waren potenziell mit dem Virus infiziert, sagt Müller. Vor allem höhlenlebende Fledertiere aus Afrika, die mutmaßlich eine hohe Zeckenexposition haben, hatten Antikörper gegen das Krim-Kongo-Virus gebildet. Die Wissenschafter untermauerten ihre anfänglichen Befunde durch hochspezielle Antikörpertests im Fledermausblut. Neben den Vögeln, die potenziell Zecken mit dem Krim-Kongo-Virus verschleppen können, rücken mit diesen Befunden auch Fledertiere in den Fokus. Das Risiko für Menschen, sich direkt an den Fledertieren in den Tropen und Subtropen anzustecken, ist jedoch denkbar gering, sagt Müller. Der Verbreitungsweg findet vorwiegend über Zecken statt, die vorher an einem mit dem Virus infizierten Tier gesaugt haben und dann einen Menschen befallen. In Mitteleuropa bestehe praktisch keine Gefahr, sich an einer solchen Zecke zu infizieren, so die Wissenschafter. Aber durch die globale Erwärmung könnte sich das Verbreitungsgebiet der Krim-Kongo-Virus tragenden Zecken in gemäßigtere Gebiete verlagern. In Griechenland und der Türkei ist es bereits mehrfach zu Krim-Kongo-Virus-Ausbrüchen gekommen, berichtet Müller. Nicht-Wissenschaft;Dunham feiert schon seit 2012 Erfolge mit der Comedy-Serie "Girls". New York – Der US-Bezahlsender HBO hat eine Pilotfolge des neusten Serienprojekts Max von Girls-Hauptdarstellerin Lena Dunham bestellt, berichtet Deadline Hollywood. Die Handlung soll im Jahr 1963 angesiedelt sein, als die Frauenbewegung einen ihrer größten Sprünge nach vorne machte. Die Hauptfigur Maxine Woodruff, gespielt von Lisa Joyce, soll einen kleinen Posten bei einem renommierten Magazin annehmen und in die anrollende zweite Welle des Feminismus geraten. Dunham feiert schon seit 2012 Erfolge mit der Comedy-Serie Girls, bei der sie Autorin, Regisseurin, ausführende Produzentin und Schauspielerin ist. Die HBO-Serie wurde mit fünf Emmy-Nominierungen gewürdigt. Neben der Serie spielte sie auch in Filmen wie Supporting Characters, The Inkeepers – Hotel des Schreckens und This is 40. Nicht-Wissenschaft;Werbestärkste Marken in ORF, ATV und Puls 4: XXX Lutz vor Post und Kika Leiner. Wien – Nachdem Nivea vorige Woche Platz eins der werbestärksten Marken in österreichischen TV-Kanälen eroberte, ist dieses Mal wieder ein Möbelhaus die Nummer eins: XXX Lutz vor der Post und Kika Leiner lautet das Ranking. Das berichtet Adspired über Kalenderwoche 26. Analysiert nach Werbezeit führt Kika Leiner vor XXX Lutz und UPC. Adspired liefert derStandard.at/Etat Woche für Woche Daten über die Bruttowerbevolumina der Marken und Branchen in ORF 1 und ORF 1, ATV und ATV 2 und Puls 4 – die rund die Hälfte des Markts repräsentieren dürften. Adspired misst die ausgestrahlten Werbespots in einer Reihe von Fernsehkanälen und rechnet ihre Dauer und Platzierung nach den Tariflisten der Sender um. Diese Bruttowerbevolumina können also Rabatte und andere Sonderkonditionen nicht berücksichtigen und liegen deutlich über real bezahlten Buchungen. Wer stieg in Kalenderwoche 26 mit dem höchsten Werbedruck ein, war also in Woche 25 in den beobachteten Sendern nicht präsent? Vorne liegen die Österreichische Post mit ihrem Weltrekordversuch vor Raffaelo und Wiener Zucker. Wer war in Kalenderwoche 26 nicht mehr in ORF 1 und 2, ATV und ATV 2 sowie Puls 4 präsent – gereiht nach den Werbebudgets in der Woche zuvor? McDonalds legte als größter Werber eine Pause ein. Welche Branchen hatten in der vorigen Woche den höchsten Werbedruck? Unverändert liegen die Nahrungsmittelketten weit vorne in ORF 1, ORF 2, ATV, ATV 2 und Puls 4. Wissenschaft;Klimatische Verschlechterungen dürften zur Aufgabe der Siedlung geführt haben – ein Prozess, der Menschen in der Sahelzone auch heute noch betrifft. Neue Ausgrabungen sind ein Wettlauf mit der Zeit. Woche sieben auf der Ausgrabung in Amara West hielt einige schöne Überraschungen für uns bereit. So wissen wir nun endlich, für wen das große Pyramidengrab G322, in dem wir in den vergangenen Wochen bereits zahlreiche interessante Funde machen konnten, vermutlich ursprünglich errichtet wurde. Denn in der westlichen der beiden Grabkammern fand Michelle den Fuß eines Ushabtis aus Fayence mit den Resten einer Hieroglyphen-Inschrift. Diese kleinen Figuren, die den zur Mumie stilisierten Verstorbenen repräsentieren sollten, wurden oft in größeren Mengen mit ins Grab gegeben, um in der Nachwelt dessen Arbeiten zu übernehmen. An der Vorderseite des Ushabtis wurde eine Inschrift, die unter anderem Titel und Namen des Toten trug, angebracht. In unserem Fall ist lediglich der Name Ibay erhalten. Der Teil, der uns Auskunft über Titel und Funktion geben würde, fehlt leider. Die Namen mehrerer Provinzgouverneure, die in der Zeit zwischen 1300 und 1070 in Amara West residierten, darunter der im Nachbargrab bestattete Paser, sind aus Inschriften in der Stadt und aus Schriftquellen aus Ägypten bekannt. Ibay hingegen ist in Amara bisher nicht belegt. Ob es andernorts schriftliche Hinweise gibt, die klären könnten, wer er war und was seine Funktion in der Administration der Provinz Nubien war, wird erst ein detailliertes Quellenstudium in den nächsten Monaten zeigen. Architektur und Ausstattung seines Grabes lassen jedoch in jedem Fall auf eine sehr wichtige Persönlichkeit schließen. Trotz der Beraubung konnte Michelle neben dem Ushabti auch ein aus Stein gefertigtes und mit Straußeneischale verziertes Auge finden, das ursprünglich als Einlage an einem Sarg angebracht war. In der Zwischenzeit konnten wir auch im zweiten Friedhofsareal, Friedhof C, zwei Gräber untersuchen. Diese unterscheiden sich in Architektur, Größe und Ausstattung deutlich von den Pyramidengräbern in Friedhof D. An der Oberfläche sind beide von niedrigen Grabhügeln von fünf beziehungsweise acht Metern Durchmesser gekennzeichnet. Die Grabschächte sind ebenfalls in Fels gehauen, jedoch jeweils nur circa 1,80 Meter tief. Die Bestattungen selbst wurden in vom Schacht abgehenden Nischen vorgenommen. Diese Grabform ist typisch für die Besiedlungszeit Amara Wests nach dem Ende der ägyptischen Kolonialherrschaft um 1070 vor unserer Zeit. Lange herrschte in der Forschung Unklarheit über Siedlungstätigkeit im nubischen Niltal nach den Ägyptern bis zum Beginn des nächsten großen nubischen Reiches, des napatanischen Reichs im 8. Jahrhundert. Allgemein wurde jedoch angenommen, dass die Region längere Zeit unbesiedelt war. Mit dem Beginn meiner Ausgrabungen in den Friedhöfen von Amara West wurde jedoch schnell klar, dass auch in den Jahrhunderten nach der ägyptischen Herrschaft hier rege Bestattungsaktivität herrschte. Das ist mittlerweile auch durch C14-Daten bestätigt. In der Stadt selbst fehlen architektonische Strukturen aus dem 8. bis 10. Jahrhundert bisher, jedoch wissen wir, dass aufgrund der starken Winderosion höher gelegene Siedlungsschichten mit großer Wahrscheinlichkeit vollständig verschwunden wären. Warum die Siedlung letztendlich aufgegeben wurde, ist ebenfalls eine der Forschungsfragen des Amara-West-Projekts. Wissenschaftliche Untersuchungen der Umweltbedingungen konnten in den vergangenen Jahren nähere Informationen zur Lösung des Rätsels bringen. So konnten geomorphologische Untersuchungen der Flusssedimente in den ausgetrockneten Altarmen nördlich der Stadt den Nachweis erbringen, dass deren endgültiges Trockenfallen ans Ende der Besiedlungszeit Amara Wests fällt. Das hatte nicht nur die Konsequenz, dass Landwirtschaft schwieriger wurde. Mit dem Verschwinden des Vegetationsgürtels entlang der Altarme verlor die Stadt jeglichen Schutz gegen den Sand, der die meiste Zeit des Jahres von den starken Nordwinden angetragen wird – der Nil fließt hier in West-Ost-Richtung. Bereits im 12. Jahrhundert sind architektonische Veränderungen in der Stadt sichtbar, die dazu dienten, den Sand aus den Häusern zu halten. Dünnschliffe von Fußbodensedimenten zeigen ebenfalls eine deutliche Erhöhung des Sandanteils. Die klimatischen Verschlechterungen und damit erschwerten Lebensbedingungen dürften letztendlich zur Aufgabe der Siedlung geführt haben. Dieses Schicksal ereilte jedoch nicht nur Amara. Allgemein gibt es entlang des gesamten von West nach Ost verlaufenden Abschnitts ab Beginn des 1. Jahrtausends vor unserer Zeit keine Siedlungen mehr, sämtliche Aktivität wurde ans Südufer verlegt. Diese Veränderungen spiegeln sich auch im Gesundheitszustand der Bewohner der Siedlung wider. Korrespondierend mit den klimatischen Veränderungen steigt die Häufigkeit von Anzeichen von Krankheit und Mangelernährung in den späteren Siedlungsphasen markant an. Damit repräsentiert das Fallbeispiel Amara West einen Prozess, der auch heute Millionen von Menschen in der Sahelzone betrifft. Es zeigt auch, dass Ergebnisse archäologischer Studien nicht nur historische, sondern durchaus auch starke moderne Relevanz haben können. Ein weiteres kleines Nebenprojekt, mit dem wir diese Woche ebenfalls beschäftigt waren, ist Mohameds neues Grabungsprojekt, ein Friedhof, der vermutlich ins 4. bis 5. Jahrhundert datiert, am östlichen Nilufer, 15 Kilometer südlich von Abri. Das Niltal ist generell voll von archäologischen Zeugnissen der Anwesenheit von Menschen der vergangenen 10.000 Jahre. Nur ein Bruchteil davon ist bisher erforscht. Viele dieser Fundstellen, vor allem wenn sie in der Nähe von modernen Siedlungen liegen, sind von Zerstörung durch moderne Beraubung bedroht. Oft handelt es sich bei den Plünderern um neugierige Einheimische, zunehmend dehnt sich jedoch auch organisierter Raub aus Ägypten in den Sudan aus. Die Dokumentation archäologischer Fundstellen ist deswegen, aber auch angesichts der Staudamm-Problematik immer mehr ein Wettlauf mit der Zeit. Der Friedhof in Qwekka, bestehend aus etwa 40 bis 50 großen Grabhügeln, ist wegen seiner Lage direkt neben dem Khartoum-Wadi-Halfa-Highway besonders gefährdet. Daher wird Mohamed im Auftrag der Antikenverwaltung und finanziell unterstützt vom Rescue Fund des Instituts für Bioarchäologie am British Museum im Mai beginnen, dort Grabungen vorzunehmen. In Vorbereitung dafür haben wir die Fundstelle mit einem Drachen aus der Luft fotografiert und digital vermessen, um einen Plan des Friedhofs zu erstellen. Unterstützt wurden wir dabei auch von einem Mitarbeiter des Grabungsteams auf der benachbarten Insel Sai, das von der österreichischen Ägyptologin Julia Budka geleitet wird. Sie informiert übrigens ebenfalls über die Ergebnisse ihrer derzeit laufenden Arbeiten in Stadt und Friedhof des Neuen Reichs in dem Blog von acrossborders.oeaw.ac.at. Nicht-Wissenschaft;'Patricia Willocqs Fotoreportage beschreibt Schicksale von Menschen mit Albinismus in Afrika. Pathetisch beschworen Paul McCartney und Stevie Wonder einst Ebony and Ivory als Synonym für friedvoll harmonisches Zusammenleben von Schwarz und Weiß. Sinngemäß kann der Titel von Patricia Willocqs Fotoreportage wahrscheinlich als Zitat verstanden werden: White Ebony beschreibt Schicksale von Menschen mit Albinismus in Afrika. Der Schwarze Kontinent ist bei weitem nicht so monochrom wie in unseren Klischees; auch nicht in der Hautfarbe seiner Bewohner. Eine spezielle Ausprägung macht Menschen mehr als anderswo zu Outcasts: sehr weiße Haut, ungewöhnlich helle Haare, blaue oder grüne Augen. Als Albinismus wird die angeborene Stoffwechselerkrankung bezeichnet, die mangels Melanin dazu führt, dass dunkle Pigmente in Haut, Haaren und in der Iris fehlen. Die Betroffenen sind oft sehbehindert, brauchen Schutz vor Sonne. Vor allem aber leiden sie unter gesellschaftlicher Stigmatisierung und dem Aberglauben, sie hätten übernatürliche Kräfte, seien unsterbliche Geister, schreibt Willocq. Ihre sensiblen, teils aber bewusst provokanten Porträts sind verstörend-einprägsame Zeugnisse von Überlebenswillen, Mut, Hoffnung, Courage, Liebe einer Minderheit. Die 1980 im Kongo Geborene engagiert sich nebst ihrem Dasein als Freischaffende für humanitäre Ziele, nimmt sich Zeit für Menschenrechte zu kämpfen. White Ebony wurde von der Unicef als Foto des Jahres 2013 prämiert, bei der Uno ausgestellt. Und als Beweis für Willocqs Engagement fand 2015 der 1. Internationale Tag des Albinismus statt. Wer Willocqs herausragendes OEuvre betrachtet, darf gespannt sein, wie ihre Arbeit für rechtlose, hilflose, unterdrückte Menschen Fortsetzung erfährt.' Nicht-Wissenschaft;Einige Fehlerbehebungen und Updates – bessere Hardware-Unterstützung. ElementaryOS Freya hat ein umfassendes Update erhalten. Die Linux-Distribution auf Ubuntu 14.04.-Basis, die vielerorts als das Mac OS der Linux-Welt bezeichnet wird, gibt es nun in der Version 0.3.1. Integriert wurde bereits der aktuelle Hardware Enablement Stack aus Ubuntu 14.04.3, wodurch eine bessere Hardware-Unterstützung gegeben ist. Neben einigen Fehlerbehebungen wurde auch optimiert: Unter anderem hat das Update eine bessere UEFI-Unterstützung mit sich gebracht. Aktualisiert wurde auch die mitgelieferte Software – darunter der Dateimanager, Browser Midori und Mail-Client Geary. Die Konfiguration der Systemsprache wurde außerdem überarbeitet. Übersetzungen sollen nun vollständiger sein. Weitere Updates und Neuerungen sind im Blog der Projekt-Website nachzulesen. Mittels Paketverwaltung können Freya 0.3-Nutzer das Update installieren. Ein Live-Image der neuesten Version steht zudem zum Download bereit. Wissenschaft;Vier Raumfahrer sollen in Raumkapseln von Boeing und SpaceX ins All fliegen. Miami – Die US-Raumfahrtbehörde NASA hat die ersten vier Astronauten ausgewählt, die als erste Menschen überhaupt in von Privatunternehmen konstruierten Raumschiffen ins All fliegen sollen. Die Raumfahrer werden nun trainiert und auf ihre Flüge, die ab 2017 in Raumkapseln von Boeing und SpaceX stattfinden sollen, vorbereitet. Diese ausgezeichneten, erfahrenen Astronauten schlagen einen neuen Weg ein – ein Weg, der ihnen eines Tages einen Platz in den Geschichtsbüchern und Amerikanern die Landung auf dem Mars ermöglicht, teilte NASA-Chef Charles Bolden mit. Die Gruppe besteht aus drei Männern, Robert Behnken, Eric Boe und Douglas Hurley, und der Astronautin Sunita Williams. Seit dem Ende ihres Shuttle-Programms im Sommer 2011 ist die US-Raumfahrtbehörde bei Flügen ihrer Astronauten zur Internationalen Raumstation (ISS) auf russische Sojus-Kapseln angewiesen. In Zusammenarbeit mit der US-Privatwirtschaft will die NASA diese Abhängigkeit in den kommenden zwei bis drei Jahren beenden. Vergangenen September wählte sie Boeing und SpaceX aus, eine neue Generation von Raumfähren zu entwickeln. Der Vertrag hat ein Gesamtvolumen von 6,8 Milliarden Dollar (6,2 Mrd. Euro). Boeing erhält mit 4,2 Milliarden Dollar den Löwenanteil und soll Ende 2017 die erste reguläre Mission seiner Raumkapsel CST-100 liefern. Für SpaceX, das sich mit 2,6 Milliarden Dollar begnügen muss, steht noch kein Starttermin fest. Die erfahrenste Astronautin des Quartetts ist die 49-jährige Williams, die bereits 322 Tage im All verbrachte. Der 48-jährige Hurley war Pilot von zwei Space-Shuttle-Missionen, darunter die letzte im Juli 2011. Der 50-jährige Boe und der 44-jährige Behnken können ebenfalls je zwei Space-Shuttle-Missionen vorweisen. Wissenschaft;Wiener Forscher legen botanische Datenbank an. Wien – Eine von Botanikern der Universität Wien erstellte Datenbank über die Flora der Ionischen Inseln geht kommende Woche online. Sie umfasst derzeit 1.750 Pflanzenarten und ihre Verbreitung auf den Inseln, teilte die Uni mit. Aufgrund ihrer Lage verfügen die zu Griechenland gehörenden Inseln, darunter etwa Korfu oder Zakynthos, trotz geringer Fläche über einen relativ hohen Pflanzenreichtum. Grund für die hohe Biodiversität ist die erhebliche Nord-Süd-Erstreckung der Inselgruppe, die gleichzeitig an der Grenze des Mittel- und Ostmediterrangebiets liegt. Dies führt zu pflanzengeografischen Überschneidungen. Die Basis der Datenbank reicht weit zurück: Bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts erkunden Wiener Botaniker die Pflanzenwelt Griechenlands. Ihre Belege finden sich bis heute im Herbarium der Universität Wien. Nicht-Wissenschaft;'Linda Hamiltons Muskelspiel in "Terminator 2", weiter Dokus die Baumeister der Republik und Flucht aus Alcatraz. 17.30 MAGAZINBürgeranwalt mit Peter Resetarits: 1) Der gläserne Spender: Knapp 600 Millionen Euro haben die Österreicherinnen und Österreicher im Vorjahr gespendet. 2) Hausnummernchaos: Herr K. bewohnt seit Jahrzehnten sein Haus in guter Lage in Wien. Er hat die Nummer 79 in seiner Gasse. Sein Nachbar aber offenbar auch. 3) Diebstahl im Banksafe. Bis 18.20, ORF 2 20.15 DOKUMENTATIONBaumeister der Republik Porträts von Karl Renner und Theodor Körner stehen am Anfang dieses Abends, der an große Köpfe des Landes erinnert. Um 21.55 Uhr folgt ein Film über den Publizisten und Presse-Herausgeber Otto Schulmeister. Erschlagt mich, ich verrate nichts! zeigt Leben und Wirken der Widerstandskämpferin Käthe Sasso. Bis 23.45, ORF 3 20.15 RATIONALISTHomo Faber (BRD/F/Griechenland 1991, Volker Schlöndorff) Die Regiegröße Schlöndorff inszeniert Max Frischs Fabel von archaischen Bedingungen des betont technokratischen Menschen mit Julie Delpy und Sam Shepard als gefälliges, dem Buchstaben verpflichtetes Filmwerk. Bis 22.05, 3sat 20.15 VERSTRAHLTHulk (USA 2003, Ang Lee) Anhand der Comicverfilmung mit dem grünen Monster kann dem Amerika-Bild von Regisseur Ang Lee nachgespürt werden: Direkte Querbezüge zur jüngeren (Kriegs-)Geschichte des Landes stellen sich ein, wenn das muskelbepackte Wesen auch gegen das Fremde im eigenen Leib kämpft. Bis 23.00, Vox 20.15 DOKUMENTATIONAlcatraz – Der Wahrheit auf der Spur Das berüchtigte Gefängnis vor San Francisco galt als ausbruchsicher. 1962 gelang den Brüdern John und Clarence Anglin sowie ihrem Mithäftling Frank Morris die Flucht. Die Häftlinge verschwanden spurlos. Obwohl ihre Körper nie gefunden wurden, gingen die US-Behörden später vom Tod der Geflohenen aus. Erstmals häufen sich Hinweise, dass John und Clarence Anglin überlebt haben könnten. Die Doku des History-Kanals im Angebot des Abosenders Sky geht diesen Spuren nach. Bis 21.45, History 22.35 TSCHINBUMMArmageddon (USA 1998. Michael Bay) Und wieder rast ein Komet auf die Erde zu und droht sie zu zerstören. Bruce Willis als weltbester Ölbohrer soll das Desaster abwenden, ihm zur Seite Liv Tyler und Ben Affleck. Heroisch, heldenhaft und ziemlich laut. Bis 1.35, Puls 4 0.35 TRUNKENBOLDCat Ballou – Hängen sollst du in Wyoming (USA 1965. Elliot Silverstein) Eine junge Lehrerin aus dem Osten rechnet im Wilden Westen, unterstützt von einem trunksüchtigen Revolverhelden, mit den Mördern ihres Vaters ab. Die kommerziell erfolgreichste Genre-Parodie der 1960er-Jahre: Süßeste (und natürlich schrecklich verführerische) Unschuld Jane Fondas; tolpatschigste Duell-Torkelei Lee Marvins; brechtischeste Balladenform, stilvoll vorgetragen von Nat King Cole und Stubby Kaye. Bis 2.05, RBB 0.45 ARGDas Ding aus einer anderen Welt (The Thing, USA 1982. John Carpenter) Böse Schlittenhunde: Die Mannschaft einer amerikanischen Antarktis-Station holt sich einen Schlittenschlepper und somit ein fremdes Ding ins Haus, das John Carpenter – geschult an Howard Hawks – mit einem zynischen Kurt Russell und ziemlich tollen Spezialeffekten bekämpft. Bis 2.25, RTL 2 1.00 URARGTerminator 2 – Tag der Abrechnung (Judgement Day, USA 1991, James Cameron) Der Reiz des Muskels: Linda Hamilton als durchtrainierte Überlebenskünstlerin, der anachronistische Arnold auf der Seite des Guten. Bis 3.25, ZDF' Nicht-Wissenschaft;Fünf bis zehn Prozent Abfall bei Druckerzeugnissen – Vortrag auf Hackerkongress in Hamburg. Der von 3D-Druckern erzeugte Plastikmüll wird zu einem zunehmenden Problem für die Umwelt. Der Karlsruher Experte Christian Lölkes sagte am Dienstag auf dem 32C3-Kongress des Chaos Computer Clubs (CCC) in Hamburg, fünf bis zehn Prozent aller 3D-Druckerzeugnisse seien Ausschuss und wanderten in den Müll. Angesichts der lebensgefährlichen Bedrohungen etwa für Seevögel müssten dringend Strategien entwickelt werden, um den 3D-Drucker-Müll zu reduzieren. Zuletzt hatten Naturschützer wiederholt vor verhängnisvollen Folgen für die Umwelt gewarnt, wenn Plastikmüll durch unsachgemäße Entsorgung in die Meere gelangt. Lölkes zitierte Schätzungen von Marktforschern, wonach die Zahl der weltweit verkauften 3D-Drucker im nächsten Jahr von 200.000 auf 500.000 steigen wird. Wegen der geringen Einstiegspreise von inzwischen rund 500 Euro nehme die private Nutzung der Technik deutlich zu. Der Experte empfahl, den Plastikmüll zu schreddern und für andere Druckerzeugnisse zu nutzen. Daneben sollten Strategien entwickelt werden, um den Anteil von Ausschuss zu reduzieren. Die wichtigste Empfehlung sei: Denkt vor dem Drucken genau nach, was und wie ihr druckt! Die gegenwärtige Generation von 3D-Printern werde in zehn Jahren von neuen Geräten abgelöst sein, sagte Lölkes. Möglicherweise werde es dann besonders leistungsfähige 3D-Laserprinter geben, die auch weniger Abfall produzierten. Nicht-Wissenschaft;345 Einzelpersonen und 4.150 Unternehmen und Vereine schulden dem Staat 15,7 Mrd. Euro. Madrid – Baufirmen, Sportler und Vereine stehen in Spanien auf der Liste der größten Steuersünder, die die Madrider Finanzbehörden erstmals veröffentlicht haben. Aufgeführt werden insgesamt 345 Einzelpersonen sowie 4.510 Unternehmen und Vereine, die dem Staat demnach insgesamt 15,7 Milliarden Euro an Steuern schuldig sind. Ganz oben auf der am Mittwoch offengelegten Liste stehen Immobilienfirmen, die nach dem Ende des Baubooms in Nöte geraten sind und sich teilweise in der Auflösung befinden. Als Spitzenreiter wird das Unternehmen Reyal Urbis mit Steuerschulden von 378 Millionen Euro genannt. Auf der Liste stehen auch traditionsreiche Fußballclubs wie Recreativo de Huelva oder Racing Santander. Auf der Liste sind Steuersünder aufgeführt, die dem Fiskus mehr als eine Million Euro schulden. Dazu gehören demnach der Motorradrennfahrer Dani Pedrosa, der frühere Präsident von Real Madrid, Lorenzo Sanz, und der Ex-Bankier Mario Conde. Wissenschaft;1161 – Die Wiener Ruprechtskirche wird anlässlich der Turmerhöhung erstmals urkundlich erwähnt. Das Langhaus stammt aus dem 11. Jahrhundert. 1531 – Erzherzog Ferdinand, König von Ungarn und Böhmen, wird als Nachfolger von Kaiser Karl V. zum deutschen König gewählt. Als Stellvertreter seines in Spanien herrschenden Bruders soll er die Reichsgeschäfte führen. Die Wahl findet im katholischen Köln und nicht in Frankfurt am Main statt. 1876 – In Wien findet die Uraufführung der Operette Fatinitza von Franz von Suppe statt. 1896 – Der erste Christlichsoziale Arbeitertag in Wien verabschiedet ein politisches Programm, nach dem der Staat verpflichtet ist, durch Gesetzgebung und Verwaltung die ehrliche Arbeit zu schützen. Gleichzeitig wird die entschiedene Bekämpfung der Kinderarbeit gefordert. 1926 – Scheich Mohammed Amin el Husseini wird Großmufti von Jerusalem und Oberhaupt des Obersten Islamischen Rates in Palästina. Der Hitler-Verehrer und Bewunderer des deutschen Nationalsozialismus stellt sich an die Spitze des Kampfes der Araber gegen die britische Mandatsmacht und die jüdische Einwanderung. Er spielt eine entscheidende Rolle bei der Ausbreitung des modernen Antisemitismus im arabischen Raum. Vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs flüchtet er nach Europa und kollaboriert mit Nazi-Deutschland. 1931 – Hitler beruft Ernst Röhm zum Stabschef der SA (Sturmabteilung), der politischen Kampftruppe der NSDAP und Trägerin des Naziterrors in Deutschland. 1956 – Die US-Truppen in Deutschland installieren die ersten fernsteuerbaren Raketen vom Typ Nike. 1996 – Im Gazastreifen kommt der für zahlreiche Selbstmordattentate verantwortlich gemachte Sprengstoffexperte der radikalen palästinensischen Hamas-Bewegung, Yahya Ayash, bei einer Bombenexplosion ums Leben. 2001 – Ein US-Berufungsgericht genehmigt den Vergleich zwischen Bank Austria und Holocaust-Opfern und gewährt der österreichischen Bank damit Rechtssicherheit vor neuen Klagen. 2006 – Kärntens Landeshauptmann Jörg Haider startet eine rechtlich bedeutungslose Postkartenumfrage in den betroffenen Gemeinden, ob sie zweisprachige Ortstafeln möchten. 85 Prozent stimmen mit Nein. 2006 – Beim Einsturz einer Pilgerherberge kommen in Mekka wenige Tage vor Beginn der islamischen Pilgerfahrt 76 Menschen ums Leben. Das neunstöckige Gebäude im belebten Stadtzentrum der saudi-arabischen Pilgerstadt fällt nach einem Brand zusammen. Geburtstage: Giuseppe Galli da Bibiena, ital. Architekt (1696-1756) Konrad Adenauer, dt. Staatsmann (1876-1967) Alt-Großherzog Jean von Luxemburg, Prinz von Nassau u. von Bourbon-Parma (1921- ) Friedrich Dürrenmatt, schwz. Autor (1921-1990) Alfred Brendel, öst. Pianist (1931- ) Juan Goytisolo. span. Schriftsteller (1931- ) Robert Duvall, US-Schauspieler (1931- ) Diane Keaton, US-Schauspielerin (1946- ) Todestage: Mistinguette (eigtl. Jeanne-Marie Bourgeois), frz. Varietekünstlerin (1873-1956) Keizo Miura, jap. Ski-Pionier (1904-2006) Bruno Schmid, Direktor der Wiener Schulbrüder (1933-1996) (APA, 5.1.2016) Nicht-Wissenschaft;Zahlreiche Firmen streben in das Segment. Die Tech-Branche ist im Wettlauf um das große Geschäft der Zukunft, die Cloud. Mit immer schnelleren Internetleitungen wandern immer mehr Daten auf zentrale Rechenfarmen und Speicher im Netz. Doch mit Cloud-Diensten Geld zu verdienen, ist nicht einfach. Das Geschäft wächst zwar rasant, aber die Preise stehen im heftigen Wettbewerb massiv unter Druck. Der IT-Marktforscher Gartner rechnet in diesem Jahr mit einem 176 Mrd. Dollar (156,7 Mrd. Euro) schweren Cloud-Geschäft. In zwei Jahren soll der Markt gar auf rund 240 Milliarden anschwellen. Kein Wunder also, dass sich etwa Europas größter Softwarehersteller SAP seit geraumer Zeit viel Mühe gibt, über das Internet Software zu verkaufen, die aus seinen Rechenzentren heraus läuft. Es ist die Hoffnung auf Einsparungen, die die Kundschaft der Cloud-Anbieter in die Wolke zieht. Die Rechnung geht so: Übers Netz können nahezu beliebig viele Kunden ein Angebot nutzen. Zusätzliche Kosten fallen kaum noch an - im Gegenteil: Die vorhandenen Investitionsausgaben verteilen sich auf mehr Schultern. Am Ende sinken die Kosten für Computer und Software drastisch. Das kommt etwa in der Industrie gut an. Doch für die Anbieter der Cloud birgt die Wolke ein Problem: Noch ist nämlich überhaupt nicht klar, wie gut sich Geld sich mit der Rechenpower und dem Speicherplatz im Netz verdienen lässt. Branchenexperten wie Brice Prunas von der französischen Investmentbank Exane BNP zweifeln nach wie vor auch bei großen Playern am Erfolg des Geschäftsmodells: Er bleibe dabei, dass das Cloud-Geschäft langfristig ein weniger attraktives Geschäftsmodell sein wird als fest installierte Software, schrieb der Analyst in einer Branchenanalyse bezüglich SAP. Der Online-Händler Amazon, der auch ein Champion bei Cloud-Angeboten ist, enthüllte allerdings mit den jüngsten Quartalszahlen auch ein profitables Milliarden-Geschäft mit Diensten aus dem Netz. Der Umsatz des Bereichs schoss im ersten Quartal um fast die Hälfte auf 1,57 Mrd. Dollar hoch. Das Cloud-Geschäft verdient auch Geld, mit einem operativen Ergebnis von 265 Mio. Dollar. Die großen Anbieter von Rechenleistung sind neben Amazon auch Microsoft, IBM oder Google. Laut Daten des Marktforschers Synergy Research war die Amazon-Cloudsparte AWS mit ihrem Umsatz im ersten Quartal 2015 größer als die der nachfolgenden vier Tech-Riesen zusammen. Viele Start-ups sind mit ihren Daten und Apps in Amazons Serverfarmen zu Hause - ein Markt, den Microsoft mit teils kostenlosen Starterangeboten angraben will. Das Ziel ist das gleiche wie bei Amazon: Schnell möglichst viele Kunden an sich binden. Doch das bringt die Preise unter Druck. In fast schon planbarer Regelmäßigkeit senkt Amazon marketingwirksam die Preise, die Konkurrenten ziehen oft nach. Laut Berechnungen der Experten von der US-Großbank Citigroup sind die Preise in der Branche in den vergangenen drei Jahren um ein Viertel abgerutscht. Analysten warnen vor einem Race to Zero - also einem Rennen, bis es gar nichts mehr kostet. Cloud-Dienste laufen damit Gefahr, zur Massenware werden - mit geringen Margen und kaum Gewinn. Unterdessen nimmt selbst im datensensiblen Deutschland die Speicherung von Daten fernab der eigenen Rechner weiter Fahrt auf. Die Akzeptanz der Cloud im deutschen Markt ist auf dem Weg nach oben, sagt Erik van der Meijden von der kleineren niederländischen Softwarefirma Exact. Das auf kleine und mittelgroße Firmen spezialisierte Unternehmen kann als Beispiel für den turbulenten Wandel in der gesamten Branche stehen: Der Lizenzverkauf von Software für kleinere und mittelgroße Unternehmen schwächelte. Mehrere Geschäftsteile wurden verkauft, viele Mitarbeiter verloren zudem ihren Job. Dann griff der Finanzinvestor Apax für 730 Mio. Euro zu und nahm Exact Ende März nahezu komplett von der Börse. Der Plan des neuen Eigentümers hat Methode: Auch bei kleineren Unternehmen zieht laut Daten vom Branchenverband Bitkom die Nutzung der Cloud spürbar an. In den vergangenen drei Jahren sind wir in der Cloud um jährlich 45 Prozent gewachsen, sagt van der Meijden. Nicht-Wissenschaft;Syrerin im Rücken getroffen. Bratislava/Wien – Bei einem Einsatz gegen Flüchtlinge hat die slowakische Polizei eine Frau aus Syrien durch Schüsse verletzt. Wie die Nachrichtenagentur TASR berichtete, hätten Beamte in der Nacht auf Montag vier mit Flüchtlingen besetzte Autos nahe der ungarischen Grenze aufgehalten. Eines der Fahrzeuge sei erst durch Schüsse zu stoppen gewesen. Ein Sprecher des Krankenhauses der Bezirksstadt Dunajska Streda bestätigte, dass eine 26-jährige Frau aus Syrien wegen einer Schusswunde operiert worden sei. Man habe ihr ein Projektil aus dem Rücken entfernt. Die Polizei wollte sich zu dem Vorfall zunächst nicht äußern. Das Innenministerium hatte zuvor aber bereits gewarnt, wegen der stärkeren Kontrollen der österreichischen Grenze zu Ungarn würden Schlepper und Migranten vermutlich eine Ausweichroute über die Slowakei und Tschechien nach Deutschland suchen. Die Slowakei selbst nimmt fast keine Flüchtlinge auf. Die deutsche Regierung wies unterdessen einen Bericht zurück, wonach einige EU-Staaten Alternativen zum EU-Türkei-Flüchtlingsdeal diskutieren würden. Es gebe keinen Anlass, daran zu zweifeln, dass die Umsetzung der Vereinbarung weiter voranschreitet, sagte ein Sprecher. Die EU-Kommission verwies auf Äußerungen von Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker vom Wochenende: Wir haben das Wort der türkischen Regierung, und wir werden weiterhin mit ihr zusammenarbeiten. Die Bild-Zeitung berichtete zuvor über Gedankenspiele, griechische Inseln zu zentralen Aufnahmestellen zu machen, sollte die Türkei die Grenzen wieder öffnen. Die Flüchtlinge sollten dort registriert werden, zugleich soll der Fährverkehr zum griechischen Festland ausgesetzt werden. Die Menschen würden auf den Inseln festsitzen, abgelehnte Asylwerber könnten von dort in ihre Heimatländer abgeschoben werden. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte am Wochenende eine Änderung der Terrorgesetze seines Landes abgelehnt. Dies ist aber ein wichtiger Baustein des Flüchtlingsdeals, weil sie Voraussetzung für die von Ankara geforderte Visumfreiheit für Türken ist. Wissenschaft;Wichtige neue evolutionäre Errungenschaften führten bei Landwirbeltier-Gruppen nicht unmittelbar zur Artendiversität. Berlin/Lincoln – Aussterbeereignisse, nicht evolutionäre Neuerungen sind möglicherweise die Schlüsselfaktoren für die Dominanz von Wirbeltiergruppen an Land. Das berichten Forscher des Museums für Naturkunde Berlin und der britischen University of Lincoln in Scientific Reports. Das Konzept der adaptiven Radiation ist von zentraler Bedeutung in der modernen Evolutionsbiologie. Darunter versteht man die rasche Auffächerung einer wenig spezialisierten Art oder Gruppe in viele spezialisierte Spezies, die häufig zuvor ungenutzte ökologische Nischen besetzen und sich so besser gegen Konkurrenten durchsetzen können. Wenn das Auftreten einer evolutionären Neuheit zeitlich mit einer großen Zunahme des Artenreichtums zusammen fällt wird oftmals davon ausgegangen, dass die Innovation für dieses Muster verantwortlich ist. Die Forscher um Neil Brocklehurst untersuchten nun die adaptive Radiation in frühen Landwirbeltieren, die vor 315 bis 200 Millionen Jahren gelebt haben. In diesen Zeitraum fallen tiefgreifende Umweltveränderungen auf globaler Ebene: Etwa das dramatische Abschmelzen der südpolaren Eiskappe nach der permokarbonischen Vereisung, das Verschwinden der äquatorialen Regenwälder, ein erheblicher Temperaturanstieg und lange Trockenperioden sowie das größte Massenaussterbeereignis in der Erdgeschichte an der Perm-Trias-Grenze vor etwa 252 Millionen Jahren. Mithilfe statistischer Methoden erfassten die Wissenschafter, welche der damals lebenden Wirbeltiergruppen deutlich artenreicher waren als ihre nahen Verwandten, und machten sich auf die Suche nach Faktoren für dieses Diversitätsungleichgewicht. Die Ergebnisse legen nahe, dass zumeist große Unterschiede in der Artenvielfalt zwischen zwei nah verwandten Gruppen nicht daraus resultieren, dass sich mehr Arten in der größeren Gruppe entwickeln, sondern mehr Arten in der kleineren Gruppe aussterben. Dabei halten die Forscher fest, dass auch das Auftreten einer Schlüsselinnovation in den erfolgreichen Gruppen keine höhere Artenzahlen hervorruft, bis ein neues großes Aussterben stattfindet. Die Studie verweist auf das Beispiel der Dicynodontia innerhalb der Therapsiden, eine Gruppe von ausgestorbenen Pflanzenfressern, die eng mit den Säugetieren verwandt war. Vor etwa 270 Millionen Jahren entwickelten sie mit einem Hornschnabel und kleinen Stoßzähnen sowie Veränderungen des Unterkiefers eindeutig eine effektive, funktionale Anpassungen an die Pflanzennahrung. Allerdings haben Dicynodontia erst 10 Millionen Jahre später, während eines kleineren Aussterbeereignisses, ihre nahen Verwandten verdrängt und wurden daraufhin enorm artenreich. Ein ähnliches Evolutionsmuster ist in Sauropoden zu beobachten, die Gruppe mit den größten Landwirbeltieren aller Zeiten. Die größten Vertreter dieser Gruppe waren am Ende deutlich artenreicher als ihre nahen Verwandten, allerdings erst nach einem Massenaussterbeereignis am Ende der Trias, fast 30 Millionen Jahre nach ihrem ersten Erscheinen. Es scheint, dass diese Schlüsselinnovationen keine massive Zunahme der Artenzahlen hervorrufen, sondern eher als Puffer gegen Aussterben und in harten Zeiten fungieren, sagt Brocklehurst vom Museum für Naturkunde Berlin. Koautor Jörg Fröbisch (ebenfalls Museum für Naturkunde) ergänzt: Besonders überraschend ist, dass diese frühen Landwirbeltiere zum tatsächlichen Zeitpunkt der Evolution einer neuartigen Struktur oder Funktion keinen dramatischen Anstieg der Artenzahlen erlebten. Dieses Ergebnis stehe im Gegensatz zu traditionellen Annahmen der Evolutionsbiologie und würde zeigen dass die wissenschaftlichen Ansichten über die Relevanz von Schlüsselinnovationen sorgfältig überdacht werden sollten, so die Autoren. Nicht-Wissenschaft;Sechster Versuch des Japaners Kuriki: Nepal wollte zeigen, dass nach den Beben alles sicher ist – und riskierte ein Menschenleben. Genauer betrachtet geht es in dieser Geschichte nur oberflächlich um Nobukazu Kuriki, jenen Japaner, der trotz neun abhandengekommener Finger den Mount Everest besteigen wollte. Im Prinzip handelt sie vielmehr von der Frage, was Menschen für Geld alles willens sind zu tun. In diesem Fall riskieren sie offenbar mutwillig ein Menschenleben. Müsste man den Charakter des 33-jährigen Kuriki auf den Punkt bringen, ehrgeiziger Extrembergsteiger mit Hang zur Selbstüberschätzung und -darstellung träfe es recht gut. Er gehört zu jener Sorte Mensch, die eine Seite kopfschüttelnd für verrückt hält, während ihr die andere überragenden Mut attestiert. Die Wahrheit, sie liegt womöglich irgendwo in der Mitte. Fakt ist auf alle Fälle, dass sich Kuriki bis Donnerstagfrüh einmal mehr auf dem Weg zum Gipfel des Mount Everest befand. Es war sein sechster Versuch, den mit 8.848 Meter höchsten Berg der Welt im Alleingang und ohne Sauerstoffflasche zu besteigen. Und als wäre das alles nicht schon Risiko genug, hat er es bei einer seiner Expeditionen im Oktober 2012 auf der gefährlichen Westroute über die Hornbein-Couloir-Schlucht probiert. Um die Herausforderung besser einschätzen zu können: Nicht vielen gelang bisher eine Solobesteigung des Everest ohne zusätzlichen Sauerstoff. Reinhold Messner war 1980 der erste, dabei beschritt er die weit weniger riskante Standardroute auf der Nordseite. Den von Kuriki gewählten Weg über die Hornbein-Couloir-Schlucht haben überhaupt erst neun Bergsteiger erfolgreich gemeistert. Bei jenem Versuch im Oktober 2012 nun, da ging es für Kuriki wegen heftiger Winde und extremer Temperaturen von unter minus 20 Grad irgendwann nicht mehr weiter. Um in der Todeszone über 7.500 Metern dem namensgebenden Schicksal zu entkommen, grub er ein Schneeloch als Notbehausung. Dort überlebte er tatsächlich einige Tage, wenn auch dehydriert und mit schweren Erfrierungen, bis ihn Sherpas in ein Camp auf 6.400 Meter Höhe brachten. Mit dem Hubschrauber wurde er in ein Krankenhaus nach Kathmandu geflogen, wo man ihm neun erfrorene, schwarz gewordene Finger amputierte. 大丈夫かな 生きあ Drei Jahre später hat Kuriki einmal mehr der Ehrgeiz gepackt. Ende August trat er vor die Presse, um einen neuen Besteigungsversuch noch heuer anzukündigen. Abgesehen davon, dass Herbstexpeditionen weit schwieriger sind als in der regulären Saison von März bis Mai, gibt es noch andere prekäre Umstände. Im vergangenen Jahr wurden 16 Sherpas von einer Lawine getötet, als sie die Südroute auf dem Everest für die erwarteten Expeditionen vorbereiten wollten. Nach diesem Unglück setzte eine Diskussion über die Sicherheitsvorkehrungen ein. Lange war fraglich, ob heuer Bergsteiger auf den höchsten Berg der Welt losgelassen würden. Die Frage erübrigte sich vorerst, nachdem bei den Erdbeben im April und Mai 8.800 Menschen in Nepal starben, darunter 18 Bergsteiger im Everest-Basislager auf 5.400 Meter Höhe. Die nepalesische Regierung gab vorerst keine Lizenzen für Gipfelstürmer aus. Dann präsentierte das Tourismusministerium auf besagter Pressekonferenz Nobukazu Kuriki – ein öffentliches Prozedere, das eher unüblich ist. Der Japaner erhielt als Einziger die Lizenz für den Everest. Wenn er es nicht schafft, wird der 8.848-Meter-Riese im Jahr 2015 zum ersten Mal seit Jahrzehnten unbestiegen bleiben. Das will Nepal verhindern. Kuriki macht sich in einer Zeit auf, in der in der Welt Unklarheit herrscht über die Sicherheit in Nepal, sagte Tourismusminister Kripasur Sherpa, diese Expedition soll Besuchern zeigen, dass sie gefahrlos kommen können. In der Bergsteigerszene sorgte dieses Unterfangen für heftiges Kopfschütteln. Ang Tshering Sherpa, Präsident der Nepal Mountaineering Association und Besitzer eines der größten Everest-Expeditionsunternehmen, bezeichnete es als rücksichtslos, jemanden im Herbst auf den Berg zu lassen. Die Tage werden kälter, führte er aus, die Wahrscheinlichkeit von Lawinen nehme zu, und die Winde können so stark werden, dass sie Menschen im wahrsten Sinne des Wortes vom Berg blasen. Was Kuriki macht, ist sehr riskant und gefährlich. Elizabeth Hawley, Chronistin tausender Everest-Expeditionen, sagte der Nachrichtenagentur Reuters unverhohlen, diesen Verrückten bei seiner Expedition zu unterstützen zeige, wie verzweifelt die nepalesische Regierung eigentlich sei. Sie werden alles unternehmen, damit die Leute wieder zurückkommen. Und hier kommt das Geld ins Spiel. Nepal gilt mit einem durchschnittlichen Jahreseinkommen von umgerechnet knapp über 600 Euro als eines der 20 ärmsten Länder der Welt. In der Bergsteigersaison von März bis Mai warten hingegen Löhne von 4.000 Euro für unerfahrene Träger und bis zu 25.000 Euro für erfahrene Gruppenführer. Der Reise- und Tourismussektor machte im Jahr 2013 9,8 Prozent von Nepals Bruttoinlandsprodukt aus. Bis zum Unglück im Jahr 2014 war hier die Tendenz steigend. Ziel Nummer eins ist also, die Bergsteiger wieder auf den Everest zu bringen. Ziel Nummer zwei ist es, sie den Berg über die Südroute von Nepal aus besteigen zu lassen. Denn in Kathmandu ist die Befürchtung groß, dass wegen Sicherheitsbedenken nach den Erdbeben in Zukunft die Nordroute bevorzugt werden könnte – und die liegt auf chinesischer Seite. Am 27. September musste Kiruki seinen fünften Everest-Versuch bei 7.900 Metern abbrechen. Der Schnee sei zu tief gewesen, er habe Gewicht verloren und rissige Haut bekommen, begründete er seine Rückkehr. Am Dienstag aber verließ er Camp drei in 7.200 Metern Höhe wieder in Richtung Gipfel. Nach einigen Tagen im Lager fühle er sich wieder stark genug für die Höhe der Götter, die er über die Südroute erreichen wollte. Am Mittwoch hieß es, dass er bald die 8.000-Meter-Grenze überschreiten werde. Donnerstagfrüh schließlich brach Kiruki seinen Versuch ab. Wegen starken Windes und tiefen Schnees sei es nicht möglich, lebend zurückzukehren, wenn er den Aufstieg fortsetze, schrieb er in seinem Blog. Daher habe er entschieden, um 3.35 Uhr Ortszeit auf einer Höhe von etwa 8.150 Metern abzusteigen. Nepal wird es nicht freuen. Wissenschaft;Teilchenphysiker Josef Pradler, Krebsforscherin Anna Obenauf und Biochemiker Gustav Oberdorfer wurden in San Francisco geehrt. San Francisco – Drei in Nordamerika tätige österreichische Nachwuchsforscher wurden zum Abschluss des Austrian Research and Innovations Talks (Arit) in San Francisco mit den Ascina-Awards ausgezeichnet. Die Preise gingen an den Teilchenphysiker Josef Pradler, die Krebsforscherin Anna Obenauf und den Biochemiker Gustav Oberdorfer. Der Ascina-Award wird seit 2008 an junge Forscher für exzellente wissenschaftliche Publikationen vergeben, die an amerikanischen Forschungseinrichtungen entstanden sind. Die Auszeichnungen werden vom Wissenschaftsministerium und dem Verein Ascina (Austrian Scientists and Scholars in North America) nach Begutachtung durch eine Fachjury des Wissenschaftsfonds FWF vergeben. Barbara Weitgruber, Forschungs-Sektionschefin im Wissenschaftsressort, zeigte sich bei der Preisverleihung erfreut darüber, dass mit Pradler und Obenauf gleich zwei der Preisträger nach ihrem US-Aufenthalt wieder in Österreich tätig sind, das zeigt wie attraktiv österreichische Einrichtungen sind. Der mit 10.000 Euro dotierte Junior Principal Investigator-Award ging an den Physiker Josef Pradler. In seiner im Fachjournal Physical Review Letters veröffentlichten Arbeit präsentierte er ein neues Modell zur beschleunigten Expansion des Universums und lieferte damit gleichzeitig eine mögliche Erklärung für den Ursprung der Dunklen Energie. Durchgeführt hat Pradler die Arbeit noch an der Johns Hopkins University in Baltimore, mittlerweile arbeitet er am Institut für Hochenergiephysik der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in Wien. Einen der beiden mit je 7.500 Euro dotierten Ascina-Preise für Young Scientists erhält Anna Obenauf, die am Memorial Sloan Kettering Cancer Center in New York arbeitet und mit Dezember an das Institut für molekulare Pathologie (IMP) in Wien wechselt. In ihrer im Fachjournal Nature erschienenen Arbeit hat die Medizinerin Mechanismen beschrieben, wie Tumore bei grundsätzlich erfolgreichen zielgerichteten Krebstherapien Resistenzen entwickeln, und im Tierexperiment einen neuen Therapieansatz zur Reduktion der Metastasenbildung nachgewiesen. Der zweite Young Scientists-Award geht an Gustav Oberdorfer von der University of Washington in Seattle. Im Fachjournal Science hat er eine neue Methode zu Design und Herstellung von auch bei hohen Temperaturen stabilen Proteinen präsentiert. Dies könnte etwa im Medizinbereich zur Produktion von maßgeschneiderten Antikörpern oder in der Biotechnologie zum Design von Enzymen eingesetzt werden. Wissenschaft;Mit einem Gedankenspiel führen US-amerikanische Forscher vor Augen, dass auch in der Lebenswelt des Menschen Prozesse ablaufen können, die denen in der Natur gleichkommen. Iowa City / Wien – In der Biologie sind die Verhältnisse klar: Das weltanschaulich geprägte Konzept vom Intelligent Design ist mit den Wirkungsmechanismen der Evolution grundsätzlich unvereinbar. Ironischerweise lässt sich dafür die Evolutionstheorie auf Gebiete anwenden, in denen eindeutig Intelligenz und Design schöpferisch tätig werden. Wie man sich das vorzustellen hat, demonstrieren US-Forscher anhand einer Spezies, die sich erst vor einem halben Jahrtausend aus ihren unmittelbaren Vorläufern entwickelt und seitdem auf alle Kontinente ausgebreitet hat: Violina vulgaris, die Gemeine Geige – heimisch in jedem Orchestergraben weltweit. Im vergangenen Jahr haben sich zwei Studien unabhängig voneinander mit der Entwicklung der Geigenmorphologie befasst – etwa was die Form der sogenannten F-Löcher in der Decke oder die Länge des Geigenhalses betrifft. Diese Arbeiten implizierten, dass hier Prozesse analog zum evolutionären Ausleseverfahren in der Natur wirksam wurden. Es lag eine gemeinsame Grundform in – je nach Geigenbauerwerkstätte – zahlreichen kleinen Zufallsvariationen vor, aus denen sich schließlich die perfekte Geige herausschälte. Kurz gesagt also durch Versuch und Irrtum, nicht durch den Geniestreich eines Meistergeigenbauers mit ausgetüfteltem Konzept. Im Journal of Experimental Psychology reichen Forscher um Edward Wasserman von der University of Iowa nun auch das Selektionskriterium der Geigen-Evolution nach: Gemäß Thorndikes Gesetz der Auswirkung machten Geigenbauer einfach mit den Varianten weiter, auf die sie die positivsten Käuferreaktionen erhielten, verwarfen die übrigen und gaben das Erfolgsrezept weiter. Wasserman sieht das Gedankenspiel auch auf andere menschliche Erfindungen übertragbar und betont, dass es eine andere Perspektive eröffne: Die künstliche Welt unterscheide sich letztlich gar nicht so sehr von der sie umgebenden natürlichen. Nicht-Wissenschaft;Von Yahoo, Microsoft und Google-Accounts – Betroffene vor allem in Russland. Sicherheitsexperten haben den Diebstahl von E-Mail-Adressen und Zugangsdaten von mehr als 272 Millionen Benutzerkonten aufgedeckt. Darunter sei mit 57 Millionen Adressen die Mehrheit aller Nutzer von Russlands führendem E-Mail-Dienst Mail.ru, wie Alex Holden, Gründer von Hold Security, erklärte. Auch Yahoo, Microsoft und Google seien millionenfach betroffen, einige Hunderttausend Konten stammten auch aus Deutschland. Mail.ru erklärte, es werde geprüft, wie viele der Adressen noch in Gebrauch seien. Hold Security hatte die betroffenen Unternehmen nach eigenen Angaben vor zehn Tagen von dem Fund unterrichtet. Holden ist Experte für Online-Verbrechen in Osteuropa. Vor zwei Jahren deckte er eine Datenbank mit 1,2 Milliarden gestohlenen Login-Zugängen auf, der weltgrößte Fund dieser Art. Quelle des neu entdeckten Diebesgutes ist Holden zufolge ein junger russischer Hacker, der sich in einem Online-Forum zur Weitergabe von 1,17 Milliarden Datensätzen bereit erklärt habe. Da diese aus verschiedenen Quellen stammten, gaben ihm die Experten den Spitznamen The Collector (der Sammler). Nach der Aussortierung von Doppelnennungen seien 272 Millionen Sätze übrig geblieben. Erstaunlicherweise habe der Hacker zunächst nur 50 Rubel – weniger als ein Euro – für alles verlangt. Allerdings habe er die Daten dann kostenlos übergeben, als ihm zugesagt worden sei, ihm in einem Forum für Hacker zu loben. Diese Person hat gezeigt, dass sie bereit ist, die Daten an Leute zu verschenken, die nett zu ihm sind, warnte Holden. Neben den Mail.ru-Adressen stammen den Angaben zufolge 40 Millionen von Yahoo, 33 Millionen von Microsoft und fast 24 Millionen von Google. Ein Microsoft-Sprecher verwies auf Vorkehrungen des Unternehmens, um gehackte Konten zu entdecken. Eine Stellungnahme von Yahoo und Google lag zunächst nicht vor Nicht-Wissenschaft;Alpinisten oder Hüttenwarte sollen mithilfe einer App den Aufbau von Echotopos unterstützen – Neue Echos sollen verifiziert und mit Spezialmikrophonen aufgezeichnet werden. Bern – Den ganz eigenen Klang der Berge will ein Schweizer Künstlerkollektiv einfangen: Die in Basel beheimatete Gruppe Idee und Klang versucht aktuell, ein Archiv von Schweizer Echos anzulegen. Gelingen soll dies mittels einer App, mit der Alpinisten, Hüttenwarte oder Wanderer Echos aufnehmen und auf die Seite www.echotopos.ch hochladen können. Dort werden sie mittels GPS auf einer Karte verzeichnet. Auch eine spätere Eingabe am Computer sei möglich, wie auf der Internetseite mitgeteilt wird. Ist ein neues Echo gemeldet, wollen die Soundspezialisten von Idee und Klang dieses verifizieren, den Klang mit Spezialmikrophonen aufzeichnen und den Ort foto- und videografisch erfassen. Dann wird das Echo mit Bild und Ton sowie einer Wegbeschreibung online gestellt. Im Echo begegnen wir uns selbst und auch einem Stück authentischer Heimat, heißt es bei Echotopos. Weiters ist dort auch zu erfahren, wie ein Echo entsteht, wie es sich physikalisch verhält, was zu beachten ist, wenn man selbst ein Echo erhalten will oder wie das Wetter ein Echo beeinflusst. Auch andere akustische Phänomene, wie sie etwa bei Staumauern oder in Tunnels entstehen, sollen erfasst werden. Bergkirchen oder das Glockengeläut auf Kuhweiden sollen ebenso im Archiv einen Platz finden. Das Projekt steht unter der künstlerischen Leitung des Musikers, Sängers und Jodlers Christian Zehnder vom Duo Stimmhorn. Die Klangkünstler von Idee und Klang wollen damit den Klangraum von Alpen und Jura vermessen und schließlich eine alpine Klangskulptur erschaffen. Wissenschaft;US-Forscher führte ein Experiment durch, um die Empathiefähigkeit der kleinen Papageien zu testen. Albany - Wenn Gähnen ansteckend wirkt, wird die als Anzeichen für Empathie gewertet. Den Effekt kennt man nicht nur vom Menschen (auf besonders Empfindliche oder vielleicht Empathische wirkt sogar schon die bloße Vorstellung eines gähnenden Gesichts oder das Wort Gähnen an sich), sondern beispielsweise auch von Schimpansen oder Hunden. Und Hunde brauchen dafür nicht einmal einen Artgenossen - sie lassen sich auch von gähnenden Menschen anstecken, so sehr sind sie auf uns geprägt. All das sind aber Vertreter der Säugetiere. Bei anderen Wirbeltiergruppen scheint die Empathie weniger stark ausgeprägt zu sein. Schildkröten beispielsweise bleiben gähnenden Artgenossen gegenüber immun, wie der österreichische Forscher Ludwig Huber in Versuchsreihen herausfand und dafür einen Ignobelpreis erhielt. Aber auch bei Vögeln fand man bisher keinen eindeutigen Beleg - und das, obwohl einige Vertreter der Papageien und Rabenvögel zu den intelligentesten Tieren überhaupt zählen. Eine kleiner, als Haustier sehr beliebter Papagei soll dazu aber doch in der Lage sein: der Wellensittich (Melopsittacus undulatus). Das berichten Forscher um Andrew Gallup von der State University des US-Staates New York im Fachmagazin Animal Cognition. Die ursprünglich aus Australien stammenden Wellensittiche sind äußerst soziale Tiere. In freier Wildbahn bleiben Pärchen ein Leben lang zusammen und schließen sich mit anderen zu koordinierten Schwärmen zusammen. Das Phänomen des ansteckenden Gähnens im Schwarm war bei ihnen bereits beobachtet worden. Nun hat Gallup dies in einem kontrollierten, wenn auch kleinen Versuch überprüft. Er setzte 16 Wellensittiche jeweils paarweise in benachbarte Käfige, die durch einen Sichtschutz getrennt werden konnten. Außerdem zeigte er ihnen Videos von gähnenden oder nichtgähnenden Artgenossen. Es ist bekannt, dass Wellensittiche automatisch auf Videos gezeigte Verhaltensweisen imitieren. Tatsächlich gähnten die Vögel innerhalb einer Zeitspanne von fünf Minuten dreimal häufiger, wenn sie einander sehen konnten, als wenn die Sicht blockiert war. Bei den Videoclips von gähnenden Artgenossen war das Gähnen doppelt so häufig. Auch in diesem Fall werten die Forscher das Verhalten als eine einfache Form des Ausdrucks von Empathie. Nicht-Wissenschaft;Österreichs U21-Fußballer eifern der Elite nach. Heute empfangen sie in der Generali Arena Finnlands Nachwuchs. Alessandro Schöpf, Legionär in Nürnberg, sollte ein Garant für eine rosige Zukunft sein. Wien – Das Paradies für einen ambitionierten und talentierten österreichischen Fußballer ist momentan Alicante. In Spanien bereitet sich das A-Team auf das freundschaftliche Treffen am 17. November gegen die Schweiz vor. Der Vorhof ist klarerweise Bad Erlach bei Wiener Neustadt. Die U21-Auswahl hat in der Asia-Therme ihr Quartier aufgeschlagen. Am Freitag reist sie per Bus ins nahe Wien, um sich am Abend in der Generali Arena mit dem finnischen Nachwuchs zu messen (18 Uhr). Die Generali Arena ist sozusagen der Vorhof zum Happel-Stadion. Am Dienstag wird in Fürth gegen Deutschland gekickt. Finnland ist die Pflicht, Deutschland die Kür. Wir müssen mit breiter Brust auftreten, sagt Alessandro Schöpf (21). Der offensive Mittelfeldspieler von Nürnberg sitzt selbstverständlich im Bus. Schöpf ist laut Teamchef Werner Gregoritsch ein außerordentlicher Fußballer und Mensch. Es ist eine Freude, ihn zu trainieren. Der ÖFB-Nachwuchs ist mit drei Siegen (zweimal Aserbaidschan, einmal Russland, Torverhältnis 13:3) in die Quali für die EM-Endrunde 2017 in Polen gestartet. Nur die neun Gruppensieger sind fix dabei, die vier besten Zweiten streiten im Playoff um zwei weitere Plätze. Gregoritsch: Es ist sehr schwierig. Schwieriger als bei den Großen. Schöpf würde sich nicht als Großer bezeichnen. Ich bin in der Entwicklung, will überzeugen, mich etablieren und aufdrängen, immer 100 Prozent geben. Schafft man das, ergibt sich der Rest von alleine. Anders ausgedrückt: Es kommt, wie es kommen soll, oder kommen muss. Schöpf stammt aus Umhausen im Ötztal. Der Bub litt natürlich nicht an einem medizinisch nachweisbaren Gendefekt, aber er war ein bisserl anders als der gewöhnliche Tiroler. Die Freunde haben die Skier mit ins Bett genommen, ich den Fußball. Der Vater, ein Bankkaufmann, und die Mutter, eine selbstständige Kosmetikerin, akzeptierten das, unterstützen Alessandro. Sie sind immer hinter meinen Entscheidungen gestanden. Jeder Fußballer müsse seinen eigenen Weg finden. Es gibt kein Patentrezept, man kann es auch daheim schaffen, die Nachwuchsarbeit funktioniert. Sein Karriere ist eine für Österreich überhaupt nicht untypische. Er hat nie ein Bundesligaspiel bestritten, wurde im BNZ Tirol aufgenommen, übersiedelte im Alter von 15 Jahren zu Bayern München. 2012 wurde er in die zweite Mannschaft gehievt, in 63 Partien erzielte er 22 Treffer. Den Sprung in den Kader der Großen hat er nicht gepackt. Das hat zu keinem Knacks geführt. Die Bayern sind ein Wahnsinnsverein, sie gewinnen die Champions League, haben den Meistertitel praktisch abonniert. Schöpf wechselte im Sommer 2014 zu Nürnberg, er hat einen Vertrag bis 2018. Ein wichtiger Schritt, ich kam von der vierten in die zweite Liga, diese Niveausteigerung kam goldrichtig. Binnen kürzester Zeit reifte er zum Stammspieler, zur Stütze. Schöpf liebäugelt ganz leicht mit der Aufnahme ins EM-Aufgebot für Frankreich. Trainer Gregoritsch wird sich mit Marcel Koller sicher austauschen. Ich kann nur entscheiden, was auf dem Platz passiert. Demut, Teamgeist, Geduld und Respekt seien Tugenden, die ein Fußballprofi haben muss. Schließlich darf er seinen Traum leben. Du musst in Zeiten des Erfolgs am Boden bleiben. Als Vorbild nennt er Andrés Iniesta von Barcelona. Eine Augenweide. Da ein Ötztaler dem Witz nicht abgeneigt ist, sagt er: Iniesta schießt weniger Tore als ich. Im A-Team ist selbstverständlich Zlatko Junuzovic gesetzt. Das wäre meine Lieblingsposition. Auch er ist ein Vorbild, Junuzovic hat eine tolle Karriere hingelegt. Dort will ich auch einmal hin. Die Generali Arena ist der Vorhof. Sie wird gegen Finnland mäßig besucht sein, die U21 hat sich mit leichtem Widerwillen an die Leere gewöhnt. Man sollte mehr Werbung machen, die Leute anstacheln. Das Paradies, sagt Schöpf, sei nahe, hoffentlich. Wissenschaft;Die angeblich von Flugzeugen in der Atmosphäre verteilten Chemtrails zählen zu den beliebtesten Verschwörungstheorien.. Chemtrails haben sich in den letzten Jahren zu einer der beliebtesten und populärsten Verschwörungstheorien entwickelt. Unser Himmel würde vergiftet, so die Chemtrail-Fans: Überall auf der Welt würden Flugzeuge verschiedenste Giftstoffe in der Atmosphäre ausbringen. Darüber, warum das passiert und vor allem, wer dafür verantwortlich ist, sind sich allerdings auch die Anhänger der Verschwörungstheorie nicht ganz einig. Aber genau das macht die Sache mit den Chemtrails ja so populär. Jeder kann sich seinen Lieblingsfeind als Verursacher vorstellen. Umweltschützer beschweren sich über den chemischen Eingriff in die Luft. Friedensaktivisten sehen die angebliche Manipulation der Atmosphäre als Teil eines globalen und geheimen Wetterkrieges zwischen den Großmächten der Welt. Linke Antiamerikanisten haben die USA als Macht hinter den Chemtrails identifiziert, die damit das Weltklima verändern, die Menschen mit Krankheiten infizieren oder gar heimlich impfen wollen. Rechte Antisemiten wärmen ihre uralten Thesen einer geheimen jüdischen Weltregierung wieder auf, die nun eben mittels Chemtrails in das Schicksal der Menschen eingreift, und mit der Ausbringung von Giftstoffen die Bevölkerung reduzieren oder aber zumindest ihr Bewusstsein manipulieren will. Auf den einschlägigen Internetseiten, wie beispielsweise der deutschen Bürgerinitiative Sauberer Himmel, findet man eine lange Liste von angeblich an der Verschwörung beteiligten Organisationen, die von Geheimdiensten, Banken und Bilderbergen bis hin zu UNO, NATO und NASA reicht. Bei der Organisation Sauberer Himmel über Österreich bleibt man dagegen vage und spricht nur von den Feinden der Menschheit, die einen Krieg gegen die Mehrheit der irdischen Bevölkerung führt. Unabhängig von Zweck oder Urhebern der Chemtrails sind sich die Verschwörungstheoretiker aber auf jeden Fall bei einer Sache einig: Man muss nur zum Himmel sehen um die Wahrheit zu erkennen! Die weißen Streifen, die hinter vielen dort fliegenden Flugzeugen erscheinen, können auf keinen Fall natürlich sein. Sie würden sich ganz anders verhalten als die normalen Kondensstreifen. Und vor allem: Früher gab es so etwas nicht! Das weiß man zum Beispiel beim Weather Modification Journal im Internet: In meiner Kindheit war dieser dunkelblaue Himmel noch ganz normal, besonders an warmen Sommertagen. Der Himmel war blau und Wolken hatten grundsätzlich rundliche Formen. Heute sind sie eben auch viereckig und rechteckig. Sie fangen an, wo gesprüht wird, so entstehen die geraden Linien der Kunst-Wolken. Diese künstliche graue tiefhängende Chemiedecke, die den ganzen Himmel zuzieht, gibt es erst seit wenigen Jahren (seit 2012). Und seit circa einem Jahr etwa haben wir diesen ewigen Hochnebel, der sich erst zu Mittag auflöst, welcher ebenfalls künstlich erzeugt ist. Das sind meines Erachtens militärische Experimente zur Abwehr modernster Waffentechnologien. Es sind aber nicht nur irgendwelche Leute in obskuren Ecken des Internets, die sich Sorgen über eine geheime Manipulation unseres Himmels machen. Der FPÖ-Politiker Norbert Hofer, heute immerhin Dritter Nationalratspräsident, ist in einer parlamentarischen Anfrage vom 6. September 2013 ebenfalls der Meinung, die Wolken am Himmel wären nicht normal, und hat dafür sogar eine (vorgeblich) wissenschaftliche Begründung parat: Die in der Umgangssprache als Chemtrails bezeichneten künstlichen Schlieren am Himmel, die an Sprühtagen deutlich zu beobachten und von den normalen Kondensstreifen ganz klar zu unterscheiden sind, bestehen hauptsächlich aus einem Gemisch von Aluminiumpulver und dem wassersuchenden Bariumsalz. Zusammen bilden sie ein elektrisches Feld. Ein Polymer-Gemisch dient als Trägersubstanz und gewährleistet die Bindung des Bariums und Aluminiumpulvers in der Luft. (...) Nach den Sprühtagen sinkt in der Regel die Temperatur und der Himmel bleibt für einige Tage ungewöhnlich trübe. In dieser Zeit bleibt es meistens regenfrei. Vielleicht wäre es gut gewesen, sich hier zuerst mit echten Wissenschaftern zu beraten, die Herrn Hofer dann erklären hätten können, dass man kein elektrisches Feld erzeugen kann, indem man irgendwelche elektrisch neutralen Substanzen in den Himmel sprüht. Man hätte auch einfach mal die Meteorologen fragen können. Die hätten Herrn Hofer dann vielleicht die Grundlagen der Wolkenbildung nahegebracht, und ihm dargelegt, dass die hinter den Flugzeugen entstehen Schlieren sich genauso verhalten, wie Wolken das eben tun, und sich je nach Wetterlage schnell auflösen, oder eben auch lange bestehen bleiben. Dass der Himmel heute nicht mehr oder weniger blau als früher ist, und, dass zwar das Ausmaß des Flugverkehrs zugenommen hat, Kondensstreifen aber immer noch Kondensstreifen und damit ganz normale Wolken sind. Aber wissenschaftliche Fakten und rationale Erklärungen helfen bei Verschwörungstheorien meist nicht viel. Die Diskussion wird emotional geführt und endet oft aggressiv. Der deutsche Wetterexperte Jörg Kachelmann lieferte sich beispielsweise einen längeren Rechtsstreit mit den Chemtrailanhängern, da er sie in einem Interview als Neonazis und Verrückte bezeichnete, was ihm ein Gericht dann aber unter Verweis auf die Meinungsfreiheit schließlich erlaubte. Zumindest in Deutschland hat Kachelmann damit wohl nicht ganz Unrecht: Hier ist es die rechtsextreme NPD, die das Thema immer wieder in den Landesparlamenten behandelt sehen will, in denen sie vertreten ist. Unter anderem, so der mittlerweile verstorbene NPD-Abgeordnete Winfried Petzold, weil dadurch die nationale Souveränität Deutschlands bedroht werde. Der große Erfolg der Chemtrail-Verschwörung ist wohl der geschickten Vermischung von Alltag und Bedrohung zu verdanken. Etwas so normales wie das Wetter wird zur Grundlage einer großen Gefahr für jeden Einzelnen erhoben. Dazu kommt die Ausnutzung des allgemeinen Unbehagens der Menschen gegen die da oben, das sich dank der Vagheit bezüglich der Urheber der Verschwörung wunderbar gegen den jeweiligen Lieblingsfeind richten lässt. Dank der Chemtrails kann man die Verantwortung für so gut wie jedes Problem auf so gut wie jeden abwälzen. Das kann am Ende dann auch so richtig obskur werden (bzw. noch obskurer als es die ganze Sache sowieso schon ist). Bei Recherchen zum Thema bin ich auf erstaunlich viele Kommentare und Videos gestoßen, die sich mit einer Verbindung zwischen Chemtrails und Rauchverboten beschäftigen. Denn, so die Vertreter dieser ganz speziellen Verschwörungstheorie, Rauchen ist in Wahrheit gar nicht gesundheitsschädlich. Das Nikotin würde einen Schutzfilm über der Lunge bilden, die sie unter anderem vor den mittels Chemtrails ausgebrachten Giftstoffen schützt. Dass Regierungen überall auf der Welt Rauchverbote erlassen und sich bemühen, möglichst viele Menschen zu Nichtrauchern zu machen, sei nur eine weitere Folge der großen globalen Verschwörung. Erst wenn wirklich alle das Rauchen aufgegeben haben, könnten die Chemtrails ihre volle Wirkung entfalten. Raucher sind in diesem Weltbild also regelrechte Widerstandskämpfer gegen die geheime Weltregierung, die unsere Gesundheit aus düsteren Motiven beeinflussen möchte. Und irgendwie scheinen auch die elektronischen Zigaretten in der ganzen Sache mit drin zu stecken. Ob die nun allerdings ebenfalls vor bösen Chemtrailgiften schützen oder aber ein weiteres perfides Experiment der Anti-Raucher/Chemtrail-Verschwörung sind, in dem die Menschen die Rolle der Flugzeuge einnehmen und nun selbst giftige Chemiewolken in die Luft pusten: Darüber ist man sich noch nicht ganz einig. Es ist auf jeden Fall alles sehr verwirrend. Aber vielleicht war ich in letzter Zeit auch einfach nur zu oft an der frischen Luft und SIE haben mittlerweile auch mein Bewusstsein erfolgreich beeinflusst... Wissenschaft;Eis? Salzminerale? Fotos aus 4.400 Kilometern Höhe zeigen, dass sich der hellste Fleck aus mehreren kleinen zusammensetzt. Göttingen/Washington – Die Nasa-Raumsonde Dawn hat ihre bisher niedrigste Umlaufbahn um Ceres erreicht – doch das Rätsel um die hellen Flecken auf dem Zwergplaneten ist immer noch nicht restlos gelöst. In nur noch 4.400 Kilometern Höhe über Ceres geriet jetzt erstmals seit Wochen wieder der hellste Fleck auf der Nordhalbkugel ins Gesichtsfeld der Dawn-Kamera. Wie das Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (MPS) mitteilte, zeigt sich auf dem Bild der deutschen Kamera an Bord von Dawn deutlicher als zuvor, dass sich der Fleck aus mehreren Flecken verschiedener Größe zusammensetzt. Unklar ist aber weiter, ob gefrorenes Wasser oder Salzminerale das Phänomen verursachen. Sicherlich handelt es sich um eine der außergewöhnlichsten Strukturen in unserem Sonnensystem, sagte MPS-Forscher Andreas Nathues, der das Kamerateam leitet. Die Aufnahme entstand mit weiteren Bildern der Ceres-Oberfläche am 6. Juni und weist eine Auflösung von 400 Metern pro Pixel auf. Dawn hatte die mysteriösen hellen Flecken bereits im Winter beim Anflug auf Ceres fotografiert. Die Nasa-Raumsonde war Anfang März nach mehr als siebenhalbjähriger Reise in eine Umlaufbahn um den eisigen Zwergplaneten eingeschwenkt und näherte sich seither nach und nach weiter dessen Oberfläche. Ceres ist der größte Himmelskörper im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter. Der Zwergplanet ist bereits die zweite Station der 2007 gestarteten Mission Dawn. Im Juli 2011 hatte die Sonde den großen Asteroiden Vesta erreicht, den sie bis September 2012 umkreiste. Der Besuch bei Ceres ist für die Wissenschafter besonders spannend, weil sie unter der Kruste einen Ozean vermuten. Nicht-Wissenschaft;In seinem Schreiben zur Familiensynode rüttelt Papst Franziskus nicht an den kirchlichen Vorgaben für wiederverheiratete Geschiedene. Aber er öffnet eine Tür. Die Erwartungen an die Buchvorstellung am Freitag im Vatikan waren groß gewesen: Immerhin hatten Bischöfe aus der ganzen Welt in den vergangenen zwei Jahren ausgiebig über die Familie diskutiert und dabei auch kontroverse Themen wie den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen oder Homosexuellen angeschnitten. Diese beiden ewigen Streitpunkte finden sich auch im nachsynodalen Schreiben Amoris laetitia (Freude der Liebe) wieder, in dem Papst Franziskus seine Eindrücke der Synode zusammenfasst. Doch auf konkrete Vorgaben, auf die endgültige römische Lösung, verzichtet der Papst – zumindest bei den wiederverheirateten Geschiedenen. Wenn man die zahllosen Unterschiede der konkreten Situationen berücksichtigt, kann man verstehen, dass man von der Synode oder von diesem Schreiben keine neue, auf alle Fälle anzuwendende kanonische Regelung erwarten durfte, schreibt Franziskus. Der Papst betont stattdessen die Wichtigkeit der Unterscheidung, die Notwendigkeit, nicht alle Verbindungen über einen Kamm zu scheren. Es gebe viele Gründe, warum eine Ehe scheitern könne. Und da die Verantwortung nicht in allen Fällen dieselbe sei, müssten auch die Konsequenzen oder die Wirkungen einer kirchlichen Norm (wie der Ausschluss von der Kommunion) nicht immer die gleichen sein: Die Priester haben die Aufgabe, die betroffenen Menschen entsprechend der Lehre der Kirche und den Richtlinien des Bischofs auf dem Weg der Unterscheidung zu begleiten. Der Schlüssel zur seelsorgerischen Begleitung der wiederverheirateten Geschiedenen und anderer Gläubiger, die in irregulären Situationen lebten, sei die Integration, betont Franziskus. Es gehe darum, alle einzugliedern. Man müsse jedem Einzelnen helfen, seinen eigenen Weg zu finden, an der kirchlichen Gemeinschaft teilzuhaben. Niemand darf auf ewig verurteilt werden, das ist nicht die Logik des Evangeliums. Abstraktes Familienbild Die Kirche wende sich liebevoll auch jenen zu, die auf unvollendete Weise an ihrem Leben teilnehmen – diese Haltung finde auch im laufenden Jahr der Barmherzigkeit ihren Ausdruck. Außerdem müsse die Kirche demütig erkennen, dass sie mit ihrem bisherigen Festhalten an einem abstrakten Idealbild der Familie, das oft wenig mit der Realität zu tun gehabt habe, die Ehe nicht erstrebenswerter gemacht, sondern das völlige Gegenteil bewirkt habe. Diese Selbstkritik und die Barmherzigkeit gegenüber menschlichem Scheitern dürften aber nicht verwechselt werden mit einer Haltung des Laisser-faire. Die Kirche dürfe nicht darauf verzichten, sich zugunsten der Ehe zu äußern, nur um in Mode zu sein. Angesichts des moralischen und menschlichen Niedergangs würde man der Welt damit Werte vorenthalten, die sie nötig habe. Ehe und Familie behielten ihren hohen Stellenwert: Nur die ausschließliche, unauflösliche Vereinigung zwischen einem Mann und einer Frau erfüllt die vollkommene gesellschaftliche Funktion, weil sie eine beständige Verpflichtung ist und die Fruchtbarkeit ermöglicht. Der Verweis auf die Fruchtbarkeit ist zugleich eine klare Absage an die Homo-Ehe: Die Kirche müsse zwar die Vielfalt familiärer Situationen anerkennen, die einen gewissen Halt geben könnten. Doch die eheähnlichen Gemeinschaften oder die Partnerschaften zwischen Personen gleichen Geschlechts können nicht einfach mit der Ehe gleichgestellt werden, heißt es in Papst Franziskus Amoris laetitia. Denn keine widerrufliche oder der Weitergabe des Lebens verschlossene Vereinigung sichere die Zukunft der Gesellschaft. Im Gegenteil: Diese Partnerschaftsformen beeinträchtigten die Reifung der Personen und die Pflege der gemeinschaftlichen Werte. Das hatten selbst Franziskus konservativer Vorgänger, Johannes Paul II. und Benedikt XVI., nicht deutlicher ausgedrückt. Nicht-Wissenschaft;Der Präsident der Industriellenvereinigung verteidigt bei den Technologiegesprächen in Alpbach die Forschungsprämie. Alpbach – Aufbruchstimmung haben während der Technologiegespräche in Alpbach schon viele Teilnehmer gefordert. Am Mittwochnachmittag tat es ihnen Georg Kapsch, Präsident der Industriellenvereinigung (IV), gleich und meinte mit diesem Einleitungsstatement zu einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Forschungsratschef Hannes Androsch, Österreich und seine Bundesregierung wachrütteln zu können. Er forderte mehr Mut in der Führung des Landes, wollte diese Aussage aber nicht mit Namen konkretisieren, um sogar auf eine allgemeine Diagnose zu schwenken: In Europa fehlen die Visionen. Der Grund für den Auftritt von Kapsch? Österreich stürzt in diversen Rankings in den Kriterien Wirtschaft, Bildung und Forschung ab. Dem Land gehe vor allem das Geld für Bildung und Forschung aus. Kapsch präsentierte aktuelle Zahlen: Der österreichische Staat gebe nur 25 Prozent für Bildung und Forschung aus. Kapsch forderte einen schlankeren Staat und mehr Freiheiten und weniger Bürokratie für Unternehmen. Eine dieser Freiheiten wird Kapsch mit Händen und Füßen verteidigen: Die Forschungsprämie, die im Zuge der jüngsten Steuerreform ohne vorherige Evaluierung ihrer Wirkung von zehn auf zwölf Prozent erhöht wurde. Diese steuerliche Erleichterung wird forschenden Unternehmen nach einer Prüfung durch die Forschungsförderungsgesellschaft FFG vom Finanzministerium zugesprochen. Laut dem jüngsten Technologiebericht 2015 (vor der Erhöhung) schätzen Statistik Austria und Finanzministerium, dass der Bund dafür mittlerweile 493 Millionen Euro flüssigmacht. Kapsch argumentiert, die Forschungsprämie sei ein zentraler Anreiz für ausländische Unternehmen, hierzulande überhaupt in Forschung zu investieren. Und schließt: Ich bin mir gar nicht sicher, ob man ihre Wirkung evaluieren muss, obwohl wir uns dagegen sicher nicht wehren. Forschungsratschef Androsch forderte ebenfalls mutigere Ansätze für die Zukunft von der Bundesregierung. More of the same würde nicht nur Stimmenverluste, sondern das Land auch von der Überholspur auf die Kriechspur bringen. Nicht-Wissenschaft;Gleiche Erhöhung für Beamte, Angestellte und Lehrlinge. Beamte, Angestellte und Lehrlinge der Telekom Austria erhalten ab 1. Jänner 2016 1,5 Prozent mehr Geld. Außerdem sei die Bezahlung von Rufbereitschaft überdurchschnittlich erhöht worden, schreibt A1-Betriebsratsvorsitzender Walter Hotz heute, Donnerstag, in einer Aussendung. Je nach Einkommen wurden Mindesterhöhungen zwischen 40 und 100 Euro vereinbart, die für Beamte und Angestellte im Vorruhestand anteilig gelten. Dieser Kollektivvertrags- und Gehaltsabschluss bringt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der A1 Telekom Austria eine wirtschaftlich und sozial angemessene Gehaltserhöhung und stabile Arbeitsbedingungen zeigt sich Hotz zufrieden. Wissenschaft;Die letzten Monate waren die heißesten seit Beginn der Aufzeichnungen – und die Serie setzt sich offenbar fort. New York – In den vergangenen Monaten wurden nach den Daten der US-Klimabehörde NOAA gleich mehrere Rekorde gebrochen, Schuld daran war unter anderem auch das Klimaphänomen El Niño: Der letzte Februar war nicht nur der heißeste seit Beginn der Aufzeichnungen Ende des 19. Jahrhunderts, er war auch der Monat mit der höchsten je gemessenen Steigerung gegenüber der langjährigen Durchschnittstemperatur. Außerdem übertraf die Temperaturerhöhung der Monate Dezember bis Februar jene jeder anderen Drei-Monats-Periode bei weitem. Und zu guter Letzt war der Februar der zehnte Monat in Folge, der den jeweiligen Temperaturrekord geknackt hat. Der Februar 2016 übertraf demnach den gleichen Monat des Vorjahres, der der bisherige Februar-Rekordhalter war, um 0,33 Grad. Außerdem brach der Februar 2016 auch den gerade erst vom Dezember 2015 aufgestellten Rekord als wärmster Monat aller Zeiten, indem er dessen Durchschnittstemperatur um 0,09 Grad übertraf. Für 2015 hatten die Wissenschafter der NOAA das mit Abstand heißeste Jahr seit Beginn der Messungen verzeichnet. Wie die Umweltschutzorganisation Global 2000 mitteilte, wurde im Februar auch erstmals eine Temperatur erreicht, die 1,6 Grad über dem vorindustriellen Niveau liegt. Womit das Klimaziel von Paris, die globale Erwärmung auf unter 1,5 Grad einzugrenzen, erstmals kurzfristig überschritten worden ist. Daher wurde erneut ein ambitionierterer Ausstieg aus fossiler Energie eingefordert. Der renommierte Klimaforscher Stefan Rahmstorf vom Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung spricht laut der NGO von der größten Klimaanomalie seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Sie wurde aus der Kombination des stark ausgeprägten El Nino-Phänomens und der globalen Erwärmung ausgelöst. Während El Nino wieder schwächer wird, bleibt die hohe CO2-Konzentration in der Atmosphäre ein Problem: Erst vergangenes Jahr stieg die CO2-Konzentration auf über 400 ppm (Parts per Million), der höchste Wert seit etwa einer Million Jahren, gab Global 2000 zu bedenken. Hinzu kommt die Beobachtung, dass die Ausdehnung des arktischen Meereises einen historischen Tiefstand erreicht habe, was ebenfalls zur Klimaerwärmung beiträgt. Dass sich der Nordatlantik gegen Trend nicht erwärmt hat, könnte indes ein Anzeichen dafür sein, dass die lange befürchtete Abschwächung des Golfstroms eingesetzt hat. Besonders warm war es im Februar der NOAA zufolge unter anderem in vielen Teilen Südamerikas, Afrikas, Süd- und Osteuropas und Südostasiens. Außergewöhnlich kalt war es nur in einigen Teilen Asiens, so beispielsweise auf der russischen Halbinsel Kamtschatka. Nicht-Wissenschaft;Kein Bewerb in Adelboden. Adelboden – Der Weltcup-Riesentorlauf der Herren in Adelboden ist Samstagfrüh wegen Nebels, anhaltenden Regens und zu weicher Piste abgesagt worden. Die Bemühungen der Gastgeber, die seit Wochen um dieses Rennen gekämpft haben, haben sich nicht bezahlt gemacht. Am Sonntag (10.30/13.30 Uhr) steht im Berner Oberland noch der Slalom auf dem Programm. Wissenschaft;Schon lange bevor es Pflanzen und Tiere gab, bevölkerten Urbakterien die Erde. Forscher konnten nun den letzten Schritt ihrer Energiegewinnung klären. Lissabon/Bonn – Seit Milliarden von Jahren nutzen bestimmte Mikroorganismen nicht Sauerstoff zum Atmen, sondern Sulfat. Durch welchen biochemischen Vorgang diese zumeist im Meer vorkommenden Mikroorganismen durch Atmung Energie für ihr Wachstum gewinnen, war bislang jedoch nicht ausreichend geklärt. Nun hat ein internationales Forscherteam diese Wissenslücke geschlossen: Wie die Wissenschafter in Science berichten, konnten sie beim urtümlichen Archeon Archaeoglobus fulgidus diesen Prozess vollständig entschlüsseln. Mit den Cyanobakterien und später den grünen Pflanzen kam der Sauerstoff auf die Erde – doch schon vorher erschlossen sich Mikroorganismen durch Atmung Energie. Statt Sauerstoff nutzten sie Sulfat, dass sie zu Schwefelwasserstoff reduzierten.Im Meerwasser ist Sulfat in etwa 100-fach höherer Konzentration gelöst als Sauerstoff, sagt Christiane Dahl von der Uni Bonn, die an der Studie beteiligt war. Überall wo Sulfat reichlich vorhanden und Sauerstoff knapp ist, kommen Bakterien und Archaeen vor, die auf diese Sulfatatmung spezialisiert sind: Neben den Meeren betrifft dies vor allem auch Vulkanregionen. Bisher ging man davon aus, dass es auf dem Weg vom Sulfat zum Schwefelwasserstoff nur drei Schritte gibt. Einer dieser Schritte ist die Reduktion von Sulfit, an dem das Enzym Sulfitreduktase (DsrAB) beteiligt ist. Eine Voraussetzung für Energiegewinnung durch Atmung ist, dass Membranen in den lebenden Zellen wie eine Batterie aufgeladen werden. Allerdings war bislang nicht klar, welcher Schritt der Sulfatatmung an eine bakterielle Zellmembran gekoppelt ist, so die Mikrobiologin. Diesen konnten die Forscher nun an Archaeoglobus fulgidus, das vor allem in Vulkangebieten vorkommt, nachvollziehen. Der aus dem Sulfit stammende Schwefel wird demnach gar nicht sofort von der Sulfitreduktase als Schwefelwasserstoff freigesetzt, sondern erst einmal von einem Protein zwischen zwei Schwefelatomen festgehalten. Ein weiteres Protein in der Zellmembran des Bakteriums setzt den Schwefel wieder frei. Dabei wird die Membran aufgeladen und Energie für das Wachstum der Mikroorganismen zur Verfügung gestellt. Das ist der bislang unbekannte, aber umso wichtigere biochemische Schritt bei der Energiegewinnung durch Atmung, sagt Fabian Grein, ebenfalls von der Uni Bonn. Er konnte im Reagenzglas nachweisen, dass dieser Prozesse auch in anderen sulfatatmendenden Mikroorganismen abläuft – wie etwa dem Bakterium Desulfovibrio vulgaris. Dieses Bakterium ist von besonderer Bedeutung, da es auch im menschlichen Verdauungstrakt vorkommt und hier entzündliche Erkrankungen hervorrufen kann, so Grein. Die Forscher gehen davon aus, ein universelles Prinzip entdeckt zu haben, das bei allen sulfatatmenden Bakterien vorkommt. Je besser wir diese Milliarden Jahre alten Prozesse verstehen, umso besser können wir diese Spuren aus der frühen Erdgeschichte lesen, sagt Dahl. Wissenschaft;Untersuchungen zeigten, dass die Mutation von nur zwei Genen die Veränderungen an den zirkadianen Rhythmen bewirkte. Köln – Bei der Kultivierung der Tomate haben sich im Laufe der Zeit offenbar nicht nur Geschmack und Aussehen verändert: Deutsche Forscher konnten nun zeigen, dass auch die innere Uhr der Tomate während ihrer Domestizierung einem Wandel unterworfen war: sie hat sich verlangsamt. Die aus der äquatorialen Region Südamerikas stammende Pflanze wurde vom Menschen in die temperierten Breiten gebracht. Die Verlangsamung der Uhr stellt vermutlich eine Anpassung an die dort herrschenden langen Sommertage dar. Die innere Uhr verleiht einen Selektionsvorteil, indem sie eine genaue Abstimmung von physiologischen, verhaltens- und entwicklungsbiologischen Prozessen mit dem Tag/Nacht Zyklus ermöglicht. Jeder, der schon einmal in eine andere Zeitzone gereist ist, weiß, was passiert, wenn die innere Uhr nicht synchron zur externen Umwelt läuft: Jetlag. Tatsächlich scheint auch in der Natur eine genaue Abstimmung der inneren Uhr auf die lokale Umgebung von Bedeutung zu sein. Hierbei spielt die natürliche Variation zirkadianer Rhythmen (von der inneren Uhr gesteuerte Rhythmen mit einer Periodizität von etwa 24 Stunden) eine wichtige Rolle. Wissenschafter vom Kölner Max-Planck-Institut für Pflanzenzüchtungsforschung haben nun nachgewiesen, dass diese Variation auch während der Tomatendomestizierung von Bedeutung war. Die Domestizierung der Tomate begann in Ecuador, wo man auch heute noch eine Vielzahl unterschiedlicher wilder Tomatenarten entlang der Anden finden kann. Sie wachsen als Unkraut häufig in extremen Habitaten von Meereshöhe bis über 3000 m und unterscheiden sich erheblich von den kultivierten Varietäten. Diese wilden Arten können alle mit der kultivierten Art gekreuzt werden, was sie zu einer wertvollen Quelle positiver Eigenschaften – wie beispielsweise Schädlingsresistenzen – für die Tomatenzüchtung macht. Zusätzlich können an den wilden Arten aber auch Eigenschaften, die eine Rolle bei der Domestizierung gespielt haben, genetisch untersucht werden. Durch den Vergleich der zirkadianen Rhythmen von 34 kultivierten Varietäten und 68 wilden Sorten konnten die Forscher um José M. Jiménez-Gómez und Niels A. Müller zeigen, dass die innere Uhr der kultivierten Tomaten langsamer läuft als die ihrer wilden Verwandten. Während der Domestizierung müssen Genvarianten entstanden sein, welche für diesen veränderten Rhythmus verantwortlich sind, erklärt Jiménez-Gómez. Durch genetische Analysen konnten die Forscher zeigen, dass die Verlangsamung der zirkadianen Uhr durch Mutationen in nur zwei Genen erreicht wurde. Eines dieser Gene ist EID1, ein Gen, welches eine Rolle bei der Signalübertragung von Licht spielt. Die Wissenschaftler konnten die kausale Genvariante von EID1 auf eine einzelne Aminosäure eingrenzen. Des Weiteren entdeckten die Forscher durch vergleichende Genomanalyse, dass die Region um EID1 Anzeichen positiver Selektion aufweist. Dies deutet darauf hin, dass der verzögerte Rhythmus vom Menschen selektiert wurde und für die kultivierte Art von Nutzen ist erklärt Jiménez-Gómez. Wir denken, dass die verlangsamte innere Uhr eine Anpassung an die langen Sommertage der temperierten Breiten darstellt, in welche die aus der äquatorialen Region Südamerikas stammende Pflanze während der Domestizierung gebracht wurde. Da die kultivierte Tomate von Ecuador nach Mittelamerika und schließlich bis nach Europa transportiert wurde, wurde sie im Verlauf der Domestizierung einem stark veränderten Tag/Nacht Rhythmus ausgesetzt – in Neapel (Italien) beispielsweise sind die Tage im Sommer mehr als drei Stunden länger als in Ecuador. Die Tomate ist hier kein Einzelfall. Viele Nutz- und Kulturpflanzen wurden durch den Menschen über weite Gebiete verbreitet. Eine interessante Frage für die Zukunft ist, ob solche Migrationen auch bei anderen Pflanzen mit Veränderungen der inneren Uhr einhergegangen sind. Die genauere Untersuchung der inneren Rhythmik verschiedener Nutz- und Kulturpflanzen könnte neue Ansatzpunkte für deren Verbesserung bieten. Nicht-Wissenschaft;Kanzler Christian Kern soll in der EU darauf drängen, das Sparkorsett zu lockern, fordert der Gewerkschaftsboss. STANDARD: Christian Kern wurde von manchen Genossen fast wie ein Erlöser begrüßt. Haben Sie auch eine Heilserwartung an ihn? Erich Foglar: Der Optimismus, den Bundeskanzler Kern mitbringt, hat sich einen Vertrauensvorschuss verdient. Er hat gleich einen anderen Zugang, eine andere Sprache an den Tag gelegt, doch nun müssen auch Taten folgen. Wir hatten vorher ja nicht die falschen Ziele, nur wurde vieles nicht umgesetzt. Kern muss alles vorwärts bringen, was auf der Strecke geblieben ist. STANDARD: Zum Beispiel? Foglar: Die alte Regierung hat die Wohnbauoffensive zigmal beschlossen, aber bis heute sind die 700 Millionen, die uns die Europäische Investitionsbank als billiges Geld bietet, nicht in Form von Aufträgen bei den Baufirmen gelandet. Tonnen von Papier mit den richtigen Zielen nutzen nichts, wenn diese nie erreicht werden. Da muss die Regierung Gas geben, denn unser großes Sorgenkind ist und bleibt der Arbeitsmarkt. STANDARD: Was kann Kern da Neues bewirken? Die strengen Budgetregeln in der EU werden keine großen Investitionen zulassen. Foglar: Ich erwarte mir, dass Kern in der EU Druck macht, das Korsett der Budgetpolitik zu lockern. Wir brauchen eine goldene Regel, die Neuverschuldung für öffentliche Investitionen erlaubt. Wenn jetzt entgegnet wird, es gehe in der EU ja eh aufwärts, dann ist das eine Chuzpe der Sonderklasse: Der Aufschwung, der als Trendwende verkauft wird, ist lächerlich im Vergleich zum Ausmaß, in dem die Wirtschaft in manchen Ländern zuvor eingebrochen ist. STANDARD: Soll Kern in Österreich notfalls das Ziel des Nulldefizits aufschieben und ein höheres Defizit zulassen? Foglar: Ich werde dem Bundeskanzler über die Medien keine Ratschläge erteilen, aber als ehemaliger ÖBB-Chef weiß er ohnehin selbst, wie wichtig öffentliche Investitionen sind. Allerdings müssen diese unseren Arbeitslosen zugutekommen und nicht noch mehr ausländischen Arbeitskräften, die zu Dumping-Konditionen ausgebeutet werden. Auch hier sollte Christian Kern Druck in Brüssel machen: Die Regeln für die Entsendung von Arbeitskräften aus anderen Ländern müssen so geändert werden, dass Lohn- und Sozialdumping ausgeschlossen sind. STANDARD: Was erwarten Sie sich vom Neustart der Regierung noch? Foglar: Die zweite große Herausforderung ist die Bildung. Auch da gibt es nur sehr zögerlichen Fortschritt. Die letzte Einigung drehte sich lediglich um die Verwaltung, in den Schulklassen ändert sich nichts. Wir brauchen ein umfassendes Konzept: Ganztagsschulen mit integriertem Unterricht in ganz Österreich, ein zweites verpflichtendes Kindergartenjahr, eine Verteilung des Geldes an die Schulen nach sozialer Problemlage statt mit der Gießkanne. Zentrales Ziel: Jeder Pflichtschulabsolvent muss in der Lage sein, eine Berufsausbildung zu schaffen. STANDARD: Die Arbeit in der Koalition endet oft in einem Patt. ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner fordert nun die Abkehr von einem alten Prinzip: Für jeden Vorschlag, den eine Partei durchsetzt, fordert die andere ein Gegengeschäft. Foglar: Da kann Herr Mitterlehner im eigenen Haus anfangen, dort gibt es eine lange Liste solcher Forderungen. Ja, es muss nicht immer ein Gegengeschäft geben, aber das muss für beide Seiten gelten. Das Motto Ich setze meine eigenen Forderungen durch und lehne alles andere ab klingt erst recht wieder nach dem alten Stil. Wissenschaft;29-jährige Wissenschafterin wechselte von der Antarktis in die Alpen. Salzburg/Klagenfurt – Die Meteorologin und Klimaforscherin Elke Ludewig hat mit Mai 2016 die Leitung des Sonnblick-Observatoriums übernommen. Die 29-Jährige soll den herausragenden Forschungsstandort der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) weiter ausbauen und international vernetzen, hieß es am Mittwoch in einer Aussendung der ZAMG. Die 29-Jährige arbeitete zuletzt in der Antarktis als Leiterin des meteorologischen Observatoriums der deutschen Polarforschungsstation Neumayer III des Alfred-Wegener-Instituts und ist nun in die Alpen gewechselt. Unterdessen wurde das Sonnblick-Observatorium diese Woche von der Weltmeteorologischen Organisation (WMO) zu einer der 40 hochwertigsten Stationen des Global Atmosphere Watch Programms (GAW) ernannt. GAW dient der weltweiten Überwachung der chemischen Zusammensetzung der Atmosphäre. Ludewig hat bereits eine beeindruckende Forschungskarriere hinter sich. Das große Leistungsspektrum war auch einer der Hauptgründe, warum sie sich gegen die 15 Mitbewerber und Mitbewerberinnen um die Leitung des Observatoriums am Sonnblick durchsetzte, sagte der Direktor der ZAMG, Michael Staudinger: Elke Ludewig hat bereits in den unterschiedlichsten meteorologischen Themenbereichen auf sehr hohem Niveau gearbeitet. Die Bandbreite reicht von der preisgekrönten Darstellung ihrer Diplomarbeit im Bereich Fernerkundung sowie der Doktorarbeit zur Windenergie über messtechnische Fragen bis zu Forschungsprojekten zur Wechselwirkung zwischen Wolken und Klima. Von Dezember 2014 bis Jänner 2016 sammelte die Deutsch-Österreicherin Ludewig Erfahrungen als Führungskraft in einem extremen Arbeitsumfeld. Sie leitete in der Antarktis das meteorologische Observatorium der renommierten deutschen Neumayer-Polarforschungsstation, einer Einrichtung des Alfred-Wegener-Instituts. Als Teil des antarktischen Überwinterungsteams erlebte die Forscherin Wetterextrema, die selbst mit den rauen Bedingungen am Sonnblick nicht vergleichbar sind: Minus 20 bis minus 40 Grad sind in der Antarktis der Normalfall. Dazu kommen stürmische Windböen. Hatte es mal nur minus fünf Grad, haben wir die T-Shirts ausgepackt. Eines der Hauptziele als neue Leiterin des Sonnblick-Observatoriums ist für Ludewig der intensive Ausbau der interdisziplinären Zusammenarbeit. Sie will mehr Möglichkeiten in dem Bereich bieten und auch Schwerpunkte setzen, zum Beispiel bei der Messung von klimarelevanten Gasen sowie zu den immer noch nicht restlos erforschten Vorgängen der Wolkenbildung. (APA. 11.5.2016) Wissenschaft;Rotwangen-Schmuckschildkröten lebten einst nur im Südosten der USA – inzwischen gibt es sie außer in der Antarktis überall. Dresden – Ratten, Aga-Kröten, Wandermuscheln: allesamt Beispiele für höchst erfolgreiche Bioinvasoren. Als am weitesten über ihren natürlichen Lebensraum hinaus verbreitete Art weltweit bezeichnet das Senckenberg-Forschungsinstitut aber eine ganz andere Spezies, die auf den ersten Blick gar nicht so problematisch wirkt: die ursprünglich aus Nordamerika stammende Rotwangen-Schmuckschildkröte (Trachemys scripta). Man findet die Schildkröten praktisch in allen europäischen Ländern in der freien Natur, sagt Melita Vamberger von den Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen in Dresden. Die Reptilien wurden durch den Tierhandel so weit verbreitet. Heute kann man die 25 bis 30 Zentimeter langen Schildkröten, deren Urheimat im Südosten der USA liegt, auf allen Kontinenten mit Ausnahme der Antarktis und einiger ozeanischen Inseln antreffen. Die an Flüssen und Teichen lebende Art gilt als Gefahr für einheimische Schildkröten, weil sie mit diesen in direkter Konkurrenz bezüglich Nahrung, Nist- und Sonnenplätze stehen. Sie sind Allesfresser, ernähren sich aber am liebsten von Wasserpflanzen. Zudem sind die eingeschleppten Schildkröten potenzielle Überträger von Parasiten und anderen Krankheitserregern. Bisher wurde die erfolgreiche Fortpflanzung und Etablierung der Tiere in Europa nur im Mittelmeerraum nachgewiesen. Nun konnte ein Team um Vamberger aber anhand genetischer Untersuchungen nachweisen, dass sich die Schildkröten auch im Inland von Slowenien vermehren – ein gemäßigte, kontinentale Klima macht ihnen also nichts aus. Deshalb schlagen die Dresdner Biologen vor, die Spezies als invasiv einzustufen und ihre Ausbreitung zu verhindern – insbesondere in Lebensräumen mit heimischen Arten. Der Import der als Haustiere beliebten Schildkröten nach Europa ist ohnehin seit den 1990er Jahren verboten. Allerdings blüht besonders in den Balkanstaaten und im südlichen Europa der Schwarzhandel nach wie vor, sagt Vamberger. Wissenschaft;'Astronomen klären, wie im Wechselspiel von Magnetfeldern und Gravitation in einer Gaswolke neue Sterne und ganze Sternhaufen entstehen. Heidelberg – Das Rezept für einen durchschnittlichen Stern ist im Grunde nicht allzu kompliziert: Man nehme eine sehr kalte Wolke, bestehend aus Wasserstoffgas und etwas Staub und überlasse sie lange genug sich selbst. Im Lauf von einiger Millionen Jahre kollabiert die Regionen unter dem Einfluss ihrer eigenen Schwerkraft. Am Ende erstrahlt ein neuer Stern – soweit die Theorie. Die Praxis ist dagegen freilich weitaus komplizierter. Insbesondere scheint es zwei Arten der Sternentstehung zu geben: In gewöhnlichen, kleineren Molekülwolken bildet sich nur einer oder ein paar Sterne – solange, bis sich das Gas über einen Zeitraum von rund drei Millionen Jahren zerstreut hat. Größere Wolken leben rund zehnmal länger. In ihnen kommen ganze Sternhaufen auf einmal zur Welt. Und es werden dort sehr massereiche Sonnen geboren. Woran liegt es, dass während dieses vergleichsweise kurzen Zeitraums von 30 Millionen Jahren so viele Sterne entstehen, ist nicht ganz geklärt. Die meisten Theorien gehen von einer Art Kettenreaktion aus, in der die Entstehung der ersten Sterne in der Wolke die Bildung weiterer Sterne auslöst. Dafür kommen etwa die Supernovaexplosionen der massereichsten (und daher kurzlebigsten) gerade entstandenen Sonnen infrage, denn deren Druckwellen komprimieren das Wolkenmaterial und schaffen dadurch die Keime für neue Sterne. Amelia Stutz und Andrew Gould vom Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg verfolgen dagegen einen anderen Ansatz und bringen Schwerkraft und Magnetfelder ins Spiel. Dazu haben sie die Region um den 1300 Lichtjahre entfernten Orionnebel unter die Lupe genommen. Die hellrote, komplex gemusterte Gaswolke zählt zu den bekanntesten Objekten am Himmel. Ausgangspunkt für die Überlegungen von Stutz und Gould sind Karten der Massenverteilung in einer Struktur, die wegen ihrer Gestalt den Namen integralförmiges Filament trägt und zu der auch der Orionnebel im mittleren Abschnitt des Filaments gehört. Die Heidelberger Forscher zogen außerdem Studien zu den Magnetfeldern in und um dieses Objekt heran. Die Daten zeigen, dass der Einfluss von Magnetfeldern und Gravitation auf das Filament ungefähr gleich groß ist. Darauf aufbauend entwickelten die beiden Astronomen ein Szenario, in dem das Filament ein flexibles, hin und her schwingendes Gebilde ist. Die üblichen Modelle der Sternentstehung hingegen legen Gaswolken zugrunde, die unter ihrer eigenen Schwerkraft kollabieren. Wichtiger Beleg für das neue Bild ist die Verteilung von Protosternen und von jungen Sonnen in und um das Filament. Protosterne sind die Vorstufen von Sonnen: Sie ziehen sich noch weiter zusammen, bis ihre Kernregionen genügend hohe Dichten und Temperaturen erreicht haben, so dass dort im großen Stil Kernfusionsreaktionen einsetzen können. Dann erst ist der Stern geboren. Protosterne sind leicht genug, um mitgenommen zu werden, wenn das Filament hin und her schwingt. Junge Sterne sind dagegen deutlich kompakter und werden vom Filament schlicht zurückgelassen oder wie aus einer Steinschleuder in den umgebenden Raum katapultiert. So kann das Modell erklären, was die Beobachtungsdaten in der Tat zeigen: Dass sich die Protosterne nur entlang des dichten Rückgrats des Filaments finden, junge Sterne dagegen vor allem außerhalb des Filaments. Dieses Szenario birgt das Potenzial für einen neuen Mechanismus, der die Entstehung ganzer Sternhaufen auf astronomisch gesehen kurzen Zeitskalen erklären könnte. Die beobachteten Positionen der Sternhaufen legen nahe, dass das integralförmige Filament ursprünglich in nördliche Richtung deutlich weiter ausgedehnt war als heute. Über Millionen von Jahren scheint sich dann von Norden aus ein Sternhaufen nach dem anderen gebildet zu haben. Und jeder fertige Sternhaufen hat das ihn umgebende Gas-Staub-Gemisch mit der Zeit zerstreut. Daher sehen wir heute drei Sternhaufen in und um das Filament: Der älteste Haufen ist am weitesten von der Nordspitze des Filaments entfernt; der zweite liegt näher und wird noch von Filamentresten umrankt; der dritte, mitten im integralförmigen Filament, ist gerade im Wachsen begriffen. Das Wechselspiel von Magnetfeldern und Schwerkraft ermöglicht bestimmte Arten von Instabilitäten, die man zum Teil aus der Plasmaphysik kennt und die einen Sternhaufen nach dem anderen entstehen lassen könnten. Diese Hypothese beruht auf Beobachtungsdaten für das integralförmige Filament. Es handelt sich aber nicht um ein ausgereiftes Modell für einen neuen Modus der Sternentstehung. Zunächst müssten Theoretiker entsprechende Simulationen durchführen und Astronomen weitere Beobachtungen vornehmen. Erst nach diesen Vorarbeiten wird sich herausstellen, ob die Molekülwolke im Orion einen Sonderfall darstellt. Oder ob die Geburt von Sternhaufen in einem Reigen magnetisch eingeschlossener Filamente der übliche Weg ist, um im Weltall innerhalb kurzer Zeit ganze Haufen neuer Sterne entstehen zu lassen.' Wissenschaft;Platz 27 auf der Liste bekannter Rekord-Rohdiamanten. Luanda – Ein kleines australisches Minenunternehmen hat in Angola einen gewaltigen Diamanten zutage gefördert. Der 404,2-Karat (81 Gramm) schwere Brocken ist der größte Diamant, der jemals in dem afrikanischen Land entdeckt wurde. Der bisherige Rekordhalter, der Angolan Star, war 2007 in der Mine Luarica gefunden worden und hatte 217,4 Karat. Auf der Liste der größten bekannten Rohdiamanten rangiert der nun entdeckte auf Platz 27. Der Stein wurde von Mitarbeitern der Lucapa Diamond Company mit Stammsitz in Perth in alluvialem Schotter des Minenprojekts Lulo in Angolas Provinz Lunda Norte gefunden. Es handelt sich um einen Schmuckstein vom Typ IIa, einer besonders seltenen Sorte, der nur 1,8 Prozent aller gefundenen Schmuckdiamanten angehören. Unternehmens-Chef Miles Kennedy taxierte den Diamanten auf einen Wert von umgerechnet etwa 18 Millionen Euro. Das Lulo-Projekt wird von Lucapa gemeinsam mit der staatlichen Firma Endiama und dem privaten Teilhaber Rosas & Petalas betrieben. Der größte bekannten Rohdiamant war der 1905 in Südafrika entdeckte Cullinan. Bevor er 1908 in 105 Steine gespalten wurde, wog er 3106,75 Karat. Wissenschaft;Sommerschule Alpbach und Forschungsförderung für Weltraumforschung. Wien/Alpbach – In der Bergidylle der Tiroler Alpen die Weltraummissionen der Zukunft zu entwickeln ist seit vielen Jahren die Zielsetzung der Summer School Alpbach. Dieses Jahr kommt die Sommerschule, die auch gerne als Ideenfabrik oder Kaderschmiede für die europäische Raumfahrt bezeichnet wird, zur 40. Auflage. Das Thema: Satellitenbeobachtung des globalen Wasserkreislaufs. Zielsetzung der Sommerschule, die von 12. bis 21. Juli stattfindet, ist es, Vorschläge für zukünftige Weltraummissionen zu machen, sie so von einer Weltraumorganisation übernommen werden könnten – in der Vergangenheit sei das bereits gelegentlich vorgekommen. Die 60 teilnehmenden Technik- und Naturwissenschaftsstudierenden werden in vier Kleingruppen eingeteilt. Ausgehend von Vorlesungen zu verschiedenen Aspekten der Weltraumforschung in Zusammenhang mit der Beobachtung des globalen Wasserkreislaufs konzipieren sie eine Satellitenmission – von technischen Konstruktionsdetails bis zur Risikoabschätzung. Begleitet werden sie dabei von wissenschaftlichen und technischen Experten. Diese Missionen sollen darauf abzielen, kritische Aspekte des Wasserkreislaufs noch besser zu beobachten, um Lücken im Verständnis des globalen Wasserkreislaufs zu schließen. Bis 31. März können sich Technik- und Naturwissenschaftsstudenten bewerben. Organisiert wird die Sommerschule von der Agentur für Luft- und Raumfahrt der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG), der Europäischen Weltraumbehörde Esa, dem International Space Science Institute und Austrospace, einem Verein zur Förderung der österreichischen Weltraumindustrie. Für zehn österreichische Kandidaten vergibt die FFG Stipendien. Weltraumforschungsprojekte werden auch in einem weiteren Programm der FFG gefördert: Im Rahmen der zwölften Ausschreibung des Weltraumprogramms ASAP stellt das Verkehrsministerium 7,5 Millionen Euro zur Verfügung – für die Schwerpunkte Weltraumforschung und -wissenschaft, Technologien für die Raumfahrt und Anwendungen von satellitengestützten Technologien. Bis November können Projekte eingereicht werden. Wissenschaft;"Verein zur wissenschaftlichen Erforschung komplexer Systeme", eine Initiative der TU Wien und Graz, der Medizin-Uni Wien und des AIT. Wien – Sinnvolles Wissen aus Big Data gewinnen – das ist laut Komplexitätsforscher Stefan Thurner das Ziel des Complexity Science Hub Vienna. Mit der Gründung des Vereins zur wissenschaftlichen Erforschung komplexer Systeme haben die Kooperationspartner – die Technischen Unis Wien und Graz, die Medizin-Uni Wien und das Austrian Institute of Technology (AIT) – nun das Projekt offiziell gestartet. Die vier Projektpartner tragen mit jeweils 200.000 Euro pro Jahr zu dem neuen Zentrum bei: jeweils 40.000 Euro in bar sowie 160.000 Euro in Form von zwei Laufbahnstellen für einen Senior- und einen Junior-Wissenschafter, sagte der wissenschaftliche Geschäftsführer des AIT, Wolfgang Knoll, zur APA. Die Stellen sollen im Herbst ausgeschrieben und idealerweise im Februar des kommenden Jahres die ersten Forscher angestellt werden, so Thurner, der an der Med-Uni Wien Professor für Komplexitätsforschung ist. Um die Verwaltung des Complexity Science Hub (CSH) gering zu halten, werden die Wissenschafter vom jeweiligen Partner angestellt und dem Zentrum zugeordnet. Inhaltlich sollen die Kooperationspartner nur grobe Linien vorgeben, etwa Komplexität im Zusammenhang mit Smart City oder Medizinische Versorgung. Dafür sollen dann die besten Leute gesucht und angestellt werden, die selbst entscheiden, zu welchen konkreten Themen sie arbeiten. Externes Wissen zu diesen Themen soll dann gezielt und projektbezogen über Gastwissenschafter nach Wien gebracht werden. Am CSH sollen auch Doktoranden tätig sein. Laut Knoll will die Österreich-Tochter des Technologiekonzerns Infineon zwei PhD-Studenten finanzieren. Gearbeitet wird auch an einem Austauschprogramm für PhD-Studenten mit der Technischen Universität Nanyang (NTU) in Singapur, wo vor kurzem ein Institut für Komplexitätsforschung gegründet wurde. Im Vollausbau könnten fünf bis zehn Senior-Forscher insgesamt 15 bis 30 Post-Docs und PhD-Studenten projektbasiert beschäftigen. Für die Finanzierung von Projekten hat nach Angaben der beteiligten Wissenschafter das Infrastrukturministerium Mittel in Aussicht gestellt. Weitere Förderungen könnten sich im September entscheiden. Neben Thurner und Knoll waren die Wissenschaftsforscherin und Ex-Präsidentin des Europäischen Forschungsrates, Helga Nowotny, und der Chef des Wiener Wissenschafts- und Technologiefonds (WWTF), Michael Stampfer, an der Ausarbeitung des Konzepts für das Zentrum beteiligt. Nowotny wird auch den wissenschaftlichen Beirat des CSH leiten. Der Physiker Stephen Hawking hat die Komplexitätsforschung als die Wissenschaft des 21. Jahrhunderts bezeichnet. Hintergrund ist, dass Probleme zunehmend systemisch werden und regionale Entwicklungen globale Auswirkungen haben können. Systemische Risiken etwa im Zusammenhang mit Klimawandel, Finanzmärkten, Naturkatastrophen, Migration, etc. werden derzeit wissenschaftlich meist nicht verstanden und können daher letztlich auch nicht strategisch gemanagt werden, erklärt Thurner den Hintergrund, vor dem der CSH gegründet wurde. Solche Risiken entstehen vor allem durch die drastisch zunehmende Vernetzung von Menschen, Einrichtungen, Computern, Märkten, etc. – die sich auch in einer ebenso drastischen Zunahme von Daten widerspiegelt. Und aus diesen Daten wollen die Komplexitätsforscher nutzbaren Sinn holen, wie Thurner sagte. Ziel des CSH sei, aus der Analyse von Big Data systemische Risiken zu verstehen, sichtbar zu machen und Wege für deren Management zu entwickeln. Grundsätzlich soll in dem Zentrum Grundlagenforschung gemacht werden, wir haben aber keine Angst, wenn politikrelevante Resultate herauskommen, da wollen wir mutig sein, sagte Thurner. Man wolle auch so offen wie möglich sein: Wenn Daten da sind, wollen wir diese der Gesellschaft zugänglich machen, damit Debatten auf höherem Niveau stattfinden können. Für den Wissenschafter ist es wichtig, dass die Öffentlichkeit die Hoheit über kritische Daten behält, sofern das noch möglich ist. Zudem will das Zentrum eine Plattform für ethische Fragen sein, die mit Big Data einhergehen. Thurner ortet hier eine Revolution mit ungelösten Fragen, was würdevoll, ethisch und vertretbar ist, wo die Privatsphäre verletzt wird und wo nicht. Auch der Gesetzgeber sei mit der Geschwindigkeit, mit der Daten verfügbar werden, komplett überfordert. Wissenschaft;Neue Analysen belegen, dass damit auch die Entwicklung des Menschen nicht maßgeblich von Klimaänderungen beeinflusst wurde. Berlin – Eine in der Fachwelt verbreitete Auffassung geht davon aus, dass wichtige Entwicklungsschritte bei afrikanischen Säugetieren – und damit auch beim Mensch – in der Regel mit großen, schnellen Klimaänderungen verbunden waren. Dem widersprechen allerdings zahlreiche Funde, die eher darauf hinweisen, dass die Evolution des Mensch und der anderen Säugetiere graduell und kontinuierlich erfolgte. Deutsche Wissenschafter haben nun in einer breit angelegten Studie anhand von ostafrikanischen Säugetieren, die vor mehreren Millionen Jahren lebten, neue Belege für die These der kontinuierlichen Evolution gefunden. Die beiden Forscher Faysal Bibi (Museum für Naturkunde Berlin) und Wolfgang Kiessling (Museum für Naturkunde Berlin und Universität Erlangen-Nürnberg) befassten sich vor allem mit dem späten Pliozän und dem frühen Pleistozän zwischen vier und einer Million Jahre vor heute. Die Wissenschafter untersuchten insbesondere die Zusammensetzung der Tierwelt, die Dauer zwischen Entstehung und Aussterben von Arten sowie die Biomasse insgesamt. Dabei konnten die beiden Forscher feststellen, dass es bei allen untersuchten Kriterien zu kontinuierlichen Änderung kam. Evolutionäre Änderungen waren nicht auf kurze Zeitabschnitte beschränkt, abrupte Klimaänderungen waren in jenem Zeitabschnitt nicht die Hauptursache für das Aussterben von Tierarten. Große evolutionäre Veränderungen, einschließlich neuer menschlicher Eigenschaften wie der Vergrößerung des Gehirns, des aufrechten Gangs und der Nutzung von Werkzeug, waren demnach vielmehr Teil langfristiger, kontinuierlicher Änderungen. Diese dürften nicht allzu sehr von plötzlichen klimatischen Veränderungen beeinflusst worden sein. Das globale Klima hatte in dieser Periode zwar sicherlich Einfluss auf die Evolution, aber eher über sehr große Zeiträume, im Bereich von Jahrmillionen, wie die Wissenschafter im Fachjournal Pnas berichten. Bei viel kürzeren Zeiträumen, im Bereich von hunderttausend Jahren, spielten lokale Umweltveränderungen, beispielsweise die Tektonik, und Wechselwirkungen zwischen Arten, wie der Wettkampf um Ressourcen, höchstwahrscheinlich eine wesentlich wichtigere Rolle für die beobachteten Muster der Veränderung des Artenspektrums. Wissenschaft;Cambridge – Ein Unglück kommt selten allein. Im Fall des Beutelteufels allerdings ist es wirklich ein äußerst rarer Zufall. Die größten Vertreter der Raubbeutler, die nur auf der Insel Tasmanien leben, sind dort wegen eines ansteckenden Gesichtstumors (Devil Facial Tumour Disease, DFTD) vom Aussterben bedroht. Nun berichtet ein internationales Forscherteam um Elizabeth Murchinson (Uni Cambridge) im Fachblatt PNAS, dass Beutelteufel noch von einer zweiten DFTD-Form bedroht ist, die sich genetisch eindeutig von der 1996 entdeckten Tumorart unterscheidet. (tasch) AbstractPNAS: A second transmissible cancer in Tasmanian devils Genf – Früher einmal war es umgekehrt: Da sagte Peter Higgs ein Teilchen voraus und Jahrzehnte später wurde es vom Cern in Genf bestätigt. Nachdem am 15. Dezember dieses Jahres die LHC-Physiker angekündigt hatten, womöglich ein neues Teilchen entdeckt zu haben, wurden die Theoretiker weltweit aktiv. In den letzten zwei Wochen wurden bereits mehr als 100 Aufsätze bei arXiv hochgeladen, die eine Erklärung für das längst noch nicht bestätigte neue Boson liefern wollen. (tasch) LinkNature News: Hint of new boson at LHC sparks flood of papers (29.12.2015) Nicht-Wissenschaft;Heuer 46 Brandanschläge auf Flüchtlingsunterkünfte – Mehrzahl verübt Tat im eigenen Ort. Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung. Nicht-Wissenschaft;Abkommen schon vor Abschluss von allen Seiten als "schlecht" und "gefährlich" kritisiert – Opposition gibt Netanjahu Mitschuld an nuklearem Iran. Mit saurer Miene blickten die Israelis am Montag nach Wien, wo sich ein Abkommen mit dem Iran abzeichnete, das die israelische Führung monatelang als schlecht kritisiert hatte und das sie wohl weiterhin bekämpfen wird. Unter den Großmächten gebe es vielleicht solche, die bereit sind, vor der Realität zu kapitulieren, die der Iran diktiert, was dessen ständige Aufrufe zur Zerstörung Israels einschließt, sagte Premier Benjamin Netanjahu, doch wir werden nicht den Preis dafür bezahlen. Netanjahu wies dabei insbesondere darauf hin, dass gerade in der Abschlussphase der Verhandlungen am Wochenende bei einem Massenaufmarsch in Teheran mit der Duldung der iranischen Führer Ali Khamenei und Hassan Rohani US-amerikanische und israelische Flaggen verbrannt worden seien. Über die Ablehnung des Abkommens gab es im Inhalt quer durch die israelischen Parteien einen breiten Konsens, wobei die Opposition Netanjahu Mitschuld daran gab, dass es nicht gelungen sei, einen nuklearen Iran zu verhindern. Netanjahu sprach von einer Parade der Konzessionen an den Iran, wobei in Wien sogar noch rote Linien überschritten worden seien, die man bei den Vorverhandlungen in Lausanne gezogen hätte. Spezifischer wurde Verteidigungsminister Moshe Yaalon vor dem Sicherheitsausschuss des Parlaments mit dem Vorwurf, durch das Abkommen werde keine einzige Nuklearanlage geschlossen und keine einzige Anreicherungszentrifuge abgebaut: Wir bekommen nach dem Abkommen den Iran als nuklearen Schwellenstaat, der fortfährt Terror auszuüben und vor allem wirtschaftlich stärker wird, so Yaalon. Der Iran wird zu einer bedeutenderen Bedrohung nicht nur für Israel, sondern für die Stabilität der ganzen Welt – wir bewegen uns auf ein schlechtes Abkommen zu, und wir müssen uns in der Periode danach weiterhin darauf vorbereiten, uns mit eigenen Kräften zu verteidigen. Das Abkommen sei gefährlich und voller Lücken, hieß es von verschiedenen Beobachtern und Politikern, und die vorgesehenen Kontrollen für das iranische Nuklearprogramm seien schlichtweg eine Farce. Israel sei in die Isolation geraten und von Gesprächen ausgeschlossen worden, die für das Land schicksalhaft sein könnten. Auch Oppositionschef Yitzhak Herzog von der Arbeiterpartei äußerte schwere Bedenken: Das Abkommen wird den Sicherheitsinteressen Israels schaden und zu einem sofortigen Rüstungswettlauf führen, der unseren Feinden und den Terrororganisationen in der ganzen Region dienen wird. Herzog betonte, es wäre richtig gewesen, wenn die Großmächte Israel in die Details eingebunden hätten, bevor dieses Abkommen zu voller Reife kommt. Das sei aber nicht passiert, weil es zwischen dem Premierminister und dem Weißen Haus kein Vertrauen und keinen Dialog gibt, und darin sieht Herzog ein klares Versagen von Netanjahu. Allgemein wurde erwartet, dass Israel nach einer eventuellen Einigung in Wien in den nächsten Wochen versuchen würde, im US-Kongress Überzeugungsarbeit gegen das Abkommen zu leisten. Nicht-Wissenschaft;Neue, verlängerte Ausbildung für Sekundarstufe ist für Studentenvertreter ein "Irrsinn". Wien – Geht es nach der Österreichischen HochschülerInnenschaft (ÖH), wurde bei der neuen Lehrerausbildung ein grundlegender Fehler gemacht: Das Bildungssystem wurde nicht als Ganzes mitgedacht. Als Folge könnte ein Lehrermangel an den Neuen Mittelschulen (NMS) drohen, warnt Generalsekretärin Magdalena Goldinger (Fraktion Engagierter Studierender, Fest) im Gespräch mit der APA. Bisher gab es für die Sekundarstufe eine dreijährige Ausbildung für die Pflichtschullehrer (v.a. Hauptschule, NMS) und eine viereinhalbjährige bzw. in technischen Fächern fünfjährige Fachausbildung plus ein Jahr Unterrichtspraktikum für Lehrer an mittleren und höheren Schulen (AHS, berufsbildende mittlere und höhere Schulen, BMHS). Die neue Lehrerausbildung sieht stattdessen vor, dass alle Lehrer für die Altersgruppe der Zehn- bis 19-Jährigen gemeinsam ausgebildet werden und danach auch an allen betreffenden Schultypen unterrichten können. Die Folge, befürchtet Goldinger: Es werde immer schwieriger werden, Lehrer für NMS in Ballungsräumen zu finden. Diese könnten vermehrt auf Gymnasien mit ihrer zumindest in Ballungsräumen tendenziell einfacheren Klientel ausweichen. Derzeit gebe es diese Möglichkeit wegen der separaten Ausbildung nur begrenzt. Wer sich für die derzeit deutlich kürzere Ausbildung zum NMS-Lehrer entschieden hat, landet dann in der Regel auch an einer NMS. Mit der neuen Lehrerausbildung kommt eine teils drastische Verlängerung der Ausbildungsdauer auf künftige Pädagogen der Sekundarstufe zu: Sie müssen laut Gesetz künftig einen vierjährigen Bachelor und – als Voraussetzung für einen unbefristeten Dienstvertrag – einen mindestens eineinhalbjährigen Master absolvieren, dazwischen ist noch eine einjährige Einführung in die Berufspraxis durch speziell ausgebildete Mentoren (Induktionsphase) vorgesehen. In der Praxis dürfte beim Master die im Gesetz vorgesehene Dauer ausgereizt werden. Die Verbünde aus Unis und PH arbeiten alle an zweijährigen Studienplänen, wie das Bildungsministerium der APA bestätigt. Das macht künftig insgesamt sechs Jahre Fachausbildung plus ein Jahr Berufseinführung für angehende Sekundarstufenlehrer, das allerdings nicht mehr als Teil der Ausbildung gilt. Für Goldinger, die selbst das Lehramt für NMS studiert, ist die künftige Ausbildungsdauer ein Irrsinn: Man schickt die Leute in eine sechsjährige Ausbildung, die aber extrem spezifisch ist und in einen Beruf führt, in dem man kaum Entwicklungsmöglichkeiten hat. Sie warnt auch vor einem abschreckenden Effekt auf jene, die nicht direkt nach der Schule mit der Lehramtsausbildung beginnen. Diese Gruppe werden wir teilweise verlieren, glaubt sie. Zwar gebe es extra Übergangsregelungen für Quereinsteiger aus der Wirtschaft, aber dabei gehe es vor allem um Fächer mit Lehrermangel. Im Bildungsministerium verteidigt man gegenüber der APA die Dauer der neuen Ausbildung: Eine deutliche Verlängerung bringe die neue Studienarchitektur nur für die bisherigen Pflichtschullehrer und es sei wohl nachvollziehbar, dass die mit der neuen Lehrerausbildung geplante Ausweitung von Fachinhalten und Praxis für ein Studium, das für zwei Fächer qualifiziert, nicht mehr in drei Jahren machbar sei. Gerade für die NMS in Ballungsräumen sei die Ausweitung besonders sinnvoll, so Angela Weilguny, für Pädagogische Hochschulen zuständige Sektionschefin: In anderen Ländern würden schließlich auch die Besten an schwierige Schulen geschickt, weil man ihnen zutraue, dass sie trotzdem guten Unterricht zustande bringen. Zum Qualitätsunterschied komme noch dazu, dass Lehrer künftig nicht mehr nur für die Zehn- bis 14-Jährigen, sondern für die gesamte Sekundarstufe ausgebildet werden. Die Zeiten, in denen man 40 Jahre nur in einem Berufsfeld gearbeitet hat, sind lange vorbei, so Weilguny. Durch die neue Studienarchitektur könnten künftige Lehrer zwischen den Altersgruppen wechseln, mit unterschiedlichen Voraussetzungen experimentieren und sich in unterschiedlichen Einsatzbereichen bewähren. Nicht-Wissenschaft;Saints-Quarterback damit Nummer vier in der NFL-Historie. New Orleans – Drew Brees hat als vierter Quarterback der NFL-Geschichte die Marke von 60.000 gepassten Yards überquert. Vor dem 36-Jährigen von den New Orleans Saints liegen Dan Marino, Brett Favre und allen voran der immer noch aktive Peyton Manning (Denver Broncos). Das 27:35 der Saints gegen die Detroit Lions am Montag verhindern konnte Brees aber nicht. Das Playoff war für den Super-Bowl-Sieger von 2009 bereits vor der Niederlage außer Reichweite. (APA, Reuters, 22.12.2015) NFL, Montag New Orleans Saints – Detroit Lions 27:35 Wissenschaft;Stimmlich liegen Frauen nicht eine ganze, sondern nur eine halbe Oktave über den Männern. Leipzig – Eine bisher in der Fachwelt anerkannte Annahme über die Stimmlage von Frauen muss wohl revidiert werden. Ein Studie des Leipziger Forschungszentrums für Zivilisationserkrankungen (LIFE) konnte nachweisen, dass Frauen durchschnittlich tiefer sprechen als gedacht. In der eingängigen Fachliteratur ist bisher ausgewiesen, dass Frauen etwa ein Oktave höher sprechen als Männer, sagte Christoph Engel vom Leipziger Institut für medizinische Informatik und Statistik. Es hätte sich herausgestellt, dass Frauen ihre Stimme deutlich tiefer einsetzen. Sie liege nur ungefähr eine halbe Oktave über der von Männern. Innerhalb der LIFE-Studie mit 10.000 Teilnehmern hätte es phoniatrische Untersuchungen von 2.500 Probanden gegeben. Wir konnten damit weltweit erstmals bei einer so großen Gruppe die Normwerte von Stimmen ermitteln, sagte Engel. Wissenschaft;Simulation zeigt überraschende Ergebnisse über die Verteilung der Materie im Universum. Innsbruck/Wien – Das Universum besteht oberflächlich betrachtet aus gewaltigen, leeren Regionen, um die sich ein Netzwerk von Materie rankt. Im Englischen spricht man vom sogenannten Cosmic Web. Bisher ging man davon aus, dass diese Räume zwischen den kosmischen Filamenten tatsächlich keinerlei Materie enthalten. Nun aber berichten internationale Astrophysiker, darunter auch Forscher aus Innsbruck, dass die vermeintlichen Hohlräume in Wahrheit so leer gar nicht sind: Bis zu 20 Prozent der herkömmlichen Materie könnte sich dort befinden, schreiben die Wissenschafter in den Monthly Notices der Royal Astronomical Society. Verantwortlich dafür dürfte anscheinend die Aktivität von Schwarzen Löchern sein. Alle bisherigen Messungen deuten darauf hin, dass das Universum nur zu knapp fünf Prozent aus sichtbarer, sogenannter baryonischer Materie besteht. Weitere rund 27 Prozent der Masse des Universums macht die immer noch nicht identifizierte Dunkle Materie aus, die allein über Gravitation wechselwirkt. Die restlichen 68 Prozent bestehen aus der noch rätselhafteren Dunklen Energie, die dafür verantwortlich ist, dass das Universum immer schneller expandiert. Nach bisherigen Beobachtungen konzentrieren sich die sichtbare und Dunkle Materie auf die Filamente, die das kosmische Netz formen und die gewaltigen Hohlräume umfassen. Markus Haider vom Institut für Astro- und Teilchenphysik der Universität Innsbruck hat sich gemeinsam mit Kollegen aus Deutschland und den USA diese Materie-Verteilung genauer angeschaut. Sie nutzten dazu Daten aus der Simulation Illustris, eine der bisher ausgeklügeltsten Simulationen über die Entstehung von Galaxien und die Anordnung der baryonischen und dunklen Materie in den Filamenten. Die Computersimulation setzt zu einem Zeitpunkt an, als das Universum erst zwölf Millionen Jahre alt war (heute ist es 13,8 Milliarden Jahre alt) und betrachtet einen würfelförmigen Ausschnitt mit einer Kantenlänge von 350 Millionen Lichtjahren. Die Untersuchungen ergaben, dass 94 Prozent der gesamten Materie (also sichtbare und Dunkle Materie) auf die Galaxien bzw. die Filamente verteilt sind. Nur sechs Prozent befinden sich in den Hohlräumen, sagte Haider. Diese Blasen nehmen aber 80 Prozent des Volumens des Universums ein, das Volumen der Galaxien beträgt hingegen nur 0,2 Prozent des Kosmos. Zur Überraschung der Wissenschafter zeigte die Simulation auch, dass sich rund 20 Prozent der baryonischen Materie in den Hohlräumen findet. Auch wenn es sich grundsätzlich um sichtbare Materie handelt, wird man sie kaum beobachten können, da es sich um ein sehr dünnes, kaltes Gas handelt. Wir gehen davon aus, dass supermassereiche Schwarze Löcher in den Galaxienzentren dafür verantwortlich sind, sagte Haider. Sie wandeln einen Teil der Materie, die sie verschlucken, in Energie um und strahlen diese wieder ab. Diese Energie wird auf umliegende Gaswolken übertragen. Das führt zu starken Materieströmen, die sich Hunderte und Tausende Lichtjahre über die Galaxien hinaus in die Hohlräume hinein erstrecken, so der Astrophysiker. Nicht nur die Erkenntnis, dass die Hohlräume deutlich mehr Materie als gedacht enthalten, ist für die Wissenschafter interessant. Es könnte auch eine Erklärung für das sogenannte Missing-Baryon-Problem sein, sagte Haider. Denn derzeit sieht man deutlich weniger normale Materie als im frühen Universum vorhanden war. Ein Teil dieses Verlusts könnte in der Materie liegen, die offensichtlich von den Schwarzen Löchern in die Hohlräume geblasen wird. Die Ergebnisse solcher Simulationen hängen von diversen Annahmen etwa über die Schwarzen Löcher ab. Haider räumt ein, dass der Wert der in die Hohlräume geblasenen Materie auch geringer sein könnte. Das Ergebnis sei aber dennoch relevant, weil es zeigt, dass sich ein gewisser Anteil der Materie dort verstecken könnte. Weitere Simulationen mit verbesserten Modellen sollen die Resultate verifizieren. Nicht-Wissenschaft;Strategische Beratung, Vernetzung aller Kommunikationskanäle, klassische PR-Arbeit. Wien – Grayling übernimmt die PR für Media-Saturn und seine zwei Handelsmarken Media Markt und Saturn. Strategische Beratung und die Vernetzung aller Kommunikationskanäle stehen neben der Unterstützung der klassischen PR-Arbeit im Fokus. Die Kommunikationsbranche und den Handel verbindet ein zentraler Treiber: die Digitalisierung. Smart Online und Offline verbinden, das gilt für den Handel und für die Kommunikation. Wir freuen uns ganz besonders, dass wir Media Markt und Saturn als Nummer 1 und Nummer 2 in dieser für die gesamte Branche spannenden Phase kommunikativ begleiten und beraten dürfen, sagt Sigrid Krupica, CEO von Grayling. Wissenschaft;'1556 – Der Erzbischof von Canterbury, Thomas Cranmer, wird in Oxford als Ketzer auf dem Scheiterhaufen verbrannt, nachdem Englands Königin Maria I. Tudor (die Katholische) den römischen Katholizismus wieder hergestellt hat. 1871 – In Berlin tritt der erste Reichstag des von Preußen dominierten neuen deutschen Kaiserreichs zusammen. Seine Kompetenzen beschränken sich darauf, Gesetzesvorlagen der Regierung zu befürworten oder abzulehnen. 1931 – Frankreich, Italien und die Tschechoslowakei protestieren gegen die geplante deutsch-österreichische Zollunion, die gegen das Genfer Protokoll von 1922 verstößt. 1936 – Italien, Ungarn und Österreich unterzeichnen drei Zusatzprotokolle zu den Römischen Protokollen (1934 von den Regierungschefs Mussolini, Gömbös und Dollfuß besiegelt). Eines der Hauptziele ist die Aufrechterhaltung der österreichischen Unabhängigkeit. 1961 – Die Volkszählung in Österreich ergibt eine Bevölkerungszahl von 7,073.807. 1976 – Im libanesischen Bürgerkrieg starten die mit den Palästinensern verbündeten Linksmilizen in Beirut eine Großoffensive gegen die rechtsgerichteten Falangisten. Geburtstage: Moritz Kurfürst von Sachsen (1521-1553) Benito Juarez Garcia, mex. Politiker (1806-1872) Philipp Ernst Reclam, dt. Verleger (1876-1953) Argeo Quadri, ital. Dirigent (1911-2004) Arthur Grumiaux, belg. Geiger (1921-1986) Timothy Dalton, brit. Schauspieler (1946- ) Lothar Matthäus, dt. Fußballer (1961- ) Todestage: Hermes Schallautzer, öst. Politiker; 1538-1539 Bürgermeister von Wien; 1540-1543 Stadtrichter von Wien (1503-1561) Alexander Glasunow, russ. Komponist (1865-1936) Mark Semjonowitsch Donskoi, russ. Filmregisseur (1901-1981) Clarence Leonidas Fender, US-Instrumentenbauer (1909-1991) Bernard Lacoste, frz. Modeschöpfer (1931-2006) Wilhelm Zobl, öst. Komponist (1950-1991) (APA, 21.3.2016)' Nicht-Wissenschaft;Vorarlbergerin hat zwei der drei Quali-Runden überstanden. St. Petersburg/Buenos Aires – Die Vorarlbergerin Tamira Paszek ist noch einen Sieg vom Einzug in den Hauptbewerb des Hartplatz-Turniers der WTA-Tennis-Tour in Sankt Petersburg entfernt. In der zweiten Qualifikationsrunde des mit 753.000 Dollar dotierten Events gewann die 25-Jährige am Sonntag gegen die Polin Katarzyna Kawa 1:6, 6:1, 6:2. Drittrundengegnerin ist am Montag die Bulgarin Sesil Karantantschewa oder die Russin Polina Lejkina. Nicht-Wissenschaft;Konsole mit Spiel künftig deutlich günstiger zu haben – Keine Neuigkeiten zum Euro-Preis. Sony hat erstmals seit dem Marktstart vor zwei Jahren den US-Preis der Playstation 4 gesenkt. Ab 9. Oktober wird die Konsole mit 500-GB-Festplatte in den USA für 349,99 statt 399,99 Dollar erhältlich sein. Erst vergangenen September wurde der Preis der PS4 in Japan gesenkt, für Europa hat der Konzern bisher keinen Preisnachlass angekündigt. Zahlreiche Bundle-Angebote mit beigelegtem Spiel treiben den US-Preis faktisch noch weiter nach unten. Die Bundles mit PS4 (500 GB) umfassen Games wie Star Wars Battlefront oder Uncharted: The Nathan Drake Collection. Darüber hinaus wird es auch teurere Kombinationen mit 1 TB Speicher geben. Sony kontert damit erstmals Microsofts aggressiverem Marketing-Fahrplan, der in den USA bereits mehrere Preissenkungen für die Xbox One erwirkt hat. Der Launch-Preis der Xbox One mit Kinect lag bei 499 Dollar, seit Juni ist die Konsole standardmäßig ohne Kinect für 349 Dollar zu haben. Während der Konsolenmarkt weltweit aktuell von Sonys PS4 dominiert wird, liefern sich die Hersteller speziell im Xbox-Heimatmarkt ein engeres Rennen. Die PS4 konnte sich nicht zuletzt aufgrund attraktiver Xbox-One-Aktionen bislang noch nicht so deutlich absetzen, wie in Europa und Asien. Xbox-Chef Phil Spencer hatte erst kürzlich eine baldige Preisschlacht zwischen der Unternehmen vorausgesagt. Nicht-Wissenschaft;Konkret: Contergan-Skandal | Der Batman von Mexiko | Erlesen | "Mein Kampf" – Das gefährliche Buch | Die Geister, die ich rief | Fanboys. 18.30 MAGAZINKonkret: Contergan-Skandal – Neue Chancen und alte Gefahren Mit dem Medikament Contergan behandelte man Ende der 1950er werdende Mütter. Etwa 12.000 Kinder kamen aufgrund des Inhaltsstoffs Thalidomid mit körperlichen Missbildungen zur Welt. Den umstrittenen Wirkstoff verwendet man heute noch. Ein Bericht von Judith Langasch. Bis 18.51, ORF 2 20.15 DOKUMENTATIONUniversum: Der Batman von Mexiko – Retter der Fledermäuse Die BBC-Dokumentation von Tom Mustill zeigt die vom Aussterben bedrohten Zugfledermäuse auf ihrer Reise von den Tempeln der Maya bis zu den Grenzen der USA. Erstmals zu sehen: die Geburt einer Blütenfledermaus. Bis 21.05, ORF 2 20.15 MAGAZINErlesen Gäste bei Heinz Sichrovsky: Vatikanexperte und Bestsellerautor Andreas Englisch, Rom-Korrespondentin Mathilde Schwabeneder, Uno-Experte Kilian Kleinschmidt und Autor Andreas Salcher. Bis 21.05, ORF 3 20.15 DOKUMENTATIONMein Kampf – Das gefährliche Buch Am 1. Jänner 2016 endet das Urheberrecht von Adolf Hitlers Propagandaschrift Mein Kampf. Manfred Oldenburg geht der Frage nach, ob der ultranationalistische Inhalt heute noch gefährlich sein könnte. Dabei wird deutlich, dass die mentalen Anknüpfungspunkte immer noch vorhanden sind. Bis 21.10, Arte 20.15 HUMBUGDie Geister, die ich rief (Scrooged, USA 1988, Richard Donner) Sehr frei nach Charles Dickens spielt Bill Murray einen zynischen und grantigen Fernsehproduzenten, den ein paar recht infernalische Geister wieder auf den richtigen Weg bringen wollen. Eine Reihe von Gästen taucht in Cameos auf: Miles Davis und David Sanborn sind als Straßenmusikanten zu sehen. Bis 22.05, Servus TV 20.15 OLYMPIACool Runnings – Dabei sein ist alles (USA 1993, Jon Turteltaub) Derice (Leon Robinson) will an den Olympischen Spielen in Seoul teilnehmen. Die Qualifikation zum Kurzstreckenlauf hat nicht gereicht, aber da gibt es ja noch Irv (John Candy). Der wird kurzerhand Trainer der ersten jamaikanischen Bobmannschaft: Das geht über eure Vorstellungskraft, Jamaika hat ’ne Bobmannschaft! Bis 22.15, ATV 21.05 MAGAZINReport Themen bei Susanne Schnabl: 1) Asylstrategie: Während Österreich über einen kurzen Zaun mit Lücken debattiert, plant die EU-Kommission ein komplett neues Grenzschutzkonzept für die gesamte Union. 2) Gast im Studio ist Johannes Hahn, EU-Kommissar für Nachbarschaftspolitik und Erweiterungsverhandlungen. 3) Das Jahr der Extreme: das Jahr der Flüchtlinge und des Terrors, das Jahr der politischen Veränderungen und wirtschaftlichen Umbrüche. 4) Wachteln ohne Schutz: Bilder, die den Appetit auf weihnachtliche Leckerbissen verderben könnten. Bis 22.00, ORF 2 22.00 TALKWillkommen Österreich Zu Gast bei Dirk Stermann und Christoph Grissemann: der österreichische Fußballspieler Marc Janko (FC Basel) und der deutsche Komiker und Autor Michael Mittermeier. Bis 22.55, ORF 1 22.30 MAGAZINKreuz & quer: Dänischer Albtraum – Flüchtlinge in der Warteschleife Die Dokumentation zeigt Wasiullah, einen Flüchtling aus Afghanistan, der vor vier Jahren nach Dänemark gekommen ist. Seinen Asylantrag lehnte man dort mehrfach ab. Er flüchtete weiter nach Italien, wo er auf der Straße leben muss. Ab 23.20 Uhr: kreuz und quer diskussion – Menschenrechte: Können wir sie uns noch leisten? Bis 0.15, ORF 2 23.45 NERDFanboys (USA 2009, Kyle Newman) 1998: Linus (Chris Marquette) ist an Krebs erkrankt und wird die Premiere von Star Wars: Episode I nicht mehr erleben. Deshalb beschließen seine Freunde Hutch (Dan Fogler), Windows (Jay Baruchel) und Eric (Sam Huntington), mit ihm nach Kalifornien zu fahren, um dort auf der Skywalker Ranch von George Lucas eine Kopie des Films zu stehlen. Schneller und lustiger Roadtrip, vollgestopft mit Nerd-Elementen. Bis 01.05, BR Nicht-Wissenschaft;Das Spin-off der US-Sitcom startet am Freitag mit 13 Folgen. Los Gatos / Wien – Pure Nostalgie stellt sich ein, wenn die Titelmelodie zu Full House ertönt und die glückliche Familie Tanner auf einer Wiese in San Francisco zusammen ihren Picknickkorb auspackt. Der Wiedereinstieg in die Welt der Tanners erfolgt sanft mit dem vertrauten Vorspann, den einige TV-Zuschauer vielleicht noch aus den Jahren 1987 bis 1995 kennen. Das Spin-off der US-amerikanischen Sitcom verlangte nur eine kleine Komparation und nennt sich nun Fuller House. Die 13 neuen Episoden starten am Freitag auf Netflix. Zwanzig Jahre sind vergangen, seit die damaligen Jungstars Candace Cameron (D. J.), Jodie Sweetin (Stephanie) und Ashley sowie Mary-Kate Olsen (Michelle) ihre letzte Folge des damaligen Serienhits abgedreht haben. Nun sind sie erwachsen geworden und dominieren die Neuauflage – ausgenommen die Olsen-Zwillinge, die inzwischen ihr eigenes Imperium durch Selbstvermarktung aufgebaut haben und auf eine Rolle in Fuller House verzichteten. Drehbuchautor, Produzent und Serienschöpfer Jeff Franklin konzentriert sich beim Spin-off vor allem auf die jüngere Generation und wickelt die Handlung der Serie um das aktuelle Leben der Tanner-Töchter: Im Grunde haben wir das Konzept einfach umgedreht: ‚Lasst uns drei Frauen nehmen, die drei Jungs großziehen, statt drei Männer, die sich um drei kleine Mädchen kümmern‘, erklärt Franklin. Die frühere Nachbarin und beste Freundin der ältesten Tochter Kimmy Gibbler erhält in ihrer Rolle eine Aufwertung und darf nun als Hauptfigur in das alte Haus der Familie mit einziehen, um das Frauentrio komplett zu bekommen. Was den Vater Danny (Bob Saget) und die beiden Onkel Jesse und Joey (John Stamos, Dave Coulier) betrifft, ziehen sie sich mit der ersten Episode aus dem Leben der Kinder zurück und sind nur noch gelegentlich in Gastauftritten zu sehen. Um der Serie eine politische Note und Aktualität zu verpassen, sticheln einige Gags gegen den republikanischen Präsidentschaftsbewerber Donald Trump, der auch in The Tonight Show von Jimmy Fallon zusammen mit dem Fuller House-Cast ordentlich gefoppt wird: Im alten Kinderzimmer von Michelle versammelt sich die Familie, um Trump zu trösten, da dieser nicht schlafen kann, und beweisen mitunter viel Selbstironie bezüglich ihres Spin-offs. Wissenschaft;Um das zu schaffen, muss er sich allerdings an ein Laufband schnallen lassen. London/Köln – Der britische Astronaut Tim Peake (43) will als erster Mensch in der Internationalen Raumstation (ISS) einen Marathon laufen. Die 42-Kilometer-Strecke möchte er auf einem speziellen Laufband zurücklegen, elastische Kunststoffbänder sollen ihn trotz Schwerelosigkeit auf dem Band halten, wie die Europäische Weltraumagentur (ESA) mitteilte. Der Start sei für den 24. April geplant – zeitgleich mit dem Startschuss des Londoner Marathons. Der Londoner Marathon ist ein weltweites Ereignis, lass es uns aus dieser Welt herausheben, sagte Peake auf YouTube. Um den Körper in der Schwerelosigkeit des Alls fit zu halten, seien täglich bis zu zwei Stunden Sport wichtig, teilte die ESA weiter mit. Aber einen Marathon im Weltall auf einem Laufband zu laufen, ist sehr schwierig, sagte ein ESA-Sprecher in Köln. Allein das Tragen der Gurte werde nach einigen Stunden sehr unangenehm. Das Kölner Astronautenzentrum habe Peake auf den Lauf vorbereitet und werde ihn auch medizinisch begleiten. Der sportbegeisterte Brite habe bereits vor einigen Jahren den Londoner Marathon geschafft – in drei Stunden und 18 Minuten. Im All dürfte dies aber vermutlich länger dauern. Wir wissen es aber nicht genau, sagte der Sprecher. Peake startet am 15. Dezember vom russischen Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan zu seiner ISS-Mission. Nicht-Wissenschaft;Jahrzehntelanges Verbot im Zuge der Aussöhnung mit den USA gekippt. Havanna – Die kubanische Regierung hat weitere Reiseerleichterungen auf den Weg gebracht und am Freitag in der amtlichen Zeitung Granma bekanntgegeben, dass ab kommenden Dienstag alle Kubaner auf dem Seeweg aus- und wieder einreisen dürfen. Die Regierung von Raul Castro hat damit ein jahrzehntelang geltendes Verbot aufgehoben. Die neuen Freiheiten zielen insbesondere auf Passagiere und Besatzungen von Handels- und Kreuzfahrtschiffen ab. Im Zuge der historischen Annäherung zwischen Kuba und den USA hatten im Juli vergangenen Jahres bereits die Vereinigten Staaten entsprechende Genehmigungen für Kreuzfahrten erteilt. Die Fahrten sollten nach Angaben des US-Kreuzfahrtriesen Carnival in diesem Mai beginnen. Von kubanischer Seite stand die Genehmigung bisher noch aus. US-Präsident Barack Obama und der kubanische Staatschef Raul Castro hatten im Dezember 2014 eine grundlegende Neuausrichtung der Beziehungen der beiden Länder angekündigt. Im vergangenen Sommer nahmen sie wieder diplomatische Beziehungen auf, die USA lockerten ihre Reise- und Handelssanktionen. Die Anfang der 1960-er Jahre verhängte Handelsblockade kann allerdings nur der US-Kongress aufheben. Dort sperren sich die Republikaner mit ihrer Mehrheit gegen die Kuba-Politik des Demokraten Obama. Obama hatte Kuba Ende März einen historischen Besuch abgestattet. Nicht-Wissenschaft;Umbau "nicht extrem genau geplant" – Baukostenüberschuss als Stolperstein für Wrabetz in Vorwahlzeiten gewertet. Wien – Bei der Überschreitung der Baukosten bei der Sanierung des ORF-Zentrums zieht die Geschäftsführung die Notbremse: Generaldirektor Alexander Wrabetz verordnete einen dreimonatigen Planungsstopp. Die Kostenkontrolle soll verstärkt werden, unter anderem von einer externen Prüffirma. Zuletzt dementierte Wrabetz noch einen Planungsstopp. Um elf Millionen Euro kostet die Sanierung von Objekt 1 mehr als veranschlagt. Statt 42,8 Millionen Euro, zuzüglich eines Puffers von rund zwei Millionen für Valorisierung und acht Millionen als Reserve stehen derzeit 54,3 Millionen Euro zu Buche. 3,3 Millionen Euro sollen durch Sofortmaßnahmen eingespart werden. Drei Monate gönnt sich der ORF nun, um zu prüfen, wie er weiter verfahren will, um die vorgesehenen Gesamtkosten von 303,7 Millionen Euro zu halten. Mögliche Maßnahmen wurden beim Stiftungsrat am Donnerstag besprochen: Der für den trimedialen Newsroom vorgesehene Neubau könnte sich verkleinern, statt Renovierungen könnten Teile nur saniert werden: Der grüne Stiftungsrat Wilfried Embacher bewertet den Umbau mittlerweile als nicht extrem genau geplant. Andere Räte warnen vor Dramatisierung: Ziel ist es, innerhalb des Kostenrahmens zubleiben, sagt VP-Stiftungsrat Thomas Zach. Auf die Fertigstellung 2021 habe der Planungsstopp keine Auswirkungen, versichert Wrabetz. Das Budget 2016 beschloss das Gremium einstimmig. Der Baukostenüberschuss könnte als Stolperstein für Wrabetz in Vorwahlzeiten gewertet werden. Denn in ÖVP-Kreisen wird schon hinterfragt, ob jemand wie Wrabetz nach einem solchen organisatorischen Missmanagement weiter geeignet ist, dem Unternehmen eine neue Struktur zu geben. Auskunft zum Funkhausverkauf fiel für Zentralbetriebsrat Gerhard Moser unbefriedigend aus. Das Landesstudio Wien soll offenbar in der Argentinierstraße bleiben. Moser kündigt aktionistischen Protest an. Strobls Gage als Bauherrenvermittler bezeichnete Wrabetz als marktüblich. Kolportierte 400.000 Euro dementiert Strobl auf Anfrage: Ich habe noch gar keinen Vertrag. Bis 31. Dezember sei er ORF-Angestellter, danach selbstständig. Mit zwei Gegenstimmen segneten die Stiftungsräte das Start-up-Projekt von Finanzdirektor Richard Grasl mit Gerald Reischl als Chef und zwei Halbtagskräften mit 316.000 Euro Personalkosten ab, der STANDARD berichtete. Gerungen wird derweil auch an vermeintlichen Nebenschauplätzen: Mit Mehr Demokratie durch Auswahl, tritt die Liste von Reporter Matthias Schrom bei der Wahl des ZiB-Redakteurssprechers gegen Dieter Bornemann an. Der ORF-Stiftungsrat hat am Donnerstag das ORF-Budget 2016 einstimmig beschlossen. Der Finanzplan des öffentlich-rechtlichen Senders sieht trotz kostenintensiver Programmereignisse wie der Fußball-EM in Frankreich, der Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro sowie des neuen ORF-Frühfernsehens ein ausgeglichenes Ergebnis und eine schwarze Null vor. Die Eckzahlen des Finanzplans: Für 2016 ist ein Gesamtumsatz von 942,3 Millionen Euro geplant. Das Ergebnis im Konzern (EGT) ist mit 1,6 Mio. Euro (Finanzplan 2015 1,3), das Ergebnis in der ORF-Mutter mit 0,2 Mio. angesetzt. Die Einnahmen aus den Rundfunkgebühren sollen um 0,7 Prozent auf 597,6 Mio. steigen, die Werbeerlöse um 0,6 Prozent auf 220,3 Mio. Euro. Einen maßgeblichen Beitrag zur Erreichung der Budgetziele liefert der geplante Verkauf des ORF-Funkhauses. Die Programmbudgets sollen steigen. Für das Fernsehen wurden gegenüber dem Finanzplan 2015 insgesamt um 17 Mio. Euro mehr budgetiert, Ausgaben in Höhe von 404 Mio. Euro sind geplant. Für die ORF-Radios sind 108,4 Mio. Euro vorgesehen, vier Mio. mehr als im Finanzplan 2015. Die Gesamtkosten (Rechte- und Produktionskosten) für die Fußball-EM in Frankreich betragen demnach 16,7 Mio. Euro, für die Olympischen Sommerspiele in Rio sind 11,4 Mio. budgetiert. Das neue Frühfernsehen, das Ende März starten soll, koste 2016 für Pilotierung und ein dreiviertel Jahr operativen Betriebs rund 10 Mio. Euro. Die Personalkosten des ORF steigen laut Finanzplan im nächsten Jahr leicht von 360 auf 368 Mio. Abgesegnet wurde auch die zwischen Geschäftsführung und Betriebsrat für 2016 vereinbarte Erhöhung der Gehälter, Zulagen und Honorare um 1,4 Prozent. Der bisherige Leiter der Kurier-Technologie-Plattform Futurezone, Gerald Reischl, wurde in der Stiftungsratssitzung zum neuen Start-up-Cluster-Chef im ORF bzw. zum Geschäftsführer Kooperationen in der ORF Mediaservice GmbH bestellt. Für Diskussionen sorgten im Vorfeld die Personalkosten der Gesellschaft. Für zwei Geschäftsführer und zwei Halbtagskräfte sind im Finanzplan knapp 320.000 Euro veranschlagt. Das ist nicht die Gage des Gerald Reischl, stellte Grasl dazu klar. Im budgetierten Betrag seien insgesamt mehrere Mitarbeiter und rund 30 Prozent Lohnnebenkosten enthalten, so Grasl. Ein weiteres Thema der dieswöchigen ORF-Gremiensitzungen waren die Talk-Format des ORF. Hier sprachen sich einige Stiftungsräte für einen Ausbau der Diskussionssendungen aus. Stiftungsrat und Caritas-Direktor Franz Küberl plädierte etwa für ein regionales Bürgerforum bei großen Themen in den Bundesländern. Küberl griff damit eine langjährige Forderung von Fernsehdirektorin Kathrin Zechner auf. Auch Zechner hätte gerne mehr Bürgerforen und regionale Bürgerforen. Bisher scheiterten entsprechende Überlegungen aber an Kosten und Budgets. Die Neuwahl der ORF-Geschäftsführung im Sommer 2016 spielte nur am Rande eine Rolle. Der von der SPÖ unterstützte ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz hatte ja bereits vergangene Woche seine Wiederkandidatur angekündigt. ORF-Finanzdirektor Richard Grasl wollte sich unterdessen zu Spekulationen über eine mögliche Gegenkandidatur gegen Wrabetz noch nicht festlegen. Es ist keine Zeit für Wahlkampf, meinte der von der ÖVP forcierte Grasl. Auf die Frage, ob er den Ruf der ÖVP spüre, sagte der Finanzchef des öffentlich-rechtlichen Senders: Ich spüre eine vorweihnachtliche Stimmung. Nicht-Wissenschaft;Mark Osborne verwebt eine computeranimierte Geschichte aus der grauen Gegenwart mit dem Märchen vom reisenden Prinzen in reizvoller Stop-Motion-Technik. Dass Der kleine Prinz von Antoine de Saint-Exupéry längst zu einem Kinderbuch geworden ist, hat sich bei den zahlreichen Adaptionen für Theater und Kino oft als Nachteil erwiesen. Es ist wohl zu verführerisch, bewusst Einfachheit mit Naivität zu verwechseln. Bei der Verfilmung von Mark Osborne sollte man sich gleich zu Beginn von einer entsprechenden Erwartungshaltung verabschieden. Die Geschichte eines kleinen Mädchens mit großen Augen, das mit den verbotenen Besuchen beim alten, verschrobenen Nachbarn das Reich der Fantasie betritt, ist mehr als bloß Rahmenhandlung. Osborne verwebt die computeranimierte Geschichte aus der grauen Gegenwart mit dem Märchen vom reisenden Prinzen in reizvoller Stop-Motion-Technik. Ganz nebenbei fallen die berühmten Zitate, eingebettet in ein liebevoll gestaltetes Plädoyer für die Erinnerung an das Schöne. Nicht-Wissenschaft;Tor zum Tunnel in Gloggnitz. Wien/Gloggnitz – Nach dem Startschuss auf steirischer Seite im Juli haben auch in Niederösterreich die Arbeiten zum Bau des Semmering-Basistunnels (SBT) begonnen. Der feierliche Tunnelanschlag für die 27,3 Kilometer langen Röhren erfolgte am Montag, 2026 soll das umfehdete Werk fertig sein. Die Errichtung erfolgt in drei großen Tunnelabschnitten. Von Gloggnitz aus arbeiten Mineure im Bagger- und Sprengverfahren mehr als sieben Kilometer Richtung Steiermark. Der mittlere Abschnitt im steirischen Fröschnitzgraben ist bereits seit 2014 in Bau, mit dem letzten Abschnitt Grautschenhof wird voraussichtlich im Frühjahr 2016 begonnen. Gegraben wird gleichzeitig von Gloggnitz, Göstritz (Schottwien) (Richtung Gloggnitz) und Mürzzuschlag aus. Dort entsteht ein komplexes System aus Zugangstunnel und Schächten, von dem aus der Tunnel gebaut wird. Ein Konsortium aus Implenia, Hochtief Infrastructure und Thyssen Schachtbau baut seit Sommer das Baulos Tunnel Gloggnitz. Für ÖBB-Holding-Chef Christian Kern ist der SBT ein entscheidendes Projekt für die Bahn und den Wirtschaftsstandort Österreich. Man schaffe damit die Voraussetzungen für mehr umweltfreundliche Mobilität. Auch der Güterverkehr werde leistungsfähiger, die Adriahäfen rücken ein Stück näher an Österreich. Mit dem Tunnelanschlag setzen wir den Ausbau unserer Bahn konsequent fort, erklärte Verkehrsminister Alois Stöger (SPÖ). Dort, wo die Schiene schon auf den neuesten Stand gebracht worden sei, sei die Bahn durch die kurzen Fahrzeiten bereits zur echten Alternative geworden: Das werden wir auch auf der Südstrecke erreichen. Eine neue Zeitrechnung für ein leistungsfähiges Verkehrsnetz durch Europa sieht gar der Vertreter der EU-Kommission in Österreich, Jozef Vasak, beginnen. Ein Nadelöhr auf der baltisch-adriatischen Achse werde durch den SBT beseitigt. Der EU ist dieser Lückenschluss freilich nicht viel wert. Aus dem Förderprogramm Connecting Europe Facility (CEF) hatte Österreich 351 Mio. Euro (oder 30 Prozent der als förderwürdig beantragten Kosten von 1,17 Milliarden Euro) Zuschuss beantragt, aber nichts bekommen. Als Tunnelpatin fungierte übrigens Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ), die den Tunnel als überzeugte Kämpferin, durchgeboxt hat. Nicht-Wissenschaft;Abstimmung in Fraktion am Mittwoch, am Donnerstag im Plenum. Washington – Der Republikaner Paul Ryan kandidiert nun auch offiziell als Präsident des US-Repräsentantenhauses und damit für eine der wichtigsten Positionen in der amerikanischen Innenpolitik. Nach Gesprächen mit vielen Parteikollegen sei er bereit, als Speaker of the House zu kandidieren, schrieb Ryan in einem am Donnerstag veröffentlichten Brief. Ich bin bereit und begierig, unser Speaker zu sein. Der Vorsitzende des mächtigen Haushaltsausschusses hatte seine Kandidatur an Bedingungen geknüpft und gefordert, die Partei, die sowohl im Senat als auch im Repräsentantenhaus die Mehrheit stellt, müsse geeint hinter ihm stehen. Die Wahl wird nötig, weil der amtierende Speaker John Boehner zurücktreten will. Danach zog Kandidat Kevin McCarthy zurück. In einer Fraktionssitzung wollen die Republikaner kommenden Mittwoch über die Personalie abstimmen, am Donnerstag steht die Abstimmung im Abgeordnetenhaus auf dem Programm. Ryan sollte im letzten Präsidentschaftswahlkampf als Vize an der Seite von Mitt Romney eine Brücke zur rechtspopulistischen Tea-Party-Bewegung der Republikaner schlagen. Er wurde 1970 geboren und ist seit 17 Jahren im Kongress, hat sich aber das Image einer frischen Kraft bewahrt. Wissenschaft;Suche nach verborgenen Hohlräumen im Inneren von vier Pyramiden läuft bis Ende 2016. Kairo – Ägyptische Wissenschafter wollen in Zusammenarbeit mit internationalen Kollegen die großen Pyramiden auf ihr Inneres untersuchen und in den antiken Stätten nach womöglich verborgenen Hohlräumen und Kammern forschen. Moderne Infrarottechnologie und hoch entwickelte Detektoren sollen es dem Team aus Frankreich, Kanada und Japan erlauben, die Pyramiden zu scannen und dabei einige Meter unter die Oberfläche vorzudringen. Wie der ägyptische Minister für Altertümer, Manduh al-Damati, mitteilte, werden vier Pyramiden ins Visier genommen: Die Cheops- und die Chephren-Pyramide in Gizeh sowie zwei weniger bekannte, aber ähnlich imposante Pyramiden in der Nekropole von Dahschur südlich von Kairo. Die Cheops-Pyramide, die größte des Landes, ist nach dem Pharao benannt, der von etwa 2638 bis 2613 vor unserer Zeitrechnung regierte. Sie gilt als eines der Sieben Weltwunder des Altertums, von denen außer den ägyptischen Pyramiden keines erhalten geblieben ist. Chephren, der Namensgeber der sogenannten Mittleren Pyramide, herrschte von etwa 2558 bis 2532. Bei den beiden Pyramiden aus Dahschur handelt es sich um die sogenannte Knickpyramide und die Rote Pyramide, die beide unter der Regentschaft von Pharao Snofru im 27. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung errichtet wurden. Beide übertreffen in ihren Ausmaßen die wegen ihres Standorts Gizeh bekanntere Mykerinos-Pyramide. Damati sagte, die bei dem bis Ende 2016 befristeten Projekt verwendete Technik könne auch bei einer nochmaligen Untersuchung des Grabs von Tutanchamun Anwendung finden. Tutanchamun, dessen goldene Totenmaske weltbekannt ist, lebte vor rund 3.300 Jahren. Ein Großteil der Altertumsforscher vermutet, dass Tutanchamuns Vater der mit der berühmten Nofretete verheiratete Echnaton (Amenophis IV.) war. Und Nofretetes Mumie wurde nie gefunden. Der britische Archäologe Nicholas Reeves schließt in einer vor einiger Zeit veröffentlichten Studie nicht aus, dass sich Nofretetes Grab in einer geheimen Seitenkammer von Tutanchamuns Grabkammer befinden könnte. (APA, red, 26. 10. 2015) Wissenschaft;Warum gibt es dieses verrückte Ding namens Liebe? Forscher gingen der Frage in Versuchen mit Zebrafinken nach, deren Liebesleben dem von Menschen ähnelt. Seewiesen/Wien – Wenn es um den Partner fürs Leben geht, sind Menschen in modernen Gesellschaften höchst wählerisch – sehr zur Freude von Online-Vermittlungsagenturen. Bis jene Person gefunden ist, mit der man Kinder haben will, können Jahre vergehen – mit unnötigen Flirts, peinlichen Affären und demütigenden Zurückweisungen. Und nicht wenige finden ihren Lebensmenschen nie. Aus streng evolutionärer Perspektive betrachtet, scheint die Liebe eine fragwürdige Errungenschaft: Warum der ganze Aufwand, statt einfach hinzugehen und sich zu vermehren? Oder gibt es bei einer strengen Kosten-Nutzen-Rechnung doch gute Gründe, warum wir uns das alles im Namen der Liebe antun? Da Experimente mit Menschen nicht ganz einfach durchzuführen sind und von Ethikkommissionen vermutlich auch nicht bewilligt würden, muss sich die Forschung ans Tier halten – im konkreten Fall an Zebrafinken. Die eignen sich insofern gut für solche Fragen, weil sie so wie der Mensch monogam sind und sich gemeinsam um die Aufzucht kümmern. Zudem ist die Partnerwahl individuell: Weibchen halten nicht die gleichen Männchen für attraktiv. Biologen um Malika Ihle (Max-Planck-Institut für Ornithologie im bayrischen Seewiesen) haben für ihre Studie im Fachblatt PLoS Biology eine der jüngsten Errungenschaften menschlicher Verpaarung bei den Vögeln angewendet: Sie verkuppelten insgesamt 160 Tiere mittels Speed-Dating, jeweils in Gruppen von 20 Weibchen, die zwischen 20 Männchen wählen konnten. Hatten sich die Pärchen erst einmal gefunden, durfte eine Hälfte der Zebrafinkenpaare glücklich zusammenbleiben. Die andere Hälfte der Paare wurde getrennt und dann mit anderen Tieren verpaart, die ebenfalls aus einer getrennten Beziehung kamen. Danach wurden sowohl die verliebten wie auch die erzwungenen Paare in je einen Käfig gesteckt, wo sie sich dann ausführlicher miteinander beschäftigen konnten. Das wurde von den Forschern beobachtet, die vor allem interessierte, ob sich bei der Paarung und der Aufzucht der Jungvögel Unterschiede zwischen den jeweiligen Paaren zeigten. Zwar fiel das Liebeswerben der Tiere gleich aus, doch bei der Kopulation kamen die unfreiwilligen Partner weniger oft zum Zug. Später gingen diese dafür öfter fremd. Besonders drastisch waren aber die Unterschiede bei der Nachwuchspflege: Bei den Liebespaaren überlebten insgesamt 37 Prozent mehr Küken wegen liebevollerer Brutpflege. Nicht-Wissenschaft;'Nitsch für Kinder oder aktionsreiche Auseinandersetzung mit der Populärkultur. Der US-Starkünstler über seine Installation "Rebel Dabble Babble" an der Berliner Volksbühne. Berlin – Paul McCarthy, der vor wenigen Wochen 70 Jahre alt wurde, zählt zu den bedeutendsten US-amerikanischen Künstlern der Gegenwart. Seine Werke, die zwischen Performance, Installationen und Aktionismus vielfältige Formen annehmen, sind häufig sexuell anstößig und gehen immer wieder von weithin bekannten Symbolen und (auch politischen) Figuren aus, zuletzt von Schneewittchen und Walt Disney. Mit seinen provokanten Verfremdungen der populären Kultur steht er in einer großen Tradition, so hat er mehrfach mit Mike Kelley oder Jason Rhoades kooperiert, zwei bereits verstorbenen Stars der US-Kunstszene. STANDARD: Sie kommen mit der Großinstallation Rebel Dabble Babble, die Sie gemeinsam mit Ihrem Sohn Damon erarbeitet haben, nach Berlin an die Volksbühne. Die Arbeit war davor in Los Angeles und New York zu sehen. Wird es eine Berliner Version geben? McCarthy: Im Wesentlichen handelt es sich um dasselbe Werk, es war ja schon davor eine Art Bühnenbild oder ein Filmset. Im Zentrum stehen ein Bungalow und ein Haus, der Bungalow des Hotels Chateau Marmont ist berühmt, weil darin der Regisseur Nicholas Ray mit den Schauspielern Natalie Wood, James Dean und Sal Mineo den Film Rebel without a Cause vorbereitet hat. Darum ranken sich zahlreiche Gerüchte, und von denen sind wir für unsere Filmarbeit ausgegangen. Das zweite Bild ist das Haus, in dem James Dean oder Jimmy, wie er genannt wurde, aufwuchs. Diese beiden Gebäude werden wir auf der Bühne haben, und drum herum die Videoprojektionen; das werden wir alles entsprechend der Architektur der Volksbühne konfigurieren. STANDARD: Wird das Publikum die Installation live begehen können? McCarthy: Wir werden auf jeden Fall die ganze Bühne verwenden und zugänglich machen, wie das im Detail aussieht, wird sich in den nächsten Tagen klären, da gibt es ja auch alle möglichen Sicherheitsbestimmungen zu berücksichtigen. Und wir möchten auch noch ein Live-Element hinzufügen, manche Szenen aus dem Filmmaterial vielleicht mit Schauspielern noch einmal neu auf die Bühne bringen. STANDARD: Rebel Dabble Babble existiert auch als Film, der immer noch weiter gedreht wird? McCarthy: Wir haben Teile auch einmal in einem Kino gezeigt, und es existiert eine Filmversion. Werke dieser Art entwickeln sich beständig weiter, wir schaffen ein neues Element, eine neue Verzweigung, wir schneiden daran. Werke dieser Art dauern Jahre. STANDARD: Sie spielen auch selbst verschiedene Rollen in der Arbeit. Könnte es sein, dass Sie auch in Berlin auf der Bühne zu sehen sein werden? McCarthy: Das weiß ich noch nicht. STANDARD: Hollywoodstar James Franco hat Sie zu diesem Projekt inspiriert. Wie lief das genau? STANDARD: James kam zu uns und fragte, ob es uns interessieren würde, etwas zu machen rund um die Gerüchte darüber, was in diesem Bungalow geschah. Ich sollte Nicholas Ray spielen, er wollte James Dean sein, für Natalie Wood mussten wir noch jemanden suchen. Auch die Mütter von James Dean und Natalie Wood sollten eine Rolle spielen. Ich habe dann mit Damon an Drehbuchszenen und Ideen gearbeitet, wir haben gecastet, ein paar Tage mit James Franco gedreht, dann ist fast ein halbes Jahr nichts geschehen. Ich hatte das Gefühl, dass noch viel fehlte, und so begannen wir noch einmal zu drehen. Dieses Mal zogen wir James Deen hinzu, einen Star aus der Pornobranche. James Franco war dann nicht mehr dabei. STANDARD: Sie machen eine Art Making of eines Hollywood-Klassikers. Ist das ein Projekt der Entmythologisierung? McCarthy: Ich würde sagen, dass Hollywood abstrahiert wird. Es gibt, wenn man genau hinsieht, oder wenn man die Kunstgeschichte sehr gut kennt, Referenzen auf Arbeiten von Künstlern wie Vito Acconci, Bruce Nauman oder Chris Burden. Zugleich spielen wir mit den verwendeten Materialien. Wasser wird zu Champagner wird zu Bratensauce wird zu Scheiße. Und die Rollen gehen ineinander über, es gibt sogar Szenen, in denen ich Natalie Wood spiele. Wir beschäftigen uns mit dieser väterlichen Autorität, aber auch mit Formen therapeutischer Macht. STANDARD: Es gibt auch eine Ausstellung im Schinkel-Pavillon. Was werden Sie dort zeigen? McCarthy: Während dieser ganzen Periode arbeiteten wir auch an einem weiteren Projekt, das sich mit Ganzkörperabdrucken (Live Cast) beschäftigt. Ich zeige eine Skulptur, die einen sehr genauen Abdruck von mir darstellt, und weitere Arbeiten, in denen es um das Scannen von Körpern oder Gesichtern geht. Da gibt es viele untergründige Verbindungen zu den anderen Arbeiten von mir, manche reichen bis in die Sechzigerjahre zurück. STANDARD: Wir finden das raus. McCarthy: Vielleicht (lacht). Für mich macht das alles Sinn, aber ob sich das auch erschließt? (Bert Rebhandl, 14.9.2015)' Wissenschaft;Der Mensch ist nicht das einzige Lebewesen, das syntaktische Regeln anwendet, um Wörter zu Sätzen zu verbinden.. Wien/Tokio – Hobbyornithologen und andere Vogelliebhaber haben es vermutlich immer schon geahnt, jetzt ist ein erster experimenteller Beweis erbracht: Vögel können weit mehr kommunizieren als gedacht. Zumindest die Japanische Kohlmeise, eine Singvogelart, die für ihr breites Repertoire an Ruflauten bekannt ist. Studien mit Primaten und Vögeln haben schon in der Vergangenheit gezeigt, dass auch Tiere bedeutungslose Silben zu sinnvollen Wörtern verbinden. Dass Wörter dann aber auch nach syntaktischen Regeln zu Wortgruppen und Sätzen zusammengesetzt werden, hielt man bisher für ein Alleinstellungsmerkmal des Menschen. Evolutionsbiologen aus Tokio, Uppsala und Zürich haben nun festgestellt, dass auch Japanische Kohlmeisen (Parus minor) syntaktische Regeln entwickelt haben. Je nachdem, in welcher Reihenfolge sie ihre Rufe kombinieren, haben diese eine unterschiedliche Bedeutung und ziehen andere Verhaltensweisen nach sich, berichten die Forscher im Fachblatt Nature Communications. Japanische Kohlmeisen haben mehr als zehn verschiedene Rufe in ihrem Lautrepertoire, die sie einzeln oder in Kombination verwenden. In ihrer Studie untersuchten die Biologen, inwiefern verschiedene Ruftypen und -kombinationen eine Bedeutung für die Singvögel hatten. Dabei unterschieden sie die Rufvarianten ABC und D. ABC-Rufe bedeuten in Kohlmeisensprache so viel wie Pass auf und werden geäußert, wenn sich ein Sperber oder ein Nesträuber nähert – und somit Gefahr droht. D-Rufe hingegen heißen Komm her. Die Vögel verwenden den Ruf, wenn sie eine neue Futterquelle entdeckt haben oder um den Partner zum Nest zu rufen. Die Kohlmeisen kombinieren die beiden Rufvarianten aber auch zu sinnvoller Syntax, wie die Forscher herausfanden. Die Ruffolge ABC-D zwitschern die Singvögel etwa dann, wenn sie sich Feinden nähern und gemeinsam versuchen, sie zu vertreiben. Spielten die Biologen den Vögeln diese Lautkombination per Tonband vor, versetzten sie sich in Alarmbereitschaft und rückten zusammen. Wurden die Rufe jedoch in umgekehrter Reihenfolge (D-ABC) abgespielt, zeigten die Kohlmeisen keine Reaktion. Die Studie macht deutlich, dass Syntax nicht einzigartig in der menschlichen Sprache ist, sondern sich unabhängig davon auch bei Vögeln entwickelte, sagt Koautor David Wheatcroft von der Universität Uppsala. Die Regeln der Syntax, die es ermöglichen, aus einem limitierten Vokabular neue Bedeutung zu generieren und somit vielfältige soziale Interaktionen zu koordinieren, könnten auch zur Evolution der menschlichen Sprache beigetragen haben, vermuten die Forscher. Wissenschaft;Schriftstück führte zum Bruch zwischen Hitler und Göring. Washington – Eines der wichtigsten Dokumente der letzten Kriegstage in Deutschland soll jetzt in den USA versteigert werden. Das Auktionshaus Alexander Historical Auctions will in der nächsten Woche das legendäre Göring-Telegramm verkaufen, das zum Bruch zwischen Adolf Hitler und seinem langjährigem Vertrauten Hermann Göring geführt hatte. Nach Angaben von Alexander handelt es sich um die Kopie von Martin Bormann. An der Echtheit bestehe kein Zweifel. Erhofft werden umgerechnet 18.000 Euro. Hitler hatte Göring, das Fliegerass aus dem Ersten Weltkrieg, lange Zeit als seinen Stellvertreter angesehen und das auch mit Erlassen geregelt. Als Göring in Bayern hörte, dass der in Berlin eingeschlossene Hitler ihm endgültig die Macht übertragen wollte, telegrafierte er ihm am 23. April 1945. In dem kurzen Schreiben fragte er, ob er die Kontrolle über Deutschland übernehmen könne. Falls bis 2200 Uhr keine Antwort erfolgt, nehme ich an, dass Sie Ihrer Handlungsfreiheit beraubt sind. Er werde dann selbstständig zum Wohle von Volk und Vaterland handeln, gezeichnet mit Ihr getreuer Hermann Göring. In Berlin nutzten Bormann und Reichspropagandaminister Joseph Goebbels das Telegramm jedoch, um Hitler einen Putsch Görings einzureden. Tatsächlich war Hitler empört und beschuldigte Göring des Landesverrats, die SS setzte ihn in Bayern fest. Hitler setzte Goebbels und Marinechef Karl Dönitz als seine Nachfolger ein. Er erschoss sich am 30. April, einen Tag später nahm sich auch Goebbels das Leben. Dönitz blieb noch bis 23. Mai Staatsoberhaupt eines praktisch nicht mehr existierenden deutschen Reiches. Göring vergiftete sich 1946 in Nürnberg, einen Tag, bevor das Todesurteil des internationalen Tribunals vollstreckt werden sollte. Das Telegramm ist trotz eines Risses in sehr gutem Zustand, alles ist klar zu lesen – selbst der rote Geheim!-Stempel. Ein amerikanischer Hauptmann hatte es 1945 als Souvenir aus dem Bunker in Berlin mitgenommen, sein Sohn schenkte es später seinem Geschichtsprofessor. Der, fließend Deutsch sprechend, hatte eine kurze Expertise erstellt. Darin heißt es auch, das Telegramm könne Hunderte Dollar wert sein. (APA, 2. 7. 2015) Wissenschaft;Pascale Ehrenfreund geht, neuer FWF-Chef ab Herbst gesucht. Wien – Eben noch war sie Präsidentin des Wissenschaftsfonds FWF, im Herbst wird sie Chefin des Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrums DLR: Pascale Ehrenfreund zeigte sich am Tag, nachdem ihr überraschender Wechsel bekannt worden war, in einer ersten Stellungnahme gegenüber dem STANDARD hochbeglückt über diesen Karrieresprung: Eine Chance wie diese darf ich mir nicht entgehen lassen. Die Astrobiologin und Weltraumexpertin wurde von Headhuntern kontaktiert. Nach einem Hearing war Stillschweigen vereinbart – bis Donnerstag. Der FWF und das zuständige Wissenschafts- und Wirtschaftsministerium waren dementsprechend überrascht. In der Geschichte des 1968 gegründeten Fonds kam es noch nie zum vorzeitigen Abgang eines Präsidenten. In einer Übergangslösung bis zur nächsten Präsidiumswahl werden wohl die drei Vizepräsidenten Alan Scott, Christine Mannhalter und Hermann Hellwagner den FWF leiten. Die Neuausschreibung wird erst nach Inkrafttreten der Novelle des Forschungs- und Technologieförderungsgesetzes (FTFG), erfolgen, voraussichtlich im kommenden Herbst. Der neue, aktualisierte Entwurf sieht einen Zweiervorstand mit Präsident und kaufmännischem Vizepräsidenten vor, beide Vollzeit angestellt. Eine Weisungsgebundenheit wird es dabei nicht in allen Bereichen geben. Die drei Vizepräsidenten werden ehrenamtlich bleiben. Ehrenfreunds Ratschlag zum Abgang: Die österreichische Politik müsse sich anschauen, warum Länder wie Dänemark im Innovation Union Scoreboard nach oben klettern, Österreich aber laufend Plätze verliert. Was machen diese Länder anders? Sie legen ihren Schwerpunkt auf die Grundlagenforschung, sagt die scheidende FWF-Präsidentin. Nicht-Wissenschaft;Tester melden massive grafische Probleme, mangelhafte Optimierung und fehlenden "Beenden"-Button. Die PC-Version von Remedy Entertainments neuem Story-Shooter Quantum Break leidet unter massiven technischen Mängeln. Wie die Seite Digital Foundry in einer Analyse berichtet, müssten Käufer selbst unter High-end-Systemen gravierende Abstriche bei der Darstellung hinnehmen, überdies scheint Microsofts neue Laufzeitumgebung Universal Windows Platform (UWP) die Funktionalität des Spiels einzuschränken und die neue Schnittstellensammlung DirectX 12 bereite ebenfalls Probleme. Quantum Break ist vergangene Woche nicht nur für Xbox One erschienen, sondern auch exklusiv für Windows 10. Microsoft wollte den Titel auch als weiteres Verkaufsargument für das jüngste Betriebssystem des Konzerns nutzen. Wie die Tester berichten, sei es derzeit selbst auf sehr leistungsstarken PCs nicht möglich, konstante Bildraten und damit eine störungsfreie Darstellung zu bekommen. Auf 60Hz-Monitoren ließen sich zwar höhere Bildraten, aber keine konstante, ruckelfreie Bildausgabe erzielen. Wer die Option wählt, das Spiel mit gelockten 30fps darzustellen, werde ebenfalls enttäuscht, da es hier zu Screentearing komme. Eine weitere Enttäuschung berge die Darstellungsauflösung: Aufgrund Remedys Ausgabetechnik werde statt einem nativen 1080p-Bild ein rekonstruiertes 720p-Bild wiedergegeben. Das ist eine Technik, die bei einem normalen Sehabstand auf Fernsehern ein schönes Ergebnis liefert, aber wenn man vor einem hochauflösenden PC-Monitor sitzt, ist das Bild verschwommen und lässt an Details vermissen, schreibt Digital Foundry. Besonders störend sei, dass einige der Mängel wie das Framepacing von Usern bereits jetzt schon durch Workarounds behoben werden könnten, UWP einen jedoch daran hindere. So sei man gezwungen auf ein Update Microsofts zu warten, anstatt etablierte Tools für die Grafikkarte nutzen zu können. Ein weiterer ärgerlicher Fehler: Durch den UWP-Abgleich zwischen der PC-Version und der Xbox-One-Version wurde der fortgeschrittene Speicherstand der Konsolenversion überschrieben. Ein weiteres Hindernis stellen im jetzigen Zustand gewöhnliche Festplatten dar. Quantum Break nutzt eine Streamingtechnologie, um die Spielwelt laufend in den Speicher hereinzuladen und damit eine unterbrechungsfreie Erkundung der Umgebung zu realisieren. In der Praxis erfordere dies unter PCs jedoch eine SSD-Festplatte, da selbst schnelle Magnetscheiben zu langsam seien, um das Erlebnis ruckelfrei zu gestalten. Auf der Xbox One bestehe das Problem zwar auch, doch weit weniger störend, was auf eine höhere Optimierung schließen lässt. Enttäuschend sei nicht zuletzt, dass die PC-Version trotz potenziell höherer Leistungsressourcen kaum grafische Verbesserungen gegenüber der Konsolenversion mit sich bringe. Digital Foundry schreibt auch dies – genau wie alle genannten Mätzchen und kontinuierliche Abstürze aufgrund mangelhafter Grafiktreiber – der mangelhafte Optimierung des PC-Ausgabe zu. Dass Remedy einfach mehr Zeit benötigt hätte, sei allein schon daran zu erkennen, dass der Beenden-Button im Menü des Shooters vergessen wurde. So müsse man Quantum Break direkt über Windows (Alt-F4) schließen. Uns hat Quantum Break auf der Xbox One wirklich gefallen und das Versprechen, dass zusätzliche Leistungskapazitäten die Mängel ausbügeln und einen Spielgenuss bei 60fps erlauben könnten, war ein enormer Anreiz, die PC-Fassung zu kaufen, schreibt Digital Foundry. Aber unterm Strich ist die PC-Version eine massive Enttäuschung. Die wenigen Verbesserungen können die großen Performance- und Darstellungsprobleme nicht wettmachen. Wirklich ärgerlich daran ist, dass manche der Probleme bereits umgangen werden könnten, gäbe es nicht die Limitierungen der Universal Windows Platform. Nicht-Wissenschaft;Der Mittelfeldmann soll neuer Spielgestalter der mäßig in die Saison gestarteten Löwen werden. München – Neue Perspektive für Michael Liendl: Der gebürtige Grazer wechselt vom deutschen Zweitligisten Fortuna Düsseldorf zu Ligakonkurrent 1860 München. Der 29-Jährige unterschrieb einen Zweijahresvertrag, die Ablösesumme dürfte rund 400.000 Euro betragen. Der Mittelfeldakteur, der auch schon für die Wiener Austria und den WAC gekickt hat, soll neuer Spielgestalter der Löwen werden. Die Münchner sind mit zwei Punkten aus vier Spielen mäßig in die Saison gestartet und liegen in der Tabelle nur an 16. Stelle, dahinter folgen nur noch Düsseldorf und Duisburg. Liendl sei ein Wunschspieler, teilten die Löwen mit. Wir haben immer betont, dass wir nur Spieler holen werden, die unbedingt zu uns wollen und uns auch gleich helfen werden. Das trifft auf Michael bestens zu. Wir sind sehr froh über diesen Transfer, sagte Sportdirektor Necat Aygün. Liendl hat in Düsseldorf 49 Zweitligaspiele absolviert und dabei elf Tore erzielt. Nicht-Wissenschaft;Der Nationalrat hat das Budget für 2016 mit den Stimmen von SPÖ und ÖVP beschlossen. Das Maastricht-Defizit ist im erlaubten Rahmen. Wien – Der Nationalrat hat Donnerstagabend mit den Stimmen der Koalition das Budget 2016 beschlossen. Vorgesehen sind Ausgaben von 77 Milliarden Euro und Einnahmen von 71,9 Milliarden Euro. Das gesamtstaatliche Maastricht-Defizit soll mit 1,4 Prozent der Wirtschaftsleistung zum sechsten Mal in Folge unter der dreiprozentigen EU-Vorgabe liegen. Ob das (um konjunkturelle Effekte) bereinigte strukturelle Nulldefizit erreicht wird, ist Ansichtssache. Dieses ist eingehalten, wenn der Abgang nicht über 0,5 Prozent des BIP liegt. Das ist mit 0,66 Prozent nicht der Fall. Da allerdings die zusätzlichen Kosten für die Flüchtlingskrise von der EU anerkannt werden dürften, könnte Österreich dann diese Vorgabe der Union doch noch erreichen. Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) zeigte sich jedenfalls bei der Debatte zum abschließenden Budgetkapitel Finanzen zuversichtlich, dass man seitens der EU eine positive Einschätzung zum Vorgelegten erhalten werde. An der Gestaltung des strukturellen Defizits übte er neuerlich Kritik. Über die Methodik werde man reden müssen. Mit dem Budget beschlossen wurde auch der im Oktober angekündigte, 688,8 Millionen Euro schwere Nachtragshaushalt für das laufende Jahr. Mehr als die Hälfte (350 Millionen Euro) erhält das Unterrichtsministerium zur Bezahlung von Lehrergehältern, an das Innenministerium fließen 230 Millionen Euro zur Bewältigung der Flüchtlingskrise und weitere 72 Millionen Euro als erste Tranche der im Jänner beschlossenen Sicherheitsoffensive. Die Opposition brachte in den Abendstunden noch diverse Forderungen ein, etwa die FPÖ jene nach Einführung eines Reverse-Charge-Systems bei der Mehrwertsteuer, mit dem man die auch von Schelling angestrebte Abschaffung der kalten Progression finanzieren könne. Schelling zeigte sich abwartend und verwies auf einen alternativen Vorschlag der EU-Kommission, der kommen werde. Bei der Mehrwertsteuer national auszuscheren sei nämlich nicht so einfach. Die Grünen warben ihrerseits für eine einkommensneutrale öko-soziale Steuerreform mit einem Volumen von vier Milliarden. Von den Neos kam neuerlich der Vorwurf, dass durch die Steuerreform mit der Anhebung der Höchstbeitragsgrundlage die Sonderpensionisten zu Profiteuren würden, da sie nun geringere Zusatzbeiträge zahlen müssten. Schelling wies sinkende Einnahmen aus diesem Posten als falsch zurück. Von Team Stronach-Klubchef Robert Lugar kam grundsätzliche Kritik am Budget, das nicht mehr als ein Fortschreiben der vorigen sei. Schelling forderte er auf, mit den Ländern hart ins Gericht zu gehen und eine Föderalismus-Reform anzugehen. Nicht-Wissenschaft;Ex-Finanzminister erhielt für seine Aussage vor dem Hypo-U-Ausschuss ein Briefing. Wien – Das Finanzministerium unter Hans Jörg Schelling hat Exfinanzminister Karl-Heinz Grasser bei dessen Vorbereitung auf den Hypo-Ausschuss weitergehende Hilfestellung gewährt als bisher bekannt. Das erschließt sich aus der Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage, die Grünen-Abgeordneter Bruno Rossmann an Schelling gestellt hat. In deren Beantwortung vom 3. Dezember räumt Schelling ein, dass Grasser auch Dokumente übergeben worden seien. Genau das war nach der Befragung Grassers durch die Mandatare in Abrede gestellt worden. Rückblick: Am 30. September sagte Grasser als Auskunftsperson im U-Ausschuss aus, er erzählte, dass er, weil die Ereignisse schon lange zurücklägen und er keine Unterlagen habe, im Finanzministerium recherchiert habe. Er habe einen Brief an Schelling geschrieben, danach hätten ihm Beamte bestimmte Fragen beantwortet. Auf Rückfrage teilte eine Sprecherin des Ministeriums damals mit, dass Grasser Informationen aus seiner Amtszeit zur Verfügung gestellt worden seien. Akten, Aktenbestandteile oder gar Originaldokumente (bzw. Kopien davon) wurden ihm nicht übermittelt. Unterlagen hat Grasser aber sehr wohl übermittelt bekommen. In Schellings Beantwortung heißt es, die von Hans-Georg Kramer an Grasser übergebenen Dokumente – die mir zum Zeitpunkt der Befragung von Mag. Karl-Heinz Grasser im parlamentarischen Untersuchungsausschuss nicht bekannt waren – wurden inzwischen der Präsidentin des Nationalrates in ihrer Funktion als Vorsitzende des Untersuchungsausschusses (Doris Bures, SPÖ, Anm.) übermittelt. Laut Schreiben Kramers an Bures geht es u.a. um Kurz- und Langfassung des Hypo-Berichts der Griss-Kommission, zwei Sonderpressespiegel Karl-Heinz Grasser Hypo und zwei Informationen für Mag. Grasser vom 31. Juli und 10. September 2015. Der Griss-Bericht ist übrigens für jedermann online abrufbar. Was diese Informationen gewesen sein könnten? Die Sprecherin des Finanzministers dazu: Infos aus seiner Amtszeit wurden in einem Word-Doc zusammengestellt, zum Beispiel eine chronologische Zusammenfassung und Auflistung von Prüfungen der Nationalbank zu diesem Thema. Es seien keine Akten(teile), die im Ministerium liegen, weitergegeben worden, betont sie. Die Frage der Grünen, ob die Auskünfte des Ressorts auf Verletzung von Amts-, Bank- oder Geschäftsgeheimnis überprüft worden seien, und wenn ja, von wem, beantwortet der Minister so: Die Grenzen des gegebenen Rechtsrahmens sowie das Ziel der objektiven Aufklärung durch den parlamentarischen Untersuchungsausschuss wurden beachtet. Die Hilfestellung an seinen Exchef begründete Kramer in seiner Mail an Bures mit dem Anliegen, ehemaligen Mitarbeitern – und damit auch Ministern – bei der Zusammenführung der Informationen aus der jeweiligen Amtszeit behilflich zu sein. Andere Fälle, bei denen das Ressort Hilfestellung geleistet hätte, gibt es laut Ministerium freilich nicht. Die Ausschussmitglieder wollen die Unterlagen nun studieren, und Grünen-Abgeordneter Rossmann kündigt eine Folgeanfrage an, weil ihm die Unterlagen vorenthalten worden seien. Kramer hat seine Funktion als Generalsekretär kürzlich zurückgelegt, bleibt aber Sektionschef für Steuer- und Zollverwaltung. Kramers Agenden als Generalsekretär übernimmt Kabinettschef Thomas Schmid, das Generalsekretariat selbst wurde allerdings aufgelöst. Mit Eduard Müller (Präsidiale) und Helga Berger (Budget) hat Schelling zwei neue Sektionschefs. Wissenschaft;Astrologie ist in jeder Form Humbug. Wann werden Tageszeitungen endlich aufhören, diesen Mist tagtäglich zu legitimieren?. Astrologie ist Unsinn. Das habe ich schon vor langer Zeit in dieser Kolumne erklärt, und an diesem Befund hat sich seit damals nichts geändert. Eine Abart der Astrologie ist aber ganz besonderer Unsinn und verdient daher nochmals einen genaueren Blick: das Zeitungshoroskop. So gut wie keine Zeitung kommt ohne diese Rubrik aus. Überall wird Tag für Tag und für jedes Sternzeichen der (angebliche) Blick in die Zukunft präsentiert. Wer sich aber auch nur ein wenig Gedanken über die dort vorgestellten Prognosen macht, erkennt schnell, dass es sich dabei um nichtssagende Sätze handelt. Aktuell erklärt Gerda Rogers beispielsweise den Waage-Geborenen, sie sollen Stress vermeiden. Ein guter Rat, gegen den sich nichts einwenden lässt – der aber auch nicht sonderlich viel mit irgendeiner astrologischen Kunst zu tun hat, sondern eine Binsenweisheit darstellt, die für alle Menschen ganz unabhängig von ihrem Geburtszeitpunkt gilt. Genauso wie der Ratschlag für die Steinböcke: Vernünftig reden, statt zu streiten! Meine lokale Tageszeitung aus Thüringen empfiehlt mir (Löwe) heute: Wenn etwas schiefgelaufen ist, müssen Sie auch dazu stehen, während den Schützen erklärt wird: Für manche Entscheidungen ist die Zeit einfach noch nicht gekommen. Eine Aussage, die per Definition ebenfalls immer korrekt ist, genauso wie der Satz, der den Stieren präsentiert wird: Sie können heute fast alles erreichen, was Sie wollen. Manche Entscheidungen und fast alles sind vage beziehungsweise allumfassende Aussagen, die typisch für die Astrologie und ganz besonders kennzeichnend für die Zeitungshoroskope sind. Sie gehören zu den sogenannten Barnum-Texten, die nach dem Schausteller P. T. Barnum aus dem 19. Jahrhundert benannt sind, der in seinem Zirkus auch für jeden etwas dabeihatte. Andere Beispiele dafür wären Sätze wie Du neigst dazu, kritisch dir selbst gegenüber zu sein und Manchmal hast du Zweifel, ob du die richtige Entscheidung getroffen hast. Mit solchen Aussagen kann sich jeder identifizieren, und oft merken wir dabei gar nicht, dass es sich nicht um spezifische und persönliche Analysen, sondern um Gemeinplätze handelt. Dieses Phänomen wurde schon 1949 von dem Psychologen Bertram Forer in seiner Arbeit The Fallacy of Personal Validation: A Classroom Demonstration of Gullibility beschrieben. Er setzte seinen Studenten genau solche inhaltsleeren Aussagen vor und erklärte ihnen aber, dass es sich dabei um eine individuelle Persönlichkeitsanalyse handeln würde. Und tatsächlich fanden sich 87 Prozent davon gut oder sehr gut charakterisiert. Wir erkennen uns selbst in den Texten wieder, übersehen aber, dass sie auch auf alle anderen zutreffen. Dieser Forer-Effekt funktioniert sogar in beide Richtung. Wenn ein Astrologe unbewusst solche vagen Charakterisierungen formuliert, erkennt sich der Kunde darin wieder und wird ein entsprechend positives Feedback geben. Das bestärkt den Astrologen in seiner Auffassung, hier eine echte Persönlichkeitsanalyse abgeliefert zu haben und nicht die inhaltsleeren Gemeinplätze, um die es sich eigentlich handelt. Dass vor allem die Zeitungshoroskope keinen echten Inhalt haben, ist also spätestens seit Forers Arbeit bekannt. Und die meisten Menschen werden sie daher auch nicht sonderlich ernst nehmen (auch dieser Satz ist übrigens ein Barnum-Satz). Interessanterweise gilt das aber auch für die Astrologen. Spricht man sie auf die Prognosen aus der Tageszeitung an, läuft die Kritik ins Leere. Zeitungshoroskope seien keine echte, keine seriöse Astrologie. Ein ordentliches Horoskop müsse individuell, mit Kenntnis des genauen Geburtsorts und der genauen Geburtszeit erstellt werden. Die Zeitungsastrologen bestreiten aber natürlich vehement, keine seriöse Astrologie zu betreiben, und nehmen sich selbst genauso ernst wie der Rest ihrer Zunft. Wenn nun aber klar ist, dass die Zeitungshoroskope nur nichtssagenden Unsinn beinhalten, und sogar die (sich selbst für seriös haltenden) Astrologen dem zustimmen: Warum gibt es diese Rubrik dann immer noch? Astrologie ist Unsinn. Die Horoskope in den Tageszeitungen sind noch größerer und viel leichter erkennbarer Unsinn. Und auch wenn man sie nicht oder nur aus Spaß liest, zeigt ihre tägliche Präsenz der Leserschaft: Wir nehmen die Astrologie ernst. Sie ist uns wichtig genug, jeden Tag dafür einen Platz in unserer Zeitung zu reservieren. Wir engagieren sogar Astrologen, um sie zu schreiben (oder investieren zumindest ein wenig der Arbeitszeit unserer Praktikanten). Die Astrologie existiert seit Jahrtausenden und wird auch in der Zukunft nicht verschwinden. Aber es wäre ein guter Anfang, wenn sie nicht mehr Tag für Tag völlig unkritisch einem Großteil der Zeitungsleser vorgesetzt werden würde. Der Platz in den Medien könnte für andere Themen sicherlich gewinnbringender eingesetzt werden. Wissenschaft;Reparatur und Kontrollvorgänge dauern vermutlich bis Freitag. Genf – Nachdem ein Marder einen Kurzschluss ausgelöst hatte, bleibt der größte Teilchenbeschleuniger der Welt wahrscheinlich noch bis Freitag außer Betrieb. Es müssten elektrische Verbindungen repariert und die Anlage sorgfältig auf eventuelle Schäden untersucht werden, sagte der Sprecher des Europäischen Kernforschungszentrums, Arnaud Marsollier, am Montag. Ein Marder hatte am Freitag in einer Transformatoranlage des 27 Kilometer langen Beschleunigerrings Large Hadron Collider (LHC) einen Kurzschluss verursacht. Dies hatte laut LHC-Protokoll zu einer schweren elektrischen Störung geführt, so dass der Teilchenbeschleuniger den Betrieb einstellen musste. Marsollier sagte, der Marder sei entgegen anfänglichen Vermutungen nicht in das LHC-Tunnelsystem vorgedrungen, sondern habe es nur in eine an der Erdoberfläche befindliche Trafo-Station geschafft. Wir haben zwar Zäune, aber kleine Wildtiere können die kaum aufhalten. Der Marder überlebte die Aktion nicht: Er wurde in der Anlage von einem Stromschlag getötet. Wissenschaft;Beiden Arten der grünen Großpapageien setzen Wilderei und der Verlust ihres Lebensraums zu. Washington – Die US-Behörden haben zwei Papageienarten auf die Liste der bedrohten Tiere gesetzt. Beide seien durch Wilderei und den Verlust ihres Lebensraums vom Aussterben bedroht, wie die US-Bundesbehörde für Fischfang und Wildtiere (FWS) mitteilte. Die bisherigen Maßnahmen zum Schutz der Tiere seien unzureichend gewesen. Dabei handelt es sich um den Kleinen Soldatenara (Ara militaris), der eine Körperlänge von etwa 75 Zentimeter hat, sowie um den noch einmal zehn Zentimeter längeren Großen Soldatenara (Ara ambiguous). Beide Arten haben ein leuchtend grünes Gefieder und sind in Zentral- und Südamerika beheimatet. Während es von dem in den Tropenwäldern Mexikos und Südamerikas angesiedelten Kleinen Soldatenara noch schätzungsweise 6.000 bis 13.000 Exemplare gibt, ist die Zahl an Großen Soldatenaras noch geringer. In Kolumbien, Costa Rica, Ecuador, Honduras, Nicaragua und Panama leben nur noch 1.000 bis 3.000 Exemplare dieser Vogelart. Mit der Entscheidung der US-Behörden ist es künftig verboten, die Vögel zu töten, zu verletzen oder auch nur zu stören. Auch gilt für die USA damit ein Import- und Exportverbot dieser Tierarten, zudem dürfen sie nicht über die Grenzen der Bundesstaaten sowie über die Landesgrenzen transportiert werden. Die Regelung sollte am Freitag im Amtsblatt veröffentlicht werden. Sie tritt am 2. November in Kraft. (APA/red, 2. 10. 2015) Nicht-Wissenschaft;Plattform verspricht "die besten Geschichten von Frauen aus der ganzen Welt". Jetzt müssen nur noch die Leser daran glauben. Wien/Berlin – Ein Interview mit Palästinas einziger Bierbrauerin oder eine Geschichte über die schwierige Situation von Homosexuellen in Weißrussland. Das sind Beispiele für Themen, die Pauline Tillmann mit dem Onlinemagazin Deine Korrespondentin forcieren möchte. Wir wollen interessante Frauen auf der ganzen Welt vorstellen, sagt die 32-Jährige zum STANDARD. Mit dem Ziel, sie sichtbarer zu machen. Deine Korrespondentin ist eine Plattform, die von derzeit acht Korrespondentinnen gefüttert wird. Im Schnitt wird jede Woche ein Artikel veröffentlicht – etwa aus Indien, Afrika oder dem Nahen Osten. Tillmann greift dabei auf Journalistinnen zurück, die meist als Freie für verschiedene Medien arbeiten. Für einen Artikel winken 100 Euro. Bei ihr hätten jene kantigen Themen Platz, die andere Medien ignorierten. Bevor Tillmann das Portal gründete, war sie von 2011 bis Anfang 2015 selbst als Auslandskorrespondentin tätig. Stationiert in St. Petersburg, belieferte sie die ARD mit Reportagen und Radio-Features aus Russland und der Ukraine. Also aus einer Region, in der einem eigentlich nicht so schnell fad wird. Und dennoch: Tillmann wollte nicht nur als Journalistin gestalten, sondern als Medienmacherin dirigieren. Initialzündung war eine dreimonatige Recherchereise in den USA. Thema: die Zukunft des Journalismus. Ein weites Feld, zur Ernte bereit. Medien seien im Wandel: Jetzt ist die Pionierzeit, und da wollte ich dabei sein. Die Grundfinanzierung für ihr Portal schaffte sie im März via Crowdfunding. Weil aber 6500 Euro alleine noch keine monatelangen Löhne garantieren, setzte sie im Sommer auf ein Abomodell. Dem Plan, fünf Euro pro Monat zu verlangen, folgte schnell die Ernüchterung. Gerade einmal zehn Abos standen zu Buche. Viel zu wenig, um ein Geschäftsmodell zu etablieren und Grund genug, um zurückzurudern. Mit heute, Donnerstag, fällt die Bezahlschranke. Alle Artikel sind wieder frei verfügbar: Ich habe gedacht, dass in Deutschland die Zeit reif ist für Paid Content, resümiert sie, aber das ist nicht der Fall . Es gebe noch zu viele gute Inhalte im Internet, die frei seien. Ans Aufgeben denkt Tillmann nicht, ganz im Gegenteil: Wir müssen zuerst bekannter werden und versuchen es vielleicht in ein, zwei Jahren wieder mit einem Abomodell. Immerhin ist ihr Projekt schon so bekannt, dass es das Interesse von Investoren weckt. Für einen Anteil von fünf Prozent am Unternehmen erhält Tillmann 12.000 Euro. Teil des Deals ist die Aufnahme in ein Mentoring-Programm und ein Platz in einem Gemeinschaftsbüro. Neben Investoren möchte sie noch Stiftungsgelder anzapfen, Veranstaltungen organisieren und Kooperationen anleiern. Regionalzeitungen könnten etwa Deine Korrespondentin-Artikel kaufen. Ihr Motto: nicht jammern, tun: In Deutschland wird viel geredet. Wissenschaft;Zerfall von Hämatit und Magnetit gibt bis zu zehn Mal so viel Sauerstoff frei, wie in der Atmosphäre vorkommt. Eisenoxid kommt in der Natur in unterschiedlichen Verbindungen vor. Das häufigste ist Hämatit mit der chemischen Formel Fe2O3. Es stellt das Endprodukt vieler geologischer Prozesse dar und bildet die die wichtigste Eisenquelle unserer Zivilisation. Um das Verhalten von Hämatit und dem ebenfalls häufigen Magnetit (Fe3O4) unter Extrembedingungen weiter zu untersuchen, nutzten Forscher um Elena Bykova von der Universität Bayreuth eine spezielle Diamantstempelzelle am Deutschen Elektronen-Synchrotron DESY. Dabei konnten die Wissenschafter die Existenz einer großen, bislang unbekannten Sauerstoffquelle im unteren Erdmantel beobachten. Bei einem Druck von mehr als 67 Gigapascal (das entspricht dem 670.000-fachen Atmosphärendruck) und einer Temperatur von rund 2.400 Grad Celsius zerfiel im Experiment das Hämatit und bildete ein neues Eisenoxid, Fe5O7, das zuvor noch nie beobachtet worden war. Druck und Hitze entsprachen dabei in etwa den Bedingungen in 1.500 Kilometern Tiefe unter der Erdoberfläche. Bei einem noch höheren Druck von rund 70 Gigapascal, entsprechend einer Tiefe von 1.670 Kilometern, zerfiel auch Magnetit, und es bildete sich das ebenfalls zuvor unbekannte Eisenoxid Fe25O32. Das Besondere daran: Die Bildung beider bisher unbekannten Eisenoxide setzt Sauerstoff frei. Obwohl Eisenoxid normalerweise nicht im großen Maß im unteren Erdmantel auftritt, kann es über sogenannte Subduktionszonen dorthin befördert werden, wenn eine tektonische Platte unter eine andere gleitet. Hämatit und Magnetit sind Hauptbestandteile bestimmter urzeitlicher Eisenablagerungen, Bändererz und Eisenstein, die auf allen Kontinenten vorkommen. Diese Formationen können mehrere hundert Meter dick werden und Ausdehnungen von hunderten Kilometern aufweisen. Als zwei Milliarden Jahre alte Ablagerungen bilden sie weltweit einen Teil des Ozeanbodens. Über die Subduktion wird das Bändererz quasi im Erdinneren recycelt, wobei es in große Tiefen getragen werden kann, möglicherweise sogar bis zur Grenzregion von Erdmantel und Erdkern. Unter Bedingungen, die dem unteren Erdmantel entsprechen, zerfallen Hämatit und Magnetit jedoch und setzen dabei große Mengten einer sauerstoffreichen Flüssigkeit frei, wie das Team nun beobachtet hat. Wir schätzen, dass diese Quelle bis heute Sauerstoff in einem Umfang freigesetzt hat, der der acht- bis zehnfachen Masse des Sauerstoffs in der Atmosphäre entspricht, meint Bykova. Das ist überraschend, und es ist nicht klar, was mit dem Sauerstoff dort unten passiert. Die sauerstoffreiche Flüssigkeit könnte lokal das umgebende Gestein oxidieren oder zur Übergangszone oder sogar bis in den oberen Mantel aufsteigen. Das bleibt zu untersuchen, sagt Ko-AutorMaxim Bykov von der Universität Bayreuth. Zurzeit können wir nur sagen, dass es dort eine riesige Sauerstoffquelle im Mantel gibt, die geochemische Prozesse wesentlich beeinflussen kann, indem sie Oxidationszustände ändert und Spurenelemente mobilisiert. Das wird ein großes neues Modellierungsfeld eröffnen. Wissenschaft;Die Juristin Birgit Schrattbauer hat im Bereich Arbeitsrecht dissertiert. Birgit Schrattbauer hat für ihre Dissertation ein umstrittenes Thema gewählt: das Verleihen von Arbeitskraft. Die Juristin promovierte an der Universität Salzburg über die Risiken und Chancen der Arbeitskräfteüberlassung. Für Befürworter steigt damit die Flexibilität von Arbeitgebern und -nehmern, was zum Wandel des Wirtschaftslebens gehört. Kritiker befürchten hingegen, dass mit der wachsenden Leiharbeit die Erosion stabiler Beschäftigungsverhältnisse weiter voranschreitet. Sozialwissenschaftliche Studien zeigen, dass von der Arbeitskräfteüberlassung betroffene Arbeitnehmer diese Beschäftigungsform mehrheitlich als prekär empfinden, berichtet Schrattbauer, die als Postdoc weiter in Salzburg arbeitet. Mich hat hierbei die rechtliche Dimension interessiert: Sind dafür einige schwarze Schafe in der Leiharbeitsbranche verantwortlich, oder ist es im Arbeitsrecht selbst angelegt, dass Prekaritätsrisiken nicht restlos ausgeräumt werden?, sagt die 42-Jährige. Letzteres scheint der Fall zu sein: Auch wenn etwa das Arbeitsverfassungsgesetz die Rechte und Pflichten von Arbeitgebern und -nehmern regelt, kommt hier die Leiharbeit nur am Rande vor. Der Teufel liegt im Detail, und so ergibt sich viel Spielraum für Interpretationen – die nicht immer zugunsten der Leiharbeiter ausfallen. Auch über die angedachte Brückenfunktion der Arbeitskräfteüberlassung fällt das Fazit der Bad Ischlerin weniger gut aus: Einen neuen festen Arbeitsplatz finden auf diesem Weg nur zwölf Prozent. In Österreich unternimmt man da bisher wenig. Dabei werden Leiharbeiter zunehmend dauerhaft eingesetzt, und damit entsteht ein ganzes neues Segment, für das Handlungsbedarf besteht. Der Gesetzgeber müsse klar entgegenwirken, etwa indem für Leiharbeiter nach einer längeren Beschäftigungszeit via Gesetz auch automatisch das Einkommen und die arbeitsrechtliche Situation aufgewertet würden. Es ist jedoch nicht alles schlecht, stellte Schrattbauer fest: Im Bereich der sozialen Schutzbestimmungen vor allem gegen Diskriminierung sei man den europäischen Standards voraus. Auch die Einkommenssituation stelle sich im Bereich der Zeitarbeit besser dar als etwa in Deutschland. Zum Fach Jus ist Schrattbauer erst über einen Umweg gekommen, das Arbeitsrecht beschäftigt sie aber schon länger: Einem abgeschlossenen Studium der Pädagogik und Germanistik in Salzburg schlossen sich Tätigkeiten als Sozialpädagogin und anschließend als Arbeitsassistentin an. Schrattbauer half Menschen mit geistiger Beeinträchtigung bei der beruflichen Rehabilitation und Integration. Die Praxis weckte das Interesse für die Theorie. Das parallel zu Beruf und Gerichtspraktikum absolvierte Studium der Rechtswissenschaften schloss sie im letzten Jahr mit ihrer Dissertation ab, die sie als Universitätsassistentin schrieb und die heuer mit dem Wissenschaftspreis des Sozialministeriums für Jungakademiker ausgezeichnet wurde. Als dreifache Mutter war die Prämierte aber nicht nur beim Auswerten der Gesetzestexte gefordert, sondern auch zu Hause: Besonders in der heißen Abschlussphase war es schon eine Herausforderung, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Wissenschaft;Von "Maus" bis "Ms. Marvel": Comic-Forscher befassen sich auf einer Tagung mit der Entwicklung des Mediums. Frankfurt am Main – Eine Tagung in Frankfurt widmet sich dem Trend, dass Comics und Graphic Novels sich verstärkt mit politischen Themen auseinandersetzen. Bernd Dolle-Weinkauff vom Institut für Jugendbuchforschung an der Frankfurter Goethe-Universität organisiert die international besetzte Tagung an diesem Wochenende (4. bis 6. September) unter dem Titel Geschichte im Comic – Geschichte des Comic. 50 Experten werden referieren. Natürlich ist es kein Trend, den es erst seit kurzem gibt. Ein Wendepunkt sei Ende der 1980er Jahre Art Spiegelmans Maus gewesen, die Geschichte eines Holocaust-Überlebenden, verweist Dolle-Weinkauff auf einen vielzitierten modernen Klassiker unter den Graphic Novels. Es gebe seit Jahren einen Trend zur Literarisierung von Comics, sagt der Experte. Damit verbunden war eine Hinwendung zu ernsten Themen. Neben Beiträgen zu aktuellen Diskursen, etwa Feminismus in arabischen Ländern, gingen Zeichner inzwischen immer öfter auf Zeitgeschichte ein. Wir haben Graphic Novels zu allen großen Konflikten der Gegenwart wie Nahostkonflikt oder Islamismus. Neben Geschichte als Thema von Comics beschäftigt sich die Tagung auch mit der historischen Entwicklung von Comics. Ihre Wurzeln könne man zurückverfolgen bis zur Höhenmalerei, so Dolle-Weinkauff. Die Geschichte der Comic-Forschung hingegen sei jung: Die Wissenschaft habe sie lange Zeit als Trivialliteratur angesehen. Inzwischen beschäftigten sich viele Literaturwissenschaftler und Kunsthistoriker mit Comics, die ein ganz eigenständiges Medium mit eigenen Gesetzmäßigkeiten und Stärken sind. Die Kombination von Bild und Text ermöglicht eine größere Sinnlichkeit, sagt Dolle-Weinkauff. Unterentwickelt sei die Wirkungsforschung, findet der Experte, hier seien Soziologen gefragt. Wünschenswert fände es Dolle-Weinkauff auch, wenn mehr Forscher versuchen würden, von der Sammelleidenschaft der Leser zu profitieren. Der 63-Jährige ist Fan und Forscher zugleich: In seinem Archiv, das zum Institut für Jugendbuchforschung gehört, lagern mehr als 60.000 Comics – wöchentlich kommen neue dazu. (APA, red, 3. 9. 2015) Nicht-Wissenschaft;Erst 11.000 Anträge, weil keine Anrechnung von Fällen, in denen ein anderer Staat zuständig ist. Wien – Die wichtigste Neuigkeit in Sachen Flüchtlingspolitik wurde am Rande des Pressefoyers nach dem Ministerrat verbreitet: Österreich müsse sich auf eine Asyl-Notverordnung vorbereiten, die laut der am Mittwoch in Kraft tretenden Asylnovelle beschlossen werden könne, sobald der Richtwert von heuer 37.500 neuen Asylfällen erreicht ist – sagte der neue Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ). Denn heuer – so Kern – habe es in Österreich bereits 11.000 neue Asylbegehren gegeben. 11.000? Bei dieser Zahl geriet mancher ins Nachdenken – hatte man doch noch vor wenigen Tagen im Innenministerium von heuer bisher bereits rund 19.000 neuen Fällen gesprochen. Und man hatte dort vermutet, dass der Richtwert wahrscheinlich im heurigen September erreicht sein werde. Samt der unter einer Notverordnung dann vorgesehenen Einschränkung des Rechts von Flüchtlingen, in Österreich einen Asylantrag zu stellen: eine Regelung, die von Menschenrechtsexperten einhellig kritisiert wird. Ein Anruf im Innenministerium lüftete das Mysterium der gesunkenen Asylfälle-Zahl: Gezählt und damit dem Richtwert zugerechnet würden nun nur jene Fälle, in denen Österreich ein Asylverfahren auch wirklich führe, sagte dort ein Sprecher dem STANDARD. Nicht mehr angerechnet würden jene Asylanträge, die in ein Verfahren laut der EU-weit geltenden Dublin-III-Verordnung münden – denn dann sei davon auszugehen, dass ein anderer Unionsstaat für das Verfahren zuständig ist. Nicht angerechnet würden auch enge Angehörige Schutzberechtigter, die auf Grundlage der Familienzusammenführung nach Österreich einreisen. Ob die 37.500er-Grenze heuer erreicht werde, ist laut einem Sprecher Kerns unklar. Immerhin werde Österreich wegen des Fristenlaufs in Dublinverfahren binnen sechs Monaten für einen Teil der jetzt nicht eingerechneten Verfahren zuständig sein. Wie konnte es zu der Neuinterpretation kommen? Laut dem Ministeriumssprecher fußt sie just auf dem Dokument, in dem der Richtwert erstmals schriftlich festgehalten wurde: In der beim Asylgipfel am 20. Jänner 2016 getroffenen Übereinkunft von Bund, Ländern, Städten und Gemeinden sei nicht von anzurechnenden Asylanträgen, sondern von Asylverfahren-Zulassungen die Rede. Der Moment eines Notverordnungsbeschlusses wurde so nach hinten verschoben, kommentiert dies der Anwalt Georg Bürstmayr im STANDARD-Gespräch. Grund dafür seien wohl die nach einer Verordnung zu erwartenden europarechtlichen Verfahren. Der Menschenrechtsexperte der Uni Wien, Manfred Nowak, sieht das ähnlich. Die Neuinterpretation enthebe die Regierung aber nicht der Verantwortung, mit allen rechtskonformen Mitteln Druck zu machen, um eine gerechtere Flüchtlingsaufteilung in der EU zu erreichen. Wissenschaft;Römerzeitlicher Fund in Aschkelon war von Bauarbeitern versteckt worden. Tel Aviv – Ein etwa 1.800 Jahre alter Sarkophag ist nach seiner Entdeckung in Israel schwer beschädigt worden (Fotos finden Sie hier). Der 2,5 Meter lange Sarkophag aus Kalkstein sei bei Bauarbeiten in der Küstenstadt Aschkelon gefunden worden, sagte der für die Region zuständige Archäologe Saar Ganor. Die Bauarbeiter hätten zunächst versucht, den wertvollen Fund zu verbergen, und fügten ihm dabei irreparable Schäden zu. Möglicherweise versuchten sie ihn zu stehlen. Es handelt sich laut Ganor um einen Sarg aus der späten römischen Ära. Der Mann, der hier bestattet wurde, gehörte zweifellos zur reichen Bevölkerung von Aschkelon, sagte Ganor. Dessen lebensgroßes Relief sei auf dem Deckel des Sarkophags abgebildet. (APA/red, 3. 9. 2015) Nicht-Wissenschaft;Altach – Belenenses: Damir Canadi (Altach-Trainer): In der ersten Hälfte hatten wir nicht die Courage, hier selbstbewusst aufzutreten. Da haben wir einige Fehlpässe gesehen und nach vorne war gar nichts. In der zweiten Hälfte haben wir es doch sehr gut gemacht. Der Gegner hat kaum Entlastung gehabt, sie waren nach 70 Minuten kaputtgespielt. Leider haben wir uns nicht belohnt mit einem Tor, das eine bessere Ausgangsposition für das Rückspiel gebracht hätte. Trotzdem fahren wir mit breiter Brust dorthin und werden auch dort versuchen, ein Tor zu erzielen. Wir werden unsere Chancen vorfinden, der Vorteil liegt aber bei Belenenses. Viele meiner Spieler waren noch nie in dieser Situation, so kurz vor einer Gruppenphase zu stehen. Aber wir wollen wachsen an dieser Situation, daraus können wir lernen. Philipp Netzer (Altach-Kapitän): Ich denke, dass es zwei verschiedene Halbzeiten von uns waren. In der ersten Halbzeit waren wir nicht couragiert genug, in der zweiten war es ein total anderes Spiel von uns. Auswärts sollten wir zwei solche Halbzeiten auf das Feld bringen. Wir haben uns etwas anderes vorgenommen. Wir wollten eine bessere Ausgangsposition herausholen. Vorne haben wir uns einfach zu wenig durchgesetzt. Ich denke, dass es im Defensivverbund eine akzeptable Leistung war. Dennoch müssen wir uns steigern für nächste Woche. Andreas Lienhart (Altach-Verteidiger): Man hat gesehen, dass wir die erste Hälfte komplett verschlafen haben. Ich weiß nicht, ob das Nervosität war. In der zweiten Hälfte war es besser. Wir haben aber keine zwingenden Torchancen vorgefunden, das müssen wir im Rückspiel ändern. RBS – Minsk: Peter Zeidler (Salzburg-Trainer): Das ist ein sehr, sehr bitteres Ergebnis, vor allem wenn man den Spielverlauf in der ersten Hälfte sieht, und dass wir in letzter Sekunde das 0:2 bekommen haben. Wir haben wieder feststellen müssen, dass kleinste Konzentrationsschwächen von erfahrenen Mannschaften ausgenutzt werden. Wir sind noch nicht ausgeschieden und müssen die Mannschaft wieder aufrichten. Vuk Rasovic (Minsk-Trainer): Es ist genau wie geplant gelaufen, zwei Tore sind gut. Zum Spiel in Salzburg: Wir wollen in jedem Spiel ein Tor schießen und uns auf jeden Fall für die Gruppenphase qualifizieren. Wissenschaft;Gutes Zeugnis für Jubiläumsfonds der Stadt Wien – "zahlreiche Mängel" bei drei anderen Stiftungen. Wien – Der Rechnungshof hat vier der neun von der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) verwalteten Stiftungen überprüft. Nur beim Jubiläumsfonds der Stadt Wien für die ÖAW funktionierte die Verwaltung gut, bei den anderen wurden zahlreiche Mängel festgestellt. Die Prüfer führen diese in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht auf eine fehlende gesamthafte Strategie für die Stiftungsverwaltung zurück. Neben dem Jubiläumsfonds (Stiftungsvermögen 2013: 6,1 Mio. Euro) hat der Rechnungshof (RH) die Mayer-Gunthof-Stiftung (131.000 Euro), die Oelzelt-Newinsche Stiftung (2 Mio. Euro) und die Sonnleitner-Stiftung (125.000 Euro) für die Jahre 2009 bis 2013 überprüft. Deren Aufgaben waren – mit unterschiedlichen Schwerpunkten – die Forschungsförderung, Drucklegungs-Zuschüsse, Beihilfen und die Vergabe von Ehrenpreisen. Einzig dem Jubiläumsfonds attestierten die Prüfer dabei eine gut funktionierende Verwaltung. Auch die Vergabe von Zuwendungen durch den Fonds sei ordnungsgemäß abgelaufen. Bei den anderen drei stichprobenartig ausgewählten Stiftungen stellte der RH eine geringe Anzahl an Anträgen fest (zwischen drei und 15 Anträgen von 2009-2013). Dies sei Folge des ungeregelten Antragswesens und der nicht geregelten Auslobung von Stiftungszuwendungen, heißt es in dem Bericht. Erst im Zuge der RH-Prüfung habe die ÖAW ein geregeltes Antragswesen eingeführt. Verwaltet wurden die drei Stiftungen von der 1956 eingerichteten Verwaltungskommission für Stiftungen und Widmungen bei der ÖAW. In diesem Gremium seien die vorgesehenen Wahlperioden nicht eingehalten worden, es habe stillschweigende Verlängerungen gegeben und in der Mehrzahl der Sitzungen sei weniger als die Hälfte der Kommissionsmitglieder anwesend gewesen. Die Prüfung und Genehmigung des Jahresabschlüsse der Stiftungen sei kein Tagesordnungspunkt der Kommission gewesen, Satzungsänderungen seien mangelhaft dokumentiert worden und daher nicht nachvollziehbar. Die ÖAW konnte auch nicht erklären, warum bei der Mayer-Gunthof-Stiftung die gültige Satzung das Stammvermögen mit 88.000 Euro auswies, das Stiftungskapital im Prüfzeitraum aber 128.000 Euro betrug. Bei den von den drei Stiftungen vergebenen Förderungen vermissten die Prüfer u.a. abschließende Evaluierungen von geförderten Forschungsprojekten. Zudem hätten die Mittel der Stiftungen teilweise dazu gedient, Lücken in der Finanzierung von Forschungsprojekten oder eines Tochterunternehmens der ÖAW (Gregor Mendel-Institut für Molekulare Pflanzenbiologie, Anm.) zu schließen. (APA, 1. 7. 2015) Nicht-Wissenschaft;Die USA fliegen zwar schon seit längerem Luftangriffe in Syrien, nun wurde aber erstmals eine selbst ausgebildete Rebellengruppe unterstützt. Washington – Die USA haben nach eigenen Angaben erstmals eine von ihnen ausgebildete Rebellengruppe in Syrien mit einem Luftangriff unterstützt. Der Luftangriff vom Freitag sei zum Schutz der Gruppe Neues Syrien erfolgt, teilte der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, Bill Urban, am Montag in Washington mit. Wir müssen handeln, um die Gruppe Neues Syrien, die wir ausgebildet und ausgerüstet haben, zu verteidigen, hob der Pentagon-Sprecher hervor. Zuvor hatte ein Regierungsvertreter erklärt, die US-Armee habe Stellungen der islamistischen Al-Nusra-Front bombardiert und damit auf einen Angriff der Islamisten auf von den USA ausgebildete Rebellen reagiert. Vor Bekanntgabe des US-Luftangriffs hatte der Sprecher von US-Präsident Barack Obama, Josh Earnest, am Montag den syrischen Machthaber Bashar al-Assad ausdrücklich davor gewarnt, den vom US-Militär ausgebildeten Einheiten beim Kampf gegen die Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) in die Quere zu kommen. Die USA seien zu zusätzlichen Schritten bereit, um die verbündeten Rebellen zu unterstützen, sagte Earnest. Die USA fliegen seit dem vergangenen Sommer gemeinsam mit Verbündeten Luftangriffe auf IS-Stellungen in Syrien und im Irak. Für den Kampf am Boden setzt Washington auf die irakischen Streitkräfte, kurdische Verbände sowie die moderate Opposition gegen Assad. Der seit mehr als vier Jahren andauernde syrische Bürgerkrieg hatte den Aufstieg des IS begünstigt, der mittlerweile große Gebiete in Syrien und im Irak kontrolliert. Die USA haben indessen ihre Sanktionen gegen Syrien erneut ausgeweitet. Das Finanzministerium in Washington setzte am Montag zusätzlich sieben Institutionen und vier Einzelpersonen auf die Sanktionsliste, zudem wurden sieben Frachter beschlagnahmt. Die Institutionen seien größtenteils von der syrischen Regierung und ihren Unterstützern dazu genutzt worden, um die bestehenden US- und EU-Sanktionen zu umgehen, hieß es in einer Mitteilung des Ministeriums. Diese gezielten Sanktionen intensivieren den wirtschaftlichen und finanziellen Druck auf die syrische Regierung, ihre Kampagne der Gewalt gegen ihr Volk zu beenden, erklärte das Finanzministerium. In Syrien wütet seit mehr als vier Jahren ein Bürgerkrieg zwischen den Truppen von Staatschef Bashar al-Assad und gemäßigten sowie islamistischen Aufständischen. Seit Beginn der Kämpfe im März 2011 wurden nach nicht überprüfbaren Angaben der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte bereits etwa 230.000 Menschen getötet. Nicht-Wissenschaft;Volvo-Chef Hakan Samuelsson ist vor Apple und Google auf der Hut und schließt eine E-Version des SUV-Flagschiffs XC90 nicht aus. Stockholm – Volvo-Chef Hakan Samuelsson ist vor Apple und Google als neuen Konkurrenten für Autohersteller auf der Hut. Ich glaube, man sollte das nicht unterschätzen, sagte er im Gespräch mit der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Google hat bereits ein selbstfahrendes Auto entwickelt, der iPhone-Hersteller Apple arbeitet Medienberichten zufolge an einem eigenen Elektroauto. In der Autobranche ist umstritten, ob die beiden US-Unternehmen den etablierten Autoherstellern ernsthaft Konkurrenz machen wollen, oder eher ins Geschäft mit Daten rund um das Auto und seine Fahrer drängen. Samuelsson hatte Volvo Anfang des Jahres gegenüber der Automobilwoche selbst ins Gespräch für eine mögliche Zusammenarbeit mit Apple gebracht. Wenn Apple auf Volvo zukäme, hatte er gesagt, würden die Schweden sicher darüber nachdenken. Dazu ist es aber nicht gekommen: Wir haben keinen konkreten Dialog, stellte Samuelsson jetzt klar. Er verwies stattdessen auf eigene Versuche mit selbstfahrenden Autos. Autonomes Fahren Für das autonome Fahren hat Volvo auch den Kartendienst Here im Blick. Die drei deutschen Autobauer Audi, BMW und Daimler haben kürzlich dessen Übernahme von Nokia angekündigt. Wir brauchen natürlich zuverlässige Karteninformationen, speziell für selbstfahrende Fahrzeuge, sagte Samuelsson. Here sei dabei eine Alternative, Volvo wolle sich aber Flexibilität bewahren. Über den Kartendienst sollen Autos zum Beispiel auch Informationen zu Staus oder Parkplätzen automatisch austauschen. BMW, Daimler und der VW-Konzern wollen sich so auch unabhängiger von Google und Apple machen, heißt es in der Branche. Auch Volvo beobachtet die US-Konzerne genau: Wenn sie seriöses Interesse am PKW-Markt zeigen, sollte man natürlich bereit sein, sie als Konkurrenten zu sehen, sagte Samuelsson. Hinter Google und Apple stecke viel Geld. Volvo werde die Ambitionen verfolgen, größere Angst vor den Tech-Konzernen habe man aber nicht. Es ist nicht so einfach, Autos zu bauen, sagte Samuelsson. Bei neuen Antriebsarten sieht der Volvo-Chef seinen Konzern auf dem richtigen Weg. Das Unternehmen, das seit 2010 dem chinesischen Autobauer Geely gehört, setzt derzeit vor allem auf sogenannte Plug-in-Hybride, die mit Treibstoff betankt, aber auch mit Strom aufgeladen werden können. Wenn die Batterie leer ist, übernimmt der Verbrennungsmotor. Fast alle großen Hersteller haben inzwischen solche Autos im Angebot. Nische E-Auto Vom elektrischen C30, dem bisher einzigen vollelektrischen Volvo, wurden lediglich 250 Stück gebaut. Ich könnte mir vorstellen, dass wir heute vielleicht ein bisschen offener für ein ganz elektrisches Fahrzeug sind, sagte der Volvo-Chef jetzt. Es hänge stark von der Entwicklung der Batterie-Technologie ab. Ich glaube, man braucht eine Reichweite in der Größenordnung 400 oder 500 Kilometer, um eine richtige Alternative zu haben, sagte Samuelsson. Außerdem müssten Ladezeiten verkürzt werden: Man kann keine Kaffeepause von fünf, sechs Stunden akzeptieren. Das muss deutlich schneller gehen. Die geringe Kapazität von Batterien gilt als eines der größten Probleme für Elektroautos. Lange Autobahnstrecken sind ohne Aufladen kaum möglich und das Netz von Ladesäulen ist noch sehr dünn. In der Automobilindustrie erwartet Samuelsson aber dennoch Veränderungen: Ich glaube, wir werden eine Verschiebung sehen: Mehr Batterien und kleinere Verbrennungsmotoren. Auch Volvo könnte einen neuen Anlauf in die Elektromobilität wagen, Samuelsson lässt sich aber noch nicht in die Karten schauen. Auf die Frage, ob es Pläne für eine E-Version des SUV-Flaggschiffs XC90 gebe, sagte der Volvo-Chef lediglich: Könnte vielleicht nicht ganz falsch sein. Nicht-Wissenschaft;Über 50 Menschen starben, viele weitere werden noch vermisst. Die Hintergründe sind noch völlig unklar. Peking/Tianjin – Feuerwehren und Spezialeinheiten kämpfen in Tianjin verzweifelt darum, Schwelbrände im hochgefährlichen Gift- und Chemiefrachtlager unter Kontrolle zu bringen. Am Freitagnachmittag zogen sie nach Angaben der Nachrichtenagentur China News Service einen provisorischen Damm um die 46.000 Quadratmeter große Anlage. Wettermeldungen hatten für den Abend Regen angekündigt und damit die Lage noch dramatisiert. Armeeexperten zur Bekämpfung von Chemieunfällen befürchteten, dass die giftigen Substanzen sich auflösen und die Umgebung vergiften könnten oder in fließendes Wasser geraten. Zwei Tage nach den katastrophalen Explosionen, die bis Freitag 56 Tote und mehr als 700 Verletzte forderten, konnten die Helfer noch immer nicht recht voran. Behörden warteten, um den verletzten Geschäftsführer des Ruihai-Unglücksunternehmens Zhi Feng vernehmen zu können. Er soll ihnen dringend benötigte Auskünfte geben: Welche Chemikalien lagerten zum Zeitpunkt der Detonation in seiner Logistikfirma für Gefahrengüter? Wie giftig sind sie? Welche reagieren mit Wasser? Welcher Mix konnte solche Sprengkräfte entwickeln, dass Wohnblöcke, Straßen und nach chinesischen Angaben mehr als 4.000 Importwagen zerstört wurden? 1.020 Feuerwehrleuten und mit Chemikalien vertrauten Spezialeinheiten der Armee sind die Hände gebunden, solange sie weitere Explosionen befürchten müssen. Die anfangs mitten in die Detonationen hineingeratenen Feuerwehrleute zahlten bereits einen furchtbaren Preis. 21 starben, 18 werden noch vermisst. Anders als beim 19-jährigen Zhou Ti, der Freitagmorgen mit mittelschweren Verbrennungen und Verletzungen lebend geborgen werden konnte, gibt es für sie wohl kaum noch eine Überlebenschance. Geschäftsführer Zhi Feng war zum Zeitpunkt des Brandes und der Detonationen in seinem Unternehmen. Er kam zwar mit dem Leben davon, soll aber nach Angaben der Pekinger Jugendzeitung Beijing qingnianbao mit schweren Kopfverletzungen und Verbrennungen im größten Krankenhaus Taida liegen. Er sei nicht ansprechbar und werde von der Polizei bewacht. Noch immer lagern hunderte Tonnen von Chemikalien, darunter hochgiftige Zyanide, in dem verwüsteten Lager. Der Unternehmenschef könnte künftig auch zum Kronzeugen der öffentlichen Anklage gegen ein für China typisches Problem der Vermischung von Macht, Geschäft und Korruption werden. Erregt wird in Chinas sozialen Medien seit Freitag im Netz diskutiert, ob die Sucht nach Wirtschaftswachstum wieder einmal zu einer Katastrophe geführt hat. Noch überwiegen ebenso brisante, aber sehr konkrete Fragen im Netz, die nur Zhi Feng beantworten kann. Wer hat politisch den Bau seiner 2011 gegründeten Firma genehmigt und wie viel Geld floss dabei? Wie konnte das Gefahrengutlager die besonders strenge Umweltverträglichkeitsprüfung bestehen? Wie konnte es in nur 600 bis 700 Meter Entfernung von der Wohnanlage Hafencity Nummer 3 gebaut werden, wo der Staat einen Mindestabstand von 1.000 Metern vorschreibt? Dächer, Fenster und Türen der Anlage wurden von der Wucht der Detonationen zerstört, die sogar Fahrstühle verzogen. Die von der Immobiliengesellschaft Vanke erbaute Siedlung hatte im April 2010, ein Jahr vor Ruihai, ihre Baugenehmigung erhalten und begann 2013 mit dem Wohnungsverkauf. Keiner der Bewohner hätte sich eine Eigentumswohnung gekauft, wenn bekannt geworden wäre, dass ihr Nachbar nebenan giftige Chemikalien lagert. Pekings Propaganda reagiert nervös. Im CRI-Staatsrundfunk wurden sechs Gerüchte zurückgewiesen und alle gewarnt, sie weiterzuverbreiten. Der Rundfunk nannte Beispiele unwahrer Behauptungen wie etwa, dass Tianjins Explosion die Luft in Peking belaste, mehr als 1.000 Menschen gestorben seien und die Krebsgefahr überall im Anstieg sei. Wie das chinesische Blogportal The Nanfang berichtet, hatte der staatliche Sender CCTV (China Central Television) eine Pressekonferenz zu den Vorfällen spontan unterbrochen. Nach einer kritischen Frage zu möglichen Umweltschäden schalteten die Programmverantwortlichen in den Werbeblock. Nicht-Wissenschaft;Drei Pfadfinder befreien als totale Loser ein US-amerikanisches Kleinstädtchen von der üblichen Plage. Der Kampf gegen Zombies wird global geführt, wenngleich er sich meistens zunächst auf ein überschaubares Gebiet beschränkt. Apropos beschränkt: Nicht nur die menschliche Spezies bekommt es regelmäßig und gerne auch in Serie mit den Untoten zu tun, manch einer erinnert sich mit Schrecken an Außerirdische, die mit von der Partie waren. Nach Aliens vs. Zombies gibt es jetzt Scouts vs. Zombies (Regie: Christopher B. Landon), und ziemlich außerirdisch wirken auch jene drei Pfadfinder, die als totale Loser ein US-amerikanisches Kleinstädtchen von der üblichen Plage befreien. Obwohl sie nicht auf die angesagte Party dürfen, haben sie dort ihren großen Auftritt: Echte Nerds basteln sich ihre Waffen eben aus widerstandsfähigem Werkzeug aus dem Baumarkt. Der Brachialhumor ist exakt zwei Mal lustig, für eine Horrorkomödie ist das dann doch (zu) wenig. Wissenschaft;Gerhard Widmer hätte eigentlich Pianist werden können, ist aber Informatiker mit Schwerpunkt künstliche Intelligenz geworden. STANDARD: Sie haben selbst als Kind Klavier gespielt – auch öffentlich. Sind Sie noch immer aktiv? Widmer: Schon, aber nur privat. Für eine Karriere als klassischer Pianist war ich zu faul. Ich habe maximal 30 Minuten am Tag geübt. Mit 13 hat das noch zum ersten Preis beim Landeswettbewerb gereicht. Mit 15 habe ich die klassische Musik aufgegeben und mich dem Jazz zugewandt. STANDARD: Aber Ihre Spezialisierung auf Artificial Intelligence und Musik hat dadurch eine gewisse Logik? Widmer: Ja, sicher, obwohl ich es so gezielt nicht angepeilt habe. Das hat sich über die Jahre ergeben. Mein wissenschaftliches Feld ist in erster Linie die künstliche Intelligenz, das maschinelle Lernen. Ich habe in den frühen Jahren, als ich die ersten Lernalgorithmen entwickelt habe, Testprobleme gesucht, um zu demonstrieren, was die Algorithmen können. So habe ich begonnen mich mit Musik zu beschäftigen und wie sie eine Maschine hören kann. Der Start-Preis des Wissenschaftsfonds FWF 1998 hat mir dann quasi den offiziellen Auftrag gegeben, mich damit zu beschäftigen, die Bestätigung, dass es sich dabei um ein seriöses wissenschaftliches Thema handelt. Zuvor hat man, wenn ich von meiner Arbeit erzählt habe, immer ein wenig die Stirn gerunzelt. Heutzutage schaut niemand mehr erstaunt. Musik ist digital, das Internet ist voll davon, Suchmaschinen, die darauf spezialisiert sind, werden gebaut, STANDARD: Was kann künstliche Intelligenz mit Musik machen? Widmer: Sie kann Computer entwickeln, die bestimmte Aspekte von Musik wahrnehmen können. Wir bauen zum Beispiel Maschinen, die Rhythmus und Tempo von Musikstücken erkennen können, die live Stücke mitverfolgen können und dabei parallel die exakten Noten anzeigen. Davon gibt es durch die Kooperation mit dem Concertgebouw Amsterdam bereits eine Anwendung: Die geben mehrmals jährlich ein E-Magazin heraus. Abonnenten können sich Konzerte anhören. Der Clou: Der Algorithmus hört sich das Konzert ebenfalls an und zeigt dabei die Noten. STANDARD: Inwieweit können Ihre Maschinen die Musik auch selbst auswählen? Widmer: Wir haben ein solches Musiksystem für Bang und Olufsen entwickelt. Da ist eine Software drinnen, die entscheidet, welche Musik sie spielt. STANDARD: Wie kann ich sicher sein, dass diese Software bei einer Cocktailparty nicht Mozarts Requiem spielt? Widmer: Sie wählen ein Album aus Ihrer Sammlung aus, dann wählt der Algorithmus nur mehr ähnliche Musik aus. Er muss sich also jedes Stück anhören und auf Ähnlichkeiten prüfen. Natürlich kann das System Fehler machen – wie jede Maschine. In der Regel sollte es aber nicht das Requiem spielen, wenn Sie nicht zuvor eine ähnliche Musik gewählt haben. Ein vergleichbares, etwas abgespecktes System haben wir für den Soundpark von FM4 gebaut. Hier gibt es ja eine große Sammlung von unbekannten Bands, die darauf hoffen, entdeckt zu werden. Der Soundpark schlägt – ebenfalls nach einer Erstwahl durch den Benutzer – mehrere Songs vor. Das führte zu einem verstärkten Download von Musik, und damit hat man das Ziel auch erreicht: die Bands bekannter zu machen. STANDARD: Viele Smartphone-Besitzer nutzen Shazam, das gerade gespielte Musik erkennt. Das gelingt natürlich nur, sofern sie in einer Referenzdatenbank liegt. Könnte man ein solches System noch smarter machen? Widmer: Natürlich, man könnte auch unterschiedliche Interpretationen eines Liedes erkennen. Das kann Shazam nicht. Mit klassischer Musik schaffen wir das mittlerweile. Unsere Rechner können in Sekundenschnelle Musikstücke aus Liveaufnahmen identifizieren, unabhängig davon, wie oder von wem sie gespielt oder interpretiert werden. In unserem neuesten Projekt, das vom Europäischen Forschungsrat ERC gefördert wird, schauen wir uns an, welchen Ausdrucksdimension ein Musikstück über eine Interpretation bekommt: also spielerisch oder zögerlich oder schwermütig oder verhalten. Wie kann man das als Mensch erkennen? Und kann das eine Maschine auch – ohne dass sie so etwas wie ein Verständnis für Emotionen entwickeln kann? STANDARD: Wie kann man sich das vorstellen? Widmer: Interpretation und Ausdruck haben ganz zentral mit der Struktur eines Musikstücks zu tun und wie diese Struktur von InterpretInnen kommuniziert wird. Wenn ich Ihnen ein Musikstück vorspiele, erkennen Sie automatisch, wo eine Einheit aufhört und eine andere beginnt, Sie hören wiederkehrende Melodien, ein Motiv, das in Variationen wiederholt wird. Musik braucht eine bestimmte Menge an Redundanz, Melodien, wo man sich festhalten kann. Nicht zu viel, denn auch das wäre langweilig. Das hat mit unseren Wahrnehmungen und mit unserem Sinn für Ästhetik zu tun. Wenn in der Welt alles gleich wäre, würden wir nicht existieren können. Wenn alles egal ist, keine Struktur zu sehen ist, kann ich nichts wiedererkennen, mich nicht zurechtfinden – in der Musik und überhaupt. STANDARD: Was ist Ihre Vermutung? Kann sie? Widmer: Das werden wir sehen. Im Prinzip könnte man alles auf das Lernen reduzieren. Auch wir haben ja gelernt, wahrzunehmen und zu strukturieren – und erkennen deshalb eine Melodie oder einen Rhythmus. Je mehr Daten ich habe, desto mehr weiß ich über die Welt: Das ist zumindest die Google-Sicht der Welt. Wir können aber bis heute nicht genau sagen, wie unser Gehirn lernt, welche Rolle das In-der-Welt-Sein spielt, körperliche Erfahrung, Motivation, Emotion. Oder sinnliche Freude an der Schönheit von Musik. Davon sind lernende Maschinen noch weit entfernt. Wissenschaft;Standort in Seebarn am Wagram soll auch für interessierte Laien geöffnet sein. Seebarn/Wien – Die im Frühjahr gegründete Österreichische Vogelwarte bekommt eine Außenstelle im niederösterreichischen Seebarn am Wagram. Neben der Abwicklung lokaler Forschungsprojekte sollen dort künftig vor allem Interessierte Laien mit der ornithologischen Arbeit vertraut gemacht, erklärte der Leiter der Vogelwarte, Leonida Fusani anlässlich der Eröffnung am Donnerstag. Der Hauptsitz der Warte ist am Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung der Veterinärmedizinischen Universität Wien in Wien-Ottakring angesiedelt. Deren zentrale Aufgabe ist es, die Beringungen mittels farbkodierter Metall- oder Plastikringe von Zugvögeln auf nationaler Ebene zu koordinieren und Fundmeldungen durch internationalen Datenaustausch zu dokumentieren. Mit der Einrichtung der Institution bekam Österreich als letztes europäisches Land eine solche Vogelwarte. Von der im ehemaligen Schulgebäude von Seebarn untergebrachten neuen Außenstelle ausgehend sollen nun vor allem lokale Projekte in Niederösterreich abgewickelt werden, erklärte Fusani, der seit September 2014 Professor für Physiologie mit Schwerpunkt Ornithologie an der Vetmeduni und der Uni Wien ist. Dort wird auch unsere Ausbildungsstelle sein, wo wir die neue Generation von Beringern und ehrenamtlichen Mitarbeitern trainieren, denn dafür haben wir dort die perfekte räumliche Situation, erklärte der Ornitologe. Viele Aspekte der Vogelkunde – vor allem die Beringung und das Melden von Funden – seien typische Beispiele für Citizen Science. Neben wissenschaftlichen und Bildungszwecken soll der Standort in Niederösterreich generell für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Im Erdgeschoß soll es eine kleine Ausstellung geben, in der die Wissenschafter ihre Arbeit vorstellen. Außerdem schwebt Fusani eine Nutzung von Seminarräumen für Events und Informationsveranstaltungen für Laien vor. Was die wissenschaftliche Arbeit betrifft, befinde man sich an der relativ jungen Vogelwarte noch in der Aufbauphase. Ein wichtiger Punkt sei die Etablierung des bundesweiten Zugvogel-Monitorings. Da in Österreich bereits etwa 100 Beringer aktiv sind, gehe es hier in erster Linie um strukturelle Verbesserungen. Außerdem wollen sich die Forscher mit der Zählung von Brutvögeln an neuralgischen Orten beschäftigen. Aus Informationen darüber, welche Arten in welcher Zahl dort brüten, würden sich wichtige Rückschlüsse auf die Veränderungen der verschiedenen Populationen und damit auf äußere Einflüsse, etwa durch den Klimawandel, ziehen lassen. Wissenschaft;Im Teilchenbeschleuniger Large Hadron Collider schießen Physiker Bleikerne mit bis dato unerreichter Energie aufeinander. Genf – Vorwärts in die Vergangenheit, bis möglichst weit zurück zum Urknall. Das ist das Motto der neuesten Experimente, die zurzeit im Large Hadron Collider des Cern in Genf laufen. Noch bis Ende dieses Jahres finden dort Kollisionen statt, bei denen so viel Energie frei wird, dass für Sekundenbruchteile ein sogenanntes Quark-Gluon-Plasma entsteht. Und dieser einzigartige Materiezustand dürfte auch kurz nach dem Urknall vor etwa 13,8 Milliarden Jahren geherrscht haben. Normalerweise werden im größten Teilchenbeschleuniger der Welt, der im Vorjahr aufgerüstet wurde, Protonen zur Kollision gebracht. Aber es hat am Cern quasi schon Tradition, zuvor einige Wochen lang Blei-Ionen aufeinander zu schießen, seit heuer mit der gewaltigen Energie von 1000 Teraelektronenvolt. Die bei den Kollisionen erzeugte Energiedichte ist enorm und wurde auf der Erde so noch nie erreicht. Im Physikersprech sind das rund 20 Gigaelektronenvolt pro Kubikfemtometer – oder die 40-fache Energiedichte eines Protons. Auch nicht wirklich besser vorstellbar: Die kollidierenden Bleikerne heizten ihre Umgebung für kurze Zeit auf mehr als vier Billionen Grad auf. Dieser Energiestoß erzeugte ein Quark-Gluon-Plasma und gleichzeitig Unmengen neuer Teilchen – denn nach Einsteins Formel E=mc² lässt sich Energie in Masse umwandeln. Die ersten Kollisionen mit dieser Rekordenergie gelangen den LHC-Physikern am Mittwochvormittag. Auch wenn die vollständigen Analysen noch nicht erfolgt sind, zeigen die ersten Kollisionen bereits, dass bei jeder frontalen Kollision zweier Blei-Ionen mehr als 30.000 Teilchen erzeugt werden, sagt Jens Jørgen Gaardhøje von der Universität Kopenhagen, der an den Experimenten beteiligt ist. Bisher ließ sich dieses Quark-Gluon-Plasma nur für extrem kurze Zeit und in kleinsten Volumen erzeugen – die Energie reichte nicht für mehr. Weil nun aber dank der höheren Kollisionsenergie das Quark-Gluon-Plasma heißer ist und auch ein wenig länger anhält, werden sich seine Eigenschaften besser erforschen lassen. Den Teilchenphysikern gibt dies die Chance, mehr über diesen rätselhaften Materiezustand herauszufinden, der noch vor der Bildung der ersten Atomkerne und Atome existierte. Nicht-Wissenschaft;'Heraf-Elf für Buchmacher klarer Favorit - ÖFB-Coach: "Fangen jetzt wieder bei Null an" - Grillitsch wohl fit, Joppich fehlt wegen Sperre. Whangarei - Österreichs U20-Fußball-Nationalteam hat bei der WM in Neuseeland die sich zum Ziel gesetzte Pflicht erfüllt, in der K.o.-Phase soll nun die Kür folgen. Nach dem bisherigen Turnierverlauf gehen die Schützlinge von Teamchef Andreas Heraf am Donnerstag (06.00 Uhr MESZ/live ORF eins) als leichter Favorit ins Achtelfinale gegen Usbekistan in Whangarei. Wir fangen jetzt wieder bei Null an. Wenn meine Mannschaft die Leistungen aus der Gruppenphase wiederholen kann, stehen unsere Chancen gut. Aber jedem ist klar, dass wir von der ersten Minute an hart und konzentriert arbeiten müssen, sagte Heraf. Seine Truppe blieb bisher mit einem 1:1 gegen Ghana, einem 2:1 gegen Panama sowie dem 0:0 gegen Rekord-Weltmeister Argentinien ungeschlagen. Technisch sehr versiert Usbekistan schaffte demgegenüber erst mit dem ersten Sieg im letzten Spiel gegen Fidschi (3:0) den knappen Achtelfinalaufstieg. Heraf sah diese Partie in Whangarei im Stadion und studierte den Gegner auch sonst in den vergangenen Tagen eingehend. Man treffe auf einen technischen sehr versierten Gegner mit sehr guten Einzelspielern. Einer davon ist Sabichillo Urinbojew, der nach der U17-WM 2011 sowie U20-WM 2013 schon seine dritte Weltmeisterschaft spielt. Der 20-jährige Stürmer vom FC Bunyodkor war mit fünf Toren in vier Spielen in der Qualifikation der entscheidende Mann und brachte es im Turnierverlauf auch schon auf zwei Tore und einen Assist. Mit Abwehrchef Dostonbek Tursunow fehlt hingegen eine andere Teamstütze. Usbekistan ist eine aufstrebende Fußballnation, warnte Heraf trotzdem. Grillitsch wieder fit Auf ÖFB-Seite könnte ein Schlüsselfigur wieder zur Verfügung stehen. Florian Grillitsch, der bei Werder Bremen ab kommender Saison zu den Profis aufsteigt, hat seine Oberschenkelblessur, wegen der er das Argentinien-Spiel verpasst hatte, überwunden. Heraf ist vorsichtig optimistisch, den 19-jährigen Offensivspieler einsetzen zu können. Sollte Grillitsch in die Anfangsformation rücken, wird das nicht die einzige personelle Änderung sein. Lieferings Alexander Joppich muss nämlich aufgrund einer Gelbsperre zuschauen, Heraf daher auf der linken Seite seine Viererkette umbauen. Das Fehlen des bisher starken Joppich soll aber kein Stolperstein sein, die ÖFB-Truppe hat das Viertelfinale voll im Visier. Man merkt, dass die Jungs brennen, zeigte sich der 47-Jährige von den jüngsten Trainingsleistungen bei besten Wetterbedingungen im neuen Teamquartier in Whangarei angetan. Die ÖFB-Auswahl sollte auch frischer sein. Während Österreich das letzte Gruppenspiel am Freitag absolviert hatte, konnte Usbekistan erst am Sonntag die Gruppenphase abschließen. Nicht nur deshalb sehen auch die Wettanbieter Österreich in der Favoritenrolle. Die Quote für einen ÖFB-Sieg steht bei bwin etwa bei 1,48, bei einem Sieg Usbekistans würde man demgegenüber das Siebenfache des Einsatzes bekommen. Der Viertelfinalgegner von Österreich oder Usbekistan wird bereits am Mittwoch im Duell Ukraine gegen Senegal ermittelt. (APA; 9.6.2015)' Nicht-Wissenschaft;Tausende versammelten sich vor Regierungssitz – Steine und Flaschen auf Polizei, Zuma zu Erklärung aufgerufen. Pretoria – Die landesweiten Studentenproteste in Südafrika haben am Freitag einen neuen Höhepunkt erreicht. Tausende wütender Studenten versammelten sich vor dem Regierungssitz in Pretoria und forderten Präsident Jacob Zuma zu einer Erklärung auf. Die Sicherheitskräfte brachten gepanzerte Mannschaftswagen und Wasserwerfer auf das Gelände. Über den von einem großen Polizeiaufgebot abgesicherten Zaun flogen Steine und Flaschen, ein Reporter wurde nach Angaben des TV-Senders eNCA am Kopf verletzt. An mehreren Stellen drangen Studenten auf das Gelände des Regierungssitzes vor. Beobachter beschrieben die Situation als extrem angespannt. Auf TV-Bildern war schwarzer Rauch zu sehen. Die Proteste hatten vor anderthalb Wochen in Johannesburg begonnen. Studenten, Eltern und Dozenten demonstrieren gegen eine geplante Erhöhung der Studiengebühren. Schon am Mittwoch war es vor dem Parlament in Kapstadt zu Krawallen gekommen, als Studenten Eingangstore durchbrachen. Die Ministerpräsidentin der Westkap-Provinz, Helen Zille, wurde am Freitag bei einem Vermittlungsgespräch von den Studenten ausgebuht. Inzwischen sind alle wichtigen Universitäten des Landes geschlossen. Nicht-Wissenschaft;Barack Obama versucht in Hannover, das Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA zu retten. Hannover/Wien – Die Vorzeichen stehen schlecht, umso mehr sah sich US-Präsident Barack Obama am Sonntag veranlasst, das Freihandelsabkommen TTIP verbal voranzutreiben. Erst am Samstag hatten Zehntausende vor dem Auftritt Obamas im Rahmen der Hannover Messe gegen die weitere Marktöffnung protestiert. Trotz der Widrigkeiten hält der Präsident einen Abschluss noch in diesem Jahr für möglich. Eine Ratifizierung der Verträge sei bis dahin zwar nicht machbar, sagte Obama am Sonntag auf einer Pressekonferenz mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel. Aber der Abschluss der Verhandlungen ist möglich. Merkel meinte, TTIP sei gut für die deutsche Wirtschaft, das ist für die gesamte europäische Wirtschaft gut, sagte sie. Beide Vertragspartner sollten sich daher beeilen, den Vertrag unter Dach und Fach zu bringen. Das Zeitfenster wird angesichts Obamas auslaufender Amtszeit allerdings immer kleiner. Sollte heuer keine Einigung zustande kommen, könnte es Monate, wenn nicht Jahre dauern, bis ernsthafte Gespräche wieder aufgenommen werden können, warnte US-Handelsminister Penny Pritzker in Hannover. TTIP erscheint derzeit gefährdeter denn je. Angesichts stockender Verhandlungen auf technischer Ebene gilt ein Abschluss des Abkommens noch in Obamas Amtszeit als unrealistisch. Dass sein Nachfolger oder seine Nachfolgerin wenig mit dem Unterfangen am Hut haben, hat sich im US-Wahlkampf längst gezeigt. Freihandel wird von links wie rechts zusehends abgelehnt. Auch der Rückhalt in der Bevölkerung schwindet ständig. Dagegen feiert der Protektionismus fröhliche Urständ – insbesondere in den Reihen der Republikaner. Nicht viel anders sieht es in der EU aus, wo es eine medial breit unterstützte Kampagne gegen das Abkommen gibt. Das bekommt derzeit Ceta, die TTIP-Blaupause zwischen der EU und Kanada, zu spüren. Zwar wurde der Freihandelsvertrag bereits unterschrieben, doch die Ratifizierung im EU-Parlament und in den nationalen Volksvertretungen droht zum Stolperstein zu werden. Derzeit werden – nachträglich – Änderungen in das Abkommen hineinverhandelt, vor allem die Unternehmen eingeräumte Schiedsgerichtsbarkeit wird auf richterliche Basis gestellt. Doch ob sich damit angesichts des breiten Widerstands gegen Globalisierungsvorhaben etwas gewinnen lässt, steht in den Sternen. Wie stark sich die Stimmung verändert hat, zeigt eine neue Umfrage der Bertelsmann-Stiftung. In Deutschland befürworten nur noch 56 Prozent eine Intensivierung des Handels, vor zwei Jahren waren es noch 88 Prozent. Dabei sind die USA der Deutschen wichtigste Destination der Ausfuhren. Auch in Österreich ist die Stimmung ähnlich schlecht, obwohl die Vereinigten Staaten als Abnehmerland heimischer Produkte immer wichtiger werden: Mit einem Plus von gut 16 Prozent haben die USA im Vorjahr Italien als zweitwichtigster Handelspartner Österreichs überholt. Dabei sind Deutschland und Österreich bei weitem nicht die einzigen Staaten, in denen die Ablehnung von des Freihandelsabkommens TTIP groß ist. Auch in Frankreich, den Niederlanden und anderen EU-Mitgliedsländern sinkt die Zustimmung. Neben der Möglichkeit für Investorenklagen gegen Staaten sind es die Sorgen um Lebensmittel- und Umweltstandards sowie die Öffnung öffentlicher Ausschreibungen, die Skepsis hervorrufen. Insbesondere auf psychologischer Ebene dürfte die Geheimhaltung des Verhandlungsstands den Gegnern in die Hände spielen. Lange Zeit erhielten nicht einmal nationale Abgeordnete Einblick in die Dokumente. Wissenschaft;Kartierung zeigt 30-mal genauer als bisher, wo und in welcher Dichte interstellarer Wasserstoff in der Milchstraße vorhanden ist. Bonn – Forscher der Universität Bonn und des Max-Planck-Instituts für Radioastronomie (MPIfR) haben mit bislang unerreichter Genauigkeit den Nordhimmel durchmustert. Mithilfe des Radioteleskops Effelsberg in der Eifel zeichneten sie die Spektrallinie des atomaren Wasserstoffs auf, der die räumliche Verteilung der Materie in der Milchstraße widerspiegelt. Das gibt Einblick in die Sternentstehung und die Entwicklung der Galaxie, wie die Wissenschafter in Astronomy & Astrophysics berichten. Direkt nach dem Urknall bestand das Weltall nahezu ausschließlich aus Wasserstoff und etwas Helium. Erst als sich die ersten Sterne entwickelten, bildeten sich in ihrem Inneren die weiteren chemischen Elemente. Auch heute noch macht elementarer Wasserstoff (HI) den ganz überwiegenden Teil der Materie im Universum aus, da er die Grundsubstanz aller Sterne ist, sagte Jürgen Kerp von der Universität Bonn. Das Wissen um die Verteilung des Wasserstoffs in der Milchstraße war bisher jedoch nur ungenau, die letzte Kartierung liegt mehr als 20 Jahre zurück. Mit dem damals eingesetzten 25-Meter Teleskop konnte der Himmel nur grob gerastert aufgezeichnet werden. Im Rahmen der Effelsberg-Bonn HI Survey (EBHIS) gekang nun eine rund 30-fach genauere Kartierung der Wasserstoff-Verteilung. Es handelt sich dabei um das bislang schärfste Bild unserer Milchstraße, so Kerp. Wenn man zuvor von einem Heißluftballon auf ein Fußballstadion herunterblickte, konnte man anhand der verschiedenen Farben die Fanblöcke erkennen. Jetzt sehen wir die einzelnen Menschen. So lasse sich zum Beispiel nun genau beobachten, wie sich auch heute noch aus dem HI Gas einzelne Sternentstehungsregionen herausbilden. Die Gaswolken verdichten sich durch ihre eigene Schwerkraft und kollabieren schließlich zu den leuchtenden Himmelskörpern, sobald eine kritische Masse erreicht ist. Auch die Genauigkeit von Entfernungsmessungen in der Milchstraße hängt davon ab, wie exakt die Dichte der interstellaren Materie bestimmt ist. Denn sie schluckt einen Teil des Lichts ferner Sterne. Wer die räumliche Verteilung des Wasserstoffs kennt, kann auch viel genauer auf die tatsächliche Leuchtkraft eines Sterns schließen, sagt Kerp. Die Forscher rechnen damit, dass diese Daten künftig der Gewinnung neuer Erkenntnisse dienen werden. Wissenschaft;Finnische Forscher fanden in einem Experiment heraus, dass Insekten ihren Gesundheitszustand erkennen können. Helsinki – Nicht nur Menschen und andere komplexe Tiere nutzen gezielt die medizinische Wirkung natürlicher Substanzen. Selbst so vergleichsweise einfache Organismen wie Gliederfüßer sind dazu offenbar in der Lage. Forscher der Universität Helsinki berichten im Fachblatt Evolution, dass sie Grauschwarze Sklavenameisen (Formica fusca) dabei beobachtet haben, wie sie ihre Ernährungsgewohnheiten an ihre Gesundheit anpassten. Diese von Skandinavien bis in den Alpenraum verbreiteten Tiere, die zu den Waldameisen zählen, können vom pathogenen Pilz Beauveria bassiana infiziert werden. Geschieht dies, greifen die Ameisen verstärkt zu Nahrung, die Wasserstoffperoxid enthält. Normalerweise ist Wasserstoffperoxid durch die enthaltenen freien Sauerstoffradikale der Gesundheit nicht förderlich – es wirkt aber als Gegenmittel bei einer Infektion. In der Natur kommt es unter anderem in den Kadavern toter Insekten vor. Für ihre Studie stellten die Forscher Honiglösungen her, die größere, kleinere oder gar keine Anteile der Substanz enthielten. Es zeigte sich Verblüffendes: Gesunde Ameisen bevorzugten den wasserstoffperoxidfreien Honig. Kranke hingegen wandten sich verstärkt der Ration zu, die die Substanz enthielt – und verbesserten damit ihre Überlebenschancen. Da sie zusätzlich die Wahl zwischen höherem und geringerem Wasserstoffperoxidanteil hatten, konnten sie die Zufuhr sogar dosieren. Die Forscher ziehen daraus den verblüffenden Schluss, dass die kleinen Insekten auf irgendeine Weise in der Lage sein müssen, ihren Gesundheitszustand zu erkennen. (red, 30. 8. 2015) Wissenschaft;Text nur Wochen vor seiner Ermordung im April 1865 verfasst. New York – Für mehr als zwei Millionen Dollar ist das Manuskript der zweiten Amtseinführungsrede von US-Präsident Abraham Lincoln versteigert worden. Das vor 150 Jahren beschriebene Blatt brachte am Mittwoch (Ortszeit) in New York nach Angaben des Auktionshauses Heritage Auctions gut 2,2 Millionen Dollar (zwei Millionen Euro) – mehr als das Doppelte des erwarteten Preises. Das Manuskript wurde nur Wochen verfasst, bevor Lincoln im April 1865 von einem Südstaaten-Fanatiker erschossen wurde. Lincoln war 1860 zum Präsidenten gewählt worden, was für die Südstaaten der Anlass war, die USA zu verlassen. Lincoln zeigte sich aber standhaft und gilt als Bewahrer der Union. Er wurde wiedergewählt, aber nur gut einen Monat nach seiner zweiten Vereidigung erschossen. Seine Unterschrift ist klar und deutlich auf dem Manuskript zu lesen, weil er besonders groß schrieb, vermutlich weil er das Papier Linton J. Usher schenkte, dem zehn Jahre alten Sohn seines Innenministers John Usher. Es blieb bis jetzt, eineinhalb Jahrhunderte im Besitz der Familie. Das Papier hat noch aus einem anderem Grund einen hohen historischen Wert: Die Kernpassagen des Blattes gehören zu den wichtigsten Reden der Geschichte der USA und sind im Lincoln Memorial in Washington verewigt. Wissenschaft;Die Juristin Iris Murer untersucht rechtliche Rahmenbedingungen von Prostitution. Im besten Fall dienen Gesetze im Bereich der Prostitution dazu, Opfer vor Ausbeutung und Gewalt zu schützen. Im schlechten Fall erlegen sie den Prostituierten nur zusätzliche Pflichten auf, ohne ihnen Rechte einzuräumen. Das Verhältnis von Rechten und Pflichten für Prostituierte beschäftigt auch Iris Murer in ihrer Forschungsarbeit. Die Universitätsassistentin an der Universität Salzburg im Fachbereich Öffentliches Recht, Völker- und Europarecht analysiert in ihrer Dissertation Kompetenzen und Grundrechte im Bereich der Prostitution. Da das Prostitutionswesen in Österreich in weiten Teilen in die Kompetenz der Länder fällt, hat es Murer mit neun verschiedenen Landesgesetzgebungen zu tun. Dabei zeigt sich ein gewisses Ost-West-Gefälle, sagt die Rechtswissenschafterin: In Wien, Niederösterreich und dem Burgenland ist die Gesetzgebung liberaler - neben Bordellen ist auch Straßenprostitution erlaubt. In den westlichen Bundesländern ist Prostitution dagegen nur in Bordellen erlaubt. Den Extremfall stellt Vorarlberg dar, wo es zwar möglich wäre, dass Bordelle bewilligt werden, dies bis dato aber noch nicht geschehen ist. In Vorarlberg ist Prostitution daher nur im Rahmen der Illegalität möglich , sagt Murer, de facto besteht dort ein Ausübungsverbot. Die Methode, die Murer in ihrer kompetenzrechtlichen Analyse verwendet, ist die sogenannte Versteinerungstheorie, bei der die Rechtslage zum Zeitpunkt des Inkrafttretens berücksichtigt wird. Im Prostitutionswesen geht es dabei um gewerberechtliche Angelegenheiten. Nach herrschender Auffassung ist hier der 1. Oktober 1925 als Versteinerungszeitpunkt heranzuziehen, sagt Murer. Ich habe mich daher auch mit Rechtsvorschriften beschäftigt, die noch aus der Monarchie stammen und in die Rechtsordnung der Ersten Republik übergeleitet wurden. In ihrer grundrechtlichen Analyse ist die Juristin zum Ergebnis gekommen, dass einzelne Vorschriften für Prostitution gegen Grundrechte verstoßen. Einige Landesgesetze kreieren hier eine gewisse Abhängigkeit der Prostituierten gegenüber Bordellbetreibern, sagt Murer. So ist zum Beispiel in manchen Ländern für die Eröffnung eines Bordells eine sogenannte Bedarfsprüfung notwendig, in der erhoben wird, ob es überhaupt Bedarf an einem Bordell gibt. Diese Bewilligungen werden zum Teil sehr restriktiv vergeben, sagt Murer, das führt dazu, dass bestehende Bordelle einen Konkurrenzschutz genießen und Personen, die in der Prostitution tätig sind, mitunter nicht die Möglichkeiten haben, selbst einen kleinen Betrieb zu eröffnen. Insgesamt würden sich durch diese Einschränkungen die Arbeitsbedingungen der Prostituierten verschlechtern. Kürzlich wurde die 27-Jährige für ihre Dissertation mit dem Theodor-Körner-Förderpreis ausgezeichnet, der neben anderen auch von Wissenschaftsministerium und Verkehrsministerium gesponsert wird. Auf ihr Dissertationsthema ist Murer zufällig gestoßen: Zu Beginn ihres Doktoratsstudiums nahm sie an einer Tagung teil, bei der sie darauf aufmerksam wurde, wie viele Rechtsfragen im Prostitutionswesen bestehen, die noch nicht bearbeitet worden sind. Die wissenschaftliche Arbeit macht ihr zwar viel Freude, ich könnte mir aber auch vorstellen, in die Praxis zu gehen. Wissenschaft;Ithaca – Dass zuckerhaltige Getränke, Fast Food und Süßigkeiten nicht gesund sind, ist unumstritten. Forscher der Cornell University behaupten nun aber in einer Studie, dass der Konsum solcher Lebensmittel nicht die Hauptursache für Fettleibigkeit in den USA sei. Das allgemeine Ernährungs- und Bewegungsverhalten sei weitaus bedeutsamer für die Entwicklung von Adipositas als häufiger Verzehr ungesunder Nahrungsmittel allein. LinkObesity Science & Practice (red, 6.11.2015) Nicht-Wissenschaft;Nach 35 Jahren legt das Land eine Novelle zum Behindertengesetz vor. Für die Menschen, um die es dabei geht, dürfte sich kaum etwas ändern. Salzburg – Arbeit macht Freude, ist sinnstiftend und kann ein wichtiger Beitrag zur sozialen Inklusion von Menschen mit Beeinträchtigungen sein. Seit November sind zehn von dem Salzburger Verein Lebenshilfe betreute Menschen bei der Personalvermittlungsfirma Teampool im Flachgauer Seekirchen beschäftigt. Sie sortieren Werbemittel und verpacken diese. Ein ähnliches Modell gibt es bei einem Betrieb für Reinigungstechnik. Der Wermutstropfen dabei: Alle sind nur auf geringfügiger Basis beschäftigt. Würden sie mehr verdienen, würden sie aus der Behindertenbeihilfe des Landes fallen, sagt Vereinssprecherin Claudia Tomasini. Nicht zuletzt diese Konstruktion in dem von 1981 stammenden Salzburger Behindertengesetz führe dazu, dass die meisten der Lebenshilfe-Klienten nur für ein Taschengeld von etwa 100 Euro im Monat arbeiten können. 200 der 740 von der Lebenshilfe Betreuten sind so bei Firmen oder Gemeinden tätig – nur unfallversichert, ohne sonstige sozialversicherungsrechtliche Ansprüche. Dass es auch anders gehe, zeige das Vorarlberger Projekt Spagat, sagt Tomasini. Bei diesem Inklusionsprojekt werden Behinderte angestellt, der Betrieb bezahlt aber nur die tatsächlich erbrachte Leistung. Die Differenz auf das kollektivvertragliche Entgelt – maximal 1.000 Euro monatlich – legt das Land dazu. Insgesamt nehmen in Vorarlberg bereits rund 300 Menschen an dem Arbeits- und Inklusionsprojekt teil. Von solchen Fortschritten können die Salzburger nur träumen. Denn auch in der von Soziallandesrat Heinrich Schellhorn (Grüne) vor einigen Wochen vorgelegten Novelle zum Behindertengesetz seien solche Projekte nicht vorgesehen, kritisiert man bei der Lebenshilfe. Es sei eben in Österreich immer noch eine Frage des Glücks, wo man auf die Welt kommt, so Tomasini. Auch Lebenshilfe-Geschäftsführer Guido Güntert sieht in der Gesetzesnovelle wenige Fortschritte. Generalkritikpunkt aus seiner Sicht: Das zentrale Grundprinzip der UN-Behindertenrechtskonvention – die Selbstbestimmung im Rahmen der Möglichkeiten – spiegelt sich im Landesgesetz in keinster Weise wider. Als Beispiel für die Selbstbestimmung nennt Güntert die Wohnplatzwahl. Auch weiterhin werde Menschen mit Beeinträchtigungen ein Wohnort zugewiesen, Mitbestimmung sei im neuen Gesetz nicht vorgesehen. Ähnlich die Beurteilung durch die gesetzliche Bewohnervertretung des Vereins Vertretungsnetzwerk. Die Novelle enthalte vor allem Änderungen in der Terminologie, es gebe keinen Paradigmenwechsel und keine Verbesserungen für die betroffenen Menschen, sagt die stellvertretende Bereichsleiterin für Salzburg und Tirol, Alexandra Niedermoser. Der von Schellhorn – er war urlaubsbedingt für eine Stellungnahme nicht erreichbar – als Kernstück bezeichnete Inklusionsbeirat, in dem auch Betroffene sitzen, ist für Niedermoser wenig glaubwürdig. Dieser habe keine durchgreifenden Kompetenzen, und seine Unabhängigkeit ist aufgrund der organisatorischen Nähe zum Land fraglich. Im Kern dürfte sich der neue Gesetzesinhalt vom Text des Jahres 1981 jedenfalls wenig unterscheiden. Ein Beispiel von vielen: Die Feststellung der Behinderung und der notwendigen Maßnahmen solle weiterhin nur durch die Ärzte des Landes erfolgen. Die Beiziehung anderer Experten wie etwa Sonder- oder Heilpädagogen sei nicht vorgesehen, kritisiert Niedermoser. Wissenschaft;'Zwei Forschungsteams untersuchten, wie Stammzellen in Haarfollikeln altern und zu Haarverlust führen. Kürzlich wurde ein ganzer Schwung an Genen entdeckt, die Haareigenschaften beeinflussen, darunter auch das Ergrauen oder Verlieren der Haarpracht. Am selben Thema, aber einer anderen Front forscht auch ein internationales Team unter der Leitung von Emi Nishimura: Die Wissenschafter untersuchen die Entwicklung von Geweben während des Alterungsprozesses. Für die Ursachen, weshalb sich unser Körper beim Älterwerden verändert, gibt es diverse Theorien: Viele Zellen können sich nur eine bestimmte Anzahl an Malen, die immer kleiner wird, teilen; reaktiver Sauerstoff schädigt unsere Moleküle, Telomere an den Chromosomenenden verkürzen sich. Vermutlich sorgen diese Prozesse in ihrer Kombination dafür, dass der Zahn der Zeit an Organismen nagt. Alternde Follikelstammzellen Eine Rolle spielen dabei auch Stammzellen, doch es ist schwierig, die genaue Entwicklung somatischer Stammzellen experimentell zu testen. Nishimura und Kollegen haben dies anhand des Haarfollikels versucht: Das Miniorgan der Haut sorgt dafür, dass Haare wachsen. Dabei wechseln sich die Wachstumsphase und die Ruhephase ab. Die Forscher stellten fest, dass Haarfollikel sowohl bei Mäusen als auch bei Menschen mit dem Alter kleiner werden und manche ganz verschwinden. Dies passiert nicht nur wie bisher vermutet bei Männern, die zu rund 80 Prozent früher oder später von Haarausfall betroffen sind, sondern auch bei Frauen. Dieser Vorgang hängt mit dem Altern der Follikelstammzellen zusammen. Als Reaktion auf DNA-Beschädigungen bilden die gealterten Stammzellen einen Stoff, der dazu führt, dass ein bestimmter Kollagen-Typus zerstört wird. Durch dessen Abbau verlieren Follikelstammzellen ihre Fähigkeit zur Selbsterneuerung und entwickeln sich zu hornbildenden Zellen der Oberhaut (Keratinozyten), was zum Haarverlust führt. Indem die Stammzellen dazu gezwungen werden, das Typ-XVII-Kollagen zu erhalten, kann dieser Alterungsprozess aufgehalten werden, schreiben die Wissenschafter im Fachmagazin Science. Dadurch sei es vielleicht möglich, neue Strategien gegen entsprechende Krankheiten zu entwickeln. Verkürzte Ruhephase und Haarverlust Auch ein US-amerikanisches Team der University of Colorado in Boulder beschäftigte sich mit Follikelstammzellen, insbesondere mit deren Ruhe- und Wachstumsphasen. Rui Yi und Kollegen stellten fest, welche Rolle dabei der Transkriptionsfaktor Foxc1 einnimmt, der womöglich von epigenetischen Veränderungen beeinflusst wird. Das Protein ist in der Ruhephase der Stammzelle nicht vorhanden, dafür aber in der aktiven Phase, wenn ein neuer Haarzyklus beginnt. Wenn Foxc1 gehemmt wird, beeinflusst dies Gene, die die Pausenzeit der Follikelstammzelle kontrollieren: Das Fehlen des Proteins führt zu einer verkürzten Ruhephase, die den Verlust des Haars zur Folge hat. Darüber hinaus wird die Aktivierung von Stammzellen unterdrückt.' Wissenschaft;Neuronaler Schaltkreis aktiviert genau die richtige Anzahl an Zellen – Sind es zu viele, kann die Speicherung gestört werden. Genf – Die Fähigkeit unseres Gehirns, Erinnerungen zu speichern und abzurufen, ist immer noch nicht bis ins letzte Detail geklärt. Nun haben Wissenschafter der Universität Genf neue Aspekte dieser komplexen Mechanismen enthüllt: Die Forscher haben an Mäusen herausgefunden, wie das Gehirn genau die richtigen Nervenzellen aktiviert – und zwar keine zu viel. Das Netzwerk von Zellen, das eine Erinnerung speichert, bezeichnen Hirnforscher als Engramm. Wie genau eine Erinnerung einem bestimmten Ensemble von Nervenzellen zugeordnet wird, ist eines der Rätsel, mit denen sich Gedächtnisforscher beschäftigen. Die Schweizer Wissenschafter entdeckten bei ihren Versuchen mit Mäusen einen Schaltkreis aus Nervenzellen, der die Größe eines Engramms kontrolliert, wie die Hochschule in Genf am Donnerstag mitteilte. Ihre Ergebnisse erscheinen im Fachjournal Neuron. Das Ensemble aus Zellen, das einer Erinnerung entspricht, formiert sich beim Abspeichern. Es wird gefestigt, indem genau die richtige Anzahl von Zellen aktiviert wird. Sind dabei zu viele aktiv, kann die Speicherung von Informationen gestört sein. Indem die Wissenschafter gezielt Zellen im Hippocampus von Mäusen aktivierten, konnten sie zeigen, wie die Nervenzellen eines Engramms die umliegenden Neurone lahmlegen, und zwar indem sie unterdrückende Zellen aktivieren. Dadurch wird die Größe des Engramms und somit auch die Stabilität der Erinnerung kontrolliert. Die Untersuchung habe ergeben, dass eine Erinnerung umso besser behalten werde, je größer das Engramm sei, erklärte der Studienleiter Pablo Mendez in der Mitteilung. Das gilt aber nur bis zu einem bestimmten Punkt. Ist dieser überschritten, funktioniert die Erinnerung nicht mehr. Als nächstes möchten die Forschenden entschlüsseln, wie Erinnerungen genau funktionieren, also welche Zellen an welcher Erinnerung beteiligt sind und welche Neurone tatsächlich eine Erinnerung verschlüsseln. Nicht-Wissenschaft;Die Grünen bezeichnen sich im neuen Statut nur noch mit weiblicher Geschlechtsform. Klagenfurt – Die Meldung aus Kärnten wurde am Faschingdienstag lanciert und fand daher nicht wirklich gleich Eingang in die Nachrichtenportale. Nein, Nein, es ist wirklich kein Scherz , beteuert Reinhard Schinner. Die Grünen in Klagenfurt hätten tatsächlich bei ihrer letzten Mitgliederversammlung mehrheitlich beschlossen, alle Mitglieder mit der weiblichen Geschlechtsform zu bezeichnen. Reinhard Schinner ist ab sofort per Statut ihres Zeichens Obfrau der Stadtpartei. Wir wollten ganz bewusst einen radikalen Schritt und ein Zeichen nach außen setzen, sagt die nunmehrige Parteivorsitzende Schinner im Gespräch mit dem STANDARD. Sprache wirkt auf unsere Weltsicht. Wir setzen damit für die weibliche Mehrheit der Bevölkerung ein klares Signal, dass sie auch in der Sprache sichtbar sein darf. Wenn es weibliche Landeshauptmänner gibt und viele daran nichts Absurdes sehen, dann muss zum Beispiel eine männliche Parteiobfrau in Klagenfurt genauso möglich sein. In der Mitgliederversammlung hätten nur zwei Männer und zwei Frauen gegen die Statutenänderung gestimmt. Anstatt die Wörter zu gendern, was zunehmend schwerer zu lesen sei, werde nun eben ausschließlich die weibliche Form verwendet. Aus Obmann wird Obfrau, aus Vorsitzender eine Vorsitzende, aus Referent eine Referentin. Natürlich könnten Männer auch weiterhin männlich angesprochen werden, geändert habe sich ja nur die Sprache im Statut. Auch wenn die weibliche Form vorerst nur im Statut verankert sei, wollen die Grünen diese Initiative aber auch in Aussendungen der Partei weiterziehen, sagt Schinner. Die weibliche Form sei übrigens für alle bestehenden 12 bis 15 Geschlechter gedacht. Als weiteres Zeichen für die Gleichbehandlung haben die Grünen Klagenfurt ab sofort auch den Namenszusatz Zeleni v Celovcu – die slowenische Bezeichnung für Die Grünen in Klagenfurt – per Statut hinzugefügt. Die Klagenfurter Grünen sind aber nicht die ersten ihrer Partei, die eine weibliche Benennung vorziehen. Die steirischen Grünen verfügen bereits seit 2014 über ein weibliches Statut. Dort ist ausschließlich nur noch von Landessprecherin, die Finanzreferentin , vom Grünen Gemeindevertreterinnenverband oder der Landesgeschäftsführerin die Rede. Noch einen Schritt weiter sind die Grünen in Tirol gegangen. Hier hat die weibliche Sprachform sogar Eingang in die Gesetzesmaterie gefunden. Das Tiroler Kinder- und Jugendhilfegesetz ist mit wenigen Ausnahmen in weiblicher Form abfasst worden. Bei Bezeichnungen wie Bereitschaftspflegerinnen wird etwa nicht mehr extra die männliche Form erwähnt. Wissenschaft;'Astronomen konnten zeigen, dass die Doppler-Formel zur Berechnung der Temperatur von solaren Protuberanzen nicht angewendet werden kann. Sonnen-Protuberanzen sind Wolken aus Plasma, die mehr als 100.000 Kilometer über die Sonnenoberfläche empor schnellen können. Die Wolken bestehen im Inneren aus bis zu 150 Kilometer dicken Fasern. Diese sind mit einer Temperatur von rund 7.000 Grad Celsius geradezu kalt im Vergleich zu ihrer Umgebung, der bis zu 1,5 Millionen Grad Celsius heißen Sonnenkorona. Die Erforschung von Protuberanzen erfolgt durch Analyse der Spektral-Linien, die sie aussenden. Aus deren Breiten wird mit der sogenannten Doppler-Formel die Temperatur ermittelt. Wissenschafter der Universitäten Göttingen und Paris haben jetzt aber gezeigt, dass diese Doppler-Formel in Protuberanzen nicht angewandt werden kann. Die Protuberanzen führen also gleichsam ein unberechenbares Eigenleben. Protuberanzen bestehen aus einem elektrisch leitfähigen Plasma, das sich nur sehr eingeschränkt im Magnetfeld bewegen kann. Daher reicht ein schwaches Magnetfeld von wenigen Tausendsteln der Flecken-Magnetfelder aus, um Protuberanzen in der Schwebe zu halten. Aus den Breiten der Spektral-Linien kann die Temperatur in den Protuberanzen ermittelt werden – zumindest der Theorie nach: die Spektral-Linien vom Wasserstoff sollten 56-mal breiter sein als die vom Eisen; Helium-Linien sollten viermal, Natrium-Linien zwölfmal schmaler sein als die vom Wasserstoff – entsprechend den Atom-Gewichten. Wir haben mit dem französischen 0,9-Meter-Sonnenteleskop auf Teneriffa gleichzeitig Spektral-Linien von Wasserstoff, Helium, Natrium, Magnesium, Titan und Eisen beobachtet und herausgefunden, dass deren Breiten sich nicht durch eine einheitliche Temperatur erklären lassen, sagt Eberhard Wiehr vom Institut für Astrophysik der Universität Göttingen. Vergleicht man etwa die Breite der gelben Natrium-Linie mit einer des ionisierten Heliums würde man mittels Doppler-Formel 50.000 Grad erhalten. Ähnliche Widersprüche ergeben sich mit den anderen Spektral-Linien. Im Fachjournal Astronomy and Astrophysics schließen die Forscher daraus, dass deren Breiten im Wesentlichen durch Temperatur-unabhängige Bewegungen verursacht werden. Eine Erklärung hierfür könnte die Struktur der Protuberanzen liefern, die sich als perlschnurartige Reihen von Klumpen einiger 100 Kilometer Durchmesser zeigt, so Wiehr. Das Helligkeits-Maximum jedes einzelnen Klumpens bewegt sich langsam abwärts, was auf ein Herunterfallen des Klumpens oder auf abwärtslaufende Wellen hinweisen könnte. Einen sehr viel stärkeren Hinweis auf eine Abwärts-Strömung geben die nicht-thermischen Bewegungen, die die gemessenen Linien-Breiten nahelegen. Es ist bekannt, dass die Plasma-Klumpen durch Abstrahlung so weit kühlen, dass die Ionen viele ihrer Elektronen wieder einfangen, und sich dadurch die elektrische Leitfähigkeit eines Gas-Klumpens derart verringert, dass die magnetischen Kräfte ihn nicht mehr in der Schwebe halten können, so Wiehr. Solch kühle Klumpen sinken dann durch das Magnetfeld nach unten, wobei sie sich wieder soweit aufheizen, dass das Gas nach und nach wieder ionisiert. Wie die Protuberanzen sich dann wieder mit Gas füllen, ist derzeit noch umstritten. Da es nicht aus der umgebenden Korona kondensieren kann, bleibt nur Nachschub von unten. Bei hinreichend zurückgewonnener Leitfähigkeit wird der Klumpen dann vom Magnetfeld wieder in der Schwebe gehalten. Solches Stop-and-Go unterschiedlich ionisierter Gas-Klumpen kann die beobachteten nicht-thermischen Linien-Verbreiterungen erklären. Die Forscher planen nun, diese Dynamik am deutschen 1,5-Meter-Sonnenteleskop auf Teneriffa zu prüfen. Hierzu sollen moderne Bildgebungsverfahren mit adaptiver Optik und Bild-Rekonstruktion erstmals auf Protuberanzen angewendet werden, die trotz ihres beschriebenen dynamischen Eigenlebens oft wochenlang existieren und daher nicht mit Sonnen-Eruptionen zu verwechseln sind.' Wissenschaft;Knochen können zum Verständnis des Lebens in der Vergangenheit beitragen – und von heutiger Relevanz sein. Die Arbeit auf der Grabung neigt sich dem Ende zu. Mittlerweile ist die letzte Grabungswoche in vollem Gang, und die Grabungen stehen kurz vor dem Abschluss. Ein Teil des Teams ist bereits seit mehreren Tagen damit beschäftigt, im Grabungshaus die menschlichen Skelette, die wir in den vergangenen Wochen ausgegraben haben, vorzusortieren. Die bioarchäologische Untersuchung der Skelette ist ein sehr wichtiger Aspekt des Amara-West-Projekts. Menschliche Überreste stellen die direktesten Hinterlassenschaften unserer Vorfahren dar und bieten dadurch auch einen der direktesten Zugänge zum Leben in der Vergangenheit. In unseren Knochen werden zahlreiche Informationen wie Geschlecht, Sterbealter, Herkunft, Krankheiten, Ernährungsweise, physische Aktivität und Verwandtschaft lange über den Tod hinaus gespeichert. Durch wissenschaftliche Untersuchung, insbesondere durch neue biomolekulare Techniken wie DNA- und Isotopenanalysen, können diese Daten auf immer detailliertere Weise abgerufen werden und zum Verständnis des Lebens in der Vergangenheit beitragen. Diese Informationen können aber von heutiger Relevanz sein. Skelettserien aus der Vergangenheit bieten Langzeitperspektiven auf Verhalten, Anpassung, oft aber auch Scheitern von Bevölkerungsgruppen an Veränderungen in Klima, Wirtschafts- und Ernährungsweisen oder auch Siedlungsformen, die der modernen Forschung oft verborgen bleiben. Auch die Erforschung der Evolution von Krankheitserregern, ermöglicht durch DNA-Analysen an archäologischen Skeletten, kann wichtige Erkenntnisse für die medizinische Forschung beitragen. Die Untersuchung der Skelette aus den Friedhöfen von Amara West gehört ebenfalls zu meinen Aufgaben im Rahmen des Projekts. Durch die Unterstützung der sudanesischen Antikenverwaltung ist es hier – im Gegensatz zu Ägypten – möglich, Menschen- und Tierknochen sowie botanische Reste, aber auch Proben von Sediment und anderen Fundmaterialien zur weiteren wissenschaftlichen Untersuchung auszuführen. Die übrigen Funde, die bei den Grabungen geborgen werden, bleiben hingegen im Land. In unserem Fall wird ein Großteil des Fundmaterials in den Magazinen des Grabungshauses gelagert. Wertvollere Gegenstände kommen ins Depot im Nationalmuseum in Khartoum. Dazu gehören Schmuckgegenstände, Metall- und Fayence-Objekte, aber auch Sandsteinblöcke mit Inschriften. Eine Fayence-Situla, die wir 2013 in Friedhof C fanden, ist dort mittlerweile in der Ausstellung zu sehen. Die Skelette aus Amara West kommen als Dauerleihgabe ans British Museum. Deren wissenschaftliche Auswertung, die auch Gegenstand meiner Doktorarbeit war, konnte ich in den vergangenen Jahren im dortigen Labor durchführen. Ziel der Arbeit war es, Ernährung und Lebensbedingungen der Bewohner von Amara West zu untersuchen und zwischen der ägyptischen Kolonial- und Postkolonialzeit zu vergleichen, um zu sehen, ob die politischen und klimatischen Veränderungen Auswirkungen hatten. Lebensbedingungen lassen sich anhand von verschiedenen Anzeichen von Krankheit und Mangelernährung am Skelett ableiten. Natürlich wirkt sich nicht jede Krankheit auf das Skelett aus, sondern nur solche, die über längere Zeit bestehen. Dazu zählen Mangelerkrankungen wie Vitamin-C- und -D-Mangel und manche Infektionskrankheiten wie Tuberkulose und Syphilis. Die Veränderungen sind jedoch oft unspezifisch, und viele verschiedene Erreger können zu den gleichen Markern am Skelett führen. Eine genauere Diagnose ist daher oft nicht möglich. Die systematische Untersuchung an den Amara-West-Skeletten zeigt deutlich, dass die Bedingungen von Beginn an nicht einfach waren. Ein Blick auf die Architektur der Siedlung, aber auch die naturräumlichen Gegebenheiten enthüllt zahlreiche mögliche Quellen für negative Einflüsse. Müllplätze innerhalb der Siedlung waren ideale Nährböden für Krankheitserreger. Offene Bewässerungskanäle sowie die Nilarme rund um die Siedlung boten Brutstätten für Malaria übertragende Moskitos, Bilharzien und andere Parasiten. Auch die gut belegte Aufstallung von Tieren in den Häusern war der Hygiene nicht unbedingt zuträglich. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass die Lebenserwartung zwischen 25 und 40 Jahren lag und die Kindersterblichkeit hoch war. Veränderungen an den Gelenken zeigen außerdem, dass die Menschen harte körperliche Arbeit, wie das in einer bäuerlichen Gesellschaft zu erwarten wäre, verrichteten. In den Jahrhunderten nach der Kolonialzeit tritt eine deutliche Verschlechterung des Gesundheitszustands der Menschen ein. Das ist vermutlich in erster Linie auf die bereits angesprochenen klimatischen Veränderungen zurückzuführen. Diese erschwerten Lebensbedingungen waren vermutlich ein Grund, der letztendlich zur Aufgabe der Siedlung führte. Auf der Grabung selbst neigt sich die Arbeit dem Ende zu. Mohamed konnte in der nördlichen Grabkammer noch einen besonders schönen Elfenbeingriff für den zuvor bereits gefunden Bronzespiegel bergen. Die Gräber sind vollständig freigelegt, nun wird noch einmal alles sorgfältig geputzt, vermessen und fotografisch dokumentiert. Die tiefen Schächte der Pyramidengräber werden nun wieder zugeschüttet, diesmal jedoch rein aus Sicherheitsgründen. Als besonders interessant hat sich noch ein letztes von uns untersuchtes Grab in Friedhof C herausgestellt. Oberflächlich durch einen Grabhügel gekennzeichnet, war es nicht von den übrigen Gräbern des Neuen Reichs und der Nachkolonialzeit zu unterscheiden. Auch die Architektur der unterirdischen, in den Fels gehauenen Grabnische ist sehr ähnlich den Grabbauten des 8. bis 10. Jahrhunderts. Obwohl das Grab sehr stark beraubt war, konnten wir einige Keramikfragmente bergen. Diese datieren das Grab bereits ins 4. Jahrtausend vor unserer Zeit. Siedlungstätigkeit im Raum Amara West ist aus dieser Zeit bisher nur durch einfache Lagerplätze bekannt. Mit der Entdeckung dieses Grabes, in dem vier Menschen bestattet waren, können wir dieses Bild nun ergänzen und über die menschlichen Überreste auch Informationen über Herkunft und Subsistenzweise gewinnen. Faszinierend ist aber auch die lange Tradition der Grabarchitektur sowie die räumliche Nähe der Gräber. Auch in Friedhof D gibt es deutlich ältere Gräber, die von den Siedlern des Neuen Reichs sicher als solche erkannt wurden. Obwohl genug Platz für räumliche Trennung wäre, wurden gleiche Areale genutzt. Inwieweit das ein bewusster Akt der Inbesitznahme des Territoriums war, eine Nähe zu den Vorfahren zum Ausdruck bringen sollte oder doch unbewusst geschah, bleibt jedoch fraglich. Wissenschaft;Experten können sich keinen Reim darauf machen, warum er nun Daten gesendet hat und in den Tagen davor nicht. Köln – Einige Wissenschafter zweifelten bereits an seinem Überleben, doch am 9. Juli 2015 zwischen 19.45 Uhr und 20.07 Uhr hat der Landeroboter Philae auf dem Kometen 67P/Tschurjumow-Gerassimenko wieder Daten gesendet. Seine unverlässlichen Kontakte mit der Heimat geben den Experten auf der Erde allerdings Rätsel auf. Wir haben noch keine genaue Erklärung, warum er sich jetzt gemeldet hat und in den vergangenen Tagen nicht, sagte der Koen Geurts, Ingenieur am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) am Freitag. Die Flugbahn der Muttersonde Rosetta sei im Vergleich zu den vergangenen drei Wochen nicht verändert worden. Es sei aber sicher, dass Philae die rauen Bedingungen auf dem Kometen 67P/Tschurjumow-Gerassimenko bisher überstanden habe und auch auf DLR-Kommandos reagiere. Das sind extrem gute Nachrichten für uns, sagte Geurts. Der letzte Kontakt sei am Donnerstagabend zustande gekommen und habe mit mehreren Unterbrechungen insgesamt zwölf Minuten lang gehalten. Unter den zuletzt gesendeten Daten waren den Angaben zufolge auch solche des Messinstruments Consert, das auf dem Lander und auf der Muttersonde sitzt und den Kometen durchleuchtet. Die Daten ließen den Rückschluss zu, dass der Lander das Instrument auf Kommando eingeschaltet habe. Philae war im November nach zehnjähriger Reise auf dem Kometen gelandet – allerdings ungeplant im Schatten. Die Freude war groß als er sich am 13. Juni nach sieben Monaten Winterschlaf das erste Mal wieder meldete. Die Kontakte mit Philae waren bisher immer unregelmäßig gewesen. Die Experten können bisher nicht erkennen, unter welchen Bedingungen er zustande kommt. Wir müssen analysieren, warum hat es jetzt geklappt und warum zu einem anderen Zeitpunkt nicht. Das ist noch die Schwierigkeit, sagte DLR-Sprecherin Manuela Braun. Die große Unbekannte ist noch immer die genaue Landeposition des Roboters: Steht er vielleicht so, das er vielleicht teilweise verdeckt ist? (APA/red, 10.7.2015) Nicht-Wissenschaft;Den ÖFB-Pokal konnten die Hütteldorfer letztes Mal 1995 gewinnen. Die Admira will mit einigen Ex-Rapidlern bestehen. Mit Rapid und Admira Wacker Mödling treffen am Mittwoch (18.00 Uhr) im Viertelfinale zwei der vier erfolgreichsten Mannschaften der ÖFB-Cup-Geschichte aufeinander. Beide Fußball-Bundesligisten sind aber schon lange keine Cup-Spezialisten mehr. Die Hütteldorfer triumphierten zuletzt vor mehr als 20 Jahren, holten sich 1995 ihren 14. Titel. Die Admiraner jubelten 1966 über ihren sechsten Erfolg. Für die Hütteldorfer ist es im Ernst-Happel-Stadion die Generalprobe für zwei anstehende Highlights. Am Sonntag findet in der Generali-Arena bei der Austria das Wiener Liga-Derby statt, am Donnerstag kommende Woche geht der erste Teil des Europa-League-Sechzehntelfinales beim schwächelnden spanischen Topclub Valencia über die Bühne. Das Derby ist ganz weit weg, für uns zählt nur das nächste Spiel, betonte Rapid-Trainer Zoran Barisic am Dienstag. Im Cup-Viertelfinale könnte es gegenüber dem Ligaauftaktsieg gegen den WAC Umstellungen geben, Barisic selbst hielt sich aber bedeckt, ließ sich alles offen. Fix ist, dass mit dem gesperrt gewesenen Kapitän Steffen Hofmann und dem genesenen Deni Alar zwei neue Alternativen bereit stehen. Die beiden hatten am Samstag von der Tribüne aus zwei verschiedene Rapid-Hälften gesehen. Es war nicht leicht für die Jungs. Man weiß nie, wo man steht, und wir haben gegen einen sehr gut organisierten, zweikampfstarken Gegner gespielt, der uns das Leben sehr schwer gemacht hat. Das sind aber Dinge, die normal sind. Ich hätte mir natürlich gewünscht, dass wir schneller in die Gänge kommen, aber trotzdem hat die Mannschaft in der zweiten Hälfte den Turnaround geschafft und nicht nur verdient gewonnen, sondern auch eine gute Leistung gebracht, warf Barisic noch einmal einen Blick zurück. Dass es gegen die Admira einen ähnlichen Fehlstart geben könnte, glaubte Barisic nicht. Ich denke immer an das Positive, daher mehr an die zweite Hälfte als an die erste, erklärte der Wiener. An die dortige Leistung gelte es anzuknüpfen. Das weiß auch Stefan Schwab. Es liegt an uns, wie wir uns präsentieren. Wenn wir an die zweite Hälfte vom WAC-Spiel anknüpfen können, sollten wir keine Probleme haben aufzusteigen, sagte der Rapid-Mittelfeldspieler. Partien gegen seinen Ex-Club sind für den Salzburger mittlerweile keine besonderen mehr. In der jüngeren Vergangenheit waren diese Spiele zumeist eng. Die Niederösterreicher konnten das bisher letzte Liga-Duell am 2. Dezember in der Südstadt 2:1 für sich entscheiden. Zuvor hatten die Wiener im Happel-Oval 2:0 gewonnen. Von der Grundidee ist bei der Admira alles beim Alten. Wir wissen, was auf uns zukommt, ein laufstarker, zweikampfstarker Gegner, der auch spielerische Qualität hat, erklärte Barisic. Die Wiener kamen in den vergangenen vier Cup-Anläufen nie über das Viertelfinale hinaus. Der letzte Finaleinzug im Jahr 2005 liegt schon lange zurück. Wir sollten nicht in der Vergangenheit herumkramen. Was war, schieben wir auf die Seite, ist der Blick von Barisic nur nach vorne gerichtet. Allerdings nicht zu weit nach vorne. Wir müssen an den nächsten Schritt denken und nicht an den übernächsten, wir müssen zuerst einmal schauen, dass wir die Admira biegen, sind für Rapids Trainer Gedanken um ein mögliches Semifinale noch tabu. Wohin die Reise für die Hütteldorfer aber hingehen soll, ist klar. Es ist unser klares Ziel, ins Finale zu kommen. Es ist der einfachste Weg, Titel zu gewinnen und sich international zu qualifizieren, sprach Sport-Vorstand Andreas Müller Klartext. Das Happel-Stadion wird am Mittwoch kein Hexenkessel sein, bis Dienstagmittag waren nur 5.000 Karten verkauft. Das ist kein Nachteil für die ambitionierten Gäste. Wir sind jetzt bis ins Viertelfinale vorgedrungen und wollen natürlich noch weiter kommen, gab Admira-Coach Ernst Baumeister die Marschroute vor. Für seine Elf ist es nach dem 1:2 gegen Salzburg der zweite Auftritt gegen einen Top-Drei-Club der Liga innerhalb kürzester Zeit. Wir wissen, dass Rapid kein leichter Gegner sein wird. Wir wollen aber unsere Leistung vom Sonntag bestätigen, mit einem besseren Endergebnis, hat Baumeister eine Überraschung im Visier. Hoch motiviert werden Lukas Grozurek, Dominik Starkl, Christoph Schößwendter und Eldis Bajrami zu Werke gehen, die allesamt Rapid-Vergangenheit haben. Die Admiraner kämpfen um ihren ersten Semifinaleinzug seit 2009, da war erst im Finale Endstation gewesen. Das Halbfinale wird am Sonntag (15.00 Uhr) in der Generali-Arena in Wien ausgelost, Spieltermine sind der 19. und 20. April. Das Endspiel folgt am 19. Mai in Klagenfurt. (APA, 9.2.2016) Technische Daten und mögliche Aufstellungen: SK Rapid Wien – FC Admira Wacker Mödling (Wien, Ernst-Happel-Stadion, 18.00 Uhr/live ATV, SR Jäger). Bisherige Liga-Saisonergebnisse: 2:0 (h), 1:2 (a) Rapid: Strebinger – Pavelic, Sonnleitner, M. Hofmann, Stangl – Grahovac, Schwab – Schobesberger, S. Hofmann, F. Kainz – Jelic Ersatz: Knoflach – Wöber, Nutz, Petsos, Murg, Prosenik, Tomi, Alar, Kuen Es fehlen: Schaub (Knöchelverletzung), Novota (Schulterverletzung), Auer (im Aufbautraining), Schrammel, Dibon (beide schon wieder im Mannschafstraining) Admira: Siebenhandl – Ebner, Schößwendter, Wostry, Zwierschitz – Lackner, Malicsek – Bajrami, Blutsch, Starkl – Grozurek Ersatz: Kuttin – Wessely, Spiridonovic, R. Schicker, Monschein, P. Zulj, Ayyildiz Es fehlen: T. Vastic (nach Kreuzbandriss), Sax (Muskelfaserriss in der Wade), D. Toth (Fußprellung) Fraglich: Knasmüllner (Zehenprellung) Nicht-Wissenschaft;38 internationale Medien nahmen an der Abstimmung teil – Microsoft und Ubisoft gehen leer aus. Mit jeweils drei Auszeichnungen sind das Rollenspiel Fallout 4 und das Action-Adventure Uncharted 4: A Thiefs End die großen Gewinner der diesjährigen E3-Awards. Ersteres wurde zum besten Game der Messe gewählt. Insgesamt stimmten 38 internationale Medien für die auf der vergangenen Branchenmesse gezeigten Werke ab. Voraussetzung war, dass ein Titel in spielbarer Fassung vorliegen musste. Das beste neue Spiel der Show war den Pressevertretern nach das postapokalyptische Abenteuer Horizon Zer Dawn, zur besten Hardware wurde die Bewegungssteuerung Oculus Touch gekürt. Zu den großen Verlierern gehören die großen Publisher Microsoft, Ubisoft und Activision. Keines der von ihnen gezeigten Games wie Halo 5, For Honor oder Black Ops 3 erhielt eine Auszeichnung. Alle Auszeichnungen im Überblick: (zw, 8.7.2015) Nicht-Wissenschaft;Mit neuen und altbekannten Helden: Noah Bennet (Jack Coleman), Matt Parkman (Greg Grunberg), Hiro Nakamura (Masi Oka), Angela Petrelli (Christine Rose). Dass die Superhelden-Serie – die nach vier Jahren und vier Staffeln 2010 eingestellt wurde – wiederbelebt wird, ist bekannt. Nun wurde der erste längere Trailer zur Heroes-Fortsetzung veröffentlicht. In dem dreiminütigen Trailer – der bei der San Diego Comic Con als Premiere veröffentlicht wurde – sieht man neben neuen Darstellern auch altbekannte Gesichter, die in der ersten Trailerversion nicht zu sehen waren: Noah Bennet (Jack Coleman), Matt Parkman (Greg Grunberg), Hiro Nakamura (Masi Oka), Angela Petrelli (Christine Rose), Mohinder Suresh (Sendhil Ramamurthy) und ein erwachsen gewordener Micah Sanders, der noch immer von Noah Gray-Cabey gespielt wird. Im Mittelpunkt der 13-teiligen Mini-Serie stehen allerdings die neuen Helden. Autor und Produzent ist wieder Heroes-Schöpfer Tim Kring. Die erste Folge läuft am 24. September 2015 auf NBC. Nicht-Wissenschaft;Schwaiger/Hansel gewannen erstes von drei Gruppenspielen gegen Italienerinnen Giombini/Toti glatt 2:0. Klagenfurt – Die Beach-Volleyball-EM in Klagenfurt hat für die österreichischen Damen vielversprechend begonnen. In vier Spielen gab es am Dienstag vor bereits gut gefüllten Tribünen am Centre Court drei Siege. Die größten Hoffnungsträgerinnen Stefanie Schwaiger/Barbara Hansel gewannen das erste von drei Gruppenspielen gegen die Italienerinnen Laura Giombini/Giulia Toti glatt 2:0 (11,14). Hansel reagierte erleichtert auf den Erfolg im ersten gemeinsamen EM-Match. Es war gar nicht so einfach. Ich hatte am Anfang schon weiche Knie, aber wir sind super gestartet und haben gut gespielt, meinte die Salzburgerin nach dem lediglich halbstündigen Match am sonnigen Nachmittag. Ex-Europameisterin Schwaiger durfte sich ebenfalls über einen gelungenen Auftakt mit ihrer neuen Partnerin freuen. Wir sind in den letzten Monaten gut zusammengewachsen. Unser Spiel passt immer besser, ich bin froh, dass ich wieder da bin, sagte die Niederösterreicherin. In den restlichen Gruppenspielen am Mittwoch und Donnerstag warten auf das Duo noch zwei russische Paare. Nur die Gruppensieger steigen direkt ins Achtelfinale auf. Katharina Schützenhöfer/Lena Plesiutschnig setzten sich gegen die Finninnen Riikka Lehtonen/Taru Lahti 2:0 (14,21) durch. Die Silbermedaillengewinner der Europaspiele hatten nur im zweiten Satz Probleme, gewannen diesen nach einer Aufholjagd aber doch noch. Wir haben uns wieder auf die Dinge fokussiert, die vorher gut funktioniert haben und um jeden Ball gekämpft. Wir haben gut gespielt, das war ein Wahnsinnsauftakt, meinte Schützenhofer. Mit den Titelverteidigerinnen Madeleine Meppelink/Marleen van Iersel (NED) und den routinierten Vasiliki Arvaniti/Maria Tsiartsiani (GRE) haben sie noch zwei harte Aufgaben vor sich. Ich freue mich schon darauf, wieder hier zu spielen, betonte Plesiutschnig ungeachtet der schweren Gegnerinnen. Für den ersten Sieg des Tages hatten Cornelia Rimser/Nadine Strauss gesorgt. Das Wildcard-Duo besiegte die Russinnen Anastasia Barsuk/Daria Rudych, die als Ersatz für ein als Nummer 2 gesetztes italienisches Team eingesprungen waren, 2:0 (15,24). Das ist ein großartiger Auftakt, wir sind überglücklich. Es war ein hartes Match, aber wir haben gut serviert, so die erst 19-jährige Strauss. Valerie Teufl/Bianca Zass unterlagen den deutschen Ex-Vizeweltmeisterinnen Karla Borger/Britta Büthe dagegen erwartungsgemäß 0:2 (-12,-15). Die Herren um die Medaillenhoffnungen Clemens Doppler/Alexander Horst steigen am Mittwoch mit ihren jeweils ersten Gruppenmatches ins Turnier ein. Wissenschaft;Antikörper hemmt Wirkung von Interleukin-6, wie Versuche mit Mäusen zeigen konnten. Wien/Graz/Kiel – Der Systemische Lupus erythematodes (SLE) ist eine relativ häufige Autoimmunerkrankungen, bei der durch eine fehlgeleitete Abwehrreaktion Antikörper gegen Bestandteile menschlicher Zellen gebildet werden. In Österreich sind rund 4.000 Menschen von der Krankheit betroffen, deren erste Anzeichen oft auf der Haut sichtbar werden. Internationale Wissenschafter, darunter auch Forscher aus Graz und Wien, haben jetzt an Mäusen die Wirksamkeit eines neuen Therapieprinzips bewiesen: die Hemmung der Wirkung des Immunbotenstoffs Interleukin-6 (IL-6). Bei dieser Erkrankungen kann eine Vielzahl von Organen in Mitleidenschaft gezogen werden, wobei die Haut und die Nieren am häufigsten betroffen sind. Die bisherige Therapie der Erkrankungen bestand im wesentlichen aus lebenslanger Immunsuppression, die zum Teil deutliche Nebenwirkungen aufweist, erklärte Lukas Kenner vom Klinischen Institut für Pathologie der MedUni Wien und des AKH. Er arbeitet auch am Department für Labortierpathologie an der VetMedUni und forscht am Ludwig Boltzmann Institut für Krebsforschung. Unbehandelt kann die Erkrankung zu schweren Komplikationen bis hin zum Tod führen. Bisher bestand die medikamentöse Therapie in einer Art Stufenleiter vor allem aus nichtsteroidalen Antirheumatika, Malariamitteln (Chloroquin), Kortison sowie aus Immunsuppressiva wie Azathioprin, Cyclosporin A etc. Ohne entsprechende formelle Zulassung blieb bisher die Verwendung von monoklonalen Antikörpern wie Belimumab, Rituximab oder von bei schwerer chronischer Polyarthritis eingesetztem Tocilizumab. Es besteht jedenfalls starker Bedarf nach neuen und spezifischen Therapien gegen die SLE. Bereits 2009 konnten Kenner und seine Arbeitsgruppe in Studien an Mausmodellen beweisen, dass der Erkrankung ein Defekt im JunB-Gen von Hautzellen (Keratinozyten) zugrunde liegt. Bei den Versuchen wurde damals in transgenen Mäusen das JunB-Gen in der Haut ausgeschaltet. Daraufhin zeigte sich eine unterschiedliche Wirkung in der Haut bzw. im Gesamtorganismus. Während in der Haut die Produktion von Interleukin-6 sank, kam es zu einer sehr hohen IL-6 Konzentration im Gesamtorganismus (systemisch), was zum Auftritt eines SLE-ähnlichen Krankheitsbildes und binnen kurzer Zeit zum Tod der Tiere führte. Jetzt haben die Wissenschafter ihre Studien weitergeführt und in Experimental Dermatology publiziert. Dabei ging es darum, mit neuen Arzneimitteln die Bindung von IL-6 an seinen Rezeptor (IL-6R alpha) zu blockieren. Während bei rheumatischer Arthritis der Nachweis der Wirkung einer solchen Strategie schon vor Jahren erfolgt ist, gab es bisher noch keine Daten zu solchen Therapien bei Systemischen Lupus erythematodes (SLE). Der Forschergruppe um Kenner gelang mit Kollegen aus Graz, Deutschland und Japan nun erstmals der experimentelle Nachweis, dass eine Blockade von IL-6 auch bei SLE im Tiermodell einen signifikanten Heilungseffekt haben kann. Dabei wurde der Antikörper MR16-1 bei den SLE-Mäusen verwendet. Er besetzt den Rezeptor für Interleukin-6 und verhindert so dessen entzündungsfördernde Wirkung. Bei den Tieren kam es zu einer signifikanten Besserung der Hautsymptome, allerdings hatte die Behandlung offenbar keinen Einfluss auf die Nierenkomplikationen im Rahmen der Autoimmunerkrankung. Erstautor Peter Birner vom Klinischen Institut für Pathologie in Wien sagte dazu: Die Blockade von IL-6 Rezeptor alpha könnten eine neuartige und nebenwirkungsarme Therapieoption für SLE- Patienten mit primärem Befall der Haut darstellen. Dies würde einen großen Fortschritt bei der Therapie dieser schweren chronischen Erkrankung bedeuten. Wissenschaft;Forschungsprojekte widmen sich der Frage, wie Flugzeugtragflächen eisfrei gehalten werden können – am Boden und auch in der Luft. Wien – Am 27. Dezember 1991 geschah etwas, was viele als Wunder bezeichnen: Bei einer Notlandung in Schweden zerbricht die Maschine des Scandinavian-Airlines-Flugs 751 in drei Teile. Jedoch überleben alle 129 Passagiere das Unglück. Die Ursache für den Absturz: vereiste Tragflächen. Vor dem Start wurde eine Eisschicht auf den Flügeln übersehen. Die Triebwerke saugten sie an und fielen anschließend aus. Immer wieder führt Eis auf den Flügeln zu Flugzeugabstürzen. Selbst kleine Mengen von Eis und Schnee sind schon eine Gefahr, da sie das Gewicht des Flugzeugs erhöhen und damit seine Aerodynamik maßgeblich beeinflussen können – unter anderem auch, weil ein vereister Flügel einen größeren Luftwiderstand hat. Deshalb werden die Tragflächen noch vor dem Start enteist, weswegen es gerade im Winter im Luftverkehr immer wieder zu Verzögerungen kommt. Sicherheit geht schließlich vor Pünktlichkeit. Das reicht aber nicht aus, um unbesorgt durch die Lüfte zu schweben: Gerade in den Wolken kann sich leicht neues Eis bilden. Deshalb ist der Großteil der Maschinen mit Technologien ausgestattet, mit denen auch während eines Fluges auf Eis reagiert werden kann: So tauen erwärmbare Oberflächen das Eis ab, oder heiße Triebwerksabluft wird in die Tragflächen geleitet, um die Flügel zu enteisen. Diese Innovationen verdanken sich auch der Forschungsarbeit in der Wissenschaft. So hat etwa das Karlsruher Institut für Technologie in Zusammenarbeit mit Daimler-Chrysler eine Enteisungstechnik entwickelt, die Mikrowellen einsetzt. Da Enteisungsvorgänge viel Energie verbrauchen, arbeitet das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Köln im Verbund mit der Technischen Universität Braunschweig derzeit an sparsameren Alternativen, die Vibrationen einsetzen, welche aber weder die Aerodynamik noch die Triebwerke beeinflussen. Eine andere Überlegung setzt auf Vorsorge statt Nachsorge: Das Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik in Stuttgart will die Eisbildung von Anfang an verhindern. Die Lösung der Wissenschafter sind nanostrukturierte wasserabweisende Kunststoffoberflächen: Trifft Wasser auf die Folie, zieht es sich zu Tropfen zusammen und wird abgestoßen. Da sich hier keine Kristallisationskeime finden, bleibt das Wasser auch unter null Grad Celsius flüssig. Diese Methode soll die Eisbildung um bis zu 90 Prozent reduzieren. Aber nicht nur die deutschen Nachbarn treibt der Frost auf den Flügeln um. Auch hierzulande zerbrechen sich Wissenschafter die Köpfe, wie man dem Eis auf den Tragflächen Herr werden kann – etwa am Institut Luftfahrt Aviation der Fachhochschule Joanneum in Graz, wo man sich ebenso an einem energieeffizienteren Weg versucht. In einem vom Verkehrsministerium und von der Forschungsförderungsgesellschaft FFG finanzierten Projekt wird an einer Fusion verschiedener in diesem Bereich genutzter Ansätze gearbeitet. Die Luftfahrtingenieure wollen unter dem Namen IceDrip eine wasserabweisende Oberfläche mit einem thermalen Enteisungssystem verbinden. Anstatt wie bisher üblich das Eis zu schmelzen oder zu verdampfen, was noch energieintensiver ist – wird das Eis hier durch das Zusammenspiel der eingesetzten Technologien mit den aerodynamischen Kräften regelrecht abgeschoren, sagt der Projektkoordinator Wolfgang Hassler. Die Materialien und Technologien wurden von den Industriepartnern Aerospace & Advanced Composites, Rembrandtin Lack und der Villinger GmbH zur Verfügung gestellt. Nach den ersten Tests der Beschichtungen mussten die Steirer nach Wien übersiedeln: Für einen vollständigen vereisten Flügel war der Windtunnel der Fachhochschule zu klein. Im Rail Tec Arsenal Climatic Wind Tunnel Vienna, in dem eigentlich Schienenfahrzeuge überprüft werden, findet die Tragfläche aber Platz. Bis die Technologie eingesetzt wird, dauert es jedoch noch, da weiterhin umfangreiche Tests nötig sind. Hassler: Dieses System ist noch nicht optimiert. Jetzt geht es vor allem darum, die Funktionalität verschiedener Beschichtungen zu überprüfen. Was am Ende eingesetzt wird, muss schließlich das Beste sein. Da hat es für uns im kleinen Rahmen auch schon unangenehme Überraschungen gegeben. Wissenschaft;Original-Dokument aus Genf kann ab sofort dauerhaft besichtigt werden. Wien – Neuzugang im Sisi Museum Wien: Besucher können ab sofort den Original-Totenschein der am 10. September 1898 in Genf ermordeten Kaiserin bestaunen. Ebenfalls erstmals ausgestellt werden Seidenstiefletten Elisabeths. Sie belegen, dass sie tatsächlich sehr große, aber trotzdem ganz schmale Füße hatte, sagte Kuratorin Olivia Lichtscheidl. Der am 13. September 1898 ausgestellte Totenschein wurde – wie die Stiefletten – am 7. Mai 2015 von der Schloss Schönbrunn Betriebsgesellschaft (SKB), zu der das Sisi Museum gehört, in einer Auktion im Dorotheum angekauft. Wo er vorher war, wissen wir nicht, erklärte Lichtscheidl. Auf dem Dokument, das bisher lediglich als Faksimile zu sehen war, ist jedenfalls neben persönlichen Daten auch der Name des Attentäters, Luigi Lucheni, vermerkt. Er hatte der Monarchin während eines Spaziergangs eine – ebenfalls im Museum ausgestellte– Feile in die Brust gestoßen und ihr damit eine tödliche Verletzung des Herzbeutels zugefügt. Allerdings ist den Behörden in Genf ein Fehler unterlaufen. Sie haben als Geburtsort Schloss Possenhofen angegeben. Tatsächlich wurde sie aber im Herzog-Max-Palais in München geboren, so die Kuratorin. Dank spezieller Licht-, Temperatur- und Luftfeuchtigkeitskontrollen kann das Artefakt dauerhaft ausgestellt werden. Nicht möglich ist das bei den Seidenstiefletten, die ebenfalls aus einer späten Lebensphase der Kaiserin stammen. Das äußerst heikle Schuhwerk misst eine Länge von 26 Zentimetern. Das entspricht Schuhgröße 41 und belegt, dass die Kaiserin sehr große, aber ganz schmale Füße gehabt hat, so Lichtscheidl. Bisher sei das nicht so ausdrücklich klar gewesen, da vorrangig Schuhe aus ihrer Jugend bzw. Lederstiefeln, die sich mit der Zeit zusammenziehen, erhalten seien. Nicht-Wissenschaft;'Trunken machen in der Ausstellung "Farbenrausch. Meisterwerke des deutschen Expressionismus" weniger die Gemälde als die kuratorischen und gestalterischen Extras, auf die man besser verzichtet hätte. Wien – Dass sein Ego ausgeprägt war, davon war auszugehen. Ich kann nicht verstandesmäßig arbeiten, ich bin zu sehr Farbenmensch, schrieb Ernst Ludwig Kirchner. Und weiter: Seltsam, die Hoffnung der kleinen Seele, dass das Genie kommen möge und die ängstliche Theorie zum Wege tragen möchte. Wisst ihr ja nicht, dass das Genie keine Theorie braucht. Dass Kirchners große Genieseele sich so raumgreifend entfaltete, dass die Künstlergruppe Brücke 1913, acht Jahre nach ihrer Gründung, zerbrach, schien bisher nie so ausdrücklich formuliert worden zu sein. Kirchner muss sich, so vermittelt es sich derzeit in einer Expressionistenschau im Leopold-Museum, bis zum Unerträglichen als spiritus movens der Gruppe aufgeplustert haben. Bis zum Zerwürfnis steigerte sich im Brücke-Zirkel, womöglich auch durch eitles Gegockel untereinander angestachelt, allerdings die Expression, brachte außerordentliche Feste der Farbe und entfesselter Gesten hervor – freilich vorrangig auf der Leinwand. Aber wer weiß? Leidenschaftlich diskutiert wurde sicherlich auch bei den Zusammenkünften von Kirchner, Karl Schmidt-Rottluff, Erich Heckel, Max Pechstein, Otto Mueller und Emil Nolde. Obgleich Kirchners Gemälde Künstlergruppe (Unterhaltung der Künstler) von 1913 doch eher das Bild eines im Sessel zurückgelehnten Bohemiens zeichnet, dem zwei Damen regelrecht an den Lippen hängen. Der Zeitgeist war auf Krawall gebürstet, es galt gegen das Etablierte, Akademische zu rebellieren; der Impressionismus war zu sehr auf die Optik bedacht, der Jugendstil in die schöne Linie verliebt, es verlangte den Lebenshungrigen nach mehr Emotion, nach unmittelbarem und unverfälschtem Ausdruck. Das, was die Brücke in ihrem Manifest beschwor, soll aber angestoßen worden sein von einer Vincent-van-Gogh-Ausstellung 1905 in der Galerie Arnold in Dresden. Der im Titel beschworene Rausch der Farbe, von dem Elisabeth Leopold so wortgewaltig schwelgt – Kolorit, das alles schlägt, Farbe, die sie zum Leuchten und Klingen bringen -, vermittelt sich in der Schau allerdings anfänglich nur zögerlich: Ochsenblutrote Segel und simpsonsgelbe Menschen in lehmbraunen Anzügen des Brücke-Künstlers Kirchner sind im Vergleich zu Farborgien in Bildern des Blauen Reiters eher lau. Wie ein tiefblaues Samtband zieht sich ein Gebirgszug, der eine zitronengelbe Sonne schluckt, durch eine Landschaft Gabriele Münters. Und Alexej von Jawlenskys Barbarenfürstin leuchtet – trotz dunkler, von Kajal umrandeter Augen – so hell wie eine Christbaumkugel. Später aber zieht mit Emil Nolde ein Sturm herauf: Er lässt die Dramatik mit schwarzvioletten Wolken aufziehen, malt das, was Munch als die Bilder hinter den Augen bezeichnete. Trotzdem, so richtig scheint man im Leopold Museum der Rauschwirkung der Farbe nicht zu vertrauen. Warum? Der White Cube war wohl zu fade, und so hat man die acht Räume zum Traum eines Malermeisters aufgemöbelt: von Grasgrün über Lavendelblau und Flieder sowie Ocker, Maisgelb, Royalblau und Minzkaugummigrün bis Kirschrot. Bei aller Begeisterung für Farbe – in einem Museum sollte sie doch eher jener im Geviert des Rahmens gelten und nicht der Wandfarbenpalette im Heimwerkermarkt. Obendrein bremst dieser echte Fauxpas die Wirkkraft der Bilder. Aber dem nicht genug: Die Ouvertüre bestreitet man mit einer Art multimedialem Kaleidoskop. Virgil Widrich projiziert die aus den Gemälden der Schau gewonnenen Farbstrukturen auf konzentrische Ringe: Besucherhypnose im Liegen. Statt den Rausch der Farbe beschwört die Staatsgalerie Stuttgart bald die Poesie der Farbe und scheint dabei ein klareres Konzept für eine Expressionistenschau zu verfolgen: Blau steht für die Künstler des Blauen Reiters, Rot vereint Bilder von Beckmann, Dix und Grosz. Gelb ist für heitere, ironische, ins Groteske gehende Aspekte reserviert. In Wien hält man es eher mit der Konfusion: So mischen sich zwischen die überwiegend vor und während des Ersten Weltkriegs entstandenen Werke späte Arbeiten der Künstler aus den 1930er-Jahren – unter anderem von Einzelgänger Christian Rohlfs, dem man tatsächlich lieber – und zu Recht – eine kleine Personale gewidmet hätte. Die Krux der Schau, die der Titel geschickt verbirgt: Es ist die Präsentation einer einzigen Sammlung – und zwar jener von Karl Ernst Osthaus, einem Mäzen jener Zeit.' Wissenschaft;Teilchenphysiker Valentin Knünz erforscht schwere aus Quarks aufgebaute Teilchen: die Quarkonia. Während auch der physikalische Laie schon einmal von Protonen und Neutronen, Quarks oder sogar dem selteneren Higgs-Boson gehört hat, führen Quarkonia in der Öffentlichkeit eher ein Schattendasein. Dabei handelt es sich um sehr massereiche, aus einem Quark und seinem Anti-Quark aufgebaute Teilchen: Sie wiegen mehr als zehnmal so viel wie ein Proton. Die Erforschung der Quarkonia verspricht tiefere Einblicke in ganz grundlegende Fragen der Teilchenphysik: Wie kommt es zur Bindung von einem Quark und einem Antiquark? Wie werden Kernteilchen überhaupt erzeugt? Diese Teilchen sind zu kurzlebig, als dass man sie direkt registrieren und analysieren könnte, sagt Valentin Knünz, der für seine Dissertation über dieses Thema kürzlich mit dem Victor-Hess-Preis der Österreichischen Physikalischen Gesellschaft und dem Wissenschaftspreis des Landes Vorarlberg (Spezialpreis) ausgezeichnet wurde. Sie zerfallen aber in andere Teilchen, die dann am Detektor des Large Hadron Collider registriert werden und von denen wir auf das ursprüngliche Teilchen rückschließen können. Der Large Hadron Collider am Cern, der Europäischen Organisation für Kernforschung in Genf, bietet optimale Bedingungen, um die Entstehung und die Eigenschaften von Quarkonia zu untersuchen. Bei den Experimenten, die der Teilchenphysiker auswertete, wurden durch aufeinander abgefeuerte Protonenstrahlen an die 100 Millionen Kollisionen pro Sekunde erzeugt. Aufgezeichnet kann davon aber immer nur ein kleiner Teil werden, etwa 100 pro Sekunde, der dann gespeichert und in Speicherzentren auf der ganzen Welt verteilt wird. Ich bin in ein goldenes Zeitalter hineingeboren worden, freut sich der Physiker und meint damit, dass die über Jahre dauernden Aufbauarbeiten des Teilchenbeschleunigers und der Detektoren in Genf genau zu dem Zeitpunkt abgeschlossen waren, als er vor fünf Jahren mit seiner Forschungsarbeit begann. Ich hatte somit das große Glück, dass ich direkt in die Datenanalyse einsteigen konnte. Im Rahmen seiner Dissertation untersuchte Knünz ausgewählte Daten der LHC-Experimente eines ganzen Jahres. Generell werden die enormen Datenmengen, die mittels der Detektoren des Teilchenbeschleunigers gesammelt werden, vorsortiert und dann über ein weltumspannendes Computernetzwerk – den LHC Computing Grid – an alle 140 beteiligten Institute weitergeleitet. Eines davon ist das Wiener Institut für Hochenergiephysik der Akademie der Wissenschaften und der Technischen Universität Wien, an dem Knünz vor seiner Dissertation bereits seine Diplomarbeit durchgeführt hat. Die Liebe zu großen Datenmengen ist ihm dabei scheinbar angeboren: Ich habe mich immer für Zahlen interessiert, und es war klar, dass ich in der Richtung auch etwas studieren möchte. Und dieser Leidenschaft wird der Vorarlberger auch weiterhin treu bleiben: Für die Zeit nach dem Doktorat hat Knünz eines der begehrten Cern-Fellowships erhalten und wird die Erforschung der Teilchenwelt in den nächsten Jahren direkt vor Ort beim Teilchenbeschleuniger in Genf fortsetzen. Wissenschaft;10,5 Millionen Euro teures Schutzprogramm hilft aber nur gegen Haie, die mit einem Chip versehen sind. Sydney – Nachdem es zu einigen Hai-Attacken auf Schwimmer gekommen ist, bei denen heuer auch zwei Menschen gestorben sind, setzt Australien nun auf Satellitenüberwachung. In den Gewässern des südöstlichen Bundesstaats New South Wales seien zwei Signal-Empfangsstationen angebracht worden, um mit Chips markierte Tiere zu überwachen, wie örtliche Behörden mitteilten. Diese spürten Tiere in bis zu 500 Metern Entfernung auf und warnten die Öffentlichkeit per App, falls sich die Tiere der Küste nähern. Das hilft freilich nur bei Haien, die einen Chip in sich tragen. Bisher wurden in Australien 14 Tiere mit einem Sender gekennzeichnet, allerdings werden auch im Ausland markierte Tiere von den Empfängern registriert. Regierungsangaben zufolge will das Land die Zahl der Stationen auf 20 aufstocken. Sie gehören zu einem umgerechnet rund 10,5 Millionen Euro teuren Schutzprogramm. Zuletzt testete Australien die Überwachung der Küsten mit Drohnen. Nicht-Wissenschaft;Frauen kamen mit milden Strafen davon – Urteil nicht rechtskräftig. Graz – Mit teilweise unbedingten mehrjährigen Haftstrafen ist am Montag der Prozess gegen sechs Tschetschenen zu Ende gegangen. Drei Männer und eine Frau wurden der terroristischen Vereinigung für schuldig befunden, zwei Frauen wurden wegen Falschaussage verurteilt. Die Männer wurden zu fünf und sechs Jahren Haft verurteilt, die Frauen kamen mit drei, fünf und 15 Monaten, großteils bedingt, davon. Die höchste Strafe, sechs Jahre unbedingt, wurde über einen 42-Jährigen verhängt, der als Imam in einer Grazer Moschee tätig war. Er habe durch seine Predigten Männer bewogen, nach Syrien zu gehen, wenn es ihm auch nicht in allen angeklagten Fällen nachgewiesen werden habe können, hieß es in der Urteilsbegründung. Bei den beiden andern Männern bestehe an der Schuld kein Zweifel, so der Richter. Beide sind nach Meinung des Gerichts als Kämpfer für die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) tätig gewesen und müssen jeweils fünf Jahre Haft verbüßen.. Die junge Frau, die mit drei Kindern nach Syrien gehen wollte, wurde zu 15 Monaten Haft, davon ein Monat unbedingt, verurteilt. Ihre Schwester und ihre Mutter kamen wegen Falschaussage mit drei bzw. fünf Monaten bedingt davon. Der Prozess hatte am 5. Februar begonnen, nur sechs von ursprünglich acht Angeklagten waren erschienen. Die Hauptrolle spielte jener 42-Jährige, der in der Funktion eines Imam – ohne offizielle Ausbildung – in einer Grazer Moschee tätig war. Ihm wurde vorgeworfen, mehrere junge Männer nach als Kämpfer nach Syrien vermittelt zu haben, von denen einige bereits kurz nach ihrer Ankunft ums Leben kamen. Unter ihnen war auch der Mann jener Angeklagten, die nach seinem Tod mit ihren drei Kindern nach Syrien ziehen wollte. Ausschlaggebend für die Auswanderungsgedanken soll auch das Angebot des Imams an sie gewesen sein, seine dritte Frau zu werden. Die Schwester und die Mutter der junge Frau verhinderten die Ausreise, indem sie sie anzeigten und durchblicken ließen, sie wolle sich dem IS anschließen. Doch später zogen sie ihre Aussage zurück, weswegen sie wegen Falschaussage auf der Anklagebank landeten. Doch der Staatsanwalt hatte ein gewisses Verständnis für alle drei Frauen: Es war eine Situation unmittelbarer Not, meinte er. Einer der beschuldigten Männer war in Syrien, angeblich um einen Film zu drehen, mit dem er Geld für den Kampf in Tschetschenien auftreiben wollte. Der dritte Angeklagte soll für den IS gekämpft haben, hat das aber stets geleugnet. Ein ehemaliger Kämpfer, der nun im Zeugenschutzprogramm ist, hatte ihn belastet. Der Ankläger forderte für alle drei Männer strenge Strafen: Österreich ist ideal für die Tschetschenen, die Männer können nach Syrien kämpfen gehen und die Frauen werden hier vom Staat versorgt. Das ist ein extremer Missstand, der hier zutage kommt. In Syrien gehe es beim IS gar nicht um den Kampf gegen Machthaber Assad, sondern um Raub, Mord und Versklavung. Das alles sei nichts anderes als praktizierter Faschismus mit Führerkult, eine Kriegsverherrlichung sondergleichen, wie bei den Nationalsozialisten oder Stalin, immer der gleiche Mist, wetterte der Staatsanwalt. Die Männer sind nur groß, wenn sie eine Maschinenpistole haben, sonst sind sie sehr, sehr feig und schicken ihre Frauen vor, um zu lügen, fuhr er auf die Angeklagten gemünzt, weiter fort. Die verurteilten Männer entschieden sich sofort für Berufung, die Frauen nahmen an oder erbaten drei Tage Bedenkzeit. Der Staatsanwalt kündigte Nichtigkeitsbeschwerde und Berufung an. Das Urteil ist damit nicht rechtskräftig. Wissenschaft;Eine neue Schau im Jüdischen Museum Wien erhellt die Beziehungsgeschichte zwischen den Juden und der Uni Wien. Wien – Es war schlicht und einfach eine Hölle. Dieser Satz stammt aus den Erinnerungen von Bruno Kreisky. Gemeint war damit die Atmosphäre an der Uni Wien, wo der spätere Bundeskanzler ab 1929 Jus studierte. Just in diesen Jahren erlebten die pogromartigen Krawalle gegen jüdische Studierende dramatische Höhepunkte. Das Kreisky-Zitat ist ab sofort auch im Aufgang zur neuen Ausstellung des Jüdischen Museums Wien zu lesen. Dort wird ab morgen unter dem Titel Die Universität. Eine Kampfzone eine konfliktreiche Beziehungsgeschichte rekonstruiert – auch und zumal aus Anlass des 650-Jahr-Jubiläums der Universität Wien, das dieser Tage offiziell ausklang. Die Schau im Jüdischen Museum nimmt gleich im Eingangsbereich unmittelbar darauf Bezug: Warb die Universität heuer unter anderem mit dem Sujet Offen seit 650 Jahren, so thematisiert gleich der erste Raum eindrücklich, dass die Uni für Frauen bis 1897 verschlossen war und auch den Juden der Zutritt mehr als 400 Jahre lang verweigert wurde. Offenheit und Ausschluss, Durchlässigkeit und Abdichtung – diese Gegensatzpaare ziehen sich wie rote Fäden durch die Schau und finden auch im schlüssigen Design von Stefan Fuhrer eine Entsprechung: Dachlatten zeigen an, wann die Uni für Juden Platz unter ihrem Dach bot und wann sie zur Kampfzone wurde. Die Begleittexte sind auf Styropor aufgebracht, einem Hartschaum und Dämmmaterial. Zutritt zur Universität erhalten Juden erst durch das Toleranzpatent Josephs II. 1782. Im Laufe des 19. Jahrhunderts wird die Universität ein Ort der Hoffnung für zuvor lange Zeit Ausgeschlossenen. So spielen jüdische Studierende eine wesentliche Rolle bei der Revolution des Jahres 1848. Als eine Art Leitfaden für diesen Teil der Ausstellung dient eine echte Wiederentdeckung: ein Buch des jüdischen Historikers Gerson Wolf zum 500. Geburtstag der Alma Mater Rudolphina. Bilanzierte Wolf die jüdisch-universitäre Beziehungsgeschichte bis 1865, so setzt die von Chefkurator Werner Hanak-Lettner konzipierte Ausstellung Wolfs kritische Sicht mit einer Fülle an Dokumenten, Fotos, Briefen und künstlerischen Interventionen fort. Zunächst erhellt sie an gut gewählten Beispielen, wie insbesondere Mediziner jüdischer Herkunft mit ihren Forschungen zur Glanzzeit der Alma Mater Rudolfina in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts beitragen. Haben die Juden damals das Gefühl, endlich in der Mitte der Gesellschaft angekommen zu sein, so Werner Hanak-Lettner, verschlechtert sich ihre Lage ab 1875 wieder. Von nun an tragen die Universitäten wesentlich zur gesellschaftlichen Akzeptanz des Antisemitismus bei. Was hier ein wenig kurz kommt, ist konkretes Zahlenmaterial: Statistiken über den Anteil von Studierenden und Lehrenden jüdischer Herkunft finden sich leider nur im multimedial bestückten Gerson Wolf-Studienraum. Und ausgespart bleibt auch, dass der Zuzug von Tausenden ostjüdischen Kriegsflüchtlingen nach 1914 den Anteil jüdischer Studierender stark erhöhte, was in der Krisensituation der Ersten Republik den Antisemitismus befeuerte. Wie dramatisch die Situation ab den frühen 1920er-Jahren wird, illustriert die Schau anhand zahlreicher Zeitzeugenberichte und Fotos umso eindrucksvoller: Da ein Numerus clausus für Juden nicht durchsetzbar war, greifen insbesondere die ab 1923 rasch aufkommenden Nationalsozialisten zur brutalen Gewalt. Die unmittelbaren Folgen des Anschlusses 1938, die vielfach ausgestellt wurden, streift die Schau hingegen nur kurz. Stattdessen endet der Parcours mit der Affäre um den antisemitischen Professor Borodajkewycz 1965 und den Biografien vertriebener österreichischer Wissenschafter. Die kamen nach 1945 auch deshalb nicht zurück nach Wien, weil die Uni für sie auch nach 1945 verschlossen blieb – womit sich der Kreis des in jeder Hinsicht lehrreichen Rundgangs auch räumlich schließt. Nicht-Wissenschaft;Gespräch mit der neuen jungen Chefdirigentin in Birmingham, die nicht nur als Musikchefin des Landestheaters Salzburg auf sich aufmerksam machte. Salzburg – Die Abkürzung CBSO steht nicht nur für einen recht langen Namen, also für City of Birmingham Symphony Orchestra. Sie meint auch einen der interessantesten Klangkörper Europas. Seinerzeit hat ihn Sir Simon Rattle international bekanntgemacht, bevor er nicht weniger als Chef der Berliner Philharmoniker wurde. Und bis vor kurzem war die Zukunft des Orchesters an den Könner Andris Nelsons gebunden, der jedoch zum Gewandorchester Leipzig wechselt. Mirga Gražinyte-Tyla, die ab September die Leitung in Birmingham übernehmen wird, blickt also auf schwergewichtige Vorgänger zurück. Allerdings ist sie keine Unbekannte mehr. Die Musikchefin des Landestheaters Salzburg machte international auf sich aufmerksam, als sie 2012 bei den Salzburger Festspielen den Young Conductors Award gewann. Unlängst leitete sie – sehr erfolgreich – das RSO im Wiener Konzerthaus. Birmingham? Wir haben dort zwei Programme erarbeitet, wir kennen einander schon, so die Litauerin. Auch empfand sie die Zusammenarbeit mit den Musikern des Orchesters als sehr leicht. Ungefähr vor einem Monat hat es dann jenen Suchprozess eingeleitet, bei dem jeder Musiker anonym für einen Kandidaten voten kann. In dieses Verfahren würde Verschiedenes, u. a. auch die Meinung des Publikums einfließen, so Gražinyte-Tyla, die bekundet, nach dem Angebot Birminghams einige Tage gründlich überlegt zu haben. Es gab da noch andere Angebote, es brauchte Bedenkzeit. Was in Birmingham von ihr erwartet wird? Vor alle wohl Hingabe ans Musizieren, ans Erarbeiten von Werken und natürlich soziale Kompetenz. Zusätzlich vor allem aber wohl mindestens das Halten des Niveaus, das internationale Reputation garantiert. Mirga Gražinyte-Tyla ist auch international längst gut vernetzt. In Salzburg wurde Dirigent Gustavo Dudamel auf sie aufmerksam und holte sie zum Los Angeles Philharmonic Orchestra. Auch mit der renommierten Kremerata Baltica und Geiger Gidon Kremer arbeitet sie eng zusammen. Gražinyte-Tyla studierte in Graz, dort kam der Wunsch auf, nicht nur Chöre, sondern auch Orchester zu dirigieren. Sie sammelte Wissen aber auch am Konservatorium in Bologna, an der Hochschule für Musik und Theater in Leipzig und zuletzt an der Zürcher Hochschule der Künste. Wenn sie etwas an ihrem Beruf als heikel empfindet, dann den Umgang mit Zeit. Es bleibt nicht genug Zeit zur Vertiefung. Wettbewerbe etwa haben auch den Vorteil, dass man sich konzentriert vorbereiten kann. In Birmingham müsste musikalische Tiefenforschung aber möglich sein. Sir Simon Rattle war ja dort fast zwei profunde Jahrzehnte lang tätig. Wissenschaft;Dass Katzen einzelgängerisch sind, ist bekannt. Eine Studie zeigt nun, dass ihnen Trennungen von ihren Besitzern noch viel weniger ausmachen als angenommen. Lincoln – Die Gräben zwischen Hunde- und Katzenbesitzern sind bekanntlich tief, und das liegt wohl nicht unbedeutend an ihren unterschiedlichen Charakteren (sowohl der Halter, als auch der Tiere). Stark verallgemeinert stehen den selbstständigen, eigenwilligen und oft einzelgängerischen Katzen die Hunde als treue, anhängliche bis unterwürfige Rudeltiere gegenüber. Hunde haben Besitzer, Katzen haben Personal, lautet ein bekanntes Sprichwort, das diese Charakterisierung pointiert zuspitzt. Doch auch mit Menschen sozialisierte Katzen zeigen mitunter Trennungsangst und reagieren scheinbar ängstlich auf eine bevorstehende Abreise ihrer Besitzer. Kann dies also doch als ein Zeichen von emotionaler Abhängigkeit interpretiert werden? Forscher um Daniel Mills von der University of Lincoln haben diese Verhaltensweisen genauer untersucht und kommen nun im Fachblatt Plos One zu dem Schluss, dass Katzen tatsächlich autonomer sind als Hunde: Sie zeigen demnach keine Trennungsangst und fühlen sich nicht auf die Sicherheit angewiesen, die ihnen ihr Besitzer bietet. Für ihre Studie adaptierten die Forscher einen standardisierten Test, der üblicherweise zur Analyse des Verhältnisses zwischen Kleinkindern oder jungen Hunden und ihrer wichtigsten Bezugsperson eingesetzt wird. In der Vergangenheit ließ sich mit diesem Test nachweisen, dass sowohl Kinder als auch Hunde in ungewohnten Situationen bei ihren Bezugspersonen Orientierung, Sicherheit und Zuflucht suchen. Nun unterzogen Miller und Kollegen auch Hauskatzen diesem Test. Sie analysierten das Verhalten der Tiere in für sie ungewohnten Situationen: etwa in einer neuen Umgebung zusammen mit dem Besitzer, in einem fremden Raum mit einer unbekannten Person oder ganz alleine. Die Forscher beobachteten insbesondere, wann und wie die Katzen versuchten, Aufmerksamkeit zu erregen, wie sie sich bei Trennungen verhielten und wie sie auf die Rückkehr ihrer Besitzer reagierten. Das Resultat: Vertraute Menschen scheinen für Katzen deutlich unwichtigere Bezugspersonen zu sein als für Hunde. Anhängliche Individuen bleiben in unbekannten Situationen nahe bei ihren Bezugspersonen, zeigen ängstliches Verhalten bei Trennungen und große Freude bei der Rückkehr ihrer Besitzer, so Miller. Bei den untersuchten Katzen seien diese Trends jedoch allesamt nicht feststellbar gewesen. Zwar reagierten die meisten Tiere mit lauterem Miauen, wenn ihre Besitzer den Raum verließen, als wenn sie von einer unbekannten Person alleine gelassen wurden. Doch diese Vokalisation könnte auch einfach ein Zeichen von Frustration sein, oder eine erlernte Reaktion, denn wir haben keine weiteren Zeichen ausgeprägter Anhänglichkeit gesehen, so der Forscher. Diese Ergebnisse würden aber nicht bedeuten, dass Katzen nicht auch soziale Beziehungen und enge Freundschaften eingehen können, so Mills. Aber sie zeigen, dass diese Beziehungen nicht auf einem Bedürfnis nach Sicherheit beruhen. Nicht-Wissenschaft;Zuvor hatte stundenlang Unsicherheit geherrscht. Wolfsburg – Die Abgasaffäre bei Volkswagen erstreckt sich offenbar nicht auf einen weiteren Dieselmotor. Das gab der Konzern am Donnerstag nach internen Untersuchungen bekannt. Nach gründlicher Prüfung herrscht nun Klarheit, dass auch in Fahrzeugen mit EA 288 nach EU(-Abgasnorm) 5 keine Software verbaut ist, die eine unzulässige Abschalteinrichtung im Sinne der Gesetzgebung darstellt, hieß es in einer Mitteilung des Unternehmens. Zuvor hatte stundenlang Unsicherheit geherrscht, ob auch eine jüngere Dieselmotoren-Generation in den Strudel der Rückrufe geraten und sich das Debakel um millionenfache Manipulationen von Messwerten schädlicher Stickoxide auf noch mehr VW-Kunden ausweiten könnte. Bisher hatte nur der Motor EA 189 im Fokus der Rückrufe gestanden – ein älterer Diesel, der nur bis zur Abgasnorm Euro 5 reichte. Am Donnerstag kam der Verdacht auf, auch die frühe Version des Nachfolgers EA 288 – ab 2012 zunächst ebenfalls gemäß der Euro-5-Norm im Einsatz – könnte eine Betrugssoftware in der Steuerung enthalten. Ein Konzernsprecher sagte, dass das Unternehmen die fraglichen EA 288 in ihrer anfangs hergestellten Euro-5-Norm noch untersuche. Bisher steht fest, dass der Konzern alleine in Deutschland 2,4 Millionen Diesel zurückrufen muss. Die Aktion soll im Jänner 2016 beginnen. Wir haben keine Erkenntnisse, dass der EA 288 nach Euro 5 auch eine unzulässige Abschaltvorrichtung hat, hatte das Kraftfahrt-Bundesamt erklärt. Ein Sprecher der Behörde sagte aber zunächst auch: Unsere Untersuchungen dauern an. Euro 6 ist eine striktere Norm als die vorherige Abgasvorgabe Euro 5 und gilt für Pkws seit diesem September. Aktuell stehen in den VW-Autohäusern laut Konzern nur noch Modelle mit Euro-6-Zulassung. Volkswagen hatte vor gut einem Monat eingeräumt, die Abgaswerte von Millionen Dieselwagen manipuliert zu haben. Ans Licht gebracht hatte den Fall die US-Umweltbehörde EPA. Der Konzern muss wegen des Abgas-Skandals allein in Deutschland bisher 2,4 Millionen Diesel in die Werkstatt rufen. Die Aktion soll im Jänner beginnen. Wissenschaft;Nur zwei Millionen Jahre altes Sternsystem verriet Heranwachsen eines neuen Exoplaneten durch charakteristische Strahlung. Tuscon – Wie Planeten entstehen, ist mittlerweile weitgehend geklärt- zumindest theoretisch. Wie dieser Vorgang in der Praxis aussieht, haben nun erstmals Astronomen um Stephanie Sallum von der University of Arizona beobachten können: Den Wissenschaftern ist es laut ihrer im Fachjournal Nature präsentierten Studie gelungen, die Signatur von heißem Gas und Staub nachzuweisen, die sich zu einem heranwachsenden Exoplaneten sammeln. Die Astronomen hatten den Babyplaneten mit der Katalognummer LkCa 15b ins Visier genommen, der bereits vor einigen Jahren entdeckt worden war. Er gehört zu einem in kosmischen Maßstäben sehr jungen Stern, der erst zwei Millionen Jahre alt ist und gerade ein Planetensystem bildet. Die Planeten entstehen aus einer riesigen Gas- und Staubscheibe, die den Stern umgibt. Die Beobachtungen zeigten, dass das Innere dieser Scheibe bereits weitgehend leergeräumt ist. Mit Teleskopen in Chile und den USA gelang es dem Team, die charakteristische Strahlung von 9700 Grad heißem Wasserstoffgas sowie das Leuchten von glühend heißem Staub nachzuweisen, die auf den jungen Protoplaneten fallen und ihn so wachsen lassen. Damit sei erstmals die direkte Beobachtung dieses Prozesses der Planetenentstehung gelungen, schreiben die Wissenschafter. Nicht-Wissenschaft;Amnesty-Generalsekretär Patzelt wehrte sich gegen Kolumnen des "Krone"-Postlers: "Totalverdrehung ins Gegenteil". Wien – Nächster Etappensieg für Amnesty International und Generalsekretär Heinz Patzelt in der juristischen Auseinandersetzung mit der Kronen Zeitung und ihrem Kolumnisten Michael Jeannée. Das Handelsgericht Wien hat nach STANDARD-Informationen eine einstweilige Verfügung gegen die Krone und Jeannée erlassen. Weder die Krone noch Jeannée dürfen künftig behaupten, Heinz Patzelt habe gesagt, dass eine Durchsuchung von Häftlingen durch Justizwachebeamte an der Menschenwürde der Gefangenen kratze, ihre Privatsphäre verletze oder ein zelebriertes Demütigungsritual sei. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Die Kronen Zeitung legte Rekurs ein. Nächste Station ist das Oberlandesgericht Wien. Hintergrund des zivilrechtlichen Verfahrens sind zwei Kolumnen von Krone-Postler Michael Jeannée, in denen er – wie berichtet – mit Verweis auf einen Bericht der Salzburger Nachrichten die Frage nach Patzelts Geisteszustand stellte. Erschienen sind sie im Februar 2016. Nach einer Razzia der Polizei in Justizanstalten Österreichs – im Beisein der Kronen Zeitung – sagte Patzelt den Salzburger Nachrichten: Wenn man aus einer Durchsuchung eine Medienshow macht, dann kratzt das an der Menschenwürde der Strafgefangenen. Auch sie haben eine Privatsphäre. Hier wurde aber das Signal gesendet, dass sie Menschen ohne Rechte sind. Weiter sprach er in Bezug auf die mediale Inszenierung von einem öffentlich zelebrierten Demütigungsritual. In seiner Kolumne Post von Jeannée schrieb der Krone-Kolumnist am 12. Februar (unten im Wortlaut): Heinz Patzelt, würde ich Ihnen, dem Generalsekretär von Amnesty International Österreich, hier und jetzt unterstellen, dass Sie meiner Meinung nach leider nicht mehr richtig ticken ... erfüllte das wahrscheinlich den Tatbestand einer (klagbaren) Ehrenbeleidigung. Zu viel der Ehre für mich! Und weiter: ... dann, Herr Patzelt, muss die Frage nach Ihrem Geisteszustand erlaubt sein. In der Ausführung des Urteils heißt es, dass die unwahren Tatsachenbehauptungen der Beklagten ehrenbeleidigend und kreditschädigend seien. Dem Kläger werde eine falsche Behauptung unterstellt und damit sein Ansehen massiv geschädigt, da er in der Öffentlichkeit als Menschenrechtsexperte bekannt sei. Und: Darüber hinaus wird seine legitime öffentliche Kritik an der Beiziehung von Boulevardmedienvertretern zu einer Razzia nicht richtig wiedergegeben, sondern sogar in ihr Gegenteil verzerrt. Hier wurde die Grenze weit überschritten, sagt Amnesty-Generalsekretär Heinz Patzelt zum STANDARD. Seine Organisation trete für Meinungsfreiheit ein, aber eine Totalverdrehung ins Gegenteil sei eine Diffamierung, die er sich persönlich nicht gefallen lassen könne – schon gar nicht als Repräsentant einer Organisation, deren wichtigstes Asset Glaubwürdigkeit sei. Er habe nämlich nicht die Razzien per se kritisiert, bei denen Waffen und Drogen sichergestellt wurden, sondern die Medienshow dahinter. Neben der Unterlassungsklage auf zivilrechtlichem Wege läuft noch ein medienrechtliches Entschädigungsverfahren und das Gegendarstellungsverfahren von Patzelt gegen die Kronen Zeitung. Wie berichtet, veröffentlichte die Krone zwar bereits eine Richtigstellung, nachdem Amnesty eine Gegendarstellung begehrte. Damit ist die Causa aber noch nicht vom Tisch, sagt Anwältin Maria Windhager, die Patzelt und beispielsweise auch den STANDARD vertritt. Die Richtigstellung sei nicht innerhalb der vorgegebenen Frist erfolgt, sondern verspätet. Im Raum stehe jetzt eine Geldbuße und eine neue Gegendarstellung. Nicht-Wissenschaft;Italiens Zeitungen sind in der Krise, die Fusion von "La Stampa" und "La Repubblica" bringe eine weitere Medienkonzentration, sagt der bekannte Journalist. STANDARD: Wie schaut die Zeitungslandschaft nach der Krise, die die Medienbranche in den vergangenen Jahren auch in Italien durchgemacht hat, aus? Anselmi: Wir erleben im Westen eine generelle Krise der Printpresse. In Italien ist die Mauer von sechs Millionen verkauften Exemplaren eingebrochen. Jetzt sind wir bei knapp über vier Millionen. Wir werden uns nie erholen. Es war ein Fehler zu glauben, das Internet wäre ein Allheilmittel, noch dazu kostenlos. Die verlorengegangenen Zeitungsexemplare konnten nicht durch Online-Aktivitäten wettgemacht werden, weil die Einträge viel niedriger sind. Man hat keine Alternative gefunden. Auch die kleineren wie Il Piccolo wurden nicht verschont. Il Mattino, Il Secolo XIX, Il Gazzettino verkaufen heute weniger als die Hälfte als vor zehn Jahren. Die großen überregionalen Zeitungen Corriere della Sera, Repubblica, Sole 24 Ore erreichen nur noch je rund 300.000 verkaufte Exemplare, die Hälfte früherer Werte. STANDARD: Die Fusion der Zeitungen La Repubblica und La Stampa, die die Branche auf Kopf stellt, ist stillschweigend zur Kenntnis genommen worden. Warum? Anselmi: De facto haben wir in Italien zwei große Verlagsgruppen: eine um La Repubblica, zu der auch Il Secolo XIX und LEspresso gehören. Und die zweite um den Corriere della Sera, wo sich seit Jahren eine Clique von Herausgebern streitet und gegenseitig bekämpft. Man spekuliert auch über eine Fusion von Corriere und Sole, ich glaube aber nicht daran. Es gibt dann den Verleger Gaetano Caltagirone, der unter anderem Il Mattino, Messaggero, Gazzettino herausgibt, dem man ein Expansionspotenzial zutraut. STANDARD: Ein Problem scheint der Mangel an echten Verlegern in Italien zu sein. Die meisten sind Unternehmer. Anselmi: Pure Verleger sind rar. Eher sind es Industrielle, die ins Mediengeschäft eingestiegen sind, um Einfluss über die Politik zu bekommen: die Zeitung als Druckinstrument. Attilio Monti, langjähriger Verleger von La Nazione und Il Resto del Carlino, pflegte zu sagen: Meine Zeitungen sind meine Pistolen. STANDARD: Wie haben Italiens Zeitungen generell auf die digitale Revolution reagiert? Anselmi: Sehr langsam. Sowohl die Verleger als auch die Journalisten haben sehr spät Antworten auf die Herausforderungen des Internets gesucht. Wir sind technologisch rückständig, erst vor zehn Jahren hat man begonnen aufzuholen. STANDARD: Stellt die Fusion von La Repubblica und La Stampa eine Bedrohung für die Pressevielfalt dar? Anselmi: Sie ist ein Problem. Ich glaube aber nicht, dass sie mit der Absicht entstanden ist, ein Kartell, ein Oligopol zu bilden. Eher ist sie aus blanker Panik, zu sterben, aus einer Überlebensnot entstanden und nicht wegen irgendwelcher politischen Absichten. Erstaunlich ist allerdings die Stille, mit der die Fusion von Politik und Medien aufgenommen wurde. Alle haben einfach Angst davor, den Job zu verlieren, und die Politik fürchtet sowieso die Zeitungen nicht. Diese Angst, zu verschwinden, sagt eine Menge aus über das Gefühl, vor dem Aus zu stehen, und die großen Schwierigkeiten, vor denen die Branche steht. STANDARD: Wie ist es mit der Qualität des Journalismus in Italien im Vergleich zu anderen europäischen Ländern und den USA bestellt? Anselmi: Es gibt nicht nur die Frankfurter Allgemeine Zeitung, The Times, The Independent, The Wall Street Journal, die zum Teil eine Balance zwischen Print und Online gefunden haben. Im Europavergleich ist die Lage in Deutschland und Großbritannien besser als in Italien. In Frankreich zum Beispiel geht es dagegen vielen regionalen Zeitungen schlechter. Im Allgemeinen ist Journalismus bei uns in Italien eher unkritisch, man kämpft für die Privilegien und nicht die eigene Unabhängigkeit, der Journalismus ist an der Beziehung zur Macht interessiert. Wissenschaft;Knochen und ein beinahe zwei Meter langer Stoßzahn im Kanton Zug entdeckt. Zug – Bei Bauarbeiten für ein neues Bürogebäude in Rotkreuz im Schweizer Kanton Zug stießen Arbeiter auf einen Mammutstoßzahn und Knochen, die ebenfalls von einem Mammut stammen dürften. Der Mammutstoßzahn ist auf einer Länge von rund 1,90 Meter erhalten (ein Foto finden Sie hier). Ursprünglich dürfte er aber deutlich mehr als zwei Meter gemessen haben, teilte das Amt für Denkmal und Archäologie mit. Das ebenfalls gefundene Fragment einer Beckenschaufel misst 70 Zentimeter. Die Ende Juli entdeckten Stücke sind sehr gut erhalten. Nach einer vorläufigen Schätzung dürfte das Tier vor rund 20.000 Jahren gelebt haben. Die Knochen und der Zahn werden vorläufig im Amt für Denkmalpflege und Archäologie kühl und im Wasser gelagert. Nach ihrer Dokumentation und detaillierten Untersuchung gehen sie ans Kantonale Museum für Urgeschichte. Dort wird entschieden, wie sie konserviert werden, und in welchem Rahmen sie ausgestellt werden können. (APA, 7. 8. 2015) Nicht-Wissenschaft;Infantinos Unterschrift unter fragwürdigem TV-Deal 2006 – Weiterverkauf der Rechte von einer Briefkastenfirma um das Dreifache. München – Durch die sogenannten Panama Papers gerät offenbar auch der neue FIFA-Chef Gianni Infantino in Erklärungsnot. Die Süddeutsche Zeitung berichtet in ihrer Mittwochausgabe, dass der 46-Jährige in seiner Zeit beim Europa-Verband UEFA in dubiose Geschäfte mit einer Briefkastenfirma verstrickt war. Dabei ging es um Fernsehrechte. Infantino hat demnach als Direktor der UEFA-Rechtsabteilung Verträge mit einer Briefkastenfirma gezeichnet, deren Eigentümer zwei der heutigen Angeklagten im FIFA-Skandal waren. Die südamerikanischen TV-Rechtehändler Hugo und Mariano Jinkis erwarben durch diese Verträge Rechte an der Champions League und verkauften diese mit hohem Gewinn in Lateinamerika weiter. In den vergangenen Monaten hat die SZ dazu mehrere schriftliche Anfragen an Infantino geschickt. Sprecher des Fußball-Weltverbandes erklärten, Infantino persönlich habe in seiner Zeit bei der UEFA mit den beiden TV-Rechtehändlern und deren Firma weder geschäftlich noch wissentlich anderweitig zu tun gehabt. Auch die UEFA leugnete die Verbindung zunächst. Vor wenigen Tagen räumte der Verband ein: Der fragliche Vertrag trage Infantinos Unterschrift. Bestechungsgelder Die Vertragspartner sind nach Informationen des Züricher Tages-Anzeigers in den Dokumenten eindeutig benannt: auf der einen Seite eine Offshorefirma namens Cross Trading, angesiedelt auf der winzigen Koralleninsel Niue im Südpazifik, auf der anderen Seite die Union des Associations Européennes de Football, abgekürzt UEFA, mit Sitz in Nyon. Drei Namen stehen auf einer Seite, die im Herbst 2006 für die Unterschriften angelegt wurde: zwei Uefa-Funktionäre und Hugo Jinkis. Er unterzeichnete für die Cross Trading. Der argentinische Sportrechtehändler Jinkis gehört mit seinem Sohn Mariano zu den Hauptbeschuldigten im amerikanischen FIFA-Verfahren. Die USA hatten im Mai vergangenen Jahres sieben FIFA-Funktionäre im Luxushotel Baur au Lac in Zürich verhaften lassen. Auch die Jinkis saßen danach in Übersee vorübergehend in Haft. Die US-Ermittler werfen ihnen vor, über die Firma Cross Trading hochrangige FIFA- und andere Fußballfunktionäre bestochen zu haben, um günstig an Fernsehrechte zu kommen – die sie dann mit Aufschlag verkaufen konnten. Im jetzt ans Licht gekommenen Vertrag, der Infantinos Unterschrift tragen soll, geht es um den Verkauf von Champions-League-Rechten nach Ecuador für die Jahre von 2006 bis 2009. So sollen von den Jinkis und anderen Sportrechtehändlern um die 110 Millionen Dollar Bestechungsgelder bezahlt worden sein. Wissenschaft;Forscher entdeckten den ältesten Nachweis für Bierherstellung in China und rekonstruierten die teilweise exotischen Zutaten. Washington/Wien – Die ältesten schriftlichen Nachweise von chinesischem Bier stammen aus Inschriften auf sogenannten Orakelknochen aus der Shang-Dynastie. Diese rund 3.000 Jahre alten Texte, mit denen unter anderem Schildkrötenpanzer oder andere Tierknochen beschrieben wurden, deuten darauf hin, dass damals Hirse und Gerste die wichtigsten Ingredienzien für das berauschende Getränk waren. Archäologen vermuten allerdings, dass in China bierartige Getränke schon lange vorher gebraut wurden, doch fehlte bisher jede Evidenz für diese Vermutung. Ein solcher Nachweis wurde nun aber in Majiayao in Nordchina in Form von Tongefäßen gefunden, die chinesische Forscher um Jiajing Wang (Stanford University) im Fachblatt PNAS auf ein Alter von 5.000 Jahren schätzen. Das Besondere ist aber nicht allein der Fund des Tongeschirrs, das eindeutig zum Brauen verwendet wurde und damit der älteste Beweis für Bierherstellung im Alten China ist. Erstaunlich sind auch die Zutaten, die von den Archäologen aufgrund chemischer Analysen mittels Ionenchromatografie identifiziert werden konnten. Die Ingredienzien unterscheiden sich dabei stark von den heute üblichen Zutaten: So fanden Wang und sein Team Spuren von Sorghumhirse, der tropischen Getreidepflanze Hiobstränengras, aber auch Wurzelknollen – und Gerste. Das macht die Forscher besonders stolz, denn damit konnte zum einen der Beweis angetreten werden, dass Gerste in China um zumindest 1.000 Jahren früher kultiviert wurde als bisher gedacht. Zum anderen gehen die Forscher davon aus, dass man das Getreide in der Majiayao-Kultur zuerst zum Bierbrauen verwendete und erst später auch als Nahrungsmittel anbaute. Wie aber können die Archäologen beweisen, dass in den Tongefäßen mit den Zutaten tatsächlich Bier gebraut wurde? Eine Evidenz sind Reste von Oxalaten, die als Nebenprodukt bei der Herstellung des fermentierten Gerstensafts entstehen. Ein noch stärkerer Hinweis sind die gefundenen Stärkekörner, die Spuren des Mälzens und Maischens aufweisen. Letztlich lassen aber auch die sehr spezialisierten Tongefäße darauf schließen, dass man vor 5.000 Jahren über erstaunlich viel Wissen darüber verfügte, wie man aus Getreide Bier herstellt. Wissenschaft;Dragon 2-Raumschiff solle womöglich schon 2018 zum Roten Planeten fliegen. New York – Das private Raumfahrtunternehmen SpaceX hat Pläne für eine eigene Marsmission. Ein Dragon 2-Raumschiff solle möglicherweise schon 2018 zum Roten Planeten fliegen und dort landen, teilte SpaceX per Kurznachrichtendienst Twitter mit. Planning to send Dragon to Mars as soon as 2018. Red Dragons will inform overall Mars architecture, details to come pic.twitter.com/u4nbVUNCpA Das Raumschiff könne überall im Sonnensystem landen, der Marsflug werde der erste Test sein, fügte SpaceX-Gründer Elon Musk hinzu. Ich würde aber nicht empfehlen, darin Astronauten weiter als zwischen der Erde und dem Mond zu transportieren. Das wäre kein Spaß für längere Strecken. Das Innere hat die Größe eines Geländewagens. Vorerst führt SpaceX mit einer ähnlichen Version des Dragon im Auftrag der US-Raumfahrtbehörde NASA Versorgungsflüge zur Internationalen Raumstation ISS durch. Die NASA selbst hat bereits mehrere Rover auf dem Roten Planeten und arbeitet an Plänen für eine bemannte Mars-Mission. Nicht-Wissenschaft;Im gewaltigen Weltraumstrategiespiel werden Galaxien erforscht und erobert – ein Fest für Freunde komplexer Spielekost. Die Spiele des schwedischen Entwicklers Paradox Interactive sind legendär: Mit Crusader Kings und Europa Universalis dominiert das Unternehmen eine ganz spezielle Nische des Grand Strategy-Genres. Unabhängigkeit von den Industrieriesen hat Paradox selbst groß und schließlich sogar zum Publisher werden lassen – dennoch sieht sich Chef Fredrik Wester als Indie-Erfolgsstory: Indie ist man schließlich auch, wenn man jeden Tag in der Arbeit genau das machen kann, was man will, so der CEO in einem älteren Interview. Mit Stellaris (Windows, Linux, Mac, 39,99 Euro) verlegt das für seine historischen Simulationen berühmte Studio den Fokus auf die ferne Zukunft, in der Spielerinnen und Spieler die Geschicke weltraumfahrender Zivilisationen in gewohnt epischem Rahmen in die Hände gelegt bekommen. Die Vorbilder sind klassisch: Wie in Master of Orion, Ascendancy oder Galactic Civilizations warten die unendlichen Weiten des Alls auf geschickte Strategen, Forscher und Diplomaten. Die Mischung aus Globalstrategiespiel à la Civilization und einer Paradox-typischen dynamischen, auf Spielerhandlungen reagierenden Welt generiert auch in Stellaris in jeder Partie einzigartige Konstellationen und sorgt für jedes Mal neue – und ganz persönliche – Geschichten großer Imperien. Konzentrierte Einarbeitung in die zu Beginn verwirrende Vielfalt an Möglichkeiten und Systemen ist dabei durchaus nötig, doch dank ausführlicher Tutorials eröffnet sich hinter all den Statistiken und komplexen Menüs bald ein ganzes Universum voll mit hervorragend geschriebener epischer Weltraumoper, das jeden Science-Fiction-Freund glücklich macht. Stellaris ist bei aller Komplexität zugänglicher als die bisherigen Paradox-Kultspiele, und trotz leichter Längen im späteren Spielverlauf bleibt es sowohl im Single- als auch Multiplayer eines der faszinierendsten Strategiespiele der jüngeren Spielegeschichte. Dass umfangreiche Erweiterungen und Updates folgen werden, die so manche kleinere technische Stotterer noch ausbessern, ist bei Paradox erfahrungsgemäß garantiert. Schon jetzt ein Strategiespiel des Jahres. (Rainer Sigl, 14.5.2016) Stellaris ist für Windows, Linux und Mac erschienen. UVP: 39,99 Euro Wissenschaft;Nach dem Erstkontakt am Samstag sendete der Lander in der Nacht auf Montag wieder Signale - bisher allerdings nur wenige Sekunden lang. Köln/Wien - Fast genau sieben Monate dauerte das Comeback: Nach Funkstille seit November 2014 hat sich der Landeroboter Philae der ESA-Mission Rosetta auf dem Kometen 67P/Tschurjumov-Gerasimenko wieder zurückgemeldet. Das teilte das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) am Sonntag in Köln mit. Das Minilabor habe erstmals am Samstag um 22.28 Uhr Signale und Daten zur mehr als 300 Millionen Kilometer entfernten Erde gesendet. In der Nacht auf Montag gegen 23.30 Uhr erfolgten dann drei weitere kurze Kontakte von jeweils zehn Sekunden, wie Paolo Ferri von der ESA am Montag in Darmstadt mitteilte. Philae geht es gut: Er hat eine Betriebstemperatur von minus 35 Grad Celsius und genug Energie, sagt Projektleiter Stephan Ulamec. Der Solargenerator produziere reltativ viel Strom: Derzeit verfüge der Lander über 24 Watt, für die Kommunikation mit Raumsonde Rosetta seien 19 Watt nötig. Die Auswertung der neuen Daten, die Philae zur Erde sendete, brachte eine Überraschung: Offenbar war das Labor schon früher aufgewacht. Wir haben auch historische Daten erhalten - bisher war dem Lander allerdings noch nicht gelungen, mit uns Kontakt aufzunehmen, so Ulamec. Woran dies bisher scheiterte, ist noch nicht ganz klar. Allerdings gibt es ganz offensichtlich ein Problem mit der Radioübertragung, sagte Ulamec am Montag im Ö1-Morgenjournal. Die Datenübertragung brach nämlich nach etwas mehr als einer Minute wieder ab, gehofft hatte das ESA-Team auf rund zwei Stunden. Vermutlich habe die Sonde Rosetta das betreffende Gebiet nicht überflogen sondern nur gestreift. Man muss versuchen, dass Rosetta so über dem Lander sitzt, dass die Kommunikation, die geometrische direkte Linie geboten ist. Das Problem dabei: Die Forscher kennen den präzisen Standort von Philae nach wie vor nicht. Sie orten den Roboter über Radiosignale in einem elipsenförmigen Areal von 100 Metern Länge und 30 Metern Breite. Wir können den Standort noch nicht präzisieren, weil wir bisher keine optischen Bilder haben, sagte Ferri, der seit 15 Jahren an der Mission mitarbeitet. Mit 200 Kilometern sei die Raumsonde dafür zu weit weg: Wr müssen so weit weg bleiben. Die Aktivität des Kometen wächst und wächst, er schickt uns eine Menge Gas und Staub, erklärte Ferri. In den kommenden Wochen müsse die Distanz höchstwahrscheinlich noch vergrößert werden, weil die Aktivität des Kometen mit der Annäherung an die Sonne weiter zunimmt. Das Rosetta-Team hofft dennoch, durch etwaige Anpassungen der Flugbahn und Ausrichtung der Raumsonde bald längere Kommunikationsverbindungen herstellen zu können und die Datenübertragung fortzusetzen: In Philaes Speichermedien stecken noch weitere 8000 Datenpakete, die Aufschluss darüber geben sollen, wie es Philae in den vergangenen Monaten auf dem Kometen ergangen ist. Nach zehnjähriger Reise mit der Raumsonde Rosetta war Philae im vorigen November auf dem Kometen 67P/Tschurjumow-Gerassimenko gelandet - allerdings nicht auf dem dafür vorhergesehenen Areal und im Schatten. Wegen Strommangels musste das Minilabor auf Sonne warten, um neue Energie laden zu können. Philae hatte sich am 15. November 2014 abgeschaltet, nachdem er etwa 60 Stunden auf dem Kometen in Betrieb war. Seit dem 12. März 2015 wurde immer wieder über die Kommunikationseinheit der Raumsonde Rosetta versucht, mit dem Lander Kontakt aufzunehmen. Wissenschaft;Essen scheint eine komplizierte Angelegenheit geworden zu sein: Eigentlich macht fast alles krank, wenn man Ratgebern glaubt. Eigentlich wollte ich ja nur mal schnell im Buchgeschäft nach einem Kochbuch mit originellen Rezepten für einen Geburtstagskuchen suchen. Aber nachdem ich auf dem Weg zum passenden Regal durch die Abteilung für Ernährung und Gesundheit gehen musste, bin ich mir unsicher, ob ich überhaupt noch irgendetwas essen soll. Die dort ausgestellten Bücher trugen die folgenden Titel: Wie uns die Zuckermafia krank macht, Wie uns die Nahrungsmittelindustrie dick macht, Wie der Weizen uns vergiftet, Warum Weizen dick und krank macht, Wie Weizen schleichend Ihr Gehirn zerstört ( sowie das Nachfolgewerk So verhindern Sie, dass Weizen Ihr Gehirn zerstört) und Das Salz-Zucker-Fett-Komplott. Essen scheint also eine ziemlich gefährliche Angelegenheit zu sein. Andererseits fanden sich im Regal darunter die folgenden Titel: Die geheime Lebensenergie in unserer Nahrung, Wie wir die machtvollsten Heiler unter den Nahrungsmitteln optimal nutzen, Wie wir die Vitalkraft von Wildkräutern, alten Obst- und Gemüsearten nutzen und Wie Sie Erkrankungen mit Gemüse, Kräutern und Samen wegessen. Und für alle, die dieses Angebot verwirrend finden, gab es auch noch das Buch Hilfe, was darf ich noch essen?. Essen hat sich mittlerweile zu einer richtig komplizierten Angelegenheit entwickelt. Alles macht angeblich potenziell krank. Andererseits stecken in (fast) allen Lebensmitteln angeblich auch enorme Heilkräfte. Wer abnehmen möchte, soll auf keinen Fall dies essen, aber unbedingt das! Oder umgekehrt – je nachdem, welches Buch mal liest. Und alle Ratschläge werden angeblich durch entsprechende wissenschaftliche Studien belegt. Das, was sich in den meisten Ernährungs- und Diätratgebern aber Wissenschaft nennt, sollte man nicht allzu unkritisch betrachten! Wie einfach es ist, hier zu schummeln, hat erst kürzlich ein Experiment des US-Wissenschaftsjournalisten John Bohannon gezeigt. Unter dem Namen Johannes Bohannon hat er gemeinsam mit deutschen Kollegen und einem Arzt eine Studie produziert, laut der Konsum von Schokolade während einer Diät den Gewichtsverlust erhöhen soll. Das klingt zu schön, um wahr zu sein, und ist es natürlich auch. Für diese Studie wurden tatsächlich reale Probanden untersucht, Daten gesammelt und ausgewertet. Diese Daten wurden dann aber mit zweifelhaften statistischen Methoden so zurechtgebogen, dass am Ende genau der vorher gewünschte Effekt – Schokolade hilft bei der Diät – zu sehen ist. Und die Publikation der Studie fand auch nicht in einer echten wissenschaftlichen Fachzeitschrift statt, sondern in einem der vielen unseriösen Journale, die alles drucken, solange man nur genug Geld dafür bezahlt. Wer Arbeiten dieser Art genau prüft, stellt natürlich schnell fest, dass sie nicht ernstzunehmen sind. Aber für Phrasen der Form durch wissenschaftliche Studien belegt in den PR-Texten der Firmen, die uns ihr Wundermittel zum Abnehmen verkaufen wollen, reicht es allemal. Und auch wer sich auf die vorhandene, echte ernährungswissenschaftliche Forschung beschränkt, findet meistens genug Material, um jede beliebige Behauptung über Ernährung zu belegen. Im Jahr 2012 haben zwei Forscher von der Universität Stanford eine systematische Überprüfung von 50 häufigen Zutaten aus ganz normalen Kochbüchern durchgeführt. In ihrem Artikel Is everything we eat associated with cancer? A systematic cookbook review fanden sie für 40 dieser Zutaten insgesamt 191 Forschungsarbeiten, die Aussagen über deren Auswirkungen auf das Krebsrisiko machten. 103 davon kamen zu dem Schluss, dass sich das Risiko durch den Verzehr erhöhen würde, 88 behaupteten, das Krebsrisiko würde sinken. Einzelstudien publizierten dabei nach Auffassung der Stanforder Forscher unwahrscheinlich hohe Auswirkungen, obwohl die tatsächliche Datenlage eher schwach war. Und je mehr Studien zu einer Gesamtstatistik kombiniert wurden, desto geringer wurden die behaupteten Effekte. Daraus folgt natürlich nicht, dass sich aus medizinischer Sicht überhaupt keine Aussagen über Vor- oder Nachteile bestimmter Lebensmittel treffen lassen. Aber wie immer, wenn es um Studien und Statistik geht, muss man ganz genau hinschauen, was die Daten hergeben können – und was nicht. Nur weil sich zum Beispiel einer von vielen Inhaltsstoffen in Wein, Kaffee oder Bier in Laborversuchen positiv oder negativ auf das Wachstum von Krebszellen ausgewirkt hat, folgt daraus noch lange nicht, dass dieses Lebensmittel auch beim normalen Konsum irgendeine spezifische medizinische Wirkung hat. Aber Rotwein schützt vor Krebs oder Fleisch verursacht Krebs sind eben gute Schlagzeilen ... Genauso wie Weizen macht krank oder Weizen macht dumm. Die entsprechenden Bücher, die vor den Gefahren des Getreides warnen, waren Bestseller in den USA, finden sich auch hierzulande in jedem Buchgeschäft und haben jede Menge Nachahmer gefunden. Die Botschaft ist einfach zu verlockend, um daraus keinen Profit zu schlagen. Weizen ist eines der wichtigsten und am meisten produzierten Lebensmittel weltweit, und Getreide wird von allen relevanten und seriösen Organisationen als eine der Grundlagen einer ausgewogenen Ernährung empfohlen. Aber je größer und mächtiger der Feind, desto besser funktioniert die Panikmache. Und wie die Arbeit der Forscher aus Stanford gezeigt hat, finden sich irgendwo in den Datenbanken der Ernährungswissenschafter schon die nötigen Studien, die man passend falsch verstehen und als Beleg zitieren kann. Dabei sind die Warnung vor Getreide und der Hype um eine kohlenhydratarme Ernährung nicht neu. Was in den 1970er-Jahren als Low-Carb oder Atkins-Diät populär wurde, ist seitdem in vielen verschiedenen Varianten aufgetaucht. Darunter auch in durchaus extremen Formen wie der in Frankreich beliebten Dukan-Diät, die als potenziell so gesundheitsschädlich eingeschätzt wurde, dass ihr Schöpfer, der französische Mediziner Pierre Dukan, im letzten Jahr seine Zulassung als Arzt verloren hat: Die enormen Mengen an Protein, die man laut seinen Empfehlungen zu sich nehmen soll, können zu Schädigungen der Nieren führen. Momentan feiert die kohlenhydratarme Kost gerade als Paleo-Ernährung oder Steinzeit-Diät neue Erfolge. Dutzende Bücher wollen uns – garniert mit den üblichen (pseudo)wissenschaftlichen Belegen – erklären, dass die Menschen in der Altsteinzeit sich hauptsächlich von Fleisch, Gemüse, Obst und Nüssen ernährt haben. Getreide und Milchprodukte aber gab es nicht, und weil wir genetisch angeblich immer noch Steinzeitmenschen sind, wäre es viel gesünder, auf diese unnatürlichen Lebensmittel zu verzichten. Es ist kein Wunder, dass all diese Ernährungs- und Diätratgeber so erfolgreich sind und so viel Aufmerksamkeit genießen. Wir müssen essen. Aber überall um uns herum wird uns erzählt, wie viel wir dabei falsch machen können und wie sehr wir unserem Körper schaden, wenn wir nicht richtig essen. Gleichzeitig wollen wir den ästhetischen Vorstellungen der Gesellschaft entsprechen und unser Übergewicht loswerden. Wir sind dankbar für alle Ratschläge, die uns dabei helfen sollen. Und wenn man uns eine Blitzdiät: Fett weg in 3 Tagen verspricht, Abnehmen: 5 Kilo in 7 Tagen oder In 14 Tagen zum flachen Bauch (alles übrigens reale Schlagzeilen), dann schauen wir auch nicht mehr sonderlich kritisch auf die Behauptungen oder die wissenschaftlichen Belege. Mit Sicherheit lässt sich auf jeden Fall eines sagen: Wenn man mehr Energie verbraucht als man zu sich nimmt, dann verliert man Gewicht. Im anderen Fall nimmt man zu. Daraus folgt der einzige wirklich verlässliche Ratschlag zum Abspecken: Wer abnehmen will, soll weniger essen und sich mehr bewegen! Aber das ist leider so offensichtlich, dass man mit der Vermarktung dieser Taktik kaum Geld verdienen kann. Ich hab gerade noch einmal ein wenig recherchiert: Eine Internetsuche zum Thema X hilft beim Abnehmen liefert für X unter anderem folgende Vorschläge: Kaffee, Kokosöl, Wasser, Grüner Tee, Löwenzahntee, Fisch, Weißer Tee, Guarana, Stevia-Extrakt, Eiweiß, Kurkuma, Selen, Molkepulver, Alpha-Liponsäure, Tequila, Olivenöl, Lakritze, Knäckebrot, Milch, Konjakwurzel, Kreuzkümmel, Cola, Eier und Bier. Den letzten Vorschlag werde ich wohl berücksichtigen und mich auf den Weg ins Wirtshaus machen. Prost! Und keine Sorge – vom bösen Weizenbier halte ich mich fern. Wissenschaft;Akustisches Feedback der Eltern spielt beim "Spracherwerb" der Jungtiere eine wichtige Rolle, wie Forscher nun herausfanden. Princeton – Weißbüschelaffen (Callithrix jacchus) lernen ihre Laute auf ähnliche Weise wie Menschen. Einer Studie von Forschern der US-Universität Princeton zufolge entwickeln die Tiere ihre Töne auch, indem sie ihren Eltern zuhören. Bisher wurde angenommen, dass der Spracherwerb bei nichtmenschlichen Primaten unabhängig von älteren Artgenossen verläuft. Für die Studie, die im Fachblatt Science veröffentlicht wurde, nahm das Team um Daniel Takahashi die Laute von Weißbüschelaffen vom Tag ihrer Geburt bis zum Alter von zwei Monaten auf. Diese im Nordosten Brasiliens beheimateten Affen bieten sich für derartige Untersuchungen an, da die Jungtiere schon nach wenigen Wochen entwöhnt sind. Während erwachsene Weißbüschelaffen mit einem hohen und regelmäßigen Pfeifton rufen, stoßen Jungtiere Quietschlaute in unregelmäßiger, schneller Folge aus, die fast an Vogelgezwitscher erinnern. Diese Laute wurden von den Biologen sowohl in Situationen aufgenommen, in denen die Äffchen sozial isoliert waren, als auch in Hörweite der Eltern. Insgesamt 73.421 Lautäußerungen wurden auf diese Weise erfasst und mithilfe akustischer Parameter. Auf diese Weise wollten die Wissenschafter untersuchen, welchen Einfluss das Wachstum der Jungtiere auf die Veränderungen der Stimmbildung hat. Tatsächlich ist ein Teil davon darauf zurückzuführen, dass sich das Atemsystem der Affen stabilisiert, je größer sie werden. Die erhobenen Daten legen allerdings nahe, dass dies als Erklärung allein nicht reicht. So fanden die Forscher heraus, dass die Stimmbildung der Jungtiere stark von den Lautantworten der Eltern beeinflusst wird. Mit anderen Worten: Die Vokalisierung der jungen Weißbüschelaffen hängt vom elterlichen Feedback ab, sie lernen also von den älteren Tieren. Für die Wissenschafter hat diese Erkenntnis weitreichende Folgen: Sie stürzt jahrzehntealte Überzeugungen zur Stimmbildung von Primaten und zeigt, dass Weißbüschelaffen ein überzeugendes Modell zur Untersuchung der sprachlichen Entwicklung des Menschen sein könnten, so die Studienautoren. In einem ebenfalls in Science erschienenen Kommentar zur Studie ergänzen der Verhaltensneurologe Daniel Margoliash (Universität Chicago) und der Zoologe Ofer Tchernichovski (Hunter College, New York), dass die frühen Stufen der Lautentwicklung bei verschiedenen Tierarten erstaunlich ähnlich seien: So würden sowohl junge Affen wie auch Vögel und Babys am Anfang sehr unterschiedliche, aber nur wenig strukturierte Laute von sich geben. Die Ergebnisse der Studie von Takahashi und seinen Kollegen deuten nun auf eine uralte Basis für das Lernen von Lauten hin, so die beiden Forscher. Das sich entwickelnde menschliche Hirn könnte diesen evolutionären Prozess fortgesetzt haben. Nicht-Wissenschaft;Massenproteste gegen die Politik der nationalkonservativen Regierung am 4. Juni geplant. Warschau – Die polnische Regierung verschafft den Beamten des Landes ein verlängertes Wochenende – dafür müssen sie jedoch an einem Tag landesweiter Demonstrationen arbeiten. An diesem Tag, Samstag, den 4. Juni, plant die inner- und außerparlamentarische Opposition in Polen neue Massenproteste gegen die Politik der nationalkonservativen Regierung in Warschau. In dem am Freitag unterzeichneten Erlass an die Regierungsbeamten erklärte die Leiterin der polnischen Regierungskanzlei, Beata Kempa, den Freitag nach Fronleichnam (26. Mai) für arbeitsfrei – den Beamten winkt damit ein langes Wochenende. Der freie Tag muss allerdings am 4. Juni nachgearbeitet werden, entschied Kempa. Auf diesen Tag fällt auch der Jahrestag der ersten teilweise freien Wahlen im Jahr 1989 kurz vor dem Ende der kommunistischen Herrschaft. Am vergangenen Wochenende hatten in Polen mehr als 200.000 Menschen auf der größten Kundgebung seit 1989 gegen die Warschauer Regierung demonstriert. Wissenschaft;Historiker beleuchten die wechselvolle Geschichte der Veterinärmedizinischen Universität, besonderes Interesse gilt der Nazizeit. Wien – Ein sechsseitiger Artikel und zwei Dissertationen von Tierärztinnen, die vor allem Fakten auflisten: Das ist die Ausbeute, wenn man nach einer wissenschaftlichen Aufarbeitung der Geschichte der Vetmed-Uni Wien während der Zeit des Austrofaschismus und des Nationalsozialismus sucht. Fragen nach dem Ausmaß der Ideologisierung von Veterinärmedizin, nach personellen Brüchen bei der Machtübernahme der Nazis und nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden bisher nur angeschnitten. Eine umfassende historisch-kritische Analyse fehlt. Deswegen hat Vetmed-Rektorin Sonja Hammerschmid anlässlich des 250-Jahr-Jubiläums der Uni die Historikerin Lisa Rettl beauftragt, diese Lücken zu schließen. Seit etwas mehr als einem halben Jahr arbeitet sie mit ihrem Team, der Zeithistorikerin Claudia Kuretsidis-Haider vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) und dem Dissertanten Johannes Laimighofer an der Sichtung von Dokumenten aus dieser Zeit. Erste Materialsichtungen deuten darauf hin, dass das Hochschulpersonal die Machtübernahme der Nationalsozialisten aktiv vorbereitete. Bereits Anfang der 1930er-Jahre war der Uni-Apparat von illegalen Nazis unterwandert worden und schon vor dem Anschluss war rund ein Viertel der Professoren der NSDAP beigetreten. So überrascht es nicht, dass es 1938 zu keinem Personalwechsel im Rektorat der Hochschule kam. Der aus Böhmen stammende Franz Benesch bekleidete von 1937 bis 1942 das Amt. Auch nach Kriegsende 1945 kam es zu keinem signifikanten Austausch des wissenschaftlichen Personals. Zwar wurde das Rektorat ausgewechselt, doch insgesamt blieben die durchgeführten Suspendierungen überschaubar. Auch die Anzahl der Studierenden, die Parteimitglieder der NSDAP waren und nun zu einem bis zu dreimonatigen Arbeitsdienst eingeteilt werden konnten, blieb gering. Die Frage der Nachkriegsgeschichte der Hochschule in einem rechts- und gesellschaftspolitischen Kontext ist ein wesentliches Forschungsfeld, das vom Historikerteam bis 2017 geklärt wird. Bis dahin soll eine umfassende Publikation vorliegen, wobei Rettl betont, dass es dabei darum geht, Schnittstellen zur Gegenwart herzustellen: Man muss ja heutzutage nicht mehr grundsätzlich feststellen, dass die Nazis böse waren, sondern vor allem geht es darum zu fragen, unter welchen historischen Bedingungen Menschen wie agieren, welche Handlungsspielräume es gibt, wie Menschen diese Handlungsspielräume nützen und nicht zuletzt: Was hat das Ganze mit uns heute zu tun? Das Projekt ist eines von dreien, die sich nun mit der Geschichte der Vetmed-Uni beschäftigen. Seit 2010 schon untersucht man die Bestände der Unibibliothek auf ihre Provenienz. Die Frage ist: Sind Bücher darunter, die von den Nationalsozialisten enteignet wurden? Dabei werden vor allem jene Bücher analysiert, die vor 1945 gedruckt und zwischen 1933 und 1955 in die Universitätsbibliothek gelangten. Bis dato haben die Forscher 3600 Bücher untersucht und handschriftliche Vermerke, Signaturen, Stempel oder Etiketten, also relevante Provenienzmerkmale fotografiert und in eine Datenbank eingespeist. Der Fachterminus dafür: Buchautopsie. 600 Bücher davon waren verdächtig und werden weiter untersucht, wie Florian Dandler, heute Leiter des Projekts, sagt. Bis zur genauen Analyse der ungefähr 6400 noch nicht untersuchten Bücher wird es wohl noch einige Zeit dauern. Derweil hat die Vetmed-Uni Zugriff auf die Datenbank der Kommission für Provenienzforschung und der Israelitischen Kultusgemeinde: Wenn erwiesen ist, dass ein Buch unrechtmäßig in die Bibliothek gelangte, beginnt nämlich die Suche nach Besitzern und möglichen Erben. Schließlich beschäftigt sich die Historikerin Daniela Haarmann im dritten Projekt mit den Anfängen der Vetmed-Uni von der Gründung 1765 bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. Sie hat die Festschrift herausgegeben, zum Abschluss ihrer Arbeit soll es noch eine Publikation geben. Im Jahr der Gründung ging es unter Kaiserin Maria Theresia vor allem um militärische Bedürfnisse. In der Pferde-Curen- und Operationsschule, wie die Hochschule anfangs hieß, beschäftigte man sich nur mit diesen Nutztieren und mit dem gesunden Hufbeschlag. Damals gab es übrigens noch gar keine Veterinärmediziner. An der Schule arbeiteten Schmiede, also Handwerker. Erst nach der Neugründung als k. k. Thierspital 1777 waren es Humanmediziner, die sich um die Gesundheit der Patienten kümmerten – mittlerweile waren es auch andere Nutztiere wie zum Beispiel Schweine. Man ging bereits damals von einem direkten Zusammenhang zwischen Tier- und Humanmedizin aus: Kranke Nutztiere würden sich direkt auf die Gesundheit des Menschen auswirken. Ein sehr innovativer Ansatz, sagt Haarmann über diese Dienstleistung. Schließlich entstanden tierärztliche Schulen nach dem Wiener Vorbild in der gesamten Monarchie. Die Humoralpathologie, die Vier-Säfte-Lehre (gelbe Galle, schwarze Galle, Blut, Schleim). blieb aber bis zur zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts das Paradigma der Schulmedizin. Auch Tiere wollte man mit Aderlass therapieren – danach kam die Bakteriologie und langsam setzte sich ein naturwissenschaftliches Verständnis von Medizin durch – beim Menschen und beim Tier. Mittlerweile beschäftigt man sich an der Vetmed-Uni auch mit ethischen Fragen der Tierhaltung, was nicht nur durch die Landwirtschaft, sondern auch durch den Siegeszug der Kleintierhaltung in den 1970er- und 1980er-Jahren ein wichtiges Thema wurde. Gerade in diesem Bereich zeigt sich, wie Verhaltensmuster des Menschen nicht nur ihn selbst, sondern auch seine Tiere krank machen können – was unter anderem zu Übergewicht oder Lebensmittelallergien bei Hund und Katze führt. Nicht-Wissenschaft;Rebellen-Miliz nahe Damaskus hatte Kämpfe zuletzt wegen Vormachtstellung der Islamisten eingestellt. Hussam Dib, ehemaliger Anführer einer Rebellengruppe in Syrien, wurde am Wochenende bei einem Autounfall getötet, wie die libanesische Zeitung Daily Star berichtet. Seine Freunde hätten bestätigt, dass Dib auf dem Weg nach Deutschland war, als der Unfall passierte. Dib hatte nahe Damaskus die Bani Maarouf Commandos Miliz gegründet, die vor allem von Drusen unterstützt wurde. Die Gruppe, die zuletzt unter dem Namen Youssef al-Azmeh Brigade bekannt war, konnte aufgrund fehlender Finanzierung und der Vormachtstellung islamistischer Milizen nicht mehr weiterkämpfen. Hussam Dib hätte vor kurzem das Land über die Türkei verlassen und nun versucht nach Europa einzuwandern, sagen seine Freunde. Wissenschaft;Sonneneruptionen verstärken atmosphärischen Abbau – Staubwolke unbekannter Herkunft um den Mars entdeckt. Washington – Warm und feucht könnte der Mars einst gewesen sein – und vielleicht sogar mit Leben versehen. Allerdings muss er dafür einst eine wesentlich dichtere Atmosphäre gehabt haben als heute, wo der Luftdruck auf Bodenhöhe der Erdatmosphäre in 35 Kilometern Höhe entspricht. Die gängigste Vermutung zu dem drastischen Klimawandel, den unser äußerer Nachbarplanet in der Zwischenzeit erlitten haben muss, lautet, dass Sonnenwind die Atmosphäre des Mars sukzessive abgetragen hat – erleichtert durch den Umstand, dass der Planet nur über ein schwaches Magnetfeld als Schutz verfügt. Wie der Prozess des Atmosphäreverlusts ablaufen dürfte, zeigen Daten der NASA-Raumsonde MAVEN (Mars Atmosphere and Volatile Evolution), die seit 2014 den Mars umkreist. Während einer Sonneneruption entkommt offenbar besonders viel Material aus der Marsatmosphäre ins All, wie Forscher um Bruce Jakosky von der Universität von Colorado in Boulder im US-Fachblatt Science berichten. Die Sonde der US-Raumfahrtbehörde NASA untersucht seit rund einem Jahr kontinuierlich die Atmosphäre des Mars. Dabei konnte sie im März dieses Jahres die Auswirkungen eines Sonnensturms beobachten. Maven registrierte als Reaktion auf die eintreffenden Partikelströme die Bildung magnetischer Schläuche in der Marsatmosphäre, die bis zu 5.000 Kilometer weit ins All rankten. Diese erleichtern es elektrisch geladenen Molekülen aus der Marsatmosphäre, ins All zu entweichen. Da Sonnenausbrüche im jungen Sonnensystem vermutlich häufig waren, könnten sie eine wichtige Rolle bei der angenommenen Ausdünnung der Marsatmosphäre gespielt haben, argumentieren die Forscher. Das könnte zu den Klimaveränderungen auf dem Mars beigetragen haben, die ihn zur heutigen kalten Wüste gemacht haben. Weitere Untersuchungen der Sonde, die mehrfach durch die obere Marsatmosphäre getaucht ist, zeigen, dass die Kruste des Roten Planeten vermutlich einen wesentlichen Anteil zum Mars-Magnetfeld beiträgt. Außerdem beschreiben Planetenforscher in Science die überraschende Entdeckung von ausgedehnten Polarlichtern auf dem Mars, die von der NASA bereits früher im Jahr bekannt gegeben worden war. Die Aurorae reichen bis zu 60 Kilometer an die Marsoberfläche heran – so dicht wie bei keinem anderen Planeten bisher beobachtet. Darüber hinaus hat die US-Raumsonde eine unerwartete globale Staubwolke um Mars in 150 bis 1.000 Kilometern Höhe entdeckt. Da es keinen bekannten Prozess gibt, der Staub von einem Planeten in diese Höhen hieven kann, nehmen die Forscher an, dass es sich um Staub handelt, der nicht von der Marsoberfläche stammt, sondern von einer bisher unbestimmten interplanetaren Quelle aus unserem Sonnensystem. (APA, red, 8. 11. 2015) Nicht-Wissenschaft;Der Rechnungshof ist für Neuausrichtung, denn: Nur Tirol, Vorarlberg und Oberösterreich lagen mit ihren Zahlen richtig. Auch Parteien sind für eine Reform. Wien – Der Finanzausgleich regelt die Verteilung der Steuern auf Bund, Länder und Gemeinden und gilt als für Laien undurchschaubar. Offenbar sind die Regeln aber selbst für Insider nur schwer zu verstehen. Wie ein am Mittwoch veröffentlichter Rechnungshofbericht zeigt, haben nämlich fünf Länder die Zuweisung an ihre Gemeinden falsch berechnet – Niederösterreich, Salzburg und das Burgenland sogar über Jahre hinweg. Über den Finanzausgleich fließen 21,99 Milliarden Euro an die Länder und 9,17 Milliarden Euro an die Gemeinden (Stand 2013). Letztere erhalten ihre Ertragsanteile von den Bundesländern überwiesen – wobei die Aufteilung in den vom Rechnungshof untersuchten Jahren 2009 bis 2013 in fünf Ländern zumindest teilweise fehlerhaft war. Niederösterreich und das Burgenland haben die Gemeindeertragsanteile sogar durchgehend falsch berechnet. Das Burgenland hat bereits eine Rückabwicklung der fehlerhaften Zahlungen angekündigt: Demnach müssen 155 Gemeinden Geld an jene 16 zurückzahlen, die ursprünglich zu wenig erhalten hatten. In Niederösterreich waren die Regeln dermaßen komplex, dass die Gemeinden selbst nicht nachvollziehen konnten, ob ihnen das Land die korrekte Summe überwiesen hatte – zumal die Berechnungsgrundlagen nicht öffentlich sind. Die Empfehlung des Rechnungshofs, die Daten zwecks Nachvollziehbarkeit offenzulegen, bezeichnete das Land wegen der komplexen Methodik als wenig erfolgversprechend. Abweichungen gab es auch in der Steiermark, in Kärnten und in Salzburg. Die Höhe der Abweichungen beträgt dabei teilweise nur einige tausend Euro – in Niederösterreich sind es nach Angaben des Landes insgesamt nur 199.324 Euro –, erreicht teils aber auch größere Summen. So hat Eisenstadt 378.000 Euro zu wenig erhalten, Graz im Jahr 2011 214.884 Euro. Die Steiermark gab an, die Fehler bereits 2015 korrigiert zu haben. Völlig korrekt berechnet waren die Gemeindeanteile damit nur in Vorarlberg, Tirol und Oberösterreich. Ebenfalls untersucht hat der Rechnungshof die Wirkung des abgestuften Bevölkerungsschlüssels, der größeren Gemeinden höhere Mittel pro Einwohner zusichert. Dieser Größenvorteil wurde seit 1948 sukzessive abgeschmolzen, wovon insbesondere Gemeinden mit weniger als 9.000 Einwohnern profitierten. Ausgeglichen wird der finanzielle Nachteil der Kleinstgemeinden zudem durch Transfers der Bundesländer, weil die Länder vor allem einkommensschwache Gemeinden fördern, nicht aber solche mit besonders hohen Ausgaben. Laut Rechnungshof führen die Transfers dazu, dass sich niederösterreichische Kleinstgemeinden (unter 500 Einwohner) finanziell mit Gemeinden über 10.000 Einwohnern messen können. Sie erhalten vom Land 481 Euro pro Kopf, die Großen aber nur 50 Euro. Außerdem sind die Bedarfszuweisungen auf fünf Abteilungen und zwei Fonds des Landes aufgesplittet. In der Steiermark werden die Bedarfszuweisungen zwar zentral abgewickelt, die Aufteilung erfolgte aber nach Parteienproporz: Für rote Gemeinden war der damalige SPÖ-Landeshauptmann Franz Voves zuständig, für schwarze sein ÖVP-Vize Hermann Schützenhöfer. Verzerrt wird die Mittelaufteilung laut Rechnungshof durch historisch gewachsene Elemente wie den Getränkesteuerausgleich. Die alte Getränkesteuer wurde 1999 vom Europäischen Gerichtshof gekippt, die betroffenen Gemeinden werden bis heute via Finanzausgleich entschädigt. Davon profitieren vor allem kleine Tourismusgemeinden wie Tweng, Warth und Ischgl, die so zu den – gemessen an den Ertragsanteilen je Einwohner – finanzkräftigsten Gemeinden zählen. Der Rechnungshof plädiert daher für eine grundlegende Neuausrichtung des Finanzausgleichs – auch deshalb, weil der eigentliche Finanzausgleich zunehmend an Bedeutung verliert. So sind die im Finanzausgleich vorgesehenen Überweisungen des Bundes an die Länder von 2008 bis 2013 um 17,5 Prozent gestiegen, jene außerhalb des Finanzausgleichs aber um 26,7 Prozent. Die Kritik des Rechnungshofs ließ ÖVP, Grüne und Neos nach Reformen rufen. ÖVP-Rechnungshofsprecher Hermann Gahr pochte auf eine Vereinfachung der derzeitigen Regelungen. Für Neos-Chef Matthias Strolz muss der Finanzausgleich transparent, nachvollziehbar und für alle Beteiligten anwendbar sein. Und Grünen-Budgetsprecher Bruno Rossmann forderte Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) gleich direkt auf, rasch einen transparenten Prozess einzuleiten. Nicht-Wissenschaft;Kanzlerin Merkel konnte sich beim Klimaschutz durchsetzen, die Exekutive erlebte vor allem friedlichen Protest. Frieden, Ruhe, im Optimalfall einen strahlenden Sonnenaufgang: Das war es, was die deutsche Kanzlerin Angela Merkel ihren G7-Kollegen in der bayerischen Alpenwelt unweit von Schloss Elmau auch am zweiten und letzten Gipfeltag bieten wollte. Doch dann gab es gleich in der Früh eine kleine visuelle Belästigung. Greenpeace-Aktivisten forderten die G7-Staaten zu einer globalen Klimawende auf und projizierten ihre Botschaft per Laser in Riesenbuchstaben auf das Zugspitzmassiv. Thematisch war dies nicht unpassend, denn Merkel hatte am zweiten Tag das Weltklima auf die Tagesordnung gesetzt. Zuvor jedoch bekamen die Fotografen wieder viele Gelegenheiten, um schöne Bilder von den Staats- und Regierungschefs der sieben wichtigsten westlichen Industriestaaten einzufangen: von lauter schwarzen Herren und einer Dame in Himbeerrosa, nämlich Merkel. Am Vortag hatte sie wie eine Kornblume in Blau aus dem Schwarz der Herren geleuchtet. Auch das eine Botschaft: Merkel sticht heraus und führt. Aus dem Tal unten, aus Garmisch-Partenkirchen, drangen schon am Vormittag Nachrichten ans Schloss, die das Kanzlerinnen-Ohr sicher erfreut haben: Die Demonstranten sagten kurzerhand den Abschlussprotest ab, nachdem nur rund 30 Personen auf den Bahnhofsvorplatz gekommen waren. Ursprünglich waren 500 erwartet worden. Obwohl sie am Sonntag nicht bis zum Schloss vordringen hatten können und am Samstag ihr Camp von einem Wolkenbruch fast weggespült worden war, waren die Organisatoren des Aktionsbündnisses Stop G7 jedoch mit dem Protest zufrieden. Damit haben sie schlussendlich doch etwas mit der Polizei gemeinsam, die ebenfalls positive Bilanz zog. Ein Österreicher war übrigens während der Proteste in Gewahrsam genommen worden, weil er einen Suppenteller auf Einsatzkräfte geworfen hatte. Merkel bezeichnete ihre Veranstaltung als sehr produktives Treffen. Die G7 kam überein, die Sanktionen gegen Russland nicht nur aufrechtzuerhalten. Wir sind auch bereit, sollte das erforderlich sein - was wir aber nicht wollen -, gegebenenfalls Sanktionen zu verschärfen , sagte Merkel zum Abschluss. Der Westen wirft Moskau vor, prorussische Separatisten in der Ostukraine zu unterstützen und damit das Land zu destabilisieren. US-Präsident Barack Obama schickte eine Warnung an den russischen Präsidenten Putin: Das Vorgehen Russlands in der Ukraine schadet dem russischen Volk. Die russische Wirtschaft ist bereits geschwächt worden. Erfreut konnte die deutsche Kanzlerin auch bekanntgeben, dass sie sich beim Klimaschutz dann doch gegen Japan und Kanada durchgesetzt hat: Es gab ein klares Bekenntnis zum Zwei-Grad-Ziel. Die G7-Länder wollen vor Ablauf des Jahrhunderts den Ausstoß von Treibhausgasen auf null reduzieren, um die globale Erwärmung auf weniger als zwei Grad Celsius gegenüber dem Niveau vor Beginn der Industrialisierung zu begrenzen. Ein Fonds für Klimaschutz in Entwicklungsländern, der ab 2020 jährlich mit 100 Milliarden US-Dollar aus öffentlichen und privaten Mitteln gefüllt werden soll, wurde beschlossen. Verstärkt werden soll auch der Kampf gegen Epidemien wie Ebola. Dafür, so Merkel, müsse das Gesundheitssystem in vielen Ländern verbessert werden. In der Abschlusserklärung heißt es: Wir sind fest entschlossen, die Ebola-Fallzahlen auf null zu reduzieren. Zum ersten Mal befasste sich die G7-Gruppe auch mit dem Meeresschutz. Vereinbart wurde ein Aktionsplan zur Müllvermeidung und Säuberung der Meere von Abfällen. Außerdem spricht sich die Gruppe für ein internationales Regelwerk für den Abbau von Rohstoffen (Nickel, Kupfer und Platin) in den empfindlichen Tiefseeregionen aus. Zum Schluss wurde Merkel noch gefragt, ob sie auch nach Tirol zum Treffen der Bilderberger kommen werde. Nein, wird sie nicht. Aber sie erklärte: Ich wünsche der Bilderbergerkonferenz sehr viel Erfolg. Wissenschaft;Von Stress bis zu Thrombosen und Einsamkeit: Englisch-schwedische Studie bewertet den Jetset-Lifestyle als alles andere als glamourös. Surrey/Lund – Der Begriff Jetset kam in den 1950er Jahren auf, als Linienflüge es ermöglichten, von einem schicken Ort zum nächsten zu reisen. Anders als heute im Billigflugzeitalter konnte sich das damals aber noch bei weitem nicht jeder leisten – wer dazu finanziell imstande war, der gehörte eben zum ebenso bewunderten wie beneideten Jetset. Das ist lange her, aber das damals geprägte Bild wirkt offenbar immer noch nach. Das beklagen englische und schwedische Forscher in einer aktuellen Studie. Das Team um Scott Cohen von der Universität Surrey konstatiert, dass herkömmliche Massenmedien ebenso wie die neuen sozialen Medien ein verzerrtes Bild von Fernreisen zeichnen: Ein hypermobiler Lebensstil werde immer noch mit höherem Status assoziiert. Was dabei weitestgehend unter den Tisch falle, sei die dunkle Seite von Fernflügen: Jetlag und Störung des Schlafrhythmus, erhöhtes Thromboserisiko und stärkere Strahlenbelastung, sowie Stress, Einsamkeit und die Trennung von Familien- und Freundesnetzwerken. Und das sind nur die medizinischen bzw. psychischen Auswirkungen – auf das Thema Umweltbelastung durch Vielfliegerei geht Cohen nur am Rande ein. In diesem Kontext scheint Hypermobilität von glamourös weit entfernt zu sein, resümiert Cohen. Die Forscher plädieren daher dafür, negative Langzeitauswirkungen des Viel- und Fernreisens stärker öffentlich zu machen. (red, 9. 8. 2015) Wissenschaft;Bemannte Mission soll Astronauten tief ins Weltall bringen. Washington – Der Start des Orion-Raumschiffs wird sich wohl bis April 2023 verzögern. Die bemannte Mission, die Astronauten tief ins Weltall bringen soll, werde wahrscheinlich erst zwei Jahre später als bisher geplant starten, teilte die US-Raumfahrtbehörde Nasa am Mittwoch mit. Grund seien Engpässe bei der Finanzierung, aber auch Verzögerungen bei der Software-Entwicklung und den Tests des neuen Raumschiffs, sagte der stellvertretende Nasa-Manager Robert Lightfoot. Orion soll bis zu vier Astronauten zu Zielen jenseits des Mondes bringen. Orion absolvierte den ersten Testflug vergangenes Jahr, als das unbemannte Raumschiff zwei Mal die Erde umkreiste, bevor es wieder im Ozean landete. Ein weiterer Flug ist für das Jahr 2018 geplant. Getragen wird das Raumschiff von einer starken Rakete, die sich ebenfalls noch in der Entwicklung befindet. Orion soll ermöglichen, Astronauten auf Asteroiden oder auf den Mars zu bringen. Bisheriges Startdatum der ambitionierten Mission war 2021, doch hat Präsident Barack Obama die Finanzierung des US-Weltraumprogramms wiederholt gekürzt. Wissenschaft;In Süditalien zerstört das Bakterium Xylella uralte Olivenplantagen, hunderttausende Bäume sollen verbrannt werden. Einheimische wittern eine Verschwörung. Lecce – Nach und nach vertrocknen Blätter, Äste und irgendwann der ganze Baum. Rund eine Million Olivenbäume der Halbinsel Salento, der Stiefelabsatz Italiens, sind befallen. Darunter etliche knorrige Exemplare, die Wind und Wetter jahrhundertelang trotzten. Nun erliegen sie den sogenannten Feuerbakterien Xylella fastidiosa: Der Erreger nistet sich in den Wasserleitbahnen der Bäume ein und dreht ihnen regelrecht den Saft ab. Ein Heilmittel gegen Complesso del Disseccamento Rapido dellOlivo (CoDiRO) existiert bislang nicht. Das Ausmaß des Befalls ist schockierend, sagt Brion Duffy, Pflanzenpathologe an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, der die betroffene Region schon mehrmals besucht hat. Die Geschwindigkeit, mit der sich die Bakterien ausbreiten, nicht minder: 2013 wurde Xylella als Auslöser des Olivenbaumsterbens nachgewiesen. Damals waren etwa 8.000 Hektar in der Provinz Lecce, dem Epizentrum des Ausbruchs, betroffen. Im Oktober 2014 waren es bereits 23.000 Hektar. Ein weiterer Ausbruch in Oria, 30 Kilometer von Lecce entfernt, hat große Besorgnis hervorgerufen, sagt Donato Boscia, Leiter des Instituts für nachhaltigen Pflanzenschutz in Bari, der maßgeblich an der Erforschung der Xylella-Epidemie beteiligt ist. Italiens Regierung hat den Notstand ausgerufen. Die Region produziert mehr als 40 Prozent des italienischen Olivenöls. Der Xylella-Ausbruch wird allein dieses Jahr zu Verlusten in Millionenhöhe führen. Auch die EU ist alarmiert. Die Experten der europäischen Agentur für Lebensmittelsicherheit (EFSA) beurteilen das Risiko, dass sich der Erreger weiter ausbreitet, als sehr hoch. Tatsächlich weisen Xylella-Bakterien ein ungemein breites Wirts- und Vektorenspektrum auf. Sie befallen Mandel- und Zitronenbäume, Weinreben, Oleander – und nun auch Olivenbäume. Als Überträger kommt jedes Pflanzensaft saugende Insekt infrage: Diese Insekten fliegen von Baum zu Baum, stechen deren Leitbahnen an und verbreiten so die Bakterien. Das macht die Ausrottung des Erregers in einem betroffenen Gebiet praktisch unmöglich, sagt Duffy. Was passiert, wenn der Erreger auch in Griechenland und Spanien heimisch wird, möchte sich niemand ausmalen. Spätestens dann würde es auch der Verbraucher anhand von deutlich gestiegenen Olivenölpreisen zu spüren bekommen. Die EU hat deswegen Notmaßnahmen veranlasst, die am 18. Mai in Kraft getreten sind. Dazu gehört eine 40 Kilometer lange Sicherheitszone, die die Halbinsel vom italienischen Festland abriegelt: Während die 30 Kilometer lange Überwachungszone als xylella-frei gilt, kommen in der zehn Kilometer breiten Pufferzone seit einigen Wochen radikale Methoden zum Einsatz: Mitarbeiter des Forstamts fällen kranke Bäume und verbrennen sie. Außerdem schneiden sie das Gras, pflügen den Boden um und versprühen Insektengift. Auch gesunde Bäume müssen daran glauben. In einem Umkreis von 100 Metern um einen kranken Baum müssen alle Wirtspflanzen vernichtet werden – eine Maßnahme, die die Olivenbauern auf die Barrikaden treibt. Bewaffnete Polizisten und Carabinieri beaufsichtigen aus diesem Grund das Beseitigen der Bäume. Olivenbäume sind in Salento das Symbol einer eigenen Lebensart, sie prägen nicht nur die Landschaft, sondern auch die Menschen. Seit Generationen produzieren diese Olivenöl – Xylella bedroht ihre Existenz und die Kultur. Die Leute müssen Bäume fällen lassen, die schon Großeltern und Eltern pflegten, sagt Bascio. Angeheizt wird der Protest durch verschiedene Theorien, die im Internet kursieren: Die italienische NGO Peacelink behauptete im März in einem Schreiben an die EU, es sei nicht bewiesen, dass Xylella die Ursache des Olivenbaumsterbens sei. Vielmehr werde es durch einen Pilz verursacht, den man behandeln könne. Im April veröffentlichte die EFSA eine Kurzmeldung, nach der es keine wissenschaftlichen Hinweise zur Stützung dieser Annahme gibt. Auch Boscia und seine Kollegen stehen in der Kritik: Sie haben 2010 an einem Workshop teilgenommen, bei dem mit Xylella-Bakterien gearbeitet wurde. Nun machen Gerüchte die Runde, denen zufolge die Wissenschafter die Bakterien freigesetzt hätten. Von Agromafia ist die Rede und von Interessen der Solarindustrie an frei werdenden Flächen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt. Wie die Fachzeitschrift Nature im Juni berichtete, handelt es sich allerdings bei dem Bakterium, das im Workshop untersucht wurde, und dem, das nun sein Unwesen treibt, um verschiedene Unterarten. Der Vorwurf an die Wissenschafter sei demnach unhaltbar. Amerika kämpft schon lange gegen die Feuerbakterien. Seit ihrer Entdeckung im Jahr 1892 haben sie sich unaufhaltsam ausgebreitet. In Südamerika richten sie immer wieder verheerende Schäden bei Zitrusfrüchten an, in Nordamerika vernichten sie Weinreben. Europa blieb bislang verschont. Wie die illegalen Einwanderer nach Italien gelangt sind, ist unklar. Wissenschafter vermuten, dass sie über infizierte Zierpflanzen aus Costa Rica eingeschleppt wurden: Die in Italien grassierende CoDiRO-Unterart stimmt genetisch mit den costa-ricanischen Bakterien überein. Das wäre gut möglich, denn im Anfangsstadium der Krankheit zeigen viele Pflanzen keine Symptome – sie sehen gesund aus, tragen die Bakterien aber bereits in sich. Das erschwert den Kampf gegen Xylella erheblich und erklärt die 40 Kilometer breite Sicherheitszone. Ob die ergriffenen Vorkehrungen allerdings ausreichen, um die Bakterien in Schach zu halten, ist ungewiss: Schaumzikaden, die Hauptüberträger in Italien, könnten von Menschen oder Fahrzeugen aus der Quarantänezone exportiert werden und den Erreger so weiterverbreiten. Theoretisch müsste auch der Handel mit allen Wirtspflanzen untersagt werden, was alleine daran scheitert, dass nicht alle Wirtspflanzen bekannt sind. Wir wissen viel zu wenig über den Erreger und seine Überträger, sagt Duffy. Wir wissen nicht einmal, wie weit die Schaumzikaden fliegen können. Die italienische Regierung und auch die EU haben Geld für die weitere Forschung rund um Xylella zugesagt. Boscia setzt dabei auch auf eine Art Open-Air-Labor: In einem großen Teil der Provinz Lecce können wir auf das Vernichten der Olivenbäume verzichten, da die EU anerkannt hat, dass Xylella hier nicht mehr ausgerottet werden kann. Das gibt uns die Möglichkeit herauszufinden, wie man mit Xylella leben kann. Nicht-Wissenschaft;Drohung an Widersacher. Bujumbura – Im ostafrikanischen Burundi hat Staatschef Pierre Nkurunziza einen Monat nach der umstrittenen Präsidentenwahl seinen Amtseid geleistet. In der Antrittsrede zur dritten Amtszeit drohte Nkurunziza am Donnerstag seinen Widersachern. Sie würden ausgemerzt, weil sie gegen Gott kämpften, sagte er. Burundi war ins Chaos gestürzt, nachdem Nkurunziza im Mai beschlossen hatte, entgegen den verfassungsrechtlichen Bestimmungen für eine dritte fünfjährige Amtszeit zu kandidieren. Die Wahl gewann er wegen eines Boykotts der Opposition haushoch. Die internationale Gemeinschaft hatte an ihn appelliert, keine dritte Amtszeit anzustreben. Seit der Abstimmung am 21. Juli wurden mindestens 20 Menschen Opfer politischer Gewalttaten, darunter auch ein regierungskritischer Politiker. Der Menschenrechtler Pierre Claver Mbonimpa überlebte einen Anschlag nur knapp. Immer wieder gibt es Befürchtungen, dass in dem Land erneut ein ethnisch motivierter Bürgerkrieg zwischen der heute regierenden Hutu-Mehrheit und der Tutsi-Minderheit aufflammen könnte. Burundi gehört einem umfassenden UN-Entwicklungsindex zufolge zu den zehn ärmsten Ländern der Welt. Wissenschaft;Astronom Wuchterl: "Das wäre ein Meilenstein, wenn man damit erstmals das Sternenlicht ins Welterbe einbettet". Wien/Korneuburg – In der Gemeinde Großmugl im niederösterreichischen Weinviertel befindet sich ein 16 Meter hoher Grabhügel aus der Hallstattzeit (8. bis 5. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung). Zudem finden sich auch zwei Kreisgrabenanlagen auf dem Gemeindegebiet. Neben diesen prähistorischen Stätten zeichnet sich Großmugl durch eine relativ geringe Lichtverschmutzung aus, obwohl es nur 45 Autominuten von der Millionen-Stadt Wien entfernt ist. Der Astronom Günther Wuchterl, Leiter der Kuffner-Sternwarte in Wien, ist daher dafür, die Sternenlichtoase zum UNESCO-Welterbe zu erklären. Gelingt die Aufnahme, würde erstmals Sternenlicht für das Welterbe eine Rolle spielen. Ein entscheidender Schritt auf dem Weg zur Aufnahme in die Kulturerbe-Liste findet mit einem Workshop am Montag im Naturhistorischen Museum (NHM) statt. Dabei werden Experten wie der britische Astronom Clive Ruggles, Leiter einer gemeinsamen Astronomie- und Welterbe-Initiative von UNESCO und der Internationalen Astronomischen Union (IAU), u.a. über die Sternenlichtoase und prähistorische Stätte Großmugl informiert und diese auch besuchen. Von österreichischer Seite sind nicht nur Vertreter von Gemeinde, Land und Bund, sondern auch die Wissenschaft stark präsent. So wird NHM-Generaldirektor Christian Köberl die Resolution der Österreichischen Akademie der Wissenschaften zur Erhaltung des Sternenlichts und Wuchterl Fallstudien über die Sternlichtoase Großmugl und das Sternlichtgebiet Ostalpen präsentieren. In diesen Studien wurde das Lichtniveau gemessen und Argumente zusammengefasst, warum dieses authentische Licht von herausragendem universellem Wert ist. Die Messungen hätten gezeigt, dass das Lichtniveau im Wildnisgebiet Dürrenstein an der Grenze Niederösterreich-Steiermark mit einem Tausendstel Lux dem natürlichen Licht in der von Lichtverschmutzung praktisch völlig ungestörten chilenischen Atacamawüste entspricht. Und auch Großmugl liege nur um den Faktor zwei über diesem Wert, während etwa im Zentrum Wiens ein Lux und am Stadtrand rund 0,3 Lux – der Wert einer Vollmondnacht – gemessen werden. Ziel des vom Verein Kuffner-Sternwarte veranstalteten Workshops sei eine erste Stellungnahme der Gutachter und eine Festlegung dessen, was für eine Aufnahme in die Welterbeliste noch zu tun ist, so Wuchterl. So sich alle Beteiligten tatsächlich für einen Antrag an die UNESCO entschließen, wäre es das Ziel Wuchterls, diese Aufnahme ins Weltkulturerbe mit der Generalversammlung der Internationalen Astronomischen Union in Wien 2018 zu verknüpfen. Das wäre ein Meilenstein, wenn man damit erstmals das Sternenlicht ins Welterbe einbettet, so der Astronom. (APA, red, 23. 10. 2015) Nicht-Wissenschaft;HBO gab den Sendetermin für die sechste Staffel der Fantasyserie bekannt – ACHTUNG: Spoiler. Wien – Dreieinhalb Monate müssen Fans von Game of Thrones noch auf den Start der neuen Staffel warten: Am 24. April 2016 ist es soweit, dann zeigt HBO die sechste Etappe seiner Erfolgsserie. Das gab der US-Sender am Donnerstag bekannt. 4.24.16 #GoTSeason6 pic.twitter.com/WPxP2FPvvm Bereits vor einigen Wochen veröffentlichte HBO einen Teaser zur neuen Staffel, der für einige Diskussionen auslöste, weil darin eine Figur auftaucht, die für tot gehalten wird. Für Enttäuschung bei Fans sorgte zuletzt Autor George R.R. Martin, da sich das neue Buch zur Erfolgsserie verzögert. The Winds of Winter ist nicht fertig, schrieb Autor George R.R. Martin in seinem Fan-Blog. Martin hatte gehofft, das Manuskript bis zum Jahresende seinem Verlag übergeben zu können, damit die sechste Folge der weltweit erfolgreichen Fantasy-Saga A Song of Ice and Fire (Das Lied von Eis und Feuer) Anfang des neuen Jahres gedruckt werden könnte. Im Sommer gab es Spekulationen, dass die TV-Serie nach acht Staffeln ihr Ende finden werde. Das sagte HBO-Chef Michael Lombardo unter Berufung auf die Produzenten und Drehbuchautoren David Benioff und Dan Weiss. Lombardo sagt weiter, dass er sich eine Nachfolgesendung von Game of Thrones etwa in Form einer Vorgeschichte vorstellen könne. Wissenschaft;'Archaea bildeten vermutlich die Basis für die Evolution mehrzelliger Lebensformen. In der Tiefsee stießen Wiener Forscherinnen auf uralte Organismen, die zu den Vorfahren des Menschen gehören dürften. Longyearbyen – Lokis Castle, benannt nach der vielgestaltigen nordischen Gottheit, liegt in den lichtlosen Tiefen des Nordatlantiks südwestlich von Spitzbergen – keine versunkene Burg, sondern eine erst 2008 entdeckte Ansammlung hydrothermaler Quellen auf einem unterseeischen Vulkanrücken. Trotz der Finsternis und einer umgebenden Wassertemperatur von -0,7 Grad gedeiht hier üppiges Leben. Bleiche Flohkrebse wuseln zwischen ebenso blassen Schnecken herum, Röhrenwürmer ragen vom Boden empor. Das Getier profitiert vom Inhalt des bis zu 317 Grad heißen Quellwassers. Es ist reich an Methan, Schwefelwasserstoff, Ammoniak und gelösten Mineralien. Die Substanzen dienen spezialisierten Bakterien zur Energiegewinnung. Sie bilden so die Ernährungsbasis für das Ökosystem in Lokis Castle. Auch im benachbarten Meeresboden sind zahllose Mikroorganismen aktiv. Relativ dicke Sedimentschichten prägen das Umfeld. Die Ablagerungen entstammen zum Teil noch den eiszeitlichen Gletschern, die massig Erosionsmaterial in den Ozean schoben, zum Teil aber auch vulkanischer Aktivität, vor allem dem Ausstoß der heißen Quellen. Das Ergebnis dieses Wechselspiels ist eine vielfältige, klar abgegrenzte Schichtfolge. Und jede verfügt über eine eigene Mikroflora, erklärt die Biologin Christa Schleper von der Universität Wien. Das Artenspektrum wird von der chemischen Zusammensetzung der einzelnen Schichten bestimmt. Wo viel Schwefel drin ist, dominieren die Schwefelspezialisten; in ammoniakreichen Sedimenten die Ammoniakvertilger und so weiter. Ein internationales Team unter der Leitung von Schleper hat die Zusammenhänge zwischen Artenvielfalt und Geochemie im Meeresgrund bei Lokis Castle vor einigen Jahren untersucht. Die Sedimente enthielten mikrobielle RNA, darin fanden sich die genetischen Fingerabdrücke von 1668 verschiedenen Spezies oder Stämmen (vgl. PNAS, Bd. 109, E2846). Es handelte sich allerdings nicht nur um Bakterien. Schleper und ihre Kolleginnen wiesen auch zahlreiche Archaea, Angehörige einer urtümlichen, eigenständigen Organismengruppe nach. Deren evolutionäre Wurzeln reichen vermutlich mehr als drei Milliarden Jahre zurück. Die global am weitesten verbreiteten Vertreter der Archaea sind die Thaumarchaeota. Ob im Meerwasser oder im Erdreich: Die sind überall, sagt Schleper. Ihr Auftreten im nordatlantischen Sediment ist somit keine Überraschung. Sie zählen zu den häufigsten Mikroorganismen und können offenbar mit den wichtigsten Bakteriengruppen konkurrieren. Von zentraler Bedeutung dürfte dabei ihre Fähigkeit zur Ammoniakverarbeitung sein. Ähnlich wie manche Bakterien setzen Thaumarchaeoten den übelriechenden Stoff unter Sauerstoffeinsatz zu Nitrit um und nutzen die freigesetzte chemische Energie. In den Bohrkernen von Lokis Castle stießen die Wissenschafterinnen noch auf einen zweiten Archaea-Typus. Dessen Erbgut weist einige überraschende Besonderheiten auf. Zum einen verfügen diese Archaea offenbar über Gene mit Codes zur Herstellung von ESCRT-Proteinen – für Fachleute alte Bekannte: Der ESCRT-Komplex ist in eukaryotischen Organismen – Tiere, Pflanzen, Pilze – zentraler Bestandteil des Zellstoffwechsels. Ohne ihn gäbe es keine Restrukturierung von Membranen. Des Weiteren trägt das Genom der Tiefsee-Archaea fünf Aktin-ähnliche Sequenzen in sich. Aktine sind die Schlüsselkomponenten für den Aufbau zellinterner Strukturen wie das Zytoskelett, welches auch eine Innovation eukaryotischer Lebensformen ist. Die Entdecker waren begeistert und tauften die seltsamen Geschöpfe auf den Namen Lokiarchaeota. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie 2015 im Fachmagazin Nature (Bd. 521, S. 173). Fazit: Die Lokiarchaeota seien vermutlich eine Schwestergruppe der Eukaryoten und stünden so in einer Verwandtschaftslinie mit Menschen, Bäumen und Pantoffeltierchen. Alle hätten denselben gemeinsamen Vorfahren, weit ab von den Bakterien. Der Lösung des Rätsels um die Entstehung komplexerer Lebewesen wäre man damit einen großen Schritt näher. Die Bakterien sollten dennoch eine entscheidende Rolle gespielt haben. Die Ur-Eukaryoten nahmen wohl primitive bakterielle Zellen, genannt Endosymbionten, in sich auf. Das hat der Energieversorgung einen Effizienzvorschub verliehen. Mitochondrien, die heutigen Kraftwerke eukaryotischer Zellen, sind wohl aus Endosymbionten entstanden. Schleper und ihr Team widmen sich nun der weiteren Erforschung der Archaea – unterstützt durch einen ERC-Preis des Europäischen Forschungsrats. Im Sommer startet außerdem ein vom Wiener Wissenschafts- und Technologiefonds WWTF gefördertes Projekt. Darüber hinaus ist Schleper Sprecherin eines heuer gestarteten Doktoratskollegs, das vom Wissenschaftsfonds FWF finanziert wird. Hauptziel von Schlepers Arbeit ist die Entschlüsselung des Stoffwechsels und genetischen Potenzials der mysteriösen Mikroorganismen. Ihre Studienobjekte müssen die Forscherinnen allerdings nicht mehr aus der Tiefsee holen. Wir haben Lokiarchaeota auch in Donausedimenten gefunden, berichtet Schleper. Am Neusiedler See ebenfalls. Weitere Überraschungen werden wohl folgen.' Wissenschaft;Besonders klein und im Wald anzutreffen: Nebela gimlii, eine Schalenamöbe. Neuenburg – Forscher der Schweizer Universität Neuenburg haben eine neue Amöbenart beschrieben. Da sie besonders klein ist, tauften sie sie auf den Namen Nebela gimlii, eine Referenz auf den Zwerg Gimli aus J.R.R. Tolkiens Fantasy-Epos Der Herr der Ringe. Das Forscherteam um Erward Mitchell von der Universität Neuenburg fand insgesamt acht neue Arten von Protisten in einem Torfmoor im Kanton Jura, wie die Hochschule am Mittwoch mitteilte. Darin zeige sich die unglaubliche Vielfalt dieser Einzeller, die eine wichtige, aber verkannte Rolle in der Nahrungskette sowie im Kohlenstoffkreislauf spielen. Darunter befindet sich auch die Schalenamöbe Nebela gimlii, die Mitchell und seine Kollegen nach der Zwergenfigur aus Herr der Ringe benannten. Tatsächlich ist das die kleinste bekannte Art der Gattung Nebela, sagte ihr Entdecker David Singer. Aber nicht nur die Größe der Amöbe spielte bei der Namenswahl eine Rolle: Nebela gimlii bevorzugt eine relativ trockene Umgebung, nämlich den Wald – und das entspreche ganz der Vorliebe ihres Namensgebers. Nicht-Wissenschaft;Im Ranking der Länder, aus denen die meisten Migranten netto nach Wien zuwandern, ist die Türkei nicht mehr unter den Top 20. Wien – Unter den Zuwanderern nach Wien nehmen die Türken keinen großen Stellenwert mehr ein. In den vergangenen zehn Jahren sind vor allem Deutsche zugewandert, dahinter kommen Polen und Rumänen. Auf Platz vier stehen Serbien und Montenegro, dahinter folgt Ungarn. Betrachtet man nur das Jahr 2014, sind die Rumänen auf Platz eins, gefolgt von Syrern, Serben und Polen. Das ehemalige Top-Zuwanderungsland Türkei liegt laut MA 23 im Saldo nicht mehr unter den Top-20-Staaten. Der Saldo bezeichnet die Differenz aus Zu- und Abwanderung aus einem/in ein Land. Ein Viertel der Wiener darf nicht an der Wien-Wahl teilnehmen: Sie haben den falschen Pass. Mitstimmen dürfen nur Menschen mit österreichischer Staatsbürgerschaft und EU-Bürger, die in die Wählerevidenz eingetragen sind – wobei Letztere nur auf Bezirksebene wahlberechtigt sind. Von den 460.163 Wienern ohne österreichische Staatsbürgerschaft sind 57 Prozent Drittstaatsbürger, 43 Prozent sind EU-Bürger. Wobei sich die Mischung ändert, weil die Zuwanderung laufend EU-europäischer wird. Den größten Ausländeranteil hat der 15. Bezirk: In Rudolfsheim-Fünfhaus dürfen 38,5 Prozent der Bewohner nicht wählen. In der Brigittenau sind es 33,6 Prozent, in Margareten 33,2 Prozent. Am unteren Ende der Statistik finden sich die transdanubischen Flächenbezirke Floridsdorf (18,5 Prozent) und Donaustadt sowie Hietzing (beide 15,8 Prozent) und als Schlusslicht Liesing (14,6 Prozent). Laut Rathausstatistik können auf Gemeinderatsebene rund 214.000 Personen, die im Ausland geboren wurden, an der Wahl am 11. Oktober teilnehmen. Das sind in etwa 18,7 Prozent der gut 1.144.000 Wahlberechtigten – und somit fast jeder fünfte Wiener. Grundsätzlich dürfen den Gemeinderat beziehungsweise Landtag in Wien all jene wählen, die die österreichische Staatsbürgerschaft besitzen, hier hauptgemeldet sind und spätestens am Tag der Wahl 16 Jahre alt werden. Die 214.888 Personen, die diese Kriterien erfüllen, aber außerhalb Österreichs zur Welt gekommen sind, seien aber nicht alle per se Migranten, erklärte das Büro der für Wahlen zuständigen Stadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ). Denn darunter fallen etwa auch Kinder, die während eines Familienurlaubs im Ausland geboren wurden. Wissenschaft;Höhere Meerestemperaturen lassen rund um den Globus ganze Riffe absterben. New York – Praktisch in allen Ozeanen der Erde nimmt nach Angaben der US-Umweltbehörde NOAA derzeit die Korallenbleiche in verheerendem Ausmaß zu. Dabei greifen hohe Wassertemperaturen die Riffe an, sodass die Korallen nach und nach absterben und so ihre Farbe verlieren, teilte die NOAA mit. DerTrend halte nun schon seit mehr als einem Jahr an und werde Vorhersagen zufolge auch noch bis 2016 andauern, erklärte die Behörde. Riesige Flächen an den US-Küsten und auf der ganzen Welt würden verloren gehen. Besonders schlimm sei es derzeit um Hawaii. Es handle sich um die dritte Welle weltweiter Korallenbleiche seit Beginn der Beobachtungen. Die vorherigen fanden 1998 und 2010 statt. Wissenschaft;In mittleren Breiten über Land fallen 99 Prozent des Regens aus hohen Eiswolken. Leipzig – Wolken, ihre Entstehung und ihre Auswirkungen auf das Klimageschehen stellen für Wissenschafter in vielen Details immer noch ein großes Fragezeichen dar. Vor allem über Eiswolken zerbrechen sich Forscher die Köpfe. Nun ist es Leipziger Meteorologen gelungen, diese sehr hoch liegenden Wolken als die wahren Regenproduzenten zu identifizieren. Die neuen Erkenntnisse könnten helfen, Wetter und Klima besser vorherzusagen und die Rolle menschengemachter Emissionen in der Atmosphäre für die Entstehung von heftigen Regengüssen zu verstehen. Benjamin Franklin, einer der Gründerväter der USA und Erfinder des Blitzableiters, vermutete es als Erster bereits Ende des 18. Jahrhunderts: Selbst an heißen Sommertagen entstehen Regentropfen aus Eiskristallen, gebildet in mehreren Kilometern Höhe. Mehr als 230 Jahre später gelang es nun Wissenschaftlern vom Institut für Meteorologie an der Universität Leipzig mit Hilfe neuer Satellitenbeobachtungen Franklins Vermutung mengenmäßig zu erfassen: Außerhalb der Tropen fallen an Land 99 Prozent des Regens aus Eiswolken. Es war zwar bereits bekannt, dass der meiste Regen nicht aus Flüssigwasserwolken stammt, die in tiefer gelegenen Atmosphärenbereichen vorkommen und aus Wassertröpfchen in flüssiger statt in fester Form bestehen. Dennoch sind wir über den sehr hohen Prozentsatz erstaunt, den Eiswolken übernehmen, so Johannes Mülmenstädt, der Hauptautor der Studie. Unsere Erkenntnisse könnten nun helfen, die Rolle des Menschen besser zu verstehen, die er bei der Entstehung von Regen spielt. Innerhalb der Studie hatten die Meteorologen die Daten dreier Satelliten der NASA ausgewertet, die über fünf Jahre hinweg über 50 Millionen Regenwolken vermessen haben. Wolken sind der Ausgangspunkt jedes Regens. Sie bilden sich, wenn Wasser durch die Sonne verdunstet und als feuchte Luft in der Erdatmosphäre aufsteigt. Dabei kühlt sich der Wasserdampf ab. Trifft er auf in der Atmosphäre schwebende, mikroskopisch kleine Partikel, sogenannte Kondensationskeime, so kann daran das Wasser zu Tröpfchen kondensieren. Nach und nach sammelt sich mehr Wasser an, sodass sie zu Regentropfen heranwachsen – bis sie irgendwann nicht mehr von den Aufwinden der Luft gehalten werden können und zu Boden fallen. Dieser warme Regen, also Regen, der sich in Wolken mit Flüssigwasser bildet, ist in den Tropen besonders häufig, vor allem über den Ozeanen. An Land der mittleren Breiten spielt diese Regenform eine untergeordnete Rolle. Vielmehr steigt hier das Wasser weiter in größere, kältere Höhen auf und gefriert zu Eiskristallen. Auch sie werden irgendwann so schwer, dass sie aus den Eiswolken herausfallen und auf dem Weg nach unten wieder flüssig werden, um sich in heftigen Regenfällen zu ergießen. Dass es an Land deutlich weniger und dafür umso heftiger regnet als über dem Meer, ist vor allem den Eiswolken als unseren Hauptregenmachern geschuldet, erklärt Mülmenstädt. Möglicher Grund dafür seien wiederum die menschengemachten Emissionen aus Verkehr und Industrie, durch die die Luft über dem Land zum Teil hundert- bis zweihundertmal mehr Schwebepartikel enthält. Dadurch können sich hier deutlich mehr Eiswolken bilden als auf offener See – möglicherweise mit steigender Tendenz, erklärt der Meteorologe. Unsere Ergebnisse haben gezeigt, dass über dem Meer immerhin bis zu 15 Prozent des Regens aus flüssigen Wolken herausnieseln. Denn enthält die Atmosphäre wenige solcher Partikel, kondensiert das Wasser an nur wenigen Sammelstellen, sodass die Tropfen schnell schwer werden und ausregnen, häufig als Nieselregen. Stehen jedoch viele Schwebeteilchen zur Kondensation zur Verfügung, bilden sich mehr und dafür kleinere Tropfen, die weiter in größere Höhen aufsteigen können und zu Eiskristallen gefrieren. Weil sich eine Eiswolke langsamer bildet, regnet es aus ihr zwar seltener, dafür aber dann umso stärker. Zudem können die Erkenntnisse helfen, die bisherigen Wetter- und Klimaprognosen zu verbessern: Bisher sagten die Modelle wesentlich häufigere, jedoch schwächere Regengüsse voraus, als letztlich auftraten, weil man die Rolle der Eiswolken unterschätzte, so Mülmenstädt. Wenn wir nun wissen, dass sie außerhalb der Tropen die wahren Regenmacher sind, lassen sich unsere Vorhersagen deutlich präzisieren. Nicht-Wissenschaft;Sozialminister: "Kann keine Schlechterstellung für ASVG-Versicherte geben". Die ÖVP lehnt den Vorschlag ab. Wien – Die SPÖ pocht darauf, die beim Pensionsgipfel am 29. Februar vereinbarte Verschärfung der Zuverdienstregeln für Pensionisten auch auf pensionierte Beamte auszudehnen. Wenn, dann muss das für alle gelten. Es kann keine Schlechterstellung für ASVG-Versicherte geben, sagte Sozialminister Alois Stöger (SPÖ) am Sonntag im Kurier. Dass im Sozialministerium entsprechende Pläne gewälzt werden, hatte DER STANDARD bereits vor einem Monat vermeldet. Unbegrenzt dazuverdienen – auch in der Frühpension – dürfen derzeit nur Beamtenpensionisten. Bei ASVG-Frühpensionen werden Einkommen über der Geringfügigkeitsgrenze dagegen von der Pension abgezogen. Erst ab dem Regelpensionsalter (60 bei Frauen, 65 bei Männern) ist wieder ein unbegrenzter Zuverdienst möglich. Bei ihrem Pensionsgipfel am 29. Februar haben SPÖ und ÖVP aber eine Verschärfung vereinbart: Demnach sollen auch ASVG-Regelpensionisten, die weiter berufstätig sind, in den ersten drei Jahren einen Teil ihrer Pension verlieren. Im Gegenzug würden die Pensionsbeiträge für diese Gruppe halbiert. Betroffen wären Frauen bis 63 und Männer bis 68. SP- und VP-Pensionistenvertreter lehnen die Regelung ab, die Regierungsspitze hat zuletzt Verhandlungsspielraum signalisiert. Unterstützt vom ÖGB drängt Stöger auf eine Verschärfung auch für Beamte. ÖVP-Sozialsprecher August Wöginger lehnt dies ab und verweist darauf, dass der Verfassungsgerichtshof den unbegrenzen Zuverdienst für Beamtenpensionisten bereits 2005 bestätigt hatte. Da bräuchte man eine Zweidrittelmehrheit, um die Ruhensbestimmungen für Beamte abzusichern, gibt Wöginger zu bedenken. Stöger bezweifelt dagegen, dass die Ungleichbehandlung von Beamten und ASVG verfassungskonform ist. Nicht-Wissenschaft;Wien pocht auf Erhöhung der "Hebesätze" um ein Drittel – Häupl drängt auf "aufgabenorientierten Finanzausgleich". Wien – Der Städtebund – mit Wiens Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) als Präsident an der Spitze – fordert mit Nachdruck eine Reform der Grundsteuer. Hier wurde seit 1983 nichts gemacht, erinnerte Häupl an den Zeitpunkt der letzten Anpassung der Immobilien-Einheitswerte aus dem Jahr 1973. Das sei eine entsetzlich lange Zeit, an die er sich auch deswegen so genau erinnere, weil er damals zum ersten Mal in den Gemeinderat gewählt wurde. Häupl sieht die Grundsteuer wegen der seit diesem Jahr nicht mehr angepassten Immobilienwerte von Verfassungswidrigkeit bedroht. Das Nichtlösen trotz mehrfacher Kritik kann Schreckliches auslösen, sagte er. Die Grundsteuer ist neben der Kommunalsteuer die einzige verbliebene Gemeindesteuer. Sollte diese wegen Verfassungswidrigkeit kippen, würden Wien 110 Millionen Euro entgehen, sagte Finanzstadträtin Renate Brauner (SPÖ). Sie fordert eine Neuberechnung der Einheitswerte oder aber eine signifikante Erhöhung des Hebesatzes, der auf den Grundsteuermessbetrag angewendet werden kann. Aktuell sind bis zu 500 Prozent möglich. Brauner plädiert für eine Anhebung des Hebesatzes um ein Drittel bis die Hälfte. Der Bregenzer Bürgermeister Markus Linhart (ÖVP) pflichtete Brauner bei und sprach von einer für die Städte existenziellen Steuer. Das ist keine Bagatelle. Der St. Pöltener Stadtchef Matthias Stadler (SPÖ) sagte: Es muss etwas passieren. Laut Brauner seien für ein 500-m2-Reihenhaus in Kagran 0,006 Cent pro m2 an Grundsteuer pro Jahr zu entrichten. Für ein Bürogebäude in der City seien es auch nur 0,5 Cent. Aktuell laufen die Verhandlungen zum Finanzausgleich zwischen Bund und Ländern, bis Ende des Jahres muss ein Ergebnis stehen. Die Städtebürgermeister bekräftigten hier ihre Forderung, auf einen aufgabenorientierten Finanzausgleich umzustellen. Die Streichung des abgestuften Bevölkerungsschlüssels, wonach große Gemeinden mehr Geld pro Einwohner erhalten als kleine, wurde abgelehnt. Brauner erinnerte daran, dass Wien auch für 265.000 Pendler Leistungen erbringen würde. 30 Prozent der AKH-Patienten kämen aus den anderen Bundesländern. Nicht-Wissenschaft;Mit Metallgehäuse, großer Kameraaussparung und FIngerabdrucksensor an der Vorderseite. Während LG, Samsung und HTC ihre Topmodelle für das Jahr 2016 bereits präsentiert haben, feilt man bei der Lenovo-Tochter Motorola noch an der neuen Produktgeneration. Nun sind bei Evleaks und HelloMotoHK erste Bilder des neuen Moto X aufgetaucht, und diese zeigen ein deutlich verändertes Design. So ist auf der Rückseite eine ungewöhnlich große Kameraussparung zu erkennen, die offenbar auch gleich den Dual-LED-Blitz beinhaltet. Unterhalb des Bildschirms ist ein quadratischer Fingerabdruckscanner abgebracht, auffällig sind auch die klar getrennten Lautstärkeknöpfe, bisher kombinierte Motorola dies in einem Button. Im Gegensatz zu früheren Moto-X-Generationen scheint das Gehäuse vollständig aus Metall zu sein, wie einem Foto eines angeblichen Prototypen zu erkennen ist. Für einige Spekulationen sorgt einen Serie kleiner Öffnungen an der Rückseite, die viele Beobachter zunächst für eine Lautsprecheröffnung gehalten haben. Auf einem der Bilder sieht es allerdings eher so aus als würde es sich hierbei um einen Docking-Anschluss handeln. Who woulda thunk it? Turns out this is 100% real. #motox https://t.co/xRNox3fYmF pic.twitter.com/Eu7tGMSvOv Informationen zu den Spezifikationen gehen nicht mit den aktuellen Leaks einher. Auch Details zur Verfügbarkeit gibt es bisher noch nicht. Die aktuelle Moto-X-Generation wurde bereits vergangenen Juli erstmals präsentiert. Wissenschaft;Protonenstrahlen ermöglichen bis zu einer Milliarde Kollisionen pro Sekunde. Bern - Mittlerweile läuft er nach seiner Aufrüstung, die 27 Monate lang dauerte, bereits wieder seit einigen Wochen. Doch erst seit Mittwochfrüh wird am Large Hadron Collider (LHC) wieder richtig Physik betrieben, sprich: Es werden Daten gesammelt und ausgewertet. Nach mehr als zwei Jahren kollidieren am CERN wieder die Protonen - und sie tun es erstmals mit der noch nie dagewesenen Energie von 13 Tera-Elektronenvolt (TeV). Der LHC werde nun während drei Jahren rund um die Uhr laufen, teilte das Teilchenforschungsinstitut CERN bei Genf mit. Damit können die Experimente nun wieder Daten sammeln, um neuen physikalischen Phänomenen auf die Spur zu kommen - die womöglich noch spannender sind als die Entdeckung des Higgs-Bosons im Jahr 2012. Um 10.40 Uhr am Mittwoch verkündeten die Betreiber des Large Hadron Colliders (LHC) stabile Protonenstrahlen. Dies war das Signal, dass nun wieder experimentelle Daten gesammelt werden können - erstmals bei einer Beschleunigungsenergie von 13 TeV, fast dem Doppelten dessen, was beim letzten Durchlauf aufgewandt wurde. Die Protonenstrahlen bestehen aus Protonenbündeln, die mit annähernder Lichtgeschwindigkeit durch den 27 Kilometer langen LHC-Tunnel rasen. Am Mittwoch war der LHC mit sechs solchen Bündeln gefüllt, die jedes an die 100 Milliarden Protonen enthielten. Diese Rate soll fortlaufend auf 2.808 Bündel erhöht werden, was es dem LHC erlaubt, bis zu einer Milliarde Kollisionen pro Sekunde zu produzieren. Es ist Zeit für neue Physik, schwärmte CERN-Generaldirektor Rolf Heuer in der Mitteilung. Der erste Durchlauf, der zum Nachweis des Higgs-Bosons geführt hat, sei dagegen nur der Beginn der Reise gewesen. Das Higgs-Boson war das letzte noch nicht entdeckte Puzzlestück im Standardmodell der Teilchenphysik, der Theorie, die sämtliche sichtbare Materie des Universums und ihre Wechselwirkungen erklärt. Lasst uns sehen, was uns die nun fließenden Daten über das Funktionieren unseres Universums erzählen werden, sagte Heuer. Mit dem nun gestarteten zweiten Durchlauf wollen die Physiker das Standardmodell weiter erforschen - und vor allem nach Physik suchen, die darüber hinaus geht. Unter anderem hoffen die Forscher das so wichtige Ungleichgewicht zwischen Materie und Antimaterie zu verstehen. Wäre es nicht dazu gekommen, würden wir gar nicht existieren: Denn eigentlich sollten beim Urknall genau gleich viel Materie wie Antimaterie entstanden sein, die einander beim Zusammentreffen auslöschen hätten müssen. Und natürlich ist auch die immer noch nicht enträtselte Dunkle Materie im Fokus, die laut dem Standardmodell der Kosmologie ein Viertel der Masse bzw. Energiedichte des Universums ausmachen soll: Eine Hypothese, für die es bislang nur indirekte Belege gibt. Nicht-Wissenschaft;Die Neuauflage der Rennspielserie ist spektakulär, schürft mit durchdrehenden Reifen jedoch nur an der Oberfläche. Nach einem Jahr der kreativen Pause und kontinuierlich sinkenden Absatzzahlen will Electronic Arts seiner traditionsreichen und gut gemolkenen Rennspielserie Need for Speed mit einer Neuauflage frisches Leben einhauchen. Mit 300 Sachen auf dampfenden Straßen ist es ein rasend schnelles Comeback in eine ewige Nacht der Untergrundrennen mit Glanzlichtern und in die dunkle Einsamkeit heulenden Motoren. Hersteller Ghost fasst in einer fiktiven und frei befahrbaren Spielwelt alle Konzepte vorangegangener Ausgaben zusammen und lockt damit Autotuner und Street-Racer genauso an wie Driftkünstler und Adrenalinjunkies, die Verfolgungsjagden mit Gesetzeshütern suchen. Ventura Bay bietet sich als virtuelles Los Angeles von urbanen Zentren über Vorstadtflair und Serpentinen im gebirgigen Umland bis zu den industriellen Ausläufern und Wohnraum verachtend dicht gesetzten Autobahnen hervorragend dafür an. Als Rookie verfolgt man eine offenbar überaus lukrative Karriere als Pistenrowdy und freundet sich dafür mit einer Underground-Gang an, die einem die Tür zu einem Paradies an verbotenen Wettbewerben eröffnet. In einem mit realen Schauspielern verfilmten Plot eifert man Rennsportidolen wie Magnus Walker und Ken Block nach und denkt bei der Gier nach stärkeren Karossen nicht zweimal darüber nach, ob Need for Speed vielleicht nur ein aufwendiger Trick der Behörden war, um den beiden Herren illegale Machenschaften anzukreiden. Verschwörungsphantasien werden jedoch nicht bedient, es bleibt beim pubertären Eindruckschinden. Ziel ist es, seine Reputation zu steigern und damit immer anspruchsvollere Events freizuschalten und nebenbei Geld für stärkere Boliden zu verdienen. Die Vermischung aus Film und Spiel funktioniert nicht nur für Fremdschämfetischisten und trotz ekelhaft klischeehaft inszenierter, aber gar nicht so schlecht gespielter Charaktere wie der harten Schrauberin Amy oder dem aufgedrehten Checker Spike. Denn einerseits setzen sich Unterhaltungen zwischen den Akteuren über Handtelefonate im Spiel fort, wodurch man durchgehend den Anschein hat, in Kontakt mit seiner Crew zu stehen. Und andererseits haben es die Hersteller geschafft, optisch einen nahtlosen Übergang zwischen realen Kulissen und Spiel zu finden. Zu verdanken ist dies den Entwicklern und Art-Designern, die einen grafischen Stil gefunden haben, der Need for Speed sehr komfortabel zwischen Film- und Fotorealismus sitzen lässt. Dabei kam ihnen der Schachzug entgegen, es in Ventura Bay aufgrund des Untergrund-Settings und mittels eines clever getürkten dynamischen Tagesablaufs vom Sonnenaufgang bis zur Schlafenszeit praktisch immer Nacht sein zu lassen. Um dem Verlangen nach Eyecandy-Kost noch eines draufzusetzen, sieht es zudem immer so aus, als würde es gerade aufhören zu regnen. So labt sich das Auge ohne Unterbrechung an glimmernden Straßenbeleuchtungen, Tankstellen im Neonlicht und ekelhaft schön polierten Karosserien und satt spiegelnden Pfützen. Begleitet von den Herzschlag treibenden Elektro- und E-Gitarren-Klängen des passend gewählten Soundtracks ist man definitiv bereit für eine Spritztour bis zum Morgengrauen. Ein Gefühl für Ästhetik, das den Geschwindigkeitsrausch in den Rennen multipliziert. Die rund 50 Fahrzeuge vom Subaru bis zum Lamborghini steuern sich in echt mit Sicherheit ganz anders, doch es ist ein überaus belebendes Gefühl, hier bedenkenlos das Gaspedal bis zum Anschlag durchzudrücken und sie über den Asphalt donnern zu lassen. Mit dem Gamepad ist die Kontrolle präzise genug, um enge Kurven im Drift zu nehmen und bei Höchsttempo Hindernissen auszuweichen. Um als Rookie aufzusteigen, gilt es in fünf Disziplinen sein Können unter Beweis zu stellen: Speed, Style, Crew, Build und Outlaw. Entsprechende Bewerbe verlangen von einem ab, Strecken entweder gegen die Zeit oder gegen andere Fahrer so schnell wie möglich zu meistern, mit Drifts besonders spektakulär zu punkten oder Routen im Pulk mit Kollegen zurückzulegen. Die Schwäche der bunten Mischung: So richtig Vertiefen kann man sich in keinen der Bewerbe und die stur auf der Ideallinie fahrenden Mitstreiter sind eine Einladung für Frustmomente. Die größte Enttäuschung sind jedoch die vermeintlich aufregendsten Aufeinandertreffen mit der Polizei. Unabsichtlich beim Rasen durch die Stadt oder absichtlich fliehend bei den Outlaw-Rennen, sind die zahmen Gesetzeshüter überaus leicht abzuschütteln. Anstatt der erhofften Adrenalinkicks liefern sie nicht mehr als eine Diskobeleuchtung für die Beats aus dem Subwoofer. Gelungen ist hingegen, eine enge Bindung zu den Autos aufzubauen. Dem eigenen Fahrstil werden Feinjustierungen in der Werkstatt gerecht, dem Sprung aufs Stockerl hilft man mit umfangreichen Tuningoptionen nach. Die Palette an Möglichkeiten schlägt hier eine Brücke zwischen arcadiger Zugänglichkeit und detailliertem Schrauberparadies. Vom Luftfilter über Auspuff und Nitrotank bis hin zu optischen Verzierungen reicht die Palette. Das sorgt dafür, dass man sich mit der im Vergleich zu anderen Rennspielen überschaubaren Fahrzeugflotte intensiv beschäftigt und im Laufe des Spiels nicht zwangsläufig den Drang verspürt, jedes Modell fahren zu müssen, sondern sich lieber ein paar wenige echte Schätze heranzüchtet. Ganz ohne Mikrotransaktionen! Um Spieler für jede dieser fünf Disziplinen zu motivieren, vertrauen die Entwickler neben dem Durst nach neuen Spielzeugen auf ein Belohnungssystem, das einem für jede Abgaswolke aus dem Auspuff Punkte schenkt. Bei jedem Highspeed, bei jedem Unfall, bei jedem Reifenquietschen steigt der Reputationscore nach oben und stellt sicher, dass man neue Bauteile erwerben beziehungsweise freischalten und lukrativere Angebote entgegennehmen kann. Ein Konzept, das sich allerdings oft nur sehr oberflächlich im Belohnungszentrum des Gehirns festkrallt. Denn abgesehen von den anspruchslosen Verfolgungsjagden, erweisen sich trotz Score-Möglichkeiten besonders die langen Wege zwischen den Events und auch der Werktsatt als Spannungskiller. Da bleibt nur die Option, sich über die Karte direkt zu Locations transportieren zu lassen, denn auf den Wegen durch die Stadt gibt es nach den ersten Stundeb nicht mehr viel Neues zu sehen. Und so schön die glitzernde Nacht auch anzusehen ist, sehnt sich das Auge schon bald nach Abwechslung und Tageslicht und als verkappter Verkehrssünder vermisst man in der scheinbar tief schlafenden Großstadt irgendeine Form Verkehr. Straßen so weit das Blickfeld reicht, und meist sind nicht mehr als ein oder zwei Autos in Sicht. Wilde Crash-Fantasien lassen sich so nicht ausleben. Und selbst wenn man dann allein auf weiter Flur einen Unfall produziert, muss man weder kostspielige Konsequenzen fürchten, noch darf man sich an einem spektakulären Schadensmodell erfreuen. Für Grenzgänger baut sich so auch bei 300 Stundenkilometern kein wahrer Nervenkitzel auf. Um dieser Einöde zumindest eine Spur entgegenzuwirken, wurde Ventura Bay als Onlineplattform konzipiert, wodurch auch andere Spieler die Stadt befahren und man gemeinsam an Rennen teilnehmen kann. Die Idee ist per se gut und auch nicht neu, allerdings würde es weit mehr Spaß machen, ließe man Spieler auch in die Rolle von Polizisten schlüpfen und auf die Jagd nach Rasern machen. Stattdessen hofft Ghost Games auf die Eitelkeit der Spieler und die Freude am Teilen von Screenshots von besonderen Momenten und der eigens polierten Karre. Yay. Eine Freude, auf die man nicht nur ob der trotzdem weitgehend leeren Betonwüste, sondern auch aufgrund dadurch verpflichtender Online-Verbindung verzichten könnte. Denn so gibt es weder die Option einer Spielunterbrechung noch die Chance, ohne Internet zu spielen. Was dies bedeutet, zeigte sich im Test: Insgesamt dreimal verlor Ventura Bay die Verbindung zum EA-Server, wodurch das Game neugestartet werden musste. Fortschritte gingen dabei nicht verloren, doch zumindest nervig ist es schon. Die Neuauflage von Need for Speed ist wie die Stadt, in der es spielt: Die Reize sind vielfältig, aber kurzlebig. Das spritzige Fahrerlebnis und die Liebe zum selbstgeschraubten Porsche reichen jedoch nicht aus, um sich in diesen prachtvollen, aber weitgehend ausgestorbenen Kosmos der Straßenrennen sesshaft machen zu wollen. Mehr Verkehr und bissigere Cops ließen das Raserherz schon höher Schlagen und selbst den undergroundigsten aller Untergrundpiloten täte ein Sonnenaufgang wahnsinnig gut. Ghost Games hat aber zumindest ein solides, vereinheitlichendes Fundament für EAs experimentierfreudige Rennspielserie gefunden. Die Frage ist nur, ob man es das nächste Mal schafft, einen Gang höher zu schalten. (Zsolt Wilhelm, 5.11.2015) Need for Speed ist ab 12 Jahren für Playstation 4 und Xbox One erschienen. Die Version für Windows-PC folgt 2016. UVP: 59,90 Euro. Nicht-Wissenschaft;Die Deutschen, Nano, Universum: Amerikas Naturwunder, Indien – Gewalt im Lande Gandhis, iLove, Willkommen Österreich, Jerry Maguire. 14.45 DOKUMENTATIONSREIHEDie Deutschen (1–5/10) Fünf Folgen am Stück zur Geschichte der Deutschen: Die Dokumentarreihe spannt den Bogen von den Anfängen unter Otto dem Großen im 10. Jahrhundert bis zur Ausrufung der ersten deutschen Republik 1918. Die Teile sechs bis zehn folgen am Donnerstag ab 14.45 Uhr. Bis 18.30, 3sat 18.30 MAGAZINNano Kristina zur Mühlen präsentiert: 1) Verlorener Kampf gegen das Vergessen. 2) Der Dreck kommt nicht weg. Bis 19.00, 3sat 20.15 DOKUMENTATIONUniversum: Amerikas Naturwunder – Die Magie der Wüste In Arizona, im Südwesten der USA, liegt der Saguaro-Nationalpark, ein besonders schützenswertes Gebiet der USA. Grund dafür ist der in der Sonora-Wüste weltweit einzigartige Bestand an Kandelaberkakteen. Die dritte Folge der Universum-Reihe zeigt den Artenreichtum der einzigen subtropischen Wüste Amerikas. Bis 21.05, ORF 2 20.15 DOKUMENTATIONIndien – Gewalt im Lande Gandhis Gewalt erschüttert ganze Bereiche der indischen Gesellschaft: Man denke an das Kastenwesen, die Indifferenz gegenüber den Armen, die Selbstverständlichkeit der Kinderarbeit, die Gewalt gegen religiöse Minderheiten oder das brachiale Vorgehen von Armee und Polizei bei Protesten, obwohl die Verfassung den Bürgern das Recht dazu garantiert. Bis 21.10, Arte 20.15 FACEBOOKiLove – geloggt, geliked, geliebt (A Case of You, USA 2013, Kat Coiro) Schriftsteller Sam (Justin Long) verliebt sich in die Kellnerin (Evan Rachel Wood) seines Lieblingscafés. Um ihr Herz zu gewinnen, studiert er ihr Facebook-Profil, und gibt vor, ihr Traummann zu sein. Netter Liebesfilm, der bis in die Nebenrollen prominent besetzt ist: Busy Philipps, Sienna Miller, Peter Dinklage, Brendan Fraser und Vince Vaughn. Bis 22.10, Super RTL 21.05 MAGAZINReport Themen bei Susanne Schnabl: 1) Griechenland – Die Folgen des Neins: Alexander Sattmann und Ernst Johann Schwarz analysieren die Auswirkungen der griechischen Volksabstimmung. 2) Asyl – schwierige Herbergssuche: Das Innenministerium stellt neue Zelte auf. 3) 50+ und ohne Job: Helga Lazar und Martina Schmidt berichten über das schwierigste Kapitel der Jobkrise. 4) Urlaub im Stau: Münire Inam und Jakob Horvat über die Nervenprobe zum Ferienstart. Bis 22.00, ORF 2 22.00 TALKWillkommen Österreich Ein Rückblick auf die Highlights aus acht Jahren: von Dagmar Koller, Conchita Wurst und Niki Lauda über Marcel Hirscher, Josef Hader, Michael Mittermeier bis zu Dolly Buster, Herbert Grönemeyer und Nena. Bis 22.35, ORF 1 22.30 MAGAZINkreuz & quer: Das Christentum und die Sexualität Die zweite Folge der dreiteiligen Serie widmet sich dem Thema der sexuellen Revolution, die bereits zum Beginn der Neuzeit die westliche Gesellschaft überrollte. Zunehmend stellte die Kirche selbst den ehelichen Geschlechtsverkehr als sündig dar, im Gegensatz zu Martin Luther. Ab 23.25 Uhr geht es um Die biblischen Plagen – Finsternis über Ägypten. Bis 0.10, ORF 2 22.30 GELDJerry Maguire – Spiel des Lebens (USA 1996, Cameron Crowe) Der Sportagent Jerry (Tom Cruise) träumt vom Erfolg, kann aber den Yuppie nicht ablegen. Dorothy (Renée Zellweger) folgt ihm dabei brav auf Schritt und Tritt und kümmert sich nebenher um ihren Sohn Ray (Jonathan Lipnicki). Da bleibt nur noch zu sagen: Führ mich zum Schotter! Bis 0.40, WDR 23.10 DOKUMENTATIONGeraubte Kunst: Auf der Jagd nach verlorenen Schätzen Als größter Kunstraub der Geschichte gilt der Diebstahl der Mona Lisa von 1911. Der Italiener Vincenzo Peruggia wollte das Meisterwerk „befreien“ und in die Heimat des Künstlers bringen. Bis 23.55, ZDF Info 23.58 KILLERKalifornia (USA 1993, Dominic Sena) Eine Romantikfahrt sollte die Reise zu berühmten Serienkillerschauplätzen ohnehin nicht werden. Als sich her ausstellt, dass Brad Pitt ein ungesundes Naheverhältnis zu David Duchovnys Studienobjekten unterhält, kann Juliette Lewis ihre Zuneigung auf Dauer nicht aufrechterhalten. Nicht jugendfreie Fahrt im Riesenschlitten. Bis 2.02, Tele 5 0.10 KATHEDRALEDie Säulen der Erde (1/4) (The Pillars of the Earth, D/CAN 2010, Sergio Mimica-Gezzan) König Heinrich I. stirbt, und es entbrennt ein Streit um seine Nachfolge: Heinrichs Tochter Matilda darf als Frau den Thron nicht besteigen, daher lässt sich ihr Neffe Stephan zum König krönen. Doch Matilda hat einen Sohn, der ebenfalls Anspruch auf den Thron erhebt. Ereignisreiches Historiendrama mit Rufus Sewell als charismatischem Steinmetzen. Der zweite Teil folgt am Mittwoch. Bis 1.55, ORF 2 (Sandra Čapljak, 7.7.2015) Nicht-Wissenschaft;Die Credit Suisse erwartet weiter ein Wachstum um 0,8 Prozent in diesem Jahr, die Arbeitslosigkeit steigt leicht. Zürich – Die Ökonomen der Credit Suisse schätzen die wirtschaftliche Zukunft der Schweiz genau gleich ein wie im März. So soll nach einer Abschwächung in diesem Jahr die Schweizer Wirtschaft 2016 wieder etwas an Schwung gewinnen. Die konkreten Wachstumsprognosen der Credit Suisse (CS) lauten unverändert auf 0,8 Prozent in diesem und 1,2 Prozent im kommenden Jahr. Das Wirtschaftswachstum dürfte sich nach Einschätzung der Großbank demnach nur leicht beschleunigen. Ein eigentlicher Konjunktureinbruch sei aber trotz Frankenschock wenig wahrscheinlich, schreibt die CS in einer Mitteilung vom Dienstag. Die Großbank begründet diesen Optimismus mit dem unerwarteten Wachstum im zweiten Quartal. Trotz Frankenschocks sei die Wirtschaft nicht in eine Rezession gerutscht, was auf die gute Binnenkonjunktur und die nach wie vor gute Auslastung der Exportwirtschaft zurückzgehe. Der Margenschwund bei den Exportunternehmen gehe jedoch in der Regel mit einer langsamen, aber langanhaltenden Zunahme der Arbeitslosenzahlen einher. Entsprechend prognostiziert die Credit Suisse ein Anstieg der Arbeitslosenquote von 3,3 Prozent in diesem auf 3,7 Prozent im nächsten Jahr. Trotz diesem Anstieg der Arbeitslosen gehen die CS-Ökonomen davon aus, dass der Konsum in der Schweiz auch 2016 wachsen wird. Gründe dafür sind laut CS die Zuwanderung und die Zunahme der Kaufkraft. So werde sich wohl die Zuwanderung nur leicht abschwächen und darum auch im nächsten Jahr für ein Konsumwachstum von einer Milliarde Franken (911 Millionen Euro) sorgen, heißt es in der Mitteilung. Dank der zu erwartenden Nullteuerung und dem leichten Lohnanstieg soll zudem die Kaufkraft der Arbeitnehmenden trotz mehr Arbeitslosen um zwei Milliarden Franken ansteigen. Ebenfalls positive Wachstumsimpulse erwartet die CS vom Export. Die realen Ausfuhren werden gemäß der Prognose 2016 trotz Frankenstärke um zwei Prozent wachsen. Die Schweizer Exportunternehmen dürften insbesondere von der konjunkturellen Aufhellung in der Eurozone und dem robusten Wachstum der US-Wirtschaft profitieren, schreibt die Großbank. Mit dem Ausblick auf das nächste Jahr hat die Credit Suisse auch eine Einschätzung für die längerfristige wirtschaftliche Entwicklung der Schweiz vorgenommen. Nach einer Modellrechnung der CS-Ökonomen wird das Gesundheits- und Sozialwesen bis 2030 der größte Arbeitgeber der Schweiz sein. Die Industrie dagegen soll um 100.000 Stellen schrumpfen. Aufgrund der zunehmenden Anzahl an Pernsionisten soll zudem das von der Schweizer Wirtschaft im besten Fall erreichbare Wachstum bis dann von heute geschätzten zwei Prozent auf 1,6 Prozent fallen. Wissenschaft;Die österreichische Astrophysikerin Lisa Kaltenegger legt ihr erstes Buch vor – und geht darin großen Fragen nach. Gibt es noch anderes Leben im Universum als auf der Erde? Was es bedeutet, einer solchen Frage wissenschaftlich nachzugehen, legt die Astrophysikerin Lisa Kaltenegger in ihrem ersten Buch vor. Als Leiterin des Carl-Sagan-Instituts an der Cornell University, das sich der Erforschung von bewohnbaren Planeten und Monden in und außerhalb des Sonnensystems widmet, ist die gebürtige Salzburgerin eine der weltweit führenden Expertinnen auf diesem Gebiet. Gasplaneten, Eisgiganten, Heiße Jupiter, Mini-Neptune und Steppenwolf-Planeten: Es sind allerlei ungewöhnliche Planeten, die Astronomen in anderen Sonnensystemen finden, sogenannte Exoplaneten. Die spannendsten Funde unter den entdeckten Exoplaneten sind für mich Felsplaneten, schreibt Kaltenegger. Auch unsere Erde ist so ein Felsplanet. In anderen Sonnensystemen finden sich jedoch Erden, die um einiges schwerer sind als unsere, die Wissenschafter nennen sie Supererden. Die schwerste bis jetzt entdeckte Supererde ist 18-mal so schwer wie unsere Erde. Seit der Entdeckung des ersten Exoplaneten 1995 haben die Wissenschafter fast 2000 solcher Planeten entdeckt, die um eine andere Sonne kreisen als unsere. Doch bisher blieb die Suche nach außerirdischem Leben erfolglos. Kaltenegger gibt sich jedenfalls optimistisch: Schon die große Anzahl an potenziell bewohnbaren Planeten spreche dafür, dass wir nicht allein im Universum sind: Wenn wir am Sternenhimmel nur fünf der tausend Sterne abzählen, dann wird im Mittel einer davon von einem potenziell lebensfreundlichen Planeten umkreist. Das heißt, es gibt irrsinnig viele potenziell lebensfreundliche Welten. Eine Milliarde allein in unserer Milchstraße! Doch auf wie vielen potenziell lebensfreundlichen Planeten entwickelt sich auch tatsächlich Leben? Diese Frage ist noch komplett offen. Selbst wenn es noch andere Zivilisationen im Universum gibt: Wie wollen sie mit uns Kontakt aufnehmen? Radiosignale anderer Zivilisationen, am besten in Englisch, wären natürlich phänomenal, schreibt Kaltenegger – allerdings äußerst unwahrscheinlich: Wir verwenden Radiosignale erst zirka 100 Jahre. Diese Zeitspanne ist minimal im Vergleich zu den Milliarden Jahren, die es auf der Erde schon Leben gibt. Und möglicherweise werden Radiosignale aufgrund des ständigen Fortschritts gar nicht mehr lang im Einsatz sein. Wir nutzen jetzt schon viel stärker das Internet und andere Informationskanäle. Warum uns von den Milliarden von Welten im Universum noch niemand besuchen gekommen ist, erklärte sich der Physiker Enrico Fermi vor mehr als 50 Jahren mit den enormen Distanzen und folglich langen Reisezeiten. Und genau dieser Umstand macht es auch für uns schwierig, bewohnbare Planeten zu bereisen. Unser am weitesten gereistes Raumschiff ist der Satellit Voyager 1. Er hat als einziges von Menschen gefertigtes Objekt im August 2012 unser Sonnensystem verlassen. Trotzdem braucht er noch Tausende von Jahren allein zum nächsten Stern, schreibt Kaltenegger. Wenn wir Planeten in anderen Sonnensystemen schon nicht besuchen können, lässt sich zumindest mithilfe der größten Teleskope mehr Licht von ihnen einfangen. Und das ermöglicht uns, sie zu erforschen, denn das Licht, das ein Planet reflektiert, enthält viele Informationen. Die Reflexion ist sozusagen ein Fingerabdruck des Planeten. Dieser Licht-Fingerabdruck zeigt auch, ob es auf dem Planeten Leben geben kann. Wie man sich so einen Licht-Fingerabdruck vorstellen kann und wie er funktioniert, wird in einem der zahlreichen Comics im Buch anschaulich gemacht. Viele Menschen interessieren sich für Astronomie, ihnen ist die Materie aber zu mathematisch: Das war für Kaltenegger Motivation, ein populärwissenschaftliches Buch zu schreiben. 2005 schloss sie ihr Astronomiestudium sub auspiciis an der Uni Graz ab. Forschungsaufenthalte führten die 38-Jährige an die Europäische Weltraumagentur ESA, das Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg und an die Harvard University. Was Kaltenegger an der Erforschung von fernen Planeten fasziniert, sind nicht nur außerirdische Leben, sondern auch Rückschlüsse, die sich für die Erde ziehen lassen: Je mehr wir über andere Planeten lernen, desto mehr lernen wir über unsere Erde und wie wir besser auf unseren kleinen, blauen Punkt im All aufpassen können. Nicht-Wissenschaft;Italienische Tierschützer haben 8.000 Unterschriften mit Online-Petition gesammelt. Palermo – Mit einer Unterschriftensammlung im Internet wehren sich italienische Tierschützer gegen eine am 10. Juli beginnende Kunstaktion des österreichischen Künstlers Hermann Nitsch in Palermo. Auf der Plattform Change.org wurden bereits über 8.000 Unterschriften gegen die Aktion gesammelt. Die Tierschützer riefen den Bürgermeister von Palermo, Leoluca Orlando, auf, die bis 20. September geplante Aktion in Räumlichkeiten der Gemeinde zu verbieten. Sie bezogen sich dabei auf die Allgemeine Erklärung der Tierrechte der UNESCO aus dem Jahr 1978, derzufolge kein Tier zur Unterhaltung für den Menschen ausgenutzt werden darf. Auch tote Tiere sollten mit Respekt behandelt werden, heißt es in der Erklärung. Wissenschaft;Forscher untersuchten Verhaltensänderungen der Bakterienart Klebsiella Oxytoca bei Ressourcenmangel. Dübendorf/Zürich – Bakterien können sich nicht nur physisch an veränderte Umweltbedingungen anpassen, sondern sich sogar auf drohende Veränderungen vorbereiten, wie ein Forscherteam unter Leitung der Schweizer Wasserforschungsanstalt Eawag am Montag im Fachjournal Nature Microbiology berichtet. So bringen Bakterienpopulationen besonders viele Individualisten mit eigenen Strategien hervor, wenn Nährstoffe knapp werden. Das hilft den einzelnen Population, Zeiten des Mangels zu überleben und trotzdem zu wachsen, wie eine Studie unter Schweizer Leitung zeigt. Die Forscher um Frank Schreiber, Professor an der Eawag und der ETH Zürich, haben das Verhalten der Bakterienart Klebsiella Oxytoca untersucht Diese Bakterien nehmen Stickstoff am liebsten in Form von Ammonium auf, da sie das relativ wenig Energie kostet. Wird Ammonium jedoch knapp, steigen einige Individuen der Population auf elementaren Stickstoff um, obwohl dies mehr Energie beansprucht. Wenn das Ammonium schließlich ganz fehlt, sind ihre Zellen bereits auf die metabolische Veränderung vorbereitet, wodurch das Überleben der Population gesichert werden kann. Um solche individuellen Unterschiede in ihrer Studie festzustellen, mussten die Forschenden die Nahrungsaufnahme einzelner Bakterienzellen messen. Die Studie zeige, wie wichtig Individualität in einer veränderlichen Umwelt sein kann, so eine gemeinsame Mitteilung der Eawag, der ETH Lausanne (EPFL) und des Max-Planck-Instituts für Marine Mikrobiologie in Bremen, die ebenfalls an dem Forschungsprojekt beteiligt waren. Dies deutet darauf hin, dass biologische Vielfalt nicht nur im Sinn der Artenvielfalt von Tieren und Pflanzen, sondern auch auf dem Niveau einzelner Individuen bedeutsam ist, so Schreiber. Wissenschaft;'Ein großangelegtes Forschungsnetzwerk untersucht die Varietäten und Dialekte des Deutschen in Österreich. Wien – Über Sprache wird viel und von jeher gestritten. Aussprache, Grammatik, Wortwahl, Dialekte; was passend, korrekt oder, etwa wie im Falle von Dialekten, authentisch ist, wird leidenschaftlich diskutiert. Dass es große Unterschiede zwischen den deutschsprachigen Ländern Österreich, Schweiz und Deutschland gibt, ist offenkundig. Ebenso dass auch innerhalb dieser Länder das Deutsche je nach Region und sozialem Kontext stark variiert. Das Deutsche in Österreich ist keine homogene Sprache, sondern ein Bündel von Varietäten, erklärt Alexandra N. Lenz, Professorin am Institut für Germanistik der Uni Wien und Leiterin dreier Teilprojekte des Forschungsnetzwerkes Deutsch in Österreich, das der Wissenschaftsfonds FWF im Rahmen des Programms für Spezialforschungsbereiche (SFB) kürzlich bewilligte. Neun Gruppen von Forscherinnen und Forschern aus den Disziplinen Germanistik, Computerlinguistik, Phonetik und Slawistik der Unis Wien, Graz und Salzburg werden sich eng vernetzt mit Sprachwandel und Sprachvariation in Österreich beschäftigen. Das umfasst das gesamte Sprachverhalten, dazu gehört etwa der Wechsel der Sprechweise, sobald man jemanden aus der alten Heimat wiedertrifft. Sofort sprudelt der Dialekt inklusive regionaler Spezialbegriffe wie selbstverständlich, obwohl man einige davon schon seit Jahren nicht gebraucht hat. Mit einer ähnlichen Selbstverständlichkeit wechseln viele in eine förmliche Sprechweise, sobald sie über ein weniger vertrautes Thema sprechen. Neben diesem individuellen Sprachverhalten soll auch der generelle Sprachwandel von Sprachgemeinschaften untersucht werden, etwa der durch den Einfluss anderer Varietäten oder auch anderer Sprachen, wie des Slawischen auf das Deutsche in Österreich. Wir wissen eigentlich noch viel zu wenig über die zahlreichen Varietäten, sagt Forschungsnetzwerk-Sprecherin Lenz. Es sei erst eine jüngere Entwicklung, dass die verschiedenen umgangssprachlichen Varietäten oberhalb der Dialekte sowie die Unterschiede in der Standardsprache überhaupt als solche wahrgenommen werden und diese Vielfalt empirisch erforscht wird. Nicht selten haben sich Sprachexperten am runden Tisch zusammengesetzt und eine Norm festgelegt, ohne dem wirklichen Sprachgebrauch ausreichend Rechnung zu tragen, meint Lenz. Erst in den letzten zehn bis fünfzehn Jahren ist es in der Germanistik zunehmend Praxis, dass auch Nachschlagewerke zur Standardsprache streng empirisch auf Basis großer Korpora des Sprachgebrauchs erstellt werden. Dem Duden etwa attestiert Lenz eine starke Orientierung auf Nord- und Mitteldeutsch in Deutschland: Bestimmte Besonderheiten, die Süddeutschland, Österreich oder die Schweiz betreffen, werden häufig als dialektal angeführt – das ist aber eine Wertigkeit, die mitunter nicht korrekt ist. Mit der Bewertung von Sprache bis hin zur Diskriminierung beschäftigt sich Stephan Elspaß, Professor für Germanistische Linguistik an der Uni Salzburg und Leiter zweier Teilprojekte des SFB. Elspaß wird subjektive Eindrücke von Akzenten, Varietäten und Sprachen sowie darauf beruhende Einschätzungen an Schulen untersuchen. Stigmatisierung aufgrund bestimmter Dialekte und Varietäten war schon immer ein Problem, meint Elspaß. Ab den 1970er-Jahren wurde zunehmend das Vorurteil verbreitet, Dialekt hindere Menschen am sozialen Aufstieg. Am Beispiel der Schweiz lässt sich sehen, dass dies nicht so sein muss. Inzwischen hat die Forschung gezeigt, dass das Aufwachsen mit mehreren Varietäten sogar nützt, etwa beim späteren Fremdsprachenerwerb. Trotzdem kann von einer generellen Anerkennung der verschiedensten Sprechweisen keine Rede sein. Als Beispiel nennt Elspaß gängige Aussagen über Dialekte oder Akzente, die manchen hässlich erscheinen oder in den Ohren wehtun würden, womit die Stigmatisierung bereits anfange. Wir versuchen Identität über Sprache herzustellen und uns bestimmten Gruppen zuzuordnen. Dazu gehöre auch die Abgrenzung durch Sprache. Diskriminierende Konsequenzen habe das dann, wenn ein Schüler etwa für eine regionale Ausdrucksweise schlechtere Noten bekomme. Daher plädiert Elspaß für eine möglichst objektive sowie für die breite Öffentlichkeit zugängliche Darstellung der sprachlichen Vielfalt. So sollen die in allen Teilprojekten erhobenen Sprachaufnahmen und Einstellungsdaten sowie die Auswertungen der Untersuchungen auf einer Onlineplattform nicht nur für die wissenschaftliche Community vernetzt und aufbereitet werden, sondern auch für Lehrpersonal und interessierte Laien. Geplant ist zudem ein sprechender Sprachatlas, mit dem Proben der unterschiedlichen Dialekte und Varietäten nachgehört werden können. Ein sicherer Beleg dafür, dass es die eine wahre und dauerhafte sprachliche Norm nicht gibt, ist nicht nur die Variation, sondern auch der stetige Wandel von Sprache. So breiten sich etwa für Wien charakteristische Monophthonge wie in haaß (heiß) oder wäät (weit) immer stärker auch in andere Teile Österreichs aus, wie Silvia Moosmüller und Hannes Scheutz zeigen konnten. Obwohl sich also laufend etwas tut, einen Sprachverfall können Lenz und Elspaß nicht ausmachen. Es gibt über 2.000 Jahre alte Zeugnisse, in denen auch schon ein Verfall der Sprache beklagt wird, erzählt Elspaß. Auch für ein vermeintliches Absinken des Sprachniveaus durch die sozialen Medien, wie es aktuell häufig diskutiert wird, sehen sie keinen Beweis. Untersuchungen haben gezeigt, dass Jugendliche problemlos in formelle Kontexte switchen können – auch wenn sie sich eben noch per Emojis ausdrückten. In den sozialen Medien werden von Jugendlichen auch Dialekte verschriftlicht, sagt Lenz, die diese neuen Kommunikationskanäle als Ressource zur Erweiterung des Sprachgebrauchs sieht. Das österreichische Deutsch müsse immer mehr dem bundesdeutschen Hochdeutsch Platz machen, lautet eine weitere Sorge. Doch auch hier geben die beiden Forscher Entwarnung: Eine Untersuchung auf Basis des Austrian Media Corpus der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) hat ergeben, dass in der österreichischen Pressesprache noch immer vorwiegend von Topfen statt von Quark oder von Erdäpfeln statt von Kartoffeln die Rede ist. Jene 23 geschützten Austriazismen, die im EU-Beitrittsprotokoll festgehalten wurden, werden nach wie vor verwendet: In den letzten 20 Jahren verringerten sie sich um nur vier Prozent. Die Powidln oder Fisolen existieren also weiter.' Nicht-Wissenschaft;Zahl steht nach Abschluss aller Einspruchsverfahren fest – Auf Bezirksebene auch 184.235 EU-Bürger ohne österreichischen Pass stimmberechtigt. Wien – Nach Abschluss aller Einspruchsverfahren steht nun die endgültige Zahl der Wahlberechtigten bei der Wien-Wahl fest: 1.143.076 Personen können am 11. Oktober den neuen Landtag beziehungsweise Gemeinderat wählen. 606.868 Frauen und 536.208 Männer sind zur Wahl aufgerufen, teilte das Rathaus am Mittwoch mit. Mehr Wahlberechtigte auf Bezirksebene Stimmberechtigt sind auf Landtags- und Gemeinderatsebene alle Personen mit Hauptwohnsitz Wien und österreichischer Staatsbürgerschaft, die spätestens am Wahltag 16 Jahre alt sind. Bei den Bezirksvertretungswahlen, die ebenfalls am 11. Oktober stattfinden, dürfen auch EU-Bürger mit nichtösterreichischem Pass wählen. Dadurch erhöht sich hier die Zahl der Wahlberechtigten um 184.235 auf 1.327.311 Personen. Wissenschaft;Schimpansen können doch keine Sprache lernen Göttingen – Die Studie im Fachblatt Current Biology hatte im Februar für einiges Aufsehen gesorgt: Forscher behaupteten nach drei Jahre dauernden Beobachtungen, dass eine neue Schimpansengruppe, die in den Zoo von Edinburgh übersiedelte, sich bei ihren Lautäußerungen an die dort seit vielen Jahren ansässige Gruppe anpasste. Dieser erste Beweis für das nichtmenschliche Erlernen einer Sprache entpuppte sich nun nach genauer Prüfung aber als unhaltbar, schreibt ein Forscherteam ebenfalls in Current Biology. (red) AbstractCurrent Biology: Is there any evidence for vocal learning in chimpanzee food calls? Princeton – Dass die Lebenserwartung der US-Amerikaner trotz des Wohlstands relativ wenige Fortschritte macht, ist seit längerem bekannt. Eine neue Untersuchung im Fachblatt PNAS nennt nun einen Grund dafür: Immer mehr weiße, wenig gebildete US-Bürger sterben schon um die 50. Ursachen sind Drogen- und Alkoholvergiftungen, Suizid sowie Lebererkrankungen, schrieben Gesundheitsökonomen der Uni Princeton. Immer mehr Afroamerikaner und Latinos in den USA überleben hingegen dieses Alter. (red) AbstractPNAS: Rising morbidity and mortality in midlife among white non-Hispanic Americans in the 21st century. (3.11.2015) Nicht-Wissenschaft;Cameron präsentiert auf EU-Gipfel eigene Reformideen. Bevor die Staats- und Regierungschefs der EU in das harte Ringen um eine Lösung für Griechenland eingriffen, widmeten sie sich zum Aufwärmen beim EU-Gipfel am Donnerstag einer leichteren Übung: der Debatte über die Reform der EU-Verträge, die das Funktionieren der Gemeinschaft erleichtern und zugleich die Sonderwünsche einzelner Länder wie Großbritannien berücksichtigen. Basis der Beratungen war ein von fünf Präsidenten wichtiger EU-Institutionen erstelltes Reformkonzept, von Jean-Claude Juncker (Kommission), Martin Schulz (EU-Parlament), Mario Draghi (Zentralbank), Jeroen Dijsselbloem (Eurogruppe) und Ratspräsident Donald Tusk. Kern ihrer Vorschläge ist eine weitere Vertiefung der Wirtschafts- und Währungsunion. Zwei Phasen soll es geben: Zunächst soll versucht werden, über die bisher geleisteten Änderungen zur Bildung einer Bankenunion ein gemeinsames Einlagensicherungssystem zu schaffen. Dies würde allen Bürgern der Eurozone die Sicherheit geben, dass Ersparnisse von 100.000 Euro gesichert werden. Neben der Harmonisierung der Regeln für Banken, die seit einem Jahr einer von der EZB organisierten gemeinsamen Überwachung unterliegen, wollen die Präsidenten die wirtschaftspolitische Steuerung durch die EU-Kommission stärken. In einer zweiten Phase nach 2017 soll die Eurozone dann durch Maßnahmen vertieft werden, die einer Vertragsänderung bedürfte. So könnte es zu einem gemeinsamen Budget der Staaten der Währungsunion kommen. Auch soll es einen hauptberuflichen fixen Chef der Eurogruppe geben, der auch dem EU-Parlament verantwortlich wäre. Die Regierungschefs nickten den Bericht mit Wohlwollen ab. Kontroverse Diskussionen waren hingegen zu den Wünschen des britischen Premiers David Cameron am späten Abend zu erwarten. London will eine Rückverlagerung von EU-Kompetenzen, insbesondere in Fragen der Personenfreizügigkeit und bei Sozialem. Cameron kann mit Zugeständnissen rechnen, wenn dies nicht dazu führt, dass der Kern der Union behindert wird. Die britische Königin Elizabeth II nahm bei ihrem Deutschlandbesuch Mittwochabend überraschend deutlich dazu Stellung: Eine Spaltung Europas wäre gefährlich, warnte sie bei einem Festbankett in Berlin, wir müssen uns seriös anstrengen, die positiven Veränderungen seit dem Krieg zu erhalten. Nicht-Wissenschaft;Gemeindeergebnisse, Mandate und mögliche Koalitionen im Überblick. Wissenschaft;Uni Wien, Medizin-Uni Wien und Akademie der Wissenschaften erarbeiten Strategie. Wien – Die Universität Wien, die Medizinische Universität Wien und die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) wollen ihre biowissenschaftliche Forschung abstimmen. In den nächsten Monaten soll eine gemeinsame Life Science-Strategie entwickelt werden, deren Ziel die Stärkung des Standorts und bessere internationale Sichtbarkeit ist, wie die drei Einrichtungen am Dienstag mitteilten. Die drei Institutionen arbeiten schon seit längerem zusammen: Die Uni Wien und die Med-Uni Wien betreiben seit zehn Jahren gemeinsam die Max F. Perutz Laboratories am Vienna Biocenter. Dort sind auch das Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA) und das Gregor-Mendel-Institut für Molekulare Pflanzenbiologie der ÖAW untergebracht. Weiters kooperieren seit 2005 am Standort AKH die Med-Uni und das Forschungszentrum für Molekulare Medizin (CeMM) der ÖAW. Mit der gemeinsamen Strategie sollen diese und künftige Kooperationen inhaltlich noch besser koordiniert und konzeptionell vertieft werden. Wo notwendig, sollten dabei auch strukturelle Konsequenzen bedacht werden, heißt es. So wird schon seit geraumer Zeit hinter den Kulissen über die Eingliederung des CeMM in die Medizin-Uni Wien gesprochen. Die beteiligten Institutionen erwarten sich von der Strategie, dass es möglich sein wird, neue und nachhaltige Impulse im wissenschaftspolitischen Prozess zu setzen. In weiterer Folge sollen sich auch andere im Bereich Life Sciences tätige Institutionen im Wiener Raum in den Strategieentwicklungsprozess einbringen. Nicht-Wissenschaft;Das neue Standard-Hintergrundbild ist keine Computergrafik. Es gibt zwei Arten Computernutzer: die, die das Hintergrundbild sofort ändern und jene, die es einfach bei den Standard-Einstellungen belassen. Die Wirkung des Wallpapers ist dabei nicht zu unterschätzen, ist es doch das erste, was einem nach dem Hochfahren des Computers ins Auge springt. Windows 10 tapeziert Microsoft mit einem neuen Standard-Hintergrundbild. Dafür hat man sich Designer Gmunk geholt, der unter anderem für die Titelsequenz von Tron: Legacy verantwortlich zeichnet. Das Wallpaper zeigt das Windows-Logo wie ein Fenster in einem dunklen Raum schwebend, durch das blaues Licht scheint. Tatsächlich erinnert es stark an das Design aus Tron mit seinen Neonfarben und schwarzen Flächen. Dabei handelt es sich nicht um eine Computergrafik, wie Wired berichtet. Für den Effekt wurden aus einer schwarzen Scheibe vier Rechtecke geschnitten und die Innenränder mit einer Schicht Acryl überzogen. Danach wurde die Scheibe von hinten mit Laserstrahlen beleuchtet, welche die Acrylschicht blau aufglimmen lassen. Rauch und weitere Laser runden den Effekt ab. Aufgenommen wurde das Ganze mit einer irren 50-Megapixel-Kamera, so Gmunk. Das endgültige Bild ist eine Komposition aus zehn Aufnahmen, um einen Tiefeneffekt zu erzeugen. Wissenschaft;Bis heute prägen Karl Mays Romane das Bild der amerikanischen Ureinwohner. Mit der Realität hat das wenig zu tun. Wien – Der deutsche Held heißt nicht Siegfried, sondern Winnetou. Seit er in Karl Mays Romanen gegen Ende des 19. Jahrhunderts auf der Bildfläche erschien, haben Generationen zu dem Apachen mit der Silberbüchse aufgesehen. Das hat auch im deutschsprachigen Raum das Bild der amerikanischen Ureinwohner nachhaltig geprägt. Edel, hilfreich, tapfer und gut – auf dem Pferd unterwegs durch die Prärie: So stellen sich immer noch viele die indigene Bevölkerung Amerikas vor. Das ist jedoch ein Trugbild, sagt Nicole Perry vom Institut für Germanistik der Universität Wien: Dieses Klischee hat wenig gemeinsam mit jenem Leben, das die Nachfahren der amerikanischen Ureinwohner heute führen. Als Lise-Meitner-Stipendiatin des Wissenschaftsfonds FWF, untersucht Perry, wie diese kollektive Vorstellung konstituiert wird und wie indigene Künstler sich mit diesem Klischee auseinandersetzen. Die Philologin analysiert verschiedene performative Zugänge von Musikern, Performancekünstlern und Filmemachern, die in ihrer Dekonstruktion eines idealisierten Indianerbildes Widersprüche dieser Sichtweise offenlegen und Stereotypen thematisieren. Die Künstler wollen so aufzeigen, dass die verklärte Bewunderung der amerikanischen Ureinwohner ebenso eine Form der Diskriminierung ist. Perry: Ein positives Vorurteil bleibt ein Vorurteil. Mit der Dekonstruktion solcher Vorstellungen versuchen indigene Kunstschaffende, ihre Kultur zurückzuerobern. So montierte etwa der Filmemacher Bear Witness Ausschnitte aus Karl-May-Filmen und Videospielszenen, um deutlich zu machen, wie klischeehaft die Darstellung der Indianer im deutschen Nachkriegskino war. An dem den Deutschen so lieben Karl May kommt man nämlich bei diesem Thema nicht vorbei. Perry hat sich bereits in ihrer Dissertation mit dem deutschen Abenteuerromanautor auseinandergesetzt, den sie als die wesentliche und prägende Kraft für das deutsche Indianerbild ansieht: Die Vorstellung der amerikanischen Ureinwohner stützt sich in Deutschland zu einem guten Teil auf das neoromantische Bild, das Karl May mit Winnetou als Identifikationsfigur vermittelt. Dass Karl May von Anfang an so erfolgreich war und zu einem der Lieblingsautoren der Deutschen wurde, lag laut Perry vor allem daran, dass er einen Nerv traf: Sein fiktives Amerika befriedigte zur Zeit der Industrialisierung die Sehnsucht der Bevölkerung nach einem Ort, an dem man sich neu erfinden kann wie Old Shatterhand, der wie zahlreiche von Mays Romanfiguren ein deutscher Einwanderer ist. Eigentlich ist das auch die wahre Nationalität Winnetous. Wie diesen Indianer stellte man sich im wilhelminischen Kaiserreich den idealen deutschen Mann vor: aufopferungsvoll, loyal und tapfer. So wurde Winnetou zum Idol einer Nation – auch in ihrer dunkelsten Stunde: Adolf Hitler, ein begeisterter Karl-May-Leser, bezeichnete den Häuptling der Apachen laut Albert Speer als das Musterbeispiel eines Kompanieführers. Perry gibt zu bedenken: Der Pazifist Karl May hätte sich angesichts dieser Instrumentalisierung im Grab gedreht. 500.000 Bände Karl May wurden insgesamt an das deutsche Heer ausgegeben: Winnetou, der sich nie ergibt und für sein Vaterland stirbt, sollte den Soldaten auf dem Weg in den Untergang als fatales Vorbild dienen. Der Liebesbeziehung zwischen May und den Deutschen tat das aber keinen Abbruch – im Gegenteil: Durch die Buchadaptionen, die zu Beginn der 1960er-Jahre in die Kinos kamen, wurde die Rezeption Karl Mays noch einmal intensiviert und von einer neuen Generation vollzogen. Aus der Tristesse der Nachkriegsrealität flüchtete man nun in die jugoslawischen Berglandschaften, durch die die Leinwandhelden ritten – eine kulturhistorische Konstante, meint die Wissenschafterin: Für die Deutschen verkörpert der Mythos Winnetou eine Alternative zur europäischen Realität. Sowohl im 19. Jahrhundert als auch nach dem Zweiten Weltkrieg dienten Winnetou und die indigenen Charaktere der Romane und Filme als Repräsentanten eines Kampfs gegen die Moderne und der Sehnsucht nach einer Rückkehr in eine ursprüngliche Idylle. So wurde die deutsche Vorstellung vom Indianer auch filmisch maßgeblich geprägt und bekam dazu mit Pierre Brice ein Gesicht, das im kollektiven Gedächtnis vom amerikanischen Ureinwohner nun nicht mehr zu trennen war. Perry: Durch das Medium des Films wurde das romantische Bild der Ureinwohner als Repräsentanten einer vergangenen Zeit über Generationen hinweg stabilisiert. Die Sauerkraut-Western zogen das Publikum auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs in ihren Bann: In der DDR entstand ebenso eine Reihe von Karl-May-Filmen, mit denen auch Propaganda gegen den Klassenfeind gemacht wurde: Mit klaren antiamerikanischen und antikapitalistischen Tendenzen wurde die Besiedlung als kriminelle Landnahme dargestellt, weshalb die Indianer hier noch ein bisschen edler dargestellt sind als in den westdeutschen Varianten. Aber auch heute noch sind Karl Mays Figuren weiterhin ein äußerst wertgeschätzter Teil des deutschen kulturellen Gedächtnisses, wie die Forscherin selbst zu spüren bekam: Eine Vorführung der von ihr untersuchten Dekonstruktionen auf der Berlinale löste kontroverse Diskussionen aus: Kindheitserinnerungen und Sehnsüchte lässt man sich nur ungern nehmen. Winnetou ist in Deutschland heilig. Ob für die nächsten deutschen Generationen Karl May auch so einen prägenden Eindruck hinterlassen wird, bezweifelt Perry. Im Zuge der Globalisierung habe sich auch der Medienkonsum immer mehr vereinheitlicht: In den meisten Kinderzimmern hat Winnetou schon längst das Zepter an Harry Potter abgegeben. Nicht-Wissenschaft;Sechs Feuerwehrleute wurden bei dem Großbrand im Zentrum Neu-Delhis verletzt. Neu-Delhi – Ein Großbrand hat Indiens nationales Naturkundemuseum im Zentrum Neu-Delhis zerstört. Das siebenstöckige Gebäude war in der Nacht auf Dienstag komplett in Flammen gestanden, sagte ein Fotograf der European Pressphoto Agency (epa), der Augenzeuge war. Sechs Feuerwehrleute wurden nach Angaben lokaler Medien verletzt, zwei von ihnen kamen ins Krankenhaus. Indien verfügt nur über relativ wenige Museen. Im Naturkundemuseum wurde die Tier- und Pflanzenwelt dargestellt sowie auf Umweltprobleme aufmerksam gemacht. Generationen von indischen Schulkindern besuchten das Museum seit 1978 auf Ausflügen. Wissenschaft;Einflussreicher Wissenschafter starb an seinem 85. Geburtstag. München – Der deutsche Historiker Hans Mommsen ist tot. Der Urenkel des Nobelpreisträgers Theodor Mommsen galt als einer der einflussreichsten Zeithistoriker der Bundesrepublik, seine Beiträge zur NS-Forschung veränderten die deutsche Geschichtsschreibung nachhaltig. Seine Grundhaltung war sozial-liberal, seine Schwerpunkte waren die Geschichte der Sozialdemokratie und der Arbeiterbewegung, die Weimarer Republik, der Nationalsozialismus und der deutsche Widerstand. Er verwarf etwa die lange vorherrschende These von der überragenden Rolle Adolf Hitlers als Volksverführer. Stattdessen lenkte er den Blick auf die strukturelle Einbindung und Mitverantwortung der zahlreichen Beteiligten im NS-Staat – Täter, Helfer, Mitwisser und Mitläufer –, die die Shoah erst ermöglichte. Mommsen entstammte einer bedeutenden Historikerdynastie: Sein Urgroßvater war der Althistoriker und erste deutsche Literaturnobelpreisträger (1902) Theodor Mommsen, dessen Römische Geschichte bis heute als Standardwerk gilt. Auch sein Vater Wilhelm Mommsen und sein Zwillingsbruder Wolfgang J. Mommsen waren Historiker. Hans Mommsen war nach Stationen an den Universitäten Tübingen, München und Heidelberg an der Bochumer Ruhruniversität tätig, wo er von 1968 bis zu seiner Emeritierung 1996 als Professor für Neuere Geschichte lehrte. Zudem war er Gastprofessor und Fellow an den Universitäten Harvard, Princeton und Oxford. Sein letztes Buch erschien 2014. Mit dem Titel Das NS-Regime und die Auslöschung des Judentums in Europa zog er die Bilanz seiner jahrzehntelangen Holocaust-Forschung. Die Wochenzeitung Die Zeit würdigte Mommsen anlässlich seines 80. Geburtstags im Jahr 2010 als einen der ganz Großen seines Fachs. Er gehöre zu jenen Repräsentanten der langen Generation sozialliberaler Historiker, die in den 1960er-Jahren angetreten sei, die westdeutsche Geschichtswissenschaft von verstaubten Traditionen zu befreien. Er hat das historische Selbstverständnis der Republik im Sinne einer demokratischen Bürgerkultur geprägt wie kein Zweiter. Hans Mommsen erlag am Donnerstag, seinem 85. Geburtstag, in Tutzing am Starnberger See einer langen Krankheit. Wissenschaft;Forscher entdecken ähnliche Wirkungsweise wie bei Marihuana-Konsum. Wer Erfahrungen mit Marihuana gemacht hat, kennt vielleicht den Heißhunger, der oft mit dem Drogenkonsum einhergeht. Dieser Effekt lässt sich allerdings auch durch eine zu kurz geratene Nachtruhe hervorrufen, wie US-amerikanische Forscher herausfanden. Sie wollten wissen, welche Rolle das System der körpereigenen Cannabinoide im Zusammenspiel von Schlafmangel und Gewichtszunahme einnimmt. Dazu rekrutierten Erin Hanlon von der Universität Chicago und ihre Kollegen 14 Testpersonen, die vier Tage lang bei sieben bis acht Stunden Schlaf und regelmäßigen Mahlzeiten ihr Hungergefühl dokumentieren und Blutproben abgeben sollten. Das gleiche Prozedere durchliefen sie später mit nur vier Stunden Schlaf. Endocannabinoid-Level steigt Bei der Untersuchung der Werte stellten die Wissenschafter fest, dass die Blutkonzentration von Endocannabinoiden bei gesunder Schlafphase dem typischen Tagesverlauf folgte: Morgens war das Level niedrig und stieg langsam bis zum frühen Nachmittag – etwa zur Zeit des eingenommenen Mittagessens – an, bevor es zurückging. Waren die Probanden müde, sah die Lage anders aus. Die Endocannabinoid-Konzentration stieg um 33 Prozent höher als beim Normalzustand, erreichte den Höchstwert rund eineinhalb Stunden später und sank danach nicht stark ab, sondern blieb bis 21 Uhr erhöht. Bei vier Stunden Schlaf berichteten die Testpersonen von einem stärkeren Appetit und Hungergefühl, besonders nach dem Mittagessen, wenn die Endocannabinoidwerte am höchsten waren. Am letzten Tag durften sie sich aus einer Reihe an Süßigkeiten und Chips aussuchen, welche sie konsumieren wollten, und obwohl sie erst zwei Stunden zuvor gegessen hatten, konnten sie sich dabei kaum zurückhalten. Ihre Auswahl enthielt 50 Prozent mehr Kalorien und doppelt so viel Fett wie die Knabbereien, die sie nach acht Schlafstunden pro Nacht gegessen hatten. Innerer Widerstand sinkt Die Energiekosten, um ein paar Stunden länger wach zu bleiben, sind eher bescheiden, sagt Hanlon. Eine andere Studie berichte, dass man pro Extrastunde, die man wach ist, etwa 17 zusätzliche Kalorien verbraucht. Bei vier Stunden verlorenem Schlaf wären das rund 70 Kalorien. Wenn die Probanden aber die Möglichkeit dazu hatten, haben sie diese Menge mehr als wettgemacht und über 300 Extrakalorien zu sich genommen, so Hanlon. Das kann mit der Zeit schon zu erheblicher Gewichtszunahme führen. Die Aussagekraft einer Studie mit nur 14 Teilnehmern über eine relativ kurze Zeit ist zwar eingeschränkt, die Ergebnisse seien jedoch eindeutig signifikant, schreiben die Autoren im Fachjournal Sleep. Sie passen zu bisherigen epidemiologischen Studien, die eine Korrelation von Übergewicht mit Schlafmangel nachwiesen. Wenn du einen Riegel Snickers hast und ausreichend Schlaf hattest, kannst du deine natürliche Reaktion unterdrücken, sagt Hanlon. Aber wenn du an Schlafentzug leidest, wird deine Lust auf bestimmte Nahrungsmittel stärker und dein Widerstand sinkt. Deshalb wirst du ihn wahrscheinlicher essen. Wissenschaft;GRAVITY kombiniert das Licht von mehreren Teleskopen – gleich beim Debüt gelang eine erste Entdeckung. Heidelberg – Erstes Licht nennen Astronomen den feierlichen Augenblick, wenn ein Instrument die Arbeit aufnimmt und zum ersten Mal das Licht eines anderen Himmelskörpers empfängt. Für das GRAVITY-Instrument am Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte (ESO) war es nun soweit, wie das Max-Planck-Institut für Astronomie berichtet. Um ein virtuelles Teleskop mit bis zu 200 Metern Durchmesser zu bilden, kombiniert GRAVITY über Interferometrie das Licht von mehreren Teleskopen. Diese Technik ermöglicht es Astronomen, viel feinere Details in astronomischen Objekten zu erkennen, als es mit einem einzigen Teleskop möglich wäre. Seit dem Sommer 2015 hat ein internationales Team aus Astronomen und Ingenieuren GRAVITY in speziell angepassten Tunneln unter dem Very Large Telescope der ESO am Paranal-Observatorium im Norden Chiles montiert. Dies ist zwar erst die erste Phase der Inbetriebnahme von GRAVITY, doch hat das Instrument bereits erfolgreich das Sternlicht von den vier VLT-Hilfsteleskopen vereint. Insbesondere soll GRAVITY künftig untersuchen, was in dem extrem starken Gravitationsfeld nahe dem Ereignishorizont des supermassereichen Schwarzen Lochs im Zentrum der Milchstraße passiert – daher auch der Name des Instruments. Außerdem soll es Details des Massenzuwachses und Jets erkennen: Prozesse, die beide in der Nähe neugeborener Sterne und in Regionen um supermassereiche Schwarze Löcher in den Zentren anderer Galaxien auftreten. Nicht-Wissenschaft;Die Buchungen für den Sommer liegen 40 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung. Wissenschaft;Silberalken überqueren den Nordpazifik hin und zurück, ohne dass sie davon einen erkennbaren Vorteil hätten. Ottawa – Der Silberalk (Synthliboramphus antiquus) ist ein kleiner und mit 0,2 Kilogramm Gewicht leichtgebauter Verwandter von Alken, Lummen und Papageitauchern und wie diese ein Bewohner des hohen Nordens. Die Tiere leben an den Pazifikküsten Asiens und Nordamerikas vom Fischfang und brüten in Kolonien. Im Winter wandert ein Teil der Populationen nach Süden – soweit nichts Ungewöhnliches. Allerdings gibt es auch eine andere Form von Wanderung, die Rätsel aufgibt. Forscher stießen darauf, als sie Silberalken, die an der kanadischen Küste brüten, mit Geolokatoren versahen. Bei der Verfolgung der Migrationsmuster in den Jahren 2013 und 2014 zeigte sich, dass die Tiere den Pazifik hin und zurück überqueren: eine gewaltige Strecke. Und keiner kann sich so recht vorstellen, was die Vögel davon haben. Die Daten der Tracker von drei Vögeln, die in Nordamerika brüteten, konnten ausgewertet werden. Sie waren von der Inselgruppe Haida Gwaii (den ehemaligen Queen Charlotte Islands) vor der kanadischen Pazifikküste aufgebrochen und flogen zwischen Juni und November nach Japan, wo sie überwinterten. Im Februar legten sie die 8.000-Kilometer-Strecke dann noch einmal in der umgekehrten Richtung zurück. Für den Rückflug brauchten sie diesmal nur einen Monat. Tony Gaston vom kanadischen National Wildlife Research Centre in Ottawa vermutete gegenüber dem New Scientist, dass sich die Vögel beim Hinflug möglicherweise in der Mauser befanden, was sie bremsen würde. Das eigentliche Rätsel ist laut Gaston aber, warum die Vögel den Rekordflug überhaupt absolvieren. Er erstreckt sich immerhin über 105 Längengrade und ist beinahe zweimal so weit wie die längste gemessene Vogelwanderung über den Atlantik. Und das alles für ein Ziel, das sich den Forschern zufolge von Umweltbedingungen und Nahrungsangebot her in nichts vom Startpunkt unterscheidet. Die Vögel haben von ihrer Anstrengung also keinen – bislang – erkennbaren Vorteil. Gaston, Leiter der im International Journal of Avian Science (IBIS) veröffentlichten Studie, vermutet, dass die Silberalken damit den Weg nachvollziehen, den einst ihre Vorfahren genommen haben: Die Spezies war ursprünglich in Asien beheimatet und hat von dort aus schließlich den Westen Nordamerika kolonisiert, wie die Auswertung genetischer Daten zeigte. Es scheint keine andere passende Erklärung zu geben, sagt Gaston. (jdo, 12. 8. 2015) Nicht-Wissenschaft;Kai-Olaf Lang vom Thinktank SWP hält die Separatisten für weniger geeint, als es das Wahlergebnis suggeriert. Mit knapper Mehrheit haben die sezessionistischen Parteien am Sonntag die Wahl in der spanischen Region Katalonien für sich entschieden. Während die einen das Ergebnis als Ausdruck der Selbstbestimmung der Katalanen interpretieren, beharren die anderen auf einem Verbleib der wohlhabenden Region um Barcelona beim spanischen Staat. Der deutsche Wissenschafter Kai-Olaf Lang erklärt, wie es nun weitergehen könnte. STANDARD: Was bedeutet der knappe Ausgang der Wahl vom Sonntag in Katalonien? Lang: Die meisten Umfragen im Vorfeld deuteten schon darauf hin, dass es für die unabhängigkeitsorientierten Kräfte schwer werden würde, eine absolute Mehrheit in Stimmen zu erreichen. Dass sie zusammen auf eine Mehrheit in Mandaten kommen, war aber ebenso wahrscheinlich. Es war eine starke Mobilisierung zu beobachten, die Wahlbeteiligung war sehr hoch, aber offensichtlich konnten beide Seiten ihre Anhänger an die Wahlurnen bringen, also auch diejenigen, die separationsskeptisch sind. STANDARD: Wie einig sind sich die Nationalisten eigentlich? Lang: Sie haben ein gemeinsames strategisches Ziel, nämlich die Loslösung Kataloniens vom spanischen Staatsverband. Es gibt aber durchaus Unterschiede darin, wie konsequent man vorgehen soll: Während pragmatischere Kräfte weiterhin dafür plädieren, auch mit einer widerwilligen Zentralregierung in Verhandlungen einzutreten, und eine Unabhängigkeit nur als Ultima Ratio sehen, fordern andere Strömungen ein unilaterales Ausscheiden. Abgesehen davon liegen die Unabhängigkeitsbefürworter in Fragen der Wirtschafts- und Sozialpolitik weit auseinander. Eine der großen Herausforderungen wird nun sein, ob es diese unterschiedlichen Gruppen schaffen, auch in prosaischen Fragen wie Finanz- und Bildungspolitik einen Modus Vivendi zu finden, um regieren zu können. STANDARD: Der bisherige Regionalregierungschef Artur Mas will binnen 18 Monaten eine Verfassung für Katalonien ausarbeiten lassen. Wie könnte diese aussehen? Lang: Das siegreiche Bündnis Junts pel Sí hat vor der Wahl eine Roadmap ausgearbeitet, die es Katalonien mittels eines vierstufigen Plans erlauben würde, sich in 18 Monaten von Spanien abzuspalten. Ob man diese Phasen entschlossen durchspielt und ob die Verbundenheit – auch gegen den zu erwartenden starken Widerstand aus Madrid – ausreicht, ist ungewiss. Man darf nicht vergessen, dass Ende des Jahres in ganz Spanien gewählt wird. Die Frage ist nun, ob ein Regierungswechsel in Madrid für die Katalanen nicht ein neues Fenster für Verhandlungen öffnen könnte – bestimmt nicht über die Unabhängigkeit, aber vielleicht über andere Reformen. Ich glaube also, dass die neue katalonische Regierung zunächst sehr umsichtig handeln und die spanischen Wahlen abwarten wird. STANDARD: Wie würde sich ein starkes Abschneiden der Linken in Gesamtspanien auf die katalonische Frage auswirken? Lang: Die Sozialisten haben intern einen Formelkompromiss mit den katalonischen Sozialisten gefunden, wonach man offen für Gespräche über eine Föderalisierung Spaniens ist. Podemos hat erklärt, man wolle eine grundsätzliche Verfassungsrevision und wäre prinzipiell bereit, die rechtlichen Voraussetzungen für ein katalonisches Unabhängigkeitsreferendum zu schaffen. Die Frage ist, ob die Parteien in der Lage sind, den Katalanen ein glaubwürdiges Angebot zu unterbreiten. Schließlich braucht man aufgrund der hohen Hürden in der Praxis immer die Stimmen der Volkspartei (Partido Popular, Anm.), um die Verfassung zu ändern. Und auch innerhalb der Sozialisten ist die Frage der Föderalisierung umstritten. STANDARD: Ministerpräsident Mariano Rajoy hat gewarnt, dass Katalonien im Fall einer Unabhängigkeit nicht mehr Teil der EU wäre. Das scheint die Wähler nicht besonders geschreckt zu haben. Lang: Die Signale aus Madrid haben vermutlich auf beide Seiten gewirkt. Die Madrider Banken haben vor Währungsproblemen gewarnt, der spanische Außenminister vor dem Verlust der EU-Staatsbürgerschaft, der Fußballverband vor einem Ausschluss des FC Barcelona aus der Primera División (höchste spanische Liga, Anm.). Viele Katalanen haben darin den Versuch der Einschüchterung gesehen und sozusagen jetzt erst recht für die Unabhängigkeitsparteien gestimmt. Andere haben sich dann doch noch einmal Gedanken gemacht, ob der Preis einer vollumfänglichen Eigenstaatlichkeit nicht zu hoch wäre. STANDARD: Wie geht es weiter? Lang: In Katalonien muss durch das jetzt gewählte Parlament zunächst ein neuer Präsident gewählt werden. Amtsinhaber Mas ist aber für die linkssozialistische CUP, die zweite Unabhängigkeitsliste, eigentlich nicht wählbar. Vielleicht einigt man sich auf einen Kompromisskandidaten. Wenn das nicht klappt, würde es Neuwahlen geben. Grundsätzlich wird in den nächsten Wochen viel darüber diskutiert werden, ob das Ergebnis dem weiteren Prozess in Richtung Unabhängigkeit Legitimation verschafft hat. Dazu gehört, dass die Unabhängigkeitsbefürworter das Ergebnis als Erfolg interpretieren, weil sie eine Mehrheit der Parlamentssitze erlangt haben, die Unionisten aber darauf hinweisen, dass nur knapp 48 Prozent der Wähler für die Sezessionisten gestimmt haben. Wissenschaft;Forscher nehmen an, dass der Glaube an strafende Götter ein Schlüsselfaktor bei der Ausbreitung übergeordneter sozialer Strukturen war.. Vancouver/Wien – Religion ist vermutlich der wirksamste Mechanismus der Geschichte, um Menschen dazu zu bringen, an einem Strang zu ziehen und Eigeninteressen hintan zu stellen. Möglicherweise war der Glaube an eine übernatürliche Macht sogar die treibende Kraft dahinter, dass einst aus kleinen Grüppchen gut organisierte Gesellschaften erwuchsen – das zumindest ist das Ergebnis einer aktuellen Studie kanadischer Wissenschafter. Die Forscher gehen davon aus, dass erst unter den wachsamen Augen strafender Götter große, auf Kooperation basierende soziale Einheiten entstehen konnten. Bereits frühere Feldstudien haben nachgewiesen, dass Menschen durchweg freigiebiger gegenüber Mitgläubigen sind, wenn ihr Pantheon moralische Regeln vorgibt, allwissend ist und bei Verfehlungen auch strafend eingreift. Für die Beurteilung dieser Mechanismen wurden in den vergangenen Jahrzehnten zunehmend auch evolutionstheoretische Ansätze populär. Auf dieser Grundlage sieht es allerdings auf den ersten Blick so aus, als würde die evolutionäre Fitness des Einzelnen untergraben, wenn er aus Furcht vor göttlichen Sanktionen auf die Verfolgung von Eigeninteressen verzichtet. Der Theorie zufolge müsste Religion also über kurz oder lang der natürlichen Selektion zum Opfer fallen – wenn da nicht auch gewisse Vorteile für das größere Ganze wären: Zum einen hält der soziale Druck Einzelpersonen von womöglich asozialem Verhalten ab. Zum anderen ergibt sich aus der religionsbedingten Kooperation auch ein Vorsprung im Wettbewerb mit anderen Gruppen. Wie aber lässt sich dieser übergeordnete Zusammenhang zwischen Kooperation und Religion beweisen? Um eine Antwort darauf zu finden, haben Benjamin Grant Purzycki und seine Kollegen von der University of British Columbia einen neuen Ansatz gewählt: Die Anthropologen setzten für ihre im Fachjournal Nature erschiene Studie auf kontrollierte Spielexperimente mit fast 600 Testpersonen aus acht kleinen Gesellschaften rund um den Globus. Dabei sollten die Teilnehmer Geldstücke an Mitglieder der eigenen Religionsgemeinschaft aus der näheren Umgebung und vom anderen Ende der Welt verteilen. Das Ergebnis bestätigte die These: Je mehr die Probanden ihren Gott bzw. ihre Götter als allwissend, moralistisch und strafend empfanden, umso eher waren sie bereit, ihr Geld einem in weiter ferne lebenden Fremden zu überlassen. Triebfeder dieser Freigiebigkeit war allerdings nicht die Hoffnung auf göttliche Belohnung. Qualitative Interviews verrieten, dass vielmehr die Furcht vor überirdischen Strafen die Teilnehmer zur Kooperation animierten. Purzycki und seine Kollegen liefern damit den bisher besten Beweis dafür, dass der Glaube an überirdische Bestrafung als Instrument diente, um Kooperation in frühen menschlichen Gesellschaften zu gewährleisten. So gesehen könnte ein bedeutender Teil des Erfolges der heutigen Zivilisation in den Händen von Göttern liegen, unabhängig davon, ob sie existieren oder nicht. Nicht-Wissenschaft;In den 80ern lieferten sie kämpferische Gassenhauer, am Montag gastieren sie in Wien. Wien – Ungünstige sozialpolitische Bedingungen zeitigen oft große Kunst. Zumindest war das einmal so. Zum Beispiel in den 1980ern in England während des Regimes der Margaret Thatcher, der Eisernen Lady. Unter ihr blutete die stolze britische Arbeiterklasse und die Mittelschicht verlor zusehends den Kampf um den Klassenerhalt. Goldene Zeiten für die Popmusik. Die britische Band The Godfathers schrieb eine der Hymnen dieser Epoche. Es war das pessimistisch-realistische Birth School Work Death. Die Biografie eines Arbeiters auf vier Worte eingedampft, ein Klassiker. Vorgetragen wurden dieser und andere Songs mit einem bestechenden Instinkt für Gassenhauer. Kommenden Montag gastieren die Godfathers im Chelsea. Ein Wiederauferstehungsfest im Zeichen des RocknRoll. Hervorgegangen war die Formation um die Coyne-Brüder Chris und Peter aus der Asche der Sid Presley Experience. Schon unter diesem referenzreichen Signum galt sie als heißes Eisen im Feuer des damaligen britischen Independentrock, aber erst nach der Umbenennung in The Godfathers hob die Band ab. Majorvertrag und Hits wie If I Only Had Time, I Want Everything oder Love Is Dead machten die Band für ein paar Jahre zur beständigen Größe. Kühle schwarze Anzüge und die mitreißenden No-Bullshit-Liveshows als gleichberechtigtes Kollektiv besorgten den Rest des guten Rufs. Auf dem Leonard Cohen zuzwinkernden zweiten Album More Songs About Love and Hate trugen sie für Songs wie Walking Talking Johnny Cash Blues Cowboystiefel zum Anzug. Die Riffs schnalzten sexy, die Godfathers waren heiß. Die Erfolge in den USA und Europa waren dabei aber bald größer als zu Hause, was der Band dauerhaft nicht gut bekam. Zu schwächer werdenden Alben verschwand sie in den frühen 90er-Jahren nach und nach. In den Nullerjahren tauchten die Godfathers nach brotlosen Nebenprojekten in Originalbesetzung plötzlich wieder auf und tourten, vornehmlich mit dem Material der ersten drei, vier Alben. Daran hat sich bis heute nicht viel geändert, und das ist gut so. Ihr Programm aus satt rockenden, schnörkellosen Songs besteht mühelos den Test der Zeit. Thatcher mag Geschichte sein, Birth School Work Death klingt heute noch so frisch wie am ersten Tag. Wissenschaft;Materialforscher brechen mit Diamantpresszelle Bindung von molekularem Wasserstoff auf. Edinburgh – Vor fast 80 Jahren spekulierten Chemiker erstmals, dass Wasserstoff, das leichteste und häufigste Element des Universums, nicht nur in seinem gewohnten gasförmigen Zustand existiert, sondern auch zu einem metallischen Feststoff werden kann, wenn man ihn nur ausreichend unter Druck setzt. Bis heute ist es nicht gelungen, diese Theorie unter Laborbedingungen zu beweisen – allerdings sind Physiker überzeugt davon, dass ein solcher Nachweis mittlerweile praktisch in Griffweite liegt: Forscher um Philip Dalladay-Simpson von der University of Edinburgh haben nun im Fachjournal Nature die Ergebnisse einer Reihe von Experimenten präsentiert, die eindeutig in diese Richtung weisen. Wasserstoff ist unter normalen Bedingungen ausschließlich als zweiatomiges Molekül anzutreffen. Das H-H-Molekül ist durch eine der stärksten bekannten chemischen Bindungen miteinander verknüpft. Versuche am Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz zeigten bereits 2011, dass sich diese Bindung ab einem Druck von 270 Gigapascal entscheidend schwächen lässt. Dalladay-Simpson und seine Kollegen gingen nun einen Schritt weiter. Mithilfe einer Diamantpresszelle, mit der Geophysiker normalerweise Bedingungen im Erdinneren simulieren, gelang es den britischen Forschern, Wasserstoff einem Druck von bis zu 388 Gigapascal auszusetzen – das entspricht einem Druck 3,88 Millionen Atmosphären. Was sie dabei beobachten konnten, legt nahe, dass die Theorie vom metallischen Wasserstoff tatsächlich zutrifft: Bereits ab einem Druck von 325 Gigapascal ließen sich leitende Elektronen nachweisen, die dann auftreten, wenn sich die chemische Bindung aufzulösen beginnt. Weitere Belege für einen bevorstehenden Phasenwechsel lieferten sogenannte Raman-Spektren. Erhöhten die Wissenschafter den Druck noch weiter, zeigte das Schwingungsverhalten der Moleküle die Entstehung von atomarem Wasserstoff – ein Zustand, den die Forscher Phase V nannten und als Vorstufe zum metallischen Wasserstoff betrachten. Um das Gas tatsächlich in ein festes Metall umzuwandeln, bedürfe es laut Dalladay-Simpson allerdings eines Drucks von über 400 Gigapascal. Die Forscher sind optimistisch, dass dies in absehbarer Zeit gelingen wird. Die Experimente liefern auch Hinweise darauf, dass die vorherrschenden Theorien über das Innere von Gasriesen wie Jupiter zutreffen. Astrophysiker gehen davon aus, dass der Wasserstoff in großen Gasplaneten mit zunehmender Tiefe und steigendem Druck zunächst flüssig und dann schließlich metallisch-fest wird. Die Forschungen sollen nicht nur dazu beitragen, bestehende Theorien zu untermauern, sondern könnten auch wertvollen Hinweise auf der Suche nach Supraleitern liefern, die Strom auch bei Zimmertemperatur widerstandsfrei leiten. Wissenschaft;Ist es ein Wal, der Seeelefant oder das Flusspferd? Der Wettbewerb um das fetteste Tier der Erde hat einen verblüffenden Sieger. London/Wien – Während wir Menschen an Winterspeck wenig Freude haben, entscheidet er im Tierreich über Tod oder Überleben. Aber welches Tier bringt davon nun am meisten auf die Waage? Dieser Frage, die gar nicht so leicht zu beantworten ist, ging die BBC kürzlich auf die Spur. Marine Säugetiere sind Spitzenreiter, geht man nur von der Körpergröße aus. Das größte Tier der Welt, der über 30 Meter lange Blauwal, bringt es dabei auf beachtliche 35 Prozent Körperfett. Bei einem Körpergewicht von 180 Tonnen ergibt das ein Gewicht von 63 Tonnen, was in etwa vier Linienbussen entspricht. Wale und Robben besitzen eine fettreiche Gewebeschicht, die ihnen als Kälteschutz, Energiespeicher und Auftriebskörper dient: der Blubber. Die Wale mit dem dicksten Blubber in Relation zur Körpergröße sind die Glattwale. Diese Eigenschaft, ihre Langsamkeit und ihre geringe Scheu vor Menschen, machten sie im 19. Jahrhundert zum beliebtesten Ziel der Walfänger, was die Tiere an den Rand des Aussterbens brachte. Weiter im Norden lebt der Grönlandwal. Um den arktischen Temperaturen standzuhalten, schützt er sich mit einer Blubberschicht von einem halben Meter Dicke. Ihr Gewicht macht rund 50 Prozent seines Gesamtgewichts aus. Auch Robben sind ein heißer Kandidat für den Titel des fettesten Tieres der Welt. Die Welpen der Seeelefanten erreichen dank nahrhafter Muttermilch einen Körperfettgehalt von 50 Prozent, wenn auch nur für begrenzte Zeit. Walrosse machen zwar einen pummeligen Eindruck, kommen aber unter ihrer dicken Hautschicht nur auf einen Fettgehalt von 18 Prozent. Andere an Wasser gebundene Säugetiere, die Flusspferde, haben unter ihrer fünf Zentimeter dicken Haut nur eine dünne Fettschicht. Doch auch bei den Landtieren gibt es einige Meister der Fettspeicherung. Biber speichern Fettreserven für den Winter in ihren Schwänzen. Dieses Fett und ihr Fell machten auch sie einst zur begehrten Beute von Jägern. Eisbären ernähren sich hauptsächlich von Robben und bringen es auf einen Fettanteil von 50 Prozent ihres Körpergewichts. Ihre Muttermilch ist mit einem Fettgehalt von rund 30 Prozent eine der fettesten im Tierreich. Durch die Verstoffwechslung des Fetts kommt der Eisbär übrigens auch an Süßwasser, in der polaren Eiswüste eine Lebensnotwendigkeit. Kamele, im Gegensatz zu den obengenannten Tieren in heißen Wüsten lebend, nutzen ihre Höcker, um bis zu 35 Kilogramm Fett zu speichern. Der Rest ihres Körpers ist dafür eher mager. Doch welches ist nun tatsächlich das fetteste Tier der Erde? Überraschenderweise handelt es sich um ein Insekt: den Nachtfalter Euxoa auxiliaris. Die Tiere, die in der westlichen Prärie der USA als Landplage bekannt und gefürchtet sind, migrieren jeden Frühsommer in alpine Regionen, um sich dort vom Nektar von Wildblumen zu ernähren. Im Verlauf des Sommers fressen sie sich dabei einen beeindruckenden Körperfettgehalt von 72 Prozent an. Diese Menge an Energie benötigen sie aber auch: Zum einen, um den oft hunderte Kilometer langen Rückflug zu bewältigen, zum anderen, um im Anschluss daran noch fit genug zur Fortpflanzung zu sein. Also im wahrsten Sinne ein survival of the fattest. Nicht-Wissenschaft;Programm ermittelt den optimalen Funkkanal und bietet Übersicht der wichtigsten Daten. A1 hat am Montag seinen Wlan Manager vorgestellt. Die kostenlose Smartphone-App (Android ab Version 4.0, iOS ab Version 8) soll A1-Kunden helfen, ihr Wlan-Netz zu analysieren. Dafür muss man sich lediglich mit dem Wlan via Smartphone verbinden und das Programm starten. Danach liefert es einen Überblick über die in der Umgebung vorhandenen Wlans und die von ihnen genutzten Funkkanäle. Dadurch wird die aktuelle Auslastung der einzelnen Wlan-Kanäle sichtbar und der am wenigsten genutzte und daher optimale Kanal ermittelt. Der vorgeschlagene oder ein selbst gewählter Kanal kann manuell eingestellt und direkt auf den A1-Router übertragen werden. Ergänzend bietet der A1 Wlan Manager eine Übersicht der wichtigsten Wlan- und Modemdaten (Wlan-Name, Kennwort, Gerätename, Firmware Version und aktueller Verbindungsstatus) und bietet Tipps zur Sicherheit in drahtlosen Netzen. Wissenschaft;800 Wissenschafter zu großer Konferenz in Wien erwartet – weiterer Schwerpunkt ist eine rätselhafte Bremse für die neolithische Revolution. Wien – Mit der International Conference for the Archeology of the Ancient Near East (ICAANE) tagt vom 25.-29. April die größte Konferenz zu Archäologie im Orient erstmals in Wien. 800 Wissenschafter tauschen sich dabei unter anderem über die Zerstörung von Kulturdenkmälern aus. Kulturelle Säuberung durch die IS-Terrormiliz, massenhafte Raubgrabungen in kriegsgebeutelten Regionen – in den vergangenen Jahren wurden Kulturdenkmäler im Nahen Osten massiv beschädigt. Die Zerstörung, die gerade stattfindet, ist enorm besorgniserregend, spricht Horejs, Direktorin des Instituts für Orientalische und Europäische Archäologie der ÖAW, von einer alarmierenden Situation. Immerhin seien die Levante und Mesopotamien die Wiege der Menschheit, wo alle wesentlichen Entscheidungsschritte der Menschheit – von den allerersten Ackerbauern bis zu den Stadtstaaten, großen Antiken Reichen und der frühen islamischen Tradition – ihren Ausgang genommen haben. Bei der Tagung wollen nun Experten wie auch Vertreter der UNESCO das aktuelle Ausmaß der Zerstörungen aufzeigen und auch Initiativen zur Rettung und Wiederherstellung der Denkmäler nach Kriegsende diskutieren, schildert Horejs. Dabei soll es nicht nur um den – durchaus auch umstrittenen – Wiederaufbau von Kulturdenkmälern gehen, sondern auch um Sicherung von Archivmaterial und Dokumentationen aus den vergangenen 150 Jahren. Das ist ja teils auch selbst als kulturelles Erbe anzusehen, so die Tagungsorganisatorin. Wie dieser Berg an Daten und Quellen für künftige Generationen gesichert und unter dem Titel Digital Humanities als digitales Erbe zugänglich gemacht werden kann, soll von den internationalen Experten in einem eigenen Workshop behandelt werden. Ein weiterer wird sich mit einem Projekt der Tagungsorganisatorin Barbara Horejs beschäftigen, bei dem die Wissenschafterin nahe Ephesos eine der ältesten Siedlungen der Menschheit entdeckt und auf deren Basis sie ein neues Modell zur Ausbreitung der neolithischen Revolution nach Europa entwickelt hat. Behandelt wird die Frage, wieso die etwa 9.500 vor unserer Zeitrechnung gestartete Entwicklung von nomadischen Jägern und Sammlern zu sesshaften Ackerbauern und Viehzüchtern vom Fruchtbaren Halbmond bis Zentralanatolien plötzlich für 1.500 bis 2.000 Jahre gestoppt hat, bevor sie sich weiter in den Westen ausgebreitet hat. Noch herrscht großes Rätselraten über die Hintergründe, dieser plötzliche, aber dann relativ lange andauernde Stopp ist für uns völlig unerklärbar. Horejs Hypothese, die sie in einem vom Wissenschaftsfonds FWF mit einem Start-Preis geförderten Projekt entwickelt hat: Gerade von dort, wo diese unglaubliche Veränderung aller Grundlagen der Menschheit plötzlich stagniert hat, wurde die neolithische Revolution ungefähr 7.000 v.u.Z dann exportiert. Mobile Gruppen könnten sich auf den Weg gemacht und durch Koloniegründungen in der Ägäis neue Siedlungen mit Ackerbau und Viehzucht etabliert haben. Dieser zivilisatorische Schritt war dann nicht mehr umkehrbar, glaubt Horejs. Von dort ging die neolithische Revolution, die zur heute weltweit dominanten sesshaften, auf der Ernährung mit Kulturpflanzen basierenden Lebensweise geführt hat, weiter auf den europäischen Kontinent. Die ICAANE wird seit 1998 alle zwei Jahre veranstaltet, heuer wird sie erstmals in Österreich abgehalten. Wissenschafter aus 38 Nationen tauschen sich dabei in 28 Workshops und sieben Sektionen (etwa Wirtschaft und Gesellschaft, Islamische Archäologie) aus. Der Bogen spannt sich vom Orient mit allen Nachbarregionen, dem Kaukasus bis Nordafrika und dem Mittelmeerraum bis zum Iran und Mesopotamien. Zeitlich wird die Menschheitsgeschichte von den ältesten Jägern und Sammlern vom Paläolithikum bis zu den Hochkulturen der Bronze- und Eisenzeit, der Antike bis zum Mittelalter behandelt. Wissenschaft;Ein Skelettfund in einer Höhle in Äthiopien weist auf ein mysteriöses Ereignis hin, das vor 3.000 Jahren im Nahen Osten stattfand. Cambridge/Wien – Vor rund 60.000 Jahren verließ der Homo sapiens seine afrikanische Wiege, um den Erdball zu erobern. Das lässt sich heute einigermaßen fundiert archäologisch belegen. Nicht alle blieben in der Ferne: In den vergangenen Jahrtausenden dürften einzelne Populationen den Weg zurück in die Urheimat gefunden haben, doch die verfügbare Datenlage dazu ist spärlich. Genetische Hinweise auf solche Rückwanderungen beruhten bislang ausschließlich auf Erbgutproben von modernen Afrikanern. Das änderte sich allerdings, als Archäologen vor drei Jahren in der Mota-Höhle im Süden des äthiopischen Hochlandes die Gebeine eines Mannes entdeckten, der vor rund 4.500 Jahren in der Region gelebt hatte. Das Skelett war außergewöhnlich gut erhalten, und es gelang Forschern um Marcos Gallego Llorente von der University of Cambridge schließlich, aus den Überresten das erste vollständige Genom eines antiken Afrikaners zu rekonstruieren. Der nun im Fachjournal Science präsentierte genetische Schatz öffnete ein bislang einzigartiges Fenster in die Vergangenheit des Kontinents – und er weist auf ein veritables Rätsel hin. Dem DNA-Material fehlten nämlich wesentliche genetische Merkmale, die im Genom moderner Afrikaner in großem Umfang vorhanden sind. Damit untermauert der Fund deutlich, was frühere Studien schon angedeutet hatten: Vor rund 3000 Jahren muss eine große Anzahl von Menschen das heutige Anatolien bzw. den Nahen Osten verlassen haben, um Zuflucht am Horn von Afrika zu finden. Welches zeitlich eng begrenztes Ereignis offenbar eine ganze lokale Bevölkerung dazu getrieben hatte, ihre Heimat zu verlassen, bleibt mysteriös. Andrea Manica, Koautor der Studie: Grob gesprochen umfasste die Zahl der Einwanderer rund 30 Prozent jener Menschen, die zu dieser Zeit am Horn von Afrika gelebt haben – und das ist wirklich erstaunlich. Die Frage ist: Was hat diese Leute zur Flucht veranlasst? Klimatische Veränderungen dürften es nach derzeitigem Wissensstand jedenfalls nicht gewesen sein. Antworten darauf kann auch die genetische Untersuchung des Mota-Mannes nicht liefern. Dafür zeigten weitere Analysen aber etwas anderes: Die Angehörigen dieser umfassenden Auswanderungswelle – die Forscher sprechen vom Eurasischen Rückfluss – waren direkte Nachfahren jener frühneolithischen Bauern, die 4.000 Jahre zuvor die Landwirtschaft in Europa verbreitet hatten. Archäologische Funde belegen darüber hinaus, dass zeitgleich mit der Ankunft der Zuwanderer der Anbau von typischen Getreidesorten aus dem Nahen Osten, darunter Weizen und Gerste, in Ostafrika Verbreitung fand. Für die Wissenschafter liegt daher die Annahme nahe, dass die Einwanderer, ganz so wie ihre Vorfahren, dabei halfen, neue Formen der Landwirtschaft zu etablieren. Und noch etwas Erstaunliches konnten die Forscher beim Vergleich des Mota-Mannes mit heutigen Afrikanern herausfinden: Das genetische Erbe der Menschen aus dem Nahen Osten hat sich offenbar in den folgenden Jahrtausenden über den gesamten Kontinent verteilt. Heute besteht die DNA praktisch jedes Afrikaners zu mindestens sechs Prozent aus jenem Erbgut, das die Einwanderer vor 3.000 Jahren aus Eurasien mitgebracht haben. Nicht-Wissenschaft;Der italienische Diplomat Filippo Grandi übernimmt den schwierigen Posten von Guterres. New York – Inmitten der umfangreichsten Flüchtlingskrise der Weltgeschichte bekommt die Uno mit dem Italiener Filippo Grandi einen neuen Flüchtlingskommissar. Der Diplomat solle das Amt zum Jahreswechsel von dem Portugiesen Antonio Guterres übernehmen, teilte UN-Generalsekretär Ban Ki-moon am Mittwoch mit. Das Nachsehen hatten der Direktor der UN-Umweltorganisation (Unep), Achim Steiner, sowie die frühere dänische Regierungschefin Helle Thorning-Schmidt, die sich ebenfalls für den Posten interessierten. Guterres setzte sich seit 2005 als UN-Hochkommissar für Flüchtlinge für das Schicksal der Vertriebenen in der Welt ein. Sein Mandat endete nach zehn Jahren eigentlich schon im Juni, wurde aber um sechs Monate verlängert. Nun gibt der Portugiese das Amt zum Jahresende ab und hinterlässt Grandi eine der schwierigsten Aufgaben, die es derzeit gibt. Grandis Nominierung muss noch von der UN-Vollversammlung abgesegnet werden, das gilt aber als Formsache und könnte bereits in der kommenden Woche geschehen. Der 58-jährige Italiener blickt auf eine jahrelange Arbeit bei den Vereinten Nationen zurück: Er war von 2010 bis 2014 Chef des UN-Hilfswerks für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA), nachdem er die Behörde mehrere Jahre lang als Stellvertreter geleitet hatte. Er arbeitete außerdem für die UN-Hilfsmission in Afghanistan und für das Flüchtlingshochkommissariat UNHCR im Sudan, im Irak, in Syrien und in der Türkei. Zu humanitären Missionen war er unter anderem im Jemen und im Kongo. Die Wahl des Italieners wird als Entgegenkommen an Italien gewertet, da das Land durch seine Lage am Mittelmeer besonders von der hohen Zahl ankommender Flüchtlinge betroffen ist. Thorning-Schmidt hatte schon im Sommer deutlich gemacht, dass sie sich für den Posten interessiert. Dem Vernehmen nach sprach nun aber die restriktive Asylpolitik Dänemarks gegen sie als Flüchtlingskommissarin. Außerdem gab es offenbar repräsentative Probleme, da ein Däne, nämlich Michael Möller, bereits das UN-Büro in Genf leitet. Grandi übernimmt das Amt von Guterres in einer schwierigen Zeit. Derzeit sind nach UN-Schätzungen weltweit 60 Millionen Menschen vor Krieg, Gewalt und Vertreibung in ihren Ländern oder außerhalb ihrer Heimat auf der Flucht. Der Uno zufolge übersteigt die Zahl noch die der Schutzsuchenden während des Zweiten Weltkriegs. Europa ist das erklärte Ziel vieler Flüchtlinge, weshalb der Andrang der Schutzsuchenden die europäischen Länder auf eine harte logistische und finanzielle Probe stellt. UN-Generalsekretär Ban rügte nun aber indirekt die nordeuropäischen Länder für Kürzungen bei der Entwicklungshilfe, um die Flüchtlingskrise zu bewältigen. Er nannte kein Land konkret – Finnland, Norwegen und Schweden planen derzeit aber alle entscheidende Einschnitte bei den Hilfsgeldern für arme Länder. Dänemark beschloss die Budgetkürzungen bereits, die Niederlande erwägen Umverteilungen der Gelder. Die Ressourcen eines Bereichs sollten nicht auf Kosten eines anderen gehen, erklärte Ban. An der Entwicklungshilfe zu sparen sei kontraproduktiv. Damit werde Millionen Menschen weltweit die Chance auf ein besseres Leben genommen. Schweden, das gemessen am Verhältnis zu seiner Bevölkerungszahl EU-weit derzeit die meisten Flüchtlinge aufnimmt, hatte am Mittwochabend zudem erklärt, wegen der Flüchtlingskrise vorübergehend wieder Grenzkontrollen einzuführen. Die Rekordzahl eintreffender Flüchtlinge setze die Einwanderungsbehörde unter großen Druck und sei nach Einschätzung der Polizei eine Gefahr für die öffentliche Ordnung, sagte Innenminister Anders Ygeman. Von Donnerstagmittag an würden daher die Grenzen für vorerst zehn Tage wieder kontrolliert. Nicht-Wissenschaft;Schön umgesetzter Arcade-Titel fordert dem Spieler viel Reaktionsvermögen und gute Nerven ab. Im Mai geht ein alter Bekannter, der Space Marine, wieder auf Dämonenjagd am Mars. Während Shooterfreunde dem Comeback von Doom schon entgegenfiebern, stellt sich freilich die Frage, mit welchem Spielefutter man sich bis dahin die Zeit vertreiben und die Reflexe schulen sollten. In die Bresche springt hier die Indie-Schmiede Awfully Nice Studios, das aus einem tirolerisch-schweizerischen Duo besteht. In The Bug Butcher schicken sie einen Weltall-Kammerjäger in eine Raumstation, wo er Jagd auf allerlei extraterrestrisches Ungeziefer machen soll. Der GameStandard hat sich den Arcade-Titel näher angesehen. Wenngleich der Käferschlächter konzeptuell doch etwas weit von einem Egoshooter entfernt ist, wird die Reaktionsfähigkeit des Spielers nicht minder gefordert. Denn die Gegner in den insgesamt 30 Levels, die durch eine einfache Handlung verknüpft sind, werden nicht nur immer mehr, sondern auch immer tückischer. Das Game fußt dabei auf dem Spielprinzip eines echten Oldies. Der Urvater, bekannt unter dem Namen Buster Bros. oder Pang stammt aus dem Jahr 1989 und kombiniert, vereinfacht ausgedrückt, das Spielprinzip von Space Invaders und Asteroids. Wer die Vorlage ausprobieren möchte, findet eine im Browser spielbare Version im Internet Archive. Der Spieler läuft am Boden links und rechts und beschießt seine Widersacher, die sich hüpfend oder entlang der Decke bewegen. Einige der Feinde zerspringen nach genügend Treffern ein bis mehrmals in kleinere Versionen ihrer selbst. Vorgabe ist es, alle der in Wellen in das Level einfallenden Gegner, zu eliminieren, bevor der Countdown ausgelaufen ist. Gesteuert wird am Controller oder der Tastatur mit zwei Richtungs- und drei Aktionstasten, was das Game sehr zugänglich macht. Bug Butcher reichert den Klassiker mit zusätzlichen Mechanismen an. So gibt es etwa auch tödliche Gefahren in einigen Levels – etwa ein riesiger Hammer, der gelegentlich hinab schlägt – und zusätzlich zu Instant-Powerups und während des Kampfes bereitgestellten Spezialwaffen auch ein Upgradesystem. Dieses ermöglicht die Aufwertung der Spielfigur selbst und auch der besagten Extra-Schießprügel. Gespeist wird es aus Münzen, die zerstörte Gegner fallen lassen und aufgesammelt werden können. Wer als einigermaßen geübter Gamer das Spiel auf dem mittleren Schwierigkeitsgrad bewältigt, muss darauf nicht zurückgreifen. Für das Absolvieren auf schwer sind die Upgrades wiederum fast Pflicht, denn hier bedeutet eine Kollision mit einem Widersacher bereits das Aus und den Neustart des Levels. Neben der Upgrade-Währung errechnet das Spiel auch einen Score für jede absolvierte Herausforderung. Relevant sind hier vor allem die benötigte Zeit und Kombos, das kontinuierliche Landen von Treffern, bis man selbst erwischt wird oder zu viel Zeit zwischen zwei Hits verstreicht. Für jedes Level gibt es drei Ränge und einen Kombo-Award zu erreichen. Viel wichtiger allerdings: Der Punktestand wird in eine globale Rangliste übertragen. Somit lässt sich hier mit Freunden um die Wette rittern. Neben den Missionen bietet Bug Butcher auch einen Panic Mode, in dem es ausschließlich um die beste Punktezahl geht. Hier wird in einem frei wählbaren Level solange gespielt, bis der (über von Gegnern abgeworfenen Boni aufstockbare) Timer abläuft, oder der Ungezieferjäger das Zeitliche segnet. Der Modus kann auch zu zweit in Kooperation gespielt werden – leider aber nur gemeinsam auf einem Rechner. Ein LAN- oder Onlinemodus fehlt. Mit den Missionen ist man im mittleren Schwierigkeitsgrad über zwei bis drei Stunden oder länger beschäftigt und dabei sehr gut unterhalten. Der Schwierigkeitsgrad steigt meist angenehm langsam an, gleichzeitig erweckt der Titel in späteren Levels jene Mischung aus himmelschreiender Verzweiflung, unbändiger Wut und eisernem Willen, wie man sie von anderen berühmt-berüchtigten Indietiteln wie Super Meat Boy kennt. Weil nicht nur die Gegner, sondern auch der Countdown immer ungnädiger werden, bleibt es vor allem im letzten Drittel des Games dem Spieler nicht erspart, die Abfolge der Gegner zu studieren und sein Vorgehen zu optimieren. Schafft man es dann doch, einen Abschnitt zwei Sekunden vor Zeitablauf leer zu schießen, sind euphorische Gefühle und ein möglicherweise ungesund hoher Puls die Folge. Bemängelt werden muss allerdings, dass das Erreichen des Ziels mitunter etwas Glück beim Auftauchen der Boni und Spezialwaffen voraussetzt. Ästhetisch setzen die Entwickler bei Bug Butcher auf nett animierte Comicgrafik, die mitunter ein bißchen an die Werke des populären Zeichners Matthew Inman (vulgo The Oatmeal) erinnern. Die Umsetzung darf als geglückt angesehen werden. Akustisch wird der Spieler mit elektronischen, basslastigen Rhythmen konfrontiert. Die musikalische Untermalung ist, im Gegensatz zu den passend gestalteten Soundeffekten, bei bisherigen Rezensionen ein strittiger Punkt. Subjektiv gesehen wirkt die Musik zu Beginn etwas öde, fügt sich aber mit der Zeit immer besser ins hektische Spielgeschehen ein. Dann lassen sich die rhythmischen Abfolgen sogar als Timing-Hilfe bei der Navigation durch die Monsterhorden zweckentfremden. The Bug Butcher ist der erste Titel der Awfully Nice Studios und als solcher ein gelungener Einstand. Das Rad wird zwar nicht neu erfunden, es erhält aber ein nettes Upgrade mit aktueller Technik und zusätzlichen Spielmechanismen. Am mittleren Schwierigkeitsgrad ist man nach zwei bis drei Sessions durch die 30 Level durch, wer sich gerne in den globalen Wettbewerb stürzt oder sich im harten Modus versucht, kann aber noch einige Stunden mehr aus dem kurzweiligen Game kitzeln. Geprägt ist das Spiel von seiner schnellen Zugänglichkeit und dem verspielten Grafikstil. Am Soundtrack (Utz-Blip-Utz-Blip) scheiden sich etwas die Geister. Arcade-Freunde und ambitionierte Triggerfinger können bedenkenlos zugreifen. (Georg Pichler, 22.02.2015) The Bug Butcher ist für Windows, OS X und Linux erschienen. UVP: 7,99 Euro. Wissenschaft;Vizebürgermeister: "Das neue Bild ist beunruhigend". Sofia – Die mit EU-Geldern geförderte Restaurierung von Überresten einer altrömischen Siedlung in der bulgarischen Hauptstadt Sofia ist gestoppt worden. Grund ist ein Streit über die Ausführung der Restaurierung und die Konservierung der Funde aus dem antiken Serdika. Dieses hatte für einige Zeit als Regierungssitz des römischen Kaiser Konstantin I. (Regierungszeit 306 – 337) fungiert, eher er es zugunsten des nach ihm benannten Konstantinopel verließ. Umstritten ist unter anderem die Art und Farbe der dabei benutzten neuen Steine und Materialien. Deswegen ordnete Kulturminister Weschdi Raschidow die Einstellung aller Arbeiten an der großen Fundstätte im Zentrum von Sofia an. Das neue Bild ist beunruhigend, sagte der Vizebürgermeister Todor Tschobanow, selbst ein Archäologe, dem Fernsehsender bTV. Ein Expertenteam soll nun die Qualität der bisherigen Restaurierung prüfen. Das Projekt wird mit rund acht Millionen Euro aus dem EU-Programm für Regionale Entwicklung gefördert. (APA, red, 14. 10. 2015) Nicht-Wissenschaft;Die Verhandlungen mit den USA über das transatlantische Freihandelsabkommen verlaufen zäh. Berlin/Brüssel – Wenn es um die nicht erreichten EU-Ziele des Jahres 2015 geht, fällt Vielen zuallererst die Bewältigung der Flüchtlingskrise ein. Mindestens ebenso krachend scheiterte allerdings das Vorhaben, die Verhandlungen mit den USA über das transatlantische Freihandelsabkommen TTIP abzuschließen. Wird es 2016 etwas? Fragen und Antworten zum bedeutendsten europäisch-amerikanischen Wirtschaftsprojekte im Überblick: Die Staats- und Regierungschefs der EU-Staaten hatten noch beim Gipfeltreffen im vergangenen März eine Abschluss der Verhandlungen bis Jahresende 2015 gefordert. Was lief schief? Die Gespräche mit den USA entpuppen sich als komplexer als erwartet. In vielen Bereichen wird über Detailfragen gestritten – so zum Beispiel über einheitliche Standards für Textilien, Auto-Crashtests oder für die Zulassung von Kosmetika. Wer denkt, dass die EU dabei nur dafür kämpfen muss, dass europäische Standards nicht gesenkt werden, irrt allerdings. Die Amerikaner haben ebenfalls sehr hohe Standards und manche sind sogar höher als unsere, sagte jüngst EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström. Das zeigt, dass wir nicht immer die Besten sind. Als ein Beispiel für hohe US-Standards gelten die amerikanischen Verbraucherschutzrechte bei Finanzdienstleistungen. Gibt es weitere Erklärungsmöglichkeiten für den Zeitverzug? Eine Rolle dürfte auch der unerwartet heftige Widerstand gegen die Verhandlungen in Europa spielen. Besonders Österreich tat sich diesbezüglich hervor. TTIP-Gegner befürchten nicht nur eine Absenkung europäischer Standards, sondern auch, dass internationale Großkonzerne noch mehr Macht bekommen könnten. Zum Beispiel, indem sie über TTIP das Recht erhalten, vor privaten Schiedsgerichten gegen Staaten zu klagen. Die auf europäischer Seite für die Verhandlungsführung zuständige EU-Kommission erarbeitete deswegen extra ein Konzept für eine Reform des aktuellen Schiedsgerichtssystems. Es soll mehr normalen Gerichten entsprechen – mit Richtern, die von den Staaten ernannt werden. Gibt es in den USA Verständnis für die Bedenken der europäischen TTIP-Kritiker? Eher nicht. So stößt beispielsweise der von der EU-Kommission vorgelegte Reformvorschlag für eine neue Investitionsgerichtsbarkeit in Washington auf wenig Begeisterung. Dabei wird darauf verwiesen, dass der amerikanische Staat bisher noch kein einziges Mal ein Verfahren vor einem privaten Schiedsgericht verloren habe. Zudem wird provokativ gefragt, warum es gerechter sein sollte, wenn künftig ausschließlich eine Streitpartei – nämlich die Staatsseite – die Richter aussucht. Bei den herkömmlichen Schiedsgerichten stellte schließlich beide Seite die Richter. Allerdings: Auch in den USA gibt es durchaus prononcierte Kritiker des Abkommens. Was werden die heikelsten Verhandlungsthemen im Jahr 2016? Neben den Schiedsgerichten werden unter anderem die öffentlichen Beschaffungsmärkte ein Thema sein. Muss ein US-amerikanischer Bundesstaat künftig einem europäischen Unternehmen einen Auftrag erteilen, wenn dieses zum Beispiel für den Bau einer neuen U-Bahn ein besseres Angebot macht als ein amerikanisches Unternehmen? Fragen dieser Art gilt es klar zu beantworten. Schwierig dürfte auch die Diskussion um sogenannte geografische Herkunftsbezeichnungen für Lebensmittel werden. In den USA ist es beispielsweise erlaubt, einen Schaumwein aus Kalifornien Kalifornischen Champagner zu nennen. In der EU dürfen hingegen nur diejenigen Schaumweine Champagner genannt werden, die aus dem französischen Weinanbaugebiet Champagne kommen und nach bestimmten Standards hergestellt wurden. Werden die Verhandlungen 2016 abgeschlossen? Das gilt als äußerst unwahrscheinlich, vor allem, weil in den USA Präsidentschaftswahlen anstehen. In der EU-Kommission erwartet kaum jemand, dass die in Washington regierenden Demokraten im Wahlkampf Zugeständnisse machen oder Kompromisse eingehen, die von den Republikanern als Schwäche gedeutet werden könnten. Der europäische Grünen-Chef Reinhard Bütikofer sagt zum Thema: Wenn Europa auf breiter Front einknickt, dann kann es 2016 noch ein Ergebnis geben, sonst nicht. Auch in den USA werden die Erwartungen gedämpft. Es sei besser, die Frucht TTIP ein bisschen länger auf dem Baum zu lassen, als sie zu früh zu ernten, heißt es. Nicht-Wissenschaft;Die Wiener Staatsoper eröffnet mit dem Studio Walfischgasse eine neue Spielstätte. Wien – Ja, man analysiere jene Idee von Bundestheater-Holding-Chef Günter Rhomberg, jene Idee, eines gemeinsamen Standortes der Bundestheaterhäuser im Kasino am Schwarzenbergplatz. Wir studieren die Kasino-Hypothese. Das tun wir sehr fleißig, betont Staatsopernchef Dominique Meyer. Nun aber sei man zunächst zufrieden mit der Walfischgasse, der neuen Spielstätte, die vertraglich vorerst zwei Jahre eine solche bleiben werde. Das Kinderopernzelt im großen Haus musste ja aufgegeben werden. Am Samstag startet das Projekt mit der Wiederaufnahme von Albert Lortzings Undine – und Meyer betont die Vorteile: Die Anzahl der Sitzplätze sei im Vergleich zum Kinderzelt von 143 auf 231 gewachsen. Verbessert sei auch die Infrastruktur: Die Künstler können sich über Garderoben und Toiletten freuen, und auch die extremen Temperaturschwankungen im auf Betreiben des Denkmalamtes abgebauten Zelt sind Geschichte. Sehr wichtig: In Fragen der Akustik wurden mit der Walfischgasse große Fortschritte gemacht. Das Orchester ist nun hinter den Zuschauerreihen positioniert, was die Verständlichkeit der Sänger erhöht. Daneben wird es auch Programm abseits der Kinderoper geben: Am 5. November startet eine Gesprächsrunde zum 60. Jahrestag der Staatsopern-Wiedereröffnung. Nebst Künstlergesprächen (Elina Garanca und Ferruccio Furlanetto) ist auch eine Vortragsreihe zur Operngeschichte neu im Angebot der Staatsoper. Sie wird auch von Direktor Meyer gestaltet (ab 17. Dezember). Zudem gibt es eine Dirigentenwerkstatt und Einblicke in konkrete Produktionen des großen Hauses, das auch Kinderopern spielt: Die Uraufführung des Auftragswerkes Fatima oder von den mutigen Kindern von Johanna Doderer wird etwa am 23. Dezember im Haus am Ring gezeigt. Wissenschaft;AktuelleForschungsergebnisse zur Nazi-Besatzung zwischen 1941 und 1944 veröffentlicht. Athen – Am Montag hat das griechische Verteidigungsministerium aktuelle Forschungsergebnisse zur Nazi-Besatzung zwischen 1941 und 1944 veröffentlicht. Die Studie gibt detaillierte und grausige Einblicke in diese Zeit. Dabei stützte sich die Forschung auf bisher als geheim eingestufte Dokumente aus US-Archiven. Aus diesen geht etwa die Zahl der zu erschießenden Geiseln ebenso hervor, wie Empfehlungen, welches Bordell in Griechenland zu benutzen sei. Es sei eine endlose Liste von Tötungen, Plünderungen, Zerstörungen von Dörfern, sagt die Historikerin Efi Paschalidou von der Geschichtsabteilung der griechischen Armee (DIS). Zu den Dokumenten gehören private Tagebücher ebenso wie Berichte der Kommandanten vor Ort an das Oberkommando der Wehrmacht. Sogenannte Vergeltungsaktionen mit Hunderten Toten werden darin beschönigend als Sühnemaßnahmen für Partisanenangriffe bezeichnet. Ganze Märtyrerdörfer – so die Bezeichnung in Griechenland – wurden niedergebrannt, Frauen und Kinder ermordet. In ausführlichen Listen ist erfasst, wie viele Tonnen Vieh, Getreide, Olivenöl, Fahrzeuge und sogar Wollteppiche beschlagnahmt wurden – zu einer Zeit, als in Griechenland eine Hungersnot grassierte. Die Wehrmachtssoldaten in Epirus im Nordwesten des Landes wurden aufgefordert, keine Gnade walten zu lassen, wie Paschalidou ausführt. Es dürfe keine Schwäche geben, auch nicht gegenüber Familien, hieß es. Verdächtige müssten auf der Stelle erschossen werden, andernfalls könne es deutsches Blut kosten. Zehntausende griechische Juden wurden deportiert und ermordet. Die wenigen kretischen Kollaborateure erhielten für ihre Dienste kaum so viel Geld wie ein Brotlaib kostete – auch das geht aus den Dokumenten hervor. Wertvoll sind die Informationen Paschalidou zufolge, weil sie nicht von einem griechischen Großvater stammen, sondern von den Hitler-Streitkräften selbst. Die Dokumente wurden von den USA zwischen 2005 und 2007 in Form von 162 Mikrofilmen übergeben. 278,7 Millionen Euro hatte die griechische Regierung im April als Entschädigung für die Nazigräuel von Deutschland verlangt. Für den von den Nazis 1942 der griechischen Notenbank auferlegten Zwangskredit fordert Athen eine Zahlung einschließlich Zinsen von 10,3 Milliarden Euro. Die Rückzahlung des Zwangskredits, der sich auf 476 Millionen Reichsmark belief, war seinerzeit vertraglich vereinbart worden. Zurückerstattet wurde das Geld jedoch nie. Ein Teil der rückzuzahlenden Summe soll nach Angaben des Finanzministeriums zur Entschädigung von Bürgern sowie zur Wiedergutmachung von Kriegsschäden dienen. Die deutsche Regierung verweist auf eine Einigung von 1960 mit Griechenland und anderen betroffenen Staaten. Aus Sicht Berlins schließt der 4+2-Vertrag von 1990 zudem weitere Reparationsforderungen aus. Wissenschaft;Der Forschungsrat zieht Bilanz: Wenn die Regierung selbstgesteckte Ziele erreichen will, muss sie tief in die Budgettaschen greifen. Wien – Als Hofnarr hat sich Hannes Androsch schon des Öfteren bezeichnet. Der Rat für Forschung und Technologieentwicklung (RFT), dessen Vorsitzender er ist, empfiehlt seit mehreren Jahren schon eine deutliche Steigerung des Budgets für Wissenschaft und Forschung, um die Innovationsdynamik früherer Jahre wieder zurückzugewinnen – und um das von der Bundesregierung in der Forschungsstrategie selbstgesteckte Ziel erreichen zu können, im Jahr 2020 immerhin 3,76 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für Forschung auszugeben. Auch in die jüngste Ratsempfehlung – rechtzeitig vor Beschluss des Bundesfinanzrahmengesetzes (BFRG) für das Budget von 2017 bis 2020 veröffentlich – hat man wieder einmal den Wunsch nach mehr Mittel für die kompetitive Forschung geschrieben. So sollen der Wissenschaftsfonds FWF und die Österreichische Forschunsgförderungsgesellschaft FFG pro Jahr jeweils 100 Euro mehr Budget erhalten. Die FFG konnte zuletzt aufgrund hoher Mittelbindungen in den Vorjahren mehr als 600 Millionen Euro Förderzusagen geben, der FWF hat etwa 200 Millionen jährlich zur Verfügung. Der Rat empfahl zudem eine Erhöhung der Grundfinanzierung der Universitäten in der nächsten Leistungsvereinbarungsperiode 2019 bis 2021: von derzeit rund 8,4 Mrd. Euro (2016 bis 2018) um 1,35 Mio. Euro – also jährlich um 450 Mio. Damit müsste eine mit Zugangsregeln verbundene Studienplatzfinanzierung einhergehen, sagte Androsch bei der Präsentation der Empfehlung vor Journalisten. Und er wies wieder einmal darauf hin, dass das Betreuungsverhältnis für Studierende an heimischen Universitäten im Vergleich zu Bayern und der Schweiz weitaus schlechter ist (siehe Grafik). Hierzulande gebe es auch noch immer zu viele Studierende, die keine Prüfungen ablegen, meinte Androsch. Studium kommt vom Studieren und nicht vom Flanieren – obwohl auch das sein soll, sagte Androsch mit einem Grinsen. Der Industrielle, seit 2010 Vorsitzender des Rates, bezifferte die Zahl der Flanierer auf ein Drittel. Insgesamt studieren 357.000 (inklusive Fachhochschulen). In der Schweiz studieren laut den vom Rat zur Verfügung gestellten Zahlen 145.000, in Bayern sind es insgesamt rund 240.000 Studierende. Schließlich sollte es jährlich noch einmal 100 Millionen mehr als bisher für Exzellenzforschung in Österreich geben: Darin sieht der Rat das bis 2026 finanziell gut abgesicherte IST Austria in Maria Gugging bei Wien und die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW). Weitere Mittel sollten für Forschungsinfrastruktur und internationale Mitgliedschaften bereitgestellt werden. Selbst bei Umsetzung all dieser Maßnahmen würde Österreich seine Ziele – eine Forschungsquote von 3,76 Prozent bis zum Jahr 2020 bzw. eine Quote von zwei Prozent für den tertiären Sektor – nicht erreichen, betonte Androsch. Wir nehmen also auf die Beengtheit der Staatsfinanzen Rücksicht, meinte er. Und: Diese Dinge sind die Mindestanforderungen und bleiben weit unter dem, was die Regierung sich selbst als Vorgabe gestellt hat. Die wirtschaftliche Lage wirkt sich auch auf die Mittelvergabe aus: Die Nationalstiftung, deren Ausschüttungen für F&E verwendet werden, hat zuletzt nur 18 Millionen Euro zur Verfügung stellen können. Ursprünglich waren das immerhin 135 Millionen. Androsch hofft, dass das Finanzministerium diese Mittel aufstockt. Und er verweist auch auf den Österreich-Fonds, der heuer 33,7 Millionen bringen soll und durch den neuen 55-Prozent-Steuersatz für Einkommensanteile über einer Million gespeist wird, also durch Steuergelder von sehr gut verdienenden Österreichern. Diese Mittel sollen nach Ratsbeschluss vergeben werden. Androsch betonte bei der Präsentation mehrfach, keine Forderungen stellen zu können. Man habe das Mandat, Empfehlungen abzugeben. Warum er gerade jetzt hofft, dass die Bundesregierung sich daran hält? Rankings würden deutlich machen, dass es nun darum gehe, die Zukunft des Landes zu sichern – ob das nun das vielzitierte Innovation Union Scoreboard (IUS) sei oder Rankings über Wirtschaftsleistungen im Land. Überall seien Abstürze zu verzeichnen. Die F&E-Quote sei immerhin auf drei Prozent angewachsen. Der Rat bleibt ein Hofnarr und gibt Empfehlungen. Ob die Regierung sich daran halte, sei eine politische Entscheidung: Wir können ihr nicht mit Mund-zu-Mund-Beatmung Mut einflößen, ätzte Androsch. Nicht-Wissenschaft;Nächstes Jahr "Gewinn in siebenstelliger Höhe" – Rapid-Boss droht mit TV-Eigenvermarktung. Wien – Fußball-Rekordmeister Rapid Wien hat am Freitag den Geschäftsbericht für die Saison 2014/15 veröffentlicht. Demnach erwirtschaftete der Verein von 1. Juli 2014 bis 30. Juni 2015 einen Umsatz von 24,64 Mio. Euro und machte einen Gewinn von 50.344 Euro. Es ist erfreulich, dass es uns in einer gemeinsamen Kraftanstrengung doch noch gelungen ist, die Saison 2014/15 mit einem leichten Plus zu beenden, obwohl die Gruppenphase der Europa League nicht erreicht wurde, sagte Geschäftsführer Christoph Peschek zu dem konsolidierten Jahresergebnis. Damit konnte der Verein sechs der jüngsten sieben Saisonen positiv abschließen. Der Schuldenstand wurde um vier Prozent auf 1,23 Mio. Euro verringert. Im internationalen Wettbewerb kam Rapid auf einen Gewinn von 950.407 Euro, national musste in der abgelaufenen Spielzeit mit 2,10 Mio. Euro ein geringerer Verlust als in der Vorsaison hingenommen werden. 2013/14 war es noch ein Minus von 5,65 Mio. gewesen. Kräftig zum Gewinn beigetragen hat die mit 1,20 Mio. Euro positive Transferbilanz. Beric-Transfer entfällt auf neue Saison Noch nicht inkludiert sind die Einkünfte und Zahlungen rund um die Transfers von Robert Beric und Matej Jelic, da diese ins neue Geschäftsjahr fallen. Nächstes Jahr werde das Ergebnis laut Peschek deshalb weitaus besser ausfallen. In der laufenden Spielzeit werden wir auch durch die erfolgreiche Europacup-Saison und den Transfer von Robert Beric zu St. Etienne einen deutlichen Gewinn in siebenstelliger Euro-Höhe erreichen. In der Vorsaison hatte Rapid 180.717 Euro Gewinn ausgewiesen. Der 88-seitige Geschäftsbericht steht auf der Webseite als Download zur Verfügung und wird zudem bei der am 23. November im Wiener Gasometer stattfindenden Hauptversammlung aufgelegt. Die Bundesliga profitiert von Rapids Strahlkraft Grundsätzlich sorgt man sich bei Rapid aber offenbar um die finanzielle Integrität der Bundesliga und bringt das Thema TV-Eigenvermarktung wieder aufs Tapet. Einen TV-Vertrag, wie er derzeit in der Liga gilt, wird Rapid nicht mehr machen. Das ist – höflich formuliert – eine Förderung der Mittelmäßigkeit, wird Präsident Michael Krammer in der neuen Ausgabe des Wochenmagazins News zitiert. Laut dem im Herbst 2012 abgeschlossenen und noch bis 2017 gültigen Vertragswerk mit den Partnern Sky und ORF bekommen alle Bundesliga-Clubs den gleichen Anteil am Einnahmenkuchen. Wenn ein Verein nicht in der Lage ist, ein Mindestmaß an Zusehern zu generieren, hat er in der Bundesliga nichts verloren. Und wenn ein Verein niemanden interessiert, dann darf er auch nicht den gleichen Anteil an den TV-Geldern bekommen, gab sich Krammer, der auch das gegenwärtige Lizenzierungsverfahren in Zweifel zieht, angriffig. Peschek stieß ins selbe Horn: Die Bundesliga profitiert von Rapids Strahlkraft. Wir zahlen viel ein und bekommen wenig raus. Wissenschaft;Am Dienstag wurden Projekte ausgezeichnet, die Barrieren für Menschen mit Behinderung abbauen. Wien – Schon als Kind hat Gerhard Nussbaum davon geträumt, ein ferngesteuertes Flugzeug zu lenken. Doch da er seit einem Unfall seine Hände nicht mehr bewegen kann, blieb dieser Wunsch unerfüllt – jedenfalls in seiner Jugend. Jahrzehnte später haben David Thaller und er nun am Kompetenznetzwerk Informationstechnologie zur Förderung der Integration von Menschen mit Behinderungen einen Joystick entwickelt, mit dem komplexe Spielzeuge wie eben ein ferngesteuertes Flugzeug allein mit dem Mund bedient werden können. Die weltweit einzigartige Entwicklung, genannt 4-D-Joystick, wurde am Dienstag mit dem mit 5000 Euro dotierten ersten Platz des Wissenschaftspreises Inklusion durch Naturwissenschaften und Technik (Wintec) des Sozialministeriums ausgezeichnet. Während für die Bedienbarkeit von Computern für Behinderte verschiedenste Technologien am Markt sind, wurde der Zugang zu komplexeren Spielzeugen bisher vernachlässigt. Die Stückzahlen sind einfach zu gering, sagt Nussbaum. Um Objekte wie Modellflugzeuge, Modellhubschrauber oder Quadrokopter zu steuern, sind Fernbedienungen mit vier Kanälen notwendig. Auf einer Zugfahrt von Wien nach Linz kam Nussbaum und Thaller der Einfall, dass ein auf eine Schiene montierter Joystick, der mit dem Mund bedient wird, mit vier Kanälen betrieben werden könnte: Der erste Kanal erfolgt durch die Bewegung des Mundstücks hinauf und hinunter, der zweite Kanal durch links und rechts, der dritte Kanal durch vor und zurück, der vierte durch Saugen und Blasen. Die Idee des 4-D-Joysticks war geboren. Die Umsetzung hat auf Anhieb geklappt. Ich konnte dann Flugzeuge, Autos, Helikopter und Quadrokopter steuern: Mit vier Dimensionen öffnet sich die komplette Modellbauwelt, erzählt Nussbaum, der nicht nur Entwickler, sondern auch erste Testperson des 4-D-Joysticks war. Da ist das Kind im Mann herausgekommen. Der Joystick kann auch anderweitig verwendet werden: als Computermaus, Sony-Playstation- 3-Gamecontroller oder Musikinstrument. Derzeit sucht das Team nach einem Partner, um den 4-D-Joystick auf den Markt zu bringen. Auf den ersten Blick mag es lapidar klingen, dass wir ein wenig Spielzeug zugänglich machen, sagt Nussbaum. Doch es hat einen ernsten Hintergrund. Wir ermöglichen Leuten, an einem Bereich teilzuhaben, zu dem sie bisher keinen Zugang hatten. Alltag mit künstlichem Arm Menschen dabei zu unterstützen, Fähigkeiten zurückzugewinnen, die sie einst wie selbstverständlich hatten, ist die Zielsetzung des Projekts von Konstantin Bergmeister. Intelligente Prothesen: Intuitive Steuerung durch implantierbare Schnittstellen wurde mit dem zweiten Preis und damit 3000 Euro ausgezeichnet. Das vom Wissenschafts- und Wirtschaftministerium geförderte Christian-Doppler-Labor für Extremitätenrekonstruktion an der Medizinischen Universität Wien beschäftigt sich damit, wie man bei Menschen nach einer Amputation durch Prothesen die Armfunktionen wiederherstellen kann. Diese Prothesen funktionieren schon sehr gut, man kann damit eine Hilfshand schaffen und den Leuten so wieder verschiedenste Tätigkeiten ermöglichen, wie ein Glas einschenken oder die Schuhe binden, sagt Bergmeister. Dennoch sind die Funktionen und Bewegungen begrenzt – das liegt vor allem an der geringen Auflösung der Schnittstelle zwischen Patient und Prothese. Im Moment werden die Steuerungssignale von der Haut abgenommen, doch am Weg zwischen Muskel und Haut geht viel Signal verloren, sagt Bergmeister. Gemeinsam mit dem Prothesenhersteller Otto Bock arbeitet Bergmeister daher an Schnittstellen, die unter der Haut implantiert werden, die Signale direkt am Muskel abnehmen und drahtlos an die Prothese senden. Damit können wir mehr und verlässlichere Funktionen des Hilfsarms ermöglichen. Der präklinische Test ist bereits abgeschlossen, im nächsten Schritt geht es darum, alle notwendigen Bewilligungen einzuholen und das Konzept für den Menschen vorzubereiten. Inklusion ist für uns ein zentrales Thema, sagt Bergmeister. Täglich haben wir mit Patienten zu tun, die durch ein tragisches Ereignis wie einen Unfall oder eine Amputation plötzlich einen Arm verlieren – und damit sehr viel an Unabhängigkeit. Wieder in den Alltag einzusteigen und mit dem künstlichen Arm ihre Selbstständigkeit ein Stück weit zurückzugewinnen, ist für die Patienten eine wichtige Erfahrung. Mensch und Maschine Beeinträchtigten Menschen im virtuellen Raum mehr Selbstständigkeit zu ermöglichen, ist das Ziel des drittplatzierten Projekts Inklusion durch Individualisierung der Mensch-Maschine-Interaktion – Interaktionsanalyse für Automatisierte Adaption der FH Oberösterreich, Standort Hagenberg, des Unternehmens Lifetool und des Diakoniewerks Oberösterreich (EDV-Werkstätte in Hagenberg sowie die Mediengruppe in Gallneukirchen). Mithilfe eines Analysewerkzeugs wird ermittelt, wie ein Benutzer mit einem Smartphone oder einem beliebigen anderen Gerät interagieren will und kann. Das System baut dann ein individualisiertes Benutzermodell auf, sagt Mirjam Augstein von der FH Oberösterreich. Entsprechend diesem Modell passt sich das Smartphone an seinen Benutzer an, um ihm eine einfache Bedienung zu ermöglichen. Augstein: Es geht uns darum, Barrieren abzubauen, die derzeit in der Interaktion mit modernen Geräten überall existieren. Nicht-Wissenschaft;An der Anästhesie herrscht Personalmangel, zwei Operationssäle sind geschlossen. Innsbruck – Das seit Anfang des Jahres geltende Ärztearbeitszeitgesetz fordert an der Innsbrucker Klinik Tribut: Bis Jahresende könnten zahlreiche Operationen nicht mehr durchgeführt werden, weil es an der Anästhesie einen Personalmangel gebe, berichtete der ORF Tirol am Dienstag. In einzelnen Abteilungen könnten bis zu zehn Prozent der Eingriffe entfallen. Wir haben im Durchrechnungszeitraum gesehen, dass die Anästhesie bis Jahresende keine gesetzeskonformen Dienstpläne mehr zusammenbringt. Jetzt müssen sich alle sehr kurzfristig umstellen. Das bringt natürlich große Unruhe, sagte die Ärztliche Leiterin Alexandra Kofler zum ORF. Zwei Operationssäle seien derzeit geschlossen, in zwei weiteren könnten keine Vollnarkosen durchgeführt werden. Betroffen seien länger planbare Operationen, Notfälle und Akutpatienten würden weiterhin so rasch wie möglich operiert. Neben den Auswirkungen des Ärztearbeitszeitgesetzes habe sich die Situation dadurch verschärft, dass zahlreiche Anästhesisten die Klinik verlassen hätten und sich kaum Mediziner für die offenen Stellen bewerben würden. Laut Kofler ist der Andrang bei ausgeschriebenen Stellen nicht sehr groß. Zwar schreibe man diese auch in Deutschland aus, aber Fachärzte bekomme man kaum. Dafür macht sie unter anderem die neue Ärzteausbildungsordnung verantwortlich: Das macht natürlich auch Unsicherheit bei Jungärzten, die schauen, wo sie eine Stelle kriegen und wie es dort läuft. Eine andere Art der Operationsplanung soll bereits im kommenden Jahr Abhilfe schaffen. Weil die Ressource Anästhesie eine reduzierte sei, sollen chirurgische Fächer zusammen mit der Anästhesie OP-Pläne machen und nicht mehr isoliert voneinander. Laut OP-Manager Thomas Werner-Mathienz sind die Einschränkungen überschaubar. Natürlich gebe es Abstriche, diese seien aber nicht so dramatisch. Beispielsweise seien von den 45 OPs in der vergangenen Woche sechs auf Lokalanästhesie reduziert worden. In allen anderen lief Vollbetrieb, so Werner-Mathienz. Zudem seien Anästhesieplätze in der Peripherie, also etwa in der Zahnklinik oder für die Magnetresonanztomografien, versorgt worden. Insgesamt gebe es an der Anästhesie in Innsbruck 140 Vollzeitäquivalente, aufgeteilt auf rund 160 Köpfe. Täglich müssten damit etwa 75 Arbeitsplätze in den Operationssälen und den peripheren Bereichen besetzt werden. Alle zentralen Operationsbereiche seien versorgt, lediglich an den Nebenschauplätzen gebe es Einschränkungen: Die Notfallversorgung ist niemals gefährdet. Es musste keine dringende OP verschoben werden. Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) nahm die Führung der Klinik in die Pflicht. Ich erwarte mir von der Klinikführung, die Dienstpläne so zu gestalten, dass es in der Gesundheitsversorgung zu keinem Defizit kommt, sagte er am Dienstag. Er erwarte sich von den Verantwortlichen, dass alle Maßnahmen unternommen werden. Es dürfe nicht sein, dass Operationen verschoben oder gar Notoperationen nicht durchgeführt werden. Es wird viel Geld zu Verfügung gestellt, sagte Platter. Die Tiroler SPÖ zeigte sich über die Aussage von Platter verärgert, wonach die Klinik die Dienstpläne besser zu gestalten habe. Die andere Gestaltung von Dienstplänen werde nichts helfen, wenn das entsprechende Personal fehlt, erklärte Landesabgeordnete Gabi Schiessling. Platters Anregungen dazu sind entbehrlich, kritisierte die Gesundheitssprecherin der Tiroler Sozialdemokraten. Für Schiessling handelt es sich um ein über Jahre hausgemachtes Problem. Seit 1994 liegen die Gesundheitsagenden bei der ÖVP. Sie hat 20 Jahre lang weggeschaut und die Ärzte haben sich nicht gewehrt, sagte sie. Das neue Arbeitszeitgesetz verschärfe die Situation. Für die Gesundheitssprecherin der Bundes-Grünen, Nationalratsabgeordnete Eva Mückstein, ist es unverantwortlich, dass bis Jahresende aufgrund von Personalmangel in der Anästhesie zahlreiche Operationen nicht mehr durchgeführt werden könnten. Vor allem sozial Schwächere wären betroffen. Das im Vorjahr beschlossene Krankenanstalten-Arbeitszeitgesetz hatte eine Vorlaufzeit von elf Jahren, da die EU-Arbeitszeitrichtlinie bereits seit 2003 in Kraft ist, trotzdem steht man planlos da, sagte Mückstein, deren Parteifreunde in der Tiroler Landesregierung sitzen. Scharfe Kritik kam von der Opposition. FPÖ-Chef Markus Abwerzger ortete, sollten die Angaben über ausfallende Operationen stimmen, eine Bankrotterklärung des zuständigen Gesundheitslandesrats Bernhard Tilg (ÖVP). Die Liste Fritz sprach von einem dramatischen Befund der Verantwortlichen, der nicht zu überraschen brauche. Er zeige nur deren Hilflosigkeit auf. Die Patientenversorgung in Tirol steht auf dem Spiel. Der zuständige ÖVP-Gesundheitslandesrat Tilg und das Management der Tirol-Kliniken haben bis dato keine langfristige Lösung ausverhandelt, sondern geglaubt, mit einem finanziellen Lockangebot die Ärzte halten und die Misere aussitzen zu können, sagte Klubobfrau Andrea Haselwanter-Schneider. Nicht-Wissenschaft;Bad Banks sollen faule Kredite aufnehmen – Staatsgarantien müssen zu Marktpreisen vergeben werden – Italiens Banken ächzen unter 200 Mrd. Euro an faulen Krediten. Brüssel/Rom – Nach fast einjährigen Verhandlungen hat die EU-Kommission Italiens Pläne für den Umgang mit faulen Bankkrediten abgesegnet. EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager und der italienische Wirtschaftsminister Pier Carlo Padoan einigten sich in Brüssel auf die Eckdaten eines Programms, in dem ausfallgefährdete Kredite von über 200 Mrd. Euro mithilfe staatlicher Garantien ausgelagert werden sollen. Der Streit über die Schaffung solcher Bad Banks hatte die Beziehungen der Regierung in Rom zur EU-Kommission in den vergangenen Monaten belastet und die Aktien der italienischen Geldhäuser in Turbulenzen gestürzt. Die Titel der besonders gebeutelten Krisenbank Monte dei Paschi di Siena legten am Mittwochvormittag zeitweise um acht Prozent zu – wegen der monatelangen Unsicherheit hatte sich der Börsenwert des ältesten Geldhauses der Welt zuvor allerdings um fast die Hälfte reduziert. Die Aktien anderer Banken des Landes tendierten uneinheitlich. Padoan sagte nach dem fünfstündigen Treffen mit Vestager, dass Details des Vorhabens noch geklärt werden müssten. Die EU-Kommissarin äußerte die Hoffnung, dass die Schaffung der Gesellschaften in Kombination mit Reformen das Wirtschaftswachstum des südeuropäischen Landes in Schwung bringen werde. Außerdem dürfte die Darlehensvergabe angekurbelt werden. Ihre Behörde werde das Programm überwachen, um sicherzustellen, dass es keine unzulässigen Staatshilfen enthalte. Deshalb dürften die staatlichen Garantien nur zu Marktpreisen vergeben werden. Die EU hatte ihre Regeln zur Rettung angeschlagener Banken in den vergangenen Jahren verschärft, um Steuerzahler stärker zu schützen und stattdessen die Anteilseigner zu beteiligen. Nach Angaben des italienischen Finanzministeriums werden die Preise für die Staatsgarantien nach den ersten drei Jahren steigen, um den Verkauf der faulen Kredite zu beschleunigen. In Brüssel waren Italiens ursprüngliche Pläne für eine Bad Bank im vergangenen Jahr auf Ablehnung gestoßen. Daraufhin musste die Regierung in Rom das Modell überarbeiten. Die faulen Kredite hatten sich während der dreijährigen Rezession in Italien angehäuft, was wiederum die Darlehensvergabe der Institute und damit den Kreditfluss in die Wirtschaft abwürgte. Mit der Einigung sind zugleich Hoffnungen verknüpft, dass sich die italienische Regierung und EU-Kommission auch in anderen politischen Bereichen wieder annähern. So blockiert Italien in der Flüchtlingskrise einen Fonds für die Türkei in Höhe von drei Mrd. Euro mit dem Argument, dass der Anteil aus dem EU-Haushalt wesentlich höher ausfallen soll. Auch beim Thema Staatsverschuldung liegen Ministerpräsident Matteo Renzi und EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker überkreuz. Beide hatten sich nach einem verbalen Schlagabtausch über die Medien zuletzt aber wieder um moderate Töne bemüht. Renzi steht innenpolitisch wegen der Stärke EU-kritischer und populistischer Parteien unter Druck. Nicht-Wissenschaft;Elversberg holt den 23-jährigen Offensivspieler. Graz – Offensivspieler David Schloffer verlässt den Fußball-Bundesligisten Sturm Graz. Der 23-Jährige wechselt leihweise bis Saisonende zum deutschen Viertligisten SV Elversberg in die Regionalliga Südwest. Das gaben die Grazer am Montag bekannt. Schloffer hat bisher 68 Bundesligaspiele für Sturm absolviert und dabei sechs Tore erzielt. Sein Vertrag in Graz läuft mit Ende des Leihengagements aus. Wissenschaft;Er trug wesentlich zur Wiederbelebung der empirischen Sozialforschung in Österreich bei – Soziologe wurde durch seine einflussreichen Arbeiten über das Altern bekannt. Wien – Im Pensionsalter legte Leopold Rosenmayr dann noch einmal so richtig los. Was auch nicht weiter verwunderte, denn der Soziologe war in ein Alter gekommen, über das er bereits viele Jahre zuvor zu forschen begonnen hatte. Durch Bücher wie Die Kräfte des Alters (1990), Altern im Lebenslauf (1996) oder Im Alter – noch einmal – leben (2011) wurde Rosenmayr in späten Jahren zum Alternsforscher der Nation. Die Kindheit und Jugendzeit des 1925 in Wien-Favoriten geborenen Rosenmayr war geprägt von den ideologischen und politischen Spannungen der 1930er-Jahre und vom Nationalsozialismus. Auch aufgrund seiner Kriegserfahrungen – der 18-Jährige war Übersetzer in der Wehrmacht und dann ein Jahr lang Kriegsgefangener – studierte er an der Universität Wien Philosophie und Soziologie. Außerdem wurde er mit Hans Tuppy und Friedrich Heer zum Mitbegründer der katholischen Hochschuljugend. Nach der Promotion 1949 ging er für jeweils zwei Jahre nach Paris und in die USA und brachte Methoden der empirischen Sozialforschung, deren Gründer wie Paul Lazarsfeld oder Marie Jahoda früh vertrieben worden waren, wieder zurück nach Wien. Als Soziologe arbeitete er erstmals in Österreich mit Mikrozensus, also statistischen Erhebungen zur Bevölkerung, und gründete 1954 die Sozialwissenschaftliche Forschungsstelle an der Universität Wien. 1955 wurde Rosenmayr außerordentlicher, 1961 ordentlicher Professor für Soziologie und Sozialphilosophie an der Universität Wien. Als Mitbegründer und Leiter machte er das Ludwig-Boltzmann-Institut für Sozialgerontologie und Lebenslaufforschung in Wien zu einer international beachteten Institution für Fragen der Altersforschung. Nicht nur seine Arbeiten über das Altern, die Jugend und Generationenkonflikte waren vom eigenen Erleben mitgeprägt: Rosenmayr war auch ein großer Reisender, verbrachte viel Zeit im westafrikanischen Staat Mali und verfasste auch darüber Studien. Der vielfach ausgezeichnete Soziologe und Altersforscher, der immer wieder auch an gesellschaftspolitischen Entscheidungen mitwirkte, verstarb am Freitag im 91. Lebensjahr in Wien. Wissenschaft;Cambridge - Schimpansen und Bonobos sind die nächsten noch lebenden Verwandten des Menschen. Laut einer neuen Studie von Forschern um Kathelijne Koops (Uni Cambridge) unterscheiden sich die beiden klugen Menschenaffen aber in einer wichtigen Eigenschaft: Wie die Forscher im Fachblatt Scientific Reports schreiben, ist in freier Wildbahn lebenden Schimpansen der Gebrauch von Werkzeug angeboren, während Bonobos nur sehr selten auf Werkzeug zurückgreifen. AbstractScientific Reports: Chimpanzees and bonobos differ in intrinsic motivation for tool use (red, 16.6.2015) Wissenschaft;Falcon 9 hatte zuvor Raumtransporter auf den Weg zur ISS gebracht. Washington – Der privaten Raumfahrtfirma SpaceX ist es erstmals gelungen, eine Falcon-9-Rakete wieder sicher auf einer schwimmenden Plattform im Ozean zu landen. Die Rakete brachte am Freitag erfolgreich einen unbemannten Raumtransporter auf den Weg zur Internationalen Raumstation (ISS). Anschließend landete die erste Stufe der Rakete auf der Plattform im Atlantik. Die Rakete hob planmäßig um 22.43 Uhr (MESZ) vom US-Weltraumbahnhof Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida ab. Sie brachte die unbemannte Raumkapsel Dragon ins All, die gut drei Tonnen Vorräte und Ausrüstung für die ISS geladen hat. Zur Ladung zählt auch eine aufblasbare Raumkammer, die die sechs Astronauten der ISS testen wollen. Die Raumkapsel soll am Sonntag um 11.30 Uhr an der ISS andocken. Ein noch größerer Erfolg als der Start der Rakete war ihre sichere Landung auf einer schwimmenden Plattform im Atlantik. Zweieinhalb Minuten nach Abtrennung der Raumkapsel begann die erste Stufe der Falcon 9, die sich zu diesem Moment in über hundert Kilometern Höhe befand, die Rückkehr auf die Erde, um weniger als zehn Minuten nach dem Start senkrecht auf der Plattform zu landen. Die erste Stufe ist gelandet und natürlich sind wir begeistert, schrieb der SpaceX-Chef Elon Musk auf Twitter. Das Ziel von SpaceX ist es, die teuren Raketen mehrmals zu verwenden, um die Raumfahrt kostengünstiger und nachhaltiger zu machen. Musk sagte nach der erfolgreichen Landung, der Treibstoff für eine Rakete koste rund 300.000 Dollar (264.014,79 Euro), doch der Bau koste 60 Millionen. Wenn es gelinge, eine Rakete wiederzuverwenden, bedeute das eine hundertfache Kostenersparnis, sagte Musk. Bisher gelang dem Konzern nur die Landung der Rakete an Land, nicht aber auf der Plattform. Erst Mitte Jänner war eine Falcon-9-Rakete von SpaceX bei einem Landeversuch im Pazifik auseinandergebrochen, nachdem sie erfolgreich einen Satelliten ins All gebracht hatte. Laut Musk soll die Rakete nun eine Reihe von Tests durchlaufen, um zu prüfen, ob sie tatsächlich wiederverwendet werden kann. Sollte das Ergebnis positiv sein, könnte sie binnen zwei oder drei Monaten erneut starten, sagte Musk. Wir werden zu dem Punkt gelangen, wo es Routine ist, sie zurückzubringen und die Rakete nur noch gewaschen und betankt werden müsse, bevor sie neu starten könne, sagte der SpaceX-Chef. Gelandet! Unglaublich!, schrieb der kanadische Astronaut Chris Hadfield auf Twitter. Der Erfolg öffne die Vorstellung für das Mögliche. Der Erfolg am Freitag stellte sich nach einer Reihe schwerer Rückschläge für das kalifornische Raumfahrtunternehmen ein. So war im vergangenen Juni eine Falcon-9-Rakete, die zur ISS fliegen sollte, zwei Minuten nach dem Start explodiert. Eine Heliumflasche hatte sich nach dem Bruch einer defekten Strebe in der Rakete gelöst und war mit hoher Geschwindigkeit auf den Tank geprallt. Anschließend war die Rakete überarbeitet worden, um eine Wiederholung des Unglücks zu verhindern. Seitdem gab zwei erfolgreiche Flüge der überholten Falcon-9-Rakete. Am Freitag startete sie aber zum ersten Mal seit dem Unglück wieder zur ISS. Nicht-Wissenschaft;Vom Ablösekandidat zum Aufsteiger: Alois Stöger will als Sozialminister Furore machen, unter dem die Arbeitslosigkeit sinkt. Die Mindestsicherung will er zentralisieren, aber vor der Kürzung retten – weil sonst Slums drohten. STANDARD: Vor drei Jahren hätte kaum ein politischer Beobachter einen Pfifferling auf Sie gesetzt. Haben Sie damals selbst daran geglaubt, noch in eines der wichtigsten Regierungsämter aufzusteigen? Stöger: Ich habe nie nach anderen Ämtern geschielt, sondern zu hundert Prozent jene Aufgaben ausgefüllt, für die mich Bundeskanzler Werner Faymann eingesetzt hat. Aber ich war schon davon überzeugt, dass meine Art der Politik langfristig zu Ergebnissen führt: eine klare Linie auf den Tisch legen, alle Betroffenen einbinden, nicht immer auf die nächste Schlagzeile drängen, sondern langen Atem beweisen. STANDARD: Den werden Sie auch im neuen Job brauchen. Haben Sie ein Rezept, um nicht Monat für Monat neue Negativrekorde an Arbeitslosen verkünden zu müssen? Stöger: Wenn es so einfach wäre wie in einer Küche, dann wäre die Arbeitslosigkeit längst beseitigt. Das Wichtigste ist: Wir müssen in Europa weg von der Sparpolitik kommen, um stärker zu investieren. Seit Jean-Claude Juncker die EU-Kommission anführt, gibt es ein paar positive Beispiele, aber mir passiert da noch zu wenig. In Österreich werden Lohnsteuersenkung und Wohnbauoffensive das Wachstum ankurbeln, aber auch wir müssen noch mehr tun – etwa indem wir den Gemeinden durch Umverteilung im Budget mehr Luft geben, um Geld in den Schulbau und andere Investitionen zu stecken. Das würde rasch Wirkung zeigen. STANDARD: Das alles klingt so, als könnten Sie selbst in Ihrem Ressort nicht viel tun. Stöger: Tatsächlich sollte der Sozialminister nicht der Erste sein, dem die Frage nach der hohen Arbeitslosigkeit gestellt wird. Ich kann zwar die Instrumente der Arbeitsmarktpolitik ständig von neuem schärfen und stärken, wie etwa die Ausbildungsgarantie für Jugendliche. Aber besetzen lassen sich letztlich nur Stellen, die durch Investitionen und Wachstum geschaffen werden. Die Arbeitsplätze fallen leider nicht vom Himmel. STANDARD: Reformen wie in Deutschland, wo Arbeitssuchende stärker gedrängt werden, Jobs auch unter ihrer Qualifikation anzunehmen, schweben Ihnen nicht vor? Stöger: Was soll das bringen? Es fehlen ja die Jobs, in die wir jemanden drängen könnten. Den Menschen die Existenzsicherung zu nehmen, schafft keine Arbeit – im Gegenteil: Ich muss den Leuten vernünftige Kaufkraft zugestehen, damit wirtschaftliche Dynamik entsteht. Das Hartz-IV-System in Deutschland ist alles andere als ein Vorbild. STANDARD: Rezept von linker Seite: Sind Sie für Arbeitszeitverkürzung? Stöger: Grundsätzlich ja. Es wäre wichtig, die Arbeit vernünftiger zu verteilen. Wir leisten uns den Luxus, dass manche überhaupt nicht arbeiten, während sich andere vor Arbeit gar nicht erwehren können. STANDARD: Setzen Sie sich ein Limit, wie stark die Arbeitslosigkeit unter ihrer Amtszeit steigen darf – quasi eine Obergrenze? Stöger: Mein Ziel ist: Die Arbeitslosigkeit soll in meiner Amtszeit sinken. Nun muss diskutiert werden, wie das zu schaffen ist. Wann der Turnaround gelingt, weiß ich nicht – das wäre Kaffeesudlesen. Es hilft deshalb nichts, irgendwelche Obergrenzen zu setzen, die sich dann als unhaltbar erweisen. STANDARD: Bei den Asylwerbern hat die Regierung das aber so gemacht: Es gibt eine Art Obergrenze, aber keinen echten Plan, wie diese erreicht werden soll. Stöger: Ich beteilige mich nicht an der Debatte über Obergrenzen, weil sie davon ablenkt, was wirklich wichtig ist: Fluchtgründe bekämpfen, Asylwerber europaweit fair verteilen. Mein Part als Sozialminister ist dabei, menschenwürdige Bedingungen für jene zu schaffen, die nach Österreich kommen. STANDARD: Oberösterreich will die Mindestsicherung für Asylberechtigte halbieren. Sind das noch menschenwürdige Bedingungen? Stöger: Nicht Oberösterreich, sondern Schwarz-Blau tut das, auf diese Unterscheidung lege ich wert. Die Landesregierung verletzt damit nicht nur internationales Recht, sondern riskiert auch, dass wie anderswo in Europa städtische Slums entstehen. Es wird hinterher viel Geld kosten, um die so geschaffenen sozialen Probleme zu bekämpfen. STANDARD: Aber kann eine hohe Leistung nicht tatsächlich eine Verlockung sein, nicht zu arbeiten? Familien können auf 2000 Euro Mindestsicherung und mehr kommen. Das lässt sich am freien Markt nicht so leicht verdienen. Stöger: Will ein Bezieher nicht arbeiten, kann der Grundbetrag von 620 Euro, bei dem die Wohnkosten herausgerechnet sind, schon jetzt halbiert werden. Ist das vielleicht nicht genug Druck, sich eine Arbeit zu suchen? Ich bin für alle Vorschläge zu haben, die diesen Mechanismus verbessern, aber nicht für eine generelle Kürzung der Mindestsicherung. Einer Begrenzung der Leistung bei 1500 Euro, wie das die ÖVP fordert, würde größere Familien mit Armut bedrohen – Kinder können sich aber weder die Eltern noch den Wohnort aussuchen. Vor der Neiddebatte der ÖVP auf dem Rücken der Jüngsten graust mir. STANDARD: Soll der Bund den Ländern die Aufgabe der Mindestsicherung abnehmen? Stöger: Ja. Das ist eine spannende Idee einer ÖVP-Landesrätin aus Niederösterreich, der ich mich gerne anschließe. Es wäre ein Fortschritt, wenn in ganz Österreich gleiche Bedingungen für die Mindestsicherung herrschten. STANDARD: Viele Experten fordern, Asylwerbern bereits vor Abschluss des Verfahrens die Chance zum Arbeiten zu geben, um möglichst früh die Integration zu fördern. In Österreich geht das nur sehr begrenzt in Gastgewerbe und Landwirtschaft. Wollen sie den Arbeitsmarkt weiter öffnen? Stöger: Ich würde diese Einschränkungen dann lockern, wenn es genug Arbeitsplätze gäbe. Mein Grundsatz lautet: Wer berechtigterweise in Österreich lebt, soll auch einen Beitrag leisten dürfen und somit am Arbeitsmarkt eine Chance haben. Aber angesichts der hohen Arbeitslosigkeit ist dafür momentan einfach nicht der richtige Zeitpunkt. STANDARD: Asylberechtigte haben Zugang zum Arbeitsmarkt, werden es mangels Ausbildung und Deutschkenntnissen dort aber schwer haben. Wirtschaftsvertreter fordern deshalb, mit Lohnsubventionen, wie es sie für ältere Langzeitarbeitslose bereits gibt, nachzuhelfen. Sind Sie dafür? Stöger: Dieses Instrument ist eines von vielen, das passen könnte, aber das hängt vom konkreten Fall ab. Das ist das Spannende in der Sozialpolitik: Generelle Wahrheiten gibt es da nicht, man muss immer genau hinschauen. Wir werden für diese spezielle Zielgruppe alle möglichen Instrumente zu nutzen haben. Vor allem müssen wir mit der Ausbildung und der Sprachförderung so früh ansetzen wie möglich. Man darf aber nicht vergessen: Unter den Menschen, die zu uns kommen, gibt es auch viele, deren Leistung wir gut brauchen können – etwa in der Pflege. STANDARD: Vom Arbeitsmarkt hängt auch die Stabilität des Pensionssystems ab. Bis zum 29. Februar will sich die Koalition auf Reformen einigen. Geht es für Sie dabei nur darum, möglichst viele ÖVP-Wünsche zu verhindern, oder wollen Sie auch etwas ändern? Stöger: Kommt darauf an, was Sie unter Pensionsreform verstehen. Dieser Begriff ist wie ein Koffer, von dem niemand weiß, was drin ist. Vertreter von ÖVP und Wirtschaft wollen offenbar uralte Kleider einpacken: Sie wollen das Umlagesystem, bei dem die Erwerbstätigen mit ihren Beiträgen die Pensionen finanzieren, demontieren und die Altersversorgung der Veranlagung am Finanzmarkt ausliefern. Doch die kapitalgedeckten Systeme haben in der Krise in vielen Ländern kläglich versagt. Was hätte die Wirtschaftskammer gejammert, wenn zwei Millionen Pensionisten auch bei uns keine Marie mehr zum Ausgeben gehabt hätten! STANDARD: Für manche Vorschläge gibt es aber gute Argumente. Die ÖVP will das Pensionsalter der Frauen rascher als geplant von 60 auf die 65 Jahre der Männer anheben. Beraubt der frühere Ruhestand Frauen nicht der Chancen auf Karriere, Weiterbildung und damit besseren Verdienst? Stöger: Es gibt schon jetzt keine Verpflichtung, mit 60 Jahren in Pension zu gehen. Frauen können länger arbeiten – und viele wollen das auch. STANDARD: Aber sobald es die Möglichkeit zur Pension gibt, üben viele Arbeitgeber Druck aus, in den Ruhestand zu gehen. Stöger: Dann sollen ÖVP und Wirtschaftsbund auf diese Klientel, die ihnen ja nicht fernsteht, einwirken, ältere Arbeitnehmerinnen zu behalten. Unter den jetzigen Bedingungen führt ein höheres gesetzliches Pensionsalter nur dazu, dass Frauen statt in der Pension in der Arbeitslosigkeit landen. Da mache ich nicht mit. STANDARD: Gibt es irgendetwas, das die SPÖ bei einer Pensionsreform umsetzen will? Stöger: Ja, aber da greife ich nicht vor, damit die Experten frei diskutieren können. Ihr Journalisten müsst ein bissl Geduld haben! STANDARD: Um uns müssen Sie sich keine Sorgen machen, eher schon um die SPÖ: Die scheint gegenüber der ÖVP, die ständig Forderungen erhebt, arg in der Defensive. Stöger: Das mag so wirken. Uns mögen manchmal die Headline und der schnittige Sager fehlen, aber beim Ergebnis schaut die Bilanz dann ganz anders aus. Von diesem Weg komme ich nicht ab. Wissenschaft;Im Team arbeitet auch ein Inspektor der sudanesischen Antikenverwaltung. Gearbeitet wird sechs Tage die Woche, der Arbeitstag in Amara West beginnt um 5.50 Uhr. Woche drei im Sudan, und die Grabung kann nun wirklich beginnen. Auch das Team ist mittlerweile vollständig, es ist das gleiche wie im vergangenen Jahr: Michelle, die kanadische Anthropologin, die keine feste Anstellung hat und daher einen Großteil des Jahres auf Ausgrabungen in der Türkei, Zypern, Katar, Schottland und England verbringt, Sofie, die in Kopenhagen Ägyptologie mit Anthropologie im Nebenfach studiert, sowie der Inspektor der sudanesischen Antikenverwaltung NCAM (National Corporation for Antiquities and Museums), Mohamed Saad Abdallah. Eine solche Einrichtung wurde bereits 1905 von der britischen Kolonialregierung geschaffen, die bis 1956 bestand. Sie hat ihren Sitz in Khartoum am Nationalmuseum und beschäftigt etwa 300 Archäologen und Museumskuratoren. Wer im Sudan ausgraben will, muss bei der NCAM um eine Grabungsgenehmigung ansuchen. Wird diese erteilt, wird ein Inspektor – also ein Vertreter der Antikenverwaltung – dem Team zur Seite gestellt. Zu seinen oder ihren – es gibt fast ebenso viele weibliche wie männliche Inspektoren – Aufgaben zählen neben der Mitarbeit an der Grabung die Abwicklung der Formalitäten und die Unterstützung im Umgang mit der lokalen Bevölkerung. In vielen Fällen kommt dem Inspektor auch die Rolle eines Übersetzers zu. Die meisten Inspektoren sind gut ausgebildete Archäologen, viele haben in Europa oder den USA Doktoratsstudien abgeschlossen. Diese werden immer wieder auch von den archäologischen Missionen finanziell unterstützt, wenn ihnen daran gelegen ist, dass ihr Inspektor eine gute Ausbildung erhält. Mohamed arbeitet seit 2012 auf meiner Grabung. Kennengelernt habe ich ihn im Rahmen der ersten Amara West Bioarchaeology Field School. In dem 2011 erstmals am Nationalmuseum abgehaltenen Kurs unterrichte ich Grundlagen der Erforschung von archäologischem Skelettmaterial. Das ist eine Fachrichtung, die im Sudan nicht existiert, dementsprechend gibt es auch keine sudanesischen Spezialisten, die mit den zahllosen Skelettserien, die Jahr für Jahr ausgegraben werden, umgehen könnten. Ziel des Kurses ist, den Inspektoren ein Bewusstsein für das Informationspotenzial menschlicher Skelette zu verschaffen und ihnen zu vermitteln, wie diese fachgerecht geborgen und gelagert werden können. Mohamed hingegen konnte durch finanzielle Unterstützung des Institute for Bioarchaeology am British Museum in den vergangenen Jahren jedes Jahr nach London kommen und dort unter meiner Betreuung bioarchäologische Arbeitsmethoden erlernen. Mittlerweile ist er so weit fortgeschritten, dass ihn die NCAM als Bioarchäologen anerkennt. Wir haben in Khartoum ein kleines Labor aufgebaut, wo er nun eigenständig Forschungsprojekte durchführen kann. Aber zurück zur Grabung. Gearbeitet wird sechs Tage die Woche, Freitag ist unser freier Tag. Der Arbeitstag beginnt um 5.50 Uhr, nach einem kurzen Frühstück mit Tee, Obst und Keksen geht es um 6.30 Uhr im Finsteren mit dem Motorboot zur Ausgrabungsstelle. Dann wird bis zur Pause um 10 Uhr gearbeitet. Die Sudanesen essen traditionell am späteren Vormittag ihre erste Mahlzeit, die zumeist warm ist. Wir essen gemeinsam mit den Arbeitern, abwechselnd bringt jeder etwas mit. Es gibt meistens verschieden Arten von Ful (Bohneneintopf), Gemüseeintöpfe, Salate, Brot und die lokale Spezialität Gurasa, dicke Weizenpalatschinken in roter (Paradeiser) oder grüner (lokale Spinatversion) Sauce. Danach wird bis 14 Uhr weitergearbeitet, dann geht es zurück ins Grabungshaus. Nach der ersten Woche sind die Grabschächte endlich vollständig von Sand befreit. An den beiden tieferen Gräbern mit Schachttiefen von sieben beziehungsweise fünf Metern wurden Flaschenzüge gebaut, damit Sand und Steine schneller heraufgeholt werden können. Von zwei der Gräber wissen wir bereits, dass es jeweils mehrere Grabkammern, also eine zentrale Vorkammer und nördlich und westlich davon abgehend eine weitere, gibt. Die Kammern sind rechteckig, haben eine Grundfläche von fünf bis acht Quadratmetern und eine Höhe von 1,0 bis 1,2 Metern. Diese Form von Grabbau ist typisch für altägyptische Gräber und war nicht nur der Elite vorbehalten. Generell finden sich darin immer mehrere Bestattungen, vermutlich im Sinne von Familiengrablegen, die über Generationen genutzt wurden. Die Grabkammern wurden nach Ende der Bestattungstätigkeit nicht wieder verfüllt, sondern mithilfe großer Steinplatten oder Lehmziegelmauern verschlossen. Dementsprechend finden wir sie heute auch nur teilweise von Sand bedeckt, der über die Jahrtausende angeweht wurde, da die Gräber zumeist in antiker Zeit beraubt und die Türen offen gelassen wurden. Sofie und Mohamed haben nun beide begonnen, geschützt unter einem soliden Metalltisch, die Vorkammern freizulegen. Dabei hat sich bisher Grab G322 am spannendsten gezeigt. Bereits kurz nach dem Eingang in die Grabkammer, die etwa einen Meter hoch mit Sand verfüllt ist, finden wir mehrere Bestattungen, die auf der Sandschicht liegen und damit zu einem Zeitpunkt in die Kammer gekommen sind, als sie bereits verfüllt war. Solche Nachbestattungen sind in Amara West relativ häufig anzutreffen. Sie sind im Gegensatz zu den älteren Bestattungen sehr einfach und in Matten aus Palmenfasern gewickelt, die sich im trockenen Wüstensand oft gut erhalten. Aufgrund von Radiokarbon-Datierungen der Knochen wissen wir, dass diese aus dem 8./9. Jahrhundert vor unserer Zeit stammen und damit aus der Endphase der Nutzung des Siedlungsplatzes Amara West. Sie sind damit auch zumindest 300 Jahre jünger als die ersten Bestattungen in den Gräbern. Inwieweit diese noch in Verbindung mit den ursprünglichen Grabbesitzern stehen, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Die Tatsache, dass die Kammer zum Zeitpunkt der Bestattung bereits mit einem Meter Sand bedeckt war, muss nicht unbedingt von Vernachlässigung zeugen. Wie wir am Montag dieser Woche selbst miterleben durften, kann bereits ein einziger Sandsturm von mehreren Stunden etwa 20 bis 30 Zentimeter Sand in die Kammer blasen. Aus Klimarekonstruktionen wissen wir, dass die zunehmende Versandung der Siedlung bereits Ende des 2. Jahrtausends vor unserer Zeit einsetzte. Es ist also auch möglich, dass einfach auf eine Reinigung der Kammern von Sand verzichtet wurde. Im Lauf der nächsten Woche werden wir tiefer in die Vorkammern vordringen und möglicherweise bereits Erkenntnisse über die ursprünglichen Besitzer dieser großen Grabanlagen gewinnen können. Nicht-Wissenschaft;Fehlerhafte PC-Versionen großer Blockbuster und späte PC-Releases zeigen immer wieder, wie Hersteller Konsolen priorisieren. Mangelhafte PC-Ports von Konsolentiteln, verzögerte Erscheinungstermine und bewusst beschränkte Grafik: PC-Spieler müssen sich immer wieder mit nicht zufriedenstellenden Videospielumsetzungen herumschlagen. Speziell so genannte AAA-Produktionen, also ausgerechnet besonders populäre Blockbuster, fallen hier immer wieder negativ auf. Jüngst erst sorgte ein indiskutabler PC-Port des auf Konsolen vielgelobten Batman: Arkham Knight für Aufregung. Dieser war derart mangelhaft, dass Warner Bros. die PC-Version sogar aus dem Verkauf nahm. Ebenso ist Dark Souls für den PC so manchem nicht nur wegen der düsteren Stimmung des Spiels in Erinnerung, und auch die Umsetzung von Watch Dogs für den PC war zu Beginn von Problemen begleitet. Doch es sind nicht nur technische Mängel, die sauer aufstoßen und von denen Konsolenspieler heute ebenso nicht selten betroffen sind. So ziehen Hersteller oftmals die Entwicklung der Konsolenausgaben vor und stellen die PC-Umsetzung hinten an. Grand Theft Auto 5 kam beispielsweise erst ganze 18 Monate nach den PS3- und X360-Fassungen auf den Markt, auch wenn hier die Geschichte gezeigt hat, dass sich das lange Warten auf die PC-Fassung durchaus gelohnt hat. Bei anderen Werken wie The Witcher 3: Wild Hunt oder dem erwähnten Watch Dogs monierten Konsumenten wiederum, die Entwickler würden die PC-Version absichtlich grafisch beschneiden, um Rücksicht auf die Konsolenumsetzungen zu nehmen. Die Hintergründe für solche mangelhaften oder späten PC-Releases können unterschiedlichster Natur sein. Oftmals liegen wirtschaftliche Faktoren nahe: Gerade die populären Action-Adventure, Rollenspiele oder Shooter verkaufen sich auf Konsolen oft vielfach besser als ihre PC-Pendants. Das Problem dabei ist, dass Hersteller hier nur sehr selten transparent vorgehen, anstatt Kundenfragen mit klaren Antworten zu begegnen. Wie sehen Sie das? Werden die PC-Spieler von manchen Herstellern wie Gamer zweiter Klasse behandelt? Was muss sich Ihrer Meinung nach im Umgang mit Kunden ändern, und welche Maßnahmen ergreifen Sie, um auf mangelhafte Veröffentlichungen aufmerksam zu machen? Und die wichtigste Frage: Wie wird sich das Ihrer Meinung in den nächsten Jahren entwickeln? (mahr, zw, 2.7.2015) Wissenschaft;'Als Spiegel der Gesellschaft behandelten sie Themen wie Krieg, neue Technologien und Städtewachstum. Wie bei heutigen Computerspielen hatten Belehrungsversuche wenig Erfolg. Wien/Graz – Spielen ist eine elementare Kulturtechnik: Keine Gesellschaft, keine Kindheit ist ohne Spiele denkbar, sagt Ernst Strouhal. Der Professor an der Universität für angewandte Kunst in Wien hat in seinem Buchs Die Welt im Spiel, erschienen 2015, 63 historische Landkartenspiele unter anderem hinsichtlich ihrer gesellschaftspolitischen Bedeutung betrachtet. Ab Donnerstag widmet sich eine gleichnamige Ausstellung im Graz-Museum diesen Spielen und ihrer Funktion als Echo und Lautsprecher der jeweiligen Zeitumstände. Ab Mitte des 17. Jahrhunderts wurden Brettspiele in Form von Landkarten beliebter. Diese Geografie- und Reisespiele hatten drei Vorbilder: erstens die Kebes-Tafeln, die nach einem griechischen Philosophen benannt waren und in der Renaissance als Allegorie des menschlichen Lebensweges dienten; zweitens Landkarten, die im 17. Jahrhundert populärer wurden; drittens Gänsespiele – das waren Laufspiele mit genau 63 Feldern, auf denen nach strikten Regeln gespielt wurde. Das erste Geografiespiel stammt von dem französischen Kartografen Pierre Duval: In Le Jeu du Monde wurden Länder bereist, um schließlich Frankreich als Zielland zu erreichen. Parallel zur Neugier auf andere Länder und Kontinente stieg die Beliebtheit der Reisespiele in Europa, denn sie waren ein Ersatz für das Reisen selbst: Mit dem Finger auf der Landkarte konnten bekannte und unbekannte Regionen erkundet werden. Stets war eine politische Dimension dabei, zum Beispiel als Erklärung und Rechtfertigung des europäischen Expansionsdrangs. Mit prächtigen Spielen wie LOrient oder Elephant & Castle wurden die Ideen des Kolonialismus verbreitet. Im Gegenzug wurden Spiele bisweilen auch für die Verbreitung liberaler Ideen genutzt, so von Gegnern der Sklaverei. Später dienten Landkartenspiele der Auseinandersetzung mit der Großstadt als neuer, überwältigender Form des Zusammenlebens, etwa beim spielerischen Zustellen von Postsendungen in New York. Spiele huldigten zudem der Bewegung an sich, die wichtiger war als das Ziel selbst, sowie der Technik – etwa, wenn man mit einem Zeppelin oder in einer Rakete die Welt erkundete. Spiele sind für Ernst Strouhal der große Global Player der Kultur- und Freizeitindustrie. Sie dienen schon allein deswegen als Spiegel der Gesellschaft, weil zur Auflagensteigerung jene Themen herangezogen wurden und werden, die zur jeweiligen Zeit als verkaufsfördernd galten. Wie der Krieg: Spiele, die soldatische Legenden oder Eroberungen erzählten, gingen aus Kriegen hervor. Brettspiele funktionieren auf drei Ebenen: jener der Spielregeln (der Mechanik des Spiels), jener der Erzählungen, die sie transportieren, und jener der Bilder, die gezeigt werden. Wie Spiele politisch und pädagogisch wirken, hängt aber davon ab, wie sie tatsächlich gespielt werden. Ob Spiele also Kinder und Erwachsene tatsächlich belehren und erziehen können? Strouhal hat Zweifel: Allerdings können Spiele einschüchtern, sie dringen in die intimen Bereiche der Familie ein. Kriegerische oder rassistische Propaganda in Spielform kann Angst machen. Das zeigt ein perfides Spiel aus den 1930er-Jahren: Vorbild war das harmlose und weitverbreitete Brettspiel Fang den Hut gewesen. Es wurde in Dresden zum Spiel Juden raus! umgewandelt. Der Hersteller rechnete mit großem Erfolg, doch die Nazis selbst lehnten das Spiel ab: Sie wollten nicht, dass man sich aus einem Thema, das für sie dermaßen wichtig war, einen Spaß machte. Nichtsdestotrotz wurde das Brettspiel immer wieder für Propagandaversuche genutzt. Die deutsche Terrororganisation NSU erfand Ende der 1990er-Jahre ein Spiel, das sich Monopoly zum Vorbild nahm und bei dem eine judenfreie Stadt das Ziel war: Pogromly wurde im Prozess gegen NSU-Mitglieder wie Beate Zschäpe im Jahr 2014 thematisiert. Monopoly selbst, zunächst als antikapitalistisches Spiel konzipiert, wurde vom Spielzeughersteller Parker Brothers als vager Erklärungsversuch des Kapitalismus zu einem der erfolgreichsten Spiele aller Zeiten gemacht. Dabei ist das Spiel ungeeignet, Wirtschaftsvorgänge zu erklären. Ebenso wie bei seinen unzähligen Klonen – darunter das in Österreich populäre DKT – ist fast ausschließlich der Würfel entscheidend für den Erfolg. Immerhin könnte das belehrend sein: Am Ende bleibt das Gefühl, nicht wirklich zu Erfolg oder Misserfolg beigetragen, sondern sich selbst etwas vorgespielt zu haben. Ein Umstand, der für das Spielen generell gilt: Nicht ich spiele das Spiel, das Spiel spielt mit mir – eine Art lustvoller Kontrollverlust und ein Gegenentwurf zu einer Umwelt, in der narzisstisches Agieren notwendig ist. Das gilt dann wohl auch für Computerspiele. Jede Jugendkultur hatte ihre eigene Mode, ihre eigene Droge und ihr eigenes Medium, sagt Strouhal. Und so wie früher beispielsweise Comics das Medium der Wahl waren, sind dies heute Computerspiele – und als solches werden sie missverstanden und gefürchtet. Auch in ihnen ist eine politische Dimension stets sichtbar, selbst wenn vorwiegend über die Gewalt in Spielen diskutiert wird. Bei der Internetkonferenz re:publica wurde kürzlich über die politische Bedeutung von Spielen und deren Möglichkeit zur politischen Erziehung debattiert – bisher sind die entsprechenden Ansätze überschaubar. Es gibt zwar vereinzelt Spiele, die sich mit aktuellen Themen wie Flucht und Migration oder mit historischen Ereignissen wie der Revolution im Iran (1979 Revolution: Black Friday) befassen. Doch sonst dominiert massentaugliche Ware, an der sich immerhin ablesen lässt, was uns beschäftigt, wer die Regeln vorgibt und welche Themen im Verkauf den größten Erfolg versprechen: In Aufbauspielen wie Civilization oder in den weitverbreiteten Shootern à la Battlefield wird die Dominanz westlicher Lebenswelten und Wertvorstellungen sichtbar. Während es in Computerspielen oft keine eindeutigen Regeln gibt oder diese erst nach und nach sichtbar werden, gelte für Brettspiele, dass diese die Welt simplifizieren, indem sie klare Re- geln vorgeben, konstatiert Ernst Strouhal. Für Brett- und Computerspielen gleichermaßen gilt: Versuche der Belehrung und der Erziehung sind selten erfolgreich. Wer im Spiel den Zeigefinger erhebt, kriegt den Mittelfinger zu sehen, meint Strouhal.' Nicht-Wissenschaft;Überangebot, schleppende Weltwirtschaft und steigender Dollar setzen Preise unter Druck. Die Lebensmittelpreise sind im Jänner weltweit auf den tiefsten Stand seit fast sieben Jahren gesunken. Für den Rückgang um 1,9 Prozent gegenüber dem Vormonat seien niedrigere Preise für Agrarrohstoffe – vor allem Zucker – verantwortlich, teilte die Welternährungsorganisation (FAO) am Donnerstag mit. Die Preise stehen wegen eines Überangebots, der Eintrübung der Weltwirtschaft und des steigenden Dollars unter Druck. Im Gesamtjahr 2015 waren sie um fast 19 Prozent eingebrochen. Nicht-Wissenschaft;'Wurde mit Kanada zweimal Weltmeister, zuletzt spielte der 37-Jährige für Colorado Avalanche. Philadelphia – Der kanadische Eishockey-Star Daniel Briere hat seine Karriere nach 17 NHL-Saisonen am Montag beendet. Der Center führte die Buffalo Sabres 2006 und 2007 an der Seite des Österreichers Thomas Vanek ins Conference-Finale, seine beste Zeit erlebt er danach bei den Philadelphia Flyers. Briere wurde mit Kanada zweimal Weltmeister (2003, 2004), zuletzt spielte der 37-Jährige für Colorado Avalanche. (APA; 18.8.2015)' Wissenschaft;Das Quiz der anderen Art geht in die zweite Runde: Erraten Sie, zu welchen Themen die ausgewählten Postings veröffentlicht wurden!. Lang ist es her, seit dem ersten Community-Quiz in der Wissenschaft. Es wird also Zeit für die zweite Runde: In diesem Quiz geht es nicht um Ihr Fachwissen, sondern um Ihre Beiträge unter den Artikeln. Die vorgestellten Postings finden sich unter Artikeln, die ausschließlich hier im Wissenschaftsressort veröffentlicht wurden, nur: welche? Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Rätseln und freuen uns über Ihre Rückmeldung hier im Forum! (sni, derStandard.at, 7.2.2015) Nicht-Wissenschaft;Die großen Regulierungsprojekte dürften laut Direktorin Lautenschläger Ende 2016 abgeschlossen sein. Frankfurt – Die Furcht vieler Geldhäuser vor immer höheren Kapitalanforderungen ist aus Sicht der Europäischen Zentralbank (EZB) unbegründet. Nach der Untersuchung der Handelsbücher und der Festlegung einer risikounabhängigen Verschuldungsquote (Leverage Ratio) solle es für die Institute nicht zu weiteren Belastungen kommen, sagte EZB-Direktorin Sabine Lautenschläger am Dienstag in Frankfurt. Was immer beim Basel-III-Prozess herauskommt, das Gesamtkapital-Niveau sollte auf dem heutigen Niveau bleiben. Das bedeutet aber nicht, dass es für einzelne Banken keine Veränderungen geben wird. Die strengeren Basel-III-Regeln für Banken werden in Europa schrittweise bis 2019 eingeführt. Banken müssen dabei vor allem Kapitalpolster aufbauen, um mögliche Verluste abzufedern. Die EZB ist seit gut einem Jahr für die Aufsicht der Großbanken im Euro-Raum zuständig. Nach Einschätzung von Lautenschläger werden die großen globalen Projekte in der Bankenaufsicht voraussichtlich Ende 2016 abgeschlossen werden. Sorgen in der Branche, es könnte danach eine weitere Regulierungswelle – Basel IV genannt – auf die Institute zukommen, wies sie zurück. Das ist wirklich weit entfernt und nichts, was diskutiert wird. Neben den Mindestvorschriften bekommen die größten Geldhäuser der Euro-Zone von der EZB individuelle Kapitaluntergrenzen vorgegeben. Nach der sogenannten SREP-Überprüfung in diesem Jahr sei die Mindestkernkapital-Quote der Institute im Schnitt um 0,5 Punkte auf 10,1 Prozent gestiegen, sagte Lautenschläger. Das ist kein dramatischer Anstieg. Je nach Lage der Häuser liegen die Anforderungen zwischen acht und rund 14 Prozent. Von den gut 120 direkt beaufsichtigten Instituten haben laut EZB nur rund zehn weniger Kapital als gefordert. Nach Reuters-Informationen erfüllen alle deutschen Geldhäuser die vorgegebenen Quoten. Wissenschaft;Männchen der neuen Gattung von Riesenkrabbenspinnen beißen beim Liebesspiel offenbar gerne zu. Frankfurt – Ein deutscher Wissenschafter hat eine bisher unbekannte Spinnengattung entdeckt, deren Männchen sich während des Liebesspiels offenbar als ausgesprochen bisswütig erweisen. Insgesamt vier neue Arten aus dieser Gattung von Riesenkrabbenspinnen aus Südafrika und Namibia fand Peter Jäger in der Sammlung des Senckenberg Forschungsinstituts in Frankfurt. Neben ihrem interessanten Paarungsverhalten zeichnen sich die Achtbeiner auch durch spezielle Borsten an den Fußspitzen aus, die vermutlich gegen das Einsinken im Sand helfen. Eine lebende Riesenkrabbenspinne in der südafrikanischen Wüste zu entdecken ist kein leichtes Unterfangen, die Spinne detailliert zu untersuchen beinah unmöglich: Die Spinnen sind schnell, nachtaktiv und leben in unauffälligen Röhren im Sand. Zum Glück gibt es unsere Sammlungen, auf die wir zurückgreifen können, erklärt Arachnologe Jäger. Dort hat Jäger nun die neue Gattung sowie vier zugehörige Arten der Riesenkrabbenspinnen (Sparassidae) ausfindig gemacht: Die Tiere wurden im Jahr 2004 von meinem damaligen Doktoranden Dirk Kunz gesammelt und nun von mir neu als May bruno wissenschaftlich beschrieben. Der Name der Art wurde im Biopatenschaften-Programm vergeben. Molekulargenetische Untersuchungen bestätigten die Zugehörigkeit zu einer neuen Gattung. Auffällig an den neu entdeckten Wüstentieren mit Beinspannweiten von 8 bis 10 Zentimetern sind die Fußspitzen. An diesen finden sich einzigartige Borstenbüschel, die an ihren Enden gefiedert sind. Diese verhindern wohl ein Einsinken und helfen den Tieren an der Sandoberfläche zu bleiben, vermutet der Frankfurter Spinnenforscher. Dass die Riesenkrabbenspinnen erfinderisch bei ihrer Fortbewegung auf dem heißen Wüstensand sind, weiß Jäger spätestens seit der Entdeckung einer Flik-Flak-schlagenden Spinne dieser Familie. Und eine weitere Besonderheit entdeckte Jäger an den Spinnen: Alle vier untersuchten weiblichen Tiere hatten paarweise Bissspuren an ihren Vorderkörpern. Gut möglich, dass die Verletzungen bei der Paarung entstanden, erklärt Jäger und ergänzt: An den männlichen Tieren haben wir keine dieser Spuren entdecken können. Über den Sinn eines solchen Verhaltens will Jäger nicht spekulieren und hofft auf Kollegen, die die Paarung vor Ort beobachten. Nicht-Wissenschaft;'Die "Verschmutzungsrechte", die die Firmen für das Jahr 2014 gratis bekommen haben, sind vielfach höher als die tatsächlichen Emissionen.. Wien/London – Die nun vorliegenden Daten über die Zuteilung von Verschmutzungsrechten am Treibhausgas CO2 (Kohlendioxid) für die österreichische Industrie zeigen für 2014 ein neues Bild: Den weiterhin hohen Gratiszuteilungen an den Zertifikaten standen im Vorjahr vielfach niedrigere tatsächliche Emissionen gegenüber, so eine Analyse des Londoner Beratungsunternehmens Carbon Market Data über die 50 größten österreichischen Emittenten. Dafür gibt es zwei Gründe, so der zuständige Experte in der Industriellenvereinigung, Dieter Drexel: einerseits die Wirtschaftskrise, die den Werken Auslastung kostete. Andererseits sieht er in den Daten auch eine self-fulfilling prophecy: Die Unternehmen würden laufend in energiesparende Technologien investieren, weshalb sie weniger fossile Energie benötigten. Und dies schlägt sich natürlich auf die Treibhausgasemissionen nieder. Unverminderter Preisdruck Die Überallokation (mehr Emissionserlaubnisse als tatsächlicher Ausstoß) war im Vorjahr in Österreichs Industrie bei einigen Firmen beträchtlich. Dies drückt natürlich auf den Preis der Zertifikate, der, wie berichtet, weit unter sieben Euro je Zertifikat (erlaubt die Emission von einer Tonne CO2) liegt. Bei Einführung des EU-weiten Handelssystems (ETS) vor einigen Jahren war man zumindest von 13 bis 15 Euro ausgegangen. Ab einem solchen Preis müssten die Unternehmen forciert in Alternativenergie umsteigen, so die Überlegung damals. Aktuell aber besitzen die Emittenten (und zwar alle in der EU) bereits so viele ungenutzte Zertifikate, dass sie rund ein Jahr ohne weitere Zukäufe auskommen könnten. Denn die Zuteilung an Gratiszertifikaten basiert auf früheren Emissionsaufzeichnungen der Firmen. Wenn ein Unternehmen ein Werk runterfährt, bekommt es die Gratiszertifikate weiter und kann diese an andere Handelsteilnehmer weiterverkaufen. Beispiele aus den Vorjahresemissionen, die, so die Kommission, publiziert werden müssen: · Zementhersteller Wietersdorfer & Peggauer erhielten für das Werk Wietersdorf Zertifikate für 511.592 Tonnen; die Emissionen beliefen sich auf 397.425 Tonnen. Die sehr konjunkturabhängige Baustoff- und Zementindustrie ist nach Ansicht der EU keine Branche, die besonders von Importen geschützt werden muss. Allerdings kommen auf dem Schiffweg über die Donau immer wieder Baustoffe aus dem EU-Ausland, wo es keine Zertifikatsaufschläge gibt. Ernstbrunner Kalktechnik erhielten 37.920, haben aber nur 26.343 verbraucht. · OMV Bei der Raffinerie Schwechat dürfte die Unterdeckung mit Gratiszertifikaten so sein, wie die EU es will. 1,75 Millionen Zuteilung stehen Emissionen von 2,7 Millionen gegenüber. · Voest Der Stahlerzeuger ist Österreichs größter CO2-Emittent und ein Kritiker des Emissionshandels in der derzeitigen Form. Die historische Zuteilungsbasis benachteilige Unternehmen wie die Voest, die die Produktion stark ausweiteten. Energievergeudende osteuropäische Stahlerzeuger würden mit Gratiszertifikaten künstlich am Leben gehalten. Die Voest-Zahlen: Bei einem Bedarf von 12,4 Millionen Tonnen belaufen sich die free allowances auf 9,4 Millionen.' Wissenschaft;Der international führende Forscher im Bereich computerunterstützte Verifikation erlag Komplikationen in Folge einer geplanten Operation. Wien – Der Informatiker Helmut Veith von der Technischen Universität (TU) Wien ist am Wochenende im Alter von 45 Jahren verstorben. Wie die TU bekannt gab, war Veith infolge von Komplikationen nach einer geplanten Operation ins Koma gefallen und, ohne das Bewusstsein wieder zu erlangen, verstorben. Veith galt als international führender Wissenschafter im Bereich computerunterstützte Verifikation. Mit Helmut Veith verlieren nicht nur die Fakultät für Informatik und die TU Wien einen ihrer führenden und innovativen Köpfe, der mit Leib und Seele Forscher und Lehrer war, sondern auch die österreichische Wissenschaft und die internationale Informatikforschung einen höchst angesehenen Wissenschaftler, der sehr viel bewegt hat, heißt es in einem Nachruf der TU. Veith, am 5. Februar 1971 in Wien geboren, studierte an der TU Wien das Studium irregulare Computationale Logik und wurde 1998 sub auspiciis praesidentis promoviert. 2001 folgte die Habilitation für das Fach Angewandte und Theoretische Informatik. Von 2003 bis 2007 war er Professor an der TU München, wechselte dann an die TU Darmstadt, ehe er 2010 wieder an die TU Wien zurückkehrte, wo er die neu geschaffene Professur für Computer Aided Verification einnahm. Im Rahmen eines Maxe-Kade Fellowship von 1999 bis 2000 forschte Veith in der Gruppe von Edmund M. Clarke, dem Turing-Preisträger 2007, an der Carnegie Mellon University in Pittsburgh. Der Aufenthalt sollte richtungsweisend für sein weiteres Hauptarbeitsgebiet in der Forschung sein. Seine Interessen beschränkten sich aber nicht nur auf Verifikation, auch Computer-Sicherheit und eingebettete Systeme, mathematische Logik, Datenbanktheorie, endliche Modelltheorie und Komplexitätstheorie gehörten dazu. Veith habe Österreich zu einem Hotspot im Bereich Logik und Verifikation gemacht, heißt es in dem Nachruf. Zu den von ihm angeregten bzw. mitgegründeten Projekten zählen ein österreichweites Forschungsnetz im Bereich der Computer-Aided Verification, ein Doktoratskolleg für mathematische Logik in der Informatik an der TU Wien, das Vienna Center of Logic and Algorithms (VCLA), und der Vienna Summer of Logic, die größte Konferenz in der Geschichte der Logik im Jahr 2014. Nicht-Wissenschaft;'"We don''t speak to be understood" von Pieter Ampe und Benjamin Verdonck bei den Festwochen. Wien - Die Durchführung einer richtig spitzen Satire kann zum Knochenjob werden. Das jedenfalls legen die brillanten Performer Pieter Ampe und Benjamin Verdonck bei den Festwochen im Brut Theater mit ihrem Stück We dont speak to be understood nahe. Ampe (33) ist Tänzer und Choreograf, Verdonck (43) Schauspieler und bildender Künstler. Ganz hart wird das Satirewerk, wenn das Zielobjekt einer Satire nicht klar umrissen ist wie überwiegend bei Kabarett, Karikatur oder den meisten Filmsatiren. Die beiden Belgier erweisen sich als Meister der unscharfen Kontur. Und sie gehen auf nicht weniger als das Ganze. Der wilden Doppeldeutigkeit des Titels entsprechend, lautet der einzige Satz im Stück: Warum hat sich das Wäldchen in Erwartung des Schnees schon entkleidet? Verdonck, der Wäldchen wie Weltchen ausgesprochen hat, hebt die Arme, deutet eine Ballettpose an und lässt sie verwehen wie Blattwerk von einem Baum. Er legt eine Vinyl-LP auf einen Plattenspieler: Vivaldi, Die vier Jahreszeiten, Concentus Musicus. Herrlich. Auf der Bühne steht ein Kühlschrank, auf den ein Foto von Hillary Clinton geklebt ist. Im Takt der erlauchten Musik putzt sich Verdonck die Zähne, öffnet die Kühlschranktür. Ein Mann mit Rübezahlbart, Peter Ampe, grüßt heraus. Weiters auf der Bühne: ein Toaster, ein Tischerl, ein Sessel, Ventilatoren, ein Handtuch. Genug für das Weltchen zweier Draufgänger und ihrer Körperkonversation. Eine kleine Rauferei am Anfang wird sich nicht mehr wiederholen, denn zwei Ventilatoren blasen deeskalierende rosa Bändchen in diese Aufwärmübung. Den Honig, den sich Verdonck in den Mund rinnen lässt, wird er mit eigenen Lippen Ampe in den Mund füllen. Aus diesem träufelt er weiter auf den Tisch. In die entstehende Lacke drückt der Bärtige sein Antlitz: ein flüchtiges Selfie im Süßdruckverfahren. Unsichtbarer Gast bei diesem Geschehen ist, wie Verdonck im Abendzettel zur Performance andeutet, der Ökonom Milton Friedman (Kapitalismus und Freiheit). Nach dem Porträt der vielleicht nächsten US-Präsidentin Clinton der zweite transatlantische Tipp. Die Jahreszeiten-Platte wird umgedreht, eine Karriereleiter gebaut. Während eines Aufstiegs beginnt der Toaster zu rauchen. Das Publikum lacht und hüstelt. Huch, die Umwelt - mit Deutungen darf hier mit Rücksicht auf eine der Bedeutungen des Titels gearbeitet werden -, wie sie uns belastet! Ampe und Verdonck bauen eine Friedman-Freiheit - und zwar um und ab. Sie verhandeln nicht. Sie handeln, produzieren scheinbaren Unsinn, setzen Zeichen und verblasen sie wieder, werfen sich in Posen, werden zu Karikaturen von Helden. Und ja, es gibt ein großes Finale. Mit Sturm. Dazu wird, weil dann die Jahreszeiten schon ausgespielt haben, eine Single aufgelegt: We Are The World, We Are The Children. Der Musik-Appell USA for Africa, aus dem der Hit stammt, ist jetzt dreißig Jahre her. Das war doch leicht verständlich. Heute gehen afrikanische Kinder im Mittelmeer unter und mit ihnen kentert eine zum Superhit gewordene Welt. Weil das verständlich Gesagte, Gezeigte und Gesungene bisher zu nur wenig mehr als einem großen gemeinsamen Schunkeln geführt hat. Genau darauf zielt die Satire. Darin wird jegliche Bekennerkunst verweigert. Nicht schwer, das zu verstehen.' Wissenschaft;"European Extremely Large Telescope" soll in rund acht Jahren in Betrieb gehen. Wien – Die allerersten großen Objekte im Universum – Sterne in Galaxien, die nur 400 Millionen Jahre nach dem Urknall entstanden sind – sollen mit dem derzeit in Bau befindlichen europäischen Riesenteleskop E-ELT beobachtet werden. Der Vertrag für die Entwicklung des dafür notwendigen Instruments MOSAIC wurde am Freitag in Paris unterzeichnet, teilte die Uni Wien mit. Österreich ist Mitglied im MOSAIC-Konsortium. Die ESO (Europäische Südsternwarte) baut derzeit in der chilenischen Atacama-Wüste das weltgrößte optische Teleskop. Das European Extremely Large Telescope (E-ELT) mit einem Spiegeldurchmesser von 39 Metern soll in rund acht Jahren in Betrieb gehen. Für die Entwicklung der sechs geplanten Instrumente am E-ELT schließt die ESO Verträge mit den jeweiligen wissenschaftlichen Konsortien. Am MOSAIC-Konsortium sind Wissenschafter und Techniker aus Frankreich, Großbritannien, Niederlande, Deutschland und Brasilien beteiligt, Österreich ist mit anderen Ländern assoziierter Partner. Am Freitag wurde der Vertrag für die Phase-A-Studie zur Errichtung von MOSAIC unterzeichnet. Dabei werden detaillierte Baupläne für die Konstruktion erstellt, ehe eine Strategie für die Bauphase und die Integration in das Großteleskop entwickelt wird. Gleichzeitig werden bereits die astronomischen Anwendungen erarbeitet und die geplanten wissenschaftlichen Projekte in Simulationen erprobt. Bei MOSAIC handelt es sich um einen sogenannten Multiobjekt-Spektrographen. Das Gerät wird bis zu 200 leuchtschwache Objekte gleichzeitig beobachten und ihr Licht in seine einzelnen Wellenlängen zerlegen können. Damit sollen neue Erkenntnisse etwa über extrasolare Planeten, die Chemie von Sternen, das Zentrum der Milchstraße mit seinem Schwarzen Loch, Entstehung und Entwicklung der Galaxien, die Verteilung der Materie im Universum und die Natur von Dunkler Materie und Dunkler Energie gewonnen werden. Der Astrophysiker Bodo Ziegler von der Universität Wien, der im obersten Kontrollgremium des MOSAIC-Konsortium sitzt, will das Instrument nutzen, um die ersten Objekte im Universum zu studieren. Uns interessiert, wie diese ersten Sterne entstehen konnten, warum sie sich gleich zu Hunderttausenden und mehr zu Galaxien gruppierten, wie die chemische Zusammensetzung dieser Sterne aussieht und warum sich diese ersten Strukturen zu immer größeren Galaxien formierten, so Zieglero. In einem weiteren Projekt möchte Ziegler die physikalischen Eigenschaften von Galaxien messen, die in acht bis zwölf Milliarden Lichtjahren Entfernung liegen. Damit sollen physikalische und chemische Prozesse dieser Galaxien besser verstanden werden. MOSAIC ist eines von insgesamt drei wissenschaftlichen Instrumenten des E-ELT mit österreichischer Beteiligung. Joao Alves und Manuel Güdel, ebenfalls vom Institut für Astrophysik der Uni Wien, sind jeweils österreichische Projektleiter, Alves für die MICADO-Kamera, Güdel für das Infrarot-Instrument METIS. Im Rahmen der Hochschulraum-Strukturmittel hat die Uni Wien rund 1,5 Mio. Euro für das Projekt Beobachtungsorientierte Astrophysik in der E-ELT-Ära erhalten, das von Ziegler geleitet wird. Wissenschaft;Ausstellung "Expanding Worlds" in Darmstadt kann mit Hominidenfossilien aufwarten, die meist im Safe bleiben. Darmstadt – Die am Freitag im Landesmuseum Darmstadt gestartete Ausstellung Expanding Worlds zeigt berühmte Fossilien von Urmenschen aus fünf Weltregionen. Dafür wurden selten gezeigte Überreste von insgesamt zehn Hominidenarten aus dem verzweigten Stammbusch des Menschen zusammengestellt. Die Funde, hauptsächlich Schädel und Unterkiefer, stammen aus Südost-Afrika (Malawi), Südost-Asien (Indonesien), dem Kaukasus (Georgien), der Levante (Israel) sowie Mittel- und Südwest-Europa (Deutschland, Gibraltar). Sie sollen die Evolution des Menschen über einen Zeitraum von mehr als zwei Millionen Jahren nachzeichnen. Das älteste Ausstellungsstück ist ein etwa 2,4 Millionen Jahre alter Unterkiefer. Ein weiteres Highlight sind Skelettreste des allerersten jemals gefundenen Neandertalers – also des 1856 entdeckten Typusexemplars, dem die Spezies ihren Namen verdankt. Die Fossilien liegen normalerweise in Safes von Museen und Forschungseinrichtungen, in Ausstellungen werden meistens nur Abdrücke gezeigt. Wissenschaft;Sogenannte mitochondriale Autophagozytose kann das Leben von Fadenwürmern verlängern. Düsseldorf – Der gerade einmal einen Millimeter lange Fadenwurm Caenorhabditis elegans gilt als Liebling unter den Alternsforschern, und zwar aus mehreren Gründen: Er ist ein durchsichtiger mehrzelliger Organismus mit einem kurzen Lebenszyklus und einer durchschnittlichen Lebensdauer von 15-20 Tagen. Sein Genom ist vollständig sequenziert und mehr als 60 Prozent seiner Gene haben die gleiche Struktur und Funktion wie menschliche Gene. Vor allem aber finden sich erstaunlicherweise einige mit dem Alter verbundene Merkmale, die im Menschen beobachtet werden, auch in C. elegans wieder. Nun haben Wissenschafter von der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf einen Mechanismus identifiziert, der zur Verlängerung der Lebensspanne des kleinen Wurms erheblich beiträgt: Sogenannte mitochondriale Autophagozytose scheint offenbar bei mitochondrialem Stress eine bedeuten Rolle dabei zu spielen, dem Wurm eine längere Existenz zu sichern. Mitochondrien sind allgemein als Kraftwerksorganellen der Zelle bekannt. Sie erfüllen zentrale Funktionen und sind dadurch wichtig für das Gleichgewicht von Zellen und Geweben (Homöostase). In den letzten 10 Jahren wurde beobachtet, dass die moderate Verringerung verschiedener die Mitochondrien regulierender Proteine in unterschiedlichen Organismen von der Hefe bis zum Menschen in Verbindung mit einem Anti-Aging-Effekt steht. Diese Erkenntnis war überraschend, denn diese Proteine sind lebensnotwendig und ein schwerer Mangel kann zu Krankheiten führen. Frataxin ist eines dieser Proteine. Ein schwerer vererbter Mangel an Frataxin führt beim Menschen zu der seltenen und lebensbedrohlichen neurodegenerativen Krankheit Friedreich-Ataxie. Das Fehlen des analogen Proteins führt in C. elegans zu einem Entwicklungsstopp, wohingegen die moderate Verminderung die Lebensspanne des Tieres deutlich verlängert. Die zugrundeliegenden Mechanismen für diesen Anti-Aging-Effekt liegen bisher überwiegend im Dunkeln. Nun haben Wissenschafter um Natascia Ventura erstmals gezeigt, dass Mitophagie, der spezifische Abbau von nicht funktionalen Mitochondrien über Autophagozytose (ein wichtiger zellulärer Recyclingprozess) ursächlich an der Verlängerung der Lebensspanne von C. elegans bei mitochondrialem Stress beteiligt ist. Je mehr wir über diese molekularen Mechanismen wissen, desto besser kann man für die Entwicklung neuer Therapiestrategien für die Behandlung von mitochondrien- und alters-assoziierten Erkrankungen ansetzen. Somit können wir letztendlich Hoffnung auf eine Verlängerung des gesunden Alterns liefern, erklärt Ventura. Die Forscher konnten darüber hinaus zeigen, dass der Mechanismus, mit dem Zellen auf die moderate Verminderung von Frataxin reagieren, dem bei Eisenmangel ähnelt. Eine Reduzierung des Eisenspiegels könnte daher vielleicht eine Möglichkeit darstellen, mitochondriale Störungen zu behandeln und letztlich gesundes Altern zu fördern. Wissenschaft;Unterirdische Abwasserentsorgung im Zuge des Frackings destabilisiert tiefe Bodenschichten. San Francisco – Erdbeben sind mittlerweile nicht ausschließlich natürliche Phänomene, auch der Eingriff durch den Menschen kann den Untergrund in Bewegung versetzen. Nun warnen US-Wissenschafter, dass derartige Beben in Zukunft zunehmen könnten. Forscher der Bundesbehörde USGS (US Geological Survey) legten am Montag die erste Karte vor, die neben Gefahrenzonen mit natürlichen Erdbeben auch künstliche Erschütterungen einbezieht – etwa durch unterirdische Abwasserentsorgung im Zuge des sogenannten Frackings. Der Studie zufolge sind rund sieben Millionen Menschen in mittleren und östlichen Regionen der USA von stärkeren Erdstößen bedroht, die größtenteils keine natürliche Ursache haben. Durch die erstmalige Einbeziehung menschengemachter Auslöser sei die Risikoeinschätzung für Beben in Teilen der USA deutlich gestiegen, erklärte Mark Petersen, der Leiter der Studie. In Staaten wie Oklahoma, Kansas, Texas und Colorado seien in den vergangenen fünf Jahren stärkere Erschütterungen und daraus resultierende Schäden festgestellt worden. Als Hauptursache für die Beben nennen die Forscher die Entsorgung von Abwässern aus der Öl- und Erdgasförderung in tiefen Bodenschichten. So werden in vielen Teilen der USA große Mengen verschmutzter Abwässer durch hunderte Meter tiefe Bohrlöcher ins Erdinnere gepumpt. Dadurch kommt es zu einer Veränderung der Druckverhältnisse. In den mittleren Vereinigten Staaten wurden nach Angaben der Studie von 1973 bis 2008 im Jahresdurchschnitt 24 Erdbeben der Stärke 3 oder höher gemessen. Diese Zahl sei kontinuierlich angestiegen, auf zuletzt 1010 Beben im Jahr 2015. Der bisher schwerste Erdstoß in der Nähe von Bohrlöchern wurde 2011 im US-Staat Oklahoma mit einer Stärke von 5,6 gemessen. Nicht-Wissenschaft;'Seit hundert Jahren deckt der Pariser "Canard enchaîné" wöchentlich einen Skandal nach dem anderen auf – und ist damit zum rentabelsten Presseprodukt Frankreichs geworden. Einmal in der Woche, genau gesagt am Dienstagabend, tut sich Seltsames in der Rue Saint-Honoré in Paris. Dunkle Limousinen aus dem Regierungsviertel der anderen Seine-Seite fahren an der Hausnummer 173 vor – doch nicht der Herr Minister steigt aus, sondern der Chauffeur. Manchmal kommen auch Eilboten per Motorrad. Sie holen etwas ab, das einem Geheimdokument ähnelt: Es ist in Rot und Schwarz gehalten, umfasst acht Seiten und noch mehr erklärende Zeichnungen. Das Papier birgt politisches Dynamit. Es vermag den Ausgang von Präsidentenwahlen zu bestimmen und Minister in die Wüste zu schicken. Deshalb wollen die höchsten Politiker im Lande schon am Vorabend wissen, was am Mittwoch die ganze Nation erfahren wird – dann erscheint an den Kiosken nämlich die neueste Ausgabe des Canard enchaîné. Voller Affären und Skandälchen, Intrigen und politischer Peinlichkeiten, nennt sich das kuriose Blatt in der Unterzeile Journal satirique paraissant le mercredi, satirische Zeitschrift mit dem Erscheinungstermin Mittwoch. Aber eigentlich betreibt es gar keine Satire: Dank einer anonymen Masse von Informanten – Türstehern, Gewerkschaftern, Sekretärinnen, politischen Widersachern – beschreibt der Canard (die Ente) die wirkliche, die real existierende Pariser Politik. Das ist, wenn schon, Realsatire. Manchmal genügt eine winzige verklausulierte Meldung im Ententeich, der meistgelesenen Rubrik im Canard, damit Feuer am Pariser Regierungsdach ist. Manchmal sind es faktenreiche Berichte, die mit vertraulichen Dokumenten belegt werden. Die neueste Ausgabe enthüllt etwa, wie Präsident François Hollande systematisch Studien- und andere Freunde an den Schalthebeln des Staatsapparates platziert. Ein Fall von Vetternwirtschaft, wie es alle französischen Staatschefs praktizierten? Schlimmer: Hollande habe die Mustergültigkeit des politischen Benehmens zur obersten Tugend seiner Amtszeit erklärt, um sich von seinem Vorgänger Nicolas Sarkozy abzuheben, erinnert sich der Canard. Da- zu listet er auf, dass der Präsi- dent Wahlversprechen (Bau von 150.000 Sozialwohnungen, Ausländerstimmrecht) schlicht vergessen habe. Dabei habe Hollande im Wahlkampf wiederholt, er werde anders als sein Vorgänger tun, was ich sage. Der Canard-Leser darf sich aber nicht nur ärgern, sondern auch amüsieren. Dafür sind die rund dreißig Karikaturen pro Ausgabe da. In der neuesten fragt der sonnengebräunte Premier Manuel Valls seinen bleichen Vorgesetzten Hollande spöttisch, ob er seinen Sommerurlaub unter dem Helm verbracht habe. Das ist eine Anspielung auf die präsidialen Motorradfahrten zur Mätresse Julie Gayet – und ein eleganter Wink, dass Hollande im August partout nicht angeben wollte, mit wem er in den Süden verreiste. Diese Art französischer Realsatire ist seit nunmehr hundert Jahren das Markenzeichen des Canard enchaîné. Am 10. September 1915, in der Anfangsphase des Ersten Weltkrieges, als in Frankreich eine knallharte Pressezensur herrschte, gaben drei mutige Journalisten die erste Nummer heraus. Ihre Mission beschrieben sie so: Le Canard enchaîné wird, nach sorgfältiger Abklärung der Sachverhalte, ausschließlich falsche Nachrichten drucken. Jeder weiß, dass die französische Presse ihren Lesern seit Kriegsbeginn und ohne jede Ausnahme einzig Nachrichten liefert, die rundum stimmen. Doch das Publikum hat genug davon! Das Publikum will zur Abwechslung falsche Nachrichten. Es soll sie bekommen. Und es bekam sie. Während die Pariser Medien einem blinden Hurrapatriotismus frönten, beschrieb der Canard die Realität des Krieges und die Verblendung der Politiker. Um die Zensur zu umschiffen, musste er dies satirisch verbrämt tun. Die französischen Soldaten verstanden allemal. Sie reichten sich das neue Blättchen in den Schützengräben weiter und begründeten in kurzer Zeit seinen Erfolg. Trotz der satirischen Tarnung wurde der Canard im Ersten wie auch im Zweiten Weltkrieg mehrmals verboten. Danach versuchten Politiker und willfährige Medien, den frechen Enterich schlicht zu ignorieren. Er deckte aber bald zu viele Missstände auf; Furore machte in den Sechzigerjahren auch die legendäre Kolumne La Cour (der Hof), die das Neueste über die monarchischen Sitten im Élysée-Palast von Charles de Gaulle berichtete. Seinen größten Coup landete der Canard, als er 1979 berichtete, wie Präsident Valéry Giscard dEstaing vom megalomanen zentralafrikanischen Kaiser Bokassa Safari-Einladungen sowie mehrere Diamanten entgegengenommen hatte. Die Affäre trug 1981 zweifellos zu Giscards Wahlniederlage gegen den Sozialisten François Mitterrand bei. Seine Wahlkämpfer schimpften den Canard vergeblich ein linkes Unterseeboot. Auch Sarkozy beklagte sich später bitter, als die Canard-Kolumne Das Journal der Carla B. (B wie Bruni) aus dem Innenleben des Palastes plauderte. Doch das geschah auf raffinierte, unanfechtbare Weise, kamen die unangenehmen Indiskretionen doch als fiktives Tagebuch daher. Eigentlich ist der Canard enchaîné gar nicht links. Gewiss, er ist noch weniger rechts. Aber er ist zuerst unabhängig, auch politisch unabhängig: Er schaut allen Regierenden, Mächtigen und Herrschern jedweder Couleur auf die Finger. Die Ente macht da keinen Unterschied. Den poulets, die Geheimdienstpolizisten, widmet sich die Ente am liebsten. Im Aufgang zur Redaktion der Rue Saint-Honoré erinnert eine ironische Marmortafel daran, dass ein paar Agenten hier einmal Wanzen angebracht hatten, um ein paar der lästigen Canard- Informanten zu eruieren. Auch deshalb stimmt die Behauptung nicht, dass die Ente mit Mitterrand sympathisiert habe: Dessen größter Skandal, das von den Poulets 1985 versenkte Greenpeace-Schiff Rainbow Warrior, war schließlich vom Canard mit aufgedeckt worden. Die Ente macht sich aber nicht nur ein Vergnügen daraus, die Machenschaften der Geheimdienste zu entlarven. Das tut sie mit allen Arten von Militärköpfen und Schwarzröcken, Oligarchen und Zensoren, politischen Heuchlern und Halunken. Diese werfen dem Blatt gerne vor, es verletze die Privatsphäre der Betroffenen. Dabei verfolgt der Canard eine klare Linie, die der frühere Chefredakteur Claude Angeli einmal so beschrieb: Wenn uns mitgeteilt wird, dass ein Bischof homosexuell sei, bringen wir das nicht. Hingegen hat die Öffentlichkeit das Anrecht auf die Information, wenn er eine Anti-Schwulen-Petition unterzeichnet. Der heutige Canard-Chef Michel Gaillard entgegnet den Kritikern seinerseits, der Schutz der Personenrechte werde meist als Vorwand benutzt, um missliebige Informationen zu unterdrücken. Dieses Argument höre er sogar aus anderen Redaktionen. Dabei ist das Hauptproblem der Medien heute nicht mehr die Staatszensur, sondern das Corps-Denken der Eliten, zu denen auch die im Élysée akkreditierten Journalisten gehören , sagt Gaillard. Warum berichteten Le Figaro oder Le Monde jahrelang nie über die Luxusreisen der Pariser Prominenz nach Tunesien? Etwa, weil ihre Redakteure selbst den Einladungen des tunesischen Ex-Diktators Ben Ali folgten? Canard-Redakteure nehmen aus Prinzip weder Geschenke noch Orden wie die Ehrenlegion an. Dafür brachten sie die Tunesien-Affäre ins Rollen. 2011 zwangen sie damit sogar Außenministerin Michèle Alliot-Marie zum Rücktritt. Der Canard gehört seinen Redakteuren (auch wenn sie ihre Anteile nicht verkaufen und nicht an der Börse spekulieren dürfen). Die Ausnahme wirkt umso auffälliger, als die anderen wichtigen Pariser Zeitungen wie Le Figaro oder Le Monde heute Großkonzernen gehören – oder Verlegern, die mit der Politik verbandelt sind und Rücksichten nehmen. Der Canard kann sich seine Freiheit und Frechheit leisten, weil er hochrentabel ist. Das ist die beste Garantie für Unabhängigkeit. Und das ist das vielleicht Erstaunlichste an der Enten-Saga: Das Blatt mit dem biederen Look eines Studentenorgans ist rentabler als alle Pariser Medien, die sich teure Liftings verpassen. Der Canard verzichtet auf jede Werbung und Online-Ausgabe; er hat seit mehr als zwanzig Jahren keinen Relaunch durchgezogen und den Verkaufspreis von 1,20 Euro nie erhöht. Im vergangenen Jahr ist die Canard-Auflage leicht gesunken. Das passiert in Zwischenwahlzeiten öfters; nach der verkaufsstarken Sarkozy-Ära sorgt der Langweiler Hollande zudem für wenig Schlagzeilen. Auch hat der Canard heute Online-Konkurrenten wie das Enthüllungsportal Mediapart, auch wenn dessen Enthüllungen eher ideologisch motiviert sind. Dennoch erreicht die Canard-Auflage immer noch 400.000 Stück – mehr als die größten Pariser Tageszeitungen. Während diese von den Schulden erdrückt werden, fährt der modeste Enterich jedes Jahr satte Gewinne ein und sitzt auf Rücklagen von 120 Millionen Euro, von denen aus er fröhlich weiterquakt.' Nicht-Wissenschaft;UN-Sicherheitsrat soll deutlich gegen die Verantwortliche für den Absturz vorgehen. Kuala Lumpur – Ein internationales Tribunal soll dem Willen Malaysias zufolge die Schuldfrage beim Abschuss des Malaysia-Airlines-Flugs MH17 vor einem Jahr klären. Es sei wichtig, dass der Uno-Sicherheitsrat deutlich gegen die Verantwortlichen vorgehe, erklärte das Außenministerium in Kuala Lumpur am Montag. Auch die Niederlande hatten ein solches Tribunal Anfang Juli gefordert. 298 Menschen starben am 17. Juni beim Absturz der Maschine in der Ostukraine. Das Passagierflugzeug war über der Kriegsregion Donbass abgeschossen worden. Die Ukraine und westliche Staaten halten prorussische Rebellen für verantwortlich und werfen Moskau eine Mitschuld vor. Russland gibt die Schuld dagegen der Ukraine. Die meisten der Opfer stammten aus den Niederlanden, Australien und Malaysia. Die Uno-Vetomacht Russland ist gegen ein solches Gericht, solange die Niederlande ihre offizielle Untersuchung des Absturzes nicht beendet haben. Die Einsetzung eines solchen Tribunals wäre in Überstimmung mit dem bisherigen Vorgehen des Sicherheitsrates in solchen Fällen, betonte Malaysia. Ein Tribunal mit von der Uno ernannten Richtern und Anklägern wäre unabhängig und könnte zusätzliche Untersuchungen durchführen. Nicht-Wissenschaft;Der dänische Jazzgitarrist gastierte mit Thomas Morgan und Joey Baron im Wiener Porgy & Bess. Wien – Jakob Bro lässt sich und seiner Musik gerne Zeit. Viel Zeit. Man kann sich den Dänen als Aquarellisten auf der Gitarre vorstellen. Mit viel Hall tupft er sparsam Töne in den Raum, wo sie langsam verschwimmen und erst im Zusammenspiel mit verblassenden Klängen ihre volle Wirkung entfalten. Wenn sich das ein wenig nach der Gitarrenlyrik von Bill Frisell anhört, ist das kein Zufall. Der renommierte US-Gitarrist hat bereits auf mehreren Alben seines jungen dänischen Kollegen mitgespielt und ihn auch live begleitet. Für das aktuelle Album Gefion, mit dem er sich nun auch auf dem Münchner Label ECM als Leader präsentiert, hat Bro auf oftmalige Gäste wie Saxofonlegende Lee Konitz verzichtet und sich auf sein Trio konzentriert. Dessen Bassist Thomas Morgan war es auch, der Bros minimalistische, dabei hochmelodiöse Kompositionen am Montag beim Auftritt im Wiener Porgy & Bess mit seinem warmen Spiel verankerte. Als Dritter im Bunde fungierte nicht wie zuletzt Drummer Jon Christensen, sondern Joey Baron. Der erfahrene Begleiter von Jazzgitarrengrößen wie John Abercrombie, Jim Hall und Frisell erweist sich als Glücksfall. Meist mit Schlagzeugbesen, oft auch nur mit bloßen Händen bringt Baron das Drumset zum Singen. Greift er zu den Drumsticks, genügt für unwiderstehliche Grooves ein Tänzeln auf den Becken. Zwar bevorzugt Bro für seine oft schwebend wirkende Musik einen klaren, lange anhaltenden, vor allem mit Delay-Effekten angereicherten Gitarrenton, als er ein Blues-Shuffle anstimmt, kommt aber eine andere, knochentrockene Stimme hinzu. Mit unberechenbaren Phrasierungen entgeht er Klischees, erinnert am ehesten an das eigenwillige Spiel von Howlin Wolfs einstigem Gitarristen Hubert Sumlin. Als Bro später zum Bottleneck greift, hört sich das an, als würde David Lynch Slide-Gitarre spielen. In Uptempo-Stücken ist Bro ein Meister dahinperlender Phrasen, eingängig, aber nie kitschig. Ob der niedrigen Lautstärke wartet das Publikum nach Stückende meist noch einige Sekunden, bevor es mit Applaus und Bravorufen einsetzt. Schönheit, sie kommt bei Jakob Bro auf leisen Sohlen. Wissenschaft;Wissenschaft und Religion dürfen nicht miteinander vermischt werden. Leider ist ihre Trennung oft mangelhaft - auch in Österreich. Dürfen Wissenschafter an Gott glauben? Selbstverständlich - warum denn auch nicht? Viele der größten Forscher der Vergangenheit waren gläubig und viele der heutigen Wissenschaftler sind es ebenfalls. Nur eines darf man nicht machen: Wissenschaft und Glauben vermischen. Denn beides passt einfach nicht zusammen. Und es ist auch gar nicht überheblich oder arrogant das zu behaupten. Es sind einfach zwei völlig unterschiedliche Arten, die Welt zu betrachten. Das sagen ja auch schon die Bezeichnungen. In der Wissenschaft geht es ums Wissen und gerade eben nicht darum, irgendwas ohne Beleg zu glauben. Die wissenschaftliche Methode in ihrer Idealform ist extra dafür da, objektive Erkenntnisse über die Welt zu erhalten. Erkenntnisse, die man dann mögen kann oder nicht - aber an die man auf keinen Fall glauben muss. In der Religion dagegen ist es oft ein Zeichen besonders großer Hingabe, wenn man Dinge glaubt, ohne dass hier objektive Belege existieren. Wissenschaft und Glaube passen nicht zusammen und wenn sie zusammen gezwungen werden ist es kein Wunder, wenn es dabei zu Konflikten kommt. Das klassische Beispiel dafür findet man in der Biologie. Spätestens seit Charles Darwin und Alfred Wallace im 19. Jahrhundert die grundlegenden Mechanismen der Evolution erkannt hatten, war klar, dass die biblische Schöpfungsgeschichte eben nur eine Geschichte ist. Eine von vielen Geschichten, die sich die Menschen seit Jahrtausenden über die Entstehung der Welt und ihrer Geschöpfe erzählen, die aber deswegen noch lange nicht real sein muss. Heute ist die Evolution als fundamentale biologische Theorie so gut bestätigt wie kaum eine andere wissenschaftliche Erkenntnis. Trotzdem beharren manche Gläubige weiterhin darauf, dass ihre eigene Schöpfungsgeschichte die einzige wahre Realität sei. Und das wäre ja auch alles nicht weiter tragisch, wenn nicht auch versucht würde, diese private Realität zum Maßstab für die Allgemeinheit zu erheben. Genau das passiert aber, wenn fundamentalistische Christen zum Beispiel fordern, im Schulunterricht die biblische Schöpfungsgeschichte als gleichwertige Alternative zur Evolution zu unterrichten. Unter dem Motto Teach the controversy wird vorgegeben, die Kinder doch selbst entscheiden zu lassen. Als einziger Gegenvorschlag zur wissenschaftlichen Evolution wird von den Fundamentalisten dann aber doch immer nur die Bibel zugelassen. Dabei herrscht wahrlich kein Mangel an Schöpfungsmythen, die man mit der gleichen Begründung ebenfalls als Alternativen zur Evolutionstheorie präsentieren könnte. Da wäre zum Beispiel die altägyptische Kosmogonie von Heliopolis, laut der der Lichtgott Atum sich zuerst selbst erschuf und dann per Masturbation die Luft- und Feuergötter Shu und Tefnut hervorbrachte. Oder die germanische Mythologie, laut der die ganze Welt und ihre Lebewesen aus dem geschlachteten Körper des Riesen Ymir gebildet wurden (die Wolken am Himmel sind übrigens die Reste seines Gehirns und die Erde auf der wir heute leben wurde seltsamerweise aus seinen Augenbrauen erschaffen). Sehr anschaulich ist auch der Schöpfungsmythos der zentralafrikanischen Kuba-Föderation: Der Riese Mbombo erbrach demnach zuerst Sonne, Mond und Sterne und danach die Vorfahren aller Tiere und Menschen. Es fällt leicht, diese speziellen Mythologien ins Lächerliche zu ziehen. Aber sie sind genau so gut - oder besser gesagt genau so schlecht - durch objektive Fakten belegt wie die biblische Schöpfungsgeschichte des Christentums. Es sind Geschichten, die viele verschiedene Zwecke erfüllt haben und immer noch erfüllen - aber definitiv nicht die Realität beschreiben. Und wenn man Schülerinnern und Schülern keine kotzenden Riesen und masturbierenden Götter als Alternative zur wissenschaftlichen Evolution präsentieren will, dann sollte das auch für den Schöpfungsmythos der Christen gelten. Dabei spielt es auch keine Rolle, ob er sich als Intelligent Design tarnt und einen wissenschaftlichen Anstrich zu geben versucht. Religion und die Geschichten, die sich unsere Vorfahren über die Entstehung der Welt und ihrer Lebewesen ausgedacht haben, sollen durchaus ihren Platz im Lehrplan der Schulen haben. Aber es handelt sich dabei eben nicht um Wissenschaft und sie haben daher auch nichts im naturwissenschaftlichen Unterricht zu suchen. In Österreich ist die Lage vielleicht auf den ersten Blick nicht ganz so dramatisch wie in den USA, wo die Kreationisten massive (und leider oft auch erfolgreiche) Lobbyarbeit für die Verbreitung ihre Lehre in den Schulen leisten. In Louisiana sollten Kinder beispielsweise bei einer naturwissenschaftlichen Prüfungsfrage, folgenden Satz vervollständigen: Ist es nicht großartig, was ___ erschaffen hat!. Aber auch hierzulande ist die Trennung zwischen Religion und Wissenschaft nicht so weit fortgeschritten, wie man es sich als rationaler Mensch wünschen würde. In einer Studie aus dem Jahr 2010 haben der Biologe Erich Eder, der Psychologe Andreas Hergovich und ihre Kollegen über 2.000 Schülerinnen und Schüler in weiterführenden Schulen in Wien nach ihren Vorstellungen zu Kreationismus und Intelligent Design befragt. Der kreationistischen Aussage Gott hat das Leben auf der Erde und alle Arten so erschaffen, wie es in der Bibel steht stimmten immerhin 28 Prozent zu und nur 53 Prozent lehnten sie ab. Bei der Aussage Das Leben auf der Erde wurde von einem höheren Wesen erschaffen und hat seitdem einen langen Entwicklungsprozess durchlaufen, der von diesem höheren Wesen gesteuert wird, die die Grundthese des Intelligent Design zusammenfasst, war die Zustimmung mit 34 Prozent noch höher und hier waren diejenigen, die sie ablehnten, mit 42 Prozent sogar in der Minderheit. Die Ursachen für die Verbreitung dieser unwissenschaftlichen Einstellungen bei den Schülerinnern und Schülern sehen Eder und seine Kollegen übrigens vorrangig bei der Beeinflussung durch die Eltern der Jugendlichen. Die Religion hat in Österreich glücklicherweise noch keinen Eingang in den Lehrplan des Biologieunterrichts gefunden. Eder und seine Mitarbeiter merken aber auch an, dass die fundamentale Bedeutung der Evolution durchaus noch besser vermittelt werden könnte. Wissenschaft und Religion vertragen sich nicht. Und das bedeutet nicht, dass das eine besser wäre als das andere. Sondern nur, dass man das eine nicht mit dem anderen verwechseln darf. Wissenschaft ist Wissenschaft und soll entsprechend vermittelt werden. Und Religion sollte Privatsache sein, auch und vor allem in den Schulen. Aber dort hängen meistens immer noch die Kreuze der Christen - denn wie sagte der ehemalige Vizekanzler Josef Pröll: Wenn der Staat religiöse Symbole verbannt, ist er nicht neutral, sondern nimmt Partei für den Atheismus. Und wenn der fehlende Anblick von Kreuzen schon als atheistische Propaganda interpretiert wird, dann fehlt nicht mehr viel, um im Sinne der Religionsfreiheit auch Kreationismus in den Biologieunterricht zu reklamieren... Wissenschaft;Schon in der Steinzeit achteten Menschen ihre Hunde – und bestatteten sie sogar mit Grabbeigaben, wie 8000 Jahre alte Funde aus Sibirien zeigen. Edmonton – Die Beziehung zwischen Menschen und Hunden ist einzigartig – und uralt. Über ihren genauen Anfang wird nach wie vor gestritten: Einige genetische Studien der vergangenen Jahre deuten auf eine Domestizierung vor bereits 40.000 Jahren hin, andere kommen zu einem deutlich späteren Zeitpunkt. Doch wie lange es auch her sein mag, dass Zwei- und Vierbeiner Freunde wurden, ihr Verhältnis nahm im Lauf der Zeit immer bemerkenswertere Züge an. Moderne Hunde folgen etwa dem Blick ihrer Besitzer, suchen deren Aufmerksamkeit per Augenkontakt und können sogar Emotionen an Gesichtern ablesen, wie Biologen herausfanden. Aber auch auf menschlicher Seite gibt es erstaunliche Verhaltensweisen, so behandeln etwa nicht wenige Hundehalter ihre Tiere annähernd wie ihresgleichen. Dass es sich dabei aber um kein ausschließlich zeitgenössisches Phänomen handelt, berichten nun Forscher um Robert Losey (University of Alberta) in einer Aussendung: Bei Ausgrabungen am Baikalsee in Russland stießen sie auf steinzeitliche Überreste von Hunden – in Grabstätten von Menschen. Genauere Untersuchungen bestätigten, dass manchen Tieren schon vor 8000 Jahren eine ausgesprochen menschliche Behandlung zuteilwurde. Sie wurden auf Friedhöfen (mitunter gleich gemeinsam mit ihren Besitzern) begraben und erhielten sogar Grabschmuck und Beigaben. Die Hunde wurden nach ihrem Tod wie Menschen behandelt, sagt Losey. Sie seien vorsichtig in Gräber gelegt worden, manchmal mit dekorierten Halsbändern oder zusammen mit Gegenständen wie etwa Löffeln. All das deute darauf hin, dass den Tieren genau wie Menschen ein Leben nach dem Tod zugesprochen wurde. Chemische Analysen der Knochen zeigten wiederum, dass die steinzeitlichen Hunde auch die gleiche Nahrung erhielten wie ihre Besitzer. Nach Ansicht der Forscher bestätigen diese Funde ein weiteres Mal den beispiellosen Platz, den Hunde in der Geschichte des Menschen einnehmen. Man findet weltweit mehr prähistorische Gräber von Hunden als von irgendeinem anderen Tier, selbst von Katzen oder Pferden, so Losey. Doch natürlich ist die Geschichte dieser zwischenartlichen Beziehung keine der gegenseitigen Zuneigung und Versorgung allein: Auch die Hunde vom Baikalsee wurden in erster Linie für tägliche, harte Arbeit eingesetzt, viele davon dürften Vorläufer von Schlittenhunden gewesen sein, wie Reste von Geschirr und Leinen andeuten. Und immer wieder wurden Hunde auch gänzlich anders genutzt – nämlich als Nahrung ihrer Besitzer. Nicht-Wissenschaft;Nach Berichten über Waffenlieferungen an syrische Rebellen droht zwei Journalisten lebenslange Haft. Istanbul/Wien – Ein medienöffentliches Verfahren sollte es nicht werden – das war schon vor dem Prozessstart am Freitag klar, und die Richter stellten dies zum Beginn der Verhandlung noch einmal klar. Die Verhandlung gegen den Chefredakteur der Zeitung Cumhuriyet Can Dündar und dessen Hauptstadt-Büro-Leiter Erdem Gül – ihnen droht im Fall einer Verurteilung lebenslange Haft – findet hinter verschlossenen Türen statt, legte das Gericht fest. So soll offenbar verhindert werden, was die beiden Angeklagten wenige Tage zuvor angekündigt hatten: den Fokus der Öffentlichkeit statt auf den Prozess selbst wieder auf den Bericht zu lenken, der ihn ausgelöst hatte. Denn dabei geht es um eine Angelegenheit, die die Regierung allem Anschein nach nicht in Berichten wiederfinden möchte: Im Mai 2015 hatte das links-säkulare Blatt neben einem von Dündar gezeichneten Bericht Bilder und Videos präsentiert, die von einer Razzia im Jahr 2014 stammen und geheime und mutmaßlich illegale Waffenlieferungen aus der Türkei an extremistische Rebellen in Syrien dokumentieren sollen. Auf den Bildern ist zu sehen, wie Beamte einen Lkw durchsuchen, in dem sich – versteckt unter Medikamentenschachteln – Artilleriegeschoße finden. Erdoğan gestand in der Folge ein, dass die Lkws dem Geheimdienst MIT gehörten. Sie hätten aber nicht Waffen für Extremisten, sondern Hilfen für Turkmenen geliefert – als deren Schutzmacht sich Ankara sieht. Vor allem aber drohte der Präsident den Journalisten. Diese stünden mit dem in den USA lebenden Prediger Fethullah Gülen in Verbindung. Dieser, ein früherer Unterstützer Erdoğans, der im US-Exil lebt, plane mittels eines Staates im Staat einen Umsturz. Daher, so Erdoğan, werde er die Angelegenheit nicht einfach vergessen können – er stellte auch persönlich Strafanzeige gegen die Journalisten. Dündar und Gül wurden im November 2015 wegen des Verdachts auf Spionage, der Preisgabe von Staatsgeheimnissen und der Vorbereitung eines Staatsstreichs in Untersuchungshaft genommen. Mehr als einen Monat verbrachten beide Männer in Isolationshaft, erst im Februar wurden sie nach einem Urteil des Obersten Gerichtshofes – den Erdoğan später heftig kritisierte – vorläufig wieder auf freien Fuß gesetzt. Vor dem Gericht demonstrierten Freitag rund 200 Menschen – unter ihnen auch europäische Diplomaten, wie Agenturen schrieben. Insgesamt hat die EU aber zurückhaltend auf die Rückschritte bei der Pressefreiheit in der Türkei reagiert – stattdessen baut sie in der Migrationskrise auf Ankara als Partner und hat bei einem Gipfel Mitte März der Regierung in Ankara Zugeständnisse gemacht. Nur wenige Tage zuvor hatte diese die auflagenstärkste Zeitung des Landes, Zaman, wegen deren Nähe zur Gülen-Bewegung unter ihre Kontrolle gebracht. Wissenschaft;In der Nacht auf Dienstag hat es geklappt: Sentinel-1B hob vom Weltraumbahnhof Kourou ab. Kourou/Darmstadt – Nach mehrmaliger Startverschiebung hat die Europäische Weltraumorganisation ESA den Erdbeobachtungssatelliten Sentinel-1B nun endlich ins All geschickt. Er hob in der Nacht auf Dienstag an Bord einer Sojus-Trägerrakete vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana ab. Der 2,3 Tonnen schwere Satellit ist Teil des europäischen Erdbeobachtungsprogramms Copernicus. Das Programm verfolgt das Ziel, den Zustand der Erde kontinuierlich zu erfassen und Fernerkundungsdaten über Ozeane, Landflächen, Atmosphäre und Klimawandel zu sammeln. Sentinel-1B ergänzt als den bereits gestarteten baugleichen Satellit Sentinel-1A, mit dem Copernicus im April 2014 startete. Bereits im All befinden sich zudem Sentinel-2A und Sentinel-3A. Im Laufe des Jahres sollen noch zwei weitere Satelliten starten, der vorerst letzte Start ist für 2020 geplant. Der Start von Sentinel-1B war ursprünglich für Freitagabend angesetzt gewesen. Er musste aber wegen zu starken Windes abgesagt werden – wie auch der zunächst für Samstag geplante Ersatztermin. Auch am Sonntag wurde der Countdown abgeblasen, nachdem es bei der Rakete technische Probleme gegeben hatte. Nicht-Wissenschaft;Johannes Newrkla, Franz Merlicek, Lukas Grossebner und Peter Mayer sind Gesellschafter. Wien – Kolportiert wurde es schon länger, jetzt ist auch amtlich, welche Kreativphalanx hier ihre Kräfte bündelt: Franz Merlicek, Johannes Newrkla, Lukas Grossebner und Peter Mayer gründen die Agentur Merlicek-Grossebner. Darauf weist horizont.at mit Verweis auf das Wirtschaftsblatt hin. In der Styria-Zeitung gibt es eine Rubrik, die Neu im Geschäft heißt und in der regelmäßig Unternehmensgründungen veröffentlicht werden. Aus einem Eintrag vom 12. Juni geht hervor, dass in Wien die Agentur Merlicek-Grossebner mit Sitz in der Kirchengasse gegründet wurde. Als Geschäftsführer und Gesellschafter fungiert Johannes Newrkla, Gründer der Werbeagentur Bluetango und lange bei Demner, Merlicek & Bergmann. Franz Merlicek ist Gesellschafter der neuen Agentur. Er verließ Demner, Merlicek & Bergmann nach dem Streit zwischen seiner Frau Rosa Haider-Merlicek und Mariusz Demner über die Ausrichtung der Agentur. Ebenfalls an Bord sind Lukas Grossebner, zuletzt Executive Creative Director bei Heimat, Berlin und zuvor bei DDB Tribal Wien, und Peter Mayer, der von DDB Tribal Wien kommt. Wissenschaft;Nur 13- bis 14-mal im Jahrhundert schiebt sich Merkur direkt zwischen Erde und Sonne. Wien – Mit dem Merkurtransit ereignete sich am Montag ab 13.12 Uhr das interessanteste Himmelsereignis des Jahres. Der Merkur, der innerste und kleinste Planet des Sonnensystems, zog von der Erde aus gesehen direkt vor der Sonne vorbei. Das seltene Schauspiel war in Österreich – wegen des guten Wetters – fast in voller Länge zu beobachten. Der Merkurdurchgang hat um 13.12 Uhr (in Wien) begonnen und endete um 20.44 Uhr. In diesen rund 7,5 Stunden zog der Planet als kleiner schwarzer Punkt langsam über die Sonnenscheibe. Merkur benötigt nur 88 Tage, um einmal um die Sonne zu kreisen. Etwa alle 116 Tage stehen Erde, Merkur und Sonne in einer Linie. Da die Merkurbahn aber gegenüber jener der Erde um sieben Grad geneigt ist, wandert er dabei meistens nördlich oder südlich der Sonne vorbei. Nur 13- bis 14-mal pro Jahrhundert geht es sich aus, dass Merkur direkt zwischen Erde und Sonne steht – und zwar immer im Mai oder November. Der letzte von Mitteleuropa aus sichtbare Merkurtransit war 2003, den nächsten gibt es am 11. November 2019. Deutlich seltener als Merkur- sind Venusdurchgänge – zuletzt faszinierten diese in den Jahren 2004 und 2012 viele Beobachter. Allerdings ist Merkur nur ein Drittel so groß, aber doppelt so weit von der Erde entfernt wie die Venus, deren Transit bereits an der Wahrnehmbarkeitsgrenze des menschlichen Auges lag, erklärte Alexander Pikhard von der Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie (WAA). Für die Beobachtung des Merkurtransits ist daher ein Feldstecher mit einer mindestens 30-fachen Vergrößerung oder ein Teleskop inklusive spezieller Sonnenfilter notwendig. Denn Merkur misst von der Erde aus gesehen nur ein 158stel des Durchmessers der Sonnenscheibe. Das ist mit freiem Auge nicht wahrnehmbar, so Pikhard. Auf jeden Fall müssen bei der Beobachtung spezielle Sonnenfilter verwendet werden, die im astronomischen Fachhandel erhältlich sind, betonte der Experte. Andernfalls würden schwerste Augenschäden bis zur Erblindung drohen. In Österreich fanden zahlreiche Veranstaltungen statt, wo man den Transit unter fachkundiger Anleitung und der notwendigen Ausrüstung beobachten konnte. In Wien lud etwa die WAA zur öffentlichen Beobachtung auf die Sofienalpe in Wien-Penzing, der Verein Kuffner-Sternwarte in den Augarten beim gleichnamigen Café-Restaurant und das Astronomische Büro Wien ins Freiluftplanetarium Sterngarten am Georgenberg bei der Wotrubakirche in Wien-Liesing. In Graz wurden beim Hauptgebäude der Uni Graz Beobachtungen mit Sonnenteleskopen und im Foyer des Hauptgebäudes ein Livestream vom Sonnenobservatorium auf der Kanzelhöhe geboten. In Linz bot die Linzer Astronomische Gemeinschaft Sonderführungen an der Johannes-Kepler-Sternwarte. In Klagenfurt konnte man an der Sternwarte das Ereignis beobachten, im Salzkammergut an der Sternwarte Gahberg. Nach Angaben des Vereins Kuffner-Sternwarte hat Johannes Kepler erstmals 1629 einen Merkurtransit berechnet, und zwar für den 7. November 1631. Wegen ungünstigen Wetters konnten nur vier Personen das Ereignis beobachten, darunter auch der Schweizer Johann Baptist Cysat, der den Durchgang in Innsbruck mitverfolgte. Die Beobachtungen des Merkurdurchgangs lieferten wichtige Informationen zur damals noch recht ungenau bestimmten Merkurbahn. Wissenschaft;So lautet zumindest der Befund einer aktuellen Studie, die Aussterberaten verglich. Ohne massives Gegensteuern werde die Erde Millionen Jahre zur Erholung brauchen. Miami – Die Erdgeschichte lässt sich nicht weniger an Ereignissen festmachen, die massenhaften Tod mit sich brachten, als die menschliche Historie. Die einzelnen Erdzeitalter werden vor allem aufgrund starker biologischer Veränderungen voneinander unterschieden. Damit sich aber die charakteristische Flora und Fauna einer Ära entwickeln konnte, musste erst die der vorangegangenen Epoche weichen. Oft geschah dies aufgrund katastrophaler Ereignisse, die binnen relativ kurzer Zeit eine längere Phase der Stabilität beendeten. In der Geschichte des Lebens gibt es eine lange Reihe von Massenaussterbeereignissen auf regionaler oder sogar globaler Ebene. Fünf davon hatten jedoch so drastische Auswirkungen, dass sie traditionell über alle anderen gestellt werden: Das bekannteste vor knapp 66 Millionen Jahren, das alle Dinosaurier mit Ausnahme der Vögel dahinraffte. Und das war noch vergleichsweise milde angesichts des größten der fünf Ereignisse: Nämlich vor 252 Millionen Jahren, als schätzungsweise 90 bis 96 Prozent aller Spezies ausstarben. Weitere Katastrophen von beinahe gleicher Größe ereigneten sich vor 440 bis 450 Millionen Jahren, vor 375 bis 360 Millionen Jahren und vor etwa 201 Millionen Jahren. Aus dem Fossilienbefund rechnen Paläontologen vor, dass dabei jeweils zwischen 60 und 75 Prozent der damaligen Spezies ausstarben. Insofern ist es starker Tobak, wenn eine Studie nun zum Befund kommt, dass das sechste große Massenaussterben begonnen habe. Wissenschafter der drei US-Universitäten Princeton, Stanford und Berkeley sowie der Universidad Nacional Autonoma de Mexico berichten in der Zeitschrift Science Advances, dass in unserer Gegenwart die Arten etwa hundert Mal schneller aussterben als in früheren Phasen. Die Big Five liefen nicht nur unterschiedlich schnell ab, sie hatten auch verschiedene Ursachen. Und nicht bei allen herrscht in der Wissenschaft Einigkeit darüber, was der Auslöser war: Ob Asteroideneinschlag, erhöhte vulkanische Aktivität, Klimawandel oder Versauerung der Ozeane – oder ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Faktoren. Das für die Gegenwart postulierte Massenaussterben lasse sich hingegen auf einen eindeutigen Faktor zurückführen: menschliche Aktivität und deren Folgen. Für ihre Analyse werteten die Forscher um Gerardo Ceballos von der Universidad Nacional Autonoma de Mexico das Aussterben von Wirbeltier-Arten aus, die Befunde können dabei allerdings nur grobe Schätzwerte sein. In früheren Phasen starben ihren Erkenntnissen nach pro Jahrhundert zwei von 10.000 Wirbeltierarten aus. Die Rate im zurückliegenden Jahrhundert war bis zu 114 Mal höher, als sie es ohne menschliche Aktivität gewesen wäre, heißt es in der Studie. Und dies selbst, wenn die zurückhaltendsten Schätzungen zugrunde gelegt würden. Es gebe keine relevanten Zweifel daran, dass wir in eine sechste große Welle des Massenaussterbens eintreten, sagte Co-Autor Paul Ehrlich von der Stanford University. Ceballos ergänzt, dass dies auch die Spezies Mensch betreffen werde – und zwar zu einem eher frühen Zeitpunkt inmitten der allgemeinen Aussterbewelle. Die Gründe für das beschleunigte Artensterben liegen der Studie zufolge unter anderem in der vom Menschen ausgelösten Klimaerwärmung, in der Umweltverschmutzung und in großmaßstäblicher Waldrodung. Nach Angaben der Weltnaturschutzunion IUCN sind 41 Prozent aller Amphibien-Arten und 26 Prozent aller Säugetier-Arten vom Aussterben bedroht. Es gibt Beispiele für Arten auf der ganzen Erde, bei denen es sich praktisch um wandelnde Leichen handelt, so Ehrlich. Die Autoren verbinden ihre Befunde mit einem eindringlichen Appell: Die Menschheit müsse ihre Bemühungen zum Erhalt bedrohter Arten schnell erheblich verstärken. Insbesondere müssten der Verlust des natürlichen Lebensraums, die Ausbeutung der Natur und der Klimawandel angegangen werden. Ohne Gegensteuern würde es Millionen Jahre dauern, bis sich unser Planet erhole, sagt Ceballo. Wissenschaft;Funde kamen bei Bauarbeiten ans Licht und sind 13.000 Jahre alt. Mexiko-Stadt – Mexikanische Archäologen haben die Überreste eines nach ersten Schätzungen 13.000 Jahre alten Mammuts freigelegt. Die Knochen seien bereits im Dezember in Tultepec nördlich von Mexiko-Stadt während Bauarbeiten an einem Abwasserkanal entdeckt worden, wie das mexikanische Archäologie-Institut INAH mitteilte. Es könnte sich dabei um ein Präriemammut (Mammuthus columbi) gehandelt haben, das weiter südlich als sein bekannterer Vetter, das Wollhaarmammut, lebte. Präriemammuts wurden noch größer als Wollhaarmammuts und zählten mit bis zu vier Metern Höhe zu den größten Rüsseltieren, die es je gegeben hat. Ob sie ebenfalls ein – möglicherweise weniger dichtes – Fell hatten, konnte bislang nicht eindeutig geklärt werden. Bisher sind in Tultepec innerhalb von drei Wochen etwa 60 Knochenstücke gefunden worden. Die Forscher vermuten, das Tier sei zum Zeitpunkt seines Todes zwischen 20 und 25 Jahre alt und etwa drei Meter hoch gewesen. Das Mammut sei damals wahrscheinlich nach seinem Tod von Menschen zerstückelt worden. Nicht-Wissenschaft;FC Bayern will Bestmarke gegen Nachbar Ingolstadt knacken – Erster Bundesliga-Vergleich. München – Der FC Bayern München will im Nachbarschaftsduell mit dem FC Ingolstadt die nächste Bestmarke knacken. Nach dem Ausrutscher in Mönchengladbach kann die Mannschaft von Trainer Pep Guardiola am Samstag zu Hause endlich ihre 21. Herbstmeisterschaft perfekt machen. Es wäre die fünfte Halbzeitkrönung in Serie – einmalig in der deutschen Fußball-Bundesliga. Franck Ribery wird allerdings fehlen. Nach Angaben des FC Bayern vom Freitag wurden bei dem Franzosen und auch bei Medhi Benatia nach dem 2:0 in der Champions League bei Dinamo Zagreb Muskelverletzungen diagnostiziert. Sowohl der Offensivstar als auch der Verteidiger werden wie auch David Alaba die restlichen drei Spiele bis zur Winterpause nicht mehr zur Verfügung stehen. Ribery hatte erst in der Vorwoche gegen Gladbach sein Comeback nach neun Monaten Pause gegeben. Auch ohne Ribery – im Duell der besten Offensive der Bundesliga (43 Tore) mit der schlechtesten (11) – hat der FC Bayern keine Zweifel am 14. Saisonsieg. Guardiola lobte den Gegner naturgemäß dennoch. Es hängt von uns ab, von unserer Intensität und Konzentration. Wir sind bereit, meinte der Spanier. Ein fröhliches Wettschießen der Hausherren möchten Ingolstadt und insbesondere Torhüter Ramazan Özcan unter allen Umständen unterbinden. Wir wollen verhindern, dass wir abgeschossen werden, betonte Trainer Ralph Hasenhüttl vor dem ersten Kräftemessen in der Bundesliga mit dem FC Bayern. Stürmer Lukas Hinterseer klang ähnlich: Wir werden sicher nicht in Ehrfurcht erstarren. Wir haben dort nichts zu verlieren. Der mit 20 Punkten aus 15 Partien beachtlich gestartete Neuling will an sich glauben. Wir haben nicht von vornherein verloren und hoffen, lange Zeit auf Augenhöhe zu sein, sagte Hasenhüttl. Der 48-jährige Steirer hat wie sein Assistent Michael Henke und Sportdirektor Thomas Linke eine Bayern-Vergangenheit. Hasenhüttl ließ seine Karriere einst im Zweier-Team der Münchner in der Regionalliga ausklingen. Außerdem stehen einander am vorletzten Hinrundenspieltag vier der sechs unter der Woche im Europacup beschäftigten Teams gegenüber. Im Blickpunkt steht das Derby zwischen Leverkusen und Mönchengladbach. Die drittplatzierten Gladbacher gehen trotz des internationalen Ausscheidens erhobenen Hauptes in die Partie und könnten den Rivalen um eine Top-Platzierung mit einem Sieg schon auf acht Punkte distanzieren. Beim Achten Leverkusen hängt der Haussegen nach dem verpatzen Sieg gegen den die B-Elf des FC Barcelona hingegen schief. Es wird mein ganzes Leben in meinem Gedächtnis bleiben, dass wir nicht gewonnen haben, sagte Trainer Roger Schmidt. Nicht-Wissenschaft;Ministerpräsident al-Abadi: "Wir brauchen keine ausländischen Kampftruppen auf irakischem Boden". Bagdad/Washington – Die irakische Regierung lehnt einen von den USA angekündigten Einsatz von Spezialeinheiten im Kampf gegen die Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS) in ihrem Land ab. Wir brauchen keine ausländischen Kampftruppen auf irakischem Boden, erklärte Ministerpräsident Haider al-Abadi am Dienstag. In einer zweiten Mitteilung ergänzte er später, jeder Militäreinsatz und jede Stationierung von ausländischen Truppen im Irak – ob Spezialkräfte oder sonstige – benötigten die Zustimmung seiner Regierung und müssten mit ihr abgesprochen werden. Unklar blieb damit zunächst, inwieweit die US-Regierung die Pläne mit al-Abadi abgestimmt hatte. Zuvor hatten bereits mächtige irakische Schiiten-Gruppen erklärt, sie würden die US-Truppen angreifen. US-Verteidigungsminister Ashton Carter hatte vor dem Kongress in Washington die Entsendung eines Expeditionskorps aus Spezialkräften in den Irak angekündigt. Dies solle dem Irak helfen, den Druck auf den IS zu erhöhen. Dazu gehörten Razzien, die Befreiung von Geiseln und die Ergreifung von IS-Anführern. Erwartet wurde in Washington eine Einheit aus etwa 200 Soldaten. Die regulären amerikanischen Kampftruppen waren 2011 aus dem Irak abgezogen worden. (APA, Reuters, 2. 12. 15) Nicht-Wissenschaft;Das Hauptaugenmerk, das die Autoren verbindet, liegt auf dem Nationalsozialismus. Wien – Der deutsche Regisseur Christoph Rüter (Brasch, 2011) begleitet für seinen Dokumentarfilm Krimis und das Dritte Reich (Mittwoch ab 22.10 Uhr auf Arte) drei international bekannte Schriftsteller, die Experten der nationalsozialistischen Ära sind, 18 Monate lang bei ihren Recherchen. Das Hauptaugenmerk, das die Autoren verbindet, liegt dabei auf dem Nationalsozialismus. Durch diese Epoche würden die Werke eine atmosphärische Dichte, die in keiner anderen Konstellation möglich wäre, erzeugen. Und obwohl das Dritte Reich in der deutschen Unterhaltungsliteratur lange gemieden wurde, hegen viele Menschen ein Interesse daran, was den Erfolg der jeweiligen Autoren ausmacht. Für den Film begleitet Rüter beispielsweise die französische Autorin Dominique Manotti, die Quartiere der Gestapo in Paris erkundet. Der britische Literat Philip Kerr hingegen zeigt, wie er vom Werbetexter zum Historiker wurde und erklärt sein Interesse an der Wannseekonferenz 1942. Für ihn ist das Schreiben von Kriminalromanen wie eine Sucht. Und der deutsche Journalist und Schriftsteller Volker Kutscher begibt sich in ein ehemaliges Konzentrationslager, um aus seinem neuen Roman Märzgefallene: Gereon Raths fünfter Fall vorzulesen. Er gibt damit Einblicke in einen Rosenmontagszug von 1933. Mit der Dokumentation zeigt Christoph Rüter dem Zuschauer einen Überblick über tatsächliche Ereignisse und deren Verbindung zum heutigen Genre des Kriminalromans.(sc, 23.3.2016) Wissenschaft;Kampf um die Klimaanlage: Das anhaltende Erbe des dänischen Ingenieurs Povl Ole Fanger. Er ist seit fast neun Jahren tot, aber laut einem Artikel in Science trägt er die Schuld – oder zumindest einen maßgeblichen Teil – daran, wenn Ihnen im Büro ständig kalt ist. Und zwar besonders, wenn Sie eine Frau sind. Die Rede ist von Povl Ole Fanger, einem dänischen Ingenieur, der in den 1960er-Jahren ein Modell für die ideale Innentemperatur in Bürogebäuden entwickelte, das immer noch vielerorts zur Anwendung kommt. Sein Idealwert von 21 Grad Celsius war jedoch für den typischen Büroangestellten seiner Zeit ausgelegt: Weniger leger gekleidet als heute und vor allem männlichen Geschlechts. Da Männer im Schnitt einen schnelleren Metabolismus als Frauen haben, wird ihnen nicht so leicht kalt. An dieser Stelle kontrolliere jeder selbst, auf welcher Seite des täglichen Kampfs um die Klimaanlageneinstellung sich mehrheitlich Männer beziehungsweise Frauen sammeln – auch wenn solchen Erfahrungen natürlich nur anekdotische Evidenz zukommen kann. Zwei Forscher der Universität Maastricht, Wouter van Marken Lichtenbelt und Boris Kingma, glauben nun einen besseren Richtwert gefunden zu haben, und berichten darüber in Nature Climate Change. Durch Messungen der biophysikalischen Daten von Männern und Frauen kamen sie auf einen Idealwert von 24 Grad Raumtemperatur. Danach sollten ihnen zufolge – im Gegensatz zur sexistischen Einstellung bisheriger Thermostate – Bürogebäude ausgerichtet werden, um möglichst große wärmeneutrale Zonen zu schaffen, die für beide Geschlechter erträglich sind. Nicht-Wissenschaft;Maximilian Hofmann und Jelic trafen für die Hütteldorfer, die mit fünf Siegen aus sechs Spielen in der EL-Gruppenphase vor den favorisierten Spaniern blieben. Wien – Da es keine bedeutungslosen Fußballspiele geben soll und darf, hat Rapids Trainer Zoran Barisic das abschließende Match der Gruppenphase als sehr wichtig eingestuft. Obwohl der Aufstieg längst fixiert war. Einem lieblosen Schaulaufen gegen Dinamo Minsk wurde eine Absage erteilt, die 34.800 Fans sind am Donnerstagabend nicht ins Happel-Stadion gekommen, um sich zu fadisieren. Die Verletztenliste war und ist umfangreich, Keeper Jan Novota (hat seinen Vertrag bis 2018 verlängert), Christopher Dibon, Louis Schaub und Philipp Schobesberger konnte nicht eingesetzt werden. Aber Rapids Kader ist relativ breit aufgestellt und Minsk zählt nicht zu den Allergrößten des Sports. Als Mittelstürmer wurde Mate Jelic aufgeboten, er wechselt sich mit Philipp Prosenik ab, beiden ist gemein, dass sie nicht in Serie treffen. Rapid begann forsch, die Weißrussen lauerten auf Konter. 20. Minute: Begunov legt Thanos Petsos im Strafraum, Kapitän Steffen Hofmann bekam die Gelegenheit, sein 70. Europacupmatch gebührlich zu feiern. Allerdings schoss er den Strafstoß weder scharf noch platziert, Goalie Gutor wehrte ab. Der 35-jährige Hofmann hätte mehr erwartet und verdient. Gutor hat bereits drei Elfer im Playoff gegen Red Bull Salzburg gehalten, das war dem Rapidler Hofmann aber wurscht. 29. Minute: Der andere Hofmann, der 22-jährige Maximilian, macht es besser. Nach einem Corner von Florian Kainz gelangt der Ball zu Stephan Auer, dessen Abschlag fällt auf den Kopf von Hofmann, Gutor reagiert blendend, den Abpraller verwertet der Innenverteidiger zum 1:0. Dinamo war nicht von der Rolle, Korytko traf die Stange (42.). Nach der Pause blieb Rapid leicht dominant. 59. Minute: wunderbare Kombination, via Kainz und Mario Pavelic gelangt der Ball zu Jelic, der das 2:0 besorgt. Der Kroate trifft vielleicht nicht in Serie, aber er trifft. 64. Minute: El Monir verkürzt nach einem Solo durch halb Wien auf 1:2. Dinamo drängte, Rapid verteidigte, kämpfte. Und wurde sogar Gruppensieger, da Viktoria Pilsen gegen Villarreal ein 3:3 erreichte. Barisic sagte: Es ist phänomenal, Respekt. Es gilt noch das Ligaspiel am Sonntag bei Titelverteidiger Salzburg zu überstehen. Am Montag wird um 13 Uhr in Nyon das Sechzehntelfinale der Europa League gelost, das ist zumindest körperlich nicht anstrengend. Im Gegensatz zur Weihnachtsfeier, die dann am Abend in der Pyramide Vösendorf vermutlich spät endet. Rapid trifft als Gruppenerster auf einen Gruppenzweiten oder einen der vier schlechteren Absteiger aus der Champions League. Manchester United ist auszuschließen. Gekickt wird am 18. und 25. Februar 2016, zunächst auswärts, dann im Happel-Stadion. Rund acht Millionen Euro an Prämien wurden bisher verdient. (Christian Hackl, 10.12.2015) SK Rapid Wien – Dinamo Minsk 2:1 (1:0) Ernst-Happel-Stadion, 34.800 Zuschauer, SR Aghajew (AZE) Torfolge: 1:0 (29.) M. Hofmann2:0 (59.) Jelic 2:1 (64.) El-Monir Rapid: Strebinger – Pavelic, Sonnleitner, M. Hofmann, Auer – Petsos, Schwab – Alar (80. Stangl), S. Hofmann (65. Grahovac), F. Kainz – Jelic (72. Prosenik) Dinamo Minsk: Gutor – Begunow, Politewitsch, Bangura, Witus – Korytko (85. Bulyga), Korzun, Premudrow (61. Woronkow), Adamovic (64. El Monir) – Udoji, Beciraj Gelbe Karten: Auer bzw. keine Die möglichen Rapid-Gegner im Sechzehntelfinale im Überblick: FC Sevilla ValenciaGalatasaray IstanbulSchachtar DonezkFenerbahce IstanbulFC SionBorussia DortmundMidtjyllandOlympique MarseilleSt. EtienneSporting LissabonFiorentinaAnderlechtSparta PragFC Augsburg Nicht-Wissenschaft;Abstiegskandidat rüstet auf: Einigung mit Vereinen erzielt. Stuttgart Der deutsche Fußball-Bundesligist VfB Stuttgart steht unmittelbar vor der Verpflichtung von Weltmeister Kevin Großkreutz von Galatasaray Istanbul und des ukrainischen Teamstürmers Artem Krawez vom Aleksandar-Dragovic-Club Dynamo Kiew. Man habe mit beiden Vereinen eine Einigung erzielt, erklärte ein VfB-Sprecher am Montag. Stuttgart überwintert als Tabellen-15. mitten im Abstiegskampf. Der Arbeitgeber der ÖFB-Teamspieler Florian Klein und Martin Harnik soll laut Medienangaben zuletzt auch ein Angebot für Salzburg-Verteidiger Martin Hinteregger abgegeben haben. Nicht-Wissenschaft;Der Tiroler Ludwig Steiner war eine der Persönlichkeiten, die aus fester Überzeugung die Republik Österreich wiederauferstehen ließen – und sie, ohne selbst im Vordergrund zu stehen, geprägt haben. Wien – Was Ludwig Steiner über Minderheiten zu sagen hatte, klingt bedrückend aktuell: Wirtschaftliche Not, aber oft genug ist in letzter Zeit brutale Unterdrückung ganzer Volksgruppen die Ursache, dass gepeinigte Menschen auf den Straßen Europas auf der Flucht und zur Heimatlosigkeit verurteilt sind. Steiner schrieb das vor mehr als 20 Jahren unter dem Eindruck der Kriege im ehemaligen Jugoslawien – mit einem eindeutigen Bekenntnis: Setzt man sich jahrelang für eine Volksgruppe ein, die einem ganz persönlich nahesteht, so kommt man unweigerlich dazu, sich grundsätzlich für die Rechte aller Volksgruppen einzusetzen. In Steiners Fall war die ihm nahestehende Volksgruppe jene der Südtiroler in Italien – obwohl er selbst in Innsbruck geboren wurde und von dort in die Politik nach Wien gekommen war. Und das kam so: Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs war der als Wehrmachtssoldat schwer verwundete Steiner in einer Gruppe von Widerstandskämpfern aktiv, die Innsbruck von der Nazi-Herrschaft befreien konnten, ehe die Alliierten die Stadt erreicht hatten. Die Gruppe wurde von Karl Gruber geführt, einem Innsbrucker, der vorher in Berlin im Widerstand tätig gewesen war und nach Kriegsende zum ersten Landeshauptmann von Tirol wurde. Steiner wurde sein Sekretär. Gruber gründete die österreichische Staatspartei – und schickte Steiner nach Wien, um mit der provisorischen Bundesregierung und der ÖVP Fühlung aufzunehmen. Damals, erinnerte sich Steiner später, war man in Tirol nicht ganz sicher, was von der in der sowjetischen Besatzungszone installierten Wiener Regierung zu halten wäre. Die Bestrebungen zur Einheit setzten sich aber durch, die Staatspartei wurde in die Volkspartei eingegliedert. Gruber kam in die Bundesregierung, wurde Außenminister unter Bundeskanzler Leopold Figl. Steiner schloss sein Volkswirtschaftsstudium ab ging ebenfalls in den diplomatischen Dienst und widmete sich seinem Lebensthema Südtirol. Durch Gruber war er in die Vorbereitung des Staatsvertrags 1955 eingebunden – über Grubers Empfehlung wurde er der Kabinettschef von Bundeskanzler Julius Raab. Das war die Zeit der legendären Kaffeekränzchen in der Wiener Kärntner Straße 52, dem damaligen Parteisitz der ÖVP: Hier entschieden Raab und seine Berater die Linie der Partei (und damit der Regierung – letztlich des ganzen Landes), hier lernte Steiner das Spiel der Macht. Als Raab im April 1961 das Vertrauen seiner Partei verlor, sorgte er dafür, dass sein Vertrauter Steiner in die Regierung kam: Im Kabinett Gorbach war Steiner Staatssekretär im Außenministerium und damit Verbindungsmann zum damaligen Außenminister Bruno Kreisky (SPÖ). Machte er nicht gerade Karriere in der ÖVP, vertrat Steiner Österreich als Botschafter (in Bulgarien, Zypern und Griechenland). In der Partei sprachen ihn daher die älteren Weggefährten als Herr Staatssekretär, die Jüngeren als Herr Botschafter an – auch als er längst Berufspolitiker war. Das war die für die ÖVP schmerzhafte Zeit der Opposition: 1979 erlitt die ÖVP ihre bis dahin schwerste Wahlniederlage, Steiner zog auf einem Tiroler Mandat in den Nationalrat ein, wurde außenpolitischer Sprecher seiner Partei. Als 1987 das Außenministerium von der ÖVP zu besetzen war, musste er allerdings Alois Mock den Vortritt lassen. Steiner erwies sich elf Jahre lang als ruhiger, auch als Politiker diplomatisch agierender Parlamentarier. Er erwarb sich Ansehen bei allen Fraktionen. Und er glänzte am Ende seiner parlamentarischen Karriere als Vorsitzender des Lucona- und des Noricum-Untersuchungsausschusses, in denen die skandalöse Verbandelung der früheren SPÖ-Spitze mit dem Mörder Udo Proksch und die ebenso skandalösen Machenschaften rund um neutralitätsgefährdende Waffenexporte der rot-blauen Regierung aufgearbeitet wurden. Seine letzte große öffentliche Funktion bekam er von Wolfgang Schüssel: Der schwarze Bundeskanzler machte ihm zum Vorsitzenden des Komitees des österreichischen Versöhnungsfonds für die Entschädigungszahlungen an ehemalige NS-Zwangsarbeiter. Am Sonntag ist Ludwig Steiner im Alter von 93 Jahren verstorben. Nicht-Wissenschaft;Verteidigungsministerium erstellt Bericht über mögliche Unterstützung in der Flüchtlingskrise – Nationalrat muss Einsatz zustimmen. Wien/Skopje – Das Verteidigungsministerium arbeitet derzeit an einem Bericht über eine mögliche Unterstützung Mazedoniens in der Flüchtlingskrise. Bis Mittwoch waren fünf Abgesandte des Ministeriums in Mazedonien auf Erkundungsmission, berichtete der Sprecher von Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (SPÖ) dem STANDARD. Die Abordnung habe die Situation an der Grenze erkundet, um zu erheben, wie das Bundesheer das Land unterstützen könnte. Die Hilfe hatte Doskozil dem mazedonischen Präsidenten bereits auf der Münchner Sicherheitskonferenz Anfang Februar zugesagt. Zur Unterstützung könnten Soldaten, Geräte und Ausrüstung, aber auch humanitäre Hilfe nach Mazedonien geschickt werden, heißt es aus dem Verteidigungsministerium. Es entscheiden selbstverständlich die Mazedonier, was sie hier benötigen. Rechtlich abgesichert sieht das Ministerium die Hilfe durch das Auslandseinsatz-Entsendegesetz. Darin ist festgelegt, dass Einheiten und Einzelpersonen unter anderem für Maßnahmen der humanitären Hilfe und der Katastrophenhilfe entsendet werden können. Wenn tausende syrische Flüchtlinge an der mazedonischen Grenze stehen, ist das eine humanitäre Notsituation, sagt der Sprecher Doskozils. Der Hauptausschuss des Nationalrats muss dem Einsatz zustimmen. Derzeit sind bereits sieben österreichische Polizisten an der mazedonischen Grenze im Einsatz. Nicht-Wissenschaft;Schalke-Manager Heldt: "Macht Sinn, weil er dort Spielzeit bekommt". Gelsenkirchen – Fußball-Bundesligist Sturm Graz kann wohl bis Saisonende auf Donis Avdijaj zählen. Der Leihspieler von Schalke 04 dürfte auch im Frühjahr für die Steirer im Einsatz sein, wie Schalke-Manager Horst Heldt am Donnerstag bekanntgab. Demnach solle der 19-Jährige bis Sommer bei Sturm bleiben. Das macht aus unserer Sicht Sinn, weil er dort viel Spielzeit bekommt. Avdijaj kam im Jänner 2015 auf Leihbasis von Schalke zu den Blackys, wo er schnell zum Leistungsträger aufstieg. Die letzten Wochen der Herbstsaison verpasste der Offensivspieler allerdings wegen Oberschenkelproblemen. Nicht-Wissenschaft;Verstärkte Merchandising-Aktivitäten geplant. Solna – Der Österreichische Fußball-Bund (ÖFB) steht vor einer grundlegenden Reform. Aufgrund eines Wartungserlasses des Finanzministeriums muss bis spätestens 1. Jänner 2017 eine Struktur geschaffen werden, in der die Profi-Abteilung des größten Sport-Fachverbandes des Landes in eine GmbH ausgegliedert ist. Die diesbezüglichen Planungen sind bereits am Laufen, wie ÖFB-Präsident Leo Windtner bestätigte. Wir haben schon Gutachten erstellen lassen und werden das in den nächsten Wochen angehen, erklärte der Oberösterreicher. Die Bereiche A-Nationalmannschaft, U21-Team und eventuell auch Cup könnten zur Gänze mit der bereits bestehenden Austrian Football Marketing GmbH (AFM), einer hundertprozentigen Tochtergesellschaft des ÖFB, zusammengeführt werden. Die AFM war 2014 unter anderem mit den Marketingagenden für den Cup-Bewerb und dem Sponsorpool des Nationalteams betraut. Im Vorjahr wurde nach Körperschaftssteuer ein Gewinn von knapp über 330.000 Euro erwirtschaftet. Ludwig-Nachfolge gesucht Als AFM-Geschäftsführer fungiert derzeit ÖFB-Generaldirektor Alfred Ludwig. Wer dem 65-Jährigen nach dessen Pensionsantritt im kommenden Sommer als Chef einer aufgewerteten AFM nachfolgen soll, ist noch offen. Zunächst einmal brauchen wir eine neue Struktur, dann werden wir über Personen reden, sagte Windtner. In diesem Zusammenhang sei eine interne Lösung denkbar. Dass wir bei uns im Haus hochwertige Mitarbeiter haben, ist durchaus erkennbar, betonte Windtner. Unabhängig von offenen Personalentscheidungen soll die neue Struktur laut Windtner noch im ersten Quartal 2016 stehen, ebenfalls im kommenden Jahr ist ein Testbetrieb geplant. Wir wollen sehen, wie sich das bewährt, meinte der ÖFB-Boss. In der anstehenden Neustrukturierung sieht der Oberösterreicher eine große Chance für den Nationalverband. Es wird eine klare Schnittstelle zwischen dem Profi- und Amateur-Bereich geben. Dadurch können wir eine klare Transparenz in den Betrieb bringen. Kernfrage Merchandise Im Zuge der Reform soll auch das Merchandising angekurbelt werden – aus diesem Bereich flossen im Vorjahr nur kolportierte 170.000 Euro ins 27-Millionen-Euro-Budget des ÖFB. Da werden wir in nächster Zeit sicher zusätzliche Aktivitäten setzen. Wir wollen die Möglichkeiten nützen, die sich durch die jüngsten Erfolge bieten, betonte Windtner. Arbeit gibt es für den 65-Jährigen also noch genug – wohl über das Ende seiner derzeitigen Amtszeit hinaus. Windtners Mandat als ÖFB-Präsident läuft noch bis 2017, eine neuerliche Kandidatur ist alles andere als unwahrscheinlich. Es ist zwar noch weit gegriffen, aber ich schließe das nicht aus, sagte der Generaldirektor der Energie AG Oberösterreich. Wissenschaft;Lkw hatte Meteoriten mit einem Gesamtgewicht von 1,5 Tonnen geladen - Vier Verdächtige in Haft. Buenos Aires - Die argentinische Polizei machte am Samstag bei einer Fahrzeugkontrolle eine unerwartete Entdeckung: Im Laderaum fanden die Beamten 215 gesteinsähnlicher Brocken, die sich später als Meteoriten mit einem Gesamtgewicht von 1,5 Tonnen entpuppen sollten. Woher die kosmischen Festkörper stammen, ist laut den Ermittler noch nicht eindeutig geklärt - dass sie illegal beschafft wurden, gilt allerdings als wahrscheinlich. Der verdächtige Lkw wurde 32 Kilometer vom sogenannten Campo del Cielo (Feld des Himmels) entfernt angehalten - dabei handelt es sich um ein bekanntes Meteoriten-Einschlaggebiet. Das größte Fragment des Campo-del-Cielo-Meteoriten wurde 1980 geborgen, mit mehr als 37 Tonnen Gewicht ist El Chaco das schwerste, das je in Argentinien entdeckt wurde, und nach dem Hoba-Meteoriten von Namibia der zweitschwerste Meteorit weltweit. Die Fahrzeuginsassen - drei Argentinier und ein Paraguayer - wurden wegen Diebstahlverdachts festgenommen. Die konfiszierten Meteoriten werden nun von Experten begutachtet. Wissenschaft;'Das Beispiel Schweiz zeigt, welche Auswirkungen Fremdenfeindlichkeit für eine vernetzte Wissenschaft hat. Wien – Ausgerechnet am Montagabend, an jenem Tag, an dem das Ergebnis der Wahl des österreichischen Bundespräsidenten verkündet wurde, stand bei einem Club Research in Wien – einer Diskussionsplattform für Wissenschaft und Forschung – die Internationalisierung der Forschung auf dem Programm. Der Hintergrund war zwar nicht unbedingt politischer Natur, denn Universitäten, Forschungszentren und Unternehmen beschäftigt derzeit vor allem der Spagat zwischen der notwendigen internationalen Ausrichtung und den nationalen Regulatorien, etwa bei der Forschungsförderung. Doch der Ausgang einer solchen Wahl und die politische Entwicklung insgesamt können gravierende Auswirkungen auf einen Forschungsstandort haben. Das zeigt sich am Beispiel der Schweiz, wie Matthias Kaiserswerth in seinem Vortrag demonstrierte: Der Direktor der Hasler-Stiftung und Vizepräsident der Schweizer Kommission für Technologie und Innovation verwies auf die Folgen der Volksinitiative Gegen Masseneinwanderung, die von der Schweizerischen Volkspartei (SVP) gestartet wurde, um die Zuwanderung mit Kontingenten zu begrenzen. Im Februar 2014 gaben die Schweizer der Initiative mit knapper Mehrheit ihre Zustimmung. Es kann ein Klima geschaffen werden, in dem Wissenschafter nicht mehr gerne in das Land kommen, sagte Kaiserswerth, bis 2015 Direktor von IBM Research. Dabei würden alle Forschungsstandorte heute im Wettbewerb mit anderen Ländern stehen. Eine Abgrenzung hat Folgen. Selbst die Schweiz kann es sich nicht leisten, bei der internationalen Vernetzung noble Zurückhaltung zu üben: Das Land nimmt daher an den Forschungsrahmenprogrammen der EU teil, dabei halten sich die Mittel, die aus der Schweiz in Richtung Brüssel geflossen sind, und jene Mittel, die aus der EU in die Schweizer Forschung gesteckt wurden, die Waage. Wichtig sind vor allem die Förderung einzelner Projekte sowie jene von Personen: Drei Viertel der Forscher in der Schweiz, die EU-Förderungen erhalten, sind Ausländer. Die SVP-Initiative hatte auch Folgen für diese Zusammenarbeit zwischen der EU und der Schweiz: Wegen der Ablehnung der Reisefreizügigkeit für kroatische Staatsbürger wurde die Zulassung des Landes zum Programm Horizon 2020 vorläufig bis Ende des Jahres begrenzt; derzeit wird über eine einmalige Verlängerung verhandelt, nachdem der Bundesrat der Ausweitung auf Kroatien doch noch zugestimmt hat. Der Attraktivität des Forschungsstandortes Schweiz sind solche Entwicklungen erwartungsgemäß nicht gerade dienlich; in Österreich braucht man zumindest für den Moment ähnliche Auswirkungen nur im Konjunktiv durchzudenken. Was macht einen Standort überhaupt attraktiv für Forscher aus dem Ausland? Matthias Kaiserswerth nannte dafür internationale Kooperationen, die Möglichkeit zur Mitnahme von Förderungen in andere Länder sowie Erleichterung bezüglich Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigungen. Beim Diskussionsabend, der in Zusammenarbeit mit der Schweizer Botschaft organisiert worden war, verwies Thomas Henzinger, Präsident des IST Austria, auf die Grenzen der Internationalisierung: Rechtliche und regulatorische Hürden stehen uns entgegen. So sei die Abwerbung eines Professors aus Deutschland allein wegen des Pensionsrechts schwierig. Nach Ansicht von Sabine Herlitschka, Chefin von Infineon Österreich, findet Forschung nur dort statt, wo das nötige Know-how vorhanden ist und die Rahmenbedingungen passen. Österreich habe sich in dieser Hinsicht bisher gut platziert. 20 Prozent der rund 3500 Mitarbeiter in Österreich kommen aus anderen Ländern. Europa muss sich im Kampf um die besten Köpfe klar positionieren, meint sie. Klaus Schuch, Direktor des Zentrums für Soziale Innovation (ZSI), verwies allerdings auf die steigende Bedeutung der Kosten von Forschung: In Indien beispielsweise gibt es hervorragend ausgebildete Ingenieure, die günstiger arbeiten können. Er sieht die Renationalisierung als Gefahr für einen Forschungsstandort und nannte als Beispiel Russland. Auch in Österreich bestehe die Gefahr, dass das Klima für Forscher aus anderen Ländern schlechter werde.' Wissenschaft;"Mainauer Deklaration 2015 zum Klimawandel" in Paris an François Hollande überreicht. Paris – 72 Nobelpreisträger warnen eindringlich vor den Folgen des Klimawandels. Sie unterstützen einen Aufruf, den die französischen Physiknobelpreisträger Serge Haroche und Claude Cohen-Tannoudji zusammen mit Hans Joachim Schellnhuber, dem Leiter des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), am Montag dem französischen Präsidenten François Hollande im Pariser Élysée-Palast übergeben haben. Die Mainauer Deklaration 2015 zum Klimawandel besagt, dass die Nationen der Welt die Chance der UN-Klimakonferenz in Paris im Dezember 2015 nutzen und entschlossen handeln müssen, um die künftigen Emissionen weltweit zu begrenzen. Der Aufruf wurde erstmals am Freitag, den 3. Juli 2015, im Rahmen der 65. Lindauer Nobelpreisträgertagung auf der Insel Mainau im Bodensee veröffentlicht. Seitdem traten 36 weitere Nobelpreisträger Gruppe bei. Wenn wir dem Klimawandel nicht entgegensteuern, so wird die Erde schließlich nicht mehr in der Lage sein, den Bedürfnissen der Menschheit gerecht zu werden und unsere ständig zunehmende Nachfrage nach Nahrung, Wasser und Energie zu decken. Und dies wird zu einer umfassenden menschlichen Tragödie führen, heißt es in der Deklaration. Die Initiatoren betonen, dass sie zwar keine Experten in der Klimaforschung seien, als Wissenschafter jedoch ein tiefes Grundvertrauen in den wissenschaftlichen Prozess hätten. Auch, wenn es weiterer Datensammlungen und Forschungen bedürfe, seien die Berichte des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) noch immer die verlässlichste wissenschaftliche Einschätzung zum von Menschen verursachten Klimawandel und somit die Grundlage, auf der die politischen Entscheidungsträger Maßnahmen gegen diese globale Bedrohung diskutieren müssten. Die Unterzeichner der Erklärung sind, mit Ausnahme des indischen Kinderrechtsaktivisten Kailash Satyarthi, mit einem Nobelpreis für Physiologie oder Medizin, Physik oder Chemie ausgezeichnet worden. Wissenschaft;Maxim Ljudomirski ist Experte für Lasertechnik. Moskau – Wegen Verrats von Staatsgeheimnissen ist ein russischer Physiker in einem nicht öffentlichen Prozess zu neun Jahren verschärfter Lagerhaft verurteilt worden. Das meldete die Agentur Interfax am Mittwoch unter Berufung auf ein Moskauer Stadtgericht. Für welchen fremden Staat der Chefingenieur für Lasertechnik gearbeitet haben soll, wurde nicht mitgeteilt. Der Verurteilte Maxim Ljudomirski war 2014 festgenommen worden. Russische Gerichte hätten damit im laufenden Jahr bereits mindestens drei Urteile wegen Verrats gefällt, hieß es. Zwei Männer seien zuvor wegen Spionage zu 13 und 12 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Nicht-Wissenschaft;Peter Pakesch, Vorsitzender der von der Künstlerin 2001 konzipierten Maria-Lassnig-Privatstiftung, will deren Werk im internationalen Kontext verankern. Am 17. Mai eröffnet die Tate Liverpool eine Retrospektive der 2014 verstorbenen Malerin. Wien – Es war im Herbst 2011, die große österreichische Malerin Maria Lassnig war nach einem Oberschenkelhalsbruch im Krankenhaus und sprach über Schmerzen, Atembeklemmungen, Todesängste. Und darüber, dass sie sich zeitlebens als Frau wie auch als Künstlerin zu wenig be- und geachtet gefühlt habe: Aber in der Kunst ist Eifersucht ein Ansporn. Und bitter fügte sie hinzu: Ich werde auch nach dem Tod noch lange nicht so gewürdigt sein, wie ich sein sollte. Das klingt hochmütig, aber es ist so. Am 6. Mai 2014 starb die Körperbewusstseinsmalerin. Und nationale wie internationale Ausstellungen widerlegen ihre düstere Vorahnungen. So eröffnet fast genau zwei Jahre nach ihrem Tod die Tate Liverpool am 17. Mai die erste große Lassnig-Retrospektive in Großbritannien, zeitgleich übrigens mit einer Francis-Bacon-Ausstellung. Lassnig hätte dieses außergewöhnlich prominente Kunst-Gipfeltreffen gewiss zutiefst befriedigt. Ebenso, dass ihre vierzig zumeist großformatigen Ölgemälde anschließend ins dänische Aalborg sowie nach Essen, Warschau und Prag weiterreisen. Auch Peter Pakesch ist glücklich über die Europatournee. Der ehemalige Joanneum-Chef ist Vorsitzender der von Maria Lassnig bereits 2001 konzipierten Privatstiftung. Deren alleiniger Zweck ist die Erhaltung und öffentliche Präsentation des Lebenswerks der Stifterin und die Erhaltung ihres künstlerischen Werkes für die Allgemeinheit. Stiftungssitz ist in Lassnigs ehemaligen Atelier- und Depoträumlichkeiten in der Gurkgasse im 14. Wiener Bezirk, wo bereits auf Hochtouren an der Erstellung des Werkverzeichnisses gearbeitet wird. Sammler sollten sich deshalb mit der Stiftung in Verbindung setzen. In der Gurkgasse soll auch ein Schauraum für eine qualifizierte Öffentlichkeit entstehen: Hier werden wichtige Werke präsent sein, damit etwa Kuratoren und Museumsdirektoren etwas sehen können. Das sei kein Ansatz für ein Lassnig-Museum, zielführender als ein eigenes Museum sei allemal die globale Präsenz in privaten wie musealen Sammlungen, so Pakesch. Da gebe es dringenden Aufholbedarf. Nach dem New Yorker Museum of Modern Art, das nach Lassnigs PS1-Ausstellung zugegriffen hat, verhandelt die Stiftung zurzeit mit dem Pariser Centre Pompidou. Das Museum Ludwig in Köln hat bereits eines ihrer letzten, schmerzvollen Schlüsselwerke erworben: Vom Tode gezeichnet (2011) hängt nun in der ständigen Schausammlung. Finanziert wird die Stiftung ausschließlich aus dem Nachlass der Künstlerin, genaue Zahlen möchte Pakesch nicht nennen, nur so viel: Wir befinden uns im mittleren zweistelligen Millionenbereich. Wir sind dabei, die Bestände der Stiftung genau zu klassifizieren. Es gibt Werke, die in der Kernsammlung bestehen bleiben sollen. Dann welche, die mit Vorbehalten nur an Museen gegeben und solche, die verkauft werden. Und schließlich gibt es Werke, die weder gezeigt noch verkauft werden sollen: Vor allem Arbeiten aus den späten 1940er- und frühen 1950er-Jahren muss man nicht groß streuen, viele davon mochte sie selber nicht. Sie sind künstlerisch nicht relevant, aber natürlich für die Forschung und wissenschaftliche Arbeit von großer Bedeutung. Das Stiftungsvermögen ist jedenfalls sehr solide, wir können sicherlich die nächsten zehn, zwanzig Jahre gut arbeiten. Und sogar ab 2017 im Zweijahresrhythmus – gemeinsam mit einer noch geheimen internationalen Institution – den mit 50.000 Euro dotierten Maria-Lassnig-Preis vergeben: und zwar an international tätige Künstlerinnen und Künstler in ihrer Karrieremitte, denen die ihnen zustehende Aufmerksamkeit oft (noch) nicht zuteil wird. Ein Preis, wohl ganz nach Lassnigs Geschmack: Auch ihr künstlerischer Erfolg stellte sich erst ab sechzig ein. Nicht-Wissenschaft;Chinesischer Internet-Milliardär erwirbt Chateau de Sours. Der chinesische Internet-Milliardär Jack Ma hat sich ein schickes Weingut in der Region Bordeaux gegönnt. Das regionale Amtsblatt weist ein dem Gründer des Online-Giganten Alibaba gehörendes Unternehmen mit Sitz in Hongkong als neuen Besitzer des Chateau de Sours aus. Über den Kaufpreis wollten sich die Verantwortlichen des östlich von Bordeaux gelegenen Gutes auf Anfrage nicht äußern. Das Chateau de Sours, ein prächtiges Anwesen aus dem 18. Jahrhundert, liegt in der Gemeinde Saint-Quentin-de-Baron im Weinbaugebiet Entre-Deux-Mers und ist 80 Hektar groß. Jedes Jahr werden dort 500.000 Flaschen Wein produziert. Für Spitzenweine mit besonderem Renommee ist das Chateau de Sours indes nicht bekannt, der Preis pro Flasche liegt in der Regel unter zehn Euro. Bisher gehörte das Chateau de Sours dem Briten Martin Krajewski, einem früheren Headhunter. Jack Ma interessierte sich laut einem Bericht der Regionalzeitung Sud Ouest insbesondere für das Weingut, weil es große Mengen Wein liefern kann, wahrscheinlich für seine Online-Handelsseiten. Mit einem auf 22 Mrd. Dollar (20 Mrd. Euro) geschätzten Vermögen ist Jack Ma der zweitreichste Mann Chinas. In der Weinregion Bordeaux gehören bereits rund 120 Güter chinesischen Investoren. Nicht-Wissenschaft;Ein 2:2 in Lwiw gegen Schachtar Donezk reicht nicht zum Aufstieg in die Gruppenphase. Im Finish ließen Beric und Prosenik Großchancen aus. Weiter geht es in der Europa League. Rapid ging es nicht zuletzt darum, sich nach dem Spiel in Lwiw in den Spiegel schauen zu können. Und das ist allemal geglückt. Sogar mit Bravour. An der Champions League nimmt aber trotzdem Schachtar Donezk teil. Trainer Zoran Barisic vertraute am Dienstagabend genau jenen elf Männern, die am 19. August in Wien recht tapfer mit 0:1 verloren hatten. Stefan Schwab wurde nicht zuletzt von Stefan Schwab in der Startformation erwartet, Srdjan Grahovac allerdings behielt den Posten im defensiven Mittelfeld, sein Offensivdrang ist geringer. Herr Mircea Lucescu, der Schachtar-Kollege von Barisic, hatte natürlich noch weniger Grund zum Rotieren. Rapid wollte geduldig bleiben, konsequent und vor allem fehlerlos verteidigen und bei passender Gelegenheit Nadelstiche setzen, also Tore schießen. Barisic hoffte zudem auf Glück. Auf viel Glück, auf einen günstigen Spielverlauf. Beides konnte natürlich kaum bis gar nicht trainiert werden. Forscher Beginn der Gastgeber Schachtar begann forsch, die mit fünf Brasilianern geschmückte Mannschaft hat Klasse, aber das wusste Rapid, das weiß Fußball-Europa. 10. Minute: Missverständnis zwischen Mario Sonnleitner und Stephan Auer, Alex Teixeira fährt dazwischen, Jan Novota wehrt ab, Marlos, bereits Schütze in Wien, trifft aus 17 Metern zum 1:0. Rapid musste nun reagieren, auf die Vorsicht pfeifen, die Grundordnung aber beibehalten. 13. Minute: Erster durchdachter Angriff, Robert Beric spielt Florian Kainz frei, sein Schuss wir von der Schachtar-Abwehr geblockt, Louis Schaub staubt per Kopf zum 1:1 ab, setzt den ersten Nadelstich. Das ist Effizienz. Ein Spektakel war eröffnet, Rapid versprühte in der fast ausverkauften Lwiw-Arena Mut und Zuversicht. 22. Minute: Foul an Beric kurz vor der Strafraumgrenze, solche Freistöße sind seit mehr als einem Jahrzehnt ein Fressen für Steffen Hofmann. Der Kapitän schlenzt den Ball über die Mauer in die Kreuzecke, der zweite Nadelstich. Rapid führte also 2:1 und war urplötzlich in der Champions League. Bis zur 27. Minute: Flanke Darijo Srna, Verteidiger Christopher Dibon verlängert den Ball per Kopf ausgerechnet zu Olexandr Gladkij, der macht das 2:2. Die Ukrainer hatten die Hierarchie hergestellt. Rapid passierten halt doch Fehler in der Defensive, dieser Fußballverein ist menschlich. Schachtar kreierte Chancen, die Gäste hielten dagegen, gingen das hohe Tempo mit. Pause. Chancen im Finish In der zweiten Halbzeit entwickelte sich ein gegenseitiges Belauern. Rapid benötigte einen Treffer zum Glück, zum Wunder. 63. Minute: Philipp Schobesberger, ein Stürmer, fast so schnell wie der Schall, ersetzt Hofmann. Ersatzkapitän Mario Sonnleitner sah Gelb-Rot. Das Siegestor, Beric hatte es nach Flanke von Philipp Prosenik auf dem Kopf (90.). Und Prosenik traf sogar noch die Stange (94.). Wir waren knapp dran, am Ende wäre es verdient gewesen, sagte Hofmann. Beric: Für dieses Tor hätte ich alle Tore meines Lebens gegeben. Rapid bleibt die Gruppenphase der Europa League. Auch nicht schlecht. Sie wird am Freitag ausgelost, das Startgeld beträgt 2,4 Millionen Euro. Die Königsklasse wäre 12 Millionen wert gewesen. Sie muss auf Rapid warten. (Christian Hackl aus Lwiw, 25.8.2015) Schachtar Donezk – SK Rapid Wien 2:2 (2:2)Arena Lwiw, 28.417 Zuschauer, SR Marciniak (POL) Torfolge: 1:0 (10.) Marlos1:1 (13.) Schaub1:2 (22.) S. Hofmann2:2 (27.) Gladkij Schachtar: Pjatow – Srna, Krywzow, Rakizkij, Azevedo – Fred, Stepanenko – Marlos, Alex Teixeira, Taison (87. Bernard) – Gladkij (83. Eduardo) Rapid: Novota – Pavelic, Sonnleitner, Dibon, Auer – Grahovac (70. Schwab), Petsos – Schaub (84. Prosenik), S. Hofmann (63. Schobesberger), F. Kainz – Beric Gelb-Rot: Sonnleitner (88., wiederholtes Foulspiel) Gelbe Karten: Fred, Gladkij, Srna bzw. Dibon Hinspiel 1:0, Schachtar mit dem Gesamtscore von 3:2 in der Champions-League-Gruppenphase, Rapid in der Europa-League-Gruppenphase Nicht-Wissenschaft;Installation muss allerdings bestätigt werden - bei Besuch von Erotik-Websites. Eine App namens playMovie/EroEroMovie hat es auf iPhone-Nutzer abgesehen, die auf Erotik-Websites unterwegs sind. Die Software erpresst User, ein Abo abzuschließen. Dabei lässt sich die App auch auf iPhones und iPads installieren, die keinen Jailbreak aufweisen. Beim Besuch der Website wird der Nutzer gefragt, ob dieser die App installieren will – bejaht dieser das Angebot erscheint noch eine Warnung, woraufhin bei erneuter Bestätigung die Software am Gerät landet. Symantec berichtete erstmals von der betrügerischen App in einem Blog-Eintrag. So ist es ein Novum, dass derartige Malware auch auf Geräten ohne Jailbreak mit derartiger Methode installiert werden kann. Dieser Verteilungsweg ist eigentlich einzig Mitgliedern des iOS Developer Enterprise Programs vorbehalten. Möglicherweise wurde ein Account eines Teilnehmers gekapert. Allzu großen Schaden verrichtet die App übrigens nicht. So wurde kein gefährlicher Schadcode gefunden. Wird die App gestartet, wird dem Nutzer angezeigt, dass dieser ein Abo abgeschlossen hätte und nun zahlen müsste. Dem Fake-Abo lässt sich leicht entgehen – einfach die App deinstallieren. Wissenschaft;Das Krainer Greiskraut besteht in Wirklichkeit aus vier Arten, wie Forscher der Uni Wien zeigen konnten. Eine davon ist ausschließlich in Österreich heimisch. Wien – Botaniker der Uni Wien haben in den österreichischen Alpen neue Pflanzenarten entdeckt. Sie fanden heraus, dass das häufig zu findende Krainer Greiskraut (Senecio carniolicus) eigentlich aus vier Arten besteht. Alle davon kommen in Österreich vor, eine sogar nur dort, berichten sie im Fachjournal Phytotaxa. Das in den Ostalpen und den Karpaten oberhalb der Waldgrenze in Zwergstrauch-, Rasen- und Pioniergesellschaften vorkommende Krainer Greiskraut wächst sehr vielgestaltig, speziell Blattform und Behaarung unterscheiden sich. Die Wissenschafter hatten diese Mannigfaltigkeit laut Aussendung der Uni Ausdruck einer hohen innerartlichen Variabilität gedeutet. Durch zellbiologische, molekulare und ökologische Methoden zeigten Gerald Schneeweiß und Kollegen nun, dass das Krainer Greiskraut vier Gruppen umfasst, die sich durch Chromosomenzahl, genetische Muster, Standortsansprüche und zum Teil ihre Nicht-Kreuzbarkeit deutlich voneinander unterscheiden. Es lag daher die Vermutung nahe, dass die Formenvielfalt auf die evolutionäre Differenzierung zwischen diesen Gruppen zurückzuführen ist. Mit der morphologischen Charakterisierung hat Schneeweiß nun den letzten Puzzleteil gelegt, um die verschiedenen Formen als Arten beschreiben zu können. In manchen Gebieten, wie den Kärntner Nockbergen, kommen drei der vier Arten zum Teil auf kleinstem Raum gemeinsam vor. Aber selbst hier ist es mit ein wenig Übung möglich, die verschiedenen Arten zu unterscheiden, so der Botaniker. Alle vier Greiskraut-Arten gibt es in Österreich, eines davon, das Norische Greiskraut, kommt ausschließlich in Österreich vor. Die österreichische Flora umfasst etwa 3.600 heimische oder schon länger eingebürgerte Arten und Unterarten an Farn- und Blütenpflanzen, von denen 32 nur in Österreich vorkommen. Zu den letztgenannten Endemiten kommt nun durch die Arbeit von Schneeweiß eine weitere Art hinzu. Dass die Pflanzenvielfalt Österreichs unterschätzt wird, glaubt Schneeweiß nicht. Man darf aber davon ausgehen, dass es noch weitere neue Arten und Unterarten zu erkennen gibt, so der Forscher. Neuentdeckungen seien überall möglich, selbst in vergleichsweise gut untersuchten Gruppen wie den Blütenpflanzen. Wissenschaft;Goldschaumstoff repräsentiert leichteste Form des Edelmetalls, die je hergestellt wurde, und hat viele Anwendungsmöglichkeiten. Zürich – Schweizer Wissenschafter haben einen Schaumstoff aus Gold geschaffen – es ist die leichteste Form des Edelmetalls, die je hergestellt wurde. Sie ist tausendmal leichter als herkömmliches Gold und von diesem mit bloßem Auge kaum zu unterscheiden. Ein Nugget aus Gold, so leicht, dass es in einer Tasse Cappuccino nicht untergeht, sondern auf dem Milchschaum schwebt: Wissenschafter der ETH Zürich unter der Leitung von Raffaele Mezzenga, Professor für Lebensmittel und weiche Materialien, stellten eine neue Art Schaumstoff aus Gold her, ein dreidimensionales Goldgeflecht, das zu einem Großteil aus Poren besteht. Es handelt sich dabei um den leichtesten je geschaffenen Goldklumpen. Das sogenannte Aerogel ist tausendmal leichter als ein herkömmliches Goldnugget. Es ist leichter als Wasser und beinahe so leicht wie Luft, sagt Mezzenga. Mit dem bloßem Auge ist die neue Gold-Form kaum von herkömmlichem Gold zu unterscheiden – auch das Aerogel glänzt metallisch. Im Unterschied zur herkömmlichen Form ist es jedoch weich und von Hand verformbar. Es besteht zu 98 Teilen aus Luft, nur zu einem geringen Teil aus festem Material. Und von diesem festen Material sind gut vier Fünftel Gold, bei knapp einem Fünftel handelt es sich um Milchprotein-Fasern. Das entspricht 20 Karat Gold. Die Wissenschafter schufen den porösen Stoff, indem sie zunächst Milchproteine erhitzten, um daraus Nanometer-feine Proteinfasern (amyloide Fibrillen) herzustellen. Diese gaben sie in eine Lösung aus Goldsalz. Darin vernetzten sich die Proteinfasern zu einem Grundgerüst entlang dessen das Gold gleichzeitig zu kleinen Partikeln auskristallisierte. So entstand ein gelartiges Goldfasernetz. Eine der großen Herausforderungen war, dieses feine Netzwerk zu trocknen, ohne es dabei zu zerstören, erklärt Gustav Nyström, Oberassistent in der Gruppe von Mezzenga und Erstautor der entsprechenden Studie in der Fachzeitschrift Advanced Materials. Da das Trocknen an der Luft die feine Struktur des Goldes beschädigen könnte, wichen die Wissenschafter auf einen schonenden und aufwendigen Trocknungsprozess mithilfe von Kohlendioxid aus. Sie arbeiteten dazu zusammen mit Forschern aus der Gruppe von Marco Mazzotti, Professor für Verfahrenstechnik. Die gewählte Methode, bei der die Goldpartikel direkt bei der Herstellung des Aerogel-Proteingrundgerüsts auskristallisiert werden (und nicht etwa zu einem bestehenden Grundgerüst hinzugegeben werden), ist neu. Der große Vorteil der Methode: Sie erlaubt auf einfache Art, ein gleichmäßiges Goldaerogel zu erhalten. Außerdem bietet die Herstellungstechnik den Wissenschaftern viele Möglichkeiten, auf einfache Weise die Eigenschaften des Goldes bewusst zu beeinflussen. Die optischen Eigenschaften von Gold hängen stark von der Größe und Form der Goldpartikel ab, so Nyström. Wir können daher die Farbe des Materials verändern. Wenn wir dafür sorgen, dass das Gold nicht zu Mikropartikeln sondern zu kleineren Nanopartikeln auskristallisiert, entsteht dunkelrotes Gold. Nicht nur die Farbe, auch weitere optische Eigenschaften wie die Absorption und Reflexion können die Wissenschafter auf diese Weise beeinflussen. Das neue Material könne dort zum Einsatz kommen, wo bereits heute Gold gebraucht werde, sagt Mezzenga. Die Eigenschaften des Stoffes wie zum Beispiel das geringere Gewicht, der kleinere Materialbedarf oder der poröse Aufbau brächten Vorteile. Der Einsatz in Uhren und Schmuck sind nur eine Möglichkeit. Eine weitere Anwendung ist die chemische Katalyse, wie die Wissenschafter in ihrer Arbeit zeigten. Da das hochporöse Material eine riesige Oberfläche hat, laufen darin von der Anwesenheit von Gold abhängige chemische Reaktion sehr effizient ab. Außerdem könnte das Material dort zum Einsatz kommen, wo Licht absorbiert oder reflektiert werden soll. Und schließlich kann man daraus Drucksensoren herstellen. Bei normalem Luftdruck berühren sich die einzelnen Goldpartikel im Material nicht, das Goldaerogel leitet Strom nicht, erklärt Mezzenga. Wird der Druck jedoch erhöht, das Material quasi zusammengepresst, beginnen sich die Partikel zu berühren, das Material wird leitfähig. Nicht-Wissenschaft;Kind erlitt schwere Verletzungen – Zustand des Buben, der in Tirol aus Fenster stürzte, ist stabil. Wien/Telfs – Ein einjähriges Mädchen ist in Klagenfurt aus dem vierten Stock eines Wohnhauses gefallen. Das Kleinkind erlitt dabei schwere Verletzungen und wurde nach notärztlicher Erstversorgung in das Klinikum Klagenfurt gebracht. Der Unfall ereignete sich bereits Mittwochnachmittag. Die Mutter war laut Aussendung der Polizei zum Unfallzeitpunkt alleine mit dem Kind in der Wohnung. Die Ermittlungen zur Unfallursache sind derzeit im Gange. Die Mutter wurde vom Kriseninterventionsteam betreut. Das einjährige Mädchen ist nach Auskunft der Polizei aus 14 Metern Höhe auf eine Grünfläche gestürzt. Nach vorläufigem Stand der Ermittlungen dürfte die Mutter das Fenster zum Lüften der Wohnung im Klagenfurter Stadtteil Waidmannsdorf geöffnet haben. In einem unbeobachteten Moment sei das Kind auf die Fensterbank gekrabbelt. Es erlitt beim Sturz lebensgefährliche Verletzungen. Nach dem Sturz eines 18 Monate alten Buben aus dem viertem Stock eines Mehrparteienhauses in Telfs in Tirol (Bezirk Innsbruck-Land), war der Zustand des Buben nach Angaben des Krankenhauses von Mittwochabend vorerst stabil. Dies teilte die Polizei am Donnerstag mit. Neue Ermittlungsergebnisse zum genauen Unfallhergang gebe es jedoch noch nicht. Die Mutter steht noch unter Schock und konnte deshalb noch nicht vernommen werden, meinte eine Polizistin. Auch weitere Zeugen des Unfalls wurden noch nicht einvernommen. Neue Ermittlungsergebnisse werde es deshalb frühestens morgen, Donnerstag, geben, fügte die Beamtin hinzu. Der 18 Monate alt Bub war Mittwoch früh bei dem Sturz aus dem Fenster lebensgefährlich verletzt worden. Laut Polizei dürfte das Kind auf das Fensterbrett geklettert sein und selbstständig das Fenster geöffnet haben, als die 28-jährige Mutter das Kinderzimmer gegen 8.30 Uhr für einen kurzen Moment verlassen hatte. Obwohl sich an der Außenseite des Fensters drei Quersprossen zur Absicherung befanden, stürzte der Kleine auf den darunter liegenden Asphalt. Die Fallhöhe soll über zehn Meter betragen haben. Wissenschaft;'Hermann F. Mark war einer der bedeutendsten österreichischen Chemiker – Die politischen Katastrophen des 20. Jahrhunderts prägten sein turbulentes Leben. Wien – Alles Leben ist Chemie. Warum dieser Satz vielen nicht mehr ganz jungen Österreichern besonders vertraut klingt, hat auch mit Hermann F. Mark zu tun. Der weltberühmte Chemiker war 1978 Präsentator einer zehnteiligen ORF-Fernsehreihe unter eben diesem Titel – zu einer Zeit, als man im staatlichen TV noch etwas mehr Wert auf die Erfüllung des wissenschaftlichen Bildungsauftrags legte als heute. Mark war damals bereits 83 Jahre alt und lebte schon seit fast vier Jahrzehnten in den USA, wohin er nach dem Anschluss im März 1938 unter dramatischen Umständen geflüchtet war. Den Kontakt zu seiner Geburtsstadt Wien hat Mark aber nie aufgegeben. Und obwohl er aus Wien vertrieben wurde, hier kaum ein Drittel seines Lebens verbrachte und 1992 in Texas starb, wurde seine Urne am Matzleinsdorfer Friedhof in Wien beigesetzt. Geboren wurde Hermann Mark 1895 als Sohn eines prominenten Chirurgen, der vom Judentum zum Protestantismus konvertiert war. Sigmund Freud gehörte ebenso zu den Bekannten der Familie wie Arthur Schnitzer oder Theodor Herzl. Schon als hochbegabter Teenager hatte Hermann Mark vielfältige Interessen: Mit zwölf Jahren besuchte er erstmals naturwissenschaftliche Vorlesungen an der Uni Wien, schwärmte für die Musik Gustav Mahlers und war zudem exzellenter Sportler, kurz sogar Mitglied der Fußballnationalmannschaft. Dann kam der Erste Weltkrieg; Mark diente viereinhalb Jahre bei den Kaiserjägern, ab 1916 gehörte ein gewisser Engelbert Dollfuß Marks Regiment als Maschinengewehrspezialist an. Mark wurde drei Mal verwundet, erhielt 14 Tapferkeitsmedaillen und war angeblich der meist ausgezeichnete Truppenoffizier Österreichs. Trotz Kriegsgefangenschaft bis Oktober 1919 promovierte der tapfere Soldat bereits 1921 an der Uni Wien in Chemie, natürlich summa cum laude. Unmittelbar danach ging er aber nach Deutschland. Eine steile Karriere zwischen Universität, außeruniversitärer Forschung und Industrie begann, Mark war sowohl in der Chemie wie auch in der Physik an vorderster Front tätig: In Berlin konnte er als Kristallografieexperte mittels Röntgenbeugung die langkettige Molekülstruktur von Textilfasern aufklären, die zu den sogenannten Polymeren gehören. 1926 wechselte zu in die Industrie zu I.G. Farben, dem damals größten Chemiekonzern der Welt, und half sowohl in Theorie wie auch Praxis mit, dass die Firma zu einem der führenden Hersteller der ersten Kunststoffe wurde, die ebenfalls zu den Hochpolymeren zählen. In Deutschland gehörte der spätere Chemie-Nobelpreisträger Linus Pauling ebenso zu Marks Schülern wie der Physiker Edward Teller, der spätere Vater der Wasserstoffbombe. Angesichts des unaufhaltsamen Aufstiegs der Nationalsozialisten und seiner halbjüdischen Herkunft übersiedelte Mark im Herbst 1932 nach Wien, wo die Professur für physikalische Chemie frei geworden war. Die meisten Professoren der Philosophischen Fakultät wollten damals einen Arier, der politisch nicht links stehen durfte. In einem Brief anlässlich des Berufungsverfahrens gab ein (antisemitischer) Professor der Uni Wien immerhin auch Folgendes zu bedenken: Bei den vielfältigen Beziehungen gerade in der Chemie zum Judentum erwartet niemand von vornherein von einem Vertreter dieses Faches, dass er alle Juden, mit denen er notwendigerweise zu tun hat, sofort umbringt. Dass ausgerechnet der Halbjude Mark berufen wurde, hatte wohl auch damit zu tun, dass Ernst Späth, der damals mächtige Mann in der Chemie, kein ausgesprochener Antisemit war. Womöglich spielten aber auch Marks politische Beziehungen mit eine Rolle: Sein ehemaliger Untergebener Engelbert Dollfuß wollte Mark 1933 sogar als Handelsminister haben. Der frisch gebackene Ordinarius begnügte sich indes damit, das Ministerium in Sachen Holznutzung zu beraten und war zudem Mitglied des Erziehungsausschusses. Und als Dollfuß im Juli 1934 ermordet wurde, hielt Mark am Sarg seines Kriegskameraden Totenwache. Trotz der politischen und wirtschaftlichen Katastrophen dieser Jahre gelang es dem Chemiker, sein Institut binnen kürzester Zeit zu einem Weltzentrum der neuen Hochpolymerforschung auszubauen, wie Nuno Maulide, aus Portugal stammender Chemie-Jungstar an der Uni Wien, würdigt: Mark leistete in Wien entscheidende Beiträge, die Polymerchemie als eigene Subdisziplin des Faches zu etablieren. Und auch bei der Kommerzialisierung der Polymere spielte er eine entscheidende Rolle. Dabei halfen ihm die nach wie vor guten Beziehungen zu I.G. Farben, die einen Teil seiner Mitarbeiter finanzierten. Viele dieser jungen Forscher hätten aufgrund ihrer jüdischen Herkunft keine Chance auf eine Anstellung an der Universität Wien gehabt, sagt Johannes Feichtinger, Wissenschaftshistoriker an der ÖAW, der über Mark und dessen hochproduktives Wiener Team geforscht hat, dem unter anderem der spätere Chemie-Nobelpreisträger Max F. Perutz angehörte. Mark und seine jungen Kollegen verfassten in den nicht einmal sechs Jahren bis zum Anschluss sieben Bücher und Dutzende wegweisende Fachartikel vor allem zur Chemie der Hochpolymere und Makromoleküle. Doch selbst das genügte dem leidenschaftlichen Bergfex Mark nicht, der Hobby und Wissenschaft verband, indem er wichtige Arbeiten zur Lawinenkunde verfasste. Als nach dem Juliabkommen des Jahres 1936 zwischen dem österreichischen Kanzler Kurt Schuschnigg und Adolf Hitler langsam absehbar wurde, dass nun auch in Österreich Gefahr drohte, organisierte Mark die Ausreise von rund 20 seiner Mitarbeiter in alle Welt. Damit war eine der erfolgreichsten Forschergruppen der Uni Wien für immer zerschlagen, denn nur die wenigsten Schüler Marks kehrten nach 1945 zurück nach Wien. Er selbst wartete mit der Ausreise im Frühjahr 1938 beinahe zu lange: Unmittelbar nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde er als Dollfuß-Freund verhaftet, sein Reisepass wurde eingezogen und konnte von Mark erst gegen teure Bestechung eines befreundeten Rechtsanwalts wiedererlangt werden. Hermann Mark hatte aber längst selbst auch damit gerechnet, Österreich verlassen zu müssen, und als Wissenschafter ließ er sich einen besonderen Trick einfallen, um sein Vermögen an den Nationalsozialisten vorbei ins Ausland zu schaffen: Er kaufte in den Monaten vor dem Anschluss 1,1 Kilogramm Platindraht und verbog ihn zu unauffälligen Metallkleiderbügeln. Mit dieser wertvollen Fracht und Skiern am Auto flüchtete er mit seiner Familie unter abenteuerlichen Umständen über die Grenze in die Schweiz, nach Frankreich und England. Dann ging es mit einem Schiff weiter nach Kanada und in die USA. 1940 trat er ins Polytechnic Institute in New York ein, wo er sich auch um die US-Kriegswirtschaft verdient machte, sagt Johannes Feichtinger: Mark hat den USA nach dem Verlust des Zugangs zu Naturkautschuk der synthetischen Kautschukproduktion den Weg geebnet. Nach dem Krieg wurde Mark in den USA endgültig zu einem der führenden Pioniere der Erforschung und Kommerzialisierung von Kunststoffen, wovon rund 600 Fachartikel, 40 Bücher, rund 20 Ehrendoktorate und zahlreiche andere Auszeichnungen zeugen. Zum Glück für Österreich blieb Mark mit seiner Heimat weiter in Kontakt: Er war Gastprofessor an der Universität Wien und auch maßgeblich am Aufbau einer Reihe heimischer Industrieunternehmen beteiligt. Schließlich wurde Mark mit Alles Leben ist Chemie auch noch zu einem Pionier der Wissenschaftsvermittlung. Solche Aktivitäten hält Nuno Maulide, selbst ein engagierter Popularisator, heute für besonders wichtig. Es war wohl typisch für Mark, auch bei der Kommunikation von Wissenschaft ein Pionier gewesen zu sein.' Wissenschaft;Forscher veröffentlichen sieben Fachartikel mit neuesten Erkenntnissen des Landers Philae über Tschurjumow-Gerassimenko. Göttingen/Wien – Zuletzt hatte ihm Pluto etwas die Show gestohlen, aber vergessen ist Tschurjumow-Gerassimenko, Zielkomet der Rosetta-Mission, keineswegs. Während Wissenschafter auf weitere Datenpakete vom Zwergplaneten warten, die über Monate hinweg portionsweise eintreffen werden, läuft die Auswertung der mit dem Landemodul Philae gewonnenen Erkenntnisse auf Hochtouren. Das US-Wissenschaftsmagazin Science bringt in seiner aktuellen Ausgabe gleich sieben Studien zu Tschuri. Wissenschafter analysierten seine Temperatur, den offenbar sehr homogen aufgebauten Kopf des entenförmigen Kometen und dessen hohe Porosität sowie mögliche Erosionsprozese an der Oberfläche. Noch nie konnte die Anatomie eines Kometen derart durchleuchtet werden. Besondere Bedeutung wird der Vielzahl organischer Moleküle beigemessen, die im Oberflächenstaub des Kometen gefunden wurden. Insgesamt 16 unterschiedliche organische Verbindungen konnten laut dem Göttinger Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung nachgewiesen werden. Vier davon – Methyl-Isocyanat, Aceton, Propionaldehyd und Acetamid – waren von den Forschern zu eresten mal auf dem Kometen nachgewiesen worden. Alle enthalten Kohlenstoff und Wasserstoff, drei auch Stickstoff. Ein weiteres Team fand Hinweise auf größere kettenförmige Moleküle. Viele davon gelten als Schlüsselmoleküle für biochemische Reaktionen – etwa bei der Entstehung von Zuckern oder Aminosäuren. Die europäische Raumsonde Rosetta hatte das Mini-Labor Philae am 12. November 2014 nach zehnjähriger Reise auf dem Kometen abgesetzt. Statt weich aufzusetzen prallte Philae mehrmals von der Kometenoberfläche wieder ab. Bei seinem ersten Auftreffen auf dem Kopf des entenförmigen Kometen in der Region Agilkia traf die Sonde auf eine weiche, körnige Oberfläche von mindestens 20 Zentimetern Dicke, wie ein Team um Jens Biele vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln berichtet. Die meisten Partikel dort hätten einen Durchmesser von höchstens einem Zentimeter. Darauf können die Wissenschafter aus Daten über die weitere Flugbahn und Dämpfungseigenschaften der Beine des Landers schließen, wie Norbert Kömle vom Institut für Weltraumforschung der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in Graz erklärte. Da Philae sich nicht festhaken konnte, gelangte das Mini-Labor mit langsamen Hüpfern auf seinen letzten Landeort namens Abydos. Diese im Vergleich zum geplanten Landungsort viel schattigere Stelle erschwerte die Energieversorgung der Sonde, der nach wenigen Tagen der Strom ausging. Nachdem der Komet sich in den vergangenen Wochen immer stärker der Sonne angenähert hatte, erwachte sie am 13. Juni wieder und kommunizierte mit Rosetta, die den Kometen umkreist und die Verbindung zur Erde herstellt. In den folgenden Tagen meldete sich der Lander insgesamt sechs Mal wieder. Seit 9. Juli erreichen Philae-Projektleiter Stephan Ulamec und sein Team aber keine Daten mehr. Es ist ein wenig frustrierend, einen scheinbar funktionstüchtigen Lander auf der Oberfläche eines Kometen zu haben, aber nicht mit ihm kommunizieren zu können, sagte der aus Österreich kommende Forscher. Trotz der ungünstigen Lage wurden in den ersten Tagen nach der Landung Experimente durchgeführt. Bei elektromagnetischen Messungen ergab sich etwa, dass die Zusammensetzung des oberen Teils des Kometen überraschenderweise relativ homogen sein dürfte. Aufgrund des Zeit- und Energiemangels konnte nicht geklärt werden, ob die eigentümliche Form des vermutlich vor etwa 4,5 Milliarden Jahren entstandenen Himmelskörpers eine Folge von Erosion ist, oder ob er aus ursprünglich getrennten Objekten besteht. Überraschend ist auch die Erkenntnis, dass Philae auf einer harten Oberfläche zum Stehen oder Liegen kam. Diese Beschaffenheit dürfte auch die geplante Durchführung des MUPUS-Experiment (Multi purpose Sensors for Surface and Subsurface Science) verhindert haben, erklärte Kömle, der an dem Projekt und zwei der sieben Fachartikel beteiligt ist. Offenbar ist die Oberfläche so hart, dass der Mechanismus, den mit einer scharfen Spitze ausgestatteten 35 Zentimeter langen MUPUS-Stab nicht wie gewünscht im Untergrund hämmern konnte. Obwohl das System über drei Stunden hinweg bis zu 500 Hammerschläge mit steigender Energie ausgeführt hat. Temperatur-Sensoren in den Harpunen, die Philae eigentlich bei der Landung im Boden verankern sollten, und in einem anderen Instrument zeigten, dass die Tagestemperaturen auf Tschuri zwischen 90 und 130 Kelvin (minus 183 und 143 Grad Celsius) liegen. Warum die Harpunen nicht abgefeuert wurden, sei noch immer unklar, so der Grazer Forscher. Meine Hoffnung wäre, dass man die Harpunen gegen Schluss der Mission einfach doch noch schießt und damit weitere Daten erhält, erklärte er. Laut einem weiteren Ko-Autor einer der neuen Publikationen, dem Planetologen Karsten Seiferlin von der Universität Bern, könnte die harte Oberfläche erst vor kurzem, etwa durch die starke Strahlung in Sonnennähe, entstanden sein. Das widerspreche allerdings der Annahme, dass sich der Komet seit seiner Entstehung kaum verändert hat und somit einen Blick in die Gegebenheiten vor Milliarden Jahren ermöglicht. Der erhoffte Zeuge der Entstehung des Sonnensystems leidet gewissermaßen an Amnesie, so Seiferlin. Nicht-Wissenschaft;Hanusch: "Auflagensteigerung führt nicht automatisch zu Reichweitensteigerung" – Methodenumstellung gemeinsam mit "Österreich" beschlossen. Wien – Der Verein Media Analysen weist Kritik von Österreich-Herausgeber Wolfgang Fellner an den jüngsten Ergebnissen der Reichweiten-Erhebung für Printmedien zurück. Die Media-Analyse attestierte der Tageszeitung Österreich für 2015 einen signifikanten Rückgang bei den Lesern. Fellner kritisierte darauf hin, dass die Zahlen in krassem Widerspruch zur jüngsten Auflagenkontrolle stünden. Wenn es so einfach wäre ..., meinte dazu Helmut Hanusch, Präsident des Vereins ARGE Media Analysen, am Freitag zur APA. Eine Auflagensteigerung führt nicht automatisch zu einer Reichweitensteigerung. Wenn ein Mehr an Auflage durch den Leser nicht aktiv gefordert wird, kann eine Auflagensteigerung dazu führen, dass Mitleser zu Erstlesern werden und die Reichweite davon unbeeinflusst bleibt bzw. kann die Reichweite ebenso sinken, weil insgesamt weniger Personen den Titel in die Hand nehmen. Eine Auflagensteigerung war und ist kein Allheilmittel, um Reichweiten zu steigern, erklärte Hanusch. Fellner hatte auf entsprechende Auflagensteigerungen seines Blattes in der Auflagenkontrolle (ÖAK) hingewiesen und eine Umstellung von Face-to-face-Befragung auf Internet-Umfrage für das schlechte Abschneiden seines Blattes in der Media-Analyse (MA) verantwortlich gemacht. Die neue Befragungsmethode führt dazu, dass wichtige Zielgruppen – vor allem jüngere, urbane und mobile Leser – offensichtlich nicht mehr ausreichend erreicht werden, so Fellner, der zudem von einer einseitig beschlossenen Maßnahme des Vereins Media Analysen sprach. Das ist schlicht und ergreifend falsch. Die Methodenumstellung wurde nicht einseitig beschlossen. Es gibt einen einstimmigen Beschluss der Generalversammlung des Vereins ARGE Media Analysen vom 28. November 2013. Bei dieser Generalversammlung waren Vertreter von Österreich anwesend, so Hanusch. Bei der Erhebung der Daten handle es sich um eine international anerkannt und bewährte Methode, die etwa auch der Media Server anwende, in dem alle Mediengattungen und Agenturen vertreten sind. Dass jüngere, urbane und mobile Leser nun nicht mehr ausreichend erreicht würden, ließ Hanusch nicht gelten. Tatsache ist, dass es gerade die steigende Mobilität der Menschen ist, die uns dazu veranlasst hat, die Methode zu ändern. Die Media-Analyse werde sich laut Hanusch den Zeichen der Zeit jedenfalls nicht widersetzen. Der Mobilität in der Bevölkerung muss Rechnung getragen werden, so der Vereinspräsident. Es gibt wohl kaum eine andere Studie, die so genau, objektiv und extern, nämlich getrennt von den erhebenden Instituten, geprüft und kontrolliert wird wie die MA. Die MA entsteht konsensual unter allen Marktteilnehmern und ist unter diesen nicht umstritten. Studiendesign, Methode und Umsetzung werden immer gemeinsam diskutiert, beschlossen und auch getragen. Nicht-Wissenschaft;Externe Dienstleister bieten "Bonitätsprüfungen" nach dubiosen Methoden – mit Daten zu Millionen Österreichern. Laurenz ist 23 Jahre alt, Student und lebt allein in einer Wohnung im neunten Wiener Gemeindebezirk. Bislang ist er keine Rechnung säumig geblieben. Diese Eigenschaften reichen, um ihm bei einer sogenannten Bonitätsprüfung einen hervorragenden Wert zu bescheren. Laurenz könnte sich einen teuren Fernseher besorgen und ihn per Ratenzahlung abstottern – oder im Internet für hunderte Euro Kleidung bestellen. Bei anderen ist das nicht so. Ein fiktives Beispiel: Amira, ebenfalls 23 Jahre alt. Ihr Kontostand ist zwar genauso hoch wie der von Laurenz, allerdings ist sie in letzter Zeit oft umgezogen. Außerdem hat sie online Babykleidung bestellt – was auf eine Schwangerschaft und damit also finanzielle Belastungen hindeuten könnte. Deshalb erhält sie kein grünes Licht für eine Ratenzahlung – denn ihr Score ist nur passabel. Dieser Wert gibt die vermeintliche Wahrscheinlichkeit an, mit der Personen oder Unternehmen ihre Kredite zurückzahlen können. Auch Spitzenpolitiker zittern vor ihnen: wenn etwa große Ratingagenturen wie Moodys berechnen, ob der österreichische Staat noch in die Kategorie AAA oder ins schlechtere AA fällt. Doch in der Wirtschaft sind solche Berechnungen nichts Neues. Privatpersonen kamen hingegen in den vergangenen Jahrzehnten nur äußerst selten mit ihnen in Kontakt. Da wurde höchstens beim geplanten Bau eines Eigenheims überlegt, ob es angesichts Jobaussichten, Familienplanung und wirtschaftlicher Gesamtsituation ratsam wäre, sich zur jahrzehntelangen Abzahlung einer Hypothek zu verpflichten. Viele Bankberater rühmten sich dann auch noch, die Persönlichkeit ihrer Klienten akkurat einschätzen zu können. Kein Wunder, dass in Werbekampagnen von Geldinstituten noch heute das Vertrauen öfter als andere Wörter auftaucht. Doch diese Zeiten sind vorbei: Mittlerweile regiert das Misstrauen. Selbst bei Kleinstbeträgen schalten Händler externe Dienstleister zur Bonitätsprüfung ihrer potenziellen Kunden ein. Allein in Österreich soll es laut Brancheninsidern pro Jahr dutzende Millionen Abfragen geben. Dafür verantwortlich sind natürlich auch neue Bezahlmöglichkeiten: Im Onlinehandel können Kunden per Lastschrift oder Kreditkarte bezahlen, außerdem locken Verkäufer mit Ratenzahlungen. Neue Smartphones werden etwa durch den Abschluss eines Mobilfunkvertrags über mehrere Monate hinweg abbezahlt. Ein Zahlungsausfall würde da natürlich schmerzen und soll bestmöglich ausgeschlossen werden. Durch dubiose Berechnungsmethoden und falsche Daten werden aber auch unbescholtene Bürger plötzlich für kreditunfähig erklärt. Mehrere Firmen haben sich in den vergangenen Jahren als externe Dienstleister auf Bonitätsprüfungen spezialisiert. Darunter beispielsweise CRIF oder Bisnode WiData. Gut ist ihr Ruf nicht. Hans Zeger, Obmann der Arge Daten, reagiert offenkundig genervt, spricht man ihn auf diese Unternehmen an. Was gibt es da zu sagen, das ist eine einzige Schmuddelbranche, sagt Zeger, der zahlreiche Skandale bei Bonitätsüberprüfern dokumentiert hat. Auch die Arbeiterkammer Wien ist besorgt. In einer groß angelegten Studie prangerte sie vergangenes Jahr die Praktiken der Bonitätsprüfer an. Dabei schweben zwei brisante Verdachtsmomente über der Branche: Erstens sollen sachfremde Daten in die Berechnung einfließen, was das Ergebnis verfälschen kann. Zweitens ist nicht klar, ob die Informationen auf legalem Weg bezogen worden sind. Zurück zu Laurenz, der im echten Leben anders heißt: Bisnode WiData hat ihm aufgrund seines Namens, seiner Adresse und seines Alters einen exzellenten Score berechnet. Das weiß Laurenz, weil er die Firma zur Herausgabe der über ihn gesammelten Daten aufgefordert hat. Aber reichen diese drei Merkmale – Name, Alter, Adresse – wirklich, um grünes Licht für Kredite zu geben? Bisnode bestreitet das. Scoreberechnungen beruhen auf einer Vielzahl von Elementen, heißt es auf Anfrage des STANDARD. Bei soziodemografischen Daten würde jedenfalls eine Vielzahl unterschiedlicher Elemente einfließen. Das passiert durch intransparente Algorithmen, die als Geschäftsgeheimnis gelten. Unklar bleibt dennoch, ob eine Amira aus dem fünfzehnten Bezirk oder ein Andreas aus Favoriten ähnlich gut wie Laurenz abgeschnitten hätten. Selbst wenn manche Namen – böse gesagt – auf ein bestimmtes Lebensumfeld hinweisen, wäre die Nutzung dieses Merkmals jedenfalls diskriminierend gegenüber dem jeweiligen Individuum, sagt Daniela Zimmer von der Arbeiterkammer Wien. Bisnode bestreitet solche Praktiken vehement und gibt an, nur handfeste und belegbare Fakten zu verwenden, um Ausfallswahrscheinlichkeiten zu berechnen. Prinzipiell sei laut Arbeiterkammer auch nichts dagegen einzuwenden, sogenannte schwarze Listen anzulegen, in denen Personen gesammelt werden, die ihre Rechnungen nicht bezahlen. In der Gewerbeordnung würden Wirtschaftsauskunfteien für Privatpersonen aber kaum reguliert, moniert Daniela Zimmer. Sie fordert daher, dass Bonitätsprüfungen erst ab einem bestimmten Betrag eingeholt werden dürfen, um die Inflation der Abfragen einzudämmen. Denn das Risiko eines Zahlungsausfalls gehöre zum Beruf des Händlers dazu – und wer sich im Netz für 15 Euro ein T-Shirt bestellt, sollte sich damit nicht zu Spekulationen über seine Finanzlage verpflichten. Außerdem sollen nur sachlich begründbare Schlüsse aus den Daten gezogen werden dürfen. So berichteten Branchenexperten, dass oftmalige Umzüge den Score einer Person verschlechtern – denn diese könnten ja so oft umziehen, um ihre Rechnungsadresse zu verschleiern. Eine infame Unterstellung, die sachlich kaum begründbar ist. Ein anderes Beispiel: In Deutschland wurde unlängst publik, dass die Bonität von Privatpersonen leidet, wenn sich diese bei verschiedenen Bankinstituten über Kredite informieren – und sei es nur, um die unterschiedlichen Angebote miteinander vergleichen zu können. Aber auch im Bereich der Datenbeschaffung sollen Bonitätsprüfer immer skrupelloser vorgehen. So vermutete etwa der Verein für Konsumenteninformationen (VKI) unlängst im Ö1-Magazin Digital Leben, dass die Wirtschaftsauskunftei CRIF Daten illegitimerweise aus dem zentralen Melderegister abgesaugt habe. Für Aufsehen sorgte vor einigen Jahren die DeltaVista, die Justizbeamte bestochen hatte, um Exekutionseinträge einsehen zu können. Mehr als zwei Millionen Datensätze wurden von 23 Beamten illegal weiterverkauft. Die Datenschutzbehörde bestätigt auf Anfrage des STANDARD, dass Beschwerden gegen Wirtschaftsauskunfteien nichts Ungewöhnliches seien. Ständig würden neue Fälle überprüft werden. Das Thema dürfte in Zukunft allerdings noch drängender werden. Schon jetzt heißt es hinter vorgehaltener Hand, dass Wirtschaftsauskunfteien auch soziale Netzwerke wie Facebook und Co durchkämmen, um Daten für Kreditberechnungen zu ergattern. Dann könnte das Urlaubsfoto vom Kasinobesuch plötzlich dazu führen, dass der Möbelhändler die Ratenzahlung für die neue Wohnzimmereinrichtung ablehnt. Für Daniela Zimmer von der AK Wien wäre hier die rote Linie überschritten: Diese Daten müssen tabu bleiben. Es bestehe die Gefahr einer Überwachungsmaschinerie, in der Schattendateien von jedem Österreicher angelegt würden. Tatsächlich wirbt etwa die Bisnode WiData auf ihrer Website damit, Finanzprofile zu über sieben Millionen Privatpersonen in Österreich anzubieten. Die Politik scheint sich dem Thema allerdings nur im Schneckentempo anzunehmen. Zwar wurde im Koalitionsabkommen das Thema Scoring sogar erwähnt, umgesetzt wurde bislang allerdings nichts. Die Nachfrage nach konkreten Plänen der Regierung gestaltet sich zur Tour de Force: Im Sozialministerium, das auch für Konsumentenschutz zuständig ist, verweist man etwa auf die Gewerbeordnung, die das Wirtschaftsministerium regelt. Dort heißt es, zuständig sei das Bundeskanzleramt, denn die Regelung solle im Datenschutzgesetz getroffen werden. Anruf im Bundeskanzleramt: Man müsse die Materie prüfen. Zehn Tage später kommt die Antwort, dass der Verfassungsdienst das Datenschutzgesetz doch nicht für das richtige Instrument halte. Passen würde eher die Gewerbeordnung. Man merkt: SPÖ- und ÖVP-geführte Ministerien spielen sich den Ball also gegenseitig zu. Das sieht auch der grüne Abgeordnete Albert Steinhauser so: Dass Handlungsbedarf besteht, sollte bekannt sein. Offensichtlich wollen ÖVP und SPÖ aber nichts an den Missständen ändern. Die Grünen fordern eine ganze Reihe an Reformen (Anfragen an andere Oppositionsparteien blieben unbeantwortet): Es soll klar festgelegt werden, welche Art von Daten und Quellen verwendet werden dürfen. Außerdem müssen Daten mit Quellenangaben versehen werden und Löschungsfristen festgelegt werden. Für Steinhauser agieren die Ratingagenturen der kleinen Leute in einem kaum regulierten Raum. Dabei berührt das massiv die Privatsphäre der Betroffenen und hat ganz konkrete negative Auswirkungen auf das Alltagsleben, sagt Steinhauser. Bislang heißt es in der Gewerbeordnung nur, dass die Erteilung von Auskünften über private Verhältnisse, die mit der Kreditwürdigkeit in keinem Zusammenhang stehen, verboten seien. Dass politische Regelungen der technologischen Realität hinterherhinken, ist nichts Neues. Doch im Bereich der Bonitätsüberprüfungen drängt die Zeit. Große IT-Konzerne wie Facebook oder Google arbeiten mit Hochdruck daran, in klassische Segmente von Bezahldiensten einzubrechen. So können sich Facebook-Nutzer gegenseitig Geld überweisen, während Google bei Suchergebnissen einen Bezahlknopf integriert. Dass die Unternehmen ihren Datenschatz nutzen, um selbst Bonitätsüberprüfungen anzubieten, wäre da nur naheliegend – und ein massiver Einbruch in die Privatsphäre der Nutzer. Für Aufsehen sorgte vergangene Woche etwa ein von Apple eingereichtes Patent: Der IT-Konzern stellte darin ein System vor, das Werbeanzeigen automatisch dem Kontostand der Nutzer anpasst. Das Patent wurde zwar noch nicht genehmigt, liefert aber einen schaurigen Einblick in die schöne neue Welt der Finanzdaten im Netz. Wohin diese Entwicklung führen könnte, hat der Autor Gary Shteyngart schon 2010 in seinem vielbeachteten Roman Super Sad True Love Story illustriert. In Shteyngarts dystopischer Vision prangt über dem Kopf jedes Menschen ein Zeichen, das dessen Bonität angibt – dank Datenbrillen für alle sichtbar. Laufend werden die Berechnungen aktualisiert. Als Freund, Mitarbeiter oder Partner begehrenswert ist nur, wer hellgrün leuchtet. Das Buch zeige, was mit Menschen passiert, wenn die Gesellschaft ihre Mitglieder primär über Kredit-Scores definiert, schrieb die New York Times in einer Rezension. So viel sei verraten: nichts Gutes. Nicht-Wissenschaft;Rückgang von zwei Millionen Nutzern im vierten Quartal – Insgesamt 305 Millionen aktive Nutzer. Twitter hat im vergangenen Quartal aktive Nutzer verloren. Am Markt war mit einem wenigstens kleinen Wachstum gerechnet worden, die bereits schwer gebeutelte Aktie verlor im nachbörslichen Handel zeitweise mehr als 13 Prozent. Später flachte das Minus auf gut vier Prozent ab. Twitter meldete für das vierte Quartal 305 Millionen aktive Nutzer, wenn man die Abonnenten eines SMS-Dienstes herausrechnet. Das war ein Rückgang von zwei Millionen binnen drei Monaten. Analysten hatten dagegen einen Zuwachs von zwei Millionen erwartet. Zusammen mit dem SMS-Dienst stagnierte die Nutzerzahl bei 320 Millionen, während an der Börse mit einem Anstieg auf 323 Millionen gerechnet worden war. Das einst rasante Wachstum der Nutzerzahlen bei Twitter hatte sich bereits im vergangenen Jahr drastisch verlangsamt und alle Versuche, es wieder in Schwung zu bringen, blieben bisher erfolglos. Das bremst auch das Geschäft, denn Twitter setzt auf Werbung wie von Firmen bezahlte Twitter-Nachrichten. Im vergangenen Quartal gab es einen Verlust von 90,2 Millionen Dollar nach einem Minus von 125,3 Millionen ein Jahr zuvor. Im gesamten Jahr verlor Twitter wieder mehr als eine halbe Milliarde Dollar. Der Quartalsumsatz wuchs um 48 Prozent auf 710 Millionen Dollar, wie Twitter nach US-Börsenschluss am Mittwoch mitteilte. Wissenschaft;Die ISS-Wohneinheit Beam blies sich nur um ein paar Zentimeter auf, der nächste Versuch soll am Freitag erfolgen. Miami/Washington – Die Installation eines experimentellen aufblasbaren Wohnmoduls an der Internationalen Raumstation (ISS) ist vorerst fehlgeschlagen. Das Modul mit dem Namen Bigelow Expandable Activity Module (Beam), das seit April an der Raumstation angekoppelt ist, sollte sich am Donnerstag aufblasen, doch das gelang nur teilweise, teilte die US-Raumfahrtbehörde Nasa mit. Der Versuch wurde nach mehreren Stunden abgebrochen, der nächste soll aber womöglich schon am Freitag folgen. Beam wurde von dem Privatunternehmen Bigelow Aerospace im Auftrag der Nasa zu einem Preis von 18 Millionen Dollar (rund 16 Millionen Euro) entwickelt und wird nun erstmals im All getestet. Nach dem ursprünglichen Zeitplan, der nun zu wackeln scheint, sollten erstmals am kommenden Donnerstag Astronauten in das annähernd kugelförmige Modul hineinschweben. Während des nun erfolgten Tests blies sich das in zusammengefaltetem Zustand 2,1 mal 2,4 Meter große Modul nach Angaben der Nasa jedoch gerade einmal um ein paar Zentimeter auf. Pressluft sollte Beam eigentlich zu einer vier Meter langen und 3,23 Meter breiten Einheit aufpumpen und innen rund 16 Kubikmeter Platz schaffen. Ist das Modul vollständig aufgeblasen, verfestigt sich die 30 Zentimeter dicke Wand und schützt die Besatzung vor den harschen Weltraumbedingungen – das zumindest hofft die Nasa. Ob die Wohneinheit hält, was sich die Techniker bei Bigelow Aerospace von ihr versprechen, und die Astronauten ausreichend gegen die hochintensive Strahlung, die extremen Temperaturschwankungen und kosmische Geschoße wie Weltraummüll und Meteoriten schützen kann, sollen Tests in den kommenden Monaten zeigen. Im Inneren von Beam sind zahlreiche Sensoren installiert, die unter anderem die Strahlung messen. Können die ISS-Astronauten die aktuellen Probleme nicht lösen, ist das Experiment gescheitert, bevor es richtig begonnen hat. Sollten sich Beam und etwaige Nachfolger jedoch als praktikabel erweisen, könnten aufblasbare Module nach Plänen der Nasa in künftigen Jahrzehnten als Wohnräume für Astronauten auf dem Mond oder dem Mars dienen. Ihr großer Vorteil besteht darin, dass sie beim Transport nur wenig Platz brauchen. Nicht-Wissenschaft;Regierungsmitglieder und Abgeordnete bekommen die polarisierte Stimmung in sozialen Medien zu spüren. Das Klima im Netz wird rauer. Das ist auch innerhalb der politischen Sphäre zu spüren, wo man immer öfter mit Drohungen und Beleidigungen konfrontiert ist. DER STANDARD wollte von den Klubs der im Parlament vertretenen Parteien wissen, welche Erfahrungen sie in den vergangenen Monaten mit Hasspostings auf Facebook gemacht haben, und übermittelte daher allen Pressestellen der Parlamentsklubs dieselben Fragen. Das Ergebnis: Alle Parteien mit Ausnahme von ÖVP und Team Stronach spüren einen schärferen Ton. Unter den meisten Postings gibt es spätestens nach etwa zwei Stunden grenzüberschreitende Kommentare, heißt es beispielsweise vonseiten der SPÖ. Die Grünen mussten mittlerweile sogar eigene Mitarbeiter für das Löschen von Hasspostings abstellen. Die Neos sprechen von einem leichten Anstieg, während die ÖVP keine allgemein steigende Tendenz bei Verbalangriffen feststellen kann. Diese Einschätzung setzt sich im Bereich der Strafanzeigen fort: ÖVP, Team Stronach und Neos haben bislang noch keine rechtlichen Schritte gegen Nutzer ergriffen. Die SPÖ ging juristisch gegen zwei bis drei Nutzer vor, weil deren Äußerungen konkrete Bedrohungen gegen Abgeordnete enthielten. Bei Grünen und FPÖ liegt dieser Anteil um einiges höher. Es gab bereits Strafverfahren und auch Verurteilungen wegen Drohungen gegen FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache, sagt die FPÖ. Die Grünen sprechen sogar von bis zu 50 Anzeigen. Die Partei versucht, durch Strafverfahren für Abschreckung zu sorgen und geht auch medien- und zivilrechtlich gegen Hasspostings vor. Mit Außenminister Sebastian Kurz stand auch ein ÖVP-Politiker im Auge eines Shitstorms, der sogar staatsanwaltschaftliche Ermittlungen nach sich zog. Kurz hatte im Juli 2014 auf Facebook für Frieden in Nahost geworben, worauf zahlreiche antisemitische Postings folgten. Beim Koalitionspartner SPÖ ist vor allem Bundeskanzler Werner Faymann Ziel von Verbalattacken. Im Sommer 2014 kam es auch zu einem sexistischen Shitstorm gegen die damalige Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek, die Schlagersänger Andreas Gabalier für dessen Ignoranz bezüglich des neuen Bundeshymnentextes kritisiert hatte. Einig sind sich die Parlamentsklubs darin, dass es vor allem beim Flüchtlingsthema zu einer extremen Emotionalisierung komme. Ein Facebook-Eintrag von uns zum Thema Obergrenze bedeutet, dass unsere Mitarbeiter die Facebook-Seite im weiteren Verlauf ständig von Hass und Hetze befreien müssen, sagen die Grünen. Auch die ÖVP nennt das Thema emotional aufgeladen. Für die SPÖ sind es neben der Flüchtlingspolitik auch Fragen der Gleichstellung und der Bildungsbereich, der für starke Reaktionen sorgt. Die Neos sehen Politik gegen Hetze als Thema, das Hasspostings anzieht. Bei der Frage, wie für eine Beruhigung des aufgeheizten Klimas gesorgt werden könne, fallen bei fast allen Parteien die Schlagworte Moderation, Medienkompetenz und Sensibilisierung in puncto Konsequenzen. Es muss zu einer verstärkten Bewusstseinsbildung kommen, dazu muss bereits bei den Jüngsten begonnen werden, sagt der Parlamentsklub der ÖVP. SPÖ und Grüne plädieren für eine rasche Löschung der Kommentare, da sonst Hemmschwellen bei anderen Nutzern fielen. Die Neos – die laut eigenen Angaben übrigens die übelsten Bedrohungen auf dem Postweg erhielten – weisen darauf hin, dass die Interaktion mit wütenden Postern für eine Verbesserung der Atmosphäre sorgen kann. Die FPÖ sieht hingegen die Regierung in der Pflicht. Eine stärker am Willen der Bevölkerungsmehrheit orientierte Regierungspolitik würde zu einer Beruhigung der Gemüter beitragen, heißt es aus der freiheitlichen Pressestelle. Außerdem wehre man sich dagegen, dass vielfach ein Ausdruck von Ohnmacht, Ärger und Wut als Hassposting gebrandmarkt und zur juristischen Verfolgung freigegeben werde. Die angesprochene juristische Verfolgung kann übrigens sowohl straf- als auch medien- oder zivilrechtlich erfolgen. Neben den Tatbeständen der Beleidigung oder Verleumdung besteht nämlich auch der Schutz des eigenen Bildes oder das Recht auf eine Gegendarstellung, wenn etwa Politikern falsche Zitate untergejubelt werden. Nicht-Wissenschaft;Telefongespräch Tsipras-Juncker am Samstagabend angedacht. Laut Medien wurden weitere 1,7 Milliarden von griechischen Konten abgehoben. Athen/Berlin – Griechenland will einem Regierungsvertreter zufolge bei dem Euro-Sondergipfel zur Schuldenkrise neue Vorschläge vorlegen. Wir werden versuchen, unsere Vorlage zu ergänzen, damit wir einer Lösung näher kommen, sagte Alekos Flambouraris, ein enger Berater des linken Ministerpräsidenten Alexis Tsipras, am Samstag dem Fernsehsender Mega. Wir reisen nicht mit dem alten Vorschlag an. Vermutlich werde es am Samstagabend ein Telefonat zwischen Tsipras und EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker geben. Er gehöre zu den Optimisten, die daran glaubten, dass man sich auf eine Lösung der Krise zubewege, sagte Staatsminister Flambouraris. Der Gipfel der Staats- und Regierungschef der Eurozone ist am Montag in Brüssel angesetzt. Griechenland steht ohne eine baldige Einigung vor der Pleite. Der Druck auf die Politik steigt auch, weil immer mehr Griechen ihr Geld von den Banken abheben. Die Europäische Zentralbank (EZB) ist sich Insidern zufolge deshalb nicht mehr sicher, ob die Geldhäuser am Montag noch öffnen können. Allerdings könne sich die EZB nach Darstellung von Flambouraris keinen Bankrott der griechischen Geldhäuser leisten: Die EZB wisse um den Dominoeffekt, den ein Zusammenbruch des Bankensystems auslösen würde. Der EZB-Rat hat die Not-Liquiditätshilfen (ELA) für die griechischen Banken erhöht. Am Montag will die EZB nach Reuters-Informationen erneut über den Rahmen der Nothilfen beraten. Eine Staatspleite Griechenlands könnte zu einem Ausscheiden des Landes aus der Eurozone führen, dem Grexit. Laut Flambouraris geht es im Streit mit Athen letztlich nur noch um Maßnahmen für 450 Millionen Euro. Die Gläubiger machten zusätzlich Einsparungen in diesem Umfange zur Bedingung für die Auszahlung weiterer Hilfen, sagte er. Flambouraris dämpfte aber die Aussicht für einen Erfolg des Griechenland-Sondergipfels. Die Gläubiger seien nicht bereit, Athen wie gefordert eine Reduzierung des Schuldenberges zuzusichern. Hoffentlich akzeptieren sie es, aber sie werden es nicht machen, das ist meine persönliche Ansicht. Sollte die Gläubiger Tsipras ultimativ auffordern, ihren Plan zu akzeptieren oder sein Land pleitegehen zu lassen, schloss Flambouraris eine Volksabstimmung über das Sparprogramm nicht aus. Das würde ich machen, sagte Flambouraris. Allein am Freitag sollen die Griechen nach übereinstimmenden Berichten der griechischen Presse 1,7 bis zwei Milliarden Euro von ihren Konten abgehoben haben. Damit seien seit Montag fünf Milliarden Euro aus dem Banksystem abgeflossen, berichtete die konservative Athener Zeitung Kathimerini. Einen sichtbaren sogenannten Bank Run mit langen Schlangen vor den Schaltern gab es jedoch nicht. Am Samstag herrschte nach Augenzeugenberichten reger, aber nicht unnormaler Betrieb an den Bankomaten. Wirtschaftsminister, Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) ging im Mittagsjournal des ORF-Radios Ö1 zumindest von einer Zwischenlösung, um einen Grexit zu vermeiden, und einem prolongiertem Streit aus. Mit viel Mühe werde wohl wieder ein Kompromiss mit der griechischen Regierung erzielt werden, wahrscheinlich werde man in einigen Wochen dann erneut vor den gleichen Problemen stehen, so Mitterlehner. Der deutsche Vizekanzler und SPD-Chef Sigmar Gabriel warnte vor dramatischen Folgen für Europa bei einem sogenannten Grexit. Ein Ausscheiden Griechenlands aus dem Euro wäre ein fatales Signal, sagte Gabriel am Samstag nach Teilnehmerangaben bei dem nicht-öffentlichen SPD-Konvent in Berlin. Der Nationalismus sei ohnehin bereits überall in Europa auf dem Vormarsch. Ein Scheitern der Verhandlungen im Schuldendrama würde diese Tendenzen verstärken: Es bestehe die Gefahr einer europäischen Desintegration. Der deutsche Wirtschaftsweise Peter Bofinger erklärte, für diesen Fall sehe er kurzfristig keine schwerwiegenden Auswirkungen, weder auf Deutschland noch auf die Weltwirtschaft. Einen Schock wie nach dem Zusammenbruch der US-Investment-Bank Lehman Brothers 2008 sei nicht zu befürchten, sagte er der Passauer Neuen Presse (Samstag). Mittelfristig wäre der Grexit jedoch sehr wohl ein Problem. Heute gelte die Eurozone als unangreifbare Festung. Doch wenn ein Land ausscheidet, würde das Spekulanten anziehen. Sobald ein Land in eine wirtschaftlich schwierige Situation käme, würden Wetten auf einen weiteren Euro-Austritt abgeschlossen. Der Bremer Wirtschaftswissenschaftler Wolfram Elsner mahnte eine pragmatische Lösung mit Athen ein, die Lösungssuche werde von politischen und weltanschaulichen Konflikten erschwert. Es geht hier nur um Drohkulissen, und offensichtlich bis in die letzte Sekunde hinein, sagte Elsner am Samstag im Deutschlandradio Kultur. Man werde aber in der realen Welt auch nach dem 30. Juni eine Lösung finden müssen. Während die Geldgeber überhaupt keine Probleme hätten, der Ukraine größere Geldsummen zukommen zu lassen, seien die Griechen links und aufmüpfig. (APA, Reuters, 20.6.2015) Wissenschaft;Jerusalem – Israelische Forscher haben untersucht, wie Gewinnen und Verlieren die Ehrlichkeit beeinflusst und eine erstaunliche Beobachtung gemacht: Siege bei Wettbewerben dürften das Gefühl auslösen, einen Anspruch auf größeren Erfolg zu haben, was Gewinner öfter schummeln lässt. Für die Studie im Fachblatt PNAS durchliefen 400 Probanden erst ein Schätzspiel. Beim folgenden Würfeltest wurde geprüft, welche Augenzahl sie sich selbst aufschrieben. Die Gewinner gaben dabei höhere Augenzahlen an, als sie statistisch haben dürften. (red) AbstractPNAS: Winning a competition predicts dishonest behavior New York – Kaiserschnitt-Babys weisen andere Bakterienbesiedelungen auf als vaginal Geborene. Das erhöht ihr Risiko für Asthma oder Immunschwächen. Maria Dominguez-Bello hat mit Kollegen in einer allerdings erst sehr kleinen Studie herausgefunden, dass das Einreiben mit in Vaginalsekret getränktem Mull helfen könnte. Dadurch entwickelten Neugeborene auch bei einem Kaiserschnitt in den ersten Wochen ein natürlicheres Mikrobiom, wie sie in Nature Medicine schreiben. (red) AbstractNature Medicine: Partial restoration of the microbiota of cesarean-born infants via vaginal microbial transfer (3.2.2016) Wissenschaft;Der Spieltheoretiker wurde im Juli 70 Jahre alt und wird nun mit einem zweitägigen Symposium geehrt. Als Mathematiker hätte man ja eigentlich alle Voraussetzungen, mobil zu sein. Man braucht für die Arbeit nur Papier, Bleistift und natürlich sein Hirn zum Nachdenken, scherzt Karl Sigmund über seinen Berufsstand. Wirklich ausgekostet hat das der Mann mit dem markanten Schnurrbart aber nur in ganz jungen Jahren. Da war er etwa am Institut des Hautes Études Scientifiques (IHES) in der Nähe von Paris und an der Hebräischen Universität in Jerusalem. Mit doch verhältnismäßig jungen 29 Jahren wurde er ordentlicher Professor für Mathematik an der Universität Wien – und blieb der Alma Mater bis heute treu. Damit war es vorbei mit der Mobilität der Mathematik, könnte man meinen. Die Berufung war ein absoluter Glücksfall, sagt er heute. Ein zweiter Glücksfall geht übrigens auf das gleiche Jahr zurück: Sigmund heiratete die Historikerin und Autorin Anna Sigmund. Über sie und den gemeinsamen Sohn Willi sagte er nur: Wirklich außergewöhnliche Menschen. So verwurzelt er in all diesen Jahren in Wien auch war: Sigmund blieb geistig äußerst beweglich. Eine Eigenschaft, die von seiner Wissenschaft natürlich gefördert wird, weil viele Methoden und Formeln mehrere Anwendungsmöglichkeiten finden. Das hat mich immer fasziniert: Die Mathematik ist ein Mehrzweckwerkzeug, resümiert er. Und so kam es, dass er sich nach eingehender Beschäftigung mit einem Thema, das manch einen Leser in von Fragezeichen erfülltes Staunen versetzen dürfte, einem neuen, in den 1970er-Jahren geradezu revolutionären Bereich zuwandte: Nach der Ergodentheorie, der Mathematik der statistischen Mechanik, wie Sigmund es erklärt, kam die Biomathematik. Warum der so plötzliche Wechsel des Schwerpunkts innerhalb des Fachs? Sigmund: Wenn ich mich zu lange mit etwas Bestimmtem beschäftige, dann fällt mir irgendwann einmal nichts Neues mehr ein. Beispiel Evolutionstheorie Natürlich gab es auch andere Einflüsse: Der theoretische Chemiker Peter Schuster, später Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW), hatte interessante, für mich damals völlig neue Fragestellungen aufgeworfen. Und musste Sigmund wohl nicht lange überreden, sich ebendiesen zu widmen. Das war damals eine Sensation, diese Fächer zu verknüpfen. Und bis heute wundern sich viele Menschen, was Biologie und Mathematik miteinander zu tun haben. Dabei würden schon ganz einfache Beispiele aus Charles Darwins Evolutionstheorie beweisen, dass das sehr wohl auf Fakten beruht, sagt Sigmund. Je schneller sich ein Verhalten kopieren lässt, desto häufiger wird es, erklärt er. Eine Schlüssellektüre gab es auch: Das egoistische Gen von Richard Dawkins, obwohl die Mathematik darin nur am Rand ein Thema ist. Damit erschloss sich Sigmund ein ganz neues Feld, das damals international erst im Entstehen war: die evolutionäre Spieltheorie. Die Frage, ob in einer Tierart ein Konflikt eskaliert oder nicht, ließ sich doch tatsächlich durch mathematische Modelle beschreiben. Eine Gedankenwelt, die unter anderem in den Arbeiten des theoretischen Biologen John Maynard Smith (1920-2004) ihren Ausgangspunkt hatte, fand in Sigmund einen neugierigen und begeisterten Anhänger. Bei Null angefangen Das Wissen darüber eignete er sich freilich ausschließlich durch die Teilnahme an Kongressen oder die Lektüre von Büchern an, denn in Österreich spielte die Spieltheorie in den 1970er- und 1980er-Jahren keine große Rolle. Da waren vereinzelt Arbeiten an der Universität Wien oder am Institut für Höhere Studien (IHS), aber so etwas wie eine Schule der Spieltheorie gab es damals nicht. Und das, obwohl der gebürtige Österreicher Oskar Morgenstern gemeinsam mit John von Neumann als ihr Begründer gilt. Ein für die österreichische Nachkriegszeit fast schon typisches Versäumnis: Morgenstern flüchtete 1938 vor den Nazis. Damit wurden die grundlegenden Werke in seiner neuen Heimat, den USA, publiziert und wurden in den Wirtschaftswissenschaften übernommen. Sigmund: Es ging – verkürzt gesprochen – um Formeln für menschliches Verhalten. Um Interessenkonflikte. Und unter welchen Bedingungen man sich für Konflikt oder Kooperation entscheiden soll. Indirekte Reziprozität Erst später kamen dann die Anwendung im Tierreich und die Bedeutung für evolutionstheoretische Überlegungen. Welche Rolle spielt die Kooperation dabei? Ein Spieler kratzt einen Mitspieler. Dieser kratzt einen weiteren. In der Sprache der Spieltheoretiker nennt man das indirekte Reziprozität. In diesem Zusammenhang seien noch viele Fragen offen, sagt Sigmund. Weggefährten und Schüler bezeichnen Karl Sigmund als einen der wichtigsten Vertreter dieser Theorie – und als einen der Mitbegründer einer Schule, die mittlerweile einige Mathematiker hervorgebracht hat, die an international renommierten Universitäten auf dieser Basis arbeiten: zum Beispiel Martin Nowak und Christian Hilbe, beide an der Harvard University. Sigmund selbst wehrt derlei Beschreibungen entschieden ab. Peter Schuster und der Mathematiker Josef Hofbauer hätten auch so begonnen, sich damit auseinanderzusetzen. Kurze Pause. Sagen wir so: Ich war dabei. Er sei mit seinen Arbeiten höchstens auf Hügeln gewesen, auf den großen Bergen waren andere, sagt er. Wer? John Nash zum Beispiel, der heuer bei einem Autounfall verstorbene Mathematiker, oder Kurt Gödel, der große Logiker, über den Sigmund schon eine umfassende Ausstellung gestaltete. Es wäre Anmaßung, mich dazuzustellen. Aber man kann die Gipfel auch von unten bewundern. Was für Sigmund immer sehr wichtig war: die Eins-zu-eins-Beziehung zu Kollegen. Die hatte auch eine ganz starke emotionale Komponente. Zum Beispiel zu Martin Nowak, der heute ein Freund ist, auf den er bei einem ersten Vortrag über das Gefangenendilemma, einen Klassiker der Spieltheorie, aufmerksam wurde. Da war im Publikum unter den Studenten ein Kopf, der zu leuchten begann, das war Martin. Wenig später besiegte der Student den Professor mehrfach bei einem Brettspiel. Sigmund: Von da an wusste ich, dass ich mit ihm arbeiten will. Eine Kooperation entstand, aus der zahlreiche von großen Journals wie Nature publizierte Papers hervorgingen. Glückliche Zufälle Dass man sich damals fand und dass Sigmund diese Arbeiten meist mit jungen Mathematikern schrieb, mit denen er gedanklich auf einer Wellenlänge war, bezeichnet er als glücklichen Zufall. Und ergänzt mit einem Augenzwinkern: Dank ihrer musste ich mich nie mit Computerprogrammen beschäftigen, die heute in der Spieltheorie aber ein wichtiges Werkzeug sind. Zu einer zweiten Methode der Erkenntnisgewinnung fand Sigmund allerdings noch weniger Zugang. Ich habe an Experimenten teilgenommen, sogar eines geleitet, aber mein Weg war eher das theoretische Gerüst dazu. Eine Gedankenwelt, für die man eben nur Papier und Bleistift braucht. Sigmund ist also Hochschullehrer und Spieltheoretiker. Da gibt es aber noch einen dritten Beruf, den er seit Jahren verfolgt, den des Wissenschaftshistorikers. Das habe ihn schon als Schüler fasziniert, als er vorerst einmal vor allem für Geometrie eine Leidenschaft einwickelte. Und ich war vermutlich noch keine 20, als ich beschloss, irgendwann einmal ein Buch über den Wiener Kreis, die philosophische Denkschule der 1920er-Jahre, zu schreiben. Heuer ist es schließlich bei Springer herausgekommen:Sie nannten sich Der Wiener Kreis. Die gleichzeitig gemeinsam mit Friedrich Stadler gestaltete Ausstellung zum Thema läuft noch bis 31. Oktober im Hauptgebäude der Universität Wien. Hang zur Philosophie Geistesgrößen wie Moritz Schlick oder Gödel, auch Mitglied des Wiener Kreises, haben es Sigmund eben angetan. Wahrscheinlich hat das auch eine gewisse Logik, denn die Spieltheorie hat eine starke philosophische Komponente. Ein Thema ist dabei häufig: Moral. Und ich habe auch einen Hang zur Philosophie. Das ist für mich eine wichtige Ergänzung. Sigmund wird weiterhin der Uni Wien verbunden bleiben. Am Internationalen Institut für angewandte Systemanalyse (IIASA) ist er ja schon seit 1984 nebenbei aktiv. Immer freitags, weswegen ihn die Wissenschafter in Laxenburg nach dem Vorbild von Daniel Dafoes Robinson Crusoe The Man Friday nannten. Eine nächste Idee für ein Projekt zur Wissenschaftsgeschichte gibt es bereits: Sigmund will einen Dokumentarfilm über Albert Einsteins Spuren in Wien drehen. Und ansonsten nicht daran denken, mit der Mathematik aufzuhören. Das ist ja keine Arbeit, sondern eine Leidenschaft. Nachsatz mit einem Lächeln: Solange ich nicht gaga bin, werde ich natürlich nicht aufhören nachzudenken. Wissenschaft;Physiker untersuchten das Explosionsverhalten von Luftballons systematisch und entdeckten erstaunliche Regelmäßigkeiten. Paris/Wien – Im Labor von Sébastien Moulinet und Mokhtar Adda-Bedia an der Universität Paris Diderot dürfte es einige Zeitlang recht lustig und auch recht laut zugegangen sein. Die beiden Physiker wollten nämlich das Geheimnis lösen, wie Luftballons wirklich zerplatzen – und von welchen Faktoren das Explosionsverhalten abhängt. Angeregt wurde Moulinet durch Fotos eines platzenden Ballons, die mit einer Hochgeschwindigkeitskamera aufgenommen worden waren. Sie zeigten nicht nur einen Riss in der Ballonhaut, sondern ein regelmäßiges Muster an Rissen. Doch warum reißen die meisten Luftballons nur an einer Stelle, sodass meist ein Gummifetzen bleibt? Die beiden Forscher gingen diesem Rätsel mittels Experimenten auf den Grund. Und die Ergebnisse waren interessant genug, dass sie im renommierten Fachmagazin Physical Review Letters veröffentlicht wurden – nicht zuletzt wohl auch deshalb, weil die neuen Erkenntnisse der Materialforschung helfen könnten, Reißprozesse anderer Materialien besser zu verstehen. Ihre Versuchsanordnung sah vor, dass eine dünne Gummimembran über ein Gasventil gespannt und von diesem aufgeblasen wird. Über dem sich aufblähenden Luftballon wurde eine scharfe Klinge befestigt – und zwar in verschiedenen Abständen. Damit konnten die Forscher überprüfen, wie der Ballon unter unterschiedlichen Druckverhältnissen platze – jeweils aufgenommen von einer Hochgeschwindigkeitskamera mit bis zu 60.000 Bildern pro Sekunde. Das erstaunliche Resultat bei den Forschungen mit Knalleffekt: Luftballons platzen ausschließlich auf zwei Arten: Entweder wird die Gummihaut nur durch einen großen Riss zerstört, was zu einem Fetzen führt, der übrig bleibt. Oder der ursprüngliche Riss verzweigt sich mit einer Geschwindigkeit von rund 570 Metern pro Sekunde in weitere, meist regelmäßige Risse. Übrig bleibt eine Ballonleiche in Form vieler kleiner Fetzen. Welche Alternative das Ende des Luftballons besiegelt, schien auf den ersten Blick vom Luftdruck innerhalb der Hülle abzuhängen: Bei geringem Druck bildet sich nur ein großer Riss. Bei einem voll aufgeblasenen Ballon mit entsprechend straff gespannter Gummihaut hingegen breitet sich der einzelne Riss nicht schnell genug aus, um die Spannungen abzubauen: Er ist instabil und beginnt sich baumartig zu verzweigen. Weitere Experimente zeigten dann freilich, dass es nicht der Druck im Inneren des Ballons ist, sondern die Spannung der Gummihaut. Dementsprechend kommt es auch auf die Dicke der Gummihaut und die Biegung des Materials an, ob das Reißverhalten komplex wird oder nicht. Wissenschaft;Sentinel-3A auch mit österreichischer Technologie ausgerüstet. Wien – Am Dienstagabend ist der Umwelt-Satellit Sentinel-3A mit einer Rockot-Trägerrakete vom Kosmodrom Plessezk in Nordrussland Richtung All gestartet. Aus rund 800 Kilometern Höhe soll er regelmäßig und global die Ozeane im Blick haben und die Temperatur sowie das Ansteigen des Meeresspiegels messen. Sentinel-3A (englisch für: Wächter) ist der dritte Satellite aus dem europäischen Copernicus-Programm zur Erdbeobachtung. Weitere Satelliten sollen folgen. Dazu zählt im nächsten Jahr 2017 ein zweiter, baugleicher Sentinel-3B. Die Vorhersage- und Klimadaten nutzen hauptsächlich Politiker, Unternehmer, Wissenschafter und die Landwirtschaft. Bis 2021 sollen insgesamt zehn Sentinel-Satelliten um die Erde kreisen. 2014 wurde mit Sentinel-1A der erste davon gestartet, im Vorjahr folgte Sentinel-2A. Das Programm Copernicus ist eine Initiative der EU, der Europäischen Raumfahrtagentur ESA und der Europäischen Organisation für meteorologische Satelliten EUMETSAT. Damit soll nach den Missionen ERS-1, ERS-2 und ENVISAT die kontinuierliche Umweltbeobachtung fortgesetzt werden. Die Sentinel-Flotte überwacht Land- und Meeresoberflächen, beobachtet Klimaveränderungen und Veränderungen in der Flächennutzung. Die öffentlich zugänglichen Daten der Satelliten stehen aber nicht nur für die Wissenschaft, sondern auch für wirtschaftliche Anwendungen in der Land- und Forstwirtschaft, Raum-und Städteplanung oder für das Katastrophen-Management zur Verfügung. Die zwei baugleichen Sentinel-3-Satelliten (Sentinel-3B soll 2017 starten) werden Temperatur, Farbe und Höhe der Meeresoberflächen sowie die Dicke von Meereis messen und damit u.a. Veränderungen des Meeresspiegels, Meeresverschmutzung und biologische Produktivität überwachen. So können etwa für die Seefahrt der Zustand der Meeresoberfläche genau vorhergesagt werden. Aus der Beobachtung der Landfläche sollen Aussagen über die Landnutzung, den Zustand der Vegetation oder die Pegelstände von Flüssen und Seen getroffen und etwa Flächenbrände überwacht werden können. Der Satellit wurde von einem Konsortium aus rund 100 Unternehmen unter der Federführung von Thales Alenia Space aus Frankreich entworfen und gebaut. Von RUAG Space Österreich, der größten heimischen Firma im Bereich Weltraumtechnik, stammen – wie schon für Sentinel-2A – die GPS-Navigationsempfänger zur genauen Positionierung des Satelliten im All, die Schnittstellenelektronik für den Zentralcomputer und das gesamte Thermalsystem für einen geregelten Temperaturhaushalt des Satelliten. Zudem lieferte RUAG Space Österreich das Hochfrequenz-Testsystem des Höhenmessradars und Siemens Österreich Softwaretestgeräte. Zahlreiche österreichische Unternehmen und Forschungseinrichtungen nutzen bereits die Sentinel-Daten. Wissenschaft;Britische Forscher wollen in nur mäßig erhaltenen Knochen Kollagen und sogar rote Blutkörperchen entdeckt haben.. London/Wien - Um sich ein einigermaßen stimmiges Bild davon zu machen, wie Dinosaurier ausgesehen haben, bleibt den Paläontologen nach all den Jahrmillionen nicht mehr viel, mit dem sie heute arbeiten können. Rekonstruktionen basieren in der Regel auf schlecht erhaltenen fossilen Knochen. Ob die Urzeitechsen beispielsweise womöglich eine bunte Farbenpracht zur Schau trugen, bleibt noch immer weitgehend der Fantasie der Wissenschaftsillustratoren überlassen. Noch weniger zuverlässig erweist sich in dieser Hinsicht Hollywood: Der nun angelaufene vierte Teil der Dino-Saga Jurassic Park setzt immer noch auf kahle Geschöpfe, obwohl sich seit einigen Jahren in der Fachwelt allmählich die Vorstellung von gefiederten Riesen durchsetzte. Vermutlich befürchteten die Macher von Jurassic World, dass flauschige Räuber nicht furchterregend genug wirken könnten. Wichtige Hinweise auf Erscheinungsbild und Lebensweise der Dinosaurier könnten freilich organische Überreste liefern. Doch diese waren Forschern erst in seltenen Ausnahmefällen anhand von außerordentlich gut erhaltenen Fossilien zugänglich. Schuld daran ist der Umstand, dass Proteine im Normalfall innerhalb von vier Millionen Jahren bis zur Unkenntlichkeit zerfallen. Umso überraschender kommt daher eine nun von britischen Wissenschaftern im Fachjournal Nature Communications vorgestellte Entdeckung: Die Forscher um Sergio Bertazzo und Susannah Maidment vom Imperial College in London konnten in acht rund 75 Millionen Jahre alten Dinosaurierknochen biologische Spuren nachweisen, die sie als Blutzellen und Kollagenfasern interpretieren. Das Besondere an dem Fund: Die Knochen, aus denen die organischen Reste geborgen wurden, befinden sich in einem reichlich dürftigen Erhaltungszustand. Die Rippen, Hüft- und Beinknochen wurden vor etwa zehn Jahren in Kanada ausgegraben und lagerten seither in der Sternberg and Cutler Collection des Londoner Natural History Museum. Wie schlecht der Konservierungsgrad der Fossilien war, zeigt die Tatsache, dass sich an ihnen nicht mehr feststellen lässt, welcher Spezies die Gebeine einst gehörten. Für Bertazzo und sein Team als besonders ergiebig erwies sich eine Klaue: Mithilfe eines Ionenstrahls extrahierten die Forscher daraus auf besonders materialschonende Weise Proben, die sie im Anschluss genauer unter die Lupe nahmen. Der Einsatz eines Massenspektrometers brachte schließlich das zutage, was unter den gegebenen Umständen schon längst hätte verschwunden sein müssen: Proteine. Konkret fanden die Forscher kleine rundliche Strukturen mit einem dichteren Kern, die frappierend an rote Blutkörperchen moderner Emus erinnern. Außerdem zeigten die mikroskopischen Aufnahmen stäbchenartige Formen. Diese interpretierten die Wissenschafter als mögliche Kollagenfasern. Dennoch bleibt Bertazzo vorsichtig: Wir müssen noch weitere Untersuchungen durchführen, um unsere Entdeckungen zu bestätigen. Die potenziellen Gewebereste nähren die Hoffnung, dass sich auch in vielen anderen in Museen gelagerten Dinosaurierknochen noch biologisches Material finden lässt. Ein mögliches zukünftiges Jurassic-World-Szenario lässt sich aus den Ergebnissen der britischen Wissenschafter allerdings nicht ableiten: DNA-Spuren konnten die Forscher in den Proben nämlich keine entdecken. Nicht-Wissenschaft;Befestigung soll 168 Kilometer lang und zwei Meter hoch sein. Tunis – Nach dem Terroranschlag von Sousse will sich Tunesien mit einem Sandwall an der libyschen Grenze vor Extremisten schützen. Der Bau der 168 Kilometer langen und zwei Meter hohen Befestigung habe begonnen und solle bis Ende des Jahres fertiggestellt sein, sagte Ministerpräsident Habib Essid am Dienstagabend in einer Fernsehansprache. Die Maßnahme begründete die Regierung unter anderem mit der Gefahr von illegal einreisenden Extremisten aus dem Nachbarland. Der islamistische Terrorist, der vor knapp zwei Wochen in dem tunesischen Badeort Sousse 38 Urlauber getötet hatte, soll im Bürgerkriegsland Libyen ausgebildet worden sein, nach Angaben der BBC vermutlich von der Miliz Ansar al-Sharia. Bei dem Angriff starben überwiegend Briten. Der Terrorist wurde schließlich von Sicherheitskräften erschossen. Um die Zahl der unerlaubten Einreisen einzudämmen, werde es auch Patrouillen und Überwachung aus der Luft geben, sagte Essid. Insgesamt ist die Grenze Tunesiens mit Libyen etwa 460 Kilometer lang. Der Schutzwall ist eine der Anti-Terror-Maßnahmen der Regierung. Am Samstag hatte sie bereits einen zunächst 30-tägigen Ausnahmezustand ausgerufen. Ein weiterer Plan war, rund 80 Moscheen zu schließen, die nicht unter staatlicher Kontrolle stehen. (APA/dpa, 8.7.2015) Nicht-Wissenschaft;Netanjahu zitierte seinen Verteidigungsminister und Parteifreund Jaalon nach umstrittenen Aussagen von Generalmajor Golan zu sich. Jerusalem – In Israel sorgt eine Rede von Generalmajor Yair Golan zum Holocaust-Gedenktag derzeit für Streit: Der Vize-Generalstabschef hatte vor einer Woche gesagt, es beunruhige ihn, widerliche Trends wahrzunehmen, die in Europa auftraten, und insbesondere in Deutschland vor 70, 80 und 90 Jahren, und nun hier unter uns im Jahr 2016 gleiche Anzeichen zu sehen. Zahlreiche rechtsgerichtete Politiker verurteilten diese Mahnungen. Forderungen zur Entlassung Golans kamen auf. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu nannte den Vergleich schockierend und zitierte am Montag Verteidigungsminister Moshe Jaalon zu sich, nachdem dieser Golan in Schutz genommen und die Offiziere ermutigt hatte, ihre Meinung zu äußern: Sagt weiter, was ihr denkt, auch wenn dies der Hauptströmung entgegensteht oder den Positionen eurer vorgesetzten Befehlshaber und der politischen Führung widerspricht. Jaalon verteidigte zugleich insbesondere die Einsatzregeln der Armee: Wir werden kein schießwütiges Verhalten zulassen, keine rachsüchtige Vendetta oder Zornesausbrüche. Noch während Jaalon redete, widersprach ihm das Büro des Ministerpräsidenten: Die Kommandanten der Streitkräfte dürfen nur in angemessenen Foren und über Themen, die in ihrer Zuständigkeit liegen, frei reden. Andernfalls werde die Armee in den politischen Streit hineingezogen. Über Inhalt und Ausgang der Unterredung, zu welcher der Regierungschef den Minister am Montagvormittag zu sich bestellte, wurde zunächst nichts bekannt. In den israelischen Medien wird gegenwärtig spekuliert, dass Jaalon, der wie Netanjahu der konservativen Likud-Partei angehört, aus der Regierung gedrängt werden könnte, und dass dieser auf die zunehmende Entwicklung der Partei nach rechts mit einer Spaltung des Likud reagieren könnte. Nicht-Wissenschaft;'Marty Stroud hat einst beantragt, Glenn Ford zum Tode zu verurteilen. Für einen Mord, den der Schwarze nicht begangen hatte, war dieser 30 Jahre in Haft. Stroud geht nun schonungslos mit sich selbst ins Gericht. Marty Stroud mag historische Filme, er mag alte Bücher, er blättert gern in vergilbten Zeitschriften und hätte wohl Geschichte studiert, wäre sein Vater nicht strikt dagegen gewesen. Er gebe sein Geld doch nicht dafür aus, dass der Junge ein liberaler Geschichtsprofessor werde, zitiert Stroud den Senior, einen Generalmajor der Nationalgarde. Liberal, erklärt er, das klang hier unten im Süden so, als rede man von Kommunisten. Sein Interesse für Geschichte jedenfalls hat nie nachgelassen, man merkt es schon an den Vergleichen, die er anstellt. Der Prozess gegen Glenn Ford, sagt Stroud, lasse ihn an den Titel eines Magazins denken, auf dem zu sehen war, wie äthiopische Krieger nur mit Speeren bewaffnet versuchen, die vorrückenden Panzer des italienischen Diktators Benito Mussolini aufzuhalten. Ford sei der Mann mit dem Speer gewesen. Er hatte nicht die Spur einer Chance. Und ich war noch stolz darauf. Ford saß fast drei Jahrzehnte lang in der Death Row, dem Gefängnistrakt, in dem zum Tode Verurteilte auf ihre Hinrichtung warten. In einer winzigen Zelle, anderthalb Meter breit und zwei Meter lang. Wegen eines Mordes, den er nicht begangen hatte. Angola, die Haftanstalt, in der er eingesperrt war, hat einen denkbar schlechten Ruf: In den schwülheißen Sommern Louisianas können die Temperaturen in den Zellen auf über vierzig Grad Celsius steigen. Als Ford am 11. März 2014 freigelassen wurde, weil einer, von dem Stroud nur sagen darf, er sei Polizeiinformant, überzeugend seine Unschuld nachwies, hatte er 29 Jahre, drei Monate und fünf Tage hinter Gittern verbracht. Stroud war der Staatsanwalt, der die Todesstrafe beantragte. Er ist der erste und bisher einzige, der sich öffentlich für einen Fehler entschuldigt. Zwar wurden seit 1973, seit es entsprechende Statistiken gibt, 156 Death-Row-Insassen rehabilitiert, die meisten entlastet im Zuge nachträglicher DNA-Analysen. Von den Juristen, die an den falschen Urteilen mitwirkten, lässt indes nur einer sichtbar Reue erkennen. Ansel Martin Stroud III, genannt Marty. Wenn etwas schiefgehe, sagt er, halte die Bürokratiemaschine entrüstet dagegen, dass man doch nur seinen Job gemacht habe. Keiner übernimmt Verantwortung. Aber verdammt noch mal, ich war damals der Chefankläger. Wenn ihr bei jemandem Schuld sucht, dann sucht sie bei mir. Der Weg zu dem 64-Jährigen führt in ein gesichtsloses Allerweltsviertel der Stadt Shreveport, zu einem Betonklotz, der den spröden Charme der 1970er-Jahre verströmt. Shreveport liegt im Nordwesten Louisianas, am Ende des Amerikanischen Bürgerkriegs war es die letzte Hauptstadt der Südstaaten-Konföderierten, deren Niederlage bereits besiegelt war. Bis 2011 wehte vor dem imposanten Gerichtsgebäude an der Texas Street die Flagge der Konföderierten, jenes blaue Diagonalkreuz auf rotem Grund, in dem nicht nur Afroamerikaner – aber diese vor allem – ein Symbol des Rassendünkels sehen. Es gibt hier Leute, die noch immer den Krieg gegen die Yankees ausfechten wollen, sagt Stroud. Er empfängt Besucher im Kunstblumenambiente seiner privaten Anwaltskanzlei. 1989 hat er die Seiten gewechselt, seitdem ist er Verteidiger in Strafprozessen, kein Ankläger mehr. Er spricht schleppend, sucht lange nach Worten, ein Melancholiker, der manchmal wirkt wie ein gebrochener Mann. Ich war zu jung für den Fall, räumt er schnörkellos ein. Mit 34 fehlt dir einfach die Lebenserfahrung. Ich wollte Erfolge. Ich wollte, dass es schnell geht. Ein Zeuge habe ihm hinterher – es war als Glückwunsch gedacht – eine rhetorische Frage gestellt: Na, wie fühlt es sich an, den schwarzen Handschuh zu tragen? Den Handschuh der Macht, den Lederhandschuh des Polizisten. Damals war ich stolz. Heute könnte ich mich übergeben. Rückblende. Der 5. November 1983. In Shreveport wird Isadore Rozeman, ein alter Mann, der Uhren repariert und Schmuck verkauft, in seinem kleinen Laden im Parterre seines Hauses ermordet. Ford, der bei Rozeman den Rasen mähte, gerät ins Visier der Ermittler. Nachbarn wollen ihn zur Tatzeit in der Nähe des Tatorts gesehen haben. Als der Afroamerikaner erfährt, dass die Polizei nach ihm sucht, geht er freiwillig zur nächsten Wache. Ärger kann er nicht gebrauchen, er ist aktenkundig bekannt. In Kalifornien, wo er eine Zeitlang lebte, brach er in Wohnungen ein, um Wertsachen zu stehlen. Zurück in Louisiana, seiner alten Heimat, will er ein neues Kapitel aufschlagen. Den Beamten erzählt er, dass ihm ein Bekannter, den er nur O. B. nennt, Schmuck aus Rozemans Besitz gab und er bei einem Pfandleiher ein paar Dollar dafür kassierte. Hinter O. B. verbirgt sich ein gewisser Henry Robinson, Indizien lassen vermuten, dass er und sein Bruder Jake den Juwelier auf dem Gewissen haben. Als drei Monate später Anklage gegen Ford und die Robinsons erhoben wird, lenkt Jake Robinsons Freundin Marvella Brown den Verdacht auf Ford: Sie habe ihn am Tag des Mordes mit einer Schusswaffe in der Nähe des Rozeman-Anwesens gesehen. Beim Kreuzverhör nimmt sie die Aussage zurück: Ich habe das Gericht belogen, alles war erfunden. Zu dieser Zeit aber, erinnert sich Stroud, habe er sich schon ganz auf Ford eingeschossen. Gutachter liefern Gutachten, die ihn belasten, auch wenn sie auf schlampiger Arbeit beruhen. Die beiden Pflichtverteidiger verzichten aufs Einholen von Expertenmeinungen, weil sie glauben, selber die Kosten dafür tragen zu müssen. Der eine hat Erfahrungen in der Öl- und Gasindustrie, der andere mit Versicherungsfällen. Nominiert wurden sie von der lokalen Anwaltskammer; sie waren dem Alphabet nach an der Reihe. Die Geschworenenjury, die Ford schuldig spricht, besteht durchwegs aus Weißen, obwohl die Bewohner des Caddo Parish, des Verwaltungsbezirks, zu dem Shreveport gehört, zu rund 40 Prozent dunkle Haut haben. Die sechs schwarzen Kandidaten sortiert Stroud ausnahmslos aus, bevor der Richter seine Auswahl genehmigt. Nach der Urteilsverkündung geht er mit Kollegen in eine Kneipe. Sie singen, feiern, bringen Trinksprüche aus. Der aufstrebende Staatsanwalt Marty Stroud hat seinen ersten großen Fall erfolgreich abgeschlossen und eine weitere Sprosse auf der Karriereleiter erklommen. Am 11. März 2014 durfte Glenn Ford das Gefängnis verlassen, im Jahr darauf, am 29. Juni 2015, starb er an Lungenkrebs. Seitdem versuchen seine Hinterbliebenen dem Bundesstaat Louisiana eine Entschädigung abzuringen. Für jedes Jahr in der Zelle hätten ihm 11.000 Dollar zugestanden, insgesamt also 330.000 Dollar. Tatsächlich bekam er am Tag seiner Entlassung 20 Dollar in Form eines Geschenkgutscheins. Von dem Geld kaufte er sich ein Brathähnchen, Pommes und eine Cola. Danach hatte er acht Dollar und 67 Cent übrig, erzählt Stroud mit trauriger Akkuratesse. Der Staat Louisiana habe sich damit herausgeredet, dass Ford schon vor 1983 Straftaten begangen habe – Irrelevant, protestiert der Jurist. Als das Lokalblatt Shreveport Times in einem Leitartikel angemessene Wiedergutmachung verlangte, schrieb er den ersten Leserbrief seines Lebens. Es war kein faires Verfahren, ich weiß es, ich war dabei. Ich war arrogant, narzisstisch und selbstgerecht. Gerechtigkeit hat mich weniger interessiert als zu gewinnen. Gewinnen war alles. Kurz darauf traf er sich zum ersten Mal mit Ford, 15 Minuten nur, in New Orleans. Er habe den Todkranken um Verzeihung gebeten. Er sagte: Verzeihen kann ich Ihnen nicht, dazu haben Sie mein Leben zu sehr geprägt. In den Jahren nach dem verhängnisvollen Richterspruch ist Stroud ins Grübeln gekommen. Ein Buch der amerikanischen Ordensschwester Helen Prejean, Dead Man Walking, hat nach seinen Worten dabei eine wichtige Rolle gespielt. Wir können der Regierung nicht einmal vertrauen, wenn es ums Ausbessern von Schlaglöchern geht. Wie können wir ihr dann Fragen von Leben und Tod anvertrauen?, wiederholt er einen Einwand Prejeans. Einer seiner Gegenspieler, ein Jurist namens Dale Cox, bis Mitte November kommissarisch Bezirksstaatsanwalt im Caddo Parish, hält in so drakonischen Worten dagegen, dass er es zu landesweiter Berühmtheit brachte. Ich denke, wir sollten noch mehr Menschen töten, sagte Cox der New York Times. Wirkungsvolle Vergeltung liegt im gesellschaftlichen Interesse. Der Mann, kommentiert Stroud, hätte besser in die Ära Heinrichs VIII. gepasst, des englischen Königs, der wie im Wahn Köpfe rollen ließ. Cox übrigens war als junger Mensch gegen die Todesstrafe, als Stroud noch fest an ihren Sinn glaubte. Heute verweist dieser auf Statistiken, nach denen jeder Neunte, ausgehend von der Zahl der nachträglich Entlasteten, zu Unrecht im Todestrakt sitzt. Wäre die amerikanische Justiz eine Fluglinie, wäre das so, als würde jede neunte Maschine abstürzen. Niemand würde sich bei einer solchen Fehlerquote noch in ein Flugzeug setzen. Wir aber machen unbeirrt weiter.' Nicht-Wissenschaft;Geteilte Expertenmeinungen zum Informationswert der Staatsangehörigkeit eines Vergewaltigers. Die Vorfälle in Köln und Berichte über eine Vergewaltigung im Prater durch einen – wie vielerorts zu lesen war – afghanischen Asylwerber haben eine Mediendebatte über die Nennung der Herkunft Tatverdächtiger neu entfacht. Wann ist dies gerechtfertigt, wann sollten Journalisten darauf verzichten? Im Ehrenkodex des Österreichischen Presserats heißt es unter Punkt sieben, dass Pauschalverdächtigungen und Pauschalverunglimpfungen von Personen und Personengruppen unter allen Umständen zu vermeiden seien. Jede Diskriminierung wegen des Alters, einer Behinderung, des Geschlechts sowie aus ethnischen, nationalen, religiösen, sexuellen, weltanschaulichen oder sonstigen Gründen sei unzulässig. Die bloße Nennung der Herkunft eines Täters würde nicht gegen den Ehrenkodex verstoßen, sagt dazu Presserat-Geschäftsführer Alexander Warzilek zum STANDARD. Trotzdem müssten Journalisten im Einzelfall entscheiden, ob es notwendig und für die Geschichte wichtig ist, über die Herkunft eines Täters zu berichten. Das liege im jeweiligen Ermessenspielraum der Redaktion. Wird immer wieder die Herkunft betont, könne das zu Ressentiments führen. Kommt zur Nennung der Herkunft eine pauschale Verunglimpfung hinzu, dann sei das aber eindeutig ein Ethikverstoß. Wie nun kam im Wiener Vergewaltigungsfall die Information, dass es sich bei dem mutmaßlichen Täter um einen afghanischen Asylwerber handelte, an die Medien? Aus der Polizeipressestelle stammte sie nicht. Nationalitätsangaben würden in Pressemeldungen prinzipiell ausgespart, erläutert Polizeisprecher Thomas Keiblinger. Tatsächlich berichtete die Polizeipressemeldung nur von einem 21-jährigen Tatverdächtigen. Dieser sei von Mitarbeitern einer Securityfirma festgehalten worden. Die Securitys hätten Herkunft und Status des Mannes an die Boulevardpresse weitergegeben, ist aus gut informierter Quelle zu erfahren. Keine Probleme verursacht die Nennung der Herkunft eines Verdächtigen aus medienrechtlicher Perspektive. Hier sei allein der Identitätsschutz von Opfer sowie Täter relevant, sagt die Medienrechtsexpertin Maria Windhager. Die Frage hingegen, ob die Abstammung eines Verdächtigen Informationswert habe, sei eine rein medienethische Abwägung. Diese bringt den Medienexperten Fritz Hausjell zu dem Schluss, dass Herkunft und Status des Mannes im Prater-Fall nicht in die Berichterstattung gehören. Durch derlei Berichte entstehe der falsche Eindruck, dass Vergewaltigung herkunftsbedingt sei. Anders, so Hausjell, sei dies im Fall des in Mitteleuropa offenbar neuen Phänomens der Gruppenbelästigung von Frauen durch ausländische junge Männer. Presserat-Geschäftsführer Warzilek sieht das ähnlich: Nach den Kölner Vorfällen sei die Herkunft der Täter essenziell für die Debatte, hier gab es einen Sachzusammenhang. Jedoch, so Warzilek, werde auch im Fall der Vergewaltigung in Wien debattiert, ob Asylwerber aus beispielsweise Nordafrika oder Afghanistan aufgrund von Herkunft und Erziehung Frauen leichtfertig sexuell attackieren. In der derzeitigen Diskussion erscheint mir die Herkunftsnennung daher vertretbar. Nicht-Wissenschaft;Allein die ÖVP muss 400.000 Euro Strafe zahlen. Bescheide des Transparenzsenats zeigen, welche Gesetzeslücken es gibt. Wien – Der erste Durchgang ist absolviert. Alle Parlamentsparteien halten spätestens seit Montag Bescheide des im Kanzleramt angesiedelten Unabhängigen Parteien-Transparenzsenats in Händen, der ihnen schwarz auf weiß zeigt, ob beziehungsweise wo es Verfehlungen in Sachen Transparenz bei den jüngsten Wahlkämpfen gab. Der STANDARD gibt einen Überblick über die Bescheide und zeigt auch die Schwächen im neuen Gesetz auf. Zunächst: Wegen Überschreitung des Wahlkampfkostenlimits von sieben Millionen Euro müssen SPÖ, ÖVP, Team Stronach und BZÖ Geldstrafen zahlen (die Sprüche sind aber noch nicht rechtskräftig). Den Verfahren vor dem Transparenzsenat gehen Meldungen vom Rechnungshof (RH) voraus. Die dortigen Prüfer beklagen aber, dass ihre Arbeit im Wesentlichen auf die Entgegennahme, formale Kontrolle und Veröffentlichung der von den Parteien gemeldeten Informationen beschränkt ist. Zusammensetzung unklar Ein Beispiel: Der Rechnungshof hätte gern gewusst, wie sich die Beträge für die Wahlwerbung zusammensetzen (also zum Beispiel Folder, Inserate, Geschenke, Kinospots etc.). Der Transparenzsenat hielt aber fest, dass die Parteien dies laut Gesetz nicht müssen. Es reicht die Meldung einer Summe (die von einem Wirtschaftsprüfer bestätigt werden muss). Wenn der Rechnungshof Zweifel hätte (die aber mangels Einblick in die Bücher schwer begründbar wären), könnte er einen zweiten Wirtschaftsprüfer einschalten. Der Grüne Dieter Brosz kritisiert die extrem formalistische Auslegung der Gesetze durch den Transparenzsenat und den RH. Das ist fast schon Sabotage. Damit ist aber auch klar, dass wir die Gesetze nachschärfen müssen. Die Prüfer müssten auch in die Bücher einsehen können. Ähnlich wie der Parteienfinanzexperte Hubert Sickinger plädiert auch Brosz für die Schaffung von Straftatbeständen bei Verletzung des Parteiengesetzes – vergleichbar mit Deutschland. Die Grünen würden jedenfalls entsprechende Gesetzesanträge vorbereiten, sagte Brosz. Wissenschaft;Forscher mahnen mehr Schutz und Aufmerksamkeit für nördliche Wälder an. Laxenburg – Boreale Nadelwälder machen knapp ein Drittel der von Bäumen bedeckten Gebiete auf der Erde aus und speichern mindestens genau so viel Kohlenstoff wie tropische Regenwälder. Sie geraten jedoch durch den Klimawandel zunehmend unter Druck und brauchen mehr Schutz, berichtet ein Forschungsteam mit heimischer Beteiligung im Fachblatt Science. Die borealen Wälder könnten in diesem Jahrhundert an einem Wendepunkt angelangen, erklärte Anatoly Shvidenko vom Internationalen Institut für Angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg bei Wien. Es könne nämlich passieren, dass sie vom Netto-CO2-Speicher zu einer bedeutenden Quelle des Treibhausgases werden. Die borealen Nadelwälder erstrecken sich über die nördlichsten Regionen von Kanada, Russland, Alaska und Skandinavien. Sie spielen für das globale Klima eine große Rolle, weil sie enorme Mengen an CO2 aus der Atmosphäre aufnehmen. Nach Schätzungen speichern sie mindestens 32 Prozent des weltweit vorhandenen Kohlenstoffes, und zwar nicht nur in den Bäumen, sondern auch im Permafrostboden. Außerdem beherbergen sie eine Fülle von Pflanzen-, Tier und Pilzarten. Diese nördlichen Wälder sind jedoch eines der vom Klimawandel am meisten betroffenen Ökosysteme der Erde, so die Forscher. Bei einer globalen Erwärmung um vier Grad Celsius würde es dort sogar um bis zu elf Grad wärmer. Die Klimazonen verschieben sich laut Studien in diesem Bereich zehnmal schneller Richtung Norden als die Baumpopulationen wandern können, erklärten sie. Schon jetzt würden die wärmeren Temperaturen und stärkere Trockenheit zu vermehrten Waldbränden und stärkerem Insektenbefall führen. Die zunehmende Industrialisierung und Verschmutzung von Boden, Wasser und Luft verstärken den Stress für diese Wälder, so die Wissenschafter. Aufgrund von Nährstoffverlusten drohten Waldgebiete auszuhagern und zu Gras- und Buschland zu verkommen. Taut der Dauerfrostboden auf, betrifft das nicht nur den globalen Wasserhaushalt: Es würden auch riesige Mengen an CO2 und Methan freigesetzt. Die Forscher plädieren in dem Artikel dafür, dem borealen Wald auf politischer Ebene mehr Aufmerksamkeit und Schutz zu widmen. Sie schlagen etwa lokale Aufforstungen vor, fordern besser verteilte Schutzgebiete, ein aufmerksames Beobachten von möglichen Veränderungen und nachhaltigere Waldbewirtschaftung. Wissenschaft;Im Konrad-Lorenz-Institut in Klosterneuburg wird theoretische Biologie erörtert. Johannes Jäger ist seit kurzem der Direktor. Wien – Es waren schon die späten 1970er-Jahre, als der österreichische Verhaltensforscher und Nobelpreisträger Konrad Lorenz in seiner Villa in Altenberg mit dem Meeresbiologen Rupert Riedl Gesprächsrunden veranstaltete. Mit dabei war Gerd Müller, heute theoretischer Biologe an der Uni Wien und Vorstandspräsident des Konrad-Lorenz-Instituts für Evolutions- und Kognitionsforschung (KLI). Man diskutierte buchstäblich über Gott und die Welt. Es wurden Weltanschauungen ausgetauscht. Lorenz entwickelte seine evolutionäre Erkenntnistheorie. Er hielt tierisches Verhalten für vorbestimmt durch Gene, Riedl war der Ansicht, dass man die Evolutionsbiologie auch anwenden könnte, um Erklärungen für gesellschaftliche Entwicklungen zu finden. Viele dieser Ideen gelten heute als überholt, die Diskussionen waren aber Anlass für eine Institutsgründung. Riedl hob 1990, ein Jahr nach Lorenz Tod, das KLI aus der Taufe, eine Denkwerkstatt für theoretische Fragen in der Biologie. Hier beschäftigt man sich mit der Frage, was das Leben denn eigentlich überhaupt ist. Die Basisfinanzierung erhält das Institut von einer Privatstiftung, die vollständig unabhängig ist von der Familie Lorenz. Doktoranden und Postdocs sind eingeladen, sich um ein Fellowship zu bewerben. STANDARD: Die Uni Salzburg hat Konrad Lorenz im Dezember 2015 posthum ein Doktorat aberkannt. Stand der Name Ihres Instituts jemals zur Debatte? Johannes Jäger: Nein. Der Name Konrad Lorenz reflektiert ja die Geschichte des Instituts. Eine Namensänderung würde in diesem Fall sicher nicht zur Vergangenheitsbewältigung beitragen, an der das Institut maßgeblich beteiligt war. Unsere Archive wurden intensiv genutzt für die Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit von Lorenz. STANDARD: Die Uni argumentierte, Lorenz habe die aktive Mitgestaltung oder Verbreitung nationalsozialistischer Ideologie verschwiegen. Hat man in Salzburg richtig oder falsch gehandelt? Jäger: Es ist nicht an uns, die Entscheidungen anderer akademischer Institutionen zu kommentieren. Konrad Lorenz war durchaus widersprüchlich. Er hat die Theorie vertreten, dass Menschen, wenn es ihnen zu gut geht, genetisch und moralisch degenerieren. Er hat da aus dem, was er für wissenschaftliche Gründe hielt, einen moralischen Verfall angeprangert. Das war nicht rassistisch im eigentlichen Sinn. Andererseits sprach er aber auch von der Aussonderung kranken Erbmaterials zur Erhaltung der Zivilisation. Das ist Eugenik, wie sie zwar gang und gäbe war in den Dreißigerjahren, aber auch im Nationalsozialismus praktiziert wurde. Lorenz war wohl eher ein Opportunist. Er war aber auch ein in seiner Zeit hervorragender Wissenschafter und Denker. STANDARD: Haben diese Ideen von Lorenz heute noch Geltung? Jäger: Er hat einzelnen Genen eine zu starke Wirkung zugeschrieben. Man weiß mittlerweile, dass Gene mit anderen Genen und mit der Umwelt interagieren und nur so Verhaltensmuster entstehen können. Das sind komplexe Netzwerke, über die wir noch recht wenig wissen. Wir wissen über einzelne Gene Bescheid, aber noch fast nichts darüber, wie sie einander ein- oder ausschalten während der Entwicklung des Organismus. Das Problem ist, dass man, wenn mehr als zwei bis drei Faktoren auf komplexe Art und Weise zusammenwirken, nichts mehr vorhersagen kann. Das KLI beschäftigt sich mit solchen Fragestellungen. STANDARD: Aber es gibt monogenetische Erkrankungen? Jäger: Eines der seltenen Beispiele ist der Veitstanz, also Chorea Huntington. Verstärkte Muskelbewegungen sind hier erste Krankheitssymptome. Wenn man einen Defekt eines bestimmten Gens entdeckt, kann man vorhersagen, dass diese Krankheit sicher ab dem 60. Geburtstag auftritt. Bei Phänotypen, wo mehrere Gene und die Umwelt einen Einfluss haben, ist dies nicht mehr so einfach. STANDARD: Sie selbst haben in den vergangenen Jahren evolutionsbiologische Entwicklungen von Fliegen im Labor studiert. Sie sind seit einem halben Jahr wissenschaftlicher Leiter des Konrad-Lorenz-Instituts und arbeiten daher ausschließlich theoretisch. Ist das nicht ein harter Schnitt in ihrer Biografie? Jäger: Die Jahre im Labor waren sehr spannend, haben aber auch viel Energie gekostet. Es war nämlich auch eine von Unsicherheiten geprägte Zeit, obwohl das Centre for Genomic Regulation (CRG) in Barcelona, meine letzte Arbeitsstätte vor dem Wechsel nach Österreich, eine recht solide Finanzierung hatte. Die Unsicherheiten entstanden durch die Projektfinanzierung und die Karriereentwicklung, die man an diesem Institut genauso wie an der Max-Planck-Gesellschaft und anderen renommierten wissenschaftlichen Institutionen verfolgt. Nach dem Postdoc gibt es eine Fünf-Jahres-Befristung für die Gruppenleiter. Da herrscht enormer Erfolgszwang, die Leute müssen so viel wie möglich publizieren und kommen aus dem Antragschreiben kaum mehr heraus. Das macht viele Wissenschafter kaputt. STANDARD: Wünschen Sie sich die alten Zeiten wieder zurück? Jäger: Nein. Die früher übliche Gangart, mit genügend Sitzfleisch und Beziehungen zu einer Fixanstellung zu kommen, hat nichts in einem modernen Wissenschaftsbetrieb verloren. Aber es müsste auch einen Mittelweg zwischen diesen Extremen geben, um den Produktionswahn in der Wissenschaft auf ein normales Level zu bringen. Ich sehe das KLI als einen Ort, wo Fellows für eine bestimmte Zeit Pause machen können von diesem akademischen Alltag und finanziert werden, um ungestört neue Ideen für wissenschaftliches Arbeiten zu haben. Die einzige Vorgabe: Es muss sich um theoretische Fragen in der Biologie handeln. Und wir müssen keine externen Projektfinanzierungen beantragen. Das ist ein Luxus. Nicht-Wissenschaft;Kommission plant Reform zur Betrugsbekämpfung. Wien – Bis zu 50 Milliarden Euro entgehen den EU-Steuerbehörden jedes Jahr durch Karussellbetrug. Da im derzeitigen Mehrwertsteuersystem für grenzüberschreitende Lieferungen zwischen Unternehmen in der EU keine Umsatzsteuer eingehoben wird, fällt die Steuer auf den ganzen Umsatz aus, wenn sie beim lokalen Weiterverkauf von betrügerischen Unternehmen nicht gemeldet und gezahlt wird. Der vor kurzem vorgestellte Aktionsplan der EU soll dies ändern: In Zukunft soll für die grenzüberschreitenden Verkäufe die Umsatzsteuer im Bestimmungsland abgeführt werden. Dadurch kommt es beim Weiterkauf zu einem Vorsteuerabzug auf die grenzüberschreitende Lieferung. Die vom Weiterverkäufer zu zahlende Umsatzsteuer bemisst sich daher von der Marge, der Karussellbetrug wird weniger lukrativ. Um aber den Unternehmern, die grenzüberschreitende Lieferungen ausführen, eine umsatzsteuerliche Registrierung im Bestimmungsland zu ersparen, soll der Unternehmer die Umsatzsteuer in seinem Heimatland melden können (One-Stop-Shop). Der Käufer wiederum kann sich die Vorsteuer im Bestimmungsland abziehen. Zwischen den beiden Staaten muss daher ein Umsatzsteuerausgleich stattfinden. Christine Weinzierl, Umsatzsteuerexpertin bei PwC in Wien, hält den Vorschlag für den besten Weg, gegen den grassierenden Betrug vorzugehen – und wegen der Budgetnöte in allen EU-Staaten eine Umsetzung für wahrscheinlich. Die Reform erfordert allerdings Umstellungen bei Unternehmen und eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen den nationalen Steuerbehörden. Für grenzüberschreitenden Lieferungen werden spezielle Umsatzsteuermeldungen eingeführt werden – mit eigenen Fälligkeiten und Aufbewahrungsfristen, wie es bei elektronischen Dienstleistungen an Nichtunternehmer bereits geschehen ist, sagt Weinzierl. Für große Unternehmen ist die Umstellung auch dank des Einsatzes moderner Technologien kein Problem, für Klein- und Mittelunternehmen aber schon. Schwieriger könnte sich die Zusammenarbeit der Steuerbehörden gestalten. So wird für grenzüberschreitende Lieferungen, die im Bestimmungsland zu versteuern sind, im Heimatland des Lieferanten die Betriebsprüfung stattfinden. Das setzt aber voraus, dass der Betriebsprüfer einerseits die Regelungen des Bestimmungslandes beherrscht und andererseits die Umsätze der anderen Staaten mit der gleichen Akribie prüft wie die eigenen, sagt Weinzierl. Da muss viel Vertrauen zwischen den Staaten herrschen. Der Richtlinienvorschlag soll 2017 stehen, die neue Regelung 2020 in Kraft treten, meint Weinzierl. Wissenschaft;Probleme mit Seismographen aus Frankreich – Lander sollte innere Struktur des Planeten und geologische Prozesse erforschen. Washington – Eigentlich hätte die prestigeträchtige Mars-Mission InSight der NASA bereits diesere Tage starten sollen, doch daraus wird nun nichts. Die US-Raumfahrtbehörde hat den Beginn des Projektes um zwei Jahre verschoben, voraussichtlicher Starttermin ist nun der 5. Mai 2018. Ursache für den Aufschub ist ein Problem mit einem von der französischen Weltraumbehörde CNES bereitgestellten Seismographen, der mit dem Lander zum Roten Planeten fliegen sollte. Versuche, ein Leck an der Vakuumdichtung des Geräts zu reparieren, waren bereits im vergangenen Dezember fehlgeschlagen. Vor drei Monaten war angesichts enger Budgetgrenzen überhaupt unklar gewesen, ob die Mission nicht gänzlich aufgegeben werden sollte. Das gänzliche Aus konnte aber zumindest vorerst abgewendet werden. InSight (Interior Exploration using Seismic Investigations, Geodesy and Heat Transport) sollte auf der Marsoberfläche die Entwicklung des Planeten erforschen und herausfinden, ob sein Kern fest ist oder flüssig wie bei der Erde. Dazu sollte der Lander unter anderem seismische Aktivitäten messen und Tiefenbohrungen vornehmen. red, APA, 9.3.2016) Nicht-Wissenschaft;Die Schweizer Tennislegende muss sich dem aufstrebenden Österreicher im Foro Italico geschlagen geben. Olympia lässt Thiem aus. Rom – Die gute Nachricht: Dominic Thiem spielt weiter in Rom. Die schlechte Nachricht: Dominic Thiem spielt nicht in Rio. Ich spiele nicht bei Olympia, erklärte Thiem auf der offiziellen Pressekonferenz nach dem Achtelfinalmatch beim ATP-Masters-1000-Turnier in Rom. Für seinen Verzicht, der nicht komplett überraschend kommt, gebe es viele Gründe. Er wollte diese vorerst nicht ausführen. Für seinen Erfolg gegen den großen Roger Federer im Achtelfinale von Rom gab es auch viele Gründe: 75:63 Punkte, 2:1 Breaks, 13:34 unerzwungene Fehler. Mit 7:6 (4), 6:4 setzte sich der Niederösterreicher, 22 Jahre alt, Weltranglistenposition 15, gegen den Schweizer, 34 Jahre alt, Weltranglistenposition zwei, durch. Es war keine Sensation, aber einen Federer zu schlagen, das ist natürlich schon etwas. Thiem hatte am Donnerstag zum zweiten Mal gegen den 17-fachen Gewinner von Grand-Slam-Turnieren gespielt, zum ersten Mal gewonnen. Also sagte Österreichs Nummer eins: Ich bin sehr glücklich, im Viertelfinale zu stehen. Ebendort trifft Thiem heute auf Kei Nishikori, 26 Jahre alt, Weltranglistenposition sechs. Die bisher einzige Begegnung mit dem Japaner verlor der Österreicher im Vorjahr in Halle auf Rasen (6:7, 5:7). Er ist ein sehr solider Spieler, macht wenige Fehler und viel Druck. Das wird bestimmt sehr schwer. Einfach war auch das Match gegen Federer nicht. Thiem: Es war alles andere als ein einfaches Match. Federer war nicht 100-prozentig fit, entschied erst kurz vor der Partie, dass er überhaupt antreten würde. Thiem: Er hat aber trotzdem noch immer extrem gut gespielt. Federer war angeschlagen Federer hatte seit einer Ende Jänner erlittenen Meniskus-Blessur und -Operation vor der Partie gegen Thiem nur vier Matches bestritten, Rom ist seit damals sein erst zweites Turnier nach Monte Carlo, wo der Schweizer Mitte April im Viertelfinale an Jo-Wilfried Tsonga scheiterte. Zudem leidet der Basler aktuell an Rückenproblemen, die ihn vor allem beim Aufschlag beeinträchtigen. Thiem: Ich habe versucht, dass ich meine Leistung bringe und ihn viel bewege wegen seiner körperlichen Probleme. Es war sicher einfacher für mich, dass er nicht voll serviert hat, dadurch habe ich mehr Zeit beim Return gehabt. Thiem steht zum zweiten Mal im Viertelfinale eines Masters-1000-Turniers. Im Halbfinale war er noch nie. Das wäre schon etwas. Bei Olympischen Spielen war er auch noch nie. Thiem belässt es vorerst dabei. Über die Gründe will er vielleicht zu einem anderen Zeitpunkt berichten, aber nicht heute. Während Federer sich in Rio seinen großen Traum vom Einzel-Olympiasieg doch noch erfüllen will, wird Thiem bei dem ebenfalls auf Hartplatz stattfindenden Turnier in Los Cabos (Mexiko, 8. bis 14. August) antreten. Thiem hätte die Olympia-Teilnahme über seine Weltranglistenplatzierung sicher gehabt. Die gute Nachricht: Im Tennis zählen die Grand-Slam-Turniere auch ziemlich viel. Jenes in Paris beginnt am 22. Mai. Aber vorerst ist Rom. Nicht-Wissenschaft;Anteil weiblicher Beschäftigter bei Tech-Jobs und in Führungsetagen immer noch niedrig. Auch wenn immer mehr Unternehmen im Rahmen von personellen Diversitätsbestrebungen versuchen, ihren Frauenanteil zu erhöhen, ist die IT-Branche nach wie vor ein von Männern dominiertes Geschäft. Das legen die Daten aus einer Reihe bekannter Konzerne nahe. Bei diesen lohnt sich sowohl ein Blick auf die Gesamtsituation, als auch auf Einzelergebnisse. Unterschieden wurde bei der Erhebung in drei Bereiche: Allgemeine Tech-Jobs, Führungspositionen und den Frauenanteil der gesamten Belegschaft, inklusive Arbeitsplätze, die nichts direkt mit dem eigentlichen IT-Geschäft der jeweiligen Firma zu tun haben. Von den acht untersuchten Firmen aus dem Tech- und E-Commerce-Segment verfügen alle, bis auf Microsoft, mittlerweile über mindestens 30 Prozent Frauen unter ihren Arbeitskräften. Ein Wert, der bei IT-bezogenen Arbeitsplätzen allerdings nirgends und bei der Belegung von Führungspositionen lediglich einmal erreicht wird. Bei Microsoft ist derzeit jede vierte Arbeitskraft weiblich (27 Prozent). Unter den Tech-Jobs und leitenden Tätigkeiten sind es jeweils nur 17 Prozent. Auch Google hat Aufholbedarf. Hier sind 30 Prozent der Angestellten Frauen, im technischen Bereich ist es aber nicht einmal jede fünfte (18 Prozent). In höheren Anstellungen beträgt die Quote 22 Prozent. Ähnlich sieht es auch bei Facebook aus, wo der Frauenanteil insgesamt bei 34 Prozent liegt. Apple wiederum beschäftigt 31 Prozent Frauen. Unter Führungskräften und bei Tech-Jobs weist das Unternehmen mit 28 bzw. 22 Prozent mit die höchsten Werte im gesamtem Feld auf. Spitzenreiter ist Ebay. Dort arbeiten mittlerweile 43 Prozent Frauen. In leitenden Positionen beträgt der Anteil 29 Prozent, in sonstigen IT-Bereichen 24 Prozent. Ein starkes Gefälle zeigt Linkedin. Dort sind 42 Prozent aller Arbeitskräfte weiblich und mit 30 Prozent ist der Anteil in höheren Stellen der höchste unter den Unternehmen, bei denen erhoben wurde. Bei normalen Stellen im technischen Bereich bewegt er sich mit 18 Prozent ungefähr im Schnitt. Größere Firmen scheinen sich bei der gerechten Berücksichtigung von Frauen bei der Vergabe von Arbeitsplätzen generell stärker zu engagieren, als der Schnitt. Laut einer von der Welt zitierten Studie beträgt der Anteil weiblicher Manager nur zehn Prozent, wenn man für die Erhebung die 150 größten Unternehmen im Silicon Valley heranzieht. Hier geht auch der branchenübergreifende Vergleich mit den 100 größten Firmen im Aktienindex S&P schlecht für die IT-Branche aus, dort liegt der Anteil in oberen Hierarchieebenen auf doppeltem Niveau. Nicht-Wissenschaft;'Die Österreicher lassen sich Sportartikel einiges kosten. Von der Krise des Diskonters Sports Direct profitieren Fachhändler. Wien – Zwei Jahre währte die Durststrecke des Sportartikelhandels. Seit 2015 lassen sich die Österreicher ihre Freizeitausrüstung wieder mehr kosten. Trotz schwacher Skisaison und trotz Debakels des Diskonters Sports Direct nach seinem Einstieg bei Sports Experts und Eybl. Der Umsatz der Branche zog im Vorjahr um mehr als zwei Prozent an, belegen Daten der Statistik Austria. Ketten wie Hervis erzielten hierzulande ein Plus von 9,5 Prozent, flächenbereinigt von fast acht Prozent. Intersport baute seine Erlöse um elf Prozent aus. Sport 2000 legte ebenso zu. Noch stärker wachsen Onlineanbieter. Bergzeit etwa. Der junge Händler bedient Österreich von Bayern aus. Rund 15 Prozent der Umsätze von mehr als 30 Millionen Euro werden hier verbucht. Noch mehr, seit die Turbulenzen von Sports Direct den Markt beutelten. Viele gute Flächen gingen verloren, das Angebot hat sich verschlechtert, sagt Bergzeit-Chef Maximilian Hofbauer dem STANDARD. Natürlich habe sein Betrieb wie viele andere davon profitiert. Wir sind zuletzt im Schnitt jährlich um etwa 30 Prozent gewachsen, in Österreich im Vorjahr sogar überdurchschnittlich stark. Nachfrage bleibt hoch Bergzeit zählt 136 Mitarbeiter und schreibt seit Jahren Gewinne. Viel Umsatz sei vom stationären Handel zu reinen Onlineanbietern abgewandert, resümiert Hofbauer. Diese hätten Absatz, den die Industrie in traditionellen Märkten eingebüßt habe, gut aufgefangen. Denn die Nachfrage an Sportausrüstung sei unverändert hoch. Konzerne wie Hervis vertrauen neben einer rasanten Filialexpansion auf die Vernetzung des stationären Geschäfts mit dem Onlinehandel. Beides kombinieren zu können sei ein klarer Vorteil, sagt Hervis-Chef Alfred Eichblatt. Hofbauer ist anderer Meinung: In der Praxis beherrsche kaum ein großes Unternehmen die Kunst, zweigleisig zu fahren, glaubt er. Der Vorteil eigener Standorte lasse sich im Onlinehandel letztlich nur sehr selten ausspielen. In Österreich fließen bis zu 13 Prozent des Sportartikelgeschäfts über Onlinekanäle. Outdoor-Ware wird bereits zu einem Viertel im Web gekauft; exakte Daten fehlen jedoch nach wie vor. Intersport besetzt gut ein Viertel des gesamten Marktes, Hervis mittlerweile fast ein Fünftel. Sport 2000 und Gigasport decken gemeinsam ein Drittel des Bedarfs ab. Die große Herausforderung für sie: Viele Kunden vergleichen im Shop via Handy Preise und fordern von Verkäufern die jeweils niedrigsten ein. Teure Billigstrategie ohne Beratung Wie es mit Sports Direct weitergeht, ist offen. Die Briten hätten ihr Konzept auf große Einzugsgebiete ausgelegt, die aber in Österreich abgesehen von Wien fehlten, resümiert Gernot Kellermayr, Präsident des Verbands der Sportartikelerzeuger. Die Billigstrategie ohne Beratung werde den Diskonter auch künftig viel kosten. Dass sich mit dem Start seiner Hochpreisschiene Lillywhites das Ruder noch herumreißen lässt, bezweifelt er. Denn die Einführung neuer Marken verschlinge in erster Linie viel Kapital. Geld, das Sports Direct allerdings durchaus hat: International legen Umsatz, Gewinn und Eigenkapital des Konzerns seit Jahren stark zu. Von der Orientierungslosigkeit der Gruppe in Österreich haben Billigketten und reine Onlineanbieter ebenso profitiert wie kleine Fachhändler, sagt Kellermayr – Letztere aus seiner Sicht überproportional. Viele haben ihre Filialisierung weiter vorangetrieben.' Nicht-Wissenschaft;Dennis Muilenburg tritt die Nachfolge von James McNerney an, dieser hatte den Spitzenposten die vergangenen zehn Jahre lang bekleidet. Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung. Wissenschaft;Datenbank für die digitale Rekonstruktion der 2.000 Jahre alten Texte. Bonn – Deutsche und israelische Qumranforscher und Computerwissenschafter entwickeln eine Plattform, die künftig virtuelles Arbeiten an den Qumran-Handschriften ermöglichen soll. Geplant sind neue kritische Editionen der 2.000 Jahre alten Texte, wie die Israelische Antikenbehörde am Dienstag mitteilte. An dem Projekt beteiligen sich die Göttinger Akademie der Wissenschaften sowie die Universitäten Haifa und Tel Aviv. Die Qumran-Rollen, die zu den wichtigsten archäologischen Funden des 20. Jahrhunderts gehören, wurden bereits 2012 digitalisiert und in einer Online-Datenbank zugänglich gemacht. Sie enthält hochauflösende Bilder in verschiedenen Wellenlängenbereichen. Das Projekt will nun eine virtuelle Forschungsumgebung entwickeln und exemplarische Mustereditionen repräsentativer biblischer und nicht-biblischer Texte aus den Höhlen von Qumran erarbeiten. Die Forschungsumgebung enthält alle verfügbaren Informationen zu den einzelnen Fragmenten und kann kontinuierlich mit neuen Daten erweitert werden. Die gespeicherten und miteinander verbundenen Daten können einzeln abgerufen oder in beliebiger Kombination genutzt werden, um etwa eine materielle Rekonstruktion von Fragmenten überprüfen oder selbst durchführen oder eine eigene Edition und Übersetzung generieren zu können. Für die biblischen Texte werden sämtliche Varianten in den Handschriften vom Toten Meer mit einem mehrdimensionalen Klassifikationsschema erfasst, das eine Analyse der Textgeschichte nach unterschiedlichen Parametern erlaubt. Ferner soll das Qumran-Lexikon der Göttinger Wissenschaftsakademie in die Datenbank integriert werden. Wissenschaft;Bei der Nachzucht des Europäischen Nerzes musste man nicht nur herausfinden, wann das Tier fruchtbar ist, sondern auch Teiche graben, die der Nerz mag. Wien – Einst waren sie auch hierzulande anzutreffen. Man stellte ihnen mit Fallen nach, ihrer Pelze wegen, und tötete sie. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts jedoch begannen die Populationen einzubrechen. Mustela lutreola, der Europäische Nerz, machte sich zunehmend rar. Der Negativtrend hält bis heute an. Inzwischen sind die putzigen Tiere im größten Teil ihres ursprünglichen Verbreitungsgebiets ausgestorben. Nur in Nordspanien, Südwestfrankreich, den Deltas von Donau und Dnjestr sowie in einigen Regionen Russlands haben sie überlebt. Nerze lieben Wasser. Sie leben in der unmittelbaren Nähe von Flüssen und Bächen, manchmal auch an Seen, und suchen dort nach Futter. Ihr Habitat teilte sich Mustela lutreola früher meist mit dem Fischotter – ohne allzu große Konkurrenz. Der Nerz ist eher an den Uferbereich angepasst, erklärt Franz Schwarzenberger, Wissenschafter an der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Die Vierbeiner suchen nach Krebsen, Fröschen, Kleinsäugern oder andere Wasserbewohnern. Der Fischotter dagegen jagt schwimmend, im offenen Gewässer, und erbeutet hauptsächlich Fische. So können beide Marderarten koexistieren. Mit einer anderen Tierspezies verträgt sich der Nerz allerdings gar nicht gut: mit seinem amerikanischen Verwandten, dem Mink (Neovison vison). Letzterer wurde für die Pelztierzucht nach Europa gebracht und in Russland zum Teil auch gezielt ausgewildert, als Ersatz für den schwindenden Nerzbestand. Der Beginn einer regelrechten Invasion. Immer wieder entkommen Minks aus Pelztierfarmen, oder sie werden von Tierschützern daraus befreit. Für den Artenschutz hat das üble Folgen. Minks sind anpassungsfähiger und aggressiver als ihre europäischen Vettern. Bei Revierkämpfen ziehen Nerze den Kürzeren, mitunter kommen sie sogar zu Tode. Die Verdrängung durch den heute weitverbreiteten Mink dürfte eine der Hauptursachen für den Kollaps der Nerzpopulationen sein. Zuvor seien die Bestände bereits durch Jagd und Lebensraumzerstörung stark geschwächt gewesen. Die Aussichten sind nicht sehr rosig, fasst Franz Schwarzenberger zusammen. Um den Europäischen Nerz dennoch vor dem Aussterben zu bewahren, läuft im Zoo in der estnischen Hauptstadt Tallinn ein aufwendiges Nerz-Nachzuchtprogramm. Auch Schwarzenberger und zwei seiner Wiener Kolleginnen sind daran beteiligt. Das Projekt kann zwar schon beachtliche Erfolge vorweisen, doch der Kenntnisstand über den Reproduktionszyklus weiblicher Nerze ließ noch zu wünschen übrig. Viele Fragen sind offen: Wann genau zum Beispiel sind die Tiere fruchtbar, und wie lässt sich dies zuverlässig erkennen? Einige dieser Wissenslücken konnten nun im Rahmen einer neuen, vom Fachblatt Theriology online veröffentlichten Studie geschlossen werden. Schwarzenberger und sein Team haben den Hormonhaushalt von insgesamt 15 Nerzweibchen 16 Monate lang analysiert. Die Forscher nahmen Kotproben und maßen die darin enthaltenen Konzentrationen von Abbauprodukten der Hormone Östrogen und Progesteron. Auch die vaginale Zytologie wurde untersucht. Die Kopulation ist bei Nerzen eine ziemlich ruppige Angelegenheit, erklärt Schwarzenberger. Um sich darauf vorzubereiten, verändert sich die Epidermis der Vagina, noch bevor die Tiere rollig werden. Dabei verhornt die Hautoberfläche. Sobald rund 70-90 Prozent der Zellen dort ihre Zellkerne verloren haben, ist die fruchtbare Phase eingetreten. Die getesteten Nerzweibchen waren regulär Teil des Zuchtprogramms. Ihre Paarungsbereitschaft wurde anhand ihrer Vulvagröße und Vaginalzytologie ermittelt. Nerze leben solitär. Männchen und Weibchen vertragen sich nur während der Paarungszeit. Sind sie allerdings nicht in Stimmung, kommt es leicht zu gewalttätigen Auseinandersetzungen – was zu vermeiden ist. In Gefangenschaft aufgezogene Nerzmännchen neigen zu abnormalem Paarungsverhalten, wie Franz Schwarzenberger berichtet. Sie sind entweder hyperaggressiv, oder sie haben überhaupt kein Interesse an Weibchen. Trotz solcher Schwierigkeiten gelang es, alle untersuchten weiblichen Tiere erfolgreich decken zu lassen. Die Tragzeit dauert rund 42 Tage, anschließend kommen im Durchschnitt vier bis fünf Junge zur Welt. Nerzbabys werden knapp einen Monat lang gesäugt. Der Zyklus der Mütter lässt sich gut am nun erstmals gemessenen Hormonprofil aufzeigen. Vor allem die stark erhöhten Hormonkonzentrationen drei Wochen nach der Paarung sind zuverlässige Schwangerschaftsindikatoren. Der Eisprung wird bei Nerzweibchen durch die Kopulation ausgelöst. Obwohl sie nur einen Wurf pro Jahr großziehen, können sie vorher mehrfach fruchtbar werden. Für die Nachzucht ist das ein Vorteil. Ist eine Nerzdame beim ersten Rendezvous nicht trächtig geworden, so hat sie später immer noch Chancen. Seit 2000 setzen die Experten des Tallinner Zoos ihre nachgezüchteten Nerze für die Neugründung einer Population auf der estnischen Ostseeinsel Hiiumaa ein. Das 989 Quadratkilometer große Eiland ist zu gut zwei Dritteln waldbedeckt. Vorher musste der dort lebende Minkbestand eliminiert werden. Und es gab noch ein weiteres Hindernis: Zu Sowjetzeiten wurden großflächige Drainagemaßnahmen durchgeführt, um die Landschaft zugunsten von Forst und Agrarwirtschaft trockenzulegen. Tümpel und kleine Seen verschwanden. Den Nerzen hatte es an Fröschen gemangelt. Zwecks Ausgleich ließen die Biologen im Umfeld von Wasserläufen 23 Teiche graben. Der Trick gelang. Die Frösche nahmen die künstlichen Laichgewässer umgehend an, ihre Bestände stiegen. Auch andere Tierarten wie zwei gefährdete Libellenspezies und die Wasserspinne Argyroneta aquatica profitierten (vgl.: Oryx, Bd. 49, S. 559). Inzwischen plädieren die Experten für das Blockieren der Drainagegräben. So sollen Teile der Insel wieder vernässt und größere Feuchtbiotope wiederhergestellt werden. Der Europäische Nerz scheint sich auf Hiiumaa wohlzufühlen. Nach 15 Jahren gibt es endlich Hinweise auf die Etablierung einer stabilen, sich selbst erhaltenden Nerzpopulation. Da braucht man eben Geduld, sagt Franz Schwarzenberger. In Österreich seien derartige Projekte vorerst nicht geplant. Zwar gäbe es hierzulande bestens geeignete Lebensräume, vor allem im Nationalpark Donau-Auen, aber diese seien leider nicht minkfrei. Nicht-Wissenschaft;Der Pianist und Schriftsteller feiert am Dienstag seinen 85. Geburtstag. Ein Gespräch über das Glück, zeitgerecht Schluss zu machen, Pessimismus, Wunderkinder und nachlassende Hörkräfte. Es gab späte Konzerte von Alfred Brendel, da kredenzte er als Zugabe – zur Überraschung wohl aller – Ludwig van Beethovens kleines Klavierstück Für Elise. Solche Repertoirepointen und delikaten Interpretationen, die nicht nur Werke der Wiener Klassik, Schuberts und Liszts erstrahlen, sondern auch dieser ein wenig verpönten Miniatur poetisch Gerechtigkeit wiederfahren ließen, muss man seit Jahren vermissen. Brendel, der in London lebende Weltbürger, gab am 18. Dezember 2008 sein Abschiedskonzert im Wiener Musikverein – an seiner Seite die Wiener Philharmoniker unter Dirigent Charles Mackerras. Griff er auch seit damals nicht mehr öffentlich in die Tasten, so hielt und hält er die Verbindung mit dem interessierten Publikum mithilfe von immer auch witzigen Lesungen und Vorträgen aufrecht. So wird Alfred Brendel am 25. Jänner bei der Salzburger Mozartwoche über Wolfgang Amadeus Mozart sprechen. Wer ihn als Pianisten studieren mag, dem bietet sich allerdings nun eine opulente Gelegenheit: Aus Anlass seines 85. Geburtstags am Dienstag hat Decca eine 114-teilige CD-Edition mit Aufnahmen Brendels (auf dem Philips-Label) veröffentlicht. Brendel selbst vermag seine Einspielungen allerdings nicht mehr zu genießen, wie er im Exklusivinterview schildert. Seit einem Hörsturz klingen für ihn Klaviertöne vor allem verzerrt. Geigentöne kann Brendel hingegen störungsfrei erleben. Ein Mysterium nennt das Alfred Brendel, eines, das ihm noch niemand hinreichend erklären konnte. STANDARD: Sie beschließen aufzuhören, denken, es berührt Sie nicht. Dann aber ist der letzte Ton gespielt ... War aufzuhören schmerzhafter, als Sie dachten? Brendel: Es war nicht schwerer als gedacht. Ich habe mir das genau vorgestellt, ich wollte ja schon zwei Jahre früher aufhören, mit 75. Freunde haben dann gesagt: Nein, du musst noch weiterspielen! Es ist so eingetroffen, wie ich wollte. Es hat sich bestätigt, was ich von mir angenommen hatte: dass ich nämlich freiwillig Konzerte spiele und nicht gleichsam drogenabhängig vom Spielen bin. Ich wusste auch genau, was ich danach machen würde: Schreiben, Vorträge halten, Streichquartette und junge Pianisten beraten, Kunst schauen, ins Theater gehen, Filme ansehen – auch Filmreihen kuratieren. Ich saß vor vier Jahren in einem Restaurant neben einem sehr netten Mann, wir unterhielten uns über alte Filme – den ganzen Abend lang. Nachher fragte er: Möchten Sie nicht eine Filmreihe kuratieren?. Das war Viennale-Chef Hans Hurch. Zwei Tage später habe ich ihm eine Liste von zwölf Filmen unter dem Titel zwischen Grauen und Gelächter geschickt. Leider konnte ich nur an den letzten Aufführungen teilnehmen, da ich eine Rückenoperation hatte. Mit dieser Serie ging es in Prag und Berlin weiter. Jetzt gab es eine zweite Serie in Prag. Das macht mir großen Spaß. Als ich mit dem Spielen aufhörte, habe ich aber manches nicht vorausgesehen – etwa das Gesundheitliche. Das rechte Ohr war schon weitestgehend ausgeschaltet, aber das Linke hat gut kompensiert. Dann kam der Hörsturz, von einem Tag auf den anderen. Ich wollte ja in meinem Alter viele meiner früheren Aufnahmen anhören. Das ist jetzt leider durch den Hörsturz nicht mehr möglich. Und es wird nicht besser. Leider klingt das Klavier zeitweise sehr verzerrt. Aber die Geige kann ich genau hören, und das ist wirklich mysteriös. Niemand konnte mir bisher erklären, warum der Geigenton, die Qualität des Tons und die Intonation erhalten bleiben. Aber immerhin können wir uns ja noch unterhalten, ich kann immer noch Vorträge halten, Streichquartette hören, schreiben ... Und mit den Plattenaufnahmen ist es ohnedies so: Wenn man sie als seine Kinder betrachtet, die man in die Welt setzt, kann man denen nicht sagen: Ich entlasse euch in die Welt, und werdet nun erwachsen! Es verändern sich eher die Ohren und das Gemüt der Hörer. Aber wenn ich im Ganzen daran denke, sehe ich es als schönen Vertrauensbeweis der Firmen, dass ich so viel aufnehmen konnte. STANDARD: Hat man jemals versucht, Sie zu einem Comeback zu überreden? Brendel: Ja, aber ich denke nicht daran. Ich bin froh, dass ich aufgehört habe, als ich noch meinen Rhythmus und meine Nuancen kontrollieren konnte. Die letzten Konzerte liegen in Aufnahmen vor. Man kann das nachprüfen. STANDARD: Sie waren wohl ein Konzerttyp und auch einer, der gerne ins Studio ging? Brendel: Genau das, beides. Das hat auch sehr früh angefangen. Mit 19 schenkten mir freundliche Leute ein Magnetofon, ich hatte damals kein Geld. Ich hatte dieses Revox-Magnetofon aus der Schweiz, es funktioniert wahrscheinlich noch, obwohl ich es lange nicht benutzt habe. Damit habe ich mich selbst aufgenommen. Es hat mir geholfen, mir während des Spielens zuzuhören, etwas, das ja für junge Spieler gar nicht so leicht ist. Je leidenschaftlicher die Musik wird, umso weniger hört man zu. Es gab auch prominente Pianisten, die, wenn sie leise spielten, ihren Klang kontrollierten, und wenn sie laut spielten leider nicht. STANDARD: Haben Sie je Aufnahmen abgelehnt, die man Ihnen zu machen vorgeschlagen hatte? Brendel: Das ist vorgekommen, aber selten. Es gab auch Aufnahmen, die ich nicht veröffentlicht sehen wollte. Aber ich kam immer gut vorbereitet ins Studio, wusste, was ich machen wollte. Ich habe eine Tochter, die schreibt Pop- und Rocklieder und hat eine Band, mit der sie in England herumfährt. Wenn die eine Aufnahme macht, dauert das ein Vielfaches von der Zeit, die ich gebraucht habe. Ich habe damals in der Regel zwei Tage gebraucht. Bei ihr ist das ein monatelanges Verfahren. STANDARD: Träumen Sie Musik? Brendel: Ja, aber jedenfalls werden mir in Träumen die falschen Noten nicht vorgehalten, die ich gespielt habe. Es ist jedoch praktisch in jeder Nacht etwas Musikalisches los. Es sind verschiedenste Stücke dabei, auch Lied, Oper und auch Orchester. STANDARD: Bekannte Stücke? Brendel: Mir bekannte Stücke. Angstträume sind es meistens nicht. Aber es gibt Träume, da muss ich irgendwo ein Konzert erreichen, aber ich habe den Weg verloren oder finde meine Kleider nicht. Ich hab auch vor längerer Zeit geträumt, ich stehe beim Eingang zum Podium und muss die 3. Symphonie von Brahms dirigieren. Und ich überlege: Wie fängt die an? Aber das Ganze ist ohne schreckliche Gefühle. Mittlerweile ist es im Halbschlaf so, dass ich an Stücken weiterarbeite. Ich benehme mich in meinem Kopf manchmal so, als ob ich noch spielen könnte, als ob es möglich wäre, Stücken neu zu begegnen. STANDARD: Die Sehnsucht bleibt? Brendel: Ich wollte immer Dinge noch besser machen. Als ich jung war, merkte ich, dass da ein Talent war, dem gegenüber eine gewisse Verantwortung vonnöten war. Ich stellte mir mit 20 vor, gewisse Dinge erreichen zu wollen, wenn ich 50 bin. Und nicht mit 25, wie viele andere. Das meiste ist so ziemlich wie vorgestellt eingetreten. STANDARD: Das Schreiben als Tätigkeit kam hinzu. War es da, um interpretatorische Fragen schriftlich denkend zu klären? Brendel: Ich verstehe mich nicht als Intellektuellen, sondern als Musiker, der auch denkt. Im Moment denke ich über Mozart-Interpretation nach, da ich im Jänner bei der Mozartwoche einen Vortrag darüber halte. Ich habe ja meistens über Themen geschrieben, zu denen ich in der Literatur keine Antworten fand. Ich habe mich immer danach gerichtet, was Artur Schnabel gesagt hat: Analyse kommt nach dem Stück und nicht vor dem Stück. Wenn man es gut kennt, bekommt man Einsicht. Wenn sie die harmonische Analyse eines Stückes vorher machen, hilft es Ihnen bei der Interpretation überhaupt nicht. Man muss die harmonischen Spannungen spüren, und zwar auch im richtigen Ausmaß spüren. Es gab das Vorurteil in der Musikwissenschaft, dass Form und Struktur allein wichtig sind, und alles andere ist entweder Fantasie oder ergibt sich sowieso aus dieser Art der Analyse. Und das stimmt nicht. Es gibt die Struktur und den Charakter der Stücke. Die Komponisten sprachen, wenn sie über ihre Stücke gesprochen haben, nicht über die Struktur, sondern über den Charakter, die Atmosphäre, die poetische Idee, was immer. Ich habe eine Lieblingsnotiz von Novalis, sie lautet: Beim Kunstwerk soll das Chaos durch den Flor der Ordnung schimmern. Aber ohne den Flor der Ordnung gibt es kein Kunstwerk. Es ist eine kontrollierende Instanz, selbst wenn man mit dem Gefühl beginnt und mit dem Gefühl endet. Es gibt natürlich immer Variationen. Ich hatte eine sehr liebe Freundin, die viele meiner Konzerte besucht hat. Sie kam oft hinterher zu mir und sagte: Das hast du aber heute ganz anders gespielt!. So ganz anders wars wahrscheinlich nicht, aber ich habe sicher keine Abziehbilder gespielt. STANDARD: Haben Sie es als Kompliment empfunden? Brendel: Schon. Aber auch als eines, das nicht ganz den Tatsachen entsprach. Ich hatte doch meistens ein Konzept, innerhalb des Konzepts gab es Freiheit. Deswegen sprach ich auch vom Charakter eines Stückes. Es ist so wie mit Leuten, die man kennt. Man weiß, die haben Eigenschaften, Möglichkeiten, Schwächen, und außerhalb dieser Zone ist der Charakter nicht mehr da. Wenn man diese Grenzen nicht kennt, missversteht oder verfälscht man das Stück. STANDARD: Kann ein großer Interpret ein mittelprächtiges Stück zu einem großartigen machen? Brendel: Das könnte hier und da passieren, die guten Werke sind meistens überlegen... Es gibt ja auch Leute, die sagen, ein Stück wird erst lebendig, wenn man es zum Klingen bringt. Damit bin ich nun gar nicht einverstanden. Vieles Leben ist schon in der Partitur, aber es schläft, und der Interpret hat das Privileg, das Stück aufzuwecken, es wachzuküssen. STANDARD: Aber sich selbst kann der Spieler nicht ausschalten, bei allem Wunsch nach Objektivität. Brendel: Natürlich muss etwas vom persönlichen Verständnis und Gefühl dabei sein, man soll sich ja nicht ausradieren. Aber ich habe bei gewissen Komponisten zusehends gesehen, wie wichtig die Vortragszeichen sind. Gerade bei Beethoven sollte man mindestens 90 Prozent befolgen und verstehen. Tut man dies nicht, ist es zum Schaden des Interpreten. STANDARD: Pausen, Krisen? Brendel: Ich habe wenig abgesagt. Aber es gab eine Phase vor 20 Jahren, da hatte ich einen sogenannten Tennisarm. Ich musste drei, vier Monate aussetzen. Ich musste auf einer Reise beide Brahms-Konzerte spielen – dazu noch andere Dinge. Danach musste ich überlegen, was ich machen soll. Ich änderte mein Repertoire bis zu einem gewissen Grad, die athletischsten Stücke nahm ich raus. Aber es ist weitergegangen. Haydn, Mozart Beethoven und Schubert haben mich sehr schön über die Runden gebracht durch den Rest meines Lebens. Es gibt nichts zu klagen. STANDARD: Beim Ihrem ersten Konzert in Graz, sie waren 17, war noch eine fugenorientierte Komposition von Ihnen dabei. Das Komponieren wurde es dann aber doch nicht? Brendel: Mir wurde klar, dass das Spielen wichtiger ist und das Komponieren nicht so dringend oder begnadet, wie es sein sollte. Schreiben wurde wichtig, auch das Schreiben von Gedichten. STANDARD: Dieses hat bei einem Flug nach Japan begonnen, es war für Sie eine Überraschung. Brendel: Ja, ich habe das nicht geplant. Plötzlich kamen ein paar Texte, ich habe sie mir dahingehend angesehen, ob sie eine persönliche Note haben. Dann hat jemand ohne mein Wissen zehn dieser Texte einem Verleger gezeigt. Der meinte: Na gut, wenn das weitergeht, machen wir ein Buch. Und es ging weiter. Diese Dinge müssen aber kommen, sie lassen sich nicht herbeizitieren. Ich habe jetzt seit Längerem keine Gedichte mehr geschrieben, nur eine komplette englische Ausgabe meiner Gedichte herausgebracht. STANDARD: Warum gingen Sie vor 40 Jahren nach England? Brendel: Es gab viele Gründe, auch private. Mir war Wien damals zu provinziell. Das hat sich seit der Öffnung zum Osten hin geändert. London war eine kosmopolitische Stadt, ich schätzte die parlamentarische Tradition, die Toleranz Exzentrikern gegenüber, die Fähigkeit, sich selbst nicht ganz ernst zu nehmen, schätzte den Hang zum Nonsens. Ich besuche Wien gerne, aber ich würde hier wohl nicht wieder wohnen. STANDARD: Ein Arturo Benedetti Michelangeli hatte immer einen eigenen Flügel dabei, Sie neigten nicht zu solch einem Aufwand? Brendel: Ich hatte eine Tournee in Dänemark und dabei immer denselben Flügel. Nun, es hat mir gezeigt, dass derselbe Flügel in verschiedenen Sälen nicht nur anders klingt, sondern auch mechanisch anders reagiert. So habe ich das später kaum gemacht. STANDARD: Betreuen Sie junge Musiker? Brendel: Einem Kit Armstrong habe ich viel Zeit gewidmet, ihn habe ich schon getroffen, als er 11 war. Er zog dann nach England und wollte mit mir studieren, aber ich wollte eigentlich nicht mit Kindern arbeiten. Dann hat er mir eine Aufnahme von Chopins Nocturne in Des-Dur mitgebracht. Es war so perfekt, so schön und völlig überlegt! Ich musste mir Zeit für ihn nehmen. Ich musste aber einiges darüber lernen, wie man so junge Leute behandelt. Es gab auch schon Agenten, die ihn überall hinschicken wollte – das habe ich gestoppt. Inzwischen ist es sehr gut gelaufen, es hat sich alles gelöst, auch am Klavier. Er sah am Anfang aus wie eine Marionette, jetzt ist alles viel lockerer. Ich habe ihn einmal gezwungen, etwas von Schubert zu lernen, was überhaupt nicht in seinem Blickfeld war, auch vom Temperament her nicht. Ich wollte ihn wirklich rasend machen, wollte, dass er das Gefühl hat, der Stuhl unter ihm würde brennen. Es hat etwas gebracht, man kann auf solche Weise etwas provozieren, was bei begabten Leuten da ist. Kit Armstrong war ein richtiges Wunderkind, er komponiert auch, kann alles in kürzester Zeit lernen, wirklich alles. Er kann jetzt auch technisch alles bewältigen und überrascht mich immer wieder. Natürlich sucht er seinen Weg, er äfft mich ja nicht nach. Beobachten Sie ihn, es gibt eine Einspielung mit sehr schönen Orgelchoralspielen von Bach. Die hat er selbst arrangiert. STANDARD: Dachten Sie eigentlich: Als ich so alt war wie er, war ich nicht so gut? Brendel: Ich war kein Wunderkind, sicher nicht. Ich kam außerdem nicht aus Verhältnissen, die mir Musik nahegebracht hätten. Wenn ich früh Kammermusik gespielt hätte, irgendeinen Wunderlehrer für Technik gehabt hätte, hätte ich mich wohl schneller entwickelt. Aber ich bin mir nicht sicher, ob das ein Vorteil gewesen wäre. Ich bin dankbar, dass es stückweise gegangen ist, dass ich Dinge allein herausfinden musste. STANDARD: Werden Rückblicke mit den Jahren wichtiger als Ausblicke. Schaut Sie gerne zurück? Brendel: Na, zum Vorausschauen ist ja nicht mehr viel da. Außerdem, wenn ich mir die Welt so ansehe... Mit fällt immer ein, was Max Born an Einstein geschrieben hat: Im Menschen sind Gefühl und Verstand unheilvoll vermischt. Ich bin kein Optimist, bin nie einer gewesen. STANDARD: Denken sie mit Freude an ihren Geburtstag? Brendel: Doch, mit Freude. Es ist auch schön, dass sich die Plattenfirma dazu entschlossen hat, all diese Dinge zu veröffentlichen. Es ist schön, wenn sich die Leute noch an einen erinnern – möglichst freundlich erinnern. STANDARD: Viele offizielle Termine um Ihren Geburtstag herum? Brendel: Ich werde mich aufs Land zurückziehen, mich verbergen! (Ljubiša Tošić, Album, 3.1.2016) Nicht-Wissenschaft;Rechtsanwälte fordern, dass der gesetzliche Tarif inflationsangepasst wird, der Justizminister verweist auf das Finanzministerium. Wien – Wer sich mit Anwälten anlegt, muss sacht formulieren. Diese Erfahrung macht auch Justizminister Wolfgang Brandstetter (ÖVP) dieser Tage. Der Minister reagierte am Dienstag auf die öffentlich verkündete Forderung der Anwälte nach einer Inflationsanpassung ihrer gesetzlichen Tarife. Es tue ihm leid, so Brandstetter sinngemäß, aber das müsse er erst mit dem Finanzminister besprechen, so wolle es das Gesetz. Der Österreichische Rechtsanwaltskammertag (ÖRAK) reagierte postwendend: Unkenntnis des Justizministers bedauerlich, betitelte ÖRAK-Präsident Rupert Wolff eine Aussendung. Das Gesetz schreibe gar nicht vor, den Finanzminister zu befragen. Brandstetter hat mir mehrfach persönlich versichert, dass unsere Forderung berechtigt ist, sagt Wolff. Der Minister berufe sich auf Vorschriften, die so nicht existieren. Der Tarifstreit geht somit in die nächste Runde. Die Anwälte haben ein Druckmittel in der Hand: Sie setzen ab Anfang November ihre kostenlosen Erstberatungen aus. Brandstetter hat dafür absolut kein Verständnis, wie er der APA sagte. Der Stopp der Gratisberatung würde vor allem die ökonomisch schwächeren Teile der Bevölkerung treffen. Die Forderung der Rechtsanwälte selbst sei nachvollziehbar. Er wolle aber zuerst das Einvernehmen mit Finanzminister und Hauptausschuss des Nationalrats suchen. Wissenschaft;Salzwasser-Einstrom spülte die Tiere in eine Umgebung, die ihnen nicht bekam. Braunschweig – Gleich zweimal sind am vergangenen Wochenende junge Mondfische in der Ostsee gesichtet worden. In beiden Fällen handelte es sich leider um tote Exemplare, wie das Johann Heinrich von Thünen-Institut für Ostseefischerei berichtet, dem eines der Tiere für eine wissenschaftliche Untersuchung zur Verfügung gestellt wurde. Mondfische (Mola mola) sind Hochseebewohner und eher in tropischen Breiten zuhause. Der Golfstrom kann sie aber auch bis in den Nordatlantik führen. In der Ostsee handelt es sich um seltene Gäste – dafür braucht es eine spezielle Wetterlage, die einen Salzwasser-Einstrom aus dem Kattegat in die westliche Ostsee bewirkt, wo ihnen die Brackwasserverhältnisse allerdings nicht bekommen. Die Tiere wurden wahrscheinlich mit dem Einstromwasser im November aus dem südlichen Kattegat durch den Großen Belt in die Mecklenburger Bucht gespült, vermutet Uwe Krumme, stellvertretender Leiter des Thünen-Instituts. Hier können die Tiere kurze Zeit überleben, aber dann setzen ihnen Nahrungsmangel, verringerter Salzgehalt und die niedrigen Temperaturen zu. Mit seinem hochrückigen und seitlich zusammengedrückten Körper sieht der Mondfisch, der mit den Kugelfischen verwandt ist, wie ein schwimmender Kopf aus. Ein ziemlich großer Kopf allerdings: Erwachsene Exemplare können bis zu drei Meter Durchmesser haben und eine Tonne schwer werden. Die nun gefundenen Tiere waren mit knapp zehn Kilogramm Gewicht und 60 Zentimeter Durchmesser noch weit davon entfernt. Mondfische sind Räuber, aber alles andere als rasante Schwimmer. Sie treiben mit den Strömungen unterhalb der Wasseroberfläche, tauchen aber auch regelmäßig mehrere Hundert Meter in die Tiefe. Mit ihrem schildkrötenartigen Schnabel fressen sie hauptsächlich Flügelschnecken oder Quallen, aber auch Kopffüßer und kleinere Fische. Von unglücklichen Umständen, wie sie die beiden unfreiwilligen Ostseeeinwanderer trafen, einmal abgesehen, muss man sich um Mondfische übrigens keine Sorgen machen. Die Tiere, deren Weibchen bis zu 300 Millionen Eier legen können, sind nicht gefährdet – nicht zuletzt deshalb, weil sie für die Fischerei uninteressant sind. Wissenschaft;Die schöne Prinzessin, der tapfere Prinz, die böse Hexe: Disney-Animationsfilme gelten als Hort konservativer Rollenbilder. Doch es eröffnen sich durchaus auch subversive Räume, wenn man sie aus Sicht der Gender- und Queer-Studies betrachtet. Wien – Schon als Mädchen verspürte Beatrice Frasl eine große Abneigung gegenüber traditionellen Prinzessinnenfiguren in Disney-Filmen. Die jungen und schönen Prinzessinnen waren die Guten, die in komatösem Zustand darauf warteten, von ihrem Prinzen wachgeküsst zu werden. Und das Böse wurde immer dargestellt durch alte Hexen, deren einziger Wunsch es war, der jungen Frau diese heteroromantische Erfüllung zu vereiteln. Viel interessanter, zuweilen auch ermächtigend fand Frasl die Charaktere in Disneys neueren Animationsfilmen, wo Prinzessinnen gegen ihre Rolle rebellierten – und am Ende trotzdem heirateten. Im Laufe ihres Studiums der Anglistik und Amerikanistik an der Uni Wien kam Beatrice Frasl mit feministischer Kritik an Disney-Produktionen in Kontakt, da begann ihr akademisches Interesse an diesen Figuren. Who Is the Monster and Who Is the Man? heißt ihr Dissertationsprojekt, in dem sie Konstruktionen von Heteronormativität und Andersheit sowie Gender und Herkunft in Zeichentrickfilmen der Walt-Disney-Studios von 1937 bis 2013 analysiert. Ihre Untersuchung ist in drei Phasen unterteilt: die Zeitspanne von 1937 bis 1967, in der Walt Disney noch am Leben und Produzent war (1937-1967), die Epoche von 1989 bis 1999, die als Disney-Renaissance bezeichnet wird, in der die Firma durch die Rückkehr des Disney-Musicals wieder an den Erfolg vergangener Zeiten anknüpfte, und die Phase ab 2000, in der mit der Zusammenarbeit mit Pixar Animation Studios der Fokus auf Computeranimationen gelegt wurde. Als Beispiel für ein heteroromantisches Narrativ, das andere Ungleichheitskategorien trivialisiert, nennt Frasl den Zeichentrickfilm Pocahontas, erschienen im Jahr 1995. Der Plot ist simpel und lässt sich auf die Liebesgeschichte der Indigenen Pocahontas mit dem Engländer John Smith reduzieren. In Pocahontas ist das ganze Streben und Begehren darauf ausgerichtet, einem Mann zu begegnen – ihr Schicksal ist es, John Smith zu treffen, sagt Frasl. Damit wird nicht nur die gewaltsame Geschichte der Kolonialisierung ausgeblendet, sondern: Durch den Fokus auf die Heteroromanze wird Kolonialismus gerechtfertigt. Ähnliche Muster findet man auch bei anderen Thematiken, etwa in Bezug auf monarchische Herrschaft oder Geschlechterverhältnisse. Aufschlussreich sind dafür die Darstellungen in Streifen der 1990er-Jahre. Ausgangspunkt ist oft der Vater, der symbolisch für die patriarchale Ordnung steht. Seine Rolle besteht darin, eine Ehe zu arrangieren, wogegen sich die Tochter zur Wehr setzt und sich aus eigenem Antrieb einen Prinzen sucht. Diese Charakterisierung geht konform mit den postfeministischen Darstellungen dieser Phase: Typisch für diese Zeit sind Darstellungen einer Gesellschaft, in der Feminismus angeblich obsolet ist und die Frauen sich aus eigenen Stücken entscheiden, klassischen Rollenbildern zu folgen, sagt Frasl, die derzeit als Junior Fellow am Internationalen Forschungszentrum Kulturwissenschaften (IFK) forscht. Subversive Räume eröffnen hingegen die Darstellungen der Bösewichte. Frasl verweist auf die lange Tradition im Hollywood-Kino, das Monströse mit queeren Bedeutungen zu überschreiben. Bei männlichen Figuren werden oft schwule Stereotype verwendet, um Monstrosität darzustellen, das hat der US-amerikanische Filmwissenschafter Harry Benshoff in seinen Arbeiten über das Horrorkino dargelegt. Die antagonistischen Gestalten, wie etwa der tückische Gouverneur Ratcliffe in Pocahontas, der böse Zauberer Jafar in Aladdin oder der schurkische Löwe Scar in Lion King, sind klassische Beispiele für queere Charaktere in Disney-Filmen. Feministisch lesbar sind auch die Darstellungen der bösen Hexen, da sie keinem klassischen Weiblichkeitsbild entsprechen. Die Meereshexe Ursula aus The Little Mermaid, die einer Dragqueen nachempfunden ist, veranschaulicht das. Geschlecht wird hier auf eine sehr performative Art und Weise verhandelt, konstatiert Frasl. Der von Ursula dargebotene Song Poor Unfortunate Souls, in dem sie Arielle erklärt, wie eine gute Frau zu sein hat, kann auch als Drag-Performance gelesen werden. Komplexer sind hingegen die Produktionen ab 2000, die keinem klaren Muster mehr folgen. Hier verschwimmen die Grenzen zwischen Gut und Böse. Kennzeichnend ist auch eine ironische Bezugnahme auf frühere Phasen. Und: Die Idee von true love, die im Prinzessinnenfilm immer wieder auftaucht, wird aufgebrochen. Jüngere Disney-Produktionen wurden von der Wissenschaft bis jetzt noch vernachlässigt. Das will Beatrice Frasl nun ändern. Wissenschaft;1520 – Der portugiesische Seefahrer Magellan (Fernao de Magalhaes), seit 1517 im Dienst der spanischen Krone, entdeckt die Einfahrt in die nach ihm benannte, 600 Kilometer lange Straße zwischen Südamerika und Feuerland. (Am 28.11. erreicht er den Stillen Ozean.) 1805 – Der britische Admiral Lord Nelson besiegt in der entscheidenden Seeschlacht von Trafalgar (südlich von Cadiz) die französisch-spanische Flotte, wird aber dabei tödlich verwundet. 1915 – Zwischen Paris und Arlington in Virginia (USA) wird das erste transatlantische Funktelefongespräch geführt. 1925 – Erstmals zeigt der deutsche Maler Paul Klee seine Werke in einer Pariser Ausstellung. 1945 – Durch eine von General Charles de Gaulle angeordnete Wahlrechtsänderung dürfen Frankreichs Frauen erstmals zu den Wahlurnen gehen. In der Konstituierenden Nationalversammlung stellen Sozialisten und Kommunisten die Mehrheit. 1970 – Die Brücke über den Kleinen Belt, die Jütland und Fünen verbindet, wird eröffnet. 1985 – In Hamburg wird je ein Exemplar der blauen und roten Mauritius von einer US-Amerikanerin für umgerechnet rund zwölf Millionen Schilling ersteigert. 2000 – Im Theater an der Wien wird erstmals der Nestroy-Theaterpreis vergeben. Geburtstage: Jean Bart (Baert), frz. Seefahrer (1650-1702) Franz Moritz Graf Lacy, öst. Feldmarschall (1725-1801) Jur Fandly, slowak. Theologe u. Autor (1750-1811) Giuseppe Baini, ital. Kirchenmusiker (1775-1844) Alphonse de Lamartine, frz. Schriftst. (1790-1869) Hermann Müller-Thurgau, schwz. Winzer (1850-1927) Umberto Nobile, ital. General und Luftschiffbauer (1885-1978) Egon Wellesz, öst. Komp. u. Musikwiss. (1885-1974) Nikos Engonopoulos, griech. Schriftst. (1910-1985) Günther Feuerstein, öst. Architekt (1925- ) Pele (eigtl. Edson Arantes do Nascimento), bras. Fußballer (n.a.A. 23.10.1940) (1940- ) Manfred Mann, südafrikanischer Musiker (1940- ) Todestage: Pedro de Espinosa, span. Schriftsteller (1578-1650) Horatio Viscount Nelson, brit. Admiral (1758-1805) Grete Körber, öst. Schriftstellerin (1895-1950) Lothar Olias, dt. Komponist (1913-1990) Maxene Andrews, US-Sängerin (1916-1995) (APA, 21.10.2015) Wissenschaft;Forscher untersuchten eine Familie mit ungewöhnlichem Schlafrhythmus und fanden die Genvariante, die dafür verantwortlich sein könnte. San Francisco – Winterdepressionen sollten in den nächsten Wochen durch wärmeres, sonnigeres Wetter idealerweise wieder zurückgehen. Dennoch ist das Thema nicht zu vernachlässigen: Zwei bis neun Prozent der Weltbevölkerung leiden an der Krankheit, die eine Folge der verminderten Sonneneinstrahlung in den Herbst- und Wintermonaten ist und oft dafür sorgt, dass die Betroffenen länger schlafen. Wie der Zusammenhang zwischen Schlaf und Stimmung auf molekularer Ebene aussieht, ist noch nicht geklärt. Eine neue Studie will Licht ins Dunkel bringen: Die Biologin Ying-Hui Fu von der University of California in San Francisco analysierte mit ihrer US-amerikanischen Forschungsgruppe zunächst das Erbgut einer jener seltenen Familien, die von einer genetisch bedingten Schlafkrankheit betroffen sind: Die Mitglieder leiden an Winterdepressionen, Stimmungsschwankungen und einem ungewöhnlichen Schlafrhythmus. Ihre Schlafenszeit liegt meist zwischen 19 und 3 Uhr (familial advanced sleep-phase disorder, FASPD). Mutierter Schlaf Die Wissenschafter suchten nach Mutationen in Genbereichen, die mit dem Tagesrhythmus in Zusammenhang stehen, und wurden fündig: Wir haben eine genetische Veränderung bei Personen entdeckt, die sowohl Winterdepressionen haben als auch sehr früh am Tag wach werden, sagt Fu. Das betroffene Gen heißt Period3, die abweichende Variante scheint nur sehr selten aufzutreten. Weniger als ein Prozent der Bevölkerung hat diese Version, die für frühes Erwachen und jahreszeitliche Stimmungsschwankungen verantwortlich sein könnte. Um festzustellen, ob die Symptome durch die Mutation erklärt werden können, wurden Mäuse mit der genetischen Variante sowie ohne funktionierendes Period3-Gen gezüchtet. Die Mäuse mit der Genvariante hatten einen ungewöhnlichen Schlaf-Wach-Rhythmus und bewegten sich weniger, wenn sie von den Forschern gehalten wurden. Auffällig war die Winterdepression bei Mäusen ohne das Gen: Wurden sie weniger Licht ausgesetzt, verhielten sie sich bei menschlichem Kontakt ruhiger. Dies gilt im Mausversuch als Indiz für Depressionen. Eingeschränkte Interpretation Da die Genvariante so selten auftritt, Winterdepressionen aber relativ verbreitet sind, können sie nicht die einzige Erklärung für Verstimmungen in düsteren Monaten sein. Dennoch kann die Funktion von Period3 Aufschluss über die molekularen Grundlagen von Stimmungs- und Schlafstörungen sowie über Behandlungsmöglichkeiten geben, schreiben die Autoren in der Fachzeitschrift PNAS. Ihre Ergebnisse seien aber auch mit Vorsicht zu genießen, da die untersuchte Familie nur aus sieben Personen in drei Generationen besteht, von denen vier Personen betroffen waren. Zudem sei das Testen von Depression bei Nagetieren nur eingeschränkt möglich. Ein Kommentar zweier niederländischer Autoren im Fachjournal Psychoneuroendocrinology unterstreicht, dass der angewandte Schwimmtest nicht für die Interpretation von Depression gedacht sei. Nicht-Wissenschaft;Bei jedem Asylwerber soll geprüft werden, ob er zuerst in einem anderen Land europäischen Boden betreten hat. Berlin – Deutschland wird syrische Asylwerber wieder nach dem Dublin-Verfahren in andere EU-Länder zurückschicken, über die sie in die Europäische Union eingereist sind. Wie ein Sprecher des deutschen Innenministeriums am Dienstag bestätigte, wendet Deutschland das Dublin-Verfahren aktuell für alle Herkunftsländer und alle Mitgliedstaaten außer Griechenland an. Das gilt auch für syrische Staatsangehörige – seit dem 21. Oktober, fügte er hinzu. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge prüfe nun wieder in jedem Einzelfall alle Aspekte für einen sogenannten Selbsteintritt Deutschlands, also die Übernahme in das nationale Verfahren. Dabei soll auch geschaut werden, wie groß die tatsächlichen Möglichkeiten für eine Überstellung in einen anderen Mitgliedstaat sind. Deutschland hatte im August beschlossen, das sogenannte Dublin-Verfahren für Syrer vorübergehend auszusetzen: #Dublin-Verfahren syrischer Staatsangehöriger werden zum gegenwärtigen Zeitpunkt von uns weitestgehend faktisch nicht weiter verfolgt. Normalerweise wird bei jedem Asylwerber zwingend geprüft, ob er zuerst in einem anderen Land europäischen Boden betreten hat. Ist dem so, muss der Betroffene eigentlich dorthin zurück. Darauf war bei Syrern seit August offiziell verzichtet worden. Und zwar aus humanitären Überlegungen, aber auch, um das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge zu entlasten. Denn das Prüfungsverfahren ist sehr aufwendig. Die Rückführung von Asylwerbern in andere europäische Staaten dürfte für Deutschland ohnehin kurzfristig schwierig werden. Denn nur wenige der Flüchtlinge, die zuletzt ins Land gekommen waren, sind zuvor in einem anderen EU-Staat registriert worden. Inoffiziell ist von maximal drei Prozent die Rede. Im deutschen Innenministerium hieß es, die Rückkehr zum Dublin-Verfahren für Asylwerber aller Nationalitäten sei eine von verschiedenen Maßnahmen, um trotz hoher Flüchtlingszahlen wieder zu geordneten Verfahren bei der Einreise und bei der Durchführung von Asylverfahren zurückzukehren. Für die deutschen Grünen ist klar, dass die Bundesregierung mit solchen Maßnahmen versucht, damit und mit der Diskussion um Einschränkungen beim Familiennachzug den Schutz für syrische Bürgerkriegsflüchtlinge einzuschränken, wie die flüchtlingspolitische Sprecherin der grünen Bundestagsfraktion, Luise Amtsberg, sagte. Dadurch werde auch die Debatte über eine Obergrenze für Asyl wieder angeheizt. Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) hat die Entscheidung Deutschlands, syrische Asylbewerber wieder nach dem Dublin-Verfahren in andere EU-Länder zurückschicken, begrüßt. Das wäre das Signal, auf das wir die letzten Wochen gewartet haben – der Wendepunkt von der grenzenlosen Willkommenskultur zurück zu einer Kultur der Vernunft und des Augenmaßes, teilte sie am Dienstagabend mit. Ich habe immer davor gewarnt, dass das ersatzlose Streichen Dublins zu einer Verschärfung der Schieflage in Europa führt. Genau damit hat Europa jetzt zu kämpfen. Ich habe auch immer gesagt, dass Österreich weiterhin an Dublin festhält. Dementsprechend laufen aktuell auch rund 3.700 Dublin-Prüfungen in Österreich, bekräftige Mikl-Leitner. Es ist gut, dass jetzt auch Deutschland wieder gänzlich zum Dublin-System zurückkehren will. Jetzt ist es aber auch notwendig, diese Nachricht auch deutlich in die Welt zu senden, damit sie auch wirkt. Nicht-Wissenschaft;Richterspruch basiere auf "Spekulationen und Indizien" – Serbische Boulevardzeitung spricht von "Vergewaltigung" durch Kriegsverbrechertribunal. Den Haag / Sarajevo – Der frühere Präsident der Republika Srpska, Radovan Karadžić, hat sich über seine Verurteilung zu einer 40-jährigen Haftstrafe durch das Haager Kriegsverbrechertribunal überrascht gezeigt. Das ist katastrophal, ich kann nicht glauben, dass ein solches Urteil gefasst wurde, zitierte die Belgrader Tageszeitung Večernje novosti Karadžić am Freitag. Sein Anwalt hat bereits Berufung angekündigt. Das Urteil basiere auf Spekulationen und Indizien und nicht auf Tatsachen, meinte Karadžić demnach gegenüber seinem Anwalt Goran Petronijević. Auch hätten die Europäische Union, das Gericht und die internationale Staatengemeinschaft selbst nach den Terrorangriffen in Paris und Brüssel nicht verstanden, womit die bosnischen Serben in den Neunzigerjahren konfrontiert gewesen seien, versuchte Karadžić den Bosnien-Krieg (1992–1995) mit den jüngsten Terroranschlägen in Verbindung zu bringen. Empört über den Urteilsspruch zeigte sich auch die regierungsnahe, serbische Boulevardzeitung Informer. Welche Schande, eine weitere schreckliche Ungerechtigkeit zum 17. Jahrestag der verbrecherischen Nato-Aggression (1999, Anm.), titelte das Blatt am Freitag. Serbien werde von Den Haag vergewaltigt, hieß es dort zudem. Unaufgeregter gab sich der Großteil der übrigen Printmedien Serbiens. Die Tageszeitung Blic verwies darauf, dass im Laufe der Urteilsverkündung auch immer wieder der frühere Militärchef der bosnischen Serben, Ratko Mladić, und der serbische Ultranationalist Vojislav Šešelj als für Kriegsverbrechen verantwortlich angeführt wurden. Das Urteil gegen Šešelj soll nächsten Donnerstag verkündet werden, der Prozess gegen Mladić ist noch im Gange. Russland kritisiert das Urteil ebenfalls. Wir sagen seit langem, dass die Arbeit des Internationalen Kriegsverbrechertribunals politische motiviert ist. Alle Fälle, die dort verhandelt wurden, waren einseitig, sagte Vizeaußenminister Gennadi Gatilow am Freitag in Moskau. Das Urteil sei ungerechtfertigt, erklärte der Vize-Vorsitzende des außenpolitischen Ausschusses im russischen Parlament, Leonid Kalaschnikow. Das ist ein völlig einseitiges Vorgehen des Westens. Die Kosovaren, die man nicht braucht, hat man schon lange laufengelassen, dagegen wird den Serben ein faires Gerichtsverfahren verweigert, sagte Kalaschnikow der Agentur Tass zufolge. Russland gilt als enger Verbündeter Serbiens. Nicht-Wissenschaft;9,9 Prozent der Ortschefs in Niederösterreich sind laut Gemeindebund weiblich – Österreich-Durchschnitt bei 6,7 Prozent. St. Pölten – Die Anzahl der Bürgermeisterinnen steigt zwar, österreichweit sind aber nur 141 (6,7 Prozent) der 2.100 Ortschefs weiblich. Niederösterreich führt mit 9,9 Prozent. Ziel sei, dass sich die Anzahl der Bürgermeisterinnen in den nächsten zehn Jahren verdoppelt, sagte Gemeindebund-Präsident Helmut Mödlhammer in einer Pressekonferenz anlässlich des Internationalen Frauentages am 8. März in St. Pölten. Seit 1999 hat sich die Anzahl der Bürgermeisterinnen in Österreich laut Mödlhammer von 45 auf 141 (Stand vor der Stichwahl in Tirol am 13. März) mehr als verdreifacht. Niederösterreich liegt beim Frauenanteil mit 57 Bürgermeisterinnen (9,9 Prozent) in 573 Gemeinden an der Spitze, im Vergleich zum Anteil der weiblichen Bevölkerung zeige sich aber ein ziemliches Ungleichgewicht, sagte Landesrätin Barbara Schwarz (ÖVP). Salzburg weist mit 3,4 Prozent (4 von 119 Ortschefs) – abgesehen von Wien – den niedrigsten Wert auf. Durch die Kommunalwahl in Tirol am 28. Februar sind einige Bürgermeisterinnen dazugekommen, durch die Stichwahl am Sonntag könnten es noch mehr werden. Derzeit gibt es laut Gemeindebund 14 Bürgermeisterinnen (fünf Prozent) in 279 Tiroler Gemeinden, bis zur jüngsten Wahl waren es lediglich elf. Vorarlberg hält bei sieben weiblichen (7,3 Prozent) von 96 Bürgermeistern, Oberösterreich bei 29 (6,6 Prozent) in 442 Gemeinden. In der Steiermark beträgt der Frauenanteil 5,6 Prozent (16 in 287 Gemeinden), in Kärnten 5,3 Prozent (sieben in 132 Gemeinden) und im Burgenland 4,1 Prozent (sieben in 171 Gemeinden). Etwas höher ist der Anteil in Gemeinderäten: Österreichweit halten Frauen 9.500 (24 Prozent) der 38.800 Mandate. In Niederösterreich liegt der Anteil laut Gemeindebund bei fast 30 Prozent. Es ist einfacher, Frauen für ein Mandat im Landtag oder Nationalrat zu gewinnen, sagte Mödlhammer. Der Gemeindebund-Präsident sprach sich dafür aus, die Rahmenbedingungen des Amtes zu verbessern: Als Bausteine dafür nannte er weniger Termine, weniger Sitzungen und weniger zusätzliche Ämter. Die Funktion des Bürgermeisters bringe viele Termine und Sitzungen abends und am Wochenende und eine Mitarbeit in regionalen Verbänden mit sich. Völlige Chancengleichheit ist noch nicht erreicht, sprach Schwarz die noch immer herrschenden Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen an. Ganzjährig vollzeitbeschäftigte Frauen verdienen in Niederösterreich 82 Prozent des Einkommens ihrer männlichen Kollegen. Das Bundesland weist mit 21.379 Euro Bruttojahreseinkommen im Mittel für Frauen nach Wien (22.050) den zweithöchsten Wert auf. Im Herbst startet das Land NÖ die Initiative Frauen stärken mit Veranstaltungen und einem Mentoring-Programm. Das Budget dafür liegt laut Schwarz bei rund 50.000 Euro. Als Schwerpunkt bezeichnete die Landesrätin den Ausbau der Kinderbetreuung für Unter-Dreijährige. Für heuer gebe es bereits konkrete Planungen für 63 neue Betreuungsgruppen. Nicht-Wissenschaft;Zuletzt sahen – nach ARD-Angaben – im Durchschnitt nur noch eine Million Zuschauer zu. Berlin/Wien – Finale für die ARD-Serie Verbotene Liebe: Nach 4.664 Episoden ist am Freitag (18.50 Uhr), nach etwas mehr als 20 Jahren Schluss, teilte die Programmdirektion am Donnerstag in München mit. Als Grund wurde der nachlassende Zuschauerzuspruch für die Vorabendserie angegeben. Zuletzt sahen jeden Freitag nach ARD-Angaben im Durchschnitt nur noch eine Million Zuschauer zu, der Marktanteil lag bei 4,8 Prozent. Am folgenden Freitag (3. Juli) nimmt Schauspielerin Cordula Stratmann den Sendeplatz mit ihrer neuen Serie Die Kuhflüsterin ein. Die Verbotene Liebe hat ein Stück Fernsehgeschichte geschrieben, indem sie früh für Toleranz in der Liebe und Akzeptanz der gleichgeschlechtlichen Partnerschaft eingetreten ist, wurde Programmdirektor Volker Herres zitiert. In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat sich bei uns gesellschaftlich einiges verändert, einstige Tabus wurden hinterfragt und sind heute vielerorts keine mehr. Wissenschaft;'Es ist die farbenprächtigste Handschriftensammlung und das berühmteste, gleichwohl unvollendete "Buch" des Mittelalters. Berlin – Ich saz uf eime steine und dahte bein mit beine, dar uf satzt ich den ellenbogen, ich hete in mine hant gesmogen daz kinne und ein min wange. Das sind die ersten Verse des sogenannten Reichstons, den der große politische Lyriker des Mittelalters, Walther von der Vogelweide, um 1200 gedichtet hat, also vor gut 800 Jahren. Ich saß auf einem Felsengestein und hatte ein Bein über das andere geschlagen (dahte kommt von decken, überdecken; Dach steckt darin), (auf das Knie) stützte ich den Ellenbogen, in die Hand hatte ich das Kinn und eine Wange geschmiegt. Walther zeichnet hier ein bekanntes Bild des Denkers, des Nachdenklichen, wie ihn die Antike kennt, aber auch die Moderne (Rodin). Er denkt über den Weltenlauf nach und wie man sich in ihm einrichten sollte – doch er weiß eigentlich keinen Rat. Zu diesem Sinnbild Walthers gibt es auch eine Miniatur, also ein Bild, gezeichnet im Mittelalter. Diese Miniatur eröffnet in der bedeutendsten Sammlung mittelalterlicher Literatur, dem sogenannten Codex Manesse, die Liedsammlung Walthers. Der Geburtsort Walthers ist nicht bekannt. Begraben soll er im Lusamgärtchen in unmittelbarer Nähe des Würzburger Doms sein. Doch auch dies ist nicht verbürgt. Eigentlich kennt man Walther nur durch sein literarisches Werk, das in insgesamt mehr als 30 heute noch erhaltenen Handschriften und Handschriftenfragmenten überliefert ist. Handschrift heißt: ein Schreiber im Mittelalter hat jedes seiner Lieder Buchstaben für Buchstaben auf- oder, wenn eine Handschrift schon vorhanden gewesen ist, abgeschrieben. Das ist viel Arbeit, und deswegen waren Handschriften schon damals sehr kostbar. Das Werk Walthers ist am umfassendsten in jenem Codex Manesse bewahrt geblieben. Der Codex ist die umfangreichste Sammlung mittelhochdeutscher Lied- und Spruchdichtung. Insgesamt 137 wunderschöne Miniaturen zeigen die Sänger in verschiedenen bildlichen Kontexten und gewähren einen einmaligen Einblick in die Welt der adligen Hofhaltung des Mittelalters. Mit seinen Anfängen um 1300 verbindet man, gerade auch wieder in der jüngsten Forschung, die Zürcher Patrizierfamilie Manesse. Seit dem 19. Jahrhundert wird die berühmteste Handschrift des deutschsprachigen Mittelalters in der Heidelberger Universitätsbibliothek aufbewahrt. Die wissenschaftliche Entschlüsselung des Codex Manesse erstreckt sich inzwischen über mehr als vier Jahrhunderte, ohne bisher in allen oder auch nur in vielen Punkten zu einem Konsens gekommen, geschweige denn an ein Ende gelangt zu sein, schreibt der Heidelberger Altgermanist Lothar Voetz über die Handschriftensammlung. Obwohl er einer der besten Kenner des Codex ist, spricht Voetz von einem Buch mit sieben Siegeln. Er versucht in seiner großformatigen, neuesten Arbeit gleichwohl, den Codex zu entziffern und zeichnet den Stand der Forschung nach. Die Großen der mittelalterlichen Minnesänger und deren Liebeslyrik porträtiert er. Er zeigt deren farbenprächtigen Miniaturen und gibt mit Abbildungen von Handschriften einen starken Einblick in diese Kunst.' Wissenschaft;Genetische Analysen stützen die Hypothese von Anatolien als kulturelle Drehscheibe. Stockholm – Die sogenannte Anatolien-Hypothese besagt, dass sich die Landwirtschaft und damit eine sesshafte, bäuerliche Lebensweise vor 9500 bis 8000 Jahren über Anatolien nach Europa ausbreitete (und mit ihr eine indogermanische Ursprache). Die Annahme eines solchen Kulturtransfers, der seinen Ausgang in der Levante nahm, stützen nun auch genetische Analysen, die Forscher der Universität Stockholm vornahmen. Die Wissenschafter untersuchten DNA aus 8.000 Jahre alten menschlichen Überresten, die in der nordwestanatolischen Ausgrabungsstätte Kumtepe entdeckt worden waren. Es dürfte sich dabei um die ersten sesshaften Bewohner von Kumtepe gehandelt haben. Auf dem prähistorische Hügel wurden in den vergangenen Jahrzehnten zahlreiche Spuren früher Besiedelung gefunden. Die Arbeit sei aufgrund des schlechten Zustands der Funde schwierig gewesen, habe sich aber gelohnt, sagte Ayca Omrak: Demnach würden die Ergebnisse im Vergleich mit dem Erbgut früher europäischer Bauern und heutiger Europäer zeigen, dass Anatolien tatsächlich eine Art kulturelle und genetische Drehscheibe nach Europa war. Um besser nachvollziehen zu können, wie und in welchen Schritten sich die landwirtschaftliche Entwicklung genau ausbreitete, müssten weitere Analysen und Vergleiche mit Funden aus der Levante folgen. Die Forscher planen nun ein gemeinsames Projekt mit Archäologen aus der Türkei und dem Iran. Eines sei jedoch bereits klar, kommentierte Anders Götherstörm (ebenfalls Uni Stockholm) den Zwischenstand: Unsere Ergebnisse streichen die herausragende Bedeutung Anatoliens in der europäischen Kulturgeschichte hervor. Nicht-Wissenschaft;Geigerin Isabelle Faust im Wiener Konzerthaus. Wien – Doloroso nennt György Kurtág jenes Stück aus dem Zyklus Signs, Games and Messages, den die Geigerin Isabelle Faust als Zugabe wählte. Natürlich bildete das Stück einen Kontrast inmitten Werken von Wolfgang Amadeus Mozart und Ludwig van Beethoven im Originalklangkleid. Die Klänge des Zeitgenossen, der gerade eben 90 Jahre alt wurde, hoben sich jedoch nicht grundsätzlich von den alten Meistern ab. Vielmehr verband sie die Solistin durch dieselbe Haltung, durch die ähnliche Mischung von Distanz und Eindringlichkeit, Objektivität und Anteilnahme, mit der sie sich auch Mozart angenähert hatte. Der Klang ihrer Stradivari blieb zwar derselbe, wurde aber in geradezu unglaublicher Weise ganz anders modelliert: In Kurtágs Miniatur floss jedoch vibrierende Expressivität, deren vollständige Absenz Mozarts Violinkonzert in G-Dur (KV 216) seine Direktheit verpasste – so konsequent, wie es in Originalklangorchestern zum State of the Art gehört, bei Solisten und Solistinnen jedoch selten gleichermaßen radikal zu hören ist. Darüber hinaus versagte sich Faust allzu viel Subjektivität und schon gar Anflüge von Spontaneität, zog sich eher – in einem freilich profilierten interpretatorischen Setting – hinter Mozart zurück: Gewiss war alles schön und richtig, aber eben auch nicht allzu aufregend (was dem Stück allerdings auch nicht wirklich widerspricht). Dirigent Philippe Herreweghe und das Orchestre des Champs-Élysées, das sich auf Originalinstrumenten durch das Repertoire vom 18. bis zum frühen 20. Jahrhundert bewegt, übten sich hier in ähnlich vorzüglicher Unauffälligkeit, gestalteten perfekt abgerundete Phrasen, sorgten für einen transparenten, sinnlichen Klang und für Ausgewogenheit bei fließendem Tempo. Zuvor hatten sie Beethovens Coriolan-Ouvertüre, ein vor Energie berstendes Werk, unerwartet brav zurechtfrisiert. In Beethovens 4. Symphonie fanden sie abschließend jedoch zu markantem Musizieren voller verschiedenartiger Charaktere – und dies umso mehr, je mehr die einzelnen Musiker oder Stimmgruppen individuell interagieren durften: Die Klarinettenkantilene im zweiten Satz wurde zu einer Insel ätherischer Melancholie. Wissenschaft;Gebürtige Deutsche erlangte in Österreich mit Thematisierung der Habsburger große Popularität. Wien – Die Historikerin Brigitte Hamann prägte das öffentliche Bild der Habsburger, schrieb Bücher über Wolfgang Amadeus Mozart und Adolf Hitler. Und das nicht obwohl, sondern weil sie gebürtige Deutsche ist: Ich hatte einen anderen Blick auf Österreich und begann mit einer gewissen Distanz zu schreiben, sagte sie einmal. Am Sonntag (26. Juli) feiert Hamann ihren 75. Geburtstag. Auch die Jury begründete die Zuerkennung des Ehrenpreises des österreichischen Buchhandels für Toleranz im Jahr 2012 damit, dass Hamann mit dem objektiven Blick einer nicht gebürtigen Österreicherin die Identität dieses Landes offenlegt. In ihrem imposanten Oeuvre vereine Hamann wissenschaftliche Rigorosität mit publikumsfreundlicher Lesbarkeit, würdigte damals der Historiker Gerald Stourzh seine Fachkollegin bei der Verleihung. Geboren wurde die Volksbildnerin in Sachen Geschichte als Brigitte Deitert am 26. Juli 1940 in Essen. Sie studierte Germanistik und Geschichte in Münster und an der Universität Wien. 1963 legte sie ein Examen als Realschullehrerin ab und versuchte sich anschließend als Journalistin. 1965 heiratete sie den 1994 verstorbenen Wiener Historiker und Universitätsprofessor Günther Hamann, bei dem sie auch als Assistentin arbeitete. Im Alter von fast 40 Jahren schloss sie ihre Doktorarbeit über das Leben von Kronprinz Rudolf ab. Im gleichen Jahr, 1978, arbeitete sie ihre Dissertation zu einem Buch um: Rudolf, Kronprinz und Rebell bescherte ihr sogleich den Durchbruch als Autorin. Fast 30 Jahre später diente das Buch als Grundlage für Robert Dornhelms 2006 erschienenen Fernsehfilm-Zweiteiler Kronprinz Rudolf, dem die Historikerin als Beraterin zur Seite stand. 1981 folgte ihre bis heute wohl bekannteste Biografie, Elisabeth, Kaiserin wider Willen, die weltweit Anklang fand und in viele Sprachen übersetzt wurde. Neben weiteren Werken über die Habsburger, Winifred Wagner und Bertha von Suttner wandte sich Hamann der Zeitgeschichte und heiklen, gemeinsamen deutsch-österreichischen Themen zu. Hitlers Wien, Lehrjahre eines Diktators aus dem Jahr 1996 wurde zu einen Standardwerk. Anlässlich des Mozart-Jahres 2006 veröffentlichte Hamann den umfangreichen Band Mozart – Sein Leben und seine Zeit. Im Jahr 2008 folgte Hitlers Edeljude, Das Leben des Armenarztes Eduard Bloch, 2009 erschien Österreich. Ein historisches Porträt. Die Historikerin, die seit beinahe 50 Jahren die österreichische Staatsbürgerschaft besitzt, nimmt auch immer wieder in der Öffentlichkeit zu historischen, zeitgeschichtlichen oder politischen Themen Stellung. So forderte sie unter anderem eine kommentierte Neuausgabe von Mein Kampf, damit die jüngere Generation nicht auf all die Lügengeschichten Hitlers reinfällt. Auch die Jury für den Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels würdigte Hamanns unverzichtbare mahnende Stimme: In ihren Arbeiten appelliert sie, alles zu tun, um die Entstehung sozialer Gegensätze und wirtschaftlicher Notlagen zu vermeiden, wie sie etwa zum Aufstieg des Nationalsozialismus beigetragen haben. Neben dem Buchhandels-Ehrenpreises wurde Hamann bisher u. a. mit dem Anton-Wildgans-Preis (1995), dem Bruno-Kreisky-Preis für das politische Buch (1998), dem Ehrenpreis des Presseclubs Concordia (2002), dem Preis der Stadt Wien für Publizistik (2004) sowie mit der Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Silber (2006) ausgezeichnet. (APA, 25. 7. 2015) Wissenschaft;Eine ganze Myriade an Szenarien könnte den Staat in die Bredouille bringen. Ob Reaktorunfall, Hochwasser oder Terror: Die Regierung will vorbereitet sein. Wien – Katastrophen hat Österreich in den vergangenen Jahren ohne Zweifel miterlebt: etwa 1999 in Galtür, als 38 Menschen von einer großen Lawine getötet wurden. Auch zwei Jahrhunderthochwasser binnen zehn Jahren – 2005 und 2013 – kosteten Menschenleben und verursachten Sachschäden in Milliardenhöhe. Doch die schwere Katastrophe, als die Wissenschafter Ereignisse mit mehr als 100 Toten bezeichnen, blieb in Österreich zuletzt aus. Wer sich gern Untergangsszenarien ausmalt, braucht allerdings auch hierzulande nicht viel Fantasie: So sind im unmittelbaren Grenzgebiet mehrere Atomkraftwerke in Betrieb, gleichzeitig herrscht in ganz Europa die Angst vor Terroranschlägen. Ein Blick in die Geschichtsbücher liefert mehr Inspiration: Vor rund 770 Jahren forderte ein Erdbeben in Kärnten wohl tausende Tote, gleichzeitig wütete die Pest. Zwei solche Ereignisse – ein Erdbeben und eine Pandemie – werden von der Bundesregierung zurzeit auch als Szenarien mit den drastischsten Auswirkungen auf den Staat gesehen. Möglich werden solche Rankings durch das Verfahren der gesamtstaatlichen Risikoanalyse, die im europäischen Raum durch Großbritannien etabliert worden ist. Dabei kommen unterschiedliche wissenschaftliche Methoden zum Einsatz, um die Wahrscheinlichkeit von Katastrophen abschätzen zu können. Das Problem dabei: Das System Österreich wird immer dichter. Unterschiedliche Teilsysteme stehen miteinander in enger Verbindung, die Einführung von smarten Komponenten wie einem intelligenten Stromnetz verkompliziert die Risikobewertung weiter. Denn dadurch wird die Kontingenz im System erhöht: So könnte ein Staudamm mit Cyberangriffen durch Terroristen attackiert werden, der Anschlag löst ein Hochwasser aus, das wiederum die Energieversorgung lahmlegt. Es ist also nötig, einzelne Gefahrenanalysen aus Katastrophenschutz, Schutz kritischer Infrastrukturen und Cybersicherheit zusammenzuführen. Das will das Projekt Gerian (Gesamtstaatliche Risiko-Analyse), das im Austrian Institute of Technology in Klagenfurt seit 2013 entwickelt wird. Es wird im Kiras-Programm für Sicherheitsforschung des Verkehrsministeriums gefördert. Die direkten Auswirkungen auf einzelne kritische Infrastrukturen sind für viele Bedrohungen bekannt, so Projektleiter Stefan Schauer, wechselseitige Abhängigkeiten und Kaskadeneffekte werden jedoch oft nur vereinzelt betrachtet und können schwer abgeschätzt werden. Dennoch müssen Einsatzkräfte und Behörden für den Super-GAU vorbereitet werden. In der Katastrophenforschung wurden deshalb eine Reihe von Methoden erprobt, um die Anfälligkeit komplexer Systeme zu beurteilen und Szenarien nach Wahrscheinlichkeit und Auswirkungen bewerten zu können. Internationale Normen finden sich etwa im ISO-Standard 31010, der eine Reihe von Best-Practice-Beispielen auflistet. Ein probates Mittel dafür ist laut Schauer die sogenannte Delphi-Methode, die nicht ganz ohne Ironie auf das antike Orakel anspielt. Sie funktioniert folgendermaßen: Experten aus unterschiedlichen Bereichen erhalten eine Liste mit Fragen oder Thesen. Diese bewerten sie schriftlich und anonym. Anschließend werden die Antworten wieder der gesamten Gruppe vorgelegt und unter Einbeziehung der ersten Ergebnisse weitere Bewertungen durchgeführt. Ebenso wichtig ist laut Schauer die Szenarioanalyse: Nach einer umfassenden Analyse des Ist-Stands werden künftige Entwicklungen im Untersuchungsgegenstand überlegt. Dann werden eine Vielzahl von möglichen Faktoren zueinander in Beziehung gesetzt und Vernetzungen identifiziert. Schließlich erfolgt die Bildung von Szenarien und die Erarbeitung von Präventions- und Reaktionsstrategien. Eine Methode, die ebenso mühsam und aufwendig ist, wie sie klingt. Doch solange keine magische Kristallkugel den Blick in die Zukunft erlaubt, bleiben komplexe Berechnungsmodelle alternativlos. Vor allem, da im Katastrophenschutz gilt, dass jeder für Prävention ausgegebene Euro mehrere Euro Schaden spart. Bis Ende 2017 soll eine umfassende Bewertung der staatlichen Risikomanagementfähigkeiten erfolgen. Dabei soll auch überprüft werden, wie gut die einzelnen Akteure – also Bundes- wie Landesbehörden, Wirtschaft wie Militär – aufeinander eingespielt sind. Vorgaben dazu kommen auch von der EU-Kommission, die gesamtstaatliche Risikoanalysen für einzelne Mitgliedsstaaten langsam vereinheitlichen will. Denn dass Katastrophen vor Ländergrenzen keinen Halt machen, zeigten etwa die vergangenen Hochwasser. Nicht-Wissenschaft;3,8 Millionen Euro Bruttowerbewert gingen vor der Wien-Wahl an die "Krone", 3,4 Millionen an "Heute" und 3,3 Millionen an "Österreich". Wien – Die Onlineplattform Dossier zählt seit August Inserate von Parteien und öffentlicher Hand in den sechs reichweitenstärksten Wiener Printmedien – das entspricht etwa einem Zeitraum von 70 Tagen vor der Wien-Wahl. Pro Tag geht es dabei um einen Bruttowerbewert von durchschnittlich 230.000 Euro. Die genauen Zahlen müssen zwar laut Medientransparenzgesetz vor der Medienbehörde RTR offengelegt werden, sind aber erst 2016 einsehbar. Ein Grund mehr für Dossier-Gründer Florian Skrabal, das Inseraterennen zu starten: Es ist eine Wiener Spezialität, viel Steuergeld für Inserate auszugeben. Keine andere österreichische Gemeinde inseriert annähernd so viel wie die Hauptstadt – in absoluten Zahlen und in Relation zur Einwohnerzahl. Dabei geht es um die Verschwendung von Steuergeld und um eine demokratiepolitisch heikle Praxis, die etwa in Deutschland verboten ist. Im Wahlkampf fließt der Löwenanteil der Werbeausgaben der Parteien in den Printbereich – auch weil politische Werbespots im öffentlich-rechtlichen Rundfunk verboten sind. Allerdings schalten während der Wahlen nicht nur Parteien Werbung, auch öffentliche Einrichtungen annoncieren Dossier zufolge in dieser Zeit mehr. Auf die Mediaanalyse 2014 bezogen, wählte Dossier die sechs reichweitenstärksten Tageszeitungen in Wien für das Inseraterennen aus und ließ sie gegeneinander antreten. Analysiert wurden Heute mit einer Reichweite von 35,4 Prozent, die Kronen Zeitung mit 24,3 Prozent, die Gratisausgabe von Österreich mit 22,0 Prozent, der Kurier mit 16,5 Prozent, DER STANDARD mit 11,2 Prozent und die Presse mit 7,7 Prozent Reichweite. Den ersten Platz belegt die Krone. Sie verbuchte innerhalb der gemessenen 70 Tage einen Bruttowerbewert von 3,8 Millionen Euro für politische und öffentliche Inserate. @dossier_ um a. knoll zu zitieren: haben wir den schas jetzt gewonnen? ja, oder? https://t.co/u5CJsUY9bl Die Gratiszeitung Heute landete auf Platz zwei mit einem Bruttowerbewert von 3,4 Millionen Euro, während das Gratisformat Österreich mit einem Bruttowerbewert von 3,3 Millionen Euro auf Platz drei kommt. Abgeschlagen liegen Kurier (1,8 Millionen Euro), Presse (1,5 Millionen Euro) und STANDARD (1,2 Millionen Euro). Die Wochenmagazine News, Profil und Falter kamen auf rund 1,8 Millionen Euro. Die Stadt Wien und ihre Betriebe inserierten im Wahlkampf laut Dossier wesentlich mehr als alle Parteien zusammen. Der Bruttowerbewert der Inserate der Stadt betrug demnach 4,7 Millionen Euro, jener der Parteien 3,7 Millionen. Zur Preisverleihung mit anschließender Podiumsdiskussion im Rahmen des Nzz.at-Clubabends am Montagabend waren die Vertreter der drei Gewinner (Krone, Heute, Österreich) eingeladen. Erschienen sind allerdings nur der ehemalige Heute-Chefredakteur Wolfgang Ainetter und der derzeitige Chefredakteur Christian Nusser. Außerdem zu Gast waren Skrabal und Helge Fahrnberger, Leiter des Medien-Watchblogs Kobuk. Den Pokal für den ersten Platz nahm Heute-Chefredakteur Nusser im Namen der Kronen Zeitung entgegen. @NZZat @sahelzarinfard @dossier_ am einfachsten wärs, kollege nusser würde uns den preis mitnehmen. ginge das? Weitere Urkunden und Preise werden persönlich oder postalisch weitergeleitet. Die Wiener Werbeausgaben gehen großteils an Boulevardmedien. Alle Parteien bekämen gleich viel Raum in den jeweiligen Medien, sagt Nusser. Von Ainetter auf Gefälligkeitsinterviews angesprochen – zuzüglich einer Rüge des Presserats –, will Nusser nichts davon wissen, da der Presserat einseitig handle. Außerdem sei Heute wirtschaftlich unabhängig. Kurzzeitig stellte sich Fahrnberger auf Nussers Seite und erklärte, dass Heute weniger Kampagnenjournalismus betreibe als Kurier und Österreich und somit der bessere Boulevard sei. Zudem gab Fahrnberger zu bedenken: Ohne Heute würden weniger Menschen Journalismus blind konsumieren. Das eigentliche Problem sieht Fahrnberger bei den Eigentümern der Boulevardmedien, denn diese würden Politik machen – nicht nur mit dem Ziel, eigene Interessen zu verfolgen, sondern auch, um wirtschaftliche Ziele zu stemmen. Wissenschaft;Enzyme der Einzeller erkennen und zerstören fremde DNA, können aber auch überreagieren. Klosterneuburg/Wien – Bakterien werden häufig von Viren befallen und haben dagegen eine Art Immunabwehr entwickelt, die fremdes Erbgut (DNA) erkennt und zerschreddert. Diese kann aber auch überreagieren und greift dann die eigene DNA an, fanden österreichische Forscher mit Kollegen heraus. Ein effizienteres System ist dafür anfälliger als ein zahmeres, berichten sie im Fachjournal Current Biology. Als Einzeller haben Bakterien natürlich keine direkte Entsprechung unseres Immunsystems, aber doch einen Mechanismus, der diese Funktion erfüllt. Ihr Immunsystem besteht aus Enzymen (Restriktions-Endonukleasen), die fremde DNA an bestimmten Abschnitten (bei kurzen spezifischen Sequenzen) spaltet, sobald sie in die Zelle eingedrungen ist. Damit das eigene Erbgut nicht angegriffen wird, kennzeichnen es andere Enzyme, indem sie Markierungen (Methylgruppen) daran anbringen. Die Forscher um Calin Guet vom Institute of Science and Technology (IST) Austria haben nun bei Escherichia coli-Bakterien untersucht, ob zwei solcher Systeme auch Fehler machen und die eigene DNA attackieren können. Das eine namens EcoRI schützt die Mikroben sehr effektiv vor Bakteriophagen, während das andere, RcoRV genannt, sie weniger gut abwehrt. Sie konnten nachweisen, dass EcoRI tatsächlich Schäden am eigenen Erbgut verursacht. Unter normalen Umständen wird dann eine SOS-Antwort ausgelöst, und der Defekt von Reparaturenzymen wieder beseitigt. Bei Ressourcenmangel funktioniert dies aber nicht einwandfrei, berichten die Forscher. Das zahmere EcoRV-System war hingegen für Fehler immun, es griff die eigene DNA nie an, und deswegen war auch kein Noteinsatz der Erbgut-Mechaniker zu beobachten. Die Wahrscheinlichkeit für Autoimmunität liegt bei effizienter arbeitenden Systemen also viel höher, so die Wissenschafter. Es wirkt fast so, als wären diese manchmal zu übereifrig in ihrem Bestreben, die Zelle vor Eindringlingen zu bewahren, meinen sie. Nicht-Wissenschaft;Der Verein hilft Künstlern seit 2014 im bürokratischen Alltag. Jetzt startet man als Genossenschaft. Wien – Die meisten Kunstschaffenden leben in prekären Verhältnissen: Unsichere, oft auch illegale Verträge führen dazu, dass Kreative nach getaner Arbeit entweder lange auf ihr Geld warten, nur einen Teilbetrag erhalten oder gar keine Bezahlung sehen. Das Jahreseinkommen männlicher Künstler liegt im Median mit rund 14.000 Euro weit unter jenem der Gesamtbevölkerung. Davon werden außerdem nur 5000 Euro aus künstlerischer Tätigkeit lukriert, der Rest entfällt auf Zusatzjobs. Künstlerinnen sind mit rund 11.000 Euro noch einmal beträchtlich schlechtergestellt. Am wenigsten verdienen Autoren und bildende Künstler, darstellenden Künstlern ergeht es zwar im Schnitt besser, ständig wechselnde Anstellungsverhältnisse, welche die Branche mit sich bringt, stellen sie aber vor große bürokratische Aufgaben. Dafür fehlt es meistens an Erfahrung und unternehmerischer Sachkenntnis. Einrichtungen wie SMart (Société Mutuelle pour artistes) oder Team 4 (das im Auftrag des AMS Wien arbeitet) wollen Kunst- und Kulturschaffenden dabei unter die Arme greifen. Während das Team 4 mit Sitz in der Wiener Salztorgasse Beratung, Vermittlung und Karriereplanung für Arbeitssuchende bietet, will SMart darüber hinaus auch eine feste Anstellung ermöglichen. Ganz nach dem Motto Sie machen die Kunst, wir den Papierkram übernimmt der Verein, der nun in eine Genossenschaft umgewandelt wird, die administrativen Aufgaben, die bei Künstlern anfallen. Die Kunden können sich dabei aussuchen, ob sie selbstständig arbeiten oder von SMart angestellt werden wollen. In diesem Fall suchen sich die Künstler ihre Aufträge selbst, arbeiten dann quasi für uns, und wir wickeln alles Restliche mit den Auftraggebern ab, erklärt eine Sprecherin von SMart. Mit der Genossenschaft will die Non-Profit-Organisation nun auch einen Garantiefonds aufbauen, der Zahlungsausfälle kompensieren und den Künstlern ein regelmäßiges Einkommen sichern soll. Um den Betrieb aufrechtzuerhalten, behält die Genossenschaft 7,5 Prozent der vom Auftraggeber bezahlten Summe ein. Gewinne sollen zur Gänze reinvestiert werden. Einen Genossenschaftsanteil wird man ab 50 Euro zeichnen können. Die erhält man beim Austritt wieder zurück. Ihren Ursprung hat die mittlerweile in neun Ländern tätige Organisation in Belgien, wo sie 1998 gegründet wurde. Nach Österreich geholt wurde SMart 2011 von der Kulturmanagerin Sabine Kock, 2014 hat man die Arbeit aufgenommen. Das neue Genossenschaftskonzept will das SMart-Team am Montag, ab 16 Uhr im Kabinetttheater Wien (Porzellangasse 49) vorstellen, mit künstlerischem Begleitprogramm. Nicht-Wissenschaft;Literarische Sexbeschreibungen sind Glückssache. Am glücklichsten sind jene Dichter, die sie sich von vornherein ersparen. Es gibt ein paar unmögliche Dinge auf Erden: das Kamel, das durch ein Nadelöhr geht, die Quadratur des Kreises und gute literarische Beschreibungen des Geschlechtsverkehrs. Sobald einmal Sex im Spiel ist, wird es schnell haarsträubend – auch bei Schwergewichten wie Jonathan Littell, Tom Wolfe oder Jeffrey Eugenides. Sie alle waren für den Bad Sex in Fiction Award nominiert, einen Schmähpreis, mit dem die britische Literary Review seit 1993 jedes Jahr die allerhaarsträubendsten Sexszenen prämiert: Eines Nachmittags wurde Connies erregte Klitoris, ihrer Beschreibung zufolge, volle zwanzig Zentimeter lang, ein hervorstehender Stift der Zärtlichkeit. Der Satz, den Sie soeben lasen, stammt von Jonathan Franzen, immerhin. Mit seinem wollüstig kritischen und sehr komischen Buch Wer hat den schlechtesten Sex? hat Rainer Moritz, Chef des Literaturhauses in Hamburg, ein analoges Projekt realisiert und die deutschsprachige Belletristik der vergangenen Jahrzehnte auf Stellen hin abgeklopft. Zugute kam ihm, dass er angesichts einer sexuellen Massenproduktion in der Literatur aus dem Vollen schöpfen konnte. Das war nicht immer so. In den frühen 1970ern, berichtet Moritz (Jg. 1958) aus seiner persönlichen Sozialisationserfahrung mit Schweinebüchern, waren Jugendliche auf sexuelle Schmalkost gesetzt und mussten sich mühsam in der Stadtbücherei zusammensuchen, wo und wie man alles einzuführen hatte. Freilich: Mehr Sex in Büchern heißt nicht mehr guter Sex in Büchern. Bei fast allem, was Moritz zusammengetragen hat, schließt sich der Leser gern Kurt Tucholskys Verdikt an, dass es gute Gründe gibt, die Koitusschilderungen zu verbieten. Auch in der durchpornografisierten Atmosphäre der Internet-Ära ist Sex kein Thema, über das man sich gleich unbefangen unterhält wie über Gartenarbeit oder Kochrezepte. Und Sex scheint mysteriöserweise an sich etwas dagegen zu haben, sich in literarische Sprache verwandeln zu lassen. Nach Öl bohren Der Fallgruben sind viele: Mal greifen die Dichterfürsten zu hoppertatschigen Frucht- und Pflanzenvergleichen (sie öffnet sich wie eine Sumpforchidee), mal zu abwegigen animalischen Assoziationen (er kam wie ein trinkendes Pferd). Vieles klingt outriert, verblasen, weit hergeholt (einstielen, nach Öl bohren, das Sachgebiet bearbeiten), gekünstelt, stereotyp oder krampfhaft Stereotype vermeidend (wir gerieten ins Vögeln). Das vulgäre Vokabular wirkt, im Übermaß verwendet, ermüdend zotig, medizinische Fachbegriffe unerotisch dürr. Und erst die Ausziehmetaphorik! In einem der heitersten Kapitel befasst sich Moritz mit der immer wiederkehrenden Phrase sie rissen sich die Kleider vom Leib, um zu Recht einzuwenden, dass Reißbewegungen bei engen Jeans und kompliziert vertäuten Röcken leicht kontraproduktiv werden könnten. Alles sehr schwierig. Kein Wunder, dass sich manche Schriftsteller wie Max Frisch oder Wolf Haas der Sexualschilderung kategorisch verweigern (Es wäre mir so peinlich, Haas). Moritz ist der denkbar beste Führer durch den Irrgarten des geschilderten Sexus. Er bringt sowohl die nötige Sympathie für die dichterischen Geschlechtsnöte auf als auch die satirische Süffisanz, um sich über Beschreibungskatastrophen zu belustigen. Beides hält er mit schreiberischer Eleganz im Gleichgewicht. Dass sein Werk die deutsche Autorenschaft dazu bewegen wird, künftig von schlechter Kopulationsmetaphorik Abstand zu nehmen, ist nicht zu erwarten. Zu tief hat sich das Motto Sex sells in die Gehirne eingegraben. Seis drum. Auch Schriftsteller haben das Recht, sich zu blamieren. Umso besser, wenn sie es zum ungeschmälerten Gaudium des Publikums tun. Wissenschaft;Wiener Forscherinnen belegen positive Konsequenzen eines freundlichen Umgangs mit Nutztieren. Wien – Dass der freundliche Umgang mit Rindern die gute Beziehung zwischen Mensch und Tier fördert, klingt nach einer Binsenweisheit. Nun aber haben Wissenschafter von der Vetmeduni Wien einen daraus resultiernden positive Effekt festgestellt, der sich auch messen und wirtschaftlich nutzen lässt. Die im Journal Applied Animal Behaviour Science präsentierte Studie hat gezeigt, dass Kälber auf einem Milchviehbetrieb, die nach ihrer Geburt eine Zeit lang von Menschen gestreichelt wurden, rascher an Gewicht zunehmen als ihre nicht gestreichelten Artgenossen. Das kann sich für Betriebe lohnen, da Kühe, die als Kälber schneller zugenommen haben, mehr Milch geben. In der konventionellen Milchwirtschaft werden Kälber am Tag ihrer Geburt von ihren Müttern getrennt. Danach werden sie meist eine Zeit lang einzeln gehalten und leben später in Kälbergruppen zusammen. Eine gute Beziehung zum Menschen kann sich nur dann aufbauen, wenn Halter regelmäßig und freundlich mit den Tieren umgehen. Erstautorin Stephanie Lürzel und ihre Kolleginnen vom Institut für Tierhaltung und Tierschutz an der Vetmeduni Wien untersuchten 104 Holstein-Kälber eines Milchvieh-Betriebes im Osten Deutschlands. Etwa die Hälfte der Tiere wurde nach der Geburt 14 Tage lang je drei Minuten pro Tag gestreichelt, die andere Hälfte nicht. Lürzel und die Masterstudentin Charlotte Münsch streichelten die Kälber an einer ganz bestimmten Stelle – am unteren Hals. Unsere Arbeitsgruppe hat bei früheren Untersuchungen herausgefunden, dass Kühe es besonders genießen, an dieser Stelle gestreichelt zu werden. Sogar die Herzfrequenz der Tiere sinkt währenddessen, so Lürzel. Etwa 90 Tage nach der Geburt hatten die zuvor gestreichelten Kälber mehr Gewicht als die nicht gestreichelten. Die menschliche Zuwendung scheint sich ganz direkt auf die Gewichtszunahme bei den Tieren auszuwirken. Eine Studie aus dem Jahr 2013 zeigte, dass Kälber, die schneller zunehmen, später als Kühe auch mehr Milch geben. Die von uns untersuchten und gestreichelten Kälber hatten zum Zeitpunkt des Absetzens von der Milch eine etwa 3 Prozent höhere Gewichtszunahme als die nicht gestreichelten. Das ließe sich laut der genannten Studie in etwa 50 Kilogramm mehr Milch pro Kuh und Jahr umrechnen, erklärt Lürzel. Die Forscherinnen untersuchten auch die Qualität der Mensch-Tier-Beziehung mit dem sogenannten Ausweichdistanz-Test. Dieser misst, ab welcher Distanz sich das Kalb abwendet, wenn ein Mensch von vorne auf das Tier zugeht. Haben die Tiere gegenüber Menschen Vertrauen, ist die Ausweichdistanz gering. Fürchten sich die Tiere, ist die Ausweichdistanz größer. Bei den Experimenten zeigte sich, dass Kälber aus der Streichelgruppe dem Menschen nicht so schnell ausweichen wie die nicht gestreichelten Artgenossen. Die Ausweichdistanz war bei den gestreichelten Tieren also geringer. Wir konnten mit diesem Test klar zeigen, dass das regelmäßige Streicheln positive Auswirkungen auf die Mensch-Tier-Beziehung hat, betont Lürzel. In der Praxis empfehle ich Landwirtinnen und Landwirten, regelmäßig freundlichen Kontakt zu ihren Tieren zu pflegen. Auch wenn sich drei Minuten pro Tag und Kalb nicht ausgehen, hat der regelmäßige Kontakt über einen längeren Zeitraum auf jeden Fall positive Auswirkungen auf die Tiere. Anders stellten sich die Ergebnisse dar, nachdem die Kälber im Alter von etwa 32 Tagen ohne Betäubung, wie auf dem untersuchten Betrieb üblich, enthornt wurden. Bei dem in der Milchviehhaltung heute weitverbreiteten Verfahren werden die Hornanlagen mit einem Brenneisen ausgebrannt. Die Hörner wachsen danach nicht mehr. Nach der Enthornung waren die Ausweichdistanzen bei beiden Gruppen höher als vor der Enthornung. Tiere, die als junge Kälber gestreichelt wurden, schnitten zudem nicht anders ab als nicht gestreichelte Kälber. Die zuvor aufgebaute gute Beziehung zum Menschen scheint bei den gestreichelten Tieren nach dem Enthornen, das ohne Betäubung mit starken Schmerzen für das Tier verbunden ist, gestört zu sein. Einige Wochen nach der Enthornung ist der Effekt des Streichelns auf die Beziehung zum Menschen wieder erkennbar, erläutert Lürzel. Verhaltensexpertin Lürzel empfiehlt auf Basis ihrer und früherer Forschungsergebnisse einen freundlichen Umgang mit Kälbern: Nutztiere, die immer wieder Kontakt mit dem Menschen haben, sei es weil sie vom Tierarzt untersucht werden oder vom Bauern oder der Bäuerin gemolken werden, profitieren von einer guten Beziehung zum Menschen. Die Meinung einiger LandwirtInnen, wonach Rinder Furcht vor dem Menschen haben sollten, um mit ihnen gut arbeiten zu können, ist laut Lürzel nicht haltbar. Der regelmäßige freundliche Kontakt mit den Tieren wirke sich letztendlich auch auf wirtschaftlicher Ebene positiv aus. Wissenschaft;1516 – Nach dem Tod des Großvaters mütterlicherseits, des Königs Ferdinand des Katholischen von Aragonien, der zusammen mit seiner Gemahlin Isabella von Kastilien die Grundlagen für die Weltgeltung Spaniens schuf, erbt Karl I. den spanischen Thron. (1530 wird er als Nachfolger seines väterlichen Großvaters Maximilian I. unter dem Namen Karl V. zum Kaiser gekrönt). 1556 – Bei einem zweistündigen Erdbeben in der chinesischen Provinz Schensi sterben mehr als 800.000 Menschen. 1631 – König Gustav II. Adolf von Schweden schließt in Bärwalde in der Neumark einen Subsidienvertrag mit Frankreich. 1896 – Wilhelm Conrad Röntgen spricht zum ersten Mal vor der Physikalisch-Medizinischen Gesellschaft in Würzburg über die von ihm 1895 entdeckten X-Strahlen. 1916 – Österreichisch-ungarische Truppen besetzten die nordalbanische Stadt Skutari (Shkodra). 1916 – Deutsche Wasserflugzeuge bombardieren die Hafenanlagen von Dover. 1926 – Im Greenwich Village Theatre in New York wird Eugene ONeills Schauspiel Der große Gott Brown uraufgeführt. 1936 – Der Film Traumulus (Regie Carl Froelich) mit Emil Jannings wird in Berlin uraufgeführt. 1946 – Zwischen Österreich und der Sowjetunion werden volle diplomatische Beziehungen hergestellt. 1946 – In Frankreich verständigen sich die drei größten Parteien – Sozialisten (SFIO), Kommunisten (PCF) und christdemokratisch ausgerichtete Volksrepublikaner (MRP) – auf eine Regierungszusammenarbeit (Tripartisme) nach dem Rücktritt von General de Gaulle. 1966 – Offiziere der ghanesischen Armee stürzen den außer Landes weilenden Staatsgründer und ersten Präsidenten Kwame Nkrumah, der in Guinea Asyl findet. 1966 – In Syrien reißt der linke Flügel der panarabischen Baath-Partei (Neo-Baath) unter Nureddin Atassi die Macht an sich, in den Wirren kommen mehr als 400 Menschen um. 1981 – Als erste Frau wird die Schriftstellerin Marguerite Yourcenar (eigtl. de Crayencourt) (1903-1987) Mitglied der Academie francaise, die 1635 von Richelieu gegründet wurde. 1981 – In Südkorea wird das unter der Militärdiktatur verhängte Todesurteil gegen den Politiker und Menschenrechtskämpfer Kim Dae Jung (den späteren Staatspräsidenten und Friedensnobelpreisträger 2000) in lebenslange Haft umgewandelt. 1986 – Einem Großbrand in einem Luxushotel der indischen Hauptstadt Neu Delhi fallen 37 Menschen zum Opfer. 1991 – Das Suchschiff Valiant Service trifft exakt 14 Jahre nach dem Untergang der Lucona in seinem Zielgebiet im Indischen Ozean ein, um dem Verschwinden des Frachters auf den Grund zu gehen. 1996 – Die ÖVP-Politikerin Waltraud Klasnic wird in der Steiermark zum ersten weiblichen Landeshauptmann Österreichs gewählt. Sie löst an der Spitze der Landesregierung Josef Krainer ab. 2001 – Das britische Oberhaus stimmt dem Gesetz über das Klonen von Embryos zu und macht damit den Weg frei für die Forschung mit menschlichen Stammzellen. Geburtstage: Peter von Rittinger, öst. Montanist und Pionier der Erzaufbereitung (1811-1872) Theodor Alt, dt. Maler (1846-1937) Rupert Mayer, dt. Theologe (1876-1945) Charlotte von Nassau, Großherzogin von Luxemburg (1896-1985) Anna Maria Jokl, öst. Schriftstellerin, Journalistin und Psychotherapeutin (1911-2001) Boris Beresowski, weißruss. Unternehmer (1946-2013) Germanos (eigtl. Lukas Strenopoulos), griech.-orth. Metropolit und Exarch für Westeuropa (1951- ) Thomas Frühmann, öst. Springreiter (1951- ) Todestage: William Pitt d.J., brit. Politiker (1759-1806) Peter Joseph Lenne, dt. Gartenbaumeister (1789-1866) Anna Pawlowa, russische Ballerina (1882-1931) Sir Alexander Korda, brit.-ung. Filmregisseur und Produzent (1893-1956) Paul Robeson, US-Sänger/Schauspieler (1898-1976) Hans Mettel, dt. Bildhauer (1903-1966) Sam(uel) Barber, US-Komponist (1911-1981) Joseph Beuys, dt. Maler/Graphiker/Objektkünstler (1921-1986) (APA, 23.1.2016) Nicht-Wissenschaft;Im März 1996 gab Benjamin Raich sein Debüt im Weltcup, nun, mehr als 19 Jahre später, lässt der Tiroler das Rennfahren sein. Mit zwei Olympiasiegen, drei WM-Titeln und 36 Siegen im Weltcup ist Raich einer der erfolgreichsten Skirennfahrer Österreichs. Wien – Das Gspür, sagt Benjamin Raich, das Gspür hat mich selten getäuscht. Das Gspür also hat ihm gesagt, dass nun Schluss sein soll mit dem Skirennsport. Benjamin Raich ist 37 Jahre alt. Aber das Alter war nicht der Grund für das Karriereende. Ich stehe topfit da, sagt Raich. Das sei etwas Besonderes. Eigentlich sitzt er topfit da, im Uniqa-Tower, Wien, 2, 7. Stock. Es wurde geladen zur Pressekonferenz mit dem Titel Benjamin Raich – wie geht es weiter?. Bummvoll war der Raum. Raich ist ja auch nicht irgendwer. Wie genau es weitergeht für Raich, ist so klar nicht. Nur wie es nicht weitergeht, das war eigentlich schon vorher ziemlich klar, nur jetzt ist es auch amtlich. Ich werde hier und heute den Schritt nach vorne machen und als Skirennläufer zurücktreten. 19 Jahre fuhr der Tiroler im Skirennzirkus. Zwei Olympiasiege, drei WM-Titel, und der Sieg im Gesamtweltcup 2005/06 waren die Glanzpunkte. Raich war nicht der Mitläufer. Insgesamt gewann der Pitztaler vier Olympia- und zehn WM-Medaillen, sowie 36 Rennen im Weltcup. Raich war einer der ganz Großen im Weltcup. Oder wie ÖSV-Boss Peter Schröcksnadel es ausdrückt: Jo, der Benni war einer der größten Skifahrer, die wir je hatten. Vor zwei Wochen entschied sich Raich, das Rennfahren sein zu lassen. Über den Sommer habe er sich fit gehalten. Wenn ich daran denke, dass Ende Oktober die Saison in Sölden anfängt, dann fehlt mir die Bereitschaft, die letzte Spannung aufzubauen. Die Saison ist eine ohne Großereignis. Bei Raich steht Ende Oktober dafür ein privates Großereignis an: Ehefrau Marlies (ehemals Schild), die vor einem Jahr ihre Skikarriere beendet hatte, soll dann das erste Kind des Paares auf die Welt bringen. Ob es ein Mädchen oder ein Bub wird, das wissen die beiden schon. Aber den Medien muss es nicht verraten werden. Vielmehr hat Raich zu danken. 19 Jahre sind eine lange Zeit. Ich muss zufrieden und dankbar sein. Er habe viel Erfolg und auch gelegentlich Misserfolg gehabt. Einen Karrierehöhepunkt will er nicht wirklich herauspicken. Aber freilich, Turin 2006, die Goldene im Riesentorlauf sei schon sehr emotional gewesen. Die zweite Goldene – im Slalom – war die Draufgabe. 2005/06 war überhaupt Raichs erfolgreichste Saison. An der großen Kugel war der Spezialist für technische Disziplinen oft knapp dran. Aber nur in diesem Winter gewann er sie. Achtmal holte er eine kleine Kugel für den Besten des Winters in Riesentorlauf, Slalom und Kombination. Auch zum Sportler des Jahres wurde Raich 2006 gewählt. 2015 in Beaver Creek, als fast schon 37-Jähriger und bei seiner neunten WM-Teilnahme, war er noch einmal richtig gut drauf. Im Riesentorlauf hatte er sich noch viel ausgerechnet. Aber dann stehst nach kurzer Zeit neben der Piste. Raich nennt es die größte Enttäuschung seiner Karriere. Nun ist es genug. Raich hat ein paar Ideen, wohin er sich beruflich entwickeln will. Aber vorerst gönnt er sich ein bisschen Ruhe – bis Oktober halt. Die stressige Zeit war lang genug. (Birgit Riezinger, 10.9.2015) Die meisten Herren-Weltcupsiege im alpinen Skirennsport: 1. Ingemar Stenmark (SWE) 86 Siege 2. Hermann Maier (AUT) 54 3. Alberto Tomba (ITA) 50 4. Marc Girardelli (LUX) 46 5. Pirmin Zurbriggen (SUI) 40 6. Benjamin Raich (AUT) 36 7. Bode Miller (USA) 33 * 8. Marcel Hirscher (AUT) 31 * 9. Stephan Eberharter (AUT) 29 10. Phil Mahre (USA) 27 11. Ivica Kostelic (CRO) 26 *. Franz Klammer (AUT) 26 13. Aksel Lund Svindal (NOR) 25 * * = Läufer noch aktiv Nicht-Wissenschaft;Innsbrucker Bischof kehrt in seine Heimat zurück. Linz – Die Übergabe ist für römische Verhältnisse durchaus rasch gegangen. Im April reichte der Linzer Bischof Ludwig Schwarz pünktlich zu seinem 75. Geburtstag das offizielle Rücktrittsgesuch bei Papst Franziskus ein. Jetzt ist die Nachfolge an der Spitze von Österreichs zweitgrößter Diözese (990.000 Katholiken) geregelt: Der Innsbrucker Bischof Manfred Scheuer stellt den Tiroler Bischofsstab in die Ecke und wird als 14. Oberhirte in den Linzer Bischofshof einziehen. Offiziell will man den Wechsel in der Diözese Innsbruck noch nicht kommentieren, gilt es sich doch an das Protokoll einer Bischofsernennung zu halten: Bereits Dienstag zu Mittag wird der Ministerrat die päpstliche Entscheidung absegnen, Mittwochvormittag soll dann die offizielle Bekanntgabe aus dem Vatikan folgen. Scheuer ist seit 2003 Bischof der Diözese Innsbruck. Der von seinem Naturell her besonnene Kirchenmann gilt als intellektueller Mann der Mitte – liberal und stets offen für Reformen in der Kirche. Der 60-jährige ist gebürtiger Oberösterreicher und war stets der Wunschkandidat vieler in der Diözese Linz. Der künftige Linzer Oberhirte wurde am 10. August 1955 in Haibach geboren. Er studierte in Linz und Rom Theologie und wurde 1980 in Rom zum Priester geweiht. Von 1985 bis 1988 arbeitete er als Assistent bei Gisbert Greshake an der Albert-Ludwig-Universität in Freiburg, wo er nach einer dreijährigen Unterbrechung, während der er als Spiritual am Linzer Priesterseminar tätig war, auch unterrichtete. Ehe Scheuer als Professor für Dogmatik und Dogmengeschichte an die Theologische Fakultät Trier berufen wurde, unterrichtete er außerdem an den Universitäten in Salzburg und St. Pölten. Die Übernahme der Diözese Linz durch Scheuer hat am Dienstag die Zustimmung der Regierung erhalten. Kanzler Werner Faymann (SPÖ) und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) bestätigten dies nach dem Ministerrat. Laut Konkordat ist der Vatikan dazu verpflichtet, der Bundesregierung vor einer Bischofsernennung den Namen des Kandidaten mitzuteilen. Die Regierung kann gegen die Ernennung Gründe allgemein politischer Natur geltend machen, was sie in der Regel aber nicht tut und was auch diesmal nicht geschah. Wissenschaft;Thomas Henzinger erhält den Milner Award 2015 der britischen Akademie der Wissenschaften. Klosterneuburg – Der Präsident des Institute of Science and Technology (IST) Austria in Klosterneuburg, Thomas Henzinger, wird mit dem Milner Award 2015 der Royal Society ausgezeichnet. Die britische Akademie der Wissenschaften ehrt damit jährlich außerordentliche Errungenschaften eines europäischen Forschers in der Informatik, wie das IST mitteilte. Henzinger erhalte den von Microsoft Research unterstützten Preis in Anerkennung seiner wesentlichen Beiträge zu Theorie und Praxis der formalen Verifikation und Synthese von reaktiven, hybriden und Echtzeit-Computersystemen. Neben einer Medaille und einem Betrag von umgerechnet rund 7.200 Euro ist die Auszeichnung mit der Einladung zu einer öffentlichen Vorlesung in der Royal Society verbunden. Für Henzinger ist der Namensgeber des Preises, der britische Informatiker und Turingpreisträger Robin Milner (1934-2010), ein wissenschaftlicher Held und Vorbild: Vor allem was dessen Zugang zu Formalismen betrifft, die durch ihren Reinheitsgrad spezifische Aspekte der Computerwissenschaft äußerst konzise beleuchten, hieß es in der Mitteilung. Wissenschaft;Korea führt Liste vor Israel und Japan an, Finnland innerhalb der EU. China überholte 2014 die 28 EU-Staaten. Paris/Wien – Mit einer Forschungsquote von drei Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) landet Österreich unter einer Auswahl der 34 OECD-Länder inklusive Argentinien, China, Taiwan, Rumänien, Russland, Singapur und Südafrika auf Rang sieben. An der Spitze der OECD-Auswertung liegt Südkorea mit 4,29 Prozent vor Israel (4,11 Prozent) und Japan (3,58). Mit Finnland folgt das erste EU-Land auf Platz vier (3,2). Österreich ist allerdings das einzige Land in der Liste, für das bereits Daten aus dem Jahr 2015 herangezogen wurden, während bei den meisten anderen Staaten die Zahlen aus dem Jahr 2014 eingerechnet wurden. Unmittelbar vor Österreich finden sich mit Schweden (3,16) und Dänemark (3,05) zwei weitere nordeuropäische Staaten. Knapp hinter Österreich liegen mit ebenfalls rund drei Prozent die Schweiz (Datenstand allerdings 2012) und Taiwan. Auf Rang zehn folgen Deutschland (2,84) und die USA mit 2,74 Prozent (Daten aus dem Jahr 2013). Über dem OECD-Schnitt (2,4) finden sich auch noch Belgien und Slowenien. Obwohl China 2014 auf eine Forschungsquote von 2,05 Prozent kam, lagen dort die Gesamt-Investitionen 2014 um zwei Prozentpunkte über den Gesamtausgaben der 28 EU-Staaten. Damit hat China die EU erstmals überholt, wie es am Donnerstag in einer Aussendung der OECD heißt. Im Schnitt arbeiten in Österreich 9,4 Personen pro 1.000 Einwohner in Forschung und Entwicklung, was in diesem Vergleich Rang 11 bedeutet. Einsame Spitze in dieser Auswertung ist Israel mit 17,6 Forschern pro 1.000 Einwohnern. Eher bescheiden nimmt sich in Österreich hingegen der Anteil weiblicher Wissenschafter aus: Mit einem Anteil von lediglich 29,6 Prozent Forscherinnen findet sich Österreich hier eher am Ende des Rankings. Allerdings liegen strukturell vergleichbare Länder, wie Deutschland, Frankreich oder die Niederlande sogar noch weiter zurück. Fast ausschließlich eine Männerdomäne ist Forschung demnach in Teilen Asiens: Denn am Ende der Aufstellung finden sich Taiwan (22,1 Prozent Forscherinnen), Korea (18,5 Prozent) und Japan (14,7 Prozent). Nicht-Wissenschaft;Proteste gegen Zentralisierung des Bildungswesens durch die rechtskonservative Regierung. Budapest – In Budapest haben tausende Ungarn gegen die Bildungspolitik der nationalkonservativen Regierung von Ministerpräsident Viktor Orban protestiert. Zu der Kundgebung, einer der größten gegen die Regierung in den vergangenen Jahren, versammelten sich am Samstag schätzungsweise mehr als 10.000 Menschen auf den Straßen der Hauptstadt. Auf Transparenten und Schildern waren Slogans wie Freies Land! Freie Schule! und Orban raus! zu lesen. In Ungarn wurden seit dem Amtsantritt von Orbans Fidesz-Partei im Jahr 2010 etliche Reformen verabschiedet, die von Kritikern als Eingriff in die Unabhängigkeit der Justiz und die Freiheit der Medien gewertet wurden. Auch das Bildungssystem wurde reformiert, weil es der Fidesz als zu liberal galt. Neben der Schaffung einer neuen staatlichen Schulaufsicht wurden ein nationaler Lehrplan geschaffen, die Unterrichtsmaterialien vereinheitlicht und eine Mindeststundenzahl für Schüler eingeführt. Die Reformen brachten Lehrer, Eltern und Gewerkschaften auf die Barrikaden. Aus dem allgemeinen Unmut wurde Ende November eine Massenprotestbewegung, als die Leitung einer renommierten Oberschule in der östlichen Stadt Miskolc einen offenen Protestbrief ins Internet stellte. Darin warnten die Pädagogen, dass das ganze Bildungssystem in Gefahr und alles ins Chaos geglitten sei. Den Brief unterzeichneten seither mehr als 700 Schulen und insgesamt 30.000 Lehrer und Eltern. In der vergangenen Woche marschierten bereits rund 5.000 Eltern und Lehrer durch Miskolc. Auch am Samstag klagten wieder viele Lehrer über Überlastung und andere alltägliche Probleme. Die Lehrer sind genauso überlastet wie die Schüler, sagte Oliver Pilz, ein Lehrer aus Miskolc, der Nachrichtenagentur AFP. Ungarische Schüler müssten oft länger lernen als Erwachsene arbeiten. Außerdem gebe es an den Schulen oft noch nicht einmal genug Kreide. Angesichts des ungewohnten Gegenwinds war das Parteienbündnis der rechten Regierung, das im Parlament in Budapest eine absolute Mehrheit hat, bereits vorsichtig zurückgerudert. Orban setzte den zuständigen Staatssekretär ab. Das Bildungsministerium lud Lehrer zu einem runden Tisch. Doch die Gewerkschaften kritisierten, die Maßnahmen seien rein kosmetischer Natur und drohten mit Streiks. Die Demonstration am Samstag war die größte Protestkundgebung seit 2014. Damals waren zehntausende Ungarn gegen die Einführung einer umstrittenen Internetsteuer auf die Straße gegangen. Den Kritikern zufolge sollten durch die Steuer auch Regierungsgegner geschwächt werden, die das Internet als Sprachrohr nutzen. Unter dem Druck der massiven Proteste hatte Orban die Pläne schließlich auf Eis gelegt. Wegen der umstrittenen Bildungspolitik hatte die Fidesz-Partei in Umfragen nun erneut an Zustimmung verloren. Orbans harte Linie in der Flüchtlingspolitik hat den Abwärtstrend inzwischen jedoch gestoppt. Ungarn hatte 2015 einen Stacheldrahtzaun an seiner Grenze zu Serbien errichtet, um Flüchtlinge abzuhalten. Außerdem trat eine Verschärfung der Einwanderungsgesetze in Kraft. Unerlaubter Grenzübertritt wird nun mit bis zu drei Jahren Haft bestraft. Wissenschaft;Moskau will Weltall "erschwinglicher" machen. Moskau – Russland geht nach der Auflösung seiner langjährigen Raumfahrtbehörde Roskosmos mit neuen Strukturen in das Jubiläumsjahr 2016. Präsident Wladimir Putin hatte das Ende von Roskosmos zum 1. Jänner 2016 angeordnet, an die Stelle der Behörde tritt ein neues Staatsunternehmen. Es gibt dann keinen Beamtenapparat mehr, sondern eine Stelle, die selbst Raumschiffe bauen und Projekte umsetzen wird, sagte Vizeregierungschef Dmitri Rogosin in Moskau. Der neue Konzern unter Leitung von Igor Komarow soll alle Betriebe der Branche unter einem Dach vereinigen. Am 12. April 2016 will Russland den 55. Jahrestag des historischen Flugs von Kosmos-Pionier Juri Gagarin mit der Eröffnung eines neuen Weltraumbahnhofs feiern. Wichtigste Aufgabe von Russlands ziviler Raumfahrt sei, das Weltall erschwinglicher zu machen, hatte Rogosin vor kurzem gesagt. Die Konkurrenz tritt uns auf die Fersen. Wir wollen Starts günstiger gestalten, kündigte der für Raumfahrt zuständige Politiker an. Russland will etwa auch mit Satellitenprojekten mehr Geld verdienen. Roskosmos hatte zuletzt mitgeteilt, dass die Raumfahrtnation 2015 ihre Führungsposition bei Starts behauptet habe. Weltweit seien im vergangenen Jahr 86 Trägerraketen ins Weltall geschossen worden, hieß es. Russland belege mit 29 Starts den ersten Platz vor den USA (19). Nicht-Wissenschaft;7,9 Milliarden Verlust 2014 sind noch nicht alles: Italien, Balkan-Verkauf und Klagen könnten ein weiteres Milliardenloch reißen.. Wien – Da bleibt vielen die Spucke weg: 7,9 Milliarden Euro Verlust schrieb die einstige Hypo Alpe Adria im Vorjahr. Ein starkes Stück, wurden doch schon in den Jahren davor ständig klaffende Finanzlöcher vom Steuerzahler mit 5,5 Milliarden Euro gestopft. Dazu kommen die Beiträge der Alteigentümer BayernLB, Kärnten und Grawe im Rahmen der Verstaatlichung. Die Hypo hat somit bereits deutlich mehr als 15 Milliarden Euro verbrannt. Wer aber glaubt, dass nun ein Schlussstrich gezogen und der Wost Case in Zahlen gegossen wurde, irrt womöglich. Die vorliegende Bilanz zeigt, dass in der Hypo-Nachfolgegesellschaft Heta noch weitere hohe Risiken schlummern. Ein Auszug: Nicht-Wissenschaft;Eine Auswahl an Zeitungsentender der vergangenen Jahre. Berlin – Nicht nur Freunde und Kollegen schicken sich in den April. Auch Zeitungen, Radio- und Fernsehsender schwindeln am Tag der Scherze gern. Eine Auswahl aus den vergangenen Jahren: Wissenschaft;Thomas Südhof erforscht, was genau sich an Synapsen abspielt. In den USA sieht er dafür etwas bessere Voraussetzungen als in Deutschland. Klosterneuburg – Der Geldwert eines Nobelpreises ist weniger hoch, als man annehmen möchte – besonders dann, wenn man sich den Preis wie Thomas Südhof mit zwei weiteren Wissenschaftern teilt: Den Medizinpreisträgern von 2013 bleibt jeweils nach Abzug der US-amerikanischen Steuern weniger als die Hälfte, rund 200.000 Dollar, übrig. Davon kann Südhof vielleicht einmal die Collegebildung eines seiner Kinder bezahlen. Die wissenschaftlichen Errungenschaften hingegen sind unbezahlbar: Die Forscher haben dazu beigetragen, den molekularen Prozess der Neurotransmitterfreisetzung aufzuklären – den ersten Schritt in der Übertragung von Informationen an Synapsen. In seiner jetzigen Forschung beschäftigt sich Südhof immer noch mit Synapsen, wie er am vergangenen Mittwoch bei einem Vortrag am IST Austria in Maria Gugging erläuterte. Nun gehe es ihm allerdings darum, wie sich Neuronen gegenseitig erkennen und untereinander ihre Eigenschaften kommunizieren. Jede Synapse hat ihr eigenes Kurz- und Langzeitgedächtnis. Je nach Erfahrung können sich die Nervenverbindungen daher stark unterscheiden – und sich auch in ihrer Funktion und Anatomie verändern, berichtete Südhof. Der gebürtige Deutsche erforscht, wie diese Veränderungen vonstattengehen und mit welchen Signalen Neuronen ihren jeweiligen Zustand mitteilen. Interessant ist auch, was bei Krankheiten passiert, bei denen diese Prozesse nur noch teilweise funktionieren. Das sind neben neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson vor allem Schizophrenie und Autismus. In den vergangenen Jahren wurden Mutationen in vielen Genen identifiziert, die eine Prädisposition für diese Krankheiten bedeuten. Ein Teil der Gene ist für die Bildung von Proteinen verantwortlich, die an der Synapse wirken und das neuronale Netzwerk beeinflussen – manche Syndrome könnten auf diese Mutationen zurückgehen. Südhof betont allerdings, dass die Hirnforschung erst ein äußerst rudimentäres Verständnis davon hat, wie ein Gehirn funktioniert. In der Öffentlichkeit ist manchmal der Eindruck entstanden – vielleicht durch ein paar übereifrige Kollegen –, dass wir bald dabei sind, Gehirne zu modellieren. Er könne sich dies aber nicht vorstellen: In meiner persönlichen Einschätzung würde ich sagen, dass wir weit weniger als fünf Prozent des Gehirns verstehen. Die Neurowissenschaft, die Therapien gegen psychische Krankheiten entwickeln könnte, sei vielleicht auf dem Stand der Krebsforschung vor 20 Jahren. Dennoch gebe es noch kein Krebsheilmittel – aber bei einigen Erkrankungsformen erfolgversprechende Therapien. Und warum sollte eine Nervenzelle einfacher sein als eine Krebszelle? Zu diesen Erkenntnissen will der 60-jährige Wissenschafter weiterhin beitragen und denkt nicht daran, in fünf oder zehn Jahren aufzuhören – mit ein Grund, weshalb er in den USA weiterarbeiten will, wo er seit mehr als 30 Jahren forscht. In seiner Heimat Deutschland liege sein Pensionseintrittsalter bei 65, und spätestens dann werde erwartet, einen Gang zurückzuschalten. Die Forschungsfinanzierung hält der Doppelstaatsbürger dort jedoch für ähnlich gut wie in den USA, wo er sein Labor an der Stanford University hat. Einen Unterschied gebe es aber in der Struktur der Mittelvergabe: In Deutschland kann Leuten, die erst mal auf einem bestimmten Posten sitzen, wenig passieren. In den Vereinigten Staaten wird durch das starke Drittmittelsystem die Finanzierung konstant erneuert, je nachdem, ob man gute Forschung macht oder nicht. Es dürfe nicht so weit gehen, dass Wissenschafter um ihren Job bangen müssen, aber so würde das Geld effektiver verwendet werden und zudem die Dialogbereitschaft höher sein. Es ist gut, wenn man seine Forschung rechtfertigen muss – wir als Wissenschafter schulden das der Gesellschaft, weil sie uns bezahlt, sagt Südhof. Daher müssen wir sie rational davon überzeugen, in uns zu investieren. Wir dürfen dabei aber kein gemeinsamer Verein, keine Lobby werden, die bestimmte Interessen verfolgt. Wissenschaft sollte wertneutral sein. Forschung trage zu den fundamentalen Erkenntnissen bei, auf denen unsere Gesellschaft beruhe. Deswegen ist es so absurd, wenn Leute gegen Wissenschaft kämpfen und gleichzeitig ein Smartphone aus der Tasche ziehen. Mit bestimmten Gruppierungen sei da jedoch kein Dialog möglich. Ich unterstütze Forschung an Tieren, weil ich sie für essenziell halte, sehe aber auch eine große Berechtigung für Tierschutz. Was mich in Diskussionsrunden zu diesem Thema aber erschreckt, ist, dass viele Menschen gar kein Interesse an einem Dialog haben. Da ist nicht nur Dogmatik, sondern oft auch richtiger Hass dabei. Trotzdem hält er es für wichtig, andere von der Notwendigkeit des Dialogs zu überzeugen. Weniger Verständnis hat der Neurowissenschafter für das Thema Open Access, also den freien Zugang zu wissenschaftlicher Literatur. Für kleinere Institutionen und Entwicklungsländer mit wenig Geld für Fachjournalabonnements sei dies zwar wichtig. In der Forschung generell halte ich das aber für einen Nebenkriegsschauplatz und verstehe nicht, warum es dazu immer eine Riesendiskussion gibt. Dadurch lasse sich die wirtschaftliche Macht der großen Fachzeitschriften nicht mindern. Wenn sie zur kostenlosen Onlineveröffentlichung ihrer Artikel gezwungen werden, würden sie stattdessen höhere Gebühren für die Publikation verlangen und so Profit machen. Das eigentliche Problem ist: Die großen Journals sind hochprofitabel und haben irrsinnig hohe Renditen, die man behalten will, sagt Südhof. Da sei die Verantwortung gegenüber dem Inhalt sekundär, und es gebe letztlich keinen, der die Zeitschriften wirklich überprüfe. Ich bin sonst gegen mehr Regulierung, aber wenn ein Journal etwas Falsches veröffentlicht, wird es nicht abgestraft, nur die Autoren. Dabei ist das Medium auch schuld. Daher fordert Südhof, dass das Peer-Review-System gründlicher werden muss. Nicht-Wissenschaft;US-Singer-Songwriter Eric Andersen ziert das Americana Fest Wien, bei dem bis 11. November auch viele heimische Musiker live zu erleben sind. Wien – Nicht erst seit Blues, Country, Singer-Songwriter, Folk, Bluegrass, Tex-Mex und die daraus zusammengerührten Roots-Rock-Bastarde das vermarktungsfreundliche Label Americana umgehängt bekommen haben, erfreuen sich diese Musikstile in unseren Breiten großer Beliebtheit. Immerhin hat man es mit mythenschweren US-Musikstilen zu tun, die Projektionsflächen für Sehnsüchte aller Art bieten. Seit vergangenem Jahr hat nun auch Wien sein eigenes Americana-Fest, das heuer als eine mehrwöchige Veranstaltungsreihe mit rund 25 Clubkonzerten in zehn verschiedenen Clubs angelegt ist. Bereits am Dienstag tritt ein schon seit längerem in Wien lebender US-Singer-Songwriter, Douglas Linton, in der Local-Bar auf, wo er von den Lokalmatadoren The Plan Bs begleitet wird. Ein Mix aus internationalen Gästen wie dem Texaner Eric Taylor oder der Band 610 aus Chicago und zahlreichen heimischen Americana-Adepten, darunter Johnny-Cash-Überfan Christian Masser und Fia Sco & The Majestics, steht auch in den kommenden Wochen auf dem Programm. Internationales Aushängeschild ist der 72-jährige Singer-Songwriter Eric Andersen, der sich seine Sporen einst in der Folkszene des Greenwich Village der 1960er-Jahre verdiente und mit Songs wie Blue River oder Thirsty Boots einige veritable Klassiker des Genres im Gepäck hat. In Wien ist Andersen, der in den 1980er-Jahren nach Europa übersiedelte, an zwei Abenden zu Gast: Während er sich am 23. Oktober im Haus der Musik der Auseinandersetzung mit literarischen Vorbildern widmet, stehen am Tag danach im Schwarzberg die eigenen Songs im Vordergrund. Ein Säulenheiliger der Americana-Szene wird am 2. Oktober gewürdigt, wenn sich Musiker verschiedener Bands im Reigen für ein Tribute für den 1973 im Alter von nur 26 Jahren verstorbenen Country-Rock-Pionier Gram Parsons einfinden. Der hat einst unter anderem einem gewissen Keith Richards entscheidende Impulse auf den weiteren musikalischen Weg mitgegeben. Nicht-Wissenschaft;Forscher der Universität von Tokio demonstrieren eine neue, ultradünne E-Haut. Die Smartwatch der Zukunft könnte eine Folie sein, die man sich auf den Arm klebt. Forscher der Universität von Tokio haben eine hauchdünne elektronische Haut entwickelt, die jede Körperstelle in ein Display verwandeln kann. Das an Frischhaltefolie erinnernde Material ist lediglich drei Mikrometer dick. Laut New Scientist handelt es sich dabei um die bisher dünnste E-Haut. Sie kann dank ihrer Flexibilität auf jeder Körperstelle aufgetragen werden, ohne bei Bewegung Schaden zu nehmen. In Verbindung mit entsprechenden Sensoren könnte die E-Haut beispielsweise die Herzfrequenz oder die Sauerstoffkonzentration im Blut einer Person anzeigen. Das macht den Einsatz bei Patienten in einem Krankenhaus oder auch bei Sportlern denkbar. Die Forscher sehen aber noch mehr Gebiete, auf denen ihre Entwicklung genutzt werden könnte. So könnte ein Arbeiter beispielsweise Baupläne oder Diagramme auf seinem Arm anzeigen, ohne dabei bei der Arbeit eingeschränkt zu werden. Bis dahin ist aber noch einige Forschungsarbeit notwendig. Denn bisher kann die E-Haut nur einen einzigen Buchstaben oder eine Ziffer anzeigen. Nun arbeiten die Wissenschaftler daran, mehr Zeichen unterzubringen, um mehr Informationen darstellen zu können. Wissenschaft;Forscher untersuchten den Mageninhalt von Walen: Die Ursache der jüngsten Strandungen dürfte die Wetterlage gewesen sein. Kiel – Seit Anfang des Jahres sind nach Angaben der Nationalparkverwaltung Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer rund 30 junge Pottwale in der südlichen Nordsee verendet, darunter alleine 13 an der schleswig-holsteinischen Küste. Aber auch an den Küsten Niedersachsens, der Niederlande, Großbritanniens und Frankreichs verendeten Pottwale. Unterwasserlärm, Sonarexperimente und Parasitenerkrankungen sind Faktoren, die am häufigsten für Massenstrandungen von Walen verantwortlich gemacht werden – und oft genug sind sie es auch. Diesmal war jedoch laut einer deutschen Untersuchung indirekt das Wetter schuld. Pottwale findet man in allen Meeren – dauerhaft können sie jedoch nur dort leben, wo es tief genug ist. Denn Pottwale tauchen nach ihrer Beute – hauptsächlich Tintenfische – und stoßen dabei in Tiefen von einigen hundert Metern, manchmal sogar zwei Kilometern und noch mehr vor. Die Nordsee bietet ihnen keine idealen Bedingungen, in der Regel umschwimmen Pottwale sie auf ihren Wanderungen und ziehen westlich von Großbritannien weiter. Dass heuer relativ viele Pottwale in der Nordsee auftauchten und dort teilweise auch ihr Ende fanden, dürfte am Wetter gelegen haben, vermuten Kieler Meeresforscher. Sie untersuchten den Mageninhalt von 13 an der Nordseeküste verendeten Pottwalen. Dabei fanden sie unter anderem 110.490 Tintenfisch-Schnäbel. Der einem Papageienschnabel ähnliche Beißapparat der Kopffüßer besteht aus unverdaulichem Horn und ist das einzige, was von dem Weichtier übrig bleibt. Der Meeresbiologe Uwe Piatkowski vermutet, dass die heftigen Stürme, die im Jänner im Nordostatlantik herrschten, die Tiere in die Nordsee getrieben haben. Und die Wale folgten ihrer Lieblingsnahrung. Diese Stürme haben Wassermassen nach Süden getrieben und damit unter Umständen auch die Beute der Tiere – die Kalmare, sagte Piatkowski vom Kieler Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung. Als die Pottwale den Tintenfischen hinterherschwammen, gerieten sie in den flachen Gewässern der Nordsee in eine ernste und für viele letztlich tödliche Lage. Wissenschaft;Spinnenmännchen setzen oft auf Sabotage, um Konkurrenten auszubooten – die de Spezies Larinia jeskovi sind dabei besonders rabiat. Greifswald/Bialystok – Einige Spinnenmännchen beschädigen nach der Begattung die Geschlechtsorgane der Weibchen: Ein Akt der Kontrolle, mit dem sie sich die Vaterschaft sichern, da sich das Weibchen nun nicht mehr mit anderen Männchen fortpflanzen kann. Varianten dieser Strategie kennt man aus dem Reich der Spinnen verschiedene. Bei manchen Arten verstopften die Spinnenmännchen mit einem Sekret die weiblichen Genitalkanäle, erklärt die Zoologin Gabriele Uhl von der Universität Greifswald. Männchen anderer Arten lassen Teile ihrer Geschlechtsorgane nach der Kopulation im Weibchen zurück und sperrten damit den Zugang für Konkurrenten. Die Kosten hierfür sind allerdings hoch, weil das Männchen sich dadurch sterilisiert, so Uhl. Weniger verlustreich für das Männchen, aber umso rabiater gegenüber dem Weibchen ist die Vorgehensweise bei der Radnetzspinne Larinia jeskovi. Bei ihr verstümmelt das Männchen kurzerhand die Genitalien des Weibchens, wie Greifswalder Forscher zusammen mit Kollegen von der polnischen Universität Bialystok herausfanden. Die Männchen dieser ungefähr einen Zentimeter großen Spinnenart zwicken eine äußere fahrradsattelähnliche Struktur der weiblichen Genitalregion – den Scapus – mit ihren Kopulationsorganen ab. Uhl dazu: Ohne diesen Scapus, der primär der Verhakung der männlichen Kopulationsorgane dient, ist eine weitere Verkopplung der Genitalien nicht mehr möglich. Für ihre Analyse haben die Forscher Spinnenpaare während der nur wenige Sekunden dauernden Kopulation mit flüssigem Stickstoff bei minus 196 Grad Celsius fixiert und mit Hilfe eines hochauflösenden Röntgen-Computertomographen betrachtet. Das Phänomen untersuchten die Forscher auch im Freiland. Bei allen Weibchen, die am Ende der Paarungssaison in den Sümpfen des Biebrza Nationalparks (Polen) gesammelt wurden, fehlte der Scapus, sagt Uhl. Derzeit werde untersucht, ob diese Genitalverstümmelung bei den Weibchen weitere Folgen verursacht, etwa eine anschließende Infektion. Die Forscher, die ihre Ergebnisse in der Zeitschrift Current Biology veröffentlichten, haben Literatur ausgewertet und bei bisher mindestens 80 Spinnenarten Hinweise darauf gefunden, dass auch bei diesen die weiblichen Genitalien verstümmelt werden. Das Phänomen der Genitalverstümmelung scheint – so die Schlussfolgerung der Forscher – zumindest bei Spinnen weit verbreitet zu sein. Es sei denkbar, dass aufgrund dieser Studie weitere Tiergruppen entdeckt würden, bei denen äußere Genitalverstümmelung vorkommt, aber bisher unbemerkt blieb. Nicht-Wissenschaft;Djokovic wackelte in Montreal: Serbe musste gegen Gulbis zwei Matchbälle abwehren – Peya und Soares gegen Bryan-Brothers. Montreal – Ereignisreich sind am Freitag die Viertelfinali beim ATP-Masters-1000-Turnier in Montreal verlaufen. Allen voran schaffte der als Nummer vier gesetzte Japaner Kei Nishikori seinen ersten Sieg über Rafael Nadal. In nur 82 Minuten setzte sich der Asiate gegen den 14-fachen Major-Sieger mit 6:2,6:4 durch. Nicht viel gefehlt hätte auch Ernests Gulbis gegen Novak Djokovic. Der topgesetzte Serbe sah sich gegen den Erstrundenbezwinger und Teamkollegen von Dominic Thiem bei Günter Bresnik ebenfalls schon vor dem Aus. Der unberechenbare Lette hatte gegen Djokovic bei dessen 5:7,7:6(7),6:1-Erfolg sogar zwei Matchbälle. Ich muss ihm für ein exzellentes Match gratulieren. Er hat mich immer noch einen Extraball spielen lassen und sehr viel Druck auf mein zweites Service erzeugt, lobte Djokovic. Er hätte den Sieg heute Abend auch verdient. Djokovic hat damit seine Serie bei den Masters-1000-Turnieren (höchste ATP-Kategorie, zweithöchste nach Grand Slam) auf 29 Erfolge ausgeweitet. Seit seiner Niederlage in Shanghai 2014 gegen Roger Federer hat er auf diesem Level nicht mehr verloren. Verloren hat hingegen Nadal. Im achten Aufeinandertreffen mit Nishikori, feierte der Japaner seinen Premierensieg über den spanischen Superstar. Ich war schon in Madrid knapp dran, aber heute habe ich dominiert, freute sich Nishikori, der zuletzt in Washington seinen dritten Saisontitel geholt hat. Er ist knapp zwei Wochen vor Beginn der US Open, wo er im Vorjahr bis ins Finale durchmarschiert war, in guter Form. Vom Ablauf noch spannender als Djokovic-Gulbis verlief das Match zwischen Aufschlag-Riese John Isner (USA) und Jeremy Chardy. Der Franzose wehrte nicht weniger als sieben (!) Matchbälle ab, ehe er sich nach erst 3:08 Stunden mit 6:7(9),7:6(13),7:6(4) für sein erstes Masters-1000-Semifinale qualifizierte. Dort trifft er nun auf Djokovic. Nishikori spielt gegen Murray, der Jo-Wilfried Tsonga 6:4,6:4 schlug und sich einen Platz beim ATP-World-Tour-Finale sicherte. Im Herren-Doppel bezwang der Wiener Alexander Peya mit Bruno Soares die als Nummer drei gesetzten Wimbledonsieger Jean-Julien Rojer/Horia Tecau (NED/ROM-3) 6:2,6:4. Die als Nummer 6 gesetzte Paarung bekommt es im Halbfinale wieder einmal mit den Topstars zu tun, den US-Zwillingen Bob und Mike Bryan. Beim WTA-Premier-Turnier in Toronto sorgte die erst 18-jährige Schweizerin Belinda Bencic mit einem klaren 6:4,6:2 über die Weltranglisten-Sechste Ana Ivanovic für Furore. Sie trifft nun auf die Weltranglisten-Erste Serena Williams. Das war das vierte super Match hier. Heute habe ich wahnsinnig gespielt, sagte Bencic. Im zweiten Halbfinale spielen Simona Halep (ROM-2) und Sara Errani (ITA-15). Nicht-Wissenschaft;Der FPÖ-Kandidat kennt das Spiel mit Emotionen. Im Wahlkampf zeigte er, dass er nicht nur freundlich ist. Ehrgeiz und Disziplin treffen auf ideologische Prinzipien. Eine Mischung, die Strache gefährlich werden könnte. Der Chef ist in seinem Überschwang kaum zu bremsen. Breites Grinsen im Gesicht, rot-weiß-rotes Fähnchen in der Hand: Heinz-Christian Strache lässt seinen Emotionen bei der Wahlparty im FPÖ-Medienzentrum freien Lauf. Norbert Hofer steht auf der Bühne und formt die Lippen zu einem bescheidenen Lächeln. Gleichzeitig schiebt er mit Nachdruck das ihm aufgedrängte Wimpelchen von sich. In Demut will er das Ergebnis des ersten Wahlgangs aufgenommen haben. Da passt der fahnenschwenkende Parteichef, der den blauen Präsidentschaftskandidaten zum gemeinsamen Siegesschunkeln ermuntern will, so gar nicht ins detailgenaue Konzept. Rund 1,5 Millionen Menschen hat der Burgenländer im ersten Wahlgang überzeugen können, ihr Kreuz neben seinem Namen zu machen. Um die Wahl für sich zu entscheiden, fehlen ihm jetzt etwa 650.00 Stimmen. Dass Hofer so weit vorne liegen könnte, damit hat in der Partei niemand gerechnet. Schon seine Kandidatur kam selbst für Vertraute überraschend. Für Rudolf Jauschowetz etwa. Er ist nicht nur einstiger FPÖ-Gemeinderat in Hofers Heimatort Pinkafeld und Gründer der dort in einem Heustadl angesiedelten Burschenschaft Marko Germania, die den Blauen zum Ehrenmitglied ernannte. Er bezeichnet sich auch als väterlichen Freund des Buam. Jauschowetz erinnert sich an ein Zusammentreffen im Oberwarter Einkaufszentrum vergangenen Jänner. Da habe ihm Hofer gestanden, wie froh er sei, nicht kandidieren zu müssen. Er musste doch. Auch, wenn Herrn Jauschowetz die Leseart lieber ist, dass die freiheitlichen Sympathiebekundungen beim Neujahrstreffen in Wels den 46-Jährigen dazu bewogen hätten. Jetzt erledigt Hofer den Job mit vollem Einsatz. Zeigt sich verbindlich, kontrolliert, wendig. Eigenschaften, die ihm schon früh hilfreich waren. Damals, als der Dritte Nationalratspräsident nach absolvierter Ausbildung zum Flugtechniker sein Geld zunächst als Küchenplaner verdiente. Bald nach der Matura trat der Sohn eines ÖVP-Gemeinderats der FPÖ bei. Wie der Sohn, wechselte auch der Vater, von dem Norbert seinen zweiten Namen Gerwald hat, zu den Blauen. Der Junior macht die Politik erst nach einigen Jahren bei der Lauda Air zum Beruf: Zunächst 1994 als Wahlkampfleiter der pannonischen Blauen, im selben Jahr wird Hofer Obmann in Eisenstadt und sitzt bereits im Vorstand der FPÖ Burgenland. Ab 1996 folgen elf Jahre als Landesparteisekretär. Einer seiner Chefs ist Manfred Kölly. Er erinnert sich an einen immer freundlichen Mitarbeiter, für den er bei dessen zweiter Ehe sogar den Trauzeugen gab. Später, bei der Abspaltung des BZÖ 2005, habe der Freund nicht genau gewusst, wo er hinsoll, habe vor allem auf seinen Platz im Nationalrat geschaut. Als auffliegt, dass er damals ein Schriftl für den von Rot und Blau vereinbarten Postenschacher aufgesetzt hat, erklärt Hofer, er habe im Auftrag des damaligen Klubchefs gehandelt. Seit Wochen nimmt Hofer vor allem in Fernseh- und Radiostationen Platz. Das mache ihm Spaß, sagt er. Hier entfaltet der heutige Vizeparteichef, der schon als Volksschüler in Redewettbewerben glänzte, sein kommunikatives Talent. Zusätzliche Kniffe hat er sich angeeignet. Zahlreiche verhaltenstechnische Seminare gipfelten Ende der 1990er-Jahre in einer Ausbildung zum Kommunikations- und Verhaltenstrainer. Eines von Hofers Spezialgebieten: Crash-Rhetorik. Eine Fähigkeit, die nicht immer gut ankommt. Und weil Hofer, der Einfühlsame, das natürlich weiß, hat er dieses Detail im Wahlkampf aus seinem Lebenslauf getilgt. Zu Jörg Haiders Zeiten musste jeder gestandene Blaue solche Kommunikationstrainings absolvieren. Aber nicht jeder war darin so gut wie Norbert Hofer. Er setzt dem aufgebrachten Strache-Habitus die betont sanfte Schwiegersohn-Tonalität entgegen, kennt die Wirkung nonverbaler Signale. Norbert Hofer will gefallen. Im persönlichen Gespräch lacht er häufig. Wie ein Chamäleon passt er sich seinem Gegenüber an, findet Gemeinsamkeiten. Hofer spricht mit dem ganzen Körper: Will er einer Sache Nachdruck verleihen beugt er sich vor. Wird er verbal in die Enge getrieben, wechselt er das Thema oder lacht den Gesprächspartner aus. Das musste auch Kontrahent Alexander Van der Bellen erfahren, zuletzt in einer unmoderierten Diskussion auf ATV. Das war der Moment, der bei Joe Streibl starke Erinnerungen hervorgerufen hat. Als Kind lebte er mehrere Jahre neben dem rund zwei Jahre älteren Norbert. Fassungslos hat er die Sendung gesehen: Diese Gestik und Mimik, dieser bedrohliche Unterton. Sobald sein Gegenüber in der Defensive ist, setzt er nach. Das hat mich sehr an früher erinnert. Streibl berichtet auch von einem sehr ehrgeizigen Hofer, bis hin zur Verbissenheit. Der sportbegeisterte Freiheitliche selbst würde das als Zug zum Tor verkaufen. Norbert Hofer als einer, der sich nicht unterkriegen lässt. So sollte die Erzählung im blauen Wahlkampf lauten. Dass man zu diesem Zweck auch Hofers Gehbehinderung aktiv thematisiert hat, war Teil der Strategie, wie FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl im STANDARD erklärte. In seiner Biografie berichtet Hofer ausführlich, was an jenem Tag, als er mit dem Paragleiter aus 15 Meter Höhe abgestürzt ist, passiert ist. Außerdem erzählt er dort, wie gerne er anderen Streiche spielt. Hofer erinnert sich an die Zeit als Flugtechniker und Stimmenimitator: Ein Spaß sei das gewesen, als er die Mitarbeiter als Niki Lauda angerufen und zu mehr Leistung ermahnt habe. In Absprache mit Vorgänger Martin Graf habe er im Parlament einst zu scharfer Rhetorik gegriffen, damit auch einmal ein Blauer einen Ordnungsruf bekommt – das war vereinbart, sagt Hofer. Als freiheitlicher Verkehrssprecher schlüpfte er im März 2010 in die Rolle des Mapjet-Promoters. Allerdings ohne die Öffentlichkeit darüber zu informieren, dass er zu diesem Zeitpunkt bereits im Vorstand der PAF-Privatstiftung, des Mehrheitseigentümers des privaten Flugunternehmens, war. Darauf angesprochen, rechtfertigt sich Hofer, keinen Cent dafür bekommen zu haben. Norbert Hofer hat für alles eine Erklärung, ist Meister der Relativierung. Doch er kann auch anders. Nennt Flüchtlinge Invasoren, die bereit seien, Köpfe abzuschneiden. Der Konkurrent wird zum faschistischen Diktator. Hofers Stimme bleibt dabei ruhig. Seine Aussagen macht das nicht weniger gefährlich. Von seinen abenteuerlichen Thesen über Zuwanderer überzeugt, fordert er eine eigene Sozialversicherung für Migranten. Die Folgen des Gesagten lässt er bewusst offen. Die Werte seiner Burschenschaft hat der Kandidat verinnerlicht. Ein Austritt kommt für ihn nicht infrage. Vor fünf Jahren gibt er dem Magazin Hier & Jetzt, das der rechtsextremen NPD nahesteht, ein Interview. Fünf seiner sieben Mitarbeiter sind Mitglieder von rechten Verbindungen. Seine ideologische Heimat hat er sich mit dem Verfassen des blauen Parteiprogramms selbst geschaffen. Das Südburgenland ist für ihn, Ehefrau Verena und die gemeinsame Tochter Anna-Sophie (12) vor allem Wohnort. Hofer hat drei Kinder aus erster Ehe. Im Ort tritt er kaum in Erscheinung. Wenn doch, spricht er den lokalen Dialekt. Stinknormal sei er, sagt die Trafikantin. Was ihr besonders gefällt: Er ist so, wie er ist, er ändert seine Meinung nicht. Dass er manchmal die Regierung entlassen will, manchmal aber wieder nicht, stört da nicht. Oder dass er das Verbotsgesetz erst abschaffen, dann wieder erhalten wollte. Oder dass er zu EU-Gipfeln reisen will, auf Nachfrage ohne Tonbandgerät aber zugibt, das sei noch nicht durchdacht. Oder dass er als Umweltsprecher mehrere Anfragen zu Chemtrails stellte, dem Verbreiten von Chemikalien am Himmel, seit seiner Kandidatur aber lachend zurückweist: Ein Flugzeugtechniker erkenne Kondensstreifen. Oder dass er von einem offiziellen Empfang im israelischen Parlament spricht, den es so nie gab. Dabei springt ihm Strache zur Seite, der sich im Wahlkampf auffallend zurückgehalten hat. FPÖ-Dissident Ewald Stadler glaubt zu wissen, warum: Strache hätte selbst gern so ein gutes Ergebnis. Wenn sie das in der FPÖ vorher gewusst hätten, hätten sie Hofer nicht aufgestellt. Damit sei ein Konflikt zwischen Strache und Hofer programmiert. Tatsächlich: Mit wem man auch spricht, nicht selten wird Hofer als künftige Nummer eins gehandelt. Er selbst weist derartige Ambitionen besonnen lächelnd von sich – derzeit. Sollte es mit der Hofburg aber doch nichts werden, sitzt er dem Chef jedenfalls im Nacken. An Ehrgeiz wird es ihm auch künftig nicht fehlen. Nicht-Wissenschaft;Über die "Frauenfrage" bei der Hofburgwahl. Eine Frau – unabhängig noch dazu – kandidiert für das höchste Amt im Staat! Das ist doch mal eine Neuigkeit, oder? Aber kann die das auch? Können Frauen überhaupt Präsident? Vor 65 Jahren war es jedenfalls sogar dem deutschen Nachrichtenmagazin Spiegel eine Meldung wert, was im Nachbarland so vor sich ging: Ludovica Hainisch-Marchet, damals 50, wollte Bundespräsidentin werden und nahm es 1951 mit fünf männlichen Konkurrenten auf. Der Spiegel erkannte darin eine gewisse Logik, vermerkte er doch: Österreich hat mehr weibliche als männliche Einwohner. Lustig und leicht wars für Hainisch-Marchet, eine Pädagogin und Frauenrechtlerin, die auch weltweit die erste Frau war, die diesen Schritt in Richtung Präsidentenamt per Volkswahl wagte, aber nicht: Die Presse schweigt sie tot oder tut sie als unzeitgemäße Lysistrata ab, berichtete der Spiegel. Die Heeresauflöserin von Aristophanes gefiel einigen Kommentatoren offenbar deswegen als Kritikmetapher, weil Hainisch-Marchet sechs Jahre nach Kriegsende unter dem Motto Männer haben Kriege verloren, Frauen müssen den Frieden gewinnen kandidierte. Was passierte dann? Sie wird verlacht, diffamiert, wahrscheinlich um Stimmen betrogen und erzielt nur 2.132 Stimmen, ist in Biografia, einer biografischen Datenbank beziehungsweise einem Lexikon österreichischer Frauen, das vom Wiener Institut für Wissenschaft und Kunst (IWK) seit 1998 stetig weiterentwickelt wird, nachzulesen: Auch die Frauen, auf deren Solidarität sie gebaut hatte, wählen lieber einen Mann. Das mussten sie notgedrungen auch bei den nächsten sechs Präsidentschaftswahlen, die reine Männersache waren. 1986 stieg dann die zweite Frau ins Rennen um die Hofburg ein – quasi eine Schwester im Geiste von Hainisch-Marchet. Und so ist auch ein Besuch der Grünen Präsidentschaftsanwärterin Freda Meissner-Blau bei ihrer Vorgängerin dokumentiert, hatte die sich doch auch unter anderem besonders für den Schutz der Umwelt eingesetzt. Meissner-Blau konnte 5,5 Prozent der Stimmen im ersten Wahlgang erringen. Heide Schmidt trat 1992 für die FPÖ (16,4 Prozent) an, sechs Jahre später (neben der unabhängigen Gertraud Knoll, auf die 13,6 Prozent der Stimmen entfielen) für das Liberale Forum (11,1 Prozent). Am nächsten kam dem höchsten Staatsamt ÖVP-Kandidatin Benita Ferrero-Waldner, die 2004 gegen Heinz Fischer mit 47,6 Prozent unterlag. 2010 spielte bei Fischers Wiederwahl zwar die ÖVP nicht mehr mit – das brachte ihm fast vier Fünftel aller gültigen Stimmen ein (79,3 Prozent), vom Rest holte sich Barbara Rosenkranz für die Freiheitlichen den größten Anteil (15,2 Prozent), für den Dritten im Wahlkampfbunde, Rudolf Gehring von der Christlichen Partei Österreichs (CPÖ), blieben noch 5,4 Prozent. Bis jetzt war die Hofburg also ein politisches Soziotop, in dem Frauen höchstens als die Gattin von ein Büro beziehen konnten, um möglichst Gutes zu tun. Nun will es mit der ehemaligen Präsidentin des Obersten Gerichtshofs und Hypo-Sumpf-Aufklärerin Irmgard Griss wieder eine Frau wissen und in die Hofburg einziehen. Unabhängig, ohne eine finanzkräftige Parteiorganisation im Rücken. Und vielleicht ist das Faktum, dass es in diesem Land auch ohne Partei möglich sein sollte, Politik zu machen oder Präsidentin zu sein, von noch größerer Tragweite für die politische Kultur in Österreich als das Faktum, dass mit Griss die erste Frau in die Hofburg einziehen würde. Doch halt, nein, es hat natürlich eine Bedeutung, wenn jetzt zum ersten Mal eine Frau Bundespräsident der Republik Österreich würde. Es würde alte Erwartungen über den Haufen werfen, gewohnte Bilder irritieren, es wäre eine politische Neuaufstellung, die hohen symbolischen Wert hätte. So wie es unbestritten eine große Bedeutung hatte, dass mit Barack Obama der erste Afroamerikaner ins Weiße Haus einzog. Auch Schwarze (Männer) können Präsident der Vereinigten Staaten werden! Die Wirkung solcher Bilder auf bestimmte gesellschaftliche, oft marginalisierte Gruppen darf nicht unterschätzt werden. Mit Hillary Clinton könnte nun das nächste, fast ehern wirkende Politikprinzip in den USA zerbrochen werden: Auch Frauen können Präsidentin werden. Oder, mit Blick nach Deutschland: Natürlich macht das etwas mit den Beobachterinnen und Beobachtern der Politik, den Bürgerinnen und Bürgern, wenn seit einem Jahrzehnt eine Frau im Kanzleramt regiert. Wenn im Regierungskabinett eine Frau das letzte Wort hat. Naturgemäß wirken solche neuen Politikbilder vor allem auf jene, die nicht schon jahrzehntelang die immergleichen politischen Nominierungsrituale vorgesetzt bekommen, die Männer quasi naturgemäß in die höchsten Ämter schwimmen ließen. In der Bundesrepublik wächst nun eine Generation Zehnjähriger heran, die in ihrem Leben ausschließlich eine Bundeskanzlerin erlebt hat. Nicht ohne Grund geistert im Nachbarland die Kinderfrage herum: Mami, können Männer auch Bundeskanzlerin werden? Ja, können sie. Keine Bange. Und mit großer Wahrscheinlichkeit wird dieses heute zehnjährige Kind den Realitätsbeweis früher oder später auch erleben. Und das ist auch gut so. So wie es gut ist, dass es mit der Normalität einer Kanzlerin aufwächst. Und genauso wäre es, wenn in Österreich plötzlich eine Bundespräsidentin angelobt werden würde, wenn die alteingefahrenen Muster – Herr Präsident tritt mit Gattin am Arm auf – gebrochen würden, wenn dann ganz selbstverständlich eine Präsidentin in der Hofburg amtieren würde und bei öffentlichen Auftritten dann eben ihr Mann neben ihr steht und nicht im Mittelpunkt. Es geht auch nicht darum, ob eine Frau das Amt anders anlegen würde als die Männer vor ihr. Es geht auch nicht darum, ob sie eine andere, weiblichere Politik machen würde. Was sollte das denn überhaupt sein? Das ist schon eine klischeetrunkene Zuschreibung, die politisches Handeln von Frauen geschlechtsspezifisch einengt und unzulässig klassifiziert. Bleibt noch die immer wieder gestellte Frage, wenn eine Frau in irgendeiner noch immer ungewohnten Position auftaucht und um eine politische Spitzenfunktion kämpft: Müssen Frauen diese Frau wählen? Weil sie eine Frau ist? Damit auch einmal eine Frau drankommt? Benita Ferrero-Waldner hatte sich 2004 nach ihrer Niederlage ja beschwert: Natürlich haben die Emanzen geschadet, bewusst vor allem die linken Emanzen. Müssen Frauen – linke, rechte, mittige, unabhängige, rote, schwarze, blaue, grüne, pinke, gelbe oder was auch immer – also die Frau auf dem Wahlzettel wählen? Die Antwort ist simpel: Nein, müssen sie nicht. Aber es ist gut, wenn sie es könnten. Wenn sie die Wahl hätten. Sie sollten aber auch keine Männer wählen müssen, weil nur Männer zur Wahl stehen. Nicht-Wissenschaft;Bahnübergang an der griechischen Grenze zu Mazedonien seit 60 Tagen von Flüchtlingen besetzt. Athen – Österreichische und deutsche Transportunternehmen fordern laut Medienberichten von ihren griechischen Vertragspartnern Schadenersatz wegen der Blockade an der nordgriechischen Grenze zu Mazedonien. Dort besetzen Flüchtlinge seit 60 Tagen den Bahnübergang, Güterzüge können nicht mehr fahren. Wie der Radiosender Athina 984 am Mittwoch berichtete, beläuft sich der Schaden allein für griechische Unternehmen bereits auf mehr als sechs Millionen Euro. Zwar gebe es eine Ausweichroute über Bulgarien, allerdings staue sich dort der Verkehr, und die Strecke erhöhe die Kosten für kleine und mittlere griechische Unternehmen, heißt es in dem Bericht. Nach Angaben der Handelskammer von Thessaloniki dauert der Umweg über Bulgarien zwei Tage länger und kostet pro Zug bis zu 10.000 Euro mehr. Flüchtlinge und Migranten blockieren die Gleise, um eine Öffnung der griechisch-mazedonischen Grenze und die Weiterreise nach Mitteleuropa zu erzwingen. Bisher hat die griechische Regierung stets betont, die Schienen nicht gewaltsam räumen zu wollen. Unter den rund 10.000 Menschen im Flüchtlingslager befänden sich viele Frauen und Kinder, der Einsatz von Gewalt sei deshalb keine Option. Nicht-Wissenschaft;'Weltcup-Spitzenreiter schiebt sich beim Slalom von Val d''Isère im zweiten Durchgang von Rang acht nach vor – Norweger unangreifbar. Val dIsere – Henrik Kristoffersen hat am Sonntag den Slalom in Val dIsere gewonnen. Der Norweger setzte sich mit 1,09 Sekunden Vorsprung vor Marcel Hirscher und 1,46 vor Felix Neureuther aus Deutschland durch. Hirscher, der nach dem ersten Durchgang nur Achter gewesen war, schrammte damit an seinem vierten Sieg in Serie vorbei, baute seine Weltcup-Führung auf Aksel Lund Svindal aber auf 123 Punkte aus. Die übrigen vier österreichischen Starter in der Entscheidung landeten nicht im Spitzenfeld. Marc Digruber (3,81) war am Ende 15., Marco Schwarz (4,05) 18., Michael Matt (4,43) kam auf Platz 20, Reinfried Herbst (5,07) wurde 24. Manuel Feller, am Vortag im Riesentorlauf noch überraschender Vierter, schied wie Christian Hirschbühl und Wolfgang Hörl schon im ersten Durchgang aus. Ich war schon ein bischen nervös. Das war ein wirklich guter zweiter Lauf von Marcel, ließ Kristoffersen seine Gefühle im Starthaus Revue passieren. Ich hatte ein paar kleine Fehler, aber es war schnell. Ich bin sehr zufrieden. Der 21-Jährige war am Vortag im Riesentorlauf als Halbzeit-Zweiter gestürzt und nahm vor dem Rennen daher eine Schmerztablette ein, wie er nach dem ersten Lauf verriet. Dennoch habe er viel Spaß gehabt, sagte er. Kristoffersen kam mit den schwierigen Bedingungen auf der Face de Bellevarde am besten zurecht und ließ die Konkurrenz im ersten Durchgang weit hinter sich. Lediglich sein Landsmann Sebastian Foss-Solevaag konnte mit 0,31 Rückstand noch halbwegs mithalten. Der Franzose Alexis Pinturault lag 0,79 zurück. Beide fielen jedoch in der Entscheidung aus. Hirscher konnte sich seinen großen Rückstand im ersten Durchgang von 1,66 nicht recht erklären. Es war schwer, auf Zug zu kommen. Ich habe gefightet, habe Gas gegeben, aber das war zu wenig, meinte der Salzburger. In der Pause zwischen den beiden Läufen tüftelte er mit seinem Team am optimalen Setup. Ich habe ein bisserl was probiert, das hat für den zweiten Durchgang super funktioniert. Was genau er veränderte, wollte der 26-Jährige freilich nicht verraten. Hirscher sorgte mit Platz zwei auch dafür, dass eine bemerkenswerte Serie eine Fortsetzung fand: Inklusive der WM 2009 hat es in Val dIsere fünf Slalom-Entscheidungen gegeben, und immer war zumindest ein ÖSV-Läufer auf dem Stockerl. Groß war die Erleichterung bei Digruber, der erstmals seit dem Jänner 2014 in Bormio wieder Weltcup-Punkte sammelte. Ich habe alles riskiert im zweiten Durchgang. Das war ein super Lauf, bis auf einen kleinen Hakler vor dem Ziel ist mir alles aufgegangen, sagte der Niederösterreicher. Ich habe immer gewusst, ich habe es drauf. Das habe ich heute umgesetzt. Die Ski-Herren übersiedeln nun nach Italien. Ab dem kommenden Freitag stehen in Gröden, Alta Badia und Madonna di Campiglio fünf Rennen in fünf Tagen auf dem Programm. (APA, 13.12. 2015) Ergebnis: Slalom in Val dIsère' Nicht-Wissenschaft;Stadtwahlbehörde zählte nach FP-Einspruch nochmals aus und musste Ergebnis korrigieren – Blaue orten "drastische Fehler". Wien – Zehn Tage nach der Wien-Wahl liegt nun das amtliche Endergebnis vor, das keine Mandatsverschiebungen mehr bringt. Allerdings wurde mit Spannung die Prüfung des Bezirksergebnisses in der Leopoldstadt erwartet, da die FPÖ dort Einspruch angemeldet hatte. Die Zählung brachte tatsächlich eine Korrektur, nun wollen die Blauen Bezirksneuwahlen im 2. Bezirk beim Verfassungsgerichtshof durchsetzen. Konkret hatten die Freiheitlichen von 82 verschwundenen Wahlkarten bei der Bezirksvertretungswahl gesprochen. Tatsächlich ist auch im Wahlprotokoll, aus dem am Wochenende in Medien zitiert wurde, vermerkt, dass jene 82 gelben Stimmzettel weder im Saal der Auszählung, noch in den gesammelten, bereits geleerten Briefwahlkarten und Stimmzettelkuverts aufgefunden werden konnten. Relevant war die Angelegenheit für die FPÖ insofern, als sie laut vorläufigem Endergebnis nur 25 Stimmen hinter den zweitplatzierten Grünen lag. Durch eine Neuauszählung machte man sich Hoffnungen, doch noch den zweiten Platz erringen und somit den stellvertretenden Bezirksvorsteher stellen zu können. Am Mittwochnachmittag veröffentlichte die Stadtwahlbehörde nun das Amtliche Endergebnis. Tatsächlich mussten die Stimmen korrigiert werden. Die FPÖ liegt nun mit 10.010 (22,10 Prozent) nur mehr 21 Stimmen hinter den Grünen mit 10.031 Stimmen (22,15 Prozent). Die SPÖ kommt als stimmenstärkste Partei auf 38,64 Prozent, die ÖVP mit 7,08 Prozent auf Platz vier – vor den Neos mit 5,68 Prozent. Auffallend: Die Zahl der insgesamt abgegebenen Stimmen erhöhte sich mit 46.472 um 109 Stimmen gegenüber dem vorläufigen Endergebnis (46.363). Die Aufgabe der Stadtwahlbehörde besteht grundsätzlich lediglich in der Auszählung der Stimmen. Der Ursache für etwaige Differenzen wird dabei mangels Zuständigkeit nicht nachgegangen. Was den Fall Leopoldstadt betrifft, betonte man im Büro der für Wahlen zuständigen Stadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) folglich, dass die Stadtwahlbehörde nach dem FPÖ-Einspruch geprüft habe und zu einem modifizierten Ergebnis gekommen sei. Sollte jemand Zweifel am Auszählmodus haben und eine Neuausschreibung des Urnengangs erwirken wollen, bleibe der Weg zum Verfassungsgerichtshof. Genau diesen will die FPÖ nun beschreiten. In der Stadtwahlbehörde haben sich drastische Fehler bei der ursprünglichen Stimmenauszählung herausgestellt, so der designierte Wiener FPÖ-Klubchef Dominik Nepp. Nicht nur, dass die ÖVP laut amtlichem Resultat nun um 100 Stimmen mehr hat als gemäß vorläufigem Endergebnis, auch zehn Wahlkarten seien als gültig gewertet worden, obwohl bei der eidesstattlichen Erklärung die Unterschrift gefehlt habe. Die Blauen wollen beim VfGH nun eine Neuausschreibung der Leopoldstädter Bezirksvertretungswahl durchsetzen. Der Gang vor das Höchstgericht ist nötig, da die Stadtwahlbehörde selbst über einen neuerlichen Urnengang nicht befinden kann. Im amtlichen Endergebnis auf Landesebene gab es keine relevanten Anpassungen mehr. Somit kommt die SPÖ auf 39,59 Prozent (44 Mandate), die FPÖ auf 30,79 Prozent (34 Mandate), die Grünen auf 11,84 Prozent (10 Mandate), die ÖVP auf 9,24 Prozent (7 Mandate) und die Neos auf 6,16 Prozent (5 Mandate). Wissenschaft;Die Arbeitsmarktverwaltung wurde in Österreich zwischen 1917 und 1957 als politisch und rassistisch motiviertes Verfolgungsinstrument eingesetzt. Wien – Wenn Geschichte geschrieben wird, dann passiert das selten in einer Amtsstube. Jedoch ist das Verwaltungswesen kein von seiner Zeit losgelöster Gegenstand, sondern spiegelt auch immer die historischen Vorgänge in der jeweiligen Epoche wider. Dennoch ist eine historisch-kritische Auseinandersetzung mit den einzelnen Einrichtungen der öffentlichen Hand hierzulande eher eine Seltenheit, konstatiert Oliver Rathkolb vom Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien: In Österreich gibt es bislang sehr wenige kritische Institutionengeschichten. Das hat bei uns keine starke Tradition. Jedoch ändere sich das seit einer Weile: Eine wachsende Zahl von Institutionen ist inzwischen bereit, sich ihrer eigenen Geschichte zu stellen. Das gilt anscheinend auch für das Sozialministerium: In dessen Auftrag untersuchten Rathkolb und seine Mitarbeiter die Geschichte der Arbeitsmarktverwaltung in Österreich von 1917 bis 1957. Zwei Jahre lang wälzten die Geschichtswissenschafter Akten des Österreichischen Staatsarchivs, des Deutschen Bundesarchivs sowie historische Bestände der AMS-Landesgeschäftsstellen in Ober- und Niederösterreich. Die Forschungsarbeit wurde heuer abgeschlossen. Dass dieser Untersuchungszeitraum noch in der Endphase des Habsburgerimperiums und nicht mit einem klaren Schnitt in der Ersten Republik beginnt, hat seine Gründe: Im Jahr 1917 wurden erstmals rechtliche Grundlagen für einen zentralstaatlich geleiteten Arbeitsverwaltungsapparat geschaffen. Gerade die vielen Kriegsheimkehrer des Ersten Weltkriegs stellten die Gesellschaft vor große Herausforderungen. Die neugeschaffenen behördlichen Strukturen sollten dabei helfen, die zahlreichen Soldaten auf dem Arbeitsmarkt unterzubringen. Im Zentrum dieser Bemühung stand die Gründung des Ministeriums für soziale Fürsorge – seinerzeit das weltweit erste Ministerium dieser Art. Dieser in der Monarchie beschrittene Weg wurde in der Ersten Republik fortgesetzt: Das zu Kaiserzeiten bloß angedachte Netz der Arbeitsämter wurde nun tatsächlich über das ganze Land gesponnen. Frühe Erfolge blieben jedoch aus, stellt Projektmitarbeiter Mathias Krempl fest: Gegen die wirtschaftlich angespannte Situation jener Zeit kam man auch mit dieser neuen Infrastruktur nicht an. Ein Arbeitslosenanteil von 26 Prozent im Jahr 1933 zeigt, dass die Ämter nur sehr bedingt Erfolge verzeichnen konnten. Ein Jahr später wurde unter Engelbert Dollfuß die austrofaschistische Diktatur errichtet, womit sich die Zielsetzung der Arbeitsämter änderte: Ihre Aufgabe war es von nun an vor allem, Stellen an Mitglieder der Vaterländischen Front, des Freiwilligen Schutzkorps sowie an andere regimetreue Arbeitssuchende zu vermitteln und politisch Andersdenkende entsprechend zu diskriminieren. Beim Sichten der Akten fällt auf, dass es selbst bei der Besetzung der kleinsten Polizeiposten und Trafikantenstellen ständig zu Interventionen von Amts wegen kam und jeder hinsichtlich seiner politischen Gesinnung im großen Stil durchleuchtet wurde, sagt Johannes Thaler, der ebenfalls für diese Studie geforscht hat. Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich 1938 wurde diese bürokratische Vorarbeit dann im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie, die in den Jahren zuvor noch selbst mit dieser Beamtenschnüffelei bekämpft wurde, umfunktioniert. Rathkolb: Es ist sehr typisch für Österreich, dass 1938 alle Institutionen ihre schwarzen Listen ganz schnell zusammenhaben, weil die Stigmatisierung schon vorher klar zugeordnet war. So kommt es hier bereits zu der ersten politisch und rassistisch motivierten Entlassungswelle, noch bevor dazu aus Berlin die Order gegeben worden war. Damit wird die österreichische Arbeitsmarktverwaltung auch zu einem wesentlichen Verfolgungsinstrument gegen die jüdischen Bürger in der Ostmark. Vor allem wird in den Ämtern ein Großteil der Zwangsarbeit in Österreich organisiert, wie Krempl aufzeigt: Da Zwangsarbeit keinerlei Rechtsgrundlage besitzt, mit der man eine Institution in die Schranken weisen kann, hatten die Behörden seinerzeit viel Spielraum. Und den nutzten sie bereitwillig: Die einzelnen Ämter requirierten eigenständig versklavte Arbeitskräfte aus dem besetzten Polen – 1945 bestand ein Drittel der in Österreich Beschäftigten aus Zwangsarbeitern. Nach dem Kriegsende wendet sich in der Zweiten Republik diese Verwaltungsmaschinerie aber genauso wirkungsvoll gegen diejenigen, denen sie vorher noch so zynisch effizient gedient hatte: Die Ämter leisteten zur Überraschung der Forscher einen umfangreichen Beitrag zur Entnazifizierung und veranlassten die Entlassung zahlreicher NSDAP-Mitglieder, deutsche Spitzenbeamte wurden schleunigst abgeschoben. Dass man mit dem Rauswurf der sogenannten Altreichsdeutschen das Problem für gelöst gehalten hat, ist bezeichnend für die von der Opferdoktrin geleitete österreichische Geschichtspolitik, sagt Rathkolb. Da passt es ins Bild, dass es mit dem großen Reinmachen auch schon bald wieder vorbei war: Nachdem das neue Verbotsgesetz 1947 die schwammige Unterscheidung von belasteten und minder belasteten Nazis etablierte, wurden zahlreiche Parteimitglieder im öffentlichen Dienst wieder eingestellt. Spätestens als 1957 die allgemeine NS-Amnestie in Kraft trat, konnten alle wieder in Ruhe ihrer Arbeit nachgehen. Wissenschaft;Mit Verspätung soll nun endlich das neue Kosmodrom im fernen Osten des Landes in Betrieb gehen. Moskau – Russland steht vor dem ersten Start einer Rakete vom neuen Weltraumbahnhof Wostotschny im fernen Osten des Landes. Experten hätten die Sojus-2.1a in einer großen Halle zusammengesetzt und wollten die Startvorbereitungen noch am Donnerstag abschließen, teilte die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos mit. Am kommenden Mittwoch (27. April) um 4.01 Uhr MESZ soll die Rakete abheben und drei Satelliten ins All befördern. Der Schritt soll eine Zäsur in der russischen Raumfahrt einläuten: Moskau will mit dem neuen Weltraumbahnhof unabhängig von Baikonur in Kasachstan werden. Russland pachtet das dortige Areal für 115 Millionen US-Dollar im Jahr. Seit sechs Jahren wird im Gebiet Amur, rund 8.000 Kilometer östlich von Moskau, am neuen Kosmodrom gebaut. Wegen der technischen Probleme musste die erste bemannte Mission von Wostotschny aus allerdings bereits um sieben Jahre auf voraussichtlich 2025 verschoben werden. Die Mittel für Raumfahrtprojekte bis 2025 sind wegen der Wirtschaftskrise in Russland um rund 25 Prozent auf umgerechnet etwa 33,6 Milliarden Euro gekürzt worden. Aber auch schwere Korruptionsvorwürfe und lange nicht ausbezahlte Löhne für Arbeiter überschatteten die Umsetzung des Prestigeprojekts, die ursprünglich für 2015 geplante Inebetriebnahme musste verschoben werden. Wissenschaft;Der Start zweier Satelliten wurde außerplanmäßig eingeschoben, Ende des Jahres sollen bereits 18 Satelliten im All sein. Paris – Europa schickt in diesem Jahr mehr Satelliten für sein geplantes Navigationssystem Galileo ins All als ursprünglich geplant. Die EU-Kommission habe einen zusätzlichen Start von zwei Satelliten angesetzt, teilte der Raketenbetreiber Arianespace am Donnerstag in Evry bei Paris mit. Sie sollen im Mai mit einer russischen Sojus-Rakete vom europäischen Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guyana abheben. Einige Monate später ist bereits ein Start einer Ariane-5-Rakete mit vier Galileo-Satelliten an Bord angesetzt. Damit wären Ende des Jahres 18 Satelliten im Orbit, letztlich sollen es insgesamt 30 sein. Mit Galileo will Europa unabhängig vom amerikanischen System GPS werden. Seine Positionsdaten sollen künftig zum Beispiel von Navigationsgeräten in Fahrzeugen benutzt werden. Allerdings hatte sich das milliardenschwere EU-Prestigeprojekt immer wieder verzögert. Galileo ist das erste von der EU und der Europäischen Weltraumorganisation ESA gemeinsam durchgeführte Projekt. Wissenschaft;'Die ungarische Autorin und Wissenschafterin Zsófia Bán über ihr Heimatland Ungarn, das historische Gedächtnis und eine Atmosphäre von Misstrauen und Angst.. STANDARD: Frau Bán, Sie haben unlängst in Wien mit György Dalos über Ungarn diskutiert, bei einer Veranstaltung betitelt mit der Frage: Wer hat Angst vor Viktor Orbán?. Haben Sie Angst vor ihm? Bán: Es geht nicht um meine persönliche Angst, sondern um die generelle Atmosphäre von Angst im ganzen Land, die von dieser Regierung bewusst geschürt wird, indem sie durch Willkür die Menschen verunsichert, existenziell verunsichert. STANDARD: Schützt Sie Ihr Status als Autorin und Universitätsprofessorin? Bán: In gewisser Hinsicht ja. Ich kann meine Gedanken ausformulieren, im In- und Ausland publizieren, mit Ihnen sprechen. Das ist ein großes Privileg. STANDARD: Auch eine Verantwortung? Bán: Ja. Wer gehört wird, trägt immer auch Verantwortung. Doch auch ich kann mich von einem Tag auf den anderen in einer völlig neuen Situation wiederfinden. Und das ist es, was sie wollen. Unabhängig von der gesellschaftlichen Schicht ist jeder Einzelne ihrer Willkür ausgeliefert. Die Schutzlosigkeit wächst natürlich mit der Armut – für 47 Prozent aller Familien in Ungarn stellt bereits die Ernährung der Kinder ein Problem dar. So sind oft gravierende Kompromisse notwendig, was die allgemeine Frustration und Aggression im Land nur erhöht. Die Krise in Ungarn ist nicht nur eine politisch-ökonomische, sondern, nicht weniger wichtig, eine psychologische. Niemand weiß, was morgen sein wird, man kann nichts planen. Die Folgen für jeden Einzelnen sind verheerend, und die Psyche des Landes wird massiv beschädigt. STANDARD: Szilárd Borbély nannte Debrecen mein Dogville. Können Sie das nachvollziehen? Bán: Als Bild für eine Situation des Ausgeliefertseins und völliger Schutzlosigkeit ja. STANDARD: Gibt es keinen Ausweg für Ungarn? Bán: Zumindest gibt es im Moment keinen Raum für Aufarbeitung, ob persönlich oder kulturell. Ohne diesen Raum ist so etwas wie Katharsis aber nicht möglich, folglich auch keine Aussöhnung, geschweige denn Heilung. STANDARD: Wenn man die Literatur eines Landes als einen Möglichkeitsraum begreift, dann ließe sich auch in der ungarischen Gegenwartsliteratur für die Jahrzehnte vor 1989 eine eigentümliche Abwesenheit von politisch heiklen Themen feststellen. Bán: Das hängt damit zusammen, dass es in Ungarn mit 1989 keinen echten Systemwechsel gegeben hat. Dieses Ausholen auf historisch weit zurückliegende Epochen ist eine der Folgen daraus. Überdies ist Ungarn das einzige postsozialistische Land, in dem die Geheimdienstakte nur streng beschränkt zugänglich sind, und viele Akte sind einfach verschwunden. Alle Regierungen – gleich welcher Couleur – waren sehr gegen eine Offenlegung. Jederzeit kann aus dem Nichts eine Akte auftauchen, um jemanden zu diffamieren; sie sind bis heute ein massives Druckmittel zur Einschüchterung politischer Gegner. Wer da hineinstochert, begibt sich auf vermintes Terrain. STANDARD: Wie viel trägt dieser Umstand zur gegenwärtigen Entwicklung bei? Bán: Kein Land, das sich ernsthaft zur Idee der Demokratie bekennt, sollte die Entstehung einer solchen Situation zulassen. Ein dauerhafter Schatten auf Politik und Bevölkerung entsteht, eine Atmosphäre von Misstrauen, Argwohn und Verdächtigung – das derzeitige Ungarn. So kann keine Demokratie gedeihen. Zudem sind die Zeitzeugen von Krieg und Kommunismus noch sehr präsent – und mit ihnen ihre Geschichten, die permanent zirkulieren. Das kommunikative Gedächtnis unterminiert ständig das historische und verursacht so dauerhafte Spannungen. STANDARD: Warum hält sich das Märchen vom sogenannten Gulaschkommunismus bis heute so hartnäckig? Bán: Retrospektiv und mit heutigem Wissen denke ich, dass es kein Märchen ist, sondern bis zu einem gewissen Grad gestimmt hat. Aber dieses kleine Stück an Freiheit haben wir um einen Preis erkauft, der jetzt negativ auf uns zurückfällt. Die Kontinuität der Manipulation hat zu einer tief verwurzelten Passivität geführt. Es wird noch lange dauern, bis sich in Ungarn politischer Widerstand wieder breit formieren kann. STANDARD: Was geschieht bis dahin? Bán: Ich weiß es nicht. Ich sehe nur, dass die positiven Reformen der Zeit nach 1989 von dieser Regierung skrupellos ausgehöhlt worden sind. Sie hat dabei leichtes Spiel gehabt, weil Ungarn nie eine Phase hatte, in der demokratische Institutionen mit Leben hätten ausgefüllt werden können. Es herrscht eine unfassbare Apathie, und im Moment sehe ich nicht, wie oder wodurch sich das ändern sollte. Es fehlt an einem grundlegenden Respekt vor einer demokratisch organisierten Gesellschaft. STANDARD: Sind Sie politisch engagiert? Bán: Nicht mehr als jeder andere, der mit den Konsequenzen dieser Politik täglich leben muss. Ich unterrichte auch an der Universität, und alleine, was in der Bildung in den vergangenen vier, fünf Jahren zerstört worden ist, kann man nicht anders als tragisch nennen. Die Mittel im Bildungs- und Forschungssektor wurden radikal gekürzt, was die Studierenden ins Ausland treibt und, viel schlimmer, ihnen jeglichen Anreiz nimmt, zurückzukommen. Ich spreche nicht von ein paar Tausend, ich spreche von einer ganzen Generation, die fortgeht, was neben den fatalen ökonomischen Folgen auch einen enormen kulturellen Verlust bedeutet. Ungarns kultureller Reichtum basiert ja auch auf dieser Internationalität, auf Menschen, die fort- und heimgegangen sind. Wenn wir das aufgeben, verlieren wir sehr viel von dem, was uns ausmacht. STANDARD: Was hält Sie in Ihrem Land? Bán: Viele von uns fragen sich das selbst. Als Schriftstellerin ist man zunächst an die Sprache gebunden. Wir haben eine so faszinierende Sprache, Literatur und Kultur, dass ich in einer sehr prekären Lage sein müsste, um das Land zu verlassen. Ich liebe die ungarische Kultur, auch wenn es in Ungarn selbst oft kaum mehr auszuhalten ist. STANDARD: Sie sind als Elfjährige aus Brasilien nach Ungarn übersiedelt ... Bán: Ja, bis dahin kannte ich Ungarn nur von Aufenthalten bei den Großeltern. Brasilien war der Ort meiner Kindheit, meine Heimat. Die Übersiedelung war ein harter Schnitt. Ich habe das wie eine Organtransplantation empfunden, bei der man nie weiß, ob der eigene Körper das fremde Organ annimmt oder abstößt. Ich denke, es hat ganz gut geklappt, aber Operationsnarben bleiben ja für immer. Heute bin ich für diese Doppelidentität dankbar; ich kann durch sie fallweise aus mir heraus- und als eine andere wieder in mich hineintreten. STANDARD: Péter Nádas sagt, Sie hätten die ungarische Literatursprache neu erfunden. Hängt das mit dieser Doppelperspektive zusammen? Bán: Zumindest ist sie ein Vorteil. Aber die ungarische Literatur ist großteils sehr hermetisch, was auch mit dem Fehlen einer Kolonialgeschichte und dem ständigen historischen Kampf nach nationaler Unabhängigkeit zu tun hat. Dadurch trägt in der ungarischen Kultur die Literatur – die Sprache – mindestens so viel politische wie ästhetische Bedeutung. Die kanonisierten Werke sind, wenn auch formal mutig, sehr narrativ und historisch ausgerichtet. STANDARD: Terézia Mora übersetzt Ihre Bücher ins Deutsche. Birgt die Zusammenarbeit mit einer so sprachmächtigen Partnerin Konfliktpotenzial? Bán: Im Gegenteil. Terézia hat unfassbar viel Sprachgefühl und ist eine begnadete Übersetzerin. Ich fühle mich sehr beschenkt. STANDARD: Wir haben jetzt viel über Ungarn und viel zu kurz über Ihre Literatur gesprochen. Sind Sie das Sprechen über Politik manchmal leid? Bán: Es ist das Einzige, das wir jetzt beitragen können. Es wäre unverzeihlich, es nicht zu tun. (Josef Bichler und Patricia Kurucz, Album, 11.7.2015)' Nicht-Wissenschaft;Finden Firmen trotz hoher Arbeitslosigkeit kein geeignetes Personal? Oder jammern sie nur auf hohem Niveau? Was hinter den Klagen der Chefs steckt. Der Dreher ist ein äußerst gefragter Mensch in Österreich. Er fertigt zum Beispiel Kolben an, eben auf einer Drehbank oder per Maschine. Das alleine macht ihn aber noch nicht zu etwas Besonderem. Der Dreher gehört zu einem der wenigen Berufe, für die es beim AMS mehr offene Stellen gibt als Arbeitslose. Aber auch die Nachfrage am Jobmarkt hält sich in Grenzen, um die 400 Dreher wurden in Österreich im Jänner gesucht. Zu einer zentralen Figur macht ihn nicht der Jobmarkt, sondern Wirtschaftsvertreter. Immer dann, wenn es um den Fachkräftemangel geht, wird er von Industrie und Wirtschaftskammer ins Spiel gebracht. Der Dreher ist mehr als ein Beruf, er ist Sinnbild dafür, dass die Ausbildung der Österreicher nicht zu dem passt, was Firmen brauchen. Unternehmen neigen dazu, 25-Jährige mit zehn Jahren Berufserfahrung, zwei Jahren Praxis im Ausland und den perfekten Qualifikationen für eine gerade nötige Arbeit zu suchen, sagt der IHS-Ökonom Helmut Hofer. Wenn sie den nicht finden, dann jammern sie halt. Ist der Dreher also nur eine Ausnahme? Der Fachkräftemangel eine Einbildung von zu anspruchsvollen Personalchefs? Eine Antwort darauf zu finden ist gar nicht so einfach. Zuallererst lohnt ein Blick auf die Statistiken des Arbeitsmarktservice. Denn immerhin vier von zehn offenen Stellen, die in Österreich besetzt werden, laufen über das AMS. Im Vorjahr wurden 345.000 Jobs dort gemeldet. 99,5 Prozent der Stellen wurden in weniger als sechs Monaten besetzt. Im Schnitt wurde eine Stelle innerhalb von 23 Tagen besetzt. Das geht deutlich schneller als in der Vergangenheit. Wer beim AMS nach passenden Arbeitskräften sucht, scheint derzeit also relativ rasch fündig zu werden. Hochqualifizierte Jobs werden dort aber kaum ausgeschrieben. Die Statistik Austria führt eine Erhebung zum Thema durch, aus ihr lasse sich aber nicht schließen, wie viele Stellen nicht besetzt werden, sagt der zuständige Statistiker Jörg Löschnauer. Der Trend ist aber interessant: Nur mehr 23 Prozent der Stellen waren das ganze Jahr über ausgeschrieben, noch vor zwei Jahren lag die Quote bei 27 Prozent. Ein Hinweis darauf, dass es für Unternehmen einfacher wird, Arbeitskräfte zu finden. Nichts anderes sei zu erwarten, wenn sie aus einem großen Pool an Arbeitslosen auswählen könnten, sagt Helmut Mahringer vom Wifo. Die Liste an Jobs, für die es mehr gemeldete offene Stellen als dafür ausgebildete Arbeitslose gibt, ist zuletzt ebenfalls stark geschrumpft. Es wird für Firmen derzeit also einfacher, passende Leute zu finden. Der Fachkräftemangel ist aber trotzdem kein Mythos, sagt Peter Koren, Vizegeneralsekretär der Industriellenvereinigung. Es werde händeringend nach Mint-Absolventen gesucht, eine Abkürzung für die Studien Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Rund 1.000 solche Leute könnte die Industrie in Österreich sofort aufnehmen. Eigentlich deutlich mehr, denn viele HTL-Absolventen würden bereits Jobs übernehmen, die eigentlich für Akademiker vorgesehen seien. Aber auch regional gibt es große Unterschiede. Das zeigt sich schon alleine an der Arbeitslosigkeit, die im Osten des Landes deutlich höher ist als im Westen. Dort klagen auch deutlich mehr Unternehmen über mangelnde Fachkräfte, wie eine Erhebung der KMU Forschung Austria zeigt. Auch am Beruf des Drehers lässt sich das veranschaulichen. In Wien gibt es neun Mal so viele arbeitslose Dreher wie offene Stellen. In Vorarlberg und Tirol gibt es fast doppelt so viele Stellen für Dreher als Arbeitslose. Auch im Tourismus ist der Bedarf im Westen wesentlich größer. Dort springen auch immer mehr Ausländer ein. Mittlerweile machen sie die Hälfte der Tourismusjobs. Die Zuwanderung hat es Firmen deutlich erleichtert, passende Arbeitskräfte zu finden, sagt Helmut Hofer vom IHS. Die Qualifikation von Arbeitslosen würde nämlich oft nicht zu dem passen, was Unternehmen suchen. Wenig qualifizierte Langzeitjoblose werden zunehmend ein Problem. 20.000 Menschen macht das AMS jedes Jahr zu Fachkräften, sagt Vorstand Johannes Kopf. Viel einfacher wäre es, wenn praktisch niemand mehr ohne Lehre oder Matura die Schule verlasse. Die von der Regierung eingeführte Ausbildungspflicht sei deshalb der richtige Weg. Gutqualifizierte würden nicht nur offene Stellen füllen, sondern selbst neue schaffen: Wer von einem Tischler begeistert ist, der einen Kasten baut, denkt vielleicht, der könnte auch noch ein Gewürzregal machen. Wissenschaft;Was die eiszeitliche Megafauna davon abhielt, die Landschaft leerzufressen, war bisher ein Rätsel. US-Forscher glauben nun eine Antwort gefunden zu haben. Los Angeles / Wien – So unwirtlich und karg man sich die letzte Kaltzeit gerne vorstellt, so spektakulär war ihre Tierwelt. Noch vor wenigen Zehntausend Jahren tummelte sich auf allen Kontinenten eine in jeder Hinsicht beeindruckende Großtierfauna: Mammuts, Wollnashörner oder Riesenhirsche in Eurasien, Riesengürteltiere, Riesenfaultiere oder die flusspferdähnlichen Toxodonten in Amerika. Vor rund 10.000 Jahren war damit allerdings Schluss, allein in Afrika konnten sich einige größere Arten der Aussterbewelle am Ende des Pleistozäns entziehen. Das eiszeitliche Pflanzenfresser-Inventar ist es auch, das Paläontologen seit Jahrzehnten vor ein Rätsel stellt: Wie konnten die damaligen Ökosysteme dem Druck durch die hungrigen Herbivoren so lange Zeit unbeschadet standhalten? Viele Forscher gehen heute davon aus, dass die vegetarische Megafauna durch evolutionäre Mechanismen unter Kontrolle gehalten wurde, bei denen schwindende Ressourcen den Fortpflanzungserfolg schmälerten. Ein internationales Wissenschafterteam um Blaire Van Valkenburgh von der University of California (Los Angeles) hat dagegen nun eine andere Theorie vorgestellt: Nicht etwa Nahrungsmangel und Wasserknappheit haben die größten Landsäugetiere der Erde in die Schranken gewiesen, sondern die großen Raubtiere dieser Zeit. Modellanalysen, bei denen die Forscher von Zahnfunden ausgehend die Größenverhältnisse von Jägern und Beute in Beziehung setzten, weisen darauf hin, dass die sogenannten Hyper-Carnivoren des Pleistozäns – jene Arten, die mindestens 70 Prozent ihres Nahrungsbedarfs mit Fleisch stillen – den Säugetierriesen in maßgeblichem Umfang zugesetzt haben dürften. Bisher war man auf Basis von Beobachtungen der rezenten afrikanischen Großsäuger eher davon ausgegangen, dass Raubtiere kaum Einfluss auf die Populationen der großen Pflanzenvertilger hatten. Nach den im Fachjournal PNAS veröffentlichten Berechnungen konnte es aber etwa ein Rudel europäischer Höhlenhyänen – eine fast doppelt so schwerer Verwandte der modernen Tüpfelhyäne – durchaus mit einem Jungmammut mit einem Gewicht von zwei Tonnen aufnehmen. Jagdgemeinschaften von Säbelzahntigern waren bei jugendlichen Mastodons vermutlich ebenso erfolgreich. Van Valkenburgh und ihre Kollegen sehen in dieser räuberischen Dezimierung der Megafauna einen entscheidenden Einfluss auf die damalige Landschaftsgestaltung: Dass die großen Pflanzenfresser auf diese Weise in Schach gehalten wurden, bedeutete, dass mehr Vegetation übrig blieb, in der wiederum kleinere Säugetierarten und Vögel ihr Auskommen fanden. Nicht-Wissenschaft;Die Symphoniker und Herbert Blomstedt im Musikverein. Wien – Mit einem Kontrastprogramm machten die Wiener Symphoniker zum Saisonschluss die 100 Konzerte voll: mit Beethovens fideler vierter Symphonie und der düsteren Fünften von Carl Nielsen. Die 1922 uraufgeführte Symphonie des Dänen ist ein eigenwilliges Werk: gezeichnet von den Schrecknissen des Ersten Weltkriegs, geprägt vom Widerstreit von Zartheit und Zerstörung. Die Bratschen beginnen mit einem zarten Wellengekräusel kleiner Terzen, bald schon übernimmt die Pauke das Kommando und präsentiert dasselbe Intervall im Marschschritt. Das Schlagzeug, der Kriegstreiber im Orchestergeschehen, wird angeführt von der Kleinen Trommel. Wieder und wieder schießt sie in idyllischen Momenten quer, mutiert sogar zur Anarchistin und stört die braven Klangmassen mit improvisierten Aktionen im eigenen Tempo. Der Dirigent hat zu tun in diesem komplexen Werk, doch Herbert Blomstedt lotste die Symphoniker mit der Übersicht eines Klangschlachtenlenkers durch das Getümmel, ohne Zuhilfenahme der Partitur. Beethovens vierte Symphonie kennen die Damen und Herren des Konzertorchesters natürlich deutlich besser. Mit ruckartigen Bewegungen seiner Arme trieb der 87-Jährige die Musiker hier an, animierte die Holzbläser lächelnd zum befreiten Aussingen ihrer Solostellen und gratulierte den Streichern danach zu ihren flinken Sechzehntelläufen im Finalsatz. Begeisterung beim Sonntagabendkonzert im Musikverein. Nicht-Wissenschaft;'2013 schlossen 3.290 Personen kontinuierliche Teilzeitvereinbarung ab. Wien – Die Zahl jener Personen, die sich für die Reduzierung ihrer Arbeitszeit mittels Altersteilzeit entschieden haben, ist in den vergangenen Jahren etwas gestiegen. Während 2013 noch 3.290 Personen in kontinuierliche Altersteilzeit gingen, waren es 2014 bereits 4.707 Personen. Und im ersten Halbjahr 2015 nutzen bereits 3.195 ältere Arbeitnehmer diese Möglichkeit. Das geht aus einer Anfragebeantwortung durch das Sozialministerium hervor. Auch bei der geblockten Altersteilzeit (also erste Periode der Altersteilzeit volle Arbeit, zweite Periode quasi Vorruhestand) zeichnet sich ein Anstieg ab: 2013 nahmen diese Möglichkeit 1.684 Personen in Anspruch, im Jahr 2014 dann 2.051. Im ersten Halbjahr 2015 hatten sich 1.278 Personen für diese Variante entschieden. Ein Unterschied machte sich hinsichtlich der Geschlechter bemerkbar: Während deutlich mehr Frauen die kontinuierliche Altersteilzeitvereinbarung abschlossen, waren Männer bei der geblockten Variante klar in der Überzahl. 2013 schlossen 1.998 Frauen eine kontinuierliche Altersteilzeitvereinbarung ab, aber nur 1.292 Männer; 2014 betrug das Verhältnis 2.777 Frauen zu 1.930 Männer. Die geblockte Variante nahmen 2013 553 Frauen bzw. 1.131 Männer in Anspruch. 2014 entschieden sich 695 Frauen und 1.356 Männer dafür.' Nicht-Wissenschaft;Das Trio spielte am zweiten Festival Tag am Wiener Karlsplatz. Wien – Das wiederauferstandene Trio war am zweiten Festival-Tag live zu erleben Chuzpe haben einen langen Weg von Punk über New Wave bis zum gestrigen Popfest-Auftritt hinter sich. Als eine der allerersten Punk-Bands des Landes haben sie vor 37 Jahren dem Austropop den Stinkefinger gezeigt. Nach ihrer erfolgreichen Reunion im letzten Jahr spielte das widerborstige Alte-Männer-Trio am zweiten Popfest-Tag in der Technischen Universität neben jeder Menge laut dröhnender Girlpower von Aivery und Lonesome Hot Dudes. DER STANDARD wollte wissen, wem Chuzpe noch ein Begriff ist und hat die Musiker gefragt, was vom Punk geblieben ist. Wissenschaft;'Dezidiert wertend: Samuel Salzborn leuchtet in seiner Geschichte der politischen Ideen auch die düsteren Ecken des Antikolonialismus aus. Samuel Salzborn hat eine globale Überblicksgeschichte politischer Ideen geschrieben, die sich postkolonialem Kulturrelativismus und postmoderner Beliebigkeit konsequent verweigert. Der Göttinger Politologe liefert eine kurze, gelungene, in der Darstellung stets Grundgedanken der Dialektik der Aufklärung von Theodor W. Adorno und Max Horkheimer reflektierende klassische Theoriehistorie. Zum anderen ruft er die blinden Flecken und die regionale Borniertheit der Mainstream-Politikwissenschaft in Erinnerung, gegen die er eine global orientierte und dezidiert wertende Darstellung setzt. Salzborn versteht seine Arbeit als ein Plädoyer für einen aufgeklärten Universalismus, der begreift, dass Aufklärung und Emanzipation nicht allein ein westliches Projekt sind, was zugleich bedeute, dass auch die Negation von Aufklärung und Emanzipation im globalen Maßstab in den Blick genommen werden muss. Neben einer Zusammenfassung zentraler Positionen der politischen Theorie legt er einen Schwerpunkt auf unterschiedliche Ausprägungen des Antikolonialismus und von Varianten antiemanzipatorischen Denkens außerhalb des westlichen Kontexts. Den sunnitischen Wahhabismus analysiert er als eine Form des reaktionären Konservatismus, wogegen er den Neokonfuzianismus in ostasiatischen Gesellschaften als bewahrenden Konservatismus charakterisiert. Antiindividualismus und Opfermythologie nimmt er nicht nur bei europäischen faschistischen Denkern ins Visier, sondern auch beim hinduistischen Agitator Madhav Sadashiv Golwalkar, bei Vordenkern des maoistischen China und in bestimmten Ausprägungen des afrikanischen und lateinamerikanischen Antiimperialismus. Ausgehend von dem Befund, dass Rassismus und Antisemitismus auch integraler Bestandteil postkolonialer Gesellschaften sind, formuliert Salzborn scharfe Kritik an postkolonialen Theorien wie jenen von Edward Said und Gayatri Chakravorty Spivak. Saids einflussreichem Werk Orientalism wirft er mit überzeugenden Argumenten vor, jede noch so inhumane, barbarische und gegenaufklärerische Entwicklung im Orient gegenüber Kritik zu imprägnieren. Seine Ideen dienten als Einfallstor für soziale Bewegungen, die unter dem Banner des Antikolonialismus antiuniversalistische und antiaufklärerische Positionen proklamieren. Spivak attestiert Salzborn eine Abwehr von Kritik an sexistischen Praktiken in postkolonialen Gesellschaften, die letztlich der Argumentation westlicher Rassisten gleiche. Gegen derartige Kritikverbote hält er fest: Das Problem ist nicht (...), politische Theorien aus anderen als den westlichen Kontexten abzulehnen, das Problem ist, sie zu ignorieren. Salzborn unterscheidet drei differierende Spielarten des Postkolonialismus: Antirassistische Protagonisten wie Martin Luther King jr. oder Nelson Mandela, die vor dem Hintergrund eines universalistischen Gleichheitspostulats argumentieren, grenzt er von Positionen wie jener des antikolonialen Theoretikers Frantz Fanons ab, die zwischen Universalismus und identitären Positionen schwanken; und insbesondere von einem essenzialistischen, völkischen und rassistischen Antikolonialismus, wie er sich in Reinform beim panafrikanischen Agitator Marcus Garvey findet, der Kontakte zum Ku-Klux-Klan pflegte und seine politischen Vorstellungen selbst als Faschismus bezeichnete, den Mussolini dann lediglich kopiert habe. Salzborns Anspruch besteht darin, zwar im empirischen Sinn kultursensibel, im normativen Sinn aber universalistisch zu sein, woraus sich für ihn eine eindeutige Parteilichkeit für jene wie auch immer beschränkten Freiheiten westlicher Gesellschaften ergibt, die jedoch in ihrer Beschränktheit weiter Gegenstand der Kritik sein müssten. Im 21. Jahrhundert benennt er zu Recht die Spielarten sowohl des sunnitischen als auch des schiitischen Islamismus als aggressivste und brutalste Variante eines universalen Antiuniversalismus und macht die terroristische Realisierung islamistischer Herrschaftsansprüche als gegenwärtig größte Bedrohung für Israel aus, dessen Gründung 1948 er nicht nur in seiner weltpolitischen, sondern auch theoriegeschichtlichen Bedeutung diskutiert. Universalistische Theoriebildung sieht Salzborn spätestens seit den Anschlägen von 9/11 in der Defensive. In vielen Theoriedebatten konstatiert er eine Flucht ins Partikulare und Triviale postmoderner Beliebigkeiten, die die intellektuelle Unfähigkeit zur konfliktorientierten Auseinandersetzung um Wahrheitsansprüche paradigmatisch von vornherein suspendiert. Das resultiere maßgeblich aus einer Unfähigkeit, auf Antiamerikanismus, Islamismus und Antisemitismus als die großen antiuniversalistischen Bewegungen des frühen 21. Jahrhunderts mit einer begrifflich selbstreflexiven Kritik zu reagieren. Der Siegeszug der islamistischen Gruppierungen korrespondiere mit einer schwindenden Empathie für den Kampf für Demokratie und Freiheit in der westlichen Welt, der sich in Europa zunehmend in einem projektiven Hass gegen die beiden Staaten richtet, die symbolisch die Ideale von Freiheit und Aufklärung mit militärischer Macht verbinden, also die USA und Israel. Salzborn wird seinem Anspruch, eine gesellschaftstheoretisch argumentierende Globaldarstellung der politischen Theorien zu schreiben, trotz des knappen Raums weitestgehend gerecht. Vor allem aber formuliert er überzeugende Argumente gegen die Sakrosanktsprechung antiaufklärerischer Bewegungen in nichtwestlichen Gesellschaften.' Nicht-Wissenschaft;Jochanan Shelliems Feature über die Verhandlung im Jahr 1945. Erich Kästner berichtete aus dem Schwurgerichtsaal 600. Auch John Dos Passos und Erika Mann – so wie viele andere. Ab dem 20. 11. 1945 wurde im Justizpalast an der Fürther Straße in Nürnberg verhandelt. Als Nürnberger Prozess ging die Verhandlung in die Historie ein. Die höchsten Nazi-Kriegsverbrecher standen vor einem internationalen Gericht. 3700 Meter Magnetband, 7000 Schallplatten, Verhörprotokolle, die 43 Bände füllen, kaum zu zählende Zeitungsartikel: Das sind die Grundlagen für Jochanan Shelliems großartiges Feature. Zeitzeugen kommen zu Wort, die uneinsichtigen Täter, selbst die höchsten Generäle gerierten sich als einfache Befehlsausführende, ebenso wie Opfer, etwa Richard W. Sonnenfeldt, der als Junge einmal um die ganze Welt gejagt wurde. Shelliem, seit mehr als 35 Jahren Radiomacher mit Schwerpunkt Shoah, legt mit diesem langen Feature eine großartige Arbeit vor: abwechslungsreich, ergreifend und abstoßend, informativ, Mikro- mit Makrohistorie elegant verschränkend. Wissenschaft;'Vollmond am 23., Jupiter strahlt aus dem Löwen. Rasch verlängern sich die lichten Tage, vom 1. mit 11 Stunden, vier Minuten bis 31. mit 12 Stunden 50 Minuten. Die Dämmerungsdauer ab Sonnenuntergang bis 12 Graden Sonnentiefe dauert 1 Stunde 8 Minuten. Die Sonne als Wandelgestirn im Tierkreis erreicht am am 20. um 5h30 den Anfang des Tierkreiszeichens Widder, Tagundnachtgleiche – Frühlingsbeginn. Der Mond steht am 2. im Letzten Viertel im Schlangenträger bei Saturn. Die feine Altlichtsichel können wir am 7. tief in der Morgendämmerung im OSO sehen, am 9. haben wir Neumond, der eine bei uns unsichtbar Totale Sonnenfinsternis bringt. Am 10. steht die zarte Neulichtsichel tief in der Abenddämmerung nahe W und seine Erdnähe durchläuft der Mond im Walfisch. Am 15. ist das Erste Viertel im Stier erreicht. Am 21. steht der Mond bei Jupiter, Vollmond haben wir am 23. in der Jungfrau, der mit einer bei uns unsichtbaren partiellen Halbschatten-Mondfinsternis verbunden ist. Am 25. erreicht der Mond die Erdferne in der Jungfrau, am 28. und 29. steht er bei Mars und am 29. und 30. bei Saturn. Merkur bleibt unsichtbar. Venus kann bis 13. tief in der Morgendämmerung nahe OSO aufgespürt werden und wechselt vom Steinbock in den Wassermann. Mars leuchtet in der zweiten Nachthälfte anfangs tief nahe SO, später höher bis nahe S. Er zieht von der Waage in den Skorpion. Jupiter strahlt in der ganzen Nacht aus dem Löwen zunächst tief aus dem O, später hoch im OSO. Saturn finden wir in der späteren zweiten Nachthälfte anfangs vorerst tief im SO, später im SSO im Schlangenträger. Sternbilder: Die Karte gilt für 1. um 21h16 und für 31. um 19h18; der Kreis mit J markiert Jupiter, der Kreisbogen zeigt die Milchstraße. Freiluftplanetarium Sterngarten Georgenberg, Wien 23 bei Wotrubakirche: Sa. 19.3. 11h30 Frühlingstagundnachtgleichen-Mittag, Erläuterung an der Tierkreisscheibe, dazu bei Schönwetter Mittagsdurchgang der Sonne. Stadtlokal Wien 1, Walfischg. 12, 1.Stock, Festsaal: Sa.5.3. 19h: An der Grenzfläche von Licht und Gravitation. Mit Exkurs zu Gravitationswellen (R. Vucsina). Näheres Tel. 01 889 35 41 oder beim Astronomischen Büro.' Wissenschaft;Forscher entdeckten in Anatolien 9.000 Jahre alte Spuren, die zeigen, dass bereits die ersten Bauern Bienenprodukte regelmäßig nutzten. Bristol/Wien – Die Angst geht um, dass sie eines Tages gänzlich verschwinden könnte. Die Honigbiene, das weithin beliebteste aller Insekten, ist mit verschiedensten Herausforderungen konfrontiert: Klimawandel, Umweltgifte und nicht zuletzt die Varroamilbe, mittlerweile in so gut wie jedem Stock zu finden, machen den fleißigen Blütenbestäubern zu schaffen. Sollten ihre Bestände signifikant einbrechen, hätte dies unabsehbare Folgen für die Landwirtschaft. Kein Wunder also, dass die Honiglieferantin heute zu den am besten erforschten Insekten zählt. Umso überraschender mag sein, dass bei der jahrtausendealten Beziehung zwischen Menschen und Bienen immer noch vieles im Dunkeln liegt. Einzelne Hinweise darauf, dass man sich schon recht früh bei den Bienen bedient hat, finden sich bereits auf prähistorischen Felsbildern in Spanien. Altägyptische Wandgemälde aus der Zeit des Alten Reichs präsentieren sogar Beispiele für die Vorläufer moderner Bienenzucht. Ab wann die ersten Bauern im Neolithikum nicht nur vereinzelt, sondern regelmäßig Bienenprodukte wie Honig oder Wachs gesammelt haben, blieb dagegen bisher unklar. Verantwortlich dafür ist vor allem das weitgehende Fehlen von eindeutigen archäologischen und fossilen Belegen für die Verbreitung der Honigbiene (Apis mellifera) in den vergangenen 10.000 Jahren. Diese Lücke konnten nun britische Forscher um Mélanie Roffet-Salque von der University of Bristol schließen. Um die frühe Beziehung zwischen neolithischen Farmern und der Honigbiene aufzudecken, sahen sich die Archäologen allerdings keiner leichten Aufgabe gegenüber. Sie nutzten die Tatsache aus, dass Bienenwachs unter anderem aus einem komplexen Gemisch unterschiedlicher Lipide besteht, deren Zusammensetzung konstant bleibt. Nach diesem chemischen Fingerabdruck fahndeten die Wissenschafter auf rund 6400 Tonscherben von über 150 Fundorten im neolithischen Europa, Nahen Osten und Nordafrika. Ihre Anstrengungen blieben nicht unbelohnt: Tatsächlich fanden sich Hinweise auf Bienenwachs in praktisch allen untersuchten Regionen – und zur Überraschung der Forscher reichen diese weiter in die Vergangenheit zurück, als man bisher angenommen hatte. Selbst die ältesten untersuchten Scherben aus Catalhöyük und Cayönü Tepesi im heutigen Anatolien lieferten eindeutige Belege für die maßgebliche Rolle, die Honigbienen in diesen Kulturen gespielt haben dürften. 9000 Jahre sind diese Wachsfunde alt – ein Rekord, wie Roffet-Salque meint: Soweit wir wissen, ist dies der bislang früheste Nachweis einer Nutzung der Honigbiene durch neolithische Bauern. Aus den im Fachjournal Nature präsentierten Ergebnissen konnten die Wissenschafter freilich noch einiges mehr ablesen: So gaben die Funde etwa auch den Weg preis, den die Gewinnung von Bienenprodukten vom Nahen Osten nach Europa genommen hat. Über 7000 Jahre alte Wachsreste auf Scherben aus der Westtürkei und dem Balkan lassen den Schluss zu, dass sich die Nutzung der Honigbiene zeitgleich mit der Einführung landwirtschaftlicher Fertigkeiten verbreitet hat. Selbst in Mittel- und Nordeuropa entdeckten die Archäologen Hinweise auf Bienenwachs, die zum Teil nur wenige Jahrhunderte jünger sind als jene vom Balkan. Ab dem 57. nördlichen Breitengrad allerdings reißen die Wachsfunde abrupt ab, vermutlich weil die Honigbiene während der Jungsteinzeit nicht weiter in den Norden vordrang. Warum das Insekt so eine große Bedeutung hatte, liegt für die Forscher auf der Hand: Der hauptsächliche Grund für die Nutzung der Biene war mit Sicherheit der Honig. Dieses kostbare Nahrungsmittel war lange Zeit die einzige Möglichkeit, Speisen zu süßen, erklärt Roffet-Salque. Dennoch dürfte das Bienenwachs für die Menschen des Neolithikums einen ähnlich hohen Stellenwert besessen haben, etwa als Medizin, für bestimmte Rituale oder schlicht, um damit poröse Tongefäße abzudichten. Nicht-Wissenschaft;Unbekannte eröffneten Feuer. Berlin – Bei einem Angriff mit Messern und mindestens einer Schusswaffe auf vier Männer ist in Berlin ein 31-Jähriger getötet worden. Drei weitere wurden von den Unbekannten schwer verletzt. Wie die Polizei mitteilte, hatten die Opfer am Samstag zur Mittagszeit ein Haus im Stadtteil Wedding verlassen und wollten in ein Auto steigen. Ob sie aus einer Wohnung oder einer benachbarten Gaststätte kamen, war zunächst offen. Nach ersten Erkenntnissen fuhren dann Unbekannte vor und griffen die Männer an. Danach flüchtete die Gruppe. Der genaue Tathergang war zunächst unklar. Nach Informationen der Berliner Zeitung soll es sich bei ihnen um rivalisierende Familien handeln. Die Opfer erlitten nach Polizeiangaben Schuss- beziehungsweise Stichverletzungen. Ein 31-Jähriger starb trotz Wiederbelebungsversuchen an den Folgen eines Schusses. Die anderen kamen schwer verletzt ins Krankenhaus. Wissenschaft;Astronomen schließen aus Aufnahmen der Dawn-Sonde, dass Ceres geologisch einmal sehr dynamisch gewesen sein muss. Köln/Washington – Die mysteriösen hellen Flecken auf seiner Oberfläche, die Astronomen zuletzt auf Trab gehalten haben, sind nicht das einzige, womit der Zwergplanet Ceres aufwarten kann. Auf Bildern der Raumsonde Dawn entdeckten Forscher weiters zahlreiche Krater, in denen ein Berg steht, sowie Hinweise auf ehemalige Materialflüsse oder Hangrutschungen. Und gewissermaßen als Prunkstück sahen sie einen fünf Kilometer hohen pyramidenförmigen Berg, der sich einsam aus seiner Umgebung erhebt: In Relation zu einem Himmelskörper, der weniger als ein Zehntel des Erddurchmessers hat, ist das ein wahrer Gigant. Ceres muss geologisch einmal sehr dynamisch gewesen sein, folgern die Forscher aus der abwechslungsreichen Oberfläche des Zwergplaneten. Ceres scheint durch viel komplexere geologische Prozesse geprägt worden zu sein als bisher vermutet, sagte DLR-Planetenforscher Ralf Jaumann. Die hellen Flecken und auch der Berg könnten ein Beleg sein für besondere Aktivitäten in der Kruste, meinte Jaumann. Und die besagten Flecken, von denen man mittlerweile noch mehr ausgemacht hat, sollen mit Spektralmessungen näher untersucht werden. Eis oder Salz könnten der Ursprung dieses Phänomens sein, vermuten die Forscher. Nicht-Wissenschaft;Deutschland deswegen von EU-Kommission verklagt. Frankfurt/Brüssel/Luxemburg – Die deutsche Regierung hat Mängel bei der Kontrolle der Sicherheitsmaßnahmen an den Flughäfen zugegeben. Damit hat sie es indirekt als berechtigt anerkannt, dass die EU-Kommission Deutschland deswegen vor dem Europäischen Gerichtshof verklagt hat. Bisher hatten Regierungsäußerungen dazu eher Zweifel erkennen lassen. Wie die Mitteldeutsche Zeitung (Montag) aus Halle berichtet, antwortete das Innenministerium nun auf eine Kleine Anfrage der Linksfraktion: Die Auswertung der Qualitätskontrollberichte für das Jahr 2014 zeigt, dass an einigen Flughäfen von einigen Ländern die Qualitätskontrollmaßnahmen nicht im erforderlichen Umfang und in der erforderlichen Häufigkeit durchgeführt worden sind. Die konkrete Durchführung dieser Qualitätskontrollmaßnahmen obliegt im Rahmen der Bundesauftragsverwaltung den Ländern. Die EU-Kommission hatte im Mai Klage eingereicht, weil Deutschland seine Flughäfen zu selten und zu lückenhaft überwache und damit gegen europäische Vorgaben verstoße. Ein Ministeriumssprecher hatte damals argumentiert, dass die Klage sich auf eine Luftsicherheits-Inspektion von 2012 beziehe, die Bundesrepublik damals jedoch unverzüglich Verbesserungen eingeleitet habe. Die neue Einlassung belegt nun, dass offensichtlich auch zwei Jahre später noch Mängel bestanden. Der Vizevorsitzende der Linksfraktion, Jan Korte, forderte in der Zeitung die Einstellung von mehr Personal bei der Bundespolizei. Er sprach sich zudem dafür aus, die Privatisierung der Fluggastkontrollen rückgängig zu machen. Wissenschaft;US-Forscher begaben sich auf die Spur eines rätselhaften ausgestorbenen Raubtiers. New York – Säugetiere hat es immer wieder ins Meer gezogen. Sich diesen Lebensraum zunutze zu machen, ist offenbar eine recht erfolgreiche Strategie, wie Wale, Robben, Seekühe und Seeotter zeigen. Außer diesen rezenten Tiergruppen hat es jedoch auch einige Anläufe gegeben, denen nur vorübergehender Erfolg beschieden war. Mittlerweile ausgestorben sind beispielsweise die optisch am ehesten noch an Flusspferde erinnernde (mit diesen aber nicht verwandte) Ordnung der Desmostylia oder das große, nach Seegras tauchende Faultier Thalassocnus. Ein weiteres Beispiel ist der Meer-Bär Kolponomos, der vor etwa 20 Millionen Jahren an der Nordwestküste Nordamerikas lebte und sich von Muscheln und anderen Schalentieren ernährte. Die Tiere dürften etwas über einen Meter lang gewesen sein und einen kräftigen Körperbau gehabt haben – und entsprechend ihrer Nahrung ein noch kräftigeres Gebiss. Zu diesem Thema haben Forscher am American Museum of Natural History nun neue Röntgenuntersuchungen an Fossilien von Kolponomoskiefern durchgeführt und anschließend Computersimulationen zur Beißkraft des Tiers erstellt. Wie die Forscher in den Proceedings of the Royal Society B berichten, stellten sie dabei Parallelen zur bekannten Säbelzahnkatze Smilodon fest. Kolponomos dürfte gefressen haben, indem er sich mit seinem Unterkiefer gleichsam verankerte, dann den Kopf kraftvoll nach vorne rucken ließ und so die Muscheln von Felsen abriss: Ähnlich einem Flaschenöffner – aber eben auch ähnlich einer Säbelzahnkatze, auch wenn das System hier auf eine völlig andere Nahrungsquelle angewandt wurde. Die Art der Nahrung entsprach der von heutigen Seeottern, welche jedoch auf ganz andere Weise an ihre Beute kommen: Sie lösen Muscheln mit ihren Pfoten oder sogar mit Werkzeugen vom Untergrund, ehe sie sie dann im Maul knacken. Kolponomos hatte also seine ganz eigene Nische gefunden, so die Forscher. Die Parallelen zu Smilodon sind kein Hinweis auf eine Verwandtschaft, sondern ein Fall von konvergenter Evolution, wie die Forscher betonen. Seit die ersten Kolponomos-Fossilien in den 1960er-Jahren gefunden wurden, ist zwar immer noch rätselhaft, welchen Platz im Stammbaum der Raubtiere genau der Meer-Bär einnahm. Als sicher gilt jedoch, dass er nicht zu den Katzen-, sondern zu den Hundeartigen gehörte, also zu jener vielfältigen Hälfte der Raubtiere, zu der außer Hunden auch Marder, Bären und Robben zählen. Wissenschaft;Die Prinzipien von Open Innovation sollen helfen, potenziell alle Menschen in die Wissenschaft einzubeziehen. Wien – Knapp 50 Millionen Kunstwerke von Boticelli bis zu Dadaismus auf neue Art in Design-Apps und -Spielen für Bildung oder Tourismus zu nutzen – damit beschäftigt sich das EU-Projekt Europeana Creative, geleitet von der Österreichischen Nationalbibliothek. Die Wiener Boku nimmt dagegen am EU-Projekt Pasta teil, das mithilfe von Onlinebefragungen Zusammenhänge von Mobilitätsverhalten und körperlicher Aktivität untersucht. Die FH Technikum Wien wiederum an einem Projekt, das den Abbau von Hürden beim Technologietransfer zwischen FHs und Klein- und Mittelbetrieben im Fokus hat. Das sind drei der Best-Practice-Beispiele, die auf der Plattform zu Österreichs Strategiesuche in Sachen Open Innovation präsentiert werden. Die Projekte zielen auf Bürgerbeteiligung, Wissensweitergabe oder eine andere Form von Vernetzung ab. Tatsächlich bleibt der Begriff, den die Initiative als gezielte, systematische Öffnung von Innovationsprozessen in Organisationen beschreibt, abstrakt und schwer fassbar in der Vielzahl seiner möglichen Ausformungen. Open Innovation ist in der Tat zu einem Catch-all-Begriff geworden, einem weit aufgespannten Netzwerkbegriff, der helfen soll, die Innovationsagenda voranzutreiben, sagt die Wissenschaftsforscherin und Forschungsrätin Helga Nowotny. Aus meiner Sicht ist es ein Appell an möglichst alle mitzuwirken, um die Dynamik des Wirtschaftswachstums durch Innovation zu unterstützen. Es gehe darum, den informellen Sektor, die Zivilgesellschaft und andere noch nicht ausgeschöpfte Innovationspotenziale der Gesellschaft zu nutzen, so Nowotny. Start-ups sind dabei der sichtbarste, aber nur ein kleiner Teil. Der vom Verkehrs- sowie vom Wissenschafts- und Wirtschaftsministerium initiierte Strategieprozess zu Open Innovation hat zuletzt eine Konkretisierung in Form von 15 Maßnahmen, die zur Debatte gestellt wurden, erfahren. Matchmaking-Plattformen sollen etwa das richtige Wissen an den richtigen Ort bringen. Anreizsysteme könnten Forschungsprojekte mit unüblichen Akteuren begünstigen. Die Öffnung von Förderprogrammen für Bürger und faire Abgeltung der Auslagerung von Arbeit durch Crowdworking werden diskutiert. Eine Institution, die ihre Idee von Open Innovation bereits in konkrete Prozesse überführen konnte, ist die Ludwig-Boltzmann-Gesellschaft. Im Rahmen der Initiative Open Innovation in Science zielte das Projekt Cris (Crowdsourcing Research Questions in Science) darauf ab, Nichtwissenschafter in die Erforschung psychischer Erkrankungen einzubeziehen. Die Idee kommt aus der Diabetes-Forschung in Harvard, erklärt Boltzmann-Geschäftsführerin Claudia Lingner. Dort bezog man Ideen Betroffener mit ein, um aus einer festgefahrenen Situation aus immer gleichförmigeren Hypothesen herauszukommen. Wir haben viele Gespräche geführt, Selbsthilfeorganisationen, Krankenhäuser und Forschungseinrichtungen kontaktiert und ein großes Netzwerk aufgebaut, berichtet Lingner von der Suche nach der Community für das Projekt, das nach außen Reden Sie mit! genannt wurde. Auf einer Onlineplattform antworteten Betroffene, Angehörige und Experten in 400 Statements auf maßgeschneiderte Fragen. Im folgenden Analyseprozess wurden 700 Textstellen extrahiert, in Themenclustern geordnet, diese wiederum einem Onlinevoting unterzogen und von einer Jury bewertet. Herauskristallisiert haben sich Themen wie die Gesunderhaltung von Kindern und Jugendlichen in einem von psychischer Krankheit geprägten Umfeld, Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen und Versorgungsaspekte im Bereich der stationären Betreuung. Wichtig ist, dass man die Erwartungshaltungen bei den Projektbeiträgern nicht nur schürt, sondern die Ergebnisse auch tatsächlich umsetzt, betont Lingner. Wir werden uns also in einem künftigen Projekt mit einem der Themen beschäftigen. 2016 planen Lingner und ihr Team im Projekt Lois (Lab for Open Innovation in Science) Wissenschafter mit Open-Innovation-Methoden vertraut zu machen. Unterschiedliche Logiken von Märkten und Wissensbereichen, neue Organisationsformen von Zusammenarbeit und Umgang mit geistigem Eigentum werden besprochen. Falk Reckling bemüht sich für den Wissenschaftsfonds FWF um die Umsetzung von Open Access – also dem freien Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen im Internet – in Österreich, was bis 2025 möglich sein sollte, wenn der politische Wille da ist. Die Problematik um Open Innovation und geistigem Eigentum, also der Gegensatz von offenen Forschungsprozessen und exklusiver Verwertung, berührt Open Access nicht, weil das Sichern der Verwertungsrechte ohnehin vor der Publikation erfolgt. Auch die Frage der Bewertung von Wissenschaft stellt sich neu. Es bilden sich jetzt einige Modelle heraus, die auch die Begutachtung offener, transparenter und nachvollziehbarer gestalten, sagt er. Eine Maßnahme, die bereits von einigen Zeitschriften angewendet wird, ist, dass Gutachter künftig nicht zwangsläufig anonym sind. Probleme sieht Reckling in einem anderen Aspekt: Es gebe mehrere Strategieprozesse auf EU- und nationaler Ebene mit ähnlich gelagerten Thematiken, von der Roadmap für den europäischen Forschungsraum bis zu den Prinzipien von Responsible Research and Innovation. Möchte man alle diese Prozesse abdecken, ergibt das eine Anforderungsexplosion für die Wissenschafter. Sie sollen ethisch korrekt, ökonomisch relevant, mit sozialem Impact, inter-, trans- und multidisziplinäre Hochrisikoforschung betreiben, Durchbrüche erzielen und auch noch die Gesellschaft einbinden. Und das alles soll auch noch evaluiert werden, spitzt Reckling zu. Wir müssen entscheiden, welche Anforderungen sinnvoll sind und welche nur die Bürokratie aufblasen. Ungeklärte Widersprüche, die der Begriff Open Innovation birgt, sieht auch Helga Nowotny. Es wird notwendig sein, sich nach der ersten Phase des enthusiastischen Ausprobierens mit dem Wirkungspotenzial der verschiedenen Formen von Open Innovation intensiv zu befassen. Eine Risikoanalyse könne realistische Grenzen von Erwartungen aufzeigen. Letztlich geht es darum, die verschiedenen Einzelperspektiven zusammenzubringen. Innovation ist dann als ein Ökosystem zu sehen, das aus dem Zusammenwirken der verschiedenen Teile seine Dynamik bezieht. Wissenschaft;Forscher hatte sich mit Quantenoptik und Nanophotonik befasst. Eindhoven – Die Technische Universität in Eindhoven hat im vergangenen Jahr einen russischen Wissenschafter wegen Spionageverdachts fristlos entlassen, wie die Uni nun mitteilte. Der niederländische Geheimdienst AIVD hatte die Universität nach einem Tipp des deutschen Verfassungsschutzes darüber informiert, dass Ivan A. ein Sicherheitsrisiko sei. Nachdem das Außenministerium seine Aufenthaltsgenehmigung zurückgezogen hatte, war der Mann nach Russland zurückgekehrt, teilte der AIVD mit. Die Spezialgebiete von Ivan A. waren nach Informationen der Universität Quantenoptik und Nanophotonik. Dabei geht es um Grundlagenforschung etwa zur Entwicklung von ultraschnellen Computern. Der Verfassungsschutz sei dem Mann zufällig bei der Beobachtung eines russischen Diplomaten auf die Spur gekommen, hatte zuvor das Nachrichtenmagazin Der Spiegel berichtet. Er hatte dem Blatt zufolge von 2009 bis 2011 jeweils für mehrere Monate am Max-Planck-Institut im bayerischen Erlangen geforscht. Im Juli 2014 sei er in Düsseldorf verhört worden. Gegenüber dem Spiegel bestritt er die Vorwürfe. (APA, 29. 7. 2015) Wissenschaft;Das Fossil eines Dinosaurierbabys auf Madagaskar erzählt die Geschichte eines Lebens mit ungewöhnlicher Wachstumsrate und ohne Happy End. St. Paul / Wien – Ausgewachsen wäre er 15 Meter lang geworden – als Baby reichte er einem Menschen nur bis zum Knie. Das Fossil eines jungen Rapetosaurus krausei, das in der Maevarano-Formation auf Madagaskar gefunden wurde, zeigt, auf welch ungewöhnliche Weise die Dinosaurier aus der Gruppe der Sauropoden heranwuchsen. Diese langhalsigen Pflanzenfresser, unter denen Rapetosaurus nur im Mittelfeld lag, stellten mit Maximalmaßen von über 30 Metern Länge und 80 Tonnen Masse die größten Landtiere aller Zeiten. Trotzdem schlüpften sie aus Eiern, die kaum größer waren als die von einem der größten bekannten Vögel: dem nur 400 Kilogramm schweren Elefantenvogel, der ebenfalls auf Madagaskar lebte und dort erst in historischer Zeit vom Menschen ausgerottet wurde. Dass fast 200-mal so schwere Sauropoden keine größeren Eier legten als der Vogel, liegt schlicht an der Physik: Um stabil zu bleiben, müsste ein noch größeres Ei eine so dicke Schale haben, dass der Embryo darin ersticken würde. Der kleine Rapetosaurus dürfte bei der Geburt 2,5 bis 4,3 Kilogramm gewogen haben, entsprach also den Dimensionen eines menschlichen Babys. Das sollte sich aber sehr schnell ändern: Nur zwei Monate später brachte er schon 40 Kilo auf die Waage, rechnen US-Forscher in der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Science vor. In absoluten Zahlen gemessen, legte kein anderes Landwirbeltier, Wale miteingerechnet, zwischen Geburt und Erwachsenenalter derart an Größe zu wie die Sauropoden. Sie wuchsen aber nicht nur im Eilzugtempo, sondern auch auf eine andere Weise als viele heutige Tierarten, berichtet das Team um Kristina Curry Rodgers vom Macalester College. Die Forscher untersuchten mittels Computertomografie das Wachstumsmuster der Knochenzellen in den Rapetosaurusfossilien. Dabei stellten sie fest, dass der Kleine keinerlei Kindchenschema aufwies. Er entwickelte sich wie eine maßstabsgetreue Miniaturversion eines erwachsenen Rapetosaurus. Kindchenschema im weiteren Sinne bezieht sich nicht nur auf eine als niedlich empfundene Gesichtspartie. Auch die Gliedmaßen und andere Teile der Anatomie haben bei den meisten Vögeln, Säugetieren und selbst nichtsauropoden Dinosauriern andere Proportionen als bei erwachsenen Exemplaren. Nicht so jedoch beim kleinen Rapetosaurus von Madagaskar. Curry Rogers und ihre Kollegen interpretieren dies so, dass er als Nestflüchter von Anfang an auf sich gestellt war. Kindchenschema geht mit elterlicher Fürsorge einher, für die es bei Sauropoden – anders als bei anderen Dinosauriergruppen – noch keine eindeutigen Belege gibt. Die Miniversion einer erwachsenen Anatomie dürfte dem Rapetosaurus in seinem erzwungenermaßen unabhängigen Leben geholfen haben. 2012 wies eine Schweizer Studie im Magazin Biology Letters darauf hin, dass ein solcher Wachstumszyklus zu einem entscheidenden ökologischen Unterschied zwischen der Dinosaurier-Ära und der Gegenwart geführt haben dürfte. Die großen Pflanzenfresser von heute sind Säugetiere. Solange sie sich von der Muttermilch ernähren, haben sie keine direkte Auswirkung auf ihre Umwelt. Und nach dem Abstillen sind sie bereits groß genug, dass sie dieselbe ökologische Nische besetzen wir ihre Eltern. Ganz anders bei den Riesendinos: Sauropodenkinder konnten noch nicht die gleichen Nahrungsquellen erschließen wie die gigantischen Erwachsenen. Sie fraßen sich also im Lauf ihres Lebens von einer Nische in die nächste hoch. Eine Umgebung, die heute mehreren Säugetierarten verschiedener Größe Platz bietet, hätte damals eine einzige Dino-Art mit ihren extrem unterschiedlichen Lebensstadien abgeweidet. Mit der Folge, dass die Artenvielfalt der Dinosaurier vergleichsweise klein blieb: Ein gewichtiger Nachteil im Fall globaler Umwälzungen wie der vor 66 Millionen Jahren – nicht zuletzt deshalb, weil es dadurch just an kleineren Spezies mangelte, die bei Massenaussterbeereignissen in der Regel bessere Überlebenschancen haben als großgewachsene. Für den verhinderten Riesen von Madagaskar spielte dies freilich keine Rolle, er fiel schon einer früheren Katastrophe zum Opfer. Aus dem Fossilienbefund weiß man, dass seine Heimat in der späten Kreidezeit immer wieder von verheerenden Dürren heimgesucht wurde. In einer solchen Zeit der Not ist der Rapetosaurus – das zeigt die gestörte letzte Wachstumsphase seiner Knochenzellen – irgendwann im zarten Alter von 39 bis 77 Tagen verhungert. Wissenschaft;"EFREtop" soll Projekten im Bereich industrieller Forschung und experimenteller Entwicklung zugute kommen. Wien – Im Rahmen des neuen Programms EFREtop steht ein mit über 50 Millionen Euro gefüllter Fördertopf für Unternehmensforschung zur Verfügung. Bis 2020 können 41,5 Mio. Euro aus dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) abgerufen werden, die Forschungsförderungsgesellschaft FFG steckt weitere zehn Mio. Euro in den Topf. Das Programm startet am 21. Dezember, teilte die FFG am Donnerstag mit. In dem Programm werden Projekte im Bereich industrieller Forschung sowie experimenteller Entwicklung gefördert. Antragsberechtigt sind alle Unternehmen aus Österreich mit Ausnahme von Wien. Laut den FFG-Geschäftsführern Henrietta Egerth und Klaus Pseiner ist das Programm besonders für Firmen geeignet, die bereits in Forschung und Innovation aktiv sind,. Bei Projekten der industriellen Forschung können maximal 50 Prozent der Projektgesamtkosten gefördert werden, die Obergrenze der Förderung je Projekt liegt bei einer Million Euro. Im Bereich der experimentellen Entwicklung werden je nach Unternehmensgröße zwischen 25 und 45 Prozent der Projektgesamtkosten gefördert. Die Förderungen betragen zwischen 200.000 Euro und drei Millionen Euro. Die Förderung erfolgt in Form von Zuschüssen. Nicht-Wissenschaft;95 Prozent leben gerne in ihrem Wohnort. Linz – Die Oberösterreicher sind mit den Gemeinden sehr zufrieden: 95 Prozent leben gerne in ihrem Wohnort. Nur 5 Prozent wollen woanders daheim sein. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des Linzer Meinungsforschungsinstitutes IMAS mit 700 Befragten im Auftrag des zuständigen Landesrates Max Hiegelsberger (ÖVP), das dieser in einer Pressekonferenz am Freitag veröffentlichte. 76 Prozent zeigten sich sehr oder zumindest einigermaßen mit der Politik in der Gemeinde zufrieden, 83 Prozent mit der Arbeit des Bürgermeisters. Vom Gemeindeamt erwarten sich die Bürger vor allem Bürgernähe, Bürgerfreundlichkeit und ein offenes Ohr. Es folgen diverse Servicetätigkeiten. Mit 82 Prozent Nennungen am meisten geschätzt wird der Winterdienst. Es folgen das Bürgerservice (74 Prozent), und die Kinderbetreuung (72 Prozent). Stärkere Zusammenarbeit gefragt Gefragt wurde auch nach Möglichkeiten zur Gemeindekooperationen. 95 Prozent der Interviewten sprach sich für eine stärkere Zusammenarbeit aus. 93 meinten, kleinere Kommunen sollten dies verstärkt tun, damit sie zusammen die gleichen Leistungen wie Städte oder größere Orte anbieten können. Bei den infrage kommenden Bereichen landeten Straßenbau, die Straßenerhaltung und die Buchhaltung auf den vordersten Rängen. Nicht-Wissenschaft;Abu Salah und zwei Vertraute Ende November bei US-Angriff getroffen. Mossul – Die USA haben den Finanzchef der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) für tot erklärt. Abu Salah sei bei einem Luftangriff im Nordirak getötet worden, teilte das US-Militär am Donnerstag mit. Zudem seien zwei weitere ranghohe Mitglieder der Extremistengruppe ums Leben gekommen. Der Sondergesandte von US-Präsident Barack Obama für den Kampf gegen den IS, Brett McGurk, bestätigte das. Der Angriff fand Ende November nahe Tal Afar westlich von Mossul statt. Oberst Steve Warren bezeichnete Salah, der auf der Terrorliste der USA als Muafaq Mustafa Mohammed al-Karmoush geführt wurde, als Finanzminister und eines der erfahrensten Mitglieder des IS. Er sei früher Teil von Al-Kaida gewesen. Bei den anderen Getöteten handelt es sich Warren zufolge einerseits um einen Vollstrecker von Todesurteilen und Geldeintreiber. Sein Tod schwäche die Fähigkeit des IS, Geld von der Bevölkerung zu erzwingen. Der dritte Getötete habe dem IS Rekruten zugeführt und die Beschaffung von Information und Waffen koordiniert. Der Tod der drei werde es dem IS erschweren, seine Kämpfer zu befehligen und zu kontrollieren und sich zu finanzieren, so Warren. Die USA fliegen in Syrien und dem Irak Luftangriffe auf den IS. Die Organisation kontrolliert Teile beider Länder und herrscht dort mit brutaler Hand. Zu ihren Einnahmequellen gehören vor allem Öl- und Antiquitätenverkäufe sowie Erpressung und Plünderung. Nach Einschätzung der US-Regierung erbeutete der IS bis zu eine Milliarde Dollar (910 Millionen Euro) von Banken im Irak und Syrien. Die Jihadisten hätten Banktresore in ihrem Einflussgebiet geplündert, sagte der für den Kampf gegen Terrorfinanzierung zuständige Staatssekretär im US-Finanzministerium, Adam Szubin, am Donnerstag. Die Beute daraus belaufe sich auf 500 Millionen bis zu einer Milliarde Dollar. Darüber hinaus habe die Miliz der Bevölkerung oft mit brutalen Mitteln weitere Millionen abgepresst. Der Schwarzmarktverkauf von Öl brachte dem IS noch einmal mehr als 500 Millionen Dollar ein, sagte Szubin. Der Rohstoff werde in großer Menge an die Regierung des syrischen Präsidenten Bashar al-Assad verkauft. Ein Teil gelange auch über die Grenze in die Türkei. Der Ölhandel des IS habe ein Volumen von bis zu 40 Millionen Dollar monatlich. Der IS ist in dem seit Jahren andauernden Bürgerkrieg in Syrien zu einem der mächtigsten Gegner Assads geworden. Die USA und ihre Verbündeten nehmen bei ihren Luftangriffen auf den IS auch Ölanlagen im Gebiet der Extremisten ins Visier. Zudem war die finanzielle Austrocknung der radikalen Islamisten auch ein Thema des jüngsten G20-Gipfel in der Türkei. In der EU hatten unlängst Deutschland und Frankreich auf schnellere Fortschritte im Kampf gegen die Terrorfinanzierung gedrungen. Wissenschaft;E-Piano mit Mechanik eines Konzertflügels: Das Start-up Alpha Pianos tüftelt an neuartiger Technik für kleine Klaviere. Wien – Wer einst im Wiener Bürgertum etwas auf sich hielt, der hatte einen prachtvollen Flügel im Salon stehen. Die Zeiten der berüchtigten Flügelkämpfe des 19. Jahrhunderts sind vorbei und die Zahl der Salons und Musikzimmer, in die man eines dieser imposanten Instrumente stellen könnte, rar. Die Zeit der kleineren Pianos und ihrer elektronischen Pendants ist angebrochen. Sie sind zweifellos praktisch, spielen sich aber auch anders. Ein Gründer eines Start-ups in Niederösterreich hatte eine Idee, wie man mehr Flügel in ein kompaktes E-Piano packen könnte. Mario Aiwasian war schon bei Bösendorfer für den Computerflügel Ceus zuständig, ein Klavier, das die Bewegungen der Mechanik exakt speichert und selbsttätig reproduziert. Nach der Übernahme des traditionsreichen Klavierherstellers durch Yamaha hat sich Aiwasian selbstständig gemacht und begonnen, in seinem Unternehmen Alpha Pianos auf eigene Faust Instrumente zu entwickeln. Das erste Projekt war ein elektronisches Instrument, das eine Flügelmechanik mit einer ausgefeilten Sensortechnik kombiniert. Das Ziel: Das kompakte Gerät sollte sich beim Spielen wie eines der großen Geschwister anfühlen. Genau diese Sensortechnik ist der innovative Kern des Alpha Pianos, so Aiwasian. Eine Konzertflügelmechanik lässt beim Tastenanschlag einen sogenannten Hammerkopf auf zwei oder drei Saiten schlagen. Bis zum Hammerkopf ist beim Alpha Piano alles eins zu eins wie beim Konzertflügel. Statt auf die Saiten schlägt er aber auf einen Sensor. Bei der Entwicklung dieses Sensors, der also Klaviersaiten möglichst genau imitieren sollte, wurde ein sogenannter Dehnmessstreifen, der auch in einer Waage für die richtige Gewichtsanzeige sorgt, in eine Leiterplatte integriert. Eine spezielle Dickschichtpaste macht es dabei möglich, den Widerstand, der sich durch das Dehnen des Streifens ergibt, zu messen. Die dahinterliegende Software wertet die gesammelten Sensordaten aus und gibt weiter, welche Taste wie stark angeschlagen wurde. Für Software-Updates greift man auf das Gerät per LAN-Anschluss und Webbrowser zu. Bei einer ersten Version waren die Messstreifen noch nicht in Leiterplatten integriert, sondern auf Aluminiumbalken angeordnet, erinnert sich Aiwasian. Von jedem der Sensoren gingen dabei aber vier Kabel weg. Bei 88 Tasten sind das fast 400. Mit den Leiterplatten haben wir jetzt nur noch ein Kabel, das weitergeführt wird. Nach 18 Monaten Entwicklungszeit wurde ein erster Prototyp auf Tour geschickt. Chick Korea, Konstantin Wecker und Musiker des Mozarteum Salzburg testeten das Gerät und gaben Feedback, das in die Optimierung des Systems einfloss. Gefördert wurde das Unternehmen vom Austria Wirtschaftsservice und dem Land Niederösterreich. Die Forschungsförderungsgesellschaft FFG unterstützte die Sensorentwicklung. Das Alpha-Klavier, das 2014 auf den Markt kam, ist ab 25.000 Euro erhältlich. Ein weiteres Produkt des Start-ups soll in wenigen Wochen präsentiert werden: das M-Piano, an dem selbst Popstar Lady Gaga schon Interesse anmeldete. Auch der Entwicklungsweg zu diesem Instrument war aufwändig. Die Benutzeroberfläche ist durch eine Tablet-App zugänglich, die per WLAN mit dem Keyboard kommuniziert. So kann man das Instrument konfigurieren und etwa die Klaviatur auf mehrere Bereiche aufsplitten, Schemata für einzelne Songs speichern und in einer Setlist für den Auftritt anordnen. Besonders die Tasten haben es in sich: Ihre Oberfläche ist berührungsempfindlich. Man kann mit dem Finger darüberrutschen und den Ton damit noch modulieren, erklärt Aiwasian. Die Technik dahinter ähnelt den Touch-Displays von Smartphones. Unterhalb des Tastenbelags sitzt eine Leiterplatte, die anhand der Feuchtigkeit der Finger ihre Position erkennt. Ein Alleinstellungsmerkmal besteht in der Technik, die die Tastenhärte einstellen lässt. Auch hier gab es eine erste Version, die verworfen wurde: Gemeinsam mit der TU Wien wurden Metalltöpfe und Spulen verbaut, um die Tasten mithilfe einer Wirbelstrombremse magnetisch zu steuern, sodass sich durch entsprechende Bestromung der Druckwiderstand verändert. Das habe zwar gut funktioniert, sorgte aber für hohes Gewicht und hohen Aufwand an Leistungselektronik. Also suchte man nach einer anderen Lösung und wurde bei einer Technik fündig, die von Zahnärzten bekannt ist. Sie verwenden Bohrer, die zwei verschiedene Zustände annehmen können, etwa weich für die Wurzelkanäle und starr beim Zahnaufbau. Beim M-Piano wurde das Material mit Formengedächtnis für Federn unter den Tasten genutzt. Die Technik benötigt keine dauerhafte Bestromung wie die Magnetlösung. Die Federn ändern durch einzelne Impulse ihren Härtegrad, sodass sich die Tasten unterschiedlich weich oder hart anfühlen. Nicht-Wissenschaft;Das deutsche Verkehrsministerium will bei Flugzeugpiloten unangemeldete Kontrollen auf Alkohol, Drogen und Medikamente einführen. Berlin – Als Lehre aus der Germanwings-Katastrophe im März will das deutsche Bundesverkehrsministerium bei Flugzeugpiloten unangemeldete Kontrollen auf Alkohol, Drogen und Medikamente einführen. Eine entsprechende Regelung will Ressortchef Alexander Dobrindt (CSU) im neuen Jahr auf europäischer Ebene anstoßen, wie sein Ministerium am Sonntag mitteilte. Gleichzeitig würden Vorbereitungen getroffen, um die Regeln in Deutschland umzusetzen. Damit bestätigte die Behörde einen Bericht der Bild am Sonntag. Ich halte es für sinnvoll, dass Piloten stichprobenartig auf den Konsum von Alkohol, Drogen und Medikamenten kontrolliert werden, erklärte Dobrindt. Experten weltweit sehen darin positive Effekte, die betriebliche Sicherheit in der Luftfahrt zu stärken. In den USA und Australien haben sich derartige Zufallskontrollen nach Darstellung des Verkehrsministeriums bewährt. Auch die europäische Luftsicherheitsbehörde EASA werbe für eine europaweite Einführung, für deren Umsetzung die Luftfahrtunternehmen zuständig sein sollten. Idee der Arbeitsgruppe Die Pläne gehen zurück auf eine Arbeitsgruppe, die Dobrindt nach dem Absturz der Germanwings-Maschine in den französischen Alpen am 24. März eingesetzt hatte. Damals kamen alle 150 Insassen ums Leben. Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft hatte der Copilot seinen Kollegen aus dem Cockpit ausgesperrt und die Maschine absichtlich zum Absturz gebracht. Der 27-Jährige hatte nach Überzeugung der Ermittler psychische Probleme und Suizidgedanken. Der Arbeitsgruppe unter dem Dach des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) gehören Fluggesellschaften, Piloten, Flugbegleiter, Hersteller sowie psychologische und psychiatrische Sachverständige und Flugmediziner an. Schon früh hatten die Experten vor allem Handlungsbedarf bei der Beurteilung der Flugtauglichkeit von Bordpersonal gesehen. Die nun ins Auge gefassten Stichprobenkontrollen sollen Teil eines Pakets sein und durch Aufklärungs-, Präventions- und Hilfemaßnahmen begleitet werden. Markus Wahl von der Pilotenvereinigung Cockpit kritisierte Dobrindts Pläne. Die geplanten zufälligen Tests sind aus unserer Sicht absolut falsch, sagte Wahl der Bild am Sonntag. Sie haben nichts mit dem Germanwings-Unglück zu tun und stellen eine ganze Berufsgruppe unter Generalverdacht. Nicht-Wissenschaft;Bereits zweiter Suizid eines hochrangigen Managers des Schweizer Versicherungskonzerns binnen drei Jahren. Zürich – Der frühere Chef des Schweizer Versicherungskonzerns Zurich, Martin Senn, hat sich am Freitag umgebracht. Das berichtete das Schweizer Boulevardblatt Blick am Montag auf seiner Internetseite. Am Vormittag bestätigte auch der Zurich-Konzern den Bericht. Senn trat 2006 in die Assekuranz ein. Während der Finanzkrise war er Finanzchef der Unternehmensgruppe, ehe er 2009 zum CEO ernannt wurde. Anfang Dezember hatte Senn nach mehreren Gewinnwarnungen das Handtuch geworfen, laut Blick wurde der 59-Jährige vom Verwaltungsratspräsident Tom de Swaan (70) abgesetzt. Die Nachricht vom plötzlichen Tod von Martin Senn hat uns fassungslos gemacht und tief erschüttert, teilte Zurich am Montag mit. Mit Senn verlieren wir nicht nur einen verdienstvollen ehemaligen CEO, sondern auch einen wertvollen früheren Arbeitskollegen und herzensguten Freund. Aus Respekt vor Senn und seiner Familie wolle man keine weiteren Kommentare abgeben. Der Tod von Senn ist bereits der zweite Suizid eines hochrangigen Zurich-Managers. Vor drei Jahren hatte sich der damalige Finanzchef Pierre Wauthier umgebracht. In einem Abschiedsbrief beschuldigte er den damaligen Verwaltungsrat, allen voran Josef Ackermann, übermäßigen Druck ausgeübt zu haben. Ackermann trat 2013 wenige Tage nach dem Selbstmord Wauthiers von seinen Posten als Zurich-Verwaltungsratspräsident zurück, wies aber jede Mitverantwortung für den Tod des damals 53 Jahre alten Managers zurück. Wissenschaft;'Die "Süddeutsche" fand ein Interview, das Norbert Hofer 2011 der rechtsextremen deutschen Zeitschrift "Hier & Jetzt" gab. Eine Antwort lässt aufhorchen. Die Kunst der Kampfrhetorik beherrscht er vorbildlich. Und auch die Fähigkeit, harte rechte Botschaften mit einem sanften Lächeln zu übermitteln. Was aber, wenn Norbert Hofer von Leuten interviewt wird, die noch weiter rechts stehen als er selbst? Nachzulesen ist das Ergebnis in der Nummer 17 der Zeitschrift Hier & Jetzt aus dem Jahr 2011, aus dem die Süddeutsche Zeitung am Donnerstag zitierte. Um keine falschen Vermutungen zu wecken: Für einen Skandal reicht weder das Interview noch die von der Süddeutschen inkriminierte Antwort. Das Gespräch mit Hier & Jetzt und die Passage zeigen aber einmal mehr, wie Hofer es geschickt versteht, auch die sehr rechte Klientel zu bedienen, ohne sich selbst dabei allzu angreifbar zu machen. Das Magazin Hier & Jetzt, dem Hofer die Antworten gab, steht der rechtsextremen NPD (Nationaldemokratische Partei Deutschlands) nahe, über deren Verbot in Deutschland seit Jahren diskutiert wird. Die Zeitschrift soll die eher intellektuellen Sympathisanten unter den Rechtsextremen ansprechen; freilich finden sich in der Ausgabe mit dem Hofer-Interview auch Neonazi-Codes und Signale wie die tausend großen Jahre oder die fest geschlossenen Reihen des Horst-Wessel-Lieds. Chefredakteur des Magazins ist Arne Schimmer, der zum Zeitpunkt des Interviews auch noch sächsischer NPD-Landtagsabgeordneter war. Gemeinsam mit Thorsten Thomsen, seinerzeit Pressesprecher der sächsischen NPD-Landtagsfraktion, stellte Schimmer die Fragen an Hofer, unter anderem auch die Folgende: Greift die FPÖ in ihrer energie- und umweltpolitischen Programmatik heute noch auf Konrad Lorenz zurück? Hofers syntaktisch nicht ganz vollständige Antwort: Konrad Lorenz muss für jeden Politiker Vorbild und auch Anstoß für gesellschaftspolitische Überlegungen geben. In ihrem Text versucht die Süddeutsche, Hofers Antwort mit Lorenz’ NSDAP-Mitgliedschaft ab 1938 und dem Verweis auf einschlägige Zitate aus der NS-Zeit zu skandalisieren – wie Lorenz 1940 aufgestellter Forderung nach der noch schärferen Ausmerzung ethisch Minderwertiger. Die in dem Zusammenhang aufgestellte Behauptung der Süddeutschen, dass Lorenz in seinen Schriften aus dieser Zeit theoretisch die Vernichtungspolitik des NS-Staates propagiert habe, ist allerdings eine ungerechtfertigte Übertreibung. Im übrigen hat auch ein gewisser Helmut Zilk, von 1984 bis 1994 SPÖ-Bürgermeister von Wien, noch 1983 behauptet, dass Lorenz’ Theorie eine unabdingbare Arbeitsvoraussetzung für jeden Lehrer, jeden politischen Wissenschaftler, jeden Sozialarbeiter, eigentlich auch jeden Politiker sei. Gibt es also gar nichts daran zu bekritteln, dass Nobert Hofer Konrad Lorenz zum Vorbild für jeden Politiker erklärte? Als Zilk den Ausspruch tat, wusste man noch nicht, dass Lorenz bei der NSDAP war, weil der Verhaltensforscher dies bis zu seinem Tod erfolgreich bestritten hat. Seit 2001 ist das freilich klipp und klar dokumentiert. Und es gibt mittlerweile etliche Dinge mehr, die man über Lorenz’ Verstrickungen ins NS-Regime herausgefunden hat – wie seine Mitarbeit im Rassenpolitischen Amt oder die Beteiligung an einer höchst fragwürdigen rassenpsychologischen Untersuchung. Ob das ausreichend war, Lorenz das ebenfalls 1983 verliehene Ehrendoktorat der Uni Salzburg abzuerkennen, ist wieder eine andere Frage. Und es wäre natürlich völlig Unfug, Nobert Hofer unterstellen zu wollen, dass für ihn Lorenz’ Aussagen aus der NS-Zeit ernsthaft Anstöße für gesellschaftspolitische Überlegungen darstellen würden. Lorenz gesellschaftspolitisches Hauptwerk Die acht Todsünden der Menschheit (1973) ist bedenklich genug. Und eines ist natürlich auch offensichtlich: Konrad Lorenz 2011 in einer rechtsextremen Zeitschrift ohne Wenn und Aber zum Vorbild zu erklären, ist ein nettes Signal für all jene, die immer noch gröbere Schwierigkeiten mit der Distanzierung vom Nationalsozialismus haben.' Wissenschaft;Wien – Hunde gehen rascher zu fremden Objekten als Wölfe, sie verlieren aber auch deutlich schneller das Interesse daran, schreiben Wissenschafter des Wolf Science Centers Ernstbrunn, der Vetmed-Uni Wien und der Universität Wien in der aktuellen Ausgabe des Magazins Animal Behaviour. Die Forscher führten Versuche mit Teddybären oder Gartenzwergen im Gehege der Tiere durch. Sie vermuten nun, dass das raschere Ablaufen des Interesses durch die Domestikation (Haustier-Werdung) des Hundes begründet sei. Die Tiere werden von ihren Besitzern vor großen Gefahren bewahrt. (APA, red) LinkAnimal Behaviour: The influence of relationships on neophobia and exploration in wolves and dogs Providence – Der Klimawandel dürfte zur Evolution von hunderartigen Tieren (Canidae) beigetragen haben. Zu diesem Ergebnis kamen Evolutionsbiologen der Brown University in einer im Fachmagazin Nature Communications publizierten Studie. Die Wissenschafter untersuchten 40 Millionen Jahre alte Fossilien und erkannten, dass frühe Canidae, die Mangusten ähnelten und keine begnadeten Läufer waren, nach einigen Millionen Jahren von größeren abgelöst wurden – das Habitat war mittlerweile kühler und trockener. Ihr Körperbau war für die Jagd geeignet. (red, 19.8.2015) AbstractNature Communications: Habitat changes and changing predatory habits in North American fossil canids Nicht-Wissenschaft;Erlangte Bekanntheit als Kasino-Boss in "Der Pate". Los Angeles – Der US-Schauspieler Alex Rocco ist tot. Er starb am Samstag im Alter von 79 Jahren, wie die New York Times am Sonntag (Ortszeit) unter Berufung auf seine Managerin berichtete. Todesursache sei eine Krebserkrankung gewesen. Rocco wurde als Kasino-Boss Moe Greene in Der Pate bekannt. Zu sehen war er außerdem in Die Freunde von Eddie Cole mit Robert Mitchum aus dem Jahr 1973, in Tom Hanks Regie-Debüt That Thing You Do! und in Wedding Planner – Verliebt, verlobt, verplant an der Seite von Jennifer Lopez. 1990 hatte Rocco einen Emmy Award für seine Rolle in der Sitcom The Famous Teddy Z. gewonnen. Wissenschaft;Paläontologen gruben ein 11,6 Millionen Jahre altes Affenfossil aus, das unsere Vorstellung davon ändern könnte, wie der älteste Vorfahre von Menschen und Menschenaffen aussah. Barcelona/Wien – Hominini, Homininae, Hominidae, Hominoidea: Vertippen darf man sich nicht, wenn man über den Stammbaum des Menschen und seiner nächsten Verwandten schreibt. Die Wörter klingen fast gleich, legen aber präzise fest, ob wir nur über uns und die Geschwister unserer evolutionären Großfamilie reden, oder auch über Cousins zweiten und dritten Grades. Im Mittelpunkt einer aktuellen Studie im Fachmagazin Science stehen die Hominoidea, auch Menschenartige genannt. Zur Orientierung: Dieser Begriff fasst sämtliche Großen Menschenaffen (einschließlich des Menschen selbst) mit den Gibbons Südostasiens zusammen. Von den übrigen Affen hat sich diese unsere Gruppe vor etwa 25 Millionen Jahren abgetrennt. Auffälligster Unterschied ist das Fehlen eines Schwanzes, zudem sind wir deutlich größer als unsere langschwänzig gebliebene Verwandtschaft. Nur die kleinen Gibbons drücken etwas den Schnitt. Zeitlich nahe am Ursprung dieser Gruppe stand die 1933 erstbeschriebene Gattung Proconsul aus Ostafrika. Die größten unter den Proconsul-Arten konnten 50 Kilogramm auf die Waage bringen. Bis heute dienen sie Forschern gewissermaßen als Blaupause, wie die Ur-Menschenartigen wohl ausgesehen haben dürften. Aber nun hat mit Laia ein deutlich zierlicheres Geschöpf die Szene betreten. So lautet der Spitzname eines 11,6 Millionen Jahre alten Fossils, das spanische Forscher im katalonischen Vallès-Penedès-Becken ausgruben. Zu Lebzeiten des Tiers erstreckten sich hier warme, feuchte Wälder voller verschiedenster Arten von Primaten. Die kaum fünf Kilogramm schwere Laia, die die Speziesbezeichnung Pliobates cataloniae erhielt, lebte in den Bäumen und ernährte sich ganz wie ein Gibbon vorwiegend von Früchten, wie Abnutzungsmuster an den Zähnen des Fossils zeigen. Aus 70 fossilen Überresten konnten die Forscher um Studienerstautor David M. Alba den Schädel und zum Teil auch den linken Arm des Tiers rekonstruieren, was recht gute Rückschlüsse auf seine Lebensweise zulässt. Allerdings präsentierte sich Pliobates den Forschern auch als verblüffendes Mosaik aus urtümlichen und avancierten anatomischen Eigenschaften: teils Gibbon, teils Großer Menschenaffe, teils etwas, das älter ist als beide. Aus molekularbiologischen Daten wurde hochgerechnet, dass sich die extrem langarmigen Gibbons vor etwa 17 Millionen Jahren von unserer Linie der Menschenartigen abgetrennt haben müssen. Rein zeitlich kann der viel jüngere Pliobates also weder der Ur-Gibbon noch der Ur-Menschenartige sein. Aufgrund seiner verbindenden Eigenschaften glaubt Alba aber, dass sich in ihm die eigentliche Urform stärker widerspiegelt als im großen Proconsul. Der älteste Vorfahre aller Hominoidea könnte also eher einem Gibbon geähnelt haben als Riesenprimaten wie Gorillas oder Menschen. Das widerspricht der gängigen Theorie, Gibbons seien ein nachträglich geschrumpfter Ableger der Urform. Albas Hypothese ist noch zu beweisen – auf jeden Fall ist unser Stammbaum aber um einen weiteren Seitenzweig unübersichtlicher geworden. Forscher sprechen ohnehin längst von einem Stammbusch. Nicht-Wissenschaft;Staatschef war im März vor Huthi-Rebellen nach Saudi-Arabien geflohen. Aden – Nach sechs Monaten im saudi-arabischen Exil ist der jemenitische Präsident Abed Rabbu Mansour Hadi nach Angaben aus Sicherheitskreisen in sein Land zurückgekehrt. Hadi sei am Dienstag mit einem saudi-arabischen Militärflugzeug in der südlichen Hafenstadt Aden gelandet, hieß es von Sicherheitskräften am dortigen Flughafen. Bereits in der vergangenen Woche waren Regierungschef Khaled Bahah sowie mehrere Minister nach Aden zurückgekehrt. Hadi landete den Angaben zufolge am frühen Abend auf dem Luftwaffenstützpunkt neben dem Flughafen von Aden. Hadi war Anfang des Jahres vor den Houthi-Rebellen aus der Hauptstadt Sanaa nach Aden geflohen, bevor er Ende März angesichts der heranrückenden Aufständischen nach Saudi-Arabien floh. Obwohl er seitdem nur noch begrenzte Kontrolle über den Jemen hat, wird er von der Staatengemeinschaft weiter als legitimer Präsident anerkannt. Nach der Flucht Hadis ins Exil startete Saudi-Arabien mit einer Koalition arabischer Staaten Luftangriffe, um die Houthi-Rebellen zurückzudrängen und Hadi die Rückkehr an die Macht zu ermöglichen. Nach der Entsendung von Bodentruppen im Juli gelang es den Truppen Hadis, Aden und fünf Provinzen im Süden von den Rebellen zurückzuerobern. Die Rebellen kontrollieren weiter Sanaa und verschiedene Provinzen im Norden und im Zentrum des Landes. Hadis Regierungschef Bahah kehrte in der vergangenen Woche aus dem Exil nach Aden zurück. Er gestand aber ein, dass die Lage der Regierung selbst im Süden nicht gesichert sei. Die Regierung stützt sich dort auf eine Reihe von Milizen, die aber teils eigene Ziele verfolgen. Der Konflikt zwischen Regierungstruppen und Rebellen ließ zudem die Islamistenmiliz Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel (Aqap) erstarken, die ihre Aktionen im Süden ausweiten konnte. Die aus dem Norden des Landes stammenden Houthi-Rebellen gehören der Minderheit der Zaiditen an, einer Untergruppe der Schiiten. Sie sind mit den Anhängern des früheren Präsidenten Ali Abdullah Saleh in der Armee verbündet. Die Aufständischen sehen sich derzeit einer Offensive in der Provinz Marib östlich von Sanaa ausgesetzt. Die Regierungskräfte rücken dort seit zehn Tagen mit Unterstützung von Kampfflugzeugen und Bodentruppen der arabischen Militärallianz vor. Das von Saudi-Arabien angeführte Bündnis flog am Dienstag erneut Luftangriffe auf Sanaa. Beim Bombardement eines Wohnviertels wurden mindestens 21 Rebellen und Zivilisten getötet, wie Augenzeugen und Rettungskräfte berichteten. Der Angriff richtete sich demnach gegen ein Gebäude der Houthi-Rebellen im Viertel Al-Sabin, doch seien auch umliegende Wohnhäuser getroffen worden. Mehrere weitere Bewohner würden noch unter den Trümmern vermutet. (APA, 22.9.2015) Wissenschaft;Eine Pilotstudie der FH Gesundheitsberufe Oberösterreich untersucht Methoden zur Reduktion berufsbedingter Schmerzen bei OP-Pflegern. Linz/Wien – Ausgerechnet jene Berufsgruppe, die sich täglich um die Gesundheitsversorgung anderer kümmert, ist selbst gesundheitlich gefährdet: das Pflegepersonal. Laut dem österreichischen Arbeitsgesundheitsmonitor – ein Projekt der Arbeiterkammer Oberösterreich zur Messung des subjektiven Gesundheitsbefindens der Österreicher am Arbeitsplatz – leiden Beschäftigte in Gesundheits- und Pflegeberufen häufiger unter körperlichen Beschwerden als Arbeitnehmer in anderen Berufsgruppen. Eine Pilotstudie der Fachhochschule für Gesundheitsberufe in Oberösterreich, die im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsvorsorge des Allgemeinen Krankenhauses Linz durchgeführt wird, widmet sich nun einer Gruppe, die besonders betroffen ist, aber bis dato etwas vernachlässigt wurde: die Operationspflegekräfte. Bisher war vor allem die Bürotätigkeit im Fokus der betrieblichen Gesundheitsvorsorge gewesen, stehende oder einseitige Tätigkeiten eher nicht, sagt der Leiter der Pilotstudie Peter Hoppe. Dabei wissen wir aber aus zahlreichen Studien in diesem Bereich, dass diese Kollegen und Kolleginnen mindestens genau so viele Beschwerden haben wie jene, die einer sitzenden Tätigkeit nachgehen. Die körperlichen Beschwerden, unter denen OP-Schwestern und Pfleger leiden, beruhen hauptsächlich auf den langen monotonen Köperhaltungen, die sie im OP einnehmen müssen. Während einer Operation haben instrumentierende Pfleger und Schwestern die Aufgabe, dem Operateur das Operationsinstrument zuzureichen, damit dieser ohne Einschränkung seiner Aufmerksamkeit operieren kann. Und so etwas kann dauern: Je nachdem, um welches Operationsgebiet es sich handelt, können sich Operationen von vier bis zu zehn Stunden hinziehen. Die Folge davon: Unter dem pflegenden Personal im OP gibt es niemanden, der keine Schmerzen hat, sagt Physiotherapeut Hoppe. Betroffene Körperregionen sind dabei vor allem der Fuß- und Knöchelbereich, das Hüftgelenk und die Lendenwirbelsäule. Das Ziel der Pilotstudie – für die sich 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem zentralen Operationsbereich des Linzer Allgemeinen Krankenhauses zur Verfügung stellten – ist, die Schmerzbelastung der Mitarbeiter durch eine Kombination aus Wahrnehmungsschulung und Ausgleichsübungen zu reduzieren. Ganz am Beginn steht die Schulung der eigenen Wahrnehmung: Die Pflegerin oder der Pfleger soll sich dabei klar werden, welche Situationen im OP genau belastend sind und wie sich diese Belastungen auf ihren Körper auswirken. Um dies zu erfassen, entwickelten Hoppe und sein Team einen speziellen Fragebogen, in dem die Probanden den Körperbereich, in dem Schmerzen auftreten, und die Intensität der Schmerzen eintragen können und auch beschreiben können, in welchen Situationen diese Schmerzen genau auftreten. Im zweiten Schritt werden den Probanden in einer weiteren Schulung Übungen gezeigt, die sie einerseits direkt im OP durchführen können, andererseits aber auch präventiv zu Hause machen sollen. Da im OP nachvollziehbarerweise keine Turnübungen aufgeführt werden können, handelt es sich hierbei um einfache Ausgleichsübungen wie Schulterkreisen und Gewichtsverlagerungen, die akuten Spannungszuständen entgegenwirken sollen. Die Übungen für zu Hause folgen einem alltagsnahen Ansatz: Sie sollen überall leicht durchführbar sein und dienen vor allem dem Muskelaufbau. Das Programm ist darauf angelegt, dass die Mitarbeiter eigenverantwortlich arbeiten, sagt Hoppe. Von unserer Seite kommt nur der Input. Nachdem die Mitarbeiter die Übungen über einen festgelegten Zeitraum regelmäßig durchgeführt haben, wird der Fragebogen zum dritten und letzten Mal ausgefüllt. Zeigt sich, dass sich die Schmerzen zwischen dem zweiten und dem dritten Fragebogen reduziert haben, spräche das für die Wirksamkeit der Übungen. Hoppe und sein Team hoffen, dass sich die Kombination aus geschulter Wahrnehmung und Ausgleichstraining bewähren wird. Die Pilotstudie hat im September 2015 begonnen und läuft noch bis Ende Jänner 2016. Genaue Ergebnisse werden zwischen Mai und Juni 2016, nach genauer Auswertung der Ergebnisse, erwartet. Nicht-Wissenschaft;Der freiheitliche Landesvize in Oberösterreich findet Frauendebatten "peinlich". STANDARD: Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit der ÖVP? Haimbuchner: Bestens. Sie hat aber auch in den vergangenen sechs Jahren gut funktioniert. STANDARD: Zum Start von Schwarz-Blau in Oberösterreich gab es aber, angesichts der fehlenden Frauen in der Landesregierung, heftige Kritik. Ist es um die weiblichen Personalreserven in der FPÖ tatsächlich so schlecht bestellt? Haimbuchner: Ich habe nie Quotendiskussionen geführt – und werde jetzt nicht damit anfangen. Bei uns spielt die Regionalität eine übergeordnete Rolle. Und danach wurde auch das Personal gewählt. STANDARD: Die Regionalität steht bei der FPÖ also über den Frauen? Haimbuchner: Wir haben diese Frage in der Partei basisdemokratisch entschieden. Aber ja, die FPÖ hat Nachholbedarf, was das Engagement von Frauen in der Politik betrifft. Da mache ich auch überhaupt kein Geheimnis daraus. Aber Quoten halte ich auf allen Ebenen für nicht angebracht. STANDARD: Aber es ist doch peinlich, dass Oberösterreich jetzt österreichweit die einzige Landesregierung ohne Frau hat, oder? Haimbuchner: Peinlich ist die Diskussion, die darüber geführt wird. Wir haben bitte ganz andere Probleme in diesem Land. STANDARD: Stimmt. Viele haben ein Problem mit der von der FPÖ im Regierungsprogramm verankerten Deutschpflicht in Schulen. Verfassungsrechtler sehen das Prinzip Schulsprache Deutsch als grundrechtswidrig an. Sind blaue Forderungen letztlich das (Regierungs-)Papier nicht wert, auf dem sie geschrieben wurden? Haimbuchner: Man muss einmal manchen Journalisten und Politikern, die das Arbeitsübereinkommen heftig kritisieren, eine gewisse Überforderung konstatieren. STANDARD: Noch spüre ich keine Überforderung. Sie sind Jurist – ärgert Sie das, wenn viele Ihrer Kollegen der Meinung sind, dass die Deutschpflicht nicht menschenrechtskonform sei? Haimbuchner: Natürlich. Aber ich bin die Schläge der Moralkeule gewöhnt. Man hat mir vorgeworfen, dass die deutsche Sprache als Voraussetzung für den Erhalt einer Sozialwohnung in Oberösterreich rechtlich unmöglich sei. Was ist letztlich passiert? Recht hab’ ich bekommen. Heute werden diese Richtlinien umgesetzt. Alle Forderungen, die die FPÖ in den letzten Jahren aufgestellt hat, werden Schritt für Schritt übernommen. STANDARD: Tatsächlich? Haimbuchner: Ich erinnere an die Unmöglichkeit der Überwachung der Grenzen aufgrund des Schengenabkommens. Wir waren auch die Ersten, die gesagt haben, dass es bei Integrationsunwilligkeit entsprechende Konsequenzen geben muss. Der Herr Kurz übernimmt jetzt Punkt für Punkt jede Forderung. Wenn die FPÖ diese aufstellt, ist es pfui, machen es andere Parteien, dann sind das plötzlich Meilensteine der Politik. STANDARD: Bildungsexperten sprechen schon von einer kognitiven Schlichtheit der Politik. Haimbuchner: Was die Deutschpflicht in der Schule anbelangt, lasse ich mich sicher nicht von sogenannten Bildungsexperten belehren. Das Problem ist, dass wir in einer Gesellschaft leben, die von Experten nur so strotzt. Und im Bildungssystem läuft dennoch so vieles schief. Fakt ist: Wenn ich die Sprache des Landes, in dem ich aufwachse, nicht beherrsche, dann werde ich Probleme haben. STANDARD: Englisch und Französisch in der schulischen Jausenpause sind erlaubt? Haimbuchner: Eine absurde Frage. Wir haben in Österreich sicher nicht das Problem, dass in den Schulhöfen zu viel Englisch gesprochen wird. STANDARD: Sie haben in letzter Zeit nicht nur die Bildungsexperten vergrault. In den Reihen der Exekutive ist man angesichts Ihrer Aussage, Polizisten würden an den Grenzen derzeit wie Schlepper agieren, mächtig sauer. Haimbuchner: Auch das halte ich aus. Wenn die Polizei nichtregistrierte Personen quer durch Österreich transportiert, kann man das nur als Schlepperei bezeichnen. STANDARD: Sie haben sich immer dafür ausgesprochen, die Grenzen dichtzumachen – also ein Zaun. Sicherheitslandesrat Elmar Podgorschek ist klar gegen einen Zaun. Gibt es eine einheitliche Linie in der FPÖ zum Grenzverhalten? Haimbuchner: Wir können uns alle Maßnahmen vorstellen, die dazu führen, dass eine Grenze tatsächlich gesichert wird. Wenn das durch das Personal nicht mehr möglich ist, dann müssen technische Einrichtungen her. STANDARD: Also keine einheitliche Linie in der FPÖ? Haimbuchner: Wir als Freiheitliche sind für eine Sicherung der Grenzen. Und da darf man nichts ausschließen – auch keine technischen Maßnahmen. Nicht-Wissenschaft;Ein "angstfreier" Trainer Peter Zeidler zählt im Kampf um den Europacup auf Rückendeckung des Klubs und Rückkehrer Soriano. Salzburg – Eine Saison ohne Europacup-Gruppenphase vor Augen geht Salzburg am Donnerstag (20.30, live ORF 1) ins Rückspiel des Europa-League-Playoffs gegen Dinamo Minsk. Nach dem 0:2 auswärts ruhen die Hoffnungen auf Torjäger Jonatan Soriano. Wenn ich in der Haut Minsks stecken würde, hätte ich schon Respekt vor der Nummer 26, sagt Trainer Peter Zeidler. Soriano, der die offensive Durchschlagskraft zurückbringen soll, kam am Sonntag beim 2:2 gegen die Austria in der 68. Minute aufs Feld, trainierte auch am Montag und Dienstag mit der Mannschaft und wäre bereit. Einen Einsatz von Beginn weg lässt Zeidler aber offen. Angst vor dem Ausscheiden – es wäre die erste Saison ohne Europe-League-Gruppenphase seit dem Düdelingen-Sommer 2012 – kenne man nicht, sagt Zeidler. Angst ist ein schlechter Berater. Auch blinder Offensivgeist wäre wohl keine gute Idee, Zeidler hat seine Akteure folglich zur Geduld ermahnt: Auch bei 0:0 in der 70. Minute ist immer noch Zeit. Wir haben auch mit der Verlängerung geplant. Rauf und runter Die unnötige 0:2-Niederlage gegen die Weißrussen war symptomatisch für die Achterbahnfahrt der Bullen. Nach Malmö (Aus in der CL-Quali, Anm.) sind wir ganz klar wieder aufgestanden, sagt Zeidler, danach gab es immerhin ein Remis und zwei Siege in der Bundesliga. Doch Minsk war wieder ein Rückschlag. Mit zwei Toren, die wir nie im Leben bekommen dürfen. Der Stimmung habe das aber nichts anhaben können, das sei gegen die Austria deutlich zu sehen gewesen. Es sagt einiges über den Charakter der Mannschaft aus, dass wir zweimal zurückgekommen sind, so Zeidler. Von Unruhe im Verein könne jedenfalls keine Rede sein. Wir haben am Montag sehr gute Gespräche auch mit den Entscheidungsträgern gehabt. Es gibt ein sehr gutes Vertrauen und Ruhe. Wir haben die volle Unterstützung. Red Bull wird diesen Weg konsequent weitergehen. Hinteregger-Rückkehr unklar Nicht nur bei Soriano hält sich Zeidler alles offen. Unklar ist auch, ob das zuletzt verletzte Defensivbollwerk Martin Hinteregger zurückkehrt. Wir werden sehen, ob es reicht, sagte Zeidler vor dem Training am Mittwochnachmittag. es gilt jedenfalls: Er kann für die Mannschaft eine große Rolle spielen, auch was den Geist betrifft. Umstellen muss Zeidler wegen der Sperre von Naby Keita im zentralen Mittelfeld. Yasin Pehlivan, der gegen die Austria auflief, ist noch nicht spielberechtigt, Christoph Leitgeb könnte mit Valon Berisha im Zentrum agieren. Wir haben da viel Qualität, sagt Zeidler. Der Gegner kassierte indes am Wochenende mit einem 0:1 gegen Nachzügler Torpedo Schodsina die erste Liganiederlage nach sieben Siegen. Zeidler: Vielleicht haben sie zu viel gefeiert. (APA, red, 26.8.2015) Europa-League-Qualifikation, Rückspiel, Donnerstag Red Bull Salzburg – Dinamo MinskRed-Bull-Arena, 20.30 Uhr, live ORF 1, SR Blom (NED), Hinspiel 0:2 Salzburg: Walke – Schwegler, Caleta-Car, Miranda/Hinteregger, Ulmer – Schmitz, Ch. Leitgeb, Berisha, Minamino – Soriano, Reyna Ersatz: Stankovic – Lainer, Sörensen, Atanga, Laimer, Lazaro, Prevljak, Oberlin, Djuricin Es fehlen: Keita (gesperrt), Pehlivan (im Europacup noch nicht spielberechtigt) Minsk: Gutor – Begunow, Politewitsch, Bangura, Witus – Adamovic, Woronkow, Korytko, Neacsa – Beqiraj, Rassadkin Ersatz: Ignatowitsch – Weretilo, Konzewoj, El Monir, Udoji, Tigorew, Buljiga Es fehlt: Korsun (gesperrt) Wissenschaft;Laut einer aktuellen Studie verzerrt der Skalierungseffekt unsere Wahrnehmung vergangener Katastrophen. Erlangen/Nürnberg – Drastische Klimawandelereignisse hat die irdische Biosphäre schon vielfach über sich ergehen lassen müssen. Was den aktuellen, vom Menschen verursachten Klimawandel so folgenschwer macht, ist das ungewöhnlich hohe Tempo, in dem er abläuft. So lautet zumindest die allgemeine Annahme, die aber nicht vollständig korrekt sein muss, wie die Universität Erlangen-Nürnberg berichtet. Wissenschafter um den Paläobiologen Wolfgang Kießling legten nun in Nature Communications eine Studie vor, derzufolge unsere Interpretation erdgeschichtlicher Klimaumwälzungen ein verzerrtes Bild der tatsächlichen Ereignisse ergeben könnte. Der Grund dafür liegt in den unterschiedlichen Zeiträumen, die für Klimaforschungen herangezogen werden. Frühere Epochen lassen sich nämlich nur auf einen Zeitraum von einigen zehntausend Jahren eingrenzen, was eine beachtliche Unschärfe ergibt: Aufs und Abs innerhalb eines solchen Abschnitts können nicht erfasst werden. Vergleicht man dann etwa die Erderwärmung der letzten Jahrzehnte mit der Erwärmung vor 250 Millionen Jahren an der Perm-Trias-Grenze, erscheint der heutige Klimawandel rasend schnell: Die Geschwindigkeit, mit der sich die Ozeane von 1960 bis 2010 erwärmt haben, ist 0,007 Grad pro Jahr. Das sieht nach nicht viel aus, sagt Kießling. Aber das ist 42-mal schneller als der Temperaturanstieg, den wir über die Perm-Trias-Grenze messen können. Damals erwärmten sich die Ozeane um 10 Grad, aber da sich der Zeitbereich nur auf 60.000 Jahre eingrenzen lässt, ergibt sich rechnerisch die gering anmutende Rate von 0,00017 Grad pro Jahr. Für ihre Studie haben die Forscher rund zweihundert Analysen von Klimaveränderungen aus verschiedensten Abschnitten der Erdgeschichte zusammengetragen. Dabei wurde deutlich, dass die scheinbare Geschwindigkeit des Klimawandels umso geringer ausfällt, je länger die Zeiträume sind, über die man Erwärmungs- oder Abkühlungsphasen betrachtet. Der Grund dafür: Rapide Klimaänderungen gehen nicht über längere Zeiträume monoton in eine Richtung. Es gibt immer wieder Phasen, in denen die Temperaturen stagnieren oder sogar sinken – das ist auch in der aktuellen globalen Erwärmung zu beobachten. Solche schnellen Schwankungen können wir mit den verfügbaren Untersuchungsmethoden bei vergangenen Klimaänderungen jedoch nicht nachweisen. Als Folge davon gaukeln uns die Daten vor, dass der Klimawandel selbst bei den großen Katastrophen der Erdgeschichte immer viel langsamer als heute war. Das war er aber nicht, sagt Kießling. Berücksichtige man diesen sogenannten Skalierungseffekt, stehe die Erwärmung an der Perm-Trias-Grenze – die immerhin mit dem größten Massenaussterben der Erdgeschichte einherging – dem heutigen Klimawandel in Sachen Geschwindigkeit in nichts nach. Nicht-Wissenschaft;Fehler, der bei vielen Nutzern zu Abstürzen beim Anklicken von Links führt wurde ausgeräumt. Das Update auf iOS 9.3 bereitete so manchen Apple-Nutzern wenig Freude. Mussten sie doch bald feststellen, dass die neueste Version des Betriebssystem mit dem einen oder anderen Bug ausgeliefert wurde. Nun bessert der Hersteller nach. Mit iOS 9.3.1 gibt es seit kurzem eine neue Softwareversion für iPhones und iPads. Diese behebt ein besonders nerviges Problem. Viele User hatten von Problemen beim Anklicken von Links berichtet. Die betreffenden Apps ließen sich in Folge nicht mehr nützen oder stürzten ab. Interessanterweise trat das Problem zum Teil auch bei Usern mit älteren iOS-Versionen auf. Mit der neuen Version soll dieser Bug der Vergangenheit angehören. Bereits vor einigen Tagen hatte Apple ein weiteres Problem bereinigt, durch das ältere Geräte zum Teil nicht mehr aktiviert werden konnten. iOS 9.3.1 steht wie gewohnt über die Softwareaktualisierung von Apple zum Download bereit. Nicht-Wissenschaft;Chinesische Online-Handelsplattform kauft 112 Jahre altes Zeitungshaus. Hongkong – Der chinesische Internetkonzern Alibaba bezahlt 2,06 Milliarden Hongkong-Dollar (242,7 Millionen Euro) für die Hongkonger Traditionszeitung South China Morning Post. Die weltgrößte Online-Handelsplattform übernehme dafür das gesamte Mediengeschäft, berichtete die Zeitung am Montag. Der Kauf des 112 Jahre alten Zeitungshauses weckt Sorgen über die Unabhängigkeit des Blattes, das bisher als kritisches Fenster zu China gilt. Die neuen Besitzer beteuern zwar, die Unabhängigkeit wahren zu wollen, wünschen sich aber eine andere Berichterstattung als in westlichen Medien. Alibaba-Vizechef Joseph Tsai kritisierte Medien, die China durch eine besondere Brille sehen. Viele Journalisten, die für westliche Medien arbeiten, dürften mit dem Regierungssystem in China nicht übereinstimmen und das färbt ihren Blickwinkel der Berichterstattung, sagte Tsai. Wir sehen die Dinge anders. Er beschrieb die Perspektive von Alibaba als neuem Eigentümer so: China ist wichtig. China ist eine aufsteigende Wirtschaft. Es ist die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt. Die Welt solle mehr über China erfahren. Die Berichterstattung sollte ausgewogen und fair sein, sagte Tsai in einem Interview der South China Morning Post. Wissenschaft;1801 – Der französisch-österreichische Friedensvertrag von Luneville leitet das Ende des Heiligen Römischen Reiches ein, das – wie schon 1797 vereinbart – das gesamte linke Rheinufer an Frankreich abtreten muss. Die Auflösung des Heiligen Römischen Reiches erfolgt 1806, nachdem Kaiser Franz II. (I.) 1804 das österreichische Erbkaisertum errichtet hat. 1901 – In Stockholm beginnen die ersten Nordischen Spiele, Vorläufer der Olympischen Winterspiele. 1921 – In der Verfilmung von Shakespeares Hamlet (Uraufführung 9.2.) spielt erstmals eine Frau, Asta Nielsen, die Hauptrolle. Der Titelheldin ist kein Erfolg beschieden, ihr pagenartig geschnittenes Haar löst jedoch eine Modewelle in Deutschland aus. 1931 – Neu-Delhi wird offiziell zur Hauptstadt Indiens erklärt. 1936 – Der Bischof von Münster, Clemens August Graf von Galen, wendet sich nach der Verhaftung katholischer Jugendlicher öffentlich gegen die Verfolgung, der sich die Kirche unter dem Naziregime ausgesetzt sieht. 1941 – Die nach Frankreich geflüchteten deutschen sozialdemokratischen Politiker Rudolf Hilferding und Rudolf Breitscheid werden der Gestapo übergeben. 1946 – In der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands beginnt der Gründungskongress des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes. 1956 – Zum ersten Mal nach 1945 wird in der Wiener Staatsoper wieder der Opernball veranstaltet. 1971 – Bei einem Erdbeben bei Los Angeles kommen 64 Menschen ums Leben. 1976 – Im Bürgerkrieg in Angola, das 1975 von Portugal in die Unabhängigkeit entlassen wurde, erobert die regierende MPLA von Präsident Agostinho Neto das Hauptquartier der UNITA-Rebellen von Jonas Savimbi in Huambo. 1981 – Nach dem Rücktritt von Ministerpräsident Jozef Pinkowski tritt General Wojciech Jaruzelski an die Spitze der polnischen Regierung. 1991 – In einem Referendum in Litauen sprechen sich 90,5 Prozent für die Unabhängigkeit der baltischen Sowjetrepublik aus. 2001 – Die USA und die EU können sich auf einer Konferenz des UNO-Umweltprogramms (UNEP) in Nairobi nicht auf einen Weg zur Reduzierung der Treibhausgase einigen. 2006 – Gerhard Berger gibt ein Comeback in der Formel 1. Der Tiroler steigt als Gesellschafter beim zweiten Red-Bull-Team Scuderia Toro Rosso ein, indem er 50 Prozent der Anteile des ehemaligen Minardi-Rennstalls erwirbt. Geburtstage: Rudolf Walter Leonhardt, dt. Publizist (1921-2003) Garret Fitzgerald, irischer Politiker (1926-2011) Thomas Bernhard, öst. Schriftsteller (1931-1989) Robert Morris, US-Künstler (1931- ) Josef Masopust, tschech. Fußballspieler (1931-2015) Imanuel Geiss, dt. Historiker (1931-2012) Todestage: Fjodor M. Dostojewski, russ. Schriftsteller (1821-1881) Telemaco Signorini, ital. Maler (1834-1901) Leonard Steckel, dt. Schauspieler (1901-1971) Herma Bauma, öst. Leichtathletin und Handballerin (1915-2003) Mercer Ellington, US-Jazzmusiker (1919-1996) Bill Haley, US-Rockmusiker (1925-1981) James Cleveland, US-Sänger u. Komponist (1931-1991) (APA, 9.2.2016) Nicht-Wissenschaft;Der Verzicht auf die Erwähnung religiöser Feiertage wird von vielen Nutzern nicht goutiert. Alle drei abrahamitischen Religionen begehen diesen Dezember große Festlichkeiten: Im Judentum wird Hannukah gefeiert, im Christentum das Weihnachtsfest und im sunnitischen Islam der Geburtstag Mohammeds, der zufälligerweise auf den 24. Dezember gefallen ist. Frei haben alle Staatsbürger am 25. und 26. Dezember, religiöse Minderheiten können ihre Feiertage auch gesondert wahrnehmen. Mit saisonalen Grüßen zu diesem Anlass hat sich nun die Österreichische Hochschüler_innenschaft (ÖH) einen gehörigen Shitstorm eingefangen. Auf ihrer Facebook-Seite wünscht die gesetzliche Vertretung der Studenten schöne gesetzliche Feiertage – und erbost so Anhänger aller möglichen Religionen. Ihr seid peinlich und eine Schande für jeden, dem Hochschulpolitik ein Herzensanliegen ist, schreibt beispielsweise ein Student. Eine andere Kommilitonin nennt es peinlich, dass die ÖH es nicht respektiere, wenn andere Menschen ein religiöses Fest begehen. Liebe Alle! Liebe Kolleg_innen!Schöne Feiertage - erholt euch gut.Wir freuen uns auch im neuen Jahr für euch da sein... Nach mittlerweile über hundert Kommentaren hat die ÖH ihr ursprüngliches Posting editiert und angemerkt, es sei ihr nicht so wichtig, ob ihr Hanukka oder Weihnachten feiert, (...). Der Facebook-Status wird auf zahlreichen rechten Seiten geteilt, beim Ring Freiheitlicher Studenten Linz schreibt man etwa, dass Frohe Weihnachten der linksradikalen ÖH wohl nicht über die Lippen komme. Wer Weihnachten mit einem besinnlichen Fest verbindet, könnte diese Haltung mit einem Blick ins Netz oder auf politische Debatten überdenken: Die christlichen Feiertage spielen in einem oftmals mit xenophoben Untertönen geführten Kampf um eine Leitkultur eine wichtige Rolle. So wurde etwa ein orientalisch anmutender Adventkalender von Lindt heftig kritisiert, andere befürchten immer wieder, der Nikolaus würde aus Rücksicht auf muslimische Kinder abgeschafft werden. Nicht-Wissenschaft;Der Bundesverband Digitale Wirtschaft ließ die Adblocker-Rate für Deutschland erheben und kommt auf über 20 Prozent – "Erheblicher Schaden für Digitale Wirtschaft". Wien/Düsseldorf – Teilen der Nutzerschaft fehle immer noch das Bewusstsein für die Bedeutung von Werbung für die Refinanzierung kostenfreier Angebote im Internet. Mit diesen Worten kommentiert der Deutsche Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) in einer Aussendung die Adblocker-Rate von 21,49 Prozent. Der Verband ließ über seine Mitgliedermedien erheben, wie viele User deutscher Onlinemedien einen Adblocker installiert haben und damit Werbung auf Webseiten blockieren. Wie bereits oben erwähnt: Jeder Fünfte killt Onlinewerbung. Mit dem Resultat, dass Webangeboten Werbeeinnahmen in Millionenhöhe entgehen. Hier entsteht also ein erheblicher Schaden für die Digitale Wirtschaft, der in letzter Konsequenz das konsensuale Ziel eines freien Internets für alle gefährdet, kritisiert Oliver von Wersch, Gruner+Jahr und stellvertretender Vorsitzender Online-Vermarkterkreis, via Aussendung. 2014 betrugen in Deutschland die Investitionen in Onlinewerbung quer über alle Kanäle 5,4 Milliarden Euro. Diese Zahl ist das Ergebnis einer Studie des Internet Advertising Bureau (IAB). Eingerechnet sind sowohl Spendings für Displaywerbung als auch Suchmaschinenmarketing. In Deutschland liefern sich gerade Medienhäuser wie Zeit Online oder Handelsblatt einen Rechtsstreit mit Eyeo, Herausgeber des Adblockers AdBlock Plus. Verlage argumentieren, dass Eyeos Geschäftsmodell gegen Kartellgesetze verstoße und Urheberrechte verletze. Eyeos setzt Anbieter von Werbung gegen Geld auf eine weiße Liste. AdBlock Plus blendet die Anzeigen dann nicht aus. Einen Etappensieg konnte Eyeo bereits vor Gericht feiern, Medien wie Axel Springer kündigten aber weitere juristische Schritte an. Um die Abhängigkeit von Werbung zu reduzieren, bietet in Deutschland beispielsweise das Technologieportal golem.de eine werbefreie Version der Seite an. Bei technikaffinen Usern ist die Adblocker-Rate noch um einiges höher. Im Jänner, drei Monate nach der Einführung, kam golem.de auf 1.600 Digitalabos. DerStandard.at, ebenfalls werbefinanziert und kostenfrei nutzbar, ruft seine Userinnen und User seit vergangenem Herbst dazu auf, entweder den Adblocker zur deaktivieren oder alternativ ein FairUse-Abo zu erwerben. Wollen Leser nicht auf einen Adblocker verzichten, dann können sie das FairUse1-Abo um 12 Euro pro Monat abschließen. Kombiniert mit einem Print-, Kompakt- oder E-Paper-Abos sind es 6 Euro monatlich. Das FairUse2-Abo mit mit reduzierter Werbung (ohne Animation, Ton, Videos, Overlays und kein Flash) kostet 10 Euro pro Monat bzw. kombiniert mit einem anderen Abo schlägt es mit 4 Euro zu Buche. Wissenschaft;Internationale Wissenschafter setzen auf Fußball-Moleküle, um unmagnetische Metalle in Magnete zu verwandeln. Leeds – Einem international Forschersteam ist es zum ersten Mal gelungen, von Natur aus unmagnetische Metalle wie etwa Kupfer magnetisch zu machen. Für ihre Experimente griffen die Physiker auf einen Trick zurück: Sie hüllten das Kupfer in Fullerene aus 60 Kohlenstoffatomen ein. Diese als Buckyballs bekannten molekularen Polyeder verfügen über einige einzigartige Eigenschaften. Die von der Universität Leeds geleitete Studie könnte helfen, neuartige Magnete für unterschiedlichste technische Anwendungen zu entwickeln. Magnete kommen in vielen technischen Anwendungen zum Einsatz: in Stromgeneratoren, bei der Datenspeicherung auf Festplatten oder in Geräten für die medizinische Bildgebung. Permanentmagnete, also solche, die dauerhaft magnetisch sind, können nur aus den drei ferromagnetischen Elementen Eisen, Kobalt und Nickel hergestellt werden. Um die Eigenschaften der Magnete an die Bedürfnisse einzelner Anwendungen anzupassen, fügt man diesen Elementen oft noch kleine Mengen anderer Elemente bei, wobei man zum Teil auf Substanzen zurückgreifen muss, die nur in geringen Mengen verfügbar sind oder schädliche Eigenschaften haben. In einem internationalen Forschungsprojekt haben nun Forschende gezeigt, wie man natürlicherweise unmagnetische Metalle dazu bewegen kann, magnetisch zu werden. Fatma Al Ma’Mari von der Fakultät für Physik und Astronomie der Universität Leeds betont: Damit wird denkbar, dass Magnete für die Geräte der Zukunft aus Substanzen hergestellt werden, die ungefährlich sind und in grossen Mengen zur Verfügung stehen wie etwa Kohlenstoff oder Kupfer. Für ihre Versuche haben die Forschenden auf einem dünnen Kupferstreifen eine Schicht von Kohlenstoff-60-Molekülen – wegen ihrer Form auch Fussball-Moleküle genannt – aufgetragen. Die Bewegung der Elektronen durch die Grenzfläche zwischen den beiden Schichten verändert die magnetischen Eigenschaften des kombinierten Materials so sehr, dass dieses permanent magnetisiert werden kann. Dass tatsächlich die Grenzfläche zwischen den beiden Materialien für das magnetische Verhalten verantwortlich ist, haben Experimente mit Myonen am Paul Scherrer Institut PSI im schweizerischen Villigen gezeigt. Myonen sind instabile Elementarteilchen, mit deren Hilfe man gezielt den Magnetismus an verschiedenen Stellen im Inneren von Materialien untersuchen kann. Im Experiment werden die Myonen in das untersuchte Material hineingeschossen. Da sie sich selbst wie winzige Kompassnadeln verhalten, reagieren sie auf das Magnetfeld an dem Ort im Material, an dem sie sich befinden. Aus ihren Zerfallsprodukten lassen sich die magnetischen Vorgänge im Inneren des Materials erschließen. Die Forscher betonen, dass sie zwar das grundsätzliche Prinzip gezeigt haben, dass sie aber noch daran arbeiten müssen, die Magnete stärker zu machen. Die Magnete, die wir jetzt erzeugt haben, sind noch sehr schwach: sie würden nicht an der Kühlschranktür halten. Aber wir sind überzeugt, dass man mit der richtigen Kombination von chemischen Elementen neuartige Magnete entwickeln kann, die in verschiedenen Zukunftstechnologien Anwendung finden werden, meint Oscar Céspedes, Leiter des Forschungsprojekts an der Universität Leeds. Wissenschaft;'Gewaltiges Gesteinstrümmerfeld lässt sich auf drei schwere Beben zwischen 1100 und 1344 zurückführen. Nepals zweitgrößte Stadt, Pokhara, wurde auf einem Gesteinstrümmerfeld errichtet, das während des Mittelalters bei drei schweren Erdbeben entstanden ist. Diese drei Erschütterungen erreichten auf der Momenten-Magnituden-Skala jeweils etwa die Stärke 8 und verursachten um 1100, 1255 und 1344 gewaltige Erdmassenbewegungen. Ein internationales Team von Geoforschern unter Leitung der Universität Potsdam stellte nun fest, dass dabei katastrophale Ströme von Schlamm und Gestein über eine Strecke von mehr als 60 Kilometern aus dem hohen Annapurna-Massiv zu Tal abgingen. Wir haben die alten Seesedimente aus den aufgestauten Seitentälern beprobt und mit Kohlenstoffisotopen 14C datiert. Damit ließen sich die Ablagerungen genau diesen drei Altersgruppen zuordnen, die mit den erwähnten Starkbeben zusammenpassen, erklärt Christoff Andermann vom Deutschen GeoForschungsZentrum GFZ in Potsdam. Ein gewaltiger Gesteinsbrocken, der oben auf den Sedimentablagerungen liegt, weckte ebenfalls das Interesse der Wissenschafter. Der Brocken hat fast zehn Meter Durchmesser und wiegt rund 300 Tonnen. Die Forscher untersuchten an seiner Oberfläche die Konzentration von Beryllium-Isotopen, die durch kosmische Strahlung entstehen. Im Resultat ergab sich, dass sich der Zeitpunkt der Ablagerung des Felsblocks einem weiteren Erdbeben zuordnen ließ, das 1681 stattgefunden hat. Pokhara liegt am Fuß des mehr als 8.000 Meter hohen Annapurna-Massivs; ob dieser Geröllbrocken mit einem Sedimentstrom transportiert wurde oder sich durch die Kraft des Bebens einfach umgedreht hat, lässt sich noch nicht mit absoluter Sicherheit feststellen, aber einem Bebenereignis vor rund 330 Jahren lässt er sich zuordnen. Solche Untersuchungen gehen über das rein wissenschaftliche Interesse an seismischen Ereignissen hinaus. Sie ermöglichen Aussagen über die die Mobilisierung von Geröllmassen durch Erdbeben, die Wiederholungshäufigkeit von starken Erdbeben im Himalaja und welche Rolle solche Erdbeben in der Entstehung und Formung von Hochgebirgslandschaften haben. Damit liefert die im Fachjournal Science präsentierte Arbeit wichtige Erkenntnisse zur Risikoabschätzung in tektonisch aktiven Hochgebirgen.' Nicht-Wissenschaft;Moskau will 50 Millionen Dollar Belohnung für Hinweise zahlen, die zu den Tätern führen. Kairo/Moskau – Finden und bestrafen lautete die Forderung von Russlands Präsident Wladimir Putin, als ihm Geheimdienstchef Alexander Bortnikow mitteilte, der Absturz des russischen Ferienfliegers über dem Sinai Ende Oktober gehe auf das Konto von Terroristen. Laut Bortnikow befand sich an Bord der Maschine eine selbstgebaute Bombe ausländischer Produktion mit der Sprengkraft von etwa einem Kilogramm TNT. Dadurch kam es zum Zerbrechen des Flugzeugs in der Luft, was auch die Streuung der Rumpfteile auf einer so großen Fläche erklärt. Bei dem Absturz Ende Oktober waren alle 224 Insassen ums Leben gekommen. Es handelte sich um die größte Flugkatastrophe in der russischen Geschichte. Russland wird nicht das erste Mal mit barbarischen terroristischen Verbrechen konfrontiert, häufig ohne jeden ersichtlichen Grund, sei es außen- oder innenpolitisch, sagte Putin offenbar mit Blick auf den Sprengstoffanschlag von Ende 2013 auf den Bahnhof der Stadt Wolgograd. Niemand und nichts werde vergessen, versprach der Kremlchef und kündigte Vergeltung an. Die Kampfeinsätze unserer Luftwaffe müssen nicht nur fortgesetzt werden. Sie müssen so verstärkt werden, dass die Verbrecher begreifen, dass die Strafe unausweichlich ist, sagte er. Lange hatte sich die russische Führung gegen die Anschlagsversion gestellt. Als westliche Geheimdienste bereits von einem Attentat sprachen, wies Kremlsprecher Dmitri Peskow die Angaben noch als Spekulation zurück. Hinter dem Blocken dürften innenpolitische Motive stecken. Der Kreml wollte nicht, dass die Bevölkerung den Anschlag als Reaktion der Jihadisten auf Russlands Luftangriffe in Syrien verstand und möglicherweise den Einsatz infrage stellte. Nach den Anschlägen in Paris bietet die Attentatsversion Moskau nun allerdings die Möglichkeit, außenpolitisch den gemeinsamen Kampf zu betonen. Putin forderte, die russischen Luftangriffe mit den französischen zu koordinieren. Um die Täter zu fassen, hat der russische Geheimdienst FSB ein hohes Belohnungsgeld ausgesetzt. Für Informationen, die zur Verhaftung der Verbrecher führen, wird eine Belohnung in Höhe von 50 Millionen Dollar ausgezahlt, teilte die Sicherheitsbehörde mit. Auf der Suche nach den Hintermännern werde Russland, wenn nötig auch ohne die Zustimmung fremder Regierungen, Spezialeinsätze im Ausland durchführen, deutete Peskow an. Das Recht auf Selbstverteidigung sei von der UN-Charta gestützt, sagte er. Hoffnungen auf einen schnellen Fahndungserfolg haben sich unterdessen erst einmal zerschlagen: Das ägyptische Innenministerium hat Berichte dementiert, wonach bereits Verdächtige am Flughafen Sharm El-Sheikh festgenommen worden seien. Die Behörden in Kairo forderten die Medien auf, nur offiziell bestätigte Meldungen zu veröffentlichen. Ägypten leidet wirtschaftlich schwer unter den Folgen des Attentats. Mehrere europäische Länder haben den Flugverkehr nach Ägypten wegen der Terrorgefahr eingestellt. Russland hat insgesamt 83.000 Touristen aus Ägypten ausgeflogen. Nicht-Wissenschaft;Der Mythen- und Religionsforscher wurde 91 Jahre alt. Wien – Sein französischer Landsmann Michel Serres nannte ihn den neuen Darwin der Humanwissenschaften. Und in der Tat, wer das Werk des Religionswissenschafters René Girard unvoreingenommen betrachtete, kam aus dem Staunen nicht heraus. Girards Einsichten verdankten sich sorgfältiger Lektüre. Untersucht hat Girard praktisch alle Gründungstexte der abendländischen Kultur. In ihnen fand er das immer gleiche Muster abgebildet: Menschen ahmen einander nach. Ihre mimetische Rivalität erzeugt Spannungen, die in exzessive Gewalt münden. Inneren Frieden finden archaischen Kulturen dadurch, dass sie sich an Sündenböcken schadlos halten. Deren rituelle Tötung beschreibt das wiederkehrende Muster: Es ist die Religion, die das Wissen über die reinigende Wirkung des Ritus wachhält und seine wahre Ursache zugleich gnädig verschleiert. Das Opfer verdient nach der Schlachtung göttliche Verehrung. Girard wies den Kern sakraler (Königs-)Herrschaft als die Vertagung besagten Opfers aus. Jetzt ist der Autor von Figuren des Begehrens in Stanford (Kalifornien) gestorben. Nicht-Wissenschaft;UNHCR: Rhythmus der Ankünfte erhöhte sich zuletzt beständig – Deutschland hebt Flüchtlingsprognose an. Berlin/Genf – Neuer Rekordwert in Griechenland: Innerhalb nur einer Woche (8. bis 14. August) haben 20.843 Schutzsuchende das EU-Land erreicht, wie das UN-Flüchtlingshochkommissariat UNHCR am Dienstag in Genf mitteilte. Das sind fast halb so viele wie im gesamten Jahr 2014, als 43.500 Flüchtlinge Griechenland erreichten. Der Rhythmus der Ankünfte hat sich in den vergangenen Wochen beständig erhöht, betonte das UNHCR. Das schwer unter der Schuldenkrise leidende Griechenland ist nach UN-Einschätzung durch immer weiter steigende Flüchtlingszahlen überfordert und braucht dringend Unterstützung. Wir warnen seit Monaten, dass die Flüchtlingskrise in Griechenland immer schlimmer wird, sagte der Sprecher des UN-Flüchtlingshochkommissariats UNHCR, William Spindler. Die Infrastruktur für Aufnahme, Betreuung und Registrierung auf den griechischen Inseln und auf dem Festland muss dringend gestärkt werden, fügte er hinzu. Die UN-Organisation rät der Regierung in Athen, zu diesem Zweck ein Sondergremium zu schaffen, das alle Aktivitäten zur Aufnahme und Unterstützung der Flüchtlinge koordiniert. Dazu sei auch Hilfe von der EU nötig: Europäische Staaten sollten Griechenland dabei unterstützen. Erst vergangene Woche kündigte EU-Migrationskommissar Dimitris Avramopoulos an, Athen werde weitere Nothilfe bei der EU-Kommission für Asyl beantragen. Außerdem werde Griechenland den Zivilschutz-Mechanismus der EU auslösen. Dadurch sei weitere Unterstützung mit Material und Expertise durch die EU-Staaten in der Ägäis möglich. Die meisten der in den vergangenen Wochen nach Griechenland geflohenen Menschen kamen nach UNHCR-Angaben aus Syrien, Afghanistan und dem Irak. Ein Großteil von ihnen erreichte Griechenland auf dem Seeweg aus der Türkei und kam auf den nahegelegenen Inseln Kos, Lesbos, Samos und Chios an. Viele Flüchtlinge leben oft wochenlang an den Stränden und auf den Straßen, bevor sie schließlich registriert werden und nach Athen weiterreisen können. Die deutsche Bundesregierung wird unterdessen ihre Flüchtlingsprognose voraussichtlich stark anheben. Die neue Vorhersage des zuständigen Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge, die Innenminister Thomas de Maizière (CDU) am Mittwoch vorstellen wolle, werde drastisch höher ausfallen als die bisherige, berichtet das Handelsblatt (Dienstag). Demnach könnten in diesem Jahr 650.000, womöglich sogar 750.000 Asylbewerber nach Deutschland kommen. Bisher hatte die deutsche Bundesregierung mit 450.000 gerechnet, schrieb das Blatt unter Berufung auf Regierungskreise. Wissenschaft;Historiker räumen mit einem Mythos auf und beleuchten die komplizierten Spielregeln der Zwischenkriegszeit. Wien – ÖFB-Präsident Richard Eberstaller begann zu schluchzen: Am 19. Februar 1937 wurde auf dem Zentralfriedhof Hugo Meisl begraben, der legendäre Teamchef des Wunderteams. Dass der Vorsitzende während seiner Grabrede so bitterlich weinte, verwundert: Eberstaller war illegaler Nationalsozialist und Meisl Jude. Handelte es sich um Krokodilstränen? Das sei nicht einfach zu beantworten, sagt Bernhard Hachleitner von der Universität für angewandte Kunst: Es gibt im Wiener Sport der Zwischenkriegszeit seltsame Koalitionen, bei denen es heute schwerfällt, sie zu begreifen. Hachleitner und seine Kollegen versuchen es dennoch: Im Rahmen eines Projekts in Kooperation mit der Universität Wien erforschen sie die Geschichte der jüdischen Sportfunktionäre in Wien von 1918 bis 1939. Die vom Wissenschaftsfonds FWF finanzierte Studie vereint zwei zentrale Aspekte der Stadtgeschichte dieser Epoche: Zum einen widmet sie sich der Wien wesentlich mitprägenden jüdischen Kultur. Zu dieser Zeit waren fast elf Prozent der Bevölkerung Juden – bis 1938 war die Stadt damit eine der größten jüdischen Gemeinden Europas. Zum anderen nimmt das Projekt einen weiteren historischen Sachverhalt in den Blick: In der Hauptstadt entwickelte sich seinerzeit der Sport zum Massenphänomen. Das erklärt Projektmitarbeiter Matthias Marschik vom Institut für Publizistik vor allem durch die politischen Erfolge der Arbeiterbewegung: Das rote Wien schafft in den 1910er-Jahren die Voraussetzungen für diese Entwicklung. Vorher hatte der Großteil der arbeitenden Bevölkerung gar keine Zeit für Sport. Das änderte sich dann nach dem Krieg. Auf einmal schossen die Sportvereine wie Pilze aus dem Boden, und bei fast allen Clubs waren nach den Erkenntnissen der Forscher Juden als Funktionäre tätig. Das räumt mit einem populären Mythos im Wiener Sportgedächtnis auf, der eine jüdische Vergangenheit nur bei den Vereinen SC Hakoah und Austria Wien verortet. Das sei nicht haltbar, erklärt der ebenfalls an der Studie beteiligte Politologe Georg Spitaler vom Verein für Geschichtsschreibung der Arbeiterbewegung: Die inzwischen klassische Wiener Erzählung von jüdischen und nichtjüdischen Vereinen ist in Wirklichkeit viel komplizierter. Spitaler hat bereits 2009 eine Studie zu Rapid Wiens Vergangenheit im Nationalsozialismus vorgelegt und war damals darauf gestoßen, dass auch in Hütteldorf mit Leo Deutsch und Hans Fischer zwei jüdische Präsidenten amtierten. Das geriet wie bei vielen Wiener Sportvereinen in Vergessenheit – zum einen, weil die nationalsozialistische Vernichtungsmaschinerie diesen Teil der Vergangenheit buchstäblich fast auslöschte. Zum anderen war die Definition der jüdischen Existenz im Wien der Zwischenkriegszeit eine vieldiskutierte Frage. So sah sich ein assimiliertes jüdisches Bürgertum angesichts orthodoxer Kriegsflüchtlinge aus Osteuropa wieder mit der Frage nach der eigenen Identität konfrontiert – ebenfalls durch eine städtische Gesellschaft, in der sich der Antisemitismus virulent ausbreitete. Manche Funktionäre definierten sich selbst auch gar nicht als jüdisch oder verschwiegen ihre Herkunft. Das hielt häufig auch die andere Seite so. Das Judentum eines Funktionärs wurde meist in der Öffentlichkeit zur Sprache gebracht angesichts negativer oder lediglich als solcher empfundener Entwicklungen: Niederlagen, Clubpleiten oder die Einführung des Profifußballs. Übliche antisemitische Klischees etwa von jüdischer Gier wurden dann wieder ins Spiel gebracht. Bodenständig ist daher laut Spitaler in dieser Zeit auch als eine antisemitische Chiffre für nichtjüdisch zu verstehen. Sein Kollege Hachleitner verweist deshalb darauf, dass es bei dieser Thematik nötig sei, ganz genau hinzusehen: Man muss sich sehr in diese Zeit einlassen, um zu verstehen, welche Begriffe benutzt wurden, um jüdische Zugehörigkeit nur zu thematisieren, oder was man wirklich antisemitisch gebraucht hat und so verstand. In einem bestimmten Kontext konnte auch schon eine freundliche Zuschreibung wie fleißig bereits ein vergiftetes Lob sein. Für ihre Untersuchung haben die Wissenschafter im Sinne einer Diskursanalyse neben persönlichen Dokumenten, Selbstbeschreibungen, behördlichen Dokumenten und Vereinschroniken auch die Sportberichterstattung dieser Zeit gesichtet. Dabei sind sie neben einem ebenso vielseitigen Bild der jüdischen Sportfunktionäre auch auf die Vorgehensweisen der Antisemiten gestoßen. Die nationalsozialistische Deutschösterreichische Tages-Zeitung druckte etwa in Hakoahs Meisterschaftsjahr 1925 lange Zeit keine Spielberichte über das Team und geiferte, als der Weg der Krieauer zum Titel nicht mehr zu ignorieren war, über eine angeblich unfaire Spielweise und einschüchternde jüdische Zuschauermassen. Aus dieser braunen Tinte wurde spätestens nach der Annexion 1938 bitterböser Ernst: Die Hakoah wurde nur einen Tag nach dem Anschluss aufgelöst. In kürzester Zeit wurden jüdische Sportler und Funktionäre aus Vereinen und Verbänden geworfen und verfolgt – was von den Sportgazetten gefeiert und von der Bevölkerung lautstark begrüßt wurde. Empörung erntete nur, wer sich an geliebten Insignien vergriff: Die Umbenennung der Austria in SC Ostmark wurde bereits im Juni 1938 wieder rückgängig gemacht. Um die einst blühende jüdische Sportlandschaft war es da bereits geschehen. Wissenschaft;Ein Experiment zeigt, dass der Tod nicht durch Ersticken eintritt – und ein Fossilfund verweist auf die Ursprünge dieser Praxis. Washington/Wien – Sie gehören mit zu den erfolgreichsten Reptilien des Planeten – und zu den anpassungsfähigsten: Die rund 3.500 heute lebenden Schlangenarten kommen in so gut wie allen Lebensräumen außer den polaren Kältezonen vor, im Wasser ebenso wie zu Lande. Wann und wo aber haben die Tiere ohne Gliedmaßen ebendiese verloren und zu schlängeln begonnen? Und wer waren ihre – buchstäblichen – Vorgänger? Bisher ging man davon aus, dass die ersten Tiere mit deutlich rückgebildeten Gliedmaßen vor rund 150 Millionen Jahren auftauchten, und zwar als Nachfahren waranartiger Echsen, die womöglich aus dem Meer kamen. Denn zu diesen Nachfahren zählten nicht nur landlebende Tiere, sondern auch Meeressaurier. Fossilien, die diese Hypothese einer marinen Herkunft der Schlangen belegen würden, sind aber äußerst rar. Missing Link mit vier Füßen Ein Fossilfund aus dem Nordosten Brasiliens wirft diese Theorie nun über den Haufen: Wie Forscher um David Martill (Universität Portsmouth) im Fachblatt Science berichten, haben sie in einer geschichteten Kalksteinformation aus der frühen Kreidezeit erstmals eine Urschlange mit vier Beinen entdeckt. Das 100 bis 149 Millionen Jahre alte Fossil ist vor allem deshalb eine Sensation, weil es das erste eines schlangenartigen Tiers ist, bei dem nicht nur die hinteren, sondern auch noch die vorderen Extremitäten vorhanden sind. Zudem fehlen dieser Urschlange typische Anpassungen ans Wasserleben. Stattdessen zeigt sie alle Merkmale von grabenden Schlangen und Echsen – für die Forscher eindeutige Belege, dass sich Schlangen eher aus grabenden Vorfahren entwickelten. Aus der Form der Füße, die weniger zum Laufen als zum Zupacken geeignet sind, schlossen die Paläontologen auf die namensgebende Tötungsmethode der Urschlange: Tetrapodophis amplectus bedeutet nichts anderes als Schlange, die mit vier Füßen umklammert. Erdrückende neue Beweise Heutige Würgeschlangen der Art Boa constrictor haben diese Umarmungen ganz ohne alle Extremitäten perfektioniert und zu einer gefürchteten Tötungsmethode gemacht: Sie erdrücken ihre Opfer, die letztlich ersticken – glaubte man zumindest bis dato. Doch auch diese Hypothese dürfte im Orkus der Wissenschaft landen. Scott Boback (Dickinson College in Carlisle), der seit langem über Würgeschlangen forscht, hat mit Kollegen elf Ratten an Boas verfüttert und genau analysiert, was dabei mit den Ratten geschah. Wie die Forscher im Journal of Experimental Biology schreiben, wurden die Opfer so stark zusammengepresst, dass bereits sechs Sekunden nach dem Beginn des Würgegriffs der Blutdruck in der Oberschenkelarterie der Ratten um die Hälfte absank. Auch die Herzfrequenz sank, der Puls wurde unregelmäßig, Sauerstoffmangel beeinträchtigte die Organe. Schließlich folgte der Tod, der deutlich schneller kam als durch Ersticken der Beute. Der neuen Erkenntnis über das Töten der Ratten entspricht auch eine Studie von Scott Boback aus dem Jahr 2012. Damals hatte er herausgefunden, dass die Boas den Herzschlag der Ratten genau fühlen können und mit dem Würgen aufhören, sobald das Herz zu pumpen aufhört. Wissenschaft;Washington - In den USA lässt der Katastrophenfilm San Andreas gerade die Kinokassen klingeln. Gefahr für Kalifornien droht aber nicht nur durch die San-Andreas-Verwerfung: Wie US-Geologen im Journal of Geophysical Research schreiben, sind tektonische Verwerfungen vor der Küste Südkaliforniens unerwartet aktiv, sprich: erdbebengefährlich. AbstractJournal of Geophysical Research: High-resolution mapping of two large-scale transpressional fault zones in the California Continental Borderland: Santa Cruz-Catalina Ridge and Ferrelo faults (red, 2.6.2015) Nicht-Wissenschaft;Erlag 45-jährig den Folgen eines Hirnschlags. Berlin – Es ist jetzt schon einige Jahre her, da schien die Epoche von Frank Sinatra und Sammy Davis jr. wiederaufzuerstehen, jene ferne Zeit, als Pop und Jazz und Entertainment virtuos zu einem charmanten Cocktail gemixt wurden. US-Sänger wie Harry Connick jr., später auch Michael Bublé und aus England kommend Jamie Cullum erweckten den Gestus jener Größen mit juvenilen, dem alten Standards-Repertoire zugeneigten Stimmen. Eine Nostalgiewelle wurde so wieder einmal Mode. Und wie ein Robbie Williams ins übergroße Sinatra-Repertoire zu schlüpfen suchte, so blieb der Trend auch in Deutschland nicht ohne Folgen. Trompeter Till Brönner versuchte sich als Sänger, und auch Roger Cicero konnte dieser jazzigen Nostalgiewelle zugeordnet werden. Cicero, der Deutschland 2007 beim Eurovision Song Contest vertrat (mit Frauen regiern die Welt), war mehr als ein Popsänger, der mit jazzigen Posen kokettierte. Er war live ein ernsthaft um das Genre und dessen Wesen bemühter Künstler, der sich mit heller Stimme aufs glatte Parkett des Scattens begab und so Risiko nahm. Als Songinterpret konnte der als Roger Marcel Cicero Ciceu 1970 in Berlin Geborene mitunter hochkarätig Stimmungen herbeizaubern. Lag ihm ein Song, wie etwa Van Morrisons Moondance, erschuf er einen Mix aus Leichtigkeit und Eindringlichkeit, der auf großes Einfühlungsvermögen schließen ließ. Cicero, der in dem Film Hilde an der Seite von Heike Makatsch spielte und 2012 mit der Single Für nichts auf dieser Welt den offiziellen DFB-Fansong zur Fußball-Europameisterschaft einsang, war also ein im Kommerz ebenso wie im ernsten Fach situierter Künstler. Roger Cicero ist, wie jetzt bekannt wurde, am Donnerstag an den Folgen eines Hirnschlags gestorben. Er wurde 45 Jahre alt. Nicht-Wissenschaft;TV weiter Top, Social Media holt auf – Offenbar keine "Lügenpresse"-Stimmung in Österreich – Tageszeitungen legen zu. Wien – Das Fernsehen gilt den Österreichern nach wie vor als vertrauenswürdigste Quelle, wenn es darum geht, sich über Politik zu informieren. Das zeigt der aktuelle APA-/OGM-Vertrauensindex zu den verschiedenen Mediengattungen. Auch Radio, Tageszeitungen und Teletext sind weiter stark. Social Media holte gegenüber der Befragung 2013 auf, abgestürzt im Vertrauensranking sind dagegen Gratiszeitungen. 500 Österreicher ab 16 Jahren wurden am vergangenen Dienstag befragt, ob sie der politischen Berichterstattung vertrauen. Aus dem Saldo von ja und nein wurde der Index ermittelt. Zuletzt war diese Umfrage im Oktober 2013 durchgeführt worden. Damals wie heute an der Spitze findet sich das Fernsehen mit einem Saldo von 50 Punkten. Damit legte es um drei Punkte zu – trotz aller Unkenrufe, dass es Informationssendungen zunehmend schwerer hätten, und einem Trend zum nichtlinearen TV-Konsum, der frühere Fixtermine wie Nachrichtensendungen relativiert. Das Überall-Medium Radio findet sich dicht dahinter mit 49 Punkten, was Gleichstand mit 2013 darstellt. Karin Cvrtila von OGM erklärt dies auch mit den TV und Radio eigenen O-Tönen, wodurch sie als authentischer eingeschätzt würden. Vertrauenswürdigste Info-Quelle Nummer drei ist der Teletext, der 39 Punkte erzielte (minus drei). Keine Vertrauenskrise haben der Umfrage zufolge die Tageszeitungen zu befürchten. In Zeiten, in denen das Schmähwort Lügenpresse zum nur teils ironischen geflügelten Wort wurde, legten sie um zwei Punkte auf 37 zu. Zeitschriften und Magazine liegen mit einem Punkt im Plus. Von der Lügenpresse-Diskussion in Deutschland sind österreichische Printmedien bisher nicht betroffen, so Cvrtila. Spannend der Blick auf Online-Plattformen und Social-Media-Kanäle. Facebook (minus 52 Punkte) und Twitter (minus 26) sind zwar weiterhin Schlusslichter der Vertrauens-Hitparade. Doch beide Channels haben gegenüber 2013 je fünf Punkte aufgeholt und sind die Gewinner der dieswöchigen Umfrage, so Cvrtila. Hier scheinen die Online-Auftritte einzelner Politiker ausschlaggebend zu sein, verweist sie auf einen Trend, den immer mehr Politiker zu nutzen suchen. Youtube (minus 20) konnte sein Saldo immerhin um zwei Punkte verbessern. Google als Informations- oder wohl eher Recherchequelle ist mit 14 Punkten im Plus, Online-Medien mit sechs Punkten. Einen gehörigen Vertrauensverlust setzte es unterdessen für Gratiszeitungen, die im Vertrauensindex acht Punkte verloren und nun bei minus 22 liegen. Eine mögliche Erklärung ist laut Cvrtila die intensive Debatte rund um Inserate und wohlmeinende Berichterstattung in gewissen Titeln. Wenig trauen die Österreicher auch Onlineforen (mit 22 Punkten im Minus) und Instagram (minus 19, erstmals abgefragt). Wissenschaft;Staatspreis für Umwelt- und Energietechnologie für neues Fischleiter-System und Plus-Energie-Gebäude. Wien – Wenn Wasserfälle, Stauwehre oder Kraftwerke Fischen den Weg versperren, sollen Fischleitern ihnen den Auf- und Abstieg erleichtern: Stufenförmige Wasserläufe ermöglichen Fischen und anderen Bewohnern von Fließgewässern, bauliche und natürliche Hindernisse zu passieren. Um derartige Einrichtungen energetisch nachhaltig zu konstruieren, hat der gelernte Maschinenschlosser Walter Albrecht eine Drehrohr-Doppel-Wasserkraftschnecke entwickelt. Seine Erfindung wurde letzten Freitag in der Kategorie Umwelt und Klima mit dem Staatspreis für Umwelt- und Energietechnologie prämiert. Insgesamt vergaben Lebens-, Wissenschafts- und Verkehrsministerium Preise in drei Kategorien. Durch Fischleitern fließt viel Wasser, das eigentlich zur Energiegewinnung verwendet werden könnte, einfach ab, sagt Albrecht. Diese Energie will er nutzen. Zudem sieht er Nachholbedarf beim ausreichenden Schaffen von Abstiegsmöglichkeiten für Fische, die nach dem Laichen wieder flussabwärts schwimmen und dabei allzu oft Opfer der Turbinen von Wasserkraftwerken werden. Seine Idee wurde auch aus Anlass einer EU-Richtlinie geboren, die vorsieht, dass ab 2021 alle Gewässer durchlässig für Fische sein müssen – in beide Richtungen. Die Funktionsweise der Drehrohr-Doppel-Wasserkraftschnecke ist rasch erklärt: In einem Rohr befinden sich zwei Schnecken, die in unterschiedliche Richtungen gewunden sind. Über die äußeren Windungen fließt das Wasser nach unten und erzeugt Strom. Der innere Teil der Schnecke transportiert einen Teil des Wassers nach oben – und mit ihm die Fische. Bei nur 20 Umdrehungen pro Minute droht den Fischen keine Kollision mit der Schnecke. Fischökologische Monitorings der Universität für Bodenkultur (Boku) bestätigten die Wirksamkeit des Systems. Die Anfragen aus allen EU-Ländern sind in letzter Zeit sprunghaft angestiegen, sagt Albrecht. Der Umbau eines Standorts der TU Wien am Getreidemarkt zu einem sogenannten Plus-Energie-Hochhaus wurde in der Kategorie Forschung und Innovation prämiert. Das zentrale Ziel: mehr Energie ins Stromnetz einspeisen, als daraus bezogen wird. Primär versorgt sich das Gebäude nun mit Strom aus der eigenen Photovoltaikanlage, aber auch mit Energie aus der Serverabwärme und der Aufzugsanlage. Der Preis in der Kategorie Energie und Effizienz wurde für kaskadische Wärmenutzung vergeben: Durch einen Umbau des Klimasystems in einem großen oberösterreichischen Schlachtbetrieb gelang es dem technischen Leiter Alexander Schumergruber und David Wöss von der Boku, den Verbrauch fossiler Energie um 80 Prozent zu senken. Wissenschaft;Die enorme Komplexität und scheinbare Absurdität der Quantenmechanik hat sie zu einem idealen Spielplatz für Pseudowissenschafter aller Art gemacht. Man kann mit Sicherheit sagen, dass niemand die Quantenmechanik versteht. Das hat immerhin der berühmte Physiker und Nobelpreisträger Richard Feynman behauptet. Ob er damit recht hat oder nicht, ist Ansichtssache beziehungsweise hängt davon ab, wie man verstehen in diesem Zusammenhang definiert. Tatsache ist jedenfalls, dass die Quantenmechanik wunderbar funktioniert. Die in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts begründete Wissenschaft zur Beschreibung der Atome und Elementarteilchen macht Vorhersagen, die so gut wie kaum irgendwo anders durch Experimente und Beobachtungen bestätigt werden. Auch wenn die Phänomene der Quantenwelt unseren Alltagsvorstellungen widersprechen und uns absurd vorkommen, basiert doch fast unsere gesamte moderne Technik auf den Ergebnissen dieser Forschung. Aber gerade die enorme Komplexität und scheinbare Absurdität der Quantenmechanik hat sie zu einem idealen Spielplatz für Pseudowissenschafter und Esoteriker aller Art gemacht. Vielleicht versteht ja tatsächlich niemand die Quantenmechanik. Aber auf jeden Fall gibt es sehr viele Leute, die sie, ob mit Absicht oder aus Ignoranz, missverstehen. Und die Konzepte der Physik benutzen, um ihren eigenen Lehren einen wissenschaftlichen Anstrich zu geben. Bereits aus der Quantenphysik ist uns bekannt, dass jede Materie Licht und Information ist. Somit ist alles in unserem Leben Schwingung und Energie, kann man zum Beispiel auf der Homepage eines Lebensenergiezentrums in der Steiermark lesen – und dort auch gleich Seminare in Quantenheilung buchen: Wenn die ganze Materie inklusive unseres Körpers nur aus Information besteht und alles schwingt, dann braucht es eben auch nur die richtigen Schwingungen, um den Körper zu ändern oder zu heilen. Die Vorstellung, aus der Quantenmechanik würde folgen, dass alles schwingt oder alle Materie Information sei, ist vermutlich das am weitesten verbreitete Missverständnis. Die Sache mit den Schwingungen bezieht sich auf die zugegebenermaßen verwirrende Tatsache, das die Quantenmechanik die Vorstellung über den Haufen geworfen hat, wir wüssten, woraus die Dinge wirklich bestehen. Davor gab es zum Beispiel lange Diskussionen darüber, ob Licht eine Welle ist oder doch ein Strom aus Teilchen. Die Quantenmechanik hat gezeigt, dass beide Vorstellungen falsch beziehungsweise richtig sind. Licht ist, vereinfacht gesagt, etwas, das sich manchmal besser als Teilchenstrom und manchmal besser als Welle beschreiben lässt, ohne dabei aber eine Welle oder ein Teilchen zu sein. Und das Gleiche gilt auch für die Beschreibung der Materie. Objekte wie Elektronen oder auch ganze Atome verhalten sich mal wie eine Welle und mal nicht. Die aktuellen Modelle der Teilchenphysik verzichten ganz auf diese Konzepte und beschreiben alles durch interagierende Felder. Daraus aber abzuleiten, dass alles schwingt, ist eine unzulässige Vereinfachung, die ignoriert, dass die Quantenmechanik nur auf mikroskopischen Skalen anwendbar ist, aber nicht auf der Makroebene unserer Alltagswelt. Es handelt sich dabei um einen reinen Analogieschluss, dem jede logische Grundlage fehlt. Den gleichen Fehler machen Leute, die behaupten, aus der Quantenmechanik könnte man folgern, dass alles mit allem zusammenhängt. Diese Idee ist zum Beispiel die Grundlage all der absurden Wünsch dir was vom Universum-Bücher. In denen kann man lesen, die Quantenmechanik würde behaupten, dass alles miteinander irgendwie in Verbindung stehe und deswegen auch alles einen Einfluss auf alles andere ausüben würde. Oder, wie es einer der Autoren solcher Bücher ausdrückt: Andere Menschen, Dinge oder Ereignisse können sich mit dem Schwingungsfeld, das wir in uns erzeugen, nicht verweigern, wenn sie mit unserer erzeugten Frequenz resonieren (Pierre Franckh, Das Gesetz der Resonanz). Wir müssen also angeblich nur auf die richtige Art und Weise an die richtigen Dinge denken, und dann werden sie auch passieren, weil ja alles mit allem zusammenhängt. Hier wird das quantenmechanische Phänomen der Verschränkung falsch verstanden. Unter ganz speziellen Voraussetzungen können zwei quantenmechanische Systeme tatsächlich so miteinander verbunden werden, dass sie nicht mehr getrennt voneinander betrachtet werden können. Das, was mit dem einen System passiert, hat dann ganz konkrete Auswirkungen auf das andere – und zwar unabhängig davon, wie weit sie räumlich voneinander getrennt sind. Aus quantenmechanischer Sicht spielt diese Trennung keine Rolle (man nennt das die Nichtlokalität der Quantentheorie). Werden zum Beispiel zwei Elektronen auf diese Weise quantenverschränkt, lassen sie sich nicht mehr als Kombination einzelner und unabhängiger Zustände beschreiben, sondern nur noch durch einen gemeinsamen Zustand, der auch dann noch gilt, wenn die beiden Elektronen (beliebig) weit voneinander entfernt werden. Solange sie auf diese Weise verschränkt sind, lassen sich keine Aussagen über den Zustand eines einzelnen Teilchens machen. Erst wenn man an einem von beiden eine konkrete Messung vornimmt, bricht die Verschränkung zusammen, und auch das andere Elektron wird – je nach Zustand des ersten Elektrons – einen konkreten anderen Zustand annehmen, egal wo es sich gerade befindet. Was für Elektronen und andere Objekte der Mikrowelt gilt, funktioniert aber nicht im Alltag. Eine Messung muss nicht unbedingt von einem Wissenschafter mit entsprechenden Geräten vorgenommen werden. Im Sinne der Quantenmechanik ist jede Interaktion mit einem hinreichend großen System eine Messung. Ein Elektron, das einfach so durch die Luft fliegt, wird durch die Wechselwirkung mit den dortigen Molekülen gemessen und verliert dadurch jede etwaige Verschränkung. Will man dieses Phänomen der Dekohärenz vermeiden, dann muss man das Elektron so gut wie möglich vom Rest der Welt isolieren. Da das bei den unvorstellbar vielen Teilchen, aus denen ein Mensch besteht, kaum möglich ist, ist es auch kein Wunder, dass das mit der Verschränkung hier nicht funktioniert. Menschen sind keine Quantenobjekte. Einer derjenigen, die genau diese quantenmechanische Verschränkung untersuchen, ist der österreichische Physiker Anton Zeilinger. Seine Ergebnisse werden von Esoterikern aller Art immer gerne als Beweis für ihre Lehren herangezogen. Zeilinger sagt zwar tatsächlich manchmal gerne Sätze wie Information ist wichtiger als die Wirklichkeit oder Es gibt für die Quantenphysik keine Grenze ihrer Gültigkeit. Zeilinger sagt aber auch: Davon getrennt zu sehen ist eine Interpretation, die die Quantenphysik zur Begründung für gewisse esoterische Positionen heranzieht. Das ist blanker Unsinn. Wer so etwas behauptet, versteht die Quantenphysik nicht. (Wiener Zeitung, 7.12.2012) Die Quantenmechanik nicht zu verstehen ist keine Schande. Das geht so gut wie allen Menschen so. Man muss sie aber auch gar nicht auf dem fundamental-mathematischen Niveau der Wissenschaft verstehen, um feststellen zu können, dass sie nicht als Erklärung für irgendwelche esoterischen und pseudowissenschaftlichen Konzepte dienen kann. Nur weil die Quantenmechanik erfolgreich die Verschränkung zweier Elementarteilchen beschreiben kann, gilt sie nicht für alles, was einem irgendwie ähnlich vorkommt. Man kann einen Menschen nicht mit irgendwelchen feinstofflichen Informationen homöopathischer Globuli verschränken (wie das Vertreter der sogenannten Generalisierten Quantentheorie behaupten). Nur weil in der Quantenmechanik unter bestimmten Umständen die Messung selbst das Ergebnis beeinflusst, folgt daraus nicht, dass die eigenen Gedanken das Universum beeinflussen. Man kann nicht darauf hoffen, dass Dinge wahr werden, wenn man sie sich nur fest genug wünscht. Die Quanten sind doch eine hoffnungslose Schweinerei! hat der Physiker und Nobelpreisträger Max Born in einem Brief an Albert Einstein geschrieben. Viele Studentinnen und Studenten, die sich im Laufe der Zeit durch schwierige Quantenmechanik-Vorlesungen gequält haben, mögen da zustimmen. Die Komplexität und die Erkenntnisse der Quantenmechanik zu missbrauchen, um esoterischen Unsinn mit einer Aura der Wissenschaftlichkeit auszustatten, ist aber eine mindestens ebenso große Schweinerei. Wissenschaft;Menschliche Sprache wird in erster Linie in der linken Hirnhälfte verarbeitet. Nun haben Forscher eine erstaunliche Ausnahme von der Regel entdeckt. Bochum/Wien – Die im kurzen Videoclip festgehaltene Szene ist schon beim Hinschauen erstaunlich: In einer bewaldeten Berglandschaft pfeifen einander zwei Personen abwechselnd ziemlich elaborierte Laute zu. Die Entfernung der pfiffigen Männer beträgt 700 Meter Luftlinie, ihre Standorte sind durch ein Tal getrennt. Vollends verblüffend wird die Szene mit Übersetzung: Nachdem die beiden Männer Grüße ausgetauscht haben, fragte der eine den anderen, ob er später ins Café herüberkommen würde. Der solcherart Angepfiffene bejaht pfeifend. Dann kommt der Forscher ins Spiel, der die Szene filmt: Er lässt Grüße ausrichten. Prompt wird von drüben zurückgepfiffen, wann der Professor das Dorf verlassen wird. Morgen lautet die pfiffige Antwort, worauf der andere von drüben eine gute Reise wünscht, pfeifend. Das Video hat Onur Güntürkün aufgenommen, ein an der Uni Bochum tätiger Hirnforscher mit türkischen Wurzeln, der sich seit einigen Jahren mit dem gepfiffenen Türkisch beschäftigt. Dass diese Sprache überhaupt existiert, sei ein unglaublicher Glücksfall, so Güntürkün: Es ist wie ein Experiment der Natur. Vor der Einführung von Telefonen war gepfiffenes Türkisch in den Bergregionen der nordöstlichen Türkei die wichtigste Kommunikationsform über weite Strecken. Schuld daran ist die zerklüftete Topografie, die Ortswechsel erschwert: Über hunderte Meter hinweg ist Pfeifen besser hörbar. Gepfiffenes Türkisch ist keine andere Sprache, nur Türkisch in einer anderen Form, erklärt Güntürkün. Es sei aber selbst für Personen, die des Türkischen mächtig sind, nur sehr schwer zu verstehen, so der Forscher. Noch faszinierender als das gepfiffene Türkisch ist für den Neurowissenschafter aber, was sich dabei im Hirn abspielt. Während nämlich alle Sprachen – egal ob gesprochen oder gelesen – vor allem in der linken Hemisphäre verarbeitet werden, werden beim gepfiffenen Türkisch beide Hirnhälften benötigt, berichtet Güntürkün im Fachblatt Current Biology: Für die Pfeifsprache braucht es Informationen über Frequenz, Melodie oder Tonhöhe – und die werden in der rechten Hemisphäre verarbeitet. Nicht-Wissenschaft;Nahe Neulengbach befindet sich eine Abhörstation des Bundesheers. Anrainer berichten über zehn unterirdische Stockwerke. Ein Lokalaugenschein.. Eine unscheinbare Abfahrt führt auf den kleinen Hügel im Wienerwald. Wochenendhäuser säumen den Weg, dazwischen blühen Wiesen in bunten Farben. Ein idyllischer Ort, wären da nicht die riesigen weißen Masten, die durch eine Vielzahl von Schleifen miteinander verbunden sind. Ein bizarres Objekt in der naturbelassenen Landschaft, das an ein Spinnennetz erinnert. Wer sich der Anlage über die Zufahrtsstraße nähert, um mehr über die ominösen Masten zu erfahren, stößt bald auf angsteinflößende Warnschilder: Das Betreten des eingezäunten Gebiets sei strengstens verboten, scharfe Munition würde bei Eindringlingen zum Einsatz kommen. Fotografieren oder das Anfertigen von Zeichnungen sei streng verboten. Eine Videokamera registriert jeden Neugierigen, hinter dem Zaun ist ein Hundezwinger samt zähnefletschendem Rottweiler. Die Geheimniskrämerei überrascht nicht: Bei der Anlage am Kohlreithberg nahe Neulengbach handelt es sich um einen Lauschposten des Heeresnachrichtenamts (HNaA), das für das Bundesheer Auslandsaufklärung betreibt. Doch dass das Bundesheer hier spioniert, hat sich schon lange herumgesprochen. Prominenter als Neulengbach (die Anlage liegt geografisch eigentlich in Maria-Anzbach) ist nur die Königswarte nahe Hainburg. Während Wanderer die Satellitenschüsseln dort sogar über einen Aufsichtsturm, der unmittelbar neben dem Objekt liegt, unter die Lupe nehmen können, stehen die Zeichen in Neulengbach auf Abschottung. Dabei halten sich Gerüchte, dass besonders in Neulengbach elektronische Aufklärung betrieben wird. Schon 2003 schrieb der Kurier- und ORF-Journalist Kurt Tozzer über die Station Neulengbach: Es gilt zwar als streng geheim, doch sickerte durch, dass die Fernmeldeaufklärer über Geräte verfügen sollen, mit denen man aus den internationalen Richtfunkstrecken der Telefonnetze Nachrichten auffangen kann. Und zwar nicht nur Telefongespräche, sondern auch Daten des E-Mail-Verkehrs. Zehn Jahre später erhielten diese Spekulationen durch die Snowden-Enthüllungen neue Brisanz. Noch immer ist nicht geklärt, wie eng das österreichische Bundesheer mit der NSA kooperiert. Fakt ist, dass die US-Dienste Österreich Informationen bei Auslandseinsätzen österreichischer Soldaten liefern. Was im Gegenzug Richtung USA wandert, wissen nicht einmal Nationalratsabgeordnete. Neulengbach dürfte einer der Schlüsselorte für diese Frage sein. Der Aufdecker Duncan Campbell, der für das EU-Parlament Ende der 1990er-Jahre über das globale US-Spionagenetz Echelon recherchierte, reagiert auf die Frage nach der Königswarte mit Verwunderung: In Neulengbach passiert der Großteil. Dort muss man nachsehen. Seit 1976 gilt der Kohlreithberg per Verordnung als Sperrgebiet. Ein Anrainer, der in unmittelbarer Nähe zum Objekt wohnt, habe damals mehrfach nach Sinn und Zweck dieser Anlage gefragt. Mir wurde gesagt, dass das Heer hier Taxilenker in Bratislava abhören kann, erzählt der Anwohner. Tatsächlich belegen Dokumente, dass Neulengbach gemeinsam mit der Königswarte und Stationen in Oberösterreich und Salzburg Teil einer Nato-Peilkette war, die von Norddeutschland bis Italien gen Osten lauschte. Dieses Aufgabengebiet dürfte sich nach dem Lüften des Eisernen Vorhangs geändert haben. Die erkennbare Antenneninstallation liefert aber keine Anhaltspunkte: Vom STANDARD befragte Experten erkennen darin eine Vorrichtung für militärische Funksprüche. Zivile Kommunikation dürfte damit nicht abgehört werden. Doch das wahre Mysterium dürfte sich unter der Erde befinden. Vor rund 30 Jahren begannen rege Bau- und Grabungstätigkeiten, berichtet der erwähnte Anrainer weiter. Während auf der Oberfläche ein Haus in der Größe eines Bauernhofs steht, geht es nach unten mindestens zehn Stockwerke in die Tiefe. Im Ort hat man sich mittlerweile an die ominöse Nachbarschaft gewöhnt. Der grüne Gemeinderat Lothar Rehse berichtet, dass über das Objekt nicht gesprochen wird: Frage man nach dem Bundesheerposten, steht in den Augen dieses typisch österreichische falsche Frage – weiter bitte!. Tatsächlich gibt der Amtsleiter der Bürgermeisterin (ÖVP) an, im Alltag keine Nachteile zu sehen – im Gegenteil: Einige unserer Mitbürger haben dort einen Arbeitsplatz. Anwohner arbeiten etwa in der Bewachungsmannschaft oder in der Hundestaffel, normalerweise schützen vier bis fünf Mann das Objekt. Da stehen komplizierte elektronische Geräte herum, berichten diese. Gleichzeitig hört man, dass sich in den vergangenen 20 Jahren nicht viel verändert habe. Beschwerden über den Lärm von der nahegelegenen Autobahn seien hingegen ein Gesprächsthema, so der Grünpolitiker Rehse. Von dubiosen weißen Masten lässt man sich im Wienerwald also nicht stören. Wissenschaft;Das kommende Cochrane-Kolloquium über den Stand der evidenzbasierten Medizin. Wien – Wer wissen will, was die Cochrane Collaboration tut, braucht im Grunde nur einen Blick auf ihr Logo zu werfen: Darauf sind stilisierte Statistikplots von Studien zu einer vorbeugenden Therapie für Neugeborene zu sehen. Hinweise, dass die Gabe von Corticosteroiden die Lungenreifung beschleunigen und daher bei vorzeitig geborenen Babys die Überlebenschancen erhöhen kann, gab es seit den späten 1970er- Jahren. Doch erst eine Metaanalyse der Cochrane-Forscher in den 1990er-Jahren räumte alle Zweifel aus. Wäre diese Behandlung früher eingesetzt worden, hätte man wahrscheinlich den Tod tausender Frühgeborener verhindern können, sagt Gerald Gartlehner, Direktor der österreichischen Cochrane-Zweigstelle an der Donau-Uni Krems. Die Zweigstelle gibt es nun schon seit zehn Jahren und ist Teil eines internationalen Netzwerks, das regelmäßig den Stand des medizinischen Wissens in Form von Überblicksarbeiten zusammenfasst. Immerhin 5000 solcher Analysen haben die Forscher bislang verfasst, eine aus dem letzten Jahr löste auch außerhalb der Fachkreise ein beachtliches Echo aus. In dieser Arbeit ging es um die Wirksamkeit des Influenzamedikaments Tamiflu, das von vielen Ländern in großen Mengen für eine etwaige Vogelgrippeepidemie gebunkert wurde – auch in Österreich. Wie sich herausstellte, hatte der Hersteller, die Pharmafirma Roche, die Wirkung des Präparats deutlich übertrieben (siehe Interview). Die Anschaffung des Medikaments war nicht billig, doch den verantwortlichen Politikern will Gartlehner keinen Vorwurf machen. Mit dem damaligem – mangelhaften – Stand des Wissens sei die Entscheidung korrekt gewesen, sagt der Leiter des Departments für evidenzbasierte Medizin an der Donau-Uni Krems. Anders sehe es indes bei einer Neuanschaffung von Tamiflu aus, die in nächster Zeit nach Ablauf der Haltbarkeit anstünde: Das würde ich heute nicht mehr empfehlen. Das nächste Cochrane-Kolloquium findet vom 3. bis 7. Oktober in der Messe Wien statt. Unter den Vortragenden sind Ida Sim von der University of California, der Vorsorgemediziner John Ioannidis (Stanford University) und der Arzt Ben Goldacre, der sich als Autor mit dem Missbrauch von Wissenschaft durch Politiker oder Pharmafirmen beschäftigt. Wissenschaft;Archäologen: "Vielleicht diente die Struktur für die Verkündung von Nachrichten, Mahnungen oder Straßenpredigten". Jerusalem – Israelische Archäologen haben in Jerusalem eine rund 2.000 Jahre alte pyramidenförmige Steintreppe gefunden. Sie liege an einer abgestuften Straße, die vom biblischen Teich von Siloah zum Tempelberg in der Altstadt führe, teilte die Altertumsbehörde am Montag mit. Auf der Straße seien in der Vergangenheit Pilger zum jüdischen Tempel gewandert, der im Jahre 70 von den Römern zerstört wurde. Die Forscher entdeckten am Fuße der Treppe aus großen Werksteinblöcken gut erhaltene Ton- und Steingefäße. Die führenden Archäologen Nahshon Szanton und Joe Uziel sind sich allerdings nicht sicher, wozu der Steinbau damals diente. Uziel sprach von einer einzigartigen Struktur, deren genauer Gebrauch rätselhaft bleibt. Sie sei von der Pilgerstraße aus gut sichtbar. Möglicherweise handle es sich um ein monumentales Podium, von dem aus Botschaften an die Besucher übermittelt wurden. Vielleicht diente es für die Verkündung von Nachrichten, Mahnungen oder Straßenpredigten, sagte er. Die Palästinenser sehen Ausgrabungen in der Umgebung des Tempelbergs generell mit Sorge. Sie befürchten, Israel wolle mehr Kontrolle über das Heiligtum gewinnen, das Juden und Muslime gleichermaßen verehren. Die Steintreppe liegt in der sogenannten Davidsstadt in dem Teil Jerusalems, den Israel 1967 erobert hatte. Die Palästinenser wollen dort die Hauptstadt eines künftigen unabhängigen Staates errichten. Nicht-Wissenschaft;Der Preis dafür erhöht sich auf 10,99 Dollar, über Pläne in Europa ist nichts bekannt. Onlineversandhändler Amazon löst seine Prime-Angebot von der Verpflichtung zu einem Jahresabo. Kunden können künftig auch nur ein Monat Mitglied werden und dadurch auf den Video- und Musikstreamingservice des Versandhändlers zugreifen. Außerdem werden Pakete schneller geliefert. Das Monatsabo ist dadurch in den USA mit 10,99 Dollar kumuliert etwas teurer als das Jahresabo, in Europa kostet Prime 49 Euro jährlich (ist aber auch erst später gestartet). Die von CNN berichteten Änderungen waren am Montagmorgen noch nicht offiziell. Amazon hatte monatliche Mitgliedschaften bei Prime bereits 2012 getestet. In Europa sind monatliche Mitgliedschaften beim Videodienst Amazon Video bereits möglich, in den USA ist auch das eine Neuerung. Mit einem Preis von 8,99 Dollar schlägt Amazon dort Netflix, für das Kunden bald 9,99 Dollar monatlich bezahlen müssen. Wissenschaft;Terrence Deacon erklärte in Klosterneuburg "vielfach vergessene Voraussetzung" für Entstehung des Lebens. Wien – Die Entstehung des Lebens auf der Erde gilt als eines der letzten großen Geheimnisse der Naturwissenschaften. Die heute diskutierten Szenarien, mit sich selbst zusammenbauenden und vermehrenden Molekülen, haben nach Ansicht von Terrence Deacon von der University of California Berkeley einen Haken: es fehlt ein Mechanismus, der Fehler ausbessert, die sich rasch anhäufen und das System zusammenbrechen lassen. Der Fokus der meisten Theorien zum Ursprung des Lebens ist die Autokatalyse, also dass sich Moleküle wie RNA (Ribonukleinsäure, Anm.) selbst vervielfältigen. Viele glauben, dass man damit einfach den Ursprung des Lebens erklären kann, so der Evolutions-Experte, der in der vergangenen Woche am Konrad Lorenz Institut (KLI) in Klosterneuburg zu dem Thema sprach. Dabei würden sich jedoch immer mehr Fehler ansammeln, wenn kein Korrekturmechanismus vorhanden ist. Die natürliche Selektion halte er nicht für ausreichend, diese auszumerzen und so ein System vor dem Zusammenbruch zu bewahren. Die Autokatalyse habe auch rasch ein Ende, weil sich die dabei gebildeten Produkte in der Ursuppe zerstreuen (weg-diffundieren), denn sie würden für die nächste Vervielfältigungsrunde gebraucht. Und wenn das System aus diesen Gründen schließlich stoppt, bleibt nichts erhalten, meint er. Was Lebewesen ausmacht sei nicht, dass sie sich bloß vermehren, sondern auch sich selbst ausbessern, Fehler beseitigen, beschädigte Strukturen reparieren und die Information über ihren Aufbau erhalten. Wenn die Produkte solch eines autokatalytischen Prozesses aber quasi für sich selbst eine Hülle bilden, wie etwa bei einer Viruskapsel, könne all dies geschehen, meint Deacon. Die für die Vermehrung notwendigen Moleküle würden durch die wachsende Hülle zusammenbleiben und so sei dafür gesorgt, dass sich diese Arbeiter nicht zerstreuen, bevor das Werk fertiggestellt ist. Wenn die Kapsel aus irgendeinem Grund beschädigt wird, stünden sie bereit, könnten neue Bauteile herstellen und den Fehler ausbessern. So wird das Ganze zu einer selbst-erhaltenden Struktur, erklärte Deacon. Wenn schließlich einige der Arbeiter aus dieser Hülle entweichen, können sie anderswo die gleiche Struktur aufbauen. Dadurch könne sich diese also auch vervielfältigen. Die einzelnen Teile seien sogar in einem gewissen Rahmen austauschbar, wodurch sich die Struktur weiterentwickeln könne. Was man dazu bräuchte, wären bloß einfache Teilchen, die sich wiederholende Einheiten (Polymere) bilden können, wie Cyanwasserstoff. Dieser sei im äußeren Sonnensystem häufig zu finden und könnte von Kometen zu den inneren Planeten wie der Erde transportiert worden sein. Wenn diese Cyanwasserstoff-Polymere dort mit flüssigem Wasser in Berührung kommen, werden ihre Seitenarme chemisch verändert und sie sehen ein wenig wie kleine Eiweißketten (Polypeptide) aus, sagte er. Sie könnten komplexe Strukturen bilden, und einander gegenseitig verändern. Mithilfe der Metalle, die auf der Erdoberfläche in der Ursuppe schwammen, wurden sie zu Katalysatoren, also leistungsfähigen Antreibern von chemischen Reaktionen, meint Deacon. Substanzen wie RNA hält er für viel zu kompliziert, als dass sie bereits am Ursprung des Lebens standen.Ich denke, die Vererbung setzte erst später in diesem Prozess ein, und die Interaktionen von Eiweiß(-ähnlichen) Stoffen bildete zunächst die Basis, aus der genetische Information hervorkommen konnten, so der Evolutionsexperte. Wissenschaft;Eine Wiener Biologin erforscht das faszinierende Fortpflanzungsverhalten von Pfeilgiftfröschen. Die Tiere verhalten sich offenbar wie vorsichtige Börsianer. Wien - Wer in das Naturschutzgebiet Les Nouragues am Fluss Arataye in Französisch-Guayana reisen will, sollte hitzeresistent sein und keine Angst vor krabbelndem Getier haben. Der dichte Dschungel beherbergt unzählige Spezies, so manche davon dürfte der Wissenschaft noch unbekannt sein. Dasselbe gilt für die Flora. Besonders üppig gedeiht die Vegetation während der Regenzeit, sie hält in diesem Teil Südamerikas normalerweise von Dezember bis Mai an. Der Waldboden verändert sich dann in eine matschige Masse, in der es von Leben nur so wimmelt. Biologen lieben solche Orte. Eva Ringler ist eine von ihnen. Die an der Veterinärmedizinischen Universität Wien tätige Forscherin zieht es seit Jahren immer wieder an den Arataye. Ihr Hauptinteresse gilt den dort vorkommenden Pfeilgiftfröschen aus der Familie Dendrobatidae. Zusammen mit einigen Kollegen untersucht sie die vielfältigen Überlebensstrategien dieser nur wenige Zentimeter großen Amphibien. Wer die Anpassung der Frösche an ihr Habitat und ihre Nutzung der vorhandenen Ressourcen analysiert, bekommt Einblick in grundlegende ökologische Regelwerke. Die kleinen Vierbeiner dienen als Modellorganismen. Vor allem der Glanzschenkel-Baumsteiger, zoologisch Allobates femoralis genannt, wird von Ringler intensiv studiert. Die Tierchen haben eine hochinteressante Fortpflanzungsbiologie. Zu Beginn der Regenzeit beginnt auch deren Balz. Die Männchen verfügen über eigene Reviere und versuchen mittels Schallsignalen, Weibchen dorthin zu locken. Der Anzeigeruf klingt fast wie ein Vogel, sehr schrill und laut, sagt Ringler. Doch hat sich eine Froschdame genähert, schlägt das Männchen ganz andere Töne an. Der nun erklingende Balzruf ist leise und schnurrend. Schließlich wolle man keine Konkurrenz anlocken. Währenddessen spielt sich das Paar aufeinander ein. Sie hupfen ziemlich lange gemeinsam im Territorium herum. Bis zur Begattung und Eiablage vergehen mehrere Stunden. Der Laich wird dabei auf einem zusammengerollten, nassen Blatt abgesetzt. Anschließend geht jeder wieder seiner eigenen Wege. Zwei bis drei Wochen dauert die Larvenentwicklung im Ei. Dann kehrt der Vater zum Gelege zurück und nimmt die frisch geschlüpften Kaulquappen auf seinen Rücken. Der Nachwuchs saugt sich dort fest, die Reise kann beginnen. Das Froschmännchen steuert gezielt einen Regentümpel, ein wassergefülltes Loch im Stamm eines umgestürzten Baumes oder ein ähnliches Kleingewässer an. Diese natürlichen Mini-Aquarien dienen den Kaulquappen als Kinderstuben. Die Froschlarven ernähren sich dort von Algen, toten Insekten und anderem organischem Material. Sie fressen fast alles, was reinfällt, sagt Ringler. Dennoch schaffen es die meisten nicht, bis zur Metamorphose zu überleben. Und dafür gibt es mehrere Gründe. Ringler und ihre Wiener Kollegen haben den Fortpflanzungserfolg von A. femoralis vor Ort in Les Nouragues genauer erforscht. Um die Untersuchungen zu erleichtern, gruben sie 30 künstliche Bruttümpel - kleine Kunststoffwannen mit je zwei Litern Fassungsvermögen - in den Waldboden ein. Die Plastik-Kinderstuben wurden von den Froschvätern gerne angenommen. Dutzende von ihnen trugen ihren Nachwuchs in die eingebrachten Behälter. Insgesamt zählten die Wissenschafter 2595 Kaulquappen. Zahlreiche fielen jedoch Fressfeinden wie Libellenlarven und Spinnen zum Opfer. In drei künstlichen Tümpeln kamen sogar alle Froschbabys ums Leben. Das Wasser in diesen Wannen war durch hereingefallenen Affenkot, Tierkadaver oder faulige Früchte verpestet worden. Umweltkatastrophen im Mikroformat. Das Team machte allerdings noch eine andere Beobachtung: Die Froschmännchen verteilten ihre Kaulquappen auf mehrere Kinderstuben. Genetische Analysen bestätigten die anfänglichen Vermutungen. Erbguttests an 340 Froschlarven zufolge leben in einem Tümpel Jungtiere von durchschnittlich drei verschiedenen Vätern. Ein detaillierter Studienbericht erschien neulich im Fachjournal Behavioural Ecology and Sociobiology (Bd. 69, S.1011). A. femoralis pflanzt sich zudem polygynandrisch fort: Vertreter beider Geschlechter paaren sich während einer Brutsaison mit mehreren Partnern. Die Unterbringung der Kaulquappen in mehreren Brutgewässern, meint Ringler, dient höchstwahrscheinlich der Risikostreuung - eine Strategie, die Anleger oft auch an der Börse verfolgen. Würde ein Männchen seinen gesamten Nachwuchs einem einzigen Tümpel anvertrauen, könnte dies mitunter zum Totalverlust führen. Die Froschväter scheinen potenzielle Kinderstuben durchaus im Voraus auf die Anwesenheit von Fressfeinden hin zu überprüfen. Sie sitzen dann am Rand und beobachten, berichtet Ringler. Aber Fressfeinde können auch später eintreffen, oder ein Haufen Affenmist könnte den Tümpel in eine Kloake verwandeln. Solche Ereignisse lassen sich natürlich nicht vorhersehen, betont die Biologin. Im Rahmen eines vom Wissenschaftsfonds FWF finanzierten Projekts untersucht Ringler nun weitere fortpflanzungsrelevante Verhaltensmuster der Pfeilgiftfrösche. Neue Untersuchungsergebnisse sind soeben im Fachjournal Behavioural Ecology erschienen. Anders als lange angenommen greifen auch die Weibchen von A. femoralis manchmal in die Nachwuchsversorgung ein. Hin und wieder treffen die Forscher Froschdamen mit Kaulquappen auf dem Rücken an. Auch bei Terrarienversuche ließ sich Derartiges beobachten. Wenn das Männchen ausfällt, übernimmt offenbar die Mutter, sagt Ringler. Diese Flexibilität sei unter uniparentalen Arten, also solchen, bei denen nur ein Elternteil die Jungen versorgt, einzigartig. Wie die Weibchen wissen, wann sie einspringen müssen, ist noch nicht abschließend geklärt. Wahrscheinlich überwachen sie die Rufaktivität ihrer ehemaligen Sexualpartner, meint Ringler. Sie würden damit einer einfachen Logik folgen: Wer während der Paarungssaison schweigt, ist wahrscheinlich tot oder verschollen. Wichtig wäre auch, zu wissen, ob die Tiere ihren eigenen Nachwuchs erkennen können oder sich nur an den Ort der Eiablage erinnern. Hierzu führt Ringler im Urwald weitere Versuche durch. Ich vertausche Gelege, sagt sie. Ob die es bemerken? (Kurt de Swaaf, 7.6.2015) Nicht-Wissenschaft;Sechs Oppositionelle freigelassen. Minsk – Der weißrussische Staatschef Alexander Lukaschenko hat sechs inhaftierte Oppositionsführer begnadigt. Die als die letzten politischen Gefangenen geltenden Männer seien frei, erklärte die Präsidentschaft am Samstag in Minsk. Unter ihnen ist auch der einstige Präsidentschaftskandidat Mikola Statkewitsch. Seine Frau bestätigte der Nachrichtenagentur AFP, der Politiker sei aus dem Gefängnis entlassen worden und solle noch am Samstagabend nach Minsk zurückkehren. Bei den anderen Häftlingen handelt es sich den Angaben zufolge um Mikola Rubzew, Mikola Dedok, Igor Olinewitsch, Jewgeni Waskowitsch und Artjom Prokopenko. Die Amnestie erfolgt rund eineinhalb Monate vor der Präsidentschaftswahl in Weißrussland. Am 11. Oktober findet der Urnengang statt, dessen Gewinner bereits feststeht: Lukaschenko. Der seit mehr als 20 Jahren amtierende Machthaber hatte Ende Jänner erklärt, er werde erneut kandidieren. Lukaschenko war zuletzt 2010 mit offiziell 80 Prozent der Stimmen in seinem Amt bestätigt worden. Proteste der Opposition gegen die Wahl wurden gewaltsam niedergeschlagen. Die weißrussische Führung steht regelmäßig wegen der Menschenrechtslage in dem Land unter Kritik. Weißrussland ist das einzige Land in Europa, in dem die Todesstrafe noch angewendet wird. Nicht-Wissenschaft;Bei einem Treffen in Berlin zollte der türkische Premier Ahmet Davutoğlu der Flüchtlingspolitik Angela Merkels Respekt. Berlin/Davos/Wien – Gleich mehrere türkische Minister sind am Freitag gemeinsam mit Regierungschef Ahmet Davutoglu zu deutsch-türkischen Regierungskonsultationen nach Berlin gekommen. Kein Zweifel: Zwischen beiden Regierungen besteht erhöhter Gesprächsbedarf. Hintergrund ist neben dem Kampf gegen den Terrorismus vor allem die Bewältigung der Flüchtlingskrise. Die Umsetzung des Aktionsplans der Europäischen Union mit der Türkei, für den die EU drei Milliarden Euro zugesagt hatte, ist bisher kaum vom Fleck gekommen. Das Geld ist noch nicht nach Ankara geflossen, zwischen den EU-Mitgliedstaaten herrscht Streit über die Finanzierung. Bei der gemeinsamen Pressekonferenz mit Davutoglu versprach die deutsche Kanzlerin Angela Merkel die baldige Überweisung des Geldes, um die Lebensumstände der Flüchtlinge in der Türkei zu verbessern. Umgekehrt gibt es auch bei den Maßnahmen der Türkei zur Reduktion der Zahl von Flüchtlingen, die über die Ägäis auf die sogenannte Balkanroute gelangen, nur langsame Fortschritte. Merkel lobte allerdings, dass die Türkei mittlerweile Arbeitserlaubnisse für syrische Flüchtlinge vergibt – und damit eine Verpflichtung aus dem gemeinsamen Aktionsplan mit der EU einlöst. Ahmet Davutoglu streute der Hausherrin im deutschen Kanzleramt Rosen für ihre Flüchtlingspolitik, die Merkel im Inland immer mehr unter Druck setzt. Mit der Öffnung der Grenzen für Schutzsuchende habe sie einen historischen Schritt im Sinne des humanen Gewissens der Menschheit gesetzt. Davutoglu hatte zuvor bei einem Auftritt beim Weltwirtschaftsforum in Davos versichert, dass in Berlin nicht um Geld verhandelt werde. Das ist keine Geldangelegenheit. In einem Gespräch mit Journalisten in Davos betonte er jedoch, dass die EU wegen der Flüchtlingskrise höhere Finanzhilfen als die versprochenen drei Milliarden Euro einkalkulieren müsse. Drei Milliarden Euro sind nur dazu da, den politischen Willen zur Lastenteilung zu zeigen. Die Türkei habe umgerechnet bereits fast neun Milliarden Euro für Flüchtlinge ausgegeben. Sein Land habe 2,5 Millionen Flüchtlinge aus Syrien aufgenommen und 300.000 weitere aus dem Irak. 62.000 Kinder seien in Flüchtlingslagern in der Türkei geboren worden. Das wirke sich auf die Sozialausgaben aus. Angela Merkel nahm in Berlin auch auf den Untergang von drei Flüchtlingsbooten in der Ägäis Bezug, bei dem am Freitag mindestens 44 Menschen ums Leben gekommen waren, darunter 20 Kinder. Das Schlepperunwesen müsse gemeinsam bekämpft werden. Der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble beklagt indes fehlende Abstimmung bei der Entscheidung Österreichs für Obergrenzen für Flüchtlinge. Ich musste ein bisschen Luft holen, als ich gehört habe, dass diese Entscheidung mit uns nicht sehr eng abgesprochen war, sagte er Spiegel online. Kanzler Werner Faymann reagierte verschnupft: Er habe Merkel am Dienstag über die Richtung der Pläne informiert, sagte er der Kronen Zeitung. Die Entscheidungen im Detail seien in Wien gefallen. In Davos hatte Schäuble erklärt: Die Frage, wie lange wir noch einen solchen Zustrom verkraften, will ich nicht beantworten. Er ist zu hoch. (afs, schub, 22.1.2016) Wissenschaft;Im Vorjahr entdeckte eine pensionierte Postbeamtin auf der deutschen Insel Amrum eine Flaschenpost, die es nun ins Guiness-Buch der Rekorde schaffte. Plymouth – Als der Meeresbiologe George Parker Bidder Anfang des vorigen Jahrhunderts hunderte Flaschen in die Nordsee warf, hatte er etwas anders im Sinn als einen Rekord aufzustellen. Er wollte auf diese Weise die verschiedenen Strömungen der Nordsee untersuchen. Um zu erfahren, wohin es die Flaschen verschlagen würde, versah er sie mit einer Nachricht: Auf Englisch, Deutsch und Niederländisch bat er potenzielle Finder darum, eine beiliegende Postkarte an seine Forschungsinstitution zu senden, die heute noch existente Marine Biological Association in Plymouth. Zur Belohnung setzte er einen britischen Schilling aus. Im Vorjahr ist eine dieser Flaschenposten nach knapp 108 Jahren in Deutschland wieder aufgetaucht. Gefunden hat sie ausgerechnet eine pensionierte Postbeamtin auf der Nordfriesischen Insel Amrum. Gemeinsam mit ihrem Ehemann fischte sie die Nachricht aus der Flasche und folgte den Anweisungen. Wie alt die undatierte Nachricht tatsächlich war, ahnte sie nicht. Wie der britische Guardian berichtet, ist es nun aber offiziell: Das Guinness-Buch der Rekorde nahm den Fund als älteste Flaschenpost der Welt auf. Bei den Mitarbeitern der Marine Biological Association dürfte die Verwirrung anfangs eher groß gewesen sein, als ein Brief adressiert an ihren früheren Präsidenten G. P. Biddern eintraf – der ist schließlich 1954 verstorben. Doch schnell wurde klar, dass es sich hier um eine seiner bottom-trailers handeln musste, mit deren Hilfe er die Unterschiede der Strömungen am Meeresboden im Vergleich zur Oberfläche überprüfen wollte. Die meisten Rückmeldungen erhielt er binnen weniger Monate nach dem Postwurf. Die bislang letzte Finderin wurde nun, mehr als ein Jahrhundert nach Beginn des Experiments, wie versprochen entschädigt, berichtete der Pressesprecher der Marine Biological Association: Man hat ihr einen Schilling geschickt. Wissenschaft;Toronto – Immer wieder kommt es auf Linienflügen zu Auseinandersetzungen: Passagiere geraten sich in die Haare, streiten sich mit der Crew und können im Extremfall sogar die Flugsicherheit gefährden. Katherine DeCelles (Uni Toronto) und Michael Norton (Harvard Business School) behaupten im Fachblatt PNAS, einen entscheidenden Faktor identifiziert zu haben, der Streit befördert: Wenn es eine erste Klasse gibt und die Passagiere dieser kurzfristigen Form von Ungleichheit ausgesetzt sind, scheint das Wutpotenzial besonders stark zu steigen. (red) AbstractPNAS: Physical and situational inequality on airplanes predicts air rage Washington – Es gibt in Ohio eine Salamanderpopulation, die rein weiblich ist und sich durch Jungfernzeugung vermehrt. Die Tiere sind im Gegensatz zu den meisten Artgenossen polyploid, verfügen also über mehr als zwei Sätze von Chromosomen. US-Forscher haben an diesen speziellen Tieren die bei Salamandern ohnehin sehr hohe Regenerationsfähigkeit von Organen untersucht und berichten im Journal of Zoology, dass polyploide Amphibien noch einmal schneller regenerieren. Nicht-Wissenschaft;USA werfen Vereinten Nationen mangelnden Einsatz vor. New York – Nach der Gewalt der vergangenen Tage hat UN-Generalsekretär Ban Ki-moon vor einem Bürgerkrieg im ostafrikanischen Burundi gewarnt. Der Konflikt im Land drohe die gesamte Region zu erfassen, sagte Ban am Mittwoch. Zugleich kündigte er an, noch in dieser Woche seinen Gesandten Jamal Benomar in die Region zu schicken, um mit Vertretern in der Hauptstadt Bujumbura sowie der Afrikanischen Union zu verhandeln. Staatschef Pierre Nkurunziza Mitte Mai angekündigt, für eine dritte Amtszeit zu kandidieren. Die Regierung geht seither mit Gewalt gegen Proteste der Opposition vor. Mehr als 300 Menschen wurden getötet, dutzende allein in den vergangenen Tagen. Die USA warfen den Vereinten Nationen am Mittwoch mangelnden Einsatz zur Beilegung der Krise vor. Die US-Botschafterin bei der Uno, Samantha Power, beklagte eine unzureichende Notfallplanung für das Land. Das müsse sich rasch ändern. Wissenschaft;Kanadische Forscher stoßen auf einen bemerkenswerten Fall von konvergenter Evolution. Vancouver – Dass zwei im evolutionären Stammbaum so weit voneinander entfernte Zweige des Lebens wie Wirbeltiere und Kopffüßer Linsenaugen entwickelt haben, die einander erstaunlich stark ähneln, gilt als Paradebeispiel für konvergente Evolution. Von einem noch verblüffenderen Fall berichten nun Forscher der kanadischen University of British Columbia in Nature: Sie haben bei einem Warnowiiden aus dem Nordpazifik eine lichtempfindliche Struktur entdeckt, deren Einzelbestandteile den Merkmalen von Linse, Hornhaut, Iris und Netzhaut zu entsprechen scheinen. Das Erstaunliche daran: Warnowiiden sind nicht einmal Tiere, sondern Dinoflagellaten. Und es sind Einzeller, weshalb hier auch nicht von einem lichtempfindlichen Organ gesprochen werden darf. Umso mehr erstaunt die Forscher um Greg Gavelis, wie komplex dieses aus verschiedenen Organellen zusammensetzte Ocelloid ist. Bei der Entdeckung hatte man deswegen zunächst angenommen, ein Warnowiide hätte das Auge eines kleinen vielzelligen Tiers gefressen. Wie und wofür genau diese winzigen Organismen, die zum Plankton zählen, ihr Quasi-Auge einsetzen, ist noch nicht ganz geklärt. Warnowiiden machen mit harpunenartigen Strukturen Jagd auf andere Einzeller. Möglicherweise hilft ihnen das Ocelloid dabei, Lichtveränderungen wahrzunehmen, wenn einfallendes Sonnenlicht den transparenten Körper eines Beutewesens passiert. (red, 5. 7. 2015) Wissenschaft;Five hundred meter Aperture Spherical Telescope soll im September in Betrieb gehen. Peking – Damit das größte Radioteleskop der Welt seine Arbeit ungestört aufnehmen kann, werden in Südchina nun mehr als 9.100 Menschen umgesiedelt. Wie die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua am Dienstag berichtete, müssten Anrainer in der Provinz Guizhou ein Gebiet fünf Kilometern um das Teleskop verlassen, damit es zu keinen elektromagnetischen Störungen beim Betrieb kommt. Mit einem Schüssel-Durchmesser von 500 Metern wird das Five hundred meter Aperture Spherical Telescope (FAST) das bisher größte Radioteleskop, das berühmte Arecibo-Observatorium in Puerto Rico, um 200 Meter übertreffen. Durch die Radiodaten erhoffen sich Wissenschafter neue Erkenntnisse über das Universum. Zudem soll das neue Teleskop das internationale Seti-Projekt bei der Suche nach außerirdischem Leben unterstützen. Das Teleskop, dessen Bau vor fünf Jahren begann, soll laut Planung Ende September in Betrieb genommen werden. Nach Angaben von chinesischen Staatsmedien werden die betroffenen Anrainer in neue Wohnungen umgesiedelt und erhalten eine Entschädigung von 12.000 Yuan (1.651 Euro). Menschenrechtsorganisationen kritisierten in der Vergangenheit immer wieder, dass es bei Zwangsumsiedlungen in Chinas ländlichen Regionen oft zum Einsatz von Gewalt komme und Entschädigungszahlungen zu gering ausfielen. Wissenschaft;Die Tirolerin Simone Mader hilft bei der Enträtselung von Autoimmunerkrankungen. Die junge Wissenschafterin hört seit geraumer Zeit den Berg wieder rufen. In New York City lässt es sich nämlich fabelhaft forschen, allerdings weniger gut wandern. Deshalb freut sich Simone Mader über das kürzlich erhaltene LOréal-Stipendium des Schminkmittelmultis und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) auch deshalb: Es ermöglicht ihr die Rückkehr in ihre Heimat Tirol, wo sie lebte, studierte und leidenschaftlich forschte, bevor es sie vor vier Jahren in die Staaten zog. In den USA gibt es mehr Geld für Forschung, mehr Langzeitperspektiven, und die Bedingungen sind besser, sagt sie. Deshalb war die Entscheidung nicht leicht, aber ich möchte jetzt wieder nach Österreich und meine nächsten Schritte planen. Mader ist 33 Jahre alt und promovierte vor fünf Jahren an der Medizinischen Universität Innsbruck im Fach Neurowissenschaften. Ihr Spezialgebiet: multiple Sklerose, also jene Krankheit, die umgangssprachlich unter den Buchstaben MS bekannt ist. Weltweit leiden rund 2,5 Millionen Menschen an dieser Autoimmunstörung. Multiple Sklerose ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen im jungen Erwachsenenalter – doch man kennt ihre genaue Ursache nicht, und es gibt bis heute keine Heilung. Frauen sind mehr als doppelt so häufig betroffen wie Männer. Im Bereich der Behandlungsmethoden hat sich in den vergangenen Jahren viel Positives getan, sagt Mader. Aber es ist noch viel zu tun für Forscher. Im Zuge ihrer Doktorarbeit hat Mader sich mit der Rolle von sogenannten gehirnreaktiven Antikörpern in der MS auseinandergesetzt. Ihre Arbeiten haben dann wesentlich zur Definition einer neuen Autoimmunerkrankung beigetragen. Im Jahr 2004 wurde ein Antikörper entdeckt, der das Wasserkanalprotein Aquaporin-4 bindet, sagt Mader. Ich habe im Team einen neuen Test entwickelt, mit dem man ihn mit hoher Genauigkeit im Blut von betroffenen Patienten nachweisen kann. Neuromyelitis optica heißt das Leiden, das nun früher und exakter detektiert werden kann und inzwischen nicht mehr als Sonderform von MS, sondern als eigenständige Erkrankung gilt. Seit dem Jahr 2012 arbeitet Mader als Postdoc im Labor für autoimmune Erkrankungen am New Yorker Feinstein Institute. Ich glaube, heutzutage ist es für junge Forscher wichtig, dass sie es ins Ausland wagen und flexibel sind, sagt Mader. In den USA habe sie viel Wissen über Autoimmunerkrankungen sammeln können, das sie auf ihr spezielles Feld, die MS-Forschung, übertragen möchte. Darüber hinaus arbeite sie in dem New Yorker Labor mit den neuesten wissenschaftlichen Methoden. Ich habe viele Ideen, die ich aus den USA mitnehmen und umsetzen will. Ihr großes Ziel sei es, die Ursachen und Mechanismen der Krankheit besser zu verstehen und damit wichtige Erkenntnisse in die Diagnostik und Therapie von multipler Sklerose einfließen zu lassen. Bis dahin möchte sie daran arbeiten, neue Autoimmunerkrankungen zu entdecken und zu definieren. Vorerst will sie aber auch – solange sie noch dort ist – das kulturelle Leben der Großstadt New York auskosten. Bald wird sie dann als Ausgleich zum intensiven Forschen wieder wandern. Wissenschaft;Neue Veröffentlichung des österreichischen Mathematikers Rudolf Taschner. Der Letzte, der die Spieltheorie wieder prominent ins Gespräch brachte, war der griechische Kurzzeitfinanzminister Yanis Varoufakis. Der Ökonomieprofessor und Spieltheoriespezialist dürfte bei den Verhandlungen mit der EU über die Griechenlandhilfe davon wohl auch praktisch Gebrauch gemacht – sich aber einigermaßen verkalkuliert haben. Wie gut Varoufakis mit diesem Forschungsbereich vertraut ist, der für Konfliktsituationen rationale, mathematisch berechenbare Entscheidungsmodelle anbietet, zeigte sich freilich auch daran, dass er Ende Mai vom US-Sender CNN zum Ableben von John Nash Jr. interviewt wurde, mit dem Varoufakis persönlich bekannt war. Der US-Mathematiker hat 1950 das sogenannte Nash-Gleichgewicht ersonnen, ein elementares Lösungskonzept der Spieltheorie, für das er 1994 den Wirtschaftsnobelpreis und 2015 den Abel-Preis erhielt. Dazwischen litt er jahrzehntelang unter Schizophrenie, was einem breiteren Publikum durch den Hollywoodfilm A Beautiful Mind vermittelt wurde. John Nash – nicht aber Yanis Varoufakis – ist auch einer der zahlreichen Helden im neuen Buch des Wiener Mathematikers und vor allem Mathematikvermittlers Rudolf Taschner, das zumindest dem Untertitel nach eine kurze Geschichte der Spieltheorie sein will. Doch diese Vorgabe wird, um es gleich vorwegzunehmen, leider nur sehr fragmentarisch und verspielt eingelöst: Kaum die Hälfte der rund 250 Seiten von Die Mathematik des Daseins widmet sich dem einflussreichen Ansatz, der weit über die Mathematik und die Ökonomie hinaus groß Karriere machte. Im ersten Kapitel wähnt man sich noch am richtigen Weg: Taschner erzählt vom Wiener Ökonomen Carl Menger und dessen nicht weniger genialem Sohn Karl, einem Mathematiker, dessen Buch Moral, Wille und Weltgestaltung für den ebenfalls lange in Wien tätigen Wirtschaftswissenschafter Oskar Morgenstern eine Offenbarung war. Vielfältige Anwendung Das ist deshalb wichtig, weil Morgenstern wiederum 1944 gemeinsam mit John von Neumann im bahnbrechenden Werk Spieltheorie und wirtschaftliches Verhalten die Grundlagen für den Forschungsansatz gelegt hat, den dann unter anderem John Nash weiterentwickelte. Seitdem fand die Spieltheorie nicht nur in der Politik Anwendung, sondern auch in Fächern wie der Evolutionsbiologie, wo er ebenfalls ganz neue Türen öffnete. All das hätte einen spannenden Erzählstoff abgegeben. Doch Taschner, der sich auch mit seinem math.space als Mathematikpädagoge und -popularisator betätigt, unternimmt zahlreiche aus- und abschweifende Ausflüge zurück ins 17. Jahrhundert, erzählt allerlei mathematische Anekdoten über Blaise Pascal oder Mozart, hält sich beim Roulette ebenso auf wie der Tulpenkrise. Und auch an unnützem Wissen geizt das Buch nicht: So erfährt der geneigte Leser, dass nur wenige Personen John von Neumann je ohne Anzug und Krawatte gesehen haben und dass der geniale Mathematiker auch stets in dieser Aufmachung ritt. Oder dass Benjamin Franklin den flexiblen Harnkatheter erfand. Thomas Kramar, Feuilletonchef der Presse, hat Taschner einmal treffend als Marcel Prawy der Mathematik bezeichnet. Mit seinem neuen Buch zeigt er indes Züge eines Heinz Prüller der Wissenschaftsgeschichte. Wissenschaft;Sieben Fachleute beraten EU-Kommission und holen weltweit Expertise ein – Pensionsfonds wird eingerichtet. Wissenschaftliche Themen nahmen auch heuer beim Weltwirtschaftsforum in Davos breiten Raum ein. Zum Abschluss der Veranstaltung mit rund 2500 Teilnehmern gab es den traditionellen Ausblick, was heuer auf dem Gebiet der Forschung zu erwarten ist. Mit einem konkreten Projekt, das diesen Freitag in Brüssel startet, wartete EU-Forschungskommissar Carlos Moedas auf. Im Rahmen des sogenannten Mechanismus für wissenschaftliche Politikberatung nehmen sieben Wissenschafter, darunter der ehemalige Cern-Generaldirektor Rolf-Dieter Heuer, ihre Arbeit auf. Wann immer die EU-Kommission einen Vorschlag habe, bei dem wissenschaftlicher Rat gefragt sei, werde das Gremium konsultiert. Die Mitglieder suchen dann weltweit nach der bestmöglichen Expertise, erläuterte Moedas. Die Teammitglieder können aber auch selbst Vorschläge an die Kommission richten, womit sich diese befassen solle. Alle Akademien in Europa seien eingebunden. Natürlich ist auch die österreichische Akademie der Wissenschaft voll involviert, sagte Moedas zum STANDARD. Für wissenschaftliche Expertise sind insgesamt sechs Millionen Euro vorgesehen. Europa sei noch lange nicht da, wo es im Bereich Wissenschaft und Forschung sein solle, erklärte der Kommissar in Davos. Die größte Herausforderung sei die digitale Transformation, es werde in vielen Bereichen der Wissenschaft in sehr konservativer Weise gedacht. Ein praktisches Problem: Wissenschaftliches Arbeiten in verschiedenen europäischen Ländern sei oft sehr schwierig. Viele haben Angst zu scheitern, sagte Moedas. Für heuer habe sich die Kommission deshalb vorgenommen, dass wir es Wissenschaftern leichtermachen, sich von einem Land ins andere zu bewegen. Geplant sei ein Pensionsfonds, in den Wissenschafter, die in verschiedenen Ländern arbeiteten, einzahlen können. Damit solle Mobilität und Interdisziplinarität innerhalb der EU gefördert werden. Politiker verstehen nicht, dass es ohne Forschung auch kein Wachstum gibt, klagte der Portugiese. Elizabeth Blackburn, die 2009 für ihre Arbeiten auf dem Gebiet der Telomer- und Telomerase-Forschung den Medizinnobelpreis erhielt, sieht noch ein weiteres Defizit der Politik: Regierungen sollten verstehen, dass es in manchen Bereichen notwendig sei, in Fünfjahresperioden zu denken und Projekte häufig längerfristige Unterstützung brauchen. Die Versuchung ist aber, alles kürzer und kürzer zu halten. Gebt den Wissenschaftern eine lange Leine, so der Appell der Molekularbiologin. Einig war man sich auf dem Podium darüber, dass es auch Defizite in der Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft gibt. EU-Kommissar Moedas bezeichnete es als Problem, dass ein größerer Teil der Unternehmen nicht in Forschung und Entwicklung investiere. Es müsse mehr Anreize für die Wirtschaft geben, in die Grundlagenforschung zu investieren. Die Wirtschaft und die Wissenschaft müssen lernen, zusammenzutanzen, um ihre Zusammenarbeit zu befördern, lautete das Plädoyer von Suzanne Fortier von der kanadischen McGill-Universität. Einigkeit herrschte auch darin, dass im Wissenschaftsbereich selbst Defizite vorhanden sind: 40 Prozent der Absolventen in den USA seien weiblich, aber nur wenige könnten an die Spitze der Forschung vorrücken, sagte Subra Suresh, Präsident der Carnegie-Mellon-Universität in den USA. Das sei eine Vergeudung von Talent. Suresh, der viele Jahre am Massachusetts Institute of Technology (MIT) geforscht hatte, sieht aber auch eine Vergeudung von finanziellen Ressourcen: Wir bringen eher Menschen auf den Mond, bevor wir daran denken, Räder für Koffer zu erfinden, sagte Suresh, der selbst 21 Patente hält. Er mahnte ein, dass sich Forschung auch auf lebensnahe Bereiche beziehen müsse. Auch dafür müsse es Mittel geben. In manchen Bereichen sei die Wissenschaft weit weg von praktischer Anwendung. Für einen breiteren Ansatz trat Blackburn ein, die das Salk-Institut für biologische Studien in Kalifornien leitet: Die Wunder, die wir durch die Wissenschaft entdeckten, bereichern unseren Blick auf die Welt. Nicht-Wissenschaft;'In Österreich sorgt nun ein Plan für Aufregung, die Beimischung von Reinhaltezusätzen zu Dieselprodukten als effizienzsteigernd anzuerkennen. Wien – Den Plan gibt es schon länger, nun bekommt er aber zusätzliche Brisanz: Mittels Beimischung von Reinhalteadditiven soll der Dieselkraftstoff im Motor besser verbrennen und damit helfen, Energie einzusparen. Geht nicht, sagen Umweltgruppen und Grüne. Geht schon, sagen Vertreter der Mineralölindustrie. Die zusätzliche Brisanz ist dem Umstand geschuldet, dass rund um die aufgeflogene Affäre um gefälschte Abgaswerte von Millionen Dieselautos aus dem VW-Konzern die Umweltbilanz von Diesel an sich ins Zwielicht geraten ist. Durch Additive, über deren Wirkung es zumindest Zweifel gibt, werde die Bilanz nicht besser, sagte die Umweltsprecherin der Grünen, Christiane Brunner, dem STANDARD. Gemäß dem seit Jänner in Kraft befindlichen Energieeffizienzgesetz müssen in Österreich alle Energielieferanten inklusive Mineralölhandel Anfang nächsten Jahres erstmals nachweisen, dass sie heuer um 0,6 Prozent weniger Energie an die Kunden ausgeliefert bzw. zu einem effizienteren Einsatz derselben beigetragen haben. Eine der umstrittenen Maßnahmen, auf die sich die Mineralölbranche gestürzt hat, ist die Beimischung von Additiven. Die Beimischung wird als Berechnungsmethode von der Österreichischen Energieagentur (Austrian Energy Agency) anerkannt. Die Agentur überwacht als Monitoringstelle die Einhaltung des Energieeffizienzgesetzes. Den Nachweis, dass die Beimischung tatsächlich etwas bewirkt, soll das international tätige Prüfinstitut SGS erbringen. Darauf haben sich dem Vernehmen nach die Wirtschaftskammer Österreich, das Wirtschaftsministerium und die Energieagentur bereits verständigt. Vom Energieeffizienzgesetz betroffene Unternehmen warten noch immer auf den Begutachtungsentwurf aus dem Wirtschaftsministerium. Dort sollen anrechenbare Maßnahmen zur Energieeinsparung aufgelistet sein. Das Wirtschaftsministerium muss ein Einvernehmen mit Sozial- und Umweltministerium herstellen. An Letzterem spießt es sich noch, wiewohl Dieseladditive vom Umweltministerium bereits akzeptiert sein dürften. Es gibt kaum ein Labor der Welt, das nicht versucht hätte, eine Effizienzsteigerung durch Dieseladditive nachzuweisen; gelungen ist dies bisher nicht. In der Wirtschaftskammer glaubt man nun, den Nachweis erbringen zu können: Unter Anwendung des Industriestandards DW10 des Additivherstellers Lubrizol soll auf dem Prüfstand gemessen werden, dass behandelter Diesel um 0,6 Prozent effizienter verbrennt. Wenn der Nachweis – zumindest auf dem Papier – gelingt, sei fast der gesamte Verkehrssektor in Sachen Energieeinsparung aus dem Schneider. Brunner: Das ist nicht nur ärgerlich, weil echte Einsparmaßnahmen dann von der Branche nicht mehr gesetzt werden müssen. Es besteht auch die Gefahr, dass eine Übererfüllung im Bereich Diesel den gesamten Markt für Effizienzmaßnahmen kaputtmacht. Österreich gehört zu den Ländern mit extrem hohem Dieselanteil. Rund 80 Prozent des gesamten Kraftstoffabsatzes im Land entfallen nach wie vor auf Diesel.' Wissenschaft;Der Ägyptologe Manfred Bietak will den "Herrschern der Fremdländer" mit einem neuen Forschungsprojekt alle Geheimnisse entlocken. Wien – In der jahrtausendelangen Geschichte der altägyptischen Pharaonen stellt die Epoche zwischen dem Mittleren und dem Neuen Reich, die sogenannte Zweite Zwischenzeit, einen der unübersichtlichsten Abschnitte dar. Mehrere Dynastien herrschten vor rund 3600 Jahren teilweise parallel in den verschiedenen Landesteilen. Im östlichen Nildelta etablierte sich ein Reich, deren Könige nicht aus Ägypten, sondern aus dem levantinischen Raum stammten. Diese Hyksos, die Herrscher der Fremdländer, wie sie von den Ägyptern genannt wurden, fristen in der Geschichtsschreibung ein eher stiefmütterliches Dasein. Die Ägyptologie als großteils textbasierte Geschichtswissenschaft tat sich von jeher schwer mit dieser Epoche, die nur wenige textliche Quellen hinterlassen hat. So können viele Fragen wie jene nach der Herkunft der Hyksos, ihren kulturellen Einflüssen und ihrem Verschwinden nur unbefriedigend beantwortet werden. Der Wiener Ägyptologe Manfred Bietak hat ab 1966 jahrzehntelang die Ausgrabungen der riesigen Hyksos-Hauptstadt Auaris in Tell el-Daba im Nildelta geleitet. Daneben haben Teams aus Kanada, Frankreich, Polen und der Slowakei Spuren derselben Kultur in der Region nachgewiesen. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse und das massenhaft gesammelte historische Quellenmaterial bilden nun die Basis, um die offenen Fragen beantworten zu können: Bietak hat für sein Forschungsprojekt The Hyksos Enigma – Das Rätsel um die Herkunft der Hyksos vom Europäischen Forschungsrat (ERC) einen Advanced Grant über fünf Jahre und rund 2,4 Millionen Euro erhalten. Diese Förderung aus dem Topf des EU-Forschungsprogramms Horizon 2020 richtet sich an arrivierte Wissenschafter, die eine entsprechende Karriere vorweisen können. Während 90 Prozent der Anträge abgelehnt werden, beurteilten alle fünf unabhängigen Gutachter das Projekt des Instituts für Orientalische und Europäische Archäologie an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften als außergewöhnlich. Der ERC betreibt bei der Vergabe der Grants keine Altersdiskriminierung, wie Bietak anerkennend hervorstreicht. Der Emeritus der Universität Wien, der im Herbst 75 Jahre alt wird, hat so die Möglichkeit, mit der Lösung des Hyksos-Rätsels sein Lebenswerk zu krönen und dieses Kapitel der Geschichte neu zu schreiben. Bietak verfolgt in seinem Programm multidisziplinäre Ansätze: Die Ergebnisse der archäologischen und historischen Forschungen werden mit Methoden der Biologie und Geochemie ergänzt. Dazu wird ein Team aus Forschern verschiedener Institutionen zusammengestellt. Einer der Projektpartner ist der Bioarchäologe Holger Schutkowski der südenglischen Bournemouth University, der anhand menschlicher Überreste Isotopen- und DNA-Analysen ebenso wie anthropologische Befunde beisteuern wird. Nachdem aufgrund der strengen Ausfuhrbedingungen viele Untersuchungen in Ägypten stattfinden müssen, wird in Zusammenarbeit mit dem Antikenministerium in Kairo, der Ägyptischen Akademie der Wissenschaften und der Abteilung für Molekulargenetik des Nationalen Forschungszentrums ein Labor adaptiert, das zuletzt für die Untersuchung der Mumie Tutanchamuns eingesetzt wurde. Mit acht unterschiedlichen Forschungsansätzen sollen die verschiedenen offenen Fragen geklärt werden. Aufschluss über die Abstammung geben Sprachanalysen und architektonische Merkmale von Hyksos-Palästen im Vergleich mit Bauten in Nordsyrien. Auch Vergleiche von kulturellen Praktiken und religiösen Ritualen wie Opfergruben und Grabbräuchen verraten Details über die Herkunft der Hyksos. Über ihren Aufstieg wie Untergang geben Untersuchungen der Handelsbeziehungen nach Zypern und Nubien Auskunft. Anhand der unterschiedlichen importierten Keramiken lassen sich Aussagen über die wirtschaftliche Entwicklung treffen. Möglicherweise wurden die Hyksos von den ägyptischen Herrschern in Theben von den Ressourcen in Nubien abgeschnitten. Jedenfalls dürfte gegen Ende ihrer Herrschaft der Außenhandel zusammengebrochen sein. Die Untersuchung menschlicher Skelette gibt Einblick in mögliche Krankheiten oder Mangelernährung der Bewohner von Auaris, auch auf diese Weise lassen sich Krisenzeiten nachweisen. Die Machtübernahme dürfte durch Migration von Seeleuten, Schiffbauern, Söldnern und Händlern schrittweise vonstattengegangen sein. Aber auch eine gewisse militärtechnische Überlegenheit, die Hyksos verfügten über Streitwagen, Pferde und bessere Waffen, dürfte den Aufstieg begünstigt haben. Den Berichten des ptolemäischen Geschichtsschreibers Manetho zufolge sollen die Hyksos Unterägypten mit einer Invasion erobert haben. Spätere kriegerische Ereignisse lassen sich jedenfalls eindeutig belegen: Vor dem Palast fand Bietak Gruben mit zahlreichen abgeschlagenen rechten Händen – Beweise für die Anzahl der getöteten Feinde. Schließlich soll erforscht werden, ob die Hyksos spurlos von der Bildfläche verschwunden sind, oder ob die Kultur des Neuen Reiches dauerhaft von ihnen geprägt wurde. Wissenschaft;Wissenschafter der TU Graz arbeiten an Photovoltaik-Zellen, die Energie auch speichern können. Graz – Mit Photovoltaik-Zellen kommt kostenloser Sonnenstrom direkt vom Dach ins Haus – allerdings nicht immer dann, wenn man ihn auch benötigt. Die Kombination mit einem zuverlässigen Energiespeichersystem ist eine sinnvolle Ergänzung, um den Strom auch zeitversetzt nutzen zu können. An der TU Graz arbeiten Forscher daran, Photovoltaik-Module und elektrochemische Energiespeicher in einem System koppeln. Derzeit sind miteinander verbundene Einzelsysteme im Einsatz, die aus Photovoltaik-Zellen, meist bleibasierten Akkus und Unmengen an Kabel bestehen, betonte Ilie Hanzu von der TU Graz. Das braucht viel Platz, ist wartungsintensiv und nicht optimal effizient. Hanzus Team will nun in dem von der Forschungsförderungsgesellschaft FFG unterstützten Forschungsprojekt SolaBat ein Hybrid-System aus Batterie und Solarzelle entwickeln, das Sonnenenergie in elektrische Energie umwandeln und auch speichern kann. Angesichts der geringen Zahl existierender Konzepte betritt das Projekt wissenschaftliches Neuland, so der Forscher. Die größte Herausforderung liege in der neuen Kombination maßgeschneiderter funktioneller Materialien: Wir brauchen Materialien, die ihre jeweiligen Aufgaben zuverlässig erfüllen sowie mit anderen Materialien elektrochemische kompatibel sind, damit sie in einem Gerät zusammen funktionieren, so der Wissenschafter. Hierzu untersucht das Grazer Zentrum für Elektronenmikroskopie (ZFE) die zugrunde liegenden Grenzflächeneffekte und -reaktionen. Daneben sollen laut Hanzu statt kobalthaltiger Elektroden umweltfreundlichere Titanate als Aktivmaterial eingesetzt werden, auch polymerbasierte Solarzellen seien eine Alternative. Die potenziellen Einsatzmöglichkeiten erscheinen den Grazer Forschern vielfältig: Abgesehen von Photovoltaik-Anlagen seien dadurch nachhaltigere Akkus von Smartphones oder auch Autobatterien denkbar. In den kommenden drei Jahren stehen den Grazer Forschern rund 700.000 Euro zur Verfügung. Wissenschaft;Lange Zeit wurde seine Existenz vermutet, nun beobachteten CERN-Physiker das schwer fassbare Teilchen. Genf – Unser Wissen vom Aufbau der Materie wurde vor rund einem halben Jahrhundert revolutioniert: 1964 schlug der US-Physiker Murray Gell-Mann vor, dass die als Baryonen bezeichneten Teilchen, zu denen Protonen und Neutronen gehören, aus drei geringfügig geladenen Objekten bestehen, die er Quarks nannte (nach einem Zitat aus James Joyces Roman Finnegans Wake: Three quarks for Muster Mark). Dieses sogenannte Quarkmodell sah vor, dass Quarks auch im exotischen Verbund als Tetra- oder Pentaquarks vorkommen können: Letztere würden aus vier Quarks sowie einem Antiquark bestehen und waren bald Gegenstand heftiger Debatten, weil die Teilchen lange nicht entdeckt werden konnten. Doch genau das dürfte nun am Large Hadron Collider gelungen sein: Wie die Physiker demnächst in den Physical Review Letters berichten, orteten sie in den riesigen und präzisen Datenmengen des LHC Signale, die sich laut den Forschern nur als Pentaquark-Zustände erklären lassen. Das Pentaquark ist nicht irgendein neues Teilchen, erklärte LHCb-Sprecher Guy Wilkinson. Es stellt eine Möglichkeit dar, Quarks in einem Muster zu vereinigen, das trotz 50-jähriger experimenteller Suche noch nie beobachtet wurde. Die Untersuchung seiner Eigenschaften erlaubt es uns, ein besseres Verständnis dafür zu entwickeln, wie sich herkömmliche Materie, also die Protonen und Neutronen, aus denen wir alle bestehen, zusammensetzt. Die Wissenschafter entdeckten das Pentaquark, indem sie den Zerfall von als Λb (Lambda b) bekannte Baryonen in drei weitere Partikel, ein J/ѱ (J-psi), ein Proton und ein geladenes Kaon untersuchten. Die Massespektren des J/ѱ-Teilchens und des Protons enthüllten jeweils eine Art Zwischenstadium ihrer Entstehung. Dank der enormen Datenmenge, die das LHC liefert, und der ausgezeichneten Präzision der Detektoren, konnten wir alle Erklärungsmöglichkeiten für diese Signale gegeneinander abwiegen. Übrig blieb schließlich, dass es sich nur um einen Pentaquark-Zustand handeln kann, erklärte der LHCb-Physiker Tomasz Skwarnicki von der Syracuse University. Genauer gesagt: die beobachteten Teilchenzustände repräsentieren zwei Up-Quarks, ein Down-Quark, ein Charm-Quark und ein Anti-Charm-Quark. Als nächstes wollen die Forscher aufklären, wie die Quarks in den Pentaquarks aneinander gebunden sind – ob stark gebunden oder lose in einer Art Molekülverband. Dazu werden die Forscher die Daten des unlängst begonnenen zweiten Durchlaufs des LHC nutzen, bei dem Teilchen mit der bisher noch nie in einem Beschleuniger erreichten Energie von 13 Teraelektronenvolt aufeinander prallen. Nicht-Wissenschaft;Der dampfende Eisenbahn-Bildband von Gerhard Trumler. Sie müssen wissen, gnädige Frau, gnä Herr, der Herr Fotograf war früher einmal Fahrdienstleiter, damals, als der Schienenverkehr noch via Telefonat geregelt wurde, als Gleise mit Petroleumlampen abgeschritten und kontrolliert wurden, als Weichen und Signale im Stellwerk mit mächtigen Hebeln mechanisch über oft hundert Meter lange Drahtzüge bedient wurden. In der Ferne tanzen Garben von glühenden Funken aus den Schloten der Dampflokomotiven, mächtigen schnaubenden Ungeheuern, die Schienen beginnen zu singen, dröhnend und zischend. Nicht zufällig heißt Gerhard Trumlers neues OEuvre Meine Dampfeisenbahn, zeigt es doch des Bilderpoeten erste Profession und frühe Obsession. Bewundernswert kunstvoll hat der sensible Seismograf des zu Bewahrenden, der Dokumentationsleiter der langsam aussterbenden Dinge sich bibliophil seiner Herzensangelegenheit, der Eisenbahn, angenommen. Begnadet erzählen kann er auch, der einstige Fahrdienstleiter, der Züge dirigierte, bevor er Jus studierte, bei der Flugsicherung im Himmel Weichen stellte und als Fotograf seine Bestimmung fand, Chronist der Mächtigen (wie Kreisky & Co) und Bewahrer des Schönen und Guten wurde. Wie ein Magier erweckt er die alte Welt wieder zum Leben, der ewig Neugierige, angereichert mit einem Glossar und einer Collage über das sagenhafte Tarockanien Herzmanovsky-Orlandos. Gschamster Diener, Maître Trumler, merci! (19.12.2015) Nicht-Wissenschaft;'Der US-Musiker versteckt sich nicht nur hinter einer eventuell wahren Biografie. Mit fliegenden Wechseln zwischen stampfendem Blues, elegantem Soul und geschmeidigem R ''n'' B bleibt er auch musikalisch aufregend. Nun gastiert er in Wien. Wien – Nichts ist langweiliger als die Vorhersehbarkeit. Deshalb ziziert Willis Earl Beal bei seinen Auftritten auch gern Bob Dylan: I accept chaos. Im not sure whether it accepts me. Das Chaos gibt dabei möglicherweise nur einen interessanten Wegbegleiter in der Biografie des aus der South Side of Chicago stammenden Do-it-yourself-Künstlers mit einer starken Abneigung gegen formale Zwänge und ökonomische Stringenz. Als Willis Earl Beal 2012 beim renommierten Independent-Label XL Recordings sein offizielles Debüt Acousmatic Sorcery veröffentlichte, hatte der heutige Thirtysomething schon mehrere CDs im Eigenverlag produziert. Er hinterließ diese – wie auch gekritzelte Flyer – gern auf zufällig ausgewählten öffentlichen Plätzen. Darauf war seine Telefonnummer geschrieben. Interessierte Hörer konnten ihn anrufen und nach Hause für Wohnzimmer- und Küchenkonzerte einladen. Zuvor wurde er krankheitsbedingt aus der Army entlassen, hatte Drogenprobleme, ließ sich als Obdachloser durch die US-Südstaaten treiben und verdiente sein Geld als A-cappella-Sänger auf der Straße. Außerdem hatte er sich (erfolglos) als Kandidat bei The X Factor beworben, einer bis 2012 ungemein erfolgreichen US-Musik-Castingshow – wenn es denn wahr ist. Zur Not aber zählt in diesem Geschäft die Fiktion ohnehin mehr als das Faktische. Die Stimme, dies ist die einzige Konstante auf seinen während der letzten fünf Jahre erschienenen sieben Alben, ist dabei definitiv das erstaunlichste künstlerische Alleinstellungsmerkmal des Willis Earl Beal. Eindeutig am klassischen Gospel geschult, kann Beal dabei auf die grummeligen Schrottplatzsongs, angetäuschten Field-Songs und das Kunst-Hobotum eines Tom Waits ebenso verweisen, wie er rau und kehlig auch steinalten und knorrigen Countryblues mit elegantem Sixties-Soul kombiniert. Der Mann macht alles selbst. Und alles wird Musik. Die Anfänge mit Acousmatic Sorcery wurden noch mit Raummikrofon, verzerrter, sehr rudimentär gespielter Akustikgitarre und einem Perkussionsarsenal bestritten, bei dem man sich nicht entscheiden kann, ob hier ein dilettantisch programmierter Drumcomputer zum Einsatz kommt – oder es sich doch nur um misshandelte Kochtöpfe handelt. Außerdem dräuten zu diesem Zeitpunkt auch noch sehr oft der sensible Indierock aus der Regionalliga und alte irrsinnige und völlig entfesselte One-Man-Band-Rock-n-Roller wie Hasil Adkins. Ein Jahr später allerdings hatte sich Willis Earl Beal, der nun nicht mehr bei seiner Großmutter in Chicago lebte, sondern angeblich ins Bobo-Paradies Portland umgezogen war (oder dies noch vorhatte), schon zu einem seriösen Soul- und Bluessänger mit semiprofessionellem Equipment gemausert. Das Album Nobody Knows von 2013 wird allgemein als seine beste Arbeit angesehen. Die slicke Produktion, die auch ein hübsches Duett namens Coming Through mit der ähnlich verpeilten US-Indie-Sängerin Cat Power bietet, brachte ihm trotz Zugänglichkeit, gediegener Arrangements und einiger schmissiger Soul-Songs kein Glück. Es folgte ein Rosenkrieg mit seinem Label, schließlich auch ein musikalischer Wechsel, mit dem niemand rechnen konnte. Noctunes aus dem Vorjahr präsentiert Willis Earl Beal nun als schmusigen R-n-B-Künstler mit edlen elektronischen Klangflächen und einer mehr als eindeutigen Einladung zu Longdrink-Schlürfereien und Coffee-Lounge-Geschmeidigkeit. All das könnte nun natürlich am Wochenende bei seinem Österreichdebüt in Wien noch einmal auf den Kopf gestellt werden. Beal hat als Begleitband dem Vernehmen nach sein iPhone engagiert. Man spricht allerdings von einer das Publikum beherrschenden, starken Bühnenpersönlichkeit. Sie duldet keinen Applaus und Widerspruch. Spannend.' Nicht-Wissenschaft;Pilot sah prügelnde Männer als Sicherheitsrisiko. Limoges – Wegen zwei betrunkener und sich prügelnder Briten hat eine Passagiermaschine auf dem Weg von England nach Spanien außerplanmäßig in Frankreich landen müssen. Der Pilot der Ryanair-Maschine auf dem Weg von Liverpool nach Alicante entschied sich am Donnerstag wegen der Streithähne zu einer Landung auf dem Flughafen von Limoges und rief die Polizei zur Hilfe, wie die Behörden mitteilten. Die beiden Briten landeten in einer französischen Ausnüchterungszelle. Die besonders überdrehten und betrunkenen Männer hätten eine Gefahr für die Sicherheit der anderen Passagiere dargestellt, teilte die Polizei mit. Beamte holten die Briten nach der Landung in Limoges aus der Maschine. Das Flugzeug mit mehr als 180 Passagieren an Bord konnte die Reise nach Alicante dann fortsetzen. Nicht-Wissenschaft;'Leicesters Titelgewinn ist für Stürmer Vardy "ein unglaubliches Gefühl". Leicester – Arm in Arm standen Leicester Citys neue Fußball-Helden im Haus von Torjäger Jamie Vardy vor dem riesigen Flachbild-Fernseher. Als Schiedsrichter Marc Clattenburg die Partie zwischen Chelsea und Tottenham (2:2) am Montagabend abpfiff, kannte der Jubel des neuen englischen Meisters keine Grenzen mehr. ÖFB-Teamkapitän Christian Fuchs und seine Teamkollegen ließen ihren Emotionen freien Lauf. Wie kleine Kinder fielen die Leicester-Profis übereinander her, schrien, kreischten und sprangen wild durcheinander. Die ausgelassene Freude war berechtigt, schließlich hatten Fuchs und seine Teamkollegen gerade eine der größten Sensationen im Weltfußball geschafft. Der 30-jährige Niederösterreicher zeigte auf Twitter und Facebook die Jubelszenen, sein Video wurde in kürzester Zeit zum großen Renner im Netz. CHAMPIONS!!!, schrieb Fuchs voller Stolz dazu. CHAMPIONS!!!! pic.twitter.com/pFtvo5XUNx Ein unglaubliches Gefühl, schilderte Torjäger und Englands Nationalstürmer Vardy seine Emotionen nach dem Titelgewinn. Ich habe so etwas bisher noch nicht gekannt. Wir haben letztes Jahr gerade noch den Klassenerhalt geschafft und werden nun am Samstag die Trophäe in die Höhe stemmen. Es ist der größte Erfolg in der Geschichte eines großen Vereins, und wir alle haben einen Teil dazu beigetragen. Glückwünsche an das Team von Trainer Claudio Ranieri gab es auch vom geschlagenen Verfolger Tottenham. Zuerst möchte ich Claudio und seine Spieler beglückwünschen. Sie haben eine unglaubliche Saison gespielt und den Titel verdient, sagte Trainer Mauricio Pochettino. Vor der Villa von Vardy versammelten sich Hunderte Fans und huldigten ihren Idolen. Auch rund um das King Power Stadium in Leicester und in den Pubs der Stadt feierten die Anhänger den ersten Meistertitel der Vereinsgeschichte bis in die Morgenstunden. (APA; 3.5.2016)' Nicht-Wissenschaft;Kanzler Faymann will mit Ungarns Premier Klartext reden, Vizekanzler Mitterlehner fand deutliche Worte zur "Panikmache" der FPÖ. Wien – Auf Viktor Orbán ist Werner Faymann derzeit nicht gut zu sprechen. Gesetze sind einzuhalten, richtete der Kanzler seinem ungarischen Amtskollegen am Dienstag bei der früh am Morgen angesetzten Regierungssitzung im Parlament aus. Am Montag waren 3.650 aus Ungarn kommende Flüchtlinge am Wiener Westbahnhof eingetroffen, auch am Dienstag hielt der Zustrom an. Man werde die Sache genau untersuchen und eine klare Sprache gegen Ungarn finden, kündigte Faymann an. Nur weil die Dublin-Verordnung (sie regelt, dass jenes EU-Land zuständig ist, in dem Flüchtlinge zuerst EU-Boden betreten) schlecht funktioniere, könne Budapest das Abkommen nicht komplett aussetzen. Faymann will auch bilaterale Gespräche mit Tschechien und der Slowakei führen, um seiner Forderung nach europäischen Quoten Nachdruck zu verleihen. Hierzulande aber werden die rot-schwarzen Regierungsspitzen demnächst mit dem neuen Flüchtlingskoordinator Christian Konrad in Klausur gehen. Dabei sollen angesichts der vielen Schutzsuchenden die Themen Wohnen, Arbeit und Integration behandelt werden. Für Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) wird es auch darum gehen, Flüchtlinge als Chance und nicht als Bedrohung zu sehen. Viele seien gut qualifiziert, betonte der Wirtschaftsminister. Gleich nach dem Ministerrat nahmen die Koalitionäre auf der Regierungsbank im Nationalrat Platz, um auch bei der Sondersitzung zum anstehenden Durchgriffsrecht des Bundes zur Unterbringung von Flüchtlingen (mitunter gegen den Willen der Länder und Gemeinden) rigorose Töne anzuschlagen – allerdings in Richtung FPÖ. Davor rief Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) das Hohe Haus angesichts der Tragödie mit 71 toten Asylwerbern im Burgenland zu Menschlichkeit und Solidarität sowie zu einer Gedenkminute auf – doch die andächtige Stimmung sollte nicht allzu lange währen. Angesichts des Gesetzes, das SPÖ und ÖVP am 23. September mit den Grünen in den Verfassungsrang hieven wollen und dem auch die Neos zustimmen werden, hielt Faymann in seiner Rede vor den Abgeordneten fest: Österreich wird eine Entscheidung zu treffen haben, ob wir Kriegsflüchtlinge, die um ihr Leben laufen, mit Stacheldraht oder mit menschlichen, ordentlichen Quartieren empfangen. Auch Mitterlehner sprach sich vehement für Solidarität mit den Flüchtlingen aus. Dass die vom Bund geplante Quote beim Schaffen von Quartieren zu hoch sei, stellte er in Richtung von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache in Abdrede. Wovor fürchten Sie sich? 1,5 Prozent sind zumutbar! Etwas anderes zu behaupten sei eine Beleidigung unserer humanitären Tradition. Dazu geißelte Mitterlehner Ausdrücke wie Wirtschaftsflüchtlinge und Asylbetrug, die von den Blauen gern verwendet werden. Wir reden hier nicht über Material, wir reden über Menschen! Davon unbeeindruckt polterte Strache angesichts der Massenzuwanderung: Ich sehe keinen Chef und keine Lösung in dieser Sache. Ich sehe einen Koordinator – wofür brauchen wir Sie noch Herr Kanzler, Herr Vizekanzler? Dass die Koalition die Unterbringungsproblematik durch eine Entmachtung der Länder und Gemeinden lösen wolle, sei Anlass zur Sorge, deswegen werde er, Strache, einen Antrag auf eine Volksabstimmung darüber einbringen. Und überhaupt seien nicht alle, die kommen, Menschen im Sinne der Genfer Konvention, deswegen brauche es lückenlose Kontrollen an den Grenzen mithilfe des Heeres. Die grüne Chefin Eva Glawischnig hielt dazu fest: Wir wollen Menschenleben schützen und nicht Grenzen! Die FPÖ wolle in den Gemeinden ja sogar die Unterbringung von unbegleiteten Kindern verhindern, doch das Durchgriffsrecht werde auch zu einer Normalisierung der Situation beitragen. Dazu kündigte Glawischnig an, den Vorschlag der Regierung zu unterstützen, EU-Förderungen mit einer gerechten Flüchtlingsverteilung zu verknüpfen. Trotz Zustimmung zum Durchgriffsrecht forderte Neos-Boss Matthias Strolz von Faymann und Mitterlehner auffallend aggressiv einen Nationalen Aktionsplan zum Flüchtlingsdrama ein. Das Sterben von Asylwerbern heute im Straßengraben sei nur der Anfang gewesen, morgen lägen die Menschen womöglich schon in unseren Vorgärten. Nicht-Wissenschaft;Die SPÖ-Gremien nominierten Rudolf Hundstorfer als Kandidaten für die Hofburg. Wien – Es kam dann anders, als eine Woche zuvor bei der Präsentation des schwarzen Hofburganwärters. Nämlich so, wie es seit Tagen medial kolportiert wurde. Die SPÖ hat am Freitag Sozialminister Rudolf Hundstorfer einstimmig als Kandidat für die Bundespräsidentenwahl nominiert. Auch die Minister-Rochaden im roten Regierungsteam wurden ohne abweichende Stimmen beschlossen. Parteichef Werner Faymann durfte also am späten Freitagnachmittag freudig bekanntgeben: Mit großer emotionaler und politischer Zustimmung unterstützt die Sozialdemokratie unseren Rudi Hundstorfer. Der joviale Spitzname dürfte sich durch die Wahlkampagne ziehen. Der Wiener Kommunikationsberater Carl Yussi Pick, der sich bis Donnerstag die URL hundstorfer-2016.at gesichert hatte, ließ tags darauf wissen, die Domain wechsle jetzt zur SPÖ – bis es so weit ist, sei er darum gebeten worden, auf rudi-hundstorfer.at zu verweisen. Bloß war die Website am Freitag nur mit Passwort zugänglich. Nach Vorstands- und Präsidiumssitzung im SPÖ-Parlamentsklub hob der rote Kandidat im Presseklub Concordia zur ersten Übung in Sachen staatstragende Rede an. Er sei mit dem Erreichten niemals zufrieden (die Opposition übrigens auch nicht, mehr dazu später), wolle den sozialen Zusammenhalt sichern. Womit Hundstorfer gleich bei der Causa prima, die auch den Präsidentschaftswahlkampf beherrschen dürfte, angelangt war: Österreichs Umgang mit Flüchtlingen. Und weil die ÖVP immer lauter für eine Obergrenze trommelt, musste Hundstorfer auf Journalistenfrage dazu Stellung beziehen: Sie wissen, dass wir nicht die Welt retten können. Dass wir nicht alle 60 Millionen Flüchtlinge weltweit aufnehmen können. Aber das Thema kann man nur mehrstufig lösen. Sein Stufenmodell umfasst Hotspots, Zusammenarbeit mit der Türkei, Probleme vor Ort lösen. Gleichzeitig betonte Hundstorfer: Wir wollen Menschen in Not nicht einfach im Regen stehen lassen. Die Idee des Regierungspartners, ab einer zahlenmäßig noch nicht definierten Obergrenze Menschen in Pufferzonen unterzubringen und nicht mehr ins Land zu lassen, konterte er: Wo Menschen aus Kriegsgebieten geflohen sind, können wir nicht die Tür zu machen. Worte von einem, der nie gleichgültig, nie ignorant, nie zynisch, nie von oben herab agiert, findet SPÖ-Chef Werner Faymann. Worte von einem, dessen Stärke Reformverweigerung sei, finden die Neos. Und dessen Leistungsbilanz nur für Realitätsverweigerer ein Empfehlungsschreiben für die Hofburg sei, finden die Blauen. Deren potenzielle Regierungsbeteiligung wollte Hundstorfer mit Verweis auf notwendige stabile Mehrheiten übrigens nicht ausschließen. Böser ätzen als die FPÖ konnte nur noch ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner, für den Hundstorfer nur ein gut aufgelegter, flotter Ballbesucher ist. Die mit seiner Nominierung ausgelöste Umbildung in der roten Regierungsmannschaft erinnert Mitterlehner an das Wienerlied Schön ist so ein Ringelspiel: Dreht sich schnell und kost nicht viel. Zur Erinnerung: In Hundstorfers Fußstapfen als Sozialminister tritt Allzeit-Ablösekandidat Alois Stöger. Dessen Infrastrukturressort übernimmt Noch-Verteidigungsminister Gerald Klug. Im Heeres- und Sportressort kommt es zur einzigen roten Neubesetzung: Hans Peter Doskozil, der burgenländische Polizeichef, der sich im Sommer in Zusammenhang mit den 70 toten Flüchtlingen in einem Kühl-Lkw und seinem Handling des Flüchtlingsandrangs beim Grenzübergang Nickelsdorf einen Namen gemacht hat, wird Verteidigungsminister. Und soll in dieser Funktion ÖVP-Innenministerin Johanna Mikl-Leitner ein frischer Widerpart sein. Am Freitag blieb er wortkarg. Der Tag sollte ja zur Gänze auf Rudolf Hundstorfer ausgerichtet sein. Kanzler Faymann will zunächst Bundespräsident Heinz Fischer über den geplanten Wechsel im roten Team informieren. Erst am 26. Jänner soll es dann zum Regierungsumbau kommen. Hundstorfer sagte in Richtung seiner Kritiker, es sei klar, dass da jetzt nicht nur Liebesbezeugungen kommen. Er wünscht sich aber dringend ein Fairnessabkommen. Wissenschaft;Deutsche Forscher: Schwächere Mutter-Kind-Bindung als bei Töchtern treibt junge Männchen "aus dem Haus". Leipzig – Obwohl Säugetiere im Tierreich die Aushängeschilder in Sachen Mutter-Kind-Bindung sind, kann die Mutterliebe durchaus ungleich verteilt sein: Weibliche Rhesusaffen (Macaca mulatta) behandeln ihren männlichen Nachwuchs im ersten Lebensjahr aggressiver als ihre Töchter, wie Forscher des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig herausgefunden haben. Dass die Mutter-Kind-Bindung bei Rhesusaffen-Söhnen weniger stark ausgeprägt zu sein scheint, hat auch Folgen: Junge, aggressiv behandelte Männchen tendierten dazu, ihre Geburtsgruppe früher zu verlassen, berichtet das Team um Lars Kulik im Fachjournal PLOS ONE. Mit menschlichem Verhalten seien die Erkenntnisse aufgrund der unterschiedlichen Sozialstruktur nur bedingt vergleichbar, sagt Kulik. Allerdings sei auch beim Menschen bekannt, dass Gewalterfahrungen in der frühen Kindheit langfristig die Bindungsfähigkeit einschränken können. Die Primatologen untersuchten das Verhalten der Rhesusaffen auf Cayo Santiago, einer Insel nahe Puerto Rico. Die Wissenschafter beobachteten 26 Weibchen und 29 Männchen vom Zeitpunkt ihrer Geburt an. Unsere Ergebnisse zeigten, dass Mütter sich ihrem Nachwuchs gegenüber recht unterschiedlich verhalten, resümiert Kulik. Söhnen brachten sie im ersten Lebensjahr entschieden mehr Aggression entgegen als Töchtern. Und das erste Lebensjahr sei für die Entwicklung des Sozialverhaltens der Tiere besonders wichtig. Wegen der größeren Nähe zur Mutter sei die Bindung der weiblichen Jungtiere gefestigt. Die Weibchen bleiben später ja auch in der Gruppe und sind auf starke Bindungen angewiesen. Die männlichen Rhesusaffen hingegen verlassen ihre Geburtsgruppe, wenn sie im Alter von etwa vier Jahren geschlechtsreif sind. Und diejenigen, die von ihren Müttern besonders aggressiv behandelt wurden, gehen früher als Artgenossen, die es leichter hatten. Nicht-Wissenschaft;Andreas Koller verlangt von Medienminister Ostermayer mehr Einsatz für die österreichische Medienpolitik. Wien – Andreas Koller, Präsident des Presseclubs Concordia, fordert von Kultur- und Medienminister Josef Ostermayer (SPÖ) ein ähnliches Engagement für den Medienstandort Österreich wie für den Kulturstandort. Würde sich die Kulturpolitik so verhalten wie die Medienpolitik, würde sie nur den Musikantenstadl und Andreas-Gabalier-Abende fördern. Und das Burgtheater und die Salzburger Festpiele links liegen lassen, kritisiert Koller im aktuellen Public Value Bericht des Verbands Österreichischer Zeitungen (VÖZ) das mangelnde Interesse an fairen Rahmenbedingungen für den heimischen Medienmarkt. Regierung und politische Parteien würden sich nur allzu bereitwillig mit dem Brot-und-Spiele-Journalismus der Boulevardmedien gemein machen, so Koller, eine moderne Demokratie sei ohne qualitätsvollen Journalismus aber ebenso wenig denkbar wie ohne Kunst und Kultur. Qualitätsvoller Journalismus hinterfragt die Handlungen der Regierenden und kontrolliert die Machthaber. Qualitätsvoller Journalismus verzichtet auf billigen Populismus und üble Volksverhetzung. Stattdessen erklärt er seinem Publikum, wie die Griechenland-Krise funktioniert, was hinter den Migrationsströmen nach Europa steckt und was es an Fragen und Problemen in unserer Welt sonst noch zu erklären gibt. Qualitätsvoller Journalismus ermöglicht es seinem Publikum, mit den Akteuren in Politik, Wirtschaft und Kultur auf Augenhöhe zu kommunizieren. Doch wo ist die Medienpolitik, die diese Leistungen der Qualitätsmedien für das Funktionieren der Demokratie würdigt? Oder diesen Medien gar bessere Lebensbedingungen schafft? (APA, 18.11.2015) Nicht-Wissenschaft;Eine Onlineplattform soll bei der Anerkennung von Ausbildungen helfen. Ob das Kurz-Vorhaben funktioniert, wird aber bezweifelt. Wien – Ankündigungen gab es schon reichlich. Bereits vor zwei Jahren versprach Integrationsminister Sebastian Kurz (ÖVP) einen großen Wurf für ein Berufsanerkennungsgesetz. Durch dieses sollen es Zuwanderer leichter haben, ihre im Ausland erworbenen Qualifikationen entsprechend anrechnen lassen zu können. Bisher funktioniert das nämlich alles andere als optimal. Laut OECD sind in Österreich 31 Prozent der Personen mit Migrationshintergrund für ihre Jobs überqualifiziert. Kurz vor Weihnachten hat Kurz dann endlich einen Gesetzesentwurf vorgelegt, der – so zumindest der Plan – die Verfahrensabläufe vereinfachen soll. Kernpunkt ist ein vom Integrationsfonds betriebenes elektronisches Anerkennungsportal. Sowohl im In- als auch im Ausland soll man über dieses Tool Anträge stellen sowie Zeugnisse und andere Ausbildungsnachweise hochladen können. Die Anträge sollen dann an die zuständigen Behörden – es gibt zahlreiche involvierte Stellen auf Bundes- und Landesebene – weitergeleitet werden. Viele Zweifel An der Umsetzbarkeit gibt es aber massive Zweifel, wie nun Stellungnahmen zum Entwurf zeigen. Kritisiert wird weiters – wie auch vom Finanzministerium – dass der finanzielle Mehraufwand vom Außenministerium angesichts der großen Zahl an Verfahren nicht konkret beziffert wurde. Klarstellung zu Asylwerbern gefordert Gleich mehrere Stellen – darunter ÖGB und Industriellenvereinigung – vermissen Klarstellungen, wonach auch Asylwerber schon während des Verfahrens die Anerkennung ihrer Qualifikationen beantragen können. Bei der Gewerkschaft ist man generell skeptisch, ob sich durch das neue Gesetz etwas zum Besseren wandelt. Zwar soll die Verfahrensfrist eigentlich bei maximal vier Monaten liegen. Da diese aber erst nach Einlangen der vollständigen Unterlagen beginne, die Behörde ein Monat für die Eingangsbestätigung Zeit habe und mit einer Reihe unvollständiger oder fehlender Unterlagen zu rechnen sei, wird sich an den tatsächlichen Zeiten in der Praxis wenig ändern, so die ÖGB-Prognose. Daher werde leider nicht für mehr Klarheit im Anerkennungsdschungel gesorgt. Wissenschaft;Chemische Veränderungen im Nest beeinflussen Verhalten der Tiere. Paris – Lange haben Wissenschafter gerätselt, warum Hummeln ihr streng geordnetes Zusammenleben in einer Kolonie zu einem bestimmten Zeitpunkt plötzlich aufgeben. Eine Studie hat auf diese Frage nun möglicherweise eine Antwort gefunden: Die Zusammensetzung des Wachses im Hummelnest kann zu Rebellion und sogar zum Königinnenmord führen. Die Forscher um Ann-Marie Rottler-Hoermann von der Universität Ulm fanden in Experimenten heraus, dass Veränderungen im chemischen Aufbau des Wachses das soziale Gefüge zerstören können. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie nun in der britischen Fachzeitschrift Royal Society Open Science. In der sogenannten sozialen Phase ist eine Hummelkolonie von äußerster Effizienz geprägt. Die Arbeiterinnen kümmern sich um Nahrungssuche, Brutpflege und Abwehr von möglichen Feinden. Arbeiterinnen und Königin erfüllen normalerweise friedlich ihre Aufgaben, sagte Rottler-Hoermann, Erstautorin der Studie. Der Übergang zur Konkurrenzphase erfolge sehr plötzlich. Es sei ein vollkommener Verhaltenswechsel in der gesamten Hummelkolonie von einem zum anderen Tag zu beobachten. Die Hummeln legen selbst Eier, attackieren sich gegenseitig und fressen fremde Eier auf. Die Aggression ist derart ausgeprägt, dass sie sogar zum Tod der Königin führen kann, so die Biologin. Um ihre These zu belegen, brachten die Wissenschafter Hummeln aus einem neu gebauten Nest mit Wachs aus einer älteren Kolonie zusammen. Die Insekten begannen umgehend damit, um die Fortpflanzung zu konkurrieren. Nicht-Wissenschaft;'Personell geschwächter Rekordmeister Bregenz bot Wienern bis zum Schluss Paroli – Zweites Spiel Freitag in Bregenz. Wien – Die Fivers Margareten sind dem zweiten Meistertitel der Vereinsgeschichte einen großen Schritt näher. Am Dienstag besiegten die Wiener in einem hochspannenden Auftaktspiel der best of three-Finalserie der HLA nach der ersten Verlängerung Bregenz mit 31:29 (25:25, 13:10) und können schon am Freitag (18.10 Uhr/live ORF Sport+) in der gegnerischen Halle den ersten Titel nach 2010/11 perfektmachen. Das Drama vom Dienstag lässt für die das zweite Duell des HLA-Finalklassikers viel Spannung erwarten. Sieben Mal standen einander die beiden Teams zwischen 2004/05 und 2010/11 in der Endspielserie gegenüber, nur einmal hatten die Fivers dabei das bessere Ende für sich. Das war für uns alle unfassbar wichtig, meinte Fivers-Jungstar Nikola Bilyk gegenüber dem ORF. Gäste dominierten Anfangsphase Dass Rekordmeister Bregenz auf Espen Lie Hansen und Lucas Mayer verletzungsbedingt verzichten musste, hinderte die Vorarlberger nicht daran, den Hausherren in einer Partie ohne Abtasten lange Zeit erbitterten Widerstand zu leisten. Die Gäste dominierten sogar die Anfangsphase, führten 6:4 und 9:7 (22.). Nach der Umstellung auf eine offensivere Deckung drehten die Fivers aber auf, gingen innerhalb von drei Minuten mit 11:9 in Führung und brachten schließlich ein 13:10 in die Pause. Damit war die Partie aber noch lange nicht gelaufen. Im Gegenteil. Bregenz, das in der laufenden Saison gegen die Fivers bei zwei Niederlagen zwei Siege gefeiert hatte, war bis zur 44. Minute auf 19:19 herangekommen. Die Truppe von Trainer Robert Heding, die immer wieder mit sieben Feldspielern agierte, lag bis zum Ablauf der regulären Spielzeit sogar noch zweimal mit einem Tor vorne. Die Chance auf die Entscheidung vergab vorerst aber Fivers-Routinier Vitas Ziura, der beim Stand von 25:25 wenige Sekunden vor Ende der ersten 60 Minuten nur die Latte traf. Selbst in der Verlängerung ging den aufopfernd kämpfenden Bregenzern erst ganz am Schluss die Luft aus. Da fehlten auch schon die beiden Rückraumspieler Tobias Warvne, der sich in der ersten Hälfte verletzt hatte, und Ante Esegovic, der zweieinhalb Minuten vor Schluss Rot gesehen hatte. Erst Fivers-Flügel Richard Wöss machte mit dem 31:29 alles klar. Die Dramatik am Feld brach sich nach dem Schlusspfiff mit einem Gerangel am Feld, bei dem auch Betreuer beteiligt waren, Bahn, der kleine Tumult war aber schnell wieder beendet. (APA, 24.5.2016) Ergebnis HLA-Finale, 1. Spiel der best of three-Serie: HC Fivers WAT Margareten – Bregenz Handball nach 1. Verlängerung 31:29 (25:25, 13:19) Beste Werfer: Wöss 7, Ziura, Martinovic je 5 bzw. Bammer 7, A. Hedin 6, Frühstück 5 Nächstes Spiel am Freitag in Bregenz; 3. Spiel falls nötig am kommenden Montag in Wien' Nicht-Wissenschaft;Zwei nordkoreanische Ärzte sind in Kambodscha gestorben, die Umstände sind einmal mehr mysteriös. Nordkorea ist ein sicherer Lieferant für bizarre Geschichten – wahre und unwahre. Die jüngste Episode dieser Art ereignete sich Anfang Jänner, als zwei nordkoreanische Ärzte in Kambodschas Hauptstadt Phnom Penh starben – am selben Ort, zur selben Zeit, aufgrund derselben Ursache. Während einer Neujahrsfeier mit Landsleuten sollen die Ärzte An Hyong-chan (56) und Chol Ri-mun (50) laut Angaben ihrer Witwen, die im selben Krankenhaus arbeiteten, exzessiv Bier und Reiswein getrunken haben. Zu Hause überprüften die Frauen den Gesundheitszustand ihrer Ehemänner: über 40 Grad Fieber, unregelmäßiger Herzschlag, schwacher Puls. Aus Sorge sollen sie ihnen ein bislang noch unbekanntes Serum injiziert haben. Wenig später erlagen die Ärzte einem Herzinfarkt. Einem Bericht zufolge sollen in dem Spital kürzlich zwei weitere Nordkoreaner infolge übermäßigen Alkoholkonsums gestorben sein. Die Polizei bestätigte das bisher aber nicht. Immer wieder kursieren ungewöhnliche Todesmeldungen von Nordkoreanern. Viele Spekulationen stellen sich jedoch als falsch heraus: So soll Diktator Kim Jong-un seine Exfreundin hinrichten haben lassen – kurze Zeit später tauchte sie dann bei einem Fernsehauftritt wieder auf. Gesichert ist jedoch, dass bereits früher nordkoreanische Ärzte im Ausland ums Leben kamen. In Nigeria etwa wurden 2013 drei Mediziner getötet, vermutlich von der Terrororganisation Boko Haram. Insgesamt arbeiten laut NGOs mehr als 60.000 Nordkoreaner im Ausland, wo sie jährlich rund 211 Millionen Euro zu erwirtschaften – auf Baustellen in Katar, in chinesischen Restaurants und in tschechischen Textilfabriken. Die Arbeiter leben meist abgeschirmt und überwacht in eigenen Wohnheimen, arbeiten sieben Tage die Woche und müssen den Großteil ihres Einkommens an den Staat abliefern. Wer den Auslandsaufenthalt zur Flucht nutzt, riskiert Haftstrafen für die zurückgebliebenen Familienmitglieder. Nicht-Wissenschaft;WM-Leader souverän, Weltmeister mit Problemen, Ricciardo starker Zweiter, Räikkönen Dritter. Shanghai – Mit einer überragenden letzten Runde hat sich WM-Leader Nico Rosberg am Samstag im Qualifying für den Formel-1-Grand-Prix von China in Shanghai an die Spitze gesetzt. Der Deutsche startet am Sonntag mit seinem Mercedes von der Poleposition, hinter ihm geht überraschend Red-Bull-Pilot Daniel Ricciardo ins Rennen. Lewis Hamilton schied bereits in Q1 aus, auch für Ferrari setzte es einen Dämpfer, der aber moderat ausfiel. Somit gibt es in Shanghai ein Qualifying-Ergebnis mit Seltenheitswert. Erstmals seit dem Singapur-Grand-Prix im vergangenen September stehen die beiden Mercedes nicht gemeinsam in der ersten Startreihe. Hamilton konnte aufgrund eines Problems mit dem System zur Energie-Rückgewinnung (ERS) keine gezeitete Runde drehen und kam erstmals seit 27 Rennen nicht in die entscheidende dritte Phase des Qualifyings. Der dreifache Weltmeister, der in China schon viermal gewonnen hat, wird das Rennen am Sonntag (8.00 Uhr MESZ, live ORF eins, RTL und Sky) von der letzten Startreihe aus in Angriff nehmen. Mehr erwartet hatte man sich auch bei Ferrari, zumal die Scuderia in zwei von drei Freien Trainings Bestzeit markiert hatte. Im Qualifying mussten sich Kimi Räikkönen und Sebastian Vettel aber mit den Plätzen drei bzw. vier begnügen. In der dritten Reihe lauern Williams-Fahrer Valtteri Bottas sowie Daniil Kwjat im zweiten Red Bull. Ich habe auch heute wieder eine gute Runde erwischt, da musste schon alles passen, meinte Rosberg, der die bisherigen zwei Saisonrennen in Australien und Bahrain gewonnen hatte. Ferrari war schon sehr nahe dran an dem Wochenende. Natürlich, der große Kampf hat jetzt nicht stattgefunden, daher bin ich nicht euphorisch. Aber es ist der beste Startplatz für morgen. Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff lobte seinen Schützling: Der Nico hat am Ende eine rausgezaubert, die war unschlagbar. Für Rosberg war es die 23. Poleposition in seiner Karriere und die erste in dieser Saison. Würde er auch in Shanghai triumphieren, wäre es sein sechster Sieg in Serie. In der WM-Wertung liegt er 17 Punkte vor seinem Teamkollegen Hamilton, dessen Rückversetzung um fünf Plätze wegen eines Getriebewechsels nun nicht schlagend wird. Der zweite große Gewinner des Tages war Red-Bull-Hoffnungsträger Ricciardo, der am Ende eine halbe Sekunde hinter Rosberg blieb, sich aber vor dem Ferrari-Duo behauptete. Wir haben in Q2 ein bisschen mehr Speed gefunden. Ich bin mir nicht sicher, wo der hergekommen ist. Zweiter ist ziemlich stark. Wir haben das nicht erwartet, sagte der Australier. Zuletzt war ein Red-Bull-Bolide am 20. September 2015 in Singapur in der ersten Reihe gestanden. Auch damals war Ricciardo nach dem Qualifying Zweiter. Ich bin wirklich geschockt. Sich hier in der ersten Reihe zu qualifizieren, ist eine unglaubliche Leistung, jubelte Red-Bull-Teamchef Christian Horner. Wir sind überrascht, aber natürlich überglücklich, meinte auch Motorsport-Konsulent Helmut Marko, der sich zusätzlich über die starke Performance der beiden Toro Rosso freute. Carlos Sainz Jr. belegte vor Max Verstappen Rang acht. Im Rennen sind wir normalerweise stärker, eigentlich sollten wir morgen ein Podium schaffen, meinte Marko voller Optimismus. Das dritte Freie Training am Samstagvormittag hatte angesichts von heftigem Regen unter erschwerten Bedingungen stattgefunden. Im Qualifiyng, das erstmals in diesem Jahr wieder nach dem alten Modus ausgetragen wurde, präsentierte sich die Strecke aber weitgehend trocken. Zum Verhängnis wurde Manor-Pilot Pascal Wehrlein allerdings eine nasse Stelle unter der Unterführung auf der Start-Ziel-Geraden. Darunter versteckte sich nämlich eine Bodenwelle, weshalb der Formel-1-Debütant aus Deutschland von der Strecke flog. Im Anschluss daran wurde die erste Session für rund 20 Minuten unterbrochen. Die Crew von Hamilton konnte den technischen Defekt an seinem Boliden nicht rechtzeitig beheben. Der Brite kehrte ohne gültige Rundenzeit wieder an die Box zurück. Es ist natürlich unglücklich, aber für uns sind diese Dinge ein Test. Ich kann daraus lernen, sagte Hamilton. Für das Rennen gab er sich dennoch zuversichtlich: Das Auto ist schnell. Hoffentlich bekommen sie das bis morgen hin. Wissenschaft;Weitere Variante von Neoehrlichia-Bakterien identifiziert. Wien/Feldkirch – Eine bisher unbekannte Form des Bakteriums Candidatus Neoehrlichia entdeckten Forscher der Veterinärmedizinischen Universität Wien bei einer Füchsin aus Feldkirch in Vorarlberg und berichten darüber im Fachblatt Parasites & Vectors. Der Erreger wird vermutlich von Zecken übertragen und könnte auch bei Menschen grippeähnliche Symptome hervorrufen, heißt es in einer Aussendung der Uni. Unbekannt ist der Erreger-Typ in Fachkreisen nicht, denn bereits 1999 wurde Candidatus Neoehrlichia mikurensis erstmals bei einer Zecke und später bei Hunden, Igeln, Spitzmäusen, Bären, Dachsen, Gämsen und Mufflons nachgewiesen. Der Zusatz Candidatus vor dem eigentlichen Artnamen bedeutet, dass es bislang nicht gelungen ist, das betreffende Bakterium zu kultivieren. Eine erste Infektion beim Menschen wurde 2010 in Schweden entdeckt. Erkrankt man, kann das zu Fieber, Muskel- und Gelenksschmerzen, aber auch zu einem erhöhten Risiko für Thrombosen und Embolien führen. Gefährdet sind vor allem ältere und immunschwache Personen. Ein zweiter ähnlicher Erreger, Candidatus Neoehrlichia lotoris, wurde bisher ausschließlich in US-amerikanischen Waschbären nachgewiesen. Diese Variante steht dem nun in Vorarlberg entdeckten Bakterium laut VetMed näher. Nun wurden Wissenschafter um Adnan Hodzic vom Institut für Parasitologie an der Vetmed, der sich für wild lebende Fleischfresser interessiert, die nach Zeckenbissen als Reservoire von Krankheitserregern fungieren, auf eine neue Form des Bakteriums aufmerksam. Im vergangenen Jahr sammelten die Forscher 164 Milzproben von erlegten Füchsen in Tirol und Vorarlberg. Als Wirtin für den genetisch zwischen den beiden bekannten Neoehrlichia-Formen angesiedelten neuen Erreger wurde eine Rotfüchsin aus dem Raum Feldkirch identifiziert. Es benötigt weitere Untersuchungen, um das Bakterium genau systematisch einordnen zu können. Es steht jedoch fest, dass es sich um einen potenziell zoonotischen Erreger handeln könnte, der also vom Tier auf den Menschen übertragbar wäre. Wie sich eine Infektion auf den Menschen oder auf Haustiere auswirken könnte, wissen wir noch nicht, erklärte Studienleiter Hans-Peter Führer. Bisher bekannt gewordene Infektionen mit den verwandten Erregern führten zu Grippesymptomen. Da die Erkrankung noch weitgehend unbekannt sei, möchten wir Bewusstsein für diesen Erreger schaffen. Medizinerinnen und Mediziner sollten bei entsprechenden Symptomen wissen, was zu tun ist. Mit dem Antibiotikum Doxycyclin kann eine Infektion behandelt werden, so Hodzic. Wissenschaft;Oberösterreichische Forscher entwickeln ein System, um Flugzeugteile mit Wärmebildkameras auf Risse und Poren zu prüfen. Wels – Wärme wird, egal ob sie von der Sonne oder vom Heizkörper kommt, durch thermische Strahlung übertragen, die außerhalb des für Menschen sichtbaren Lichtspektrums liegt. Viele Anwendungen greifen auf die Messung dieser elektromagnetischen Wellen im Infrarotbereich zurück – sei es, um den Energieverlust eines Hauses durch ungenügende Dämmung zu eruieren oder um über die Verteilung der Körpertemperatur auf Krankheiten zu schließen. Das Verfahren, das die Intensität der Infrarotstrahlen misst, wird Thermografie genannt. Das Messinstrument ist eine Wärmebildkamera. Dasselbe Prinzip ermöglicht es aber auch, in einen Werkstoff hineinzuschauen, um Materialfehler zu erkennen, erklärt der Physiker und Dekan der FH Oberösterreich in Wels, Günther Hendorfer. Er leitet ein Projekt, das die zerstörungsfreie Werkstoffprüfung per aktiver Thermografie zu einer effizienten industriellen Anwendung optimieren soll. Ein Einsatzbereich für die Methode sind Bauteile aus Verbundwerkstoffen in der Luftfahrt, wo Materialfehler oder von außen unsichtbare Schäden – etwa nach Vogelschlag – ausgeschlossen werden müssen. Industriepartner ist der Flugzeugteilehersteller FACC. Aktiv bedeutet im Zusammenhang mit Thermografie, dass dem Werkstoff bei der Prüfung kontrolliert Energie zugeführt wird. Wir selbst führen Wärme in Form eines Lichtblitzes zu, der Energie an der Oberfläche des Bauteils deponiert, erklärt Hendorfer den Prüfprozess. In den Sekunden darauf verteilt sich die Energie gleichmäßig in dem Material. Von der Art, wie sich diese Wärmeflüsse ausbreiten – wie rasch sie ansteigen, wie schnell sie abklingen -, kann man auf Fehler im Werkstoff schließen. Die so gewonnenen Rohbilder bringen allerdings noch keine Erkenntnis, so Hendorfer. Die Werte, die sie repräsentieren, müssen zuerst mit physikalischen Modellen abgeglichen werden, um die gewünschte Informationen über Porosität, Risse oder andere Materialfehler, zu extrahieren – ein noch sehr komplexer Prozess, den die Forscher vereinfachen wollen, um ihn im Industrieumfeld besser umsetzen zu können. Am Ende soll ein farblich codiertes Bild etwa über den Grad der Porosität in den verschiedenen Regionen eines Bauteils aufklären. Neben Carbonfasern und weiteren Kunststoffen können auch Glas, Holz und alle anderen Materialien mit einer nicht allzu hohen Wärmeleitkonstante untersucht werden. Bei Metallen funktioniere das Prinzip weniger gut, weil der Energieimpuls im Material zu rasch zerfließt. Um hier ein Temperatur-Zeit-Diagramm ableiten zu können, ist ein hoher technischer Aufwand erforderlich. Die Kameras müssen dabei nicht nur eine viel größere Anzahl von Bildern pro Sekunde aufnehmen können, sondern auch eine viel höhere Temperaturauflösung mitbringen. Hendorfer und Kollegen wollen beitragen, die aktive Thermografie als Alternative zur bisher gängigen Ultraschalluntersuchung von Flugzeugbauteilen zu etablieren. Die Vorteile liegen auf der Hand: Ultraschallgeräte müssen immer wieder hochgenau positioniert werden, erklärt Hendorfer. Eine Wärmebildkamera kann dagegen eine Komponente großflächig aufnehmen und damit wesentlich schneller und kostengünstiger die gewünschten Ergebnisse liefern. Bei großen Flugzeugbauteilen könnte die Kamera sogar von einem Roboterarm automatisch geführt werden. Für gewisse Fehler ist die Aktive Thermografie bereits jetzt außerhalb der Forschungslabors im Einsatz, so der Forscher. Etwa bei großflächigen Enthaftungen in den Verbundwerkstoffen, die aus vielen Einzelschichten aufgebaut sind. Bei der Erkennung von Delaminationen ist die Technik bereits in die Praxis gelangt. Die Fehler im Durchmesser von einem Zentimeter können standardmäßig schon recht gut erkannt werden. Wissenschaft;London – Was kann man tun, um die Bevölkerung zu bewussterer Ernährung und mehr Sport zu verleiten? Am besten, man zeigt ihr, wie viel man Schwitzen muss, damit man etwa diese eine Chipspackung wieder von den Hüften kriegt. In diese Richtung jedenfalls geht der Vorschlag britischer Forscher, um beides zu erreichen: Im Fachblatt The British Medical Journal fordern sie, dass auf Lebensmitteln vermerkt wird, wie viel Bewegung nötig ist, um deren Inhalt vollständig zu verbrennen. Da schlägt dann beispielsweise eine Dose Limonade mit fast 30 Minuten Gehen schon ordentlich zu Buche. Dies würde nach Ansicht der Forscher viele vom Naschen abschrecken. Dank ihrer leichten Verständlichkeit und Vergleichbarkeit bietet eine Beschriftung mit dem Bewegungs-Äquivalent der enthaltenen Kalorien eine Referenz, mit der praktisch jeder etwas anfangen kann, meint Shirley Cramer von der Royal Society of Public Health. (tberg) AbstractThe BMJ: Food should be labelled with the equivalent exercise to expend its calories. Wissenschaft;Zwei Forscherinnen haben einen Test entwickelt, der misst, wie optimistisch Goldhamster sind. Es zeigte sich: Auch die Nager wollen schön wohnen. Liverpool/Wien – Anderswo werden Hamster als Schädlinge gejagt und an Katzen verfüttert. Hierzulande zählen sie zu den beliebtesten Haustieren. Ganz einfach sind die kleinen Nager allerdings nicht zu halten: Sie haben es gerne ruhig, sie sind Eigenbrötler, und sie wollen in ihrem Käfig beschäftigt werden. Doch wie können Hamsterbesitzer erkennen, ob es dem putzigen Haustier auch wirklich gut geht? Dieser Frage sind Emily Bethell und Nicola Koyama (Liverpool John Moores Universität) in einer aufwendigen Studie nachgegangen. Sie wollten zum einen herausfinden, wie die Zufriedenheit der Tiere gemessen werden kann. Zugleich testeten sie, welche Art von Umgebung die Hamster besonders glücklich macht. Für ihre Untersuchung, die im Fachblatt Open Science der Royal Society erschien, hielten die Forscherinnen Goldhamster zunächst in Standard-Laborkäfigen, die nur mit Streu, einem einfachen Laufrad und Röhren ausgestattet waren. Im zweiten Schritt wurde die Einrichtung verändert: Manche Käfige wurden verschönert, erhielten mehr Streu und Nestmaterial, bunte Plastikhäuser und Holzelemente, eine Hängematte, Knabberstangen und ein Luxus-Flüster-Laufrad. Andere Hamster hatten weniger Glück: Ihnen wurde von der spärlichen Standardeinrichtung sogar noch etwas weggenommen. Anschließend ging es zum eigens entwickelten Stimmungstest, mit dem Bethell und Koyama die Laune der Hamster wissenschaftlich überprüften: eine Tränke mit mehreren Behältern. Bereits in früheren Experimenten hatten die Hamster gelernt, dass an bestimmten Stellen Zuckerwasser und an anderen eine bittere Chininlösung aus den Trinkhaltern kam. Bei manchen Stellen kannten die Hamster den Inhalt aber nicht: Es konnte entweder das Zuckerwasser oder der bittere Chinintrank sein. Die Hamster aus den gut ausgestatteten Luxuskäfigen seien optimistischer gewesen als die anderen, berichten die Forscherinnen. Sie versuchten öfters, einen Schluck aus den Flaschen mit unklarem Inhalt zu nehmen. Hamster, die in den spärlich eingerichteten Käfigen hausten, gingen hingegen lieber auf Nummer sicher. Die Forscherinnen konnten zwar nicht sagen, ob sich die Tiere in den aufgemöbelten Käfigen glücklich fühlten. Optimistischer schienen sie allemal. Wie Bethell und Koyama argumentieren, eröffne dieses Modell des sogenannten Judgement Bias neue Möglichkeiten, bestimmte Emotionen von Versuchstieren zu messen – und auch eine artgerechte Haltung für Hamster zu entwickeln. Schöner wohnen wollen die Nager allemal. Nicht-Wissenschaft;Mit extremem Schlafentzug strampelte Rookie Severin Zotter per Rad zum Sieg beim Race Across America. Der Grazer Streetworker über die Strapazen der 4.837 Kilometer langen Reise und sein Sozialprojekt. Der Steirer Severin Zotter hat vor wenigen Tagen als Rookie das Race Across America gewonnen. Kurz nach seiner Rückkehr nach Österreich sprach er mit dem STANDARD über die 4.837,5-Kilometer-Tortur quer durch die USA, für die er nicht einmal neun Tage benötigte. Der Extremradfahrer über seinen wilden Ritt von der West- zur Ostküste, über schirche Momente unterwegs, über sein Sozialprojekt zur Unterstützung syrischer Flüchtlingskinder im Libanon und seinen Job als Streetworker. STANDARD: 4.837,5 Kilometer in 8 Tagen, 8 Stunden und 17 Minuten. Spüren Sie noch die Strapazen der langen Reise? Zotter: Körperlich spüre ich sie fast nicht mehr. Kleine Wehwehchen habe ich allerdings schon noch. Die Finger fühlen sich taub an und ich kann sie nicht wirklich gut bewegen. STANDARD: Wie war Ihr Empfang als Race-Across-America-Sieger in Österreich? Zotter: Ich wurde zunächst am Wiener Flughafen von der Familie und in Graz von rund 30 Fahrradboten-Kollegen und Freunden mit Transparenten und Sekt empfangen. Sie haben mich mit einem Fahrradkorso nach Hause begleitet. Am Abend gab es dann eine große Überraschungsparty. STANDARD: Haben Sie nach dem Rennen mehrere Tage durchgeschlafen? Zotter: Direkt danach habe ich nur drei Stunden geschlafen. Der Schlafrhythmus war natürlich gestört. Am nächsten Tag habe ich am Abend sieben Stunden und in der darauffolgenden Früh nochmal acht Stunden geschlafen. Also nicht ungewöhnlich viel. STANDARD: Wie viele Stunden Schlaf haben Sie sich während dem Rennen gegönnt? Zotter: Ich habe sechs Schlafpausen in der Größenordnung von rund einer Stunde gemacht. Dazu kamen noch einige Powernaps mit rund zehn Minuten. In Summe waren es acht Stunden und zwei Minuten. Normalerweise bin ich ein Vielschläfer, brauche neun Stunden pro Tag. Ich kann es mir selbst nicht erklären, wie das funktioniert. STANDARD: Wie trainiert man auf eine derartige Extrembelastung hin? Zotter: Direkt mit Radtraining, den Schlafentzug kann man nicht wirklich trainieren. Ich achte normaler Weise darauf, dass ich mich immer wieder gut erhole um nicht krank zu werden. Als langfristiges Training dienen vor allem Vorbereitungsrennen. Ich fahre seit zwölf Jahren 24-Stunden-Rennen und seit vier Jahren 1000-Kilometer-Rennen. Meiner Erfahrung nach wird das Problem mit dem Schlafentzug von Rennen zu Rennen besser. Der Körper lernt, mit solchen Ausnahmesituationen umzugehen. STANDARD: Unterwegs denkt man sicher öfter daran aufzugeben. Zotter: Das Aufgeben ist sicher ein großes Thema. Ich habe schon vorher viel darüber nachgedacht. Im Rennen selbst habe ich eigentlich nur am zweiten Tag daran gedacht. Es war extrem heiß, die ersten Bergetappen standen bevor und mir ist es nicht gut gegangen. In dem Moment habe ich daran gezweifelt, dass ich es schaffen werde. Als mich Christoph Strasser überholt hat, war ich mir nicht sicher, ob ich nicht zu schnell begonnen hatte. Danach aber bin ich immer besser in einen Flow gekommen und aufgeben war dann kein Thema mehr. Irgendwie unglaublich. STANDARD: Wie lenkt man sich ab? Zotter: Kommen Negativgedanken auf, versuche ich auf die Gegenwart zu fokussieren. Zum einen sage ich mir, jetzt fahre ich den Hügel rauf oder jetzt freue ich mich auf die nächste Abfahrt. Zum anderen kommt viel Motivation von meinem Team, das mich mit Musik über die Autoanlage oder die vielen Mails und Facebook-Nachrichten, die ich während dem Rennen erhalten habe, aus den Tiefs rausholt. STANDARD: Was waren die schlimmsten Erfahrungen unterwegs? Zotter: Der Schlafentzug. In der siebten Nacht musste ich im Pacecar schlafen, weil es mit dem Camper ein Problem gab. Diese Nacht war gar nicht gut. Nach dem Aufstehen war ich extrem verwirrt. Mein Teamchef musste mich an diesem Morgen während der Fahrt über eine Stunde lang aufbauen, bis ich mich wieder halbwegs ausgekannt habe. Das war eine sehr schirche Erfahrung. Und das zweite Mal passierte in einer Tiefphase in der achten Nacht in den Appalachen, als es ständig bergauf und bergab ging, alles gleich ausschaute und ich dachte, ich fahre im Kreis. Ich musste alle fünf Minuten stehen bleiben, weil ich mich nicht mehr auskannte. Da war ich wirklich verwirrt. Mein Team hat mich aber auch da durch getragen. Interessanter Weise hat es ohne Musik funktioniert, ich konnte in der ruhigen Nacht mehr Bezug zur Umgebung schaffen. STANDARD: Befindet man sich unterwegs in einer Art Trance? Zotter: Wenn man in einem Flow kommt und guter Stimmung ist, dann befindet man sich wahrscheinlich in einer Art Trance. Wenn es nicht so läuft, ist es ähnlich, nur anders rum. Dann schweift man in den Gedanken ab, ist knapp vor dem Einschlafen und verliert das Ziel vor den Augen komplett. Dann wird es gefährlich. STANDARD: Hatten Sie unterwegs Probleme mit dem Sitzfleisch, mit dem Magen oder den Muskeln? Zotter: Ich hatte nach zwei Tagen Sitzprobleme wegen zweier schmerzender Punkte, die hat aber mein Arzt recht gut versorgt. Am zweiten Tag sind mir auch die Füße angeschwollen, das ging aber in der Folge auch wieder zurück. Mit der Verdauung hatte ich keine Probleme. Ich habe mich rein flüssig ernährt, keinen Bissen fester Nahrung zu mir genommen, habe allerdings schon vor dem Rennen umgestellt um meine Verdauung daran zu gewöhnen. Die Energiezufuhr war immer im grünen Bereich. STANDARD: Statt Pizza, Schnitzel und Schweinsbraten gab es Astronautennahrung? Zotter: Ja genau. Diese Flüssignahrung wird auch im medizinischen Bereich eingesetzt, als Ergänzungsnahrung. In den USA kann man sie in jedem größeren Supermarkt kaufen. Da ist alles drin, was man grundsätzlich braucht zum Leben. Ergänzend gab es Elektrolytgetränke, die auch Kohlenhydrate enthalten. STANDARD: Haben Sie einige Kilo auf dem Weg quer durch die USA verloren? Zotter: Nein. Zwischendurch habe ich sogar zwei, drei Kilo zugenommen, weil der Körper in der Wüste Wasser einlagert, wenn man viel trinkt. STANDARD: Mussten Sie die Bereitschaft, sich zu quälen, erlernen oder kommt das mit der Zeit ganz von selbst? Zotter: Seit ich dieses Rennen mitverfolge und seit ich Langstreckenrennen fahre, sind für mich nicht die Qualen im Vordergrund gestanden, sondern die Faszination an dieser Sportart. Die Freude am Fahren stand größtenteils im Vordergrund. Mir ist allerdings auch bewusst, dass es für jemanden ganz anders ausschauen kann, wenn er sich nicht so gut fühlt, wie ich es tat. Man muss allerdings schon eine gewisse Konsequenz haben beim Fahren. Ich setze mir ein Ziel, überlege, wo meine Grenzen liegen und dann gibt es keine Kompromisse mehr. Manchmal denkt man, dass man das Rennen nie und nimmer fertig fahren wird und wenig später ist es das schönste Erlebnis, das man sich nur vorstellen kann. STANDARD: Otto Normalverbraucher möchten meinen, dass 4.837,5 Kilometer in etwas mehr als acht Tagen ohne Doping nicht möglich sind. Zotter: Doping ist für mich kein Thema, ich komme aus einer ganz anderen Welt. Ich bin Sozialarbeiter, sehe in meiner Arbeit täglich Leute, die sich Sachen unkontrolliert reinhauen. Ich wüsste nicht, warum ich das auch machen sollte. Ich investiere viel um meinen Traum realisieren zu können. Ich kriege aber kein Geld dafür und daher gibt es auch keinen Grund irgendjemanden zu betrügen. Außerdem würde ich mich vor allem selbst betrügen. Mich zipft es unglaublich an, dass alles was mit Radsport zu tun hat, in einem Atemzug mit Doping genannt wird. Aber ich finde schon, dass manche kolportierten Leistungsdaten im Profiradsport unrealistisch wirken. Im Ultraradsport schafft man einigermaßen hohe Leistungswerte nur an den ersten zwei Tagen, danach ist die Leistung im Keller und der mentale Aspekt gewinnt an Bedeutung. STANDARD: War es schwierig, Sponsoren zu finden? Zotter: Ja, aber ich bin am Ende gut ausgestiegen, auch wenn ein gewisser Teil des Budgets aus der Privatkasse kommt. Ich werde versuchen, durch Vorträge noch etwas reinzubekommen. STANDARD: Für ein Zwölf-Mann-Team kommt sicher einiges zusammen. Zotter: Allerdings. Man muss die Flüge, Unterkünfte und Autos zahlen. Da kommt schon was zusammen auch wenn keiner der Betreuer oder Fotografen, die Weltklasse waren, etwas bezahlt bekam. STANDARD: Radfahren bezeichnen Sie auf Ihrer Website als eine Lebenseinstellung. Können Sie das noch etwas genauer erläutern? Zotter: Radfahren ist nicht nur Sport, es gibt viele schöne Facetten. Ich bin seit 15 Jahren, nach wie vor wenn ich Zeit habe, als Fahrradbote unterwegs. Ich bin begeisterter urbaner Radfahrer, hatte die meiste Zeit meines Lebens kein Auto. Das Rad ist für mich das Alltagsverkehrsmittel. Beim Rennradfahren kann man in relativ kurzer Zeit viele Kilometer zurücklegen, das Mountainbiken im Wald schätze ich als Ausgleich, um den Kopf frei zu kriegen. In der Stadt mag ich das Fixiefahren. Und dann wären da noch Radfahren zu Transportzwecken oder das Rad-Touring. Vor zwei Jahren war ich mit meiner Freundin vier Monate in Asien, Australien und Neuseeland unterwegs. STANDARD: Hat Sie auch Ihr Sozialprojekt zur Unterstützung syrischer Flüchtlingskinder im Libanon zusätzlich motiviert? Zotter: Das hat mich immer wieder sehr motiviert. Auch weil ich immer wieder über den steigenden Spendenstand informiert wurde. Das ist eine tolle Sache und mir hat auch schon in der Vorbereitung sehr getaugt, wie man das kombinieren kann. Ich weiß, wie privilegiert ich bin, ein solches Rennen fahren zu dürfen und es freut mich, wenn ich etwas für Menschen beitragen kann, denen es wirklich extrem schlecht geht. Ich habe mir unterwegs oft gedacht, dass es mir zwar gerade nicht besonders gut geht, aber es Menschen gibt, die ganz andere Sachen durchmachen. Die können es sich nicht aussuchen und einfach vom Rad steigen. STANDARD: Was denken Sie zum aktuellen Eiertanz in Österreich betreffend Aufnahme von Flüchtlingen? Zotter: Ich finde es eine Katastrophe, wie auf dem Rücken von Minderheiten solche politischen Diskussionen ausgetragen werden. Ich hoffe, dass ich in diesem Kontext auch mit meinem Projekt etwas dazu beitragen kann, dass solche Problematiken zum Positiven gewendet werden können. Es geht auch darum, gesellschaftlich Verantwortung zu übernehmen. Aus meiner Sicht als Sozialarbeiter ist es Wahnsinn, was da passiert. STANDARD: Sie arbeiten seit 2009 bei der Caritas in Graz als Streetworker im Drogenbereich. Klingt nach einem harten, aber wichtigen Job. Kann man etwas bewegen? Zotter: In meinem Job als Streetworker geht es darum, Schaden zu mindern. Ich bin so weit desillusioniert, dass ich sage, jemanden zu retten, ist nicht meine Aufgabe. Aber man kann vielleicht einen Rahmen schaffen, wo Leute ankommen können, wo man an Perspektiven arbeiten kann oder einfach nur Stabilität im Leben bieten kann. Damit ist schon vielen geholfen. Ich merke immer wieder, dass auch junge Leute zu uns kommen, die ganz wenig Perspektive haben. Wenn es einen guten Background gibt, mit guter Bildung und gutem Elternhaus, dann gibt es noch Chancen. Aber es gibt auch viele Menschen, die aus schlechten sozialen Milieus kommen. Und dann denke ich mir oft, was hätten sie schaffen können, wenn es anders für sie gelaufen wäre. Es stimmt mich bedenklich, dass es für viele Menschen keine Chancengleichheit gibt. Wissenschaft;Blätter könnten noch aus der Zeit Mohammeds stammen und waren irrtümlich mit einem jüngeren Text zusammengebunden. Birmingham – Es dürfte eines der ältesten Koran-Manuskripte der Welt sein, vielleicht sogar das älteste erhalten gebliebene: Forscher haben zwei Pergamentblätter aus dem Besitz der Universität Birmingham etwa auf das Jahr 600 datiert. Lange Zeit waren die Pergamentblätter, die die Suren 18 bis 20 umfassen, irrtümlich mit einem ähnlichen Koran-Manuskript zusammengebunden, das auf das späte siebente Jahrhundert datiert ist. Nun erbrachte die Untersuchung der Blätter aber ein ganz anderes Ergebnis: Mit einer Wahrscheinlichkeit von 95,4 Prozent sei das Manuskript zwischen 568 und 645 entstanden, teilte die Hochschule mit. Die Schrift könnte damit aus der Zeit des Religionsgründers Mohammed stammen und wäre eine der ältesten erhaltenen Versionen des Korans. Ermittelt wurde das mit der Radiokarbonmethode in einem Labor der Universität Oxford. Die Entdeckung sei ein bedeutender Beitrag für das Verständnis der frühesten Abschriften des Korans, sagte Susan Worrall, die die Cadbury-Forschungsbibliothek an der Universität leitet. Wir sind begeistert, dass so ein wichtiges historisches Dokument hier in Birmingham ist, der kulturell vielfältigsten Stadt Großbritanniens. Wissenschaft;Antike Metropole spielte vom Neolithikum bis ins Mittelalter eine wichtige Rolle. Österreichische Archäologen graben seit 120 Jahren dort. Wien/Bonn/Ephesos – Die UN-Kulturorganisation UNESCO hat die türkische Ausgrabungsstätte Ephesos in die Weltkulturerbeliste aufgenommen. Die antike Stadt, die seit 120 Jahren unter österreichischer Leitung ausgegraben wird, blickt auf eine 9.000-jährige Geschichte zurück. Die Archäologin Sabine Ladstätter, irektorin des Österreichischen Archäologischen Instituts (ÖAI) und Grabungsleiterin in Ephesos, zeigte sich über die Entscheidung hoch erfreut. Neben der antiken Ruinenstadt selbst wurden auch in der Umgebung liegende Stätten wie der Siedlungshügel Cukurici Höyük mit seinen prähistorischen Funden, der Ayasuluk-Hügel mit der Johannesbasilika und türkischen Monumenten sowie das angebliche Sterbehaus Marias als neuzeitlicher Pilgerort für Christen und Muslime zum Weltkulturerbe erklärt. Die UNESCO bezeichnet Ephesos als ein herausragendes Beispiel für eine von Umweltfaktoren geprägten Siedlungslandschaft und außergewöhnliches Zeugnis der kulturellen Traditionen der hellenistischen, römischen, christlichen und türkischen Zeit. Die heute wieder sichtbaren Baudenkmäler seien einzigartig in ihrem historischen Kontext, ihrer künstlerischen Verarbeitung und ihrer Bedeutung als wissenschaftliche Quelle. Ephesos war eine der bedeutendsten Städte des Altertums, die sich rühmen konnte, mit dem Heiligtum der Artemis eines der Sieben Weltwunder der Antike zu besitzen. Neben dem Artemistempel zählen die Celsusbibliothek, die Hanghäuser genannten antiken Luxuswohnungen, die Marienkirche und die Johannesbasilika zu den bekanntesten Bauwerken von Ephesos. Wissenschaft;Die American Geophysical Union ehrt Günter Blöschl von der TU Wien mit der höchsten Auszeichnung auf dem Gebiet der Hydrologie. Wien/San Francisco – Günter Blöschl vom Institut für Wasserbau und Ingenieurhydrologie der Technischen Universität (TU) Wien wird mit der Robert E. Horton Medaille geehrt. Die von der American Geophysical Union (AGU) jährlich vergebene Auszeichnung gilt als die höchste auf dem Gebiet der Hydrologie. Blöschl erhält die Medaille am morgigen Mittwoch in San Francisco, wie die TU mitteilte. Blöschl sei nicht nur ein hervorragender Forscher und Lehrer, sondern habe durch seine visionären Ideen die Hydrologie maßgeblich beeinflusst, begründete die AGU ihre Entscheidung. Der 55-jährige Wissenschafter ist seit 1997 Assistenzprofessor und seit 2007 Ordentlicher Professor an der TU Wien. Blöschl ist Vorsitzender der European Geosciences Union (EGU) und Präsident der International Association of Hydrological Sciences. Eines der zentralen Themen in Günter Blöschls Forschung ist die Entstehung von Hochwassern: Er entwickelte das Konzept der Flutfrequenzhydrologie (Flood Frequency Hydrology), das die zeitliche und räumliche Verteilung von Hochwassern statistisch untersucht und die Erkenntnisse daraus mit dem hydrologischen Wissen über die Entstehung von Hochwassern verbindet. Damit habe Blöschl nicht nur sein eigenes Forschungsgebiet geprägt, sondern auch Einfluss auf gesetzliche Vorschriften und Hochwasserrichtlinien in mehreren Ländern ausgeübt, insbesondere in den Anrainerstaaten der Donau. Nicht-Wissenschaft;Laut Diplomaten kommt das Nichtverlängern eines Presseausweises faktisch einer Ausweisung gleich. Peking – Eine französische Journalistin muss China wegen unliebsamer Berichterstattung zum Jahresende verlassen. Der Staat werde den Presseausweis der Korrespondentin des Nachrichtenmagazins Le Nouvel Observateur, Ursula Gauthier, nicht verlängern, bestätigte das Außenministeriums am Samstag auf seiner Webseite. Zwar garantiere China die Rechte ausländischer Medien und Journalisten. Aber es werde niemals die Freiheit tolerieren, sich für den Terrorismus auszusprechen, wurde Außenamtssprecher Lu Kang zitiert. Die Journalistin hatte im November in einem Artikel kritisiert, dass Chinas Bekundung der Solidarität mit Frankreich nicht ohne Hintergedanken sei. Peking wolle sich vielmehr Zustimmung für seine umstrittene Politik gegenüber den muslimischen Uiguren in der Unruheprovinz Xinjiang sichern. Das Außenministerium hatte der Korrespondentin des Nachrichtenmagazins Le Nouvel Observateur bereits am Freitag telefonisch mitgeteilt, dass sie keinen neuen Presseausweis erhalte werde, wenn sie sich nicht öffentlich für einen Bericht zu Pekings Reaktion auf die Terroranschläge von Paris entschuldige. Laut Diplomaten kommt das Nichtverlängern des Presseausweises faktisch einer Ausweisung gleich. Wissenschaft;In einem Studentenheim in der Wiener Seestadt Aspern wird die Nutzung von Photovoltaik und großer Energiespeicher erprobt. Wien – Auf dem Dach des Green House befinden sich 738 Photovoltaikpaneele mit einer Gesamtfläche von mehr als 1200 Quadratmetern und einer Maximalleistung von 222 Kilowatt. Jährlich sollen sie 218.000 Kilowattstunden an Strom erzeugen, was etwa dem Verbrauch von 87 Haushalten entspricht. Tief unter der Erde in einem Raum hinter der Sammelgarage befinden sich mehrere kleiderkastengroße Batteriespeicher, die die Anlage ergänzen. Ihr verfügbarer Speicherinhalt beträgt 137 Kilowattstunden und könnte so einen Normalhaushalt zweieinhalb Wochen versorgen. Zum Vergleich: Die günstigen Hausspeicher, mit deren Ankündigung der US-Hersteller Tesla Aufsehen erregt hat, sollen über eine Kapazität von sieben und zehn Kilowattstunden verfügen. Bei Sonne soll der Green-House-Speicher in nur einer Stunde aufgeladen sein. In den Stockwerken zwischen der Solaranlage auf dem Dach und Batteriespeicher im zweiten Untergeschoß befindet sich ein Studentenheim mit 313 Wohneinheiten. Es ist seit knapp einem Jahr in Betrieb und längst bummvoll, wie die Betreiber sagen. Solarkraftwerk und Speicher, die von den Heimbetreibern (WBV-GPA, ÖJAB und ÖAD) von der Wien Energie gepachtet wurden, tragen dazu bei, den Energiebedarf des Gebäudes zu minimieren. Bei entsprechendem Wetter soll der Netzbezug des Gebäudes bei null liegen oder sogar Überschüsse produzieren. Für die Betreiber ist es das weltweit energieeffizienteste Wohnheim für Studierende. Rechnerisch liege das Haus über das Jahr bei 20 Prozent unter der Nullenergie. Das Green House ist eines von drei Gebäuden, über das im Rahmen eines mehrjährigen Forschungsprojekts der Aspern Smart City Research (ASCR) Daten gesammelt werden. Begonnen haben die Untersuchungen mit Jänner 2016. In 15 der Zimmer werden hier – mit Einverständnis der Bewohner – detaillierte Daten über Stromverbrauch, Wärmebedarf und Luftqualität im Zimmer aufgezeichnet. Das soll darüber Aufschluss geben, ob das tatsächliche Nutzerverhalten den Annahmen bei der Planung des Hauses mit seiner speziellen Ökotechnik entspricht. Die Gesellschafter der ASCR sind neben der Wien Energie die Wiener Netze, Siemens, die Wien 3420 Aspern Development AG und die Wirtschaftsagentur Wien. Bis 2018 stehen der Forschungsgesellschaft insgesamt 38,5 Millionen Euro zur Verfügung. 3,7 Millionen kommen vom Klima- und Energiefonds. Die besondere Technik des Passivhauses besteht unter anderem aus CO2-Sensoren in den Zimmern, die mit der Lüftung gekoppelt sind, um immer die richtige Menge Frischluft zuzuführen. Wärmetauscher gewinnen einen Großteil der Wärme zurück. Mikrowellenherde, Dunstabzugshauben, Lüftungsventilatoren und andere Geräte wurden vor der Anschaffung auf ihren tatsächlichen Verbrauch getestet. Alle Standardgeräte sind verfügbar, bei mitgebrachten Geräten wollen die Betreiber die Bewohner aber nicht bevormunden. Mittlerweile würden Studierende ohnehin nicht mehr den Fernseher von der Oma mitbringen, sondern allesamt am Notebook fernschauen. Nicht nur die Nutzungsgewohnheiten der Studierenden, auch das Verhalten des Wohnheims selbst soll evaluiert werden, so ASCR-Geschäftsführer Reinhard Brehmer. Die Solarmodule sind ost- und westseitig so angeordnet, dass über eine möglichst lange Zeitspanne am Tag Strom generiert wird. An wärmeren Tagen soll der tagsüber aufgeladene Batteriespeicher reichen, um trotz der hohen Dichte an Küchen (eine pro Wohneinheit) über die Nacht zu kommen. Das Zusammenspiel aus Erzeugung, Verbrauch und Speicherung wird beobachtet, um für künftige Smart-City-Projekte zu lernen. Nicht-Wissenschaft;Fund bei Notarzteinsatz in Oberfranken – Mutmaßliche Mutter festgenommen. Bayreuth – Nach dem Fund von mindestens acht Babyleichen in einem Haus in Deutschland hat die Polizei die mutmaßliche Mutter festgenommen. Die 45-Jährige gelte als tatverdächtig, teilte ein Polizeisprecher am Freitagabend mit. Man habe sie in einer Pension in Kronach ausfindig machen können, sagte er weiter. Sie war demnach in Begleitung eines 55 Jahre alten Mannes, der nun ebenfalls vernommen werden sollte. Weitere Einzelheiten nannte er mit Verweis auf die laufenden Befragungen und Ermittlungen nicht. In der Nacht auf Freitag hatten die Ermittler in Wallenfels zunächst die sterblichen Überreste von mindestens sieben Babys entdeckt. Am Freitagnachmittag fanden sie eine weitere Säuglingsleiche. Die Kinder waren in Handtücher und Plastiksackerln gewickelt. Die tatverdächtige Frau hatte bis vor kurzem in dem Haus gelebt. Gleich nach den Funden hatte die Polizei damit begonnen, nach ihr zu suchen. Am Freitag begann die Obduktion der Leichen, Ergebnisse dazu werden erst in der kommenden Woche erwartet. Deshalb blieb zunächst unklar, ob die Babys überhaupt nach der Geburt gelebt haben, wie sie starben und wann. Nicht-Wissenschaft;Lenny Abrahamsons Filmdrama erkundet eine Mutter-Sohn-Beziehung unter den erschwerten Bedingungen der Gefangenschaft. Hauptdarstellerin Brie Larson wurde für ihre Darstellung mit einem Oscar ausgezeichnet. Wien – Die Welt reicht nur so weit, wie man sehen kann. Für den fünfjährigen Jack (Jacob Tremblay) und seine Mutter Joy (Brie Larson) beschränkt sie sich auf wenige Quadratmeter. Ein Fenster geht oben hinaus. An einem so eng bemessenen Ort sind selbst ein Stuhl, ein Herd, das Klo oder ein Waschbecken nicht nur Dinge mit Funktionen, sondern verfügen über Persönlichkeit. Guten Morgen, Pflanze! Was außerhalb der vier Wände liegt, ist für den kleinen Buben nicht existent. Unwirklich wie alles, was er aus dem Fernseher kennt. Lenny Abrahamsons Room beschreibt kein theoretisches Szenario, wie man nach dieser Beschreibung vielleicht meinen könnte, sondern ein Gewaltverbrechen, das an den Fall F. denken lässt. Nach dem Bestseller der Kanadierin Emma Donoghue, die ihr Buch selbst adaptiert hat, lotet der Film das Miteinander einer Mutter und eines Kindes in einer Ausnahmesituation aus. Dei beiden formen eine Einheit auf allerengstem Raum. Dass sie überhaupt weiterleben können und so etwas wie einen Alltag haben, liegt daran, dass sie füreinander die ganze Welt bedeuten. Jack hat niemals einen anderen Ort gesehen, so viel wird im Film schon zu dem Zeitpunkt klar, als es um seine Geburtstagsfeier geht. Warum dem so ist, erzählt der irische Filmemacher jedoch nicht als Thriller, der spannungsvoll zu einer Offenbarung strebt, sondern als entrückte, schiefe Normalität innerhalb eines Albtraumsettings. Der Täter lässt in Room nicht lange auf sich warten. Jede Nacht besucht er seine kleine Familie. Dann muss Jack in den Schrank und sieht von dort nur Schemen durch die Jalousien. Während das Buch über die Sprache eine subjektive Wahrnehmung ausgestalten kann – es ist als Ich-Erzählung des Buben verfasst -, muss der Film notgedrungen eine objektivere Position einnehmen. Die Verschiebung ist auch im Vergleich zu Markus Schleinzers Michael aufschlussreich, der sich nüchtern-protokollarisch des Verhältnisses von Entführer und Opfer annahm. In Room liegt der Angelpunkt dagegen eindeutig im emotionellen Bereich: in einer alles Böse überstrahlenden Innigkeit, die auch durch gelegentliche Verzweiflungs- und Wutanfälle nicht erschüttert werden kann. Die äußere Bedrohung hat das Band zwischen den beiden nur noch gefestigt. Die Musik ist an manchen Stellen mit ihrem Nachdruck schon zu viel. Abrahamsons Ausrichtung verlegt den Akzent auf den schauspielerische Bereich, dem sein Film Kraft und Dringlichkeit verdankt. Brie Larson hat schon in dem US-Independent-Film Short Term 12 in der Rolle einer Sozialarbeiterin gezeigt, dass sie sich auf kämpferische Charaktere versteht. Als Ma erklimmt sie nun noch größere Höhen an Intensität, ohne in den stilleren Momenten zu enttäuschen – es ist eine Arbeitsrolle, die für Auszeichnungen wie den Oscar wie gemacht erscheint. Besonders faszinierend ist es jedoch, dem jungen Jacob Tremblay zuzusehen, wie er sich an die plötzliche Verwandlung seiner vertrauten Umwelt anpasst. Room spielt nämlich nicht nur in einem einzigen Raum, sondern lebt wesentlich davon, zwei sehr unterschiedliche Teile aufeinander zu beziehen. Der Clou daran ist, dass keine Freiheit grenzenlos ist: Sie weist das Erfordernis menschlichen Austauschs auf, eine Herausforderung, die man erst bewältigen muss. Zu zweit, so seltsam das sein mag, war es für Jack und Joy einfacher, da sie weniger Menschen beurteilt haben. Abrahamson macht dieses Gefälle auch visuell deutlich: Das Gefängnis filmt er in Breitwandbildern, in denen der Raum zwischen den Körpern ganz flach wird. Die Außenwelt dagegen wirkt viel zu groß. Eine zu hell ausgeleuchtete Welt, in der man fast schon zu viel sehen kann. Nicht-Wissenschaft;Deutschland will gesetzlich gegen sexistische Reklame vorgehen – Werberat: Gesetz schafft Ablehnung und Verweigerung. Wien – Nach den Plänen der deutschen Bundesregierung soll sexistische Werbung verboten werden. Justizminister Heiko Maas möchte laut einem Spiegel-Bericht künftig Plakate und Anzeigen verbannen, die Frauen oder Männer auf Sexualobjekte reduzieren. Zustimmung zu der Initiative kommt von Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ). Sie kann sich eine ähnliche Regelung für Österreich vorstellen: Ich begrüße den Vorstoß aus Deutschland, sexistische Werbung zu verbieten. Ich setze mich seit Jahren für die Bekämpfung der sexistischen Werbung ein, sagt Heinisch-Hosek zum STANDARD. Im aktuelle Regierungsprogramm sei die Bekämpfung von Sexismus in Werbung und Medien eine sehr wichtige politische Forderung, so Heinisch-Hosek. Einen Baustein sieht sie in der Installierung des Antisexismusbeirats, der seit 2011 beim Werberat angesiedelt ist. Sensibilisierung der Werbewirtschaft hält die Frauenministerin weiter für notwendig, denn: Im Jahr 2013 betrafen 47 Prozent aller Beschwerden beim Werberat die geschlechterdiskriminierende Werbung, im Jahr 2014 waren es 21 Prozent. Die Tendenz ist im neuen Jahr wieder stark steigend: 2015 waren es 38 Prozent. Wie berichtet war der Werberat 2015 mit 284 Beschwerden konfrontiert, 168 davon führten zu Entscheidungen. Wie so ein Verbot in Deutschland aussehen könnte, wird derzeit debattiert. Geplant ist demnach eine Änderung des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb. Im Streitfall würde ein Gericht die Entscheidung treffen. Ablehung kommt von Agenturseite. Der deutsche Agenturverband GWA will entschlossen dagegen vorgehen, eine weitere sinnlose Freiheitseinschränkung zu akzeptieren, kündigt Ralf Nöcker, Geschäftsführer des Gesamtverbands Kommunikationsagenturen GWA, gegenüber wuv.de an. Auch der heimische Werberat kann dem deutschen Vorstoß nichts abgewinnen: Auch in Österreich kennen wir Vorstöße dieser Art. Prinzipiell setzt sich der Österreichische Werberat bereits seit Jahren gegen Werbeverbote ein, und gerade in diesem sensiblen Bereich kann ein gesetzlich geregeltes Verbot nicht zielführend sein, sagt Präsident Michael Straberger zum STANDARD. Die Gründe dafür seien vielschichtig. Das beginnt bereits bei der Definition von Geschlechterdiskriminierung. Was für die einen bereits die Toleranzgrenze überschreitet, ist für die anderen kein Problem. Exemplarisch dazu könne die Diskussion über Stereotype in der Werbung herangezogen werden, dabei scheiden sich die Geister bereits seit Jahren. Straberger: Darüber hinaus unterliegt das Thema Geschlechterdiskriminierung einer Dynamik, die fast jährlich neue Aspekte und Erkenntnisse aufwirft. Im Sinne einer Selbstregulierung können diese neuen Entwicklungen zeitnah diskutiert und relativ leicht in einen Ethikkodex integriert werden. Gesetze sind in ihrer Ausrichtung starr und unflexibel. Was bringt also ein Gesetz, das nächstes Jahr bereits veraltet ist? Es gehe um eine notwendige intensive Auseinandersetzung mit der Thematik. Aus der gängigen Praxis des Werberats gesprochen, dass wir die Teilaspekte von diskriminierender Werbung permanent diskutieren, sagt Straberger. Und diese permanente Auseinandersetzung schaffe Akzeptanz, Sensibilisierung und Bereitschaft zur Umsetzung. Ein Gesetz schafft Ablehnung und Verweigerung. Auch in der Exekution sind Gesetze völlig sinnlos, weil sie für die Kurzlebigkeit von Werbung keinen Effekt bringen. Nicht-Wissenschaft;Kommission will empfindliche Strafe für Suchmaschinen-Hersteller. Geht es nach der EU-Kommission erwartet Google aufgrund des Missbrauchs einer marktbeherrschenden Position eine abschreckende Rekordstrafe. Konkret stößt sich die Behörde an der Produktsuche des Suchmaschinen-Herstellers. Google soll andere Online-Händler systematisch nach unten und den eigenen Google-Shopping-Dienst nach oben gereiht haben – so der Vorwurf der Kommission. Bloomberg soll nach eigenen Angaben Zugriff auf die Anklageschrift erhalten haben, in der von der Strafe die Rede ist. Google soll demnach absichtlich beziehungsweise fahrlässig die eigene Position ausgenützt haben. Das Verfahren läuft bereits seit Jahren, neben der Strafe soll der Suchmaschinen-Hersteller auch deren Geschäftsmodell bei der Google-Suche überarbeiten. In der Vergangenheit wurden bereits mehrere US-Konzerne von der EU-Wettbewerbsbehörde abgestraft: Intel musste 2009 1,06 Milliarden Euro bezahlen, bei Microsoft waren es drei Jahre später gar 2,24 Milliarden Euro. Beiden Unternehmen wurde vorgeworfen, eine marktbeherrschende Position ausgenützt zu haben. Google will angesichts der hohen Strafe noch den Kopf aus der Schlinge ziehen und hofft die EU-Kommission noch umstimmen zu können. Auch Margrethe Vestager, Kommissarin für Wettbewerb will weiterhin für Erklärungen offen sein – ein Vergleich soll nach wie vor eine Möglichkeit verbleiben. Nicht-Wissenschaft;Walter Chandoha blickt auf eine 70-jährige Karriere voll Katzenbilder zurück. Es war irgendwann in den 1940er-Jahren, als ein junger Hobbyfotograf namens Walter Chandoha ein kleines Kätzchen namens Loco im Schnee vor seinem Haus fand. Chandoha nahm Loco bei sich auf und fotografierte seinen neuen felinen Freund – und gewann damit wenig später beim Brooklyn Eagle Fotowettbewerb. Das Bild wurde laut Wired so viral wie es in den 1940ern möglich war, eine Karriere als Katzen- (und Garten-)Fotograf begann. 1951 konnte Chandoha das erste Katzenbild als Cover verkaufen, noch heute arbeitet der mittlerweile 94-Jährige. Für Katzenliebhaber, die ihre Vierbeiner fotografieren wollen, hat er folgende Tipps auf Lager: Am besten werden Fotos von Katzen, wenn alles hell ausgeleuchtet wird. Man sollte vor allem mit Lichtern hinter der Katze experimenteren, um das feline Fell besonders gut in Szene zu setzen. Chandoha vertraut seit Jahrzehnten auf Hasselblads, die natürlich einen Tick besser als herkömmliche Smartphone-Kameras sind. Chandoha verrät außerdem, dass er in seinen 70 Jahren als Katzenfotograf keinen Trick gelernt hat, mit dem er Katzen besonders beruhigen könnte. Katzen kann man einfach keinen Stress machen, so Chandoha zu Wired. Man müsste sich geduldig zeigen und auf eine motivierte Katze warten. Ansonsten findet Chandoha die Invasion des Webs mit Katzenfotos – eine Google-Suche spuckt Milliarden an Ergebnissen aus – großartig. Ist doch toll, wenn man die Liebe zu seinen Katzen mit vielen Menschen teilen kann, so Chandoha. Nicht-Wissenschaft;Junge Wirtschaftstreibende halten zwar das Pensionssystem für reformierbedürftig, an eine Reform wird aber nicht geglaubt. Wien – Österreichs Pensionsausgaben gefährden die Stabilität des Staats. Diese Meinung vertreten immerhin 71 Prozent der mehr als 1.200 Befragten in einer Market-Untersuchung für die Junge Wirtschaft. Dass die Regierung eine Reform zusammenbringt, wird jedoch nicht erwartet. 0 Prozent halten die Lösungskompetenz der Koalition im Pensionsbereich für sehr hoch. Auch nur drei Prozent sehen sie als eher hoch. Gleich 94 Prozent haben wenig oder gar kein Vertrauen. Wenig verwundert darüber zeigt sich im Gespräch mit der APA der Vorsitzende der Jungen Wirtschaft, Herbert Rohrmair-Lewis. Die Jung-Unternehmer hätten nicht einmal mehr Zorn: Sie erwarten sich nichts mehr. Eher traurig blicken die jungen Selbstständigen auch in die Zukunft, was ihren eigenen Pensionsanspruch angeht. 83 Prozent glauben, dass sie im besten Fall eine staatliche Mindestpension erwarten können und sich den Rest selbst finanzieren müssen. Sogar 92 Prozent sind der Meinung, wesentlich länger arbeiten zu müssen als jene, die derzeit die Pension antreten. Freilich ist auch unter Jung-Unternehmern die Bereitschaft, übermäßig lang im Berufsleben zu bleiben, eingeschränkt. 49 Prozent sind bereit länger zu arbeiten, damit das Pensionssystem weiter finanziert werden kann. Allerdings fast genauso viele, nämlich 46 Prinzip, lehnen es zumindest tendenziell ab. Nicht-Wissenschaft;Kein Schnaps und brav Dixi-Klos benützen: Die Gegner des G7-Gipfels haben ihr Protestcamp in Garmisch nun doch mit einigen Auflagen errichten dürfen. Was gibts in Bayern zum Mittagessen? Na? Simon lacht, der Schweiß rinnt ihm aus den Rastalocken. Gulasch natürlich. Bei uns allerdings mit Geschnetzeltem aus Tofu. Für den 30-Jährigen aus Thüringen ist der Tag noch heißer als für andere. Er hat sich im Widerstandscamp gegen den G7-Gipfel für die Volksküche gemeldet und kocht bei 30 Grad unter freiem Himmel. Ich möchte den Leuten hier im wahrsten Sinne des Wortes Kraft geben, damit sie gegen dieses Gipfeltreffen protestieren können, sagt er und deutet auf ein großes Transparent. G7 Gipfel ist geschmacklos, darum kochen wir für Euch, steht darauf. Er findet es einfach nicht in Ordnung, dass sich da sieben Leute treffen, die keiner gewählt hat, und Weltpolitik bestimmen können. Deshalb hat er seine Isomatte eingepackt und ist ins Camp gekommen. Dieses steht dem Domizil für die Staats- und Regierungschefs von Deutschland, Japan, USA, Kanada, Frankreich, Italien und Großbritannien zwar in puncto Komfort um einiges nach - die Herrschaften residieren schließlich im rund 20 Kilometer entfernten Schloss Elmau. Doch auch das Camp des Aktionsbündnisses Stopp G7 Elmau auf einer baumlosen und daher äußerst heißen Wiese hat mittlerweile einige Bekanntheit erreicht. Die Verwaltung von Garmisch-Partenkirchen genehmigte es zunächst nicht und argumentierte mit fehlendem Hochwasserschutz. Doch das Verwaltungsgericht München hob die Entscheidung auf, und so wurde es am Freitag auf der Wiese stündlich voller und bunter. Nicht nur kleine Zelte wurden aufgebaut, auch Fahnen und Transparente zogen ein. So blickt Che Guevara entrückt in die bayerische Bergwelt, ein A im Kreis flattert zu Gitarrenklängen im heißen Wind. Doch Anarchie herrscht hier beileibe nicht. Die Camper müssen schon einige Regeln einhalten. Es gibt keinen Schnaps, kleinere und größere Geschäfte werden in Dixi-Klos erledigt, nicht in der schönen Natur. Das Gesundheitsamt war auch schon da und hat kontrolliert, ob es ordnungsgemäße Waschgelegenheiten gibt, auf dass nicht das nahe gelegene (allerdings sehr kalte) Flüsschen Partnach herhalten muss. Alles fein und friedlich hier, sagt Adrian, als er durch das Camp führt und nicht ohne stolz erklärt, dass sich im Camp auch unsere eigenen Sanitäter und Rechtsanwälte befinden. Ich hoffe, es bleibt so ruhig, sagt Melanie, die aus Berlin angereist ist. Sie war 2007 schon beim G8-Gipfel in Heiligendamm an der Ostsee dabei. Um Entwicklungshilfe hat man sich dabei nicht gekümmert, lautet ihre Kritik. Deshalb will sie heute, Samstag, auf der zentralen großen Demo gegen das Treffen durch den Ort marschieren. Im Camp haben wir keine Angst vor Randalierern. Die kommen hier nicht rein, erklärt die Soziologiestudentin. Aber uns besorgt schon, dass jemand die Demo missbraucht. Gewaltsamer Protest fällt ja leider auf alle Demonstranten zurück. Mike aus dem nahen München sieht es genauso, aber dennoch stört ihn die massive Polizeipräsenz: Man kann ja keinen Schritt tun, ohne auf Polizei zu stoßen. Er hätte eine viel bessere Verwendungsmöglichkeit für die vielen Einsatzkräfte: Sie sollten lieber im Mittelmeer Flüchtlinge retten. Über das massive Polizeiaufgebot spottet selbst EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker: Ich werde am Sonntag am G7-Treffen in Bayern teilnehmen, wenn mich die bayerische Polizei nicht daran hindert, das Hotel zu erreichen. Gastgeberin Angela Merkel aber verteidigt den großen Aufwand und erklärt, irgendwo müsse man sich ja mal zusammensetzen und reden können: Wir haben in der Geschichte Europas gesehen, wohin es geführt hat, wenn nicht gesprochen wurde. Alles ruhig, vermeldet die Polizei am Freitag in Garmisch. Ihr gelang im Zuge ihres G-7-Einsatzes schon jede Menge Beifang. Sie stellte bei Kontrollen rund 6600 Verstöße gegen das Aufenthaltsgesetz fest, wies an den Grenzen mehr als 350 Personen zurück, erwischte 118 Personen mit Drogen und 59 Personen, gegen die ein Haftbefehl vorlag. Allerdings räumt auch die Polizei ein, dass die Anspannung vor der Ankunft der Gäste am Sonntag wächst. Die Ruhe in Person ist hingegen Merkel. Noch bevor ein einziger ihrer hohen Gäste einen Fuß ins Schlosshotel gesetzt hat, schraubte sie schon die Erwartungen an das Treffen herunter: Man kann von einem Sonntag und einem Montag in Elmau nicht die Lösung aller Konflikte erwarten. (Birgit Baumann aus Garmisch-Partenkirchen, 6.6.2015) Nicht-Wissenschaft;3:1 Siege in der Finalserie gegen BC Vienna - Ein 73:66-Heimsieg brachte Double - Trainer: "Ich bin froh, dass es vorbei ist". Güssing - Die Güssing Knights haben sich am Mittwoch vor den eigenen Fans ihren zweiten Basketball-Herren-Meistertitel gesichert. Die Südburgenländer triumphierten zum zweiten Mal nach 2014, sie waren in der best of 5-Finalserie gegen den Ex-Champion BC Vienna mit 3:1 Siegen erfolgreich. Den dritten Erfolg spielte Güssing durch ein 73:66 (29:35) ein. Mit der Verteidigung des Meisterpokals sicherten sich die erst 2006 in die Admiral Basketball Bundesliga (ABL) aufgestiegenen Knights auch erstmals das Double. Bereits Ende März hatten sie den Cup gewonnen. Im US-Amerikaner Christopher Dunn hatte Güssing auch den wertvollsten Spieler der Finalserie (MVP) in ihren Reihen. Rund 1.500 Fans verwandelten die Halle in der 4.000-Einwohner-Stadt nach dem neuerlichen Erfolg in ein Tollhaus. Topscorer Dunn Dunn hatte wesentlichen Anteil am Sieg im vierten Titel-Duell. Er war nicht nur mit 30 Punkten Topscorer des Abends, sondern auch hauptverantwortlich dafür, dass die Gastgeber im dritten Viertel den Umschwung schafften. Denn die wegen eines Staus erst 45 Minuten vor Spielbeginn eingetroffenen Wiener erwischten den besseren Start. BC Vienna führte in der 6. Minute bereits 13:1, Güssing brauchte lange, um ins Spiel zu finden. Erst in der 28. Minute übernahm das Team von Coach Matthias Zollner erstmals die Führung. Dunn gelangen im dritten Abschnitt 13 Punkte. Da haben wir versucht, aggressiver zu spielen und meine Würfe gingen auch rein, meinte Dunn. In der Folge spielte Güssing den Erfolg recht sicher nach Hause. Anerkennung aus Wien Die Wiener mussten die Überlegenheit anerkennen, seit 2007 hat kein Nummer-1-Team des Grunddurchgangs den Titel geholt. Es ist bitter. Wir haben im dritten Viertel dumme Fehler in der Defensive gemacht, das hat Güssing Rhythmus gegeben. Sie haben eine solide Mannschaft, sind sehr gut gecoacht und haben verdient gewonnen, meinte Vienna-Coach Andrea Maghelli. Der Deutsche Zollner, der Güssing seit 2013 trainiert, meinte, er brauche noch Zeit, um den neuerlichen Titelgewinn zu realisieren. Es war eine lange Saison, auch mit vielen Verletzten, ich bin froh, dass es vorbei ist. Jetzt haben wir es uns verdient, richtig zu feiern. (APA, 3.6.2015) Ergebnis der Admiral Basketball-Bundesliga der Herren (ABL) vom Mittwoch - Final-Serie, best of five - 4. Spiel: Güssing Knights - BC Vienna 73:66 (29:35) Endstand in der Serie 3:1. Bisherige Ergebnisse: 92:79 (in Wien), 78:92 (in Wien), 85:72 (in Güssing) Wissenschaft;'Aufwendungen stiegen auf knapp 500 Millionen Euro. Wien – Die Aufwendungen für die Forschungsprämie sind zwischen 2009 und 2014 um rund 46 Prozent auf 495,2 Mio. Euro gestiegen. Das geht aus einer parlamentarischen Anfragebeantwortung durch Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) hervor. Rund drei Viertel davon gingen an Großbetriebe (über 251 Mitarbeiter). Hier wird bewusst Innovationskraft brach liegen gelassen, kritisierte der anfragestellende FPÖ-Technologiesprecher Gerhard Deimek am Montag in einer Aussendung unter Hinweis darauf, dass Klein- und Mittelbetriebe (KMU) nur etwa ein Viertel der Forschungsprämie erhielten. Definiert man Großbetrieb nach dem Umsatz, gingen sogar 88 Prozent der Forschungsprämie an Großunternehmen (Vom Finanzministerium mit Umsatz über 9,68 Mio. Euro definiert). In den Beobachtungszeitraum fiel die Erhöhung der Forschungsprämie von acht auf zehn Prozent Anfang 2011. Seit Beginn des Jahres 2013 benötigen Unternehmen ein Gutachten der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG), wenn sie die Forschungsprämie für Aufwendungen für Forschung und Entwicklung (F&E) in Anspruch nehmen wollen. Die Erhöhung der Forschungsprämie von zehn Prozent auf zwölf Prozent in diesem Jahr ist in den Zahlen nicht mehr abgebildet. Von 337,5 Mio. Euro im Jahr 2009 stiegen die Ausschüttungen für die Forschungsprämie auf den Höchstwert von 571,7 Mio. Euro im Jahr 2012, gingen im darauffolgenden Jahr auf 377,1 Mio. Euro zurück, um 2014 wieder auf den bisher zweithöchsten Wert von 495,2 Mio. Euro anzusteigen. In den beiden starken Jahren 2012 und 2014 war auch der Anteil der Großbetriebe (definiert nach Mitarbeiterzahl) mit 77 Prozent (2012) bzw. 73,8 Prozent (2014) am höchsten. Mit Anfang 2012 wurde auch der Deckel für die steuerliche Begünstigung von Auftragsforschung von 100.000 Euro auf eine Mio. Euro angehoben, eine Maßnahme, die vor allem KMU ohne eigenes Forschungspersonal unterstützen soll. Die Aufwendungen dafür stiegen von 1,5 Mio. Euro im Jahr 2009 auf 4,7 Mio. Euro im Jahr 2014. Kam diese Maßnahme zwischen 2009 und 2012 überwiegend KMU zugute (Anteil der KMU, definiert nach Mitarbeiterzahl, zwischen 78,5 und 88,3 Prozent), griffen 2013 und 2014 zunehmend Großbetriebe auf dieses Instrument zu (Anteil der Großbetriebe 2013: 47,5 Prozent; 2014: 55,3 Prozent). Die FPÖ ortet angesichts dieser Zahlen erhebliche Ungleichgewichte und fordert eine Neugestaltung der Forschungsprämie, etwa eine großzügige Mindestquote für KMU. Der Präsident der Industriellenvereinigung, Georg Kapsch, hat sich dagegen erst bei den Alpbacher Technologiegesprächen vergangene Woche gegen Änderungen bei der Forschungsprämie ausgesprochen, da werden wir uns mit Händen und Füßen dagegen wehren. Der Anteil der ausländischen Forschung an den gesamten Aufwendungen für Forschung und Entwicklung stagniere seit Jahren, die Prämie sei eines der wenigen Instrumente, mit denen man internationale Unternehmen nach Österreich locken könnte.' Nicht-Wissenschaft;Die großartigste Hommage an den Dramatiker Heiner Müller ist im Moment im Schauspielhaus Hannover zu sehen – und bald bei den Wiener Festwochen. Gut zwanzig Jahre nach seinem Tod ist Heiner Müller ein eindrucksvolles Comeback gelungen. Im Schauspiel Hannover gastiert der Zirkus. Liberté Egalité Fraternité steht in großen Lettern über dem Portal. Doch bevor sich der Vorhang hebt und Der Auftrag gegeben wird, läuft bereits die stocknüchterne Müller-Stimme vom Band. Man wird retrospektiv Zeuge des ein wenig spröden Kulturlebens in der DDR. Vor Lesungsbeginn beklagt sich der Dichter über die Akustik. Sein zweiter Kritikpunkt: Er hätte eigentlich gehofft, sein Stück würde ihm vorgelesen, und nicht umgekehrt ... Der Auftrag, so heißt eines der relativ späten Müller-Werke (1979). In ihm stranden drei Abgesandte des Pariser Konvents an der Küste Jamaikas. Weil die Französische Revolution gerade im Gang ist, sollen sie den Leibeigenen in Übersee dabei helfen, die Ketten zu sprengen. Der Stücktext folgt einer Erzählung von Anna Seghers. Leider ist bei Einsetzen der Handlung die Revolution auch schon wieder vorüber. Zurück bleiben, im Zustand der Auflösung und des moralischen Bankrotts, die Emissäre. Debuisson wird zum Verräter und ergibt sich dem Wohlleben. Der Schwarze Sasportas endet am Galgen, der Bauer Galloudec verreckt am Wundbrand. Die Revolution ist die Maske des Todes: Müllers schwarze Metaphorik dürfte bereits zum Entstehungszeitpunkt als Verlustanzeige gelesen worden sein. In Hannover wird jetzt zweifache Wiederauferstehung gefeiert. Erstens: Müller tönt. Seine wasserklare Stimme bestreitet fast den gesamten Abend. Die Schauspieler bewegen die meiste Zeit über die Lippen zu Müllers Vortrag synchron. Zweitens: Müller ist selbst auch leibhaftig anwesend. Sein (vielleicht etwas schmächtig geratener) Wiedergänger ist der Regisseur Jürgen Kuttner, echt nur mit Müller-Brille und in zerwohnter Lederjacke. Kuttner hat im Verein mit seinem Regiekollegen Tom Kühnel eine der klügsten Geisterbeschwörungen seit Menschengedenken inszeniert. Zu sehen ist dieses kleine Meisterstück des Totenerwachens ab 23. Mai bei den Wiener Festwochen im Theater an der Wien. Ihren Auftrag haben die drei windigen Revolutionäre zurückgelegt. Überbracht wird die unheilvolle Kunde ausgerechnet von einem der Matrosen von Kronstadt. Der zaubert einen Fahnentanz in die Manege. Die Zirkusband heißt Die Tentakel von Delphi, sie spielt ohrenbetäubenden Rock auf Synthesizerbasis. Man schreibt inzwischen das Jahr 1812. Für die Bürger Frankreichs ist es nurmehr noch eine lästige Erinnerung, vom Revolutionsexport nach Übersee zu hören. Sie haben sich praktischerweise als Tasse und Teekanne verkleidet. Heiner Müller wird von Kühnel/Kuttner dicht neben Lewis Carroll (Alice im Wunderland) geparkt. Auch sonst geraten Debuisson (Corinna Harfouch) und seine Genossen in eine Zentrifuge. Der letzte Abschnitt dieser vor Einfällen platzenden Inszenierung spielt in der Wohnküche des Kommunismus. Die baufällige Hütte ist von außen nicht einzusehen, die Handkamera folgt Debuisson auf dem Fuße. Marx klopft in eine mechanische Schreibmaschine, während Rosa Luxemburg sich die Beine rasiert und Lenin Kartoffelchips in sich hineinstopft. Heiner Müllers Krieg der Landschaften – das prognostizierte Verschwinden der Menschheit vom Erdboden – muss noch warten. Harfouch bildet derweil das Zentrum der Aufführung. Als Weißclown gleicht sie David Bowie in dessen Ashes to Ashes-Phase. Mit den eckigen Bewegungen einer Gliederpuppe hetzt sie durch Der Mann im Fahrstuhl, das berühmte mittlere Erzählstück in Der Auftrag. Ein Mann wird zum Großen Vorsitzenden in ein oberes Stockwerk zitiert. Die Zeit gerät aus den Fugen. Die Liftkabine öffnet sich, und der Werktätige tritt ohne Erhalt eines Auftrags hinaus nach Peru. Wenn ihr Auftrag nur gelautet haben sollte, Müllers Bühnenlebendigkeit zu erweisen: Kühnel/Kuttner haben ihn bravourös erfüllt. Nicht-Wissenschaft;Masseverwalter gab sich kürzlich optimistisch, dass die Beschäftigen ihr Geld noch vor Weihnachten bekommen. Wien – Die Beschäftigten der insolventen Lebensmittelkette Zielpunkt warten noch auf ihr Geld. Arbeiterkammer (AK) und Gewerkschaftsbund (ÖGB) haben für 2.469 Beschäftigte rund 5,4 Millionen Euro an offenen Forderungen für das November-Gehalt sowie das Weihnachtsgeld angemeldet, wie die AK Wien am Mittwoch bekanntgab. Die offenen Forderungen müssen nun von Masseverwalter Georg Freimüller anerkannt werden. Danach würden die Anträge noch am gleichen Tag an den Insolvenzentgeltfonds zwecks einer letzten Überprüfung weitergeleitet. Freimüller gab sich kürzlich optimistisch, dass die Beschäftigen ihr Geld noch vor Weihnachten bekommen. Im Falle einer Pleite übernimmt der Insolvenzentgeltfonds die Bezahlung der ausstehenden Gehälter. Wolfgang Pfabigan, der Chef des Insolvenzentgeltfonds, rechnete ursprünglich mit etwa 7 Millionen Euro an Forderungen für November-Gehalt und Weihnachtsgeld. Später müssen dann auch noch Beendigungsansprüche wie Urlaubsentschädigungen, Zeitguthaben oder Abfertigungen bezahlt werden. Nicht-Wissenschaft;Eine Studie im Auftrag des Familienministeriums zeigt, dass Partnerschaftlichkeit für Österreicher wichtig ist. Im Engagement für Gleichstellung und Chancengleichheit erhält Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) Unterstützung von Familienministerin Sophie Karmasin (ÖVP). Diese will unter anderem mit einer Kampagne den Geschlechterstereotypen den Kampf ansagen. Dass Männer in Karenz als Weicheier und berufstätige Frauen oft als Karrieristinnen dargestellt werden, will Karmasin nicht länger akzeptieren. Die vorherrschenden Stereotype seien unseres Landes nicht würdig, denn sie würden Optionen verhindern. Eingeschränkte Optionen würden etwa sichtbar, wenn man den Frauenanteil in Top-Führungspositionen betrachte. Dieser liegt derzeit bei sechs Prozent. Ebenso kritisierte Karmasin, dass für gleiche Leistungen Frauen oft weniger verdienen als Männer. Wunsch nach Partnerschaftlichkeit Die Ergebnisse einer Market-Studie im Auftrag des Familienministeriums – befragt wurden im Monat Juli 1.000 Frauen und Männer zwischen 16 und 60 Jahren – präsentierte Karmasin im Rahmen eines Hintergrundgesprächs als Beleg dafür, dass die Mehrheit der Österreicherinnen und Österreicher mit den gängigen Geschlechterstereotypen nichts mehr am Hut haben wollen. So stimmten 83 Prozent der Frauen und 82 Prozent der Männer der Aussage zu, dass Frauen und Männer zum Haushaltseinkommen beitragen sollen. 77 Prozent der Frauen und 74 Prozent der Männer gaben an, dass das Familienleben darunter leidet, wenn sich Männer zu sehr auf die Arbeit konzentrieren. Ebenso gaben drei Viertel der befragten Frauen und Männer an, es sei gut, wenn beide Elternteile abwechselnd in Karenz gehen und zu Hause bleiben. Und 95 Prozent der Frauen sowie 94 Prozent der Männer stimmten zu, dass Männer genauso für die Kindererziehung verantwortlich sind wie Frauen. Frauen am Herd Zugleich unterstützte ein Drittel der Befragten das alte Rollenbild. Der Aussage Die Aufgabe des Mannes ist es, Geld zu verdienen, die der Frau, sich um den Haushalt und Familie zu kümmern stimmten 30 Prozent der Frauen und 28 Prozent der Männer zu. Nur rund ein Drittel der Befragten bezeichnete diese Aussage als sehr falsch. Karmasin betonte jedoch, dass Anhänger des traditionellen Rollenbildes genauso zu würdigen seien. Jeder Einzelne soll sein Lebensmodell so leben, wie er will, sagte die Ministerin. Partnerschaftliche Teilung Ein Blick in die Statistik zeigt, dass die Wünsche der Befragten nach Partnerschaftlichkeit in der Kinderbetreuung und die gelebte Praxis noch weit auseinanderklaffen. Vor allem Mütter beziehen das Kinderbetreuungsgeld. So waren es laut Statistik Austria im Jahr 2013 insgesamt 125.272 Frauen und nur 5.577 Männer, die diese Leistung zur Gänze in Anspruch nahmen. Laut dem aktuellen Wiedereinstiegsmonitoring der Arbeiterkammer unterbrachen zehn Prozent der Männer ihre Erwerbstätigkeit in partnerschaftlicher Teilung – das heißt, sie bestritten die Karenz gemeinsam mit der Mutter. Wobei mit durchschnittlich drei Monaten der Betreuungsanteil des Mannes wesentlich geringer ausfiel. Partnerbonus in Verhandlung Neben der Kampagne gegen Stereotype will Karmasin geschlechtersensible Pädagogik im Kindergarten vorantreiben. Ein entsprechendes Projekt, in dessen Rahmen Kindergartenpädagogen nachgeschult werden, soll Einschränkungen aufgrund des Geschlechts bereits im Kindergarten verhindern. Karmasin versprach außerdem, die Kinderbetreuung zu verbessern und die Familienfreundlichkeit in Unternehmen zu forcieren. Lenkungseffekte verspricht sich die Familienministerin außerdem vom derzeit mit dem Regierungspartner in Verhandlung stehenden Partnerbonus für Paare, die sich die Kinderbetreuung aufteilen. Wissenschaft;Forscher präsentieren umfassende Ergebnisse der Analyse von Staubpartikeln aus den Tiefen des Weltraums. Die Weltraumsonde Ulysses brach 1990 zu einer der herausragendsten Missionen der europäischen Forschungsgeschichte auf: Das Kooperationsprojekt zwischen Esa und Nasa hatte in erster Linie die Erforschung der Sonne zum Ziel. Dafür wurde Ulysses auf eine polare Sonnenumlaufbahn geschickt, für die sie sich beim Jupiter ordentlich Schwung holte. Es war die erste Sonde überhaupt, die unser Zentralgestirn in einem zur Ekliptik um rund 90 Grad verschobenen Orbit umkreiste. Die zweite Aufgabe von Ulysses galt interstellaren Staubpartikeln, die die Sonde auf ihrer 19 Jahre dauernden Mission einfangen und analysieren sollte. Mehr als 900 von ihnen spürte Ulysses auf. Nun legten Wissenschafter erstmals eine umfassende Analyse dieses bisher größten Datensatzes interstellarer Staubteilchen vor. Ihre Bilanz: Im Einflussbereich der Sonne können sich Flugrichtung und -geschwindigkeit der Teilchen stärker ändern als bisher gedacht. Seit etwa 100.000 Jahren durchquert unser Sonnensystem mit einer Geschwindigkeit von etwa 80.000 Kilometer pro Stunde die Lokale Flocke – eine Wolke aus interstellarer Materie mit einem Durchmesser von 30 Lichtjahren. Mikroskopisch kleine Staubteilchen aus dieser Wolke bahnen sich ihren Weg bis ins innere Sonnensystems. Für Forscher sind sie eine Art Botschafter aus den Tiefen des Alls und enthalten grundlegende Informationen über unsere entferntere kosmische Heimat. Mehrere Raumsonden haben die zugereisten Teilchen in der Vergangenheit aufgespürt und charakterisiert. Zu ihnen zählen Galileo und Cassini, welche die Gasplaneten Jupiter und Saturn zum Ziel hatten, sowie die Mission Stardust, die im Jahr 2006 eingefangene interstellare Staubteilchen zur Erde brachte. Die Daten von Ulysses, die wir jetzt erstmals in ihrer Gesamtheit ausgewertet haben, sind einzigartig, sagt Harald Krüger vom Göttinger Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung. 16 Jahre lang untersuchte das Instrument an Bord von Ulysses fast ohne Unterbrechungen den Teilchenstrom von außerhalb unseres Sonnensystems. Im Vergleich dazu lieferten andere Missionen nur Momentaufnahmen. Den Daten der mehr als 900 Teilchen, die das Staubinstrument von Ulysses detektierte, haben die Forscher die bisher detailliertesten Informationen über Masse, Größe und Flugrichtung der interstellaren Wanderer entnommen. Computersimulationen halfen dabei, die verschiedenen Einflüsse der Sonne zu verstehen und voneinander zu trennen. So bestätigten sich frühere Analysen, wonach der interstellare Staub stets in ungefähr derselben Richtung das Sonnensystem durchquert. Sie entspricht der Richtung, in der sich das Sonnensystem und die Lokale Flocke relativ zueinander bewegen. Kleinere Abweichungen von dieser Hauptrichtung hängen von der Masse der Teilchen und vom Einfluss der Sonne ab, sagt Peter Strub vom Göttinger Max-Planck-Institut. Im Jahr 2005 allerdings zeigte sich ein anderes Bild: Die weitgereisten Teilchen erreichten den Staubdetektor aus einer verschobenen Richtung. Unsere Simulationen legen nun nahe, dass auch dieser Effekt auf die Schwankungen des Sonnenmagnetfelds zurückzuführen ist, erklärt Veerle Sterken vom International Space Science Institute in Bern. Veränderte Ausgangsbedingungen in der Lokalen Flocke sind vermutlich nicht der Grund. Auch Größe und Beschaffenheit der Teilchen nahmen die Forscher unter die Lupe. Während die meisten der Staubpartikel im Durchmesser zwischen einem halben und 0,05 Mikrometern (Tausendstel Millimeter) messen, gibt es auch einige auffallend große Exemplare von mehreren Mikrometern Größe. Bemühungen, die Staubteilchen außerhalb unseres Sonnensystems von der Erde aus zu beobachten und zu charakterisieren, liefern keine derart großen Teilchen, sagt Krüger. Im Gegenzug finden sich die sehr kleinen Teilchen, die Astronomen mit Teleskopen typischerweise nachweisen, nicht in den Ulysses-Messungen. Wie Computersimulationen zeigen, laden sich diese Winzlinge im Vergleich zu ihren Massen im Einflussbereich der Sonne stark elektrisch auf, werden abgelenkt und so aus dem Hauptteilchenstrom herausgefiltert. Die Simulationen deuten zudem darauf hin, dass der exotische Staub eine geringe Dichte aufweist und somit porös ist. Die innere Struktur der Teilchen kann der Ulysses-Staubdetektor zwar nicht messen, so Sterken. Am Computer können wir jedoch verschiedene Dichten ausprobieren. Mit porösen Teilchen lassen sich die Messdaten von Ulysses am besten rekonstruieren. Die Zusammensetzung der interstellaren Partikel konnten die Forscher mit dem Staubinstrument auf Ulysses nicht untersuchen. Dies ist jedoch mit dem am Max-Planck-Institut für Kernphysik in Heidelberg entwickelten Nachfolgeinstrument auf der Cassini-Sonde möglich. Diese Messungen werden ganz neue Einblicke in die Entstehungsbedingungen und die Entwicklung der interstellaren Teilchen gewähren. Die Messungen interstellarer Staubteilchen im Sonnensystem erlauben somit einen Blick in die Lokale Flocke, die sich sonst nur durch Beobachtungen von der Erde aus untersuchen lässt. Bei zukünftigen Ausschreibungen der europäischen Weltraumagentur ESA wollen sich Staubforscher mit eigenen Vorschlägen für Missionen zur Untersuchung von interstellarem Staub beteiligen. Nicht-Wissenschaft;Wir konnten erstmals Naughty Dogs neues Action-Adventure probespielen und waren ziemlich angetan. Verschmelzung von Spiel und Story, fließende Übergänge von Actionszenen zu Rästseln und Kletterpassagen, Blockbuster-Feeling mit humorvollen Charakteren – all das kennt man von Uncharted schon. Der im Mai erscheinende vierte Teil Uncharted 4: A Thiefs End bringt all das mit sich und erweitert Naughty Dogs so detailverliebt zum Leben erweckte Abenteuerspielserie um schiere Größe, neue Spielmechaniken und Exploration. Ach und hübscher war die Welt des Protagonisten Nathan Drake auch noch nie. Aber hier sagen Bilder und Videos mehr als Worte. Die Zeichen, dass dies ein würdiger Abschied vom charismatischen Schatzsucher wird, stehen jedenfalls ganz gut. Für Drakes letztes Abenteuer haben sich die Autoren auf die Suche nach der sagenumwobenen Beute des britischen Seefahrers und Pirats Henry Avery gemacht. In seiner zweijährigen Karriere unter schwarzer Flagge erbeutete er im 17. Jahrhundert auf den Ozeanen der Erde das vermutlich größte Vermögen, das ein Pirat je zu fassen bekam. 1695 gelang es ihm mit sechs Schiffen im indischen Ozean eine Flotte des Mogulreichs abzufangen und sich raubend, vergewaltigend und mordend Gold und Edelsteine im heutigen Gegenwert von dutzenden Millionen Pfund anzueignen. Der Geschichte nach tauchte Avery mit seinem Anteil der Beute unter, was damit genau geschah, ist Gegenstand historischer Debatten. In Uncharted 4: A Thiefs End kehrt Drakes Bruder Sam aus der Versenkung hervor, um den mit Frau Elena Fisher zur Ruhe gesetzten Nathan mit einem Hinweis auf Averys Schatz und Piratenkolonie Libertalia ins Abenteurerdasein zurück zu holen. In der ersten Einzelspielerdemo, die der GameStandard vergangene Woche zusammen mit anderen Pressevertretern spielen konnte, waren die Gebrüder Drake und auch Nathans Mentor Victor Sullivan bereits wieder vereint. Am Fuße eines Vulkans in der Wüste Madagaskars in einem gut gefederten Jeep. Mit der Aufgabe, mehrere Ruinen nach dem nächsten Hinweis zum Schatz zu untersuchen, tritt man in den Schuhen Nathan Drakes unverzüglich aufs Pedal und brettert kurz darauf gut gelaunt und mit kecken Ansagen der drei Draufgänger im Ohr über Stock und Stein. Für ein nach wie vor geskriptetes und Story-getriebenes Spiel überrascht Uncharted 4 mit seiner Weitläufigkeit. Auf dem sandigen Untergrund vorbei an Affenbrotbäumen und Felsformationen laden Nebenrouten zur Erkundung ein. Hinauf auf matschigen Felsen versucht man den Grip nicht zu verlieren. Hinter einem Wasserfall wartet eine kleine Höhle samt Fundstücken darauf, entdeckt zu werden und dort hinten im Schatten des Felsens muss auch noch irgendetwas verborgen sein. In den drei Durchläufen des rund 20 minütigen Spielabschnitts ließen sich immer neue kleine Details entlocken und die atemberaubende Weitsicht auf die Wildnis genießen. Die Entwickler schlagen dabei eine Brücke zwischen Linearität und Open-World-Ansätzen, wobei das Gefühl von spielerischer Freiheit erzeugt wird, ohne die Geschichte im Sand verlaufen zu lassen. Dialoge setzen dynamisch ein und die drei Charaktere interagieren situationsgerecht miteinander. Sully regt sich beispielsweise über Nathans Schleichtempo auf und Sam erläutert den geschichtlichen Hintergrund einer Inschrift. Anstatt durch viele Zwischensequenzen den Spielfluss zu unterbrechen, wird das Spiel zur erlebten Geschichte und die Handlungen dadurch genauso wie das praktisch unsichtbare Interface selbst erklärend. So mokiert sich Sully während der Fahrt darüber, dass Nathan unbedingt den Aufpreis für eine Seilwinde am Jeep zahlen wollte, nur um dann vor einen Hang chauffiert zu werden, der nicht zu erklimmen ist. So springt man aus dem Auto, schnappt sich den Karabiner und wickelt das Seil um einen bereits abgenutzten Baumstamm, um das Gefährt schließlich hochziehen zu können. Der Übergang in Konfrontationen mit den Widersacher erfolgt ebenso nahtlos. Der Milliardär Rafe Adler hat sich mit Nadine Ross, der Chefin einer Privatarmee, zusammengeschlossen, um dem Trio zuvor zu kommen. In der Demo bekam man zumindest die lebensmüden Soldaten der Bösewichte zu Gesicht, die vor einer Brücke am Fuße des Vulkans Stellung bezogen haben. Neben der offeneren Spielwelt bedient sich Naughty Dog auch für die Mechaniken bei einer reichhaltigeren Trickkiste. Drake kann Gegner im hohen Gras schleichend überraschen, an einem Seil schwingend Gegner aus der Luft angreifen oder sie direkt unter Beschuss nehmen und im Zweikampf stellen. Die Steuerung wurde soweit verfeinert, dass man sich rasch auf allen Lösungswegen zuhause fühlt. Sogar zurückhaltende Späher kommen dank einer Makierungfunktion von Feinden nun auf ihre Kosten. Das Schöne daran: Klettern, Springen, Nahkämpfe und Schießen aus allen Lagen und Deckungen funktionierte im Probespielen leichtfüßig und zeugte von einem hohen Maß an Feinschliff. Die mehrfache Verschiebung des Marktstarts wurde offenbar intensiv genutzt. Einfach ist das Actionheldendasein deshalb nicht. Wer alle Herangehensweisen meistern möchte, wird Passagen immer wieder spielen müssen. Uncharted 4 erweist sich in diesen Konfrontationen als Sandkasten, den man mehrfach besuchen will. Die Kameraden Sully und Sam greifen Nathan dabei tatkräftig unter die Arme. Sie geben einem automatisch Deckungsfeuer, folgen dem Spieler und flankieren Gegner, um sie abzulenken oder zum gemeinsamen Takedown anzusetzen. Ganz perfekt agieren zwar auch diese KI-Kumpanen nicht, seit Naughty Dogs viel gelobtem Endzeitspiel The Last of Us hat sich jedoch einiges getan, um Spielern das Gefühl von Kooperation zu vermitteln. Gegner erweisen sich unterdessen als aufmerksam und schlagen gegebenenfalls Alarm. Ein dynamisch eingeblendeter Indikator gibt Aufschluss über den Alarmierungsstatus von Feinden. Ganz so streng und ernst wie in dedizierten Stealth-Games wie Metal Gear Solid geht es aber nicht zur Sache. Der Trip nach Madagaskar war kurz aber aufschlussreich und für Fans der Serie wird Uncharted 4 neben neuen Tricks, Landschaften und spaßiger Fahrphysik wohl noch einige Überraschungen bereithalten. Beendet wurde die Demo übrigens nicht durch einen vorzeitigen Abspann, sondern durch die Pressebetreuer selbst. Wer sich etwas beeilte, konnte noch ein paar hundert Meter auf den Vulkan herauffahren. Unterbrechungsfrei und ganz ohne Ladezeiten. Was einen am Gipfel erwartet, verrieten die Schöpfer während des Preview-Events jedoch nicht. Wie aus den Trailern bereits hervorging, wird es abseits dessen jedoch ein Wiedersehen mit allerlei altbekannten Zeitgenossen und auch dem jungen Nathan Drake geben. Der Multiplayer-Modus wird zum Start übrigens nur kompetitive Matches mit sich bringen. Auf die Frage, ob man wieder kooperativ zur Sachen gehen können werde, deutete Lead-Designer Ricky Cambier mögliche Zusatzinhalte an. Eine Story-Erweiterung im Stile des The Last of Us-Ablegers Left Behind ist bereits in Arbeit. Ganz so schnell will sich Naughty Dog offenbar doch nicht von seinem Abenteuer verabschieden. Ob nach A Thiefs End ein anderes Studio die Serie fortsetzen wird, liege dann ganz an Herausgeber Sony selbst. (Zsolt Wilhelm, 4.4.2016) Uncharted 4: A Thiefs End erscheint am 10. Mai für PlayStation 4. Nicht-Wissenschaft;'Mit Abstand größte Ausländergruppe unter Professoren. Wien – Deutsche Hochschulen setzen stark auf österreichische Professoren: 2013 waren 565 Professoren aus Österreich an ihnen beschäftigt – sie stellen damit ein Fünftel aller ausländischen Professoren an den Universitäten und Fachhochschulen und stechen Schweizer (317), US-Amerikaner (250) und Niederländer (212) klar aus, zeigt der Bericht Wissenschaft weltoffen 2015 des deutschen Bildungsministeriums. Die Anziehungskraft ist dabei wechselseitig: Allein seit dem Jahr 2010 sind laut den Uni-Wissensbilanzen knapp 400 Professoren von deutschen an österreichische Universitäten berufen worden. 9305 österreichische Studenten in Deutschland Bei den Studenten sieht es etwas anders aus: Die größte Ausländergruppe an den deutschen Hochschulen waren 2014 die 28.381 Chinesen mit einem Anteil von 13 Prozent. Österreich folgt mit 9.305 Studenten (4,3 Prozent) hinter Russland (11.126; 5,1 Prozent) und Indien (9.372; 4,3 Prozent) auf Platz vier. Insgesamt sind zwölf Prozent aller Studenten in Deutschland Ausländer. Umgekehrt studierten 2014 rund 32.800 Deutsche an den österreichischen Unis und Fachhochschulen. Sie stellen damit 36 Prozent aller ausländischen Studenten in Österreich. Insgesamt sind rund 26 Prozent aller Studenten an den österreichischen Unis und Fachhochschulen Ausländer.' Nicht-Wissenschaft;'Bei mehrere Angriffen sind am Freitagabend nach ersten Polizeiangaben mindestens 18 Menschen ums Leben gekommen. In der Nähe eines Fußballspiels Frankreichs gegen Deutschland kam es zu Explosionen.. An mehreren Orten ist es am Freitagabend in Paris zu Anschlägen gekommen, dazu gab es Sprengstoffexplosionen und offenbar eine Geiselnahme. Die Polizeipräfektur sprach von 35 Toten; eine Presseagentur nannte gar die Zahl von sechzig Opfern. Dramatisch war die Lage im Stade de France, das in dem Banlieue-Departement Saint-Denis liegt und wo die Nationalmannschaften von Frankreich und Deutschland zu einem Freundschaftsspiel antraten. Zehntausende Zuschauer verließen noch während des Spiels das Stadion, als sie über ihre Handys von den Explosionen in unmittelbarer Nähe erfuhren. Auf dem Vorplatz angekommen, wurden sie aber von den Ordnungskräften wieder ins Innere geleitet, wo sie vorerst auf neue Anweisungen warteten. Panik brach nicht aus. Präsident François Hollande wurde von Sicherheitskräften aus dem Stadion gebracht. Vom Innenministerium aus überwachte er den Großeinsatz der Polizei, der Feuerwehr und der Notfalldienste. Um Mitternacht wollte die Regierung zu einer ersten Krisensitzung zusammenkommen. Im 10. Stadtbezirk von Paris in der Nähe der Place de la République kam es zu einer Schießerei vor einem Restaurant. Dabei gab es zahlreiche Tote, die nach Augenzeugen auf den Straßen lagen, während sich Anwohner in Panik in Deckung zu bringen versuchten. Die Polizei sperrte das Gebiet ab. Es ist die Hölle, meinte ein weinender Augenzeuge gegenüber der Radio-Sender France-Info. Im Konzertsaal Bataclan sollen sich Täter verschanzt haben und Geiseln genommen haben. Ein Augenzeuge erzählte gegenüber Medien: Wir sahen zwei Männer ins Bataclan eindringen. Sie waren bewaffnet, sonst normal gekleidet. Sie schossen draußen und im Innern um sich. In dem Konzertsaal sollen sich hundert Leute befunden haben. Dem Radiosender France-Info zufolge sollen sie Allahu akbar (Gott ist groß) gerufen haben. In der Nähe der Place de la République und des Bataclan-Lokals war es vor knapp zehn Monaten, am 7. Januar, zu den Anschlägen auf die Redaktion der Satirezeitschrift Charlie Hebdo gekommen. In der nahen Rue de Charonne im 11. Bezirk (Bastille-Viertel) soll ein Schütze aus einem Auto mehrere Gewehrsalven auf die Terrasse des Restaurants La Belle Equipe abgegeben haben. Die Gäste versuchten hinter den Tischchen in Deckung zu gehen.' Wissenschaft;Vor allem Springspinnen erweitern ihren Speiseplan um Pflanzen, wie Biologen herausfanden. Das dürfte ihnen einen Überlebensvorteil bringen. Basel – Spinnen sind als Insektenfresser bekannt. Für manche Arten konnte auch nachgewiesen werden, dass sie ihren Speiseplan mit Beutetieren wie Fischen, Fröschen oder gar Fledermäusen erweitern. Biologen der Universität Basel, der Brandeis University in den USA und der britischen Cardiff University berichten nun: Spinnen fressen durchaus auch Pflanzen. Für ihre Studie im Journal of Arachnology sammelten und dokumentierten die Forscher zahlreiche Fälle von pflanzenfressenden Spinnen. Dabei stellten sie fest, dass sich Vertreter von zehn verschiedenen Spinnenfamilien von einer Vielfalt an Pflanzen wie Bäumen, Büschen, Gräsern, Farnen oder Orchideen ernähren. Dabei fressen sie je nach Vorliebe unterschiedliche Pflanzenteile wie Nektar, Pflanzensaft, Honigtau, Blätter, Pollen und Samen. Am häufigsten scheinen Pflanzenfresser unter den Salticidae vorzukommen, einer tagaktiven Familie von Springspinnen. Bis zu 60 Prozent der Pflanzenliebhaber unter den Spinnen gehören zu dieser Familie. Dieses Fressverhalten komme deutlich häufiger in warmen Regionen vor, so die Forscher. Ein Grund dafür könnte sein, das besonders häufig Nektar vertilgt wird – und Pflanzen mit hoher Nektarproduktion kommen eher in wärmeren Gebieten vor. Die Fähigkeit, Nährstoffe aus Pflanzen zu beziehen, erweitert die Nahrungsgrundlage der Tiere, erklärte Studienautor Martin Nyffeler von der Universität Basel. Dies könne ein Überlebensmechanismus sein für Zeiten, in denen Beutetiere rar sind. Außerdem diversifizieren sie dadurch ihren Speiseplan und optimieren die Nährstoffaufnahme – was im Kampf ums Überleben von Vorteil sein dürfte, so Nyffeler. Welchen Anteil die Pflanzenkost an der Ernährung der Spinnen insgesamt hat, sei jedoch noch weitgehend unerforscht. Nicht-Wissenschaft;Hintergrund unklar – Festgenommener schweigt, Opfer geflüchtet. Wien – Ein 31-Jähriger hat am Samstagabend in Wien-Leopoldstadt zwei Männer mit einer Machete attackiert. Die Opfer wurden offenbar verletzt und flüchteten. Der Vorfall wurde von einem Polizisten außer Dienst beobachtet. Der unbewaffnete Beamte verfolgte den Täter und rief Verstärkung. Der 31-Jährige wurde kurz darauf festgenommen. Die Hintergründe der Tat waren völlig unklar. Die Auseinandersetzung fand um 22.15 Uhr in der Oberen Donaustraße statt. Der Täter warf die Machete auf der Flucht weg. Die Waffe mit 46 Zentimeter langer Klinge wurde später von einem Polizeihund in einem Gebüsch aufgestöbert. Der Festgenommene stritt die Tat ab. Der Mann wurde aber neben dem 36-jährigen Beamten auch von mehreren anderen Zeugen mit der Machete gesehen. Der wohnungslose Algerier befand sich am Sonntag in Haft. Zu den Opfern fehlte jede Spur. Wir hoffen, dass sie sich noch melden, sagte Polizeisprecher Christoph Pölzl. Wissenschaft;IIASA-Studie: Wer sich an sozialen, sportlichen oder religiösen Aktivitäten in der Gemeinde beteiligt, ergreift eher Vorsorgemaßnahmen. Wien – Menschen, die sich in ihrer Gemeinde sozial engagieren, bereiten sich eher auf mögliche Katastrophen wie Tsunamis vor. Das zeigt eine auf einer Umfrage in Thailand basierende Studie des Internationalen Instituts für Angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg bei Wien, die in der Fachzeitschrift Plos One veröffentlicht wurde. Die Umfrage wurde in der Region Phang Nga durchgeführt, die 2004 stark von der Tsunami-Katastrophe betroffen war. Demnach ergreifen Menschen, die sich an sozialen, sportlichen, religiösen oder anderen Aktivitäten in ihrer Gemeinde beteiligten, eher Vorsorgemaßnahmen, so Studienautorin Raya Muttarak vom IIASA. Dabei geht die Bereitschaft zum Engagement über einfache Dinge wie das Verfolgen der Nachrichten im Katastrophenfall hinaus und reicht bis zu Aktivitäten wie der Ausarbeitung eines Familien-Notfallplans oder der Überlegung, aus der gefährdeten Region wegzusiedeln. Einmal mehr zeigte sich in der Umfrage die Bedeutung der Bildung, insbesondere jene von Frauen: In Gemeinden, in denen mehr Frauen mindestens einen Sekundarschulabschluss hatten, wurden auch mehr Vorsorgemaßnahmen geplant und getroffen. Gemeinschaftsaktivitäten würden zwar keine Frühwarnsysteme und Notfall-Trainings ersetzen, könnten diese aber ergänzen und fördern. Der Erfolg von Maßnahmen zur Katastrophenvorsorge dürfte vom sozialen Zusammenhalt und den Netzwerken in einer Gemeinschaft abhängen. Daher ist die Förderung von Bottom-up-Strategien nachhaltiger als Top-Down verordnete Maßnahmen, sagte Ko-Autor Nopphol Witvorapong von der Chulalongkorn University in Bangkok. Wissenschaft;Besonders spektakuläre neue Erkenntnisse darf man sich in den kommenden Monaten in der Astrophysik erhoffen. Wien – Welche wissenschaftlichen Durchbrüche das Jahr 2016 bescheren wird, ist nicht leicht zu prognostizieren. Das liegt in der Natur der Sache: Gerade die besonders bahnbrechenden Entdeckungen kommen oft genug völlig unvermittelt. Es gibt aber einige Forschungsbereiche, wo die Chancen auf spektakuläre Erkenntnisse recht gut stehen – einfach, weil es neue Missionen oder neue Instrumente gibt, die dafür sorgen könnten. So erwartet man in den führenden Wissenschaftsmagazinen Nature und Science, dass es im neuen Jahr oder wenig später endlich zum Nachweis der bereits im Jahr 1918 von Albert Einstein prognostizierten Gravitationswellen kommen könnte, die laut Theorie durch sehr dichte und sich bewegende Objekte wie Neutronensterne entstehen dürften. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist deshalb recht groß, weil das Laser-Interferometer Gravitationswellen-Observatorium (Ligo) in den USA 2015 aufgerüstet wurde und mehr als zehn Mal so empfindlich ist wie bisher. In der Astrophysik und Weltraumforschung wird sich 2016 besonders viel tun. Ein spektakuläres Ende wird im September die Kometen-Mission Rosetta finden: Die Muttersonden soll sich dem Kometen Tschuri immer mehr nähern, schließlich landen und dabei so lange wie möglich Bilder und Daten senden. Mitte März 2016 startet die Esa-Mission ExoMars. Geplant sind ein Orbiter, der die Marsatmosphäre untersucht, und eine kleine Testlandung einer Sonde. Am 4. Juli soll dann die Nasa-Sonde Juno Jupiter erreichen und den Gasriesen ein Jahr lang erforschen. Neben diesen staatlichen Missionen gibt es aber auch einige private Initiativen, die 2016 für Aufsehen sorgen dürften: So etwa will die gemeinnützige Planetary Society in Pasadena bereits im April ihr Raumfahrzeug LightSail testen, ein Lichtsegel, das allein vom Licht der Sonne angetrieben wird. Hier auf Erden darf man sich vor allem vom Large Hadron Collider (LHC) am Cern in Genf aufsehenerregende Neuigkeiten erhoffen. Die Wissenschafter am Europäischen Zentrum für Teilchenphysik haben 2015 die Aufrüstung des LHC abgeschlossen. Und bereits Anfang Dezember präsentierten sie erste mögliche Hinweise auf ein neues, unerwartetes Boson, was sofort zu einer wahren Flut an theoretischen Arbeiten führte. Ob sich die Existenz dieses Teilchens erhärtet, werden die nächsten Monate weisen. Sicher ist, dass seit Jahresbeginn erstmals eine Frau an der Spitze des Cern steht: die italienische Teilchenphysikerin Fabiola Gianotti. Wissenschaft;200 Millionen Trümmerteile mit einem Gesamtgewicht von 6.300 Tonnen kreisen im Orbit. München – Knapp 60 Jahre maschinelle Besiedelung des Orbits haben Spuren hinterlassen: und zwar in Form von jeder Menge Weltraumschrott. Es wird von mehr als 200 Millionen und insgesamt etwa 6.300 Tonnen schweren Trümmerteilen ausgegangen. Ein besonders spektakuläres Beispiel sorgte Anfang der Woche für Schlagzeilen: ein Objekt, das von jenseits der Mondbahn zur Erde heimkehrt. Wie die Münchner Universität der Bundeswehr berichtet, haben sich rund um die Erde schon so viele Trümmerteile angesammelt, dass laut Simulationen alle fünf bis neun Jahre einer der derzeit rund 1.000 aktiven Satelliten mit Weltraumschrott oder einem anderen Satelliten kollidiert. Eine solche Kollision hinterlässt abgesprengte Einzelteile, die jahrhundertelang im Orbit verbleiben können. Und bei jedem Raketenstart entsteht weiterer Müll – dies können abgeworfene Raketenstufen sein, von Astronauten verlorene Werkzeuge oder abgelöste Farbpartikel von Satelliten und Raketen. Den Großteil des Weltraumschrotts bilden zwar millimeterkleine Objekte, die eher ungefährlich sind. Eine unkalkulierbare Gefahr bilden allerdings die tausenden Objekte zwischen einem und zehn Zentimetern Durchmesser. Diese von der Erde aus zu orten wäre zu zeit- und geldintensiv, sie bewegen sich dazu noch auf unterschiedlichen Umlaufbahnen. Bei einer Kollision mit einer Geschwindigkeit von mehreren Kilometern pro Sekunde können sie das Aus eines Satelliten bedeuten – oder schlimmer noch: Menschen gefährden. Die Internationale Weltraumstation muss immer wieder vorübergehend auf eine andere Orbithöhe gebracht werden, um Schrotteilen auszuweichen. Ideen zur Beseitigung des schwebenden Schrotts gibt es viele. Eine davon trägt die Bezeichnung ADReS-A. Susanne Peters, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Raumfahrttechnik und Weltraumnutzung der Bundeswehr-Universität, plant dessen Mission und erhielt dafür ein Stipendium der Zonta International Foundation. Der mit einem Greifarm ausgestattete Satelit soll gemeinsam mit kleinen Raketenantrieben – sogenannten De-orbit Kits– im Weltall in der Nähe von ausrangierten Raketenstufen ausgesetzt werden. Er greift sich eins der De-orbit Kits, klemmt es in das Triebwerk der Raketenstufe und ersetzt damit ihren defekten Antrieb. Da die Schrottteile im Weltall taumeln und bei einem Abstoß ohne genaues Ziel unkontrolliert auf die Erde zusteuern und gegebenenfalls bewohntes Gebiet treffen könnten, muss ihre Bewegung zunächst stabilisiert werden. Ein Technikteam in der Bodenleitstelle entscheidet dann, an welchem Punkt der Triebwerksersatz abgefeuert werden soll, um in einem überschaubaren Radius auf der Erde anzukommen. Fünf der kleinen Kits brauchen die Forscher im Projekt Sicherheit im Orbit, um das anvisierte Ziel der Entfernung von fünf Raketenoberstufen im Zeitraum eines Jahres zu erfüllen. (red, 4. 11. 2015) Nicht-Wissenschaft;Smartwatches mit Googles Betriebssystem können künftig auch unabhängig vom Telefon kommunizieren. Wer sich aktuell eine Smartwatch zulegen will, wird schnell feststellen, das deren Funktionalität ohne einem zugehörigen Smartphone endenwollend ist. Sowohl die Apple Watch als auch die Geräte mit Googles Android Wear verzichten bislang auf eine eigene Mobilfunkanbindung. Zumindest in der Google-Welt hat dies nun aber ein Ende. Mit der neuesten Version von Android Wear unterstützt das Wearables-Betriebssystem nun auch LTE-Verbindungen. Damit könne man vollkommen unabhängig vom Smartphone telefonieren oder auch Sprachanfragen durchführen und auf Messenger-Nachrichten antworten. Freilich braucht all dies die notwendige Harwareunterstützung. Das erste Android-Wear-Gerät mit LTE-Anbindung ist die LG Watch Urbane 2nd Edition LTE. Diese soll in Kürze in den USA und Südkorea erhältlich sein, und in den kommenden Monaten auch in anderen Ländern an den Start gehen. Schon in den vergangenen Monaten hat Google versucht Android Wear stärker vom Smartphone unabhängig zu machen. So funktionieren entsprechende Smartwatches mittlerweile auch über WLAN, wenn das Smartphone nicht in der Nähe ist – vorausgesetzt, man hat sich schon einmal früher mit dem betreffenden WLAN verbunden. Nicht-Wissenschaft;Gesamtschaden auf 12 Mrd. Euro. Berlin – Dubiose Aktiengeschäfte zulasten des deutschen Fiskus werden in den kommenden Monaten vom Bundestag aufgearbeitet. Der von Linken und Grünen erzwungene Untersuchungsausschuss hat am Donnerstag seine Arbeit aufgenommen. Der Gesamtschaden durch die sogenannten Cum-Ex-Geschäfte wird auf 12 Mrd. Euro geschätzt. Bei den komplizierten Deals wurden Aktien mit (cum) und ohne (ex) Ausschüttungsanspruch um den Dividendenstichtag eines Unternehmens rasch zwischen mehreren Beteiligten hin- und hergeschoben. Das führte dazu, dass Steuerbescheinigungen für Kapitalertragsteuern mehrfach ausgestellt wurden, die so aber gar nicht gezahlt wurden. Nach mehr als zehn Jahren war das Steuerschlupfloch 2012 zwar geschlossen worden, doch die Opposition will nun in dem Ausschuss herausfinden: Welche Verantwortung für die Steuereinbußen tragen die deutsche Regierung sowie Kontrollbehörden wie die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin)? Es muss endlich aufgeklärt werden, wie es dazu kommen konnte, dass unter den Augen von Finanzministerium und BaFin über zehn Jahre lang (...) 12 Mrd. Euro an Superreiche verschenkt wurden, sagte der Obmann der Linksfraktion, Richard Pitterle. Unter Juristen gehen die Meinungen darüber auseinander, ob es sich um illegale Geschäfte handelt. Von Finanzgerichten liegen diverse Urteile vor. Einzelne Institute haben inzwischen Geldstrafen gezahlt oder involvierte Mitarbeiter entlassen. Die Maple Bank wurde wegen ihrer Verwicklung in Cum-Ex-Geschäfte sogar geschlossen. Hier hatte der Fiskus eine hohe Summe an Steuern zurückgefordert, was das Eigenkapital der Bank aufgezehrt hätte. Der Cum-Ex-Ausschuss ist inzwischen der vierte Untersuchungsausschuss in der laufenden Wahlperiode. Der Bundestag muss ein solches Gremium einsetzen, wenn dies ein Viertel der Parlamentarier fordert. Untersuchungsausschüsse können Zeugen und Sachverständige vernehmen sowie Ermittlungen durch Gerichte und Verwaltungsbehörden vornehmen lassen. Wissenschaft;Insgesamt gab es 270 Förderanträge. Wien – Der Jubiläumsfonds der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) fördert 35 Forschungsprojekt mit 3,9 Millionen Euro. Einen entsprechenden Beschluss hat das Direktorium der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) gefasst. 1,46 Mio. Euro fließen in zwölf Projekte aus dem Bereich Medizinische Wissenschaften, davon 800.000 in den aktuellen Schwerpunkt Seltene Erkrankungen. 1,2 Mio. Euro gehen an zehn wirtschaftswissenschaftliche Projekte, davon 0,72 Mio. Euro in den aktuellen Schwerpunkt Growth – Where has it gone to? Where should it come from?. Für sieben sozialwissenschaftliche Projekte gibt es 660.000 Euro, für sechs geisteswissenschaftliche Vorhaben 570.000 Mio. Euro. Insgesamt gab es 270 Förderanträge. Für die Vergabesitzungen 2016 wurde für den Schwerpunkt in den Wirtschaftswissenschaften das Thema Competitiveness in Austria – stylized facts, economic analysis, challenges and policy options gewählt, in den Medizinischen Wissenschaften das Thema Organersatz und Transplantation. Wissenschaft;Noch immer stehen Experimentalreaktoren vor großen technischen Problemen. Wien – Die Idee, die Energie, die bei der Kernfusion entsteht, zu nutzen, ist ungefähr so alt wie die der Kernspaltung. Die Verschmelzung von Wasserstoffatomkernen zu Helium ist immerhin die Ursache dafür, dass die Sonne – wie alle anderen leuchtenden Sterne – massenhaft Energie abstrahlt. Unkontrolliert bringt die Fusion Wasserstoffbomben zur Explosion. Seit den 1960er-Jahren wird die Kernfusion als verheißungsvolle Antithese zur Kernkraft propagiert. In einem Reaktor kontrolliert fusioniert, könnte Wasserstoffplasma einen unerschöpflichen und vor allem umweltfreundlichen, kohlenstofffreien Energiequell darstellen, so die Hoffnung vieler Forscher. Wären da nicht die vielen Hürden: Noch stehen Experimentalreaktoren vor großen technischen Problemen – trotz Investitionen in Milliardenhöhe. Der Zeitplan des Prestigereaktors Iter in Südfrankreich musste immer wieder verschoben werden. Doch es gibt auch positive Nachrichten: Im Dezember erzeugte die deutsche Anlage Wendelstein zum ersten Mal Plasma. An eine wirtschaftliche Nutzung ist Experten zufolge aber nicht vor 2050 zu denken. Ans Aufgeben denkt dennoch niemand. Das renommierte US-Forschungsinstitut MIT kündigte im Vorjahr den Bau eines extrem leistungsfähigen und dabei billigen Fusionsreaktors an. Wissenschaft;'Puffottern können wochenlang reglos verharren, um dann blitzschnell zuzuschlagen. Dabei tarnen sie sich sowohl optisch als auch chemisch. Johannesburg/Wien – Wer den Blick zufällig über eine Puffotter (Bitis arietans) schweifen lässt, sieht vermutlich ... nichts. Die graubraun gemusterten und für Schlangen recht gedrungen gebauten Tiere sind auf einem Untergrund aus Erde, Steinen und Pflanzenmaterial kaum auszumachen. Diese sogenannte Tarntracht wird noch dazu dadurch begünstigt, dass die in weiten Teilen Afrikas verbreiteten Puffottern über sehr lange Zeiträume völlig bewegungslos bleiben können. Allerdings ist visuelle Tarnung nur die halbe Miete, denn viele Tierarten – potenzielle Beute ebenso wie Fressfeinde – setzen stärker auf ihren Geruchssinn. Aber auch hierauf hat die Puffotter eine Antwort, wie Forscher der Universität Witwatersrand in den Proceedings B der britischen Royal Society berichten. Die etwa einen Meter langen Giftschlangen verfügen offenbar auch über einen chemischen Tarnmantel. Das Forscherteam um den Biologen Graham Alexander konnte beobachten, wie Hunde und Erdmännchen – beides natürliche Feinde von Puffottern – ahnungslos über die Schlangen hinwegspazierten. Anschließende Experimente mit Duftproben verschiedener Schlangenspezies zeigten, dass beide Raubtierarten enorme Probleme damit haben, eine Puffotter zu erschnuppern; bei den übrigen Schlangen taten sie sich leicht. Die Forscher bezeichnen die Dufttarnung als ersten Fall von chemischer Krypsis, den man bei einem Landwirbeltier festgestellt hat. Da Puffottern als Lauerjäger manchmal wochenlang reglos am selben Fleck verharren, ist Unauffälligkeit auch dringend geboten. Die gute Tarnung hat allerdings auch eine Schattenseite: Die eher trägen Puffottern sind für mehr Todesfälle verantwortlich als jede andere Schlangenart Afrikas. Und das, obwohl sie sich keineswegs sonderlich angriffslustig verhalten – sie sind einfach nur so gut getarnt, dass man leicht versehentlich auf sie tritt.' Nicht-Wissenschaft;Ein DJ-Innovator aus den Neunzigern bespielt am Samstag die Pratersauna. Goldie wusste sich stets auch abseits der Musik zu inszenieren. Wien – Mitte der Neunzigerjahre galt Goldie für eine kurze Zeit als einer der lässigsten Vögel des internationalen Musikgeschäfts. Das Album Timeless (1995) ebnete dem Drum n Bass den Weg in die britischen Albumcharts. Clifford Joseph Price, so Goldies bürgerlicher Name, gab mit äußerster Sicherheit den exotischen Charismatiker aus den Untiefen der Londoner Klublandschaft. Seine metallen schimmernden Beißerchen rundeten das Bild des wilden Kreativen, dessen Spielplatz die urbane Brache ist, stimmig ab. Doch wenn schon Imagebildung, dann richtig. In Sachen Partnerwahl wurde ebenso reichlich Klischeepflege betrieben: Goldie und Björk als außerirdisches Traumpaar der Popkultur. Überhaupt ist der Mann, um den es nach der Jahrtausendwende musikalisch tendenziell ruhiger wurde, in erster Linie ein Vermarktungsgenie. Als Mr. Bull glänzte er im Bond-Streifen Die Welt ist nicht genug. Als ein britisches Unternehmen vor wenigen Jahren um den Ankauf von Zahn- und Schmuckgold warb, streckte er neben Kollegen wie MC Hammer das Gebiss werbewirksam in die Kamera. Der Mann hat Humor. Morgen, Samstag, ist Goldie als DJ in der Wiener Pratersauna zu Gast. Wissenschaft;Mediziner des LKH Bozen hoffen, durch die Auswertung bereits vorhandener Befunde die Stimmbildung des Eismannes nachahmen zu können. Bozen – Die Gletschermumie Ötzi soll in Zukunft von Besuchern des Südtiroler Archäologiemuseums nicht nur gesehen, sondern auch gehört werden: Mithilfe bildgebender Verfahren soll es möglich werden, eine Bestimmung des Stimmkanals und der anatomischen Resonanzräume von Ötzi zu erhalten. Dies teilten der Südtiroler Sanitätsbetrieb am Montag in einer Aussendung mit. Anschließend soll mittels einer ausgearbeiteten Software der Wert der Formanten bestimmt werden, also die Verteilung der akustischen Energie und des Vokalklangs. Dieser soll schließlich durch Sprachsynthesizer rekonstruiert werden. Die Besonderheit des Projekts liege darin, dass an der Mumie keine zusätzlichen invasiven Untersuchungen durchgeführt werden müssen, da die dafür benötigten Aufnahmen bereits vorliegen. Die von Francesco Avanzini vom Ambulatorium für Phoniatrie sowie Rolando Füstös von der HNO-Abteilung des Landeskrankenhauses Bozen initiierte Studie sei die erste ihrer Art, hieß es in der Aussendung. Da sich die Wissenschafter mit dem Projekt auf Neuland begeben würden, sei es notwendig, Problematiken zu beachten, die zuvor noch nie vorgekommen seien. So könnte beispielsweise der Arm der Gletschermumie, der den Hals verdeckt, diesen Teil seines Körper verändert haben. Auch die Mumifizierung und das damit einhergehende Fehlen von Flüssigkeiten mache die Stimmrekonstruktion zu einer großen Herausforderung. Wissenschaft;Vor seinem Untergang befand sich das Schiff des britischen Entdeckers bereits in seiner zweiten Karriere als "Lord Sandwich 2". New York – Wissenschafter haben möglicherweise das Wrack der Endeavour des berühmten britischen Entdeckers James Cook geortet: Das Rhode Island Projekt für Meeresarchäologie (RIMAP) teilte auf seiner Website mit, in der Bucht von Newport im US-Bundesstaat Rhode Island seien neun Stellen identifiziert worden, an denen sich Reste von 13 Schiffen befänden, die während des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges in den Tagen vor der Schlacht von Rhode Island versenkt worden waren. An einer Stelle sei ein Beiboot der 1778 gesunkenen Lord Sandwich 2 gefunden worden – so lautete der letzte Name des Schiffs, das ursprünglich Earl of Pembroke geheißen hatte, ehe es als Endeavour in die Geschichte einging. In der Nähe des Beibootes lägen insgesamt fünf Wracks, und das Projekt für Meeresarchäologie vermute, dass die Endeavour darunter sei. Bevor die Untersuchungen fortgesetzt werden könnten, solle aber Geld für den Bau eines Hangars gesammelt werden, um die Fundobjekte zu lagern, hieß es von RIMAP. Mit der Endeavour hatte James Cook von 1768 bis 1771 seine erste Entdeckungsreise unternommen und den südwestlichen Pazifik erforscht. 1770 erreichte Cook mit ihr Australien – zwar nicht als erster Europäer, doch war sein Eintreffen das folgenreichste. Anders als bei den sporadischen Besuchen holländischer Seefahrer führte Cooks Ankunft dazu, dass Australien bald darauf dauerhaft von Europäern besiedelt wurde. Die Endeavour wurde nach ihrer Rückkehr aus dem Pazifik verkauft und in Lord Sandwich 2 umbenannt. Im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg setzte sie das britische Empire als Truppentransporter und Gefängnisschiff ein, ehe sie 1778 versenkt wurde: Nicht von den Revolutionären, sondern von den Briten selbst, um zusammen mit anderen Schiffen eine heranrückende französische Flotte zu blockieren. Wissenschaft;Hans Joachim Schellnhuber: Kohlenstoff-Anreicherung in der Atmosphäre reicht aus, um nächste Kälteperiode zu verhindern. München – Rückblickend befinden wir uns derzeit in einer nacheiszeitlichen Warmzeit innerhalb eines globalen Eiszeitalters. Diese Warmzeit nahm vor rund 11.000 Jahren ihren Anfang und sollte nach dem bisherigen Forschungsstand in rund 60.000 Jahren einer erneuten Kaltzeit Platz machen. Dazu dürfte es allerdings nach Ansicht des renommierten Klimaforschers Hans Joachim Schellnhuber nicht kommen: Die nächste Eiszeit fällt also gleichsam aus – verantwortlich dafür sei laut Schellnhuber der menschengemachte Klimawandel. Der Leiter des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) sprach bei der Eröffnung des 9. Münchner Klimaherbstes. Durch die Verfeuerung fossiler Energieträger seit Beginn der industriellen Revolution seien bereits 500 Gigatonnen Kohlenstoff zusätzlich in die Atmosphäre eingebracht worden. Diese Menge reiche aus, um die nächste Kälteperiode zu verhindern. Der Mensch ist bereits eine so starke geologische Kraft geworden, dass er sogar Eiszeiten unterdrücken kann, sagte Schellnhuber. Etwa zwei Monate vor dem UNO-Klimagipfel in Paris warnte Schellnhuber vor einer Erwärmung der Erde über zwei Grad Celsius hinaus. Falls dieses Ziel nicht erreicht werde, gerate das Klimasystem völlig außer Kontrolle. Bereits eine Erwärmung bis zu zwei Grad bedeute, dass der Meeresspiegel um schätzungsweise sechs Meter ansteige und viele Ökosysteme wie die Korallenriffe zerstört würden. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Oberhalb dieser Grenze sei kein Halten mehr. Bei business as usual werde sich die Erde im 21. Jahrhundert um vier bis fünf Grad erwärmen, mit katastrophalen Folgen. Falls die Menschheit den bisherigen Wachstumspfad weiter verfolge und alle fossilen Reserven an Kohle, Erdöl und Gas verfeuere, sei sogar mit einer Erwärmung um mindestens 8 Grad zu rechnen, sagte Schellnhuber. Dann würden selbst die gigantischen Eismassen der Ostantarktis abtauen. Laut einer vor wenigen Wochen präsentierten Studie könnte dieses Szenario in den kommenden 10.000 Jahren Realität werden. Die Folge wäre ein globaler durchschnittliche Anstieg der Ozeane um fast 60 Meter. Nicht-Wissenschaft;'Erstes Großquartier des Landes eröffnet Ende März. Der Bund plant zwei Kilometer daneben ein Erstaufnahmezentrum. Die Anrainer gehen auf die Straße. Salzburg – Derzeit ist die ehemalige Lagerhalle in der Stranikstraße in Salzburg-Kasern noch eine Baustelle, ab 30. März sollen dort 246 Asylwerber in 13 Wohngruppen einziehen. Das Land Salzburg eröffnet damit das erste Großquartier für Flüchtlinge, betrieben wird es von der Diakonie. Es ist kein Massenquartier, sondern als kleinteiliges Quartier konzipiert, betont der Geschäftsführer des Diakoniewerks Salzburg, Michael König. Die Bewohner werden sich selbst versorgen und die Räume selbst sauber halten. Jede Wohngruppe hat drei Schlafzimmer, in denen je sechs Personen auf 16 Quadratmetern Platz finden werden. Hinzu kommen ein großer Aufenthaltsraum, eine Küche, ein Wäscheraum und je ein Badezimmer für Frauen und Männer. Das Quartier wird rund 20 angestellte Mitarbeiter haben, darunter auch vier Asylberechtigte, die übersetzen können. Pro Wohngruppe werde auch ein kleines Team an freiwilligen Helfern eingesetzt, sagt König. Derzeit hätten sich schon 80 ehrenamtliche Helfer gemeldet, bis zu 150 würden gebraucht werden. Die Freiwilligen werden auch ehrenamtlich Sprachtrainings für die Asylwerber anbieten. Gleichzeitig wird der Bund im April im ehemaligen Porsche-Gebäude im Bergheimer Handelszentrum ein Erstaufnahmezentrum eröffnen. Die Gemeinde hat aufgrund des Durchgriffsrechts kein Einspruchsrecht. Unklarheit herrscht noch darüber, wie viele Asylwerber dort untergebracht werden sollen. Der Sprecher des Innenministeriums, Karl-Heinz Grundböck, sagt, das Quartier werde eine Kapazität von 400 Plätzen haben. Ob es notwendig ist, diese Kapazität voll aufzufüllen, richtet sich nach der Quotenerfüllung des Landes. Aus dem Büro von Wilfried Haslauer (ÖVP) heißt es, der Landeshauptmann habe die Zusage der Innenministerin, dass die Maximalzahl nicht ausgereizt werde, sondern nur 250 Asylwerber dort untergebracht werden. Diese Zusage kann Grundböck nicht bestätigen. Die Anzahl sei davon abhängig, wie viele Landesquartiere geschaffen werden. Die beiden Quartiere liegen nur zweieinhalb Kilometer auseinander. Das ärgert die Anrainer, die am Freitag gegen Massenquartiere auf die Straße gehen werden. Wir pochen darauf, dort weniger Asylwerber zu bekommen, sagt der Sprecher der Anrainerinitiative, Alfred Lugstein. 100 Asylwerber seien für den Standort das Maximum. Der grüne Gemeinderat in Bergheim betont, dass sich Flüchtlinge in kleinen Quartieren nachhaltiger integrieren ließen. Die Politik geht den Weg des geringsten Widerstandes, ärgert sich Lugstein. Man habe sich nicht die Mühe gemacht, Menschen in den 34 Salzburger Gemeinden unterzubringen, die sich erfolgreich dagegen wehren, Asylwerber aufzunehmen. Integrationslandesrätin Martina Berthold (Grüne) akzeptiert, dass ihr Parteifreund gegen die Quartiergröße protestiert: Ich spreche niemandem die Betroffenheit ab. Er ist Anrainer, und aus dieser Position agiert er jetzt. Berthold betont aber, dass eine Reduktion auf hundert Plätze nicht möglich sei. Auch die als rechtsextrem eingestufte Identitäre Bewegung ruft auf Facebook zur Teilnahme an der Demo auf. Lugstein sagt, man habe die Beteiligung der Gruppe bestimmt zurückgewiesen. Wir sind keine Plattform für Trittbrettfahrer. Auch die Polizei sei informiert. Am Samstag werden die Identitären zudem erneut von Freilassing zur Salzburger Grenze marschieren, um gegen offene Grenzen zu demonstrieren. Zu der Grenzdemo haben sich Gruppen aus Deutschland, Österreich, Tschechien, der Slowakei und Kroatien angekündigt; die Identitären rechnen mit 1.000 Teilnehmern. Ein breites Bündnis aus Salzburg und dem Berchtesgadener Land ruft erneut zur Gegendemonstration auf.' Wissenschaft;Veränderungen bei Verbreitung, Wanderrouten, Blüte- und Brutzeiten zu beobachten. Sydney – Der Klimawandel zwingt rund die Hälfte aller Pflanzen und Tiere zum Ortswechsel. Wissenschaftliche Auswertungen von Daten zu tausenden Spezies habe ergeben, dass weltweit eine Wanderungsbewegung Richtung Pole oder in höhere Lagen eingesetzt hat, sagte Camille Parmesan von der Universität Plymouth (Großbritannien) am Mittwoch bei einer Konferenz an der australischen University of Tasmania in Hobart. Die Auswirkungen der Erderwärmung würden in hunderten Studien aufgezeigt, so Parmesan. Neben einem Wandel der Verbreitungsräume seien auch andere Veränderungen zu beobachten: So reagierten etwa eine erhebliche Anzahl der untersuchten Arten mit einer früheren Blüte oder Brutzeit auf die Erwärmung. Bei Wandervögeln seien zudem Verschiebungen der Flugperioden zu beobachten. Negative Auswirkungen seien besonders bei bereits bedrohte Arten zu verzeichnen, warnte die Wissenschafterin. Deren Schutz werde angesichts des Klimawandels möglicherweise nicht immer machbar sein. Als Beispiel nannte Parmesan etwa Opossums der tropischen Bergregionen Australiens, die vom Klimawandel bereits schwer beeinträchtigt seien. Andere Arten seien gefährdet, weil sie etwa durch die zunehmende Urbanisierung an einem Ortswechsel gehindert würden. Wissenschaft;Pflanzen gewinnen Energie aus dem Licht der Sonne. Mit einem ähnlichen Prozess lässt sich der Energieträger Wasserstoff aus Wasser abspalten.. Innsbruck – Ein Energieträger, der schadstofffrei verbrennt, zumindest in gebundener Form nahezu unbegrenzt vorhanden ist und eine durchaus hohe Energiedichte aufweist: Wasserstoff. Er kann viel besser gespeichert werden als elektrischer Strom, er kann Autos antreiben oder Energie in Brennstoffzellen freisetzen. Die Nutzung des Elements könnte in erheblichem Ausmaß dazu beitragen, dass die Welt unabhängiger von fossilen Brennstoffen wird. Weniger gut ist allerdings, dass heute noch an die 90 Prozent des gewonnenen Wasserstoffs aus Kohle, Erdgas und anderen Kohlewasserstoffen stammen. Prozesse, die Wasserstoff in einfacher Weise aus Wasser abspalten, zählen deshalb zu den Hoffnungsträgern im Ringen um eine Energiewende. Die sogenannte photokatalytische Wasserspaltung, die 1972 von den japanischen Chemikern Akira Fujishima und Kenichi Honda entdeckt wurde, wäre wohl der eleganteste Weg: Die Energie der Sonne wird dabei genutzt, um einen elektrochemischen Prozess auszulösen, der Wasserstoff und Sauerstoff trennt. Pflanzen und Bakterien gehen ähnlich vor, wenn sie die elektromagnetische Energie der Sonne in chemische Energie umwandeln – ein Vorgang, der unter Photosynthese bekannt ist. Die Suche nach alternativen Energiesystemen in den vergangenen Jahrzehnten hat der Entwicklung von Systemen zur photokatalytischen Wasserspaltung, die zu den künstlichen Photosynthesen gezählt wird, neue Konjunktur verliehen. Zu den Wissenschaftern, die dabei sind, den Prozess im Labor für eine künftige, großflächige Anwendung zu optimieren, zählt auch Christof Strabler. Als Teil der Forschungsgruppe von Peter Brüggeller am Institut für Allgemeine, Anorganische und Theoretische Chemie der Universität Innsbruck ist er am Projekt Solarer Wasserstoff beteiligt. Die Forscher kooperierten bei dem im März 2016 auslaufenden Projekt mit dem Unternehmenspartner Verbund, unterstützt wurden sie von der österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG. Die ersten Versuche im Bereich der photokatalytischen Wasserspaltung bedienten sich seltener und teurer Elemente wie Palladium, um die Reaktion in Gang zu bringen, erläutert Strabler. Wenn man Wasserstoff aber irgendwann wirtschaftlich in großtechnischen Anlagen abspalten will, muss man zu günstigeren Metallen wechseln. Geringe Mengen der jeweiligen Metalle werden dabei gelöst ins Wasser gemischt und dem Sonnenlicht ausgesetzt. In der richtigen Kombination und unter passenden Bedingungen entsteht eine sogenannte Redoxreaktion, die eine Abtrennung des Wasserstoffs zur Folge hat. In Zukunft können spezielle Becken, die optimierte Metalllösungen enthalten, mithilfe von Spiegelsystemen hoher und fokussierter Sonneneinstrahlung ausgesetzt werden, um die Reaktion im großen Stil durchzuführen. Mithilfe von Membranen kann das energiereiche Element dann eingesammelt werden. Bei der Photosynthese der Pflanzen absorbiert der Farbstoff Chlorophyll Lichtenergie. Elektronen, die auf diese Art angeregt, also in einen energiereicheren Zustand versetzt wurden, werden abgegeben, die so entstandene chemische Energie dient zum Aufbau organischer Verbindungen, die energiereicher sind als die Ausgangsstoffe. Bei der photokatalytischen Wasserspaltung, an der Strabler und Kollegen arbeiten, tritt Kupfer an die Stelle des Chlorophylls. Das Metall übernimmt die Aufgabe eines sogenannten Chromophors, eines Stoffs, der bestimmte Wellenlängen des Lichts absorbiert. Der Kupfer-Komplex absorbiert nicht nur wenige Wellenlängen, sondern einen breiten Bereich des Lichtspektrums. Er kann Energie lang speichern, um sie dann weiterzugeben, so Strabler. Der Chromophor gibt die Energie gepaart mit den Elektronen an einen Katalysator – in diesem Fall Eisen – weiter, was die Reaktion zur Trennung von Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff auslöst. Es nützt nichts, wenn man zwei Stoffe verwendet, die jeweils für sich perfekte Eigenschaften haben. Sie müssen im Zusammenspiel gut funktionieren. Eisen und Kupfer passen gut zusammen. Eisen und Nickel beispielsweise weniger. Um die Mechanismen der Redoxreaktion, die dem Vorgang zugrunde liegt, besser untersuchen zu können, wechselte Strabler im Rahmen eines Stipendiums an die Universität Strasbourg in Frankreich. Ich konnte dort Untersuchungen mit hochspezialisierten Instrumenten machen, um mehr über die Wechselwirkungen der Metalle herauszufinden. Allerdings ist es nicht einfach, das System letztendlich tatsächlich so auszutarieren, dass es so gut wie bei den Vorbildern in Pflanzen oder Bakterien funktioniert. Die Natur ist ein lebendiger Kreislauf, der sich ständig regeneriert. Will man den Prozess reproduzieren, muss die Stabilität viel höher sein, erklärt der Chemiker. Höhere Stabilität bedeutet, dass der Prozess nicht nur stunden- oder tageweise in Gang bleibt, sondern Wochen und Monate. Strabler: Bisher funktioniert es im Labor und in kleinen Anlagen. Bis die photokatalytische Wasserspaltung in großtechnischen Anlagen funktioniert, dauert es aber sicher noch 20 bis 30 Jahre. Wissenschaft;Der womöglich letzte Anlauf zur Kontaktaufnahme verhallte im All. Bis Ende Jänner hoffen Forscher noch auf Signale des Minilabors. Köln – Der jüngste Weckruf von Raumfahrtexperten an den Landeroboter Philae auf dem Tschuri genannten Kometen 67P/Tschurjumow-Gerasimenko ist im All verhallt. Die Chancen, dass sich das Landemodul noch einmal meldet, schwinden drastisch. Am Wochenende hatte das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) ein Kommando zu Philae geschickt, das das Drallrad im Inneren des Landers in Bewegung setzen sollte. Ohne Erfolg, wie der Philae-Projektleiter vom DLR, Stephan Ulamec, am Montag mitteilte: Es ist zu keiner Kontaktaufnahme gekommen. Man sollte nicht zu enttäuscht sein, wir wussten, dass die Chancen gering waren. Aber wir wollten diese Chance nutzen, bevor man zu weit von der Sonne weg ist. Die Wahrscheinlichkeit für einen Kontakt wird mit jedem Tag geringer, weil sich Tschuri von der Sonne wegbewegt. Seit September warten die Forscher auf ein Zeichen des Roboters. Bis Ende Jänner werde man noch auf Signale von Philae achten. Aber dann muss man irgendwann auch einmal realistisch sein, dass wir vermutlich nichts mehr von ihm hören werden, so Ulamec. Wissenschaft;Wie wir Gesichter beurteilen, hat wenig mit unseren Genen zu tun. Individuelle Eindrücke spielen eine viel größere Rolle.. Boston – Ob man eine Person als attraktiv empfindet oder nicht, ist bis zu einem gewissen Grad genetisch determiniert – das haben frühere Studien mehrfach nachgewiesen. Einer der offenbar angeborenen Faktoren zur Beurteilung von Schönheit lautet Symmetrie: Zwei ungleiche Gesichtshälften werden tendenziell als weniger reizvoll empfunden. Insgesamt dürften aber die Gene nur eine verschwindend geringe Rolle dabei spielen, was jeder von uns unter einem schönen Gesicht versteht: Eine aktuelle Untersuchung hat nun vielmehr nachgewiesen, dass Attraktivität tatsächlich überwiegend auf erlernten Kriterien basiert. Die Forscher um Laura Germine vom Massachusetts General Hospital in Boston (USA) ließen insgesamt mehr als 760 eineiige und zweieiige Zwillingspaare die Attraktivität von 200 weiblichen und männlichen Gesichtern auf einer Skala von 1 bis 7 bewerten. Das Ergebnis: Unter eineiigen Zwillingen waren die Übereinstimmungen bei den Bewertungen trotz ihrer identischen genetischen Ausstattung nicht größer als in der anderen Gruppe. Germine und ihr Team schließen daraus, dass persönliche Erfahrungen und Umwelt maßgeblich das individuelle Schönheitsempfinden prägen. Wir schätzen, dass die individuellen ästhetischen Präferenzen bei Gesichtern etwa zur Hälfte mit denen anderer übereinstimmen und zur anderen Hälfte abweichen, schreiben die Wissenschafter in der aktuellen Ausgabe von Current Biology. Das passt zu der allgemeinen Wahrnehmung, dass einerseits Models mit ihrem guten Aussehen erfolgreich sind, aber andererseits Freunde endlos darüber diskutieren können, wer attraktiv ist oder nicht. Die Untersuchung der Forscher zeigt, dass jene Faktoren, die unser ästhetisches Empfinden formt, äußerst differenzierter Natur sind: Ausschlaggebend sind nicht die Arten von Umwelt, wie wir sie etwa mit Familienmitgliedern teilen. Sie sind viel subtiler, individueller und umfassen einzigartige, höchstpersönliche Erfahrungen, etwa mit Freunden, in sozialen oder populären Medien, erklärt Germine. Nicht Schulwahl, Nachbarschaft oder finanzieller Background der Eltern sind also wichtig, sondern vielmehr einzigartige Begegnungen, Filmbilder, die hängen bleiben, oder vielleicht das Gesicht der ersten Liebe. Mit anderen Worten: Unser jeweiliges Schönheitsideal ist nichts anderes, als die Summe unserer ganz persönlichen Erfahrungen. Nicht-Wissenschaft;Vorerst nur einmalig dreistündige Live-Sonntagabendshow geplant. Berlin – Thomas Gottschalk meldet sich mit einer neuen Show zurück: Am 5. Juni (20.15 Uhr) wird der ehemalige Wetten, dass..?-Moderator drei Stunden live in Berlin die Sonntagabendshow Mensch Gottschalk – Das bewegt Deutschland präsentieren, teilte die Produktionsfirma Spiegel TV am Dienstag mit. Laut einem RTL-Sprecher gibt es nur die eine Ausgabe, danach sehe man weiter. Gottschalk will in der Show Themen und Menschen vorstellen, über die Deutschland spricht. Unterhaltsam und journalistisch gleichermaßen, dabei je nach Thema humorig, emotional oder hintergründig soll er laut Spiegel TV durch einen breiten Themenparcours des Zeitgeschehens führen. Dazu kommen Einspielfilme und Studiogäste, mit denen er den Fragen und Emotionen nachgehen will, die die Deutschen aktuell bewegen. Mit Buzzerdrücken und Punktestand-Abfragen bin ich durch – ich bleibe Showmaster, aber die aktuelle Lage unseres Landes ist spannender als jeder rote Teppich in Hollywood, sagte Gottschalk laut Mitteilung. Deshalb möchte ich mich mit interessanten Gästen austauschen und das so ernsthaft wie notwendig und so unterhaltsam wie möglich. In der Sendung soll es unter anderem um Deutschland vor der Fußball-EM, den Sommerurlaub und der möglichen Terrorgefahr in Europa gehen, außerdem um die mobile Zukunft, das autonome Fahren, um Sängerin Nena sowie um Krebs und die Möglichkeiten, ihn zu behandeln. Nicht-Wissenschaft;'Admira-Stürmer fällt damit rund sechs bis neun Monate aus. Maria Enzersdorf – Fußball-Bundesligist Admira Wacker muss für lange Zeit auf seinen Stürmer Toni Vastic verzichten. Wie der aktuelle Zweite am Montag bekanntgab, zog sich der 22-Jährige am Sonntag beim 2:1 gegen Altach einen Kreuzbandriss zu und wird zwischen sechs und neun Monate ausfallen. Die Operation des Kreuzbandes soll in den kommenden Tagen nach Abklingen der Schwellung erfolgen. (APA; 24.8.2015)' Wissenschaft;Funktionierendes Gefäß- und Muskelgewebe dank Besiedelung einer amputierten Pfote mit lebenden Zellen hergestellt. Boston - Wissenschafter um den gebürtigen Tiroler Harald Ott vom Massachusetts General Hospital (MGH) in Boston berichten von einem Durchbruch: Ihnen ist es gelungen, eine künstliche Rattenpfote in einem Nährmedium wachsen lassen. Die Pfote habe ein funktionierendes Gefäß- und Muskelgewebe und sei ein Schritt hin zur Herstellung von Ersatzgliedmaßen auch für Menschen, so die Forscher. Denn sie wollen mit ihrer Arbeit nachgewiesen haben, dass die Methode prinzipiell auch bei Primaten angewendet werden könne. Künstliche Arme oder Beine für den Menschen sind damit allerdings noch lange nicht in Sicht. Die Forscher hatten mit einem speziellen Lösungsmittel in einem aufwendigen Prozess alle lebenden Zellen von der amputierten Pfote einer Ratte gelöst, berichten sie im Fachjournal Biomaterials. Nur die Grundstrukturen seien erhalten geblieben. Dann hätten sie die einzelnen Teile wieder mit lebenden Zellen eines anderen Tieres besetzt. In den folgenden Tagen seien die einzelnen Gewebe, Muskeln und Adern wieder herangewachsen. Bei den Muskeln sei das Zellwachstum zusätzlich durch elektrische Stimulation angeregt worden. Insgesamt dauerte der Prozess nach Angaben der Forscher zwei Wochen. Der große Vorteil des Verfahrens basiere darauf, dass die Immunreaktion nach einer Transplantation sehr gering ausfalle, weil das transplantierte Organ mit den eigenen Zellen besiedelt wurde. Funktionstests hätten gezeigt, dass die Muskeln der künstlichen Pfote auf elektrische Stimulation mit Kontraktionen reagierten, so die Wissenschafter. Ihre Kraft habe etwa 80 Prozent der von Muskeln einer neugeborenen Ratte erreicht. Nach der selben Methode - Entfernung aller Zellen eines Spenderorgans und Besiedelung mit lebenden Zellen - seien schon Nieren, Lebern, Herzen und Lungen von Tieren geschaffen worden. Gliedmaßen seien aber viel komplexer. In einem weiteren Versuch seien bei einem Unterarm eines Pavians alle Zellen entfernt und mit der Neubesiedlung begonnen worden, so die Forscher. Die bisherigen Ergebnisse nährten zwar die Hoffnung, so irgendwann auch beim Menschen Gliedmaßen ersetzen zu können. Der Aufbau der Nerven bleibe aber eine große - und bisher ungelöste - Herausforderung. Den Medizinern zufolge leben allein in den USA mehr als 1,5 Millionen Menschen mit fehlenden Gliedmaßen. Trotz großer Fortschritte bei den Prothesen sei dies eine Belastung für das tägliche Leben. Die komplexe Natur unserer Gliedmaßen macht es zu einer großen Herausforderung, sie zu ersetzen, sagt Ott. Sie bestehen aus Muskeln, Knochen, Knorpel, Sehnen, Bändern und Nerven - alles muss aufgebaut werden und alles bedarf einer bestimmten Grundstruktur. Sein Team habe nun bewiesen, dass diese Struktur erhalten und mit neuem Gewebe versehen werden kann. Wirklich neu sei der Ansatz nicht, sagte Raymund Horch, Direktor der Plastisch- und Handchirurgischen Klinik am Universitätsklinikum Erlangen. Eine solche Dezellularisierung und Repopularisierung sei auch schon mit anderen Geweben wie Herz und Trachea gemacht worden, habe aber bisher dennoch keinen Einzug in die klinische Anwendung gefunden. Es ist aber ein interessanter Ansatz, weil man letztlich doch die Natur braucht, um ein optimales Stützgerüst zu haben, welches dann durch Dezellularisieren wieder lebendig gemacht werden soll, so Horch. Das eigentliche Anliegen, nämlich einmal ganze Organe zu züchten, wird damit nicht wirklich gelöst. Selbst wenn bei dem Ansatz künftig einmal alles gut funktionieren sollte, werde immer noch ein Spenderorgan benötigt. Das ist aber das Problem bei der initialen Idee des Tissue Engineering gewesen: Man wollte eben gerade den Mangel an Spenderorganen umgehen. Wissenschaft;Können umweltbedingte Veränderungen auch ohne DNA vererbt werden? Die israelische Evolutionsbiologin Eva Jablonka ist die wichtigste Befürworterin dieser Theorie. STANDARD: Seit gut zwanzig Jahren findet in der Biologie so etwas wie eine epigenetische Revolution statt: Forscher finden immer mehr Belege dafür, dass es jenseits der DNA und der Gene einen weiteren Code gibt, der an der Ausprägung unserer individuellen Merkmale beteiligt ist. Sehr viel umstrittener allerdings ist, ob es auch so etwas wie eine epigenetische Vererbung dieser Ausprägungen gibt. Sehe ich das richtig? Jablonka: Ja. Was sich im Moment rund um die Epigenetik abspielt, ist in der Tat extrem spannend. Dass es alle möglichen epigenetischen Mechanismen gibt, steht längst völlig außer Zweifel. Umso heißer wird dagegen darüber gestritten, ob epigenetische Faktoren auch Auswirkungen auf die Vererbung und damit auch auf die Evolution haben. STANDARD: Dies Forschungen haben eine lange Tradition - ohne dass man damals von Epigenetik sprach. Der Biologe Paul Kammerer, der Anfang des 20. Jahrhunderts in Wien forschte, war einer der wichtigsten und letzten Vertreter einer solchen Vererbung erworbener Eigenschaften. Mit dem Selbstmord Kammerers im Jahr 1926 nach einem bis heute ungeklärten Fälschungsskandal schien diese Theorie aber erledigt. Inwiefern unterscheidet sich die Debatte heute von damals? Jablonka: Der wichtigste Unterschied zwischen damals und heute besteht wohl darin, dass man damals nicht wusste, wie man sich das alles erklären kann. Man beobachtete schon damals Umwelteffekte, die über mehrere Generationen anhielten. Heute hingegen kennen wir alle möglichen epigenetischen Mechanismen, und wir wissen, wie das funktionieren kann - auch wenn wir noch lange nicht alle Details verstehen, wie sie vererbt werden. Heute kann niemand mehr sagen, dass es so etwas nicht gibt. STANDARD: Erstaunlich ist, dass zwischen Kammerers Freitod 1926 und den letzten gut 20 Jahren der ganze Ansatz der Vererbung erworbener Eigenschaft in der westlichen Evolutionsbiologie ziemlich tabu war. Woran lag das? Jablonka: Ich denke, dass die Politik da stark hineinspielte, konkret: der Kalte Krieg in der Biologie nach 1945. In der Sowjetunion wurden unter dem mächtigen Biologen Trofim Lyssenko Genetiker verfolgt, dessen Züchtungsexperimente mit Getreide sich zudem als Fälschung herausstellten. Es ist meines Erachtens sicher kein Zufall, dass es erst nach 1989, also unmittelbar nach dem Zerfall des kommunistischen Systems, in der Biologie zu einer Enttabuisierung epigenetischer Vererbung und einem Boom an Forschungen darüber kam. STANDARD: Gibt es auch wissenschaftliche Gründe dafür? Jablonka: Absolut. Eine Rolle spielte dabei sicher der Siegeszug der Entwicklungsbiologie. Dazu kamen die Fortschritte in der Gentechnik und die neuen Möglichkeiten, transgene Organismen herzustellen. Als die Biotechnologen damit begannen, fanden sie plötzlich sehr seltsame Phänomene: Die Gene verhielten sich nicht mehr so, wie man dachte, dass sie sich verhalten würden. So entdeckte man die sogenannte DNA-Methylierung, den bis heute wichtigsten epigenetischen Mechanismus. Entsprechend kamen die ersten soliden Daten über epigenetische Vererbung von Forschungen an transgenen Tieren und Pflanzen. Das waren auch meine Anfänge in der Forschung. STANDARD: Aber Sie waren damals noch recht allein auf weiter Flur ... Jablonka: Das stimmt. Ich hatte mich für die Vererbung erworbener Eigenschaften bereits interessiert, als ich mit 17 Jahren die Bücher von Arthur Koestler las, der damals als Nicht-Biologe für die Vererbung erworbener Eigenschaften argumentierte. Das war damals eine völlige Außenseiterposition, an der auch ich meine Zweifel bekam. Doch als ich mich dann einige Jahre später als Mikrobiologin mit Fragen der Epigenetik zu beschäftigen begann, wurde mir dann vieles plausibler. STANDARD: Gerade in Sachen epigenetischer Vererbung scheinen aber auch noch heute nach wie vor viele Fragen offen zu sein. Jablonka: Das stimmt. Es ist auch wirklich eine sehr komplizierte Angelegenheit. Doch genau das macht auch die besondere Faszination dieser Forschungen aus. Mittlerweile gibt es aber Dutzende Studien, die verschiedene Mechanismen epigenetischer Vererbung bestätigen. Und ich würde sogar behaupten, dass epigenetische Vererbung überall stattfindet. Sie ist extrem verbreitet, aber eben schwer zu untersuchen, weil so viele Faktoren hineinspielen. STANDARD: Eine der offenen Fragen ist, wie lange sie anhält. Jablonka: Völlig richtig. Aber auch das hängt von vielen Faktoren ab: etwa davon, wie viele Generationen lang man Organismen bestimmten Umwelteinflüssen aussetzt. In Pflanzen hat man erst kürzlich epigenetische Effekte festgestellt, die über mehr als 30 Generationen anhalten. Die epigenetischen Mutationsraten sind zwar etwa fünf Mal so hoch wie jene in der DNA. Damit sind sie aber immer noch niedrig genug, dass sie der Selektion unterworfen werden. STANDARD: Welche Konsequenzen hat das für die Evolutionsbiologie? Jablonka: Wenn man das alles ernst nimmt, dann sind die radikal. Ich bin mir ziemlich sicher, dass man in 50 Jahren peinlich berührt sein wird, wenn man sich evolutionsbiologische Lehrbücher aus dem Jahr 2015 ansieht. STANDARD: Sie werden am Freitag bei Ihrem Vortrag in Wien aber auch zurückblicken und auch über die Forschungen an der Biologischen Versuchsanstalt vor 100 Jahren im Licht heutiger epigenetischer Erkenntnisse sprechen. Kann man wissenschaftlich noch etwas lernen, sich diese damaligen Forschungen anzuschauen? Jablonka: Ich denke schon. Wir sollten jedenfalls versuchen, einige dieser Experimente zu wiederholen und uns ihre molekularbiologischen Grundlagen anschauen. Da sind zweifellos noch etliche Schätze zu heben, denn heute wissen wir, nach welchen epigenetischen Mechanismen wir suchen müssen - und wir haben die Werkzeuge, sie zu finden. Nicht-Wissenschaft;Militäroperationen und Angriffe von Aufständischen sollen enden. Havanna – Erstmals seit Beginn ihrer Friedensverhandlungen mit der FARC-Guerilla vor knapp drei Jahren hat die kolumbianische Regierung eine Verringerung ihrer Militäreinsätze gegen die Rebellen zugesagt. Beide Seiten einigten sich auf eine viermonatige Deeskalation ihres Konflikts ab dem 20. Juli, wie die Garantiestaaten der Friedensverhandlungen, Norwegen und Kuba, am Sonntag in Havanna mitteilten. Zuvor hatten die FARC-Rebellen bereits eine einmonatige einseitige Waffenruhe ausgerufen. Die kolumbianische Regierung werde einen Prozess der Deeskalation der Militäreinsätze in Gang setzen, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung, die der norwegische Diplomat Dag Nylander verlas. In einem weiteren Teil der Erklärung, der von dem kubanischen Diplomaten Rodolfo Benítez verlesen wurde, hieß es, die beiden Konfliktparteien hätten beschlossen, alle notwendigen Anstrengungen zu unternehmen, um ohne Verzögerung die Unterzeichnung einer abschließenden Vereinbarung herbeizuführen. Gemeint ist ein dauerhafter beiderseitiger Waffenstillstand. Die Verhandlungspartner wollen die UNO und die Union Südamerikanischer Nationen (UNASUR) bitten, sich an der Überwachung der Deeskalation zu beteiligen. Am Mittwoch hatten die FARC-Rebellen eine Waffenruhe ab Montag kommender Woche angekündigt. Ab diesem Tag will nun auch die kolumbianische Regierung ihre Militäreinsätze einschränken. Der kolumbianische Staatschef Juan Manuel Santos sagte in Bogotá, seine Regierung werde genau beobachten, ob die FARC-Rebellen ihre Zusagen einhielten. Davon hänge ab, ob seine Regierung in vier Monaten die Fortsetzung der Friedensverhandlungen befürworte. Zugleich begrüßte Santos die Fortschritte. Er sehe nun deutlich das Licht am Ende des Tunnels und das erfüllt mich mit Vertrauen und Hoffnung, sagte der Staatschef. Der FARC-Verhandlungsführer, Iván Márquez, erklärte, die Vereinbarung sei ein ein starker, viel versprechender und hoffnungsvoller Neustart. Der kolumbianische Verhandlungsführer Humberto de la Calle erklärte, mit der Vereinbarung einer Deeskalation solle das Vertrauen der Kolumbianer in den Friedensprozess gestärkt werden. Auch wenn die Regierung ihre Militäreinsätze gegen die Rebellen zurückfahre, werde sie weiterhin die Bevölkerung beschützen. Die kolumbianische Regierung und die FARC-Rebellen führen seit November 2012 Friedensgespräche in Havanna. Bei den Verhandlungen gab es bereits in drei von sechs Punkten Einigungen zwischen beiden Seiten, zuletzt wurden aber kaum noch Fortschritte erzielt. Die Rebellen hatten bereits im Dezember eine einseitige Waffenruhe ausgerufen, töteten im April jedoch in einem Hinterhalt elf Soldaten. Staatschef Santos ordnete daraufhin eine Wiederaufnahme der Luftangriffe auf mutmaßliche Stellungen der Rebellen an. Diese weiteten ihrerseits die Angriffe auf Sicherheitskräfte aus. Ende Mai beendete die FARC-Guerilla die einseitige Waffenruhe offiziell. Die Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC) kämpfen seit einem halben Jahrhundert gegen den Staat und Großgrundbesitzer. In dem längsten Konflikt Lateinamerikas wurden bei Kämpfen zwischen linken Guerilleros, rechten Paramilitärs, Drogenkartellen und den staatlichen Sicherheitskräften etwa 220.000 Menschen getötet und mehr als sechs Millionen weitere aus ihren Häusern vertrieben. Wissenschaft;Joachim Innerhofers und Sabine Mayrs Buch "Mörderische Heimat". Meran/Bozen/Innsbruck – Mit dem Buch Mörderische Heimat gedenkt das Jüdische Museum in Meran des Leidensweges der nahezu 200 Opfer der Schoah Südtirols. Das bei der Edition Raetia erschienene Buch verfassten Joachim Innerhofer und Sabine Mayr, herausgegeben wird es vom Jüdischen Museum Meran. Das Jüdische Museum in Meran erfasste bisher nahezu 200 Opfer der Schoah. Ihre Leistungen, ihr Leidensweg, ihre Vertreibung, ihre materiellen Verluste und ihre Lebensbedrohung ab 1943 sind das Thema des Buches, hieß es in einer Aussendung. Die Opfer haben Südtirol als ihre Heimat betrachtet und waren emotional mit dem Land verbunden. Von den faschistischen Behörden wurden sie observiert, aus der Provinz Bozen ausgewiesen und erlitten große materielle Verluste. In dem Buch werden nun erstmals auch die zahlreichen Beiträge jüdischer Unternehmer zur wirtschaftlichen Entwicklung Südtirols veranschaulicht. Gleichzeitig biete es Einblicke in jüdische Bräuche. Zum Alltag jüdischen Lebens in Südtirol gehörte etwa das Gebot der Wohltätigkeit – auf Hebräisch Zedaka -, das die Errichtung des imposanten jüdischen Sanatoriums in der heutigen Schillerstraße in Meran ermöglichte. Zum Alltag gehörten aber auch Anfeindungen, Hassbekundungen, Ausgrenzungen und Vertreibungen, lange bevor 1938 in Italien die Rassengesetze eingeführt wurden. Mörderische Heimat sei nicht zuletzt eine umfassende Studie der vielseitigen Äußerungsformen des Antisemitismus in verschiedenen Bereichen der Südtiroler Gesellschaft. Auch 70 Jahre nach der Befreiung trage Südtirol eine gesellschaftliche Verantwortung für das Geschehene, betonten die Autoren. Nicht-Wissenschaft;Asylnovelle noch nicht auf Tagesordnung. Wien – Die Regierung findet kommenden Dienstag erstmals im neuen Jahr zu einer Sitzung zusammen. Inhaltliche Highlights hat der erste Ministerrat 2016 allerdings nicht zu bieten, wie ein Blick auf die Tagesordnung zeigt. Die Asylgesetznovelle ist offenbar noch nicht beschlussreif. Und auch sonst sind nach derzeitigem Stand keine Regierungsvorlagen zu erwarten. Immerhin beschließt die Regierung, auch heuer wieder den Ehrenschutz für den Opernball zu übernehmen. Ansonsten ist laut Bundeskanzleramt unter anderem die Arbeitsmarktsituation Thema, denn Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) legt den Kollegen die Arbeitslosenzahlen vom Dezember 2015 vor. Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) wird als österreichischer Gouverneur bei der Asiatischen Infrastruktur Investitionsbank nominiert, Finanzministeriums-Sektionschef Harald Waiglein wird stellvertretender Gouverneur. Nicht-Wissenschaft;Die Erfolgsgeschichte aus dem Radio und Internet wird im Fernsehen fortgesetzt – Produziert von Fox 21 Television. Wien – Der erfolgreiche US-Podcast Serial wird für das Fernsehen adaptiert. In Serial rekonstruiert US-Journalistin Sarah Koenig in zwölf Episoden die Geschichte eines Kriminalfalls aus dem Jahr 1999 – und Millionen Menschen lauschten ihren Recherchen. In Baltimore wurde die Highschool-Schülerin Hae Min Lee ermordet. Ihr Ex-Freund Adnan Syed sitzt seitdem in Haft, hat die Tat aber immer abgestritten. Der Stoff soll jetzt ins Fernsehen kommen. Die Rechte teilt sich Fox 21 Television Studios mit den Autoren und Produzenten Christopher Miller und Phil Lord (Lego Movie). Laut US-Medienberichten soll es sich bei der TV-Adaption aber nicht um eine Dokumentation des Mordfalls handeln, sondern um einen Einblick in die Arbeit des Produzententeams um Sarah Koenig und Julie Snyder. In den USA hörten sich bei der Ausstrahlung durchschnittlich drei Millionen durch die einzelnen Episoden. Serial sorgte aber nicht nur in den USA, sondern auch in Europa für Lobeshymnen. Der Startschuss zur zweiten Staffel soll noch im Herbst erfolgen. Dieses Mal geht es um den mutmaßlichen US-Army-Deserteur Bowe Bergdahl, der 2009 in Afghanistan gefangengenommen und später im Austausch gegen Guantanamo-Häftlinge freigelassen wurde. Eine dritte Staffel ist für Frühjahr 2016 avisiert. Nicht-Wissenschaft;Saudi-Arabien sieht trotz des Konflikts mit dem Iran die syrischen Friedensgespräche nicht gefährdet. New York/Teheran/Riad – Der UN-Sicherheitsrat hat den Angriff auf die saudische Botschaft in Teheran verurteilt. In einer am Montag veröffentlichten Erklärung forderte der Sicherheitsrat den Iran auf, diplomatisches und konsularisches Eigentum und Personal zu schützen und den internationalen Verpflichtungen auf diesem Gebiet voll nachzukommen. In einem Brief an den UN-Sicherheitsrat äußerte der Iran sein Bedauern über die Angriffe auf die Botschaft und versprach, alle notwendigen Maßnahmen zu treffen, um solche Vorfälle in Zukunft zu verhindern. Der UN-Sicherheitsrat rief alle Seiten zum Dialog und zum Abbau der Spannungen in der Region auf. Nicht erwähnt wurde in der Erklärung die Hinrichtung eines schiitischen Geistlichen in Saudi-Arabien, die den Sturm auf die saudische Botschaft in Teheran ausgelöst hatte. Vor der Erklärung des Sicherheitsrats hatte Saudi-Arabien von den UN gefordert, sich für den Schutz seiner diplomatischen Einrichtungen im Iran einzusetzen. Die umstrittene Hinrichtung von 47 Menschen wegen Terrorvorwürfen verteidigte Saudi-Arabien. Die Angeklagten hätten faire und gerechte Verfahren ohne Berücksichtigung ihrer religiösen Zugehörigkeit gehabt. Man bedauere zutiefst, dass UN-Generalsekretär Ban Ki-moon sich besorgt über die Vorwürfe gegen die Hingerichteten und die Prozesse geäußert habe. Die Bemühungen um einen Frieden in Syrien sieht Saudi-Arabien nicht gefährdet. Wir werden weiterhin sehr hart daran arbeiten, den Friedensprozess in Syrien zu unterstützen, sagte der saudische UN-Botschafter, Abdallah al-Muallimi, am Montag. Der Abbruch der diplomatischen Beziehungen zum Iran habe darauf keinen Einfluss. Saudi-Arabien werde an den kommenden Syrien-Gesprächen teilnehmen und sie nicht boykottieren. Gleichzeitig warf er dem Iran aber vor, die Bemühungen um einen Frieden in dem Bürgerkriegsland bisher nicht besonders unterstützt zu haben. Am 25. Jänner sollen in Genf Gespräche zwischen den syrischen Konfliktparteien beginnen. Während Saudi-Arabien sunnitische Rebellengruppen in Syrien unterstützt, ist der Iran enger Verbündeter von Machthaber Bashar al-Assad. Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier rief Saudi-Arabien und den Iran nachdrücklich zur Deeskalation auf. Der ganze Mittlere Osten, und gerade Saudi-Arabien und Iran, sind uns etwas schuldig, sagte Steinmeier der Bild-Zeitung vom Dienstag. Die Weltgemeinschaft habe sich seit Jahren massiv für die Befriedung der miteinander verflochtenen Konflikte in der Region eingesetzt. Jetzt brauchen wir verantwortliche Akteure in der Region, die verantwortlich handeln, in Riad genauso wie in Teheran. Ich setze darauf, und ich erwarte auch, dass die Entscheidungsträger dem auch gerecht werden. Iran will mit Saudis sprechen Der iranische Präsident Hassan Rouhani hat die Entscheidung Saudi-Arabiens kritisiert, die bilateralen diplomatischen Beziehungen abzubrechen. Gleichzeitig signalisierte er Bereitschaft zu Gesprächen mit Riad. Die eigenartige saudische Entscheidung, die Beziehungen abzubrechen, kann nicht die Enthauptung eines geistlichen Kritikers vertuschen, sagte Rouhani am Dienstag. Dennoch glaube der Iran, dass diplomatische Verhandlungen die beste Option seien, Differenzen auszuräumen. Auch Kuwait ordert Botschafter zurück Unterdessen ruft auch Kuwait seinen Botschafter aus dem Nachbarland zurück. Das meldete die staatliche Nachrichtenagentur Kuna am Dienstag unter Berufung auf das kuwaitische Außenministerium. Der Erstürmung der saudi-arabischen Botschaft in Teheran stelle einen groben Bruch internationaler Verträge dar, hieß es. Wissenschaft;Neuer Ski wird je nach Fahrposition steifer oder flexibler. Das Design imitiert die Platten eines Schildkrötenpanzers. Lausanne – Schweizer Forscher haben einen neuen Ski vorgestellt, der je nach Position des Fahrenden steifer oder flexibler wird. Das Design ist von der Natur inspiriert: Vorbild sind die Platten eines Schildkrötenpanzers. Die Idee, sich am Panzer von Schildkröten zu orientieren, kam Veronique Michaud von der ETH Lausanne (EPFL) während eines Seminars über bioinspirierte Materialien. Die Panzerplatten einer Schildkröte verzahnen sich und sind durch ein Polymer miteinander verbunden, erklärte sie in einer Mitteilung. Wenn Schildkröten atmen, gehen die Platten etwas auseinander und der Panzer wird flexibel. Bei äußeren Stößen ziehe sich der Panzer zusammen und werde steif, so Michaud weiter. Es kam mir sofort in den Sinn, dass wir diese Eigenschaften in Ski einbauen könnten. Gemeinsam mit Wissenschaftern des Instituts für Schnee und Lawinenforschung (SLF) und einem Skihersteller entwickelte das Team um Michaud einen Ski, der die Qual der Wahl eines manchen Skifahrers überflüssig machen könnten: Zwischen festen Ski, die der hohen Belastung in Kurven standhält, und flexibleren, die sich einfacher manövrieren lassen. In ihren Versuchen, den Trick des Schildkrötenpanzers nachzuempfinden, erzielte das Team die besten Resultate mit Aluminiumplatten, die sie an präzisen Stellen an beiden Enden des Skis einbetteten. Die Platten enthalten zudem einen Spalt in Form einer Schlangenlinie parallel zu den Skikanten. Wenn der Ski in einer Kurve gebogen wird, kommen die Platten auf beiden Seiten des Spalts zusammen, der Ski versteift sich. Wird eine Kurve verlassen, öffnet sich der Spalt im Ski und macht ihn wieder flexibel und einfacher zu manövrieren. Die Aluminiumplatten funktionieren wie die Panzerplatten, und eine spezielle Art von Gummi dazwischen ähnelt dem Polymer im Schildkrötenpanzer, erklärte Michaud. Der ehemalige Skispeedfahrer Michael Leitner testete den seit März erhältlichen Ski gemeinsam mit der zweifachen Olympiasiegerin Tina Maze. Wir waren positiv überrascht, sagte Leitner laut der Mitteilung. Es war einfacher, in die Kurve zu gehen. Und während der Druck auf die Skikante in der Kurve stetig zunahm, haben die Ski wirklich im Schnee gegriffen und waren sehr stabil. Nicht-Wissenschaft;Post-Chef Frank Appel sieht großes Potenzial im Lebensmittelhandel über das Internet.. Post-Chef Frank Appel sieht großes Potenzial im Lebensmittelhandel über das Internet. Wenn der Online-Handel hier von null auf fünf Prozent wächst, entsteht schon ein riesiger Markt, sagte er in einem am Samstag veröffentlichten Interview des Magazins Focus. Skeptisch dagegen stimmt ihn die Konjunkturabkühlung in China. Einen Wachstumsmotor wie China sehen wir in nächster Zeit nicht, sagte Appel. China könne Wachstumsraten von über sieben Prozent nicht über Jahrzehnte aufrechterhalten. Der nach wochenlangem Streik erzielte Tarifabschluss mit der Gewerkschaft Verdi beeinträchtige die Wettbewerbsfähigkeit der Post nicht, sagte Appel. Wir können auf diesem Lohnniveau dauerhaft konkurrenzfähig sein. Die Post und Verdi hatten sich auf eine Einmalzahlung von 400 Euro zum 1. Oktober, eine Lohnerhöhung um zwei Prozent im Jahr 2016 und eine Erhöhung von 1,7 Prozent ein weiteres Jahr später sowie einen Kündigungsschutz geeinigt. Zugleich konnte sich die Post damit durchsetzen, an den neu gegründeten Gesellschaften festzuhalten, in denen die rund 6500 Mitarbeiter weniger Lohn als ihre Kollegen im Konzern erhalten. Nicht-Wissenschaft;Landstraße und Herrenstraße mögliche Zonen – Beschluss am 21. April im Gemeinderat. Linz – Das sektorale Bettelverbot für die Linzer Innenstadt ist am Mittwochnachmittag bei einem von Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) initiierten Runden Tisch auf Schiene gebracht worden. Konkret könnte die bettelfreie Zone für die Fußgängerzone in der Landstraße und Herrenstraße sowie im Umfeld gelten, informierte FPÖ-Vizebürgermeister Detlef Wimmer im Anschluss an das Treffen. Der voraussichtliche Fahrplan sehe wie folgt aus: Am 14. April kann im Stadtsenat das Verbot mit Stimmen der SPÖ, FPÖ und ÖVP abgesegnet und in weiterer Folge in der Gemeinderatssitzung am 21. April beschlossen werden, so Wimmer weiter. Kontrolliert werden soll es von Polizei, Erhebungs- und Ordnungsdienst der Stadt. Die Polizei wird bei Bedarf zivil im Einsatz sein. Grüne, KPÖ und Bettelobby hatten schon vor dem Runden Tisch ihre Ablehnung kundgetan. Schulterschluss gegen kriminelle Banden Nach dem jüngsten Vorstoß der ÖVP-Linz, nicht mehr überall und jederzeit in der Innenstadt betteln zu dürfen, griff Luger vor eineinhalb Wochen diese Anregung auf. Für Mittwoch lud er daher neben den Stadtsenatsparteien auch Vertreter der Polizei, Wirtschaft, der Bettellobby und der Sozialvereine zum Gespräch. Das ist eine klarer Schulterschluss gegen kriminelle Bettler-Banden, kommentierte ÖVP-Vizebürgermeister Bernhard Baier das Ergebnis des Bettel-Gipfels. Luger sieht das sektorale Bettelverbot als eine Notmaßnahme, die allein nicht ausreichen werde. Begleitend solle mit der rumänischen Partnerstadt Brasov ein Sozialprojekt erarbeitet werden. Aggressives Betteln Der stellvertretende oberösterreichische Landespolizeidirektor Erwin Fuchs hatte bestätigt, dass es in Linz seit einigen Wochen größere Probleme mit aggressiven Bettlern aus Rumänien gebe. Im Jänner und Februar gab es 110 Anzeigen wegen verbotener Bettelei, im ganzen Jahr 2015 waren es 492. Bereits Mittwochvormittag hat die Polizei ein illegales Bettler-Zeltlager, das sich auf einem Grundstück der Asfinag an der Waldeggstraße befand, aufgelöst. Immer wieder habe es Anrainer-Beschwerden gegeben, zuletzt wurden auch Zelte in Brand gesteckt. Die rund 50 Personen haben nun nach einem Gespräch mit dem Grundstückseigentümer freiwillig mit dem Abbau begonnen, teilte die Stadt Linz mit. Wissenschaft;Transdisziplinäre Studie zeigt: Menschliche Gesellschaften neigen weniger zu Machtkonzentration als Rudel anderer Säugetiere. Wien/Oakland – Es dauerte nicht lange, bis nach der Vertreibung des Bauern Jones in Animal Farm eine andere Spezies eine Gewaltherrschaft errichtete. In George Orwells Parabel sind es die Schweine, die sich zu den Führern der anderen Tiere machen – mit ähnlichen und teils schlimmeren Methoden als der Mensch. Im Gegensatz zu Orwell ist in der Wissenschaft bisher angenommen worden, dass Führerschaft unter Menschen anders und weit komplexer funktioniert als im Tierreich. In einer transdisziplinären Studie zeigen Forscher nun im Fachblatt Trends in Ecology & Evolution, dass menschliche Führer sehr ähnlich agieren wie tierische – aber weniger zu Machtkonzentration neigen. Untersucht wurden Muster von Führerschaft in Gruppen von Säugetieren – neben acht menschlichen Gemeinschaften wie den Inuit oder dem Stamm der Tsimane in Bolivien, wurden dabei etwa Afrikanische Elefanten, Tüpfelhyänen und Meerkatzen empirisch erforscht. Indem wir vergleichbare Maße entwickelt haben, konnten wir mehr Ähnlichkeiten zwischen menschlichen und nichtmenschlichen Führern enthüllen als bisher angenommen, sagt Jennifer Smith, Assistenzprofessorin am Mills College in Oakland (Kalifornien), die Erstautorin der Studie. Kooperation unter Artgenossen ist im Tierreich häufig anzutreffen: Schimpansen reisen gemeinsam, Kapuzineraffen unterstützen einander bei Kämpfen, Tüpfelhyänen beim Jagen. Doch bislang war nicht bekannt, wie es Anführern gelingt, diese kollektiven Aktionen zu fördern. Um das herauszufinden, haben sich Biologen, Anthropologen, Mathematiker und Psychologen am National Institute for Mathematical and Biological Synthesis an der Universität Tennessee in Knoxville zu einer Gruppe zusammengeschlossen. Erfahrung oder Vererbung In vier Bereichen wurde Führerschaft untersucht: Bewegung, Futterbeschaffung, Konfliktmediation in der Gruppe und Interaktion zwischen verschiedenen Gruppen. Eine der Fragen dabei war, ob die Fähigkeit zu führen durch Erfahrung erworben oder geerbt wird. Wie sich herausstellte, ist meist Ersteres der Fall: Individuen werden zu Führern, indem sie Erfahrung gewinnen. Allerdings gibt es ein paar bemerkenswerte Ausnahmen: Unter Tüpfelhyänen wird Führerschaft vererbt, ebenso vereinzelt bei indigenen Völkern – wobei die genauen Gründe dafür noch zu erforschen sind. Im Vergleich zu anderen Spezies stellten sich Menschen als weniger führungsstark denn erwartet heraus: Die Anführer unter den Säugetieren haben häufig mehr Macht über die Gruppe, die Führerschaft bei Hyänen oder Elefanten etwa ist deutlich konzentrierter als beim Menschen. Ein Grund dafür könnte laut Smith das Faktum sein, dass Menschen dazu tendieren, spezialisiertere Rollen in einer Gesellschaft einzunehmen, als dies bei Tieren der Fall ist. Selbst bei den am wenigsten komplexen menschlichen Gemeinschaften ist das Ausmaß an kollektiven Handlungen größer und vermutlich entscheidender für das Überleben und die Fortpflanzung als in den meisten Säugetiergemeinschaften, sagt die Biologin Smith. Weiters machen es die menschlichen kognitiven Fähigkeiten für Planung und Kommunikation einfacher, Lösungen für kollektive Probleme zu finden. Die Mitglieder profitieren enorm von Zusammenarbeit, Zwang ist daher nicht notwendig, Menschen zu motivieren, ihren Anführern zu folgen – sie arbeiten mitunter auch freiwillig zusammen. Wissenschaft;Asiagomphus reinhardti lebt in einer abgelegenen Gebirgsregion im Grenzgebiet zwischen Kambodscha und Laos. Dresden – Eine neu entdeckte Libellenart ist nach dem Zoologen Klaus Reinhardt benannt worden, wie die TU Dresden berichtet, an der Reinhardt arbeitet. Der russische Insektenforscher Oleg Kosterin und sein japanischer Kollege Naoto Yokoi haben der Spezies die Bezeichnung Asiagomphus reinhardti gegeben. Damit würdigten sie Reinhardts Verdienste um die Förderung der internationalen Libellenkunde. Die rund sechs Zentimeter große Libelle lebt an Bergbächen in einer abgelegenen Gebirgsregion im Grenzgebiet zwischen Kambodscha und Laos. Bekannt sind bisher nur die Männchen. Diese haben grüne Augen und einen schwarzen Körper mit gelben Flecken. Als Larve leben sie mehrere Jahre eingegraben im Schlammgrund. Dass eine neu entdeckte Tier- oder Pflanzenart nach einem benannt wird, gehört wohl zu den schönsten Auszeichnungen für einen Biologen, freute sich der frischgebackene Namenspatron. Wissenschaft;Bettina Rainer erforscht Inhaltsstoffe von Bodenalgen in Tiroler und Schweizer Alpen. Dass Inhaltsstoffe von Meeresalgen pharmazeutisch genutzt werden oder auch in der Kosmetikindustrie in Cremes und Lotionen Anwendung finden, ist mittlerweile ein alter Hut. Weit weniger bekannt ist hingegen, dass Algen auch fern von Meer und Wasser, nämlich in alpinen und hochalpinen Böden, vorkommen können. Gleich ihren marinen Verwandten enthalten auch diese Arten pharmakologisch interessante Wirkstoffe. Die Biotechnologin Bettina Rainer vom Management Center Innsbruck (MCI) widmet sich im Rahmen ihrer Doktorarbeit der Erforschung diesen Algen aus den Tiroler und Schweizer Alpen. Irgendwann war es für die Vorfahren der Bodenalgen, die auch als Landgänger bezeichnet werden, wohl vorteilhaft, das Wasser zu verlassen, sagt Rainer. Heute sind an die hundert Arten von Algen bekannt, die sowohl im als auch auf dem Boden leben können. Durch spezielle Schutzmechanismen können die Algen extremste Bedingungen wie Kälte, Trockenheit und UV Strahlung ertragen. Ein Teil dieser Anpassungen resultiert in der Ausbildung von speziellen Stoffwechselprodukten, die auch für uns Menschen interessant sind. Dazu gehören antibiotisch, antioxidativ oder auch entzündungshemmend wirksame Substanzklassen, die in der Pharma- und Kosmetikindustrie eingesetzt werden, sowie Carotinoide, die in der Nahrungsmittelindustrie Verwendung finden. Eine große Herausforderung ist laut Rainer die Kultivierung der Algen, da viele langsam wachsen und oft besondere Kultivierungsbedingungen verlangen. Manche Algen würden – äußerst ungewöhnlich für Pflanzen – sogar im Dunkeln wachsen, da sie in der Lage sind, gewisse Zucker zu verwerten. Hier macht sich bemerkbar, dass es weltweit erst sehr wenig Daten über Bodenalgen gibt – für jede Art müssen die optimalen Wachstumsbedingungen erst in langwierigen Experimenten erarbeitet werden. Gelingt diese Wachstumsoptimierung, kann genug Algenbiomasse generiert werden, aus der in weiteren Arbeitsschritten Wirkstoffe identifiziert und extrahiert werden können. Die Techniken, die dabei zum Einsatz kommen, reichen von Dünnschichtchromatografie über standardisierte Bioaktivitätsassays bis zu Kernspinresonanzspektroskopie. Bei der Suche nach Wirkstoffen lässt sich Rainer auch von anderen Pflanzen inspirieren: Wenn eine Substanzklasse in manchen Pflanzen eine bestimmte Wirkung hat, dann ist es gut möglich, dass das auch bei Algen der Fall ist. Speziell bei Bodenalgen werden aber öfter auch völlig neue Substanzen entdeckt, die erst genauer aufgeschlüsselt werden müssen. Die Fragen, warum und wie etwas wirkt, haben die 31-jährige gebürtige Pinzgauerin schon während ihres früheren Berufs als pharmazeutisch-kaufmännische Assistentin interessiert und schließlich dazu bewogen, den gelernten Beruf an den Nagel zu hängen und Biotechnologie zu studieren. Gerade das Nichtgreifbare hat schon immer einen großen Reiz für mich gehabt. Ihre Zukunft sieht sie auch nach Abschluss ihrer Dissertation im Bereich Forschung und Entwicklung, aber auch in der Lehre: Der Kontakt mit jungen motivierten Leuten macht mir Spaß, und ich bin froh, in einem Institut zu arbeiten, in dem Forschung und Lehre gut kombiniert werden können. Nicht-Wissenschaft;Wird Thema in Medienreformkommission eingebracht, "wird man das ergebnisoffen diskutieren" – ORF befürchtet mittelfristig Sinken der Gebühreneinnahmen. Wien – Medienminister Josef Ostermayer (SPÖ) ist nach der Entscheidung des Verwaltungsgerichtshofs (VwGH), wonach, wie berichtet, für Computer mit Internet-Anschluss keine Rundfunkgebühren zu zahlen sind, offen für Gespräche über eine Haushaltsabgabe. Im ORF befürchtet man unterdessen in Folge der Entscheidung des Höchstgerichts ein Sinken der Gebühreneinnahmen. Mittelfristig werden die Einnahmen nach dieser Entscheidung sinken, das werden also ORF, Bund und Länder, spüren. Kernfrage ist letztlich: Stellt man mit der Gebühr auf den öffentlich-rechtlichen Inhalt ab oder auf den technischen Verbreitungsweg, erklärte Harald Kräuter, Chef der ORF-Gebührentochter GIS, im Standard. Einen Teil der ORF-Rundfunkgebühr kassieren Bund und Länder. ORF-Finanzdirektor Richard Grasl hatte sich zuvor für ein Schließen der gesetzlichen Lücke ausgesprochen. Es werde mittelfristig notwendig sein, die Rundfunkgebühr an den öffentlich-rechtlichen Inhalt und nicht an die technische Verbreitungsvariante zu koppeln, sagte Grasl. Etliche Modelle dafür – etwa die Einführung einer Haushaltsmedienabgabe – gebe es bereits. Für eine solche Haushaltsabgabe – gekoppelt mit einer Reform der Presseförderung – plädierte zuletzt auch der Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ). Im Medienministerium zeigt man sich diesbezüglich gesprächsbereit, will sich aber in keine Richtung festlegen. Eine Haushaltsabgabe sei bisher in der jüngst gegründeten Medienreformkommission weder in der großen Runde, noch in den kleineren Arbeitsgruppen ein Thema gewesen. Die Stakeholder können das gerne in der Medienreformkommission einbringen. Wenn es eingebracht wird, wird man das Thema ergebnisoffen diskutieren, hieß es dazu aus dem Büro von Medienminister Ostermayer. Für eine gesetzliche Änderung sprach sich indes IG-Autoren-Chef Gerhard Ruiss aus, der auch einem Verband der Gebührenzahler vorsteht. Wir fordern den Gesetzgeber zur umgehenden Reparatur der gesetzlichen Grundlagen zur Finanzierung und zum Betrieb des ORF auf. Wir bezahlen die ORF-Gebühr nicht dafür, dass die mit unseren Gebühren erbrachten Leistungen kostenlos von anderen benutzt werden können, die mit Streaming einen Weg gefunden haben, die Leistungen des ORF zu beziehen, ohne eine entgeltliche Gegenleistung dafür zu erbringen, meinte Ruiss in einer Aussendung. Wissenschaft;Ehrung für die produktivste Alge im Arktischen Ozean. Bremerhaven/Antarktis – Sie bildet große Teppiche unter dem Meereis und trotzt selbst der eisigsten Kälte: Melosira arctica wurde zur Alge des Jahres 2016 erklärt. Das teilte die Deutschen Botanische Gesellschaft am Mittwoch mit. M. arctica sei die mit Abstand produktivste Alge im Arktischen Ozean, sagte der Biologe Klaus Valentin vom Alfred-Wegener-Institut (AWI) in Bremerhaven. Gemeinsam mit Kollegen will er jetzt erforschen, wie diese auf den Klimawandel reagiert. Die Eis- und Kieselalge baue viel Biomasse auf, verbrauche dafür Kohlendioxid und produziere Sauerstoff, so Valentin. Die 30 Mikrometer kleinen Algen sind von einem gallertartigen Schutzmantel aus Polysacchariden (Mehrfachzucker) umgeben. Sie bilden meterlange Matten, die wie Vorhänge von der Unterseite des Meereises herabhängen. Im Frühjahr vermehrt sich die Alge so stark, dass sie den Arktischen Ozean dominiert. Was die Alge so widerstandsfähig macht, ist nach Angaben des Forschers noch weitgehend unbekannt. Wir wissen auch nicht, wie sie sich entwickelt und durch welche Umweltfaktoren wie Licht, Nährstoffe oder Salzgehalt ihre Lebensweise gesteuert wird. Mit seinem Team am AWI will er untersuchen, ob und welchen Einfluss der Klimawandel auf Melosira arctica hat. Wird sie wie die meisten Algen besser wachsen, wenn sich das Wasser erwärmt und die Lichteinstrahlung zunimmt? Im Labor wollen die AWI-Wissenschafter unter anderem herausfinden, mit welchen Temperaturen und Lichtverhältnissen die Eisalge am besten zurecht kommt. Außerdem wollen sie in einem Langzeitexperiment verschiedene Melosira-Stämme 150 Generationen lang unter verschiedenen Bedingungen kultivieren. Dadurch erhoffen sich die Wissenschafter Aufschluss darüber, ob es Stämme oder Unterarten gibt, die wärmere Temperaturen langfristig vertragen. Nicht-Wissenschaft;Stein des Anstoßes ist wieder das Foto mit einem Flüchtlingskind vor Wiener Asylquartier – Wiener FPÖ-Obmann sprach in Interview von gestellter Aufnahme. Wien – Nach FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache wegen Kreditschädigung erwägt der Kurier eine weitere Klage gegen einen FPÖ-Vertreter. Im Visier: Johann Gudenus. Der Wiener FPÖ-Klubobmann hat dem Kurier am Mittwoch in einem Interview auf Puls 4 Manipulation und Inszenierung vorgeworfen. Auf STANDARD-Anfrage meint Kurier-Herausgeber und -Chefredakteur Helmut Brandstätter, dass er rechtliche Schritte prüfen lasse. Er werde das Material seinem Anwalt zur Bewertung schicken. Konkret geht es um ein Foto, das Kurier-Fotograf Jürg Christandl am 3. Juni gemacht hat. Es zeigt ein Flüchtlingskind und zwei erwachsene Flüchtlinge bei der Ankunft im Asylquartier in der Erdberger Straße in Wien-Landstraße, während FPÖ-Anhänger Nein zum Asylantenheim-Schilder hochhalten. Ähnlich wie Strache im Juni in der ORF-Sendung Im Zentrum und in der ZiB 2 sprach Gudenus im Puls 4-Interview von einer gestellten Aufnahme: Das ist fürs Foto gemacht worden. Laut Gudenus seien zu diesem Zeitpunkt nämlich keine Kinder im Asylquartier gewesen. Wenn Kinder missbraucht werden für Fotos (...), dann ist es etwas, für das sich eigentlich der Fotograf entschuldigen sollte, sagt er. Wohl in Anspielung auf die Klage, die der Kurier gegen Strache anstrengt, meint er, dass der Sachverhalt vor Gericht geklärt würde. FPÖ begrüßt geflüchtete Kinder in Erdberg. pic.twitter.com/lmceQwMbYP Kurier-Fotograf Christandl selbst wies den Vorwurf der Manipulation bereits kurz nach seiner Aufnahme Anfang Juni zurück: Das stimmt natürlich nicht und macht mich sprachlos, meinte er danach zur APA. Ich und ein paar andere Fotografen sind da gestanden. Es war schon relativ am Ende der Protestaktion. Auf einmal sind diese Flüchtlinge Richtung Flüchtlingsheim vorbeigegangen, weil die FPÖ ja den Zugang blockiert hat. Ich sehe das, reiße instinktiv die Kamera hoch und drücke zehnmal drauf. Die Flüchtlinge haben auch nicht posiert. Das war in vier Sekunden vorbei. Ich habe daran keine Inszenierung erkennen können, und ich war schon überhaupt kein Teil einer Inszenierung und lasse mich als Fotograf nicht positionieren. Wissenschaft;Ermunterung, Lob und klare Bildungsziele – das zeichnet laut Wilfried Smidt gute Kindergartenbetreuung aus. STANDARD: In der Bildungsdebatte ist immer vom lebenslangen Lernen die Rede – welche Etappe unserer Bildungsbiografie ist aus Ihrer Sicht die wichtigste? Smidt: Aus meiner Sicht sind die ersten Lebensjahre ganz besonders wichtig, weil in diesem Alter elementare Grundlagen für die weitere Bildungsbiografie gelegt werden. Das gilt sowohl für die Familie als auch für Kindergärten oder Kinderkrippen. Studien zeigen, dass insbesondere die Qualität der Erziehung, Bildung und Betreuung wichtig ist für den späteren Bildungserfolg der Kinder. STANDARD: Die Forschung bestätigt den alten Satz Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr? Smidt: In Ansätzen schon. Die ersten Jahre markieren eine entscheidende Weichenstellung. Natürlich kann man später Rückstände durch entsprechende Förderung aufholen, aber es ist viel schwieriger. STANDARD: Wodurch zeichnet sich gute pädagogische Betreuung aus? Smidt: Was den Kindergarten betrifft, gab es in Österreich einen wichtigen Schritt: 2009 wurde ein bundesländerübergreifender Bildungsrahmenplan eingeführt. Dieser Plan sieht Bildungsziele beispielsweise in den Bereichen Mathematik, Sprache und Naturwissenschaft vor. Und er bestimmt auch die Rollen des pädagogischen Personals näher. STANDARD: Inwiefern? Smidt: Es geht darum, dass die Pädagogen und Pädagoginnen die Kinder aktiv bei ihren Bildungsprozessen unterstützen. STANDARD: Nun gibt es auch pädagogische Konzepte, die stark auf die Autonomie und die natürliche Neugierde der Kinder setzen. Ist das ein Widerspruch zu diesen Empfehlungen? Smidt: Nein, keineswegs. Es geht nicht darum, alles vorwegzunehmen oder den Kindern alles zu oktroyieren. Sondern darum, das Interesse des Kindes zu wecken – zum Beispiel indem man dialogisch mit ihm liest. So wie ich den Bildungsrahmenplan lese, sind die Bildungsziele als Empfehlungen zu verstehen. Wie der Plan tatsächlich umgesetzt wird, wurde allerdings meines Wissens bisher noch nicht in größerem Umfang untersucht. STANDARD: Montessori-Pädagogik wäre mit dem Plan kompatibel? Smidt: Ja, durchaus. STANDARD: Wie beurteilen Sie die pädagogische Ausbildung insgesamt in Österreich? Smidt: Es fällt auf, dass das pädagogische Personal im europäischen Vergleich formal eher niedrig qualifiziert ist. Die Ausbildung an den Bildungsanstalten für Kindergartenpädagogik beginnt auch relativ früh, nämlich mit 14 Jahren. Mir ist eine ältere Studie aus dem Jahr 2000 bekannt, der zufolge ein großer Teil der ausgebildeten Kindergärtnerinnen gar nicht in den erlernten Beruf einmündet. Allerdings sind mir keine Studien bekannt, die die Kompetenzen des pädagogischen Personals genauer untersucht hätten. Dazu gibt es keine gesicherten Befunde. STANDARD: Und die Bezahlung? Smidt: Sie ist im Vergleich zu Lehrerinnen und Lehrern in Volksschulen relativ niedrig. STANDARD: Sollte die Ausbildung auf Hochschulniveau angehoben werden? Smidt: Ich würde empfehlen, zunächst zu untersuchen, wie leistungsfähig die Ausbildung überhaupt ist. Eine Akademisierung muss noch keine Verbesserung bringen, es kommt auch hier auf die Ausbildungsqualität und auf die persönlichen Voraussetzungen der Studierenden an. STANDARD: In welchen Ländern funktioniert die Frühbildung sehr gut? Smidt: Auch diese Frage lässt sich nicht einfach beantworten. Eventuell kann man die Niederlande als positives Beispiel nennen. Dort gibt es eine verpflichtende Basisschule für Kinder ab vier Jahren, die elementarpädagogische und primarpädagogische Konzepte integriert und Übergänge vom Elementar- in den Primarbereich erleichtert. In Österreich gibt es hingegen traditionell eine deutliche Trennung zwischen dem Elementar- und dem Primarbereich. STANDARD: Kommen wir nochmals zurück zur Familie. Was macht aus Ihrer Sicht eine gute Mutter oder einen guten Vater aus? Smidt: Hier gelten ähnliche Maßstäbe wie für den außerfamilialen Bereich. Kinder brauchen Freiraum, die Angebote sollten entwicklungsangemessen sein. STANDARD: Das bedeutet konkret? Smidt: Man sollte Kinder ermuntern, sich für etwas zu interessieren, sie loben, wenn sie sich einbringen, und auf ihre Fragen eingehen. Eltern sollten Begriffe, die sie verwenden, auch erklären: Vorlesen ist zum Beispiel gut, aber noch besser wäre es, mit dem Kind auch über die Bilder zu reden, die man gemeinsam in einem Buch betrachtet. Und natürlich brauchen Kinder emotionale Zuwendung. Eine vertrauensvolle Beziehung zu den Eltern ist ungemein wichtig. STANDARD: Kann man Kinder überfördern? Smidt: Wenn Eltern den Alltag ihrer Kinder mit Bildungsangeboten überladen, kann das kontraproduktiv sein. Vor allem dann, wenn sie nicht den Bedürfnissen der Kinder entsprechen. Nicht-Wissenschaft;Zuvor war Auflösung gescheitert, weil zu wenige Mitglieder gekommen waren. Wien/Linz – Das Team Stronach Oberösterreich hat sich nach einer Panne vor rund zwei Wochen nun erfolgreich aufgelöst. Eine Mitgliederversammlung fasste am Dienstag den entsprechenden Beschluss, teilte Team Stronach-Geschäftsführer Ronald Bauer der APA mit. Wie viele Mitglieder an der Versammlung teilnahmen, wollte Bauer nicht sagen. Der Beschluss sei einstimmig gefallen. Die Auflösung hätte ursprünglich am 7. August stattfinden sollen. Das scheiterte allerdings daran, dass zu wenige Mitglieder zur Gremiensitzung gekommen waren. Bei dieser ersten Sitzung hätten für die Beschlussfähigkeit zwei Drittel der Mitglieder anwesend sein müssen. Bei der zweiten Sitzung am heutigen Dienstag war es laut Statut egal, wie viele Funktionäre erscheinen. Anstelle der Landesgruppe soll es in Oberösterreich künftig nur mehr einen Landessprecher geben, der für die politische Arbeit im Land verantwortlich sein soll, erklärte Bauer. Wer diese Funktion übernehmen wird, wird in den nächsten Wochen entschieden. Die Auflösung der Landesgruppe ist die Folge von Unstimmigkeiten der Bundes-Parteispitze, die aus Obmann Frank Stronach und Bauer besteht, mit dem mittlerweile abgesetzten Landesparteichef Leo Steinbichler. Diese wollte entgegen der Meinung der Bundespartei bei der oberösterreichischen Landtagswahl im September antreten. Auch in der Bundespartei könnte eine Personalentscheidung unmittelbar bevorstehen. Für den morgigen Dienstag wurde eine Pressekonferenz mit Klubobmann Robert Lugar und Sicherheitssprecher Christoph Hagen angekündigt, bei der neben Asyl auch Personelles auf der Tagesordnung steht. Dabei könnte es um die derzeit vakante Stelle des Stellvertreters und damit Statthalters von Frank Stronach in Österreich gehen. Der frühere und kurzzeitige Stronach-Stellvertreter Wolfgang Auer war im Frühjahr zunächst als steirischer Spitzenkandidat demontiert und dann auch als Vizeparteichef abgesetzt worden. Wissenschaft;Fundort soll kommendes Frühjahr genauer untersucht werden. Oslo – In einem Berggebiet im Süden Norwegens ist ein Wanderer zufällig auf ein über etwa 1200 Jahre altes Wikingerschwert gestoßen. Wie der Archäologe Jostein Aksdal am Donnerstag in Bergen mitteilte, lasse sich das 80 Zentimeter lange Eisenschwert etwa auf Mitte des achten Jahrhunderts datieren. Schwerter hatten damals einen großen Wert und waren hochrangigen Personen vorbehalten. Die meisten Wikinger mussten Aksdal zufolge mit einfachen Messern oder Äxten vorlieb nehmen. Der Wanderer fand das Schwert vor drei Jahren, übergab es aber erst kürzlich an Archäologen. Das Fundstück soll jetzt in einem Museum in Bergen ausgestellt werden. Experten machen sich unterdessen Gedanken über den Fundort. Möglicherweise gab es dort ein Grab, mutmaßt Aksdal. Oder wurde das Schwert aus irgendeinem Grund versteckt? Starb dort jemand? Gab es einen Kampf, einen Diebstahl, einen Mord? Nach der Schneeschmelze im kommenden Frühjahr solle es jedenfalls genauere Untersuchungen an der Fundstelle geben. Nicht-Wissenschaft;Parlament beschloss Asylreform: Schmuck und Bargeld über 1.340 Euro werden konfisziert. Kopenhagen – Das dänische Parlament hat trotz internationaler Kritik eine deutliche Verschärfung der Asylregeln beschlossen. Laut der am Dienstag mit großer Mehrheit verabschiedeten Asylreform kann Flüchtlingen künftig Bargeld und Wertsachen ab einem Wert von 10.000 Kronen (1340 Euro) abgenommen werden, um ihre Unterbringung mitzufinanzieren. Der Familiennachzug wird erschwert und die Dauer von Aufenthaltsgenehmigungen verkürzt. Ziel der Regierung ist es, Flüchtlinge abzuschrecken. Nach fast vierstündiger Debatte im Parlament stimmten 81 der 109 anwesenden Abgeordneten für die von der liberal-konservativen Regierung von Ministerpräsident Lars Lökke Rasmussen eingebrachte Gesetzesinitiative. 27 votierten dagegen, einer enthielt sich. Das Gesetz muss nun von Königin Margrethe II. unterzeichnet werden und könnte Anfang Februar in Kraft treten. Ziel der Regierung sei es, dass Dänemark deutlich unattraktiver für Asylsuchende werde, sagte Einwanderungsministerin Inger Stöjberg. Solange sich die Weltgemeinschaft nicht auf ein gemeinsames Handelns in der Flüchtlingskrise einige, müsse Dänemark eine eigene Antwort geben, sagte Jakob Ellemann-Jensen von Rasmussens Venstre-Partei bei der Debatte im Parlament. Auch die oppositionellen Sozialdemokraten unterstützten die Verschärfung des Asylrechts. Meine Frage an die Kritiker lautet: Was ist denn die Alternative? Die Alternative ist, dass wir weiterhin eines der attraktivsten Länder (für Flüchtlinge) in Europa sind und wie Schweden enden, sagte der sozialdemokratische Abgeordnete Dan Jörgensen. Die Vereinten Nationen haben die umstrittenen Verschärfungen des dänischen Asylgesetzes kritisiert. Menschen, die extrem viel erleiden mussten und die Krieg und Konflikten entkommen sind (...), sollten mit Mitgefühl, Respekt und mit all ihren Rechten als Flüchtlinge behandelt werden, sagte ein Sprecher von UN-Generalsekretär Ban Ki-moon am Dienstag in New York vor Journalisten. Grüne und Linke protestierten gegen das neue Gesetz. Johanne Schmidt-Nielsen von der rot-grünen Einheitsliste beklagte, Dänemark beteilige sich mit seiner Flüchtlingspolitik an einem europäischen Unterbietungswettbewerb. Die neuen Asylregeln stießen schon im Vorfeld auf Kritik. So wurde die Beschlagnahmung von Bargeld und Schmuck mit der Enteignung der Juden durch die Nazis verglichen. Asylbewerber dürfen künftig erst nach drei Jahren den Nachzug von Familienangehörigen beantragen, die Bearbeitung ihres Gesuchs kann dann weitere Jahre dauern. Nach Einschätzung des UN-Flüchtlingshilfswerks verstößt das Gesetz gegen die Flüchtlingskonventionen der Vereinten Nationen. Amnesty International sprach mit Blick auf den Familiennachzug von einer grausamen Regelung, die verheerende Auswirkungen auf Familien haben könnte. Dänemark registrierte im vergangenen Jahr 21.000 Asylgesuche, gemessen an der Einwohnerzahl von 5,6 Millionen Menschen war dies einer der EU-weit höchsten Werte. In Schweden waren es 163.000 Anträge, in Deutschland knapp 477.000. Ursprünglich hatte die Regierung einen Freibetrag von nur 3000 Kronen (400 Euro) vorgesehen. Um die Unterstützung der anderen Parteien zu erhalten, entschärfte die Minderheitsregierung ihren Entwurf. Auch die Beschlagnahmung von Eheringen und anderen Gegenständen von hohem persönlichem Wert wurde wieder verworfen. Die Regierung verteidigte ihren Vorstoß mit dem Verweis auf ähnliche Regelungen für Dänen, die vor dem Bezug von staatlichen Hilfen ebenfalls ihre Wertsachen verkaufen müssen. Auch in Deutschland sind Flüchtlinge laut Asylbewerberleistungsgesetz verpflichtet, ihr Vermögen aufzubrauchen, bevor sie Leistungen vom Staat erhalten, wozu auch die Unterkunft in Heimen gehört. Wieviel die Asylbewerber genau behalten dürfen und ob ihr Gepäck tatsächlich durchsucht wird, obliegt allerdings den Bundesländern. In Österreich gibt es keine vergleichbare Regelung. Wissenschaft;Physiker um Anton Zeilinger haben Geschichte der sogenannten "delayed-choice"-Experimente zusammengefasst und neu ausgewertet. Wien – Der US-Physiker John Archibald Wheeler (1911-2008) hat die fundamentale Unbestimmtheit in der Quantenphysik mit einem großen, rauchenden Drachen verglichen. Im delayed choice genannten Gedankenexperiment fragte er sich, wann sich Photonen entscheiden, ob sie Welle oder Teilchen sind. Die Geschichte dieser delayed-choice-Versuche hat nun der Physiker Anton Zeilinger mit Kollegen ausgewertet. Eines der grundlegenden Prinzipien der Quantenphysik ist der Welle-Teilchen-Dualismus. Ein Lichtteilchen (Photon) kann sich sowohl als Teilchen, als auch als Welle verhalten. Das kann man im Doppelspaltexperiment gut sehen: Schickt man Licht durch zwei enge Spalten, so entstehen auf einem Schirm dahinter ein Muster aus hellen und dunklen Streifen. Weil sich die Photonen wie eine Welle verhalten, konnten die Lichtwellen einander in den hellen Bereichen verstärken, in den dunklen Arealen einander auslöschen oder abschwächen. Man spricht dabei auch von Interferenz, bei den Streifen von Interferenzmustern. So funktioniert das nur, wenn man nicht weiß, welchen Weg die einzelnen Photonen genommen haben – den linken oder den rechten Spalt. Platziert man Detektoren an die Spalten und schaut nach, welchen Weg die Photonen nehmen, verschwindet augenblicklich das Interferenzmuster, sie verhalten sich wie Teilchen. Diese Dualität gibt es nicht nur bei Photonen, sondern selbst bei massiven Teilchen wie Molekülen aus Dutzenden Atomen. Wellen- oder Teilchen-Dasein offenbart sich also, je nachdem, welche Eigenschaft in einem Experiment gemessen wird. Für dieses Phänomen hat Wheeler das Bild des großen, rauchenden Drachen geprägt. Von diesem sieht man nur den Schwanz in Form der Quelle der Teilchen und das Maul in Form der Messergebnisse, was dazwischen liegt, ist vom Rauch verborgen. Erst die Messung bestimmt das Phänomen. Wheeler hat in seinem berühmten Gedankenexperiment gezeigt, dass gemäß der Quantenmechanik die Entscheidung, ob das Photon Wellen- oder Teilchencharakter zeigt, sogar erst getroffen werden kann, nachdem es die Wege bereits durchlaufen hat – also eine delayed choice, eine verspätete Entscheidung. In einer später realisierten Versuchsanordnung – dem sogenannten Quantenradierer – wurde gezeigt, dass man durch eine bestimmte Form der Messung die Weginformation regelrecht ausradieren und damit im Nachhinein entscheiden kann, ob sich ein Quantenobjekt wie eine Welle oder wie ein Teilchen verhält. In zahllosen Experimenten wurden in den vergangenen Jahrzehnten diese Phänomene experimentell überprüft und der Welle-Teilchen-Dualismus untermauert. Der Wiener Experimentalphysiker Anton Zeilinger vom Institut für Quantenoptik und Quanteninformation (IQOQI) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und der Universität Wien, Xiao-song Ma von der Nanjing University (China) und der österreichische Physiker Johannes Kofler vom Max Planck-Institut für Quantenoptik in München haben nun im Fachjournal Reviews of Modern Physics die gesamte Geschichte der delayed choice-Experimente zusammengefasst und ausgewertet. Für Zeilinger konfrontieren diese Experimente die Forscher nicht nur mit Grundsatzfragen der Quantenphysik: Sie haben auch für zukünftige innovative Anwendungen große Bedeutung, etwa in der Quantenkryptographie oder der Weiterentwicklung des Quantencomputers, so der Physiker. So haben Zeilinger und Xiao-song Ma vor einigen Jahren in einem delayed choice-Experiment mit verschränkten Photonenpaaren demonstriert, dass in der Quantenwelt Handlungen Einfluss auf vergangene Ereignisse haben können. Letztlich könnte das bedeuten, dass ein Quantencomputer an einem Problem zu rechnen beginnen kann, dessen Input erst in der Zukunft existiert. Wissenschaft;Ein (weitgehender) Verzicht auf Tierprodukte würde weltweite Ernährungssicherheit ohne zusätzliche Ackerflächen ermöglichen, errechneten Forscher. Wien – Kein einziger Baum müsste mehr für Ackerflächen und Weideland gerodet werden, um die Weltbevölkerung ausreichend zu ernähren. Das berechneten österreichische Forscher in einer Studie im Fachblatt Nature Communications. Selbst bei weiterem Bevölkerungswachstum und mit extensivem Biolandbau sei dies möglich. Das Rezept dafür: Wenig bis gar kein Konsum von Fleisch und Tierprodukten. Die Forscher um Karlheinz Erb vom in Wien ansässigen Institut für Soziale Ökologie der Universität Klagenfurt haben 500 Ernährungsszenarien für das Jahr 2050 durchgerechnet und eruiert, ob damit die Weltbevölkerung ernährt werden kann. Fast zwei Drittel klassifizierten sie als machbar oder wahrscheinlich machbar, ohne dass zusätzliche landwirtschaftlichen Flächen benötigt würden. Dabei stellten sich die Ernährungsgewohnheiten als wichtigster Faktor heraus, erklärte Erb. Würde die Menschheit vegan leben, also ausschließlich von pflanzlichen Produkten, wären überraschenderweise sämtliche Szenarien realisierbar, auch jene mit extensiveren Formen der Landwirtschaft, wie etwa dem Biolandbau. Bei vegetarischer Ernährung wären immerhin noch 94 Prozent aller Szenarien ohne Abholzungen realisierbar. Je mehr Fleisch konsumiert wird, umso intensiver müsse aber die Landwirtschaft sein und umso schwieriger wäre der Erhalt von Waldflächen, so die Forscher. Wenn wir das Ernährungsmuster der US-Amerikaner auf die ganze Welt übertragen, mit insgesamt sehr vielen Kalorien, einem hohen Fleischanteil und vielen hochverarbeiteten Lebensmitteln, ist nur mehr ein kleiner Teil (15 Prozent) realisierbar, sagte Erb. Gleichzeitig bringe die Tierhaltung und die Nutzung von Flächen als Weideland aber auch positive Effekte: Afrikanische Savannen und Grasländer sind zum Beispiel meist für die Feldwirtschaft schlecht geeignet, können aber durch Beweidung gut zur Nahrungsproduktion beitragen, so Erb. Wenn man sich jedoch den Luxus gönnt, die Tiere von Ackerbauprodukten zu ernähren, die der Mensch selber auch essen könnte, geht der Vorteil der Viehwirtschaft rasch verloren. Eines würde allerdings in allen Szenarien sichtbar: das Ziel, die gesamte Weltbevölkerung ausreichend zu ernähren, birgt eine große Herausforderung: Entweder müsste dafür die Landnutzung intensiviert und in Gegenden ausgeweitet werden, welche zurzeit relativ extensiv genutzt werden, insbesondere in die natürlichen Grasländer wie Savannen. Dadurch würden ökologisch wertvolle Lebensräume gefährdet. Oder aber regionale Defizite müssten über globale Handelsströme ausgeglichen werden, was die Gefahr einer weiteren nachteiligen Entwicklungen für strukturarme Regionen der Welt beinhalte. Zentrale Institutionen, die hier regulativ wirken könnten, seien im Moment nicht oder nur kaum vorhanden, so die Forscher. Wichtige Voraussetzung für die weltweite Ernährungssicherheit sei daher ein fairer Handel, der sich mehr an der Nachhaltigkeit als am Profit einzelner Handelsorganisationen orientiert. Wissenschaft;DNA-Vergleich soll zeigen, ob Gebeine des 1918 getöteten Nikolaus II. authentisch sind. St. Petersburg – Im Zuge einer neuen Untersuchung zur Ermordung der russischen Zarenfamilie im Jahr 1918 sollen nun auch die sterblichen Überreste von Zar Alexander III. (1845–1894) exhumiert werden. Er war der Vater des 1918 in Jekaterinburg getöteten Zaren Nikolaus II. DNA-Vergleiche sollen Zweifel an der Authentizität von dessen Leichnam ausräumen. Bereits im September waren die Überreste von Nikolaus II. und seiner Frau Alexandra exhumiert worden, die wie schon Alexander III. in der Peter-und-Paul-Kathedrale in St. Petersburg bestattet wurden. Ermittler wollen Tests vornehmen, nachdem kürzlich die Frage nach der Authentizität der Gebeine wieder hochkam. Eine erste Untersuchung war im Jahr 2009 nach mehr als 15 Jahren durch die Kommission geschlossen worden, nachdem es keine nennenswerten Fortschritte gegeben hatte. Im Jahr 2010 erklärte ein Gericht diese Entscheidung für nicht rechtens. Im Juli forderte die orthodoxe Kirche in Russland, in der die gesamte Zarenfamilie Romanow als heilig verehrt wird, eine Wiederaufnahme der Ermittlungen. Sie hatte lange Zeit Zweifel an der Authentizität der Leichen geäußert und wollte die Ergebnisse von DNA-Tests nicht anerkennen. Die Mitglieder der Zarenfamilie und ihre Bediensteten waren 1918 von den Bolschewisten erschossen worden. Ihre Leichen wurden verbrannt und eilig vergraben. 1991 wurden die Überreste des Zaren Nikolaus II., seiner Frau und ihrer Töchter Olga, Tatjana und Anastasia in einem Massengrab in Jekaterinburg entdeckt. 1998 wurden sie in St. Petersburg bestattet. Die mutmaßlichen Überreste der Kinder Alexej und Maria wurden 2007 in 70 Kilometern Entfernung von den übrigen Familienmitgliedern gefunden. Die russische Regierung will alle sieben zusammen beisetzen. (APA, red, 27. 10. 2015) Nicht-Wissenschaft;Egal, ob es die Grünen oder die ÖVP schafft: Dem Juniorpartner der SPÖ steht wegen des Wahlerfolgs der FPÖ kein Vizebürgermeisteramt zu. Wien – Auch wenn die Fortsetzung der rot-grünen Regierung in Wien wahrscheinlich, aber noch keinesfalls besiegelt ist, gilt jetzt schon als fix, dass Maria Vassilakou ihr Amt als Vizebürgermeisterin verlieren wird. Grund ist die Wiener Stadtverfassung: In dieser ist geregelt, dass der stärksten Partei ein Vizebürgermeisteramt zusteht. Der zweite Posten kann von der zweitstärksten Kraft nominiert werden, wenn diese ein Drittel der Mandate erreicht. Das ist der FPÖ mit 34 von 100 Mandaten erstmals gelungen. Künftig soll also wie angekündigt FPÖ-Klubchef Johann Gudenus, engster Vertrauter von Parteichef Heinz-Christian Strache, als Vizebürgermeister und nichtamtsführender Stadtrat im Stadtsenat fungieren. Eine operative Verantwortung kommt dem Vizebürgermeister aber nicht zu, sagt Rudolf Gerlich von der Magistratsdirektion dem STANDARD. Soll heißen: Gudenus ist einzig Vertreter des Bürgermeisters ohne Machtbefugnisse. Es ist anzunehmen, dass Michael Häupl alles unternehmen wird, dass diese Vertretungsoption nie zur Anwendung gelangt. Außerdem steht der SPÖ ein Vizebürgermeisterposten zu, den bisher Stadträtin Renate Brauner einnahm – und der wohl nicht an den Koalitionspartner abgegeben wird. Gudenus erhält in Zukunft laut Bezügegesetz 14-mal im Jahr 9.441,60 Euro brutto. Vassilakou standen als Vize und amtierender Stadträtin 16.308,20 Euro zu. Dem nichtamtsführenden Stadtrat Gudenus gebührt als Vizebürgermeister – anders als der amtsführenden Stadträtin Vassilakou – laut Bezügegesetz kein Dienstwagen. Bisher stellte die SPÖ sieben Stadträte, die Grünen einen. Dazu kamen die nichtamtsführenden Stadträte von FPÖ (3) und ÖVP (1). Bleibt der Stadtsenat in der derzeitigen Größe, würde die SPÖ einen Stadtratsposten an die FPÖ verlieren. Möglich ist aber auch eine Ausweitung des Gremiums auf bis zu 15 Mitglieder: Bei 14 hätte die SPÖ wieder sieben Stadträte, die FPÖ hätte fünf – allerdings müssten dann andere Einsparungspotenziale in der Verwaltung gefunden werden. Die Auszählung der Briefwahlstimmen hat den Grünen noch ein Mandat von der FPÖ gebracht, womit die Fortsetzung von Rot-Grün mit 54 von 100 Mandaten abgesichert wäre. Rot-Schwarz hätte nur eine minimale Mehrheit von 51 Mandaten, was die Verhandlungsposition der Grünen stärkt. Die knappe Mehrheit dürfte in einigen politischen Fragen aber durchaus fragil sein, wenn man einen Blick in die künftige ÖVP-Riege im Rathaus wirft: So schaffte die vehemente Abtreibungsgegnerin Gudrun Kugler per Vorzugsstimmenwahlkampf den Einzug in den Gemeinderat. Die wertkonservative christliche Theologin und Juristin war schon 2005 parteiintern umstritten, als sie als Parteilose für die ÖVP kandidierte. Ich fürchte, jene, die sie auf die Liste gebracht haben, waren sich vielem nicht bewusst, sagte 2005 die damalige ÖVP-Nationalrätin und spätere Wiener Landesparteichefin Christine Marek. Auch Ingrid Korosec, von der Landes-ÖVP nur auf einen hinteren Listenplatz gesetzt, schaffte per Vorzugsstimmen den Einzug. Bei den Grünen ist nach dem leichten Rückfall um 0,8 Prozentpunkte auf 11,84 Prozent aber ebenfalls nicht alles eitel Wonne. Es war – trotz Stimmenzuwächsen – das erste prozentuelle Minus bei Wahlen seit 2010. Vassilakou wird trotz Rücktrittsankündigungen weitermachen. Häupl will sich erst nach Gesprächen mit den anderen Parteien entscheiden, mit wem Regierungsverhandlungen aufgenommen werden. Mit der FPÖ hat Häupl eine Koalition ausgeschlossen, die Oppositionsrechte der Freiheitlichen wurden durch den Wahlsieg aber gestärkt. So kann die FPÖ mit 30 Mandataren selbst eine Untersuchungskommission im Gemeinderat sowie einen U-Ausschuss im Landtag beantragen. Auch der Verfassungsgerichtshof (VfGH) kann mit den Unterschriften von 33 FPÖ-Mandataren angerufen werden, um Landesgesetze prüfen zu lassen. Pro Wahlperiode kann jeder Abgeordnete nur zwei Anträge unterstützen. Auch der Bundesrechnungshof (RH) muss künftig aktiv werden, wenn die FPÖ Gemeindematerie prüfen lassen will. Wissenschaft;Seismologe Kurt Decker: Jahrhundertelange Inaktivität führte zu falscher Einschätzung des Risikos. Wien – Tief unter dem Wiener Becken gibt es Bruchlinien und Störungssysteme, die groß genug sind, um ein verheerendes Erdbeben auszulösen: Das zeigen Analysen des Seismologen Kurt Decker, die er am Dienstag in Wien präsentierte. Weil sie in vergangenen Jahrhunderten inaktiv waren, stufte man die Bruchzonen als ungefährlich ein. Das führe aber zu einer unverlässlichen Erdbeben-Gefahrenabschätzung, so Decker. Mit Kollegen vom Department für Geodynamik und Sedimentologie der Universität Wien hat Decker untersucht, wo im Wiener Becken geologische Störungsbereiche verlaufen, und ob sie schon heftige Erdbeben verursacht haben. Ein starkes Erdbeben versetzt die Landoberfläche und dadurch entsteht eine Geländestufe, sagte er. Diese würde zwar in der Regel durch Erosion und Umlagerungen eingeebnet, doch solche Versetzungen und Umlagerungen könne man durch Grabungen und geophysikalische Untersuchungen in drei bis vier Metern Tiefe erkennen, und den Zeitpunkt sowie teilweise auch die Stärke des Erdbebens bestimmen. Bei der Markgrafneusiedler Bruchzone im niederösterreichischen Weinviertel habe sich zum Beispiel herausgestellt, dass sie in den vergangenen 100.000 Jahren mindestens fünf schwere Erdbeben ausgelöst hat, die teilweise Stärke (Momenten-Magnitude, Mw) sieben erreichten, so wie jenes 2010 in Haiti, das etwa 316.000 Todesopfer gefordert, die Stadt Leogane zu 90 zu Prozent zerstört und in der Hauptstadt Port-au-Prince tausende Gebäude zum Einsturz gebracht hat. Bisher galt ein so starkes Erdbeben für Österreich als unvorstellbar, erklärte Decker, der gemeinsam mit seiner Kollegin Esther Hintersberger in der Geologischen Bundesanstalt seine Ergebnisse präsentiert hat. Doch die Störungsabschnitte im Wiener Becken seien groß genug, um auch hier und heute solche Erschütterungen mit Magnituden bis Sieben auszulösen. Viele Störungsbereiche im Wiener Becken werden als ungefährlich eingestuft, weil sie in historischer Zeit keine Erdbeben ausgelöst haben, so Decker. Doch Erdbeben-Aufzeichnungen gäbe es erst seit etwa 1900, und auch Chroniken etwa von Klöstern, die oft über Naturereignisse berichten, seien meist nur ein paar hundert Jahre alt. Der Markgrafneusiedler Bruch bewegt sich zum Beispiel um weniger als ein Zehntel Millimeter im Jahr und produziert dadurch nur alle paar 1.000 bis 10.000 Jahre Erschütterungen, erklärte er. So weit würden die historischen Quellen nicht zurückreichen. Für eine verlässliche Gefährdungsabschätzung sollte man die Bruchlinien im Wiener Becken daher systematisch charakterisieren und herausfinden, wann sie große Erdbeben ausgelöst haben, wie oft das passiert, und wie stark sie sein könnten, sagte er. Die Hauptbruchlinie verläuft vom Semmering am Leithagebirge vorbei in die Gegend von Marchegg und dann entlang der Kleinen Karpaten nach Dobra Voda in der Slowakei, so Decker. Sie bewege sich einen Millimeter pro Jahr. Von ihr würden andere Bruchlinien abzweigen, und zwar der besagte Markgrafneusiedler Bruch, der Aderklaaer Bruch, der Leopoldsdorfer Bruch und der Bisamberg-Nussdorf Bruch. All diese Brüche sind durch historische Erdbebendaten nicht vollständig charakterisiert und die Häufigkeit von Erdbeben, die sie produzieren können, ist unbekannt, sagte der Seismologe. Damit sei die potenzielle Gefahr für die extrem verwundbare Wiener Region unzureichend erforscht. Ein Beben in historischer Zeit ist für die Hauptbruchlinie wahrscheinlich sogar rekonstruierbar, nämlich im vierten Jahrhunderts unserer Zeitrechnung im römischen Carnuntum, so Decker. Dort fanden Archäologen nämlich etliche Mauerzüge, die zu dieser Zeit noch während der römischen Besiedlung umgestürzt sind. Dies konnten sie sich nur durch ein Erdbeben erklären. Decker entdeckte schließlich, dass tatsächlich vor – geologisch gesehen – nicht allzu langer Zeit heftige Erdbeben mit einem Epizentrum nahe der Römerstadt stattgefunden haben. Wissenschaft;Techniker ringen mit einem Problem diesseits von Higgs-Bosonen und Dunkler Materie. Genf – Mit dem Nachweis des Higgs-Bosons schrieb das Genfer Teilchenforschungszentrum Cern 2012 Wissenschaftsgeschichte. Und die Pläne für die Zukunft sind noch ehrgeiziger: Unter anderem hoffen Cern-Forscher, Hinweise auf die rätselhafte Dunkle Materie zu finden, die einen fünfmal höheren Anteil am gesamten Materie- bzw. Energiegehalt des Universums hat als alles, was wir da draußen direkt beobachten oder messen können. Hochfliegende Pläne also, und unter Teilchenphysikern besteht keineswegs Einigkeit darüber, ob der Genfer Teilchenbeschleuniger Large Hadron Collider (LHC) überhaupt dafür geeignet ist, experimentelle Indizien für die Dunkle Materie zu finden. Vorerst muss man sich in Genf allerdings ohnehin mit ganz anderen und höchst irdischen Problemen herumschlagen – nämlich einem banalen Kabelsalat. Der LHC, der 2008 zum ersten Mal in Betrieb genommen wurde, ist ein Work in Progress. Er ist im Lauf seines Bestehens nicht nur mehrfach aufgerüstet worden, immer wieder müssen auch Teile ersetzt werden. Veraltete Kabel ließ man aber oft einfach stecken, nachdem man die neuen bereits eingesetzt hatte. Das hat sich mittlerweile zu einem echten Problem ausgewachsen: Der Kabelsalat an den Vorbeschleunigern des LHC ist so massiv geworden, dass kein Platz für neue mehr bleibt. 60 Techniker wurden mit der Aufgabe betreut, die insgesamt etwa 8.000 bis 9.000 überschüssigen Altkabel zu entfernen: Eine Arbeit, die sich über Jahre erstrecken wird, bislang konnte erst etwa ein Drittel dieser Zahl – beruhend auf einer Schätzung der Cern-Techniker – ausfindig gemacht werden. Der Ingenieur Sébastien Evrard, Leiter des Aufräumprojekts, erklärte gegenüber dem Magazin Vice, dass man die jährlichen Wartungspausen im Winter dafür nutzen wolle, die bis zu 50 Meter langen Kabel aufzuspüren und zu entfernen. Die mühsame Aufgabe soll bis 2019 oder 2020 erledigt sein. Und es ist Vorsicht geboten, schließlich soll nicht versehentlich ein Kabel entfernt werden, das eine Funktion erfüllt. Daten könnten verloren gehen, im allerschlimmsten Fall würde der LHC, der Anfang März wieder in den Betrieb gehen soll, nicht mehr hochfahren. Wissenschaft;Pilotanlage soll 2018 am Wien Energie-Kraftwerk Simmering in Betrieb gehen. Wien – Am Wien Energie-Kraftwerk Simmering wollen Forscher ein neues Verfahren testen, das Kohlendioxid aus Abgasen entfernt. 2018 soll eine Pilot-Anlage in Betrieb gehen. Im Vergleich zu derzeit eingesetzten Systemen sei die neue Technik deutlich energieeffizienter und billiger, teilte die Technische Universität Wien (TU) mit. Das konzentrierte CO2 soll als Dünger für Gemüse verwendet werden. CO2 ist nicht nur ein gefährliches Treibhausgas, sondern auch ein nützlicher Rohstoff für die Industrie. Deshalb bemüht man sich, CO2 aus Abgasen etwa von Kraftwerken oder aus industriellen Prozessen zu filtern, zu konzentrieren und nutzbar zu machen. Derzeit werden wässrige Aminlösungsmittel verwendet, um das CO2 aus Abgasströmen abzutrennen. Diese haben entscheidende Nachteile: Um aus den Lösungsmitteln das CO2 wieder zu entfernen, braucht man viel Energie. Zudem müssen hohe Absorber-Türme gebaut werden, damit das Rauchgas ausreichend Zeit hat, mit der Aminlösung in Kontakt zu kommen und die gewünschte CO2-Menge abzugeben. Gerhard Schöny von der TU Wien, der in dem vom Klima- und Energiefonds geförderten Projekt ViennaGreenCO2 mit Kollegen der Universität für Bodenkultur, Shell und anderen Partnern zusammenarbeitet, geht deshalb einen anderen Weg. Mit seinen Kollegen arbeitet er in einem bereits als Versuchsanlage an der TU realisierten Konzept zwar auch mit Aminen, allerdings nicht in flüssiger Form. Sie setzen vielmehr auf ein Wirbelschichtverfahren, in dem feste Partikel mit Aminen an deren Oberfläche mit dem Rauchgas in Kontakt gebracht werden. An der Versuchsanlage konnten die Forscher im kleinen Maßstab zeigen, dass das Prinzip funktioniert, mehr als 90 Prozent des Kohlendioxids werden ausgewaschen. Unsere Versuchsanlage kann pro Tag etwa fünfzig Kilo CO2 abscheiden, nun wollen wir eine Pilotanlage bauen, mit der man auf fünf Tonnen pro Tag kommt, so Schöny. Bei Trennverfahren mit flüssigen Aminen werden die Abscheidekosten mit bis zu 100 Euro pro Tonne CO2 beziffert. Schöny geht davon aus, dass mit der neuen Technologie der Energieeinsatz um rund 40 Prozent gesenkt werden kann. Das neue System könne auch vergleichsweise kompakter und damit deutlich billiger gebaut werden. Die Abtrennkosten sollten so pro Tonne CO2 um bis zu 25 Prozent niedriger ausfallen als derzeit, ist der Forscher zuversichtlich. In dem Projekt soll aber auch demonstriert werden, wie ein nachhaltiger CO2-Kreislauf aussehen könnte. Deshalb soll das im Kraftwerk abgeschiedene CO2 in einem Testgewächshaus als Düngemittel eingesetzt werden. Nicht-Wissenschaft;Apple-Pläne nun schon von mehreren unterschiedlichen Quellen bestätigt – Aufschrei in sozialen Netzwerken. Apples nächstes Flaggschiff, das iPhone 7, soll auf einen eigenen Kopfhörerausgang verzichten. Das berichten Quellen aus Zuliefererkreisen. Durch die Einsparung des Anschlusses kann das iPhone 7 noch dünner als sein Vorgänger werden. Nutzer sollen mehrere Möglichkeiten erhalten, um Musik via Kopfhörer zu konsumieren: Einerseits gibt es Modelle, die den Lightning-Anschluss – der dann der einzige Anschluss des Smartphones wäre – nutzen. Zusätzlich gibt es Adapter, die Lightning in 3,5 mm-Klinkenstecker umwandeln. Eine weitere Möglichkeit wären drahtlose Kopfhörer, die direkt mit dem iPhone 7 kommunizieren. Apple soll angeblich an hochwertigen Kopfhörern arbeiten, die Hintergrundgeräusche ausblenden können und so auch eine bessere Sprachqualität bei Telefonaten ermöglichen. Sie sollen unter dem Beats-Label erscheinen. In sozialen Netzwerken stoßen die Gerüchte momentan auf heftige Ablehnung. Nutzer fürchten, dass sie auf preisgünstige Kopfhörer verzichten und noch mehr ins Apple-Ökosystem gedrängt werden. Allerdings ist noch unklar, welche Adapter oder Kopfhörer Apple standardmäßig mit dem iPhone 7 verkaufen würde. Zusätzlich soll das iPhone 7 drahtlos aufgeladen werden können. Eine entsprechende Technologie sei laut FastCompany, das eine gute Trefferquote bei Gerüchten hatte, weit fortgeschritten. Auch das würde die Kopfhörer-Problematik betreffen, da Nutzer dann via Lightning hören und drahtlos laden könnten. Außerdem soll das iPhone 7 wasser- und staubdicht werden. Mit einer Präsentation des Gerätes ist im Herbst zu rechnen. Allerdings stehen die Spekulationen im Einklang mit Apples bisheriger Strategie, möglichst minimalistisches Design zu produzieren. So verfügt der neueste Macbook nur über zwei Anschlüsse: USB-C und einen Kopfhöreranschluss. Wissenschaft;1830 – Die provisorische Regierung proklamiert die Unabhängigkeit Belgiens. 1865 – In Wien wird die erste Pferdestraßenbahn Europas eröffnet. Sie verkehrt zwischen dem Schottentor und Hernals. 1910 – Portugals König Manuel II. wird durch einen Militäraufstand entmachtet und flieht nach England. Die Rebellen rufen die Republik aus und ernennen den Schriftsteller Teofilo Braga zum Präsidenten. 1930 – Das Militär in Brasilien putscht und bringt am 11.11. Präsident Getulio Vargas an die Macht. 1940 – Hitler und Mussolini treffen am Brenner zusammen. Dabei steht die Frage im Mittelpunkt, wie Vichy-Frankreich im Krieg gegen Großbritannien eingesetzt werden könnte. 1945 – In der Vorbereitenden Kommission der Vereinten Nationen fällt die Entscheidung, dass sich der Sitz des UNO-Generalsekretariats in den USA befinden soll. 1950 – Höhepunkt des von der kommunistisch beherrschten Gesamtösterreichischen Betriebsrätekonferenz initiierten Streiks: In Wien sind 145 Betriebe im Ausstand, Straßen- und Eisenbahnlinien werden blockiert, Autos, Autobusse und Straßenbahnen umgeworfen. 1965 – Papst Paul VI. besucht die UNO in New York und richtet in der Vollversammlung einen Friedensappell an die Welt. 1970 – Der im August tödlich verunglückte österreichische Formel 1-Fahrer Jochen Rindt wird, als bis heute einziger Rennfahrer, postum zum Formel 1-Weltmeister 1970 erklärt, nachdem der Belgier Jacky Ickx den Großen Preis der USA nicht gewinnen konnte und Rindts Punktezahl nicht mehr zu überbieten sein wird. 1990 – Die erste Sitzung des gesamtdeutschen Parlaments mit 144 früheren DDR-Volkskammerabgeordneten findet im Berliner Reichstagsgebäude statt. 1995 – Der weit über die Grenzen Österreichs bekannte Skipädagoge Franz Hoppichler stirbt 64-jährig in Innsbruck an Herzversagen. 2005 – Ein Hungerstreik endet für einen Schubhäftling in Linz tödlich. Der Mann aus Gambia hatte seit 28. September die Aufnahme von fester Nahrung verweigert. 2005 – Der Wirbelsturm Stan wütet in Zentralamerika und tötet dabei mehr als 2.000 Menschen. In Guatemala wird das Dorf Panabaj durch einen Erdrutsch verschüttet. 2010 – Wiens Bürgermeister Michael Häupl (SP) spricht sich in der Kronen Zeitung für eine Volksabstimmung über die Abschaffung der Wehrpflicht aus, nachdem Österreichs auflagenstärkstes Blatt wochenlang eine Kampagne in diesem Sinne gefahren hatte. Die SPÖ – bisher für die Beibehaltung der Wehrpflicht – unterstützt den Bürgermeister nun, die ÖVP lehnt das Ansinnen ab. 2010 – Bis zu eine Million Kubikmeter Rotschlamm aus einer Aluminiumfabrik überschwemmen die westungarische Ortschaft Kolontar, als der Damm eines Beckens bricht. Zehn Menschen sterben, weite Landstriche werden von dem extrem giftigen Abfallprodukt verseucht. Die Regierung verhängt zumindest bis Jahresende den Notstand und stellt das verantwortliche Unternehmen unter staatliches Kuratel. Die Langzeitfolgen sind knapp zwei Monate später noch kaum abzuschätzen, Kolontar ist zur Sperrzone erklärt worden. Geburtstage: Lucas Cranach d.J., dt. Maler u. Zeichner (1515-1586) Giovanni Battista Piranesi, ital. Kupferstecher und Architekt (1720-1778) Buster Keaton, US-Filmkomiker (1895-1966) Richard Sorge, dt.Spion und Journalist (1895-1944) Jack Dupree, US-Jazzpianist (1910-1992) Alexander Moshe Schindler, US-Rabbiner (1925-2000) Horst Janson, dt. Schauspieler (1935- ) Steve Swallow, US-Jazzmusiker und Komponist (1940- ) Francisco Araiza, mex. Opernsänger (1950- ) Todestage: Robert Haas, öst. Musikhist. und Dirigent (1886-1960) Martins Ziverts, lett. Dramatiker (1903-1990) Franz Hoppichler, öst. Ski-Trainer (1931-1995) Michael Smith, kanad. Biochemiker (1932-2000) Janis Joplin, US-Sängerin (1943-1970) (APA, 4.10.2015) Wissenschaft;Auffälliges Amphibium rangiert in der nationalen Roten Liste als "potenziell gefährdet". Wien – Die leuchtend gelben Flecken auf dem Rücken und der Oberseite von Schwanz und Beinen des ansonsten glänzend schwarzen Feuersalamanders (Salamandra salamandra) sind individuell so unterschiedlich ausgeprägt, dass man die einzelnen Tiere daran identifizieren kann. Die Farbe fungiert als Warnung für Feinde: So signalisiert das Amphibium Raubtieren seine Giftigkeit. Menschen haben durch bloßen Hautkontakt aber nicht mehr als ein leichtes Brennen zu befürchten. Gegen andere Bedrohungen hilft dies freilich nichts: Lebensraumverlust und Straßenverkehr sind heute die größten Feinde des Feuersalamanders. Wie alle heimischen Amphibien ist er streng geschützt, in der nationalen Roten Liste rangiert er vorerst aber nur als potenziell gefährdet. Nun wurde das Tier zum Lurch des Jahres gewählt, wie die Deutsche und die Österreichische Gesellschaft für Herpetologie bekanntgaben: Damit soll auf diese bemerkenswerte Spezies aufmerksam gemacht werden. Sein Name rührt übrigens daher, dass man den Feuersalamander einst für eine Art Minidrachen hielt. Man dachte, Feuer könne ihm nichts anhaben und sein Sekret sei in der Lage, Flammen zu löschen. Der Lebensraum des Feuersalamanders sind Laub- und Mischwälder mit Bächen, in denen die Weibchen ihre Larven absetzen. Die ausgewachsen etwas über 20 Zentimeter langen Tiere sind Lauerjäger, ihre Beute sind Insekten, Schnecken, Würmer und andere Kleintiere. Der Erhalt naturnaher Waldlebensräume ist die wichtigste Maßnahme zum Schutz des Feuersalamanders. Nicht-Wissenschaft;Untersuchungskommission für Syrien beklagt fehlende internationale Aufmerksamkeit für Menschenrechtsverletzungen gegenüber Gefangenen. Genf – In Haftanstalten der syrischen Regierung sowie in Gefangenenlagern extremistischer Gruppen sind nach Erkenntnissen von Uno-Ermittlern Tausende von Menschen gequält und getötet worden. Folter, Vergewaltigungen, Morde und weitere Verbrechen gegen die Menschlichkeit seien dort alltägliche Praxis, erklärte die vom Uno-Menschenrechtsrat berufene Untersuchungskommission für Syrien am Montag in Genf. Verglichen mit dem blutigen Geschehen auf den Schlachtfeldern in Syrien entgingen Morde an Gefangenen oft der Aufmerksamkeit der internationalen Öffentlichkeit, beklagte die vom brasilianischen Menschenrechtsexperten Paulo Sergio Pinheiro geleitete Kommission. Zehntausende Menschen seien seit März 2011 von Sicherheitskräften des Regimes von Präsident Bashar al-Assad inhaftiert worden, vor allem Männer und männliche Jugendliche von etwa 15 Jahren an. Für Verhaftungen reiche oft allein der Verdacht, dass jemand mit der Opposition sympathisiere. Tausende seien seit ihrer Festnahme bis heute verschwunden. Der Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) und der radikal-islamischen Al-Nusra-Front werfen die Ermittler Massenhinrichtungen von Soldaten sowie Exekutionen von Gefangenen nach Todesurteilen durch illegale Gerichte vor. Auch einige eher gemäßigte Rebellengruppen hätten gefangene Soldaten getötet. Nicht-Wissenschaft;Bilder des Android-Smartphones offenbaren auch kleinere Designänderungen. Mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis und kontinuierlicher Weiterentwicklung der Hardware hat sich Motorolas Moto G-Reihe erfolgreich am Mittelklasse-Markt etabliert. Dementsprechend herrscht jedes Jahr Vorfreude auf die jeweils nächste Generation – doch Motorola gibt sich offiziell gerne wortkarg, bis das Smartphone tatsächlich erscheint. Zuletzt waren aus der Gerüchteküche erste Angaben zur mittlerweile vierten Ausgabe des Moto G zu hören. Laut diesen soll das Handy erstmals einen Fingerabdrucksensor mitbringen. Nun sind Fotos aufgetaucht, die diese Information untermauern. Ins Netz gelangt sind die Bilder über die französische Seite Nowhere Else, die schon in der Vergangenheit den einen oder anderen authentischen Leak veröffentlicht hat. Die beiden Aufnahmen zeigen ein Smartphone in der üblichen Designsprache von Motorola, jedoch mit kleineren Änderungen. So sitzt unter dem Display nun ein quadratischer Sensor für die Entsperrung per Fingerabdruck. Unklar ist, ob dieser auch als Home-Button arbeitet, wie es etwa beim iPhone oder Samsungs Galaxy S7 der Fall ist. Da Motorola bisher beim vorinstallierten Android-System auf Onscreen-Navigationsbuttons setzt, dürfte dies unwahrscheinlich sein. Änderungen gibt es offenbar auch bei der Oberflächentextur und beim Kamera-Modul. Über diesem finden sich nun zwei zusätzliche Sensoren, die möglicherweise auf den Einsatz eines Phase Detection-Autofokus hindeuten. Der LED-Blitz ist dafür unter die Linse gewandert. Die Fotos sind allerdings mit Vorsicht zu genießen. Motorola hat den Leak nicht bestätigt, zudem dürfte es sich – so die Aufnahmen authentisch sind – um ein Vorserienmodell handeln, sodass sich das finale Design noch ändern kann. Die letzte Generation des Handys wurde Ende Juli 2015 veröffentlicht. Nicht-Wissenschaft;US-Präsident fordert von Xi Einhaltung der Menschenrechte – Chinas Präsident: Recht aller Staaten, "eigenen Entwicklungsweg unabhängig zu wählen". Die Regierungen in Washington und Peking wollen nach Angaben von US-Präsident Barack Obama gemeinsam gegen Cyberkriminalität vorgehen. Die Bedrohung von US-Unternehmen und Bürgern aus dem Internet müsse aufhören, sagte Obama am Freitag nach einer Unterredung mit seinem chinesischen Amtskollegen Xi Jinping im Weißen Haus. Xi sagte während der gemeinsamen Pressekonferenz, Peking lehne jegliche Form von Cyberkriminalität entschieden ab und bekämpfe sie. Obama kritisierte zudem die Lage der Menschenrechte in China bei dem Treffen mit dem chinesischen Präsidenten. Beide Seiten seien übereingekommen, dass ihre Regierungen keine Hackerangriffe gegen das jeweilige andere Land unterstützen oder billigen, sagte Obama im Rosengarten des Weißen Hauses. Das gelte auch für das Hacken von Handelsgeheimnissen oder anderen vertraulichen Informationen, deren Diebstahl Handelsvorteile brächte. Obama kritisierte während der Unterredung die Lage der Menschenrechte in China. Er habe offen zum Ausdruck gebracht, dass es problematisch ist, Journalisten, Anwälten, Nichtregierungsorganisationen und Gruppen der Zivilgesellschaft das Recht zu verwehren, frei zu arbeiten. Das gelte auch für die Schließung von Kirchen oder die Verwehrung gleicher Rechte für ethnische Minderheiten. Obama fuhr fort, er habe gegenüber Xi Amerikas unerschütterliche Unterstützung für Menschen- und Grundrechte einschließlich Versammlungs-, Meinungs-, Presse- und Religionsfreiheit bekräftigt. Xi sagte, für China seien Menschenrechte und Demokratie wichtig. Sie seien das gemeinsame Streben der Menschheit. Es sei jedoch zu berücksichtigen, dass die historischen Prozesse und Wirklichkeiten in verschiedenen Ländern unterschiedlich seien. Das Recht aller Staaten, ihren eigenen Entwicklungsweg unabhängig zu wählen, müsse respektiert werden. In der Klimapolitik dankte der US-Präsident Xi für dessen Ankündigung, in den Handel mit CO2-Zertifikaten einzusteigen, um den Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren. Wenn die Führer der beiden größten Wirtschaftsmächte der Welt, der größten Energieverbraucher und Produzenten von Treibhausgasen einen gemeinsamen Weg fänden, gäbe es für andere Staaten keinen Grund, dies nicht ebenfalls zu tun, sagte Obama mit Blick auf die internationale Klimakonferenz in Paris im Dezember. Zu Chinas Streitigkeiten mit Nachbarländern über Inseln im südchinesischen Meer sagte Xi, Peking nehme sein Recht auf territoriale Souveränität wahr. Die Inseln seien seit Menschengedenken chinesische Territorien. Obama sprach dagegen von einer Militarisierung der Region durch die Volksrepublik. Zur weltweiten Sorge über die wirtschaftliche Lage seines Landes sagte Xi, er sei zuversichtlich, dass China weiter ein gesundes Wirtschaftswachstum verzeichnen werde. Die Wirtschaft sei jetzt von einem schnellen zu einem langsameren Wachstum übergegangen. Auf eine von Exporten angetriebene Wirtschaft folge nun eine vom Konsum und von der Binnennachfrage angetriebene Wirtschaft. Wir nennen das die neue Normalität der chinesischen Ökonomie. Nicht-Wissenschaft;'Über eine Jugend ohne Perspektiven, die Reservearmee der Universitätsabgänger und eine Taiwanesin, die sich selbst geheiratet hat. Die einzige Unerschrockenheit, die die meine ist, habe ich mir nicht persönlich erfochten, sie ist meiner Generation als Privileg zugefallen. Als ich die Oberstufe des Gymnasiums besuchte, in den frühen Siebzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts, verließen einige Schüler, die mit dem Lernen oder den Lehrern nicht zurande kamen, die Schule, doch jeder von ihnen befand sich nach wenigen Wochen in einer beruflichen Ausbildung, die es lohnte. Jene, die nach dem Abschluss der Matura nicht studieren wollten, suchten Arbeit bei der Post, der Bank, im Reisebüro, als stünde ihnen dort nicht bloß eine bescheidene Karriere bevor, sondern geradezu die Welt selber offen. Diejenigen, die das Studium aufgaben, gingen in die freie Wirtschaft und wurden wohlhabend, solche, die es abschlossen, wurden Beamte und verdienten weniger, um das aber mussten sie nicht bangen. Selbst die Mutlosen brauchten sich nicht auf die Schleimspur zu begeben, um irgendwo als Angestellte unterzukriechen, sondern konnten überlegen, wofür sie sich wirklich interessierten, war doch immer etwas zu finden, mit dem sich die Existenz bestreiten ließ. Die Hochkonjunktur, in der sich die Wirtschaft befand, und die Vollbeschäftigung, die der Staat verfocht, ließen einen Sozialcharakter reifen, der sich nicht in alles fügen wollte und begriff, dass es sich nicht lohnt, allezeit zu kuschen. Während die linken Studenten, denen ich mich sogleich zugesellte, verbissen behaupteten, es müssten die Widersprüche sich verschärfen, die Armen ärmer, die Not größer werden, damit der Unmut zu Widerstand und dieser revolutionär werde, erwies die Wirklichkeit, skandalös wenig an der Theorie interessiert, vor unseren Augen und mit uns als Protagonisten gerade das Gegenteil: Ausgerechnet wir, denen es besser als den Generationen davor und, wie jetzt zu sehen ist, danach ging, standen dem verächtlich so genannten System kritischer gegenüber als die vor und die nach uns. Nicht soziale Unsicherheit hat eine selbstbewusste Generation hervorgebracht, sondern die Vollbeschäftigung. In der Ära der Vollbeschäftigung wusste jeder, dass er sich zur Not schon irgendwie werde durchschlagen können. Die Heutigen hingegen wissen, dass sie sich trotz all ihrer Zusatzausbildungen und Praktika womöglich ein Leben lang nur immer so durchschlagen werden. Für meine Generation war es wahrlich nicht schwer, keine Zukunftsangst zu haben. Umso verwerflicher, dass wir heute jenen ihre Ängstlichkeit vorwerfen, denen wir keine Zukunft hinterließen, wie wir selbst sie vorgefunden haben. (Ja, das kann man wirklich: eine Zukunft hinterlassen. Man kann das, was erst kommen wird, sogar in besserem oder schlechterem Zustand hinterlassen.) Die sich radikal der Wirklichkeit verweigernden Studenten von damals entdecken heute als Rebellen nahe der Pension ihre falschen Theorien von einst und verlieben sich gleich wieder in sie. Darum ärgern sie sich, dass die Jungen von heute, über die die soziale Unsicherheit verhängt ist, sich schuldhafterweise nicht zu Revolutionären läutern, sondern, jeder für sich und gegen alle, um nichts als einen lumpigen Job kämpfen. Jetzt tadeln wir, die wir in unserer Jugend vielfältige Wahl hatten, die Jungen wechselweise als ängstlich, selbstbezogen, verzagt oder aber als oberflächlich, unterhaltungssüchtig, gedankenlos. Was diesen jedenfalls vorgeworfen wird, gleich, ob sie sich kleinmütig fügen, ausgelassen ihr Leben genießen oder vermeintlich theoriefrei revoltieren: dass sie der Gesellschaft nicht jenen Prozess machen, den wir der unseren gemacht zu haben meinen. Allerdings ist die Gesellschaft, gegen die sie antreten sollen, die unsere, und was sie zu verwerfen hätten, das wären wir selbst. * Jene, die nach uns kommen, finden keine Zukunft vor, wie wir sie hatten. Dass sie uns das vorwerfen, ist zu verstehen. Seltsam aber ist, dass sie sich ihre Zukunft überhaupt nach dem Maß der unseren entwerfen und allenfalls darüber klagen, dass ihnen verwehrt wird, was uns wie von selbst zugefallen ist. Dass Kinder nicht so leben wollen wie ihre Eltern und für eng, falsch, nichtig, feig, spießig, ungerecht, borniert halten, wonach diese strebten, ist bisher nämlich eine Konstante des Generationenwechsels gewesen, seitdem sich die bürgerliche Gesellschaft entfaltet hatte. Nun aber sehen wir befremdet auf eine Jugend, die es gerne hätte, wie wir es hatten. Dass die Jungen nicht mehr anders leben wollen als die Alten, hat mit einem Prozess zu tun, der die Gesellschaft gerade fundamental verändert: Der Kapitalismus ist dazu übergegangen, seinen historischen Kompagnon, das Bürgertum, zu beseitigen. Eine von vielen fatalen Folgen, die das zeitigt: dass der urbürgerliche Konflikt, die Erneuerung der Gesellschaft durch den regelmäßig wiederkehrenden Aufstand der Kinder gegen die Eltern, in sich zusammenbricht. Ihm fehlt gleich alles drei, die persönliche Motivation, die soziale Notwendigkeit, die historische Chance. * Über ein paar Generationen stimmte, was gepredigt wurde: dass Wissen Macht sei und sich zu bilden, Wissen zu erwerben, gar ein Studium abzuschließen sich endlich auch lohnen werde. Nicht nur weil Wissen befreiende und beglückende Erfahrungen ermöglichte, sondern auch im trivialen materiellen Sinne. Wer mit Diplom und Zeugnis nachweisen konnte, die Leiter der Bildungsinstanzen hinaufgeklettert und glücklich ziemlich weit oben angelangt zu sein, hatte den Anspruch auf eine berufliche Stellung erworben, die gut bezahlt war, und darauf, als Stütze der bürgerlichen Gesellschaft geachtet zu werden. Je weniger die alte Gleichung noch stimmt, umso brachialer wird sie dem Publikum eingehämmert, als gälte es die Gehirne zu waschen, bis sie von der schmutzigen Realität gar nichts mehr mitbekommen. Gibt es in Europa mittlerweile nicht Millionen von Arbeitslosen, die ein Universitätsdiplom in der Tasche haben, aber ihren Eltern noch immer auf dieser liegen müssen? Unbeeindruckt verlangen Politiker und Bildungsexperten, dass die Jungen durch Ausbildungen gejagt werden, die nichts gelten, und sich auf Abschlüsse dressieren lassen, mit denen sie sich dann um unentlohnte Praktika bewerben dürfen. Das Versprechen des Staates, der Mittelstand werde seine Stellung von Generation zu Generation behaupten können, wenn er seine Kinder nur dazu bringt, nicht aus Eigenem dieser Tradition abzusagen, sondern sich von den Bildungsinstitutionen formen zu lassen und sich in den Staat zu integrieren, wird heute millionenfach gebrochen; die Propaganda läuft trotzdem weiter, als wäre nicht sie, sondern die Realität irreal. Der Kapitalismus speit die Kinder des Bürgertums, die ihm dargeboten werden, wieder aus, doch die Bildungspolitik führt ihm unaufhörlich weitere, stets größer werdende Massen an gut ausgebildetem und mit dem Gütesiegel von Gymnasien und Universitäten versehenem Menschenmaterial zu, das er sich einverleiben kann und bei Bedarf wieder ausspeien wird. * Eine Reservearmee: Diplomierte Abgänger der Universitäten, mit denen sich der Lohn drücken, die sichere Anstellung für überholt erklären, die Ausbildung als Waffe gegen die Ausgebildeten wenden lässt. * Die umfassende Akademisierung der Gesellschaft führt Teile der akademischen Jugend ins Prekariat und erschafft langfristig ein eigenes Lumpenprekariat. Was gerade in den Ländern Nordafrikas geschieht, dass die gut ausgebildeten jungen Leute, die nicht als Ingenieure oder Beamte wirken können, sondern als Taxifahrer und vazierende Blumenhändler ihr Überleben fristen müssen, wütend aufbegehren und sich die Straße erobern, diese Revolte kann eines Tages auch in Europa aufflammen. Was Europa vor der brennenden Revolte schützt? Dass die Wohnungsnot nicht wie in den arabischen Staaten zum sexuellen Triebstau führt, der nach Entladung drängt. In Ägypten oder Tunesien wird eine ganze Generation nicht nur um das Recht betrogen, ihre Existenz mit ihr angemessener Arbeit zu bestreiten, sondern auch darum, ihre Sexualität auszuleben, weil an eine eigene Wohnung oder Familiengründung nicht zu denken ist. Die europäischen Jungakademiker hingegen, die nach dem Studium aus dem Studentenheim in die Wohnungen ihrer Eltern zurückkehren müssen, dürfen, was sexuelle Aktivitäten betrifft, mit deren Verständnis rechnen. Dass die Freundin oder der Freund im Haus übernachtet, das gilt für selbstverständlich. Hierbei erweist es sich als Vorteil, dass die Intimität längst abgeschafft ist und die intimen Dinge ihren intimen Charakter eingebüßt haben. * Wenn im österreichischen Fernsehen eine neue Jugendsendung angekündigt wird, sehe ich mir immer die erste Folge an, schließlich hat meine katholische Kindheit eine unaustilgbare Wundergläubigkeit in mich gepflanzt, sodass ich nie überrascht wäre, wenn es viel besser käme, als ich es befürchten zu müssen glaubte. Diese Zuversicht ist eine geradezu vegetative Eigenheit meines Charakters, gegen die weder schlechte Erfahrung noch kritische Gesinnung etwas vermögen. Die neue Jugendsendung heißt direkt und wird von einer jungen Frau mit automatenhaftem Frohsinn moderiert. Zwei Beiträge haben sie und ihre Mitarbeiter vorbereitet. Zuerst einen langen Bericht, der Unerhörtes aufdeckt, einen Skandal, wie ihn nur junge Redakteure öffentlich zu machen den Mut haben: Mit versteckter Kamera und erfundenen Wehwehchen haben sie die Ordinationen verschiedener Ärzte aufgesucht, um sich für ihre fiktiven Arbeitgeber eine Krankschreibung über ein paar Tage zu ergaunern. Sie täuschen heftige Magen- und Darmverstimmungen vor, klagen über depressive Erschöpfungszustände, beschreiben undefinierbare Schmerzen – und, man will es kaum glauben: Fast die Hälfte der Ärzte, die es eher mit ihren jungen Patienten als deren alten Chefs halten wollten, sind auf die erfundenen Krankenberichte hereingefallen und haben die Simulanten mit Attesten ausgestattet, die es ihnen erlaubten, zwei, drei Tage krankzufeiern. Ein Zittern der Empörung läuft über den schlanken Körper der Moderatorin, fast fürchte ich, sie würde gleich in Schreie der Entrüstung ausbrechen, dabei müsste sie ihre Agenten der Gesundheitspolizei nur öfter zum Einsatz aussenden, dann würde der Jugend das Simulieren schon vergehen! Der zweite Beitrag scheint dem ersten zu widersprechen, doch fügt er sich mit ihm zu einem autoritären Programm, das die neue Jugendsendung pädagogisch erst so wertvoll macht. Tabulos berichten die Redakteure im Spitzeldienst jetzt nicht über Gesunde, die sich aufs Krankenbett legen, sondern über Besserungswillige, die sich auf die Liegen der Tantrasex-Therapeuten werfen. Ein paar erotische Esoteriker oder esoterische Erotiker bieten neuerdings Seminare für Gruppen und Nachhilfestunden für Einzelne an, in denen die tantrische Erweiterung der Sexualität gelehrt wird, eine Übung, zu der vor allem ätherische Öle und viel Schmalz aus der Musikkonserve benötigt werden. Wenn es um das Soziale geht, wünscht sich die Moderatorin mehr Kontrolle. Wenn es um Lifestyle geht, mehr marktgängige Freiheit. Wichtig ist, dass der Jugend, damit sie brav bleibe, beides verpasst wird – die autoritäre Kontrolle bei der Arbeit und das Versprechen sexuellen Wohlbefindens in der Freizeit. Vielleicht irre ich mich, wenn ich hier Lüge und Betrug am Werke sehe? Vielleicht lügt die nette Moderatorin gar nicht, sondern glaubt, was sie verficht, so dass sie den Betrug nicht mehr als solchen erkennen kann, weil er mit ihr und sie mit ihm identisch geworden ist? Spräche das sie und ihre strebsamen Mitarbeiter frei, die ihren Altersgenossen Detektive hinterherhetzen möchten, egal, ob es sie des Tachinierens bei der Arbeit oder bei der tantrischen Verbesserung ihres Sex zu überführen gilt? Bei beidem nämlich sollten sie gefälligst mehr Leidenschaft zeigen, in der Arbeit und in der Freizeit, beim Abbauen der Hirne und beim Zuschleifen der Körper, denn beides erst macht aus, was den vorbildlichen Untertan auszeichnet: dass er zufrieden ist. * Liebesgeschichten (1) Chen Wie Yi wollte kein Single mehr sein und hat sich deswegen selber geheiratet. Die 30-jährige Büroangestellte, eine aparte Frau mit rotbraun gefärbtem Haar und der verständlichen Sehnsucht, ihr Glück in einer dauerhaften Liebesbeziehung gesichert zu wissen, hat in Taipeh den Bund fürs Leben geschlossen. Wir müssen uns selbst lieben, um andere lieben zu können, hat sie über Facebook verlautbart und sich anschließend in einer öffentlichen Zeremonie geehelicht. Sie trug dabei ein weißes Brautkleid, der Ehering, durch den sie ihren zarten Finger schob, wurde ihr von der stolzen Mutter gereicht, den Brautstrauß stifteten Freunde, und das Gelöbnis, stets treu zu bleiben, gab sie sich selbst. Es ist gewiss schwerer, diesen Schwur nicht zu brechen als jenen, der bei der überkommenen Form von Eheschließung abgestattet wird und der sich nur auf die Treue einem anderen Menschen, zwar einem geliebten und nahen, aber eben doch einem anderen gegenüber bezieht, nicht auf die allumfassende Treue eines Menschen zu sich selbst. Ob Chen Wie Yi glücklich wird in ihrer Ehe? Es ist ihr zu wünschen, doch der Anfechtungen, deren sie sich zu erwehren haben wird, gibt es viele. Was, wenn ihre Liebe nach und nach erkaltet, öde Routine den Alltag beherrscht oder sie sich gar, gottbehüte, betrügt mit fremden Wünschen, unbekanntem Begehren? Gesetzt den Fall, sie wird sich untreu, wen wird sie dann um Vergebung bitten, und wer wird ihr verzeihen? Wird sie vor den Scheidungsrichter und in einen hässlichen Rosenkrieg mit sich treten, um die Obsorge für ihre behüteten und geliebten Marotten, die kleinen Lieblinge unter ihren Neurosen zu erlangen? Oder wird sie nach der Scheidung von sich zu einem vernünftigen Miteinander mit sich finden, kurz: Könnte es sein, dass an die Stelle der leidenschaftlichen Liebe später eine abgeklärte Freundschaft tritt? Vom Gelingen der taiwanesischen Ehe hängt vielleicht nicht viel weniger ab als die Zukunft der Zivilisation – und damit auch: ihre Vergangenheit. Wenn die Einpersonenehe gelingt, was werden künftige Generationen dann von der barbarischen Vorzeit halten, als man zur Ehe noch zwei Personen benötigte? Von weiteren Personen, die zum Gelingen oder Misslingen der Ehe gehörten wie Kindern oder Geliebten ganz zu schweigen.' Nicht-Wissenschaft;Kritik an Behandlung von Flüchtlingen und Deal mit Türkei unter autoritärem Präsidenten Tayyip Erdogan. Straßburg – Das Flüchtlingsabkommen zwischen der EU und der Türkei beschäftigt am Mittwoch das Europaparlament in Straßburg. Die Abgeordneten wollen unter anderem mit EU-Ratspräsident Donald Tusk über die Flüchtlingspolitik der Europäischen Union sprechen. Dazu gehört auch die Vereinbarung mit Ankara vom März über die Rücknahme von Migranten, die illegal nach Griechenland eingereist sind. Im EU-Parlament gibt es Kritik an der Behandlung der Flüchtlinge. Die Abgeordneten wollen auch über die Menschenrechtslage in der Türkei diskutieren. Außerdem steht eine Debatte über neue Regeln für Datenschutz und Fluggastdaten auf der Tagesordnung. Über diese Frage wird am Donnerstag abgestimmt. Nicht-Wissenschaft;Neuerlichen Höhenflug der Schweizer Währung bei Bedarf auch mit ungewöhnlichen Mittel bekämpfen. Zürich – Die Schweizer Notenbank will einen neuerlichen Höhenflug des Franken bei Bedarf auch mit ungewöhnlichen Mitteln bekämpfen. Es gebe diverse Risiken für die Entwicklung der internationalen Finanzmärkte – auch in Europa, sagte SNB-Präsident Thomas Jordan am Freitag auf der Generalversammlung der Zentralbank laut Redetext. Die Notenbank sei daher weiterhin bereit, bei Bedarf unkonventionelle Maßnahmen einzusetzen. Auch wenn wir bereits weit gegangen sind mit den Negativzinsen und unserer Interventionsbereitschaft: Es besteht nach wie vor geldpolitischer Handlungsspielraum, den wir bei Bedarf nutzen können, sagte Jordan. Der Leitzins in der Schweiz liegt bereits bei minus 0,75 Prozent. Damit will die Notenbank den Franken für ausländische Investoren unattraktiv machen. Denn die Währung ist bei vielen Anlegern insbesondere in unsicheren Zeiten als sicherer Hafen gefragt. Doch eine Aufwertung des Franken schadet der exportorientierten Schweizer Wirtschaft. Um ein solches Szenario zu verhindern, interveniert die SNB bei Bedarf am Devisenmarkt. Wissenschaft;Astronomen stießen bei Trappist-1 auf drei Planeten, auf denen Leben möglich sein könnte. Lüttich/Wien – Bei der Suche nach extraterrestrischem Leben in unserem Sonnensystem gelten der Mars und Jupiter-Mond Europa als heißeste Kandidaten, obwohl es dort eher kalt ist. Außerhalb unseres Sonnensystems gibt es nun neue mögliche Kandidaten: drei Planeten, die sich um einen Braunen Zwerg namens Trappist-1 drehen und nur rund 39 Lichtjahre entfernt sind. Braune Zwerge sind zwar Sterne, aber man kann sie mit bloßem Auge nicht sehen. Sie sind nämlich erstens viel lichtschwächer und zweitens kleiner als unsere Sonne. Gleichwohl zählen sie zu den häufigsten Bewohnern unserer Milchstraße. Bisher glaubte man, dass diese Sonnen zu klein sind, um Planeten zu beherbergen. Doch nun wurden Astronomen um Michael Gillon (Uni Lüttich) mit dem Teleskop Trappist fündig. Wie sie im Fachmagazin Nature berichten, entdeckten sie drei vermutlich habitable Planeten, die rund um den Braunen Zwerg Trappist-1 kreisen, der kaum größer als der Planet Jupiter ist und sehr viel weniger heiß als unsere Sonne. Sowohl Größe als auch Temperatur dieses Planetensystems seien vergleichbar mit den Verhältnissen auf der Erde und der Venus, behaupten die Forscher. Sie hatten ihre Beobachtungen mit dem Teleskop Trappist im September 2015 begonnen, das darauf ausgerichtet ist, 60 kleine Sterne in der Nähe unseres Sonnensystems zu beobachten. Wie sich zeigte, ziehen drei Objekte regelmäßig vor einem dieser Braunen Zwerge vorbei, zwei davon brauchen für eine Umkreisung 1,5 beziehungsweise 2,4 Tage. Damit trifft auf sie ähnlich viel Energie wie auf die Erde. Der dritte Planet ist etwas weiter entfernt und benötigt zwischen vier und 73 Tagen für eine Umrundung. Nach den Berechnungen der Astronomen sollten alle drei Planeten von Trappist-1 Bereiche aufweisen, in denen die die Temperatur deutlich unter 126 Grad Celsius liegt. Und das wiederum könnte bedeuten, dass es dort auch flüssiges Wasser gibt – eine Voraussetzung für Leben, so wie wir es kennen. Das Besondere an dieser Entdeckung ist die Nähe des Planetensystems und die geringe Größe des Sterns. Denn dadurch sollte es möglich werden, in nächster Zukunft die Atmosphäre und deren Zusammensetzung zu analysieren – und eben auch, ob es auf den Planeten Leben gibt. Wissenschaft;Vorhersage des Higgs-Teilchens bringt dessen Namensgeber einmal mehr Lorbeeren. Der britische Physiker und Nobelpreisträger Peter Ware Higgs wird heuer mit der ältesten und höchstdotierten Auszeichnung der Royal Society bedacht – der Copley-Medaille. Die 1731 erstmals verliehene Medaille dürfte die älteste noch regelmäßig vergebene Auszeichnung der Welt sein. Higgs erhielt 2013 zusammen mit François Englert den Nobelpreis für Physik für die (voneinander unabhängige) Vorhersage des Higgs-Teilchens, dessen Existenz 2012 fast 50 Jahre nach Higgs Entdeckung durch Wissenschafter des europäischen Kernforschungszentrums CERN nachgewiesen werden konnte. Seit der Erstverleihung 1731 an Stephen Gray erhielten Forscher wie Benjamin Franklin, Michael Farraday, Alexander von Humboldt, Charles Darwin, Louis Pasteur, Albert Einstein, Max Planck und Stephen Hawking die prestigeträchtige Medaille. In ihrer nunmehr 284-jährigen Geschichte erhielt übrigens bislang nur ein einziges Mal eine Frau diese Auszeichnung: Die Biochemikerin und Nobelpreisträgerin Dorothy Hodgkin wurde 1976 für die Analyse der Struktur des Vitamins B12 geehrt. Wissenschaft;Ein internationales Forscherteam untersucht, welche Gene die Venusfliegenfalle karnivor machen. Würzburg - Welche Gene sind dafür verantwortlich, dass Pflanzen Tiere fangen und verdauen können? Ein internationales Forscherteam hat bei der Venusfliegenfalle nun drei davon identifiziert. Sie sorgen dafür, dass die Pflanzen lebenswichtiges Kalium aus ihren Beutetieren höchst effizient nutzen können. Fleischfressende Pflanzen wie die Venusfliegenfalle (Dionaea muscipula) wachsen an extrem nährstoffarmen Standorten. Um dort überleben zu können, haben sie sich im Lauf der Evolution spezialisiert: Sie besorgen sich Zusatznahrung in Form von Tieren. Die Venusfliegenfalle fängt ihre Beute mit Blättern, die zu Klappfallen umgebildet sind. Berühren Insekten spezielle Sinneshaare auf der Falle, klappt diese blitzschnell zu und wandelt sich in eine Art grünen Magen um: Drüsen geben ein salzsäurehaltiges Gemisch aus Verdauungsenzymen ab, und aus der Beute werden neben Nährstoffen auch Minerale wie Kalzium, Magnesium und Kalium herausgelöst und über die Pflanzendrüsen aufgenommen. Besonders Kalium ist lebenswichtig für Pflanzen. Fleischfressende Gewächse brauchen es auch dringend für den Betrieb ihrer Fallen. Wie effizient die Venusfliegenfalle sich das Kalium aus ihren Beutetieren holt, berichtet jetzt ein internationales Forschungsteam in PNAS. Am Beginn stand die Erkenntnis, dass die Drüsen in der Klappfalle der Pflanzen nur dann Kalium aufnehmen können, wenn zuvor tatsächlich auch ein Insekt gefangen wurde. Also analysierten die Forscher die Gene, die für die Aufnahme von Kalium aktiviert werden. Es stellte sich heraus, dass zwei Kaliumtransporter und ein Enzym, eine Proteinkinase, hochgefahren werden. Genau diese drei werden auch bei nicht-fleischfressenden Pflanzen mit der Kaliumaufnahme in der Wurzel in Verbindung gebracht. Das Enzym aktiviert dabei die beiden Kaliumtransporter, die in einer konzertierten Aktion das gesamte Kalium aus der Beute in die Pflanze schaffen. Zuerst senkt der Transporter DmAKT1 den Kaliumspiegel im Magen der Venusfliegenfalle drastisch ab, dann erledigt der Transporter DmHAK5 die Feinarbeit. Er hat eine beträchtliche Pumpkraft und kann auch dann noch Kalium in die Drüsenzellen verfrachten, wenn die Kaliumkonzentration dort schon sehr hoch ist, erklärt Sönke Scherzer, Koautor der Studie. Doch wie merken die Kalium-Aufnahmesysteme der Venusfliegenfalle, dass eine kaliumreiche Beute in der Falle sitzt? Wir haben erste Hinweise darauf, dass nicht erst das aus der Beute freigesetzte Kalium, sondern schon die Berührung der Sinneshaare die Neusynthese der Transporter einleitet, sagt der Biophysiker Rainer Hedrich. Wie aber die Kaliumkonzentration im grünen Magen gemessen wird und wie die Aktivierung und Deaktivierung der Kaliumtransporter genau vor sich geht, ist noch unklar. Dies wollen die Forscher um Hedrich, der für seine Arbeit 2010 einen hochdotierten Advanced Grant des ERC erhielt, künftig herausfinden. Wissenschaft;Forscher stoßen bei zwei Prozent der Finnen auf spezielle Variante eines Serotonin-Rezeptor-Gens. Helsinki – Eine in Finnland verbreitete Genvariante könnte einer aktuellen Studie zufolge dafür verantwortlich sein, dass sich manche Finnen unter Alkoholeinfluss impulsiv verhalten, wie es in der Studie genannt wird. Laut der im Fachmagazin Translational Psychiatry veröffentlichten Untersuchung steht die Mutation mit einer Veranlagung zur Impulsivität in Verbindung, die zumeist unter der Oberfläche schlummere, aber unter Alkoholeinfluss zum Vorschein kommen könne. Zwei Prozent der Finnen – etwa 100.000 Menschen – sollen die Genveränderung in sich tragen. Laut Studienleiter Roope Tikkanen tritt die Veränderung an einem Serotonin-Rezeptor-Gen auf, das mutmaßlich für die Impulsivität von Menschen mit psychischen Krankheiten in Verbindung steht. Durch historische und geografische Isolation ist der Genpool in Finnland laut Tikkanen relativ homogen, was die Entdeckung der Mutation erleichtert habe. Die Forscher glauben, dass die Genmutation erblich ist und ihre Entdeckung zu Medikamenten gegen krankhafte Impulsivität führen könnte. Nach Zahlen des finnischen Justizministeriums werden 80 Prozent aller Morde und 70 Prozent aller Körperverletzungen im Land nach Alkoholkonsum begangen. Dabei trinken Finnen laut Statistik nicht mehr Alkohol als Bewohner anderer EU-Länder. Mit 12,27 Litern reinem Alkohol pro Person liegt Finnland sogar leicht unter dem europäischen Durchschnitt von 12,45 Litern pro Person. Nicht-Wissenschaft;Wegen unterschiedlicher Ansichten über die Führung. Vatikanstadt – Der frühere Aufsichtsratschef der Deutschen Bank, Clemens Börsig, verlässt die Führung der Vatikan-Bank im Streit. Er habe ebenso wie sein italienischer Vorstandskollege Carlo Salvatori wegen unterschiedlicher Ansichten über die Führung des Instituts seinen Posten geräumt, teilte der Vatikan am Mittwoch mit. Börsig und Salvatori waren zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Die beiden gehörten zu sechs 2014 ernannten nicht-klerikalen Vorstandsmitgliedern, die für mehr Transparenz in der von Skandalen erschütterten Bank sorgen sollten. Gegen die auch als Institut für religiöse Werke bekannte Bank hatte es schwere Vorwürfe gegeben. Der frühere Vatikan-Bank-Chef Ettore Gotti Tedeschi musste wegen verdächtiger Millionen-Transfers seinen Hut nehmen. Papst Franziskus hatte eine Schließung des Geldhauses erwogen, sich dann jedoch für Reformen entschieden. Nicht-Wissenschaft;Europaskeptisch sind in Nord- und Osteuropa eher linke Wähler. In Österreich dominieren rechte Parteien. Die Europäische Union befindet sich zweifellos in einer Krise. Die Eurokrise hat die Sinnhaftigkeit und Belastbarkeit der Währungsunion infrage gestellt. Die Flüchtlingsbewegungen der vergangenen Monate haben das Schengener Abkommen vielerorts de facto außer Kraft gesetzt. Die Briten stimmen im Juni über den Verbleib in der EU ab, und alles deutet auf ein äußerst knappes Ergebnis hin. Man kann also davon ausgehen, dass die nächsten Jahre von einer intensiven Auseinandersetzung um den weiteren Kurs der EU geprägt sein werden. Wie aber lässt sich dieser Konflikt um die europäische Integration in die existierende ideologische Landschaft in Europa einordnen? Die erste Grafik zeigt Daten aus einer Expertenbefragung, die alle vier Jahre von der University of North Carolina at Chapel Hill durchgeführt wird. Dabei werden Länderexperten (meist Politikwissenschafter) aus allen EU-Staaten zur ideologischen Positionierung der Parteien in ihrem Land befragt. Unter anderem ordnen die Experten die Parteien auf einer Links-rechts-Skala (von 0 bis 10) und einer Pro-anti-EU-Skala (von 1 bis 7) ein. Die Grafik zeigt die Parteipositionen (die Mittelwerte der Expertenantworten pro Partei) auf diesen beiden Skalen. Jeder Punkt stellt eine Partei in einem EU-Land dar. Die österreichischen Parteien sind farblich hervorgehoben (und ja: Zum Zeitpunkt der Befragung war das BZÖ noch im Europäischen Parlament vertreten). Die Punktwolke zeigt eine verkehrte U-Form: Moderate Parteien sind tendenziell eher proeuropäisch eingestellt, während Parteien weiter links und rechts außen stärker EU-skeptisch sind. (Die strichlierte Linie stellt die quadratische Funktion dar, die sich auf Basis dieser Daten schätzen lässt: EU = 1,27 + LR × 1,87 + LR² × -0,19.) Die österreichischen Parteien positionieren sich wie erwartet: Grüne, SPÖ, ÖVP und Neos werden als proeuropäisch eingeschätzt, während die Experten FPÖ, BZÖ und Team Stronach als euroskeptisch einstufen. Wiewohl es also in vielen Ländern Europas linke euroskeptische Parteien gibt (die Punkte in der Grafik links unten), ist diese ideologische Kombination im österreichischen Parteiensystem nicht in relevanter Größe vorhanden. Euroskepsis kommt in Österreich also von rechts – zumindest auf Parteienebene. Die zweite Grafik zeigt, dass auf Wählerseite ein ähnlicher Zusammenhang besteht, wenn auch nicht ganz so stark ausgeprägt. Nach ihrer Einstellung zur europäischen Integration befragt (auf einer Skala von 0 bis 10), antworten Wähler, die sich links einordnen, im Schnitt mit Werten über 6, während Wähler auf der rechten Seite im Mittel etwas niedrigere Werte angeben. Es besteht also eine negative Korrelation zwischen den beiden Merkmalen: Je höher der Wert auf der Links-rechts-Skala ist (also je weiter rechts), desto niedriger ist tendenziell der Wert auf der EU-Skala. Wie die dritte Grafik zeigt, ist dieser Zusammenhang in Österreich vergleichsweise stark ausgeprägt und ähnelt jenem in anderen westeuropäischen Staaten. In einigen Ländern gibt es hingegen kaum eine Korrelation zwischen Links-rechts-Position und Einstellung zur EU, während in vielen Staaten Ost- und Nordeuropas der Zusammenhang negativ ist. Linke Wähler sind dort eher euroskeptisch, rechte Wähler weisen dort proeuropäischere Einstellungen auf. Der Konflikt um die Zukunft der Europäischen Union schlägt sich also in den EU-Staaten auf verschiedene Art und Weise nieder. EU-Skepsis ist mancherorts rechts angesiedelt und andernorts links. Die Auseinandersetzung um die Zukunft der EU wird in ihren 28 Mitgliedstaaten demnach auch vor sehr unterschiedlichen politischen Hintergründen stattfinden. Nicht-Wissenschaft;Deutsche Verbraucherzentralen reichen Anzeige gegen "inakzeptable" Praxis von Microsoft ein. Microsoft gerät wegen seines neuen Betriebssystems Windows 10 in die Bredouille: Wie berichtet wurde die Datei für das Upgrade auch geladen, wenn Verbraucher dem Wechsel auf Windows 10 nicht zustimmten. Dagegen geht nun die Verbraucherzentrale im deutschen Bundesland Baden-Württemberg vor. Diese Geschäftspraxis ist inakzeptabel, da sie eine unzumutbare Belästigung darstellt, sagt deren Vorständin Cornelia Tausch. Sie kritisiert, dass durch den Zwangsdownload Speicherplatz belegt wird und Datenvolumen verbraucht wird. Laut Verbraucherzentrale gab es in sozialen Netzwerken zahlreiche Beschwerden über Microsofts Vorgehensweise. Die Konsumentenschützer forderten den IT-Konzern auf, eine Unterlassungserklärung abzugeben, wogegen sich Microsoft bislang weigerte. Deshalb wird nun der Rechtsweg beschritten werden. Der renommierte IT-Anwalt Christian Solmecke denkt, dass Microsoft einen Prozess verlieren wird. Aus meiner Sicht darf ein Download nicht ohne Zustimmung des Nutzers gestartet werden, weil der Nutzer dadurch in unzumutbarer Weise belästigt wird, wird Solmecke auf dem Blog seiner Kanzlei zitiert. Gerichte hätten in der Vergangenheit etwa entschieden, dass auch die physische Lieferung von Waren eine Belästigung darstelle – selbst, wenn es sich um Gratisprodukte handle. Wenn das Gericht zugunsten der Verbraucherzentrale entscheide, könnten Kunden sogar Schadensersatzforderungen an Microsoft stellen, über die dann in neuen Verfahren geurteilt werde. Nicht-Wissenschaft;Nach umstrittener Besetzung des Radio-Wirtschaftschefs. Wien – Ein ORF-Schiedsgericht unter der Leitung des früheren ORF-Generalintendanten Otto Oberhammer hat die Anhörungsrechte der ORF-Redakteursvertreter bei Personalentscheidungen präzisiert. Hintergrund des Verfahrens war die Bestellung Rupert Klugers zum Radio-Wirtschaftschef. Der ORF-Redakteursrat hatte wegen der Causa erstmals seit Bestehen des ORF-Redakteursstatuts 1976 ein Schiedsgericht einberufen. Kluger wurde von ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz im Sommer entgegen dem Vorschlag der betroffenen Redakteursversammlung ohne vorherige Anhörung des Redakteursrats besetzt. Vom zuständigen Radiodirektor Karl Amon gab es damals keinen Vorschlag für die Besetzung des Radio-Wirtschaftsressorts. Der Redakteursrat vermutete hinter der Entscheidung für Kluger, der zuvor Chef vom Dienst bei Ö3 war, einen Wunsch der ÖVP und sah durch das Vorgehen seine Mitwirkungsrechte missachtet. Zugleich ortete man einen Bruch des Redakteursstatuts und forderte die Einberufung des Schiedsgerichts. Dieses Schiedsgericht, dem neben Oberhammer auch der frühere Redakteursratsvorsitzende Fritz Wendl für den Redakteursrat und Wrabetz-Büroleiter Michael Wimmer für das Unternehmen angehörten, kam nun in Übereinstimmung mit den Streitparteien zur Ansicht, dass das ORF-Redakteursstatut bezüglich der Mitwirkungsrechte der ORF Journalisten an personellen Entscheidungen im Laufe der Jahre und während dieser Zeit mehrfach erfolgter Gesetzesänderungen einigen Anpassungsbedarf hat, wie es in der Entscheidung des Gerichts heißt. Und dieser Umstand eröffnet Spielräume für unterschiedliche Interpretationen. Zur Klärung dieser Spielräume hat das Schiedsgericht in seinem Schiedsspruch eine Präzisierung vorgenommen: Betreffend die Mitwirkung der Gremien der Redakteure an personellen Entscheidungen wird festgestellt, dass vor solchen Entscheidungen des Generaldirektors über die Bestellung von im § 5 Abs 3 des Redakteursstatuts genannten Leitungsfunktionen gemäß dieser Bestimmung anzuhören ist: 1. durch den zuständigen Direktor oder Landesdirektor der Redakteursausschuss bzw. die betroffene Redakteursversammlung nach rechtzeitiger Bekanntgabe der Ausschreibung und des Ausschreibungsergebnisses und 2. durch den Generaldirektor der Redakteursrat im Fall, dass einem Besetzungsvorschlag des betroffenen Gremiums nicht Rechnung getragen werden soll, unabhängig davon, ob der Direktor oder Landesdirektor einen Vorschlag erstattet (einen Besetzungsantrag gestellt) hat. Damit ist klargestellt, dass die Redakteursvertreter künftig in ähnlichen Fällen wie der Bestellung Kluger vom Generaldirektor anzuhören sind. Wissenschaft;Erster Start mit drei Satelliten am Mittwoch. Wostotschny – Mit dem problemlosen Aufstellen der Rakete hat Russland die letzten Vorbereitungen zur Inbetriebnahme seines neuen Weltraumbahnhofs Wostotschny eingeleitet. Vor dem geplanten Start an diesem Mittwoch werde die Sojus-2.1a nun noch mit rund 300 Tonnen Treibstoff betankt, berichtete das russische Fernsehen am Sonntag. Für den mit Spannung erwarteten ersten Start um 4.01 Uhr MESZ nahe der chinesischen Grenze sagten Moskauer Meteorologen günstige Bedingungen voraus. An dem Kosmodrom rund 8.000 Kilometer östlich der Hauptstadt hat Russland etwa sechs Jahre lang gebaut. Der Kreml hat noch nicht bekanntgegeben, ob Präsident Wladimir Putin zur Premiere anreist. Er hatte Wostotschny zur Chefsache erklärt. Russland will sich mit Wostotschny unabhängig machen vom Weltraumbahnhof Baikonur, der seit dem Zerfall der Sowjetunion 1991 in der Republik Kasachstan liegt. Moskau hat das Areal noch bis 2050 für jährlich etwa 100 Millionen Euro gepachtet. Von Baikonur aus startete Juri Gagarin 1961 zum ersten Flug eines Menschen ins All. Begleitet von Sicherheitskräften hatte ein Transportzug die Sojus am Samstag in Wostotschny von der Montagehalle zu der wenige Kilometer entfernten Rampe transportiert. Arbeiter richteten die Rakete dort auf und schoben den mobilen Serviceturm heran. Alles läuft planmäßig, sagte Russlands Raumfahrtchef Igor Komarow. Bei dem historisch ersten Start sollen drei Satelliten ins All gebracht werden. Ein bemannter Flug ist erst in einigen Jahren geplant. Experten würden die Sojus nun vorbereiten und unter anderem noch einmal die Raketenoberstufe vom Typ Wolga prüfen, hieß es. Sie ist für die Beschleunigung nach dem Start mitentscheidend. Dem russischen Staatsfernsehen zufolge hat die Raumfahrtbehörde Roskosmos vorübergehend Experten von Baikonur nach Wostotschny versetzt. Die erfahrenen Spezialisten sollen sicherstellen, dass der weltweit beachtete erste Start vom modernen Weltraumbahnhof gelingt. Nicht-Wissenschaft;Vorläufiges Endergebnis mit Mandatsverteilung. Nicht-Wissenschaft;"Focus" hingegen sieht keinen Grund, sich für sein Cover mit nackter Frau und dunklen Handabdrücken zu rechtfertigen. Die Süddeutsche Zeitung entschuldigte sich am Wochenende für eine Illustration zu sexueller Gewalt. Die Illustration war in der Wochenendausgabe erschienen und zeigt eine schwarze Hand auf einem weißen Frauenkörper. Nach heftiger Kritik postete Chefredakteur Wolfgang Krach am Sonntag auf Facebook, dass die Ilusstration stereotype Bilder vom schwarzen Mann, der einen weißen Frauenkörper bedrängt bediene und könne so verstanden werden, als würden Frauen zum Körper verdinglicht und als habe sexuelle Gewalt mit Hautfarbe zu tun. Krach: Beides wollten wir nicht. Wir bedauern, wenn wir durch die Illustration die Gefühle von Leserinnen und Lesern verletzt haben und entschuldigen uns dafür. Auch Focus wurde für das Titelcover kritisiert. Es zeigt eine blonde, nackte Frau, ihr Körper ist mit dunklen Handabdrücken übersät. Focus-Chefredakteur Ulrich Reitz sieht keinen Grund sich zu entschuldigen oder sich für das Cover zu rechtfertigen. Wissenschaft;Eine medienwissenschaftliche Studie soll nachweisen, wie gezeigte Produkte das kindliche Essverhalten beeinflussen. Die junge Protagonistin steckt ein kleines Plastikpaket in die Mikrowelle und – brrrrrr, pling – innerhalb weniger Sekunden transformiert die Hitze es zu einem riesigen Hamburger mit zweierlei Saucen und Salat. Modell Doppeldecker. Dazu gibts außerordentlich knusprig anmutende Pommes frites. Offensichtlich läuft nicht nur Kindern bei dieser Szene aus dem Familienfilm Spy Kids das Wasser im Mund zusammen – aber sie sind, im Unterschied zu Erwachsenen, dem Werbetrick wehrlos ausgesetzt: Kinder bemerken in der Regel gar nicht, dass es sich um Werbung handelt. Die Szene ist lustig gemacht und das führt dazu, dass die Kinder diese Produkte auch haben wollen, sagt Jörg Matthes, Professor am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft in Wien. Er untersucht, gemeinsam mit seiner Kollegin Brigitte Naderer, in einem aktuellen Forschungsprojekt, welche Auswirkungen Product-Placement in Kinderfilmen tatsächlich auf das Essverhalten der jungen Zuschauer und Zuschauerinnen hat. Die Vorgehensweise dabei: Zunächst werden internationale und nationale Kinderfilme aus den Jahren 2013 und 2014, die in Österreich erhältlich sind, analysiert. Dabei halten wir fest, welche Produkte auf welche Weise und in welcher Frequenz in den Filmen auftauchen. Es geht also darum, wie die Kinder angesprochen werden. Wird das Produkt mit einem positiv besetzten Akteur verknüpft? Wie wird das Produkt vorgeführt? Kommt es zu einer positiven Bestätigung nach dem Verwenden des Produkts? Das alles untersuchen wir mit der Methode der Inhaltsanalyse. Der zweite Teil der Studie ist als Experiment konzipiert: Die Publizistikwissenschafter gehen an Schulen, um herauszufinden, wie Schulkinder auf die Nahrungsmittelplatzierungen reagieren. Die Schülerinnen und Schüler werden in zwei Gruppen eingeteilt und bekommen Filmausschnitte zu sehen. Beiden Gruppen wird der gleiche Filmausschnitt gezeigt – mit dem einzigen Unterschied, dass in der einen Version Nahrungsmittelplatzierungen vorkommen und in der anderen nicht. Ist der Film zu Ende, dürfen sich die Kinder einen Snack aussuchen. Wichtig ist, dass dies eher im Vorbeigehen passiert, also das Auswählen der Snacks eine ganz spontane Impulsreaktion ist. Die Forscher vermuten, dass die Schülerinnen und Schüler, die die Produktplatzierungen gesehen haben, eher zu den Süßigkeiten greifen. Der erste Untersuchungsdurchgang wurde bereits durchgeführt, Ergebnisse werden Ende der Woche vorliegen. Unser Ziel ist es nicht, Markentreibenden zu erklären, wie sie Kinder besser erreichen, sagt Matthes über die gesellschaftliche Relevanz seiner Forschung. Die Eltern sind sich oft gar nicht im Klaren, dass die Kinder über Filme mit einer Menge süßhaltigen, fettigen Produkten konfrontiert werden. Das Anliegen der Wissenschafter ist vielmehr, die Ergebnisse des Projekts, das durch die Österreichische Nationalbank gefördert wird, in die Öffentlichkeit zu tragen – und dort damit für Diskussion zu sorgen: Darüber, was unternommen werden kann, um Kinder besser zu schützen. Darüber, welche Lebensmittel gut sind und welche schlecht. Unser Lieblingssnack aus der Kindheit begleitet uns meist ein Leben lang, sagt Matthes. Und wenn es ein ungesundes Produkt ist, kann das letztendlich negative Effekte auf unsere Gesundheit haben. Darum leiden auch immer wieder Menschen bereits in jungen Jahren an Übergewicht. Damit dieser Effekt bei den, in Matthes Experiment getesteten Kindern, ausbleibt, führen er und seine Kollegin nach der Messung ein Countertreatment, also eine Gegenmaßnahme, durch: Sie klären die Schüler über den Unterschied zwischen Programm und Werbung und die Bedeutung gesunder Ernährung auf. Das muss lustig und spielerisch passieren. Genauso wie auch die Werbung im Film aufgebaut ist. Wissenschaft;'Neurolinguistisches Programmieren kommt mit wissenschaftlichem Anstrich daher, doch von Seriosität kann dabei keine Rede sein. Glaubt man diversen Medienberichten, dann sind diese drei Buchstaben mit dafür verantwortlich, dass Norbert Hofer im gerade zu Ende gegangenen Wahlkampf so erfolgreich war und es fast bis ins höchste Amt des Staates geschafft hat: NLP. NLP steht für neurolinguistisches Programmieren und gilt als wahre Wundermethode, mit der sich so ziemlich alles erreichen lässt, was man gerne erreichen möchte. Es ist Magie, man ist ein eigener Zauberkünstler, begeistert sich eine offensichtlich zufriedene Absolventin eines NLP-Kurses auf der Website des Österreichischen Trainingszentrums für neurolinguistisches Programmieren. Dort verspricht man den Kursteilnehmern ein besseres Privatleben, eine bessere Karriere und überhaupt mehr Erfolg im Leben. Die knapp 4.000 Euro, die man investieren muss, um den NLP & NLPt Professional Master Practitioner-Diplomkurs belegen zu dürfen, scheinen angesichts dieser Behauptungen gut angelegt zu sein. Allerdings nur, wenn NLP auch all diese großen Versprechen halten kann. Und das ist eher zweifelhaft. Die Bezeichnung suggeriert einen wissenschaftlichen Hintergrund. Neurolinguistik klingt nach Hirnforschung, Sprachwissenschaft und Psychologie. Und die einschlägigen Anbieter und Ausbildner unterstützen diese Sichtweise. Professionell und hochwirksam sei die NLP, sagt das Österreichische Trainingszentrum. Und der Österreichische Dachverband für neurolinguistisches Programmieren erklärt zu NLP: Hinter dieser Bezeichnung stehen die Grundannahmen, dass wir Menschen die Welt nicht nur mit unseren Sinnen, sondern mit unserer gesamten Neurologie – damit ist die Einheit von Sinnesorganen, Nervenbahnen und Gehirn gemeint – wahrnehmen und unsere Erlebnisse und Erfahrungen auch in den fünf Sinnessystemen verarbeiten. Die gesamte Neurologie! Das kann nur seriöse Wissenschaft sein. Oder vielleicht doch nicht: NLP sei eine Verschmelzung von ungeprüften Hypothesen und Versatzstücken des Positiven Denkens, sagte Viktor Lau, Autor von Schwarzbuch Personalentwicklung – Spinner in Nadelstreifen in einem Interview mit dem Spiegel. Und mit seiner Meinung steht er nicht allein da. Die (tatsächlich echten) wissenschaftlichen Studien lassen die Behauptungen der NLP-Anhänger nämlich eher zweifelhaft erscheinen. NLP ist ineffektiv; sowohl als Modell, um menschliche Wahrnehmung und Kommunikation zu erklären, und auch als Technik der Beeinflussung und Überzeugung, schreibt der polnische Psychologe Thomas Witkowski in einer Metastudie zu NLP (The Scientific Review of Mental Health Practice, 9/2012). Eine Studie britischer Mediziner hat die Behauptungen einer angeblichen therapeutischen Wirkung von NLP untersucht und kam zu dem Schluss, dass derzeit nicht genügend Belege vorliegen, um den Einsatz von NLP zu empfehlen (Sturt et al., British Journal of General Practice, 2012/62). Sieht man sich die Grundprinzipien an, auf denen die NLP basiert, ist das auch wenig überraschend. Die angeblich so wissenschaftliche Lehre von der Kommunikation baut zum Beispiel auf solchen trivialen Aussagen auf: Wenn du das tust, was du immer getan hast, wirst du bekommen, was du immer bekommen hast. Wenn du etwas anderes willst, verändere dein Verhalten. Oder sie knüpft an eher naive Vorstellungen wie Ein Mensch funktioniert immer perfekt und trifft stets die beste Wahl auf der Grundlage der für ihn verfügbaren Informationen an. Mit Neurologie hat das alles nicht viel zu tun; mit Wissenschaft noch viel weniger. Auch für Behauptungen der NLP, die mittlerweile schon im Allgemeinwissen angekommen scheinen, gibt es bei näherer Betrachtung keine Belege. Psychologen aus Großbritannien und Kanada untersuchten zum Beispiel den Zusammenhang, der laut NLP zwischen der Augenbewegung und dem Wahrheitsgehalt von Aussagen besteht. Wer lügt, schaut angeblich nach rechts oben; wer die Wahrheit sagt, nach links oben. In drei verschiedenen Experimenten konnte dafür keinerlei Bestätigung gefunden werden, das Fazit der Forscher lautet: Es erscheint unverantwortlich, wenn diese Leute die Menschen weiterhin darin bestärken, wichtige Entscheidungen auf der Basis solcher Behauptungen zu treffen. (Wiseman et al., PLoS One, 7/2012) Genau das tun die NLP-Vertreter aber mit großer Begeisterung. Es scheint so gut wie nichts zu geben, was man mit NLP nicht positiv verändern kann: NLP kann in allen Bereichen helfen, wo es auch nur im weitesten Sinn um Kommunikation geht. Das kann bei Kommunikation nach außen, wie zum Beispiel in Beziehungen, bei der Erziehung von Kindern, Umgang mit Kollegen, Vorgesetzten, Untergebenen oder bei Verhandlungen und im Verkauf sein. Bei der Kommunikation nach innen geht es oft um mehr Kontrolle im Umgang mit Gefühlen wie Angst, Nervosität, Unsicherheit oder um die Unterstützung der Heilung von gesundheitlichen Problemen, erklärt der Österreichische Dachverband für neurolinguistisches Programmieren auf seiner Website. Und da wird die Sache auch ein wenig unangenehm. Wenn es nur um Manager ginge, die sich in obskuren Seminaren gegenseitig einreden, sie könnten anderen Menschen per NLP ihren Willen aufzwingen, wäre das zwar immer noch eine Geld- und Zeitverschwendung, aber nicht allzu tragisch. Wenn man den Menschen aber erklärt, die teuren NLP-Kurse würden persönliche Probleme, Ängste oder gar gesundheitliche Probleme lösen können, wird es unverantwortlich. Es ist unbestritten, dass man rhetorische Techniken erlernen kann, die einem bei Diskussionen Vorteile verschaffen. Und mit Sicherheit werden solche Techniken auch Teil der NLP-Ausbildung sein. Aber die Wunderwaffe zur Lösung aller Probleme, als die NLP von seinen Anhängern dargestellt wird, ist es definitiv nicht. Viel eher trifft das Urteil des Psychologen Christoph Bördlein von der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt zu: NLP ist eine Art Pseudowissenschaft, die versucht, wie Psychologie auszusehen. Aber da man mit Pseudowissenschaft ja bekanntlich (und leider) viel Geld verdienen kann, wird NLP vermutlich so schnell nicht vom Markt verschwinden ...' Nicht-Wissenschaft;Die Initiative "Rettet die Vereinsfeste" will eine Erhöhung der Umsatzgrenzen. Gastronomen wiederum wären damit nicht einverstanden. Wien – Zahlreiche Anzeigen gegen Vereinsfeste in Ostösterreich und die Registrierkassenpflicht ab 1. Mai – damit seien Vereine derzeit konfrontiert, sagt Sascha Krikler, Initiator der Initiative Rettet die Vereinsfeste (RDV). Es herrscht eine Pauschalkriminalisierung gegenüber Ehrenamtlichen, die Vorwürfe sind Schwarzarbeit und Steuerhinterziehung, so Krikler am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Wien. Wir steuern einem gesellschaftlichen Super-GAU zu. Wir haben Probleme, Nachwuchs in den Vereinen zu finden, sagte Krikler. Die Mitglieder der Initiative sowie Bundesverbände und Vereinsvertreter präsentierten ihre Forderungen zur Anpassung der Registrierkassenpflicht. Diese betrifft praktisch alle Vereine, denn als maßgebliche Höhe des Barumsatzes wurde ein Betrag von 7.500 Euro pro Jahr festgelegt. Der Gesamtumsatz darf nicht höher als 15.000 Euro sein. Die Dauer eines Festes ist auf 48 Stunden im Jahr begrenzt. Sportvereine sind alle betroffen. Ausgenommen sind Feuerwehr und Rettung – wenn sie ausschließlich eine gemeinnützige Aktivität betreiben. Sobald sie aber ein Fest feiern, bei dem der Umsatz mehr als 15.000 Euro beträgt, betrifft es auch diese Organisationen. Dies bedeutet mehr administrativer Aufwand und zusätzliche Kosten für Vereine. 15 Vertreter aus Landtagsparteien des Burgenlandes, aus Bundesorganisationen der Jugendverbände, aus dem Bereich des Sports, der Kirche, der Landwirtschaft, der Studierenden und Schüler waren am Dienstag anwesend und forderten unter anderem: eine Aufstockung der Umsatzgrenzen und der Grenze von 48 Stunden für ein Fest auf fünf Kalendertage. Ebenso fordert die Initiative eine neue rechtliche Definition für gemeinnützige Zwecke. Derzeit gibt es etwa drei Millionen Ehrenamtliche in Österreich. Die Vertreter sehen Vereine als wichtigen Grund, warum die Landflucht bei jungen Menschen nicht noch größer wird. Es gibt besonders im Burgenland viele Regionen, die mit Abwanderung kämpfen. Vereine halten junge Leute in den Regionen, sagte Julia Herr, Bundesvorsitzende der Sozialistischen Jugend (SJÖ). Sie sieht die Registrierkasse jedoch nicht nur negativ: Wenn Vereine systematisch einmal die Woche eine Kantine betreiben, dann ist die Registrierkasse schon in Ordnung. Die Vertreter sehen die Vereine als einen Mehrwert für die ländliche Region – für die Gesellschaft, den Tourismus und die Wirtschaft, auch für die Wirte. Der ÖVP-Landesgeschäftsführer Burgenland, Christoph Wolf, plädierte für neue Regelungen und Kooperationsmöglichkeiten, damit Vereine und Wirte leichter zusammenarbeiten können. Die Gastronomen beklagen, dass ihnen Vereine und deren Feste das Geld wegnehmen. Laut dem Obmann des Fachverbands Gastronomie in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), Mario Pulker, wird die Situation der Wirte auf dem Land nicht berücksichtigt. Wir wehren uns gegen die geplanten Privilegien für jene Vereine, wie zum Beispiel Parteijugendorganisationen, die etwa steuerfrei Clubbings veranstalten, um sich ihre Vereinskasse anzufüllen, sagte Pulker in einer Aussendung. Rettet die Vereine klinge zwar gut, aber es werde nur die halbe Wahrheit erzählt. Pulker stützt sich auf eine kürzlich veröffentlichte Studie, laut der die Anzahl der Vereine seit 1998 um 16 Prozent angestiegen sei, während die Zahl der Wirte um neun Prozent zurückgegangen sei. Pulker hält daher Dorfwirtshäuser für mehr gefährdet als Vereine. Nicht-Wissenschaft;Von der Minimal Music zur Überflutung der Sinne: Der Komponist gastiert am Sonntag im Wiener Radiokulturhaus. Wien – In einem Bächlein helle, da schwimmt nicht nur die Forelle. Wenn es um stetig fließende, gluckernde, sprudelnde und tosende Musik und naheliegende Vergleiche geht, wird in deren Beschreibung auch gern einmal verbal Wasser gelassen. Der ukrainische Komponist und Pianist Lubomyr Melnyk lädt diesbezüglich mit einem von ihm mit leichter Hand produzierten Klangfluss ein, der nicht nur weltrekordverdächtig ist, sondern auch tatsächlich zwei Weltrekorde in den 1980er-Jahren erspielte. Im Sprint pro Sekunde 19,5 Töne spielen sowie im Durchschnitt zwischen 13 und 14 Noten pro Sekunde über eine Stunde lang durchhalten, das ist der Duracell-Hase in Gold! Weil also eh alles immer den Bach runtergeht, widmete sich Lubomyr Melnyk 2015 einmal mehr kompositorisch der Königsdiziplin im Stendhal-Syndrom-Schwimmen auf 88 Tasten: psychosomatische Überlastung bei kultureller Reizüberflutung. Melnyk entwickelte daraus seine schnelllebige wie komplexe Continuous Music. Diese gilt es körperlich und mental zu trainieren. Man gelangt in einen tranceartigen, jedoch hochgradig aufmerksamen, nun ja, Seinszustand, und man kann so diese in jeder Hinsicht auszehrende wie glückseligmachende Musik mit Stücklängen von bis zu einer halben Stunde überhaupt erst spielen. Ende November ist das aktuelle Album Rivers & Streams erschienen. Darauf ist die für das Schaffen des 68-jährigen Komponisten geradezu klassische 20-minütige Komposition The Amazon zu hören, eine gut durchziehende und dann stark aufdrehende Talfahrt von den Bächlein der Ursprungsquellen hinunter über pittoreske Kaskaden zur Klimax jedes Musikers, der fingerfertig Arpeggien ins Piano plätschern lässt. Ein Arpeggio, also ein Akkord, dessen Töne nicht gleichzeitig gehämmert, sondern schnell, schnell, superschnell, tirili, tirilo, tirilaha einzeln nacheinander gespielt werden, erschließt sich über die Masse. Mehr ist mehr. Und wenn das nicht genug Druck macht, wird eben das Blitz und Donner machende Fortepedal tüchtig durchgetreten. Obertöne mit sich selbstständig machenden Melodien sind die Folge. Anlässlich der Premiere von Mozarts Entführung aus dem Serail soll Kaiser Joseph II. gesagt haben: Zu schön für unsere Ohren und gewaltig viel Noten. Die Gefahr des Dammbruchs und Landunter wegen Kitschs ist bei Lubomyr Melnyk jederzeit gegeben. Geschult am Minimalismus der 1960er- und 1970er-Jahre ebenso wie in klassischer Klavierromantik oder Keith Jarretts Köln Concert (abgespielt in doppelter Geschwindigkeit), entsteht bei Melnyk allerdings ein hypnotischer Sog, dem man sich kaum entziehen kann. Wasser Marsch! (Christian Schachinger, 28.1.2016) Nicht-Wissenschaft;Salzburg – Ried (2:1): Oscar Garcia (Salzburg-Trainer): Wir wussten, dass es ein komplizierte Spiel werden wird. Das haben wir bereits beim Auswärtsspiel gesehen, weil Ried defensiv sehr gut arbeitet, aggressiv in die Zweikämpfe geht. Wichtig war, dass wir ihre Konter stoppen und bei ihren gefährlichen Standards konzentriert geblieben sind. Unsere Chancenauswertung lässt zu wünschen übrig. Das Gegentor war ein individueller Fehler. Auch ohne Cup hätte ich mit dieser Mannschaft gespielt, weil wir viel Respekt vor Ried hatten. Es war klar, dass Ried nach der Pause einen Gang höher schalten würde. Sie haben mehr Gas gegeben. Es waren Spieler dabei, die mit mehr Herz als Kopf gespielt haben. Das Tor in der Nachspielzeit war ein sehr emotionaler Moment für mich und hat riesige Freude in mir ausgelöst. Zur Tätlichkeit von Naby Keita im Finish, die nur mit Gelb geahndet wurde, meinte Oscar Garcia: Da müsste er sich mehr unter Kontrolle haben. Ich war selbst Spieler und weiß, was da in einem vorgeht. Paul Gludovatz (Ried-Trainer): Emotionen gehören nun einmal zum Fußball. Wir sind mit einem klaren Plan in das Spiel gegangen. Es war aber nach den fünf Ausfällen in der Defensive für uns sehr schwierig und alternativlos, denn man steht einer torgeilen Truppe gegenüber, die mit vier neuen Leuten gespielt hat. Das hat sich auch in den ersten 15 Minuten so dargestellt, da hatten sie zwei glasklare Chancen. In der ersten Hälfte haben wir uns dann mit zwei schwerwiegenden Fehlern selbst geschlagen. Das 0:1 war ein grober Schnitzer. In der ersten Hälfte war meine Mannschaft einfach zu brav. In der zweiten sind wir dann schärfer hingegangen, waren laufstärker und haben mutiger agiert. Ich nehme für den Abstiegskampf keinen Punkt mit, wir sind alle angefressen. Ich gratuliere Red Bull bereits zum Meistertitel, das habe ich bei Soriano auch schon gemacht. Zu den umstrittenen Schiedsrichter-Entscheidungen im Finish merkte Gludovatz an: Keita muss eindeutig Rot bekommen, und das Foul vor dem 1:2 war ganz einfach keines. Wenn, dann hätte es umgekehrt gepfiffen gehört. Ich habe schon überlegt, bei diesem Freistoß alle Spieler ins Tor zu stellen, um das Tor zu verhindern. Denn ein Soriano-Freistoß aus der Position ist wie ein Elfmeter. Ernst Baumeister (Admira-Cheftrainer): Das Match war 60 Minuten lang nicht schön anzuschauen, aber dann ist es doch interessanter und besser geworden. Im Endeffekt geht das 1:1 in Ordnung. Vor der Pause hatten wir überhaupt keine Chance, aber Jörg (Siebenhandl) hat super gehalten. Im Cup erwarte ich ein ähnliches Spiel, St. Pölten wird auch auf Konter spielen. Wir werden am Dienstag aber eine andere Admira-Mannschaft sehen. Zu den zwei Handspielen im Finish, von denen nur jenes von Grödig-Spieler Völkl geahndet wurde, meinte Baumeister: Man kann beide Elfer geben oder nicht, aber unserer war klarer. Peter Schöttel (Grödig-Trainer): Das Spiel lief für uns besser, als wir es uns vorgestellt hatten. Immerhin ist die Admira noch im Kampf um die Europacup-Plätze dabei, und wir sind Letzter. Wie letzte Woche gegen die Austria haben wir wieder eine stabile Mannschaft gehabt. Vor der Pause hatte die Admira keine Chance, nach der Pause war es dann ein offener Schlagabtausch. Wegen der Elfergeschichte bin ich verärgert und frustriert. Heute ärgern wir uns, aber morgen werden wir wieder positiv denken, denn immerhin haben wir in zwei Auswärtsspielen jetzt vier Punkte gemacht. Unsere Mannschaft ist intakt. Jetzt haben wir zwei Heimspiele. Wir hoffen, dass wir diese nutzen, um dann in der 34. Runde in Schlagdistanz nach Ried fahren zu können. Reagy Ofosu (Grödig-Torschütze): Wir haben heute wenig zugelassen, in der ersten Hälfte gar nichts. Ich hatte vor der Pause drei gute Chancen. In der Kabine haben mich die Jungs wieder super aufgebaut. Nach dem 1:0 hätten wir das Spiel nach Hause bringen müssen. In der hektischen Schlussphase hätte es auch für uns Elfer geben müssen. Wir sind zwar enttäuscht, haben aber wenigstens einen Punkt mitgenommen. Franco Foda (Trainer Sturm): Die ersten 30 Minuten waren wir nicht so präsent wie in den letzten Spielen, da war der WAC die bessere Mannschaft und Michi (Esser) hat sehr gut gehalten. Generell ist diese Auslegung der Abseitssituation deplatziert, der Schiedsrichter hätte das Tor des WAC aber geben können, und wir haben Glück gehabt. In der zweiten Halbzeit haben wir dann besser gespielt und das Tor erzielt. Insgesamt war es ein ausgeglichenes Spiel. Der WAC hat dann alles versucht, das Spiel hätte auch anders enden können. Heimo Pfeifenberger (Trainer WAC): Es war ein sehr intensives Spiel, eine ausgeglichene Partie. Vor allem in der ersten Halbzeit gab es wenig Ruhepausen, wir wurden da benachteiligt, haben ein reguläres Tor erzielt. Das hätte uns in die Karten gespielt. In der zweiten Halbzeit war Sturm dann stärker, wir haben Sturm durch Ballverluste zum Konter eingeladen und bei einer Standardsituation nicht gut verteidigt. Wir wollten dann mit dem Kopf durch die Wand, hätten aber ruhiger spielen müssen. Michael Sollbauer (Kapitän WAC): Durch unsere Unachtsamkeit haben wir das Tor bekommen. Wir hätten uns aber einen Punkt verdient gehabt. Die Rote Karte von Silvio ist ungerechtfertigt, das war maximal Gelb. Diese ganz klaren Entscheidungen gegen uns sind extrem ärgerlich. Uns sind Punkte gestohlen worden. Ivica Vastic (Mattersburg-Trainer): Wir hatten eine tolle Chance am Anfang, die wir leider nicht gemacht haben. Der Lattenpendler ist mit ein bisschen Glück auch ein Tor. Altach war auch immer wieder gefährlich. Beide Mannschaften haben gute Möglichkeiten gehabt. Ein Sieg wäre aber unverdient gewesen. Es war aber ein guter Schritt nach vorne. Mattersburg hat sich wieder als Mannschaft präsentiert und hinten um jeden Ball gekämpft. Damir Canadi (Altach-Trainer): Mattersburg hatte nach drei Minuten eine Riesenchance, die Kobras vereitelt hat, er hat uns vor einem frühen Rückstand bewahrt. In der ersten Hälfte gab es viele hervorragende Situationen für uns. In der zweiten Hälfte war Mattersburg besser. Wir haben aber auch durch Topcagic eine Topchance gehabt. Es ist ein gerechtes Unentschieden und ein sehr wichtiger Punkt, mit dem wir glücklich sind. In der ersten Hälfte haben wir Mattersburg zu viel Raum gelassen, Mattersburg war sehr präsent, vor allem bei den Standards. Wir sind sehr froh über das Spiel, auch aufgrund der vielen Ausfälle. Nicht-Wissenschaft;Außenminister Zaorálek sieht "gefährlichen Zusammenhang" zwischen schwarzer Liste und Geschichtsdoku. Prag/Wien – Tschechiens Außenminister Lubomír Zaorálek zeigte sich am Montagabend nach seiner Begegnung mit dem russischen Botschafter Sergey Kiselev weiterhin besorgt über das Verhältnis Moskaus zur EU und zur eigenen Geschichte. Kiselev war wegen der russischen Einreiseverbote gegen EU-Politiker ins Prager Außenministerium zitiert worden. Auf der schwarzen Liste Moskaus stehen auch vier Tschechen, darunter der ehemalige EU-Erweiterungskommissar Stefan Füle und Ex-Außenminister Karl Schwarzenberg. Kiselev soll im Zusammenhang mit der Liste von Personen gesprochen haben, die beim Umsturz in der Ukraine im vergangenen Jahr eine Rolle gespielt hätten. Thema der Unterredung war auch ein Dokumentarfilm über die Niederschlagung des Prager Frühlings im August 1968, der kürzlich vom russischen Staatsfernsehen ausgestrahlt worden war. Die Invasion der Warschauer-Pakt-Truppen in die Tschechoslowakei wird in dem Film als notwendiger Schritt gegen einen drohenden Umsturz durch die Nato, ehemalige SS-Leute und Faschisten dargestellt. Für den überwiegenden Teil der tschechischen Öffentlichkeit kommt das einer Provokation und einer inakzeptablen Fälschung der Geschichte gleich. Der Prager Frühling, der von der damaligen reformkommunistischen Führung der Tschechoslowakei unter Alexander Dubcek mitgetragen wurde und 1968 in der Abschaffung der Pressezensur einen Höhepunkt fand, gilt bis heute als Versuch eines demokratischen Aufbruchs und einer Loslösung von Moskau. Seine gewaltsame Niederschlagung durch die Sowjetunion und andere Staaten des Warschauer Pakts wird auch von jenen Politikern verurteilt, die die Idee eines Sozialismus mit menschlichem Antlitz, wie er 1968 in der Tschechoslowakei propagiert wurde, vehement kritisieren. Außenminister Zaorálek sieht zwischen der aktuellen schwarzen Liste Moskaus und dem Film über das Jahr 1968 einen gefährlichen Zusammenhang. In beiden Fällen gehe es darum, hinter den politischen Entwicklungen in einem anderen Land nicht das dortige Volk zu sehen, sondern fremde Mächte. Derartige Verschwörungstheorien, durch die in Russland das Bild vom bösen Westen gezeichnet werde, seien sehr beunruhigend, so der Sozialdemokrat. Es handle sich um grobe, lügenhafte und himmelschreiende Geschichtsfälschung. Der russische Botschafter habe laut Zaorálek versucht, die Bedeutung der Dokumentation, die auch mit Ausschnitten aus Sowjet-Propagandafilmen arbeitet, herunterzuspielen: Nach wie vor gelte die Erklärung des ehemaligen sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow, der eine moralische Verantwortung seines Landes für die Invasion 1968 einräumte, so Kiselev. Auch Russlands Präsident Wladimir Putin hatte sich 2006 bei seinem Besuch in Prag dem noch angeschlossen. Wissenschaft;Bilder zeigen Atmosphäre des Zwergplaneten im Gegenlicht und schroffe Eisberge. Washington – Seit etwas mehr als einer Woche schickt die Nasa-Sonde New Horizons wieder Bilder von Pluto zur Erde. Einen Teil davon hat die US-Raumfahrtbehörde nun veröffentlicht – und darunter befindet sich eine besonders spektakuläre Gegenlichtaufnahme des Zwergplaneten: Auf dem Foto sind schroffe Eisberge, ausgedehnte Ebenen und große Gletscher im Sonnenuntergang zu sehen. Außerdem enthüllt das Foto die dünne Stickstoffatmosphäre des Eiszwergs. Die mehr als zwölf verschiedenen Atmosphären-Schichten reichen demnach bis zu 100 Kilometer hoch. Auf dem Boden liegt Stickstoff-Nebel. Abgesehen davon, dass es optisch atemberaubend ist, sind diese tief liegenden Dunstschleier ein Hinweis darauf, dass sich das Wetter auf dem Pluto von Tag zu Tag ändert – wie auf der Erde, erläuterte New-Horizons-Forscher Will Grundy vom Lowell-Observatorium in einer Nasa-Mitteilung vom Donnerstagabend (Ortszeit). Zusammen mit anderen Beobachtungen der Raumsonde liefert die neue Aufnahme Belege für eine Art Eiskreislauf auf dem Pluto, allerdings mit verschiedenen exotischen, weichen Eisarten statt mit Wasser. So scheint etwa Stickstoff von einer großen Eisebene namens Sputnik Planum in der auffälligen herzförmigen Region auf dem Pluto zu verdunsten und sich weiter östlich abzulagern. Von diesen Stickstoffeis-bedeckten Gebieten fließen wiederum Gletscher zurück nach Sputnik Planum, die an die Gletscher am Rande der grönländischen und antarktischen Eiskappen auf der Erde erinnern. Wir haben nicht erwartet, Hinweise auf so einen Stickstoff-basierten Glazialkreislauf auf Pluto zu finden, der bei den frostigen Bedingungen des äußeren Sonnensystems funktioniert, erläuterte Pluto-Geologe Alan Howard von der Universität von Virginia in der Mitteilung. Der vom schwachen Sonnenlicht angetriebene Eiskreislauf erscheine direkt vergleichbar mit dem hydrologischen Kreislauf, der die irdischen Eiskappen füttere, indem Wasser aus dem Ozean verdunstet, als Schnee fällt und über fließende Gletscher ins Meer zurückkehrt. Pluto ist in dieser Hinsicht überraschend erdähnlich, betonte New-Horizons-Chefwissenschafter Alan Stern. Und keiner hat dies vorhergesagt. Wissenschaft;Archäologie als Erlebnis: Neben Nachbau werden im MAMUZ Museum Mistelbach auch Originalfunde zu sehen sein. Mistelbach – Eine Ausstellung im MAMUZ Museum Mistelbach bietet ab 20. März eine Rekonstruktion der steinzeitlichen Anlage von Stonehenge. Gezeigt werden auch Originalfunde, die England bisher noch nie verlassen haben. Die Präsentation enthält interaktive Elemente und vermittelt dem Besucher einen Eindruck von den gewaltigen Dimensionen der Kultstätte und ihrer Umgebung. Neben der maßstabgetreuen Rekonstruktion in stimmiger Beleuchtung und Visualisierungen wird auch die Stonehenge umgebende Landschaft in ihrer Entwicklung per 3D-Modell erfahrbar gemacht. Die Steine sind der Knüller, berichtete MAMUZ-Geschäftsführer Matthias Pacher von seinem Eindruck beim Aufstellen am Areal. Stonehenge gegenübergestellt werden die – 2000 Jahre älteren – Kreisgrabenanlagen in Niederösterreich. Zu sehen ist weiters das Grab eines Bogenschützen, der mit einem Kupferdolch – dem größten bisher auf den britischen Inseln gefundenen – bestattet wurde. Das Kupfer stammt aus den österreichischen Alpen. Kurator der Ausstellung ist Wolfgang Neubauer, Leiter des Ludwig Boltzmann-Instituts für Archäologische Prospektion und Virtuelle Archäologie, der bereits bei den vergangenen Landesausstellungen in Carnuntum und am Heldenberg eingebunden war. Neubauer, Wissenschafter des Jahres 2015, ist mit dem Ludwig Boltzmann-Institut Kooperationspartner der Universität Birmingham im Hidden Landscapes Project, in dem seit 2010 eine Fläche von 14 Quadratkilometern rund um Stonehenge mit geomagnetischer Prospektion und Bodenradarmessungen untersucht wurde. Die laut Neubauer sensationellen Entdeckungen – wie etwa der drei Kilometer von Stonehenge entfernte, noch viel ältere Steinkreis bei Durrington Walls – werden nun erstmals im MAMUZ präsentiert. Der Forscher und Autor Julien Richards stand dem Ausstellungsteam mit seinem Wissen rund um die Kultanlage zur Seite. Wissenschaft;An der Fachhochschule Kärnten arbeiten Forscher an einem Fluggerät, das auf neue Art Daten zu Bodenbeschaffenheit, Wetter und Vegetation erheben soll. Wien – Sie machen Filmaufnahmen aus schwindelnder Höhe, inspizieren die Rotorblätter von Windrädern und vermessen Gebäude. In Zukunft sollen sie Pakete ins Haus bringen, Vögelschwärme aus Weinbergen vertreiben und Düngemittel ausbringen. Flugdrohnen drängen für viele Anwendungen auf den Markt. Auch die Wissenschaft interessiert sich für die boomende Technik. Die Atmosphäre könnte auf neue Art untersucht werden – ebenso Fauna und Flora, archäologische Stätten, Verkehrsströme und geologische Phänomene. Gernot Paulus vom Studiengang Geoinformation & Umwelttechnologie der Fachhochschule Kärnten entwickelt mit seinem Team eine Drohne für Anwendungen in der Meteorologie und der Ökologie. Das Projekt RPAMSS (Remotely Piloted Aircraft multi Sensor System), das im Rahmen des Coin-Programms der Förderagentur FFG vom Verkehrsministerium unterstützt wird, soll eine hochauflösende Erfassung von multidimensionalen Umweltdaten aus der Luft möglich machen. Wir sind an Drohnen interessiert, weil wir dadurch im Vergleich zur bemannten Luftfahrt sehr detaillierte Geodaten mit sehr hoher Wiederholungsrate aufnehmen können, erklärt Paulus. Anwendungsgebiete sollen die Erhebung von Wetter- und Luftgütedaten sowie die Überwachung von Vegetation und anderen Faktoren in Flussumgebungen sein. Paulus Drohne ist allerdings keines der verbreiteten rotorbasierten Systeme, sondern ein leichtes Flächenflugzeug, das mehrere Stunden in der Luft bleiben kann. Es hebt per Katapult ab und landet per Fallschirm. Ein Autopilotsystem erleichtert die Wiederholbarkeit der Flüge, um Vergleichsdaten zu generieren. Dabei wird etwa auch die Neigung des Fluggeräts protokolliert. Ein präzises GPS-Modul ermöglicht die Verortung der Aufnahmen. Wir kommen damit rechnerisch bis in den Zentimeterbereich, sagt der Entwickler. Für die Wetterbeobachtung kooperieren die Forscher mit der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). Ein Wetterfrosch-Modul zeichnet Temperatur, Luftdruck und Feuchte auf, was gerade bei den kleinräumigen Wetterphänomenen des Alpenraums Vorteile bringt. Die Meteorologen können so ihre Rechenmodelle mit dreidimensionalen Messdaten referenzieren. Die Möglichkeit, ein dreidimensionales Volumen abzudecken, unterscheidet die Drohne auch von Messballonen, die ein vertikales Atmosphärenprofil erstellen. Die Drohne hat drei Kamerasysteme an Bord. Eines knipst überlappende Normalbildaufnahmen, aus denen ein 3D-Modell der Bodenoberfläche errechnet werden kann. Ein weiteres macht Aufnahmen im nahen Infrarotbereich, wodurch eine Klassifizierung der aufgenommenen Vegetation möglich wird. Aus den Daten einer kleinen Spektralkamera, die ein weites Strahlungsspektrum aufzeichnet, sollen Rückschlüsse auf Trockenheit, Wasserhaushalt und Gesundheitszustand von Pflanzen gezogen werden. Ökologen verwenden die Sensordaten beispielsweise, um den Vegetationsaufbau von rückgebauten Flussabschnitten an Drau und Gail sukzessive zu verfolgen. Seit dem Jungfernflug im März hat das Team 45 Missionen absolviert. Die Flüge, die etwa einen Quadratkilometer abdecken, dürfen nur auf Sicht und mit einer Maximalhöhe von 150 Metern durchgeführt werden. Wenn wir für Wettermissionen höher fliegen wollen, brauchen wir eine Ausnahmegenehmigung, so Paulus. Die technische Zukunft wird zivile Drohnen bringen, die autonom agieren und etwa nicht kooperierenden Flugobjekten wie Vögeln automatisch ausweichen. Ein rechtlicher Rahmen für Flüge, bei denen kein Augenkontakt besteht, existiert noch nicht. Der Einsatz von Drohnen wird nicht auf der technischen, sondern auf der rechtlichen Seite entschieden, sagt Paulus. Um all die offenen Fragen im Bereich Privatsphäre, Besitzrechte und Zertifizierungen zu bewältigen und die bestehenden rechtlichen Vorgaben zu erfüllen, ist ein Rechtsanwalt unter den Projektpartnern. Wissenschaft;Forscher stießen auf ein unerklärliches Ritual: Schimpansen schmeißen Steine gegen Bäume. Warum tun sie das?. Leipzig/Wien – Dass Schimpansen Werkzeuge verwenden, weiß die Wissenschaft seit langem. Die ersten Experimente, die das dokumentierten, machte der deutsche Psychologe Walter Köhler während des Ersten Weltkriegs auf Teneriffa. Jane Goodall war dann die erste Forscherin, die Werkzeuggebrauch bei Schimpansen in freier Wildbahn dokumentierte. Seit mehr als einem halben Jahrhundert wird dieses Verhalten mittlerweile in Ost- und Westafrika beobachtet. Heute weiß man, dass Schimpansen nicht nur mit Stöcken nach Termiten oder Ameisen angeln oder damit Honig aus Bienenstöcken holen. Sie knacken zum Beispiel mit Hämmern aus Stein oder Holz auch Nüsse. Die Forschungen zeigten aber auch, dass es so etwas wie eine Kulturabhängigkeit des Verhaltens gibt: Ein bestimmter Werkzeuggebrauch in einer Population muss nicht automatisch bedeuten, dass er auch in einer anderen Gruppe vorkommt. Und mitunter werden Verhaltensformen beobachtet, die den Wissenschaftern nach wie vor Rätsel aufgeben. Über eine besonders eigenwillige und lokal begrenzte Form des Werkzeuggebrauchs in Westafrika berichten Forscher um Hjalmar Kühl vom Leipziger Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie im Fachblatt Scientific Reports. Dem Projektteam fielen an vier Forschungsstätten in Liberia und Guinea neben Bäumen und in hohlen Baumstämmen auffällige Steinhaufen auf. Kamerafallen bestätigten dann den Verdacht, dass Schimpansen dafür verantwortlich sind. Die Filme zeigten Menschenaffen, die neben Bäumen liegende Steinbrocken aufhoben, gegen die Bäume warfen und dabei laute Rufe ausstießen. Im Gegensatz zu anderer Werkzeugnutzung scheint das nun beobachtete Verhalten nicht mit der Nahrungssuche zusammenzuhängen. Doch wozu dient es sonst? Die Forscher vermuten, dass es sich um ein ritualisiertes Verhalten handeln könnte, mit dem Männchen ihr Territorium abstecken, quasi nach dem Motto Hier bin ich, wo seid ihr? Damit würde es einem ähnlichen Zweck dienen wie das Trommeln mit Händen und Füßen gegen Wurzeln. Allerdings praktizieren auch Jungtiere und Weibchen das Steinritual. Auffällig sei außerdem die Ähnlichkeit der Steinhaufen mit von Menschen geschaffenen rituellen Stätten. Man könnte hier nach Parallelen fragen, sagte Kühl, der weitere Untersuchungen plant, um das Verhalten zu enträtseln. Wissenschaft;Den Universitäten nahmen in der Zwischenkriegszeit eine unrühmliche Vorreiterrolle ein. Ein neues Buch rollt Formen und Folgen des universitären Antisemitismus auf. Wien – Das universitäre Milieu der Zwischenkriegszeit war in Mitteleuropa durch Antisemitismus und antijüdische Gewalt gekennzeichnet. Diskriminierung und Diffamierung, Isolierung und Gewaltexzesse prägrten den Alltag jüdischer Studierender. Ein neues Buch des Wiener Wiesenthal-Instituts für Holocaustsudien (VWI) nimmt sich dieses Themas an: Alma Mater Antisemitica wird heute, Montag, im Jüdischen Museum präsentiert. Der Band Alma Mater Antisemitica – Akademisches Milieu, Juden und Antisemitismus an den Universitäten Europas zwischen 1918 und 1939 fasst in 15 Beiträgen auf 328 Seiten die Ergebnisse eines Workshops des Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien (VWI) über die Entwicklungen in Ländern wie Österreich, Rumänien, Polen, Ungarn und Jugoslawien zusammen. Mit der Radikalisierung einer sozialen Schicht, die später in den 1940ern Gesellschaft und Politik prägen sollte, beschreibt der Sammelband laut den Herausgebern Regina Fritz und Grzegorz Rossolinski-Liebe gleichzeitig ein Kapitel der Vorbedingungen der Shoah. In zahlreichen Staaten Europas kamen die Rufe nach Diskriminierung von Juden aus dem akademischen Milieu, vor allem aus radikalen Studentenverbindungen und Kameradschaftsverbänden und von antisemitischen Professoren. In Rumänien waren Hochschulen eine wichtige Säule faschistischer Bewegungen wie der Eisernen Garde. Trotz der langen Tradition von Judenfeindlichkeit in Europa hatte der Antisemitismus ab 1870 eine neue Qualität: Er folgte nun einer rassistischen Ideologie. Jüdischen Studierende wurden zum Sündenbock für die gesellschaftlichen Probleme der Zeit (Wirtschaftskrise, Migrationsbewegungen, hohe Arbeitslosigkeit unter Akademikern) und immer stärker isoliert. Sie wurden von zahlreichen Studentenverbindungen ausgeschlossen, verloren Zugang zu Vergünstigungen (Zuschüsse für Unterrichtsmaterial etc.) und den zu wichtigen (Karriere-)Netzwerken. Wie STANDARD-Wissenschaftsredakteur Klaus Taschwer in seinem Beitrag aufzeigt, entstand etwa an der Uni Wien in den 1920ern ein geheimes Netzwerk christlich-sozialer und deutschnationaler Professoren, das unter dem Decknamen Bärenhöhle zahlreiche Habilitationen und Berufungen jüdischer und linker Wissenschafter verhinderte. Noch zwei weitere Beiträge befassen sich mit der Situation in Österreich: Der Historiker Kurt Bauer zeichnet antisemitische Gewaltausbrüche an der Universität Wien zwischen den 1870ern und den 1930ern nach. Mehrfach mussten nach 1918 Universitäten wegen antisemitischer Gewaltexzesse geschlossen werden, neben Österreich auch in Polen, Ungarn und Rumänien. Die Historikerin Michaela Raggam-Blesch nimmt in ihrem Beitrag Zwischen Antifeminismus und Antisemitismus wiederum spezifisch die Situation jüdischer Frauen an der Universität Wien bis 1938 in den Blick. Das erste antijüdische Gesetz in Europa nach dem Ersten Weltkrieg wurde in Ungarn erlassen: Dort wurde mit 26. September 1920 die Zahl der jüdischen Studenten auf sechs Prozent reduziert, aber auch Frauen, Ausländer und politisch unzuverlässige Gruppen sollten durch die Regelung ausgeschlossen werden. Es sollte nur die erste von vielen Regelungen sein, die Juden nicht nur aus den Universitäten, sondern schrittweise aus dem gesellschaftlichen Leben ausschlossen. Gerade in Österreich war das universitäre Milieu allerdings nicht erst nach dem Ersten Weltkrieg von antisemitischer Gewalt gezeichnet, schon im späten 19. Jahrhundert reagierten zahlreiche Studenten auf den Zustrom galizischer und ungarischer Juden an den Unis mit wachsendem Antisemitismus. Einer der frühen Wiener Antisemiten war der Medizinprofessor Theodor Billroth (1829-1894): Er beschrieb Juden als stark degeneriert und sprach von einer gewissen geistigen und körperlichen Verkommenheit. Später sollte Billroth seine Meinung ändern und sich im Verein zur Abwehr des Antisemitismus engagieren. Die Konflikte brachen bald offen aus: Bei jedem Bummel floss Blut, schrieb Stefan Zweig 1910 über die samstäglichen Paraden der schlagenden deutschnationalen Studentenverbindungen. Dabei trafen sie nicht nur auf wehrlose Gegner, auch Mitglieder zionistischer Studentenverbindungen waren mit auffallend massiven Spazierstöcken unterwegs, schildert Kurt Bauer in dem Tagungsband. Spätestens nach den Studentenkammerwahlen 1931, bei denen der Nationalsozialistische Deutsche Studentenbund an allen Wiener Hochschulen die Mehrheit errang, herrschte Pogromstimmung, die sich immer wieder in organisierten brutalen Übergriffen entlud. Nazistudenten hätten Vorlesungen gestürmt, seien auf die Bänke gesprungen und hätten Juden raus! und Rote raus! skandiert, Studenten mit jüdischen Wurzeln seien immer wieder aus den Universitäten hinausgeprügelt worden, heißt es in einer Schilderung des späteren SPÖ-Bundeskanzlers Bruno Kreisky. Ähnlich ging es an den Hochschulen anderer Länder zu: In Polen wurden allein zwischen November 1935 und April 1936 hundert jüdische Studenten verletzt, dort wurden nach Studentenstreiks auch sogenannte Ghettobänke für jüdische Studierende eingerichtet. Die Unis zeigten kaum Reaktionen auf die Gewalt gegen einen Teil ihrer Studenten bzw. folgten den Forderungen durch Einführung eines Numerus Clausus für Juden. Von der Politik wurden die radikalen Ideen abgesehen von Ungarn allerdings bis Mitte der 1930er nicht unterstützt, teilweise wurden diskriminierende Regelungen wieder aufgehoben. In Österreich ging der offene Antisemitismus zwischen 1933 und 1938 zurück, schwelte aber unter der Oberfläche weiter. Es gab eine stillschweigende, nicht offizielle, totale Ausgrenzung der Juden aus der Gemeinschaft (...) Wir waren ghettoisiert, wird der Literaturwissenschafter Walter H. Sokel in dem Band zitiert. So vollzog sich dann auch der sogenannte Anschluss 1938 an der Uni Wien mit viel Heilgeschrei, doch ohne offenen Gewaltausbruch. Die jüdischen Studentinnen und Studenten waren zu diesem Zeitpunkt längst Ausgegrenzte. Nicht-Wissenschaft;Österreichischer KTM-Fahrer musste auf der siebten Etappe des Rennens verletzt aufgeben. Uyuni – Auch die zweite Teilnahme von Motorrad-Pilot Matthias Walkner an der Rallye Dakar hat vorzeitig geendet. Nach seiner im Vorjahr auf der zehnten Etappe des Südamerika-Abenteuers durch eine Lebensmittelvergiftung notwendig gewordene Aufgabe, kam diesmal das Out am Samstag zu Beginn der siebenten Etappe nach einem Sturz mit seiner KTM. Walkner zog sich dabei einen Oberschenkelbruch zu. Im Gegensatz zu 2015 gewann der Salzburger beim Motorsport-Klassiker keine Etappe, die Aussichten auf eine Top-Platzierung oder sogar den Gesamtsieg waren aber bis zuletzt größer. Der 29-Jährige hatte aus seinem Debüt gelernt und war in der ersten Bewerbwoche mehrheitlich taktisch und Material schonend gefahren, erst in der zweiten Hälfte nach dem für Sonntag angesetzten Ruhetag sollte der Angriff auf die Spitze kommen. Walkner ist am Samstag als Gesamt-Dritter mit lediglich 2:50 Minuten Rückstand auf den portugiesischen Honda-Piloten Paulo Goncalves in das Rennen gegangen. Mit den Etappenplätzen drei und zwei hatte der Werkspilot an den beiden Tagen zuvor sein Potenzial bereits angedeutet. Walkner galt als aktueller Cross-Country-Weltmeister als einer der Sieganwärter. Doch die Tücken der Dakar machten ihm nun doch einen Strich durch die Rechnung. Schon am Sonntag davor war er bei einem Sturz auf einem Verbindungsteilstück noch relativ glimpflich davongekommen. Am Dreikönigstag konnte Österreichs Motorsportler des Jahres eine Kollision mit zwei Lamas gerade noch vermeiden. Am Samstag erwischte es ihn schon rund 15 km nach dem Start der von Uyuni in Bolivien nach Salta in Argentinien führenden Etappe. Der kurz danach an der Unfallstelle vorbeikommende Goncalves stoppte und meldete den Unfall per Leuchtrakete. Der Iberer blieb einige Minuten bei Walkner, fasste dadurch einen Malus von rund elf Minuten aus. Später wurden Goncalves aber 10:53 Minuten wieder gutgeschrieben. Nach der Bergung wurde Walkner mit einem Hubschrauber in das Krankenhaus von Uyuni gebracht. Dort wird er gerade durchgecheckt und geröntgt. Matthias ist bei Bewusstsein, vermeldete seine Schwester Eva Walkner, Freeride-Weltmeisterin und für die Medienarbeit ihres Bruders mitverantwortlich, nach einem Gespräch mit KTM-Team-Manager Alex Doringer. Wissenschaft;Streit unter Schlafforschern: Reichten früher 6,5 Stunden am Stück? Oder waren es vor der Industriellen Revolution zwei Mal vier Stunden mit einer Pause dazwischen?. Blacksburg – Heute gelten sieben bis acht Stunden Schlaf am Stück für Erwachsene als normal und ideal. Doch wie war es früher? Darüber gibt es nun eine Debatte im Fachblatt Sleep: Im Oktober wurde in einer viel beachteten Studie im Fachblatt Current Biology behauptet, dass man in einfachen Jäger-und-Sammler-Völkern mit nur 6,5 Stunden Schlaf auskommt. Darauf konterte nun Historiker Roger Ekirch (Virginia Tech University) in einem offenen und abgedruckten Brief an die Redaktion von Sleep: Ekirch hatte nach langjährigen Recherchen bereits 2006 im Buch At Day’s Close: Night in Times Past argumentiert, dass Menschen vor der Industriellen Revolution (und also vor Einführung des elektrischen Lichts) rund acht Stunden lang schliefen, aber auf zwei Mal vier Stunden pro Nacht verteilt. In der Stunde dazwischen wurde gebetet, meditiert und Liebe gemacht – nicht notwendigerweise in dieser Reihenfolge. Ekirch sieht seine historischen Analysen durch Schlafexperimente aus den 1990er Jahren bestätigt, als Probanden, die 14 Stunden in Dunkelheit leben mussten, auch in zwei Schichten von je vier Stunden schliefen. Der Schlafhistoriker beharrt auch deshalb auf seinen Behauptungen, weil sie bei der Behandlung von Schlaflosigkeit nützlich sein könnten. Denn wenn eine Schlafunterbrechung etwas Natürliches sei, dann müsse man sie auch nicht pathologisieren und zu einem Problem machen. Nicht-Wissenschaft;Neugeborenes offenbar erst wenige Stunden alt. New York – In einer Weihnachtskrippe in New York hat ein Wachmann ein ausgesetztes Neugeborenes entdeckt. Der vermutlich erst vier bis fünf Stunden alte Bub wurde in der Holy Child Jesus Kirche im Stadtteil Queens gefunden, wie die Zeitung New York Times berichtete. Die Nabelschnur war nicht sauber durchtrennt. Dem Baby gehe es aber gesundheitlich gut. Es werde in einem Krankenhaus versorgt. Auf Bildern einer Überwachungskamera war nach Polizeiangaben zu sehen, wie eine Frau ein in ein Tuch gewickeltes Baby in die Kirche trägt. Dann verlässt sie die Kirche wieder. Ihre Identität ist nach Angaben des 28-jährigen Pfarrers Ryan Heanue unklar. Nicht-Wissenschaft;Verwischter Geisterhausblues und grimmige Oden an Verblichene. Am Mittwoch spielt Brother Grimm im Wiener Fluc. Wien – Das ist jetzt wieder so einer. Einer, der aussieht, als käme er aus dem Kohlebergwerk. Dabei stammt er von dort, wo sie es sich leisten können, zum Spaß so auszuschauen, aus Berlin. Er heißt Dennis Grimm und arbeitet als Brother Grimm. Da denkt man natürlich an die Brüder selben Namens und ihre prächtigen Albtraumlieferanten für kleine und große Kinder. Und das ist kein Zufall. Denn auch dieser Bruder Grimm widmet sich Albträumen, doch sind die seinen akustischer Natur. Nach einer halben Karriere mit der Band Sandy Bird ist er jetzt als Brother Grimm unterwegs. Kommenden Mittwoch spielt der Mann im Wiener Fluc als Gast des einschlägig auffälligen Delta Punk, dessen Mission es ist, verwegene, derangierte Rock’n’Roller ins Licht zu zerren, wo diese ihren Gaul zu Schanden reiten. Im Vergleich zu anderen Gästen des Herrn Punk ist Brother Grimm ein Schöngeist, denn seine Geisterblues-Gstanzlen mäandern durchaus ins Balladenfach rüber, Damenbekanntschaft ist beim Konzert deshalb nicht im Vorhinein auszuschließen. Immerhin titelt sogar das Eröffnungslied seines aktuellen Albums Woman, wobei es sich angesichts des verwittert düsteren Sounds wohl um eine Ode an eine Verblichene handeln dürfte, Ruhe sanft. Seinen Geisterhausblues spielt Grimm mit grimmigen Rhythmen, anämischen Gitarren und einem Gesang, dem man straffrei einen Nachtwächterjob in einer Tuberkuloseheilanstalt andichten darf. Es klingt also ziemlich interessant, wenn er I Am Afraid of Germany singt, Brothers and Sisters beschwört oder die Kompostierungsaufforderung Take Your Idols & Turn Em Into Flowers durch das Mikro stöhnt. Es ist eine einfache Kunst, aber sie ist überzeugend. Sie funktioniert seit der Bible Belt an die Stromversorgung angeschlossen wurde und ein Bloßfüßiger zum ersten Mal beim Schwarzbrennen einen Stromschlag erleiden musste. Bruzel, Knister, Bumm. So viel Klischee muss sein, und so viel Klischee soll auch sein. Wissenschaft;Ein Fossil aus Spanien mit "Star Wars"-Bezug. Madrid/Wien – Noch knapp zwei Wochen bis zur Premiere von The Force Awakens: Das Star Wars-Fieber grassiert wieder und macht auch vor der Paläontologie nicht halt, wie ein aktueller Fund aus Spanien zeigt. Forscher um Israel Sánchez vom Madrider Museum für Naturgeschichte untersuchten das Fossil eines Wiederkäuers, der im mittleren Miozän, im Zeitraum vor etwa 16 bis elf Millionen Jahren, im heutigen Spanien lebte. Das Tier, das zwei Stirnzapfen und einen auffälligen T-förmigen Fortsatz am Kopf aufwies, wird den einst von der Iberischen Halbinsel bis nach China verbreiteten Palaeomerycidae zugerechnet. Zu dieser heute ausgestorbenen Gruppe gehen die Meinungen unter Biologen noch etwas auseinander: Sie könnte mit den Ahnen der Giraffen oder denen der Hirsche verwandt sein. Sánchez tendiert zu ersterem – der spanische Fund könnte damit als weiterer Beleg dafür dienen, wie vielfältig die Giraffenverwandtschaft einst in Sachen Kopfschmuck, aber auch Körpergröße und -proportionen war. Die im Fachmagazin Plos One vorgestellte Spezies erhielt die offizielle Bezeichnung Xenokeryx amidalae. Mit dem zweiten Teil des Namens verweisen die Forscher auf Königin Amidala aus Star Wars, die in ihrem Arsenal an imposanten Betonfrisuren auch eine hatte, die dem Kopfschmuck von Xenokeryx tatsächlich verblüffend ähnlich sah. Wissenschaft;Die Fortpflanzung mit Neandertalern bescherte dem modernen Menschen Genvariationen zur Abwehr von Infektionen. Leipzig – Die Neandertaler haben zwei aktuellen Studien zufolge das Immunsystem unserer Vorfahren gestärkt: Als moderne Menschen vor vielen Tausend Jahren in Europa auf Neandertaler trafen und sich mit ihnen fortpflanzten, erbten einige Nachkommen Genvariationen, deren Träger Infektionen besser abwehren konnten. Auf diese Weise wurde aber eventuell auch die Neigung zu Allergien erhöht. Das berichten Forscher des Instituts Pasteur in Paris und des Max-Planck-Instituts (MPI) für evolutionäre Anthropologie in Leipzig in zwei voneinander unabhängige Arbeiten im American Journal of Human Genetics. Die Vermischung mit alten Menschenarten wie dem Neandertaler und dem Denisova-Menschen hatte Auswirkungen auf die genetische Diversität einiger angeborener Immungene der Familie der Toll-Like Rezeptoren, sagt Janet Kelso vom MPI. Die Rezeptoren – TLR 1, TLR6 und TLR10 – wirken an der Immunabwehr mit. Diese TLR-Gene können Bestandteile von Bakterien, Pilzen und Parasiten aufspüren und bekämpfen. Welche Rolle dies konkret für unsere heutige Gesundheit spielt, sei noch nicht geklärt, so die Experten. Wir gehen davon aus, dass es mal eine Phase gegeben hat, wo es von Vorteil war, diese Neandertal-Varianten zu besitzen, sagte Max-Planck-Forscher Michael Dannemann. Menschen könnten dadurch bessere Abwehrmechanismen gegen Krankheitserreger gehabt haben. Umgekehrt könne sich aber auch die Neigung zu Allergien erhöht haben, denn eine zu hohe Aktivität dieser Gene könnte laut Dannemann auch zu gestörten Immunreaktionen auf an sich harmlose Umwelteinflüsse führen. Frühere Studien haben bereits gezeigt, dass ein Anteil von einem bis sechs Prozent im Genom von heute in Europa und Asien lebenden Menschen vom Neandertaler oder demDenisova-Menschen stammt. In bestimmten Regionen des Genoms sei diese Frequenz deutlich erhöht, wie eben bei den TLR-Abwehrgenen. Das spiegelt sich heute noch im Menschen wider. Ob es heute noch von Vorteil oder Nachteil oder komplett neutral ist, können wir aber nicht sagen, erklärte Dannemann. Für ihre Forschungen analysierten die Wissenschafter Daten des 1000-Genom-Projekts, bei dem das Erbgut von 2.500 Individuen aus Europa, Asien, Afrika und Amerika komplett entziffert wurde. Die Ergebnisse zeigten, wie wichtig der artübergreifende Austausch von Genen für die Evolution des angeborenen Immunsystems beim Menschen gewesen sein könnte, sagte Lluis Quintana-Murci vom Institut Pasteur. Die Frage, inwieweit die Neandertaler die Entwicklung des modernen Menschen beeinflusst haben, beschäftigt Forscher weltweit. So fanden etwa US-Forscher heraus, dass Gene von Neandertalern den Vorfahren moderner Menschen wahrscheinlich dabei geholfen haben, sich an die kühlere Umgebung außerhalb Afrikas anzupassen. Neandertaler-Erbgut ist demnach in heutigen Europäern und Ostasiaten insbesondere an Stellen vorhanden, an denen Wachstum und Ausgestaltung von Haut und Haaren geregelt werden. Auch der Fettstoffwechsel moderner Menschen könnte von Neandertaler-Genen beeinflusst worden sein. Wissenschaft;Uni-Wien Forscherin erhält höchsten Förderpreis Österreichs – Acht Nachwuchswissenschafter mit Start-Preisen ausgezeichnet. Wien – Er ist der höchste Wissenschaftsförderpreis in Österreich und wird gern als Austro-Nobelpreis bezeichnet. Doch zwischen dem Wittgenstein-Preis und dem Nobelpreis gibt es nicht nur einen kleinen Unterschied, was das Renommee betrifft. Zwar ist der Wittgenstein-Preis mit 1,6 Millionen Euro besser dotiert, doch das gesamte Geld muss wieder in die Forschung gesteckt werden. Er ist damit zugleich auch eine Form der Spitzenforschungsförderung. 2015 geht der seit genau 20 Jahren existierende Preis wieder einmal an die Geisteswissenschaft und an eine Frau: Gewinnerin ist die aus Deutschland stammende Byzantinistin Claudia Rapp, die nach 17 Jahren an der University of California in Los Angeles (UCLA) seit 2011 an der Universität Wien lehrt und forscht. Die Auszeichnung wurde Montagabend in Wien gemeinsam mit den mit jeweils bis zu 1,2 Millionen Euro dotierten Start-Preisen an acht Nachwuchsforscher verliehen. In Summe stehen den neun Forschern rund elf Millionen Euro zur Verfügung. Die Preisgelder sollen Freiheit und Flexibilität bei der Durchführung ihrer Forschungsarbeiten ermöglichen. Ausgewählt werden die Preisträger von einer Jury internationaler Wissenschafter. Rapp sei ein Beleg für die exzellente Geistes- und Kulturwissenschaft in Österreich, erklärte Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP). Rapp, geboren am 20. Juni 1961 in Gießen (Deutschland), ist seit 2011 Professorin für Byzantinistik an der Universität Wien und seit 2012 Leiterin der Abteilung Byzanzforschung am Institut für Mittelalterforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW). Zuvor war sie 17 Jahre lang an der UCLA tätig. Wien bezeichnete sie als internationalen Top-Forschungsstandort ihres Fachs und angesichts der Tradition und der Vielzahl an ausgewiesenen Forschern auf diesem Gebiet als Schlaraffenland der Byzantinistik. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen auf den Gebieten Sozial- und Religionsgeschichte. So beschäftigt sie sich etwa mit dem Ritual der Verbrüderung im Byzantinischen Reich, wo sich zwei Männer durch das Gebet eines Priesters zu Brüdern erklären lassen konnten, oder mit subversiven Strömungen in der byzantinischen Dichtkunst. In ihrem Projekt Sinai Palimpsests macht ein internationales Forscherteam mithilfe moderner Technik Texte auf Pergamenten aus dem Katharinenkloster im ägyptischen Sinai wieder sichtbar, die abgekratzt oder abgewaschen wurden, um das rare Pergament mehrfach zu nutzen. Sie freue sich über den Preis allein schon im Sinne einer Auszeichnung für die Grundlagenforschung und die historischen Geisteswissenschaften, sagte Rapp. Die Tatsache, dass damit eine hoch dotierte Fördersumme verbunden sei, werde ihr ermöglichen, zusammen mit Kollegen in Wien und in internationaler Zusammenarbeit der Byzanzforschung eine neue Richtung zu geben. Das wolle sie im Rahmen ihre Projekts zum Thema Mobilität, Mikrostrukturen und persönliche Handlungsspielräume tun. Dabei solle nicht nur kulturelle Mobilität, also Kulturkontakte und Kulturaustausch von Byzanz mit Europa und Asien erforscht werden, sondern auch die Mobilität im Sinne von sozialer Durchlässigkeit innerhalb der byzantinischen Gesellschaft. Rapp ist nach Ruth Wodak (1996), Marjori Matzke (1997), Renee Schroeder (2003) und Ulrike Diebold (2013) die fünfte Frau, die den seit 1996 jährlich vergebenen Wittgensteinpreis erhalten hat. Nicht-Wissenschaft;Dominoeffekt an den Südgrenzen: Wegen des Flüchtlingsstroms kommt es zu Passkontrollen innerhalb des Schengen-Raums. Kritik äußert Deutschland. Kopenhagen/Malmö – Seit Montagmittag kontrolliert Dänemark seine Grenzen zu Deutschland wieder. Wegen des anhaltenden Flüchtlingsstroms und der Kontrollen Schwedens sehe sich Dänemark gezwungen, vorübergehend ebenfalls Passkontrollen einzuführen, teilte Ministerpräsident Lars Løkke Rasmussen bei einer Pressekonferenz mit. Dänemark informierte die EU-Kommission offiziell am Montagvormittag über die Wiedereinführung der Kontrollen, sagte eine Kommissionssprecherin. Die EU-Kommission werde sie auf ihre Notwendigkeit und Verhältnismäßigkeit prüfen. Kritik an dem Vorgehen kam aus Deutschland: Der Sprecher des Auswärtigen Amts forderte angesichts der Lage an der Grenze zu Dänemark eine gesamteuropäische Lösung. Der freie Personenverkehr sei ein ganz hohes Gut. Das Schengen-System sei ganz wichtig, aber es ist in Gefahr angesichts der Flüchtlingsströme. Auch der Ministerpräsident des norddeutschen Bundeslands Schleswig-Holstein, Torsten Albig, kritisierte die Kontrollen: Dies kann das gute Zusammenleben in der deutsch-dänischen Grenzregion beeinträchtigen und insbesondere die Pendler belasten. Dass die dänische Regierung die Kontrollen zunächst nur vorübergehend und stichprobenartig eingeführt hat, bezeichnete Albig als Lichtblick. Außerdem begrüßte er, dass die dänische Regierung die grenzüberschreitend agierenden Verkehrsunternehmen zunächst nicht in die Pflicht nehmen wolle, Reisende zu kontrollieren. Deutschland drängt nach Dänemarks Vorstoß auf ein EU-weit abgestimmtes Vorgehen in der Flüchtlingskrise. Die Entscheidung der dänischen Regierung werfe ein Schlaglicht darauf, dass wir vor allem eines brauchen – nämlich eine gesamteuropäische Lösung, sagte der deutsche Regierungssprecher Steffen Seibert. Die EU müsse ihre Außengrenzen wirkungsvoller kontrollieren, das sei aus deutscher Sicht die dringendste Aufgabe. Seibert wollte den Schritt der dänischen Regierung nicht bewerten. Jeder EU-Staat könne über derartige Maßnahmen in eigener Verantwortung entscheiden. Rasmussen habe die deutsche Kanzlerin Angela Merkel jedenfalls über die Entscheidung informiert. Schweden hatte zuvor bei der Überfahrt von Dänemark wieder eine Ausweispflicht eingeführt. Die Kontrolle gilt seit Montagmitternacht für Reisende in Zügen, Bussen und Fähren, die über die Öresund-Brücke nach Schweden wollen. Damit sind auch viele Pendler von der Maßnahme betroffen. Die Öresund-Brücke war in der jüngsten Vergangenheit auch Anlaufpunkt für zahlreiche Flüchtlinge. Schweden hatte bereits Mitte November wieder sporadisch Grenzkontrollen eingeführt, woraufhin die Zahl der ankommenden Flüchtlinge drastisch sank. Im Dezember verabschiedete das Parlament ein Gesetz, das die Verkehrsbetriebe zur Ausweiskontrolle an der Öresund-Brücke verpflichtet. Diese reagierten wegen der damit verbundenen Mehrkosten mit scharfer Kritik. Von Kopenhagen aus pendeln täglich rund 8.600 Menschen ins südschwedische Malmö, die die nun alle von Verkehrsunternehmen in Zügen, Bussen und auf Fähren Richtung Schweden überprüft werden. Im vergangenen Jahr erreichten mehr als eine Million Flüchtlinge Europa, die meisten von ihnen flohen aus den Konfliktgebieten in Syrien, Afghanistan und dem Irak. Die Schengen-Länder Österreich, Deutschland, Norwegen und Frankreich hatten bereits vergangenes Jahr vorübergehend Grenzkontrollen wieder eingeführt. Nicht-Wissenschaft;Die Initiative am linken Rand des politischen Spektrums fordert einen Aufbruch und will das System verändern. Wien – Am linken Rand des politischen Spektrums ist eine weitere Initiative gegründet worden, die ihr Anliegen zum Namen gemacht hat: Aufbruch nennt sich die Bewegung, die am 3. und 4. Juni eine Aktionskonferenz abhalten will. Kurz gesagt geht es um Folgendes: Dieses Wirtschaftssystem hat keine Zukunft, es zementiert die globale Ungerechtigkeit. Schluss damit! Das Motto: So wie bisher kann es nicht weitergehen. Zahlreiche Erstunterstützer, die mehrheitlich aus dem linken Lager innerhalb und außerhalb von SPÖ und Grünen kommen, suchen weitere Mitstreiter zur Weltverbesserung. Die Ausgangslage des kollektiven Unmuts: Die Arbeitslosigkeit ist auf Rekordniveau, schlecht bezahlte und unsichere Jobs werden zur Regel. Mindestsicherung und Pensionen stehen unter Beschuss, während der unerhörte Reichtum einiger weniger immer weiter steigt. Frauen schuften sich im Haushalt ab, im Beruf bekommen sie für die gleiche Arbeit weniger Lohn als Männer. Die Mieten können sich viele von uns nicht mehr leisten, und die Zweiklassenmedizin ist längst Alltag. Als Sündenbock für die zahlreichen Missstände büßen die Flüchtlinge. Am Rande der SPÖ gibt es bereits derartige Initiativen, Kompass ist eine davon. Ihr engagiertester Mitstreiter, der Traiskirchner Bürgermeister Andreas Babler, ist nach seiner Gehaltsaffäre, als ihm der Doppelbezug aus dem Gemeindebudget um die Ohren flog, allerdings etwas in seinem Aktionsradius eingeschränkt. Die Wiener Initiative Sektion 8 betreibt innerhalb der SPÖ Oppositionspolitik. Nicht-Wissenschaft;Die Preisverleihung findet am 7. März in Baden-Baden statt. Baden-Baden – Mit dem Deutschen Medienpreis 2015 wird der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Ban Ki-moon, ausgezeichnet. Die Preisverleihung findet am 7. März in Baden-Baden statt. Die Auszeichnung würdigt den Repräsentanten der einzig weltumspannenden internationalen Organisation in ihrem 70. Jubiläumsjahr. Die Arbeit Bans, der demnächst zehn Jahre an der Spitze der Vereinten Nationen steht, erfüllt nach Meinung der Jury gerade in der heutigen Zeit die Kriterien des Medienpreises in besonderer Weise. Inmitten einer Welt der bedrohlichen politischen Konflikte und humanitären Krisen arbeitet Ban unermüdlich für die Solidarität und den Zusammenhalt der internationalen Gemeinschaft. Nicht-Wissenschaft;Die Staatskapelle Berlin unter Daniel Barenboim im Musikverein. Wien – Auch im Musikverein gehts wieder los. Theophil Hansens klassizistische Schmuckschatulle beherbergt nicht nur Österreichs prestigeträchtigsten Konzertsaal. Die Eigentümerin, die Gesellschaft der Musikfreunde, ist auch eine potente Konzertveranstalterin und bietet in dieser Saison rund 60 Abozyklen an. Den Auftakt zur Konzertseligkeit in Gold machte ein Gastspiel der Staatskapelle Berlin unter der Leitung von Daniel Barenboim am Sonntagmittag, mit Martha Argerich als Solistin von Beethovens B-Dur-Klavierkonzert op. 19. Das Frühwerk verendet interpretatorisch ja gern im seichten Bassin dezenten Geplätschers. Nicht so bei den zwei Altmeistern Barenboim und Argerich: Schon die tänzerische Elastizität, die Frische, die Lebendigkeit, mit der Barenboim und die Staatskapelle den Kopfsatz eröffneten, war wundervoll. Argerich spielte klar, pointiert, mit jenem Zug ins Herbe, Harte, Bissige, der ihr als Interpretin charakteristisch ist. Von ihrem rauchgrauen Haar umweht, unternahm die 74-Jährige immer wieder Rückzüge in Resorts der Traumverlorenheit – etwa im Epilog des Adagios. Mit Witz und trockenen, wieselflinken Läufen wurde dem Finalsatz begegnet. Zum Herzstück des Konzerts wurde die Zugabe: Nachdem das Notenpult und eine zweite Klavierbank gebracht worden waren, spielten Barenboim und Argerich vierhändig – Schuberts Rondo D 951. Rührend, mit welcher Innigkeit, Zartheit und Genauigkeit die zwei Ausnahmekünstler aus Buenos Aires musizierten. Nach der Pause wurde jene Kulturprominenz des Landes, die nicht beim zeitgleichen Konzert der Wiener Philharmoniker im Konzerthaus war, von Edward Elgars opulenter erster Symphonie überrollt – einem wuchtigen Werk, das bei seiner Uraufführung 1908 so gefeiert wurde, weil es seiner Zeit nicht voraus, sondern eher etwas hinterher war. Das Privileg aller mittleren Kunst. Barenboim und die Berliner schonten sich hierbei nicht. Nicht-Wissenschaft;Die aufwendig und ziemlich detailverliebt verfilmten zehn Folgen beruhen lose auf einem bereits 1962 erschienenen gleichnamigen Roman. Von der Großmutter ist der Spruch überliefert, dass Englisch ganz einfach sei. Man müsse sich nur einen Knödel in den Mund schieben, um dann einfach weiter deppert daherzureden, wie einem der Schnabel gewachsen sei. Wenn man sich vorstellt, wie im Gegenzug US-Schauspieler Deutsch sprechen, die in einer von Amazon produzierten Serie Nazis geben müssen, hat man eine ungefähre Ahnung, was den Reiz der ersten Staffel von The Man in the High Castle ausmacht. Es wird mächtig zurückgeknödelt. Die aufwendig und ziemlich detailverliebt verfilmten zehn Folgen beruhen lose auf einem bereits 1962 erschienenen gleichnamigen Roman des gern adaptierten Science-Fiction-Großmeisters Philip K. Dick (Blade Runner, Total Recall, Minority Report, Paycheck, Screamers ...). Die Nazis und die Japaner haben den Zweiten Weltkrieg gewonnen und sich den nordamerikanischen Kontinent geteilt. Doch es regt sich im Jahr 1962 Widerstand, der bis in jeweilig höchste Verschwörungsebenen und Diktatur-Verwaltungshauptbüros reicht. Nicht nur bezüglich Süüüg hoil! und Jawooohl, Obrrrssssdurmbämfuuuhror schoss man hier den sprichwörtlichen Vogel, Pardon, deutschen Adler ab. Als Titelsong dient obendrein eine ziemlich stark Gänsehaut machende, spukige Version des alten Anti-Nazi-Musical-Hits aus The Sound of Music: Öööödälwuaisssss, Öööödälwuaisssss .... Die durchaus klischeehaften Nazis haben jedenfalls alle Lacher auf ihrer Seite. Das ist wirklich lustiger Trash. Hitler wird übrigens von einem Holländer gegeben, der redet wie Johannes Heesters. Ab 18. Dezember wird es nun eine deutsche Synchronfassung geben. Das kann nicht gutgehen. Nicht-Wissenschaft;Die niederösterreichische Gebietskrankenkasse bewilligt Kuren in Rimini und am Toten Meer. Wien – Der Unterschied zwischen Kur und bezahltem Urlaub ist manchmal verschwindend gering. Die Neos wollten dem in einer parlamentarischen Anfrage nachgehen und haben erstaunliche Antworten erhalten. Die Beantwortung liegt dem STANDARD vor. Neos-Gesundheitssprecher Gerald Loacker will eine Abkehr von Kuraufenthalten. Er sieht im Kurwesen mehr einen Zusatzurlaub als Gesundheitsvorsorge. Aus der Beantwortung von Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (SPÖ) geht hervor, dass es große Unterschiede zwischen den Bundesländern gibt. Ein Kritikpunkt der Neos. Das fällt für sie unter Zuckerln, die die Versicherungsträger verteilen. Das äußert sich vor allem bei den Kuraufenthalten im Ausland. Die niederösterreichische Gebietskrankenkasse ermöglicht beispielsweise Kuren in Rimini oder am Toten Meer. 14,6 Prozent aller Aufenthalte gehen ins Ausland. Wien, Oberösterreich, Burgenland, Kärnten und Salzburg genehmigen hingegen kaum bis keine Auslandskuren. Loacker fordert, die Verantwortung bei einem Träger zusammenzuführen, damit einzelne Versicherungen eben keine Anreize verteilen können. Denn so habe sich das System zur Farce auf Kosten der Beitragszahler entwickelt. Mehr Transparenz ist notwendig, denn die Vergabepraxis gleiche einer Lotterie. Die Pinken wollen Kuren ganz in den niedergelassenen Bereich verlagern, denn Gesundheitsvorsorge könne genauso gut auch ambulant durch die neuen Gesundheitszentren durchgeführt werden, sagt Loacker. Nicht-Wissenschaft;Bei günstigster Variante nur mehr Handgepäck und keine Umbuchung. Frankfurt am Main- Die AUA-Mutter Lufthansa startet für Flüge in Deutschland und Europa ein neues Preismodell, das sich an den Billigflug-Airlines orientiert. Für die günstigsten Angebote ist dann zum Beispiel nur noch Handgepäck im Preis inbegriffen, Umbuchungen sind nicht mehr möglich. Das berichten die Süddeutsche Zeitung (Samstag) und das Magazin Focus. Wie der deutsche Konzern bereits mehrfach angedeutet hatte, werden dazu ab dem Herbst 2015 die drei Tarife Light, Classic und Flex in der Economy-Klasse eingeführt. Eine Sprecherin des Unternehmens sagte der Deutschen Presse-Agentur am Freitagabend, die Lufthansa wolle die neuen Preiskategorien am Montag (27.7.) offiziell vorstellen und am Dienstag den Verkauf für Flüge ab dem 1. Oktober beginnen. Bei der Billig-Tochter Germanwings gibt es bereits ein fast identisches Tarifsystem. Es sei die größte Tarifumstellung seit Jahrzehnten, zitiert die Süddeutsche Zeitung den für den Ticket-Vertrieb zuständigen Vorstand Jens Bischof. In unserem neuen Konzept zahlt der Kunde nur für das, was er auch in Anspruch nimmt, sagte der Lufthansa-Manager der Zeitung. Der günstigste Preis solle immer zehn Euro unter den bisher niedrigsten Angeboten liegen und ab 89 Euro für den Hin- und Rückflug erhältlich sein. Es sei vorstellbar, dass das Preismodell später auch für Langstreckenflüge eingeführt wird. Die größte deutsche Airline reagiert damit auf die immer stärker werdende Konkurrenz, die den gleichen Flug zu völlig unterschiedlichen Preisen – je nach Service, Buchungszeitpunkt und Umtauschmöglichkeit – anbietet. Ziel ist es, auch mit Hilfe der unterschiedlichen Flugpreise die Flüge möglichst gleichmäßig auszulasten, sagte Lufthansa-Manager Jörg Hennemann der Zeitung. Im vergangenen Jahr sei die Auslastung im Schnitt bei 80 Prozent gelegen. Bisher galt ein relativ einheitliches Tarifsystem als ein Merkmal der Marke Lufthansa. Auch künftig soll es allerdings laut Bischof kostenlose Getränke und Snacks an Bord geben, für die Kunden von Billigfliegern auch extra bezahlen müssen. Ebenso bleibe die Business-Klasse für Geschäftskunden erhalten. In den vergangenen Wochen hatte bereits eine weitere Änderung bei der Lufthansa für Aufsehen gesorgt: Flugtickets werden ab September 16 Euro teurer, sofern sie über ein globales Vertriebssystem (GDS) erstellt werden. Das ist bisher bei rund 70 Prozent der Tickets der Fall. Vor allem Reisebüros, aber auch Internetportale benutzen die Systeme der drei marktbeherrschenden GDS-Anbieter, um weltweit Flüge und andere touristische Dienstleistungen einzukaufen und abzurechnen. Die Lufthansa will dadurch künftig möglichst viele Tickets selbst verkaufen und ihre Ertragskraft steigern. Der Lufthansa-Konzern erwirtschaftete 2014 rund 30 Milliarden Euro Umsatz, erzielte jedoch nur einen Mini-Gewinn von 55 Millionen Euro. Nicht-Wissenschaft;Keine Papiere, kein Rückreisezertifikat – einziger Ausweg Grundversorgung. Wíen – Seit dem Eisenstangen-Mord an einer 54-jährigen Frau am Wiener Brunnenmarkt vor eineinhalb Wochen wird viel über nicht abschiebbare Ausländer diskutiert. Wie war es möglich, dass ein psychisch auffälliger, gefährlicher Mensch, der Österreich bereits vor zwei Jahren hätte verlassen müssen, obdachlos in Wien lebte? – wird gefragt. Tatsächlich dürfte der 21-jährige Kenianer Francis N., der mangels Rückreisepapiere nicht abgeschoben werden konnte, in kein Versorgungsnetz gepasst haben. Offenbar ist er mit einem regulären Visum eingereist. Das heißt, dass für ihn eine Garantieerklärung zur Übernahme aller in Zusammenhang mit seinem Aufenthalt anfallenden Kosten abgegeben wurde. In solchen Fällen greift auch die Grundversorgung nicht, sagt Kathrin Hulla, Rechtsexpertin der Caritas. Tatsächlich ist die Grundversorgung für nicht abschiebbare Fremde, bei denen es sich im Unterschied zu Francis N. meist um rechtskräftig negativ beschiedene Asylwerber handelt, die einzige Möglichkeit legalen Auskommens. Wobei sie nur dann eine Chance auf Grundversorgungsleistungen – Quartier und Verköstigung – haben, wenn sie unbescholten sind und sich aktiv bemühen, ins Heimatland zurückzukehren. Auch sei man, so Hulla, in Wien beim Gewähren von Grundversorgung an rechtskräftig ausgewiesene Menschen großzügiger als etwa in Niederösterreich. Aber nicht aus reiner Menschenliebe, sondern auch aus sicherheitspolitischen Gründen: Jemand, der in Grundversorgung angemeldet ist, ist greifbar – jemand, der untertaucht, nicht. Derzeit leben österreichweit rund 2800 in Asylverfahren rechtskräftig negativ beschiedene Menschen in Grundversorgung – insgesamt sind es 85.500 Personen. Jene nicht Abschiebbaren, deren Identität feststeht, können eine Duldung beantragen. Nach einem Jahr haben sie dann die Möglichkeit, Aufenthaltsbewilligung für ein Jahr zu beantragen. Diese Umstiegsmöglichkeit soll nicht abschiebbaren Ausländern eine Chance geben, die unverschuldet in diese Lage geraten sind. Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn keine gültigen Personalpapiere des Heimatlands existieren und mit dem Heimatland kein Rückreiseüberkommen existiert – so wie etwa im Fall Algeriens und Marokkos. Keine Chance auf Versorgung durch den Staat haben abschiebbare Ex-Asylwerber, wenn sie vorbestraft sind. Wie – aus anderen Gründen – Francis N. befinden auch sie sich in einer aussichtslosen Lage: keine Papiere, kein legales Auskommen, Festnahme bei jeder Kontrolle. Wobei binnen Kurzem wieder die Enthaftung folgt: Sie sind ja nicht abschiebbar. Wie viele solch Illegalisierte es in Österreich gibt, weiß niemand. Nicht-Wissenschaft;Schauspieler hält Kritiker für ahnungslos und schreibt auf Facebook einen Verehrerbrief an den Regisseur. Berlin – Til Schweiger (52) hält seine neue Tatort-Folge für bahnbrechend und die Kritiker für ahnungslos. Der Filmemacher und Kommissar-Darsteller im Hamburger Tatort veröffentlichte in der Nacht auf Montag auf Facebook eine Art Verehrerbrief an Regisseur Christian Alvart. Darin attestiert Schweiger ihm, mit der am Sonntag ausgestrahlten Folge ein Stück deutsche Fernsehgeschichte geschaffen zu haben: Kompromisslos, atemlos, viril, phantastisch für das schmale Geld ... andere verschwenden das Budget für zwei moppelige Kommissare, die ne Currywurst verspeisen oder ein Bier vor einem bayrischen Imbiss zocken. Über die Kritiker schrieb Schweiger: Wenn sie ehrlich wären, würden sie zugeben, dass du was Außergewöhnliches geschaffen hast! Das kriegen sie aber nicht hin, weil sie schwach und klein sind! Er, Schweiger, habe viel mehr Ahnung von Filmkunst als die meisten Trottel, die darüber schreiben. Auf Facebook erhielt das Posting neben mehreren hundert Likes auch zahlreiche kritische Kommentare. Nicht-Wissenschaft;6,3 Millionen in vergangenen zwölf Monaten. New York – Das New Yorker Metropolitan Museum hat einen neuen Besucherrekord verbucht. In den vergangenen zwölf Monaten seien 6,3 Millionen Menschen und damit so viele wie noch nie seit Beginn der Statistik vor rund 40 Jahren in die Ausstellungen gekommen, teilte das Metropolitan Museum am Dienstag mit. Damit liege die Besucherzahl zum vierten Mal in Folge bei mehr als sechs Millionen. Das mache das Metropolitan Museum auch zur beliebtesten Touristen-Attraktion der Stadt. Die Besucher im Hauptgebäude am Central Park und in der Außenstelle Cloisters im Norden von Manhattan stammten sowohl aus New York selbst als auch aus dem Rest der USA und der ganzen Welt. Wissenschaft;Forscher wollen an Augen Jäger und Gejagte erkennen. Berkeley/Wien – Beim Menschen gelten die Augen als Fenster zur Seele. Bei den übrigen Säugetierarten hingegen lassen sie Rückschlüsse auf die Lebensweise zu. Das behaupten jedenfalls Biologen um Martin Banks von der Universität Kalifornien in Berkeley. Sie haben die Pupillenform von insgesamt 214 landbewohnenden Spezies untersucht und dabei recht eindeutige Zusammenhänge entdeckt. So haben Pflanzenfresser wie Schafe, Pferde oder Rehe die Augen eher seitlich am Kopf und meistens horizontal verlaufende Pupillen. Diese erweitern das Blickfeld, was es erleichtert, Feinde zu erspähen. Auch für die Flucht biete die parallel zum Boden verlaufende Pupillenform Vorteile, schreiben die Forscher im Fachblatt Science Advances. Tag- und nachtaktive Tiere verfügen hingegen meist über schlitzförmige Pupillen, die es ermöglichen, sich besser an unterschiedliche Lichtverhältnisse anzupassen. Bei Katzen etwa kann sich die Fläche der Pupillen auf diese Weise um das 135-Fache verändern. Freilich haben nur 44 der 65 Lauerjäger vertikale Pupillen, zu den Ausnahmen gehören Löwen und Tiger. Daraus schließen die Forscher, dass vertikale Pupillen vermutlich vor allem kleinen Jägern nützen. Nicht-Wissenschaft;Teamchef Johannesson mit Leistung zufrieden. Winterthur – Österreichs Handball-Nationalteam der Herren hat den Yellow Cup in Winterthur auf Platz drei abgeschlossen. Nach der Niederlage am Samstag gegen Tunesien feierte die ÖHB-Auswahl am Sonntag einen 34:30-(16:14)-Erfolg über Portugal. Die Partie gegen die Iberer, die sich bereits für das WM-Play-Off qualifiziert haben, verlief zu Beginn ausgeglichen, die Österreicher gingen schließlich mit einem Zwei-Tore-Vorsprung in die Pause. Auch danach blieb das Match bis zum Schluss auf Messers Schneide. Erst in den letzten Minuten spielten die ÖHB-Männer einen entscheidenden Vorsprung heraus. Teamchef Patrekur Johannesson ortete eine Steigerung im Vergleich zum Tunesien-Spiel. Heute bin ich definitiv zufriedener als gestern. Die Mannschaft ist heute einfach anders aufgetreten, mit anderer Körpersprache. Positiv war auch, dass ich wirklich Gelegenheit hatte, in diesen Spielen alle Spieler einzusetzen. Am Montag reist die Mannschaft nach Triest, am Abend steht bereits das erste Training in Italien auf dem Programm. Am Mittwoch startet Österreich mit dem Auswärtsspiel gegen Italien in den WM-Qualifikations-Showdown. Die zweite Partie gegen die Italiener folgt am 9. Jänner in der Südstadt. Das Duell mit Rumänien in Baie Mare am 14. Jänner dürfte dann zum vorentscheidenden Duell um Platz eins werden. Das abschließende Heimspiel gegen Finnland steigt am 17. Jänner. Yellow Cup in Winterthur, Spiel um Platz drei am Sonntag: Österreich – Portugal 34:30 (16:14). Werfer Österreich: Santos 7/4, Schmid 7, Bilyk 5, Hallmann 4, Kandolf 3, Bozovic 2, Feichtinger 2, Jelinek 2, Neuhold 1, Zivkovic 1 Nicht-Wissenschaft;Neos orten populistischen ÖVP-Vorstoß – FPÖ will sofort mit ÖVP verhandeln. Wien – In der SPÖ sieht man derzeit keine Notwendigkeit, das Recht auf Bezahlung mit Bargeld in die Verfassung zu schreiben. Ich sehe in Österreich niemanden, der das Bargeld abschaffen will, sagte SPÖ-Finanzsprecher Kai Jan Krainer am Freitag im Gespräch mit dem STANDARD. Er sei zuversichtlich, dass Finanzminister Hans Jörg Schelling diese Linie auch auf EU-Ebene vertrete, sagte Krainer. ÖVP-Klubobmann Reinhold Loptka hatte sich zuvor für eine entsprechende Staatsschutzbestimmung in der heimischen Verfassung ausgesprochen. Konkret will man folgenden Satz in die Verfassung schreiben: Zum Schutz der Freiheit des Einzelnen wird die Verwendung von in Österreich gesetzlich zugelassenen Zahlungsmitteln (Banknoten und Münzen) keinerlei Einschränkungen unterworfen. FPÖ will verhandeln Auch die FPÖ, durch die eine Zweidrittelmehrheit gesichert wäre, plädiert für eine verfassungsrechtliche Klarstellung. Die Verhandlungen könnten sofort beginnen, deponierte Generalsekretär Herbert Kickl am Freitag. Die Blauen wollen nun einen eigenen Vorschlag vorlegen. Neos ablehnend Für Nikolaus Scherak, Verfassungssprecher der Neos, ist der Lopatka-Vorschlag zynisch. Im STANDARD-Gespräch erklärt er, dass er zwar auch für die Beibehaltung des Bargelds eintritt, eine verfassungsrechtliche Absicherung aber für übertrieben hält. Was soll man da reinschreiben? Ein Verbot festzuschreiben sei nicht sinnvoll, wenn es ohnehin nicht geplant sei. Außerdem bewertet er den Vorstoß des ÖVP-Klubobmanns als populistischen Vorschlag. Die ÖVP trete für Vorratsdaten- und Fluggastdatenspeicherung ein, habe das Staatsschutzgesetz vorangetrieben und die Einsicht in Kontenregister gefordert, das seien alles Überwachungsmaßnahmen, die Lopatka verteidigt habe. Null rechtliche Wirkung In Koalitionskreisen wird auch an der faktischen Wirksamkeit einer Verfassungsbestimmung gezweifelt. Die Abschaffung von Bargeld wäre eine europäische Angelegenheit. Und da Europarecht über der österreichischen Verfassung stehe, hätte eine Staatszielbestimmung in Österreich null rechtliche Wirkung, wie es ein Roter formuliert, der nicht genannt werden will. ÖVP-Finanzsprecher Andreas Zakostelsky vesteht die rechtlichen Bedenken nicht. Es geht darum, den Bürgern die Angst zu nehmen, dass es hier zu Eingriffen kommen könnte. Finanzminister Schelling erklärte am Freitag am Rande eines Finanzministertreffens in Brüssel, er sei hundertprozentig für den Erhalt des Bargelds. Die Forderung nach einer Bargeld-Begrenzung im Zusammenhang mit der Bekämpfung von Terrorismus beziehe sich ja nicht auf Bargeld an sich, sondern nur auf die Frage, ab welchem Betrag man überweisen müsse. Dies sei in Österreich schon in der Bauwirtschaft der Fall. Zur Frage, ob der 500-Euro-Schein abgeschafft werden soll, hat er überhaupt keine Position. Wissenschaft;Forscher um Thomas Bugnyar von der Uni Wien konnten zeigen, dass auch Raben über eine "Theory of Mind" verfügen.. Wien – Ab wann genau Kinder dazu in der Lage sind, ist umstritten. Die Rede ist von der sogenannten Theory of Mind, worunter Psychologen und Kognitionsforscher die Fähigkeit verstehen, Annahmen über Bewusstseinsvorgänge in anderen Personen zu treffen, kurz: deren Gefühle, Bedürfnisse, Ideen, aber auch Sichtweisen anzustellen. Kognitionsbiologen bemühen sich seit Jahren, diese Fähigkeiten auch bei anderen Menschenaffen und weiteren intelligenten Tieren nachzuweisen, was experimentell nicht ganz einfach ist: Ein Problem bisheriger Studien war vor allem, dass sich die Tiere an der Kopf- oder Augenbewegung von Artgenossen orientieren konnten. Eine Studie im Fachblatt Nature Communications kann nun erstmals diesen Einwand entkräften. Thomas Bugnyar (Uni Wien) und Kollegen dachten sich dafür eine besondere Experimentieranordnung aus, die sich die Eigenschaft der Raben zunutze machte, Futter vor Artgenossen zu verstecken. In einem ersten Schritt wiesen die Forscher nach, dass Raben Futter nur dann gut versteckten, wenn dominante Artgenossen im Nachbarraum sichtbar und gleichzeitig hörbar waren. In einem zweiten Schritt wurde den Raben ein Guckloch gezeigt, das ihnen erlaubte, in den Nachbarraum zu spähen. Falls dieses Guckloch in der Folge offen war und die Raben vom Nachbarraum Laute anderer Raben hörten, versteckten sie ihr Futter in der gleichen Weise, wie wenn ihre Artgenossen sichtbar wären. Da die Anwesenheit von Artgenossen beim offenen Guckloch über Playback simuliert wurde, konnten die Raben definitiv nicht das Verhalten von Artgenossen beurteilen. Trotzdem agierten sie, als ob sie beobachtet würden. Für Bugnyar kann das Verhalten der Raben nur über deren Verständnis der Sichtweise der anderen erklärt werden – womit die Tiere über eine Theory of Mind verfügen würden. Nicht-Wissenschaft;Noch bis Ostersonntag läuft im Raimund Theater "Messiah rocks" nach dem Oratorium von G. F. Händel. Die Vereinigten Bühnen Wien machen aus Christi Leben und Tod ein mitreißendes Kitsch-Spektakel zum Mitklatschen. Wien – Superstar war er schon. Jetzt ist er auch noch Rockstar. Er hat ja auch gerockt: im Stall geboren, im Tempel randaliert, sich ausliefern lassen, den Tod bezwungen. Geht mehr F*ck You-Attitüde überhaupt? Und hallo ewiges Leben! Ewig dauert das Spektakel im Wiener Raimund Theater zwar nicht. In kaum eineinviertel Stunden wird da verkündigt, verurteilt, gekruzifixt, begraben und auferstanden. Aber es ist eine höchst leidenschaftliche Passion, die noch bis Sonntag Europapremiere feiert. 1741 hat Georg Friedrich Händel den Messiah komponiert und noch zu dessen Lebzeiten hat sich eine regelmäßige Aufführungstradition des Oratoriums zur Osterzeit begründet. Dieser kommt man nach, weniger aber dem Original: Dani Davis (Libretto) und Jason Howland (Musik) haben sich daran zu schaffen gemacht: Gitarrensolo. Wrrm. Ein paar Bibel- und Händelzitate sind übriggeblieben. Die wurden in opulenten Hochglanzrock verpackt. Das macht das ganze Unterfangen zwar von vornherein lächerlich (no dirt, just dirtiness), aber es zieht! Leicht szenisch (Regie: Alex Balga, musikalische Leitung: Koen Schoots) nimmt man Pathosposen ein. Dramatisches Stehen, Schreiten. Billiges, aufgeblasenes Gefühl. Kitsch. Da fällt ein rotes Tuch (Blut?) vom Himmel und wird zum Schutzmantel der Armen und Geknechteten. Hinter einen Zaun gepfercht sind sie Flüchtlinge, sonst wuchten sie als Sprechchor humane Parolen zwischen die 17 Nummern. Gut so! Als Solisten stehen u. a. Ana Milva Gomes und Drew Sarich im Mittelpunkt. Fixe Rollen gibt es nicht. Aber wenn Rob Fowler King of Glory singt, ist er, das weiße Hemd offen bis zum Brustbein, der wahre King. Zu Hallelujah – im Hintergrund laufen Bilder des indischen Holi-Festes, versöhnt und bunt wie die Ostereier sind die Menschen – reißt es das Publikum endgültig mit, am Ende auch von den Sitzen. Grauenvoll. Aber auch großartig. Auf ganz seltsame, groteske Art. Wissenschaft;Älteste und höchstdotierte Auszeichnung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien/Innsbruck – Der Ignaz L. Lieben Preis 2015 der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) geht an die Quantenphysikerin Francesca Ferlaino. Die Professorin am Institut für Experimentalphysik der Uni Innsbruck und Direktorin am Institut für Quantenoptik und Quanteninformation (IQOQI) erhält den ältesten und mit 36.000 Dollar (34.000 Euro) höchstdotierten Preis der ÖAW für ihre Forschungsleistungen in der Quantenphysik. Mit ihren Arbeiten habe sie wesentlich zum besseren Verständnis ultrakalter Quantengase beigetragen, begründete die Akademie die Zuerkennung des Preises, der heute, Dienstag, in Wien überreicht wurde. Gleichzeitig wurde der von Isabel und Dr. Alfred Bader gestiftete, mit 18.000 Dollar dotierte Nachwuchspreis für Kunstgeschichte an Elisabetta Frullini für ihr Dissertationsprojekt über Maler und Musiker im Rom des 17. Jahrhunderts verliehen. Der Ignaz L. Lieben-Preis wurde ursprünglich 1863 gestiftet und nach dem Gründer des Bankhauses Lieben benannt. Frühere Preisträger waren etwa Fritz Pregl, Victor Franz Hess und Lise Meitner. Die Vergabe der Auszeichnung wurde 1938 wegen Verfolgung der Stifterfamilie durch die Nationalsozialisten eingestellt. Durch finanzielle Unterstützung des amerikanischen Stifter-Ehepaares Isabel und Alfred Bader konnte der Lieben-Preis reaktiviert und im Jahr 2004 erstmals neu ausgeschrieben werden. Die Auszeichnung geht an junge Wissenschafter aus Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn und Österreich für herausragende Arbeiten auf den Gebieten der Molekularbiologie, Chemie und Physik. Ferlaino, 1977 in Neapel (Italien) geboren, hat in ihrer Heimatstadt Physik studiert und ihr Doktoratsstudium am European Laboratory for Non-Linear Spectroscopy (LENS) an der Universität Florenz absolviert. 2006 kam sie als Gastwissenschafterin in die Forschungsgruppe Rudolf Grimm nach Innsbruck und arbeitete seit 2009 als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Experimentalphysik der Universität Innsbruck. Die Physikerin erhielt die höchsten Auszeichnungen für Nachwuchswissenschafter in Österreich (Start-Preis 2009) und in Europa (Starting Grant 2010). 2013 wurde ihr eine Humboldt-Professur, der mit fünf Millionen Euro höchstdotierte deutsche Forschungspreis, zuerkannt. Seit 2007 wird der Bader-Preis für Kunstgeschichte vergeben, der junge, hoch qualifizierte Dissertanten aus Österreich auszeichnet, die sich im In- und Ausland mit Forschungsfragen von Malerei und Zeichnung zwischen 1500 und 1750 beschäftigen. Die diesjährige Preisträgerin Frullini studierte Klavier am Musikkonservatorium Santa Cecilia in Rom und danach Kunstgeschichte an der Universität Wien, wo sie auch ihre Dissertation abschließen wird. Wissenschaft;Die Konzentration gesundheitsschädlicher Substanzen in Anbaugebieten nachzuweisen, ist bislang aufwendig. Neue Testmethoden sollen Abhilfe schaffen. Leipzig – Pestizide aus der Landwirtschaft belasten nicht nur die Umwelt, sondern auch Nahrungsmittel – oft sind sie schon in geringen Mengen gesundheitsschädlich. Dennoch existiert bisher keine Methode, diese gefährlichen Substanzen schnell und einfach vor Ort nachzuweisen. Genau daran arbeiten nun Forscher der Universität Leipzig und der TU Dresden. So steht Glyphosat, das weltweit am meisten eingesetzte Unkrautvernichtungsmittel, unter verdacht, in geringen Mengen umweltschädlich und krebserregend zu sein. In Deutschland wird es auf 30 bis 40 Prozent der Ackerflächen verwendet. Aufgebracht auf die Felder gelangt es in Gewässer, ins Trinkwasser und das angebaute Obst und Gemüse. Entscheidend für die mögliche schädliche Wirkung von Glyphosat und anderen in der Landwirtschaft eingesetzten Chemikalien ist auch deren Konzentration in der Umwelt und in Nahrungsmitteln. Wie hoch diese tatsächlich ist und ob bestimmte Grenzwerte überschritten werden, konnte dabei bisher nur aufwendig und teuer im Labor untersucht werden. Schnelle Nachweismethoden, die die Substanzen mit der entsprechenden Genauigkeit direkt vor Ort aufspüren, gibt es bisher nicht. In Zusammenarbeit mit Unternehmen wollen nun Biochemiker und Genetiker in den nächsten drei Jahren eine Methode entwickeln, die preiswert und präzise die Konzentration von Pestiziden ermitteln soll. Die Idee der Forscher: Sie bauen den Mechanismus nach, der sich abspielt, wenn Glyphosat und andere Pestizide auf die anvisierten Schädlinge wirken. Dann blockieren sie meist – je nach Art des Pestizids – ein lebenswichtiges Enzym oder ein anderes Biomolekül, indem daran binden und es damit außer Kraft setzen. Diese Bindung wollen die Wissenschafter nachempfinden, indem sie Moleküle entwickeln, an die das Pestizid ebenfalls binden kann. Treffen Pestizid und das nachempfundene Molekül nun aufeinander, soll das auch optisch sichtbar sein: Ähnlich wie bei bestimmten Schwangerschaftstests führt diese Reaktion zu einer mit bloßem Auge erkennbaren Farbänderung, erklärt Tilo Pompe von der Uni Leipzig. Der Nachweis von Glyphosat soll erst der Anfang sein. Sobald für diese Substanz eine erfolgreiche Methode entwickelt wurde, sollen weitere Pestizid-Tests nach dem selben Muster entwickelt werden. Nicht-Wissenschaft;Der Kraftwerksbetreiber öffnete Schleusen 2012 zu spät und verschlimmerte so die Hochwasser-Katastrophe, sagt der Generalanwalt. Ljubljana/Wien – Der slowenische Staat verklagt den mehrheitlich staatlichen österreichischen Verbund-Konzern wegen der Hochwasserschäden vom November 2012. Slowenien macht den Verbund für das große Ausmaß der Verwüstungen verantwortlich und fordert Schadenersatz, der Stromkonzern weigere sich jedoch zu bezahlen, berichtete die slowenische Nachrichtenagentur STA am Freitag. Nach Ansicht der slowenischen Hydrologen wäre der Wasserdurchfluss der Drau während der Flut wesentlich geringer gewesen, hätte der Verbund in Kärnten damals mit der Öffnung der Schleusen ihrer Kraftwerke nicht so lange gewartet. Der slowenische Generalanwalt wollte die Höhe der Forderung nicht beziffern, erklärte aber, man habe aber jetzt eine Klage einreichen müssen, um eine Verjährung zu vermeiden. Die Schäden, die dem slowenischen Staat damals durch das Hochwasser entstanden sind, werden auf 97 Millionen Euro geschätzt. Der Verbund betonte gegenüber der STA, dass er für die Schäden nicht verantwortlich sei und deshalb keine Entschädigung bezahlen werde. Der regionale Verbund-Sprecher Robert Zechner sagte, das Hochwasser von 2012 sei eine Naturkatastrophe gewesen und der Verbund habe vorschriftsgemäß gehandelt. Nicht die Verbund-Kraftwerke seien für die Überflutungen verantwortlich, sondern unzureichende Hochwasserschutz-Maßnahmen entlang der Drau in Slowenien. Dem Verbund drohen in Slowenien auch Sammelklagen von privaten Opfern der Hochwasserschäden. Nicht-Wissenschaft;Star der New England Patriots steht dem Super-Bowl-Sieger schon zum Saisonauftakt zur Verfügung. New York – Starquarterback Tom Brady steht Super-Bowl-Sieger New England Patriots beim Saisonstart der National Football League (NFL) doch zur Verfügung. Richter Richard Berman hob die Vier-Spiele-Sperre für den 37-Jährigen am Donnerstag überraschend auf. Vorausgegangen waren siebenmonatige ergebnislose Gespräche zwischen der NFL und der Spielergewerkschaft im Deflategate. Im Playoff-Halbfinale im Jänner gegen die Indianapolis Colts hatten elf der zwölf Patriots-Bälle in der ersten Halbzeit weniger Luft als zugelassen, obwohl sie vorher von den Schiedsrichtern überprüft und für gut befunden worden waren. Die Patriots wurden in der Folge zu einer Strafe in Höhe von einer Million Dollar verurteilt. Nach einer NFL-Untersuchung wurde auch Brady suspendiert, weil er von der Aktion gewusst haben soll. Der Richter argumentierte nun, man hätte Brady über eine drohende Strafe vorher informieren müssen. Nicht-Wissenschaft;Kandidaten für Regierungsposten wurden genannt – Führung aus Tripolis protestierte umgehend. Tripolis – Nach monatelangen Friedensverhandlungen soll eine Regierung der Nationalen Einheit das blutige Bürgerkriegschaos in Libyen beenden. UN-Vermittler Bernardino Leon schlug am späten Donnerstagabend Kandidaten für eine neue Übergangsführung vor, die die unterschiedlichen Konfliktparteien und Regionen repräsentieren soll. Es ist jedoch ungewiss, ob der Plan umgesetzt werden kann, da mehrere Politiker Leons Vorschläge ablehnten. Vier Jahre nach dem Sturz des Machthabers Muammar al-Gaddafi kämpfen in Libyen etliche schwer bewaffnete Milizen um die Macht. Zudem konkurrieren zwei Regierungen und zwei Parlamente miteinander: International anerkannt werden die Abgeordneten, die in der ostlibyschen Stadt Tobruk tagen. Das Parlament in der Hauptstadt Tripolis wird von Islamisten dominiert. Das Chaos machen sich Extremisten wie die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zunutze, die einige Regionen unter ihre Kontrolle gebracht haben. Ministerpräsident soll laut Leon der 55 Jahre alte Fayes al-Sarrai werden, Abgeordneter des Tobruk-Parlaments. Er soll zusammen mit fünf anderen Politikern einen Präsidentschaftsrat bilden, wie der UN-Vermittler erklärte. Er zeigte sich vorsichtig optimistisch, dass seine Vorschläge Zustimmung finden können. Wir glauben, dass diese Liste funktionieren kann, sagte Leon nach dem Ende der Gespräche im marokkanischen Skhirat. Das ist der bestmögliche Vorschlag. Mitglieder der rivalisierenden Kammern lehnten die Vorschläge jedoch ab. Wir sind nicht Teil dieser Regierung, sagte Abdulsalam Bilashahir, Abgeordneter des Parlaments in Tripolis, dem britischen Sender BBC. Die Vertretung in der Hauptstadt hatte Leon zufolge keine Kandidaten für die Regierung genannt. Laut BBC erklärte auch Ibrahim Alzaghiat, Mitglied des Tobruk-Parlaments: Die vorgeschlagene Regierung wird zu einer Spaltung Libyens führen und sich als Witz erweisen. Beide Parlamente müssen Leons Kandidaten zustimmen. UN-Generalsekretär Ban Ki-moon begrüßte die Vorschläge hingegen. Er rief die Politiker des Landes auf, nicht die Möglichkeit zum Aufbau eines Staates zu verpassen, der den Geist und die Ziele der Revolution 2011 widerspiegele. Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini würdigte die Vorschläge als wichtigen Schritt, um die schwierigen Verhandlungen der vergangenen Monate zu beenden. Bei der Regierungsbildung dürfe keine Zeit verschwendet werden. Mit dem libyschen Bürgerkrieg wird sich künftig der deutsche Spitzendiplomat Martin Kobler beschäftigen müssen. Der bisherige Leiter der UN-Friedensmission im Ostkongo soll nach Angaben von Bundeskanzlerin Angela Merkel Nachfolger Leons werden. Einen genauen Termin für den Wechsel gibt es noch nicht. (APA, 9.10.2015) Wissenschaft;Leipzig – Es schien undenkbar, was Forschern im Jahr 2013 gelungen íst: Sie konnten damals die mitochondriale DNA aus 400.000 Jahre alten frühmenschlichen Knochen rekonstruieren, die in der spanischen Knochengrube Sima de los Huesos gefunden worden waren. Die damaligen Analysen ließen auf eine Verwandtschaft mit dem rätselhaften Denisova-Menschen aus Sibirien schließen. Nun konnten Forscher um Matthias Meyer und Svante Pääbo auch die übrige Erbsubstanz dieser Urspanier rekonstruieren, wie sie in Nature berichten. Die Analysen deuten wiederum auf ganz frühe Neandertaler hin. AbstractNature: Nuclear DNA sequences from the Middle Pleistocene Sima de los Huesos hominins (red, 15.3.2016) Wissenschaft;Forschungsprojekt untersucht, ob europäische Staaten in wirtschaftlicher Hinsicht überhaupt zusammenrücken wollen. Wien - Ökonomische Modelle zur Zukunft der EU florieren. Fast im Wochentakt entstehen neue Vorschläge, wie die EU als Wirtschafts- und Währungsunion Krisen bewältigen kann, die ihr noch bevorstehen. Auch die EU-Institutionen selbst denken laut über ihre Zukunft nach: Die Europäische Kommission schlug 2012 vor, die Wirtschaftspolitik und Fiskalpolitik aller Mitgliedsstaaten für eine vertiefte, echte Wirtschafts- und Währungsunion auf EU-Ebene zu koordinieren, abzusegnen und zu überwachen. Ob die Mitgliedsstaaten solche Vorschläge politisch durchsetzen wollen und rechtlich überhaupt umsetzen können, ist nun Gegenstand internationaler Forschungen an der Universität Salzburg. Am 1. Juli startet das Projekt The Choice for Europe since Maastricht am Salzburg Centre of European Union Studies. Das Salzburger Forscherteam unter der Leitung der Politikwissenschafterin Sonja Puntscher Riekmann und Fabian Wasserfallen sowie dem Europarechtler Stefan Griller wirkt über die nächsten vier Jahre mit acht führenden EU-Forschern und 28 Verfassungsexperten zusammen. Finanziert wird das Projekt von Horizon 2020, einem EU-Programm für Forschung und Innovation. Dabei überprüfen die Wissenschafter in 165 Interviews mit politischen Akteuren, ob die europäischen Staaten in wirtschaftlicher Hinsicht überhaupt zusammenrücken möchten. Denn je nachdem, wem die nationale Regierung gern ihr Ohr leiht - etwa dem Parlament, der Sozialpartnerschaften, oder Industriellen -, befürworten die Staaten mehr Kompetenzen für die EU oder lehnen sie ab. In einem zweiten Schritt prüfen Rechtsexperten die Rechtsordnungen der Mitgliedsstaaten und ihren Bezug zum Unionsrecht. Ideen wie eine EU-Arbeitslosenversicherung, eine koordinierte Budgetpolitik bis hin zu einer gemeinsamen Wirtschaftsregierung finden sich heute im Diskurs zu einer stabileren Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion wieder. Die US-amerikanische Fachliteratur schlägt vor, in der EU eine Fiskalunion einzuführen - ganz nach dem Modell der USA selbst. Eines haben die Vorschläge oft gemein: Sie kümmern sich kaum um die politische und rechtliche Umsetzbarkeit. Letzteres ist das Metier von Stefan Griller. Für den Verfassungsrechtler und Europarechtsexperten diktieren die Verfassungen den Weg in die Zukunft Europas und weisen sie zugleich in ihre Schranken. Zwischen den Nationalstaaten ergibt sich ein diverses Bild, in dem Politik und Recht wechselwirken. In Dänemark, wo ein eigenständiger Verfassungsgerichtshof fehlt, ist das Parlament der zentrale politische Akteur. Daher schreckt das Land verstärkt davor zurück, die Entscheidungsgewalt über das Budget an die EU abzutreten. Großbritannien hingegen könne rechtlich gesehen neue EU-Verträge relativ unproblematisch in das nationale Recht integrieren - nur politisch fehlt der Wille. Es gibt Verfassungen mit einem viel rigideren Änderungssystem als dem österreichischen, sagt Griller. Als besonders extremes Beispiel nennt der Jurist Bulgarien. Eine Veränderung der Verfassung brauche dort eine Mehrheit von 80 Prozent, zudem eine Volksabstimmung, und das Parlament trete zweimal über denselben Beschluss zusammen. Das Scheitern an solchen Hürden scheint vorprogrammiert. Und um einer wahrscheinlichen politischen Niederlage zu entgehen, werden auch neue, einschneidende Veränderungen in der EU abgelehnt, die eine solche Verfassungsänderung nach sich ziehen würden. Der Vertrag von Maastricht bildet als Meilenstein der europäischen Integration den historischen Ausgangspunkt des Forschungsprojekts. 1993 schrieb er die schrittweise Einführung der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion fest. Aber schon in den 1990ern kritisierten Theoretiker die fehlenden Sicherheitsnetze der Währungsunion im Falle einer Krise. Man hat aufgrund der Erfolgsstory des Euro davon abgesehen, frühzeitig Maßnahmen zu setzen, sagt Puntscher Riekmann. Auch hier soll sich anhand bisher unausgewerteter Dokumente zeigen, wie die Präferenzen der Nationalstaaten Regeln verschoben und einem Ausbau der EU-Kompetenz vorbeugten. Wie auch immer die EU diesen Weg fortführt - für Griller ist die Arbeit der Juristen als Prüfer und Mahner dabei unerlässlich. In manchen Fällen verbiegen Staaten die Verfassungsgrundlagen, das ist ein ungeheuer gefährlicher Prozess, sagt Griller. Er mahnt, dass eine Dehnung der Prinzipien langsam das Vertrauen in die Verfassung aushöhlt. Und so ist auch das Forschungsprojekt mit einem großen Ziel angetreten: Lösungen zu finden, die politisch und verfassungsrechtlich machbar sind. Nicht-Wissenschaft;Sat.1-Sendung beginnt am Freitag. Köln – Ex-DSDS-Finalist Menowin Fröhlich zieht für Sat.1 in das Promi Big Brother-Haus. Das teilte der Sender am Montag mit. Zuvor hatte Bild darüber berichtet. Der Sänger und Ex-Gefängnisinsasse will in der Show an seinem ramponierten Ruf arbeiten: Ich sehe das als riesige Chance, den Leuten zu zeigen, wer ich wirklich bin. Mein Image ist immer nur der asoziale Schläger, der gut singen kann. Bei Promi Big Brother ziehen zwölf mehr oder minder prominente Bewohner für zwei Wochen in ein Haus und werden rund um die Uhr von Kameras überwacht. Die von Jochen Schropp moderierte Sendung beginnt am Freitag (14. August, 20.15 Uhr). Fröhlich glaubt sich angesichts seines bisherigen Lebensweges gerüstet für die Show, in der zum Beispiel auch keine Handys erlaubt sind: Ich habe es drei Jahre im Knast ohne ausgehalten, dann werde ich 14 Tage wohl auch überleben. Der 27-Jährige hatte 2010 im Finale der RTL-Sendung Deutschland sucht den Superstar (DSDS) gesungen. Wissenschaft;Häufige Umstellung aufgrund von Schwankungen der Erdrotation wäre heute eigentlich nicht mehr notwendig, meint Johannes Böhm von der TU Wien. Die Jetlag-Gefahr ist wohl eher gering: Um eine Sekunde müssen wir unsere Uhren am 1. Juli zurückstellen, wenn wir ganz genau sein wollen. Denn heuer ist es wieder so weit: Alle zwei bis drei Jahre beschließt der internationale Dienst für Erdrotation und Referenzsysteme (IERS) die Einführung einer Schaltsekunde. Am 30. Juni folgt auf 23:59:59 UTC (Koordinierte Weltzeit) 23:59:60, ehe der Juli beginnt. Nach Mitteleuropäischer Sommerzeit (MESZ) erfolgt die Umstellung erst am 1. Juli um 01:59:59. Für Astronomen, Betreiber von Satelliten-Navigationssystemen und andere Dienste, die mit hochpräziser Himmelsbeobachtung arbeiten, ist das wichtig. Aus wissenschaftlicher Sicht wären Schaltsekunden heute aber eigentlich nicht mehr nötig, sagt Johannes Böhm von der TU Wien. Die Länge des Tages ist an die Rotation der Erde um ihre eigene Achse gekoppelt, und diese Rotation wird im Lauf der Zeit immer langsamer. Ab und zu wird daher eine Zusatzsekunde eingeführt, damit die offizielle Zeit und die Rotation der Erde nicht immer weiter auseinanderlaufen. Der Grund für die Verlangsamung der Erdrotation ist die Gezeitenkraft des Mondes. Der Mond dehnt die Erde ein bisschen. Es bilden sich Flutberge aus, und auch die feste Erde wird verformt, so Böhm. Allerdings kann die Erde aufgrund ihrer inneren Reibung die Verformung nicht augenblicklich ändern, wenn sie sich weiterdreht. Daher zeigt die entstehende Ausbuchtung nicht exakt in Richtung Mond, die Verformung wird durch die Erdrotation immer ein bisschen vom Mond weggedreht. Diese Asymmetrie bewirkt, dass der Mond ein Drehmoment auf die Erde ausübt und die Rotation der Erde ein kleines bisschen bremst, sagt Böhm. Gleichzeitig wandert der Mond dabei immer weiter von der Erde weg. Neben der Gezeitenkraft des Mondes gibt es aber auch andere Effekte, die Einfluss auf die Rotationsgeschwindigkeit der Erde haben – etwa die Gewichtsverlagerung durch das Abschmelzen des Eises an den Polen. Forschungsinstitute auf der ganzen Welt, darunter auch die TU Wien, werten die Orientierung der Erde und somit die präzise Tageslänge laufend aus. Die Orientierung der Erde kann man durch genaue Vermessung ferner Himmelskörper bestimmen, so erreichen wir mittlerweile eine Genauigkeit im Bereich von Mikrosekunden, so Wissenschafter. Diese hohe Präzision sei aber auch der Grund dafür, dass die Schaltsekunde eigentlich schon obsolet wäre, meint Böhm: In vergangenen Zeiten benötigte man in der astronomischen Forschung die Schaltsekunde tatsächlich, um Messdaten exakt vergleichen zu können. Doch nachdem man heute ohnehin mit viel höheren Genauigkeiten arbeite, habe man in der Forschung längst keine andere Wahl mehr als komplizierte Korrekturen mit Mikrosekundengenauigkeit zu berücksichtigen, egal ob Schaltsekunde oder nicht - zumindest, wenn man nicht jede Minute eine Schaltmikrosekunde einführen möchte. Böhm plädiert daher für die Abschaffung der Schaltsekunde. Im Grunde wäre es kein Problem, länger zu warten, und dann nach einigen Jahrzehnten eine ganze Schaltminute einzufügen, so der Wissenschafter. Wissenschaft;Raumstation ist bereits seit 1998 im Dienst. Moskau – Die Internationale Raumstation ISS hat am Montag einen Meilenstein ihres Daseins erreicht: Sie hat zum 100.000. Mal die Erde umrundet. Ihre Jubiläumsrunde drehte sie zwischen 06.35 und 08.10 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit, wie das russische Raumfahrt-Kontrollzentrum mitteilte. Die ISS ist seit November 1998 im Dienst. Damals wurde das erste russische Modul Saria in die Erdumlaufbahn gebracht. Seit November 2000 ist die ISS ständig bemannt. Sie umkreist die Erde in rund 370 Kilometern Entfernung. Für eine komplette Erdumrundung braucht sie bei einer Geschwindigkeit von 28.000 Stundenkilometern etwas mehr als 90 Minuten. Die ISS soll noch bis mindestens 2024 in Betrieb bleiben. Wissenschaft;Kügelchen von leicht unterschiedlicher Größe kristallisieren schneller. Mainz – Deutsche Wissenschafter haben bei der Untersuchung von Kolloiden ein überraschende Phänomen beobachtet: Winzige, in Wasser verteilte Plastikkügelchen ordnen sich schneller in einer Kristallstruktur an, wenn sie von leicht unterschiedlicher Größe sind als gleich große Kugeln. Kolloide sind Teilchen von weniger als einem tausendstel Millimeter Größe, die als Schwebstoffe fein verteilt in einem Trägermedium schwimmen. Ein klassisches Beispiel ist die Milch mit ihren kleinen Fetttröpfchen. Die Forscher um Thomas Palberg von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) beobachtet die Kristallbildung von solchen in Wasser schwebenden Plastikkügelchen mit Videomikroskopie oder anderen optischen Methoden. Ein besonders beliebtes Modellsystem sind elektrostatisch negativ geladene Kugeln in salzarmem oder destilliertem Wasser. Bereits mit bloßem Auge lässt sich erkennen, wie die Probe bei zunehmender Konzentration der Kügelchen zunächst stark milchig wird und schließlich kleine Kristalle bildet, die in allen Regenbogenfarben schillern. Unter dem Mikroskop ist zu sehen, dass sich die Schwebeteilchen zu einer regelmäßigen Gitterstruktur angeordnet haben wie bei einem Schmuckopal. Bei dem jetzigen Versuch haben die Physiker Suspensionen mit Kügelchen verschiedener Größe und Größenverteilung untersucht. Erstaunlicherweise konnten sie feststellen, dass die Kristallbildung durch leichte Größenunterschiede der Kugeln kontinuierlich beschleunigt wurde – und zwar bis zu einem Größenunterschied von acht Prozent. Größere Abweichungen werden nicht toleriert, stattdessen geht die Geschwindigkeit der Kristallisation dann drastisch zurück, weil mehr Zeit für die Sortierung der Kugeln in Kristalle aus vorwiegend großen oder vorwiegend kleinen Kugeln nötig wird. Wir waren über diesen Effekt sehr überrascht, weil wir intuitiv erwartet hätten, dass gleich große Kugeln schneller kristallisieren, sagt Palberg zu dem Ergebnis. Aber offenbar lassen sich ungleich große Kugeln schneller in ein Gitter packen, auch wenn es am Ende vielleicht nicht so schön aussieht. Der physikalische Grund für die unerwartet schnelle Kristallisation ist eine geringere Oberflächenspannung zwischen dem Kristall und seiner umgebenden Schmelze. Wir können zeigen, dass die Oberflächenspannung eng gekoppelt ist an die Differenz zwischen dem Ausmaß der Unordnung in der Schmelze und dem Ausmaß der Unordnung im festen Zustand, ergänzt der Physiker. Natürlich ist eine Schmelze viel ungeordneter als ein Kristall. Aber gerade deswegen ist die perfekte Ordnung des Kristalls leicht durch ein paar Kügelchen abweichender Größe zu stören, während man in der Schmelze die Zunahme der Unordnung kaum bemerken würde. Der Unterschied der Unordnung und damit die Oberflächenspannung nehmen also ab, wenn leicht unterschiedliche Kugeln verwendet werden. In der Folge wird dann die Kristallbildung wesentlich einfacher und schneller. Dies könnte auch erklären, weshalb im Computer simulierte, gleichmäßig große Kugeln viel zu langsam kristallisieren. Nicht-Wissenschaft;Bowie war auch als Testimonial für Werbekampagnen tätig. David Bowie ist am Sonntag im Alter von 69 Jahren gestorben. Er starb nach 18-monatigem Kampf gegen sein Krebsleiden. Bowie war auch als Testimonial für Werbekampagnen tätig, hier eine Auswahl: Pepsi-Spot mit David Bowie und Tina Turner David Bowie für Louis Vuitton Spot für Wassermarke Vittel Der Mann der vom Himmel fiel: Werbung für XM Radio Crystal Japan Sake: Bowie am Klavier (red, 12.1.2016) Nicht-Wissenschaft;Front-National-Gründer soll Vermögen vor Fiskus versteckt haben. Paris – Bei dem französischen Rechtsextremisten Jean-Marie Le Pen hat es wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung eine Hausdurchsuchung gegeben. Das Haus des Gründers der rechtsextremen Front National (FN) im Großraum Paris wurde am Mittwoch auf Anordnung der Justiz durchsucht, wie die Nachrichtenagentur AFP aus Justizkreisen erfuhr. Gegen den langjährigen FN-Vorsitzenden, der kürzlich mit der inzwischen von seiner Tochter Marine geführten Partei gebrochen hatte, laufen seit Juni Ermittlungen wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung und Geldwäsche. Ende April hatte die investigative Onlinezeitschrift Mediapart enthüllt, dass die Anti-Geldwäsche-Abteilung des Finanzministeriums (Tracfin) wegen eines Trusts auf den britischen Jungferninseln ermittelt, der von Genf aus verwaltet wurde und auf den persönlichen Assistenten von Le Pen lief. Demnach enthielt er 2,2 Millionen Euro, davon 1,7 Millionen in Gold. Nach Angaben aus Justizkreisen wurde das Konto 2014 geschlossen und das Geld auf eine Bank auf den Bahamas überwiesen. Le Pen bestreitet, an einem Trust im Ausland beteiligt zu sein. Nicht-Wissenschaft;Unterschiedliche Preise für österreichische und deutsche Reisebüros seien "vor allem ein Binnenmarktproblem". Wien/Schwechat/Frankfurt – AUA und Lufthansa heben von Reisebüros für deren Buchungen eine Gebühr von 16 Euro ein. Diese haben dagegen Beschwerde bei der Wettbewerbsbehörde eingelegt – aber offenbar vergebens. Denn die BWB sieht auf Basis der vorliegenden Informationen keinen Anlass, ein Ermittlungsverfahren einzuleiten, heißt es in einem Schreiben an die Airlines, das der APA vorliegt. Die AUA gibt aus eigener Sicht mit der Gebühr nur die Kosten weiter, die sie selber von globalen Distributionssystemen verrechnet bekommen. Das ist für uns kein Gewinn sondern eine Kompensation unserer Kosten sagte ein AUA-Sprecher zur APA. Mit den zusätzlichen Einnahmen habe man die eigenen Kosten abdecken können. Nicht ganz so glatt stellt sich die Bundeswettbewerbsbehörde in einer zweiten Frage auf die Seite der Luftlinien. Es hatte auch eine Beschwerde wegen Preisunterschieden bei Flügen der Lufthansa-Gruppe für österreichische und deutsche Reisebüros gegeben. Hier geht die BWB vor allem von einem Binnenmarktproblem aus. Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass auch ein Wettbewerbsverstoß vorliegt. Die BWB wird der Beschwerde derzeit nicht weiter vertieft nachgehen, die Thematik aber mit Interesse weiter verfolgen, schreibt die Behörde. Nicht-Wissenschaft;Fünf junge Leute mutieren ab Dienstagabend in Mariahilfer Schaufenstern zu Couch Potatoes. Wien – Dienstagabend startet in den Schaufenstern eines Möbelhauses auf der Wiener Mariahilfer Straße ein Weltrekordversuch im Dauerfernsehen. Fünf junge Leute aus Österreich wollen die aktuelle Bestmarke von 91 Stunden, aufgestellt in Toronto, Kanada, knacken. Geht alles glatt und die Couch Potatoes halten 92 Stunden durch, wird eine Schiedsrichterin der Guinness World Records am Samstag ab 14.00 Uhr die Zertifikate über die Eintragung ins Buch der Rekorde überreichen. Mehr als 400 Bewerber hatten sich über einen Facebook-Aufruf beim Veranstalter LG Electronics angemeldet. Antreten dürfen Zivan Pajkanovic (23) und Nadine Pauser (20) aus Wien, Johannes Spilka (19) aus Niederösterreich sowie Markus Waldl und Dominik Zeller (beide 24) aus Oberösterreich. Die offiziellen Regularien gestehen jedem Teilnehmer pro vollendeter Stunde eine fünfminütige Pause zu, die wahlweise auch angesammelt werden kann. Jeder hat so seine Taktik, um nicht einzuschlafen, schilderte einer der Betreuer des Weltrekordversuchs. Die einen unterbrechen öfter für kurzes Powernapping, die anderen wollen jeweils sechs Stunden am Stück schauen und dann eine halbe Stunde schlafen. Zum Munterhalten stehen Kaffee und Energydrinks bereit. Ein Spinning Bike und – abseits der Schaufenster – die Möglichkeit für eine kalte Dusche gibt es auch. Das Programm für die Marathon-TV-Sitzung wählen die Dauerglotzer aus dem Angebot eines Pay-TV-Senders und müssen sich dabei einigermaßen einig werden: Geschaut wird in zwei Schaufenstern auf insgesamt zwei Bildschirmen. Öffentlich bestaunt werden kann die Aktion in den Schaufenstern des Einrichtungshauses Leiner auf der Mariahilfer Straße. Wissenschaft;Der Biologe Martin Leeb sucht nach dem genetischen Programm, das die Ausdifferenzierung von Stammzellen startet. STANDARD: Nach sechs Jahren an der University of Cambridge hat Sie der Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds WWTF mit einer Förderung zurück nach Wien geholt. Haben Sie eine Rückkehr angestrebt? Leeb: Da ich zwei Kinder habe, war es schon immer das Ziel von mir und meiner Frau, langfristig in den deutschsprachigen Raum zurückzukehren. Dass es wieder Wien wurde, ist ein Glücksfall. Besonders, weil hier die embryonale Stammzellforschung – trotz des großen Forschungsverbundes am Vienna Biocenter – nicht sehr ausgeprägt ist. Zumindest noch nicht. STANDARD: Sie erforschen die Entwicklung der Stammzellen hin zu ausdifferenzierten Zellen. Was genau untersuchen Sie? Leeb: Ich will herausfinden, wie die Identität einer Zelle festgelegt wird. Was also regelt, dass eine Zelle aufhört, eine Stammzelle zu sein. Und wie entschieden wird, dass aus einer Stammzelle eine Nervenzelle oder eine Zelle der Bauchspeicheldrüse wird. Das weiß man noch nicht. Deshalb ist es auch so schwierig, gezielt gewisse Zelltypen herzustellen, zum Beispiel für die medizinische Forschung. STANDARD: Forscher züchten aber bereits künstliches Gewebe und Organe aus Stammzellen. Heißt das, dies geschieht mehr nach dem Trial-and-Error-Prinzip? Leeb: Nicht ganz. Aus der embryonalen Entwicklung weiß man ungefähr, welche Signalwege wann wirken, sodass aus einer Stammzelle eine ausdifferenzierte Zelle wird. Das versucht man, im Labor nachzuahmen. Die Signalwege schaltet man etwa über die Zugabe von Wachstumsfaktoren an. Schritt für Schritt kommt man dann zum Beispiel zu einer Nervenzelle. Das ist aber eine sehr langwierige und ineffiziente Methode. Und die gewonnene Nervenzelle verhält sich auch nicht 100-prozentig wie eine Nervenzelle im Körper. STANDARD: Was ist Ihr Ansatz? Leeb: Ich untersuche, welche Gene es braucht, damit die embryonale Stammzelle beginnt, sich auszudifferenzieren. Ich konzentriere mich dabei auf die ersten Schritte des Prozesses: Die embryonale Stammzelle kann noch jeden Zelltyp bilden. Welche Gene veranlassen sie nun, sich in Richtung Differenzierung zu entwickeln? Mit diesem Verständnis könnte man viel besser Gewebe künstlich herstellen. Aber mich interessiert vor allem die grundlegende biologische Frage: Wie wird der Mensch gemacht? Wie werden die ersten Schritte in der Embryonalentwicklung gesteuert? Das verstehen wir noch nicht. STANDARD: Welche Stammzellen nutzen Sie? Leeb: Vorerst nutze ich embryonale Mäuse-Stammzellen. Ziel ist es aber auch, einmal mit embryonalen Stammzellen vom Menschen zu arbeiten. STANDARD: Diese sind ethisch umstritten. Sehen Sie Alternativen? Leeb: Embryonale Stammzellen haben den Vorteil, dass man wirklich weiß, dass sie aus einem Embryo kommen. Die sogenannten induziert pluripotenten Stammzellen – also die reprogrammierten Körperzellen, die sich wieder in beliebiges Gewebe entwickeln können – sind keine wirkliche Alternative zur Erforschung grundlegender Differenzierungsmechanismen. Hier stellt sich immer die Frage, woher sie kommen und wie sie produziert wurden. Sie entsprechen molekular nicht zu 100 Prozent den humanen embryonalen Stammzellen. STANDARD: Sie haben in Cambridge bei dem Biologen Austin Smith im Labor gearbeitet, einem Pionier der embryonalen Stammzellforschung. Was nehmen Sie aus dieser Zeit mit? Leeb: Was man in einem Labor von einem Wissenschafter lernt, der aufgrund seiner Berühmtheit sehr viel unterwegs ist, ist ein enormes Maß an Eigenständigkeit. Und was ich bei ihm gesehen habe: wie man sich eine Arbeitsgruppe zusammenstellen sollte. STANDARD: In wiefern? Leeb: Man braucht Leute, die eigenständig arbeiten und gleichzeitig das Interesse haben, etwas Großes gemeinsam zu bewegen. Ellbogenmentalität gab es bei Smith nicht. Gelernt habe ich von Smith zudem eine gesunde Einstellung zur Wissenschaft: Ziel sollte nicht sein, so viel, sondern so gut wie möglich zu publizieren. Ich strebe gute Wissenschaft an – und nicht, 20 Fachartikel pro Jahr zu veröffentlichen. STANDARD: Fiel Ihnen der Abschied aus Cambridge schwer? Leeb: Der Abschied fiel mir natürlich schwer, denn ich hatte dort eine unglaublich bereichernde Zeit. Für mich war aber immer klar, dass ich mich jetzt von Smith als meinem Postdoc-Betreuer lösen muss: wissenschaftlich wie auch geografisch. Denn langfristig ist es wichtig, seine eigene wissenschaftliche Identität zu etablieren und sich von der Arbeit des großen Professors zu unterscheiden. Nicht-Wissenschaft;Jobs und Sprachkurse reichen nicht. Für die Integration von Flüchtlingen muss das Schulsystem umgekrempelt werden, sagt Barbara Herzog-Punzenberger. Wie kann Integration gelingen? Darüber berät die Regierung am Dienstag mit den Sozialpartnern. Migrationsexpertin Barbara Herzog-Punzenberger hat Anregungen. STANDARD: Einwanderer aus der Türkei und Exjugoslawien sind öfter arbeitslos als Österreicher und verdienen weniger. Das trifft selbst die Jungen. Man bekommt das Gefühl, Integration funktioniert in Österreich nicht. Stimmt das? Herzog-Punzenberger: Die Integration von Einwanderern am Arbeitsmarkt oder im Schulwesen hängt in Österreich sehr stark mit der Ausgangssituation zusammen, die von der jeweiligen Einwanderungsgruppe mitgebracht wird. Das hat viel damit zu tun, dass Österreichs Schulsystem stark sozial reproduzierend ist. Durch die Halbstagsform der Schule ist es so, dass sehr viel nachmittags im Elternhaus zu bewältigen ist. Dann kommt es eben darauf an, welche Kapazitäten und Ressourcen – Wissen, Zeit, Geld – das Elternhaus hat. Hinzu kommt die frühe Selektion, dass man schon mit acht oder neun Jahren die Entwicklungspotenziale eines Kindes bestimmt haben will und eine Prognose macht, wozu es fähig ist. Das beschränkt die Entwicklungsmöglichkeiten der Kinder. Wir wissen auch, dass in der Vergangenheit das Potenzial der Kindergärten nicht richtig genutzt wurde. STANDARD: Wie meinen Sie das? Herzog-Punzenberger: Kindergärten in den 70er- und 80er-Jahren wurden nicht als Bildungseinrichtungen gesehen, sondern als Notlösung, wenn es nicht anders ging, weil die Mama arbeiten musste. Das war in Frankreich und Belgien anders. Dort gibt es die Tradition, wonach es für Dreijährige gut ist, dass sie in den Kindergarten kommen. Ein Kindergarten fördert die unterschiedlichsten Fähigkeiten. Dazu gibt es eine beeindruckende Langzeitstudie aus England: Selbst mit 15 Jahren sind die Vorteile von Kindern nachweisbar, die ab dem zweiten Lebensjahr in einem Kindergarten mit hoher Qualität waren, etwa was ihre Lesefähigkeit betrifft. STANDARD: Warum wird das Thema dann in Österreich nicht forciert? Herzog-Punzenberger: Die katholische Tradition, dass die Frau sich um Kirche, Küche, Kinder zu kümmern hat, gehört noch immer zur Tiefenstruktur des Landes und steht im Weg. Dabei ist diese Konzentration auf die Familie bei Sozialisation und Bildung für alle Kinder aus benachteiligten Familien schlecht. Bei einem Forschungsprojekt zur erwachsenen zweiten Generation ist uns aufgefallen, dass in Schweden Mütter aus der Türkei oft Bildungsabschlüsse nachgeholt haben – das war in Österreich nicht der Fall. Warum? Mütter und Hausfrauen wurden in Österreich nicht als Zielgruppe für Bildungsmaßnahmen gesehen, schon gar nicht für solche, die über einen Sprachkurs hinausgehen. Da gab es jahrzehntelang große Unterschied zwischen Österreich und Schweden. STANDARD: Gibt es Dinge, die in Österreich gut funktioniert haben? Herzog-Punzenberger: Aktuell ist die Arbeitslosigkeit unter türkischen Migranten doppelt bis 2,5-mal so hoch ist wie unter Österreichern. Das bedeutet, dass 18 Prozent der türkischen Migranten keinen Job haben. Das heißt aber, dass 82 Prozent in Beschäftigung oder Ausbildung sind. Das ist der Normalfall, es ist also nicht alles schlecht. Ein Faktor für die erhöhte Arbeitslosigkeit unter bestimmten Gruppen ist, dass ausländische meist vor inländischen Arbeitskräften entlassen werden, wenn die Firmenzahlen nicht stimmen. Was ich sagen will: Grundsätzlich gilt, dass auch bei der Berichterstattung aufgepasst werden muss. Aus der Analyse von Problemen werden allzu leicht negative Stereotype, die eine ganze Gruppe kennzeichnen. Das ist eine weitgehende Verzerrung, die das Bild der Öffentlichkeit prägt. STANDARD: Als ein Beispiel für gelungene Integration gelten die Kriegsflüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina. Sehen Sie das auch so? Herzog-Punzenberger: Wir haben Ende der 1990er-Jahre eine Studie gemacht und festgestellt, dass Österreich da sicher einiges richtig gemacht hat. Die Menschen wurden schnell und unbürokratisch in den Arbeitsmarkt im Zuge der De-facto-Aktion für die Kriegsflüchtlinge integriert. Das wäre auch in der aktuellen Situation ein ganz wichtiger Punkt für Flüchtlinge: Wer in einem Containerdorf hockt und nichts tun darf, sieht sich früher oder später mit emotionalen, sozialen, bis hin zu kognitiven Probleme konfrontiert. Das ist eine destruktive Situation für die meisten, wie wir von den Studien über österreichische arbeitslose Menschen wissen – nach sechs Monaten kommt die Aussichtslosigkeit. STANDARD: Einige Experten sagen, die Flüchtlinge würden kaum in den Arbeitsmarkt integrierbar sein. Denn selbst wenn diese eine Ausbildung mitbringen, sind Schulen in Syrien oder Afghanistan nicht mit jenen in Österreich vergleichbar. Herzog-Punzenberger: Leicht werden sie es nicht haben. Aber es gibt noch keine offizielle Statistik über den Bildungsgrad der Menschen. Solange diese fehlt, lässt sich wenig sagen. Es gibt jedenfalls einen Teil an mittel- bis hochqualifzierten Flüchtlingen, so viel kann ich auch aus persönlichen Begegnungen sagen. Die Frage ist, wie groß dieser Anteil ist. STANDARD: Tests zeigen aber, dass Schulen in Syrien oder dem Iran vom Niveau her nicht an jene in Österreich rankommen. Herzog-Punzenberger: Österreich liegt beim Pisa-Test, was Lesekompetenzen betrifft, auch weit hinter einigen asiatischen Ländern. Nun könnte man sagen, Österreich ist zurückgeblieben, warum sind wir nicht so gut wie diese Länder mit vielen Hochleistungsschülern? Aber dieser Zugang ist keine Basis für konkrete Maßnahmen. STANDARD: Was schlagen Sie dann vor, um Frustrationen wie im Falle der Gastarbeiter zu vermeiden? Herzog-Punzenberger: Es gibt strukturelle Dinge, die auf dem Tisch liegen: Kindergärten als Bildungsinstitutionen zu begreifen, deren Qualität von höchster Bedeutung ist, also muss mehr in Aus- und Weiterbildung des Personals investiert werden. Eine spätere Trennung der Kinder, etwa nach dem neunten Schuljahr, wäre sinnvoll, ebenso ganztägige Schulformen mit entsprechender Infrastruktur. STANDARD: In Österreich wurde lang darüber diskutiert, die Mindestsicherung für Flüchtlinge zu kürzen. Wie sehen Sie das? Herzog-Punzenberger: Menschen in die Armut abzudrängen ist immer schlecht und hat negative Langzeitfolgen. Damit werden jegliche Optionen gesellschaftlicher Teilhabe eingeschränkt: mal ins Kino zu gehen, ein Museum zu besuchen oder Sport zu betreiben. Auch die Teilnahme an Bildungsaktivitäten wird erschwert. Das geht sogar so weit, dass natürlich aufgrund erhöhter Armut die Kriminalität steigen kann. STANDARD: Und diese Teilhabe kann die Integration erleichtern? Herzog-Punzenberger: Natürlich. Gerade in einer Situation, in der Menschen eine ungewisse Zukunft haben, nicht wissen, ob sie bleiben können, ist es wichtig, Dinge zu finden, die ihnen guttun, die sie in ungezwungene Kommunikation kommen lässt. Das passiert in unserem Alltag meist am Arbeitsplatz. Gerade auch aus diesem Aspekt wäre es wichtig, die Integration der Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt zu forcieren. Ein anderes Problem betrifft die Art und Weise, wie die öffentlichen Diskurse zurzeit ablaufen. Standard: Was meinen Sie? Herzog-Punzenberger: Wenn man in den Medien Regierungsmitglieder sagen hört: Das Problem muss an der Wurzel gepackt werden, wir müssen eine Festung Europa bauen, ist das erschreckend. Die Devise scheint ja zu sein, die Menschen sollen nur nicht zu uns kommen, und wenn das bedeutet, dass sie irgendwo, wie jetzt wieder zu Hunderten im Mittelmeer sterben, das ist ganz egal. Mir scheint, die europäischen Werte – egal ob wir nun von christlichen Werten oder Werten der Aufklärung reden – haben sich in Luft aufgelöst. Nur die eingeborenen Österreicher sind sich selbst die Nächsten. Christliche Nächstenliebe hat sich damit als Idee, die sich gegenüber den Ausgestoßenen manifestiert, erledigt. Jesus hatte diesen Wert ja nicht als neue Verhaltensweise innerhalb von Familien oder Verwandten eingeführt. Standard: Was hieße nun also für Sie, das Problem an der Wurzel zu packen? Herzog-Punzenberger: Die wichtigen Fragen sind jedenfalls, wie kann der Krieg beendet werden, wie kann man die Unterbringung von Flüchtlingen in Jordanien, in der Türkei, im Libanon so gestalten, dass die Menschen nicht weg müssen. Eigenartigerweise hat man jetzt die Bereitschaft in Österreich, exorbitante Summen für das Verteidigungsministerium und die Polizei auszugeben, so als ob die unbewaffneten Flüchtlinge die Feinde Österreichs wären. Das ist absurd. Würde die Hälfte dieses Geldes in Bildungs-, Sozial- und Arbeitsmarktpolitik gesteckt, wäre sehr viel mehr gewonnen und zwar langfristig. Gelingen werden die Herausforderungen der Gegenwart nur, wenn wir ein gemeinsames Ziel verfolgen, nämlich die österreichische Gesellschaft gemeinsam weiterzuentwickeln. Wissenschaft;Zum Glück hat die Latrinenforschung heute ihren gebührenden Platz in der Archäologie eingenommen. "Nature" gibt einen Einblick in das spannende Forschungsfeld. Als der italienische Archäologe Giacomo Boni 1913 einen Raum am Palatin in Rom freilegte, vermutete er eine sensationelle Entdeckung: In seinem Bericht über den Fund im ältesten bewohnten Teil der ewigen Stadt spekulierte er über einen ausgeklügelten Mechanismus, mit dem der darüber liegende Palast mit Wasser und sogar Energie versorgt worden sei. Was er in Wirklichkeit gefunden hatte, war zu seiner Zeit in akademischen Kreisen noch etwas Unaussprechliches: eine öffentliche Latrine. Ein Jahrhundert später sind Toiletten längst ein akzeptiertes Forschungsthema – und noch dazu ein hochinteressantes, wie etwa die Arbeiten von Ann Koloski-Ostrow von der Brandeis University in Waltham, Massachusetts, zeigen. Denn die Erforschung der Klos vom alten Mesopotamien über das Römische Reich bis ins Mittelalter gibt allerhand Auskunft über die jeweiligen Benutzer. Wohlstand, Gesundheit, Ernährungsgewohnheiten, kulturelle und wirtschaftliche Aspekte – Sanitäranlagen sind gewissermaßen Spiegel ihrer Gesellschaft. Wenn Sie das Thema interessiert, wollen wir Ihnen einen spannenden und informativen Hintergrundartikel in Nature ans Herz legen. Denn, um auch mal in den Zitatenschatz zu greifen und mit Vergil zu sprechen: Felix, qui potuit rerum cognoscere causas! --> Nature: The secret history of ancient toilets (dare, 29.5.2016) Wissenschaft;Italienischer Regierungschef kündigt Investition von 150 Millionen Euro pro Jahr an. Mailand – Auf dem früheren Gelände der Expo in Mailand soll nach dem Willen von Italiens Regierungschef Matteo Renzi einen neues Technologie- und Forschungszentrum entstehen. Den Vorschlag, den die Regierung machen wird, ist der eines großen weltweiten Zentrums für Genforschung, Datenverarbeitung, Ernährung, Lebensmittel und Nachhaltigkeit, sagte Renzi. So sollten bis zu 1.600 neue Arbeitsplätze entstehen. Der Staat ist bereit, für zehn Jahre 150 Millionen Euro pro Jahr in das Projekt zu investieren. Die Expo in Mailand war Ende Oktober zu Ende gegangen, mehr als 20 Millionen Menschen hatten die Weltausstellung besucht. Bis zuletzt gab es jedoch viel Kritik an den mangelnden Plänen Italiens für die Zukunft des riesigen Geländes am Rande der norditalienischen Wirtschaftsmetropole. Bislang war nur bekannt, dass der italienische Pavillon und der zum Wahrzeichen avancierte Baum des Lebens auf dem Gelände stehen bleiben und im kommenden Jahr wieder für Besucher öffnen sollen. Renzi nannte das geplante neue Zentrum einen Ort des Aufbruchs und der Exzellenz. Die Regierung stehe bereit, mit allen möglichen Instrumenten ihren Beitrag zum Erfolg des Projektes zu leisten. Ich denke, dass Mailand zur Lokomotive Europas werden könnte, sagte er. Wissenschaft;Forschungsanlage hat erstmals Helium-Plasma erzeugt. Greifswald – In der deutschen Versuchsanlage Wendelstein 7-X haben Forscher des Max-Planck-Instituts für Plasmaphysik erstmals mittels Mikrowellenstrahlung Heliumplasma erzeugt. Erstes Plasma: Fusionsanlage Wendelstein 7-X in Betrieb gegangen https://t.co/QH1bJFIB6F (js) #W7X pic.twitter.com/ZNXgs0HgKt Es war eine Generalprobe für 2016 folgende Versuche mit bis zu 100 Millionen Grad heißem Wasserstoffplasma. Mit den Experimenten sollen Erzeugung und Kontrolle von Plasmen durch Magnetfelder getestet werden: entscheidende Schritte auf dem noch langen Weg zur Energiegewinnung aus Kernfusion. Das erste Plasma in der Maschine dauerte eine Zehntel-Sekunde und erreichte eine Temperatur von rund einer Million Grad. Nun kann sie nach neunjähriger Bauzeit ihre Arbeit aufnehmen. Das ist ein toller Tag, sagte die wissenschaftliche Direktorin Sibylle Günter nach dem ersten Experiment. Wir sind sehr zufrieden, sagte auch Hans-Stephan Bosch, der für den Betrieb von Wendelstein 7-X zuständig ist. Alles lief wie vorgesehen. In den nächsten Experimenten wollen die Forscher die Dauer der Plasmaentladungen verlängern und untersuchen, wie die Helium-Plasmen durch Mikrowellen am besten zu erzeugen und aufzuheizen sind. Nach einer Pause zum Jahreswechsel geht es im Januar mit Einschlussstudien weiter, bei denen die Forscher unter anderem untersuchen, wie gut das Heliumplasma im Magnetfeld eingeschlossen wird. Mit diesen Experimenten bereiten die Forscher die ersten Experimente mit Plasmen aus Wasserstoff vor, der in Fusionsexperimenten letztlich zu Helium verschmolzen werden soll. Wendelstein 7-X ist neben einer Anlage in Japan das weltweit größte Fusionsexperiment vom Typ Stellarator. Das Institut beschäftigt rund 500 Mitarbeiter. Das Projekt wurde von EU, Bund und mit acht Prozent auch vom Land Mecklenburg-Vorpommern finanziert. In der eine Milliarde Euro teuren Anlage wollen Forscher die Kernfusion analog den Prozessen auf der Sonne erforschen, um sie auf der Erde als Form der Energiegewinnung nutzbar zu machen. Dafür ist die Erzeugung eines Plasmas erforderlich, damit später in Kraftwerken Atomkerne verschmelzen und dabei Energie freigeben können. Im Greifswalder Institut selbst ist eine Fusion von Atomkernen nicht geplant. Mit Deuterium will das Institut frühestens ab 2017 arbeiten. Bei der Verwendung dieses Wasserstoffisotops entstehen geringe Mengen Radioaktivität. Dazu seien noch weitere technische Voraussetzungen zu erfüllen, wie Klinger sagte. Nicht-Wissenschaft;Russland und die EU haben ein neues Winterpaket für die Ukraine geschnürt. Kiew muss den Konditionen für die Gaslieferungen allerdings noch zustimmen. Die Ukraine kann in diesem Winter auf russisches Gas und europäische Kredite hoffen. Während die Streitigkeiten um Sanktionen zwischen Ost und West weitergehen – die EU hat gerade ihre Restriktionen gegenüber Russland um ein halbes Jahr verlängert -, sind sich Brüssel und Moskau zumindest über die Bedingungen für die Gaslieferungen Richtung Ukraine einig. Demnach erhält Kiew einen 500-Millionen-Dollar-Kredit, um seine Rechnungen zu begleichen. Die EU-Kommission führt die Frage der Vergabe weiterer 500 Millionen Dollar aus den Mitteln der Weltbank zu Ende, präzisierte Russlands Energieminister Alexander Nowak die Herkunft des Geldes. Die Summe soll seinen Angaben nach gleich auf ein Gazprom-Sonderkonto eingezahlt und als Vorauszahlung verbucht werden. Kleiner Rabatt Gazprom seinerseits ist bereit, der Ukraine einen kleinen Rabatt einzuräumen, allerdings wird der Endpreis dabei nicht unter den europäischen Spotpreisen liegen. Expertenschätzungen nach wird sich der Rabatt damit auf maximal 20 Dollar pro 1000 Kubikmeter belaufen. Die genaue Höhe legt die russische Regierung fest. Zum zuletzt geltenden Gaspreis von 247 Dollar für 1000 Kubikmeter könnte die Ukraine damit etwas mehr als zwei Milliarden Kubikmeter in seine unterirdischen Speicher pumpen und seine Reserven damit auf gut 17 Milliarden Kubikmeter erhöhen. Das entspricht etwa dem Vorjahresniveau. Treffen EU, Ukraine, Russland diese Woche möglich Allerdings muss die Ukraine selbst den Bedingungen noch zustimmen. Energieminister Wladimir Demtschischin hatte im Sommer 30 bis 40 Dollar Rabatt gefordert. Zuletzt zeigte sich der Chef des ukrainischen Gasmonopolisten Naftogas Andrej Kobolew jedoch ziemlich optimistisch, dass eine Lösung gefunden werde. Ein trilaterales Treffen könnte noch im Laufe der Woche stattfinden. Die Zeit drängt. Eigentlich wollte die ukrainische Regierung ihre Gasspeicher schon bis Anfang Oktober auffüllen. Der Termin wird sich nun selbst bei einer schnellen Einigung mindestens um zwei Wochen verschieben. Zur Vorbereitung auf den Winter hat Kiew zudem den zeitweise eingestellten Ankauf von Kohle aus den Rebellengebieten wieder aufgenommen. Ukraine benötigt weiteres Gas In jedem Fall muss die Ukraine im Winter weiteres Gas kaufen, um Engpässe zu vermeiden. Kiew schätzt die Kosten auf noch einmal 500 Millionen Dollar. Noch ist unklar, wo das Geld dafür herkommen soll. Außerdem ist dann ein ähnlich milder Winter wie im Vorjahr nötig. Gazprom-Chef Alexej Miller hingegen schreckte seine ukrainischen Kollegen mit der Prognose eines anormal kalten Winters. Solche Winter gebe es etwa alle zehn Jahre, sagte er. Der letzte war im Jahr 2005/06. Wissenschaft;Eine Wiener Kunsthistorikerin hat erstmals sämtliche schriftliche Quellen zum Bau des Stephansdoms ausgewertet. Wien – Er wollte für immer präsent sein. Anton Pilgram, der wohl bekannteste Baumeister des Wiener Stephansdoms, hat sich gleich zweimal in der weltberühmten Kathedrale verewigt. In Stein gemeißelt, lehnt er sich aus einem ebenfalls steinernen Fenster in der Kanzel und scheint den Predigten zu lauschen – obwohl man heute eher meinen könnte, er schaue staunend dem Touristentrubel zu. Pilgrams zweites Bildnis wird weitaus weniger beachtet und befindet sich hoch über dem Zentraleingang an der Orgelbühne. Doch seine doppelte Anwesenheit darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass der 1515 verstorbene Fachmann eigentlich nur ein Innenausstatter des Doms war. Soweit bekannt, gestaltete der gebürtige Brünner lediglich die beiden optisch von ihm signierten Werkstücke. Die weitaus größeren Bauleistungen am Gotteshaus vollbrachten frühere Meister. Wie hätte es auch anders sein können? Der Stephansdom war etwa 300 Jahre lang eine Baustelle, sagt die Kunsthistorikerin Barbara Schedl von der Universität Wien. Wann genau mit den Arbeiten begonnen wurde, ist unklar. Einer Urkunde nach gab es bereits 1220 eine Kirche zu St. Stephan. Wie diese allerdings ausgesehen hat, kann niemand mehr nachvollziehen. Der schnell wachsenden Wiener Gemeinde indes bot sie offenbar schon bald nicht mehr genug Platz – oder Prestige. Schon Anfang des 14. Jahrhunderts kam es zu ersten Erweiterungen. Einige Jahrzehnte zuvor waren brandbedingte Restaurierungen notwendig geworden. Auch die Baugeschichte der Kathedrale hat schon mehrere Generationen von Experten beschäftigt. Für besondere Aufmerksamkeit sorgte jedoch 2007 ein Buch des Karlsruher Architekturhistorikers Johann Josef Böker. Der Autor stellt darin mehrere bis dahin gängige Lehrmeinungen zum Thema Stephansdom infrage, vor allem die Rolle des Herzogs Rudolph IV. als treibende Kraft hinter dem Bau. Aufruhr in der Fachwelt. Um die strittigen Themen ausführlicher zu besprechen, traf man sich 2011 zu einer Tagung in Wien. Und man musste überrascht feststellen: Der Wissensstand über das Wahrzeichen der österreichischen Hauptstadt ist erstaunlich gering. Zwar gibt es zahlreiche Schriftstücke, die über den Bau und den Kirchenbetrieb berichten, wie die Historikerin Schedl erläutert. Sie wurden aber noch nie systematisch ausgewertet. Diese Lücke wird nun von Barbara Schedl geschlossen – über die bisher noch nicht publizierten Ergebnisse sprach sie mit dem STANDARD. In den vergangenen drei Jahren hat die Wissenschafterin eine riesige Menge Material gesichtet – insgesamt rund 2500 Quellen, von offiziellen Stiftungsurkunden bis hin zu Lohnzetteln für die Bauarbeiter oder Angaben über den Kauf von Brennholz. Ich muss alles lesen, sagt sie. Sonst wären die Zusammenhänge nicht klar erkennbar. Vor allem die Kirchenmeisterabrechnungen seien überaus ergiebig: 16 Bände Buchhaltung, ab 1404 niedergeschrieben, leider allerdings nicht lückenlos erhalten. Die Erweiterung der ersten, romanisch gestalteten Kirche St. Stephan startete Schedls Untersuchungsergebnissen zufolge 1310 mit dem Bau eines neuen Chores. Bis dieser jedoch beginnen konnte, mussten zuerst angrenzende Grundstücke gekauft werden. Sie gehörten unter anderem dem Deutschen Orden. Die Eigentümer waren nicht wirklich angetan. Die Verhandlungen verliefen sehr zäh, berichtet Schedl. Da ist es um sehr viel Geld gegangen. Jahre vergingen. Die Landesherren Albrecht der I. und sein Sohn Albrecht der II. sahen sich genötigt zu vermitteln. Die Wiener Bürgerschaft ließ nicht locker und bekam schließlich, wonach sie strebte. Der neue Chor konnte ab 1340 liturgisch genutzt werden. Die erhaltenen Lohnlisten geben Aufschluss darüber, wie viele Menschen auf der Baustelle arbeiteten. Neben dem Baumeister und dem Polier gab es vier bis fünf Steinmetze plus an die 20 Transportleute. Dazu kamen Tagelöhner für die einfachen Handlangerarbeiten. Bei Bedarf wurden Setzer, Glaser und Schreiner hinzugekauft. Schmieden stellten Werkzeuge her und schliffen sie nach. Dennoch waren wohl nie mehr als ein paar Dutzend Personen vor Ort tätig, meint Schedl. Das war extrem straff organisiert. Effizienz ist eben keine moderne Erfindung. Gehörige Gehaltsunterschiede gab es im Mittelalter ebenfalls schon. 1415 bekam Baumeister Peter von Prachatitz wöchentlich fünf Schilling und zehn Dinar, bei freier Kost, Logis und Arbeitskleidung. Er wohnte in einem eigens für ihn gemieteten Haus. Der Tagelohn eines Knechts dagegen betrug nur sieben Groschen. Zum Vergleich: Sieben Groschen waren damals einen Dinar wert, 30 Dinar einen Schilling. Ihre Studien haben Schedl auch auf die Spuren der Baustoffe geführt. Im zwölften und 13. Jahrhundert wurden noch Steinblöcke aus der alten römischen Stadtmauer verwendet, sagt die Forscherin. Man findet sie bis heute an der Westfassade. Später kamen die Quader aus Liesing, Au am Leithagebirge und vom Mannhartsberg. Der Polier fuhr in den Steinbruch und prüfte dort das Material. Rechnungen dokumentieren den Kauf und auch den Transport zur Wiener Baustelle – meistens über den Landweg. Eine sehr kostspielige Angelegenheit, wie Schedl betont. Bauholz dagegen kam über die Flüsse. Für den Dachstuhl wurden zum Teil riesengroße Eichen und Lärchenstämme herbeigeschafft, Letztere vor allem aus den Alpen. Die Ergebnisse ihrer Arbeit, die vom Wissenschaftsfonds FWF finanziert wurde, will Schedl im Rahmen zweier Bücher veröffentlichen. So viel möchte sie jetzt schon verraten: Herzog Rudolph IV. spielte doch eine größere Rolle, als ihr Kollege Böker glauben wollte. Der im 14. Jahrhundert regierende Herrscher widmete Steuern um und verpflichtete sogar Klöster, für den Ausbau des Stephansdoms zu spenden. Das größte Engagement ging allerdings von der Wiener Stadtbevölkerung aus, auch bei der Errichtung des monumentalen Südturms. Das ist ein bürgerliches Unterfangen gewesen, sagt Schedl. Die Schriften dokumentieren zahlreiche Sachspenden und Testamente. Sogar Bettzeug, Hausrat und ein schäbiger Mantel wurden der Kirche vermacht und zugunsten des Dombaus verkauft. Alle sozialen Schichten waren beteiligt. Wien kann zu Recht stolz sein auf seinen Steffl. Wissenschaft;Die Geschichte der Überwachung des eigenen Volks reicht weit zurück. Sei umsichtig! Und benutze deine Spione für jede Unternehmung, schrieb der chinesische General und Philosoph Sun Tzu vor 2500 Jahren in seiner Kunst des Krieges. In dieser ersten schriftlichen Systematisierung strategischer Überlegungen wird dem Einsatz von Spionen ein ganzes Kapitel gewidmet. Das zweitälteste Gewerbe der Welt ist seit jeher ein wichtiges Mittel im Ringen um Wohlstand, Ressourcen, Macht. Die Antike birgt viele Beispiele: Caesar soll etwa über ein dichtes Spitzelnetz verfügt und eine Geheimschrift erfunden haben. Sobald sich die Spionage nicht gegen eine fremde Macht, sondern das eigene Volk richtete, wird sie zur Überwachung. Venedig unterhielt schon ab dem Mittelalter ein dichtes Polizei- und Spionagewesen. Die Entwicklung der Bürokratie schaffte dann die Basis für eine großflächige Überwachung einer Gesellschaft. Joseph Fouché, Polizeiminister Napoleon Bonapartes, unterhielt ein feinmaschiges Spitzelnetzwerk, mit dessen Hilfe er Dossiers zu relevanten Personen zusammenstellen ließ. Kennzeichnend war auch die Erfassung von auffälligen Personen jeder Art (...) in einzelnen Personalbögen oder fiches. Daraus wurden bald die Karteiblätter in Registraturschränken, welche alle modernen Bürokratien kennzeichneten, ehe deren Information in elektronische Dateien überführt wurde, schreibt Wolfgang Krieger in seiner Geschichte der Geheimdienste (C. H. Beck) über Fouché. Fouché war auch eines der Vorbilder für Österreichs polizeistaatliches System. Im 20. Jahrhundert kommt neue Technik dazu, Telegrafen, Kameras, Radio, die es zu benutzen oder zensieren galt. Die totalitären Systeme verfügten beliebig über ihr Menschenmaterial. Felix Dserschinski baute etwa die erste sowjetische Geheimpolizei auf, die Tscheka, die später zum Staatsgeheimdienst GPU wurde. Die GPU überwachte auch Partei und Armee und produzierte unzählige Zwangsarbeiter. In Deutschland wütete Himmlers Gestapo, bevor in der DDR mit totaler Überwachung auf fehlende Linientreue reagiert wurde. SED-Kritiker wie Robert Havemann wurden von Heerscharen von Spitzeln belagert. Der Systematisierungsgrad der Überwachung in der digitalen Welt wäre wohl selbst Sun Tzu suspekt gewesen. Spione können ohne eine gewisse intuitive Klugheit nicht nützlich eingesetzt werden. Bevor wir Spione benutzen, müssen wir uns der Rechtschaffenheit ihres Charakters und des Ausmaßes ihrer Erfahrung und Geschicklichkeit versichern, schreibt er. Fähigkeiten, die die NSA-Server wohl noch nicht mitbringen. Wissenschaft;Die Fundstelle in Südengland ist Unesco-Weltkulturerbe, neolithische Ikone und das archäologische Monument schlechthin. Auch für Archäologen ist die Arbeit dort streng reglementiert. Als wir an einem Februartag um 5.30 Uhr mit unserem Bodenradar Mira 1 über einen Feldweg auf Stonehenge zufahren, bin ich leicht angespannt. Die Erlaubnis dafür, als erstes Team den Bereich innerhalb des Steinkreises mit motorisierten geophysikalischen Messgeräten zu untersuchen, haben wir erst am Tag davor von der Denkmalschutzbehörde Historic England erhalten und eigentlich schon gar nicht mehr damit gerechnet. Es ist stockdunkel, und mir ist eiskalt – die Temperaturen sind mit minus fünf Grad Celsius ungewöhnlich niedrig für Südengland. Aber der Reihe nach. Vergangenen Herbst fragt mich mein Kollege Klaus Löcker, ob ich im Februar Zeit für drei Wochen Prospektion in Stonehenge hätte. Sicher, antworte ich betont lässig, setze mich wieder an meinen Schreibtisch und grinse den restlichen Tag vor mich hin. In Stonehenge zu arbeiten, ist für Archäologen ein bisschen so wie als österreichischer Fußballnationalspieler zur EM-Endrunde zu fahren. Nicht, dass Archäologen auf anderen Fundstellen nicht ebenso Bedeutendes leisten, aber Stonehenge ist nun mal Stonehenge: Unesco-Weltkulturerbe, neolithische Ikone, vor allem aber für viele das archäologische Monument schlechthin. Darum ist auch alles, was mit Stonehenge zu tun hat, streng reglementiert, um diesen besonderen Ort der Menschheitsgeschichte möglichst ungestört zu erhalten. Dazu gehört eine absolute Flugverbotszone ebenso wie die durchgehende Bewachung des Geländes und geordnete Besucherströme. Doch nicht nur der Steinkreis selbst steht unter Denkmalschutz, auch die archäologische Landschaft, die ihn umgibt und mit ihr zahlreiche bekannte Monumente, unter anderem Cursus und Avenue, Avebury, Woodhenge und natürlich das Superhenge Durrington Walls. Zerstörende archäologische Untersuchungen wie etwa Ausgrabungen dürfen in diesem Gebiet nur sehr beschränkt durchgeführt werden, und auch nur dann, wenn der zu erwartende Informationsgewinn den Eingriff in den Boden rechtfertigt. Wir Archäologen stecken hier natürlich in einem Dilemma, denn gerade für die Erforschung der Urgeschichte sind wir im Allgemeinen auf nicht-schriftliche Quellen, sprich Bodendenkmäler, angewiesen. Um trotz dieser Einschränkungen mehr über die archäologische Landschaft um Stonehenge zu erfahren, wurde 2010 das Stonehenge Hidden Landscape Project unter Führung der Universität Birmingham und dem Ludwig Boltzmann Institut ArchPro gestartet. Ziel des Projektes war die großflächige Prospektion der archäologischen Landschaft um Stonehenge mittels zerstörungsfreier Methoden der Geophysik und der Fernerkundung. In den vergangenen sechs Jahren wurden in sieben Kampagnen insgesamt 9,3 Quadratkilometer Magnetik- und 2,4 Quadratkilometer Bodenradardaten gemessen, kartiert und durch Spezialisten wie meinen Kollegen Mario Wallner archäologisch interpretiert. Die Ergebnisse sprechen für sich: 15 neu entdeckte Fundstellen und eine bislang unerreichte Fülle an Details zu den bereits bekannten Monumenten in der Landschaft um Stonehenge. Wie so oft haben sich durch dieses Projekt aber auch jede Menge neuer Fragestellungen ergeben. Die Prospektionskampagne im Februar 2016 konzentriert sich deshalb auf ganz spezielle Areale – unter anderem in Durrington Walls –, die nochmals genauer und mit komplementären Techniken untersucht werden sollen. Zu diesem Zweck bringen wir unsere beiden hochauflösenden Bodenradarmessgeräte Mira 1 und Mira 2 nach Stonehenge, und zusätzlich das etwas geländegängigere und schnellere Spidar. Die ersten Tage nach unserer Ankunft sind ausgefüllt mit dem Aufbau der Satellitennavigation, dem Entladen und Zusammenbauen der Messgeräte und dem Inspizieren der zu untersuchenden Flächen. Sobald alles läuft, beginnt die eigentliche Feldarbeit. Wir sitzen abwechselnd für einige Stunden in beziehungsweise auf unseren Messgeräten und fahren die vorgegebenen Messflächen ab. Das klingt eintönig, kann aber durchaus spannend werden, wenn die Vorabprozessierung der Daten interessante Ergebnisse liefert, aber auch, wenn unsere Messgeräte andere Dinge tun, als sie eigentlich sollten, oder Bodenbeschaffenheit und Witterung extrem werden. Ich für meinen Teil freue mich über die Abwechslung, die die Feldarbeit vom Arbeitsalltag vor dem Computer mit sich bringt und genieße die spektakuläre Aussicht auf Stonehenge. Mit dem Messen allein ist es allerdings nicht getan. Klaus Löcker, der die geophysikalische Prospektion in Stonehenge leitet, kümmert sich um Logistik, Infrastruktur, hält Kontakt mit den Farmern der betroffenen Felder und mit Historic England und bringt widerspenstige Messgeräte wieder zum Laufen. Er achtet aber auch auf unser leibliches Wohl, kocht und führt uns an einigen Abenden mit Begeisterung in die englische Pub-Kultur ein. Während die Prospektion voranschreitet, warten wir gespannt, ob wir die Erlaubnis für Messungen unmittelbar im und um den Steinkreis erhalten. Und tatsächlich, an einem unserer letzten Tage gibt Historic England grünes Licht. Wir bekommen ein Zeitfenster von drei Stunden zwischen 5 und 8 Uhr morgens zugewiesen, bevor das Monument für die Touristen geöffnet wird. Es ist immer noch dunkel, als wir am Steinkreis ankommen und ein Wächter uns den Zaun der angrenzenden Weide öffnet. Ich lenke das Bodenradar vorsichtig über gefrorene Maulwurfshügel und sehe dann zum ersten Mal schemenhaft die Trilithen, die sieben Meter hoch vor mir aufragen. Erst jetzt wird mir so richtig bewusst, welche Leistung die prähistorischen Gesellschaften vollbracht haben müssen, um dieses Monument zu errichten. Sobald die Satellitennavigation steht, beginnen wir mit der Prospektion. Das Rangieren mit dem Bodenradar innerhalb des Steinkreises erfordert volle Konzentration, noch dazu schirmen die Steine das GPS-Signal ab und machen die zentimetergenaue Positionierung des Messgeräts zum Geduldspiel. Während wir arbeiten, verfliegt die Zeit und langsam klettert die Sonne über den Horizont und an den Steinen hoch. Mario Wallner wechselt mich am Radar ab und ich habe noch ein paar Minuten, um die Morgenstimmung an diesem einzigartigen Ort zu genießen. Um Punkt acht Uhr bittet der Wächter uns freundlich, den Steinkreis zu verlassen. Wir machen noch schnell ein Foto mit unserem Bodenradar vor dem Steinkreis und nehmen den Hinterausgang über die Schafweide, während die ersten Touristen bereits auf das Monument zuströmen. Ich friere erbärmlich, zum Teil, weil die Aufregung vorbei ist, zum Teil, weil die Müdigkeit mich einholt. Unser Tag ist allerdings noch lange nicht vorüber, nach einem ausgiebigen englischen Frühstück besteigen wir wieder unsere Messgeräte und messen bei eisigem Wind noch bis fünf Uhr nachmittags. Die Messung im Steinkreis war sicherlich der Höhepunkt unserer diesjährigen Kampagne. Und trotzdem stellt er nur einen kleinen Teil im archäologischen Puzzle der Landschaft um Stonehenge dar. Einige der Ergebnisse unserer langjährigen Untersuchungen können bereits in der Ausstellung Stonehenge – Verborgene Landschaft im Mamuz-Museum Mistelbach besichtigt werden. Und sie zeigen sehr deutlich, welch wichtige Rolle die großflächige Prospektion spielt, wenn es darum geht, das Bild der Landschaft um Stonehenge zu verdichten. Nicht-Wissenschaft;Militär setzt Offensive an Grenze zu Afghanistan fort. Islamabad – Bei Angriffen der pakistanischen Luftwaffe sind nahe der Grenze zu Afghanistan am Donnerstag 43 mutmaßliche Extremisten getötet worden. Es seien Ziele in Gharlamai und Shawal in der Region Nordwaziristan angegriffen worden, teilte das Militär in Islamabad mit. Es handle sich um eine Fortsetzung der Offensive gegen Taliban und andere Extremisten. Das Krisengebiet liegt abgelegen und ist für Journalisten gesperrt. Die Opferangaben des Militärs konnten deshalb nicht überprüft werden. Die pakistanische Regierung kämpft seit mehr als zehn Jahren gegen einen Aufstand der radikalislamistischen Taliban. Im Juni vergangenen Jahres startete das Militär eine Offensive in Nordwaziristan. Die Offensive wurde in den vergangenen Wochen noch verstärkt. Insgesamt wurden dabei nach offiziellen Angaben mehr als 3.000 Extremisten getötet. Nicht-Wissenschaft;Der Machtkampf um den Vorsitz im Repräsentantenhaus reißt tiefe Gräben in der Partei auf. Es gab Zeiten, da waren die Republikaner stolz auf das Attribut, die Daddy Party zu sein. Daddy Party, das stand für Wirtschaftsfreundlichkeit und kühles Rechnen, für Strenge und Disziplin, wobei sich die Partei ihrer Fähigkeit rühmte, selbst die heftigsten Flügelkämpfe relativ rasch beenden zu können. Sieger wurden gekürt, Verlierer schickten sich in ihre Niederlage. Hauptsache, man konnte bald wieder regieren. Misst man es an ihrem eigenen Anspruch, dann bieten die amerikanischen Konservativen derzeit ein verblüffendes Bild: Chaos, Aufruhr und dazu der revolutionär klingende Slogan, dass es gegen das Establishment geht. Eine überschaubare Minderheit, etwa 40 von 247 republikanischen Abgeordneten des Repräsentantenhauses, lässt die Wahl des neuen Speakers, des Parlamentsvorsitzenden, zum Nervenspiel werden. Der alte, John Boehner, warf das Handtuch, um sich nicht länger aufreiben zu müssen in den ewigen Machtkämpfen mit den unberechenbaren Tea-Party-Rebellen. Sein gesetzter Nachfolger, der bodenständige, gut vernetzte Kalifornier Kevin McCarthy, machte in letzter Minute einen Rückzieher, weil ihn die Aussicht auf ebendiese Machtproben schreckte. Nun soll Paul Ryan, der führende Haushaltsexperte der Republikaner, in die Bresche springen. Doch so intensiv die Parteigranden um ihn buhlen, so wenig Lust scheint er zu verspüren, sich auf den Schleuderstuhl zu setzen. 2012 der Vizepräsidentschaftskandidat an der Seite Mitt Romneys, will sich Ryan irgendwann, vielleicht 2020, selber ums Oval Office bewerben. Im Dauerclinch mit dem eigenen Kindergarten fürchtet er sich nur zu verschleißen. Ein Verteidigungsexperte namens Mac Thornberry, zwischenzeitlich als Ersatz im Gespräch, ließ schnörkellos wissen, eher werde er Vegetarier als Speaker. Was etwas heißen will bei einem Mann, der auf einer Ranch im ländlichen Texas aufwuchs. Kein Wunder, dass das Bonmot von der Crazy Uncle Party die Runde macht, um die Partei mit dem Elefantenwappen zu charakterisieren. Eine lautstarke Minorität, die alle anderen vor sich hertreibt, erinnert an jenen exzentrischen Onkel, der allem und jedem widerspricht, an allem etwas auszusetzen hat, der mit dem Kopf durch die Wand will, statt auch einmal nachzugeben. Hinter dem Alles oder nichts verbirgt sich aufgestauter Frust, der Frust, das eigene Gewicht nicht richtig in die Washingtoner Waagschale werfen zu können. Einerseits erfreuen sich die Republikaner seit ihrem Erdrutschsieg im November 2014 einer so klaren Mehrheit im Abgeordnetenhaus, wie es sie seit 1929 nicht mehr gab (im Senat fällt sie mit 54 Sitzen nicht ganz so deutlich aus). Andererseits mussten sie in zorniger Ohnmacht zuschauen, wie Barack Obama gerade nach jenem Wahldenkzettel unbeeindruckt, ja, souverän wichtige Pflöcke einschlug. Der Annäherung an Kuba folgte das Atomabkommen mit dem Iran, dem sich die Republikaner geschlossen verweigerten. Die Legislative mögen sie dominieren, in der Gesamtrechnung des Systems der checks and balances aber reicht ihre Macht dann doch nicht aus, um dem Präsidenten Daumenschrauben anlegen zu können. Es ist eine Erkenntnis, auf die die Alles-oder-nichts-Fraktion mit offener Revolte reagiert. Nur dass sich ihre Wut am stärksten nach innen richtet, gegen die Spitzenleute in den eigenen Reihen, jene Country-Club-Politiker, denen sie vorwerfen, vor Obama zu kapitulieren, ihm zumindest nicht hart genug Paroli zu bieten, ergo die eigenen Prinzipien zu verraten. Als Boehner davon abriet, im Streit um das Reizthema Abtreibung einen Shutdown zu riskieren, eine Teilschließung der Regierungsbehörden, waren seine Tage als Speaker gezählt. Im Vorwahlkampf ums Weiße Haus belohnt die Stimmungslage eher die lärmenden Außenseiter, allen voran Donald Trump mit seiner Lust an der provokanten, politisch inkorrekten Zeile. Schwer vorauszusagen, wann sich die Daddy Party wieder auf ihre Traditionen besinnt. Wissenschaft;Einem deutsch-österreichisches Forscherteam gelang die von Linus Pauling 1935 berechnete perfekte Anordnung von Eis. Innsbruck – Der zweifache Nobelpreisträger Linus Pauling hat 1935 berechnet, wie perfekt Eis theoretisch angeordnet sein kann. Chemikern der Uni Innsbruck und der Technischen Universität Dortmund ist es nun erstmals gelungen, ein spezielles Eis unter Hochdruck genau an diesen Punkt heranzuführen. Ein gewöhnlicher Eiswürfel aus dem Gefrierschrank ist bei weitem kein perfekter Kristall. Er besteht aus sogenannten frustrierten Eiskristallen, in denen zwar die Sauerstoffatome geordnet sind, die Wasserstoffatome allerdings völlig ungeordnet bleiben. Nimmt die Temperatur ab, nimmt gleichzeitig Entropie – also das Maß für die Unordnung eines Systems – ab, bis theoretisch nur ein möglicher Zustand für ein System übrig bleibt. Genau diesen Punkt berechnete der 1994 verstorbene Pauling in der Pauling-Entropie für gewöhnliches Eis. Diese gibt den Unterschied zwischen maximal ungeordnetem und am absoluten Nullpunkt der Temperaturskala bei minus 273,15 Grad Celsius vollständig geordnetem Eis wider. Doch dieser Wert wurde bisher nie erreicht, obwohl es oft versucht wurde, so Thomas Lörting von der Uni Innsbruck. Der Grund liege darin, dass die Wassermoleküle bei ungefähr minus 170 Grad Celsius einfach aufhören würden, sich zu bewegen. Damit sich aber der perfekte Kristall ausbilden kann, dürfte das erst bei minus 201 Grad Celsius passieren. Die Wissenschafter experimentieren daher mit Zusatzstoffen, die die Moleküle länger agil halten. Japanische Forscher fanden heraus, dass das mit kleinsten Mengen Kaliumhydroxid gelingt. Kühlten sie das Gemisch ab, ordneten sich die Kristalle zwar auch noch bei minus 210 Grad Celsius, jedoch nicht vollständig und sehr langsam. Wir haben versucht, das selbe Spiel mit Kristallen unter Hochdruck-Bedingungen zu spielen, so Lörting. Unter Druck kennt man 15 verschiedene Kristalle von Eis. Lörting und seine Kollegen setzten auf Eis XII. Diese Variante ist beispielsweise sogar bei Plusgraden (Celsius) herstellbar und könnte in der Natur etwa im Inneren von Eismonden des Jupiter oder Saturn entstehen. Unter einem Druck von 8.000 bar und unter Zugabe von Chlorwasserstoff kühlten die Forscher das Eis XII in einer eigens entwickelten Vorrichtung ab. Wir hatten auch bei sehr tiefen Temperaturen noch genügend Beweglichkeit, berichtet Lörting. Nach zwei Stunden hätten sich so 100 Prozent der Moleküle geordnet, perfekt geordnetes Eis XIV war entstanden. Wir haben also zum ersten Mal den Übergang von vollständig ungeordnet zu vollständig geordnet geschafft. Das hat noch bei keiner Form von Eis irgendjemand jemals geschafft, freute sich der Forscher über das im Fachblatt Nature Communications veröffentlichte Ergebnis. Ließen sich die Forscher beim Abkühlen genügend Zeit, erreichten die Messwerte sogar sehr genau das von Pauling errechnete Niveau. Es war natürlich wunderschön, dass das wirklich mit dieser Vorhersage von vor 80 Jahren zusammengepasst hat. Pauling hat davon gesprochen, dass das ein Traum für ihn wäre, so der Forscher. Im Zuge der Arbeit habe man sehr viel über die Abläufe in den Netzwerken und deren Beeinflussung gelernt. Es sei nun denkbar, Prozesse, die bei hohen Temperaturen sehr schnell ablaufen, sozusagen in Zeitlupe in diesem speziellen Eis, ablaufen zu lassen. Das könnte Einblicke in chemische Abläufe ermöglichen, die so vielleicht außerhalb der Erde unter Extrembedingungen stattfinden. Nicht-Wissenschaft;Biermarke stellt Frauen in den Mittelpunkt – und will sie ermutigen "Männer zu einem moderaten Trinkverhalten zu motivieren". Linz/Amsterdam – Heineken startet eine globale Marketingkampagne, die sich für verantwortungsvollen, moderaten Alkoholkonsum einsetzt. Das Kampagnenmotto Moderate Drinkers Wanted wird global über das ganze Jahr 2016 implementiert. Die Kampagne inkludiert einen neuen TV-Spot, unterstützt von interaktiver und digitaler Aktivierung sowie Medienkooperationen und PR. Erstmals stellt Heineken für eine Kampagne Frauen in den Mittelpunkt – und ermutigt sie, Männer zu einem moderaten Trinkverhalten zu motivieren, heißt es in einer Aussendung. Der Spot wird unter anderem in der ersten Woche über Facebook zielgerichtet nur an Frauen ausgespielt. Der TV-Spot, der in Los Angeles gedreht wurde, stammt von Publicis Italien und dem Regisseur Nicolai Fuglsig. Gianluca Di Tondo, Senior Director von Heineken: 59 Prozent der Befragten aus der Millenniums-Generation geben an, dass sie ihren Alkoholkonsum beim Ausgehen hauptsächlich deswegen einschränken, damit sie die Kontrolle behalten. Hier spielen Social Media eine große Rolle – man will kontrollieren, wie man hier dargestellt wird. Moderater Alkoholkonsum ist also bereits cool. Aber um einen weiteren Anreiz zu schaffen, legen wir den Fokus jetzt auf die Frauen – und den Einfluss, den sie auf unsere Zielgruppe – in diesem Fall die Männer -haben. Wissenschaft;Schroffes Terrain ohne größere Reifenschäden überquert. Pasadena– Der NASA-Marsrover Curiosity hat seine fast zweimonatige Fahrt über das bisher schroffste Terrain auf dem Roten Planeten ohne größere Reifenschäden überstanden. Nachdem der Rover einige Wochen lang Sanddünen untersucht hatte, sei er Anfang März auf das sogenannte Naukluft-Plateau aus Sandstein gerollt, teilte die NASA am Mittwoch (Ortszeit) mit. Zur Überquerung musste er etwa 400 Meter über den holprigen Untergrund rollen. Vor dem schwierigen Manöver hatten sich NASA-Forscher Sorgen um die sechs Aluminiumreifen des Rovers gemacht, die schon seit längerem Löcher und Risse aufweisen. Ersten Prüfungen zufolge habe die Fahrt die Abnutzung aber nicht weiter beschleunigt. Nun soll Curiosity wieder auf glatterem Terrain weiterrollen. Ich bin zuversichtlich, dass er es zu den Destinationen auf Mount Sharp schafft, die wir von Beginn der Mission an vorgesehen haben, sagte Steve Lee vom Jet Propulsion Laboratory der NASA in Pasadena. Der Rover war vor fast vier Jahren auf dem Mars gelandet und sucht dort nach Spuren potenziellen Lebens. Wissenschaft;Forscher rekonstruierten ozeanischen Sauerstoffgehalt vor 1,4 Milliarden Jahren und stießen auf eine offene Frage. Kopenhagen – Etwa 600 Millionen Jahre bis ins Zeitalter des Ediacariums muss man zurückgehen, um zu den ersten Tieren zu gelangen. Davor dürfte die Erde zum einen einfacheren Organismen wie Bakterien, zum anderen aber auch bereits früher entstandenen Lebewesen mit Zellkern (Eukaryoten) wie etwa Pflanzen vorbehalten gewesen sein. Warum die Tiere deutlich länger gebraucht haben, dafür wurde bislang zumeist der Sauerstoffgehalt der Atmosphäre beziehungsweise der Ozeane verantwortlich gemacht. Zu den Definitionsmerkmalen dessen, was ein Tier ausmacht, gehört die Sauerstoffatmung. Deshalb wurde angenommen, dass es im Zeitraum vor dem Aufkommen der ersten Tiere einen letzten entscheidenden Anstieg des Sauerstoffgehalts gegeben haben müsse – lange nach der sogenannten Großen Sauerstoffkatastrophe vor etwa 2,4 Milliarden Jahren, als sich die dritte und bis heute bestehende Erdatmosphäre herauszubilden begann. Eine aktuelle im Fachmagazin PNAS erschienene Studie zweifelt diese Vermutung nun aber an. Dänische und chinesische Forscher untersuchten nämlich Sedimentproben, die aus der Xiamaling-Formation in China stammen und ein Alter von 1,4 Milliarden Jahren haben. Aus den enthaltenen organischen Molekülen konnten sie ableiten, dass es in den Tiefen des damaligen Ozeans einen Sauerstoffgehalt von mindestens vier Prozent der heutigen Konzentration gegeben haben muss. Das klingt nach nicht viel – aber es gibt auch heute Tiere, die mit einem solchen Wert und sogar mit noch weniger zurechtkommen: Unter anderem Schwämme, die als ältester aller Tierstämme gelten, wie eine andere Studie vor kurzem ergab. Die Sauerstoffkonzentration hätte also auch damals schon gereicht, 800 Millionen Jahre bevor die Tiere tatsächlich auftauchten. Warum sich dies dennoch verzögerte, bleibt damit vorerst rätselhaft. Wissenschaft;Sie sind bis zu zwei Meter hoch und bedecken ganze Regionen in den südamerikanischen Feuchtsavannen. Bisher war unklar, wer die rätselhaften Haufen erschaffen hat. Braunschweig/Wien – In den Feuchtgebieten Südamerikas erscheinen einige Landstriche wie von Menschenhand geformt: Große Erdaufschüttungen, einige bis zu fünf Meter breit und zwei Meter hoch, verteilen sich in überraschender Regelmäßigkeit oft dicht an dicht über weite Flächen der wasserreichen Llanos Kolumbiens und Venezuelas. Die eindrucksvollen Hügel wurden erstmals in den 1940er-Jahren gesichtet. Doch viel mehr, als dass sie ein natürliches Phänomen sind, hat man in den zurückliegenden fast 80 Jahren nicht über sie herausgefunden. Das mag zum Teil auch daran liegen, dass sich das wissenschaftliche Interesse an den im Spanischen Surales genannten Erdhügeln bisher in Grenzen hielt. Um diese Lücke zumindest zu verkleinern und dem mysteriösen Urheber der Formationen auf die Schliche zu kommen, hat nun ein internationales Team von Geoökologen, Biologen und Chemikern ein ganzes Arsenal an Forschungsmethoden aufgefahren: Die Wissenschafter setzten auf Satellitenbilder und Luftaufnahmen ebenso wie auf chemische und physikalische Laboranalysen und nicht zuletzt auf harte Feldarbeit in den unwirtlichen Sümpfen. Und die Mühe dürfte sich gelohnt haben. Den Forschern um Anne Zangerlé von der Technischen Universität Braunschweig ist es gelungen, die Baumeister der Surales zu identifizieren: Es handelt sich um simple Regenwürmer – und sie errichten die Hügel zum Großteil aus ihren Exkrementen. Die Hauptarbeit leistet dabei ein Wurm der Gattung Andiorrhinus. Über 90 Prozent der Wurmbiomasse in der Umgebung der Surales gehen auf sein Konto. Die Würmer finden in den saisonal überfluteten Feuchtsavannen einen reich gedeckten Tisch, denn ihre Hauptnahrungsquelle besteht aus verrottenden Pflanzenresten. Anstatt den dabei am anderen Wurmende anfallenden Humus an Ort und Stelle auszuscheiden, bringen ihn die Tiere immer zum selben Ort – eine Art gemeinschaftliche Wurmtoilette also. Die Forscher konnten beobachten, wie diese anfänglich kleinen Haufen zu regelrechten Türmen heranwuchsen. Aus diesen wiederum wurden schließlich die charakteristischen Hügel. Doch selbst an diesem Punkt ist das Wachstum einiger Surales noch nicht zu Ende. Liegen zwei der Hügel eng beieinander, können sie zu noch größeren Exemplaren verschmelzen. Der Anteil an Wurmausscheidungen beträgt selbst bei diesen alten, ausgewachsenen Surales bis zu 50 Prozent. Mit unseren Ergebnisse können wir nun erstmals nachvollziehen, wie diese einzigartigen Landschaften entstanden sind, sagt José Iriarte von der University of Exeter, der an der im Fachjournal Plos One präsentierten Studie beteiligt war. Das Wissen um die ökologische Bedeutung der Surales sei auch dringend nötig, betonen die Forscher. Die gesammelten Daten würden wesentlich dabei helfen, die vielschichtige Welt der Llanos und ihre Hügel aus Wurmexkrementen besser zu schützen. Iriarte befürchtet allerdings, dass es dafür bereits zu spät sein könnte: Die rasante Ausbreitung der industriellen Landwirtschaft in Südamerika zerstört das empfindliche Ökosystem der wasserreichen Ebenen schneller, als man es erforschen kann. (Thomas Bergmayr, 12.5.2016) Wissenschaft;Jasmine Rinnofner entwickelt komplexe Gewebemodelle von Organen. Die Entwicklung neuer Medikamente kann zehn, 15 Jahre dauern. Auf jahrelange Tests in Zellkulturen und Tiermodellen folgt die klinische Phase mit der Erprobung am Menschen. Wenn erst spät erkannt wird, dass die Wirksamkeit nicht ausreicht oder unerwünschte Nebenwirkungen auftreten, können Jahre der Forschung umsonst gewesen sein. Die Technologie, an der Jasmine Rinnofner forscht, erlaubt es, dass Medikamente schon frühzeitig besser getestet werden können, um die Entwicklungszeit zu verkürzen. Die Studentin des Masterstudiengangs Molecular Biotechnology an der FH Campus Wien arbeitet zurzeit im Rahmen eines Auslandsemester an der University of Washington in Seattle an der Entwicklung sogenannter Tissue Chips. Das sind dreidimensionale Gewebemodelle, die menschliche Organe imitieren, um so schneller genauere Vorhersagen über die Wirkungsweisen von Medikamenten treffen zu können. In den zündholzschachtelgroßen Chips hat man viele Möglichkeiten, die Reaktionen komplexer Gewebe auf mechanische oder chemische Reize zu testen. Man kann so bereits in präklinischen Tests In-vivo-Situationen besser nachahmen, erklärt die 1988 geborene Kärntnerin. Rinnofner widmet sich mit ihrem Team einer derartigen Plattform, die das Herz imitiert. Dafür werden patientenspezifische induzierte pluripotente Stammzellen (iPSC), also reprogrammierte menschliche Zellen, in einer aus einem Schweineherz stammenden extrazellulären Matrix – dem Gewebe zwischen den Zellen – eingebettet und zu Herzzellen herangezogen. Den Reifegrad der Zellen richtig hinzubekommen sei schwierig, sagt die Biotechnologin, genauso wie das Einstellen anderer biochemischer Abläufe im Gewebe. Die Forscherin hat sich etwa damit beschäftigt, wie der elektrische Reiz bei einem Herzschlag zwischen den Zellen weitergeleitet wird. Das Coole dabei ist, dass man die Medikamentenentwicklung mit dieser Technik personalisieren kann. Jeder reagiert anders, sagt Rinnofner. In den derzeitigen klinischen Studien ist es wichtig, verschiedene Populationen hineinzubringen. Die genetischen Unterschiede kann man in Zukunft dann schon früher berücksichtigen. Allerdings: Die Forschung steht noch ziemlich am Anfang. Es wird noch einige Jahre dauern, bis das ausgereift ist. Dann könne man mit Rinnofners Chip etwa überprüfen, ob und bei welcher genetischen Ausstattung ein potenzieller Wirkstoff kardiotoxisch ist, also das Herz schädigt. Die im Mölltal aufgewachsene Studentin hat ihre bisherigen Studien auf einige Hochschulen aufgeteilt: Biologie an der Uni Salzburg, Biomedizinische Analytik an der FH Salzburg, Auslandsaufenthalte in Boston und Neuseeland. Nach Seattle verhalf ihr ein Exzellenzauslandsstipendium der Industriellenvereinigung und der Wirtschaftskammer Kärnten. Die praktische Ausrichtung und das Kennenlernen neuer Orte seien bestimmende Faktoren ihrer Laufbahn. Das Interesse an medizinischen Wirkstoffen habe dabei schon als Kleinkind bestanden, als sie die Gesundheitsbücher ihrer Mutter durchforstete. In Seattle gefällt ihr, dass fast wie im Mölltal die Berge vor der Tür sind. Nach knapp einem Jahr in den USA vermisst sie aber nicht nur die heimatlichen Berge, sondern auch a gescheite Brettljausen. Nicht-Wissenschaft;Der Verein "EntArteOpera" präsentierte im Wiener MuTh Musik, die ausschließlich im Lager Theresienstadt entstanden ist. Gegeben wurden Werke von Pavel Haas, Gideon Klein und Viktor Ullmann – Klänge, die ob ihrer Komplexität zutiefst bereichern. Wien – Wenn sich die Kriegsflüchtlinge aus dem Nahen Osten heute auf ihren langen Weg nach Europa machen, dann ist ihr Ziel ein Kontinent des Friedens und des Wohlstands. Und doch ist es nicht einmal ein Menschenalter her, dass dieser Kontinent während des Zweiten Weltkriegs seine dunkelste Zeit erlebte. Im MuTh erinnerte der Verein EntArteOpera mit mehreren Veranstaltungen an jene Jahre, als etwa im Augarten noch die Geschütze auf den Flaktürmen feuerten, als in den vier Sammellagern im Zweiten Bezirk die jüdische Wiener Bevölkerung zusammengepfercht und von dort in die sogenannten Konzentrationslager abtransportiert wurde. Theresienstadt war das Vorzeigelager des NS-Regimes, zur Demonstration eines normalen Lebens auf jüdischem Siedlungsgebiet – so die grausam-sarkastische NS-Amtssprache – durfte hier sogar musiziert werden. Neben einer Ausstellung in der Aula der Akademie der Bildenden Künste, Komm mit nach Terezin, präsentierte die von Susanne Thomasberger geleitete EntArteOpera drei Konzerte im MuTh, deren Programme ausschließlich Werke enthielten, die in Theresienstadt entstanden sind. Am letzten Abend leitete mit Martin Sieghart ein Mitstreiter von Thomasberger das Georgische Kammerorchester Ingoldstadt. Sieghart hat in den letzten Jahren die tollen EntArteOpera-Produktionen von Franz Schrekers Der Schatzgräber und Walter Braunfels‘ Ulenspiegel in der Linzer Tabakfabrik dirigiert. Der Österreicher und die großteils packend und energisch musizierenden Ingoldstädter präsentierten zuerst die mit motorischer Kraft erfüllte Studie für Streichorchester von Pavel Haas, welcher Sieghart in einer kurzen Ansprache eine unglaubliche Zerrissenheit attestierte. Die Partitur des Werks blieb verschollen, Dirigent Karel Ancerl rekonstruierte sie aus Stimmenmaterial, welches im Lager gefunden wurde. Der tschechische Komponist Vojtech Saudek arrangierte Gideon Kleins letztes Werk, ein Streichtrio, zur Partita für Streicher um. Klein vollendete das Werk neun Tage vor seiner Deportation nach Auschwitz. Der Mittelsatz, ein Variationssatz, beeindruckte ob seiner Komplexität. Reiche, bereichernde Musik, die nicht nur zu Gedenkanlässen gespielt werden sollte. Bei Viktor Ullmanns letztem Werk, dem Melodram Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke, sprach Ingrid Habermann in eindrücklicher Weise die Prosadichtung von Rainer Maria Rilke. Zum Abschluss sang sich der Mozart Knaben- und Mädchenchor Wien (Leitung: Peter Lang) mit Hans Krásas kurzer Kinderoper Brundibár (in der Theresienstädter Fassung) in die Herzen der Zuschauer. Vor 71 Jahren wurden die meisten Kinder, die diese Oper in Theresienstadt vor den Besuchern des Internationalen Roten Kreuzes gespielt hatten, danach nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Hierüber kann man nur verstummen und danach seine Stimme dafür erheben, dass solche Zeiten nie mehr wiederkommen. Wissenschaft;Cixin Liu gewinnt Preis für besten SF-Roman – Fans erteilen reaktionärer Splittergruppe eine klare Absage. Spokane – Und am Ende, da ist es nach monatelanger Aufregung fast noch eine ganz normale Hugo-Gala geworden: Samstagabend fand die Verleihung des wichtigsten Preises für Science-Fiction-Literatur statt: Ein alljährlich vergebener Fan-Preis, bei dem jeder mitstimmen kann, der sich für die World Science Fiction Convention des jeweiligen Jahres anmeldet. 5.950 Fans, so viele wie noch nie, nahmen heuer an der Abstimmung zu den Hugo Awards teil, die Zeremonienmeister David Gerrold im Anschluss aus vielerlei Gründen als historisch bezeichnete. Doch mehr dazu später, erst – Ehre, wem Ehre gebürt – die Gewinner. In der traditionell prestigeträchtigsten Kategorie gewann der chinesische Autor Cixin Liu den Hugo Award für den besten Roman. Sein The Three-Body Problem, das bislang noch nicht ins Deutsche übersetzt wurde, ist der Auftaktband einer komplexen Trilogie, die mit einer Verschwörung beginnt und sich der Frage zuwendet, wie die Menschheit mit dem Wissen umgeht, dass in mittlerer Zukunft Vertreter einer überlegenen außerirdischen Zivilisation die Erde erreichen werden. The Three-Body Problem war bereits in der Endauswahl der Nebula Awards gewesen, dem von den Science Fiction and Fantasy Writers of America vergebenen Profi-Gegenstück zum Hugo. Dort musste es sich noch Jeff VanderMeers Southern Reach-Trilogie geschlagen geben – ebenso wie der Fantasy-Roman The Goblin Emperor von Sarah Monette alias Katherine Addison und Ancillary Sword, die Fortsetzung von Vorjahressiegerin Ann Leckies Weltraumsaga Ancillary Justice (Die Maschinen). Diese beiden belegten nun beim Hugo die Plätze hinter Cixin Liu. Bester Film: Guardians of the Galaxy Da weitaus mehr Menschen Science Fiction im Kino sehen als lesen, erhält die Nebenkategorie Bester Film außerhalb der Literaturwelt in der Regel die meiste Publicity. Hier gewann wie schon bei den Nebulas die Actionkomödie Guardians of the Galaxy den Preis – vor Captain America: The Winter Soldier, Edge of Tomorrow, Interstellar und dem Lego-Film. Weitere Hugos gingen an die kanadische TV-Serie Orphan Black als bestes filmisches Kurzformat, an das Superhelden-Comic Ms. Marvel von G. Willow Wilson und an den niederländischen Autor Thomas Olde Heuvelt, dessen The Day the World Turned Upside Down als beste Novellette ausgezeichnet wurde. Nicht zu vergessen eine ganze Reihe weniger prominenter Kategorien, vom besten semiprofessionellen Magazin bis zum besten Fancast: Eine vollständige Liste der Gewinner und der Nominierten finden Sie hier. Durch die Gala, die man sich wie eine charmant amateurhafte Version der Oscar-Verleihung vorstellen darf, führten die Autorin Tananarive Due im Lt.-Uhura-Kostüm und ihr älterer Kollege David Gerrold, der als Autor der legendären Tribbles-Folge seinen ganz persönlichen Star Trek-Bezug hat ... und von Donald Trump mit Blick auf dessen exzentrische Frisur seinen Tribble zurückforderte. Exotische Gäste – darunter Astronaut Kjell Lindgren, der den Roman-Sieger von Bord der ISS aus verkündete, ein Dalek aus der Serie Doctor Who und mit der Autorin Nina Horvath auch eine waschechte Österreicherin – bereicherten das Geschehen. Und sorgten für gute Stimmung, obwohl über dem Austragungsort Spokane im US-Bundesstaat Washington die Rauchwolken naher Waldbrände hingen und fast wie ein Omen wirkten. ... denn leider war heuer nichts normal. Der Gala war eine monatelange hasserfüllte Kontroverse vorausgegangen, wie es sie in der Science-Fiction-Gemeinde, die sich stets als große Familie verstanden hat, noch niemals gab. Was war geschehen? Kurz gesagt: Der aktuelle US-amerikanische Kulturkrieg hatte auf die Science Fiction übergegriffen. Jeden Frühling werden die Kandidaten für den Hugo Award präsentiert, also diejenigen, die von Fans am häufigsten nominiert wurden. Heuer allerdings wurden individuelle Nominierungen weitestgehend ausgehebelt: Zwei rechtslastige Gruppierungen von Autoren und deren Fans, die konservativen Sad Puppies und die radikaler gesinnten Rabid Puppies um den christlichen Verleger Vox Day, hatten ihre Anhänger zu einer Blockabstimmung mobilisiert. Da die Zahl an nominierenden Fans traditionell überschaubar ist und zudem in lauter individuelle Geschmäcker zerfällt, hat es auch eine kleine Gruppe leicht, sich durchzusetzen, wenn sie im Gleichschritt marschiert. Ironischerweise haben die Sad Puppies, die sich noch immer für die treibende Kraft der Aktion halten, bis heute nicht zur Kenntnis genommen, dass sie von ihren radikaleren Verbündeten instrumentalisiert wurden. Vox Day nutzte die Kampagne, um sich selbst und Produkten seines Kleinverlags multiple Nominierungen zu sichern. Das Ergebnis war ein für das Fandom schockierender Stimmzettel, der von Puppy-Nominierungen wimmelte. In einigen Kategorien standen nun sogar ausschließlich Puppy-Kandidaten zur Wahl. Als Rechtfertigung für ihr Vorgehen sprachen beide Puppy-Fraktionen von einer seit Jahren anhaltenden Verschwörung aller möglichen Leute – von Linken, Frauen, Schwulen, Akademikern, Literati usw. –, die den Hugo Award ausschließlich ihresgleichen zuschanzen würden. Was auch immer ihresgleichen in einem so heterogen zusammengesetzten Feindbild sein mag. Aus einer solchen Aktion folgt ein scheinbarer Lagerkampf – während es tatsächlich nur ein Lager gibt, das den Rest der Welt über einen Kamm schert und seine Interessen als gleich wichtig oder noch wichtiger als die aller anderen zusammen betrachtet. Es war, als würde Portugal beim Song Contest mit der Strategie antreten, sämtliche anderen Länder als Teil einer Verschwörung mit finsterer Agenda zu bezeichnen und sich zur einzigen Gegenkraft hochzustilisieren. Das funktioniert genau so lange, bis eine Abstimmung zeigt, wie klein die lautstark agitierende Minderheit tatsächlich ist. Doch nicht nur, dass sich in Internetforen bald blanker Hass ausbreitete, nachdem die Puppies Gift in eine bis dahin friedliche Community getragen hatten. Auch die Kampagne selbst machte bemerkenswerte Wandlungen durch. Ein angeblich rein literarischer Diskurs mündete rasch in klassisches Mobbing und schließlich in einen Boykottaufruf gegen den linken SF-Verlag Tor: Eine vermeintlich spontane Aktion, weil Tor sich – verständlicherweise – weigerte, eine Mitarbeiterin zu entlassen, auf die sich die Puppies eingeschossen hatten. Genau gegen diesen Verlag wollte Vox Day allerdings schon ein Jahr zuvor aus ganz anderem Grund einen Boykott initiieren. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier persönliche Rechnungen beglichen werden sollten. Und Vox Day, als Autor wie Verleger bedeutungslos, glaubt offenbar eine mit dem vielleicht wichtigsten SF-Verlag weltweit zu haben. Und einmal mehr ließen sich die Sad Puppies von ihm instrumentalisieren und von einem Zielobjekt zum nächsten manövrieren. Sie wollten angeblich die Hugos demokratisieren – und drängten die große Mehrheit der Fans ins Abseits. Sie wollten gegen eine nicht existierende ideologisch motivierte Clique antreten – und waren selbst die einzigen, die eine bildeten. Und sie wollten zeigen, was gute Science Fiction ist – und stellten einen Stimmzettel zusammen, auf dem sich mediokre Werke und einige qualitative Totalausfälle drängelten. Die Puppies hatten eine Menge Behauptungen in die Welt gesetzt und ohne Unterlass wiederholt. Keine einzige davon konnten sie belegen – und die allerletzte löste sich nun bei der Hugo-Abstimmung in heiße Luft auf: Nämlich die Fehlannahme der Puppies, dass sie für die schweigende Mehrheit der Science-Fiction-Fans sprechen würden. Die Mehrheit wurde in Anspruch genommen und die Mehrheit hat eindrucksvoll geantwortet: Nicht ein einziger Puppy-Kandidat hat einen Preis gewonnen – mit Ausnahme von Guardians of the Galaxy. Wobei jedoch vorab in nahezu allen SF-Foren Einigkeit geherrscht hatte, dass die Filmkategorien ein Sonderfall sind, weil in Hollywood – so ehrlich muss man sein – kaum jemand wissen dürfte, was die Hugo Awards überhaupt sind. Geschweige denn aktiver Teil der Puppy-Kampagne wäre. In sämtlichen literarischen Kategorien verloren die Puppy-Kandidaten bemerkenswert deutlich (die genauen Statistiken sind hier zu finden). Was auch bedeutete, dass die Fans in den Kategorien, in denen ausschließlich Puppy-Kandidaten zur Wahl standen, dafür stimmten, keinen Preis zu vergeben. Die seit jeher mögliche Option No Award wurde in den Kategorien Sachbuch, Kurzgeschichte, Novelle und bester Herausgeber (Lang- und Kurzformat) gezogen. Die in den vergangenen Monaten zum Mem gewordene Verballhornung Noah Ward wurde somit zum meistgenannten Namen des Abends. Fünfmal kein Preis verliehen: Das ist soviel wie bis dato in der ganzen über 60-jährigen Geschichte der Hugo Awards zusammen. Allerdings ist es auch weit von der nuklearen Option entfernt, vor der im Vorfeld viele – unter anderem George R. R. Martin – gewarnt hatten: Nämlich aus Zorn über die Blockabstimmung der Puppies und ihre anhaltende Hetzkampagne durchgehend mit No Award zu stimmen und so den ganzen Hugo-Jahrgang 2015 den Bach runtergehen zu lassen. Stattdessen stimmten die Fans äußerst zielgenau ab. Wirklich zufrieden kann niemand damit sein, was bei der Hugo-Kontroverse herausgekommen ist. Es konnte nur noch zwischen schlechten Optionen gewählt werden, aber davon hat sich immerhin die erträglichste durchgesetzt. Insofern können sich nun all die unterschiedlichen Fans, die von den Puppies unter pauschalisierenden Schmähbegriffen zu einem Pseudo-Lager zusammengefasst wurden, als Sieger fühlen. Als Gewinner ist aber auch Vox Day zu betrachten. Nicht weil er in bester verschwörungstheoretischer Manier für jeden denkbaren Wahlausgang schon vorab erklärt hat, warum dies seinen Sieg beweise. Sondern weil er es geschafft hat, seine Agenda dem gesamten Fandom aufzuzwingen. Monatelang wurde ausschließlich auf das reagiert, was er vorgegeben hatte. Vor allem aber ist er ein finanzieller Gewinner, weil er seinen Bekanntheitsgrad enorm erhöht hat. Menschen, die seine Ideologie nicht teilen, sind ihm ohnehin egal. Unter Geistesverwandten, die zuvor noch nie von ihm gehört hatten, hat er aber sicher neue Käufer gefunden, womit sich der Aufwand gelohnt hat. Eindeutiger Verlierer der Abstimmung sind die Sad Puppies – auch wenn sie nach dem spektakulären Verfehlen aller ihre vorab deklarierten Ziele nun eifrig versuchen, diese rückwirkend umzuschreiben. Einige ihrer Proponenten dürften sich zudem über die aktuelle Niederlage hinausgehenden, bleibenden Rufschaden zugefügt haben, indem sie die Brücken zum Rest der SF-Community abbrachen. Anders als Vox Day, bei dem gezielte Provokation und eine Politik der verbrannten Erde integraler Bestandteil des Selbstmarketings sind, sehen sich die gemäßigteren Sad Puppies nach eigenen Worten als Teil der SF-Community. Doch haben einige von ihnen im Verlauf der Kontroverse jede Mäßigung verloren. Es stellt sich die Frage, welches Standing eine Sarah Hoyt oder ein Brad R. Torgersen noch haben können – nach dem, wie sie in den vergangenen Monaten über Berufskollegen gesprochen haben. Als Verlierer werden in vielen Reaktionen auch diejenigen Autoren genannt, die es aufgrund der Blockabstimmung der Puppies nicht auf den Stimmzettel geschafft haben. Nüchtern betrachtet unterscheidet sich 2015 da aber kaum von einem normalen Jahrgang: Jedes Jahr kann nur einer gewinnen und andere würdige Kandidaten gehen damit zwangsläufig leer aus. Verlieren ist ein hartes Los, aber es ist auch der Normalzustand. Ob der Hugo Award selbst auf der Gewinner- oder Verliererseite steht, lässt sich derzeit noch nicht sagen. Die Kontroverse hat zweifellos an seinem Image gekratzt, und ein mehrfaches No-Award-Ergebnis widerspricht seiner Intention, guten Science-Fiction-Werken Aufmerksamkeit zu verschaffen. Andererseits wurde damit ein Signal gesetzt, dass Kampagnen und Blockabstimmungen abgelehnt werden und die Fans sich ehrliche Gewinner wünschen. Es wurden mehrere Vorschläge eingebracht, das Nominierungsprozedere so zu verändern, dass Blockabstimmungen wie die der Puppies künftig nicht mehr möglich sind. Sollten sich diese durchsetzen, könnten sie aber frühestens 2017 wirksam werden: Die Hugos sind bei Systemänderungen schwerfällig – und zwar gewollt, weil Entschlüsse in der Hitze des Augenblicks vermieden werden sollen. Da für das nächste Jahr schon längst die nächste Puppy-Kampagne angekündigt ist, bleibt zu hoffen, dass die Fans die Lehre aus dem heurigen Desaster gezogen haben und ihre notorische Laxheit beim Nominieren ablegen, wenn Anfang 2016 die nächste Runde ansteht. Wenn die Aufregung der vergangenen Monate dazu führt, dass mehr Fans als bisher schon in der Nominierungsphase aktiv werden, hätte der Hugo letztlich tatsächlich gewonnen. Was sich die Puppies in gewohnter Verkennung der Realität fraglos auf ihre Fahnen heften würden – sollen sie. (Josefson, 23. 8. 2015) Wissenschaft;Die Bodenpfleger setzen auf Moleküle, die weltweit eine enorme Gesamtmasse ergeben würden: ein Kilogramm pro Mensch. Bremen – Die ökologische Leistung von Regenwürmern, nämlich Nährstoffe aus totem Pflanzenmaterial zurückzugewinnen und den Boden aufzulockern, kann gar nicht hoch genug geschätzt werden. Allerdings brauchen sie für ihre Tätigkeit auch einen besonderen Schutz, wie das Max-Planck-Institut für marine Mikrobiologie berichtet. Denn in Laub und anderem abgestorbenen Material sind immer noch Giftstoffe enthalten, mit denen sich die Pflanzen gegen Fraßfeinde geschützt haben. Pflanzen produzieren Polyphenole, die als Antioxidantien wirken und Pflanzen ihre Farbe geben. Sie behindern jedoch die Verdauungsprozesse vieler Pflanzenfresser. Wissenschafter um Manuel Liebeke haben nun mit einem auf Massenspektrometrie beruhenden bildgebenden Verfahren (MALDI-MS) Moleküle – sogenannte Drilodefensine – im Darm der Würmer entdeckt, die die pflanzlichen Abwehrstoffe ausschalten und das Verdauen der Nahrung ermöglichen. Die Drilodefensine arbeiten im Prinzip wie Seife: Sie umhüllen die Nahrungseiweiße und Enzyme im Wurmdarm und verhindern, dass die Polyphenole daran binden können. Ohne diesen Schutz würden die pflanzlichen Polyphenole einen Prozess starten, der den Wurmdarm schädigen würde. Und die Moleküle scheinen für den einzelnen Wurm sehr wertvoll zu sein, denn die Würmer schonen ihren eigenen Vorrat, indem sie ein effektives Recyclingsystem nutzen und nichts von der Substanz ausscheiden. “Es gibt weltweit eine Menge von diesen Wirkstoffen, weil es sehr viele Regenwürmer gibt, teilweise bis zu 300 pro Quadratmeter. Die Gesamtmasse der Drilodefensine ist beträchtlich, verteilt auf die Weltbevölkerung ungefähr ein Kilogramm pro Mensch“, sagt Liebeke. (red, 7. 8. 2015) Nicht-Wissenschaft;Fahrerpaarung mit Mexikaner Sergio Perez bleibt gleich. Silverstone – Nico Hülkenberg fährt auch in den kommenden beiden Jahren für Force India. Der 28-jährige Deutsche hat seinen Vertrag vorzeitig bis 2017 verlängert, gab das in Silverstone beheimatete Team am Dienstag bekannt. Die Fahrerpaarung mit dem Mexikaner Sergio Perez bleibt damit gleich. Ich kenne dieses Team wie meine Westentasche, und es fühlt sich wie zu Hause an, also macht eine langfristige Zusammenarbeit Sinn, erklärte Hülkenberg in einer Stellungnahme des Rennstalls vor dem Grand Prix von Italien am Wochenende in Monza. Hülkenberg fährt mit einjähriger Unterbrechung seit 2012 für Force India. Nach bisher 86 Grand Prix wartet der Deutsche noch auf seinen ersten Podestplatz in der Formel 1. In diesem Jahr sorgte er aber mit seinem Sieg beim Langstrecken-Klassiker in Le Mans für Schlagzeilen. Wissenschaft;Entwicklung von Salzburger Wissenschaftern mit Kollegen der Stanford-Universität. Salzburg/Stanford – Forschern der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität (PMU) in Salzburg haben gemeinsam mit Wissenschaftern der Stanford-Universität (USA) ein neues Verfahren zur Züchtung von menschlichem Knochengewebe inklusive Knochenmark in einem Mäusekörper entwickelt. Das Verfahren erlaubt es, das Immunsystem – z.B die Entstehung von Leukämie – besser zu studieren und neue Therapieansätze zu entwickeln. Das Modell stellt die Bedingungen im Menschen nahezu real dar und erlaubt darüber hinaus wichtige Einblicke in die Mechanismen der Organregeneration durch Stammzellen, hieß es von Seiten der PMU. Dem österreichischen Forschungsteam gehören Dirk Strunk vom Institut für Klinische und Experimentelle Zelltherapie der PMU und Katharina Schallmoser von der Salzburger Universitätsklinik für Blutgruppenserologie und Transfusionsmedizin an. Bei Versuchen in Graz und Salzburg hatten sie beobachtet, dass es durch Transplantation von Knochenstammzellen unter bestimmten Bedingungen möglich ist, menschliche Knochen inklusive Knochenmark in Versuchstieren zu kreieren. Aufbauend auf diesem in Österreich entwickelten Verfahren berichteten nun die Experten aus Salzburg und den USA – Andreas Reinisch, Ravi Majeti und weitere Mitarbeiter der Stanford Universität – in der Fachzeitschrift Nature Medicine erstmals über die neuartige Methode zur Transplantation von menschlichem Knochenmark im Tiermodell. In einem ersten Schritt wird aus Knochenstammzellen menschlicher Knochen in einer Maus gezüchtet, welcher als instruierende Stammzellnische dienen soll, hieß es. Anschließend wird menschliches Knochenmark in diese künstlich geschaffene, humanisierte Umgebung transplantiert. Das Modell erlaubt auch, die Bedingungen im Menschen nahezu real darzustellen. Es führt Angaben der Forscher zufolge nicht nur zu einem besseren Verständnis der Entwicklung des gesunden menschlichen Immunsystems, sondern erlaubt auch, beispielsweise die Entstehung von Leukämie besser zu studieren. Diese Beobachtungen ermöglichen auch die Erstellung vorhersagekräftiger Modelle für die Entstehung von gefährlichen Bluterkrankungen und deren mögliche Behandlung. So könnten beispielsweise durch Transplantation leukämischer Blutzellen neue, patientenspezifische Therapieansätze (Medikamente) zur Bekämpfung von Leukämien erprobt werden, noch bevor diese beim Menschen zum Einsatz kommen. Das Verfahren erlaubt zudem wichtige Einblicke in die Mechanismen der Organregeneration durch Stammzellen. Das sei ein großer Schritt voran in der Arbeit der Forschenden unter Leitung von Dirk Strunk am Institut für Klinische und Experimentelle Zelltherapie des Zentrums für Querschnitt- und Geweberegeneration (SCI-TReCS) an der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität in Salzburg, wurde in der Aussendung betont. Nicht-Wissenschaft;Opferzahl nach jüngsten libyschen Angaben auf 49 gestiegen. Belgrad– Bei einem US-Luftangriff auf ein mutmaßliches Lager der Extremistenmiliz IS in Libyen sind zwei Serben ums Leben gekommen. Regierungschef Aleksandar Vucic sagte am Samstag, es handle sich um zwei seit November entführte Botschaftsmitarbeiter. Serbien habe mit den Entführern verhandelt und sei kurz davor gewesen, ihre Freilassung zu erwirken. Die USA haben nach eigenen Angaben bisher keinen Hinweis darauf, dass die serbischen Diplomaten bei US-Luftangriffen in Libyen getötet worden sind. Sie würden aber alle Informationen mit der serbischen Regierung teilen, sagte Pentagon-Sprecher Peter Cook am Samstag weiter. Die US-Streitkräfte hatten das Lager in der westlibyschen Stadt Sabratha am Freitag mit F15E-Kampfflugzeugen angegriffen. Dabei kamen nach Angaben des Bürgermeisters 49 Menschen ums Leben. Darunter ist wahrscheinlich auch ein Extremist, der für zwei Anschläge im vergangenen Jahr im benachbarten Tunesien verantwortlich gemacht wird. Auch die beiden Serben waren in der Nähe von Sabratha entführt worden. Sein Land werde eine Protestnote an die US-Regierung schicken, weil Serbien vor dem Angriff nicht gewarnt worden sei, sagte Außenminister Ivica Dacic. Vertreter der US-Regierung hatten erklärt, die libyschen Behörden vorher über den Einsatz informiert zu haben. Nach dem Sturz von Machthaber Muammar Gaddafi vor gut vier Jahren ist Libyen im Chaos versunken. So gibt es zwei rivalisierende Regierungen. In dem Machtvakuum versucht der IS, wie in Syrien oder im Irak Fuß zu fassen. Sabrata liegt nahe der Grenze zu Tunesien. Bei einem IS-Anschlag nahe dem tunesischen Urlaubsort Sousse im vergangenen Juli wurden 38 Touristen getötet. Im März waren bei einem IS-Anschlag auf das Nationalmuseum in der Hauptstadt Tunis 21 Touristen und ein Polizist getötet worden. Chouchane soll für den Anschlag auf das Nationalmuseum mitverantwortlich sein. Libyen wird seit dem vom Westen unterstützen Sturz des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 von zahlreichen konkurrierenden Milizen beherrscht. Sie ringen neben zwei rivalisierenden Regierungen und Parlamenten in Tobruk und in Tripolis um die Macht. Die IS-Jihadisten nutzen die Lage aus, um sich im Land auszubreiten. Wissenschaft;Katastrophe vor über drei Milliarden Jahren – Asteroid war laut Forschern 20 bis 30 Kilometer groß. Canberra – In der Raumfahrtbranche wird heute über die problematische Zunahme von Weltraummüll rund um die Erde gestöhnt. Zum Glück haben wir es aber nicht mehr mit solchen Brocken zu tun, wie sie in der Zeit, als auf der Erde das Leben entstand, noch gang und gäbe waren. Vor 4,1 bis 3,8 Milliarden Jahren etwa standen Erde und Mond im Trommelfeuer des sogenannten Late Heavy Bombardement, in dem zahlreiche Asteroiden und Planetesimale mit Durchmessern von mehreren Kilometern einschlugen. Auf dem Mond hinterließen Asteroideneinschläge vor 3,9 bis 3,8 Milliarden Jahren die noch heute sichtbaren Maria. Ein Nachzügler hat die Erde vor gut 3,4 Milliarden Jahren erwischt, wie nun Forscher der Australian National University im Fachjournal Precambrian Research berichten. Das Team um Andrew Glikson fand in einem Bohrkern aus dem nordwestaustralischen Marble Bar winzige kugelförmige Einschlüsse. Diese Mikro-Glasperlen aus verdampftem und wieder kondensiertem Material zeigten bei der Analyse die gleichen Anteile von Elementen wie Platin, Nickel oder Chrom, wie man sie auch aus Asteroidenproben kennt. Da der Bohrkernabschnitt mit den Kügelchen zwischen zwei vulkanischen Schichten eingelagert war, ließ sich das Alter relativ genau auf 3,46 Milliarden Jahre berechnen. Die Forscher postulieren, dass es sich um einen 20 bis 30 Kilometer großen Asteroiden gehandelt haben müsse, der einen Krater von hunderten Kilometern Durchmesser verursachte und Magmaflüsse, Tsunamis und Erdbeben auslöste, die einige Größenordnungen über allem lagen, was wir heute kennen. Marble Bar war allerdings nicht der Ort des Einschlags. Die Gegend, die damals unter dem Meer lag, hat lediglich das Material, das der Asteroid über die gesamte Erde verteilte, unter Sedimenten konservieren können. Wo der Einschlag stattfand, ist nicht rekonstruierbar: Anders als bei den Meeren des Mondes werden auf der Erde die Spuren selbst derart gewaltiger Katastrophen durch vulkanische und tektonische Prozesse mit der Zeit ausgelöscht. Deshalb weiß man bislang auch nur von 17 Einschlägen, die älter sind als 2,5 Milliarden Jahre, obwohl es natürlich wesentlich mehr gegeben haben muss. Derjenige, der seine Spuren in Marble Bar hinterlassen hat, ist der zweitälteste, den man kennt – und einer der größten. Wissenschaft;Präzisionssteuerung des Interact Centaur Rover im Test. Washington/Moskau – Seit vergangener Woche befindet sich erstmals ein Däne im Weltall: der 38-jährige Ingenieur und Astronaut Andreas Mogensen erreichte die ISS gemeinsam mit dem Kasachen Aidyn Aimbetow und dem Russen Sergej Wolkow. Die Arbeit wartete bereits: Mogensen hat am Montag erstmals von der Raumstation aus einen Roboter auf der Erde gesteuert. Das Gerät mit Greifarmen und einer beweglichen Kamera befindet sich in Noordwijk in den Niederlanden. Bei dem Test ging es um Ausführungen im Mikrometerbereich. Unter anderem sollte Mogensen unterschiedliche Metallfedern mit den Greifarmen des Roboters erfassen und durch das übertragene Gefühl unterschiedliche Härtegrade bewerten, wie Andre Schiele von der Europäischen Raumfahrtagentur ESA sagte. Der Roboter mit Sensoren in seinen beiden Greifarmen sollte dem Operateur ein haptisches Gefühl übermitteln, um die präzise Steuerung zu erleichtern. Mit dem Experiment will die ESA ihre Robotertechnik verbessern. Außerdem sollte die Motorik von Astronauten im All sowie die Funkübertragung getestet werden, erklärte Experte Klaus Landzettel. Statt über die direkte Verbindung – rund 400 Kilometer Luftlinie liegen zwischen ISS und Erde – sendete Mogensen das Signal über einen Satelliten in die USA und von dort aus weiter in die Niederlande. Die Übertragungszeit lag bei etwa einer Sekunde. Wissenschaft;Noblella madreselva lebt in einem kleinen Areal im Nebelwald-Gebiet bei Cusco und könnte bereits bedroht sein. Lima – Biologen haben in den peruanischen Anden eine neue Froschart mit Tarnfarbe an der Oberseite und einer markanten Musterung am Bauch deckt: Der kleine Hüpfer hat einen braunen Rücken, eine dunkelbraune Maske im Gesicht und eine weiße Zeichnung auf Brust und Bauch. Nur eineinhalb bis zwei Zentimeter groß werden die Frösche, die vermutlich nur in einem kleinen Nebelwald-Gebiet bei Cusco in etwa 2.300 Metern Höhe leben. Das berichtet ein Team um Alessandro Catenazzi von der Southern Illinois University in Carbondale im Fachblatt ZooKeys. Durch seine braune Rückenfarbe fällt es dem Frosch leicht, sich vor Feinden zu verbergen – insbesondere deshalb, weil er sich vor allem zwischen altem Laub bewegt, wo er auch seine Eier ablegt. Die Zoologen tauften die Art Noblella madreselva, übersetzt aus dem Spanischen Mutter Dschungel. Der Name soll auf die Arbeit lokaler Umweltinitiativen hinweisen, die die Ökosysteme der Region schützen wollen. Die Wissenschafter fürchten, dass der kleine Frosch bereits bedroht sein könnte: durch Abholzung, Krankheiten oder Landwirtschaft. Denn der tagaktive Frosch tummelt sich an manchen Stellen zahlreich, bewohnt aber nach Einschätzung seiner Entdecker eben nur ein kleines Gebiet. Unweit dieser Region lebt auch die kleinste bekannte Froschart der Anden: Noblella pygmea. Wissenschaft;Erste Ausgabe für Saison 2016/17 geplant. London – Die Formel-E-Rennserie für Rennwagen mit Elektromotor will in der kommenden Saison 2016/17 eine Weltmeisterschaft ohne Fahrer in ihr Rahmenprogramm aufnehmen. Das neuartige Roborace solle jeweils vor dem eigentlichen Formel-E-Rennen, aber auf den gleichen Strecken in Szene gehen, hieß es. Zehn Teams mit jeweils zwei Autos sollen dabei gegeneinander antreten. Roborace ist eine offene Meisterschaft für die innovativsten Wissenschafts- und Technik-Unternehmen der Welt, sagte Formel-E-Geschäftsführer Alejandro Agag und beschrieb die Rennserie als eine der aufregendsten Sportveranstaltungen in der Geschichte. Als Unternehmen, die sich für Roborace-Teamlizenzen interessieren könnten, werden einerseits traditionelle Autobauer wie Mercedes-Benz oder Audi, andererseits Technologie-Giganten wie Google und Apple gehandelt. BMW, Audi, Renault und Citroën sind bereits in der Formel E involviert, die in der aktuellen, noch bis Juli 2016 laufenden Saison unter anderem in Long Beach, Peking, Berlin, Moskau, Mexiko-Stadt, Paris und London gastiert. Wissenschaft;Forscher führten Befragungen und Persönlichkeitstests mit rund 4.000 Probanden durch. Cambridge – Sag mir, welche Musik dir gefällt, und ich sage dir, wie du denkst. Diese kühne Behauptung traut sich David Greenberg (Uni Cambridge) zu, nachdem er mit Kollegen rund 4.000 Probanden nach ihren musikalischen Vorlieben befragt hat und mit ihnen außerdem Persönlichkeitstests durchführte. Die im Fachblatt PLoS One veröffentlichten Ergebnisse waren jedenfalls erstaunlich eindeutig und lassen sich wie folgt zusammenfassen: Jene Personen – egal ob Männer oder Frauen -, die systematisch denken, bevorzugen eher komplexere, laute, intensive und anregende Musik. Personen, die hingegen besonders empathisch sind, mögen eher sanfte, unprätentiöse Musik wie Soft Rock, Pop, Blues oder Latin und meiden intensive Stilrichtungen wie Punk oder Heavy Metal. Wissenschaft;Im Projekt "Cities at Night" werden auf der ISS gemachte Nachtaufnahmen der Erdoberfläche zu einem Gesamtbild vereinigt. 2012 wurde auf der Internationalen Weltraumstation das NightPod-Aufnahmegerät installiert, das durch die Eigenbewegung der ISS entstehende Bildunschärfen kompensiert. Seitdem macht die Crew systematisch Nachtaufnahmen der Erdoberfläche. Nun haben Wissenschafter auf diese aus einer einzigartigen Perspektive aufgenommenen Bilder zurückgegriffen, um den Anstieg der weltweiten Lichtverschmutzung zu messen. Die Zunahme an künstlicher Beleuchtung, die auch noch oben abstrahlt, versperrt nämlich nicht nur Astronomen in Ballungsräumen den Blick auf den Sternenhimmel. Die Lichtverschmutzung beeinflusst auch die innere Uhr von Menschen und Tieren sowie den Wachstumszyklus von Pflanzen und stört die Navigation von Insekten oder Vögeln. Im Projekt Cities at Night wollen Forscher der Universidad Complutense de Madrid, Spain und der kanadischen Cégep de Sherbrooke zusammen mit der Öffentlichkeit eine farbige Weltkarte der nächtlichen Erde erstellen. In der Galerie des Projekts kann man sich bereits durch zahlreiche Aufnahmen klicken. --> Cities at Night (mit Galerie) --> Die erste Karte --> Light pollution citizen science project --> Crowdfunding-Kampagne zur Weiterführung des Projekts (red, 13. 8. 2015) Wissenschaft;Norwegische Forscher stellen Spezialisierung auf Eierfarben fest. Trondheim – Der Kuckuck ist bekannt dafür, seine Eier in fremde Gehege abzulegen. Er überlässt die Aufzucht anderen Vögeln. Da die Wirtvogelart sich nicht so leicht überlisten lässt, wirft sie Eier, die nicht den ihren entsprechen, aus dem Nest. Doch es scheint auch unter diesen Tieren keine Strategie ohne Gegenstrategie zu geben: Die Kuckuckweibchen sind genetisch durch den Wirt geprägt und spezialisieren sich auf jeweils eine Eierfarbe, wie nun ein norwegisches Forscherteam mit einer Studie in Nature Communications nachweisen konnte. Sie führten die Analyse mittels genetischer Proben von blauen Eiern durch. Dabei entdeckten sie, wie praktisch diese Prägung ist. Sie wird vom Weibchen zur Kuckuckstochter übertragen – egal, mit welchem Männchen sie sich paart. So bleibt die Eiertarnfarbe bestehen. Nicht-Wissenschaft;"Star Wars", "Assassin’s Creed", "Doctor Who" und jede Menge Cosplay – Finn Jones und Jessica Henwick über "Game of Thrones" und Theorien zum Ausgang der Serie. Wien – Zwei Tage Comic Con in Wien sind zu Ende: 16 Stunden mit Star Wars, Assassin’s Creed, One Piece, Zelda, Game of Thrones, Doctor Who, Cosplay und Co. 153 Aussteller und Händler machten sich am Wochenende in der Messehalle Wien breit. Bis zu 15.000 Besucher wurden bei der von Reed Exhibitions und ReedPOP geplanten Veranstaltung erwartet. Entertainment-Gäste wie Giancarlo Esposito (Breaking Bad), Natalia Tena (GoT, Harry Potter), Jessica Henwick (GoT), Finn Jones (GoT), Neve McIntosh (Doctor Who) und William Houston (Sherlock Holmes, Dracula Untold) standen für Autogramme und Live-Interviews bereit. Auch Comic-Künster gab es vor Ort zu bewundern: neben Größen wie dem Schlumpf-Zeichner Miguel Diaz, Jae Lee (Marvel, Before Watchmen: Ozymandias and Batman/Superman) und Nicolas Mahler (Der Mann ohne Eigenschaften) haben auch weniger bekannte Künstler in der Artist Alley Besuchern die Möglichkeit geboten ein Souvenir zu ergattern. Der spanische Künstler Rob Perez zog vor einiger Zeit nach Wien und behilft sich mit einer – nicht so unbekannten – Tageszeitung als Leinwand. Here is a #sneekpeak into my #spaceman #artbook! To be released tomorrow at @vieccviennacomiccon booth 606 at our @inktank.at! Only 5 in existence! Signed and numbered just for you 😘 hope to see you there! Thanks to @rapunze for the help! #instaart #igartist #artist #art #viennaartist #todowien #vieccinktank #viecc #viennacomiccon #thanks Ein von Rob Perez (@deadbeathero) gepostetes Video am 20. Nov 2015 um 11:02 Uhr Keine Comic Convention wäre eine richtige Comic Convention ohne die treuen Fans, die mit aufwendigen Kostümen die Aufmerksamkeit auf sich lenken. Neben Profis wie LeeAnna Vamp, Kana, Leon Chiro, Othien und Nana Kuronoma haben auch Amateure ihren Spaß am Verkleidungstrend Cosplay. und wer kennts?? Ein Highlight für treue Game of Thrones Fans war sicher auch das Live-Interview mit Finn Jones (Loras Tyrell Ritter der Blume) und Jessica Henwick (Nymeria Sand) auf der Mainstage am Samstag. Während Henwick ein paar Brocken deutscher Sätze zum Besten geben konnte, da sie für eine Rolle Deutsch übt, musste sich Jones mit seiner Muttersprache Englisch behelfen. Die wichtigste Frage, die momentan alle GoT-Fans beschäftigt, wurde gleich am Anfang gestellt: Ist Jon Snow wirklich tot? Und scheinbar lautet die traurige Antwort: Ja. Ach kommt schon, er ist schon sieben mal auferstanden, jetzt ist er definitiv tot., meint Jones dazu. Neben einer jeweils kurzen Biographie der beiden Schauspieler erfuhr man, dass Henwick die Schauspielangebote beinahe zugeflogen sind: als sie mit 16 Jahren auf einem Casting in London war, engagierte man sie vom Fleck weg und schrieb die Rolle – die eigentlich für eine jüngere Schauspielerin gedacht war – extra für sie um. Auch bei Game of Thrones hatte sie enorm viel Glück: für ihre Rolle als Nymeria Sand war eigentlich eine dunkelhäutige Schauspielerin gedacht. Doch Henwick wollte unbedingt die Peitsche wie Indiana Jones schwingen und bestand auf der Rolle. Jones – im Gegensatz – musste sich seine Rollen immer hart erarbeiten. Es war harte Arbeit. Da war keine Magie., sagt Jones. Für seine Rolle als Loras Tyrell musste er den üblichen Castingweg bestreiten. Nach zwei Monaten Wartezeit und weiteren Recalls hat er es dann aber doch geschafft. Fan-Fragestunde Interessanter als die übliche Fragestunde waren die Fragen der VIECC-Besucher – hier ein Auszug mit Theorien zum Ende der Staffel und seltsamer Fanfiction: Ein Fan fragt, wie es denn so wäre, die ganze Zeit nackt auf dem Set herumzurennen. JONES: Eigentlich lustig. Du musst zwar vorher Diät halten und ins Fitnesscenter gehen... HENWICK: Ach wirklich? Du machst eine Diät? JONES: Nein, nicht wirklich. Aber ich liebe es. Es ist ein echter Aspekt deiner Arbeit: du kannst nichts verstecken. Du bist zwar nie ganz nackt: man hat dann diese kleinen Eierbecher. Aber ich genieße es. Ob die Drehbücher komplett durchgelesen werden, wenn man sie bekommt – fragt ein anderer Besucher der VIECC. JONES: Ich lese immer das Drehbuch. Aber ich vergesse schnell was ich gelesen habe und deshalb schau ich mir die Serie an, wie ihr alle. HENWICK: Ich lese nur meine eigenen Szenen – was nicht gerade ideal für einen Schauspieler ist – aber ich bin selbst großer Fan und will mich überraschen lassen. Ein Besucher scheint eine scheinbar sehr wichtige wichtige Frage zu stellen: Wer soll den Eisernen Thron am Ende der Serie bekommen?, die murrende Menge verstummt. JONES: Ich glaube, da wird es keinen Thron mehr geben. Ein großer Kampf zwischen Eis und Feuer – der Finale Kampf. Die werden sich alle in diesem Krieg gegenseitig eliminieren. Alle werden sterben! Aus der Asche werden sich die blutigen Kinder erheben... HENWICK: Ach ja, die blutigen Kinder... JONES: Ich glaube ja, das letzte Buch ist eine Traumsequenz. Wir müssen den Thron loswerden. Ich glaube, das ist das Beste, was möglich wäre. HENWICK: Ich glaube das auch. Es muss einfach eine Demokratie werden. Jones Theorien über das mögliche Finale verstreut der Schauspieler, wie er sagt, gern unter den Leuten. Auf die Frage hin, ob sie Fanficiton lesen würden, erklärt Jones, dass er es ein paar mal versucht habe, es allerdings seltsam wäre, wenn er Bilder von Männern in eindeutigen Posen findet, auf denen sein Kopf montiert wurde. Vor seinen Freunden müsse er sich rechtfertigen, dass sie nicht echt seien und seine Mutter wäre auch nicht erfreut darüber. Ein Fan stellte sogar eine Mini-Challange, die Henwick eindeutig gewann: Beschreiben Sie GoT in weniger als einer Minute. Henwick machte es kurz: Drachen, Brüste, Krieg – Jones formulierte eine, wie er meinte intellektuelle Antwort: Eine Familie, die ihre Macht ausbauen will. Update am 10.12.2015 Nicht-Wissenschaft;Taryn Wright hat mit ihrer Warrior Eli Hoax Group zahlreiche Betrüger aufgespürt. Im Sommer 2012 war Taryn Wright an ihren Computer gefesselt: Die US-Amerikanerin hatte gerade eine Hüftoperation hinter sich, konnte sich kaum bewegen und war in ihren 30ern wieder ins Haus ihrer Eltern gezogen. Kurzum: Taryn Wright verbrachte viel Zeit in sozialen Netzwerken – und stieß dort auf die Facebook-Seite der Familie Dirr, deren herzzerreißenden Schicksalsschlägen sie gespannt folgte. Da gab es etwa den siebenjährigen Eli Dirr, der seit Jahren gegen Krebs kämpfte, während seine Mutter Dana von Komplikationen bei einer neuen Schwangerschaft belastet war. Dann kam die Horrornachricht: Danas Vater schrieb auf Facebook, dass seine hochschwangere Tochter von einem Auto angefahren worden sei – ausgerechnet am Muttertag. Sie konnte das Kind noch zur Welt bringen, dann verstarb sie. Tausende Nutzer trauerten und wollten die Familie mit Crowdfunding unterstützen, was Danas Witwer jedoch ablehnte – er verwies sie auf eine Charity-Organisation. Das Problem: Alle Hauptfiguren in dem Drama waren frei erfunden – einzig Emily Dirr, die Schwester der Verstorbenen, existierte. Sie hatte sich die Vorfälle ausgedacht, um ihrem tristen Alltag zu entfliehen. Recherchiert hatte das Wright, der immer mehr Ungereimtheiten auffielen – etwa dass die angeblich erfolgreiche Chirurgin Dana Dirr auf keiner Website eines Krankenhauses erwähnt war. Wright rief daraufhin die nach dem erfundenen krebskranken Eli benannte Warrior Eli Hoax Group ins Leben, wo sie sich mit Gleichgesinnten daranmachte, Fälle wie die Causa Dirr aufzudecken. Zu tun gab es genug: Nachdem etwa Popsängerin Taylor Swift in einem Lied aus dem Blog einer Mutter zitierte, die ihr Kind an Krebs verloren hatte, poppten plötzlich dutzende ähnliche Blogs auf. Oftmals steckten dahinter jugendliche Swift-Fans, die ebenfalls von ihrem Idol zitiert werden wollen. Aber auch die Warrior Eli Hoax Group selbst wurde infiltriert – von einer 24-jährigen Frau namens Carissa Hads, die sich als 16-jähriger alleinerziehender Vater ausgab. Daraufhin führte Wright einen Identitätscheck ein. Das Internet-Münchhausen-Syndrom wird auch in der Psychologie ernst genommen. Die Gründe für das Vortäuschen falscher Persönlichkeiten und Schicksalsschläge sind vielfältig. Zwar stecken in einigen Fällen durchaus betrügerische Absichten hinter dem Simulieren einer Krankheit, oft ist es aber auch ein Schrei nach Aufmerksamkeit oder eine Flucht aus dem eigenen tristen Leben. Einige Hoaxes, die Wright aufdeckte, strahlten sogar ins echte Leben ab, wo Personen auch in der Arbeit und vor ihren echten Freunden Krebs vortäuschten. Darunter war etwa ein Nutzer, der von der US Leukemia & Lymphoma Society zum Patienten des Jahres gewählt worden war. Wright und ihre Mitstreiter gehen extrem vorsichtig vor. Wir müssen uns tausendprozentig sicher sein, sagte sie zum Guardian. Seit einiger Zeit kontaktieren sie die Betroffenen auch immer, bevor sie ihre Ergebnisse öffentlich machen. Dreimal musste Wright bereits Behörden einschalten, um Selbstmordabsichten der überführten Hoaxer zu melden. Sie wurde auch selbst zur Zielscheibe, als sich Freunde einer enttarnten Nutzerin bei ihr rächen wollten – und sie mit anonymen Briefen und ihr gewidmeten Hassblogs bedrohten. Mittlerweile veröffentlicht Wright nur mehr ausgewählte Fälle in ihrem Blog. Die Gruppe an Hobbydetektiven, die sie unterstützen, hat sie drastisch reduziert. Denn während sich Wright oftmals mit den Hoaxern beschäftigte, um ihre Motive herauszufinden, wollten viele Mitstreiter diese lynchen und mit Hassmails bombardieren. Kein Wunder: Wer sein eigenes Kind an Krebs verliert, ist ob einer ähnlichen erfunden Geschichte wohl noch wütender. Doch Wright ist inzwischen davon überzeugt, dass viele Betrüger psychische Probleme haben und nicht zum Spaß oder aus Profitgier simulieren. Wissenschaft;Der britische Mediziner und Autor setzt sich für die restlose Veröffentlichung klinischer Studien ein. STANDARD: In Ihren Büchern Bad Science (2008) und Bad Pharma (2012) zeigen Sie Quacksalberei, aber auch schweren Missbrauch in Medizin, Wissenschaft und der Pharmaindustrie auf. Was sind die größten Probleme? Goldacre: Das heute allergrößte Problem evidenzbasierter Medizin ist, dass Ergebnisse klinischer Studien gegenüber Ärzten, Forschern und Patienten zurückgehalten werden. Das ist ein fundamentales Problem, weil es die Basis untergräbt, fundierte Entscheidungen über die beste Behandlung zu treffen, wenn die Resultate von Medikamententests regelmäßig einfach nicht publiziert werden. Das ist das ultimative Strukturproblem, das der Medizin den Boden unter den Füßen wegzieht. Es ist wirklich verrückt: Wir geben Millionen Euro für jede klinische Studie aus – und dann gehen die Hälfte der Ergebnisse der Studien verloren, vor allem die unliebsamen. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Studie nicht publiziert wird, ist zwei- bis dreimal größer, wenn ihre Ergebnisse dem jeweiligen Sponsor missfallen. Wir nehmen all dieses Geld in die Hand, damit wir korrekte und unbefangene Antworten bekommen und laden die Verzerrung bei der Hintertür wieder ein. STANDARD: Mit welchen Initiativen versuchen Sie diese Manipulation zu verhindern? Goldacre: Wir haben 2013 die AllTrial-Kampagne gestartet, um die Dinge endlich ins Rollen zu bringen. Unser nächster Schritt dreht sich um das Thema Verantwortung: Wir sind dabei, zu prüfen, wer Transparenz fördert und wer dem im Weg steht. Wir sahen uns etwa die Richtlinien aller Pharmakonzerne an und die Versprechen, die sie in puncto Transparenz beinhalten. Das wird in den kommenden Wochen auf unserer Webseite publiziert. Es ist sehr interessant, weil die Bandbreite so groß ist: Es gibt Firmen, die viel, andere, die gar nichts versprechen. Sehr oft aber ist es überhaupt nicht erkennbar, was die Firma offenzulegen gedenkt. Auch haben wir gerade die OpenTrials-Datenbank eingerichtet, die versucht, die Daten aller durchgeführten klinischen Studien zu vernetzen. STANDARD: Wie gehen Sie dabei konkret vor? Goldacre: Was wir in Kürze mit der Open-Trials-Datenbank starten, ist ein Livetracker für Ebola-Studien. Es gab dutzende registrierte Tests zu Ebola, deren Resultate ausständig sind. Viele Menschen haben an Tests zu Ebola teilgenommen und diese auch abgeschlossen, doch diese Tests werden nicht veröffentlicht, gleichzeitig sind viele Menschen an Ebola gestorben – das ist sehr problematisch. Nach den Pharmafirmen werden wir aber auch akademische Journals und Universitäten prüfen, denn nicht nur Konzerne, sondern auch Wissenschafter unterschlagen ihre Ergebnisse. STANDARD: Entsteht dieses Problem auch durch ein falsches Belohnungssystem in der Wissenschaft? Es werden wohl wenige Forschungspreise an jene vergeben, die zeigen, dass ein Wirkstoff nicht funktioniert ... Goldacre: Das Anreizsystem muss sich ändern. Wenn man Ergebnisse klinischer Studien nicht kundtut, dann ist das meiner Ansicht nach ein Vergehen, aber man wird dafür nicht bestraft. Was wir aber tun können, ist, das anzuprangern. Wir können den Scheinwerfer auf jene Leute richten, die ihre Ergebnisse zurückhalten. Das ist Name and Shame, aber dafür entschuldige ich mich nicht, denn Menschen sollten für ihr Fehlverhalten verantwortlich gemacht werden können. Wir zeigen aber umgekehrt auch her, wer besonders um Transparenz bemüht ist. Von dieser Best Practice können jene Firmen lernen, die sagen, was wir fordern, sei unmöglich. STANDARD: Das weltweite Netzwerk Cochrane Collaboration versucht diese Intransparenz zu bekämpfen und erstellt systematische Reviews, die alle verfügbaren Informationen über eine Behandlung zusammenfassen. Sie nahmen letzte Woche am Cochrane-Kolloquium in Wien teil. Haben Sie den Eindruck, dass es zunehmend mehr Bewusstsein für dieses Thema gibt? Goldacre: Es gibt heute mehr Bewusstsein, aber das Problem besteht weiter. Die Leute sehen immer mehr, dass die Wissenschaft in Schwierigkeiten steckt. Man kann dies etwa daran erkennen, dass viele klinische Studien nicht wiederholbar sind. Was publiziert wird, ist eine Mischung aus Glücksfunden, statistischen Störgeräuschen und Daten, die in alle möglichen Richtungen gebogen wurden, damit sie das erwünschte Ergebnis bringen. Was die AllTrials-Kampagne aber geändert hat, ist, dass den Leuten die Angst genommen wurde, das zu thematisieren. Zuvor wollten die Menschen oft nicht darüber sprechen, weil sie das Gefühl hatten, das Thema sei total kontrovers. STANDARD: Das Thema der diesjährigen Cochrane-Konferenz war Information Overload. Mehr Transparenz wird auch zu mehr Daten führen – wie kann dieser Informationsüberfluss sinnvoll ausgewertet werden? Goldacre: Wenn Menschen von Informationsflut sprechen, dann hört sich das wie etwas Passives an, dabei ist das ein ganz aktives Problem: Es ist ein Scheitern des Filters. Es bedeutet, dass wir scheitern, Information zusammenzufassen und zur richtigen Zeit an die richtige Person zu bringen. Qualitativ gute Filter zu entwickeln ist die Aufgabe von Netzwerken wie Cochrane. Selbst wenn auf einmal doppelt so viele Ergebnisse aufzuarbeiten wären, würde das für die Cochrane Reviews kein Problem darstellen. STANDARD: Ist das Publizieren aller Studienergebnisse nicht auch eine Kostenfrage? Goldacre: Das Publizieren der ausständigen Ergebnisse ist die kosteneffektivste Forschung, die man sich vorstellen kann. Sagen wir, eine Studie kostete zwei Millionen Euro. Werden die Ergebnisse nicht publiziert, sind sie verschwendet. Wenn um 10.000 Euro die Resultate aufbereitet und zugänglich gemacht werden, dann bekommt man um diese kleine Summe den Wert eines millionenschweren Investments. Wenn Pharmakonzerne sagen, wir zwängen sie, ihr Geld in die Aufbereitung alter Studienresultate – zu wohlgemerkt aktuellen Behandlungen – zu stecken und sie könnten so nichts Neues entwickeln, dann ist das lächerlich. Wissenschaft;Bisher suchte das SETI-Programm vor allem in Systemen nach Leben, die unserem gleichen. Nun soll aber die Umgebung Roter Zwerge ins Blickfeld rücken. Mountain View – Das US-Institut SETI will die Suche nach Leben im Weltall ausweiten. Weitere 20.000 Sternensysteme sollen in die Suche nach Radiowellen möglicher außerirdischer Lebewesen einbezogen werden, wie das SETI (Search for Extraterrestrial Intelligence) im kalifornischen Mountain View mitteilte. Systematisch beobachtet werden sollen Planeten, die Rote Zwerge umkreisen. Diese kleinsten Sterne, in deren Zentrum Wasserstoffbrennen stattfindet, sind deutlich älter als unsere Sonne und mit bloßem Auge am Himmel nicht zu erkennen. Das Umfeld Roter Zwerge galt bisher nicht als besonders lohnendes Gebiet für die Suche nach Leben im All. Doch neue wissenschaftliche Daten haben die Forscher umdenken lassen. Ältere Sonnensysteme hatten mehr Zeit, intelligente Wesen hervorzubringen, sagte der SETI-Astronom Seth Shostak. In einem auf zwei Jahre angelegten Projekt sollen nun aus einer Liste von 70.000 Roten Zwergen 20.000 ausgewählt und die sie umkreisenden Himmelskörper systematisch untersucht werden. Lange Zeit hatten Forscher die Suche nach Leben im Umfeld der Roten Zwerge für zwecklos gehalten, weil es dort zu wenig Licht gäbe. Sie gingen davon aus, dass außerirdisches Leben am ehesten in Sternsystemen zu finden sei, die unserem System mit seiner stark leuchtenden Sonne ähneln, wie SETI-Ingenieur Jon Richards erläuterte. Im Umfeld Roter Zwerge sind die Zonen, die grundsätzlich die Voraussetzungen für das Entstehen von Leben bieten, im Vergleich zu unserem Sonnensystem sehr klein. Zudem gehen die Forscher davon aus, dass die Planeten, die innerhalb dieser Zonen um einen Roten Zwerg kreisen, sich nicht gleichzeitig um ihre eigene Achse drehen – mit der Folge, dass eine Seite des Planeten permanent der Strahlung des Roten Zwergs ausgesetzt, die andere Seite ihr ständig abgewandt ist. Nach diesen Annahmen ist die eine Seite des Planeten also konstant hell und heiß, die andere permanent dunkel und kalt. Doch neue Forschungsergebnisse zeigen nach Angaben des Instituts, dass die Hitze von der einen Seite des Planeten womöglich teilweise auf die andere Seite übergeleitet wird – so dass ein größerer Teil solcher Planeten als bisher angenommen grundsätzlich habitabel wäre. Nicht-Wissenschaft;Tabakkonzern unterliegt in Verfahren wegen Schockbilder auf Zigarettenpackungen. Wien – Die besten Argumente für die Kritiker der Investitionsgerichtsbarkeit liefern Konzerne wie Vattenfall. Der schwedische Energieriese verklagt Deutschland vor einem internationalen Schiedsgericht, weil die Bundesrepublik aus der Atomenergie aussteigen wird. Solche Klagen von Konzernen gegen Staaten könnten bald zum Alltag in Europa werden, warnen NGOs wie Greenpeace und Attac regelmäßig. Denn die EU-Kommission verhandelt gerade mit den USA über das Freihandelsabkommen TTIP, bei dem ebenfalls ein Investitionsschutzmechanismus vorgesehen werden soll. Auch der vorsichtige Hinweis darauf, dass eine Klage per se nicht problematisch ist – das Entscheidende in einem Rechtsstaat sind die Urteile -, konnte die Kritiker nicht besänftigen. Doch nun ist in einem der vielbeachteten Investitionsstreitverfahren ein Urteil ergangen, das den Kritikern des Systems Wind aus den Segeln nehmen könnte. Denn der US-Tabakkonzern Philip Morris hat einen Prozess gegen Australien vor dem Permanent Court of Arbitration verloren. Der Tabakkonzern hat dies vergangene Woche bereits vermeldet, am Freitag hat das internationale Schiedsgericht bestätigt. Philip Morris hatte gegen ein Gesetz in Australien geklagt, das festschreibt, wie Zigarettenschachteln auszusehen haben. So ist festgelegt, dass auf 75 Prozent der Packungsoberfläche ein Schockbild zu sehen sein muss, mit dem die Gefahren des Rauchens verbildlicht werden sollen. Der Markenname darf nur klein abgebildet werden. Durch die Gesetze sei es dem Konzern nicht mehr erlaubt, seinen Markennamen zu nutzen, was einer Enteignung gleichkomme, argumentiert Philip Morris. Der Ansatz ist neu. Noch nie wurde eine gesundheitspolitische Maßnahme eines Staates als Enteignung eingestuft. Das Schiedsgericht mit Sitz in Den Haag hat die Klage des Tabakkonzerns aus formalen Gründen zurückgewiesen. Noch ist unklar, warum das Urteil bisher nicht öffentlich ist. Philip Morris hatte die Klage von einer Niederlassung in Hongkong eingebracht und sich auf ein Investitionsschutzabkommen zwischen Australien und der chinesischen Sonderverwaltungszone berufen. Australien argumentierte, dass der Konzern seine Struktur extra umgebaut habe, um die Klage erheben zu können, und bat deshalb um Zurückweisung. Philip Morris hat neben Australien auch Uruguay wegen ähnlicher Gesetze geklagt – hier gibt es bisher kein Urteil. Eine Niederlage droht dem Tabakkonzern auch in der EU. Philip Morris hat in Großbritannien gegen die Umsetzung der EU-Tabakrichtlinie geklagt. Auch hier geht es um Vorschriften zu Zigarettenverpackungen. Der Fall landete wegen Auslegungsfragen vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH). Generalanwältin Juliane Kokott sieht in der Tabakrichtlinie keinen Verstoß gegen das Unionsrecht, wie am Freitag bekannt wurde. Die EuGH-Richter folgen den Empfehlungen der Generalanwälte im Regelfall. Nicht-Wissenschaft;Start voraussichtlich im Oktober – Schwarze Zahlen 2016/17 realistisch, nicht zuletzt durch Abbau der Sportredaktion. Wien – ATV-Eigentümer Herbert Kloiber hält an Plänen für einen dritten Sender fest. Dieser wird aber kein herkömmlicher TV-Kanal, sondern ein IP-basiertes Streamingangebot sein, sagte er dem Kurier. ATV smart werde voraussichtlich Mitte Oktober starten. Allerdings setzt Kloiber weiter auf lineares Programm, wobei ATV smart auch Video-on Demand-Kapazitäten haben soll. Ein klassischer TV-Sender wäre nach Kloibers Ansicht nicht mehr zeitgemäß. Programmlich werde man neben Inhalten, die auch von ATV und ATV 2 bekannt sind, sowie Teilen der Tele-München-Library (Spielfilme, Serien, Dokus, Opern) auch Kurz- und Kürzestinhalte, wie sie heute verstärkt online genutzt werden, einplanen. Das Angebot von ATV smart geht deutlich über das hinaus, was die ATV-Gruppe jetzt ausmacht. Klares Ziel für ATV sei, dass es im Budgetjahr 2016/17 nicht mehr negativ bilanziert, so Kloiber. Wir kommen diesem Ziel immer näher. Dabei helfe auch der Abbau der Sportredaktion, der zwar nicht von heute auf morgen passiere, aber notwendig sei: Ohne Sportrechte und mit angepasster Personalstruktur können wir Millionen sparen. Wissenschaft;'Im April verstorbener Philosoph habe "Hegel''sche Lehre in die Gegenwart transformiert", so die Begründung. Stuttgart – Der Philosoph Michael Theunissen (1932-2015) ist posthum mit dem renommierten Hegel-Preis der Stadt Stuttgart ausgezeichnet worden. Die Jury würdigte Theunissen als einen der radikalsten und scharfsinnigsten Philosophen der Nachkriegszeit. Er habe die Hegelsche Lehre in die Gegenwart transformiert, begrümdete der Präsident der Internationalen Hegelvereinigung, Axel Honneth, die Entscheidung. Theunissen starb im April 2015 mit 82 Jahren in seinem Geburtsort Berlin. Bis zu seiner Emeritierung 1998 hatte er den Lehrstuhl für Theoretische Philosophie an der Freien Universität Berlin inne. Den Preis soll nun sein Sohn Oliver Theunissen entgegennehmen. Die mit 12.000 Euro dotierte Auszeichnung wird seit 1970 alle drei Jahre verliehen und erinnert an den Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel, der 1770 in Stuttgart geboren wurde. Der Preis geht an Personen, die sich um die Entwicklung der Geisteswissenschaften verdient gemacht haben – darunter waren bisher Jürgen Habermas, Niklas Luhmann, Charles Taylor, Richard Sennett und Michael Tomasello.' Nicht-Wissenschaft;Sozialliberale Opposition rief zum Boykott auf – Parlament muss nun binnen 30 Tagen über Ausschreibung entscheiden. Budapest – Das ungarische Oberste Gericht hat am Dienstag grünes Licht für die Durchführung eines Referendums über Flüchtlingsquoten gegeben. Damit will der rechtskonservative Premier Viktor Orbán die Bürger seines Landes über die von der EU beschlossenen Quoten zur Verteilung von Flüchtlingen auf die EU-Staaten abstimmen lassen. Das Parlament muss nun noch mit einfacher Mehrheit über die Ausschreibung der Volksabstimmung entscheiden. Die sozialliberale Opposition rief bereits zum Boykott auf. Die Frage beim Referendum soll lauten: Wollen Sie, dass die Europäische Union auch ohne Zustimmung des Parlaments die verbindliche Ansiedlung von nicht ungarischen Staatsbürgern in Ungarn vorschreiben kann? Gegen die Zulassung dieser Referendumsfrage durch das Nationale Wahlkomitee hatten im Februar Privatpersonen und Parteien beim Obersten Gericht Einwände erhoben, das diese jedoch wegen Unfundiertheit rechtskräftig ablehnte. Laut Gericht entspricht die Referendumsfrage sowohl der Verfassung als auch dem einschlägigen Gesetz und würde nicht gegen EU-Recht oder gegen internationale Verträge verstoßen. Weiters würde die gestellte Frage den Anforderungen der Eindeutigkeit entsprechen und sei dazu geeignet, dass die Wahlbürger das Wesen der Frage verstehen, so der Beschluss des Obersten Gerichts. Entsprechend dem gesetzlichen Zeitfenster muss das Parlament innerhalb von 30 Tagen über die Ausschreibung des Referendums entscheiden. Gegen den Beschluss des Abgeordnetenhauses kann innerhalb von 15 Tagen Beschwerde beim Verfassungsgericht eingelegt werden, das innerhalb von 30 Tagen eine Entscheidung treffen muss. Das Verfassungsgericht behandelt allerdings keine Einwände, die den Inhalt der Frage des Referendums und deren Zulässigkeit betreffen, verlautete die ungarische Nachrichtenagentur MTI. Das Referendum, mit dem Orbán seine umstrittene Abschottungspolitik in der Flüchtlingskrise einzementieren will, kann er kaum verlieren. Ungarn gehört zu den schärfsten Gegnern der verbindlichen EU-Flüchtlingsquoten und hat beim Europäischen Gerichtshof (EuGH) dagegen geklagt. Laut Umfragen sind zwei Drittel der Bürger gegen Quoten. Nicht-Wissenschaft;Ein maskierter 21-Jähriger hatte Ende Oktober die Schule überfallen. Trollhättan – Die Schwertattacke an einer Schule in Trollhättan im Oktober schockierte Schweden – jetzt ist ein Lehrer an seinen Verletzungen gestorben. Das bestätigte die Polizei der Zeitung Dagens Nyheter. Er ist das dritte Todesopfer nach dem rassistischen Angriff kurz vor Halloween, bei dem ein maskierter junger Mann gezielt auf Schüler und Lehrer mit Migrationshintergrund eingestochen hatte. Wegen seiner Verkleidung hatten die Schüler zunächst an einen Witz geglaubt und sich sogar mit dem Täter fotografieren lassen. Ein Schüler und ein Lehrer-Assistent starben, der jetzt verstorbene Lehrer und ein weiterer Schüler wurden damals schwer verletzt. Die Polizei schoss auf den 21-Jährigen, der kurz darauf ebenfalls starb. Wissenschaft;Zwei neue Studien beschäftigen sich mit Anfang und Ende der Ära, in der die Erde beinahe ganz von Eis bedeckt war. Potsdam/Birmingham – Wer sagt, dass Langeweile schlecht sei? In der Frühgeschichte des Lebens begann vor etwa 1,7 Milliarden Jahren eine Phase relativer Stabilität, in der Entwicklungen nur langsam voranschritten. Diese Ära trägt daher die inoffizielle Bezeichnung boring billion, obwohl sich in ihr immerhin die sexuelle Fortpflanzung entwickelt haben dürfte. Vor etwa 850 Millionen Jahren war es mit der Langeweile allerdings ohnehin vorbei – und die Erde trat allmählich in eine der katastrophalsten Phasen seit der Entstehung des Lebens ein. Das Zeitalter des Cryogeniums brachte eine starke Abkühlung mit sich, die in zwei Eiszeiten gipfelte, neben denen die Eiszeiten der jüngeren Vergangenheit verblassen: Zum einen hielten sie mit etwa 60 respektive 20 Millionen Jahren wesentlich länger an. Zudem war das Ausmaß der Vereisung bedeutend umfassender. In den 90er Jahren wurde dafür der Begriff vom Schneeball Erde geprägt. Umstritten ist noch, ob damals tatsächlich die gesamte Erdoberfläche von den Polen bis zum Äquator von einer durchgehenden Eisdecke überzogen war, oder ob es in Äquatornähe eisfreie Refugien für das Leben gab. Zwei aktuelle Studien in Nature Geoscience befassen sich mit dem Schneeball Erde – eine mit seinem Beginn, eine mit seinem Ende. Ein Team um Georg Feulner vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung nahm den Beginn des Cryogeniums unter die Lupe. Als gesichert gilt, dass in dieser Ära die Kohlendioxidwerte in der Atmosphäre auf einen extrem niedrigen Stand sanken. Allerdings, so die Potsdamer Forscher, könnte ein biologischer Faktor ebenfalls im Spiel gewesen sein. Und zwar hätten sich damals eukaryotische Algen in den Ozeanen in zuvor ungekanntem Ausmaß ausgebreitet. Starben diese ab, wurden ihre Zellen von Bakterien zersetzt und gaben organische Partikel in die Atmosphäre ab, wo sie zu Schwefelverbindungen oxidierten. Diese hätten als Kondensationskerne die Wolkenbildung verstärkt, was zur Abkühlung beigetragen habe – so zumindest das Resultat der Modellrechnungen, die die Forscher anstellten. Es wäre dies der größte Eingriff des Lebens in das Erscheinungsbild der Erde seit der Großen Sauerstoffkatastrophe vor etwa 2,4 Milliarden Jahren gewesen. Damals produzierten Photosynthese betreibende Mikroorganismen so viel Sauerstoff, dass sie die Erdatmosphäre für immer veränderten. Wissenschafter der Universität Birmingham widmeten sich indessen dem Ende des Cryogeniums bzw. dem von dessen zweiter Eiszeit, die von 655 bis 635 Millionen Jahren vor unserer Zeit dauerte. Ihre Untersuchungen bestärken Vermutungen, dass die Erde zumindest am Ende des Cryogeniums eher ein Matschball mit eisfreien Regionen war. Die Forscher untersuchten Felsformationen im norwegischen Svalbard, einer Region, die im Zuge der Kontinentalbewegung während des Cryogeniums gerade in Äquatornähe unterwegs war. Chemische Analysen zeigten, dass die Atmosphäre damals schon wieder recht hohe CO2-Werte hatte, angesammelt in erster Linie durch all die Vulkanausbrüche, die es auch während dieser langen Ära gegeben haben muss. Um aus der Vereisung wieder herauszukommen, brauchte es laut dem Team um Ian Fairchild aber einen zusätzlichen Faktor – und der dürfte in zyklischen Verschiebungen der Erdachse gelegen haben. Mit dieser Bewegung wechselten in einem Rhythmus von etwa 20.000 Jahren die Regionen der Erdoberfläche, die mehr Wärme erhielten, einander ab: Gletscher schmolzen und ließen eisfreie Gebiete zurück, in denen sich Seen und Flüsse gebildet haben können – bis diese später wieder zu Gunsten anderer Gebiete bedeckt wurden. Das ganze System sei also nicht so starr gewesen wie gedacht, sondern habe ein gewisses Maß an Dynamik zugelassen. Es gab stets Refugien für das Leben, und die Erdoberfläche habe nicht in durchgehendem Weiß gestrahlt – eben ein Matschball. Vor 635 Millionen Jahren schließlich ging die Phase der vorrückenden und sich wieder zurückziehenden Gletscher und mit ihr das Cryogenium zu Ende. Und die Erde verfiel in ein neues – diesmal aus unserer Sicht positives – Extrem: Mit der Erwärmung kehrte nicht etwa die Stagnation der boring billion zurück. Stattdessen nahm in der neuen Ära des Ediacariums das vielzellige Leben, das zuvor nur in zaghaften Ansätzen existiert hatte, einen vergleichsweise raschen Aufschwung und läutete eine neue Phase der Evolution ein. (jdo, 30. 8. 2015) Nicht-Wissenschaft;Morten Traavik bringt die slowenische Band Laibach nach Nordkorea. Ein möglicher Übersetzungsfehler war es, der die norwegische Band a-ha weltberühmt und rund 15 Jahre später auch fünf Akkordeonspieler aus Nordkorea über ihre strengen Landesgrenzen hinweg bekanntmachte. Ihre Version des Hits Take On Me – der wörtlichen Übersetzung des norwegischen Ta på meg (Berühre mich), was auf Englisch damit nichts mehr zu tun hat – wurde ein Millionen-Klick-Hit auf Youtube. Hinter dem Internetwunder steckte wiederum ein Norweger, der eben eines will: übersetzen. Zwischen den Kulturen, zwischen Ländern, zwischen Menschen. Der 44-jährige Morten Traavik reist seit dem Jahr 2008 regelmäßig in das abgeschottete Nordkorea, um dort Projekte durchzuführen. Sein neuester Coup: das erste Konzert einer westlichen Band – der slowenischen Gruppe Laibach – in der Hauptstadt Pjöngjang, das im August mit dem Einverständnis des Regimes stattfindet, dessen Vertrauen der Norweger mittlerweile genießt. Geboren auf dem Gebiet des heutigen Osloer Flughafens, den er im STANDARD-Gespräch scherzhaft ein Monument zu meinen Ehren nennt, wuchs Traavik in der Küstenstadt Bergen auf. Bereits in seiner frühen Kindheit habe er gewusst, dass etwas mit ihm falsch sei, und spielt damit auf seine künstlerischen Interessen an. Nach einer Ausbildung zum Theaterregisseur in Russland und Schweden machte Traavik regelmäßig mit seiner Kunst auf Missstände und soziale Themen aufmerksam. So rief er etwa einen Schönheitswettbewerb für Landminenopfer in Angola und Kambodscha in den Jahren 2008 und 2009 aus. Durch diese und andere Reisen sei seine Familie abgehärtet worden und habe keine Angst, wenn er immer wieder in das Land von Diktator Kim Jong-un reist. Im Gegenteil: Seine Frau und drei Kinder begleiten ihn sogar öfter. Sein damals zehn Monate alter Sohn sei zudem das erste Baby gewesen, das sich in dem Grenzstreifen zwischen den beiden Koreas befunden habe, erzählt Traavik nicht ohne Stolz. In seinem Heimatland sieht man sein Engagement nicht überall gerne. Kritisiert wird auch die finanzielle Unterstützung der Regierung in Oslo. Den Künstler interessiert das jedoch herzlich wenig. Und er setzt noch eines drauf: Für eine Dokumentation feierte er den norwegischen Nationaltag mit wehenden Flaggen in Nordkorea. Am Telefon sagt er dazu: Wir Norweger sind schamlos patriotisch. Das verbindet uns sicher mit den Nordkoreanern. Wissenschaft;Gunther von Hagens "Menschen-Museum" könnte das Aus drohen. Berlin – Dem Berliner Menschen-Museum des mit den Körperwelten-Ausstellungen bekannt gewordenen Leichen-Präparator Gunther von Hagens könnte das Aus drohen. Die Schau mit präparierten Leichen von Körperspendern benötige eine Genehmigung, entschied das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg am Donnerstag (OVG 12 B 2.15). Nach Auffassung des Gerichts gelten für die Ausstellungsstücke die Vorschriften des Berliner Bestattungsgesetzes. Nach Angaben des Museums hat das nicht rechtskräftige Urteil zunächst keine Konsequenzen auf den Ausstellungsbetrieb im Gebäude des Fernsehturms am Alexanderplatz. Weitere Schritte würden nun geprüft, sagte eine Sprecherin. Seit der Eröffnung besuchten nach ihren Angaben rund 160.000 Menschen das Menschen-Museum. Wissenschaft;Und keine kleinen: Astronomen finden in vier Sternsystemen Hinweise auf noch sehr junge Gasriesen von mehrfacher Jupitergröße. Garching/Heidelberg – Angesichts der Vielzahl an Exoplaneten, die bislang entdeckt wurden, ist eine Beobachtung wie die, von der nun das Max-Planck-Institut für Astronomie berichtet, nur folgerichtig. Exoplaneten gibt es nicht nur in verschiedensten Varianten, vom Gasriesen bis zum erdähnlichen Gesteinsplaneten. Sie können auch eine breite Palette an Lebensaltern aufweisen. Die jüngste Entdeckung dreht sich um Welten, die sich gerade erst entwickelt haben dürften. Junge Sterne sind von Scheiben aus Gas und Staub umgeben, wie es einstmals auch in unserem Sonnensystem der Fall war. Eine bestimmte Art von Scheiben, die als Übergangsscheiben (transitional discs) bezeichnet werden, zeichnet sich durch die Abwesenheit von Staub in ihrem Zentrum, also in der Region unmittelbar um den Stern, aus. Es gibt zwei Erklärungsversuche für diese Lücken: Zum einen könnten starke Sternwinde und intensive Strahlung das umgebende Material weggeblasen oder zerstört haben, zum anderen könnten massereiche junge Planeten bei ihrer Entstehung das Material auf ihrer Bahn um den Stern entfernt haben. Die zweitere Möglichkeit lässt Exoplanetenjäger hellhörig werden. Mithilfe des ESO-Radioteleskops Large Millimeter/submillimeter Array (Alma) in Chile haben Astronomen um Nienke van der Marel von der Sterrewacht Leiden in den Niederlanden die bisher konkretesten Hinweise auf ein solches Entwicklungsstadium von Sternsystemen gefunden. Vier Kandidaten gibt es: vier junge Sterne, um die sich erst kürzlich Planeten mit mehreren Jupitermassen gebildet haben dürften. Mit Alma konnte die Verteilung von Gas und Staub in diesen vier Scheiben besser als je zuvor abgebildet werden. Das hat ermöglicht, eine Entscheidung zwischen den beiden genannten Erklärungsversuchen für die Staublücken zu treffen. Die neuen Bilder zeigen, dass es in den Staublücken eine signifikante Menge an Gas gibt – auch im Gas klafft aber überraschenderweise eine Lücke, auch wenn diese bis zu dreimal kleiner ist als die Staublücke. Das lässt sich laut den Forschern nur mit einem Szenario erklären, in dem frisch entstandene massive Planeten das Gas aus ihrer jeweiligen Umlaufbahn entfernt, jedoch die Staubpartikel weiter außen eingefangen haben. Die tiefe Lücke weist klar auf die Anwesenheit von Planeten mit mehreren Jupitermassen hin, sagt van der Marel. Wissenschaft;Plattwürmer dürften schon so lange als Parasiten leben, wie es Wirbeltiere gibt. Erlangen-Nürnberg – Eine Wurmkur, wie sie an heutigen Haustieren routinemäßig vollzogen wird, hätten auch schon Tiere vertragen, die einige Erdzeitalter früher gelebt haben. Denn die Geschichte parasitischer Plattwürmer wie etwa Bandwürmer reicht sehr lange zurück, wie die Universität Erlangen-Nürnberg berichtet. Ein internationales Team unter Leitung von Nürnberger Forschern hat alle wissenschaftlich dokumentierten Vorkommen von fossilen Plattwürmern analysiert und unter anderem untersucht, welcher Zusammenhang mit der Evolution ihrer Wirtstiere besteht. Ihre Ergebnisse haben sie in der Fachzeitschrift Advances in Parasitology veröffentlicht. Das Team um Kenneth De Baets untersuchte Koprolithen – versteinerten Kot – und wertete alle weltweit dokumentierten Vorkommen von fossilen Plattwürmern aus. Die ältesten Nachweise für parasitische Würmer stellen Fossilien von frühen Fischen dar, die vor etwa 382 Millionen Jahren im Devon-Zeitalter lebten. Da sich die entsprechenden Wirbeltierwirte am Übergang vom Kambrium zum Ordovizium entwickelten, vermuten die Forscher aber, dass die parasitären Würmer bereits vor etwa 485 Millionen Jahren existierten. In den devonischen Fischen fanden Wissenschafter mehr als 75 fossile Haftstrukturen, mit denen sich die Würmer im Darm ihres Wirts festhielten. Es handelt sich vermutlich um Hakensaugwürmer – parasitische Plattwürmer mit einfachen Lebenszyklen – und möglicherweise auch um andere parasitäre Würmer, wie Band- und Kratzwürmer. Den ältesten Beleg für Bandwürmer mit komplexen Lebenszyklen enthalten Hai-Koprolithen aus dem Perm, die etwa 259 Millionen Jahre alt sind. Sie nutzten im Gegensatz zu einfacheren Plattwürmern mehrere verschiedene Lebewesen als Wirte, um sich möglichst effektiv auszubreiten. Weitere versteinerte Exkremente aus der Kreidezeit, etwa 126 Millionen Jahre alt, zeigen, dass auch terrestrische Tiere wie Dinosaurier bereits mit Bandwürmern befallen waren. (red, 31. 7. 2015) Wissenschaft;Forscher des IST Austria: Langzeitantwort auf Selektion vorhersagbar. Klosterneuburg/Wien – Die Interaktion von Genen beeinflusst die Evolution auf lange Sicht, berechneten Forscher des Institute of Science and Technology (IST) Austria in Klosterneuburg. Je nachdem, ob für die Verbreitung von Genvarianten eher der Zufall oder die natürliche Auslese eine Rolle spielen, sind dafür die Ausgangskomponenten oder Interaktionsmuster entscheidend, berichten sie im Fachjournal PNAS. Unter Evolutionsbiologen würde schon seit langem diskutiert, wie sehr Gen-Wechselwirkungen die Anpassung von Organismen beeinflussen, so die Wissenschafter. Während ein kurzfristiger Einfluss als unwahrscheinlich galt, wären langfristige Akkumulationseffekte als wahrscheinlich angesehen worden. Genau dies konnte Tiago Paixao gemeinsam mit dem Evolutionsbiologen Nick Barton nun bestätigen. Wenn die Verbreitung unterschiedlicher Varianten eines Merkmals (Allele) vor allem durch den Zufall beeinflusst wird (diesen Effekt bezeichnen Genetiker als Drift), ist die Langzeitantwort einfach vorhersehbar, denn sie wird dann nur von den Ausgangs-Komponenten beeinflusst, sagte Paixao. Ist jedoch die natürliche Auslese (Selektion) so stark, dass sie die Verbreitung von Allelen maßgeblich bestimmt, kann man die Langzeitantwort nicht mit der Anfangsvarianz vorhersagen, sie hängt dann von den Geninteraktions-Mustern ab. In beiden Szenarien würde die Epistase, also die Gen-Interaktion, bei der Gene das Ablesen und die Ausprägung von anderen Genen beeinflussen, ausschließlich auf die Langzeitantwort Einfluss nehmen, so das Ergebnis der Studie. Nicht-Wissenschaft;Russische Regierung sieht in Äußerung von US-Vizefinanzminister Provokation. Moskau – Kremlsprecher Dmitri Peskow hat die Korruptionsvorwürfe von US-Vizefinanzminister Adam Szubin gegen Russlands Präsidenten Wladimir Putin zurückgewiesen. Putin mache seine Freunde reich und dränge Personen, die er nicht als Gefolgsleute betrachte, an den Rand, hatte Szubin zuvor in einer BBC-Dokumentation gesagt. Seinen eigenen Reichtum verstecke Putin, doch die US-Regierung wisse seit Jahren davon. Für mich ergibt das ein Bild von Korruption, so Szubin. Peskow bezeichnete die Anschuldigungen als reine Erfindung und Verleumdung. Beweise sei Szubin schuldig geblieben, daher würden die haltlosen Behauptungen eher ein fahles Licht auf das US-Finanzministerium als auf Putin werfen. Nach Ansicht Peskows haben die jüngsten Beschuldigungen allerdings keinen Einfluss auf die bilateralen Beziehungen. Das Verhältnis zwischen Russland und den USA sei so zerstört, dass es nicht weiter Schaden nehmen könne. Es ist der zweite persönliche Angriff auf Putin aus dem angelsächsischen Raum innerhalb von acht Tagen: Vor gut einer Woche hatten britische Ermittler erklärt, dass der russische Geheimdienst FSB und Putin persönlich wahrscheinlich in die Ermordung des ehemaligen KGB-Agenten Alexander Litwinenko involviert seien. Litwinenko war 2006 an einer Vergiftung durch radioaktives Polonium-210 gestorben und hatte auf dem Sterbebett in London ebenfalls Putin für seinen Tod verantwortlich gemacht. Der zuletzt veröffentlichte Bericht eines britischen Richters kommt zu dem Schluss, dass das Gift in seinen Tee gekippt wurde. Als Tatverdächtige werden der ehemalige Geheimdienstler und jetzige Duma-Abgeordnete Andrej Lugowoi und der Geschäftsmann Dmitri Kowtun genannt. Die Beziehungen zwischen Russland und dem Westen sind seit der Ukraine-Krise stark angespannt. Die EU und die USA haben nach der russischen Annexion der Krim mit Sanktionen reagiert, Russland erwiderte diese mit Gegensanktionen. Laut Außenminister Sergej Lawrow hat sich das Verhältnis zwischen Russland und den USA aber bereits lange vor der Krise eingetrübt. Lawrow machte in seiner Pressekonferenz am Dienstag dafür das Weiße Haus und dessen Bemühungen, Russland einzuengen, verantwortlich. Ein konstruktiver Dialog sei möglich, eine Rückkehr zu den alten Beziehungen zwischen Russland und dem Westen werde es aber nicht geben, sagte er. Wissenschaft;Flechten, Moose und Cyanobakterien produzieren große Mengen an Lachgas. Wissenschaft haben eine bisher unerkannte Quelle für klimaschädliche Gase ausgemacht: Flechten, Moose und Cyanobakterien geben offenbar große Mengen des Treibhausgases Lachgas (N2O) und geringe Mengen Methan (CH4) an die Atmosphäre ab. Wie die Untersuchungen der Forscher von den Universitäten Gießen und Heidelberg und des Max-Planck-Instituts für Chemie ergaben, sind kryptogame Schichten, wie der flächige Bewuchs aus Flechten, Moosen, Cyanobakterien und weiteren Mikroorganismen wissenschaftlich genannt wird, für vier bis neun Prozent des aus natürlichen Quellen stammenden N2O verantwortlich. Wir wollten zwei Dinge herausfinden: Erstens, ob kryptogame Schichten überhaupt N2O und CH4 abgeben. Und zweitens, wie sich die klimatischen Bedingungen auf die Emissionswerte auswirken, erläutert Katharina Lenhart von der Justus-Liebig-Universität Gießen, die Ziele der Studie. Dazu untersuchten die Wissenschafter 68 Proben unterschiedlicher Flechten und Moose aus verschiedenen Klimaregionen. Sie erfassten die Treibhausgasemissionen der Organismen bei verschiedenen Temperaturen, Wassergehalten, Lichtbedingungen und Stickstoffdüngegaben, um so die Auswirkung der Umweltbedingungen auf die Freisetzung der Klimagase zu ermitteln. Die Methanemissionen von kryptogamen Schichten sind gemessen am globalen Rahmen zwar zu vernachlässigen. Bemerkenswert sind jedoch die hohen Freisetzungsraten für Lachgas, so Bettina Weber vom Max-Planck-Institut für Chemie. Generell konnten wir zeigen, dass die N2O und CH4 Emissionen ab einer Temperatur von 20 Grad Celsius stark zunehmen, ergänzt sie. Deshalb vermuten die Wissenschafter, dass die von Flechten, Cyanobakterien und Moosen stammenden Methan- und Lachgasemissionen im Zuge der globalen Erwärmung ansteigen könnten. Dies könnte vor allem in Wäldern der gemäßigten Breiten von größerer Bedeutung sein, wo kryptogame Schichten eine der Hauptquellen für Lachgasemissionen darstellen. In manchen Tundren, Steppen und Wüstenregionen sind sie vermutlich sogar die ausschließliche Quelle. In einem nächsten Schritt werden die Wissenschafter ihre im Labor gefundenen Ergebnisse in Feldstudien überprüfen und weitere Organismen in die Untersuchungen einschließen. Wissenschaft;'Bis 31. März können SF-Fans die Werke, die ihnen 2015 besonders gefallen haben, zur Abstimmung vorschlagen. Kansas City – Von 17. bis 21. August wird in Kansas City, Missouri, die heurige World Science Fiction Convention stattfinden. Höhepunkt wird wie in jedem Jahr die Verleihung der Hugo Awards, der traditionsreichsten und immer noch renommiertesten Preise im SF-Genre, sein. Kandidaten können seit Beginn der Woche nominiert werden, auf zahlreichen Websites und Blogs kursieren längst Listen mit Empfehlungen (besonders umfangreich etwa die vom Fachmagazin Locus erstellte alljährliche Recommended Reading List). 2015 standen die Hugos im Schatten einer Kontroverse, die mit zuvor nicht für möglich gehaltener Verbittertheit geführt wurde (hier der Rückblick). Ursache war der Coup einer Handvoll Autoren und deren Fans, die ihr Eigenlobbying ideologisch verbrämten und sich auch nicht zu schade waren, sich von einer reaktionären Aktivistengruppe aus dem Gamergate-Umfeld unterstützen zu lassen. Sie veröffentlichten in der Nominierungsphase einen Stimmzettel, der fast alle Preiskategorien vollständig abdeckte und von ihren Anhängern 1:1 übernommen werden konnte. Obwohl in absoluten Zahlen klar in der Minderheit, stach dieser Block die Vielzahl divergierender Nominierungen, die von Fans individuell abgegeben worden waren, aus. Die Folge war ein einseitig vorgefertigtes Kandidatenfeld, das in vielen Kategorien weit unter der gewohnten Qualität blieb. Die Fans straften dies bei der Hugo-Abstimmung ab, indem sie in mehreren Kategorien keinen Kandidaten für preiswürdig erachteten. Die eigentliche Ursache der Misere von 2015 war aber eine andere, nämlich die notorische Laxheit der SF-Fans beim Nominieren. Man stimmt zwar gerne mit ab, wenn die Kandidaten feststehen – zuvor überhaupt Kandidaten vorzuschlagen, dazu können sich schon weit weniger Menschen aufraffen. Je mehr dies aber tun, desto weniger kann eine einzelne Gruppe ihre Prioritäten durchdrücken und desto besser ist das weite Feld der Science Fiction dann auf dem Stimmzettel repräsentiert. Seit Anfang Februar besteht nun wieder die Möglichkeit, sich zu beteiligen und unter anderem die SF-Romane oder Filme, die einem im vergangenen Jahr besonders gefallen haben, für den Preis vorzuschlagen. Die Kategorien reichen von der Belletristik über Comics und SF-bezogene Sachbücher bis zu Filmen, Podcasts und Fanzines; insgesamt sind es über ein Dutzend Bereiche. Nominierungsberechtigt sind vorerst nur diejenigen, die sich bereits entweder für die heurige Convention oder die des vergangenen Jahres oder auch schon für die von 2017 angemeldet haben. Dies ist also primär eine Erinnerung für diejenigen, die sich in der Hitze der Vorjahresdebatte registrieren haben lassen und nun nicht übersehen sollten, dass ihr Stimmrecht immer noch gilt. Die Nominierungsphase endet am 31. März. In der darauf folgenden Abstimmungsrunde wird es auch für diejenigen interessant, die erst jetzt an eine Teilnahme denken. Die Registrierung für die heurige Worldcon ist weiterhin hier möglich. An dieser Abstimmung, in der die Preisträger gekürt werden, können nur noch diejenigen mitmachen, die für die heurige Worldcon angemeldet sind; Mitgliedschaften von 2015 oder 2017 gelten hier nicht. Wie immer gibt es dabei neben der Anmeldung für tatsächliche Besucher der Veranstaltung auch die Möglichkeit einer sogenannten unterstützenden Mitgliedschaft, die das Stimmrecht aus der Ferne verleiht und 50 Dollar kostet. Anfang April wird die aus den Nominierungen erstellte Kandidatenliste veröffentlicht und die SF-Gemeinde wird sehen, ob sie aus den Fehlern des Vorjahres gelernt hat.' Wissenschaft;'Der Plattwurm Macrostomum hystrix bohrt sich mit seinem "Penis-Stachel" durch die eigene Haut. Bielefeld/Wien – Im Reich der Tiere und Pflanzen sind hermaphroditische Arten relativ weit verbreitet. Und gar nicht selten kommt es vor, dass sich diese Organismen selbst befruchten, insbesondere dann, wenn kein Geschlechtspartner in der Nähe ist. Zu solchen Zwittern gehören auch die Plattwürmer (wie der Bandwurm), bei denen die Befruchtung immer innerlich stattfindet; die Tiere verfügen auch über eine Art Penis für die Übertragung der Spermien. Herrscht Not am Wurm, können bestimmte Arten auch auf sich selbst zurückkommen – wie die Vertreter der Gattung Macrostomum, die einige Millimeter lang werden. Zu diesen Spezies gehört auch Macrostomum hystrix, dessen bizarre Praxis der Selbstbesamung nun von Forschern um Steven Ramm (Uni Bielefeld) im Fachblatt Proceedings B der Royal Society erstmals beschrieben wird. Wie Ramm und Kollegen herausfanden, durchbohren die Tiere beim normalen Sex die Haut des Partners mit ihrem nadelartigen Penis, um die Samenzellen etwas gewaltsam zu injizieren. Ist jedoch kein Partner vorhanden, dann besorgen es sich die Tiere selbst, sprich: Sie durchbohren mit ihrem Penis ihre eigene Haut, vorzugsweise in der Gegend des Kopfes, von wo aus die Spermien dann zum Ort der Selbstbefruchtung wandern.' Nicht-Wissenschaft;Körperausdruck rund um die "Leningrader Symphonie" von Schostakowitsch, rund um Kapitalismuskritik und Momente der Bedrängnis: Elina Pirinen, Barbara Kraus und Alix Eynaudi berücken beim Festival Impulstanz im Odeon, Schauspielhaus und Mumok. Wien – Ausgetrickst habe der sowjetische Komponist Dmitri Schostakowitsch das diktatorische Väterchen Stalin und dessen Musik-Dobermann Andrej Schdanow, heißt es. Welche Motive etwa in der Leningrader Symphonie (der Siebenten) als subversive Untertöne integriert sind, ist bis heute Thema von Diskussionen. Die 1981 geborene finnische Choreografin Elina Pirinen hat 2013 aus dem Werk (uraufgeführt 1942) ein Personal Symphonic Moment generiert: ein Tanztrio, das jetzt auch in der Reihe [8:tension] bei Impulstanz zu erleben ist. Das Stück dauert so lange wie die Symphonie, und Pirinen bringt es fertig, den darin geladenen historischen Politikdiskurs in einen gegenwärtigen zu transferieren. Dafür wurde das Stück bisher in höchsten Tönen gelobt. Zum Verhältnis zwischen dem Komponisten und dem Massenmörder gibt es ein spannendes Buch von Schostakowitschs Mitarbeiter Salomon Wolkow. Schostakowitsch lebte bis zum Beginn der Belagerung durch die NS-Truppen in Leningrad, wurde mit seiner Familie ausgeflogen und konnte so seine Siebente fertigstellen. Die wollte Stalin auch im kriegsverbündeten Westen erklingen lassen, und so gab es noch im Jahr der Fertigstellung Erstaufführungen in London und New York. Elina Pirinen, die lange klassische Musik studiert hat, konzentrierte sich bei ihrer Analyse der Symphonie auf deren affektiven Gehalt, auf die emotional überwältigende Kraft der Komposition. Und sie macht, was zu unserer Selfie-Gegenwart am besten passt, eine persönliche Affäre daraus: Und so fing ich an, sie als Apotheose der Menschlichkeit zu behandeln. Das klingt bieder. Aber so ist das Stück nicht geworden. Zu Beginn wird das Publikum lange im Dunkeln mit dem ersten Satz der Symphonie alleingelassen, bevor sehr langsam Licht aufdämmert und den Blick auf eine träge in halber Bühnenhöhe des Odeontheaters dräuende Wolke freigibt. Aus dem Hintergrund lösen sich drei Grazien, die in strenger Ordnung vorwärtsschreiten, bevor diese Strenge in Verwirrung gerät. Pirinen will hier zusammen mit ihren Tänzerinnen Kati Korosuo und Katja Sallinen zeigen, wie es stabil jugendlichen Thirtysomethings in einem reichen Staat wie Finnland heute so geht. Die Bilanz ist beeindruckend direkt: Drei Frauen als selbstbewusst agierende, aber desorientierte Ego-Nerds torkeln mit wachsender – auch gegen sich selbst gerichteter – Aggressivität durch einen Treibsand aus Identitätsfragen, Pornoelementen und schwer zu bewältigender Ambivalenz. Zwischendurch plaudern sie nonchalant über banale Privatangelegenheiten, führen einen entzückenden Chor aus schwarz gekleideten Kindern vor. Zarte Stimmen singen: Der Mond ist aufgegangen ... Am Ende kehren die drei Tänzerinnen in die anfänglichen Ordnungsmuster zurück, feiern ihren Rückzug, lassen sich von Licht und Musik auflösen. Die Frage, mit welcher Form von Diktatur sie selbst zu tun haben, lassen sie nicht ganz offen. Barbara Kraus wird in ihrem Solo Close my eyes and see deutlicher. Sobald sie allerdings Kapitalismuskritik einfließen lässt, ertönt genervtes Seufzen aus junger Brust im Auditorium. Kraus feiert ihre Begegnung mit ihrem Publikum trotzdem. Und die Wiener Performancekünstlerin riskiert, wie so gut wie immer in ihren Arbeiten, Kopf und Kragen. Das ist ihre Methode: Das Scheitern wird bewusst provoziert, und verlässlich tritt es als unsichtbarer Helfer auf. Die Performerin zerfällt, immer aus dem Moment heraus handelnd, in mehrere Persönlichkeiten, ruft Gespenster, dringt ins Publikum vor, scheut weder Witz noch Peinlichkeit. Auf der Bühne stehend, registriert sie mit geschlossenen Augen, was in den Sitzreihen vor sich geht, spricht das Husten und den Gebrauch der Mobiltelefone an, verbindet diese Unruhe mit der Musikphilosophie von John Cage. Kraus wagt es, der Tanz- und Performance-Leistungsgesellschaft, wie sie auch Pirinen vertritt, ihre Schwächen vorzuführen. Und sie macht es so überzeugend, dass sie am Ende begeisterten Applaus erntet. Riskant ist schließlich auch die White-Cube-Adaption des Stücks Monique der aus Frankreich stammenden Wiener Choreografin Alix Eynaudi in einem Videoinstallationssaal der Mumok-Ausstellung Mein Körper ist das Ereignis. Der Zusammenhang zwischen den Bondagemotiven in den Videos und in dem Duett mit Mark Lorimer ist schlüssig, und im strahlenden Weiß des hell erleuchteten Raums wird das gelungene Bühnenoriginal zu einem richtigen Nahperformance-Erlebnis. Dieses Close-up bringt Eynaudi und Lorimer in echte Bedrängnis – was zur Fesselungskunst bestens passt. Nicht-Wissenschaft;Auch die Bank Austria will keine Negativzinsen zahlen und verliert vor Gericht. Wien – Beim Thema Negativzinsen gibt es ein weiteres Urteil. Einen ersten Erfolg konnte der Verein für Konsumenteninformation (VKI) bereits im September mit einer Klage gegen die Raiffeisenbank Bodensee erzielen. Nun trifft es auch die Bank Austria. Worum geht es? Wie viele andere Kreditinstitute hatte es die Bank abgelehnt, Negativzinsen an ihre Fremdwährungskreditnehmer weiterzugeben. Die Niedrigzinsphase bereitet – wie berichtet – den Banken zunehmend Sorgen, weil damit auch die zur Berechnung herangezogenen Interbankensätze Libor und Euribor ins Minus rutschen. Ein solcher Negativzins bedeutet im Endeffekt, dass die Institute so manchen Kreditnehmern eine Zinsgutschrift gewähren müssten. Um dem vorzubeugen, informieren die meisten Banken ihre Kunden laufend durch entsprechende Briefe, dass sie den Sollzinssatz nicht negativ werden lassen, sondern ihn bei null einfrieren wollen. Libor im Minus Bei Frankenkrediten wird häufig der Interbankenzinssatz Libor als Basis herangezogen. Im Februar 2015 verschickte die Unicredit Bank Austria an Fremdwährungskreditnehmer ein Schreiben, in dem im Zusammenhang mit dem negativen Libor darauf hingewiesen wurde, dass bei bestehenden Kreditverträgen keine Negativverzinsung erfolgt. Als Untergrenze, so die Bank, gelte ein Sollzinssatz von 0,00001 Prozent. Der VKI klagte gegen die einseitig festgesetzte Zinsuntergrenze. Ohne Obergrenze ist diese Art von Zinsklausel unzulässig, argumentieren die Konsumentenschützer. Das Wiener Handelsgericht folgte der Argumentation. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Beim VKI rät man betroffenen Kunden, solchen Schreiben der Bank ausdrücklich zu widersprechen. Unmittelbare Folgen hat das Urteil nicht. Entscheiden wird letztendlich der Oberste Gerichtshof (OGH). Gibt auch der OGH dem VKI Recht, dann werden die Banken die zwischenzeitlich angefallenen Negativzinsen zurückzahlen beziehungsweise gutschreiben müssen. Wissenschaft;In den nächsten Tagen sei nicht mit neuen Verbindungen zu rechnen, heißt es vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Köln - Das Minilabor Philae wird sich in den nächsten Tagen wohl erst mal nicht wieder vom Kometen 67P/Tschurjumov-Gerasimenko melden. Wir rechnen nicht damit, sagte Manuela Braun vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) am Dienstag in Köln. Es werde zwar wieder einen Kontakt geben. Aber wann, das wissen wir jetzt nicht, so die Sprecherin. Nach den ersten Kontakten werde das DLR mit der europäischen Raumfahrtagentur ESA über eine neue Flugbahn der Muttersonde Rosetta nachdenken, um eine bessere Verbindung zu schaffen. Für die anstehenden Experimente sind stabile und längere Verbindungen zu dem Lander notwendig. Philae war im November nach zehnjähriger Reise auf dem Kometen im Schatten gelandet. Er hatte noch einige Daten gesendet und war hatte sich dann wegen Strommangels ausgeschaltet. Während Tschuri unentwegt auf die Sonne zufliegt, hat Philae inzwischen neue Energie getankt, ist aufgewacht und hat sich in den letzten Tagen mehrmals kurz gemeldet. Der letzte kurze Kontakt war instabil und hatte mit Unterbrechungen 30 Sekunden gedauert. Der erste hatte 85 Sekunden gehalten. Die Forscher hoffen auf weitere, stabilere Verbindungen, denn Philaes hat noch zahlreiche Daten gespeichert, die Aufschluss über die Bedingungen auf dem Kometen geben könnten. Nicht-Wissenschaft;Die Arbeitnehmer beklagen Sturheit, die Unternehmer fühlen sich schikaniert. Wien – Als Turbo für jede noch so lahme große Koalition: So stellen sich die Sozialpartner gerne dar. Da könne sich die Regierung bis zur Handlungsfähigkeit zerstreiten – das jahrzehntelang erprobte Gespann aus Vertretern von Arbeitgebern und -nehmern komme immer auf einen grünen Zweig. Heute steht dieses Selbstbild auf dem Kopf. Zwei quälende Jahre lang haben Wirtschaftskammer und Gewerkschaft über ein Arbeitsmarktpaket verhandelt, um am Ende genau gar nichts zu beschließen. Statt sich, wie es die sozialpartnerschaftliche Kultur gebietet, in der Mitte zu treffen, stehen beide Seiten mit leeren Händen da. Extra peinlich: Ausgerechnet von den Koalitionsparteien, landläufig selbst als Verwalter des Stillstands verschrien, müssen sich die gescheiterten Verhandler nun ermahnen lassen. Früher hätten die Sozialpartner ein Projekt wie dieses – keinesfalls ein Jahrhundertwurf – wohl routiniert über die Bühne gebracht, räumt Bernhard Achitz, leitender Sekretär des Gewerkschaftsbundes (ÖGB), ein: Man konnte über fast alles reden. Doch nun habe ich das Gefühl, dass kein Fußbreit nachgegeben wird. Nachsatz: Aber das liegt nicht an uns. Tatsächlich waren es die Wirtschaftsvertreter, die letztlich lieber auf das ganze Paket verzichteten, als einen leichteren Zugang zur sechsten Urlaubswoche zu akzeptieren. Forderungen können nie Einbahnstraßen sein, kritisiert Arbeiterkammerpräsident Rudolf Kaske. Wenn sich die Wirtschaft also etwa flexiblere Arbeitszeiten wünsche, müsse sie ihrerseits auch entgegen kommen. Hinter der harten Haltung der Gegenseite wittert Kaske neoliberale Strömungen: Die Wirtschaftskammer wird von der Industriellenvereinigung getrieben. Wie Getriebene fühle sich seine Klientel tatsächlich, hält Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl dagegen – jedoch aus ganz anderen Gründen. Frust und Bitterkeit herrscht unter den Unternehmern, sagt er. Sie sind die Buhmänner, werden als potenzielle Betrüger hingestellt. Das Gesetz gegen Lohn- und Sozialbetrug, das keinesfalls nur ausländischen Firmen schärfere Kontrollen beschert, empfinden Wirtschaftstreibende ebenso als Schikane wie die Registrierkassenpflicht – und die nächste Hürde, sagt Leitl, sei das Gebot der Barrierefreiheit, das die Unternehmen bereits bis Ende des Jahres umsetzen müssen. Dabei schrieben viele Betriebe im achten Jahr der Krise immer noch rote Zahlen. Dass die Arbeitnehmervertreter, ohnehin mit einer Lohnsteuersenkung bedient, in dieser Situation nun auch noch eine sechste Urlaubswoche, hohe Lohnabschlüsse und, und, und fordern, ärgert die schwarze Gegenseite maßlos. Das ist derzeit nicht leistbar, sagt Leitl, zumal das Geld viel dringlicher für das Flüchtlingsproblem gebraucht werde. Das Fass zum Überlaufen bringe, wenn Arbeiterkämmerer in Bundesländern von Lohnraub und Ausbeutung sprechen, als lebten wir noch im 19. Jahrhundert. Ihren Tonfall haben die Arbeitnehmervertreter nicht erst seit gestern verschärft. Vor etwa zehn Jahren begannen die Interessenvertreter, ihre Kampagnenfähigkeit aufzumöbeln – um am Verhandlungstisch verlorene Durchsetzungskraft zu kompensieren, wie der Innsbrucker Politologe Ferdinand Karlhofer sagt. Die Logik der globalisierten – Kritiker sagen: neoliberalen – Wirtschaftsordnung hatte das Gewicht ins Lager der Unternehmer verschoben, zudem steckte der ÖGB nach dem Bawag-Skandal tief in der Misere. Die Ende 2008 ausgebrochene Wirtschaftskrise, von roter Seite als kapitalistisches Systemversagen interpretiert, stachelte die Angriffigkeit so richtig an. Weil die alten Rezepte zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit – teure Investitionsprogramme – wegen der strengen Budgetregeln kaum noch möglich sind, verlegten sich die Arbeitnehmer auf Forderungen, die auf der Gegenseite als Tabus gelten: Vermögenssteuern etwa, oder Arbeitszeitverkürzung. Pointierte Kampagnen für derartige Anliegen spießen sich mit der Rolle des verbindlichen Sozialpartners. Gerät die ewige Konsensmaschine also dauerhaft ins Stottern? Uns ist es noch immer gelungen, Dissonanzen aufzulösen, erwidert der rote Kaske, während der schwarze Leitl auf Einigkeit in anderen Fragen wie der Bildung verweist. Außerdem habe er bei der jährlichen, am Mittwoch zu Ende gegangenen Tagung der Sozialpartner in Bad Ischl ausgezeichnete Gespräche geführt – wenn auch zum geduldigen, weil eher unverbindlichen Thema digitale Wirtschaft und Arbeitswelt. Sogar in der Blütezeit der Sozialpartner gab es Streiks und Säbelrasseln, gibt der Experte Karlhofer zu bedenken. Dass es für die Akteure klug ist, sich gegenseitig leben zu lassen, statt zu überfordern, gebiete schon die Verfassung: Mit dem Niedergang einer Kammer falle auch die Existenzberechtigung der anderen weg. (Gerald John, 7.10.2015) Nicht-Wissenschaft;'Vorzeige-Unternehmer Edin Mehić hofft, dass Bosniens Mächtige Reformen auf den Weg bringen. Man hat es nicht leicht als Unternehmer in Bosnien-Herzegowina, sagt Edin Mehić (38). Erst recht nicht, wenn man bei dem Spiel, das alle spielen, nicht mittun will: Korruption und Bürokratie, die beiden größten Hemmschuhe der bosnischen Wirtschaft. Serienunternehmer und Angel Investor nennt Mehić sich, reich geworden ist der studierte Mathematiker, der den Krieg der 1990er-Jahre in Sarajevo verbrachte und danach für das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR tätig war, mit dem 2004 gegründeten Jobportal Posao.ba. 182.000 meist junge und gut ausgebildete Bosnier haben ihre Bewerbungsunterlagen dort gespeichert; 250.000 Menschen greifen Monat für Monat auf die Seite zu; 80 Mitarbeiter beschäftigt Mehić. Heute tingelt Bosniens Vorzeige-Start-up-Unternehmer von Vortrag zu Vortrag und erklärt, wie es mit seinem Heimatland irgendwann aufwärts gehen könnte. STANDARD: Wie wird man mit einer Jobplattform reich in einem Land ohne Jobs? Mehić: Als wir damit begannen, hatte Bosnien-Herzegowina fünf Prozent Internetversorgung und fünfzig Prozent Arbeitslosigkeit. Aber schon damals gab es trotz allem einen Engpass an guten Technikern oder Verkaufsexperten. Unternehmen waren bereit, diesen Leuten viel Geld zu bezahlen. Und bis heute kämpfen Unternehmen um die besten Leute. Das ist unser Geschäftsmodell. STANDARD: Was ist die größte Hürde für junge Leute, Arbeit zu finden? Mehić: Das erste Problem ist natürlich der Mangel an Jobs. Wenn man Bosnien etwa mit der Slowakei vergleicht, gibt es dort knapp zehn Mal so viele Arbeitsplätze wie hier, obwohl die Länder etwa gleich groß sind. Auch in der kurzen Zeit des Aufschwungs gab es keinen Jobboom. Ein anderer Grund sind die unflexiblen Arbeitsgesetze, die es Unternehmen schwermachen zu wachsen. Internationale Investoren haben zudem natürlich keine Lust auf das Spiel, wie wir die Korruption hier nennen. STANDARD: Was bedeutet das für junge Arbeitssuchende? Mehić: Viele junge Leute konzentrieren sich auf den öffentlichen Sektor, weil sie es von den Alten so gelernt haben. Die jungen Menschen in diesem Land würden auch Jobs für 250 Euro akzeptieren, solange der Status stimmt. Das ist ein Erbe aus dem Kommunismus, wo auch nicht gezählt hat, wie viel man verdient. Bis heute sieht man in den Cafés in Sarajevo kaum einen Kellner unter dreißig. Alle wollen Bürojobs, österreichische und deutsche Outsourcing-Firmen haben das längst erkannt und sind sehr aktiv hier. Einige waren wegen des Kriegs im Ausland in der Schule und glauben wirklich, sie verdienten schon deshalb einen guten Job. Sehr schlecht und sehr gut Ausgebildete haben diese Erwartung nicht und sind flexibler. STANDARD: Wie haben Sie es trotz dieser Probleme geschafft? Mehić: Man muss Weltklasse sein, um in Bosnien als Unternehmer zu überleben. Es ist nicht unüblich, dass Unternehmer, die es hier schaffen, später auch international reüssieren. 95 Prozent der Unternehmen, die auch exportieren, wurden von unserer Diaspora gegründet. Ein Drittel der Bosnier lebt im Ausland, viele kommen zurück, viele investieren hier und bringen Wissen um unsere Leistungsfähigkeit, aber auch um die Bedürfnisse des Weltmarktes mit. Wir sollten viel enger mit der Diaspora zusammenarbeiten, ganz ohne politische Überlegungen. Ich bin überzeugt davon, dass diese Gesellschaft durch Unternehmer verändert werden kann. Zum Beispiel gibt es seit kurzem eine kleine Start-up-Szene hier in Sarajevo, weil viele Junge erkannt haben, dass sie nicht zehn Jahre lang auf einen Job im öffentlichen Bereich warten können, den sie dann vielleicht gar nicht bekommen. STANDARD: Was ist Ihr Rezept? Mehić: Das vorhandene System stimuliert Arbeitslosigkeit. Wer sich arbeitslos meldet, bekommt Geld vom Staat. Die Regierung versucht verzweifelt Investoren ins Land zu holen, weshalb sie etwa die Mehrwertsteuer auf den niedrigsten Wert in Europa gesenkt hat. Wer mehr als 70 Prozent seiner Güter exportiert, zahlt gar keine Steuern mehr. Und auch wer nur hier im Land operiert, zahlt nur zehn Prozent Steuern. Im Grunde werden die Unternehmen so dazu verleitet, die Dividende direkt an die Mitarbeiter auszuzahlen, also ihre Mitarbeiter nicht anzumelden, sondern schwarz zu beschäftigen. Die Steuer auf Arbeit ist aber eine der höchsten weltweit. Sobald man Mitarbeiter beschäftigen will, wird man von der Regierung bestraft. STANDARD: Das heißt, Sie wollen das Sozialsystem zusammenkürzen? Mehić: Ich bin davon überzeugt, dass man auch mit 50 Prozent der Beamten gut leben kann. Natürlich gibt es die Gefahr, dass Einschnitte Proteste auslösen. Aber was wir jetzt haben, ist einfach verrückt, weil nur zwanzig Prozent der Gelder an jene Leute gehen, die sie auch brauchen. Der Rest wird an Bevölkerungsgruppen verteilt, die ein Anrecht darauf haben. Egal ob Tycoon oder Millionär, die Hauptsache ist, dass man Kriegsveteran ist. So kontrollieren die Politiker diese Menschen, um an der Macht zu bleiben. Dieses System verschwendet Unsummen an Geld und Zeit. Einige Regierungen haben schon versucht, das zu ändern, aber die mächtigen Interessengruppen haben sofort dagegen mobilisiert. STANDARD: Gibt es einfach nicht genügend gute Politiker? Mehić: Sogar wenn man als Politiker ehrlich versucht, das verkrustete System aufzubrechen, stößt man schnell auf unüberwindbare Hürden. Ich bin nicht gegen das dezentrale System des Landes, Wettbewerb ist etwas Gutes, wenn es um bessere Bedingungen für die Menschen und die Wirtschaft geht. Ich mag keine Monopole. Zum ersten Mal habe ich jetzt aber das Gefühl, dass die Gesellschaft Reformen unterstützt. Entweder fühlen sich die Politiker tatsächlich von den Unruhen im Februar 2014 bedroht. Oder sie haben erkannt, dass sie die alte Leier nicht mehr verkaufen können. Ich will ihnen glauben, dass sie es mit dem Wandel ernst meinen.' Wissenschaft;Einige Wesen haben auch bei minimalen Lichtverhältnissen gute Sicht. Der Zoologe Eric Warrant ist ihren Tricks auf der Spur. Lund – Kommt der Frühling in Fahrt, herrscht im Auwald auch nach Einbruch der Dunkelheit Dauerbetrieb. Unzählige Insekten schwirren herum. Viele Menschen kennen sie nur als lästige Blutsauger, doch es sind noch ganz andere, faszinierende Geschöpfe unterwegs. Deilephila elpenor zum Beispiel. Die bunten, im deutschen Sprachraum als Mittlere Weinschwärmer bekannten Nachtfalter eilen flink von Blüte zu Blüte. Wie Kolibris verharren sie zum Nektartrinken schwebend, während ihre Flügel auf Hochtouren schwingen. Das funktioniert auch bei unruhigem Wetter – sogar in tiefer Finsternis. Wie gelingt den Tieren das? Eric Warrant geht dieser Frage nach. Der an der schwedischen Universität Lund tätige Zoologe erforscht seit Jahren das Sehvermögen nachtaktiver Spezies. Heute, Mittwoch, wird er an der Akademie der Wissenschaften in Wien über seine Arbeit berichten. Das Geheimnis der Weinschwärmer haben Warrant und sein Team zum Teil gelöst. Wie die meisten Insekten verfügen die Nachtfalter über Facettenaugen, zusammengesetzt aus tausenden sogenannten Ommatidien. Normalerweise trägt jeder dieser Rezeptoren ein Pixel zum Gesamtbild im Gehirn bei. Die nachtaktiven Schwärmer bedienen sich jedoch eines neurologischen Tricks. Um bei minimalen Lichtmengen noch gut sehen zu können, tragen sie die wenigen verfügbaren Reize zusammen. Fachleute bezeichnen dieses Prinzip als Summation. Die Signale werden gebündelt, sagt Warrant. Das Ergebnis, eine verbesserte Nachtsicht, geht zwar auf Kosten der Sehschärfe, aber dieser Nachteil gleiche sich aus. Was hinter der räumlichen Summation steckt, zeigen mikroskopische Aufnahmen. In den Augen von Deilephila elpenor und den amerikanischen Tabakschwärmern, Manduca sexta, finden sich zahlreiche Nervenzellen mit besonders langen, seitlichen Fortsätzen: Dendriten. Sie verbinden dutzende Ommatidien und leiten deren Signale an das Gehirn weiter (vgl.: Journal of Comparative Physiology, Bd. 524, S. 160). Die Augen des mit beiden Schwärmerarten nah verwandten tagaktiven Taubenschwänzchens (Macroglossum stellatarum) weist keine so breit verzweigten Neuronen auf. Der Mittlere Weinschwärmer betreibt aber auch eine zeitliche Summation und kombiniert diese mit der räumlichen Reizbündelung. Wie die Signalakkumulierung über kurze Zeiträume im Detail funktioniert, ist noch nicht bekannt. Ihr dürfte eine biochemische Reaktionskette zugrunde liegen, meint Warrant. Die gemeinsame Auswertung räumlich und zeitlich summierter Signale übernehmen jedoch sehr große spezialisierte Nervenzellen im Sehzentrum des Schwärmerhirns (vgl.: Current Biology, Bd. 26, S. 821). So ist es ihnen möglich, bei 100-fach schwächerem Licht zu sehen, und viel genauer. Der Schein der Sterne reicht den Weinschwärmern vollkommen, um nachts auf Sicht zu fliegen. Der Mond wird nicht benötigt. Derart erstaunliche Anpassungen gibt es allerdings nicht nur bei Insekten. Diverse Tierarten leben schließlich dort, wo es immer Nacht ist: in den Kellergeschoßen der Ozeane. Spuren von Sonnenlicht dringen höchstens bis in etwa 1000 Meter Tiefe vor. Trotzdem haben viele Bewohner dieser dunklen Gefilde gut entwickelte Augen, und das aus gutem Grund, denn ganz finster ist es in der Tiefsee nicht. Viele Rippenquallen, Krebse und Fische verfügen über Leuchtorgane, sogar das Plankton neigt mitunter zum Funkeln. Die Lichtsignale dienen der Kommunikation, der Abschreckung oder dem Anlocken von Futter. Riesenkalmare (Architeuthis dux) nutzen ihre großen Augen mit bis zu 30 Zentimeter Durchmesser in erster Linie zur Feinderkennung. Die Tintenfische halten sich vor allem tagsüber in der Tiefsee auf, müssen sich aber auch dort vor Pottwalen in Acht nehmen. Letztere orten ihre Beute mithilfe von Schall. Ihre eigene Anwesenheit verraten die Meeressäuger ungewollt durch Bewegungen. Sie regen Kleingetier zum Leuchten an. Der Walkörper gleitet in einer schwach leuchtenden Wolke durchs Wasser – für Riesenkalmare ein Zeichen nahenden Unheils. Berechnungen von Warrant und Kollegen zufolge können die Weichtiere ihre Gegner so auf 120 Meter orten (vgl.: Current Biology, Bd. 22, S. 683). Andere Tiefseegeschöpfe setzen ihr Sehvermögen vor allem bei der Jagd ein. Der Escolar, zoologisch Lepidocybium flavobrunneum, ist einer von ihnen. Die schwarzen Raubfische verbringen den Tag im tieferen Wasser, ab 200 Meter abwärts, und ziehen nachts zum Fressen an die Oberfläche. Ein Forscherteam hat die Augen des Escolars analysiert, auch Warrant war beteiligt. Die Untersuchungen offenbarten mehrere erstaunliche Details. Zum einen verfügen die Fische in ihren Netzhäuten nicht etwa nur über eine, sondern bis zu acht Lagen aus Rezeptorzellen, allesamt Stäbchen. Dem Escolar erscheint die Welt also in Schwarz-Weiß. Die Schichtung der Rezeptoren dient der optimalen Lichtausbeute. Dank dieses Aufbaus bringt es das Escolar-Auge auf über zwei Millionen Sinneszellen pro Quadratmillimeter Netzhaut. Beim Menschen sind es maximal 200.000 pro Quadratmillimeter. Hinter der Netzhaut der Fische liegt zudem ein sogenanntes Tapetum lucidum: Eingefallene Lichtquanten, die bis dahin nicht absorbiert wurden, werden reflektiert und treten den Gang durch die Stäbchenschichten erneut an. Zur weiteren Verbesserung seiner Wahrnehmung greift auch der Escolar auf Summation zurück – räumlich und anscheinend auch zeitlich. Elektrophysiologische Messungen in Netzhautproben der Tiere haben eine besonders niedrige Flimmerfusionsfrequenz von maximal neun Hertz aufgezeigt (vgl.: Philosophical Transactions of the Royal Society B, Bd. 369, 20130039). Das heißt: Die Fische können kurz aufeinanderfolgende Lichtimpulse nicht unterscheiden und sehen sie als Einzelblitz. Bewegungen werden somit nur verzögert wahrgenommen. Für die Räuber ist die Zeitlupensicht offenbar kein Problem. Sie stellen vermutlich eher langsamer Beute nach, sagt Warrant. Auf eine solche Jagdtaktik weist auch die zweidimensionale Struktur der Netzhaut hin. Der Bereich mit der höchsten Dichte an Nervenzellen liegt dort, wo von oben einfallendes Licht eintrifft. Der Escolar lauert offenbar unten in der Dunkelheit und erkennt die Silhouetten seiner Opfer vor dem Nachthimmel. Wissenschaft;'Die Folgen der Inhalation von Distickstoffmonoxid halten nur die ersten drei Minuten an. Cambridge/Wien – Lachgas ist das älteste moderne Narkosemittel. Bald nachdem es 1772 erstmals synthetisiert worden war, entdeckte man seine schmerzstillende, aber auch euphorisierende Wirkung: N2O (so die Strukturformel von Distickstoffmonoxid oder eben: Lachgas) kam auf Jahrmärkten und ab 1844 auch bei Zahnbehandlungen zum Einsatz. Der Name Lachgas hat sich vor allem deshalb eingebürgert, weil N2O mitunter für Lachanfälle sorgt. Es können sich aber auch Zwerchfellkrämpfe einstellen, die von Außenstehenden als Lachen interpretiert werden. Andere Nebenwirkungen sind gering. Trotz dieser langen Tradition als Schmerz- und Rauschmittel haben jetzt erst Forscher des MIT in Cambridge eine erstaunliche Wirkung von Lachgas auf das Gehirn entdeckt: Beim Einatmen entstehen in den ersten drei Minuten extrem langsame Hirnwellen, die das Gehirn von der Vorder- zur Rückseite durchqueren. Eigentlich haben die sogenannten Deltawellen, die in der traumlosen Tiefschlafphase auftreten, die geringste Frequenz. Die vom Lachgas verursachten Hirnwellen sind freilich noch einmal deutlich langsamer: Ihre Frequenz ist mit zehn Sekunden deutlich geringer wie die der Deltawellen während der Tiefschlafphase. Emery Brown, einer der Koautoren der Studie, die im Fachmagazin Clinical Neurophysiology erschien, war aus zwei Gründen von der Entdeckung überrascht: erstens deshalb, weil sie erst jetzt geschah; zweitens, weil N2O auf eine andere Weise das Gehirn verändert als vergleichbare Wirkstoffe. Brown vermutet, dass Lachgas in den ersten drei Minuten Signale aus dem Hirnstamm unterdrückt, die dafür sorgen, dass man wach bleibt. Nun soll versucht werden, diese Wirkung zu verlängern, um Lachgas noch effektiver einsetzen zu können.' Nicht-Wissenschaft;Studienautor Ednan Aslan über Grundlagen möglicher Radikalisierung. Wien – Es gehe ihm um eine Versachlichung der Diskussion, betont Ednan Aslan, Projektleiter der vieldiskutierten Evaluierung islamischer Kindergärten/-gruppen in Wien, im Gespräch mit dem STANDARD. Im Zentrum der Auseinandersetzung dürfe nicht die Position Sebastian Kurz oder der Wiener SPÖ stehen, sondern die Lage der Kinder in den islamischen Kindergärten. In rund einem Viertel solcher Einrichtungen stellt Aslans Studie Probleme fest. Konkret gehe es dabei um schwarze Pädagogik, erläutert der Politikwissenschafter und Pädagoge: Wie anders ist es zu bezeichnen, wenn man kleinen Kindern vermittelt, dass sie das Höllenfeuer fürchten müssen und dass sie sündig sind?, fragt er. Eine solche Erziehung, so Aslan, mache Angst. Hinzu komme eine in den problematischen Kindergärten vielfach vermittelte Verachtung anderer Lebensentwürfe. Werde diese in der Folge theologisiert, sei eine Grundlage für Radikalismen gelegt. Was er nun vorschlage? Wichtiger als die Erstellung eines Leitfadens, wie es die Wiener Stadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) im STANDARD angekündigt hat, sei zu klären, mit welchen Verbänden man zusammenarbeitet. Von Gruppen, die mit der Muslimbruderschaft oder Milli Görüs in Verbindung stehen, seien keine Verbesserungen zu erwarten. Vor allem jedoch müsse man das System der Verbände insgesamt verstehen, um künftig professioneller vorzugehen. Laut Aslan hat das Wiener Amt für Jugend und Familie (MA 11), das auch Kindergärten überprüft, eine Beteiligung an der Studie abgelehnt. Im Büro der zuständigen Stadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) bestätigt man dies. In der Folge konnte Aslan das Integrationsministerium als auftraggebenden Studienpartner gewinnen. Wissenschaft;Niederländische Astronomen vermuten, dass die Sonne den Zwergplaneten Sedna einem vorbeiziehenden Stern entrissen hat. Leiden – Sie war einer der Nägel in Plutos Sarg – jedenfalls was dessen Status als Planet anbelangt: Sedna, 2003 am Rande des Sonnensystems entdeckt, wurde anfangs noch als Planet bezeichnet. Mit einem Durchmesser von knapp 1.000 Kilometern ist der nach einer Inuit-Göttin benannte Himmelskörper kaum halb so groß wie Pluto – allerdings hatte man Sedna anfangs auch noch größer eingeschätzt. Schon vor Sedna war Quaoar entdeckt worden, es folgten Eris, die sogar ein wenig größer und massereicher als Pluto ist, Makemake und Haumea. Insgesamt könnten tausende vergleichbare Objekte jenseits des Neptun-Orbits, im Kuipergürtel und darüber hinaus, ihre Bahn ziehen. Wie viele Planeten hat unsere Sonne also? Spätestens mit der Entdeckung von Eris kam die Internationale Astronomische Union zum Schluss, dass es sinnlos sei, die offizielle Zahl der Planeten im Sonnensystem laufend nach oben zu revidieren, ohne dass dabei jemals ein Ende abzusehen wäre. Also wurde 2006 die Kategorie Zwergplanet eingeführt, auf die nun auch der schon 1930 entdeckte neunte Planet Pluto herunter- und der vormalige Asteroid Ceres hochgestuft wurde. Im Unterschied zu Planeten haben es Zwergplaneten mit ihrer geringeren Schwerkraftwirkung nicht geschafft, ihre oft ungewöhnlichen Orbits von kosmischem Schutt freizuräumen, so die Definition. In Sachen Nomenklatur sind damit wieder Ruhe und Ordnung eingekehrt. Doch nun macht Sedna wieder von sich reden. Ein Team niederländischer Astronomen vermutet, dass sich Sedna gar nicht in unserem Sonnensystem gebildet hat, sondern ursprünglich zu einem anderen Sternsystem gehörte. Als dieses am Sonnensystem vorbeizog, wurden ihm Sedna und hunderte andere Objekte entrissen und unserem Heimatsystem einverleibt, so die Theorie. Schon zuvor hatten einige US-Astronomen diese Hypothese aufgestellt. Anlass der Vermutung ist der extrem elliptische Orbit Sednas: Sie braucht für eine Umkreisung der Sonne 12.000 Jahre und bewegt sich dabei zwischen dem 76-fachen und dem 1000-fachen des Abstands zwischen Erde und Sonne. Die großen Planeten haben in der Frühzeit des Sonnensystems zwar zahlreiche kleinere Himmelskörper nach außen geschleudert – eine Umlaufbahn wie diese ist damit aber kaum zu erklären. Ein Team um Lucie Jílková vom Observatorium Leiden ist nun der Hypothese vom Planetenklau nachgegangen – mit unserer Sonne als möglichem Täter ebenso wie als Opfer. Im Computermodell wurden über 10.000 verschiedene Szenarien von Sternenbewegungen durchgespielt, um zu sehen, welche zum heute vorliegenden Ergebnis geführt haben könnte. Das wahrscheinlichste Szenario sieht ihren Berechnungen zufolge so aus: In der Frühzeit des Sonnensystems, vor über vier Milliarden Jahren, kam ein vorbeiziehender Stern mit etwa 80 Prozent mehr Masse als die Sonne bis auf etwa den 51-fachen Abstand zwischen Sonne und Neptun heran. Dabei erfolgte ein Austausch: Sedna und andere kleine Himmelskörper, die den Nachbarstern auf weiten Orbits umkreisten, wurden aus diesem System herausgerissen. Gleichzeitig nahm der Stern hunderte Objekte aus unserem Kuipergürtel mit sich fort. Hunderte weitere wären ins interstellare Off geschleudert worden. Diese Hypothese zu überprüfen, wäre theoretisch gar nicht so schwierig – doch braucht es dazu Geduld. Die chemische Zusammensetzung Sednas könnte nämlich Aufschluss über ihre Herkunft geben: Weicht sie von der der übrigen Objekte im Kuipergürtel signifikant ab, handelt es sich bei ihr offenbar um einen Fremdkörper. Zwar sind wir von einer genaueren Erforschung des Kuipergürtels noch ein gutes Stück entfernt. Aber der Anfang ist bereits gemacht: Immerhin erreicht nächsten Monat die NASA-Sonde New Horizons nach neunjähriger Reise den Pluto. Und danach geht es weiter durch den Gürtel. (jdo, 27.6. 2015) Wissenschaft;Schmuggler boten einem irakischen Museum Tontafeln an. Darauf fanden sich neue Szenen aus der ältesten Dichtung der Welt. Es gilt als die älteste schriftlich festgehaltene Dichtung der Menschheit und enthält frühe Hinweise auf die biblische Sintflut: Das Gilgamesch-Epos hat seine Wurzeln in sumerischer Zeit vor über 4.000 Jahren. Der Protagonist der Erzählung ist Gilgamesch, ein zu zwei Dritteln göttliches Wesen und König der sumerischen Stadt Uruk. Begleitet wird er von seinem Diener, Freund und späteren Bruder Enkidu, einem mysteriösen Wesen, das im Laufe der Geschichte immer menschlichere Züge annimmt. Hauptmotiv der Erzählung ist Gilgameschs Suche nach Unsterblichkeit. Das Epos existiert in zahlreichen Varianten aus unterschiedlichen Epochen und Regionen des fruchtbaren Halbmondes. Die ersten Tontafeln, auf denen sich Teile der Erzählung fanden, wurden 1853 in den Ruinen der Bibliothek Assurbanipals in Ninive entdeckt. Spätere Funde ergänzten den Text, doch nach wie vor existieren teilweise große Lücken in der Geschichte. Eines dieser Löcher konnte nun dank eines Glücksfalles geschlossen werden. 2011 wurden dem archäologischen Museum von Sulaimaniyya in der Autonomen Region Kurdistan im Irak über 80 unscheinbare Tontafeln zum Kauf angeboten. Der Historiker Farouk Al-Rawi von der University of London konnte zufällig einen Blick auf die Fundstücke werfen. Dabei sprang ihm vor allem eines der Fragmente ins Auge. Eine nähere Untersuchung bestätigte die ursprüngliche Vermutung: Die Tontafel war keine Fälschung. Für die wahre Sensation aber sorgte erst die Übersetzung der 20 Zeilen Keilschrift auf den zusammengefügten Bruchstücken: Es handelte sich um einen bisher fehlenden Teil im fünften Kapitel des Gilgamesch-Epos. Eine Datierung ergab, dass der Text vermutlich rund um 600 vor unserer Zeitrechnung von einer älteren Tafel kopiert worden war. Der entdeckte Text wirft ein neues Licht auf die beiden Hauptfiguren der Erzählung. Im fünften Kapitel wollen Gilgamesch und Enkidu im Reich von Humbaba, dem Hüter des Zedernwalds, Bäume fällen. Viele Beschreibungen präsentieren Humbaba als löwengesichtiges Ungeheuer, doch in dem neuen Fragment wirkt das Wesen viel menschlicher: hier wird er als Herrscher eines fremden Landes dargestellt. Als Gilgamesch und Enkidu schließlich den Zedernwächter töten und seine Bäume fällen, erkennen sie, dass sie ein Unrecht begannen hatten – diese geäußerte Reue fehlte in den bisher bekannten Varianten des Gilgamesch-Epos. Die Archäologen halten den Fund daher auch deshalb für so bedeutsam, weil er den Hauptfiguren des Epos neue charakterliche Schattierungen zuweist. Nicht-Wissenschaft;Französischer Trainer muss bei Italiens kriselndem Vizemeister gehen, der Nachfolger ist ein alter Bekannter. Rom – Die AS Roma hat Trainer Rudi Garcia entlassen, der Franzose war seit 2013 in Rom engagiert. Auch ein Nachfolger wurde bereits präsentiert: Luciano Spalletti. Unter Garcia schlitterten die Hauptstädter zuletzt in eine hartnäckige Krise, in den vergangenen zehn Spielen gab es nur einen Sieg. In der Serie A rutschte das als Meisterschaftsmitfavorit gehandelte Team auf Platz fünf ab, sieben Punkte hinter Leader Neapel. Besonders peinlich: das Aus im Cup gegen Zweitligist Spezia. Der 56-jährige Spalletti ist in Rom kein Unbekannter, bereits von 2005 bis 2009 hatte er die Roma gecoacht. Seine Bilanz: drei zweite Plätze, zwei Cupsiege. Seit seiner Entlassung in St. Petersburg im März 2014 war er ohne Klub. Nun unerschrieb Spalletti einen Vertrag über 18 Monate. Garcia, Frankreichs Trainer des Jahres 2011, 2013 und 2014 hatte Rom in der Vorsaison auf Platz zwei geführt, trotzdem soll er im Frühjahr mehrmals kurz vor der Entlassung gestanden haben. Grund dafür war der Rückfall nach starkem Start. 2010/11 hatte Garcia mit Lille die französische Meisterschaft gewonnen. Nicht-Wissenschaft;Microsoft hat im vergangenen Quartal nur 4,5 Millionen Lumia-Smartphones verkauft. Mehr als ein halbes Jahrzehnt ist es bereits her, dass Microsoft seine mobile Strategie mit Nokia neu aufgestellt hat. Mit Windows Phone wollte man neben den dominanten Systemen iOS und Android eine dritte Alternative aufbauen – begrüßt von Mobilfunkern und Herstellern, die von den zwei Platzhirschen nicht zu abhängig sein wollten. Doch die Pläne sind nicht aufgegangen, und jüngst wurden Gerüchte laut, dass die Gerätemarke Lumia und das mobile Betriebssystem in der jüngsten Form vor dem Aus stehen. Aktuelle Zahlen legen nun nahe, dass Windows Phone nicht mehr zu retten ist. Im abgelaufenen Quartal verkaufte Microsoft lediglich 4,5 Millionen Lumia-Smartphones. Im selben Zeitraum ein Jahr zuvor waren es noch 10,5 Millionen. Im Vergleich dazu verkaufte Apple im letzten Quartal 74,7 Millionen iPhones. Laut IDC wurden im letzten Quartal rund 400 Millionen Smartphones ausgeliefert, somit kamen Microsofts Lumia-Geräte auf einen Anteil von weniger als zwei Prozent. Die Einnahmen aus Microsofts Smartphone-Geschäft gingen um 49 Prozent zurück. Microsofts Plattform hat Probleme an mehreren Fronten. Die Zahl verfügbarer Geräte ist überschaubar. Mit der aktuellsten Version Windows 10 Mobile gibt es derzeit nur drei Smartphones –Lumia 950, 950 XL und 550. Andere Hersteller sind noch zurückhaltender. Auf der CES in Las Vegas kündigte Alcatel Anfang Jänner ein 8-Zoll-Tablet mit Windows Phone 10 an. Auch mit früheren Versionen des Betriebssystems, die noch unter dem Namen Windows Phone firmierten, gibt es neben Microsofts eigenen Geräten nur wenige Alternativen. Neben der fehlenden Hardware krankt die Plattform auch am App-Angebot, das sich nicht mit Android und iOS messen kann. Viele auf den anderen Systemen populäre Apps fehlen im Windows Store. Ein zurückgehender Markt ist für Entwickler auch kein Ansporn, in Zukunft mehr für Microsofts System zu entwickeln. So wurden auch in jüngster Zeit Gerüchte laut, dass Microsoft die Marke Lumia einstellen will und einen weiteren Neustart für Windows 10 Mobile plant. Angeblich arbeitet das Unternehmen an einem Surface Phone und will sich auf Geräte mit x86-Chips konzentrieren und die in den meisten Smartphones verbauten ARM-Chips nicht mehr unterstützen. Wann ein solches Gerät auf den Markt kommen könnte, ist unklar. Windows Phone beziehungsweise Windows Mobile in der aktuellen Form ist jedoch gescheitert. Nicht-Wissenschaft;'Auf wenigstens vier Milliarden Dollar wird der Schaden für die türkische Wirtschaft durch Sanktionen geschätzt. Wenn sie nur könnten, dann würden sie jenen 24. November rückgängig machen: den Moment, als der türkische Pilot auf den Knopf drückte und den russischen Kampfjet abschoss, der ganze 17 Sekunden den Luftraum verletzt hatte. Die Türken bekommen seither Wladimir Putins Zorn zu spüren. Nichts, so scheint es, kann den russischen Präsidenten besänftigen – außer einer schlichten Entschuldigung für den Abschuss der Maschine und den Tod des russischen Piloten im syrischen Rebellengebiet. Dazu aber ist die türkische Führung noch nicht bereit. 0,3 bis 0,7 Prozentpunkte könnten Russlands Sanktionen das Wachstum der türkischen Wirtschaft in diesem Jahr kosten, so schätzt die Europäische Bank für Wiederaufbau (EBRD). 0,44 Prozentpunkte hat der Thinktank Tepav in Ankara in einer gerade erschienenen Studie errechnet. Die Wirtschaft im einstigen Boomland würde 2016 dann nur ein verhältnismäßig mageres Plus von 2,44 Prozent einfahren – vorausgesetzt, es passieren nicht noch mehr diplomatische Unfälle und militärische Interventionen. Der Krieg in den Kurdenstädten im Südosten der Türkei schadet jetzt schon Handel und Tourismus; eine Parteinahme für Saudi-Arabien im neuen Konflikt am Golf könnte auch noch die Wirtschaftsbeziehungen der Türkei zum Iran ruinieren. Präsident und Regierung in Ankara hat die russische Antwort auf den Flugzeugabschuss gänzlich unvorbereitet erwischt, so wird nun deutlich. Embargo für viele türkische Produkte, Lizenzentzug für russische Tourismusunternehmen, die Türkeireisen organisieren; türkische Geschäftsleute, die auf der Polizeiwache festgehalten werden; türkische Handelsschiffe, die tagelang nicht mehr aus russischen Häfen auslaufen können; plötzlich keine Visa für türkische Flugbesatzungen, die nach Moskau fliegen wollen. Jede Woche fällt dem Kreml etwas Neues ein. Der Katalog der Strafmaßnahmen aus Russland trifft viele türkische Händler und Hersteller, besonders aber den Tourismus. 4,5 Millionen russische Touristen kamen zuletzt pro Jahr in die Türkei. Nicht alle vergnügten sich in Resortanlagen am Mittelmeer. Viele von ihnen sind in der sogenannten Kofferwirtschaft. Sie reisen als Touristen via die beiden Flughäfen in Istanbul ein, kaufen dann vor allem Textilien und fliegen sie, in enorme Paketwürfel gepackt, zum Weiterverkauf nach Hause. Auf 4,3 Milliarden Dollar soll sich diese Kofferwirtschaft der Russen 2014 belaufen haben. Jetzt wird gerechnet, was passiert, wenn die Russen nicht mehr kommen und kaufen. Die Ökonomen bei Tepav schätzen den Schaden durch die Sanktionen auf 4,2 Milliarden Dollar im günstigeren Fall und auf doppelt so viel, sollten etwa 1,5 Millionen russische Touristen ausbleiben und der Absatz türkischer Produkte auf Ersatzmärkten in anderen Ländern nicht so funktionieren, wie die Regierung es ihren geschäftstreibenden Bürgern verspricht. Die Türkei exportiert nichts, was sich russische Abnehmer nicht auch auf anderen Märkten relativ einfach besorgen könnten: Nutzfahrzeuge, Obst, Gemüse, Maschinen. Andersherum sieht es schwieriger aus: Mehr als 70 Prozent ihrer Energielieferungen bezieht die Türkei aus Russland. Dass es bei dem fatalen Luftzwischenfall im vergangenen November weniger ums Prinzip als um Politik ging, hat der türkische Regierungschef Ahmet Davutoglu mittlerweile zu erkennen gegeben. Es waren die russischen Bombenangriffe gegen Rebellen der turkmenischen Minderheit in Syrien nahe der türkischen Grenze, die Ankara aufgebracht hatten und für die Russland eine Lektion erteilt werden wollte. In einer seiner wöchentlichen Reden vor der Parlamentsfraktion in Ankara zog Davutoglu mit einem Mal einen Vergleich zwischen Syrien und der Ukraine, zwischen den Interessen der Türken und jenen der Russen in ihrem jeweiligen Nachbarland. Wenn wir Gebiete in der Ostukraine bombardiert hätten, die Verwandtschaftsbeziehungen zu Russland hat wie die Verwandtschaftsbeziehungen, die wir mit den Bayirbucak-Turkmenen haben, so erklärte Davutoglu, indem wir einem Aufruf der Ukraine gefolgt wären und dabei auch russischen Luftraum verletzt hätten, genauso wie Russland angibt, einem Aufruf Syriens zu folgen, dann frage ich mich, was Putin darüber denken würde und was er täte.' Wissenschaft;Das Kompetenzzentrumsprogramm wird nach einer Wirkungsevaluierung einem Redesign unterzogen. Wien – Das vor zehn Jahren gestartete Kompetenzzentrenprogramm Comet wird runderneuert. In Hinkunft soll es statt der bisherigen Aufteilung in wenige große K2-, einige mittelgroße K1-Zentren und mehrere kleine K-Projekte nur mehr Cometzentren geben, die sich um ein bis zwei Module bewerben können – und damit je nach Erfolg bei der Jury mit Mitteln des Bundes und der Länder wachsen können. Damit will man den Wettbewerb fördern. Dieses Redesign ist eine Reaktion auf die Wirkungsanalyse von Austrian Institute of Technology (AIT) und Joanneum Research, die im Herbst 2015 im Auftrag der Comet-Eigentümer Wissenschafts- und Wirtschaftsministerium sowie Verkehrsministerium vorgelegt wurde – und teilweise überraschend negative Ergebnisse zutage brachte. K2-Zentren haben demnach trotz höheren Budgets je eingesetztem Vollzeitäquivalent (siehe auch Grafik) keinen höheren wissenschaftlichen Output erzielt als die kleineren K1-Zentren. Sie liegen je eingesetzter Fördermillion, wie es in der Studie heißt, in Hinblick auf realisierte Patente und Publikationen in wissenschaftlichen Journalen sogar unter dem Niveau der Programmlinie K1. Dazu passt die kritische Analyse, dass es nicht gelang, eine bedeutende Anzahl an exzellenten WissenschafterInnen aus dem Ausland an K-Zentren zu holen. Die Möglichkeiten für spezifische Karrieren seien im stark anwendungsorientierten Programm nicht gegeben. Fazit: K-Zentren seien F&E-Dienstleister für Unternehmen geworden und seien daher nicht in der Lage neue Impulse zu setzen. Die Verfolgung neuer Innovationsansätze war kaum der Fall, heißt es da. Die Evaluierung wiederholt also, was von internationalen Gutachtern schon bemängelt wurde: Das Comet-Programm braucht wieder mehr Grundlagenforschung, um langfristig mit Innovationen reüssieren zu können. Die Änderungen im Comet-Programm werden aufgrund der langfristigen Förderprogramme wohl erst 2025 gänzlich umgesetzt sein, sagt Henrietta Egerth, Geschäftsführerin der Förderagentur FFG, die das Comet-Programm betreut. In der nächsten K2-Programmausschreibung ab April werde aber bereits der modulartige Ansatz eingefordert. Egerth lobte gegenüber dem STANDARD das Comet-Programm als grundsätzlich erfolgreich – vor allem bei der Schließung der Lücke zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Hier kam auch die Wirkungsstudie von AIT und Joanneum zu einer positiven Bilanz. Auch der Kompetenzaufbau in den Unternehmen und Zentren sei beachtlich. Nun müsse man sich vermehrt auch dem internationalen Wettbewerb um Fördermittel stellen und zum Beispiel versuchen, große EU-Projekte an Land zu ziehen, K-Zentren haben sich ja auch schon in der Vergangenheit an kooperativen Programmen wie den Joint Technology Initiatives stark beteiligt. Das sei eine wesentliche Voraussetzung, damit die Szene in Bewegung bleibt, meinte Egerth. Wissenschaft;Burlington – Mit Parasiten befallene Hummeln fliegen gezielt Blüten an, deren Nektar natürliche Antiparasitika enthält. Zu diesem Ergebnis gelangt eine Studie im Fachblatt Ecology, die acht der natürlich in Nektar vorkommenden Stoffe an mit Darmparasiten infizierten Hummeln testete. (rede) AbstractEcology: Nectar chemistry mediates the behavior of parasitized bees: consequences for plant fitness York – In Zukunft könnten durch Explosionsrückstände kontaminierte Landstriche mittels genetisch modifizierter Pflanzen saniert werden. Eine in Science veröffentlichte Studie belegt, dass Pflanzen, denen das Schlüsselenzym MDHAR6 fehlt, immun gegen die zellschädigende Wirkung von TNT sind und somit zu dessen Abbau beitragen können. (rede, 4.9.2015) AbstractScience: Monodehydroascorbate reductase mediates TNT toxicity in plants Nicht-Wissenschaft;Barcelona-Star soll über Firmenkonstrukt abgabenschonend agiert haben. Rio de Janeiro – Barcelona-Star Neymar ist ins Visier des brasilianischen Fiskus geraten, die Steuerbehörden haben Eigentum des 23-Jährigen in Höhe von umgerechnet 40,43 Millionen Euro (188,8 Mio Real) blockiert. Neymar soll zwischen 2011 und 2013 Steuern hinterzogen haben, unter anderem bei seinem Wechsel vom FC Santos zum katalanischen Spitzenklub. Streitpunkt sind Einnahmen in Höhe von 13,6 Millionen Euro (63,6 Mio Real), die direkt der Person Neymar zuzuordnen seien, aber laut Steuerbehörden über die Firmen N&N und Neymar Sports, die auf den Namen seiner Eltern laufen, abgewickelt wurden. Neymars Eltern reagierten umgehend mit einer Stellungnahme, dass alle Einnahmen der Firmen ordnungsgemäß versteuert worden seien. Das brasilianische Recht sieht vor, dass bei erwiesener Steuerhinterziehung eine Strafe bis zu 150 Prozent der in Frage kommenden Summe ausgesprochen werden kann. Neymars Finanzimperium soll laut brasilianischer Medienberichten insgesamt 52,5 Millionen Euro (244,2 Mio Real) wert sein, von denen aber nur 4,2 Millionen Euro (19,7 Mio Real), also nur acht Prozent des Gesamtvermögens, explizit auf den Namen Neymar laufen. Auch die Tatsache, dass keine einzige Immobilie beim Privatvermögen Neymars aufgeführt wird, hat die Steuerfahnder misstrauisch gerufen. Auch die spanische Justiz ist dem Dribbelkünstler wegen geschönter Zahlungen beim Transfer zu Barcelona auf den Fersen. Aus der vom Verein anfänglich genannten Ablöse in Höhe von 57,1 Millionen Euro wurden nach Bekanntwerden verschiedener Nebenverträge bereits 82,7 Millionen Euro. (sid/red – 26.9. 2015) Nicht-Wissenschaft;Cernko, dessen Vertrag erst im Oktober verlängert wurde, übergibt den Vorstandsvorsitz an Robert Zadrazil. Wien – Willibald Cernko gibt die Funktion als Vorstandsvorsitzender der Bank Austria ab. Mit 1. März wird Robert Zadrazil (45) die Funktion übernehmen, teilte die Bank am Montag in einer Aussendung mit. Cernko werde die Agenden des Vorstandsvorsitzenden bis 29. Februar weiterführen, damit sei eine geordnete Übergabe sichergestellt. Zadrazil, der seit 2001 für die Bank Austria tätig ist, wird nach Angaben eines Bank-Sprechers in seiner neuen Rolle für drei Jahre bestellt. Die überraschende Ablöse Cernkos sei einvernehmlich erfolgt, sagte der Bank-Sprecher. An der Strategie und am angekündigten Umbau des Instituts werde nicht gerüttelt. Die zum italienischen Finanzriesen Unicredit gehörende Bank steht im Mittelpunkt eines drastischen Sparkurses. Anstelle des im Laufe des Vorjahrs diskutierten Verkaufs des Privatkundengeschäftes wird es schmerzhafte Einschnitte geben. Die Bank Austria will in den nächsten drei Jahren 70 ihrer 190 Filialen in Österreich schließen. Jetzt sei der optimale Zeitpunkt für den Generationenwechsel gekommen, sagte Aufsichtsratschef Erich Hampel. Cernkos Vertrag erst im Oktober verlängert Cernko war seit 2009 Vorstandsvorsitzender, erst im Oktober war sein Vertrag verlängert worden. Sein Nachfolger Zadrazil ist seit 2001 für die Bank Austria tätig, ab 2006 gehörte er als Chief Operating Officer dem Vorstand der Bank Austria an. Seit August 2007 war er zusätzlich für die Global Banking Services in Mittel- und Osteuropa verantwortlich. Im Mai 2009 übernahm er die Position des Vorstandsvorsitzenden der Schoellerbank AG. Seit September 2011 führt Zadrazil als Vorstand die Division Private Banking der Bank Austria. Der gebürtige Wiener ist verheiratet und Vater von zwei Kindern. Dass die Bank Austria heuer ihre von Wien aus gemanagten Ostbankbeteiligungen an die Konzernmutter abgeben muss, war keine besondere Überraschung. Damit verliert sie ihren wichtigsten Ertragsbringer, es kostet sie auch den Status als größte Bank Österreichs. Ins Mark getroffen hatte Manager und Mitarbeiter allerdings, dass die Unicredit vergangenes Jahr das gesamte österreichische Privatkundengeschäft (Filialsparte) zur Disposition stellte: Verkauf oder dramatischer Rückbau stand zur Wahl. Ein Verkauf konnte abgewehrt werden, für die Schließungswelle in der verlustbringenden Filialsparte und die Umsetzung weiterer Kostenschnitte (Dienstrecht) sollten jetzt die Detailverhandlungen beginnen. Cernko hatte offen eine Sanierung der Filialsparte aus eigener Kraft favorisiert. Für den Fall, dass die Bank ihr breites heimisches Privatkundengeschäft mit ein paar tausend Beschäftigten hätte aufgeben müssen, hatten Eingeweihte jedenfalls mit Cernkos Rücktritt gerechnet. Unerwartete Demission Dass am Montag dennoch Cernkos Abgang und gleich auch dessen Nachfolger bekanntgegeben wurde, kam für viele unerwartet. Wenngleich er selbst nach den Entscheidungen zu den Einsparungen in einem ORF-Radiointerview vor wenigen Wochen eingeräumt hatte, sich selbstverständlich ... immer die Frage zu stellen, ist das was, was man persönlich mit vollem Herzblut unterstützen könnte. Bei der Unicredit und ihren Aktionären soll es überhaupt größer rumoren. Von Personalspekulationen blieb auch die Bankspitze nicht verschont. Erst vor einer Woche spekulierten die Financial Times und die der Corriere della Sera, dass der Sessel von Unicredit-Chef Federico Ghizzoni wackle. Der Aufsichtsrat dementierte das ebenso wie angebliche Investorenzweifel an dem im November vorgestellten Entwicklungsplans Ghizzonis, der 18.000 Jobs kosten wird. Nicht-Wissenschaft;Geld am Sparbuch zu deponieren ist derzeit kein gutes Geschäft. Für Sparbuch-Sparer bringen die Niedrigzinsphasen deutliche Verluste. Österreich ist bekanntlich ein Land der Sparbuch-Sparer. In Zeiten mickriger Zinsen ist das kein Grund zur Freude. Aufgrund der niedrigen Zinsen verloren Sparer in den letzten fünf Jahren (2010–2014) hierzulande rund 35,5 Milliarden Euro an Zinsen, hat die Erste Bank errechnet. Das sind im Durchschnitt etwa 4.156 Euro pro Einwohner. Davon waren alleine Einlagen im Schnitt um 24 Milliarden Euro geringer verzinst, als noch in den Jahren 2005–2009. Wer in Betongold investiert, ist besser dran, denn seit 2009 sind die Preise für Wohnimmobilien laut Erste Bank um mehr als ein Drittel angestiegen. Auch an den Aktienbörsen waren deutlich höhere Gewinne zu verzeichnen. Allerdings sind in Österreich nur 3,3 Prozent direkt in Aktien veranlagt. Wo Licht ist, ist auch Schatten: Betrachtet man nämlich die Kreditseite, so waren die Raten für Kredite in den letzten fünf Jahren um etwa 15,3 Milliarden Euro billiger als im Zeitraum 2005–2009. Das entspricht einer Ersparnis von 1.790 Euro pro Einwohner. Rechnet man die Zinseinbußen beim Sparen mit den Zinsersparnissen bei Krediten gegen, so ergibt sich daraus ein Minus in Höhe von 2.366 Euro pro Österreicher, erklärt Thomas Uher, CEO der Erste Bank in einer Aussendung. Das liegt daran, weil die Österreicher mehr Vermögen als Schulden haben. Nicht-Wissenschaft;Deutscher Kryptologe mit Rundumschlag zu Microsofts neuestem Betriebssystem. Alles andere als ein gutes Zeugnis erhielt Windows 10 vom Verschlüsselungsexperten Rüdiger Weis. Auf dem 32. Chaos Communication Congress (32C3) nahm der Berliner Professor Microsofts neuestes Betriebssystem in die Mangel und ging sogar so weit es als Botnet zu bezeichnen. Weis stößt sich hauptsächlich an den Updates, die man verzögern, nicht jedoch verhindern könnte. Dadurch würde laut Weis der Fall eintreten, dass fremde Leute ohne Genehmigung auf meinem System Code ausführen können was per se die Definition eines Botnetzes ausmache. Die Lizenzbestimmungen sind für den Kryptologen ebenso ein Dorn im Auge: Microsoft habe außer dem Erstgeborenen so ziemlich alle Rechte gefordert, die man auf einem Computer vergeben kann. Weiters wettert Weis, dass man dem Anwender die Kontrolle über die eigene Hard- und Software weitgehend entzogen habe. In Puncto Updates gab der Leiter des Cryptolabs zudem an, dass es immer kritisch sei, wenn Leute zu ihrem Glück gezwungen werden sollen. Man könne mit dem Kunden so einfach nicht umgehen, kritisierte Weis Microsoft stark. Insgesamt würden wir mit Windows 10 unsere ganze Sicherheit an Microsoft übergeben, was laut dem Verschlüsselungsexperten ein großer Fehler sei, da sich immer wieder herausgestellt habe, dass der IT-Konzern Sicherheit nicht könne. Microsoft würde sich weiterhin mit Krypto-Zombies wie veralteten Algorithmen wie SHA-1 herumplagen, gab Weis weiters in seinem Vortrag an. Als Beispiel für gescheiterte Qualitätskontrolle bei Microsoft führte der Experte ein Update für Windows 7 an, das kryptische URLs wie jdGhefx.Ghdfef.xgGa.gov für weitere Informationen mit sich brachte. Selbst bei Wiedergabe mit einem Latex-Textverarbeitungsprogramm soll der Forscher eine Warnung erhalten haben. Da hat kein menschliches Wesen reingeguckt, nicht mal ein elektronisches, ärgert sich der Experte. Weiters kritisierte Weis, dass Microsoft signierte Bootloader verlange, was das ganze Entwicklungssystem für freie Software bedrohe. Jede Änderung muss dadurch vom Konzern genehmigt werden, was der Sicherheitsexperte als elektronische Fußfessel bezeichnet. Zudem sei das Trusted Platform-Modul (TPM) ein Traumchip für die NSA – dadurch sei ein Generalschlüssel für alle Systeme in einem Land möglich. Der Vortragende forderte deshalb eine internationale Kontrolle des TPM-Herstellungsprozesses, eine Offenlegung des Zertifizierungs-Boot-Codes und eine kartellrechtliche Untersuchung, da die PC-Hardware hauptsächlich auf Windows angepasst werde. Zuletzt gab es neben viel Kritik auch ein wenig Lob. Microsofts Schritt künftig eine deutsche Cloud anzubieten, würde Weis begrüßen. Dies bringe mehr Rechtssicherheit mit sich und sollte für den Privatanwender vermehrt angeboten werden. Nicht-Wissenschaft;Die Onlineredaktion droht zum Jubiläum mit Arbeitsniederlegung, Bezahlschranke ab Herbst. Es gibt Filme, Lesungen und Diskussionen. Und natürlich wird allerorts an den großen Alten erinnert: Zeit-Mitherausgeber Helmut Schmidt, der im November gestorben ist. Ihren 70. Geburtstag also feiert die deutsche Wochenzeitung Die Zeit am Samstag in Hamburg mit allerlei Veranstaltungen. Weniger festlich, dafür kämpferischer geht es in Berlin zu, wo die Onlineredaktion der Zeit sitzt. Wenn die Gehaltsverhandlungen am Mittwoch kein Ergebnis bringen, wollen die Onlineredakteure streiken. Auf den Gehaltskonflikt schauen auch andere Pressehäuser und Kollegen mit großem Interesse. Wenn die Onlineredakteure der Zeit ihre Forderungen durchsetzen können, dann wäre das ein Signal für die gesamte Branche, sagt Jörg Reichel, Landesgeschäftsführer der Deutschen Journalisten Union in der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, zum STANDARD. Er verhandelt aufseiten der Arbeitnehmer mit der Geschäftsführung, fünf ergebnislose Runden hat es bereits gegeben. Die Forderung der Onlineredakteure, die von der Gewerkschaft unterstützt werden, ist simpel: Gleiches Geld für gleiche Arbeit. Sie wollen so viel verdienen wie ihre Printkollegen in Hamburg. Es ist egal, über welchen Kanal Journalisten ihre Arbeit veröffentlichen. Die Bedingungen sind ja die gleichen, sagt Reichel – zumal die beiden Berliner Redaktionen in zwei Jahren auch in ein Gebäude ziehen wollen. Bezahlschranke ab Herbst In anderen traditionsreichen deutschen Häusern (Springer, Süddeutsche Zeitung, Frankfurter Allgemeine Zeitung) funktioniere die Bezahlung auf Augenhöhe zwischen Print und Online schon, sagen Branchenkenner. Bei der Zeit hingegen verdienen rund 120 Onlinejournalisten nicht einmal die Hälfte dessen, was für Printkollegen im Kollektivvertrag vereinbart wurde. Ähnlich sieht es in anderen, nicht so bekannten Verlagen aus: Online wird schlechter bezahlt als Print. Zeit-Geschäftsführer Rainer Esser hat gerade verkündet, dass der Umsatz der Zeit 2015 auf ein Rekordniveau von 183 Millionen Euro geklettert sei. Und im Herbst könnten sich neue Einnahmequellen auftun. Denn die Zeit schwenkt um und führt laut dem Branchenmagazin Horizont online eine Bezahlschranke ein. Nach einigen kostenfreien Artikeln wird Geld fällig. Esser erklärt das Modell so: Wir möchten unseren Lesern signalisieren, dass auch online ein Journalismus stattfindet, der nicht allein durch Werbung zu finanzieren ist – und der auch Geld wert ist. Wissenschaft;Physiker der TU Delft wollen nachgewiesen haben, dass es in der Quantenphysik eine "spukhafte Fernwirkung" gibt. Das wäre ein regelrechter Durchbruch. Delft/Wien – Zeit ihres Lebens verband die Physikkapazunder Niels Bohr und Albert Einstein eine Lieblingsstreitfrage: Ist die Quantenphysik eine vollständige Theorie, oder muss sie um weitere Parameter ergänzt werden, damit sie die Natur adäquat beschreiben kann? Während Bohr auf der Vollständigkeit der Theorie beharrte, schuf Einstein immer neue Gedankenexperimente, um das Gegenteil zu zeigen. In der aktuellen Ausgabe des Fachblatts Nature präsentieren Physiker der Technischen Uni Delft ein Experiment, mit dem sie diese Streitfrage beantworten – zugunsten von Bohr. Dabei geht es um ein zentrales Prinzip der Physik: den lokalen Realismus. Dieser wird bei sogenannten verschränkten Teilchen durch die Quantenphysik verletzt: Die Zustandsänderung eines Teilchens beeinflusst den verschränkten Partner – auch wenn dieser weit entfernt ist. Einstein sprach von spukhafter Fernwirkung. Nachdem der Physiker John Bell 1964 einen Vorschlag formuliert hatte, experimentell zu zeigen, ob die spukhafte Fernwirkung real ist, wurde seit den 1970ern eine Vielzahl an Experimenten gemacht. En gros ging Bohr als Sieger hervor, doch blieben bisher stets Loopholes offen, also experimentelle Schlupflöcher, die einer finalen Antwort im Wege standen. Das Team aus Delft bezeichnet das neue Experiment als loophole-free. Indem sie ein neues Set-up wählten und aktuellste Quantentechnologien, konnten die Forscher um Ronald Hanson das weltweite Wettrennen für sich entscheiden. Wir haben nachgewiesen, dass es spukhafte Fernwirkung gibt, sagt Hanson. Das Experiment hämmert den letzten Nagel in den Sarg des lokalen Realismus, schreibt Howard Wiseman von der Griffith University in Nature, der nicht daran beteiligt war. In der New York Times gibt sich MIT-Physiker David Kaiser hingegen weniger überzeugt: Das Experiment hat zwei der drei wichtigsten Loopholes elegant geschlossen, aber wir haben das Ziel noch nicht erreicht. Neben den physikalischen Einsichten bedeutet das Experiment jedenfalls einen Schritt in Richtung praktischer Anwendungen wie des Quanteninternets, das eine weitgehend sichere Informationsübertragung ermöglichen würde. Wissenschaft;Isotopenanalyse könnte zu Hinterfragung einer klassischen Hypothese führen. Frankfurt – Ein langfristiger Klimatrend zu kühleren und trockeneren Verhältnissen in Afrika und damit einhergehend die Ablösung ehemaliger Waldregionen durch Savannenlandschaften: Das gilt als klassischer Auslöser dafür, warum die Ahnen des Menschen einst von den Bäumen auf den Boden gewechselt sind und in ihrem neuen Lebensraum eine einzigartige Entwicklung gestartet haben. So eindimensional muss das Ganze aber nicht abgelaufen sein, berichtet das Frankfurter Senckenberg-Forschungsinstitut. Wie Forscher des Instituts im Journal of Human Evolution berichten, habe es in der Wiege der Menschheit, dem Großen Afrikanischen Grabenbruch, immer noch große bewaldete Teile gegeben. Die damaligen Primaten hätten sich also nicht an eine neue Vegetationsform, sondern eher an verschiedene Umweltbedingungen angepasst. Im Great Rift Valley, das sich vom Mosambik im Süden etwa 6.000 Kilometer nach Norden und sogar über Afrika hinaus erstreckt, entwickelte sich die Gattung Australopithecus ebenso wie verschiedene Arten der Gattung Homo. Die Frankfurter Forscherin Tina Lüdecke hat gemeinsam mit einem internationalen Team erstmals die Umwelt der frühen Homininen im Malawi Rift – dem südlichen Abschnitt des Rift Valleys – rekonstruiert. Die Ergebnisse von Isotopenanalysen an Sedimenten sowie dem fossilen Zahnschmelz von Pflanzenfressern zeigen, dass sich die Vegetation im Untersuchungsgebiet deutlich von der Pflanzenwelt des restlichen Rift Valleys unterschied. Der nördliche Teil des Rifts hat sich seit etwa 2,5 Millionen Jahren von einer bewaldeten Fläche zu einer offenen Savannenlandschaft entwickelt – passend zu oben genannter Hypothese. In unserem Untersuchungsgebiet – dem südlichen Teil – können wir jedoch nachweisen, dass es dort schon immer eine Waldbedeckung gab, erläutert die Frankfurter Geowissenschaftlerin und fügt hinzu: Unsere Vorfahren konnten sich demnach an verschiedene Umwelt-, Klima- und Nahrungsbedingungen anpassen. Ihre evolutionäre Entwicklung war davon nicht so stark beeinflusst wie bisher vermutet. Die Vorfahren des Menschen waren viel anpassungsfähiger als gedacht, folgert Lüdecke. Nicht-Wissenschaft;Bauer bei Zeremonie in Dhaka ausgezeichnet: "Ich liebe es, sie zu töten". Dhaka – Ein Bauer aus Bangladesch ist zum Rattenfänger-König des Landes gekürt worden. Abdul Khaleq Mirbohor habe binnen eines Jahres 161.220 Ratten getötet, teilten die Behörden am Donnerstag mit. Zur Belohnung bekam der erfolgreichste Rattenfänger bei einer Zeremonie in der Hauptstadt Dhaka 20.000 Taka (knapp 230 Euro). Ich töte seit 1996 Ratten, sagte Mirbohor. Ich liebe es, sie zu töten. Ratten seien als Schädlinge für die Landwirtschaft und als Überträger von Krankheiten ein Feind für das ganze Land. Herr Mirbohor ist ein leidenschaftlicher Rattentöter, lobte der Leiter der Pflanzenschutzbehörde, Abul Kalam Azad. Nichts bereite ihm größere Freude, als getreidefressende Nagetiere zu töten. Der Regierungsvertreter Borhan Uddin ergänzte, Mirbohor sei vom Rattentöten geradezu besessen. Manche Nachbarn hielten ihn für verrückt. Er ist wie der Rattenfänger von Hameln, sagte Uddin. Mirbohor hat die 161.220 Ratten allerdings nicht allein getötet. Er wurde dabei vor allem von weiblichen Helfern unterstützt, die die Nagetiere in Reis- und Weizenfeldern aufspürten. Die Schwänze der getöteten Ratten schickten sie zum Beweis an die Landwirtschaftsbehörde. Die Regierung hatte den obskuren Wettbewerb ausgerufen, um der Rattenplage im Land Herr zu werden. Nach Schätzungen des Landwirtschaftsministeriums werden in Bangladesch jedes Jahr bis zu zwei Millionen Tonnen Nahrungsmittel von Ratten aufgefressen. Insgesamt haben Bauern in den vergangenen zwölf Monaten fast 13 Millionen Ratten getötet. Wissenschaft;Verhandler, die Interessen ihrer Wähler egoistisch vertreten, haben beste Chancen auf Wiederwahl. Wien – Anscheinend sind es Politiker, die auch etwas von Frank Underwood aus House of Cards an sich haben, an denen der durchschnittliche Wähler den größten Gefallen finden würden. Das zumindest ergab ein psychologisches Experiment mit österreichischer Beteiligung. Ziehen Politiker ihre Verhandlungsgegner demnach erpresserisch über den Tisch und vermeiden einen fairen Beitrag etwa zum Erreichen der Klimaziele, haben sie gute Chancen, wiedergewählt zu werden. Weil sie ihr Gegenüber damit zu extremer Kooperation nötigen, kann ein Ziel trotzdem erreicht werden, so die Forscher im Fachblatt Nature Communications. In einem Experiment teilten die Forscher Versuchspersonen in Ländergruppen auf, die Repräsentanten für fiktive Klimaverhandlungen wählten. Sie sollten nach zehn Verhandlungsrunden gemeinsam eine Geldsumme bereitstellen, um ein Klimaziel zu erreichen. Jedes Land hatte dazu einen Geldtopf. Für die einzelnen Verhandler war es gut, wenn sie wenig beitrugen: Wenn sie nämlich genug Geld auftreiben konnten, um das Klimaziel zu erreichen, durften sie und ihre Wähler den Rest behalten, erklärte Christian Hilbe vom Institute of Science and Technology Austria (IST) in Klosterneuburg. Allerdings nur, wenn das Ziel erreicht wurde, sonst war alles Geld verloren. Damit imitierten wir die dramatischen ökonomischen Verluste durch den Klimawandel, so die Forscher. Egoistische Repräsentanten, die weniger als den fairen Beitrag aus ihrem Ländertopf leisteten, wurden bei darauf folgenden Neuwahlen bevorzugt wiedergewählt, berichten sie. Die Staatsbürger schickten sie wieder zu Verhandlungen, obwohl sie hauptsächlich die eigenen Interessen verfolgt hatten und einen kollektiven Verlust riskierten. Wir konnten zeigen, dass die egoistischen Vertreter gleichzeitig Erpresser sind, so Hilbe. Sie haben von einem viel zu niedrigem Angebot ausgehend in den einzelnen Verhandlungsrunden immer wieder unbedeutende Zugeständnisse gemacht. Gleichzeitig haben sich die kooperierenden Politiker über den Tisch ziehen lassen und aus ihrem Budget kräftig nachgelegt. Am Schluss wurde das Klimaziel trotz unfairer Beiträge in der Mehrheit der Fälle erreicht. Die egoistischen Erpresser hatten die Profite für sich und ihre Wähler auf Kosten der Kooperatoren maximiert. Für mich war es spannend zu sehen, dass die Leute wollen, dass ihre Vertreter egoistischer vorgehen, als sie es selber tun würden, sagte Hilbe. Auch Personen, die in – im Experiment geforderten – nicht bindenden Wahlversprechungen ankündigten, egoistisch verhandeln zu wollen, kamen öfter zum Zug. Da Vertreter bevorzugt wiedergewählt werden, wenn sie egoistisch handeln, handeln sie eben egoistisch, erklärten die Forscher. Die Studie beantworte auch die Frage, warum die Menschen weiter Politiker ins Rennen schicken, die anscheinend nicht genügend zum Erreichen globaler Ziele beitragen. Auch wenn die Repräsentanten ihre Verhandlungsmacht ein bisschen ausnützen, ist es gut, sie zu haben, sagte Hilbe. Denn sollten nicht nur einzelne Gruppenvertreter, sondern alle Teilnehmer eines Experiments gemeinsam entscheiden, kam es zu gar keinem Erfolg. Mit ihren unerschütterlichen Strategien lockten die Erpresser das Maximum aus der bereits vorhandenen Bereitschaft der fairen Mitspieler, zum Erreichen eines gemeinsamen Ziels beizutragen, so die Forscher. Wir schlussfolgern – mit mehr als nur einem Hauch von Machiavellistischen Denken – dass solche Erpressung der Abwendung des gefährlichen Klimawandels dienen kann, erklärten sie. Hilbes Nachsatz: bleibt es zu hoffen. Wissenschaft;Lucia Plank vermisst unseren Planeten mithilfe Schwarzer Löcher. Viele Himmelskörper senden neben sichtbarem Licht auch Radiowellen aus. Das macht sich die Erdvermessung zunutze: Die Radioquellen im All gelten als sehr stabile Referenzpunkte. Die Geodäten - so der Fachbegriff für die Erdvermesser - berechnen mithilfe sensibler Radioteleskope und auf Grundlagen der Radiointerferometrie, wie weit zwei Objekte auf der Erde auseinanderliegen, wie sich Erdplatten zueinander verschieben und wie schnell sich die Erde dreht. Ziel ist, ein möglichst genaues Koordinatensystem für unseren Planeten zu erstellen. Heute geht das auf einige Zentimeter bis Millimeter genau. So werden auch Meeresspiegelschwankungen erfassbar, sagt Lucia Plank. Die Initiative Femtech des Infrastrukturministeriums hat die Geodätin als Expertin des Monats ausgezeichnet. Plank erstellt Computermodelle für die genaue Erdabbildung. Dafür untersucht sie auch die Radioquellen in Milliarden von Lichtjahren Entfernung: sogenannte Quasare. Das sind Galaxien mit Schwarzen Löchern in ihrem Zentrum. Die Zutaten für die Kalkulation der Geodäten: Wir nehmen mindestens zwei Radioteleskope. Mit ihnen messen wir die Strahlung der extragalaktischen Schwarzen Löcher. Wir bestimmen dann den unterschiedlichen Empfangszeitpunkt der Strahlung bei den Teleskopen. Damit können wir die genaue Position dieser Quelle und gleichzeitig die Distanz zwischen unseren Messstationen errechnen. Rund 50 Radioteleskope für die Geodäsie gibt es weltweit. Über ihr Netz und ihre Positionsbestimmung entsteht das Koordinatensystem - die Basis, um Veränderungen an der Erdoberfläche zu erheben. Gerade war die Oberösterreicherin noch auf Besuch bei ihrer ehemaligen Arbeitsgruppe an der TU Wien. Nun ist sie auf dem Weg auf die portugiesischen Azoren, zum Jahrestreffen ihrer Forschergemeinde. Planks Arbeitsort ist ein gutes Stück weiter südöstlich: die australische University of Tasmania in Hobart. Ja, sie sei viel unterwegs. Aber die geodätische Radiointerferometrie betreiben nur 300 Wissenschafter weltweit. Da muss man sich hin und wieder treffen, sagt Plank. Zur Geodäsie kam die 30-Jährige über den Tipp einer aufmerksamen Lehrerin. Ein Volltreffer: Was mich so fasziniert: Das Fach kombiniert sehr viel Erdwissenschaft mit angewandter Mathematik und Physik. Seit 2014 forscht sie an der australischen Uni. Mit einem Schrödinger-Stipendium vom Wissenschaftsfonds FWF werde sie um zwei Jahre verlängern, bevor sie nach Wien zurückkehrt. Aktuell konzentriert sich Plank auf die Eigenschaften der Radioquellen: Wir haben jetzt eine Genauigkeit erreicht, wo wir diese nicht mehr als ganz stabil ansehen können. In den Schwarzen Löchern passiert viel, z. B. wird viel Masse angezogen. Die Forscherin will erheben, wie diese Veränderungen die Erdmessungen beeinflussen. Von der Arbeit lenkt sich Plank mit Ballsport ab: Während ihres Studiums war sie Basketballspielerin in der Bundesliga. Später pfiff sie die Spiele der Männer in der obersten Liga. In Australien ist sie noch als Referee aktiv - aber ich nehme es heute nicht mehr so ernst. Es sei aber ein nettes Hobby, um andere Leute kennenzulernen - gerade in einem fremden Land. Wissenschaft;Triangulum II am Rande der Milchstraße besitzt kaum mehr als 1.000 Sterne, ist aber ungewöhnlich massereich. Pasadena – Dunkle Materie trägt nicht ohne Grund diese Bezeichnung: Obwohl die Masse dieser mysteriösen Substanz jener der herkömmlichen Materie um das Vielfache übersteigt, ist es Wissenschaftern bisher noch nicht gelungen, die Partikel auszumachen, aus denen die Dunkle Materie möglicherweise besteht. Ihre Existenz lässt sich vorerst allein indirekt durch ihren gravitativen Einfluss belegen – und dieser ist mitunter gewaltig: US-Astronomen haben nun eine Zwerggalaxie entdeckt, die die bislang größte Konzentration von Dunkler Materie beherbergt. Die Zwerggalaxie Triangulum II ist ein kleines, schwer beobachtbares Gebilde am Rande der Milchstraße und besteht aus gerade einmal 1.000 Sternen. Wissenschafter um Evan Kirby vom California Institute of Technology haben anhand der Umlaufgeschwindigkeit einiger Sterne die Gesamtmasse der Galaxie bestimmt – und die erwies sich als überraschend groß. Die festgestellte Masse ist gewaltig im Vergleich zur zusammengezählten Masse aller beobachtbaren Sterne dieser Galaxie, berichtet Kirby. Daraus lässt sich nur eines schließen: Das Menge an Dunkler Materie ist riesig und im Verhältnis zur herkömmlichen Materie mit Sicherheit höher als bei jeder anderen bekannten Galaxie. Damit avanciert Triangulum II zu einem Top-Kandidaten, wenn es darum geht, die Signatur von Dunkler Materie direkt nachzuweisen. Eine Theorie geht davon aus, dass sich Dunkle Materie aus sogenannten WIMPs (weakly interacting massive particles) zusammen setzt. Die Partikel löschen einander gemäß dieser These gegenseitig aus, wenn sie miteinander kollidieren und produzieren dabei Gammastrahlung. Diese könnte nach Ansicht der Physiker von der Erde aus nachweisbar sein. Eine andere Gruppe von Wissenschaftern von der französischen Universität Straßburg hat ebenfalls Sterne im äußeren Bereich von Triangulum II genauer unter die Lupe genommen. Verblüffenderweise bewegten sich diese Sterne schneller als jene, die sich näher am Zentrum der Zwerggalaxie befinden – eigentlich hatten die Forscher das Gegenteil erwartet. Unsere nächsten Schritte werden sein, die Messungen unserer Kollegen zu überprüfen, erklärte Kirby. Wenn sich herausstellt, dass sich die äußeren Sterne doch nicht schneller bewegen als die inneren, dann dürfte sich die Galaxie vermutlich in einem dynamischen Gleichgewicht befinden. Sollte dies zutreffen, dann würde sich Triangulum II bestens dafür eignen, Dunkle Materie anhand von Gammastrahlung zu identifizieren. Wissenschaft;"90-prozentige Chance" – Archäologen hoffen, das Grab von Nofretete zu finden. Kairo – Radaranalysen im Grabmal des Pharaos Tutanchamun in Ägypten haben die Hoffnungen von Archäologen bestärkt, dass sich hinter den Mauern eine Geheimkammer befinden könnte – womöglich der Grabraum der legendären Königin Nofretete. Es bestehe eine 90-prozentige Chance, dass es eine weitere Kammer, ein anderes Grab hinter dem Grabmal von Tutanchamun gebe. Das sagte der ägyptische Antikenminister Mamduh Eldamati am Samstag während einer Pressekonferenz in Luxor. Experten hatten zuvor zwei Tage lang mit hochleistungsfähigen Radargeräten und Infrarot-Wärmekameras die Nordwand des Grabs untersucht. Eldamati sprach von vorläufigen Erkenntnissen, die von dem japanischen Wissenschafter Hirokatsu Watanabe erst noch genauer analysiert werden müssten. Das werde etwa einen Monat dauern. Der britische Archäologe Nicholas Reeves sagte, die Untersuchungen an den Nordwand scheinen darauf hinzuweisen, dass es einen deutlichen Unterschied zwischen dem harten Fels und etwas anderem gibt, das möglicherweise ein leerer Raum ist. Die Schlussfolgerung ist, dass es eine Erweiterung des Grabs von Tutanchamun jenseits der Nordwand gibt, sagte der Forscher. Tutanchamun war nach neunjähriger Herrschaft 1324 vor Christus im Alter von 19 Jahren gestorben. Sein Grabmal befindet sich im Tal der Könige in der Nähe von Luxor im Süden Ägyptens. Es wurde 1922 von dem britischen Archäologen Howard Carter entdeckt. Anders als viele andere Pharaonengräber warf es nicht bereits ausgeplündert, sondern enthielt mehr als 5.000 intakte Objekte, davon viele aus Gold. Nofretete, von der eine weltberühmte Büste im Ägyptischen Museum in Berlin ausgestellt ist, war die Gemahlin von Pharao Echnaton, des Vaters von Tutanchamun. Die Gebeine der für ihre Schönheit gerühmten Königin wurden nie gefunden. Dass Nofretetes Grabkammer hinter dem Grab Tutanchamuns versteckt sein könnte, lässt sich laut Reeves möglicherweise mit dem plötzlichen Tod des Jungherrschers erklären. Weil damals kein angemessenes Grab zur Verfügung gestanden habe, könnten die Priester auf die Idee verfallen sein, das Grab der Nofretete wieder zu öffnen und zu teilen. Im September hatten Eldamati und Reeves bereits angekündigt, dass sie nach unentdeckten Kammern im Grab des Tutanchamun suchen würden. Eldamati nimmt an, dass in einer solchen Geheimkammer Nofretete begraben liegt. Reeves vermutet eher, dass dort eine andere Ehefrau von Echnaton beigesetzt wurde. Eldamati kündigte in jedem Fall die Entdeckung des 21. Jahrhunderts an und setzte für Samstag die Pressekonferenz in Luxor an, um die vorläufigen Ergebnisse der Suchaktion zu verkünden. Wir müssen dorthin kommen, ohne das Grab oder die Grabmalereien zu beschädigen, sagte Eldamati. Die Archäologen könnten in drei Monaten die Geheimkammer erreichen, möglicherweise aber auch erst später. Nicht-Wissenschaft;Attacke auf Badeort Grand-Bassam, sechs Angreifer getötet. Yamoussoukro/Abidjan – Schwerbewaffnete haben in Cote dIvoire (Elfenbeinküste) am Sonntag drei Hotels und einen Strand des bei Touristen beliebten Badeorts Grand-Bassam angegriffen und 22 Menschen getötet, darunter mindestens einen Franzosen und einen Deutschen. Augenzeugen berichteten, die Angreifer hätten Allahu Akbar (Gott ist groß) gerufen. 14 Zivilisten und zwei Soldaten seien von den Terroristen getötet worden, sagte Präsident Alassane Ouattara am Abend. Nach seinen Angaben wurden auch sechs Angreifer getötet. Zu dem Anschlag bekannte sich Al-Kaida im Islamischen Maghreb, ein Ableger des Terrornetzwerks Al-Kaida, teilte das auf die Überwachung islamistischer Websites spezialisierte US-Unternehmen Site mit. Der Augenzeuge Braman Kinda berichtete, wie mehrere schwerbewaffnete Angreifer zunächst auf dem Strand das Feuer auf Badegäste eröffneten. Wir waren am Strand, wir haben Schüsse gehört und Menschen weglaufen gesehen, und uns ist klargeworden, dass das ein Angriff ist, berichtete Kinda. Offenbar setzten die vermummten Männer anschließend ihre Angriffe auf die angrenzenden Hotels im französischen Viertel des Orts fort. Ein libanesischer Gast des Hotels LEtoile du Sud sah nach eigenen Angaben einen Angreifer mit einer Kalaschnikow und einem Gürtel mit Granaten. Andere berichteten, wie Gäste aus den Hotels in Sicherheit gebracht wurden. Ein Polizist sagte später einer Agentur, die Fahndung nach den Angreifern laufe noch, doch seien die Hotels gesichert. Die Armee riegelte die Umgebung ab. Der rund 40 Kilometer östlich der früheren Hauptstadt Abidjan gelegene Ferienort Grand-Bassam war während der französischen Herrschaft die wichtigste Stadt der Kolonie. Die 80.000-Einwohner-Stadt mit ihren eleganten historischen Fassaden gehört zum Weltkulturerbe und ist auch bei Ausländern beliebt. Bei den Anschlägen sind nach Angaben aus dem Außenministerium keine Österreicher unter den Todesopfern. Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier bestätigte indes, dass eine deutsche Staatsangehörige ums Leben gekommen ist. Er verurteilte die Tat auf das Schärfste. Im Kampf gegen den Terror müsse die internationale Gemeinschaft zusammenhalten. Zur Identität der getöteten Bundesbürgerin machte das Auswärtige Amt keine Angaben. Die Nachrichtenagentur AFP berichtete unter Berufung auf einen Mitarbeiter des Goethe-Institutes in Abidjan, der anonym bleiben wollte, dass es sich bei der Deutschen um die Leiterin des Goethe-Instituts in Cote dIvoire handelt. Auch ein Franzose, ein Kameruner sowie eine Person aus Burkina Faso wurden bei dem Terrorakt getötet, wie die Nachrichtenagentur dpa berichtete. In den vergangenen Monaten waren bei islamistischen Angriffen auf Luxushotels in den Nachbarländern Mali und Burkina Faso Dutzende Menschen getötet worden. Zu den Anschlägen in der malischen Hauptstadt Bamako im November und in Ouagadougou im Jänner bekannte sich ebenfalls Al-Kaida im Islamischen Maghreb. In Bamako töteten die Angreifer 20 Menschen, in Ouagadougou gab es 30 Todesopfer. Ende Juni hatte ein IS-Angreifer in Tunesien vor einem Strandhotel bei Sousse 38 ausländische Touristen getötet, darunter zwei Deutsche. Experten warnten damals, islamistische Angriffe könnten auch Cote dIvoire und den Senegal treffen. Nicht-Wissenschaft;Machte den Konzern zum weltgrößten Halbleiterhersteller. Ein Visionär des Silicon Valley ist tot: Andrew Grove, der langjährige Chef des Halbleiterriesen Intel, starb im Alter von 79 Jahren. Grove litt an Parkinson. Er galt als eine der großen Pionierpersönlichkeiten im Silicon Valley und war einer der einflussreichsten Köpfe der Computer-Ära. Mit der Arbeit an Microprozessoren stand er an der Wiege der Halbleiter-Revolution, die immer leistungsstärkere Chips lieferte und damit neue Geräte möglich machte. Außerdem prägte sein Management-Stil das Vorgehen vieler Technologie-Unternehmen. Geboren wurde er als Andras Grof 1936 in einer jüdischen Familie in Budapest. Sein Vater wurde von den deutschen Besatzern in ein Arbeitslager geschickt, das er überlebte, Andras und seine Mutter wurden von einer Familie versteckt. Nach der blutigen Niederschlagung des ungarischen Aufstandes von 1956 durch die sowjetischen Truppen floh er nach Österreich und von dort aus in die USA. In New York änderte er seinen Namen in Andrew Grove, ließ sich zunächst an der Ostküste zum Chemie-Ingenieur ausbilden und zog danach an die University of California in Berkeley. Anfang der 60er-Jahre ging er zur jungen Halbleiter-Firma Fairchild Semiconductors und leitete dort ein Forschungsteam, das Transistoren auf Silizium-Platten unterzubringen versuchte. Die Silizium-Chips gaben dem Silicon Valley seinen Namen. 1968 kam Grove zu Intel, das von ehemaligen Fairchild-Kollegen gegründet wurde. Zunächst leitete er die Produktion, 1987 übernahm er die Konzernführung und galt dabei als harter Chef. Nachdem er die Firmenspitze 1998 verließ, saß Grove noch bis 2005 dem Verwaltungsrat vor. Er starb am Montag, wie Intel ohne weitere Details mitteilte. Nicht-Wissenschaft;Der Sozialminister will die Wohnsitzpflicht für Flüchtlinge nicht mit einer Decklung der Mindestsicherung verknüpfen. Wien – Das erste Kompromissangebot der ÖVP beim strittigen Thema Mindestsicherung dürfte noch keine Einigung mit der SPÖ bringen. ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner erklärte am Wochenende am Rande des Wiener ÖVP-Landesparteitages, er könne sich die von Sozialminister Alois Stöger (SPÖ) angedachte Wohnsitzpflicht für Flüchtlinge vorstellen, wenn die SPÖ gleichzeitig der Forderung nach einer Deckelung bei der Mindestsicherung zustimme. Zuvor war diese Variante von ÖVP-Präsidentschaftskandidat Andreas Khol vorgebracht worden. Wie berichtet hatte Stöger eine Wohnsitzpflicht für Flüchtlinge vorgeschlagen, um eine allzu starke Konzentration auf die Städte – allen voran Wiens – zu vermeiden. Derzeit leben nach Berechnungen des Sozialministeriums 88 Prozent der Flüchtlinge nach dem Asylverfahren in Städten mit mehr als 30.000 Einwohnern. Arbeitsmarkt vorrangig Anspruch auf Mindestsicherung bestünde bei einer Residenzpflicht also nur dann, wenn man im zugewiesenen Bezirk bleibt. Vorrangig gehe es um eine bessere Koordinierung in den Bereichen Arbeitsmarkt und Integration, heißt es im Stöger-Büro. Daher sei das keine Frage des Abtausches mit der Deckelung der Mindestsicherung (die ÖVP hatte 1.500 Euro pro Monat vorgeschlagen). Diese lehne man weiter ab, weil sie zu einer Benachteiligung von Familien mit zwei oder mehr Kindern führen würde. Zudem sei die Einführung eines Deckels auch verfassungswidrig, verweist man auf eine Einschätzung des Verfassungsdienstes im Kanzleramt. Im Gutachten des Instituts für Arbeits- und Sozialrecht der Uni Wien, das für die Regierung angefertigt wurde, wurde ein Deckel freilich als grundsätzlich zulässig bezeichnet, sofern der Höchstbetrag das Mindestniveau sichert. Grüne wollen VfGH-Prüfung Über die Reform der Mindestsicherung wird am 25. April offiziell weiter verhandelt. Dann treffen sich die Landessozialreferenten wieder mit Stöger. Der aktuelle Bund-Länder-Vertrag läuft Endes des Jahres aus. Zuletzt war bereits Oberösterreich mit eigenen Vorschlägen vorgeprescht. Dort will die schwarz-blaue Landesregierung die Mindestsicherung für Flüchtlinge von 914 Euro auf 520 Euro kürzen. Gegen diese Vorhaben machen die Grünen mobil. Sie kündigten am Sonntag an, im Nationalrat einen Antrag auf ein Gesetzprüfungsverfahren beim Verfassungsgerichtshof einbringen zu wollen. Der Vorschlag der Oberösterreicher sei mit Sicherheit rechtlich nicht zulässig, so Grünen-Chefin Eva Glawischnig. Die oberösterreichische ÖVP wiederum sieht sich in ihrem Vorhaben durch eine Umfrage bestätigt. Laut einer Befragung des Institut M & R – Marktforschung und Regionalumfragen seien 60 Prozent für die Kürzungen.