label;text Wissenschaft;Ökonomen empört über Nennung eines politischen Aktivisten, der "keine wissenschaftlichen Publikationen aufweist". Wien – Das österreichische Schulbuch Geospots (7. und 8. Klasse AHS) sorgt unter Wirtschaftswissenschaftern für Aufregung: Der Gemeinwohlökonom und Ex-Sprecher von Attac Österreich, Christian Felber, wird dort in einer Grafik in einer Reihe mit John Maynard Keynes, Karl Marx, Milton Friedman und Friedrich August von Hayek genannt, wie nzz.at schon am Wochenende berichtete. Einige Forscher haben deswegen nun einen Offenen Brief an das Bildungsministerium geschrieben. Die Auswahl einer Person, die über keine ökonomische Ausbildung verfügt und keine wissenschaftlichen Publikationen aufweist, stellt einen Affront für alle (österreichischen) Wirtschaftsforscher dar, heißt es im Aufruf zur Unterzeichnung des Briefs. Zwar teile man das Ziel, unterschiedliche Wirtschaftstheorien und Fragestellungen der Ökonomie vorzustellen, heißt es im von bisher 26 Ökonomen unterzeichneten Schreiben. Eine geeignete Person sei aber nach den Kriterien einer entsprechenden internationalen Bedeutung sowie weithin anerkannter wissenschaftlicher Arbeit zu wählen. Wenn es um Fragen des Gemeinwohls und Gemeinschaftsgüter gehe, schlagen die Ökonomen Wirtschafts-Nobelpreisträgerin Elinor Ostrom vor. Lege man den Fokus auf Globalisierungskritik, kämen auch Joseph Stiglitz oder Paul Krugman in Frage, bei einem Akzent auf Verteilungsfragen Thomas Piketty oder der aktuelle Nobel-Laureat Angus Deaton. Felber, der vorwiegend als politischer Aktivist auftritt, sei aber abzulehnen. Dessen Gemeinwohltheorie erfülle nicht die üblichen Kriterien der Wissenschaftlichkeit. Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) wird schließlich aufgefordert, das im Veritas Verlag erschienene Lehrbuch in der aktuellen Form nicht weiter für den Einsatz an Schulen zuzulassen. Wissenschaft;Deutsche Forscher wollen eine weithin vergessene Sprache dokumentieren, bevor sie endgültig verschwindet. Augsburg – Wenn durch anhaltenden und intensiven Kontakt zwischen verschiedenen Kulturen zwei oder mehr Sprachen zu einer verschmelzen, ist das Ergebnis eine sogenannte Kreolsprache. Bekanntestes Beispiel dafür ist die Haitianische Sprache, in der sich Französisch mit verschiedenen westafrikanischen Sprachen sowie auch Sprachen karibischer Ureinwohner vermischt hat. Weit weniger bekannt ist, dass es von uns aus gesehen am anderen Ende der Welt auch eine auf dem Deutschen basierende Kreolsprache gibt – zugleich ist es die einzige der Welt: das Unserdeutsch, das in Papua-Neuguinea und dem Nordosten von Australien gesprochen wird (Tondokumente finden Sie hier). Diese Sprache ist ein Erbe der kurzlebigen Kolonie Deutsch-Neuguinea, die das Deutsche Kaiserreich Ende des 19. Jahrhunderts in Ozeanien errichtet hatte und der unter anderem Inselgruppen wie die Marshallinseln, die Karolinen, Nauru und Palau angehörten. Wie die Universität Augsburg berichtet, ist am Lehrstuhl für Deutsche Sprachwissenschaft ein internationales Forschungsprojekt zur umfassenden und systematischen Dokumentation von Unserdeutsch (auch Rabaul Creole German genannt) gestartet worden. Im Rahmen des Projekts soll in Zusammenarbeit mit dem Institut für Deutsche Sprache in Mannheim ein digitales Unserdeutsch-Korpus entstehen, das die Sprache umfassend dokumentiert, um dieses Wissen für Forschungs- und Lehrzwecke nutzbar zu machen. Eine weitere Aufgabe des Projekts besteht in der Rekonstruktion und Beschreibung von Entstehung und Geschichte der Kreolsprache im Rahmen eines Dissertationsprojekts auf der Grundlage von Oral History, Archivquellen und linguistischer Strukturanalyse. Und die Zeit für das auf 36 Monate angelegte Projekt drängt. Denn Unserdeutsch steht knapp vor dem Aussterben – es wird heute nur noch von etwa 100 älteren Menschen in Papua-Neuguinea und Australien gesprochen. International;"Dnevnik": Botschaft in Ljubljana ertappte Geheimdienst SOVA bei Spionageversuch – Slowenische Polizei befasst sich mit dem Fall. Ljubljana/Wien – Der slowenische Geheimdienst SOVA ist einem Medienbericht zufolge bei einem Spionageversuch auf die österreichische Botschaft in Ljubljana ertappt worden. Die misslungene Bespitzelung habe sich zwischen März 2013 und November 2014 zugetragen, wie die Tageszeitung Dnevnik am Montag berichtete. Die slowenische Polizei habe auf Anzeige Österreichs Ermittlungen eingeleitet. Der Fall ähnelt einem Spionageroman: Dnevnik zufolge wurde ein Geheimdienstmitarbeiter angewiesen, zur Beschaffung interessanter Informationen enge Kontakte mit einer Mitarbeiterin der Botschaft zu knüpfen. Diese habe die Absichten des Geheimdienstlers durchschaut und meldete es ihrem Vorgesetzten, wie das Blatt berichtete. Kein Kommentar Mit dem Spionageversuch befasse sich nun die slowenische Polizei, auch die Staatsanwaltschaft ist laut der Zeitung informiert. Sowohl die Staatsanwaltschaft als auch die SOVA verwehrten einen Kommentar unter Berufung auf geheimdienstlich relevante Informationen. Kein Kommentar, hieß es auch aus der österreichischen Botschaft in Ljubljana dazu. Im österreichischen Außenministerium war seit Montagvormittag keine Stellungnahme zu bekommen. Das Büro des Regierungschefs Miro Cerar bestätigte indes, dass der aktuelle Premier über den Fall Bescheid weiß. Der Ministerpräsident war über das Verfahren, das von den österreichischen Behörden eingeleitet wurde, informiert, hieß es gegenüber der Zeitung. Kommentieren könne Cerar die laufenden Verfahren jedoch nicht, so sein Büro. Der Vorfall gefährde die guten Beziehungen zwischen den beiden Ländern aber nicht, hieß es aus Kreisen des Regierungschefs. Begründet wird dies unter anderem damit, dass Slowenien bei den Bemühungen um die Fortsetzung des Schiedsverfahrens im slowenisch-kroatischen Grenzstreit eine maßgebliche Unterstützung durch Österreich erhalte. Sicherheitsfiasko Slowenische Sicherheitsexperten kommentierten die Angelegenheit als ein Sicherheitsfiasko, das auf die schlechte Situation innerhalb des Geheimdienstes SOVA zurückzuführen sei. Zum Zeitpunkt des Spionageverdachts war Stane Stemberger der Chef des Geheimdienstes. Bestellt von der Regierung unter Regierungschefin Alenka Bratusek, leitete er die SOVA von März 2013 bis November 2014. Wissenschaft;Die Insel liegt keine 500 Kilometer vom afrikanischen Festland entfernt und wurde erst sehr spät von Menschen erobert – offenbar von Südostasien aus. Brisbane/Wien – Es sind nicht einmal 500 Kilometer, die Madagaskar vom ostafrikanischen Festland trennen. Und obwohl Ostafrika als die Wiege der Menschheit gilt, von wo aus vor mehr als 100.000 Jahren der Homo sapiens seinen Siegeszug rund um den Globus antrat, war die Insel eines der letzten Gebiete, das vom Menschen besiedelt wurde. Wann genau das passierte, ist unklar. Rätselhaft ist aber auch, wer die ersten Siedler waren. Linguistische Studien und auch DNA-Vergleiche kamen zum Schluss, dass die ersten Madagassen nicht vom afrikanischen Festland kamen, sondern aus dem südostasiatischen Raum, vermutlich aus dem 7000 Kilometer entfernten Indonesien. In einer vergleichenden Untersuchung rekonstruierten australische Genetiker vor vier Jahren, dass rund 30 indonesische Frauen vor etwa 1200 Jahren auf der Insel gelandet seien. Auch die Sprache Malagasy weist Ähnlichkeit mit Indonesisch auf. Während also sprachlich und genetisch eine Verwandtschaft mit Malaysiern und Polynesiern offensichtlich scheint, haben Archäologen bislang vergeblich versucht, Belege für die Besiedlung der Insel von Südostasien aus zu finden. Doch das ist nun einem internationalen Forscherteam unter der Leitung von Alison Crowther (Uni Queensland in Brisbane) im Fachmagazin PNAS gelungen. Die Archäologin und ihr Team haben bei Grabungen in 18 alten Siedlungen insgesamt 2.443 pflanzliche Überreste aus archäologischen Sedimenten geborgen. Während im benachbarten Ostafrika Sorghum- und Perlhirse angebaut werden, fanden die Forscher Spuren von Reis, asiatischer Baumwolle und Mungbohnen, die beide seit Jahrtausenden in Süd- und Südostasien verbreitet sind. Die Forscher werten die Funde als weitere Beweise dafür, dass Madagaskar vermutlich vor 1.000 bis 1.200 Jahren tatsächlich von Indonesien aus besiedelt wurde. Noch überraschender waren dann aber ähnliche Recherchen auf den Komoren, einer Inselgruppe nördlich von Madagaskar, wo man afrikanische Sprachen spricht. Auch hier deuten Pflanzenfunde darauf hin, dass die Inselgruppe zuerst von Südostasien aus besiedelt wurde. Wirtschaft;Josef Pröll ging im U-Ausschuss in die Offensive und tat Kritik an der Hypo-Verstaatlichung als akademische Veranstaltung ab. Wien – Ein sichtlich gutgelaunter Josef Pröll betrat am Donnerstag kurz nach 8.30 Uhr das Parlament, um erstmals nach seinem Rücktritt über die Verstaatlichung der Hypo Alpe Adria vor sechs Jahren zu sprechen. Welche Auskünfte er denn mitgebracht habe, wollte der STANDARD vom früheren Finanzminister und heutigen Chef des Mischkonzerns Leipnik-Lundenburger wissen. Prölls knappe Antwort: Die Wahrheit. Die ist bekanntlich eine Tochter der Zeit. Und so stützte Pröll seine wie aus der Pistole geschossenen Verteidigungsreden auf die Rahmenbedingungen Ende 2009. Lehman-Kollaps, die Angriffe auf Österreich wegen des Osteuroparisikos der Banken, Gewitterwolken über dem Euro – all die bekannten Gefahrenherde zählte Pröll auf, um dann zur nicht ganz überraschenden Schlussfolgerung zu kommen: Ich bin heute noch überzeugt, dass die Verstaatlichung richtig war. Nachsatz: Wer die damaligen Rahmenbedingungen ausblende, kann die Entscheidung nicht bewerten. Womit schon nach wenigen Minuten klar war, dass Prölls Strategie im Untersuchungsausschuss nicht nur auf Verteidigung abzielte, sondern auf Angriff. Die vielen Kritikpunkte an der Ablöse der damaligen Hypo-Hauptaktionärin BayernLB tat der Raiffeisen-Mann als akademische Veranstaltung ab. Bis heute habe ich kein Alternativkonzept auf den Tisch bekommen. Die Hypo in Konkurs zu schicken, hätte zu einem Dominoeffekt geführt. Da könne man – auch angesichts des EU-Konsenses zur Rettung systemrelevanter Banken – kein Zündholz in ein Pulverfass werfen. Nach dem wortgewaltigen Einstieg in die Runde versuchten mehrere Abgeordnete mit mäßigem Erfolg, Pröll in die Mangel zu nehmen. Einige Unterbrechungen wurden wegen der Gefechte nötig. Beispielsweise als FPÖ-Frontmann Gernot Darmann, der Pröll mit Herr Landesjägermeister ansprach (der Raiffeisen-Mann erwiderte mit: Weidmanns Heil), Näheres über die Vorbereitung Prölls auf den Ausschuss wissen wollte. Die Frage nach dem Anwalt, der den Ex-Minister beriet, wollte dieser nicht beantworten. Dass es sich dabei um eine Privatangelegenheit handle, bestätigten Verfahrensanwalt und -richter. Was Grünen-Mandatar Werner Kogler zur Aussage verleitete: Wir sind doch hier keine private Weihnachtsfeier. Darmann ließ sich nicht kleinkriegen und warf die Kanzlei Hausmaninger ins Rennen, die auch Raiffeisen und die Kärntner Landesregierung berate. Pröll entschlug sich. In gewohnter Manier tat sich dann Robert Lugar vom Team Stronach als Scharfmacher hervor und wetterte, der frühere ÖVP-Chef habe Banken entlastet und Steuerzahler belastet. Da die Hypo Niederösterreich bei einem Konkurs der Kärntner Bank laut Lugar ins Taumeln geraten wäre, legte er Beratungen mit dem Onkel aus St. Pölten nahe. Die Antwort des Neffen: Ich habe mit Erwin Pröll über viele Themen gesprochen, aber nicht über die Hypo. Wobei er gar nicht versuchte, die Auswirkungen einer Pleite der Kärntner Bank auf andere Geldinstitute kleinzureden. Allerdings sei das eben nur ein negativer Aspekt einer drohenden Kettenreaktion gewesen. Angesicht der Hilfestellungen durch die Regierungsfraktionen im Ausschuss nahmen die von Griss-Kommission und Rechnungshof heftig kritisierten Versäumnisse bei der Verstaatlichung wenig Raum ein. Warum Gewährleistungen und Garantien der Bayern in der Verhandlungsnacht auf den 14. Dezember 2009 plötzlich aus den österreichischen Vertragsbedingungen hinausgeflogen sind, konnte Pröll nicht exakt erklären. Er bestätigte aber, dass die Bayern im Gegenzug zu einem höheren Beitrag bereit waren. Wissenschaft;'Verschaffen uns Drohnen einen Überblick über unzugängliche Krisengebiete, oder liefern sie Katastrophenpornos fürs Internet?. Die Welt ist in letzter Zeit so chaotisch und bedrohlich geworden, dass der berühmte Werbeslogan eines TV-Senders plötzlich wie eine Drohung klingt: Mittendrin statt nur dabei. Wer will das schon – zumindest wenn es um Orte geht wie das Camp Bab al-Salama kurz vor der syrisch-türkischen Grenze, in dem mehr als 50.000 Menschen auf eine Ausreisemöglichkeit in Richtung Sicherheit und Frieden warten. So viel: Enge, Schmutz, Hitze, Angst. Viel attraktiver erscheint es, die Dinge nüchtern und aus der Distanz zu betrachten; über ihnen zu stehen – besser: zwanzig Meter über den Dingen zu schweben. Gibt man auf Youtube die Suchbegriffe Drone und Refugee ein, gewinnt man einen neuen Blick auf die Flüchtlingskrise – fast jede Station auf der Strecke von Syrien nach Europa wurde bereits durch die neue Technologie dokumentiert. Der TV-Journalist Murad Gazdiev, der für Russia Today arbeitet, ließ eine Drohne durch die zerstörten Häuserschluchten von Homs fliegen, eine sanfte und gerade deshalb gespenstische Kamerafahrt durch eine gott- und menschenverlassene Ruinenlandschaft, bis man ab Minute 1.30 plötzlich drei Kinder da unten entdeckt. Die Menschenrechtsorganisation IHH filmte das Flüchtlingslager bei Bab al-Salama aus der Luft – endlose Reihen weißer Zelte, die aus der Ferne seltsam geordnet und sauber wirken. Griechische Videojournalisten des Drone Media Network wiederum beobachteten mit einer fliegenden Kamera die Ankunft von Flüchtlingen in Schlauchbooten auf Lesbos – blaues, kristallklares Wasser, rote Schwimmwesten, eine wunderbare Farbkombination. Die Vogelperspektive produziert einerseits eine gewisse Distanz – und vermittelt dem Zuschauer gleichzeitig einen unmittelbaren Eindruck vom Ausmaß der Krise, wie es keine Landkarte und Infografik vermag. Während die kleinen Gestalten aus dem Schlauchboot klettern und in der grünen Uferböschung verschwinden, gibt es wohl kaum einen Zuschauer, der nicht hofft, dass die Sicherheitskräfte diesmal zu spät eintreffen. Die neue Weltunordnung – Bürgerkriege, Revolutionen, globale Migrationsbewegungen, Failed States – geht einher mit bahnbrechenden Medieninnovationen. Immer mehr Journalisten arbeiten mit Drohnen oder erstellen sogenannte 360-Grad-Videos, die man auch durch Virtual-Reality-Brillen wie Facebooks Oculus Rift oder das Do-it-yourself-Modell Google Cardboard betrachten kann. Und auch die Menschen, die in Krisengebieten leben (besser: leben müssen), betätigen sich als Bürgerjournalisten. Die ARD-Dokumentation My Escape schnitt vor einiger Zeit Handyaufnahmen von Flüchtlingen zusammen – und ermöglichte den Fernsehzuschauern einen ganz neuen Blickwinkel. Die Macht der Bilder ist groß – was man auch daran erkennt, dass der rechtskonservative AfD-Politiker Alexander Gauland die Deutschen ermahnt, sie müssten lernen, die traurigen Kinderaugen auszuhalten. Und vielleicht haben viele Menschen tatsächlich eine Art Hornhaut auf der Netzhaut – sind abgestumpft und schwer zu beeindrucken. In den Krisen der Vergangenheit entfalteten Fotos und Filmaufnahmen noch eine humanitäre und politische Wirksamkeit – die Bilder von My Lai in Vietnam veränderten die Einstellung der Amerikaner zum Krieg in Südostasien, die Fotos von Biafra-Blähbauch-Babys, die in den 1980er-Jahren während der Hungersnot in Ostafrika gemacht wurden, prägen das Image der Region bis heute. Die Fotografien sind ein Mittel, etwas real (oder realer) zu machen, das die Privilegierten und diejenigen, die einfach nur in Sicherheit leben, vielleicht lieber übersehen würden, schrieb Susan Sontag in ihrem berühmten Essay Das Leiden anderer betrachten. Aber gilt das immer noch? Im 21. Jahrhundert aber gehen selbst ikonografische Bilder wie jenes, das einen toten sechsjährigen Flüchtlingsjungen an einem griechischen Strand zeigte, in der Datenmasse unter. Da stellt sich die Frage, wie die neuen Bildtechnologien unseren Blick auf die Welt verändern. Sorgen die Flugsequenzen und Point-of-View-Aufnahmen der Smartphones dafür, dass wir die Krisen wie ein Videospiel wahrnehmen – womit gemeint ist: entmenschlicht, gefühllos, actionorientiert -, oder sorgen sie dafür, dass eine neue Empathiefähigkeit entsteht? Die Kameradrohnen haben mit den hochgerüsteten Flugobjekten der US-Armee Predator und Reaper, die Millionen Dollar kosten und mit Luft-Boden-Raketen bestückt sind, jedenfalls nichts gemein außer dem Namen. Der DJI Phantom Copter oder die Parrot AR.Drone kosten auf Amazon.de zwischen 200 und 1500 Euro. Eine fliegende Kamera, die die Reichweite von Fotografen, Bürgerjournalisten und Paparazzi erweitert, urteilt die Columbia Journalism Review (CJR), jeder hat nun Augen im Himmel, nicht nur die Regierungen und Sicherheitsbehörden. In den USA gibt es bereits erste Lehrgänge für das Fach Flying Robotic Journalism – zum Beispiel im Rahmen des Interactive Telecommunications Program der New York University. Der britische Journalist Lewis Whyld, der bereits 2014 nach dem Taifun Haiyan, der die Philippinen verwüstet hatte, mit einer Kameradrohne arbeitete, erzählt: Es geht nicht um spektakuläre Luftaufnahmen, sondern darum, Zugang zu Regionen zu bekommen, die man zu Fuß nicht erreicht. Auch der amerikanische Drohnenexperte Matt Waite betont den Nachrichtenwert der Luftaufnahmen von Kriegs- und Katastrophengebieten: Gerade weil es schwierig ist, den Leuten einen Eindruck von der Größe und Intensität eines Ereignisses zu vermitteln, ist es legitim, zu versuchen, die Luftperspektive einzunehmen. Es geht nicht nur um Katastrophenporno. Drohnen haben gegenüber Helikoptern den klaren Vorteil, dass sie billiger, unauffälliger und beweglicher sind. In den vergangenen Jahren haben Journalisten und Aktivisten mit Drohnen unter anderem große Demonstrationen in Brasilien und Venezuela dokumentiert und konnten so beweisen, dass mehr Menschen an den Protesten teilnahmen, als die Behörden zugaben (die türkische Polizei schoss 2013 während der Proteste auf dem Taksim-Platz sogar die Privatdrohne eines Aktivisten ab, was wiederum von einem Smartphone gefilmt und in den sozialen Netzwerken tausendfach geteilt wurde, was beweist, wie viele Perspektiven es heute auf ein Geschehen gibt und wie schwierig es ist, die Deutungshoheit zu behalten). Der kenianische Journalist Dickens Olewe zum Beispiel betreibt die Webseite www.AfricanSkyCam.com. Mit einer Drohne nahm das AfricanSkyCam-Team zum Beispiel die illegale Deponie Dandora bei Nairobi auf, bewies nicht nur, wie viel Sondermüll dort abgeladen wird – sondern erstellte mithilfe der Luftaufnahmen auch ein 3-D-Modell, in dem sich die Zuschauer frei bewegen können, die so das Ausmaß des Problems zu begreifen vermögen. Kameradrohnen sind in Kenia erst seit April dieses Jahres erlaubt, in vielen Ländern wie den USA ist es verboten, Drohnen zu kommerziellen Zwecken zu verwenden. Auch in Europa ist die Rechtslage unklar, was daran liegt, dass sich die Technik oft schneller entwickelt als die Gesetze. Und auch die Anwender und Zuschauer müssen permanent dazulernen. Im August 2015 flog die deutsche VR-Reporterin Julia Leeb in den Osten der Demokratischen Republik Kongo, um den Zuschauern den tödlichsten Konflikt seit dem Zweiten Weltkrieg auf neue Art und Weise nahezubringen. Die Bedienungsanleitung ihrer neuen Virtual Reality-Kamera konnte die 35-Jährige erst auf der mehrtägigen Reise in das Rebellengebiet studieren: sechs Go-Pro-Kameras werden auf einem Kunststoffstab (auch Rig genannt) befestigt, so dass ein dreidimensionaler Bildraum aufgenommen werden kann, in dem sich die Zuschauer – oder besser: Nutzer – frei umsehen können. Leeb ist kein Nerd oder Technikfreak, nutzt die neue Technologie nicht, weil sie das cool findet: Ich habe ein Werkzeug gesucht, mit dem ich Menschen auf meine Reisen mitnehmen und sie zu Zeugen machen kann. Die Suche nach alternativen Sichtweisen auf das Weltgeschehen ist das große Thema in Leebs Arbeit. Sie veröffentlichte zum Beispiel einen Bildband über Nordkorea mit Aufnahmen, die sie undercover über den Alltag in der Diktatur gemacht hat. Und sie begleitete den Expolitiker und Autor Jürgen Todenhöfer nach Afghanistan, Libyen und Syrien. In den abgelegenen Dörfern in zentralafrikanischen Dschungelgebieten, die von Warlords kontrolliert werden, filmte sie keine Kampfhandlungen, sondern baute die VR-Kamera, deren Akkus von einer Autobatterie versorgt wurden, einfach auf einem Dorfplatz auf. Betrachtet man das Material durch eine VR-Brille oder mit dem Smartphone, kann man sich in dem Dorf eigenständig umschauen. Dreht man den Kopf oder bewegt das Gerät, verändert sich der Bildausschnitt: auf der linken Seite sieht man eine Gruppe von Kindern, die aufgeregt umherspringen, blickt man nach oben, sieht man einen blassblauen heißen Himmel, rechts entdeckt man eine blonde Frau, Julia Leeb, die Fotos von den Dorfbewohnern macht. Irgendwann nähert sich ein junger Mann der Kamera, sagt ein paar wütende Worte in einer fremden Sprache, macht wilde Gesten, dann entfernt er sich wieder – instinktiv dreht der Nutzer den Kopf nun nach links und verfolgt die Schritte des bewaffneten Aggressors. Das ist der Moment, in dem man zum ersten Mal merkt, dass man es mit einer mächtigen Technologie zu tun hat. Telepräsenz nennen Fachleute das Phänomen. Man könnte auch sagen. Es fühlt sich echt an. Julia Leeb sagt: Die Brille aufzusetzen ist eine Entscheidung. Man isoliert sich und konzentriert sich ganz auf das Geschehen. Einen VR-Film kann man nicht nebenbei schauen. Leeb träumt davon, durch die VR-Technologie einen Kontakt zwischen verfeindeten Gesellschaften herzustellen. Ein Texaner, der sein Land noch nie verlassen hat, macht eine VR-Reise nach Pjöngjang. Er schaut sich um und hört Schritte hinter sich. Er dreht sich um und sieht eine junge Frau. Er realisiert, dass in Nordkorea Menschen leben und keine Roboter. Leeb ist sich sicher: So kann man Feindbilder zerstören. Auch der Fotograf Christian Stephen, der für das Kollektiv Ryot arbeitet und der das 360-Grad-Projekt Welcome to Aleppo gemacht hat, meint: Es gibt eine verhängnisvolle und beinahe kriminelle Ignoranz gegenüber den Geschehnissen. Indem wir Virtual Reality verwenden, erlauben wir den Menschen, sich mit den Geschichten zu verbinden. Amnesty International arbeitet ebenfalls mit der neuen Technologie: Auf der Webseite Syria360.com, die in Zusammenarbeit mit Aktivisten vor Ort erstellt wurde, kann man sich unter anderem auf einem zerstörten Schulhof in Aleppo umsehen. Eine Erzählerin berichtet trotzig: Wir sind ein widerstandsfähiges Volk und haben den Schulunterricht in den Untergrund verlagert. Das ist ein Moment, in dem einem bewusst wird, dass auch das Objektivitätsversprechen der 360-Grad-Videos fragwürdig ist, und man sich fragt, ob man die neuen Medien als Propagandawerkzeug nutzen kann. Die 3-D-Modelle und 360-Grad-Räume zeichnen sich jedoch dadurch aus, dass der Autor oder Produzent den Blick des Betrachters nicht bis ins letzte Detail lenken kann. Es ist durchaus möglich, dass der Nutzer eines 360-Grad-Films aus Syrien gerade den Himmel betrachtet, während rechts von ihm etwas Entscheidendes passiert. Weil die Gefahr besteht, dass der Zuschauer das Wichtigste übersieht, beschäftigen sich VR-Journalisten wie Julia Leeb gerade damit, wie man den Blick der Nutzer durch die Erzählerstimme, durch akustische Tricks und andere Kniffe lenken kann. Ein Beispiel: Man schaut meist dorthin, wo es hell ist. Eine neue Filmsprache entsteht. Der naive Glaube, dass allein neue Bilder dazu führen, dass sich die Welt und die Menschen ändern, ist jedoch genau das: naiv. In Dave Eggers dystopischem Roman The Circle gibt es das sogenannte SeeChange-Projekt: Ein Netzwerk unzähliger winziger Kameras soll die Welt komplett transparent machen. Der Technologieprophet Eamon Bailey, eine stevejobsartige Figur, sagt: Tyrants can no longer hide. There needs to be, and will be, access and documentation, and we need to bear witness. And to this end, I insist that all that happens must be known. Nur weil man etwas sieht, versteht man es noch lange nicht – oder ist gar in der Lage, die Dinge zu beeinflussen. Neue Technologien wie Virtual Reality oder soziale Netzwerke, schreibt die MIT-Soziologin Sherry Turkle in ihrem aktuellen Buch Reclaiming Conversation, eignen sich gut dafür, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf bestimmte Missstände zu lenken. Man müsse jedoch aufpassen, dass die langsame, harte Arbeit der Politik nicht verlorengeht: Das Lesen, die Analyse, der Versuch, einen anderen Menschen, der einen anderen Standpunkt hat, zu überzeugen. (...) Politik braucht Konservationen und Gesprächspartner, die zulassen, dass die Welt komplexer ist, als sie ursprünglich dachten. Ein Klick auf ein Video sei nur der erste Schritt: Wenn wir uns der Präsenz des anderen aussetzen, lernen wir, zuzuhören und entwickeln die Fähigkeit der Empathie. Bislang haben die Drohnenvideos und die Virtual-Reality-Aufnahmen jedoch meist keine Tonspur. Der langsame Flug durch das zerstörte Homs wird von einer ominösen Synthie-Melodie untermalt, was die albtraumhafte Wirkung des Videos nur verstärkt. Diese Technologien sind in der Lage, einen Menschen an einen anderen Ort zu versetzen und ihm den Schutz der Distanz zu rauben. Wenn man mit der Kameradrohne durch Homs schwebt und plötzlich die drei Kinder unten auf der Straße entdeckt, ist das ein Schock, man hat sofort den dringenden Wunsch, Fragen zu stellen: Aber die Kinder laufen stumm weiter durch die Straßen. Das Sehen reicht nicht. Man muss auch reden und nachdenken. Unser Mitgefühl beteuert unsere Unschuld und unsere Ohnmacht, schrieb Susan Sontag in Das Leiden anderer betrachten und forderte, es beiseitezurücken und stattdessen darüber nachzudenken, wie unsere Privilegien und ihr Leiden überhaupt auf der gleichen Landkarte Platz finden und wie diese Privilegien – auf eine Weise, die wir uns vielleicht lieber gar nicht vorstellen wollen – mit ihrem Leiden verbunden sind.' Wissenschaft;TU-Physiker beobachteten den Tanz von Wassermolekülen auf Materialoberfläche. Wien – Sie kommen in Batterien, Brennstoffzellen oder elektrischen Bauteilen zum Einsatz, dennoch ist das chemische Verhalten ihrer Oberfläche bislang weitgehend unerforscht: Perowskite. Wiener Physiker berichten nun im Fachblatt Nature Materials über die erstmalige Beobachtung eines theoretisch vorhergesagten Effekts der Materialien: Wassermoleküle an der Oberfläche von Perowskiten zerlegen sich und beginnen regelrecht zu tanzen. Ulrike Diebold vom Institut für Angewandte Physik der Technischen Universität (TU) Wien untersucht im Rahmen zweier hoch dotierter Förderpreise – eines Advanced Grant des Europäischen Forschungsrats ERC und des österreichischen Wittgenstein-Preises – Oberflächen von Festkörpern. Mittels Rastertunnelmikroskop und Computersimulationen ging sie den Vorkommnissen auf der Oberfläche von Strontium-Ruthenat auf den Grund, wenn das Material mit Wasser in Kontakt kommt. Es handelt sich dabei um eine Kristallstruktur aus Sauerstoff, Strontium und Ruthenium – ein typischer Vertreter der Materialklasse der Perowskite. Dabei zeigte sich, dass Wassermoleküle dort in zwei Teile zerlegt werden. Eines der beiden Wasserstoffatome des H2O-Moleküls wandert zu einem auf der Materialoberfläche sitzenden Sauerstoffatom und wird von diesem festgehalten. Übrig bleibt eine Sauerstoff-Wasserstoff-Gruppe, die mit dem festgesetzten Wasserstoffatom per Wasserstoff-Brückenbindung verbunden bleibt. Da sich diese OH-Gruppe nicht frei bewegen kann, tanzt sie gewissermaßen um das fixierte Wasserstoff-Atom herum. Bei ihren Beobachtungen bestimmter Regionen der Kristalloberfläche über einen längeren Zeitraum hinweg konnten die Forscher den atomaren Tanz sogar mitfilmen, teilte die TU in einer Aussendung mit. Aufgrund von theoretischen Berechnungen wurde dieser Effekt schon vor einigen Jahren vorhergesagt, wir sind nun die Ersten, die das experimentell bestätigen konnten, sagt Diebold. In Simulationen berechneten die TU-Forscher Florian Mittendorfer und Wernfried Mayr-Schmölzer auch was passiert, wenn es auf dem Tanzparkett enger wird: Setzt sich nämlich ein zweites Wassermolekül neben das erste, hört die Drehbewegung auf. Außerdem zeigten die Wissenschafter, dass sich eine Vielzahl an Wassermolekülen auf der eigentlich gleichmäßigen Strontium-Ruthenat-Oberfläche nicht regelmäßig verteilt. Dafür verantwortlich dürften Unregelmäßigkeiten im Material unterhalb der unmittelbaren Oberfläche sein. Wissenschaft;Astrid Heine forscht in Sachen Musiktherapie bei Wachkomapatienten. Stille Nacht, heilige Nacht, O du Fröhliche, Feliz Navidad. Weihnachtslieder rütteln auf, sagt Astrid Heine. Mit ihnen verbinde jeder und jede etwas, eine Emotion, ein Erlebnis. Deswegen spielt die 28-Jährige derlei Lieder diese Tage gern für ihre Zuhörer: Wachkomapatienten. Heine, geboren in Graz, ist Musiktherapeutin und beforschte für ihre Masterarbeit die Wirkung ihrer Therapie auf Menschen im Wachkoma. Interessiert habe sie schon immer die Kombination zwischen Musik, Gesundheit und Mensch, sagt Heine, die berufsbegleitend am Department Health Sciences an der Fachhochschule Internationales Management Center (IMC) in Krems studierte. Zum Forschungsprojekt sei sie eher zufällig gekommen: Das Landesklinikum Hochegg wollte eine Pilotstudie durchführen, mein Studiengangsleiter hat mich gefragt, ob ich mich als Forschungsassistentin beteiligen möchte, sagt Heine. Die Untersuchung hatte einen neurowissenschaftlichen Fokus. Diese Fragestellung war neu. Es gab schon Arbeiten dazu, wie Therapeuten Veränderungen im Verhalten von Patienten wahrnehmen – aber kaum darüber, was sich in der Physiologie, im Gehirn, tut. Beschränkt hat sich das Forscherteam auf die Untersuchung dreier Hirnareale: Frontalhirn, Hippocampus und Kleinhirn. Sie verglichen zwei Patientengruppen miteinander. Die eine hatte fünf Wochen lang Musiktherapie, die andere nicht. Die Ergebnisse zeigten deutliche Veränderungen bei der Gruppe mit Musiktherapie, sowohl in den Gehirnscans als auch in ihrem Verhalten, das die Wissenschafter mittels Mikrovideoanalyse studierten: Die Hirnaktivität ist in den untersuchten Arealen stark gestiegen. Die Patienten erschienen während der Musiktherapie deutlich wacher, ihre Atmung verlangsamte sich, und ihre Körperspannung nahm ab. Eine ihrer Patientinnen habe sogar tief geseufzt, sagt Heine. Ein anderer hat die Augen weiter aufgerissen, so als wollte er sehen, was rund um ihn passiert. Was die Musiktherapeutin für Patienten spielt? Im Prinzip alles, sagt Heine, auch Rock oder Pop. Es wird dann halt nicht so gespielt wie auf einer CD oder im Radio, sondern angepasst an den Patienten. Zum Beispiel werde ich mal leiser, mal lauter und warte seine Reaktion ab. Besonders starke Regungen würde aber Musik auslösen, die Patienten gern gehört hatten. Einer war etwa in Irland auf Urlaub und hat dort gern Harfenmusik gehört. Das habe ich für ihn gespielt. Bei einer anderen Patientin kamen Volkslieder zum Einsatz. Einige ihrer Familienmitglieder waren in der Blasmusik und haben auch zu Hause viel musiziert. Über diese individuellen Präferenzen könne es gelingen, die Menschen direkt mit der Musik anzusprechen, tiefe Emotionen bei ihnen auszulösen. Emotionen sind auch das, was die stärkste Reaktion erzeugt. Sie werden wiederum häufig durch Erinnerungen hervorgerufen. Und an Weihnachten, daran habe jeder irgendeine Erinnerung, sagt die Musiktherapeutin. Für ihre Masterarbeit erhielt sie den Würdigungspreis des Wissenschaftsministeriums. Künftig will Heine, die gerade mit ihrem ersten Kind schwanger ist, erforschen, wie Musik Neugeborenen den Start ins Leben erleichtern kann. International;Nachschub für Kampf um Aleppo womöglich aber nicht ausreichend. Beirut/Amman – Die gegen die syrische Armee kämpfenden Rebellen haben nach eigenen Angaben Nachschub an Panzerabwehr-Raketen erhalten. Die Waffen aus US-Produktion kämen von Staaten, die gegen Assad seien, erklärten die Rebellen am Montag. Der Nachschub sei seit dem Beginn der Armeeoffensive um Aleppo am Freitag eingetroffen, bestätigten drei Rebellengruppen der Nachrichtenagentur Reuters. Die syrische Armee wird nach Angaben der Aufständischen von Kämpfern der libanesischen Hisbollah und aus dem Iran unterstützt. Eine der Rebellengruppen, die nicht näher identifiziert werden wollten, erklärte, es komme zwar Nachschub an, der reiche aber nicht aus. Die syrische Armee hat im Gebiet um Aleppo seit Freitag größere Geländegewinne gemacht. Am vergangenen Wochenende teilte die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit, die Armee habe drei Dörfer südlich der Stadt zurückerobert. Im Osten versuche sie, die Belagerung des Luftwaffenstützpunktes Kweires durch Extremisten des Islamischen Staates (IS) und Rebellen zu durchbrechen. Unterdessen planen die USA einen neuen diplomatischen Vorstoß zur Lösung des Syrien-Konflikts. Außenminister John Kerry sagte in Madrid, er werde sich in einigen Tagen mit seinen Kollegen aus Russland, der Türkei, Saudi-Arabien und Jordanien treffen. Bei den Gesprächen sollten Optionen erörtert werden, die zu einem politischen Wechsel in Syrien führen könnten. Im russischen Außenministerium hieß es dazu, der Vorschlag Kerrys werde geprüft. Die Präsidentin des russischen Föderationsrates sagte in Genf: Wir sind immer für Gespräche in jeglicher Form und wir glauben, dass Gespräche zur Bildung von Vertrauen und zur Kompromiss-Suche sehr wichtig sind. Russland unterstützt mit Luftangriffen die syrische Armee in dem seit mehr als vier Jahren andauernden Bürgerkrieg. Ziel ist nach russischen Angaben der IS. Die Kampfeinsätze richteten sich nicht gegen andere Gegner von Präsident Bashar al-Assad, die von den USA unterstützt werden. Allerdings wurden nach Angaben der Opposition und westlicher Staaten vorwiegend Gebiete bombardiert, die nicht unter Kontrolle der IS sind. Der saudi-arabische Außenminister Adel al-Jubeir hat den Iran unterdessen zu einem Ende seiner Einflussnahme in Syrien als Bedingung für gemeinsame Gespräche über eine friedliche Lösung des syrischen Konflikts aufgefordert. Der Iran müsse sich aus Syrien zurückziehen, keine Waffen mehr an die Assad-Regierung liefern und schiitische Milizen wie die Hisbollah aus dem Land abziehen. Das sagte Jubeir am Montag in Riad nach einem Treffen mit dem deutschen Außenminister Frank-Walter Steinmeier. Jubeir warf dem Iran vor, eine Besatzungsmacht in Syrien zu sein. Steinmeier will Saudi-Arabien und den Iran an einen Tisch bekommen, um über Möglichkeiten für einen Frieden in dem Bürgerkriegsland Syrien zu beraten. Das lehnen die beiden verfeindeten Staaten ab. Jubeir betonte, dass Assad aus der Sicht Riads keine Rolle in Syrien spielen und keinesfalls bis zu möglichen Wahlen im Amt bleiben dürfe. Steinmeier sagte dazu, wahrscheinlich wird es kurzfristig so sein, dass wir keine Beruhigung in Syrien ohne Assad hinbekommen. Und dass es keine Zukunft für Syrien mit Assad gibt. Alle seien aber der Meinung, dass es keine langfristige Zukunft mit Assad geben kann. Steinmeier urteilte nach seinen Gesprächen in Riad: Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist es sehr schwer, die tiefen Gräben zwischen Riad und Teheran tatsächlich zu überbrücken. (APA, Reuters, 19.10.2015) Web;Browerserwerkzeug für Chrome ermöglicht Festlegung von fixem Ablaufdatum. Man kennt es aus zahlreichen Spionage-Thrillern: Diese Nachricht zerstört sich in fünf Sekunden selbst. Streng geheime Informationen sollen nur zu Handen des heldenhaften Geheimdienstmitarbeiters gehen und verfügen daher über einen vorprogrammierten Zerstörungsmechanismus. Ein Feature, das sich viele User auch für E-Mails wünschen. Tatsächlich gibt es E-Mail-Systeme, oft genutzt in Firmen und Organisationen, die die nachträgliche Löschung einer abgeschickten Botschaft erlauben. Doch das trifft nur auf Mails zu, die innerhalb der eigenen Organisation verschickt werden. Eine Browsererweiterung namens Dmail soll dieses Feature nun auch für User bereit stellen, die Googles Webmaildienst Gmail nutzen, wie Techcrunch berichtet. Das Funktionsprinzip ist relativ einfach. Man installiert sich die Dmail-Erweiterung für den Chrome-Browser. Fortan kann man beim Verfassen von Nachrichten die Self-Destruction-Funktion bei Bedarf ein- und ausschalten und einen Zeitpunkt festlegen, ab dem der Nachrichteninhalt nicht mehr zur Verfügung steht. Dazu ist eine Löschung auch jederzeit mit einem entsprechenden Button möglich. Nutzt das Gegenüber ebenfalls Gmail und Dmail, wird die Botschaft direkt im Posteingang angezeigt. Ist eine Mail abgelaufen, ist zwar noch ersichtlich, dass sie eingegangen ist, anstelle des Inhalts ist aber nur noch ein Hinweis auf die Selbstzerstörung zu sehen. Hat der Empfänger Dmail nicht in Betrieb, erhält er einen Link und kann die Nachricht über die Dmail-Seite öffnen. Da alle Nachrichten mit Selbstvernichtungsfunktion über Dmails Server laufen, setzt die Verwendung natürlich ein großes Maß an Vertrauen voraus. Laut den Betreibern wird der Mailinhalt lokal am Rechner des Users verschlüsselt und nur die verschlüsselte Version bei Dmail hinterlegt. Der Empfänger erhält den Key – entweder direkt über die Erweiterung oder eben per Link – und ist der einzige, der die Nachricht einsehen kann. Es bleibt abzuwarten, wie sich Sicherheitsexperten dazu äußerm. Die Verfügbarkeit des Tools soll jedenfalls ausgeweitet werden. Noch im August soll eine iOS-Version erscheinen, später folgt auch eine Umsetzung für Android. Wissenschaft;Christian Eckmann hat keine Bedenken, den Schaden ausbügeln zu können, den Kairoer Museumsmitarbeiter angerichtet hatten. Kairo – Nach einer missglückten Reparatur der berühmten Totenmaske von Tutanchamun übernimmt nun ein deutscher Experter die Angelegenheit. Die Arbeiten könnten in zwei Monaten abgeschlossen sein, sagte Christian Eckmann bei einer Führung durch sein Atelier im Archäologischen Museum in Kairo. Der Experte – ein Spezialist für die Konservierung von Glas- und Metallobjekten des Römisch-Germanischen Zentralmuseums in Mainz – hatte bereits im Jänner gesagt, die unbezahlbare Maske, die zu den größten Schätzen des Kairoer Museums gehört, sei nicht in Gefahr. Der Grabschatz von Tutanchamun war 1922 von dem britischen Archäologen Howard Carter im Tal der Könige in Luxor entdeckt worden. Anders als die anderen ägyptischen Pharaonen-Gräber waren die Grabkammern des 1324 vor unserer Zeitrechnung im Alter von 19 Jahren verstorbenen Pharaonen nicht geplündert worden. Mehr als 5.000 Objekte wurden gefunden, viele sind heute in Kairo im Museum ausgestellt. Eckmann wurde mit der Restaurierung beauftragt, nachdem Mitarbeiter des Kairoer Museums die Maske stümperhaft repariert hatten. Im August 2014 war während der Reparatur der Beleuchtung der Kinnbart der mit Lapislazuli und Halbedelsteinen besetzten Goldmaske abgefallen. Mitarbeiter des Museums hatten diesen daraufhin mit Epoxidharzkleber wieder angeklebt, dabei jedoch an der Bruchstelle eine sichtbare Klebenaht hinterlassen. Laut Eckmann muss der Kleber mit Holzspachteln entfernt und der Bart neu angesetzt werden. Die Arbeiten seien aber eine Gelegenheit, die genaue Konstruktion der Maske und die verwendeten Materialien zu studieren. (APA, red, 21. 10. 2015) Wissenschaft;Internationales Team mit österreichischer Beteiligung sequenzierte Bauplan einer der ältesten Kulturpflanzen der Welt. Wien – Wissenschafter haben das Genom der Gartenbohne (Phaseolus vulgaris) entschlüsselt. Die in Österreich Fisole genannte Pflanzenart ist eine der ältesten Kulturpflanzen, die in Amerika schon vor Jahrtausenden domestiziert wurde. Ein mexikanisch-spanisches Forscherteam mit österreichischer Beteiligung berichtet nun darüber im Fachjournal Genome Biology. Die Fisole wurde in Amerika zwei Mal domestiziert, einmal in den Anden und einmal in Mittelamerika, erklärte Heinz Himmelbauer vom Institut für Biotechnologie der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien. Von einer Anden-Sorte gebe es bereits den genetischen Bauplan, in ihrer aktuellen Arbeit haben die Wissenschafter nun auch das Genom einer Sorte aus dem mittelamerikanischen Zweig (BAT93) sequenziert. Die systematische Untersuchung von Pflanzengenomen gilt als Grundlage für eine Verbesserung von Kulturpflanzen. Zwischen den beiden Linien, die sich vor langer Zeit getrennt haben und unabhängig voneinander domestiziert wurden, hätten sich deutliche Unterschiede gezeigt. Mit 620 Millionen Basenpaaren ist das Genom der Fisole nur etwa ein Fünftel so groß wie jenes des Menschen, enthält aber 50 Prozent mehr Gene. Insgesamt wurden 30.491 Gene im Fisolengenom identifiziert und deren Aktivitätsmuster in der Pflanze untersucht. Die Forscher erhoffen sich Einblicke in die biologischen Grundlagen von Prozessen wie Resistenzen gegenüber Schädlingen oder Wassermangel, Stickstofffixierung in den Wurzeln, Fruchtbildung und Fruchtqualität. Als überraschend hat sich laut Himmelbauer bei der Sequenzierung gezeigt, dass viele nichtcodierende RNAs, die nicht in Proteine übersetzt werden, etwa bei der Fruchtbildung eine Rolle spielen. Die Forscher planen, weitere Fisolensorten sowie einige ihrer wild vorkommenden Verwandten zu untersuchen. Damit soll es zukünftig gelingen, Gene zu identifizieren, die bei der Domestizierung der Pflanze eine Rolle gespielt haben. Wissenschaft;Einschätzungen von Gründen für Übergewicht werden auch nach sozialen Differenzen vorgenommen. Wien – Übergewicht gilt als zentrale gesundheitspolitische Herausforderung moderner Gesellschaften. Dringliche Warnungen vor den Folgen von Übergewicht für den Einzelnen und die Gesellschaft sind ebenso omnipräsent wie Ratschläge, wie dem Übergewicht beizukommen sei. Ein Diskurs, der viele Stigmatisierungen bereithält, so die Wissenschafts- und Technikforscherin Ulrike Felt. Felt untersucht in einem Forschungsprojekt an der Uni Wien gemeinsam mit ihren KollegInnen Michael Penkler und Kay Felder, wie in der Behandlung und Prävention von Übergewicht mit sozialen oder kulturellen Differenzen umgegangen wird. Wo werden solche Unterschiede gemacht oder nicht gemacht, und was für Konsequenzen haben solche Einteilungen in der Wiener Gesundheitsversorgung? Felt und ihr Team untersuchen dafür etwa Präventionsprogramme, welche die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in deutsch-, türkisch- und bosnisch-/kroatisch-/serbischsprachige Gruppen unterteilten. Wir konnten hier beobachten, dass das Problem des Übergewichts je nach Gruppe unterschiedlich konzipiert und bearbeitet wird, sagt Felt. So wurde etwa bei den türkischsprachigen Gruppen Wissensvermittlung in den Vordergrund gestellt, während bei den deutschsprachigen Frauengruppen Schwierigkeiten mit dem Gewicht vorwiegend als psychologische Probleme gerahmt wurden. In einem Vorgängerprojekt forschte Felt bereits darüber, wie Menschen überhaupt eine Vorstellung von dem Problem Übergewicht bekommen, wofür auch Medienanalysen österreichischer Zeitungen durchgeführt wurden. Spätestens mit der Veröffentlichung des ersten österreichischen Adipositas-Berichts im Jahr 2006 gab es eine breite mediale Berichterstattung über Adipositas, die bis dato noch sehr verbreitet als Fettsucht bezeichnet wurde. Dieser Begriff hat eine extrem negative Konnotation und vermittelt Vorstellung von Menschen, die sich nicht unter Kontrolle haben, sagt Felt. Es ging einerseits darum, was gesellschaftlich schiefläuft – andererseits darum, was die Einzelnen falsch machen: Kinder sitzen nur mehr vor dem Fernseher, und wir nehmen einfach viel zu viel Nahrung zu uns, beschreibt Felt den Tenor diverser Medienberichte über die kranke Gesellschaft. Adipositas wurde zu einer der gefährlichsten Epidemien des 21. Jahrhunderts quasi sozialen Ursprungs – ein Bild, das auch zahlreiche Stereotypisierungen bietet. Im Adipositas-Bericht selbst wurden die sozialen Differenzen stark betont: die stärkere Betroffenheit von Menschen mit geringerem Einkommen und Bildungsgrad oder der Umstand, dass bei Folgeerkrankungen von Adipositas schichtspezifische Unterschiede festgestellt wurden. Wir wurden neugierig, wie mit diesen Unterschieden in der Praxis umgegangen wird, beschreibt Felt, wie die Idee zu dem Projekt From Lab to Intervention and Back – Doing and Undoing Diversity in Obesity Research, Treatment and Prevention, das vom Wiener Wissenschafts- und Technologiefonds WWTF gefördert wird, entstand. Um die Rolle sozialer oder kultureller Differenzierungen im Umgang mit Übergewichtzu untersuchen, hat das Forschungsteam unterschiedliche Orte der Behandlung, Prävention und Erforschung von Adipositas untersucht. Dabei arbeiteten Felt und ihr Team auch mit medizinischem Personal zusammen, welches Patientinnen und Patienten vor und nach Magenoperationen (Magenverkleinerungen oder Magenbänder) betreut. Auch Präventionsprogramme gegen Übergewicht wurden untersucht, die schon von vornherein auf sozioökonomisch benachteiligte Gruppen fokussieren. Die Frage ist: Wann macht es Sinn, Leute in der Gesundheitsversorgung in unterschiedliche Gruppen einzuteilen?, sagt Felt. Einerseits erlaube dies, Probleme und etwaige Benachteiligungen zu benennen. Andererseits laufe man Gefahr, Stereotypisierungen und kulturelle Zuschreibungen wiederum zu reproduzieren. Hier die Balance zwischen Individualisierung und Gruppenbildung zu finden ist eine Herausforderung, die sich für Verantwortliche in der Gesundheitsversorgung in allen Bereichen stellt. Betroffene selbst begründen ihr Übergewicht oftmals auch mit bestimmten Gruppenzugehörigkeiten. Ich komme vom Land, ich gehöre zur Computergeneration oder ich bin ein Nachkriegskind lauten etwa einige Berichte von Menschen, die sich selbst einordnen und damit mögliche Gründe für Übergewicht verbinden. Felt sieht im Umgang mit Übergewicht viele Problemfelder. Mit der Thematisierung von Übergewicht als westlicher Zivilisationskrankheit habe sich Druck aufgebaut. Dem Einzelnen wird immer mehr Verantwortung für das Funktionieren der Gemeinschaft gegeben, so viele kranke Menschen würden uns schließlich in ein sozioökonomisches Desaster stürzen. Dazu kommen noch massive Diskriminierungen am Arbeitsmarkt. In den USA ist längst bekannt, dass es dicke Bewerber und Bewerberinnen auf dem Arbeitsmarkt schwerer haben. Eine Studie der Universität Tübingen hat diese Hürde für Übergewichtige 2012 auch für Deutschland nachgewiesen. Aktivismus gegen Diskriminierung von Dicken oder eine Pro-Fat-Bewegung, wie es sie in den USA schon lange gibt, sind in Österreich kaum präsent, so Felt. Wir haben hier eine sehr starke Vorstellung, dass man am Körper arbeiten, ihn verbessern muss – als Beweis, dass man sich als Subjekt in der Hand hat. Panorama;Italienische, deutsche und irische Schiffe an Rettungsaktionen beteiligt. Rom/Berlin - Marine-Schiffe aus mehreren EU-Staaten haben am Wochenende um die 4.000 Flüchtlinge auf dem Mittelmeer aufgenommen. Allein am Samstag wurden nach Angaben der italienischen Küstenwache und der zivilen Hilfsorganisation MOAS 3.500 Menschen rund 45 Meilen vor der libyschen Küste gerettet, die in neun Holzbooten und sechs Schlauchbooten auf dem Meer trieben. Die Zahl der in diesem Jahr in Italien ankommenden Flüchtlinge könnte damit schon in Kürze die Marke von 50.000 überschreiten. Mehrere italienische Regionen äußerten sich vor diesem Hintergrund kritisch zu den Neuankömmlingen, weil sie fürchten, die damit verbundenen Herausforderungen nicht mehr schultern zu können. An der gemeinsamen Rettungsaktion waren Schiffe der deutschen Bundeswehr, der italienischen, irischen und britischen Marine sowie einer Nichtregierungsorganisation beteiligt. Allein am Samstag wurden vor der libyschen Küste fast 3500 Flüchtlinge aufgenommen. Insgesamt 15 Flüchtlingsboote - sechs davon Schlauchboote - waren dort am Morgen in Seenot geraten. Alle 3480 Menschen konnten nach Angaben der italienischen Küstenwache gerettet werden. Die verlassenen Boote wurden der Bundeswehr zufolge als Schifffahrtshindernis eingestuft und zerstört. Die Fregatte Hessen und der Versorger Berlin nahmen 1411 Menschen aus vier Booten auf, darunter 145 Kinder, wie die Bundeswehr mitteilte. Die Rettungsaktion wurde zunächst von der in Malta ansässigen Stiftung Seenotrettung (Migrant Offshore Aid Station - MOAS) koordiniert, die mit dem Schiff Phoenix vor Ort war. Am Sonntag griff die britische Marine nach eigenen Angaben in den Gewässern zwischen Libyen und Italien weitere 500 Flüchtlinge in Seenot auf. Hinweise auf Todesopfer hatten die Behörden nicht. Die italienische Marine fand auf einem Boot aber sieben Schwangere, die in Krankenhäuser gebracht werden sollten. Mit den geretteten Flüchtlingen vom Wochenende könnte die Zahl derer, die seit Jahresbeginn nach der Fahrt über das Mittelmeer Italien erreichten, schon am Montag auf mehr als 50.000 steigen. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration kamen bis Mitte Mai fast 1800 Menschen bei der gefährlichen Überfahrt ums Leben. Italien beherbergt landesweit derzeit bereits rund 84.000 Flüchtlinge, die Aufenthaltszentren sind völlig überfüllt, die Behörden arbeiten am Limit. Der Präsident der norditalienischen Region Lombardei, Roberto Maroni, sagte dazu am Sonntag, er werde am Montag die Bürgermeister und Präfekten seiner Region dazu auffordern, keine illegalen Flüchtlinge mehr aufzunehmen. Die Regierung in Rom verteilt die Flüchtlinge auf die einzelnen Regionen. Der neu gewählte Präsident der nordwestlichen Küstenregion Ligurien, Giovanni Maroni, äußerte sich ähnlich kritisch. Ich habe es bereits gesagt: Wir werden keine weiteren Migranten aufnehmen und die Lombardei, Venetien und das Aostatal werden es uns gleichtun. Der rechtsgerichtete Präsident von Venetien, Luca Zaia, sprach mit Bezug auf seine Region von einer tickenden Zeitbombe. Die sozialen Spannungen in der Region, zu der auch Venedig gehört, seien immens. Mit einer Militärmission will die Europäische Union künftig das Schleusen von Flüchtlingen über das Mittelmeer unterbinden. Die EU-Länder hatten im Mai den Plan gebilligt, mit einem Marineeinsatz gegen Schlepperbanden vorzugehen. In einer ersten Stufe sollen Schiffe und Überwachungsflugzeuge Informationen über die Schleusernetze sammeln. Für ein militärisches Vorgehen gegen Schlepperboote hofft die EU auf ein Mandat der Vereinten Nationen. Web;Nachdem sein Laptop kaputt ging, blieb Prince Harvey keine andere Möglichkeit – Versteckspiel vor Mitarbeitern. Ein US-amerikanischer Rapper namens Prince Harvey hat ein komplettes Album heimlich in Apple Stores aufgenommen. Der Grund dafür: Finanzielle Schwierigkeiten in Verbindung mit kaputten Festplatten und zerstörten Laptops. Es war nicht geplant, in Apple Stores aufzunehmen, so Prince Harvey gegenüber Daily Beast, aber zuerst ging mein Computer ein, dann meine externe Festplatte – New York ist teuer, ich konnte mir nicht einfach neue Geräte kaufen. Da er aber unbedingt sein Album fertigstellen wollte, musste sich der Musiker einen neuen Plan überlegen. Nach einigem Überlegen kam er auf die Idee, doch Ausstellungsstücke in einem Geschäft für die Aufnahme zu verwenden. Doch das Verkabeln von Instrumenten samt Mix in klassischen Musikgeschäften erschien viel zu auffällig. Deshalb entschloss sich Prince Harvey, alle Sounds mit seiner Stimme selbst zu erzeugen – und auf Apple zu setzen. Über den Zeitraum von vier Monaten fuhr er an jedem Werktag in einen New Yorker Apple Store, wo er sein Album heimlich aufnahm. Auch wenn er die Mehrzahl der Apple-Mitarbeiter ständig austricksen musste, konnte er doch auf die Hilfe einiger weniger Angestellter zählen. So kam er mit ihrer Hilfe etwa darauf, dass Daten, die sich im Papierkorb des Macs befinden, nicht von der täglichen Rundum-Löschung betroffen sind. Außerdem konnte er USB-Sticks verwenden, um seine Ergebnisse festzuhalten. Jetzt ist das Album geschafft, das er in Reminiszenz auf den Aufnahmeort PHATASS: Prince Harvey At the Apple Store genannt hat. Bald soll eine Tour folgen. Wirtschaft;Russland will die Abhängigkeit des Preises von Ural-Erdöl von US-Währungseinflüssen schrittweise verringern.. Kaum hat sich der Ölpreis etwas erholt, gibt es neue Schreckensszenarien für den Kreml: Experten glauben, dass der jüngste Preisanstieg zu einer scharfen Gegenreaktion führen wird, und erinnern an das Vorjahr. Laut Commerzbank-Analyst Eugen Weinberg gibt es Parallelen zum Jahr 2015. Damals gab es ebenfalls ein Zwischenhoch im Frühjahr, ehe die Preise wieder abstürzten. Der Markt sei auch jetzt überhitzt. Nach Einschätzung von Analysten könnten sich die Preise wieder auf bis zu 30 Dollar je Fass (159 Liter) abschwächen. Höchste Zeit gegenzusteuern und die Abhängigkeit des russischen Urals-Öls von anderen auf dem Weltmarkt gehandelten Marken zu senken. In einem ersten Schritt will Moskau dazu Futures auf Urals-Öl anbieten. Gehandelt werden sollen die Terminkontrakte an der St. Petersburger Warenbörse. Ziel ist die Schaffung eines Systems, in dem russisches Öl gerecht und offen bewertet und verkauft wird, sagte Börsenchef Alexej Rybnikow. Laut dem Vorsitzenden des russischen Börsenverbands Anatoli Gawrilenko, könnte der Urals-Future noch heuer in den Handel kommen. Für einen Erfolg sei aber politischer Wille notwendig. Natürlich wird das Interesse zunächst verhalten sein. Dafür, dass unser Future von sich reden macht und den Respekt der globalen Akteure erwirbt, müssen wir Konstanz beim Handel, Umsatz und Umfang gewährleisten – und natürlich Transparenz unseres Marktes, sagte Gawrilow. Die Futures laufen zunächst auf mindestens 720.000 Barrel pro Lieferung und sollen vorerst nur in Dollar gehandelt werden. Später ist ein Umstieg auf Rubel geplant. Kremlchef Wladimir Putin fordert seit Jahren eine stärkere Emanzipation des russischen Außenhandels vom Dollar. Der direkte Handel mit Urals-Futures würde eine Diversifizierung des Exports ermöglichen. Bisher liefert Russland vorwiegend nach Europa. In Moskau sieht man potenzielle Klienten aber auch in Asien. Dort – speziell in China – ist die Bereitschaft, den Handel in nationalen Währungen abzuwickeln, größer. Zudem bietet der Handel weitere Vorteile. Bisher ist Urals-Öl direkt an den Preis für Öl der Marke Brent gekoppelt und wird derzeit mit einem Abschlag von 2,5 bis drei Dollar pro Barrel gehandelt. Urals habe sein Marktpotenzial aber noch nicht ausgeschöpft, für viele Ölverarbeiter sei es günstig wegen seiner Beschaffenheit, meinte Nikita Maslennikow, Leiter des Finanz- und Wirtschaftsressorts beim Moskauer Institut für moderne Entwicklung. (André Ballin aus Moskau, 2.5.2016) Wissenschaft;Panama – Für Tarzan waren die verholzenden Kletterpflanzen als Transportmittel durch den Regenwald eindeutig von Vorteil. Ein internationales Forscherteam hat nun aber einen erheblichen Nachteil der Kletterpflanzen im Fachblatt PNAS dokumentiert: Wie Versuche in Panama zeigten, wird in von Lianen durchsetzten Abschnitten des tropischen Regenwalds nur rund ein Viertel jener Kohlenstoffmenge aufgenommen wie in Abschnitten ohne. Regenwälder binden rund 40 Prozent des Kohlenstoffs der Erde. AbstractPNAS: Lianas reduce carbon accumulation and storage in tropical forests Cambridge – Die Firma Novartis hat in den Ansatz rund eine Milliarde Euro investiert und scheiterte. Doch nun besteht wieder Hoffnung, Ersatzorgane für Menschen in Schweinen wachsen zu lassen: Der US-Genetiker George Church verkündete bei einer US-Fachtagung, dass es ihm gelungen sei, mittels der Methode Crispr jene Retroviren zu eliminieren, die eine Transplantation von Tier zu Mensch verhinderten. LinkScience News: Gene-editing method revives hopes for transplanting pig organs into people London – Die wohl wichtigste wissenschaftliche Grundlage für die politischen Diskussionen und Maßnahmen zum Klimawandel sind die Berichte des Weltklimarats IPCC. Ralf Barkemeyer und Kollegen haben die Berichte für das Fachmagazin Nature Climate Change linguistisch untersucht und festgestellt, dass sie seit den 1990er-Jahren unlesbarer geworden sind. Zugleich habe sich die Berichterstattung in den internationalen Medien verbessert, auch wenn diese oft pessimistischer sei als die IPCC-Berichte. AbstractNature Climate Chance: Linguistic analysis of IPCC summaries for policymakers and associated coverage (tasch, 13.10.2015) Wissenschaft;Washington – Einen Tag nach Beginn des Weltklimagipfels startet in Washington eine weitere Konferenz zu einer wichtigen Zukunftsfrage. Dank der revolutionären Crispr-Cas9-Technik ist es seit kurzem einfach und billig, punktgenaue Veränderungen der DNA vorzunehmen. Ab Dienstag diskutieren deshalb Wissenschafter aus mehr als 20 Ländern darüber, wie man diese Technik beim Menschen nützen soll. LinkNature: Human-genome editing summit to sample global attitudes Kultur;Free Jazz mit Fäusten, Punk im Smoking. Einer der wichtigsten Vertreter der New Yorker No-Wave-Ära gastiert nächste Woche in Wien: James Chance mit seiner Band Les Contortions. Wien – Revivaltauglich ist er nicht. Muss er nicht sein. Zwar dockten im neuen Jahrtausend etliche Bands an der Ära des No Wave an, doch James Chance blieb dabei meist zugunsten gefälligerer Referenzen auf der Strecke. Es dürfte ihm egal sein. Denn seine bockige, biestige Musik, die er als einer der wichtigsten Vertreter der No Wave veröffentlicht hat, empfing längst die Segnungen der Zeitlosigkeit. Jazz und Punk Der heute 63-Jährige wurde als James Siegfried in Milwaukee, Wisconsin, geboren. Nach ersten Arbeiten mit der Band Death, die als schwarze Stooges galten, verließ er Wisconsin und ging nach New York. Dort infiltrierte er in den mittleren 1970ern die Free-Jazz- und Punkszene. Bald führte er beide Stile zusammen und veröffentlichte unter Aliasnamen wie James Chance, James White und mit Bands wie den Contortions, den Blacks oder Teenage Jesus and the Jerks ein vergleichsloses Werk, dass sich zudem Punk, Funk, Drogen und Disco einverleibte. Einmal alles, bitte. Im Rahmen der andauernden Feierlichkeiten anlässlich des 30-jährigen Bestehens des Wiener Veranstaltungslokals Chelsea gastiert James Chance kommenden Dienstag mit der aktuellen Inkarnation seiner Begleitband, Les Contortions. Full Contact mit dem Publikum Mit stechendem Blick, Küsserlippen und Smoking galt Chance als unberechenbarer Musiker, der keine Scheu besaß, die Full-Contact-Attitüde des Punk live mit Fäusten oder seinem Saxofon als Überzeugungsmitteln auszuleben. Ja, mein Gott, ein Mann auf Mission eben. Einer, der sich längst im Legendenstatus befindet, den anhaltende Wiederveröffentlichungen seines alten Labels ZE Records beständig unterfüttern und der heute mit Elvis-Frisur live auch derb rocken oder der Orgel verdrehte Töne entlocken kann – unberechenbar wie eh und je. Karl Fluch, 10.5.2016) Wissenschaft;Wellenförmige Muster in Materiescheibe um AU Microscopii lassen sich mit nichts vergleichen, was man bisher kennt. Ein internationales Astronomenteam hat mithilfe des Hubble-Weltraumteleskops und des Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte in Chile in einem nahen Sternsystem etwas beobachtet, das sie ziemlich ratlos zurücklässt: Es scheint, als würden sich in einer Staubscheibe rund um den Stern AU Microscopii (AU Mic) Strukturen mit enormer Geschwindigkeit fortbewegen. Sind es die Folgen einer Eruption des Zentralgestirns, oder haben die wellenförmigen Muster mit einem – bisher nicht nachgewiesenen – Exoplaneten in der Materiescheibe zu tun? Möglicherweise handelt es sich auch um ein völlig unbekanntes Phänomen. AU Microscopii im südlichen Sternbild Mikroskop liegt weniger als 33 Lichtjahre von der Erde entfernt, befindet sich damit also praktisch in der kosmischen Nachbarschaft. Die den Stern umgebende große Staubscheibe ist für irdische Beobachter fast genau von der Seite zu sehen. Astronomen ist es nun gelungen, diese Materiescheibe mithilfe des erst vor kurzem am Very Large Telescope installierten Instruments Sphere detailscharf abzubilden. Außer den Sphere-Daten wurden dabei frühere Beobachtungen mit dem Weltraumteleskop Hubble genutzt. Erstmals konnten auf diesem Weg nicht nur Unterstrukturen der Scheibe untersucht werden, sondern auch Muster, die sich offenbar mit der Zeit verändern. Mehr noch: Die Scheibe um AU Mic weist offensichtlich Strukturen auf, die sich äußerst schnell und wellenartige fortbewegen. Als das Instrumententeam von Sphere nach Zielobjekten für seine ersten Beobachtungen suchte, war AU Mic ein naheliegender Kandidat. Thomas Henning, Direktor des Max-Planck-Instituts für Astronomie, war an den Untersuchungen beteiligt und zeigte sich bereits von den ersten Aufnahmen beeindruckt: Gleich auf den ersten Blick haben wir detaillierte Strukturen in der Scheibe gesehen – hätten Sie mir vor ein paar Jahren gesagt, dass solche Bilder 2015 möglich wären, hätte ich Ihnen das vermutlich nicht geglaubt. Wir haben diese Strukturen dann mit Bildern verglichen, die einige Kollegen und ich 2010 und 2011 mit dem Weltraumteleskop Hubble aufgenommen hatten. Diese Vergleichsanalysen ergaben eine veritable Überraschung: Es gelang den Wissenschaftern, eine ganze Reihe von Strukturen eindeutig sowohl in den Sphere- als auch in den Hubble-Bildern zu identifizieren. Das Außergewöhnliche an den Beobachtungen war allerdings, dass sich diese Strukturen innerhalb der wenigen Jahre, die zwischen den Beobachtungen vergangen waren, deutlich vom Stern entfernt hatten. Diejenigen Strukturen, die weiter vom Stern entfernt sind, scheinen sich dabei schneller zu bewegen als die sternnäheren. Mindestens drei der Strukturen bewegen sich so schnell, dass sie der Schwereanziehung des Sterns entkommen und damit das System verlassen könnten – also mit mindestens 40.000 Kilometer pro Stunde, schätzen die Forscher. Solche hohen Geschwindigkeiten schließen aus, dass es sich um herkömmliche Scheibeneigenschaften handelt, die als Störungen hervorgerufen werden, wenn sich Objekte – etwa Exoplaneten – auf ihrer Umlaufbahn um den Stern durch das Scheibenmaterial bewegen. Etwas anderes muss dafür gesorgt haben, dass die Wellen Fahrt aufgenommen und derart hohe Geschwindigkeiten erreicht haben – und das zeigt, dass man es offenbar mit etwas wirklich Ungewöhnlichem zu tun hat. AU Mic ist ein roter Zwergstern vom Typ M1 Ve, der nur etwas mehr als halb so groß ist wie die Sonne, ein mit rund zwölf Millionen Jahren recht junger Stern im Vergleich zu den knapp fünf Milliarden Jahren unserer Sonne. Wie bei solchen jungen Sternen häufig, zeigt AU Mic starke Aktivität und produziert mit einiger Häufigkeit Eruptionen, bei denen stellares Plasma mit hoher Geschwindigkeit nach außen geschleudert wird. Die Astronomen spekulieren, dass die bewegten Strukturen in der Staubscheibe auf diese Weise zustande gekommen sind. Eine weitere durchaus reizvolle Möglichkeit ist, dass die Veränderungen in der Scheibe auf das Vorhandensein eines oder mehrerer extrasolarer Riesenplaneten in der Staubscheibe hindeuten. Eine der stellaren Eruptionen könnte etwas auf einem der Exoplaneten ausgelöst haben – falls es dort Exoplaneten gibt. Sie könnte dort gewaltsam Materie losgelöst haben, die sich jetzt durch die Scheibe bewegt, angetrieben durch die Wucht der Eruption, meint Glenn Schneider vom US-amerikanischen Steward Observatory. Insgesamt legt der überraschende Nachweis der dynamischen Strukturen in der Materiescheibe von AU Mic ein ganzes Programm zusätzlicher Beobachtungen nahe. Haben die Forscher besonders großes Glück, könnte ihnen sogar der Nachweis von Protoplaneten in der Scheibe gelingen, also von kleineren Körpern, die eifrig weitere Masse sammeln, um zu ganzen Exoplaneten heranzuwachsen. Allgemeiner sollten detaillierte Beobachtungen der Dynamik solcher Scheiben direkte Vergleiche mit der Simulation solcher Objekte ermöglichen – und könnten auch Informationen über Prozesse der Planetenentstehung liefern, die in der Scheibe ihre Spuren hinterlassen haben. Wissenschaft;Bald ist die Hälfte der Satellitenflotte vor Ort. Cayenne – Eine Rakete mit zwei neuen Satelliten für das europäische Navigationssystem Galileo ist von Französisch-Guyana aus ins All gestartet. Die Sojus-Rakete hob am Donnerstag kurz vor 13.00 Uhr deutscher Zeit im Weltraumbahnhof Kourou ab. An Bord waren der elfte und der zwölfte Satellit – von insgesamt 30 geplanten – für das Programm der EU und der Europäischen Weltraumorganisation ESA. Mit Galileo will Europa vom amerikanischen GPS unabhängig werden. Seine Positionsdaten sollen künftig zum Beispiel von Navigationsgeräten in Autos benutzt werden. Allerdings kam das Vorhaben wegen Verzögerungen und Kostensteigerungen immer wieder in die Kritik. Die Satelliten sollten drei Stunden und 48 Minuten nach dem Start ausgesetzt werden. Web;Funktion zum Zoomen oder Durchsuchen von Inventaren gedacht. Nintendo hat vergangenen Februar ein Patent für einen Controller eingereicht, der anstelle der üblichen Schultertasten horizontal ausgerichtete Scroll-Räder nutzt. Das Dokument zeigt ein Touchscreen-Gamepad, ähnlich jenem der Wii U, das neben Analogsticks und Steuerkreuz allerdings nur zwei Aktionstasten auf der Oberseite aufweist. Die Scroll-Räder können entweder mit dem Zeigefinger bedient werden, um an Objekte heran zu zoomen oder durch ein Inventar zu scrollen, oder mit dem Daumen benutzt werden, wenn man das Gamepad aufrecht in der Hand hält. Ob diese Neuerungen tatsächlich Einzug halten in Nintendos kommenden Produkten, bleibt abzuwarten. Aktuell arbeitet der Konzern auf Hochtouren an der nächsten Spielkonsole NX, die 2016 vorgestellt werden soll. Ende August tauchte ein Patent auf, wonach Nintendo an einer Konsole ohne optischen Laufwerk werken könnte. Wissenschaft;Emmanuelle Charpentier und Jennifer Doudna erhalten Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Preis 2016. Frankfurt am Main – Die Wissenschafterinnen Emmanuelle Charpentier (47) und Jennifer Doudna (51) werden mit dem Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Preis 2016 ausgezeichnet. Ihre Namen sind verknüpft mit einer der größten wissenschaftlichen Sensationen der vergangenen Jahre: einer einfach zu handhabenden Allzweckschere für Gene. Die mit 100.000 Euro dotierte Ehrung gilt als eine der angesehensten für Forscher in Deutschland. Die Entdeckung der beiden Preisträgerinnen hat einen Quantensprung in der Forschung bewirkt, begründete der Stiftungsrat seine Entscheidung. Der mit 60.000 Euro dotierte Nachwuchspreis geht an den Biochemiker und Strukturbiologen Claus-Dieter Kuhn (37) von der Universität Bayreuth. Die französische Mikrobiologin Charpentier ist Direktorin am Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie in Berlin, zuvor war sie am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig tätig. Doudna ist Biochemikerin und Professorin an der University of California in Berkeley (USA). Die beiden Forscherinnen hatten unter anderem bereits den Dr. Paul Janssen Award for Biomedical Research und den Prinzessin-von-Asturien-Preis erhalten. (APA, red, 25. 1. 2016) Wirtschaft;Der Ex-Manager gestand im U-Ausschuss Fehler ein, sieht sich aber nicht als "kriminelles Mastermind". Selbstkritisch in einzelnen Punkten, selbstbewusst bei der Zurückweisung aller strafrechtlichen Anschuldigungen: So gab sich der frühere Hypo-Vorstandsvorsitzende Wolfgang Kulterer bei seiner lang erwarteten Befragung im U-Ausschuss. Kulterer wehrte sich gegen Anschuldigungen, er sei das kriminelle Mastermind (Team-Stronach-Vertreter Robert Lugar) in der Causa Hypo. Niemals habe er eine bewusste Handlung zum Schaden der Bank getätigt. Es habe ein Dirty Campaigning gegen ihn gegeben, er sei zum Sündenbock gemacht und wie ein Schwerverbrecher behandelt worden. Nach Gerichtskosten in Millionenhöhe sei ihm das nackte Leben geblieben, man könne ihm also nichts mehr androhen. Der langjährige starke Mann der Hypo, der eine dreieinhalbjährige Haftstrafe wegen Untreue absitzt, zeigte nicht gerade Reue, gestand aber zumindest persönliche Fehler ein. Der größte sei die Strategie der Bank nach dem Bekanntwerden von Spekulationsverlusten in Höhe von 330 Millionen Euro gewesen. Kulterer will im Herbst 2004 zum ersten Mal davon erfahren haben. Das Swap-Event hat uns den Boden unter den Füßen weggezogen, so Kulterer. Man hätte nicht die defensive Strategie wählen und das Problem intern lösen, sondern in die Offensive gehen und die vermittelnden Investmentbanken verklagen sollen. Als dann im März 2006 die Swap-Verluste über eine Zeitung an die Öffentlichkeit drangen – ihr zugespielt aus der zum Finanzministerium unter Karl-Heinz Grasser ressortierenden Finanzmarktaufsicht, wie Kulterer behauptet -, sei sein erster Gedanke gewesen: Das ist jetzt die Abrechnung von Grasser mit Haider. Sein eigenes Verhältnis zum verstorbenen Landeshauptmann sei immer distanziert gewesen. Haider habe Angst gehabt, dass Kulterer irgendwann für die ÖVP und gegen ihn als Landeshauptmann kandidieren könnte. Den Vorwurf, die Hypo sei ein Selbstbedienungsladen für Haiders Landesregierung gewesen, versuchte er zu entkräften. Bei keinem Projekt sei eine Bereicherung nachzuweisen. Besonders stört ihn diese Unterstellung beim Bau des idiotischen Fußballstadions in Klagenfurt für die EM 2008. Dafür habe es keinen einzigen Euro von der Hypo gegeben. Mit einem solchen Wunsch sei Haider nie an ihn herangetreten – habe er doch gewusst, dass Kulterer sich dagegen verwehren würde. Dass ein Vorstand einer Landesbank politischem Druck ausgesetzt ist, sei logisch. Weisungen habe es aber ebenso wenig gegeben wie Wunschprojekte Haiders, die einen Milliardenschaden anrichteten. Ich habe mich mit Haider arrangiert. Das bedeutet aber nicht, dass man sich von der Politik vergewaltigen lassen muss, fasste Kulterer zusammen. Die fehlende Entbindung vom Bankgeheimnis durch die Hypo-Auffanggesellschaft Heta war bei seiner Befragung kaum von Belang. Das Gleiche gilt für Kulterers in der Causa Vorzugsaktien zu vier Jahren Haft verurteilten Vorstandskollegen Günter Striedinger, der nach ihm geladen war. Den Abgeordneten ging es weniger um einzelne umstrittene Kreditfälle, bei denen die Verschwiegenheitspflicht zum Tragen hätte kommen können. Bestimmende Themen waren vielmehr grobe Fehlentwicklungen wie die Swap-Verluste, aber auch die Landeshaftungen und der Verkauf der Hypo an die BayernLB. Dieser erfolgte nach Kulterers Befinden zum optimalen Zeitpunkt und zu einem exorbitanten Preis. An dem Tag, an dem die Bayern unterschrieben, habe er die Hypo in ordentlichen Händen geglaubt. Nachsatz: Da habe ich mich ordentlich getäuscht. Von einer Sanierung des Risikomanagements und einem langsameren Kreditwachstum unter den Bayern könne keine Rede sein. Im Gegenteil, diese hätten nach ihrem Einstieg sogar mehr Gas gegeben. Die deklarierten Risikokredite seien um 900 Millionen Euro angestiegen. Die kurzfristige Verstaatlichung sei dann überhaupt die Ernüchterung meines Lebens gewesen. Dass die – zu hohen – Hypo-Landeshaftungen jemals schlagend werden könnten, darüber habe vor der Finanzkrise niemand nachgedacht, so Kulterer, der nach der nun anstehenden Sommerpause noch einmal geladen werden soll. (Simon Moser, 17.7.2015) Panorama;'Gegen harten Widerstand beginnt die französische Regierung das Flüchtlingslager in Calais zu räumen. Die Vertriebenen suchen ihr Heil entlang der ganzen Kanalküste bis nach Belgien. Die Bagger kommen mit Geleitschutz. Schwer ausgerüstete CRS-Bereitschaftspolizisten stehen Spalier, um die Räumungsfahrzeuge und zwanzig Arbeiter der Firma Sogea vorzulassen. Sie reißen Baracken, Holzhütten und Zelte ein und räumen den Schutt weg. Begonnen hatte die Aktion am Montagmorgen. Die schätzungsweise 3.000 Migranten des Dschungels – so der Übername der aus dem Sandboden geschossene Zelt- und Budenstadt – wurden auf dem falschen Fuß erwischt. An sich hatte die Präfektur des Departements Pas-de-Calais erklärt, sie lasse vorerst nur leer stehende Behausungen schleifen. Doch am Montag kamen zuerst Sozialarbeiter, die den Bewohnern eine Stunde Zeit zur Räumung gaben und Dokumente verteilten. Darauf konnten sich Interessenten für eines der 102 Auffangzentren in ganz Frankreich einschreiben. Doch die Migranten wollen nicht in Frankreich bleiben, sie wollen nach Großbritannien– sei es zur Arbeit oder wegen der Familie. Nach einer mehrere tausend Kilometer langen Anreise stauen sie sich am Ärmelkanal; denn wegen massiven Sperrgürteln ist es ihnen fast unmöglich geworden, in Sattelschleppern auf Kanalfähren oder im Eurostar-TGV- durch den Eisenbahntunnel auf die britischen Inseln überzusetzen. Die unhaltbaren Zustände in dem slumgleichen Dschungel haben die französischen Behörden nun zum Eingreifen gezwungen. Sie versuchen schrittweise die Kontrolle über das Terrain in den Sanddünen zurückzugewinnen. Schon im Dezember hatten sie das Lager durch eine hundert Meter breite Pufferzone von der Hafenzufahrt getrennt. Dann stellten sie beheizbare Wohncontainer zur Verfügung. Die Migranten ziehen aber die nasskalten Zelte vor: Sie wollen mit den französischen Instanzen gar nichts zu tun haben. Also befahl Innenminister Bernard Cazeneuve die Räumung des südlichen Lagerteils. Sie solle mit Ruhe und Methode von statten gehen, erklärte der ebenso stoische mit methodische Minister. Allerdings kam es am Montagabend zu heftigen Zusammenstößen mit der Polizei. Vermummte Mitglieder der Anarchogruppe No Border legten an mehreren Orten Feuer und bewarfen die Polizei mit Steinen; Migranten enterten und blockierten die Zufahrtstrasse. Die Sicherheitskräfte antworteten mit Wasserstrahlern und Tränengas. Elf Polizisten wurden leicht verletzt, vier No Borders-Aktivistenverhaftet. Am Dienstag ging die Räumung vorerst ohne Zwischenfälle weiter. Präfektin Fabienne Buccio erklärte, der Abbau des Lagers werde einen Monat in Anspruch nehmen; angesichts der anhängigen Gerichtsklagen und politischen Proteste klingt das allerdings nicht sehr realistisch – sondern eher nach dem Wunsch der französischen Behörden, den Dschungel vor dem erwarteten Anschwellen der Migrantenzahl im Frühling ganz zu schließen. Das Grundproblem des Flüchtlingsstroms wird allerdings durch die Räumungsoperation nicht gelöst. Nur 45 Migranten zeigten sich seit Wochenbeginn bereit, sich mit Bussen in Auffangzentren bei Bordeaux – 900 Kilometer von Calais entfernt – transportieren zu lassen und dort einen französischen Asylantrag zu stellen. Das behördliche Sammelzentrum beim Dschungel ist ebenfalls nicht voll belegt. Lieber gehen die Flüchtlinge ihre eigenen Wege: Sie versuchen den Kanalsprung aus anderen Ferry-Standorten wie Cherbourg, Dieppe oder Dünkirchen – wo irakische Kurden seit ein paar Monaten ein zweites Lager namens Grande-Synthe gebildet haben. Oder sie passieren die offene Grenze nach Belgien und versuchen es dort aus einem Fährhafen wie Zeebrügge. Damit geschieht das Gleiche wie 2002, als der damalige konservative Innenminister Nicolas Sarkozy ein umstrittenes Rotkreuz-Migrantenlager in Sangatte (westlich von Calais) geschlossen hatte: Die vertriebenen Insassen verteilten sich auf den ganzen Küstenstrich, um auf Umwegen doch noch nach England zu gelangen. Die belgische Regierung sucht den Anfängen zu wehren: Sie hat als Reaktion auf die Räumung in Calais 300 Polizisten Zöllner aufgeboten, die illegale Einreisende stellen sollen. Beim ersten Mal werden sie nach Frankreich zurückverfrachtet, bei zweiten Mal in ein Asylzentrum gebracht. Mehr als 600 aus Calais gekommen Flüchtlinge wurden auf diese Weise schon nach Frankreich zurückgeführt. Cazeneuve bezeichnete dieses Vorgehen als seltsam, und die EU-Kommission klärt ab, ob das Prinzip der Verhältnismäßigkeit gewahrt sei.' Wissenschaft;Bioinvasoren gefährden die einheimische Tierwelt auf den Antipoden-Inseln. Wellington – Sie scheinen die harmlosen Cousins von Ratten zu sein, aber Mäuse zählen ebenso wie diese zu den schlimmsten Bioinvasoren weltweit. Auf den vulkanischen Antipoden-Inseln im Südpazifik haben sie sich mangels natürlicher Feinde derart vermehrt, dass sie den Lebensraum der einheimischen Vögel und anderer Tiere kahlfressen. Alleine auf der nur 20 Quadratkilometer großen Hauptinsel des subantarktischen Archipels wimmeln geschätzt 200.000 Mäuse. Nun will Neuseeland, zu dessen Hoheitsgebiet die Inselgruppe gehört, hart durchgreifen und rückt mit einem Expertenteam, zwei Schiffen, drei Hubschraubern und 65.500 Kilogramm Mäusegift aus. Es sei die schwierigste Ausrottungsaktion, die ihre Regierung je unternommen habe, sagte die neuseeländische Umweltministerin Maggy Barry: Die Insel liegt in rauer See und wird von antarktischen Stürmen gepeitscht, es ist wirklich am Ende der Welt und die Expedition war eine enorme logistische Herausforderung. Die Aktion auf der Hauptinsel wird umgerechnet rund 2,4 Millionen Euro kosten. Die Mäuse wurden wahrscheinlich im 19. Jahrhundert von Robbenjägern eingeschleppt. Durch ihre große Zahl werden sie zur Gefahr für einheimische Arten. Auf der unwirtlichen Insel nisten zahlreiche Seevogelarten, unter anderem Albatrosse. Und es gibt dort eine Papageienart, die sonst nirgendwo vorkommt: den Einfarblaufsittich (Cyanoramphus unicolor). Laufsittiche leben die meisten Zeit am Boden und ernähren sich vorwiegend pflanzlich. In der südpazifischen Inselwelt hat sich eine ganze Reihe unterschiedlicher Arten auf isolierten Inseln entwickelt. Einige der gegenüber Umweltveränderungen empfindlichen Arten sind bereits ausgestorben – das soll sich nun auf den Antipoden-Inseln nicht wiederholen. Wissenschaft;Schüler entdeckten den etwa 30 Jahre alten Weitwanderer in Orth an der Donau. Orth a.d. Donau – Auf einen Weitwanderer im wörtlichen Sinn sind Schüler aus Orth an der Donau (NÖ) bei einem Amphibien-Schutzprojekt gestoßen. In der Nähe des Fadenbachs in Orth entdeckten sie eine Europäische Sumpfschildkröte, die zuletzt 2005 bei Witzelsdorf registriert wurde – rund zehn Kilometer entfernt. Für Experten des Nationalparks Donauauen eine beträchtliche, ungewöhnliche Wanderstrecke für ein solches Reptil. Freiwillige Helfer holen während der Frühjahrs-Wanderung von Amphibien täglich in der Früh Tiere aus Kübelfallen, bestimmen die Art und tragen sie über die Straße. Schüler der Neuen Mittelschule Orth entdeckten dabei auch eine Sumpfschildkröte und kontaktierten Experten. Ein Abgleich mit der Fotodatenbank, in der spezifische Merkmale und Nummerierung aller erfassten Exemplare gespeichert sind, zeigte: Die Kinder hatten Schildkröte Nummer 123 angetroffen, ein Männchen, das zuletzt 2005 in Witzelsdorf registriert wurde. Aufgrund von Körpergröße und sonstigen Merkmalen wird das Tier aktuell auf ein Alter von etwa 30 Jahren geschätzt. Witzelsdorf liegt stromabwärts rund zehn Kilometer vom jetzigen Fundort entfernt. Dass er so weit westwärts wanderte, ist verwunderlich, schließlich hat er einen guten Weibchen-Bestand in Witzelsdorf, erklärte Maria Schindler in einer Aussendung des Nationalparks. Männchen würden aber manchmal abwandern, um Inzucht zu vermeiden. Wissenschaft;Forscher untersuchten Ausgrabungsstätten aus der Schnurkeramischen Kultur Mitteleuropas. Göteborg/München – Schwedische Forscher haben Einblick in mitteleuropäische Lebensverhältnisse während der Kupfersteinzeit, der Epoche des Übergangs zwischen Neolithikum und Bronzezeit, gewonnen. Sie analysierten Knochen und Zähne aus mehreren Ausgrabungsstätten in Bayern und Baden-Württemberg, darunter von zwei großen Friedhöfen. Der Befund: Rund 42 Prozent der Bestatteten stammen ursprünglich nicht von dort – darunter viele Frauen, schreiben die Forscher im Fachblatt PLOS ONE. Die Wissenschafter um Karl-Göran Sjögren von der Universität Göteborg schlussfolgern daraus eines: Zur Zeit der sogenannten Schnurkeramischen Kultur vor knapp 5.000 Jahren dürfte es ein relativ stabiles System weiblicher Exogamie gegeben haben – also des Heiratens außerhalb der eigenen sozialen Gruppe. Die Frauen könnten demnach auf lange Wanderungen gegangen sein, um sich in den Siedlungen ihrer künftigen Ehemänner niederzulassen. Die Forscher schreiben von einem komplexen System des sozialen Austausches und der wirtschaftlichen Diversifizierung im späten neolithischen Europa. Unsere Ergebnisse legen nahe, dass Gruppen der Schnurkeramischen Kultur sehr mobil waren, besonders die Frauen. Welche Distanzen die Frauen genau zurücklegten, sei noch unklar, sagte Sjögren. Kurze Wege von Dorf zu Dorf seien genauso denkbar wie weite Strecken quer durch Süddeutschland, etwa von Franken ins südlichere Niederbayern. Das müssen wir noch genauer untersuchen, so Sjögren. Anhand von Isotopenanalysen konnten die Wissenschafter auf die Ernährungsgewohnheiten der Menschen schließen und sich ein Bild machen, wer in einer Siedlung heimisch war und wer später zuwanderte. In ihrer Ernährungsweise unterschieden sich die Siedlungen nämlich voneinander – in manchen hatten sich Milchwirtschaft und Ackerbau schon stärker durchgesetzt als in anderen. Johannes Krause vom Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte in Jena findet das Vorgehen der schwedischen Forscherkollegen schlüssig. Große Wanderungsbewegungen zu Zeiten der Schnurkeramik seien bekannt, sagte der Wissenschafter, der nicht an der Studie beteiligt war. Zu der Zeit vor rund 5.000 Jahren zog es große Gruppen von der pontischen Steppe im heutigen Südrussland in Richtung Mitteleuropa, bis nach Süddeutschland und in die Schweiz. Eine ältere Studie hatte bereits die Wanderung einer jungen Frau vom Schwarzwald nach Dänemark in der Bronzezeit beleuchtet. Von ihrem Heimatdorf war das Mädchen um das Jahr 1370 vor unserer Zeitrechnung die 800 Kilometer lange Strecke zur dänischen Halbinsel Jütland gewandert. Sie war später in ihre Heimat zurückgekehrt und dann erneut nach Jütland gekommen. Dänische Wissenschafter vermuten, dass die junge Frau mit einem Mann aus Jütland verheiratet wurde, um Handelsbeziehungen zwischen den Familien zu festigen. International;EU-Experte Tobias Flessenkemper geht mit der Union hart ins Gericht. Sie signalisiere, dass Werte verhandelbar sind, wenn es politisch ratsam erscheint. STANDARD: Die EU-Kommission veröffentlicht jeden Herbst Fortschrittsberichte zu den Kandidatenstaaten. Heuer ist das nicht passiert. Human Rights Watch geht nun davon aus, dass die Kommission es nicht getan hat, weil im Türkei-Bericht die Menschenrechtslage und die Medienfreiheit in der Türkei kritisiert wird. Gleichzeitig will die EU der Türkei entgegenkommen, da man sie wegen der Flüchtlingskrise braucht. Tobias Flessenkemper: Es ist in der Tat erstaunlich, dass es seit Jahren zum ersten Mal nicht möglich ist, diesen Rhythmus beizubehalten. Der Prozess der EU-Erweiterung wird zunehmend von den EU-Mitgliedsstaaten politisiert. Das hat jetzt eine neue Qualität erreicht. Es ist nicht überzeugend, dass die Kommission, die in den vergangenen Jahren viele Krisen bewältigt hat, nun die Flüchtlingskrise für die Verzögerung der Fortschrittsberichte verantwortlich macht. Es scheint da eher eine unerquickliche Verbindung zu geben und so zu sein, dass durch den Besuch von Angela Merkel in Ankara ein sogenannter Pragmatismus eingeführt wurde. Letztlich sieht es so aus, als ob man hofft, dass die Türkei helfen könnte, die Flüchtlingskrise abzumildern im Tausch gegen ein weniger genaues Hinsehen bei Meinungsfreiheit und Menschenrechten. STANDARD: Welche Auswirkungen hat das auf die Erweiterungsstrategie der EU? Flessenkemper: Das steht in der Folge einer weiteren Nationalisierung der Erweiterungspolitik, bei der die EU-Mitgliedsstaaten großen Einfluss ausüben. Bisher war der Einfluss klar, wenn es um den Abschluss der Assoziierungsabkommen, die Eröffnung der Verhandlungen oder das Öffnen und Schließen von Verhandlungskapiteln ging. Nun ist zum ersten Mal offensichtlich, dass die Mitgliedsstaaten die Autorität der EU-Kommission bei der Erstellung der Fortschrittsberichte untergraben. Dabei hat die Kommission wichtige Anstrengungen unternommen, die Fortschrittsberichte zu verbessern. Das Instrument wurde in den vergangenen Jahren als wenig nützlich angesehen. Also hat man den Schwerpunkt auf Kapitel 23 und 24 des Acquis, Rechtsstaat und Justiz, gelenkt, und Kommissar Johannes Hahn hat auch begonnen, bei den Grundrechten genauer hinzusehen, etwa bei der Frage der Medien. Dieser Ansatz scheint jetzt ins Hintertreffen zu geraten. Damit gehen Risiken einher, nicht nur in der Türkei, sondern auch auf dem westlichen Balkan. Denn wenn die Reformbemühungen bei den politischen Kriterien etwa in der Justiz nicht fruchten, dann wird das Versagen der Länder bei der Regierungsführung zur größten Stärke Russlands. Denn wenn die EU ihre eigenen Werte als verhandelbar betrachtet, greift das Reforminstrumentarium der EU nicht mehr. Der Versuch eines möglichst objektiven Prozesses bei den Verhandlungen wird untergraben. STANDARD: Wenn Sie sagen, der Erweiterungsprozess sei nationalisiert. Heißt das nicht einfach, dass die Kommission sehr schwach ist? Flessenkemper: Ja, das heißt es. Das ist bereits ein längerer Prozess, der seit dem Lissaboner Vertrag offensichtlich ist. Bei der heute entscheidenden Schnittstelle von Migration, Erweiterung und Außenpolitik haben die Mitgliedsstaaten das Heft in der Hand, und die Kommission ist nicht in der Lage, kongruente Vorschläge zu machen. STANDARD: Welche Auswirkungen hat das auf die Glaubwürdigkeit der EU? Flessenkemper: Es steht ohnehin nicht gut um die Glaubwürdigkeit der EU in der Region. Die letzten Auseinandersetzungen haben sicher kein Bild der Stärke und Zusammenarbeit abgegeben. Wenn aber bei sensiblen Themen wie den politischen Kriterien mit den Kandidaten nicht aufrichtig gesprochen wird, untergräbt das nachhaltige Zusammenarbeit. Allein der Verdacht, dass der Türkei-Bericht zurückgehalten wird wegen der Wahlen, lässt eine Instrumentalisierung vermuten. Dabei war der Kommission daran gelegen, diese Berichte nutzbar zu machen und in den Ländern einen positiven Debattenbeitrag für Reformen zu geben und auch die Zivilgesellschaft an der EU-Integration zu beteiligen. Das dürfte nun noch schwieriger werden. STANDARD: Bisher hat der Besuch Angela Merkels in Ankara nichts gebracht. Wenn die EU der Türkei so entgegenkommt, weshalb besteht man dann nicht auf einem Gegenentgegenkommen? Flessenkemper: Das Vorgehen ist wirklich nicht einfach zu verstehen, zumal der EU-Beitritt ja gar keine solche Priorität der türkischen Regierung ist. Dass man glaubt, damit Verhaltensänderungen erzielen zu können, ist schwer vorstellbar. Es zeigt wohl eher, dass der Kaiser nackt ist. Was angeboten wird, ist ja nicht das, was auf der anderen Seite interessiert. Die Frage bleibt aber, ob die mangelnde Aufrichtigkeit die Reformkräfte in der Türkei nicht auch noch schwächt. Besonders wenn man in der Türkei die kritischen Medien ansieht, sind es doch die, die die europäische Perspektive stärken. Also wem nützt das Ganze langfristig? STANDARD: Werden bisherige Bedingungen für den EU-Beitritt – Verbesserung der Medienfreiheit oder Menschenrechtslage – nun nicht mehr wichtig genommen? Welche Auswirkungen hat das auf die Kandidaten auf dem Balkan? Flessenkemper: Es scheint nun auf die politischen Kriterien einen weniger starken Fokus zu geben. Das sieht man auch im Hinblick auf Mazedonien in der Migrationskrise. STANDARD: Sie meinen, dass die mazedonische Regierung wegen der Flüchtlingskrise auf keine EU-Forderungen mehr eingeht? Flessenkemper: Sie brauchen nicht mehr auf den Druck einzugehen. Sie müssen nichts mehr wie noch vor einigen Jahren, denn sie werden ja jetzt von der EU gebraucht. Durch die Migrationskrise haben sich die Plätze der Spieler am Tisch gedreht. Auf dem Balkanrouten-Gipfel hat man gesehen, dass diese Staaten als gleichberechtigte Mitspieler gesehen werden wollen. Die Gewichte verschieben sich, man sucht eine gemeinsame Antwort auf die Migrationskrise – und weil das auch eine Schließung der Balkanroute beinhalten kann, kommt den Staaten eine Rolle zu. Man geht anders mit ihnen um als vorher. Mazedonien und Serbien liegen zwischen den EU-Staaten Griechenland, Kroatien und Ungarn. Und es gibt keine Lösung ohne sie. Sie sind keine Bittsteller mehr. Serbien hat durch seinen Beitrag in der Flüchtlingskrise seine Verhandlungsposition gestärkt. STANDARD: Zu welchen Szenarien kann das führen? Flessenkemper: Bisher hat man die Bedingung gestellt: Reformiert eure Länder im Justizbereich und bei der Regierungsführung. Nun ist die EU noch weniger in der Lage, mit der Oberhand zu spielen. Sie gibt nicht mehr das Angebot, Hilfe dabei zu leisten, sondern sie bittet um Mithilfe in der Bewältigung der Flüchtlingskrise. Also werden die Bedingungen weniger wichtig, und für Kooperation bei der Bewältigung der Krise werden Belohnung im EU-Erweiterungsbereich in Aussicht gestellt. Das Problem ist, dass dabei ein repressives Element, nämlich die Migrationskontrolle, das neue ausschlaggebende Kriterium für den formalen Integrationsprozess ist und nicht mehr die liberale Agenda der politischen Kriterien. Es ist unaufrichtig, wenn man gestern noch Korruptionsbekämpfung verlangt hat, und heute ist das beiseitegeräumt. Dieser sogenannte Pragmatismus birgt große Risiken. Den meisten wird damit kein Gefallen getan, wenn Regierungsführung und Rechtsstaat nicht vorankommen. Dann kommt es zum Montenegro-Effekt: Wenn es schwache Regierungsführungen gibt, ist das Feld offen für die Einflussnahme des Putin-Regimes. Das hat man in Moldau und in Montenegro gesehen. Und Russland braucht gar nichts zu tun, wenn ihnen das zufällt. STANDARD: War es eine Falle, dass man etwa in Montenegro nie klar genug gesagt hat, dass man so eine Führung nicht duldet? Flessenkemper: Wahrscheinlich. Und jetzt, wo man in der EU innenpolitisch unter Druck kommt, neigt man dazu, schlechte Deals zu machen. Die Gefahr ist, dass sie weder den EU-Mitgliedsstaaten noch den Flüchtlingen noch den Staaten auf der Balkanroute nützen und schwer zu korrigieren sind. Wissenschaft;US-Forscher interpretieren Anomalien bei ungarischen Versuchen mit neuer fundamentaler Wechselwirkung. Debrecen/Irvine – Die Physik kennt vier Grundkräfte der Natur, also vier unterschiedliche Arten, auf denen sich Objekte gegenseitig beeinflussen können: Gravitation, Elektromagnetismus, schwache Wechselwirkung und starke Wechselwirkung. Theoretische Physiker spekulieren schon länger über die Existenz einer möglichen fünften Grundkraft, die freilich das aktuell gültige Standard-Modell der Elementarteilchenphysik sprengen würde. US-Wissenschafter von der University of California in Irvine glauben nun konkreten Hinweisen auf eine solche Kraft auf die Spur gekommen zu sein. Jonathan Feng und sein Team analysierten die Daten von Experimenten ungarischer Kollegen und untersuchten dabei eine Unregelmäßigkeit, für die sie nun eine passende Erklärung gefunden haben wollen. Die auf dem Reprintserver arXiv präsentierte Arbeit sorgte in der Fachwelt wenig überraschend für Diskussionen. Immerhin werden die Argumente aber so ernst genommen, dass gleich mehrere Gruppen daran gehen wollen, die Versuche der Ungarn zu reproduzieren, darunter auch am Cern und am INFN Frascati National Laboratory bei Rom. Die Physiker um Attila Krasznahorkay vom Institut für Nuklearforschung an der ungarischen Akademie der Wissenschaften waren bei ihren Experimenten der Frage nachgegangen, ob Dunkle Photonen existieren könnten. Diese masselosen Teilchen fungieren in einigen Theorien als Kräfteüberträger zwischen möglichen Dunkle-Materie-Partikeln. Um dieser hypothetischen Teilchen habhaft zu werden, beschossen die Physiker Lithium-7 mit Protonen und erhielten dabei instabiles Beryllium-8, das bei seinem Zerfall ein Elektronen-Positronen-Paar abgab. Überraschenderweise beobachteten die ungarischen Forscher bei der Detektion der Partikel-Paare eine Anomalie, die sie mit der Entstehung eines unbekannten Teilchens mit einer Energie von 17 Megaelektronenvolt erklärten. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie in den Physical Review Letters. Die Physiker von der University of California halten allerdings eine andere Erklärung des Phänomens für mindestens ebenso plausibel: Feng und seine Kollegen vermuten, dass hinter den Unregelmäßigkeiten in den Daten des Experiments ein sogenanntes protophobes X-Boson steckt, das – so glauben die Physiker weiter – eine bisher unbekannte nur sehr lokal wirkende Kraft überträgt. Klarerweise folgte auf die Präsentation des Papiers bei einer Konferenz am SLAC National Accelerator Laboratory im kalifornischen Menlo Park vielfache Kritik. Völlig von der Hand weisen will die Fachwelt die von Feng geäußerten Thesen allerdings nicht. Mehrere Physiker-Gruppen sollen die Experimente der ungarischen Wissenschafter binnen eines Jahres wiederholen, um zu sehen, ob sich die Ergebnisse reproduzieren lassen. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei dem DarkLight-Projekt am Jefferson Laboratory des MIT in Newport News, Virginia. Auch dort sind Forscher auf der Suche nach Dunklen Photonen, indem sie Gasteilchen mit Elektronen beschießen. Kultur;War für Einrichtung der Schatzkammer in der Wiener Hofburg und den Umbau des Palais Lobkowitz in das Österreichische Theatermuseum verantwortlich. Wien – Er galt als einer der Doyens der Wiener Architektur, wirkte mit seinem Bekenntnis zu einer Architektur der Stille stets dem Trend zur Sensationsarchitektur entgegen: Am 5. September ist Karl Mang 92-jährig verstorben, wie erst jetzt bekannt wurde. Das Künstlerhaus würdigte ihr Ehrenmitglied am Dienstag als einen der bedeutendsten Architekten der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts in Wien. Am 5. Oktober 1922 in Wien geboren, studierte Mang während und nach dem Zweiten Weltkrieg Architektur an der Technischen Hochschule in Wien bei Friedrich Lehmann. Seit 1952 arbeitete er als freischaffender Architekt, war aber auch als Lehrer, Schriftsteller und Institutsleiter tätig. Mit seiner Frau Eva Mang-Frimmel, die er an der Technischen Hochschule kennenlernte, eröffnete er 1954 ein Büro und schuf Inneneinrichtungen (etwa für das UN-Generalsekretariat in New York), große Wohnanlagen und Revitalisierungen. Als hervorragende Bauten gelten auch sein Atelierhaus für die Künstlerin Lydia Roppolt (1967) sowie sein Sommerhaus im Waldviertel (1972-78), die sich organisch in die Landschaft einfügen. 1972 bis 1983 war Mang Präsident des Österreichischen Instituts für Formgebung. In den 1980er-Jahren wurde er mit der Einrichtung der Schatzkammer in der Wiener Hofburg und dem Umbau des Palais Lobkowitz in das Österreichische Theatermuseum beauftragt. Beiden Bauten ist die sensible Auseinandersetzung mit der historischen Bausubstanz ablesbar, schrieb das Architekturzentrum Wien (Az W) 2012 anlässlich einer Ehrung zu Mangs 90. Geburtstags. Mangs Experimente mit massivem Beton und Blähton als Zuschlagstoff zur Wärmedämmung sowie auch die Ausstellung Die Shaker (1974), die in 15 großen Museen Europas gezeigt wurde, fanden weite Beachtung. Wir bauen heute für eine breite Masse, unsere Bemühungen müssen den Ablauf des Lebens vieler Menschen berücksichtigen, schrieb Mang in seinem 2006 erschienenen Buch Architektur der Stille. In diesem Sinne seien seine Bauten stets menschengerecht, funktionell richtig, veränderbar, angemessen und immer bescheiden gewesen, schreibt Architekt Manfred Nehrer nun in seinem Nachruf. Besonders wichtig sei Mang das Prinzip der Variabilität gewesen, das er von der kleinsten Bauaufgabe, dem Ladenbau, bis zu seinen städtebaulichen Projekten stets anwendete. Mit der Wanderausstellung Kommunaler Wohnbau in Wien 1923-1934 gehörten Karl Mang und seine Gattin auch zu den ersten, die die Wiener Architektur der Zwischenkriegszeit wissenschaftlich bearbeiteten. Der zugehörige Ausstellungskatalog gehört ebenso wie Thonet-Möbel heute zu den Standardwerken auf diesem Gebiet. Zu seinem 85er erschien ein Band mit Schriften – Skizzen – Erinnerungen. Er beinhaltet ausgewählte Blätter aus einem Fundus von über 300 Zeichnungen und 4.000 Skizzen von Bauten, Plätzen und Gärten aus vielen Ländern der Welt sowie Texte über die Entwicklung der Architektur in der Nachkriegszeit, Erinnerungen an Begegnungen mit berühmten Architekten der Modernen Architektur und Überlegungen zu manchen Problemen in seiner Heimatstadt Wien. Wissenschaft;Wien – Um dem Klimawandel zu trotzen, müssen manche Pflanzen ihren Standort wechseln und etwa in höhere Regionen flüchten. Solche Migrationen fallen Bäumen naturgemäß nicht ganz leicht. Japanische Forscher um Shoji Naoe berichten nun im Fachblatt Current Biology, dass japanischen Blütenkirschbäumen von autochthonen Schwarzbären und Mardern geholfen wird: Sie laben sich zuerst an den Früchten, wandern dann nach oben und scheiden die Kerne wieder aus – bis zu 300 Höhenmeter über jenem Ort, wo die Früchte gefressen wurden. LinkCurrent Biology: Mountain-climbing bears protect cherry species from global warming through vertical seed dispersal Rio de Janeiro – Forscher haben im Bereich der Amazonasmündung ein riesiges Korallenriff entdeckt. Wie Rodrigo Moura (Uni Rio de Janeiro) und Kollegen im Fachblatt Science Advances schreiben, erstreckt sich das Riff auf einer Fläche von 9500 Quadratkilometern und beherbergt zahlreiche Rifffischarten. Das Besondere: Im schlammigen Wasser von Deltas, wo sich Süß- und Meerwasser vermischen, hielt man Riffe bislang für ausgeschlossen. LinkScience Advances: An extensive reef system at the Amazon River mouth (red, 27.4.2016) Wissenschaft;Stanford – US-Forscher haben einen Lithium-Ionen-Akku entwickelt, der sich bei drohender Überhitzung selbstständig abschaltet – und nach Abkühlung wieder aktiviert. Möglich sei dies durch den Einsatz einer Nanomaterialkombination aus Graphen, Nickelpartikeln und thermoresponsiven Polymeren, so die Wissenschafter in Nature Energy. Überhitzung und daraus resultierende Gefahren sind bislang die größten Probleme dieser Akkus. AbstractNature Energy: Fast and reversible thermoresponsive polymer switching materials for safer batteries London – Melioidose, auch Pseudorotz genannt, ist eine wenig bekannte Krankheit, die wegen ihrer Vielfalt an Symptomen oft nicht korrekt diagnostiziert wird. Laut einer Studie in Nature Microbiology wurde sie daher bislang sträflich unterschätzt. Die Infektion mit dem Bodenbakterium Burkholderia pseudomallei, das gegen viele Antibiotika resistent ist, fordere jährlich etwa so viele Todesopfer wie die Masern. AbstractNature Microbiology: Predicted global distribution of Burkholderia pseudomallei and burden of melioidosis (dare, jdo, 12.1.2016) Sport;Katalanen gaben nach dem Wechsel einen 2:0-Vorsprung aus der Hand. Real gewinnt locker mit 4:0. Villarreal – Der FC Barcelona ist auf dem Weg zum Titelgewinn in der spanischen Fußball-Liga leicht gebremst worden. Nach der 1:2-Niederlage des Rivalen Atletico Madrid beim Außenseiter Sporting Gijon mussten sich die Katalanen am Sonntag bei Rapids Europa-League-Gruppengegner Villarreal mit einem 2:2 begnügen. Der Meister und Champions-League-Sieger gab nach dem Wechsel einen 2:0-Vorsprung aus der Hand. Ivan Rakitic hatte Barca in der 20. Minute in Führung gebracht. Neymar erhöhte durch einen umstrittenen Foulelfmeter (42.) auf 2:0. Nach dem Wechsel verkürzte Cedric Bakambu (57.) für Villarreal auf 1:2. Der Ausgleich fiel durch ein Eigentor des Barca-Verteidigers Jeremy Mathieu (63.) Dennoch bedeutet der Punktgewinn in der Fremde einen kleinen Erfolg für Barca: Die Katalanen sind nunmehr seit 39 Pflichtspielen hintereinander ohne Niederlage. Mit 76 Punkten baute Barca seinen Vorsprung vor Atletico (67) auf neun Zähler aus. Gewinner der Runde ist Real Madrid: Real gewann sein Heimspiel gegen den FC Sevilla klar mit 4:0. Karim Benzema (6.), Cristiano Ronaldo (64.), Gareth Bale (66.) und Jese (86.) erzielten im Estadio Santiago Bernabeu die Tore für Real. Ronaldo (58.) verschoss wie Sevillas Kevin Gameiro (27.) einen Foulelfmeter. Real rückte damit bis auf einen Punkt an das zweitplatzierte Atletico heran. Panorama;Prognose verheißt ab Dienstag eine deutliche Abkühlung mit Temperaturen unter 20 Grad – Gewitterrisiko steigt ab Samstag. Wien – Am Wochenende wird das sommerliche Wetter seinen vorläufigen Höhepunkt erreichen und ab Montag von einer Kaltfront, die deutliche Abkühlung mit sich bringt, ersetzt werden. Ab Dienstag sollen dann die Temperaturen nicht einmal mehr 20 Grad Celsius überschreiten, lautet die Prognose der ZAMG (Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik) vom Donnerstag. Am Freitag dominiert mit Hochdruckeinfluss noch erneut sommerlich warmes und vor allem sonniges Wetter. Lediglich über dem Berg- und Hügelland entstehen während der Nachmittagsstunden lokale Quellwolken. Das Schauer- und Gewitterrisiko bleibt mit auffrischendem Südföhn an der Alpennordseite nur gering. Entlang der Tauern und am Alpenostrand weht mäßiger Wind aus Südost bis Südwest, sonst ist es nur schwach windig. Die Temperaturen liegen in der Früh zwischen 13 und 19 Grad, tagsüber wird es mit 28 bis 33 Grad wieder sehr warm. Auch am Samstag gibt es verbreitet Sonnenschein, oft sogar ungestört. Vor allem über dem westlichen Bergland bilden sich aber während der Vormittagsstunden erste Quellwolken, die in der Folge in teils kräftigen Regenschauern und Gewittern enden. Auch weiter im Osten steigt während der Nachmittagsstunden die Schauer- und Gewitterneigung deutlich. Bis zum Abend erreichen lokale Gewitter sogar das östliche Flachland. Der Wind weht meist schwach, im Süden auch mäßig aus Süd bis West. Am Morgen liegen die Temperaturen zwischen 14 und 21 Grad. Im Tagesverlauf werden sommerliche 28 bis 34 Grad erreicht. Vor allem im östlichen Flachland und im Südosten wird es am Sonntag nochmals für viele Stunden sonnig und sehr heiß. Nur der zeitweise auffrischende Südost- bis Südwind kann die Nachmittagshitze ein wenig lindern. In Westösterreich lockert die Restbewölkung von Nachtgewittern auf, und zumindest zeitweise scheint ebenfalls die Sonne. Nach und nach entstehen regional erneut mächtige Quellwolken, sowohl von Südtirol als auch von Bayern her steigt die Gewittergefahr beträchtlich an. Einzelne Gewitterzellen können schließlich auch das Flachland erreichen. Nach Frühtemperaturen zwischen 15 bis 22 Grad steigen die Tageshöchsttemperaturen auf 26 bis 35 Grad. Am Montag werden die Wetterverhältnisse entlang der Alpennordseite und im Norden im Vorfeld einer Kaltfront sehr labil. Wiederholt ist es zu Wochenbeginn stark bewölkt, und auch teils mächtige Quellwolken entstehen. Immer häufiger gehen Regenschauer und örtlich auch Gewitterregen nieder. Etwas länger kann die Sonne noch im östlichen Flachland mitmischen. Überwiegend sonnig und bis zum Abend weitgehend trocken bleibt es im Südosten Österreichs. Der Wind dreht auf West bis Nordwest und frischt mitunter lebhaft auf. Die Frühtemperaturen liegen zwischen 15 bis 23 Grad und erreichen von Nordwest nach Südost 21 bis 31 Grad. Eine ausgeprägte Tiefdruckrinne beeinträchtigt am Dienstag das Wetter im Großteil von Österreich, die Temperaturen gehen verbreitet und markant zurück. Es regnet wiederholt, am meisten voraussichtlich in Nähe des Alpenhauptkamms und im Süden. Stellenweise sind auch Gewitterzellen eingebettet. Am ehesten kann es ganz im Norden kurze Aufhellungen geben, dort fällt voraussichtlich nur wenig Niederschlag. In den Alpen sinkt hingegen die Schneefallgrenze bis gegen 1.700 Meter Seehöhe. Der Nordwestwind frischt auf und bläst besonders im Wiener Becken und im nördlichen Burgenland oft lebhaft bis stark. Nach zehn bis 17 Grad am Morgen erreichen die Tageshöchsttemperaturen nur noch Werte zwischen elf bis 19 Grad. Wissenschaft;Geldmangel: Die russische Raumfahrtagentur Roskosmos verschiebt eine bemannte Landung auf dem Mond auf frühestens 2033. Moskau – Das russische Mondfahrtprogramm verzögert sich: Die ambitionierten Pläne der russischen Raumfahrtagentur Roskosmos haben durch die Wirtschaftskrise des Landes einen herben Dämpfer bekommen. Die erste Landung werden die Russen daher wohl nicht vor 2033 in den Mondsand setzen. Die Finanzierung des Entwicklungsprojekts PPTK-2 wurde etwa um die Hälfte gesenkt, was zur Verzögerung bei der Schaffung und Erprobung des Mondflug- und –landekomplexes um zwei bis drei Jahre führt, heißt es in der Roskosmos-Präsentation. PPTK-2 steht für einen neuen bemannten Raumfrachter. In den nächsten zehn Jahren sind für das Projekt noch 20,8 Milliarden Rubel (entspricht knapp 300 Millionen Euro) reserviert. Die Raumfahrtagentur schätzt, dass die Erprobung der Mondfähre damit nicht eher als 2029 oder 2030 beginnt. Die Testphase erstreckt sich nach Angaben von Andrej Ijonin von der Ziolkowski-Akademie auf mindestens drei bis vier unbemannte Flüge. Wenn ein Start im Jahr gelingt, so dauert es bestenfalls drei bis vier Jahre vom ersten Testflug bis zum ersten bemannten Start, fügte er hinzu. Noch im April hatte Roskosmos-Chef Igor Komarow Journalisten erklärt, die erste Mondlandung sei 2029 geplant. Es ist nicht das erste Mal, dass die hochfliegenden Pläne nach hinten verschoben werden müssen. Vor vier Jahren hatte Roskosmos der russischen Regierung noch vorgemalt, im Jahr 2030 bereits eine Mondbasis errichten zu können. Selbst für den Standort der Station gab es schon konkrete Pläne. Sie solle in der Nähe der Polzone liegen, wo das Vorhandensein von Wasser am wahrscheinlichsten ist, hieß es in der damaligen Präsentation. Trotz der Verzögerungen bleibt der Mond weiter Priorität für Roskosmos. Auf dem Erdtrabanten werden wichtige und seltene Rohstoffe vermutet. Der neue Wettlauf zum Mond ist damit auch ein Kampf um Rohstoffe. Die Kosmonauten sollen daher auch nicht zu einem Kurzausflug aufbrechen, sondern bereits bei der ersten Landung mindestens 14 Tage auf dem Mond bleiben. Natürlich verspricht die Mondlandung auch einen Imagegewinn. Interessant in dem Zusammenhang ist, dass in jüngster Zeit vermehrt Verschwörungstheorien über die angeblich gefälschte Mondlandung der Amerikaner 1969 in den russischen Medien auftauchen. Panorama;'Wenn in Wien das Fahrrad weg ist, muss das nicht unbedingt ein Diebstahl sein. Gut möglich auch, dass Gemeindebedienstete das Rad weggeflext und auf einen Abschleppplatz verfrachtet haben. Abgeholt werden die Räder nur selten – falls doch, wird es teuer. Essen!, hallt es blechern aus den Lautsprechern am kommunalen Abschleppplatz im Wiener Südosten. Es ist noch eine Weile bis Mittag. Hier am Ende von Simmering, wo sich die Ostautobahn zwischen Einfamilienhäusern, Gemüseplantagen und Industriehallen ihren Weg bahnt, werden nicht nur verkehrsbehindernd geparkte und abgeschleppte Autos verwahrt, sondern auch mehrere hundert Fahrräder. Meist sind es ramponierte und verrostete Gestelle, denen die Luft im Reifen fehlt oder gleich der ganze Laufradsatz. Solche Wracks aus dem Stadtbild zu entfernen ist Teil des Auftrags der MA 48, der Wiener Magistratsabteilung für Abfallwirtschaft. Wenn sie an unbefugter Stelle angekettet werden, rücken aber auch völlig intakte Räder ins Visier der Abschleppgruppe. Der Trupp bringt die Einspurigen nach Simmering, und wer sein Rad von dort zurückhaben will, muss unter Umständen tief in die Tasche greifen. Diese Erfahrung machte auch Ralph Fiala (Name von der Redaktion geändert). Ende März kettete ich mein Fahrrad wie so oft mangels anderer Möglichkeiten am Geländer der U-Bahn-Station Schottenring an, berichtet Fiala. Bei meiner Rückkehr war das Rad unauffindbar. Er ging von Diebstahl aus, kaufte sich ein neues Rad und hoffte, es würde nicht noch einmal an derselben Stelle gestohlen. Ein Passant, der ihn zufällig beim Absperren beobachtete, erzählte von Gemeindebediensteten, ihrem Werkzeug, der Akkuflex, und ihrem Ziel, dem Abschleppplatz in der Simmeringer Haide. Also erkundigte sich Fiala bei den Wiener Linien, die ihn an die MA 48 verwiesen. Dort konnte man ihm den Aufenthaltsort seines alten Rades prompt bestätigen. Um es auszulösen, müsse er nur die Rechnung von 234 Euro begleichen. 60 Euro betrug der Abtransport, dazu kamen die Verwahrungskosten für 29 Tage zu einem Satz von sechs Euro pro Tag. Unwissenheit schützt vor Strafe nicht, sagt in diesem Fall der sogenannte Volksmund gern. Schließlich hatte Fiala gegen die Straßenverkehrsordnung verstoßen. Paragraf 68, Verhalten der Radfahrer, verbietet das Anketten von Fahrrädern an verfügbaren Stellen auf öffentlichen Gehsteigen zwar nicht grundsätzlich; für Fußgänger müssen bloß zweieinhalb Meter bleiben, und die Räder dürfen nicht verkehrsbehindernd abgestellt werden. Absatz vier macht davon aber eine wesentliche Ausnahme: Dies gilt nicht im Haltestellenbereich öffentlicher Verkehrsmittel, außer wenn dort Fahrradständer aufgestellt sind. Die Räder werden laut den Wiener Linien dann entfernt, wenn sie den reibungslosen Betrieb behindern, also den Zugang zum Fahrzeug für Menschen mit Kinderwägen und Rollstühlen erschweren, oder auch aus Sicherheitsgründen. Angekettete Fahrräder bei U-Bahn-Stationen sind Barrieren auf Fluchtwegen und verstellen das taktile Leitsystem für sehbehinderte Menschen, sagt Michael Unger, ein Sprecher des Verkehrsunternehmens. Rund hundert gefährdend oder verkehrsbehindernd abgestellte Fahrräder werden jedes Jahr in Wien entfernt. Das ist aber nur ein kleiner Teil der insgesamt fast tausend Räder, die jährlich am Verwahrplatz in der Jedletzbergerstraße landen. Die meisten fristeten davor marod und mutmaßlich aufgegeben ihr Dasein in der Stadt und blockierten womöglich nützliche Radständer. Wenn Straßenreiniger, Polizei, Parkraumbewirtschafter oder ambitionierte Bürger ein unter Wrackverdacht stehendes Fahrrad melden, obliegt den Mitarbeitern der Abschleppgruppe die behördliche Einschätzung, ob das Vehikel noch in Betrieb stehen könnte. Bei einem negativen Urteil bringen sie zunächst eine Infoschleife am Rahmen an. In schwarzer Schrift auf weißem Band wird der Besitzer gewarnt, dass das Rad bei der nächsten Tour mitgenommen wird. Meist vergehen vier Wochen, ehe ein Rad offiziell zur Hinterlassenschaft erklärt und in wenigen Sekunden funkensprühend abgeflext wird. Er sei schon öfter für einen Fahrraddieb gehalten und angesprochen worden, erzählt ein Mitarbeiter des Trupps und grinst. Wer diese Frist versäumt, kann sein Glück noch zwei Monate lang am Abschleppplatz versuchen. Der Besitzer muss glaubhaft machen, dass das Rad wirklich ihm gehört. Eine Rechnung mit Rahmennummer hilft uns natürlich, oder auch eine möglichst genaue Beschreibung von Marke, Type und Farbe. Im Prinzip genügt aber auch ein Foto vom Besitzer mit dem Rad, sagt Christian Jurkovits, der Leiter der Abschleppgruppe. Von sich aus Kontakt zu den Besitzern herzustellen scheitert meist an den Rückverfolgungsmöglichkeiten. Eine Kennzeichenpflicht gibt es nicht, und ein System zum GPS-Tracking installieren die wenigsten Eigentümer, erklärt Jurkovits. Vielen geht es wohl wie Ralph Fiala: Sie wissen gar nicht, dass hinter dem Verschwinden ihres Fahrrads kein ordinärer Diebstahl steckt. Das erklärt auch, warum im vergangenen Jahr nicht einmal 40 Räder vor Ablauf der Zweimonatsfrist und nach Bezahlung der Abschlepp- und Verwahrkosten zum ursprünglichen Besitzer zurückfanden. Über das Schicksal aller anderen in Simmering gebunkerten Drahtesel entscheiden schließlich die fachkundigen Augen von Jurkovits’ Mitarbeitern. So wurden im Vorjahr etwa 270 Fahrradleichen stofflich verwertet, also zur Beute der Schrottpresse. Knapp 500 Räder wurden im sogenannten 48er-Basar in Wien-Donaustadt verkauft. Das ist ein städtischer Second-Hand-Laden, der auch mit nicht abgeholten Fundsachen und weggeworfenen, aber noch brauchbaren Gegenständen handelt. Zwischen zehn und 50 Euro bringt ein solches Fahrrad durchschnittlich ein, rechnet MA-48-Sprecherin Ulrike Volk vor. Rund 170 weitere Räder wurden im Rahmen sozialer Projekte überholt und kostenlos karitativen Einrichtungen überlassen. Von jenen, die ihre Räder auslösten, kassierte der Magistrat im vergangenen Jahr etwa 2500 Euro. Seit drei Jahren liegt dieser Betrag höher als im Jahr davor. Denn mit 1. Jänner 2012 erhöhte die Landesregierung per Verordnung den Tarif für die Entfernung eines Rades von 48 auf aktuell 60 Euro, jenen für die tägliche Verwahrung von zwei auf sechs Euro. Die Erhöhung sei nötig geworden, um einen wichtigen Schritt in Richtung Kostendeckung zu erzielen, heißt es dazu in einem Leistungsbericht 2011 der MA 48. Dass der Verwahrtarif für Räder gleich verdreifacht wurde, geht auf eine Empfehlung der Kostenrechnung zurück, sagt Volk. Dass nun der Betrag gegenüber dem Tarif für abgeschleppte Kraftfahrzeuge auf den ersten Blick unverhältnismäßig erscheint, räumt Jurkovits ein. Denn obwohl es ein Vielfaches an Raum beansprucht, kostet die Lagerung eines Pkws, Anhängers oder mehrspurigen Motorrades mit neun Euro pro Tag nur drei Euro mehr als die eines schlanken Fahrrads. Aber man darf nicht nur die belegte Fläche berechnen. Die Kosten für Personal, Strom und die ganze Infrastruktur muss ja unabhängig davon gedeckt werden, sagt Jurkovits. Glauben Sie mir, die Stadt sauber zu halten, das ist alles andere als ein Geschäft.' Wissenschaft;Kristina Stoeckl untersucht gesellschaftliche Rolle organisierter Religion am Beispiel der Russisch-Orthodoxen Kirche. Wien/Innsbruck – Die Soziologin Kristina Stoeckl von der Universität Innsbruck erhält einen hochdotierten Förderpreis des Europäischen Forschungsrats ERC. Mit dem mit bis zu 1,4 Millionen Euro dotierten Starting Grant will sie am Beispiel der Russisch-Orthodoxen Kirche den Umgang mit aktuellen gesellschaftspolitischen Fragen untersuchen und eine post-säkulare Konflikttheorie entwickeln, teilte die Uni Innsbruck mit. Stoeckl will am Beispiel der Russisch-Orthodoxen Kirche den Umgang mit gesellschaftspolitischen Fragen wie Gleichstellung der Geschlechter, Fortpflanzungsmedizin oder Abtreibung analysieren und sich Argumente, Strategien und politische Agenden, die konservative Kreise in Abgrenzung von liberalen Tendenzen ins Feld führen, genauer ansehen, wie sie erklärte. Dabei will sie auch untersuchen, welche Allianzen konservative Akteure zur Verteidigung traditioneller Wertvorstellungen eingehen. Mit dem Einfluss der Russisch-Orthodoxen Kirche hat sich Stoeckl bereits in ihrem Buch The Russian Orthodox Church and Human Rights (2014) beschäftigt. Zwar wird das Naheverhältnis zwischen dem Russisch-Orthodoxen Patriarchen und Präsident Putin medial immer wieder beleuchtet, die eigenständige Rolle der Russisch-Orthodoxen Kirche auf der internationalen Bühne ist bisher auf wissenschaftlicher Ebene allerdings wenig untersucht und vor allem noch kaum theoretisch reflektiert worden, so die Soziologin. Die gebürtige Salzburgerin (Jahrgang 1977) ist seit Herbst 2015 wieder an der Universität Innsbruck tätig, wo sie ein Studium der Vergleichenden Literaturwissenschaft abgeschlossen und von 2007 bis 2009 bereits als Koordinatorin der Forschungsplattform Weltordnung-Religion-Gewalt tätig war. Zuletzt war Stoeckl mit einem APART-Stipendium der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) am Institut für Politikwissenschaft der Universität Wien und dem Institut für die Wissenschaften vom Menschen (IWM) beschäftigt. Mit dem ERC fördert die EU seit 2007 Grundlagenforschung in Europa. Vergeben werden Starting- und Consolidator-Grants für Nachwuchswissenschafter und Advanced Grants für etablierte Forscher. Stoeckl wurde für ihr Forschungsprojekt bereits mit dem österreichischen START-Preis (2015) des Wissenschaftsfonds FWF ausgezeichnet. Panorama;'Demonstranten vor der österreichischen Botschaft fordern Wiederöffnung der Grenzen für Flüchtlinge. Walter Baier greift nach einer halben Stunde zum Mikrofon. Es ist eine Schande, dass die österreichische Regierung die Führung jener Kräfte in Europa übernimmt, die Griechenland in die Ecke treiben und es bestrafen, sagt der österreichische Linkspolitiker, während eine Helferin auf Griechisch übersetzt. Und der einzige Grund dafür sei, so fährt Baier fort, dass Griechenland eben noch die Genfer Flüchtlingskonvention befolge. Man applaudiert ihm. 200 bis 300 Menschen sind am Samstagmittag zur Protestkundgebung vor die österreichische Botschaft in Athen gekommen. Aufgerufen hat eine linke Initiative, die der Regierungspartei Syriza nahesteht. Offene Grenzen steht auf einem langen roten Transparent, das vor dem Botschaftseingang entrollt wird. Ein Dutzend Polizisten schirmt in einer Reihe stehend den Eingang ab. Drei Tage nach der umstrittenen Balkankonferenz in Wien, steht auch Österreich nun auf der Liste der unfreundlichen Staaten in Griechenland. Die Balkanroute ist nun zu für die Flüchtlinge. Die ÖVP-Minister in der Regierung haben es erwirkt, und Griechenland muss nun zunächst allein mit dem Flüchtlingsansturm fertigwerden. Mehr als 25.000 Flüchtlinge sind am Samstag im Land unterwegs Richtung Norden, sämtliche Auffanglager sind voll, die Fährverbindungen von Lesbos und den anderen ostägäischen Inseln nach Athen unterbrochen. 5000 Menschen kampieren mittlerweile vor dem geschlossenen Grenzübergang Idomeni nach Mazedonien; 7500 könnten es bis zum Abend sein. Sie machen das nur aus innenpolitischen Gründe. Wir wissen das ja, sagt Matoula, eine junge Griechin, die zur österreichischen Botschaft kam, über das Vorgehen von Außenminister Sebastian Kurz und Innenministerin Johanna Mikl-Leitner. Die Menschen in Österreich haben nicht verstanden, welche Bürde Griechenland hier auf sich nimmt, sagt Matoula. Und wir sind hier nicht in derselben wirtschaftlichen Situation. Baier, der in Athen als Koordinator des Netzwerks Transform Europe auftritt, zeigt sich enttäuscht über die SPÖ. Feig sei sie, sagt der KPÖ-Politiker, und leider in vollkommener Panik gegenüber dem rechten Teil im Land. Bundeskanzler Werner Faymann kritisiert gleichwohl in einem Interview mit dem Kurier die bisherige Politik des Durchwinken von Griechenlands Premier Alexis Tsipras. Athen rief am vergangenen Donnerstag aus Protest seine Botschafterin zu Konsultationen zurück. Einen Termin für die Rückkehr der Diplomatin gibt es nicht.' Wissenschaft;Kyodo Senpaku Kaisha ignoriert den Prozess jedoch ebenso wie die Schutzbestimmungen. Sydney – Ein japanisches Walfangunternehmen ist von einem Gericht in Australien zu einer Strafe von einer Million australischer Dollar (umgerechnet 660.000 Euro) verurteilt worden. Es hatte in einem Schutzgebiet trotz Verbots Wale getötet. Der Konzern Kyodo Senpaku Kaisha sei für schuldig befunden worden, zwischen 2008 und 2014 in den Gewässern der Antarktis Zwergwale gejagt zu haben, obwohl die Säugetiere in dem Gebiet unter australischem Recht geschützt seien, berichtete der Sender ABC am Mittwoch. Das Unternehmen, das das Gericht nicht anerkennt und auch keinen Vertreter zu dem Verfahren geschickt hatte, habe frühere Vorgaben und Urteile aus Australien willentlich missachtet, erklärte Richterin Margaret Jagot. Auch der Internationale Gerichtshof in Den Haag hatte bereits 2014 entschieden, dass Japan die angeblich zu Forschungszwecken abgehaltene Waljagd im Südpolarmeer stoppen muss. Das bisherige Forschungsprogramm habe keinem wissenschaftlichen Zweck gedient, so die Richter. Wissenschaft;Mit einem Wiedererwachen der berühmten Sonde wird nicht mehr gerechnet. Köln – Der Landeroboter Philae, der im November 2014 etwas unglücklich auf dem Kometen 67P/Tschurjumow-Gerassimenko gelandet ist, wird mehr oder weniger aufgegeben. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) verkündete am Freitag in Köln, es gehe davon aus, dass sich das Mini-Labor wohl nicht mehr melden wird. Die anhaltende Funkstille – Philae hatte sich zuletzt am 9. Juli 2015 gemeldet – wies bereits darauf hin: Ein Kontakt mit Lander Philae wird immer unwahrscheinlicher, und die Bedingungen für den Lander auf dem Kometen schlechter. Die Chancen, dass Philae noch einmal Kontakt zu unserem Team im Lander-Kontrollzentrum des DLR aufnimmt, gehen leider gegen Null, und wir senden auch keine Kommandos mehr – es wäre sehr überraschend, wenn wir jetzt noch ein Signal empfangen würden, sagt Philae-Projektleiter Stephan Ulamec. Der Grund dafür ist, dass die Energie zur Kontaktaufnahme nicht mehr ausreicht und die Elektronik zu kalt ist. Für Philae bedeutet das, dass er zwar sehr wahrscheinlich eisfrei, aber voraussichtlich mit Staub bedeckt an seinem schattigen Platz auf Komet Tschurjumow-Gerassimenko in den ewigen Winterschlaf übergeht und sich in der Kälte nicht mehr einschaltet. Die Sonde Rosetta der europäischen Weltraumorganisation ESA wird hingegen noch bis September 2016 um den Kometen kreisen und weiterhin mit ihren wissenschaftlichen Instrumenten Messungen durchführen. Auch die Kommunikationseinheit auf Rosetta wird noch nicht abgeschaltet – sie wird in den nächsten Monaten solange weiterhin auf Signale des Landers horchen, bis die dafür notwendige Energie nicht mehr zur Verfügung steht. Es war eine einzigartige Mission mit Philae – es war nicht nur das erste Mal, dass man jemals mit einem Lander auf einer Kometenoberfläche aufgesetzt hat, wir haben auch faszinierende Daten erhalten, mit denen wir noch viele Jahre arbeiten können, sagt Pascale Ehrenfreund, Vorstandsvorsitzende des DLR und an der Mission beteiligte Wissenschafterin. Am 12. November 2014 hatte Philae seine spektakuläre Landung vollbracht, die ihn nach ein paar Hüpfern unglücklicherweise im Schatten landen ließ. Dennoch forschten die Wissenschafter mehr als 60 Stunden mit Philaes Instrumenten, nahmen Fotos auf, analysierten Moleküle oder versuchten, sich in den unerwartet harten Untergrund zu hämmern. Mit seinen aufgeladenen Batterien konnte der Lander auch an seinem nur wenig von der Sonne beschienenen Standort arbeiten. Alle gemessenen Daten konnten sicher zur Erde gesendet werden. Nach dem Erreichen des sonnennächsten Punkt am 13. August 2015 verabschieden sich Komet, Rosetta und Philae nun wieder aus dem Inneren des Planetensystems: Tschurjumow-Gerassimenko ist mittlerweile wieder über 350 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt. In der Kometennacht kann es jetzt bis unter minus 180 Grad Celsius kalt werden. Selbst am Tag bleibt der gesamte Komet nun tiefgefroren, erklärt Ekkehard Kührt, Planetenforscher am DLR. Für einen Lander, der auf Temperaturen bis minus 50 Grad Celsius ausgelegt ist, ist dies keine arbeitsfreundliche Umgebung. Wäre er an seinem ursprünglichen Landeplatz zur Ruhe gekommen und hätte sich dort im Boden verankert, hätte er deutlich mehr Sonne zur Energieversorgung zur Verfügung gehabt, wäre aber voraussichtlich im März 2015 bei der Annäherung an die Sonne überhitzt. Kultur;Einmal im Jahr lesen bei der Langen Nacht der Kolumnisten im Wiener Rabenhof Autorinnen und Autoren eine Auswahl ihrer Texte vor. Darunter waren auch Kolumnisten des STANDARD, deren Auftritte wir aufgezeichnet haben: (red, 30.11.2015) Wissenschaft;William Campbell und Satoshi Ōmura für Entdeckung eines Wirkstoffs gegen Parasitenerkrankungen ausgezeichnet, Youyou Tu für Entwicklung eines Malariamedikaments. Stockholm – Der Nobelpreis für Physiologie beziehungsweise Medizin geht 2015 an den gebürtigen Nordiren William C. Campbell und den Japaner Satoshi Ōmura für die Entwicklung einer neuen Therapie gegen Erkrankungen durch parasitäre Fadenwürmer sowie an die Chinesin Youyou Tu für neue Entdeckungen bei der Behandlung von Malaria. Das gab die Schwedische Akademie der Wissenschaften in Stockholm am Montag bekannt. Parasitäre Erkrankungen seien seit Jahrtausenden eine Plage der Menschheit und verursachten noch heute weltweit dramatische Gesundheitsprobleme, heißt es in der Begründung der Akademie. Insbesondere die ärmsten Bevölkerungsteile seien von diesen Krankheiten betroffen. Die diesjährigen Laureaten werden für Entdeckungen ausgezeichnet, die die Behandlung einiger der verheerendsten Infektionserkrankungen revolutioniert haben. Campbell (Drew University, Madison, USA) und Ōmura (Kitasato-Universität, Tokio) entdeckten einen Wirkstoff, der das Auftreten von sogenannter Flussblindheit als Folge der Onchozerkose sowie von Elephantiasis (lymphatische Filariose) dramatisch mindert: Avermectin bzw. dessen Derivat Ivermectin. Beide Krankheiten treten als Spätfolgen von Infektionen auf, die vorwiegend in tropischen Gebieten durch Fadenwürmer verbreitet werden. Die Flussblindheit ist das Endstadium der Wurmerkrankung Onchozerkose. Übertragen wird sie durch Kriebelmücken, die in den Wäldern an Flussläufen leben. Dort haben sich in Afrika wegen der Fruchtbarkeit der Regionen natürlich auch Menschen vermehrt angesiedelt, erklärte der Wiener Tropenmediziner Herwig Kollaritsch. Die Mücken übertragen die Larven der Fadenwürmer, die im menschlichen Körper ausreifen und ihrerseits wieder Larven (Mikrofilarien) bilden. Bei der Flussblindheit wandern letztere ins Auge ein. Ivermectin töte die Mikrofilarien ab und unterbreche so den Infektionskreislauf, so Kollaritsch. Dies gelte auch für die lymphatische Filariose. Zwar gab es schon zuvor Medikamente, die genau darauf abzielten. Diese seien aber nur teilweise wirksam gewesen und hätten teils hohe Nebenwirkungen verursacht. Tu (Chinesische Akademie für traditionelle chinesische Medizin, Peking) wiederum trug maßgeblich zur Entwicklung von Artemisinin bei. Dieses Medikament, das auf dem Wirkstoff des Einjährigen Beifußes (Artemisia annua) basiert, senkt die Sterblichkeitsrate von Malariapatienten erheblich. Beifuß wird in China seit Jahrtausenden als Heilpflanze eingesetzt. Tu gelang es bereits in den 1970er Jahren, den aktiven Wirkstoff zu isolieren und seine Wirksamkeit gegen Malaria nachzuweisen. Nach Angaben der WHO erkrankten im Jahr 2013 weltweit 198 Millionen Menschen an der Tropenkrankheit. 584.000 Betroffene starben daran, 90 Prozent davon in Afrika. Malaria wird durch Parasiten verursacht, die durch die Stiche infizierter Mücken übertragen werden. Zwar würden sich sich vor allem in Indochina immer mehr Resistenzen gegen Artemisinin-Präparate zeigen, sagte Kollaritsch. Aber das deutliche Zurückdrängen der Krankheit sei sicherlich zur einen Hälfte auf Moskitonetze und zur anderen auf diese Medikamente zurückzuführen. Die Entdeckungen der drei Forscher hätten der Menschheit zu leistungsstarken neuen Mitteln verholfen, um Krankheiten zu bekämpfen, die jedes Jahr hunderte Millionen Menschen beeinträchtigen, so die Akademie in ihrer Begründung. Die Folgen in Form gesundheitlicher Verbesserung und verringerten Leidens seien unermesslich. Im vergangenen Jahr war das norwegische Forscherehepaar Edvard und May-Britt Moser zusammen mit dem in London forschenden US-Neurowissenschafter John OKeefe mit dem Medizinnobelpreis ausgezeichnet worden. Ihre Arbeit dreht sich um das Positionierungssystem im Gehirn, das die räumliche Orientierung und das Finden eines Weges erleichtert. Am Dienstag folgt die Bekanntgabe des Physiknobelpreises, am Mittwoch die des Chemienobelpreises. Die Auszeichnung ist wie im Vorjahr mit acht Millionen schwedischen Kronen (umgerechnet 850.000 Euro) dotiert. Übergeben wird der Preis alljährlich am 10. Dezember, dem Todestag des Stifters Alfred Nobel. Web;Elektroden ermitteln Fingerposition auf Handrücken – soll Bedienung vereinfachen. Forscher der Carnegie Mellon University haben ein neues Verfahren entwickelt, mit dem sich künftig Smartwatches und andere Wearables besser steuern lassen könnten. Das Team der Future Interfaces Group will den Handrücken zu einer Art erweitertem Display machen, damit der Nutzer nicht ausschließlich auf den verhältnismäßig kleinen Bildschirm vieler smarter Uhren angewiesen ist. Das Verfahren, Skintrack setzt derzeit auf einen signalgebenden Ring, den der Nutzer am Finger trägt, sowie ein mit Sensoren ausgestattetes Uhrband. Durch die Erfassung der Signalunterschiede beim Berühren der Haut mit dem Finger, ist schließlich die Uhr in der Lage, seine aktuelle Position zu bestimmen und auch Bewegung zu erfassen. Dies soll auch durch normale Kleidung hindurch funktionieren. Damit lassen sich viele Bediengesten auslagern – etwa das Scrollen und Wischen durch Menüs oder das Aufzeichnen eines Buchstaben, um eine bestimmte App zu starten. Ebenso könnte man nach diesem Prinzip oft genutzte Apps vom Display der Uhr auf den Arm ziehen, um sie künftig durch das Berühren der entsprechenden Stelle schneller zu starten. Das System hat laut den Forschern mehrere Vorteile mehrere Vorteile. So würden ohnehin viele Menschen bereits Uhren und Ringe tragen, sodass hier keine Umgewöhnung nötig ist. Dazu nutzt das System normale Radiowellen, von denen keine Gesundheitsgefährdung ausgeht. Ein Video zeigt einen mit Skintrack ausgestatteten Prototypen und mögliche Anwendungen. Was mit der Technologie nun geschehen wird, ist unklar. Vorerst, so The Verge, gibt es keine Kommerzialisierungspläne. Dazu experimentieren auch große Unternehmen wie Google schon länger mit alternativen Eingabemöglichkeiten. Wissenschaft;Paris - Der steirische Elektrotechniker Franz Amtmann und der französische Mathematiker Philippe Maugars wurden für ihren Beitrag zur Nahfeldkommunikation mit dem Erfinderpreis des Europäischen Patentamts in der Kategorie Industrie ausgezeichnet. Im Dienst des niederländischen Halbleiterherstellers NXP haben die beiden jene Nahfeld-Funktechnik entwickelt, die heute weltweit in Smartphones, auf Bankomatkarten und für Eintrittskarten zum Einsatz kommt. Der Preis wird seit 2006 jährlich in mehreren Kategorien an Erfinder vergeben, deren Innovationen einen herausragenden Nutzen für die Menschheit haben. Web;Facebook-Gründer ließ Tochter impfen, in mehr als 72.000 Kommentaren wird dazu diskutiert. Arztbesuch – Zeit für Impfungen: Mit diesen recht harmlosen Worten veröffentlichte Mark Zuckerberg vor wenigen Tagen ein Foto von sich und seiner Tochter Max. Dass das Posting viele Kommentare und Likes bekommen würde, war klar. Doch die negativen Folgen dürften für den Facebook-CEO nicht absehbar gewesen sein. Er entfachte damit eine Debatte zwischen Impfbefürwortern und Impfgegnern. Das Posting hat seit 8. Jänner mehr als 3,1 Millionen Likes und über 72.000 Kommentare erhalten. Zahlreiche Nutzer sehen Zuckerbergs Befürwortung von Impfungen als positives Zeichen und Vorbild. Schon im vergangenen Frühjahr sorgte ein ähnliches Posting des Facebook-Gründers für Aufregung, als er das Buch On Immunity empfahl, das sich mit Impfungen auseinandersetzt. Die Forschung ist eindeutig: Impfungen funktionieren und sich wichtig für die Gesundheit eines jeden in unserer Gesellschaft, schrieb Zuckerberg damals. Doctors visit -- time for vaccines! Umgekehrt hat das Posting aber auch viele Kritiker auf den Plan gerufen, die vor den angeblichen Gefahren durch Impfungen warnen. Gegner behaupten, dass Impfungen unter anderem zu Autismus führen können. Wissenschaftliche Grundlagen dafür gibt es keine. Nicht nur in den USA wird seit Jahren eine Debatte darüber geführt, ob Kinder gegen die typischen Kinderkrankenheiten geimpft werden sollten. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt, dass die Impfraten gegen die Masern nicht hoch genug sind, um die Krankheit auszurotten. Web;Malware-Hersteller nutzt Unternehmenszertifikat, um eigene Spionagesoftware zu installieren. Es war eines der ersten Fundstücke aus den internen Daten des italienischen Malware-Herstellers Hacking Team: Eine Preisliste, in der die Leistungen des Unternehmens im Detail aufgelistet wurden. Aus dieser ging auch hervor, dass ein iPhone nur dann mit der Remote Control Software des Unternehmens versehen werden kann, wenn es zuvor mittels Jailbreak geknackt wurde. Eine Beschränkung, die offenbar aktuell nicht mehr stimmt, wie der Sicherheitsdienstleister Lookout nun warnt. So hat das Hacking Team zwischenzeitlich einen Weg gefunden, die Schadsoftware auch ohne Jailbreak auf iOS-Geräte zu bringen. Dabei bedient man sich eines sogenannten Unternehmenszertifikats. Dieses ist eigentlich dafür gedacht, damit Firmen eigene Software auf den iPhones ihrer Angestellten bringen können. Wie die geleakten Daten zeigen, hat Hacking Team diesen Weg genutzt, um die eigene Spionagesoftware einzuschmuggeln. Wirklich praktikabel ist dieser Weg allerdings nur, wenn es einem Angreifer gelingt, physisch Zugriff auf das Gerät zu erlangen, und all die nötigen Schritte selbst vorzunehmen. Liefert doch iOS bei der Installation des Zertifikats und der damit signierten App zahlreiche Abfragen, die viele Nutzer bei einer Remote-Attacke stutzig machen würde. Ist die App einmal installiert, richtet sie eine eigene Tastatur ein, die zwar im Aussehen dem Original entspricht, aber die Eingaben mitloggt. Die Sicherheitsbeschränkungen von Apple verhindern allerdings, dass auf diesem Weg Passwörter abgefangen werden können. Für solche Aufgaben wechselt das System automatisch auf die Originaltastatur. Andere sensible Daten wie Benutzernamen oder Mail-Inhalte können aber natürlich sehr wohl mitgelesen werden. Mittlerweile hat Apple auf den Bericht reagiert, und das entsprechende Unternehmenszertifikat gesperrt. Etat;Die Chefredaktion übernimmt Kurt Guggenbichler. Brunnenthal – Am Donnerstag startet in Oberösterreich mit Wochenblick eine neue Wochenzeitung. Chefredakteur ist Kurt Guggenbichler. Neue Zeiten brauchen eine neue Zeitung. Wir wollen dem Leser eine ehrliche und kritische Berichterstattung anbieten. Das können wir, im Gegensatz zu vielen anderen Zeitungen, weil wir nicht auf Inserate angewiesen sind, sagt er zum Projekt. Der 24-seitige Wochenblick wird in den ersten Wochen kostenlos in Linz und Wels an Passanten verteilt. Auch werden unterschiedliche Regionen Oberösterreichs per Post beliefert. Inhaltlich stehen Heimat-Themen und Leserberichte stehen im Vordergrund, heißt es in einer Aussendung. Menschen sollen aktiv an der Berichterstattung teilnehmen können. Guggenbichler war 25 Jahre lang bei den Oberösterreichischen Nachrichten tätig. Wissenschaft;Deutsche Biologen identifizieren gesellschaftliche und ökonomische Entwicklungen als wichtigste Faktoren für die Anzahl von Honigbienenvölkern. Halle (Saale) – Mit einer überraschenden These warten Biologen der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) auf: Sie berichten in Agriculture, Ecosystems & Environment, dass Pestizide und Parasiten kaum für den regionalen Rückgang von Honigbienenvölkern verantwortlich seien. Politische und sozio-ökonomische Veränderungen wie Revolutionen oder Bürgerkriege und der globale Honighandel würden eine wesentlich größere Rolle spielen. Dies gilt freilich nur für durch Imker gehaltene Bienenvölker, nicht für Wildbienen. Während in der Landwirtschaft der Bestäubungsbedarf in den letzten 50 Jahren um über 300 Prozent angewachsen ist, stieg die Zahl der Bienenvölker weltweit nur um 60 Prozent, so Robin Moritz und Silvio Erler von der MLU. Allerdings sei diese Entwicklung regional extrem unterschiedlich: In West-Europa und den USA verzeichne man seit Jahren einen starken Rückgang. Allein in Europa seien zwischen 1989 und 1995 rund sieben Millionen Bienenvölker verschwunden. Für ihre Studie werteten die Biologen Statistiken der Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) zu Honigproduktion und -handel der letzten 50 Jahre aus. Diese umfassen unter anderem Angaben über die Anzahl der Bienenvölker in einem Land, die Menge an jährlich produziertem sowie an importiertem und exportiertem Honig. Die Forscher bemerkten auffällige zeitliche Entwicklungen: So sei ein extremer Rückgang der europäischen Bienenvölker in Europa Anfang der 1990er Jahre erfasst – also zeitgleich mit dem Zerfall der Sowjetunion und dem politischen Wandel in Deutschland. Vor 1989 wurde die Imkerei in der DDR staatlich stark subventioniert, so Moritz. Die Imker hätten ihren Honig zu hohen Preisen an den Staat verkaufen können, der den Honig dann deutlich günstiger weiterverkaufte. Nach der Wiedervereinigung habe die Imkerei durch fehlende Subventionen an Attraktivität verloren, die Anzahl der Bienenvölker sei um bis zu 50 Prozent zurückgegangen. Das zeigt deutlich, dass politische Entwicklungen einen starken Einfluss auf die Zahl der Bienenvölker haben können, sagte Moritz. Heute sei die Annahme gängig, dass vor allem der Einsatz von Pestiziden sowie Parasiten und Wetterextreme für den Rückgang von Bienenvölkern verantwortlich sind. Für Bienenvölker, die von Imkern gehalten werden, trifft das aber nur bedingt zu, so Erler. Pestizide oder Krankheiten hätten zwar zweifellos Einfluss auf das Bienensterben, aber keinen nennenswerten auf die Zahl der gehaltenen Bienenvölker kaum, da Imker auf Schwunde rasch reagieren würden. Das lasse jedoch keine Rückschlüsse auf das Sterben von Wildbienen zu, wie die Forscher klarstellen. Wissenschaft;Komet überstand den Vorbeiflug unbeschadet, Lander Philae wohl auch. Darmstadt – Der Komet 67P/Tschurjumow-Gerassimenko, kurz Tschuri, hat den sonnennächsten Punkt seiner Umlaufbahn, das sogenannte Perihel, passiert. Donnerstagfrüh um 4.03 Uhr MESZ war er der Sonne am nächsten. Es ist alles sehr glattgegangen, es war kein spektakulärer Vorbeiflug, sagte Paolo Ferri, Bereichsleiter Satellitenbetrieb der Europäischen Raumfahrtagentur ESA in Darmstadt. Die Entfernung des Kometen zur Sonne liege bei rund 180 Millionen Kilometern und ändere sich in den kommenden Wochen nur sehr langsam. In den vergangenen Monaten und Wochen ist Tschuri durch die zunehmende Sonnennähe stetig aktiver geworden. Am 29. Juli konnte die Raumsonde Rosetta einen massiven Gasausbruch beobachten. Wir erwarten weitere Explosionen und Staubwirbel bis September, so Ferri. Dass dabei Teile des Kometen abbrechen, sei nicht so wahrscheinlich, aber auch nicht auszuschließen. Der Landeroboter Philae, der vor neun Monaten auf Tschuri gelandet war, befand sich beim Vorbeiflug ausreichend im Schatten, um vor der Hitze geschützt zu sein. Wissenschaft;Historiker und Dendrochronologe glauben: Das Klima dürfte ein wichtiger Grund gewesen sein. Princeton/Wien – Im 13. Jahrhundert beherrschten die Mongolen das größte zusammenhängende Landimperium aller Zeiten. Nach dem Tod von Dschingis Khan dauerte es einige Jahre, ehe sich die Mongolen an die Eroberung westlicher Länder machten. 1237 wurde Russland unterworfen, 1240 Polen, 1241 kam es zur legendären Schlacht von Liegnitz, in der sich der deutsche Herzog Heinrich II. von Schlesien mit ein paar Tausend Männern dem übermächtigen Feind entgegenstellte. Die Schlacht endete für die Deutschen mit einem Fiasko, doch der Blutzoll war auch unter den Mongolen so groß, dass sie von einem weiteren Vormarsch absahen. So lautet zumindest die offizielle Version. Womöglich spielten noch ganz andere Faktoren eine entscheidende Rolle beim Rückzug der Mongolen aus Mitteleuropa, behaupten Nicola Di Cosmo (Princeton University) und Ulf Büntgen (Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft in der Schweiz). Der Historiker Di Cosmo und der Dendrochronologe Büntgen haben das Wetter zwischen 1230 und 1250 sowohl aufgrund von historischen Quellen als auch von Baumringen rekonstruiert. Wie sie im Fachblatt Scientific Reports berichten, folgten auf warme und trockene Sommer von 1238 bis 1241 nasskalte Bedingungen ab 1242. Damals dürften erhebliche Niederschläge die ungarische Ebene zum Sumpf gemacht haben, die Pferde der Mongolen hatten weniger zu fressen. Dadurch büßten die berittenen Truppen an Kampfkraft ein. Zudem dürften Plünderungen und Entvölkerung zu Hungersnöten geführt haben, was die Mongolen zusätzlich zum Abzug motiviert haben dürfte. Die Forscher halten ihre Fallstudie für ein Beispiel dafür, wie ein Klimawandel entscheidenden Einfluss auf vormoderne Entwicklungen hatte. Wissenschaft;Feierlichkeiten zum Jubiläum des wichtigen Verfassungsdokuments. Windsor - Die britische Königsfamilie, Premierminister David Cameron, tausende Gäste, Bierliebhaber und Pub-Besitzer haben das 800-jährige Bestehen der weltberühmten Urkunde Magna Carta gefeiert. Prinz William (32) enthüllte am Montag in der Nähe von Schloss Windsor ein Denkmal aus zwölf Bronzestühlen an der Stelle, an der am 15. Juni 1215 King John - auf Deutsch Johann Ohneland - das Dokument unterzeichnet und damit die Macht der Krone eingeschränkt hatte, um den revoltierenden Adel zu besänftigen. An der Feier nahmen Queen Elizabeth II. (89) und ihr Mann Prinz Philip (94) teil. Auch in zahlreichen Pubs wurde des Jubiläums gedacht. Zu Mittag stießen Wirte und Gäste mit Bier an und begingen so den ersten offiziellen Biertag in Großbritannien. Der Grund für die feuchtfröhliche Komponente des Jubiläums: Absatz 35 der Carta setzte ein einheitliches Biermaß für das Königreich fest, das London Quarter - es entsprach zwei Pints. Unter dem Schlagwort #CheersBDB für Prost Biertag Großbritannien posteten Feiernde Bilder in sozialen Netzwerken. Die Magna Carta gilt als Grundstein der parlamentarischen Demokratie in Großbritannien. Sie hielt fest, dass niemand über dem Gesetz stehe - nicht einmal der König selbst. In Teilen ist die Magna Carta bis heute in Kraft und gilt neben der Bill of Rights von 1689 als wichtigstes Verfassungsdokument des Königreichs. Wissenschaft;Die Frage ist gar nicht so eindeutig zu beantworten, zeigt die BBC in einem zoologischen Feature. Die längste Brücke, der höchste Baum, der schnellste Flieger: Rekorde ziehen als Thema immer. Einem solchen hat die BBC ein eigenes Feature gewidmet – nämlich der Frage, was das lauteste Tier auf Erden ist. Conclusio: Die Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten. Die Lautstärke lässt sich nicht allein an Dezibel bemessen – für unsere Wahrnehmung, ob laut oder leise, spielt auch die Frequenz der akustischen Signale eine Rolle: Manche Tierarten wie etwa das Große Hasenmaul (eine Fledermaus) wären ohrenbetäubend laut – allerdings spielt sich der Lärm in einem Bereich ab, der für uns unhörbar ist. Was wiederum die Dezibel anbelangt, macht es einen Unterschied, ob die Lautäußerung unter Wasser oder in der Luft erfolgt. Und nicht zuletzt spielt auch die Entfernung beziehungsweise die Größendimension eine wichtige Rolle. Knallkrebse etwa erzeugen mit ihren Scheren eine Kavitationsblase, deren Implosion nicht nur den namensgebenden Knall, sondern auch Temperaturen von einigen tausend Grad erzeugt – allerdings nur auf engstem Raum. Alles in allem kürt die BBC den Pottwal zum Sieger respektive zum lautesten Tier. Lesen Sie hier, warum aber aufgrund der unterschiedlichen Aspekte von Lautstärke auch Spezies wie etwa Ruderwanzen zu den Kandidaten gezählt werden müssen: --> BBC: The worlds loudest anmial might suprise you (red, 15. 4. 2016) Inland;Die SPÖ tut sich schwer, junge männliche Arbeitnehmer zu erreichen – und genau in diesen Bereich stoßen die Freiheitlichen vor. Frühere Wähler der Großparteien haben am Sonntag Wahlabstinenz geübt. Graz/Eisenstadt – Ziemlich genau 600.000 von 965.000 wahlberechtigten Steirern haben am Sonntag von ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht – und damit der Gruppe der Nichtwähler einen erneuten Zuwachs von 73.000 Personen beschert. Die 37,7 Prozent der Wahlberechtigten ausmachende Gruppe der Nichtwähler ist damit die weitaus größte politische Gruppe in der Steiermark, mehr als doppelt so groß wie die Wählerschaft der SPÖ. Im Burgenland (Wahlbeteiligung 76 Prozent) ist der Effekt nicht so stark, hier sind die 77.949 SPÖ-Wähler die größte Gruppe. Tatsächlich zeigen die Wählerstromanalysen des Sora-Instituts, dass es beachtliche Abflüsse an die Nichtwähler gegeben hat – vor allem enttäuschte ehemalige SPÖ-Wähler sind daheimgeblieben. Die niedrige Wahlbeteiligung lässt den Wählerzuwachs der FPÖ noch stärker erscheinen, als er in absoluten Zahlen ist. Den Tabellen sind die absoluten Zahlen zu entnehmen – in Anteilen an der früheren Wählerschaft wird es noch deutlicher. Verschiebungen ergaben sich laut Sora vor allem dadurch, dass in der Steiermark die beiden Großparteien nur rund 60 Prozent ihrer Wähler halten konnten – der SPÖ ist jeder siebente Wähler von 2010 daheim geblieben, zudem jeder achte Wähler direkt zur FPÖ übergelaufen. Die ÖVP hat sogar noch deutlicher an die Freiheitlichen verloren (beinahe jeder vierte Wähler von 2010 hat direkt gewechselt), dafür hat sie weniger an Nichtwähler abgeben müssen. Im Burgenland waren die Effekte ähnlich, aber nicht ganz so stark, weil die Haltequoten für SPÖ (78 Prozent der früheren Wähler) und ÖVP (75 Prozent) doch höher waren. Dennoch ist jeder elfte burgenländische SPÖ-Wähler von 2010 daheimgeblieben, sechs Prozent sind zur FPÖ gewechselt. Auch hier hat die ÖVP stärker direkt an die FPÖ abgegeben als an die Nichtwähler. Die Ursachenforschung ging am Montag weiter: Wahlforscher Christoph Hofinger meinte im STANDARD-Chat, dass die Landeshauptleute Franz Voves und Hans Niessl in der Asyldebatte der FPÖ zu sehr recht gegeben hätten – damit hätten sie nicht die eigene Flanke geschützt, sondern die Freiheitlichen gestärkt. Die Sora-Analysen zeigen auch, dass die FPÖ vor allem bei Menschen mit geringer Bildung, bei Arbeitern und bei jüngeren männlichen Wählern punkten konnte. Die FPÖ wurde in der Steiermark mehr als doppelt so häufig von Männern wie von Frauen gewählt und wurde unter Männern mit 38 Prozent überhaupt zur stärksten Partei. Unter Frauen liegt hingegen mit 37 Prozent die SPÖ vor der ÖVP mit 31 Prozent und der FPÖ mit 17 Prozent. Im Burgenland dagegen konnte die FPÖ in keiner Wählergruppe eine relative Mehrheit erzielen. In der Betrachtung nach Altersgruppen zeigt sich die FPÖ diesmal in der mittleren Altersgruppe der 30- bis 59-Jährigen mit einem Ergebnis von 33 Prozent stärker als unter Jungen oder Alten. Unter 16- bis 29-Jährigen liegt die SPÖ mit 29 Prozent vor der FPÖ mit 25 Prozent und der ÖVP mit 18 Prozent. Auch die Grünen sind mit 17 Prozent unter jungen Wählern stark. Die SPÖ ist besonders in der Steiermark auf ihre Kernschichten (ältere Frauen, Pensionisten) zurückgeworfen. Wissenschaft;Mottenpopulationen, die über mehrere Generationen hoher Lichtverschmutzung ausgesetzt waren, zieht es weniger zu künstlichen Lichtquellen. Basel/Zürich – Lichtverschmutzung wirkt sich negativ auf Organismen und ganze Ökosysteme aus, besonders nachtaktive Insekten sind betroffen. Sie werden vom künstlichen Licht angezogen – mit meist tödlichen Folgen. Eine Studie von Forschern der Universitäten Basel und Zürich im Fachblatt Biology Letters zeigt nun, dass städtische Motten gelernt haben, Licht zu meiden. Die Anziehungskraft, die Licht auf Motten ausübt, ist sprichwörtlich. Straßenlaternen und andere künstliche Lichtquellen werden dabei oft zur Todesfalle: Entweder verbrennen die Tiere an der Lichtquelle, oder sie werden zur leichten Beute für Fressfeinde. Die Sterblichkeit von urbanen Insekten ist in Städten deutlich höher als in ländlichen Gebieten. Künstliches Licht beeinflusst Insekten (und andere Tiere) aber auch, indem es ihren natürlichen Tag-Nacht-Zyklus stört und so Verhaltensweisen bei der Futtersuche und Fortpflanzung beeinflusst. Die Schweizer Zoologen haben nun untersucht, ob sich die Motten der Region Basel bereits evolutionär an die veränderten Lichtverhältnisse angepasst haben. Unter der Annahme, dass in urbanen Gebieten die natürliche Selektion Motten mit weniger Hang zum Licht begünstigt, untersuchtensie Populationen der Gespinstmotte Yponomeuta cagnagella. Für das Experiment sammelten sie Larven der Spezies in Gegenden mit wenig Lichtverschmutzung sowie in stark belasteten Gebieten. Im Labor testeten die Forscher dann das Verhalten von den rund 1050 geschlüpften Motten auf Lichtquellen. Die Resultate zeigen: Motten aus Populationen, die über mehrere Generationen hoher Lichtverschmutzung ausgesetzt waren, haben eine deutlich geringere Tendenz, sich dem Licht zu nähern als solche aus Gebieten mit weniger künstlichem Licht. Außerdem zeigte sich, dass in beiden Populationsarten die weiblichen Motten signifikant weniger von Licht angezogen wurden als die männlichen. Die Resultate legen nahe, dass die natürliche Selektion das Verhalten der Tiere verändert hat. Obwohl dieser evolutionäre Wandel die erhöhte Sterblichkeit durch künstliches Licht verringert, kann er auch negative Folgen haben. So könnte eine daraus folgende geringere allgemeine Mobilität der Insekten beispielsweise zu Nahrungsengpässen und Bestäubung von Pflanzen führen. Wissenschaft;Pfuhlschnepfen brauchen auf ihren langen Flügen Rastplätze, die allerdings vermehrt schwinden. Wellington/Wien – Pfuhlschnepfen sind Meisterflieger. Wenn die Zugvögel von Alaska zum Überwintern nach Neuseeland starten, fliegen sie 11.500 Kilometer nonstop, acht Tage und acht Nächte durch. Rund 90.000 kommen jeden September meist ziemlich fertig an den Küsten an, sagt Keith Woodley. Er leitet das Pukorokoro Miranda Shorebird Centre bei Miranda auf der Nordinsel. Jedes Jahr seien es weniger, sagt er kurz vor dem Welttag der Zugvögel am 10. Mai. Er kämpft um die Flugweltmeister, von denen einige auch im mitteleuropäischen Wattenmeer überwintern. Die bis zu 40 Zentimeter großen Vögel mit dem langen Schnabel haben für Neuseeländer eine besondere Bedeutung: Nach Überlieferung der Maori-Ureinwohner kamen ihre Vorfahren von anderen pazifischen Inseln nur nach Neuseeland, weil sie dem Flug der Pfuhlschnepfen folgten. Woodley beobachtet die leuchtend rostroten Männchen und die etwas blasseren Weibchen, wenn sie in Miranda ein beispielloses Fress- und Fitnessprogramm absolvieren. Ein Weibchen verdoppelt ihr Gewicht auf 660 Gramm, sagt er. Dann müssen sie ihre Beinmuskulatur trainieren, um nicht umzufallen, und ihre Flugmuskulatur, um mit diesem Gewicht überhaupt abheben zu können. Beim Menschen entspräche das einer Fressorgie bis zur Fettleibigkeit und einem anschließenden doppelten Marathon. Um gut genährt wieder im teils noch winterlichen Alaska zur Brutsaison anzukommen, fliegen die Tiere Woodley zufolge auf dem Rückweg ein bisschen auf Sparflamme: mit Rast im Watt an der chinesischen Küste, um aufzutanken. Anders als Seevögel können sie auf Wasser nicht landen, sie brauchen das Watt. Und das schwindet, wie Woodley bei zahlreichen Reisen mit Schrecken festgestellt hat. An der Küste werden Wattstreifen trockengelegt, die Behörden wollen Land gewinnen, um die Industrialisierung voranzutreiben. Dort sei ein Drittel der Rastplätze verschwunden. Für die Pfuhlschnepfen sei das fatal. Wir gehen davon aus, dass der Verlust dieser Rastplätze der Hauptgrund dafür ist, dass die Population schrumpft. 2015 setzte die Weltnaturschutzunion (IUCN) die Vögel auf die Liste der bedrohten Tiere, wie auch den kleineren Knuttstrandläufer, auch aus der Familie der Schnepfenvögel, der im Winter aus Sibirien nach Neuseeland kommt. Woodley hat im März endlich einen entscheidenden Durchbruch geschafft: Nach jahrelangem Einsatz unterzeichnete das neuseeländische Umweltschutzministerium mit der chinesischen Forstbehörde ein Abkommen über den Schutz von zumindest zwei Rastplätzen – das Yalu-Jiang-Naturreservat in Liaoning im Nordosten Chinas und das Watt von Bohai Bay bei Luannan in der Provinz Hebei. In dem Reservat pausieren rund 70 Prozent der Pfuhlschnepfen aus Neuseeland. Das Problem ist, dass zum einen jedes Land nur auf sein eigenes Territorium schaut und dass zum anderen die Stationen eines solchen Flugkorridors ja nicht das ganze Jahr genutzt werden, sagt Bruce McKinlay vom Umweltschutzministerium. Die Pfuhlschnepfen können aber nur überleben, wenn alle drei Lebensräume in Alaska, China und Neuseeland intakt sind, sagt Woodley. An der Intelligenz der Vögel dürfte es nicht scheitern: In der Fachzeitschrift Scientific Reports schrieben Wissenschafter gerade, dass Zugvögel mit längeren Reiserouten cleverer seien als andere. Sie hatten bei Zugvögeln in Afrika in den Gehirnregionen, die Navigation und räumliche Orientierung steuern, mehr neue Neuronen nachgewiesen als bei Vögeln mit kurzen Flugrouten. Wissenschaft;Britische Astronomen entdecken neue Zwerggalaxie, deren Schicksal bereits besiegelt ist. Cambridge – Unsere Heimatgalaxie ist um eine kleine Begleiterin reicher: Astronomen um Gabriel Torrealba von der University of Cambridge haben eine bisher unentdeckte Zwerggalaxie erspäht – und sie ist überraschend ausgedehnt: Mehr als 7.000 Lichtjahre dürfte die Crater 2 getaufte Sterneninsel von einem Ende zum anderen messen. Wäre sie von der Erde aus gut sichtbar, würde sie am Nachthimmel etwa doppelt so groß erscheinen wie der Mond. Etwa 50 Satellitengalaxien ziehen um die Milchstraße ihre Runden, Crater 2 in einer Entfernung von 380.000 Lichtjahren könnte die viertgrößte unter ihnen sein. Die anderen drei sind dem Umfang nach absteigend die Große und die Kleine Magellansche Wolke und die Sagittarius-Zwerggalaxie. Warum Crater 2 den Astronomen bisher entgangen ist, hat weniger mit ihrer absoluten Leuchtstärke zu tun. Vielmehr liegt es daran, dass sie vor dem Hintergrund der Milchstraße gleichsam verschwindet und ihre Ränder praktisch nicht auszumachen sind. Insgesamt gibt die Zwerggalaxie etwa 160.000 Mal so viel Licht ab wie unsere Sonne. Nur mithilfe einer speziellen Software war es den Wissenschaftern im vergangenen Jänner gelungen, die geisterhafte galaktische Nachbarin auf Bildern des Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte (ESO) in Chile ausfindig zu machen. Das Programm scannte in der Umgebung unserer Galaxie nach außerordentlich dichten Sternenansammlungen. Crater 2 ist vermutlich nicht alleine, wie Torrealba und ihre Kollegen in den Monthly Notices of the Royal Astronomical Society berichtet. In unmittelbarer Nähe befinden sich vier andere erst vor kurzem entdeckte Objekte: ein Kugelsternhaufen und drei weitere Zwerggalaxien im Sternbild Löwe. Sie alle könnten nach Ansicht der Astronomen Teil einer Gruppe sein, die gerade dabei ist, in die Milchstraße zu stürzen und in ihr aufzugehen. Wissenschaft;Österreichische und chinesische Wissenschafter um Anton Zeilinger starten Experiment mit verschränkten Photonen im All. Wien – Es ist ein bisschen so wie damals, als die ersten Telefonleitungen zwischen den Kontinenten gelegt wurden. Zu historischen Vergleichen schwingt sich der Physiker Anton Zeilinger auf, wenn er von einem Satelliten erzählt, der als Sendestation im All Quantenkommunikation mit der Erde möglich machen soll. Starttermin für die Trägerrakete ist Mitte des Jahres. Am Projekt beteiligt sind Wissenschafter der Universität Wien, der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und der University of Science and Technology of China der Chinesischen Akademie der Wissenschaften. Das Projekt mit dem Titel Quantum Experiments at Space Scale (Quess) soll zeigen, ob der Zustand der quantenphysikalischen Verschränkung von Photonen auch über große Distanzen von mehr als 1000 Kilometern möglich ist und dann auch aufrecht bleibt. Zeilinger und seinem Team gelang 2012 zwischen Teneriffa und La Palma, eine Entfernung von 144 Kilometern zu überbrücken: Das ist bis heute Weltrekord. Nun soll ein weiter Sprung vorwärts gelingen. Quantenkommunikation gilt als vollkommen abhörsicher, da der Quantenzustand zerstört wird, sobald einzelne Photonen entnommen werden. Das Interesse gilt also der Anwendung der Forschungen, nicht völlig neuen Erkenntnissen. Zeilinger: Wir wollen einem zukünftigen Quanteninternet einen großen Schritt näherkommen. Die Wissenschafter sehen dem Experiment mit Spannung entgegen, weil damit auch einige technische Herausforderungen verknüpft sind: Die Hardware muss in dieser Entfernung absolut ausfallsicher sein, sagt Zeilinger, der seit 2013 auch Präsident der ÖAW ist. Er ergänzt mit einem Augenzwinkern: Im All kann niemand daran herumschrauben, wenn etwas kaputtgeht. Wenn alles reibungslos funktioniert, werden weitere Satelliten geplant, sagt der Physiker, der die Kooperation mit China lobt. Die Asiaten werden durch Jian-Wei Pan vertreten, der ein Student Zeilingers an der Universität Wien war und im vergangenen Jahr den chinesischen Breaktrough Prize gewann. Er hatte mit Kollegen zwei Eigenschaften eines Photons über den Spin des Teilchens und den Bahndrehimpuls übertragen. Bisher war das nur mit einer Eigenschaft möglich. Zeilinger kommt im Interview mit dem STANDARD auch auf die aktuelle Finanzierungskrise der österreichischen Grundlagenforschung zu sprechen. Die Regierung wisse, dass die derzeitigen Mittel nicht ausreichen, um international mitzuhalten und Österreich intellektuell, kulturell und wirtschaftlich entscheidende Schritte vorwärtszubringen. Sie zeige zwar Verständnis und Sympathie für die Anliegen der Wissenschaft. Nun müssen den Sonntagsreden konkrete Taten folgen, sagt der Akademiepräsident. Und das heißt: mehr Mittel für die Grundlagenforschung kompetitiv und nicht punktuell an Einzelne. Konkret erneuert Zeilinger die von ihm bekannte Forderung nach einer jährlichen fünfprozentigen Steigerung des Budgets für den Wissenschaftsfonds FWF, die Akademie und für die Forschungsagenden der heimischen Unis. Wenn das umgesetzt wird, dann garantiere ich, dass dieses Land nicht mehr lange auf den nächsten Nobelpreisträger warten muss. Die Köpfe für derartig hohe Würden hätte die Grundlagenforschung in Österreich, man müsste sie nur noch mit ausreichenden Mitteln ausstatten. Wissenschaft;Forscher finden in Wyoming einen T. rex-Knochen, der offenbar von einem Artgenossen angefressen wurde. Washington – Immer wieder als Vermutung geäußert, liefert nun eine Ausgrabung eine weitere Bestätigung: Tyrannosaurus rex dürfte auch ein Kannibale gewesen sein. Das Indiz: Der Paläontologe Matthew McLain von der kalifornischen Loma Linda University und sein Team fanden bei Grabungen in der Lance-Formation von Wyoming einen Tyrannosaurusknochen. Dieser weist Bissspuren auf und ist an beiden Enden abgebrochenen (Fotos finden Sie hier). Der Knochen war bedeckt mit Kerben. Mit sehr tiefen Kerben, wird McLain in einer Mitteilung der Geological Society of America zitiert. Die meisten der Kerben verliefen rechtwinklig zum Knochen – etwa so, also würde ein Mensch ein Huhn abknabbern, nur etwas größer dimensioniert. Eine Kerbe am Rand hingegen wies auch parallele Muster auf. Der Räuber hatte demnach den Kopf beim Biss zur Seite weggerissen. Und die Spuren weisen auf Zähne hin, wie sie typisch für Theropoden sind, ein großes Krokodil hingegen ausschließen. Die Tätersuche ist damit laut McLain de facto abgeschlossen. In der Region lebten damals, soweit man weiß, nur zwei große Theropoden: T. rex und sein kleinerer Verwandter Nanotyrannus. McLain ist daher überzeugt: Das muss ein Tyrannosaurus gewesen sein. Offen ist jedoch, ob ein T. rex seinen Artgenossen im Kampf getötet und dann aufgefressen hat, oder ob er sich einfach nur am Aas eines bereits toten Exemplars bedient hat. Diese und weitere Fragen werden am Sonntag auf der Jahrestagung der Geological Society of America in Baltimore diskutiert werden, wo der kreidezeitliche Fund präsentiert wird. Schon vor einigen Monaten hatten britische Forscher aus Bissspuren an den fossilen Schädelknochen eines Daspletosaurus – eines weiteren Verwandten von T. rex – geschlossen, dass die großen Räuber heftig miteinander kämpften und Konkurrenten vermutlich auch auffraßen. Die Studie publizierten die Autoren im Fachjournal PeerJ. In einer anderen Untersuchung analysierten Forscher der Yale University in New Haven Bissspuren eines T. rex. Auch sie vermuteten in ihrer in PLOS One erschienenen Studie bereits, dass Tyrannosaurus rex ein Kannibale war. (APA, red, 31. 10. 2015) Wissenschaft;Mikrokügelchen aus Kunststoff oder Siliziumdioxid können in gewünschter Geometrie und Reihenfolge angeordnet werden. Zürich – Wissenschafter der ETH Zürich und von IBM haben eine neue Methode entwickelt, um aus verschiedenen Arten von Mikrokügelchen künstliche Moleküle herzustellen. Die Forscher möchten solch winzige Objekte später für Mikroroboter, in der Photonik sowie der biochemischen Grundlagenforschung verwenden. Um die Mikroobjekte herzustellen, verwenden die ETH- und IBM-Forscher als Grundbausteine Kügelchen aus Kunststoff oder Siliziumdioxid mit einem Durchmesser von rund einem Mikrometer und unterschiedlichen physikalischen Eigenschaften, wie die ETH berichtet. Diese Partikel können kontrolliert in gewünschter Geometrie und Reihenfolge angeordnet werden. Die so hergestellten Gebilde seien viel größer als typische chemische oder biochemische Moleküle, jedoch viel kleiner als Objekte der makroskopischen Welt, hieß es in der Mitteilung. Laut ETH-Professor Lucio Isa, der das Forschungsprojekt zusammen mit IBM-Research-Wissenschafter Heiko Wolf leitet, kann deshalb von Riesenmolekülen oder von Mikroobjekten gesprochen werden. Die Wissenschafter können mit der neuen Methode Stäbchen in unterschiedlicher Länge und Zusammensetzung, winzige Dreiecke und einfach aufgebaute dreidimensionale Objekte erstellen. Sie möchten die Technik jedoch noch weiterentwickeln. Mögliche künftige Anwendungen sind selbstangetriebene Mikrovehikel, die sich dank einer ausgeklügelten Geometrie und Materialzusammensetzung in einem externen elektrischen oder magnetischen Feld vorwärtsbewegen. Denkbar seien in ferner Zukunft sogar Mikroroboter für biomedizinische Anwendungen, die andere Mikroobjekte greifen und transportieren können. Außerdem könnten mit den Bauteilen maßgeschneiderte Mikrostrukturen hergestellt werden, die in der Photonik eingesetzt werden. Die Forscher wollen auch versuchen, künftig Mikroobjekte herzustellen, bei denen die Kügelchen beweglich – statt wie bisher fest – miteinander verbunden sind. Damit könnten diese als Großmodelle für chemische und biochemische Verbindungen dienen, beispielsweise um die Proteinfaltung experimentell zu studieren. Laut Isa soll auch versucht werden, Objekte aus anderen Materialien als Kunststoff oder Siliziumdioxid herzustellen. Wissenschaft;CID-947 hat ein Zehntel der Masse seiner Heimatgalaxie und kratzt damit an herkömmlichen astronomischen Theorien. Zürich – Sind die Theorien zu Bildung und Wachstum von Galaxien falsch? Oder galten in der Frühzeit des Universums andere Gesetze? Solche Fragen stellen sich nun Astronomen nach der Entdeckung eines unverhältnismäßig großen Schwarzen Lochs in einer weitentfernten Galaxie. Das Objekt CID-947 wurde von Benny Trakhtenbrot von der ETH Zürich und einem internationalen Team von Astrophysikern mit dem Keck-Observatorium auf Hawaii und anderen Weltraumteleskopen entdeckt. Es handelt sich um ein supermassereiches Schwarzes Loch, wie vermutlich alle Galaxien – zumindest die großen – eines in ihrem Zentrum haben. Dieses liegt in einer Galaxie, die so weit von uns entfernt ist, dass das bei uns eintreffende Licht sie uns so zeigt, wie sie etwa zwei Milliarden Jahre nach dem Urknall aussah. Anders als ein stellares Schwarzes Loch, das aus einem kollabierten Stern hervorgegangen ist und eine entsprechende Masse hat, bringt ein supermassereiches Schwarzes Loch Millionen oder gar Milliarden Mal mehr auf die hypothetische Waage als die Sonne. Trotzdem wahren diese riesigen Objekte eine gewisse Relation zu ihren Wirtsgalaxien – nicht so CID-947. Es gehört mit fast zehn Milliarden Sonnenmassen zu den massereichsten bisher bekannten Schwarzen Löchern, berichten die Zürcher Forscher im Fachjournal Science. Die dazugehörige Galaxie hat jedoch die Masse einer normalen Galaxie, sagt Trakhtenbrot. Damit hat das Schwarze Loch ein Zehntel der Masse seiner Galaxie, während es andere nur auf wenige Tausendstel bringen. Dieses Missverhältnis verblüfft die Astronomen. Bisher wurde stets beobachtet, dass die Masse von Schwarzen Löchern parallel zur Zahl der Sterne ihrer Heimatgalaxie und damit deren Masse ansteigt. Schließlich gibt es ein gemeinsames Reservoir aus kaltem Gas, aus dem einerseits Sterne entstehen und andererseits auch das Schwarze Loch gefüttert wird. Außerdem deuteten Studien an, dass Strahlung, die während des Wachstums des Schwarzen Lochs ausgesandt wird, die Sternbildung kontrolliert oder sogar stoppt. Dies gelte aber offenbar nur für das lokale Universum, das die nahe Vergangenheit des Universums abbilde, so Trakhtenbrot. CID-947 ist offenbar viel effizienter gewachsen als seine Galaxie, sagt der Astrophysiker. Aus ihren Beobachtungen schließen die Forscher zudem, dass das Schwarze Loch am Ende seines Wachstums angelangt ist, während ringsum weiterhin Sterne entstehen. Entgegen früherer Annahmen stoppte der Energie- und Gasfluss, angetrieben vom Schwarzen Loch, die Sterngeburten also nicht. Die Galaxie könne in Zukunft noch weiterwachsen, doch das Verhältnis zwischen der Masse des Schwarzen Lochs und der Sterne würde weiterhin unüblich groß bleiben. CID-947 könnte damit ein Vorläufer der extremsten, massereichsten Systeme sein, die wir heute im lokalen Universum beobachten, vermuten die Forscher. Weitere Erkenntnisse über die Galaxienentwicklung erhoffen sie sich von Beobachtungen mit dem Radioteleskop Alma in Chile. (red/APA, 12. 7. 2015) Wirtschaft;Dafür gebe es nämlich keine rechtliche Grundlage, sagt der österreichische Finanzminister Hans Jörg Schelling. Wien/Klagenfurt – Die Annahme, dass der Bund 2004 der Übernahme der exorbitanten Landeshaftungen Kärntens 2004 zugestimmt habe, entbehrt aus Sicht des Finanzministeriums jeglicher Grundlage und sei unzulässig. Die konkreten Haftungen seien aus dem übermittelten Gesetzesvorhaben nicht absehbar gewesen. Der Bund hafte nicht für Länder, wurde aus dem Ministerium auf APA-Anfrage am Montag bekräftigt. Die Bundeskompetenzen bezogen auf Landesgesetzgebung seien sehr eingeschränkt. Der Bund habe nur die Gefährdung von Bundesinteressen durch Landesgesetze prüfen können, aber eine inhaltliche Zustimmung oder Ablehnung zu einem Gesetzesvorhaben ist damint nicht verbunden, wird im Finanzministerium festgehalten. Also bleibe der rechtliche Status wie gehabt: Der Bund haftet nicht für die Länder, dafür gibt es keine rechtliche Grundlage, verlautete aus dem Finanzministerium nach neu aufgeflammter Debatte zum Thema Kärntner Landeshaftungen für die frühere Hypo Alpe Adria, nun Heta. Der Bund hat 2004 nicht der Übernahme der Haftungen zugestimmt, fasste das Ministerium am Montag zusammen. Das südlichste Bundesland haftet noch für mehr als zehn Milliarden Euro. Während des laufenden Heta-Zahlungsstopps wird mit Gläubigern um eine Lösung gerungen. Seit dem vergangenen VfGH-Spruch sind Landeshaftungen für die Gläubiger aber wieder werthaltiger geworden, urteilte kürzlich auch die US-Ratingagentur Fitch. Die Gläubiger dürften also alle auf der Matte stehen, kommt es zu einem angestrebten Schuldenschnitt bei der Heta – schließlich kann man dem Spruch der Verfassungsrichter zufolge Landeshaftungen nicht einfach für nichtig erklären. Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) hatte gestern kritisiert, dass das damalige Finanzministerium keine Bedenken zum Landesholdinggesetz Kärntens 2004 geäußert hatte, das die neuen Haftungen bis 2007 ermöglichte. Kaiser kündigte an, wir werden uns am Montag gemeinsam mit der Finanzreferentin alles in Ruhe anschauen. Landesrat Christian Ragger (FPÖ) hatte am Sonntag eine verfassungsrechtliche Überprüfung der Hypo-Landeshaftungen gefordert – es bestünden massive Zweifel an der Rechtsgültigkeit der Landeshaftungen. Bis Mitte 2012 waren alle Landesgesetzesbeschlüsse vor der Gesetzeskundmachung der Bundesregierung vorzulegen. Bei einem Einspruch Wiens hätte der Landtag das Gesetz aber nur noch einmal beschließen müssen. Wissenschaft;Fossil eines Tarbosaurus war aus der Mongolei geschmuggelt und anschließend versteigert worden. New York – Hollywoodstar Nicolas Cage hat einen Dinosaurierschädel zurückgegeben, der ihn eine Menge Geld gekostet hatte: Vor knapp neun Jahren war der Schädel eines Tarbosaurus bataar für eine Viertelmillion Euro versteigert worden. Cage hatte ihn im guten Glauben gekauft – später stellte sich das Fossil aber als in der Mongolei gestohlen heraus, sagte Cages Sprecher. Er hatte von dem Auktionshaus ein Echtheitszertifikat bekommen, sagte Cages Sprecher. Im Juli letzten Jahres wurde sein Büro dann vom Heimatschutzministerium angesprochen, weil mehrjährige Ermittlungen ergeben hatten, dass der Schädel vermutlich illegal aus der Mongolei in die USA geschmuggelt worden war. Cage habe voll mit den Behörden zusammengearbeitet und den Schädel auch untersuchen lassen. Weil die Ermittlungen ergeben haben, dass der Schädel tatsächlich unrechtmäßig im Land ist und der Regierung der Mongolei gehört, hat Mr. Cage ihn den Behörden übergeben. Tarbosaurus bataar lebte in der späten Kreidezeit, Fossilien wurden in der Mongolei und China gefunden. Er gehörte mit bis zu zwölf Metern Länge zu den größten Tyrannosauriden und kann als asiatischer Vetter von T. rex betrachtet werden. Wissenschaft;Was die Probleme bei dem 2009 gestarteten Planetenjäger verursacht hat, ist vorerst unklar. Washington –Das Weltraumteleskop Kepler ist nach mehreren Tagen im Notfallmodus wieder voll in Betrieb. Es war ein langes Wochenende für Kepler und das Team, aber das Raumfahrzeug ist wieder in Ordnung! :), twitterten NASA-Wissenschaftler des Ames Research Center in Moffett Field (Kalifornien) am Montag. Dass sich das Teleskop in den Notfallmodus versetzt hatte, war Wissenschaftern im Ames Research Center der US-Raumfahrtbehörde in Moffett Field bei einem routinemäßigen Kontaktversuch aufgefallen. Nähere Informationen über die Ursache des Ausfalls lagen vorerst nicht vor. Den letzten geregelten Kontakt mit Kepler hatten die Wissenschafter am 4. April. Als die Kontrollstation das Teleskop drei Tage später auf das Zentrum der Milchstraße richten wollte, fiel auf, das Kepler in den Notfallmodus umgeschaltet hatte. Der große Abstand zur Erde erschwert die Diagnose des Problems. Selbst mit Lichtgeschwindigkeit dauert es 13 Minuten bis ein Signal zu der Raumsonde und zurück gelangt, erklärt Nasa-Missionsmanager Charlie Sobeck vom Ames Research Center in Mountain View. Es ist nicht das erste Mal, dass Kepler technische Probleme hatte: Im Mai 2013 musste die ursprüngliche Mission des Teleskops abgebrochen worden. Seitdem operiert das Teleskop im begrenzten K2-Modus. Wie das Wissenschaftsmagazin Scientific American ergänzte, habe Kepler nun kurz vor Beginn einer neuen Phase auf den Notfallmodus umgeschaltet. In dieser Phase sollte das Teleskop über ein als gravitational microlensing bekanntes Verfahren Jagd auf größere Planeten in weiterer Entfernung von ihren Sternen machen. Parallel zu Kepler seien mehrere Teleskope unter anderen in Chile und Australien im Einsatz, die die Messungen des Raumfahrzeugs mit Daten von der Erde unterstützen sollen. Der nach dem deutschen Astronomen Johannes Kepler benannte Planetenjäger war 2009 gestartet worden, um nach Planeten außerhalb unseres Sonnensystems zu suchen. Seitdem hat das Weltraumteleskop fast 5000 Hinweise auf Planeten gefunden, von denen mehr als 1000 bereits bestätigt wurden. Im vergangenen Jahr erspähte Kepler den bisher erdähnlichsten Planeten, er wurde Kepler-452b genannt. Wissenschaft;Flugpassagierin vermutete hinter Notizen ihres Sitznachbarn einen "Terrorcode". Dieser, ein Ökonom, ortet gesellschaftliche und behördliche Probleme. Philadelphia – Ein Wirtschaftswissenschafter der University of Pennsylvania erlebte Ende letzter Woche auf einem Flug von Philadelphia nach Syracuse einen absurden wie unangenehmen Zwischenfall: Seine Sitznachbarin im Flugzeug verständigte das Bordpersonal, nachdem sie ihn dabei beobachtet hatte, verdächtige und kompliziert aussehende Formeln auf ein Blatt Papier zu kritzeln. Die Passagierin gab zunächst an, sich krank zu fühlen, und verlangte die Umkehr der Maschine zum Terminal des Startflughafens. Dort stieg sie aus und teilte den Behörden ihren Terrorverdacht mit: Ihr dunkelhaariger, vollbärtiger Sitznachbar habe womöglich einen terroristischen Geheimcode verfasst. Der Mann musste daraufhin das Flugzeug verlassen und wurde von Sicherheitskräften befragt. Schnell entpuppte sich der Verdächtige als der aus Italien stammende Ökonom Guido Menzio, der an der University of Pennsylvania lehrt. Er befand sich auf dem Weg zu einer Konferenz in Kanada und wollte im Flugzeug einen Vortrag über Fluktuationen in der Arbeitslosenquote vorbereiten. Eine Differentialgleichung und seine Sitznachbarin wurden ihm dabei zum Verhängnis. Die Sorgen der Passagierin wurden nach einem kurzen Verhör für unbegründet befunden, die Maschine hob mit rund einer Stunde Verspätung in Richtung Syracuse ab, wie ein Sprecher von American Airlines mitteilte. Die misstrauische Passagierin ging nicht mehr an Bord. Menzio gab gegenüber Associated Press an, er sei zwar von offizieller Seite korrekt behandelt worden. Der Vorfall offenbare jedoch die politische Stimmung im Land und die Gefühle, die die Wähler von Donald Trump leiten. Auf Facebook kritisierte er später auch das rigide Sicherheitsprotokoll der Behörden, wie die Washington Post berichtet: Das System ist zu starr und verlässt sich ungeprüft auf Angaben von Menschen, die womöglich völlig ahnungslos sind. Wenn einer die Alarmglocken läutet, steht alles still. Die Fremdenfeindlichkeit, die Menzio durch Trumps Präsidentschaftskampagne angefacht sieht, werde künftig alles noch schlimmer machen. Sport;'Oberösterreicher nach 1:0-Sieg acht Punkte vor Abstiegsplatz. Ried – Die SV Ried hat in der 32. Runde der Fußball-Bundesliga einen großen Schritt Richtung Klassenerhalt gemacht. Die Innviertler kamen am Samstag vor eigenem Publikum gegen die Admira dank eines Tores von Dieter Elsneg (87.) zu einem 1:0-Erfolg und liegen damit schon acht Punkte vor Schlusslicht Grödig, das daheim gegen den WAC eine 0:1-Niederlage kassierte. Die Innviertler erwischten gegen die im Vergleich zum Cup-Semifinal-Erfolg gegen St. Pölten an einigen Positionen veränderten Admiraner den besseren Start. Ein Kopfball von Patrick Möschl (14.) landete aber ebenso genau in den Armen von Manuel Kuttin, der diesmal den Vorzug gegenüber Jörg Siebenhandl bekam, wie ein Schuss von Gernot Trauner (16.). Nur in einer kurzen Phase vor dem Seitenwechsel zeigten die Gäste, warum sie auf Tabellenrang fünf und im Cupfinale stehen. Nach Idealpass von Daniel Toth scheiterte Christoph Monschein in der 27. Minute an Thomas Gebauer, eine Minute später war der Rieder Schlussmann bei einem Schuss von Eldis Bajrami zur Stelle. Die Schlussphase der ersten Hälfte stand dann wieder im Zeichen der Rieder. Alberto Prada traf aus guter Position nicht das Tor (39.) und Elsneg verfehlte einen Stanglpass von Möschl nur knapp (45.). In den zweiten 45 Minuten hatten Torszenen vorerst Seltenheitswert. Beide Mannschaften neutralisierten sich über weite Strecken, ehe es in der Schlussphase noch einmal turbulent wurde. Der eingewechselte Clemens Walch schlug in der 87. Minute eine Maßflanke auf Elsneg, der volley zum Gold-Tor traf. Danach bemühte sich die Admira verzweifelt um den Ausgleich, die beste Chance vergab Monschein, als er in der 90. Minute wenige Meter vor dem Tor danebenköpfelte. Damit bezogen die Südstädter nach sieben Partien wieder eine Niederlage gegen die Rieder, die nun sieben ihrer jüngsten neun Heimspiele gewonnen haben – sechs davon mit 1:0. (APA; 23.4.2016) Fußball-Bundesliga (32. Runde): SV Ried – FC Admira Wacker Mödling 1:0 (0:0)Ried, Keine-Sorgen-Arena, 3.670, SR Harkam Tor: 1:0 (87.) Elsneg Ried: Gebauer – Hart, Reifeltshammer, Filipovic – Bergmann, Ziegl, Trauner (70. Honsak), Prada – Möschl (58. Fröschl), Elsneg – Kreuzer (82. Walch) Admira: Kuttin – Ebner, Maranda, Wostry, Wessely – Toth, Malicsek (46. Zwierschitz) – Bajrami (85. Sax), Spiridonovic (38. Knasmüllner), Ayyildiz – Monschein Gelbe Karten: Keine bzw. Ayyildiz, Toth, Sax' Kultur;Im Fotohof Salzburg treffen Frauenbilder aufeinander, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Iris Andraschek zeigt Hippies in Kanada, Stefanie Moshammer US-Stripperinnen. Salzburg – Ein Panther schleicht über ihre Schulter: Das Tattootier zeigt die Krallen, so als hätte es gerade den Reißverschluss am Sommerkleid zerstört. Selbstvergessen, verträumt wirken die Frauen auf den Fotografien von Iris Andraschek. Manches Mal unverhohlen nackt, aber keinesfalls offensiv erotisch, liegen sie auf rostigen Kühlerhauben, lümmeln auf zerschlissenen Rattansesseln und ausgedienten Autobussitzen, aus denen die Federung bereits herausquillt, an einer Feuerstelle im Wald oder treiben auf morschen Ruderbooten über den See – die Dämmerung oder den Sommerregen erwartend. Im Grunde aber warten die Frauen auf nichts. Sie sind. Sind im Heute. Im Moment. Sind so wie die Malven und Sonnenblumen im Bauerngarten. Das ist das Besondere dieser Bilder, deren Flair – gedämpftes, weichzeichnendes Sonnenlicht und wohliger Müßiggang – an romantische Sehnsuchtsmotive in Sofia Coppolas The Virgin Suicides erinnern. Andraschek (geb. 1963) hat sie in Ontario aufgenommen – oder besser: hat sie inspiriert von den Schauplätzen und der Interaktion mit den Protagonisten inszeniert. 2002 und 2010 war das bereits. Und dennoch scheinen ihre wie aus der Zeit gefallenen Serien Best left at home with friends und Curious, nervous, but nothing happens – Fotos einer alternativen, hippiesken Community – stetig aktueller zu werden. Je schneller unsere Welt scheint, umso mehr lockt Langsamkeit und die scheinbar vollkommene Freiheit des Ennuis. Den Fotografien Andrascheks gegenübergestellt sind Bilder junger Frauen aus Las Vegas von Stefanie Moshammer (geb. 1988). Statt natürlicher Erotik dominieren hier eingeübte, nicht immer überzeugende Posen des nächtlichen Gewerbes. Ein harter, kalter, aber gelungener Kontrast zur Traumlandschaft in den Wäldern Kanadas. Etat;Vox, tragödisch wie im blutverschmierten Badezimmer von Klytämnestra und Ägist. Vor sechzehn Jahren beendete Herr Kamp eine Beziehung mit Frau Kerner. Er nahm sich die Freiheit, eine andere zu ehelichen, und wurde Familienvater. Nun ist er schöne 41 Jahre alt und kann sich seines Glücks leider doch nicht erfreuen. Denn die Ex, Nina Kerner, anhaltend beleidigt und im Gefühl des Verstoßenwordenseins gefangen, packt dann und wann ihre performativen Fähigkeiten aus, um aus Neid den Familienfrieden der Kamps zu stören und Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Unlängst hat sie im Hotelzimmer einen Showdown mit Schlaftabletten fingiert. Frau Kamp hält das langsam nicht mehr aus, zumal ihr Mann immer wieder Schuldgefühle seiner Verflossenen gegenüber hegt und umso leichter ihrem Getue erliegt. Oje, oje. Zum Glück ist das alles nur erfunden (wobei jede Realität das Gezeigte gewiss überbietet). Die konfliktbeladenen Szenen entstammen der Pseudodokusoap Hilf mir doch! auf Vox (ein Ableger der Sendung Verklag mich doch!) und werden von gecasteten Laienschauspielern vorgespielt. In lebensnaher Maske und Kostüm agieren die unverbrauchten Mimen dann so tragödisch, als stünden sie im blutbeschmierten Badezimmer von Klytämnestra und Ägist. An wen aber richtet sich der Appell Hilf mir doch!? Sind es wir Zuseher, die uns aufgefordert sehen sollen, den Streitparteien beizustehen, indem wir zuschauen? Oder wird hier der Psychotherapeut angepriesen, der zwischen den Szenen seine fachkundigen Kommentare abgibt? (Die Sendung möchte dem Publikum nämlich Mut machen, sich im Bedarfsfall an den Therapeuten zu wenden.) Wir vermuten Letzteres. Aber lasst euch nicht unnütz Geld aus der Tasche ziehen! (Margarete Affenzeller, 5.6.2015) Wissenschaft;Römerzeitliche Vase nach Reparatur "in einem besseren Zustand als zuvor". Jerusalem – Ein Unglück kommt selten allein: Während in einem taiwanesischen Museum ein Bub ins Stolpern kam und sich mit den Händen in einem 350 Jahre alten Ölgemälde abstützte und so ein Loch hineinriss, passierte einem kleinen Mädchen in Jerusalem ebenfalls ein teures Missgeschick: Es hat im Israel-Museum versehentlich ein rund 2.000 Jahre altes Glasgefäß zerbrochen. Das römerzeitliche Gefäß sei eine Leihgabe und gehöre der Familienstiftung Robert und Renee Belfer aus New York, berichtete Haaretz. Es sei Teil einer Sammlung von Objekten aus dem Altertum. Das Museum erhielt vor einem halben Jahr zahlreiche Objekte der Sammlung für eine Spezialausstellung. Wegen der Sommerferien in Israel besuchen viele Familien mit Kindern das Museum. Das Mädchen habe sich am vergangenen Sonntag anscheinend gegen die Glasvitrine gelehnt oder sie erschüttert, hieß es weiter in dem Bericht. Dabei sei das ausgestellte Objekt umgefallen. Es handelt sich dabei um ein etwa 2.000 Jahre altes römisches Glasgefäß, dass bereits vor dem Unglück einen Sprung hatte. Experten des Museums hätten es inzwischen mit Erlaubnis der Besitzer wieder repariert, offenbar recht erfolgreich: Das Gefäß sei nun in einem besseren Zustand als zuvor. Man muss sich sehr anstrengen, um den Bruch mit bloßem Auge zu erkennen, schrieb die Zeitung unter Berufung auf das Museum. (APA/red, 25. 8. 2015) Inland;Die inoffizielle Website steht in keiner Verbindung zu Richard Lugner. Wien – Der zuletzt mäßig originelle Wildwuchs an gefakten Domains mit Namen potenzieller Präsidentschaftskandidaten nimmt in einer aktuellen Wendung wieder lustige Züge an. Ein junger Webdesigner stellt unter moertel16.at eine Mörtel Jukebox zur Verfügung, die aktuell 15 unterhaltsame Sager von Richard Lugner per Mausklick abspielt. Wissenschaft;Nachfolger des verstorbenen Harald Posch. Wien – Die Forschungsförderungsgesellschaft FFG hat Andreas Geisler (47) zum neuen Leiter der Agentur für Luft- und Raumfahrt in der FFG bestellt. Geisler folgt in dieser Funktion dem kürzlich verstorbenen Harald Posch nach. Geisler ist ein Förder-Profi, er kennt die Innovationslandschaft in Österreich und Europa hervorragend, hieß es am Mittwoch seitens der FFG-Geschäftsführung in einer Aussendung. Die Agentur für Luft- und Raumfahrt in der FFG ist die Andockstation Österreichs zur internationalen Raumfahrtszene. Sie vertritt Österreich in internationalen Gremien der Luft- und Raumfahrt, etwa in der Europäischen Weltraumorganisation ESA, und betreut das Österreichische Weltraumprogramm ASAP. Andreas Geisler absolvierte eine HTL für Nachrichtentechnik und Elektronik, studierte Biologie an der Uni Wien und Volkswirtschaftslehre an der Wirtschaftsuniversität Wien. Nach Tätigkeiten im EDV-Bereich war Geisler wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Pflanzenphysiologie der Uni Wien sowie am Internationalen Institut für angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg. Von 1999 bis 2003 betreute er im Wissenschaftsministerium die Internationalisierung der österreichischen Umweltforschung. 2003 wechselte er zur Austrian Space Agency GmbH und war zusätzlich von 2005 bis 2012 stellvertretender Bereichsleiter für die Thematischen Programme der FFG. Seit 2009 ist Geisler Teamleiter im Bereich Energie und Umwelt in der FFG. (APA, 1. 7. 2015) Wissenschaft;John W. Kluge Preis würdigt "brillante Philosophen und vielseitig engagierte Personen des öffentlichen Lebens". Washington – Der deutsche Philosoph und Soziologe Jürgen Habermas und sein kanadischer Kollege Charles Taylor haben gemeinsam den mit 1,5 Millionen Dollar (umgerechnet 1,3 Millionen Euro) dotierten John W. Kluge Preis erhalten. Habermas sei der wichtigste Philosoph und Theoretiker unserer jüngeren Generationen, sagte Jane McAuliffe, Direktorin des Kluge-Zentrums. Der Preis wird von der privaten Stiftung John W. Kluge finanziert und zeichnet Geistes- oder Sozialwissenschaftler für ihr Lebenswerk aus, für deren Fachgebiete es keine Nobelpreis gibt. Unter anderem wurde bereits der polnische Philosoph Leszek Kolakowski ausgezeichnet. Der 86-Jährige Habermas habe wichtige Debatten der vergangenen fünf Jahrzehnte vorangetrieben und damit Deutschland und ganz Europa gedient, sagte McAuliffe, die auch Leiterin für wissenschaftliche Programme an der Bibliothek des US-Kongresses ist, in ihrer Laudatio in Washington. Sowohl Charles Taylor als auch Jürgen Habermas seien brillante Philosophen und vielseitig engagierte Personen des öffentlichen Lebens, die trotz unterschiedlicher philosophischer Traditionen die Fähigkeit teilen, drängende Probleme unserer Zeit mit einem herausragenden Gespür für individuelle und soziale Zusammenhänge anzusprechen, heißt es in der Begründung von James H. Billington, amtierender Direktor der Library of Congress. Heutzutage ist Philosophie ein parasitäres Unterfangen, das von Lernprozessen in anderen Sphären lebt, sagte Habermas bei der Preisverleihung. Vor allem existiere Philosophie aber in einer Nebenrolle in Form von Reflexion, die sich auf andere, bereits bestehende kulturelle Errungenschaften bezieht. Er bedankte sich für die außergewöhnliche akademische Auszeichnung, die erstmals an einen Deutschen geht und die zugleich Habermas erster amerikanischer Preis ist. Ein illustrer Kreis deutscher Einwanderer habe in den USA gewirkt, sagte Habermas, darunter Theodor W. Adorno, Hannah Arendt und Max Horkheimer. Taylor, 1931 in Kanada geboren, ist emeritierter Professor für Philosophie an der McGill University in Montréal. Seit 2009 ist er ein Permanent Fellow am Wiener Institut für die Wissenschaften vom Menschen (IWM), wo er den Forschungsschwerpunkt Religion und Säkularismus leitet. (APA, 30. 9. 2015) Inland;Betreiber sollen laut Hauptverband der Sozialversicherungsträger bis Ende des Jahres feststehen. Wien – Bereits vor mehr als einem Jahr haben sich Sozialversicherungen und die Bundesländer auf den gemeinsamen Ausbau der Rehabilitation für schwerkranke Kinder geeinigt. Diese Woche startet nun der Hauptverband der Sozialversicherungen das Ausschreibungsverfahren, bestätigte Hauptverbandssprecher Dieter Holzweber einen Bericht des Ö1-Morgenjournal. Wo genau und wie viele Reha-Zentren es geben wird, ist noch unklar. Die europaweite Ausschreibung für das zweistufige Verfahren erfolgt diese Woche, sagte Holzweber. In der ersten Phase geht es um Interessentensuche, die zweite ist die Verhandlungsphase. Bis Jahresende sollen dann die Standorte und Betreiber feststehen. Aktuell ist es in Österreich so, dass Kinder, die eine Rehabilitation brauchen, entweder ins benachbarte Ausland oder in Einrichtungen für Erwachsene ausweichen müssen. Daher sollen hierzulande insgesamt 343 Reha-Plätze in vier Versorgungsregionen entstehen – aufgeteilt auf Nord, Ost, Süd und West. Die Ausschreibung erfolgt nach der medizinischen Indikation, also der Art der Behandlung. Bei der Reha für krebskranke Kinder gab es laut dem Morgenjournal bereits im Vorfeld eine Einigung, dass hier ein Zentrum entstehen soll – entweder in Salzburg oder in Oberösterreich. Bereits im Juli 2014 einigten sich Sozialversicherungen und Bundesländer in der Frage der Finanzierung. Die Kosten von 33 Millionen Euro pro Jahr im Vollausbau übernehmen großteils die Sozialversicherungen, die Länder finanzieren eine Pauschalsumme von 8,5 Millionen Euro jährlich. Dass die Länder dadurch noch Druck machen können, um bei den Standorten mitzureden, glaubte Peter McDonald, Chef des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträgern, im Interview mit dem Morgenjournal nicht. Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (SPÖ) begrüßte in einer Aussendung den nächsten Umsetzungsschritt zum Ausbau der Kinder-Reha. Ich hoffe, dass zu Jahresende dann rasch in die konkrete Umsetzung vor Ort gegangen werden kann, meinte Oberhauser. Etat;Der Sender plant weiterhin mit dem "Neo Magazin Royale". Hamburg – TV-Satiriker Jan Böhmermann ist bisher beim ZDF zu Hause – aber könnte sich das ändern? Ein kurzer Satz aus seiner jüngsten Neo Magazin Royale-Sendung hat Spekulationen darüber aufkommen lassen, er plane, den Sender zu verlassen. Seine weitere Zukunft beim ZDF sei ungeklärt, berichtete stern.de am Freitag. Böhmermann hatte am Donnerstagabend zu seinem Gast und TV-Kollegen Steven Gätjen gesagt: Du hast gerade den Sprung geschafft vom Privatfernsehen zum öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Ich hab ja demnächst vor, das andersrum zu machen. Die ZDF-Pressestelle wies gegenüber stern.de allerdings darauf hin, dass das Böhmermann-Zitat mit Nein, ist ein Spaß ende. Der Sender plane weiterhin mit dem Neo Magazin Royale. Das nächste Mal ist die Sendung für Donnerstag, 2. Juni, geplant. Danach verabschiedet sich der Moderator und Grimme-Preisträger zunächst in die Sommerpause. Die Zahlen für Neo Magazin Royale bleiben auf vergleichsweise hohem Niveau: Am Donnerstagabend sahen die ZDFneo-Sendung 410.000 Zuschauer, deutlich mehr als vor Beginn der Böhmermann-Affäre vor zwei Monaten. Bei Böhmermanns Comeback nach seiner rund einmonatigen Fernsehpause am 12. Mai hatte Neo Magazin Royale sogar 620.000 Zuschauer – rund dreimal so viele wie im Schnitt zuvor. Sport;Vielseitiger Tiroler war als Journalist, Spielervermittler und mehr als 30 Jahre als Scout tätig. Fieberbrunn/Innsbruck – Die österreichische Fußball-Familie trauert um Nick Neururer. Der Tiroler ist am Mittwoch im Alter von 63 Jahren verstorben. Das bestätigte der ÖFB am Donnerstag auf seiner Website. Neururer war bis zuletzt Mitglied des Scouting-Teams von ÖFB-Teamchef Marcel Koller. In dieser Rolle hätte der vielseitige Fußball-Fachmann ursprünglich noch an diesem Wochenende kommende Gegner beobachten sollen. Neururer galt als besonderer Experte für den afrikanischen Fußball. Der frühere Sportjournalist fungierte auch als Spielervermittler. Zudem war er mehr als 30 Jahre als Scout für verschiedene Vereine und Verbände tätig. Beim ÖFB waren es mehr als zehn Jahre. Den Zweitligisten Wacker Innsbruck unterstützte Neururer von 2014 bis 2015 als Sportbeirat. Die unerwartete Todesnachricht traf auch den nationalen Verband schwer. Wir haben nicht nur einen exzellenten Experten verloren, sondern auch einen sehr guten Freund, erklärte ÖFB-Sportdirektor Willi Ruttensteiner in einer Stellungnahme, in der er den Angehörigen sein Mitgefühl ausdrückte. Nick Neururer war für den ÖFB mehr als ein Jahrzehnt als Scout für die unterschiedlichsten Bereiche tätig – für den Nachwuchs ebenso wie für das Nationalteam. Auch in Innsbruck hat der gebürtige Fieberbrunner Spuren hinterlassen. Wir werden nie vergessen, mit welcher Selbstlosigkeit er sich gerade im letzten Jahr für den FC Wacker Innsbruck eingesetzt hat, sagte Wacker-Präsident Josef Gunsch. Neben seiner Unterstützung für die sportliche Abteilung und uns als Vorstand war es sein unermüdlicher Einsatz, dem wir vieles zu verdanken haben. Neururer wird kommenden Mittwoch in Fieberbrunn beigesetzt. Web;16 Unternehmen beantragten Projekte für insgesamt 86 Mio. Euro. Für das Breitband-Förderprogramm Backhaul sind bei der österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG bis zum Ende der Einreichfrist per Ende März 102 Förderansuchen für Projekte in ganz Österreich eingelangt. 16 Unternehmen haben an der Ausschreibung teilgenommen und in Summe 85 Mio. Euro beantragt, teilte das Infrastrukturministerium am Mittwoch mit. Jedes Projekt wird jetzt rasch geprüft. Damit stellen wir sicher, dass unsere Breitband-Förderung schnell dort ankommt, wo sie gebraucht wird, so Infrastrukturminister Gerald Klug. Für das Programm Backhaul standen in der aktuellen Ausschreibung 96 Millionen aus der Breitbandmilliarde des Infrastrukturministeriums zur Verfügung. Die nicht ausgeschöpften Mittel werden bei den kommenden Ausschreibungen wieder für den Breitband-Ausbau zur Verfügung gestellt. Die Förderansuchen werden in den kommenden Wochen durch die FFG formal geprüft. Danach erfolgt die inhaltliche Bewertung durch die unabhängige Bewertungsjury, die eine Förderempfehlung an den Infrastrukturminister abgibt. Sport;Erster Sieg für den ÖSV seit März 2015. Zakopane – Bis zum 13. Saisonbewerb hat es gedauert, doch nun haben Österreichs Skispringer im Weltcup erstmals zugeschlagen: Stefan Kraft, der zuvor nur bei der Skiflug-WM (Bronze), aber eben nicht im Weltcup auf dem Podest gestanden war, feierte am Sonntag in Zakopane seinen insgesamt vierten Weltcupsieg. Und das auch noch unmittelbar vor seinem Freund und Zimmerkollegen Michael Hayböck. Der nach dem ersten Durchgang nach einem 140-m-Satz führende Slowene Peter Prevc landete im Finale der Top 30 nur bei 125 Metern und fiel damit auch noch hinter Hayböck zurück. Kraft verbesserte sich vom zweiten Zwischenrang mit dem zweiten 133-m-Flug noch auf das oberste Podest und freute sich über den ersten ÖSV-Sieg nicht nur in dieser Saison, sondern seit dem 8. März 2015 in Lahti, wo er ebenfalls gewonnen hatte. Vierter Weltcupsieg Ich hatte gestern sehr gute Sprünge und heute habe ich den Probesprung ausgelassen, weil ich mich hier sehr gut fühle, erklärte Kraft in einem ersten Statement noch im Auslauf. Jetzt habe ich meinen vierten Weltcupsieg – fantastisch. Zwei perfekte Sprünge und auch noch vor Michael, das ist ein Traum. Es war übrigens auch der erste Doppelsieg für Österreich, seit eben dieses Duo am 29. Dezember 2014 zum Vierschanzen-Tournee-Auftakt in Oberstdorf in dieser Reihenfolge triumphiert hatte. Kraft zeigte jedenfalls, dass er den Bakken in Zakopane nicht umsonst als eine seiner Lieblingsschanzen bezeichnet hatte – schon im Vorjahr war er hier Zweiter geworden. Für Hayböck war es bereits der vierte zweite Platz in dieser Weltcup-Saison, doch in diesem Fall machte er wohl lieber Platz als zuvor zweimal für Prevc und einmal für Severin Freund. Letzterer hat wegen Rückenproblemen den Polen-Trip ja ausgelassen. Kraft hatte zuletzt ansteigende Form erkennen lassen und hat nach drei vierten Plätzen den Bann endlich gebrochen. Ein Bann, der seit März des Vorjahrs auf dem Team gelegen war. Solange hatten die rot-weiß-roten Adler zuletzt in der Saison 2005/06 auf den ersten Einzelsieg im Weltcup warten müssen. Damals hatte Andreas Kofler erst im 16. Saisonbewerb für die erste Bundeshymne nach einer Einzelkonkurrenz gesorgt. Für Skiflug-Weltmeister und Vierschanzen-Tournee-Champion Prevc war es nach zuletzt vier Siegen en suite im Weltcup die erste Niederlage. In der Weltcup-Gesamtwertung liegt der Slowene aber überlegen mit 1.084 Punkten schon 305 Zähler vor Freund. Hayböck (567) ist als Vierter bester ÖSV-Springer, Kraft (478) ist Sechster. Mit Manuel Poppinger (19.), Philipp Aschenwald (21.) und Weltcup-Debütant Thomas Hofer (23.) kamen drei weitere Österreicher in die Punkteränge. Hofer bereitete sich damit vor seinem 20. Geburtstag am kommenden Donnerstag selbst das größte Geschenk, der Tiroler freute sich über seine ersten Weltcup-Punkte – und der 20-jährige Aschenwald über sein bisher bestes Weltcup-Resultat. Gerade nach den Rücktritten zahlreicher ÖSV-Stars sowie dem vorzeitigen Saisonende von Gregor Schlierenzauer ist dies ein wichtiges Lebenszeichen des Nachwuchses. Bemerkenswert aus internationaler Sicht: Der einzige Japaner im Feld, der erst 19-jährige Ryoyu Kobayashi, landete bei seinem Weltcup-Debüt auf dem ausgezeichneten siebenten Rang. Seine Teamkollegen bereiten sich bereits auf die Heimbewerb in Sapporo am kommenden Wochenende vor. (APA, 24.1.2016) Link: Ergebnis Skispringen Zakopane Wirtschaft;Die Entrüstung der Zielpunkt-Belegschaft hat ein Gesicht: Mit Snjezana Brajinovic kämpft eine Spitzenverdienerin gegen die Pfeiffer-Gruppe. Wien – Seit gut einer Woche bewegt die Zielpunkt-Pleite die Öffentlichkeit. 3000 Mitarbeiter, großteils Frauen, darunter viele Alleinerzieherinnen, müssen nicht nur auf ihr Novembergehalt und das Weihnachtsgeld warten, sie verlieren vielmehr ihren Job. Die Entrüstung der Belegschaft wegen der Vorgangsweise von Zielpunkt-Eigentümer Pfeiffer hat ein Gesicht: Snjezana Brajinovic. Die Betriebsratschefin der insolventen Supermarktkette steht den Mitarbeitern zur Seite, kümmert sich um deren Ansprüche, lässt kein gutes Haar an den Geschäftsführern sowie der Handelsgruppe Pfeiffer und stellt sich den Medien. Brajinovic weckt Emotionen. Hier kämpft sie wegen des Todesstoßes für Zielpunkt mit den Tränen, da kommt Wut auf. Wo bleibt da die Menschlichkeit?, lautet ihre rhetorische Frage an die Adresse der Pfeiffer-Gruppe. Die Handelsgruppe erlebt nicht zuletzt wegen Brajinovic einen kommunikativen Super-GAU. 1992 kommt sie als 16-Jährige von Bosnien nach Österreich, geht in die Berufsschule und macht eine Lehre. 23 Jahre später geht sie mit Pfeiffer hart ins Gericht und deckt einen suspekten Vorgang nach dem anderen auf: Vor wenigen Wochen hat Pfeiffer noch Zielpunkt-Immobilien erworben. Jetzt wollen die Oberösterreicher Filialen für ihre Unimärkte aus dem Konkurs herauslösen. Vor wenigen Wochen hat Pfeiffer die Lage rosig dargestellt. Jetzt pfeift Pfeiffer auf Sozialpläne und Gehaltszahlungen. Die Anklage von Brajinovic lässt kaum jemanden kalt. Dabei gibt es durchaus Facetten in der Karriere der Betriebsrätin, die nicht so ganz ins Bild der selbstlosen Aufopferung für die Kolleginnen passen. Zum Beispiel ihr Gehalt: Mit 6749 Euro im Monat brutto kommt die Handelsangestellte auf ein respektables Einkommen. Ich geniere mich nicht dafür, was ich verdiene, und die Kollegen wüssten darüber auch Bescheid, sagt Brajinovic. Keine Frage: Die Frau war acht Jahre lang als Bezirksverkaufsleiterin für zehn bis 15 Zielpunkt-Märkte zuständig, eine Art Schnittstelle zwischen Einkauf und Filiale: Zu den Zuständigkeiten zählen Kontrolle der Sauberkeit in den Geschäften, Einteilung der Mitarbeiter oder Diebstahlsvermeidung. Kurzum: Eine Funktion im mittleren Management, wie das Brajinovic bezeichnet. Die Überzahlung (3434 Euro) zum Kollektivvertrag stammt übrigens noch aus Zeiten, als die deutsche Tengelmann-Gruppe bei Zielpunkt Regie führte. Im Nachbarland seien derartige Gehaltsaufbesserungen gang und gäbe, um eine Koalitionsbasis mit dem Betriebsrat zu erreichen, wie ein Insider schildert, der die Zielpunkt-Geschicke lange begleitet hat. Die kampflustige Belegschaftsvertreterin bezieht die gleichen Bezüge seit 2007 weiter, als sie für die Betriebsratsfunktion freigestellt wurde, während selbst bei kleineren Einkommen Kürzungen zur Zielpunkt-Sanierung vorgenommen wurden. Seit September dieses Jahres hat Brajinovic eine Bildungsfreistellung, die bis Juni 2016 dauert. In ihrer Funktion als Betriebsrätin übernimmt die Arbeiterkammer die vollen Gehaltskosten. Die Weiterbildung in der Sozialakademie bei voller Bezahlung findet Brajinovic nicht verwerflich, immerhin habe sie damit Zielpunkt geholfen, Lohnkosten zu sparen. Auch die Arbeiterkammer findet die Übernahme des Gehalts völlig normal: Man sieht ja gerade jetzt, wie wichtig gute Betriebsräte sind. In ihrer Ausbildung sollen sie nicht schlechtergestellt sein als sonst, lässt ein AK-Sprecher wissen. Abgesehen davon hat Brajinovic – wie die anderen Zielpunkt-Mitarbeiter auch – Novembergehalt und Weihnachtsgeld nicht bekommen. Die AK refundiert Zielpunkt die Kosten nicht mehr, seit die Kette Insolvenz angemeldet hat. Die Betriebsrätin kämpft dennoch weiter. Wissenschaft;Den Volkshochschulen kommt mit der Erwachsenenbildung eine sehr wichtige Aufgabe zu. Ihr Kursprogramm strotzt aber geradezu vor esoterischem Schwachsinn. Astrologie hat heutzutage nichts mit Wahrsagerei zu tun, es ist die Lehre von der Zeitqualität. Das Horoskop ist der Plan, aus dem wir unsere persönlichen Anlagen, Begabungen, Lebensaufgaben, Lernthemen und Schwerpunkte erkennen können. Wollen Sie einen Blick in Ihr Horoskop riskieren und darauf, was das Leben noch für Sie bereithält? Wer diesen Blick riskieren wollte, konnte das im Dezember tun. Und zwar nicht auf irgendeiner Esoterikmesse oder in einem ähnlich unseriösen Umfeld, sondern in einer Vortragsreihe der Volkshochschule Zwettl in Niederösterreich. Drei Kurse über Moderne, psychologisch orientierte Astrologie konnte man sich dort anhören. Auch im Sommersemester bietet das VHS-Programm Bildung der besonderen Art: Krankheitsmuster aufspüren und deren Auflösung erleben und Energieausgleich im Meridiansystem aktivieren kann man sich im Kurs über Bioenergetische Regulationstechnik beibringen lassen. Dieselbe Referentin erklärt in einer anderen Veranstaltung, wie man (angeblich) den schulischen Erfolg von Kindern mit ätherischen Ölen steigern kann. Die Volkshochschule Zwettl mag nicht zu den wichtigsten und prominentesten Bildungseinrichtungen des Landes gehören. Aber sie verdeutlicht einen Trend, der langsam besorgniserregend wird. Der Verband Österreichischer Volkshochschulen schreibt auf seiner Website: Die Volkshochschulen verstehen sich als der Demokratie verpflichtete, weltanschaulich an die Menschenrechte gebundene, von politischen Parteien unabhängige Bildungseinrichtungen. Sie sind Erwachsenenbildungseinrichtungen, die Bildungsanlässe durch öffentliche Angebote organisierten Lernens setzen, Bildungsprozesse professionell in Gang bringen, unterstützen und begleiten. Niemand kann daran zweifeln, dass die Erwachsenenbildung eine wichtige Aufgabe ist. Die Welt verändert sich, und nur weil man irgendwann die Pflichtschulausbildung absolviert hat, heißt das nicht, dass es danach nichts Neues mehr zu lernen gibt. Einrichtungen wie die Volkshochschulen bieten hier die wunderbare Gelegenheit, lokal und für meistens vergleichsweise geringe Gebühren neues Wissen in den verschiedensten Gebieten zu erlangen. Ich selbst bin immer noch dankbar für meine grundlegenden Italienischkenntnisse, die ich vor langer Zeit in einem Sprachkurs für Kinder an der VHS Krems erworben habe. Die Sprachkurse machen weiterhin einen wichtigen und großen Teil des Kursprogramms der verschiedenen Volkshochschulen aus. Daneben gibt es viele andere Bereiche, in denen man sich weiterbilden kann. Ein genauer Blick in die Programme zeigt aber, dass sich dort auch jede Menge Esoterik, Aberglaube und Pseudowissenschaft finden. Die Zweigstelle Tamsweg der VHS Salzburg hat beispielsweise einen Kurs über Homöopathie im Programm (Die homöopathische Hausapotheke: Wie kann die Kraft von Arnica, Chamomilla und Co für die Gesundheit genutzt werden?), an der VHS Steiermark kann man sich über die Homöopathische Sommerapotheke und Homöopathie bei Erkältungskrankheiten informieren. Homöopathie für die Familie gibt es an der VHS Baden, die im Kursprogramm auch behauptet, dass es für jede Erkrankung die passende homöopathische Therapie gibt. Zwei Kurse in Homöopathie gibt es an der VHS Linz und vermutlich noch an vielen anderen Volkshochschulen des Landes. Die beliebte Pseudomedizin mit den Zuckerkugeln ist aber bei weitem nicht die einzige esoterische Disziplin im VHS-Programm. Ein TCM-Kochkurs an der VHS Klagenfurt verspricht: Wir entgiften die Leber und die Gallenblase. An der VHS St. Pölten bekommt man Feng Shui erklärt, und auch an der VHS Melk kann man Besser leben mit Feng Shui. Dort lässt sich außerdem noch Pendeln in Theorie & Praxis erlernen, denn: Jeder Mensch besitzt die Fähigkeit zu pendeln, nur ist diese Gabe oft verschüttet und muss wiedererweckt werden. In diesem Seminar erlernen Sie, wie Sie in Ihrem Haus den geeigneten Schlafplatz finden (frei von Wasseradern und anderen Störzonen). Zahlenmystik hat hingegen die VHS Tirol im Programm, ebenso einen schamanistischen Diätkurs, um das Wunschgewicht zu erreichen. Ein wahres Kompetenzzentrum für Pendler, Wasseradersucher und Rutengeher scheint die VHS Oberösterreich zu sein. Ganze 41 Kurse finden sich dort derzeit zu diesem Thema. Neben der Ausbildung von Anfängern und Fortgeschrittenen gibt es dort auch Veranstaltungen zu speziellen Fragen wie der Wohnraum- und Schlafplatzentstörung, dem Arbeiten mit der Einhandrute/Tensor und dem Arbeiten mit der Grifflängenrute. Man muss heutzutage schon fast froh sein, wenn sich im Kursprogramm einer Volkshochschule nur die übliche, leicht esoterisch angehauchte fernöstliche Mischung aus Yoga, Meditation et al. findet. Astrologie, Wünschelruten, Homöopathie und derlei anderer Unsinn haben im Katalog einer seriösen Volksbildungseinrichtung aber definitiv nichts zu suchen. Wenn die Vertreter dieser Disziplinen mit entsprechenden Kursen Geld verdienen wollen, sollen sie das privat erledigen, aber nicht die Seriosität der Volkshochschulen für ihre Zwecke missbrauchen (denn natürlich wird der Status als VHS-Kursleiter von den Esoterikern für ihre Eigen-PR benutzt). Es ist zwar durchaus nachvollziehbar, dass viele Volkshochschulen angesichts eines geringen Budgets und mangelnden Publikums der Versuchung erliegen, ihr Programm mit (scheinbar) attraktiver Esoterik aufzupeppen. Nachvollziehbar – aber nicht verständlich und auf gar keinen Fall akzeptabel. Das sieht übrigens auch der Verband Österreichischer Volkshochschulen so. Dort gibt es eigene Richtlinien zum Umgang mit Esoterikangeboten, in denen aufgelistet wird, was alles nicht Teil des Angebots sein sollte. Unter anderem Spekulative Verfahren ohne Wirkungsnachweis, worunter eigentlich all die Kurse fallen, die ich weiter oben aufgezählt habe (und noch viele andere, für die hier kein Platz mehr war). In der Einleitung der VHS-Richtlinien wird erklärt: Volkshochschulen sind in erster Linie Bildungsvermittler. Sie sind innovativ mit einer hohen Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit neuen Ideen. Das erfordert eine aufmerksame Beobachtung der gesellschaftlichen Entwicklung und einen verantwortlichen Umgang mit Bildungsangeboten. Eine besondere Herausforderung stellen Angebote in Grenzbereichen der Religion, Gesundheitsbildung, Psychologie und Persönlichkeitsentwicklung dar, insbesondere im Zusammenhang mit Esoterik. Es scheint, als sei man dieser besonderen Herausforderung nicht ganz gewachsen ... Wissenschaft;Ausschreibungen werden von der FFG abgewickelt. Wien – Das Wissenschaftsministerium hat vier neue Förderinitiativen an der Schnittstelle Forschung-Wirtschaft gestartet. Mit insgesamt 29 Millionen Euro soll der Wissenstransfer in die Wirtschaft und die Innovationskraft der Unternehmen gestärkt werden, teilte das Ressort am Freitag mit. Schwerpunkte sind Produktionstechnologien, Energie-, Umwelt- und Biotechnologie sowie innovative Dienstleistungen. Mit 13,5 Mio. Euro sollen die Forschung vor allem an Fachhochschulen (FH) und gemeinsame Projekte mit Unternehmen gestärkt werden. 10,5 Mio. Euro stehen für neue Research Studios Austria zur Verfügung. Weitere 5,1 Mio. Euro gibt es für Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen von Hochschulen und Unternehmen. Konkret sollen im Programm COIN Aufbau mittel- bis langfristige Projekte (maximale Einzelförderung 2 Mio. Euro) an kleineren Forschungsinstituten und FH mit 9 Mio. Euro gefördert werden, um damit Know-how aufzubauen und der Wirtschaft zur Verfügung zu stellen. Im Programm COIN Netzwerke sollen kurz- bis mittelfristige gemeinsame Projekte (500.000 Euro maximale Einzelförderung) von Hochschulen und Forschungsinstituten vor allem mit kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) mit 4,5 Mio. Euro gefördert und damit nachhaltige Netzwerke aufgebaut werden. Ein Schwerpunkt liegt hier im Dienstleistungsbereich. Mit dem Programm Forschungskompetenzen für die Wirtschaft soll aktuelles High Tech-Wissen in den Betrieben verankert werden, betonte Staatssekretär Harald Mahrer. 5,1 Mio. Euro gibt es für neue Weiterbildungsmaßnahmen (maximal 500.000 Euro pro Projekt) von Hochschulen und Unternehmen, die Hälfte davon ist für Vorhaben im Bereich Industrie 4.0 reserviert. Für die nächste Generation von Research Studios Austria stehen 10,5 Mio. Euro zur Verfügung. Diese meist an Hochschulen oder Forschungseinrichtungen angedockten Einheiten sollen Ergebnisse aus der Forschung möglichst rasch in marktfähige Produkte und Dienstleistungen umsetzen. Schwerpunkte sind Industrie 4.0, Energie-, Umwelt- und Biotechnologie. Die Ausschreibungen werden von der Forschungsförderungsgesellschaft FFG abgewickelt. Wissenschaft;Giulio Superti-Furga und Helga Nowotny hatten es vorgemacht. Wien – Genom Austria hat die Sequenzierung des Erbguts und dessen Analyse der ersten zehn freiwilligen Teilnehmer in Österreich abgeschlossen. Die vollständig sequenzierten Genome stehen ab sofort auf Genom Austria der Öffentlichkeit zur Verfügung – anonymisiert, nur mit Angabe von Alter und Geschlecht. Es handelt sich um das erste persönliche Genomprojekt auf dem europäischen Festland und wurde vor etwas mehr als einem Jahr vom CeMM Forschungszentrum für Molekulare Medizin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften gemeinsam mit der Medizinischen Universität Wien ins Leben gerufen. Nach den Genomen von Giulio Superti-Furga, dem wissenschaftlichen Direktor des CeMM und Projektverantwortlichen von Genom Austria, und Helga Nowotny, Mitglied im Steering Board, sind nun die ersten vollständig sequenzierten Genome von freiwilligen Teilnehmern auf Webseite des Projektes abrufbar. Zu dem Projekt gibt es auch Unterrichtsmaterialien für Schulen. Vorerst will man auf 20 Probanden kommen. An diesem Freitag (26. April) ist dieses Projekt bei der Langen Nacht der Forschung mit einem eigenen Stand und Vorträgen vertreten: Im AKH-Hörsaalzentrum der MedUni Wien. International;Premier Valls will aber keine französischen Soldaten schicken. Paris – Frankreich würde ein Eingreifen regionaler Truppen gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien unterstützen. Einen Einsatz französischer Bodentruppen bezeichnete Premierminister Manuel Valls am Dienstag in der Nationalversammlung in Paris erneut als unrealistisch. Aber falls Länder der Region sich zu einer Koalition verbünden, um Syrien von der IS-Tyrannei zu befreien, dann hätten diese Länder die Unterstützung Frankreichs, sagte er. Bei den angekündigten französischen Luftschlägen gegen IS-Stellungen in Syrien will Frankreich darauf achten, nicht Machthaber Bashar al-Assad in die Hände zu spielen. Wir werden nichts tun, was das Regime stärken könnte, versicherte Valls. In Syrien tobt ein blutiger Bürgerkrieg zwischen dem Assad-Regime, mehreren Rebellengruppen und den IS-Milizen. Frankreichs Luftwaffe beteiligt sich seit einem Jahr bereits an Angriffen einer US-geführten Koalition auf den IS im Irak, schlug jedoch bisher anders als die USA nicht in Syrien zu. Vergangene Woche schickte Paris dann Aufklärungsflüge über IS-beherrschte Gebiete im Osten des Landes, um auch dort Luftschläge vorzubereiten. Die konservative französische Opposition kritisierte die Regierungspolitik als unklar. Was ist ihr vorrangiges Ziel? Der Abgang von Assad oder der Kampf gegen den IS?, fragte Christian Jacob, Fraktionschef der Republikaner. Luftschläge allein liefen Gefahr, ein Schlag ins Wasser zu sein. Anders als im Irak hat die syrische Assad-Regierung, mit der Frankreich keine diplomatischen Beziehungen führt, einem französischen Eingreifen gegen den IS nicht zugestimmt. Paris begründet den Einsatz seiner Luftwaffe mit Artikel 51 der UNO-Charta, der Militäreinsätze zur Selbstverteidigung erlaubt. Valls verwies dabei auf Terroranschläge in Frankreich: Wir wissen es: Die jihadistische Bedrohung, die sich gegen Frankreich richtet, kommt aus den vom IS kontrollierten Zonen. Die französische Regierung schätzt, dass 1.880 Einwohner Frankreichs jihadistischen Netzwerken angehören. 491 von ihnen seien ins Kampfgebiet in Syrien und dem Irak gereist, 133 dort gestorben. Wissenschaft;Österreichische Archäologinnen untersuchen erstmals die damalige Rollenverteilung und soziale Bedeutung der Mutterschaft. Wien – Die Bilder wirken geradezu idyllisch: adrette Hütten am Rande eines Waldes, Felder und Wiesen. Männer pflügen oder bringen gerade Jagdbeute heim, während die Frauen am Feuer sitzen, Getreide mahlen und weben. Neben ihnen spielen die Kinder. Solche Vorstellungen prähistorischen Lebens haben sich über Generationen in den Köpfen festgesetzt, eingeprägt durch Buchillustrationen, Museen und Filme. Bei unseren Vorfahren herrschten eben noch klare Verhältnisse – glaubt man. Konservative Stimmen berufen sich gerne auf diese angeblich natürliche Rollenverteilung. Frauen gleich fürsorgliche Mütter, Männer als Ernährer. Doch war es wirklich so? Die frühen Bewohner Mitteleuropas hinterließen keine Schriftstücke, die ersten sie betreffenden Zeugnisse wurden von Griechen und Römern niedergeschrieben. Und die interessierten sich nicht unbedingt für die Details der Sozialstruktur von keltischen oder germanischen Stämmen. Die einzigen möglichen Hinweise müssen somit in der Erde gesucht werden. Arbeit für Archäologen. Es mag wie eine unmögliche Aufgabe anmuten, das Sozialgefüge von Gemeinschaften, die lange vor Christi Geburt lebten, anhand von Gräbern und Siedlungsresten zu enträtseln. Katharina Rebay-Salisbury macht genau das. Die am Institut für Orientalische und Europäische Archäologie (Orea) in Wien tätige Forscherin hat dabei vor allem den Stellenwert der Mutterschaft im Blick. Hatten Frauen mit Kindern einen anderen gesellschaftlichen Rang als Kinderlose, und gab es alternative Lebensentwürfe? Seit gut einem Jahr geht Rebay-Salisbury diesen Fragen zusammen mit ihrer Kollegin Doris Pany-Kucera im Rahmen eines vom Wissenschaftsfonds FWF finanzierten Projekts nach. Das weltweit bisher einzigartige Unterfangen erfordert einen multidisziplinären Ansatz. Ohne naturwissenschaftliche Unterstützung käme das Orea-Team nicht weit. Der Status einer Beerdigten lässt sich mitunter an Grabbau und -beigaben ablesen. Kostbarer Schmuck ist der wohl gängigste Beleg. In Österreich gibt es diesbezüglich einige schöne Beispiele aus der Bronzezeit, darunter die letzten Ruhestätten der reichen Frauen von Franzhausen in Niederösterreich. Nicht selten jedoch haben die Archäologen das Nachsehen. Diese Grabfelder sind sehr oft von Beraubungen betroffen, berichtet Rebay-Salisbury. Man findet regelmäßig grüne Verfärbungen an den Knochen – ein Hinweis auf verschwundenen Bronzeschmuck. Manchmal kam es offenbar zu gewollten Unterbrechungen der Totenruhe nach relativ kurzer Zeit. Skelettteile wurden herausgenommen und in anderen Gräbern erneut bestattet. Das, meint Rebay-Salisbury, deutet vermutlich auf Beziehungen zwischen den Verstorbenen hin. Wir haben zahlreiche Bestattungen, bei denen Frauen mit Kindern begraben wurden, sagt die Archäologin. Manchmal geschah dies auch bei Männern. Das muss aber nicht heißen, dass sie die Eltern waren. Mittels Erbgutvergleichen können Blutsverwandtschaften inzwischen auch nach tausenden Jahren noch nachvollzogen werden. Die Orea-Forscher arbeiten dabei mit dem Gerichtsmediziner Walther Parson von der Medizinischen Universität Innsbruck zusammen, einem international anerkannten Experten für DNA-Analysen. Wie viele Schwangerschaften eine Frau im Lauf ihres Lebens gehabt hat, lässt sich eventuell durch genaue Untersuchung ihrer Zahnwurzeln ermitteln. Dort werden stetig mikroskopisch dünne Schichten Zement abgelagert, ähnlich den Jahresringen eines Baumes, wie die Forscher im American Journal of Physical Anthropology zeigen. Schwangerschaftsbedingte physiologische Veränderungen hinterlassen erkennbare – und zählbare – Abweichungen in der Ringstruktur. Ein weiterer Ansatz beruht auf dem Nachweis von Belastungsspuren an Beckenknochen. Diese Methode ist unter Fachleuten jedoch umstritten. In den Gräberfeldern fällt den Wissenschaftern noch etwas anderes auf: Oft fehlen Schwangere und Kleinkinder. Häufig finden wir die Babys in den Siedlungen, sagt Rebay-Salisbury. Im Ramsautal zum Beispiel wurden sie unter Türschwellen begraben. Vielleicht dachte man, die Kinder könnten so leichter wiedergeboren werden. Den Eltern half dieser Glauben womöglich, die Verlusterfahrung besser zu bewältigen. Verstorbene schwangere Frauen indes dürften früher bei Ausgrabungen oft nicht als solche erkannt worden sein. Fötenknochen sind mitunter winzig und leicht zu übersehen. Oder sie wurden mit Tierknochen verwechselt. Katharina Rebay-Salisbury weist jedoch noch auf eine andere mögliche Erklärung hin: Die Ungeborenen könnten den Toten entnommen worden sein. Diese Praxis war in mediterranen Kulturkreisen nicht unüblich und findet sogar im Talmud Erwähnung, erklärt die Forscherin. Interessante Einblicke in das Rollenverhältnis der Geschlechter sowie den Umgang mit Kindern bieten die eisenzeitlichen Funde von Hallstatt. Die dortigen Salzbergwerke waren schon lange vor Beginn unserer Zeitrechnung in Betrieb. Es arbeiteten nicht nur Männer unter Tage. Beim Untersuchen von Skeletten aus dem nahe gelegenen Gräberfeld stieß Pany-Kucera auf stark ausgeprägte Muskelansätze an den Knochen und typische Abnutzungserscheinungen der Gelenke – bei den weiblichen Bestatteten. Die Frauen haben eher die schwere Schlepparbeit gemacht, berichtet Rebay-Salisbury. So viel zur Vorstellung von der häuslichen Mutter, Hüterin von Herd und Kindern. Sogar Babys wurden mit ins Bergwerk gebracht, sagt Rebay-Salisbury. Und schon wenige Jahre nach der Stillzeit begann der Ernst des Lebens. Die sterblichen Überreste von Kindern auf dem besagten Friedhof zeigen ebenfalls schon Spuren von Schwerstarbeit, inklusive leichter Schädeltraumata. Offenbar mussten alle schuften, Mann und Frau, Jung und Alt. Inland;Neuer Klubobmann des Team Stronach könnte Robert Lugar werden. Nach dem Wechsel der Abgeordneten Kathrin Nachbaur und Rouven Ertlschweiger zur ÖVP soll im Parlamentklub des Team Stronach bereits die nächste Personalrochade anstehen. Nach Informationen der Kleinen Zeitung will die Steirerin morgen Montag ihren Abgang verkünden. Dietrich habe schon länger über das negative Umfeld geklagt. Damit will sie ihrer Demontage zuvorkommen, die Stronach dem Vernehmen nach bei den ORF-Sommergesprächen am Montag verkünden will. Neuer Klubobmann soll Robert Lugar werden, heißt es in dem Zeitungsbericht. Wissenschaft;Forschungsprojekt zu Unterschieden in der Diätologie zwischen Österreich und anderen Ländern. Wien – Ebola hin, Zikavirus her – Todesursache Nummer eins sind die nichtübertragbaren Krankheiten: Krebs, Übergewicht, Herz-Kreislauf-Krankheiten oder Diabetes, und bei diesen spielt die Ernährung eine große Rolle. In der Diätologie, also der Wissenschaft von der Rolle der Ernährung in der Vorbeugung und Therapie von Krankheiten, haben sich allerdings in den verschiedenen Ländern durchaus unterschiedliche Zugänge entwickelt: Einem übergewichtigen Belgier könnten also andere Diäten empfohlen werden als einem Österreicher. Möglicherweise, schränkt Andrea Kolm von der Fachhochschule St. Pölten ein, ob das so ist, wissen wir nicht. Im Rahmen des großangelegten Projekts IMPECT (Improvement of Education and Competences in Dietetics), das von Kolm geleitet wird, werden nun Unterschiede der Diätologie in Österreich, Belgien, Deutschland und den Niederlanden erforscht. Das Erasmus-plus-Projekt der Europäischen Union mit einem Budget von 370.000 Euro startete im Herbst 2015, angelegt ist es auf drei Jahre. Derzeit wird in Diskussion mit den Partnerländern erhoben, wo mögliche Unterschiede liegen, sagt Diätologin Kolm. Die Diätologie ist als Wissenschaft an europäischen Hochschulen noch recht jung – in Österreich gibt es ein entsprechendes Bachelorstudium erst seit 2006, davor wurden die damaligen Diätassistenten an medizinisch-technischen Akademien ausgebildet. Lehrpläne und Ausbildung, aber auch Methoden unterscheiden sich noch von Land zu Land. Das mache den internationalen Austausch schwierig. Im Rahmen des Projekts werden daher nun zunächst die Prozessmodelle – also der jeweilige Ablauf von Anamnese, Therapie und Evaluation – verglichen, und es wird ein gemeinsames Modell entwickelt. Dabei leistet man quasi Vorarbeit, denn europaweit möchte der europäische Verband der Diätologen bis 2020 ein einheitliches Prozessmodell schaffen, sagt Kolm. Erste Diskussionen im Projektteam zeigen, dass eine solche Standardisierung keineswegs einfach ist. Doch wenn keiner weiß, was genau mit einem bestimmten Schritt gemeint ist, kann man sich über die Grenzen hinweg nur schwer über Therapie, Best-Practise-Beispiele und Forschungsergebnisse austauschen. In einem zweiten Schritt werden gemeinsam mit den beteiligten Hochschulen aus Antwerpen, Fulda, Groningen und Neubrandenburg zehn virtuelle klinische Fallbeispiele zu häufigen Themenbereichen wie Diabetes, Darmkrebs, Übergewicht und Herz-Kreislauf-Erkrankungen entwickelt. Die Fälle werden von Studierenden erhoben, didaktisch weiterentwickelt, dann sehen wir uns an, wo es Unterschiede gibt, sagt Kolm. Beispielsweise wird also ein Patient mit eingeschränkter Glukosetoleranz (grenzwertiger Diabetes) vorgestellt, für den die Studierenden eine Ernährungstherapie ausarbeiten sollen. Anschließend wird gefragt: Wie wird therapiert, wenn sich danach Diabetes entwickelt, und wie, wenn es zusätzliche Komplikationen gibt, beispielsweise ein Nierenproblem oder Bluthochdruck? Das dient nicht nur dem Training der Studierenden, sondern macht auch länderspezifische Unterschiede sichtbar, die dann wiederum Themen für künftige Forschungen aufzeigen. An Forschungsthemen mangelt es der jungen Wissenschaft ohnehin nicht. Durch die Akademisierung der früheren Diätassistenz habe sich der wissenschaftliche Anspruch generell gewandelt, lobt Kolm, doch es gibt noch viel zu tun. Zudem seien in der Diätologie viele Ergebnisse leider nicht so handfest. In der Medizin erhält eine Gruppe ein Medikament, die andere das Placebo. Doch wir können unsere Untersuchungsteilnehmer natürlich nicht irgendwo drei Wochen lang festsetzen und bestimmen, was sie wann essen dürfen, sagt Kolm. Daher sei man zumeist auf Ernährungsprotokolle angewiesen, in denen aber, das zeigen Studien, gern das eine oder andere weggelassen werde. Aussagen zu Ursache und Wirkung – beispielsweise: Wer eine bestimmte Diät einsetzt, senkt damit Bluthochdruck – lassen sich daraus nicht ableiten. Wir können immer nur Zusammenhänge darstellen und versuchen dann, die Ursache zu definieren. Generell zeige sich in der Diätologie, dass es die Lösung nicht gibt, sondern viele Optionen. Einige dieser Optionen soll also nun IMPECD aufzeigen. Die Fallbeispiele und die dazugehörigen didaktischen Unterlagen, die an der Artesis Plantijn Hogeschool Antwerpen entwickelt werden, werden dabei auch in einen Onlinekurs eingearbeitet, der die länderspezifischen Unterschiede aufzeigen soll, damit die Studierenden ein Gefühl dafür bekommen, was in den anderen Ländern Usus ist, sagt Kolm. Der Onlinekurs in englischer Sprache wird in Summer-Schools von Studierenden der beteiligten Hochschulen getestet und weiterentwickelt. Technische und didaktische Unterstützung erhält das Projektteam auch vom Service- und Kompetenzzentrum für Innovatives Lehren und Lernen und dem Institut für Creative Media Technologies der FH St. Pölten. Mit Projektende soll der Kurs kostenlos zur Verfügung gestellt werden – für die Ausbildung der künftigen und die Weiterbildung der derzeitigen Diätologen. Wissenschaft;Wissenschafter haben Testpersonen eine Radioshow vorgespielt und danach einen 3-D-Atlas des menschlichen Gehirns erstellt. Das Wissen, dass das menschliche Gehirn zwei Zentren hat, die Sprache steuern, stammt aus dem 19. Jahrhundert. Demnach ist ein Areal im hinteren Schläfenlappen für das Verständnis von Sprache und ein Bereich im Stirnlappen für die Sprachproduktion zuständig. Faserstränge verbinden die Areale. Diese Beschreibung ist in ihrer Ausschließlichkeit wahrscheinlich überholt. Wissenschafter der University of California in Berkeley ist es nämlich gelungen, einen 3-D-Bildatlas eines menschlichenGehirns zu erstellen und 10.000 Wörtern in jenen Regionen zu platzieren, die beim Hören derselben aktiv werden. Auf den ersten Blick gibt es nahezu kein Areal, das nicht aktiviert wird, tatsächlich sind es immerhin 130 – verteilt über das ganze Organ: Das Gehirn erscheint als engmaschiges semantisches Netzwerk. Die Arbeit erschien in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins Nature. Das Sample der Untersuchung war freilich nicht groß: Die Wissenschafter spielten nur sieben Testpersonen jeweils zweistündige Mitschnitte der in den USA kultisch verehrten Moth Radio Hour vor, einer Art Poetry Slam, der seit den 1990er-Jahren läuft. Mittels funktioneller Magnetresonanztomografie (fMRT) konnten sie erkennen, welche Regionen wann beim Zuhören aktiviert wurden. Zwölf Begriffsgruppen Daraufhin erstellten sie aus den 10.000 Wörtern insgesamt zwölf Gruppen von Begriffen mit ähnlichen Bedeutungen – und erkannten, dass in den Gehirnen der Probanden bei verwandten Begriffen die gleichen Regionen aktiviert wurden. Der seitliche Scheitellappen wird bei Worten aus den Bereichen Gesellschaft, Familie, Freunde aktiviert, Nervenzellen in der Nähe der Sehrinde zeigen Aktivität, wenn es -wenig überraschend – um das Sehen ging. Die Testpersonen wuchsen alle in westlichen Industrieländern auf. Sie zeigten durchaus ähnliche Ergebnisse, was auf ähnliche Lebenserfahrungen beruhen kann, aber nicht muss. Die Wissenschafter wollen daher weitere Studien mit einer größeren Stichprobe durchführen, um mögliche Unterschiede in der für Bedeutungsgruppen zuständigen Gehirnregion – vielleicht auch aufgrund unterschiedlicher Sozialisation – aufzeigen zu können. Ein Blick in die innere Gedankenwelt mag futuristisch und ziemlich beängstigend klingen. Für die Neurowissenschaften ist es nur ein weiterer Mosaikstein, um die Arbeitsweise des Gehirns, zu der noch zahlreiche Fragen offen sind, besser zu verstehen. Kultur;Wehrhaft sein, niemals Schlachtvieh sein, einfach dada sein. Eine ganze Reihe von Buchneuerscheinungen feiert 100 Jahre Dada. Ein Überblick. Am 5. Februar 1916 ging es los. Und zwar in der Spiegelgasse 1 im Herzen Zürichs. Das Cabaret Voltaire – anfangs nannte man es schlicht Künstlerkneipe – wurde von einem Häufchen Künstlern gegründet. Man las Texte von Franz Werfel, man spielte Klavier, auch das Chanson von Erich Mühsam Der Revoluzzer wurde zum Besten gegeben. Es gab französische und russische Soireen – wobei die Russen kräftig mitsangen – und der bejahrte Heimatdichter J. C. Heer torkelte zuzeiten durch die Reihen. Lenin wohnte um die Ecke. Und dann fiel der Name dada. Die Kinder könnens brabbeln, die Slawen meinen damit ein sinnfälliges Jaja, den Franzosen ist es ihr Steckenpferd. Allerdings hatte die Zürcher Toilettenartikelfirma Bergmann & Co Dada als Namen für ihre Produkte zuvor registrieren lassen: die Lilienmilchseife mit dazugehöriger Lilien-Crème Dada und Dada als haarstärkendes Kopfwasser. Hugo Ball, der Mitgründer von Dada-Zürich, hat dies auch vermerkt: Dada ist die Weltseele, Dada ist der Clou, Dada ist die beste Lilienmilchseife der Welt. Doch dieser Scherz hatte für Ball ein bitteren Nebengeschmack: Heute sah ich ein Schuhputzmittel mit der Aufschrift Das Ding an sich. Warum hat die Metaphysik so viel Achtung verloren? Dada gibt als multipler Bedeutungsträger Sinn so viel man will – und Unsinn. Dada ist das metaphysische Gelächter über eine Welt, die kein Sinn mehr zusammenhält. Zürich im Ersten Weltkrieg – das war eine Stadt, die von Emigranten aller Herren Länder bevölkert war. Und ob sie nun mehr oder weniger Geld in der Tasche hatten, sie alle wollten unterhalten werden. Cabarets, Tingeltangel gab es genug, das Cabaret Voltaire war nur eines unter anderen. Eben doch nicht! Dieses Dada-Cabaret war von Anfang an eine internationale Nummer. Die Gründer kamen aus Deutschland, Ball, Emmy Hennings, Richard Huelsenbeck, aus Rumänien Tristan Tzara und Marcel Janko. Hans Arp war Elsässer, die einzige Schweizerin: Sophie Taeuber. Literatur und Bildende Kunst hielten sich von Anfang an die Waage. Die Dadaistentruppe tanzte mit abstrakten Masken im Gesicht. In der Galerie Dada stellte Arp seine Fundstücke aus und seine Bilder, geformt nach den Gesetzen des Zufalls. Man las Simultangedichte, es gab Lautgedichte, etwa die von Hugo Ball: gadji beri bimba / glandridi lauli lonni cadori sang er im Kirchenstil und ließ sich in einem kubistischen Kostüm von der Bühne tragen. Verklärend verstört zwischen Sinn und Unsinn ist diese Welt im Angesicht des Krieges und was diese Welt noch zusammenhält, ist dada. Man kann das auch anders und mit Walter Serner sagen, dem Altösterreicher unter den Dadaisten. In Karlsbad geboren und in seiner Jugend Verehrer von Karl Kraus und Kokoschka schloss sich Serner 1918 den Zürcher Dadaisten an und schlug gemeinsam mit Tristan Tzara eine härtere, existentialistische Gangart ein. Bekannt ist aus seinem Manifest Letzte Lockerung der Satz: Lust ist der einzige Schwindel, dem ich Dauer wünsche. Aber ganz und gar dadaphilosophisch wird es, wenn es heißt: Kein System haben wollen, ist ein neues. Als der Weltkrieg vorbei war, war das auch das Ende für Dada-Zürich: Die Emigranten kehrten heim, in den Cabarets gingen die Lichter aus. Doch Huelsenbeck hatte schon 1917 Dada nach Berlin gebracht. Gemeinsam mit Raoul Hausmann, Johannes Baader, George Grosz, Walter Mehriing, John Heartfield, Hannah Höch und anderen gewann Dada auch hier an Terrain. Das Klima war in Berlin ein anderes: Das Kaiserreich brach zusammen, die Weimarer Republik stand auf tönernen Füßen. Vieles ist zum Weinen, doch Dada ist zum Lachen da. Dada ist provokativ, will aufrütteln, weil die Masse Mensch im Dämmerzustand ein gefährliches Untier ist. Strategien dazu gab es in Dada-Berlin genügend: Das politische Kabarett, die Einbindung von Werbeslogans und Typographie in die Dada-Texte, das Lautgedicht, das man auch als Plakat drucken kann, Bild-Collagen und Montagen. Und dann, wie auch in Zürich, das Manifest, dessen radikaler Inhalt dem Bürger schonungslos den Ist-Zustand der Welt vor Augen führt. Alles ist möglich, vor allem wenn im Nachkriegsdeutschland nicht nur das Geld nichts wert ist, sondern auch die tradierten Weltanschauungen. Folgerichtig lautet der Dada-Aufruf: Legen Sie Ihr Geld in dada an! Dada ist die einzige Sparkasse, die in der Ewigkeit Zins zahlt. Es war dann der Rumäne Tristan Tzara, der nach dem Ende der Zürcher Aktivitäten Dada nach Paris brachte, gemeinsam mit dem Hispano-Franzosen Francis Picabia. André Breton und der Kreis seiner jungen Dichter adaptierten Dada jedoch bald für ihre Bestrebungen: Mit Siegmund Freud im künstlerischen Handgepäck ging es ihnen um das Unbewusste, den Traum, um das automatische Schreiben. Und dennoch: Bei allen Unterschieden in den einzelnen Dada-Zentren gibt es doch eine große gemeinsame Sache, für die alle Dadaisten einstanden: Der Kampf gegen eine falsch verstandene Vernunft, die als Technik und Fortschritt die Welt beherrscht und damit diese in den Ruin treibt. Der Wahnsinn des Ersten Weltkrieges eröffnete den Freiraum für eine Kunst ohne Sinn, wie es Hans Arp ausdrückte. Oder anders und mit Walter Serner gesagt: Man muss das gänzlich Unbeschreibliche, das durchaus Unaussprechbare so unerträglich nah heranbrüllen, dass kein Hund länger so gescheit daherleben möchte, sondern dümmer. Dass alle den Verstand verlieren und ihren Kopf wiederbekommen. Der Kopf, das heißt Lust auf das Spiel mit der Kunst und dem Leben haben, Lust auf die Lust haben, nicht Mitläufer , sondern etwas anders sein, wehrhaft sein, niemals Schlachtvieh sein. Ergo: Einfach dada sein. Nach 1945 haben einige Gruppierungen vieles von Dada übernommen: Fluxus, Happening, zum Teil die Pop Art. Auch die Konkrete Poesie und die Wiener Gruppe sind ohne Dada nicht zu denken. Aber wie kann man sich heute orientieren? Einige Publikationen helfen weiter. Martin Mittelmeier geht in seinem Buch Dada. Eine Jahrhundertgeschichte der Bewegung auf vielschichtige Weise nach. Er holt Figuren ins Boot, die Dada von außen betrachten, etwa Harry Graf Kessler. Mittelmeier lässt sich aber auch genau auf die Lebens- und Kunstpositionen der einzelnen Dadaisten ein, besonders auf Hugo Ball und Hans Arp. Gut lesbar und stets informativ will Mittelmeier zeigen, dass die Dadaisten das Jahrhundertmatch ,Wir gegen die Welt angepfiffen haben, ein Match, das keineswegs vorbei ist. Im Zürcher Kunsthaus ist die große Dada-Schau Dadaglobe. Reconstructed zu sehen. Zur Ausstellung ist auch ein wunderbarer Katalog erschienen. Dadaglobe sollte eigentlich 1921 realisiert werden, um alle Dadaisten und ihre Kunstprodukte vorzustellen. Die Rekonstruktion dieses Unternehmens ist in Dadaglobe. Reconstructed in Wort und Bild bestens gelungen – eine Abenteuerreise in die Dada-Welt! Das will in bescheidenerer Weise auch der Dada Almanach aus dem Manesse Verlag leisten. Denn hier geht es in der Hauptsache um die Literatur von bekannten und weniger bekannten Dadaisten. Dieser Almanach ist in rot und schwarz gehalten und wartet mit typographischen Finessen auf. Zuletzt sei noch auf den Reclam-Band Dada total verwiesen, der eine kleine Auswahl von Dadaisten und ihren Texte bringt – sei es in Zürich, Berlin, Paris oder in Tirol, wo einige Dadaisten 1921/22 Kurzurlaube verbrachten. Dada wurde in einem Lexikon gefunden, es bedeutet nichts. Dies ist das bedeutende Nichts, an dem nichts etwas bedeutet. Wir wollen die Welt mit Nichts ändern, wir wollen die Dichtung und die Malerei mit Nichts ändern und wir wollen den Krieg mit Nichts zu Ende bringen. Es lebe Dada. Dada, Dada, Dada, krächzt Richard Huelsenbeck seinem Publikum entgegen. Dada ist Martin Heidegger auf verschlungenen Wegen nahe. Heidegger murmelte in seinen Oberlippenbart: Das Nichts nichtet. Da Dada alles und nichts und auch das Gegenteil sein kann, gilt: Dada ist der existentialistische Platzhalter des Nichts – und verschafft sich Platz mit einem gewaltigen metaphysischen Rülpser. Etat;'Bei Barbehebung für Wehrschütz – Revisionsbericht belastet Mitarbeiter – ORF will Staatsanwaltschaft befassen. Wien – In Krisen- und Kriegsgebieten, aus denen Christian Wehrschütz für den ORF berichtet, hilft oft nur Bargeld weiter. Bei einer Behebung für Wehrschütz von einem ORF-Konto verschwanden nach STANDARD-Infos rund 30.000 Euro. Der Bericht der internen Revision belastet einen Mitarbeiter des Wiener ORF-Korrespondentenbüros in der ORF-Generalintendanz, geleitet von Roland Adrowitzer. Wenn Wehrschütz Bargeld für seine Einsätze braucht, hebt er sie nach Infos aus dem ORF meist selbst in Absprache mit dem Korrespondentenbüro in Wien ab. Jedenfalls einmal erledigte das zuletzt ein Mitarbeiter des Wiener Korrespondentenbüros für Wehrschütz. Und dieses Mal sollen nach Informationen des STANDARD aus mehreren Quellen rund 30.000 Euro vom Radar des ORF verschwunden sein. Der interne Revisionsbericht besagt nach STANDARD-Infos: Wehrschütz erbat einen einstelligen Tausenderbetrag – den er nach eigenem Bekunden auch erhalten hat. Die übrigen 30.000 will er nicht erhalten haben. Laut nicht näher präzisierten Infos über den Revisionsbericht sollen neben den Aussagen weitere Indizien hier gegen den Mitarbeiter sprechen, der dienstfrei gestellt wurde. Der ORF bestätigt auf Anfrage die STANDARD-Infos über die Vorgänge und den Revisionsbericht. Der ORF will die Staatsanwaltschaft damit befassen, erklärt ein Unternehmenssprecher: Der ORF ergreift alle internen und rechtlichen Maßnahmen, um den Sachverhalt endgültig zu klären. Auf Basis der Ergebnisse der internen Revision wird somit auch die Staatsanwaltschaft eingeschaltet, um in weiterer Folge allfällige dienstrechtliche Konsequenzen zu ziehen und allenfalls Schadenersatzansprüche geltend zu machen. Die kaufmännische Administration des Korrespondentenbüros wurde nach Infos des STANDARD nun neu organisiert, Adrowitzer ist offenbar nicht mehr für die Abrechnung zuständig. Nach Bekanntwerden der recht üppigen Barbehebung wurden zunächst offenbar ORF-Zahlungen auf dienstliche Konten für Wehrschütz Büro bis zu der Neuorganisation gestoppt. Ein ORF-Sprecher erklärt auf Anfrage, Wehrschütz habe weiterhin wie alle anderen Korrespondenten Handlungsvollmacht über seinem Büro zugeordnete Konten. Im ORF ist nach STANDARD-Infos aber noch eine weitere Untersuchung der internen Revision über die Gebarung von Korrespondenten Thema; ob sie tatsächlich durchgeführt wird, müsste nun – Stand: vorige Woche – ORF-Chef Alexander Wrabetz entscheiden. Was soll da noch untersucht werden? Nach Informationen des STANDARD Abrechnungen von Balkan- und Ukraine-Korrespondent Wehrschütz abseits der etwas zu großzügigen Barbehebung für ihn. Gegenstand der noch zu entscheidenden Prüfung sind Behauptungen über fragwürdige Belege. Die Belege schickte das Kiewer ORF-Büro an die Buchhaltung in Wien. Ein Teil davon soll in Wien angekommen, aber dann im ORF verschwunden sein, sagt eine Quelle. Und: Belege sollen in der Buchhaltung des ORF-Büros in Kiew anders, etwa mit anderen Beträgen, verbucht sein, als sie dann später in der Wiener Buchhaltung eingetragen wurden. Laut einer ORF-Quelle soll es da um Kleinbeträge gehen, deutlich geringer als der verschwundene Barbetrag. Angaben einer anderen ORF-Quelle, es gehe da in Summe um deutlich mehr als die 30.000 Euro, ließen sich bisher nicht erhärten. Die STANDARD-Anfrage zu dieser zweiten, noch nicht beauftragten Untersuchung der Revision kommentierte ein Sprecher des ORF nicht. Er könne dazu keine Angaben machen. Eine schriftliche Anfrage bei Wehrschütz zum Thema interne Revision blieb vorerst ohne Reaktion. (fid, 7.3.2016) Wehrschütz: Habe mich stets völlig korrekt verhalten' International;Anrainer berichteten von mehrstündigen Feuergefechten. Mogadischu – Bei zwei Angriffen der Terrormiliz Al-Shabaab in Somalia sind mindestens 22 Menschen getötet worden. Wie ein hochrangiger Armeeangehöriger am Samstag mitteilte, griffen die Islamisten einen Stützpunkt in der südlichen Hafenstadt Kismayo an. Dabei seien neun Angreifer und sieben Soldaten getötet worden. Anrainer berichteten von mehrstündigen Feuergefechten. In Lafoole in der Nähe der Hauptstadt Mogadischu wurde ein Gebäude des Geheimdienstes zum Ziel der Angreifer, berichtete ein Sprecher der Lokalregierung. Dabei seien sechs Angreifer getötet worden. Die der Miliz nahestehende Radiostation Andalus berichtete indes, Al-Shabaab habe 25 Menschen bei den beiden Angriffen getötet. Die Terrorgruppe, die Verbindungen zu Al-Kaida hat, verübt immer wieder Anschläge in Somalia, vor allem auf Regierungsgebäude und Hotels. Sport;Red-Bull-Bolide hat am Hahnenkamm nicht nur Schnee aufgewirbelt. Die Bezirkshauptmannschaft Kitzbühel gab keine Bewilligung und leitete ein Verwaltungsstrafverfahren ein. Kitzbühel – Nach dem Formel-1-Showrun von Red-Bull-Pilot Max Verstappen auf dem Hahnenkamm hat die Bezirkshauptmannschaft Kitzbühel ein Verwaltungsstrafverfahren eingeleitet. Bezirkshauptmann Michael Berger bestätigte einen entsprechenden Bericht der Tiroler Tageszeitung vom Mittwoch. Laut der Behörde lag keine Bewilligung für das Spektakel vor. Der Showrun wäre laut Berger naturschutzrechtlich genehmigungspflichtig gewesen, Red Bull habe aber nie einen entsprechenden Antrag gestellt. In diesem Fall hätte ein Antrag aber auch nicht mehr viel gebracht, weil wir erst kurz vor der Aktion davon erfahren haben, so der Bezirkshauptmann. Die Behörde habe aber eine naturfachkundliche Stellungnahme eingeholt, die ergab, dass die Veranstaltung genehmigungsfähig gewesen wäre. Im Verwaltungsstrafverfahren könne nun Red Bull seine Sicht der Dinge darlegen. Die Höchststrafe für ein derartiges Vergehen liegt laut Berger bei 30.000 Euro. Da aber ein Genehmigungsantrag wahrscheinlich einen positiven Bescheid erhalten hätte, könnte die Strafe dementsprechend milde ausfallen. Wissenschaft;Archäologin: "Einige Monumente wie der Torbogen werden leicht wieder zu errichten sein, das ist kein Zauberwerk". Berlin/Palmyra – Nach der Rückeroberung der syrischen Weltkulturerbestätte Palmyra durch die Regierungstruppen geht es nun um die nötige Restaurierung beschädigter Monumente. Experten aus Berlin haben bereits ihre Unterstützung angeboten. Für die Stiftung Preußischer Kulturbesitz lässt sich sagen, dass wir für jede Form der Hilfe bereitstehen, so der Stiftungs-Präsident Hermann Parzinger. Der syrische Antikendirektor Mamun Abdelkarim hatte sich nach der Einnahme Palmyras durch die Regierungstruppen am Sonntag zuversichtlich gezeigt, den gesprengten Baal-Tempel, den Tempel von Baal-Schamin, den Torbogen und die zerstörten Grabtürme binnen fünf Jahren wieder aufbauen zu können. Palmyra zählt zum Weltkulturerbe und war vor etwa einem Jahr von der Terrormiliz IS besetzt worden. Momentan ist es so, dass sich die syrischen Kollegen ein Bild der Lage in Palmyra machen, sagt Parzinger. Die syrische Antikenverwaltung werde in der kommenden Woche sagen können, wo sie Hilfe von der Weltgemeinschaft erwarte. Da sei in erster Linie die Unesco gefordert. Auch die Berliner Experten sind bereit zu helfen. Auch die deutsche Archäologin Friederike Fless beschäftigt sich mit dem Wiederaufbau: Einige Monumente wie der Torbogen werden leicht wieder zu errichten sein, das ist kein Zauberwerk, da ist wohl auch nicht so viel zerstört, sagte die Präsidentin des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI). Bei der Zitadelle ist Gefahr im Verzug, da sie beschossen worden ist, und dort die Mauern zusammenzufallen drohen, wenn sie nicht rasch gesichert werden, sagte Fless. Bei den Tempeln besteht dagegen keine Eile, das kann man sich in aller Ruhe überlegen. Die Idee, durch den Wiederaufbau der zerstörten Kulturdenkmäler ein Zeichen zu setzen, werde im Westen diskutiert, seitdem die Dschihadisten im Sommer die beiden Tempel sprengten, sagte die DAI-Präsidentin. Die nötigen Informationen dazu seien vorhanden. Zudem bilde das DAI in den Nachbarländern syrische Flüchtlinge als Handwerker, Steinmetze und Experten für den Wiederaufbau aus, um die nötigen Arbeiten vor Ort zu machen. Noch sei die Gegend aber nicht so befriedet, dass man dort entspannt arbeiten kann, sagte Fless. Anders als zu befürchten war, seien die Monumente auch bei den tagelangen Kämpfen kaum beschädigt worden. Überdies hätten die Dschihadisten nicht wie angedroht die von ihnen in der antiken Stadt vergrabenen Minen gesprengt. Dies hätte noch richtig Schaden anrichten können. Abdelkarim und seine Kollegen würden nun zunächst eine Schadenskartierung erstellen und Grabungen in den Tempeln vornehmen müssen. Anschließend werde der syrische Antikendirektor mit der UN-Kulturorganisation Unesco darüber sprechen, ob und in welcher Form die zerstörten Tempel, der gesprengte Torbogen und die Grabtürme wieder aufgebaut werden sollten. Denkbar sei eine vollständige Rekonstruktion wie bei der Frauenkirche in Dresden oder ein partieller Wiederaufbau wie bei der Gedächtniskirche in Berlin, sagte Fless. Wissenschaft;ESA erteilt Auftrag an Airbus-Konsortium – Erstflug 2020 geplant. Paris – Die Europäische Raumfahrtagentur (ESA) hat die Entwicklung einer neuen europäischen Trägerrakete Ariane 6 in Auftrag gegeben. Wie Airbus Defence & Space am Mittwoch mitteilte, unterzeichneten die ESA und Airbus Safran Launchers einen Vertrag mit einem Volumen von 2,4 Milliarden Euro über die Entwicklung von zwei Versionen der Trägerrakete Ariane 6 – Ariane 62 und Ariane 64. Für die ersten Entwicklungsarbeiten bis Mitte 2016 sieht der Vertrag eine Summe von etwa 680 Millionen Euro vor. Insgesamt belaufen sich die Entwicklungskosten den Angaben zufolge auf rund drei Milliarden Euro. Das neue System soll zwölf Raketen pro Jahr in den Orbit bringen und hat Partner in zwölf europäischen Ländern. Der Erstflug ist für das Jahr 2020 geplant, die volle Einsatzfähigkeit für 2023 vorgesehen. Der Vertrag ermögliche die Entwicklung der europäischen Trägerrakete der neuen Generation, erklärte Alain Charmeau, Chef von Airbus Safran Launchers. Das Unternehmen sei entschlossen, unseren institutionellen und kommerziellen Kunden eine nach wie vor zuverlässige und gleichzeitig konkurrenzfähigere Trägerrakete zu liefern, die sich dem ständig verändernden Raumfahrtgeschäft anpasst. Die Mitgliedstaaten der ESA hatten im Dezember beschlossen, das Erfolgskapitel der europäischen Trägerrakete Ariane fortzuschreiben, um neben dem US-Anbieter SpaceX weiter konkurrenzfähig zu bleiben. Eine Ariane 5 war zum ersten Mal 1998 gestartet. (APA, 12. 8. 2015) Wissenschaft;GL7 bzw. GW7 ist für längliche Form und höhere Qualität verantwortlich – bei gleich bleibenden Erträgen. Peking/Wien – Er ist in Südostasien das mit Abstand wichtigste Lebensmittel: Bis zu 76 Prozent aller konsumierten Kalorien werden in Form von Reis zugeführt. Wer es sich leisten kann, achtet auf gute Qualität: Guter Reis ist transparent, opake Flecken weisen auf einen kalkigen Geschmack hin. Für chinesische Konsumenten sollen Reiskörner zudem möglichst lang und schlank sein. Bisher gab es allerdings das Problem, dass die Zucht solcher Reisvariationen auf Kosten der Ernte ging: Wird Basmati-Reis in der idealen Qualität angebaut, verringert sich dadurch der Ernteertrag um 14 Prozent. Chinesische Bauern produzieren deshalb lieber meist nicht so gute Qualität, um hohe Erträge zu haben. Zwei Genetikerteams aus China haben nun unabhängig voneinander im Fachblatt Nature Genetics jenes Gen identifiziert, das sowohl für die längliche Form wie auch für den reduzierten Kalkgehalt verantwortlich ist: Es ist unter den Namen GL7 und GW7 bekannt und kommt dank natürlicher Züchtung bereits in mehreren Reisvarianten zum Einsatz. Die Entdeckung ermögliche es, weitere Reissorten zu verändern, ohne dass die Erträge darunter leiden, sagt Xiong Guosheng, einer der beteiligten Forscher. Davon würden vor allem die ärmsten Menschen profitieren. (tasch, 7.7.2015) Panorama;Acht Monate Hausarrest wegen Morddrohung. Wellington – Der langjährige Schlagzeuger der Rockband AC/DC, Phil Rudd, hat gegen seine Verurteilung wegen einer ausgestoßenen Morddrohung vergeblich Berufung eingelegt. Ein Richter in Tauranga in Neuseeland wies seine Einwände am Dienstag zurück. Die Strafe von acht Monaten Hausarrest sei unangemessen, hatte Rudds Anwalt argumentiert. Sein Mandant habe erhebliche Einbußen gehabt, weil AC/DC ohne ihn auf Tournee ging. Der Richter ließ das nicht gelten. Es ist alles andere als klar, ob die Band Rudd zum Zeitpunkt der Tat überhaupt haben wollte, bedenkt man seine Drogensucht und seine Geistesverfassung, urteilte er. AC/DC trat dieses Jahr mit Schlagzeuger Chris Slade unter anderem in Deutschland auf. Wissenschaft;Roboter können auch als Hilfsmittel für die Kunstproduktion dienen – wie das geht, wird im Forschungsprojekt "Robotic Woodcraft" erprobt. Wien – Warum nicht eine Schnitzmaschine auf einen Industrieroboter draufspannen und ein Kunstwerk aus dem Holz schälen? Eine Frage, die für Reinhold Krobath, den Leiter der Abteilung Holztechnologie der Universität für angewandte Kunst in Wien keineswegs abwegig ist. Mit Kreissägen, Fräsen und Drechselwerkzeugen haben es er und seine Kollegen schon versucht – mit erstaunlichen Ergebnissen: Komplexe Formen kommen heraus, die man dem Werkstoff Holz gar nicht zugetraut hätte, mathematisch exakte Muster oder – warum nicht? – ein Porträt des Uni-Rektors Gerald Bast, eingefräst in eine Pressholzplatte (siehe Foto). Aus den vielen absehbaren Anwendungsmöglichkeiten für Robotertechnik ist ihr Einsatz als Werkzeug für Künstler, Designer und Architekten vielleicht nicht die naheliegendste. Dass noch dazu der Traditionswerkstoff Holz für eine innovative Bearbeitung durch einen mechanischen Assistenten ausgewählt wird, mag noch mehr als Gegensatz erscheinen. Aber der Schein trügt. Robotik Woodcraft heißt das vom Wissenschaftsfonds FWF unterstützte und von Georg Glaeser von der Abteilung für Geometrie an der Angewandten geführte Forschungsprojekt, in dem sich neben der Uni die Robotikorganisation Association for Robots in Architecture und das Wiener Designbüro Lucy.D zusammengefunden haben. Das Ziel, sagt Holztechnologe Krobath, ist, traditionelles Handwerk mit Robotertechnik zu verbinden und so neue Impulse zu setzen. Die dahinterstehende Frage: Wie kann man diese neue Technologie für die Kreativindustrie aufbereiten? Zu diesem Zweck wurde ein nagelneuer Industrieroboter des Herstellers Kuka angeschafft, ein sechsachsiges Gerät mit einer Traglast von 120 Kilo und einer Reichweite von 2,5 Metern. Eine tonnenschwere Maschine, die in ähnlicher Form anderenorts Automotoren zusammenschraubt oder Produkte auf Paletten stapelt. Das Dasein des Industrieroboters an der Angewandten ist abwechslungsreicher als jenes in einer Produktionshalle. Nicht als Ersatz von Arbeitskräften, sondern als Werkzeug soll er hier eingesetzt werden. Krobath und die anderen Projektteilnehmer testen das Zusammenspiel aller möglichen robotergeführten Maschinen und verschiedener Holzarten und experimentieren mit neuen Techniken. Wir probieren ein handwerkliches Gerät nach dem anderen mit dem Roboter aus und schauen, was rauskommt, erläutert Krobath. Darunter sind Dinge, die man mit der Hand gar nicht oder nur sehr schwer herstellen könnte. Verschiedene Hölzer wie Linde, Eiche, Kirsche wurden getestet. Weißbuche ist das beste Holz zum Fräsen, berichtet Krobath. Aber auch Eibe hat gut funktioniert. Und Nadelholz, obwohl das sonst eher nicht so gut ist, weil es ausreißt. Mittlerweile resultieren aus der Beschäftigung mit dem Roboter eine Reihe von künstlerischen Arbeiten und Designobjekten. Auf der vergangenen Vienna Design Week wurde etwa die Arbeit Randomized Identities präsentiert, bei der Strukturen, die aus der Natur abgeschaut waren, automatisch variiert wurden. Produktionsprozesse, die Werkstücke exakt reproduzieren, wurden ins Gegenteil verkehrt, indem Zufallszahlen in die Parameter der Steuerungssoftware geschleust wurden. In einer anderen Arbeit gestaltete Lucy.D eine Installation für den Designpreis eines Uhrenherstellers – ein Rad, das im Inneren lamellenartige geschwungene Linien zeigt, und das Verlangsamung und Beschleunigung des individuellen Zeitempfindens symbolisieren soll. Andere Künstler scannten Bronzeskulpturen und ließen sie vom Roboter reproduzieren oder frästen ein zigarrenförmiges Boot aus dem Holz. Wie aber bringt man dem Roboter mit der Kreissäge am Arm bei, genau jene Schnitte zu machen, die den Holzblock zum Kunstwerk formen? Hier kommt Robotikentwickler und Architekt Johannes Braumann ins Spiel. Der Gastprofessor der Kunst-Uni Linz und Mitgründer der Association for Robots in Architecture, einer Spin-off-Organisation der TU Wien, beschäftigt sich mit Programmieransätzen, die es erlauben, Einzelstücke und Kleinserien mithilfe von Robotern zu fertigen: Man kann so viele Werkzeuge draufmontieren und mit dem Roboter in 3-D drucken, fräsen, filmen oder zeichnen. Die Frage ist: Wie steuere ich das? Die Antwort liegt für Braumann nicht in der Software, die standardmäßig für Industrieroboter verwendet wird. Er und seine Kollegen bauen auf der visuellen Programmiersprache Grasshopper auf, die in der Kreativszene verbreitet ist. Ein entsprechendes Plug-in schlägt dabei die Brücke zu der Robotersteuerung. Wenn ich etwas von A nach B heben will, setze ich die dafür notwendigen Schritte in der virtuellen Umgebung um, erklärt Braumann das Prinzip. Das Besondere: Man erkennt beim Design eines Prozesses sofort, ob er funktioniert und welche Auswirkungen er auf das Werkstück hat. In dem Entwurfsprogramm legt man die Regeln und Eigenschaften fest, die ein Werkstück definieren. Wenn man dann Größe, Länge oder andere Parameter verändert, verändern sich die Fertigungsprozesse mit. So kann man schnell Einzelstücke mit individuellen Eigenschaften gestalten. Die neuen Anforderungen an ein Design sind ein Satz an fixen und variablen Regeln, die dann zu tausenden individuellen Ausformungen führen können. Etat;"Inter_View" erscheint am 9. Jänner einmalig. Wien – Die Tageszeitung Kurier bringt am 9. Jänner ein einmaliges Interview-Magazin auf den Markt. Titel: Inter_View. 28 Persönlichkeiten – von Fernsehen bis Kunst, von Musik bis zur Kulinarik – geben darin Einblicke in ihr Leben und ihre Arbeit. Kurier-Chefredakteur Helmut Brandstätter verspricht Gespräche, die einen tieferen Einblick in die Persönlichkeit der Gesprächspartner geben, sowie hochwertige Porträtfotos. Das neue Magazin kostet im Zeitschriftenhandel 7,50 Euro, hat 104 Seiten im Format C4 und erscheint in einer Auflage von rund 20.000 Exemplaren in Österreich und Deutschland. Darüber hinaus ist Inter_View auch in diversen Online-Kiosken erhältlich. Die redaktionelle Leitung für das Printprodukt lag bei Kurier-Medienredakteur Christoph Silber. Wissenschaft;Die Pegel der Weltmeere werden in den kommenden 100 bis 200 Jahren um mindestens einen Meter steigen, legen neue Daten nahe. Miami – Ein Anstieg der Meeresspiegel um mindestens einen Meter ist neuen Forschungsdaten zufolge in den kommenden ein- bis zweihundert Jahren unvermeidlich. Damit drohten niedrig gelegene Landstriche, darunter ganze Inselstaaten und Großstädte wie Tokio und Singapur, zu versinken, berichtete der Leiter der Abteilung für Erderforschung der US-Weltraumbehörde Nasa, Michael Freilich. Mehr als 150 Millionen Menschen, die meisten von ihnen in Asien, leben innerhalb eines Meters des gegenwärtigen Meeresspiegels, sagte Freilich. Die neuen Satellitendaten stammen von der Nasa und der französische Weltraumbehörde CNES, die seit 1992 diesbezügliche Messungen vornehmen. Demnach sind die Ozeane seit 1992 im Schnitt um 7,6 Zentimeter gestiegen, mancherorts sogar um mehr als 23 Zentimeter. Für den Anstieg sorgt insbesondere das Schmelzen von Gletschern, aber auch die Erwärmung der Ozeane, durch die sich das Meerwasser ausdehnt. Die Forscher sind besonders besorgt über das Abschmelzen des Grönländischen Eisschilds. Dort schmolzen im vergangenen Jahrzehnt durchschnittlich 303 Gigatonnen Eis pro Jahr. Vom Eis in der Antarktis gingen durchschnittlich 118 Gigatonnen pro Jahr verloren. Eine Unbekannte in dem Prozess sind die Folgen eines völligen Zusammenbruchs großer Eisberge. Nasa-Forscher Tom Wagner sagte, wenn die Eisschichten schnell in sich zusammenfielen, sei sogar ein Anstieg um drei Meter binnen zwei Jahrhunderten denkbar. International;Premier Renzi einigt sich mit populistischer Fünf-Sterne-Bewegung. Rom – Nach 32 ergebnislosen Wahlgängen und einem dreimonatigen politischen Streit hat es Italiens Premier Matteo Renzi am Mittwochabend geschafft, im Parlament drei neue Verfassungsrichter wählen zu lassen. Möglich wurde die Wahl durch eine Einigung Renzis mit der populistischen Oppositionspartei Fünf Sterne um den Ex-Kabarettisten Beppe Grillo. Bei den neuen Verfassungsrichtern handelt es sich um den von Renzis Demokratischer Partei (PD) unterstützten Augusto Barbera, den Fünf-Sterne-Kandidaten Franco Modugno und Giulio Prosperetti, Berufungsrichter im Vatikan. Dieser wurde vor allem von den Zentrumsparteien NCD und UDC unterstützt. Genug der Blamage Renzi konnte dank des Abkommens endlich das notwendige Quorum von 649 Stimmen für die drei Kandidaten erreichen. Das Parlament habe sich mit den Verzögerungen bei der Wahl schon genug blamiert, jetzt müsse es endlich zu einem Ergebnis kommen, hatte Renzi am Mittwoch gedrängt. Das Verfassungsgericht besteht aus 15 Richtern, ein Drittel wird vom Präsidenten ernannt, ein Drittel vom Parlament gewählt. Die übrigen fünf Mitglieder werden durch die obersten Gerichte gewählt. Die Amtsdauer beträgt neun Jahre, es ist keine weitere Amtszeit möglich. Kultur;Die US-Komödie tröstet herzhaft über das nahende Ferienende hinweg. Wien – Eine Fahrt in die Ferien gehört zu den größten Herausforderungen eines Familienlebens. Neben den Spannungen zwischen Eltern und Kindern sind es oft die äußerlichen Begleitumstände, die den blanken Horror heraufdräuen lassen. Die US-Komödie Vacation (Regie: Jonathan Goldstein, John Francis Daley) beginnt mit einem dementen Piloten im Cockpit und steigert sich von dort. Vacation ist die Fortsetzung von John Hughes National Lampoons Vacation der Familie Griswold (1983) und enthält so ziemlich alles, wovor man auf einer Ferienfahrt Angst haben sollte: ein unkontrollierbares Mietauto, versiffte Motels, Schnulzen von Seal. Um seiner Frau Debbie (Christina Applegate) und den beiden Söhnen (ein darstellerischer Doppelgewinn: Skyler Gisondo und Steele Stebbins) ein tolles Ferienerlebnis zu ermöglichen, denkt sich Papa Rusty (Ed Helms) etwas Schönes aus: Er tritt, wie seine Eltern einst mit ihm, eine Fahrt zum Themenpark Wally World an, 2600 Meilen gen Westen entfernt. Ein typisch amerikanisches Brennstoffunterfangen, dem die Selbstkritik schon durch die blanke Tatsache eingeschrieben ist. Ein Hauptakteur dieses halsbrecherisch-lustigen Roadmovies ist deshalb auch ein blitzblauer albanischer Mietwagen vom Typ Tartan Prancer, ein für den Film gebauter Van, dessen Steckdose (Hybridmotor!) wie bei einem fliehenden Bügeleisen auf dem Highway gefährlich hinterherflattert. Das exzentrische Automobil verfügt über einen Outdoor-Becherhalter und anderes dramaturgisch aufregendes Zubehör. Entlang des Weges entlarvt der Film amerikanische Idyllen und Mythen sowie ein zementiertes Familienkonzept, das einen an der Rolle des souveränen Vaters scheiternden Mann zeigt, der besser beraten wäre, einmal lockerzulassen und die Zügel an seine bessere Hälfte zu übergeben (die ihrerseits kopfnickend alles mitmacht, weil sie denkt, das wäre für die Ehe gut). Nach einem denkwürdigen Abstecher zur ehemaligen Highschool, einem ebenso schmerzhaften Zwischenstopp im Naturthermalbad, sowie einem notgedrungenen Besuch bei politisch andersdenkenden Verwandten (Chris Hemsworth als konservativer Rinderfarmbesitzer und sexuell sichtlich ausgelasteter Schwager – eine Karikatur auf Hemsworths Thor-Götterrolle) landen die Griswolds in der unfreundlichen Bed-and-Breakfast-Herberge der Großeltern in San Francisco (dargestellt von den Griswold-Eltern anno 1983: Chevy Chase und Beverly DAngelo). Da ist das Ziel nicht mehr weit und die bewaffnete Prügelei der Wachebeamten am für friedliche Grenzen stehenden Four Corners Monument überstanden. Vacation lässt dort differenzierte Töne durchklingen, wo es um das Gebilde Familie geht. Sie alle bringen irgendwie Verständnis füreinander auf, und wenn der derangierte Papa am Steuer seines stillosen Gefährts als Stimmungsaufheller Seals Kiss from a Rose zu singen anfängt, dann ist das ein Moment heftigen Kitschs und großer Tragik zugleich. Wissenschaft;Die kühlen Riesen haben eine segensreiche Wirkung: Sie fördern das Wachstum des Phytoplanktons. Sheffield/Wien – Im März 2000 löste sich der größte Eisberg, der je verzeichnet wurde, vom Ross-Schelfeis der Antarktis. Mit 37 Kilometern Breite und fast 300 Kilometern Länge hatte B-15 annähernd die Fläche von Oberösterreich. Solche Giganten sind selten, aber Rieseneisberge von ein, zwei Dutzend Kilometern Länge brechen immer wieder von den zirkumpolaren Eiskappen ab. Wahrgenommen werden sie primär als potenzielle Gefahr für die Schifffahrt – bei ausreichender Größe eventuell auch als Erzeuger eines eigenen Mikroklimas in ihrer Umgebung, was tendenziell ebenfalls unter Störung fällt. Tatsächlich scheinen die kühlen Riesen aber keineswegs nur Störenfriede zu sein, berichten britische Forscher in einer aktuellen Studie im Fachmagazin Nature Geoscience. Demnach fördern Eisberge das Wachstum des Phytoplanktons, da sie Eisen und andere Nährstoffe enthalten, die beim Abschmelzen freigesetzt werden. Das Team um Grant Bigg von der Universität Sheffield kam zu einem ganz anderen Schluss als frühere Studien, die Eisbergen nur eine geringe Rolle zugesprochen hatten, was laut Bigg daran liegt, dass diese nur Eisberge von durchschnittlicher Größe untersucht hatten. Die Sheffielder Forscher hingegen widmeten sich Rieseneisbergen von 18 Kilometern Länge und mehr, von denen ständig Dutzende im Antarktischen Ozean treiben. Deren Auswirkung finde in einer ganz anderen Größenordnung statt. Auf 175 Satellitenbildern analysierten die Forscher farbliche Veränderungen des Meerwassers – ein Anzeichen für das Wachstum des Phytoplanktons – rund um 17 Rieseneisberge. Sie kamen zum Befund, dass ein solcher Eisberg dieses Wachstum stark fördert. Er hinterlässt auf seiner Säfahrt eine fruchtbare Zone von einigen Hundert Kilometern Länge, die mindestens einen Monat lang bestehen bleibt. Rieseneisberge spielen laut Bigg daher eine nicht zu unterschätzende Rolle im globalen Kohlenstoffkreislauf. Inland;Nicht mehr schulpflichtige Kinder haben kein Recht auf Schulbesuch – Zustimmung des Schulleiters nötig. Innsbruck – Die müssten Heilige sein, wenn ihnen da kein Blödsinn einfallen würde, sagt Andrea Haselwanter-Schneider, Klubobfrau der Liste Fritz. Die Tiroler Oppositionspartei hat kürzlich eine schriftliche Anfrage zum Thema Versorgung von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen gestellt. Aus der Beantwortung geht hervor: In Tirol leben derzeit (Stand Februar) 216 junge Flüchtlinge, die allein ankamen, 123 von ihnen besuchen aktuell weder eine Schule, noch haben sie eine Lehrstelle. Darüber, ob manche in Betrieben beschäftigt sind, gebe es keine Informationen, heißt es in dem Antwortschreiben der zuständigen Landesrätin Christine Baur (Grüne). Psychologische Betreuung könne im Einzelfall in den bestehenden Einrichtungen wahrgenommen werden. Da gibt es dringenden Handlungsbedarf. Gerade die ohne Eltern zu uns geflüchteten Kinder und Jugendlichen brauchen besondere Unterstützung, sagt Haselwanter-Schneider. Schulpflichtig ist der Großteil der in Tirol lebenden unbegleiteten Minderjährigen allerdings nicht. Nur 28 der 216 jungen Flüchtlinge sind unter 14 Jahre alt – sie würden auch alle eine Pflichtschule besuchen. Nicht mehr schulpflichtige Kinder haben kein Recht auf einen Schulbesuch, heißt es in einer Stellungnahme aus dem Büro von Baur. Nur mit Zustimmung der Schulleitung könnten die Jugendlichen als außerordentliche Schüler aufgenommen werden. Darum sei man bemüht, vor allem weil alle sehr gerne in die Schule wollen. Es sei schwer zu vermitteln, dass das zum Teil aus rechtlichen Gründen so lange dauere. Derzeit gebe es sechs Übergangsklassen, in denen auf das Regelschulsystem vorbereitet wird. Das Angebot sei von den Ressourcen abhängig, die das Bildungsministerium zur Verfügung stellt. Eine gesetzliche Ausbildungspflicht für Jugendliche bis zum Alter von 18 Jahren ist derzeit in Begutachtung, in Kraft treten soll sie aber frühestens im Juli. Bei fast der Hälfte der in Tirol lebenden unbegleiteten Minderjährigen handelt es sich um 16- oder 17-Jährige. Die meisten sind aus Afghanistan geflohen, gefolgt von Syrien, Somalia, dem Irak und dem Iran. Fünf wurden als Staatenlose registriert. Nur 22 der insgesamt 216 unbegleiteten jungen Flüchtlinge haben bis jetzt einen positiven Asylbescheid bekommen oder sind subsidiär schutzberechtigt – alle anderen befinden sich noch im Asylverfahren. Wissenschaft;'Die Entdeckung kleiner regulatorischer RNAs und ihrer Funktionen sorgte für einen Umbruch in der Molekularbiologie. Wien – Wie revolutionär die Entdeckung kleiner RNAs ist, lässt sich an der ungewöhnlich kurzen Zeit ablesen, die zwischen Publikation und Nobelpreisverleihung liegt. 1998 veröffentlichten Andrew Fire und Craig Mello ihre Ergebnisse zum Einfluss von doppelsträngigen Ribonukleinsäuren, kurz RNA, die bis dahin hauptsächlich dafür bekannt waren, die genetische Information der DNA zu den Proteinproduktionsstätten zu transportieren. Kleine RNA-Moleküle, die aus der doppelsträngigen RNA entstehen, sind die Basis eines potenten Schutzsystems gegen fremde Erbinformation. Sie können allerdings auch zelleigene Gene hemmen und spielen daher eine entscheidende Rolle in der Genregulation. Für die Entdeckung dieses Mechanismus, der RNA-Interferenz genannt wird, erhielten die beiden US-Amerikaner bereits acht Jahre später den Medizin-Nobelpreis; im Durchschnitt vergehen zwischen Fund und Preisverleihung mehr als zwanzig Jahre. Basis dieses bedeutsamen biologischen Systems ist die Frage: Wie schütze ich mein Erbgut vor DNA-Parasiten?, sagt Julius Brennecke, Forschungsgruppenleiter am Wiener Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA). DNA-Parasiten – das sind beispielsweise Viren oder Transposons, sogenannte springende Gene, die ihre Position im Genom verändern können und durch das Springen in andere Gene deren Funktion ausschalten. Etwa die Hälfte des menschlichen Genoms besteht aus Transposons. Das ist einerseits ein Sequenzreservoir – ein Forscher nannte das kürzlich die Knetmasse der Evolution, sagt Brennecke. Andererseits haben Transposons die Möglichkeit, unsere DNA zu schädigen, und dementsprechend sind sie ähnlich wie Zigarettenrauch ein Grund für Mutationen, die auch krankheitsrelevant sind. Um diesen Mutationen entgegenzuwirken, entwickelte sich in Tieren, Pflanzen und Pilzen das Abwehrsystem RNA-Interferenz. Am Vienna Biocenter werden kleine RNAs derzeit in fünf Forschungsgruppen untersucht. Seit elf Jahren findet hier auch das weltweit renommierte Microsymposium zur Biologie dieser besonderen Moleküle statt, das vom IMBA gemeinsam mit dem Institut für Molekulare Pathologie (IMP) und dem Gregor-Mendel-Institut organisiert wird. Ein Schwerpunkt der Veranstaltung ist die Förderung junger Wissenschafter: Auch PhD-Studenten können ihre Projekte präsentieren. Dieses Jahr waren unter anderem Raphael Manzenreither (IMBA) und Tanja Drexel (IMP) beteiligt, die unterschiedliche Signalwege kleiner RNAs in Tieren erforschen. Manzenreither studiert die Abwehr von Viren beim Modellorganismus Taufliege. Wenn ein Virus in eine Fliege eindringt, produziert er viele RNAs, die zerstört werden müssen, damit die Fliege überlebt, sagt er. Zur Abwehr binden zelleigene kleine RNA-Moleküle an die Virus-RNA und zerschneiden diese. Ich untersuche, wie der Mechanismus möglichst effizient funktioniert und welche Proteine dafür wichtig sind, sagt Manzenreither. Kleine RNAs werden von Organismen aber auch zur Regulation der eigenen Gene angewandt. Die Evolution hat ein System genommen, das funktioniert, und es ein bisschen moduliert. Wenn ich das Rad erfunden habe, kann ich das Konzept bei einem Auto verwenden, bei einem Fahrrad oder ein Zahnrad bauen, sagt Brennecke. Die hierfür zuständigen Moleküle heißen microRNAs und sind Forschungsobjekt von Tanja Drexel. Sie untersucht ihre Wirkungsweise im Fadenwurm C. elegans. In drei Zellpaaren im Kopf des Wurmes habe ich eine microRNA gefunden, die ein Genprodukt hemmt, sagt Drexel. Diese Hemmung erlaube es C. elegans, verbessert Kohlenstoffdioxid wahrzunehmen. In anderen Zellen des Körpers kann das Genprodukt jedoch unbehelligt von der microRNA produziert werden – ein Paradebeispiel für posttranskriptionelle Regulation, die nicht ein Gen selbst, sondern dessen Folgeprodukt, die RNA, beeinflusst. Der durchsichtige Fadenwurm bringt den Vorteil, dass sich Zellen oder Genprodukte mit fluoreszierenden Mitteln markieren und so unter dem Mikroskop betrachten lassen. So können Wissenschafter feststellen, welches Gen in welchen Zellen exprimiert wird, also Produkte wie RNA und Proteine bildet. Die Mechanismen der kleinen RNA haben so neue Möglichkeiten in Forschung und Therapie eröffnet. Wenn du die Methode verstehst, kannst du jede RNA einer Zelle experimentell lahmlegen, sagt Brennecke. Das war vorher überhaupt nicht möglich. In den vergangenen Jahren habe mit der Entdeckung des CRISPR/Cas-Systems eine zweite Revolution stattgefunden: Das ist das Pendant der Bakterien zur RNA-Interferenz, ihr Schutz gegen Eindringlinge. Der Unterschied: Bei der RNA-Interferenz wird das Gen selbst, die DNA, nicht angerührt. Nur ihr RNA-Produkt wird zerstört. Bei CRISPR/Cas greift der Komplex die DNA an und zerschneidet sie. Das passiert natürlicherweise in Bakterien, die entsprechenden Proteine lassen sich aber auch in Menschen, Tieren oder Pflanzen einbringen. Nur wenige Jahre nach der Entdeckung wird die Methode regulär in molekularbiologischen Laboren angewandt, um DNA punktgenau zu verändern. Vor einer therapeutischen Anwendung stellen sich ethische, aber auch medizinische Fragen – was passiert mit einem Organismus, dem zusätzliche kleine RNAs verabreicht werden? Die Hoffnung auf Therapien, etwa zur Bekämpfung diverser Krebsarten und Erbkrankheiten, ist dennoch groß. Einige potenzielle RNA-Arzneimittel befinden sich bereits in der pharmazeutischen Phase III, in der bei einer größeren Patientengruppe getestet wird, ob die Wirkung signifikant ist und welche Nebenwirkungen entstehen. Nicht zuletzt durch die Anwendbarkeit hat sich die Biologie kleiner RNAs zu einem großen und breitgefächerten Forschungsfeld entwickelt. Eines der schönsten Dinge ist: Wir arbeiten auf dem gleichen Gebiet, aber es ist in den verschiedenen Modellorganismen immer etwas anders, sagt Brennecke. Die Forscher lernen voneinander und sind trotzdem offen. Denn weil das Feld so divers ist, tritt man sich nicht gegenseitig auf die Füße.' Etat;Strengere Regeln für Gesundheitsaussagen in der Werbung gefordert. Berlin – Die deutsche Verbraucherorganisation Foodwatch kritisiert irreführende Werbung mit Vitaminen bei vielen Lebensmitteln. Für winzige Cent-Beträge würden Hunderten Produkten künstlich Vitamine zugesetzt, um ihnen einen gesunden Anstrich zu verpassen, erklärte Foodwatch-Expertin Michaela Kruse. Obwohl auf den Verpackungen mit Vitaminen geworben werde, seien in einer eigenen Untersuchung 190 von 214 Produkten zu süß, zu salzig oder zu fettig gewesen. Dies sei etwa bei Fruchtgummis, Energydrinks oder Milchgetränken der Fall gewesen. Maßstab waren den Angaben zufolge Kriterien für eine ausgewogene Ernährung, welche die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Anfang 2015 vorgestellt hatte. Foodwatch fordert eine gesetzliche Regelung, dass nur noch Produkte mit Gesundheitsaussagen beworben werden dürfen, die diesen Vorgaben entsprechen. Dabei gehe es etwa um Anteile von Fett, Zucker, Salz sowie den Kaloriengehalt. Verbraucherschützer kritisieren schon seit längerem Lebensmittel mit versprochenem Extra-Nutzen für die Gesundheit. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) monierte 2015 nach einer Stichprobe in Deutschland, teils würden gesundheitsbezogene Aussagen über die EU-weit erlaubten Formulierungen hinaus verstärkt. Hinweise wie ungesüßt würden oft missverstanden. Produkte mit viel Zucker und Fett sollten nicht mit Gesundheitsbezug beworben werden dürfen. Seit 2012 gilt in der EU eine Liste mit erlaubten gesundheitsbezogenen Aussagen (Health Claims), die zugelassen und wissenschaftlich fundiert sein müssen. Kultur;Die einstige strenge Schwester des New Yorker Undergrounds tritt in Salzburg und Wien auf. Die argen Jungs von früher haben sich vor ihr gefürchtet, sich gleichzeitig aber angezogen und immer wieder auch ausgezogen gefühlt. Lydia Lunch war die strenge Schwester des New Yorker Undergrounds der 1980er-Jahre. Ihr beichteten Henry Rollins, Nick Cave und Legionen anderer Tunichgute. Heute, längst im Stadium der Unberührbaren, geht sie wieder einmal auf Tour und hat für ihr aktuelles Unternehmen Lydia Lunch Retrovirus eine honorige Combo zusammengestellt, zu der neben Lunch als Scharfmacherin der Gitarrist Weasel Walter zählen, dazu Bassist Tim Dahl, und hinten an der Budel sitzt Bob Bert, der zweite Schlagzeuger von Sonic Youth und spätere Trommler von Pussy Galore! Am Mittwoch ist diese Gang im Salzburger Rockhouse und am Donnerstag im Wiener Chelsea zu erleben. Gemeinsam durchmessen sie das 2013 erschienene Album Retrovirus sowie Ausgesuchtes aus den vielen Kollaborationen von Madame Lunch. Die heißt eigentlich Lydia Koch, ist heute 56 und verdankt ihren Künstlernamen Willy DeVille. Der fing an, sie so zu rufen, weil sie zu Zeiten der No Wave für Freunde Essen gestohlen hat. Eine Mutter Theresa in Lack und Leder. Sie hat mit all den Bösen und ganz Bösen New Yorks gearbeitet und ist heute eine Domina über garstige Postpunksongs ebenso wie über groovige Titel wie die Neusichtung von Burning Skulls, das sie einst als Shotgun-Wedding mit dem australischen Ausnahmegitarristen Rowland S. Howard aufgenommen hat. Da geht eine Träne auf Reisen. Wissenschaft;'Sasha Mendjan erforscht die biologische Entwicklung des Herzens. Sein Ziel ist es, ein Herz im Labor zu züchten. Wien – Etwa 60 bis 80 Mal in der Minute, rund 100.000 Mal am Tag schlägt unser Herz. Es ist die Pumpe des Blutkreislaufs, ein Hochleistungsmotor des Lebens – und das am aufwendigsten konstruierte Organ des Menschen, sagt Sasha Mendjan. Der Biologe meint damit zum Beispiel die zehn und mehr verschiedenen Gewebetypen, die ein menschliches Herz aufbauen. Für einen Stammzellforscher wie Mendjan ist dies sehr viel. Je mehr Gewebetypen, desto schwieriger ist die Suche nach Antworten, etwa auf die Frage: Wie bilden sich aus Stammzellen – also dem Ausgangsmaterial, das sich noch zu allen Zelltypen unsers Körpers entwickeln kann – bestimmte Organe? Und wie lassen sie sich bilden? Denn die künstlichen Organe versprechen großen Nutzen für die medizinische Forschung. So ist auch Mendjans Vision, in seinem Labor einmal ein von ihm gezüchtetes Herz schlagen zu sehen. Die biologischen Grundlagen dafür erforscht er ab 1. Oktober am Wiener Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Organe im Millimetermaß Weltweit arbeiten Forscher an der Entwicklung von aus Stammzellen gewonnenen Organen. Am IMBA gelang es Forschern um Jürgen Knoblich vor zwei Jahren, aus den nicht differenzierten Zellen menschliche Minihirne von bis zu vier Millimetern Größe herzustellen. Britische Forscher haben bereits 2006 erste Minilebern vorgestellt – sie sind so groß wie kleine Münzen. Minilungen haben jüngst Forscher vom britischen Stem Cell Institute in Cambridge entwickelt – Mendjans derzeitiger Forschungsstandort. Diese sogenannten Organoide sind dreidimensionale Modelle, die das Verhalten und die Funktion der menschlichen Organe nachahmen. Sie dienen vor allem zur Erforschung von Krankheitsentstehungen und zum Testen von Medikamenten. 95 Prozent der Forschung in diesem Bereich konzentrieren sich bisher darauf, ein bestimmtes Gewebe aus Stammzellen zu produzieren. Die Organoide bestehen aber wie die echten Organe des Menschen in der Regel aus mehreren Gewebetypen, sagt Mendjan. Nachdem das Gewebe auch untereinander kommuniziert, könnten sie viel besser die Wirkung von Medikamenten demonstrieren. Die vergleichsweise teuren und aufwendigeren Versuche mit Mäusen, Ratten und anderen Tieren machen die Organoide nicht obsolet. Sieht man in ihnen, dass eine bestimmte Mutation die Herzentwicklung beeinflusst, will man auch sehen, ob das in der Maus zutrifft. Das ist immer noch ein echter Organismus, sagt Mendjan. In der Kombination von molekularer Grundlagenforschung, Tiermodellen und humanen Stammzellmodellen aus dem Labor sieht der 36-Jährige die Zukunft der Medizinforschung. Eingeschränkte Entwicklung Doch: Die künstlichen Organe müssen noch sehr viel besser werden – bisherige Organoide sind noch nicht wirklich optimal entwickelt, sagt der künftige IMBA-Forscher. So funktionieren zurzeit viele Organoide viel eingeschränkter als unsere Organe. Ihre Zellen ähneln eher jenen aus einem sehr frühen Stadium der Entwicklung – noch vor der Geburt. Um sie wirklich zur Medikamentenentwicklung oder zu therapeutischen Zwecken einsetzen zu wollen, braucht man die volle Funktionalität. 2007 kam Sasha Mendjan als Postdoc an das Stem Cell Institute der University of Cambridge: ein Ort, der heute rund 50 Stammzellforschungsgruppen beherbergt. Auch wenn das IMBA die Stammzellforschung noch weiter ausbauen will, ist sie hier natürlich viel kleiner aufgestellt. Doch der Wechsel vom Silicon Valley der Stammzellforschung Europas nach Wien fällt Mendjan nicht schwer: Hier am IMBA habe ich mehr Möglichkeiten, an etwas Neuem zu arbeiten. In Cambridge herrscht unter den vielen Gruppen ein großer Wettbewerb. Die beste Idee wird nicht mit anderen diskutiert, sagt Mendjan. Von Wien zeichnet er ein anderes Bild: Hier trifft man auf Leute, die sehr verschiedene Dinge machen, verschiedene Techniken anwenden und mit denen man sehr frei diskutieren kann. Zum Beispiel auch Ansätze, wie man der Entwicklung des künstlichen Herzens auf die Schliche kommen könnte. Fehlende Herzminiatur Warum ihn gerade das besonders interessiert, begründet Mendjan: Ein Organoid vom Herzen gibt es noch nicht. Das trifft auch auf andere Gewebe zu, die vom Mesoderm – einem bestimmten Zelltyp aus der sehr frühen Entwicklung des Menschen – abstammen: zum Beispiel das Bindegewebe oder die Muskulatur. Ich will wissen: Warum konnten wir bisher noch keine Organoide, die sich aus den mesodermalen Zellen entwickeln, herstellen? Und vor allem interessiert Mendjan: Wie können wir sie herstellen? Ein Grund für die wenigen Forschungsergebnisse auf diesem Gebiet könnte sein – so Mendjans Annahme -, dass die Stammzellen in Organen wie dem Herz wenig aktiv sind. Im Darm werden die Gewebezellen alle sechs Tage ausgetauscht, die Stammzellen regenerieren das Gewebe. Im Herz wird ein Prozent aller Zellen in einem Jahr ausgewechselt. Das Herz ist also ein Organ, das sich nur sehr langsam regeneriert. Daher wurde auch bisher noch keine Herzstammzelle gefunden, sagt Mendjan. Zudem ist zu bedenken: Selbst wenn es Stammzellen im Herz gäbe, ließe sich hier – im Gegensatz zum Darm – eine Biopsie kaum durchführen. Dadurch ließen sich also die nützlichen Stammzellen für die Experimente im Labor nicht gewinnen. Für seine Herzforschung will der gebürtige Belgrader, der in Deutschland studierte, daher vor allem pluripotente Stammzellen nutzen: also jene neutralen Zellen, die sich noch in keiner Weise ausdifferenziert haben. Dabei greift er auf induziert pluripotente Stammzellen zurück: 2012 ging der Medizin-Nobelpreis an Forscher, die normale Körperzellen künstlich reprogrammiert und in Zellen verwandelt haben, die sich wieder in jegliches Gewebe entwickeln können. Die Technik hat die Stammzellforschung revolutioniert; sie macht sich auch Mendjan zunutze. Nebenwirkungen möglich Herz-Kreislauf-Erkrankungen zählen nach wie vor zu den häufigsten Krankheiten. Das treibt die Forscher an. Zudem könnte mit einem künstlichen Miniherz besser sichergestellt werden, dass Medikamente jeglicher Art keine Nebenwirkungen auf unser zentrales Lebensorgan haben. Denn: Jedes Medikament muss vor Zulassung auf Herz-Toxizität getestet werden. Bisher dient vor allem ein Typ von Herzzellen, von Mäusen, Ratten oder auch Hunden abstammend, diesen Versuchen. Bei vielen Medikamenten sind damit Nebenwirkungen auf unser Herz nicht ausgeschlossen. Das, hofft Mendjan, wird sich langfristig ändern.' Panorama;Thorbjørn Jagland über die Flüchtlingskrise, die europäische Art Menschen aufzunehmen und warum er der EU noch einmal den Friedensnobelpreis geben würde. Standard: Kann Europa den Flüchtlingsstrom im Moment bewältigen und die Menschen integrieren? Jagland: Absolut. Natürlich ist die kurze Zeit, in der das passiert und die Art, wie die Menschen Europa erreichen, eine Herausforderung. Aber erinnern wir uns an die Situation von 1956 als 200.000 Menschen binnen weniger Stunden Ungarn Richtung Österreich verlassen haben. In ein paar Wochen waren diese Flüchtlinge in Österreich aber auch in anderen europäischen Ländern untergebracht. Es kann bewältigt werden. Es ist eine Frage des Willens, der Organisation und finanzieller Kraft. Der Kontinent ist reicher als je zuvor, deshalb sollte man auch mit dieser Situation umgehen können. Ich verstehe nicht, wie die Aufteilung der Flüchtlinge jetzt zu so einem großen Problem werden konnte. Standard: Hat der fehlende Wille im Moment auch etwas damit zu tun, dass die Flüchtlinge nun aus einem anderen Kulturkreis als damals die Ungarn stammen? Jagland: Diese Ängste gibt es seit langer Zeit in Europa. Aber da muss politische Führungsstärke ins Spiel kommen. Politiker dürfen nicht mit solchen Ängsten spielen, sondern müssen den Menschen die Situation erklären und sie informieren. Ausländer sind keine Gefahr für Europa. Wir brauchen sie. Mittelfristig gesehen, braucht Europa mehr Leute, weil unsere eigene Gesellschaft altert. Um den Wohlstand zu erhalten, brauchen wir mehr Menschen am Arbeitsmarkt. Die Angst vor Terrorismus kann ich verstehen aber nichtsdestotrotz muss man diese Situation nun schaffen. Standard: Wie sollte etwa Ungarn mit den Flüchtlingen im Land umgehen? Jagland: Ich erwarte mir, dass sich jede europäische Nation an ein Grundprinzip hält: In dem Moment, in dem eine Person ihren Fuß auf europäischen Boden setzt, steht sie unter dem Schutz der Europäischen Menschenrechtskonvention. Deshalb sollte jede Person nach diesem Prinzip und der Rechtsprechung des Gerichts in Straßburg behandelt werden. Es gibt Grundsätze, wie mit diesen Menschen umgegangen werden soll. So haben sie etwa das Recht, dass ihr Fall angehört und bearbeitet wird. Ebenso gibt es Standards, wie Flüchtlinge in Gewahrsam oder Auffanglagern umgegangen werden soll: Zugang zu Nahrung, Unterkünfte und medizinischer Versorgung sind essentiell. Das ist die europäische Art, Menschen aufzunehmen. Das bedeutet nicht, dass jeder das Recht auf Asyl hat. Aber sie haben zumindest das Recht ihren Fall und ihren Asylantrag einzubringen. Standard: Offensichtlich hält sich Ungarn nicht an diese Standards. Wie kann die Europäische Union reagieren, um auf die ungarische Regierung Druck auszuüben? Jagland: Es gab bereits Reaktion auf diese spezielle Situation. Der Europarat hat die ungarische Regierung an ihre Verpflichtung im Sinne der Menschenrechtskonvention und die zuvor genannten Grundstandards erinnert. Ich glaube, dass das, was jetzt geschieht – der freie Weg nach Österreich und Deutschland – aufgrund des Drucks, der auf Ungarn ausgeübt wurde, geschehen ist. Standard: Wie schätzen Sie die Reaktion von Österreich im Moment ein? Jagland: Ich kann mich nicht beschweren, wie Österreich auf die Situation reagiert. Standard: Gestern trafen Sie den UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, António Guterres, in Genf. Worauf haben sich Europarat und UNHCR geeinigt? Jagland: Wir waren uns einig, dass es einen klaren Bedarf an europäischer Solidarität gibt – wenn es um die Aufteilung von Flüchtlingen geht. Dass man viel bessere Aufnahmezentren an den Außengrenzen braucht – wenn es um die Effektivität der Registrierungen geht. Wer diese Zentren schlussendlich betreibt, obliegt den Schengen-Ländern. Aber ich kann mir vorstellen, dass man die auch gemeinsam betreiben kann. Außerdem brauchen wir solide Standards für diese Aufnahmezentren. Und es braucht finanzielle Hilfen für die UNHCR-Einsätze vor Ort. Guterres hat mich gestern informiert, dass das von UNHCR-Regionalprogramm für Syrien nur zu 20 Prozent finanziert ist. Die europäischen Länder sollten vielmehr unterstützen, was die Vereinten Nationen in den Ländern rund um die Krisengebiete für Flüchtlinge leisten. Standard: Freiwillige aus Europa helfen in Griechenland oder Italien. Menschen in Ungarn, Österreich oder Deutschland begrüßen Flüchtlinge und unterstützen sie. Ist die Gesellschaft weiter als ihre politischen Führer? Jagland: Es ist ermutigend zu sehen, wie die Zivilgesellschaft auf die Flüchtlinge reagiert. Diese Mensch-zu-Mensch-Solidarität sollte sich auf eine Staaten-zu-Staaten-Solidarität übertragen. Die Politiker sollten jetzt davon profitieren und sie nutzen, um politische Führungskraft zu zeigen. Die Bilder, die uns im Moment erreichen, haben eine ähnliche Auswirkung wie die Bilder damals während des Balkankonflikts. Als die Bilder des zerbombten Sarajevo um die Welt gingen, änderten die Länder ihre passive Haltung hin zu einer Solidarität. Die öffentliche Meinung spielt im Moment eine starke und positive Rolle. Standard: Sie waren Premierminister von Norwegen, das Millionen in die Hilfe vor Ort investiert und in der Region Projekte unterstützt. Trotzdem nimmt das Land selbst wenige Flüchtlinge auf. Rechtfertigt das eine Engagement das fehlende andere? Jagland: Nein, das rechtfertigt nicht, dass man zögert, Flüchtlinge aufzunehmen. Ich habe den Norwegern gesagt: Wenn die Aufnahme von 8.000 Menschen so große politische Probleme in einem der reichsten Länder Europas auslöst, könnt ihr euch vorstellen, was 1,5 Millionen Menschen in der Türkei für eine Auswirkung haben. Wir sollten uns solidarisch zeigen. Mir kommt es vor, dass je reicher man wird, umso weniger ist man bereit, Solidarität zu zeigen. Aber das ändert sich nun. In Norwegen aber auch zum Beispiel in Großbritannien, wo Premier David Cameron seine Position ein wenig geändert hat. Die Dinge ändern sich zum Besseren. Standard: Würden Sie der Europäischen Union noch einmal den Friedensnobelpreis verleihen? Jagland: Ja, das war die absolut richtige Entscheidung. Aufgrund der Geschichte. Wir zeichnen niemand für seine künftigen Leistungen aus, sondern für bereits Geleistetes. Die Europäische Union hat so viel zur Versöhnung der Länder dieses Kontinents beigetragen. Ich glaube noch immer, dass es ohne die Europäische Union und ihrer Struktur und Institution noch schwerer wäre, diese Krise zu meistern. Standard: Vor zwei Jahren haben sie im STANDARD-Interview gesagt, dass wir uns erst am Anfang einer Flüchtlingskrise befinden. Wo stehen wir nun? Jagland: Wir befinden uns mittendrin und sehen kein Ende. Das liegt an der chaotischen Situation in Ländern wie Syrien, Libyen oder Nordafrika. Ich sehe kein Licht am Ende des Tunnels. Keiner kann vorhersehen, wann der Krieg in Syrien vorbei sein wird. Die Lösung in Libyen ist nicht absehbar. Das wird noch lange dauern. Man kann hoffen, dass der Iran-Deal von Wien zu mehr Kooperation etwa im Zusammenhang mit Syrien führen kann. Man darf aber nicht nur darauf hoffen, wir müssen diese Kooperation einfordern. Die Vetomächte des UN-Sicherheitsrats haben eine große Verantwortung, was in diesen Regionen passiert ist aber auch aufgrund des Mandats, das sie von der Weltgemeinschaft bekommen haben. Sie sind für den Frieden und die Sicherheit der gesamten Welt verantwortlich. Das Problem ist aber, dass die Länder auf ihre eigenen Interessen schauen und das steht im Gegensatz zu ihrer Verantwortung. Das muss sich ändern, damit Krisen gelöst werden können. Ohne diesen gemeinsamen Standpunkt wird die weltweite Gewalt weitergehen. Und Flüchtlinge werden weiterhin nach Europa kommen. Wirtschaft;Fünf Millionen arbeitslos. Madrid – Spaniens Arbeitslosenquote ist im zweiten Quartal auf 22,37 Prozent gesunken. Das gab das spanische Statistikinstitut INE am Donnerstag bekannt. Demnach wurden in dem ehemaligen Euro-Krisenland zwischen April und Juni 411.800 neue Jobs geschaffen. Das ist der höchste Quartalsanstieg der letzten zehn Jahre. Dennoch leidet Spanien mit rund fünf Millionen Arbeitslosen immer noch unter einer der höchsten Arbeitslosenquoten innerhalb der Europäischen Union. Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy wertete die Schaffung von mehr als 400.000 neuen Stellen am Donnerstag im Madrider Parlament allerdings als ein weiteres Zeichen für die wirtschaftliche Erholung seines Landes. Dabei spielen natürlich auch das Wirtschaftswachstum sowie die jüngsten Urlauberrekorde eine wichtige Rolle. Mit 291.700 Stellen wurden die meisten Jobs vor allem im Service- und Tourismusbereich geschaffen. Bereits am Mittwoch gab Spanien mit 29,2 Millionen ausländischen Touristen im ersten Quartal des Jahres einen neuen Urlauberrekord bekannt. Es entsprach einem Zuwachs von 4,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Doch auch in der Industrie (64.800), Konstruktion (32.300) und in der Landwirtschaft (23.000) wurden viele Jobs geschaffen. Abgesehen von dem teils saisonbedingten Anstieg der Beschäftigtenzahlen nimmt die spanische Wirtschaft wieder an Fahrt auf. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) werde im laufenden Jahr um 3,3 Prozent steigen und damit stärker als bisher erwartet, hat Rajoy bereits vergangene Woche erklärt. Auch für 2016 gehe seine Regierung von einem Wachstum um die 3,0 Prozent aus, womit sein Land zu den Spitzenreitern in der Eurozone gehöre. Auch Spaniens Großunternehmen sehen die Finanz- und Wirtschaftskrise in ihrem Land endgültig als beendet an. Das ergab eine jüngste Umfrage der Unternehmensberatungsfirma KPMG. Demnach wollen 70 Prozent der spanischen Großunternehmen nach Jahren der Restrukturierungen und Stellenkürzungen in den kommenden drei Jahren wieder ihre Belegschaft vergrößern und in die Expansion der Geschäfte investieren. (APA, 23.7.2015) Wissenschaft;Fund auf dem Quirinal: Überreste eines altrömischen Wohnhauses sind über 2.500 Jahre alt. Rom – Die Stadt Rom war in ihrer Frühzeit nach Ansicht von Archäologen deutlich größer als bisher angenommen. Dies ergebe sich aus einem neuen sensationellen Fund auf dem Quirinal-Hügel, wie italienische Medien berichten. Dort haben Archäologen Reste eines mehr als 2.500 Jahre alten Wohnhauses entdeckt. Die Ruinen aus dem sechsten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung seien bei Ausgrabungen im Inneren eines leerstehenden Palastes auf dem Quirinal-Hügel entdeckt worden, meldete die Nachrichtenagentur Ansa. Die Fundamente seien außerordentlich gut erhalten. Bisher hatte man angenommen, dass sich an der Stelle ein Friedhof befand. In dem Gebäude aus der Zeit des Königs Servio Tullio (578-539 v. u. Z.) soll soll eine hochrangige Familie gelebt habt. Es ist der bedeutendste archäologische Fund in Rom in den vergangenen Jahren. Der Quirinal ist einer der sieben Hügel des klassischen Roms. Bisher waren die Forscher aber davon ausgegangen, dass es dort zu der Zeit nur einen Friedhof gab und sich die Besiedlung auf die Gegend des Forums am Kapitol-Hügel beschränkte. Das bedeutet, dass Rom zu Beginn des sechsten Jahrhunderts deutlich größer war als wir bisher erwarteten, sagte die Ausgrabungsleiterin Mirella Serlorenzi. Gefunden wurden die außerordentlich gut erhaltenen Fundamente im Inneren des im 19. Jahrhundert erbauten Palazzo Canevari, in dem sich früher ein Geologisches Institut befand. Der neue Eigentümer, eine Sparkasse, will darin Büros einrichten. In der Nähe liegt der Amtssitz des italienischen Staatspräsidenten, der Palazzo Quirinale. Die heutige italienische Hauptstadt wurde der Legende nach im Jahr 753 vor unserer Zeitrechnung gegründet. Das Jahrhundert, aus dem die nun entdeckten Ruinen stammen, zählt noch zur Königszeit vor Ausrufung der römischen Republik. Die spätere Keimzelle eines Weltreichs gehörte damals noch zum Einflussgebiet der Etrusker. Etat;Sender sei "wirtschaftlich untragbar geworden" – Sendeschluss für Ende Juni kolportiert – Mehr als 240 Mitarbeiter betroffen. Salzburg – Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz stellt überraschend den Betrieb von Servus TV ein. Das teilte das Red Bull Media House am Dienstag in einer Presseaussendung mit. Servus TV wurde im Jahr 2009 als Sender mit hohem Anspruch an Qualität und Unterhaltung gestartet. Obwohl wir Jahr für Jahr einen nahezu dreistelligen Millionenbetrag in Servus TV investiert haben, lässt sieben Jahre nach Einführung die aktuelle Markt- und Wettbewerbssituation keine wirklich positive Entwicklung erwarten, hieß es in der Aussendung. Die Marktanteile von Servus TV bewegen sich seit dem Start im Bereich von ein bis zwei Prozent. 2015 erreichte der Sender in der Gesamtbevölkerung ab zwölf Jahren einen Marktanteil von 1,7 Prozent – 2014 waren es 1,5 Prozent. Nicht einmal die Kooperation mit der reichweitenstarken Kronen Zeitung manövrierte den Kanal von der Nische in die Breite: Das tägliche Regionalmagazin Servus Krone im Vorabend sehen sich nur ein paar Tausend Leute an. Der Sender sei daher für das Unternehmen wirtschaftlich untragbar geworden, hieß es. Man habe sich der Sorgfaltspflicht eines ordentlichen Geschäftsmannes entsprechend entschlossen, den Betrieb von Servus TV einzustellen. Die Veränderungen am globalen Medienmarkt bestärken uns in dieser Entscheidung, weil digitale Angebote die klassischen, linearen Programme verdrängen. Der Sendebetrieb werde bis auf weiteres uneingeschränkt weiterlaufen. Was uneingeschränkt weiterlaufen bedeutet, ist noch unklar: Salzburg.com berichtet, dass der Sendebetrieb Ende Juni eingestellt werden soll. Alle 264 Mitarbeiter seien bereits gekündigt worden. Das kommentierte Servus TV nur indirekt: Die AMS-Meldung muss formal mit einem Datum versehen sein, hieß es. Bestätigt wurde ein Mitarbeiterstand von über 240. Die Gewerkschaft fordert einen Sozialplan für die Betroffenen. Den genauen Zeitplan für die Einstellung des Sendebetriebs werden wir professionell und gemeinsam mit unseren Mitarbeitern und Partnern erarbeiten, hieß es am Dienstag aus der Pressestelle des Senders. Und: Wir können den 30. Juni nicht bestätigen. Kein Indiz für den Zeitpunkt des Sendestopps, aber möglicherweise dafür, dass die Entscheidung schnell fiel, ist der Umstand, dass der Sender auf seiner Website das Werbeinselschema ab Juni 2016 zum Download zur Verfügung stellt. Grund für das Aus von Servus TV sind aber nicht nur die mangelnde Reichweite und die damit fehlenden Werbemillionen, sondern eine Mitarbeiterinitiative: Mateschitz soll wegen eines Rundmails von einer externen Mailadresse empört gewesen sein. Darin wurde vorgeschlagen, online über die Gründung eines Betriebsrats abzustimmen – was bessere Verträge zur Folge gehabt hätte. Deshalb habe es dem Red-Bull-Boss gereicht, berichteten Mitarbeiter, die auch erst am Dienstag über das Ende informiert wurden. Mateschitz bestätigte den Befund: Die Betriebsratsidee sei nicht gerade dienlich gewesen, sagt er – mehr dazu hier. Im Haus hätte es aber ohnehin keine Zustimmung für die Gründung eines Betriebsrats gegeben. Keiner hat auf die Mail positiv reagiert. Es war nie die Rede von einer Betriebsratsgründung, sagten Mitarbeiter. Einige Betroffene würden nun die Hoffnung hegen, anderweitig im Red Bull Media House unterzukommen. Das Ende betrifft aber nicht nur die Servus-TV-Mitarbeiter, sondern auch jene der Produktionsfirmen, etwa der hauseigenen Terra Mater, die aufwendige Dokumentationen für den Kanal dreht. Servus TV sei ein wichtiger Partner im deutschsprachigen Raum, heißt es dort auf STANDARD-Anfrage: Durch den Wegfall wird die Zusammenarbeit mit anderen Sendern und Medienpartnern intensiviert. Erst im April wurde wie berichtet Ferdinand Wegscheider zum neuen Senderchef berufen, Martin Blank musste gehen. Der frühere Burgtheater-Direktor und interimistische Servus-Programmdirektor Matthias Hartmann gab die Programmagenden ab. Harald Maier übernahm die kaufmännische Leitung. Mit Servus TV verliert Österreichs Fernsehlandschaft einen Qualitätssender, der auch im Sport eine Lücke hinterlässt. Der Sender hatte erst im April die Zusammenarbeit mit der Erste Bank Eishockey Liga um drei Jahre verlängert. Im Jänner sicherte sich Servus TV die Rechte an der MotoGP-WM. Das Red Bull Media House plant den weltweiten Kanal Global TV. Der für das Frühjahr angekündigte Start wurde erst kürzlich verschoben. Im November hieß es noch auf STANDARD-Anfrage, dass Servus TV bleiben werde, wenn Global TV kommt. Das Printmagazin Servus in Stadt und Land sei von der Maßnahme nicht betroffen. Servus TV galt seit der Gründung als Experimentierfeld für Mateschitz internationale TV-Pläne, dessen Vermögen das Wirtschaftsmagazin Forbes auf 13,2 Milliarden Dollar schätzte. Inland;100 Tage nach dem Gipfel von Paris fehlt es weltweit und in Österreich an der Umsetzung der Ziele. Wien – 100 Tage nach dem Klimagipfel in Paris erinnert der Chef des Umweltbundesamtes (UBA), Georg Rebernig, daran, dass die hochgesteckten Ziele erst einmal umgesetzt werden müssten. Das gelte auch für Österreich. Rebernig: Die internationale Aufbruchstimmung und das Bewusstsein einer breiten Bevölkerungsschicht für weitreichende Maßnahmen waren nie größer. Dennoch ist die Erreichung der Ziele von Paris noch lange nicht gewährleistet, die Wende bei weitem nicht geschafft. Für Österreich, das sich über seine sich aus der EU-Mitgliedschaft ergebenden Verpflichtungen hinaus gerne als Pionier positioniert, ist etwa eine hundertprozentige Versorgung mit Strom aus erneuerbaren Energien bis 2030 vorgesehen. Allerdings müsse der Verzicht auf Kohle, Öl und Gas auch in anderen Sektoren gelingen, mahnt das UBA. Die Preise für fossile Energieträger müssen schrittweise erhöht, Abgaben auf Arbeit gesenkt werden, zudem sind klimaschädliche Förderungen wie das Pendlerpauschale zu überdenken, unterstreicht Rebernig eine Forderung, die seit langem auch vom Umweltdachverband (UWD) erhoben wird. Die Umweltschützer fordern, gleichzeitig den Ausbau des öffentlichen Verkehrs, die Erhöhung der Sanierungsrate von Gebäuden und Intensivierung in Forschung und Entwicklung als Investitionsprogramm zur Schaffung von Beschäftigung und nachhaltigem Wirtschaftswachstum zu nützen. Rebernig will diese Anliegen in der geplanten Klima- und Energiestrategie verankert sehen. Auf globaler Ebene sei als nächster Schritt entscheidend, die Beschlüsse des Pariser Klimagipfels möglichst rasch völkerrechtlich und für alle Staaten verbindlich zu machen. Nur so wäre gewährleistet, dass die Umsetzung der Maßnahmen international überwacht werden kann. Zusätzlich ist es eine politische Voraussetzung für die Finanzierung von Maßnahmen in ärmeren Staaten durch die Industrieländer. Kultur;Die Museumsquartier-Reihe "Die Projektmacher*innen" bietet einen ersten Blick auf eine "Akademie des Verlernens", die bei den Wiener Festwochen 2017 zu erleben sein wird. Wien – Einmal erworbenes Wissen kann wieder verloren gehen. Ist das gut oder nicht? Tomas Zierhofer-Kin, der 2017 die ersten von ihm verantworteten Wiener Festwochen präsentiert, will diese Frage in Kooperation mit Nadine Jessen und Johannes Maile aufrollen. Das Trio gibt am Samstag einen ersten Einblick in das noch in statu nascendi befindliche Projekt Akademie des Verlernens, und zwar zum Auftakt der vierteiligen Reihe Die Projektmacher*innen: Szenen des Entwerfens im Wiener Museumsquartier. Diese Akademie stößt auf jeden Fall in schon länger aufgeheizte Zusammenhänge. Einmal wirkt da eine Tendenz zur Leugnung des Gewussten, wie Paul Virilio in seinem Buch Universität des Desasters schreibt. Der französische Philosoph ist kein Optimist. Er kritisiert die postmoderne Mediengesellschaft scharf – und zwar an einer empfindlichen Stelle: dort, wo die Verunsicherung über das Wissen einem politischen und wirtschaftlichen Missbrauch, Desinformation und Manipulation Tür und Tor öffnet. Zierhofer-Kin, Jessen und Maile geht es jedoch um etwas anderes. Sie fragen nach Obskurantismen in vermeintlichen Gewissheiten kultureller Art. Einem verbogenen Verstehen also, das auch zu der jämmerlichen Verunsicherung Europas angesichts des gegenwärtigen Flüchtlingsphänomens beiträgt. Sie nehmen ihre Fäden bei der Berliner Soziologin und Pädagogin María do Mar Castro Varela auf, die über die Folgen des alten und neuen Kolonialismus auf das westliche Bildungsselbstverständnis publiziert hat. Verlernt werden soll bei der künftigen Festwochen-Akademie ein falsches Wissen, das tief sitzt, noch aus Zeiten des alten Kolonialismus stammt und postuliert, dass die westliche Kultur anderen überlegen sei. Auf diesem Selbstverständnis beruhte schließlich auch die mörderische Pseudowissenschaftlichkeit des Nationalsozialismus, die sich bekanntlich bis heute in rechtslastigen politischen Argumentationen auffinden lässt. Die Akademie des Verlernens bezieht sich vor allem auf den neuen Kolonialismus seit den 1960er-Jahren, in dem die Ausbeutung von außereuropäischen Ländern munter weitergeht: All das muss verlernt werden. Bei der Präsentation dieses Projekts arbeitet auch der Künstler Nikolaus Gansterer als Bildgeber mit. Inland;Eine Direktorin wurde von ihrer Schulinspektorin schikaniert. Den Grund sieht sie in der politisch besetzten Schulverwaltung. Wien / St. Pölten – Ich halte Sie für krank. Ich zweifle an Ihren Manieren. Sie leiden an Realitätsverlust. Ich habe schon zwei bis drei Direktoren in die Pension gelobt, Sie sind die Nächste. Diese Sätze sind bei nur einer Besprechung zwischen einer niederösterreichischen Landesschulinspektorin und Direktorin Evelyn Mayer gefallen. Nach vier Jahren hat der Oberste Gerichtshof im November endgültig entschieden: Die jahrelangen Schikanen und Anschuldigungen der Vorgesetzten gegen die Direktorin waren Mobbing und die Ursache für ihre Depressionen. Das Bildungsministerium plant nun die Einsetzung von Mobbingpräventionsbeauftragten in den Bundesländern. Mayer ist erleichtert über das Urteil, sieht darin aber nur einen Teilerfolg. So will man nach vierzig Jahren nicht gerne aus dem Berufsleben aussteigen, sagt sie zum STANDARD. Sie sei aus ihrem Job als Leiterin der Schule für wirtschaftliche Berufe in Biedermannsdorf gejagt worden und habe sich in ihrem kleinen Wohnort nicht mehr frei bewegen können. Ich konnte ja nicht jedem erklären, was wirklich vorgefallen ist. Wegen eines Burnouts wurde sie für dienstunfähig erklärt und vergangene Woche gegen ihren Willen in Pension geschickt. Begonnen hat der Konflikt im Jahr 2007. Aus der Sicht Mayers verschlechterte sich damals das Verhältnis zu der für sie zuständigen Landesschulinspektorin zunehmend, heißt es in dem OGH-Urteil, das dem STANDARD vorliegt. Die Inspektorin warf ihr unter anderem vor, die Schüler unter Druck gesetzt zu haben, der Stundentafel – der Anzahl der Unterrichtsstunden pro Schulfach – zuzustimmen, die diese nicht wollten. Diese Vorwürfe trafen nicht zu, schreibt das Gericht. Im Herbst desselben Jahres sagte die Inspektorin einer anderen Schuldirektorin, dass es in Biedermannsdorf zugehe. Als Mayer nachfragte, was sie denn gemeint habe, tat die Inspektorin diese Nachfrage als Gequake ab, mit dem sie nicht behelligt werden wollte. Es folgten Machtdemonstrationen: Die Inspektorin erlaubte der Direktorin nicht, Gesprächsprotokolle von Dienstbesprechungen zu ergänzen, und verlangte von ihr, das Protokoll ohne Änderungen zu unterschreiben. Mayer ging dazu über, diese gar nicht mehr zu unterschreiben. Arbeitsaufträge wurden spontan geändert, sodass der bisherige Aufwand Mayers zunichte gemacht wurde. Mayer musste Vorgaben erfüllen, die anderen Schulleitern nicht gestellt wurden. Von Mitte 2010 bis zu ihrer Pensionierung vor einigen Tagen war Mayer wegen einer Depression im Krankenstand. Zur Klage gegen den Bund entschied sie sich 2011. Ursache für die Erkrankung ist das von der Klägerin als schikanös, herabsetzend und ungerechtfertigter Angriff auf ihre Person empfundene Verhalten der Nebenintervenientin (die Inspektorin, Anm.) als ihrer Vorgesetzten, stellt der OGH fest. Über die Ursachen für das Mobbing kann Mayer nur spekulieren. Einerseits habe sie sich bei Konflikten über die Stundentafel und Französischlehrer gegen die Landesschulinspektorin durchgesetzt. Das habe dieser nicht gefallen. Andererseits habe sie sich auch dagegen gewehrt, Teil einer Informationskette an den niederösterreichischen Landeshauptmann Erwin Pröll zu werden. Ich weiß nicht, ob es anders gelaufen wäre, wenn ich das nicht getan hätte. Was muss sich am System ändern, damit Fälle wie jener von Mayer nicht mehr passieren? Solange Posten politisch besetzt werden, wird es dieses Problem geben, sagt die Betroffene. Ich bin eine Nullnummer und habe nicht ins System gepasst. Von den Behörden ist sie enttäuscht. Vor ihrer Klage 2011 hat Mayer ihren Fall bei den zuständigen Sektionschefs des Bildungsministeriums vorgebracht, aber weder eine Reaktion noch Unterstützung bekommen. Wir wollen keine öffentliche Hinrichtung, habe es nur geheißen. Es gibt Belege dafür, dass die Behörden Mayer als Mobbingtäterin hinstellen wollten. Der amtsführende niederösterreichische Landesschulratspräsident Johann Heuras sowie Andreas Thaller, Generalsekretär im Bildungsministerium, verweisen in ihren Stellungnahmen an den STANDARD darauf, dass der Fall Mayers nicht eindeutig war. Das Landesgericht St. Pölten hatte der Klägerin zwar Recht gegeben, das Oberlandesgericht Wien hatte sie aber in zweiter Instanz abgewiesen. Erst vor dem OGH hat die Direktorin Recht bekommen. Heuras betont, dass sämtliche Vorfälle nicht in seine Amtszeit fallen. Der damals zuständige Landesschulratspräsident Hermann Helm ist wie die mobbende Landesschulinspektorin bereits in Pension. Heuras nimmt die Entscheidung des OGH zur Kenntnis, sagt er. Es ist meine Aufgabe als amtsführender Präsident, daraus die Lehren zu ziehen und Schritte zu setzen, dass sich Verstöße gegen das Mobbingverbot, ganz im Sinne der Bediensteten, nicht wiederholen und somit zukünftig keine Notwendigkeit bestehen wird, derartige Verfahren zu führen. Das OGH-Urteil werde genau analysiert und die Organe der Schulaufsicht über die rechtlichen Rahmenbedingungen unterrichtet. Das Bildungsministerium bereitet unterdessen die Einsetzung von Mobbingpräventionsbeauftragten vor. Pro Bundesland soll es zwei bis drei dieser Beauftragten geben, heißt es zum STANDARD. Diese sollen Betroffene auf Wunsch beraten und unterstützen und über die Folgen von Mobbing aufklären. In getrennten oder gemeinsamen Gesprächen mit den betroffenen Personen soll der Sachverhalt dokumentiert und an einer Lösung gearbeitet werden. Auch ein Leitfaden gegen Mobbing wird erarbeitet. Darin werden Betroffene unter anderem über Beschwerderecht und Ansprechpersonen informiert. Evelyn Mayer wird von diesem Vorhaben nicht mehr profitieren. Auch der Rechtsstreit mit dem Bund ist noch nicht vorbei. Die Parteien müssen sich auf eine Schadenssumme einigen. Derzeit rechnen wir noch, sagt Mayer. Es geht um ihren Verdienstentgang, Kosten für die Therapie sowie Prozesskosten. Wissenschaft;Ein uraltes Rätsel ist gelöst: Forscher konnten die Notation eines verlorenen Musikstückes aus dem Mittelalter rekonstruieren. In zwanzigjähriger Arbeit konnte ein Musikstück der tausendjährigen akustischen Vergessenheit entrissen werden: Forscher der University of Cambridge rekonstruierten ein mittelalterliches Lied, das an De consolatione philosophiae (Über den Trost der Philosophie), das Hauptwerk des römischen Philosophen Boethius (480/485-524/526) angelehnt ist. Das weit verbreitete Werk zählte zu den meistkommentierten Texten des Mittelalters – und schlug sich auch musikalisch nieder. Zwar ist das Lied auch handschriftlich überliefert, allerdings in der Form früher Neumen, die zur ergänzenden Notation über Texten dienten. Die Entschlüsselung dieser Melodieformeln ist mitunter ausgesprochen schwierig. Neumes zeigen die melodische Richtung an, allerdings ohne alle Tonhöhen zu spezifizieren – und das ist ein großes Problem, sagte Sam Barrett, der an dem Projekt beteiligt war. Ein wiederentdecktes Manuskripts aus dem elften Jahrhundert entpuppte sich aber als musikalischer Stein von Rosette: Mithilfe der Aufzeichnungen konnten die Forscher in mühevoller Kleinarbeit fast 90 Prozent des Musikstücks rekonstruieren . Wie des Rätsels Lösung klingt, hören Sie hier: --> University of Cambridge: First performance in 1,000 years: ‘lost’ songs from the Middle Ages are brought back to life (red, 1.5.2016) Wissenschaft;Museum für Völkerkunde in Stuttgart kaufte Kunstwerk im Jahr 2000 für 250.000 US-Dollar – Relief war 1991 aus Tempel verschwunden. Berlin – Baden-Württemberg hat ein gestohlenes Relief der Göttin Durga an Indien zurückgegeben. Kunststaatssekretär Jürgen Walter überreichte die grünliche Kalkstein-Skulptur am Mittwoch in Berlin an den Botschafter der Republik Indien. Eine Verpflichtung zur Rückgabe nach dem Unesco-Kulturgüterübereinkommen bestehe nicht, hieß es. Das 1.300 Jahre alte Relief Durga Mahishasuramardini wurde im Jahr 2000 für 250.000 US-Dollar (derzeit ca. 224 000 Euro) aus Mitteln der Museumsstiftung Baden-Württemberg für das Linden-Museum für Völkerkunde in Stuttgart gekauft. An der Seriosität des Verkäufers habe es damals keinen Zweifel gegeben, teilte das Kunstministerium mit. Die Herkunft des Kunstwerks sei nach bestem Wissen geprüft worden. Wie man jetzt weiß, verschwand das 80 Kilogramm schwere Relief 1991 aus einem Tempel in Tengpona im Kaschmir-Tal und wurde illegal ausgeführt. Der Verkäufer sitzt wegen des Vorwurfes der Hehlerei in Haft. Versichert war die Summe nicht. Wie in Fällen der Rückgabe von Kulturgütern aus staatlichen Museen an ihre rechtmäßigen Eigentümer üblich, erhalten weder diese Museen noch das Land die Ankaufsummen zurück. Sport;16 Jahre lang haben Rick Cunningham und seine Frau Elke auf einem Segelboot gelebt. Auf Barbados trug er den Titel Honorarkonsul. Jetzt zieht es den ehemaligen Eishockeystar zurück nach Villach. Hier erlebte Cunningham Anfang der 80er seine Glanzzeit. Villach – An den meisten Geschichten über die gute alte Eishockeyzeit in Kärnten ist schon etwas dran. Manchmal könnte es sich sogar ärger zugetragen haben, als erzählt wird. Nur die Story von Rick Cunningham (64) und dem Haflinger, die ist wirklich übertrieben. Steht doch geschrieben, Rick hätte in seiner Villacher Zeit auf einem Bergbauernhof gewohnt und im Winter, wenn es stark geschneit hätte, das Auto unten abgestellt, um auf einem Haflinger nach Hause zu reiten. Stimmt nicht ganz, sagt Cunningham. Das Haus am Berg hat es gegeben, hinter der hintersten Einöde und ohne Telefon, ein Funkgerät stellte die Verbindung zum nächsten Gasthof her. Den Haflinger gab es, er (sie) hieß Lucy. Und Schnee gab es öfter und mehr als heute. Bloß: Wenn ich mit dem Auto nicht raufgekommen bin, bin ich zu Fuß gegangen. Lucy hat, wenn überhaupt, zugeschaut. Fazit: Lügenpresse! Rick Cunningham, mittlerweile 64 Jahre alt, sollte später noch mehr von dieser Welt sehen, doch er sah schon als Eishackler nicht wenig. Er stammt aus Toronto, absolvierte 344 Spiele in der WHA (World Hockey Association), in Wahrheit alle 344 für denselben Klub. Dieser wurde zweimal verkauft und übersiedelt, so wurden aus den Ottawa Nationals die Toronto Toros und aus den Toros die Birmingham Bulls. 1971 war Cunningham von den Toronto Maple Leafs als Nummer 51 in Runde vier gedraftet worden. Ein NHL-Einsatz ging sich dennoch nie aus, ihn ficht das auch in der Rückschau nicht an. Um ehrlich zu sein, ich habe in der WHA wahrscheinlich besser verdient. Für Österreich sollte es sich sowieso als Glück erweisen, dass die NHL ohne Cunningham auskam. Eigentlich wollte ich nach München gehen, studieren und Rechtsanwalt werden, sagt Cunningham. Aber vorher wollte ich in Europa noch ein Jahr Eishockey spielen. Es ist Salzburg geworden, liegt ja von München nicht weit entfernt. Aber mit dem einen Jahr hatte sich Cunningham gewaltig getäuscht. Der Saison in Salzburg folgten drei Jahre beim WEV, drei weitere Jahre in Villach und knapp zwei in Lustenau. Publikumsliebling war er überall. In Salzburg spielten sie, wenn der Verteidiger getroffen hatte, die Titelmelodie von Jesus Christ Superstar, und die Fans sangen: Cunningham, superstar, ist the best crack in Austria. Nicht nur in Salzburg, wo er gemeinsam mit Roger Lamoureux für eine erste Blütezeit sorgte und den Klub ins Semifinale führte, hielten sie Cunningham für den Besten. Auch beim WEV begeisterten seine Ausflügen ins gegnerische Drittel. Aber meine echte Heimat ist erst Villach geworden. 1981 übersiedelte er zum VSV, der Meister war. Auch hier ging sich für Cunningham kein Titel aus, doch auch hier kamen seinetwegen die Massen. Er wechselte auf die Nummer 33, weil die 3 für VSV-Kapitän Giuseppe Mion reserviert war. Egal, Mion sollte Cunninghams bester Freund werden. Trauzeuge, als Rick und Elke, die er in Salzburg kennengelernt hatte, am 21. Februar 1981 heirateten, war freilich noch Walter Znenahlik gewesen, der legendäre Wiener Eishackler. Da war Cunningham längst Österreicher. Am 10. Oktober 1978 hab ich die Staatsbürgerschaft bekommen, das Datum vergisst er nicht, es ist eigentlich sehr schnell gegangen. Das Nationalteam konnte Cunningham (wie etliche andere Austros) gut brauchen. Bei der B-WM 1979 in Rumänien (eine andere Welt) konnte auch er Niederlagen wie ein 0:7 gegen die DDR und den Abstieg nicht verhindern. Die C-WM 1981 in China (eine ganz andere Welt) brachte dann die Wende. Österreich ließ dem 10:0 im Eröffnungsspiel gegen Nordkorea sechs weitere Siege folgen und schaffte souverän den Wiederaufstieg. Im Nationalteam, sagt Rick Cunningham, hab ich mein bestes Eishockey gespielt. Überhaupt sei er ein besserer Profi als in Kanada geworden. Das lag auch am Training im Sommer, das ihn zunächst fast auf dem falschen Fuß erwischte. In Kanada haben wir im Sommer nichts gemacht, da war ich meistens segeln. 1982 gabs eine Heim-WM in Klagenfurt und dort Rang zwei, auch diesmal war die DDR eine Nummer zu groß. Mehr Bedeutung bekam der dritte Platz, den Österreich bei der B-WM 1983 in Tokio belegte. Denn durch den Olympia-Verzicht der DDR war Österreich plötzlich fix für die Winterspiele 1984 in Sarajevo qualifiziert. Großes Hurra. Und große Aufregung um die IOC-Granden und ihr krampfhaftes Festhalten am Amateurstatut. Die Herren Funktionäre untersagten NHL-Spielern die Teilnahme, so fiel etwa Greg Holst, Cunninghams Zimmerkollege im Nationalteam, wegen elf NHL-Partien um Olympia um, während Cunningham, natürlich nicht minder Profi, in Sarajevo mitmachen durfte. Im ersten Match gegen Finnland schrammte Österreich mit 3:4 an einer Sensation vorbei, Cunningham traf im Finish die Stange. Ich denke jetzt noch oft daran. Gegen Kanada (1:8) und die Tschechoslowakei (0:13) gab s nichts zu holen, gegen die USA (3:7) trug sich Cunningham immerhin in die Torschützenliste ein. Norwegen wurde 6:5 bezwungen, am Ende kam der zehnte Platz heraus, durchaus respektabel. Weil Österreich nicht nur im Norden, Osten und Süden Eishockey zu bieten hat, ist Cunningham von Villach noch nach Lustenau übersiedelt. Ein schöner Ausklang. Eine Verletzung am Ende der zweiten Saison hat das Ende der Karriere leicht beschleunigt, dazu kam das Angebot eines guten Freundes, in dessen Investment-Banking-Firma einzusteigen. Das war Ende 1985, und im Jänner 1986 packten sich die Cunninghams zusammen, kauften One-Way-Tickets und flogen nach Barbados. Dort hatte die Firma des Freundes ihren Sitz, klarerweise aus steuerlichen Gründen. Rick sagt, er hätte noch zwei Jahre spielen können, aber die Chance musste ich ergreifen. Er habe bald nicht mehr an Eishockey gedacht. Denn: Auf Barbados wird kein Eishockey gespielt. Barbados hat andere Vorteile, nicht nur steuerliche. Da lässt es sich gut leben und segeln. Das Segeln hatte Cunningham nie aufgegeben, im Sommer 1978 hatte er sein Zwölf-Meter-Boot, mit dem er in Kanada schon unterwegs gewesen war, nach Europa überstellt. Atlantik-Überquerung also, Elke und Rick waren von New York bis zu den Azoren 19 Tage und bis Gibraltar zehn weitere Tage unterwegs. Am Ende lag das Boot in der Nähe von Grado, die Fahrt von Villach war keine große Affäre. Die Cunninghams lebten bis 1995 auf Barbados und an Land, ihre zwei Buben mussten ja auch zur Schule gehen. Justin war im April 1981 in Salzburg, Trevor im Dezember 1982 in Villach zur Welt gekommen. Das Geschäft blühte, und Rick Cunningham übernahm nebenbei den Posten des österreichischen Honorarkonsuls. Mein Vorgänger hat mich vorgeschlagen. Der Job war eine Ehre, Geld brachte er keines, vor allem ging es darum, Landsleuten bei Problemen zu helfen, bei Krankheiten, Unfällen, gestohlenen Brieftaschen. Einmal ist ein Boot an der Küste zerschellt, da standen plötzlich vier Leute fast nackt vor der Tür. Für gesellschaftliche Ereignisse fehlte den Cunninghams meistens die Zeit, wegen der Buben – und wegen der Seglerei, die das große Hobby blieb. 1995 übersiedelte die Familie nach Kuala Lumpur, wo Rick für seine Firma das Asien-Geschäft aufbaute. 1999 hatte er das Glück, schon in Pension gehen zu können. Elke und er schafften sich wieder eine Yacht an, 17 Meter statt zwölf Meter lang, tauften sie ebenfalls Mithrandir nach Gandalf aus Herr der Ringe. Das Boot wurde ihr Zuhause, und sie segelten los, von Rhode Island aus. US-Nordostküste, Karibik, Panamakanal, Galapagos-Inseln, Hawaii, kanadische Westküste, Mexiko, südpazifische Inseln, Neuseeland, Australien. 16 Jahre lang waren die Cunninghams unterwegs, seit 2005 hielten sie sich großteils in neuseeländischen Gefilden auf. Ein wirklich tolles Land. Im Schnitt jedes zweite Jahr haben sich Elke und Rick bei ihren Freunden in Villach anschauen lassen. Und die Söhne galt und gilt es auch regelmäßig zu besuchen, Trevor arbeitet als Rechtsanwalt in Ottawa fürs Justizministerium, Justin in Nassau für eine Firma im Elektrizitätsbereich. Beide sind verheiratet, Rick hat bereits drei Enkelkinder, zwei in Ottawa, eines auf den Bahamas. Derzeit sind die Cunninghams wieder einmal im Kärntner Lande, sie bleiben bis Mitte März. Sie möchten sich hier niederlassen, entweder Haus bauen oder Haus kaufen. Spätestens ab Anfang 2017 wollen wir wieder hier in der Gegend zu Hause sein, sagt Rick. Eine gute neue Zeit in Kärnten, das wäre eine Geschichte.