label;text Kultur;US-Musiker gastiert am 24. November im Konzerthaus. Wien – Die Fans von Prince müssen sich noch ein bisschen gedulden, bis sie in den Besitz der begehrten Tickets für die Soloshow des US-Musikers am 24. November im Wiener Konzerthaus kommen: Der ursprünglich für heute Vormittag angesetzte Start des Vorverkaufs musste verschoben werden, wie der Veranstalter am Freitag mitteilte. Ein neuer Termin steht bis dato noch nicht fest. Der 57-jährige Prince hat vor wenigen Tagen eine Europatour angekündigt, bei der er dem Titel gemäß ganz auf Piano & A Microphone setzen möchte. Insgesamt soll die Konzertreise mehr als ein Dutzend Auftritte umfassen, wie der Musiker gegenüber El Pais verriet. Etat;Chefredakteur soll laut "NYT"-Bericht gehen. Washington – Wegen eines ungeprüften und unrichtigen Artikels über eine angebliche Gruppenvergewaltigung haben ehemalige Studenten der University of Virginia das US-Musikmagazin Rolling Stone wegen Diffamierung verklagt. Die New York Times am Mittwoch berichtet, die Ex-Studenten klagten mit der Begründung ein, der Magazinbericht, der sich später als falsch erwies, habe verheerende Auswirkungen auf sie. Laut New York Times wird Chefredakteur Will Dana, der den Artikel verantwortete, von seinem Posten zurücktreten. Einer der drei Kläger erklärte der Zeitung zufolge, Freunde und Angehörige hätten ihn aufgrund des Berichts im Rolling Stone als einen der vermeintlichen Vergewaltiger identifiziert. Bereits im Mai hatte die für die Belange der Studenten zuständige Dekanin das Magazin auf Schadenersatz in Höhe von 7,5 Millionen Dollar (6,8 Millionen Euro) wegen Rufmords verklagt. Der Artikel vom 19. November 2014 schilderte das angebliche Martyrium einer Studentin namens Jackie. Die junge Frau gab demnach an, im September 2012 von sieben Studenten im Haus der Verbindung Phi Kappa Psi brutal vergewaltigt worden zu sein. Der Artikel führte zu Protesten, zu polizeilichen Ermittlungen und sogar zu einer zeitweiligen Suspendierung der Verbindung an der Hochschule. Doch schnell kamen Zweifel an der Richtigkeit des Berichts auf. Im Dezember entschuldigte sich das Magazin deswegen und distanzierte sich von dem Bericht. Die Polizei kam im März zu dem Schluss, dass sich Jackies Schilderung nicht nachweisen lasse, und legte den Fall auf Eis. Im April veröffentlichte das Magazin auf seiner Internetseite einen ausführlichen Untersuchungsbericht der Journalistenschule an der New Yorker Columbia-Universität mit dem Titel Eine Vergewaltigung auf dem Campus – Was lief falsch? Darin werden der gesamten Rolling Stone-Redaktion Fehler beim Berichten, Redigieren, bei der redaktionellen Aufsicht und beim Faktencheck vorgeworfen. Das Magazin sei so erpicht darauf gewesen, ein erschütterndes Beispiel für sexuelle Gewalt zu schildern, dass grundlegende, routinemäßige Regeln der Berichterstattung nicht befolgt worden seien. So seien Beschuldigte oder vermeintliche Komplizen nicht befragt worden. Wissenschaft;NASA stellt 23-sekündige Animation aus Einzelaufnahmen zusammen – mit einem kleinen bisschen Schummelei. Washington – Am 14. Juli ist die NASA-Sonde New Horizons in rund 12.500 Kilometern Abstand am Pluto vorüber geflogen. Die Sonde machte zahllose Aufnahmen des Zwergplaneten, seines großen Monds Charon sowie der kleineren Trabanten. Während der nächste Datenschwung der Sonde im September veröffentlicht werden soll, hat die NASA aus den Aufnahmen eine 23-sekündige Animation des Vorbeiflugs zusammengestellt. Zu Beginn und Ende fokussiert die Kamera auf das gemeinsame Baryzentrum Plutos und seiner Monde, in der Phase der höchsten Annäherung ist sie auf den Zwergplaneten selbst gerichtet. Die Animation ist keine 1:1-Wiedergabe. Zu Beginn entspricht eine Sekunde 30 Stunden Aufnahmematerial, am Höhepunkt sind es nur 30 Minuten. Zu beachten ist weiters, dass Plutos kleine Monde fünffach vergrößert wurden, um sie ansatzweise sichtbar zu machen. So geht es weiter Vorbei ist die Mission von New Horizons indessen noch nicht, die Sonde fliegt weiter in den Kuipergürtel hinaus. Ihr nächstes Ziel wird voraussichtlich das transneptunische Objekt 2014 MU69 sein – soweit ein Vorschlag der Projektteams von New Horizons, der allerdings von der NASA erst noch offiziell abgesegnet werden muss. 2014 MU69 hat einen Durchmesser von nur 30 bis 45 Kilometern und wurde erst vor einem Jahr entdeckt. In ihrer Zusammensetzung sind Objekte dieser Kategorie Kometen ähnlich, auch wenn sie deutlich größere Ausmaße erreichen. Sie sind Relikte aus der Frühzeit des Sonnensystems und gelten als typische Beispiele dafür, wie das äußere Sonnensystem vor 4,6 Milliarden Jahren aussah. Aus solchen kleinen Himmelskörpern dürften sich größere wie Pluto und andere Zwergplaneten des Kuipergürtels gebildet haben. (red, 2. 9. 2015) Inland;Die Wechsel von Klug und Stöger und der Neueintritt von Hans Peter Doskozil wurden offiziell. Wien – Bundespräsident Heinz Fischer hat Dienstag Mittag die schon länger angekündigte Regierungsumbildung abgesegnet. Das Staatsoberhaupt gelobte den neuen Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (SPÖ) an und genehmigte die Ressortverschiebungen, die durch den Austritt von Sozialminister Hundstorfer aus der Regierung vorgenommen wurden. Demnach betreut der bisherige Infrastrukturminister Alois Stöger nunmehr das Ressort Soziales. Seinen Job übernimmt Gerald Klug, der bis dato dem Verteidigungsministerium vorstand. Hundstorfer, der nach sieben Jahren aus der Regierung ausscheidet, wird ja für die SPÖ bei der Bundespräsidentenwahl kandidieren. Die Chance auf einen vorzeitigen Einzug in die Hofburg ließ er am Dienstag aus. Hundstorfer blieb der Angelobung fern. Dies änderte aber nichts an den wohlwollenden Worten, mit denen er vom Bundespräsidenten bedacht wurde. Fischer lobte, dass Hundstorfer viel zur Entwicklung des Sozialstaats in Österreich beigetragen habe. Er habe seine sehr intensive Aufgabe zum Wohle der Republik wahrgenommen. Schon im Ministerrat war das Wirken des langjährigen Sozialministers mit Lob bedacht worden. Kanzler Werner Faymann (SPÖ) wies unter anderem auf Hundstorfers Maßnahmen zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit hin und lobte ihn unter anderem auch als Freund, auf den man sich verlassen kann. Der Präsidentschaftskandidat selbst meinte anlässlich seiner letzten Regierungssitzung, es habe sich um eine tolle Zeit gehandelt mit vielen Ups und Downs. Es sei aber auch viel weiter gegangen. Dabei seien auch Meilensteine wie das Pensionskonto gelungen. Nun gelte die Devise: Auf zu neuen Ufern. Im Gegensatz zu Hundstorfer hatte die Regierungsspitze den neuen Minister zur Angelobung in der Hofburg begleitet. Ferner konnte sich Doskozil über die Anwesenheit seiner Schwester und seines Bruders freuen. Auch Generalstabschef Othmar Commenda ließ sich die Angelobung nicht entgehen. Schließlich war auch der burgenländische Landeshauptmann Hans Niessl, dessen Büroleiter Doskozil einst war, in der Präsidentschaftskanzlei zur Stelle. Wirtschaft;'Einige Streitigkeiten müssen ruhend gestellt werden, soll der Anleihenrückkauf klappen. Dafür könnte der Deal für die Gläubiger besser ausgehen als gedacht. Wien – Am 1. November ist es zu spät. Spätestens am 31. Oktober muss der von Bund, Land Kärnten und einem Teil der Heta-Gläubiger angepeilte Anleihenrückkauf durchs Land Kärnten abgewickelt sein – sonst heißt es für die Mitspieler in Österreichs teuerster Mensch-ärgere-Dich-nicht-Veranstaltung: zurück an den Start. Das erschließt sich aus dem Memorandum of Understanding (MoU), das Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) für den Bund und einer der Gläubigervertreter, Friedrich Munsberg, am Mittwoch als Erste unterzeichnet haben. Laut Unterschriftsfassung des 11-seitigen Papiers (ohne Anlagen) ist der Zeitplan eng: Am Donnerstag wurde eine Arbeitsgruppe etabliert, die offene Fragen klären soll; Mitte Juni muss der erste Entwurf zum Rückkaufoffert stehen, im Juli bekommen die MoU-Gläubiger (also jene, die die Absichtserklärung unterschreiben) Einsicht in die Entwürfe. Ab August wird es laut dem Papier dann ernsthaft ernst: Da müssen die Gläubiger ihre verbindlichen Zusagen für die Annahme des Anbots geben – das geschieht per Unterschrift unter das Support Undertaking. Kommt da nicht die erforderliche Zweidrittelmehrheit zustande, wird das Offert gleich gar nicht gemacht. Andernfalls wird es spätestens am 5. September veröffentlicht, samt den Details zu jener unverzinsten Anleihe des Kärntner-Ausgleichszahlungsfonds (KAF), für die der Bund haften wird. Spätestens am 31. Oktober muss die ganze Rückkaufangelegenheit dann erledigt und der Zerobond emittiert sein. Das Damoklesschwert der von Heta-Gläubigern angestrengten Gerichtsverfahren (in Frankfurt gehen Heta-Prozesse am 3. und 9. Juni weiter) soll so entschärft werden: Wer das MoU unterschreibt, muss binnen zehn Tagen, jedenfalls aber rechtzeitig vor der nächsten Verhandlung Ruhen des Verfahrens vereinbaren. Hier gilt die Bad Bank der Hypo Real Estate, FMS, als Stolperstein. Sie will die Klagen angeblich vorantreiben. Die Gläubiger wiederum, die beim Verfassungsgerichtshof Individualanträge zur Gesetzesprüfung eingebracht haben (es geht um die Anwendbarkeit des Bankenabwicklungs- und Sanierungsgesetzes, BaSAG, auf die Nicht-Bank Heta), sollen Schritte ... setzen, die eine Bearbeitung der Anträge ... bis zum 31. Oktober soweit möglich vermeiden, heißt es im MoU. Jene Gläubiger, die ihre Heta- in KAF-Anleihen tauschen (13,5 Jahre Laufzeit bzw. 54 Jahre bei nachrangigen Anleihen), könnten übrigens besser davonkommen, als bisher gedacht. Nach ersten Kalkulationen gehen Analysten davon aus, dass das Angebot von Bund und Kärnten über der bisher genannten 90 Prozent Forderungserfüllung liege. Im MoU werde betreffend Nullkuponanleihe eine für Österreichs Bonität zu hohe Verzinsung unterstellt, die sich an der Höhe des Interbanken-Satzes orientiere. Deshalb stiegen die Gläubiger besser, faktisch mit mindestens 92 Prozent, aus, heißt es. Streitigkeiten über die verbindliche Erklärung der Gläubiger müssen übrigens in Deutschland ausgefochten werden: Das Vertragswerk unterliegt deutschem Recht, allfällige Prozesse können nur in Frankfurt geführt werden. Die Nullkuponanleihe wird hingegen nach britischem Recht begeben. Damit wollen sich Gläubiger vor nachträglichen Eingriffen des KAF bzw. des Bundes schützen. Ähnliche Varianten kennt man von der Umschuldung Griechenlands. Während die Annahme des Angebots durch die Vorranggläubiger als wahrscheinlich gilt, müssen die Nachranginvestoren noch überzeugt werden. Sie erhalten ja lediglich 45 Prozent ihrer Forderungen zurück. Allerdings ist das Volumen dieser Gattung viel kleiner, und das spezifische Quorum mit 25 Prozent nicht allzu hoch. Hier könnte sich ein angeblicher Deal Schellings mit der Weltbank als nützlich erweisen. Das Institut hält 156 Mio. Euro an Heta-Bonds. Schelling hat die Zahlungen an die Weltbank kürzlich um 160 Mio. Euro über neun Jahre erhöht. Wenige glauben an einen Zufall.' Panorama;Ein Fußballer soll im Streit seine Ex-Freundin auf der Straße gewürgt und verprügelt haben. Er ist teilgeständig, gibt ihr aber Mitschuld. Wien – Eines ist sicher: Keiner der anwesenden Fußballer im Verhandlungssaal 203 wird als Spieler an der Europameisterschaft in Frankreich teilnehmen. Weder Erstangeklagter Rene Swete, Tormann beim Bundesligisten Grödig, noch Richter Marc Farkas, Mittelstürmer in Oberwart, noch Staatsanwalt Bernhard Löw, Goalie bei einem kleinen Wiener Verein. Die größten Chancen, in Frankreich dabei zu sein, hat wohl noch Swetes Verteidiger, Rapid-Fan Werner Tomanek – zumindest wenn er ein Ticket für die Spiele gegen Ungarn, Island oder Portugal bekommt. Angeklagt ist Swete wegen Körperverletzung an seiner damaligen Freundin Denise A., die er auch mit dem Tod bedroht haben soll. Die sitzt allerdings ebenso als Angeklagte neben ihm, sie soll ihm im Zuge des Streits nämlich einen Faustschlag ins Gesicht verpasst haben. Verteidiger Tomanek ist in seinem Plädoyer wie so oft bodenständig. Er hat ja keine leichte Zeit seit gestern, spielt er darauf an, dass Grödig am Sonntag gegen Rapid 3:2 verloren hat, dass Swete in der 85. und der 91. Minute die entscheidenden Tore kassierte. Überhaupt: Es wor a schwere Partie und Frauen in Verbindung mit Alkohol können anstrengend sein, versucht er die Schuld Richtung Verletzter zu schieben. Das Verfahren bietet interessante Einblicke in den Profifußball. Am 17. Oktober spielte die Mannschaft des Erstangeklagten gegen die Wiener Austria – und verlor, da er ein sogenanntes Eiertor bekam. Dementsprechend gedämpft war seine Stimmung, als er anschließend mit seiner Freundin in ein Shisha-Lokal fuhr. Swete sagt zu Farkas, diese Person habe Launen gehabt, die ihn nicht interessiert hätten. A. schildert, der Fußballprofi sei frustriert gewesen, und sie habe ihn in Ruhe gelassen. Der Frust wurde offenbar in Alkohol ertränkt. Um zwei Uhr verließ das Paar die Lokalität, um auf der Straße zu streiten. Von hier an differieren die Versionen. Swete erzählt, er wollte mehrfach in ein Taxi steigen und alleine heimfahren, A. habe ihn daran gehindert. Der heftige Streit ging weiter, als die Dame ihm ansatzlos mit der Faust ins Gesicht geschlagen habe, wodurch er eine Augenprellung erlitt. Daraufhin habe er sie mehrmals weggestoßen. Vielleicht habe ich sie am Hals berührt, kann er sich ihre Verletzungen nur so erklären. Schlussendlich sei er dann alleine gefahren. Die Zweitangeklagte erzählt das anders, hat aber ein gewisses Problem. Zumindest ein Teil des Vorfalls wurde von einer Überwachungskamera gefilmt. Bevor sie das wusste, hatte sie der Polizei geschildert, sie sei zunächst gemeinsam mit Swete in ein Taxi gestiegen. Er hat mich mit den Füßen hinausgetreten und wurde selbst vom Lenker hinausgehauen. Anschließend sei es schon zu schweren Angriffen gekommen: Er habe sie gewürgt und ihr Faustschläge verpasst. In Notwehr habe sie einmal zugeschlagen. Als sie auf dem Boden gelegen sei, habe er sie an den Haaren hochgezogen und ins nächste Taxi gezerrt. In dem Video stellt sich die Sache etwas anders dar. Zu sehen ist, dass Swete offenbar mehrmals von dem Streit weggehen und in verschiedene Taxis einsteigen will, A. ihm aber immer wieder nachgeht und ihn weiter zur Rede stellt. Irgendwann ist auch zu sehen, dass sie Richtung Gesicht schlägt. Genauso ist allerdings aufgenommen, dass er sie des Öfteren wegstößt. Die von A. behaupteten Übergriffe sollen dann außerhalb des Bildausschnitts passiert sein. Bei der Polizei sagte die von Alfred Boran verteidigte Verletzte auch noch, sie sei anschließend heimgefahren. Nun sagt sie aus, sie habe ihren besten Freund angerufen, der in einem drei Kilometer entfernten Lokal war, sei zu ihm gefahren und habe ihm von dem Vorfall erzählt. Zumindest eine Stunde war sie dort, bis auf ihre beste Freundin sagen die anderen Gäste, sie hätten keine Verletzungen wahrgenommen. Ich hatte einen hochgeschlossenen Pulli an und mir extra die Haare vor das Gesicht gekämmt, begründet die 26-Jährige das. Grund, gleich zur Polizei zu gehen, sah sie keinen. Ich habe mit einer Entschuldigung gerechnet und dass am nächsten Tag wieder alles in Ordnung ist, sagt sie dazu. Swete entschuldigte sich nicht, als sie am nächsten Tag aufwachte, hatte sie massive Schluckbeschwerden und Schmerzen am ganzen Körper. Sie fuhr ins Spital, wo die Würgemale dokumentiert wurden, anschließend zur Polizei. Am Abend schickte ihr Ex-Freund noch ein langes Mail an einen ORF-Sportreporter, in dem ihre Version der Geschichte geschildert wurde. Die weiteren Verletzungen und blauen Flecken, die sie nun Farkas schildert, sind nicht von Ärzten dokumentiert. Aber ihr Ex-Freund sei generell wenig respektvoll Frauen gegenüber, und wenn er betrunken ist, ist er untragbar. Nach ihrer Darstellung war das fast jedes Wochenende der Fall. Insgesamt ist die Angelegenheit ein wenig unklar. Selbst Staatsanwalt Löw geht davon aus, dass die Wahrheit irgendwo in der Mitte liege, und kann sich eine Diversion für den Fußballer vorstellen, wenn er die Verantwortung für alle Verletzungen übernimmt. Das macht der Unbescholtene, daher wird er rechtskräftig nicht verurteilt, sondern muss 5.000 Euro an den Staat und 1.500 Euro an das Opfer zahlen. A. wird dagegen ebenso rechtskräftig freigesprochen, Farkas glaubt ihr, dass sie in Notwehr zugeschlagen habe. Der Ankläger hat in seinem Schlussvortrag auch noch einen wertvollen Rat parat. Es ist traurig, dass Fußballer a) Alkohol trinken, b) das in der Öffentlichkeit machen und drittens Konflikte nicht gewaltfrei gelöst werden können. Aber vielleicht spielt er deshalb nicht bei Bayern München, mutmaßt er. Wissenschaft;Flieger warten auf bessere Bedingungen – Soll ohne Treibstoff Welt umrunden. Shanghai/Bern/Tokio – Kurz nach der Fortsetzung seiner Weltumrundung setzte Schlechtwetter dem Flug des nur mit Sonnenkraft betriebenen Flugzeugs Solar Impulse 2 schon wieder ein Ende: Der Einsitzer werde bei der japanischen Stadt Nagoya zwischenlanden, teilten die Organisatoren am Montag mit. Das Wetter über dem Pazifik verschlechtert sich, erklärte Projektleiter Bertrand Piccard im Kurznachrichtendienst Twitter. Die Entscheidung zur unverzüglichen Landung in Nagoya sei gefallen, um dort auf bessere Bedingungen zu warten. Solar Impuls 2 war erst am Sonntag in China zur nächsten und schwierigsten Etappe seiner geplanten Erdumrundung aufgebrochen: Nach Plan sollte er den Pazifik in sechs Tagen überqueren und nach rund 8.500 Kilometern in Hawaii ankommen. Zuvor hatte der Schweizer Pilot Andre Borschberg bereits lange auf gutes Wetter warten müssen. Der sonnenbetriebene Einsitzer war Anfang März in Abu Dhabi gestartet. Über Oman ging es weiter nach Indien, Myanmar und China. In Nanjing, wo das Flugzeug Ende März landete, war eigentlich nur ein kurzer Zwischenstopp geplant. Letztendlich warteten Borschberg und sein Landsmann Bertrand Piccard dort aber fast zwei Monate auf geeignetes Wetter für den Flug nach Hawaii. Nach dem Flug über den Pazifik soll Solar Impulse 2 die USA überqueren. In insgesamt zwölf Etappen wollen Borschberg und Piccard die Erde ganz ohne Treibstoff umrunden. Dabei wechseln sie sich am Steuerknüppel ab. Angetrieben wird der 2,5 Tonnen schwere Flieger von mehr als 17.000 Solarzellen. Wissenschaft;Obwohl wir für sie ein exotischer Anblick sein müssen, lernen Braune Skuas sehr schnell, individuelle Unterschiede zwischen Menschen zu erkennen. Seoul – Von Rabenvögeln weiß man, dass sie einzelne Menschen voneinander unterscheiden können und dann ganz unterschiedlich auf diese reagieren. Sie können dieses sehr spezifische Wissen sogar an Artgenossen weitergeben, wie Beobachtungen zeigten. Wo es viele Menschen gibt – brave Fütterer ebenso wie solche, die lästige Vögel lieber verscheuchen -, ist dieses Differenzierungsvermögen sicher von Vorteil. Man kann es aber offenbar auch dort antreffen, wo die Begegnung mit einem Menschen nicht ganz so alltäglich ist: nämlich in der Antarktis. Das berichten südkoreanische Forscher im Fachmagazin Animal Cognition. In dem Fall handelt es sich nicht um Rabenvögel, sondern um Braune Skuas (Stercorarius antarcticus), großgewachsene Seevögel aus der Familie der Raubmöwen. Yeong-Deok Han von der Inha-Universität machte leidvolle Erfahrungen mit Skuas, nachdem er ihre Nester untersucht hatte, um festzuhalten, wie sich die Gelege entwickeln. Die Vögel hatten ihn danach offenbar als Angriffsziel auserkoren, während sie andere Forscher in Ruhe ließen. Es brachte ihm auch nichts, sich durch Kleidungswechsel zu tarnen. Daraufhin führten die Forscher eine Reihe von Experimenten durch. Sie ließen Kollegen paarweise in die Nähe einer kleinen Skuakolonie aus sieben Nestern: Jeweils einer, der schon mehrfach Nester untersucht hatte, plus ein Neutraler, der bislang keinen Kontakt zu den Tieren gehabt hatte. Gingen diese zwei vor den Nestern in entgegengesetzte Richtungen auseinander, verfolgten die aufgebrachten Vögel samt und sonders den bereits bekannten Eindringling, während sie den Neutralen in Frieden ließen. Won Young Lee vom koreanischen Polarforschungsinstitut betont, dass die Vögel über bemerkenswerte kognitive Fähigkeiten verfügen müssen. Sie sind ohne Kontakt zu Menschen aufgewachsen, da ihr Gebiet durch die Forschungsstation erst seit Kurzem von Menschen besiedelt ist. Drei bis vier unerwünschte Besuche am Nest reichen offenbar bereits aus, Individuen zu unterscheiden und sich dies auch zu merken. Wissenschaft;Biochemiker plädierte auf Fachtagung für separate Frauenlabors, weil "sie sich in dich verlieben, und wenn Du sie kritisierst, fangen sie an zu heulen". London - Der britische Medizin-Nobelpreisträger Tim Hunt (72) hat wegen sexistischer Äußerungen sein Amt als Honorarprofessor am University College London (UCL) niedergelegt. Hunt hatte auf einer Fachkonferenz am 9. Juni in Südkorea erklärt, Frauen sollten in separaten Labors tätig sein, weil sie Männern bei der Arbeit Probleme machen würden. Drei Dinge passieren, wenn sie (die Frauen, Anm. d. Redaktion) im Labor sind: Du verliebst Dich in sie, sie verlieben sich in Dich und wenn Du sie kritisierst, fangen sie an zu heulen, so der Wissenschafter. Die Äußerungen des Biochemikers stießen umgehend auf scharfe Kritik. Nobel scientist Tim Hunt FRS @royalsociety says at Korean women lunch “I’m a chauvinist and keep ‘girls’ single lab pic.twitter.com/Z9NhykaTPv Hunt entschuldigte sich später in einer Radiosendung der BBC und meinte, die Äußerungen seien großteils humoristisch gewesen. Ihm selbst sei es aber schon passiert, dass er sich beziehungsweise jemand sich in ihn im Labor verliebt habe, wodurch die Forschungsarbeit negativ beeinträchtigt worden sei. Die britische Gelehrtengesellschaft Royal Society, deren Mitglied Hunt seit 1991 ist, distanzierte sich von seinen Aussagen. Zu viele talentierte Personen können ihr wissenschaftliches Potential aufgrund ihres Geschlechts nicht voll entfalten, und die Gesellschaft (die Royal Society, Anm. d. Redaktion) ist dazu verpflichtet, diesen Missstand zu berichtigen. Auch von namhaften Wissenschaftern kamen umgehend Reaktionen. So sagte etwa Dorothy Bishop, Professorin für Neuropsychologische Entwicklung an der Universität Oxford, Hunts Kommentare rührten am Kern der Vorurteile über Frauen in der Wissenschaft. Dabei gehe es um die Auffassung, weibliche Forscher seien wegen zu großer Emotionalität nicht ernst zu nehmen und lenkten männliche Kollegen durch ihre sexuelle Anziehungskraft von der Arbeit ab. Am Donnerstag teilte dann das University College London den Rückzug des 72-Jährigen mit: Das UCL kann bestätigen, dass Sir Tim Hunt von seiner Stelle als Honorarprofessor (...) zurückgetreten ist, nachdem er sich auf der Weltkonferenz der Wissenschaftsjournalisten am 9. Juni über Frauen geäußert hatte. Hunt und zwei weitere Forscher hatten im Jahr 2001 den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin für ihre Entdeckungen betreffend der Kontrolle des Zellzyklus erhalten. Inland;Der Bürgermeister baute seine absolute Mehrheit aus. Die Parallelen sind augenscheinlich. Beide ruhen auf bequemen absoluten Mehrheiten und gesichert an der politischen Spitze. Ihr Wahlvolk gibt ihnen nicht nur gerne seine Stimmen, sondern mag auch den Menschen hinter dem Amt. Und genau deswegen lassen sie im Wahlkampf gerne das eigene Gesicht plakatieren und die eigene Partei unter den Tisch fallen. Die ist ihnen dafür angesichts ihrer Wahlerfolge höchst dankbar. Matthias Stadler, Bürgermeister von St. Pölten, ist so etwas wie ein Erwin Pröll im Kleinen. Kaum verwunderlich, dass sie auch persönlich gut miteinander können, einander duzen und auch gern ein Achterl Wein miteinander trinken. Es ist Stadler, der bei der St. Pöltener Gemeinderatswahl am Sonntag 59 Prozent der Stimmen erreichte, nicht die SPÖ. Sogar der vielkritisierte Vergleich im Rechtsstreit um das Swap-Geschäft der Stadtgemeinde konnte Stadler nichts anhaben: Unter Stadler war die Stadt – noch vor der Weltwirtschaftskrise 2008 – eine hochspekulative Zinswette eingegangen. Einen jahrelangen Gerichtsprozess mit der Bank, die den Deal vermittelt hatte, legte Stadler einvernehmlich bei – und hielt die Details des angeblich millionenschweren Vergleichs, mitten im Wahlkampf, unter Verschluss. Die ÖVP aktivierte im Fall sogar die Staatsanwaltschaft. Genützt hat es ihr nicht: Sie verlor ein Mandat. Stadler gilt nicht als brillanter Redner, punktet aber, so ein Vertrauter, auf persönlicher Ebene – ein gewichtiger Vorteil in einer kleinen Stadt, in der Bürger mit dem Bürgermeister beim Einkauf am Markt plaudern können. Darin steckt auch die Herausforderung für Stadlers Rolle in der Landespolitik. Seit 2013 führt er neben der Landeshauptstadt auch die Landes-SPÖ an – und schlägt in seiner Doppelfunktion und mit gutem Draht zum Landeshauptmann Vorteile für seine Stadt heraus. Jenseits der Landeshauptstadt jedoch ist Stadler, der mit seiner Lebensgefährtin in St. Pölten wohnt, weitgehend unbekannt. In einem Landtagswahlkampf gegen Erwin Pröll würde der erfolgsverwöhnte Stadler wohl mit der schwarzen niederösterreichischen Realität konfrontiert. Ob Pröll 2018 selbst antritt oder schon seine Nachfolgerin Johanna Mikl-Leitner vorschickt, ist aber noch ungewiss. Gegen eine ÖVP ohne den Landesvater könnte die SPÖ Niederösterreich unter Matthias Stadler von einer politischen Statistin zumindest zur Nebendarstellerin avancieren. Web;In ehemaliger Bildschirmröhrenfabrik sollen nun Batterien für Elektroautos hergestellt werden. Der südkoreanische Elektronikkonzern Samsung will die Fertigung von Batterien nach Europa verlagern. Im ungarischen God plant das Unternehmen nun ein Batteriewerk in seinem ehemaligen Bildschirmröhrenwerk. Kürzlich war deswegen eine Samsung-Delegation in Ungarn, berichteten ungarische Medien am Donnerstag. Es gehe um Batterien für Elektroautos. In Ungarn haben zahlreiche große Autokonzerne Fertigungsstätten. Samsung SDI hat vergangenes Jahr das Batteriewerk von Magna Steyr in Zettling bei Graz gekauft. Panorama;32 konkrete Maßnahmen enthalten – Unterschlupf für LGBTI-Jugendliche in Albanien gefährdet. In einem so homophoben Land wie Bosnien-Herzegowina kommt es einer Revolution gleich: Der bosnische Ministerrat hat Anfang Mai den ersten Antidiskriminierungs-Aktionsplan angenommen. Zudem wurde ein Antidiskriminierungsbericht erstellt. Der Aktionsplan umfasst 32 Maßnahmen – so soll erstmals die sexuelle Orientierung von Staatsbürgern ins Antidiskriminierungsgesetz eingefügt werden. Richter, Staatsanwälte und Polizisten sollen geschult werden, und im Strafgesetz sollen Hassverbrechen – auch gegen Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender und Intersexuelle (LGBTI) – verankert werden. Das Open Center in Sarajevo, das jahrelang für den Aktionsplan lobbyierte, ist stolz. Direktor Saša Gavrić freut sich, dass nun endlich ein staatlicher Rahmen geschaffen wurde, innerhalb dessen die Themen behandelt werden. Die Rechte von Schwulen, Lesben, bisexuellen, trans- und intersexuellen Menschen waren bisher institutionell ignoriert. Bis auf die von der EU aufgezwungenen Gesetze wie das Antidiskriminierungsgesetz gab es keine Programme oder Aktionspläne, die klare institutionelle Aktivitäten vorschreiben. Deshalb war es bisher nur die Zivilgesellschaft, die für die Anliegen der LGBTI-Community eintrat. Doch nun würden sich auf staatlicher Ebene eine Agentur und in den beiden bosnischen Landesteilen zwei Zentren mit Geschlechtergleichstellung auseinandersetzen. In Südosteuropa mit seinen konservativen Vorstellungen von Familie und Geschlechterrollen sind viele LGBTI einem Dauermobbing ausgesetzt. Schwule, lesbische und transsexuelle Jugendliche werden etwa in Albanien mitunter aus ihren Familien verstoßen und landen auf der Straße. Der britische Diplomat Michael Kane setzt sich seit Jahren für diese obdachlosen Jugendlichen ein. In Tirana hat er 2014 einen Schutzraum für sie geschaffen. Die Jugendlichen können bis zu sechs Monate in der Anlaufstelle verbringen und werden psychologisch betreut. Die Einrichtung Streha ist für die Jugendlichen geradezu überlebenswichtig, allerdings ist die Finanzierung nicht mehr gesichert. Die grüne Vizepräsidentin des Europaparlaments, Ulrike Lunacek, setzte sich vergangene Woche für den Fortbestand der Einrichtung ein. International;Richter zieht "Herr der Ringe"-Experten zur Klärung hinzu. Istanbul – Ein Arzt muss sich in der Türkei vor Gericht verantworten, weil er Präsident Recep Tayyip Erdoğan mit der Herr der Ringe-Figur Gollum verglichen hat. Nun will das Gericht Experten der Fantasy-Trilogie heranziehen, berichtete die Zeitung Milliyet am Mittwoch. Die Kenner der Bücher von J. R. R. Tolkien und der Verfilmungen sollen klären, ob es sich bei dem Vergleich von Erdoğan mit der dürren, fahlen und glubschäugigen Figur um eine Beleidigung handelt. Das Gericht der Provinz Aydin beauftragte zwei Wissenschaftler, zwei Psychologen und einen Filmexperten mit der Prüfung möglicher Ähnlichkeiten. Der Arzt Bilgin Ciftci hatte auf seinem Twitter-Konto nebeneinander Bilder von Gollum und Erdoğan veröffentlicht, auf denen der Präsident essend, staunend und überrascht zu sehen ist. Ciftci verlor deshalb bereits seinen Job im Krankenhaus und wurde im Oktober kurzzeitig festgenommen. In der Türkei müssen sich zunehmend Bürger unter dem Vorwurf der Beleidigung des Präsidenten vor Gericht verantworten. In dem Fall von Ciftci wollte sich der Richter nun aber nicht festlegen und vertagte den Fall bis zur Entscheidung der Experten auf Februar. Wissenschaft;Dominanz führt bei den Menschenaffen zu einem veränderten Erscheinungsbild – und erhöht den Fortpflanzungserfolg beträchtlich. München – Anders als bei den meisten Säugetieren gibt es bei männlichen Orang-Utans zwei unterschiedliche Erscheinungstypen: Einige entwickeln in ihren Gesichtern Backenwülste, andere nicht. Beide morphologischen Typen zeugen Nachkommen – die Frage stellt sich damit, welchen Vorteil es bringt, solche Wülste samt Kehlsack auszubilden, die auch mit einem größeren Körper und dominantem Verhalten – kurz gesagt: einem höheren Energieaufwand – verbunden sind. Dominante Männchen haben einen höheren Kalorienverbrauch, sind aufgrund ihrer Größe in ihrer Bewegung eingeschränkt und können bei Auseinandersetzungen mit dominanten Männchen benachbarter Gruppen sogar getötet werden, sagt Graham L. Banes vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig. Warum also sollte ein Männchen Backenwülste entwickeln, wenn es auch ohne sie Nachwuchs zeugen kann? Ein Forscherteam unter der Leitung von Banes und seiner Kollegin Linda Vigilant ist dieser Frage nachgegangen. Sie fanden heraus, dass die weniger Energieaufwand betreibenden Männchen sich zwar tatsächlich ebenfalls fortpflanzen können – aber lange nicht so oft wie ihre imposanteren Artgenossen. Die Forscher untersuchten im Speziellen den Fortpflanzungserfolg von Kusasi, einem ehemaligen dominanten Männchen in Camp Leakey im Tanjung Puting Nationalpark in Indonesien. Für den Vergleich mit der Fortpflanzungsrate nicht dominanter Männchen sammelten die Forscher Kotproben und führten Vaterschaftstests durch. Acht Jahre lang folgten die Forscher den Orang-Utans des Nationalparks mehrere Monate am Stück von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang. Anschließend untersuchten die Forscher das in den Kotproben enthaltene Erbgut und identifizierten so 39 bekannte Tiere, darunter 12 Männchen. Vigilant: Anschließend verglichen wir Kusasis Fortpflanzungserfolg mit dem von Männchen ohne Backenwülste und stellten fest: zehn von 14 Orang-Utans, die in einem Zeitraum von mehr als zehn Jahren gezeugt wurden, waren Söhne und Töchter von Kusasi. Die Ergebnisse zeigen also, dass Kusasi als dominantes Männchen sehr viel mehr Nachkommen gezeugt hat als alle anderen Männchen. Dazu beigetragen haben möglicherweise seine Backenwülste, die auf weibliche Orang-Utans anziehend wirken. Wie erwartet hatten aber auch Männchen ohne Backenwülste einen gewissen Fortpflanzungserfolg. Interessant ist hier aber das Timing, sagt Banes. Andere Männchen zeugten Nachkommen in der Zeit unmittelbar vor oder gegen Ende von Kusasis Dominanzperiode, als die hierarchischen Verhältnisse im Gebiet unklar waren. Daraus folgern die Autoren, dass die Herausbildung von Backenwülsten eine bewährte evolutionäre Strategie ist: Der Fortpflanzungserfolg von dominanten Männchen mit Backenwülsten ist wesentlich höher als der von anderen Männchen. Für jene heißt es abwarten, bis sie in Zeiten unsicherer Rangverhältnisse ebenfalls zum Zuge kommen können. (red, 4. 9. 2015) Web;Technisches Mittel soll Einblendungen trotz Werbeblocker erlauben. Der ehemalige Google-Mitarbeiter Ben Barokas will mit seinem Startup gegen Adblocker ankämpfen. Dabei soll anfangs der Dialog und Verständnis im Zentrum stehen, sodass der Werbeblocker freiwillig deaktiviert wird. Ist dem nicht der Fall werden andere Geschütze aufgezogen und mit technischen Mitteln die Blockade umgangen. Wie diese Maßnahme aussehen soll, verrät Barakos noch nicht. Es wäre aber möglich auch langfristig die Oberhand beim stetigen Katz- und Maus-Spiel zwischen den Werbeblockern und Werbern zu behalten. Für den ehemaligen Google-Mitarbeiter ist das technische Unterbinden von Werbeeinblendungen Erpressung. Zuletzt sorgte Apple mit der Ankündigung für Aufsehen, künftig Werbeblocker am iPhone oder iPad zuzulassen. Mit iOS9 soll die Integration dieser ermöglicht werden. Drittentwickler können demnach Erweiterungen für den mobilen Browser Safari anbieten, die etwaige Inhalte blockieren können. Inland;Familienministerin Karmasin (ÖVP) und Regisseur Sicheritz über Bildung als Konsequenz von Geduld und korrupte Politiker. STANDARD: Frau Ministerin, haben Sie schon einmal die Serie Vorstadtweiber gesehen? Karmasin: Ich habe jede Folge gesehen, ich bin ein Fan. Nach anfänglicher Skepsis ist auch mein Mann nicht mehr davon gewichen. Zum Schluss haben sogar die Kinder mitgeschaut, was eine hohe Auszeichnung ist. Sicheritz: Es ist eine hohe Auszeichnung, das zu hören. Es wird auch meine Kollegin Sabine Derflinger, die die ersten Folgen inszeniert hat, und Programmdirektorin Kathrin Zechner, von der die Idee zum Ganzen stammt, sehr freuen. Karmasin: Es ist unterhaltsam, aber ich denke, die Serie hat auch einen tieferen Sinn. Wurde bei der Serie ein gesellschaftspolitischer Hintergrund verfolgt? Sicheritz: Ich mag mit einer Gegenfrage antworten. Gibt es irgendeine Geschichte, die keinen gesellschaftspolitischen Hintergrund hat? Karmasin: Die Frage war, ob Sie einen gewissen gesellschaftspolitischen Auftrag mit der Serie verfolgen? Sicheritz: Ich kann nur für mich sprechen. Ich habe es gerne, wenn man in meinen Filmen die Nachbarin oder sich selbst wiedererkennt. Und natürlich schimmert mein persönliches Moralgebäude durch. Wenn jemand etwas tut, was nicht in Ordnung ist, hätte ich gerne, dass es früher oder später dafür eine Strafe gibt. Karmasin: Auch eine soziale Strafe? Im Sinne von gesellschaftlicher Ächtung? Sicheritz: Das Schönste ist, wenn sich die Akteure selbst entlarven. Karmasin: Ich finde an der Serie spannend, dass Personen gezeigt werden, von denen man landläufig denkt, diese sind nachahmenswert und attraktiv. Die Frau in einer schönen Villa oder der erfolgreiche Politiker. Beim näheren Hinschauen merkt man, dass bei jedem Einzelnem der Hund drin ist, die Falschheit oder die Gemeinheit. Gesellschaftspolitisch finde ich interessant, dass diese vermeintlich attraktiven Lebenskonzepte in eine Sackgasse führen. Man sieht Frauen, die keine Ausbildung haben, vom Mann abhängig sind, aus sozialen Zwängen dort bleiben, wo sie sind, und ihre Sexualität nicht leben können. Die Serie verbreitet eine schöne Botschaft, nach dem Motto Bitte schauts doch zweimal hin. STANDARD: In der Serie kommt auch die Politik nicht besonders gut weg, Stichwort Korruption. Können solche Darstellungen zur Politikverdrossenheit beitragen? Karmasin: Dass Politiker grundsätzlich korrupt sind und eine eigene Agenda haben, das ist ebenfalls ein Stereotyp, das es leider auch in unserer Gesellschaft gibt und in dieser Serie nicht widerlegt wird. Sicheritz: Bislang nicht. Klischees kommen ja nicht von ungefähr. Karmasin: Diesen Politikertypus gibt es heute nicht mehr. Sicheritz: Ist das so? Karmasin: Zumindest gibt es diesen Politikertypus nicht mehr in der Regierung. Sicheritz: Es steht mir nicht zu, das zu beurteilen. Aber in mir entsteht der Verdacht, dass Sie in der Politik sind, weil Sie wirklich etwas verändern wollen. Stimmt das? Karmasin: Ja, ich meine es ernst, ich will etwas für die Familien in diesem Land verändern. Sicheritz: Ist dieser Zugang unter Politikern mehrheitsfähig? Karmasin: Lassen Sie es mich so sagen: Es gibt Verbündete. Sicheritz: Ich habe auch den Verdacht, dass der Anteil der Glücksritter – also Menschen, die fachlich nicht besonders sind, aber gute Netzwerke haben – in der heimischen Politik recht hoch ist. Karmasin: In der Politik geht es nicht nur um Sachkompetenz und um analytische Fähigkeiten. Es gibt ganz andere Qualitäten und Fähigkeiten, die man in der Politik haben muss, um Erfolg zu haben. STANDARD: Die da wären? Karmasin: Es gibt Mechanismen, die man als Außenstehende nicht für möglich hält. Und man benötigt sehr viel Geduld. Entscheidungen und Umsetzungen laufen oftmals langsam. Als Ministerin entscheidet man nur vermeintlich allein. In Wahrheit gibt es viele Stakeholder, deren Positionen mit berücksichtigt werden müssen. STANDARD: Viele meinen, dass die große Koalition das Land lähmt. Wie sehen Sie das? Würde in einer anderen Konstellation mehr weitergehen? Karmasin: Das kann ich nicht beurteilen. Dann würde es wohl andere Probleme geben. STANDARD: Frau Ministerin, würden Sie einer schwarz-blauen Regierung zur Verfügung stehen? Karmasin: Nein. Sicheritz: Wie geht man als Politikerin mit dem Gruppenzwang um, den es in der Parteipolitik ja zweifelsohne gibt? Karmasin: Das ist eine ambivalente Geschichte. Es ist klar, dass eine Partei mit einer einheitlichen Meinung auftreten muss. Für mich ist das vertretbar. Meine Meinung deckt sich zu 80 Prozent mit jener der ÖVP. Dennoch bin ich als Parteifreie von niemandem abhängig. STANDARD: Ist es in Ihrer Position einfacher, parteifrei zu sein? Karmasin: Manchmal denke ich mir, es wäre vielleicht leichter, nicht parteifrei zu sein. Im politischen Geschäft gibt es Lobbys und Bünde. Wenn man diese im Hintergrund hat, dann hat das durchaus Vorteile. STANDARD: Die Vorstadtweiber führen trotz aller Abgründe ein privilegiertes Leben. Besteht in Österreich in Hinblick auf Zukunftschancen ein gravierender Unterschied, ob man in finanziell bessergestellten Verhältnissen aufwächst oder eben nicht? Karmasin: Das besagen sämtliche Studien. Es geht nicht nur um Bildungschancen, sondern um tiefliegende psychologische Mechanismen, die in einem sozialen Umfeld gelernt oder genetisch übertragen werden. Geduld ist die ausschlaggebende Kompetenz. Diese Geduld ist in der Oberschicht vermutlich stärker ausgeprägt. STANDARD: Die Geduld der Eltern mit ihren Kindern? Karmasin: Ich meine, die Fähigkeit des Kindes, geduldig zu sein. Die Frage, ob ich es als Kind schaffe, meine Wünsche für eine spätere Belohnung zurückzustellen, ist entscheidend für den Bildungsweg und das Lebensglück des Kindes. Wer zum Beispiel eine Ausbildung abschließen will, braucht Geduld. Das ist ein starker psychologischer Faktor, der im Zusammenhang mit dem sozialen Umfeld steht. Bildung ist die Konsequenz dessen, dass Familien Belohnungsaufschub gelehrt haben. Sicheritz: Das setzt natürlich voraus, dass die Welt, in der man den Belohnungsaufschub lernt, zuverlässig ist. Irgendwann muss es sie dann geben, die Belohnung. Ich bin ein gutes Beispiel dafür. Ich bin ein Kreisky-Akademiker, ich wurde mit Bildungschancen belohnt. Wo ich herkomme, war es nicht vorgesehen, dass man an eine Universität geht. Das dürfte mittlerweile besser sein. STANDARD: Nach wie vor sind nur zehn Prozent der Studenten an den Universitäten sogenannte Arbeiterkinder. Sicheritz: Da sind wir noch nicht an dem Punkt, wo wir hinmüssen. Karmasin: Wie gesagt, es geht nicht nur um die Bildung der Eltern. Leider gibt es schlechte und verwahrloste Situationen, in denen Kinder aufwachsen. Deshalb ist auch der Kindergarten so wichtig. Was Frühkindpädagogik betrifft, sind wir im internationalen Vergleich schlecht aufgestellt. Wir arbeiten daran, aber leider dauert auch das sehr lange. Auch dort müssen Kinder Geduld lernen. Sicheritz: Geduld ist ein gutes Stichwort. Wie lange müssen Frauen, etwa meine Schauspielerinnen, noch warten, bis sie gleich viel bezahlt bekommen wie ihre männlichen Kollegen? Karmasin: Das ist eine multidimensionale Geschichte. Frauen gehen in Berufsfelder, die schlechter bezahlt sind, beziehungsweise werden diese Berufe schlechter bezahlt, weil dort überwiegend Frauen tätig sind. Sie machen weniger Überstunden. Zudem hat finanzielle Unabhängigkeit für Frauen noch immer nicht denselben Stellenwert wie für Männer. STANDARD: Für die Frauen oder für die Männer? Karmasin: Für die Frauen. Finanzielle Unabhängigkeit ist nicht die oberste Priorität für Frauen. STANDARD: Gibt es nicht gesellschaftliche Kräfte, die ein Interesse haben, dass diese Rollenbilder erhalten bleiben? Karmasin: Natürlich gibt es Männer, die es ganz gut finden, dass manche Bereiche ihnen allein bleiben. Es gehören zwei dazu. Die einen, die drücken, und die anderen, die es akzeptieren. Aber wie gesagt: Die finanzielle Unabhängigkeit hat für viele Frauen keine Priorität. Das Modell wird von Frauen und Männern getragen. Sicheritz: Wie viel Geduld müssen Frauen noch haben, bis sich etwas bewegt? Karmasin: Ich würde vorschlagen, dass Frauen bei Wahlen die Parteien danach bewerten, wie diese mit dieser Frage umgehen. STANDARD: Handelt die ÖVP im Sinne der Frauen? Karmasin: Es schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Das der Politikerin und das der Unternehmerin. Wir brauchen einen gesamtgesellschaftlichen Wandel, es braucht mehr Partnerschaftlichkeit im Alltag. STANDARD: Herr Sicheritz, die Vorstadtweiber machten von sich reden, weil der ORF eine Szene herausschneiden ließ – es ging um ein Wortspiel, in dem Strache als schwul bezeichnet wurde. Kommt Zensur öfters vor? Sicheritz: Bei den Produktionen, die mich der ORF machen lässt, kommt Zensur eigentlich nie vor. In besagter Szene wurde über Herrn Strache letztlich das Gegenteil behauptet. In der Rechtsabteilung des ORF ist dennoch jemand nervös geworden. Dass das Entfernen der Szene dann nicht ganz gelungen ist, finde ich hochkomödiantisch. Ich bin allerdings kein Freund der plumpen Polemik. Man kann Gesellschaftskritik auch betreiben, ohne Namen zu nennen. STANDARD: Herr Sicheritz, wenn Sie Regie führen könnten im Arbeitsalltag der Frau Ministerin, was würden Sie dann machen? Sicheritz: Zuerst müsste ich sie einmal lang beobachten, weil ich keine Ahnung habe vom Alltag einer Familienministerin. STANDARD: Frau Ministerin, könnten Sie einen Film drehen, wie würde dieser dann heißen? Karmasin: Tatsächlich denke ich über ein Buch nach. Es heißt Inside Politics. Wissenschaft;Halbzeit für die One-Year-Mission: Die Nasa hat zu diesem Anlass eine unterhaltsame Infografik zu Scott Kellys All-Aufenthalt veröffentlicht. Mithilfe einer bislang einzigartige Mission will die Nasa dem Traum von einer künftigen Marslandung einen Schritt näher kommen. Im Zentrum des Projektes stehen die beiden US-Amerikaner Scott Kelly und sein Zwillingsbruder Mark. Während Scott ein ganzes Jahr auf der Internationalen Raumstation ISS verbringt, bleibt Mark auf der Erde. Der Vergleich der beiden Astronauten mit derselben genetischen Ausstattung soll schließlich im Detail zeigen, was ein Langzeitaufenthalt im Weltraum mit dem menschlichen Körper anstellt. Mittlerweile ist Scott Kelly zur Hälfte durch mit seiner Rekordmission. Um die Halbzeit zu feiern, hat die Nasa nun eine Infografik veröffentlicht, die unterhaltsam darlegt, was Kelly da eigentlich auf sich genommen hat – und wie welche Pracht seine Körperausscheidungen am Nachthimmel entfalten können ... aber dazu weiter unten. Zunächst zu dem, was Kelly während seines 365-Tage-Dienstes in sich hinein schüttet: Insgesamt wird Kelly rund 730 Liter wieder aufbereitetes Wasser trinken – Wasser also, das ursprünglich Urin und Schweiß von ihm selbst und seinen Kollegen von der ISS war. Er wird fast 11.000 Sonnenaufgänge und -untergänge erleben und 1.043 Kilometer auf seinem Weltraum-Laufband zurücklegen. Um dem Abbau von Muskeln und Knochen entgegen zu wirken, wird Kelly außerdem mehr als 700 Stunden körperliches Training absolvieren. Auch die Strahlendosis, die Kelly abbekommt, ist nicht zu knapp: Wollte man sich auf der Erde derselben Menge an Strahlung aussetzen, müsste man 5.250 Mal die Strecke zwischen New York und Los Angeles im Flugzeug zurücklegen. Den buchstäblich funkelnden Höhepunkt der Grafik bildet allerdings die Information, die die Nasa zu Kellys Fäkalien verrät: Über 80 Kilogramm sollen nämlich davon binnen seines Allaufenthaltes anfallen – und diese werden schließlich abgeworfen und als leuchtende Sternschnuppen in der Atmosphäre verglühen. Ganz so spektakulär, wie das zunächst klingt, ist das allerdings nicht, denn genauso wurde immer schon mit den Körperausscheidungen und dem Abfall der ISS-Besatzung verfahren. Manchmal kann eine solche Weltraum-Müllentsorgung aber auch für ordentliches Hallo sorgen: 2009 etwa führte ein besonders großes Paket laut Augenzeugen zu einem mysteriösen Leuchten am Nachthimmel über den USA. --> Nasa: One-Year Mission (red, 19.9.2015) International;Mehr als 25 Wahllokale wegen Zusammenstößen geschlossen – Äußerst niedrige Wahlbeteiligung bei erstem Urnengang seit 2011. Port-au-Prince – Überschattet von einigen Zwischenfällen ist in Haiti mit fast vierjähriger Verzögerung ein neues Parlament gewählt worden. Wie die Polizei mitteilte, wurden am Sonntag in dem Karibikstaat 26 Wahllokale wegen gewaltsamer Zwischenfälle geschlossen. Außerdem öffneten einige Wahllokale mit deutlichen Verspätungen. Es wurde mit einer Wahlbeteiligung von gerade einmal 15 Prozent gerechnet. Die EU-Wahlbeobachtermission zog dennoch eine überwiegend positive Bilanz. 5,8 Millionen registrierte Wahlberechtigte waren am Sonntag aufgerufen, sämtliche Abgeordneten und zwei Drittel der Mitglieder des Senats neu zu bestimmen. Um die 139 Parlamentsposten bewarben sich 128 registrierte Parteien und mehr als 1800 Kandidaten. Laut Umfragen vor der Parlamentswahl wollten sich nur 15 Prozent der Stimmberechtigten an dem Urnengang beteiligen. Bis Ende des Jahres sollen in Haiti unter anderem noch Kommunal- und Präsidentschaftswahlen stattfinden. Nach Angaben politischer Parteien wurden zwei Menschen getötet. Die Vorsitzende der Partei Fusion, Edmonde Supplice Beauzile, verkündete am Montag den Tod des Sohnes eines ihrer Anhänger in der Stadt Savanette im Zentrum Haitis. Angaben zu den Umständen des Todes machte sie nicht. Die Ex-Senatorin und derzeitige Präsidentschaftskandidatin sagte weiter, dass überdies zwei ihrer Parteimitglieder verletzt worden seien. Die Partei des haitianischen Präsidenten Michel Martelly, PHTK, teilte derweil mit, dass einer ihrer Unterstützer im Norden Haitis erschossen worden sei. Die Polizei nannte keine konkreten Zahlen zu Opfern am Tag der Wahl. Sie teilte mit, es seien mehr als 130 Menschen festgenommen und 23 Waffen sichergestellt worden. Der Sprecher der nationalen Polizei, Frantz Lerebours, teilte am Nachmittag (Ortszeit) mit, landesweit seien 26 Wahllokale wegen gewaltsamer Zwischenfälle in den Wahllokalen oder ihrer Umgebung geschlossen worden. In Port-au-Prince waren bereits am Vormittag mindestens drei Wahllokale verwüstet worden. Im Departement Savanette im Zentrum des Landes seien drei Wahllokale in Brand gesteckt worden, erklärte die Chefin der Oppositionspartei Fusion, Edmonde Supplice Beauzile. Landesweit öffneten zahlreiche Wahllokale mit Verspätung. In Haiti hat jeder Kandidat das Recht, Beobachter in die Wahllokale seines Wahlkreises zu entsenden. Angesichts der Vielzahl der Kandidaten gab es allerdings vielerorts nicht genügend Platz für die Beobachter und daher Streit um die Ablösung der jeweiligen Beobachter. Wegen der Verzögerungen blieben einige Wahllokale ausnahmsweise länger geöffnet. Der Sprecher der Wahlkommission, Richardson Dumel, sagte, die Verzögerungen zu Beginn der Wahl würden im Laufe des Tages aufgeholt. Die Chefin der EU-Wahlbeobachtermission, Elena Valenciano, sagte AFP: Auch wenn es Zwischenfälle in einigen Wahllokalen gab, korrigieren die Probleme sich. Das Europaparlament erklärte mit Blick auf die sich abzeichnende extrem niedrige Wahlbeteiligung, nötig sei ein Appell an die Haitianer, ihr Wahlrecht auszuüben, um die Zukunft ihres Landes zu bestimmen. Wegen eines tiefen Zerwürfnis zwischen Haitis Staatschef Michel Martelly und der Opposition wurden seit 2011 keine Wahlen mehr abgehalten. Seit der Auflösung des Parlaments im Jänner gab es keine Volksvertretung. Der monatelange Wahlkampf war von Gewalt überschattet. Das Nationale Netzwerk für die Verteidigung der Menschenrechte (RNDDH) sprach von einem Klima des Terrors und listete in einem Bericht die schlimmsten Vorfälle auf. Darunter waren neun bewaffnete Zusammenstöße, fünf Morde und zwei versuchte Morde, sieben durch Schüsse, zwei durch Messerstiche und 17 durch Steinwürfe verletzte Menschen sowie zehn Prügelfälle. Haitis Wahlgesetz sieht vor, dass niemand Teilergebnisse von Wahlen publik machen darf, bevor nicht die Wahldokumente überprüft wurden und die Wahlkommission die Ergebnisse veröffentlicht hat. Erste Ergebnisse der Parlamentswahl werden demnach erst am 19. August bekanntgegeben, die Endergebnisse sollen am 8. September vorliegen. Haiti ist das ärmste Land Amerikas. Es leidet immer noch unter den Folgen des verheerenden Erdbebens vom Jänner 2010, durch das mehr als 250.000 Menschen ums Leben kamen und nachhaltige Zerstörungen an der Infrastruktur des Karibikstaates angerichtet wurde. Panorama;Kleinere Fraktionen in Wien protestieren gegen die Wahlordnungsnovelle, die nun in Begutachtung geht. Wien – Beim Stichwort Wahl dachten am Montag viele bestimmt nicht an die nächste Ärztekammerwahl, die 2017 ansteht. Doch das Ereignis beschäftigt Ärztevertreter dieser Tage – und dürfte noch für Diskussionen sorgen. Denn eine Änderung der Wahlordnung, die bei manch kleinerer Fraktion für Unmut sorgt, soll heute, Dienstag, in öffentliche Begutachtung gehen. Der Änderungsentwurf liegt dem STANDARD vor. Er wurde vom Gesundheitsministerium – nach Vorschlägen der Österreichischen Ärztekammer – ausgearbeitet. Unter anderem ist vorgesehen, dass jede Fraktion künftig eine Mindestkandidatenzahl aufstellen muss. In jedem der vier Wahlkörper ist daher eine Liste mit mindestens einem Drittel an Namen von wahlwerbenden Personen, wie ... Mandate zu vergeben sind, vorzulegen. Laut Erläuterungen seien durch das Ausscheiden von Kammerräten die Listen derzeit bald erschöpft. In der größten – der Wiener – Ärzteländerkammer gibt es insgesamt 90 Sitze, was von jeder Fraktion eine Liste mit mindestens 30 Namen erfordern würde. Derzeit lenkt eine Koalition aus 14 Fraktionen die Kammer. Den Präsidenten stellen die sozialdemokratischen Ärzte (16 Mandate). Sieben Fraktionen besetzen nur ein bis drei Plätze in der Kammer. Michael Lazansky von den Wiener Grünen Ärztinnen und Ärzten (sieben Mandate) kritisiert das Vorschreiben einer Mindestkandidatenzahl: Es benachteilige kleine Fraktionen. So sieht es auch Peter Wurnig von Kammerlight (sechs Mandate), der zu bedenken gibt: Kleinere Gruppen haben einiges geändert am Agieren der großen Gruppen, die vieles aus Interessengründen bisher nicht angerührt haben. Lazansky sagt, es habe bisher überhaupt keine Diskussionen über vakante Mandate oder derlei gegeben. Ihn wundere, warum das jetzt so kommen soll. Er befürchtet, dass – quasi als Entgegenkommen – die Zahl der Mandate in der Wiener Kammer insgesamt verkleinert werden könnte. Mandate würden dann aber teurer und für kleine Gruppierungen schwieriger zu bekommen. Der Präsident der Wiener Ärztekammer, Thomas Szekeres, sieht den Vorschlag emotionslos, ebenso wie die Frage, ob man die Größe der Wiener Kammer ändern solle. Szekeres gibt aber zu bedenken, dass eine Fraktion schon ein paar Kandidaten brauche: Findet man diese nicht, stellt sich die Frage, ob es Sinn macht, überhaupt anzutreten. International;Ex-Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen wirft Russland vor, die Situation in Syrien weiter zu komplizieren. STANDARD: Erstmals seit Beginn der russischen Luftangriffe wurden am Mittwoch syrische Regierungstruppen am Boden von der russischen Luftwaffe unterstützt. Und zwar nicht gegen den Islamischen Staat, sondern gegen andere Rebellengruppen. Rasmussen: Russland macht einen Fehler, wenn es das Assad-Regime unbedingt unterstützen und halten will. Denn Assad ist die Ursache des Problems und nicht die Lösung. Das russische Engagement macht die Situation in Syrien noch komplizierter, als sie ohnehin schon ist, und es wird den Konflikt nur verlängern. Solange Assad an der Macht ist, können Blutvergießen und Bürgerkrieg in Syrien nicht gestoppt werden. Das ist der Grund, warum die Mehrheit der Staaten und der Bevölkerung im Nahen Osten ihn loswerden will und eine Langzeitlösung in Syrien unter Beteiligung Assads nicht möglich ist. Das Assad-Regime hat den Islamischen Staat erst möglich gemacht. STANDARD: Ein derzeit unwahrscheinliches Szenario, aber was wäre, wenn Assad tatsächlich zurücktritt? Rasmussen: Es ist eine Sache, Assad loszuwerden, und eine andere, eine gute Alternative zu finden. Das ist ja das Dilemma. Sollten Extremisten an die Macht kommen, könnte Syrien in eine noch schlimmere Situation schlittern. Das ist auch der Grund, warum der Westen die sogenannten moderaten Rebellen unterstützt. Dass moderate Kräfte Assad ersetzen, scheint der einzig gangbare Weg zu sein. Nun aber bekämpft Russland auch die Moderaten. STANDARD: Die moderaten Rebellen befürchten, dass auch der Iran aufseiten Russlands in den Konflikt einsteigt. Eine begründete Angst? Rasmussen: Es besteht das Risiko. Fakt ist, dass man den Islamischen Staat nicht ohne Bodentruppen bekämpfen kann. Und wenn die Länder der Region und die westlichen Staaten diese Truppen nicht einsetzen wollen, dann besteht die Gefahr, dass die Russen dieses Vakuum füllen. STANDARD: Der Westen will jedenfalls keine Bodentruppen schicken, sondern sich weiter auf Luftangriffe beschränken. Rasmussen: Es wäre auch keine gute Idee, wenn der Westen mit Truppen einmarschiert. Die Staaten der Region sollten Truppen bereitstellen, eine Luftoffensive allein genügt nicht. Und da würde ich von vornherein niemanden ausschließen. Geeignete Kandidaten für diese Aufgabe wären sicher Saudi-Arabien, die Türkei und die Golfstaaten. Die US-geführte Koalition könnte sie weiter mit Luftschlägen unterstützen. Solange Russland allerdings Assad unterstützt, wird das schwierig. STANDARD: Die Türkei hat wiederholt Luftraumverletzungen durch russische Kampfjets gemeldet. Besteht die Gefahr der Eskalation zwischen Russland und dem Nato-Staat Türkei? Rasmussen: Das Risiko besteht. Der türkische Luftraum muss respektiert werden, und wir haben auch in der Vergangenheit schon gesehen, dass die Türkei nicht zögert, Flugzeuge zu beschießen, die in ihren Luftraum eindringen. Sollte die Türkei ein russisches Kampfflugzeug abschießen, wäre das eine klare Eskalation. Die Russen wissen das, und deshalb wurden sie auch von der Nato klar gewarnt. STANDARD: Erdogan verfolgt ja auch klar seine eigene Agenda und nutzt den Kampf gegen den Islamischen Staat, um gleichzeitig die PKK im Irak zu bekämpfen. Rasmussen: Ich bedauere sehr, dass die Friedensgespräche zwischen der türkischen Regierung und den Kurden nun auf Eis liegen. Ich hoffe, dass die Gespräche bald wiederaufgenommen werden. Aber augenscheinlich hat die Türkei legitime Sicherheitsbedenken. Wenn türkische Truppen von militanten PKK-Kämpfern angegriffen werden, muss sich die Türkei verteidigen. Und wir sollten nicht vergessen, dass die PKK eine terroristische Vereinigung ist. STANDARD: Sind Sie froh, in diesen Zeiten nicht mehr Nato-Generalsekretär zu sein? Rasmussen: Ich habe diesen Job sehr gerne gemacht. Ein Job mitten im Zentrum der Geschehnisse. Aber das Mandat dauert nun einmal nur fünf Jahre. Und ich kann mich auch jetzt nicht beklagen, nicht ausreichend beschäftigt zu sein. Wissenschaft;'Archäologen rekonstruierten das Massaker an mindestens 26 Menschen vor rund 7.000 Jahren bei Frankfurt am Main. Mainz/Frankfurt am Main – Das Massengrab wurde bereits vor neun Jahren im hessischen Ort Schöneck-Kilianstädt entdeckt. Doch die Geschichte der 7.000 Jahre alten Gebeine, die von mindestens 26 Personen stammen, konnten Archäologen um Christian Meyer (Uni Mainz) erst jetzt im Fachblatt PNAS im Detail rekonstruieren – und diese Geschichte ist schauerlich. Wie die Forscher berichten, gab es keine erkennbaren Spuren für ein rituelles oder sonstwie würdevolles Begräbnis, weshalb sie von einem gewaltsamen Tod ausgehen. An vielen Schädeln und vor allem an den Waden- und Schienbeinen haben wir Frakturen gefunden, sagt Meyer. Diese Knochenbrüche müssen mit einer enormen Wucht entstanden sein. Selbst nach Jahrtausenden ließen sich diese Gewaltakte noch nachweisen – und das, obwohl die Knochen nicht sonderlich gut erhalten sind, wie der Forscher erläuterte. Wir wissen, dass viele der Menschen mit Steingeräten erschlagen wurden und wahrscheinlich an den Schädelverletzungen gestorben sind. Die Beinknochen wirkten systematisch zertrümmert. Das Resümee der Archäologen: Mindestens 26 Menschen wurden vermutlich gefoltert, erschlagen und dann in eine Grube geworfen. Auffallend sei, dass vor allem Männer und 12 bis 13 Kinder begraben waren. Die einzigen zwei Frauen schätzen die Forscher auf über 40 Jahre. Das kann bedeuten, dass die jungen Frauen von den Angreifern entführt wurden. Welche Motive die Angreifer hatten, darüber können die Forscher nur spekulieren. Sie gehen davon aus, dass bei dem Massaker eine gesamte Siedlung ausgelöscht wurde. Das sei kein einzigartiger Vorfall für die Zeit; neu sei aber seine Brutalität. Mit der Sesshaftigkeit gab es möglicherweise auch Konflikte um Gebiete, vermutet Meyer. Aus dem baden-württembergischen Talheim und Schletz bei Asparn an der Zaya in Niederösterreich sind ebenfalls Spuren jungsteinzeitlicher Massaker bekannt. Die drei Orte beweisen, dass es bereits vor 7.000 Jahren, also am Ende der Linearbandkeramik, kollektive Gewalt in großem Stil gab, sagte Meyer. Wahrscheinlich gibt es auch Zusammenhänge mit dem letztlichen Verschwinden dieser Kultur.' Wissenschaft;Die Antwort: Nach beiden wurde diese Woche eine neuentdeckte Krebsart benannt. Berlin – Zugegeben, es wirkt manchmal etwas skurril, wenn Prominente unverhofft zum Namenspatron einer Tierart werden. Und wenn das betreffende Tier auch noch klischeehaften Zuschreibungen von schön oder edel widerspricht, dann scheint es sogar eine zweifelhafte Ehre zu sein. Aber für diejenigen Biologen, die eine solche Ehrung vergeben, ist es auch wirklich als solche gemeint. Andere Mittel stehen ihnen aufgrund ihres Forschungsgebiets eben nicht zur Verfügung. In zwei aktuellen Fällen geht es um Krebstiere: So wurde Edward Snowden nun zum Namenspatron einer Flusskrebsart. Und die Forscher um Christian Lukhaup von der Berliner Humboldt-Universität lassen keinen Zweifel daran, dass es ihnen mit ihrer Würdigung des amerikanischen Freiheitskämpfers ernst ist. Der farbenprächtige Krebs ist im zu Indonesien gehörenden Westneuguinea zuhause – und genau genommen kein völlig Unbekannter. Seit langem werden dort Flusskrebse verschiedener Arten in großer Zahl gefangen und als Aquarientiere bis nach Europa und Nordamerika exportiert. Sonderlich genau wird dabei nicht geschaut: So konnte erst Lukhaups Team einen Teil der Exportkrebse als Angehörige einer bislang noch nicht bestimmten Spezies identifizieren. Wesentlich kleiner ist das Tier, das von nun an Elton Johns Namen trägt. Leucothoe eltoni gehört zu den Flohkrebsen (Amphipoda), die im Schnitt ein paar Millimeter bis maximal zwei Zentimeter groß werden. James Thomas vom Halmos College of Natural Sciences and Oceanography stieß bei einem Tauchgang in indonesischen Gewässern auf das winzige Tier. Weil Thomas einerseits bei Laborarbeiten gerne Elton John hört und sich zudem durch den Körperfortsatz des Tiers an die Schuhe erinnert fühlte, die Elton John in der Verfilmung von Tommy trug, stand die Namenswahl bald fest. In diesem Fall ist es allerdings tatsächlich eine leicht zweifelhafte Ehrung: Leucothoe eltoni lebt im Körperinneren wirbelloser Tiere wie Schwämme oder Manteltiere und es ist unklar, ob er eher ein Symbiont oder ein Parasit ist. Zudem haben in der Zwischenzeit Biologen aus Honolulu gemeldet, dass die von Thomas identifizierte Art in hawaiianischen Gewässern aufgetaucht ist – vermutlich ist sie dort als blinder Passagier von Wirtstieren angekommen. Elton Johns tierisches Patenkind ist also auch noch ein Bioinvasor. (red, 30. 8. 2015) Wissenschaft;20 Jahre nach der Havarie des Forschungsschiffs lebt die Hoffnung auf ein Dasein als "Botschafter des Ozeans". Brest – Das legendäre Schiff Calypso des französischen Meeresforschers Jacques-Yves Cousteau soll wieder seetüchtig gemacht werden. Wir schätzen, dass es zwölf bis 18 Monate dauern wird, bis die Calypso wieder fahren kann, erklärte der Verein LEquipe Cousteau am 20. Jahrestag der Havarie der Calypso. Unser Ziel ist es, das Schiff komplett zu reparieren, damit es wieder zum Botschafter des Ozeans wird, wie es sein Kommandant wollte. Der 1997 verstorbene Cousteau hatte die Calypso Anfang der 1950er-Jahre gekauft. Vier Jahrzehnte lang unternahm er mit dem 42 Meter langen Schiff Fahrten über die Weltmeere und begeisterte mit seinen Filmen und Büchern über die Meereswelt ein Millionenpublikum. 1996 wurde die Calypso im Hafen von Singapur gerammt und dabei schwer beschädigt. Sie wurde behelfsmäßig wieder flottgemacht und nach Frankreich geschleppt. Seit 2007 befindet sie sich in der bretonischen Stadt Concarneau. Die Reparatur wurde 2009 wegen eines heftigen Streits zwischen dem Verein LÉquipe Cousteau, dem das Schiff gehört, und der Werft Piriou über Umfang und Kosten der Arbeiten unterbrochen. Die Auseinandersetzung wurde auch vor Gericht ausgetragen. Die Calypso soll nun binnen drei Monaten vermutlich mit einem Transportschiff aus dem Hafen von Concarneau gebracht und für die Reparatur in eine andere Werft gefahren werden. Die Equipe Cousteau erklärte, sie habe großzügige und sehr motivierte internationale Förderer für das Projekt gefunden. Wissenschaft;Der Steirer Günther Golob bereitet sich auf das Auswahlverfahren im Herbst vor und zeigt sich, anders als Experten, von der Ernsthaftigkeit des Projekts überzeugt. Graz – Die private niederländische Stiftung Mars One will nach eigenen Angaben in etwa zehn Jahren Menschen auf den Mars schicken. Der Steirer Günther Golob ist seit rund einem Jahr als einziger Österreicher unter den letzten 100 Kandidaten im Rennen um die Teilnahme an dem Vorhaben. Im September soll das Auswahlverfahren weitergehen. Unter Experten ist das Projekt umstritten, etliche Raumfahrtexperten halten es für einen reinen PR-Gag: Mars One, eine Stiftung des niederländischen Unternehmers Bas Lansdorp, verfüge weder über die nötige Erfahrung nochnötige Technik. Der in Graz lebende 40-jährige Golob, Vater dreier Kinder, ist von der Ernsthaftigkeit des Vorhabens dennoch überzeugt – und begeistert von der Vorstellung, selbst daran beteiligt zu sein: Es ist ein Kindheitstraum, auch ich habe als Bub davon geträumt, Astronaut zu werden. Jetzt könnte es bei mir Realität werden. Das werde sich allerdings frühestens in sechs Monaten entscheiden: Im September wird es ernst, so Golob. Dann sollen in dem Auswahlprozess aus den Top-100 jene 24 Kandidaten ausgewählt werden, die jeweils in Viererteams in Zweijahresabständen ab 2027 auf den Mars expediert werden sollen, um den Roten Planeten zu besiedeln. Golob wäre dann knapp 50 Jahre alt. Angst mache ihm dieses Abenteuer im fortgeschrittenen Alter nicht: Ich kann dann sicher noch 30 Jahre dort oben arbeiten und leben. Eigentlich hätte das Auswahlverfahren noch vor Jahresende 2015 fortgesetzt werden sollen, dann wurden die letzten Tests jedoch auf Herbst 2016 vertagt: Es ist verschoben worden. Man darf die Sache nicht zu überstürzt angehen, so Golob. Der Unternehmer, der zuletzt ein Kulturmagazin produziert hat, will die zusätzlichen Monate sinnvoll zur Vorbereitung für das Auswahlverfahren nutzen. Im April geht es in die chilenische Atacama-Wüste. Dort will Golob seinen Körper auf 5.000 Höhenmeter akklimatisieren und sich mental stärken. Begleitet wird er von einem Dokumentar-Regisseur. Ich würde mir auch noch gerne weitere Skills aneignen wie zum Beispiel einen Tauch- und Kletterkurs. Die sprachliche Gewandtheit sollte ebenfalls trainiert werden, denn Kommunikation ist schließlich alles. Aus diesem Grund habe er sich erst jüngst auch für ein mehrmonatiges Sozial-Projekt im Ausland beworben. Die letzte Auswahlrunde besteht nach Angaben von Mars One aus drei Teilen: Zuerst wird es eine gruppendynamische Challenge geben, wir haben Aufgaben in Teamarbeit unter Beobachtung von Psychologen zu bestehen. Es wird um Problemlösung und Organisationsfähigkeit gehen, erklärt Golob. Anschließend sollen die Kandidaten mehrere Tage in isolierten Gruppen auf ihr Lern- und Teamverhalten getestet werden. Anhand der sogenannten Mars Settler Suitability Interviews (MSSI) sollen in der dritten Woche die 24 am besten geeigneten Kandidatinnen und Kandidaten für die Reise zum Mars gefunden werden. Und das alles natürlich keineswegs fernab der Öffentlichkeit – die Show muss schließlich weiter gehen. Sport;Kein Bewerb in Adelboden. Adelboden – Der Weltcup-Riesentorlauf der Herren in Adelboden ist Samstagfrüh wegen Nebels, anhaltenden Regens und zu weicher Piste abgesagt worden. Die Bemühungen der Gastgeber, die seit Wochen um dieses Rennen gekämpft haben, haben sich nicht bezahlt gemacht. Am Sonntag (10.30/13.30 Uhr) steht im Berner Oberland noch der Slalom auf dem Programm. Wissenschaft;Mehr Sterninseln als gedacht verfügen über ausgedehnte Halos aus kosmischer Strahlung und Magnetfeldern. Spiralgalaxien reichen bedeuten weiter in den intergalaktischen Raum hinaus, als man im sichtbaren Licht erkennen kann. Radioteleskopische Beobachtungen haben beispielsweise in der Vergangenheit gezeigt, dass kosmische Strahlung und Magnetfelder um einzelne Galaxien ausgedehnte Hüllen bilden. Internationale Astronomen haben nun im Rahmen des Forschungsprojektes CHANG-ES entdeckt, dass derartige Halos rund um Galaxienscheiben wesentlich häufiger vorkommen als ursprünglich gedacht. Das Astronomenteam hat Radiobeobachtungen mit dem Karl G. Jansky Very Large Array (VLA) in der Wüste von New Mexiko von 35 dieser Spiralgalaxien in Entfernungen bis zu 137 Millionen Lichtjahren durchgeführt. Zuvor war das Teleskop mit modernster digitale Empfängertechnik für mehr als 100 Millionen Dollar ausgerüstet worden. Wir wussten schon vorher von der Existenz von einigen dieser Halos, aber mit der vollen Leistungsstärke des VLA nach dem Upgrade, und mit der Anwendung neuartiger Bildverarbeitungstechniken können wir jetzt nachweisen, dass diese Halos bei Spiralgalaxien wesentlich häufiger zu finden sind als bis jetzt angenommen, sagt Judith Irwin von der Queens-Universität in Kingston/Kanada, die Leiterin des CHANG-ES-Projekts. Bei Spiralgalaxien wie unserer Milchstraße findet man den überwiegenden Anteil von Sternen sowie Gas und Staub in einer flachen rotierenden Scheibe mit Spiralarmen. Der größte Teil des sichtbaren Lichts wie auch der Radiowellen kommt aus dieser Scheibe. Erkenntnisse über den Bereich weit oberhalb und unterhalb der Scheibe waren bisher wegen nicht ausreichender Empfindlichkeit der Teleskope nur schwierig zu erhalten. Die Untersuchung der Halos von Galaxien mit Radioteleskopen gibt uns wertvolle Informationen über einen weiten Bereich unterschiedlicher Phänomene wie zum Beispiel die Sternentstehungsrate in der Galaxienscheibe, Winde von explodierenden Sternen sowie Ursprung und Eigenschaften der Magnetfelder von Galaxien, sagt Theresa Wiegert, ebenfalls von der Queens-Universität, die Erstautorin der Veröffentlichung im Astronomical Journal. Um abzuschätzen, welche Ausdehnung ein typischer Halo in einer Galaxie zeigt, haben die Forscher die Radiobilder von 30 Galaxien auf den gleichen Maßstab gebracht. Jayanne English von der University of Manitoba in Canada hat aus diesen Daten ein gemitteltes Galaxienbild erzeugt. Das Resultat, so Irwin, ist ein spektakuläres Bild, auf dem man sieht, dass kosmische Strahlung und Magnetfelder nicht nur die Galaxienscheibe durchdringen, sondern auch bis weit oberhalb und unterhalb der Scheibe hinausragen.Wir haben Radiohalos von individuellen Galaxien bereits seit einiger Zeit untersucht, erklärt Ralf-Jürgen Dettmar von der Ruhr-Universität in Bochum. Die CHANG-ES Stichprobe von Galaxien gibt uns jetzt einen statistischen Zugang zur Wechselwirkung zwischen Halos und Galaxienscheiben. Wissenschaft;Vetmed-Forscher weisen erstmals Stechmückenhybrid nach, der Blut von Vögeln und Menschen saugt. Wien – Äußerlich unterscheidet sie sich nicht von ihren Artgenossen, den Gemeinen Stechmücken. Und doch könnte die Kreuzung zweier nordeuropäischer Hausgelsenformen, die Wiener Wissenschafter erstmals in Österreich nachgewiesen haben, dem Menschen gefährlicher werden als die gewöhnlichen lästigen Sauger. Der Hybrid saugt nämlich im Gegensatz zu den beiden Formen, aus denen er entstanden ist, Blut sowohl von Vögeln als auch von Menschen. Damit könnte er auch Krankheitserreger vom Vogel auf den Menschen übertragen, berichten die Forscher von der Veterinärmedizinischen Universität Wien im Fachjournal Parasites & Vectors. Insgesamt 1500 Hausgelsen fing ein Team vom Institut für Parasitologie der Vetmed im Osten Österreichs ein. Mehr als 90 Prozent davon waren Individuen der nordeuropäischen Gemeinen Stechmücke (Culex pipiens). Diese Art kommt in verschiedenen Ökoformen vor, die sich äußerlich nicht voneinander unterscheiden, im Verhalten aber sehr wohl. Zwei dieser Ökoformen sind in Ostösterreich heimisch. Carina Zittra und ihr Team haben nun auch eine Mischform der beiden entdeckt. Identifizieren lassen sich die verschiedenen Formen und ihr Hybrid nur über das Erbgut. Die häufigste in der Studie identifizierte Ökoform war Culex pipiens f. pipiens. Sie ernährt sich vorwiegend von Vogelblut, pflanzt sich in einem Hochzeitsschwarm fort, braucht vor der ersten Eiablage eine Blutmahlzeit als Proteinzufuhr und überwintert ruhend unter anderem in Kellern. Die zweite Ökoform, Culex pipiens f. molestus, bevorzugt hingegen das Blut von Säugetieren und Menschen. Sie pflanzt sich in Einzelpaarungen fort, braucht kein Blut für die Eiablage und kann in Wohnungen auch im Winter zustechen. Die Mischform, die wir nachweisen konnten, ist eine natürliche Kreuzung dieser beiden Hausmückenformen, sagt Zittra. Welche dieser unterschiedlichen Lebensweisen der Hybrid zeigt, bedürfe noch weiterer Studien. Die Forscher erwarten allerdings keine so eindeutige Blutpräferenz wie bei den beiden herkömmlichen Hausgelsenformen. Damit könnten die Hybride als sogenannte Brückenvektoren fungieren und Krankheitserreger wie das West-Nil-Virus von Vögeln auf Menschen übertragen. Diese Erreger werden unter anderem durch Zugvögel nach Österreich gebracht. Die Häufigkeit der Hybride sei allerdings aktuell sehr gering, von den 1500 gesammelten Exemplaren waren rund fünf Prozent Kreuzungen. Man darf das mögliche Vorkommen von Hybridformen bei zukünftigen Screenings jedoch nicht außer Acht lassen, vor allem weil sich die Hybride vermutlich fortpflanzen können, sagt Zittra. Alle Formen der Hausgelse brauchen zur Eiablage eine stehende Wasserstelle, wie zum Beispiel Blumen- oder Regenwasser, das sich etwa im Garten gesammelt hat. Die Forscher empfehlen daher, regelmäßig diese Reservoirs auszuleeren oder zu vermeiden, um den Gelsen keine Brutmöglichkeit zu geben. Von UV-Lampen auf der Terrasse halten die Wissenschafter nichts: Die Gemeine Stechmücke sucht sich ihre Opfer durch den Kohlendioxidausstoß beim Atmen, Körperwärme und den Schweiß. Lichtquellen locken sie nicht an, sie stechen uns ja auch nachts. Deswegen nützen auch UV-Lampen wenig, außer dass sie andere, nützliche Insekten anziehen, so Zittra. Web;3D-Support für aktuelle Nvidia-Karten, Sicherheitsverbesserungen und neues Dateisystem. Mit Linux 4.6 hat Kernel-Maintainer Linus Torvalds eine neue Version der von ihm gemanageten Software veröffentlicht. Einmal mehr setzt sich diese aus einem Sammelsurium von Verbesserungen und Neuerungen aus unterschiedlichsten Bereichen zusammen. Einen wichtigen Bestandteil jeder Kernel-Release bilden Updates für die Unterstützung der Grafikchips der einzelnen Hersteller. Und hier ist auch die neue Version keine Ausnahme. Mithilfe der vor einigen Wochen veröffentlichten Firmware-Dateien von Nvidia gibt es nun auch im freien Nouveau-Treiber 3D-Hardwarebeschleunigung für die Geforce GTX-Karten der 900er-Serie. Mit Linux 4.5 wurde endlich ein freier 3D-Treiber für den Raspberry Pi aufgenommen, mit der neuen Release wird dieser nun noch mal überarbeitet, wovon die Performance merklich profitieren soll. Für aktuelle Intel-Grafikchips verspricht der Kernel 4.6 wiederum signifikante Stromsparverbesserungen. Sind hier doch jetzt Frame Buffer Compression und Panel Self Refresh von Haus aus aktiviert. Davon profitieren Intel-Chips ab der Haswell-Generation. Mit Linux 4.6 werden einige zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen aus externen Patchsets übernommen, die die Ausnutzung von Lücken schwerer machen soll. So wurden etwa Verbesserungen an der Address Space Layout Randomization (ASLR) vorgenommen, die das erfolgreiche Ausführen eines Exploits auf einem 32-Bit-System erheblich erschweren sollen. Mit OrangeFS bekommt der Linux-Kernel ein weiteres neues Dateisystem, das für große Storage-Lösungen gedacht ist. Es erlaubt unter anderem das Verteilen von Daten über mehrere File-Server. Der Kernel 4.6 beseitigt darüberhinaus einen besonders unangenehmen Bug, der bei manchen Lenovo-Laptops in den letzten Kernel-Versionen dazu führte, dass die thermische Regelung defekt war. Dadurch konnten die betroffenen Rechner – etwa x220 oder 240 – nie die volle Performance erreichen. Eine Reduktion des Stromverbrauchs verspricht ein verbessertes Power Management für SATA-Platten. Nun kann auch der zugehörige AHCI-Controller vollständig deaktiviert werden, wenn die Platten im Suspend sind. Zu den weiteren Neuerungen gehört die Unterstützung von 13 zusätzlichen ARM-Prozessoren, darunter der Snapdragon 820. Linux 4.6 steht wie gewohnt in Form des Source Codes auf der Seite des Projekts zum Download. Inland;Walser: schlechte Ergebnisse "Standortfrage oder Schultypenproblem". Wien – Die Grünen verlangen in einer parlamentarischen Anfrage Auskunft über die genauen Ergebnisse der Zentralmatura im Vorjahr. Die Ursachen für die teils gravierenden und unerwarteten Leistungsunterschiede zwischen Geschlechtern, Bundesländern und Schulformen müssten genau untersucht werden, so Bildungssprecher Harald Walser. Die wichtigste Frage lautet, ob schlechte Leistungen ein Problem einzelner Schulstandorte sind, oder ob ganze Schulformen systematisch schlechtere Ergebnisse liefern, betonte Walser. So sollen etwa (vierjährige) Oberstufenrealgymnasien schlechter abgeschnitten haben als achtjährige AHS-Langformen. Die AHS ist eine bundesweit nach gleichen Lehrplänen arbeitende und mit vergleichbaren Ressourcen ausgestattete Schulform. Sollten die Gründe standortbedingt sein, wie es zuletzt der Direktor des Bundesinstituts für Bildungsforschung (Bifie), Jürgen Horschinegg, dargelegt habe, müssten schulautonom Maßnahmen getroffen werden, so Walser: Das könnten Weiterbildungen für Lehrkräfte, aber auch die Einrichtung von Übergangsstufen für neue eintretende Schüler sein. Allerdings könnten die Aussagen des Bifie-Direktors nicht überprüft werden, weil die entsprechenden Daten zwar vorhanden, aber nicht zugänglich sind. In der Anfrage verlangt Walser unter anderem Auskunft über die genaue Verteilung der Ergebnisse auf den einzelnen Notenstufen in allen Fächern sowie die Resultate der Kompensationsprüfungen bei der Zentralmatura. Außerdem will er die Ergebnisse der Vorwissenschaftlichen Arbeiten und der mündlichen Matura wissen sowie Erklärungen für das unterschiedliche Abschneiden von Burschen und Mädchen in Mathematik und Englisch. (APA. 17.2.2016) Web;Grüner Sicherheitssprecher wirft Außenminister Steinmeier und Innenminister de Maizière "politische Verantwortlichkeit" vor. Grünen-Abgeordneter Peter Pilz, der sich derzeit auf NSA-Tour durch Europa befindet, wird zwei Mitglieder der deutschen Regierung klagen. Betroffen sind Frank Walter Steinmeier, derzeit Außenminister, und Innenminister Thomas de Maizière. Pilz wirft ihnen vor, in früheren Funktionen von 2004 bis 2008 politisch und persönlich für die Spionage gegen 21 befreundete EU-Staaten im Rahmen der Operation Eikonal verantwortlich gewesen zu sein. Steinmeier war von 1999 bis 2005 Chef des deutschen Bundeskanzleramts und damit auch des Geheimdiensts BND, de Maizière übernahm seine Agenden von 2005 bis 2009 als Bundesminister für besondere Aufgaben. Im deutschen Kanzleramt sollen die Leiter der Abteilung 6 als Geheimdienstkoordinatioren die Aktionen des BND vorangetrieben haben. Verantwortlich für Spionage gegen Österreich sollen zwei Beamte namens August Hanning und Ernst Uhrlau gewesen sein. Österreicher und auch die Bewohner anderer von Eikonal betroffenen Staaten wie der Schweiz, Italien, Schweden oder Belgien waren nach Ansicht von Pilz nachrichtendienstliches Freiwild. Der BND habe unter anderem Telefonate von Millionen Menschen angezapft und an Computer des US-Geheimdiensts NSA weitergeleitet. Der grüne Sicherheitssprecher wird die österreichische Staatsanwaltschaft einschalten. Er sieht das Verhältnis zwischen Deutschland und Österreich durch die NSA-BND-Affäre beschädigt und betrachtet Steinmeier als mutmaßlich Beteiligten als ungeeignet, um in seiner Funktion als Außenminister das Vertrauen wiederherzustellen. Wissenschaft;Forscher bestimmten Alter von Tektiten aus verschiedenen Erdteilen und entdeckten Überraschendes. Heidelberg – Vor rund 790.000 Jahren sind auf der Erde offenbar gleich mehrere Asteroiden oder Kometen eingeschlagen – mit globalen Folgen. Das berichten Geowissenschafter der Universität Heidelberg im Fachblatt Geochimica et Cosmochimica Acta nach Sedimentanalysen rund um den Globus. Durch die Einschläge wurden demnach Staub und Gase in hohe Atmosphäre-Schichten geschleudert, wodurch die globale Sonneneinstrahlung zurückging und sich die Erde abkühlte. Den kosmischen Einschlägen auf die Spur kamen die Wissenschafter durch die Untersuchung sogenannter Tektite oder Gesteinsgläsern aus verschiedenen Erdteilen. Diese Gesteinsgläser entstanden bei Einschlägen, bei denen irdisches Material geschmolzen und teilweise tausende Kilometer weit fortgeschleudert wurde. Analysen zeigten, dass die Proben aus Asien, Australien, Kanada und Zentralamerika ein fast identisches Alter aufweisen, sich aber chemisch zum Teil deutlich unterscheiden. Dies deutet auf separate Einschläge hin, die aber etwa zur gleichen Zeit stattgefunden haben müssen. Datierungen zufolge muss es also vor rund 790.000 Jahren mehrere kosmische Einschläge gegeben haben. Zusätzlich zu den Ereignissen im asiatisch-australischen und im zentralamerikanischen Raum entstand durch einen kleineren Einschlag etwa zeitgleich der Darwin-Krater in Tasmanien. Die Verteilung der Tektite und die Größe des Streufeldes deuten darauf hin, dass der einschlagende Körper mindestens einen Kilometer groß war und bei seinem Einschlag innerhalb von Sekunden die ungeheure Energiemenge von etwa einer Million Megatonnen TNT freisetzte, sagt Winfried Schwarz, Erstautor der Studie. Die Einschläge hatten den Forschern zufolge gravierende Auswirkungen: Lokal gab es demnach Feuer und Erdbeben im Umkreis hunderter Kilometer um die Einschlagsorte, bei einem Einschlag in den Ozean außerdem hunderte Meter hohe Tsunamis. Auf globaler Ebene wurden Staub und Gase in hohe Schichten der Atmosphäre ausgeworfen, was zu einer Beeinträchtigung der Sonneneinstrahlung und entsprechenden Abkühlungseffekten führte. Zudem wurde die Biomasseproduktion beeinträchtigt. Allerdings zogen die Einschläge kein Massenaussterben nach sich – im Gegensatz zu dem Asteroideneinschlag von rund 65 Millionen Jahren, der maßgeblich zum Aussterben der Dinosaurier beitrug. Wissenschaft;'Direktorin des Ägyptischen Museums in Berlin: "Ich weiß gar nicht, wo man bei den vielen ''hättes'' und ''wäres'' anfangen soll". Kairo/Berlin – Die Direktorin des Ägyptischen Museums in Berlin, Friederike Seyfried, hat die Euphorie um eine mögliche Entdeckung des Grabes der Pharaonengattin Nofretete in Ägypten gebremst. Die Theorie des britischen Archäologen Nicholas Reeves, die weltweit für Schlagzeilen gesorgt hat, sei zwar hochspannend, aber in Teilen noch spekulativ: Ich weiß gar nicht, wo man bei den vielen hättes und wäres anfangen soll. Reeves hatte mit einem Aufsatz über Linienstrukturen in zwei Wänden der 1922 entdeckten Grabkammer von Tutanchamun (um 1330 vor unserer Zeitrechnung) für Aufsehen gesorgt. Er glaubte in ihnen vermauerte Durchgänge zu erkennen. Dass es gerade das Grab von Nofretete sei, das sich hinter der Kammer verbergen soll, erklärt Reeves unter anderem mit der Verbindung zwischen ihr und Tutanchamun. Nofretete war dessen Stiefmutter und – in Reeves Theorie – gleichzeitig seine Vorgängerin als Pharaonin. Hohlräume hinter diesen Wänden hielten viele ihrer Kollegen und auch sie selbst für durchaus plausibel, sagte Seyfried. Doch nun müssten kürzlich gemachte Radarbilder erst einmal ausgewertet werden, um belastbare Informationen zu bekommen. Selbst wenn sich hinter der Wand der Grabkammer Tutanchamuns aber nur eine kleinere Kammer ohne Sarkophag verberge, wäre dies schon wirklich toll: Jede Entdeckung, die uns bei Tutanchamun weiterbringt, ist für uns als Wissenschafter von großer Bedeutung.' Wissenschaft;US-Forscher glauben auf ein allgemeingültiges "Nicht-Gesicht" gestoßen zu sein, das Verneinung und Ablehnung begleitet. Columbus – Stirnrunzeln, zusammengepresste Lippen und ein hochgezogenes Kinn: Das sind laut einer Studie im Fachjournal Cognition die untrüglichen Zeichen dafür, dass unser Gegenüber etwas Negatives sagt. Und zwar, egal ob er oder sie Englisch, Spanisch, Mandarin oder Gebärdensprache spricht, wie die Ohio State University mitteilte. Die Universität spricht vom Not Face, dem Nicht-Gesicht. Um nach Gesichtsausdrücken mit universeller Bedeutung zu suchen, setzten die Forschenden um Aleix Martinez von der Ohio State University 158 Studierende vor eine Kamera und ließen sie Gespräche in ihrer Muttersprache mit jemandem hinter der Kamera führen. Die Gespräche fanden auf Englisch, Spanisch, Mandarin oder in amerikanischer Gebärdensprache statt. Die Wissenschafter suchten nach Gesichtsausdrücken, die als grammatikalische Marker fungieren, also die Bedeutung eines Satzes bestimmen. Ein solcher Marker ist zum Beispiel das Wort nicht im Satz Ich gehe nicht zur Party, denn diese Negation ändert die Bedeutung des Satzes komplett. Um die gewünschten Reaktionen auszulösen, befragten die Wissenschafter die Studierenden zu ihrer Meinung beispielsweise zu Aussagen wie Eine Studie hat gezeigt, dass Studiengebühren um 30 Prozent erhöht werden sollten. Die Probanden, die von einer solchen Maßnahme unmittelbar betroffen wären, drückten daraufhin erwartungsgemäß ihre Ablehnung aus. Die Forscher durchforsteten die Aufnahmen anschließend mittels eines Algorithmus Bild für Bild, um Muskelbewegungen zu identifizieren, die bei allen Probanden gleichermaßen mit Verneinung beziehungsweise Ablehnung einhergingen. Das Resultat war eine Mimik, die sie das Nicht-Gesicht tauften. Dabei stellten sie auch fest, dass sich die Gesichtsmuskeln in der gleichen Frequenz zum Nicht-Gesicht verziehen, in der wir auch sprechen. Wir nutzen den Gesichtsausdruck also instinktiv als Begleitung oder auch Teil der Sprache. Erstaunlicherweise nutzten einige der Probanden, die mit Gebärden sprachen, den Gesichtsausdruck als Ersatz für die Nicht-Geste oder ein Kopfschütteln. Damit dokumentierten die Wissenschafter erstmals eine dritte Vokabel für nicht in der amerikanischen Gebärdensprache, so die Mitteilung. Die Wissenschafter konzentrierten sich bei ihrer Suche nach universeller Mimik auf negative Gefühle, weil sie sich dabei die höchsten Erfolgschancen versprachen. Charles Darwin glaubte, dass die Fähigkeit Gefahr oder Aggression zu kommunizieren essenziell für das menschliche Überleben war – lange bevor unsere Vorfahren die Fähigkeit zu sprechen erlangten, so Martinez. Etat;Drei Saisonbilanzen und eine Jahresbilanz des Satire-Formats mit Thomas Maurer, Robert Palfrader und Florian Scheuba. Wien – Der ORF setzt das Satireformat Wir Staatskünstler 2016 fort. Vier Sendungen der von Thomas Maurer, Robert Palfrader und Florian Scheuba gespielten Staatskünstler sind demnach heuer auf ORF eins geplant, wie der öffentlich-rechtliche Sender am Donnerstag in einer Aussendung mitteilte. Drei Saisonbilanzen im April, Juni und Oktober sowie einer großen Jahresbilanz im Dezember wurden laut ORF für 2016 fixiert. Dabei sollen die Kabarett-Stars in gewohnter und gefürchteter Art und Weise einen satirischen Blicke auf das Zeitgeschehen werfen, hieß es weiter. 2015 gab es aus Kostengründen nur einen Staatskünstler-Jahresrückblick. Satirische Auseinandersetzung mit der Gesellschaft ist hohe Kunst. Sie bedeutet, über intelligente Unterhaltung einerseits zu lachen und andererseits aktuelle Ereignisse in einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Die Staatskünstler stehen für aktuelle, gesellschaftskritische und politische Satire. Im ORF Programm sind diese Inhalte für die Vielfalt unseres Angebots wichtig, wie auch für die kritische Betrachtung unserer Zeit, erklärte ORF-Fernsehdirektorin Kathrin Zechner. Web;"Adblocker zu nutzen bedeutet nicht, dass man clever ist oder über dem System steht". Die Ankündigung von Youtube Red, einem kostenpflichtigem Abo-Dienst für die Videoplattform, hat zu gemischten Reaktionen geführt. Nutzer, die bereit sind, zehn Euro pro Monat zu zahlen, ersparen sich künftig Werbepausen, bekommen Zugriff auf künftig exklusive Inhalte und können auch Googles Musikstreaming-Dienst Play Music vollumfänglich verwenden. Kritik hagelte es unter anderem dafür, dass zahlreiche bekannte Kanalbetreiber praktisch zu einer Teilnahme am Youtube Red-Programm gezwungen werden, da ihre Videos sonst auf privat gestellt werden. Die positive Seite des neuen Abodienstes betont nun der Youtube-Star Pewdiepie – der gleichzeitig hart ins Gericht mit den Nutzern von Adblockern geht. In einem Blogpost schreibt er, dass die Anzahl seiner Nutzer, die die von Youtube eingespielte Werbung bei seinen Videos durch solche Software überspringen, stark gestiegen ist. Waren es einst 15 bis 20 Prozent der Besucher, sind es mittlerweile rund 40 Prozent – mit weiterer Zunahme sei zu rechnen. Persönlich finde ich es okay, wenn ihr Adblocker bei meinen Videos nutzt. Ich verstehe schon, Werbung ist nervig und ich bin nicht hier, mich darüber zu beschweren, zitiert MCV UK den Schweden, der mit bürgerlichem Namen Felix Kjellberg heißt. Doch der Anteil der Adblocknutzer übersetze sich direkt in Einnahmenentgang von 40 Prozent, was für kleine Kanäle vernichtende Auswirkung haben kann. Adblocker zu nutzen bedeutet nicht, dass man clever ist oder über dem System steht. Kjellberg, der über 40 Millionen Abonnenten hat, sieht Youtube Red als Reaktion gegen die zunehmende Verbreitung von Werbeblockern und dessen Folgen für das Geschäftsmodell der Plattform und ihrer Videomacher. Letztlich sind die Adblock-Nutzer also ursächlich dafür, dass der kostenpflichtige Dienst überhaupt entstanden ist. Allerdings hat auch der Youtube-Star, der unter dem Red-Label eine eigene Serie veröffentlichen wird, offene Fragen. Für ihn ist etwa unklar, wieviel von der Monatsgebühr tatsächlich bei den Youtubern landen wird und ob das Modell sich als vorteilhaft für kleinere Channels erweisen kann. Das sind alles wichtige Fragen, so Kjellberg abschließend, doch es ist wichtiger, dass wir verstehen lernen, was eigentlich das Kernproblem ist. Web;Deutschland-Chef Kleber: Läden einzurichten war immer eine Option – Neuer Streikaufruf der Gewerkschaft Verdi. Der Internet-Handelsriese Amazon denkt nach den Worten seines Deutschland-Chefs Ralf Kleber über eine eigene Buchhandlung in Berlin nach. Läden einzurichten war immer eine Option. Berlin wäre ein Top-Kandidat für einen Amazon-Laden, sagte Kleber dem Tagesspiegel (Montagausgabe) laut Vorabmeldung. In keiner anderen deutschen Stadt haben wir in so vielen Bereichen investiert, sind wir so breit vertreten und haben wir so viel vor. Im vergangenen Monat hatte Amazon in Seattle im US-Bundesstaat Washington seine erste stationäre Buchhandlung eröffnet. Mit seiner Internet-Marktmacht gilt Amazon vielen als Bedrohung für den traditionellen Buchhandel. Zu den neuen Streikaufrufen der Gewerkschaft Verdi für die deutschen Logistik-Standorte des Konzerns sagte Kleber: Mal ehrlich: Wenn Glatteis ist, juckt uns das weit mehr, als wenn Verdi zum Arbeitskampf aufruft. Es habe noch kein Paket seinen Adressaten zu spät erreicht, weil gestreikt wurde. Sport;Der SC Wiener Neustadt hat sich vom großen österreichischen Fußball verabschiedet. Die Gefahr, überhaupt von der Bildfläche zu verschwinden, ist zumindest nicht gering - obwohl sich die Verantwortlichen stets redlich bemüht haben. Wiener Neustadt - Am Tag danach wurden in Wiener Neustadt in erster Linie Sitzungen abgehalten. Es wurden dabei kaum Tränen vergossen, keine Antidepressiva verabreicht, denn so überraschend ist der Abstieg aus der tipico Bundesliga ja nicht gewesen. Wir waren einfach zu schlecht, haben bereits an einem Plan B gearbeitet, sagte Manager Alexander Gruber dem Standard. Die Aufarbeitung wird sich noch ein Weilchen ziehen. Fix ist, dass in Wiener Neustadt weiterhin Fußball gespielt wird. Sechs Saisonen haben die Niederösterreicher das Oberhaus geschmückt. Aufgefallen sind sie selten. Es gelang trotz Bemühungen nicht, sich zu positionieren, eine Identität zu entwickeln. Der 34-jährige Gruber war über den gesamten Zeitraum, Epoche wäre eine Übertreibung, in leitender Funktion tätig. Der Fanzuspruch war immer gering, ich habe mir oft die Sinnfrage gestellt. Aber die Arbeit im Verein war und ist schön. Gruber war damit beschäftigt, das nötige Kleingeld aufzutreiben, er kam sich mitunter als Bittsteller vor. Es gab kaum Unterstützung durch die Politik. Bis 2009 hatte sich Frank Stronach halbherzig engagiert, damals betrug das Budget zehn Millionen Euro. Im Nachhinein war es eine Geldverschwendung. Viele Worte über Stronach zu verlieren, so Gruber, mache jetzt und generell wenig Sinn. Wir hatten zuletzt ein Budget von 4,2 Millionen. In den sechs Jahren haben wir die Lizenz immer in erster Instanz erhalten. Wir sind schuldenfrei, haben Rücklagen, das war schon sehr okay. Fakt sei aber, dass wir schlussendlich nicht erfolgreich waren. Das haben wir auch der Mannschaft gesagt. Brav trainieren ist zu wenig. Andere Absteiger schwadronieren vom sofortigen Wiederaufstieg, in diesem Fall sagt Gruber: Wir müssen uns in der Ersten Liga etablieren. Die Gefahr, durchgereicht zu werden, ist groß. Das Budget wird halbiert, der Kader umgebaut, immerhin bleiben die meisten Sponsoren erhalten. Natürlich zu reduzierten Bedingungen. Zwei Drittel der TV-Gelder sind weg, Aufsteiger Mattersburg hat quasi übernommen. Die nur ein paar Kilometer Luftlinie entfernten Burgenländer budgetieren übrigens mit acht Millionen. Wäre Gruber ein schlechter Mensch, würde ihn der Neid fressen. Die haben bessere Voraussetzungen, das ist zu akzeptieren. Wiener Neustadt dürfte nur ein Intermezzo im österreichischen Fußball gewesen sein. Wobei es durchaus Erfolge geben hat. Peter Stöger etablierte sich als wirklich guter Trainer, er wurde später mit der Austria Meister, wird nun in Köln gefeiert. Peter Schöttel war auch da, um später von Rapid gefeuert zu werden. Kicker wie Guido Burgstaller oder Alexander Grünwald haben sich in Wiener Neustadt entwickelt. Gruber: Wir wollten immer österreichischen Spielern eine Bühne geben. Leider konnten wir sie nicht binden. Der Abstieg birgt auch Einsparungspotenzial. Das Flutlicht muss nun nicht aufgehellt werden, die Tribünen dürfen bleiben, wie sie sind - renovierungsbedürftig. Ob Trainer Helgi Kolvidsson weitertut, wird sich weisen, sein Vertrag ist ausgelaufen. Sportmanager Günter Kreissl und auch Gruber warten ab. Es ist halt die Frage, ob man mit 50 Prozent weniger leben kann. Gescheitert sind wir alle gemeinsam. Wissenschaft;Preis als "Knowledge City" ging an die österreichische Bundeshauptstadt. Wien ist heuer im Mercer-Ranking zum sechsten Mal in Folge die Stadt mit der größten Lebensqualität geworden – nun ist die Bundeshauptstadt auch top als Wissensstadt. Zumindest gewann sie den internationalen Most Admired Knowledge Cities Award 2015 in der Kategorie Knowledge City-Region. Der Preis wird seit 2007 vom Think Tank World Capital Institute mit Sitz in Moterrey/Mexiko vergeben. In der Endrunde des Preises fanden sich Kopenhagen oder Brisbane. In den vergangenen Jahren haben zum Beispiel Boston (2013) und Ottawa (2014) gewonnen. Wien erhielt in allen Kategorien für den Award hohe Punkte, darunter fallen: Internationalität, Finanzkraft, Umwelt, Telekommunikation, Chancengerechtigkeit, Gesundheitssystem und Innovation. Es ging um historische Institutionen wie Universitäten oder Museen genauso wie um die geopolitische Lage einer Stadt mit großer Lebensqualität. Wien wurde heuer erstmals nominiert. Die Einreichung wurde von Andreas Brandner und Günter Koch von KMA Knowledge Management Austria, einem Wiener Kompetenzzentrum für Wissensmanagement und Wissensgesellschaft, initiiert. Wissenschaft;Was passiert, wenn sich eine traditionsreiche akademische Institution wie Harvard öffnet und Ideen wie Bürgerbeteiligung und die Bildung multidisziplinärer Arbeitsgruppen fördert? Die Krebsforscherin und Innovationsmanagerin Eva Guinan berichtet aus der Open-Innovation-Praxis der renommierten US-Universität. STANDARD: Wie kam Harvard zu der Entscheidung, Open-Innovation-Strategien zu verwenden? Eva Guinan: Harvard ist eine Universität mit 40.000 Menschen. Wir sind recht isoliert voneinander. Die Leute von der Medical School haben wenig mit jenen von der Law School zu tun. Wir hatten ein Programm des National Institute of Health (NIH), das uns unter anderem verpflichtete, in irgendeiner Form rauszugehen aus den eigenen Institutionen. Wir wollten mit Crowdsourcing-Techniken verschiedene Fakultäten zusammenbringen. Wäre es nicht großartig, wenn nicht nur Mediziner, sondern auch jemand, der sich mit öffentlichem Recht beschäftigt, über Diabetes nachdenkt? Wir wollten den Input unserer Wissenschafter und aller anderen Menschen an der Universität – etwa aus der Verwaltung. Und wir wollten den Rest der Welt außerhalb der Uni in unsere Fragestellungen involvieren. STANDARD: Warum wählte man gerade die Diabetesforschung für ein erstes Projekt? Guinan: Diabetes ist ein forderndes Forschungsproblem, das viel öffentliche Resonanz erfährt. In den USA ist es der Hauptgrund für Nierenversagen, was das Gesundheitssystem teuer kommt. Es ist ein Thema, zu dem die Menschen eine Beziehung haben, weil sie ein an Diabetes erkranktes Familienmitglied haben oder darüber in der Zeitung gelesen haben. Ein zweiter Grund war, dass das Forschungsfeld viele Aspekte vereint. Diagnostik, Genetik, rehabilitierende Medizin, Nieren- und Augenerkrankungen, von sozioökonomischen Auswirkungen bis zum Design von Hilfsmitteln für Menschen mit diabetesverursachten Behinderungen. Wir konnten viele Bereiche mit dem Konzept öffentlicher Ansprache zusammenführen. STANDARD: Wie war die Reaktion des wissenschaftlichen Personals? Gab es viel Widerstand? Guinan: Ja, den gab es. Man konnte drei Gruppen unterscheiden. Für die eine war es einfach eine weitere Initiative, die sie nicht kümmerte. Dann gab es jene, die begeistert waren. Und dann gab es eine ansehnliche Gruppe von Menschen, die sehr unglücklich damit war. Ihr Standpunkt war, dass sie ja selbst die Expertise in diesem Feld hatten. Sie fühlten sich abgewertet und missachtet. Was wir überhaupt nicht vorausgesehen hatten, waren Reaktionen, die etwa so lauteten: Ich mache seit zwanzig Jahren Gastroenterologie, also verschwende nicht meine Zeit. Wenn du ein Problem mit dem Margen-Darm-Trakt hast, dann ruf mich an. Es gab viele negative Schwingungen. STANDARD: Oft wird im Zusammenhang mit Open Innovation die Frage des intellektuellen Eigentums als Problem genannt. Haben Sie Erfahrungen damit? Guinan: Nicht bei diesem Projekt, bei dem es primär um Ideenfindung ging. Niemand musste Prozesse oder Experimente näher beschreiben. Wir griffen das Problem aber vornweg auf. Wir sagten den Menschen bei der Kontaktaufnahme, was mit dem intellektuellen Eigentum passiert: Alles, was ihr beitragt, ist öffentlich und Open Source. Wenn es diesbezüglich Vorbehalte gibt, solltet ihr vorsichtig sein. STANDARD: Wie wurde die Öffentlichkeit miteinbezogen? Guinan: Wir schrieben ein Preisgeld aus. Nach dem Evaluierungsprozess haben wir 30.000 Dollar auf zwölf Ideengeber aufgeteilt. Im Office of Science and Technology Policy im Weißen Haus wurde man auf das Projekt aufmerksam. Es gab einen Beitrag in einem Blog des Weißen Hauses. Bei der Zeremonie bekam jeder Gewinner die Gelegenheit, zu erklären, warum er sich mit dem Problem beschäftigt. Das war sehr bewegend. Eine junge Studentin sprach davon, dass die Forschung niederschwelliger werden müsse. Ein Verwaltungsbeschäftigter, der schon lange mit Diabetes lebte, meinte, er sei noch nie gefragt worden, was er verändern würde. Ein Endokrinologe sagte, dass seine Arbeit stark vom Zwang beeinflusst sei, eine Finanzierung aufzustellen. Hier durfte man aber wilde Ideen haben. Seine Forschung ging in eine neue Richtung, bei der traditionelle Geldgeber nie aufgesprungen wären. STANDARD: Wie wurden die Ideen in die Forschungsarbeit integriert? Guinan: Wir arbeiteten mit einer Foundation zusammen, die Diabetesforschung finanziert. Sie sagten: Wenn ihr etwas Neues bringt, haben wir Unterstützung dafür. Wir ließen die Ideen unserer Diabetescommunity sehr direkt in wissenschaftliche Ausschreibungen einfließen, die wir unter Diabetesforschern bewarben, aber auch bewusst in anderen Disziplinen. Wir suchten in unserer Fakultätsdatenbank nach Wissenschaftern, bei denen bestimmte Stichwörter auftauchten, gingen auf die Leute zu und sagten: Wir wissen, du forschst nicht an Diabetes, aber wir glauben, dass du etwas machst, das für die Diabetesforschung nützlich sein könnte. Zum Schluss haben wir sieben Projekte finanziert, fünf davon von Forschern, die niemals davor zum Thema Diabetes gearbeitet hatten. STANDARD: Was ist aus den Projekten geworden? Guinan: Die sieben Gruppen trafen sich alle paar Monate und diskutierten ihre Arbeit in einer sehr intensiven Art. Es entwickelten sich neue Beziehungen, neue Projekte, neue Technologien. In einem Fall wurde eine Technik zum Erkennen von Infektionen entwickelt. Denn es gibt Hypothesen, wonach Diabetes als Teil einer abnormen Immunantwort durch virale Infektionen entstehen kann. Wir haben die Diabetesforschung nicht revolutioniert, aber wir haben neue Leute ins Spiel gebracht und etwas Neues auf den Weg gebracht. Es gab auch neuerliche Grants auf Basis der Arbeiten. STANDARD: Wurde diese Art, an Projekte heranzugehen, in anderen Bereichen der Universität aufgegriffen? Guinan: In vielen Bereichen werden solche Ideen ausprobiert. Die Bewegung ist breiter als unsere Initiative. Sogar im Undergraduate-Bereich werden etwa Hackathons veranstaltet. Wir haben mit der Business School eng zusammengearbeitet und verfolgen den Ansatz natürlich auch selbst weiter. In einer Reihe von Projekten beschäftigen wir uns damit, wie man multidisziplinäre Teams managt. Wenn man Menschen ersucht, sich in neuen Bereichen, mit neuen Kollegen zu engagieren, gibt es keine gemeinsame Geschichte. Die Labore sind nicht auf die neuen Arbeitsweisen abgestimmt. STANDARD: Inwiefern ist das wichtig? Guinan: Man wird bezahlt, um etwa Forschung im Bereich der internen Medizin zu betreiben. Das Netzwerk an Geldgebern, Kollegen und Vorgesetzten ist darauf ausgerichtet. Plötzlich bekommt ein junger Kollege einen Grant für Wundheilung. Was macht man mit dem? Passt er überhaupt noch in das Labor? Das System funktioniert nicht auf diese Art. Ein sensationelles Ergebnis zu produzieren ist einfacher, als eine grundsätzlich neue Arbeitsweise in einer starren Institution wie der Medizin zu implementieren. STANDARD: Muss sich also das System ändern? Guinan: Man muss die Möglichkeiten für Veränderung schaffen. Unsere Teams, die sich erst seit kurzem kannten, taten sich zuerst sehr schwer mit ihrer Arbeit. Jetzt nutzen wir Programmmanagementtechniken, um ihnen zu helfen, besser zusammenzuarbeiten und am Punkt zu bleiben, so dass sie auch bei nachfolgenden Finanzierungsrunden erfolgreich sind. Wir hatten keine Ahnung, dass solche Unterstützung notwendig sein würde. Wenn ein Projekt dann aber erfolgreich ist, wird es auch vom System begrüßt. Web;Eddie Tipton soll in mindestens sechs Fällen Zahlen manipuliert haben, so die Staatsanwaltschaft. Ein Mitarbeiter der US-amerikanischen Multi-State Lottery Association soll in mindestens sechs Fällen die Auslosung der Zahlen manipuliert haben. Eddie Tipton war als Sicherheitsdirektor des Glücksspielkonzerns tätig, was ihm exklusiven Zugriff auf die Auslosungsmechanismen brachte. Er soll dort selbst programmierte Software zur Manipulation der Ziehung installiert haben, sagen US-Behörden. Tatsächlich gibt es Aufnahmen von Tipton, die ihn als Käufer des Gewinnerloses bei einem 16,5 Millionen Dollar-Jackpot ausweisen. Tipton soll außerdem einem engen Freund und seinem eigenen Bruder zu Lottogewinnen verholfen haben. Über die genaue Methode zur Manipulation der Ziehung ist nur wenig bekannt, die Staatsanwaltschaft will allerdings neue Beweise gefunden haben. Die Maschine soll immer dann vorhersehbare Zahlen ausgespuckt haben, wenn sie einen Sicherheitscheck durch Tipton unterlaufen hatte. Wissenschaft;Alpakas sind sehr beliebt als Lieferant von Naturfasern und in der Therapie. Eine Paste sichert ihr Überleben in Europa trotz parasitärer Erkrankung.. Wien – Laien könnten sie eventuell für Verwandte von Schafen halten, denen die Evolution besonders lange Hälse mitgegeben hat. Und tatsächlich haben Alpakas, die vor allem in Südamerika leben, manches mit den hier ansässigen Wiederkäuern gemeinsam – sie werden jedenfalls geschoren, ihr recht wuscheliger, dichter Haarwuchs ist begehrt, weil man daraus hochpreisige Wolle machen kann. Die Tiere sind deshalb längst in Europa heimisch geworden – wie auch die größeren Lamas. Allerdings nicht in freier Wildbahn, sondern in Zoos und in den Gehegen von Züchtern, die die Alpakas verkaufen, vermieten oder eben nur ihre Haare feilbieten. Mittlerweile gibt es in Österreich offiziell etwa 3000 Alpakas und Lamas, die beide zur Gattung der Neuweltkameliden zählen. Experten glauben aber, dass es gut doppelt so viele sind. Man muss nämlich nur melden, wenn man Alpakas hält, nicht, wie viele in einer nächsten Generation durch Züchtung auf die Welt kommen, sagt Agnes Dadak von der Vetmed-Uni Wien. Sie wird im Rahmen des Forschungsfestes der Wiener Wirschaftsagentur (12. und 13. 9.) zwei Alpakas eines Züchters zeigen. Die Pharmakologin hat vor mittlerweile zwei Jahren gemeinsam mit Sonja Franz von der Klinischen Abteilung für Wiederkäuermedizin der Vetmed-Uni Wien eine Lösung für ein Problem entwickelt, das für die Tiere aufgrund des ungewohnten europäischen Umfelds lebensbedrohlich sein kann: Sie werden vom kleinen Leberegel befallen (Dicrocoelium dendriticum), den es in Südamerika nicht gibt. Und gegen den hierzulande schon lange ansässige Wiederkäuer wie Schafe im Laufe der Evolution eine Überlebensstrategie entwickelt haben. Unbehandelt verlieren die Alpakas die Fresslust, magern ab und verenden. Das Problem war nicht, ein passendes Medikament zu finden, sondern dass Medikamente, die bei Rind und Pferd wirksam sind, umgewidmet und den Patienten in den richtigen Mengen eingeflößt werden müssen. Alpakas müssten eine recht hohe Dosis davon schlucken. Einige Hundert Milliliter, wie Dadak erzählt. Das können die Tiere nicht aufnehmen und spucken es aus. Die Wissenschafterinnen haben darauf geachtet, was die Tiere fressen. Daraufhin wurde eine für Alpakas schmackhafte Paste entwickelt, in die das Medikament hochkonzentriert eingearbeitet ist. Die Anwendung verlief bisher erfolgreich. Wenn man die Erkrankung rechtzeitig erkennt, dann ist eine erfolgreiche Therapie möglich. Erkennen kann man sie allerdings nur, indem man die Alpakas abgreift – ungeschorenen Tieren sieht man eine Abmagerung nicht an – und ihren Kot darauf untersucht, ob darin Eier des Egels zu finden sind. Unmöglich scheint es, den Parasiten selbst unschädlich zu machen, ehe er die Tiere befällt. Der kleine Leberegel hat drei Wirte: Er beginnt in der Schnecke, die den Kot der Alpakas frisst. In der Schnecke entwickeln sich die Egeleier weiter, und diese Stadien werden in Schleimballen ausgeschieden, die wiederum von Ameisen gefressen werden, die dann im Magen der Alpakas landen. Ein Abtasten der Tiere sollte kein Problem sein: Sie gelten als stoisch. Wie sie sich im Umgang mit Menschen verhalten, hängt vom Züchter ab. Wenn sie spucken, dann fühlen sie sich bedroht – oder wollen innerhalb ihrer Herde eine Rangordnung herstellen. Das machen Lamas nicht anders. Und weil sie so viel Ruhe ausstrahlen, werden sie auch in tiergestützter Therapie verwendet. Der bekannteste österreichische Alpaka-Züchter ist der Physiker und Kabarettist Heinz Oberhummer. Er schwärmt bei jeder sich bietenden Gelegenheit von den Tieren und nicht zuletzt von einem Bakterium, das in ihrem Kot zu finden ist. Dieses Bakterium (Deinococcus radiodurans), sagt Oberhummer, widersteht der tausendfachen radioaktiven Strahlung, wo sonst alle anderen Lebewesen tot wären. Es wird deshalb auch Conan-Bakterium genannt – nach dem von Arnold Schwarzenegger dargestellten Filmhelden Conan der Barbar (1982), der mehrfach dem sicheren Tod entrinnen konnte. Diese Eigenschaft haben sich US-Informatiker bereits in einem Experiment zunutze gemacht: Sie übersetzten das Lied Its a Small World in einen genetischen Code und schleusten ihn in die DNA des Bakteriums ein. Der Liedtext konnte später wieder herausgelesen werden. Das erweckt sicher Fantasien über eine mögliche Anwendung. Panorama;Zahl der Strafanzeigen stieg um 33 Prozent, Zahl der Asylanträge allerdings um 150 Prozent. Wien – Über ganze 230 Seiten erstreckt sich die Antwort von Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) auf eine parlamentarische Anfrage des Team Stronach. Die detaillierte Auswertung der Strafanzeigen gegen Asylwerber differenziert nicht nur das Aufenthaltsbundesland und die Nationalität der Tatverdächtigen, sondern sogar ihr jeweiliges Alter und die Art des vorgeworfenen Delikts. Zudem wurden die Zahlen auf das Gesamtjahr 2014 beziehungsweise auf die ersten acht Monate des Jahres 2015 heruntergebrochen. Da es sich um eine Anzeigenstatistik handelt, lassen sich trotzdem noch keine Aussagen über eingeleitete Gerichtsverfahren oder gar die Schuld oder Unschuld der Verdächtigen treffen. In einer Aussendung kommentiert der Parlamentsklub des Team Stronach die Zahlen dennoch mit einer recht endgültigen Formulierung: Die Zahl der kriminellen Handlungen von Asylwerbern steigt von einem hohen Niveau noch weiter an. Nach 9.513 angezeigten Delikten im Jahr 2014 lag ihre Zahl zwischen Jänner und August 2015 bei 8.484 Fällen. Das entspricht in absoluten Zahlen einem markanten Anstieg: 2014 wurden pro Monat 792,75 Delikte gemeldet, 2015 waren es bis Ende August monatlich 1060,5 Verdachtsfälle. Es wurde ein Drittel mehr an Anzeigen registriert. Wirklich aussagekräftig würden diese Zahlen aber erst, wenn man sie in Relation zur Grundgesamtheit der potenziellen Täter setzt – in diesem Fall müsste die Bezugsgröße alle in Österreich aufhältigen Asylwerber umfassen. Deren konkrete Zahl lässt sich im Monatsvergleich allerdings nicht seriös beziffern, da sie einerseits durch Neuanträge und andererseits durch positive oder negative Erledigungen täglich schwankt. Näherungsweise können die Delikte immerhin den Asylanträgen in den entsprechenden Zeiträumen gegenübergestellt werden. Und dieses Verhältnis zeichnet ein gänzlich anderes Bild: Während 2014 monatlich noch 2.335 Asylansuchen gestellt wurden, waren es in den ersten acht Monaten des heurigen Jahres mit 5.768 pro Monat bereits mehr als das Zweieinhalbfache. Die Zahl der Asylwerber stieg also von 2014 auf 2015 um knapp 150 Prozent, die Zahl der mutmaßlichen Delikte durch Asylwerber wuchs aber nicht wie zu erwarten im selben Ausmaß an, sondern nur um etwas mehr als 33 Prozent. Wissenschaft;Schweizer Forscher kamen in Modellrechnungen zum Schluss, dass zu viel Wasser schlecht für die Entwicklung von Leben sein kann. Bern – Bei einigen Monden in unserem Sonnensystem wird angenommen, dass sie unter ihrer Oberfläche über Ozeane aus flüssigem Wasser verfügen. Und dann ist da natürlich noch die Erde, deren Oberfläche zu zwei Dritteln von Wasser bedeckt ist. In anderen Sternsystemen könnte es aber in deren jeweiliger habitabler Zone sogar wahre Ozeanplaneten geben, die von einem tiefen globalen Ozean dominiert werden. Für Astrobiologen wären das Hoffnungsträger erster Güte, denn flüssiges Wasser ist eine potenziell lebensfreundliche Umgebung. Die Universität Bern relativiert solche Hoffnungen nun. Forscher der Universität haben Modellrechnungen angestellt, welche Auswirkungen ein planetenweiter Ozean hätte. Ihren Ergebnissen nach wären sie ungünstiger als gedacht: Sie würden dazu neigen, sowohl Erwärmungs- als auch Abkühlungstrends immer mehr zu verstärken, es fehle ein stabilisierender Ausgleich wie bei der Erde. Auf den ersten Blick bieten Ozeanplaneten also sehr lebensfreundliche Bedingungen, ließ sich Erstautor Daniel Kitzmann vom Berner Center for Space and Habitability (CSH) zitieren. Doch die große Wassermenge hat auch einen stark negativen Einfluss auf das Klima eines Ozeanplaneten, wie sein Team nun in den Monthly Notices of the Royal Astronomical Society berichtet. Die Forscher erstellten Modelle vom Austausch von Kohlendioxid zwischen dem Ozean und der Atmosphäre solcher Planeten. CO2 stammt aus dem Gestein und hat über den Treibhauseffekt einen großen Einfluss auf die Oberflächentemperatur des Planeten. Auf der Erde reguliert die chemische Verwitterung von Gestein den CO2-Gehalt der Atmosphäre. Im Gegensatz zu einem solchen gesteinsbasierten Carbonat-Silikat-Zyklus weisen Ozeanplaneten einen wasserbasierten CO2-Zyklus auf, und das hat Folgen. Bedeckt viel Wasser den Planeten, steigt der Druck am Grund des Ozeans so stark an, dass das Wasser dort in Form von exotischem Hochdruckeis (sogenanntem Eis VII und Eis VI) vorkommt. Es hat eine derart hohe Dichte, dass es sich auf dem Meeresboden ablagert. Dort bildet es eine Barriere zwischen dem Gestein auf dem Meeresgrund und dem Wasser darüber – und unterbindet so den Austausch von CO2 zwischen dem planetaren Gesteinsmantel und dem Ozean. Da auf Ozeanplaneten nur Wasser mit der Atmosphäre in Kontakt kommt, bestimmt die Löslichkeit von CO2 in Wasser den CO2-Gehalt in der Atmosphäre. Dieser Prozess ist stark temperaturabhängig: Kühlt sich die Atmosphäre ab, nimmt das Wasser mehr CO2 auf, der Treibhauseffekt reduziert sich und das Klima kühlt sich weiter ab. Umgekehrt würde eine Erwärmung zu einer verstärkten Freisetzung von CO2 führen und den Treibhauseffekt fortlaufend ankurbeln. Dieser destabilisierende CO2-Zyklus führt laut Kitzmann zu einer wesentlich kleineren habitablen Zone als ursprünglich vermutet – und somit zu einer kleineren Wahrscheinlichkeit, dort Leben zu finden. Kitzmann fasst es kurz und knapp zusammen: Zu viel Wasser ist schlecht fürs Leben. (APA/red, 30. 8. 2015) Sport;Blues ziehen mit 5:1-Sieg souverän ins FA-Cup Viertelfinale. London – Der FC Chelsea hat eine B-Mannschaft von Manchester City überrannt und ist ganz souverän ins Viertelfinale des FA-Cups eingezogen. Die Blues gewannen an der heimischen Stamford Bridge mit 5:1 (1:1) gegen City, das nur drei Tage vor dem Achtelfinal-Hinspiel der Champions League bei Dynamo Kiew am Mittwoch nahezu ohne Stammspieler angetreten war. Diego Costa (35.), Willian (48.), Gary Cahill (53.), Eden Hazard (67.) und Bertrand Traore (89.) trafen für Chelsea. Für ManCity, bei dem in den Abwehrspielern Martin Demichelis und Alesandar Kolarov sowie Mittelfeldmann Fernando lediglich drei Leistungsträger mitwirkten, war David Faupala (37.) zum 1:1 erfolgreich. Wissenschaft;Forscher haben in einem kroatischen Höhlensystem eine neue Hundertfüßerart entdeckt. Weil sie in 1.100 Metern Tiefe lebt, wurde sie nach dem Gott der Unterwelt benannt. Sofia – Der Velebit (in etwa Großes Wesen) ist ein Gebirgszug nahe der kroatischen Küste. Das immerhin bis über 1700 Metern aufragende Karstgebirge ist von tiefen Höhlen durchzogen, die als Hotspot der Artenvielfalt gelten: Zahlreiche bisher unbekannte Tierarten sind in dem Höhlensystem bereits entdeckt worden. Nun sind Wissenschafter in 1100 Metern Tiefe abermals fündig geworden. Ein internationales Forscherteam um Pavel Stoev vom Naturhistorischen Museum in Sofia hat in drei Höhlen eine neue Hundertfüßerart entdeckt. Wie die Wissenschafter im Fachblatt ZooKeys berichten, gaben sie der neuen Spezies den Namen Geophilus hadesi – nach Hades, dem Gott der Unterwelt in der griechischen Mythologie. Giftdrüsen und Klauen Die neue Art von Hundertfüßer, die wiederum eine eigene Klasse der Tausendfüßer bilden, hat Giftdrüsen im Maul und kräftige Klauen zum Fassen der Beute. Geophilus hadesi gehört damit zu den Top-Räubern der Höhle, so die Forscher – und außerdem zu den Tiefenrekordhaltern unter den Landlebewesen. Es gab im Übrigen noch einen weiteren Grund, warum die neue Spezies so heißt, wie sie heißt: Sie weist Ähnlichkeiten mit einer anderen, in der Nähe entdeckten Hundertfüßerart auf, die nach Persephone benannt wurde, der griechischen Göttin der Unterwelt. (tasch, 1.7.2015) Wissenschaft;Nach neun Monaten Wartezeit geht es endlich wieder los: Das Solarflugzeug startet zur neunten Etappe der geplanten Erdumrundung. Honolulu – Die Erdumrundung des Schweizer Solarflugzeugs Solar Impulse 2 geht weiter: Am Donnerstag um 17 Uhr MESZ soll es in Hawaii abheben und Kurs auf Kalifornien nehmen. Dies teilte das Team um die Piloten Bertrand Piccard (58) und Andre Borschberg (63) kurzfristig mit. Für die neunte Etappe auf der geplanten Erdumrundung werden 62 Flugstunden angesetzt. Nach dem Nonstop-Flug mit Piccard am Steuer soll Solar Impulse 2 am Wochenende im nordkalifornischen Mountain View landen. Nach neunmonatiger Pause hatte das Team vorige Woche bekannt gegeben, dass es nun nach einem günstigen Wetterfenster für den Weiterflug Ausschau halte. Wegen beschädigter Batterien war im Juli 2015 die Fortsetzung der Weltumrundung nicht wie zunächst erhofft um Wochen, sondern letztlich um neun Monate verschoben worden. In den vergangenen Wochen war das Flugzeug zu insgesamt 13 Testflügen gestartet, um das Kühlsystem für die Batterien zu überprüfen. Er freue sich darauf, die Pazifiküberquerung zu vollenden, schrieb Piccard auf Twitter. Er habe dafür trainiert, auf dem Soloflug in dem kleinen Cockpit mit 20-minütigen Schlafpausen auszukommen. Piccard und Borschberg wechseln sich bei den Flugetappen ab. Borschberg hatte im vorigen Juli einen Rekord für den längsten Soloflug aufgestellt, als er in fünf Tagen und fünf Nächten fast 8.300 Kilometer ohne Zwischenstopps von Japan nach Hawaii unterwegs war. Mit der Weltumrundung soll für den verstärkten Einsatz erneuerbarer Energien geworben werden. Die einsitzige Karbonfaser-Maschine hat eine Spannweite von 72 Metern. Mehr als 17.000 Solarzellen auf den Tragflächen zapfen die Energie für die vier Elektromotoren ab. Solar Impulse 2 war im März 2015 im Golfemirat Abu Dhabi zu seiner Erdumrundung gestartet und über Indien, den Himalaya und China geflogen. Nach Kalifornien soll es noch zwei Landungen in den USA geben, bevor es dann nach Europa und wieder zurück nach Abu Dhabi geht. Der Flugplan hängt allerdings stark von den Wetterbedingungen ab. Wissenschaft;Historische Begegnung am Rande des Sonnensystems: Heute flog die NASA-Sonde am fernen Zwergplaneten vorüber. Washington/Wien – Es ist vollbracht – zumindest theoretisch: Sofern es keine unvorhergesehen Zwischenfälle gegeben hat, ist die NASA-Sonde New Horizons um 13:50 Uhr MESZ in rund 12.000 Kilometer Abstand am Pluto vorüber geflogen. Ob das Manöver tatsächlich geklappt hat, bleibt abzuwarten, denn die Funksignale der Sonde benötigen mehr als vier Stunden, um die Erde zu erreichen. Inzwischen hat die US-Raumfahrtorganisation das bislang schärfste Bild von dem Zwergplaneten veröffentlicht. Ehe die anderen Daten zur Erde gelangen, wird noch einige Zeit vergehen, wie Nasa-Forscher Alan Stern ankündigte: Wir können jetzt einen 16 Monate langen Datenwasserfall erwarten. Rehabilitation nach Degradierung Schon jetzt hat die Mission für eine kleine Rehabilitation des fernen Winzlings gesorgt: Pluto ist doch größer als gedacht und hat nun nach neuesten Berechnungen einen Durchmesser von 2370 Kilometern. Pluto ist damit wieder etwas größer als Eris und damit wieder das größte bekannte Objekt im Kuipergürtel. Als die NASA-Sonde New Horizons im Jänner 2006 von Cape Canaveral in Florida aus startete, war Pluto noch ein Planet, nämlich der kleinste und fernste unseres Sonnensystems. Sieben Monate später degradierte die Internationale Astronomische Union nach heftigen Diskussionen den fernen Winzling zum Zwergplaneten, weil er den neuen Kriterien nicht mehr entsprach: Pluto war von nun an für einen richtigen Planeten vor allem zu klein und seine Monde zu groß. Diese kleine Demütigung kann der Bedeutung der Mission, die am Dienstag nach neuneinhalb Jahren auf ihren Höhepunkt zusteuert, keinen Abbruch tun: Das vergleichsweise intime Rendezvous der Sonde mit dem Zwergplaneten – der engste Abstand beim Vorbeiflug betrug gerade einmal rund 12.000 Kilometer – gilt als Meilenstein der Raumfahrtgeschichte. Für diese einzigartige Begegnung hat New Horizons in neuneinhalb Jahren rund fünf Milliarden Kilometer zurückgelegt und ist an Mars, Saturn, Uranus, Jupiter und Neptun vorbeigeflogen – und das alles in Rekordgeschwindigkeit: Mit rund 50.000 Kilometern pro Stunde ist die 500 Kilogramm schwere und klaviergroße Sonde die schnellste, die je von der Erde aus losgeschickt wurde. Dieses enorme Tempo ist auch dafür verantwortlich, dass die Begegnung nach der langen Anreise eher kurz ausfiel: Nur etwa zwei Tage hat die Sonde während des Vorbeiflugs Zeit, um mit ihren insgesamt sieben wissenschaftlichen Instrumenten gute Fotos und Messungen von Pluto zu machen. Die Geschwindigkeit macht die Sonde freilich auch sehr anfällig für Störungen: Ein Zusammenstoß mit einem Objekt von der Größe eines Reiskorns würde dem Vorhaben mit einem Mal den Garaus machen. Bisher haben Astronomen nur ein vergleichsweise bescheidenes Wissen über Pluto. Wie es auf ihm aussieht, wie er einst entstand oder warum sein Mond Charon mit ihm fast eine Art Doppelplanet bildet – über all dies gibt es bisher nur Spekulationen. Denn der Zwergplanet und seine fünf Monde sind schlicht zu klein und zu weit entfernt – selbst für die stärksten Teleskope. Die jüngsten, noch recht verschwommenen Fotos, die New Horizons lieferte, haben eher neue Fragen aufgeworfen als Antworten geliefert. Zunächst waren es vier dunkle Flecken mit einem Durchmesser von je rund 450 Kilometern, die einige Rätsel aufgaben. Und zuletzt zeigte sich Alan Stern, wissenschaftlicher Leiter der Mission, höchst erstaunt darüber, dass Pluto und Charon, der von New Horizons nach Pluto als Nächstes angesteuert wird, allem Anschein nach völlig unterschiedlich aufgebaut sind. Etat;Erstaufnahmelager im Lokalaugenschein: In Traiskirchen muss eine Schwangere im Freien schlafen, in Krumpendorf spielen Asylwerber Fußball. 21.05 Uhr, ORF 2. Wien – Wer in Traiskirchen über die Situation der Flüchtlinge berichten will, muss zum Zaun. Drinnen stehen Asylwerber und beanworten Fragen von Journalisten draußen, denen der Zutritt zum Lager verwehrt ist. Drinnen steht Ali F. 10.000 Dollar zahlte der junge Afghane einem Schlepper, der ihn und seiner Frau Shirin nach Österreich brachte. Große Strecken mussten die beiden zu Fuß zurücklegen, bevor sie nach Traiskirchen kamen. Einen Platz zum Schlafen hatten hier weder er noch Shirin, obwohl sie im neunten Monat schwanger war. Das Baby kam im Spital in Mödling zur Welt. Inzwischen ist die Familie in Unterwaltersdorf: Wenn ich gewusst hätte, dass es hier so ist, wären wir nicht hergekommen, sagt F. Nur bis zum Zaun kam auch Nina Horowitz für den Schauplatz, Donnerstag, 21.05 Uhr auf ORF 2. Gemeinsam mit Christine Grabner zeigt sie Bilder der Erstaufnahmelager im niederösterreichischen Traiskirchen und im Kärntner Krumpendorf. Nicht frei zugänglich Die Idee haben die Reporterinnen am 9. Juli: Beamte des Innenministeriums führen Medienarbeiter durch das ansonsten für Journalisten nicht frei zugängliche Lager. Zu sehen bekommen sie leere Räume: „Wir konnten uns kein eigenes Bild machen“, sagt Horowitz. Im Hof seien Flüchtlinge dann auf sie zu gekommen und hätten erzählt – von den verdreckten Toiletten, von Duschen ohne Vorhänge, von fehlenden Schlafplätzen. Als wäre man nicht in Österreich, beschreibt Horowitz die Situation in Traiskirchen. Die meisten Asylwerber wollen nicht erkannt werden. Sie haben Angst, dass das für ihr Asylverfahren schlecht sein könnte. Oder dass es für ihre Familien im Kriegsgebiet gefährlich wird, wenn die falschen Menschen sie im Fernsehen oder im Internet sehen. Horowitz bringt Ärzte und Therapeuten zum Zaun, etwa Georg Psota vom psychosozialen Dienst: Mit Österreichern würde man so nie umgehen. Die Kinderärztin Nicole Grois warnt: Wenn eine Masernwelle ausbricht, gibt es hier große Probleme. Während des Interviews wird sie zu Hilfe gerufen: Ein Kind drinnen hat Fieber, dehydriert wahrscheinlich aufgrund der großen Hitze noch vor wenigen Tagen. Die Ärztin kann nicht helfen: Sie ist auf der anderen Seite des Zauns und darf nicht rein. Beklemmend geht es weiter: Im Traiskirchner Schwimmbad fühlen sich Stammgäste gestört, weil nach 17 Uhr viele Flüchtlinge kommen, wenn der Eintritt nur noch 1,50 kostet. Und im Stift Melk erklärt ein Pater wortreich, warum das Stift keine Flüchtlinge aufnehmen kann. Der Traiskirchner Siegfried Voith erklärt, warum der Ort eine Schande ist und er sich im Stich gelassen fühlt. Die Stimmung ist aufgeladen. Anders in Krumpendorf: Seit Juli sind 240 junge Männer am Wörthersee in Zelten untergebracht. Die Krumpendorfer fühlten sich vom Innenministerium überrumpelt. An den Flüchtlingen lassen sie ihren Groll aber nicht aus, sondern kümmern sich, stellen Freizeitmöglichkeiten zur Verfügung, etwa einen Fußballplatz: Zum Aggressionsabbau, sagt der Obmann. Das Leben im Lager sei nicht einfach. In Krumpendorf traf Grabner Walaa aus Syrien. Der 26-jährige Tänzer bekam die Chance, in einem Klagenfurter Studio zu tanzen. Er fand Freunde, doch dann musste er wieder weg. Nach Thalgau in Salzburg, wieder in ein Notquartier. Walaa ist traurig – und trotzdem dankbar, weil er in Sicherheit ist. Sobald der Krieg vorbei ist, will er wieder heim. Die Kärntner Landesreferentin für Flüchtlingsfragen, Barbara Payer, zeigt die Mühen der Ebene. Payer prüft die Unterkünfte: Wenn 20 pro Woche angeboten werden, ist sie froh, wenn eines den bürokratischen Anforderungen entspricht. Niemand hat mit den hohen Antragzahlen gerechnet, sagt Payer. Auch in dieser Nacht müssen in Traiskirchen tausende Menschen unter freiem Himmel schlafen. Inland;Vorläufiges Endergebnis mit Mandatsverteilung. Wissenschaft;Bewaffnete Konflikte und Bürgerkriege hinterlassen Spuren in der Atmosphäre: Stickoxidemissionen sinken etwa in Regionen, aus denen viele Menschen geflohen sind. Mainz – In bewaffneten Konflikten verlieren zahllose Menschen wenn nicht ihr Leben, dann zumindest ihre Existenz. Kriege und Krisen bringen auch das Wirtschaftsleben zum Erliegen. Millionen Menschen etwa in Syrien und Irak sind zu Flüchtlingen geworden. Die Schicksale dieser Menschen, aber auch wirtschaftliche Krisen hinterlassen in der Atmosphäre genauso Spuren wie mancherorts Maßnahmen, die Luftqualität zu verbessern. Die Veränderungen in der Atmosphäre untersuchte nun ein Team um Jos Lelieveld vom Max-Planck-Institut für Chemie im Fachblatt Science Advances. Messungen zeigen, wie stark die Luft durch das gesundheits- und umweltschädliche Stickstoffdioxid belastet werden. Die Forscher analysierten Daten, die der Aura-Satellit der NASA von 2005 bis 2014 in einigen Mittelmeerstaaten und im Nahen Osten gemessen und täglich zur Erde geschickt hat. Demnach sind die Stickstoffdioxidemissionen von 2005 bis 2010 in nahezu allen bewohnten Gebieten des Nahen Ostens deutlich anstiegen. Dagegen sanken sie zwischen 2010 und 2014 vielerorts ab: in Israel, Syrien und im Iran, in und um Kairo, Bagdad und Riad, und auch in den für den Ölexport so wichtigen Häfen am persischen Golf. Im Libanon, in Teilen des Iraks und Jordanien stiegen die Stickoxidwerte im gleichen Zeitraum aber weiter an. Die Ursachen für die verminderten beziehungsweise erhöhten Werte sind sehr unterschiedlich: Während in Israel und im Saudi-Arabischen Riad strengere Umweltgesetze zur Reduktion der Stickoxidemissionen führten, geht die Verminderung in anderen Gebieten einher mit politischen und wirtschaftlichen Konflikten, Kriegen und Flüchtlingsströmen. Es ist sehr tragisch, dass die beobachteten Negativtrends der Stickoxidemissionen zum Teil mit humanitären Katastrophen einhergehen, sagt Lelieveld. Dies wird besonders am Beispiel Syriens deutlich. Seit dem Ausbruch des Bürgerkriegs 2011 sanken die Stickoxidwerte über Damaskus und Aleppo um 40 bis 50 Prozent. Laut Angaben der Vereinten Nationen sind mehr als 11 Millionen Syrer auf der Flucht. Vier Millionen davon flohen bereits aus ihrem Land, unter anderem in den benachbarten Libanon, in dem die Emissionswerte allein in 2014 um 20 bis 30 Prozent anstiegen. Im Irak zeigt sich ein wesentlich kompliziertes Bild der Emissionen: Nach der Invasion durch die USA und Großbritannien im Jahr 2003 stieg der Energieverbrauch des Landes um vier bis fünf Prozent, das Bruttoinlandsprodukt sogar um sechs bis sieben Prozent pro Jahr an. Parallel dazu stiegen die Stickoxidemissionen von 2005 bis 2014 im kurdischen Norden und im Süden des Iraks kontinuierlich an. In Kerbala, einer vorwiegend von Schiiten bewohnten Stadt südlich von Bagdad, sogar um etwa zehn Prozent pro Jahr. Anders sieht es in und um Bagdad sowie in den zeitweise von der Terrormiliz Islamischer Staat eroberten Gebieten im Zentrum des Landes aus: Hier sanken die Stickoxidemissionen zwischen 2010 und 2014 deutlich. Für die drastischen Veränderungen der Stickoxidemissionen im Iran machen die Forscher die Sanktionen verantwortlich, die die Vereinten Nationen im Jahr 2010 deutlich verstärkten. Dadurch sank 2013 und 2014 nicht nur das zuvor hohe Bruttoinlandsprodukt um sechs Prozent, auch die Emissionswerte lagen 2014 deutlich niedriger als noch im Jahr 2010. Sichtbar wird auch, dass die Emissionen des iranischen Schiffsverkehrs, der wichtig ist für den Erdöltransport, deutlich sanken. Wir haben anhand der Satellitenmessungen gesehen, dass die Wirtschaftssanktionen im Iran seit 2010 große Wirkung hatten, so Lelieveld. Seine Team will nun beobachten, wie sich die Emissionswerte im Iran künftig entwickeln, wenn die UN-Sanktionen aufgehoben werden. Auch die Wirtschaftskrise in Griechenland lässt sich in den Stickoxidemissionen ablesen. So sanken die Emissionen seit 2008 um 40 Prozent. Im gleichen Zeitraum fiel das Bruttoinlandsprodukt um fünf Prozent pro Jahr. Dass die Stickstoffdioxidemission in vielen Ländern stark mit der Wirtschaftsleistung zusammenhängt, ist nicht sehr überraschend. Denn Stickoxide entstehen zwar auch auf natürliche Weise, werden aber in erster Linie bei der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas durch Industrie und Verkehr freigesetzt. Vor allem Stickstoffdioxid kann Erkrankungen der Atemwege hervorrufen. Generell tragen Stickoxide maßgeblich zur Bildung von Ozon und Feinstaub in der Troposphäre bei und spielen eine Rolle beim Klimawandel. Stickoxidemissionswerte fließen in globale Luftqualitäts- und Klimamodelle ein, sagt Lelieveld. Bisher werden Stickoxidwerte zumeist langfristig aus dem wirtschaftlichen Status eines Landes beziehungsweise seinen Kohlendioxidemissionen vorhergesagt. So geht beispielsweise ein Szenario (RCP8,5) im Bericht des Weltklimarates IPCC davon aus, dass die Stickoxidemissionen im Nahen Osten zwischen 2005 und 2030 um zwei Prozent pro Jahr ansteigen. Die aktuelle Studie der Mainzer Forscher zeigt nun, dass solche pauschalen Prognosen nicht mehr zutreffen, wenn in Ländern Krisen ausbrechen oder, im besseren Fall, Gesetze zur Reinhaltung der Luft erfolgreich sind. Wissenschaft;'Das Metallurgie-Kompetenzzentrum K1-Met will den Spagat zwischen Industrieinteressen und Forschung schaffen. Linz/Wien – Wie nahe muss, soll und darf die Wissenschaft an der Wirtschaft dran sein? Bei dem auf Metallurgie und umwelttechnische Verfahren spezialisierten Kompetenzzentrum K1-Met ist diese Frage ins Programm geschrieben. Wir müssen von unserer Ausrichtung her den Spagat zwischen den Interessen der Industrie und jenen der Universitäten schaffen, sagt Geschäftsführer Thomas Bürgler. Einerseits sollen in den vier Forschungsbereichen Ergebnisse erzielt werden, die direkt in den Produktionsprozess der Unternehmen der Stahlbranche einfließen. Andererseits werden auch Projekte durchgeführt, die noch weit von einer praktischen Anwendung entfernt sind. Es geht um die alte Frage, was sinnvoller ist: grundlagenlose Zweckforschung oder zwecklose Grundlagenforschung, sagt Bürgler. Die vier Forschungsbereiche von K1-Met sind Rohstoff und Recycling, Hochtemperatur-Metallurgie, Prozess- und Energieoptimierung sowie Modellierung und Simulation. Ein Kernthema ist die Verbesserung der Stahlproduktion hinsichtlich des Energieverbrauchs und des Klimaschutzes – schließlich ist die globale Stahlproduktion für rund sieben Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich. Hauptsitz des Forschungsunternehmens ist Linz, eine Niederlassung besteht in Leoben; rund 30 Mitarbeiter sind für die GmbH tätig. Je 35 Prozent an dem Kompetenzzentrum halten Voestalpine Stahl und die Montanuniversität Leoben, 20 Prozent die Linzer Primetals Technologies und zehn Prozent die Johannes-Kepler-Universität Linz. Eine überschaubare Anzahl an Eigentümern zu haben ist zwar hinsichtlich der Budgeterstellung und der Abläufe ein Vorteil, birgt aber auch gewisse Probleme. Seitens der Fördergeber und auch seitens der Universitäten wird bisweilen kritisiert, dass wir von der Voest dominiert werden, sagt Thomas Bürgler – er selbst ist Forschungsleiter der Voestalpine. Dieser Verdacht soll damit zerstreut werden, dass es einen zweiten Geschäftsführer gibt: Johannes Schenk, Professor am Lehrstuhl für Eisen- und Stahlmetallurgie der Montan-Uni, hat bei K1-Met die Funktion des wissenschaftlichen Leiters, während Bürgler in technisch-wirtschaftlichen Angelegenheiten die Oberhand hat. Profitieren sollen von der Forschungstätigkeit aber auch andere Unternehmen wie RHI und die Universitäten selbst – die personelle Verzahnung ist dabei durchaus gegeben; wissenschaftliche Mitarbeiter der Uni sind bei Projekten des Kompetenzzentrums tätig. Die Leiter der einzelnen Forschungsareale sind allerdings direkt beim Kompetenzzentrum angestellt, um die Unabhängigkeit gegenüber den Eigentümern aus Wissenschaft und Wirtschaft zu garantieren. K1-Met verfügt selbst über keine eigenen Labore, sondern nutzt jene der Unternehmen und der Universitäten. Die ersten Forschungsprojekte des im Vorjahr gegründeten Kompetenzzentrums werden bereits diesen Sommer abgeschlossen sein, bis 2019 stehen insgesamt 22 Millionen Euro an Forschungsgeldern zur Verfügung. Danach erfolgt eine erste Evaluierung. Fällt sie positiv aus, ist eine zweite Förderphase bis 2023 möglich. Dann werden wir uns etwas von der Metallurgie wegbewegen, sagt Bürgler – es soll unter anderem um den Einsatz von Wasserstoff in der Produktion gehen. Das Netzwerk der Partner aus Industrie und Wissenschaft soll bis dahin ausgebaut werden, um die Verbindungen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft zu festigen.' Kultur;Lenny Abrahamsons Filmdrama erkundet eine Mutter-Sohn-Beziehung unter den erschwerten Bedingungen der Gefangenschaft. Hauptdarstellerin Brie Larson wurde für ihre Darstellung mit einem Oscar ausgezeichnet. Wien – Die Welt reicht nur so weit, wie man sehen kann. Für den fünfjährigen Jack (Jacob Tremblay) und seine Mutter Joy (Brie Larson) beschränkt sie sich auf wenige Quadratmeter. Ein Fenster geht oben hinaus. An einem so eng bemessenen Ort sind selbst ein Stuhl, ein Herd, das Klo oder ein Waschbecken nicht nur Dinge mit Funktionen, sondern verfügen über Persönlichkeit. Guten Morgen, Pflanze! Was außerhalb der vier Wände liegt, ist für den kleinen Buben nicht existent. Unwirklich wie alles, was er aus dem Fernseher kennt. Lenny Abrahamsons Room beschreibt kein theoretisches Szenario, wie man nach dieser Beschreibung vielleicht meinen könnte, sondern ein Gewaltverbrechen, das an den Fall F. denken lässt. Nach dem Bestseller der Kanadierin Emma Donoghue, die ihr Buch selbst adaptiert hat, lotet der Film das Miteinander einer Mutter und eines Kindes in einer Ausnahmesituation aus. Dei beiden formen eine Einheit auf allerengstem Raum. Dass sie überhaupt weiterleben können und so etwas wie einen Alltag haben, liegt daran, dass sie füreinander die ganze Welt bedeuten. Jack hat niemals einen anderen Ort gesehen, so viel wird im Film schon zu dem Zeitpunkt klar, als es um seine Geburtstagsfeier geht. Warum dem so ist, erzählt der irische Filmemacher jedoch nicht als Thriller, der spannungsvoll zu einer Offenbarung strebt, sondern als entrückte, schiefe Normalität innerhalb eines Albtraumsettings. Der Täter lässt in Room nicht lange auf sich warten. Jede Nacht besucht er seine kleine Familie. Dann muss Jack in den Schrank und sieht von dort nur Schemen durch die Jalousien. Während das Buch über die Sprache eine subjektive Wahrnehmung ausgestalten kann – es ist als Ich-Erzählung des Buben verfasst -, muss der Film notgedrungen eine objektivere Position einnehmen. Die Verschiebung ist auch im Vergleich zu Markus Schleinzers Michael aufschlussreich, der sich nüchtern-protokollarisch des Verhältnisses von Entführer und Opfer annahm. In Room liegt der Angelpunkt dagegen eindeutig im emotionellen Bereich: in einer alles Böse überstrahlenden Innigkeit, die auch durch gelegentliche Verzweiflungs- und Wutanfälle nicht erschüttert werden kann. Die äußere Bedrohung hat das Band zwischen den beiden nur noch gefestigt. Die Musik ist an manchen Stellen mit ihrem Nachdruck schon zu viel. Abrahamsons Ausrichtung verlegt den Akzent auf den schauspielerische Bereich, dem sein Film Kraft und Dringlichkeit verdankt. Brie Larson hat schon in dem US-Independent-Film Short Term 12 in der Rolle einer Sozialarbeiterin gezeigt, dass sie sich auf kämpferische Charaktere versteht. Als Ma erklimmt sie nun noch größere Höhen an Intensität, ohne in den stilleren Momenten zu enttäuschen – es ist eine Arbeitsrolle, die für Auszeichnungen wie den Oscar wie gemacht erscheint. Besonders faszinierend ist es jedoch, dem jungen Jacob Tremblay zuzusehen, wie er sich an die plötzliche Verwandlung seiner vertrauten Umwelt anpasst. Room spielt nämlich nicht nur in einem einzigen Raum, sondern lebt wesentlich davon, zwei sehr unterschiedliche Teile aufeinander zu beziehen. Der Clou daran ist, dass keine Freiheit grenzenlos ist: Sie weist das Erfordernis menschlichen Austauschs auf, eine Herausforderung, die man erst bewältigen muss. Zu zweit, so seltsam das sein mag, war es für Jack und Joy einfacher, da sie weniger Menschen beurteilt haben. Abrahamson macht dieses Gefälle auch visuell deutlich: Das Gefängnis filmt er in Breitwandbildern, in denen der Raum zwischen den Körpern ganz flach wird. Die Außenwelt dagegen wirkt viel zu groß. Eine zu hell ausgeleuchtete Welt, in der man fast schon zu viel sehen kann. Wissenschaft;'Die Uni Salzburg hat das Ehrendoktorat, das sie dem großen Verhaltensforscher 1983 verliehen hatte, wieder aberkannt. Über die Begründung lässt sich trefflich streiten. Wien – Es war das letzte von insgesamt zehn Ehrendoktoraten, die Konrad Lorenz bis zu seinem Tod im Jahr 1989 erhalten hatte. Zuvor war der große Verhaltensforscher immerhin auch schon von den Universitäten Leeds (1962), Basel (1966), Yale (1967), Oxford (1968), Loyola/Chicago (1970), Durham (1972), Birmingham (1974), der katholischen Universität Mailand (1981) und der Veterinärmedizinischen Universität Wien (1980) mit einem Doctor honoris causa geehrt worden. 1983 kam auch noch das Ehrendoktorat der Universität Salzburg dazu. Bis dahin hatte der weltberühmte Forscher zahllose andere, darunter einige der allerhöchsten wissenschaftlichen Auszeichnungen erhalten: Lorenz war unter anderem auswärtiges Mitglied der Royal Society (seit 1964), der National Academy of Sciences der USA (seit 1966) und Nobelpreisträger für Medizin des Jahres 1973. Kurzum: Es gibt kaum einen anderen österreichischen Wissenschafter nach 1945, dem zeit seines Lebens mehr und wichtigere Ehrungen zuteil wurden und der international bekannter gewesen wäre als Lorenz. Fast 27 Jahre nach seinem Tod und 32 Jahre, nachdem man ihm diese Auszeichnung zuerkannt hatte, ist Lorenz nun also eines von zehn Ehrendoktoraten – ausgerechnet sein letztes – los. Was ist die Begründung der Uni Salzburg für diesen etwas überraschenden Schritt? Und welche Folgen hat er? Schließlich gibt es auch noch etliche Institute und Schulen in Österreich und Deutschland, die den Namen des lange unumstrittenen, heute aber umso umstritteneren Wissenschafters im Titel führen. Grundlage der Aberkennung ist § 85 der Satzung der Universität Salzburg: Verliehene Ehrungen können widerrufen werden, wenn sich die Geehrten durch ihr späteres Verhalten als der Ehrung unwürdig erweisen oder wenn sich nachträglich ergibt, dass die Ehrung erschlichen worden ist. Von einer Erschleichung sei in jenen Fällen auszugehen, in denen die aktive Beteiligung an verbrecherischen Handlungen oder die aktive Mitgestaltung oder Verbreitung nationalsozialistischer Ideologie – insbesondere rassistischen und/oder imperialistischen Inhalts – verschwiegen wurde. Im Fall von Konrad Lorenz wie auch des Juristen und SS-Mitglieds Wolfgang Hefermehl scheint dieser Tatbestand für Senat und Rektorat der Uni Salzburg ganz eindeutig gegeben zu sein. Denn anders ist es nicht erklärlich, dass die Aberkennung des Ehrendoktorats erfolgte, ohne dass die beauftragte Studie des Zeithistorikers Alexander Pinwinkler bereits offiziell abgeschlossen, geschweige denn publiziert worden wäre. Im Wesentlichen stützt man sich bei Lorenz Erschleichung auf zwei Punkte: zum einen auf Zitate aus einer Publikation von Lorenz aus dem Jahr 1940 (Durch Domestikation verursachte Störungen arteigenen Verhaltens), die spätestens seit den frühen 1970er-Jahren nicht nur in der Fachöffentlichkeit bekannt ist. Und zum anderen auf sein Parteieintrittsgesuch aus dem Jahr 1938, das erst 2001 auftauchte und das Benedikt Föger und ich erstmals veröffentlichten, ehe wir im gleichen Jahr auch noch die erste buchlange Studie über Konrad Lorenz und den Nationalsozialismus veröffentlichten (Die andere Seite des Spiegels, Czernin-Verlag). Belegen die beiden angeführten Textpassagen tatsächlich, dass sich Lorenz die aktive Beteiligung an verbrecherischen Handlungen oder die aktive Mitgestaltung oder Verbreitung nationalsozialistischer Ideologie – insbesondere rassistischen und/oder imperialistischen Inhalts – zuschulden kommen ließ? Nun, im Parteiantrag schrieb er immerhin, unter Wissenschaftlern und vor allem Studenten eine wirklich erfolgreiche Werbetätigkeit entfaltet zu haben; schon lange vor dem Umbruch war es mir gelungen, sozialistischen Studenten die biologische Unmöglichkeit des Marxismus zu beweisen und sie zum Nationalsozialismus zu bekehren ... Schließlich darf ich wohl sagen, daß meine ganze wissenschaftliche Lebensarbeit, in der stammesgeschichtliche, rassenkundliche und sozialpsychologische Fragen im Vordergrund stehen, im Dienste nationalsozialistischen Denkens steht. Das Problem ist nur, dass Lorenz in diesem Antrittsgesuch nicht nur übertrieben, sondern in Wahrheit gelogen hat, dass sich die Balken biegen: Die Werbetätigkeit bis dahin war in jedem Fall bescheiden, da er erst ab 1937 an der Universität Wien offiziell lehren durfte. (Seine Habilitation war übrigens vom NS-Sympathisanten Othenio Abel lange hintertrieben worden.) Mehr als eine Handvoll Studenten hatte Lorenz bis zum Anschluss und seinem Parteieintritt gewiss nicht. Und ob er die Studierenden bis dahin mit NS-Ideologie überzeugt hat, darf bezweifelt werden, zumal die ersten Publikationen mit einschlägigen NS-Anpassungen (davon gab es insgesamt fünf) erst 1939 erschienen. Zur Kontextualisierung dieses Parteieintrittsgesuchs muss aber auch hinzugefügt werden, dass Lorenz als junger aufstrebender Biologe und Darwin-Anhänger im Austrofaschismus nicht die geringste Chance auf eine Karriere hatte: In der katholisch-autoritären Ideologie des Ständestaats war kein Platz für Vertreter der Evolutionstheorie, die Biologie wurde gekürzt, wo immer es möglich war (etwa im Medizinstudium); Unterstützung für seine Arbeiten erhielt Lorenz hingegen aus Nazi-Deutschland, wo die Biologie gefördert wurde. Aus zwei umstrittenen Texten (beide publiziert 1940) kann man aufgrund ihrer Terminologie eine aktive Mitgestaltung oder Verbreitung nationalsozialistischer Ideologie zweifelsfrei herauslesen. Ob sie allerdings im engeren Sinn rassistisch sind, darüber lässt sich streiten. Lorenz Argumentation geht nicht von einer Unterscheidbarkeit oder gar unterschiedlicher Wertigkeit verschiedener Rassen aus, und auch antisemitische Passagen wird man in seinen Arbeiten nicht finden. Lorenz argumentiert mehr oder weniger klassisch eugenisch – das aber in aller Deutlichkeit, indem er etwa eine noch schärfere Ausmerzung ethisch Minderwertiger empfahl. Eugenische Maßnahmen wie die (Zwangs-)Sterilisierung Behinderter wurden in den 1930er-Jahren freilich nicht nur in Nazi-Deutschland praktiziert, sondern in etlichen anderen Ländern. Womöglich stärker belastende Fakten sind in der vorliegenden Entscheidungsgrundlage nicht angeführt, und etliche Fragen über Lorenz NS-Vergangenheit liegen nach wie vor im Dunkeln: Der Verhaltensforscher war nachweislich Mitglied des Rassenbiologischen Amts, das etwa auch Lorenz Nobelpreis-Ko-Laureat Karl von Frisch 1936 lobte. Was diese Mitgliedschaft im Fall von Lorenz konkret bedeutete, ist unklar. Außerdem war er im Sommer 1942 Mitarbeiter einer völkerpsychologischen Studie über 877 deutschpolnische Mischlinge und Polen aus Posen. Was mit den Probanden nach der Studie geschah, ist nicht gesichert. Und man weiß auch nicht im Detail, was Lorenz – nachdem er zur Heerespsychologie abkommandiert worden war – als Militärpsychiater in Posen zwischen 1942 und 1944 genau getan hat und was er dort zu verantworten hatte. Auch in diesen Fall sind die konkreten Schicksale der von ihm behandelten Kriegsneurotiker (noch) unbekannt. All das und auch seine NSDAP-Mitgliedschaft hat Konrad Lorenz bis zu seinem Tod lange erfolgreich verschwiegen und verdrängt. Als er sich in seinen letzten Lebensmonaten in einer Fragment gebliebenen Autobiografie diesen dunklen Seiten seines Lebens stellen wollte, war es bereits zu spät. Und so steht sein Fall in gewisser Weise auch beispielhaft für den österreichischen Umgang mit der NS-Vergangenheit, auch und zumal in universitären Kreisen: Aufgrund der schlampigen Entnazifizierung hat man sich allzu lange nicht mit der NS-Vergangenheit und der Zeit davor befasst – weder im Fall von einzelnen Wissenschaftern wie auch von Institutionen. Und jetzt, mehr als 70 Jahre danach, scheint das Pendel in die Gegenrichtung auszuschlagen: Vor lauter versäumter Aufarbeitung hat man nur mehr die NS-Geschichte im Blick – und läuft dabei Gefahr, die wissenschaftlichen Verdienste großer Forscher aus den Augen zu verlieren. Im Fall von Lorenz gingen diese Verdienste weit über die Wissenschaft hinaus: Er war nicht nur weltberühmter Naturforscher, sondern auch bedeutender Natur- und Umweltschützer – ohne ihn würde vermutlich Zwentendorf in Betrieb sein und Hainburg wäre gebaut worden. Er war aber eben auch einige Jahre seines Lebens Nationalsozialist, Parteimitglied und mehr als nur bloßer Mitläufer – ohne dass er eine wichtige Rolle bei der Formulierung oder der Verbreitung von NS-Ideologie gespielt hat. Die Universität Salzburg hat sich entschieden, die Verstrickung in die NS-Ideologie bei ihren Ehrendoktoraten neu zu bewerten, wohl auch als Konzession an die politische Korrektheit, die in den letzten Jahren gerade an den Universitäten fröhliche Urständ feiert. Das ist durchaus legitim, aber es überrascht doch, da die wesentlichen Fakten zu Lorenz NS-Verstrickungen seit zumindest 14 Jahren auf dem Tisch liegen. Wenn die strengen Maßstäbe der Uni Salzburg allerdings Schule machen würden, dann müssten konsequenter Weise nicht nur Lorenz zahllose Ehrendoktorate und Ehrungen im In- und Ausland aberkannt und Institute umbenannt werden. Nach diesen strengen Maßstäben müssten ab sofort nämlich dutzende Ehrendoktorate, die an Österreichs Unis nach 1945 vergeben wurden – von vielen anderen hohen wissenschaftlichen Ehrungen ganz zu schweigen –, eine Neubewertung erfahren und gestrichen werden.' Wissenschaft;"Meisterspion" plauderte 1981 vor DDR-Staatssicherheit über seine Spionagetätigkeit für die Sowjetunion in London. London – Die BBC hat ein Video des berühmten Doppelagenten Kim Philby enthüllt, in dem dieser im Jahr 1981 vor Mitgliedern der DDR-Staatssicherheit einen Vortrag über seine Spionagetätigkeit hält. Sie alle haben sicherlich Geschichten über die mythische Effizienz des (britischen Auslandsgeheimdiensts) SIS gehört, einer sehr, sehr gefährlichen Organisation, sagt Philby in dem von der BBC im Stasi-Archiv entdeckten Video. Nun, zu Kriegszeiten war er das keineswegs. Über Jahre hinweg habe er jeden Abend sein Büro in London mit einem dicken Koffer voller von ihm selbst geschriebener Berichte und Dokumente aus den Archiven verlassen, fährt Philby in dem Vortrag fort. Üblicherweise habe er die Unterlagen abends seinem sowjetischen Kontakt übergeben. Dieser habe sie abfotografiert und früh am nächsten Morgen zurückgegeben. Er selbst habe sie dann an ihren ursprünglichen Platz zurückgebracht. Philby, der sowohl für die Briten als auch für die Sowjets arbeitete, war ab 1944 Chef der britischen antisowjetischen Spionageabteilung im britischen Geheimdienst MI6. 1949 wurde er zum Verbindungsoffizier des britischen Geheimdiensts zur CIA in Washington bestellt. 1963 setzte sich Philby in die Sowjetunion ab, nachdem er verdächtigt wurde, nach Guy Burgess und Donald McLean der dritte vom sowjetischen Geheimdienst an der Universität Cambridge rekrutierte Maulwurf innerhalb des britischen Secret Intelligence Service (SIS) zu sein. Von da an lebte er bis zu seinem Tod im Jahr 1988 in Moskau. Zu seiner Tätigkeit für die Sowjetunion erklärte Philby, er habe Informationen geliefert, die es dem sowjetischen Verbündeten Großbritanniens erlaubt hätten, den Kampf gegen Hitlerdeutschland zu gewinnen. Inland;Häupl: Keine "politische Trompete" Straches in die Hofburg. Wien – Altkanzler Franz Vranitzky (SPÖ) wird das Personenkomitee für SPÖ-Bundespräsidentschaftskandidat Rudolf Hundstorfer leiten. Das gab er bei einer Veranstaltung Donnerstagabend bekannt. Begründet wurde von ihm die Initiative damit, dass der früherer ÖGB-Präsident und Sozialminister sein Leben lang für sozialen Zusammenhalt gestanden sei und an Europa glaube. Präsentiert wurde Vranitzky als Hauptproponent im Rahmen einer Veranstaltung des Vereins Idee, der schon die Wiederwahl Michael Häupls als Wiener Bürgermeister unterstützt hatte. Der Stadtchef selbst zeigte sich dabei optimistisch, nach dem Halten des Bürgermeisteramtes in der Bundeshauptstadt auch bei der Hofburgwahl einen Sieg des SPÖ-Kandidaten zu erreichen. Es gelte zu verhindern, das die politische Trompete von FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache in die Präsidentschaftskanzlei einziehe. Dass ihm stark daran gelegen ist, freiheitliche Erfolge zu verhindern, machte auch Vranitzky klar. Der Erfolg Häupls sei ein zeithistorisches Ergebnis gewesen, da damit dieser schreckliche Populist Strache abgewehrt worden sei. Mit Hundstorfer in der Hofburg würde jedenfalls verhindert, dass das Verbot der Wiederbetätigung gelockert würde. FPÖ-Kandidat Norbert Hofer hatte ja vor einigen Jahren das Verbotsgesetz infrage gestellt, die Position allerdings zuletzt deutlich revidiert. Hundstorfer zeigte sich in seiner Dankesrede optimistisch, aber nicht überheblich was seine Wahlchancen angeht. Populismus werde er sachlich entgegentreten. Die Mitglieder des Personenkomitees wurden am Donnerstag noch nicht präsentiert. Fix ist bereits, dass die frühere Staatssekretärin und Siemens-Managerin Brigitte Ederer Vranitzky bei seiner Arbeit unterstützen wird. Dieser versicherte, bereits eine ansehnliche Anzahl an Unterstützern für das Komitee gefunden zu haben. Alle Anwesenden forderte er auf, sich an der Initiative zu beteiligen. Zu den Gästen des Events gehörten zahlreiche ehemalige Größen der Sozialdemokratie, unter anderem der früherer Verkehrsminister und gescheiterte Hofburgkandidat Rudolf Streicher sowie Ex-Innenminister Karl Blecha, der noch immer den SPÖ-Pensionistenverband leitet. International;Granaten schlugen in der Nähe der Universität ein. Damaskus – Bei einem Granatenangriff auf Syriens Regimehochburg Latakia sind nach Regierungsangaben mindestens zwölf Menschen ums Leben gekommen. 57 Menschen seien verletzt worden, als zwei Geschosse in der Nähe der Tischrin-Universität eingeschlagen seien, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Sana am Dienstag. Bilder des Staatsfernsehen zeigten zerstörte und brennende Autos. Sana machte Terroristen für den Beschuss verantwortlich. Die am Mittelmeer gelegene Stadt Latakia ist bisher vom Bürgerkrieg weitestgehend verschont geblieben. Sie gilt neben Damaskus als wichtigste Bastion des Regimes. Russlands Luftwaffe nutzt Latakia als Basis für Angriffe in Syrien. Nordöstlich der Stadt versuchen Rebellen bisher erfolglos, in das Küstengebiet vorzustoßen. Wissenschaft;Ein aktuelles Buch zeigt am Beispiel des frühen 19. Jahrhunderts, wie tiefgreifend ein Klimawandel in alle Bereiche menschlicher Gesellschaften hineinwirkt. Der April des Jahres 1815 muss im globalgeschichtlichen Kalender knallrot angestrichen werden, wenn es nach dem deutschen Klimahistoriker Wolfgang Behringer geht. Seine These: Binnen weniger Wochen veränderte eine singuläre Naturkatastrophe gewaltigen Ausmaßes nicht nur das Klima, sondern gar den Lauf der Welt – obwohl es zunächst niemand realisierte. Denn so grenzenlos die Folgen dieses Ereignisses waren, so regional begrenzt war ihr Ursprung. Dieser lag auf Sumbawa, einer östlich von Java gelegenen indonesischen Insel, die den Stratovulkan Tambora beherbergt – zu Beginn des 19. Jahrhunderts mit 4300 Metern eine der höchsten Erhebungen des indonesischen Archipels. Wie man heute weiß, brach der Tambora im April 1815 mit einer Intensität aus, die in der überlieferten Geschichte der Menschheit ohne Beispiel ist. Die explosiven Eruptionen waren mehr als 2000 Kilometer weit zu hören – und halbierten den Vulkan beinahe. Auf Sumbawa und der Nachbarinsel Lombok kamen mindestens 71.000 Menschen ums Leben. Doch die tatsächliche Zahl der Opfer dieser Katastrophe lässt sich nicht einmal ansatzweise beziffern. Sie beträgt mit Sicherheit ein Vielfaches davon. Was nämlich auf den Ausbruch des Tambora folgte, war ein Jahr extremer Klimaschwankungen: Das durch die Eruptionen emporgeschleuderte Material aus Gas- und Schwebepartikeln, verbreitet und verteilt durch Höhenwinde, verminderte die Sonneneinstrahlung und bewirkte fast weltweit eine plötzliche Abkühlung. Der Winter 1815/16 war einer der kältesten des zweiten Jahrtausends. In Europa und Nordamerika erlebte man in der Folge das Jahr ohne Sommer, zum Teil schneite es im Juli oder regnete über Monate hinweg. In weiten Teilen Asiens verursachten verheerende Niederschläge Überflutungen, die Cholera brach aus, die Tuberkulose grassierte. Mancherorts herrschte wiederum extreme Dürre. Da wie dort kam es zu Missernten, Massensterben von Nutztieren und 1817 zur schlimmsten Hungersnot des 19. Jahrhunderts. Russland hingegen profitierte vom veränderten Klima und verzeichnete dank steigender Getreideexporte und Einwanderung einen wirtschaftlichen Aufschwung. Enorme Migrationsbewegungen, soziale Revolten und politische Umbrüche kennzeichneten die folgenden Jahre. Der Ausbruch des Tambora war der Beginn eines Experiments, an dem die ganze Menschheit unfreiwillig teilgenommen hat. Die Reaktionen darauf geben ein Beispiel dafür, wie Gesellschaften und einzelne Menschen auf Klimawandel reagieren, welche Risiken dabei entstehen und welche Chancen damit verbunden sein können, schreibt Behringer im Buch Tambora und das Jahr ohne Sommer. Wie der Forscher der Universität des Saarlandes detailliert nachzeichnet, blieb kein Erdteil von direkten oder indirekten Auswirkungen der Tamborakrise verschont. Indem er gesicherte klimahistorische Fakten und zeitgenössische Quellen mit sozialen und weltpolitischen Entwicklungen der Folgezeit in Verbindung bringt, rückt er den Vulkanausbruch aber aus dem naturgeschichtlichen Blickfeld direkt ins Zentrum der Weltgeschichte. Wo das Klima sich zum Schlechteren wandelte, wirkte es demnach wie ein Katalysator vorhandener Tendenzen: In Europa nahmen schwere soziale Unruhen und politische Massendemonstrationen zu, es kam zu Attentaten und zu Pogromen gegen Juden. In Südafrika wurden angebliche Hexen als Schuldige an Ernteausfällen verfolgt. Das zaristische Russland suchte wiederum die Migration für seine imperialistischen Ziele zu nutzen und seinen Einfluss in der Schwarzmeerregion auszudehnen. Die Krise entfaltete aber auch eine enorme erfinderische und innovative Kraft: Behringer stellt neue Ansätze, die Natur besser einzuschätzen und zu zähmen, ebenfalls in einen Ereigniszusammenhang, etwa das Aufkommen der Meteorologie und die zunehmende Durchführung von Flussbegradigungen. Dem Buch mangelt es nicht an interessanten Episoden aus unterschiedlichsten kulturellen, gesellschaftspolitischen und wissenschaftlichen Bereichen. Mitunter bleibt es jedoch bei einer Aneinanderreihung, die etwas krampfhaft zu einer Ereigniskette geschmiedet wurde. Das birgt, zugunsten eines gelungenen Spannungsbogens, die Gefahr argumentativer Monokausalität. In jedem Fall führt Behringers Perspektive aber anschaulich vor Augen, wie komplex das Weltklima in sämtliche Bereiche der menschlichen Lebenswelt hineinwirkt. Damals wie heute. Wissenschaft;Britische Wissenschafter haben analysiert, ob Pflanzenproben in naturhistorischen Museen auch die richtigen Namen tragen. Die Ergebnisse sind erschreckend. Oxford/Wien – Um die Verteilung von bestimmten Tier- oder Pflanzenarten rund um den Globus zu analysieren, greifen Biodiversitätsforscher gerne auf naturhistorische Sammlungen zurück. Bei solchen Analysen gelingt es immer wieder, neue Arten zu entdecken. So konnten britische Forscher erst kürzlich im Londoner Natural History Museum eine neue Art von Fledermäusen, konkret: der Hufeisennasen, identifizieren. Das Exemplar lagerte seit drei Jahrzehnten in Alkohol eingelegt im Museum. Damit sind wir aber auch schon bei einem Problem angelangt, dessen Ausmaße einigermaßen dramatisch sein dürften: Britische Forscher kommen im Fachblatt Current Biology und in zeitgleichen Studien in weiteren Fachmagazinen zum Schluss, dass bis zu 50 Prozent aller Sammlungsobjekte in naturhistorischen Museen die falsche Bezeichnung tragen könnten. Die Wissenschafter um Robert Scotland vom Institut für Pflanzenforschung an der Universität Oxford konzentrierten sich bei ihren Analysen auf Herbarien und andere Sammlungen von Pflanzen insbesondere aus den Tropen. Eine Teilstudie widmete sich 4500 Exemplaren eines afrikanischen Ingwergewächses der Gattung Afromamu, die erst im Vorjahr in einer Monografie detailliert dargestellt wurde. Nicht weiter überraschend wurden 58 Prozent der Objekte zuvor falsch bezeichnet. Eine zweite Studie untersuchte am Beispiel einer Familie von asiatischen Regenwaldbäumen, wie Belegexemplare von derselben Pflanze in verschiedenen Sammlungen benannt werden. Immerhin 29 Prozent der Duplikate trugen in zwei oder mehr Museen unterschiedliche Namen, von denen zumindest einer falsch sein musste. Schließlich analysierten die Forscher auch noch knapp 50.000 Objekte aus der Gattung Ipomoea (zu der unter anderem auch die Süßkartoffel gehört), die in die Global-Biodiversity-Information-Facility-Datenbank hochgeladen wurden. 40 Prozent davon trugen veraltete Namen, weitere 27 Prozent waren inkorrekt oder ungültig. Die Gründe für diese erstaunlich zahlreichen Fehler sind mannigfaltig. Ein Hauptproblem dürfte sein, dass die Forscher in den Museen mit dem Klassifizieren kaum nachkommen: Mehr als die Hälfte der neuen tropischen Pflanzenarten wurden erst entdeckt. Wie aber sieht es beim Rest der 1,8 Millionen verschiedenen Arten aus, die bestimmt wurden und in Museen lagern? Mehr als die Hälfte davon sind Insekten. Die Forscher gehen davon aus, dass dort der Anteil der falschen Bezeichnungen noch viel höher ist. Panorama;Nur Kärnten und Tirol noch schlechter. Bregenz – Außer Niederösterreich und Salzburg erfüllt derzeit kein Bundesland die Asylquote bei den unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen (UMF). Nach wie vor leben über 1.000 junge Flüchtlinge im Traiskirchner Erstaufnahmezentrum. In Vorarlberg fehlten 113 Plätze und erfülle damit die Quote nur zu knapp 60 Prozent, geht aus einem Bericht der Montagsausgabe der Vorarlberger Nachrichten (VN) hervor. Schlechter bei der Unterbringung von unbegleiteten jugendlichen Asylwerbern seien damit nur die Bundesländer Kärnten (rund 51 Prozent) und Tirol (rund 56 Prozent). Selbst Salzburg erfülle die Quote nur, weil dort rund 200 Jugendliche in einer Kaserne untergebracht seien, kritisierte der Vorarlberger Kinder- und Jugendanwalt Michael Rauch. Rauch sparte auch nicht mit Kritik an der Vorarlberger Landesregierung. Man könne sich nicht medial stets als Quotenerfüller präsentieren, wenn wir bei den UMF nur bei 60 Prozent liegen, so Rauch. Laut Landesrätin Katharina Wiesflecker (Grüne) werde Österreichs westlichstes Bundesland bereits im Frühjahr die Quote wieder erfüllen. Wiesflecker konterte auch damit, dass man noch im Dezember knapp 90 Prozent der vorgeschriebenen Anzahl untergebracht hätte. Es seien mit 1. Jänner aber gleich 50 Jugendliche volljährig geworden, wodurch wir stark zurückgefallen sind. Flüchtlingskoordinator Christian Konrad regte im VN-Gespräch an, die Vorschriften bei der Quartierssuche für jugendliche Flüchtlinge noch einmal zu überdenken. Bei der Bauordnung oder Richtlinien zur Barrierefreiheit wären Lockerungen denkbar, so Konrad. Die Betreuungsstandards dürften hingegen keinesfalls gesenkt werden. Inland;Wiesenthals Enkelin versucht die Familiengeschichte des Shoah-Rechercheurs zu erforschen. Wien – Ein einsames Gefühl sei es, keine Familie zu haben, sagt Racheli Kreisberg-Greenblatt – umso mehr, wenn diese Familie einmal groß und verzweigt gewesen war, bevor ihre Mitglieder ermordet oder jene, die überlebten, in alle Welt versprengt wurden. Simon Wiesenthal, der große Rechercheur der NS-Verbrechen, war diesbezüglich einer von vielen. Nachdem man uns alle ausgemordet hat, haben wir niemanden, schreibt er in einem Brief im Jahr 1963 über seine Verwandtschaft. Wiesenthals Enkelin, die in Israel lebende Racheli Kreisberg-Greenblatt, machte es sich zur Aufgabe, nachzuforschen, wer sie waren, die vielen Opfer der Wiesenthal-Familie – und ob es nicht doch noch weitere Überlebende gibt. Die Ergebnisse stellte sie im Rahmen eines Vortrags im Jüdischen Museum Wien, veranstaltet vom Wiener Wiesenthal-Institut für Holocaust-Studien (VWI), am Montag in Wien vor. Ausgangspunkt ihrer Recherche war die Zahl 89: So viele Familienmitglieder väter- und mütterlicherseits habe Wiesenthal im Holocaust verloren, so steht es in allen Biografien geschrieben. Doch wer war wie auf diese Zahl gekommen? Mir hat mein Großvater nie gesagt, dass es genau 89 Opfer waren, und wenn ich ihn fragte, erhielt ich keine Antwort, sagt Kreisberg-Greenblatt, die 38 Jahre alt war, als Simon Wiesenthal 2005 im Alter von 96 Jahren verstarb. Wiesenthal, der sein Leben lang Namen recherchiert hatte, war in seiner eigenen Familie nicht weit gekommen. Alle, die meinen Großvater kannten, wussten, was für ein enormes Gedächtnis er hatte, sagt seine Enkelin. Umso erstaunlicher war es, wie wenig ich vorfand, sagt sie, und zeigt auf einen ausgedünnten Stammbaum. Seit sie mit ihrer Recherche begann, sind viele Äste hinzugekommen. Es war wie bei vielen Nachkommen von Shoah-Überlebenden eine äußerst schwierige Recherche: Im Holocaust wurde vieles von dem, was Ahnenforschern üblicherweise an Quellenmaterial zur Verfügung steht, verwüstet – also Briefe, Grabsteine, Urkunden der jüdischen Gemeinden, Fotos. Kreisberg-Greenblatt, die im Hauptberuf Biotechnologin ist und in Israel ein Reiseveranstalterunternehmen managt, klammerte sich an Postkarten und Briefe ihres Großvaters, Korrespondenzen aus den frühen Nachkriegsjahren und aus den 1960ern, um erste Rechercheschritte zu tun. Er sei 1908 im galizischen Buczacz geboren, schreibt Wiesenthal in einem Brief im Jänner 1961, er erwähnt darin auch den Geburtsort seiner Eltern. Die Enkelin lässt sich dort Heiratsurkunden ausheben. Sie stößt so auf eingeheiratete Familiennamen, recherchiert sie in der für viele Überlebende unersetzlichen Datenbank des Holocaust-Memorial-Zentrums Yad Vashem in Jerusalem und kittet in mühsamer Kleinstarbeit diverse Löcher in der Genealogie. Bis dato hat Kreisberg-Greenblatt 42 Namen ermordeter Familienmitglieder herausgefunden. Für sachdienliche Hinweise ist sie weiterhin dankbar. Einblicke in das Wirken Simon Wiesenthals und seine Sichtweise der offiziellen Vergangenheitspolitik der Stadt Wien eröffnen auch die Ausstellung Wiesenthal in Wien, die anlässlich des zehnten Todestages im vergangenen September eröffnet wurde und noch bis 8. Mai im Museum Judenplatz zu sehen ist. Wissenschaft;Museum an ehemaliger Frontlinie zwischen Italien und Österreich-Ungarn in Fels und Eis errichtet. Rom – Im Marmolada-Massiv im Herzen der Dolomiten, wird am Samstag das Museum des Ersten Weltkrieges eingeweiht. Es handelt sich um das höchstgelegene Museum Europas, das sich genau auf der Kriegsfront des Ersten Weltkrieges zwischen Italien und Österreich-Ungarn befindet. Hier wurden in den Jahren zwischen 1915 und 1918 über 15.000 Soldaten getötet. In der Bergstation der Seilbahn Serauta ist auf 3.000 Metern Meereshöhe das Museum eingerichtet worden. In den renovierten Ausstellungsräumen wird der Krieg aus Sicht des Soldaten gezeigt. Auf 300 Quadratmetern Fläche wird im Detail die Geschichte des Krieges in Fels und Eis in zwölf Abteilungen dargestellt. Das Museum wurde konzipiert, um die Grausamkeit und Sinnlosigkeit des Krieges zu bezeugen und Frieden und Brüderschaft der Völker zu zelebrieren, berichtete die Koordinatorin des Projekts, Giuliana Boscheri. Die erschütternde Darstellung der rauen Wirklichkeit der Kampfhandlungen im Hochgebirge in diesem Museum ist gleichzeitig ein Aufruf zum Frieden und zur Freundschaft zwischen allen Völkern. Aus den großen Fenstern des Museums kann der Besucher die Stellungen der Italiener und der österreichisch-ungarischen Soldaten betrachten. Die gesamte Gegend steht unter Denkmalschutz. Das Museum erzählt auch vom Leben in der Eisstadt, so bezeichnet von den 300 Kaiserschützen, die dort lebten. Dabei handelt es sich um eine große, mit allen notwendigen Einrichtungen, Magazinen und Unterständen ausgestattete Kaserne. Die Eisstadt war ins Gletschereis gegraben und verfügte über zehn Kilometer Verbindungsstollen zwischen den Höhlen. In diesen Kavernen befanden sich die verschiedenen Holzbaracken, die als Mensa, Unterstände oder Krankenstube dienten. Ausgestellt sind auch verschiedene Fundstücke, die während der Gletscherschmelze wieder ans Licht kamen. Ein Film aus jener Zeit ist im Videosaal der Endpunkt eines ergreifenden Rundgangs. Die Erläuterungen im Museum sind auf Italienisch und Deutsch. Entworfen wurde das Museum von der Architektin Claudine Holstein vom Südtiroler Büro G22 Projects GmbH. Es kann während der Betriebszeit der Seilbahn von Anfang Dezember bis nach Ostern und von Juni bis September besichtigt werden. Der Eintritt ist frei. (APA/red, 27.6. 2015) Wissenschaft;Zunehmend wärmere Winter erhöhen den Überwinterungserfolg nicht heimischer Schädlinge. Graz – Nicht heimische Tier- und Pflanzenarten dürften durch den Klimawandel profitieren und sich künftig dauerhaft in unseren Breiten etablieren. Wiener Forscher haben für drei Schädlingsarten Modelle erstellt, um ihren Überwinterungserfolg – und damit ein wichtiges Kriterium für die Heimischwerdung – abzuschätzen. Zwei auf den ersten Blick unabhängige Faktoren sollten laut Andreas Kahrer von der AGES (Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit) in Wien gemeinsam betrachtet werden: Nicht heimische Schadinsekten werden immer wieder nach Europa eingeschleppt. Und die mittleren Temperaturen sind in Europa während der vergangenen 100 Jahre um bis zu zwei Grad Celsius angestiegen und dürften künftig je nach Modell noch zwischen einem und drei Grad Celsius ansteigen, wie Kahrer am Rande des Österreichischen Klimatages in Graz sagte. Er stellte sich gemeinsam mit Helfried Scheifinger von der ZAMG (Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik) die Frage, ob dadurch nicht schon in naher Zukunft eingeschleppte Insekten in europäischen Regionen heimisch werden – und damit möglicherweise die Landwirtschaft in Gefahr bringen könnten. Mithilfe aktueller Klimadaten und prognostizierter Klimaszenarien wurde so der potenzielle Ansiedelungserfolg des Baumwollkapselwurm (Helicoverpa armigera), der aus Südamerika stammenden Tomatenminiermotte (Tuta absoluta) und dem aus Indien stammenden Khapra-Käfer (Trogoderma granarium) untersucht. Gemessen wurde der mögliche Ansiedelungserfolg dieser Schädlinge an ihrem Überwinterungserfolg. Dieser stelle eine erste notwendige Voraussetzung dar, um sich in einem neuen Gebiet zu etablieren. Die Ergebnisse der aus prognostizierten Klimadaten erstellten Modellierung der Überwinterungserfolge waren laut Scheifinger prägnant: Im Fall des Baumwollkapselwurms, dessen Raupen auch Gemüse und Blumen befallen, und des Khapra-Käfers könnten demnach bis Ende dieses Jahrhunderts die Gebiete, in denen die Insekten gut überwintern könnten, stark anwachsen. Dann würden große Gebiete in Mitteleuropa zur Überwinterung beider Arten ohne jegliche klimabedingte Sterblichkeit geeignet sein, so Scheifinger. Im Fall der Tomatenminiermotte würde sich der Zuwachs möglicher Überwinterungsgebiete auch gegen Ende des 21. Jahrhunderts jedoch weiterhin auf Südwesteuropa und den Mittelmeerraum beschränken. An der AGES wurde im Labor in mehrjährigen Experimenten die maximale Überlebensdauer der Insekten bei unterschiedlichen Frostgraden erhoben. Zuletzt wurden daraus die stündlichen Kältestresswerte und der Gesamtkältestress der Insekten errechnet. Daraus ließ sich dann die Gesamtmortalität für die jeweilige Insektenpopulation ermitteln, sagte Kahrer. Bisher war eine Berechnung der Mortalität unter fluktuierenden Temperaturen nicht möglich gewesen – erst unsere neuartige Berechnungsweise erwies sich als zielführend, so der Forscher. Web;Limitiertes Modell des NES-Ablegers Analog Nt kommt mit Cartridge von "The Legend of Zelda". Zu Ehren des Rollenspiels The Legend of Zelda bringt der Retrokonsolenhersteller Analogue Interactive eine vergoldete Variante des Systems Analogue Nt heraus, eine Abwandlung von Nintendos erster Konsole NES, die die Originalspiele auf modernen Fernsehern per HDMI ausgeben kann. Das vergoldete Modell schlägt mit nicht weniger als 4.999 Dollar zu Buche und wird lediglich zehnmal gerfertigt. Dazu beigelegt wird eine Original-Cartridge von The Legend of Zelda, die damals gold gefärbt erschien. Ein weiteres Schmankerl birgt die Unterseite des goldenen Analogue Nt. Diese ist komplett transparent gehalten, damit man sich das Innenleben der Konsole ansehen kann. Bestellanfragen für das Luxusspielgerät werden lediglich per Email angenommen. Web;Gewinn je Aktie soll heuer um 10 Prozent steigen – Umsatzplus von 5 Prozent angepeilt. Großaufträge von Apple und dem Fahrdienst Uber sollen den Gewinn des Navigationssysteme-Anbieters TomTom heuer anschieben. Die Niederländer rechnen mit einem Plus von 10 Prozent beim Ergebnis je Aktie. Beim Umsatz steuert TomTom ein Plus von 5 Prozent an, wie das Unternehmen am Dienstag weiter mitteilte. Anleger hatten offenbar noch mehr erwartet: Die Aktie brach in Amsterdam um gut sechs Prozent ein. Im vergangenen Jahr waren die Einnahmen um 6 Prozent auf mehr als 1 Mrd. Euro gestiegen. Im Schlussquartal lag das Plus sogar bei 9 Prozent. Der bereinigte Gewinn sank 2015 dagegen um 18 Prozent auf knapp 50 Mio. Euro. TomTom machte unter anderem gestiegene Investitionen für den Rückgang verantwortlich. Der Navi-Anbieter setzt insbesondere auf das Geschäft mit selbstfahrenden Autos und arbeitet mit Volkswagen und Bosch zusammen. Der Konkurrent des Kartendienstes Here, der den deutschen Autobauern Daimler, BMW und Audi gehört, setzte sich im November auch beim Fahrdienst Uber durch und wird dessen Fahrer über mehrere Jahre mit digitalen Karten und Verkehrsdaten versorgen. International;Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung. Wissenschaft;Spezialkamera am Dach des NHM installiert – Pilotprojekt für österreichweites Netzwerk. Wien – Mit einer Spezialkamera am Dach will das Naturhistorische Museum (NHM) Wien den Fall von Meteoren verfolgen. Längerfristiges Ziel sei es, mit einem möglichst dichten Kameranetzwerk in Österreich das Herkunftsgebiet von Sternschnuppen und Feuerbällen zu bestimmen und vielleicht auch frisch gefallene Meteoriten zu finden, sagte NHM-Direktor Christian Köberl am Montag bei der Präsentation der Kamera. Bei Meteoren handelt es sich um Material, das mit 20 bis 30 Kilometer pro Sekunde in die Erdatmosphäre eindringt und dort verglüht. Bestehen diese nur aus Staubteilchen, sieht man eine Sternschnuppe, bei größeren Brocken ist ein heller Feuerball zu sehen. Die Objekte ionisieren bei ihrem Fall die Luft, wodurch die Leuchtspur entsteht. Wenn ein größerer Brocken nicht gänzlich verglüht, sondern Teile davon am Boden landen, spricht man von Meteoriten. Und davon gibt es in Österreich ein klares Defizit, sagte Köberl. Nach Schätzungen fallen durchschnittlich pro Jahr zwei Meteoriten auf österreichisches Staatsgebiet. In den vergangenen 250 Jahren wurden jedoch nur sieben gefunden. Von vier dieser Meteoriten wurde auch ihr Fall beobachtet, die restlichen wurden zufällig erst Jahre nach dem Fall entdeckt. Grund dafür sei, dass sich die Landschaft hierzulande mit Bergen und Wäldern nicht sehr gut für die Meteoritensuche eigne. Dabei seien Meteoriten Zeitzeugen aus der Entstehung des Sonnensystems und der Erde, so Köberl, der als Geochemiker Spezialist für Einschläge von Meteoriten und Asteroiden ist. Meist stammen die Meteore aus dem Asteroidengürtel, es gibt aber auch solche vom Mars und vom Mond. Für die Herkunftsbestimmung von Meteoren bzw. Meteoriten muss ihre Bahn durch die Erdatmosphäre rechnerisch rekonstruiert werden. Das geht umso genauer, je mehr Bilder von einer Sternschnuppe oder Feuerball aus unterschiedlichen Positionen vorhanden sind. So kann man auch Gebiete eingrenzen, in denen nicht gänzlich verglühte Teile auf der Erde niedergegangen sein könnten, und die Suche am Boden aufnehmen. Das würde den Forschern frisches Material, das noch nicht durch irdische Spuren kontaminiert ist, liefern. Mit einer Kamera alleine kann man also noch nicht viel erreichen. Sollte das Projekt aber erfolgreich sein, wollen sich die Wissenschafter bemühen, ein flächendeckendes Netzwerk in Österreich aufzubauen. Rund ein Dutzend der 180-Grad-Weitwinkelkameras mit Kosten von jeweils 1.500 bis 2.000 Euro wären dafür notwendig. Mit der Testinstallation beteiligt sich das NHM an dem französischen Forschungsprojekt FRIPON (Fireball Recovery and InterPlanetary Observation Network), in dessen Rahmen rund 100 Kameras in Frankreich installiert werden. So wie die Wiener Kamera sind diese mit dem Internet verbunden, die Auswertung – etwa ob es sich um ein Flugzeug oder eine uninteressante Sternschnuppe handelt, erfolgt automatisch. Ähnliche Netzwerke in Australien, Kanada oder den USA hätten bisher zum Auffinden von mehr als einem Dutzend Meteoriten geführt, heißt es seitens des NHM. Köberl räumt ein, dass die Lichtverschmutzung über Wien so wie in allen Städten ein Problem für die Kamera sei. Man sei aber ohnedies primär an den ganz hellen Feuerbällen interessiert, und diese könne man manchmal sogar am Tag sehen. Wissenschaft;Aaskäferweibchen produzieren ein Antiaphrodisiakum, um Männchen während der anstrengenden Phase der Larvenaufzucht abzutörnen. Ulm/Wien – Der Schwarzhörnige Totengräber (Nicrophorus vespilloides) ist kein Protagonist eines Horrorfilms, sondern ein Aaskäfer. Ein Blick auf sein Brutverhalten lässt keine Fragen offen, wie er zu diesem Namen kam: Entdecken die Käfer den Kadaver eines kleinen Wirbeltiers, bearbeiten sie diesen so lange, bis nur noch ein formloses Etwas übrigbleibt. Zeitgleich wird die Erde unter dem Kadaver weggescharrt und das tote Tier in einer stabilen Kammer vergraben – fertig ist die Brutstätte samt üppiger Kinderkost. In diesem Grab kommt es zu Paarung, Eiablage, Geburt und schließlich auch zur Aufzucht der Jungen. Totengräber sind fürsorgliche Eltern: Sowohl Weibchen als auch Männchen sind stark in die Brutpflege involviert und füttern ihre Larven mit vorverdauter Nahrung, bis diese selbstständig sind. Wie man sich vorstellen kann, ist das für die Eltern ziemlich anstrengend. In diesen intensiven Phasen auch noch weitere Eier abzulegen oder aber sich gegen Annäherungsversuche eines zudringlichen Männchens wehren zu müssen würde die Weibchen wertvolle Energie kosten. Biologen um Katharina Engel (Uni Ulm) fanden nun heraus, welche evolutionären Mechanismen die Käfer deshalb entwickelten: Mithilfe eines Hormons wird die Reproduktionsfähigkeit der Weibchen nach einer Eiablage exakt so lange gehemmt, bis die Larven selbstständig werden. Gleichzeitig entdeckten die Forscher aber auch ein an das Hormon gekoppeltes flüchtiges Pheromon, das den Männchen die Nichtbereitschaft zur Fortpflanzung signalisiert, und zwar mit großer Wirkung: Um den Effekt zu überprüfen, brachten die Biologen unbeteiligte Käfermännchen mit dem Pheromon in Kontakt. Und tatsächlich verging ihnen bei diesem Duft ganz schnell die Lust auf Sex, sagt Koautor Joachim Ruther (Uni Regensburg). Zudem wird das Antiaphrodisiakum nur zielgerichtet produziert: Fehlen Männchen bei der Aufzucht, wird es gar nicht erst gebildet. Inland;Die ÖVP denkt laut über Verschärfungen für Arbeitslose nach: Ein 47-jähriger Wiener Akademiker sucht seit vier Jahren verzweifelt einen Job. Wien – So richtig kann es Christoph Grünberger* noch immer nicht fassen, dass er bereits seit 2011 auf Jobsuche ist. Um Gottes willen, ich habe vier Jahre meines Lebens verloren, sagt der 47-Jährige. Schön langsam fürchte ich, überhaupt keinen Job mehr zu finden. Den STANDARD empfängt er in seiner Wohnung im 22. Wiener Gemeindebezirk. Sie ist mit rund 70 Quadratmetern zwar nicht sehr groß, aber immerhin sein Eigen (auch wenn der Kredit noch 20 Jahre läuft). Grünberger ist stolz auf sein Heim. Es ist modisch eingerichtet, die Nachbarschaft ist international, die Uno-City nur wenige Gehminuten entfernt. Mit jedem weiteren Tag in der Arbeitslosigkeit steigt aber die Angst, alles zu verlieren. ÖVP drängt auf strengere Regeln Der Wiener ist einer von derzeit 376.522 Jobsuchenden. Seit einem STANDARD-Inter- view mit Finanzminister Hans Jörg Schelling diskutieren ÖVP-Politiker landauf, landab darüber, ob Arbeitslose in Österreich zu viele Jobangebote ablehnen, die Notstandshilfe zu lange gewährt wird, die Mindestsicherung streng genug kontrolliert wird und ob nicht nach deutschem Hartz-IV-Vorbild mehr Druck auf Arbeitslose ausgeübt werden sollte, öfters schlechtbezahlte Teilzeitjobs anzunehmen. Meist geht es in den Debatten um Niedrigqualifizierte, um die Baubranche, den Tourismus oder um Menschen kurz vor der Pension, die nicht mehr nachgefragt werden. Arbeitslosigkeit ist aber längst auch in der Mittelschicht, im mittleren Erwerbsalter, angekommen. Grünberger kann einen tadellosen Lebenslauf vorweisen. Nach der HTL-Matura arbeitete er zwei Jahre in einer Bank, übernahm danach einen Verwaltungsjob bei der Stadt Wien, inskribierte parallel an der Wirtschaftsuni (WU) und wechselte schließlich zu einer namhaften Fluglinie, wo er 14 Jahre lang in verschiedenen Abteilungen tätig war (zuletzt im Bereich Customer Relations). Dann brachen allerdings auch in der Flugindustrie die harten Zeiten an. Grünberger nahm das Angebot eines Golden Handshake an, sah die Chance, endlich das Studium abzuschließen, und wollte danach neu durchstarten. Das BWL-Diplom hat er längst in der Tasche, allein, der neue Job lässt auf sich warten. Ich habe 600 bis 650 Bewerbungen verschickt. Ich weiß nicht, was ich noch tun soll, klagt der Donaustädter heute. Die psychische Belastung wird mit jeder Absage größer. Wenn ständig vorgefertigte Larifari-Antwortmails zurückkommen, kriegt man irgendwann einen Komplex. Eigentlich bräuchte ich keinen AMS-Berater, sondern einen Psychiater. Auch die schöne Wohnung ist kein Trost mehr: Wenn du täglich hier sitzt, ist das auch wie ein Gefängnis. Was soll aus mir werden? Dazu kommen die Zukunftsängste: Was soll aus mir werden? Die Lebenshaltungskosten steigen wie verrückt. Ich wollte zwar nie reich werden, aber mir eine ordentliche Pension und einen Lebensstandard erarbeiten, der meiner Ausbildung entspricht. Jetzt sieht es zappenduster aus. Seinen Lebensstil musste Grünberger natürlich einschränken. Urlaub und auswärts essen sind weitgehend gestrichen, ebenso Weihnachtsgeschenke. Einkaufen geht er zum nahegelegenen Sozialmarkt. Wenn etwas kaputt wird, habe ich ein echtes Problem. Die monatliche Notstandshilfe, die er vom AMS bekommt, beträgt 890 Euro. Allein seine Fixkosten liegen aber bei 800 Euro. Wenn nicht die sparsam lebenden Eltern 300 bis 500 Euro im Monat zuschießen würden, könnte ich den Wohnkredit schon längst nicht mehr bedienen. Nicht unter 1000 Euro netto Aufgegeben hat er aber noch nicht. Ein bis zwei Bewerbungen pro Woche verschickt er noch immer – für Jobs in den Bereichen Controlling, Verkauf, Personalmanagement, Recruiting. An überhöhten Gehaltsvorstellungen könne es nicht liegen, ist der Akademiker überzeugt. Ich habe mich schon für alles Mögliche beworben, so es nicht unter 1000 Euro netto war. Nur von Teilzeitstellen, die von der ÖVP gerne propagiert werden, hält er nichts. Diese Leute wissen wirklich nicht, wovon sie sprechen. Was mache ich mit einem Job, der mir 500 oder 600 Euro bringt? Davon kann ich ja nicht leben. Habe ich dafür studiert und zwei Ausbildungen gemacht? Auch mit dem AMS machte der Wiener nicht die allerbesten Erfahrungen. Trotz Uni-Abschluss wurde er in Kurse wie So bewerbe ich mich richtig und Fit für den Job geschickt, wo man lernt, wie man richtig in den PC einsteigt. Sein persönliches Negativhighlight: ein Seminar Alter als Vorteil am Arbeitsmarkt, bei dem der Vortragende gleich zu Beginn klarstellte, dass Alter in der momentanen Situation überhaupt kein Vorteil am Arbeitsmarkt ist. Paradoxerweise will er trotz allem nicht, dass ihn das AMS in Ruhe lässt. Sonst fühlt man sich komplett alleingelassen. Arbeit bekam Grünberger seit 2011 nur einmal für kurze Zeit. Vier Monate lang war er im Vorjahr als Controller beschäftigt. Sein Arbeitgeber bekam dafür vom AMS drei Monate lang eine Eingliederungsbeihilfe. Als die Förderung ausgelaufen war, begannen die Probleme. Seither werde der Job alle drei bis vier Monate ausgeschrieben. Grünbergers Bilanz nach vier Jahren Suche: Die Arbeitgeber haben durch die vielen Arbeitslosen einen wahnsinnigen Machtgewinn. Eine Personalchefin erklärte ihm beim Vorstellungsgespräch: Ich werde Sie eher nicht nehmen. Ich kann ja aus dem Vollen schöpfen. (Günther Oswald, 8.8.2015) *Name von der Redaktion geändert Inland;Jörg Leichtfried, Thomas Drozda, Sonja Hammerschmid und Muna Duzdar wechseln in die Regierung. Vier Regierungsmitglieder hat Christian Kern ausgetauscht. Sonja Hammerschmied wird Bildungsministerin, Jörg Leichtfried übernimmt das Infrastrukturministerium, Thomas Drozda wird Kulturminister und Muna Duzdar Staatssekretärin. Wer sind die neuen im SPÖ-Team von Christian Kern? Daraus, dass sie gerne in der Politik mitmischen würde, hat Sonja Hammerschmid nie einen Hehl gemacht. Ja, Politik reizt mich, ich bin ein sehr politischer Mensch, sagte sie einmal. Einen ersten Schritt in diese Richtung machte Hammerschmid, als sie im Jänner dieses Jahres als erste Frau den Vorsitz der Universitätenkonferenz übernahm. Nun wird die Rektorin der Veterinärmedizinischen Universität Wien neue Bildungsministerin und folgt damit Gabriele Heinisch-Hosek nach, die in den Nationalrat wechselt. Die 47-jährige Hammerschmid, die als gut vernetzt gilt, hat schon bisher eine ehrgeizige Laufbahn hingelegt, dabei drang sie nicht selten in Männerdomänen ein. Nach ihrem Biologiestudium an der Universität Wien entschied sie sich gegen eine Karriere in der Forschung. Jahrelange Experimente, die dann doch scheiterten, empfand sie als frustrierend. Also ging sie ins Management. Von 2002 bis 2010 leitete sie das Biotech-Programm Life Science Austria, das später in der Austria Wirtschaftsservice aufging. Ab 2008 im Unirat, wurde Hammerschmid schließlich 2010 Rektorin der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Dass Hammerschmid für die SPÖ ein Ministeramt übernimmt, liegt nicht gerade auf der Hand. In der Hochschulpolitik hat sie bisher durchaus Positionen vertreten, die eher der schwarzen Reichshälfte zuzuordnen sind. In einem Interview mit dem STANDARD hat sie den offenen Hochschulzugang als naiv und unrealistisch bezeichnet. Zudem ist sie eine Befürworterin von Studiengebühren, ein rotes Tuch für viele SPÖ-Politiker. Die Österreichische Hochschülerschaft (ÖH) sorgt sich schon jetzt um die Bildungspolitik und fordert von Hammerschmid ein Bekenntnis zum offenen Hochschulzugang. Dass auch Kinder mit weniger hoch gebildeten Eltern eine akademische Ausbildung machen können, sieht Hammerschmid in ihrer eigenen Bildungskarriere belegt. Ihr Vater war Kraftwerkzeugmechanikermeister und ihre Mutter Assistentin in einem Sanitärbetrieb. Obwohl sie ein Arbeiterkind war, hat sie einen akademischen Abschluss sowie ein Doktorat geschafft. Begründet hat Hammerschmid dies unter anderem mit ihrem Vater. Dieser habe ihr und ihrem Bruder das nötige Selbstvertrauen mitgegeben. Als Präsidentin der Universitätenkonferenz konnte Hammerschmid in ihrer kurzen Amtszeit noch nicht viel bewegen. Mit dem Unibudget im Finanzrahmen bis 2020 war sie jedenfalls unzufrieden und auch enttäuscht von Wissenschaftsminister und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner. Der hat in einer Stellungnahme an den STANDARD nur Lob für die neue Bildungsministerin übrig: Die bisherige Zusammenarbeit mit Sonja Hammerschmid war ausgezeichnet. Sie ist eine erfahrene Wissenschaftsmanagerin, die Sacharbeit immer über Parteifragen gestellt hat. Ich gehe davon aus, dass wir diesen konstruktiven Arbeitsstil auch weiter fortsetzen werden. Zu Schulpolitik hat sich Hammerschmid bisher kaum geäußert. Die Mühlviertlerin hat eine Hauptschule besucht, ein Gymnasium gab es in der näheren Umgebung nicht. Wir lebten die Gesamtschule mit gleichen Bildungschancen, wenngleich damals niemand den Begriff verwendete oder an die damit verbundene politische Ideologisierung dachte, schreibt sie in einem Kommentar. Sie sei aber nicht vom Schultyp geprägt worden, sondern von ihren Lehrern, die Schlüsselpersonen im Bildungssystem seien. Das klingt dann schon eher nach SPÖ-Linie. Auf die neue Ministerin wartet jedenfalls die Umsetzung einer Bildungsreform, auf die sich SPÖ und ÖVP eigentlich schon im November geeinigt haben. Offen ist etwa, ob und in welcher Form die Gesamtschule in Modellregionen getestet wird und wie die Schulverwaltung reformiert wird. Eine große Baustelle ist die wachsende Risikogruppe der österreichischen Schüler, die nicht lesen können. Wenn sie Zeit dafür findet, geht Hammerschmid gerne mit ihrem Mann mountainbiken, ihr Kleid für den Opernball hat sie selbst genäht. (Lisa Kogelnik) Das Geld is ned weg, es hat nur wer anderer, rief der frischgebackene Landesrat Jörg Leichtfried 2015 bei der SPÖ-Regionalkonferenz Bruck-Mürzzuschlag in den Saal. In seiner halbstündigen Rede, die später tausendfach im Netz geteilt wurde, spannte Leichtfried den Bogen von seiner Oma, einer Kreisky-Anhängerin, bis zu Steuerflüchtlingen à la Starbucks, die ihr Gschloder in China verkaufen oder gefälligst in der EU Steuern bezahlen sollten. Leichtfried ermahnte seine Genossen, dass man nicht ohne Grund Wahlen verliere, dass man wieder Mitgefühl für die vielen steirischen Arbeitslosen, aber genauso für die griechische Mutter, die nicht wisse, wie sie Essen für ihre Kinder bezahlen solle, und den Vater, dem das tote Kind am Meeresstrand angeschwemmt wurde, fühlen müsse. Erst dann werde man wieder Wahlen gewinnen, so der Landesrat. Leichtfrieds Rede hatte nichts Reißerisches, ließ aber, ob ihrer Emotionalität und Kraft viele aufhorchen. Wo kam der Genosse her? Zuletzt hatte der 1967 in der einstigen Arbeiterstadt Bruck an der Mur geborene zwölf Jahre im EU-Parlament verbracht. 2009 und 2014 wurde er dort auch zum Delegationsleiter der SPÖ gewählt. Während Kollegen aller Parteien ihm großen Fleiß attestierten, vergaß ihn die Öffentlichkeit daheim in der Steiermark fast. Leichtfried hatte in Graz das Studium der Rechtswissenschaften 1994 mit dem Magisterium abgeschlossen. Beruflich verschlug es ihn erst in die Arbeiterkammer Steiermark als Rechtsreferent, außerdem arbeitete er in Bruck im Bürgerservice. Politisch begann der Werdegang von Jörg Leichtfriedbei der Jungen Generation (JG), der SPÖ-Jugendorganisation, die den Ruf hat, weniger intellektuell zu sein als die Sozialistische Jugend (SJ). Von 1994 bis 2000 war er der Chef der JG Steiermark von 2000 bis 2002 Bundesvorsitzender der JG Österreich. Dass Leichtfried im parteiinternen Vergleich eher links steht, ist kein Geheimnis. Einer seiner letzten Veranstaltungen, der er zu Hause beiwohnte, bevor er 2004 nach Brüssel ging, war eine Podiumsdiskussion bei der JG Bruck. Auf dem Podium saßen er und eine gewisse Sahra Wagenknecht. Zurück in der Steiermark, handelten einige politische Beobachter Leichtfried als möglichen Nachfolger des scheidenden Landeshauptmannes Franz Voves. Leichtfried hatte die nötige politische Erfahrung, war aber für das Land noch gänzlich unverbraucht. Doch es kam anders, und der deutlich jüngere und unerfahrene, aber an der Oberfläche auch deutlich ehrgeizigere Michael Schickhofer, der von Voves schon länger als Kronprinz aufgebaut worden war, wurde Landesparteichef und stellvertretender Landeshauptmann. Leichtfried wurde im Juni 2015 Landesrat für Verkehr, Umwelt, Energieeffizienz und Sport. In nicht einmal einem Jahr kniete er sich vor allem in das Verkehrsressort hinein. Still, aber voll und ganz, wie es Mitarbeiter beschreiben – auch Samstag und Sonntag. Verkehrspolitik sei für ihn auch Umwelt- und Wirtschaftspolitik, erklärte Leichtfried erst vor wenigen Tagen bei einer Pressekonferenz, bei der er mit seinem Vorgänger als Minister, Gerald Klug, Milliardeninvestitionen ins über Jahrzehnte stiefmütterlich behandelte Schienennetzwerk des Landes präsentierte. Seine Vorgängerin Kristina Edlinger-Ploder (ÖVP) hatte mit dem Ausbau des S-Bahn-Netzes über die Grazer Grenzen hinaus begonnen, Leichtfried führte das energisch weiter. Beim Koralmtunnel rechnet man Anfang 2017 mit dem Durchschlag. Zudem wird die Strecke Graz-Maribor innerhalb des Verbundes geprüft. Für den Standort Steiermark sind beide Unterfangen von großer Bedeutung. Dass Leichtfried mit dem bisherigen ÖBB-Chef Christian Kern gut kann und ihn schon lange kennt, dürfte nicht nur für seine Projekte als Verkehrslandesrat von Vorteil gewesen sein. Leichtfried ist verheiratet und hat einen 15-jährigen Sohn. Der leidenschaftliche Liverpool-Anhänger läuft privat regelmäßig, segelt mit Freunden, am liebsten in Kroatien, und liest gerne und viel. (Colette M. Schmidt) Selbst der Zuspruch aus allerhöchsten Künstlerkreisen (u. a. Michael Köhlmeier, Josef Winkler und Ulrich Seidl) konnte Josef Ostermayer am Ende nicht mehr im Amt halten. Als langjähriger Weggefährte von Werner Faymann stolperte der Kanzleramtsminister – zuletzt zuständig für Kultur, Medien, Verfassung und die Regierungskoordination – nicht über Inhaltliches, sondern über die machtpolitische Schicksalsgemeinschaft, die ihn einst so weit gebracht hatte. Eine solche Aneinanderkettung dürfte es mit Thomas Drozda und Christian Kern zwar nicht geben. Dennoch verbindet auch das neue Zweiergespann im Kanzleramt mehr als nur das Alter (beide 50). Mit dem erfahrenen Theatermanager Drozda holt sich der neue Bundeskanzler einen politischen Fast-Quereinsteiger nach seiner Fasson in die Regierung: Wirtschaftskompetenz im staatsnahen Bereich, gepaart mit SP-Stallgeruch seit Jugendjahren. Wie auch Kern hat der gebürtige Oberösterreicher seine politische Sozialisierung in den Nachwuchsorganisationen der SPÖ erfahren. Nach dem Studium der Betriebs- und Volkswirtschaft in Linz wurde Drozda Geschäftsführer beim SJ-Blatt Trotzdem. Es folgte ein Zwischenstopp in der Abteilung für volkswirtschaftliche Studien der Nationalbank, ehe ihn Bundeskanzler Franz Vranitzky 1993 als wirtschafts- und kulturpolitischen Berater in sein Kabinett holte. Mit nur 31 Jahren stieg er dort zum Leiter der Kunstsektion auf. Den Posten behielt er auch nach dem Kanzlerwechsel zu Viktor Klima im Jahr 1997. Maßgeblich beteiligt war Drozda in dieser Zeit an der Ausgliederung der österreichischen Bundestheater (Staatsoper, Volksoper, Burgtheater), die zu einer rechtlich eigenständigen Holding mit vier Tochtergesellschaften umorganisiert wurden. Ausgerechnet um diesen Konzern wird sich Drozda als neuer Kulturminister mit besonderer Hingabe kümmern müssen: Im Sog des 2013 ans Licht der Öffentlichkeit gekommenen Finanzdebakels am Burgtheater war auch die Holding wirtschaftlich ins Straucheln gekommen. Josef Ostermayers Reparaturmaßnahmen – von der Strukturreform bis zur Erhöhung der Subventionen – gilt es nun abzusichern. Pikant: Von 1998 bis 2008 war Thomas Drozda als kaufmännischer Geschäftsführer selbst für die Finanzen des Burgtheaters zuständig. Seine damalige Stellvertreterin und Nachfolgerin hieß Silvia Stantejsky. Sie gilt als Hauptbeschuldigte in laufenden Verfahren zur Causa Burgtheater. Vorwürfe, dass es bereits unter Drozdas Leitung zu Unregelmäßigkeiten gekommen sei, erhärteten sich nicht. Bei seinem Wechsel zu den Vereinigten Bühnen Wien (VBW) im Jahr 2008 galt er als erfolgreicher Sanierer, der ein Haus auch unter budgetären Engpässen solide führen kann. Obwohl eng mit Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny befreundet, begann für Drozda als VBW-Generaldirektor aber schon bald ein Mehrfrontenkampf ums Geld. Wiederholt bekrittelte die Opposition die im europäischen Vergleich hohen Summen, die Wien in die Förderung des Musicals steckt. Zwar parierten Drozda und Mailath diese Anwürfe stets mit Verweis auf strukturelle Alleinstellungsmerkmale, wie fixe Orchester. Dennoch musste Drozda unter dem Eindruck der Wirtschaftskrise auch Kürzungen hinnehmen. Unter Erklärungsnot kam der VBW-General, dessen Vertrag 2018 ausgelaufen wäre, erst im vergangenen Herbst. Kritisiert worden war der Umstand, dass Vergaben für Bühnenbilder und Kostüme rechtlich nicht astrein ausgeschrieben würden. Drozda bestritt dies: Man habe das Vergabegesetz stets eingehalten – eine juristische Frage. Dass Thomas Drozda dem Lockruf in die Politik mit Jubelrufen gefolgt ist, darf bezweifelt werden. Warum er mit der Politik breche, erklärte er schließlich vor einem Jahr den Oberösterreichischen Nachrichten: Höchste Exponiertheit bei einem Sozialprestige gegen null, das würde ich weder wollen noch aushalten. Abwartend zeigten sich die Ostermayer-Unterstützer aus der Künstlerschaft: Die Latte liegt hoch. (Stefan Weiss) Ist es nicht wurscht, welche Religion er hat? Diesen Satz schrieb Muna Duzdar vor wenigen Tagen auf Facebook. Die rote Wiener Politikerin nahm damit auf die Kür von Sadiq Khan zum Bürgermeister von London Bezug. Khan, Sohn pakistanischer Einwanderer, ist der erste Muslim in dieser Funktion. Ist ja okay, wenn es erwähnt wird, schreibt Duzdar, aber das als die große Schlagzeile zu bringen, ist mehr als übertrieben. Diese Religionisierung der Politik nervt mich einfach. Heute, Mittwoch, wird Duzdar, Tochter palästinensischer Einwanderer, als neue Staatssekretärin angelobt – als erste Muslimin in Regierungsfunktion. Geht es nach der 37-Jährigen, soll Religion aber eine Randnotiz bleiben. Duzdar, die als Mandatarin von der Hinterbank des Wiener Gemeinderats in die Regierung wechselt, ist zuletzt wegen ihrer klaren Aussagen bei für die SPÖ heiklen Fragen aufgefallen. So zeigte sich Duzdar verärgert darüber, dass sich ihre Partei vor der Bundespräsidentenstichwahl nicht zu einer Wahlempfehlung für Alexander Van der Bellen durchringen konnte. Es geht jetzt um alles, und es geht darum, Norbert Hofer zu verhindern. Noch vor den Protesten gegen Werner Faymann am 1. Mai prangerte sie dessen jahrzehntelange Inseratenpolitik an. Sie forderte eine personelle Erneuerung und hielt fest: Nur die wenigsten möchten weiterhin Werner Faymann als Parteivorsitzenden. Duzdar, die aus dem Wiener Bezirk Donaustadt kommt und als Anwältin arbeitet, stellte sich auch gegen ihren Bezirkschef Ernst Nevrivy, der sich für Faymann und dessen Asyllinie starkmachte. Duzdars Aufstieg war keinesfalls vorgezeichnet. Sie wuchs zweisprachig auf, wobei zu Hause fast nur Arabisch gesprochen wurde. Mit der deutschen Sprache hatte sie große Probleme. Erst Nachhilfe in Deutsch und Mathematik machten einen Wechsel ins Gymnasium möglich. Duzdar studierte Rechtswissenschaften und Internationales Recht in Wien und an der Sorbonne in Paris. In Frankreich arbeitete Duzdar, die 2001 ihre politische Karriere als Bezirksrätin startete, auch für den Parti socialiste. Ab Jänner 2010 war Duzdar, die in einer Lebensgemeinschaft lebt, drei Jahre lang Bundesrätin, ehe sie in den Gemeinderat wechselte. Sie setzt sich für Integration mittels Sprache sowie Bildungschancen ein, nennt aber auch Außenpolitik als Schwerpunkt ihrer politischen Arbeit. Derzeit ist sie Präsidentin der Palästinensisch-Österreichischen Gesellschaft. (David Krutzler) Kultur;Bis 6. März gibt es in Wien wieder Animationsfilme von Frauen zu sehen. Spätestens seit in South Park: Der Film die USA ihrem nördlichen Nachbarn den Krieg erklärten, weiß man, dass zumindest im Animationsfilm Kanada die Schuld für wirklich alles zugeschoben werden kann. So auch für das Programm des Tricky-Women-Festivals, das bis 6. März einmal mehr Animationsfilme von Frauen zeigt und dabei heuer ganz im Zeichen des Ahornblatts steht. Nicht ohne Grund, eröffnete das National Film Board of Canada 1974 immerhin das weltweit erste Studio für weibliche Filmemacher. Auch wenn es 1996 schließen musste, ist sein Einfluss bis heute spürbar. Im Wiener Metrokino sind nun sowohl kanadische Arbeiten aus den 1970er- und 1980er-Jahren wie auch der Gegenwart zu entdecken. Die Inspirationen des Bilderbogens reichen dabei von Charlotte Perkins Gilmans Kurzgeschichte Die gelbe Tapete bis zu japanischer Tentakelerotik. Ein eigener Programmpunkt ist der Pionierin Evelyn Lambart (1914-1999) gewidmet und zeigt sowohl Experimentelles wie auch die für ihre späteren Jahre typischen, mit Papierfiguren nacherzählten Fabeln. Doch auch außerhalb der Holzfällernation spielt es sich ordentlich ab. Neben buntgemischten Wettbewerbsblöcken und den Werken österreichischer Filmemacherinnen wartet das Festival unter anderem mit Schwerpunkten zu den Themen Arbeit oder Sex auf. Nur Langfilme stehen dieses Jahr keine auf dem Programm. Bestechend ist dafür einmal mehr die technische Vielfalt, die sich hinter dem Schlagwort Animationsfilm verbirgt. Da basteln Ines Christine und Kirsten Carina Geisser für Lucky aus naiven Zeichnungen einen psychedelischen Pferdealbtraum, während Nina Gantz in dem Stop-Motion-Puppenfilm Edmond zeigt, wie ihr von einem makabren Verlangen getriebene Held gleich mehrfach vor Scham versinkt. Betina Kuntzsch wiederum kombiniert in Wegzaubern Laterna-magica-Filme mit Textfragmenten aus Biografien der Künstlerinnen der Prinzhorn-Sammlung. In jedem Fall entstehen Bilder, die lange nachwirken. (1.3.2016) Wissenschaft;Weniger Geld für Experimente an Bord. Moskau – Russland hat sein Budget für die Internationale Raumstation ISS wegen seiner Wirtschaftskrise um 30 Milliarden Rubel (umgerechnet etwa 367 Millionen Euro) gekürzt. Bis zum geplanten Ende der ISS etwa im Jahr 2025 wolle Moskau noch rund 252 Milliarden Rubel für den russischen Anteil an der Raumstation ausgeben, berichtete die Zeitung Iswestija am Montag. Gespart werde etwa an Experimenten an Bord. Insgesamt sei der russische Haushalt für Raumfahrt zuletzt um fast ein Viertel geschrumpft, nachdem das Finanzministerium wegen der Krise spürbare Kürzungen verlangt hatte, hieß es. Wirtschaft;Volker Krey sieht viel Kluges in den Vorschlägen, die 146 Länder vor der Klimaschutzkonferenz in Paris machten. STANDARD: Die Klimaorganisation UNFCCC hat die Vorschläge der Mitgliedsstaaten bewertet, wie sie die Treibhausgasemissionen eindämmen wollen. Zufrieden? Krey: Zufrieden ist keine Kategorie. Was ich sehe, ist, dass es in Summe nicht ausreichen wird, um das Zwei-Grad-Ziel zu erreichen. Aber angesichts dessen, dass die Aufgabe enorm ist, dass es zu fundamentalen Umstellungen kommen muss, was die Energieversorgung, was das Wirtschaften an sich betrifft, sind da wichtige Fortschritte erzielt worden. STANDARD: Die da wären? Krey: Bei den Beiträgen: Immerhin haben 146 Länder Vorschläge an die UN-Klimaorganisation UNFCCC geliefert, wie sie ihre Klimaschutzpolitik aufzusetzen gedenken. Bei diesem Prozess der Ermittlung der nationalen Beiträge zum Klimaschutz hat es in vielen Ländern eine intensive Diskussion gegeben. Mit dem Sinn abzuschätzen, wo die nötigen Investitionen am besten getätigt werden müssen. Es ist dadurch im Klimaschutz tatsächlich zu einem Bottom-up gekommen – also zu Initiativen, die von der Basis kommen. Das ist ein Unterschied zu früher, weil da ja die Klimaverhandlungen immer nur von einem gemeinsamen Ziel ausgegangen sind – und man dann versucht, das auf nationale Ziele runterzubrechen. Das ist ein großer Fortschritt und wird die Durchsetzbarkeit der nationalen Klimaschutzbemühungen vielleicht verbessern. STANDARD: Was wird sich denn bei der Klimaschutzpolitik ändern? Krey: Was man sieht, ist, dass Klimaschutz in einem größeren Kontext von nachhaltiger Entwicklung gesehen wird, insbesondere aus Perspektive von Entwicklungsländern. Zum Beispiel in Indien. Neben den Klimaschutzzielen spielt auch nachhaltige Entwicklung eine große Rolle im nationalen Beitrag zum Klimaschutz, bei der Wasserversorgung, in der Landwirtschaft. Indien hat einen Bericht, fast ein Programm, von 38 Seiten abgeliefert. Dagegen die EU: Knappe fünf Seiten, fokussiert auf den Beitrag zum Klimaschutz. STANDARD: Wie hat man sich nachhaltige Entwicklung im Zusammenhang mit Klimaschutz vorzustellen? Krey: Die meisten Schwellen- und Entwicklungsländer verknüpfen ihre Klimaschutzpolitik mit Forderungen an die Industrieländer, vor allem in Fragen der Finanzierung oder dem Zugang zu Technologien. Manche Entwicklungsländer koppeln ihre Klimaschutzziele an entsprechende Beiträge aus den Industrieländern. Das UNFCCC wird da Prozesse zur Finanzierung solcher Hilfen aufsetzen müssen. STANDARD: Wie sieht es mit der Energiebereitstellung aus? Krey: Das ist natürlich ein Kernpunkt. Energie ist verantwortlich für zwei Drittel der globalen Treibhausgasemissionen. 80 Prozent der Energieträger sind fossilen Ursprungs. Um sich davon grundlegend wegzubewegen, hin zu einer dekarbonisierten Versorgung, sind enorme Anstrengungen hin zu regenerativen Energien, CCS (Carbon Capture Storage, das Abtrennen von Kohlendioxid und die geologische Speicherung, Red. ) und Kernenergie und insbesondere verstärkte Energieeffizienz nötig. STANDARD: Wie steht es mit der Kernenergie? Krey: Atomenergie gehört zu den dekarbonisierten Energieträgern. Jedes Land hat selbst die Möglichkeit zu entscheiden, ob es Atomenergie will oder nicht – so wie in der EU auch. STANDARD: Sie haben in einer Studie kürzlich auf die Zweischneidigkeit bei der Erdgasverwendung hingewiesen. Krey: Erdgas ist nur kurzfristig fähig, zu einer signifikanten Reduktion beim Treibhausgas Kohlendioxid beizutragen. Etwa wenn man von Kohle auf Erdgas umsteigt, weil die Kohle viel mehr Emissionen verursacht als Erdgas. Zu beobachten war dies in den vergangenen Jahren beim Schiefergasboom in den USA. Langfristig, also im Sinne einer Erreichung des Zwei-Grad-Ziels, ist es kein ausreichender Weg, weil Gas dazu zu hohe Kohlendioxidemissionen verursacht. Es ist wichtig, dass man gleichzeitig die Weichen stellt für eine Infrastruktur, die auf regenerativen Energieträgern beruht. International;Sozialdemokratischer Präsident strebt Lockerung der 35-Stunden-Woche an. Paris – Drei Viertel der Franzosen lehnen die geplante Lockerung des Arbeitsrechts ab: In einer am Mittwoch veröffentlichten Umfrage für den Nachrichtensender BFMTV sprachen sich 74 Prozent der Befragten gegen das Reformvorhaben des sozialistischen Staatschefs Francois Hollande aus. 37 Prozent der Befragten sind eher gegen das Projekt, über das seit Dienstag in der französischen Nationalversammlung debattiert wird, 37 Prozent sind vollkommen dagegen. Über die Parteigrenzen hinweg ist eine Mehrheit der Befragten gegen die Reform, wie die Meinungsforscher des Instituts Elabe dokumentieren: Unter den Anhängern der oppositionellen Linkspartei sind es 93 Prozent, bei denen der rechtspopulistischen Front National 87 Prozent, bei denen der konservativen Republikaner von Ex-Staatschef Nicolas Sarkozy 65 Prozent. Auch 55 Prozent der Anhänger von Hollandes Sozialisten sprechen sich gegen die Reform aus. Die französische Nationalversammlung hatte am Dienstag die auf eineinhalb Wochen angesetzte Debatte über die umstrittene Reform begonnen. Im Kampf gegen die hohe Arbeitslosigkeit will Hollande unter anderem die 35-Stunden-Woche lockern, betriebsinternen Vereinbarungen den Vorrang vor Branchenvereinbarungen geben und die Regeln für betriebsbedingte Kündigungen klarer gestalten. Gewerkschaften, Studenten- und Schülerorganisationen, aber auch Vertreter des linken Sozialistenflügels kritisieren das Vorhaben als zu unternehmerfreundlich. Seit Wochen gibt es massive, teils gewalttätige Proteste gegen die vermutlich letzte größere Reform in der in einem Jahr auslaufenden Amtszeit Hollandes. Kultur;Der bei Stars aller Genres gefragte Schlagzeuger gastiert am Donnerstag mit eigener Band im Wiener Porgy & Bess. Wien – Beim von einer halben Million Menschen besuchten Reunion-Konzert von Simon & Garfunkel im New Yorker Central Park ist Steve Gadd ebenso am Schlagzeug gesessen wie für das Album Concierto des großen Jazzgitarristen Jim Hall. Die lange Liste an prominenten Arbeitgebern aus dem Pop- und Rock-Bereich, von Steely Dan und Paul McCartney bis zu Eric Clapton, zu dessen aktueller Tour-Band er zählt, ist nur eine Facette des gefragten Drummers mit ausgeprägten Jazz-Wurzeln. Bereits als Elfjähriger jammte Gadd mit Dizzy Gillespie, später sorgte er unter anderem bei Chick Corea und George Benson für das rhythmische Fundament. Daneben fand Gadd, ein Meister ebenso erfindungsreicher wie unwiderstehlicher Grooves, immer wieder Zeit für eigene Projekte wie die Gadd Gang. Mit der aktuellen Steve Gadd Band gastiert er am Donnerstag auch wieder im Wiener Porgy & Bess. Dabei handelt es sich um das gleiche Ensemble, mit dem Gadd regelmäßig den Singer-Songwriter James Taylor begleitet. Man darf davon ausgehen, dass Gitarrist Michael Landau, Keyboarder Larry Goldings, Bassist Jimmy Johnson und Trompeter Walt Fowler ihr gut geöltes Zusammenspiel ohne singenden Frontman deutlich freier entfalten können. Und Schlagzeug-Fans können sich aus nächster Nähe Antworten auf ihre Lieblingsfrage geben: Wie hätte Steve Gadd das gespielt? (glicka, 11.11.2015) Etat;Details werden im Frühjahr bekannt gegeben. Berlin – TV-Entertainer Thomas Gottschalk ist möglicherweise bald mit einem neuen Show-Format im Fernsehen zu sehen. Spiegel TV entwickle ein neues Format für den 65-Jährigen, berichtete das Handelsblatt unter Berufung auf Unternehmenskreise. Nach dpa-Informationen gibt es ein entsprechendes Entwicklungsprojekt der RTL-Tochter Info Network und von Spiegel TV. Weitere Einzelheiten will RTL demnach im Laufe des Frühjahrs bekannt geben. Laut Handelsblatt handelt sich um ein Gottschalk-untypisches Format. Der langjährige Wetten, dass..?-Moderator solle eine Sendung moderieren, die so etwas wie ein Quartalsrückblick sei. Sport;Raschere Spielentscheidungen sollen somit ermöglicht werden. Las Vegas – In der nordamerikanischen Eishockey-Profiliga NHL stehen künftig in der Verlängerung nur noch drei Feldspieler pro Team auf dem Eis. Das Board of Governors beschloss die Regeländerung am Mittwoch in Las Vegas, um für eine schnellere Entscheidung in den Spielen zu sorgen. Bislang wurde die fünfminütige Overtime in der NHL mit vier Feldspielern auf jeder Seite ausgetragen. Laut der neuen Regel muss bei einer Strafzeit das betreffende Team keinen Spieler vom Eis nehmen, dafür erhält der Gegner einen zusätzlichen. Bei Pilotversuchen mit einem Akteur weniger in einer unteren Liga wurde dadurch die Zahl der Spiele, bei denen die Verlängerung torlos blieb, um nahezu die Hälfte reduziert. Zudem erteilten die Besitzer der 30 NHL-Klubs der Liga die Erlaubnis, Bewerbungen für eine mögliche Expansion der Liga zu prüfen. Heißester Kandidat ist Quebec City/Kanada, das seit dem Wechsel der Nordiques nach Colorado 1995 ohne Team ist. Zudem sind Seattle und Las Vegas im Gespräch, in beiden Städten war noch nie ein NHL-Team beheimatet. Wissenschaft;Bei Intelligenztests kommen Testpersonen auf immer mehr Punkte. Zwei Wiener Psychologen haben eine etwas andere Erklärung dafür. Wien - Intelligenztests sind alles andere als unumstritten. Denn der gängige Intelligenzquotient - normiert auf die durchschnittliche Soll-Leistung von 100 Punkten - basiert nur auf bestimmten Fähigkeiten. Viele Psychologen und Neurowissenschafter halten dieses Maß der Intelligenz für zu wenig differenziert, um das komplexe Phänomen wirklich zu erfassen. Zudem unterliegt der ermittelte IQ etwa in der Pubertät starken Schwankungen. Nichtsdestotrotz gelten die in IQ-Tests erreichten Werte als Anhaltspunkt dafür, wie intelligent eine Person ist. Die Tests werden dabei ständig angepasst und verbessert. Außerdem haben sich die Ergebnisse im Laufe der Zeit stetig verbessert, wie die Psychologen Jakob Pietschnig und Martin Voracek von der Universität Wien in der Fachzeitschrift Perspectives on Psychological Science berichten: Anhand der Daten von nahezu vier Millionen Personen aus 31 Ländern beobachteten sie Zuwächse von rund drei IQ-Punkten weltweit pro Jahrzehnt über einen Zeitraum von 1909 bis 2013. Diese Zuwächse zeigten sich sowohl für schlussfolgerndes Denken als auch - obwohl in geringerem Ausmaß - für Wissen. Die Wiener Forscher waren damit nicht die Ersten, die dieses Phänomen in einer sogenannten Metaanalyse beobachteten. Seit der ersten systematischen Beschreibung von IQ-Testleistungszuwächsen der Allgemeinbevölkerung in den USA vor mehr als 30 Jahren beschäftigt dieses Phänomen Intelligenzforscher weltweit. Die Ursachen und der Verlauf dieser mittlerweile als Flynn-Effekt bekannten Erscheinung sind unter Wissenschaftern freilich umstritten: Gemeinhin werden eine bessere Ernährung und eine bessere Bildung dafür verantwortlich gemacht. Die Wiener Forscher haben eine etwas andere Erklärung: Die beobachteten IQ-Zuwächse scheinen nicht globale Zunahmen der kognitiven Leistungsfähigkeit darzustellen, sondern dürften Ausdruck von höherer Fähigkeitsspezialisierung und besseren Testbearbeitungsstrategien von TeilnehmerInnen sein. Zudem scheinen sich die Zuwächse nicht linear zu verhalten. Während des Zweiten Weltkriegs fielen sie etwa sehr gering aus. Und obwohl die Zuwächse noch anhalten, zeigen die Studienergebnisse eine massive Abnahme der IQ-Steigerungen in den letzten Jahrzehnten. (tasch, 1.6.2015) Wissenschaft;Unbemannte japanische Transportkapsel hat an der Raumstation angedockt. Tokio – Um herauszufinden, wie Whisky in der Schwerelosigkeit reift, hat der japanische Getränkehersteller Suntory Proben zur Internationalen Raumstation (ISS) geschickt. Sie trafen am Dienstag zusammen mit anderen Gütern in einer unbemannten japanischen Transportkapsel dort ein, wie die Raumfahrtbehörde JAXA mitteilte. Die 5,5 Tonnen schwere Kapsel war am Mittwoch vom Süden Japans aus mit einer H-IIB-Rakete auf den Weg gebracht worden. Zu ihrer Ladung gehörten auch Lebensmittel, Wasser, Kleidung und wissenschaftliche Instrumente. Die Raumfahrer auf der ISS müssen allerdings die Finger von dem Whisky lassen. Die zehn, 18 und 21 Jahre alten Whiskyproben sollen lediglich im japanischen Labor der Raumstation für mindestens ein Jahr gelagert werden. Die Entwicklungwsabteilung von Suntory vermutet, dass eine Lagerung bei geringer Temperaturschwankung und begrenzter Bewegung zu einem milderen Geschmack führt. Nach seiner Rückkehr auf der Erde soll der ISS-Whisky von Experten verkostet und zudem wissenschaftlich untersucht werden. (APA, 25. 8. 2015) Sport;Capitals gehen in Finnland bei Kärpät Oulu mit 0:4 unter. Salzburg verliert zuhause mit 1:3. Österreichs Eishockey-Clubs Vienna Capitals und Red Bull Salzburg haben ihre Gruppenphase der Champions Hockey League am Samstag jeweils mit einer Niederlage beendet. Die bereits fix für die K.o-Phase qualifizierten Caps unterlagen bei Kärpät Oulu 0:4, für die ebenfalls bereits aufgestiegenen Red Bulls setzte es im heimischen Volksgarten eine knappe 1:3-Niederlage gegen HV 71 Jönköping. Die Capitals blieben bei Gruppensieger Kärpät Oulu zum Abschluss ohne Torerfolg. Der finnische Meister, der in den vier Gruppenspielen nur einen Gegentreffer kassierte, legte den Grundstein zum Sieg mit zwei Toren innerhalb von drei Minuten im zweiten Drittel. Leider haben wir im Mitteldrittel auf unseren game plan vergessen und Kärpät zu viele Räume gegeben. Damit bin ich nicht zufrieden, sagte Caps-Coach Jim Boni. Ebenfalls erneut eine Niederlage – die dritte im vierten Gruppenspiel – setzte es für EBEL-Meister Salzburg. Die Mannschaft von Nationalteamtrainer Daniel Ratushy musste sich HV 71 Jönköping 1:3 geschlagen geben. Bereits das Hinspiel hatten die Salzburger mit 1:4 verloren. Sie waren heute einfach die bessere Mannschaft. Uns hat heute die Intensität gefehlt, vielfach haben wir es auch zu kompliziert angelegt, meinte Ratushny, der seiner Mannschaft zwei freie Tage verordnete.Die Pause tut uns jetzt gut. Wir haben früh in der Saison mit Testspielen und den Gruppenspielen begonnen und können uns jetzt gezielt auf den Ligaauftakt vorbereiten. Beide österreichischen Clubs hatten bereits am Freitag wie im Vorjahr den Aufstieg in die K.o.-Phase der letzten 32 erreicht. Am Dienstag findet die Auslosung für das restliche Tableau bis zum Finale im Februar statt. Die österreichischen Clubs werden aus Topf zwei gezogen und treffen auf einen Gruppensieger. Die Hinspiele steigen am 22. September (zuhause), die Rückspiele am 6. Oktober. Bei entsprechendem Losglück könnte es zu einem konzerninternen Duell zwischen den Red Bulls aus München und jenen aus Salzburg kommen. Für die Black Wings Linz (am Sonntag/17.00 daheim gegen Düsseldorf) und den KAC (Sonntag/16.30 bei Red Bull München) ist der Aufstieg beim CHL-Debüt hingegen bereits vor dem letzten Gruppenspiel außer Reichweite. Beide Teams sind noch sieglos und halten bei je einem Punkt aus einer Overtime-Niederlage. (APA, 5.9.2015) Eishockey-Ergebnisse der Champions Hockey League vom Samstag: Gruppe J: Kärpät Oulu – Vienna Capitals 4:0 (0:0,2:0,2:0). Tore: Junttila (30.), Pyörälä (33., 54.), Kestila (57.) Gruppe C: Red Bulls Salzburg – HV 71 Jönköping 1:3 (1:1,0:1,0:1). Tore: Beach (13.) bzw. Stenlund (9.), Melin (24.), Tornberg (60./EN) Web;Youtuber The iBookGuy erklärt, wie farbenfrohe Games mit nur 16k Speicher möglich waren. Moderne Videospiele sind wahnsinnig Hardware-hungrig. Hochauflösende Grafiken benötigen in einigen Fällen bereits Gigabyte an dediziertem Videospeicher. Nach heutigen Maßstäben ist es fast unvorstellbar, dass Computer und Spielkonsolen in den frühen 1980er-Jahren in der Regel lediglich über Arbeitsspeicher mit 16 Kilobyte, 32k oder maximal 64k verfügten. Und dennoch galt die Zeit als Goldene Ära der Games mit zahlreichen großen und bunten Klassikern. Wie das Angesichts dieser enormen Limitierungen überhaupt möglich war, erklärt auf sehr anschauliche Weise ein neues Video des Youtubers The iBookGuy. In der zweiteiligen Serie schlüsselt er auf, wie Entwickler die physikalischen Grenz von Systemen wie dem NES oder dem Commodore 64 umgehen konnten, um farbenfrohe Grafiken zu erzeugen, welche Methoden es dafür gab und, wieso der erste Super Mario tatsächlich aus vier zusammengesetzten Sprites besteht. Im kommenden zweiten Teil nimmt The iBookGuy die Grafikmethoden von Apple II-Entwicklern und CPU-getriebene Grafik unter die Lupe. Wissenschaft;Ein neues Video zeigt den Start und die erfolgreiche Landung der ersten Raketenstufe im Detail. Die Nachricht Ende Dezember war eine Sensation: Der privaten US-Firma SpaceX war es erstmals gelungen, erfolgreich eine Trägerrakete vom Typ Falcon 9 ins All zu schießen und nach ihrem Flug wieder auf dem irdischen Startplatz landen zu lassen. Sechs Monate zuvor war ein solcher Versuch noch spektakulär gescheitert. Für die Raumfahrt gilt der Erfolg als Meilenstein: Denn die Rückkehr benutzter erster Raketenstufen zur Erde könnte eine Wiederverwendung ermöglichen und Raumtransporte so erheblich billiger machen. Nach Expertenansicht könnte SpaceX mit der wiederverwertbaren Rakete aber auch den Grundstein zur kommerziellen Erschließung der bemannten Raumfahrt im öffentlichen Auftrag gelegt haben. Das Unternehmen hat nun – verpackt in ein professionelles PR-Filmchen – bemerkenswerte Aufnahmen des Manövers veröffentlicht, auf denen auch die Landung im Detail zu sehen ist. Unter dem Titel The Falcon has landed findet sich das sehenswerte Video hier: --> Youtube: The Falcon has landed/Recap of Falcon 9 launch and landing (red, 17.01.2016) Panorama;Reparieren statt wegwerfen: Die ehrenamtliche Werkstatt hat nun ein fixes Domizil im Stadtteil Lehen. Salzburg – Kaputte Geräte ansehen und wenn möglich reparieren, anstatt sie wegzuschmeißen: Das mobile Repair-Café des Bewohnerservice der Stadt Salzburg hat der Wegwerfmentalität den Kampf angesagt. Viermal im Jahr findet die Reparaturwerkstatt in verschiedenen Stadtteilen statt. Zwischen 150 und 250 Besucher kommen mit ihren kaputten Sachen, um sie gemeinsam mit ehrenamtlichen Reparateuren wieder auf Vordermann zu bringen. Das Angebot ist kostenlos, rund 40 Ehrenamtliche stellen ihre handwerklichen Fähigkeiten zur Verfügung. Neben dem gemeinsamen Reparieren stehen das Gespräch und das Kennenlernen im Vordergrund. Bei den elf Repair-Cafés in den vergangenen drei Jahren kamen insgesamt rund 1.500 Besucher vorbei. Rund 2.000 kaputte Gegenstände wurden begutachtet, etwa 60 Prozent konnten wieder repariert werden. So konnten einige tausend Kilo Elektroschrott vermieden werden. Nun hat das Repair-Café im künftigen Bewohnercenter Lehen, neben dem Literaturhaus, auch ein fixes Domizil. Zweimal im Monat wird dort zusätzlich zu den mobilen Veranstaltungen am Nachmittag repariert. Da der Andrang groß ist, muss man sich vorher anmelden. Wissenschaft;Eine Frage der Perspektive: Aus Hubble-Daten errechneten Astronomen die Stellung der Erde in der Geschichte des Kosmos. Baltimore – Sie wollten herausfinden, welcher Platz der Erde im Kontext des Universums zukommt: Das erklärte Peter Behroozi vom Space Telescope Science Institute in Baltimore zu einer aktuellen Studie in den Monthly Notices of the Royal Astronomical Society. Und tatsächlich enthält die Arbeit von Behroozis Team einige interessante Perspektiven auf die (vermeintlich) einzigartige Stellung unserer Heimatwelt sowie auf die Entstehung von Planeten und vielleicht auch von intelligentem Leben. Ausgangsbasis der Studie waren Daten, die auf Beobachtungen des Hubble-Teleskops beruhen. Das Grundprinzip ist simpel: Je weiter das Weltraumteleskop in die Ferne blickt, desto weiter schaut es aufgrund der Geschwindigkeit des Lichts auch in die Vergangenheit zurück. Sichtungen in unserer galaktischen Nachbarschaft bis an die Grenzen des beobachtbaren Universums gewähren damit auch einen Einblick in die Entwicklung von Galaxien und Sternen von der Gegenwart bis in die tiefe Vergangenheit: ein Familienbild, wie es die NASA in einer Aussendung zur Studie bezeichnete. Ein Befund lautet, dass das noch junge Universum vor etwa zehn Milliarden Jahren im Hochtakt Sterne produzierte. Dennoch sind gewaltige Mengen an interstellarem Gas übriggeblieben, die sich jederzeit ballen und zur Entstehung neuer Sterne (und mit diesen zu der von Planeten) führen können. Dieser Prozess findet nach wie vor überall statt, auch wenn er sich den Forschern zufolge zunehmend ins Innere riesiger Galaxiencluster sowie in Zwerggalaxien verschieben wird. Auch in der Milchstraße entstehen nach wie vor laufend neue Sterne, dennoch hat unsere Heimatgalaxie bereits einen deutlich größeren Teil ihres Gases verbraucht. Immerhin dürfte es die Milchstraße derzeit auf etwa eine Milliarde Planeten von Erdgröße bringen, leiten die Astronomen aus ihrer Modellberechnung ab. Und sie vermuten, dass ein guter Teil davon Gesteinsplaneten wie die Erde sind. Allesamt würden diese aber gewissermaßen einer Pioniergeneration angehören. Denn dieselben Berechnungen führten die Forscher zum Schluss, dass von allen erdähnlichen Welten, deren Bildung durch die vergangene und zukünftige Entstehung von Sternen ermöglicht wird, erst etwa acht Prozent entstanden sind. Anders ausgedrückt: Zwischen jetzt und dem Erlöschen des letzten Sterns mit habitabler Zone in geschätzt 100 Billionen Jahren werden noch einmal fast zwölfmal so viele Planeten entstehen, wie es heute bereits gibt. Das Universum wird sich also noch beträchtlich füllen: Mit Sternen, Planeten und vielleicht auch mit Leben. Die Studie könnte somit auch zumindest als Teilantwort auf das Fermi-Paradoxon gewertet werden, also die Frage, warum wir bisher keine Spur von intelligentem außerirdischem Leben entdeckt haben: Wir sind einfach zu früh dran. Allerdings enthält die Studie gewissermaßen auch einen Trostpreis für uns Frühgeborene: Immerhin haben wir uns noch so nahe am Urknall entwickelt, dass wir die Entstehung des Universums noch nachvollziehen können. In einer Billion Jahre wird das stark expandierte und ausgedünnte Universum keine Hinweise mehr auf seinen Anfang bieten, so die Forscher. Zivilisationen, die sich erst dann bilden, würden kaum noch Chancen haben, ihren Platz in der Geschichte des Universums zu erkennen. (jdo, 26. 10. 2015) Etat;Frank Überall, Chef des Deutschen Journalistenverbands, wehrt sich gegen Lügenpresse-Vorwürfe und sieht vielfältige Bedrohungen von Journalisten. Von der Politik fordert er eine härte Gangart gegen Erdoğan. STANDARD: Sie werfen Frauke Petry von der AfD ein gestörtes Demokratieverständnis vor? Überall: Ja, jeder kann natürlich die Medien kritisieren, aber bei ihr ist das Konzept. Sie vermeidet zwar den Begriff der Lügenpresse. Dieser Begriff setzt ja voraus, dass man die Wahrheit kennt und ganz bewusst das Gegenteil berichtet. Trotzdem wird Journalisten genau das implizit unterstellt. Die AfD und Frau Petry wollen keine freie Presse. Petry hätte am liebsten Medien, die genau das berichten, was sie will. Da wehren wir uns natürlich. Journalisten machen ihren Job nach bestem Wissen und Gewissen, wollen nicht belehren oder erziehen. Wir möchten aufklären, einordnen und kommentieren. Auch Journalisten müssen Kritik aushalten, aber eine pauschale Verunglimpfung, wie es die AfD und Frau Petry machen, ist nicht erträglich. STANDARD: Ändert der Lügenpresse-Vorwurf die Art der Berichterstattung? Überall: Natürlich sollen Journalisten auch dahin gehen, wo es dreckig ist, und nicht abgehoben berichten. Wir haben es derzeit mit einer multipolaren Krise im Journalismus zu tun. Zum einen die Frage, wer für Journalismus noch zahlt. Gleichzeitig müssen wir uns wegen der aktuellen Glaubwürdigkeits- und Vertrauenskrise in Teilen der Bevölkerung immer mehr rechtfertigen. Früher haben wir wie Propheten vom Berg hinuntergesendet. Das funktioniert nicht mehr. Wir sind längst vom Berg abgestiegen, bewegen uns aber in der Ebene noch unsicher. Ich sehe das aber als Chance. Es sind ja auch schon Formate entstanden, die das aufgreifen. Eine Fehlerkultur zum Beispiel. Auch wir Journalisten sind nur Menschen und machen Fehler. Es gehört auch die Größe dazu, diese Fehler zuzugeben und zu korrigieren. STANDARD: Die Lügenpresse-Vorwürfe kommen nicht nur aus dem rechten Lager. Überall: Man muss hier unterscheiden: Es gibt diejenigen aus der rechten Ecke, die den Begriff als Kampfbegriff gebrauchen und das demokratische System schwächen wollen. Und es gibt Menschen mit einem diffusen Gefühl der Unsicherheit, und die müssen wir als Medien auch wieder erreichen. Wir müssen uns derzeit immer wieder die Frage stellen, ob wir mit bestimmten Verhaltensweisen auf den Vorwurf der Lügenpresse einzahlen. Ich halte es da zum Beispiel als für nicht besonders hilfreich, wenn Bild-Chef Kai Diekmann ein erfundenes Interview mit Jan Böhmermann in sozialen Netzwerken veröffentlicht. Für viele Menschen wird es immer schwieriger zu unterscheiden, was ein Medium ist und was nicht. Ich weigere mich, die sozialen Netzwerke als soziale Medien zu bezeichnen. Ich halte das für problematisch. STANDARD: Aber immer mehr Menschen holen sich ihre Infos von dort. Überall: Ja, und deswegen müssen wir mehr aufklären und Medienkompetenz schulen. Und darum kämpfen, dass die Glaubwürdigkeit uns als professionelle Journalisten weiter zugeschrieben wird und sich Menschen bei uns und nicht bei irgendwelchen Verschwörungstheoretikern informieren. Medienmarken müssen mit einer Glaubwürdigkeit verbunden bleiben. STANDARD: Glaubwürdig zu bleiben, zu recherchieren, in die Tiefe zu gehen, kostet Geld, weil es dazu Ressourcen braucht. Gleichzeitig haben Medien mit Umsatzeinbrüchen zu kämpfen. Was tun? Überall: Wir werden dorthin kommen müssen, dass wir im Netz nicht alles umsonst anbieten können. Das wird auf Dauer nicht funktionieren. Nach Premium Content gibt es eine Nachfrage. Es gibt die Sehnsucht nach Einordnung. Gerade in politisch unruhigen Zeiten braucht es Orientierung. Und wer sonst als die Medien soll die geben? Es braucht eine Hintergrundberichterstattung. Das Abdrucken von Agenturmeldungen mag in der Vergangenheit funktioniert haben, aber das ist kein Geschäftsmodell mehr. Hier müssen sich die Medienhäuser bewegen. Wenn sich die großen Tanker hier nicht bewegen, dann werden sich die Journalisten nach schnelleren Beibooten umsehen. Ob die großen Medienmarken in zehn Jahren noch bestehen, liegt letztlich daran, ob sie in ihr Produkt, sprich in den Journalismus, investieren. Natürlich bekomme ich Gratiscontent im Internet, aber wenn ich wirklich etwas Hochwertiges haben möchte, dann werde ich dafür bezahlen müssen. Wir als Journalisten sind derzeit in einer Situation, die für uns unbequem und auch noch unbekannt ist. Wir müssen unseren Job und den gesellschaftlichen Wert erklären. Dieser Herausforderung müssen wir uns stellen. STANDARD: Deutschland ist im Pressefreiheitsranking zurückgefallen. Als Grund werden auch Angriffe auf Journalisten durch Pegida-Anhänger genannt. Machen Sie sich Sorgen? Überall: Ja, deshalb haben wir das Blogprojekt augenzeugen.info gestartet. Dort werden solche Vorfälle dokumentiert. Wir versuchen auch, mit Experten, Polizei, den Innenministerien ins Gespräch zu kommen. Ich berichte seit gut 20 Jahren von rechtsextremen Aufmärschen, verbale Ausfälle gab es immer. Das ist zwar nervig, tut aber nicht wirklich weh. Das hat sich in den vergangenen ein, zwei Jahren verändert. Jetzt fliegen Flaschen, es fliegen Steine, es fliegen Feuerwerkskörper. Ganz gezielt auf Journalisten. Und die Polizei ist extrem zurückhaltend. Die Polizei muss natürlich das Demonstrationsrecht durchsetzen, aber auch das Recht auf Pressefreiheit. STANDARD: Das heißt, Sie sehen hier wenig Bewusstsein bei der Polizei? Überall: Ja, aus diesem Grund bin ich auch mit der Polizeigewerkschaft im Gespräch. Durch unser Blogprojekt sind Polizei und Politik aufmerksamer geworden für die Nöte, unter denen Journalisten arbeiten müssen. Es gibt eine vielfältige Bedrohungslage. Journalisten wird auf dem Heimweg von Demonstrationen aufgelauert, sie werden umringt und eingeschüchtert. Es gibt fingierte Todesanzeigen über Journalisten. Diese Einschüchterungsversuche haben massiv zugenommen. STANDARD: Die Pressefreiheit in der Türkei wird eingeschränkt, es kursieren schwarze Listen mit Journalistennamen. Überall: Wenn Journalisten am Flughafen in Istanbul festgesetzt werden und an der Einreise gehindert werden mit der Begründung, sie stünden auf einer Liste, dann frage ich mich natürlich: Was sind das für Listen? Ich will von Außenminister Frank-Walter Steinmeier wissen: Wer steht da drauf? Und kann Steinmeier garantieren, ob wir unseren Job in der Türkei frei ausüben können oder nicht? Bisher habe ich darauf noch keine Antwort bekommen. Was Erdoğan derzeit macht, bereitet mir große Sorgen. Es wirft alles um, was es an positiven Bestrebungen in der Türkei in Bezug auf Pressefreiheit gibt. Es werden willkürliche Prozesse geführt, Redaktionen werden geschlossen. Kolleginnen und Kollegen stehen auf der Straße. Weil sie ihre Arbeit gemacht haben. Erdoğan versucht massiv, auch international auf Berichterstattung Einfluss zu nehmen. STANDARD: Was erwarten Sie sich von deutschen Politikern in Bezug auf Erdoğan? Überall: Ein Beispiel: Wenn auf der einen Seite der deutsche Botschafter wegen einer lächerlichen Extra-3-Satire einbestellt wird, dann wäre es – wenn man den validen Verdacht einer schwarzen Liste von Journalisten hat – angemessen, in Berlin auch den türkischen Botschafter einzubestellen. Also ganz klar: Ich erwarte von den deutschen Politikern eine härtere Gangart gegenüber dem Autokraten in Ankara. STANDARD: Causa Merkel/Böhmermann: Wie sehen Sie hier die Rolle von Kanzlerin Merkel? Überall: Sie hat ja mittlerweile Fehler eingeräumt. Der Paragraf 103 – Beleidigung eines ausländischen Staatsoberhaupts – stammt aus der Mottenkiste der Geschichte. Ich halte die Abschaffung dieses Paragrafen für richtig. Jeder kann ja auch persönlich Strafantrag stellen, wie Erdoğan das auch gemacht hat. Insofern hätte es keine Zustimmung für die Strafverfolgung seitens der Kanzlerin gebraucht. Ich halte das für ein negatives Zeichen in Bezug auf Presse- und Satirefreiheit. Und es war ganz klar eine politische Entscheidung. STANDARD: Springer-Chef Döpfner hat das Böhmermann-Schmähgedicht verteidigt, jetzt geht Erdoğan auch gegen ihn rechtlich vor und hat eine einstweilige Verfügung beantragt, die am Dienstag vom andesgericht in Köln abgelehnt wurde. Überall: Warum wählt Erdoğan nicht das Mittel der diplomatischen Konsultation nach den Paragraphen 103 und 104 gegen Springer-Chef Mathias Döpfner? Dann könnte die Bundesregierung erneut wegen Majestätsbeleidigung ermitteln lassen, obwohl sie erklärtermaßen ja diese Vorschriften abschaffen will. Nein, man kann diesen Unsinn wirklich nicht mehr ernst nehmen. Erdoğan hat jegliche Bodenhaftung verloren. Gut, dass das Kölner Landgericht den Verbots-Wahn von Erdogan in die Schranken gewiesen hat. Das zeigt, dass man in Deutschland auf den Rechtsstaat vertrauen kann, der Presse- und Meinungsfreiheit effektiv durchsetzt. Es wäre jetzt sinnvoll, wenn der türkische Präsident seine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für die deutsche Justiz beenden und nicht immer wieder neue Verfahren anstrengen würde. Auch zugespitzte Kritik muss Herr Erdoğan aushalten. (Astrid Ebenführer, 11.5.2016) Inland;UBV gewann, Grüne und SPÖ-Landwirte nicht mehr im Landeskammerrat vertreten – Wahlbeteiligung wieder gesunken. Graz – Der Bauernbund ist bei der steirischen Landwirtschaftskammerwahl am Sonntag trotz Verlusten mit 69,71 Prozent (2011: 76,46) stärkste Kraft geblieben. Die FPÖ-Bauern (FB) schafften klar den Sprung in die Landeskammer. Der Unabhängige Bauernverband (UBV) steigerte sich auf 6,75 Prozent. Grüne und SPÖ flogen aus der Landesvertretung. Die Wahlbeteiligung ist auf 38,94 Prozent gesunken (2011: 41,62). Mit Verlusten hatte man im Vorfeld der Wahl beim Bauernbund gerechnet, diese hielten sich allerdings im Rahmen: Spitzenkandidat und LWK-Präsident Franz Titschenbacher, dessen erste Wahl es war, dankte für das Vertrauen: Die Verluste sind bedauerlich, aber die Voraussetzungen sind sehr schwierig gewesen. Der Bauernbund wird ein verlässlicher und unterstützender Wegbegleiter der Landwirte in herausfordernden Zeiten sein. Agrarlandesrat Hans Seitinger (ÖVP) sagte, man habe in einem schwierigen Umfeld ein gutes Ergebnis erzielt. Ich habe gespürt, dass es sich in den Tagen bis zur Wahl verdeutlicht hat: Die Menschen wollen Verlässlichkeit und keine populistischen Forderungen. Freude herrschte bei der FPÖ: Dass wir unsere Prozentzahl verdoppeln, damit hätte ich nicht gerechnet, so Spitzenkandidat Leonhard Meister gegenüber der APA. Es lag wohl an unserem konsequenten Programm, und die Landespartei hat uns den Rücken gestärkt, so der Chef der nun zweitstärksten Fraktion in der Agrarkammer. Das Flüchtlingsthema sei kein Faktor gewesen. Wir Bauern haben andere Sorgen. Wir wollen unseren Stellenwert in der Gesellschaft und entsprechende finanzielle Abgeltung für unsere Produkte, über faire Preise und eine gerechtere Förderverteilung, sagte Meister. Der Vorstand der Grünen Bauern Steiermark, Heribert Purkarthofer, räumte ein, das mit dem alleinigen Antreten der Grünen gesteckte Ziel des Kammereinzugs nicht erreicht zu haben. 2011 waren die Grünen zusammen mit dem UBV angetreten. Die SPÖ-Bauern schafften den Verbleib in der Kammervertretung nicht: Parteiintern haben wir uns nicht so leicht getan, sagte Spitzenkandidat Walter Schuster, ein Obstbauer aus dem Bezirk Voitsberg, der in seiner Bezirkskammer den Einzug schaffte. Man muss ständig vor Ort sein, bei den Leuten, in einem schwarzen Bezirk tut man sich da schwer, so Schuster zur APA. Vielleicht sei es auch ein Fehler gewesen, dass man nicht so stark auf Konfrontation gegangen sei. Gewählt wurde sowohl die politische Vertretung in der Landeskammer als auch die Bezirkskammern. Der Bauernbund kam auf 30 von 39 Mandaten und verlor gegenüber 2011 zwei Mandate. Zweitstärkste Fraktion sind die FPÖ-Bauern mit fünf Mandaten (12,10 nach 5,25 Prozent im Jahr 2011). Dritte Kraft in der steirischen Landeskammer ist der UBV, der – ohne die 2011 mit ihnen angetretenen Grünen – 8,53 Prozent (2011: 8,16) erreichte und nun vier Kammerräte stellt (2011: 3). Die Grünen Bauern kamen auf 2,91 Prozent, die SPÖ-Bauern auf 6,75 Prozent (2011: 10,12) und büßten ihre bisherigen vier Mandate ein. In den zwölf Bezirkskammern (2011: 16) erreichte der Bauernbund 70,68 Prozent (2011: 76,93) und ist in diesen mit 139 (2011: 204) von insgesamt 180 Mandataren (2011: 240) vertreten. Die blauen Bauern schafften 18 Mandate (2011: 4) in den Bezirkskammern (11,88 Prozent, 2011: 5,05). Der UBV kam auf 8,41 Prozent (2011: 7,86) bzw. 12 Sitze in 10 Bezirkskammern (2011: 13). Die Grünen schafften in keiner Bezirkskammer den Einzug. Die SPÖ-Landwirte sind zumindest mit 11 Vertretern in 10 von 12 Bezirkskammern (6,84 Prozent, 2011: 10,16). Wahlberechtigt waren 135.807 Personen, von ihnen gingen 38,94 Prozent oder 52.883 zur Wahl. Wissenschaft;Drei Tiere sollen im Görtschitztal "entnommen" werden - Jagdreferent spricht von massivem Rückgang im Fischbestand. Klagenfurt - Kärntens Jagdreferent Christian Ragger (FPÖ) hat am Dienstag vor Journalisten eine Freigabe der Jagd auf Fischotter angekündigt. Drei Tiere sollen vorerst entnommen werden. Grund für die Maßnahme ist laut Ragger ein dramatisches Sinken des Fischbestandes. Angeblich verringerte sich die Biomasse an Fisch landesweit im vergangenen Jahr um 70 Prozent. Der Fischotter genießt eigentlich besonderen Schutz: Laut EU-Richtlinie sind die Tiere ganzjährig geschont. Ein alarmierender Jahresbericht über den Fischbestand in Kärnten bewirke aber nun eine Ausnahme, sagte Ragger. Einzelne Tiere können zum Abschuss oder Fang freigegeben werden, wenn das zum Beispiel im Interesse eines geordneten Jagdbetriebes, der Landwirtschaft oder zur Erhaltung einer bedrohten Wildart erforderlich ist. Und dieser Fall sei im Görtschitztal gegeben: Der Fischbestand ist hier dramatisch, um etwa 80 Prozent, gesunken. Experten führen das vor allem auf den Fischotter zurück. Hier drohe auch das Aussterben der bodenständigen Kärntner Bachforelle, die auf der Roten Liste der bedrohten Arten steht, so Ragger. Es müsse hier ein geschütztes Tier bejagt werden, um ein anderes geschütztes Tier zu erhalten. Drei Fischotter dürfen nun von 1. November bis 31. Jänner im Bereich des Görtschitzbaches und der Quellflüsse des Lölling- und Mosinzbaches entnommen werden. Dabei soll in erster Linie versucht werden, die Tiere einzufangen. Untersuchungen hätten ergeben, dass der Fischotter nahezu flächendeckend in Kärnten lebt. Der Bestand wird auf 160 Tiere geschätzt. Panorama;Polizeipräsident: Einsatz von Gewalt war notwendig, Flüchtlinge hätten mit Gesten provoziert. Wien/Chemnitz – Wie mehrfach täglich in deutschen Gemeinden ist am Donnerstagabend auch im sächsichen Clausnitz ein Bus mit Flüchtlingen angekommen, um die Passagiere vor einer Asylunterkunft abzusetzen. Anders als in den meisten Fällen wurde diese Fahrt aber von einer wütenden Menge von Asylgegnern abgefangen. Wie ein am Freitag hochgeladenes Video zeigt, umzingelten dutzende Menschen das Fahrzeug mit der LED-Anzeige Reisegenuss, versuchten die unter Polizeischutz aussteigenden Personen davon abzuhalten und riefen aufgebracht: Wir sind das Volk! In dem 33-sekündigen Video ist zu sehen, wie ein Jugendlicher unter Tränen den Bus verlässt, eine Frau mit Kopftuch reagiert schimpfend durch die Frontscheibe. Die Polizei hat den Vorfall laut Spiegel online bestätigt und ermittelt wegen des Verdachts auf einen Verstoß gegen das Versammlungsgesetz. Rund hundert Personen haben demnach den Weg zur neuen Asylunterkunft in dem kleinen Ort an der tschechischen Grenze blockiert, die Einfahrt soll mit drei Fahrzeugen versperrt worden sein. Die Blockade dauerte laut Polizei über eine Stunde. Knapp 30 Polizisten, darunter auch Beamte der Bundespolizei, waren im Einsatz. Die Polizei ermittelt nach eigenen Angaben wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz und der Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten. Ob weitere Straftaten vorliegen, wird demnach geprüft. Am Abend tauchte eine zweite Videosequenz auf, die der anderen vorauszugehen scheint und den Einsatz der Polizei zeigt. Zu sehen ist, wie Polizisten Menschen offensichtlich mit Zwang aus dem Bus holen und in ein Haus bringen. Ein Beamter setzt dazu bei einem wohl halbwüchsigen Buben einen Klammergriff ein, während draußen die Menge johlt. Längeres Video, was den Umgang der Polizei Sachsen mit den veränsgtigten Flüchtlingen zeigt. #kaltland #clausnitz pic.twitter.com/LOIFgwpVrt Anschließend ist zu sehen, wie ein anderer Bub freiwillig, aber weinend den Bus in Richtung des Hauses verlässt. Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU) reagierte prompt: Ich habe mir das Video angesehen. Die Bilder sprechen ihre Sprache. Das Ministerium werde den Einsatz der Polizeidirektion Chemnitz mit allen Beteiligten umgehend auswerten: Erst dann können wir Konsequenzen ziehen. Ulbig verurteilte die Blockade. Anstatt wenigstens den Versuch zu unternehmen, sich in die Situation der Flüchtlinge zu versetzen, blockieren einige Leute mit plumpen Parolen den Weg von schutzsuchenden Männern, Frauen und Kindern, sagte er laut deutschen Medien. Nach der Polizeiführung verteidigte am Samstagabend auch die Polizeigewerkschaft das umstrittene Vorgehen der Beamten am Freitag. Ich habe keinerlei Zweifel daran, dass die Kollegen richtig gehandelt haben, sagte der Gewerkschaftsvorsitzende Rainer Wendt am Samstag der Huffington Post. Es habe Gefahr für Leib und Leben der Flüchtlinge bestanden, weshalb eine Räumung des Busses alternativlos gewesen sei. Der Bursche, der von den Polizisten aus dem Bus gezerrt worden sei, habe zuvor die herumstehende Menge massiv provoziert. Er hat den rechten Demonstranten vor dem Fahrzeug mehrfach den Stinkefinger gezeigt und zudem mit seiner Hand am Hals das Kopf-ab-Zeichen gemacht, sagte Wendt. Der Beamte habe um die Sicherheit aller Flüchtlinge und der Polizisten gefürchtet. Die Polizei hat ihren Einsatz verteidigt. Der Chemnitzer Polizeipräsident Uwe Reißmann sagte am Samstag, bei drei Flüchtlingen sei der Einsatz von einfachem unmittelbaren Zwang notwendig gewesen. Er betonte, Flüchtlinge hätten aus dem Bus heraus mit Gesten wie dem Stinkefinger die davorstehenden Demonstranten provoziert. Gegen ihn liege wegen der beleidigenden Geste eine Anzeige vor. Deswegen seien drei Flüchtlinge von der Polizei gewaltsam aus dem Bus geholt worden. Dies sei absolut notwendig und verhältnismäßig gewesen. Aus meiner Sicht gibt es für das Vorgehen der Polizei keinerlei Konsequenzen, so der Polizeipräsident. Zugleich räumte er ein, dass die Polizei am Probleme hatte, der Situation in dem kleinen Erzgebirgsort Herr zu werden. Anfangs war nur eine Polizeistreife vor Ort. Aus heutiger Sicht war das eine Fehleinschätzung, sagte Reißmann. Ein Beamter habe den Demonstranten einen Platzverweis samt Konsequenzen angedroht und dafür nur Gelächter geerntet. Für eine Räumung habe die Kraft gefehlt, sagte der Polizeipräsident. Die Polizei Sachsen reagierte auch in den sozialen Medien auf die Kritik: Wir als Polizei müssen die Neutralität in unseren Einsätzen wahren, hieß es in einem Facebook-Posting. .@PolizeiSachsen auf Facebook zur Blockade der Asylunterkunft in #Clausnitz pic.twitter.com/lhzJ4yfyTa Der Bürgermeister von Rechenberg-Bienenmühle, Michael Funke (parteilos), sagte der Freien Presse, er schäme sich für das Geschehene. Zugleich nahm er aber die Demonstranten in Schutz. Der Großteil der Menge sei nicht auf Krawall gebürstet gewesen. Auch habe der Protest sich nicht gegen die Flüchtlinge gerichtet: Es ging um die große Politik und nicht um die Menschen an sich. Das Video wurde ursprünglich von den Administratoren einer inzwischen gelöschten Facebook-Seite namens Döbeln wehrt sich – Deine Stimme gegen Überfremdung geteilt, ehe es der deutsche Fernsehmoderator Jan Böhmermann auf Social-Media-Kanälen mit dem Titel Vom besorgten Bürger über den Angstmob zum Hassmob erneut veröffentlichte. Das ZDF berichtete, der Leiter der Unterkunft gehöre der rechtspopulistischen AfD an. Auf Anrufe und Rückrufbitten der Presseagentur dpa reagierte der Mann nicht. Die AfD weist ihn im Internet aber als Mitorganisator von Parteiveranstaltungen aus. Nach Angaben des Polizeipräsidenten hatte der Bürgermeister des Ortes die Einwohner über die Ankunft der Flüchtlinge informiert. Der Bursche aus dem Internetvideo ist nach eigenen Angaben 14 Jahre alt und stammt aus Tripoli im Libanon. Er ist mit seinem Bruder und seinem Vater seit drei Monaten in Deutschland und war zunächst in Dresden untergebracht, wie er der dpa sagte. Der Bruder ist auf dem Video zu sehen, wie er freiwillig, aber weinend den Bus verlässt. Die 20 Flüchtlinge, die sich im Bus befanden, berichteten der dpa am Samstag, dass die Polizei auch einer Frau die Arme auf den Rücken gedreht und sie zwangsweise aus dem Bus geholt habe. Am Samstagabend versammelten sich in Clausnitz rund 100 Menschen zu einer Solidaritätskundgebung für Flüchtlinge. Auf Transparenten forderten die Demonstranten eine sichere und menschenwürdige Unterbringung von Geflüchteten. Nach Angaben der Polizei verlief die Demonstration friedlich. Es gibt keinerlei Störungen, sagte ein Polizeisprecher in ChemnitzPolit. Es ist nicht das erste Mal, dass in Sachsen ankommende Flüchtlinge mit Protest empfangen wurden. Die bisher schwersten Ausschreitungen gab es im vergangenen August in Heidenau, als Rechtsradikale eine neue Unterkunft in einem Baumarkt belagerten und die Polizei mit Pyrotechnik und Wurfgeschoßen attackierten. Zuvor war es bereits bei der Errichtung eines Zeltlagers in Dresden zu Krawallen von Neonazis gekommen. Vorfälle gab es auch in Freiberg und Meerane. Am Freitag wurde Haftbefehl gegen zwei 16 und 26 Jahre alte Männer erlassen, die am Vorabend einen Brandanschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft im ostsächsischen Löbau verübt haben sollen. Verletzt wurde niemand. Die von den mutmaßlichen Tätern gegen das Heim geworfenen Brandflaschen waren verloschen, ohne großen Schaden anzurichten. (APA, dpa, mcmt, 20.2.2016) Wissenschaft;London – Der Genuss von Zauberpilzen (Magic Mushrooms) kann unangenehme Folgen haben, wie man etwa im Roman Die dunkle Seite des Mondes von Martin Suter nachlesen kann. Doch der in den Pilzen enthaltene Wirkstoff Psilocybin könnte womöglich zur Linderung bei schweren Depressionen führen, legt eine Studie im Fachblatt Lancet Psychiatry nahe, an der freilich nur zwölf Personen teilnahmen. Bei allen Probanden verbesserten sich die Symptome leicht, sieben zeigten noch nach drei Monaten eine positive Reaktion, bei fünf habe die Depression auch noch in der Zeit danach nachgelassen. (APA, red) AbstractThe Lancet Psychiatry: Psilocybin with psychological support for treatment-resistant depression: an open-label feasibility study. Basel – Sie sind das Geheimnis hinter den Kletterkünsten von Geckos: die Van-der-Waals-Kräfte, die für Adhäsion sorgen. Sichtbar werden sie freilich nur in der Summe, denn an sich sind sie extrem schwach. Physikern der Uni Basel ist es nun gelungen, diese kleinsten je ermittelten Kräfte zwischen einzelnen Atomen experimentell zu messen, wie sie im Fachblatt Nature Communications berichten. (red) AbstractNature Communications: Van der Waals interactions and the limits of isolated atom models at interfaces (18.5.2016) Web;Hochrangige Ziele aus Datenbank der NSA veröffentlicht: 56 Nummern von Regierungsbeamten und Politikern. Der US-Nachrichtendienst NSA hat offenbar ein enges Überwachungsnetz um die deutsche Kanzlerin Angela Merkel gespannt. Das Enthüllungsportal Wikileaks veröffentlichte eine Liste mit 56 Telefonnummern, die von der NSA abgehört worden sind. Darunter fallen die Anschlüsse zahlreicher Mitarbeiter des deutschen Kanzleramts. Außerdem sollen CDU-Fraktionschef Volker Kauder und der ehemalige Kanzleramtschef Ronald Pofalla (CDU) belauscht worden sein. Auch eine alte Handynummer Merkels ist auf der Liste zu finden. Insgesamt reichen die Selektoren – so nennt man im Geheimdienstjargon die Telekommunikations-Merkmale von Zielpersonen – bis in die frühen 1990er-Jahre zurück. Denn schon ein Vertrauter des früheren Bundeskanzlers Helmut Kohl soll sich laut Süddeutscher Zeitung auf der Liste befinden. Auch Beamte aus der rot-grünen Ära unter Gerhard Schröder sind unter den Zielpersonen. Die NSA soll ein besonderes Interesse an den Bereichen Außen- und Sicherheitspolitik, Wirtschafts- und Finanzpolitik sowie BND-Aufsicht gehegt haben. Wikileaks veröffentlichte außerdem drei weitere hochgeheime Depeschen, die anhand der abgehörten Telefonate erstellt worden waren. Sie wurden vermutlich der US-Regierungsspitze vorgelegt. Dabei handelt es sich etwa um die Zusammenfassung eines Telefonats zwischen Merkel und Mohammed bin Zayid al Nuhayyan, Kronprinz der Vereinigten Arabischen Emirate. Die zwei Politiker besprachen dabei die US-Politik gegenüber der iranischen Regierung. Außerdem wurden Gespräche über den Weltwährungsfonds sowie den zur Eurostabilisierung eingerichteten EFSF abgehört. Die Wikileaks-Enthüllungen könnten ernsthafte diplomatische Konsequenzen haben. Bereits letzte Woche hatte die Plattform die Überwachung zahlreicher deutscher Spitzenbeamter publik gemacht. Damals war der US-Botschafter in Berlin ins deutsche Kanzleramt zitiert worden. Der deutsche Generalbundesanwalt hatte im Frühjahr Ermittlungen zur Überwachung von Merkels Privathandy aus Mangel an konkreten Beweisen abgebrochen. Kultur;Gespräch mit der neuen jungen Chefdirigentin in Birmingham, die nicht nur als Musikchefin des Landestheaters Salzburg auf sich aufmerksam machte. Salzburg – Die Abkürzung CBSO steht nicht nur für einen recht langen Namen, also für City of Birmingham Symphony Orchestra. Sie meint auch einen der interessantesten Klangkörper Europas. Seinerzeit hat ihn Sir Simon Rattle international bekanntgemacht, bevor er nicht weniger als Chef der Berliner Philharmoniker wurde. Und bis vor kurzem war die Zukunft des Orchesters an den Könner Andris Nelsons gebunden, der jedoch zum Gewandorchester Leipzig wechselt. Mirga Gražinyte-Tyla, die ab September die Leitung in Birmingham übernehmen wird, blickt also auf schwergewichtige Vorgänger zurück. Allerdings ist sie keine Unbekannte mehr. Die Musikchefin des Landestheaters Salzburg machte international auf sich aufmerksam, als sie 2012 bei den Salzburger Festspielen den Young Conductors Award gewann. Unlängst leitete sie – sehr erfolgreich – das RSO im Wiener Konzerthaus. Birmingham? Wir haben dort zwei Programme erarbeitet, wir kennen einander schon, so die Litauerin. Auch empfand sie die Zusammenarbeit mit den Musikern des Orchesters als sehr leicht. Ungefähr vor einem Monat hat es dann jenen Suchprozess eingeleitet, bei dem jeder Musiker anonym für einen Kandidaten voten kann. In dieses Verfahren würde Verschiedenes, u. a. auch die Meinung des Publikums einfließen, so Gražinyte-Tyla, die bekundet, nach dem Angebot Birminghams einige Tage gründlich überlegt zu haben. Es gab da noch andere Angebote, es brauchte Bedenkzeit. Was in Birmingham von ihr erwartet wird? Vor alle wohl Hingabe ans Musizieren, ans Erarbeiten von Werken und natürlich soziale Kompetenz. Zusätzlich vor allem aber wohl mindestens das Halten des Niveaus, das internationale Reputation garantiert. Mirga Gražinyte-Tyla ist auch international längst gut vernetzt. In Salzburg wurde Dirigent Gustavo Dudamel auf sie aufmerksam und holte sie zum Los Angeles Philharmonic Orchestra. Auch mit der renommierten Kremerata Baltica und Geiger Gidon Kremer arbeitet sie eng zusammen. Gražinyte-Tyla studierte in Graz, dort kam der Wunsch auf, nicht nur Chöre, sondern auch Orchester zu dirigieren. Sie sammelte Wissen aber auch am Konservatorium in Bologna, an der Hochschule für Musik und Theater in Leipzig und zuletzt an der Zürcher Hochschule der Künste. Wenn sie etwas an ihrem Beruf als heikel empfindet, dann den Umgang mit Zeit. Es bleibt nicht genug Zeit zur Vertiefung. Wettbewerbe etwa haben auch den Vorteil, dass man sich konzentriert vorbereiten kann. In Birmingham müsste musikalische Tiefenforschung aber möglich sein. Sir Simon Rattle war ja dort fast zwei profunde Jahrzehnte lang tätig. Kultur;Autonome Porträts dokumentieren wirtschaftlichen Aufschwung und lüften auch Familiengeheimnisse. Die Geschichte der Porträtmalerei ist enger als jede andere Motivgattung in der Kunst mit den ursprünglichen Auftraggebern verknüpft. In ihrem zeitgenössischen Kontext fungieren Porträts somit als Zeugnisse der historischen Entwicklung des Kunstmarktes. Im aktuell in Wien verfügbaren Auktionsangebot der Sparte Alter Meister finden sich zahlreiche Beispiele, die nicht nur die stilistische Bandbreite dokumentieren. Repräsentativ für die Bedeutung des wohlhabenden Bürgertums als Klientel stehen zwei bei im Kinsky (12. 4.) von Hans Brosamer offerierte Werke. Er gehörte im Nürnberg der 1520er-Jahre zu den gefragtesten Porträtisten und war von Lucas Cranach dem Älteren und Albrecht Dürer beeinflusst: Gemäß der Inschriften in Renaissancemajuskeln handelt es sich bei den Porträtierten um einen gewissen Hanns Durr (In dieser Gestalt wart Hanns Durr 26 Iar alt 1521) und um einen Sebolt Schwarcz (Anno 1490 pin ich Sebolt Schwarcz geporn und im 1523 abconterfet worden). Die auf je 70.000 bis 140.000 Euro taxierten Gemälde gastierten zuletzt 2012 in einer Ausstellung in München (Dürer-Cranach-Holbein. Die Entdeckung des Menschen: das Deutsche Porträt um 1500). In der italienischen Malerei des 16. Jahrhunderts gewannen, neben den üblichen Stifterporträts innerhalb religiöser Darstellungen, autonome Porträts beim Adel zunehmend an Popularität. Die Ahnengalerie solcher Familien reichte nicht selten bis weit über die vierte Generation hinaus zurück. Bisweilen entstanden solche Werke auch posthum, wie im Falle der unehelichen Tochter von Cosimo I. de Medici. Bia de Medici verstarb bereits im Alter von nur sechs Jahren, daraufhin beauftragte ihr Vater den Künstler Agnolo di Cosimo (genannt Bronzino) mit dem Bildnis, das sich heute in den Uffizien in Florenz befindet. Um ein weiteres Abbild Bias dürfte es sich gemäß einer alten rückseitigen Aufschrift bei dem um 1550 datierten Gemälde (20.000-40.000) handeln, das Kinsky-Expertin Kareen Schmidt dem Umkreis von Paolo Veronese zuordnet. Interessanterweise wartet im Dorotheumsangebot (19. 4.) ein von Giovanni Maria Butterie geschaffenes Porträt ihrer Halbschwester Virgina de Medici (50.000-70.000), deren Identität erst jüngst erforscht wurde. Eine wesentliche Rolle bei der Identifikation spielte dabei ein 2007 bei Sothebys versteigertes Bildnis aus der Werkstatt Alessandro Alloris. Den Londoner Experten zufolge habe es sich bei der Dargestellten um Camilla Martelli gehandelt, die Cosimo I. 1570 ehelichte. Die Zuordnung war über die reich mit Juwelen besetzte Halskette erfolgt, die über archivalische Beschreibungen nachweislich jene war, die ihr der Medici-Herzog schenkte. Allerdings hatte man bei dieser Zuschreibung übersehen, dass Camilla verstarb, bevor die Kleidung und Haartracht in Mode kam. Tatsächlich handelte es sich, wie Dorotheumsexperte Mark MacDonell nun belegen kann, um die 1668 unehelich geborene Tochter Virginia. Dass sich die Konterfeis Cosimos I. erster und letzter Tochter zeitgleich zur Stippvisite in Wien befinden, ist dem puren Zufall geschuldet. Wissenschaft;Trocknet die Kinderstube aus, müssen die Eltern die Jungtiere in andere Wasseransammlungen tragen. Wien – Südamerikanische Pfeilgiftfrösche sind für ihre Fortpflanzung auf Wasseransammlungen angewiesen, seien sie auch noch so klein. Manchmal können diese schrumpfen oder völlig verschwinden. Um ihren Nachwuchs nicht dem sicheren Tod zu überlassen, unternehmen die Eltern regelrechte Rettungsaktionen, indem sie die Kaulquappen zum nächsten Mini-Tümpel tragen. Nun haben Wiener Forscher beobachtet, dass die Weibchen diesen Fahrtendienst nur den eigenen Nachkommen angedeihen lassen. Männchen nehmen dagegen alle Jungen aus ihrem Revier mit, auch solche aus fremden Gelegen. Im Widerspruch zu ihrem Namen leben Glanzschenkel-Baumsteiger (Allobates femoralis) in den Bodenregionen tropischer Regenwälder. Die Männchen bewachen dabei große Reviere, in denen mehrere Weibchen ihre Eier auf abgefallene Blätter legen. In diesem trotz hoher Luftfeuchtigkeit trockenen Milieu entwickeln sich innerhalb von drei Wochen Kaulquappen, die dann aber schleunigst zum nächsten Gewässer transportiert werden müssen, um zu überleben. Dieser Fahrtendienst ist vorwiegend Aufgabe der Männchen, die den Nachwuchs auf dem Rücken zum nächsten Tümpel tragen. Weibchen führen diesen Transport nur dann durch, wenn das Männchen in diesem Zeitraum nicht in seinem Territorium ist. Dabei gehen die Tiere einige Risiken ein, etwa auf dem Weg lauernde Fressfeinde. Zudem lassen die Männchen in dieser Zeit ihr Revier ungeschützt zurück und riskieren damit Gebietsverluste durch Rivalen. Eva Ringler von der Abteilung für Vergleichende Kognitionsforschung des Messerli Forschungsinstitutes der Veterinärmedizinischen Universität Wien hat in einer Studie untersucht, ob sich das Verhalten von Weibchen und Männchen unterscheidet und ob sich dieses Risiko lohnt. Das tut es aber nur, wenn es dem Erhalt des eigenen Nachwuchses dient – was wiederum voraussetzt, dass die Frösche ihren direkten Nachwuchs identifizieren können. Die Forscherin hat dazu drei Versuchsreihen in Terrarien durchgeführt: Im ersten Versuch fanden Weibchen und Männchen nur ein fremdes Gelege vor. Beim zweiten Test gab es eigene und fremde Kaulquappen im Terrarium. Und schließlich wurden die Positionen des eigenen und des fremden Geleges vertauscht, um zu testen, ob die Tiere das Gelege selbst erkennen oder sich den Ort der Eiablage merken. Dabei zeigte sich, dass ein Großteil der Männchen eigene und fremde Gelege transportierten. Offenbar folgen sie dabei der Regel Mein Revier, meine Kaulquappen und kümmern sich nicht weiter um eine Differenzierung, jeder wird mitgenommen. Die Weibchen gingen hier wesentlich differenzierter vor: Fremde Kaulquappen nehmen sie einfach nicht mit. Nur wenn die Wissenschafter die Position von eigenem und fremdem Gelege tauschten, wurde der fremde Nachwuchs transportiert. Die Wissenschafter schließen daraus, dass sich die Weibchen über Wochen den genauen Ort ihrer Eiablage merken. Wenn sie für die Männchen beim Nachwuchs-Transport einspringen, können sie anhand der Position die richtigen Gelege auswählen. Aus dem Verhalten leiten die Forscher auch unterschiedliche Kosten-Nutzen-Rechnungen ab, wie sie im Fachjournal Animal Behaviour schreiben: Die Männchen befolgen die einfache Regel, alle Gelege in ihrem Territorium mitzunehmen – schließlich ist das ihr Revier und sie gehen davon aus, dass der gesamte Nachwuchs von ihnen stammt. Aus Weibchen-Sicht ist dagegen das Risiko deutlich höher, ein fremdes Gelege zu transportieren und gleichzeitig das eigene liegen zu lassen. Schließlich könnten auch Artgenossinnen im Territorium des jeweiligen Männchens ihre Eier abgelegt haben. Deshalb verlassen sie sich ganz auf ihren Orientierungssinn. Wie genau sich die Weibchen den exakten Ablageplatz im Regenwalddickicht merken können, wollen die Forscher in weiteren Untersuchungen klären. Wissenschaft;In einem Forschungszentrum für Primatologie untersuchen Forscher, wie Stress und Fortpflanzung zusammenhängen. Wien – Die meisten Affenarten trifft man eher in wärmeren Weltgegenden, Japanmakaken jedoch kommen auch mit Eis, Schnee und Minustemperaturen gut zurande. In ihrer Heimat Japan nutzen sie oft heiße Quellen, um sich aufzuwärmen. Diesen Luxus kann ihnen der Affenberg in Landskron bei Villach nicht bieten, aber sonst leben die Japanmakaken dort unter besten Bedingungen – und fast wild. Das rund 40.000 Quadratmeter große Gelände ist in privater Hand: 1996 erfüllte sich der Tischlermeister Peter Gaubatz einen privaten Traum und siedelte vierzig in Japan erworbene Makaken nahe der Burg Landskron an. Mittlerweile ziehen die Tiere nicht nur Touristen an, sondern auch jede Menge Wissenschafter. Vergangene Woche wurde dort auf dem Affenberg ein Forschungszentrum für Primatologie eröffnet. Die Makaken bewohnen in ihrer Heimat verschiedene Wälder, wobei sie bis auf fast 3.200 Meter Seehöhe gehen. Ihre Kälteresistenz macht ihre naturnahe Haltung auch in Kärnten möglich, einen wärmenden Unterstand gibt es nicht. Die Besucher der Anlage sehen im Rahmen von Führungen nur rund ein Drittel des Geländes, und während der Paarungszeit im Winter bleibt der Affenberg für Besucher überhaupt geschlossen. Auch Körperkontakt mit Menschen gibt es nicht: Die Tiere werden regelmäßig gefüttert, aber das ist auch schon alles. Auch die Wissenschafter halten Abstand – die Untersuchung erfolgt ausschließlich noninvasiv über Kotproben, die von den Departments für Verhaltensbiologie und Anthropologie der Universität Wien und der Technologieplattform Vetcore der Veterinärmedizinischen Universität Wien ausgewertet werden. Auch die Teilnahme an wissenschaftlichen Experimenten erfolgt seitens der Affen völlig freiwillig: Auf dem Gelände gibt es das Wissenschaftshaus, eine einfache Holzhütte, in der diverse Versuche so eingerichtet werden, dass sie ohne menschliches Beisein ablaufen. Die Auswertung erfolgt über Videoaufzeichnungen. Einer der Ersten, die das Verhalten der Kärntner Affen untersuchten, war Bernard Wallner vom Department für Anthropologie der Universität Wien. Er und seine Mitarbeiter zeigten männlichen Japanmakaken auf Bildschirmen die Gesichter von Weibchen, die jeweils unterschiedlich intensiv rot gefärbt waren. Bei den Makakendamen sind sowohl Hinterteile als auch Gesichter desto röter, je näher sie ihrer empfängnisbereiten Phase sind. Die Reaktion der Männchen wurde danach gemessen, wie oft und wie intensiv sie bestimmte Gesichter betrachteten und wie häufig sie den nahen Kontakt zu den Bildschirmen suchten. Wie sich zeigte, interessierten sich die Männchen am meisten für die Bilder besonders rotgesichtiger Artgenossinnen, und zwar desto intensiver, je höher ihre eigenen Cortisolwerte waren. Cortisol ist ein Hormon, das in Stresssituationen ausgeschüttet wird. Doch wie hängen Stress und Fortpflanzung zusammen? Um das näher zu beleuchten, erhoben Lena Pflüger und Kollegen die Cortisolwerte aus Kotproben 26 männlicher Japanmakaken während der Paarungszeit. Während des Sommers liegen die Sexualhormone quasi auf Eis, aber im Winter, in der Paarungszeit, schießen die Hormone ein, sagt Pflüger, Biologin und eine der Gründerinnen des Primatologiezentrums. In dieser Phase bilden sich Paare, die gemeinsam fressen, ruhen und kopulieren – allerdings nur für jeweils einige Tage, dann formieren sich wieder neue Beziehungen. Dadurch weiß keines der Männchen, ob die Jungen seine eigenen sind oder der Nachwuchs eines anderen, ein wenig befriedigender Zustand für die Männchen. Allerdings investieren die Weibchen – wie bei Säugern üblich – deutlich mehr in die Nachkommenschaft: Sie können nur einmal pro Jahr empfangen und bringen gewöhnlich nur ein Junges zur Welt. Überlebt dieses nicht, war aller Aufwand, den sie dafür getrieben haben, umsonst. Wir nehmen an, dass die Männchen nicht wissen, wann die Weibchen tatsächlich empfängnisbereit sind, erläutert Pflüger, wodurch auf diese Weise die Vaterschaft vertuscht werden kann. So könnten viele Männchen der Vater eines Jungen sein, was möglicherweise dazu führt, dass die Kinder den Schutz aller potenziellen Erzeuger genießen. Im Allgemeinen bevorzugen Weibchen ranghöhere Partner und verbringen mit diesen auch mehr Zeit. Eine Aufgabe eines ranghohen Männchens ist es, sich in Streitereien einzumischen und diese zu beenden. Pflügers Untersuchungen ergaben einen überraschenden Zusammenhang: Je niedriger die Cortisolwerte eines Männchens, desto häufiger zeigte es aggressives Verhalten – allerdings: Es geht nicht um wildes Um-sich-Schlagen, betont Pflüger, sondern um gerichtete Aggression. Ein geringer Wert an Cortisolmetaboliten im Kot weist darauf hin, dass die Tiere imstande sind, nach Stress rasch wieder in den Normalzustand zu kommen, wie Pflüger ausführt, und solche Individuen können es sich leisten, sich gezielt in Konflikte einzumischen. Vom Menschen weiß man, dass eines der Gene, die an der Stressreaktion beteiligt sind, das COMT-Gen, in zwei Varianten vorliegt. Je nachdem, welche Variante ein Mensch trägt, ist er schneller oder weniger leicht zu stressen. Wie Pflüger und ihre Kollegen nachweisen konnten, herrschen bei den Makaken ganz ähnliche Verhältnisse. Wer also von den derzeit 152 Makaken auf dem Affenberg das nächste Alphamännchen wird, könnte auch von seiner genetischen Ausstattung abhängen. Pflüger bringt es auf einen Punkt, der nicht nur für Makaken interessant sein dürfte: Gibt es eine genetische Prädisposition für die Chefetage? (Susanne Strnadl, 18.5.2016) Wissenschaft;30 Jahre lang blieb die in Südostasien entdeckte Vertreterin der Hufeisennasen unerkannt. London – Seit über 30 Jahren lagerte eine in Konservierungsflüssigkeit eingelegte Fledermaus im Londoner Natural History Museum – nun hat sie sich als Vertreterin einer bisher unbekannten Spezies entpuppt. Die Fledermaus gehöre zur Familie der Hufeisennasen und wurde nach Charles Francis, der das Exemplar im Jahr 1983 in Malaysia gefunden hatte, wurde Rhinolophus francisi getauft. Mittels Computertomographie hätten Experten das tote Tier schonend untersuchen können. Neue Arten von Insekten und Fischen werden recht regelmäßig entdeckt, aber neue Säugetiere sind seltener, sagte der Zoologe des Museums, Roberto Portela Miguez. Die neue Fledermausart soll demnächst in der Fachzeitschrift Acta Chiropterologica beschrieben werden. Sport;Dynamo Kiew übersteht erstmals seit sechzehn Jahren wieder die Gruppenphase der Champions League. Dynamo Kiew darf erstmals seit 16 Jahren wieder in der Champions League überwintern. Nach einem knappen 1:0-Heimerfolg gegen Schlusslicht Maccabi Tel Aviv qualifizierte sich das ukrainische Fußball-Aushängeschild am Mittwochabend als Gruppenzweiter hinter Chelsea für das Achtelfinale. Mitten in der weißblauen Jubeltraube nach Schlusspfiff war auch Aleksandar Dragovic. Kiew war international zuletzt Ende der 90er so richtig erfolgreich, von daher ist es ein toller Erfolg für den Verein, sagte der ÖFB-Teamverteidiger. Der Wiener postete auf Facebook auch ein kurzes Video über die Feierlichkeiten außerhalb des Stadions. Das Spiel selbst musste Dynamo nach einem UEFA-Urteil wegen rassistischen Verhaltens seiner Fans vor leerer Kulisse bestreiten. Die Sperre läuft erst nach dem Achtelfinal-Heimspiel aus. Denys Garmasch brachte Dynamo vor leeren Rängen im Olympiastadion per Abstauber in der 16. Minute glücklich in Führung. Maccabis Torhüter Predrag Rajkovic hatte einen abgefälschten Freistoß nicht bändigen können. Der ukrainische Meister spielte den knappen Vorsprung im Wissen über Chelseas 2:0-Zwischenstand gegen den FC Porto dann über die Zeit. Die frühe Führung hat Ruhe in die Partie hineingebracht, letztendlich war der Sieg nie gefährdet. Es war keine Glanzpartie, aber am Ende zählen die Punkte und der Aufstieg, analysierte Dragovic. Für den 24-Jährigen ist es die zweite Achtelfinal-Teilnahme in der Königsklasse nach jener mit dem FC Basel 2011/12. Die damalige Endstation FC Bayern könnte Dragovic erneut blühen. Die Münchner sind ein möglicher Gegner, die Auslosung findet Montag in Nyon statt. Dragovic wird zu diesem Zeitpunkt die Füße hoch lagern. Jetzt geht es einmal in die Wärme und auf Urlaub, die Pause ist wichtig, umso mehr werde ich sie genießen, sagte der Wiener. Ab 8. Jänner ist Dynamo dann wie im Vorjahr in Marbella einquartiert, um sich auf die anstehenden Aufgaben vorzubereiten. Das Achtelfinal-Hinspiel findet am 16. oder 17. Februar statt. Dragovic wird erneut die Chance haben, sich international ins Rampenlicht zu spielen. Seine persönliche Bilanz nach der Gruppenphase war für den Innenverteidiger ausgeglichen: Es geht immer besser, aber unterm Strich war schon viel Gutes dabei. Das Highlight sei der Auftritt an der Stamford Bridge gegen Chelsea gewesen. Beim 1:2 scorte Dragovic zunächst unfreiwillig ins eigene Gehäuse, ehe ihm mit seinem Premierentreffer in der Champions League der zwischenzeitliche Ausgleich gelang. Das war schon eine extrem verrückte Sache, meinte der Ex-Austrianer. Dynamo war in der Champions League zuletzt 2000 mit der Teilnahme an der Zwischenrunde noch im Frühjahr dabei. Ein Jahr zuvor hatte es der aktuell 14-fache ukrainische Meister sogar bis ins Halbfinale geschafft. Damals wie heute mit dabei ist Sergej Rebrow. Der ehemalige Nationalteamstürmer arbeitet bei Dynamo seit Mai 2014 als Cheftrainer. Nach dem nationalen Titelgewinn im Duell mit Schachtar Donezk sowie dem nunmehrigen Aufstieg hat der 41-Jährige seinen Kurs heuer steigen lassen. Nur wenige haben nach der schweren Auslosung an uns geglaubt. Das ist eine enorme Leistung von uns, betonte Rebrow. Zu verlieren habe sein Team nun nichts mehr: Wir wollen in diesem prestigeträchtigen Bewerb noch ein wenig länger bleiben. Panorama;'Flüchtlinge fürchten verunreinigtes Wasser, andere wurden abgemeldet und schlafen nun auf der Straße. Der Grund: Informationsmangel. Traiskirchen – Die Sonne brennt vom Himmel. Die Straßen sind nahezu leer; nur ab und zu fährt ein Auto vorbei. Traiskirchen in Niederösterreich ist eine verschlafene Kleinstadt. Erst wenn man sich dem Zentrum für Flüchtlinge nähert, wird es lebendiger. In den Nebengassen verteilen Einheimische Spenden aus dem Kofferraum an Asylwerber. So auch Barbara Millonig, die über eine Facebook-Gruppe Kleidung, Schuhe, Hygieneartikel, Babynahrung und Milchpulver sammelt und verteilt. Durch den Zaun erkundigt sie sich bei den Asylwerbern, was benötigt wird, und sammelt ein, was nicht gebraucht wird. Für sie sei das Lager der lebendigste Ort Österreichs. Tatsächlich ist die Gegend um das Asylwerberheim – in dem derzeit rund 4.500 Menschen wohnen, die Hälfte davon im Freien ohne Bett – nicht vergleichbar mit dem verschlafenen Rest der Stadt. Flüchtlinge sitzen in den schattigen Schanigärten der Cafés und Kebabläden oder stehen am Gehsteig, plaudern, telefonieren. Eine Spendenaktion findet auch vor dem Eingang des Lagers statt. Zwischen den bunten Zelten auf dem abgezäunten Gelände schauen Flüchtlinge ihren Kindern beim Spielen zu. Andere schlafen. Sie alle warten – viel mehr ist für sie nicht zu tun. Ein freundliches Lächeln oder Hallo kommt vielen über die Lippen. Man kommt rasch ins Gespräch. Österreicher sind so nett, sagen einige Leute. Fragt man genauer nach, wird klar, dass nicht alles rund läuft. Die Menschen, die sich freuen, dass jemand mit ihnen plaudert, wirken müde, erschöpft und traurig. Einer hat blutunterlaufene Augen; er habe starke Kopfschmerzen, sagt sein Freund. Sie erzählen, dass sie abends drei Stunden anstehen, um Essen zu bekommen, dass sie Wochen oder Monate auf Arzttermine warten, dass sie sich erkälten, weil es nachts kalt und tagsüber heiß ist. Viele von jenen, die im Freien wohnen, sind durstig. Niemand hat sie informiert, dass sie das Leitungswasser, das auf dem Gelände verfügbar ist, in Österreich sorglos trinken können. Keiner hat ihnen gesagt, dass die Insekten oder Schlangen, die sie im Gras sehen, nicht giftig sind. Sie befürchten, dass die Gelsen Krankheiten übertragen. Einige erzählen, dass sie auf der Straße schlafen. Sie werden nicht mehr ins Lager gelassen, wissen aber nicht, warum. Mir macht es ja nichts, aber ich habe Familien mit Babys auf der Straße schlafen sehen, sagt ein junger Mann. Halwest M., der sich auf Deutsch gut verständigen kann, hat eine Erklärung: Die Poststellen im Lager seien heillos überlastet. Briefe kämen bei den Bewohnern nicht oder zu spät an. So erfahren sie nicht, wenn sie in ein Länderquartier überstellt werden sollen. Sie werden aber aus Traiskirchen abgemeldet und landen dann – oft ohne zu wissen, warum – auf der Straße. Andere werden aus der Grundversorgung abgemeldet, weil sie die tägliche Anwesenheitskontrolle verpassen. Informationen kommen bei den Flüchtlingen nicht an. Das ist ein Kardinalproblem, sagt Herbert Langthaler von der Asylkoordination. Im Innenministerium heißt es dazu: Es ist organisatorisch durchaus möglich, dass alle Bewohner ihre Post bekommen. 20 Prozent aller Asylantragsteller seien später nicht mehr auffindbar, weil sie weiterziehen. Abmeldungen seien deshalb notwendig.' Wissenschaft;Im 19. Jahrhundert war im heute ukrainischen Lemberg eine Vielzahl an Sprachen präsent. Wien - Als in Lemberg (Lwiw) in den späten 1980er-Jahren wegen Geldmangels der Putz der alten Häuser kaum erneuert wurde, legte die Witterung für Linguisten interessante Zeugnisse frei: Polnische, deutsche und jiddische Schriftzüge aus dem späten 19. Jahrhundert waren nun überall in der ukrainischsprachigen Stadt zu lesen. In ihrer Kindheit hatte die Sprachwissenschafterin Stefaniya Ptashnyk ihre ukrainische Heimatstadt als einsprachig erlebt. Umso interessierter war sie an der plötzlich offensichtlichen einstigen Mehrsprachigkeit der Stadt. Als Habilitandin an der Universität Heidelberg arbeitet sie nun an einer soziolinguistischen Studie über das mehrsprachige Lemberg 1848 bis 1918. Damit versucht sie eine historische Perspektive zu entwickeln, wie eine multilinguale, städtische Gesellschaft kommunizieren kann - eine Frage, die nicht nur im Lemberg des 19. Jahrhunderts von Bedeutung war, sondern durch Migration und Globalisierung auch heute aktuell ist. Nach dreimonatigem Forschungsaufenthalt als Research Fellow am Internationalen Forschungszentrum Kulturwissenschaften (IFK) trug sie darüber am Montag in Wien vor. Unter Wissenschaftern ist ein positiver Tenor gegenüber Mehrsprachigkeit von Städten oder Personen zu erkennen. Dennoch wird sie nicht selten als problematisch erlebt. Das prominenteste Beispiel dafür findet sich wohl in der christlichen Tradition mit dem Begriff babylonische Sprachverwirrung. Im Buch Mose wird beschrieben, wie Gott die Erbauer des Turms zu Babel damit strafte, dass er jedem eine andere Sprache gab und keiner mehr den anderen verstand. Sprachenvielfalt wird hier als Gottesstrafe dargestellt. Ptashnyks Recherchematerial folgend deutet vieles darauf hin, dass die unterschiedlichen Sprachzeugnisse an den Fassaden in Lemberg nicht nur Ausdruck einer Vielsprachigkeit der Stadt waren, sondern auch die Bewohner mehrere Sprachen beherrschten - ganz im Gegensatz zur babylonischen Sprachverwirrung. Karikierender Unterton Als Beispiel dafür, dass in der Öffentlichkeit in Lemberg davon ausgegangen wurde, dass die Bevölkerung mehrere Sprachen beherrschte, präsentierte Ptashnyk unter anderem einen Dialog in der polnischen Wochenzeitung Tygodnik Lwowski vom 29. März 1868, dessen karikierender Unterton nur mit Deutsch- und Polnischkenntnissen verständlich ist (siehe Bild links). Die Zeitung setzte die Mehrsprachigkeit ihrer Leserschaft offenbar voraus. Im Dialog zwischen einem prototypischen jüdischen Vertreter der Lemberger Bevölkerung und einem polnischen Kleinadeligen verwendet Letzterer eine Mischung aus fehlerhaftem Deutsch und polnischen lexikalischen Einsprengseln, die als stilistisches Mittel eingesetzt werden, sagt Ptashnyk. Der polnische Herr macht sich lächerlich, indem er versucht, Deutsch zu reden, ohne es richtig zu können. Ptashnyk sieht das als Beispiel dafür, welche Variationsformen mehrsprachige Kommunikationsgemeinschaften hervorbringen können. Für die Periode, die Ptashnyk, untersucht, finden sich nur ungenaue Angaben über die sprachlich-ethische Zusammensetzung der Stadt. Polnisch, Ukrainisch und Deutsch waren jedenfalls die dominierenden Sprachen. Darüber hinaus wurden Jiddisch, Hebräisch, Armenisch, Latein und Kirchenslawisch verwendet. Um das Nebeneinander der Sprachen analysieren zu können, spielt auch die Sprachpolitik der Habsburger eine wichtige Rolle. Nach der ersten Teilung Polens 1772 kam Lemberg zum Habsburgerreich. Die Gesetzestexte zeigen deutlich, dass die österreichische Regierung bereits seit der Zeit von Maria Theresia eine Sprachenpolitik verfolgt, die darauf gerichtet war, das Deutsche als Universalsprache der Monarchie zu etablieren, sagt Ptashnyk. Das änderte sich jedoch nach 1848: Die politischen Entwicklungen nach der Märzrevolution führten zur Steigerung des nationalen Selbstverständnisses. Ptashnyk: Die einzelnen Nationalsprachen gewannen als Ausdrucksmittel der Gruppenidentität zunehmend an Bedeutung, sodass die Dominanz einer hegemonialen Universalsprache immer weniger toleriert wurde. 1867 wurde die Gleichberechtigung der Sprachen schließlich Verfassungsgrundsatz, und gegen Ende des 19. Jahrhunderts büßte das Deutsche seine Dominanz endgültig ein. Interessanterweise wurde die Präsenz des Deutschen noch lange in massenmedialen Diskursen thematisiert, sagt Ptashnyk. Ein frühes Beispiel dafür ist die zuvor erwähnte Karikatur. Kampagnen gegen Germanismen hielten sich bis weit nach der Jahrhundertwende - vorangetrieben etwa von polnisch-nationalen Parteien. In ihrer Rhetorik waren sie dabei zeitgenössischen Warnungen gegen Anglizismen im Deutschen nicht unähnlich. Wissenschaft;Nach dem Aufstieg der Uni Wien zu einer der weltbesten Hochschulen bis 1914 folgte ihr dramatischer Niedergang. Der war auch antisemitisch hausgemacht. Fast genau auf den Tag vor drei Jahren war es so weit: Am 5. Juni 2012 beschloss der Wiener Gemeinderat mit den Stimmen der SPÖ und der Grünen, den nach dem ehemaligen Bürgermeister Karl Lueger benannten Abschnitt der Ringstraße in Universitätsring umzubenennen. Die Initiative dafür war von der Uni Wien und renommierten Forschern wie Nobelpreisträger Eric Kandel ausgegangen: Es sei unangebracht, ausgerechnet mit diesem Abschnitt des Rings einen Antisemiten und Wissenschaftsfeind zu würdigen. Dr.-Karl-Lueger-Ring hieß der Abschnitt der Ringstraße, an den die Universität in den 1880er-Jahren übersiedelte, erst seit 1934. Zunächst stand das 1884 eröffnete Hauptgebäude am Franzensring, benannt nach Franz I. (1768-1835). Der Franzensring wiederum wurde nach dem Ende der Monarchie 1919 in Ring des 12. November, des Tages der Republikgründung 1918, umgetauft. Diese drei Anschriften der Uni Wien im 20. Jahrhundert stehen für drei unterschiedliche Phasen ihrer Geschichte: Auf den spektakulären Aufstieg und ihre Glanzzeit bis zum Ersten Weltkrieg (am Franzensring) folgte in der Ersten Republik eine erste Phase des Niedergangs. In den Jahrzehnten nach 1934 - also am Dr.-Karl- Lueger-Ring - folgte der Absturz in die Provinzialität. Hauptgrund dafür war, dass es nach dem Anschluss 1938 an der Uni Wien zur größten Vertreibungswelle kam, die je aus rassistischen und politischen Gründen an einer Hochschule in so kurzer Zeit vollstreckt wurde. Die Zerstörung wissenschaftlicher Exzellenz hatte dort aber bereits in den frühen 1920er-Jahren begonnen. Und sie war nicht nur den wirtschaftlichen und politischen Verhältnissen geschuldet, sondern auch antisemitisch hausgemacht. Nach dem Jahr 1945 wurde es lange nicht besser: Einige der Professoren, die schon in der Zwischenkriegszeit an der informellen Vertreibung von Forschern jüdischer Herkunft und/oder linker Gesinnung beteiligt gewesen waren, fanden sich an Schlüsselstellen wieder. Sie waren mitverantwortlich dafür, dass am Beginn der Zweiten Republik kaum jemand von den Vertriebenen zurückgeholt wurde und dass sich auch an der Uni Wien für gut zwei Jahrzehnte die bleierne katholische Reaktion breitmachen konnte. Am Beginn dieser kurzen Geschichte der Uni Wien steht allerdings ihre beste Zeit: In den Jahren zwischen der Eröffnung des Hauptgebäudes am Ring 1884 und dem Ersten Weltkrieg war die Alma Mater Rudolphina eine der international führenden Hochschulen: Die zweite Wiener Medizinische Schule war in dieser Zeit ebenso weltberühmt wie die der Nationalökonomie. Am Haus am (Franzens-)Ring lehrten Kapazitäten wie die Physiker Ludwig Boltzmann und Ernst Mach, der Geologe Eduard Suess oder Sigmund Freud - um nur einige zu nennen, die nicht nur ihre jeweiligen Disziplinen prägen sollten, sondern auch in die Gesellschaft hineinwirkten. Nicht nur aufgrund der wissenschaftlichen Leistungen hatte die Uni Wien einen hervorragenden Ruf auch in der Gesellschaft: Viele der Lehrkräfte waren um 1900 aktiv darum bemüht, Erkenntnisse an die breite Bevölkerung zu vermitteln - ein in diesem Ausmaß europaweit einzigartiges Unterfangen. Die Hochschule fungierte damit als aufklärerisches Bollwerk gegen das Schwarze Wien des christlichsozialen Bürgermeisters Karl Lueger. Umgekehrt konnte die Uni beeindruckende Millionensummen von privaten Wohltätern einwerben. Es gab also, anders als gerne behauptet, eine kurze Zeit in der Geschichte dieses Landes, in der nicht nur die Kultur, sondern auch die Wissenschaft hohe öffentliche Wertschätzung genoss. Im Laufe der Ersten Republik verkehrten sich die Verhältnisse: Wien wurde rot und die Universität zu einem Hort der Reaktion. Die Dauerkrise des zum Kleinstaat geschrumpften Österreich schlug auch auf die Wissenschaft durch und führte zu einer Radikalisierung des akademischen Antisemitismus: Ab Beginn der 1920er-Jahre erzeugten rechte und katholische Studierende und insbesondere Burschenschafter an der Uni Wien eine bürgerkriegsähnliche Atmosphäre für Studierende und Lehrende, die jüdischer Herkunft und/oder politisch links eingestellt waren. Angesichts dieser Ausschreitungen witzelte das Satireblatt Der Götz von Berlichingen über einen weiteren Adresswechsel der Uni Wien: Der Ring des 12. November soll auf besonderen Wunsch der Studenten abermals umbenannt werden. Der Magistrat der Stadt Wien hat sich für die Bezeichnung ,Schlagring entschieden. Das Ausmaß der Gewalt, das sich aus zeitgenössischen Zeitungsberichten rekonstruieren lässt, lässt aus heutiger Perspektive ebenso schaudern wie der frühe Vormarsch der Nationalsozialisten, die ab 1923 eine bestimmende Kraft in der Studentenschaft waren. Aufseiten der Lehrenden wurde ebenfalls eine antisemitische und antilinke Personalpolitik vollstreckt. An der Philosophischen Fakultät etwa zog eine braun-schwarze Professorenclique, die unter dem Decknamen Bärenhöhle operierte, universitätspolitisch die Fäden. Dieses geheime Netzwerk von knapp 20 Professoren hintertrieb spätestens ab 1923 erfolgreich Habilitationen jüdischer und/oder linker Forscher und sorgte dafür, dass mit wenigen Ausnahmen nur noch arische und politisch rechts stehende Professoren berufen wurden. Wissenschaftliche Qualität wurde zur Nebensache degradiert. Zu dieser Zeit beklagte der französische Philosoph Julien Benda in seinem hellsichtigen Buch La trahison des clercs einen Verrat der Intellektuellen. Ein beträchtlicher Teil der europäischen Intelligenz sei moralisch korrumpiert, hätte die Werte der Demokratie und der Gerechtigkeit verraten und sich stattdessen politischen Leidenschaften wie dem Klassenkampf, dem Nationalismus oder dem Rassismus verschrieben. Die kritischen Diagnosen Bendas von 1927 lassen sich auch zur Beschreibung der Zustände an der Universität Wien heranziehen, greifen aber für die hiesigen Verhältnisse ab Ende der 1920er-Jahre zu kurz. Die Uni Wien als Institution hat sich damals gegen die oft zitierten Anfänge nicht gewehrt, sondern ganz im Gegenteil wesentlich mit dazu beigetragen, dass es zu diesem vielleicht doch aufhaltsamen Aufstieg des Nationalsozialismus in Österreich kommen konnte. Spätestens mit dem Rektorat Wenzel Gleispachs im Studienjahr 1928/29 wurde die Universität Wien für mehrere Jahre zu einer Art Brutstätte für die NS- Bewegung in Österreich, mit der das christlichsoziale und nationalkatholische Lager jedenfalls in der Studentenvertretung bis zum Dezember 1932 gemeinsame Sache machte. Aufgrund dreister Machtdemonstrationen der Nazi-Studenten zerbrach dann Ende 1932 die Koalition zwischen Schwarz und Braun auf universitärem Boden. Dollfuß und Schuschnigg versuchten danach die Hoheit über die Hochschulen zurückzuerobern und relegierten sozialistische und nationalsozialistische Studierende. Bei den Lehrenden waren vor allem Nationalsozialisten betroffen, da Linke schon in den Jahren zuvor weggemobbt worden waren. Insgesamt kam es nach 1934 zu einer Kürzung von einem Viertel der Professuren - einer der tiefsten Einschnitte in den Lehrkörper der gesamten Geschichte der Uni Wien. 1934 wechselten die neuen Machthaber auch die Straßenschilder aus und machten aus jener Hälfte vom Ring des 12. November, der an der Uni vorbeiführte, den Dr.-Karl-Lueger-Ring. Diese Bezeichnung, die angesichts der universitären Zustände recht gut passte, wurde im Gegensatz zum Dr.-Ignaz-Seipel-Ring auch im Nationalsozialismus und nach 1945 beibehalten. 2012 erfolgte dann die Umbenennung, die von rechter Seite prompt als Gesinnungsterror denunziert wurde. Nimmt man nur die dunkelsten Kapitel in der langen Geschichte der Universität Wien zum Maßstab - das halbe Jahrhundert bis zu ihrem 600. Geburtstag im Jahr 1965 -, erscheint diese Umbenennung als etwas anderes: nämlich, etwas polemisch formuliert, als Schönfärberei. Wissenschaft;Wie die Spanische Wegschnecke leibt und lebt und welches Kraut gegen sie gewachsen ist, das erforscht ein aktuelles Projekt an der Boku Wien. Wien – Es dürfte nicht viele Tierarten geben, die mehr gehasst und verfolgt werden als die Spanische Wegschnecke. Nicht genug damit, dass sie sehr vermehrungs- und fressfreudig ist – es ist auch kaum ein Kraut gegen sie gewachsen. An der Wiener Universität für Bodenkultur läuft seit kurzem ein Forschungsprojekt, mit dem man hierbei Abhilfe schaffen will. Man weiß über die Spanische Wegschnecke im Grunde wenig, nicht einmal ihre wissenschaftliche Bezeichnung ist eindeutig, denn es sind zwei Namen im Umlauf: einerseits Arion vulgaris nach einer Art, die erstmals in Westfrankreich beschrieben wurde, andererseits Arion lusitanicus, die im 19. Jahrhundert in Portugal entdeckt wurde. Welche Bezeichnung korrekt ist, ist nach wie vor strittig. Johann Zaller vom Institut für Zoologie der Wiener Universität für Bodenkultur und sein Mitarbeiter Daniel Dörler bevorzugen die Vulgaris-Variante. Die beiden Wissenschafter suchen nach nachhaltigen Kontrollmethoden für das ungeliebte Weichtier und wollen untersuchen, inwieweit dessen Auftreten von anderen Bodentieren und Umweltfaktoren beeinflusst wird. Dafür wollen die Forscher zunächst einmal klären, ob es sich bei den gefräßigen Nacktschnecken im Garten ausschließlich um Arion vulgaris bzw. lusitanicus handelt oder ob auch die einheimische Rote Wegschnecke (Arion rufus) mitspielt. Die beiden Arten lassen sich mit freiem Auge nicht unterscheiden, sondern nur anhand ihrer unterschiedlich gestalteten Geschlechtsorgane. In einem ersten Schritt schickten Zaller und Dörler in den Sommersemestern 2014 und 2015 Studierende aus, die in den eigenen Gärten die Schneckenfauna erhoben. Die dafür angewendete Methode macht es sich zunutze, dass es Schnecken gern dunkel haben: Man legt Kartonscheiben im Garten aus, wartet drei Tage, schaut dann, was sich darunter eingefunden hat, und macht davon ein Foto. Anschließend brachten die Biologiestudierenden die Tiere zur detaillierten Bestimmung. Jeweils 150 Studenten haben mitgemacht und mehr als 2000 Schnecken aufgenommen, ist Zaller begeistert, wir haben Daten von über 600 Standorten aus ganz Österreich, wenn auch die meisten in und um Wien. Jetzt werden die Daten analysiert. Sollte sich die Methode bewähren, soll die breite Öffentlichkeit zum Mitmachen animiert werden und Schnecken dokumentieren. Die bisher gewonnenen Daten zeigen, dass Arion die vorherrschende Gattung ist. Genetische Untersuchungen im Rahmen des vom Lebensministerium geförderten Projekts sollen Aufschluss darüber geben, ob es sich dabei um eine einzige Arion-Art handelt, und wenn ja, um welche. Die Studierenden wurden aber nicht nur ausgeschickt, um unter die Schneckenscheiben zu schauen, sondern auch in deren Umfeld: Sie erhoben, welche Pflanzen im Umkreis wuchsen und ob es Regenwürmer gab. Die Auswertung der dabei gewonnenen Daten ist noch im Gange. Wenn sie abgeschlossen ist, will Dörler sie mit Wetterdaten verschneiden, um die Reaktion der Schnecken auf den Klimawandel einschätzen zu können. Klingt einleuchtend, aber was haben Regenwürmer damit zu tun? Man weiß, dass Pflanzen, die auf Böden mit vielen Regenwürmern wachsen, weniger anfällig gegenüber Schädlingen sind, sagt Zaller, vielleicht regen die Würmer die Pflanzen dazu an, Gift- oder Bitterstoffe in ihren Blättern einzulagern, wodurch sie den Schnecken schlechter schmecken. Daniel Dörler, der im Rahmen des Arion-Projekts seine Dissertation schreibt, wird sich bei der Auswertung sogenannter Mesokosmen bedienen: Dabei werden in 20-Liter-Gefäßen kleine Lebenswelten geschaffen. Modellpflanze darin wird gewöhnlicher Kopfsalat sein, dazu kommen Arion-Exemplare und deren Eier sowie Weinbergschnecken. Letztere, um zu sehen, ob sie – wie oft behauptet – Nacktschnecken reduzieren, indem sie deren Eier fressen. Um festzustellen, wer die Arion-Brut verspeist, werden die Eier mit stabilen Isotopen markiert, die es den Forschern erlauben, ihren Weg in die Schneckenmägen zu verfolgen. Auch der Niederschlag wird variiert werden – vielleicht hat ja eine der beiden Arten einen Vorteil, wenn es trockener wird, sagt Dörler mit Blick auf die Erderwärmung. Es ist möglich, dass sich Weg- und Weinbergschnecken nur gerüchteweise gegenseitig beeinflussen. Auch über die Bekämpfung der Tiere ist allerhand im Umlauf. So war im Fachjournal Nature im Jahr 2002 zu lesen, dass der Verzehr von Kaffeesatz das Nervensystem der Tiere derart anrege, dass sie einer Art Herzinfarkt erliegen. Die volkstümlicheren Bierfallen locken die Schnecken zwar verlässlich an, bewirken laut Zaller aber den Zuzug von Exemplaren aus der ganzen Gegend. Und bei 200 Eiern pro Individuum herrscht an Nachschub gewöhnlich kein Mangel. Versuche in der Landwirtschaft, den Schnecken mit parasitischen Fadenwürmern beizukommen, haben gute Ergebnisse gebracht. Der Erfolg hängt aber von anhaltender Bodenfeuchte ab, zudem ist die Methode teuer. Schneckenzäune funktionieren gut, vorausgesetzt, man hat vorher alle Schnecken und Eier aus dem Beet entfernt. Wer jetzt entnervt zum Schneckenkorn greift, sollte sich bewusst sein, dass die konventionelle Variante etwa auch für Igel, Hunde und Kinder giftig ist. Auch die Biovariante ist nicht so harmlos, wie man glauben könnte: Regenwürmer fressen das Bioschneckenkorn sehr gern, so Zaller, sie sterben genauso daran wie die Schnecken. Bleibt nur, die ungeliebten Tiere jeden Abend per Hand aufzusammeln und am besten in der Mitte durchzuschneiden. Aber vielleicht kann man Felder und Beete so gestalten, dass Arion weniger leichtes Spiel hat. Die Boku-Forscher arbeiten jedenfalls genau daran. Wissenschaft;Lehr- und Forschungszentrum für Produkt- und Produktionsprozessforschung geplant. Linz - Die Linzer Johannes Kepler Universität (JKU) bekommt ein internationales Lehr- und Forschungszentrum für Produkt- und Produktionsprozessforschung mit dem Namen Linz Institute of Technology (LIT). Die Gründung soll im Herbst erfolgen. Am Montag wurden die Pläne dazu von Vertretern der Uni, aus Wirtschaft und Politik vorgestellt. Man setze die Aufbauarbeit der vergangenen Jahre fort, sagte der scheidende Rektor Richard Hagelauer. Meinhard Lukas, der ihm im Herbst nachfolgen wird, erinnerte an die Pionierrolle der Linzer Uni, die u.a. das erste Mechatronik-Studium Europas angeboten habe. Das LIT sei als Plattform aller ingenieurwissenschaftlicher Studien an der JKU gedacht und als Allianz für den technologischen Fortschritt im Bundesland, an der Uni, Land, Stadt und Industrie beteiligt sind. Das LIT werde alle zwei Semester einen Schwerpunkt zu einem speziellen Thema setzen - als erstes sollen intelligente Produktionsprozesse und Medizintechnik am Programm stehen. Dafür sollen jeweils ein internationaler Experte als Gastprofessor nach Linz geholt und Stellen für junge Wissenschafter weltweit ausgeschrieben werden. Die Patenschaft dieser speziellen Semester soll stets ein oberösterreichischer Industriebetrieb übernehmen. Als Beiratsvorsitzender wurde voestalpine-Generaldirektor Wolfgang Eder - aktuell auch Präsident des Weltstahlverbandes - präsentiert. Das Land steuert eine Mio. Euro pro Jahr bei, die Stadt Linz 100.000. Ein Vielfaches wünscht sich Lukas im Rahmen der Leistungsvereinbarung 2016-18 vom Bund. Wissenschaft;Der Ökonom Stefan Trappl verglich die jüngste Rezession mit jener der 1930er-Jahre. Sind Krisen in der Marktwirtschaft Ausnahmen oder doch die Regel? Seit Beginn der Finanzkrise um 2007 stellen sich Ökonomen diese Frage wieder häufiger. Auch Stefan Trappl hat sich mit dem Thema beschäftigt und Ende vergangenen Jahres darüber eine Dissertation an der Wiener Wirtschaftsuniversität (WU) vorgelegt. Der heutige Leiter des Bereichs Kapitalmärkte an der Fachhochschule Wien der Wiener Wirtschaftskammer verglich die jüngste Rezession mit der Great Depression der 1930er-Jahre. Der wesentliche Unterschied zwischen beiden Krisen ist laut Trappl das produktive Krisenmanagement nach 2007: Die ersten sechs Monate sind in beiden Fällen sehr ähnlich verlaufen: Einbrüche der Industrieproduktion, Rückgang der Bruttoinlandsprodukte, steigende Arbeitslosenzahlen. Durch Investitionen der Politik und Geld von den Nationalbanken konnte man aber das Schlimmste verhindern. Wie sinnvoll Maßnahmen wie die Zinssenkung langfristig sind, müsse man noch abwarten. Aber von Arbeitslosenanteilen von bis zu 40 Prozent der Bevölkerung, die während der Great Depression auch in Österreich verzeichnet wurden, sei man weit entfernt. Das wesentliche Ergebnis von Trappls Untersuchung ist eine Gemeinsamkeit: Die Einkommenskonzentration vor beiden Krisen war besonders ausgeprägt. Vor 1929 fielen 18 Prozent des Gesamteinkommens auf ein Prozent der Bevölkerung. Ein ähnliches Bild sah man 2007. Die Folge: Insbesondere in den angloamerikanischen Ländern bezahlte die weniger verdienende Bevölkerung ihren Konsum mit Krediten, die nie bedient werden konnten. Diese Blase musste platzen. Eine wachsende Schere zwischen Arm und Reich hat sich in meiner Untersuchung als wesentliche Variable für die Prognose einer Krise herausgestellt, sagt Trappl. Dennoch wurde dieser Krisenindikator bisher weitgehend ignoriert, berichtet der gebürtige Zwettler: Die Einkommenskonzentration war lange Zeit ein Stiefkind der Ökonomie. Das hat man eher den Sozialwissenschaften überlassen. Seit der Krise sei das Thema wieder mehr in den wirtschaftswissenschaftlichen Fokus gerückt, jedoch gebe es noch sehr wenige statistische Belege. An das für seine Analyse notwendige Datenmaterial – insbesondere für die 1920er-Jahre – zu gelangen, war für Trappl, der an der WU Wirtschaftswissenschaften sowie Wirtschaft und Recht studiert hat, die größte Herausforderung. Das führte zu einer eher historischen Vorgehensweise: Diese Zahlen musste ich in verschiedenen Bibliotheken aus vielen staubigen Büchern zusammensuchen. Jedoch forschte Trappl nicht nur im stillen Kämmerlein, sondern vermittelte seine Erkenntnisse auch in der Lehre – an der Fachakademie der Wirtschaftskammer Wien, der FH Burgenland und an der Ecole de Commerce Européenne in Bordeaux. Sein Weg führte ihn auch in das Land, in dem beide Krisen ihren Ausgang genommen haben. In den USA unterrichtete Trappl an der Southern Utah University in Cedar City, wo er anfangs Unverständnis erntete: Die Einkommenskonzentration wird dort immer noch eher als Lohn für gerechte Arbeit denn als Problematik und somit volkswirtschaftlicher Gegenstand empfunden. Da gab es spannende Diskussionen. Wissenschaft;Schweizer Forscher untersuchten die Wirbel, die sich bei der Bewegung durchs Wasser bilden. Zürich – So mühelos ein Fisch durchs Wasser gleiten mag – für physikalische Berechnungen sind die komplizierten Wasserwirbel eine gewaltige Herausforderung. Schweizer Forschern ist dies nun gelungen, was beim Erforschen von Flugzeugtragflächen hilfreich sein könnte. Denn auch die Luftwirbel an den Tragflächen verhalten sich nach den äußerst komplizierten Gesetzen der Flüssigkeitsdynamik. Ihre Resultate haben die Forscher um Petros Koumoutsakos von der ETH Zürich dementsprechend auch im Fachjournal Chaos veröffentlicht. Bei getrennten Objekten – etwa einem Langläufer und seinen Stöcken – lassen sich die gegenseitig einwirkenden Kräfte relativ leicht berechnen, wie es in einer Mitteilung des Journals zur Studie heißt. Doch weil das Wasser um den Fisch kontinuierlich fließt, lässt sich viel schwieriger bestimmen, welche Teile des Wassers für die Fortbewegung relevant sind. Bei ihren Computermodellen haben sich die Forscher deshalb auf die Wirbel nahe an der Fischhaut konzentriert. Diese Wirbel spielen eine entscheidende Rolle für die Fortbewegung des Fischs, zitiert die Mitteilung Erstautor Florian Huhn von der ETH. Schon die Tatsache, dass sie rotieren, legt eine starke Wechselwirkung mit dem Fisch nahe. Das Team fand heraus, dass die Wirbel geschlossene Strukturen bilden, sogenannte Lagrange-kohärente Strukturen. Benannt nach Joseph-Louis Lagrange, einem Pionier der Flüssigkeitsdynamik aus dem 18. Jahrhundert, stellen sie eine Art unsichtbare Barrieren in Luft und Wasser dar – so etwas wie das Skelett von Flüssigkeiten. Diese Barrieren sind bei Meereswellen und Sedimentflüssen ebenso zu finden wie bei Hurrikanen oder Rauchringen. Sie strukturieren quasi das Chaos. Entsprechend suchten auch die Zürcher Forscher nach Stellen, wo das Wasser rings um den Fisch Wirbel bildete, die vom Rest des Wassers klar getrennt sind – also ebenfalls Lagrange-Strukturen. Sobald sie diese identifiziert hatten, konnten sie den Flüssigkeitsinhalt dieser Wirbel als Ganzes simulieren und ihren jeweiligen Beitrag zur Fortbewegung errechnen. Dies taten sie für zwei Arten des Schwimmens: das normale Schlängeln und die Fluchtbewegung, bei der sich der Fisch C-förmig krümmt und nach vorne schnellt. Das normale Schwimmen ließ sich fast ausschließlich durch die Übertragung von Impulsen zwischen dem Fisch und den separaten Wirbeln erklären. Beim C-Start jedoch spielte zusätzlich ein nicht-rotierender, von der Wirbelregion eingeschlossener Flüssigkeitsstrahl eine Rolle. Die Forscher glauben, dass ihre Berechnungsmethode auch für weitere Flüssigkeitsanalysen nützlich sein werden. Immer wenn ein Körper durch eine Flüssigkeit pflügt, sei es ein Vogel oder Fisch, ein Flugzeug oder Schiff, werden solche Wirbel gebildet, sagte Huhn. Mit unserer Methode lässt sich die Bildung dieser Wirbel verfolgen und verstehen, indem eine Flüssigkeit in separate Zonen unterteilt wird. Wirtschaft;Austria Glas Recycling appelliert an Bevölkerung, Glas zu Sammelstellen zu bringen. Wien – Rund um die Weihnachtszeit steigt das Müllaufkommen insgesamt. Bei den Recyclingfirmen herrscht Hochbetrieb. Der Austria Glas Recycling (AGR) zufolge steigt alleine die Altglasmenge rund um die bevorstehenden Feiertage um rund 30 Prozent. Zusätzliche Entleerungsfahrten seien eingeplant, teilte die AGR am Montag unter dem Appell an die Bevölkerung mit, leeres Glas zu den Sammelstellen zu bringen. Keinesfalls in den Glascontainer gehören jedoch etwa Trinkgläser, Punschhäferln, Christbaumkugeln oder Glasschmuck, kaputte Spiegel oder Vasen. Denn sie haben eine andere chemische Zusammensetzung wie Wein-, Sekt-, Essig- und Ölflaschen, Glaskonserven, Marmeladegläser oder Parfumflakons, die im Glascontainer richtig entsorgt sind. Kultur;Ja, wir haben es mit einer Völkerwanderung zu tun, meint der deutsche Philosophieprofessor Ferdinand Fellmann. STANDARD: Professor Fellmann, Sie haben zuletzt einen Aufsatz veröffentlicht, in dem Sie konstatieren, dass der Blick auf die Geschichte seit der postmodernen Wende vor allem aus der Perspektive der Betroffenen erfolge. Durch diese Subjektivierung der Geschichte sei etwas verlorengegangen. Was denn? Fellmann: Verlorengegangen ist die Distanz, die wir brauchen, um unsere gegenwärtige Lage realistisch einzuschätzen. Diese Distanz gewinnt man, wenn man sich an Ideen oder Werte hält, welche Epochen voneinander unterscheiden. Sicherlich kann es ergreifend sein, sich in den Standpunkt der Betroffenen zu versetzen, aber da bleibt man im Menschlich-Allzumenschlichen. Damit gelangt man nicht zu einem wirklichen Verständnis der Alterität, die vergangene Epochen von der Gegenwart trennt. Geschichtliche Wirklichkeit wird zur Fiktion. STANDARD: Sie heben hervor, dass die Subjektivierung der Geschichte mit dem Lebensgefühl des postmodernen Menschen einhergeht. Läuft es auf eine Dichotomisierung hinaus – Emotionalität vs. Vernunft, Relativismus vs. Eindeutigkeit, hedonistisch vs. nüchtern? Fellmann: Dichotomien sind so schlecht nicht wie ihr Ruf. Emotion und Intelligenz gehören im normalen Leben zusammen. Wenn aber das Emotionale zu dominant wird, ist es hilfreich, daran zu erinnern, dass man mit Affektprogrammen allein das kulturelle Leben nicht gestalten kann. Die Folgen für das gegenwärtige Geschichtsbewusstsein sind, dass es dieses gar nicht mehr gibt. Es gibt nur noch Gegenwartsbewusstsein, das in die Vergangenheit projiziert wird. Zeitgeschichte, Zeitzeugen und Autobiografien bestimmen unsere Erinnerungskultur. Der Unterschied zwischen Geschichts- und Gegenwartsbewusstsein entspricht jenem zwischen Erinnerung und Gedächtnis. Erinnerung setzt voraus, dass man selbst dabei war. Ich kann mich etwa daran erinnern, dass mir als Kind ein russischer Soldat Sonnenblumenkerne zu essen gegeben hat. Aber die erlebte Zeit entspricht nicht der geschichtlichen Zeit, die sich an den objektiven Daten orientiert. So der 8. Mai 1945, der Tag der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht, nach dem nichts mehr so war wie vorher. Die politische Bedeutung des polnischen Einmarsches in Schlesien nach der Kapitulation habe ich erst viel später von den Historikern gelernt. Das macht das historische Gedächtnis aus, das noch wirksam bleibt, wenn sich niemand mehr an die Erlebnisse erinnern kann. STANDARD: Im Deutschlandfunk haben Sie zuletzt die These aufgestellt, bei der Flüchtlingsbewegung handle es sich tatsächlich um eine neue Völkerwanderung. Was genau meinen Sie damit? Fellmann: Der Unterschied zwischen Flüchtlingsströmen und Völkerwanderung liegt nicht in der enormen Anzahl von Menschen, die nach Europa kommen, sondern in der Qualität der Bewegung. In Analogie zur Völkerwanderung in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten ist die gegenwärtige Wanderung dabei, die Gesellschaft nachhaltig zu verändern. Dass die Politiker das nicht anerkennen, hängt mit dem Mangel an historischem Bewusstsein zusammen. Unser Gegenwartsbewusstsein verzerrt unsere Wahrnehmung des Fremden. Wir verurteilen heftig fremdenfeindliche Ausschreitungen, und das mit Recht. Doch die meisten von uns wohnen und leben in Verhältnissen, in denen sie mit Ausländern nicht wirklich konfrontiert werden. Bei der Fremdeneuphorie der Intellektuellen ist viel falsches Bewusstsein im Spiel. Wir halten es für ein Zeichen der Toleranz, dass muslimische Mädchen in der Schule Kopftücher tragen dürfen, aber wenn unsere eigenen Töchter sich so anziehen müssten, bekämen wir es doch mit der Angst. STANDARD: Wenn es nun diese neuzeitliche Völkerwanderung gibt, was bedeutet das für uns Europäer? Fellmann: Meine Antwort lautet: Sein oder Nichtsein. Wir sprechen zwar von Integration, aber in Wahrheit bahnt sich eine Transformation unserer Kultur an, vor der wir panische Angst haben. Angst essen Seele auf gilt nun auch umgekehrt für uns. Wir werden mit Wertvorstellungen konfrontiert, die unserem Liberalismus widersprechen, etwa mit der konservativen Rolle der Frau in der Familie, um nur ein Beispiel zu nennen, das mit dem Islam zusammenhängt. Dem hat unser überzogener Individualismus und Subjektivismus wenig entgegenzusetzen. Die Säkularisierung und die Verwandlung von Gotteshäusern in Konsumtempel zeigen Parallelen zur Dekadenz der Oberschicht im Weströmischen Reich bei der ersten Völkerwanderung. Byzanz hingegen war durch seine gesellschaftlichen Strukturen resistenter. Ich will nicht so weit gehen, zu behaupten, dass unsere Gesellschaft dekadent ist, aber es gibt doch Alarmsignale. Abschied vom Prinzipiellen, grenzenlose Freiheit durch Selbstverwirklichung, Liebe als Beziehungskiste, das sind alles Symptome dafür, dass unsere Demokratie in ein spätkulturelles Stadium eingetreten ist. Spätkulturen aber sind kaum in der Lage, auf Dauer dem Druck standzuhalten, der von institutionell gestützten Lebensformen außereuropäischer Kulturen ausgeht. STANDARD: Welche Folgen sind zu erwarten? Fellmann: Um diese Frage zu beantworten, müsste ich Prophet sein. Der Prophet gilt bekanntlich im eigenen Lande nichts, und schon gar nichts, wenn er so alt und konservativ ist, wie ich es nun einmal bin. Aber die wirklich revolutionären Ideen stammen immer von den Alten, die über die bloße Erinnerung hinaus ein historisches Bewusstsein entwickelt haben. Aus dieser Position der Vernunft, die den Subjektivismus übersteigt, kann ich so viel voraussehen: Europa wird durch die Wanderung der Völker aus Afrika und aus dem Nahen Osten wie damals das Weströmische Reich durch die Germanen in seinem Selbstverständnis neu geordnet. Nur müssen unsere Eliten zunächst einmal die Lage erkennen und die Sache beim Namen nennen. Völkerwanderung ist keineswegs nur eine Frage der Nomenklatur. Aus der richtigen Benennung (Richtigstellung der Namen ist ein Prinzip des Konfuzianismus, den ich sehr schätze) folgt die Bereitschaft, die eigenen Wertvorstellungen zu überdenken und an veränderte Lebensbedingungen anzupassen. Das muss nicht der Untergang des Abendlandes sein. Eher seine Wiederauferstehung aus den Ruinen unseres Lebensgefühls individueller Selbstverwirklichung, die in Wirklichkeit eine Flucht vor der Verantwortung gegenüber der geschichtlichen Wirklichkeit ist. Kultur;'Herbert Fritsch wird nach seiner Karriere als Castorf-Schauspieler als Regisseur viel gefeiert. Mit Molières "Der eingebildete Kranke" gibt er am Samstag seinen lang erwarteten Burgtheater-Einstand. STANDARD: Was ist Bradypepsie? Fritsch: O Gott, da fängt schon das Hauptproblem an. Denn für mich ist nicht so sehr entscheidend, was ein Wort bedeutet, sondern vielmehr dessen Klang. Der vermittelt wesentlich mehr als das, was die Worte angeblich meinen. Deshalb inszeniere ich vor allem nach dem Klang, wie sich die Körper zu einem Klang bewegen. Was Bradypepsie genau ist, weiß ich jetzt gar nicht. Wohl so etwas Ähnliches wie Dyspepsie, Apepsie oder Hydropsie. STANDARD: Sämtliche Verdauungserkrankungen, an denen der eingebildete Kranke bei Molière zu leiden meint. Fritsch: Ja, genau, Wassersucht, Austrocknung, Durchfall usw. STANDARD: Molière, der sein Theater auch aus dem eigenen Spiel heraus entwickelte, passt sehr gut zu Ihrem Theaterverständnis. Warum hat es mit dem eingebildeten Kranken doch so lange gedauert? Fritsch: Um den eingebildeten Kranken habe ich einen großen Bogen gemacht – aus ganz persönlichen Gründen. Aber nachdem ich mit Joachim Meyerhoff in Hamburg Die Schule der Frauen gemacht habe, fasste ich Mut. STANDARD: Molières Truppe hat zu einer Zeit gespielt, als in Paris viele Ballhäuser in Theater umgewandelt wurden, auch das Palais Royale, in dem Le Malade imaginaire 1673 uraufgeführt wurde. Sehen Sie sich dieser Tradition des Feierlichen verpflichtet? Fritsch: Ich fühle mich jedenfalls von Molière vollkommen verstanden. Ich stehe aber sehr gern in der Tradition des Burgtheaters, Josef Kainz vergöttere ich. Das interessiert mich tausendmal mehr als viele moderne Sachen. Ich bin ein konservativer Regisseur. STANDARD: Gehen Sie an collagehafte Abende anders heran als an klassische Stücktexte? Fritsch: Nein, denn auch Abende mit Nummerncharakter, wie sie zum Beispiel in der Barockoper üblich waren, haben einen Bogen. Bei Molière ist das Stück ja auch zusammengesetzt aus einzelnen Uhrwerken. Lauter kleine Mechaniken, die ganz sauber funktionieren. So eine Komödienmaschine findet man in der zeitgenössischen Theaterliteratur kaum. Ich stehe aber voll ein für das So-tun-als-ob. Arm abhacken! Grimassen schneiden! Wir betrügen die Leute bis zum Gehtnichtmehr. STANDARD: Als Regisseur erspielen Sie mit dem Ensemble den Text. Einen Plan muss es aber geben. Fritsch: Es schwebte mir nichts vor. Ich wusste zu Beginn nur, dass ich Joachim Meyerhoff besetzen möchte. Erst die Schauspieler, die so nach und nach dazukommen, inspirieren mich und treiben alles weiter. Natürlich habe ich eine grundsätzliche Idee von Spielweisen. Ich bin ja nach wie vor nicht wirklich ein Regisseur, sondern ein Schauspieler. Und als solcher versuche ich die Spieler zu coachen. Ich habe also kein Konzept, in das ich Leute hineinzwänge. Ich will ermutigen zum Fratzenschneiden, zum Körperverrenken, um damit noch viel mehr zu erzählen. Es kommt doch immer auf das Dazwischen an. STANDARD: Können Sie dieses Dazwischen näher erklären? Fritsch: Die Commedia dellarte zum Beispiel: Ein Pärchen will zusammenkommen, der böse Onkel ist dagegen, dann kommen ein paar Hanswurste, machen Faxen, und am Ende können sie doch zusammen sein. Die Story ist immer simpel, aber das, was die Spieler dazwischen artistisch erzeugen, das sagt tausendmal mehr aus als die Worte im Text. Das Artistische ist für mich etwas sehr entscheidendes, die große Präzision, mit der Sachen stattfinden. Jede Szene muss ein Kunststück sein! Theater ist nicht der Ort der Dichterverehrung und Literaturzelebration. Theater entsteht im Theater, nicht am Schreibtisch. STANDARD: Ihr Theater wird oft als schrill oder überdreht beschrieben. Fühlen Sie sich zu eindimensional betrachtet? Fritsch: Ja, doch. Klamauk heißt es auch oft. Niemand würde Picassos Guernica als albern bezeichnen, auch wenn die einzelnen Figuren Witzfiguren sein könnten. Sie sagen dennoch etwas sehr Dramatisches aus. Ich denke, man könnte mit meinen Mitteln sicher auch eine Tragödie machen. Ich werde das eines Tages probieren. STANDARD: Sie mögen den Begriff Sprechtheater nicht. Wie werden Sie mit Moliére dagegen vorgehen? Fritsch: Bunt, laut und schnell. STANDARD: Sie schätzen das Pathos der Monologe von Alexander Moissi oder Josef Kainz und wollen keine Realitätsnähe auf der Bühne. Sind Sie gewissermaßen ein Befürworter des falschen Tons? Fritsch: Ja, in der Tat. Ich bin auch ein Befürworter von Bad Acting! Wenn das mit Selbstbewusstsein gemacht wird. Da steckt viel drin. Ich will diese ehrlichen Bilder brechen, sie zerreißen. Übrigens auch Fernsehbilder. Alle haben dort ein und dasselbe Gesicht, ein und dieselbe Pose; es gibt keinen Ausdruck mehr, keine Gestikulation. Wie langweilig! Wenn einer eine Grimasse schneidet, haben alle sofort Angst. Der Harlekin hat in manchen Masken an der Stirn noch die zwei Höcker, des Teufels Hörner. Früher musste der Teufelsdarsteller außerhalb des Friedhofs begraben werden, so viel Angst hatte man vor ihm. Das wirkt bis heute noch nach. Harlekins wurden hingerichtet für das, was sie gespielt, für die Freiheiten, die sie sich genommen haben. STANDARD: Was nimmt man von Ihrem Abend mit nach Hause? Fritsch: Das Theater macht uns nicht besser. Wir hätten genug Zeit gehabt, das Gegenteil zu beweisen. Ich finde es schön, dass das Theater verrucht, kriminell und bis zur Hysterie lustig sein kann. Es ist keine Universität, keine Schule, kein Krankenhaus, sondern ein kultischer Ort. Wir nehmen vom Theater keineswegs unser Päckchen schön mit nach Hause und sprechen dann nochmal darüber. Das ist völliger Blödsinn. Es muss nur eines: Spaß machen, ein Rausch sein.' Sport;'Die Regeln in Wolfsburg sind streng: "Das gibt eine Strafe". Wolfsburg – Fußball-Profi Nicklas Bendtner hat seinen Arbeitgeber VfL Wolfsburg mit einem Foto bei Instagram verärgert. Der Däne ist auf dem Bild mit einem Mercedes-Fahrzeug zu sehen. Dies kam beim VW-Club aus Wolfsburg nicht gut an. Das gibt eine Strafe, kündigte VfL-Geschäftsführer Klaus Allofs am Freitag an. Es war eine Sorglosigkeit. On my way to another session Ein von Nicklas Bendtner (@bendtner3) gepostetes Foto am 16. Feb 2016 um 13:17 Uhr Der Stürmer ist beim deutschen Bundesliga-Club schon mehrfach ins Fettnäpfchen getreten. Zuletzt stand er in Pflichtspielen gegen Ingolstadt und in der Champions League bei KAA Gent nicht im Kader. VfL-Trainer Dieter Hecking möchte über den früheren Arsenal-Angreifer nicht mehr reden. (APA; 19.2.2016)' Web;Hersteller hoffen nach einem Umsatzeinbruch auf einen Schub für ihr Geschäft. Riesige Bildschirme mit Größen weit über einem Meter Diagonale, gebogene Displays und leuchtende Farben bis zum tiefsten Schwarz – die IFA in Berlin ist wieder traditionell die Bühne für die neuesten Flachbild-TV-Modelle. Die Hersteller hoffen nach einem Umsatzeinbruch um 16,5 Prozent auf 1,8 Mrd. Euro im ersten Halbjahr in Deutschland auf einen Schub für ihr Geschäft. Unter den Top-Geräten gehört die Bildschirmtechnologie Ultra-HD für besonders scharfe Bilder derzeit zum Standard. Doch auch an der nächsten Generation von Displays wird bereits intensiv gearbeitet. Organische Displays (OLED) werden ebenfalls auf der IFA zu sehen sein. Lange stand es in den Sternen, wann erste Fernseher in ausreichender Größe zur Marktreife kommen. Aber der südkoreanische Hersteller LG hat ehrgeizige Ziele. Mindestens 1,5 Millionen OLED-Fernseher will LG Electronics im kommenden Jahr in den Handel bringen. Das Unternehmen sieht in der Bildschirmtechnik die Zukunft und erhofft sich einen großen Schub für das Geschäft mit Displays. LG dürfte das einzige Unternehmen sein, das in Berlin große, serienreife Flachbildfernseher mit dieser Technologie zeigen wird. Die organischen LED-Displays ermöglichen es unter anderem, ein perfektes Schwarz wiederzugeben. Die Leuchtdioden benötigen keine zusätzliche Hintergrundbeleuchtung mehr, sodass die Farben deutlich brillanter – und zudem energiesparender – wiedergegeben werden können. Und die Dicke der Gehäuse orientiert sich im Prinzip nur noch daran, wie der Fernseher am besten einen guten Stand hat. Bisher war die Produktion von OLED-Displays vor allem in Größen, die für Fernseher benötigt werden, besonders aufwendig und teuer. Pioniere wie Sony hatten sich deshalb schon vor Jahren aus der Forschung zurückgezogen. Auch Samsung fuhr sein Engagement zunächst zurück und produziert zur Zeit nur OLED-Displays in kleinerem Format. Samsung sei zwar über alle Display-Größen hinweg gesehen einer der weltweit größten Hersteller von OLED-Bildschirmen, sagt Kai Hillebrandt, Manager der Unterhaltungselektroniksparte von Samsung Deutschland. Für das TV-Geschäft werde OLED aber auf der diesjährigen IFA kein Thema bei Samsung sein. Der Markt für Ultra-HD wachse derzeit sehr dynamisch. Das entscheidende Kriterium beim Kauf eines Fernsehers ist die Bildschirmqualität, sagte Hillebrandt. Wir brauchen nicht mehr, sondern schönere Pixel. Die hauseigene Technologie SUHD etwa optimiert in aktuellen Ultra-HD-Displays die Farbqualität. Dabei soll die Technik Nano Crystal für bessere Farben sorgen – und nun auch in Mittelklasse-Geräten zur Verfügung stehen. Mit neuen Streaming-Angeboten erhält Ultra-HD laut Hillebrand einen weiteren Schub. Bisher konnten zwar die Geräte entsprechende Inhalte darstellen, aber in Ultra-HD aufgenommene Filme gab es allenfalls über einige Demo-Kanäle. Die Fernsehanstalten haben gerade erst in teures Equipment für den Standard Full-HD investiert. Online-Anbieter wie Netflix dagegen bieten bereits heute zahlreiche Inhalte in Ultra-HD. Das Internet verändert alles, sagte vor einigen Wochen Noesjka van der Helm von Netflix. Der Fernsehzuschauer will heute selbst entscheiden, was er zu welcher Uhrzeit sieht, sagt Hillebrandt. Das Nutzerverhalten habe sich deutlich verändert. 42 Millionen Menschen in Deutschland nutzten heute schon Streaming-Dienste. Ein Viertel greife auch auf Portale mit Bezahl-Angeboten zu. Ein Internet-Anschluss am Fernsehgerät gehört denn auch quasi zur Standardausstattung der modernen Flachbildfernseher. Laut Gesellschaft für Unterhaltungselektronik gfu steht mit rund 18 Millionen verkauften Geräten inzwischen in 42 Prozent aller Haushalte in Deutschland mindestens ein sogenanntes Smart-TV. Rund 70 Prozent von ihnen sind auch tatsächlich ans Netz angeschlossen. Bei den Betriebssystemen gehen die Hersteller verschiedene Wege. Während Philips und inzwischen auch Sony Googles Android nutzen, setzt Samsung künftig auf das eigene Betriebssystem Tizen. Konkurrent LG aus Südkorea nutzt dagegen das einstige Smartphone-System WebOS des Taschencomputer-Pioniers Palm und Panasonic das System von Firefox. Ob sich bei so viel neuen Möglichkeiten und ultrascharfen Bildern auch die Verbraucher zum Kauf eines neuen Gerätes animieren lassen und der Branche wieder Aufschwung geben, bleibt abzuwarten. Der Fernseher sei in der Unterhaltungselektronik noch immer das meist genutzte Gerät, sagt Hans-Joachim Kamp, Aufsichtsratsvorsitzender der gfu. Und es seien heute dank der Möglichkeiten von Software-Updates über das Netz zukunftssichere Produkte. Da hat die Industrie kräftig dazugelernt. Sport;Titelverteidiger FC Sevilla gegen Donezk. Nyon – Liverpool trifft im Halbfinale der Europa League auf Villarreal, Titelverteidiger FC Sevilla bekommt es mit Schachtar Donezk zu tun. Das ergab die Auslosung am Freitag in Nyon. Die Reds treten zunächst in Spanien an, Sevilla bestreitet das Hinspiel ebenfalls auswärts. Spieltermine sind der 28. April und der 5. Mai, das Finale findet am 18. Mai in Basel statt. (APA, 15.4.2016) Europa League, Halbfinal-Auslosung: Schachtar Donezk – FC SevillaVillarreal – FC Liverpool Hinspiele am 28. April, Rückspiele am 5. Mai (jeweils 21.05 Uhr MEZ) Finale am 18. Mai in Basel Sport;Fettner, Poppinger, Kofler qualifizieren sich für Mittwoch-Konkurrenz. Trondheim – Österreichs Skisprung-Team wird am Mittwoch (17.00 Uhr) beim Weltcupbewerb in Trondheim mit allen fünf angereisten Adlern vertreten sein. Manuel Fettner (130,0 m) belegte am Dienstag in der Qualifikation Rang elf, Manuel Poppinger (128,0) wurde 15. und Andreas Kofler (123,0) kam als 24. unter die Top 40. Die qualifiziert gewesenen Stefan Kraft und Michael Hayböck verzichteten auf ein Antreten. Weitester der Qualifikation und auch Bester der Ausscheidung war Daiki Ito mit 135,5 m. Von den Vorqualifizierten sprangen allerdings der slowenische Weltcup-Leader Peter Prevc (142,0), der Norweger Johann Andre Forfang (140,0) und der japanische Altmeister Noriaki Kasai (137,0) weiter. Im Training war Kraft auf 137,0 und 136,0 m gekommen, Hayböck auf 134,5 und 132,0 m. Kraft war damit im ersten Durchgang der Weiteste, im zweiten war es der Deutsche Severin Freund mit 137,5 m. Wissenschaft;Fairbanks – Bisher ging man davon aus, dass die eiszeitlichen Ureinwohner Nordamerikas primär Großwild jagten – ein Irrtum, wie aktuelle Funde zeigen: Im Fachblatt PNAS präsentierten US-Forscher nun Belege dafür, dass Menschen in Alaska bereits vor 11.500 Jahren im großen Stil nach Lachsen gefischt haben. AbstractPNAS: Early human use of anadromous salmon in North America at 11,500 y ago Inland;Michael Schickhofer wurde mit 94,8 Prozent zum neuen SPÖ-Landesvorsitzenden gewählt. Stillen Protest gab es bei der Faymann-Rede. Spielberg – Die Location für diesen Parteitag war mit einer Menge Power aufgeladen: PS-starke Formel-1-Boliden, hohe Geschwindigkeit, draufgängerische Kerle. Und als Kraftstoff der populärste Energydrink. Die Parteitagsregie der steirischen SPÖ hatte am Samstag den Red Bull-Ring in Spielberg für die Kür ihres neuen Vorsitzenden Michael Schickhofer gewählt. Die gewünschte Assoziation war klar: Der junge Nachfolger des ehemaligen Landeshauptmannes Franz Voves sollte in dem kraftstrotzenden Ambiente als energiegeladene Zukunftshoffnung präsentiert werden. Alle waren gekommen, bis auf einen: Franz Voves, der alte Parteivorsitzende und ehemalige Landeshauptmann. Kein Grußwort von ihm, nichts. Er wolle sich bis auf weiteres aus dem politischen Geschehen heraushalten, hatte er intern ausrichten lassen. Michael Schickhofer, der noch von Voves zum Nachfolger bestimmt worden ist, springt in jugendlicher Frische hinaus aufs Rednerpodium. Füreinander da sein, ruft der 36 Jahre alte Politiker – fast ein wenig bittend – gleich eingangs ins Publikum. Schickhofer stellt sich als Praktiker, als Umsetzer vor, der weniger vom Theoretisieren hält: Net gscheit reden, sondern tun, ist unsere Devise. Vor allem hier in der Obersteiermark, in der alten Industrieregion gelte es anzupacken und neue Arbeits- und Lehrplätze zu schaffen. In diesem Sinne seien Lehrlingsheime von gleicher Bedeutung wie das beste Studentenheim. Bei der Aufzählung der bisherigen politischen Aktivitäten in den Bezirken huscht einmal ganz kurz das Wort Voves über seine Lippen. Er wolle Danke an Franz Voves sagen. Die rund 400 Delegierten reagieren mit höflichem, aber verhaltenen Applaus. Damit ist das Kapitel Voves an diesem Parteitag abgehakt. Die steirische SPÖ wird wohl noch einige Therapiesitzungen einschieben müssen, um ihr noch sehr belastetes Verhältnis zu ihrem ehemaligen Vorsitzenden aufzuarbeiten. Denn dass Voves nach der Landtagswahl 2015 den Landeshauptmannsessel freiwillig an die ÖVP abgegeben hat, obwohl seine Partei stimmenstärkste Partei geblieben war, drückt nach wie vor schwer auf das Selbstbewusstsein der Partei, die seither im Bundesland wieder nur die undankbare Rolle als Juniorpartner spielen darf. Inhaltlich fährt Schickhofer den gleichen Kurs wie Voves seinerzeit: Gegen Reiche, für Umverteilung. Es zipft mich an, wie Konzerne mit der Marie abfahren. Die schicken das Geld um die Welt und es kommt steuerfrei zurück. Was macht Starbucks? Unsere Wirte haben dagegen keine Chance, die müssen ihren Kaffee versteuern, wettert Schickhofer, der schließlich von 94,8 Prozent, also 400 der 422 Delegierten zum neuen Vorsitzenden gewählt wird. Unerwähnt bleiben kann natürlich nicht das Thema Flüchtlinge. Immerhin verfügt die Steiermark mit dem Grenzübergang Spielfeld über einen Hotspot. Schickhofer wiederholt an die Adresse Werner Faymanns die Forderung, dass die Steiermark, dass die Weinberge nicht zur Pufferzone werden dürfen. Der angesprochene Kanzler, der mit Präsidentschaftskandidaten Rudi Hundstorfer nach Spielberg gekommen war, weiß natürlich um die nicht gerade leichte Aufgabe Schickhofers, die steirische Partei nach diesen Verwirrungen nach der Wahl zusammenzuhalten. Schickhofer habe die Partei in einer schwierigen Zeit übernommen. Am Wahlabend hätten ja noch viele gemeint, die SPÖ wird weiter den Landeshauptmann haben. Für ihn sei das alles nicht absehbar gewesen, wie die Verhandlungen in der Steiermark zwischen ÖVP und SPÖ abgelaufen sind. Gut, das Ergebnis sei jetzt ja bekannt und Schickhofer hat jetzt die Aufgabe, das herauszuholen, was wichtig ist: Geschlossenheit. Faymann: Ich weiß, wie schwierig es ist, die Partei zusammenzuführen und wie leicht, sie auseinander zu dividieren. Den Rest seiner Parteitagsgrußworte widmet Faymann der von ihm immer wieder propagierten Forderung nach Verteilungsgerechtigkeit. Er plädiert einmal mehr für einen starken Staat, für ein aktives Einmischen der Politik. Faymann: Die Erben können noch Generationen leben, ohne arbeiten zu müssen. Wir Sozialdemokraten stehen auf der anderen Seite. Auf jener, die Hilfe brauchen. Und dann folgt eine längere Huldigungsadresse an Rudolf Hundstorfer. Arbeitnehmer bräuchten keine arroganten Ratschläge, sondern Herz und Hirn für unser Land. Worüber eben ein Rudi Hundstorfer verfüge. Der frisch gekürte SPÖ-Präsidentschaftskandidat präsentiert sich schließlich schon ganz mit präsidialer Tonalität: Ich möchte mich als Bundespräsident auch in Europa um die Erhaltung der politischen Handlungsfähigkeit engagieren. Wollen wir eine Spaltung der Gesellschaft oder halten wir zusammen? Deshalb macht es einen Unterschied, wer Präsident ist. Ich bin für ein Miteinander, für eine offene Hofburg als Ort des Dialogs. Ich bin für eine politische Kultur, auf die Österreicher stolz sein können. Sport;Capitals siegten in Dornbirn. Wien – Die Black Wings Linz haben am Samstag ihre Favoritenrolle im Duell mit den Innsbrucker Haien souverän bestätigt. Die Linzer gewannen dank sieben Powerplay-Treffern mit 7:0 und bauten ihre Führung in der Erste Bank Eishockey-Liga vor Red Bull Salzburg auf vier Punkte aus. Weitere vier Punkte zurück liegt der Dornbirner EC nach einem 3:4 gegen die Vienna Capitals. Die Innsbrucker standen in Oberösterreich auf verlorenem Posten. Gegen das Team mit der besten Defensive und dem besten Powerplay der Liga leisteten sich die Haie zu viele Fouls (27 Minuten) und bekamen prompt die Rechnung präsentiert. Die erste Linie der Black Wings traf in Überzahl fast nach Belieben. Doppelschläge von Brett McLean (innerhalb von 39 Sekunden) und Andrew Kozek (innerhalb von 2:19 Minuten) sowie ein Treffer von Dan DaSilva sorgten schon bis zur 26. Minute für klare Fronten. Die Tiroler, die bei ihren Schüssen (insgesamt 42:30 für Linz) glücklos blieben, mussten mit der neunten Liga-Niederlage in Folge die Heimreise antreten. Dornbirn blieb hingegen erstmals nach zehn Matches ohne Punkt. Dreimal machten die Gastgeber einen Rückstand wett, auf das 4:3 durch Kurtis McLean (48.) fanden sie aber keine Antwort mehr. Die Capitals, die am Vortag in Innsbruck mit dem gleichen Resultat gewonnen hatten, sind Sechste, haben aber ein Spiel mehr (28) als die Konkurrenten ausgetragen. (APA, 5.12.2015) EHC Black Wings Linz – HC Innsbrucker Haie 7:0 (2:0,3:0,2:0)Keine Sorgen Eisarena, 4.865. Tore: B. McLean (11./PP2, 12./PP), Kozek (22/PP., 24./PP), DaSilva (27./PP), Ulmer (50./PP), Spannring (57./PP). Strafen: 13 bzw. 27 Dornbirner EV – Vienna Capitals 3:4 (1:2,2:1,0:1)Messestadion, 2.240. Tore: Petrik (5.), Macierzynski (28.), Greentree (36.) bzw. Gamache (3./PP), Sharp (20., 33./PP), K. McLean (49.). Strafen: 10 bzw. 12. Wissenschaft;Die österreichische Fußball-Nationalmannschaft hat eine Welle der Begeisterung entfacht. Forscher fragen, wer denn die Fans von heute sind und was sie bewegt. Wien – Sepp Herberger drückte es mit der von ihm gewohnten philosophischen Note aus: Die Leute gehen zum Fußball, weil sie nicht wissen, wie es ausgeht. Natürlich beschrieb der in den 1950er- und 1960er-Jahren höchst erfolgreiche Teamchef der deutschen Nationalmannschaft eine entscheidende Motivation für den Besuch des Spiels, die einzige ist es selbstverständlich nicht: Fußball setzt Emotionen frei, Fußball verbindet, Fußball bringt, wenn es um Vereinsspiele geht, auch eine Struktur in den Fan-Alltag: Jede Woche zum Spiel gehen und andere Fans treffen, das ist ein Fixpunkt in vielen Terminkalendern. Das alles ist längst gut erforscht, dennoch scheint es immer wieder neue Fragen zu geben, die das Interesse von Wissenschaftern wecken – etwa im Zusammenhang mit den jüngsten Erfolgen der österreichischen Nationalmannschaft und der dadurch entfachten Begeisterung. Fragen, die sich auf die Tribüne im Stadion konzentrieren. Sind die Emotionen der Fans im Stadion alle spontan oder choreographiert? fragt zum Beispiel der Soziologe Roman Horak. Er meint, dass man als Zuschauer von Spielen der Nationalmannschaft ein rot-weiß-rotes Fähnchen erhält, um im Verbund mit anderen Zuschauern als Fahnenmeer im Bedarfsfall Eindruck zu machen. Die Art des Jubels sei von oben verordnet, sagt der Wissenschafter, der an der Universität für angewandte Kunst und an der Uni Wien lehrt. Fans von Klubmannschaften hätten diese strukturierte Choreographie nicht nötig, sie würden sich selbst einiges einfallen lassen, was der Ethnologe Jochen Bonz von der Uni Innsbruck bestätigen kann. Er forschte unter den links orientierten Ultras von Werder Bremen oder Wacker Innsbruck. Man würde T-Shirts oder Fahnen selbst gestalten und einen Wettstreit abseits des Spielfelds bestreiten: Wer war der Kreativste von allen? Verordneter Jubel Die bei Spielen der Nationalmannschaft dagegen praktizierte Steuerung von Fanverhalten habe seine Wurzeln in US-amerikanischen Sportshows, sagt Horak. Bei Basketballspielen würde auf digitalen Anzeigen groß aufscheinen, welche Anfeuerungsrufe man sich von den Zuschauern gerade erwarte. Da steht dann Defense – und alle rufen Defense!. Aus der Fußballkultur kommt das nicht. Die Ethnologin Nina Szogs von der Universität Wien hat trotzdem Verständnis für vorgefertigte Fanchoreografien bei Spielen der österreichischen Nationalmannschaft. Das Verhältnis der Österreicher zu ihrer Nationalmannschaft war über viele Jahre von Resignation geprägt. Szogs hat in einem internationalen Team bis zum heurigen Jahr im EU-Projekt FREE (Football Research in an Enlarged Europe) gearbeitet. Dabei wurden Fankulturen während der Europameisterschaft 2012 in Polen und in der Ukraine und während der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien untersucht. Interessant sei dabei nicht zuletzt das Verhalten der österreichischen Zuschauer in Public-Viewing-Bereichen gewesen, und zwar gerade, weil die Nationalmannschaft in beiden Fällen nicht qualifiziert war. Szogs spricht von sekundärem Fantum. Spielerische Feindschaft Viele Österreicher waren dem Underdog beim jeweiligen Spiel zugeneigt. Mitunter habe man die jeweilig bevorzugte Mannschaft nach den Wurzeln der Väter oder Mütter gewählt – im Fall von Kroatien habe man das beobachten können. Wenn Deutschland spielte, waren viele Zuschauer für das jeweils andere Team. Diese spielerische Feindschaft sei im klassischen Fußballfan hierzulande tief verwurzelt, sagt Szogs. Interessant sei nun die Entwicklung einer neuen Fankultur mit den jüngsten Erfolgen der österreichischen Nationalmannschaft zu beobachten. Die neue Begeisterung hängt natürlich mit dem Erfolg zusammen. Im Klubfußball ist das anders: Da gehen eingefleischte Fans auch zum Spiel, wenn es einmal nicht so gut läuft. Man trifft sich also auch, um danach gemeinsam die Niederlage zu besprechen und sich vom Frust zu befreien. Partei ergreifen Fußball setzt Emotionen frei und verbindet Zuschauer zu Gemeinschaften, die es abseits des Sports vielleicht in dieser Form nicht gäbe. Nina Szogs spricht von gemeinsamen emotionalen Praktiken. Man lacht gemeinsam, jubelt, weint, ärgert sich, schweigt betroffen oder singt gemeinsam Lieder. Wie zuletzt in Schweden: Oh, wie ist das schön! Und man bekennt sich zu einer Gruppe: Wer Fußball schaut, muss Partei ergreifen, hat sinngemäß schon der Volkskundler Hermann Bausinger gesagt und damit in einfachen Worten klar gemacht, dass Fußball ein antagonistisches Spiel ist, wie es Jochen Bonz ausdrückt. Wer Partei ergreift, identifiziert sich logischerweise. In der modernen Gesellschaft braucht es durchaus solche Identifikationsmöglichkeiten. Die scheint es nun im österreichischen Nationalteam zu geben – ob sie nun David Alaba, Zlatko Junuzovic oder Marcel Koller heißen. Für Roman Horak ist die entscheidende Frage aber: Wer sind nun die Fans der österreichischen Nationalmannschaft? Sind es immer noch die Lederhosennationalisten früherer Jahre oder sind es Repräsentanten eines modernen Einwanderungslandes, wie man sie auch im Nationalteam dank Fußballern wie Junuzovic, Yasin Pehlivan oder Marko Arnautovic findet. Für Szogs sind Migranten im Publikum von Fußballspielen noch stark unterrepräsentiert. Das habe nicht zwingend etwas mit den finanziellen Mitteln zu tun. Die Schlussfolgerung, Migranten seien hauptsächlich in schlecht bezahlten Job und könnten sich daher Tickets oder gar Flüge zu Auswärtsspielen nicht leisten, sei zu kurz gegriffen und nicht ausschlaggebend für die geringe Anteilnahme am Fußball. Es hat bisher einfach an Identifikationsfiguren gefehlt, sagt sie. Für Horak bleibt aber die Frage zu klären, wie man diese Leitbilder in der Gesellschaft darstellt. Die Gefahr sei groß, dass man einen Junuzovic oder einen Dragovic als Onkel Tom missbraucht und sie denen gegenüberstellt, deren Integration in die Gesellschaft nicht ganz so leichtfällt, wie es bei Profifußballern der Fall ist. Wissenschaft;Die menschliche Muttermilch ist mit mehr als 200 verschiedenen Zuckermolekülen die komplexeste Muttermilch aller Säugetiere. Zürich/Wien – Vor gut einem Jahr machte ein skurriler Trend bei Bodybuildern auch medial die Runde: Um Muskeln wachsen zu lassen, war plötzlich Muttermilch die angesagte Nahrungsergänzung. Bei Medizinern sorgte die Praxis für Kopfschütteln, auch deshalb, weil Muttermilch ein rares Gut ist: Ein Liter kostet in Österreich rund 70 Euro. Wie wichtig die kostbare Emulsion für Babys ist, zeigen die Schweizer Forscher Thierry Hennet und Lubor Borsig (Uni Zürich) in einem Überblicksartikel für das Fachblatt Trends in Biochemical Sciences. Eine der wichtigsten Erkenntnisse: Mit mehr als 200 verschiedenen Zuckermolekülen besitzen Menschen die komplexeste Muttermilch aller Säugetiere. In den ersten Tagen nach der Geburt diene die Muttermilch freilich weniger dazu, die Ernährung des Babys sicherzustellen. Stattdessen dürften die zahlreichen Zuckermoleküle gezielt die Besiedelung des bis dahin keimfreien Darms der Neugeborenen mit Bakterien anregen. Babys haben keine Maschinerie, um diese Zucker zu verdauen, die eigentlich für die Bakterien sind, so Hennet, der den Darm mit einem Saatboden vergleicht und die Muttermilch mit Dünger. Im Verlauf der Stillzeit ändert sich dann die Zusammensetzung der Zuckermoleküle in der Muttermilch. Damit verändert sich auch die Zusammensetzung des Mikrobioms. Die Bedeutung dieser Bakteriengemeinschaft im Darm wurde erst in den letzten Jahren so richtig klar: Sie ist nicht nur für die Darmgesundheit mitverantwortlich, sondern beeinflusst auch den Stoffwechsel und damit die Entstehung von Übergewicht oder Asthma. Zudem unterstützt Muttermilch die Entwicklung des kindlichen Immunsystems: Direkt nach der Geburt enthält sie einen besonders hohen Anteil an bioaktiven Proteinen, etwa Antikörper, Cytokine, Defensine oder Lactoferrin. Dieser Mix bremst das Wachstum von Krankheitserregern, bis das kindliche Immunsystem ab etwa einem Monat nach und nach selbst die Abwehr von Krankheitserregern übernimmt. Die Zahl der mütterlichen Antikörper in der Milch sinkt dann drastisch um etwa 90 Prozent. Seitdem es Milchersatznahrung gibt, sind das Stillen und Muttermilch Gegenstand ideologischer Auseinandersetzungen geworden: Trotz der überwiegend positiven Effekte der Muttermilch wachsen Babys auch ohne sie völlig gesund auf. Die Frage, wie lange gestillt werden soll, beantworten die Forscher salomonisch: Wir glauben, Familien sollten diese Entscheidung treffen, nicht Wissenschafter. Wissenschaft;Drei Komponenten sind notwendig, um die misstrauischen Tiere in trügerischer Sicherheit zu wiegen. Burnaby – Wanderratten (Rattus norvegicus) stehen nicht nur ganz oben auf der globalen Liste der Bioinvasoren und haben verheerende Auswirkungen auf die Ökosysteme, in die sie vom Menschen eingeschleppt wurden. Sie sind auch Ernteschädlinge, Krankheitsüberträger und lösen Allergien aus. Und zu allem Überfluss sind sie auch noch recht intelligent und verstehen es daher in ihrem – berechtigten – Misstrauen nur allzu oft, Fallen, die ihnen der Mensch stellt, zu vermeiden. Darum ist eine neue Form von Rattenfalle, die Forscher der kanadischen Simon Fraser University entwickelt haben, auch eine ziemlich aufwendige Konstruktion, die auf mehrere Komponenten setzt (ein Foto finden Sie hier). Dazu gehört zum einen die Erzeugung von Rattenbabylauten – ein spezieller Algorithmus wurde entwickelt, um diese in natürlich wirkenden Zufallsabständen zu produzieren. Zweite Komponente ist ein synthetisches Replikat des Sexualpheromons männlicher Ratten. Geräusche und Geruch sollen weibliche Ratten in die Falle locken, indem sie ihnen vorgaukeln, dass es dort aufgrund der vermeintlichen Anwesenheit von Artgenossen sicher sei. So sollen sie dazu gebracht werden, das in der Falle angebotene Futter zu fressen, wodurch ein tödlicher Schnappmechanismus ausgelöst wird. Auf Gift wird verzichtet – Giftfallen haben den Nachteil, dass die toten Ratten von Raubtieren angefressen werden, welche dann ebenfalls dem Gift zum Opfer fallen können. Der an dem Projekt beteiligte Biologe Gerhard Gries, der sich schon erfolgreich mit einer ähnlich gearteten Methode zur Bekämpfung von Bettwanzen beschäftigt hat, fasst es so zusammen: Wir beginnen Rattisch zu sprechen. Die Forscher haben mit einem kanadischen Industrieunternehmen kooperiert, das sich die Rechte für eine kommerzielle Anwendung der Rattenfalle gesichert hat – bei den Wanzenfallen ist eine solche bereits in Arbeit. Wissenschaft;Die zahllosen zurechtgeschliffenen Steine auf Rapa Nui dienten doch nicht als Spitzen der gefürchteten Kurzspeere, sondern wohl für friedliche Zwecke. Binghamton/Wien – Als holländische Seefahrer am Ostersonntag 1722 auf Rapa Nui landeten – weshalb die Insel Osterinsel heißt –, war es um die lokale Bevölkerung gar nicht gut bestellt. Die Bewohner hatten es aufgegeben, weitere Steinstatuen (die sogenannten Moai) aufzustellen, für die das isolierte Eiland zwischen Polynesien und Chile weltbekannt ist. Sie begannen sogar damit, die Statuen umzuwerfen und ihre Kultstätten zu zerstören. Weshalb es dazu kam, ist stark umstritten. Forscher wie Jared Diamond gehen davon aus, dass es zunächst zu einem ökologischen Kollaps kam und dann zu Stammeskriegen zwischen 1500 und 1700 – von Kevin Costner in Rapa Nui auch verfilmt. Ein Indiz für die Kriege waren die Funde unzähliger scharfer Objekte aus dem vulkanischen Gesteinsglas Obsidian. Sie wurden als Mataa bezeichnet und bisher als Spitzen für Kurzspeere interpretiert. Carl Lipo, Anthropologe der Uni Binghamton im US-Bundesstaat New York, spricht sich nun im Fachblatt Antiquity gegen diese Theorie aus. Er analysierte mit seinem Team die Gestalt der Obsidianobjekte und fand heraus, dass die Spitzen im Gegensatz zu anderen traditionellen Waffen nicht systematisch geformt waren. Sie dürften also eher nicht für den Kampf getaugt haben. Man könnte jemanden mit einem Mataa schneiden, aber die Verletzung wäre in keiner Weise tödlich, sagt Lipo. Wahrscheinlicher sei, dass die Inselbewohner sie zur Verarbeitung von Pflanzen oder für rituelle Aufgaben wie das Tätowieren nutzten. Wissenschaft;Warum die Tiere Laute ausstoßen und wer sie hören kann. Wien – Eigentlich unterscheidet sich Ultraschall nicht von dem Schall, den auch wir Menschen hören können – er wird nur in Frequenzen erzeugt, die außerhalb unserer Wahrnehmung liegen, also höher als 20.000 Hertz (unsere untere Schallschwelle liegt bei 20 Hertz). Fledermäuse und Delfine sind dafür bekannt, diesen Bereich für Orientierung und Kommunikation zu nutzen – doch auch die meisten Nager bedienen sich des Ultraschalls, wenn auch gewöhnlich nicht in so elaborierter Form wie Mäusemännchen. Erst vor rund zehn Jahren entdeckten kanadische Wissenschafter, dass manche Individuen des Richardson-Ziesels (Spermophilus richardsonii) sich eigenartig zu verhalten schienen: Bei Sichtung eines Feindes bewegten sie sich ganz so, als würden sie ihre üblichen, auch für Menschen deutlich hörbaren Warnrufe ausstoßen – klangen aber, als würden sie flüstern. Wie sich herausstellte, warnten sie ihre Artgenossen sehr wohl, allerdings mit rund 50.000 Hertz. Die anderen Tiere reagierten darauf mit erhöhter Wachsamkeit. Die kanadischen Ziesel sind aber auch im für uns hörbaren Bereich alles andere als schweigsam. Sie verfügen über ein großes Repertoire an Lauten, die sie in verschiedenen Kombinationen einsetzen. Dazu gehören Alarmsignale, die einen Bodenfeind ankündigen, und andere, die auf einen Angreifer aus der Luft aufmerksam machen. An sie kann im Bedarfsfall ein Laut angehängt werden, der sich wie das englische Wort Chuck anhört und die Dringlichkeit der Warnrufe erhöht. Warnrufe, die auch der Feind hören kann, haben allerdings den Nachteil, dass der Warner selbst damit auf sich aufmerksam macht und daher Gefahr läuft, der Gefahr als Erster zum Opfer zu fallen. Möglicherweise stellt Ultraschall daher eine Art Stealth-Modus der Akustik dar: Um die hohen Frequenzen wahrnehmen zu können, braucht es unter anderem eine komplexe Veränderung des Innenohrs. Viele Beutegreifer können sie daher nicht oder nur eingeschränkt hören, was dem Warnrufer einen wesentlichen Vorteil verschafft. Davon abgesehen, wird Ultraschall leicht von kleinen Objekten reflektiert und abgelenkt, wodurch seine Quelle schwer zu lokalisieren ist. Allerdings hat er nur eine recht kurze Reichweite, was einer der Gründe sein dürfte, dass Warnrufe nicht ausschließlich auf diesen Frequenzen erfolgen. Im Ultraschallbereich liegen auch die Rufe vieler Nagerjungen, so etwa bei diversen Mäuse- und Rattenarten: Sie alarmieren damit in unangenehmen oder beunruhigenden Situationen ihre Mütter. Die Neurotransmitter, die dabei bei Hausmäusen zum Einsatz kommen, ähneln übrigens stark jenen, die auch beim Menschen für Ängstlichkeit verantwortlich sind. Interessanterweise sind die Mäusekinder imstande, ihr Rufverhalten an die jeweilige Situation anzupassen: Kommt ein bis dahin isoliertes Junges kurz mit seiner Mutter in Kontakt und wird dann wieder von ihr getrennt, beginnt es deutlich intensiver zu rufen. Wird es jedoch mit einem unbekannten Männchen konfrontiert, stellt es das Rufen ein, und zwar mit gutem Grund: Fremde Mäuseriche sind die häufigste Todesursache von Nestlingen. Lautäußerungen treten jedoch nicht nur in bedrohlichen Zusammenhängen auf: Von heranwachsenden Wanderratten weiß man, dass sie Laute von rund 50.000 Hertz beim Spielen und Balgen erzeugen, oder auch wenn sie von Menschen gekitzelt werden. Erwachsene Ratten beiderlei Geschlechts geben beim Sex ebenso Ultraschallrufe von sich wie Goldhamster, Lemminge und viele Feldmäuse. Von den Ratten weiß man ja auch, dass diese Lautäußerungen eine Rolle dabei spielen, das Verhalten der Sexualpartner zu koordinieren. Unter Goldhamstern gilt ein ähnliches Prinzip: Weibchen verharren länger in Kopulationsstellung, wenn die Männchen Laute im Ultraschallbereich von sich geben. Übrigens gab es vor etwa neunzig Jahren ein Mäusemännchen in Detroit, das auch für uns Menschen hörbar sang. Der Hausbesitzer fing es ein und führte es einer ihm bekannten Musikerin vor, die sich jedoch unbeeindruckt zeigte: Die Töne schienen ihr nicht rein genug. Der Mäuserich wurde Wissenschaftern überantwortet, die ihn schließlich mit Labormäusen kreuzten, aber enttäuscht feststellen mussten, dass sich sein Talent nicht auf seine Nachkommenschaft übertrug. Wissenschaft;Neuartiger Schalter auf Nanometer-Skala von Forschern der TU Wien mitentwickelt. Wien – Einen Transistor, der aus einem einzigen Molekül besteht und mit nur einem Elektron schaltet, hat ein schweizerisch-österreichisches Forscherteam entwickelt. Es handelt sich um organische Designermoleküle mit eingebauten Metallatomen, berichten die Wissenschafter aktuell im Fachjournal Nature Nanotechnology. Transistoren, fundamentale Bauteile in der Elektronik, bestehen üblicherweise aus Siliziumkristallen, die mit anderen Atomsorten dotiert sind. Grundsätzlich funktionieren sie wie ein Schalter und können Strom zwischen zwei Elektroden fließen lassen oder nicht. Betätigt wird der Schalter durch eine Spannung an einer dritten Elektrode. Silizium-Transistoren haben deshalb drei Kontakte: Von einem kommt der Strom, im zweiten kann er abfließen und am dritten – dem sogenannten Gate – wird mittels der angelegten Spannung der Stromfluss ein- und ausgeschaltet. Anfang der 1970er-Jahre waren auf einem Chip ein paar Tausend Transistoren untergebracht. Durch die fortschreitende Miniaturisierung können heute auf einen Prozessor mehrere Milliarden Transistoren gepackt werden. Doch die Siliziumtechnologie stößt zunehmend an physikalische Grenzen. Bei extrem kleinen Kristallen hat man keine ausreichende Kontrolle mehr über die elektronischen Eigenschaften, sagt Robert Stadler vom Institut für Theoretische Physik der Technischen Universität (TU) Wien. Gemeinsam mit Wissenschaftern der Universität Zürich und des IBM Forschungslabors in Rüschlikon hat Stadler einen Transistor entwickelt, der auf grundlegend andere Weise funktioniert und nur aus einem einzigen Molekül besteht: Es handelt sich dabei um ein organometallisches Molekül, das Chemiker in Zürich entwickelt haben. In dessen Mitte haben sie ein Molybdän-Atom platziert. Wie ein Silizium-Transistor lässt sich so ein Molekül zwischen zwei verschiedenen Zuständen hin und her schalten. Die Leitfähigkeit der beiden Zustände unterscheidet sich dabei um das Tausendfache, ein so großer Faktor sei mit molekularen Transistoren bisher noch nie realisiert worden, so Stadler. Aufgrund des speziellen Designs und der Eigenschaften des molekularen Transistors sind auch nur zwei Goldkontakte notwendig, die die Wissenschafter an die zweieinhalb Nanometer langen Moleküle anbringen. Eine dritte Elektrode wie bisher ist nicht notwendig. Aufwendige Computersimulationen am Vienna Scientific Cluster (VSC), die von Stadler und Kollegen durchgeführt wurden, konnten die Vorgänge in dem Molekül auf quantenphysikalischer Ebene entschlüsseln. Es zeigte sich, dass ein einzelnes Elektron am Molybdän-Atom für die Schaltung verantwortlich ist. Noch eigne sich die Technologie nicht für den kommerziellen Einsatz, der Molekül-Transistor arbeite derzeit nur bei tiefen Temperaturen und im Ultrahochvakuum, so der Forscher. Bei IBM arbeite man aber schon an Konzepten, um mehrere solche Moleküle in Nanoporen auf einem Silizium-Chip aufzubringen, sodass sie unter gewöhnlichen Umgebungsbedingungen funktionieren. Panorama;Aus Syrien kommen täglich neue Kriegsflüchtlinge, aber auch jene in den "Warteräumen ", besonders in der Türkei, wollen weiter, um ein neues Leben im Westen zu beginnen. Eine irakische Facebook-Kampagne – mit bisher überschaubarer Anhängerschaft, aber man weiß, wie schnell sich das ändern kann – mit dem Namen Ich wandere nicht aus zeigt, wie komplex die Verhältnisse sind, die nun endgültig aus dem Nahen Osten zu uns übergeschwappt sind. Im Bericht von Al-Arabiya über Ich wandere nicht aus wird ein junger Mann in Nasiriya im Südirak vorgestellt: Er weiß von der Kampagne, bleibt jedoch dabei, dass er lieber heute als morgen gehen würde. Er könne aber seinen alten Vater nicht allein lassen. Auch wenn die Lage in Nasiriya keineswegs automatisch auf jene anderer Flüchtlinge aus dem Irak oder anderswoher, die jetzt in Europa ankommen, übertragbar ist: Die Geschichte ist wohl auch ein Hinweis darauf, dass wir es zurzeit mit zwei unterschiedlichen Flüchtlingspopulationen zu tun haben: Menschen, die gehen müssen, um ihr nacktes Leben zu retten, und Menschen, die gehen, weil ihnen ihre Heimat keinerlei Hoffnung mehr gibt. Und ein anderer Aspekt dieser Geschichte beantwortet eben gleich auch die Frage, was denn das Bleiben für manche so unerträglich macht, selbst in Gegenden, wo gerade kein Krieg ist: Geht man auf die Facebook-Seite der Kampagne, dann wird man sie mit Zeichen und Bildern schiitischer Frömmigkeit garniert finden. Ein Sunnit, der diese Seite sieht, oder auch einfach ein irakischer Mensch, der in einer Welt ohne konfessionelle Kategorien oder religiöse Dominanz leben will, wird das als folgende Botschaft lesen: Die religiösen Schiiten werden aufgerufen zu bleiben – um das Land endgültig zu übernehmen. Wenn der Islamische Staat, der andere Landesteile mit Krieg überzogen hat, einmal besiegt sein wird, ist noch lange nicht wieder alles gut im Irak. Syrien, woher die meisten Flüchtlinge kommen – auch wenn man sich im Klaren darüber sein sollte, dass sich auch andere Araber in Syrer verwandeln -, ist großflächig von Kampfhandlungen betroffen. Seit 2011 musste etwa die Hälfte der Bevölkerung ihre Wohnorte verlassen. Dass der Strom nach Europa in den vergangenen Wochen so angeschwollen ist, hat gleich mehrere Gründe. Da gibt es tatsächlich eine Zunahme der Kämpfe zwischen dem Assad-Regime beziehungsweise dessen Hilfstruppen (vor allem der libanesischen Hisbollah) und verschiedenen Rebellengruppen: Beim Krieg aus der Luft nimmt das Regime keinerlei Rücksicht auf Zivilisten, aus manchen Gebieten, auch bei Damaskus, fliehen die Menschen vor allem vor den Bombardements. Dazu kommen die Blockade, die Aushungerung, die Krankheiten: Not, Elend, Tod. Und neuer Schrecken ist noch zu erwarten wie etwa die große Schlacht um Aleppo. Aber das ist nicht der einzige Krieg, bei uns noch stärker wahrgenommen werden ja die stetigen Vorstöße des Islamischen Staats (IS) – in die von den Kurden gehaltenen Gebiete im Norden, zurzeit auch im Nordwesten bei Idlib, aber auch im Südwesten bei Deraa. Der IS tritt oft als Profiteur der Kämpfe zwischen Regime und Nusra-Front auf, der Filiale von Al-Kaida in Syrien. Die Kämpfe zwischen IS und Nusra nehmen im Moment wieder zu. Das heißt ganz konkret: In Syrien findet zurzeit gleich auch noch der große Kampf um die Führung des internationalen Jihadismus statt. Und dann gibt es noch den dritten Krieg: die Luftschläge der US-geführten internationalen Allianz gegen den IS, die sich ständig ausweiten – nun wird sich auch Frankreich beteiligen, das bisher nur im Irak Einsätze flog. Die Menschen fliehen nicht nur vor dem IS, sondern auch vor dem Luftkrieg gegen den IS. Doch nicht alle Flüchtlinge kommen direkt aus den Kampfgebieten, viele haben Syrien schon vor Monaten oder sogar Jahren verlassen, um den Krieg in den Nachbarländern – Türkei, Libanon, Jordanien, um die am meisten belasteten zu nennen – abzuwarten. Doch das Ende ist nicht nur nicht abzusehen, neue Flüchtlingsströme rücken ständig nach. Dass sich ihnen vermehrt syrische Mittelstandsfamilien anschließen, also Menschen, die Vermögen zurücklassen, verstärkt die Hoffnungslosigkeit aller: Niemand erwartet, dass in Syrien in absehbarer Zeit annähernd Normalität zurückkehrt. Ganz im Gegenteil, soeben tauchen wieder neue Akteure – etwa Russland – am Rande des Schlachtfelds auf. Die Syrer, aber auch die Iraker geben ihre Heimat auf, nicht nur physisch. 2003, nach dem Sturz Saddam Husseins, und noch einmal 2011 durch den Ausbruch des Arabischen Frühlings, gab es Hoffnung, dass die Region Anschluss finden könnte – in politischer, wirtschaftlicher, sozialer Hinsicht. Diese Hoffnung ist für die mittelbare Zukunft zerstört. In den Kriegsjahren im Irak ab etwa 2005 war zu beobachten, dass Leute weggingen, sich jedoch die Option für eine Rückkehr offenhielten: Oft deklarierten sie ihre Flucht nicht einmal, schon allein deshalb, damit niemand ihr zurückgelassenes Eigentum als frei ansehen konnte. Heute – hört man, quantifizieren lässt sich das natürlich noch nicht – schließen mehr Flüchtlinge völlig mit ihrer Vergangenheit ab. Was sie haben, wird verkauft – da werden jetzt wieder ein paar Gesellschaftssektoren sehr reich -, auch um die immer teureren Schlepperhonorare bezahlen zu können. Sie sehen Europa nicht als Warteraum, sie kommen, um zu bleiben. Und es sind nicht die Schlechtesten. Was nichts daran ändert, dass auch die Angry Young Men des Nahen und Mittleren Ostens im Strom mitwandern: Modernisierungsverlierer in ihren eigenen Ländern, durch lange Kriege Entwurzelte und Entkulturalisierte, die ihre Frustration – und den ihnen eingebläuten prämodernen Islam – mitbringen und, wenn sie ihrer Wut Ausdruck verleihen, als sozial nicht kompatibel angesehen werden. Um sie besser zu verstehen, müsste man sich nicht nur die aktuellen Ursachen der Flucht, sondern jene für die Konflikte ansehen: natürlich die hausgemachten, aber auch jene angefangen vom Klimawandel über die Folgen der neoliberalen Wirtschaft bis zu den regional- und geopolitischen Machtspielen. Wissenschaft;Astronomen registrieren energiereichste Lichtstrahlung, die je an einem Stern gemessen wurde. München – Von einem astronomischen Rekord berichtet das Max-Planck-Institut für Physik: Der Krebspulsar, ein rasend schnell rotierender Neutronenstern im gut 6.000 Lichtjahre entfernten Krebsnebel, sendet die energiereichste Lichtstrahlung aus, die je an einem Stern gemessen wurde. Der Krebspulsar ist der Überrest einer Supernova-Explosion, die im Jahr 1054 beobachtet werden konnte. Der daraus hervorgangene Neutronenstern hat aufgrund seiner extremen Verdichtung einen Durchmesser von nur ungefähr 10 Kilometern. Er rotiert etwa 30 Mal pro Sekunde um die eigene Achse und sendet dabei wie ein Leuchtturm Lichtpulse aus, die sich über das gesamte elektromagnetische Spektrum erstecken – von langen Radiowellen über sichtbares Licht bis hin zu kurzwelligen, energiereichen Gammastrahlen. Im Fachmagazin Astronomy and Astrophysics berichtet ein Forschungsteam am MAGIC-Teleskop auf der Insel La Palma, wie es Photonen entdeckte, deren Energie um ein Vielfaches höher liegt als bisher beobachtet. Bis vor wenigen Jahren ging man davon aus, dass die höchste Energie am Krebspulsar bei 6 GeV (Gigalektronenvolt) liege. Im Jahr 2008 registrierte das MAGIC-Teleskop dann ein Energiespektrum von über 25 GeV. 2012 übertrumpfte das Observatorium sein eigenes Ergebnis mit Messungen von 400 GeV. Inzwischen hat MAGIC Gammastrahlen bis zu 1,5 TeV (Teraelektronenvolt) gemessen. Allerdings können die Forscher noch nicht erklären, wie die geladenen Teilchen auf die extrem hohen Energien beschleunigt werden. Bei der Erzeugung energiereicher Teilchen spielt das für Neutronensterne enorm starke Magnetfeld eine zentrale Rolle, das seinerseits extrem starke elektrische Felder erzeugt, sagt Razmik Mirzoyan, Sprecher des MAGIC-Kollaboration und Projektleiter am Max-Planck-Institut für Physik. In der magnetisch geladenen, komplexen Atmosphäre des Neutronensterns werden Elektronen und ihre Antiteilchen, die Positronen, auf nahezu Lichtgeschwindigkeit beschleunigt, bevor sie zerstrahlen. Damit lassen sich Gammastrahlenergien bis zu wenigen Gigaelektronenvolt als Synchrotron- und Krümmungsstrahlung erklären. Für die jetzt beobachteten Gammapulse von über 1,5 TeV muss es aber einen anderen Mechanismus geben. Wir können extrem energiereiche Gammastrahlen nur dann beobachten, wenn es diesen Elektronen irgendwie gelingt, der komplexen Topologie des Magnetfeldes am Neutronenstern zu entkommen und sich im elektrischen Feld zu beschleunigen, erläutert Mirzoyan. Dann bilden sie zusammen mit den energieschwächeren Radiowellen und Röntgenstrahlen den Lichtkegel des Pulsars. Für die Flucht der Gammastrahlen kommt ein indirekter Weg in Frage: Dabei werden nicht die direkt vom Pulsar ausgehenden Elektronen und Positronen gestreut, sondern ihre beschleunigten Abkömmlinge der zweiten oder dritten Generation. Diese entstehen am äußersten Rand des Magnetfeldes in etwa 1.500 Kilometern Höhe. Energiereiche geladene Teilchen wechselwirken hier mit UV- und Röntgenstrahlen sowie mit dem Magnetfeld. Anschließend übertragen die sekundären Teilchen ihre Energie auf niedrigenergetische Photonen und machen sie damit zu energiereichen Gammaquanten, die das Magnetfeld verlassen. Diese Energieübertragung bezeichne Astronomen als inversen Compton-Mechanismus. Durch diesen Effekt könnten sich Gammaphotonen auch im Pulsarwind, weit vom Pulsar entfernt, bilden, wo die beschleunigte Teilchen ebenfalls auf Röntgenstrahlen treffen können. Allerdings kommt die extreme Gammastrahlung exakt zur gleichen Zeit am MAGIC-Teleskop an wie energieärmere Radiowellen oder Röntgenstrahlen, von denen man weiß, dass sie im Inneren des Magnetfelds entstehen. Das würde bedeuten, dass die gesamte Strahlung in einer relativ kleinen Region am Rand des Magnetfeldes produziert wird oder die energiereiche Gammastrahlung eine Art Erinnerung an Strahlung niedrigerer Energie behält. Zum heutigen Zeitpunkt kann man annehmen, dass der inverse Compton-Mechanismus die Existenz derart energiereicher Gammastrahlen am Pulsar erklären kann. Langfristig brauchen wir aber neue, detaillierte theoretische Modelle, die das Phänomen beschreiben, so Mirzoyan abschließend. Panorama;Trotz Geheimhaltung: 14. ähnlicher Zwischenfall in einem Monat. Stockholm – Schweden bekommt sein Problem mit mutmaßlichen Brandanschlägen auf geplante Flüchtlingsquartiere nicht in den Griff. In Forshaga (Provinz Värmland) brannte in der Nacht ein leeres Bürogebäude bis auf die Grundmauern nieder, das in der Vorwoche als mögliche Flüchtlingsunterkunft inspiziert worden war. Laut Informationen von Polizei und Feuerwehr war noch keine Entscheidung darüber getroffen, ob das leer stehende Gebäude inklusive Lagerbereich als Unterbringung für Flüchtlinge adaptiert werden sollte. Die erste Beurteilung von vergangener Woche sei aber positiv ausgefallen, so ein Sprecher laut der schwedischen Nachrichtenagentur TT. Die Polizei geht von Brandstiftung aus. Bei dem vermuteten Anschlag handelt es sich um den 14. Vorfall dieser Art innerhalb eines Monats in Schweden. Die Einwandererbehörde hatte angesichts der Serie, die großteils geplante, aber auch bereits bewohnte Unterkünfte zum Ziel hatte, vergangene Woche die Geheimhaltung von geplanten Standorten verfügt. Schweden, das zu den beliebtesten Zielländern von Flüchtenden in Europa gehört, sieht sich am Rande seiner Aufnahmefähigkeit. Wissenschaft;Auswirkungen auf den Menschen blieben bei Studie allerdings noch ausgeklammert. Zürich – Wissenschafter der ETH Zürich und eines Forschungskonsortiums in Jena D haben aus Genen von drei verschiedenen Organismen 30 Gene gefunden, die am körperlichen Altern beteiligt sind. Die Beeinflussung eines einzigen dieser Gene verlängert die Lebensdauer von Versuchstieren. Um die für das Altern entscheidenden Gene aufzuspüren, haben die Forscher rund 40.000 Gene des Fadenwurms C.elegans, des Zebrafisches und der Maus durchforstet. Dabei wollten sie herausfinden, welche Gene bei allen drei Organismen in den jeweils vergleichbaren Altersstadien in identischer Weise reguliert werden – also entweder altersabhängig hoch- oder herunterreguliert werden. Als Maß für die Gen-Aktivität stellten die Forschenden die Menge an Boten-RNS-Molekülen fest, die in den Zellen dieser Tiere zu finden waren, wie die ETH in einer Mitteilung vom Dienstag schreibt. Die Boten-RNS ist die Abschrift eines Gens und der Bauplan eines Proteins. Beim Screening stellten sie fest, dass die drei Organismen lediglich 30 Gene gemeinsam haben, die den Alterungsprozess maßgeblich beeinflussen. Als besonders einflussreich stellte sich das bcat-1-Gen heraus. Wurde die Wirkung dieses Gens blockiert, nahm die mittlere Lebensspanne des Fadenwurms um bis zu 25 Prozent zu. Hemmten die Forschenden die Genaktivität von bcat-1, reicherten sich diese verzweigten Aminosäuren im Gewebe an. Dies habe eine molekulare Signalkaskade in Gang gesetzt, die beim Fadenwurm die Langlebigkeit bewirkt habe, heißt es in der Mitteilung. Darüber hinaus habe sich die Zeitspanne verlängert, in der die Würmer vital geblieben seien. Als Maß für die Vitalität stellten die Forscher die Anreicherung von altersbedingten Pigmenten fest, die Geschwindigkeit, mit der sich die Tiere fortbewegten, und wie oft sich ein Wurm erfolgreich fortpflanzte. All diese Parameter hätten sich verbessert, wenn die Aktivität des bcat-1-Gens gehemmt worden sei. Michael Ristow, koordinierender Autor der Studie und Professor für Energiestoffwechsel an der ETH Zürich, ist überzeugt, dass der gleiche Mechanismus auch beim Menschen abläuft. Es seien ausschließlich die Gene gesucht worden, die evolutionär konserviert seien und deshalb in allen Organismen vorkommen, auch beim Menschen. Die Auswirkungen auf den Menschen haben die Forschenden allerdings noch ausgeklammert. Eine Folgestudie sei jedoch bereits in Planung, schreibt die ETH. Aus offensichtlichen Gründen könne jedoch die Lebenserwartung beim Menschen nicht gemessen werden. Geplant sei stattdessen, diverse Gesundheitsparameter wie Cholesterin oder den Blutzuckerspiegel in die Untersuchungen einzubeziehen, um Anhaltspunkte für den Gesundheitsstatus der Probanden zu erhalten. Ritow weist darauf hin, dass die mehrfach verzweigten Aminosäuren bereits heute bei Leberschäden therapeutisch eingesetzt und auch der Sportlernahrung beigefügt werden. Das Thema sei jedoch nicht, dass Menschen noch älter werden, sondern länger gesund bleiben. Die Untersuchung liefere wichtige Anhaltspunkte dafür, wie der Alterungsprozess beeinflusst und Erkrankungen im Alter wie etwa Diabetes oder Bluthochdruck verhindert werden könnten. Im Hinblick auf die ungünstige Demografie und die stetig steigende Lebenserwartung sei es wichtig, die Phase gesunden Lebens auszudehnen und nicht, ein noch höheres, aber von chronischen Krankheiten geprägtes Lebensalter zu erreichen, findet Ristow. Mit solch präventiven Maßnahmen könne ein älterer Mensch seine Lebensqualität erheblich steigern und gleichzeitig könnten die medizinischen Versorgungskosten um mehr als die Hälfte reduziert werden. Wissenschaft;Essen – MRT-Scans gelten wegen des geringen Strahlenrisikos als unbedenklich. Problematisch jedoch könnten Kontrastmittel sein: Das darin enthaltene giftige Metall Gadolinium kann sich im Hirngewebe ablagern. Der Berufsverband Deutscher Nuklearmediziner warnt daher vor Mehrfachuntersuchungen. Ob Gesundheitsschäden zu befürchten sind, ist noch nicht erforscht. Wissenschaft;Die Open-Access-Bewegung verspricht freien Zugang zu Forschungsergebnissen – Kritiker orten eine Zwangsverpflichtung. Wien – Die wissenschaftliche Grundlagenforschung ist bestimmt von einem Paradoxon: Obwohl sie zu einem großen Teil durch öffentliche Gelder finanziert wird, ist nur ein kleiner Teil ihrer Ergebnisse der Öffentlichkeit zugänglich. Dahinter stehen nicht etwa Forscher, die bevorzugen, ihre Ergebnisse geheim zu halten, oder Unis, die das Wissen zu Geld machen wollen, sondern die enorme Marktkonzentration bei den Wissenschaftsverlagen: Wie eine Studie im Juni zeigte, publizieren aktuell gerade einmal fünf Konzerne mehr als die Hälfte aller Fachartikel. Und ein Gutteil der dort erschienenen Publikationen ist nicht frei zugänglich. Das Interesse der Verlage, die Artikel kostenpflichtig zu vertreiben, spießt sich mit dem öffentlichen Interesse eines freien Zugangs zu Forschungsergebnissen. Open-Access-Journale wie BioMed Central (BMC) oder Public Library of Science (PLoS) bringen die Verlage in Bedrängnis, die ihre Publikationen nicht frei zugänglich machen. Aktuell liefern sich die niederländischen Universitäten einen Kampf mit dem niederländischen Verlagsriesen Elsevier – inklusive Streikdrohung (der STANDARD berichtete): Allen Universitätsangestellten soll es bald verboten sein, für die Zeitschriften des Verlagshauses redaktionell oder rezensierend tätig zu sein. Der Hintergrund: Während die Vereinigung der niederländischen Unis mit Springer und Wiley entsprechende Vereinbarungen erreichen konnte, um ihre Publikationen gegen Bezahlung frei zugänglich zu machen, blieb eine Annäherung mit Elsevier bislang aus. Der österreichische Wissenschaftsfonds FWF unterstützt die Position der niederländischen Universität zu Open Access. Vor allem Grundlagenforschung wird aus öffentlichen Mitteln finanziert, sagt Falk Reckling, Open-Access-Experte des FWF. Daher besteht aus unserer Sicht ein moralischer und ökonomischer Anspruch, dass die Ergebnisse, die aus von uns geförderten Forschungen hervorgehen, der Öffentlichkeit frei zugänglich sind. Der FWF verpflichtet alle seine Projektnehmer dazu, ihre Ergebnisse frei zugänglich im Netz zu publizieren. Ausgehend von diesem Wissenschaftsverständnis verwundert es nicht, dass der Wissenschaftsfonds bereits 2003 zu den ersten Unterzeichnern der Berliner Erklärung über offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen gehörte. Erklärungen reichen aber nicht. Der Open-Access-Ansatz bedingt, dass die dafür notwendigen Technologien implementiert werden. Deshalb hat das Wissenschaftsministerium im vergangenen Jahr das Projekt E-Infrastructures Austria gestartet, das den Aufbau von adäquaten digitalen Archivstrukturen zum Ziel hat. Für den Open-Access-Ansatz braucht es entsprechende Archivierungssysteme, wie die US-amerikanische Plattform arXiv.org zeigt: Seit 1991 bietet der Dokumentenserver der Cornell University Vorabdrucke wissenschaftlicher Artikel an. Im Jahr 2014 waren es über eine Million – Tendenz stark steigend: Laut den Archivbetreibern werden inzwischen monatlich über 8000 Artikel eingereicht. Bernhard Haslhofer, Informatiker vom Austrian Institute of Technology (AIT) in Wien, war zwei Jahre in Cornell tätig und hat dabei auch die Arbeit der Kollegen von arXiv.org beobachtet. Wie der Datenwissenschafter berichtet, beschäftigt man sich dort nicht nur mit der Archivierung, sondern geht auch der Frage nach, warum der Übergang zur digitalen Publikation in bestimmten Disziplinen weitaus länger dauert als zum Beispiel in der digitalaffinen Informatik. Das hängt stark ab von der Kultur, die in einer wissenschaftlichen Disziplin herrscht. Daher ist es ganz wichtig, dass man bei Open Access berücksichtigt, dass man einzelne Kulturen nicht sofort verändern kann, sagt Haslhofer. Wie die Zukunft aussehen könnte, zeigt die Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft: Sie erscheint seit einiger Zeit über Open Access. Zwar steht nun weniger Geld zur Verfügung – das habe aber wiederum Vorteile, wie Herausgeber Thomas König sagt: Da die Kosten für Druck und Vertrieb wegfallen, verwenden wir von unserem geringeren Budget jetzt anteilsmäßig mehr Geld für die Qualitätssicherung. Auch dem in den letzten Jahren immer wieder in die Kritik geratenen Peer-Review-Begutachtungssystem soll mit Open Access Beine gemacht werden, sagt Peter Kraker vom Kompetenzzentrum für wissensbasierte Anwendungen und Systeme (Know Center) an der TU Graz: Wenn ich heute einen Aufsatz zur Bewertung bekomme, muss ich dem Autor relativ viel glauben, da von zugrunde liegenden Daten oft nicht viel verfügbar ist. Mit einem Open Peer Review hätten wir die Möglichkeit, eher in einen Dialog zu treten. Er stützt sich dabei nicht nur auf praktische Erfahrungen, sondern auch auf seine Forschungen zur wissenschaftlichen Publikationskultur im Netz. Das Lied von der schönen neuen Open-Access-Welt wird aber nicht überall gesungen. Auffällig ist, dass man dort Kritik an diesem Zugang zu hören bekommt, wo man traditionell wie fachlich dem Informationsträger Buch nähersteht. Einer der prominentesten deutschen Kritiker der Open- Access-Bewegung ist der Heidelberger Literaturwissenschafter Roland Reuß. Ihn stört vor allem, dass Open Access auf dem Weg zu einer Zwangsverpflichtung für alle Forscher sei: Das widerspricht allen geltenden Regeln des Urheberrechts und der Publikationsfreiheit. Und ein solcher schwerwiegender Eingriff muss besser begründet werden, als damit, dass Wissenschafter Eigentum des Staates seien. Dass man versuche, das Monopol der großen Wissenschaftsverlage zu brechen, hält der Kafka-Experte für ein legitimes Anliegen, jedoch sei Open Access nicht das richtige Mittel zu diesem Zweck: Dafür gibt es das Kartellrecht – da muss man nicht an der Urheberrechtsschraube drehen. Zuspruch bekommt Reuß aus Konstanz von Uwe Jochum. Der renommierte Bibliothekswissenschafter verweist darauf, dass die vielerorts gelobte Kosteneinsparung durch die digitale Archivierung zweifelhaft sei, weil häufig die Folgekosten der Serverarchitektur nicht berücksichtigt werden. Jochum: Was in das digitale Flussbett eingespeist wird, ist von Anfang an ein Pflegefall. Keinerlei digitale Daten überleben eine kritische Grenze von drei bis fünf Jahren, wenn sie nicht permanent überprüft werden. Die Kosten dafür werden erheblich unterschätzt. Der Buchforscher bleibt gegenüber Open Access äußerst skeptisch und schwört weiterhin auf seinen Untersuchungsgegenstand: Gegenüber dem instabilen Medium Internet haben wir schon einen über Jahrtausende bewährten physisch stabilen Datenträger. Er nennt sich Buch. Etat;Panorama: Badefreuden | Nachtzug nach Lissabon | The Descendants | Looper | Die Jury | Schrei nach Freiheit | Sine Nombre – mit Videos. 7.30 MUSIKSCHWERPUNKTDays of Rock Aufzeichnungen von Live-Konzerten verschiedener Rockbands. Darunter um 9.30 Uhr Dire Straits, um 14.55 Uhr Slash, um 17.40 Uhr Muse und um 0.15 Uhr Iron Maiden. Bis 23.05, ORF 3 13.05 MAGAZINPanorama: Badefreuden 1) 1982 war die Aufregung gewaltig, als die Damen ab nun – amtlich von der Bäderverwaltung genehmigt – oben ohne in der Sonne schwitzen durften. 2) Bevor der Traumjob Wirklichkeit war, wurde es ernst: Nicht jeder bestand die harte Aufnahmeprüfung zum Bademeister und Bassin-Aufseher. 3) Das Wiener Strandbad Gänsehäufel bildet ein eigenes Universum unter den Bädern der Stadt. Bis 13.30, ORF 2 20.00 THEMENABENDOktoskop: Werkschau Iris Blauensteiner Die Filmemacherin ist zu Gast im Studio bei Lukas Maurer. Mit dabei hat sie ihre Filme Doublage, Und eine von ihnen singt sowie den Kurzspielfilm Schwitzen, der die letzten Tage der Freundschaft zweier Mädchen zeigt. Bis 22.30, Okto 20.15 REISENachtzug nach Lissabon (Night Train to Lisbon, CH/D/PT 2013, Billie August) Der geschiedene Gymnasiallehrer Raimund Gregorius (Jeremy Irons) unterrichtet Latein und alte Sprachen in Bern. Eines Morgens rettet er auf dem Weg zur Schule eine junge Portugiesin, die von einer Brücke ins Wasser springen will. Als sie kurz darauf verschwindet, hinterlässt sie ein Buch des portugiesischen Autors Amadeu de Prado. Zwischen den Blättern entdeckt er eine Zugfahrkarte nach Lissabon – kurzerhand beschließt er, sich nach Lissabon zu begeben. Der Film besticht vor allem durch die Leistung seiner Darsteller. Bis 22.25, ATV 20.15 SELBSTFINDUNGThe Descendants – Familie und andere Angelegenheiten (The Descendants, USA 2011, Alexander Payne) Großartig adaptiertes Drehbuch, dass mit einem Oscar ausgezeichnet wurde: Familienvater Matt King (George Clooney) erfährt, dass seine im Koma liegende Frau vor ihrem Unfall eine Affäre hatte, und bemerkt, dass er vom Leben seiner Töchter bislang kaum etwas mitbekommen hat. Matt beschließt, dem Nebenbuhler einen Besuch abzustatten. Bis 22.00, ORF 1 20.15 ZEITREISELooper (USA/VRC 2012, Rian Johnson) 2040 arbeitet Joe (Joseph Gordon-Levitt) erfolgreich als ein sogenannter Looper – ein Attentäter, dessen Auftrag es ist, per Zeitreise aus dem Jahre 2070 zurückgeschickte Menschen zu töten. Verbrecherorganisationen nutzen diese illegale Methode immer wieder, um ihre Opfer in die Vergangenheit zurückzuschicken, damit die Looper sie gegen einen horrenden Batzen Geld töten und damit sie die Existenz der Betroffenen gänzlich auslöschen. Regisseur Johnson schafft es, das alte Thema Zeitreisen neu zu beleben. Bis 22.25, RTL 20.15 RASSISMUSDie Jury (A Time to Kill, USA 1996, Joel Schumacher) In einer amerikanischen Kleinstadt wird ein zehnjähriges farbiges Mädchen von zwei rassistischen Halbstarken vergewaltigt. Der Vater des Opfers, der Arbeiter Carl Lee Hailey Samuel L. Jackson), übt Selbstjustiz und erschießt die beiden Täter im Gerichtsgebäude. Unterstützt von der begabten Jurastudentin Ellen (Sandra Bullock), übernimmt der junge und noch unerfahrene Anwalt Jake Brigance (Matthew McConaughey) Haileys Verteidigung. Geschickt konstruierte Geschichte. Bis 23.05, Puls 4 20.15 APARTHEIDSchrei nach Freiheit (Cry Freedom, UK 1987, Richard Attenborough) Chefredakteur Donald Woods (Kevin Kline) berichtet im Südafrika der 70er zunächst kritisch über Steve Biko (Denzel Washington), ändert jedoch nach einem Treffen seine Meinung über den schwarzen Anti-Apartheid-Kämpfer. Woods sieht nun deutlicher die un zumutbaren Lebensumstände für die schwarze Bevölkerung. Großartige Leistung von Denzel Washington. Bis 22.50, Arte 0.05 FLUCHTSine Nombre (Mex/USA 2009, Cary Fukunaga) Willy (Edgar Flores) ist Mitglied einer Gang, die brutalen Regeln folgt. Als herauskommt, dass er sich regelmäßig mit seiner Freundin außerhalb des Bandenterritoriums trifft, wird diese getötet. Willy tötet seinen Bandenchef, als dieser sich an der jungen Sayra (Paulina Gaitán) aus Honduras vergehen will. Sayra nähert sich auf der Flucht nach Amerika ihrem Retter. Brillantes Regiedebüt Fuku nagas. Bis 1.38, ARD Wissenschaft;Automatische Gesichtserkennung soll helfen, potenzielle Terroristen frühzeitig zu erkennen. US-Behörden testen bereits eine Software, die Überwachungsfotos mit Datenbanken abgleicht. Washington/Wien – Nach den Terroranschlägen in Brüssel vor zwei Wochen kursierte in den Medien ein Fahndungsfoto. Es zeigte – etwas verpixelt – die Attentäter am Flughafen mit drei Kofferwagen. Zwei der Täter waren dunkel gekleidet, der dritte trug eine helle Jacke und Hut. Die beiden Ersteren waren binnen eines Tages identifiziert, der dritte Mann wird bekanntlich noch gesucht. Fakt ist: Alle drei Täter waren polizeibekannt. Man hätte also wissen können, dass sich mutmaßliche Terroristen in einem öffentlichen Gebäude aufhalten. Geht es nach den Sicherheitsbehörden, sollen an neuralgischen Punkten der Infrastruktur wie Flughäfen, Bahnhöfen oder öffentlichen Plätzen künftig Gesichtserkennungssysteme etabliert werden, die Aufnahmen aller Personen machen und mit einer Datenbank abgleichen. Wäre eine solche Technik in Brüssel zum Einsatz gekommen, hätte das System Alarm geschlagen und die Sicherheitskräfte am Flughafen gewarnt. Achtung, verdächtige Person hält sich in Sektor X auf. Die US-Grenzschutzbehörde U.S. Customs and Border Protection hat im Rahmen eines Pilotprojekts erfolgreich ein Gesichtserkennungssystem getestet. Die Technik ist seit einigen Wochen am John F. Kennedy Airport in New York in Betrieb und soll langfristig an allen US-Flughäfen implementiert werden. Reisende müssen bei der Sicherheitskontrolle ihr Gesicht frontal von einer Kamera fotografieren lassen, die ihr Objektiv je nach Größe der Person justiert. Eine Software vermisst dann verschiedene Punkte im Gesicht und gleicht die biometrischen Merkmale mit einer Datenbank ab. Stimmen die Merkmale mit dem Ausweis überein, darf die Person weiterreisen. Bisher ist es ja bei der Einreise in die USA schon so, dass man sich mit Fingerabdrücken und Foto registrieren muss. Diese Gesichtsscans sind aber nur die Vorstufe, eine Folie, auf der dann später Abgleiche erfolgen – also im Grunde genau das, was eine Überwachungskamera auch macht. Damit wird eine Datenbank gespeist. Das Neue an der Technik ist, dass der Abgleich unmittelbar erfolgt und man sich nicht mehr mit seinem Pass, sondern mit seinen biometrischen Daten ausweist. Das Problem ist, dass Terroristen ihr Konterfei nicht freiwillig in eine Kamera halten. Sie versuchen, nicht auf dem Radar der Sicherheitsbehörden aufzutauchen. Auf Überwachungskameras sind sie nur kurz und meistens nur von der Seite zu erkennen. Das US-Militär hat deshalb bereits 2014 eine hochauflösende High-Speed-Kamera getestet, die in der Lage ist, ein Gesichtsbild auch aus schrägem Winkel zu machen. Das System wurde entwickelt, um Täter in einem Auto zu identifizieren. Es könnte aber auch an Zufahrtsstraßen von Flughäfen installiert werden. Der hochauflösende Scan kann gedreht und gekippt werden, sagte John Boyd, Direktor der Firma Defense Biometrics and Forensics, damals. Hätte die Technik die Anschläge womöglich verhindern können? Anil K. Jain, Professor für Computerwissenschaft und Informatik an der Michigan State University, ist einer der weltweit führenden Experten auf dem Gebiet der Gesichtserkennung. Er war Berater der indischen Regierung beim Aufbau des Projekts Aadhaar, bei dem jeder der 1,2 Milliarden Bewohner aufgrund seiner personenbezogenen Daten und biometrischen Merkmale (Gesichtsbild, Fingerabdrücke und Iris) eine zwölfstellige Nummer zugewiesen bekommt. Um Gesichtserkennungssysteme einzusetzen, muss man erst einmal wissen, wer der Verdächtige auf der Überwachungskamera ist. Lässt die Person ein Paket zurück, oder verhält sie sich merkwürdig? Das geschieht bis jetzt im Fall einer Attacke im Nachhinein durch manuelles Auswerten des Videos. Wir können das nicht automatisch tun, sagt Jain. Zudem müsste die Person in einer Datenbank gespeichert und in Echtzeit gefunden werden. Auch das sei nur sehr begrenzt möglich. Wo kein Foto gespeichert ist, kann logischerweise auch kein Abgleich erfolgen. Der Verdächtige hat vielleicht keine Vorstrafen, also müssten die Polizeibehörden Zugang zu diversen Datenbanken haben, auch nichtkrimineller Natur, sagt Jain. Das Department of Homeland Security und das FBI pflegen schon länger biometrische Datenbanken mit Gesichtsscans und Fingerabdrücken. Die Biometrically Enabled Watchlist (BEWL) des US-Verteidigungsministeriums enthält 200.000 Einträge von Verdächtigen im Irak und in Afghanistan. Das ist eine ordentliche Grundlage, doch wenn man bedenkt, dass auf Facebook täglich 350 Millionen Fotos hochgeladen werden, nimmt sich die Datenbasis doch eher gering aus. Das Problem ist, dass die Bildqualität von Überwachungskameras meist zu wünschen übrig lässt und der Einzelne nicht zweifelsfrei zu erkennen ist. Wenn das Gesicht von einem Schal camoufliert wird, der Verdächtige eine Sonnenbrille trägt oder die Lichtverhältnisse schlecht sind, kann der Beamte den Verdächtigen nicht finden, erklärt Jain. Facebook hat im vergangenen Jahr einen Algorithmus entwickelt, der Menschen auf Fotos auch dann identifizieren können soll, wenn ihr Gesicht nicht eindeutig zu sehen ist – anhand ihrer Frisur, Kleidung, Figur und Körperhaltung. Das könnte auch für die Ermittler ein interessantes Werkzeug sein. Das Department of Homeland Security forscht derzeit unter Hochdruck an hochauflösenden Videokameras, die Personen aus bis zu zehn Metern Entfernung anhand eines Irisscans erkennen. Diese biometrischen Merkmale sind so einzigartig wie ein Fingerabdruck. Ein Mitarbeiter der Behörde sagte dem Portal Defense One: Wenn jemand die Fluggastbrücke am Airport heruntergeht, können wir sagen: Diese Person wurde authentifiziert, sie darf in die Fast-Track-Lane rechts gehen. Diese Person nicht, sie muss zum Screening-Test nach links. Verdächtige nach links, Rechtschaffene nach rechts. Solche groben Raster führen in der Praxis allerdings schnell zu Diskriminierung und Racial Profiling. Das Problem, das Datenschützer stets monieren, ist, dass biometrische Daten des Gesichts oder der Iris – mithin sehr sensible Daten – ohne Wissen und Einverständnis des Betroffenen erfasst werden. Man kann sein Gesicht nicht löschen. Werden die Daten gehackt, können sie in vielerlei Hinsicht missbraucht werden. Wenn nun an immer mehr Flughäfen Gesichtserkennung eingeführt wird, gibt es ein systemimmanentes Erfordernis, auch immer mehr Überwachungskameras zu installieren, um die Software mit entsprechenden Daten zu füttern, ein Teufelskreis. Hätte ein Kameranetzwerk, das die Terroristen im Taxi auf dem Weg zum Flughafen erkannt hätte, Leben gerettet? Vielleicht. Doch der Konflikt zwischen dem Versprechen nach mehr Sicherheit und omnipräsenter Überwachung im öffentlichen Leben bleibt ungelöst. Wissenschaft;Das Molekül 3-Nitrooxypropanol hemmt Mikroorganismen und inaktiviert ein Enzym, das für die Methanbildung zuständig ist. Marburg – Im Pansen von Wiederkäuern entstehen durch Methangärung große Mengen des Treibhausgases Methan, die gasförmig ausgestoßen werden. Vor allem die Massenhaltung von Rindern zur Fleisch- und Milchproduktion trägt so zur globalen Erwärmung bei. Wie seit einiger Zeit bekannt ist, senkt die Gabe eines bestimmten Moleküls den Methanausstoß von Wiederkäuern. Nun haben Forscher den Mechanismus dahinter entschlüsselt. Das Molekül 3-Nitrooxypropanol (3-NOP) wirke direkt auf die Mikroorganismen, die im Verdauungstrakt der Tiere Methan bilden, wie die Wissenschafter um Rudolf Thauer vom Marburger Max-Planck-Institut für terrestrische Mikrobiologie in PNAS berichten. 3-NOP, das dem Tierfutter zugesetzt werden kann, hemmt die Mikroorganismen und inaktiviert ein Enzym, das für die Methanbildung zuständig ist. Das Methan wird bei Wiederkäuern zu mehr als 90 Prozent durch Rülpsen freigesetzt, so Thauer. Durch die Verbindung und ihre Wirkungsweise müssen die Tiere letztlich weniger rülpsen. Weltweit versuchen Thauer zufolge viele Unternehmen und Forschungsprojekte den Methanausstoß durch Wiederkäuer zu reduzieren. Weil es ein Klimagas ist und weil dadurch eine gewisse Energiemenge des Futters verschwendet wird. Ein Teil der Kalorien verschwindet als Methan und steht der Kuh nicht mehr zur Verfügung. Man könne die Methanbildung der Mikroorganismen zwar nicht zu 100 Prozent abschalten, aber halbieren, ohne einen nachweislich negativen Einfluss auf die Tiere zu nehmen. Nach Angaben des Tiermediziners Gerhard Breves, der nicht an der Studie beteiligt war, gibt es bereits seit Jahrzehnten Versuche, die Methanbildung bei Wiederkäuern zu hemmen. Das war aus verschiedenen Gründen bisher aber wenig erfolgreich, sagte der Leiter des Physiologisches Instituts an der Tierärztlichen Hochschule Hannover. Das nun vorgestellte Ergebnis der Studie könne er nicht bewerten. Wichtig ist aber immer bei der Zugabe solcher Substanzen, dass ein Weg gefunden wird, den Wasserstoff zu eliminieren, der sich im Vormagensystem von Wiederkäuern ansammelt. Die Methanbildung sei ein biochemischer Weg, der dazu diene, den Wasserstoff zu eliminieren. Sonst könnte sich dieser anreichern – mit negativer Rückkopplung auf die Mikroorganismen. Wissenschaft;Genomweite Assoziationsstudie offenbart eine, wenn auch bescheidene, genetische Komponente für den Zeitpunkt des ersten Geschlechtsverkehrs. Cambridge/Wien – Wann Mädchen und Buben in die Pubertät kommen, wird zum einen von den Genen gesteuert, aber auch von der Umwelt mitbestimmt. Anders ist es nicht erklärbar, dass sich der Beginn der Pubertät stark verschob – von 18 Jahren 1880 auf etwa 12,5 Jahre 1980. Noch stärker von Umweltfaktoren (wie Gruppendruck, Religion oder Onlinepornos) geprägt ist das Alter beim ersten Sex. Zurzeit liegt es im Schnitt bei rund 16 Jahren. Doch bedeutet das umgekehrt, dass es für den Zeitpunkt des ersten Mals gar keine genetischen Faktoren gibt, die mitspielen? Eine Forschergruppe um Ken Ong und John Perry (Uni Cambridge) wollte es genau wissen und ist dieser Frage in einer aufwendigen Studie nachgegangen. Das internationale Team führte eine genomweite Assoziationsstudie unter 125.000 Briten durch und fand 38 Genvarianten, die mit dem Alter beim ersten Sex zu tun haben, wie sie im Fachblatt Nature Genetics schreiben. Damit nicht genug, haben sie die Ergebnisse anhand der Genome von 240.000 Isländern und 20.000 US-Amerikanerinnen bestätigt. Unter dem Strich dürften sowohl das Alter beim ersten Sex wie auch das beim ersten Kind eine – wenn auch bescheidene – genetische Komponente haben. Einige der entdeckten Genvarianten liegen bei Genabschnitten, die mit Risikoverhalten, wechselhafter Stimmung und Hirnentwicklung assoziiert werden. Wissenschaft;Staatspreis Innovation 2016: DER STANDARD stellt in den nächsten Wochen einige nominierte Projekte vor. Wien – Die rasche Verbreitung von Touchdisplays hat die Interaktion mit Computern revolutioniert. Wo es aber unpraktisch ist, den Bildschirm für die Steuerung der abgebildeten Inhalte zu berühren, können berührungslose Gesten eine sinnvolle Alternative sein. Chirurgen können im Operationssaal auf diese Art ihre bildgebenden Systeme bedienen, bei industriellen Steuerungen bewahrt ein Gesten-Interface die Bildschirme davor, verschmutzt zu werden. Mit Bildtelefonie und Telekonferenzsystemen kann intuitiv interagiert werden, und Smartphones können mit dieser Technik im Gegensatz zu Touchdisplays sogar unter Wasser bedient werden – zumindest sofern sie wasserdicht sind. Der steirische Halbleiterhersteller ams AG ist einer der Entwickler von Sensorchips, die eine derartige Eingabe möglich machen. Mit einem Projekt, das Hard- und Software für die Erkennung 13 unterschiedlicher Gesten aus acht Richtungen in einem Bauteil vereint, zählt das Unternehmen zu den Nominierten für den Staatspreis Innovation 2016, der vom Wirtschaftsministerium am 29. März vergeben und von der Förderbank Austria Wirtschaftsservice abgewickelt wird. Bisher waren die meisten optischen Sensoren auf vier Gesten beschränkt. Unsere größte Innovation ist, dass wir den Sensor empfindlicher und genauer gemacht haben, erklärt Mario Manninger, Senior Director Engineering bei der ams AG. Hard- und Software seien darauf ausgerichtet, nicht nur Gesten für rauf, runter, links und rechts, sondern auch diagonale Richtungen, seitliches Annähern sowie das Zufahren und Entfernen auf den Bildschirm – etwa für eine Zoomfunktion, für das Vergrößern und Verkleinern von Inhalten – zu erkennen. Zusätzlich zu den Gesten erkennt der Chip Farb- und Helligkeitsveränderungen in seiner Umgebung. Das beinhaltet viele zusätzliche Anwendungsmöglichkeiten, so der Entwickler. Smartphones und andere tragbare Geräte können ihre Bildschirmhelligkeit exakter anpassen, bei Telefonaten das Display deaktivieren oder sogar Objekte erkennen. Die Chips vereinen sowohl Farb- als auch Näherungssensoren. Die Farbsensoren messen neben den genauen RGB-Inhalten auch Helligkeit und Farbtemperatur. Die Näherungssensoren bestehen aus drei Pixeln, die in verschiedene Richtungen ausgerichtet sind. Eine Infrarotdiode sendet Licht aus, das etwa von der Hand, die die Eingabe durchführt, reflektiert wird. Das zurückkommende Licht wird erkannt und in typischen Anwendungsfällen 250-mal pro Sekunde ausgewertet, erläutert Manninger. Die Entfernung, auf die die Sensoren Gesten erfassen, hänge davon ab, wie der Chip verbaut und wie er von einer Software gesteuert werde, so der Entwickler. Bei großen Monitoren werden die Gesten gewöhnlich weiter weg ausgeführt, bei kleineren näher. Im Normalfall ist die Technik darauf ausgerichet, dass die Gesten etwa zehn bis zwölf Zentimeter vor dem Sensor ausgeführt werden. Relevant für mobile Anwendungen ist die Chipgröße: Das Besondere ist, dass er mit Ausmaßen von vier mal zwei Millimetern und einer Höhe von 1,35 Millimetern sehr klein ist und wenig Energie benötigt, hebt der Entwickler hervor. Das macht den Bauteil, in dem etwa eineinhalb Jahre Entwicklungszeit stecken, gerade auch für Smartphonebauer attraktiv: Verwendet werde der Chip laut Manninger etwa bereits in den High-End-Modellen von Samsung. Sport;Liverpool muss nach der Halbfinalniederlage bei Villarreal im Rückspiel "alles nach vorne werfen". Wien – Liverpool hofft in der Europa League erneut auf die Magie an der heimischen Anfield Road. Beim 0:1 im Halbfinal-Hinspiel in Villarreal kassierten die Reds am Donnerstagabend einen späten Rückschlag im Rennen um ihre erste Europacup-Finalteilnahme seit fast zehn Jahren. Trainer Jürgen Klopp bemühte sich danach demonstrativ, Zuversicht auszustrahlen. Als alle um mich gefeiert haben, dachte ich mir, es ist noch nicht vorbei. Ihr müsst erst nach Anfield kommen. Wir werden bereit sein, sagte der Deutsche nach der ersten Niederlage der Engländer im 13. Spiel des laufenden Bewerbs. Sein Team werde alles nach vorne werfen, kündigte Klopp offensive Liverpooler an. Im schlimmsten Fall werde man mit wehenden Fahnen ausscheiden. Spätes Gegentor Mit dem Gegentreffer in der 92. Minute durch Adrian Lopez war Klopp naturgemäß alles andere als glücklich. Seine Mannschaft verlor dabei die defensive Ordnung und verspielte damit eine bessere Ausgangslage vor dem Rückspiel am kommenden Donnerstag. Kritik musste sich jedoch auch Klopp gefallen lassen. Englische Kommentatoren warfen ihm den Verzicht auf Daniel Sturridge vor. Liverpool hatte offensiv wenig zu bieten, dennoch beendete der englische Teamstürmer das Spiel auf der Ersatzbank. Zwei Wochen nach dem dramatischen Sieg im Viertelfinal-Rückspiel gegen Dortmund erlebte Liverpool damit seinerseits einen Last-Minute-Rückschlag. Die Reds waren in einem europäischen Finale zuletzt 2007 Milan unterlegen. Villarreal hofft hingegen im vierten Versuch auf den erstmaligen Einzug in ein Europacup-Endspiel. Einzige Niederlage gegen Rapid Rapids ehemaliger Gruppengegner kassierte in der Europa League erst eine Niederlage – zum Auftakt mit einem 1:2 in Wien. Zu Hause stehen für den Verein aus der 50.000-Einwohner-Kleinstadt nun in sieben Spielen sieben Siege zu Buche. Verdientermaßen, wie Trainer Marcelinho meinte. Wir haben Liverpool nicht geschlagen, weil wir Glück hatten, betonte der 50-Jährige. Das gute Resultat sei aber noch nicht viel wert: Wir werden sehen, ob es reicht. In der Europa League könnte es wie in der Champions League am Ende jedenfalls auf ein rein spanisches Finale hinauslaufen. Auch der FC Sevilla verschaffte sich eine gute Ausgangslage vor der Entscheidung um das Ticket für das Endspiel in Basel am 18. Mai. Dank eines Elfer-Tores von Kevin Gameiro in der 82. Minute rang der Europa-League-Sieger der vergangenen beiden Jahre Schachtar Donezk auswärts ein 2:2 ab. Wirtschaft;Die Zahlungsmoral der Österreicher ist ingesamt hoch, am wenigsten offene Rechnungen haben die Burgenländer. Wien – Die Zahlungsmoral der Österreicher ist hoch und hat sich im Vergleich zum Vorjahr weiter verbessert. Der Anteil der österreichischen Bevölkerung mit offenen Rechnungen ist um 15 Prozent gesunken. Glaubt man einer Studie der Wirtschaftsauskunftei CRIF, sind die Burgenländer besonders tüchtig. Im Bundesländervergleich haben hier die wenigsten Personen offene Forderungen. In Wien ist der Bevölkerungsanteil mit offenen Rechnungen doppelt so hoch wie im Burgenland. Die zweitbeste Zahlungsmoral hinter dem Burgenland gibt es demnach in Tirol, gefolgt von Niederösterreich, Oberösterreich und Vorarlberg. Salzburg, Kärnten und die Steiermark teilen sich den vorletzten Platz. Einen wesentlichen Unterschied bei der Zahlungsmoral spielt das Geschlecht. So ist die durchschnittliche Forderungshöhe von rund 405 Euro bei Männern um knapp ein Drittel höher als die bei Frauen mit 304 Euro. (red, 12.8.2015) Wissenschaft;Exoplanet Janssen liegt rund 40 Lichtjahren entfernt – Leben ist dort eher nicht zu erwarten. London – Astronomen ist es erstmals gelungen, unterschiedliche Gase in der Atmosphäre einer Supererde zu identifizieren. Die Gashülle des fernen Exoplaneten Janssen enthält demnach Wasserstoff, Helium und das hochgiftige Cyanwasserstoff, aber kein Wasser. Leben nach unseren Maßstäben wäre damit auf dieser Welt ziemlich ausgeschlossen. Diese Ergebnisse liefern einen ersten Einblick in die Atmosphäre einer Supererde, betont Giovanna Tinetti vom University College London (UCL), Koautorin der im Astrophysical Journal erschienen Studie. Supererden gelten als häufigster Exoplanetentyp in der Milchstraße. Es handelt sich dabei um Objekte, deren Größe und Masse zwischen Erde und Uranus angesiedelt ist. Die jetzt untersuchte Supererde trägt die Katalognummer 55 Cancri e, erhielt aber im Rahmen eines Wettbewerbs der Internationalen Astronomischen Union im Dezember des Vorjahres den Namen Janssen nach dem niederländischen Optiker Zacharias Janssen aus dem 17. Jahrhundert. Janssen ist 2004 gesichtet worden und gilt als die erste entdeckte Supererde um einen Hauptreihenstern. Janssen umkreist neben mindestens vier weiteren Exoplaneten Komponente A eines Doppelsternsystems im Sternbild Krebs in rund 40 Lichtjahren Entfernung. Der Exoplanet hat etwa den doppelten Durchmesser und die achtfache Masse unserer Erde. Allerdings umrundet Janssen seinen Heimatstern so nah, dass ein Jahr dort nur 18 Stunden dauert. Auf der Planetenoberfläche wird es durch die Nähe zum Stern geschätzte 2.000 Grad Celsius heiß. Nicht nur durch die Hitze ist Leben auf dem Planeten nach unseren Maßstäben ausgeschlossen. Mit dem Hubble-Weltraumteleskop gelang es dem Team um Hauptautor Angelos Tsiaras vom UCL jetzt, den chemischen Fingerabdruck der Atmosphärengase des Exoplaneten zu analysieren. Neben Wasserstoff und Helium, die der Planet offensichtlich aus seiner Entstehungszeit behalten hat, fanden die Forscher dabei auch Spuren von Cyanwasserstoff (HCN), die allerdings durch weitere Untersuchungen noch bestätigt werden müssen. Cyanwasserstoff oder Blausäure ist hochgiftig, also ist es vielleicht kein Planet, auf dem ich gerne leben würde, sagte UCL-Wissenschafter Jonathan Tennyson aus dem Team. Janssen ist zwar die erste Supererde, nicht aber der erste Exoplanet, bei dem die Atmosphäre analysiert wurde. Andere Forscher haben bei verschiedenen Gasriesen bereits Atmosphärenbestandteile identifiziert, darunter auch Wasser. Das Hubble-Teleskop hat nach UCL-Angaben bereits die Lufthüllen zweier anderer Supererden ins Visier genommen. Dabei hätten sich jedoch keine chemischen Bestandteile identifizieren lassen. Sport;Barcelona, die Bayern, Olympiakos und der FC Porto könnten in dieser Runde den Aufstieg fixieren. Andere Teams hoffen auch noch. Der FC Barcelona, Bayern München, Olympiakos Piräus und der FC Porto haben am Dienstag die Chance, sich aus eigener Kraft für das Achtelfinale der Fußball-Champions-League zu qualifizieren. Diese Teams würden Real Madrid, Manchester City und Zenit St. Petersburg folgen, die als einzige Mannschaften schon zwei Runden vor Ende der Gruppenphase den Aufstieg fix in der Tasche haben. Barcelona (10 Punkte) hat im Gruppe-E-Schlager die zweitplatzierte AS Roma (5) zu Gast und geht ohne Druck in die Partie. Schon ein Punktgewinn würde den Katalanen den zwölften Achtelfinaleinzug in Folge und auch den Gruppensieg sichern. Das Selbstvertrauen könnte beim Titelverteidiger nach dem 4:0-Kantersieg im Clasico bei Real am Samstag nicht größer sein. Zudem ist Superstar Lionel Messi bereit für seinen ersten Startelfeinsatz nach rund zweimonatiger Verletzungspause. Gegen Real hatte er bereits ab der 56. Minute sein Comeback nach überstandener Knieverletzung gegeben. Wir wissen alle, wie wichtig Lionel Messi für unsere Mannschaft ist. Gott sei Dank ist er zurück, sagte Mittelfeldkollege Ivan Rakitic. Doch auch ohne dem Argentinier lief es für Spaniens Tabellenführer zuletzt mit vier Zu-Null-Pflichtspielsiegen nach Wunsch. Großen Anteil daran hatten Luis Suarez und Neymar, die in den jüngsten sieben Ligaspielen 19 Tore beisteuerten und den Messi-Ausfall gut kaschierten. Die Römer verpatzten ihre Generalprobe, fielen national nach einem 2:2 bei Nachzügler Bologna auf Rang vier zurück. Es wird ein ganz anderes Spiel am Dienstag, wir müssen uns ganz klar steigern, weiß Abwehrspieler Maicon. Hoffnung macht den Italienern das erste direkte Duell, da hatten sie Barca aufgrund eines sehenswerten Treffers von Alessandro Florenzi aus 50 Metern ein 1:1 abgetrotzt. Bayer Leverkusen (4) hofft auf Barca-Schützenhilfe und will mit einem Sieg bei BATE Borisow (3) an den Römern vorbei auf Rang zwei ziehen. Unser großer Traum ist, ins Achtelfinale einzuziehen. Mit zwei Siegen würden wir es sicher schaffen, deshalb fahren wir nach Borisow, um Maximales herauszuholen, sagte Bayer-Coach Roger Schmidt. Das Hinspiel gegen die Weißrussen haben die Deutschen klar 4:1 gewonnen. Borisow will aber genauso die Chance auf Platz zwei nützen. Wir müssen höllisch aufpassen, entgegnete deshalb auch Sportchef Rudi Völler all jenen, die die Krise nach dem überzeugenden 3:1-Bundesligasieg bei Eintracht Frankfurt überwunden glauben: In Borissow wird es noch schwerer, weil BATE selbst noch Dritter werden kann und in seinem kleinen Stadion mit toller Stimmung sehr stark ist. Das Weiterkommen in der Champions League ist aber ausgesprochen schwierig. Bayer braucht in Weißrussland einen Sieg, und dann zum Gruppen-Finale gegen Barcelona – das beim 4:0 bei Real Madrid soeben seine beeindruckende Form unter Beweis gestellt hat – noch einen. Die Formulierung der Ziele fiel daher sehr unterschiedlich aus. Wir wollen uns die Chance bewahren, auch nach Weihnachten noch Champions League zu spielen, sagte Trainer Roger Schmidt. Wir wollen gewinnen, um unsere kleine Chance zu erhalten, betonte Völler. In der Gruppe F haben die Bayern und Piräus (je 9) in München den ersten Matchball, bei einem Remis sind beide durch. David Alaba dürfte die Partie aufgrund einer Kapselverletzung im linken Sprunggelenk wohl verpassen. Arsenal muss die Pflicht gegen Dinamo Zagreb (je 3) in London erfüllen und auf einen Sieg der Bayern hoffen, um in der letzten Runde ein Finale gegen Piräus zu bekommen. Es besteht eine kleine, aber reelle Möglichkeit. Wenn die Bayern so spielen, wie sie im Rückspiel gegen uns agiert haben, werden sie Olympiakos schlagen, hat Arsenal-Trainer Arsene Wenger den 16. Aufstieg in die K.o.-Phase hintereinander noch nicht abgeschrieben. Wir haben den Anspruch, dass wir das Spiel gewinnen und Erster in der Gruppe werden, sagte Bayern-Goalie Manuel Neuer. Dass München zum zwölften Mal hintereinander in die K.o.-Phase einziehen wird, steht für ihn außer Frage. Das Selbstvertrauen sei derzeit groß. Es gibt einen großen Konkurrenzkampf, jeder will spielen. Wir haben eine gute Konstellation, deshalb werden wir auch nicht nachlassen. Der in der Liga enttäuschende Londoner Lokalrivale Chelsea (7) hat deutlich bessere Karten. Die Truppe von Coach Jose Mourinho ist in der Gruppe G Zweiter und hat das von der Papierform leichte Auswärtsspiel beim punktlosen Schlusslicht Maccabi Tel Aviv vor sich. In der Liga gab es zuletzt mit dem 1:0 gegen Norwich endlich wieder einmal einen Sieg. Hoffentlich war das der Start einer Siegesserie, sagte Offensivspieler Eden Hazard. Im Parallelspiel will Leader Porto (10) zu Hause gegen Dynamo Kiew (5) mit ÖFB-Verteidiger Aleksandar Dragovic den Sack zumachen, wofür schon ein Punkt genügt. In der Gruppe H hat Zenit St. Petersburg (12) die Hausaufgaben schon erledigt. Mit einem Punkt zu Hause gegen Verfolger Valencia (6) wäre Russlands bisher noch makelloser Meister auch von Platz eins nicht mehr zu verdrängen. Schlusslicht Olympique Lyon (1) und Gent (4) brauchen im direkten Duell in Frankreich unbedingt einen vollen Erfolg. Bei einem Lyon-Sieg könnte Valencia mit einem eigenen Erfolg vorzeitig den Aufstieg fixieren. Wirtschaft;Fachmagazin berichtet von entsprechenden Plänen. Chicago – Nach Airbus will nun offenbar auch der Erzrivale Boeing Flugzeuge in China zusammenbauen. Wie das Fachblatt Aviation Week berichtet, plant der US-Konzern die Endmontage von einigen Modellen der 737-Reihe in einen neuem Werk in der Volksrepublik. Das Vorhaben solle noch in diesem Monat anlässlich des ersten Staatsbesuchs von Chinas Präsident Xi Jinping in den USA bekanntgegeben werden, schreibt das Magazin. Die Unternehmensführung von Boeing wollte sich dazu nicht konkret äußern. Im US-Bundesstaat Washington, wo ein Großteil der Boeing-Produktion beheimatet ist, stieß der Bericht auf überraschte Reaktionen. Sowohl das Büro des Gouverneurs als auch Vertreter des Branchenverbandes und der Mechanikergewerkschaft äußerten, von derartigen Plänen nichts zu wissen. Die Gewerkschaft zeigte sich zugleich besorgt, dass durch ein solches Projekt Arbeitsplätze verloren gehen könnten. Boeing hatte 2011 zugesichert, dass die 737-Maschinen im Werk in Renton (Washington) gebaut werden. Dem Magazinbericht zufolge ist vorgesehen, dass Flugzeuge dieser Baureihe in China künftig ihre Lackierung und einen Teil der Innenausstattung erhalten sowie Testflüge unternehmen. Wir äußern uns nicht zu den Optionen, die wir prüfen könnten, hieß es in einer Boeing-Stellungnahme. Grundsätzlich schaue sich das Unternehmen nach Möglichkeiten um, die Produktivität auszuweiten und zu verbessern. Eine Möglichkeit für uns ist, mit Partnern auf der ganzen Welt zusammenzuarbeiten, auch in China, das unser größter internationaler Markt ist. Außerhalb Washingtons unterhält Boeing bisher lediglich eine einzige Komplettfertigung, nämlich im US-Bundesstaat South Carolina. Airbus will am Wochenende in Mobile (Alabama) sein erstes Endmontagewerk in den USA eröffnen, das für 600 Mio. Dollar gebaut wurde. Hauptproduktionsstandort des europäischen Konzerns ist das französische Toulouse. Endmontage gibt es aber auch in Hamburg und im chinesischen Tianjin. Die Flugzeugbauer bemühen sich um Fertigungsstandorte und Zulieferer im Ausland, um auf diesem Weg mehr Aufträge an Land zu ziehen. Wissenschaft;Eine Facit ESA-01 wird für ein riskantes Experiment missbraucht. Wir alle haben bereits in der Schule gelernt, dass eine Division durch null entsetzliche Folgen haben kann – zumindest jedenfalls liefert eine solche Rechnung kein sinnvolles mathematisches Ergebnis. Elektronische Systeme spucken, sofern sie sauber programmiert und entsprechende Schutzmaßnahmen ergriffen wurden, Errormeldungen aus. So informiert einen etwa die Taschenrechner-App am Smartphone beim Versuch, durch null zu teilen, über einen ungültigen Vorgang. Der Rechner des Windows-Betriebssystems verkündet da eine Spur genauer: Teilen durch 0 nicht möglich. Was aber geschieht, wenn man einen mechanischen Rechenapparat, der nichts davon weiß, dass man nicht durch null dividieren soll, mit dieser Aufgabe betraut? Auf einem bereits etwas älteren Youtube-Video ist zu sehen, wie jemand dieses riskante Experiment mit einer Facit ESA-01 wagt. Die Facit ist ein schwedischer elektrisch betriebener Kalkulator aus den 1950er Jahren, der mit Zahnrädern arbeitet und addieren, subtrahieren, multiplizieren, dividieren und wurzelziehen kann und einer Schreibmaschine ähnlich sieht. Offensichtlich verliert die Maschine beim Versuch einer Division durch null völlig ihren mechanischen Verstand und versucht in purer Verzweiflung das Unmögliche. Die Bilder liefern aber auch interessante Einblicke in die Funktionsweise solcher Maschinen. Wie der hervorragende Youtube-Kanal Numberphile erklärt, gehen derartige Apparate Divisionen meist als eine Serie von Subtraktionen an, die Zahl der Subtraktionsvorgänge ist dann das Ergebnis: 20 durch 5 entspricht demnach 20 – 5 = 15, 15 – 5 = 10, 10 – 5 = 5, 5 -5 = 0. Auch wenn man nicht genau erkennen kann, was genau in ihrem Inneren vor sich geht, so dürfte die Facit bei der Rechnung 20 : 0 ähnlich vorgehen ... und zwar aller Wahrscheinlichkeit bis in alle Ewigkeit. --> Youtube: Facit ESA-01 Division by 0 --> Youtube – Numberphile: Problems with Zero (red, 6.4.2016) Wissenschaft;Das Zentrum für Soziale Innovation ist beteiligt an EU-Projekt für mehr Verantwortung in der Wissenschaft. Wien - Im Verhältnis von Wissenschaft und Gesellschaft lässt sich eine Doppelbewegung ausmachen: Einerseits rücken durch die Technisierung zunehmend Artefakte der Wissenschaft in die Lebenswelt, andererseits werden Forschung und die daraus resultierenden Anwendungen immer spezialisierter und entziehen sich so zunehmend dem Verständnis der meisten. Angesichts der starken Veränderungen der Lebenswelt durch den wissenschaftlichen Fortschritt hat die Europäische Kommission daher eine Initiative gestartet, die Wissenschaft und Gesellschaft wieder näher zusammenrücken lassen sollen. Federführend dabei ist ein Konzept, das Responsible Research and Innovation (RRI) genannt wird. 26 Institutionen sind europaweit an dem von der EU geförderten RRI Tools-Projekt beteiligt, bei dem es darum geht, sowohl Wissenschaftern als auch politischen Entscheidungsträgern, Wirtschaftstreibenden und der breiten Bevölkerung Tools zur Verfügung zu stellen, die letztlich zu einer nachhaltigen Forschung beitragen sollen. Das Vokabular ist dabei nicht unumstritten: So mutet es etwas technokratisch an, von Werkzeugen zu sprechen, wo es darum geht, neue Praktiken zu entwickeln und einen Sinneswandel und Selbstreflexion herbeizuführen. Auch gebe es Kritik, dass das Konzept irgendwo einmal ausgedacht worden ist, aber ihm noch die Bodenhaftung und die praktische Umsetzung fehlt, sagt die Soziologin Ilse Marschalekvom Zentrum für Soziale Innovation (ZSI), die in Österreich für die Koordination zuständig ist. Gemeinsame Verantwortung Wenn Wissenschafter mit RRI konfrontiert werden, komme es nicht selten vor, dass sie sich zunächst angegriffen fühlen und fragen: Waren wir bis jetzt nicht verantwortungsvoll genug?, berichtetMarschalek, das ist aber natürlich nicht gemeint, sondern es geht darum, dass die Verantwortung von allen gleichermaßen getragen wird - von Wissenschaftern, Policy Makers und der Wirtschaft. Nachdem in den letzten eineinhalb Jahren zahlreiche Gespräche und Workshops mit verschiedenen Akteuren stattfanden, geht es im nächsten Schritt um die Entwicklung von Werkzeugen - mit dem Ziel, RRI durchzusetzen. Wie diese genau aussehen werden, sei noch unklar. Denkbar wären etwa Trainingsmaterialien, Kurzvideos, Poster oder Powerpoint-Präsentationen, mit denen das Konzept von RRI vermittelt werden kann und Handlungsanleitungen gegeben werden können, die eigenen Aktivitäten hinsichtlich RRI zu beurteilen. Letztlich geht es um eine nachhaltige Forschung, um einen Paradigmenwechsel in der Wissenschaft, sagt Marschalek, eine Bewegung hinaus aus dem Elfenbeinturm, hin zu Science with and for society. Dabei sei nicht nur ein Einstellungswandel unter den Forschern erforderlich, sondern es gehe auch darum, die Forschungsförderung zu überdenken, sagt Katharina Handler, die am ZSI ebenfalls am Projekt beteiligt ist. Es müsse reflektiert werden, wie viel Geld wofür ausgegeben wird und welchen Gesellschaftsgruppen das nützlich ist. Mit den neuen technischen Möglichkeiten müssen wir auch einen neuen Ansatz in der Reflexion finden, wie diese Technologien von allen akzeptiert werden können, sagt Marschalek. Warum es gerade jetzt ein gesteigertes Verantwortungsbewusstsein der Wissenschaft brauche, begründet Marschalek mit den veränderten technischen Möglichkeiten: Mit Nanotechnologie bis hin zu Gentechnik verschiebe sich die Grenze, wozu Forschung imstande ist. Wissenschaft und Technik infiltriert unser Leben immer mehr. Ganz selbstverständlich kommen wir jeden Tag mit Hightech in Berührung. Dementsprechend haben die Leute mehr Interesse und mehr Möglichkeiten, sich zu interessieren und sich zu engagieren, sagt Marschalek. Neue Initiative Eine ähnliche Stoßrichtung wie das RRI Tool-Projekt verfolgt die Initiative Responsible Science - Wissenschaft und Gesellschaft im Dialog des Wissenschaftsministeriums. Im Sinne einer nachhaltigen Innovationsorientierung soll damit das Interesse der Gesellschaft an Wissenschaft und Forschung gestärkt werden - mit dem Langzeitziel, die überdurchschnittlich wissenschaftsskeptischen Österreicher näher an die Forschung heranzuführen, um sie so dafür zu begeistern. Etat;"Österreich" und "Kronen Zeitung" veröffentlichten unverpixeltes Foto eines völlig Unbeteiligten – Mit "Krone" außergerichtliche Einigung. Wien – Weil sie nach dem Germanwings-Unglück, bei dem am 24. März 2015 alle 150 Insassen ums Leben kamen, ein falsches Foto des vermeintlichen Co-Piloten veröffentlicht hatte, der die Maschine zum Absturz gebracht haben dürfte, ist am Montag in Wien eine Klage gegen die Tageszeitung Österreich behandelt worden. Das unverpixelte Bild des verwechselten Mannes hatte sich wie berichtet am Cover des Blatts befunden. Das Foto zeigte nicht den Co-Piloten, sondern einen völlig unbeteiligten jungen Mann, der lediglich denselben Vornamen wie der Co-Pilot trägt. Das Bild, das offenbar von einem Tweet stammte, hatte sich über Bild-Agenturen rasch und sogar bis nach Südamerika verbreitet. In Österreich saß neben Österreich, wo das falsche Foto in der Wien-Ausgabe publiziert wurde, auch die Kronen Zeitung dem Irrtum auf. Die Krone brachte das Foto des gebürtigen Deutschen, der in Bern lebt, in sämtlichen Ausgaben ebenfalls unverpixelt am Titelblatt. Wie die Medienanwältin Maria Windhager, die Wiener Rechtsvertreterin des Mannes, nun im Straflandesgericht anmerkte, habe sich die Kronen Zeitung im Unterschied zu Österreich bereits am nächsten Tag für die Verwechslung entschuldigt und eine Richtigstellung ins Blatt gerückt. Man habe sich mit der Krone auch umgehend auf einen außergerichtlichen Vergleich geeinigt, sodass in diesem Fall die Sache gar nicht gerichtsanhängig wurde. Über die Höhe der von der Krone geleisteten finanziellen Wiedergutmachung wollte Windhager unter Verweis auf ihre anwaltliche Verschwiegenheitspflicht keine Angaben machen. Gegen Österreich machte Windhager demgegenüber die medienrechtlichen Tatbestände der üblen Nachrede, die Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs, die Verletzung des Identitätsschutzes sowie die Verletzung der Unschuldsvermutung geltend. Der Störwert der inkriminierten Veröffentlichung sei so hoch, dass damit verbundene schwerwiegende Auswirkungen außer Frage stünden, erklärte die Anwältin sinngemäß. Ihr Mandant sei immerhin als Massenmörder hingestellt worden. Richter Stefan Apostol beraumte für Mitte September einen weiteren Verhandlungstermin an, zu dem der Kläger nach Wien reisen und als Zeuge zu den konkreten Auswirkungen aussagen soll. Möglicherweise wird aber das Verfahren bis dahin ebenfalls außergerichtlich beigelegt. Der Österreich-Rechtsvertreter Peter Zöchbauer zeigte sich einer solchen Lösung grundsätzlich nicht abgeneigt. Es müsse allerdings einen Generalvergleich geben, der ein weiteres, am Wiener Handelsgericht anhängiges Verfahren mitumfasst, stellte Zöchbauer fest. Der Presserat hat sowohl die Kronen Zeitung als auch Österreich für die unverpixelte Bildveröffentlichung abgemahnt. Diese sei mit dem Ehrenkodex für die österreichische Presse nicht vereinbar. Es handle sich um einen schwerwiegenden Verstoß gegen die journalistische Genauigkeit und gegen den Persönlichkeitsschutz des Abgebildeten. Panorama;Zehn Millionen Einwohner auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen – Kurz besucht afrikanisches Land. Addis Abeba – Äthiopien wird nach Uno-Angaben derzeit von der schlimmsten Dürre seit 30 Jahren heimgesucht und benötigt deshalb sofortige Hilfe. Bereits jetzt seien 10,2 Millionen Äthiopier auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen, in wenigen Monaten könne sich die Zahl verdoppeln, sagte Uno-Generalsekretär Ban Ki-moon am Sonntag beim Gipfel der Afrikanischen Union (AU) in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba. Sein Land benötigte umgerechnet 1,3 Milliarden Euro zur Krisenbewältigung, sagte der äthiopische Vize-Regierungschef Demeke Mekonnen. Er wies auf den Zusammenhang zwischen der Dürre und dem Wetterphänomen El Niño hin. 2015 wanderten mehr als 80.000 Äthiopier über den Golf von Aden in den Jemen aus. Hilfsorganisationen hatten bereits zum Jahreswechsel vor einer Hungersnot aufgrund des Wetterphänomens El Niño gewarnt, von der vor allem Äthiopien betroffen sein werde. Die Organisation Save the Children forderte nun zum sofortigen Handeln auf, andernfalls würde zehntausende Kinder in akute Unterernährung verfallen. Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) absolviert am Montag und Dienstag einen Besuch in Äthiopien, dessen Hauptthemen Migration und humanitäre Hilfe sind. Am Montag besucht Kurz unter anderem Hilfsprojekte und ein Flüchtlingslager in der im Osten des Landes gelegenen Region Somali. Neben der extremen Dürre hat Äthiopien, ein Land mit rund 94 Millionen Einwohnern, auch mit den zunehmenden Flüchtlingsbewegungen auf dem afrikanischen Kontinent zu kämpfen. Mit rund 800.000 Asylsuchenden war Äthiopien im vergangenen Jahr jenes Land mit den meisten Flüchtlingen in Afrika. Am Dienstag stehen politische Gespräche in Addis Abeba – unter anderem mit der Vorsitzenden der Afrikanischen Union (AU), Dlamini Zuma, sowie dem äthiopischen Amtskollegen Tedros Adhanom – auf dem Programm. Wissenschaft;Prähistorisches Schmuckstück aus Western Australia ist eine ausgesprochene Rarität. Sydney - Weil viele nicht weiter als bis zum ersten Satz lesen, ehe sie Pics or it didnt happen posten, schleunigst ein Link zu Beginn: Hier finden Sie ein Foto der im Titel erwähnten Perle (vorerst hat die Bildagentur noch keines geliefert, das wir verwenden dürften). Nun zu den Informationen: Archäologen haben in Australien eine natürliche Perle untersucht und ihr Alter auf 2.000 Jahre bestimmt. Die Entdeckung der Perle an sich war für australische Verhältnisse schon eine ausgesprochene Rarität: Natürliche Perlen sind sehr selten, berichtet die Archäologin Kat Szabo von der Universität Wollongong. Es sei damit zum ersten Mal überhaupt eine solche Perle in einer prähistorischen Fundstätte entdeckt worden. Die rosaschimmernde, fast kugelrunde Perle sei 2011 bei Grabungen in einer archäologischen Stätte der Aborigines an der Nordküste des Bundesstaats Western Australia gefunden worden, sagte die auf Muscheln spezialisierte Forscherin. Das Schmuckstück lag in einer prähistorischen Abfallgrube, in die die australischen Ureinwohner für Regenzeremonien genutzte Austernschalen geworfen hatten. Mit Hilfe der Perle konnten die Forscher nun nachweisen, dass diese Rituale älter sind als bisher angenommen. Das Alter der Perle und ihre natürlich runde Form, der mit keiner nachträglichen Bearbeitung nachgeholfen worden war, wurde mit Hilfe von Röntgenstrahlen und einem Vergleich mit Zuchtperlen bestimmt. Da man nur nicht-invasive Methoden anwenden wollte, konnten die Ergebnisse der Analyse erst so lange nach der Entdeckung präsentiert werden, sagt Szabo. Die Perle soll nun im Meereskundemuseum von Perth ausgestellt werden. Wissenschaft;Das Meer rund um die Antarktis war bis zu den 1990ern – und ist wieder seit 2002 – die größte ozeanische Kohlenstoffsenke unseres Planeten. Was dazwischen geschah, konnten Forscher der ETH Zürich nun aufklären.. Zürich/Wien – Einatmen, Ausatmen, Einatmen, Ausatmen… Wie eine gigantische Lunge absorbiert das Südpolarmeer gewaltige Mengen des Treibhausgases Kohlendioxid, und gibt sie später im Jahreslauf wieder an die Atmosphäre ab. Netto ist die aufgenommene Menge wesentlich größer, als die wieder abgegebene Menge – der südliche Ozean bildet damit die größte marine Kohlenstoffsenke unseres Planeten, ein wichtiger Faktor im Kampf gegen den globalen Klimawandel. Mehreren Studien zufolge begann die Kohlenstoffaufnahme in den 1990er Jahren aber plötzlich zu stagnieren. Das war unerwartet, da man annahm, dass zwischen der Menge von aufgenommenem CO2 und der Menge von atmosphärischem CO2 eine direkte Relation besteht: Je höher die Konzentration von Kohlenstoff in der Luft, desto mehr davon wird auch im Ozean absorbiert. Heute, dreißig Jahre später, konnten die Zusammenhänge in einer kürzlich im Fachblatt Science publizierten Studie geklärt werden. Das Team internationaler Wissenschafter unter der Leitung von Nicolas Gruber von der ETH Zürich analysierte die seit den 1980ern regelmäßig gemessenen Konzentrationen von CO2 im Oberflächenwasser südlich des 35. Breitengrades im südlichen Ozean und berechnete daraus die Übertragungsrate von Kohlendioxid aus der Luft in das Meer. Zum ersten Mal wurden hier auf neuronalen Netzwerken basierende statistische Modelle eingesetzt, um auch schlechter beprobte Regionen berücksichtigen zu können. Die Ergebnisse zeigten deutlich, dass sich die Kohlenstoffsenke im südlichen Ozean seit 2002 langsam wiederbelebte. Bis zum Jahr 2010 war die Kohlenstoffaufnahme wieder auf einem Level, das man anhand der aktuellen atmosphärischen Konzentration erwarten würde, so die Wissenschafter. Peter Landschützer, Erstautor der Studie, führt die Veränderungen auf Variationen in den regionalen Wetterphänomene zurück: Seit Beginn des Jahrtausends haben sich die dominierenden atmosphärischen Luftdruckgebiete zunehmend anders verteilt, der Unterschied zwischen Hoch-und Tiefdruckgebieten führte in Folge zu einer Veränderung der herrschenden Windmuster. Im Gegensatz zu heute wehten die Winde in den 1990ern stärker und hauptsächlich gerade von West nach Ost, was den Wissenschaftern zufolge zu mehr Upwelling, dem Aufsteigen von kaltem Tiefenwasser, führte. Da Tiefenwasser mehr gelösten Kohlenstoff enthält, kam es zu einer abnormal hohen Abgabe desselben an die Atmosphäre. Seit Beginn des Millenniums flauten aber Winde und somit auch das starke Upwelling in den meisten Regionen wieder ab, was zum Erliegen der abnormal hohen CO2 Abgabe führte. Die wichtigste Schlussfolgerung der Wissenschafter: die Kohlenstoffsenke des Südozeans unterliegt offenbar eher Schwankungen der Wetterverhältnisse als einer direkten Relation zu dem in der Atmosphäre gelösten Kohlenstoff. Wie sich die Kohlenstoffsenke Südpolarmeer in Zukunft entwickeln wird, können die Wissenschafter zur Zeit noch nicht vorhersagen. Die heutigen Modelle sind leider noch nicht in der Lage, die beobachteten Variationen im Südozean zu reproduzieren. Umso wichtiger ist es, die Messungen der CO2-Konzentrationen im Oberflächenwasser fortzusetzen., so Gruber. Wissenschaft;Wien – Das Fossil einer vierbeinigen Schlange, das im Juli für eine wissenschaftliche Sensation sorgte (der STANDARD berichtete), hat nun ein rechtliches Nachspiel: Laut Nature ermitteln brasilianische Behörden, ob das Fossil illegal aus dem Land geschaffen worden ist. Der Paläontologe David Martill von der britischen University of Portsmouth hatte den Fossilfund aus dem Nordosten Brasiliens 2012 in einer privaten Sammlung in einem Museum in Solnhofen, Deutschland, entdeckt. Fossilienexporte aus Brasilien sind seit 1942 verboten. LinkNature: Four-legged snake fossil sparks legal investigation (red, 5.8.2015) Wissenschaft;Exotische Fische und Gartenchemikalien tragen zum Massensterben von Fröschen bei. Exeter - Frösche zwischen Seerosen und Goldfischen in einem Gartenteich mögen den Eindruck einer kleinen Naturoase erwecken. Doch wie Forscher der University of Exeter nun herausfanden, stellen die Teiche ein erhebliches Gesundheitsrisiko für Wildfrösche dar. Eine Studie, die nun im Fachblatt PLoS One erschienen ist, zeigt, dass das Ausmaß von Ranavirosis ansteigt, wenn sich exotische Fische im gleichen Biotop befinden. Die Krankheit führt bei Amphibien und Reptilien zu einem regelrechten Massensterben. Die Forscher haben Daten zur Sterblichkeit von Grasfröschen, die mit Ranavirosis in Zusammenhang steht, analysiert, die seit 1992 von Teichbesitzern aus ganz Großbritannien zur Verfügung gestellt worden sind. Wir erleben gerade ein Massensterben von Spezies, besonders Amphibien sind in Gefahr, sagt Mitautorin Amber Griffiths. Die Verschlechterung der Umweltbedingungen und der Klimawandel verschärfen die Situation. Die Studie zeigt aber auch, dass wie einen sofortigen Unterschied machen können, wenn wir die Habitate in unseren Gärten verändern. So warnen die Forscher davor, exotische Fische wie Goldfische in Gartenteichen zu halten: Sie könnten den Virenpegel heben oder Stresshormone produzieren, die die Abwehrkräfte der Wildfrösche vermindern. Auch wird angenommen, dass der Gebrauch von Gartenchemikalien die Ausbreitung der Krankheit erhöht. Damit sich die gefährlichen Viren nicht weiter ausbreiten, sei es zudem wichtig, Fische, Froschlaich oder Teichpflanzen nicht von einem Teich in einen anderen zu bringen. Wirtschaft;Österreichische Banken, die in Kroatien stark präsent sind, sehen einen "schwerwiegenden Eingriff". Wien/Klagenfurt/Moskau – Der Plan der kroatischen Regierung, die Banken per Gesetz zum Umtausch von Frankenkrediten in Euro zu zwingen, lässt die dort tätigen ausländischen Banken auf die Barrikaden steigen. Das geplante Gesetz verstoße gegen EU-Recht und gegen bilaterale Investitionsschutz-Abkommen, heißt es in einer am Donnerstag veröffentlichten gemeinsamen Stellungnahme der von Österreichern dominierten Banken. Kroatiens Finanzminister Boris Lalovac hatte seinen Plan, allen Franken-Kreditnehmern den Umtausch ihrer Darlehensschulden in Euro zu ermöglichen, vergangene Woche angekündigt. Die Regierung wird sich voraussichtlich am 10. September mit dem Gesetz befassen, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg. Nach dem Beschluss im Parlament sollen die Banken drei Monate Zeit für die nötigen Vorbereitungen bekommen. Die Banken zeigten sich über die Pläne der Regierung – die damit ähnliche Maßnahmen in Ungarn und Polen nachvollziehen will – ernsthaft beunruhigt: Eine Zwangskonvertierung, ohne die Einkommenssituation oder die Schuldendienstfähigkeit eines Kunden zu berücksichtigen, ist ein schwerwiegender rückwirkender Eingriff in bestehende Verträge, heißt es in der Stellungnahme von Erste Group, Hypo Group Alpe Adria AG, RBI, Sberbank Europe und Unicredit Bank Austria. Als betroffene Investoren werden wir daher rasch bilaterale Gespräche mit der kroatischen Regierung suchen. Die kroatische Regierung verteidigt ihre Pläne, die Banken per Gesetz zum Umtausch von Schweizer-Franken-Krediten in Euro zu zwingen. Das Verfassungsrecht der Regierung ist es ihre Bürger zu schützen, nicht das Kapital, kommentierte Finanzminister Boris Lalovac laut Medienberichten am Donnerstag den Protest der ausländischen Banken. Als die Bürger die Zinsen überzahlten, haben sie nicht protestiert. Als Milliarden von Kuna in diese Länder gingen – nach Österreich flossen von 2008 bis 2014, als es Kroatien am schlechtesten ging, 8 Milliarden Kuna (1,06 Mrd. Euro) aus den Taschen kroatischer Bürger -, da protestierten die selben Zentralen nicht, sagte Lalovac. Panorama;Zahl der Ankünfte aus der Türkei steigt wieder – Griechischer Minister vergleicht Idomeni mit KZ Dachau. Athen/Piräus – Nach der Schließung der Balkanroute Richtung Mitteleuropa harren in Griechenland mittlerweile gut 46.000 Flüchtlinge und Migranten aus. Dies teilte der Krisenstab der Regierung in Athen mit. Rund 7.300 von ihnen warteten am Freitag auf Inseln der Ostägäis auf Fähren zum Festland. Rund 13.600 Menschen befanden sich im Raum Athen. Der Rest, etwa 12.000 Menschen, harrte im improvisierten Lager von Idomeni an der griechisch-mazedonischen Grenze aus, das ursprünglich für 2.500 Menschen ausgelegt war, oder war in besser organisierten Lagern in Nordgriechenland untergebracht. In Idomeni übernachten sie in der Kälte in kleinen Zelten oder schlafen auf schlammigen Feldern im Freien. Essen und Getränke sind knapp. In den vergangenen Tagen setzte Dauerregen den Flüchtlingen zusätzlich zu. Hilfsorganisationen warnen vor einer Krankheitswelle, die insbesondere für Kinder gefährliche Folgen haben könne. Der griechische Innenminister Panayotis Kouroublis hat die Lage im Flüchtlingscamp in Idomeni mit dem Zuständen in den Konzentrationslagern der Nazis verglichen. Dies ist ein modernes Dachau, das Ergebnis der Logik der geschlossenen Grenzen, sagte Kouroublis am Freitag vor Reportern bei einem Besuch des Lagers an der Grenze zu Mazedonien. Das Elend zu sehen sei wie ein Schlag in die Magengrube. Der Minister versprach, die Überwachung und medizinische Versorgung des Lagers zu verbessern. Unterdessen steigt auch die Zahl der Asylsuchenden, die aus der Türkei zu den Inseln übersetzen, wieder: Nach Angaben des Krisenstabes haben am zwischen Donnerstagabend und Freitagfrüh 670 Migranten aus der Türkei nach Griechenland übergesetzt. Am Vortag waren 239 Migranten gekommen. In der griechischen Hafenstadt Piräus kamen am Freitag 640 Migranten von den Inseln Lesbos und Chios an, am Vorabend 450. In Piräus warten in Lagerhallen und in Zelten mittlerweile mehr als 4.500 Menschen. Wissenschaft;Früheste Spuren systematischen Vogelviehverzehrs entdeckt: Ansammlungen von mindestens 2.300 Jahre alten Hühnerknochen in Israel. Haifa/Wien – Es ist zumindest rein zahlenmäßig das beliebteste Haustier des Menschen: Weltweit wird die Zahl der gehaltenen Haushühner auf rund 20 Milliarden geschätzt. Damit kommen auf einen Menschen knapp drei der eierlegenden Zweibeiner. Noch beliebter sind die Hühner als Schnitzel: Rund 45 Milliarden werden geschlachtet, macht sechs Stück pro Mensch und Jahr. Das Haushuhn hat gegenüber anderen Fleischlieferanten erhebliche Vorteile: Es verbraucht weniger Wasser und ist auch sonst besser für die Klimabilanz. Ab-strakt formuliert, stellen sie eine kompakte, tragbare und pflegeleichte Fleischpackung dar, die auch über Eier verlässlich Protein liefert, wie ein Forscherteam um Lee Perry-Gal von der Universität Haifa im Fachblatt PNAS schreibt. Das Interesse der Wissenschafter galt aber einer anderen Frage: Wo und wann begann man außerhalb von Asien systematisch mit der Zucht von Hühnern zum Fleisch- und Eierkonsum? Aufgrund genetischer Untersuchungen ist offensichtlich, dass unsere Hühnerrassen von einem südostasiatischen Wildhuhn abstammen, dem Bankivahuhn. Nach seiner Domestizierung gelangte das Huhn über seinen natürlichen Verbreitungsraum hinaus: zuerst nach Westasien und in den Nahen Osten, etwa im 9. oder 8. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung nach Europa. Die Forschung vermutet indes, dass in dieser Zeit westliche Hühner vor allem für rituelle oder symbolische Zwecke gehalten wurden. Knochenfunde, die auf eine systematische Hühnerhaltung zum Zwecke des Verzehrs schließen lassen, gibt es aus diesen Zeiten so gut wie gar nicht. Perry-Gal und Kollegen stießen kürzlich in Maresha, einer historischen Stadt im heutigen Israel, auf außergewöhnliche Ansammlungen antiker Hühnerknochen, die vermutlich mehr als 2300 Jahre alt sind. Darunter waren besonders viele Knochen weiblicher Tiere, was vermuten lässt, dass die Hühner unter anderem wegen ihrer Eier gehalten worden waren. Zudem fanden die Forscher Schnittspuren an den Knochen, die auf Schlachtungen hinweisen. Schließlich analysierten die Forscher das historische Vorkommen von Hühnern an mehr als 200 weiteren historischen Stätten in der südlichen Levante und fanden einen sprunghaften Anstieg an Knochen in den letzten drei Jahrhunderten vor unserer Zeitrechnung. Und das wiederum markiere vermutlich den Beginn der modernen Hühnerzucht. Wissenschaft;Germanist Rudolf Simek erstellte einen Katalog wundersamer Wesen aus der mittelalterlichen Literatur. Beim Scrabble wird man nach der Lektüre von Rudolf Simeks Monster im Mittelalter für einige Zeit unschlagbar sein. Man lege einfach Begriffe wie Meermönche oder Hundsköpfige aufs Brett – der österreichische Philologe und Mediävist belegt schwarz auf weiß, dass sie eine lange Tradition haben. Ihre Wurzeln reichen großteils bis zu griechischen Reisenden der Antike zurück, deren Berichte im Lauf der Jahrhunderte stark entstellt wurden. Es war ein lang gehegter Wunsch Simeks, all den sogenannten Wundervölkern oder Fabelrassen ein eigenes Werk zu widmen, welche die Gelehrten des Mittelalters für ganz reale Bewohner ferner Weltregionen hielten. Das können einfach nur Menschen mit anderer Sozialstruktur – zum Beispiel Amazonen – oder auch solche sein, die sich in ihren Essgewohnheiten von Europäern unterscheiden. Vor allem aber sind es Wesen von wunderlicher Gestalt, Mischformen aus Mensch und Tier oder auch Menschen mit bizarren Körpermerkmalen: die sich in ihre riesigen Schlappohren wickeln, die Gedärme außerhalb des Körpers tragen oder keinen Kopf haben, weshalb Augen, Nase und Mund auf dem Brustkorb sitzen. Simeks Lieblingsbeispiel sind die Skiopodes. Ihr Kennzeichen: ein einziger Fuß, auf dem sie wie ein geölter Blitz laufen können, sofern sie sich nicht gerade auf den Rücken legen und den Riesenfuß je nach Wetterlage als Sonnenschutz oder Regenschirm über sich halten. Mittelalterliche Enzyklopädien sprachen auch von monstra, abgeleitet vom lateinischen monstrare für zeigen. Zeigen sollten die Wunderwesen nach damaliger Deutung in erster Linie Gottes schöpferischen Einfallsreichtum. Darüber hinaus wurden sie weitgehend wertneutral betrachtet. Sie galten nicht als Schreckensgestalten wie Monster heute, sondern als alternative Formen menschlichen Lebens. Ein entscheidender Punkt für die Gelehrten der damaligen Zeit war die Frage, ob die Wunderwesen eine Seele hätten oder nicht. Diese vermeintlich akademische Diskussion sollte mit der beginnenden Neuzeit höchst reale wirtschaftspolitische Aspekte erhalten. Nun lasen die Europäer nicht mehr nur alte Reiseberichte, sondern kolonisierten selbst die Welt. Und trafen dabei auf indigene Bevölkerungen, bei denen der Grad an Menschlichkeit, den man ihnen zugestand, bestimmte, wie stark man sie ausbeuten durfte. Simek geht zwar noch darauf ein, wie die Ureinwohner Amerikas systematischer Versklavung entgingen, weil sich Vertreter der Kirche vehement dafür aussprachen, sie als beseelte Kinder Gottes anzusehen. Warum man mit Afrikanern später weniger gnädig verfuhr, wird im Buch aber leider nicht ausgeführt. Generell betrachtet Germanist Simek sein Thema primär aus der motivgeschichtlichen Perspektive und verfolgt die literarische Evolution einer Fabelrasse von einer Quelle zur nächsten. Für Nichtphilologen ist Monster im Mittelalter daher neben dem ausführlichen lexikalischen Teil vor allem wegen der mehr als 150 Illustrationen aus mittelalterlichen Quellen interessant. Es wimmelt im Buch nur so vor höchst erstaunlichen und oft unfassbar komischen Bildern. Was nicht nur den fantastischen Motiven geschuldet ist, sondern auch dem Wissensstand oder dem zeichnerischen Talent des jeweiligen Illustrators. So erwächst den fiktiven Wundervölkern ernstzunehmende Konkurrenz durch Wesen mit realer Grundlage, welche die damaligen Illustratoren aber nur vom Hörensagen kannten. Man wundere sich also nicht, wenn sich eine Seekuh hier als Fisch mit Hörnern oder ein Krokodil als Hase mit Schwimmhäuten präsentiert. Monster im Mittelalter ist eine wahre Augenweide. Wissenschaft;Die FH Gesundheitsberufe legt eine Studie über Mütter mit Behinderungen vor. Linz – Schätzungen der Vereinten Nationen zufolge leben etwa zehn Prozent der Weltbevölkerung mit einer körperlichen, psychosozialen oder intellektuellen Beeinträchtigung. Die Betroffenen sind von vielen Bereichen des Lebens ausgegrenzt, so wird zum Beispiel das Thema Sexualität behinderter Menschen oft tabuisiert. Gesunde Menschen können sich oft nicht vorstellen, dass auch Frauen mit derartigen Beeinträchtigungen in der Lage sind, Verantwortung für ein Kind zu übernehmen. Die betroffenen Frauen machen sogar die Erfahrung, dass von ihnen erwartet wird, keine Kinder zu bekommen. Entscheiden sie sich dennoch für ein Kind, haben sie häufig gegen sehr hartnäckige Vorurteile bezüglich ihrer Eignung als Mutter anzukämpfen. Zu dieser gesellschaftlichen Stigmatisierung gesellen sich noch ganz konkrete praktische Probleme, die von physischen Barrieren beim Zugang zu gynäkologischen Praxen oder geburtshilflichen Abteilungen bis hin zu erschwertem Zugang zu Informationsmaterial reichen. Auch nach der Geburt benötigen viele von ihnen noch besondere Unterstützung bei der Bewältigung der Familienarbeit. Eine kürzlich abgeschlossene Studie der Fachhochschule für Gesundheitsberufe in Oberösterreich hat sich mit genau dieser Problematik auseinandergesetzt und die Situation körper- und sinnesbehinderter Mütter in der Geburtshilfe analysiert. Wir konnten in unserer Studie vor allem zwei große Barrierenbereiche identifizieren, sagt die Studienleiterin Barbara Schildberger zum STANDARD. Der eine betrifft die Ausstattung der geburtshilflichen Abteilungen, der andere die Betreuung von behinderten Frauen in der Geburtshilfe. Die während dreier Jahre laufende Studie, die in Kooperation mit der Fachhochschule Gesundheit Tirol (Bachelor-Studiengang Hebamme) und mit Unterstützung des Österreichischen Hebammengremiums (ÖHG) durchgeführt worden war, gliederte sich in eine quantitative und eine qualitative Erhebung. Erstere wurde mittels eines selbst entwickelten, nichtstandardisierten Fragebogens durchgeführt, der an alle 84 Pflegedirektionen der österreichischen Krankenanstalten verschickt wurde. Darin wurden die baulichen Gegebenheiten zur Sicherstellung eines barrierefreien Zugangs – zum Beispiel rollstuhltaugliche Eingänge – sowie die Implementierung von barrierefreien Leistungs- und Hilfeangeboten erfasst. Die Ergebnisse zeigten, sagt die Hebamme und Soziologin Schildberger, dass zwar die unterschiedlichen Bauvorschriften der Länder flächendeckend umgesetzt worden waren, bei anderen Ausstattungsmerkmalen, die eine chancengleiche Versorgung ermöglichen würden, müsste aber noch etwas nachjustiert werden. So sei etwa nicht in allen geburtshilflichen Abteilungen ein Duschsessel, ein unterfahrbarer Wickeltisch oder einfache Namensbändchen in Brailleschrift vorhanden. Auch ein barrierefreier Zugang zu Informationen – zum Beispiel über vertonte Internetseiten oder über Broschüren in Brailleschrift – sei noch nicht überall gegeben. Insgesamt geht es dabei um Dinge, die den Frauen ein selbstständiges Agieren ermöglichen sollen: Je besser das klappt, desto weniger sind die betroffenen Frauen auf Unterstützung angewiesen, was sich natürlich auch positiv auf ihr Selbstbewusstsein auswirkt. Bei der qualitativen Erhebung ging es darum, das subjektive Erleben der Frauen bei Schwangerschaft, Geburt und im Wochenbett zu erfragen. Dazu wurden zehn leitfadengestützte Interviews mit motorisch, sensorisch oder sprachlich beeinträchtigten Frauen durchgeführt, die über Behindertenverbände kontaktiert worden waren. Bei der Auswertung zeigte sich, dass innerhalb der Pflege noch mehr für den Bedarf behinderter Frauen sensibilisiert werden muss: Uns ist nun klar, dass wir diese Aspekte vermehrt in der Ausbildung von medizinischem und pflegendem Personal behandeln müssen, betont Schildberger. Auch andere Abteilungen sollen für das Thema sensibilisiert werden. Die Ergebnisse der Studie sollen daher auch über praxisorientierte Medien wie die österreichische Hebammenzeitung an die betroffenen Berufsgruppen weitergegeben werden. Viele behinderte Frauen erleben besonders den Zweifel der Gesellschaft, dass auch sie gute Mütter sein können, als schmerzvoll, schildert die Soziologin und betont das wichtigste Ergebnis der Studie: Neben der allgemeinen gesellschaftlichen Akzeptanz wollen und brauchen die Frauen vor allem Rahmenbedingungen, um ihr Kind eigenständig zu versorgen. Panorama;'In der Stadt eröffnen neue Unterkünfte, Rotes Kreuz spricht vom "größten Einsatz der vergangenen zwei Jahrzehnte". Wien – Eine Warteschlange hat sich vor einer blauen Tür an der Seitenwand der Wiener Stadthalle gebildet. In den Räumen dahinter findet die fremdenpolizeiliche Registrierung statt. Die Menschen, die hier anstehen, wollen nicht mehr weiterreisen, sondern in Österreich Asyl beantragen. Wir sind seit vier Tagen hier, erzählt Ali. Der Afghane hat vor einem Monat mit Freunden seine Heimat verlassen, über Ungarn sind sie nach Österreich gekommen. Wir wollen uns registrieren, aber es geht nicht, sagt der 18-Jährige. Wir wollen bleiben, aber wenn sie uns nicht hierhaben wollen, werden wir weiter nach Deutschland fahren. Auf der anderen Seite der Tür drängen Polizisten die Wartenden zur Ruhe. Es werden heute nicht alle einen Asylantrag stellen können, sagt ein Beamter. Genauere Auskünfte können sie nicht geben; das Stadthallenquartier wird geräumt. Helfer laden die 350 Feldbetten in einen Lkw und bringen sie in ein neues Quartier des Roten Kreuzes. Das ehemalige Bürogebäude in der Lindengasse in Wien-Neubau soll nötigenfalls bis zu 500 Schlafplätze bieten. Das Gebäude der Raiffeisen Evolution ist für die Flüchtlinge aber nicht nur eine kurzzeitige Übernachtungsmöglichkeit, wie es die Schlafplätze in der Stadthalle waren. Rotkreuz-Sprecher Alexander Tröbinger vermutet, dass sie einige Wochen in dem Quartier bleiben werden. Dort können die Flüchtlinge ab Mittwoch bei einer Stelle der Fremdenpolizei auch wieder Asylanträge stellen. Das ist der größte Einsatz der vergangenen zwei Jahrzehnte für uns, sagt Tröbinger. Ohne die Unterstützung der anderen Landesorganisationen und des internationalen Netzwerks des Roten Kreuzes wäre dieser nicht möglich. Die Raumressourcen reichen laut Tröbinger in Wien derzeit aus, um alle Flüchtlinge unterzubringen: Wir haben etwa 2.100 Plätze. Anders sieht es in den neu geschaffenen Verteilerzentren der Bundesländer aus. Diese sind alle überbelegt, wie das Innenministerium bekanntgab. Die Zentren in den Bundesländern sind voll. Wir haben 50 Prozent mehr Asylanträge als bisher, sagt Ministeriumssprecher Alexander Marakovits zum STANDARD. 2.000 Asylantragsteller seien derzeit vorübergehend in den Quartieren untergebracht, die eigentlich für Transitflüchtlinge vorgesehen sind. Menschen, die seit dem vergangenen Wochenende einen Asylantrag stellen, sind offiziell obdachlos, kritisiert Diakonie-Direktor Michael Chalupka, der die Öffnung der Kasernen fordert. Zu Obdachlosigkeit könne es kommen, wenn Flüchtlinge kein Notquartier beziehen können oder wollen, entgegnet Marakovits. Für mehr Platz will auch das Abendgymnasium Wien sorgen und über den Winter Flüchtlinge aufnehmen. Leerstehende Gebäudeteile, die nicht für den Schulbetrieb genutzt werden, werden als Notquartiere hergerichtet. 250 Personen könnten so übergangsweise in den beheizten Räumen Unterschlupf finden.' Wissenschaft;Exotische Fleischwaren können Krankheitserreger enthalten. Österreichische Wissenschafter haben die Risiken erfasst und staunten über Einfuhrmengen. Wien – Man schlendert über einen Markt, irgendwo fern der Heimat, und wird von Eindrücken fast überwältigt. Düfte, Farben – ein Fest für die Sinne. Wer probiert, kommt meist schnell auf den Geschmack. Wurst, wunderbar gewürzt mit Kreuzkümmel und Koriander, oder pikanter Schafskäse. Die Aromen tanzen Polka auf der Zunge. Eine großzügige Portion ist schnell gekauft und eingepackt. Für zu Hause, zum Nachgenießen. Die Begeisterung kann allerdings unangenehme Folgen haben. Kulinarische Souvenirs aus EU-Mitgliedsstaaten gelten als unproblematisch, doch die unkontrollierte Einfuhr von Tierprodukten aus anderen Ländern, auch wenn sie nur für den persönlichen Verzehr gedacht sind, ist illegal. Die Gesetzgeber fürchten das Einschleppen von potenziell gefährlichen Krankheitserregern, und diese Angst hat ihre Begründung. Die benachbarte Türkei zum Beispiel ist nur einer von vielen auf der Liste der Risikostaaten. Es gibt dort immer wieder Ausbrüche von Maul- und Klauenseuche, sagt Dagmar Schoder von der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Die hochansteckende Viruserkrankung kann ganze Viehbestände befallen und gewaltige wirtschaftliche Schäden verursachen. Abgesehen davon entspricht auch die Lebensmittelhygiene vielerorts nicht den EU-Standards, wie Dagmar Schoder betont. Den Befürchtungen zum Trotz: Wie groß die Risiken tatsächlich sind, war bisher unbekannt. Konkrete Zahlen über die Keimbelastung mitgebrachter Leckereien gab es nicht. Das von der EU finanzierte Projekt Promise sollte hier Abhilfe schaffen. Zusammen mit Wiener Kolleginnen und einer Expertin der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages) hat Dagmar Schoder insgesamt 600 illegal importierte Lebensmittel tierischen Ursprungs auf deren Kontamination mit diversen Bakterienstämmen hin untersucht. Die Proben stammten aus Waren, die vom Zoll auf dem Flughafen Schwechat bei Passagieren gefunden und konfisziert wurden. Es ist die erste Studie dieser Art in Europa. Die vor kurzem im Fachblatt International Journal of Food Microbiology (Band 209, S. 3) veröffentlichten Ergebnisse zeigen ein vielschichtiges Bild. Erstaunlich ist zunächst, welche Mengen exotischer Delikatessen manche Personen nach Österreich mitnehmen. Ein Reisender aus Ägypten hatte nicht weniger als zehn Kilo rohes Fleisch und Leber im Gepäck, ein anderer aus der Türkei sogar 15 Kilo Wurst. Dagegen muten die anderthalb Kilo getrocknetes Wildfleisch im Besitz eines aus der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba eingeflogenen Passagiers geradezu bescheiden an. Die Amateurschmuggler sind oft Menschen mit kulturellen Wurzeln in den Reiseländern. In ihrer neuen mitteleuropäischen Heimat können sie bestimmte traditionelle Speisen nicht auftreiben und vermissen sie. Was für uns das Wiener Schnitzel, ist für den Afrikaner geräuchertes Stachelschwein, sagt Dagmar Schoder. Verständlich, aber eben nicht gesetzeskonform. Schoder und ihr Team analysierten die gesammelten Proben sowohl anhand klassischer mikrobiologischer Methoden als auch molekulargenetisch. Man suchte gezielt nach fünf verschiedenen Bakterientypen: Listeria monocytogenes, Staphylococcus aureus, Escherichia coli sowie Vertreter der Gattung Campylobacter und Salmonella. S. aureus und E. coli gelten nicht grundsätzlich als Krankheitserreger, sagt Schoder. Stattdessen dienen sie Fachleuten vor allem als Hygieneindikatoren. Wenn diese Keime in erhöhten Mengen auftreten, ist es mit der Sauberkeit in der Küche nicht gut bestellt gewesen. Salmonella und Co sind jedoch echte Pathogene. Sie verursachen hauptsächlich Magen-Darm-Infekte. Dasselbe gilt für E.-coli-Stämme. Von den insgesamt 315 untersuchten Milchprodukten enthielten neun, 2,9 Prozent also, krankheitserregende Bakterien. Für E. coli und S. aureus lagen die Konzentrationen in 86,7, beziehungsweise 95,9 Prozent der Proben unterhalb der EU-Grenzwerte. Besonders stark kontaminiert war ein türkischer Mozzarella. Der in Istanbul produzierte Käse enthielt nicht nur Salmonellen, sondern auch große Mengen Staphylokokken und Kolibakterien. Für Fleisch und Wurst konnten etwas mehr Belastungen aufgezeigt werden. Pathogene Keime ließen sich in 19 (7,3 Prozent) von insgesamt 262 Proben nachweisen. Mehr als die Hälfte davon, 4,2 Prozent, war mit Listerien behaftet. Interessanterweise liegt diese Zahl sogar unter der für österreichische Fleischerzeugnisse ermittelten Häufigkeit von 5,4 Prozent. Das Risiko, durch Verzehr solcher Speisen die Infektionskrankheit zu bekommen, ist bei exotischer Ware offenbar nicht größer. In Bezug auf die Hygieneindikatoren jedoch sind die Werte mitunter deutlich erhöht, erklärt Dagmar Schoder. Eine zusätzliche Gefahr könnte von Bakterienstämmen ausgehen, die bisher nicht in Europa vorkommen, meint die Expertin. 2013 zum Beispiel kam es in Spanien zu einem Ausbruch einer Listeriose. Die verantwortlichen Erreger wurden als Listeria monocytogenes der genetischen Variante ST87 identifiziert. Sie ist auch aus China bekannt. Die österreichischen Forscher stießen bei ihrer Suche ebenfalls auf L. monocytogenes – in zwei illegal mitgebrachten chinesischen Geflügelprodukten. Man weiß viel zu wenig über diese Warenbewegungen, sagt Schoder. Vor allem Buschfleisch von tropischen Wildtieren sei äußerst riskant. Sie können diverse Krankheitserreger in sich tragen, darunter vielleicht auch das Ebola-Virus. Es sollten laufend stichprobenartige Kontrollen durchgeführt werden. Aber: Eine hundertprozentige Sicherheit werde es nie geben. Wissenschaft;Noch ist unklar, ob es sich dabei tatsächlich um Kommunikation mit Artgenossen handelt. Wien/Berlin/Kopenhagen – Es ist seit langem bekannt, dass Giraffen Töne produzieren können. Allerdings ist nach wie vor unklar, ob sie diese auch zur Kommunikation verwenden. Aufgezeichnet wurden bisher vor allem Schnaub- und Grunzgeräusche. Forscher der Universität Wien und des Berliner Tierparks berichten nun im Fachjournal BioMedCentral, dass die Tiere in der Nacht summen – warum genau, konnten sie noch nicht klären. Für ihre Untersuchung zur möglichen Kommunikation zwischen den Giraffen sammelten die Wissenschafter rund 1.000 Stunden Audiomaterial von in den Zoos von Wien, Berlin und Kopenhagen. Zur ihrer Überraschung begannen die Tiere in der Nacht mit einem harmonischen, kontinuierlichen, frequenzmodulierten Summen – in Kopenhagen rund zwei Stunden vor Sonnenaufgang, in den anderen beiden Zoos vor allem in der Mitte der Nacht. Da die Wissenschafter nur über Audioaufnahmen verfügen, konnten sie jedoch nicht nachweisen ob bzw. in welchem Zusammenhang die Töne der Kommunikation mit Artgenossen dienen. In allen drei Zoos wurden die Tiere während der Untersuchung in der Nacht vergleichbar gehalten: In Kopenhagen wurde eine schwangere Giraffenkuh von der Herde getrennt, in Wien ein Giraffenbulle vom Rest der Tiere. In Berlin wiederum verbrachte jede Giraffe die Nacht in einem eigenen Stall, nur Kälber wurden zusammen mit der Mutter gehalten. Die Forscher vermuten daher, dass das Summen im Dunkeln zur Kontaktaufnahme dienen könnte, etwa um die restlichen Herdenmitglieder zu rufen. Zur weiteren Erforschung des rätselhaften Summens schlägt das Team um Angela Stöger-Horwath und Anton Baotic von der Universität Wien ein automatisches akustisches Monitoring-System vor, das mit Videoaufnahmen gekoppelt ist. So könnte einerseits das Verhalten der Tiere nach dem Summen analysiert und andererseits das rufende Tier eindeutig identifiziert werden. Sport;Ersatz für Argentiniens abgewanderten Teamspieler Esteban Cambiasso. Leicester – Der auch von Schalke 04 umworbene Schweizer Nationalspieler Gökhan Inler wechselt vom SSC Neapel zu Leicester City. Der 31-jährige Mittelfeldspieler erhält einen Dreijahresvertrag und wird damit Teamkollege von ÖFB-Teamspieler Christian Fuchs, der zuvor bei Schalke unter Vertrag stand. Leicester-Teammanager Claudio Ranieri war auf der Suche nach einem Ersatz für den argentinischen Nationalspieler Esteban Cambiasso, der Anfang August ablösefrei zum griechischen Serienmeister Olympiakos Piräus wechselte. International;'Ungarn weigert sich, Asylwerber zurückzunehmen – Kurz drohte mit "negativen Konsequenzen". Wien – Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) hat gegen die am Dienstag öffentlich gewordene Entscheidung Ungarns, sich nicht mehr an die Verordnung zur Rücknahme von Asylwerbern zu halten, protestiert: Es sei inakzeptabel, dass der Nachbarstaat die sogenannte Dublin-III-Verordnung aussetze, so Kurz. Am Mittwoch ruderte Budapest allerdings zurück; man habe nicht die Anwendung einer EU-Rechtsnorm gekündigt, eine solche Entscheidung sei nicht getroffen worden, erklärte der ungarische Außenminister Péter Szijjártó am Mittwoch bei einer Pressekonferenz. Bestehende Missverständnisse sollten ausgeräumt werden, wurde Szijjártó von dem Internetportal der Tageszeitung Nepszava zitiert. Ungarn halte alle Rechtsnormen der EU ein. Jedoch habe die Regierung Informationen erhalten, wonach Österreich und andere zehn EU-Staaten illegale Einwanderer nach Ungarn zurückschicken wollen, und damit sind wir nicht einverstanden, betonte Szijjártó. Denn diese Asylwerber hätten das EU-Territorium nicht in Ungarn, sondern in Griechenland betreten, deswegen müssten sie dorthin zurück. Die Regierung wies den Justizminister an, umgehend Verhandlungen mit der EU-Kommission zum Thema zu beginnen. Die Dublin-III-Verordnung trat im Juli 2013 in Kraft und legt fest, dass für die Durchführung von Asylverfahren jener europäischer Mitgliedstaat zuständig ist, den ein Antragsteller zuerst betreten hat. Rechtlich ist eine einseitige Aufkündigung der Verordnung nicht vorgesehen. Diese Möglichkeit gibt es einfach nicht, sagt Verica Trstenjak, Professorin für Europarecht an der Universität Wien. Das wäre so, als ob Tirol sagen würde, wir respektieren die österreichische Steuergesetze nicht mehr. Die Dublin-III-Verordnung ist für alle EU-Mitgliedstaaten bindend. Trstenjak sieht neben einem Vertragsverletzungsverfahren, wie es nun Österreich von der EU-Kommission verlangt, kaum eine Möglichkeit gegen diese Entscheidung Ungarns rechtlich vorzugehen. Dieses Prozedere nimmt allerdings sehr viel Zeit in Anspruch und führt zuerst lediglich zu einem sogenannten Feststellungsurteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) in Luxemburg. Dieses Urteil stellt – wie der Name schon sagt – nur fest, dass Unionsrecht verletzt wurde. Erst in einem zweiten Prozess, könnte der EuGH dann auch Strafzahlungen verhängen. Insgesamt könnte dieser Rechtsweg mehr als fünf Jahre in Anspruch nehmen. Eventuell könnte rechtlich auch nach Artikel 7 des EU-Vertrages gegen Ungarn vorgegangen werden. Damit könnten bestimmte Mitgliedschaftsrechte, beispielsweise das Stimmrecht im Rat, suspendiert werden, wenn die Grundwerte der Europäischen Union, die in Artikel 2 des EU-Vertrages festgeschrieben sind, verletzt wurden. Diese Möglichkeit wurde aber bisher noch nie genutzt. Noch ist unklar, wie genau die Maßnahmen aussehen, die von der Regierung Orban nun bezüglich der Dublin-III-Verordnung ergriffen wurden. Marie-Pierre Granger, Juristin, Politikwissenschafterin und derzeit Assistenzprofessorin an der Central European University in Budapest, will aber nicht ausschließen, dass mit der Vorgehensweise auch von innenpolitischen Themen abgelenkt werden soll. Solange über Asylsuchende geredet wird, gehen Themen wie die wirtschaftliche Situation, die hohe Arbeitslosenquote oder Probleme im Bildungs- und Gesundheitssystem unter, sagt Granger. Die Anzahl der Asysuchenden in Ungarn sei zwar tatsächlich massiv angestiegen, allerdings würden tatsächlich nur wenige Personen im Land bleiben. Der ungarische Vorstoß könnte auch als Agenda-Setting für den am Donnerstag und Freitag anstehenden EU-Gipfel interpretiert werden. Dort wird es erneut um den Plan der EU-Kommission gehen, eine Quote zur Aufteilung von Flüchtlingen auf die einzelnen EU-Staaten einzuführen. Bisher ist die Kommission mit diesem Vorschlag gescheitert. Die Ungarn haben kaum rechtlich korrekte Möglichkeiten, der Situation von erwartet 120.000 Flüchtlingen allein in diesem Jahr gegenzusteuern, stellt Michael Anderheiden, Jurist und Professor an der Andrássy Universität in Budapest, fest. Eine Möglichkeit wäre, Flüchtlinge unkontrolliert weiterreisen zu lassen – etwa auch nach Österreich. Anderheiden: Dann befände sich Österreich in der Situation, in der Ungarn jetzt ist, solange die Flüchtlinge in Österreich beharrlich über ihren Reiseweg schweigen. In einem Telefongespräch mit Szijjártó am Dienstagabend hatte Kurz erklärt, dass das Vorgehen Ungarns negative Auswirkungen haben werde. Das kann Österreich nicht tolerieren, so Kurz in dem Telefonat laut Außenministerium. Kurz forderte zudem, dass die EU-Kommission ein Vertragsverletzungsverfahren einleite. Auch Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) forderte Konsequenzen seitens der EU-Kommission. Überstellungen müssten wieder möglich gemacht werden. Gegebenenfalls müsse die Union Ungarn mit Personal etwa von der Grenzschutzagentur Frontex zu Hilfe kommen. Die Ministerin geht davon aus, dass Ungarn seine Entscheidung in den nächsten Tagen zurücknimmt. Ändere Budapest trotzdem seine Haltung nicht, sei ein Vertragsverletzungsverfahren einzuleiten. An ihrer Entscheidung, im österreichischen Flüchtlingswesen prioritär Dublin-Fälle abzuarbeiten, also jene Anträge, wo andere europäische Länder für das Verfahren zuständig sind, hält Mikl-Leitner fest, auch wenn keine Überstellungen nach Ungarn möglich seien. Die Ministerin ist überzeugt, dass sich das Problem innerhalb weniger Tage gelöst haben wird. Zuvor hieß es, der ungarische Premier Viktor Orbán habe einseitig die Dublin-III-Verordnung suspendiert. Das würde bedeuten, dass Ungarn fortan keine Asylwerber mehr zurücknehmen wird, die über die ungarische Grenze in die EU gekommen sind und danach in andere Mitgliedstaaten weitergezogen sind. Das berichtete die Presse online am Dienstag. Österreichs Innen- und Außenministerium haben die EU-Kommission daher am Dienstag aufgefordert, ein Vertragsverletzungsverfahren zu prüfen. Zuvor hatte die EU-Kommission Ungarn aufgefordert, zur aktuellen Entscheidung Stellung zu nehmen. Ein solcher Schritt sei in den gemeinsamen Asyl-Regeln der EU nicht vorgesehen, hieß es laut der Nachrichtenagentur Reuters am Dienstagabend von der Brüsseler Behörde. Brüssel fordert eine Antwort darüber, was getan wird, um die Frage zu lösen. Die Zahl der Asylanträge innerhalb eines Jahres ist in Ungarn um 1.236 Prozent gestiegen. das ist ein höherer Anstieg als dem EU-Schnitt entspricht. Das geht aus den jüngsten Daten der EU-Statistikbehörde Eurostat hervor. Demnach wurden in dem Land – im heurigen 1. Quartal 32.810 Anträge gestellt. Im selben Zeitraum des Vorjahres waren es noch 2.455 Anträge gewesen. Allerdings zieht ein Großteil der Asylwerber, die in Ungarn einen Asylantrag stellen, bald darauf weiter in Richtung Westen und Norden. Auch gegenüber jenen EU-Staaten, die eine überdurchschnittliche Steigerungsrate aufwiesen, hebt sich Ungarns Anstieg mit deutlichem Abstand ab: Österreich und Portugal verzeichneten den zweithöchsten Anstieg – mit je einem Plus von 180 Prozent. Dies bedeutet dennoch eine fast siebenmal niedrigere Steigerungsrate als jene in Ungarn. In Österreich hatten im ersten Quartal des Vorjahres 3.470 Personen erstmalig einen Asylantrag gestellt, die Zahl stieg im ersten Quartal 2015 auf 9.710 Anträge. Auch bei den Asylanträgen pro 1 Million Einwohner liegt Ungarn mit 7.245 gleich hinter Schweden (7.765) auf Platz zwei. Dahinter folgt dann mit einigem Abstand Österreich: Im ersten Quartal gab es hier pro 1 Million Einwohner 3.750 Anträge. Auch in Malta (3.390) und in Deutschland (2.635) war die Zahl der Anträge pro Kopf vergleichsweise hoch. Im EU-Schnitt lag dieser Wert bei 365 Anträgen. Laut Innenministerium in Wien hat es von Jänner bis Ende Mai aus Österreich 620 Dublin-Überstellungen in andere Länder gegeben. Wie viele davon nach Ungarn gingen, wird noch recherchiert. Der EU-Gipfel am Donnerstag und Freitag wird über eine mögliche Umverteilung von Flüchtlingen in Europa beraten.' Wissenschaft;Besitzerin bot vermeintlichen Fernschreiber um 12,50 Euro an. San Jose – Mitarbeiter eines britischen Museums haben auf Ebay eine Chiffriermaschine der deutschen Wehrmacht entdeckt, wie sie auch Adolf Hitler für Geheimbotschaften an seine Generäle nutzte. Eine Frau aus Essex bot den Fernschreiber, der ursprünglich über einen Verschlüsselungszusatz verfügte, um umgerechnet 12,50 Euro an, berichtete die BBC. Die Mitarbeiter des National Museum of Computing fanden die Maschine in einem Schuppen voller Müll vor. Ihre Seriennummer bestätigte, dass es sich um die Basis einer sogenannte Lorenz-Rotor-Chiffriermaschine handelt. Allerdings fehlt der Aufbau zur Verschlüsselung, die Fachleute haben daher die Öffentlichkeit um Hilfe bei der Suche gebeten. Die Lorenz-Chiffriermaschinen verfügten über zwölf Rotoren, die als drehbare Walzen angeordnet waren und ihre Stellung zueinander während der Verschlüsselung änderten. Durch die Drehung wurde für jeden Buchstaben eines Textes eine unterschiedliche Ersetzung erzeugt. Die Lorenz-Maschine ähnelt der berühmteren Enigma-Verschlüsselungsmaschine, ist jedoch deutlich größer und ließ sich deshalb nicht so leicht transportieren. Nach Angaben des Vorsitzenden des Museumsstiftungsrats, Andy Clark, wurde sie nur für strategische Botschaften höherer Wehrmachtsstellen eingesetzt. Wissenschaft;Rainhard Findling entwickelt benutzergerechte Sicherheitssysteme für Smartphones. Das ideale Passwort ist inzwischen bekannt: Lang, schwer zu erraten und gespickt mit Zahlen und Sonderzeichen sollte es sein. Aber grau ist alle Theorie. Auch 2014 stand auf der von der US-Sicherheitsoftwarefirma SplashData jährlich veröffentlichten Liste der am häufigsten verwendeten Passwörter ganz oben: 123456. Bequemlichkeit schlägt Vernunft. In der Regel geht bei vielen Technologien, die wir heute verwenden, häufig die Benutzerfreundlichkeit mit Einbußen im Bereich der Sicherheit einher. Es ist eine der großen Herausforderungen für die Zukunft, diesen Zwiespalt – soweit es möglich ist – zu überbrücken, sagt Rainhard Findling (27) vom Josef-Ressel-Zentrum für benutzerfreundliche mobile Sicherheit an der FH Oberösterreich. Der Informatiker entwickelt am Standort Hagenberg Verschlüsselungssysteme, die alltägliche Begleiter wie Smartphones effektiv schützen sollen und dabei gleichzeitig auch noch einfach zu bedienen sind. Um ein System ausreichend abzusichern, müsse man viel Aufwand betreiben. Aber ist das nicht unvereinbar mit der kinderleichten komfortablen Bedienung, die gerade mobile Geräte versprechen? Findling: Viele Menschen sind sich immer noch nicht bewusst, dass sie mit einem Smartphone einen vollwertigen Computer in der Hand halten. So ein Gerät decke konzeptionell die ganze Palette eines Computers ab und könne mit seinen Sensoren sogar noch mehr: Es hat GPS, nimmt Beschleunigung wahr und ist in der Lage, zwischen hell und dunkel zu unterscheiden. Diese Grundvoraussetzungen können wir nutzen, um effektive Sicherungssysteme zu entwickeln, die gleichzeitig benutzerfreundlich sind. Mit dieser Thematik beschäftigte sich Findling, der am Institut für Netzwerke und Sicherheit an der Universität Linz promoviert, schon in seiner Masterarbeit. Hier nahm er sich mit der Gesichtserkennung einer bereits existierenden Technologie an, von der behauptet wird, dass sie mehr Komfort und Sicherheit biete. Das ist jedoch nicht unbedingt der Fall: Ein Smartphone lässt sich leicht mit einem Porträtfoto seines Besitzers austricksen, das man in sozialen Netzwerken schnell bekommen kann. Um dieses Problem zu beheben, entwickelte Findling eine Authentifizierung, die das Gesicht nicht nur frontal einliest, sondern in einem Halbkreisschwenk die Vorderseite des Kopfes dreidimensional vermisst und dabei auch Höhenunterschiede – etwa zwischen Nase und Augen – erkennt. Dafür wurde der Ansfeldener heuer mit dem Förderpreis FH der Österreichischen Computer Gesellschaft ausgezeichnet. Die Liebe zur Technik wurde dem Sohn eines Hydraulikingenieurs schon in die Wiege gelegt. Zusammen mit seinem Bruder ist er aber der erste Informatiker in der Familie. Auch deshalb benutze inzwischen die halbe Verwandtschaft Linux, berichtet Findling schmunzelnd. In die Nerdschublade will sich der bekennende Computerfreak aber nicht stecken lassen: Von uns Informatikern meint man immer, dass wir die Sonne nur durch das Fenster sehen. Ich suche aber immer wieder den Ausgleich zu den Bits und Bytes beim Sport und in der Natur – und das mache ich dann sehr gern ganz ohne Technik. Auch ein Computerwissenschafter muss schließlich einmal herunterfahren. Web;Das neue Berechtigungsmodell von "Marshmallow" bringt signifikante Verbesserungen. Mit Android 6.0 wird Google in Kürze eine neue Version seines Betriebssystems fertigstellen. Dessen äußerliche Veränderung mag im Vergleich zum großen Redesign Im Rahmen des Vorgängers Lollipop zwar relativ gering ausfallen, unter der Oberfläche hat sich aber einiges getan. Und dazu gehört eine Neuerung, die das Potential hat, die Android-Welt nachhaltig zu verändern. Die unter dem Codenamen Marshmallow entwickelte Softwaregeneration führt ein grundlegend neugestaltetes Berechtigungssystem ein, das den Nutzern erheblich mehr Macht an die Hand gibt. Standen sie bisher vor der Wahl entweder alle Berechtigungen einer App zu akzeptieren oder auf deren Installation zu verzichten, erhalten Android-User nun weitreichende Möglichkeiten, den Zugriff auf einzelne Funktionalitäten gezielt zu untersagen. Und das nicht nur im Nachhinein: Jede App muss sich für den Zugriff auf sensible Informationen zuerst das explizite OK der Nutzer einholen. Die Installation alleine reicht hier also nicht mehr aus. Im Alltag sieht das dann anhand des Beispiels eines SMS-Clients in etwa so aus: Beim ersten Start fragt die App nach den Berechtigungen für SMS, Telefon und Kontakte – alles Dinge, die für die angepriesene Funktionalität unerlässlich sind – und den Nutzern wohl auch umgehend einleuchtend erscheinen werden. Alle weiteren Berechtigungen werden hingegen erst dann abgefragt, wenn sie auch wirklich benötigt werden. Will ein Nutzer zum ersten Mal ein zugeschicktes Bild speichern, fragt die App also, ob sie die dafür nötige Storage-Berechtigung haben darf. Die Überlegung hinter dieser Zweiteilung ist eine simple: Sie hilft den Nutzern eine informierte Entscheidung zu treffen, immerhin ist ihnen im konkreten Kontext klarer, wozu die Berechtigung eigentlich benötigt wird. Lehnen die Nutzer eine Berechtigung ab, dann hat dies zunächst nur vorübergehende Konsequenzen, bei der zweiten Ablehnung einer Berechtigungsanfrage, können die User diese aber bereits endgültig blockieren. Diese Staffelung soll App-Entwicklern die Chance geben, den Nutzern zu erklären, wofür die spezifische Berechtigung eigentlich benötigt wird. Scheitert diese Überzeugungsarbeit, soll die App dies einfach akzeptieren, und die entsprechende Funktionalität deaktivieren. Von all dem profitiert die Transparenz. Hatten so manche App-Entwickler bisher – oftmals zurecht – darauf gehofft, dass die Nutzer den Berechtigungsbildschirm bei der App-Installation ohnehin nicht lesen, lässt sich der Zugriff auf sensible Daten nun nicht mehr so einfach unterjubeln. Wenn etwa eine Taschenlampen-App plötzlich Standortinformationen haben will, wird dies wohl einem bedeutenden Teil der Nutzer verdächtig vorkommen – und sie werden diese Berechtigung ablehnen. Insofern bleibt auch zu hoffen, dass diese Änderung eine gewisse bereinigende Funktion auf den Status Quo im Play Store hat. Aber auch der allergrößte Teil der Entwickler, der sich nicht solch zweifelhafter Methoden bedient, muss umdenken. Denn mit jeder zusätzlich eingeholten Berechtigung steigt auch die Chance, dass diese abgelehnt wird – oder die Nutzer im schlimmsten Fall die App gleich ganz deinstallieren. Dementsprechend rät Google, die angeforderten Berechtigungen auf dem absolut nötigen Minimum zu halten. So ließe sich etwa vieles, wofür Apps üblicherweise Berechtigungen einholen, auch über das Intent-System von Android abwickeln. Anstatt eine eigene Kameraansicht zu entwickeln, wäre es in vielen Fällen sinnvoller, die am System vorinstallierte Kamera-App zu nutzen, die die Aufnahmen dann weiterreicht. Für eine Videostreaming-App, die direkten Kamera-Zugang benötigt, mag diese vielleicht keine Option sein, für einen Social-Media-Client hingegen sehr wohl. Das mächtigste Tool wird den Nutzern dabei über die Systemeinstellungen von Android 6.0 zur Verfügung gestellt. Können hier doch jeder einzelnen App auch im Nachhinein die Berechtigungen wieder entzogen werden. Versuchen die Nutzer dabei einer App eine Kernberechtigung zu entziehen, warnt Android, dass dadurch die grundlegende Funktionstüchtigkeit beeinträchtigt werden könnte – hält die Nutzer aber nicht weiter von ihrem Tun ab. Dabei ist es übrigens auch möglich, Apps, die noch nicht das neue Modell nutzen, Berechtigungen zu entziehen. In diesem Fall funktioniert die konkrete Umsetzung ähnlich wie bei der alternativen Android-Firmware CyanogenMod, es werden also falsche Werte oder auch Fehlermeldungen zurückgeliefert. Da dies schwer vorhersehbare Auswirkungen hat, warnt Android vor dem Entziehen von Berechtigungen bei solchen Apps. Trotzdem sollten sich App-Entwickler auch aus diesem Blickpunkt überlegen, das neue System möglichst schnell anzunehmen, um nicht schlechte Bewertungen infolge von daraus resultierendem Fehlverhalten zu kassieren. Nachteile für ältere Betriebssystemversionen gibt es durch all die Umstellungen übrigens nicht, unter diesen werden einfach wie bisher die Berechtigungen vor der Installation abgefragt. Ein treibender Faktor für die Umstellung auf das neue Berechtigungsmodell ist sicher auch, dass diese Anpassung mit Android 6.0 (API Level 23) vorgeschrieben ist. Wer irgendeine Funktion des neuen Betriebssystems in seiner App nutzen will, muss also auch die Berechtigungen umstellen. Ein weiterer Vorteil des neuen Ansatzes: Da das Einholen der Berechtigungen bei der Installation entfällt, können jetzt alle Apps automatisch aktualisiert werden. Bisher mussten die Nutzer Updates, bei denen neue Berechtigungen verlangt werden, manuell bestätigen – ohne dass sie eigentlich wussten wofür diese gut sein sollen. Dies hat so manche User dazugebracht, die App dann lieber gleich ganz zu deinstallieren. Worauf einige Entwickler in der Weise reagiert haben, sicherheitshalber gleich mal möglichst viele – also auch ungenutzte – Berechtigungen anzufragen, um später die Nutzer nicht noch einmal nerven zu müssen. Eine beiderseits reichlich unerfreuliche Situation also, die nun der Vergangenheit angehören sollte. Bei all dem besteht natürlich die Gefahr, dass die Nutzer auf die Berechtigungsanfragen genervt reagieren, wenn diese eine gewisse Häufung erreichen. Dieser Gefahr versucht Google mit einer Reihe von Maßnahmen zu begegnen. So müssen nur jene Berechtigungen angefragt werden, die als sensibel definiert werden. Also etwa der Zugriff auf Kamera, Adressbuch oder Standort. Andere Berechtigungen – wie jene für das Vibrieren des Geräts aber auch für den Internetzugriff – werden hingegen jetzt automatisch erteilt. Dass man dabei sensible Funktionen wie das Abfragen der gerätespezifischen IMEI unter abschreckend allgemeine Berechtigungen (in diesem Fall Phone) packt, ist dabei übrigens kein Versehen sondern durchaus beabsichtigt. Immerhin will Google die inflationäre Verwendung solcher Methoden eindämmen, wer eine eindeutige Gerätekennung haben will, soll die aus einer Privacy-Sicht weniger problematische Android ID verwenden. Zuguterletzt können die Hersteller für vorinstallierte Apps Ausnahmen machen. Google nutzt dies bei seinen Nexus-Geräten, um die Kernberechtigungen automatisch zu erteilen, für alles Darüberhinausgehende müssen sich Google Maps und Co. hingegen wieder eine explizite Zustimmung einholen – wie alle anderen auch. Bleibt abzuwarten, wie andere Hersteller mit dieser Verantwortung in Bezug auf ihre eigenen Apps umgehen werden. (Andreas Proschofsky, 26.9.2015) Panorama;Nachdem er die Unterbringung von Flüchtlingen zur Chefsache gemacht hat, wollte Bundeskanzler Werner Faymann seinen Vorschlag über Bezirksquoten durchbringen – ohne Erfolg. Wien – Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) ist beim Asylgipfel mit den Ländern am Mittwochabend mit seinem Vorschlag einer Bezirksquote für die Flüchtlingsunterbringung abgeblitzt. Nach gut vierstündigen Beratungen war das einzige Ergebnis, dass man bis Ende Juli seitens der Länder 6.500 Plätze zur Verfügung stellen will. Vage wurde den Hilfsorganisationen zudem nach dem Gipfel signalisiert, dass es gewisse finanzielle Erleichterungen bei der Betreuung unbegleiteter Minderjähriger geben könnte. Dass das Treffen nicht gerade harmonisch verlaufen war, zeigte sich schon darin, dass die Länder, angeführt von Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP), mit grimmigen Mienen und ohne inhaltliche Kommentare das Bundeskanzleramt verließen. Auch Faymann sprach von einer eher gewittrigen Diskussion. Die vom Kanzleramt schon vor Tagen vorgeschlagene Bezirksquote ist im Wesentlichen an den VP-regierten Bundesländern gescheitert. Das gab der Regierungschef nach dem Gipfel mit den Ländern Mittwochabend bekannt. Diese seien der Meinung, dass man die Unterbringung auch anderweitig organisieren könne. Er werde das genau beobachten. Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) hielt sich in seinem öffentlichen Statement aus diesem Konflikt eher heraus. Auch er hätte einen gewissen Charme bei der Bezirksquote gesehen. Es seien aber eben auch Gegenargumente gebracht worden. Inhaltlich ist das Ergebnis jedenfalls angesichts der geschürten Erwartungen dürftig. Auch die Regierungsspitze musste eingestehen, dass sich etwa für die völlig überfüllte Bundesbetreuungsstelle Traiskirchen derzeit nichts ändern werde. Die Zeltstädte werden vorläufig wohl ebenfalls stehen bleiben. Das bezeichnete der Bürgermeister von Traiskirchen, Andreas Babler (SPÖ), als Armutszeugnis und komplette Bankrotterklärung der österreichischen Politik. Er forderte neuerlich ein Bundesgesetz: Anders wird es keine Lösung geben. Es sei fahrlässig, nicht zu handeln. Wir haben eine humanitäre Katastrophe in der Stadt, sagte Babler. Es werde mit der Gesundheit und dem Leben von Menschen gespielt. Nicht verstehen kann der Bürgermeister, dass Niederösterreich in der Asylfrage als Musterschüler dargestellt werde, obwohl es eigentlich Quotenschlusslicht sei. Babler will zu dem Thema noch einmal mit Bundespräsident Heinz Fischer sprechen. Die Länder verzichteten kurz nach dem Gipfel darauf, ihre Sicht der Dinge zu schildern. Die schwarzen Landeshauptleute zogen gemeinsam ab und trugen ihre Missstimmung offen zur Schau: Ersparen Sie mir jeden Kommentar, meinte Salzburgs Wilfried Haslauer (ÖVP). Auch nicht inhaltsreicher der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP): Ich war das erste Mal dabei und ich sage nichts. Die drei Landeshauptleute der SPÖ verließen das Kanzleramt offenbar durch einen Hinterausgang. Am Tag danach äußerte sich Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) mit Kritik: Ich habe mich dezidiert gegen Bezirksquoten ausgesprochen, weil sie das Problem lediglich verlagern, aber nicht zu einer Lösung beitragen, erklärte er. Platter bezeichnete die Bezirksquoten als unausgereiften Vorschlag. Derartige Quoten würden mehr verunsichern als helfen. Die Bundesländer seien sehr wohl in der Lage selbst für eine ausgewogene Verteilung der Kriegsflüchtlinge zu sorgen, meinte der Tiroler Landeshauptmann. Nirderösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll hat den Bundeskanzler dringend aufgefordert, mit den Nachbarregierungschefs Gespräche zu führen, sagte er am Donnerstag. Werde der Zustrom von Flüchtlingen durch bilaterale Verhandlungen nicht eingedämmt, könne eine weitere Unterbringung durch die Bundesländer nicht garantiert werden. Am Beispiel Ungarn sei zu sehen, welche Überlegungen angestellt würden. Dazu gebe es Indizien, dass andere Nachbarländer ähnliche Gedanken hegen. Das würde laut Pröll bedeuten, dass Österreich die Hauptlast der Flüchtlingsströme nach Europa zu tragen hätte, was der Bevölkerung und der Republik nicht zumutbar wäre. Nicht zuletzt bezeichnete Pröll den Asyl-Gipfel als vom Kanzler äußerst oberflächlich vorbereitet. Am grünen Tisch entwickelte Vorschläge seien völlig praxisfern und -untauglich. Gemeindebund-Präsident Helmut Mödlhammer bedauerte die Eskalation beim Asyl-Gipfel und forderte, dass man möglichst rasch wieder an den Verhandlungstisch komme. Dafür müsste es aber eine bessere Vorbereitung als gestern geben, wo sich alles nur um den Vorschlag des Kanzlers für eine Bezirksquote gedreht habe. Inhaltlich sei man gestern jedenfalls nicht weitergekommen und zwar deshalb, weil Kanzler Faymann auf seiner Bezirksquote beharrt habe und die Länder sich ebenso beständig gegen diese gewehrt hätten. Andere im Vorfeld besprochene Themen wie die Not-Unterbringung über den Sommer in Studentenheimen und Horten seien nicht einmal angesprochen worden. Zur Eskalation habe letztlich geführt, dass das Kanzleramt versucht habe, in der Abend-Ausgabe der Kronen Zeitung das Ergebnis des Gipfels schon vorwegzunehmen. Sichtlich enttäuscht waren die geladenen NGOs. Positiv bewerteten die Vertreter von Volkshilfe, Rotem Kreuz und Caritas bloß, dass 6.500 Plätze versprochen wurden. Die Zusagen bezüglich der unbegleiteten Minderjährigen seien dann schon nicht mehr so konkret gewesen, berichtete Caritas-Präsident Michael Landau. Ebenso wie der Generalsekretär des Roten Kreuzes, Werner Kerschbaum, und Volkshilfe-Geschäftsführer Erich Fenninger verhehlte Landau nicht, dass man sich ein besseres Ergebnis erwartet hätte. Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) sprach nach dem Gipfel von einem Zwischenschritt. Nächste Woche soll mit den Ländern geklärt werden, wo die 6.500 Plätze entstehen. Der Großteil der heute schon zugesicherten 2.500 Plätze kommt übrigens aus Wien und Niederösterreich, also zwei Ländern, die bei der Quotenerfüllung ohnehin Musterschüler sind. Wissenschaft;Leipzig – Kleinkinder gelten mitunter als stur und unfähig, mit anderen zu teilen. Forscher vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig und von der Uni Manchester haben nun nach Experimenten herausgefunden, dass schon dreijährige Kinder über ein hohes Maß an Fürsorge und Sinn für Gerechtigkeit verfügen. Wie die Forscher im Fachblatt Science berichten, geben die Kleinen verlorene Dinge am liebsten an die rechtmäßigen Eigentümer zurück. Ist das unmöglich, hindern sie andere daran, zu nehmen, was diesen nicht gehört. Princeton – Seit vielen Jahren diskutieren Forscher darüber, wie Tiere, die in einer hierarchischen Sozialstruktur leben, zu Entscheidungen kommen. Ungeklärt ist die Frage auch deshalb, weil sie – im Fall wildlebender Wölfe oder Primaten – schwer zu untersuchen ist. Einem Forscherteam ist das nun bei Pavianen mittels GPS gelungen. Das in Science veröffentlichte Ergebnis: Zumindest die Frage, wohin sich die Tiere als Nächstes begeben, wird im Kollektiv entschieden. Panorama;Bundespräsident: Alles sollten sich "gemeinsam bemühen". Wien – Bundespräsident Heinz Fischer ortet beim Thema Asyl generell zu wenig Solidarität. Es ist zu wenig Solidarität vorhanden, und es soll nicht einer auf den anderen mit dem Finger zeigen, sondern es sollen sich alle gemeinsam bemühen, sagte der Präsident am Mittwochabend gegenüber der ORF-Zeit im Bild. Das ist kein parteipolitisches Thema. Ich verurteile es scharf, wenn versucht wird, daraus parteipolitisches Kapital in irgendeiner Weise zu schlagen, weil das geschieht ja letztlich auf dem Rücken von Flüchtlingen und Flüchtlingskindern und Flüchtlingsfamilien, sagte Fischer. Sowohl Europa als auch Österreich seien in dieser Frage gefordert. Wissenschaft;Eine bemannte Mars-Mission sei für ihn sicher, sagt FFG-Chef Klaus Pseiner, derzeit Vizechef im Rat der Weltraumagentur ESA. STANDARD: Vor kurzem ist die Esa-Mission ExoMars gestartet, die Spuren von Leben auf dem Roten Planeten suchen soll. Was verbinden Sie persönlich mit solchen Missionen? Pseiner: Ich habe vor vielen Jahren an einer Studie des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt mitgearbeitet, die die Optionen der Exploration von Mond und Mars verglichen hat. Damals war Österreich noch assoziiertes Mitglied der Europäischen Weltraumagentur Esa. Seither weiß ich, wie viel Aufwand hinter einer Mission wie dieser steht – unabhängig vom Stand der Technologieentwicklung. Seitdem bin ich mir auch sicher, dass ein bemannter Flug zum Mars das größte Abenteuer der Menschheit sein wird. STANDARD: Eine theoretische Frage: Würden Sie, wenn man Sie fragt, mitfliegen? Pseiner: Erstens würde man mich nie fragen, zweitens würde ich Ja sagen. STANDARD: So risikofreudig? Pseiner: Wenn man sich zu einer bemannten Mars-Mission entschließt, dann wird die so sicher sein, dass nicht viel passieren kann, weil man alle Eventualitäten vorher abgeklärt haben wird. Die Weltraumagenturen könnten sich eine Katastrophe nicht leisten. STANDARD: Wird denn ein solcher Flug jemals stattfinden? Pseiner: Es gibt zwar keine konkreten Vorbereitungen, aber viele Vorarbeiten für einen solchen Raumflug. Ich bin mir daher sicher, dass es dazu kommen wird. Nicht nächstes oder übernächstes Jahr, da muss man eher in Jahrzehnten sprechen. Eine bemannte Mars-Mission braucht abgesehen von technologischen Entwicklungen, die das Überleben gewährleisten können, eine spezifische politische Konstellation zwischen Europa, den USA, Japan und Russland. So ein Abenteuer kann man aus finanziellen, aber auch aus politischen Gründen nicht allein stemmen. Die politische Kooperation scheint derzeit nicht möglich, aber das wird wieder kommen. Weltraumforschung ist ja ein ständiges Abwägen von Wettbewerbssituation und Kooperationsbereitschaft. Je marktnäher die Forschung, desto weniger Kooperationsbereitschaft besteht – logischerweise. Je mehr Grundlagenforschung im Projekt steckt, desto mehr sucht man nach Partnern. STANDARD: Wie ist diesbezüglich das Verhältnis zur US-amerikanischen Weltraumbehörde Nasa? Pseiner: Sie ist in vielen Dingen der Maßstab und zeigt vor, wohin es gehen könnte. Die Esa schaut sich das genau an und entscheidet dann, ob man mitgehen sollte oder nicht. Zum Beispiel, was die Beschaffung von Bauteilen der Trägerraketen oder Satelliten betrifft: Hier sucht die Nasa private Partner, die Esa sieht aber noch nicht, ob das eine merkbare Qualitätsverbesserung bringt. Der Preis ist jedenfalls nicht kleiner geworden. STANDARD: Sie sind ja derzeit Vize-Vorsitzender des Esa-Rates. Sind Sie da in Entscheidungen über Kooperationen eingebunden? Pseiner: Bevor ich dazu etwas sage: Den Ratsvorsitz hat eigentlich Harald Posch bekommen – ad personam. Sicher auch weil wir trotz des relativ geringen Anteils von zwei Prozent in der Esa überproportional gut gehört werden, aber vor allem wegen seiner Leistungen. Er war in der FFG jahrelang Leiter der Weltraumagentur und ist leider vor ziemlich genau einem Jahr verstorben. In seiner Nachfolge hat man zwei Vorsitzende gewählt und mich als Vize-Vorsitzenden. Zu Ihrer Frage: Ja, der Rat ist ein großes Esa-Gremium, das einiges entscheidet. Dazu gibt es noch ein Exekutivkomitee bestehend aus mir und den beiden Vorsitzenden, das den neuen Esa-Generaldirektor Jan Wörner bei richtungsweisenden Entscheidungen unterstützt – etwa bei der Bestellung neuer Direktoren für die Esa-Abteilungen. Wir sind vergleichbar mit einem Aufsichtsratsgremium in einer Aktiengesellschaft. STANDARD: Wie aufwendig ist das? Pseiner: Sehr aufwendig, aber es lohnt sich. Wir sind von Anfang an bei Entscheidungsfindungen dabei und können Infos rasch an die österreichischen Player weitergeben, denn sie sollen sich parallel zu den geänderten Anforderungen der Esa weiterentwickeln können. STANDARD: Gibt es konkrete Ansätze? Pseiner: Ja, Wörner will die Weltraumprogramme noch näher an den Bedarf der Menschen in Europa bringen und noch schneller als bisher in Richtung Anwendung gehen. Das spiegelt ja das Engagement der österreichischen Beteiligungen an den Esa-Programmen und die Aktivitäten des Verkehrsministeriums wider. Wie kann man satellitenbasierte Erdbeobachtung noch besser nutzen, wie kann man Katastrophenschutz schneller umsetzen? STANDARD: Heißt das, dass man das öffentliche Interesse, das bei Rosetta sehr groß war, vermehrt auf Anwendungen lenken will? Pseiner: Nein, Projekte wie Rosetta werden immer großen Anklang finden und müssen Bestandteil der Esa-Programme bleiben. Das Interesse war so groß, weil es Grundlagenforschung mit einem offenen Ausgang war, weil man eingestanden hatte, dass es auch schiefgehen kann. Die Projekte, die nun schneller zu den Menschen in Europa kommen sollen, beinhalten Technologien, die selbstverständlich sein sollen. Die Weltraumtechnik muss hier als Standard betrachtet werden, genauso normal wie ein Telefonat mit dem Handy. Da muss das Medienecho nicht so groß sein wie bei Rosetta. Was wir allerdings schon vorgeschlagen haben: Man sollte Produkte, die während derartiger Missionen entwickelt wurden, besser vermarkten. Vielleicht mit einer Art Symbol mit der Info Powered by Esa. Web;Unternehmen dürfte in finanziellen Nöten stecken und leidet unter stärkerer Konkurrenz. Der Smartwatch-Vorreiter Pebble streicht jeden vierten Arbeitsplatz. Die 40 Mitarbeiter werden diese Woche entlassen, sagte Gründer und Chef Eric Migicovsky dem Blog Tech Insider. Er erklärte die Kürzungen mit dem abgekühlten Klima bei der Start-up-Finanzierung. Pebble muss sich derzeit gegen scharfe Konkurrenz vor allem durch die Apple Watch behaupten. Pebble habe sich zwar in den vergangenen acht Monaten 26 Millionen Dollar (23,3 Millionen Euro) bei Investoren besorgt – zusätzlich zu den 20 Millionen Dollar von Internet-Nutzern bei der Plattform Kickstarter, sagte Migicovsky. Aber die Firma gehe in diesem Jahr bei der Produktplanung dennoch besonders vorsichtig vor. Pebble brachte nach einer 2012 gestarteten Kickstarter-Kampagne eine Uhr mit E-Paper-Display auf den Markt. Der Bildschirm war zwar nur schwarz-weiß, die Smartwatch kann damit aber rund eine Woche mit einer Batterieladung laufen. Das 2015 gestartete neuere Modell hat ein farbiges E-Paper-Display. Migicovsky denkt auch darüber nach, künftig Produkte mit Fokus auf Fitness- und Gesundheitsfunktionen zu entwickeln, da das Interesse der Konsumenten sich in diese Richtung bewegt habe. Die aktuelle Pebble-Smartwatch bietet hierzu nur einfache Funktionen. Apple stieß im vergangenen April in das Geschäft vor. Nach Schätzungen von Analysten sicherte sich die Apple Watch mit etwa zwölf Millionen verkauften Geräten aus dem Stand zwei Drittel des Marktes. Diese Woche senkte Apple den Einstiegspreis um 50 Dollar auf 299 Dollar. Der Konzern selbst nennt keine Absatzzahlen. Zudem kommen noch immer mehr Computer-Uhren verschiedener Hersteller mit dem Google-System Android Wear auf den Markt. Pebble verkauft seine Smartwatches für 100 bis 250 Dollar. Wissenschaft;In der tropischen Landwirtschaft sind Fledermäuse bei der Schädlingsbekämpfung mitunter sogar effektiver als Vögel. Göttingen/Wien – Die Bedeutung von Vögeln und Fledermäusen bei der Dezimierung von Schädlingen in tropischen Ländern wurde bisher unterschätzt. Ihre Leistung als Schädlingsbekämpfer habe einen hohen wirtschaftlichen Nutzen, berichtet ein internationales Forscherteam unter Beteiligung der Universität Wien im Fachjournal Biological Review. Gerade in den Tropen bedroht die rasant wachsende und intensive Landnutzung viele Lebensräume, Arten und Ressourcen. Natürliche Dienstleistungen von Vögeln und Fledermäusen bieten eine Möglichkeit, solche bedrohten Lebensräume nachhaltiger und dennoch gewinnbringend zu bewirtschaften, sagt Bea Maas vom Department für Botanik und Biodiversitätsforschung der Uni Wien. Vögel und Fledermäuse sind bisher nicht gleich gut untersucht und werden in ihrer Bedeutung für die Landnutzung oftmals unterschätzt. Als Beispiel nennt Maas die Insel Sulawesi, die den größten indonesischen Kakaoproduzenten darstellt: Vögel und Fledermäuse sichern hier 30 Prozent der Ernte, das entspricht pro Jahr und Hektar durchschnittlich 730 Dollar (670 Euro). Hochgerechnet auf ganz Indonesien betrage die Ökosystem-Dienstleistung der Tiere damit mehr als eine Milliarde Dollar pro Jahr. Untersucht wurden vor allem Baumplantagen mit Obst, Kaffee oder Kakao, und zwar mittels sogenannter Ausschlussstudien. Zumeist werden dabei gleich große Bereiche einer Plantage mit Netzen abgedeckt, die nur Insekten das Eindringen ermöglichen. Dabei gibt es einen Käfig, der nachts offen und tagsüber geschlossen ist, also nur die Schädlingsdezimierung durch die nachtaktiven Fledermäuse zulässt. Ein zweiter Bereich ist nur tagsüber geöffnet, um die Auswirkungen der Vogeljagd auf Schädlinge zu untersuchen, ein dritter rund um die Uhr geschlossen, um zu sehen, ob es additive Effekte gibt, so Maas. Schließlich gibt es noch einen nicht manipulierten Bereich, um die natürliche Situation zu dokumentieren. Es zeigte sich in den verschiedenen Studien, dass die Effekte von Fledermäusen bisher stark unterschätzt wurden, diese würden jene von Vögeln sogar überragen, so die Forscherin. Bei in den indonesischen Kakaoplantagen sei etwa der Effekt der Fledermäuse drei mal so hoch wie jener der Vögel, es gebe hier aber regional sehr unterschiedliche Ergebnisse. Bei den Vögeln hatte die Umformung von Wald zur Agrarlandschaft einen deutlichen Rückgang der Artenzahl zur Folge. Durch gezieltes Management könnte man die Ökosystem-Dienstleistungen der Vögel und Fledermäuse und damit den Ertrag sicher noch steigern, so die Ökologin. Dazu müssten die Tiere interessante Nahrungsressourcen in der Plantage finden. Auch eine höhere Diversität und Dichte von Schattenbäumen in Agroforst-Plantagen sowie Nistgelegenheiten wären hilfreich. Wissenschaft;Welche Bedeutung populäre Musikstile der einstigen Heimat für die Identitätsfindung haben, wenn sich Menschen anderswo ein neues Leben aufbauen. Marseille/Wien – Samstagnacht ist Twarab-Nacht in Marseille. Twarab ist eine seit gut 20 Jahren in der südfranzösischen Hafenstadt regelmäßig zur Aufführung gebrachte Musikrichtung mit Einflüssen aus Ägypten, von der Arabischen Halbinsel, aus Indien, Europa und Ostafrika. Mit diesen wöchentlichen Musikevents pflegen komorische Vereine ihre Verbindung zur alten Heimat. Welche Bedeutung populäre Musikstile wie dieser für Identitätskonstruktionen in der Diaspora spielen, wird aktuell in einem interdisziplinären Projekt, das vom Wissenschaftsfonds FWF gefördert wird, an der Uni Wien erforscht. Seit der Dekolonisation der Komoren ist Marseille zentrales Migrationsziel für Menschen aus dem wenig bekannten Inselstaat im Indischen Ozean – der französisch-komorische Anteil an der Bevölkerung wird auf rund zehn Prozent geschätzt. Die Twarab-Konzerte haben eine wichtige soziale und kulturelle Funktion als Orte der Zusammenkunft von Mitgliedern der jeweiligen Vereine und darüber hinaus auch eine bedeutende finanzielle Dimension. Bei den Konzerten in Marseille werden regelmäßig Spenden für Bildungs- und Infrastrukturprojekte auf den Komoren gesammelt, sagt Projektleiterin Birgit Englert vom Institut für Afrikawissenschaften der Uni Wien. Trotz seiner Bedeutung für einen nicht ganz kleinen Anteil der städtischen Bevölkerung steht die Musikrichtung des Twarab jedoch völlig außerhalb des französischen Kulturmarktes und wird auch von der breiten Öffentlichkeit nicht wahrgenommen, ergänzt Projektmitarbeiterin Katharina Fritsch. Wir entschieden uns für zwei Inselstaaten am Rande Afrikas, weil von beiden besonders hohe Bevölkerungsanteile nach Europa emigrieren, sagt Englert. Neben den Komoren sind das die Kapverden, von wo aus viele Menschen nach Lissabon gehen. Beide Staaten waren bis 1975 Kolonien: die Kapverden von Portugal, die Komoren von Frankreich. Eine Insel der Komoren, nämlich Mayotte, ist bis heute französisches Staatsgebiet. Erste Ergebnisse der Fallstudie in Marseille können die Forscher bereits präsentieren. So zeigte sich beispielsweise, dass für die ältere Generation der Twarab den kulturell und sozial wichtigsten Musikstil darstellt. Für die Jüngeren spielen wie für die meisten Jugendlichen mit Migrationshintergrund Hip-Hop und Rap eine zentrale Rolle. Einige jüngere französisch-komorische Musiker sind wichtige Vertreter dieser Musikrichtungen, etwa Soprano, einer der gegenwärtig populärsten Rapper in Frankreich, oder der Slam-Künstler Ahamada Smis. Beide Künstler verhandeln in ihren Texten Vorstellungen von komorisch und französisch und eröffnen damit neue Perspektiven auf Marseille und die komorische Gemeinschaft, sagt Englert. Was das konkret bedeutet, wird etwa in Sopranos Vorbemerkungen zu seinem Album Cosmopolitanie deutlich, in denen er sich gegen rassistische Zuschreibungen wendet: Zu einem Zeitpunkt, an dem der Front National mich in einem großen Zoo sehen will, kämpfe ich gegen den Rassismus und alle seine grotesken Ideen. Anders als Soprano wurde Ahamada Smis auf den Komoren geboren und kam erst mit zehn Jahren nach Frankreich. Musikalisch zwischen Hip-Hop und Weltmusik angesiedelt, erinnert er in seinen Texten an die französische Kolonialherrschaft. Auch stellt er eine kulturelle Verbindung der heimatlichen Inseln mit ostafrikanischen Ländern wie Tansania, dem halbautonomen Sansibar, dem Kongo oder Kenia her. In diesen Staaten, die von unterschiedlichen Ländern kolonisiert wurden, spielt etwa die Sprache Suaheli, die eng mit dem Komorischen verwandt ist, eine wichtige Rolle, sagt Englert, die selbst Suaheli spricht und früher in Tansania geforscht hat. Auch in den Texten der Gruppe Afropa, über die Englert mit dem Filmemacher Andrés Carvajal den Film Creating Comoria gedreht hat, spielt das Thema der Trennung von kulturell Zusammengehörigem durch den Kolonialismus eine zentrale Rolle: Die Komoren sind mein Erbe, wir Kinder von den vier Inseln, Mayotte, Anjouan, Mohéli und Grande Comore, dürfen keine Trennung der Inseln akzeptieren. Europa befindet sich im Prozess der Vereinigung, Frankreich, das eine große Rolle in der EU spielt, hat sich getraut, uns zu teilen. Es ist verrückt, diese Teilung zu akzeptieren. Mit ihren Verweisen auf die vorkoloniale Geschichte der Komoren zielen diese Künstler auf ein Empowerment der französisch-komorischen Einwohner Marseilles, die eine relativ unbekannte Minderheit darstellen, sagt Englert. Wir werden gesehen, aber die Menschen wissen nicht, wer wir sind, sagte Ahamada Smis in einem Interview. Das Wissen über die Komoren und deren Geschichte fehlt jedoch nicht nur den Franzosen, sondern auch vielen der jüngeren Frankokomorianer. In etlichen Texten geht es deshalb um eine Neuerzählung der kolonialen und postkolonialen Geschichte der Komoren, deren Kenntnis von den Künstlern als essenziell für eine selbstbewusste gesellschaftliche Positionierung der Frankokomorianer in Europa erachtet wird. Um mit ihrer Forschung einen kleinen Beitrag dazu zu leisten und eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen, arbeiten die Wissenschafter gemeinsam mit dem komorischen Künstler Mounir Hamada Hamza parallel zu ihren Untersuchungen zurzeit auch an einem Film über den Twarab. Sport;Österreicher besiegt Deutschen Marterer und trifft nun auf Monfils - Thiem verliert gegen Nummer 502 - Melzer erreichte in Hertogenbosch zweite Runde. Stuttgart - Andreas Haider-Maurer hat das Achtelfinale des mit 574.965 Euro dotierten Rasenturniers von Stuttgart erreicht. Der Österreicher bezwang den Deutschen Maximilian Marterer (ATP-Nr. 344) mit 7:6 (5), 6:3 und trifft nun auf den als Nummer 4 gesetzten Franzosen Gael Monfils. Dominic Thiem verlor indes gegen Mischa Zverev (ATP-Nr. 502) mit 6:7 und 2:6. Jürgen Melzer hat in Hertogenbosch die zweite Runde erreicht. Der Niederösterreicher besiegte am Dienstag den Franzosen Kenny de Schepper 6:4,6:7(5),6:3 und trifft im Achtelfinale auf den als Nummer zwei gesetzten Belgier David Goffin. Im Head-to-head steht es 3:1 für Melzer, das bisher letzte Aufeinandertreffen gewann aber Goffin, derzeit Nummer 15 der Welt. Wissenschaft;Aufsehenerregendes Projekt eines italienischen Neurochirurgen für 2017 angekündigt. Wien/Turin – Vor einigen Monaten hat der Turiner Neurochirurg Sergio Canavero für 2017 die erste Kopftransplantation der Welt angekündigt – ein Projekt, das in der Fachwelt auf beträchtliche Skepsis stößt. Das am Freitag erstmals erscheinende neue Magazin OOOM wird ein Interview mit Canavero bringen. Aus diesem geht hervor, dass auch der Biophysiker und Neurowissenschafter Karen Minassian vom Zentrum für Medizinische Physik und Biomedizinische Technik der MedUni Wien an dem Projekt mitarbeiten soll. Wir wissen heute, dass das Rückenmark weitaus mehr ist als ein Leitungsorgan, es steuert komplexe Muskel- und Beinbewegungen. Überspitzt formuliert braucht der Mensch für das Gehen kein Gehirn. Es gibt neuronale Netzwerke ebenso wie für die Atmung, das Kauen oder sexuelle Funktionen, die dem Gehirn Aufgaben abnehmen, wird der Wissenschafter in einer Vorausmeldung zitiert. Auch wenn das Rückenmark bei einer Kopftransplantation durchtrennt würde, gäbe es noch immer unterhalb dieses Bereiches Nervenverbände, die durch Aktivität und Beeinflussung – zum Beispiel durch elektrische Stimulation – den Grundrhythmus für Beuge- und Streckbewegungen und somit das Gehen erzeugen könnten. Zahlreiche internationale Experten haben das Projekt als schiere Fantasterei bezeichnet. Das ist unmöglich. Das ist spekulativ, und da zeichnet sich auch nichts am weitesten Horizont ab, sagte nach der Ankündigung Canaveros im Frühjahr diesen Jahres der deutsche Experte Edgar Biemer, der in Deutschland vor einiger Zeit an einer Armtransplantation beteiligt war. Wenn ich ein Rückenmark vom Kopf abtrenne, dann ist das hin, und zwar ein für alle Mal, sagte Veit Braun, Chefarzt der Neurochirurgie am Diakonie Klinikum Siegen in Deutschland. Das wird nicht funktionieren. Im besten Fall habe man einen Patienten mit funktionierendem Gehirn, der keine Kontrolle über den Körper habe. Das ist sehr unethisch. Canavero hingegen äußerte gegenüber dem neuen Magazin jetzt ausgesprochen hohe Erwartungen: Es kann sein, dass unsere Operation die Heilung für Millionen Menschen mit Rückenmarksverletzungen bringen kann. Ich mache die Operation, um zu beweisen oder zu widerlegen, dass unser Bewusstsein vom Gehirn erzeugt wird. Wenn wir beweisen können, dass unser Gehirn kein Bewusstsein erzeugt, werden die Religionen für immer hinweggefegt. Man braucht sie nicht mehr, denn die Menschen brauchen dann keine Angst mehr vor dem Tod zu haben. Mit Dr. Minassian haben wir einen sehr erfahrenen österreichischen Spezialisten im Team, das aus 150 Experten, darunter rund 80 Chirurgen, bestehen wird. Obwohl der Wiener Wissenschafter laut dem Magazin lange überlegt habe, ob er an der Kopftransplantation mitwirken soll, ist er überzeugt: Im Prinzip kann eine solche Transplantation erfolgreich sein. Wenn es einer schafft, dann Prof. Canavero. Minassian war an einer internationalen Studie beteiligt, in der es gelang, Kontrollmechanismen zu identifizieren, über die das Rückenmark diese Muskelaktivitäten steuert. Das funktioniert demnach auch, wenn durch eine Querschnittslähmung die vom Gehirn ausgehenden Leitungsbahnen eigentlich unterbrochen sind. Entwickelt wurde auch ein Verfahren zur nicht-invasiven Stimulation des Rückenmarks. Das könnte eventuell bei Rehabilitationsmaßnahmen Verwendung finden. Kultur;'Kathrin Röggla wird bei der Eröffnung mit dem Buchpreis der Salzburger Wirtschaft ausgezeichnet. Leselust ist das Motto der Salzburger Buchtage. Bei der Eröffnung wird die gebürtige Mozartstädterin Kathrin Röggla mit dem Buchpreis der Salzburger Wirtschaft ausgezeichnet, danach liest sie aus ihren Werken. Das Hauptprogramm startet am Samstag. Um elf Uhr liest Günther Payer aus dem eben erschienenen Roman 786 (Edition Tandem, 2015): Aus der Salzburger Babyklappe verschwindet ein Kind spurlos. Zeitgleich erleidet ein Arzt nach einem Verkehrsunfall eine Amnesie. Ihn plagen Albträume, in denen ihm gequälte Kinder begegnen; mithilfe einer Therapeutin will er die Ursachen ergründen – und stößt dabei auf Familiengeheimnisse aus der NS-Zeit: ein Krimi, der ethische Fragen verhandelt. Ein musikalisches Intermezzo folgt in Das Kino, wo Hannes Stiegler sein Buch We rocked Salzburg. Bands und Musiker von der Nachkriegszeit bis in die 1980er (Colorama-Verlag) präsentiert. Ganz nach dem Motto The beat goes on spielen einige der Protagonisten (u. a. Jimi Gimona, Willi Schneider, Rudi Fürschuss, Erich Litzlhammer) mittags Songs aus den 1970ern und 1980ern. Fast zeitgleich präsentiert der Philologe und Poet Alois Brandstetter in der Brasserie Blaue Gans sein neues Buch Aluigis Abbild (Residenz, 2015): ein Wissenschaftsroman über den Heiligen Aloysius von Gonzaga mit Sprachwitz. Abends das Theaterkollektiv Rabtaldirndln – mit Bodo Hell (in der Galerie 5020). Und: Christian Schacherreiter stellt Wo die Fahrt zu Ende geht (Otto-Müller-Verlag 2015) vor: Ein Paar lernt sich in den 1970ern im studentisch-linksalternativen Milieu kennen und lieben, damals glauben sie noch an die Utopie einer klassenlosen Gesellschaft.' Wissenschaft;Bescheidener Held half vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs dabei, 669 Kinder aus der Tschechoslowakei vor dem Holocaust zu retten. London/Prag – Als Held und als britischer Schindler war er bezeichnet worden – letzteres ein Ausdruck, mit dem der bescheidene Mann wenig anfangen konnte. Der Brite Sir Nicholas Winton, der 669 Kinder aus der Tschechoslowakei vor dem Holocaust retten half, ist im Alter von 106 Jahren gestorben. Er sei am Mittwochmorgen im Beisein seiner Tochter Barbara friedlich eingeschlafen, teilte der Rotary Club in Maidenhead bei London mit, dessen Mitglied Winton seit 1959 war. Winton, der von deutsch-jüdischen Einwanderern abstammte, war am 19. Mai 1909 in London geboren worden. Nach abgeschlossener Ausbildung arbeitete er bei verschiedenen Banken und wurde schließlich Börsenmakler. Ein Besuch in Prag 1938, nach der Besetzung des Sudetenlandes, ließ ihn aktiv werden: Unmittelbar vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs organisierte Winton acht Züge für jüdische Kinder aus Prag nach London. Er sei nur am richtigen Ort zur richtigen Zeit gewesen, sagte er später einmal. Jahrzehntelang hatte er kein Aufhebens um die Rettungsaktion gemachte. Erst im Jahr 1988 machte eine britische Fernsehsendung die Geschichte der Kindertransporte einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. Winton wurde in Großbritannien und Tschechien mehrfach geehrt. 2002 schlug ihn die Queen zum Ritter, im Oktober nahm Winton noch persönlich in Prag die höchste tschechische Auszeichnung, den Orden des Weißen Löwen, entgegen. (APA, red, 1.7.2015) Wissenschaft;Die erfolgreiche Kometenmission geht in die Verlängerung – Ende September 2016 soll die Sonde auf Tschuri "aufsetzen". Darmstadt – Die europäische Raumfahrtagentur ESA verlängert ihre Mission zur Erkundung des Kometen Tschurjumow-Gerassimenko. Die Sonde Rosetta soll den Brocken im All jetzt bis Ende September 2016 begleiten – also neun Monate länger als geplant. Nach insgesamt zwölf Jahren im All soll sie zum Ende der Mission schließlich auf dem Kometen abgesetzt werden, teilte die ESA am Dienstag in Paris mit. Komplett durchgespielt ist dieses Szenario allerdings noch nicht. Laut ESA soll sich die Sonde in einem mehrmonatigen spiralförmigen Anflug dem Kometen annähern – im Idealfall würde sie dabei mit ihren Instrumenten Aufnahmen aus noch nie dagewesener Nähe machen können. Das könnte bis unmittelbar vor dem Aufsetzen bzw. Aufprallen funktionieren, danach gilt eine weitere Datenübertragung als höchst unwahrscheinlich. Da der Komet Ende September 2016 wieder weiter von der Sonne weg ist und Rosetta dann nicht mehr genügend Solarenergie anzapfen kann, müsste sie wie schon einmal in einen Tiefschlaf versetzt werden. Das macht aber keinen Sinn, sagte der Chef des ESA-Flugbetriebs, Paolo Ferri, in Darmstadt, von wo aus Rosetta gesteuert wird. Für einen noch längeren Einsatz fehle auch Treibstoff. Von der Sonde aus war das Mini-Labor Philae im November 2014 auf dem Kometen abgesetzt worden, eine noch nie dagewesene Aktion in der Geschichte der Raumfahrt. Philae war jedoch an einem schattigen Platz gelandet, deshalb konnte er seine Batterie lange Zeit nicht aufladen. Erst kürzlich hatte sich das Mini-Labor allerdings zur Freude der Astronomen wieder gemeldet. Wissenschaft;Forscher finden Hinweise darauf, dass gläubige Menschen eher analytisches Denken unterdrücken, Atheisten wiederum unempathischer sind. Cleveland/Wien – Der Streit zwischen Kreationisten und modernen Naturwissenschaftern ist wohl das prominenteste Beispiel dafür, wie sich Wissenschaft und Glaube oder Religion oft diametral gegenüberstehen. Warum das auch auf neuronaler Ebene so ist, untersuchten nun US-amerikanische Forscher der Case Western Reserve University in Cleveland und des Babson College in Wellesley und liefern in der Online-Fachzeitschrift Plos One ein mögliches Indiz. In einer Forschungsserie mit acht Experimenten fanden sie heraus, dass Menschen, die an einen Gott oder eine übernatürliche Entität glauben, eher ein Gehirnnetzwerk unterdrücken, das für analytisches Denken gebraucht wird. Stattdessen ist ihr empathisches Netzwerk vermehrt aktiv. Bei Personen, die ihre Umwelt analytisch betrachten, ist das genau umgekehrt, so die Wissenschafter. Denkmuster bestimmen aktives System In ihrer Studie stützen sie sich auf die nicht ganz unumstrittene Hypothese, dass das menschliche Gehirn zwei einander entgegenwirkende Bereiche besitzt: In früheren Forschungsarbeiten hat das Labor des Studienautors Anthony Jack an der Case-Universität per funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRI) Hinweise darauf gefunden, dass einer dieser Bereiche, das analytische Neuronennetzwerk, uns kritisches Denken ermöglicht. Dem gegenüber steht das soziale Nervennetzwerk, das dazu befähigt, sich in andere einzufühlen. Je nachdem, ob man etwa mit einem physikalischen Problem konfrontiert wird, bei dem man über Objekte, Mechanismen und Ursachen nachdenken muss, oder mit einem ethischen Dilemma, bei dem Emotionen wichtig sind, wird eines der beiden Netzwerke aktiviert, das andere unterdrückt. Dies ist vor allem dann interessant, wenn Personen mit unterschiedlichen Reizen zu tun haben. Die Wissenschafter vermuten, dass dann die individuellen Denkmuster und Fähigkeiten bestimmen, welches Netzwerk aktiviert wird. Spirituelle Themen dürften zu solch uneindeutigen Reizen gehören, die sowohl auf die eine als auch auf die andere Weise betrachtet werden können. Korrelation von Empathie und Gläubigkeit In den acht aktuellen Experimenten ging das Forschungsteam der Frage nach, inwiefern Glaube mit sozialer und emotionaler Kognition zusammenhängt und welche Rolle analytisches Denken darin spielt. Sie befragten jeweils 159 bis 527 Erwachsene per Onlinefragebogen, wie sie sich selbst in Bezug auf verschiedene Parameter einschätzten. Ein wichtiges Maß war moralische Betroffenheit, die Empathie und soziales Verhalten schätzen sollte. Dazu wurde auf einer Skala bewertet, wie sehr man Aussagen wie Ich mache mir oft Sorgen um Menschen, die weniger Glück haben als ich zustimmt. Außerdem unterzogen sich die Probanden einem Test zu kognitiver Reflexion, um das analytische Denken zu evaluieren, und bewerteten ihren Glauben an eine übernatürliche Gottheit. Laut den Ergebnissen kann die Beziehung zwischen analytischem Denken und Nicht-Glauben teilweise dadurch erklärt werden, dass analytische Denker einen geringeren Wert bei moralischer Betroffenheit erzielten. Im Gegensatz dazu korrelierten empathisches Empfinden und Religiosität oder Spiritualität positiv miteinander. Dies hing allerdings nicht mit der Fähigkeit, menschliches Verhalten und die zugrunde liegenden Bedürfnisse und Wünsche zu interpretieren (mentalizing), zusammen – diese war bei den Analytikern wie bei den Gläubigen ähnlich ausgeprägt. Empirische und moralische Wahrheit Wenn man Empathie empfindet, bedeutet das nicht zwangsweise, dass man anti-wissenschaftliche Überzeugungen hat, sagt Jared Friedman, Koautor der Studie. Unsere Ergebnisse zeigen stattdessen, dass wir unsere Fähigkeit zu sozialen und moralischen Erkenntnissen beeinträchtigen, wenn wir uns nur auf logisches Denken beschränken. Dies passe zur philosophischen Sichtweise Immanuel Kants, nach der es zwei verschiedene Wahrheiten gibt – die empirische und die moralische Wahrheit, so der Philosophie- und Kognitionswissenschaftsabsolvent. Dadurch, dass die beiden Netzwerke einander unterdrücken, könnten sie aber auch zwei Extreme schaffen, sagt Richard Boyatzis, der ebenfalls an der Studie beteiligt war: Indem wir begreifen, dass das Gehirn auf diese Weise funktioniert, können wir die Debatten, in denen es um Wissenschaft und Religion geht, vielleicht vernünftiger und ausgeglichener gestalten. Subjektive Einschätzung Frühere Forschungsergebnisse im Bereich der kognitiven Psychologie hätten gezeigt, dass religiöse oder spirituelle Personen im Durchschnitt weniger schlau als andere sind. Diese statistische Beziehung wurde auch in unseren Arbeiten bestätigt, so Boyatzis. Gleichzeitig weisen sie aber auch darauf hin, dass gläubige Menschen empathischer und prosozialer sind. Gerade Religionen trugen bisher jedoch häufig dazu bei, Personen zu diskriminieren, die nicht in ihr Weltbild passen oder einem anderen Glauben anhängen. In einem der Experimente erhoben die Forscher, wie sehr sich die Befragten mit der gesamten Menschheit identifizierten, und fanden heraus, dass auch dieser Wert positiv mit Gläubigkeit und negativ mit analytischem Denken zusammenhing. Hier könnte die Studie allerdings an ihre Grenzen stoßen, da in den meisten Befragungen nur nach der Selbsteinschätzung gefragt wurde. Lediglich in einem Experiment mit 69 Studenten schätzten andere Personen die Empathie der Probanden ein – immer noch ein subjektives Maß. Wissenschaft;Am 1. Juli 1865 erstellte die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) die erste Wetterkarte für das Gebiet der Monarchie. Wien – Verlässliche Wetterprognosen waren nicht immer eine Selbstverständlichkeit: Am 1. Juli 1865 machte die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) mit der ersten Wetterkarte für das Gebiet der Monarchie aber einen bedeutsamen Schritt in diese Richtung. Viele Jahrzehnte war dann das Erstellen der täglichen Wetterkarte die Grundlage für die meteorologische Arbeit, heute kann hingegen auf automatische Wetterstationen, Radar, Satelliten und hochkomplexe Vorhersagemodelle zurückgegriffen werden. Schon 1816 erstellte der deutsche Physiker Heinrich Wilhelm Brendes Wetterkarten, auf denen Hoch- und Tiefdruckgebiete erkennbar waren. Für eine Wettervorhersage waren sie aber wertlos, da sich das Wetter schneller änderte, als die Datenübermittlung vonstatten ging. Erst die Entwicklung des Telegrafen durch Samuel Morse im Jahr 1843 machte einen schnellen Datenaustausch zwischen den meteorologischen Stationen möglich. Auf der Weltausstellung in London 1851 konnte dann erstmals eine aktuelle Wetterkarte der Öffentlichkeit präsentiert werden. Einer, der die junge Wissenschaft der Wettervorhersage massiv vorantrieb, war Karl Kreil, der erste Direktor der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG), die damals noch k.k. Central-Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus hieß. Er ließ auf dem Gebiet der gesamten Monarchie meteorologische Beobachtungsstationen einrichten, und der Ausbau des Telegrafensystems ermöglichte die zeitnahe Datenübermittlung. So wurde am 1. Juli 1865 die erste regelmäßige Wetterkarte für die Monarchie erstellt. Sie enthielt unter anderem Linien der Abweichung des Luftdrucks und der Temperatur vom Normalwert und den Himmelszustand. Das Meldenetz umfasste die Wetterstationen Wien, Lesina, Pola, Triest, Mailand, Ancona, Bludenz, Ischl, Klagenfurt, Prag, Krakau, Lemberg, Agram, Szegedin, Debrecin und Hermannstadt. In den folgenden Jahrzehnten wuchs die Zahl der Wetterstationen, und die Methoden zur Analyse und Prognose wurden erweitert. Bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts war das Zeichnen der Wetterkarte und damit das Bestimmen des aktuellen Wetterzustandes eine Grundlage der meteorologischen Vorhersagearbeit. Heute liefern automatische Wetterstationen, Radar, Satelliten und hochkomplexe Wettermodelle rund um die Uhr Wetterdaten und hochwertige Vorhersagen für die nächsten Stunden und Tage für unterschiedliche Regionen und Nutzer. Ganz verdrängt wurde die tägliche Wetterkarte aber noch nicht, sagt der Leiter der ZAMG-Wettervorhersage in Wien, Klaus Stadlbacher: Wir erstellen immer noch eine tägliche Wetterkarte. Zum einen ist sie bei vielen Kunden beliebt, weil sie einen schnellen Überblick bietet, zum anderen ist es eine gute Möglichkeit, sich zu Beginn des Vorhersagedienstes in die aktuelle Wetterlage einzuarbeiten. Die Hauptarbeit der modernen Wettervorhersagedienste beschäftige sich aber nicht mehr mit der Analyse, sondern mit dem Wetter der Zukunft, so Stadlbacher: Alleine das spezielle Vorhersagemodell der ZAMG für den Alpenraum nutzt am Hochleistungsrechner bis zu 82 Billionen Rechenoperationen pro Sekunde, um mit mathematisch-physikalischen Modellen das Wetter der nächsten Tage zu berechnen. Kultur;Grünes Licht vom Stadtrat für Neubesetzung der künstlerischen Leitung – Nachfolge von Johannes C. Hoflehner hatte für Aufregung gesorgt. Schwechat – Manuela Seidl wird neue Intendantin des Theater Forum Schwechat. Der Stadtrat habe am Montagabend grünes Licht für die Neubesetzung der künstlerischen Leitung gegeben, teilte die Grüne Stadträtin Lili Markovic mit. Die Nachfolge des scheidenden Intendanten Johannes C. Hoflehner hatte für Aufregung gesorgt – die Grünen übten Kritik, dass der drittgereihte SPÖ-nahe Kandidat zum Zug kommen sollte. Eine eigens einberufene Jury hat laut der Aussendung der Grünen unter 20 Bewerbern eine klare Empfehlung zugunsten von Seidl abgegeben, einer in Wien und Weitra aufgewachsenen Vollblut-Künstlerin mit großer Erfahrung. Der künstlerischen Leitung werde künftig eine Person für die kaufmännischen Belange zur Seite gestellt, hieß es weiters in der Aussendung. Notwendig mache dies ein vom Land NÖ gefordertes Vier-Augen-Prinzip bei der Abwicklung der wirtschaftlichen Fragen. Auf Antrag der für Personalfragen der Stadt Schwechat zuständigen Bürgermeisterin Karin Baier (SPÖ) soll diese Aufgabe durch Daniel Truttmann, einem Gemeindemitarbeiter, wahrgenommen werden. Das genaue Ausmaß seiner Abstellung für das Theater Forum und die konkrete Organisationsform der Zusammenarbeit zwischen Manuela Seidl als neuer Intendantin und Daniel Truttmann bedürfen noch eines Beschlusses im Schwechater Gemeinderat, teilten die Grünen mit. In einem offenen Brief hatten die Mitarbeiter des Theater Forum Schwechat im März große Sorgen um die Zukunft des Theaters geäußert. Sie kritisierten Bürgermeisterin Baier: Sie handle wider besseres Wissen, wenn sie ihren persönlichen Kandidaten, einen Beamten des Rathauses, gegen deutlich fachkundigere Bewerbungen durchzusetzen versucht. Johannes C. Hoflehner wirft zu Saisonende nach 16 Jahren als Theaterleiter das Handtuch – entnervt von bürokratischen Hürden, wie er wiederholt erklärte. Im Herbst 2015 hatte er angekündigt, seinen bis Juni 2016 befristeten Vertrag nicht zu verlängern, weil er keine Basis für eine weitere Zusammenarbeit sehe. International;Seit März 2014 zählt der Kreml die Krim offiziell zu seinem Herrschaftsgebiet – doch noch ist die Region weit weg von Russland. Die dunkelsten Tage sind vorbei auf der Krim: Als im November ukrainische Nationalisten und Anhänger der krimtatarischen Medschlis einen Anschlag auf die Hochspannungsleitungen vom ukrainischen Festland auf die Halbinsel verübten, gingen dort erst einmal die Lichter aus. Inzwischen sind nur noch 250.000 der knapp zwei Millionen Einwohner völlig ohne Strom. Die Liebe der Krimbewohner zur Ukraine hat die Aktion sicher nicht gestärkt. Doch wer geglaubt hatte, dass die Anfang Dezember von Russlands Präsident Wladimir Putin persönlich eröffnete Energiebrücke vom russischen Festland zur Krim deren Energieprobleme auf die Schnelle löst, sah sich getäuscht. Laut Sergej Sadaklijew, dem Vizechef des Katastrophenschutzes der Krim, läuft über diese Brücke nur geringfügig mehr (219 Megawatt) ein, als über die nach der Zerstörung notdürftig wieder hergerichteten Leitungen aus der Ukraine (192 Megawatt). Der Großteil (mehr als 400 Megawatt) wird immerhin schon selbst produziert. Allein für den Bedarf reicht es nicht. So bleibt das Leben beschwerlich, der Zugang zu den Errungenschaften der Zivilisation auf einige Stunden am Tag beschränkt. In der Hafenstadt Sewastopol beispielsweise, dort wo Putin vor eineinhalb Jahren noch symbolträchtig die Militärparade zum Tag des Sieges abgenommen hatte, besteht der Tagesablauf für die Menschen aus dem Wechsel von drei Stunden Strom und drei Stunden Kerzenschein – und dies nicht wegen der bevorstehenden Weihnacht. Eine zweite Leitung von Russland soll ab Dienstag in Betrieb gehen und zur Linderung der Nöte beitragen. Bis Sommer 2016 ist geplant, die Energieabhängigkeit der Krim von der Ukraine endgültig zu beenden. Auch die Wasserversorgung, ein weiterer heikler Punkt, soll dann gewährleistet sein. Drei Jahre später, so das Versprechen, wird die Halbinsel über eine mehr als drei Milliarden Euro teure Brücke dann auch physisch an Russland angeschlossen. Mit Versprechen ist das so eine Sache: Die Mehrheit der Krimbewohner hatte im völkerrechtlich umstrittenen Referendum für die Angliederung gestimmt, weil ihnen nach Jahren der Vernachlässigung durch Kiew Moskau auch einen schnellen Aufschwung und bessere Lebensverhältnisse versprach. Doch der Prozess zieht sich in die Länge: Selbst vom nicht gerade üppigen Durchschnittsverdienst der Russen – durch den Rubelverfall auf umgerechnet 440 Euro geschrumpft – sind die Einwohner der Krim noch weit entfernt: Weniger als 280 Euro nehmen sie im Schnitt mit nach Hause, in der Hafenstadt Sewastopol als eigenständigem Föderationsobjekt ist es nur geringfügig besser (knapp 300 Euro). Gewinner sind Rentner und Beamte, deren Bezüge deutlich angehoben wurden. Für Unternehmer hingegen sind die Vorteile weniger offensichtlich. Bürokratie und Korruption haben sich nicht verringert: Vom Papierkram her sind wir so etwa 20 Jahre zurückgefallen. Die Anzahl der nötigen Dokumente, um Geschäfte zu machen, übersteigt alle Grenzen, kritisiert Unternehmer Roman. Andere beklagen, dass viele Beamte noch aus ukrainischer Zeit gewohnt seien, Bestechungsgelder zu kassieren. An der Gewohnheit habe sich wenig geändert. Viele kleine Händler haben durch die Schließung der Grenzen zur Ukraine ihr Geschäft verloren. Die vor allem privat organisierte Tourismusbranche hat die Umstellung von ukrainischen auf russische Besucher ebenfalls noch nicht völlig bewältigt: Waren es 2012 rund 6,1 Millionen Touristen, so werden für 2015 etwa 4,5 Millionen erwartet. Trotzdem: Der Unmut hält sich angesichts der noch stärker kriselnden Ukraine in Grenzen. Es hätte viel schlimmer kommen können, so die allgemeine Stimmung von Sewastopol bis nach Kertsch mit Blick auf die Vorgänge im Donbass. Zudem kann die Krim darauf hoffen, von der auch vom Kreml betriebenen Isolation Russlands zu profitieren: Europa ist für russische Touristen nach dem Rubeleinbruch zu teuer, Ägypten nach dem Terroranschlag zu gefährlich, türkische Strände sind nach dem Abschuss eines russischen Bombenflugzeugs tabu. So bleibt für die Russen nur noch die Krim als Erholungsort. Die Landwirtschaft könnte ebenfalls vom Wegfall der Konkurrenz profitieren. Jede gekaufte türkische Tomate ist ein Beitrag zu einer weiteren Rakete, die auf unsere Jungs abgeschossen wird, begründete Regierungsberater Gennadi Onischtschenko das Embargo gegen Ankara. Die Krim bereitet sich bereits auf einen Boom beim Absatz von Tomaten, Zitrusfrüchten und Weinen im kommenden Jahr vor. Wissenschaft;'Metamaterial ändert je nach Temperatur seine magnetischen Eigenschaften. Villigen – Aus einer Milliarde winziger Magnete haben Forscher am Paul Scherrer Institut (PSI) ein künstliches Material erschaffen. Überraschenderweise ändern sich die magnetischen Eigenschaften dieses sogenannten Metamaterials je nach Temperatur, so dass es verschiedene Zustände einnehmen kann; ähnlich wie Wasser einen gasförmigen, flüssigen und festen Zustand hat. Dies ließe sich womöglich für zukünftige elektronische Anwendungen weiterentwickeln, wie die Forscher in Nature Communications berichten. Ähnlich wie die Übergänge zwischen Dampf, Wasser und Eis zeigt auch das sogenannte Metamaterial aus Nanomagneten Phasenübergänge. Wir waren überrascht und begeistert, sagt Studienleiterin Laura Heyderman. Denn nur komplexe Systeme können Phasenübergänge aufweisen. Zugleich könnten komplexe Systeme zu neuen Arten der Informationsübertragung dienen. Der große Vorteil des künstlichen Metamaterials sei, dass es sich beinahe beliebig maßschneidern lässt. Während sich die einzelnen Atome in einem natürlichen Material nicht in großem Stil punktgenau neu anordnen lassen, sei mit den Nanomagneten genau das möglich, so die Wissenschafter. Die einzelnen Magnete haben in etwa die längliche Form eines Reiskorns und sind 63 Nanometer lang. Heyderman und Kollegen platzierten eine Milliarde dieser winzigen Stäbchen als großflächiges Bienenwaben-Muster auf einem flachen Untergrund. Insgesamt bedeckten die Nanomagnete so eine Fläche von gerade einmal fünf mal fünf Millimetern. Mit einer speziellen Messtechnik betrachteten die Wissenschafter das kollektive magnetische Verhalten des Metamaterials zunächst bei Raumtemperatur. Hier gab es keine Ordnung in der magnetischen Ausrichtung: Wild durcheinander zeigten magnetische Nord- und Südpole in die eine oder andere Richtung. Als die Forschenden jedoch langsam und kontinuierlich das Metamaterial kühlten, erreichten sie einen Punkt, an dem eine höhere Ordnung eintrat: Die winzigen Magnete beachteten einander nun stärker als zuvor. Mit weiter sinkender Temperatur kam es nochmals zu einer plötzlichen Änderung hin zu noch höherer Ordnung, die zudem fast wie eingefroren wirkte. Ganz ähnlich erhöht sich auch die weitreichende Ordnung der Wassermoleküle in dem Moment, in dem Wasser zu Eis gefriert. Als nächsten Schritt wollen die Forscher Einfluss auf diese magnetischen Phasenübergänge nehmen, indem sie die Größe, Form und Anordnung der Nanomagnete verändern. Dies ermögliche die Erschaffung neuer Materiezustände, die auch zu vielfältigen Anwendungen führen könnten: Das Besondere ist: Mit maßgeschneiderten Phasenübergängen ließen sich Metamaterialien in Zukunft gezielt für verschiedene Bedürfnisse anpassen, so Heyderman. Neben der Informationsübertragung könnte das Metamaterial etwa auch in der Datenspeicherung nützlich sein oder auf Sensoren, die Magnetfelder nachweisen.' Sport;Titelverteidiger nur 1:1 gegen Mönchengladbach – Schöpf netzt kurz nach Einwechslung. München – Der FC Bayern hat seine vorzeitige Meisterfeier vertagen müssen. Die Münchner mussten sich am Samstag mit einem 1:1 im Heimspiel gegen Mönchengladbach zufriedengeben. Andre Hahn verärgerte Bayern-Trainer Pep Guardiola in dessen 100. Bundesligaspiel mit dem Ausgleich in der 72. Minute. Thomas Müller hatte die an zahlreichen Positionen veränderten Münchner in der 6. Minute in Führung gebracht. David Alaba saß beim Champions-League-Halbfinalisten zunächst auf der Bank, wurde aber in der 68. Minute eingewechselt. In der Tabelle schrumpfte der Vorsprung der Münchner auf Borussia Dortmund auf fünf Punkte. Der BVB siegte gegen Wolfsburg 5:1. Die Bayern haben aber auswärts in Ingolstadt und zum Saisonabschluss gegen Absteiger Hannover weiter alle Trümpfe in der Hand, sich zum historischen vierten Mal in Folge zum Meister zu küren. Ein doppeltes Erfolgserlebnis gab es für Alessandro Schöpf. Seine Schalker sicherten sich durch ein 3:1 in Hannover den Europa-League-Startplatz, Schöpf erzielte in der 80. Minute etwas mehr als eine Minute nach seiner Einwechslung den dritten Treffer der Knappen. Auch Mainz hat trotz des 0:0 gegen den Hamburger SV gute Chancen auf einen internationalen Wettbewerb. Karim Onisiwo stand bei den 05ern erstmals in der Start-Elf und spielte durch, Julian Baumgartlinger fehlte wegen einer Sperre. Im Tabellenkeller verließ Eintracht Frankfurt durch das 2:1 bei Darmstadt einen direkten Abstiegsplatz. 1899 Hoffenheim machte durch das 2:1 gegen den FC Ingolstadt einen weiteren Schritt Richtung Klassenerhalt. Werder Bremen steht als 17. nun unter Druck, die Hanseaten sind im Montag-Heimspiel gegen den ebenfalls abstiegsbedrohten VfB Stuttgart (15.) auf Zähler angewiesen. Bei den Bayern setzte Guardiola drei Tage vor dem Halbfinal-Rückspiel in der Königsklasse gegen Atletico Madrid auf eine an acht Positionen veränderte Mannschaft. Weltmeister Jerome Boateng feierte in der Abwehrzentrale 99 Tage nach seiner schweren Muskelverletzung das Comeback und machte schließlich für Alaba Platz. In der nicht eingespielten Formation agierten die Bayern mit dem 1:0 im Rücken in Summe zu passiv. Das Spiel offenbarte kaum Höhepunkte. Mitten in die Münchner Jubelstimmung hinein rutschte Hahn zunächst am Ball vorbei (69.). Drei Minuten später war der starke Angreifer aber nach Vorarbeit von Lars Stindl mit einem platzierten Flachschuss doch erfolgreich. In Dortmund stand schon vor dem Anpfiff der wechselwillige Mats Hummels im Blickpunkt. Beim Verlesen der Mannschaftsaufstellung pfiffen zahlreiche Fans gegen den BVB-Kapitän, der einen Transfer zum FC Bayern anstrebt. Die Anhänger bekundeten auch bei jeder Ballberührung Hummels ihren Unmut – durften aber schon in der Anfangsphase jubeln. Shinji Kagawa (7.) und Adrian Ramos (9.) trafen für die Dortmunder, die nach der Pause spielend leicht zu weiteren Treffern durch Marco Reus (59.) und Pierre-Emerick Aubameyang (77., 78.) kamen. Andre Schürrle erzielte noch das Ehrentor (86.) der Gäste. Bayer Leverkusen spielt auch in der kommenden Saison wieder in der Champions League. Die Werkself sicherte sich mit dem 2:1 gegen Hertha BSC schon zwei Runden vor Saisonende den dritten Tabellenplatz und damit die direkte Qualifikation für die Königsklasse. Julian Brandt (2.) und Lars Bender (16.) trafen für Bayer zum siebenten Sieg in Folge. Vedad Ibisevic (21.) gelang für die Berliner der Anschlusstreffer. Hertha fiel auf Rang fünf zurück, hat aber noch Chancen auf den vierten Platz, der zur Teilnahme an der Champions-League-Qualifikation berechtigt. Am Rande des Hessenderbys zwischen Darmstadt 98 und Eintracht Frankfurt sind rund 450 Personen vorläufig festgenommen geworden. Dank der starken Präsenz der Einsatzkräfte seien größere Ausschreitungen erfolgreich unterbunden worden. Dies teilte die Polizei am Samstagabend mit. Nach dem Spiel, das die Eintracht mit 2:1 gewann, hätten sich allerdings zahlreiche Fans beider Vereine im Zentrum versammelt. Dort soll es auch zu handgreiflichen Auseinandersetzungen gekommen sein. Am Freitag verabsäumte es der FC Augsburg sich vorzeitig zu retten. Zum Auftakt der 32. Runde musste sich der Tabellenzwölfte nach zuletzt drei Siegen in Serie gegen den 1. FC Köln mit einem 0:0 begnügen. Die Gastgeber konnten vor 30.144 Zuschauern auch eine halbstündige Überzahl nach der Gelb-Roten Karte für Kölns Mittelfeldspieler Matthias Lehmann (57.) nicht nutzen. Mit 37 Punkten und der besten Tordifferenz aller Abstiegskandidaten gehen die Augsburger in die letzten beiden Saisonpartien beim FC Schalke 04 und daheim gegen den Hamburger SV. Die vom Wiener Peter Stöger betreuten Kölner blieben Tabellenachter. Sport;Die Bilanz der am Sonntag in St. Moritz endenden Saison fällt für Österreich durchwachsen aus. Hinter Marcel Hirscher klafft eine Lücke. Vor allem die Abfahrer enttäuschten. Sportchef Hans Pum kündigt Änderungen an. St. Moritz / Wien – Noch ist die Saison nicht vorbei. Noch kann die Saison eine ziemlich erfolgreiche werden. Acht Einzelrennen stehen noch aus, und also sind noch acht Siege möglich. Theoretisch. Praktisch ist das nicht wahrscheinlich. In bisher 75 Rennen holte das ÖSV-Skiteam elf Siege. Das klingt gar nicht übel. Aber Österreich, trotz EM-Fußballteam, trotz Dominic Tennisthiem, war eine Skination, ist eine Skination. Und also fällt das Après-Ski zum Saisonende etwas nüchtern aus. Auch weil es Norwegen auf 19 Siege brachte, die USA auf 14. ÖSV-Sportdirektor Hans Pum sagt: Wir wussten, dass es eine schwierige Saison wird. Freilich, Österreich hat Marcel Hirscher. Und Marcel Hirscher hat den Gesamtweltcup gewonnen. Zum fünften Mal in Folge. Acht Rennen gewann der 27-Jährige in diesem Winter. Der Salzburger allerdings war heuer der einzige siegreiche ÖSV-Herr. Über viele Jahre hinweg gab es eine Vielzahl an Siegläufern. Fiel einer aus, sprang ein anderer ein. Hirscher fiel in diesem Winter selten aus. Ein Glück. Aber die technischen Disziplinen sind nicht (mehr) das Problemfeld bei den Herren. Marco Schwarz, Marc Digruber oder Manuel Feller überraschten phasenweise. Die Rücktritte der Routiniers Benjamin Raich und Mario Matt wurden ansatzweise kompensiert. Pum: Da waren wir schneller dabei, als erwartet. Das Problemfeld ist der Speedbereich, vor allem die Abfahrt. Freilich, der Verletzungsteufel schlug kräftig zu. Olympiasieger Matthias Mayer, Georg Streitberger, Max Franz, Markus Dürager, Thomas Mayrpeter – sie alle verpassten einen mehr oder weniger großen Teil der Saison. Allerdings, von den Genannten hatten nur Mayer und Streitberger schon Weltcuprennen gewonnen. Pum aber hatte Dürager und Mayrpeter den Anschluss an die Spitze zugetraut. In der Abfahrt lasteten die Hoffnungen fast ausschließlich auf Hannes Reichelt. Der 35-Jährige fuhr zweimal aufs Podest. Ein Sturz im Jänner in Kitzbühel warf ihn zurück. In bisher zehn Saisonabfahrten gab es nur drei Podestplätze für die ÖSV-Herren. Im Abfahrtsweltcup ist Reichelt als bester Österreicher Zehnter, im Vorjahr war er noch Zweiter. Pum ist von der Speedsaison also nicht allzu angetan. Bis zum Saisonfinale, ab heute in St. Moritz, gab es nur einen Sieg in einer schnellen Disziplin: Hirscher gewann den Super-G von Beaver Creek. Kritik kam sogar aus den eigenen Reihen. Michael Walchhofer, ÖSV-Vizepräsident und Ex-Abfahrtsweltmeister, sagte jüngst in der Krone: Skifahrerisch bewegen sich einige in einer Komfortzone. Ich meine damit, dass sie nicht an die Grenzen gehen. Pum dazu: Ich bin überzeugt, dass die Athleten das Beste wollen. Man werde die Saison analysieren, es werde Änderungen geben. Es wird eine Trainerdiskussion geben. Herren-Chefcoach Andreas Puelacher hatte schon davor Personalrochaden angekündigt. Florian Winkler sollte ihm zufolge aber Abfahrtstrainer bleiben. Könnte Puelacher selbst abgelöst werden? Pum: Der Cheftrainer steht nicht zur Diskussion. Junge Damen zeigten auf Auch bei den Damen fiel die Siegausbeute in diesem Winter mager aus. Eva-Maria Brem gewann zwei Riesentorläufe, Cornelia Hütter einen Super-G. Im Vorjahr waren es noch neun Siege, sechs davon holte Anna Fenninger. Die Vorjahressiegerin im Gesamtweltcup verpasste heuer den kompletten Winter verletzungsbedingt. Also sagt Pum zur Damen-Bilanz: Sehr erfreulich. Auch weil einige Junge, etwa Tamara Tippler oder Ramona Siebenhofer, zur Spitze aufschlossen. Bei den Damen ist das Problemfeld der Slalom. Nach den Rücktritten von Kathrin Zettel und Nicole Hosp gab es keinen Podestplatz. Beim Weltcupfinale hat Brem gute Chancen auf die Riesentorlaufkugel, Vincent Kriechmayer liegt im Super-G 37 Punkte hinter Aleksander Aamodt Kilde, Cornelia Hütter fehlen im Super-G 80 Punkte auf die verletzte Lindsey Vonn, bzw. 61 auf Gesamtweltcupsiegerin Lara Gut. Hirscher hat neben dem Gesamt- auch den Riesentorlaufweltcup sicher. Theoretisch könnte man die fünf Kristallkugeln aus dem Vorjahr noch wiederholen. Praktisch ist das nicht sehr wahrscheinlich. Es war eben keine Supersaison für die Skination Österreich. Wissenschaft;Jedes Jahr Mitte August durchquert die Erde auf ihrer Umlaufbahn eine gewaltige Staubspur. Es handelt sich dabei um die Auflösungsprodukte von 109P/Swift-Tuttle – einem Kometen, der 1862 von Lewis A. Swift und Horace Parnell Tuttle unabhängig voneinander entdeckt wurde. Die größte Anhäufung von Kometenstaub passiert die Erde heuer am 13. August vormittags. Wenn die wenige Millimeter großen Staubteilchen mit einer Geschwindigkeit von rund 200.000 Kilometern pro Stunde auf die Erdatmosphäre treffen, verdampfen sie in 100 Kilometern Höhe durch Luftreibung und rufen so helle Leuchtspuren hervor – Meteore, besser bekannt als Sternschnuppen. Der scheinbare Ursprung, der sogenannte Radiant, des Meteorstroms im August liegt im Sternbild Perseus – von diesem hat er auch seinen Namen: Perseiden. Da der Höhepunkt der Perseiden knapp mit dem Fest des Märtyrers Laurentius am 10. August zusammenfällt, werden sie auch Laurentiustränen genannt – der Name stammt aus einer Zeit, als manche dachten, der Himmel weine über die grausame Hinrichtung des Heiligen durch den römischen Kaiser Valerian. Die Perseiden, einer der größten Meteorströme des Jahres, sind von 17. Juli bis 24. August aktiv. Am besten sind sie am späteren Abend bis zur Dämmerung zu beobachten – vor allem rund um den 13. August. Die Perseiden-Beobachtung wird heuer zudem durch den Neumond am 14. August begünstigt, wodurch die Nächte besonders dunkel sind. In ihrer aktivsten Phase erreichen die Perseiden ein Maximum von sechzig bis hundert Meteoren pro Stunde – durch die Lichtverschmutzung sind im städtischen Bereich jedoch deutlich weniger sichtbare Sternschnuppen zu erwarten. Über den gesamten Himmel können Meteore mit verschiedenen Flugrichtungen erscheinen, mit zunehmender Nähe zum Radianten nimmt die Länge der Schnuppen ab. In geeigneter Umgebung und bei günstigen Wetterbedingungen sind für die Beobachtung weder optische Hilfsmittel noch Schutzbrillen notwendig. Die erste überlieferte Sichtung der Perseiden fand vor zwei Jahrtausenden in China statt. Die erste bekannte Beobachtung aus Europa ist mit 811 datiert. Wer die Perseiden dieser Tage verpasst, darf sich auf die Leoniden im November freuen – sie bieten ein ähnliches Lichtspektakel wie die Perseiden, wenn auch bei niedrigeren Temperaturen. Wissenschaft;Die vom Mond verursachte Verlangsamung der Erdrotation erfordert wieder einmal eine kleine Anpassung. Wien – Aufgrund einer Schaltsekunde wird der 30. Juni heuer um genau diese länger dauern – wobei genau genommen für uns der 1. Juli verlängert wird. Um Mitternacht der Weltzeit UTC (Mitteleuropäische Sommerzeit: Mittwoch, 01:59:59 Uhr) ist es soweit: Auf die Sekunde 23:59:59 folgt 23:59:60 (bei uns 01:59:60) – und erst dann beginnt der 1. Juli mit 0:00:00. Kaum jemand wird seine Uhr zurückstellen, dabei hat diese Sekunde große Bedeutung für unser Leben: Etwa für die Nutzer von Navigationssystemen. Schaltsekunden wurden eingeführt, da die Länge des Tages an die Rotation der Erde um ihre eigene Achse gekoppelt ist, und diese wird im Lauf der Zeit immer langsamer, erklärt Johannes Böhm von der TU Wien den Grund. Ab und zu führt der internationale Dienst für Erdrotation und Referenzsysteme (IERS) daher eine Zusatzsekunde ein, damit die offizielle Zeit und die Rotation der Erde nicht immer weiter auseinanderlaufen. Der Mond dehnt die Erde ein bisschen. Es bilden sich Flutberge aus, und auch die feste Erde wird verformt, so Böhm. Allerdings kann die Erde aufgrund ihrer inneren Reibung die Verformung nicht augenblicklich ändern, wenn sie sich weiterdreht. Daher zeigt die entstehende Ausbuchtung nicht exakt in Richtung Mond, die Verformung wird durch die Erdrotation immer ein bisschen vom Mond weggedreht. Diese Asymmetrie bewirkt, dass der Mond ein Drehmoment auf die Erde ausübt und die Rotation der Erde ein kleines bisschen bremst, sagt Böhm. Gleichzeitig wandert der Mond dabei immer weiter von der Erde weg. Eine Sekunde mag zwar in unserem Alltag die kleinste relevante Zeiteinheit sein – anderswo, etwa in der Forschung, arbeitet man allerdings längst mit viel höheren Genauigkeiten. Daher habe man in der Forschung längst keine andere Wahl mehr, als komplizierte Korrekturen mit Mikrosekundengenauigkeit zu berücksichtigen, sagt Böhm – egal ob Schaltsekunde oder nicht, zumindest, wenn man nicht jede Minute eine Schaltmikrosekunde einführen möchte. Böhm plädiert daher letztlich für die Abschaffung der Schaltsekunde. Im Grunde wäre es kein Problem, länger zu warten, und dann nach einigen Jahrzehnten eine ganze Schaltminute einzufügen, so der Wissenschafter. Rufe zur Abschaffung von Schaltsekunden sind in den vergangenen Jahren immer wieder laut geworden – unter anderem weil sie Computersystemen Probleme bereiten könnten. Tatsächlich sind Schaltsekunden in den vergangenen Jahren deutlich seltener eingelegt worden. Die jetzige ist erst die vierte seit dem Jahr 2000. Von 1972, als erstmals eine Schaltsekunde eingelegt wurde, bis 1999 gab es fast eine Schaltsekunde pro Jahr. Wissenschaft;Die Graphic Novel "Ghetto Brother" erzählt die Geschichte des Königs der Bronx zwischen Straßenkrieg, HipHop und Judentum. Im Fernsehen sah ich mal Bilder vom zerbombten Dresden. Die South Bronx war wie Dresden. Und wir waren die Könige dieses Trümmerhaufens, sagt Benjamin Melendez. Anfang der 1970er-Jahre war Melendez besser bekannt als Yellow Benjy. Er war Gründer und Anführer der Ghetto Brothers, eine der größten und einflussreichsten Gangs zwischen den verwahrlosten Blocks der South Bronx. Der in New York lebende deutsche Fotograf Julian Voloj hat Benjamin Melendez aus den Trümmern der ungeschriebenen Geschichten ausgegraben. Nachdem er ihn durch Zufall kennengelernt hatte und während zahlreicher Spaziergänge die Stationen seines Lebens abgeklappert hatte, dokumentierte Voloj seine außergewöhnliche Story gemeinsam mit der Hamburger Künstlerin Claudia Ahlering in einer Graphic Novel - Ghetto Brother, auf Deutsch erschienen im Avant-Verlag. Das Buch war auch nominiert als für den am 6. Juni vergebenen Peng-Preis des Comicfestivals München für den besten deutschsprachigen Comic. (Gewonnen hat ihn übrigens der bereits besprochene Band Irmina von Barbara Yelin.) Melendez war nicht einfach nur Gang-Leader, er war auch Initiator eines einmaligen Waffenstillstands im Krieg auf der Straße. Ganz nebenbei ebnete er damit den Weg zur HipHop-Kultur, die ihre Wiege in der Bronx hatte. Der Sohn puertoricanischer Einwanderer mit jüdischen Wurzeln streifte von klein auf durch die Straßen der Bronx - keine ungefährliche Angelegenheit: Du gingst vor die Tür und wusstest nie, ob es nicht dein letzter Tag auf Erden sein würde, erzählt Melendez. Den einzigen Schutz bot die Mitgliedschaft in einer der unzähligen Gangs. Allein in der Bronx regierten mehr als 100 Gangs mit mehr als 10.000 Mitgliedern das von Schlaglöchern durchsiebte Pflaster. Straßenecken markierten ihre Territorien, und so überbrückten die Gangs nicht selten die Kluft zwischen Afroamerikanern und Puertoricanern, die trotz derselben tristen Lebensverhältnisse gewöhnlich nicht viel füreinander übrig hatten. 1967 - in dem Jahr, in dem Martin Luther King und Robert Kennedy ermordet wurden und der Vietnam-Krieg zum Dauerproblem wurde - gründete Melendez als 14-Jähriger gemeinsam mit seinen Brüdern seine eigene Gang, die Ghetto Brothers. Was Ghetto eigentlich bedeutete und dass er selbst eine jüdische Herkunft hatte, war Melendez zu diesem Zeitpunkt gar nicht bewusst. Als Markenzeichen, das auf die Nieten-Jeansjacken genäht wurde - die sogenannten Colors -, wählten die Ghetto Brothers drei Mülltonnen, als Symbol für die völlig verdreckten und verarmten Stadtviertel, in denen sie lebten. Sie teilten sich die Straßen mit anderen Gangs mit klingenden Namen wie Black Spades, Savage Skulls, Savage Nomads, Seven Immortals, Reapers, Turbans. Die Begriffe sprechen für sich: Ende der 60er-Jahre ging es nicht gerade zimperlich zur Sache zwischen den mafiös agierenden Gangs. Das System hatte Erfolg: Die Gangs boten Familienersatz, Anerkennung, Aufstiegsperspektiven und nicht zuletzt Tagesstruktur in Gegenden, die selbst die Polizei aufgegeben hatten. Und offensichtlich auch die Stadtverwaltung: Das lokale Spital wurde nur das Schlachthaus genannt. Die Gewaltspirale samt wechselseitiger Rachefeldzüge und einer wachsenden Drogenkriminalität schraubte sich immer tiefer in die Bronx. 1971 erreichte das todernste Spiel mit der Ermordung von Black Benjy von den Ghetto Brothers, der ein Friedensangebot vermitteln wollte, einen Höhepunkt. Trotz vieler Widerstände entschloss sich Benjamin Yellow Benjy Melendez, nicht zurückzuschlagen sondern mit der Unterstützung eines Vertreters der Black Panthers stattdessen alle Gangleader an einen Tisch zu holen und ein nachhaltiges Friedensabkommen auszuhandeln. Ein eindrucksvoller Schachzug, der tatsächlich aufging. Der Waffenstillstand wurde am 8. Dezember 1971 geschlossen und unter Beisein von Presse, Sozialarbeitern und unter Polizeischutz von allen anwesenden Gangleadern unterzeichnet. Voloj und Ahlering arbeiten in dem in Schwarz-, Weiß- und Grautönen gehaltenen Comic eine ganze Menge auf: Amerikanische Sozial- und Migrationsgeschichte, ein bisschen Musikgeschichte, ein bisschen Jugendkultur. Es tauchen Notizen zu fehlgeleiteter Stadtentwicklung, zur puertoricanischen Minderheit und zur Bürgerrechtsbewegung in den USA auf. Es ist fast etwas zu viel, was die beiden in oft ein wenig zu klein geratene, verschachtelte Panels packen. Vieles wird nur angeschnitten, wirklich fundierte Hintergründe darf man sich nicht erwarten. Das ist aber völlig in Ordnung, denn schließlich geht es um den Lebensweg eines Underdogs aus der Bronx, der eben auch einige prägnante Ereignisse der frühen 70er kreuzte. Nach dem Waffenstillstand wurde unsere Welt größer, sagt Melendez. Man ging zu Partys in Gegenden, in die man früher nie einen Fuß gesetzt hatte. Es war egal, welche Weste du trugst. Man battelte sich weiter, aber nicht unbedingt mit Waffen, sondern auf dem DJ-Pult, beim Breakdance und Graffiti. DJ Kool Herc, der als Begründer des HipHop gilt, schmiss seine ersten Partys, aus dem Warlord der Black Spades wurde der berühmte DJ Afrika Bambataa, der Anführer der Universal Zulu Nation. Mitte der 70er war es dann aber schon wieder vorbei mit dem Frieden in der Bronx. Die Gangs lösten sich auf, die Gewalt kehrte zurück und Heroin eroberte die Sozialbauten. Auch Yellow Benjy zog sich aus dem Gang-Business zurück, um seine jüdischen Wurzeln, die seine Eltern stets im Geheimen pflegten, zu suchen. Die Themendichte geht sich tatsächlich aus - durch die rasanten Bildfolgen, mit denen man im Stakkato-Rhythmus durch die spannende Story rast. Der Fokus bleibt meist eng, die Blicke knapp und kurz. Nur selten geben große Bilder Raum für große Momente. Auch wenn die Geschichte da und dort mehr Luft vertragen hätte - die groben Zeichnungen geben eine Menge authentischer Einblicke in die Enge des Lebens zwischen Abbruchhäusern. Vor dem chaotischen Hintergrund heben sich starke Persönlichkeiten ab - samt eindrucksvoller Tattoos, Stirnbänder, Schlaghosen und origineller Frisuren. Manchmal wirkt die Ich-Erzählung gar etwas verherrlichend und affirmativ, die Person von Melendez, der etwa nicht unbedingt ein guter Familienvater gewesen sein dürfte, wird dabei nicht kritisch hinterfragt. Dass er mit seinen Brüdern unter dem Namen Ghetto Brothers auch eine Band gründete und eine Platte aufnahm, auf der sie Funk, Salsa und Beatles-Gesänge vermischten, wird leider nicht erwähnt - aber das wäre vermutlich wirklich eine andere Geschichte. Kultur;'Der Kunstraum im Bezirk Hernals entwickelte sich in den vergangenen Jahren zu einem Knotenpunkt verschiedener Kulturdisziplinen. Auf dem Gelände sollen nun Luxuslofts entstehen. Wien – 2014 war es, als das Moë, Bühne für Kunst, Musik und Performance, selbst einmal auf der großen Bühne stand. Gewissermaßen. Denn Bühnenbildnerin Anna Viebrock hatte die große Halle des Wiener Kulturvereins – samt Flügel, Empore und Hochsitz (ein Kunstwerk von Stefan Kreuzer) – eins zu eins nachgebaut und auf die Volksbühne verpflanzt, als Kulisse für Christoph Marthalers Tessa Blomstedt gibt nicht auf. Der Titel des Stücks ist jetzt gewissermaßen programmatisch. Denn dem vom Verein Picapica betriebenen Moë droht Ende Dezember die Delogierung. Der aktuelle Besitzer, der Immobilienentwickler Vestwerk, will den gesamten Gebäudekomplex in der Thelemangasse 4, die ehemalige k. u. k. Orden- u. Medaillenfabrik Mandelbaum und das gründerzeitliche Vorderhaus, aufwerten. Unter anderem sollen hier in einer der zukünftig angesagtesten Wohngegenden Wiens Luxuslofts entstehen. Angesagt ist das Grätzel vielleicht noch nicht ganz, aber die vom Hernalser Gürtel abzweigende Straße ist ebenso wie die Fabrik in die Literaturgeschichte eingegangen: Ewigkeitsgasse heißt der biografische Roman von Frederic Morton (1924-2015), der auf Hausnummer 8 aufgewachsen war. Sein Großvater Bernhard Mandelbaum hatte das Eisenwarenunternehmen einst gegründet; nach dem Einmarsch der Nationalsozialisten emigrierte Frederic, damals noch Fritz Mandelbaum, mit seiner Familie über England nach New York. Allein das sollte der Stadt Wien, findet Moë, Grund genug sein, die Gebäude als kulturellen Ort zu erhalten. 2010 begann das Moë hier, initiiert von Studierenden der Akademie der bildenden Künste, einen Knotenpunkt verschiedener Kulturdisziplinen zu schaffen. Erst fanden sporadisch Veranstaltungen statt, insbesondere baulich war viel zu tun. Aber in den vergangenen zwei Jahren gab es hier drei bis fünf Veranstaltungen pro Woche, mit 10.000 bis 15.000 Besuchern pro Jahr. Mit Jahresende läuft ihr Vertrag aus, aber Moë will bleiben. Kulturarbeit lässt sich vom Thema Immobilienspekulation nicht trennen, sagt Alisa Beck, derzeit Obfrau des Kulturvereins, auch mit Blick auf die betroffenen Nachbarn mit den unbefristeten Verträgen. Denen, die mit viel selbstausbeutendem Engagement das Moë betreiben und auch eine Petition gestartet haben, gehe es darum, dass diese Räume für etwas anderes genutzt werden sollen als für luxuriöse Wohnungen. Es ist ein leistbarer Arbeits- und Ausstellungsraum für Kunst, Performance, Tanz, Musik – mit Nähe zum Zentrum. Kultur braucht Räume. Aber wo sind die? Welche gibts noch? Vergleichbare Orte in der Gegend, der Ragnarhof, das Gschwandner oder Das Werk, haben – aus unterschiedlichen Gründen – zugesperrt. Sich in der Brunnenpassage (einem Vorzeigeprojekt von Kulturstadtrat Mailath-Pokorny) einzumieten sei für viele Leute einfach zu teuer. Derzeit hofft man auf die Stadt. Dass die zum einen einmal anerkenne, was das Moë hier im Bezirk leistet. Es ist ein beweglicher Raum der freien Szene, den Wien unbedingt braucht! Mailath hatte ja zuletzt gegenüber der APA eine Taskforce für kulturelle Stadtentwicklung angekündigt, hält die Bespielung von Stadtteilen abseits des Zentrums für essenziell. Gebe es ein entsprechendes Commitment, so habe die Politik auch Möglichkeiten, auf Vestwerk und deren Pläne einzuwirken, sagt Beck. Temporäre Ersatzobjekte, wie sie auch Vestwerk angeboten habe, sind für sie allerdings keine zufriedenstellende Lösung: Zwischennutzung ist immer prekär. Aus der Kulturabteilung heißt es, man schätze Moë und die Arbeit, die dort passiert. Daher würde man den Verein auch mit Fördermitteln bedenken. Beim Raumproblem hat aber auch die Stadt nur Ersatzobjekte im Sinn: Moë solle sich doch an die 2016 startende Agentur für Zwischennutzung (siehe Artikel) wenden. Nur hat der Verein seinen Wunschort schon gefunden. Was also tun? Hausbesetzer-Rhetorik wolle man in der Thelemangasse keine bedienen. Es gehe darum, das Haus nicht zu-, sondern aufzumachen. Bespielen statt besetzen. Vorbild sei das Gängeviertel in Hamburg, das zu einem Symbol gegen Gentrifizierung geworden ist. 2009 begann man dort – inzwischen erfolgreich –, das Viertel vor Verfall und Abriss zu retten. Mit Ausstellungen, Konzerten, Partys, Lesungen und Diskussionen über Stadtentwicklung etablierte man in der Hamburger Innenstadt einen Raum, in dem Neues entstehen kann. Was die Gesprächsbasis zwischen Moë und Immobiliengesellschaft allerdings beeinträchtigt, ist der Vorwurf, der Verein habe erhebliche Mietrückstände. Fakt ist, nach dem ersten Winter war den Kulturschaffenden klar: So geht es nicht. Der Wind pfiff durch die Räume, es regnete herein; die erheblichen Mängel wurden in einem Schlichtungsverfahren dokumentiert. Gemeinsam mit dem damaligen Anwalt Klaus Fischer (von dem der Verein erst später erfahren haben will, dass er auch Partner bei Vestwerk sei) machte man, noch unter dem Vorbesitzer, eine Mietzinsreduktion geltend. Die seither bezahlte Summe sei auch nach dem Verkauf an Vestwerk lange nicht beanstandet worden; erst circa drei Jahre später sei eine Mahnung hereingeflattert. Die Betreiber des Moë geben sich weiterhin gesprächsbereit, aber ohne politischer Unterstützung werde es schwierig.' Wirtschaft;Fast sechs Milliarden Dosen hat der Energydrink-Erzeuger 2015 weltweit abgesetzt, der Gewinn wird geheim gehalten. Fuschl – Red Bull hat im Vorjahr 5,957 Milliarden Dosen verkauft (plus 6,1 Prozent) und damit seinen Umsatz gleich um 15,5 Prozent auf 5,9 Milliarden Euro gesteigert. Das sei der höchste Wert seit der Firmengründung, schreibt die Kronen Zeitung. Auch der Betriebsgewinn des Energiedrink-Konzerns sei so hoch wie nie zuvor – Zahlen dazu werden aber nicht genannt. Das Wachstum stammt aus dem Ausland: Starke Zuwächse habe es in der Türkei (plus 25 Prozent), Südafrika und Saudi-Arabien (je plus 19 Prozent), Indien und Polen (je plus 18 Prozent sowie Deutschland (plus 16 Prozent) gegeben. Der schwache Eurokurs und Preiserhöhungen in den USA hätten ebenfalls geholfen. Red Bull beschäftigte zuletzt in 169 Ländern fast 11.000 Mitarbeiter. Web;Störerhaftung in Deutschland bringt Anschlussinhaber in Bedrängnis. Wer in Deutschland einen drahtlosen Internetzugang für andere öffnet, muss in vielen Fällen auch für deren Missetaten geradestehen. Das umstrittene Konzept der Störerhaftung ist ein Grund, warum vielerorts die Dichte an kostenlosen WLAN-Hotspots in der Bundesrepublik überschaubar ist. Durch den verstärkten Zustrom von Flüchtlingen ergeben sich hier nun neue Problematiken. Die Neuankömmlinge werden vermehrt zum Geschäft für Abmahn-Anwälte, berichtet ct. Ursache für Abmahnungen, die dieser Tage an Menschen ergehen, die ihr WLAN geöffnet haben, dürfte die unterschiedliche Rechtslage der Herkunftsländer sein. In ihrer einstigen Heimat konnten die Schutzsuchenden oftmals urheberrechtlich geschütztes Material herunterladen, ohne strafrechtliche Verfolgung fürchten zu müssen. Nicht so allerdings in Deutschland, wo vor einiger Zeit eine Anwaltskanzlei sogar wegen Streamings von Videos auf der Pornoseite Redtube massenhaft Abmahnungen verschickte – was allerdings zum Bumerang wurde. ct schreibt etwa über den Fall von Mohamad S., ein geflohener Syrer und Filmfreund. Er kam im August 2015 nach Deutschland und ist mittlerweile in der Nähe von Hannover ansässig. Ein Nachbar ermöglichte ihm Zugriff auf sein WLAN, den S. unter anderem dafür nutzte, sich den Film Margos Spuren via Bittorrent herunterzuladen. Ein Verhalten, das für ihn in Syrien sanktionslos geblieben wäre. Dem Nachbarn brockte dies als Anschlussinhaber allerdings ein Abmahnschreiben mit einer Forderung von 815 Euro, davon 600 Euro als Schadenersatz für den Rechteinhaber, ein. Berichtet wird von mehreren Fällen dieser Art. Bei einigen Kanzleien, die sich mit mit ihren Mahnbriefen bereits einen zweifelhaften Ruf erarbeitet haben, dürfte demnach Hochkonjunktur herrschen. Im Falle von S. kam das Schreiben vom Büro Waldorf-Frommer. Dort erklärte man, im Vorfeld nicht zu wissen, wen eine solche Abmahnung treffe. In Härtefällen seien allerdings Milderungen, Teilzahlungen oder ein Erlass der Forderungen möglich. Flüchtlinge haben in der Regel nicht die monetären Ressourcen, um Forderungen über hunderte Euros zu begleichen. Die ct empfiehlt, dass Bürger, die Flüchtlingen Internetzugang ermöglichen, diese über die Rechtslage aufklären. Die grobe Empfehlung lautet: Bittorrent oder darauf basierende Streamingtools wie Popcorn Time sind zu meiden, weil der Nutzer hier nicht nur Downloads durchführt, sondern gleichzeitig auch zum Uploader wird. Das läuft in Konflikt mit der Gesetzeslage, die die Verbreitung von urheberrechtlich geschützten Inhalten untersagt – was schließlich zu den Abmahnungen führt. In Österreich sieht die Rechtslage etwas anders aus. Downloads von urheberrechtlich geschütztem Material sind hierzulande legal, wenn sie nur privaten Zwecken dienen, keine Weitergabe erfolgt und die Quelle nicht offensichtlich rechtswidrig ist. Die Weiterverbreitung, darunter fallen auch P2P-Uploads wie bei Bittorrent, steht jedoch unter Strafe. Im Gegensatz zu Deutschland gibt es allerdings keine pauschale Störerhaftung. Ein Anschlussinhaber kann nur dann abgestraft werden, wenn das illegale Filesharing des jeweiligen Internetnutzers in seiner Kenntnis liegt und er keine Maßnahmen zur Unterbindung gesetzt hat. Er ist allerdings verpflichtet, bei der Aufklärung etwaiger strafbarer Handlungen mitzuwirken. Sport;Schweizer hatte bei seinem Comeback gegen den Franzosen Tsonga das Nachsehen. Nadal fegt Wawrinka vom Platz. Monte Carlo – Zwei Tage nach dem Aus von Titelverteidiger Novak Djokovic ist auch Roger Federer im mit 4,09 Millionen Euro dotierte Tennis-Masters-1000-Turnier in Monte Carlo vorzeitig ausgeschieden. Der 34-jährige Schweizer, in Fürstentum als Nummer drei gesetzt, verlor am Freitag sein Viertelfinale gegen den Franzosen Jo-Wilfried Tsonga mit 6:3,2:6,5:7. Auch Federers Landsmann Stanislas Wawrinka schied aus: Der als Nummer vier eingestufte 31-Jährige unterlag dem Spanier Rafael Nadal 1:6,4:6. Bereits in der zweiten Runde hatte der Tscheche Jiri Vesely die Siegesserie von Djokovic gestoppt und damit für eine große Überraschung gesorgt. Der 55. der Weltrangliste bezwang die Nummer eins aus Serbien mit 6:4,2:6,6:4. Djokovic kassierte damit im 30. Match in diesem Jahr erst seine zweite Niederlage. In den ersten beiden Sätzen der Partie Federer – Tsonga herrschte Einbahn-Tennis. Im ersten musste Tsonga seinen Aufschlag dreimal abgeben, im zweiten Federer. Im dritten Satz kam dann keiner der beiden zunächst zu einer Breakchance. Erst beim Stand von 5:5 gelangen dem Franzosen zwei Vorhand-Passierbälle hintereinander perfekt, so dass er sich das vorentscheidende Game sicherte und am Ende im 17. Vergleich mit dem Grand-Slam-Turnier-Rekordsieger zum sechsten Mal die Oberhand behielt. Insgesamt agierte Federer vor allem beim Service zu fehlerhaft. Nur einem Ass standen vier Doppelfehler gegenüber. Zudem fanden lediglich 57 Prozent der ersten Aufschläge den Weg ins Feld. Auch die Erfolgsquote am Netz (17 von 27 Punkte gewonnen) fiel schlechter aus als üblich. Trotzdem war Federer mit seinem Comeback nach einer gut zweimonatigen Pause wegen einer Meniskusoperation zufrieden. Alles in allem war das eine sehr positive Woche, meinte der Schweizer. Der Aufschlag wird sicher noch besser werden, wenn ich mehr Matchpraxis habe. Wawrinka hatte gegen Thiem-Bezwinger Nadal, der seinen neunten Titel in Monte Carlo anstrebt, nie eine Chance. Allein im ersten Satz leistete sich der Schweizer, der Nadal im Vorjahr als König von Roland Garros abgelöst hatte, 15 unerzwungene Fehler, der Spanier nur deren drei. Bereits beim Stand von 1:3 zertrümmerte der frustrierte Wawrinka ein Racket – es nützte allerdings wenig. Auch im zweiten Durchgang agierte Nadal aggressiv und zwang Wawrinka immer wieder zu Fehlern. Einzig beim Stand von 2:3 gewann der Eidgenosse kurzzeitig die Oberhand. Nadal gab da seinen Aufschlag gleich zu null ab, der Breakvorsprung war weg. Doch beim Stand von 4:4 schaffte Nadal erneut ein Break und zog nach 78 Minuten in die Runde der letzten vier ein. Dort trifft er auf den Weltranglisten-Zweiten Andy Murray aus Schottland. Das war ein schlechtes Match von mir, suchte Wawrinka keinerlei Ausflüchte. Heute war ich in vielen Bereichen nicht präsent. Eine Erklärung für den schlechten Auftritt hatte der Lausanner allerdings auch nicht. Wissenschaft;Der zentrale Arktische Ozean hatte sommerliche Oberflächentemperaturen von vier bis neun Grad Celsius. Im Frühjahr, Herbst und Winter trieben aber Eisschollen übers Meer. Bremerhaven – Einem internationalen Forscherteam unter Leitung des (AWI) in Bremerhaven ist es gelungen, ein neues Fenster in die Klimageschichte des Arktischen Ozeans aufzustoßen: Mithilfe von Bodenproben vom Lomonossow-Rücken konnten die Wissenschafter zeigen, dass die zentrale Arktis vor sechs bis zehn Millionen Jahren im Sommer vollkommen eisfrei war. Das Meer hatte demnach an der Oberfläche eine Temperatur von vier bis neun Grad Celsius, wie die Forscher in Nature Communications berichten. Im Frühjahr, Herbst und Winter hingegen trieben Eisschollen auf dem Ozean. Die Sedimentproben wurden während einer Expedition im Sommer 2014 entnommen. Das arktische Meereis ist eine sehr kritische und sensitive Komponente im globalen Klimasystem, sagt AWI-Geologe und Erstautor Rüdiger Stein. Daher seies wichtig, die Ursachen heutiger wie historischer Änderungen des Meereises besser zu verstehen. Wir hatten uns daher für diese Expedition zum Ziel gesetzt, lange Sedimentkerne aus der zentralen Arktis zu gewinnen, mit deren Hilfe wir die Meereisbedeckung des Ozeans in den zurückliegenden 50 Millionen Jahren rekonstruieren können. Eine günstige Stelle dafür fanden die Forscher am Westhang des Lomonossow-Rückens, einem großen Unterseegebirge in der zentralen Arktis. An diesem Hang muss es in der Vergangenheit immer wieder gigantische Erdrutsche gegeben haben, wodurch die darunterliegenden sehr alten Sediment- und Gesteinsformationen auf einer Mächtigkeit von über 500 Metern freigelegt wurden, so Stein. Die gewonnenen Sedimentkerne waren zwar nur vier bis acht Meter lang, einer davon entpuppte sich aber genau als eines jener Klimaarchive, auf das die Forscher gehofft hatten: Wir konnten mit Hilfe bestimmter Mikrofossilien, sogenannter Dinoflagellaten, eindeutig feststellen, dass der untere Teil dieses Kerns aus circa sechs bis zehn Millionen Jahre alten Sedimenten besteht und damit erdgeschichtlich in das späte Miozän zurückreicht, sagt Stein. Mithilfe sogenannter Biomarker konnten so die Klimabedingungen im zentralen Arktischen Ozean für diesen Zeitabschnitt rekonstruiert werden. Bisher vermuteten einige Forscher, dass der zentrale Arktische Ozean bereits vor sechs bis zehn Millionen Jahren ganzjährig durch eine Meereisschicht bedeckt war – in etwa jenem Ausmaß, wie wir sie heute kennen. Dieser Annahme widersprechen die neuen Forschungsergebnisse. Unsere Daten weisen eindeutig darauf hin, dass der Nordpol und der gesamte zentrale Arktische Ozean im Sommer sogar eisfrei gewesen sein müssen, so Stein. Der Arktische Ozean war allerdings nicht ganzjährig eisfrei. Stein: Durch die Kombination unserer Datensätze zur Oberflächenwassertemperatur und zur Meereisverbreitung können wir das jetzt erstmals belegen. Im Frühjahr und dem vorangegangenen Winter war der Ozean aber von Meereis bedeckt. Rund um den Nordpol muss es damals also eine ähnliche saisonale Eisbedeckung gegeben haben, wie wir sie heute in den Arktischen Randmeeren vorfinden. Diese aus Sedimentdaten rekonstruierten Erkenntnisse über die Klimageschichte des Arktischen Ozeans lassen sich auch durch Klimasimulationen untermauern. Dies gilt jedoch nur bei Annahme eines relativ hohen atmosphärischen Kohlenstoffdioxid-Gehalts. Wird in die Klimamodelle ein deutlich niedrigerer Kohlenstoffdioxid-Gehalt eingesetzt, wie er in einigen Studien für das späte Miozän postuliert wird, lässt sich eine eisfreie Arktis nicht simulieren. Ob der Kohlenstoffdioxid-Gehalt damit im Miozän wirklich relativ hoch war, oder ob die miozänen Klimasimulationen eine zu geringe Sensitivität in der Arktis aufweisen, sei derzeit ein zentraler Gegenstand der Forschung, sagt Stein: Wenn unsere Klimamodelle die Meereisbedeckung früherer Zeiträume zuverlässiger reproduzieren können, werden wir auch in der Lage sein, genauere Prognosen über künftige Klima- und Meereisschwankungen in der zentralen Arktis zu geben. Etat;Samsung-Studie: Menschen verbringen mehr Zeit vor dem Fernseher – 62 Prozent der Haushalte haben bereits ein Tablet. Schwalbach/Wien – Der Fernseher hat dank neuer Streaming-Angebote laut einer Umfrage seine Stellung weiter ausgebaut. Die Europäer verbringen heuer täglich rund eine halbe Stunde mehr als im Vorjahr vor dem TV-Gerät, ergab eine Studie im Auftrag des Elektronik-Riesen Samsung. Die Nutzung von Video on Demand, bei dem Filme direkt aus dem Netz angesehen werden, ist danach um ein fünffaches auf 24 Prozent gestiegen. Bei den Ausgaben dafür liegen die Österreicher unter dem europäischen Schnitt. Sie lassen pro Monat 7,50 Euro für Dienste wie Netflix oder Amazon Prime springen. Die Studienautoren erklären die geringeren Investitionen damit, dass in Österreich Video-on-Demand-Angebote noch nicht so lange verfügbar seien. In Portugal sind es beispielsweise 14,68 Euro, in Italien 13,89 und in Spanien 13,45 Euro pro Monat, die für Streaming ausgegeben werden. Im Schnitt stehen zwei Fernsehgeräte in jedem europäischen Haushalt. Rund 187 Minuten würden die Europäer täglich vor dem Fernseher verbringen, die Menschen in Österreich und Deutschland 184 Minuten. Im europäischen Schnitt ergibt das ein Plus von 30 Minuten. Nach dem Fernseher als beliebtester Bildschirm folgt der Studie zufolge das Tablet. In 64 Prozent der europäischen Haushalte gebe es inzwischen ein solches Gerät, in Deutschland verfüge jeder zweite Haushalt über ein Tablet, in Österreich sind es laut Studie sogar 62 Prozent. Das gleichzeitige Twittern während des Fernsehens sei inzwischen zur Gewohnheit der Nutzer geworden. Ob zum Verwalten von Dokumenten, Streaming von Online-Inhalten oder Lesen von Magazinen – insgesamt 73 Minuten pro Tag nutzen die Europäer ihr Tablet, 37 Minuten mehr als im Vorjahr. Samsung hatte seinen Techonomic Index im vergangenen Jahr herausgebracht. Für die Ergebnisse wurden auch in diesem Jahr 18 000 Europäer im Alter von über 16 Jahren aus 18 Ländern befragt. Durchgeführt wurde die Studie von der Marktforschungsfirma Lightspeed GMI. Die Meinungsforschungsgesellschaft Ipsos Mori steuerte zusätzlich noch Interviews mit 5000 Menschen im Alter von 18 bis 65 Jahren bei. Panorama;Bayerns Ministerpräsident sieht sich "zu vielen Handlungsmöglichkeiten vorbereitet". Derzeit Klage aber "nicht notwendig". Berlin – Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) behält sich trotz der jüngsten Koalitionseinigung die Möglichkeit einer Klage gegen die deutsche Bundesregierung wegen ihrer Flüchtlingspolitik vor. Wir haben uns zu vielen Alternativen und Handlungsmöglichkeiten vorbereitet, sagte Seehofer am Freitag in der ARD. Im Moment seien solche Wege nicht notwendig, denn man habe ja zur Gemeinsamkeit in der Koalition zurückgefunden. Aber wir werden das in der Tat prüfen, fügte er hinzu. Es gehe darum, wie Bayern sich wehren könne gegen einen übermäßigen Zustrom von Flüchtlingen. Ob wir dann mal klagen, werden wird sehen. Bayern will mithilfe eines Gutachtens des früheren Verfassungsrichters Udo di Fabio prüfen lassen, ob gegen die Flüchtlingspolitik der Regierung geklagt werden kann. Seehofer hatte Kanzlerin Angela Merkel und ihrer Regierung tagelang vorgeworfen, nichts Entscheidendes zur Begrenzung des Flüchtlingszustroms nach Deutschland zu tun. Inzwischen ist dieser Streit aber beigelegt, wie Seehofer versicherte. Seehofer begrüßte die Einigung der Koalitionsspitzen über neue Aufnahmezentren für Flüchtlinge als sehr, sehr gut für die Integration von Schutzbedürftigen. Zugleich seien die Beschlüsse aber zur Begrenzung der Flüchtlingszahlen die schärfsten Regeln, die es jemals in unserem Lande gab, sagte Seehofer am Freitag in der ARD. Die Koalitionseinigung sei ein wichtiger Fortschritt, aber wir sind noch nicht am Ende aller Überlegungen. Wichtig sei vor allem, dass die Menschen ihn ihrer Heimat blieben. Das sei die wichtigste Obergrenze für den Zuzug von Menschen. Mit der Türkei werde man Flüchtlingskontingente vereinbaren, kündigte er an. In der Flüchtlingspolitik hätten er und Merkel mit sehr unterschiedlichen Positionen begonnen, räumte der CSU-Chef ein. Inzwischen habe man wieder ein gemeinsames Konzept. Und ich denke, das ist wieder gekittet, versicherte er. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) soll indes einem Zeitungsbericht zufolge im kommenden Jahr personell noch einmal deutlich aufgestockt werden. Die Behörde mit Sitz im bayerischen Nürnberg solle 3.600 zusätzliche Mitarbeiter bekommen, berichteten die Ruhr Nachrichten aus Dortmund am Freitag unter Berufung auf Koalitionskreise. Es handle sich um 2.600 neue Stellen sowie tausend Mitarbeiter, die aus anderen Behörden oder aus dem Ruhestand geholt werden sollten. Die Pläne seien bereits mit dem Finanzministerium abgestimmt, hieß es weiter. Intern habe Innenminister Thomas de Maiziere (CDU) angegeben, es gebe eine entsprechende Zusage. Damit hätte das Bamf den Angaben zufolge Ende 2016 bis zu 8.000 Mitarbeiter. Angesichts der Flüchtlingskrise solle es auch bei der Bundespolizei zusätzliches Personal geben. Für das kommende Jahr seien tausend Stellen mehr geplant. Die Große Koalition aus Union und SPD hatte erst am Donnerstag neue Maßnahmen zur Beschleunigung von Asylverfahren für Flüchtlinge ohne Bleibeperspektive beschlossen. Sie sollen künftig in bundesweit drei bis fünf Registrierungszentren untergebracht werden und einer verschärften Residenzpflicht unterliegen. Nach der Ablehnung von Asylanträgen sollen die betroffenen Flüchtlinge direkt aus den Registrierungszentren in ihre Heimat abgeschoben werden. Die Flüchtlingshilfsorganisation Pro Asyl kritisierte die von der Großen Koalition beschlossenen Maßnahmen zu Asylverfahren als gravierenden Einschnitt in das Asylrecht. Der Beschluss stelle eine weitgehende Beschneidung des Zugangs zu einem fairen Asylverfahren für tausende Menschen dar, erklärte Pro Asyl am Freitag. Geschäftsführer Günter Burkhardt kritisierte, Seehofer habe sein rechtsstaatlich fragwürdiges, die Menschenrechte beschneidendes Eilverfahren durchgesetzt. Pro Asyl warf der Koalition vor, mit ihren Beschlüssen vor allem auf afghanische Flüchtlinge zu zielen. Nach den politischen Vorgaben solle es trotz der zusehends schwierigeren Menschenrechts- und Sicherheitslage in Afghanistan zu vermehrten Ablehnungen der Asylanträge und Abschiebungen kommen. Die Anerkennungsquoten sollen gedrückt, Menschen entrechtet werden, um sie abschiebungsreif zu machen, erklärte Burkhardt. Deutschland setzt auf Entrechtung und Abschreckung. Der Sommer des Mitfühlens ist einer Politik der Kälte gewichen. Wissenschaft;Satellit Intelsat 29e erfolgreich im geostationären Orbit ausgesetzt. Kourou – In der Nacht auf Donnerstag ist die erste Ariane-5-Rakete des Jahres mit einem Telekommunikationssatelliten an Bord vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana aus in All gestartet. Die Rakete setzte den 6,7 Tonnen schweren Intelsat 29e nach rund 30 Minuten Flugzeit im Geotransferorbit aus, der den Satelliten schließlich rund 36.000 Kilometer über der Erde positionieren sollte, teilte Arianespace mit. Das Technologieunternehmen Intelsat schickte damit seinen 56. Satelliten mit der Hilfe des europäischen Weltraumunternehmens ins All. Der Satellit ist der erste aus der neuesten Generation der EpicNG-Serie, die höhere Datengeschwindigkeiten und Datenmengen erreichen soll. Insgesamt wird der Satellit zwischen 25 und 30 Gigabit pro Sekunde zur Verfügung stellen. Intelsat 29e wurde entwickelt, um den Breitbandservice auf dem nord- und südamerikanischem Kontinent zu beschleunigen und das Telekommunikationsnetz zu erweitern. Im Atlantik und in der Karibik soll der Satellit die Kommunikationssysteme für Luft- und Schifffahrt verbessern. Arianespace plant heuer elf weitere Raketenstarts, davon acht mit einer Ariane-5-Rakete. Für Intelsat stehen heuer noch zwei weitere Starts aus Kourou auf dem Programm. Wirtschaft;Die Entrüstung der Zielpunkt-Belegschaft hat ein Gesicht: Mit Snjezana Brajinovic kämpft eine Spitzenverdienerin gegen die Pfeiffer-Gruppe. Wien – Seit gut einer Woche bewegt die Zielpunkt-Pleite die Öffentlichkeit. 3000 Mitarbeiter, großteils Frauen, darunter viele Alleinerzieherinnen, müssen nicht nur auf ihr Novembergehalt und das Weihnachtsgeld warten, sie verlieren vielmehr ihren Job. Die Entrüstung der Belegschaft wegen der Vorgangsweise von Zielpunkt-Eigentümer Pfeiffer hat ein Gesicht: Snjezana Brajinovic. Die Betriebsratschefin der insolventen Supermarktkette steht den Mitarbeitern zur Seite, kümmert sich um deren Ansprüche, lässt kein gutes Haar an den Geschäftsführern sowie der Handelsgruppe Pfeiffer und stellt sich den Medien. Brajinovic weckt Emotionen. Hier kämpft sie wegen des Todesstoßes für Zielpunkt mit den Tränen, da kommt Wut auf. Wo bleibt da die Menschlichkeit?, lautet ihre rhetorische Frage an die Adresse der Pfeiffer-Gruppe. Die Handelsgruppe erlebt nicht zuletzt wegen Brajinovic einen kommunikativen Super-GAU. 1992 kommt sie als 16-Jährige von Bosnien nach Österreich, geht in die Berufsschule und macht eine Lehre. 23 Jahre später geht sie mit Pfeiffer hart ins Gericht und deckt einen suspekten Vorgang nach dem anderen auf: Vor wenigen Wochen hat Pfeiffer noch Zielpunkt-Immobilien erworben. Jetzt wollen die Oberösterreicher Filialen für ihre Unimärkte aus dem Konkurs herauslösen. Vor wenigen Wochen hat Pfeiffer die Lage rosig dargestellt. Jetzt pfeift Pfeiffer auf Sozialpläne und Gehaltszahlungen. Die Anklage von Brajinovic lässt kaum jemanden kalt. Dabei gibt es durchaus Facetten in der Karriere der Betriebsrätin, die nicht so ganz ins Bild der selbstlosen Aufopferung für die Kolleginnen passen. Zum Beispiel ihr Gehalt: Mit 6749 Euro im Monat brutto kommt die Handelsangestellte auf ein respektables Einkommen. Ich geniere mich nicht dafür, was ich verdiene, und die Kollegen wüssten darüber auch Bescheid, sagt Brajinovic. Keine Frage: Die Frau war acht Jahre lang als Bezirksverkaufsleiterin für zehn bis 15 Zielpunkt-Märkte zuständig, eine Art Schnittstelle zwischen Einkauf und Filiale: Zu den Zuständigkeiten zählen Kontrolle der Sauberkeit in den Geschäften, Einteilung der Mitarbeiter oder Diebstahlsvermeidung. Kurzum: Eine Funktion im mittleren Management, wie das Brajinovic bezeichnet. Die Überzahlung (3434 Euro) zum Kollektivvertrag stammt übrigens noch aus Zeiten, als die deutsche Tengelmann-Gruppe bei Zielpunkt Regie führte. Im Nachbarland seien derartige Gehaltsaufbesserungen gang und gäbe, um eine Koalitionsbasis mit dem Betriebsrat zu erreichen, wie ein Insider schildert, der die Zielpunkt-Geschicke lange begleitet hat. Die kampflustige Belegschaftsvertreterin bezieht die gleichen Bezüge seit 2007 weiter, als sie für die Betriebsratsfunktion freigestellt wurde, während selbst bei kleineren Einkommen Kürzungen zur Zielpunkt-Sanierung vorgenommen wurden. Seit September dieses Jahres hat Brajinovic eine Bildungsfreistellung, die bis Juni 2016 dauert. In ihrer Funktion als Betriebsrätin übernimmt die Arbeiterkammer die vollen Gehaltskosten. Die Weiterbildung in der Sozialakademie bei voller Bezahlung findet Brajinovic nicht verwerflich, immerhin habe sie damit Zielpunkt geholfen, Lohnkosten zu sparen. Auch die Arbeiterkammer findet die Übernahme des Gehalts völlig normal: Man sieht ja gerade jetzt, wie wichtig gute Betriebsräte sind. In ihrer Ausbildung sollen sie nicht schlechtergestellt sein als sonst, lässt ein AK-Sprecher wissen. Abgesehen davon hat Brajinovic – wie die anderen Zielpunkt-Mitarbeiter auch – Novembergehalt und Weihnachtsgeld nicht bekommen. Die AK refundiert Zielpunkt die Kosten nicht mehr, seit die Kette Insolvenz angemeldet hat. Die Betriebsrätin kämpft dennoch weiter. Web;US-Sicherheitsforscher konnte nach eigenen Angaben auf gespeicherte Audiodateien zugreifen. Eines der jüngsten Mitglieder der Barbie-Familie hat bereits für einige Aufregung gesorgt. Mit Hello Barbie hat Hersteller Mattel eine Puppe in den Handel gebracht, die mit Mikrophon und WLAN ausgestattet ist. Kindern können so mit der Barbie plaudern. Datenschützer warnten jedoch vor einer potenziellen Abhörfalle, und scheinen nun Recht behalten zu haben. Einem US-Sicherheitsforscher ist es gelungen, die Puppe zu hacken. Das Spielzeug reagiert darauf, was Kinder sagen. Dazu übermittelt es das Gesagte an Server, wo eine Spracherkennungssoftware läuft und kann den Kindern entsprechend in natürlicher Sprache antworten. Dabei merkt sich die Puppe auch, was ihr Kinder zuvor erzählt haben. Eltern können diese Konversationen auf ihrem Smartphone anhören. Hersteller Mattel gibt zudem an, dass Aufzeichnungen gemeldet werden könnten, die auf eine Gefährdung der Kinder hindeuten. Aber nicht nur Eltern und Hersteller können das Geplauder der Kinder abhören. Sicherheitsforscher Matt Jakubowski hat herausgefunden, wie man das System der Puppe hacken kann. So konnte er nach eigenen Angaben auf Netzwerknamen, Account-IDs, gespeicherte Audiodateien und das Mikrophon der Puppe zugreifen, sagte er NBC. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis er es schaffe, die Puppe mit einem anderen Server zu verbinden und sie so alles Mögliche sagen zu lassen. Nähere Angaben dazu, wie ihm das gelungen ist, macht Jakubowski allerdings nicht. ToyTalk, das die Puppe für Mattel entwickelt hat, bestätigte gegenüber NBC, dass die Puppe gehackt werden könnte. Allerdings würde die Information, an die man so gelangen kann, nicht ausreichen, um ein Kind identifizieren zu können. Auch würden die Tonaufnahmen nicht kompromittiert. Mattel wurde um eine Stellungnahme gebeten. Wissenschaft;Gelebter Glaube wird gemeinhin mit höheren moralischen Standards in Verbindung gebracht – tatsächlich aber scheint das Gegenteil zu stimmen.. Chicago/Wien – Viele assoziieren Religiosität mit Selbstkontrolle und moralischem Verhalten. In den USA etwa ist diese Sichtweise unglücklicherweise oft so tief verankert, dass unreligiöse Menschen als moralisch suspekt angesehen werden. Ein erklärter Agnostiker oder Atheist hätte wohl wenig Chancen, in ein höheres Amt gewählt zu werden. Was Jean Decety von der University of Chicago hier beschreibt, trifft freilich auch auf andere Länder zu – und es ist da wie dort ein Trugschluss: Kinder aus einem nichtreligiösen Haushalt sind in Wahrheit offenbar signifikant freigiebiger als solche, deren Eltern ein religiös geprägtes Leben führen. Dies zumindest hat die umfangreiche Studie ergeben, die Decety und seine Kollegen nun im Fachjournal Current Biology vorgestellt haben. Es handelt sich nicht um die erste derartige Erkenntnis. Bereits frühere Untersuchungen konnten demonstrieren, dass religiöse Menschen nicht automatisch moralischer handeln. Unsere Studie geht nun einen Schritt weiter, indem sie zeigt, dass Kinder aus einem religiösen Umfeld sogar weitaus weniger freigiebig sind als nichtreligiös erzogene Kinder, erklärt der Psychologe. Um den Einfluss der Religion auf den Altruismus von Kindern zu messen, haben die Forscher ihren Test in ein Spiel eingebettet. 1100 Fünf- bis Zwölfjährige aus den USA, Kanada, Jordanien, der Türkei, Südafrika und China nahmen an der Untersuchung teil. Bei dem Spiel ging es um die Frage, in welchem Ausmaß die Kinder dazu bereit waren, bunte Sticker mit einer anonymen Person aus ihrer eigenen Schule zu teilen. Ein erwartbares Resultat der Studie war, dass die Kinder mit steigendem Alter großzügiger wurden. Das wesentlich spannendere Ergebnis fanden die Wissenschafter jedoch in einer Korrelation zwischen altruistischen Wesensmerkmalen und religiösem Hintergrund: Je mehr Einfluss die Religion auf das Leben eines Kindes ausübte, umso weniger freigiebig zeigte es sich. Die großzügigsten Testpersonen kamen demnach aus atheistischen Familien. Interessant ist auch, wie die teilnehmenden Kinder unterschiedlicher Herkunft mit Verfehlungen und persönlichen Angriffen umgingen: Jene mit einem religiösen Hintergrund wünschten sich für das Fehlverhalten anderer Kinder tendenziell härtere Bestrafungen als solche, für die Religion keine große Rolle spielt. Decety sieht diese Ergebnisse in einer Linie mit vorangegangenen Studien, die einen direkten Zusammenhang zwischen Religiosität und geringerer Toleranz festgestellt haben. Eine Erklärung für dieses Phänomen haben die Psychologen auch parat: Möglicherweise spielt hier das sogenannte moral licensing eine Rolle. Bei diesem psychologischen Mechanismus machen sich Menschen, die sich ihrem persönlichen Urteil nach gut verhalten – im konkreten Fall heißt das, religiöse Regeln einzuhalten -, weniger Gedanken über die Konsequenzen, die ihr potenziell unmoralisches Verhalten nach sich ziehen könnte. Letztlich liefert die Studie gewichtige Argumente in der Frage, in welche Richtung die zunehmende Säkularisierung der westlichen Gesellschaft moralisches Handeln beeinflusst. Zumindest für Decety und seine Kollegen ist die Antwort klar: Ihrer Meinung nach wirkt sich gelebte Religion tendenziell eher negativ auf die Moral aus. International;Front-National-Gründer erzielt juristischen Sieg über Tochter, weil Richter seine Suspendierung aufheben. Nanterre – Im erbitterten Streit mit seiner Tochter Marine hat Front-National-Gründer Jean-Marie Le Pen einen juristischen Sieg errungen. Ein Gericht in Nanterre nahe Paris erklärte die Suspendierung der FN-Parteimitgliedschaft des 87-Jährigen wegen eines Formfehlers für nicht rechtens. Die von seiner Tochter durchgesetzte Strafmaßnahme wurde aufgehoben. Marine Le Pen hatte im April mit ihrem Vater gebrochen, nachdem dieser mit erneuten antisemitischen Provokationen für Aufregung gesorgt hatte. Im Mai setzte die FN-Spitze seine Parteimitgliedschaft aus, der Titel des FN-Ehrenpräsidenten soll ihm entzogen werden. Jean-Marie Le Pen hatte unter anderem und zum wiederholten Mal die NS-Gaskammern als Detail der Geschichte bezeichnet. Er torpedierte damit den Kurs seiner Tochter, die dem Front National mit einer Abkehr von seinen offen rassistischen und antisemitischen Parolen ein respektableres Ansehen verschaffen und so neue Wähler gewinnen möchte. Panorama;'Kairo ist für den Fahrdienst Uber ein rasant wachsender Markt. Manch alteingesessener Taxler trägt indirekt dazu bei. Marwa sträubt sich gegen eine gemeinsame Fahrt in Kairo spätabends mit einem weißen, also einem ganz gewöhnlichen Taxi. Tatsächlich wird daraus eine ungemütliche nächtliche Stadtrundfahrt. Der Chauffeur verheddert sich im Gewühl; ob bewusst oder unbewusst, bleibt offen. Das Resultat bei der Ankunft ist eine unerquickliche Diskussion über den Preis. Die junge Frau, die um diese Zeit eigentlich überhaupt nicht allein unterwegs sein sollte, fühlt sich bestärkt. Wann immer es geht, erspart sie sich solche nervenaufreibenden Erfahrungen. Inzwischen gibt es Alternativen. Um diese zu nutzen, braucht sie nur Internetempfang, den sie vorhin nicht hatte. Taxifahrten sind in der 20-Millionen-Metropole am Nil ein Muss. Das Netz der Metro ist löchrig, Busse sind oft hoffnungslos überfüllt oder in einem verlotterten Zustand und Parkplätze rar. Zehntausende Taxis, die durch die Straßen kurven, sind die Alternative. Dass der Kunde König sein sollte, hat sich bei den meisten Lenkern allerdings noch nicht herumgesprochen. Sie bestimmen, wen sie mitnehmen oder am Straßenrand stehen lassen – zum Beispiel, weil ihnen der Zielort nicht passt. An neuralgischen Punkten wie Flughäfen oder Bahnhöfen liegt die Chance, übers Ohr gehauen zu werden, bei nahezu 100 Prozent – und zwar für Einheimische und Ausländer gleichermaßen. Seit einem guten Jahr gibt es Abhilfe. Fast gleichzeitig sind Ende 2014 die amerikanische Firma Uber und Careem aus den Vereinigten Arabischen Emiraten mit ihren über das Smartphone anforderbaren Angeboten auf den Markt gekommen. Ihr Erfolg war durchschlagend. Für Uber ist Kairo das am schnellsten wachsende Geschäft weltweit. Inzwischen gibt es Uber auch in Alexandria. Begünstigt wurde die Entwicklung dadurch, dass viele Limousinen zur Verfügung standen, deren Besitzer wegen der Flaute im Tourismus auf diesen Zug aufsprangen. Für den Erfolg bei den Kunden sorgen nicht in erster Linie die Preise, die ungefähr vergleichbar mit jenen der alteingesessenen Taxis sind. Ausschlaggebend ist eine ganze Reihe anderer Faktoren, wie etwa Sauberkeit, Zuverlässigkeit Sicherheit, ein zuvorkommendes Benehmen und dass der Fahrer – der selbstverständlich auch nicht raucht – bekannt ist und die Route über GPS immer verfolgt werden kann. Für viele Frauen entscheidend ist die Tatsache, dass die Uber-Chauffeure eine spezielle Ausbildung zum Thema sexuelle Belästigung durchlaufen haben. Das Unternehmen hat sich zu diesem Zweck mit der Nichtregierungsorganisation Harassmap zusammengetan. Auch der Fahrpreis ist bei den über Apps bestellten Autos bekannt und fix und kann per Kreditkarte oder bar bezahlt werden, während viele Chauffeure der gewöhnlichen Taxis sich weigern, den seit einigen Jahren obligatorischen Zähler zu benutzen, und damit regelmäßig gehässige Auseinandersetzungen über den Tarif provozieren. Beschweren über solche Praktiken kann sich der Fahrgast nirgends. Seit drei Wochen protestieren Taxichauffeure in Kairo jeden Donnerstag gegen die ihrer Meinung nach unfaire Konkurrenz, die weniger für Lizenzen und Steuern zahlen müsse. Der Protest ist auf wenig Gegenliebe bei den Kunden gestoßen und war eher Gratiswerbung für die Konkurrenz. Wer Uber und Careem bisher nicht gekannt hatte, der kennt sie nach dem Aufschrei der Taxichauffeure und den vielen Berichten in den Zeitungen über ihren Service.' Wissenschaft;Im Herbst machen sich jedes Jahr tausende Zugvögel auf den Weg Richtung Süden. Auf der Ostsee wurden Vogelforscher nun Zeugen eines besonderen Schauspiels. Rügen – Ein sternenklarer Himmel und grenzenlose Stille, die höchstens von dem leisen Plätschern der Wellen, die gegen den Bug schlagen, unterbrochen wird. So könnte man sich eine ruhige Nacht auf einem vor Anker liegenden Schiff mitten auf der Ostsee vorstellen. Dass es auch ganz anders gehen kann, erlebten einige Ornithologen, die vor Kurzem auf einem Forschungsschiff vor der Ostseeinsel Rügen unterwegs waren, um Zählungen von Zugvögeln vorzunehmen. Der freischaffende Ornithologe Martin Grimm erzählt im Interview mit dem Wissenschaftsmagazin Geo.de, was sich genau zutrug. Am späten Abend des 18. Oktober waren wie aus dem Nichts Schwärme von tausenden Singvögeln über dem Schiff aufgetaucht. In der dunklen Nacht hatten die Lampen des Schiffes – den Seeregeln entsprechend müssen Schiffe nachts beleuchtet sein – die Zugvögel angelockt, die sich darauf zur Rast niederließen. Bei den Vögeln handelte es sich vorwiegend um erschöpfte Singvögel wie Rotkehlchen, Buch- und Bergfinken, Wintergoldhähnchen, Erlenzeisige oder Heckenbraunellen, die einen Zwischenstopp auf ihrer Reise Richtung Süden einlegten. Doch warum waren die Vögel überhaupt nachts unterwegs? Grimm zufolge waren die Tiere möglicherweise einige Tage durch Schlechtwetter aufgehalten worden und hatten nun den ersten ruhigen Abend zum Weiterflug genutzt. Außerdem würden viele nachts fliegen, weil sie so ihren Jägern aus dem Weg gehen können. Eine Strategie, die in diesem Fall gründlich schief gegangen ist: Im Gefolge der Singvögel befanden sich nämlich auch drei Sperber und eine Sumpfohreule. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Raubvögel, die selbst Zugvögel sind, einfach ihren Beutetieren in den Süden folgen, erklärt der Ornithologe. Was diesen Fall aber speziell macht: Normalerweise jagen die Sperber nur tagsüber, aber auf dem Schiff konnten sich die Raubvögel an den erschöpft zusammengekuschelten Vögeln wie an einer gedeckten Tafel bedienen. Den Forschern gelangen dabei einzigartige Aufnahmen, die hier zu bewundern sind: --> Geo.de: Singvogel-Überfall auf der Ostsee (rede, 31. 10. 2015) Inland;Steirer fordert Erneuerung der Partei noch vor dem Sommer – Ederer wiederholt Faymann-Kritik, will aber selbst nicht antreten. Sein oder Nichtsein: Keine geringere Frage stellt sich nach Meinung von Franz Voves für die SPÖ nach dem Debakel bei der Bundespräsidentenwahl. Die Krise der Sozialdemokraten sei existenziell, am entscheidenden Hebel sitze nicht Kanzler und Parteichef Werner Faymann, sondern der mächtige Wiener Bürgermeister, sagt der ehemalige steirische Landeshauptmann: Über Leben oder Tod der SPÖ entscheidet Michael Häupl mit seinen Freunden, und man scheint weiter auf Tod programmiert zu sein. Schon zu seiner aktiven Zeit habe er versucht, die Partei zu einer Öffnung und Modernisierung zu drängen, doch die Bundesspitze habe nicht reagiert, sagt Voves in der Kleinen Zeitung und fordert einen neuen Gründergeist statt falsch verstandene Parteidisziplin: Die SPÖ hat nur mehr eine Chance, wenn sie sich – noch vor dem Sommer – personell, strukturell und programmatisch erneuert. Die frühere SPÖ-Staatssekretärin Brigitte Ederer plädiert für einen Sonderparteitag noch vor dem Sommer. Auch der steirische SPÖ-Chef Michael Schickhofer liebäugelte am Mittwoch mit einem früheren Termin. Ederer trat im Ö1-Mittagsjournal für die Ablöse Faymanns ein, würde selbst aber nicht antreten: Ich bin eine alte Frau. Ein außerordentlicher Bundesparteitag müsste laut Parteistatut entweder vom SPÖ-Vorstand oder von fünf Landesparteien einberufen werden. Faymann hat ein Vorziehen nach der Präsidiumssitzung am Montag ausgeschlossen und betont, der Parteitag werde im Herbst stattfinden. Ederer dazu: Ich bin persönlich der Meinung, dass die Diskussion jetzt so weit fortgeschritten ist, dass man relativ rasch eine Klärung der Frage der Führungsposition der Sozialdemokratie finden sollte. International;Die Slowakei übernimmt am 1. Juli die EU-Präsidentschaft, Premier Robert Fico fürchtet, dass Migranten "den Charakter unseres Landes ändern". Bratislava – Kurz vor der Übernahme der EU-Präsidentschaft durch die Slowakei hat Premier Robert Fico mit einer Äußerung über den Islam für Aufsehen gesorgt. Auch wenn das komisch klinge, der Islam hat keinen Platz in der Slowakei, zitierte die Nachrichtenagentur TASR Fico am Mittwochabend. Das Problem sei nicht so sehr, dass Migranten kommen, sondern dass Migranten den Charakter unseres Landes ändern, erklärte der Premierminister demnach weiter. Wir wollen den Charakter dieses Landes nicht ändern ... Lasst uns ehrlich gegenüber uns selbst sein und sagen, dass das so nicht in der Slowakei passieren darf. Die Slowakei, die zu den größten Kritikern der Umverteilung von Flüchtlingen innerhalb Europas gehört und bisher kaum Schutzsuchende aufgenommen hat, übernimmt ab 1. Juli die rotierende Ratspräsidentschaft der EU von den Niederlanden. Viele befürchten, dass dies zu Rückschritten bei der ohnehin schon mehr als schleppend laufenden Flüchtlingsumverteilung führen könnte. Fico bezog sich gegenüber TASR auch explizit auf die Situation in Österreich. Wenn die Slowakei eine ähnliche Position eingenommen und ebenfalls so großzügig Schutzsuchende aufgenommen hätte, wäre sie heute in einer ähnlichen Lage wie das Nachbarland, sagte er, ohne den Wahlerfolg der FPÖ direkt zu erwähnen. Wenn das allein nicht als gutes Praxisbeispiel reicht, gibt es auch noch die Entwicklungen in Deutschland, wo radikale Parteien an Unterstützung gewinnen, fügte Fico hinzu. Wirtschaft;Bis zu 4,7 Milliarden Euro werden in Österreich Jahr für Jahr in Subventionen gesteckt, die negative Auswirkungen auf die Umwelt haben. Wien – In Österreich wird viel Geld ausgegeben für Förderungen – oft mit unbeabsichtigten, nichtsdestotrotz aber nachteiligen Auswirkungen auf die Umwelt. Erstmals hat das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) im Auftrag des Klima- und Energiefonds (Klien) die Summen erhoben, und die sind selbst für die Verfasser der Studie überraschend hoch. Auf bis zu 4,7 Milliarden Euro summieren sich die in Österreich pro Jahr vergebenen Förderungen, die kontraproduktiv zur Erreichung der Klimaziele sind. Es gibt einen großen Hebel, wo man ansetzen kann, sagte Wifo-Chef Karl Aiginger am Mittwoch. Genauer unter die Lupe genommen haben die Verfasserinnen der Studie, Daniela Kletzan-Slamanig und Angela Köppl, die Bereiche Mobilität, Energie sowie Wohnen. Etwa die Hälfte der umweltschädlichen Subventionen entfällt demnach auf den Verkehrssektor, gefolgt vom Bereich Energie (gut ein Drittel). Etwa 14 Prozent der kontraproduktiven Subventionen sind dem Bereich Wohnen zuordenbar. Der Analysezeitraum umfasste die Jahre 2010 bis 2013. Den größten Hebel, der noch dazu im nationalen Alleingang umgelegt werden könnte, ist die Darüber hinaus gibt es noch eine Reihe anderer Förderungen, wo Österreich allein nichts ausrichten kann – beispielsweise bei der Mineralölsteuer-Befreiung von Kerosin. Immerhin knapp zwei Drittel der für die Umwelt kontraproduktiven Förderungen (2,3 bis 2,9 Milliarden Euro) seien aber national änderbar. Das sollte in einer neuen Klima- und Energiestrategie sowie bei einer ökologischen Steuerreform mitbedacht werden, sagte der Geschäftsführer des Klimafonds, Ingmar Höbarth. Inland;Aber Klage über Dokumentationspflichten. Wien – Die Verkürzung der Spitalsärzte-Arbeitszeit auf 48 Stunden pro Woche kommt bei den Betroffenen gut an. Die Zufriedenheit mit dem Einkommen, dem Ausmaß der Arbeitszeit und der Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist seit 2013 gestiegen, geht aus einer IFES-Untersuchung im Auftrag der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK) hervor. Problematisch werden der Zeitdruck und Administrationsarbeiten gesehen. Die Arbeitszeitreduktion hat positive Auswirkungen, resümierte IFES-Projektleiter Georg Michenthaler am Mittwoch in einer Pressekonferenz. Auch die Belastung durch Überstunden und lange Dienste und das wahrgenommene Mobbing durch Vorgesetzte und Kollegen ist bei den im März und April befragten 1.773 Ärzten gesunken. 60 Prozent erklärten, dass sie keinen Einkommensverlust in Kauf nehmen mussten. Anders als bei der letzten Umfrage 2013 meinten nun 57 Prozent, dass sie mit ihrem Einkommen zufrieden oder sehr zufrieden sind. 2013 lag dieser Wert noch bei 44 Prozent. Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit betrug nun 48 Stunden (2013: 54, 2006: 59), die höchste Stundenzahl im letzten Halbjahr 62 Stunden (2013: 68, 2006: 75). Die Wunscharbeitszeit pro Woche lag aber noch niedriger, nämlich bei 41 Stunden. 83 Prozent begrüßten die nunmehrige Beschränkung der Dienstzeit auf maximal 25 Stunden, und nur 33 Prozent haben von der Opt-out-Möglichkeit für eine längere Wochenarbeitszeit Gebrauch gemacht. Insgesamt wird die Arbeit im Krankenhaus positiv bewertet (26 Prozent angenehmer, 50 Prozent unverändert). Schlecht wird aufgenommen, dass immer mehr medizinische Leistungen durch die Spitalsärzte in den Krankenhausambulanzen erbracht werden (35 Prozent grundsätzlich ablehnend, 60 Prozent mit Akzeptanz nur mit höheren Personalstand). Für die Medizin können die Ärzte nur 58 Prozent ihrer Zeit einsetzen, der Rest fließt nach wie vor in die Administration. Aus Kammersicht ist Letzteres, aber auch Personalmangel und die Arbeitsverdichtung durch die kürzere Arbeitszeit das große Problem. Vor allem in den Ambulanzen werde der Leidensdruck der Ärzte immer größer, sagte Vizepräsident Harald Mayer. Für die Patienten sei der Weg dorthin offen, und sie kämen auch, weil im niedergelassenen Bereich Limitierungen und Deckelungen vorherrschten. Außerdem gehe die Elektronische Gesundheitsakte ELGA leise in Richtung Katastrophe. Man brauche qualitativ hochwertige und verwendbare Daten, bekomme stattdessen aber Datenmüll, so Mayer. (APA, 27.4.2016) Etat;Das Format der unmoderierten Konfrontation war am Scheitern nicht schuld. Man muss nur Leute einladen, die miteinander reden wollen. Flugbegleiterinnen müssen auch bei Turbulenzen die Nerven behalten, freundlich und höflich sein. Fast wie Bundespräsidenten. Stellen Sie sich folgende Szene vor. Flugbegleiterin: Möchten Sie Tee oder Kaffee? Ein Fluggast, nennen wir ihn Herrn H.: Sie haben aber schöne blaue Augen. Flugbegleiterin: Danke … möchten Sie Tee oder Kaffee? H.: Aber so schöne blaue Augen! Flugbegleiterin: Könnten Sie mir sagen, ob Sie Tee oder Kaffee wollen, die anderen Passagiere warten. H.: Ah, jetzt funkeln sie aber ganz böse, die blauen Augen: Flugbegleiterin: Sie wollen meine Frage nicht beantworten, gut, dann nicht. Sie schiebt ihren Getränkewagen genervt weiter. Szenenwechsel: Im ATV-Studio hat man am Sonntag einen Raum wohltuend karg gestaltet: Vor einem weißen Vorhang bloß ein dunkler Tisch mit zwei Stühlen, wo die Präsidentschaftskandidaten Norbert Hofer und Alexander Van der Bellen ohne Moderation miteinander reden sollten. Kein Wettkochen, kein Hymnenraten. Reden. Wäre der Tisch noch rund und nicht eckig gewesen, die Ähnlichkeit mit dem Raum, in dem 1975 Bruno Kreisky und Josef Taus aufeinandertrafen, wäre noch größer gewesen. Doch damals wurde – durchaus auch heftig – inhaltlich gestritten. NLP (Neurolinguistisches Programmieren) war da noch in den Kinderschuhen weit weg in Kalifornien. Zwischen Van der Bellen und Hofer gab es kein Gespräch, das diese Bezeichnung verdient. Hier saß ein programmierter Hofer, der Fragen auswich und mit Gegenfragen, Spott und Angriffen, die nichts mit den Themen zu tun hatten, konterte. Das oft zitierte freundliche Gesicht der FPÖ offenbarte sich als das grinsende Gesicht der FPÖ. Und Van der Bellen? Er schmiss nach 20 Minuten die Nerven, war seinem Gegenüber nicht gewachsen, konnte seinen metaphorischen Getränkewagen aber auch nicht einfach aus dem Studio schieben. So nahm er am wechselseitigen Beflegeln teil. Der Erkenntnisgewinn für die Zusehenden auf der Sachebene: null. Das Format, das ATV nach 41 Jahren wieder ausprobieren wollte, war am Scheitern nicht schuld. Es hat sich auch in anderen Ländern durchaus bewährt. Man muss nur Leute einladen, die wirklich miteinander reden wollen. Wirtschaft;'Chinesischer Online-Händler verzeichnet Milliardeneinnahmen. Peking – Der in China gefeierte Tag des Singles hat dem Online-Händler Alibaba erneut Rekordeinnahmen beschert. Schon in den ersten zwölf Stunden des 11. November gaben Kunden umgerechnet 8,35 Milliarden Euro auf der zu Alibaba gehörenden Handelsplattform Tmall aus, wie der Online-Riese am Mittwoch mitteilte. Die Verkaufszahlen von 2015 haben das Ergebnis des vergangenen Jahres schon nach der Hälfte der Zeit in den Schatten gestellt, teilte Alibaba mit. Firmenchef Daniel Zhang hatte schon zuvor erklärt, die ganze Welt werde am 11. November die Macht der chinesischen Konsumkraft erleben. Die vielen chinesischen Singles griffen bei ihrer Einkaufstour im Netz auch zu Produkten für Babys. Der australische Hersteller Bellamys Organic musste sich deshalb bei seinen heimischen Kundinnen entschuldigen, weil diese keine Bio-Säuglingsmilch mehr in den Regalen fanden. Die starke Nachfrage aus China habe das Unternehmen vollkommen überrascht, erklärte die Firma. Der Tag des Singles war 2009 von Chinas Online-Händlern als Gegenstück zum Valentinstag ins Leben gerufen worden; er liegt wegen der vier Einsen in Folge auf dem 11.11. Mit Sonderangeboten sollen die vielen Unverheirateten des Landes über ihre Einsamkeit hinweggetröstet werden. Der Tag des Singles ist der umsatzstärkste Tag in Chinas Online-Handel.' Kultur;Australier arbeitete unter anderem für die Bee Gees und Eric Clapton. Sydney – Der in Australien geborene Musikproduzent Robert Stigwood ist im Alter von 81 Jahren gestorben. Stigwood arbeitete unter anderem als Manager für die Bee Gees und mit Eric Clapton zusammen, produzierte aber auch Musicals. Die Nachricht von seinem Tod wurde von Spencer Gibb, dem Sohn von Bee-Gees-Mitglied Robin Gibb, am Dienstag auf Facebook veröffentlicht. I would like to share the sad news with you all, that my godfather, and the longtime manager of my family, Robert... Stigwood machte sich mit Bühnenhits wie Hair und Jesus Christ Superstar einen Namen, produzierte die filmische Umsetzung der Rockoper Tommy von The Who und den Tanzfilm Saturday Night Fever mit John Travolta. Andrew Lloyd Webber, mit dem Stigwood mehrfach zusammenarbeitete, erwies seinem Kollegen auf Twitter die Ehre: Lebe wohl, geliebter Robert, der große Showman, der mir so viel beigebracht hat. Farewell beloved Robert, the great showman who taught me so much. With love, ALW. Panorama;'Wenn in Wien das Fahrrad weg ist, muss das nicht unbedingt ein Diebstahl sein. Gut möglich auch, dass Gemeindebedienstete das Rad weggeflext und auf einen Abschleppplatz verfrachtet haben. Abgeholt werden die Räder nur selten – falls doch, wird es teuer. Essen!, hallt es blechern aus den Lautsprechern am kommunalen Abschleppplatz im Wiener Südosten. Es ist noch eine Weile bis Mittag. Hier am Ende von Simmering, wo sich die Ostautobahn zwischen Einfamilienhäusern, Gemüseplantagen und Industriehallen ihren Weg bahnt, werden nicht nur verkehrsbehindernd geparkte und abgeschleppte Autos verwahrt, sondern auch mehrere hundert Fahrräder. Meist sind es ramponierte und verrostete Gestelle, denen die Luft im Reifen fehlt oder gleich der ganze Laufradsatz. Solche Wracks aus dem Stadtbild zu entfernen ist Teil des Auftrags der MA 48, der Wiener Magistratsabteilung für Abfallwirtschaft. Wenn sie an unbefugter Stelle angekettet werden, rücken aber auch völlig intakte Räder ins Visier der Abschleppgruppe. Der Trupp bringt die Einspurigen nach Simmering, und wer sein Rad von dort zurückhaben will, muss unter Umständen tief in die Tasche greifen. Diese Erfahrung machte auch Ralph Fiala (Name von der Redaktion geändert). Ende März kettete ich mein Fahrrad wie so oft mangels anderer Möglichkeiten am Geländer der U-Bahn-Station Schottenring an, berichtet Fiala. Bei meiner Rückkehr war das Rad unauffindbar. Er ging von Diebstahl aus, kaufte sich ein neues Rad und hoffte, es würde nicht noch einmal an derselben Stelle gestohlen. Ein Passant, der ihn zufällig beim Absperren beobachtete, erzählte von Gemeindebediensteten, ihrem Werkzeug, der Akkuflex, und ihrem Ziel, dem Abschleppplatz in der Simmeringer Haide. Also erkundigte sich Fiala bei den Wiener Linien, die ihn an die MA 48 verwiesen. Dort konnte man ihm den Aufenthaltsort seines alten Rades prompt bestätigen. Um es auszulösen, müsse er nur die Rechnung von 234 Euro begleichen. 60 Euro betrug der Abtransport, dazu kamen die Verwahrungskosten für 29 Tage zu einem Satz von sechs Euro pro Tag. Unwissenheit schützt vor Strafe nicht, sagt in diesem Fall der sogenannte Volksmund gern. Schließlich hatte Fiala gegen die Straßenverkehrsordnung verstoßen. Paragraf 68, Verhalten der Radfahrer, verbietet das Anketten von Fahrrädern an verfügbaren Stellen auf öffentlichen Gehsteigen zwar nicht grundsätzlich; für Fußgänger müssen bloß zweieinhalb Meter bleiben, und die Räder dürfen nicht verkehrsbehindernd abgestellt werden. Absatz vier macht davon aber eine wesentliche Ausnahme: Dies gilt nicht im Haltestellenbereich öffentlicher Verkehrsmittel, außer wenn dort Fahrradständer aufgestellt sind. Die Räder werden laut den Wiener Linien dann entfernt, wenn sie den reibungslosen Betrieb behindern, also den Zugang zum Fahrzeug für Menschen mit Kinderwägen und Rollstühlen erschweren, oder auch aus Sicherheitsgründen. Angekettete Fahrräder bei U-Bahn-Stationen sind Barrieren auf Fluchtwegen und verstellen das taktile Leitsystem für sehbehinderte Menschen, sagt Michael Unger, ein Sprecher des Verkehrsunternehmens. Rund hundert gefährdend oder verkehrsbehindernd abgestellte Fahrräder werden jedes Jahr in Wien entfernt. Das ist aber nur ein kleiner Teil der insgesamt fast tausend Räder, die jährlich am Verwahrplatz in der Jedletzbergerstraße landen. Die meisten fristeten davor marod und mutmaßlich aufgegeben ihr Dasein in der Stadt und blockierten womöglich nützliche Radständer. Wenn Straßenreiniger, Polizei, Parkraumbewirtschafter oder ambitionierte Bürger ein unter Wrackverdacht stehendes Fahrrad melden, obliegt den Mitarbeitern der Abschleppgruppe die behördliche Einschätzung, ob das Vehikel noch in Betrieb stehen könnte. Bei einem negativen Urteil bringen sie zunächst eine Infoschleife am Rahmen an. In schwarzer Schrift auf weißem Band wird der Besitzer gewarnt, dass das Rad bei der nächsten Tour mitgenommen wird. Meist vergehen vier Wochen, ehe ein Rad offiziell zur Hinterlassenschaft erklärt und in wenigen Sekunden funkensprühend abgeflext wird. Er sei schon öfter für einen Fahrraddieb gehalten und angesprochen worden, erzählt ein Mitarbeiter des Trupps und grinst. Wer diese Frist versäumt, kann sein Glück noch zwei Monate lang am Abschleppplatz versuchen. Der Besitzer muss glaubhaft machen, dass das Rad wirklich ihm gehört. Eine Rechnung mit Rahmennummer hilft uns natürlich, oder auch eine möglichst genaue Beschreibung von Marke, Type und Farbe. Im Prinzip genügt aber auch ein Foto vom Besitzer mit dem Rad, sagt Christian Jurkovits, der Leiter der Abschleppgruppe. Von sich aus Kontakt zu den Besitzern herzustellen scheitert meist an den Rückverfolgungsmöglichkeiten. Eine Kennzeichenpflicht gibt es nicht, und ein System zum GPS-Tracking installieren die wenigsten Eigentümer, erklärt Jurkovits. Vielen geht es wohl wie Ralph Fiala: Sie wissen gar nicht, dass hinter dem Verschwinden ihres Fahrrads kein ordinärer Diebstahl steckt. Das erklärt auch, warum im vergangenen Jahr nicht einmal 40 Räder vor Ablauf der Zweimonatsfrist und nach Bezahlung der Abschlepp- und Verwahrkosten zum ursprünglichen Besitzer zurückfanden. Über das Schicksal aller anderen in Simmering gebunkerten Drahtesel entscheiden schließlich die fachkundigen Augen von Jurkovits’ Mitarbeitern. So wurden im Vorjahr etwa 270 Fahrradleichen stofflich verwertet, also zur Beute der Schrottpresse. Knapp 500 Räder wurden im sogenannten 48er-Basar in Wien-Donaustadt verkauft. Das ist ein städtischer Second-Hand-Laden, der auch mit nicht abgeholten Fundsachen und weggeworfenen, aber noch brauchbaren Gegenständen handelt. Zwischen zehn und 50 Euro bringt ein solches Fahrrad durchschnittlich ein, rechnet MA-48-Sprecherin Ulrike Volk vor. Rund 170 weitere Räder wurden im Rahmen sozialer Projekte überholt und kostenlos karitativen Einrichtungen überlassen. Von jenen, die ihre Räder auslösten, kassierte der Magistrat im vergangenen Jahr etwa 2500 Euro. Seit drei Jahren liegt dieser Betrag höher als im Jahr davor. Denn mit 1. Jänner 2012 erhöhte die Landesregierung per Verordnung den Tarif für die Entfernung eines Rades von 48 auf aktuell 60 Euro, jenen für die tägliche Verwahrung von zwei auf sechs Euro. Die Erhöhung sei nötig geworden, um einen wichtigen Schritt in Richtung Kostendeckung zu erzielen, heißt es dazu in einem Leistungsbericht 2011 der MA 48. Dass der Verwahrtarif für Räder gleich verdreifacht wurde, geht auf eine Empfehlung der Kostenrechnung zurück, sagt Volk. Dass nun der Betrag gegenüber dem Tarif für abgeschleppte Kraftfahrzeuge auf den ersten Blick unverhältnismäßig erscheint, räumt Jurkovits ein. Denn obwohl es ein Vielfaches an Raum beansprucht, kostet die Lagerung eines Pkws, Anhängers oder mehrspurigen Motorrades mit neun Euro pro Tag nur drei Euro mehr als die eines schlanken Fahrrads. Aber man darf nicht nur die belegte Fläche berechnen. Die Kosten für Personal, Strom und die ganze Infrastruktur muss ja unabhängig davon gedeckt werden, sagt Jurkovits. Glauben Sie mir, die Stadt sauber zu halten, das ist alles andere als ein Geschäft.' Wissenschaft;Vor allem junge Menschen gelten als gefährdet, an Essstörungen zu erkranken. Doch auch alte Menschen sind davor nicht gefeit, sagt die Psychologin Karin Waldherr.. Wr. Neustadt - Gefangen zwischen der Gewichtsphobie und dem großen Hunger, zwischen einem immensen Genussbedürfnis und einem starken Körperbewusstsein: Die Magersucht (Anorexia nervosa) und die Essbrechsucht (Bulimia nervosa) gelten gemeinhin als Krankheit junger Menschen, vor allem von jungen Frauen. Es ist noch nicht so lange her, dass eine 35-Jährige mit Essstörung als eine spät Betroffene angesehen wurde, sagt die Klinische Psychologin Karin Waldherr. Doch diese Betrachtungsweise greife zu kurz: Essstörungen treten auch noch im hohen Alter auf. Das Problem sei lange unterschätzt worden, meint die Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Essstörungen. Noch ist es schwierig, den Grad der Betroffenheit im hohen Alter und entsprechende Trends zu erfassen. Dazu mangelt es an Studien, die Personen von 65 Jahren plus berücksichtigt haben. Eine von wenigen Ausnahmen: Eine nicht repräsentative Untersuchung der Medizinischen Universität Innsbruck hat 2006 gezeigt, dass 3,8 Prozent der befragten 60- bis 70-jährigen Frauen (475 Befragte) laut eigenen Angaben an einer Essstörung litten. Waldherr verweist zudem auf Berichte aus der Praxis: Die auf Essstörungen spezialisierten Einrichtungen beobachten, dass heute auch häufiger ältere Menschen mit Essstörungen ihre Hilfe aufsuchen. Seit ihrer Diplomarbeit beschäftigt sich Karin Waldherr mit dem Thema Essstörungen, zuletzt als Forscherin am Wiener Ludwig-Boltzmann-Institut Health Promotion Research. Als Leiterin des neuen Studiengangs Aging Services Management an der Ferdinand-Porsche-Fern-FH, eine Tochter der Fachhochschule Wiener Neustadt, befasst sich die Psychologin nun mit der Lebensqualität im Alter. Wenn Essstörungen im hohen Alter auftreten, glauben die Betroffenen oft, es handle sich um ein neues Phänomen, sagt Waldherr. Doch im Gespräch mit den Erkrankten sieht man häufig, dass es bereits früher einmal ein Problem gegeben hat. Die Betroffenen hätten sich zumindest schon intensiv mit Diäten oder Figurproblemen beschäftigt. Eine Epidemie der Unsicherheit haben vor einigen Jahren britische Experten in einem Zeitungsbericht bei den über 70-Jährigen ihres Landes diagnostiziert. Eine wachsende Anzahl leide an einem geringen Selbstbewusstsein und Ängsten in Bezug auf ihr Altern und Aussehen. Ein Psychiater vom Priory Hospital in Glasgow berichtete in diesem Zusammenhang von einem alarmierenden Anstieg von Essstörungen bei älteren Patienten. Dabei tritt laut Waldherr die sogenannte Binge-Eating-Störung im Erwachsenenalter häufig auf - also Essanfälle ohne Erbrechen. Den ersten Fall beschrieb der US-amerikanische Psychiater A. J. Stunkard bereits 1959. Der krankhafte Verzehr von Tausenden von Kalorien steht nicht selten im Zusammenhang mit Übergewicht oder Adipositas. Lange ging das Binge-Eating im großen Pool der nicht näher bezeichneten Essstörungen unter. Seit 2013 wird es offiziell als Essstörung im US-amerikanischen Psychiatrie-Handbuch DSM 5 geführt. Das Auffällige daran: Binge-Eating betrifft Frauen und Männer gleichermaßen. Vor allem die Bulimie und das Binge-Eating sind extrem schambesetzt. Die Essanfälle passieren im Geheimen. Da sind auch die gesellschaftlichen Diskussionen wenig hilfreich, dass wir einen falschen Lebensstil führen, weniger essen müssen, uns mehr bewegen müssen. Natürlich ist ein gesunder Lebensstil wichtig - aber man darf nicht übersehen, dass der Grund für Übergewicht eine Essstörung sein kann, sagt Waldherr. Die suggerierte Eigenverantwortung treibe die Betroffenen noch tiefer in den Teufelskreis. Das gestörte Verhältnis zum Essen hat viele Ursachen. Zu psychischen Problemen und Veranlagung gesellen sich, so Waldherr, auch gesellschaftliche Faktoren: der allgemein suggerierte Schlankheitsdruck und der Diätenwahn als Nährboden für Essstörungen. Auch traumatische Erlebnisse wie sexueller Missbrauch sind bekannte Risikofaktoren. Essstörungen verlaufen oft chronisch. Sie gehen mit schwerwiegenden körperlichen Folgeerkrankungen einher. Gerade im Alter sind Folgen wie die Knochenerkrankung Osteoporose fatal im Hinblick auf Lebensqualität, sagt Waldherr. Doch insbesondere bei älteren Patienten würden Ärzte bei bestimmten Symptomen - zum Beispiel der starken Gewichtsabnahme oder -zunahme - eher selten eine Essstörung als mögliche Ursache in Betracht ziehen. Langsam wächst das Bewusstsein, dass Essstörungen auch im hohen Alter ein Problem sein können, so die Psychologin. Doch es brauche verstärkte Informationsmaßnahmen für das Pflegepersonal und die Ärzte, die damit konfrontiert sind - sowie weitere Forschung in diesem Bereich. Wissenschaft;Forscher untersuchten die Kampfentscheidungen von 81 Männchen der Spezies Servaea incana, indem sie ihnen Videos unterschiedlich großer Artgenossen zeigten. Springspinnen haben ihren Namen nicht von ungefähr. Diese Spinnenfamilie (Salticidae) zeichnet sich durch eine enorme Sprungfähigkeit aus, die sie – kombiniert mit einer Reihe weiterer Fähigkeiten – zu äußerst erfolgreichen Jägern macht. Sie lauern am Boden oder an Wänden ihrer Beute auf, die sie dank ihres exzellenten Seh- und Geruchssinns wahrnehmen, und springen diese blitzschnell an. Doch nicht nur Beutetiere kann es treffen: Begegnen sich zwei paarungswillige Männchen einer Spezies, kommt es manchmal zu Kämpfen, die durchaus tödlich enden können. Mitunter zieht sich aber ein Kontrahent auch zurück, noch ehe es zum physischen Kontakt mit dem Gegner kommt. Forscher der Macquarie University in Sydney untersuchten nun in einem Experiment, nach welcher Strategie die Männchen der Spezies Servaea incana bei ihren Kampfentscheidungen vorgehen. Erwachsene Männchen dieser Art variieren deutlich in ihrer Größe. Um herauszufinden, ob und inwiefern die Körpergröße des Gegners die Entscheidung für oder gegen einen Kampf beeinflusst, spielten die Biologen um Rowan McGinley 81 Spinnenmännchen manipulierte Videos vor. Zu sehen bekamen sie virtuelle Kontrahenten in vier unterschiedlichen Größen – von sehr klein bis sehr groß. Es zeigte sich, dass die Vorgangsweise sowohl von der eigenen Körpergröße als auch von der des Gegners abhing: Je größer die gezeigte Spinne war, desto weniger Testmännchen griffen an. Je größer die Testspinne selbst war, desto eher attackierte sie aber sämtliche virtuellen Konkurrenten, selbst wenn diese größer waren. War die Videospinne aber deutlich kleiner als die Testspinne selbst, zeigte diese kaum Interesse an einem Kampf. Springspinnen seien also offenbar in der Lage, Artgenossen in Relation zur eigenen Größe zu bewerten, schreiben die Forscher in Behavioral Ecology and Sociobiology. Wie das Ganze aussieht, sehen Sie in diesen kurzen Videos: --> Behavioral Ecology and Sociobiology: Video playback experiments support a role for visual assessment of opponent size in male-male contests of Servaea incana jumping spiders (red, 24.4.2016) Sport;'Norwegischer Doppelsieg in Abfahrt von Beaver Creek – Hannes Reichelt als bester ÖSV-Läufer Vierter. Beaver Creek – Aksel Lund Svindal hat souverän auch die Abfahrt in Beaver Creek und damit wie im Vorjahr sein Landsmann Kjetil Jansrud die ersten drei Speed-Rennen der Saison gewonnen. Der Doppelsieger von Lake Louise setzte sich am Freitag 0,30 Sekunden vor Jansrud und 0,70 vor Guillermo Fayed (FRA) durch. Hannes Reichelt verhinderte als Vierter eine schwere ÖSV-Niederlage. Denn außer dem Salzburger kam kein weiterer Österreicher in die Top-Zwölf. Otmar Striedinger wurde vor Vincent Kriechmayr 13. und zweitbester Österreicher. Das war dennoch bemerkenswert, weil der Kärntner Rossignol-Fahrer nach seinem erzwungenen Skimarkenwechsel noch um den Anschluss kämpft. Startschwierigkeiten von Mayer Olympiasieger Matthias Mayer rutschte schon ganz oben auf einer Eisplatte aus und kam hinter Georg Streitberger (17.) über Platz 21 nicht hinaus. Routinier Klaus Kröll vergab eine bessere Platzierung als 28 mit einem kapitalen Einparker vor dem Steilhang und Wildsau Max Franz fiel wie Patrick Schweiger aus. Reichelt, der in Beaver Creek schon insgesamt vier Mal den Super-G aber noch nie die Abfahrt gewonnen hat, zog eine geteilte Bilanz. Einerseits verzeichnete er als Vierter sein bestes Abfahrts-Ergebnis auf der Birds of Prey – sein zweiter Platz 2013 hinter Svindal war auf einer mit dem Damenkurs gemischten Strecke geschehen – , andererseits vergab er einen möglichen Podestplatz schon am Start. Der war miserabel, ärgerte sich der 35-jährige Routinier darüber, dass er bei den ersten Anschüben und Schlittschuhschritten gepatzt hatte. Zudem war es oben etwas windig. Nach 30 Fahrsekunden hatte ich jedenfalls schon 80 Prozent meines späteren Rückstandes. Der Fehler beim Start, das war der dritte Platz, war Reichelt sauer darüber, dass er einen Podestplatz um acht Hundertstel verpasst hatte. Letzter ÖSV-Abfahrtssieger auf der Raubvogelpiste bleibt damit Michael Walchhofer 2007. Reichelt bricht eine Lanze Platz vier sei aber nicht nur für ihn selbst, sondern für die ganze Mannschaft wichtig, gab sich der Radstädter letztlich aber doch versöhnlich. Sie fahren alle besser, als es heute auf dem Papier aussieht, brach Reichelt eine Lanze für seine doch deutlich geschlagenen Teamkollegen. Vor Svindal könne man sich nur verbeugen, sagte Reichelt. Er hat aber auch einen richtigen Traumlauf erwischt heute, hofft auch Reichelt, dass er und seine Kollegen spätestens bei der Rückkehr nach Europa wieder näher an den Norwegern dran sein könnten. Die bemerkenswerte Wiederholung der Vorjahresereignisse dürfe sich nun gerne fortsetzen, so Reichelt. 2014 hatte er mit seinem Sieg im Super-G von Beaver Creek die damalige Sieges-Serie von Jansrud beendet. Zudem setzt ÖSV-Coach Florian Winkler auch diesmal. 28. Sieg von Svindal Auf Winklers Kurs war Reichelt vor zehn Monaten hier Super-G-Weltmeister geworden. Um endlich den ersten ÖSV-Saisonsieg zu holen, sei deshalb ausgemacht, dass er so setzt wie bei der WM, scherzte Reichelt. Svindal sei aber in einer unglaublichen Form, so Reichelt. Der wird sicher einiges dagegen haben, dass ich morgen noch einmal alles wiederhole. Der 28. Weltcupsieg von Svindal, sein zehnter in der Abfahrt, nahm seinen Ausgangspunkt schon ganz oben im langen und welligen Gleitteil. Da habe ich total viel Speed mitgenommen, gestand der Norweger, der in der vergangenen Saison verletzungsbedingt nur bei der WM gestartet war und nach drei Siegen in bisher vier Saisonrennen natürlich auch im Weltcup klar voran liegt. Eine Mutfrage Es hat schon ein bisschen Mut gekostet, richtig Gas zu geben. Ich wusste, es wird heute total schwierig, meinte Svindal weiters, gestand aber auch: In der Abfahrt läuft es momentan sehr, sehr gut. Auch für ihn sei Jansrud nach den zwei Trainingsbestzeiten der Favorit gewesen. Er ist sicher nicht so zufrieden, wie ich es bin, sagte Svindal über seinen Marken- und Teamkollegen. Beide fahren auf Head, Jansrud hat sogar erste Skiwahl. Jansrud blieb wie immer sportlich fair. Es ist schon okay, nach Lake Louise wieder am Stockerl zu sein. Ich glaube, ich bin heute gleich gut gefahren wie im Training. Aber Aksel ist unglaublich gefahren. (APA; 4.12.2015) Herren mit den meisten Weltcup-Siegen: 1. Ingemar Stenmark (SWE) 862. Hermann Maier (AUT) 543. Alberto Tomba (ITA) 504. Marc Girardelli (LUX) 465. Pirmin Zurbriggen (SUI) 406. Benjamin Raich (AUT) 367. Bode Miller (USA) 338. Marcel Hirscher (AUT) 319. Stephan Eberharter (AUT) 29 10. Aksel Lund Svindal (NOR) 28' Kultur;Grund sind Aussagen des Sängers. Paris – Die Rockband Eagles Of Death Metal, die am Tag der Terroranschläge von Paris im Bataclan spielte, als 89 Leute getötet wurden, ist vom Programm zweier französischer Festivals gestrichen worden. Wie unter anderem das britische Musikmagazin NME berichtete, sind die Aussagen von Sänger Jesse Hughes über Muslime und Terrorismus der Grund. Die EODM wurden demnach von den Festivals Caberet Vert und Rock en Seine ausgeladen. Hughes hatte in einem Interview den strikten französischen Waffengesetzen eine Mitschuld an den Terroranschläge gegeben, in einem anderen verdächtigte er die Sicherheitskräfte im Bataclan der Mitwisserschaft. In einem Gespräch mit einem Blogger stichelte er gegen Muslime. Wissenschaft;Zuletzt war die Uni Wien 2011 im "Times Higher Education World Reputation Ranking" vertreten. Wien – Bereits zum fünften Mal in Folge findet sich keine österreichische Hochschule unter den 100 angesehensten Universitäten des Times Higher Education World Reputation Ranking. Zuletzt war die Uni Wien 2011 in den Top 100 vertreten. Auf den ersten drei Plätzen liegen die US-Unis Harvard, Massachusetts Institute of Technology (MIT) und Stanford. Die Wertung basiert auf Antworten von mehr als 10.000 erfahrenen Wissenschaftern aus 133 Staaten, die in ihrem Forschungsfeld die besten Universitäten in den Bereichen Forschung und Lehre angeben sollten. Gemessen wird damit also das Prestige in der akademischen Welt. Die zehn angesehensten Hochschulen finden sich laut Ranking ausschließlich im angloamerikanischen Raum. Hinter Harvard, MIT und Stanford platzierten sich die britischen Unis Cambridge und Oxford, gefolgt von Berkeley, Princeton, Yale, der Columbia University sowie dem California Institute of Technology (alle USA). Beste Uni außerhalb der USA und Großbritanniens in der Rangliste ist unverändert die Universität Tokio (Japan) auf Platz zwölf. Die angesehenste kontinentaleuropäische Uni ist die Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) Zürich auf Platz 19 (2015: 15), die heuer allerdings von der bestplatzierten chinesischen Hochschule überholt wurde: Die Universität Tsinghua verbesserte sich von Rang 26 auf 18 und zählt damit wie die Universität Peking auf Platz 21 (2015: 32) zu den Aufsteigern des Jahres. Zum Vergleich: Deutschland steigerte seine Zahl der Unis in den Top 100 seit 2011 von vier auf sechs (bestplatzierte Uni: Ludwig-Maximilian-Universität München auf Platz 40). Die Schweiz ist seither mit den beiden ETH in Zürich und Lausanne vertreten. Die Niederlande (Technische Universität Delft auf Platz 51-60) und Frankreich (Ecole Normale Superieure auf Platz 61-70) sind heuer mit fünf Hochschulen klassiert, Schweden mit zwei (Karolinska Institut auf Platz 51 bis 60) und Belgien mit einer (Katholische Universität Leuven auf Platz 61-70) Dänemark und Finnland verloren heuer ihre Vertreter in den Top 100. Wirtschaft;Besondere Marketingaktionen angekündigt. Wolfsburg – VW-Vertriebschef Jürgen Stackmann rechnet durch die Elektroauto-Kaufprämie vornehmlich mit einem Absatzschub bei Hybridwagen. Wir sind überzeugt, dass in der ersten Phase Plug-in-Hybrid eher ein Thema ist, sagte Stackmann am Freitagabend in Berlin. Hohe Reichweite und günstige Verbrauchswerte seien Attribute, mit denen Hersteller auch bei bisherigen Dieselkäufern punkten könnten. E-Autos können heute mit einer Stromladung noch nicht so weit fahren wie die meisten Autos mit Verbrennungsmotoren mit einer Tankfüllung. Der Vertriebsvorstand der VW-Kernmarke deutete nach der beschlossenen Kaufprämie auch besondere Marketingaktionen an: Wir werden das natürlich zum Anlass nehmen, mehr zu machen als einfach Fahrzeuge zu verkaufen. Details nannte er jedoch nicht. Die deutsche Bundesregierung hatte am vergangenen Mittwoch Kaufprämien für Elektroautos und Hybridfahrzeuge in Deutschland beschlossen. Kunden erhalten 4000 Euro Zuschuss beim Kauf eines reinen Elektroautos, 3000 Euro sollen bei einem Hybrid fließen, der E-Antrieb und Verbrennungsmotor kombiniert. International;Dateien aus Outlook-Programmen von Abgeordneten abgegriffen. Hamburg – Bei ihrem Spähangriff auf das Computernetz des Deutschen Bundestags haben die unbekannten Täter einem Medienbericht zufolge offenbar auch große Mengen vertraulicher E-Mails von Abgeordneten erbeutet. Das berichtete das Portal Spiegel Online am Donnerstag unter Berufung auf mehrere mit dem Fall vertraute Quellen. Die Hacker, die vermutlich mithilfe eines in einer E-Mail versteckten Trojaners in das deutsche Bundestagsnetz Parlakom eingedrungen seien, hätten nach bisherigen Erkenntnissen Daten in einer Größenordnung von rund 16 Gigabyte abgezweigt. Die Angriffe richteten sich demnach gegen mindestens 15 Abgeordneten-Büros. Nach Informationen von Spiegel Online ist es den Hackern gelungen, von mehreren Parlamentsrechnern sogenannte Personal Store-Dateien (PST) zu stehlen. Dabei handle es sich um digitale Archive des E-Mail-Programms Outlook, in denen unter anderem eingegangene und gesendete Nachrichten gespeichert sind. Zudem suchten die Hacker dem Bericht zufolge offenbar gezielt nach internen Adressverzeichnissen, Terminkalendern und aktuellen Office-Dokumenten von Bundestagsabgeordneten. Welche Parlamentarier Opfer des elektronischen Postraubs wurden und aus welchem Zeitraum der entwendete E-Mail-Verkehr stammt, blieb offen. Im Mai war ein größer angelegter Cyberangriff auf das IT-Netz des Parlaments bekannt geworden. Dabei ist nach bisher vorliegenden Angaben ein hochprofessionelles Programm in das System eingedrungen und hat mehrere angeschlossene Rechner infiziert. Es kam offenbar auch zu Datenabflüssen, die nach Angaben der Bundestagsverwaltung aber wohl seit etwa zwei Wochen gestoppt sind. Wissenschaft;Kann das Holz städtischer Wälder zum Klimaschutz beitragen, indem es verbrannt wird? Forscher sind auf ein erhebliches Potenzial gestoßen. Wien – Nun trägt er wieder frisches Grün. Vom Kahlenberg bis Kaltenleutgeben leuchten Buchen, Eichen und Erlen in neuer Tracht, derweil die Vögel ihre Maigesänge ertönen lassen. Ja, der Wienerwald ist wahrlich ein prächtiges Stück Natur – und ein multifunktionelles dazu. Gestresste Großstädter finden hier Ruhe und reichlich gute Luft, allein schon der Lainzer Tiergarten zieht jährlich circa eine halbe Million Besucher an. Gleichzeitig beherbergt das Waldgebiet zigtausende Tier- und Pflanzenarten, so manche davon ist streng geschützt. Auch forstwirtschaftlich gesehen ist das Areal interessant. Die Produktivität liegt allerdings auf eher niedrigem Niveau: Nur 1,6 Kubikmeter Holz werden im Wienerwald durchschnittlich pro Hektar geerntet. Der österreichische Mittelwert beträgt 7,7 Kubikmeter pro Hektar. Am Wachstum liegt es nicht. Rotbuchen (Fagus sylvatica) und Steineichen (Quercus petraea) sind im Wienerwald die dominierenden Baumarten. Die andernorts bei Förstern beliebten, schnellwüchsigen Nadelgehölze findet man kaum. Dennoch nimmt die Holzmenge im westlichen Grüngürtel Wiens jedes Jahr um 5,9 Kubikmeter pro Hektar zu. Potenzial wäre also da. Die Bewirtschaftung ist einfach nicht so intensiv, erklärt Florian Kraxner, Forstwirtschafter am Internationalen Institut für Angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg. Der Wienerwald diene gewissermaßen als Schaukasten der Stadt. Schön soll er sein, mit imposanten, hoch emporragenden Bäumen und einem geschlossenen Blätterdach. So wollen die Menschen ihren Wald sehen. Es ginge aber auch anders. Holz ist ein wertvoller Rohstoff, nicht nur als Baumaterial, sondern auch als umweltfreundlicher Energieträger. Seine Verbrennung bringt kein zusätzliches CO2 in die Atmosphäre ein und schont somit das Klima. Diesen Effekt macht man sich im 2006 in Betrieb genommenen Biomassekraftwerk Wien-Simmering zunutze. Dort wird Holz zur Erzeugung von Strom und Warmwasser verbrannt. Die Anlage produziert jährlich rund 24,5 Megawatt elektrische Energie plus Fernwärme für etwa 12.000 Haushalte. Einsparergebnis: circa 144.000 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr. Die Bilanz hat allerdings einen kleinen Haken. Ein Teil des Brennholzes muss über größere Entfernungen herbeigeschafft werden. Dieser Transport verursacht zusätzliche Emissionen sowie Kosten. Florian Kraxner möchte hier Abhilfe schaffen. Wenn man die Klimaziele ernst nimmt, muss man die Biomasse-Nutzung optimieren, meint er. Und was läge da näher als die Holzreserven vor der eigenen Haustür? Man möge den Experten allerdings nicht falsch verstehen. Kraxner will keinesfalls den Wienerwald abholzen oder seinen Erholungswert beeinträchtigen. Die Frage ist stattdessen, ob sich der Holzertrag in nachhaltiger Weise steigern lässt, um damit mehr klimafreundliche Energie zu erzeugen. Dabei darf nie mehr entnommen werden, als gleichzeitig nachwächst, betont Kraxner. Um das Biomasse-Potenzial des Wienerwalds genauer zu ermitteln, haben der Forstwirtschafter und seine Kollegen am IIASA eine aufwendige Modellrechnung durchgeführt. Sie gründeten ihre Kalkulationen auf die Kartierungsdaten des zuständigen Wiener Magistrats 49, welche insgesamt 4200 Hektar Wald im westlichen Teil der Metropole umfassen. Naturschutzgebiete und 25 Meter breite Pufferzonen im Umfeld von wichtigen Naherholungseinrichtungen wie Grillplätzen oder Schwimmbädern wurden aus den Produktivitätsberechnungen herausgenommen. Die zugrunde gelegten Holzheizwerte betragen 4,2 Kilowattstunden pro Kilogramm für Laubbäume und 4,4 Kilowattstunden pro Kilo für Nadelgehölze. Das Ergebnis der Studie zeigt erstaunlich große Reserven auf. Unter Berücksichtigung aller bestehenden Schutzmaßnahmen und Nutzungsverordnungen ließen sich im Wienerwald außerhalb der Schonbereiche jedes Jahr 10.600 Kubikmeter Holzbiomasse zusätzlich ernten. Das entspräche einer Steigerung von 60 Prozent gegenüber der heutigen Produktivität. In Energie umgesetzt könnte diese Menge rund 3000 Haushalte mit Strom versorgen und weitere 720 mit Fernwärme – bei Einsparung von jährlich 8600 Tonnen an CO2-Emissionen. Weitere Details wurden vor kurzem im Fachmagazin Applied Energy (Bd. 165, S. 990) veröffentlicht. Zur Verwirklichung dieses Potenzials müsste selbstverständlich mehr Holz eingeschlagen werden, was bei selektiver Bewirtschaftung kein Problem wäre. Es ist ein bisschen Gärtnern angesagt, sagt Florian Kraxner. Dabei entstünde ein lichterer Wald mit mehr Unterwuchs. Mikroklimatisch gesehen könnten lokal die Temperaturen steigen, was allerdings auch das Bodenleben anregen und die natürliche Waldverjüngung fördern würde, meint Kraxner. Sogar die Biodiversität ließe sich erhöhen. Heterogen strukturierte Wälder mit offenen Flächen beherbergen normalerweise mehr Artenvielfalt als durchgängige Altbestände. Die IIASA-Studie dürfte auch für andere waldreiche Metropolen wie Berlin, Rio de Janeiro oder Vancouver und für neue, noch zu planende Städte in Schwellenländern zukunftsweisend sein. Weltweit nimmt die Urbanisierung stetig zu. Der größte Energiebedarf fällt bereits jetzt in den Ballungszentren an. Deshalb, so Kraxner, sollten die Städter für ihre Versorgung so viel wie möglich auf ihrem eigenen Grund und Boden beitragen. Wissenschaft;'Lokales Ortungssystem aus Funkbojen und Drohnen soll Forschungsrobotern den Weg weisen. Würzburg – Wenn Marsroboter sich ihren Weg durchs raue Gelände des Roten Planeten bahnen, dann sollten sie genau wissen, wo sie sich befinden und wo sie hinwollen. Im Unterschied zur Erde, wo ein Schwarm von GPS-Satelliten für die nötige Orientierungshilfe sorgt, ist das auf dem Mars bedeutend komplizierter. Wissenschafter von der Uni Würzburg arbeiten derzeit an neuen technischen Lösungen für das Problem. Wenn es denn jemals tatsächlich Spuren von Leben auf dem Mars gegeben hat, wären die Valles Marineris ein geeigneter Ort dafür. Die Mariner-Täler, die nach ihrem Entdecker, der Mariner 9-Sonde der Nasa, benannt wurden, sind rund 4.000 Kilometer lang, bis zu 600 Kilometer breit und stellenweise sieben Kilometer tief. Ihre Gestalt legt an einigen Stellen den Schluss nahe, dass dort einst Wasser geflossen sein könnte. Daher dürften sich künftige Missionen auf der Suche nach Lebensspuren unter anderem auf dieses Canyon-System konzentrieren. Das Raumfahrtmanagement des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt DLR sucht derzeit nach Möglichkeiten, die Valles Marineris auf dem Mars mit einem Schwarm von Drohnen, Rovern und Laufrobotern zu erkunden. An dem Projekt beteiligt sind auch Wissenschafter der Universität Würzburg. Der Informatiker Sergio Montenegro und seine Mitarbeiter sollen den Erkundungs-Fahr- und -Drohnen den richtigen Weg weisen. Hauptaufgabe ist es, ein lokales Ortungs- und Landesystem zu entwickeln. Der Ansatz des DLR sieht vor, dass eine Armada von Robotern die Marstäler erkundet. Dabei müssen diese jederzeit genauestens wissen, wo sie und ihre Kollegen sich befinden. Wenn beispielsweise eine fliegende Drohne aus der Luft eine interessante Struktur entdeckt hat, bei der es sich lohnen könnte, eine Bodenprobe zu entnehmen, muss sie dem entsprechenden Roboter den exakten Ort mitteilen können, erklärt Montenegro. Und wenn sich die Akkus der Drohne leeren, sollte sie auch den Weg zurück zum sogenannten Lander kennen, damit sie dort wieder Energie auftanken kann. In Zeiten, da jeder Mensch dank seines Smartphones sofort ermitteln kann, wo er sich befindet, klingt diese Aufgabe nicht sonderlich schwierig. Für den Mars gilt das allerdings nicht. Auf der Erde liefern uns GPS-Satelliten die notwendigen Informationen, erklärt der Raumfahrtinformatiker. Deren Entwicklung habe mehrere Jahrzehnte gedauert und mehrere Milliarden Euro gekostet. Auf dem Mars stehen solche Informationen nicht zur Verfügung. Deshalb soll der Lander bei seinem Anflug auf die Valles Marineris viele sogenannte Funkbojen abwerfen, die sich über die Oberfläche verteilen. Diese ermitteln anschließend per Funksignal ihre jeweilige Position bezogen auf den Standort des Landers, kommunizieren untereinander und liefern dann den Erkundungsrobotern – ähnlich wie GPS-Satelliten auf der Erde – die für die Navigation und Ortung nötigen Daten. Die entsprechende Software liefern die Würzburger Informatiker. Das Hauptproblem dabei: Damit eine Funkboje weiß, wie weit sie vom Lander entfernt ist, muss sie mit höchster Präzision messen, wie lange ein Funksignal zwischen den beiden Punkten unterwegs ist. Dabei kommt es auf Nanosekunden an – schließlich würde ein Messfehler von einer tausendstel Sekunde bereits eine Abweichung von 300 Kilometern bedeuten. Unterschiedlich hohe Standorte im Canyon, Gesteinsstrukturen, die den Funksignalen den Weg versperren, Reflexionen an den Talwänden verkomplizieren die Messung zusätzlich und müssen von den Informatikern berücksichtigt werden. Wie Montenegro und sein Team die Herausforderung angehen wird, steht schon fest. Wir lassen zunächst zwei Objekte in Ruhe ihren Abstand messen, sagt der Wissenschafter. Mit der erforderlichen Präzision werde das schon schwer genug sein. Wenn dieser Schritt klappt, wird das Team die Zahl der Objekte erhöhen; am Ende sollen diese sich dann auch bewegen. Ob die Würzburger Software tatsächlich einmal auf dem Mars zum Einsatz kommen wird, steht aktuell allerdings in den Sternen. Noch handelt es sich um einen Ansatz der DLR, der – wenn er verwirklicht werden sollte – hunderte von Millionen Euro kosten würde. Sollte die Politik das Geld nicht genehmigen, war die Arbeit der Informatiker trotzdem nicht umsonst. Wir können das System genauso gut für die Unterwasserforschung einsetzen, erklärt Montenegro. Auch dort existiert das Problem mit der Positionsbestimmung ohne die Hilfe von GPS-Satelliten. Der wesentliche Unterschied: Anstelle von Funk- kommen unter Wasser Audiosignale zum Einsatz.' Kultur;'Wenn Kerzen ohne Feuer zerrinnen. Jay-Jay Johanson veröffentlicht sein Album "Opium". Let''s schmacht!. Der Mann ist konsequent. Ende der 1990er tauchte da dieser Schwede auf, blond, logisch, Jay-Jay Johanson mit Namen, und produzierte die prächtigsten Schlaftabletten für Hammer, Amboss und ... schnarch. Kleine Balladen auf damals noch Trip-Hop-Beats genannten Rhythmen über Herzeleid und Sehnsucht. Dargebracht hat er sie mit zart bitterer, an der Grenze zum Gewinsel angesiedelten Stimme des schlechten Gewissens. Man verliebte sich sofort in seine Musik. In ihr wurden noch die größten Gemeinheiten mit großer Unschuld vermittelt: eine Ballade wie Shes Mine But Im Not Hers als Machostatement, für das ihn jede Dame in die Arme nehmen wollte. Alter Schwede. Seit damals ist bei Ikea viel Holzsubstitut verleimt worden, Jay-Jay wurde zumindest zu Hause so etwas wie ein Star und hat ein gutes Dutzend Alben veröffentlicht. Die muss man nicht alle kennen, Tattoo von 1999 aber, meine Damen und Herren! Und auch 2006 ruhte der Scheinwerfer kurz auf ihm, als er mit den Elektronikern von The Knife zusammen auf deren Single Marble House seine Stimme erhoben hat. Nun hat er wieder einmal den Laptop angeworfen, sein Musikprogramm gestartet und die Schlurfbeats abgerufen. Zwar nimmt man ihm den Jungmännerschmäh heute schon altersbedingt nicht mehr ab, der Mann ist Mitte 40. Aber wenn er zu angetäuschten und abgebremsten Bossa-Rhythmen wie in Be Yourself zu schmachten beginnt, zerrinnt die Kerze auch ohne Feuer. Als Albumtitel hat er sich Opium ausgedacht. Schön. Das passt. Seine Musik klingt immer leicht verschwommen, vermeintlich deliriös, slow. Zwar erschreckt er auf Opium mit einem nachgerade rockenden Lied, Moonshine, doch der bessere Rest steht mit beiden Beinen auf der Bremse, lässt gerade so viel Aufregung zu, wie nötig ist, um sich erschöpft zu fühlen. In diesem Fach hat es Jay-Jay zur Meisterschaft gebracht. Da sehen wir ihm sogar die verfremdeten Stimmen in NDE nach. Die wirken ein bisschen zwänglerisch, sollen wohl Modernität suggerieren, klingen dabei aber bloß altbacken. Jay-Jay Johanson hat derlei Kinderkram nicht notwenig. Und jetzt schmachte! (flu, 24.7.2015)' International;Washington will Transgender-Personen an Schulen freie Toilettenwahl geben. Wien – Elf US-Staaten haben die Bundesregierung von Präsident Barack Obama wegen ihrer Anweisung an Schulen verklagt, Transgender-Personen die freie Wahl der Toiletten zu geben. In der am Mittwoch vor einem Bezirksgericht in Texas eingereichten Klageschrift werfen die Staaten der Regierung vor, Gesetze per Rechtsverordnung umschreiben zu wollen. Der Toiletten-Streit, der seit Wochen mit zunehmender Heftigkeit tobt, erreicht damit eine neue Ebene. Das Bildungs- und das Justizministerium hatten am 13. Mai in einem Brief an Schulen und Universitäten Richtlinien definiert, um für Transgender-Schüler im Einklang mit den bestehenden Gesetzen gegen Diskriminierung ein sicheres Umfeld zu schaffen. Insbesondere wurden die Bildungseinrichtungen aufgefordert, Transgender-Personen zu erlauben, diejenige Toilette aufzusuchen, die ihrem empfundenen Geschlecht, statt ihrem Geschlecht auf der Geburtsurkunde entspricht. In der Klageschrift heißt es nun, die Bundesregierung wolle Arbeitsplätze und Bildungsorte im ganzen Land zu Laboren eines massiven sozialen Experiments machen. Sie setze sich mit ihrer rechtlich nicht bindenden Anweisung über den demokratischen Prozess sowie über Maßnahmen zum Schutz von Kindern und der Privatsphäre hinweg. Die elf US-Staaten werden von Texas angeführt. Neun von ihnen werden von republikanischen Gouverneuren regiert. Die Anweisung der Bundesregierung erging vor dem Hintergrund eines erbitterten Streits um ein Gesetz in North Carolina, das Transgender-Personen die freie Toilettenwahl in staatlichen Einrichtungen verbietet. Wegen ihrer gegensätzlichen Auffassungen über das Gesetz haben sich das Justizministerium in Washington und der Gouverneur von North Carolina gegenseitig verklagt. Das US-Justizministerium sieht in den Regelungen einen Verstoß gegen die Bürgerrechte. Wissenschaft;'Naomi Novik gewinnt den Preis für den besten Roman, "Mad Max: Fury Road" als bester Film ausgezeichnet. Chicago – Genrebezogen vielfältig, geschlechtsbezogen nicht: So sieht in aller Kürze die Bilanz der heurigen Nebula Awards aus, der von den professionellen Science-Fiction- und Fantasy-Autoren Nordamerikas vergebenen Preise für SFF-Literatur. Die auf einer Gala in Chicago ausgezeichneten Werke verteilen sich auf die Genres Fantasy, Space Opera, Dystopie und Horror, haben aber alle etwas gemeinsam: Sie stammen durch die Bank von Schriftstellerinnen. Den Preis für den besten Roman erhielt eine auch deutschsprachigen Lesern wohlbekannte Autorin: Seit mittlerweile zehn Jahren schreibt die New Yorkerin Naomi Novik an ihrem Alternate-History-Zyklus Temeraire (auf Deutsch Die Feuerreiter Seiner Majestät) über die Napoleonischen Kriege auf einer Erde mit Drachen. Der neunte und letzte Band dieser Reihe soll noch heuer erscheinen. Ihr Siegerroman Uprooted gehört jedoch nicht zu diesem Zyklus. Der Fantasyroman erzählt die Geschichte eines Dorfes, das unter dem Schutz eines Magiers steht, der als Bezahlung ganz nach Drachenart alle paar Jahre eine junge Frau verlangt – allerdings nicht, um sie zu fressen, sondern um sie in seinen Dienst zu stellen. Hauptfigur ist das Schmuddelkind Agnieszka, auf das zur allgemeinen Überraschung diesmal die Wahl des Magiers fällt. Ebenfalls in der Romankategorie nominiert waren einige beachtliche Werke: etwa Lawrence M. Schoens Barsk: The Elephants’ Graveyard, in dem die Galaxis von anthropomorphisierten Tieren besiedelt wurde, während die Menschheit längst verschwunden ist. Oder Ken Lius einmal nicht pseudoeuropäische Fantasy-Saga The Grace of Kings, N. K. Jemisins The Fifth Season, der Start einer Reihe über einen Planeten mit apokalyptischen Jahreszeitenwechseln, und Charles E. Gannons Raising Caine, der jüngste Band aus einer Reihe, die vom Konflikt der Menschheit mit diversen Spezies von Außerirdischen handelt. Nach dem faszinierenden Ancillary Justice (Die Maschinen) und dem langweiligen Ancillary Sword (Die Mission) hat Ann Leckie ihre Trilogie vom Weltraumimperium der Radch 2015 mit Ancillary Mercy abgeschlossen. Dieser Roman ging aber ebenso leer aus wie Fran Wildes Updraft, ein Young-Adult-Abenteuer aus einer originell konstruierten Fantasywelt über den Wolken, in der Menschen mit selbstgebastelten Flügeln zwischen Türmen aus Knochen durch den Himmel pflügen. Dafür erhielt Updraft den Andre Norton Award für den besten YA-Roman; die Rechte für die Übersetzung ins Deutsche hat sich bereits der Verlag Droemer Knaur gesichert. Als beste Novelle wurde Binti von Nnedi Okorafor ausgezeichnet, die Geschichte einer jungen Afrikanerin, die zu einer extraterrestrischen Universität aufbricht und auf dem Flug dorthin allerhand Abenteuer erlebt. Ganz nach Okorafor-Art sprudelt die Erzählung vor ungewöhnlichen Ideen nur so über, ganz nach Okorafor-Art lässt die US-Autorin nigerianischer Herkunft aber auch die Hälfte davon unterwegs liegen – leider. Noch kürzer als eine Novelle ist eine Novellette. Hie gewann Our Lady of the Open Road der US-amerikanischen Autorin und Musikerin Sarah Pinsker, ein im Geiste des Punk geschriebenes Tourtagebuch aus einer nahen dystopischen Zukunft. Die Novellette ist ursprünglich in Asimov’s erschienen und kann hier im Volltext gelesen werden. Den Preis für die beste Kurzgeschichte schließlich erhielt Alyssa Wong, ebenfalls aus den USA, für ihre Horrorgeschichte Hungry Daughters of Starving Mothers – auch diese ist im Volltext frei erhältlich. Zusammen mit den eigentlichen Nebulas wird alljährlich auch der Ray Bradbury Award für den besten Science-Fiction-Film vergeben. Unter den drei erwartbaren Favoriten Star Wars: The Force Awakens, The Martian und Mad Max: Fury Road hat sich George Millers Fortsetzung des postapokalyptischen Mad Max-Franchises durchgesetzt. Ebenfalls im Rennen waren Ex Machina, Inside Out (Alles steht Kopf) und die Serie Jessica Jones. Dass die Autoren-Organisation heuer sämtliche Nebulas Frauen zuerkannt hat, kann ein Zufall sein, vielleicht aber auch eine Reaktion auf die unappetitlichen Aspekte der Puppygate-Diskussion rund um die Hugo Awards im vergangenen Jahr: Im Zuge der hasserfüllten Kontroverse zwischen traditionell und progressiv ausgerichteten Fans hatten sich einige selbsternannte Wahrer der alten Werte in die unausgegorene Vorstellung verstiegen, dass in Werken von und mit Frauen oder Homosexuellen automatisch die Botschaft wichtiger sei als der Inhalt. Puppygate indes findet heuer eine Fortsetzung, wie die im April veröffentlichte Liste der Nominierungen für die von Fans vergebenen Hugo Awards zeigte. Und es bestätigte sich dabei, was sich schon im Vorjahr abgezeichnet hatte: Die sich gemäßigt-konservativ gebenden Sad Puppies, die sich selbst für die zentralen Akteure der versuchten Hugo-Neuausrichtung hielten, waren nur Mittel zum Zweck für die erzreaktionäre Gruppierung der Rabid Puppies um den fundamentalchristlichen Kleinverleger Vox Day. Nachdem die Sad Puppies heuer nicht wie 2015 auf eine Blocknominierung, sondern auf eine transparentere und damit ehrlichere Strategie gesetzt hatten, fanden sie sich nun im selben Boot wie der Rest der Fan-Welt wieder: Der Großteil ihrer vorgeschlagenen Nominierungen fiel unter den Tisch, weil Vox Day bei der alten Taktik blieb und mit Unterstützung von Internet-Trollen aus dem Gamergate-Umfeld den Stimmzettel einmal mehr zu weiten Teilen okkupierte. In einigen Kategorien – etwa bei den Romanen – ist die Auswahl heuer besser als im Vorjahr, weil sich mehr Fans denn je an den Nominierungen beteiligt haben. Andere – allen voran die Sparte Sekundärliteratur, die ausschließlich mit Produkten Vox Days besetzt ist – enthalten ausnahmslos Müll. Dass die genreinterne Kontroverse heuer trotzdem noch nicht den Grad an Heftigkeit erreicht hat wie im Vorjahr, dürfte daran liegen, dass etwas in der Art befürchtet worden war – zumindest von den meisten Fans, während die Sad Puppies erst einmal die Überraschung verdauen müssen, wie klein ihr Einfluss tatsächlich ist, wenn sie nach den Regeln spielen. Einige Autoren haben sich im vergangenen Jahr zwar zu extrem positioniert, um für die Gegenseite jemals wieder akzeptabel zu sein – aber vielleicht ist der gemeinsame Feind ja nun der Kitt, der den Riss durch die SF-Gemeinde schneller kitten wird als gedacht. Der Fortgang der Ereignisse dürfte klar gezeichnet sein: Auch heuer wird in einigen Kategorien wieder kein Preis vergeben werden, weil keiner der Kandidaten preiswürdig ist. Danach werden – nun garantiert – die bereits ausgearbeiteten Modifizierungen am Nominierungsmodus beschlossen werden, die ein drittes Puppygate-Debakel verhindern sollen. Und nach zwei teilweise verlorenen Jahren kann der Hugo Award dann hoffentlich endlich wieder in die Normalität zurückkehren.' Wirtschaft;Der große SPÖ-Kanzler hätte wahrscheinlich viel Solidarität gezeigt, aber noch früher die Notbremse gezogen, um seine Macht nicht zu riskieren. Im TV-Duell mit Rudolf Hundstorfer stellte Alexander Van der Bellen dem SPÖ-Präsidentschaftskandidaten eine Frage, die bei so manchen alten Sozialdemokraten angesichts des Regierungsschwenks in der Asylpolitik aufkommt: Was ist aus der SPÖ der Kreisky-Zeit geworden? Unter Bruno Kreisky, so seine Botschaft, hätte die Partei ganz anders agiert. Auch bei den Protesten gegen Bundeskanzler Werner Faymann am Wiener SPÖ-Parteitag war der unausgesprochene Vorwurf, Faymann habe die wahren sozialdemokratischen Werte, die niemand besser als Kreisky personifiziert, verraten. Das wirft eine spannende Frage auf: Wie hätte sich Kreisky in der heutigen Flüchtlingskrise verhalten? Auf welcher Seite der gespaltenen Sozialdemokratie wäre er gestanden? Die Antwort ist nicht leicht. Schließlich gab es keine vergleichbare Flüchtlingswelle in seiner Zeit als Politiker – die Massenflucht aus den Nachbarstaaten, Ungarn 1956 und Tschechoslowakei 1968, waren doch ganz anders. Und fragen kann man Kreisky auch nicht. Aber man weiß genug über Kreiskys Denken und politisches Handeln, um natürlich spekulative, aber plausible Szenarien zu skizzieren. Kreisky hätte wahrscheinlich versucht, sich als Friedensstifter in Syrien zu profilieren. Er hätte die europäische Solidarität vielfach beschworen. Er wäre mit mehr Rücksicht gegenüber europäischen Partnerstaaten wie Italien als die heutige Regierung vorgegangen. Und er hätte als ehemaliger Flüchtling vor dem NS-Terror tiefes menschliches Verständnis für das Leid der Asylwerber vor allem aus Syrien gezeigt. Kreisky hatte Ideale und Visionen. Aber er war auch ein Pragmatiker und ein begabter Techniker der Macht. Er hätte deshalb nicht zugelassen, dass seine Regierung die Kontrolle über einen so wichtigen Bereich der Politik verliert. Er hätte sich auch nicht seine Entscheidungen von NGOs und doktrinären Völkerrechtlern diktieren lassen. Und er hätte nicht ein zentrales politisches Feld einer verhassten Oppositionspartei überlassen – und damit seine politische Mehrheit gefährdet. Wenn er sich zwischen den Interessen von Inländern und Ausländern entscheiden musste, kamen seine Wähler immer zuerst. Das Ausländerbeschäftigungsgesetz von 1975 war hart gegenüber Gastarbeitern und höchst integrationsfeindlich. Kreisky hätte wahrscheinlich im Sommer 2015 ebenso wie die Regierung Faymann-Mitterlehner Flüchlinge aufgenommen und sich von Viktor Orbáns Abschottungspolitik distanziert. Aber spätestens im Herbst hätte er gegrummelt: So kann das nicht weitergehen und hätte dann die Notbremse viel früher gezogen als die jetzige Regierung. Er hätte eine harte Politik der Grenzschließungen mit einer sanften Sprache der Solidarität und Menschlichkeit verbunden. Er hätte die linken Kritiker in der Partei abgekanzelt und sie gefragt, wie sie es wagen können, angesichts seiner eigenen Biografie sein Mitgefühl mit Flüchtlingen in Zweifel zu ziehen. Und er hätte ebenso ungnädig auf Kritik aus dem Ausland reagiert. Und er hätte ebenfalls jemanden wie Hans Peter Doskozil in die Regierung geholt, vielleicht schon früher als Faymann es tat. Kreisky hätte alles getan, damit die FPÖ nicht dank des Flüchtlingsthemas die Mitte der Gesellschaft besetzt und sich zur stärksten Partei des Landes aufschwingt. Eine Krise gibt Aufschluss auf die Art und Weise, wie Kreisky agierte. Nach der Geiselnahme von Marchegg im September 1973 gab Kreisky den Forderungen der palästinensischen Terroristen sofort nach und ordnete die Schließung des Transitlagers Schönau an, wo jüdische Auswanderer aus der Sowjetunion untergebracht waren. Gleichzeitig aber richtete er die Hilfsstelle Wöllersdorf ein, wo weiterhin tausende sowjetische Juden auf der Durchreise versorgt wurden. Er tat, was er für richtig hielt, auf seine Weise. Kreisky hätte auch jetzt Wege gesucht, internationale Solidarität mit Flüchtlingen zu zeigen, ohne aber einen weiteren Ansturm an den Grenzen mit allen fatalen innenpolitischen Folgen zu riskieren – selbstbestimmt, nicht aufgezwungen. Wirtschaft;Erstes Kartellverfahren gegen US-Firma – Im Visier sind die Datenschutz-Bestimmungen des Online-Netzwerks. Berlin/Düsseldorf/Frankfurt – Das deutsche Bundeskartellamt nimmt Facebooks Umgang mit dem Datenschutz ins Visier – im ersten offiziellen Wettbewerbsverfahren gegen den US-Konzern überhaupt. Die Bonner Behörde prüft, ob das größte Internet-Netzwerk seine Marktmacht mit 1,6 Milliarden Nutzern missbraucht. Es besteht der Anfangsverdacht, dass die Nutzungsbedingungen von Facebook gegen datenschutzrechtliche Vorschriften verstoßen, teilte das Amt am Mittwoch mit. Facebook wies dies zurück und sieht sich im Einklang mit geltendem Recht. Facebook-Chef Mark Zuckerberg hatte jüngst bei einem Berlin-Besuch versucht, seine Kritiker zu besänftigen und Besserung beim Datenschutz gelobt – vor allem in Deutschland. Für den Konzern aus dem Silicon Valley läuft es dank des boomenden Werbegeschäfts wirtschaftlich derzeit blendend. Im vergangenen Quartal sprang der Gewinn um 124 Prozent auf rund 1,6 Mrd. Dollar (1,5 Mrd. Euro) und der Umsatz um gut die Hälfte auf etwa 5,8 Mrd. Dollar. Seit dem Börsengang 2012 hat sich der Aktienkurs auf 109 Dollar fast verdreifacht und Zuckerberg ist laut Forbes-Liste mittlerweile der sechstreichste Mensch der Welt. Aber Facebook ist immer wieder im Clinch mit Datenschützern. Kritikern werfen dem Unternehmen zudem vor, Hasskommentare nicht umfassend genug aus dem Internet zu löschen. Die Bundesregierung will den Kaliforniern hier genau auf die Finger schauen. Das Kartellamt hat nach eigenen Angaben erhebliche Zweifel, dass das Vorgehen von Facebook nach dem deutschen Datenschutzrecht zulässig ist. Marktbeherrschende Unternehmen unterliegen besonderen Pflichten, erklärte Kartellamtschef Andreas Mundt. Dazu gehöre es auch, angemessene Vertragsbedingungen zu verwenden, soweit diese marktrelevant seien. Für werbefinanzierte Internetdienste wie Facebook haben die Nutzerdaten eine herausragende Bedeutung, so Mundt. Gerade deshalb muss auch unter dem Gesichtspunkt des Missbrauchs von Marktmacht untersucht werden, ob die Verbraucher über die Art und den Umfang der Datenerhebung hinreichend aufgeklärt werden. Der Konzern erhebe persönliche Daten aus verschiedenen Quellen und ermögliche durch die Nutzerprofile seinen Anzeigenkunden eine zielgenaue Werbung. Um Zugang zum Netzwerk zu erhalten, müsse der User in diese Datenerhebung und -nutzung einwilligen. Der Umfang der erteilten Einwilligung ist für die Nutzer nur schwer nachzuvollziehen, kritisierte das Amt. Facebook wies den Verdacht zurück. Wir sind überzeugt, dass wir das Recht befolgen und werden aktiv mit dem Bundeskartellamt zusammenarbeiten, um dessen Fragen zu beantworten, erklärte eine Firmen-Sprecherin. Formell handelt es sich der Behörde zufolge um ein sogenanntes Kartellverwaltungsverfahren. Dabei gehe es nicht um ein Bußgeld. Die Regulierer können letztlich aber Facebook Vorgaben machen, die Nutzungsbedingungen zu ändern. Zuckerberg hatte bei seiner Deutschland-Visite vorige Woche einen besseren Umgang mit Datenschutz versprochen und die Deutschen als größte Verfechter der Privatsphäre bezeichnet. Wenn Facebook hier nicht auf seine Nutzer höre, würden sich diese anderen Netzwerken anschließen. Wir sind nicht die einzige Wahl in der Welt. Verbraucherschützer begrüßten, dass das Kartellamt untersuche, wie Facebook mit seiner Marktmacht umgehe. Verbraucher sind quasi gezwungen, unzulässige Allgemeine Geschäftsbedingungen und Datenschutzbedingungen zu akzeptieren, weil sie keine Alternative haben, sagte Lina Ehrig von der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) zu Reuters. Daten seien eine Art Währung, mit der die Nutzer für vermeintlich kostenlose Dienste zahlten. Deshalb habe der VZBV eine Klage unter anderem wegen irreführender Werbung gegen Facebook eingereicht. Zudem muss in Hamburg das Verwaltungsgericht über einen Streit zwischen dem Datenschutzbeauftragten Johannes Caspar und Facebook entscheiden. Caspar dringt darauf, dass Facebook-Nutzer für ihren Profilnamen auch Pseudonyme verwenden können. Auch Caspar hieß das Vorgehen der Bonner Behörde für gut. Ich hoffe, dass Facebook zu fairen Privatsphäre- und fairen Nutzungsbedingungen gelangt, sagte er Reuters. Wer die Datenmacht hat, bekommt Marktmacht und umgekehrt. Das Kartellamt führt das Verfahren nach eigenen Angaben in engem Kontakt unter anderem mit Datenschutzbeauftragten, Verbraucherschutzverbänden und der EU-Kommission. Web;40.000 Euro Schaden – Homepage von englischem Anbieter "gefakt". Die Geschäftsführung einer Firma in Aschach bei Steyr ist beim Kauf zweier gebrauchter Traktoren auf Internetbetrüger reingefallen. Der Anbieter der landwirtschaftlichen Nutzfahrzeuge mit Sitz in England existiert zwar, allerdings war offenbar dessen Homepage gefakt. Der Schaden beträgt 40.000 Euro, die Polizei OÖ geht von weiteren Betrugsfällen aus, teilte sie am Montag mit. Gebrauchter Traktor aus England Ende März wurde dem oö. Unternehmen ein gebrauchter Traktor aus England im Internet angeboten, der gesamte Verkauf schien seriös zu sein. Nach einigem Mail-Verkehr und Legung einer Rechnung überwies es 20.000 Euro auf ein Konto in England. Anschließend erhielten die Oberösterreicher ein weiteres Kaufangebot. Nach der neuerlichen Transaktion von 20.000 Euro warteten sie jedoch vergeblich auf die Lieferung der beiden Fahrzeuge. Als bis 8. April 2016 keine Ware eingelangt war, schaltete die Firma die Wirtschaftskammer ein, die ihre österreichische Vertretung in London kontaktierte. Diese fand heraus, dass die Firma in England nie auf ihrer Homepage jene Traktoren zum Verkauf angeboten hat. Die Internetbetrüger dürften von Russland aus agieren, mutmaßt die Polizei. Sie rechnet mit weiteren Geschädigten, die Ermittlungen laufen. Web;Al-Walid und seine Holding erhöhten Anteile auf über fünf Prozent. Der saudi-arabische Milliardär Prinz Al-Walid bin Talal und seine Holding-Gesellschaft haben ihre Anteile am Kurzbotschaftendienst Twitter erhöht und sind dort nun der zweitgrößte Aktionär. Wie Al-Walid und seine Kingdom Holding Company (KHC) am Mittwoch in Riad mitteilten, steigerten sie die Zahl ihrer Aktien in den vergangenen sechs Wochen auf 34,948.975. Das entspreche einem Kapitalanteil von mehr als fünf Prozent, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung. An der New Yorker Börse schloss die Twitter-Aktie am Dienstag bei 27,62 Dollar, sodass der Anteil des Prinzen und seiner Holding einem Marktwert von mehr als 965 Mio. Dollar (860 Mio. Euro) entsprach. Al-Walid und KHC hatten sich bereits 2011 bei Twitter eingekauft, bevor das Unternehmen 2013 an die Börse ging. Al-Walid baute sich insbesondere durch Investitionen in verschuldete Großunternehmen ein weltweites Geschäftsimperium auf. Seine Kingdom Holding, die er zu 95 Prozent kontrolliert, besitzt eine Kette von Luxushotels und hält außer an Twitter Beteiligungen an Unternehmen wie Citibank, News Corp, Apple, Facebook und Walt Disney. Im erzkonservativen Königreich Saudi-Arabien, wo die amtlichen Medien rigoros kontrolliert werden, erfreuen sich soziale Netzwerke im Internet besonders bei jungen Leuten großer Beliebtheit. Wissenschaft;Ausgestorbene Fledermausarten Palaeochiropteryx und Hassianycteris untersucht – das Ergebnis ist freilich wenig überraschend. Frankfurt – Wissenschafter des Senckenberg-Forschungsinstituts haben gemeinsam mit internationalen Kollegen die Farbe fossiler Säugetiere bestimmt. Man konnte bislang zwar beispielsweise die Farbe von Tieren nachweisen, die erst in geologisch jüngster Vergangenheit ausgestorben sind – und so unter anderem nachweisen, dass manche Wollhaarmammuts offenbar blond waren. Die nun analysierten Tiere, zwei aus der Grube Messel stammende Fledermäuse, sind mit 48 Millionen Jahren aber wesentlich älter. Da Säugetiere im Gegensatz zu Sauropsiden wie Vögeln oder Schlangen nur eine sehr eingeschränkte Farbpalette aufweisen, wird das Ergebnis niemanden überraschen: Die beiden Fledermausarten Palaeochiropteryx und Hassianycteris, die trotz ihres hohen Alters heutigen Fledermäusen bereits sehr stark ähnelten, waren braun. Aber immerhin rötlich-braun. Das Forscherteam hat mit einer Kombination aus morphologischen, chemischen und experimentellen Methoden fossiles Melanin nachgewiesen. Melanine sind rötliche, braune oder schwarze Pigmente, die die Färbung von Haut, Haaren, Federn und Augen bewirken. Renate Rabenstein aus der Abteilung Messelforschung am Frankfurter Senckenberg-Forschungsinstitut erklärt, was das wesentliche Untescheidungsmerkmal ist: Es gibt zwei Varianten von Melanin: das braun-schwarze Eumelanin und das gelblich-rote Phäomelanin. Deren mikroskopisch kleinen Strukturen unterscheiden sich auch optisch stark – Phäomelanine bilden im Durchmesser etwa 500 Nanometer große, rundliche Strukturen, Eumelanine sind langgestreckt und etwa eine Mikrometer groß. Lange Zeit wurde in der Wissenschaft diskutiert, ob es sich bei den winzigen Strukturen tatsächlich um Melanine oder eher um Bakterien handelt, die am toten Tier fraßen, während die Konservierung einsetzte. Mit Experimenten konnten die an der aktuellen Studie beteiligten Forscher Letzeres widerlegen: Sie stellten Fossilisationsprozesse – hoher Druck und hohe Temperatur – mit heutigen Pigmenten nach und fanden heraus, dass die Melanine die Fossilisation tatsächlich überdauern. Rabenstein glaubt, dass die Methode nun auch auf andere Fossilien übertragen werden kann: Wir können nun unser Wissen auf weitere Tierarten – bis hin zu Dinosauriern und Co – anwenden und versuchen das Farbrätsel zu lösen. (red, 2. 10. 2015) Wirtschaft;Steueroasen außerhalb der Union sollen auf eine schwarze Liste. Kritik an Österreichs günstigen Zinsverrechnungen in Gruppen. Brüssel/Wien – Die EU-Kommission hat im Kampf gegen die nach ihren Schätzungen bis zu 70 Milliarden Euro ausmachende Steuervermeidung am Donnerstag ein Maßnahmenbündel präsentiert. Teil davon ist der Vorschlag, dass Konzerne ihre Gewinne in jedem EU-Land den dortigen Steuerbehörden melden müssen. Zudem sollen Doppelbesteuerungsabkommen auf unvertretbare Vorteile durchforstet werden. Auch eine Wegzugabgabe bei Verlagerungen in Niedrigsteuerländer steht auf dem Plan von Wirtschaftskommissar Pierre Moscovici. Er reagiert damit nicht zuletzt auf die Luxleaks-Affäre, durch die steuerschonende Konstruktionen von Konzernen in Luxemburg aufgeflogen waren. Später wurden ähnliche Rulings, bei denen Betriebe ihre Vergünstigungen direkt mit den Finanzbehörden aushandeln, in Belgien und den Niederlanden publik. Die EU-Kommission hat bei dieser Gelegenheit auch eine Studie veröffentlicht, die sich dem Thema Steuervermeidung widmet und in der auch einzelne aggressive Regelungen der Mitgliedstaaten zur Sprache kommen. In Hinblick auf Österreich wird dabei die Möglichkeit aufgelistet, konzerninterne Kredite steuerlich zu berücksichtigen. Konkret geht es um die Abzugsfähigkeit von Zinsen, die gar nicht verrechnet werden. Die Untersuchung hält Wien aber zugute, dass missbräuchliche Konstruktionen ebenso wenig anerkannt werden wie versteckte Eigenkapitalmaßnahmen bei Krediten innerhalb einer Gruppe. Auch andere Vergünstigungen werden erwähnt, allerdings dank diverser Beschränkungen im Unterschied zur Verrechnung konzerninterner Zinsen nicht als aktiver Indikator aggressiver Steuerplanung gewertet. Die EU-Kommission will zudem eine neue schwarze Liste von Drittstaaten ausarbeiten, die sich nicht an den EU-Bemühungen um faire Steuersysteme und dem Kampf gegen Steuerflucht beteiligen wollen. Derzeit gebe es nur nationale Listen in der EU, sagte Steuerkommissar Pierre Moscovici am Donnerstag. In dem von der Kommission vorgelegten Paket wird auch auf die Liste von Drittländern verwiesen. Allerdings sind von den 28 EU-Staaten nur 13 angeführt, die über solche schwarzen Listen von Steueroasen mit unterschiedlicher Anzahl von Drittländern verfügen. Die 15 anderen Mitgliedsstaaten, darunter Österreich, haben keine solche Liste. Im Finanzministerium wurde betont, dass stattdessen ein Mechanismus existiere, der in Kraft trete, wenn Drittstaaten gewisse Steuerschwellen unterschreiten. Nun solle es einen Anzeiger von gemeinsamen Indikatoren für die schwarze Liste geben, sagte Moscovici. Die EU-Länder würden entscheiden, welche Drittländer von der EU untersucht werden sollen, dann werde mit diesen Staaten gesprochen. Ausgehend von den Ergebnissen wird entschieden, ob ein Land in die EU-Liste aufgenommen werden muss oder nicht, und es gibt klare Bedingungen, um wieder von der Liste genommen werden zu können. Etat;Am Dienstag wurde Präsident des Presseclubs ermordet. Manila – Auf den Philippinen ist zum zweiten Mal innerhalb einer Woche ein Journalist erschossen worden. Teodoro Escanilla habe sich für die Menschenrechte engagiert und kritisch über Übergriffe des Militärs berichtet, sagten Mitarbeiter am Donnerstag. Unbekannte waren am Mittwochabend in das Haus Excanillas in Barcelona rund 370 südöstlich der Hauptstadt Manila eingebrochen und hatten das Feuer auf ihn eröffnet. Am Dienstag war der Präsident eines Presseclubs in Tagum City im Süden, Gregorio Ybanez, erschossen worden. Nur in Syrien wurden nach Angaben des Komitees zum Schutz von Journalisten 2014 mehr Journalisten ermordet als auf den Philippinen. Wissenschaft;Ein burgenländisches Start-up will mit Flugdrohnen Solaranalgen analysieren und Stare vertreiben. Wien – Ein großes Problem der Weinbauern im Burgenland sind die Stare. In Schwärmen stürzen sich die Vögel auf die Reben und dezimieren die Ernte. Mit Netzen, Gewehrschüssen und Flugzeugen wird gegen die Räuber angekämpft. Bald könnte eine weitere, technisch avancierte Abwehrmaßnahme dazukommen: Drohnen. Bei Anflug eines Starenschwarms steigen dann Flugroboter auf, um die Tiere lärmend zu verjagen. Die Drohnen müssten in einem nicht vorhersehbaren Muster auf die Stare zufliegen. Ein Soundmodul würde dabei Geräusche imitieren, etwa einen Greifvogel oder einen Hund, sagt Philipp Knopf, Geschäftsführer des jungen Start-ups Skyability. Für Knopf, der Maschinenbau an der TU Wien studiert hat, ist das Verjagen der Vögel eine von viele Anwendungen, die mit ferngesteuerten Drohnen möglich werden. Er und seine Cogründer Lukas Unger und Joachim Fertl, Absolventen der FH Burgenland und der FH Wiener Neustadt, loten mit Skyability praktisch verwertbare Möglichkeiten der boomenden Technik aus. Neben Services für Bauherren, Kraftwerke oder Landwirte sind Kooperationen mit Forschern – wie Archäologen oder Biologen – angedacht. Als Ingenieurbüro für Maschinenbau kümmern sich die Gründer auch um die Datenauswertung. Eine erste konkrete Anwendung sind Gutachten für Fotovoltaikanlagen. Mit einer Wärmebildkamera an Bord erstellen die Drohnen Aufnahmen der Paneele. Schadhafte Elemente, die die Sonnenenergie nicht abführen können, werden heiß und sind auf den Bildern leicht erkennbar. Kombiniert mit Daten über die mittlere Sonneneinstrahlung und Einspeisungstarife lassen sich aus den Bildern die Verluste beziffern. Ein Inspektionsbericht soll Empfehlungen für den Tausch von Modulen geben und potenzielle Garantiefälle identifizieren. Die mit acht Rotoren ausgestatteten, etwa metergroßen Fluggeräte, die Knopf und Kollegen verwenden, können Sensorik mit einem Gewicht von zwei Kilo aufnehmen. Ein Akkupack reicht für 20 Minuten in der Luft, die erlaubte maximale Flughöhe beträgt 150 Meter. Redundante Sicherheitsmodule sorgen dafür, dass die Drohnen auch bei einem Abbruch der Verbindung stabil bleiben und notfalls selbstständig landen. Die verbaute GPS-Technik hilft nicht nur bei autonomen Flugmanövern, sondern auch beim Reproduzieren von Bildern. Neben der Position werden Kameraeinstellungen und -neigung gespeichert. So können für Dokumentationszwecke immer wieder Fotos vom selben Ort im selben Winkel geschossen werden. Man kann ein Bauprojekt wachsen sehen. Ausgerüstet mit der jeweils entsprechenden Kameratechnik können die Isolatoren von Starkstromleitungen überprüft, das Volumen von Mülldeponien vermessen oder Windräder inspiziert werden. Die Drohnen können Archäologen helfen, Überreste alter Mauern im Untergrund zu verorten, oder Energietechniker dabei unterstützen, Strömungsverhältnisse für einen Windpark zu eruieren, zählt Knopf auf – Projekte in diesen Bereichen, unter anderem mit der FH Burgenland, sind angedacht. Vögel können nicht nur vertrieben, sondern im Dienste von Biologen auch gezählt werden. Im Rahmen der sogenannten Photogrammetrie können die Drohnenbilder dazu dienen, eine 3-D-Struktur einer Anlage oder einer Landschaft zu errechnen. Inhalte mehrerer Aufnahmen werden zueinander in Referenz gesetzt, um ein 3-D-Modell zu generieren. Aus dem Material können Pläne abstrahiert werden, die eine tagesaktuelle Realität wiedergeben. Die Stare, die künftig von den Drohnen vertrieben werden, inspirierten die Gründer auch zur Idee für ihr Start-up. Mein Kollege hat gesehen, wie ein ungarischer Falkner bei der Vertreibung der Vögel geholfen hat. Der Falke wird nach einer Stunde müde, die Drohne aber nicht. Kultur;'Das Wort vermag den, der es schreibt oder liest nicht nur über Meere und Gebirge, sondern über die Zeit selbst zu erheben – bleibt es doch zumindest lesbar, wenn er selbst bereits seit Jahren oder Jahrtausenden wieder verstummt ist. Im Wort Ozean erheben sich keine Stürme, stampfen keine Schiffe und wird auch kein Mensch je in Seenot geraten. Im Wort Wüste ist noch keiner verdurstet und im Wort Abgrund kein Unglücklicher jemals zu Tode gestürzt. Und dennoch beschwören diese und alle Worte und Sätze, in denen greifbare Wirklichkeit in Sprache verwandelt wird, in unserem Denken und Fühlen etwas, das an die Glücksmöglichkeiten und Katastrophen der realen Welt rührt und in uns Bilder von einer Deutlichkeit aufsteigen lässt, als stünden wir tatsächlich vor der anrollenden Brandung, vor einem geliebten Menschen oder dem Abgrund. Und für den Zauber dieser Verwandlung bedarf es nicht mehr als jener Kraft, die jeder Mensch in sich selbst trägt und ihm ermöglicht, alles, was sich überhaupt sagen lässt oder noch unausgesprochen auf seine Formulierung wartet, zur Sprache zu bringen. Dass ein Mensch in Worten weder ertrinken noch durch die unzähligen Arten der Grausamkeit zugrunde gehen kann, schenkt dem Zauber der Verwandlung von etwas in Sprache zunächst eine seltsame Friedlichkeit, so, als ob Bücher und jede Schrift uns einen besseren Schutz bieten könnten als jede Waffe oder Panzerung. Wie von einem Kokon umgeben, treten wir aus dem Inneren von Märchen oder anderen, frühesten Erzählungen unserer Kindheit hinaus in die donnernde, anrollende Welt, um dort zu jagen, zu lieben, Städte zu bauen – oder Kriege zu führen. Denn Worte, auch das erfahren wir bereits im frühesten Umgang mit Sprache, Worte sind wie die Menschen, die sie aussprechen, schreiben oder lesen, nicht nur gut. Sie folgen manchmal auch der Pervertierung Luzifers, des Lichtbringers, der aus dem Paradies in die Finsternis stürzte und im Fallen vom Engel zum Satan wurde. Wer sein Leben der oft begeisternden, oft erschöpfenden Arbeit an der Sprache verschrieben hat, der wird am Anfang aber lange schweigen, lange bloß betrachten und stillhalten müssen, um den Stimmen der Menschen, denen der Tiere oder dem bloßen Geräusch des Windes im Gestrüpp der Antennen zu lauschen. Und er wird, lange bevor er nach eigenen Wortschöpfungen und Sätzen sucht, Fragen stellen und Fragen beantworten, Fragen etwa wie jene, wie kalt und unbewegt die Meerestiefe vier und fünftausend Meter unter dem Kiel eines Frachters ist, der auf einer transatlantischen Route im Sturm liegt. Fragen nach den Namen der Leuchtfische, die durch das submarine Dunkel schweben. Fragen, was das denn ist – Dunkelheit? Und was Trauer, Hoffnung oder ein Abschied? Wie ist es, wenn einer im Lärm der Welt taub wird? Was macht einen Menschen blind? Und was gewalttätig ...? Wenn einer erzählen will, muss er solche und ähnliche und unzählige andere Fragen zu beantworten versuchen und muss doch nach jeder Antwort immer neue Fragen an sich und die Welt richten, bis er sich endlich erheben und etwas so Einfaches und Ungeheuerliches wie Es war ... Es war einmal sagen kann. Aber selbst wenn er auf jede Nachforschung verzichtet und sagt: Mir genügt das Meinige, ich spreche nur von mir, ich spreche nur vom Allervertrautesten, nur von dem, was ich allein und am besten weiß – selbst dann erscheint einem Erzähler die Welt noch einmal anders und neu -, muss er sich doch auch der einfachsten Dinge seiner Geschichte erst vergewissern. Wovon immer er spricht – in seiner Geschichte muss ein Erzähler alle Welt noch einmal und immer wieder erschaffen und darf dabei nicht mehr voraussetzen als die Aufmerksamkeit seiner Zuhörer, seiner Leser, nichts als die Stille, in der er endlich zu sprechen, zu erzählen, zu schreiben beginnt. Erzählen besteht immer aus einer Stimme und einem Ohr, aus einem Bild und einem Auge, das alle Wirklichkeit ins Bewusstsein, in Herz und Gedächtnis überführt. Dabei ruht jede Silbe eingebettet in die Stille des ungeheuren, uns umgebenden Raumes, in das Unsagbare, und jedes Bild eingebettet in die Finsternis. Gerade dadurch erscheinen Wort, Klang, Bild vielleicht ja als die größten Kostbarkeiten der menschlichen Existenz. Schließlich vermag das Wort den, der es schreibt oder liest, nicht nur über Meere und Gebirge, sondern über die Zeit selbst zu erheben – bleibt es doch zumindest lesbar, wenn er selbst bereits seit Jahren oder Jahrtausenden wieder verstummt ist. Wenn uns in diesen Tagen blindwütige, religiös verseuchte Berserker den Schluss aufzwingen, die Abwehr ihrer Mordgier und Zerstörungswut wäre am ehesten durch noch mehr Gewalt, noch mehr Panzerung und Überwachung zu erwarten, werden Erinnerungen an die Wurzeln eines Hasses wach, von denen manche tief in unsere eigene, europäische, Geschichte hinabreichen. Jahrhundertelang hat Europa nahe und fernste Kulturen überrannt, ausgebeutet oder zerstört und damit den eigenen Wohlstand begründet. Spanische und portugiesische und niederländische und englische und französische und deutsche und belgische und italienische und immer weitere und noch mehr Kolonialherren haben im Rest der Welt willkürlich Grenzen durch uralte Einheiten gezogen, haben Landesbewohner vertrieben, versklavt, verstümmelt oder erschlagen und mit Handelsstationen und Minen immer auch Massengräber eröffnet. Wenn sich nun aus verwüsteten und zerrissenen Landstrichen und entsprechend verwüsteten Regionen des Bewusstseins Killer auf den Weg machen, um den Hinrichtungsbefehl eines Predigers zu befolgen oder einen barbarischen Missionsauftrag mit automatischen Waffen und Sprengstoffgürteln zu erfüllen, ist es, als ob sie sich an europäischen Eroberern vergangener Jahrhunderte ein Beispiel nehmen wollten, an Helden der Kolonialgeschichte, die ganze Kontinente terrorisierten, um ihre Bewohner als Lieferanten des europäischen Reichtums gefügig zu machen oder zu vernichten. Unzählige, immer noch offene Rechnungen, stehen so in Bilanzen, die nicht Jahre und Jahrzehnte, sondern Jahrhunderte überspannen. Allein die zehn Millionen Toten, um nur eines, ein einziges Beispiel zu nennen, allein die zehn Millionen Toten, die etwa ein europäischer Massenmörder wie der belgische König Leopold II. im Kongo hinterlassen hat, könnten unter dem Einfluss entsprechender Prediger wohl drei und vier Generationen von Rächern auf den Weg nach Europa bringen. Aber gegen Menschen, die in ihrer rasenden Wut oder bloßen Dummheit den eigenen Körper in eine Waffe verwandeln und selbst um den Preis des eigenen Lebens nichts mehr wollen als töten, werden auch in Zukunft die meis- ten Verteidigungstechniken wirkungslos bleiben. Natürlich werden die Angegriffenen sich in Notwehr aller ihrer Mittel bedienen, aber die einzige dauerhafte, wenn auch niederschmetternd langsame und deshalb oft zu spät kommende Hilfe kann aus keiner anderen Quelle gespeist werden als jener der Sprache, des Wortes. Nicht die Sensen und Dreschflegel der Bauernkriege haben am Ende die feudale Grausamkeit des Mittelalters zerschlagen, sondern die Gedanken der Aufklärung; das Wort. Nur eine Gesellschaft, die selbst unter der Bedrohung durch eine Armee von fundamentalistisch religiösen Massenmördern nicht bloß ihre Waffen, sondern auch das Wort wieder einsetzt in seine Dogmen sprengende Kraft, wird sich am Ende – vielleicht – wenn nicht als unbesiegbar, so doch als die stärkere erweisen. Und der Erzähler und Literat, der dieser Gesellschaft beisteht, indem er als Romancier, Essayist, Dramatiker oder in den Strophen seiner Poesie zumindest eine Vorstellung vom wahren Glück und Leiden des Einzelnen ermöglicht, wird zwar niemals ein Prophet sein, aber zumindest ein Helfer.' Wissenschaft;Kriegswerkzeug, Energielieferant, Krebsbehandlung: In keine andere Technik sind so ambivalente Erwartungen gesetzt worden wie in die Atomenergie. Bis in die 1930er-Jahre war die Atomphysik eine wissenschaftliche Disziplin wie jede andere, weder von deren Ergebnissen noch den Auswirkungen wurde außerhalb der Labore besondere Notiz genommen. Mit dem Nachweis der Kernspaltung im Dezember 1938 durch die deutschen Chemiker Otto Hahn und Fritz Straßmann am Kaiser-Wilhelm-Institut für Chemie in Berlin änderte sich das radikal: Die Entdeckung verwandelte die zuvor unpolitisch agierende Physik mit einem Schlag in ein Instrument der Kriegsführung. Angetrieben von den Befürchtungen, die Deutschen könnte die Kernspaltung nutzen, um eine Atombombe zu konstruieren, wurden in den USA zwischen 1942 und 1946 im Rahmen des Manhattan Project unter der wissenschaftlichen Leitung des Physikers J. Robert Oppenheimer Atomwaffen entwickelt. Vom Kriegsinstrument... Im August 1945 kam es schließlich zu den ersten und bislang einzigen kriegerischen Einsätzen von Atombomben: Durch den Abwurf zweier Bomben über Hiroshima und Nagasaki starben 126.000 Menschen sofort, zigtausende an den Folgen. In einem Interview 1965 blickte Oppenheimer in Anlehnung an die hinduistische Schrift Bhagavad Gita zurück: Jetzt bin ich der Tod geworden, der Zerstörer der Welten. Der Atomwaffeneinsatz setzte eine breite gesellschaftliche Diskussion nicht nur über den Einsatz der Waffen, sondern auch über die gesellschaftliche Verantwortung von Wissenschaft insgesamt in Gang, sagt Armin Grunwald, Leiter des Büros für Technikfolgenabschätzung beim Deutschen Bundestag und Professor für Technikphilosophie am Karlsruher Institut für Technologie. Die Frage der Verantwortung hat zunächst die Physiker betroffen, hat sich aber verbreitert und betrifft mittlerweile jede Form der Technologieentwicklung, sagt Grunwald. Die Atombombe markiert somit gewissermaßen den Moment, in dem wissenschaftliche Experimente die geschlossenen Räume der Labore verlassen haben und die Gesellschaft selbst zum Labor geworden ist, sagt der an der Uni Klagenfurt tätige Wissenschaftsforscher Arno Bammé. Doch wer hat die Verantwortung für die Folgen der Forschung zu tragen – die Wissenschafter selbst oder die gesamte Gesellschaft? Diese Frage zieht sich bis heute durch Debatten zum Ausstieg aus der Atomenergie, ebenso wie zur Gentechnik und scheidet die Geister. Grunwald spricht sich dafür aus, den Wissenschaftern selbst die Verantwortung für ihre Arbeit zu übertragen: Unsere Gesellschaften funktionieren nur mit Arbeitsteilung, man muss darauf vertrauen können, dass die anderen ihre Arbeit gut machen. ... zur Krebstherapie Anders sieht das der deutsche Wissenschaftshistoriker Ernst Peter Fischer: Wenn man fragt, was die Folgen der Wissenschaft sind, dann ist das meiner Ansicht nach die Geschichte der zivilisierten Menschheit – und dafür ist die Wissenschaft nicht allein verantwortlich, sondern die gesamte Gesellschaft. Er zitiert aus Friedrich Dürrenmatts Stück Die Physiker: Was alle angeht, müssen alle entscheiden. Gleichzeitig räumt Fischer ein, dass große Teile der Gesellschaft gar nicht ausreichend informiert sind, um überhaupt in der Lage zu sein, Entscheidungen über Atomenergie oder Gentechnik treffen zu können. Die Entscheidung, was erforscht werden darf, wird zusätzlich durch den trivialen Umstand erschwert, dass es keine Technologie gibt, die per se nur gut oder ausschließlich böse ist. Gerade in der Atomenergie wird diese Ambivalenz auf besondere Weise deutlich: So wurde gegen Ende des Manhattan Project bei den Nukleartests auf dem Bikini-Atoll neben der militärischen auch medizinische Forschung im Bereich der Strahlentherapie betrieben. Bis heute kommt sie zum Einsatz, um unterschiedliche Krankheiten zu behandeln, meist zur Bekämpfung bösartiger Tumore. Das sollte aber nicht die einzige zivile Nutzung der Atomenergie bleiben: Neben Radionuklidbatterien und Heizelementen kommen radioaktive Stoffe bei der Energieversorgung in der Raumfahrt und zur archäologischen Altersbestimmung bei der C14-Methode zum Einsatz. Doch ihre am meisten verbreitete Anwendung findet die Atomenergie in Kernkraftwerken. Der X-10 Graphite Reactor in Oak Ridge, Tennessee, war 1948 der erste Nuklearreaktor, der Strom erzeugte. Das erste Atomkraftwerk, das Elektrizität fürs Stromnetz lieferte, nahm 1954 in Obninsk in der damaligen Sowjetunion seinen Betrieb auf. Innerhalb eines Jahrzehnts wurde die Atomphysik so von der vielkritisierten Kriegstechnologie zum Hoffnungsträger für die Lösung künftiger Energieprobleme. Der Komplexität der Anlagen geschuldet kam es immer wieder zu Zwischenfällen, mal zu kleinen, mal zu größeren wie in Three Mile Island 1979, Tschernobyl 1986 oder Fukushima 2011. Und wieder mussten sich die Physiker den Vorwurf gefallen lassen, die Risiken ihrer Arbeit unterschätzt zu haben. In der Geschichte der Atomenergie ist das Vertrauen immer wieder zerstört worden, sagt Grunwald, das ist sehr schwer wiederaufzubauen. Bruchteile von Sekunden... Die ablehnende Haltung großer Teile der Bevölkerung gegenüber der Atomenergie sieht er nicht nur in den Risiken der Technologie selbst begründet, sondern vor allem auch in der Art und Weise, wie die Technik umgesetzt wurde – nämlich von oben herab und ohne davor offen über die Risiken zu sprechen. Im Gegensatz dazu sei gerade das bei der Nanotechnologie gut gelungen und die Ablehnung sei entsprechend geringer. Grunwald ist davon überzeugt, dass durch den Dialog zwischen Forschern und Bevölkerung die Wissenschaft ein Stück weit gesellschaftlich und ethisch verantwortlicher wird. Aus diesem Grund begrüßt er auch die Initiative Responsible Research and Innovation des österreichischen Wissenschaftsministeriums, die es sich zum Ziel gesetzt hat, den Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft zu forcieren. Offene Kommunikation hält Grunwald nicht nur für notwendig, wenn es um die Risiken der Atomenergie geht, sondern auch bezüglich ihrer Alternativen. Der breite gesellschaftliche Konsens für die Energiewende nach Fukushima sei heute vergessen. Grunwald kritisiert das naive Verständnis, dass die Verbraucher von der Wende nichts bemerken würden oder nichts bemerken dürften. Es muss klar gesagt werden, dass die Energiewende etwas kostet und auch etwas kosten darf. ... bis Trilliarden von Jahren Die breit geführte Debatte über die Nutzung von Atomenergie ist umso notwendiger, als es keine andere Technologie gibt, die derart einschneidende Folgen für die Menschheit und den Planeten hat. Das zentrale Material von Atomwaffen oder Kernenergie sind radioaktive Substanzen, die instabile Atomkerne haben. Wenn die Kerne zerfallen, wird Energie freigesetzt, die durch ionisierende Strahlung ausgesendet wird. Charakteristisch für radioaktive Stoffe ist die Halbwertszeit – jene Zeitspanne, nach der die Hälfte des Materials zerfallen ist. Diese kann im Bereich von Bruchteilen von Sekunden bis hin zu Trillionen Jahren liegen. So steht die Atomenergie nicht zuletzt dafür, welche Auswirkungen der Mensch auf den Planeten hat – und zwar in einem Ausmaß, das rechtfertigt, den Menschen selbst als geologischen Faktor anzuerkennen, wie Geologen zuletzt im Fachblatt Science gefordert haben. Bezeichnenderweise wollen sie den Beginn dieses sogenannten Anthropozäns gerade mit den 1950er-Jahren datieren. Sie argumentieren, dass die Radionuklide, die durch die damals beginnenden Atombombentests verursacht wurden, brauchbare Marker wären, um global den Zeitpunkt anzuzeigen, mit dem das Erdzeitalter des Menschen begonnen hat. STANDARD: Wie wurde die Atomkraft zum Ausgangspunkt für gesellschaftliche Debatten? Bogner: Die Geschichte des Streits um die Atomkraft ist deshalb so eindrucksvoll, weil sich damit die Strukturen sozialer Konflikte fundamental wandelten. Ab den 1970ern taucht ein neuer Konflikttyp auf, bei dem Technik und Wissenschaft selbst zum Streitgegenstand werden. Der Nachkriegskonsens, dass wissenschaftliche und soziale Entwicklung miteinander einhergehen, wird erschüttert. Habermas kritisierte noch 1968, dass es keinen offenen Willensbildungsprozess gebe, sondern dass die Politik durch technische Sachzwänge ferngesteuert sei. STANDARD: Wie sah der Konflikt um die Atomkraft vor Tschernobyl aus? Bogner: Zunächst standen nicht die Sicherheitsbedenken im Vordergrund. Stattdessen herrschte die Angst vor, dass eine Technologie entsteht, die durch den Staat geschützt werden muss, was zu einer Einschränkung elementarer Bürgerrechte führen könnte. Auf der Rückseite der Atomkraft könnte sich ein Überwachungsstaat entwickeln, der die Demokratie gefährde, so die Befürchtung. STANDARD: Wie wurde Atomkraft zum politischen Thema? Bogner: Erste Initiativen in den frühen 1970ern wurden an mangelnder Transparenz, ungenügender bürgergesellschaftlicher Mitbestimmung und an Standortentscheidungen festgemacht. Zudem wurde eine Verschmelzung staatlicher und industrieller Interessen kritisiert. In der linksalternativen Bewegung war vom militärisch-industriellen Komplex die Rede. Die Antiatombewegung entsteht als Teil der größeren Ökologie bewegung und wird zum Schrittmacher für viele Veränderungen in der Politik. Es entstehen NGOs wie Greenpeace, Global 2000 und schließlich Europas Grünparteien. Was ändert sich mit dem Super-GAU von Tschernobyl? Bogner: Die Debatte um Sicherheit und Beherrschbarkeit der Technologie verschärft sich. Mit dem Fokus auf Risiken wird eine ganz neue Tonlage eingeübt. Mögliche Unfälle, die Endlagerproblematik und radioaktive Emissionen während des Normalbetriebs stehen im Mittelpunkt der Debatte. Man fühlt sich als Gesellschaft neuen Gefahren durch Großtechnologien ausgesetzt. Schon in den 1980er-Jahren kommt auch die Biotechnologie dazu. Der Sozio loge Ulrich Beck landet im Jahr des Super-GAUs einen Bestseller mit seiner Zeitdiagnose der Risikogesellschaft. Er glaubte, dass die Erfahrung von Katastrophen und Umweltzerstörung das Geschäftsmodell der modernen Gesellschaft infrage stellt. Was bedeutet die Katastrophe für die Wissenschaft? Bogner: Die Debatte um die Risiken der Technik brachte neue Forschungsfelder auf den Weg. Die interdisziplinäre Risikoforschung entsteht, die Technikfolgenabschätzung nimmt Fahrt auf. Es entstehen neue Fächer wie die Sozialökologie. Man könnte sagen, die Wissenschaft profitiert von der Technisierung und ihrer gesellschaftlichen Problematisierung. Die längste Zeit ging es ihr darum, Natur und Gesellschaft zu entschlüsseln. Jetzt operiert sie immer stärker an selbstgemachten Problemen. Wie verändert sich die Relation zwischen Wissenschaft und Politik? Bogner: Man benötigt wissenschaftliche Expertise, um abstrakte Risiken real werden zu lassen und somit politisierbar zu machen. Aus der Ökologiebewegung von damals entstehen viele wissenschaftliche Institutionen, die heute noch bestehen. Der Expertenkonsens über Technik ist Geschichte. Heute wissen wir es: Zu jedem Gutachten gibt es Gegengutachten. Man holt eine zweite Meinung ein. Da haben wir alle – etwa als Patienten – auch stark an Souveränität gewonnen. In Autos kommen mehr Menschen um als durch Atomkraftwerke. Wie wählt man aus, welche Technologie riskant ist? Bogner: Die Risikoforschung sagt, dass eine Reihe von Parametern eine Rolle spielt. Wir akzeptieren Risiken, wenn wir glauben, wir können sie beherrschen. Wir akzeptieren sie, wenn wir sie freiwillig eingehen. Wir lehnen Technologien mit hohem Katastrophenpotenzial ab. 1920 sind die Autos rot beflaggt, weil die mit Höllentempo durch die Straßen brausen – mit 30 km/h. Heute gehen wir davon aus, dass wir sie beherrschen und im Aufrüstungswettbewerb auf den Autobahnen bestehen. Nach Fukushima haben die USA und Frankreich ähnlich argumentiert. Der Standpunkt war: Wir können die Technik unter Kontrolle halten, wenn wir Sicherheitsstandards optimieren. Andere haben weitergemacht wie bisher. Deutschland hat Fukushima hingegen als Möglichkeit für den Ausstieg genutzt. Es scheint, dass ein Atomausstieg nur durch Katastrophen oder eine Verdrängung durch neue Technologien möglich wäre. Oder sehen Sie einen dritten Weg? Bogner: In den 70ern demonstrierten Leute zwar, ohne dass sie Katastrophen vor Augen hatten. Dennoch sind Tschernobyl und Fukushima zu den Schrittmachern für Bewusstwerdung und politisches Handeln geworden. Und es stimmt, dass wir auf Innovationen abonniert sind, genauso wie auf Wirtschaftswachstum. Es gibt keinen institutionellen Raum, um über Exnovationen, also die Zurücknahme einer technischen Entwicklung, zu diskutieren. Derartige Debatten beginnen gerade. Etat;Verband kritisiert Knappheit an Arbeitsplätzen und finanzielle Engpässe. Bern – Forderungen nach redaktioneller Unabhängigkeit in der Schweiz sind am Dienstag im Zentrum des Tages der Pressefreiheit gestanden. In der Schweiz sind Journalisten laut Gewerkschaft Syndicom zwar kaum an Leib und Leben bedroht. Ihre Arbeit werde aber verschiedentlich behindert. Medienfreiheit bleibe Theorie, wenn die Produktions- und Arbeitsbedingungen unwürdig seien, hieß es in einer Mitteilung. Nur ein fairer Gesamtarbeitsvertrag lege den Grundstein für angemessene Arbeitsbedingungen von festangestellten Medienschaffenden und Freelancern. Und nur mit gut dotierten Redaktionsbudgets lasse sich journalistische Recherche betreiben, betonte Syndicom. Die Medien könnten ihrer Aufgaben als Wachhunde der Demokratie nur bei garantierter Unabhängigkeit gegenüber allen politischen und wirtschaftlichen Akteuren erfüllen. Der Journalistenverband impressum macht darauf aufmerksam, dass die Pressefreiheit auch in der Schweiz beschränkt und gefährdet sei. Die Knappheit an Arbeitsplätzen und die finanziellen Engpässe traditioneller Medien führten zu Medienkonzentrationen und sogar zu Lohndumping. Medienkonzentrationen dünnten die Medienvielfalt aus, Entlassungen bedrohten die Pressefreiheit und außerdem würden ganze Publikationen verschwinden. Nicht selten werde vor Gericht versucht, die Pressefreiheit abzuwürgen, kritisierte impressum. In Bern führten die SRG und der Verband Schweizer Medien eine Tagung zum Thema journalistische Recherche und unzensierte Berichterstattung durch. Recherchefreiheit sei nicht nur eine Freiheit der Medienschaffenden, sondern auch eines der wichtigen Instrumente, um das Funktionieren der Demokratie zu gewährleisten, heißt es in einer Medienmitteilung. In der internationalen Rangliste der Pressefreiheit 2016 von Reporter ohne Grenzen belegt Finnland weltweit erneut den Spitzenrang. Die Schweiz verbesserte sich vom 20. auf den 7. Rang und gehört damit zu den Ländern, die punkto Pressefreiheit innert Jahresfrist die größten Fortschritte erreicht haben. Österreich dagegen fiel um vier Plätze auf den elften Rang zurück. Inland;23,8 Prozent der Null- bis Zweijährigen und 92,3 Prozent der Drei- bis Fünfjährigen besuchen Kindergärten oder Krippen. Wien – Im abgelaufenen Kindergartenjahr haben mehr als 57.000 Kleinkinder bis zum Alter von zwei Jahren eine Kinderbetreuungseinrichtung besucht – das sind mehr als doppelt so viele wie noch vor sieben Jahren. Auch bei den Drei- bis Fünfjährigen bedeuten mehr als 223.000 betreute Kinder einen neuen Höchststand, geht aus der am Donnerstag von der Statistik Austria veröffentlichten Kindertagesheimstatistik. Die 57.525 betreuten Kleinkinder bis zwei Jahre im Jahr 2014/15 bedeuten eine Quote von 23,8 Prozent. 2007/08, also im letzten Jahr vor Einführung der Förderung von Bund und Ländern, waren mit 28.020 oder 11,8 Prozent noch nicht einmal halb so viele Kleinkinder in Betreuung. Das sogenannte Barcelona-Ziel liegt allerdings für die Null- bis Dreijährigen bei 33 Prozent. Von den Zweijährigen besuchten im Vorjahr knapp die Hälfte (49,7 Prozent) eine Kinderbetreuungseinrichtung. Bei den Einjährigen lag die Betreuungsquote bei 19,9 Prozent und bei Kindern, die das erste Lebensjahr noch nicht vollendet hatten, 1,7 Prozent. In allen Bundesländern ist die Betreuungszahl bei den Null- bis Zweijährigen stark gestiegen, am stärksten in Niederösterreich mit einem Zuwachs um 171,8 Prozent auf 10.397 Kinder. Das ist aber nicht nur auf neue Betreuungsplätze zurückzuführen, sondern auch darauf, dass Niederösterreich im September 2008 die Kindergärten für Zweieinhalbjährige öffnete. In Oberösterreich (plus 133,3 Prozent) und der Steiermark (plus 125,5 Prozent) hat sich die Betreuungszahl ebenfalls mehr als verdoppelt. Allerdings werden hier weiterhin vor die wenigsten Null- bis Zweijährigen in Kindertagesheimen betreut (13,6 beziehungsweise 12,7 Prozent). Das Burgenland erreichte einen Zuwachs von 104,7 Prozent und liegt mit einer Betreuungsquote von 30,9 Prozent an zweiter Stelle hinter Wien. Dort wurden schon vier von zehn Kleinkindern in einem Kindertagesheim betreut (40,2 Prozent), Wien liegt damit klar über dem Österreich-Schnitt von 23,8 Prozent. Auch die Betreuung der Drei- bis Fünfjährigen erreichte einen neuen Höchststand. 223.517 Kinder besuchten ein Kindertagesheim oder als vorzeitig Eingeschulte eine Schule, das waren 15.322 beziehungsweise 7,4 Prozent mehr als vor sieben Jahren. Insgesamt wurden in Österreich 92,3 Prozent der Kinder zwischen drei und fünf Jahren betreut, das Burgenland mit 98 und Niederösterreich mit 96 Prozent erreichten hier die höchsten Werte. Relativ deutlich unter dem Österreich-Durchschnitt liegen die Steiermark (85,7) und Kärnten (87,5 Prozent). Familienminsterin Sophie Karmasin (ÖVP) sieht Österreich auf dem richtigen Weg. Das verbesserte Angebot werde sehr gut angenommen, sagte Karmasin in einer Aussendung. Mit einer Betreuungsquote von 25,9 Prozent liegt Österreich aber immer noch unter dem Barcelona-Ziel von 33 Prozent bei den Unter-Dreijährigen. Karmasin gestand deshalb durchaus noch Aufholbedarf bei den Kleinsten zu. Sie sieht hier aber die Länder gefordert. Die Familienministerin will sich auch weiterhin für längere Öffnungszeiten und eine Reduktion der Schließtage einsetzen. Aufholbedarf sieht Karmasin auch noch bei der Anzahl männlicher Kindergartenpädagogen, die noch unter zwei Prozent liegt. Auch Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) konstatierte einen Nachholbedarf bei den Unter-Dreijährigen und meinte, dass die Länder gefordert seien, den Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen weiter voranzutreiben. Auch die Öffnungszeiten müssten sich an der Lebensrealität berufstätiger Eltern orientieren. Die Grüne Sozialsprecherin Judith Schwentner forderte Karmasin auf, Tempo zu machen, um das Barcelona-Ziel zu erreichen. Sie bekräftigte die Forderung der Grünen auf einen Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz ab dem 1. Geburtstag. Außerdem müsse eine bundesweiten Rahmen für einheitliche Qualitätskriterien geben.(APA, 3.9.2015) Wissenschaft;An Bord einer ausgedienten Cygnus-Transportkapsel soll ein Feuer gelegt werden – mit Sicherheitsabstand zur ISS. Washington – Der Ausbruch eines Feuers gehört zum schlimmsten, was den Insassen eines Raumfahrzeugs widerfahren kann. Um die Gefahrensituation besser einschätzen zu können, will die US-Raumfahrtbehörde Nasa nun in einer ausgedienten Raumkapsel im All einen Großbrand legen. Das Feuer soll in der Cygnus-Transportkapsel gelegt werden, die am 23. März mit Nachschub für die Internationale Raumstation ihre letzte Reise antreten wird. Nach dem Entladen auf der ISS soll in dem Transporter weit entfernt von der Station das Brandexperiment gestartet werden. Es soll dabei untersucht werden, wie groß die Flammen werden, wie schnell sich das Feuer ausbreitet, wie heiß es wird und welche Menge an schädlichen Gasen entsteht. Der Test solle der Sicherheit derzeitiger und künftiger Missionen dienen, sagte Nasa-Ingenieur Gary Ruff vom Glenn Research Center in Cleveland, Ohio. Bereits in der Vergangenheit waren im All kleinere kontrollierte Brände entfacht und beobachtet worden. Nun will die Nasa herausfinden, welche zusätzlichen Maßnahmen für Gerät und Menschen ergriffen werden sollten, um im Fall von Großbränden ausreichend Schutz zu bieten. Sport;18-jährige Simone Biles gewinnt als erste Frau drei Mehrkampf-Titel in Serie. Glasgow – Die US-Amerikanerin Simone Biles hat am Donnerstagabend bei der WM in Glasgow Turngeschichte geschrieben. Die 18-jährige Texanerin schaffte es als erste Frau, drei Mehrkampf-Titel in Serie zu gewinnen. Trotz eines Fast-Sturzes am Schwebebalken erreichte Biles 60,399 Punkte und setzte sich damit vor ihrer Landsfrau Gabrielle Douglas (59,316), der Mehrkampf-Olympiasiegerin von London 2012, durch. Biles zog mit dem neuerlichen Weltmeistertitel mit der Russin Swetlana Chorkina gleich, die zuvor als einzige dreimal WM-Gold im Mehrkampf geholt hatte. Nach ihrer insgesamt achten WM-Goldmedaille fehlt Biles nur noch ein Titel, um in der ewigen Bestenliste zu Chorkina aufzuschließen. Sowohl im Sprung, als auch am Boden und am Balken startet Biles am Wochenende als Beste der Qualifikation in den Endkampf. (APA/Si, 29.10.2015) Turn-WM in Glasgow – Frauen-Mehrkampf: 1. Simone Biles (USA) 60,399 Punkte (Sprung 15,833, Stufenbarren 14,900, Schwebebalken 14,400, Boden 15,266) – 2. Gabrielle Douglas (USA) 59,316 (15,300, 15,033, 14,400, 14,583) – 3. Larisa Iordache (ROU) 59,107 (15,066, 14,800, 14,766, 14,475) Wissenschaft;Um ein Haar hätte das US-Militär im Zweiten Weltkrieg eigens trainierte Fledermäuse mit Minibomben über japanischen Städten abgeworfen. Der Plan klingt wie die bizarre Zerstörungsfantasie eines durchgeknallten Superbösewichts aus Gotham City: Ein Flugzeug wirft über einer schlafenden Stadt eine Bombe ab. Doch anstatt in einer desaströsen Explosion zu detonieren, öffnet sich die Hülle der Bombe in einer bestimmten Höhe – und gibt mehr als tausend Fledermäuse frei. Die Tiere wiederum tragen jeweils eine Mini-Zeitbombe mit sich, und verbreiten sich – geräuschlos und in Windeseile – in ganzen der Stadt, suchen Dachböden, Regenrinnen und andere versteckte Nischen und Winkel auf. Dort legen sie ihre Sprengsätze ab und suchen rechtzeitig das Weite – während die noch immer schlafende Stadt auf das unvermeidliche Inferno zusteuert. Schwer zu glauben, doch diese Idee stammt nicht von einem Comicverlag oder Drehbuchautor, sondern wurde tatsächlich unter dem Namen Project X-Ray vom US-Militär im Zweiten Weltkrieg ausführlich getestet. Erdacht hatte sie der Zahnarzt Lytle S. Adams, ein Freund der First Lady Eleanor Roosevelt, der nach dem Angriff auf Pearl Harbor freizeitmäßig nach Militärstrategien gegen Japan suchte. Bei einer Reise durch New Mexico wurde er Zeuge der faszinierenden Migration der Mexikanischen Bulldoggenfledermäuse – die im Winter zu Millionen nach Kalifornien fliegen. Bei diesem Anblick kam ihm, wie er später erzählte, die Idee, die Tiere als Kriegswaffen einzusetzen: Immerhin, fand er bald heraus, sind Fledermäuse äußerst zäh und überstehen große Höhen und Langstreckenflüge recht problemlos. Dass Adams verrückte Idee im Weißen Haus, dem er einen Entwurf übersandte, überhaupt Gehör fand, lag vermutlich an seiner Bekanntschaft mit der First Lady. Tatsächlich schaffte es das Schreiben bis auf Franklin D. Roosevelts Schreibtisch, der es an den Nachrichtendienst des Kriegsministeriums weiterleitete – nicht, ohne anzumerken: This man is not a nut. Das präsidentielle Urteil schien seine Wirkung nicht zu verfehlen. Und so kam es, dass die Fledermausbombe als geheimes Project X-Ray in die militärische Planungs- und Probephase gelangte. Mit an Bord des Projektes waren übrigens der Entdecker der Echoortung, Donald R. Griffin sowie der Erfinder des Napalms, Louis F. Fieser. Einen ausführlichen Beitrag zur schier unglaublichen Geschichte der Bat Bomb und warum sie letztlich doch nie zum Einsatz kam, finden Sie hier: --> io9: The Almost Perfect World War II Plot to Bomb Japan with Bats (dare, 23.8.2015) Sport;Brite könnte schon in Austin seinen dritten WM-Titel fixieren und würde dann mit dem Brasilianer gleichziehen. Austin – Lewis Hamilton sitzt in einem schicken Appartement über den Dächern von Miami an einem schwarzen Flügel. Ganz entspannt spielt er Someone Like You von Adele. Musik gibt mir einen solchen Frieden, schreibt der Brite über sein bei Twitter verbreitetes Video am Piano. Hamilton ist die Ruhe selbst, will er damit wohl sagen. Der Titel in der Formel 1 wird ihm nicht mehr zu nehmen sein. Im teaching myself how to play. I love how this piano sounds. One of my favourite songs to play. #Adele #Learning https://t.co/Whyiir30xk Ich weiß aus Erfahrung, dass in unserem Sport nichts erledigt ist, bis es wirklich soweit ist, sagt Mercedes-Star Hamilton zwar brav vor dem Großen Preis der USA (Sonntag, 20.00 Uhr/ORF, RTL und Sky). Doch die Chancen seiner Rivalen Sebastian Vettel (Ferrari, 66 Punkte Rückstand) und Nico Rosberg (73 Zähler zurück) bestehen wohl nur noch auf dem Papier. Ich gehe dieses Rennen genauso an wie alle anderen in diesem Jahr auch, sagt Hamilton, der sich keine Schwächen leistet und neun der bisherigen 15 Rennen gewonnen hat. Landet der Dominator auch in Austin/Texas ganz vorne und Vettel wird nur Dritter, ist dem Titelverteidiger die WM-Krone nach 2008 und 2014 nicht mehr zu nehmen. Es wäre Hamiltons dritter WM-Titel – und damit ein ganz besonderer. Denn Ayrton Senna, der große Held seiner Kindheit, hatte auch drei Mal den PS-Thron bestiegen (1988, 1990 und 1991). Es ist schon verrückt: Es ist viele Jahre her, aber ich weiß noch ganz genau, wie ich damals nur durch Ayrton zu diesem Sport gekommen bin, sagte Hamilton zuletzt. Besonders der gelbe Helm des Brasilianers und sein rot-weißer McLaren hatten es dem kleinen Lewis angetan: Mein Vater und ich saßen zu Hause auf dem Sofa und verfolgten die Rennen. Und wer hätte damals gedacht, dass wir heute hier sein würden? Noch immer kann sich Hamilton an diesen schwarzen Sonntag Anfang Mai 1994 erinnern, als Senna in Imola in der Tamburello-Kurve in eine Mauer krachte und wenig später starb. Ich war neun Jahre alt, als Senna starb und versteckte mich hinter einem Lastwagen, damit mich mein Vater nicht weinen sah, sagt Hamilton. Senna sei für ihn immer noch ein echter Held, eine wahre Ikone. Schon von klein auf wollte ich so erfolgreich sein wie Ayrton Senna, sagt der 30-Jährige. Nun ist es soweit. Dass ich mich nun in einer Position befinde, um die gleiche Anzahl an Titeln einzufahren wie er, ist noch nicht ganz zu mir durchgedrungen. In Austin hat Hamilton nun die erste Chance, mit Senna nach WM-Titeln gleichzuziehen. Ich bin heiß darauf, auf die Strecke zu fahren, mein Bestes zu geben, sagt der Brite, der mittlerweile mit 42 Siegen sogar schon einen Grand Prix mehr gewonnen hat als sein Idol. Aber Hamilton weiß nur zu gut: Ayrton hätte noch viele, viele Rennen mehr gewonnen, wenn er länger gefahren wäre. Wissenschaft;Forscher untersuchten, wie steil liegende Erd- und Gesteinsmassen nach Beben wieder zur Ruhe kommen. Potsdam – In Gebirgsregionen verursachen Erdbeben häufig massive Erdrutschungen, die durch Regenereignisse noch verstärkt werden können. Wie sich das oft gewaltige und gefährliche Abgleiten von Erd- und Gesteinsmassen an steilen Hängen zeitlich zu Erdbeben verhält, war bislang wenig erforscht. Nun berichtet ein internationales Forscherteam im Fachblatt Geology, wie Rutschungen im Lauf der Zeit abnehmen und die Landschaft schließlich wieder in ihren Ursprungszustand zurückkehrt, und zwar unabhängig von meteorologischen Ereignissen und Nachbeben. Selbst nach starken Erdbeben pendelt sich die Aktivität der Erdrutschungen demnach innerhalb von ein bis vier Jahren wieder auf den Ausgangszustand ein. Für ihre Studie untersuchten die Forscher anhand von vier mittelstarken bis starken Erdbeben die damit verbundenen Rutschungsprozesse. Die Hauptschwierigkeit war, dass man die meteorologischen Ursachen von den seismischen unterscheiden muss, sagt Odin Marc vom Deutschen Geoforschungszentrum GFZ. Unabhängig von Erdbeben können auch Starkregen großflächige Erdrutschungen erzeugen, welche durch Erdbeben aber noch zusätzlich verstärkt werden. Zwei Prozesse greifen hier ineinander: Ein starkes Beben rüttelt die Bodenschicht vom darunter liegenden Grundgestein los und zerreißt das Gestein darunter. In die so entstandenen Risse und Klüfte sickert Wasser ein und wirkt wie ein Schmierfilm, auf dem ein Berghang zu Tale rutscht. Diese Modellvorstellung müsse aufgrund der neuen Ergebnisse aber modifiziert werden. Wir haben analytisch die Aktivität des Regens von der seismischen Aktivität getrennt und konnten so feststellen, dass die Abnahme der Hangrutsche im Zeitverlauf auf einem Selbstheilungsprozess der Landschaft beruht, so Marc. Die durch das Erdbeben entstandene Destabilisierung der Landschaft baue sich nach und nach ab. Im Verlauf von Monaten bis Jahren, je nach Witterung, Gestein und Stärke des Bebens, entwickle sich dieser Zustand wieder auf das Niveau vor dem Beben zurück: Die Risse würden sich langsam wieder schließen oder füllten sich mit Sand und Erde, bis die Landschaft wieder zu ihrer ursprünglichen Gefährdungslage zurückkehre. Web;Abschaltung beginnt im Frühjahr 2016 – Branche informiert Kunden im Internet und mit Werbespot – Betroffene brauchen entweder geeigneten Fernseher oder Zusatzbox. Die Kabelnetzbetreiber drehen 2016 das analoge Empfangssignal komplett ab. Für alle Betroffenen bleiben die Schirme dann schwarz. Damit das so gut wie nicht vorkommt, wird der Fachverband der Telekom- und Rundfunkunternehmen in der Wirtschaftskammer (WKO) voraussichtlich nächste Woche eine Info-Webseite einrichten, auch ein TV-Spot ist geplant. Die Abschaltung soll im Frühjahr 2016 beginnen. Wie viele Österreicherinnen und Österreicher nach wie vor über analoges Kabel fernsehen, ist schwer zu sagen. Laut RTR waren es Ende 2011 noch 70 Prozent der Kabelhaushalte, 2014 noch rund ein Drittel. Gemäß Teletest empfingen Ende 2014 rund 12 Prozent aller österreichischen TV-Seher ihre Programme via analogem Kabel. Auf Basis von rund drei Millionen österreichischen Fernsehhaushalten wären es einige Hunderttausend. Beim Wiener Kabelnetzbetreiber UPC gibt es mit UPC Mini ein Produkt, das derzeit sowohl analoges als auch digitales Signal bietet. Wie da das Verhältnis ist, weiß UPC nur aus Umfragen. Die firmeninternen Schätzungen werden aber nicht bekannt geben. Es ist anzunehmen, dass viele, vor allem langjährige Kabelkunden, nicht wissen, dass sie noch analog fernsehen. Für sie fielen bei UPC in ganz Wien schon 2014 acht Sender weg, darunter Arte und CNN. Nun werden sie 2016 – sofern sie weiter fernsehen wollen – zum Umstieg gezwungen. Analoges Kabelfernsehen gilt seit längerem als Auslaufmodell, dennoch ging die Digitalisierung im Gegensatz und Antenne und Satellit langsamer vonstatten. Fernsehen über Satellit und Antenne wird bereits seit 2013 nicht mehr analog, sondern ausschließlich digital ausgestrahlt. Antennenfernsehen erlebt unter dem neuen, digitalen Standard DVB-T2 eine Renaissance. Die ORF-Sendetechniktochter ORS, an der auch Raiffeisen beteiligt ist, bietet mit simpliTV ein Konkurrenzangebot zu Kabel und Satellit. UPC, Österreichs größter Kabelbetreiber, empfiehlt seinen betroffenen Kunden, bereits jetzt auf digital umzusteigen. Die Kunden würden aber ohnehin rechtzeitig über die weitere Vorgehensweise informiert. Jene Sender, die in Zukunft analog nicht mehr verfügbar sein werden, stehen weiterhin digital und unverschlüsselt zur Verfügung, erklärte eine UPC-Sprecherin der APA. Wir stehen mit den Hausverwaltungen direkt in Kontakt, die wiederum die Bewohner informieren, auch wenn sie nicht UPC-Kunden sind. Aus Sicht der Kabelnetzbetreiber bietet die Umstellung Vorteile. Man könne mehr TV-Kanäle in besserer Qualität anbieten, außerdem würden Kapazitäten für mehr HD-Programme und schnelleres Internet frei. Einen Nachteil gibt es aber: Für den Digital-Empfang ist entweder ein geeigneter Fernseher mit eingebautem DVB-C-Tuner oder eine zusätzliche Box notwendig. Wissenschaft;3,5 bis 5,7 Millionen Tonnen kommen allein aus Europa. Berlin – Dass Kunststoffe, die ins Meer gelangen, schwere ökologische Folgen hat, weiß man bereits seit längerer Zeit. Wieviel Plastik nun genau in die Ozean gespült werden, ist dagegen unklar. Nun warten Forscher mit neuen Zahlen auf: Bis zu 30 Millionen Tonnen Plastikmüll landen nach Auskunft des deutschen Umweltbundesamtes jährlich in den Weltmeeren. Etwa 3,5 bis 5,7 Millionen Tonnen kommen demnach allein aus Europa. Für viele Tiere bedeutet dieser Kunststoffmüll den Tod, wenn sie ihn irrtümlich fressen oder sich in ihm verfangen. Für mehr als 660 Arten sei bekannt, dass der Müll negative Folgen habe, heißt in der Studie, die im Auftrag des deutschen Bundesamtes erstellt und am Dienstag veröffentlicht wurde. Schädlich ist der Plastikmüll auch dann noch, wenn er durch Wind, Wetter und Gezeiten stark zerkleinert wurde. Mikropartikel, deren Größe kleiner als fünf Millimeter ist, können genauso wie größere Kunststoffteile zu mechanischen Verletzungen des Verdauungstraktes führen, die Verdauung behindern sowie die Nahrungsaufnahme blockieren, schreiben die Studienautoren. Zudem könnten sie giftig sein oder hormonähnlich wirken. Vom Gewicht her spiele der große Plastikmüll – vom Sackerl bis zum Fischernetz – die weitaus wichtigste Rolle auch bei den Mikropartikeln. Allein in der Europäischen Union werden nach Studienangaben zusätzlich jährlich schätzungsweise rund 3.100 Tonnen Mikroplastik in Kosmetikprodukten verarbeitet. Ihr Anteil an der Umweltbelastung sei mengenmäßig gering, aber überflüssig, heißt es in der Studie. In weitaus größerem Maße werden die kleinen Partikel in Kunststoffwachsen verwendet, die etwa zum Schutz von Früchten oder Oberflächen in der Leder-, Möbel- und Autopflege genutzt werden. Angesichts der großen Mengen an Plastikmüll raten die Experten, den Eintrag von Kunststoffen in die Umwelt generell viel drastischer zu reduzieren. Deutschland will die Vermüllung der Meere eindämmen und hat mit anderen EU-Staaten ein Forschungsprogramm mit einer Gesamtfördersumme von 7,5 Millionen Euro gestartet. Mehr als 270 Millionen Tonnen Plastik treiben nach Regierungsangaben auf den Weltmeeren – allein im Nordpazifik eine Fläche so groß wie Deutschland und Frankreich. Wirtschaft;Die Regierung Valls will einen niedrigen Kündigungsschutz, um Jugendlichen zu Jobs zu verhelfen – was hierzulande schon immer praktiziert wird. Es ist ein Déjà-vu-Erlebnis für Frankreich: Die Regierung schlägt eine Liberalisierung des rigiden Kündigungsschutzes vor, und Zehntausende gehen dagegen auf die Straße – darunter auch zahlreiche Jugendliche, zu deren Vorteil die Reform eigentlich gedacht ist. Vor 20 Jahren zwangen Massendemonstrationen und Streiks gegen eine moderate Arbeitsmarktliberalisierung die konservative Regierung von Alain Juppé in die Knie. Heute ist es eine sozialistische Regierung, die von innen und von außen unter Druck gerät, weil sie das tun will, was auch andere europäische Länder – vor allem Spanien und Portugal – schon durchgezogen haben. Wenn es einen Punkt gibt, bei dem sich seriöse Ökonomen einig sind, dann sind es die Folgen eines zu hohen Kündigungsschutzes. Der hilft jenen, die bereits einen Job haben, führt aber dazu, dass Betriebe insgesamt weniger Menschen anstellen – und vor allem keine Jugendlichen, die erstmals in den Arbeitsmarkt eintreten. Die Folge ist eine höhere Arbeitslosigkeit – und eine besonders hohe Jugendarbeitslosigkeit. Wenn Kündigungen leichter werden, finden auch Arbeitssuchende wieder leichter einen Job. Der Verzicht auf Sicherheit schafft mehr Sicherheit. Diese scheinbar paradoxe Erkenntnis ist schlüssig und empirisch gut belegt. Die demonstrierenden Gewerkschafter und Studenten in Frankreich, die das aus einer Mischung aus unsozialem Eigeninteresse (bei den Gewerkschaften) und ideologischer Verblendung nicht begreifen wollen, sollten einen Ausflug nach Österreich machen. Es ist ein gutgehütetes Geheimnis – aber wenn es um den Kündigungsschutz geht, hat Österreich einen der liberalsten Arbeitsmärkte in Europa. Selbst die Pläne der Regierung von Premier Manuel Valls gehen nicht so weit. Heimische Betriebe können sich in den meisten Fällen ohne Begründung von Mitarbeitern trennen. Oft müssen sie über die gesetzlich vorgeschriebenen Ansprüche hinaus etwas bezahlen – sei es durch einen mit der Belegschaft ausgehandelten Sozialplan oder durch einen gerichtlichen Vergleich, den ein Arbeitnehmer vor dem Arbeitsgericht durchsetzt. Aber zurücknehmen muss ein Betrieb einen einmal Gekündigten fast nie, und die Kosten halten sich fast immer im Rahmen. Schwierig wird es nur bei älteren Arbeitnehmern, die keine soziale Absicherung haben, und bei Behinderten, die immer noch unter einem besonderen Kündigungsschutz stehen. Und dort ist auch die Arbeitslosigkeit am höchsten. Das zeigt sich auch beim Wettbewerbsranking des Weltwirtschaftsforums (WEF), wo Österreich bei den Kosten einer Trennung weltweit an vierter Stelle steht – und bei den Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Beziehungen an sechster Stelle. Dass das in der Kategorie Arbeitsmarktflexibilität trotzdem nur für den 100. Platz reicht, liegt an den hohen Lohnnebenkosten (Platz 136). Die Folge dieser Politik ist sichtbar: Zwar steigt die Arbeitslosigkeit, sie ist aber im EU-Vergleich immer noch sehr niedrig. Und bei der Jugendarbeitslosigkeit liegt Österreich im Spitzenfeld. Bei einem rigideren Kündigungsschutz hätten wohl einige der niedrigqualifizierten Migranten, die jetzt bei uns auf der Straße stehen, ihren Job behalten. Aber zehntausende Jugendliche hätten, so wie in Frankreich, keine Aussicht auf eine reguläre Stelle. Und das wäre sozial und wirtschaftlich noch viel schlechter. Hoffentlich behält die Regierung von Premier Valls, anders als Juppé 1996, die Nerven und zieht die Reform durch. Es wäre vor allem für jene Jugendlichen ein Segen, die jetzt gegen die Regierung protestieren. Wissenschaft;'Altmetric misst, wie sehr Science-News auf Facebook, Twitter und Co. Verbreitung finden. 2015 dominierte die Biomedizin – und es gab Überraschungen. Die Forschung ist vom Messen besessen. Und am allerliebsten, so scheint es, vermisst sie sich selbst: Die Impact Faktoren von Zeitschriften, die Anzahl der Artikel in solchen Journals oder die Zahl der Zitierungen bestimmen längst darüber, wer in der Wissenschaft Karriere macht und wer nicht. Diese Form des Publizierens, der es in erster Linie um weitere Zitierungen in der Wissenschaft geht, hat mittlerweile etliche Gegner wie etwa den Medizinnobelpreisträger Randy Schekman. An einer alternativen Form der wissenschaftlichen Einfluss-Messung arbeitet hingegen Altmetric, die nicht Zitierungen innerhalb der Wissenschaft zählt. Die britische Firma analysiert, wie sehr wissenschaftliche Artikel in den Medien, aber auch auf Facebook, Twitter und Co. – also mithin in der Öffentlichkeit – Verbreitung finden. Die Idee klingt gut, die Umsetzung ist freilich nicht ganz einfach, wie anhand von Altmetrics Top 100 des Jahres 2015 offensichtlich wird. Angeführt wird die Liste von einem Nature-Artikel über ein neues Antibiotikum, gefolgt von einem Artikel darüber, dass die MMR-Impfung (gegen Masern, Mumps und Röteln) bei US-Kindern nicht zu mehr Fällen von Autismus führt (anders als ein gewisser Andrew Wakefield behauptet hatte). Platz drei geht schließlich an einen Aufsatz über das sechste große Artensterben, das gerade läuft und vom Menschen verschuldet ist. Bei allen drei Artikeln ist vor allem die Zahl der Tweets beeindruckend; bei der Messung der Berichte in Massenmedien allerdings tun sich die Bibliometriker von Altmetrics schwer – nicht zuletzt wohl auch wegen der verschiedenen Sprachen; Artikel in österreichischen Medien wie derStandard.at, diePresse.com oder orf.at werden gar nicht erst registriert. Etliche Texte schafften es auf die Liste, die auch auf derStandard.at Resonanz fanden – wie etwa eine Studie über den Bakterienaustausch beim Küssen (Platz 16), die freilich schon Ende 2014 erschien, jene Untersuchung, die erstmals die Gesamtzahl der Bäume unseres Planeten (drei Billionen) ermittelte (Platz 11), oder die erste Anwendung der CRISPR-Technologie bei menschlichen Embryonen (Platz 17). Neben der dominierenden Biomedizin sind auch Studien zum Klimawandel vergleichsweise stark vertreten. Die Liste führt aber auch zur einen oder anderen Entdeckung: etwa zu einem Text, der erst auf dem Preprint-Server arXiv veröffentlicht wurde und es dennoch auf Platz 9 brachte: A Neural Algorithm of Artistic Style stellt eine Software vor, die Fotos in Gemälde umwandelt, die dem Stil berühmter Künstler wie van Gogh entspricht.' Wissenschaft;"Nature"-Bericht: Immer mehr Spitzenforschung auf Basis internationaler Zusammenarbeit. Wien – Forschung ist international – wie stark diese Vernetzung fortgeschritten ist, belegt die Datenbank Nature Index, in der die institutionelle Zugehörigkeit hochwertiger wissenschaftlicher Artikel und damit auch die Forschungskooperation nachverfolgt werden kann. Erwartungsgemäß sind die USA das Zentrum der internationalen Zusammenarbeit in der Spitzenforschung, Österreich rangiert auf Rang 22. Für die Datenbank werden wissenschaftliche Arbeiten ausgewertet, die in 68 Top-Journalen wie Nature, Science oder PNAS erschienen sind, sozial- und geisteswissenschaftliche Fachzeitschriften fehlen dabei völlig. Dabei werden nicht nur die einzelnen Artikel der einzelnen Institutionen und damit der Länder gezählt. Bei jeder Arbeit wird auch der Prozentsatz der Autoren von der jeweiligen Institution und die Zahl der beteiligten Institutionen pro Artikel berücksichtigt. Zudem wird diese anteilige Zählung noch gewichtet (um den großen Anteil von Astronomie- und Astrophysik-Journalen am gesamten Publikationsoutput zu berücksichtigen). Der auf Basis dieser Daten erstellte Bericht Nature Index Collaborations beleuchte die Bedeutung der Beziehungen zwischen Ländern und Institutionen, erklärte Nick Campbell, leitender Redakteur bei Nature. Für das Fachjournal belegt die Auswertung, dass eine neue Ära wissenschaftlicher Entdeckungen begonnen hat, in der Spitzenforschung auf Basis internationaler Kooperationen durchgeführt wird. Österreichische Forscher sind zwar eindeutig im europäischen Forschungsraum verankert, aber auch weltweit gut vernetzt, wie der Bericht zeigt. Die meisten Partner der heimischen Forscher sitzen im benachbarten Deutschland, doch gleich dahinter folgen die USA. Mit deutlichem Abstand kommen dann Großbritannien, Italien, Frankreich, Schweiz und Japan in der Rangfolge jener Länder, mit denen heimische Forscher am meisten kooperieren. International belegt Österreich in dem Ranking Platz 22 von 157 Nationen (Auswertung März 2015 bis Februar 2016). An erster Stelle rangieren mit großem Abstand die USA. Dabei fällt allerdings auf, dass laut Bericht zwei Drittel der US-Studien keinen Mitautor aus einer anderen Nation haben. Auf Rang zwei folgt Deutschland vor Großbritannien und China. Letzteres profitiere vor allem von seinen weltweit verstreuten, hoch qualifizierten Forschern, die das Land zu einem aufstrebenden Zentrum internationaler Kooperationen machen. Der Nature-Bericht zeigt auch spezielle Netzwerkstrukturen. So seien etwa Spanien sowie Portugal Teil eines Netzwerks mit lateinamerikanischen Ländern und mit jenen sogar mehr verbunden als mit europäischen Staaten. Auch Frankreich ist mit seinen ehemaligen Kolonien gut vernetzt, genau so die arabischsprachigen Länder untereinander. Sieht man sich die internationale Zusammenarbeit Österreichs im Detail an, fand jeweils ein Drittel der Kooperationen in den Bereichen Lebenswissenschaften und Physik statt, etwa ein Viertel in der Chemie, den kleinsten Teil der Kooperationen trugen die Erd- und Umweltforscher bei. Von den österreichischen Institutionen rangiert die Universität Wien an erster Stelle der in internationaler Kooperation erschienenen Arbeiten. Auf den Plätzen folgen die Technische Universität (TU) Wien, die Uni Innsbruck, die Akademie der Wissenschaften (ÖAW), die Uni Graz, die Medizin-Uni Wien, die Uni Linz, das Institute of Science and Technology (IST) Austria, die TU Graz und die Uni Salzburg. Wissenschaft;Tausende Exemplare der Spezies Pleuroncodes planipes bewegen sich im sauerstoffarmen Wasser über den Meeresboden. Washington/Panama-Stadt – Wenn Tausende Krebse unterwegs sind, ergibt das beeindruckende Bilder: Auf ihrer Forschungstauchfahrt an einem Tiefseeberg vor der Pazifik-Küste Panamas sind US-Forschern einzigartige Videoaufnahmen gelungen. Sie zeigen, wie ein gewaltiger Krebsschwarm enggedrängt im sauerstoffarmen Wasser über den Meeresboden klettert und wirbelt. Die Bilder sind Teil ihrer Veröffentlichung im Fachjournal PeerJ über die Artenvielfalt am Tiefseeberg Hannibal Bank. Solche unterseeischen Berge gelten als sogenannte ökologische Hotspots. Der Biologe Jesus Pineda berichtet von der hypnotisierenden Erfahrung: Zuerst dachten wir, es seien Felsstrukturen biologischer Herkunft. Als wir sahen, dass sie sich bewegen – wie schwärmende Insekten – konnten wir es nicht glauben. Bei den Krebsen handelt es sich um Pleuroncodes planipes, die sonst vor allem an den Küsten der Baja California in Mexiko vorkommen. Erstmals wurden sie nun so weit südlich entdeckt. Nach dem bemannten Tauchgang schickten die Forscher ein ferngesteuertes Unterwasserfahrzeug hinab. Das registrierte weitere Krebsschwärme, stets mit einem Zentrum. Ein ähnliches Verhalten ist auch von Insekten bekannt. Die dichtesten Schwärme mit bis zu 78 Krebse pro Quadratmeter fanden sich an der Bergflanke in 355 bis 385 Meter Wassertiefe, wo es nur 0,04 Milliliter Sauerstoff pro Liter Wasser gab. Es könnte sein, dass das sauerstoffarme Wasser für diese Art einen Schutz vor Räubern darstellt, sagte Pineda. Die Krebe, in den USA red crabs oder tuna crabs genannt, sind begehrte Nahrungsquelle für Thunfische und auch Meeressäuger. Auch die großen Mengen, die zwei Monate nach der Expedition – im Juni 2015 – an der südkalifornischen US-Küste vor San Diego auftraten, waren Pleuroncodes planipes. Sie färbten viele Strände komplett orange. Forscher von der Scripps Institution of Oceanography in La Jolla brachten die Wanderung mit dem Klimaphänomen El Niño in Verbindung. Strömungen und Wind können demnach dafür sorgen, dass sich die normalerweise standorttreuen Populationen fortbewegen. Die Tiere verendeten an den Stränden. Inland;Zehn Privatpersonen und Vertreter von Kleinparteien würden gerne antreten. Wien – Nicht nur Vertreter etablierter Parteien und Ex-OGH-Präsidentin Irmgard Griss würden gerne am 8. Juli in die Hofburg einziehen. Auch einige größtenteils öffentlich unbekannte Vertreter kleinerer Bewegungen und Privatpersonen versuchen die 6.000 Unterstützungserklärungen zu sammeln, um auf dem Stimmzettel zu stehen. Zehn Sonstige haben laut neuwal.com bisher Interesse an einer Kandidatur gezeigt, zwei nicht ganz Unbekannte haben sich schon in Pressekonferenzen präsentiert: Am Freitag verkündete die Dialektautorin Elfriede Awadalla, Unterschriften zu sammeln. Sie erlangte mit dem Sieg in der Millionenshow einen gewissen Bekanntheitsgrad. Bei der Wien-Wahl 2015 kandidierte sie für Wien anders, ein Bündnis unter anderem aus KPÖ und Piraten, das 1,07 Prozent gerne im Gemeinderat gesehen hätten. Mann mit Wahlerfahrung Politisch Interessierten und EU-Gegner nicht unbekannt ist Robert Marschall, der am Donnerstag zur Pressekonferenz lud. Der Herausgeber des Stadtmagazins wien-konkret.at ist seit 2011 Chef der EU-Austrittspartei (EUAUS) – und hat schon Wahlerfahrung. Die von ihm angeführte Liste EU-Stop schnitt bei der EU-Wahl 2014 mit 2,76 Prozent überraschend gut ab, als beste unter den Kleinparteien. Bei der Nationalratswahl 2013 bekam EUAUS nur in Vorarlberg genug Unterschriften zusammen – und an den Urnen dann 510 Stimmen, also 0,01 Prozent. Bei der Wien-Wahl vorigen Oktober kandidierte EUAUS fast überall für die Bezirksvertretungen und überzeugte in Summe 3.343 Wähler (0,38 Prozent). Schon einige – bisher vergebliche – Erfahrung mit dem Unterschriftensammeln hat der pensionierte Richter Martin Wabl. Heuer nimmt er einen vierten Anlauf, gemeinsam mit den Mutbürgern. Weiters versuchen es der in Wien lebende Autor, Wirtschaftswissenschaftler, Journalist und Künstler Adrien Luxemburg, der frühere Hochsee-Kapitän, Unternehmensberater und Menschenrechtsaktivist Gustav Jobstmann aus Niederösterreich, der (laut eigener Homepage) arbeits- und parteilose Steirer Gernot Pointner, der Generalsekretär der Interessensgemeinschaft liberales Waffenrecht in Österreich Georg Zakrajsek, der Wiener Arzt Thomas Unden, die steirische Energetikerin und Kosmologin Karin Kolland sowie Thomas Reitmayer vom Österreich-Ableger der deutschen Satiretruppe Die Partei. Ihr Ziel sind 6.000 Unterstützungserklärungen Wahlberechtigter bis zum Freitag, 18. März, wenn die Wahlvorschläge eingereicht werden müssen. Für die Unterstützungserklärungen müssen die Wahlberechtigten – ab 23. Februar – persönlich aufs Gemeindeamt gehen, um bestätigen zu lassen, dass sie in der Wählerevidenz stehen. Wissenschaft;'Forscher berichten, dass die Riffschäden bereits dramatischer sind als angenommen. Die Simulation früherer Wasserqualität verleiht den Nesseltieren einen Wachstumsschub. Canberra/Washington – Geschädigte Korallen wachsen wieder besser, sobald die Wasserqualität auf vorindustrielle Werte steigt. Das hat ein Forscherteam zumindest für die Versauerung der Meere gezeigt. Für eine Studie im Fachjournal Nature erhöhten die US-Wissenschafter die Alkalinität (also das Säurebindungsvermögen) eine Lagune im Great Barrier Reef und schufen so eine Wasserqualität, wie es sie vor mehr als zweihundert Jahren gab. Innerhalb von drei Wochen, so Forscher, würden die Korallen um etwa sieben Prozent wachsen. Die Versauerung der Meere fordert bereits seinen Tribut von den Korallenriffen. Das ist nicht länger eine Zukunftsangst; das ist die heutige Realität, sagte Studienleiterin Rebecca Albright von der Carnegie Institution for Science in Stanford. Zugleich bestätigt eine weitere Studie, die im Fachjournal Nature Communications veröffentlicht wurde, die Gefährdung der Korallen durch die weltweite Versauerung der Meere. Australische Forscher hatten errechnet, dass die Auswirkungen am australischen Great Barrier Reef wahrscheinlich drastischer sind, als bisher angenommen. Es ist das größte Korallenriff der Erde. Die Versauerung der Meere greift nachweislich die Korallenriffe an. Wenn Kohlendioxid aus der Luft ins Meer gelangt, steigt der Säuregrad des Wassers. Etwa ein Viertel des menschengemachten Kohlendioxids werde derzeit jährlich von weltweiten Ozeanen aufgenommen, schreiben die US-Forscher. Im sauren Wasser kommen weniger Karbonat-Ionen vor, die zum Aufbau der Kalkskelette der Nesseltiere nötig sind. Gesondert ließ sich die Auswirkung der Versauerung in freier Natur aber bisher nicht beobachten, weil zu viele Faktoren ineinander greifen. Albright und Kollegen ist dies nun gelungen. Für ihre Studie wählten sie die Lagunen des One Tree Reefs, die im südlichen Great Barrier Reef liegen. Diese sind während der Ebbe vom offenen Meer getrennt; das Wasser fließt dann lediglich von einer höher gelegenen Lagune in eine niedrigere. Die Forscher versetzten das Wasser der ersten Lagune mit alkalisch wirkendem Natriumhydroxid und einem Färbemittel und entsäuerten es so künstlich auf vorindustrielles Niveau. Alle anderen Faktoren, etwa Wassertemperatur und Nährstoffe, blieben gleich. Nachdem das gefärbte Wasser in die zweite Lagune geflossen war, prüften die Wissenschafter die verbliebene Alkalinität. Anhand der Differenz errechneten sie, dass sich der Kalkaufbau an den Korallenriffen innerhalb von 21 Tagen durchschnittlich um etwa sieben Prozent erhöhen würde. Daraus lässt sich schließen, dass die Korallen seit dem Beginn der Industrialisierung bereits stark unter der Versauerung der Meere gelitten haben müssen. In einem gesonderten Nature-Kommentar würdigte die australische Meeresforscherin Janice Lough (James Cook University, Townsville) die Studie und prognostizierte, dass die Schäden an den Korallenriffen auch mit den neu gesetzten Klimazielen der UN-Klimakonferenz in Paris nicht zu beheben sein werden: Wir können die Zeit für die Ökosysteme der tropischen Korallenriffe dieser Welt nicht zurückdrehen; wir haben sie bereits einer wärmeren und saureren Zukunft überlassen. Das australische Team um Mathieu Mongin (CSIRO Oceans and Atmosphere, Hobart) untersuchte unterdessen verschiedene Bereichen des Great Barrier Reef. Die Gruppe berechnete die lokale Aragonit-Sättigung des Wassers, die durch Versauerung gesenkt wird. Aragonit ist ein spezielles Kalziumkarbonat, das zum Aufbau von Korallen dient – es wird durch Säure zersetzt. Der Wert gibt daher einen sehr guten Aufschluss darüber, ob die chemischen Voraussetzungen zum Kalkaufbau der Korallen gegeben sind. Die Forscher bestimmten die Werte an 22 Orten des Riffs und fügten diese mit Modellberechnungen der Gegebenheiten von 3.581 Einzelriffen zusammen. Ergebnis: Die Aragonit-Sättigung variierte innerhalb des Great Barrier Reef sehr stark, die Werte lagen aber im Durchschnitt unter denen des offenen Meeres vor dem Riff. Besonders gefährdet sind demnach die zum Festland gewandte Seite des Riffs und der südliche Teil. Insgesamt, so die Forscher, sei das Riff künftig wohl stärker durch Versauerung gefährdet als in den Berichten des Weltklimarates angenommen.' Wissenschaft;Archäologen fanden in Siedlungsresten am See Genezareth Wildvarianten verschiedener Getreidesorten. Ramat Gan – Der Ackerbau als Alternative zur Jäger-und-Sammler-Lebensweise startete seinen Siegeszug um die Welt in der Jungsteinzeit vor etwa 12.000 Jahren im Nahen Osten. Die ersten, zaghaften Anfänge der Landwirtschaft reichen allerdings viel weiter in die Zeit zurück: Israelische Forscher berichten nun in einer Studie im Fachjournal Plos One von Funden am See Genezareth, die belegen, dass der Mensch bereits vor rund 23.000 Jahren mit dem Anbau von Nahrungspflanzen experimentierte. Den Ursprung der Landwirtschaft als weitgehende Ernährungsgrundlage legen Wissenschafter nach aktuellen Erkenntnissen rund 10.000 Jahre vor Beginn der Zeitrechnung. Damals wurden Jäger und Sammler im Gebiet des fruchtbaren Halbmondes, das sich in einem Bogen vom östlichen Mittelmeer bis zum Persischen Golf erstreckt, allmählich sesshaft und begannen mit dem Anbau von Pflanzen. Wie die Forscher um Ehud Weiss von der Bar Ilan University in Ramat-Gan (Israel) nun berichten, erprobten Menschen in der Siedlung Ohalo II am See Genezareth schon gut 11.000 Jahre früher die Kultivierung von Getreide. Ohalo II war vor etwa 23.000 Jahren besiedelt, wurde später aber überflutet. Die Siedlung wurde 1989 entdeckt, als der Wasserspiegel des Sees nach massiver Wasserentnahme und einigen Dürre-Jahren dramatisch gesunken war. Dabei kamen etliche Hütten zutage, mit pflanzlichen und tierischen Überresten, Werkzeugen, Perlen und Holzobjekten. Diese Reste waren sehr gut erhalten, da sie unter den Sedimenten des Sees vor äußeren Einflüssen geschützt waren. Unter den Pflanzen fanden die Forscher Wildvarianten verschiedener Getreidesorten, wie Hafer, Gerste oder Emmer. Die Pflanzen wurden geerntet und die Körner verarbeitet, wie Spuren an Steinklingen und an einem Mahlstein belegen. Ein überdurchschnittlich hoher Anteil dieser Getreidepflanzen wies Veränderungen an der Ähre auf, die die Forscher auf längerfristige Kultivierung zurückführen. Die Wissenschafter vermuten allerdings, dass das Experiment Ackerbau in der Region zunächst wieder eingestellt wurde. Besonders aufschlussreich sei der Fund von Pflanzen, die mit der Anlage von landwirtschaftlichen Flächen auftauchen, weil sie sich gut an ein Leben in der vom Menschen gestalteten Umwelt angepasst haben. Zumeist stören solche Pflanzen den Anbau und werden als Unkräuter bezeichnet. Die Forscher sprechen bei ihrem Fund von Proto-Unkräutern, von denen sie 13 verschiedene Arten fanden. Möglicherweise hätten die Menschen einige dieser Pflanzen zum Verzehr gesammelt, da sie zum Teil essbare Teile besäßen. Bereits vor der Entstehung eines voll entwickelten Landbaus hatten Menschen grundlegende Kenntnisse von Landwirtschaft und, noch bedeutsamer, sie handelten vorausschauend und planten, erläuterte Weiss. Die gegenwärtigen Ergebnisse von diesem Standort, in der Wiege der Zivilisation gelegen, belegen, dass unsere Vorfahren schlauer und geschickter waren, als wir angenommen haben. Obwohl sich die eigentliche Landwirtschaft erst sehr viel später entwickelte, hatte der Versuch schon begonnen. Wie landwirtschaftliche Kulturtechniken vor etwa 12.000 Jahren ihren Durchbruch erlebten und immer weiter verfeinert wurden, hatten Archäologen um Simone Riehl von der Universität Tübingen 2013 im Fachjournal Science beschrieben. Sie hatten im Iran am Rande des Fruchtbaren Halbmonds Pflanzenreste aus einer mindestens 2.200 Jahre langen Siedlungsepoche entdeckt. Die Funde zeigten, wie die Menschen vor gut 11.700 Jahren mit einer rudimentären Landwirtschaft begannen, dann im Laufe der Jahrhunderte immer professionellere Anbaumethoden entwickelten und die Pflanzen nach ihren Bedürfnissen züchteten. Sport;Nach einem Bericht der "Times" gibt es Beweise für "organisierte Drogenkultur" in den vergangenen zehn Jahren. Moskau/London – Nach der Leichtathletik wird auch der russische Schwimmsport laut einem Bericht der Zeitung The Times von einem gigantischen Dopingskandal erschüttert. Eine Schande überschreibt das seriöse englische Blatt am Mittwoch seinen langen Artikel, der auf umfangreichen Recherchen beruhe. Es gebe Beweise für eine organisierte Drogenkultur im russischen Schwimmsport in den vergangenen zehn Jahren. Die Times enthüllte unter anderem Betrug durch einen bereits in Ungnade gefallenen Mediziner, mit illegalen Drogenlaboren und vertuschten Dopingtests. So soll Sergej Portugalow, Chefmediziner der seit vier Monaten suspendierten russischen Leichtathleten, auch den Schwimmern leistungssteigernde Mittel verabreicht haben. Eine Zeugin sagte aus, dass es bei einem Wettkampf in Moskau am Schwimmbecken eine Apotheke gegeben habe, um die Athleten mit Pillen und Medizin zu versorgen. Zwei positiv auf das Blutdopingmittel EPO getestete Aktive seien nie bestraft worden. Laut Times wurden Zeugen eingeschüchtert. Ihnen wurden Repressalien angedroht, falls sie mit ihrem Wissen über Doping an die Öffentlichkeit gehen. Zuletzt hatte der Fall von Weltmeisterin Julija Jefimowa für Aufsehen gesorgt. Ihr wird die Einnahme des verbotenen Herzmedikaments Meldonium vorgeworfen, seit dem 1. Jänner auf der Dopingliste der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA). Jefimowa wies dies sofort zurück. Sie wolle den Beweis ihrer Unschuld antreten. WADA-Präsident Craig Reedie schloss Untersuchungen nicht aus. Falls diese Vorwürfe korrekt sind, gehen sie sicherlich auch die WADA etwas an – und wir werden sie genau prüfen, sagte Reedie der Times. Die russische Schwimm-Föderation dementierte umgehend, dass positive Dopingtest vertuscht worden seien. Ihm sei der Inhalt der Recherchen nicht bekannt, sagte Vizepräsident Viktor Awdinenko der Agentur Tass. Den Schwimmverband bedrohen sie nicht, weil wir mit dem Arzt Sergej Portugalow nicht zusammenarbeiten, sagte Awdinenko. Zu Zeiten der Sowjetunion sei dieser zwar Teil des Stabs gewesen, habe jedoch nie in der Nationalmannschaft gearbeitet. Der Weltverband (FINA) habe sich auf Anfrage der Zeitung vorläufig noch nicht zu den Vorwürfen geäußert. Portugalow habe nach E-Mail-Anfrage der Zeitung zwar Antworten zugesagt, sich dann aber nicht mehr gemeldet. Die Anti-Doping-Kommission im russischen Sportministerium kündigte eine Antwort bis zum Wochenende an. Wissenschaft;In Zuchtprogrammen spielt fast ausschließlich die genetische Eignung der Partner eine Rolle. Neue Ergebnisse kritisieren diesen Ansatz. San Diego – Es klingt eigentlich plausibel, doch gesichert war es bislang nicht: Die Fortpflanzungsrate von Pandas in Gefangenschaft ist deutlich höher, wenn Männchen und Weibchen einander selbst als Partner auswählen. Das berichten Forscher im Fachblatt Nature Communications und ziehen daraus einen wichtigen Schluss: Der Erfolg von Zuchtprogrammen ließe sich womöglich erheblich verbessern, wenn außer der genetischen Eignung auch persönliche Vorlieben der Tiere berücksichtigt würden. In freier Wildbahn gilt der Große Panda (Ailuropoda melanoleuca) als stark gefährdet, auch wenn nach den letzten Zählungen von einem leichten Anstieg der Bestände auszugehen ist. Um das Überleben der Tiere zu sichern, setzen Experten auch auf die Nachzucht der Tiere in Gefangenschaft und die spätere Auswilderung der Jungtiere. Von künstlicher Befruchtung über Viagra bis hin zu Panda-Pornos ließen sie dabei in der Vergangenheit nichts unversucht, um die Tiere zur Paarung zu animieren und die Fortpflanzungsrate zu steigern. Wenn es allerdings um die Zusammenstellung möglicher Zuchtpaare gehe, spiele fast ausschließlich die genetische Eignung der Partner eine Rolle, schreiben die Forscher um Meghan Martin-Wintle vom Institute for Conservation Research des San Diego Zoo in Kalifornien. Dieser Ansatz sei sicher wichtig, um die genetische Vielfalt zu erhalten. Es nütze aber wenig, wenn auf diese Weise nur sehr wenige Nachkommen gezeugt würden. Die Wissenschafter untersuchten nun, wie sich die Möglichkeit zur freien Partnerwahl auf den Paarungserfolg auswirkt. Sie stellten zunächst bei etwa 40 Pandas fest, wie diese auf Exemplare des anderen Geschlechts reagierten. Eine positive Einstellung äußere sich etwa durch Herumrollen oder das Setzen von Duftmarken. Jammern oder aggressives Verhalten werteten die Forscher als mangelndes Interesse. Dann stellten die Forscher Panda-Paare zur Paarung zusammen – auch in diesem Fall gemäß Zuchtplan nach der genetische Eignung der Tiere. Anders als bisher wussten sie nun aber, ob sie Paare zusammengestellt hatten, die sich mochten oder sich eher unsympathisch waren. Das Ergebnis: Am häufigsten hatten Tiere mit einem bevorzugten Partner Sex. Das galt sowohl für Männchen als auch für Weibchen. Solche Paare bekamen auch häufiger Nachwuchs. Am größten waren die Erfolgschancen, wenn sich beide Partner anscheinend zugetan waren. Panda-Paare, in denen sich beide Tiere nicht mochten, paarten sich gar nicht und bekamen daher auch keinen Nachwuchs. Dass Wunschpaare mehr Nachwuchs bekamen deute auch darauf hin, dass sie genetisch besser kompatibel seien. Die Ergebnisse sollten bei der Planung von Zuchtprogrammen künftig neben der genetischen Eignung berücksichtigt werden – bei Pandas und womöglich auch bei anderen bedrohten Tierarten, schreiben die Wissenschafter. Die Population der in freier Wildbahn lebenden Großen Pandas ist in den vergangenen rund zehn Jahren um 268 auf 1.864 Pandabären gestiegen, hatte das chinesische Forstamt in Peking im März dieses Jahres berichtet. Ein Grund für die positive Entwicklung liegt den Angaben zufolge in der Einrichtung neuer Schutzgebiete. Sport;Ex-ÖFB-Teamspieler wechselt nach 16 Monaten in der Major League Soccer zu Union Berlin in die zweite deutsche Liga. Berlin – Der ehemalige österreichische Fußball-Teamspieler Emanuel Pogatetz kehrt nach Deutschland zurück. Der 32-jährige Innenverteidiger wechselte nach 16 Monaten in der US-amerikanischen Profiliga Major League Soccer zu Union Berlin in die zweiten deutschen Bundesliga und wird damit Mannschaftskollege von Christopher Trimmel. Pogatetz erhält einen Vertrag bis Saisonende mit einer Option auf ein weiteres Jahr, gab der Club aus Köpenick am Dienstag bekannt. Emanuel Pogatetz ist ein sehr kopfball- und zweikampfstarker Abwehrspieler, ein rustikaler, kerniger Typ, der mit dazu beitragen soll, dass wir im Defensivbereich stabiler werden, erklärte Union-Trainer Sascha Lewandowski. Emanuel #Pogatetz ist Unioner. Willkommen in Berlin-#Köpenick, Emi! #fcunion #ep3 https://t.co/N0Ct58mi2A pic.twitter.com/hihsni36br Pogatetz war in Deutschland schon in der ersten Bundesliga für Hannover 96, den VfL Wolfsburg und den 1. FC Nürnberg in 88 Spielen aktiv. In der englischen Premier League kam der 61-fache Teamspieler für den FC Middlesbrough (2005 – 2010) und West Ham United (2012/13) zu insgesamt 116 Einsätzen. Der Steirer spielte seit September 2014 für Columbus Crew, seit vergangenen Sommer kam er beim MLS-Vizemeister allerdings nur noch zu zwei Kurzeinsätzen. Sein Vertrag war mit Jahresende ausgelaufen. Wissenschaft;Die zentrale Frage des Projekts: Siedelten Ägypter hierher, oder übernahmen Nubier Elemente der ägyptischen Kultur?. Woche fünf in Amara West war von mehreren außergewöhnlichen Ereignissen gekennzeichnet. Zum einen hat uns ein Magen-Darm-Virus erwischt, das abwechselnd einen Großteil des Teams kurzfristig außer Gefecht setzte. Das kommt im Durchschnitt einmal pro Kampagne vor, obwohl die hygienischen Verhältnisse im Sudan im Vergleich zu den meisten anderen nordafrikanischen Ländern grundsätzlich relativ gut sind. Von ernsthafteren, langwierigeren gastrointestinalen Infektionen sind wir hier in acht Kampagnen bisher vollkommen verschont geblieben. Auch andere Tropenkrankheiten wie Malaria und Bilharziose stellen in unserer Region keine Gefahr dar. Zum anderen hatten wir erstmals Besuch von den Kindern der Schule in Amara East auf der anderen Flussseite. Verantwortlich dafür ist die japanische Projektmitarbeiterin Tomomi Fushija, die im Rahmen ihrer Dissertation an der Universität Leiden das Bewusstsein und Verhältnis der lokalen Dorfgemeinschaften zu Amara West und zur Archäologie generell untersucht. Ihre Arbeit umfasst Interviews mit den Arbeitern und Leuten in den umliegenden Dörfern, öffentliche Vorträge für Erwachsene und an den Schulen über unsere Arbeit sowie Besuche der Schulkinder auf der Grabung. Vergangenes Jahr wurde außerdem ein Führer zu den Ausgrabungen in Englisch und Arabisch herausgegeben, der an alle Haushalte auf Ernetta verteilt wurde, aber auch frei im Netz verfügbar ist. Bei den Schulkindern kam der Besuch der Grabung auf jeden Fall sehr gut an. Nach der Führung wurden fleißig Fragebögen ausgefüllt und Zeichnungen von Objekten angefertigt. Entsprechend dem phasenweise etwas reduzierten Team ging auch die Arbeit etwas langsamer voran. Hinzu kam, dass am Samstag sämtliche Arbeiter vom Komitee der Dorfvorsteher von Ernetta nach Abri beordert wurden, wo eine große Demonstration gegen die geplanten Dämme stattfand. Etwa 1.000 Leute aus den umliegenden Dörfern nahmen daran teil, glücklicherweise verlief alles friedlich. Trotzdem konnten wir einige interessante Entdeckungen machen. In Grab G322 konnte Mohamed erstmals in diesem Jahr die gesamte Unterseite eines Holzsargs freilegen. Särge stellten generell eines der wichtigsten Elemente des ägyptischen Totenrituals dar. Dementsprechend wurden selbst Angehörige unterer Bevölkerungsschichten in einfachen Behältnissen, oft auch nur in Matten gewickelt, bestattet. Während des Neuen Reichs (circa 1500–1100 vor unserer Zeit), der Zeit, in der Amara West besiedelt war, waren die Särge typischerweise anthropoid, also in Körperform, ausgeführt. Sie bestanden aus Holz und waren sowohl außen wie innen mit bemaltem Gips dekoriert. Die Dekoration ist abhängig von der Zeitperiode, sollte jedoch grundsätzlich den Verstorbenen als Mumie repräsentieren. Darüber hinaus befanden sich darauf sowohl Name des Toten als auch zahlreiche Sprüche aus dem altägyptischen Totenbuch, die für das Leben in der Nachwelt wichtig waren. Die Erhaltungsbedingungen in Amara West, insbesondere die Aktivität von Termiten, verhindern leider eine gute Erhaltung der verwendeten Särge. In den meisten Fällen finden wir größere Mengen an Fragmenten von Holz und Gips mit Resten von roter, blauer, schwarzer und gelber Farbe. Wenn größere Teile vorhanden sind, sind sie bisher fast ausschließlich mit geometrischen Mustern dekoriert. Die einzige Ausnahme stellt das 2012 gefundene, fast vollständig erhaltene Gesicht eines Sargdeckels dar. Um die fragilen Holzelemente zu bergen, können wir glücklicherweise auf die Hilfe eines Restaurators des British Museum zurückgreifen. Maickel van Bellegem konserviert die Elemente direkt nach der Freilegung bereits im Grab mit einer speziellen Klebstofflösung. Erst wenn diese vollständig ausgehärtet ist, werden die Holzteile geborgen und ins Grabungshaus transportiert. Dort werden die Fragmente dann von Sandresten gereinigt und die Bemalung freigelegt. Das völlige Fehlen von Inschriften könnte jedoch nicht nur auf den Erhaltungszustand zurückzuführen sein. Auch die Muster sind führenden Sargexperten des British Museum zufolge etwas untypisch beziehungsweise unägyptisch. Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass es sich um lokale, nubische Reproduktionen von ägyptischen Vorlagen handelt. Das begegnet uns in Amara West und anderen ägyptischen Kolonialsiedlungen in Nubien immer wieder und ist auch eine der zentralen Fragen des Projekts: Waren es wirklich Ägypter, die hierher siedelten, oder vielmehr Nubier, die wohl Elemente der ägyptischen Kultur übernahmen, aber diese teilweise auch den eigenen Vorlieben anpassten? In dieser Hinsicht sind auch neue Funde aus Grab G321 sehr aufschlussreich. Während Grabbau, Keramik und andere Beigaben vollständig dem ägyptischen Brauchtum entsprechen, gibt es beispielsweise bisher keine Hinweise auf Särge. Im Gegenzug konnten mittlerweile einige Fragmente von hölzernen Totenbetten geborgen werden. Diese stellen ein zentrales Element des nubischen Bestattungsritus dar und waren bereits 1.000 Jahre vor der Besiedlungszeit von Amara West in Gebrauch. Die Skelette der Bewohner von Amara West geben hierzu leider auch wenig Aufschluss, obwohl neue naturwissenschaftliche Methoden theoretisch das Potenzial dazu hätten. Am meisten Hoffnung wurde in den vergangenen Jahren in die Analyse stabiler Strontium-Isotope gesetzt. Diese sind abhängig vom geologischen Untergrund und werden über Wasser und Nahrung in den Körper und damit auch in Knochen und Zähne aufgenommen. Der Strontium-Isotopengehalt kann sich zwischen verschiedenen geografischen Regionen sehr stark unterscheiden. Leider ist die Isotopenverteilung des Niltals sehr komplex und lässt daher nicht unbedingt eine Unterscheidung zwischen Ägypten und Nubien zu. DNA-Analysen sind an den Amara-West-Skeletten ebenfalls nicht möglich, da sich DNA in trocken-heißen Wüstenklimaten nur ausgesprochen schlecht erhält. Sämtliche dahingehenden Versuche sind bisher fehlgeschlagen. Wissenschaft;Heute um 16.30 Uhr wollen Physiker den Gerüchten ein Ende setzen und über den Stand der Forschung zu Gravitationswellen berichten. Washington/Pisa/Wien – Jetzt heißt es also wieder warten – aber wenigstens nur mehr bis zum späten Nachmittag. Um 16.30 MESZ wollen die Forscher des Gravitationswellen-Observatoriums LIGO (Laser Interferometer Gravitational Wave Observatory) nämlich allen Gerüchten ein Ende setzen: In einer Pressekonferenz in Washington, D.C. werden sie über die neuesten Entwicklungen ihrer Jagd nach Gravitationswellen informieren. Auch in Pisa, wo sich der französisch-italienische Gravitationswellendetektor VIRGO befindet, und in Hannover am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik gibt es Pressekonferenzen. Gibt es also endlich den sehnlich erwarteten Nachweis der Gravitationswellen, die Albert Einstein aus seiner Relativitätstheorie ableitete? Vieles an der geheimnistuerischen Inszenierung spricht dafür. Doch ob es tatsächlich der Durchbruch ist, der heute verkündet wird, oder nur ein Teilerfolg, ist unklar. Einstein hat vorhergeragt, dass beschleunigte Massen Störungen in der Raumzeit erzeugen, die sich als Welle ausbreiten. Die Wellen sind umso stärker, je mehr Masse ein Körper hat. Vor allem kosmische Großereignisse wie Sternenexplosionen, verschmelzende Doppelsternsysteme oder Schwarze Löcher sollten deutliche Gravitationswellen erzeugen, die den Raum stauchen und strecken. Der indirekte Nachweis gelang bereits in den 1970er-Jahren: Die US-amerikanischen Physiker Russell Hulse und Joseph Taylor konnten anhand eines Doppelsternsystems zeigen, dass die Umlaufbahnen dieser einander umkreisender Massen im Laufe der Zeit immer enger werden und somit Energie verlieren, was exakt der Vorhersage entsprach. Die beiden wurden 1993 dafür mit dem Nobelpreis ausgezeichnet. Doch direkte Nachweise sind ausgesprochen schwierig. Selbst bei kosmischen Großereignissen sind die von den Gravitationswellen verursachten Änderungen der Raumzeit so gering, dass Einstein zweifelte, ob man sie jemals messen könnte. Doch genau das scheint zunehmend greifbar. Sollte heute der historische Durchbruch verkündet werden, wäre das nicht das erste Mal: Schon im März 2014 meldeten Forscher des Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics einen vermeintlichen Erfolg, der jedoch bald darauf buchstäblich zu Staub zerfiel: Mithilfe des am Südpol stationierten Teleskops BICEP2 (Background Imaging of Cosmic Extragalactic Polarization) wollten sie die Signatur von Gravitationswellen aus der Frühphase des Universums gemessen haben. Das wäre der erste direkte Beleg für die inflationäre Ausdehnung des Universums gewesen. Diese Inflationstheorie besagt, dass es unmittelbar nach dem Urknall eine extrem rasche Expansionsphase des Universums gegeben haben muss. In dieser Phase prägten demnach Gravitationswellen der kosmischen Hintergrundstrahlung – also des Echos des Urknalls – ein charakteristisches Muster auf. Doch weitere Untersuchungen zeigten, dass die Forscher in ihrer Analyse den Einfluss von kosmischem Staub unterschätzt hatten, der dieselben Muster erzeugen kann. Knapp ein Jahr später war klar, dass die gemessenen Verzerrungen tatsächlich durch kosmischen Staub in der Milchstraße erzeugt wurden. Wieder also kein Nachweis. Wird nun aber der 11. Februar 2016 in die Physikgeschichte eingehen? Wir hoffen es – und berichten live über alle Neuigkeiten! (red, 11.2.2016) Etat;Christoph Biró gab in einem Kommentar längst widerlegte Gerüchte über Flüchtlinge wieder. Graz/Wien – Die Menschenrechtsorganisation SOS Mitmensch hat bei der Staatsanwaltschaft Graz eine Sachverhaltsdarstellung zum umstrittenen Flüchtlings-Kommentar des Chefredakteurs der Steirerkrone eingebracht. Chefredakteur Christoph Biró spricht darin von Plünderungen, sexuellen Übergriffen und Sachbeschädigungen durch Flüchtlinge – Gerüchte, die vor allem in sozialen Medien seit langem kursieren und teils längst widerlegt wurden. Laut SOS Mitmensch sei nun zu prüfen, ob der Kommentar nach dem Strafgesetzbuch als Verhetzung und/oder die wissentliche Verbreitung falscher, beunruhigender Gerüchte zu beurteilen sei. Biró hätte in seinem Kommentar Angst und Misstrauen gegen Schutzsuchende geschürt. Für keines dieser Gerüchte gibt es bisher einen Beleg, sagt Alexander Pollak, Sprecher der Organisation, in einer Aussendung. Die steirische Landtagsabgeordnete Sabine Jungwirth (Grüne) verlangt in einem offenen Brief an den Chefredakteur der Steirerkrone die Offenlegung der Quellen seines Kommentars in der Sonntagsausgabe der Zeitung. Biró möge offenlegen, woher er etwa Informationen zu Supermarktplünderungen durch Flüchtlinge habe, was ein Sprecher des Innenministeriums auf derStandard.at dementiert hatte: Wissen Sie mehr als die Polizei und das Innenministerium?. Etat;Um 20.15 Uhr tastet Hanno Settele in "Que sera, sera! Settele sucht unsere Zukunft ..." künftige Räume ab. Wien – Mit einer Reportagestrecke am Mittwoch verstärkt ORF 1 sein Informationsangebot für junges Zielpublikum: Um 20.15 Uhr tastet Hanno Settele in Que sera, sera! Settele sucht unsere Zukunft ... künftige Räume ab. Um 21.45 Uhr folgt die Reportage Heimat-Verbunden – Durch Krieg und Flucht getrennt. Jürgen Pettinger und Nicole Kampl haben eine zerrissene Familie begleitet – erstmals zeitgleich im Exil im Libanon und in Wien. Zusätzliches Angebot ist ab Mittwoch auf meins.orf.at abrufbar. Wissenschaft;In der postindustriellen Gesellschaft planen Menschen ständig ihre Freizeit auf der Suche nach dem perfekten Erlebnis. Wien – Spinnräder wären gescheiter als Fahrräder. So wird das junge Mädchen Tusnelda in einem der um 1900 am Theater populären Spinnstücke von ihrer Großmutter belehrt. Als rund sechzig Jahre später die Fünftagewoche eingeführt wurde, diskutierte man sinnvolle Freizeitbeschäftigungen, um des Straßenterrors der Halbstarken Herr zu werden. Heute wiederum kann die Wahl des passenden Freizeitangebotes bereits richtig harte Arbeit sein: Wie man seine Freizeit sinnvoll verbringt, war und ist immer wieder Thema gesellschaftlicher Diskussionen. Wissenschaftlich blieben aber die Schnittstellen und Grenzbereiche zwischen Arbeit und Freizeit gegenüber dem als Gegensatz gedachten Paar Arbeit/Konsum oft unterbelichtet, sagt die Historikerin Reinhild Kreis im Gespräch mit dem STANDARD. Sie organisierte daher gemeinsam mit Josef Ehmer vom Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Wien die Tagung Ein ungleiches Paar – Arbeit und Freizeit in Industriegesellschaften des 20. Jahrhunderts, die am vergangenen Wochenende stattgefunden hat. Thematisiert wurden zunächst sozialwissenschaftliche Thesen wie der Wandel von der Arbeitsgesellschaft – in der die Arbeit dem Leben Sinn und Struktur gibt – zur Freizeitgesellschaft, vertreten beispielsweise von Andreas Wirsching, dem Leiter des Münchners Instituts für Zeitgeschichte. In seinem Tagungsbeitrag Kollektiver Freizeitpark oder Burnout-Gesellschaften, der im Rahmen der Wiener Vorlesungen stattfand, ging Wirsching von einem fundamentalen Wandel von der industriellen zur postindustriellen Gesellschaft aus: Mit flexibilisierter Arbeit, individualisierten Familienstrukturen, mehr Freizeit und einem stark expandierenden Freizeitsektor. Dieser Freizeitsektor übe einen enormen Sog auf die Menschen aus und bringe sie dazu, laufend die eigene Freizeit und das perfekte Erlebnis zu managen: Das ist zeitraubend und entpolitisierend. Peter Paul Bänzinger von der Universität Basel hingegen argumentierte in seinem Vortrag, dass sich die Konsum- und die Arbeitsgesellschaft eher gleichzeitig und aufeinander bezogen über lange Zeit entwickelt haben. In einem kürzlich erschienenen Artikel plädierte er für Theorien mittlerer Reichweite und – wie auch bereits davor Tagungsorganisator Josef Ehmer – vor allem dafür, sich verschiedene Zeiträume und gesellschaftliche Gruppen gesondert anzusehen. Dieser Anspruch wurde im Rahmen der Tagung eingelöst: Uns haben die Grenz- und Graubereiche interessiert, sagt Historikerin Kreis: beispielsweise Zwangsarbeiter, Ordensschwestern, Militärs oder Ehrenamtliche, die den Besuchern des Hamburger Museums der Arbeit ihre frühere Tätigkeit vorstellen. Da kommt man mit einem bipolaren Begriffspaar Arbeit und Freizeit einfach nicht weiter, fasst Kreis ein Ergebnis der Konferenz zusammen. Auch das Habilitationsprojekt von Kreis, die nun nach einem über ein Lise-Meitner-Stipendium des FWF finanzierten Forschungsjahr in Wien wieder an die Universität Mannheim zurückkehrt, ist in einem solchen Schnittfeld angesiedelt: Selbermachen im Konsumzeitalter – Werte, Ordnungsvorstellungen und Praktiken zwischen den 1890er- und den 1980er-Jahren. Der Begriff des Selbermachens verweise darauf, dass es Alternativen des Konsums geben müsse, andererseits aber auch auf das Machen des Selbst. Spinnen wie Heimwerken stellen Tätigkeiten dar, bei denen man an das Haus gebunden ist, und sind demnach auch eine attraktive Form der Beaufsichtigung und Kontrolle, sagte Kreis in ihrem Vortrag. Diskurse über das Selbermachen haben ihr zufolge vor allem in Umbruchzeiten Konjunktur: So sei im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts die Bewegung zur Förderung der Knabenhandarbeit – sprich: des Werkens – entstanden, rund um die Einführung der Fünftagewoche wurde die Heimwerkerbewegung populär. Eine wichtige Funktion spielt auch der Markt, denn Selbermachen bedingt zunächst viel Konsum – man denke an Nähmaschinen, teure Wolle oder Werkzeuge. Gleichzeitig gehen aber Menschen auch höchst individuell an das Selbermachen heran, es kann abseits von Kontrolle und Konsum um Empowerment, Protest oder Emanzipation gehen. Dass sich das Selbst über Freizeitaktivitäten immer wieder neu erfinden muss, ist laut Wirschnig eben auch ein Merkmal der Konsumgesellschaft. Dadurch entstehe jedoch auch Druck, argumentiert der Historiker aus München: Keine neuen Freiheiten ohne neue Belastungen. Heute werde man sowohl in der Freizeit als auch in der Arbeit unter Druck gesetzt, seine Zeit sinnvoll zu verbringen und die (neoliberal gesehen) richtige Wahl zu treffen. Dieser Druck könne zu Sucht (als Flucht), Burnout oder Depression führen, wenn das Alles-ist-möglich ins Nichts-ist-möglich kippt. Tusnelda traf, wenn auch wahrscheinlich nur in dem erwähnten Spinnstück, ihre Wahl: Sie blieb zu Hause und lernte spinnen. Heute gibt es weniger Druck der Großmütter und mehr Auswahl, doch es gilt nach wie vor – oder auch ganz neu? – die Devise der Betriebsamkeit: Es gibt immer was zu tun. Kultur;Marvin und Ruth Sackner präsentieren in ihrem Buch Beispiele herausragender Vertreter der Typewriter-Art. Jerry Lewis gelang es seinerzeit in einem knapp einminütigen Sketch der Schreibmaschine ein Denkmal zu setzen. In seinem cineastischen Kleinod fusionierte er das Klappern, Klingeln und Rattern einer analogen Schreibmaschine zu einer Symphonie, geformt aus Bewegung, Mimik, Geräuschkulisse, Musik und Komik. Das präzise, melodiöse Klack-klack der Hebel und Arme, welche die Typen und Buchstaben konzentrisch zu Papier brachten, formte Buchstaben zu Worten, Sätzen und Seiten. Ob Richard Kostelanetz eingedenk dieses komödiantischen Lobliedes zu Werke ging, als er die Kunstsparte Typewriter-Art erfand, ist nicht überliefert. Fest steht, dass er (und viele Mitstreiter) mit ihrer Kunst der analogen Welt ein Denkmal gesetzt haben. Er definierte concrete poetry als Poesie aus verbildlichten Wörtern oder in Worten gefassten Bildern. Alles klar? In Wahrheit sind es Bilder, die mithilfe von Schreibmaschinen entstanden. Buchstaben, Worte, Wortbilder, Muster, Wiederholungen, Überschreibungen, Übermalungen, Bilder, Collagen etc. Das Archiv von Marvin und Ruth Sackner umfasst zehntausende Werke, von dekorativen Anfängen, Lautgedichten des Dadaismus, konkreten Gedichten der 1960er-Jahre bis zu zeitgenössischen Arbeiten, welche das Unikat eines individuell getippten Blatts im digitalen Zeitalter unterstreichen. Wirtschaft;BIP wuchs im dritten Quartal nur um 6,9 Prozent, schwache Konjunktur hatte sich bereits angekündigt. Peking – Chinas Wachstum hat sich im dritten Quartal erneut verlangsamt. Das Bruttoinlandsprodukt wuchs in den vergangenen drei Monaten nur noch um 6,9 Prozent, gab das chinesische Statistikamt am Montag bekannt. Damit legte das Wachstum so langsam zu wie seit sechs Jahren nicht mehr. Die erneut schwachen Zahlen hatten sich in den vergangenen Wochen angekündigt, nachdem China mehrfach düstere Konjunkturdaten vorgelegt hatte. Im September waren die Exporte um 8,8 Prozent eingebrochen, die Importe sanken sogar um 17,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat – ein Zeichen, dass die Geschäfte auch für europäische Unternehmen in China nicht gut laufen. Zunehmend schwierig wird es für China nun, bis Jahresende das angestrebte Wachstumsziel von rund sieben Prozent zu erreichen. Im Vorquartal hatte das Wachstum noch genau sieben Prozent betragen. Allerdings rechnen Analysten damit, dass das BIP im letzten Quartal des Jahres wieder leicht anzieht, weil die Regierung Konjunkturhilfen beschlossen hat, die erst dann Wirkung zeigen werden. Im vergangenen Jahr war China um 7,4 Prozent gewachsen – so langsam wie seit einem Vierteljahrhundert nicht mehr. Chinas Führung hatte bereits am Wochenende vor übertriebenen Erwartungen gewarnt. Wir machen uns Sorgen um die chinesische Wirtschaft, sagte Präsident Xi Jinping in einem Reuters-Interview. Ministerpräsident Li Keqiang sprach von Schwierigkeiten, das Wachstumsziel zu erfüllen. Der für 2015 angepeilte BIP-Anstieg sei angesichts der globalen Abkühlung nicht einfach zu erreichen. Wissenschaft;Im Nachkriegsösterreich wurde spioniert, was das Zeug hielt: Die US-Alliierten etwa bedienten sich ehemaliger Nazis, um mögliche Invasionspläne der Roten Armee auszuspähen. Als die Sicherheitsdirektion für Oberösterreich 1947 einem Schleichhändlerring auf die Schliche kam, ahnte wohl keiner der Ermittler, dass man alsbald in einem nachrichtendienstlichen Sumpf feststecken würde. Ursprüngliche Intention der polizeilichen Aktion Sacher war, den Schmuggel mit Mangelwaren, vorwiegend mit Saccharin und Kokain, zu beenden. Im Zuge der Ermittlungen ergab sich freilich, dass die Hintermänner der Schleichhändler ehemalige Nationalsozialisten waren, die sich mit gefälschten Personalpapieren versteckt hielten. Zwei der führenden Köpfe der Schmugglerbande, Hugo Rößner und Theodor Soucek, standen sogar direkt unter der Protektion des Counterintelligence Corps (CIC), das überhaupt rege Kontakte zu den wichtigen Akteuren der Rößner-Gruppe unterhalten hatte. Rößner, früher SA-Mitglied, und der Grazer Kaufmann Soucek, der auch in den 1950er-Jahren noch als notorischer Rechtsextremer auftrat, wurden vom CIC auch dann noch protegiert, als bereits gegen sie ermittelt wurde. Der Hauptgrund hierfür sei die betont antikommunistische Ausrichtung der ,Ehemaligen, die sie als Beschaffer von nachrichtendienstlichen Informationen und als Personalreserve im Falle einer Invasion der Roten Armee interessant machte. Das schreibt der Zeithistoriker Thomas Riegler in der Juli-Ausgabe des Journals der Österreichischen Gesellschaft für Geheimdienst, Propaganda und Sicherheitsstudien (JIPSS) an der Karl-Franzens-Universität Graz. Riegler stützt sich in seinem Artikel primär auf staatspolizeiliche Unterlagen im Österreichischen Staatsarchiv, die, auf vier Boxen aufgeteilt, den gesamten Polizeiakt der Aktion Sacher beinhalten. Die Querverbindungen, die darin zwischen den alten Nazis und den alliierten Westmächten sichtbar werden, sind mannigfaltig und zeigen das in vier Besatzungszonen aufgeteilte Nachkriegsösterreich als Basar für Informationshandel in einem politischen Klima, das permanent aufgeladen war durch Paranoia, Spannungen und latente Kriegsangst. In dieser Dritte Mann-Stimmung in der Frühphase des Kalten Kriegs wurde offenbar mit jedem geklüngelt, der verhieß, nützliche Informationen über den Gegner liefern zu können. Der US-Nachrichtendienst hatte noch in den 1940er-Jahren – auf dem Papier – ein stay behind-Programm entwickelt, das die Herausbildung paramilitärischer Strukturen im Falle einer kriegerischen Auseinandersetzung zwischen Ost und West befürwortete. Nach einer Invasion der Roten Armee in Österreich sollten Partisanennetze tätig werden – und dafür erschienen den Amerikanern die Ehemaligen gerade recht. Denn die Führung eines Guerilla- und Bandenkriegs war auch eine der zentralen Überlegungen der NS-Untergrundbewegungen, etwa auch des ehemaligen SS-Hauptsturmführers Otto von Bolschwing, der für die US-Auftraggeber gleich zehn Informantennetzwerke in Österreich aufbaute. Auf Bolschwings Informantenliste fanden sich auch prominente Namen – etwa der verstorbene langjährige Presse-Chefredakteur Otto Schulmeister. Die ehemaligen Nazis einte mit den Westalliierten, dass beide Seiten um jeden Preis eine kommunistische Machtübernahme in Österreich verhindern wollten. Vor allem Souceks und Rößners Organisationen – Letztere tarnte sich als Alpensportverein Edelweiß – hatten potente Helfer innerhalb der Besatzungsbürokratie und bei den Betreuungsstellen für Kriegsheimkehrer, die SPÖ und ÖVP errichtet haben. Dort traf Soucek auch auf den späteren Innen- und Verteidigungsminister Otto Rösch (SPÖ), der ihm Blankoformulare und Pässe besorgte. Einer der bekanntesten Zuträger des CIC in Österreich war Wilhelm Höttl, ehemals SS-Obersturmbannführer und Referent im Auslandssicherheitsdienst des NS-Regimes. Höttl machte nach dem Krieg eine erstaunliche Karriere: Der studierte Historiker gründete das Privatrealgymnasium in Bad Aussee, arbeitete als Autor und spionierte, mit Spezialgebiet Ungarn und Balkan, für verschiedene Geheimdienste. Schon 1948 führte Höttl im Auftrag des CIC ein großangelegtes Spionageunternehmen durch: Er installierte mit zwei Ex-Waffen-SSlern zwei Spionagenetzwerke in Osteuropa unter den Codenamen Montgomery und Mount Vernon. In seinen Memoiren pflegte der 1999 verstorbene Höttl angenehme Erinnerungen an die US-Auftraggeber. Er beschrieb ein Treffen mit CIC-Salzburg-Chef Edward Prix in Salzburg, der ihn, Höttl, fragte, ob mein Angebot, das von mir geschaffene Invasionsnetz in Osteuropa den Amerikanern zur Verfügung zu stellen, noch stehe. Im Gegenzug soll Prix versprochen haben, alle in Frage kommenden Mitarbeiter zu decken, auch wenn sie hohe Nazis waren. Das gegenseitige Misstrauen der alliierten Mächte zog sich quer durch Europa. Schon 1945 versuchten die Westalliierten, Informationen aus den sowjetisch besetzten Gebieten Europas zu bekommen. In Italien etwa wurde unter US-Kommando ein Stab für Balkanfragen aktiv, der ein unauffälliges, aber sehr effizientes Netzwerk aus ehemaligen ungarischen Unabhängigkeitskämpfern, Jesuiten und Exdiplomaten gründete, wie US-Historiker Duncan Bare im JIPSS-Journal schreibt. In Österreich erwiesen sich die Ehemaligen auf Dauer als wenig zuverlässige Informationszuträger. Die Amerikaner kamen etwa dahinter, dass Höttls Netzwerk hauptsächlich aus Zeitungen abschrieb. Dennoch behinderten die Amerikaner die Ermittlungen der österreichischen Behörden gegen die drei nach Kräften und setzten ihre Verbindungen ein, um die Belasteten möglichst zu schonen – und nicht selbst in peinliche Erklärungsnot zu kommen. Der Nachrichtenbazar, den die Alliierten im Nachkriegsösterreich mithilfe der alten Nazis etablierten, stellte jedenfalls eine massive subversive Bedrohung für die junge Demokratie dar, sagt Historiker Riegler zum STANDARD. Die undurchsichtige Rolle des späteren Ministers Rösch und die Verbindungen der NS-Untergrundbewegungen zu politischen Parteien zeigen die Unzulänglichkeiten des jungen Österreich bei der Entnazifizierung. Wirtschaft;Die geplante Verpfändung der Forderungen aus Wohnbaudarlehen an den Bund bringt auch Heta-Gläubiger in Stellung. Sie fürchten eine "Benachteiligung". Wien – Der Beschluss der Kärntner Landesregierung, Forderungen aus Wohnbauförderungsdarlehen an den Bund zu verpfänden, als Sicherstellung für einen 352-Millionen-Euro-Kredit, sorgt bei Gläubigern des Landes und der Heta für Unruhe. Die Regierung hat den Beschluss, wie berichtet, am Dienstag gefällt, der Landtag hat aber noch nicht entschieden. Gläubiger argumentieren nun säbelrasselnd, das Vorhaben widerspreche Vereinbarungen, die das Land Kärnten bei der Begebung von (nicht besicherten) Anleihen getroffen habe. Darin hat sich das Land, salopp gesprochen, verpflichtet, die Anleihe dann mit Sicherheiten zu versehen, wenn sie das auch bei neuen Geldbeschaffungsaktionen tun sollte. Es geht also um die Gleichbehandlung von Gläubigern. Als Beispiel dient eine 100-Millionen-Franken-Anleihe von Juli 2012, die bis Juli 2017 läuft. In der im Prospekt angeführten Negativklausel ist festgehalten, dass sich der Emittent verpflichtet, bis zur Rückzahlung der Anleihe keine anderen Anleihen ... mit Sicherheiten auszustatten, ohne die Obligationen dieser Anleihe ... mit gleichen oder ... gleichwertigen Sicherheiten zu versehen. Sollte es zur Verpfändung der Forderungen aus den Wohnbaudarlehen kommen, würde das Land gegen diese Klausel verstoßen, argumentieren nun Kärnten-Financiers. Der Sprecher der Heta-Gläubigerschutzgemeinschaft Teutonia, Urs Fähndrich, geht davon aus, dass die Geldgeber in dem Fall Klagen bzw. Strafanzeigen einbringen müssten. Kärnten könne nicht auf der einen Seite seinen Gläubigern sagen, es habe kein Vermögen anzubieten und auf der anderen Seite einem Geldgeber (in dem Fall der staatlichen Öbfa) Vermögen verpfänden, das der Befriedigung aller Gläubiger diene: Das brächte eine verbotene Benachteiligung mit sich, sagt Fähndrich. Die Organe der betroffenen Kärnten-Financiers (Vorstand, Aufsichtsrat) müssten in dem Fall handeln und die Politiker zur Rechenschaft ziehen. Die Gläubigergruppe Teutonia bereite jedenfalls bereits rechtliche Schritte vor, so ihr Sprecher. Er gehe aber davon aus, dass das Land all das wisse und seine juristischen Verpflichtungen einhalten werde. In Kärnten betont man, genau das sei der Fall. Bund und Land würden die Bedingungen für Kreditaufnahmen genau prüfen und alle Vorgaben einhalten. Das Thema Wohnbaudarlehen ist aber auch besonders neuralgisch: Die Forderungen daraus ordnet Kärntens Regierung jenem Vermögen zu, das man nicht zu Geld machen könne. (Renate Graber, 26.3.2016) Wissenschaft;Portugiesische Forscher glauben nach Versuchen, dass akustische Impulse die Ursache der Synchronisierung sind. London – Physikern könnte die Lösung eines mehr als 350 Jahre alten Problems gelungen sein, vor dem bereits der Miterfinder der Pendeluhr, Christian Huygens, im 17. Jahrhundert stand: Wie kommt es, dass zwei Pendeluhren, die von der Decke oder an der Wand hängen, langsam aber sicher synchron zu schwingen beginnen? Die beiden portugiesischen Physiker Henrique Oliveira und Luís Melo (Uni Lissabon) präsentieren nun im Fachmagazin Scientific Reports eine Antwort, bei der das Stichwort Gleichklang heißt: Laut ihren Analysen sowohl in Theorie wie auch experimenteller Praxis sorgen die akustischen Impulse der Pendel für die allmähliche Synchronisierung. Wirtschaft;Keine Angabe zu Kaufpreis, Closing im vierten Quartal erwartet – Bawag will mit Übernahme im Kerngeschäft weiter wachsen. Wien – Die ÖVAG-Abbaugesellschaft Immigon verkauft die VB Leasing Finanzierungsgesellschaft an die Bawag PSK Leasing. Das Signing erfolgte am 12. August, teilte Immigon am Mittwochabend mit. Das Closing werde – vorbehaltlich Erfüllung vertraglicher Voraussetzungen inklusive der Zustimmung der zuständigen Behörden – voraussichtlich im vierten Quartal 2015 erfolgen. Die VB Leasing Finanzierungsgesellschaft-Gruppe hatte per Ende Juni Kundenforderungen in Höhe von 653 Millionen Euro. Die Bawag Leasing übernimmt mit den Anteilen auch die gesamte Refinanzierung. Über den Kaufpreis und weitere Details der Transaktion sei Stillschweigen vereinbart worden, hieß es in der Mitteilung. Die Übernahme sei Teil der Strategie der Bawag, im Kerngeschäft Retail Banking and Small Business in Österreich zu wachsen, so die Bank in einer Aussendung. Die VB Leasing bringe ein breit aufgestelltes Netz an Kfz-Händlern, die Erweiterung des Produktportfolios sowie ein Team an Branchenexperten ein. International;Medienberichte bestätigt – Kein offizielles Bekenntnis. Istanbul – Die Türkei macht die Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) für den Selbstmordanschlag von Istanbul verantwortlich. Innenminister Efkan Ala erklärte am Sonntag, bei dem Attentäter handle es sich um einen 1992 geborenen Mann aus dem Süden des Landes, der Mitglied des IS gewesen sei. Die Regierung in Ankara hatte zuvor auch die verbotene Kurdische Arbeiterpartei PKK als möglichen Urheber genannt. Nach dem Anschlag, bei dem der Attentäter vier Menschen mit in den Tod riss, verbot die Regierung in mehreren Städten die geplanten Feiern zum kurdischen Neujahrsfest Newroz. Zudem wurden die Sicherheitsvorkehrungen im ganzen Land erhöht. Nach Angaben der Regierung in Jerusalem kamen bei dem Anschlag in der Einkaufsstraße Istiklal drei Israelis ums Leben. Zwei von ihnen hatten demnach zudem die US-Staatsbürgerschaft. Den türkischen Behörden zufolge war das vierte Todesopfer ein Iraner. Unter den 36 Verletzten waren ebenfalls zahlreiche Ausländer. Österreicher sind nach Angaben des Außenministeriums keine darunter. Der Salzburger Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ), der mit seiner Frau den Urlaub in Istanbul verbringt, entging nach eigenen Angaben nur knapp dem Anschlag. Sie wären zum Zeitpunkt des Anschlags in der Einkaufsstraße gewesen, wenn sie auf dem Weg dorthin nicht eine Kaffeepause eingelegt hätten, sagte Schaden. Der Selbstmordattentäter soll nach Darstellung eines Regierungsmitarbeiters ursprünglich ein anderes Ziel gehabt haben. Demnach wollte er den Sprengsatz an einem belebteren Ort zur Explosion bringen, wurde aber von der Polizei abgeschreckt und zündete dann in Panik die Bombe. Im Zusammenhang mit dem Anschlag seien zunächst fünf Menschen festgenommen worden, erklärte Ala. Er kündigte Ausgangssperren in sieben Provinzen an. Angesichts des Attentats würden auch alle Sicherheitsmaßnahmen auf den Prüfstand gestellt, sagte der Minister weiter. Türkische Internet-Nutzer berichteten von Schwierigkeiten, Facebook und Twitter aufzurufen. Die Behörden haben nach früheren Anschlägen bereits den Zugang zu Internet-Netzwerken blockiert, weil dort Bilder der Angriffe veröffentlicht wurden. Der Anschlag in Istanbul ist der vierte seiner Art in der Türkei seit Jahresbeginn. Vor einer Woche waren bei einem Selbstmordattentat in Ankara 37 Menschen getötet worden. Im Februar starben ebenfalls in der Hauptstadt bei einem ähnlichen Anschlag 29 Menschen. Kurdische Extremisten haben sich zu beiden Angriffen bekannt. Im Jänner hatte ein Selbstmordattentäter zehn Menschen im historischen Zentrum Istanbuls getötet, die meisten von ihnen Deutsche. In diesem Fall machte die türkische Regierung den IS für den Anschlag verantwortlich. Die Türkei sieht sich gegenwärtig mit mehreren Bedrohungen konfrontiert. Als Teil einer US-geführten Allianz kämpft sie in den Nachbarstaaten Syrien und Irak gegen den IS. Zudem sind im Süden des Landes die schwersten Kämpfe gegen die PKK seit den 1990er Jahren wieder aufgeflammt. (APA, 20.3.2016) Wissenschaft;Österreichische Forscher untersuchten die Bildung turbulenter Flecken in Fließsystemen. Klosterneuburg – Im Fachjournal Nature ist eine österreichische Studie zur Entstehung lästiger bis gefährlicher Turbulenzen erschienen. Ein Team um Björn Hof vom Institute of Science and Technology (IST) Austria in Klosterneuburg konnte erstmals berechnen, wie stark die Wirbel in einem Fließsystem bei bestimmten Geschwindigkeiten auftreten. Bei niedrigen Fließgeschwindigkeiten ist die Strömung oberhalb von Tragflächen oder in Rohren stets ruhig und geradlinig (laminar), so als ob dünne Schichten von Luft oder Flüssigkeit übereinander gleiten. Wird sie schneller, zeigen sich lokal die ersten Anzeichen von Wirbeln und sogenannte turbulente Flecken entstehen, erklärt Hof. Diese turbulenten Flecken bewegen sich als lokale Fronten mit gleichbleibender Größe durch das System, sagte er. Das selbe Phänomen gäbe es auch bei Nervenfasern, durch die elektrische Erregungsreize (Aktionspotenziale) fließen, und als wandernde Anregungs-Wellen im Herzgewebe. Doch diese würden im Gegensatz zu den turbulenten Flecken in Fließströmungen nicht weiter zunehmen. Die turbulenten Flecken breiten sich nämlich mit steigender Geschwindigkeit aggressiv aus, bis alle gleichförmigen Bereiche ausgelöscht sind und die gesamte Flüssigkeit oder das Gas verwirbelt sind, schrieben die Forscher in der Studie. Dann sei die Strömung voll turbulent. Die Klosterneuburger Forscher untersuchten das Phänomen in Fließexperimenten sowie Computersimulationen und konnten schließlich ein mathematisches Modell erstellen, mit dem man berechnen kann, welcher Zustand bei welcher Strömungsgeschwindigkeit auftritt. Der Schlüssel zur Lösung des Problems war, dass man eine Strömung als bistabiles System mit gleichförmigem und turbulentem Fluss als zwei stabile Zustände auffassen muss, erklärten die Wissenschafter. Eine entscheidende Rolle spielen auch die Fronten, die an den Grenzflächen zwischen laminaren und turbulenten Bereichen auftreten. Eine praktische Anwendung dieser Erkenntnisse gäbe es bei Ölpipelines. Bei diesen verursachten Reibungsverluste durch Turbulenzen weltweit Pumpkosten von Milliarden Euro. Eine Umwandlung in eine laminare Strömung könnte den Reibungswiderstand um circa 90 Prozent verringern und würde damit enorme Energieeinsparungen bringen, meint Hof. (APA, red, 26. 10. 2015) Wissenschaft;Der Soziologe und Kulturanthropologe Andreas Obrecht hat eine lehrreiche Abenteuerreise durch den gegenwärtigen Wissenskosmos unternommen.. Jeden Herbst pilgern tausende junge Menschen in die Hochschulen, um als Mitglied dieser Wissensindustrie vom Zauberlehrling zum Meister oder gar zum Hohepriester (Professor) mit absoluter Deutungsmacht aufzusteigen. Davor liegt die Hürde der sinnvollen Entscheidung für die richtige Richtung, denn nach der Prägung durch die schulische Behütungs-, Normierungs- und Disziplinierungsindustrie erweist sich die Vielfalt der Studienmöglichkeiten als nicht zu unterschätzende Herausforderung. Sobald sie endlich einmal inskribiert sind, wird den Erstsemestrigen versichert, ihr Schulwissen sei veraltet und das zu bewältigende Universitätswissen bis Studienende überholt. Wozu dann Jahre hinter Schulbänken kauern, wenn am Ende statt der Aussicht auf ein erfolgreiches Leben der Zwang zu weiterem Lernen steht? Auf einem allgemeineren Niveau stellen sich weitere wichtige Fragen: Gibt es überhaupt sinnvolles Wissen? Und woran bemisst sich dieses? An Entscheidungen des Nobelpreiskomitees? An Publikationsindizes? An der Zahl entdeckter schwarzer Löcher oder verbesserter Nuklearsprengköpfe? Mit solchen Fragen hat sich der Kulturanthropologe und ORF-Ö1-Moderator Andreas J. Obrecht gleichsam an eine Vermessung des gesamten bekannten Universums herangewagt. Auf seiner philosophisch-literarischen Odyssee auf den Spuren von Geistesgrößen wie Galileo Galilei, Alexander von Humboldt, Charles Darwin oder Ivan Illich und Stephen Hawking geleitet Obrecht seine Leser durch den Kosmos beherrschender Wissenssphären, von Astro- und Kernphysik, Evolutions- und Hirntheorie, Globalisierungs- und Chaosforschung. Ihren Ausgangspunkt nimmt diese Abenteuerreise in den Grenzgebieten unserer modernen Welt, wo trotz Jahrzehnten einer wissenschaftsbasierten Entwicklungspolitik der Erfolg ausbleibt. Hier sterben täglich 20.000 Kinder an schmutzigem Wasser und flüchten 100 Millionen vor Hunger und Krieg. Persönlich konfrontiert mit solch beschämenden Erfahrungen im Rahmen zahlloser Forschungs- und Entwicklungsprojekte rund um den Globus sucht der habilitierte Soziologe nach Antworten, warum es wenigen immer besser gehe, den meisten aber immer schlechter, wofür der wissende Westen die wachsenden Probleme wie Klimakollaps, Ozeanvergiftung, Waldvernichtung und Verelendung hinzunehmen scheint. Die Antwort ist für den Autor erschreckend einfach, aber tragisch paradox: Wir machen alles richtig – gemäß unseren Antworten von gestern, während die Probleme längst von morgen sind. Eine Ursache dieses Teufelskreises liege in unserer Forschungskultur, die weitgehend von der Konkurrenz um Projektgelder, Ansehen und Einfluss geprägt ist. Als Ausweg aus dieser unbefriedigenden Situation plädiert Obrecht für kooperatives Forschen und Lernen, das sich an lebensweltlichen Problemen orientiere. Dies würde aber von Wissenschaftern erfordern, sich den in der Wissenschaftswelt herrschenden Zwängen zu widersetzen und somit auf Karrierechancen zu verzichten. Einblicke in die vielschichtigen Folgen eines solchen Verzichts erlaubt der Autor mit amüsanten autobiografischen Exkursen, die dem 480 Seiten schweren Opus magnum eine erfrischende Leichtigkeit verleihen. So forschte der Wissensrebell in den frühen 90er-Jahren auf eigene Faust nach alternativen Antworten in außereuropäischen Lebenswelten, etwa bei Zauberern in der Karibik oder bei Stammeskriegern im Hochland von Papua Neuguinea. In diesen vormodernen Kulturen wurde über Generationen sinnvolles Wissen als hilfreiche Technik zur Bewältigung einer dauerhaften Lebenswelt verstanden. Zeit galt dort als Kreislauf, wodurch sich die Welt wiederkehrend erneuert. Vorkommnisse wurden nicht als zufällig interpretiert, sondern als sinnvolle Erscheinungen notwendiger überirdischer Zusammenhänge, deren Offenbarung den Magiern, gleichsam vorwestlichen Wissenschaftern, oblag. Wer eine solche ganzheitliche Kultur verlässt, um sich einer modernen, pulsierenden Stadt anzuschließen, unterwirft sich einer von Uhren und unerklärlichen Zufällen beherrschten Welt, in der die alten, sinnstiftenden Götter für immer verstummen. Hier wird der einstige Stammeskrieger unumkehrbar zum modernen Wissensmigranten zwischen dynamischen, um Vormachtstellung konkurrierenden Wissenswelten. Diesem Schicksal unterliegen alle Angehörigen der modernen Welt, ob assimilierter Kopfjäger, Studentin, Finanzminister oder Wissenssoziologe. Dies mag erklären, warum dem Autor die elegante Verknüpfung der durchwanderten, hochkomplexen Wissensbereiche zu eindeutigen Schlüssen mit bestechender Überzeugungskraft gelingt, während seine abschließenden Lösungsvorschläge grundlegende Fragen aufwerfen. Denn auf eine fundamentale Transformation des menschlichen Denkens hin zu globaler Kooperation und nachhaltiger Lösungsorientierung zu hoffen, ist zwar menschlich, widerspricht aber systemischen Erklärungsansätzen über den Wandel von Verhaltensmustern, wonach veränderte Rahmenbedingungen unverzichtbar wären. Wer aber sollte diese Rahmenbedingungen verändern und nach welchem richtigen Wissen, wenn wir alle Teil dieses Systems sind? Wie es scheint, gibt es aus dem forschenden Suchprozess der Moderne vorerst noch keinen Ausweg. Wissenschaft;Fledermäuse sind von vielen Krankheitserregern, die andere Säugetiere befallen, nicht betroffen. Berlin – Bei der Abwehr eindringender Krankheitserreger unterscheiden sich Fledermäuse offenbar von anderen Säugetieren. Eine aktuelle Studie könnte erklären, weshalb die Tiere kaum unter Erregern leiden, die bei anderen Säugern schwerwiegende Krankheiten bis hin zum Tod verursachen. Die Ergebnisse des internationalen Forscherteams wurden in Molecular Ecology veröffentlicht. Um den Immunkräften der Fledermäuse auf die Spur zu kommen, haben die Forscher die Struktur bestimmter Immunrezeptoren, den sogenannten Toll-like Rezeptoren (TLRs), bei verschiedenen Fledermausspezies charakterisiert. Beim Vergleich mit den Rezeptoren anderer Säugetiere entdeckten sie, dass die der Fledermäuse einzigartige Veränderungen aufweisen. Dies beeinflusst womöglich die Funktion des Immunsystems, bestimmte Krankheitserreger zu erkennen und folglich abwehren zu können. TLRs sind eine Gruppe von Rezeptoren des angeborenen Immunsystems. Sie gelten als erste Abwehrlinie gegen eindringende Krankheitserreger und erkennen eine breite Palette an Pathogen-assoziierten molekularen Signaturen. Aus evolutionärer Sicht sind TLRs sehr interessant, da sich ihre Eigenschaften bei verschiedenen Arten in Abhängigkeit von der Umwelt, in der sie leben und den darin befindlichen Erregern, unterscheiden. Fledermäuse zeigen einzigartige Merkmale unter den Säugetieren, wie zum Beispiel ihre Fähigkeit zu fliegen. Zusätzlich haben die verschiedenen Arten eine außergewöhnliche Bandbreite, was ihre Nahrung angeht – ein Resultat ihrer Anpassungen an verschiedene Umwelten und ökologische Nischen, sagte Erstautorin Marina Escalera vom Berliner Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW). Diese Nischen haben ebenfalls spezifische Zusammensetzungen verschiedener Erreger, welche vermutlich die Entwicklung der TLRs in der Ordnung der Fledermäuse geprägt haben. Angesichts der besonderen Anpassungen von Fledermäusen gingen die Forscher davon aus, dass sich ihre TLRs von denen anderer Säugtiere unterscheiden müssten. Tatsächlich fanden sie Mutationen mit Auswirkungen auf die Mechanismen, mit denen die Rezeptoren Pathogene erkennen. Obwohl Fledermäuse selbst als Überträger verschiedener Krankheitserreger bekannt sind, wurde die genetische Variabilität ihres Immunsystems bisher wenig erforscht. Inland;Einstellung des Verfahrens gegen rechte Monatszeitschrift sorgt für Empörung. Grüner Harald Walser brachte nun parlamentarische Anfrage ein.. Graz – Die Einstellung eines Verfahrens gegen die FPÖ-nahe Monatszeitschrift Aula durch die Staatsanwaltschaft Graz sorgt für Aufregung. Der grüne Parlamentarier Harald Walser hatte wegen eines Artikels mit dem Titel Mauthausen-Befreite als Massenmörder des Aula-Autors Manfred Duswald Anzeige erstattet. Duswald bezeichnete darin 1945 aus dem KZ Mauthausen befreite Häftlinge als Landplage und Kriminelle, die raubend und plündernd, mordend und schändend das unter der Befreiung leidende Land plagten. Die Grazer Staatsanwaltschaft stellte das Verfahren gegen Duswald und den Aula-Herausgeber Martin Pfeiffer nun ein. Die Begründung: Es sei nachvollziehbar, dass die Freilassung mehrerer Tausend Menschen aus dem Konzentrationslager Mauthausen eine Belästigung für die betroffenen Gebiete Österreichs darstellte. Weiters heißt es, dass sich unbestritten unter den KZ-Häftlingen Rechtsbrecher befanden. Anlass für den Artikel war eine Buchrezension. Doch auch die Autorin des rezensierten Buches distanzierte sich von der Besprechung in der Aula. Duswald ist Mitglied bzw. alter Herr der vom deutschen Verfassungsschutz seit Jahren als rechtsextrem eingestuften Burschenschaft Danubia München. Laut Christian Becker, Betreiber des Blogs Ein Burschenschafter packt aus, gibt es in Deutschland überhaupt nur vier Burschenschaften, auf die der Verfassungsschutz ein Auge hat. Duswald fällt etwa dem Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) seit Jahren durch revisionistische, NS-relativierende Artikel auf. Walser stellte nun eine parlamentarische Anfrage an Justizminister Wolfgang Brandstetter, in der er etwa wissen will, ob man für die Begründung Gutachter herangezogen habe oder die betroffene Staatsanwältin eine historische Expertise habe. Angeführt werde in der Begründung nämlich nur, dass man das Wort Landplage im Duden nachgeschlagen habe. Der Historiker und Lager-Experte Bertrand Perz nennt die Begründung in einem Interview mit der Zeit im Bild naiv oder zumindest von wenig Kenntnis getragen und äußerst tendenziös. Zudem setze die Staatsanwaltschaft hier eigentlich die NS-Propaganda fort. Da der Fall berichtspflichtig war, wurde er auch im Justizministerium durch gewunken. Von der Staatsanwaltschaft Graz hieß es am Sonntag, man werde vor der fristgerechten Beantwortung durch den Minister keinen Kommentar abgeben. Auch seitens des Justizministerium will man die Causa auf STANDARD-Nachfrage nicht kommentieren. Wissenschaft;Ungleiche gleich zu behandeln kann neue Ungleichheit schaffen, sagt Andrea D. Bührmann. Die Diversitätsforscherin über relativ freie Entscheidungen, Sozialisation und wie das eine vom anderen unterscheidbar wird. Wien – Wie soll mit Ungleichheit umgegangen werden? Diese Frage stellte am Mittwoch die Eröffnungsdiskussion zum Start einer neuen Veranstaltungsreihe der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW), die sich mit Entwicklungen in der Gender- und Diversitätsforschung auseinandersetzen wird. Zum Auftakt diskutierte Andrea D. Bührmann, Direktorin des Instituts für Diversitätsforschung in Göttingen, mit anderen Expertinnen der Genderforschung. STANDARD: Die neue Diskussionsreihe beschäftigt sich mit Diversitäts- und Genderforschung. Über Letztere wird oft die Meinung geäußert, sie entspreche keinen wissenschaftlichen Standards. Woran liegt das? Bührmann: Diese Kritik gibt und gab es nicht nur gegenüber den Gender Studies. Immer, wenn sich neue Wissenschaften etablieren und formieren, sagen andere, die schon da sind: Das ist ja gar keine Wissenschaft. Die Frage ist doch, wer legt die Standards von Wissenschat fest? Den wissenschaftlichen Standards nicht genügen heißt meist, dass sie den naturwissenschaftlichen Standards nicht genügen, ein naturwissenschaftliches Modell wird also an andere Disziplinen angelegt. Doch es geht etwa der Theologie gar nicht darum, repräsentative Studien durchzuführen. Ich denke, dass dieser Konflikt um die Wissenschaftlichkeit letztlich dazu benutzt wird, etwas anderes zu thematisieren. STANDARD: Und zwar? Bührmann: Wir müssen uns ansehen: Was genau wird als nicht geltend unterstellt? Das ist die macht- und gesellschaftstheoretische Frage dahinter. Und es geht darum, bestimmte Privilegierungen nicht thematisieren zu müssen. Geschlechterforschung kümmert sich in der Regel um Diskriminierung und Privilegierungen in den Geschlechterverhältnissen, und man findet sehr oft heraus, dass Frauen und transidente Menschen diskriminiert werden. Es geht meines Erachtens vor allem darum, solche Forschungsergebnisse zu diskreditieren. Damit will ich nicht sagen, dass man keine methodologische Diskussion darüber führen kann, was Geschlechterforschung eigentlich ist. Aber diese Diskussion ist sicher nicht das im Zentrum stehende Diskursmotiv der Kritik an den Gender Studies. STANDARD: Ungleichheit/Gleichheit ist ein komplexes Thema: auf der einen Seite die Frage, wie Gleichstellung aussehen könnte, auf der anderen Seite gibt es eine umfassende Beschäftigung mit Differenzen. Liegt darin auch ein Grund für das Unverständnis? Bührmann: In der Forschung zu sozialer Ungleichheit interessiert man sich für soziale Ungleichheit, in der Religionsforschung interessiert man sich für die Unterschiede zwischen den Religionen und den markanten Unterschied, ob jemand gläubig ist oder nicht. Dieses Schema – wir haben eine Masterkategorie, und wir sehen uns alle anderen Dimensionen an – gibt es in vielen Wissenschaften, auch in der Medizin. Was sind funktionierende oder nichtfunktionierende Organe, was ist krank oder nicht krank – das wird in diskursiven Aushandlungsprozessen festgelegt. Bis in die 1970er wurde auch in den Ländern des globalen Nordens zum Beispiel Homosexualität als Krankheit definiert und nun eben nicht mehr. Das macht deutlich, dass vermeintlich gegebene Gewissheiten gesellschaftlich hergestellt und reproduziert werden. STANDARD: Sie untersuchen Diversifizierungsprozesse. Was ist das genau? Bührmann: Es geht um die Frage, was wird überhaupt als divers wahrgenommen? Dazu gibt es unterschiedliche Ideen: Ist Gesellschaft immer schon divers? Oder gehen wir davon aus, die Menschen sind alle ähnlich und werden unterschiedlich gemacht. Ein Beispiel: In Deutschland gab es in der Statistik lange Zeit Ausländer und Inländer. Jetzt haben wir auch Migranten. Das heißt, wir diversifizieren die Ausländer. Ein anderes Beispiel ist Geschlecht und die Annahme, dass es nur zwei Geschlechter gibt. Doch dann gibt es auch transidente Menschen, die sagen, das ist eine Zwangsveranstaltung, die ihr da treibt, wir sind mehr. Demzufolge gibt es eine Diversifizierung in der Forschung: Wenn jemand sagt, ich bin kein Mann, kann man nicht einfach mehr sagen, dass dieser Mensch also automatisch eine Frau ist. STANDARD: Der Begriff der Diversität ist noch nicht sehr lange im Wissenschaftsbetrieb virulent. Wann kam er auf? Bührmann: Spätestens seit dem Fall der Mauer ist klar, wir leben in einer globalen Welt, und nichts ist mehr normal, also ist alles divers. Doch auch an methodologischen Diskussionen wurde an unterschiedlichen Punkten schon früh klar, dass es nicht reicht, sich nur eine Masterkategorie anzusehen. In der Geschlechterforschung hat man gesehen, wir sind nicht nur einfach Frauen, sondern wir haben eine bestimmte Klassenzugehörigkeit, eine bestimmte Religionszugehörigkeit und, und, und. Retrospektiv wird diese Zusammenschau Intersektionalität genannt. Der Begriff der Diversität ist über die Betriebswirtschaft und das Personalkonzept Diversity-Management nach Deutschland gekommen. Und in den Erziehungswissenschaften ist man schnell auf die Idee gekommen, dass es einen Unterschied macht, ob lauter deutschsprachige Kinder aus bürgerlichen Haushalten in einer Klasse sitzen oder welche, die kein Deutsch können oder kein eigenes Zimmer haben, und es wurde die Pädagogik der Vielfalt entwickelt. STANDARD: Dass aufgrund von ungleichen Lebensbedingungen ausgleichend eingegriffen werden soll, um gleiche Chancen zu schaffen, wird auch als bevormundend empfunden. Bührmann: Als Sozialwissenschafterin sehe ich natürlich einen Unterschied darin, ob ich Ungleiche gleich behandle und so wieder Ungleichheit schaffe, oder ob ich Ungleiche ungleich behandle. Ich will nicht auf einen differenztheoretischen Ansatz hinaus, den es in der Frauenbewegung um 1900 oder auch in der Apartheid gegeben hat – die Schwarzen sollen in bestimmten Vierteln wohnen oder etwas anderes tun, weil sie anders sind. Ich spreche vielmehr von einem befähigungstheoretischen Ansatz, den wir aus der Entwicklungsökonomie von Amartya Sen und von der Philosophin Martha Nußbaum kennen: Wir müssen uns ansehen, welche Möglichkeiten haben Menschen, und wie können wir sie befähigen, diese Möglichkeit zu nutzen? STANDARD: Um welche Möglichkeiten geht es? Bührmann: Dazu müssen wir uns erst fragen, welche Funktionen des Lebens erachten wir in unserer Kultur als besonders wichtig? Ein gutes Beispiel ist Essen: Bin ich dünn, weil ich gerne dünn bin und gerne Diät halte, oder bin ich dünn, weil ich gar nicht die Möglichkeit habe, etwas zu essen. Es geht also darum, einen bestimmten Freiheitsgrad herzustellen, egal wie Menschen sich entscheiden. Wir müssen sicher sein, jemand ist dünn, weil er oder sie sich so entschieden hat, und nicht, weil es nichts zu essen gibt. STANDARD: Genau an dem Punkt stellt sich doch die Frage nach der Sozialisation. Bei Frauen mit Kopftuch fragt man sich immer wieder, ob und wie frei sie darüber entschieden haben, eines zu tragen. Bührmann: Man muss kontextsensible Kriterien dafür entwickeln, dass es sich um eine relativ freie Entscheidung handelt. Wir sind im Grunde ja keine autonomen Subjekte, denn wir sind doch alle in dieser oder jener Art und Weise sozialisiert worden. Man könnte auch sagen: Ich bin dazu sozialisiert worden, mein Kopftuch abzulegen. Ist das eine freie Entscheidung oder einfach Endpunkt meiner Sozialisation? Wir müssen uns fragen, wie kann man feststellen, ob jemand sich frei entscheidet oder nicht? Das müssen wir aushandeln. STANDARD: Wie könnte diese Aushandlung aussehen? Bührmann: Die Frage ist doch, wie wir eigentlich Leben wollen. Mit Blick auf die Exzesse in Köln lauten diese Fragen: Wollen wir sie instrumentalisieren, um noch mehr Fremdenfeindlichkeit hervorzurufen? Oder wollen wir versuchen zu überlegen, wie wir dafür sorgen können, dass so etwas nicht wieder passiert? Und das Dritte ist: Was hat das damit zu tun, wie wir in der Regel mit Frauen umgehen? Darüber müssen Debatten geführt werden, in denen nicht jeder immer glaubt zu wissen, was der andere zu sagen hat. STANDARD: Wie bewerten Sie den Verlauf der Debatte über Köln? Bührmann: Es ist entsetzlich, was dort passiert ist. Ich finde es aber gut, dass so diskutiert wird, dass wir daraus lernen können, dass so etwas nicht wieder passiert, den Tätern vermittelt wird, dass das nicht geht und so etwas niemand einfach so hinnimmt. Und die Opfer lernen, dass sie nicht mehr als die hingestellt werden, die sich mal nicht so haben sollen. Wir sollten die Chance nutzen, die sich aus dieser Krisensituation ergibt, um nachhaltig für mehr Geschlechtergerechtigkeit für alle einzutreten. Inland;'Fachkräfte sollen künftig über drei Modelle ausgebildet werden – Umsetzung in Stufen. Wien – Die Neuordnung der Ausbildung im Pflege-Sektor ist auf Schiene. Am Mittwoch schickte das Gesundheitsministerium einen Entwurf zum Gesundheits- und Krankenpflegegesetz (GuKG) in Begutachtung. Pflegefachkräfte sollen damit künftig über drei Modelle ausgebildet werden, für den gehobenen Dienst ist die Ausbildung ausschließlich im akademischen Bereich vorgesehen. Die Umsetzung erfolgt in Stufen. Die Ausbildung soll künftig über drei Schienen laufen: Statt der bisherigen Pflegehilfe ist die Schaffung einer Ausbildung zur Pflege-Assistenz vorgesehen. Wie schon bisher die Pflegehelfer soll die Ausbildung dieses neuen Berufsfelds an den Gesundheits- und Krankenpflegeschulen und den Schulen für medizinische Assistenzberufe erfolgen. Die Dauer dieser Ausbildung soll ein Jahr betragen. Als wichtige Neuerung gilt die Festlegung, dass Pflege-Assistenten künftig von administrativen, hauswirtschaftlichen und logistischen Tätigkeiten ausgenommen sein sollen. Hilfstätigkeiten wie etwa Geschirrwegräumen sollen künftig ausschließlich von nicht-medizinischem Personal durchgeführt werden. Neben der Pflegeassistenz ist auch die Schaffung einer Pflege-Fachassistenz vorgesehen, die mehr Kompetenzen haben wird als die Assistenz-Kraft. Die Ausbildung soll an selber Stelle wie jene zur Pflege-Assistenz stattfinden. Dauern wird diese Ausbildung zwei Jahre; außerdem soll sie durchlässig sein, für Pflege-Assistenten soll also die Weiterbildung zur Fachassistenz möglich sein. Die gehobenen Pflegefachkräfte (derzeit diplomierte Pflegekräfte) sollen künftig ausschließlich im akademischen Bereich an Fachhochschulen ausgebildet werden. Zwar ist auch jetzt schon eine Ausbildung an Fachhochschulen möglich, sie erfolgt aber auch noch parallel dazu an den Gesundheits- und Krankenpflegeschulen. Das derzeitige System erweist sich in der Praxis nicht mehr als praktikabel, begründet das Gesundheitsministerium die Notwendigkeit einer Reform. Die Ausbildung sei nicht primär auf die Arbeit mit Patienten ausgerichtet. Ziele seien die Gewährleistung einer optimalen und bedarfsorientierten Versorgungssituation, ein leichter Berufszugang zu allen Berufsbildern sowie leichte Durchlässigkeit zwischen den drei Berufsbildern. Die Begutachtungsfrist endet am 4. September. Zur Erleichterung der Umsetzung soll die Reform gestaffelt in Kraft treten: Mit 1. September 2016 beginnt die Möglichkeit der Ausbildung in den beiden Pflegeassistenzberufen, bis Ende 2021 soll die Umsetzung der Bestimmungen über die Pflegefachassistenz evaluiert werden. Die komplette Überführung des gehobenen Dienstes auf FH-Niveau soll bis Anfang 2024 erfolgen.' Wissenschaft;Mit Timothy Peake geht erstmals auch ein britischer Astronaut an Bord der ISS. Baikonur/London – Am frühen Dienstagabend erreichte eine Sojus mit drei Raumfahrern an Bord die International Space Station (ISS). Um 18:33 MEZ dockte das Raumschiff rund 400 Kilometer über Indien an, wie die NASA per Kurznachrichtendienst Twitter mitteilte. Contact! #Soyuz docking confirmed at 12:33pm EST/5:33pm UTC while flying over India. pic.twitter.com/SIxLHQ8bN1 Mit an Bord befindet sich mit Timothy Tim Peake erstmals auch ein britischer ESA-Astronaut auf der Reise zur ISS. Der 43-jährige erreichte gemeinsam mit dem Russen Juri Malentschenko und dem US-Amerikaner Timothy Kopra nach gut sechs Stunden Flug die ISS. Die Nasa übertrug das Manöver per Livestream. Watch @NASA TV now for live coverage of #Soyuz docking at 12:24pm ET/5:24pm UTC... https://t.co/c7YsQe30bc pic.twitter.com/ZWSjLbXc8z Auf der ISS wurden die neuen Crewmitglieder von ihren Kollegen Scott Kelly aus den USA sowie Sergej Wolkow und Michail Kornienko aus Russland erwartet. Sie sollen etwa fünf Monate auf der ISS rund 400 Kilometer über der Erde bleiben. Die erste Entsendung eines britischen Astronauten zur Internationalen Raumstation ISS löste in seinem Heimatland eine wahre Raumfahrt-Euphorie aus. So bejubelten etwa der britische Premierminister David Cameron und das Königshaus Peakes Weltraummission. Im Londoner Science Museum versammelten sich am Dienstag tausende Menschen, darunter etwa 2.000 Schüler, um sich den Raketenstart gemeinsam auf Großbildschirmen anzusehen. Die Schulkinder schwenkten kleine britische Flaggen und brachen in Jubelrufe aus, als Peake und seine Kollegen abhoben. Am Vorabend hatte die britische Regierung mitgeteilt, dass sie durch Fördermaßnahmen bis zum Jahr 2030 den Umsatz der britischen Raumfahrtindustrie auf umgerechnet 36 Milliarden Euro verdreifachen wolle. Großbritanniens Anteil am Raumfahrt-Weltmarkt solle damit von sieben auf zehn Prozent steigen, teilte das Wirtschaftsministerium mit. Der frühere Hubschrauber-Testpilot Peake, der von der Europäischen Weltraumagentur (ESA) entsandt wurde, hofft, während seines 173 Tage dauernden Aufenthalts im All auch einen Außeneinsatz absolvieren zu können. Er ist der erste Brite auf der ISS und seit mehr als 20 Jahren der erste Brite im All überhaupt. Wissenschaft;Paläontologen entdeckten in Brasilien die Überreste eines winzigen kreidezeitlichen Vogels. Rio de Janeiro - Paläontologen haben in Südamerika die Überreste eines wahren Winzlings unter den urzeitlichen Vögeln entdeckt. Das Tier war kaum größer als moderne Kolibris und besaß lange, dem Schaft eines Pfeils ähnelnde Schwanzfedern, wie die Forscher im Fachmagazin Nature Communications berichten. Der Vogel hat vor etwa 115 Millionen Jahren auf dem Superkontinent Gondwana gelebt. Nach Angaben der Wissenschafter um Ismar de Souza Carvalho von der Staatlichen Universität in Rio de Janeiro waren die freigelegten Fossilien in sehr gutem Zustand. Fossile Funde von Vögeln aus dem Erdmittelalter, das vor etwa 252 Millionen Jahren begann und vor etwa 66 Millionen Jahren endete, sind selten. Deshalb ist nur wenig über die frühe evolutionäre Geschichte dieser Tiergruppe bekannt. Die meisten gefiederten Überreste aus jener Zeit wurden im Nordosten Chinas gefunden. Umso bemerkenswerter ist nicht nur der erstaunlich gute Zustand des nun entdeckten Vogels, sondern auch der Fundort: das Araripe-Becken im Nordosten Brasiliens. Es sei der erste Fund dieser Art in Südamerika, berichteten die Forscher. Der Vogel sei wohl ein Jungtier und gehöre wahrscheinlich zu den sogenannten Enantiornithes (gegensätzliche Vögel), einer Gruppe zahntragender Vögel, die an der Kreide-Tertiär-Grenze vor etwa 66 Millionen Jahren ausstarb. Aus einem anderen evolutionären Zweig, den Ornithuromorpha, entwickelten sich die modernen Vögel. Das Araripe-Becken ist eine der bedeutendsten Fossillagerstätten der Welt. Zu Lebzeiten des kleinen Vogels herrschte hier ein heißes und feuchtes Klima, was eine große Artenvielfalt begünstigt habe, erklärte der Paläontologe de Souza Carvalho in einem zur Studie veröffentlichten Video: Der gute Zustand des Fossils erlaubte Rückschlüsse auf Struktur und Funktion der speziellen Schwanzfedern: Sie seien anders als die heutiger Vögel bandförmig, hätten einen elliptischen Schaft und ein Muster aus Punkten, schrieben die Wissenschafter. Sie nehmen an, dass es sich um Reste der ursprünglichen Färbung des Vogels handelt. Größe und Farbgebung der Schwanzfedern könnten mit dem Balzverhalten der Tiere oder der Arterkennung zusammenhängen, heißt es in der Studie weiter. Unwahrscheinlich sei, dass sie für das Gleichgewicht der Vögel oder ihr Flugverhalten bedeutsam waren - die Federn seien aerodynamisch nicht optimiert. Sport;Oberösterreicher sprang vom vierten Platz zum zweiten ÖSV-Saisonsieg nach Kraft – Prevc verspekulierte sich mit Anlauf und wurde Fünfter. Lahti – Eigentlich war alles angerichtet für den zwölften Weltcup-Sieg für Peter Prevc in dieser Saison: Doch ein vermeintlicher, aber eigentlich nicht nötiger Coup kostete den Slowenen am Freitag in Lahti nicht nur den Sieg, sondern brachte Michael Hayböck den zweiten Sieg in seiner Karriere. Hayböck segelte im Finale nach den vierten Zwischenrang mit 129 m noch ganz nach oben. Für Hayböck, der in dieser Saison nach vier zweiten Plätzen ohnehin schon reif für seinen ersten Erfolg in diesem Winter und dem zweiten nach Bischofshofen 2015 war, reichte es 2,4 Zähler vor Daniel-Andre Tande (NOR) und 5,9 vor Severin Freund (GER) zum Siegerscheck. Prevc, der nach dem ersten Durchgang sieben Zähler vor Tande geführt hatte, fiel nach einem 123 m-Sprung sogar noch auf Platz fünf zurück. Ich war auch überrascht. Ich hatte schon spekuliert, dass es ein solider zweiter Platz wird. Aber er hat sich mit dem Gate verspekuliert, gestand Hayböck, der erst nach Aufleuchten der Ziffer 5 bei Prevc den Sieg realisiert hatte. Auch wenn Prevc ein bisschen mitgeholfen hat, die Freude an seinem ersten Saisonsieg bzw. dem zweiten ÖSV-Sieg dieses Winters nach Stefan Kraft in Zakopane war bei dem Oberösterreicher dennoch groß. Die to-do-Liste habe ich heuer abgehakelt Unglaublich, das war das ganze große Ziel. Ich bin sehr oft Zweiter geworden bis heute. Nach den Großereignissen war das große Ziel ein Weltcupsieg – die to-do-Liste habe ich heuer abgehakelt, freute sich Hayböck knapp zwei Wochen vor seinem 25. Geburtstag (5.3.) im ORF-Interview. Hayböck bedankte sich zudem auch bei der Anzugfirma, weil er mit neuem Material unterwegs war, und gesprungen bin ich auch perfekt. Prevc hatte schon im ersten Durchgang freiwillig den Anlauf um eine Luke verkürzt, um die dafür fälligen Bonuspunkte einzuheimsen. Allerdings muss man auch eine gewisse Weite springen, um diese zusätzlichen Zähler zu bekommen und das ist ihm beim neuerlichen Manöver im Finale nicht gelungen. Prevc sprang bei einer Luke weniger Anlauf nur 123 m weit, das war zu wenig und kostete ihn sogar den Platz auf dem Podest. Hayböck hat sich jedenfalls im Ersatz-Springen für Ruka und der ersten WM-Generalprobe für die WM 2017 sozusagen schon einmal einen goldigen Vorgeschmack geholt. Eine Erinnerung, von der er in einem Jahr durchaus wird zehren können. Im Weltcup-Gesamtranking blieb Hayböck zwar noch Fünfter, allerdings nur noch einen Zähler hinter Johann Andre Forfang. Kraft Elfter Nicht so gut lief es für seinen Zimmerkollegen Stefan Kraft, der mit 123 und 121 m sowohl nach dem ersten Durchgang als auch nach dem zweiten auf dem für ihn enttäuschenden elften Rang landete. Es verdreht mich im Moment ein bisserl, ich muss mir das in Ruhe anschauen. Aber für das Teamspringen morgen bin ich bestens gerüstet, glaubt der Salzburger, der sich von einem nicht nach Wunsch verlaufenen Springen nicht durcheinanderbringen lassen will. Ich weiß, dass ich da auch gewinnen kann, erinnerte er an den 8. März 2015, als er vor Severin Freund gewonnen hatte. Kraft freut sich mit Freund Hayböck mit. Eine coole Sache. Das das kommt von so einer Herumpokerei heraus, meinte Kraft in Bezug auf Prevc Lukenschieberei. Da ist es wurscht, dass ich heute Elfter geworden bin, es macht einiges wett. Der Zimmerstimmung tut das sehr gut. Etat;Prognose für das Wahljahr 2016: Großteil wird in TV gepumpt, eine Milliarde soll in digitale Kanäle fließen. Washington/Wien – Auch wenn Donald Trump mit seinen praktisch unbegrenzten Wahlwerbemitteln prahlt – die US-Werbe-Analysten Borrell Associates legen sich auf eine Zahl fest: 11,4 Milliarden Dollar, gut 10,3 Milliarden Euro also, werden 2016 in den USA in politische Werbung investiert werden. Das würde ein Wachstum um rund ein Fünftel gegenüber dem jüngsten Präsidentschaftswahljahr 2012 bedeuten. Die Präsidentschaftswahl im November 2016 ist nach der Analyse nur einer von 29.000 Wahlgängen in den USA – wiewohl die größte und werbestärkste. Rund die Hälfte der prognostizierten 11,4 Milliarden Werbedollar wird laut Borrell im Zusammenhang mit lokalen und regionalen Abstimmungen investiert. Unter den US-Bundesstaaten soll allein Kalifornien für 1,2 Wahlwerbemilliarden gut sein, Texas für 896 Millionen und Florida für 800 Millionen Dollar. Der größte Teil der 11,4 erwarteten Milliarden geht ins Fernsehen: 6,7 – der Wert kombiniert die großen TV-Networks wie CBS, ABC, NBC und Fox sowie Pay-Angebote von CNN bis HBO. Erstmals soll der Werbeaufwand in digitalen Medien mehr als eine Milliarde Dollar ausmachen. Unter den potenziellen Präsidentschaftskandidaten hat Hillary Clinton bisher am meisten herkömmliche Spenden eingesammelt. Stand Ende Juni: 47,5 Millionen Dollar. Republikaner Jeb Bush lag da bei 11,4 Millionen Spenden. Aber: politische Komitees – Super-PACs – steuerten zu Bushs Wahlkampfbudget mit 103,2 Millionen weit mehr bei. Über solche Super-PACs nahm Clinton bis dahin 20,3 Millionen ein. Donald Trump wies die Federal Election Commission Mitte 2015 praktisch keine Spenden aus, aber 1,8 Millionen Dollar Kredite – Anleihen bei seinem eigenen Kapital. Trump budgetiert bisher mit 1,9 Millionen Dollar – und hatte Ende Juni schon 1,4 Millionen ausgegeben. Wissenschaft;Bis Ende Juli sollen 100 Wale getötet werden. Tokio – Ungeachtet internationaler Proteste sind japanische Walfänger wieder in See unterwegs. Zwei Schiffe legten am Donnerstag in Shimonoseki ab und nahmen Kurs Richtung Nordwest-Pazifik, wie japanische Medien meldeten. Sie waren erst Ende März aus der Antarktis zurückgekehrt, wo insgesamt 333 Zwergwale getötet wurden. Nun sollen bis Ende Juli erneut 100 Wale erlegt werden. Japan macht jedes Jahr Jagd auf Hunderte Wale – offiziell zu wissenschaftlichen Zwecken. Dies ist formal erlaubt, trotz des seit 1986 geltenden weltweiten Walfangmoratoriums.In den vergangenen 25 Jahren haben Japans Waljäger im Rahmen ihres umstrittenen Forschungsprogramms mehr als 10.000 Großwale in den antarktischen Gewässern getötet. Das Land verfolgt offen sein erklärtes politisches Ziel, die kommerzielle Jagd auf Großwale wieder zuzulassen. Wissenschaft;Physiker erhoffen sich nach dem Durchbruch neue Erkenntnisse über Dunkle Energie, Dunkle Materie und über den Ursprung des Universums. Wien – Der am Donnerstag präsentierte Nachweis von Gravitationswellen gilt als aussichtsreicher Kandidat für den Physiknobelpreis – aber nicht für 2016. Denn die Forscher hätten ihre Ergebnisse bis 31. 1. veröffentlichen müssen, sagte ein Sprecher der Jury am Freitag in Stockholm. Für spätere Jahre dürfen sich Kip Thorne, Reiner Weiss und Ronald Drever, die Gründer des Gravitationswellen-Observatoriums Ligo, das den Nachweis erbrachte, jedenfalls Hoffnungen auf die schwedische Auszeichnung machen. Was sie allerdings noch mehr freuen dürfte, ist, dass der nun gelungene Nachweis möglicherweise ein neues Fenster der Astronomie eröffnet. Gravitationswellen haben das Potenzial, die Astronomie zu revolutionieren, sagt auch der Astrophysiker Stephen Hawking. Denn noch wichtiger als die Messung der Gravitationswellen selbst ist, dass sie verwendet werden können, um kosmische Ereignisse zu erforschen, die sie hervorbringen. So war die Kollision zweier Schwarzer Löcher, die die nun gemessenen Gravitationswellen ausgelöst hat, das gewaltigste Ereignis, das je beobachtet wurde – und eines, von dem man nicht wusste, ob und wie es vor sich geht. Neben weiteren Tests von Einsteins allgemeiner Relativitätstheorie und Erkenntnissen zum Ursprung des Universums erhoffen sich Physiker nun, mit Gravitationswellen mehr über Dunkle Energie und Dunkle Materie herausfinden zu können. Diese Phänomene entziehen sich weitgehend der Beobachtung mit elektromagnetischen Wellen, auf die man bisher angewiesen war. Hawking sieht durch die Ligo-Messungen seine Vorhersagen zur Verschmelzung Schwarzer Löcher bestätigt: Die Fläche der sogenannten Ereignishorizonte des entstandenen Schwarzen Loches sei größer als die Summe der Flächen der ursprünglichen. Wissenschaft;Denver – Die Ergebnisse dieser Studie mögen ungerecht gegenüber Frauen sein. Die Erstautorin des Artikels, der im Fachblatt Radiology erschien, ist mit Jody Tanabe allerdings selbst eine Frau. Sie und ihr Team untersuchten die Gehirne von insgesamt 127 Personen, von denen wiederum 59 im Schnitt 15,7 Jahre lang von Kokain oder Amphetaminen abhängig waren und durchschnittlich 13,5 Monate lang keine Drogen mehr konsumiert hatten. Das erstaunliche Ergebnis: Während die Hirne der 28 ehemals süchtigen Frauen ein deutlich verkleinertes Hirnvolumen hatten, war das der 31 männlichen Drogenkonsumenten annähernd gleich groß geblieben. AbstractRadiology: Sex Differences in Gray Matter Changes and Brain-Behavior Relationships in Patients with Stimulant Dependence (red, 15.7.2015) Wissenschaft;Fundstück mit dem unbekannten Namen "Elihana bat Gael" deutet auf hohen sozialen Status der Frau hin. Jerusalem – Israelische Archäologen haben ein 2.500 Jahre altes Siegel mit dem Namen einer Frau bei Ausgrabungen in Jerusalem gefunden. Das antike Fundstück trage den hebräischen weiblichen Namen Elihana bat Gael, teilte die israelische Altertumsbehörde am Montag mit. Die Besitzerin des Siegels war im Vergleich zu anderen Frauen zur Zeit des ersten Tempels außergewöhnlich: sie hatte einen juristischen Status, der es ihr erlaubte, Geschäfte abzuwickeln und Güter zu besitzen, hieß es in der Mitteilung. Bei den Ausgrabungen im arabischen Ostteil der Stadt sei auch ein Namenssiegel eines Mannes namens Saarjahu ben Schabenjahu entdeckt worden. Beide Siegel wurden in einem Gebäude aus der Zeit des im Jahre 586 vor unserer Zeitrechnung zerstörten ersten jüdischen Tempels gefunden. Das Gebäude habe damals offenbar als Verwaltungszentrum gedient. Die Ausgrabungsstelle liegt am Rande des Tempelbergs in Jerusalems Altstadt. Nur ein sehr kleiner Teil der bis heute gefundenen Siegel gehörte Frauen, sagte der Archäologe Hagai Misgav von der Hebräischen Universität in Jerusalem. Grund sei der damals meist wirtschaftlich und gesellschaftlich schwächere Status von Frauen. Der Name Elihana erscheint nicht in der Bibel, und es gibt keine weiteren Informationen über die Identität der Frau, sagte Misgav. Aber die Tatsache, dass sie ein Siegel besaß, beweist ihren hohen sozialen Status. Wissenschaft;Israelische und US-amerikanische Forscher glauben, Freundschaften objektiv bewerten zu können. Tel Aviv – Forscher der Universität Tel Aviv und des Massachusetts Institute of Technology haben für eine Studie eine Menge Datenmaterial zusammengetragen, um zu einem ziemlich ernüchternden Befund zu kommen: Ihnen zufolge ist die Hälfte unserer Freundschaften eine Einbahnstraße. Anders ausgedrückt: Nur die Hälfte derer, die wir als Freund bezeichnen, würde uns dieselbe Ehre erweisen. Zu diesem Befund kam das Team um Erez Shmueli nach einer Reihe von Experimenten, der Auswertung früherer Studien zum Thema Freundschaft und sechs Umfragen unter Studenten aus Israel, Europa und den USA mit etwa 600 Teilnehmern. Danach entwickelten sie einen Algorithmus für objektivierbare Kriterien einer freundschaftlichen Beziehung – etwa die Zahl gemeinsamer Freunde von A und B oder die Gesamtzahl von Freunden. Mit diesem Algorithmus glauben die Forscher eine Freundschaft als einseitig oder beiderseitig definieren zu können. Und stellen eine Diskrepanz zwischen unserer Wahrnehmung und der Realität fest: 95 Prozent der Studienteilnehmer gingen laut Shmueli davon aus, dass ihre jeweiligen Freundschaften beiderseitig seien – die Forscher bewerteten hingegen nur 50 Prozent davon in dieser Weise. Wir sind sehr schlecht darin, zu beurteilen, wer unsere Freunde sind, so Shmueli. (red, 16. 5. 2016) Inland;Die FPÖ werde für die bisher rot-schwarzen Regionen und die jetzt grünen Städte eigene blaue Wahlkampfthemen entwickeln, sagt Kunasek. STANDARD: Der Erfolg Alexander Van der Bellens ist doch ein empfindlicher Dämpfer für Ihre Partei. Kunasek: Man darf nicht vergessen, dass es keine breite Unterstützung für Norbert Hofer gegeben hat. Es wurde viel gegen ihn agitiert. Van der Bellen ist ein Erfolg für das System, das noch einmal aufgezeigt hat. Aber wir können festhalten, dass sich jeder zweite Wähler in Österreich nicht manipulieren und blenden hat lassen. Es war ein Wahlkampf gegen uns, und trotzdem hat jeder Zweite gesagt: Ich wähle Hofer. Viele haben Van der Bellen nicht deswegen gewählt, weil er so gut ist, sondern um Hofer zu verhindern. Man hat Angst und Panik verbreitet. Aber: Wir sind bundesweit permanent Nummer eins. Der Trend hat sich seit Jahren abgezeichnet und bei der Wahl jetzt verstärkt. STANDARD: Die Länder wurden bei dieser Wahl blau eingefärbt, aber die Landeshauptstädte leuchten grün auf. Wie interpretieren Sie diese Diskrepanz? Kunasek: Das geht ja auf Stadtebene weiter: Die ehemaligen bürgerlichen Bezirke sind grün geworden. Aber auch ehemalige Arbeiterviertel. Das müssen wir genau analysieren. Das ist für die kommenden Wahlen entscheidend. Wir wollen Nummer eins werden, aber ohne Städte werden die Wahlen nicht zu gewinnen sein. Das heißt, wir werden das in den nächsten Monaten genau analysieren und dann Schlüsse ziehen. STANDARD: Was heißt diese Bundespräsidentenwahl also für die künftige blaue Politik? Kunasek: Wir müssen ganz separate Wahlkämpfe machen, abgestimmt auf das Stadt-Land-Gefälle. Wir müssen je nach Gegebenheit andere Themen transportieren. Es ist ganz einfach ein großer Unterschied, ob ich zum Beispiel in Graz auf der rechten Murseite wahlkämpfe oder auf der bürgerlichen linken Murseite. Da spielen ganz andere Themen eine Rolle. Das gilt umgelegt auf das ganze Land. In den bäuerlichen, bürgerlichen Bezirken müssen wir mit ganz anderen Themen punkten als in den Arbeiterregionen. Wir werden überall vor Ort eigene Themen entwickeln. STANDARD: Bemerkenswert ist, dass auf dem Land, wo die Bewohner nur marginal mit der Ausländerfrage konfrontiert sind, dennoch mehrheitlich blau gewählt wurde. Kunasek: Das stimmt. Andererseits gibt es auf städtischer Ebene in den bürgerlichen Bezirken, wo es auch kein Ausländerproblem gibt, das Phänomen, dass dort grün gewählt wird. Hier lebt das besser situierte Publikum, und das wählt jetzt nicht mehr ÖVP, sondern grün. Damit muss sich die ÖVP auseinandersetzen. Auf dem Land geht es auch um andere Themen. Um Tradition, um Brauchtum und um die Heimat. Hier liegt wahrscheinlich der große Unterschied. STANDARD: Also keine Ausländerwahlkämpfe mehr? Kunasek: In manchen Regionen und Bezirken sind die Ausländer noch ein großes Thema, da werden wir sicher draufbleiben. In den ehemaligen ÖVP-Bezirken müssen wir andere Themen wie Umwelt oder Wirtschaft spielen. Panorama;Rückgang der gesundheitsgefährdenden Partikel laut Umweltbundesamt durch Warmwetter bedingt – Jedoch vier Überschreitungen – Stickstoffdioxid-Belastung stieg hingegen 2015 an. Wien – Die Belastung durch das Gesundheitsrisiko Feinstaub ist wegen des warmen Wetters erneut geringer ausgefallen. Die vorläufige Feinstaubbilanz für 2015 ergab für Wien, Nieder-, Oberösterreich, Salzburg und Vorarlberg das bisher niedrigst belastete Jahr seit Beginn flächendeckender Messungen im Jahr 2002, berichtete das Umweltbundesamt am Montag. Gestiegen ist indes die Stickstoffdioxid-Belastung. Dies ist ebenfalls durch die Witterung bedingt. Konkret durch die bei Warmwetter erhöhte Ozonbelastung, da Ozon Stickoxide schneller zu Stickstoffdioxid oxidiert, erklärte Jürgen Schneider vom Umweltbundesamt im Gespräch mit der APA. Die Stickoxidbelastung ist vor allem vom Verkehr und hier wiederum hauptsächlich von den Dieselfahrzeugen verursacht, kommentierte der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) diese Entwicklung. Vor allem bei den verkehrsnahen Messstellen in Tirol war die Belastung sehr hoch, am höchsten in Vomp an der A12. Hier wurde an 44 Tagen der Tagesmittelwert von 80 Mikrogramm NO2 pro Kubikmeter Luft überschritten, im Jahr 2014 war dies an nur 16 Tagen der Fall. Die Entwicklung beim Feinstaub bei PM10-Partikel mit einem Durchmesser von weniger als zehn Mikrometer verläuft dafür österreichweit seit Jahren positiv, wie die Ergebnisse der weit über 100 Messstellen zeigen. Auch in den übrigen vier Bundesländern war 2015 das Jahr mit der zweitniedrigsten Belastung nach 2014. Der Grenzwert der EU-Luftqualitätsrichtlinie für PM10 für den Tagesmittelwert (35 Tagesmittelwerte über 50 Mikrogramm pro Kubikmeter im Kalenderjahr) wurde im Jahr 2015 aber an drei Messstellen in Graz sowie an der Messstelle Leibnitz in der Steiermark überschritten. Der Experte betonte, dass es sich bei den vorliegenden Daten um vorläufige Werte handelt und belastungsreduzierende Korrekturen somit möglich sind. Dies ist durch eine EU-Richtlinie geregelt und wegen zweierlei Gründen erlaubt: So können die PM10-Werte nachträglich reduziert werden, wenn ihre Ursache natürlich begründbar ist, was beim Saharastaub der Fall ist. Im zweiten Fall ist der Streudienst im Winter ein reduzierender Einfluss. Der wesentlichste Faktor für die niedrige Belastung war wie 2014 das warme Wetter in allen Wintermonaten (Jänner bis März sowie Oktober bis Dezember). Dadurch waren die Emissionen aus dem Hausbrand niedrig. Inversionslagen – Wettersituationen, in denen sich der Feinstaub in bodennahen Luftschichten anreichert – sowie grenzüberschreitender Schadstofftransport aus Ostmitteleuropa traten vergleichsweise selten auf. Darüber hinaus haben laut Umweltbundesamt die emissionsseitigen Maßnahmen in Österreich und den Nachbarländern zur stetig sinkenden Belastung beigetragen – rund zwanzig Prozent innerhalb des vergangenen Jahrzehnts. Besonders reduziert hat sich der Anteil der besonders gesundheitsgefährdenden, weil noch feineren Partikel PM 2,5. Diese Teilchen mit weniger als 2,5 Mikrometer Durchmesser sind eine Teilmenge der PM10-Partikel. Dieser Rückgang ist mit der stetigen Zunahme der Partikelfilter bei Diesefahrzeugen zu erklären, sagte Schneider. Somit ist hier auch in den kommenden Jahren von einer weiteren Reduktion auszugehen. Tempolimits, Umrüstung kommunaler Flotten, Fahrverbote für alte Lkw, verbesserte Standards im Wohnbau und der Umstieg auf Fernwärme sorgen gemäß der Angaben der Experten-Einrichtung insgesamt für einen Rückgang der Feinstaubbelastung. International waren laut Umweltbundesamt Maßnahmen zur Emissionsreduktion bei primären Partikeln sowie von Vorläufersubstanzen für sekundäre Partikel (SO2, NOx) bei Kraftwerken und der Industrie entscheidend. Wissenschaft;Der Verwendungszweck der filigranen Objekte ist unbekannt. Kopenhagen – Dänische Archäologen rätseln über einen verblüffenden Fund, der auf den ersten Blick wie eine große Portion goldene Pasta aussieht (ein Foto finden Sie hier). Rund 2.000 dünne, zu kleinen Spiralen aufgerollte Goldbänder aus der Bronzezeit sind bei Ausgrabungen auf der Insel Seeland ans Licht gekommen. Experten des Museums Westseeland und des Nationalmuseums in Kopenhagen wissen weder, wofür die bis zu drei Zentimeter langen Objekte gebraucht wurden, noch haben sie jemals etwas Vergleichbares in Dänemark gesehen. Nach Einschätzung der Archäologen stammen sie aus der Zeit zwischen 900 und 700 vor unserer Zeitrechnung, erklärte Flemming Kaul vom dänischen Nationalmuseum. Vielleicht waren die Spiralen an einer Schnur angebracht, die als kleine Fransen an einem Hut oder Sonnenschirm steckten. Vielleicht waren sie ins Haar geflochten oder auf Kleider gestickt, sagte der Forscher. Die Spiralen aus dünnem, flachen Golddraht fanden die Archäologen im Verlauf mehrerer Ausgrabungen auf nur wenigen Quadratmetern. In der Nähe waren auch bereits Armbänder und Schüsseln aus Gold gefunden worden. (APA/red, 9. 7. 2015) Web;Unbefugte können mithilfe von Siri Zugriff auf Fotos und Kontakte eines Smartphones erhalten. Gerade erst hat Apple mit iOS 9.3.1 eine neue Version seines Betriebssystems veröffentlicht, da wird ein neuer Bug in dem Betriebssystem bekannt – und dieser kann besonders unerfreuliche Folgen haben. Lässt sich doch mithilfe von Siri auch bei aktivierter Lockscreen-Sperre auf sensible Daten am Gerät zugreifen, wie 9to5Mac berichtet. Ein solcher Angriff sieht dabei folgendermaßen aus: Vom Lockscreen aus wird eine Twitter-Suche nach einer beliebten E-Mail-Domain wie @gmail.com oder @yahoo.com initiiert. In der Ergebnisliste wird dann eine Nachricht angewählt, die eine valide Mail-Adresse enthält. Infolge wird per 3D Touch die Mail-Adresse angewählt, um das Kontextmenü aufzurufen. Und hier stehen dann Optionen zur Verfügung, die private Daten der Nutzer freigeben. So erhält ein Angreifer mittels der Erstellung eines neuen Kontakts, und der dort gebotenen Funktion ein Bild hinzuzufügen, Zugriff auf sämtliche Fotos am iPhone. Über die Option die Mail-Adresse einem bestehenden Kontakt hinzuzufügen gibt es wiederum Einblick in alle lokal abgespeicherten Kontakte. Eine offizielle Reaktion von Apple gibt es bisher noch nicht. Betroffene Nutzer können aber auch selbst ihre Geräte absichern, indem sie in den Systemeinstellungen den Zugriff auf Siri am Lockscreen deaktivieren. Angesichts der Art wie der Bug funktioniert, ist nur die aktuellste Smartphone-Generation von Apple gefährdet, besitzen ältere Geräte doch kein 3D Touch. Web;Website bleibt zur Spurensuche vorerst offline. Eine ungewöhnliche heftige Cyberattacke auf die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) hat in der Nacht auf Mittwoch mehrere Server lahmgelegt, die den externen Datenaustausch regeln. IT-Experten untersuchen nun die Systeme auf Spuren der Angreifer. Die internen Systeme und wesentliche Teile der Anwendungen für das staatliche Krisen- und Katastrophenschutzmanagement waren nicht gefährdet. Die Website der ZAMG wird aber während der Spurensicherung aus Sicherheitsgründen offline bleiben. Wissenschaft;Babys bringen Berührungen nicht mit anderen Wahrnehmungen in Verbindung. London/Wien – Was ist schöner, als ein Baby sanft an den Füßen zu kitzeln und sich an der Reaktion – einem Strampeln, oder vielleicht sogar einem Lächeln oder Glucksen – zu erfreuen? Wir sollten diese Reaktion aber nicht allzu persönlich nehmen. Denn die Säuglinge dürften diese Reize nicht mit uns in Verbindung bringen, berichten britische Forscher in der Fachzeitschrift Current Biology. Das Team um Andrew Bremner vom Goldsmiths College in London beschäftigt sich mit fundamentalen Fragen der frühen sensorischen Entwicklung, unter anderem auch damit, ob Babys die Quelle von Reizen erkennen, die sie spüren. Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, machte das Forscherteam einen simplen Test, der auch Erwachsenen bekannt ist: Überkreuzt man Arme oder Beine und wird dann berührt, kann man die genaue Quelle des Reizes oft nicht korrekt zuordnen. Die gleichen Fehler passieren auch sechs Monate alten Kleinkindern, nicht jedoch Säuglingen im Alter von bis zu vier Monaten: Sie schnitten bei diesem Test viel besser ab als ältere Kinder oder Erwachsene. Wir schließen daraus, dass Babys in ihrer frühen Entwicklungsphase Berührungen ausschließlich als Berührungen wahrnehmen, und diese nicht mit irgendetwas, das sie hören, sehen oder sogar riechen, in Verbindung bringen, sagt Bremner. Die taktilen Wahrnehmungen sind völlig isoliert von allen anderen Sinneseindrücken. Aus unserer Erwachsenensicht muss das eine sehr exotische Sinneswelt sein. Wissenschaft;Neuroforscher entdecken, warum wir in fremder Umgebung meist schlecht schlafen: Schuld ist die linke Hirnhälfte, die nicht zur Ruhe kommt. Providence – Schlafforscher und Handelsreisende kennen das Phänomen: Die erste Nacht in einem fremden Bett ist alles andere als erholsam. Diese Erfahrung ist durchaus universell. Ein japanisches Sprichwort etwa weiß: Wenn du das Kopfkissen wechselst, schläfst Du nicht. Aber warum ist das so? Darauf haben nun Neurowissenschafter von der Brown University in Providence (US-Bundesstaat Rode Island) erstmals eine Antwort gefunden. Wie die Forscher um Yuka Sasaki im Fachjournal Current Biology schreiben, bleibt während der Tiefschlafphase ein bestimmtes Netzwerk der linken Gehirnhemisphäre in einer Art Alarmmodus, während sich die rechte wie gewohnt ausruht. Wir wissen, dass Meerestiere und manche Vögel einen solchen Ein-Hemisphären-Schlaf haben, bei dem eine Hirnhälfte wach bleibt und die andere schläft, erläutert die Professorin für Kognitive Linguistik und Psychologie. Zwar würden menschliche Gehirne nicht ebenso asymmetrisch arbeiten wie die von Meerestieren. Aber womöglich haben unsere Gehirne ein Miniatur-System dessen, was Wale und Delphine haben, sagt Sasaki. Das Team nahm mit Hirnstrommessungen und bildgebenden Verfahren den Schlaf von 35 Freiwilligen in der ersten und der achten Nacht im Schlaflabor unter die Lupe. Ergebnis: In der ersten Nacht waren die linken Hirnhälften in der sonst erholsamen, langwelligen Tiefschlafphase leicht anzusprechen. Wie die Gehirnscans zeigten, war von dieser zerebralen Schlaflosigkeit das sogenannte Default-Mode-Netzwerk besonders betroffen. Es wird im wachen Zustand beim Nichtstun aktiviert, sorgt für ein gewisses Hintergrundrauschen und generiert Tagträumereien und Gedankenketten. Der Schlafforscher Dieter Riemann vom Universitätsklinikum Freiburg findet die Studienergebnisse vielversprechend und hochinteressant. Die Ergebnisse passen in eine Forschungsrichtung, die man local sleep nennt – in diesem Fall dann allerdings eher local wakefulness. Diese geht davon aus, dass Schlaf eben kein absolut homogener Zustand des gesamten Gehirns ist. Seiner Meinung nach lassen sich daraus generell Strategien zur Behandlung von Schlafstörungen entwickeln. Wir gehen ja davon aus, dass bei chronischen Insomnien ein permanentes Hyperarousal (Übererregtheit) – letztendlich Ausdruck einer Habacht-Stellung – vorliegt. Bei chronischen Schlafstörungen könnten Entspannungstechniken, aber auch gezieltes Später-ins-Bett-Gehen helfen. Um dem Fluch der ersten Nacht zu entgehen oder ihn zumindest zu lindern, empfiehlt Sasaki Reisenden, ihren eigene Kopfpolster mitzunehmen oder stets ähnliche Hotels zu buchen. Möglicherweise seien Vielreisende jedoch auch in der Lage, die nächtliche Habacht-Stellung auszuschalten. Menschliche Gehirne sind sehr flexibel. An der Brown University versuche man derzeit, den wachen Teil des Gehirns mit einer bestimmten Technik auszuschalten und zu testen, ob sich der Schlaf dadurch verbessern lasse. Etat;User verbrachten rund drei Millionen Stunden auf der Standard.at. Wien – Die Österreichische Webanalyse (ÖWA) hat die Zugriffszahlen für März veröffentlicht. Bei den Dachangeboten kommt derStandard.at demnach im März auf 23.258.290 Visits, 4.394.093 Unique Clients und eine durchschnittliche Verweildauer von 7:57 Minuten pro Visit. Die Verweildauer in Stunden beträgt 3.081.723. Zur besseren Veranschaulichung: Wenn ein User die gesamte Verweildauer auf derStandard.at verbringen würde, müsste er rund 352 Jahre surfen. Oder: Auf dieselbe Zeit kämen 4222 Userinnen und User, wenn sie einen Monat rund um die Uhr auf derStandard.at wären. Hinweis: Die ÖWA hat ihre Messung auf eine neue Technologie umgestellt. Seit Februar sind die Unique Clients deswegen nicht mehr mit den davor veröffentlichten Unique Clients direkt vergleichbar. Das größte österreichische Medienangebot ist der ORF mit 81.411.372 Visits, dazugezählt werden neben orf.at etwa noch Zugriffe auf oe3.orf.at und fm4.orf.at. Die durchschnittliche Verweildauer auf der Seite pro Visit liegt bei 7:01 Minuten. Das Digitalangebot des Styria Verlags zählt im März 39.322.962 Visits. Die Fellner-Plattform oe24.at kommt in diesem Zeitraum auf knapp 15.227.867 Visits, die Onlinemedien des Kurier auf 10.553.247 Millionen Visits, News Networld auf 8.992.083 und die Heute-Plattformen auf 8.869.430 – alle Werte in der Kategorie Dachangebot. Bei den Einzelangeboten werden derStandard.at 22.922.917 Visits bescheinigt, krone.at kommt auf 20.383.767, kleinezeitung.at auf 10.438.355, diepresse.com auf 9.554.434 und kurier.at auf 7.993.532 Visits. Bei der Browserverteilung im März liegt Chrome mit 34 Prozent auf Platz eins, gefolgt von Internet Explorer mit 21,7 Prozent und Firefox mit 18,6. Prozent. Die Internetnutzung mit mobilen Endgeräten wie Smartphones, Tablets oder Portable Media Player liegt im März 52,8 Prozent. International;Geheimdienste bekommen deutlich mehr Befugnisse. Prag – Die tschechischen Geheimdienste bekommen künftig deutlich mehr Befugnisse. Präsident Miloš Zeman unterzeichnete das umstrittene Regelwerk am Dienstag, wie das Präsidialamt in Prag mitteilte. Mit richterlicher Zustimmung können sich die Geheimdienste nun bei Verdachtsfällen über das Bankgeheimnis hinwegsetzen. Bisher war dies nur bei Terrorismusverdacht möglich. Die Nachrichtendienste bekommen dadurch Zugang zu den Steuerdaten der Finanzbehörden sowie zu den Namen von Telefonnutzern. Die konservative Opposition kritisierte die Regelung als einen Eingriff in die Privatsphäre. Datenschutzaktivisten sprachen von einem Blankoscheck für die Sicherheitsbehörden. International;Kriegsverbrechen in Kroatien, Bosnien-Herzegowina und der Vojvodina angelastet. Den Haag/Belgrad – Das UN-Tribunal für Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien (ICTY) wird am 31. März das Urteil für den serbischen Ultranationalisten Vojislav Šešelj in dessen Abwesenheit verkünden. Dies teilte das Tribunal laut der staatlichen Presseagentur Tanjug am Dienstag mit. Šešelj, der Ende 2014 aus Gesundheitsgründen auf freien Fuß gesetzt worden war, wurde allerdings aufgefordert, sich bis zum 22. März schriftlich zu äußern, ob er der Urteilsverkündung doch beiwohnen möchte. Der wegen Kriegsverbrechen in Kroatien, Bosnien-Herzegowina und der Vojvodina angeklagte serbische Ultranationalist ließ bisher wiederholt wissen, dass er nicht mehr freiwillig ins Tribunalsgefängnis Scheveningen zurückkehren werde. Die heutige Tribunalsentscheidung wurde mit der Ablehnung des Angeklagten, ins Gefängnis zurückzukehren, aber auch mit dem Verhalten der serbischen Regierung erklärte, die nach Meinung des Gerichts nicht adäquate Mittel einsetze, um Šešelj dazu zu zwingen. Šešelj hatte sich im Februar 2003 freiwillig dem Haager Gericht gestellt. Nach der vorläufigen Freilassung behauptete er, das Gericht besiegt zu haben. Über den derzeitigen Gesundheitszustand des an Krebs Erkrankten ist derzeit nichts bekannt. Bei den für April geplanten Parlamentswahlen will Šešelj seiner Serbischen Radikalen Partei nach acht Jahren erneut den Einzug ins Parlament sichern. Jüngsten Umfragen zufolge dürfte ihm dies auch gelingen. Im Wahlkampf will Šešelj auch von dem Urteil punkten, das nächste Woche vor dem Haager Gericht für den Ex-Präsidenten der Republika Srpska, Radovan Karadžić, verkündet wird. Seine Partei hatte für denselben Tag eine Großkundgebung in Belgrad eingerufen. Panorama;Zu 30 Jahren Haft verurteilt – Verteidigung kündigte Berufung an. St. Denis/Paris – Wegen des brutalen Mordes an einer jungen Frau ist ein Mann in Frankreich zu 30 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Der 25-jährige Angeklagte wurde am Freitag für schuldig befunden, 2012 seine damalige Freundin bei lebendigem Leib verbrannt zu haben. Das Gericht in Seine-Saint-Denis sah es als erwiesen an, dass der Elektriker die Gymnasiastin, mit der er eine konfliktreiche Beziehung führte, bei gefesselten Händen auf einer Matratze im Untergeschoß eines Hauses anzündete habe. Die Frau starb an den schweren Verbrennungen. Der Angeklagte bestritt bis zuletzt vor Gericht seine Schuld. Er behauptete, seine Freundin lebend in dem Zimmer zurückgelassen zu haben. Nach seinem Schlusswort brach er in Tränen aus. Die Richter gingen mit ihrem Urteil über die Forderung der Staatsanwaltschaft hinaus, die 25 Jahr Haft gefordert hatte. Der Verurteilte muss mindestens 20 Jahre seiner Strafe absitzen. Die Verteidigung will gegen das Urteil, das sie als unverhältnismäßig bezeichnete, in Berufung gehen. Die Familie des Opfers zeigte sich erleichtert. Panorama;Österreich werde sich am EU-Syrien-Fonds beteiligen, sagt der Außenminister. Wien – Österreich wird sich mit drei Millionen Euro am EU-Syrien-Fonds beteiligen. Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) erklärte dazu am Samstag in einer Aussendung: Angesichts der fortgesetzten militärischen Eskalation des Syrien-Konflikts ist rasche Hilfe für die Menschen vor Ort parallel zu den momentan laufenden Friedensbemühungen das Gebot der Stunde. Man müsse den Menschen vor Ort in der Region Sicherheit und Perspektiven bieten, damit sie nicht weiter nach Europa flüchten müssten. Daher werde Österreich zusätzlich zu den bisherigen Hilfsleistungen einen Beitrag von drei Millionen Euro für den EU-Syrien-Fonds leisten, kündigte Kurz an. Wir legen einen besonderen Fokus auf Kinder, um zu verhindern, dass hier eine Generation ohne Perspektiven heranwächst. Mit dem EU-Syrien-Fonds (MADAD-Fonds) sollen laut Außenministerium die Nachbarländer Syriens und andere betroffene Staaten, wie etwa am Westbalkan, rasch und unbürokratisch unterstützt werden. Der MADAD-Fonds soll aus Mitteln der EU-Kommission bis zum Jahresende auf 500 Millionen Euro aufgestockt werden. Die EU-Mitgliedsstaaten und private Geber sind ebenfalls dazu aufgerufen, sich an diesem Syrien-Fonds zu beteiligen. (APA, 24.10.2015) Panorama;Arzt und vier Begleiter festgenommen. Bogotá – Mit mehr als 200 Kilogramm Kokain in einem Krankenwagen sind ein Arzt und vier Begleiter in Kolumbien festgenommen worden. Der Chirurg sei zugleich Stadtratskandidat in Puerto Caicedo in der südlichen Region Putumayo, wie die Polizei am Dienstag mitteilte. Bei den Begleitern habe es sich um eine Krankenschwester, einen Krankenhaustechniker sowie um einen Patienten gehandelt – einen angeblichen Kranken, wie die Polizei durchblicken ließ. Zudem sei auch der Ambulanz-Fahrer festgenommen worden. Der Krankenwagen sei auf einer Straße an der Atlantikküste in der Region von Cimitarra gestoppt worden. Hinter einem falschen Zwischendach entdeckten die Ermittler demnach 214 Kilogramm der Droge. Das Kokain sollte in den Hafen von Cartagena gebracht werden. Die Polizisten hätten wegen der langen Fahrt des Krankenwagens aus dem Süden Verdacht geschöpft. Kolumbien ist neben Peru der größte Kokain-Produzent der Welt. Kultur;Dem greisen Komponisten zugedacht: Peter Härtlings famose Roman-Fantasie "Verdi". Wien – Als der Tonsetzer Giuseppe Verdi (1813-1901) seine Aida komponiert hatte, näherte er sich dem sechzigsten Jahr. Der Greis besaß in den Jahren danach durchaus nicht mehr den Wunsch, eine neue Oper zu schreiben. Verdi war zu diesem Zeitpunkt ein Star. Person wie Werk standen gleichsam im Besitz der jungen italienischen Nation. Seine epochale Geltung wurde höchstens von denjenigen bestritten, die Wagners Gesamtkunstwerk Verdis Bemühungen um Psychologie und Schöngesang vorzogen. Er selbst drohte sich verschiedentlich abhandenzukommen. Peter Härtlings wunderbare Roman-Biografie Verdi beginnt irritierend wie ein Film von Michael Haneke. Der greise Komponist erhebt sich mitten in der Nacht aus dem Bett und droht, den Faden seiner Lebenserzählung zu verlieren. Sein eigener Atem dünkt ihn wie der eines Kindes: Hilf mir, bitte. Ich finde mich nicht zurecht. Seine Frau, die Opernsängerin Giuseppina (Peppina) Strepponi, wärmt Verdi auf und hilft dem Verzagten wieder auf die Sprünge. Er sei kindisch und alt, murmelt der Komponist. Kurze Zeit darauf wird er sein Streichquartett geschrieben haben. Das Stück bildet den Auftakt zum bestürzend neuartigen Alterswerk: dem Requiem, Otello und Falstaff. Verdi stapft durch seine Besitzungen in SantAgata, wird einsilbiger und unzugänglicher. An den Eitelkeiten des Musikbetriebes zeigt er sich zunehmend desinteressiert. Bereits einmal hat ein großer Romancier die rätselhaften Meisterjahre Giuseppe Verdis zum Inhalt einer Epochendeutung gemacht. Franz Werfel veröffentlichte Verdi. Roman der Oper 1924. Er entführte darin in ein spukhaftes Venedig, in dem Verdi, durchaus cholerischen Sinnes, die Begegnung mit dem Antipoden Wagner herbeisehnt, ehe dessen Tod ihm einen Strich durch die Rechnung macht. Der Hesse Härtling (81) hat 90 Jahre später einen anderen Zugang gewählt. Sein Roman in neun Fantasien ist in Aquarell gemalt. Härtling, selbst kein Jüngling mehr, räumt sich das Vorrecht ein, mit dem Verehrten in ein Zwiegespräch einzutreten. Der Bayreuther Konkurrent taucht nur indirekt auf. Vielleicht lässt sich der Unterschied zwischen den Dioskuren wie folgt fassen. Verdi schlägt von allen Seiten Verehrung entgegen. Er selbst schließt sich gegen die Welt ab, auch wenn er sich für die Landbevölkerung starkmacht und in Mailand sogar ein Heim für emeritierte Musiker errichten lässt. Wagner ist ein Erlöser neuen Stils. Er sammelt Jünger, die ihm gleich einem Messias folgen. Zugleich handelt dieses kleine, meisterliche Buch von den Rätseln des Alters. Figuren wie der berühmte Librettist Arrigo Boito bleiben schemenhaft. Dies jedoch nicht, weil ihn Härtling nicht zu beschreiben verstünde. Eher schon sieht Verdi der Welt rund um ihn beim Verlöschen zu. Es ist, als würde das laute, manchmal auch bloß vulgäre 19. Jahrhundert allmählich hinterm Horizont verschwinden. Wissenschaft;Erste Ergebnisse der Magnetospheric Multiscale Mission der Nasa liegen vor. Das Grazer Institut für Weltraumforschung ist an dem Projekt beteiligt. Graz/Seattle – In der Magnetosphäre der Erde spielen sich faszinierende Prozesse ab. Neue Erkenntnisse über den explosiven Prozess in der Magnetopause der Erde, also der äußeren Begrenzung der Magnetosphäre, liefert die NASA-Satellitenmission MMS. Unter Mitwirkung von Forschern aus Graz wurden nun im Fachblatt Science erste Ergebnisse publiziert. Die Daten liegen für einen Durchflug der Magnetopause im Oktober 2015 vor. Damals flogen die Satelliten offenbar mitten durch die Geburtsregion einer Rekonnexion: Für Plasmaphysiker ist das mit einem Lotto-Sechser zu vergleichen, sagte Wolfgang Baumjohann vom Grazer Institut für Weltraumforschung (IWF) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW). Als Rekonnexion bezeichnet man in der Physik die abrupte Umwandlung der Energie magnetischer Felder in Strömungs- und thermische Energie. In Weltraumplasmen beeinflusst diese Energieumwandlung die Wechselwirkung zwischen dem Sonnenwind – dem Teilchenfluss, der von der Sonne abströmt – und dem Erdmagnetfeld und damit auch das sogenannte Weltraumwetter. Dabei kann es zu Problemen etwa bei Satelliten, elektrischen Anlagen, bei der Funkkommunikation oder bei Navigationssystemen kommen. Ein besseres Verständnis der Rekonnexion ist ein wichtiges Ziel für die Plasmaphysik der Erde und des Weltraums, betonten die Autoren unter Federführung von Jim Burch vom Southwest Research Institute in San Antonio (Texas). Im Vorjahr ist die NASA-Satellitenmission MMS (Magnetospheric Multiscale Mission) gestartet, um das Zusammenspiel zwischen den Magnetfeldern von Erde und Sonne genauer zu untersuchen. Nun wurden Daten ausgewertet, die die vier Satelliten in der Grenzregion zwischen dem Sonnenwind und der Erdatmosphäre gesammelt haben, so Baumjohann. Das Grazer IWF ist der größte nicht-amerikanische Partner der Mission und ist am Instrumentenbau wie auch der Datenauswertung beteiligt. Das Besondere an der Mission ist der Maßstab, in dem die Magnetfelder untersucht werden: Die Forscher analysieren den dynamischen Prozess im Millisekundenbereich. Erstmals konnten wir wie mit einem Mikroskop in das Entstehungsgebiet der magnetischen Rekonnexion blicken und quasi die Keimzellen für diesen wichtigen plasmaphysikalischen Prozess untersuchen, so der Wissenschafter. Rekonnexion tritt auf, wenn sich zwei einander entgegengesetzte Magnetfelder in Plasmen zu nahe kommen. Die Feldlinien brechen auf, um sich anschließend neu zu formieren. Dabei werden explosionsartig große Mengen magnetischer Energie in andere Energieformen umgewandelt. Damit Rekonnexion stattfinden kann, müssen die Plasmen des Sonnenwindes und der Erdmagnetosphäre jedoch entmagnetisiert werden: Das heißt, Plasma und Magnetfeld werden entkoppelt, wie Baumjohann erklärte. Die Geräte auf den Satelliten messen laut IWF hundertmal schneller als frühere Missionen. Daher konnte das Verhalten der sehr kleinen und leichteren negativ geladenen Elektronen im Plasma, das bisher nur am Computer simuliert wurde, erstmals direkt beobachtet werden. International;'Noch keine Bestätigung der OSZE über Berufung von derzeitigem UNO-Botschafter. Wien - Der österreichische Spitzendiplomat Martin Sajdik, derzeit UNO-Botschafter in New York, soll laut Berichten der Presse und des Kurier (jeweils Freitagausgabe) der neue Ukraine-Sondergesandte der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) werden. Marina Markovic, Sprecherin des serbischen OSZE-Vorsitzes, bestätigte die Berichte gegenüber der APA am Freitag zunächst nicht. Die Ukraine-Beauftragte der OSZE, Heidi Tagliavini, hatte ihr Amt Anfang Juni niedergelegt. Zu den konkreten Beweggründen der Schweizer Spitzendiplomatin, die zwischen den Konfliktparteien vermittelte, machten die OSZE und das Außenministerium keine Angaben. Kurz davor war das Treffen der trilateralen Ukraine-Kontaktgruppe in Minsk vertagt worden. Die Kontaktgruppe, bestehend aus Vertretern Kiews und Moskaus sowie der OSZE, wollte in der weißrussischen Hauptstadt mit den Separatisten über die Umsetzung der im Februar unterzeichneten Friedensvereinbarung beraten. Sajdik wird Tagliavini in ihr Amt im Juli nachfolgen, berichtete die Presse. Seine Wahl habe noch vor der entscheidenden Sitzung in der Nacht auf Freitag als sicher gegolten. Für seine Kür sei nicht die Zustimmung aller 57 Mitgliedstaaten, sondern lediglich des OSZE-Vorsitzlandes Serbien, sowie der Ukraine, Russland, Frankreich und Deutschland nötig. Aus dem Außenministerium hieß es, dass Sajdik bestens für den Job geeignet sei, bestätigen könne man seinen Wechsel zur OSZE aber nicht. Die Letztentscheidung treffe das Vorsitzland Serbien, sagte Ministeriumssprecher Martin Weiss am Freitag zum STANDARD. Serbien unterstützt Botschafter Sajdik. Ernsthafte Gegenkandidaten gibt es nicht, so der Kurier. Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) habe beste Kontakte zum derzeitigen OSZE-Vorsitzenden, Serbiens Außenminister Ivica Dacic. Kurz habe sich über die Personalie auch schon mit seinem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow und Deutschlands Frank-Walter Steinmeier ins Einvernehmen gesetzt. Der 66-jährige, Russisch sprechende Sajdik ist seit Jänner 2012 Ständiger Vertreter Österreichs bei den Vereinten Nationen. Er ist verheiratet und Vater von vier Kindern, und spricht auch Englisch, Französisch und Italienisch. Der Jurist studierte auch an der Lomonossow-Universität in Moskau und an der Außenstelle der Johns-Hopkins-Universität in Bologna. Er trat 1975 in den Dienst des Außenministeriums und arbeitete ab 1978 bei der österreichischen UNO-Vertretung in Genf; 1980-85 sowie 1989-1991 war er an der Botschaft in Moskau tätig. Zwischendurch wechselte er zweimal aus dem diplomatischen Dienst in die Wirtschaft: Von 1987 bis 1989 leitete Sajdik die Moskauer Repräsentanz der Creditanstalt-Bankvereins und von 1991 bis 1994 war er Spitzenmanager im Maculan-Konzern. Anschließend kehrte er in das Außenministerium zurück und leitete die Abteilung Immobilienmanagement und Beschaffungswesen. 1997 wurde ihm die Abteilung EU-Erweiterung, Außenwirtschaftsbeziehungen sowie Zentral-, Ost-, und Südosteuropa übertragen. 2003 wurde er Leiter der wirtschafts- und integrationspolitischen Sektion im Außenministerium. Ab 2007 war Sajdik österreichischer Botschafter in Peking.' Wissenschaft;Neues Verfahren hilft dabei, den Zustand von Korallenriffen schnell und umfassend zu kartieren. Bremen – Korallenriffe zählen zu den am stärksten von den Folgen des Klimawandels betroffenen Ökosystemen. Verlieren Korallen ihre Symbionten, eine spezielle Algenart, weil diese die steigenden Temperaturen nicht vertragen, bleichen die Riffe aus und sterben schließlich ab. Die Korallenbleiche nimmt seit 2014 wieder im verstärktem Ausmaß zu. Aber auch die Versauerung der Ozeane durch Aufnahme von Kohlendioxid setzt den Korallen zu. Nun haben deutsche Wissenschafter ein optisches Verfahren entwickelt, mit dem sich der Zustand von Korallenriffen wesentlich schneller als zuvor erfassen lässt. Der bisher übliche Prozess, den Gesundheitszustand eines Riffs zu beurteilen, ist ein sehr aufwändiges Verfahren, bei dem nur ein Bruchteil des Riffs abgedeckt wird. Beim von dem Physiker Arjun Chennu und dem Meeresbiologen Joost den Haan vom Bremer Max-Planck-Institut präsentierten Ansatz können erstmals detaillierte Karten der Unterwasserlandschaft erstellt werden. Mithilfe der Kombination einer Spezial-Kamera und einer herkömmlichen Digitalkamera kann ein einzelner Taucher in vergleichsweise kurzer Zeit die Daten eines großes Gebiets sammeln, analysieren und daraus eine Bestandsaufnahme des Riffs erstellen. Die Forscher des Bremer Max-Planck-Instituts haben dieses so genannte Hyperdiver-System jetzt erfolgreich in Papua Neu-Guinea getestet. Ziel war ein Korallenriff, in dessen Nähe es natürliche Kohlendioxidquellen gibt. In der Nachbarschaft dieser Quellen weisen die Korallen bereits unterschiedliche Schädigungen auf: das perfekte Testlabor für das neue HyperDiver-System. Kern der Analyse ist ein Computerprogramm mit einem selbstlernenden Algorithmus, erklärt Chennu. Wir bringen dem System bei, Korallenarten zu erkennen. Das funktioniert im Prinzip so wie bei der Personenerkennung aus der Videoüberwachung. Sein Kollege den Haan ergänzt: Wir erzeugen eine Karte, auf der die Biodiversität des Korallenriffs erkennbar ist. Je mehr Korallenriffe wir kartieren, desto besser wird das System und kann die Vielzahl von Korallenarten unterscheiden. Damit wird es möglich, den jetzigen Zustand genau zu erfassen und Änderungen zu dokumentieren. Bisher gibt es nur einen Prototypen, doch die ersten Ergebnisse stimmen die Wissenschafter optimistisch, dass das Verfahren künftig auf breiter Basis eingesetzt werden kann. Wissenschaft;Die Forscher der Universität Newcastle haben schon wieder eine Verwendungsmöglichkeit für strenge Blicke entdeckt. Newcastle – Wenn die Werbeindustrie von diesem Studienergebnis Wind bekommt, wird sich bald auf sämtlichen Postwurfsendungen ein aufgedrucktes Augenpaar befinden. Das hemmt nämlich offenbar deutlich die Bereitschaft, einen solchen Zettel achtlos wegzuwerfen, wie Forscher der Universität Newcastle berichten. Schon vor einigen Jahren hatten Forscher dieser Universität ein psychologisches Experiment mit der Wirkung eines strengen Blicks durchgeführt. Sie hatten Poster mit verschiedenen Motiven in der Cafeteria ihres Instituts aufgehängt – und zwar dort, wo um Beiträge für die allgemeine Kaffeekassa gebeten wurde. Das Ergebnis: Wenn das Motiv ein streng blickendes Augenpaar war, stiegen die Einzahlungen auf fast das Dreifache gegenüber dem Normalwert an. Nun hat das Team um Melissa Bateson und Daniel Nettle für ein weiteres Verhaltensexperiment erneut Augen strategisch platziert – und zwar auf Flugzetteln. Sie stellten zwei Versionen hier, die sich in nur einem Detail unterschieden: Eine Version zeigte ein wachsames männliches Augenpaar, die andere, ansonsten identische, nicht. Und während letzteres Flugblatt mit einer Rate von 15,6 Prozent achtlos fallen gelassen wurde, war dies nur bei 4,7 Prozent der beäugten der Fall. Bateson und Nettle sehen im Ergebnis ihres in PeerJ präsentierten Experiments eine weitere Bestätigung dafür, dass sich Menschen sozialer verhalten, wenn sie sich beobachtet fühlen. Offenbar reichen schon Bilder von Augen, um dieses Gefühl zu wecken – oder vielleicht wirken diese auch nur als Erinnerung daran, dass man nicht allein auf der Welt ist. Das Thema der Flugzettel war übrigens die Neuauflage eines weiteren Experiments der Forscher, das 2013 durchgeführt worden war. Damals versahen sie die Ermahnung, sich vor Fahrraddieben in Acht zu nehmen und Fahrräder immer anzuketten, mit dem langsam zu Newcastles Trademark werdenden Augenpaar. Die Fahrraddiebstähle gingen daraufhin den Forschern zufolge um 62 Prozent zurück – und die Strategie wurde von den Behörden der Region übernommen. Die Forscher sprechen von nudge psychology, also von einem kleinen Schubser in die richtige Richtung. Diesem Konzept zufolge verhalten sich Menschen kooperativer und sozialer, wenn man ihnen unter allen Handlungsoptionen die beste aufzeigt, ohne sie ihnen aber aufzuzwingen. Bateson und Nettle würden das Ganze nun gerne dort ausprobieren, wo sich jede Menge fallengelassener Müll, der das Straßenbild verunziert, vermeiden ließe: auf Verpackungen von Fast Food. Etat;Die Zeichnerin des "Falter"-Covers musste die Zusammenarbeit mit dem feministischen Magazin beenden. Wien – Die Zeichnerin des vom Presserat gerügten Falter-Covers, Bianca Tschaikner, und das feministische Magazin Anschläge beenden ihre Zusammenarbeit. Laut Falter-Chefredakteur Florian Klenk steht die Beendigung der Zusammenarbeit in direktem Zusammenhang mit der Anfang Jänner gezeigten Coverillustration. Das feministische Magazin Anschläge haut @BTschaikner raus, weil sie Übergriffe in arabischen Ländern und Köln thematisiert, berichtet Emma Die Gegendarstellung folgte prompt auf Facebook. Laut Anschläge wurde die Zusammenarbeit einvernehmlich beendet: Tschaikner sieht das anders: die an.schläge stehen nicht zu ihren eigenen entscheidungen. die zusammenarbeit wurde nicht einvernehmlich beendet https://t.co/pI4DkSzcTr Unterdessen regt Armin Wolf eine Podiumsdiskussion zum Thema an: Würde sehr gerne zu einer Podiumsdiskussion zw. @Presserat @florianklenk u. @RichardSchmitt2 gehen. Wäre das nix, @fjumwien o. @NZZat? Der Presserat hatte das Titelbild gerügt, auf dem mittels Illustration die Übergriffe in Köln zur Silvesternacht thematisiert wurden. Eine Leserin habe sich an den Presserat gewandt und kritisiert, dass die Männer als spezifisch nordafrikanisch porträtiert würden, hieß es. Nach Ansicht des Presserats handelt es sich bei dem Cover um Pauschalverunglimpfung und Diskriminierung. Wirtschaft;Gewerkschaft verhandelt seit Mittwoch über Sozialplan und Arbeitsstiftung für Mitarbeiter, die nicht übernommen werden. Wien – Für jene Baumax-Mitarbeiter, die nach der Übernahmen durch Obi keine Zukunft mehr im Unternehmen haben, wird seit Mittwochnachmittag um einen Sozialplan sowie die Einrichtung einer Arbeitsstiftung verhandelt. Belegschafts- und Unternehmensvertreter sowie Gewerkschaft und Arbeiterkammer haben die Verhandlungen aufgenommen. Hinter vorgehaltener Hand beklagte man bei der Gewerkschaft, dass leitende Angestellte von Baumax vor allem daran interessiert seien, für sich möglichst gute Abfertigungspakete auszuhandeln. Kaum Betriebsräte Einen Konzernbetriebsrat gibt es bei Baumax nicht. Lediglich an drei Standorten wurde überhaupt eine Belegschaftsvertretung gewählt. Der Chef der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA), Wolfgang Katzian, meinte vor den Verhandlungen, mit dem Sozialplan müssten sämtliche möglichen Betroffenen gut abgesichert werden. Wie viele Mitarbeiter wirklich gehen müssen, ist nach wie vor unklar. Beim AMS-Frühwarnsystem wurden 1.100 von gut 3.700 Mitarbeitern angemeldet. Katzian glaubt aber, dass es am Ende nicht mehr als 700 sein werden. Bis zu vier Jahre Arbeitslosengeld Für sie wird voraussichtliche eine Arbeitsstiftung eingerichtet. Der Vorteil für die gekündigten Mitarbeiter: Sie können bis zu drei Jahre Arbeitslosengeld beziehen, in begründeten Fällen sogar vier Jahre. Der ursprüngliche Anspruch auf Arbeitslosengeld bleibt davon unberührt. Wie berichtet übernimmt die deutsche Baumarktkette Obi mit dem heimischen Partner Supernova 49 von 65 Standorten in Österreich. 16 gelten also als gefährdet, wobei sich für den Standort Saalfelden mit Lagerhaus bereits ein Nachfolger gefunden hat. Käufer werden auch für andere Standorte gesucht: Als bedroht gelten unter anderem die Standorte Eisenstadt, Judenburg, Steyr, Graz-Nord, Mistelbach, Spittal an der Drau, Neu-Rum in Tirol, Mistelbach sowie die Zentrale in Klosterneuburg, Wien-Inzersdorf und Stadlau. Schuldenschnitt? Spekuliert wird in der Branche auch, ob die heimischen Banken Raiffeisen, Erste und Bank Austria einen Teil ihrer Kredite abgeschrieben haben. Die Baumax-Verbindlichkeiten sollen bei rund einer Milliarde Euro gelegen sein. Der Verkauf der Essl-Kunstsammlung brachte rund 117 Millionen, der Obi-Deal soll 200 Millionen Euro schwer sein. Ohne Schuldenschnitt durch die Banken mache aber ein Einstieg der Deutschen wenig Sinn, heißt es. Die Institute dürfen wegen des Bankgeheimnisses keine Auskunft darüber geben. Wissenschaft;In einem Wiener Sicherheitsprojekt wird erforscht, ob und wie Personenüberprüfungen und Passkontrollen maschinell abgewickelt werden könnten. Wien – Oft ist es schon für die eigenen Freunde schwierig, einen auf einem alten Passfoto zu erkennen. So ist klar, dass es für jemanden, der einen nicht kennt, umso schwieriger ist, das Foto zu identifizieren. Das ist Talentsache, weiß Franz Daubner vom Austrian Institute of Technology (AIT). Studien hätten gezeigt, dass Menschen darin generell erstaunlich schlecht und zudem sehr unterschiedlich begabt seien. Gesichtserkennungsalgorithmen sind noch nicht so gut wie die besten Menschen, aber besser als der Durschnitt, sagt der Bildverarbeitungsexperte, der das Projekt Modentity leitet, das sich mit neuen, mobilen technischen Anwendungen für die Identitätsverifikation und Personenkontrolle beschäftigt. Das vom Verkehrsministerium geförderte Projekt ist im Sicherheitsforschungsprogramm Kiras eingebettet, beteiligt sind zudem das Innenministerium, das Institut für empirische Sozialforschung (IFES), die Staatsdruckerei und die Firma rubicon. Im Rahmen von Modentity soll eine Software für das Smartphone entwickelt werden, das Polizeibeamte bei der Personenkontrolle unterstützt. Dabei geht es vor allem um Amtshandlungen von Grenz-, Fremden- und Kriminalpolizei. Die Kamera des Smartphones soll die Gesichtserkennung, den Fingerabdruckscan und die Dokumentenprüfung unterstützen. Um eine Person mit dem Passfoto in ihrem Reisedokument zu vergleichen, wird ein Foto von ihrem Gesicht gemacht, das die neue Software anschließend mit dem Bild vergleichen kann, das auf dem Chip des Dokuments gespeichert ist. Daubner geht davon aus, dass dies den Menschen angenehmer sein könnte als der prüfende Blick eines Beamten, der ansonsten zur Identifikation nötig ist. In einer Bürgerbefragung, die in Kürze startet, wird das Ifes diese Annahme überprüfen. Die Fotos sollen nur über die Dauer der Identifikation gespeichert bleiben und dann sofort gelöscht werden. Datenschutz und Datensparsamkeit seien wichtige Themen, sagt Daubner, da muss alles passen. Momentan lässt er das Modell in einem Rechtsgutachten überprüfen. Auch für den Fingerabdruckscan erhofft sich Daubner durch den Einsatz des Smartphones für die Menschen ein angenehmeres Prozedere. Im Zuge von Modentity soll ein kontaktloser Scan entwickelt werden. Es gibt Studien, die zeigen, dass viele Menschen große Probleme damit haben, ihren Finger auf ein Gerät zu legen, das schon zahlreiche Menschen vor ihnen berührt haben. Bei der neuen Technologie würde der Finger hingegen fotografiert. Schwierig wird es allerdings, wenn das Fingerfoto mit einem klassisch aufgenommenen Fingerabdruck verglichen werden soll. Beim herkömmlichen Scan muss der Finger platt an eine Scheibe gedrückt werden und bekommt dadurch eine andere Form. Ein weiteres Problem ist es, ein solches Foto ausreichend auszuleuchten. Bei Abschluss des Projekts, das seit 2013 und noch bis Ende 2016 läuft, soll der erste Prototyp einer Handyhülle gebaut sein, auf der zusätzliche Beleuchtung angebracht werden kann. Das Smartphone soll schließlich auch als Pass- und Dokumentenlesegerät einsatzfähig werden. Mithilfe der neuen Software könne es den Chip elektronischer Reisepässe auslesen. Außerdem soll es möglich sein, ?die optischen Sicherheitsmerkmale wie etwa Hologramme automatisiert zu verifizieren und so die Echtheit des Dokuments zu überprüfen. Bisher könnten das die wenigsten Lesegeräte, man betritt wissenschaftliches Neuland. Davon, alle diese Funktionen in einem Smartphone zu vereinen, verspricht sich Daubner Vorteile auf verschiedenen Ebenen. Einerseits ist es ein Objekt, an das die Menschen gewöhnt sind und das so eventuell weniger Abschreckung erzeugt. Andererseits ist es auch technisch sinnvoll. Das Smartphone bietet eine leistungsstarke Hardware für wenig Geld, sagt Daubner. Der Markt für Grenzkontrollgeräte sei wesentlich kleiner, und die Möglichkeit, Neues zu entwickeln, dementsprechend geringer. Das Projektziel von Modentity ist kein fertiges Produkt, sondern ein Prototyp, der neue Möglichkeiten aufzeigen soll. Daubner betont, dass es dabei nicht nur um technische, sondern auch soziale und ethische Kriterien geht. Damit eine möglichst hohe Akzeptanz gegenüber der neuen Technologie erreicht wird, werden neben den Bürgern auch die Beamten, die die Geräte verwenden sollen, in die Entwicklung eingebunden. Oft geht es um Details im Userinterface und im Ablauf – darüber müssen wir uns rechtzeitig klar werden, sagt Daubner. Bei der Bürgerbefragung gehe es um die andere Seite. Der Prozess der Personenkontrolle soll auch für die zu Kontrollierenden so angenehm wie möglich gemacht werden. So soll möglichst wenig Aufmerksamkeit erregt werden, um Schaulustige zu vermeiden. Auch soll eruiert werden, in welcher Form etwa akustische Signale die Prozedur positiv beeinflussen. Grenzschutz und Personenkontrolle sind heikle Themen und bekommen nicht zuletzt wegen der sich zuspitzenden Flüchtlingskrise Aktualität. Die Ideen, die im Rahmen von Modentity entwickelt werden, brauchen noch eine Weile bis zu ihrer Umsetzung. Dennoch könnte die aktuelle Situation indirekt auf das Forschungsprojekt einwirken. So werde die bevorstehende Bürgerbefragung durch die aktuelle Aufmerksamkeit für das Thema beeinflusst, sagt Daubner: Ich denke, dass somit zeitgemäßes Feedback zu wichtigen gesellschaftlichen Aspekten einfließt. Etat;Konkret: Contergan-Skandal | Der Batman von Mexiko | Erlesen | "Mein Kampf" – Das gefährliche Buch | Die Geister, die ich rief | Fanboys. 18.30 MAGAZINKonkret: Contergan-Skandal – Neue Chancen und alte Gefahren Mit dem Medikament Contergan behandelte man Ende der 1950er werdende Mütter. Etwa 12.000 Kinder kamen aufgrund des Inhaltsstoffs Thalidomid mit körperlichen Missbildungen zur Welt. Den umstrittenen Wirkstoff verwendet man heute noch. Ein Bericht von Judith Langasch. Bis 18.51, ORF 2 20.15 DOKUMENTATIONUniversum: Der Batman von Mexiko – Retter der Fledermäuse Die BBC-Dokumentation von Tom Mustill zeigt die vom Aussterben bedrohten Zugfledermäuse auf ihrer Reise von den Tempeln der Maya bis zu den Grenzen der USA. Erstmals zu sehen: die Geburt einer Blütenfledermaus. Bis 21.05, ORF 2 20.15 MAGAZINErlesen Gäste bei Heinz Sichrovsky: Vatikanexperte und Bestsellerautor Andreas Englisch, Rom-Korrespondentin Mathilde Schwabeneder, Uno-Experte Kilian Kleinschmidt und Autor Andreas Salcher. Bis 21.05, ORF 3 20.15 DOKUMENTATIONMein Kampf – Das gefährliche Buch Am 1. Jänner 2016 endet das Urheberrecht von Adolf Hitlers Propagandaschrift Mein Kampf. Manfred Oldenburg geht der Frage nach, ob der ultranationalistische Inhalt heute noch gefährlich sein könnte. Dabei wird deutlich, dass die mentalen Anknüpfungspunkte immer noch vorhanden sind. Bis 21.10, Arte 20.15 HUMBUGDie Geister, die ich rief (Scrooged, USA 1988, Richard Donner) Sehr frei nach Charles Dickens spielt Bill Murray einen zynischen und grantigen Fernsehproduzenten, den ein paar recht infernalische Geister wieder auf den richtigen Weg bringen wollen. Eine Reihe von Gästen taucht in Cameos auf: Miles Davis und David Sanborn sind als Straßenmusikanten zu sehen. Bis 22.05, Servus TV 20.15 OLYMPIACool Runnings – Dabei sein ist alles (USA 1993, Jon Turteltaub) Derice (Leon Robinson) will an den Olympischen Spielen in Seoul teilnehmen. Die Qualifikation zum Kurzstreckenlauf hat nicht gereicht, aber da gibt es ja noch Irv (John Candy). Der wird kurzerhand Trainer der ersten jamaikanischen Bobmannschaft: Das geht über eure Vorstellungskraft, Jamaika hat ’ne Bobmannschaft! Bis 22.15, ATV 21.05 MAGAZINReport Themen bei Susanne Schnabl: 1) Asylstrategie: Während Österreich über einen kurzen Zaun mit Lücken debattiert, plant die EU-Kommission ein komplett neues Grenzschutzkonzept für die gesamte Union. 2) Gast im Studio ist Johannes Hahn, EU-Kommissar für Nachbarschaftspolitik und Erweiterungsverhandlungen. 3) Das Jahr der Extreme: das Jahr der Flüchtlinge und des Terrors, das Jahr der politischen Veränderungen und wirtschaftlichen Umbrüche. 4) Wachteln ohne Schutz: Bilder, die den Appetit auf weihnachtliche Leckerbissen verderben könnten. Bis 22.00, ORF 2 22.00 TALKWillkommen Österreich Zu Gast bei Dirk Stermann und Christoph Grissemann: der österreichische Fußballspieler Marc Janko (FC Basel) und der deutsche Komiker und Autor Michael Mittermeier. Bis 22.55, ORF 1 22.30 MAGAZINKreuz & quer: Dänischer Albtraum – Flüchtlinge in der Warteschleife Die Dokumentation zeigt Wasiullah, einen Flüchtling aus Afghanistan, der vor vier Jahren nach Dänemark gekommen ist. Seinen Asylantrag lehnte man dort mehrfach ab. Er flüchtete weiter nach Italien, wo er auf der Straße leben muss. Ab 23.20 Uhr: kreuz und quer diskussion – Menschenrechte: Können wir sie uns noch leisten? Bis 0.15, ORF 2 23.45 NERDFanboys (USA 2009, Kyle Newman) 1998: Linus (Chris Marquette) ist an Krebs erkrankt und wird die Premiere von Star Wars: Episode I nicht mehr erleben. Deshalb beschließen seine Freunde Hutch (Dan Fogler), Windows (Jay Baruchel) und Eric (Sam Huntington), mit ihm nach Kalifornien zu fahren, um dort auf der Skywalker Ranch von George Lucas eine Kopie des Films zu stehlen. Schneller und lustiger Roadtrip, vollgestopft mit Nerd-Elementen. Bis 01.05, BR Kultur;Der norwegische Autor rückte mit seiner monumentalen Autobiografie "Min Kamp" zum literarischen Weltstar auf. Nun liegt "Träumen", der fünfte von sechs Teilen, auf Deutsch vor. Am Mittwoch liest er daraus im Wiener Rabenhof. Wien – Man könnte jetzt etwas generalistisch sein und behaupten, dass der Blues nur dort entsteht, wo harte Feldarbeit und ethnische Diskriminierung in einem kapitalistischen Ausbeutersystem Hand in Hand gehen. Und weil es den Menschen dabei so schlecht geht, wird dann naturgemäß die Kunst besser und irgendwie auch intensiver, auf jeden Fall aber betroffener machend. Sich im Leid zu versenken kann in der Freizeit durchaus stimmungsaufhellende Wirkung zeitigen. Man verwechselt Klagegesänge ja auch gern mit einem Befreiungsschlag: Oh, Lord, ich bin so weit unten, dass selbst unten bei mir oben ist. Oh, oh, oh. Irgendwann ab den Leiden des jungen Werther, den Alben Depeche Modes, Nirvanas und Radioheads, dem Gesumse von Kärntner Suhrkamp-Autoren oder dem einzig möglichen, nämlich das Leid der Welt als Monstranz vor sich hertragenden Gesichtsausdruck Robert Pattisons in der Beileidsaga wurde die ganze Angelegenheit von unsereinem übernommen. Privilegierter und trotz aller Bemühungen in Richtung sozialwirtschaftlicher Volatilität relativ spitzenmäßig abgesicherter weißer männlicher Mittelstand der Ersten Welt legitimiert für sich selbst das Leiden. Männer wie wir erklären es zur einzig relevanten Kunstform: Ich habe für meine Kunst gelitten. Jetzt sind Sie dran! In Norwegen ist Karl Ove Knausgård diesbezüglich Ende der Nullerjahre zum absoluten Superstar der Selbstzerfleischungsliteratur geworden. Nach Anfängen etwa mit dem im alttestamentarischen Arche-Noah-Weltuntergangsgenre angesiedelten, wuchtigen und alles andere als stimmungsaufhellenden Engelroman Alles hat seine Zeit begann Knausgård in rascher Folge, mit gerade einmal 40 Erdenjahren sein sechsbändiges, 3600 Seiten starkes Hauptprojekt anzugehen. Min Kamp (Mein Kampf), dessen Einzelbände im Deutschen naturgemäß anders heißen müssen und deshalb unverbindliche Lalelu-Namen wie Sterben, Lieben, Leben, Spielen tragen, ist ein in der Literatur selten gewordenes Manifest der Maßlosigkeit. Karl Ove Knausgård wurde 1968 ins reiche und dank Erdöls rentenmäßig noch mehrere Generationen lang abgesicherte Norwegen geboren. Der Autor seziert in Min Kamp sein, sagen wir es vorsichtig, nicht unbedingt von seltsamen Vorkommnissen und unerwarteten Ereignissen beziehungsweise Sensatiönchen auch nur mittlerer Aufmerksamkeitswürdigkeit gekennzeichnetes Leben. Geburt, Schule, Arbeit – der Tod kommt zum Schluss. Bei gerade einmal fünf Millionen Einwohnern verkaufte Knausgård von Min Kamp allein in Norwegen 500.000 Stück seiner Autobiografie, international hat er sich ebenfalls zu einem Bestseller gemausert. Nun liegt mit Träumen der fünfte der sechs von Knausgård bereits 2011 abgeschlossenen Bände auf Deutsch im Luchterhand-Verlag vor – und ihm geht es erwartungsgemäß auch weiterhin nicht ganz so toll. Die Reihenfolge der Lektüre dieser trotz aller Redundanz und Feier des existenziellen Scheiterns durchaus süchtig machenden Literatur ist vollkommen egal. Nach Sterben, dem ersten Band von Min Kamp, in dem Knausgård im Wesentlichen schildert, wie sich sein Vater totsäuft und was bei der Entrümpelung eines total verwahrlosten Hauses alles an ekeligen Arbeiten anfällt, hat man freies Spiel in seinem Stationendrama. In Lieben etwa geht es um seine erste Ehe und deren Scheitern. Zwischen quälender Trostlosigkeit, Trott, Leerlauf, Trott, dem Absterben der Liebe und nervenden Kindern versucht hier eine zerbrechliche Künstlerseele Ruhe und Kraft zu finden – und sich möglichst oft in der Schreibstube zu verstecken. Das ist in all seinem Elend und seinen seelischen Befindlichkeiten, die farblich zwischen herbstfahlem Licht und mittelgrauer Nebelsuppe schwingen, mitunter auch hochkomisch, etwa wenn sich Knausgård, ausgehend von einem Kindergeburtstag, zu einer Tirade über Helikoptermütter, Mineralwassermissbrauch und Karottensticks statt Schokokuchen aufschwingt. Tatsächlich erweisen sich die über die Welt und ihre Gesamtsituation erbosten essayistischen Ausrutscher zwischen all der unerbittlichen, mit sich selbst gnadenlos ins Gericht gehenden Zerknirschungsliteratur als die wahren Pageturner in Karl Ove Knausgårds Werk. Man muss dazu bemerken, dass es möglicherweise besser ist, nur einen Band pro Jahr davon zu lesen, wenn man es nicht so wahnsinnig gern hat, dass man andauernd hinuntergezogen wird. Wenn man aber wissen will, wie leidensfähig der junge weiße Mann unserer Zeit heute etwa als lebensüberdrüssiger Lehrer im für Badenixen nicht gerade empfehlenswerten norwegischen Bergen ist und als angehender Schriftsteller im nun auf Deutsch vorliegenden 800 Seiten schweren Träumen nicht und nicht an sein Talent glaubt, der bekommt bei Knausgård das volle Programm. Apropos: Wir verdanken dem Mann auch eine der erschütterndsten Szenen der Literaturgeschichte. In Spielen erzählt Knausgård von einem traumatischen Kindheitserlebnis beim Schwimmunterricht. Die Mutter kaufte ihm eine Badehaube mit Blumenbesatz. Danach, so viel ist sicher, wird man die Welt mit anderen Augen sehen. Wissenschaft;An der spezifischen DNA der Tiere lässt sich erkennen, aus welcher Gegend eine von ihr befallene Person stammt. Brunswick – Sie gehören zu jenen Lebewesen, die fast jeder von uns mit sich herumträgt: Die durchsichtigen Haarbalgmilben leben, wie der Name schon sagt, in den Haarbälgen oder Haarfollikeln. Meist drei der knapp 300 Mikrometer (also 0,3 Millimeter) kleinen Spinnentierchen teilen sich dabei einen Follikel. Der Mensch ist dabei keine Ausnahme: So gut wie jede Säugetierart hat ihre eigene Spezies von Haarbalgmilben. Beim Menschen tritt Demodex folliculorum vor allem im fortgeschrittenen Alter auf und kann selten aber doch zu Hautkrankheiten (wie Rosazea) beitragen. Ein internationales Forscherteam um den Biologen Michael Palopoli (Bowdoin College in Brunswick) hat nun die Milben aus rein wissenschaftlichen Gründen unter die genetische Lupe genommen: Sie wollten einfach mehr über die Spinnentiere herausfinden – nicht zuletzt darüber, wie sie von einer Person auf die nächste gelangten. Die Forscher verglichen für ihre im Fachblatt PNAS veröffentlichte Untersuchung die DNA von Haarbalgmilben aus den Haarfollikeln von 70 Menschen weltweit und machten eine überraschende Entdeckung: Die spezifische DNA der Tiere verrät viel über die Herkunft der Menschen. Sie entdeckten bei Menschen europäischer Abstammung einen spezifischen Milbenstamm und drei genetisch andere andere Milbenstämme, die bei Menschen in Asien, Afrika und Lateinamerika besonders häufig sind. Die Forscher konnten auf diese Weise eindeutige Schlussfolgerungen ziehen, aus welcher Gegend die Besitzer der jeweiligen Milben kamen, selbst wenn diese Migrationen hinter sich hatten. Denn allem Anschein nach werden Milben vor allem innerhalb einer Familie weitergegeben und nicht durch die jeweilige neue Umwelt. So wie etwa auch das Darmbakterium E. Coli scheinen also auch Milben etwas über die Ausbreitung des Menschen aus Afrika über den Planeten verraten zu können. Panorama;Auch UNHCR wirbt für rasche Übergangslösungen. Wien/Traiskirchen – Die Bundesbetreuungsstelle Traiskirchen steht vor einem Aufnahmestopp. Ab kommender Woche dürften in die vollkommen überfüllte Einrichtung in der niederösterreichischen Gemeinde keine neuen Asylwerber mehr aufgenommen werden. Angesichts der unhaltbaren Zustände mit hunderten Obdachlosen auf dem Gelände wird das Innenressort aller Voraussicht nach neue Notquartiere schaffen. Offiziell haben die Länder noch bis Ende des Monats, also bis Samstag, Zeit, genügend Unterkünfte zu schaffen, um eine Entlastung Traiskirchens zu ermöglichen. Immerhin beherbergt die örtliche Aufnahmestelle, die für rund 1.800 Personen ausgelegt ist, mittlerweile etwa 4.500 Flüchtlinge. Doch es gilt als höchst unwahrscheinlich, dass bereits in den kommenden Tagen genug Unterkünfte seitens der Länder angeboten werden, um zu einer echten Entspannung der Lage beizutragen. Druck kommt derweil von Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP), der gestern in der ZiB 2 kundtat, eine gesundheitspolizeiliche Untersuchung in Traiskirchen angeordnet zu haben. Denn es gebe die latente Gefahr von Epidemien und Seuchen. Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) wiederum kündigte gestern in der ZiB 1 an, Traiskirchen als Anlaufstelle zu stoppen, wenn die Bundesländer bis zum 31. Juli keine tragfähigen Konzepte auf den Tisch legen. Da auch die bereits in Betrieb befindlichen Verteilerquartiere in den Ländern voll sind, müssen wohl seitens des Bunds neue Kapazitäten geschaffen werden. Aus dem Innenministerium hieß es auf Anfrage, dass man an der Bereitstellung von notdürftigen Quartieren arbeite. Auf Details will man sich vorerst nicht einlassen. Als möglich gilt beispielsweise, dass wie beim umstrittenen Quartier in Spital am Semmering im Vorjahr jetzt wieder größere, allenfalls leerstehende Hotels angemietet werden, um dort größere Flüchtlingsgruppen unterbringen zu können. Auch weitere Zeltstädte sind nicht auszuschließen. Eher unwahrscheinlich sind Container-Lösungen, da hier in den meisten Bundesländern die Zustimmung der Gemeinden notwendig wäre. Mit dem sich anbahnenden Aufnahmestopp in Traiskirchen würde das Innenministerium einem Appell des UN-Flüchtlingshochkommissariats UNHCR entsprechen. Die Situation sei untragbar, gefährlich und menschenunwürdig, meinte Christoph Pinter, Leiter von UNHCR Österreich, anlässlich eines Besuchs in Traiskirchen. Es brauche äußerst rasch kurzfristige Übergangslösungen, um die Obdachlosigkeit zu beenden. Das UNHCR geht davon aus, dass aufgrund der weltweiten Krisen die Zahlen der Asylsuchenden global und auch in Europa auf hohem Niveau bleiben werden: Wir schlagen vor, eine Taskforce zu gründen, um eine mittel- und langfristige Strategie im Asylbereich zu erarbeiten. Vordringlich erscheint Pinter dabei auch eine Erhöhung der Tagsätze für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, um adäquate Betreuungsplätze für sie zu finden. Burgenlands Landeshauptmann Hans Niessl (SPÖ) hat am Mittwoch gefordert, anlässlich der ungelösten Asylthematik in Österreich und der Europäischen Union schnellstmöglich einen Fünf-Punkte-Plan umzusetzen. Außerdem sei ein Assistenzeinsatz des österreichischen Bundesheeres zur Unterstützung der vielfältigen Aufgaben der Polizei für ihn durchaus denkbar. Die Errichtung eines Erstaufnahmezentrums an der EU-Schengenaußengrenze sei unumgänglich. Wenn der Asylstatus vergeben wird, müssen die Flüchtlinge gemäß einer europäischen Quote auf alle EU-Länder aufgeteilt werden, betonte Niessl. Und es müsse eine Asylobergrenze definiert werden, forderte er. Im Burgenland betrage diese ca. ein Prozent der Bevölkerung. Nur so könne ein gemeinsames Zusammenleben ohne gröbere Konflikte vonstattengehen. Die Asylthematik wieder in komplette Bundeskompetenz zu geben ist ein Vorschlag, den man ohne Tabus diskutieren sollte, meinte der Landeshauptmann. Ich fordere bereits seit längerer Zeit Grenzkontrollen zur stärkeren Bekämpfung von internationalen Schlepperbanden. Dieser Forderung hätte man schon längst nachkommen müssen. Zudem ist ein gezielter Ausbau der Schleierfahndung dringend vonnöten. Dieser Punkt kann nur in Verbindung mit einer Personalaufstockung der Exekutive effektiv umgesetzt werden, so Niessl. Aus den anderen Bundesländern kommt ebenfalls der Wunsch, die Zahl der Flüchtlinge, die nach Österreich dürfen, insgesamt zu begrenzen. Außerdem wird einem zeitlich befristeten Asylstatus das Wort geredet. Nicht nur Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) forderte solches am Mittwoch, auch seine Kärntner Parteifreunde äußerten sich in diesem Sinn. Haslauer will einen Punkt, an dem es genug ist mit Hilfesuchenden in Österreich, definiert haben, schrieben die Salzburger Nachrichten am Mittwoch. Die Bevölkerung frage sich: Wie viele noch?, und das müsse die Regierung rasch beantworten. Erstens: Wie viele Flüchtlinge nimmt Österreich insgesamt auf? Zweitens: Was ist mit dem Konzept von befristetem Asyl? Und drittens: Was ist der Plan auf europäischer Ebene?, so Haslauer in der Zeitung. Die Kärntner ÖVP sprach sich am Mittwoch via Aussendung ebenfalls für Asyl-Obergrenzen aus. Landesparteiobmann Christian Benger bezeichnete Österreich als Sozialschlaraffenland und meinte: Wir brauchen eine klare Obergrenze, denn alles werden wir einfach nicht verkraften können. Die Frage Wie viele denn noch? stehe täglich im Raum. Es sei zu hinterfragen, dass anerkannte Flüchtlinge Zugang zu Sozialleistungen bekommen. Daher brauche es ein Konzept für zeitlich befristetes Asyl. Wissenschaft;'Vor allem Mütter leisten zu Hause Co-Unterricht. Das kann die soziale Undurchlässigkeit im Bildungssystem verstärken, sagt Linguistin Helga Kotthoff. STANDARD: Sie forschen aktuell über die Kommunikation zwischen Eltern und Lehrpersonal – und fokussierten sehr schnell auf die Mütter. Warum? Kotthoff: Es stellte sich in den Gesprächsaufnahmen heraus, dass es fast nur Mütter sind, die diese Gespräche mit Lehrerinnen und Lehrern führen. Mütter erzählen mit einem unglaublichen Detailreichtum, was mit den Kindern zu Hause verhandelt wird, und es zeigt sich, dass Mütter sehr stark eine Identität der Co-Lehrerin haben – und sie sind auch Co-Lehrerinnen! Die Pädagogin Heidi Schrodt hat mir bestätigt, dass unsere Schulsysteme, das deutsche genauso wie das österreichische, voll mit dem Einsatz der Eltern, im Klartext der Mütter, rechnen. Das ist ein halbbewusstes Wissen: Die Mütter wissen, dass sie in der Schule diese Identität zum Anschlag bringen müssen. Migrierte Mütter machen das hingegen nicht, erstens weil sie nicht immer die Deutschkenntnisse haben und zweitens weil sie diese schulischen Realitäten gar nicht so durchschauen können. STANDARD: Wie kamen Sie auf die Untersuchung der Gespräche zwischen Eltern und Lehrpersonen? Kotthoff: Es gibt zu dieser Gesprächsform im deutschsprachigen Raum kaum Literatur, und sie ist völlig unerforscht. In anderen Ländern mit anderen Schulsystemen gibt es diese Co-Lehrerinnen-Identität viel weniger, z. B. in Frankreich, wo die Schule erst um fünf endet. Bei uns haben die Kinder zum Beispiel die Hausaufgabe, eine Powerpoint-Präsentation zu machen, was in der Schule nicht vorbereitet wurde. Und dann setzen sich die akademischen Eltern hin und machen das mit ihnen. Doch was machen die Eltern, die selbst noch nie eine Powerpoint-Präsentation gemacht haben? Die Schule spiegelt diese Seite von sich selber. Es gibt eine Verbindung von Mikro und Makro: Wir wissen aus der soziologischen Makroebene, dass sich in den deutschsprachigen Gesellschaften die Herkunft im Bildungssystem extrem durchschlägt. Kinder aus gebildeten Haushalten kommen hochprozentig ans Gymnasium, die anderen nicht. Und diese Identitäten führen die Mütter auf der Mikroebene vor. STANDARD: Die starke soziale Selektion des Bildungssystems wird durch das implizite Wissen der Mütter, Co-Lehrerin sein zu müssen, verstärkt? Kotthoff: Ja, einerseits können das nicht alle, doch wenn es eine Mutter kann, wirkt das auf Lehrer und Lehrerinnen sehr kompetent. Bis vor kurzem waren in Deutschland die Empfehlungen der Lehrer und Lehrerinnen für den weiterführenden Schulweg noch bindend. Und in meinen Interviews mit Lehrpersonen sagen diese: Ja klar, wenn die Mutter Akademikerin ist, dann bringt die ihre Tochter schon durchs Gymnasium. Heidi Schrodt macht in ihrem Buch Sehr gut oder Nicht genügend? Schule und Migration in Österreich klar, dass etwa auch türkischstämmige Eltern sehr bildungsorientiert sind, aber sie trauen sich oft nicht in die Schule und zu den Elternsprechtagen. Sie wissen oft nicht, wie sie sich verhalten sollen, und sprechen womöglich gebrochenes Deutsch. Und sie haben auch dieses implizite Wissen über ihre Rolle nicht. In der Türkei gibt es etwa dieses Sichverlassen darauf, dass das Elternhaus ausgleichend wirken muss, nicht. Das Sichverlassen auf die Schule ist viel stärker. STANDARD: Wechseln wir zu einem anderen großen Forschungsgebiet von Ihnen, dem Humor. Vor Jahren haben Sie unter anderem festgestellt, dass Männer die Witze reißen und Frauen darüber lachen. Gilt das noch? Kotthoff: Das war ein Forschungsergebnis aus den 1980er-Jahren und gilt nur noch für sehr wenige Kontexte, konkret für sehr hierarchische. Es geht auch nicht nur darum, dass Männer Witze machen, sondern sehr statushohe Männer. In vielen Krankenhäusern gibt es zum Beispiel steile Hierarchien, in solchen Kontexten werden witzige Bemerkungen auch über anwesende rangniedrigere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen gemacht. So etwas können sich nur Menschen in sehr hohen Positionen leisten, und da sind nun einmal nicht viele Frauen. STANDARD: Das heißt, soziale Hierarchien entscheiden darüber, wer welche Witze machen darf? Kotthoff: Es geht nicht nur um Männlichkeit, sondern das Auftreten in Gesprächen ist immer mit anderen Faktoren verbunden. Ich spreche lieber von Scherzkommunikation, weil Humor vor allem im Deutschen stark eine psychologische Lesart hat; etwa man hat Sinn für Humor oder nicht. Wenn zum Lachen eingeladen wird, dann ist das im weitesten Sinne Scherzkommunikation. Bei grober oder missratener Scherzkommunikation würden Laien vielleicht sagen, das ist für mich gar kein Humor. Neutrale Begriffe zu verwenden ist auch für die Forschung wichtig, die im englischen Sprachraum im Übrigen viel stärker verankert ist. Vor allem in Deutschland liegt das daran, dass man durch die Beschäftigung mit nicht seriöser Kommunikation selbst schon im Bereich des Nichtseriösen ist. Das ist ziemlich verklemmt. STANDARD: Bei Scherzkommunikation ist oft ein Riesenthema: Was darf man? Was geht nicht mehr? Kotthoff: Grundsätzlich gilt, dass es einen ganz großen Unterschied macht, ob innerhalb oder außerhalb der Gruppe gescherzt wird. Innerhalb der Ingroup geht mehr oder weniger alles. Zum Beispiel, wenn eine Gruppe von behinderten Menschen miteinander lebt oder viel Zeit miteinander verbringt, dann dürfen die auch über die Behinderungen Witze machen. Das ist Binnenhumor, und der ist Außenstehenden nicht gestattet. Dass Blondinen in Witzen immer als doof hingestellt werden, dagegen müssen wir uns aus der Außenperspektive wehren. Aber wenn eine Gruppe blonder Mädchen sich solche Witze erzählt und sich so von diesem Typus abgrenzt, dann hat das eine andere Funktion, als wenn im Herrenklub Blondinenwitze gemacht werden – das ist dann klar diskriminierender Humor. Doch auch innerhalb jeder Gruppe gelten persönliche Geschmacks- und Empfindlichkeitsgrenzen. Insofern muss es grundsätzlich akzeptiert werden, wenn jemand diese Scherze ablehnt. STANDARD: Auf Hinweise, dass ein Witz verletzend war, folgt selten Verständnis. Warum? Kotthoff: Weil jeder Scherz Performance-Qualitäten hat und die, die diese Scherze machen, sehr empfindlich sind, wenn die Performance nicht ankommt. Insofern ist es immer auch eine persönliche Zurückweisung. Das zeigt auch, wie extrem dicht diese Form der Kommunikation ist, sie hat immer eine kognitive Seite, eine soziale – also was trägt sie zum Gruppenzusammenhalt bei, unterläuft oder bestätigt sie Hierarchien? Und dann hat sie auch eine psychische Seite, die helfen kann, mit bestimmten Defiziten umzugehen.' Web;Über 2.000 Personen hatten sich Klage gegen Rechteverwerter und Filmstudio angeschlossen. Bei Urheberrechtsverletzungen enden Gerichtsprozesse oft so, dass Personen, die der illegalen Verbreitung von Filmen beschuldigt werden, Schadenersatz zahlen müssen. Nicht so in diesem Fall. Der Rechteverwerter Rightscorp und mehrere Rechteinhaber, darunter auch Warner Bros., wurden ihrerseits von beschuldigten Filmpiraten geklagt. Nun wurde eine Einigung erzielt. Die Sammelklage war vergangenes Jahr aufgrund der aggressiven Methoden von Rightscorp eingereicht worden, berichtet TorrentFreak. Das Unternehmen soll im Namen der Rechteinhaber, die es vertritt, mehrere Gesetze gebrochen haben, um gegen die beschuldigten Filesharer vorzugehen. So sollen die Personen mit automatischen Anrufen regelrecht bombardiert worden sein, was in den USA gegen den Telephone Consumer Protection Act verstößt. Etwa 2.095 Personen hatten sich der Sammelklage angeschlossen. Die Firmen haben sich mit den Anklägern nun auf eine Zahlung 450.000 US-Dollar geeinigt. Jeder Teilnehmer der Sammelklage soll davon 100 Dollar erhalten. Der Rest deckt den administrativen Aufwand und Anwaltskosten ab. Die beschuldigten Personen müssen als Teil der Vereinbarung eine Erklärung abgeben, dass die keine Urheberrechtsverletzungen begangen haben. Rightscorp muss wiederum versprechen, in Zukunft auf ähnliche Anrufe zu verzichten. Wissenschaft;'Immer mehr Menschen glauben dem Unfug von Pseudomedizinern und lassen ihre Kinder ganz bewusst nicht impfen. Sarah will nicht geimpft werden – so lautet der Titel eines demnächst erscheinenden Kinderbuchs, das vom deutschen Heilpraktiker und Homöopathen Andreas Bachmair verfasst wurde. Schon 2012 hat er das Buch Leben ohne Impfung veröffentlicht und betreibt außerdem die Internetseite impfschaden.info. Mit der – laut Eigenbeschreibung – wunderbaren Geschichte zum Vorlesen für alle Kinder ab sechs Jahren richtet sich Bachmair direkt gegen die seiner Meinung nach existierende Impfpropaganda. Denn: Die Entscheidung, nicht zu impfen, ist für viele nicht einfach, weil man oft auf Kritik und Gegenwind stößt. Allerdings. Und zu Recht! Denn bei der Weigerung, sich beziehungsweise seine Kinder impfen zu lassen, zeigt sich die Gefahr irrationaler und pseudowissenschaftlicher Ideologien besonders deutlich. Impfungen sind eine der größten Errungenschaften der modernen Medizin. Sie haben vermutlich mehr Menschen das Leben gerettet als alle anderen Therapien und Medikamente. Und trotzdem wird die Kritik daran in den letzten Jahren immer lauter und intensiver. Absurderweise besonders bei Menschen, die es eigentlich besser wissen sollten. Angesichts eines Anstiegs der Masernfälle in Österreich im letzten Jahr erklärten Forscher vom Department für Virologie der Medinzin-Uni Wien: Erstaunlicherweise sei gerade bei Personen mit hohem Bildungsniveau eine solche Impfskepsis abseits der Kenntnisnahme aktueller Zahlen oder eindeutiger wissenschaftlicher Erkenntnisse verbreitet. Das werde auch in anderen europäischen Staaten, zum Beispiel in Deutschland, beobachtet. Die Gerüchte der Pseudomediziner In gewissem Sinne ist dieses Verhalten sogar verständlich. Gerade wenn es um die eigenen Kinder geht, möchte man für sie nur das Beste. Man will sie beschützen, und wenn Pseudomediziner Gerüchte verbreiten, in denen von den angeblichen Gefahren einer Impfung gesprochen wird, fällt es leicht sich einzureden, man würde den Kindern etwas Gutes tun, indem man sie nicht impfen lässt. Man möchte kein Risiko eingehen – vergisst aber, dass ohne Impfung ganz andere Risiken auf die Kinder warten. Das Problem der Impfungen ist ihr enormer Erfolg. Die Krankheiten, gegen die sie wirken, sind durch die jahrzehntelange Impfpraxis stark eingedämmt worden und nicht mehr im Bewusstsein der Menschen vorhanden. Bei einer Impfung sieht man nur noch den Vorgang selbst und hört alle möglichen (meist übertriebenen) Geschichten über Gefahren und Nebenwirkungen. Aber von den definitiv vorhandenen schweren Folgen der Krankheiten, gegen die die Impfung wirkt, ist vielen nichts mehr bekannt. Diese Unkenntnis führt dann zu der absurden Ideologie der Impfgegner. Und man kann nicht anders, als sie absurd zu nennen. Manche leugnen sogar die Existenz von Infektionskrankheiten: Der deutsche Biologe Stefan Lanka gelangte kürzlich zu zweifelhaftem Ruhm, als er gerichtlich zu einer Zahlung von 100.000 Euro verurteilt wurde. Diese Summe hatte Lanka 2011 als Preis für den Nachweis der Existenz von Masernviren ausgelobt. Lanka, der Bücher wie Der Masern-Betrug oder Impfen und Aids: Der Neue Holocaust geschrieben hat, ist davon überzeugt, dass Viren keine Krankheiten auslösen können und Impfungen nur eine Verschwörung von Ärzten und Pharmafirmen sind. Der Mediziner David Bardens legte ihm mehrere wissenschaftliche Fachartikel vor, die die Existenz von Masernviren belegen. Die Belohnung wollte Lanka aber trotzdem nicht auszahlen. Bardens klagte sie vor Gericht ein, bekam Recht und seinen Preis von 100.000 Euro. Auch Stefan Lanka bekam einen Preis: Am 21. Oktober wurde ihm Das Goldene Brett verliehen, ein Schmähpreis, mit dem der größte antiwissenschaftliche Unfug des Jahres ausgezeichnet wird. Fehlendes Wissen über Funktion der Impfung Krankheiten wie Masern, Mumps, Windpocken oder Kinderlähmung können zu schweren Komplikationen und unter Umständen sogar zum Tod führen. Wir wissen, wie wir diese Krankheiten bekämpfen und sogar ausrotten können. Wir wissen, was wir tun müssten, damit keiner mehr unter diesen Krankheiten leiden muss. Wir wissen es – und trotzdem tun es immer mehr Menschen nicht. Sie tun es nicht, weil sie auf Pseudomediziner oder Verschwörungstheoretiker hereinfallen, die erzählen, dass böse Ärzte die Leute mit Impfungen vergiften und krank machen wollen. Sie tun es nicht, weil sie keine Ahnung haben, wie eine Impfung funktioniert; wie Medizin funktioniert und wie die Natur funktioniert. Sie tun es, weil sie so sehr darauf bedacht sind, nur sanfte Medizin zu verwenden, dass sie dafür (unwissend) Krankheit und Tod ihrer Angehörigen und anderer Menschen in Kauf nehmen. Denn Impfen ist nicht nur eine individuelle Entscheidung! Manche Menschen – zum Beispiel sehr kleine Kinder oder alte Leute – können aus gesundheitlichen Gründen nicht geimpft werden. Sie sind auf die sogenannte Herdenimmunität angewiesen. Also darauf, dass in ihrem Umfeld genug geimpfte Menschen existieren, damit sich die Krankheit gar nicht erst verbreiten kann. Genau diese Herdenimmunität hält auch das Risiko für die Impfgegner gering. Solange sie existiert, stehen die Chancen gut, dass die ungeimpften Kinder nicht krank werden. Noch zumindest, denn je größer der Anteil der Impfverweigerer wird, desto schwächer ist die Herdenimmunität. Die Krankheiten, die man eigentlich schon überwunden dachte, tauchen mittlerweile wieder auf. Und angesichts der vielen Krankheiten, gegen die die Medizin noch nichts ausrichten kann, ist es umso tragischer, wenn eigentlich vermeidbare Krankheiten absichtlich nicht bekämpft werden. Die hohe Zahl derer, die noch an Masern erkranken, ist unseres Landes nicht würdig. Wir könnten die Masern ganz einfach ausrotten, sagte der bayrische Kinderarzt Christoph Wittermann kürzlich angesichts der auch dort steigenden Krankheitsfälle in einem Interview mit der Münchner Tageszeitung. Und während sich die Masernfälle in Deutschland und Österreich trotz Anstiegs noch in Grenzen halten, sind in der Demokratischen Republik Kongo seit Jahresbeginn schon 428 Menschen an dieser vermeidbaren Krankheit gestorben. Mehr Aufklärungsarbeit notwendig Gerade bei der Frage der Impfungen wäre mehr Aufklärung und wissenschaftliche Öffentlichkeitsarbeit nötig. Aufrufe und Kampagnen von Behörden und Gesundheitseinrichtungen sind zwar wichtig, werden aber immer noch viel zu oft als Einmischung des Staates in das Privatleben der Menschen missverstanden. Solange die Menschen nicht verstehen, wie Impfungen tatsächlich funktionieren; wie und gegen was sie wirken und wie sich das Risiko vorhandener Nebenwirkung in Bezug auf das Risiko einer tatsächlichen Erkrankung verhält, wird sich an der grundlegenden Einstellung wahrscheinlich nichts ändern. Die Frage nach der Bedeutung von wissenschaftlicher Öffentlichkeitsarbeit für die Gesellschaft bekommt beim Thema Impfungen eine Dringlichkeit, die man nicht ignorieren darf. Je mehr Menschen darüber Bescheid wissen, wie Wissenschaft funktioniert und welche Rolle sie in unserem Alltag spielt, desto weniger werden auf die absurden Behauptungen der Impfgegner hereinfallen. Es ist tragisch, dass der völlig legitime Wunsch, seine Kinder zu beschützen, am Ende genau zum Gegenteil führen kann. Es ist noch viel tragischer, dass so viele Menschen auf den Unsinn der selbstgerechten Impfkritiker hereinfallen. Sarah, das Mädchen, das im Buch von Andreas Bachmair nicht geimpft werden will, ist verärgert, dass sie deswegen nicht bei einem Pfadfinderausflug mitfahren kann. Wüsste sie, welche Krankheiten sie ohne die Impfung bekommen und übertragen könnte und wäre sie über deren Folgen und mögliche Komplikationen informiert, dann würde sie vielleicht von sich aus auf den Ausflug verzichten. Oder sich impfen lassen.' Wissenschaft;"Indian Regional Navigation Satellite System" soll in einem Jahr für Endverbraucher verfügbar sein. Neu-Delhi – Die indische Weltraumbehörde ISRO hat am Donnerstag erfolgreich den letzten von sieben Satelliten des regionalen Navigationsprogramms INRSS gestartet. Das Indian Regional Navigation Satellite System soll in ganz Indien und rund 1.500 Kilometern Umgebung funktionieren. In einem Monat soll der Satellit einsatzbereit sein. Nach ISRO-Angaben wird es jedoch noch mindestens ein Jahr dauern, bis IRNSS auch für Endverbraucher verfügbar ist. Frühestens dann sei die Empfangstechnologie so weit, dass das System breit genutzt werden könne. Die Abdeckung in Indien und seinen Nachbarländern werde besser sein als mit Konkurrenzsystemen wie GPS. Bisher haben die USA mit dem Global Positioning System (GPS) und Russland mit Glonass ein weltweites Navigationssystem. Dazu kommen das regionale chinesische System Beidou, das zurzeit noch für den weltweiten Betrieb ausgebaut wird. Das europäische System Galileo befindet sich im Aufbau. Sport;Nächstes Remis für die Grazer: Eingewechslter Tadic sorgt für den Ausgleich gegen die Gäste aus Grödig. Sturm Graz ist mit zwei Unentschieden in die Fußball-Bundesliga gestartet. Die Grazer mussten sich am Sonntag im Heimspiel gegen SV Grödig mit einem 1:1 (0:1) begnügen. Matthias Maak brachte die Grödiger in Führung (41.), der eingewechselte Josip Tadic verhinderte mit einem herrlichen Volley eine Heimpleite (73.). Sturm-Trainer Franco Foda rotierte gegenüber dem Kasan-Spiel kräftig und brachte in der Startelf fünf neue Spieler. Der gewünschte Erfolg blieb aber aus. Die Grazer waren zwar bemüht, aber lange Zeit ohne Durchschlagskraft in der Offensive, weil der entscheidende Pass nicht gelang. Nur zweimal in der ersten Halbzeit strahlten die Heimischen Gefahr aus, doch Roman Kienast scheiterte an Grödig-Torhüter Alexander Schlager (3.), Kristijan Dobras verzog knapp (28.). Die Grödiger agierten zunächst defensiv und suchten vor allem mit drei schnellen Spielern über Konter ihr Glück. Allerdings gelang den Salzburgern in der ersten Halbzeit nicht viel, die Schöttel-Elf war meist harmlos. Aber mit der ersten Chance kurz vor der Pause schlug Grödig zu. Bei einem Eckball stieg Matthias Maak am höchsten und erzielte per Kopf die Führung der Gäste (41.). Nach der Pause entwickelte sich dann eine ansprechende Partie mit Chancen auf beiden Seiten. Für die Grazer brachte vor allem Bright Edomwonyi frischen Wind. Zu Beginn der spannenden letzten 20 Minuten hatte Grödig die große Chance, den Vorsprung auszubauen, doch Bernd Gschweidl vergab im Konter (72.). Fast im Gegenzug schlugen die Grazer zu. Donis Avdijaj, Sturms Bester, flankte auf Tadic, der volley zum Ausgleich traf (74.). Thomas Goiginger hätte für Grödig für die passende Antwort geben können, die Chance auf die neuerliche Führung konnte er aber nicht nützen (74.). In der Schlussphase brachte Sturm mit zehn Mann den Punktegewinn über die Zeit, weil Lucas Venuto zweimal den Matchball für Grödig nicht nützen konnte (90. und 92.). Marvin Potzmann war da nicht mehr auf dem Feld, der Verteidiger sah nach einem Foul als letzter Mann die Rote Karte (82.). Schiedsrichter Weinberger hatte zudem zunächst auf Elfmeter entschieden, nach Intervention seines Assistenten das Foul aber zurecht außerhalb des Strafraums verlegt. (APA, 2.8.2015) Fußball-tipico-Bundesliga (2. Runde): SK Sturm Graz – SV Grödig 1:1 (0:1). Graz, UPC-Arena, 8.059, SR Weinberger. Tore: 0:1 (41.) Maak 1:1 (73.) Tadic Sturm: Esser – Potzmann, Madl, Spendlhofer, Klem (20. Schick) – Piesinger, Offenbacher – Dobras, Horvath (46. Edomwonyi), Avdijaj – Kienast (60. Tadic) Grödig: Schlager – T. Kainz, Maak, Pichler, Strobl – Brauer, Rasner – Venuto, Derflinger (46. Kerschbaum), Schütz (70. Goiginger) – Gschweidl (81. R. Wallner) Rote Karte: Potzmann (82./Torraub) Gelbe Karten: Kienast bzw. Strobl, Kerschbaum Wissenschaft;Internationales Team weist Erreger der gefährlichen Infektionskrankheit in Fledertieren nach. Das Krim-Kongo Virus ist ein von Zecken übertragener Erreger, der beim Menschen schweres Fieber mit inneren Blutungen auslösen kann. Bei rund zehn Prozent der Patienten verläuft die Infektion tödlich. Ein internationales Forscherteam nun eindeutige Infektionszeichen bei Fledertieren in verschiedenen Ländern Afrikas nachgewiesen. Die Untersuchungen legen nahe, dass die fliegenden Säugetiere bei der Verbreitung des Virus eine bedeutende Rolle spielen. Das gefährliche Krim-Kongo-Virus kommt vor allem in Südosteuropa, Asien und Afrika vor. Bis heute wurden weltweit über 10.000 Menschen infiziert, von denen knapp 800 starben. Das Virus wird über verschiedene Zeckenarten übertragen, kann aber auch von Tier zu Mensch beziehungsweise direkt von Mensch zu Mensch übertragen werden. Die Zecken sind essenziell für den Lebenszyklus des Virus. Erstaunlich ist das Verbreitungsmuster, das auf eine Einschleppung des Virus aus einzelnen spezifischen Regionen in Afrika und Asien in weit entfernte Länder hinweist, sagt Marcel A. Müller vom Institut für Virologie des Universitätsklinikums Bonn und vom Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF). Bislang gingen Forscher davon aus, dass mit dem Virus infizierte Zecken sich an Zugvögel anheften und auf diesem Weg in andere Regionen verschleppt werden, wo sie Tiere und Menschen anstecken können. Die Virologen des Bonner Universitätsklinikums vermuteten jedoch noch andere Wirte, die zur Ausbreitung des Krim-Kongo-Virus beitragen könnten: Fledertiere sind häufig von Parasiten wie Zecken befallen und leben in fast allen Regionen der Erde. Sie können zum Teil tausende Kilometer weit fliegen, sagt Institutsdirektor Christian Drosten. Tragen Fledertiere das Virus in sich? Zusammen mit Wissenschaftern der Universitäten Marburg, Gießen und Ulm sowie dem Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg und Kollegen aus Gabun, Tschechien, Panama, Ghana und Frankreich ging das Team dieser Frage nach. In einer großangelegten Studie testeten die Forscher insgesamt 1.135 Proben von 16 Fledertierarten aus Gabun, Ghana, Kongo, Deutschland und Panama auf das Krim-Kongo Virus. Die Forscher entdeckten in rund zehn Prozent der Blutproben Antikörper, die mit dem Krim-Kongo-Virus-Oberflächenprotein spezifisch reagierten. Zwölf der 16 getesteten Fledertierarten aus vier von insgesamt fünf Ländern waren potenziell mit dem Virus infiziert, sagt Müller. Vor allem höhlenlebende Fledertiere aus Afrika, die mutmaßlich eine hohe Zeckenexposition haben, hatten Antikörper gegen das Krim-Kongo-Virus gebildet. Die Wissenschafter untermauerten ihre anfänglichen Befunde durch hochspezielle Antikörpertests im Fledermausblut. Neben den Vögeln, die potenziell Zecken mit dem Krim-Kongo-Virus verschleppen können, rücken mit diesen Befunden auch Fledertiere in den Fokus. Das Risiko für Menschen, sich direkt an den Fledertieren in den Tropen und Subtropen anzustecken, ist jedoch denkbar gering, sagt Müller. Der Verbreitungsweg findet vorwiegend über Zecken statt, die vorher an einem mit dem Virus infizierten Tier gesaugt haben und dann einen Menschen befallen. In Mitteleuropa bestehe praktisch keine Gefahr, sich an einer solchen Zecke zu infizieren, so die Wissenschafter. Aber durch die globale Erwärmung könnte sich das Verbreitungsgebiet der Krim-Kongo-Virus tragenden Zecken in gemäßigtere Gebiete verlagern. In Griechenland und der Türkei ist es bereits mehrfach zu Krim-Kongo-Virus-Ausbrüchen gekommen, berichtet Müller. Etat;"Der grüne Präsident" in Vorarlberg und Tirol – "Der halbe Präsident" in anderen Bundesländern. Wien – Halber Präsident und grüner Präsident – mit zwei verschiedenen Titelseiten berichtete die Kronen Zeitung am Dienstag über die Wahl von Alexander Van der Bellen zum neuen Bundespräsidenten. Während die größte österreichische Tageszeitung, die dem Grünen Kandidaten im Wahlkampf eher kritisch gegenüber stand, in Wien, Niederösterreich, Burgenland, Oberösterreich, Salzburg, Steiermark und Kärnten mit der Schlagzeile Der halbe Präsident und einem verfremdeten Porträtfoto, das Van der Bellen halb im Licht und halb im Dunkeln zeigte, aufmachte, zierte die Krone-Ausgaben in Tirol und Vorarlberg unter der Schlagzeile Der grüne Präsident das selbe Foto ohne Schatten. In Vorarlberg und Tirol lag Van der Bellen bei der Wahl vor Hofer. Im grünen Vorarlberg probiert es die Krone mit einer anderen Titelseite. Chamäleon-Strategie. Kein Fake. #bpw16 pic.twitter.com/PMcpowrWtb Ihre regional-bipolare Seite zeigte das Massenblatt schon in den 1990er-Jahren in einer legendären Kampagne um den Semmering-Basistunnel. Die Ausgaben in Wien und in Niederösterreich schrieben damals scharf gegen das Bauvorhaben an, die regionale Mutation jenseits des Semmerings in der Steiermark berichtete fleißig für den Bau. (APA, 24.5.2016) Etat;Bürgeranwalt | Dokupedia: Erfindungen für die Zukunft | Schätze der Welt: Wien | Kulturpalast | Wiener Vorlesungen | Marvins Töchter | Wir kaufen einen Zoo. 17.30 MAGAZINBürgeranwalt 1) Verluste wegen Atomkonferenz. 2) Nachgefragt: Lösung im Schulstreit? 3) Verpfuschte Reihenhäuser. Bis 18.20, ORF 2 18.20 DOKUMENTATIONDokupedia: Erfindungen für die Zukunft – Die Manipulation der Gene In der sechsteiligen Reihe präsentiert Schauspieler James Woods in jeder Episode wissenschaftliche Durchbrüche, die das Bild der Zukunft wesentlich prägen könnten. Von Designerbabys bis zur Aktivierung inaktiver Gene. Bis 19.20, ATV 19.00 MAGAZINSchätze der Welt: Wien – Dem Tod seine Stadt Das Verhältnis zum Tod zeigt Österreichs Hauptstadt vor allem an Plätzen wie der Hofburg und dem Herzgrüfterl der Augustinerkirche sowie der Gruft der Michaelerkirche.Bis 19.15, ARD Alpha 19.30 MAGAZINKulturpalast: Kunst und Krieg Nina Sonnenberg begrüßt Regisseur Milo Rau: Sein Film Das Kongo Tribunal durchleuchtet die wirtschaftlichen und politischen Gründe für den seit 20 Jahren andauernden Kongokrieg. Am 5. November erhält Rau den mit 10.000 Euro dotierten Konstanzer Konzilspreis für europäische Begegnungen und Dialoge. Bis 20.00, 3sat 20.00 VORLESUNGWiener Vorlesungen analytischdiskursiv: Über das Wienerische Hubert Christian Ehalt im Gespräch mit Autor Robert Sedlaczek und dem Soziologen Roland Girtler über historische Wurzeln und aktuelle Entwicklungen des Wiener Großstadtdialekts. Bis 21.35, Okto 20.15 FAMILIEMarvins Töchter (Marvin’s Room, USA 1996, Jerry Zaks) Zwanzig Jahre haben sich die Filmschwestern Diane Keaton und Meryl Streep gemieden. Eine Leukämieerkrankung lässt die Familie zusammenkommen, denn eine Knochenmarkspende ist die einzige Rettung. Starbesetztes Drama mit Leonardo DiCaprio und Robert De Niro. Bis 22.05, Servus TV 20.15 TIERLIEBHABERWir kaufen einen Zoo (We Bought a Zoo, USA 2011, Cameron Crowe) Benjamin Mee (Matt Damon) sucht ein neues Heim für sich und seine Kinder. Zum Glück ist gerade ein baufälliger Zoo frei. Gegen die Auflage, die Tiere zu versorgen, kauft er das Gelände. Allein könnte er die Arbeit allerdings nicht bewältigen, deshalb geht ihm Tier pflegerin Kelly in Form von Scarlett Johansson zur Hand. Außergewöhnliche Geschichte. Bis 22.10, ORF 1 20.15 ERFOLGSDRUCKTod eines Handlungsreisenden (Death of a Salesman, USA 1985, Volker Schlöndorff) Willy (Dustin Hoffman) ist ein erfolgloser Handelsvertreter. Sein Sohn Biff (John Malkovich) versucht sich ebenfalls in diesem Beruf, scheitert jedoch. Das Drama passt von der Aktualität des Themas auch gut in die heutige Zeit: Der amerikanische Traum ist noch immer ein tragender Begriff in der Gesellschaft. Bis 22.25, 3sat 20.15 MAGAZINGalileo Big Pictures: Wow! Sie werden Ihren Augen nicht trauen! Der Inder Pradyumna Kumar durchquert für seine große Liebe Indien, Afghanistan, den Iran und die Türkei auf einem Fahrrad. Ein bengalischer Tiger, ein amerikanischer Schwarzbär und ein afrikanischer Löwe als tierische Dreier-WG. Abdallah zeigt 50 beeindruckende Bilder und erzählt die Geschichten dahinter. Bis 23.15, ProSieben 20.15 THEMENABENDZeit.geschichte: Flucht ins Ungewisse Am Beispiel einiger Menschen beschreiben Robert Gokl und Tom Matzek den gefährlichen, schwierigen und abenteuerlichen Lebensweg vertriebener Österreicher. Ab 21.10 Uhr: Der ungehorsame Konsul – Exil in Portugal. Ab 21.55 Uhr: Lisl Steiner – Coming Home? Ab 22.45 Uhr: Almas kleiner Fotograf. Ab 23.50 Uhr: Oskar Pilzer – Die bewegte Geschichte der Wiener Filmateliers. Bis 0.40, ORF 3 22.05 PAPIStarbuck (CAN 2011, Ken Scott) David (Patrick Huard) ist ein Verlierer. Er arbeitet als Lieferant in der Großmetzgerei seines Vaters. Eines Tages erfährt er, dass er aufgrund mehrfacher Samenspenden 533 Kinder hat. Der Roadtrip durch die Leben seiner Kinder ist amüsant, doch man steuert etwas zu problemlos auf die herzerwärmende Auflösung hin. Bis 0.15, Puls 4 Wissenschaft;Klimatische Verschlechterungen dürften zur Aufgabe der Siedlung geführt haben – ein Prozess, der Menschen in der Sahelzone auch heute noch betrifft. Neue Ausgrabungen sind ein Wettlauf mit der Zeit. Woche sieben auf der Ausgrabung in Amara West hielt einige schöne Überraschungen für uns bereit. So wissen wir nun endlich, für wen das große Pyramidengrab G322, in dem wir in den vergangenen Wochen bereits zahlreiche interessante Funde machen konnten, vermutlich ursprünglich errichtet wurde. Denn in der westlichen der beiden Grabkammern fand Michelle den Fuß eines Ushabtis aus Fayence mit den Resten einer Hieroglyphen-Inschrift. Diese kleinen Figuren, die den zur Mumie stilisierten Verstorbenen repräsentieren sollten, wurden oft in größeren Mengen mit ins Grab gegeben, um in der Nachwelt dessen Arbeiten zu übernehmen. An der Vorderseite des Ushabtis wurde eine Inschrift, die unter anderem Titel und Namen des Toten trug, angebracht. In unserem Fall ist lediglich der Name Ibay erhalten. Der Teil, der uns Auskunft über Titel und Funktion geben würde, fehlt leider. Die Namen mehrerer Provinzgouverneure, die in der Zeit zwischen 1300 und 1070 in Amara West residierten, darunter der im Nachbargrab bestattete Paser, sind aus Inschriften in der Stadt und aus Schriftquellen aus Ägypten bekannt. Ibay hingegen ist in Amara bisher nicht belegt. Ob es andernorts schriftliche Hinweise gibt, die klären könnten, wer er war und was seine Funktion in der Administration der Provinz Nubien war, wird erst ein detailliertes Quellenstudium in den nächsten Monaten zeigen. Architektur und Ausstattung seines Grabes lassen jedoch in jedem Fall auf eine sehr wichtige Persönlichkeit schließen. Trotz der Beraubung konnte Michelle neben dem Ushabti auch ein aus Stein gefertigtes und mit Straußeneischale verziertes Auge finden, das ursprünglich als Einlage an einem Sarg angebracht war. In der Zwischenzeit konnten wir auch im zweiten Friedhofsareal, Friedhof C, zwei Gräber untersuchen. Diese unterscheiden sich in Architektur, Größe und Ausstattung deutlich von den Pyramidengräbern in Friedhof D. An der Oberfläche sind beide von niedrigen Grabhügeln von fünf beziehungsweise acht Metern Durchmesser gekennzeichnet. Die Grabschächte sind ebenfalls in Fels gehauen, jedoch jeweils nur circa 1,80 Meter tief. Die Bestattungen selbst wurden in vom Schacht abgehenden Nischen vorgenommen. Diese Grabform ist typisch für die Besiedlungszeit Amara Wests nach dem Ende der ägyptischen Kolonialherrschaft um 1070 vor unserer Zeit. Lange herrschte in der Forschung Unklarheit über Siedlungstätigkeit im nubischen Niltal nach den Ägyptern bis zum Beginn des nächsten großen nubischen Reiches, des napatanischen Reichs im 8. Jahrhundert. Allgemein wurde jedoch angenommen, dass die Region längere Zeit unbesiedelt war. Mit dem Beginn meiner Ausgrabungen in den Friedhöfen von Amara West wurde jedoch schnell klar, dass auch in den Jahrhunderten nach der ägyptischen Herrschaft hier rege Bestattungsaktivität herrschte. Das ist mittlerweile auch durch C14-Daten bestätigt. In der Stadt selbst fehlen architektonische Strukturen aus dem 8. bis 10. Jahrhundert bisher, jedoch wissen wir, dass aufgrund der starken Winderosion höher gelegene Siedlungsschichten mit großer Wahrscheinlichkeit vollständig verschwunden wären. Warum die Siedlung letztendlich aufgegeben wurde, ist ebenfalls eine der Forschungsfragen des Amara-West-Projekts. Wissenschaftliche Untersuchungen der Umweltbedingungen konnten in den vergangenen Jahren nähere Informationen zur Lösung des Rätsels bringen. So konnten geomorphologische Untersuchungen der Flusssedimente in den ausgetrockneten Altarmen nördlich der Stadt den Nachweis erbringen, dass deren endgültiges Trockenfallen ans Ende der Besiedlungszeit Amara Wests fällt. Das hatte nicht nur die Konsequenz, dass Landwirtschaft schwieriger wurde. Mit dem Verschwinden des Vegetationsgürtels entlang der Altarme verlor die Stadt jeglichen Schutz gegen den Sand, der die meiste Zeit des Jahres von den starken Nordwinden angetragen wird – der Nil fließt hier in West-Ost-Richtung. Bereits im 12. Jahrhundert sind architektonische Veränderungen in der Stadt sichtbar, die dazu dienten, den Sand aus den Häusern zu halten. Dünnschliffe von Fußbodensedimenten zeigen ebenfalls eine deutliche Erhöhung des Sandanteils. Die klimatischen Verschlechterungen und damit erschwerten Lebensbedingungen dürften letztendlich zur Aufgabe der Siedlung geführt haben. Dieses Schicksal ereilte jedoch nicht nur Amara. Allgemein gibt es entlang des gesamten von West nach Ost verlaufenden Abschnitts ab Beginn des 1. Jahrtausends vor unserer Zeit keine Siedlungen mehr, sämtliche Aktivität wurde ans Südufer verlegt. Diese Veränderungen spiegeln sich auch im Gesundheitszustand der Bewohner der Siedlung wider. Korrespondierend mit den klimatischen Veränderungen steigt die Häufigkeit von Anzeichen von Krankheit und Mangelernährung in den späteren Siedlungsphasen markant an. Damit repräsentiert das Fallbeispiel Amara West einen Prozess, der auch heute Millionen von Menschen in der Sahelzone betrifft. Es zeigt auch, dass Ergebnisse archäologischer Studien nicht nur historische, sondern durchaus auch starke moderne Relevanz haben können. Ein weiteres kleines Nebenprojekt, mit dem wir diese Woche ebenfalls beschäftigt waren, ist Mohameds neues Grabungsprojekt, ein Friedhof, der vermutlich ins 4. bis 5. Jahrhundert datiert, am östlichen Nilufer, 15 Kilometer südlich von Abri. Das Niltal ist generell voll von archäologischen Zeugnissen der Anwesenheit von Menschen der vergangenen 10.000 Jahre. Nur ein Bruchteil davon ist bisher erforscht. Viele dieser Fundstellen, vor allem wenn sie in der Nähe von modernen Siedlungen liegen, sind von Zerstörung durch moderne Beraubung bedroht. Oft handelt es sich bei den Plünderern um neugierige Einheimische, zunehmend dehnt sich jedoch auch organisierter Raub aus Ägypten in den Sudan aus. Die Dokumentation archäologischer Fundstellen ist deswegen, aber auch angesichts der Staudamm-Problematik immer mehr ein Wettlauf mit der Zeit. Der Friedhof in Qwekka, bestehend aus etwa 40 bis 50 großen Grabhügeln, ist wegen seiner Lage direkt neben dem Khartoum-Wadi-Halfa-Highway besonders gefährdet. Daher wird Mohamed im Auftrag der Antikenverwaltung und finanziell unterstützt vom Rescue Fund des Instituts für Bioarchäologie am British Museum im Mai beginnen, dort Grabungen vorzunehmen. In Vorbereitung dafür haben wir die Fundstelle mit einem Drachen aus der Luft fotografiert und digital vermessen, um einen Plan des Friedhofs zu erstellen. Unterstützt wurden wir dabei auch von einem Mitarbeiter des Grabungsteams auf der benachbarten Insel Sai, das von der österreichischen Ägyptologin Julia Budka geleitet wird. Sie informiert übrigens ebenfalls über die Ergebnisse ihrer derzeit laufenden Arbeiten in Stadt und Friedhof des Neuen Reichs in dem Blog von acrossborders.oeaw.ac.at. Kultur;Der Wiener Kulturstadtrat wünscht sich mehr Kooperation zwischen kleinen und großen Kultureinrichtungen. Bei den Vereinigten Bühnen werde laufend reformiert. Wien – Wie ernst die Lage für die SPÖ bei der Wien-Wahl in einer Woche wirklich ist, wird dann spürbar, wenn selbst ins Kulturamt gewisse Nervosität einzieht. Andreas Mailath-Pokorny, 55, ist seit 15 Jahren Wiener Kulturstadtrat, und derzeit vor allem eines: im Wahlkampfmodus. Ja, Wien habe sein Kulturangebot stark verbreitert, sei bei Tanz und Performance, den Clubs, der Popmusik oder dem Film viel weiter als vor 15 Jahren, erklärt Mailath im Gespräch mit dem STANDARD. Aber für Resümees sei eigentlich gar keine Zeit, meint er. Angesichts der Flüchtlingskrise und aktueller Umfragen sei die Stadt nämlich an einer Weggabelung angelangt. Jetzt geht es um die Wahl zwischen Weltoffenheit oder Provinz, so die Warnung des SPÖ-Politikers. Wien sei immer dann stark gewesen, wenn man die unterschiedlichen Kulturen, Religionen und Sprachen – wie vor 100 Jahren – aufgenommen und integriert habe. Die aktuelle Flüchtlingskrise werde eine nachhaltigere Wirkung auf unser Verständnis von Kultur haben als es etwa die Proteste gegen Hainburg oder Zwentendorf gehabt hätten. Wir schreiben gerade unsere Kulturgeschichte neu, sagt Mailath. Kulturgeschichte fortschreiben wollte Mailath in seiner Ära auch mit dem Karlsplatz. Der war bis vor einigen Jahren ausschließlich eine Verkehrs- und Drogenhöhle, an der zufällig auch Kultureinrichtungen gelegen sind. Unter dem Titel Kunstplatz Karlsplatz habe man versucht, diese miteinander zu vernetzen und dem Ort mit Festivals wie dem Popfest oder Buskers ein neues Image zu geben. In der Neugestaltung des Wien-Museums sieht Mailath einen weiteren wichtigen Schritt. Bis Jahresende sollen Kosten und der Sieger des Architektenwettbewerbs feststehen. Am Geld scheiterten bisher die dringend benötigten Sanierungen von Künstlerhaus und Secession, rechtzeitig zur Wahl tun sich aber auch hier Fenster auf. Für den geplanten Einstieg Hans Peter Haselsteiners beim Künstlerhaus könne Mailath nur herzlichen Dank sagen. Aus der Verantwortung stehle man sich nicht. Wir sind ja weiterhin Hauptsubventionsgeber. Im Falle der Secession sei man in guten Gesprächen. Aber auch dafür müsse man – wie bei der letzten Sanierung vor 20 Jahren – noch einen Privatsponsor auftreiben. An anderer Stelle gibt sich die Stadt spendabler. Ich werde oft belächelt für meine Bemühungen um Gratiseintritte, aber ich stehe dazu, sagt Mailath. Kritische Stimmen von Clubbetreibern, die wegen Popfest und Co um Einnahmen fürchten, tritt er entgegen: Viele sagen auch, dass diese Festivals mit dazu beigetragen haben, dass es so eine lebendige Clubszene gibt. Kritik von allen politischen Seiten richtet sich seit Jahren gegen die hohe Subvention der Vereinigten Bühnen Wien. Diese soll nach einer umstrittenen Erhöhung auf 42 Millionen im Jahr 2013 bis 2017 wieder auf 40 Millionen reduziert werden. Wir reformieren laufend, sagt Mailath, aber eigentlich richte sich die Kritik ja nur gegen das Musical. Und ich sage, das ist eine Geschmacksfrage. Wir haben bis zu 700.000 Besucher pro Jahr. Außerdem stimme es so nicht, dass sich in anderen Städten das Musical von selbst trage: Dort fließen auch Subventionen. Oft würden temporäre Zelte oder Hallen irgendwo am Hafen errichtet. Das ist aber nicht das, was wir in Wien wollen. Was Mailath-Pokorny will, ist große Kultureinrichtungen vermehrt in Kooperationen mit kleineren Initiativen zu bringen, wie zwischen dem Konzerthaus und der Brunnenpassage. Gelungen sei auch die Rettung bedrohter Programmkinos. Dass es beim mittlerweile seit vier Jahren in Umbau befindlichen Metro-Kino zu Problemen kam, sei aber nicht seine Schuld. Die Stadt Wien sei nur Juniorpartner und nicht zuständig für die Programmgestaltung. Eine Verschränkung von Filmmuseum und Filmarchiv zu einer österreichischen Kinemathek könne er sich durchaus vorstellen. Mir liegt es aber fern, eine krampfhafte Lösung zu suchen, die nicht gewünscht wird. Dialogbereitschaft signalisiert Mailath auch in Richtung freier Kulturszene. Die stieß sich unlängst an der Vergabepraxis bei den Subventionen, wo von Künstlern zuweilen verlangt wird, ihre eigenen zu hohen Ansuchen selbst hinunterzukorrigieren. Das war eine Erfindung der Grünen, verteidigt sich Mailath. Ich bin gerne bereit, so ich die Mehrheit dafür im Gemeinderat bekomme, das wieder zu ändern. Web;Technik bringt bessere Sprachqualität und verkürzte Rufaufbauzeit. Als erster heimsicher Mobilfunker öffnet A1 sein 4G/LTE-Netz für Sprachtelefonie. Kunden können nun auch Voice over LTE (VoLTE) nutzen. Die Sprachübertragung bei VoLTE erfolgt mit HD Voice, einem Standard, der eine deutlich hörbare Verbesserung der Sprachqualität bietet. Außerdem wird die Rufaufbauzeit mit VoLTE drastisch verkürzt. Voraussetzung ist der Tarif A1 Go! Premium und ein Smartphone, dass die VoLTE unterstützt. Neben der direkten Sprachverbindung unterstützt VoLTE auch Voicemail, SMS und Notrufe mit einer automatischen Lokalisierung des Geräts, von dem der Notruf abgesetzt wurde. VoLTe kann u.a. mit den aktuellen Samsung Galaxy S6- Sony Z5- Smartphones genutzt werden. Wissenschaft;Vier Raumfahrer sollen in Raumkapseln von Boeing und SpaceX ins All fliegen. Miami – Die US-Raumfahrtbehörde NASA hat die ersten vier Astronauten ausgewählt, die als erste Menschen überhaupt in von Privatunternehmen konstruierten Raumschiffen ins All fliegen sollen. Die Raumfahrer werden nun trainiert und auf ihre Flüge, die ab 2017 in Raumkapseln von Boeing und SpaceX stattfinden sollen, vorbereitet. Diese ausgezeichneten, erfahrenen Astronauten schlagen einen neuen Weg ein – ein Weg, der ihnen eines Tages einen Platz in den Geschichtsbüchern und Amerikanern die Landung auf dem Mars ermöglicht, teilte NASA-Chef Charles Bolden mit. Die Gruppe besteht aus drei Männern, Robert Behnken, Eric Boe und Douglas Hurley, und der Astronautin Sunita Williams. Seit dem Ende ihres Shuttle-Programms im Sommer 2011 ist die US-Raumfahrtbehörde bei Flügen ihrer Astronauten zur Internationalen Raumstation (ISS) auf russische Sojus-Kapseln angewiesen. In Zusammenarbeit mit der US-Privatwirtschaft will die NASA diese Abhängigkeit in den kommenden zwei bis drei Jahren beenden. Vergangenen September wählte sie Boeing und SpaceX aus, eine neue Generation von Raumfähren zu entwickeln. Der Vertrag hat ein Gesamtvolumen von 6,8 Milliarden Dollar (6,2 Mrd. Euro). Boeing erhält mit 4,2 Milliarden Dollar den Löwenanteil und soll Ende 2017 die erste reguläre Mission seiner Raumkapsel CST-100 liefern. Für SpaceX, das sich mit 2,6 Milliarden Dollar begnügen muss, steht noch kein Starttermin fest. Die erfahrenste Astronautin des Quartetts ist die 49-jährige Williams, die bereits 322 Tage im All verbrachte. Der 48-jährige Hurley war Pilot von zwei Space-Shuttle-Missionen, darunter die letzte im Juli 2011. Der 50-jährige Boe und der 44-jährige Behnken können ebenfalls je zwei Space-Shuttle-Missionen vorweisen. Wissenschaft;Wiener Forscher legen botanische Datenbank an. Wien – Eine von Botanikern der Universität Wien erstellte Datenbank über die Flora der Ionischen Inseln geht kommende Woche online. Sie umfasst derzeit 1.750 Pflanzenarten und ihre Verbreitung auf den Inseln, teilte die Uni mit. Aufgrund ihrer Lage verfügen die zu Griechenland gehörenden Inseln, darunter etwa Korfu oder Zakynthos, trotz geringer Fläche über einen relativ hohen Pflanzenreichtum. Grund für die hohe Biodiversität ist die erhebliche Nord-Süd-Erstreckung der Inselgruppe, die gleichzeitig an der Grenze des Mittel- und Ostmediterrangebiets liegt. Dies führt zu pflanzengeografischen Überschneidungen. Die Basis der Datenbank reicht weit zurück: Bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts erkunden Wiener Botaniker die Pflanzenwelt Griechenlands. Ihre Belege finden sich bis heute im Herbarium der Universität Wien. Etat;In Zusammenarbeit mit der Designagentur Rosebud setzt Jullien das Leitmotiv des MQ "Kultur hat viele Gesichter" fort. Wien – Die Illustrationen des französischen Grafikers, Illustrators, Videokünstlers und Fotografen Jean Jullien stehen bei der neuen Werbekampagne des Museumsquartiers im Mittelpunkt. Jullien wurde weltweit bekannt, als er in der Nacht der Pariser Terroranschläge zum Pinsel griff, um seine Trauer auszudrücken – mit einem zum Eiffelturm umgestalteten Peace-Zeichen. In Zusammenarbeit mit der Designagentur Rosebud setzt Jullien das Leitmotiv des MQ Kultur hat viele Gesichter fort. Die neue Kampagne ist ab sofort im MQ sowie ab 28. April in ganz Wien zu sehen. (red, 18.4.2016) MQ/Konzept & Design: Rosebud, Illustrationen: Jean Jullien Web;Build 10525 bringt kleine Änderungen mit sich und Fehler. Microsoft hat im Rahmen seines Betatestprogramms Windows Insider eine neue Vorabversion von Windows 10 veröffentlicht. Build 10525 bringt eine kleine Änderung für die Farbeinstellung der Benutzeroberfläche sowie eine Neuerung beim Speichermanagement, wie in einem Blogeintrag angekündigt wurde. Nutzer können eine neue Farbeinstellungen für Startmenü, Action Center und Taskleiste wählen. So kann man einstellen, dass automatisch eine Akzentfarbe aus dem Hintergrund für diese Bereiche gewählt wird. Beim Management des RAM-Speichers wurde ein neues Konzept namens Compression Store umgesetzt. Dabei werden nicht benötigte Inhalte bei Auslastung des Arbeitsspeichers komprimiert. Microsoft hofft beim Insider-Programms sein Betriebssystem mithilfe des Feedbacks zahlreicher Betatester zu verbessern. Bei den Vorab-Builds kann es allerdings auch zu Fehlern kommen. So funktionieren in dieser Version etwa keine mobilen Hotspots. Auch gibt es ein Problem mit der Videowiedergabe und optionale Sprachpakete werden erst später zur Verfügung gestellt. Microsoft hat Windows 10 am 29. Juli veröffentlicht. Wirtschaft;Au-pairs sollen künftig Sozialbeiträge zahlen und benötigen eine Arbeitserlaubnis. Die Umsatzsteuer für Studentenheime droht zu steigen. Wien - Die Steuerreform wirft viele Fragen auf: Mit dem Ende der Begutachtungsfrist in der Nacht auf Samstag haben zahlreiche Stellungnahmen noch eine Reihe an Schwierigkeiten aufgezeigt. Neben den Klagen über die Lockerung des Bankgeheimnisses, über den Ausschluss von Mindestpensionisten von der Steuergutschrift, die Einschränkung von Absetzposten und die Umstellung der Grunderwerbsteuer auf den Verkehrswert gibt es mehrere Komplikationen an vermeintlichen Nebenfronten. So drohen beispielsweise Au-pair-Kräften Mehrbelastungen. Einen Aufschrei gibt es von Studentenheimbetreibern, die sich mit der Erhöhung der Mehrwertsteuer auf Nächtigungen konfrontiert sehen. Doch der Reihe nach. Bei Au-pairs werden Übernachtung und Verpflegung bei der Gastfamilie nicht als geldwerter Vorteil eingestuft, weshalb sie unter der Geringfügigkeitsgrenze bleiben und keine Sozialbeiträge zahlen. Ebenfalls nicht als Bezug gewertet wird die Teilnahme an Sprachkursen und an kulturellen Veranstaltungen. Das ändert sich mit der geplanten Steuerreform. Die Folgen werden als weitreichend eingestuft. Das Ministerium für Familie und Jugend hält in seiner Stellungnahme zum Begutachtungsentwurf fest, dass sich für Au-pairs künftig eine Tätigkeit in Österreich nicht mehr rentiert. Ergo: Aus familienpolitischer Sicht ist die Neuregelung abzulehnen, schlussfolgert das von Sophie Karmasin geführte Ressort. Die Arbeiterkammer ortet neben der Beitragspflicht eine weitere Bedrohung. Durch die geplante Gesetzesreform ändere sich auch der Status am Arbeitsmarkt: Künftig bräuchten Au-pairs aus Drittstaaten eine Beschäftigungsbewilligung, die ihnen nach derzeitiger Rechtslage nicht zustehe. Deshalb werden auch hier Korrekturen verlangt. Ebenfalls überraschend zum Handkuss zu kommen droht eine ganz andere Einrichtung: jene der Studenten- und Schülerheime. Sie würden von der Anhebung des Umsatzsteuersatzes für Beherbergungen von zehn auf 13 Prozent getroffen. Die gemeinnützigen Studierenden-Heimträger Österreichs haben bereits auf den Umstand hingewiesen und verwehren sich gegen diesen Plan, so es sich wirklich um die Intention des Gesetzgebers handle. Dass der Entwurf zu einer höheren Besteuerung der Studenten- und Schülerheime führen würde, bestätigt die Arbeiterkammer. Das Finanzministerium ließ am Freitag verlauten, dass mit einer Umsatzsteuerrichtlinie klargestellt werden soll, dass ein durchschnittliches Studentenheim nicht in den höheren Steuersatz fallen soll. Wissenschaft;1161 – Die Wiener Ruprechtskirche wird anlässlich der Turmerhöhung erstmals urkundlich erwähnt. Das Langhaus stammt aus dem 11. Jahrhundert. 1531 – Erzherzog Ferdinand, König von Ungarn und Böhmen, wird als Nachfolger von Kaiser Karl V. zum deutschen König gewählt. Als Stellvertreter seines in Spanien herrschenden Bruders soll er die Reichsgeschäfte führen. Die Wahl findet im katholischen Köln und nicht in Frankfurt am Main statt. 1876 – In Wien findet die Uraufführung der Operette Fatinitza von Franz von Suppe statt. 1896 – Der erste Christlichsoziale Arbeitertag in Wien verabschiedet ein politisches Programm, nach dem der Staat verpflichtet ist, durch Gesetzgebung und Verwaltung die ehrliche Arbeit zu schützen. Gleichzeitig wird die entschiedene Bekämpfung der Kinderarbeit gefordert. 1926 – Scheich Mohammed Amin el Husseini wird Großmufti von Jerusalem und Oberhaupt des Obersten Islamischen Rates in Palästina. Der Hitler-Verehrer und Bewunderer des deutschen Nationalsozialismus stellt sich an die Spitze des Kampfes der Araber gegen die britische Mandatsmacht und die jüdische Einwanderung. Er spielt eine entscheidende Rolle bei der Ausbreitung des modernen Antisemitismus im arabischen Raum. Vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs flüchtet er nach Europa und kollaboriert mit Nazi-Deutschland. 1931 – Hitler beruft Ernst Röhm zum Stabschef der SA (Sturmabteilung), der politischen Kampftruppe der NSDAP und Trägerin des Naziterrors in Deutschland. 1956 – Die US-Truppen in Deutschland installieren die ersten fernsteuerbaren Raketen vom Typ Nike. 1996 – Im Gazastreifen kommt der für zahlreiche Selbstmordattentate verantwortlich gemachte Sprengstoffexperte der radikalen palästinensischen Hamas-Bewegung, Yahya Ayash, bei einer Bombenexplosion ums Leben. 2001 – Ein US-Berufungsgericht genehmigt den Vergleich zwischen Bank Austria und Holocaust-Opfern und gewährt der österreichischen Bank damit Rechtssicherheit vor neuen Klagen. 2006 – Kärntens Landeshauptmann Jörg Haider startet eine rechtlich bedeutungslose Postkartenumfrage in den betroffenen Gemeinden, ob sie zweisprachige Ortstafeln möchten. 85 Prozent stimmen mit Nein. 2006 – Beim Einsturz einer Pilgerherberge kommen in Mekka wenige Tage vor Beginn der islamischen Pilgerfahrt 76 Menschen ums Leben. Das neunstöckige Gebäude im belebten Stadtzentrum der saudi-arabischen Pilgerstadt fällt nach einem Brand zusammen. Geburtstage: Giuseppe Galli da Bibiena, ital. Architekt (1696-1756) Konrad Adenauer, dt. Staatsmann (1876-1967) Alt-Großherzog Jean von Luxemburg, Prinz von Nassau u. von Bourbon-Parma (1921- ) Friedrich Dürrenmatt, schwz. Autor (1921-1990) Alfred Brendel, öst. Pianist (1931- ) Juan Goytisolo. span. Schriftsteller (1931- ) Robert Duvall, US-Schauspieler (1931- ) Diane Keaton, US-Schauspielerin (1946- ) Todestage: Mistinguette (eigtl. Jeanne-Marie Bourgeois), frz. Varietekünstlerin (1873-1956) Keizo Miura, jap. Ski-Pionier (1904-2006) Bruno Schmid, Direktor der Wiener Schulbrüder (1933-1996) (APA, 5.1.2016) Web;WindowBlinds passt die Oberfläche an und unterstützt nun auch Windows 10. Nutzer, die sich die bunte Teletubbie-Welt von Windows XP zurückwünschen, können die Oberfläche von Windows 10 nun entsprechend ändern. Stardock hat WindowBlinds 10 veröffentlicht. Das Programm bietet verschiedene Skins für das Betriebssystem. Mit der Software können Nutzer Windows 10 und früheren Versionen den Look anderer Betriebssysteme verpassen. Es stehen verschiedene Hintergrundbilder, Texturen und Farben zur Verfügung. Schriftarten lassen sich ändern, der Transparenzgrad von Fenstern kann angepasst werden. Mit SkinStudio können Nutzer auch eigene Skins designen. Ganz konsistent sind die Veränderungen allerdings nicht, wie Winfuture berichtet. Teilweise können nicht alle Elemente der Benutzeroberfläche angepasst werden. Teilweise werden Schaltflächen in Programmen nicht mehr angezeigt. Das soll etwa bei Google Chrome der Fall sein. Wer den Look seines Betriebssystems verändern will, muss zudem ein paar Euro dafür ausgeben. 30 Tage lässt sich WindowBlinds kostenlos ausprobieren. Regulär kostet die Software 9,99 US-Dollar. Panorama;Masken müssen beim Zutritt vorübergehend abgenommen werden. Venedig/Rom – Die Polizei von Venedig hat anlässlich des berühmten Karnevals verschärfte Sicherheitsvorkehrungen angeordnet. Bei den Zugängen zum Markusplatz werden Kontrollen durchgeführt. Verkleidete Personen müssen ihre Masken dafür abnehmen, können diese jedoch wieder aufsetzen, wenn sie den Platz betreten haben, berichteten italienische Medien am Samstag. Verstärkte Kontrollen werden auch am Bahnhof, sowie auf der Piazzale Roma durchgeführt, auf der sich die Bus- und Auto-Terminals befinden. Einige Gassen wurden aus Sicherheitsgründen zum Teil gesperrt. Zwei Task Forces von Polizisten in Zivil sind zur Vorbeugung von Attentaten sowie von kleineren Straftaten im Einsatz. Auch Scharfschützen und Spürhunde werden während der Karnevalsfeiern eingesetzt. Der Karneval begann vor einer Woche traditionell mit der Fahrt beleuchteter Boote auf den Kanälen der Stadt. Am Sonntag folgte dann ein bunter Umzug. Für die kommenden Tage sind Dutzende weitere Straßenkunst-Veranstaltungen mit Tanzshows, Konzerten, Ausstellungen, Musik, Filmen und weiteren Vorführungen geplant. Bevor dann auch am Canal Grande am Aschermittwoch alles vorbei ist, soll am Dienstag noch einmal ein großer Maskenumzug über den Markusplatz stattfinden. Hunderttausende Besucher aus aller Welt strömen jedes Jahr zum Karneval in die Lagunenstadt. Wissenschaft;Wichtige neue evolutionäre Errungenschaften führten bei Landwirbeltier-Gruppen nicht unmittelbar zur Artendiversität. Berlin/Lincoln – Aussterbeereignisse, nicht evolutionäre Neuerungen sind möglicherweise die Schlüsselfaktoren für die Dominanz von Wirbeltiergruppen an Land. Das berichten Forscher des Museums für Naturkunde Berlin und der britischen University of Lincoln in Scientific Reports. Das Konzept der adaptiven Radiation ist von zentraler Bedeutung in der modernen Evolutionsbiologie. Darunter versteht man die rasche Auffächerung einer wenig spezialisierten Art oder Gruppe in viele spezialisierte Spezies, die häufig zuvor ungenutzte ökologische Nischen besetzen und sich so besser gegen Konkurrenten durchsetzen können. Wenn das Auftreten einer evolutionären Neuheit zeitlich mit einer großen Zunahme des Artenreichtums zusammen fällt wird oftmals davon ausgegangen, dass die Innovation für dieses Muster verantwortlich ist. Die Forscher um Neil Brocklehurst untersuchten nun die adaptive Radiation in frühen Landwirbeltieren, die vor 315 bis 200 Millionen Jahren gelebt haben. In diesen Zeitraum fallen tiefgreifende Umweltveränderungen auf globaler Ebene: Etwa das dramatische Abschmelzen der südpolaren Eiskappe nach der permokarbonischen Vereisung, das Verschwinden der äquatorialen Regenwälder, ein erheblicher Temperaturanstieg und lange Trockenperioden sowie das größte Massenaussterbeereignis in der Erdgeschichte an der Perm-Trias-Grenze vor etwa 252 Millionen Jahren. Mithilfe statistischer Methoden erfassten die Wissenschafter, welche der damals lebenden Wirbeltiergruppen deutlich artenreicher waren als ihre nahen Verwandten, und machten sich auf die Suche nach Faktoren für dieses Diversitätsungleichgewicht. Die Ergebnisse legen nahe, dass zumeist große Unterschiede in der Artenvielfalt zwischen zwei nah verwandten Gruppen nicht daraus resultieren, dass sich mehr Arten in der größeren Gruppe entwickeln, sondern mehr Arten in der kleineren Gruppe aussterben. Dabei halten die Forscher fest, dass auch das Auftreten einer Schlüsselinnovation in den erfolgreichen Gruppen keine höhere Artenzahlen hervorruft, bis ein neues großes Aussterben stattfindet. Die Studie verweist auf das Beispiel der Dicynodontia innerhalb der Therapsiden, eine Gruppe von ausgestorbenen Pflanzenfressern, die eng mit den Säugetieren verwandt war. Vor etwa 270 Millionen Jahren entwickelten sie mit einem Hornschnabel und kleinen Stoßzähnen sowie Veränderungen des Unterkiefers eindeutig eine effektive, funktionale Anpassungen an die Pflanzennahrung. Allerdings haben Dicynodontia erst 10 Millionen Jahre später, während eines kleineren Aussterbeereignisses, ihre nahen Verwandten verdrängt und wurden daraufhin enorm artenreich. Ein ähnliches Evolutionsmuster ist in Sauropoden zu beobachten, die Gruppe mit den größten Landwirbeltieren aller Zeiten. Die größten Vertreter dieser Gruppe waren am Ende deutlich artenreicher als ihre nahen Verwandten, allerdings erst nach einem Massenaussterbeereignis am Ende der Trias, fast 30 Millionen Jahre nach ihrem ersten Erscheinen. Es scheint, dass diese Schlüsselinnovationen keine massive Zunahme der Artenzahlen hervorrufen, sondern eher als Puffer gegen Aussterben und in harten Zeiten fungieren, sagt Brocklehurst vom Museum für Naturkunde Berlin. Koautor Jörg Fröbisch (ebenfalls Museum für Naturkunde) ergänzt: Besonders überraschend ist, dass diese frühen Landwirbeltiere zum tatsächlichen Zeitpunkt der Evolution einer neuartigen Struktur oder Funktion keinen dramatischen Anstieg der Artenzahlen erlebten. Dieses Ergebnis stehe im Gegensatz zu traditionellen Annahmen der Evolutionsbiologie und würde zeigen dass die wissenschaftlichen Ansichten über die Relevanz von Schlüsselinnovationen sorgfältig überdacht werden sollten, so die Autoren. Panorama;Die Landesvorsitzenden der SPÖ halten nicht viel von den Vorschlägen ihres burgenländischen Parteikollegen. Linz – Der Ruf von Burgenlands Landeshauptmann Hans Niessl (SPÖ) nach einem Kurswechsel der SPÖ in der Asylpolitik stößt auf wenig Begeisterung bei seinen Parteikollegen. Wiens Bürgermeister Michael Häupl etwa sprach am Dienstag von relativ inhaltsleeren Zurufen, auch Oberösterreichs Landesparteichef Reinhold Entholzer hält absolut nichts von Niessls Forderung nach einer härteren Gangart. Bundeskanzler Werner Faymann machte seinen Parteikollegen auf bereits bestehende Initiativen in der Türkei und in Spielfeld aufmerksam. Niessl sprach sich in einem Interview mit der Kronen Zeitung für eine Trennung von Wirtschafts- und Kriegsflüchtlingen aus. Wir können doch nicht glauben, dass wir jedes Jahr 100.000 Flüchtlinge aufnehmen und in weiterer Folge die Integration zu 100 Prozent und ohne Probleme funktionieren wird, sagte er. Wiens Bürgermeister Häupl hält von einem Kurswechsel in der Asylpolitik der SPÖ wenig. Er sei ja grundsätzlich bereit, über alles zu diskutieren. Aber ich hätte gerne die Koordinaten dieses neuen Kurses gehört. Zurufe, die relativ inhaltsleer sind, helfen uns nicht weiter. Es wäre wichtig, dass alle Bundesländer einmal ihre mit dem Bund vereinbarte Unterbringungsquote erfüllten, forderte Häupl einmal mehr. Im Hinblick auf der von Niessl geforderten Differenzierung zwischen Wirtschafts- und Kriegsflüchtlingen hat Häupl allein schon bei der Machbarkeit Zweifel: Nachdem niemand auf seinem Stirnband Wirtschaftsflüchtling oder Kriegsflüchtling draufstehen hat, wird das schwierig sein. Eine Erstellung konkreter Staatenlisten hält der Wiener Bürgermeister ebenso für nicht zielführend. Von einem nötigen Kurswechsel will auch Kärntens SPÖ-Chef Peter Kaiser nicht sprechen, wohl aber hat er sich am Dienstag vor Journalisten für schnellere Asylverfahren und Abschiebungen von jenen, denen kein Asyl zusteht, ausgesprochen. Die Genfer Flüchtlingskonvention ist zu erfüllen. Für schnellere Asylverfahren brauche es mehr Personal, sagte Kaiser. Um Abschiebungen zu erleichtern, soll es eine EU-weite Liste mit sicheren Drittländern geben, mit denen man auch Rückführungsabkommen hat. Eine Unterscheidung zwischen Wirtschafts- und Kriegsflüchtlingen an der Grenze nach deren Pass hält Kaiser aber nicht für sinnvoll. Tatsächlich werde nämlich nach Pässen unterschieden und diese können gefälscht werden. Absolut gar nichts hält Oberösterreichs SPÖ-Landesparteichef Entholzer von den Forderungen Niessls. Ich kann mir nicht vorstellen, dass an der Grenze jemand zwischen einem politischen und einem Wirtschaftsflüchtling unterscheiden kann, sagte auch er. Die Lösung des Flüchtlingsproblems könne nur innerhalb Europas mit einer gerechten Verteilung gelöst werden. Entholzer wiederholte seine Forderung, den Geldhahn jenen Ländern zuzudrehen, die sich dagegen wehren. Wir sollten lieber einen Konfrontationskurs gegen die Verweigerer-Länder führen als gegen die Flüchtlinge. Auch Tirols SPÖ-Chef Ingo Mayr sprach sich klar gegen eine Änderung des aktuellen SP-Kurses aus: Die SPÖ steht für die Einhaltung der Menschenrechte und der Genfer Flüchtlingskonvention, sagte er. Ich richte daher den klaren Appell an die SPÖ-Führung, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen. Vorarlbergs SPÖ-Landesparteichef Michael Ritsch äußerte für Niessl zwar Verständnis und sagte: Nach den großen Durchzugströmen durch das Burgenland ist die Lage eine andere als in Vorarlberg. Die Vorgehensweise des burgenländischen Parteikollegen, dem Kanzler medial etwas auszurichten, bezeichnete er aber als schwierig. Die Ängste der Bevölkerung müssten ernst genommen werden, für konstruktive Vorschläge sei Faymann auch jederzeit zu haben. Eine Obergrenze bei der Aufnahme von Flüchtlingen oder ein Grenzzaun seien jedenfalls keine machbaren Lösungsansätze, sagte er. Es geht hier um Familien mit Kindern, die vor dem Krieg und dem Terror des Islamischen Staates flüchten. Sagt man dem 1001. dann, Du kannst leider nicht mehr rein?, fragte sich Ritsch und plädierte für Denken mit ein bisschen Herz. Ebenfalls keinen Grund für das Ändern des Parteikurses sieht der Salzburger SPÖ-Chef Walter Steidl. Für ihn wird aber ohnehin bereits zwischen Kriegsflüchtlingen und Menschen, die persönlich verfolgt werden, und Wirtschaftsflüchtlingen unterschieden – das ist ja nichts Neues. Da braucht man den Parteikurs nicht zu ändern. Das Problem sei, die Rückübernahme von Flüchtlingen in ihre Herkunftsländer durchzusetzen. Wissenschaft;Teilchenphysiker Josef Pradler, Krebsforscherin Anna Obenauf und Biochemiker Gustav Oberdorfer wurden in San Francisco geehrt. San Francisco – Drei in Nordamerika tätige österreichische Nachwuchsforscher wurden zum Abschluss des Austrian Research and Innovations Talks (Arit) in San Francisco mit den Ascina-Awards ausgezeichnet. Die Preise gingen an den Teilchenphysiker Josef Pradler, die Krebsforscherin Anna Obenauf und den Biochemiker Gustav Oberdorfer. Der Ascina-Award wird seit 2008 an junge Forscher für exzellente wissenschaftliche Publikationen vergeben, die an amerikanischen Forschungseinrichtungen entstanden sind. Die Auszeichnungen werden vom Wissenschaftsministerium und dem Verein Ascina (Austrian Scientists and Scholars in North America) nach Begutachtung durch eine Fachjury des Wissenschaftsfonds FWF vergeben. Barbara Weitgruber, Forschungs-Sektionschefin im Wissenschaftsressort, zeigte sich bei der Preisverleihung erfreut darüber, dass mit Pradler und Obenauf gleich zwei der Preisträger nach ihrem US-Aufenthalt wieder in Österreich tätig sind, das zeigt wie attraktiv österreichische Einrichtungen sind. Der mit 10.000 Euro dotierte Junior Principal Investigator-Award ging an den Physiker Josef Pradler. In seiner im Fachjournal Physical Review Letters veröffentlichten Arbeit präsentierte er ein neues Modell zur beschleunigten Expansion des Universums und lieferte damit gleichzeitig eine mögliche Erklärung für den Ursprung der Dunklen Energie. Durchgeführt hat Pradler die Arbeit noch an der Johns Hopkins University in Baltimore, mittlerweile arbeitet er am Institut für Hochenergiephysik der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in Wien. Einen der beiden mit je 7.500 Euro dotierten Ascina-Preise für Young Scientists erhält Anna Obenauf, die am Memorial Sloan Kettering Cancer Center in New York arbeitet und mit Dezember an das Institut für molekulare Pathologie (IMP) in Wien wechselt. In ihrer im Fachjournal Nature erschienenen Arbeit hat die Medizinerin Mechanismen beschrieben, wie Tumore bei grundsätzlich erfolgreichen zielgerichteten Krebstherapien Resistenzen entwickeln, und im Tierexperiment einen neuen Therapieansatz zur Reduktion der Metastasenbildung nachgewiesen. Der zweite Young Scientists-Award geht an Gustav Oberdorfer von der University of Washington in Seattle. Im Fachjournal Science hat er eine neue Methode zu Design und Herstellung von auch bei hohen Temperaturen stabilen Proteinen präsentiert. Dies könnte etwa im Medizinbereich zur Produktion von maßgeschneiderten Antikörpern oder in der Biotechnologie zum Design von Enzymen eingesetzt werden. Wissenschaft;Mit einem Gedankenspiel führen US-amerikanische Forscher vor Augen, dass auch in der Lebenswelt des Menschen Prozesse ablaufen können, die denen in der Natur gleichkommen. Iowa City / Wien – In der Biologie sind die Verhältnisse klar: Das weltanschaulich geprägte Konzept vom Intelligent Design ist mit den Wirkungsmechanismen der Evolution grundsätzlich unvereinbar. Ironischerweise lässt sich dafür die Evolutionstheorie auf Gebiete anwenden, in denen eindeutig Intelligenz und Design schöpferisch tätig werden. Wie man sich das vorzustellen hat, demonstrieren US-Forscher anhand einer Spezies, die sich erst vor einem halben Jahrtausend aus ihren unmittelbaren Vorläufern entwickelt und seitdem auf alle Kontinente ausgebreitet hat: Violina vulgaris, die Gemeine Geige – heimisch in jedem Orchestergraben weltweit. Im vergangenen Jahr haben sich zwei Studien unabhängig voneinander mit der Entwicklung der Geigenmorphologie befasst – etwa was die Form der sogenannten F-Löcher in der Decke oder die Länge des Geigenhalses betrifft. Diese Arbeiten implizierten, dass hier Prozesse analog zum evolutionären Ausleseverfahren in der Natur wirksam wurden. Es lag eine gemeinsame Grundform in – je nach Geigenbauerwerkstätte – zahlreichen kleinen Zufallsvariationen vor, aus denen sich schließlich die perfekte Geige herausschälte. Kurz gesagt also durch Versuch und Irrtum, nicht durch den Geniestreich eines Meistergeigenbauers mit ausgetüfteltem Konzept. Im Journal of Experimental Psychology reichen Forscher um Edward Wasserman von der University of Iowa nun auch das Selektionskriterium der Geigen-Evolution nach: Gemäß Thorndikes Gesetz der Auswirkung machten Geigenbauer einfach mit den Varianten weiter, auf die sie die positivsten Käuferreaktionen erhielten, verwarfen die übrigen und gaben das Erfolgsrezept weiter. Wasserman sieht das Gedankenspiel auch auf andere menschliche Erfindungen übertragbar und betont, dass es eine andere Perspektive eröffne: Die künstliche Welt unterscheide sich letztlich gar nicht so sehr von der sie umgebenden natürlichen. Web;Verkupplung über Frage-Antwort-Spiele soll Oberflächlichkeiten überwinden. Moderiert von Größen des deutschprachigen Entertainments und Talks – etwa Rudi Carrell, Rainhard Fendrich oder Jörg Pilawa – war Herzblatt 18 Jahre lang ein Fixbestandteil im deutschen und österreichischen Fernsehen. Am 23. Oktober 2005 flimmerte schließlich die bis dato letzte Folge des Verkupplungs-Formats über die Bildschirme. In der Show wählte jeweils eine Kandidatin oder ein Kandidat aus drei Interessenten. Blickdicht abgeschottet durch eine Trennwand wurden diesen mehrere Fragen gestellt, ehe sich eine Person durchsetzte und man eine gemeinsame romantische Reise antrag. Die Dating-App Candidate, entwickelt in Niederösterreich, belebt dieses Prinzip nun auf Smartphones mit Android und iOS neu. Nach der Registrierung können User selber Kataloge aus drei Fragen erstellen oder aus vorgefertigten, teils sehr pikaten Fragemöglichkeiten automatisch erzeugen lassen. Sobald drei bis fünf User des gewünschten Geschlechts diese beantwortet haben, werden die Antworten pro Frage nach Gefallen gereiht. Anhand des Rankings werden die beiden besten Bewerber in eine Finalrunde mit zwei weiteren Fragen gesteckt, ehe sich der Quizersteller für einen Mitspieler entscheidet und mit ihm oder ihr per Chat in Verbindung gesetzt wird. Dabei verzichtet Candidate absichtlich darauf, den Teilnehmern vor Abschluss des Quizzes Fotos der anderen Personen zu zeigen. Damit will man, so erklärt ein Vorstellungsvideo, Oberflächlichkeiten möglichst vermeiden und sich so von anderen Dating-Apps wie Tinder abheben. Sichtbar ist für interessierte Quizteilnehmer zuvor jeweils nur der Vorname, der Wohnort, das Alter und – sofern eingegeben – eine Selbstbeschreibung des Erstellers. Dieser wiederum erhält über die Spieler vor seiner Entscheidung keinerlei Informationen. Der Anfang Oktober gestartete Service befindet sich aktuell noch in einer frühen Phase. Derzeit ist zur Teilnahme lediglich die Installation der App notwendig. Eine Verifizierung der E-Mail-Adresse, die anderen Spielern in Form eines Icons angezeigt wird, ist optional. Marketingchef Markus Mellmann verrät im Gespräch mit dem WebStandard die nächsten Schritte. Im Laufe der nächsten Woche soll eine erste Filterfunktion verfügbar werden, die es ermöglicht, Spiele und Teilnehmer nach Sprache einzugrenzen. Spätestens Anfang Dezember, so der Plan, wird auch die Festlegung des gewünschten Alters sowie der Entfernung möglich sein – etwa um nur Kontaktsuchende aus der Umgebung zuzulassen. Weiters soll Candidate neben Deutsch und Englisch bald auch in sechs weiteren Sprachen an den Start gehen. Dazu ist auch eine Login-Möglichkeit über Facebook geplant. Die App soll allerdings auch weiterhin ohne Mitgliedschat im weltgrößten Social Network zugänglich bleiben. In seinen Grundfunktionen, wie sie aktuell bereits existieren, soll Candidate stets kostenlos bleiben. Monetarisiert werden soll die App langfristig durch Premium-Features wie etwa zusätzliche Spielmodi. Laut Mellmann konnte man feststellen, dass Nutzer, die nach einem Fragespiel miteinander im Chat landen, viel aktiver miteinander kommunizieren, als bei anderen Dating-Diensten. Großartig sei auch das Feedback, das die Teilnehmer direkt an die Entwickler liefern. Momentan gibt es rund 3.000 angemeldete Nutzer. Täglich kommen 75 bis 100 neue Anmeldungen hinzu – Tendenz steigend. Kultur;Dexter Fletcher erzählt die Geschichte des britischen Skispringers, der es dadurch zu Berühmtheit brachte, stets nur dabei gewesen zu sein. Es geht im Leben um den entscheidenden Moment. Wenn man bereits als kleiner Bub einen Traum hat und diesen bis ins Erwachsenenalter nicht aufgibt, braucht es aber nicht nur Hartnäckigkeit, sondern auch Schmerzbereitschaft. So wie Michael Eddie Edwards (Taron Egerton), besser bekannt als Eddie the Eagle, jener legendäre britische Skispringer, der es dadurch zu Berühmtheit brachte, stets nur dabei gewesen zu sein. Letzter? Na und! In seinem Biopic erzählt Dexter Fletcher die Geschichte des einsamen Adlers zwar als die eines schrägen Vogels, zugleich aber auch als liebevolle Hommage an einen sympathischen Menschenfreund. Und beweist mit seinem Humor dasselbe Timing wie ein Springer beim Absprung. Hugh Jackman gibt den versoffenen Trainer mit Vergangenheit, und Christopher Walken brilliert wie immer selbst in einer Nebenrolle. Wissenschaft;US-Forscher führte ein Experiment durch, um die Empathiefähigkeit der kleinen Papageien zu testen. Albany - Wenn Gähnen ansteckend wirkt, wird die als Anzeichen für Empathie gewertet. Den Effekt kennt man nicht nur vom Menschen (auf besonders Empfindliche oder vielleicht Empathische wirkt sogar schon die bloße Vorstellung eines gähnenden Gesichts oder das Wort Gähnen an sich), sondern beispielsweise auch von Schimpansen oder Hunden. Und Hunde brauchen dafür nicht einmal einen Artgenossen - sie lassen sich auch von gähnenden Menschen anstecken, so sehr sind sie auf uns geprägt. All das sind aber Vertreter der Säugetiere. Bei anderen Wirbeltiergruppen scheint die Empathie weniger stark ausgeprägt zu sein. Schildkröten beispielsweise bleiben gähnenden Artgenossen gegenüber immun, wie der österreichische Forscher Ludwig Huber in Versuchsreihen herausfand und dafür einen Ignobelpreis erhielt. Aber auch bei Vögeln fand man bisher keinen eindeutigen Beleg - und das, obwohl einige Vertreter der Papageien und Rabenvögel zu den intelligentesten Tieren überhaupt zählen. Eine kleiner, als Haustier sehr beliebter Papagei soll dazu aber doch in der Lage sein: der Wellensittich (Melopsittacus undulatus). Das berichten Forscher um Andrew Gallup von der State University des US-Staates New York im Fachmagazin Animal Cognition. Die ursprünglich aus Australien stammenden Wellensittiche sind äußerst soziale Tiere. In freier Wildbahn bleiben Pärchen ein Leben lang zusammen und schließen sich mit anderen zu koordinierten Schwärmen zusammen. Das Phänomen des ansteckenden Gähnens im Schwarm war bei ihnen bereits beobachtet worden. Nun hat Gallup dies in einem kontrollierten, wenn auch kleinen Versuch überprüft. Er setzte 16 Wellensittiche jeweils paarweise in benachbarte Käfige, die durch einen Sichtschutz getrennt werden konnten. Außerdem zeigte er ihnen Videos von gähnenden oder nichtgähnenden Artgenossen. Es ist bekannt, dass Wellensittiche automatisch auf Videos gezeigte Verhaltensweisen imitieren. Tatsächlich gähnten die Vögel innerhalb einer Zeitspanne von fünf Minuten dreimal häufiger, wenn sie einander sehen konnten, als wenn die Sicht blockiert war. Bei den Videoclips von gähnenden Artgenossen war das Gähnen doppelt so häufig. Auch in diesem Fall werten die Forscher das Verhalten als eine einfache Form des Ausdrucks von Empathie. Sport;Danny Simpson verpasst nach Gerichtsurteil einen Großteil von Leicesters Titelfeierlichkeiten. Manchester – In der letzten Runde der englischen Fußball-Meisterschaft kommt es am Sonntag (ab 16.00 Uhr) zu einem Fernduell der beiden Clubs aus Manchester um Platz vier, der zur Teilnahme an der Champions-League-Qualifikation berechtigt. City liegt derzeit zwei Punkte vor United, das vor einem Pflicht-Heimsieg gegen den Tabellen-16. Bournemouth steht. Die Citizens gastieren beim Elften in Swansea. Sollte das Abschiedsspiel von City-Trainer Manuel Pellegrini, der durch Noch-Bayern-Coach Pep Guardiola ersetzt wird, gewonnen werden, dann bestünde sogar noch die Chance auf Platz drei und einen Fixplatz in der Champions-League-Gruppenphase. Dafür müsste aber Arsenal sein Heimspiel gegen das abgeschlagene Schlusslicht Aston Villa, das bisher lediglich auf drei Siege in 37 Premier-League-Runden kam, verlieren. Tottenham genügt mit ÖFB-Legionär Kevin Wimmer bereits ein Punkt beim Absteiger Newcastle United, um den Vizemeistertitel gegen Arsenal abzusichern. Marko Arnautovic empfängt mit Stoke City den Tabellensechsten West Ham United, der noch Chancen auf die Europa-League-Teilnahme hat. Sebastian Prödl spielt mit Watford ebenfalls zu Hause gegen den Tabellen-17. Sunderland. Meister Leicester City gastiert zum Abschluss beim Ex-Champion Chelsea, der die Saison bestenfalls auf Platz neun abschließen kann. Für ÖFB-Teamkapitän Christian Fuchs und seine Leicester-Kollegen steht dann am Montag die große Meisterfeier auf dem Programm, die Danny Simpson laut britischen Medienberichten nach einem Gerichtsurteil vom Donnerstag nicht bis zum Ende miterleben darf. Der 29-jährige Rechtsverteidiger wurde im Vorjahr wegen eines tätlichen Angriffs im Dezember 2014 auf seine damalige Freundin zu 300 Stunden Sozialarbeit verurteilt, die er allerdings nur zur Hälfte abgeleistet haben soll. Deshalb wurde Simpson nun zu einer nächtlichen Ausgangssperre verurteilt. In den kommenden drei Wochen muss er von 22 Uhr abends bis 6 Uhr früh eine Fußfessel tragen. Damit kann er auch beim Trip der Mannschaft nach Thailand in der kommenden Woche nicht dabei sein. Bei einem Verstoß droht Simpson eine härtere Strafe. Wissenschaft;Die angeblich von Flugzeugen in der Atmosphäre verteilten Chemtrails zählen zu den beliebtesten Verschwörungstheorien.. Chemtrails haben sich in den letzten Jahren zu einer der beliebtesten und populärsten Verschwörungstheorien entwickelt. Unser Himmel würde vergiftet, so die Chemtrail-Fans: Überall auf der Welt würden Flugzeuge verschiedenste Giftstoffe in der Atmosphäre ausbringen. Darüber, warum das passiert und vor allem, wer dafür verantwortlich ist, sind sich allerdings auch die Anhänger der Verschwörungstheorie nicht ganz einig. Aber genau das macht die Sache mit den Chemtrails ja so populär. Jeder kann sich seinen Lieblingsfeind als Verursacher vorstellen. Umweltschützer beschweren sich über den chemischen Eingriff in die Luft. Friedensaktivisten sehen die angebliche Manipulation der Atmosphäre als Teil eines globalen und geheimen Wetterkrieges zwischen den Großmächten der Welt. Linke Antiamerikanisten haben die USA als Macht hinter den Chemtrails identifiziert, die damit das Weltklima verändern, die Menschen mit Krankheiten infizieren oder gar heimlich impfen wollen. Rechte Antisemiten wärmen ihre uralten Thesen einer geheimen jüdischen Weltregierung wieder auf, die nun eben mittels Chemtrails in das Schicksal der Menschen eingreift, und mit der Ausbringung von Giftstoffen die Bevölkerung reduzieren oder aber zumindest ihr Bewusstsein manipulieren will. Auf den einschlägigen Internetseiten, wie beispielsweise der deutschen Bürgerinitiative Sauberer Himmel, findet man eine lange Liste von angeblich an der Verschwörung beteiligten Organisationen, die von Geheimdiensten, Banken und Bilderbergen bis hin zu UNO, NATO und NASA reicht. Bei der Organisation Sauberer Himmel über Österreich bleibt man dagegen vage und spricht nur von den Feinden der Menschheit, die einen Krieg gegen die Mehrheit der irdischen Bevölkerung führt. Unabhängig von Zweck oder Urhebern der Chemtrails sind sich die Verschwörungstheoretiker aber auf jeden Fall bei einer Sache einig: Man muss nur zum Himmel sehen um die Wahrheit zu erkennen! Die weißen Streifen, die hinter vielen dort fliegenden Flugzeugen erscheinen, können auf keinen Fall natürlich sein. Sie würden sich ganz anders verhalten als die normalen Kondensstreifen. Und vor allem: Früher gab es so etwas nicht! Das weiß man zum Beispiel beim Weather Modification Journal im Internet: In meiner Kindheit war dieser dunkelblaue Himmel noch ganz normal, besonders an warmen Sommertagen. Der Himmel war blau und Wolken hatten grundsätzlich rundliche Formen. Heute sind sie eben auch viereckig und rechteckig. Sie fangen an, wo gesprüht wird, so entstehen die geraden Linien der Kunst-Wolken. Diese künstliche graue tiefhängende Chemiedecke, die den ganzen Himmel zuzieht, gibt es erst seit wenigen Jahren (seit 2012). Und seit circa einem Jahr etwa haben wir diesen ewigen Hochnebel, der sich erst zu Mittag auflöst, welcher ebenfalls künstlich erzeugt ist. Das sind meines Erachtens militärische Experimente zur Abwehr modernster Waffentechnologien. Es sind aber nicht nur irgendwelche Leute in obskuren Ecken des Internets, die sich Sorgen über eine geheime Manipulation unseres Himmels machen. Der FPÖ-Politiker Norbert Hofer, heute immerhin Dritter Nationalratspräsident, ist in einer parlamentarischen Anfrage vom 6. September 2013 ebenfalls der Meinung, die Wolken am Himmel wären nicht normal, und hat dafür sogar eine (vorgeblich) wissenschaftliche Begründung parat: Die in der Umgangssprache als Chemtrails bezeichneten künstlichen Schlieren am Himmel, die an Sprühtagen deutlich zu beobachten und von den normalen Kondensstreifen ganz klar zu unterscheiden sind, bestehen hauptsächlich aus einem Gemisch von Aluminiumpulver und dem wassersuchenden Bariumsalz. Zusammen bilden sie ein elektrisches Feld. Ein Polymer-Gemisch dient als Trägersubstanz und gewährleistet die Bindung des Bariums und Aluminiumpulvers in der Luft. (...) Nach den Sprühtagen sinkt in der Regel die Temperatur und der Himmel bleibt für einige Tage ungewöhnlich trübe. In dieser Zeit bleibt es meistens regenfrei. Vielleicht wäre es gut gewesen, sich hier zuerst mit echten Wissenschaftern zu beraten, die Herrn Hofer dann erklären hätten können, dass man kein elektrisches Feld erzeugen kann, indem man irgendwelche elektrisch neutralen Substanzen in den Himmel sprüht. Man hätte auch einfach mal die Meteorologen fragen können. Die hätten Herrn Hofer dann vielleicht die Grundlagen der Wolkenbildung nahegebracht, und ihm dargelegt, dass die hinter den Flugzeugen entstehen Schlieren sich genauso verhalten, wie Wolken das eben tun, und sich je nach Wetterlage schnell auflösen, oder eben auch lange bestehen bleiben. Dass der Himmel heute nicht mehr oder weniger blau als früher ist, und, dass zwar das Ausmaß des Flugverkehrs zugenommen hat, Kondensstreifen aber immer noch Kondensstreifen und damit ganz normale Wolken sind. Aber wissenschaftliche Fakten und rationale Erklärungen helfen bei Verschwörungstheorien meist nicht viel. Die Diskussion wird emotional geführt und endet oft aggressiv. Der deutsche Wetterexperte Jörg Kachelmann lieferte sich beispielsweise einen längeren Rechtsstreit mit den Chemtrailanhängern, da er sie in einem Interview als Neonazis und Verrückte bezeichnete, was ihm ein Gericht dann aber unter Verweis auf die Meinungsfreiheit schließlich erlaubte. Zumindest in Deutschland hat Kachelmann damit wohl nicht ganz Unrecht: Hier ist es die rechtsextreme NPD, die das Thema immer wieder in den Landesparlamenten behandelt sehen will, in denen sie vertreten ist. Unter anderem, so der mittlerweile verstorbene NPD-Abgeordnete Winfried Petzold, weil dadurch die nationale Souveränität Deutschlands bedroht werde. Der große Erfolg der Chemtrail-Verschwörung ist wohl der geschickten Vermischung von Alltag und Bedrohung zu verdanken. Etwas so normales wie das Wetter wird zur Grundlage einer großen Gefahr für jeden Einzelnen erhoben. Dazu kommt die Ausnutzung des allgemeinen Unbehagens der Menschen gegen die da oben, das sich dank der Vagheit bezüglich der Urheber der Verschwörung wunderbar gegen den jeweiligen Lieblingsfeind richten lässt. Dank der Chemtrails kann man die Verantwortung für so gut wie jedes Problem auf so gut wie jeden abwälzen. Das kann am Ende dann auch so richtig obskur werden (bzw. noch obskurer als es die ganze Sache sowieso schon ist). Bei Recherchen zum Thema bin ich auf erstaunlich viele Kommentare und Videos gestoßen, die sich mit einer Verbindung zwischen Chemtrails und Rauchverboten beschäftigen. Denn, so die Vertreter dieser ganz speziellen Verschwörungstheorie, Rauchen ist in Wahrheit gar nicht gesundheitsschädlich. Das Nikotin würde einen Schutzfilm über der Lunge bilden, die sie unter anderem vor den mittels Chemtrails ausgebrachten Giftstoffen schützt. Dass Regierungen überall auf der Welt Rauchverbote erlassen und sich bemühen, möglichst viele Menschen zu Nichtrauchern zu machen, sei nur eine weitere Folge der großen globalen Verschwörung. Erst wenn wirklich alle das Rauchen aufgegeben haben, könnten die Chemtrails ihre volle Wirkung entfalten. Raucher sind in diesem Weltbild also regelrechte Widerstandskämpfer gegen die geheime Weltregierung, die unsere Gesundheit aus düsteren Motiven beeinflussen möchte. Und irgendwie scheinen auch die elektronischen Zigaretten in der ganzen Sache mit drin zu stecken. Ob die nun allerdings ebenfalls vor bösen Chemtrailgiften schützen oder aber ein weiteres perfides Experiment der Anti-Raucher/Chemtrail-Verschwörung sind, in dem die Menschen die Rolle der Flugzeuge einnehmen und nun selbst giftige Chemiewolken in die Luft pusten: Darüber ist man sich noch nicht ganz einig. Es ist auf jeden Fall alles sehr verwirrend. Aber vielleicht war ich in letzter Zeit auch einfach nur zu oft an der frischen Luft und SIE haben mittlerweile auch mein Bewusstsein erfolgreich beeinflusst... Wissenschaft;Eis? Salzminerale? Fotos aus 4.400 Kilometern Höhe zeigen, dass sich der hellste Fleck aus mehreren kleinen zusammensetzt. Göttingen/Washington – Die Nasa-Raumsonde Dawn hat ihre bisher niedrigste Umlaufbahn um Ceres erreicht – doch das Rätsel um die hellen Flecken auf dem Zwergplaneten ist immer noch nicht restlos gelöst. In nur noch 4.400 Kilometern Höhe über Ceres geriet jetzt erstmals seit Wochen wieder der hellste Fleck auf der Nordhalbkugel ins Gesichtsfeld der Dawn-Kamera. Wie das Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (MPS) mitteilte, zeigt sich auf dem Bild der deutschen Kamera an Bord von Dawn deutlicher als zuvor, dass sich der Fleck aus mehreren Flecken verschiedener Größe zusammensetzt. Unklar ist aber weiter, ob gefrorenes Wasser oder Salzminerale das Phänomen verursachen. Sicherlich handelt es sich um eine der außergewöhnlichsten Strukturen in unserem Sonnensystem, sagte MPS-Forscher Andreas Nathues, der das Kamerateam leitet. Die Aufnahme entstand mit weiteren Bildern der Ceres-Oberfläche am 6. Juni und weist eine Auflösung von 400 Metern pro Pixel auf. Dawn hatte die mysteriösen hellen Flecken bereits im Winter beim Anflug auf Ceres fotografiert. Die Nasa-Raumsonde war Anfang März nach mehr als siebenhalbjähriger Reise in eine Umlaufbahn um den eisigen Zwergplaneten eingeschwenkt und näherte sich seither nach und nach weiter dessen Oberfläche. Ceres ist der größte Himmelskörper im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter. Der Zwergplanet ist bereits die zweite Station der 2007 gestarteten Mission Dawn. Im Juli 2011 hatte die Sonde den großen Asteroiden Vesta erreicht, den sie bis September 2012 umkreiste. Der Besuch bei Ceres ist für die Wissenschafter besonders spannend, weil sie unter der Kruste einen Ozean vermuten. International;Menschenrechtler sehen ausreichend Beweise für Verfahren. Washington – Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) hat am Dienstag die Anklage des früheren US-Präsidenten George W. Bush und zahlreicher Mitglieder seiner Regierung wegen der Folter von Terrorverdächtigen gefordert. In einem Bericht beklagt HRW, dass die Verantwortlichen für den Umgang des US-Geheimdienstes CIA mit mutmaßlichen Terroristen nach den Anschlägen vom 11. September 2001 nicht zur Rechenschaft gezogen würden. Dabei gebe es ausreichend Beweise, um Strafverfahren einzuleiten. Gegen US-Vertreter, die das CIA-Programm entwickelt, autorisiert und umgesetzt haben, sollte wegen Verschwörung zur Folter und anderer Verbrechen ermittelt werden, heißt es in dem 153-seitigen Bericht. Neben Bush nennt HRW unter anderem den damaligen Vizepräsidenten Dick Cheney, Ex-Justizminister John Ashcroft und den früheren CIA-Direktor George Tenet. Auch die Psychologen James Mitchell und Bruce Jessen, die hinter den erweiterten Verhörmethoden stehen, müssten sich für ihre Taten verantworten. Im Dezember 2014 hatte der Senat in Washington die Ergebnisse einer langjährigen Untersuchung der CIA-Verhöre im sogenannten Kampf gegen den Terrorismus veröffentlicht. Die Öffentlichkeit bekam erstmals einen detaillierten Einblick, wie unter der Bush-Regierung ein weltweites System von Geheimgefängnissen aufgebaut wurde, in denen mutmaßliche Anhänger des Terrornetzwerks Al-Kaida in einem praktisch rechtsfreien Raum festgehalten und brutal befragt wurden. Unter anderem setzten CIA-Agenten den Angaben zufolge das sogenannte Waterboarding ein, bei dem das Ertrinken simuliert wird. Mit Schlafentzug seien Gefangene bis zu 180 Stunden wach gehalten worden. Dabei hätten sie stehen oder schmerzvolle Körperhaltungen einnehmen müssen, bisweilen mit über dem Kopf gefesselten Händen. Ein Häftling sei halb nackt auf einem Betonboden angekettet gewesen und später an Unterkühlung gestorben. Ein Jahr sei seit dem Folterbericht des Senats vergangen und die Regierung von Präsident Barack Obama habe keine Strafverfahren eingeleitet, kritisierte HRW-Chef Kenneth Roth. Die Taten seien nicht verjährt und könnten noch immer verfolgt werden. Ohne strafrechtliche Ermittlungen, die Folter als Option der Politik streichen würden, wird Obamas Erbe für immer vergiftet sein. Wirtschaft;Für sieben Märkte wurde kein neuer Eigentümer gefunden – Obi übernimmt 68 Märkte, Hagebau sicherte sich sechs Märkte, Hornbach einen. Wien/Klosterneuburg – Bei der Baumarktkette Baumax werden die Lichter am Freitag endgültig abgedreht. Die meisten Märkte machen unter dem neuen Eigentümer Obi wieder auf, doch für sieben Filialen fand Baumax keinen Abnehmer. Den rund 300 Beschäftigten in diesen Märkten droht ebenso der Jobverlust wie den etwa 300 Arbeitnehmern in der Zentrale in Klosterneuburg sowie jenen rund 100 im Logistikzentrum. Wie viele Beschäftigte tatsächlich ihren Arbeitsplatz verlieren, wollte man der APA weder bei Baumax noch beim Arbeitsmarktservice (AMS) sagen. Viele seien von den neuen Eigentümern übernommen worden, sagte Baumax-Sprecherin Monika Voglgruber. Es liefen jedenfalls noch Verhandlungen mit Gewerkschaft und Arbeiterkammer. Den Großteil der Baumax-Märkte sicherte sich die deutsche Heimwerkerkette Obi. Der vormalige Konkurrent übernimmt 48 der 65 Märkte in Österreich, alle 14 Standorte in der Slowakei, beide Standorte in Slowenien und vier ausgewählte Märkte von 24 in Tschechien. Hagebau sicherte sich sechs Märkte, Hornbach einen. 18 Standorte in Tschechien übernimmt der polnische Händler Merkury Market. Keine Abnehmer auch in Wien Keine neuen Abnehmer fand Baumax für drei Märkte in Wien, einen in Baden, einen in Kufstein sowie die Outletmärkte in Leoben und St. Pölten Süd. Im ehemaligen Baumax-Markt in Leoben sollen im November rund 450 Asylwerber untergebracht werden. In den vergangenen Wochen haben Schnäppchenjäger die Baumax-Märkte gestürmt. Ob Armaturen, Duschköpfe und Lampen, viele Heimwerker deckten sich mit Ersatz ein. Auch um die Arbeitsbekleidung der Mitarbeiter rissen sich die Kunden. Unser Chef hat eigentlich uns Mitarbeitern alte Jacken und Pullover zum Mitnehmen hingelegt, als ein Kunde nach dem Preis fragte, haben wir auch diese verkauft, schilderte ein Baumax-Verkäufer der APA. Der Komplettabverkauf des Baumax-Sortiments ist ein Wunsch des neuen Eigentümers. Obi, so heißt es, wolle leere Märkte. Ohne Risiko ist der Schlussverkauf aber nicht. In der Branche wird befürchtet, dass der Absatz durch günstige Preise künstlich in die Höhe getrieben wurde und die Konsumenten sich teilweise für die nächsten Jahre eingedeckt haben. Abgewickelt wurde der Abverkauf vom US-Dienstleister Gordon Brothers, der auch schon die Praktiker-Märkte nach der Pleite der deutschen Heimwerkerkette leerräumte. Alles, was übrig bleibt, geht an spezialisierte Firmen. So hat etwa der oberösterreichische Betriebsverwerter Lehner die komplette Betriebsausstattung von zehn Märkten übernommen. Dazu zählen unter anderem 60 Hubstapler und Hebebühnen, 13.000 Laufmeter Regale, 3.000 Einkaufswagen, Holzbearbeitungsmaschinen und Büroeinrichtung. Insgesamt sollen laut Lehner bis Ende November 150.000 Quadratmeter Fläche geräumt und verwertet werden – was 280 Sattelschlepper voll Material entspreche. Web;Kritiker fordern vom sozialen Netzwerk, stärker gegen Hasspostings durchzugreifen. Seit Monaten dominiert das Thema Flüchtlinge die europäische Berichterstattung. Auch in Foren und Kommentarbereichen wird eifrig darüber diskutiert, wie der Krise in und um Syrien beizukommen ist und wie die Union mit dem zunehmenden Strom an Vertriebenen umgehen soll. Neben sachlichen Auseinandersetzungen wird die Debatte dabei von Anfang an auch von hetzerischen Kommentaren begleitet. Nicht selten posten Menschen unter ihrem Klarnamen hasserfüllte und diffamierende Texte, Forderungen und Drohungen. Doch Konsequenzen gibt es selten. Gleichzeitig mehrt sich auch Kritik an Facebook, das in den Augen vieler zu lax mit derartigen Inhalten umgeht. Doch der Umgang mit Hasspostings gestaltet sich rechtlich nicht ganz leicht. Hinsichtlich der Frage der Verantwortung und Verfolgung gelten komplexe Regelungen, wie der ORF berichtet. Wird etwa ein verhetzendes Posting auf einer Facebook-Seite geschrieben, trifft den Inhaber der Seite erst einmal keine Verantwortung, erklärt Strafrechtskenner Herbert Fuchs von der Universität Wien. Der Betreiber haftet für eine Nichtentfernung erst, wenn er nachweislich von der Existenz des Eintrags wusste. Folglich muss er von einem Nutzer in Kenntnis gesetzt werden. Das Posting selbst kann in vielen Fällen wiederum erst geahndet werden, wenn es einer breiten Öffentlichkeit zugänglich ist. Zunehmend wird auch von Facebook gefordert, schneller und schärfer einzugreifen. Auch hier wird das gleiche Prinzip angewandt. Erst wenn ein User einen Kommentar meldet. Gilt Facebook als informiert. Das Bearbeitungsprozedere des sozialen Netzwerks geht jedoch über mehrere Stellen. Diskriminierung und Rassismus sind laut offizieller Facebook-Richtlinien Tabu. Einträge, die andere wegen ihrer Hautfarbe, Herkunft, Religion oder Ethnie angreifen, sind verboten – bekräftigt das Unternehmen auch selbst. In der Praxis scheint dies allerdings oft nicht zu funktionieren. Ein Grund dafür könnte sein, dass die gemeldeten Kommentare nicht von Mitarbeitern in Deutschland oder Österreich gesichtet werden, sondern im Ausland. Max Schrems, der mit Facebook bezüglich Datenschutzthemen im rechtlichen Dauerstreit liegt, ortet einen Teil der Problematik auch darin, dass sich Facebook vor allem am US-Recht orientiere. Vieles, was in Österreich geahndet würde – darunter auch Wiederbetätigung – fällt in den USA unter die Kategorie Meinungsfreiheit. Im Gegensatz dazu verschwinden Bilder, die offenbar oder tatsächlich nackte Tatsachen enthalten, ausgesprochen schnell. Laut Facebook hat dies jedoch nicht mit Rechtssprechung zu tun, sondern damit, dass für Mitarbeiter die Einstufung solcher Fotos leichter ist, als sprachliche Verstöße. Facebook ortet hier selbst Nachholbedarf. Mittlerweile fordern unter anderem der deutsche und der österreichische Justizminister deutlichere Maßnahmen von Facebook. Eine vorgebrachte Idee ist etwa eine freiwillige Selbstkontrolle, um langwierige Gerichtsverfahren zu vermeiden. Dies wiederum könnte jedoch die Verfolgung strafrechtlich relevanter Einträge erschweren. Wissenschaft;Die letzten Monate waren die heißesten seit Beginn der Aufzeichnungen – und die Serie setzt sich offenbar fort. New York – In den vergangenen Monaten wurden nach den Daten der US-Klimabehörde NOAA gleich mehrere Rekorde gebrochen, Schuld daran war unter anderem auch das Klimaphänomen El Niño: Der letzte Februar war nicht nur der heißeste seit Beginn der Aufzeichnungen Ende des 19. Jahrhunderts, er war auch der Monat mit der höchsten je gemessenen Steigerung gegenüber der langjährigen Durchschnittstemperatur. Außerdem übertraf die Temperaturerhöhung der Monate Dezember bis Februar jene jeder anderen Drei-Monats-Periode bei weitem. Und zu guter Letzt war der Februar der zehnte Monat in Folge, der den jeweiligen Temperaturrekord geknackt hat. Der Februar 2016 übertraf demnach den gleichen Monat des Vorjahres, der der bisherige Februar-Rekordhalter war, um 0,33 Grad. Außerdem brach der Februar 2016 auch den gerade erst vom Dezember 2015 aufgestellten Rekord als wärmster Monat aller Zeiten, indem er dessen Durchschnittstemperatur um 0,09 Grad übertraf. Für 2015 hatten die Wissenschafter der NOAA das mit Abstand heißeste Jahr seit Beginn der Messungen verzeichnet. Wie die Umweltschutzorganisation Global 2000 mitteilte, wurde im Februar auch erstmals eine Temperatur erreicht, die 1,6 Grad über dem vorindustriellen Niveau liegt. Womit das Klimaziel von Paris, die globale Erwärmung auf unter 1,5 Grad einzugrenzen, erstmals kurzfristig überschritten worden ist. Daher wurde erneut ein ambitionierterer Ausstieg aus fossiler Energie eingefordert. Der renommierte Klimaforscher Stefan Rahmstorf vom Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung spricht laut der NGO von der größten Klimaanomalie seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Sie wurde aus der Kombination des stark ausgeprägten El Nino-Phänomens und der globalen Erwärmung ausgelöst. Während El Nino wieder schwächer wird, bleibt die hohe CO2-Konzentration in der Atmosphäre ein Problem: Erst vergangenes Jahr stieg die CO2-Konzentration auf über 400 ppm (Parts per Million), der höchste Wert seit etwa einer Million Jahren, gab Global 2000 zu bedenken. Hinzu kommt die Beobachtung, dass die Ausdehnung des arktischen Meereises einen historischen Tiefstand erreicht habe, was ebenfalls zur Klimaerwärmung beiträgt. Dass sich der Nordatlantik gegen Trend nicht erwärmt hat, könnte indes ein Anzeichen dafür sein, dass die lange befürchtete Abschwächung des Golfstroms eingesetzt hat. Besonders warm war es im Februar der NOAA zufolge unter anderem in vielen Teilen Südamerikas, Afrikas, Süd- und Osteuropas und Südostasiens. Außergewöhnlich kalt war es nur in einigen Teilen Asiens, so beispielsweise auf der russischen Halbinsel Kamtschatka. Sport;ÖFB-Teamstürmer trifft zum 2:0 für Stoke, Van Gaal schließt Rücktritt nicht aus – Leicester unterliegt in Liverpool – Heimremis für Chelsea gegen Watford – Deutliche Siege für ManCity und Spurs – Arsenal patzt. Stoke-on-Trent – Stoke City und Marko Arnautovic haben am Samstag den Boxing Day in der englischen Premier League mit einer 2:0-Überraschung gegen Manchester United eröffnet. Der ÖFB-Kicker hatte mit seinem Treffer zum 2:0 (26.) erheblichen Anteil an einem weiteren herben Rückschlag für United-Coach Louis van Gaal, dessen Team nun sieben Pflichtspiele en suite sieglos ist und außerhalb der Europacupplätze liegt. Nach der vierten Niederlage in Folge wackelt van Gaals Posten gehörig, dem niederländischen Startrainer droht vor dem Duell mit Chelsea am Montag die Entlassung. Stoke arbeitete sich hingegen bis auf drei Punkte an den Gegner heran. Stoke startete vor heimischer Kulisse aggressiv und ließ die Gäste dank klarem Ballbesitzvorteil nicht ins Spiel kommen. Das zögerliche Auftreten Manchesters, das Stürmer Wayne Rooney aus taktischen Gründen, wie Van Gaal zu Protokoll gab, auf der Bank gelassen hatte, führte schließlich auch zum 1:0. Nach einer völlig missglückten Kopfballrückgabe Memphis Depays auf Goalie David de Gea kam der Ball via Glen Johnson zu Bojan Krkic, der aus wenigen Metern einschoss (19.). Nur wenig später war es dann Arnautovic, der einen von der Mauer geblockten Krkic-Freistoß zum 2:0 in die Maschen donnerte. De Gea hatte bei dem fulminanten Schuss keine Chance, das sechste Liga-Saisontor des Wieners zu verhindern (25.). Fast hätte Arnautovic – wie schon drei Wochen zuvor beim 2:0 gegen Manchester City – seine starke Vorstellung mit einem zweiten Treffer gekrönt, er verfehlte aus 20 Metern allein vor de Gea aber das Tor (36.). ManUnited übernahm in der Folge das Kommando, kam aber kaum zu gefährlichen Aktionen. Auch die Hereinnahme von Rooney zur Pause brachte keine Änderung, trotz klarer Dominanz fanden Anthony Martial und Co. kaum Lücken in der Abwehr. Und als Marouane Fellaini aus wenigen Metern die wohl beste Chance vorfand, war Stoke-Tormann Jack Butland zur Stelle (64.). Auch in der Nachspielzeit war er bei einem Versuch von Juan Mata auf seinem Posten. Van Gaal zeigte sich nach der Partie geschockt. Ich bin ein Teil der Mannschaft, die vier Spiele verloren hat. Ich weiß, dass die Leute auf mich schauen, damit habe ich mich arrangiert, erklärte der 64-jährige Trainer und ergänzte: Wir haben einen schrecklichen Negativlauf. Es fühlt sich schlimm an und schmerzt ungemein. Einen vorzeitigen Rücktritt schloss er offenbar nicht mehr aus. Der Klub muss mich nicht feuern oder entlassen – manchmal mache ich das selbst, sagte er. Seine Entscheidung, Englands Nationalspieler Wayne Rooney erst in der zweiten Hälfte zu bringen, verteidigte er: Es war die richtige Wahl, sonst hätte ich es ja nicht gemacht, sagte er. Erstmals seit 1961 kassierte Manchester United vier Pleiten in Serie. Liverpool hat den Erfolgslauf von Überraschungsleader Leicester und Christian Fuchs mit einem 1:0-Heimerfolg gestoppt. Christian Benteke (63.) sorgte für den verdienten Erfolg der Reds. Fuchs selbst ging zum ersten Mal seit 21. März (0:1 von Schalke gegen Leverkusen) nach einem Pflichtspiel wieder als Verlierer vom Platz. Zuvor war er 20 Partien lang mit Schalke, Leicester und dem ÖFB-Team ungeschlagen gewesen. Bei Leicesters Niederlagen in der Liga gegen Arsenal und im Liga-Cup gegen Hull war Fuchs nicht im Einsatz gewesen. Weil Leicester erstmals in dieser Premier-League-Saison kein Tor gelang, landete das dominante Liverpool den ersten Erfolg nach drei Spielen ohne Sieg und rückte auf Platz acht vor und bis auf drei Punkte an die Europacupplätze heran. Der FC Arsenal verpasste es anschließend deutlich, Leicester von der Spitze zu stoßen. Die Gunners verloren nach vier Pflichtspielsiegen in Serie beim FC Southampton 0:4 (0:1). Cuco Martina (19.), Shane Long (55., 90.+2) und José Fonte (69.) trafen für die Saints. Manchester City untermauerte mit einem Heim-4:1 gegen Sunderland den dritten Platz, drei Punkte hinter Leicester. Für die Citizens trafen Raheem Sterling (12.), Yaya Toure (17.), Wilfried Bony (22.) und Kevin De Bruyne (54.). Der Krisenclub Chelsea hingegen kam beim Debüt von Trainer Guus Hiddink zuhause über ein 2:2 gegen Watford nicht hinaus. Der Spanier Diego Costa rettete dem strauchelnden Titelverteidiger mit einem Doppelpack (32., 65.) nach 1:0-Führung und 1:2-Rückstand noch einen Punkt. Die große Chance auf den Sieg vergab Chelseas Oscar in der 80. Minute vom Elfmeterpunkt. Watford, wo ÖFB-Teamverteidiger Sebastian Prödl nach einer überstandenen Wadenverletzung auf der Bank saß, musste nach vier Siegen en suite wieder einen Punkt abgeben und bleibt Siebenter. Wissenschaft;Schon lange bevor es Pflanzen und Tiere gab, bevölkerten Urbakterien die Erde. Forscher konnten nun den letzten Schritt ihrer Energiegewinnung klären. Lissabon/Bonn – Seit Milliarden von Jahren nutzen bestimmte Mikroorganismen nicht Sauerstoff zum Atmen, sondern Sulfat. Durch welchen biochemischen Vorgang diese zumeist im Meer vorkommenden Mikroorganismen durch Atmung Energie für ihr Wachstum gewinnen, war bislang jedoch nicht ausreichend geklärt. Nun hat ein internationales Forscherteam diese Wissenslücke geschlossen: Wie die Wissenschafter in Science berichten, konnten sie beim urtümlichen Archeon Archaeoglobus fulgidus diesen Prozess vollständig entschlüsseln. Mit den Cyanobakterien und später den grünen Pflanzen kam der Sauerstoff auf die Erde – doch schon vorher erschlossen sich Mikroorganismen durch Atmung Energie. Statt Sauerstoff nutzten sie Sulfat, dass sie zu Schwefelwasserstoff reduzierten.Im Meerwasser ist Sulfat in etwa 100-fach höherer Konzentration gelöst als Sauerstoff, sagt Christiane Dahl von der Uni Bonn, die an der Studie beteiligt war. Überall wo Sulfat reichlich vorhanden und Sauerstoff knapp ist, kommen Bakterien und Archaeen vor, die auf diese Sulfatatmung spezialisiert sind: Neben den Meeren betrifft dies vor allem auch Vulkanregionen. Bisher ging man davon aus, dass es auf dem Weg vom Sulfat zum Schwefelwasserstoff nur drei Schritte gibt. Einer dieser Schritte ist die Reduktion von Sulfit, an dem das Enzym Sulfitreduktase (DsrAB) beteiligt ist. Eine Voraussetzung für Energiegewinnung durch Atmung ist, dass Membranen in den lebenden Zellen wie eine Batterie aufgeladen werden. Allerdings war bislang nicht klar, welcher Schritt der Sulfatatmung an eine bakterielle Zellmembran gekoppelt ist, so die Mikrobiologin. Diesen konnten die Forscher nun an Archaeoglobus fulgidus, das vor allem in Vulkangebieten vorkommt, nachvollziehen. Der aus dem Sulfit stammende Schwefel wird demnach gar nicht sofort von der Sulfitreduktase als Schwefelwasserstoff freigesetzt, sondern erst einmal von einem Protein zwischen zwei Schwefelatomen festgehalten. Ein weiteres Protein in der Zellmembran des Bakteriums setzt den Schwefel wieder frei. Dabei wird die Membran aufgeladen und Energie für das Wachstum der Mikroorganismen zur Verfügung gestellt. Das ist der bislang unbekannte, aber umso wichtigere biochemische Schritt bei der Energiegewinnung durch Atmung, sagt Fabian Grein, ebenfalls von der Uni Bonn. Er konnte im Reagenzglas nachweisen, dass dieser Prozesse auch in anderen sulfatatmendenden Mikroorganismen abläuft – wie etwa dem Bakterium Desulfovibrio vulgaris. Dieses Bakterium ist von besonderer Bedeutung, da es auch im menschlichen Verdauungstrakt vorkommt und hier entzündliche Erkrankungen hervorrufen kann, so Grein. Die Forscher gehen davon aus, ein universelles Prinzip entdeckt zu haben, das bei allen sulfatatmenden Bakterien vorkommt. Je besser wir diese Milliarden Jahre alten Prozesse verstehen, umso besser können wir diese Spuren aus der frühen Erdgeschichte lesen, sagt Dahl. Wissenschaft;Untersuchungen zeigten, dass die Mutation von nur zwei Genen die Veränderungen an den zirkadianen Rhythmen bewirkte. Köln – Bei der Kultivierung der Tomate haben sich im Laufe der Zeit offenbar nicht nur Geschmack und Aussehen verändert: Deutsche Forscher konnten nun zeigen, dass auch die innere Uhr der Tomate während ihrer Domestizierung einem Wandel unterworfen war: sie hat sich verlangsamt. Die aus der äquatorialen Region Südamerikas stammende Pflanze wurde vom Menschen in die temperierten Breiten gebracht. Die Verlangsamung der Uhr stellt vermutlich eine Anpassung an die dort herrschenden langen Sommertage dar. Die innere Uhr verleiht einen Selektionsvorteil, indem sie eine genaue Abstimmung von physiologischen, verhaltens- und entwicklungsbiologischen Prozessen mit dem Tag/Nacht Zyklus ermöglicht. Jeder, der schon einmal in eine andere Zeitzone gereist ist, weiß, was passiert, wenn die innere Uhr nicht synchron zur externen Umwelt läuft: Jetlag. Tatsächlich scheint auch in der Natur eine genaue Abstimmung der inneren Uhr auf die lokale Umgebung von Bedeutung zu sein. Hierbei spielt die natürliche Variation zirkadianer Rhythmen (von der inneren Uhr gesteuerte Rhythmen mit einer Periodizität von etwa 24 Stunden) eine wichtige Rolle. Wissenschafter vom Kölner Max-Planck-Institut für Pflanzenzüchtungsforschung haben nun nachgewiesen, dass diese Variation auch während der Tomatendomestizierung von Bedeutung war. Die Domestizierung der Tomate begann in Ecuador, wo man auch heute noch eine Vielzahl unterschiedlicher wilder Tomatenarten entlang der Anden finden kann. Sie wachsen als Unkraut häufig in extremen Habitaten von Meereshöhe bis über 3000 m und unterscheiden sich erheblich von den kultivierten Varietäten. Diese wilden Arten können alle mit der kultivierten Art gekreuzt werden, was sie zu einer wertvollen Quelle positiver Eigenschaften – wie beispielsweise Schädlingsresistenzen – für die Tomatenzüchtung macht. Zusätzlich können an den wilden Arten aber auch Eigenschaften, die eine Rolle bei der Domestizierung gespielt haben, genetisch untersucht werden. Durch den Vergleich der zirkadianen Rhythmen von 34 kultivierten Varietäten und 68 wilden Sorten konnten die Forscher um José M. Jiménez-Gómez und Niels A. Müller zeigen, dass die innere Uhr der kultivierten Tomaten langsamer läuft als die ihrer wilden Verwandten. Während der Domestizierung müssen Genvarianten entstanden sein, welche für diesen veränderten Rhythmus verantwortlich sind, erklärt Jiménez-Gómez. Durch genetische Analysen konnten die Forscher zeigen, dass die Verlangsamung der zirkadianen Uhr durch Mutationen in nur zwei Genen erreicht wurde. Eines dieser Gene ist EID1, ein Gen, welches eine Rolle bei der Signalübertragung von Licht spielt. Die Wissenschaftler konnten die kausale Genvariante von EID1 auf eine einzelne Aminosäure eingrenzen. Des Weiteren entdeckten die Forscher durch vergleichende Genomanalyse, dass die Region um EID1 Anzeichen positiver Selektion aufweist. Dies deutet darauf hin, dass der verzögerte Rhythmus vom Menschen selektiert wurde und für die kultivierte Art von Nutzen ist erklärt Jiménez-Gómez. Wir denken, dass die verlangsamte innere Uhr eine Anpassung an die langen Sommertage der temperierten Breiten darstellt, in welche die aus der äquatorialen Region Südamerikas stammende Pflanze während der Domestizierung gebracht wurde. Da die kultivierte Tomate von Ecuador nach Mittelamerika und schließlich bis nach Europa transportiert wurde, wurde sie im Verlauf der Domestizierung einem stark veränderten Tag/Nacht Rhythmus ausgesetzt – in Neapel (Italien) beispielsweise sind die Tage im Sommer mehr als drei Stunden länger als in Ecuador. Die Tomate ist hier kein Einzelfall. Viele Nutz- und Kulturpflanzen wurden durch den Menschen über weite Gebiete verbreitet. Eine interessante Frage für die Zukunft ist, ob solche Migrationen auch bei anderen Pflanzen mit Veränderungen der inneren Uhr einhergegangen sind. Die genauere Untersuchung der inneren Rhythmik verschiedener Nutz- und Kulturpflanzen könnte neue Ansatzpunkte für deren Verbesserung bieten. Inland;Der Genetiker gilt als "Vater" des Bildungskompasses. Das soll ein Büchlein sein, das Kinder vom Kindergarten an begleitet. STANDARD: Können Sie uns erklären, was der Bildungskompass genau sein soll? Markus Hengstschläger: Nach Vorbild des Mutter-Kind-Passes soll etwas Ähnliches für die Bildung eingeführt werden. Die Details gibt es noch nicht, die werden im Rahmen einer Expertengruppe ausdiskutiert, die sich derzeit formiert. Der Nationalrat stimmt dann darüber ab. Im September 2016 soll der Kompass starten. STANDARD: Was ist die Idee? Hengstschläger: Das Ziel ist, den Start in die Schuleingangsphase für alle Österreicher fair und gleich zu gestalten. STANDARD: Erstmals sollen Kinder mit 3,5 Jahren getestet werden. Wie kann das ablaufen? Hengstschläger: Die Erstuntersuchung können zum Beispiel Kindergartenpädagoginnen oder Psychologen durchführen. In der Neuausrichtung der Kindergartenausbildung sollen die Pädagoginnen jedenfalls darauf vorbereitet werden. Aber auch die Ressourcen gehören aufgestockt. STANDARD: Nehmen wir an, es wird festgestellt, das Kind hätte logopädischen Förderungsbedarf. Was soll dann geschehen? Schon jetzt sind die Wartelisten zu lang. Hengstschläger: Das ist dann eine Bringschuld des Staates. Wenn Förderbedarf besteht, muss es die nötigen Instrumente geben. Denn jedes Kind hat das Recht, optimal gefördert zu werden. Wir wollen das Wort Strafe vermeiden, aber es gibt eine Mitwirkungspflicht. STANDARD: Wollen Sie die Teilnahme an die Kinderbeihilfe koppeln? Hengstschläger: Das geht nicht. STANDARD: Welche Informationen sollen im Kompass stehen? Hengstschläger: Die sprachlichen und kognitiven Fähigkeiten werden getestet, den Rest wird die Expertengruppe definieren. Der Bildungskompass hat jedenfalls nicht das Ziel, sich nur auf die Schwächen zu konzentrieren. STANDARD: Wie wollen Sie den Datenschutz sicherstellen? Hengstschläger: Der Mutter-Kind-Pass ist nicht öffentlich zugänglich, so soll es auch hier sein. STANDARD: Wo sollen die Informationen gespeichert werden? Hengstschläger: Ich hätte gerne, dass der Bildungskompass nur ein Büchlein ist. STANDARD: Wer soll Zugriff haben? Hengstschläger: Es gibt neuralgische Punkte, an denen wir wissen wollen, ob etwas zu tun ist. Die Schuleingangsphase etwa, hier sollen Lehrer Zugriff haben. Ebenso notwendig ist das bei offenen Fragen. Auch der Peak nach oben ist ein Grund nachzuschauen. STANDARD: Bekommen Eltern den Bildungskompass mit nach Hause? Hengstschläger: Ich bin dafür, das wird allerdings noch diskutiert. STANDARD: Der Bildungskompass soll Schritt für Schritt mit Gesundheitskomponenten verknüpft werden. Wie soll das aussehen? Hengstschläger: Es kann bei einer Testung ja auch etwas herauskommen, was im Sinne von Pathologie interpretiert werden muss. Das kann man nicht mit einem Kurs beheben. Da braucht es medizinische Dienstleistung. Heißt: Hier muss es eine Verschaltung geben. STANDARD: Und wenn ich womöglich bereits bearbeitete Defizite nicht bei der nächsten neuralgischen Stelle vorlegen will? Hengstschläger: Sie sprechen von der Problematik, dass ein Lehrer, weil informiert, die Situation vielleicht anders behandelt und irgendeine Schranke für Eltern und Kind eingebaut werden könnte. Die Freiheit, solche spezifischen Informationen herauszunehmen, könnte man andenken. STANDARD: Was, wenn mein Kind immer schon Probleme mit einem bestimmten Lehrer hat? Hengstschläger: Wenn es ein unüberbrückbares Problem ist, dann muss man das vermeiden. Eine Frage allerdings, die sehr STANDARD: ... praxisrelevant ist. Hengstschläger: Aber die lösen wir. Da haben die Eltern im Einzelfall ein Vetorecht. Es kann nicht sein, dass die Karriere eines Menschen von einem Menschen abhängt, der ihn nicht leiden kann. STANDARD: Wie praktikabel ist das Opt-out beim Pflichtkindergarten? Hengstschläger: Welches Interesse dahintersteckt, durchschaue ich noch nicht. Auch dass man in Vorbereitung auf das zweite Kindergartenjahr mindestens drei Monate den Kindergarten besuchen muss, steht im Papier, ist aus meiner Sicht aber schwer umsetzbar. STANDARD: Ersetzt der Bildungskompass irgendwann die Note? Hengstschläger: Damit kann ich einiges anfangen. Das müssen aber andere entscheiden (Katrin Burgstaller, Karin Riss, 29.11.2015) Wissenschaft;29-jährige Wissenschafterin wechselte von der Antarktis in die Alpen. Salzburg/Klagenfurt – Die Meteorologin und Klimaforscherin Elke Ludewig hat mit Mai 2016 die Leitung des Sonnblick-Observatoriums übernommen. Die 29-Jährige soll den herausragenden Forschungsstandort der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) weiter ausbauen und international vernetzen, hieß es am Mittwoch in einer Aussendung der ZAMG. Die 29-Jährige arbeitete zuletzt in der Antarktis als Leiterin des meteorologischen Observatoriums der deutschen Polarforschungsstation Neumayer III des Alfred-Wegener-Instituts und ist nun in die Alpen gewechselt. Unterdessen wurde das Sonnblick-Observatorium diese Woche von der Weltmeteorologischen Organisation (WMO) zu einer der 40 hochwertigsten Stationen des Global Atmosphere Watch Programms (GAW) ernannt. GAW dient der weltweiten Überwachung der chemischen Zusammensetzung der Atmosphäre. Ludewig hat bereits eine beeindruckende Forschungskarriere hinter sich. Das große Leistungsspektrum war auch einer der Hauptgründe, warum sie sich gegen die 15 Mitbewerber und Mitbewerberinnen um die Leitung des Observatoriums am Sonnblick durchsetzte, sagte der Direktor der ZAMG, Michael Staudinger: Elke Ludewig hat bereits in den unterschiedlichsten meteorologischen Themenbereichen auf sehr hohem Niveau gearbeitet. Die Bandbreite reicht von der preisgekrönten Darstellung ihrer Diplomarbeit im Bereich Fernerkundung sowie der Doktorarbeit zur Windenergie über messtechnische Fragen bis zu Forschungsprojekten zur Wechselwirkung zwischen Wolken und Klima. Von Dezember 2014 bis Jänner 2016 sammelte die Deutsch-Österreicherin Ludewig Erfahrungen als Führungskraft in einem extremen Arbeitsumfeld. Sie leitete in der Antarktis das meteorologische Observatorium der renommierten deutschen Neumayer-Polarforschungsstation, einer Einrichtung des Alfred-Wegener-Instituts. Als Teil des antarktischen Überwinterungsteams erlebte die Forscherin Wetterextrema, die selbst mit den rauen Bedingungen am Sonnblick nicht vergleichbar sind: Minus 20 bis minus 40 Grad sind in der Antarktis der Normalfall. Dazu kommen stürmische Windböen. Hatte es mal nur minus fünf Grad, haben wir die T-Shirts ausgepackt. Eines der Hauptziele als neue Leiterin des Sonnblick-Observatoriums ist für Ludewig der intensive Ausbau der interdisziplinären Zusammenarbeit. Sie will mehr Möglichkeiten in dem Bereich bieten und auch Schwerpunkte setzen, zum Beispiel bei der Messung von klimarelevanten Gasen sowie zu den immer noch nicht restlos erforschten Vorgängen der Wolkenbildung. (APA. 11.5.2016) Wissenschaft;Rotwangen-Schmuckschildkröten lebten einst nur im Südosten der USA – inzwischen gibt es sie außer in der Antarktis überall. Dresden – Ratten, Aga-Kröten, Wandermuscheln: allesamt Beispiele für höchst erfolgreiche Bioinvasoren. Als am weitesten über ihren natürlichen Lebensraum hinaus verbreitete Art weltweit bezeichnet das Senckenberg-Forschungsinstitut aber eine ganz andere Spezies, die auf den ersten Blick gar nicht so problematisch wirkt: die ursprünglich aus Nordamerika stammende Rotwangen-Schmuckschildkröte (Trachemys scripta). Man findet die Schildkröten praktisch in allen europäischen Ländern in der freien Natur, sagt Melita Vamberger von den Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen in Dresden. Die Reptilien wurden durch den Tierhandel so weit verbreitet. Heute kann man die 25 bis 30 Zentimeter langen Schildkröten, deren Urheimat im Südosten der USA liegt, auf allen Kontinenten mit Ausnahme der Antarktis und einiger ozeanischen Inseln antreffen. Die an Flüssen und Teichen lebende Art gilt als Gefahr für einheimische Schildkröten, weil sie mit diesen in direkter Konkurrenz bezüglich Nahrung, Nist- und Sonnenplätze stehen. Sie sind Allesfresser, ernähren sich aber am liebsten von Wasserpflanzen. Zudem sind die eingeschleppten Schildkröten potenzielle Überträger von Parasiten und anderen Krankheitserregern. Bisher wurde die erfolgreiche Fortpflanzung und Etablierung der Tiere in Europa nur im Mittelmeerraum nachgewiesen. Nun konnte ein Team um Vamberger aber anhand genetischer Untersuchungen nachweisen, dass sich die Schildkröten auch im Inland von Slowenien vermehren – ein gemäßigte, kontinentale Klima macht ihnen also nichts aus. Deshalb schlagen die Dresdner Biologen vor, die Spezies als invasiv einzustufen und ihre Ausbreitung zu verhindern – insbesondere in Lebensräumen mit heimischen Arten. Der Import der als Haustiere beliebten Schildkröten nach Europa ist ohnehin seit den 1990er Jahren verboten. Allerdings blüht besonders in den Balkanstaaten und im südlichen Europa der Schwarzhandel nach wie vor, sagt Vamberger. Wissenschaft;'Astronomen klären, wie im Wechselspiel von Magnetfeldern und Gravitation in einer Gaswolke neue Sterne und ganze Sternhaufen entstehen. Heidelberg – Das Rezept für einen durchschnittlichen Stern ist im Grunde nicht allzu kompliziert: Man nehme eine sehr kalte Wolke, bestehend aus Wasserstoffgas und etwas Staub und überlasse sie lange genug sich selbst. Im Lauf von einiger Millionen Jahre kollabiert die Regionen unter dem Einfluss ihrer eigenen Schwerkraft. Am Ende erstrahlt ein neuer Stern – soweit die Theorie. Die Praxis ist dagegen freilich weitaus komplizierter. Insbesondere scheint es zwei Arten der Sternentstehung zu geben: In gewöhnlichen, kleineren Molekülwolken bildet sich nur einer oder ein paar Sterne – solange, bis sich das Gas über einen Zeitraum von rund drei Millionen Jahren zerstreut hat. Größere Wolken leben rund zehnmal länger. In ihnen kommen ganze Sternhaufen auf einmal zur Welt. Und es werden dort sehr massereiche Sonnen geboren. Woran liegt es, dass während dieses vergleichsweise kurzen Zeitraums von 30 Millionen Jahren so viele Sterne entstehen, ist nicht ganz geklärt. Die meisten Theorien gehen von einer Art Kettenreaktion aus, in der die Entstehung der ersten Sterne in der Wolke die Bildung weiterer Sterne auslöst. Dafür kommen etwa die Supernovaexplosionen der massereichsten (und daher kurzlebigsten) gerade entstandenen Sonnen infrage, denn deren Druckwellen komprimieren das Wolkenmaterial und schaffen dadurch die Keime für neue Sterne. Amelia Stutz und Andrew Gould vom Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg verfolgen dagegen einen anderen Ansatz und bringen Schwerkraft und Magnetfelder ins Spiel. Dazu haben sie die Region um den 1300 Lichtjahre entfernten Orionnebel unter die Lupe genommen. Die hellrote, komplex gemusterte Gaswolke zählt zu den bekanntesten Objekten am Himmel. Ausgangspunkt für die Überlegungen von Stutz und Gould sind Karten der Massenverteilung in einer Struktur, die wegen ihrer Gestalt den Namen integralförmiges Filament trägt und zu der auch der Orionnebel im mittleren Abschnitt des Filaments gehört. Die Heidelberger Forscher zogen außerdem Studien zu den Magnetfeldern in und um dieses Objekt heran. Die Daten zeigen, dass der Einfluss von Magnetfeldern und Gravitation auf das Filament ungefähr gleich groß ist. Darauf aufbauend entwickelten die beiden Astronomen ein Szenario, in dem das Filament ein flexibles, hin und her schwingendes Gebilde ist. Die üblichen Modelle der Sternentstehung hingegen legen Gaswolken zugrunde, die unter ihrer eigenen Schwerkraft kollabieren. Wichtiger Beleg für das neue Bild ist die Verteilung von Protosternen und von jungen Sonnen in und um das Filament. Protosterne sind die Vorstufen von Sonnen: Sie ziehen sich noch weiter zusammen, bis ihre Kernregionen genügend hohe Dichten und Temperaturen erreicht haben, so dass dort im großen Stil Kernfusionsreaktionen einsetzen können. Dann erst ist der Stern geboren. Protosterne sind leicht genug, um mitgenommen zu werden, wenn das Filament hin und her schwingt. Junge Sterne sind dagegen deutlich kompakter und werden vom Filament schlicht zurückgelassen oder wie aus einer Steinschleuder in den umgebenden Raum katapultiert. So kann das Modell erklären, was die Beobachtungsdaten in der Tat zeigen: Dass sich die Protosterne nur entlang des dichten Rückgrats des Filaments finden, junge Sterne dagegen vor allem außerhalb des Filaments. Dieses Szenario birgt das Potenzial für einen neuen Mechanismus, der die Entstehung ganzer Sternhaufen auf astronomisch gesehen kurzen Zeitskalen erklären könnte. Die beobachteten Positionen der Sternhaufen legen nahe, dass das integralförmige Filament ursprünglich in nördliche Richtung deutlich weiter ausgedehnt war als heute. Über Millionen von Jahren scheint sich dann von Norden aus ein Sternhaufen nach dem anderen gebildet zu haben. Und jeder fertige Sternhaufen hat das ihn umgebende Gas-Staub-Gemisch mit der Zeit zerstreut. Daher sehen wir heute drei Sternhaufen in und um das Filament: Der älteste Haufen ist am weitesten von der Nordspitze des Filaments entfernt; der zweite liegt näher und wird noch von Filamentresten umrankt; der dritte, mitten im integralförmigen Filament, ist gerade im Wachsen begriffen. Das Wechselspiel von Magnetfeldern und Schwerkraft ermöglicht bestimmte Arten von Instabilitäten, die man zum Teil aus der Plasmaphysik kennt und die einen Sternhaufen nach dem anderen entstehen lassen könnten. Diese Hypothese beruht auf Beobachtungsdaten für das integralförmige Filament. Es handelt sich aber nicht um ein ausgereiftes Modell für einen neuen Modus der Sternentstehung. Zunächst müssten Theoretiker entsprechende Simulationen durchführen und Astronomen weitere Beobachtungen vornehmen. Erst nach diesen Vorarbeiten wird sich herausstellen, ob die Molekülwolke im Orion einen Sonderfall darstellt. Oder ob die Geburt von Sternhaufen in einem Reigen magnetisch eingeschlossener Filamente der übliche Weg ist, um im Weltall innerhalb kurzer Zeit ganze Haufen neuer Sterne entstehen zu lassen.' Wissenschaft;Platz 27 auf der Liste bekannter Rekord-Rohdiamanten. Luanda – Ein kleines australisches Minenunternehmen hat in Angola einen gewaltigen Diamanten zutage gefördert. Der 404,2-Karat (81 Gramm) schwere Brocken ist der größte Diamant, der jemals in dem afrikanischen Land entdeckt wurde. Der bisherige Rekordhalter, der Angolan Star, war 2007 in der Mine Luarica gefunden worden und hatte 217,4 Karat. Auf der Liste der größten bekannten Rohdiamanten rangiert der nun entdeckte auf Platz 27. Der Stein wurde von Mitarbeitern der Lucapa Diamond Company mit Stammsitz in Perth in alluvialem Schotter des Minenprojekts Lulo in Angolas Provinz Lunda Norte gefunden. Es handelt sich um einen Schmuckstein vom Typ IIa, einer besonders seltenen Sorte, der nur 1,8 Prozent aller gefundenen Schmuckdiamanten angehören. Unternehmens-Chef Miles Kennedy taxierte den Diamanten auf einen Wert von umgerechnet etwa 18 Millionen Euro. Das Lulo-Projekt wird von Lucapa gemeinsam mit der staatlichen Firma Endiama und dem privaten Teilhaber Rosas & Petalas betrieben. Der größte bekannten Rohdiamant war der 1905 in Südafrika entdeckte Cullinan. Bevor er 1908 in 105 Steine gespalten wurde, wog er 3106,75 Karat. Wissenschaft;Sommerschule Alpbach und Forschungsförderung für Weltraumforschung. Wien/Alpbach – In der Bergidylle der Tiroler Alpen die Weltraummissionen der Zukunft zu entwickeln ist seit vielen Jahren die Zielsetzung der Summer School Alpbach. Dieses Jahr kommt die Sommerschule, die auch gerne als Ideenfabrik oder Kaderschmiede für die europäische Raumfahrt bezeichnet wird, zur 40. Auflage. Das Thema: Satellitenbeobachtung des globalen Wasserkreislaufs. Zielsetzung der Sommerschule, die von 12. bis 21. Juli stattfindet, ist es, Vorschläge für zukünftige Weltraummissionen zu machen, sie so von einer Weltraumorganisation übernommen werden könnten – in der Vergangenheit sei das bereits gelegentlich vorgekommen. Die 60 teilnehmenden Technik- und Naturwissenschaftsstudierenden werden in vier Kleingruppen eingeteilt. Ausgehend von Vorlesungen zu verschiedenen Aspekten der Weltraumforschung in Zusammenhang mit der Beobachtung des globalen Wasserkreislaufs konzipieren sie eine Satellitenmission – von technischen Konstruktionsdetails bis zur Risikoabschätzung. Begleitet werden sie dabei von wissenschaftlichen und technischen Experten. Diese Missionen sollen darauf abzielen, kritische Aspekte des Wasserkreislaufs noch besser zu beobachten, um Lücken im Verständnis des globalen Wasserkreislaufs zu schließen. Bis 31. März können sich Technik- und Naturwissenschaftsstudenten bewerben. Organisiert wird die Sommerschule von der Agentur für Luft- und Raumfahrt der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG), der Europäischen Weltraumbehörde Esa, dem International Space Science Institute und Austrospace, einem Verein zur Förderung der österreichischen Weltraumindustrie. Für zehn österreichische Kandidaten vergibt die FFG Stipendien. Weltraumforschungsprojekte werden auch in einem weiteren Programm der FFG gefördert: Im Rahmen der zwölften Ausschreibung des Weltraumprogramms ASAP stellt das Verkehrsministerium 7,5 Millionen Euro zur Verfügung – für die Schwerpunkte Weltraumforschung und -wissenschaft, Technologien für die Raumfahrt und Anwendungen von satellitengestützten Technologien. Bis November können Projekte eingereicht werden. Wissenschaft;"Verein zur wissenschaftlichen Erforschung komplexer Systeme", eine Initiative der TU Wien und Graz, der Medizin-Uni Wien und des AIT. Wien – Sinnvolles Wissen aus Big Data gewinnen – das ist laut Komplexitätsforscher Stefan Thurner das Ziel des Complexity Science Hub Vienna. Mit der Gründung des Vereins zur wissenschaftlichen Erforschung komplexer Systeme haben die Kooperationspartner – die Technischen Unis Wien und Graz, die Medizin-Uni Wien und das Austrian Institute of Technology (AIT) – nun das Projekt offiziell gestartet. Die vier Projektpartner tragen mit jeweils 200.000 Euro pro Jahr zu dem neuen Zentrum bei: jeweils 40.000 Euro in bar sowie 160.000 Euro in Form von zwei Laufbahnstellen für einen Senior- und einen Junior-Wissenschafter, sagte der wissenschaftliche Geschäftsführer des AIT, Wolfgang Knoll, zur APA. Die Stellen sollen im Herbst ausgeschrieben und idealerweise im Februar des kommenden Jahres die ersten Forscher angestellt werden, so Thurner, der an der Med-Uni Wien Professor für Komplexitätsforschung ist. Um die Verwaltung des Complexity Science Hub (CSH) gering zu halten, werden die Wissenschafter vom jeweiligen Partner angestellt und dem Zentrum zugeordnet. Inhaltlich sollen die Kooperationspartner nur grobe Linien vorgeben, etwa Komplexität im Zusammenhang mit Smart City oder Medizinische Versorgung. Dafür sollen dann die besten Leute gesucht und angestellt werden, die selbst entscheiden, zu welchen konkreten Themen sie arbeiten. Externes Wissen zu diesen Themen soll dann gezielt und projektbezogen über Gastwissenschafter nach Wien gebracht werden. Am CSH sollen auch Doktoranden tätig sein. Laut Knoll will die Österreich-Tochter des Technologiekonzerns Infineon zwei PhD-Studenten finanzieren. Gearbeitet wird auch an einem Austauschprogramm für PhD-Studenten mit der Technischen Universität Nanyang (NTU) in Singapur, wo vor kurzem ein Institut für Komplexitätsforschung gegründet wurde. Im Vollausbau könnten fünf bis zehn Senior-Forscher insgesamt 15 bis 30 Post-Docs und PhD-Studenten projektbasiert beschäftigen. Für die Finanzierung von Projekten hat nach Angaben der beteiligten Wissenschafter das Infrastrukturministerium Mittel in Aussicht gestellt. Weitere Förderungen könnten sich im September entscheiden. Neben Thurner und Knoll waren die Wissenschaftsforscherin und Ex-Präsidentin des Europäischen Forschungsrates, Helga Nowotny, und der Chef des Wiener Wissenschafts- und Technologiefonds (WWTF), Michael Stampfer, an der Ausarbeitung des Konzepts für das Zentrum beteiligt. Nowotny wird auch den wissenschaftlichen Beirat des CSH leiten. Der Physiker Stephen Hawking hat die Komplexitätsforschung als die Wissenschaft des 21. Jahrhunderts bezeichnet. Hintergrund ist, dass Probleme zunehmend systemisch werden und regionale Entwicklungen globale Auswirkungen haben können. Systemische Risiken etwa im Zusammenhang mit Klimawandel, Finanzmärkten, Naturkatastrophen, Migration, etc. werden derzeit wissenschaftlich meist nicht verstanden und können daher letztlich auch nicht strategisch gemanagt werden, erklärt Thurner den Hintergrund, vor dem der CSH gegründet wurde. Solche Risiken entstehen vor allem durch die drastisch zunehmende Vernetzung von Menschen, Einrichtungen, Computern, Märkten, etc. – die sich auch in einer ebenso drastischen Zunahme von Daten widerspiegelt. Und aus diesen Daten wollen die Komplexitätsforscher nutzbaren Sinn holen, wie Thurner sagte. Ziel des CSH sei, aus der Analyse von Big Data systemische Risiken zu verstehen, sichtbar zu machen und Wege für deren Management zu entwickeln. Grundsätzlich soll in dem Zentrum Grundlagenforschung gemacht werden, wir haben aber keine Angst, wenn politikrelevante Resultate herauskommen, da wollen wir mutig sein, sagte Thurner. Man wolle auch so offen wie möglich sein: Wenn Daten da sind, wollen wir diese der Gesellschaft zugänglich machen, damit Debatten auf höherem Niveau stattfinden können. Für den Wissenschafter ist es wichtig, dass die Öffentlichkeit die Hoheit über kritische Daten behält, sofern das noch möglich ist. Zudem will das Zentrum eine Plattform für ethische Fragen sein, die mit Big Data einhergehen. Thurner ortet hier eine Revolution mit ungelösten Fragen, was würdevoll, ethisch und vertretbar ist, wo die Privatsphäre verletzt wird und wo nicht. Auch der Gesetzgeber sei mit der Geschwindigkeit, mit der Daten verfügbar werden, komplett überfordert. Wissenschaft;Neue Analysen belegen, dass damit auch die Entwicklung des Menschen nicht maßgeblich von Klimaänderungen beeinflusst wurde. Berlin – Eine in der Fachwelt verbreitete Auffassung geht davon aus, dass wichtige Entwicklungsschritte bei afrikanischen Säugetieren – und damit auch beim Mensch – in der Regel mit großen, schnellen Klimaänderungen verbunden waren. Dem widersprechen allerdings zahlreiche Funde, die eher darauf hinweisen, dass die Evolution des Mensch und der anderen Säugetiere graduell und kontinuierlich erfolgte. Deutsche Wissenschafter haben nun in einer breit angelegten Studie anhand von ostafrikanischen Säugetieren, die vor mehreren Millionen Jahren lebten, neue Belege für die These der kontinuierlichen Evolution gefunden. Die beiden Forscher Faysal Bibi (Museum für Naturkunde Berlin) und Wolfgang Kiessling (Museum für Naturkunde Berlin und Universität Erlangen-Nürnberg) befassten sich vor allem mit dem späten Pliozän und dem frühen Pleistozän zwischen vier und einer Million Jahre vor heute. Die Wissenschafter untersuchten insbesondere die Zusammensetzung der Tierwelt, die Dauer zwischen Entstehung und Aussterben von Arten sowie die Biomasse insgesamt. Dabei konnten die beiden Forscher feststellen, dass es bei allen untersuchten Kriterien zu kontinuierlichen Änderung kam. Evolutionäre Änderungen waren nicht auf kurze Zeitabschnitte beschränkt, abrupte Klimaänderungen waren in jenem Zeitabschnitt nicht die Hauptursache für das Aussterben von Tierarten. Große evolutionäre Veränderungen, einschließlich neuer menschlicher Eigenschaften wie der Vergrößerung des Gehirns, des aufrechten Gangs und der Nutzung von Werkzeug, waren demnach vielmehr Teil langfristiger, kontinuierlicher Änderungen. Diese dürften nicht allzu sehr von plötzlichen klimatischen Veränderungen beeinflusst worden sein. Das globale Klima hatte in dieser Periode zwar sicherlich Einfluss auf die Evolution, aber eher über sehr große Zeiträume, im Bereich von Jahrmillionen, wie die Wissenschafter im Fachjournal Pnas berichten. Bei viel kürzeren Zeiträumen, im Bereich von hunderttausend Jahren, spielten lokale Umweltveränderungen, beispielsweise die Tektonik, und Wechselwirkungen zwischen Arten, wie der Wettkampf um Ressourcen, höchstwahrscheinlich eine wesentlich wichtigere Rolle für die beobachteten Muster der Veränderung des Artenspektrums. Wissenschaft;Cambridge – Ein Unglück kommt selten allein. Im Fall des Beutelteufels allerdings ist es wirklich ein äußerst rarer Zufall. Die größten Vertreter der Raubbeutler, die nur auf der Insel Tasmanien leben, sind dort wegen eines ansteckenden Gesichtstumors (Devil Facial Tumour Disease, DFTD) vom Aussterben bedroht. Nun berichtet ein internationales Forscherteam um Elizabeth Murchinson (Uni Cambridge) im Fachblatt PNAS, dass Beutelteufel noch von einer zweiten DFTD-Form bedroht ist, die sich genetisch eindeutig von der 1996 entdeckten Tumorart unterscheidet. (tasch) AbstractPNAS: A second transmissible cancer in Tasmanian devils Genf – Früher einmal war es umgekehrt: Da sagte Peter Higgs ein Teilchen voraus und Jahrzehnte später wurde es vom Cern in Genf bestätigt. Nachdem am 15. Dezember dieses Jahres die LHC-Physiker angekündigt hatten, womöglich ein neues Teilchen entdeckt zu haben, wurden die Theoretiker weltweit aktiv. In den letzten zwei Wochen wurden bereits mehr als 100 Aufsätze bei arXiv hochgeladen, die eine Erklärung für das längst noch nicht bestätigte neue Boson liefern wollen. (tasch) LinkNature News: Hint of new boson at LHC sparks flood of papers (29.12.2015) Panorama;Übrige Bezirkshauptmannschaften folgten Lienzer Vorstoß, auch 30 Kärntner Gemeinden verbieten Feuerwerke. Innsbruck – In Tirol wurde Dienstagmittag ein ab sofort geltendes landesweites Verbot von Privatfeuerwerken, offenem Feuer und Rauchen im Wald und dessen Gefährdungsbereichen verordnet. Wegen der akuten Waldbrandgefahr hatte ein solches Verbot bereits für die Bezirke Lienz und Reutte bestanden. Am Dienstag folgten die übrigen Bezirke. Wir bitten die Bevölkerung um Verständnis, dass die Sicherheit an vorderster Stelle stehen muss, erklärte Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP). Betroffen sind nicht nur Waldgebiete, sondern auch Wiesen, wobei sonnenbeschienene Hänge derzeit sehr ausgetrocknet und deshalb besonders feuergefährdet sind. Am Montag war es in Osttirol und am Brenner zu Wald- und Wiesenbränden gekommen. Die Landesregierung appellierte in einer Aussendung an die Vernunft und wies auf empfindliche Verwaltungsstrafen beziehungsweise auf strafrechtliche Konsequenzen hin. Verursacher von Bränden müssten auch für Feuerbekämpfungskosten, die insbesondere auch durch den Einsatz von Hubschraubern entstehen, aufkommen. Laut ZAMG werde es in Tirol frühestens in der Nacht auf Freitag zu etwas Niederschlag kommen, was die Situation entschärfen könnte. Die Feuerwehren sind jedenfalls in erhöhter Alarmbereitschaft. Aufgrund der anhaltenden Trockenheit wird mancherorts im Ernstfall mit Engpässen beim Löschwasser gerechnet. Indessen haben ebenfalls mehr als 30 Gemeinden in Kärnten ein Feuerwerksverbot für das Gemeindegebiet ausgesprochen. Damit ist diese Zahl bis Dienstagmittag erneut gestiegen, weitere Gemeinden könnten bis zum Silvestertag noch folgen. In Oberkärnten wird das neue Jahr besonders oft ohne Knallerei begrüßt – im Bezirk Spittal an der Drau gilt das Verbot in fast allen Gemeinden. Im Bezirk Hermagor wurde laut Bezirkshauptmannschaft nur in zwei Gemeinden auf eine Ausnahmeregelung verzichtet, mit der das ganzjährig geltende Feuerwerksverbot aufgehoben wird. Rund um Villach gilt das Verbot laut Behördenangaben in neun Gemeinden. Doch auch, wenn in einer Gemeinde das Abschießen von Silvesterraketen erlaubt ist, ist Vorsicht geboten: Denn in Kärnten hat es in den vergangenen Wochen keine nennenswerten Niederschläge gegeben. In einigen Bezirken gilt seit November ein Verbot von offenem Feuer im Wald oder in waldnahen Gebieten. International;Unicef: 1,7 Millionen Minderjährigen droht Mangelernährung. Genf – Bei den Kämpfen im Jemen sind nach Angaben der Vereinten Nationen seit März mehr als 500 Kinder getötet und über 700 weitere verletzt worden. 1,7 Millionen Minderjährige seien durch Mangelernährung gefährdet, teilte das UN-Kinderhilfswerk Unicef am Freitag in Genf mit. 606 Kinder, vier Mal so viele wie im vergangenen Jahr, wurden demnach von den Konfliktparteien als Soldaten zwangsrekrutiert, bewaffnet oder an Kontrollposten eingesetzt. Der Unicef-Sprecher Christophe Boulierac sagte, die Todesfälle gebe es sowohl bei den Luftangriffen der von Saudi-Arabien angeführten Militärkoalition als auch bei Straßenkämpfen am Boden. Im Jemen, wo vier Fünftel der Bevölkerung jünger als 18 Jahre sind, benötigten etwa zehn Millionen Kinder dringend humanitäre Hilfe. Es könnten mehr Minderjährige an Krankheiten sterben als durch Bomben oder Kugeln. Im Jemen kämpfen die Truppen von Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi mit Unterstützung einer von Riad angeführten Militärallianz gegen Houthi-Rebellen und mit ihnen verbündete Armee-Einheiten des ehemaligen Staatschefs Ali Abdallah Saleh. Nach UN-Angaben wurden in dem Konflikt bisher allein 2.355 Zivilisten getötet und mehr als doppelt so viele verletzt. Etwa 1,4 Millionen Menschen flohen vor der Gewalt. Ein von den Niederlanden ausgearbeiteter Resolutionsentwurf für den UN-Menschenrechtsrat sah umfassende internationale Untersuchungen zu Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen im Jemen seit September 2014 vor. Unter dem Druck Saudi-Arabiens und mit Unterstützung der USA und Großbritanniens wurde der Entwurf diese Woche zurückgezogen. Stattdessen nahm der UN-Menschenrechtsrat am Freitag per Konsens der 47 Mitgliedstaaten eine von Saudi-Arabien vorgelegte Resolution an. Darin wird die UNO lediglich aufgefordert, eine nationale Untersuchung zu unterstützen. Inland;FPÖ-Chef zu Kandidatur: "Wäre guter Bundespräsident, aber ein besserer Bundeskanzler". Wien – Die Freiheitlichen lassen sich mit der Nominierung eines Kandidaten für die Wahl des Bundespräsidenten weiter Zeit. Die FPÖ werde frühestens Ende Jänner, spätestens Mitte Februar eine Entscheidung treffen, sagte Parteichef Heinz-Christian Strache bei einer Pressekonferenz am Mittwoch. Nun warte man einmal ab, wen die SPÖ ins Rennen schickt. Wir haben keinen Zeitdruck. Man schöpfe aus vollen Personalreserven, sagt Strache – ins Spiel bringt er etwa Josef Moser, Präsident des Rechnungshofs, und Volksanwalt Peter Fichtenbauer. Auch die Unterstützung eines überparteilichen Kandidaten stehe im Raum. Vielleicht werde man auch noch den einen oder anderen zu einem Hearing einladen, wie es Irmgard Griss bereits getan hat. Eine Unterstützung des ÖVP-Kandidaten Andreas Khol schließt Strache dagegen jetzt schon aus: Bis dato sind alle Kandidatenvorschläge, die wir haben, durchaus Kompromisse, aber noch nicht der Optimalzustand für uns. Auf weitere Nachfrage verneint Strache, dass eine Unterstützung Khols denkbar wäre, weil man den Optimalzustand anstrebe – und der sei, dass wir einen geeigneten Kandidaten finden, dem wir zutrauen, dass er die rot-schwarze Ausgrenzung überwinden kann. Nach einer eigenen Kandidatur gefragt – FPÖ-interne Überlegungen wurden zuletzt kolportiert –, lässt sich Strache alle Möglichkeiten offen: Ausschließen soll man im Leben gar nichts. Er wäre sicherlich ein guter Bundespräsident, aber ein besserer Bundeskanzler, so Strache über sich selbst. Kritik übt der Parteichef an Alexander Van der Bellen, der zumindest angedeutet hat, eine Regierung unter Strache nicht angeloben zu wollen. Ein Bundespräsident habe demokratische Mehrheiten zu akzeptieren, sagt Strache, wer das nicht tut, stellt sich außerhalb des österreichischen Verfassungsbogens. Man habe es mit der Wahl eines Bundespräsidenten, nicht mit der eines Diktators zu tun. Sport;Red Bull hat im letzten Spiel des Jahres den Gast aus Wien unter Kontrolle, die Tore beim 2:0-Erfolg erzielen Soriano und Keita. Salzburg – Da die Wiener Austria bereits am Samstag beschlossen hatte, daheim gegen Altach 1:2 zu verlieren und somit nicht Winterkönig zu werden, war das die Herbstsaison abschließende Fußballspiel am Sonntag zwischen Titelverteidiger Red Bull Salzburg und Rapid quasi noch brisanter. Vorweg: Die Salzburger siegten, dürfen sich Winterkönige nennen, dafür gibt es allerdings nur einen warmen Händedruck. Der Schlager der 20. Runde erfüllte vor 14.167 Zuschauern die Erwartungen, vielleicht nicht jene von Teamverteidiger Martin Hinteregger. Er stand erneut nicht im Kader, laut Interimstrainer Thomas Letsch aber nicht aus disziplinären, sondern aus physischen Gründen (Oberschenkelverletzung). Sein Abschied im Winter wäre, sofern sich ein zahlungskräftiger Interessent meldet, keine Sensation. Rapid wollte sämtliche Restkräfte bündeln, der Gruppensieg in der Europa League war schön und anstrengend zugleich. Trainer Zoran Barisic konnte wieder auf Stefan Stangl und Philipp Schobesberger zurückgreifen, als zentrale Spitze wurde Philipp Prosenik aufgeboten, obwohl Mate Jelic beim 2:1 gegen Minsk getroffen hatte. Prosenik blieb blass. Salzburg hatte von Beginn an leichte Vorteile, das Spiel lief über den ausgezeichneten Naby Keita, Rapid brachte sich aber durchaus ein. 36. Minute: perfekter Konter der Hausherren, Keita setzt Kapitän Jonatan Soriano ein, der Spanier ist die personifizierte Abgeklärtheit, macht das 1:0, es war sein 14. Saisontreffer. 56. Minute: Keita erhöht auf 2:0. Der Vorsprung hätte danach ausgebaut werden können. Rapid muss freilich nicht völlig deprimiert sein, der Rückstand beträgt drei Zähler auf Salzburg und einen auf die Austria. Am Montag wird in Nyon der Gegner für das Sechzehntelfinale der Europa League zugelost. (red, 13.12.2015) Red Bull Salzburg – SK Rapid Wien 2:0 (1:0)Red-Bull-Arena, 14.167 Zuschauer, SR Harkam Tore: 1:0 (36.) Soriano, 2:0 (56.) Keita Salzburg: C. Stankovic – Schwegler, Miranda, Caleta-Car, Ulmer – Schmitz, Laimer, Keita, Berisha (88. Sörensen) – Hwang (58. Minamino), Soriano (94. Oberlin) Rapid: Strebinger – Pavelic, Sonnleitner, M. Hofmann, Stangl – Petsos, Schwab – Schobesberger (70. Alar), S. Hofmann (58. Grahovac), F. Kainz (85. Jelic) – Prosenik Gelbe Karten: Schwegler bzw. S. Hofmann, Schwab Wissenschaft;Stimmlich liegen Frauen nicht eine ganze, sondern nur eine halbe Oktave über den Männern. Leipzig – Eine bisher in der Fachwelt anerkannte Annahme über die Stimmlage von Frauen muss wohl revidiert werden. Ein Studie des Leipziger Forschungszentrums für Zivilisationserkrankungen (LIFE) konnte nachweisen, dass Frauen durchschnittlich tiefer sprechen als gedacht. In der eingängigen Fachliteratur ist bisher ausgewiesen, dass Frauen etwa ein Oktave höher sprechen als Männer, sagte Christoph Engel vom Leipziger Institut für medizinische Informatik und Statistik. Es hätte sich herausgestellt, dass Frauen ihre Stimme deutlich tiefer einsetzen. Sie liege nur ungefähr eine halbe Oktave über der von Männern. Innerhalb der LIFE-Studie mit 10.000 Teilnehmern hätte es phoniatrische Untersuchungen von 2.500 Probanden gegeben. Wir konnten damit weltweit erstmals bei einer so großen Gruppe die Normwerte von Stimmen ermitteln, sagte Engel. Wissenschaft;Simulation zeigt überraschende Ergebnisse über die Verteilung der Materie im Universum. Innsbruck/Wien – Das Universum besteht oberflächlich betrachtet aus gewaltigen, leeren Regionen, um die sich ein Netzwerk von Materie rankt. Im Englischen spricht man vom sogenannten Cosmic Web. Bisher ging man davon aus, dass diese Räume zwischen den kosmischen Filamenten tatsächlich keinerlei Materie enthalten. Nun aber berichten internationale Astrophysiker, darunter auch Forscher aus Innsbruck, dass die vermeintlichen Hohlräume in Wahrheit so leer gar nicht sind: Bis zu 20 Prozent der herkömmlichen Materie könnte sich dort befinden, schreiben die Wissenschafter in den Monthly Notices der Royal Astronomical Society. Verantwortlich dafür dürfte anscheinend die Aktivität von Schwarzen Löchern sein. Alle bisherigen Messungen deuten darauf hin, dass das Universum nur zu knapp fünf Prozent aus sichtbarer, sogenannter baryonischer Materie besteht. Weitere rund 27 Prozent der Masse des Universums macht die immer noch nicht identifizierte Dunkle Materie aus, die allein über Gravitation wechselwirkt. Die restlichen 68 Prozent bestehen aus der noch rätselhafteren Dunklen Energie, die dafür verantwortlich ist, dass das Universum immer schneller expandiert. Nach bisherigen Beobachtungen konzentrieren sich die sichtbare und Dunkle Materie auf die Filamente, die das kosmische Netz formen und die gewaltigen Hohlräume umfassen. Markus Haider vom Institut für Astro- und Teilchenphysik der Universität Innsbruck hat sich gemeinsam mit Kollegen aus Deutschland und den USA diese Materie-Verteilung genauer angeschaut. Sie nutzten dazu Daten aus der Simulation Illustris, eine der bisher ausgeklügeltsten Simulationen über die Entstehung von Galaxien und die Anordnung der baryonischen und dunklen Materie in den Filamenten. Die Computersimulation setzt zu einem Zeitpunkt an, als das Universum erst zwölf Millionen Jahre alt war (heute ist es 13,8 Milliarden Jahre alt) und betrachtet einen würfelförmigen Ausschnitt mit einer Kantenlänge von 350 Millionen Lichtjahren. Die Untersuchungen ergaben, dass 94 Prozent der gesamten Materie (also sichtbare und Dunkle Materie) auf die Galaxien bzw. die Filamente verteilt sind. Nur sechs Prozent befinden sich in den Hohlräumen, sagte Haider. Diese Blasen nehmen aber 80 Prozent des Volumens des Universums ein, das Volumen der Galaxien beträgt hingegen nur 0,2 Prozent des Kosmos. Zur Überraschung der Wissenschafter zeigte die Simulation auch, dass sich rund 20 Prozent der baryonischen Materie in den Hohlräumen findet. Auch wenn es sich grundsätzlich um sichtbare Materie handelt, wird man sie kaum beobachten können, da es sich um ein sehr dünnes, kaltes Gas handelt. Wir gehen davon aus, dass supermassereiche Schwarze Löcher in den Galaxienzentren dafür verantwortlich sind, sagte Haider. Sie wandeln einen Teil der Materie, die sie verschlucken, in Energie um und strahlen diese wieder ab. Diese Energie wird auf umliegende Gaswolken übertragen. Das führt zu starken Materieströmen, die sich Hunderte und Tausende Lichtjahre über die Galaxien hinaus in die Hohlräume hinein erstrecken, so der Astrophysiker. Nicht nur die Erkenntnis, dass die Hohlräume deutlich mehr Materie als gedacht enthalten, ist für die Wissenschafter interessant. Es könnte auch eine Erklärung für das sogenannte Missing-Baryon-Problem sein, sagte Haider. Denn derzeit sieht man deutlich weniger normale Materie als im frühen Universum vorhanden war. Ein Teil dieses Verlusts könnte in der Materie liegen, die offensichtlich von den Schwarzen Löchern in die Hohlräume geblasen wird. Die Ergebnisse solcher Simulationen hängen von diversen Annahmen etwa über die Schwarzen Löcher ab. Haider räumt ein, dass der Wert der in die Hohlräume geblasenen Materie auch geringer sein könnte. Das Ergebnis sei aber dennoch relevant, weil es zeigt, dass sich ein gewisser Anteil der Materie dort verstecken könnte. Weitere Simulationen mit verbesserten Modellen sollen die Resultate verifizieren. Etat;Der cineastische TV-Spot soll die Botschaft "Lass dein inneres Raubtier raus und folge deinem Instinkt" verbreiten. Wien – Zur Eröffnung der Eissaison startet Magnum mit einer neuen Kampagne. Der Claim Release the Beast umfasst TV, OOH, Online, Mobile und PR. Der cineastische TV-Spot soll die Botschaft Lass dein inneres Raubtier raus und folge deinem Instinkt verbreiten. Die TV-Kampagne startete am 20. März in Österreich mit einer einmaligen Road-Block-Ausstrahlung des 60-Sekunden-Spots, in weiterer Folge läuft der 30-Sekunden-Spot im TV. Verantwortlich für die Kreation zeichnet LOLA Madrid. Produktionsfirma war Propaganda. Gefilmt wurde in Los Angeles und Regie führte Martin Werner. Den Song High Ball Stepper komponierte und arrangierte Jack White. BuzzDriver – Agentur für moderne Kommunikation e.U. Wissenschaft;'1556 – Der Erzbischof von Canterbury, Thomas Cranmer, wird in Oxford als Ketzer auf dem Scheiterhaufen verbrannt, nachdem Englands Königin Maria I. Tudor (die Katholische) den römischen Katholizismus wieder hergestellt hat. 1871 – In Berlin tritt der erste Reichstag des von Preußen dominierten neuen deutschen Kaiserreichs zusammen. Seine Kompetenzen beschränken sich darauf, Gesetzesvorlagen der Regierung zu befürworten oder abzulehnen. 1931 – Frankreich, Italien und die Tschechoslowakei protestieren gegen die geplante deutsch-österreichische Zollunion, die gegen das Genfer Protokoll von 1922 verstößt. 1936 – Italien, Ungarn und Österreich unterzeichnen drei Zusatzprotokolle zu den Römischen Protokollen (1934 von den Regierungschefs Mussolini, Gömbös und Dollfuß besiegelt). Eines der Hauptziele ist die Aufrechterhaltung der österreichischen Unabhängigkeit. 1961 – Die Volkszählung in Österreich ergibt eine Bevölkerungszahl von 7,073.807. 1976 – Im libanesischen Bürgerkrieg starten die mit den Palästinensern verbündeten Linksmilizen in Beirut eine Großoffensive gegen die rechtsgerichteten Falangisten. Geburtstage: Moritz Kurfürst von Sachsen (1521-1553) Benito Juarez Garcia, mex. Politiker (1806-1872) Philipp Ernst Reclam, dt. Verleger (1876-1953) Argeo Quadri, ital. Dirigent (1911-2004) Arthur Grumiaux, belg. Geiger (1921-1986) Timothy Dalton, brit. Schauspieler (1946- ) Lothar Matthäus, dt. Fußballer (1961- ) Todestage: Hermes Schallautzer, öst. Politiker; 1538-1539 Bürgermeister von Wien; 1540-1543 Stadtrichter von Wien (1503-1561) Alexander Glasunow, russ. Komponist (1865-1936) Mark Semjonowitsch Donskoi, russ. Filmregisseur (1901-1981) Clarence Leonidas Fender, US-Instrumentenbauer (1909-1991) Bernard Lacoste, frz. Modeschöpfer (1931-2006) Wilhelm Zobl, öst. Komponist (1950-1991) (APA, 21.3.2016)' Sport;2:0 dringend notwendiger Erfolg für Londoner – Spektakuläres 4:4 zwischen Leverkusen und Roma. London – Bayern München hat in seinem 13. Pflichtspiel der Saison die erste Niederlage kassiert, seine Tabellenführung in der Champions League aber dennoch erfolgreich verteidigt. Das Team von Trainer Pep Guardiola musste sich am Dienstagabend in seinem dritten Gruppenspiel beim FC Arsenal mit 0:2 (0:0) geschlagen geben. Den Londonern gelang damit nach zwei Niederlagen zum Auftakt das dringend notwendige Erfolgserlebnis. Der Franzose Olivier Giroud (77.) nach einem schweren Patzer von Bayern-Tormann Manuel Neuer, sowie Mesut Özil (90.+4) erzielten die Treffer für Arsenal. Neuer hatte die Münchner allerdings in Halbzeit eins mit mehreren Glanzparaden vor einem früheren Rückstand bewahrt. Wie David Alaba bei den Bayern spielte auch Aleksandar Dragovic bei Dynamo Kiew in der Innenverteidigung durch. Die Ukrainer erreichten zu Hause gegen Chelsea ein torloses Remis. Einen Kopfball von Theo Walcott aus kurzer Distanz entschärfte Manuel Neuer noch mit einer Glanzparade (33.). Nach Seitenwechsel, als die Münchner die Partie eigentlich im Griff hatten, segelte der Startorhüter aber an einer Freistoßflanke von Santi Cazorla vorbei. Der drei Minuten davor eingewechselte Giroud stolperte den Ball per Kopf ins Tor (77.). Die Bayern, mit neun Siegen in neun Ligaspielen in die Saison gestartet, dominierten zwar auch in London den Ballbesitz (73 Prozent!), Arsenal wurde mit schnellen Gegenstößen aber mehrmals gefährlich. Über weite Strecken jedoch präsentierte sich das Team von Arsene Wenger überraschend defensiv, überließ den Gästen weitgehend die Initiative. Für die Entscheidung sorgte Özil in der Nachspielzeit nach Querpass von Hector Bellerin. Alaba hatte den Ball in der Vorwärtsbewegung an den Spanier verloren (94.). Die Bayern kassierten die erste Niederlage nach davor zwölf Pflichtspielsiegen in Serie seit dem im Elfmeterschießen verlorenen Supercup gegen Wolfsburg Anfang August. Olympiakos Piräus gewann das Parallelspiel bei Dinamo Zagbreb 1:0 und hält wie die Münchner bei sechs Punkten. Dynamo Kiew blieb auch im dritten Gruppenspiel ungeschlagen – und das gegen den englischen Meister. Chelsea ging vor der Pause verschwenderisch mit seinen Chancen um. Die Londoner trafen zweimal Aluminium, nach Seitenwechsel fanden aber auch die Ukraine besser in die Partie. Die Tabellenführung in Gruppe G übernahm der FC Porto mit einem 2:0 gegen Maccabi Tel Aviv. Mit dem 18-jährigen Mittelfeldspieler Ruben Neves schickten die Portugiesen den jüngsten Kapitän der Champions-League-Geschichte auf den Platz. Tel Aviv ist weiter punktelos. In Gruppe E erfüllte der FC Barcelona mit einem 2:0 bei Bate Borisow seine Pflicht. Matchwinner für die weiter ohne den verletzten Superstar Lionel Messi antretenden Katalanen war der Kroate Ivan Rakitic, der beide Tore erzielte (48., 65.). Neymar leistete jeweils die Vorarbeit. Eine völlig verrückte Partie gab es in Leverkusen zu sehen. Die Gastgeber verspielten gegen die AS Roma eine 2:0-Führung durch einen Doppelpack von Chicharito (4./Elfer, 19.), lagen bereits 2:4 zurück, holten am Ende aber noch ein 4:4. Der Ex-Salzburger Kevin Kampl mit einem Traumtor von der Strafraumgrenze ins Kreuzeck (84.) und Admir Mehmedi (86.) machten es möglich. Für die Römer trafen Daniele de Rossi (30., 38.), Miralem Pjanic (55.) und Iago Falque (74.). Vor dem Achtelfinaleinzug steht Zenit St. Petersburg. Die Russen gewannen mit 3:1 gegen Olympique Lyon auch ihr drittes Spiel in Gruppe H und sind souveräner Tabellenführer. Gute Karten hat auch Valencia nach einem mühsamen 2:1 gegen den Champions-League-Debütanten KAA Gent. (APA, red, 20.10. 2015) Gruppe E: Bate Borisow – FC Barcelona 0:2 (0:0) Tore: Rakitic (48., 65.) Bayer 04 Leverkusen – AS Roma 4:4 (2:2) Tore: Chicharito (4./Elfer, 19.), Kampl (84.), Mehmedi (86.) bzw. De Rossi (30., 38.), Pjanic (54.), Falque (73.) Gruppe F: Arsenal – Bayern München 2:0 (0:0) Tore: Giroud (77.), Özil (94.). Dinamo Zagreb – Olympiakos Piräus 0:1 (0:0) Tor: Ideye (79.) Gruppe G: FC Porto – Maccabi Tel Aviv 2:0 (2:0) Tore: Aboubakar (38.), Brahimi (41.) Dynamo Kiew – Chelsea 0:0 Gruppe H: Zenit St. Petersburg – Olympique Lyon 3:1 (1:0) Tore: Dsjuba (2.), Hulk (56.), Danny (83.) bzw. Lacazette (49.) Valencia – KAA Gent 2:1 (1:1) Tore: Fegouli (15.), Mitrovic (72./Eigentor) bzw. Foket (40.) Web;Die professionellen Cyberattacken würden mit hohem personellen und finanziellen Aufwand durchgeführt. Die Hackergruppe, die hinter dem groß angelegten Cyberangriff auf den Deutschen Bundestag im vergangenen Frühjahr stand, weitet ihre Aktivitäten nach Spiegel-Informationen aus. Experten der russischen IT-Sicherheitsfirma Kaspersky Lab machen die Gruppe namens Sofacy für aktuelle Angriffe auf mehrere Nato-Staaten sowie Rüstungsunternehmen insbesondere aus der Luft- und Raumfahrtbranche verantwortlich. Die professionellen Cyberattacken würden mit hohem personellen und finanziellen Aufwand durchgeführt, vieles spreche für eine state-sponsored attack. Die Schadsoftware sei zudem offenbar auf Rechnern mit russischer Spracheinstellung programmiert worden. Die Sofacy-Gruppe hatte vom 30. April an das Parlakom-Netz des Bundestags angegriffen. Aus dem vertraulichen Abschlussbericht des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik geht hervor, dass die Hacker sich Zugriff auf 14 Bundestagsserver verschafften, darunter auch den Hauptserver mit sämtlichen Zugangsdaten zum deutschen Parlament. Mitte Mai, kurz nach Bekanntwerden der Attacke, hatten die Täter bereits 12,5 Gigabyte an Daten erbeutet. In den folgenden Wochen kamen noch einmal 3,5 Gigabyte dazu. Etat;'Subtil und mit trockenem Humor, den unsere deutschen Nachbarn oft besser beherrschen als wir, lässt Autor Theo Heyen die Kleingärtner meist einfach schalten und walten. Was machen zwei Deutsche auf einer Insel? Sie gründen einen Verein. Und im Grünen? Einen Kleingartenverein. Und was machen sie dort? Sie exekutieren das Bundeskleingartengesetz. Nach Punkt und Komma, man ist schließlich nicht zum Spaß hier. Wenn die Hecke laut Vereinsstatut maximal 180 Zentimeter hoch zu sein hat, dann hat sie eben maximal 180 Zentimeter hoch zu sein ... wo ist das Maßband? Die Vorstadtidylle in Mönchengladbach will hart erkämpft sein. Die ZDF-Dokuserie Die Kleingärtner weist schonungslos hin auf die existenziellen Probleme der titelgebenden Spezies. Deren größtes – unmittelbar nach dem der Zollstock-Suche – ist offensichtlich das Ende der humanen Stoffwechselkette; denn laut besagtem sakrosankten Bundeskleingartengesetz darf es in den Lauben der Schreber garteln keine Häusln geben. Die Hundertschaften an inoffiziellen WCs und Senkgrübchen sind somit widmungsfremd und illegal. Die Folge: Baustopp! Die kollektive Kleingärtnerseele kocht, schnell bildet sich eine Protestbewegung. Hat man auch noch nie im Leben gegen Krieg und für Frieden demonstriert, so ist es aber jetzt endgültig Zeit für Wichtiges: für eine Kundgebung, die sich gewaschen hat! Wäre ja noch schöner, wenn man uns Kleingärtnern jetzt auch noch das fundamentale Menschenrecht aufs Sch... nehmen wollte! Subtil und mit trockenem Humor, den unsere deutschen Nachbarn oft besser beherrschen als wir, lässt Autor Theo Heyen die Kleingärtner meist einfach schalten und walten. Damit porträtieren sie sich letzten Endes fast von selbst. In der nächsten Folge wird am kommenden Sonntag zum Kampf gegen verwilderte Beete geblasen. Drama pur! (Gianluca Wallisch, 13.7.2015)' Etat;Heute konkret | Kulturzeit | Terra Mater | Promised Land | Geronimo | Am Ende des Tages | Weltjournal | Weltjornal + | Zoom | Die Erben | Arabeske. 18.30 MAGAZINHeute konkret Claudia Reiterer be richtet von dubiosen Werbeveranstaltungen, die mit Haushaltsartikeln ihr Unwesen treiben. Bis 18.47, ORF 2 19.20 MAGAZINKulturzeit Die Themen des Kulturmagazins: 1) Polens Historiker und der Zweite Weltkrieg. 2) Der Untergrund des Denkens. Ein Gespräch mit dem Philosophen Philipp Hübl. Bis 20.00, 3sat 20.15 MAGAZINTerra Mater: Südafrika (2) Die zweite Folge des Dreiteilers rückt die tropische Ostküste in den Mittelpunkt. Hier tummeln sich Nilkrokodile und Weißkehlwarane, die Savanne ist die Heimat der Elefanten. Bis 21.15, Servus TV 20.15 ÖKODRAMAPromised Land (USA 2012, Gus Van Sant) Gus Van Sant erzählt von den skrupellosen Machenschaften mächtiger Erdgasunternehmen: Matt Damon verkörpert den hemdsärmeligen Verhandler im Außendienst, der der verarmten Landbevölkerung für Frackingverträge ein besseres Dasein verspricht. Ein spannendes Sujet, das Kapitalismus und ökologische Verwerfungen zusammenbringt. Im Anschluss ist Van Sants meisterhaftes Biopic Last Days in Erinnerung an Kurt Cobain zu sehen. Bis 21.55, Arte 22.15 HÄUPTLINGGeronimo (USA 1993, Walter Hill) Walter Hill erzählt die Flucht des Häuptlings Geronimo (Wes Studi) aus dem Reservat, seinen letzten Kampf um das Land und seine endgültige Gefangennahme. Angelehnt an Robert Aldrichs Ulzana’s Raid zeichnet Hill das differenzierte Bild eines Menschen, der durch seinen verzweifelten Überlebenskampf zur Legende verklärt wird. Bis 0.25, Servus TV 22.25 AUSFAHRTAm Ende des Tages (Ö 2013, Peter Payer) Nicholas Ofczarek nimmt als alter Schulfreund mit Miezekatzentattoo die Verfolgung auf der Westautobahn auf. Ein wilder, rasender, manchmal freilich etwas ziellos umherirrender Rachefilm mit Simon Schwarz, Anna Unterberger. Bis 23.55, 3sat 22.30 MAGAZINWeltjournal: Ausnahmezustand Frankreich Seit den Terroranschlägen gilt in Paris der Ausnahmezustand. Dieser räumt den Behörden umfassende Befugnisse ein, unter anderem ermöglicht er Wohnungsdurchsuchungen ohne richterlichen Beschluss. Bis 23.05, ORF 2 23.05 REPORTAGEWeltjournal +: Belgiens Kampf gegen Radikalisierung Brüssel gilt als ein Hotspot radikaler Islamisten. Die Reportage geht der Frage nach, warum sich gerade so viele belgische Muslime radikalisieren. Bis 23.50, ORF 2 23.15 MAGAZINZoom: Überlebt Volkswagen? Seitdem der Abgas-Skandal publik wurde, ist der Konzern mit weltweit fast 600.000 Beschäftigten in Turbulenzen geraten. Bis 23.45, ZDF 23.30 DOKUMENTATIONDie Erben: Schreiben gegen das Vergessen Junge Schriftsteller schreiben über den Zweiten Weltkrieg und den Holocaust. Ruth Zylberman hat vier Autoren – Daniel Mendelsohn, Yannick Haenel, Laurent Binet und Marcel Beyer – zu ihren Beweggründen befragt. Bis 0.25, Arte 23.50 GREGORY PECKArabeske (Arabesque, USA 1966, Stanley Donen) Gregory Peck als Professor Pollock und Sophia Loren als gekidnappte Yasmin Azir sind auf der Flucht vor unsichtbaren Verfolgern. Ein fulminanter Abenteuerfilm mit prächtiger Ausstattung. Zum gestrigen 100. Geburtstag Gregory Pecks. Wer die romantische Komödie bevorzugt und Peck lieber an der Seite von Audrey Hepburn auf einer Vespa sieht, kann zu Ein Herz und eine Krone (22.55, ORF 3) ausweichen. Bis 1.30, ORF 2 Wissenschaft;Um das zu schaffen, muss er sich allerdings an ein Laufband schnallen lassen. London/Köln – Der britische Astronaut Tim Peake (43) will als erster Mensch in der Internationalen Raumstation (ISS) einen Marathon laufen. Die 42-Kilometer-Strecke möchte er auf einem speziellen Laufband zurücklegen, elastische Kunststoffbänder sollen ihn trotz Schwerelosigkeit auf dem Band halten, wie die Europäische Weltraumagentur (ESA) mitteilte. Der Start sei für den 24. April geplant – zeitgleich mit dem Startschuss des Londoner Marathons. Der Londoner Marathon ist ein weltweites Ereignis, lass es uns aus dieser Welt herausheben, sagte Peake auf YouTube. Um den Körper in der Schwerelosigkeit des Alls fit zu halten, seien täglich bis zu zwei Stunden Sport wichtig, teilte die ESA weiter mit. Aber einen Marathon im Weltall auf einem Laufband zu laufen, ist sehr schwierig, sagte ein ESA-Sprecher in Köln. Allein das Tragen der Gurte werde nach einigen Stunden sehr unangenehm. Das Kölner Astronautenzentrum habe Peake auf den Lauf vorbereitet und werde ihn auch medizinisch begleiten. Der sportbegeisterte Brite habe bereits vor einigen Jahren den Londoner Marathon geschafft – in drei Stunden und 18 Minuten. Im All dürfte dies aber vermutlich länger dauern. Wir wissen es aber nicht genau, sagte der Sprecher. Peake startet am 15. Dezember vom russischen Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan zu seiner ISS-Mission. International;Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte spricht von mindestens elf Toten. Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung. Etat;Vier Beschwerden beim Presserat wegen Kolumne über Amnesty-Bericht zu Traiskirchen und eine wegen jener zu Polizeigewalt – Amnesty prüft Schritte. Wien – Die Kronen Zeitung hat im Jahr 2014 insgesamt 16-mal gegen den Ehrenkodex der österreichischen Presse verstoßen – so oft wie kein anderes Medium. Zwei der Verstöße gingen auf das Konto von Krone-Postler Michael Jeannée. Weitere könnten in Kürze dazukommen. Ungemach droht Jeannée aber nicht nur vom Presserat, sondern auch von seiner Zielscheibe: Amnesty International will den jüngsten Ausritt des Kolumnisten nicht einfach hinnehmen, sagt Generalsekretär Heinz Patzelt. Jeannées Post an Amnesty International vom 15. August nahmen vier Leser zum Anlass, sich mit einer Beschwerde an den Presserat zu wenden. Das teilte das Kontrollorgan der österreichischen Presse auf STANDARD-Anfrage mit. Über seine Kolumne zu Polizeigewalt vom 13. August beschwerte sich ein Leser. Jeannée fabulierte nach dem kritischen Bericht von Amnesty International zu den Zuständen im Erstaufnahmezentrum Traiskirchen von ein paar Damen und Herren, die aus London eingeflogen wurden, in einem vornehmen Luxushotel abstiegen, sich in klimatisierten Limousinen nach Traiskirchen kutschieren ließen, dort sechs Stunden völlig sicher umherstaksten, das eine oder andere Gespräch führten, anschließend wahrscheinlich gepflegt zu Abend aßen und wieder verschwanden. Jeannee war noch nie dort, aber: Das überfüllte Lager Traiskirchen ist kein Paradies, aber ein Garten Eden pic.twitter.com/J5EHFFNpEO Amnesty International dementierte umgehend, dass Mitarbeiter aus London eingeflogen wurden, was Jeannée am 19. August in einer zweiten Kolumne zu Amnesty International mit Mea culpa! Aber: So what? kommentierte. Was Jeannée über die Organisation geschrieben habe, liege weit über der Ebene, die wir hinnehmen können, sagt Generalsekretär Patzelt zum STANDARD. Patzelt schrieb bereits im aktuellen Falter kryptisch von einer Auseinandersetzung mit Jeannée, die auf einer anderen Ebene zu führen sei. Ob das juristische Schritte sind oder etwa in Form einer Kampagne erfolgen soll, wollte er auf Anfrage nicht präzisieren. Das genaue Vorgehen werde derzeit mit der Zentrale in London akkordiert: Wir überlegen, was die angemessene Reaktion ist. Michael Jeannée legt nach. Einfach widerlich! pic.twitter.com/q7x1dlKZG3 In seiner Kolumne vom 13. August ging Jeannée auf das Video ein, das der Falter und das Magazin Vice veröffentlicht hatten. Zu sehen ist darin der Übergriffes eines Polizisten auf einen mutmaßlichen Taschendieb im Bezirk Wien-Leopoldstadt Ende Juli. Einer von zwei Beamten packt den rücklings gefesselten Mann an der Kehle und schleudert ihn mit dem Kopf voran zu Boden. Michaela Kardeis, die Vizepräsidentin der Wiener Polizei, sprach in einer Reaktion auf den Vorfall von eindeutigem Fehlverhalten und unverhältnismäßiger Körpergewalt. Jeannée schreibt unter anderem: Weder wird da misshandelt noch mit besonderer Brutalität gegen den Tatverdächtigen vorgegangen. Falter-Chefredakteur Florian Klenk denunziert er als Polizistenhasser. #Jeannée verharmlost morgen #Polizeigewalt und schimpft auf Bolschewikenblattl @falter_at und @florianklenk. pic.twitter.com/zquqVcMxDe Vom österreichischen Presserat wurde Jeannée bisher sechsmal gerügt. Die Kronen Zeitung ist nicht Mitglied des Selbstkontrollorgans. Kultur;Dynamisch-humorvolle Manga-Adaption von Takashi Yamazaki. Wenn man ausziehen muss, um der eigenen Mutter den Kopf abzusäbeln, dann ist nicht mehr abzustreiten, dass sich ein paar Konstanten gründlich verschoben haben. So geschieht es im bisher beschaulichen Schülerleben Shinichi Izumis (Shota Sometani). Zu seiner Entschuldigung kann immerhin angeführt werden, dass der recht drastische Akt adoleszenter Abnabelung mit einer Invasion außerirdischer Killerparasiten in Zusammenhang steht. Kiseiju, die Geschichte Shinichis, basiert auf Hitoshi Iwaakis äußerst populären Manga, welcher auch bereits für eine Anime-Serie adaptiert wurde. Takashi Yamazaki, Regisseur japanischer Blockbuster und Spezialist für visuelle Effekte, hat daraus zwei vollgepackte Realfilme gezimmert, deren erster, bei der Viennale zu sehende Teil die Entwicklung seines Protagonisten vom Durchschnittssohn zum Mutantenschächter nachzeichnet. Der große Kampf gegen die Invasoren bleibt zwar noch ausgespart, doch Parasyte: Part 1, so der internationale Verleihtitel, kann auch alleine überzeugen. Der Auftakt kann als eine Art Body-Snatcher-Comedy beschrieben. Rätselhafte Kleintiere – Ohrwürmern nicht unähnlich – nisten sich dabei in Menschenhirnen ein, um ihre Wirte in formenwandelnde Kannibalen zu verwandeln. Ein Schmarotzer hat es auch auf Shinichi abgesehen, schafft es jedoch nur, mit dessen rechten Unterarm zu verschmelzen. Migi nennt sich das nüchterne Wesen, das die Hand des Schülers nun nach Belieben kontrolliert, Finger wahlweise in Stielaugen oder Klingen verwandelt. Man einigt sich auf eine symbiotische Beziehung, die sich bald gegen Migis mörderische Artgenossen beweisen muss. Während die beiden in jeder Hinsicht mehr und mehr zusammenwachsen, wird der Tonfall zunehmend ernster: von den Aliens kontrollierte Menschen infiltrieren alle Ebenen der Gesellschaft, und in Shinichis Schule droht ein Gemetzel. Um den ganzen Plot in zwei Spielfilmen unterzubringen, muss das Tempo hochgehalten, müssen einige Feinheiten der Vorlage geopfert werden. Fragen nach dem Wert von Leben, dem Leib-Seele-Problem oder der Pubertät können maximal angerissen werden, die Figurenzeichnung bleibt mitunter oberflächlicher als in Iwaakis Manga. Fans der ersten Stunde mag das sauer aufstoßen, in Summe bleibt Kiseiju aber noch immer ein rasantes Vergnügen mit wohldosiertem Witz, Action und halbierten Schulmädchen. Wirtschaft;China verbraucht fast die Hälfte der Kupferbestände weltweit. Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung. International;Angespannte Stimmung nach Raketenstart am Wochenende – internationale Gemeinschaft ringt derweil um eine gemeinsame Linie. Pjöngjang/Seoul – Auf die politische Eskalation am Wochenende wäre am Montag auf der koreanischen Halbinsel womöglich fast eine militärische gefolgt: In der Nacht auf den Montag gab es im umstrittenen Inselgebiet zwischen Nord- und Südkorea einen Schusswechsel zwischen zwei Patrouillenbooten. Nach den Meldungen südkoreanischer Medien war ein nordkoreanisches Boot in Gewässer eingedrungen, die von Seoul aus kontrolliert werden. Nach mehreren Warnschüssen seitens Südkoreas habe es sich allerdings vertreiben lassen. Nur Stunden zuvor hatte der UN-Sicherheitsrat in einer von Südkorea, Japan und den USA gemeinsam einberufenen Dringlichkeitssitzung den Start einer nordkoreanischen Rakete von Sonntagfrüh als Bedrohung des Weltfriedens scharf kritisiert und die Ausarbeitung von einschneidenden Strafmaßnahmen gegen das Regime in Pjöngjang angekündigt. Das Gremium hatte den Angaben Nordkoreas keinen Glauben geschenkt, wonach es sich um einen friedlichen Satellitenstart und nicht um den Test einer Langstreckenrakete gehandelt habe. China und Russland, die Sanktionen eigentlich kritisch gegenüberstehen, stützten die Resolution. Wie genau die einschneidenden Maßnahmen aussehen sollen, ist aber nicht beschlossene Sache. Dass China, wie von der amerikanischen UN-Botschafterin Samatha Power gefordert, sich harten und beispiellosen Sanktionen, die die Erwartungen von (Nordkoreas Machthaber, Anm.) Kim Jong-un übersteigen, anschließen wird, gilt als unwahrscheinlich. Der chinesische UN-Botschafter Liu Jieyi sprach sich jedenfalls nur für Maßnahmen mit dem Ziel aus, Spannungen zu reduzieren. Auch Russlands Vertreter Witali Tschurkin sagte, eine UN-Resolution solle maßvoll sein und nicht den wirtschaftlichen Kollaps des kommunistisch regierten Nordkorea herbeiführen. Sowohl China als auch Russland sind Nachbarstaaten Nordkoreas, sie befürchten im Fall eines Zusammenbruchs auch Instabilität und eine große Zahl verarmter nordkoreanischer Flüchtlinge. Verhandlungen in den kommenden Wochen sollen Einigkeit zwischen Washington und Peking schaffen. Schon bisher sind harte Sanktionen gegen Nordkorea in Kraft. Die innenpolitische Kontrolle des Regimes haben sie kaum beeinträchtigt. Für Russland und China stehen aber auch strategische Fragen im Mittelpunkt. Bisher etwa hatte sich Südkorea – mit Rücksicht auf den wichtigen Handelspartner China, aber auch auf die Opposition im eigenen Land – gegen die Stationierung amerikanischer Raketenabwehrstellungen auf seinem Territorium ausgesprochen. Nur wenige Stunden nach dem Raketenstart bekundeten Vertreter von Präsidentin Park Geun-hye nun doch Interesse daran, das System Thaad aufstellen zu lassen. Eine Einheit des Systems solle nach Angaben des Pentagon-Sprechers Peter Cook so schnell wie möglich nach Südkorea verlegt werden. Bereits binnen zwei Wochen könnte dies geschehen, verlautete aus Verteidigungskreisen in Washington. Diesbezüglich gab es in Chinas Staatsmedien am Montag prompt Kritik. Das Radar des Thaad-Systems könne auf chinesisches Hoheitsgebiet eindringen, Südkorea sollte sich selbst um seine Sicherheitsinteressen kümmern. Die englischsprachige Zeitung Global Times machte deutlich, wenn auch chinesische Raketen zum Ziel werden könnten, sei das für Peking nicht akzeptabel. Wissenschaft;Suche nach verborgenen Hohlräumen im Inneren von vier Pyramiden läuft bis Ende 2016. Kairo – Ägyptische Wissenschafter wollen in Zusammenarbeit mit internationalen Kollegen die großen Pyramiden auf ihr Inneres untersuchen und in den antiken Stätten nach womöglich verborgenen Hohlräumen und Kammern forschen. Moderne Infrarottechnologie und hoch entwickelte Detektoren sollen es dem Team aus Frankreich, Kanada und Japan erlauben, die Pyramiden zu scannen und dabei einige Meter unter die Oberfläche vorzudringen. Wie der ägyptische Minister für Altertümer, Manduh al-Damati, mitteilte, werden vier Pyramiden ins Visier genommen: Die Cheops- und die Chephren-Pyramide in Gizeh sowie zwei weniger bekannte, aber ähnlich imposante Pyramiden in der Nekropole von Dahschur südlich von Kairo. Die Cheops-Pyramide, die größte des Landes, ist nach dem Pharao benannt, der von etwa 2638 bis 2613 vor unserer Zeitrechnung regierte. Sie gilt als eines der Sieben Weltwunder des Altertums, von denen außer den ägyptischen Pyramiden keines erhalten geblieben ist. Chephren, der Namensgeber der sogenannten Mittleren Pyramide, herrschte von etwa 2558 bis 2532. Bei den beiden Pyramiden aus Dahschur handelt es sich um die sogenannte Knickpyramide und die Rote Pyramide, die beide unter der Regentschaft von Pharao Snofru im 27. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung errichtet wurden. Beide übertreffen in ihren Ausmaßen die wegen ihres Standorts Gizeh bekanntere Mykerinos-Pyramide. Damati sagte, die bei dem bis Ende 2016 befristeten Projekt verwendete Technik könne auch bei einer nochmaligen Untersuchung des Grabs von Tutanchamun Anwendung finden. Tutanchamun, dessen goldene Totenmaske weltbekannt ist, lebte vor rund 3.300 Jahren. Ein Großteil der Altertumsforscher vermutet, dass Tutanchamuns Vater der mit der berühmten Nofretete verheiratete Echnaton (Amenophis IV.) war. Und Nofretetes Mumie wurde nie gefunden. Der britische Archäologe Nicholas Reeves schließt in einer vor einiger Zeit veröffentlichten Studie nicht aus, dass sich Nofretetes Grab in einer geheimen Seitenkammer von Tutanchamuns Grabkammer befinden könnte. (APA, red, 26. 10. 2015) Wissenschaft;Warum gibt es dieses verrückte Ding namens Liebe? Forscher gingen der Frage in Versuchen mit Zebrafinken nach, deren Liebesleben dem von Menschen ähnelt. Seewiesen/Wien – Wenn es um den Partner fürs Leben geht, sind Menschen in modernen Gesellschaften höchst wählerisch – sehr zur Freude von Online-Vermittlungsagenturen. Bis jene Person gefunden ist, mit der man Kinder haben will, können Jahre vergehen – mit unnötigen Flirts, peinlichen Affären und demütigenden Zurückweisungen. Und nicht wenige finden ihren Lebensmenschen nie. Aus streng evolutionärer Perspektive betrachtet, scheint die Liebe eine fragwürdige Errungenschaft: Warum der ganze Aufwand, statt einfach hinzugehen und sich zu vermehren? Oder gibt es bei einer strengen Kosten-Nutzen-Rechnung doch gute Gründe, warum wir uns das alles im Namen der Liebe antun? Da Experimente mit Menschen nicht ganz einfach durchzuführen sind und von Ethikkommissionen vermutlich auch nicht bewilligt würden, muss sich die Forschung ans Tier halten – im konkreten Fall an Zebrafinken. Die eignen sich insofern gut für solche Fragen, weil sie so wie der Mensch monogam sind und sich gemeinsam um die Aufzucht kümmern. Zudem ist die Partnerwahl individuell: Weibchen halten nicht die gleichen Männchen für attraktiv. Biologen um Malika Ihle (Max-Planck-Institut für Ornithologie im bayrischen Seewiesen) haben für ihre Studie im Fachblatt PLoS Biology eine der jüngsten Errungenschaften menschlicher Verpaarung bei den Vögeln angewendet: Sie verkuppelten insgesamt 160 Tiere mittels Speed-Dating, jeweils in Gruppen von 20 Weibchen, die zwischen 20 Männchen wählen konnten. Hatten sich die Pärchen erst einmal gefunden, durfte eine Hälfte der Zebrafinkenpaare glücklich zusammenbleiben. Die andere Hälfte der Paare wurde getrennt und dann mit anderen Tieren verpaart, die ebenfalls aus einer getrennten Beziehung kamen. Danach wurden sowohl die verliebten wie auch die erzwungenen Paare in je einen Käfig gesteckt, wo sie sich dann ausführlicher miteinander beschäftigen konnten. Das wurde von den Forschern beobachtet, die vor allem interessierte, ob sich bei der Paarung und der Aufzucht der Jungvögel Unterschiede zwischen den jeweiligen Paaren zeigten. Zwar fiel das Liebeswerben der Tiere gleich aus, doch bei der Kopulation kamen die unfreiwilligen Partner weniger oft zum Zug. Später gingen diese dafür öfter fremd. Besonders drastisch waren aber die Unterschiede bei der Nachwuchspflege: Bei den Liebespaaren überlebten insgesamt 37 Prozent mehr Küken wegen liebevollerer Brutpflege. Kultur;Günther Freitags sprachwitziger Roman wird am Montag in der Buchhandlung Frick präsentiert. Wien – Der Grundton ist von allem Anfang an klar: Obwohl Mama Verdi und Puccini über alles liebt und keine Premiere in der Staatsoper versäumt, ist sie ein ausgemachtes Ekel. Ist sie wirklich, diese monströse Wiener Erfolgsanwältin, übergewichtig, herrschsüchtig, egomanisch, verächtlich, sexuell unausgelastet. Als Mutter eine Katastrophe. Ihr Sohn, vierzig plus, farblos, linkisch, Stirnglatze, nicht nur stimmtechnisch eine Niete, ist ebenfalls Anwalt. Ein Virtuose der Niederlagen, der sich mit jenen verhaltensoriginellen Klienten plagen muss, die für die gewichtige Frau Mama höchstens lachhafte Witzfiguren – und daher unerheblich – sind. Günther Freitags Die Entführung der Anna Netrebko (Wieser Verlag, 21 Euro, 259 Seiten) ist, ja, eine Art kombinierter Schlüssel- und Bildungsroman, ebenso sprachwitzig wie klug, der Montagabend in der Buchhandlung Frick präsentiert wird. Gnadenlos und bissig mischt Freitag Facts und Fiction, Traum und Wirklichkeit, erfundene Figuren und reale Persönlichkeiten. Da schimpft die Mutter (man erinnere sich: überheblich und dünkelhaft!) Claus Peymann einen arroganten Lispler ... Keine Ahnung vom Theater, ein Sprücheklopfer, ein selbstverliebter Greis, den niemand außer dem Kunstminister ernst nehme. Auch ihr Urteil über die amtierende Kulturministerin ist vernichtend: Sie sei, nachdem sie eine staatliche Bank an den Rand des Ruins gewirtschaftet habe, statt in Untersuchungshaft genommen zu werden, als Ministerin angelobt worden, weil sie ... nichts über die Verwicklung anderer Politiker in die krummen Geschäfte der Bank ausplaudern werde. Der Staatsoperndirektor grinste und zeigte mir ein Gebiss, das mich an ein Pferd erinnerte. Er sei auch Sänger gewesen. Sänger und Tennisspieler, was in Rumänien keine außergewöhnliche Kombination sei. Die innige Abneigung zwischen der Mutter, die nach einem Schlaganfall im Krankenhaus landet, und ihrem Sohn, der deswegen zumindest vorübergehend den Kanzlei-Chefsessel erklimmt, verlagert sich zunehmend auf die Kunst. Der Sohn erkennt, dass die Musik das Gebiet ist, auf dem ich sie schlagen muss. Zunächst ist es nicht Anna Netrebkos Stimme, sondern ihr Foto auf einem CD-Cover, das ihn zum gerade besessenen Bewunderer macht. Putins Geliebte, spottet daraufhin die tenorgeile Mutter, die selbst nach ihrem Zusammenbruch mehr als hundert Kilo wiegt ... Und jetzt dieser Weißrusse, Kasache oder Moldawier mit dem schwammigen Mondgesicht und seinem monströsen Bauch ... Neben dieser Schießbudenfigur wirke sie beinahe zerbrechlich. Leider endet auch die Liebe zu Erica, einer Chorsängerin, im Fiasko. Wegen Anna natürlich. Die wird übrigens, so viel Spoiling darf sein, nicht wirklich entführt. Wissenschaft;Der Mensch ist nicht das einzige Lebewesen, das syntaktische Regeln anwendet, um Wörter zu Sätzen zu verbinden.. Wien/Tokio – Hobbyornithologen und andere Vogelliebhaber haben es vermutlich immer schon geahnt, jetzt ist ein erster experimenteller Beweis erbracht: Vögel können weit mehr kommunizieren als gedacht. Zumindest die Japanische Kohlmeise, eine Singvogelart, die für ihr breites Repertoire an Ruflauten bekannt ist. Studien mit Primaten und Vögeln haben schon in der Vergangenheit gezeigt, dass auch Tiere bedeutungslose Silben zu sinnvollen Wörtern verbinden. Dass Wörter dann aber auch nach syntaktischen Regeln zu Wortgruppen und Sätzen zusammengesetzt werden, hielt man bisher für ein Alleinstellungsmerkmal des Menschen. Evolutionsbiologen aus Tokio, Uppsala und Zürich haben nun festgestellt, dass auch Japanische Kohlmeisen (Parus minor) syntaktische Regeln entwickelt haben. Je nachdem, in welcher Reihenfolge sie ihre Rufe kombinieren, haben diese eine unterschiedliche Bedeutung und ziehen andere Verhaltensweisen nach sich, berichten die Forscher im Fachblatt Nature Communications. Japanische Kohlmeisen haben mehr als zehn verschiedene Rufe in ihrem Lautrepertoire, die sie einzeln oder in Kombination verwenden. In ihrer Studie untersuchten die Biologen, inwiefern verschiedene Ruftypen und -kombinationen eine Bedeutung für die Singvögel hatten. Dabei unterschieden sie die Rufvarianten ABC und D. ABC-Rufe bedeuten in Kohlmeisensprache so viel wie Pass auf und werden geäußert, wenn sich ein Sperber oder ein Nesträuber nähert – und somit Gefahr droht. D-Rufe hingegen heißen Komm her. Die Vögel verwenden den Ruf, wenn sie eine neue Futterquelle entdeckt haben oder um den Partner zum Nest zu rufen. Die Kohlmeisen kombinieren die beiden Rufvarianten aber auch zu sinnvoller Syntax, wie die Forscher herausfanden. Die Ruffolge ABC-D zwitschern die Singvögel etwa dann, wenn sie sich Feinden nähern und gemeinsam versuchen, sie zu vertreiben. Spielten die Biologen den Vögeln diese Lautkombination per Tonband vor, versetzten sie sich in Alarmbereitschaft und rückten zusammen. Wurden die Rufe jedoch in umgekehrter Reihenfolge (D-ABC) abgespielt, zeigten die Kohlmeisen keine Reaktion. Die Studie macht deutlich, dass Syntax nicht einzigartig in der menschlichen Sprache ist, sondern sich unabhängig davon auch bei Vögeln entwickelte, sagt Koautor David Wheatcroft von der Universität Uppsala. Die Regeln der Syntax, die es ermöglichen, aus einem limitierten Vokabular neue Bedeutung zu generieren und somit vielfältige soziale Interaktionen zu koordinieren, könnten auch zur Evolution der menschlichen Sprache beigetragen haben, vermuten die Forscher. Wissenschaft;Schriftstück führte zum Bruch zwischen Hitler und Göring. Washington – Eines der wichtigsten Dokumente der letzten Kriegstage in Deutschland soll jetzt in den USA versteigert werden. Das Auktionshaus Alexander Historical Auctions will in der nächsten Woche das legendäre Göring-Telegramm verkaufen, das zum Bruch zwischen Adolf Hitler und seinem langjährigem Vertrauten Hermann Göring geführt hatte. Nach Angaben von Alexander handelt es sich um die Kopie von Martin Bormann. An der Echtheit bestehe kein Zweifel. Erhofft werden umgerechnet 18.000 Euro. Hitler hatte Göring, das Fliegerass aus dem Ersten Weltkrieg, lange Zeit als seinen Stellvertreter angesehen und das auch mit Erlassen geregelt. Als Göring in Bayern hörte, dass der in Berlin eingeschlossene Hitler ihm endgültig die Macht übertragen wollte, telegrafierte er ihm am 23. April 1945. In dem kurzen Schreiben fragte er, ob er die Kontrolle über Deutschland übernehmen könne. Falls bis 2200 Uhr keine Antwort erfolgt, nehme ich an, dass Sie Ihrer Handlungsfreiheit beraubt sind. Er werde dann selbstständig zum Wohle von Volk und Vaterland handeln, gezeichnet mit Ihr getreuer Hermann Göring. In Berlin nutzten Bormann und Reichspropagandaminister Joseph Goebbels das Telegramm jedoch, um Hitler einen Putsch Görings einzureden. Tatsächlich war Hitler empört und beschuldigte Göring des Landesverrats, die SS setzte ihn in Bayern fest. Hitler setzte Goebbels und Marinechef Karl Dönitz als seine Nachfolger ein. Er erschoss sich am 30. April, einen Tag später nahm sich auch Goebbels das Leben. Dönitz blieb noch bis 23. Mai Staatsoberhaupt eines praktisch nicht mehr existierenden deutschen Reiches. Göring vergiftete sich 1946 in Nürnberg, einen Tag, bevor das Todesurteil des internationalen Tribunals vollstreckt werden sollte. Das Telegramm ist trotz eines Risses in sehr gutem Zustand, alles ist klar zu lesen – selbst der rote Geheim!-Stempel. Ein amerikanischer Hauptmann hatte es 1945 als Souvenir aus dem Bunker in Berlin mitgenommen, sein Sohn schenkte es später seinem Geschichtsprofessor. Der, fließend Deutsch sprechend, hatte eine kurze Expertise erstellt. Darin heißt es auch, das Telegramm könne Hunderte Dollar wert sein. (APA, 2. 7. 2015) Wissenschaft;Pascale Ehrenfreund geht, neuer FWF-Chef ab Herbst gesucht. Wien – Eben noch war sie Präsidentin des Wissenschaftsfonds FWF, im Herbst wird sie Chefin des Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrums DLR: Pascale Ehrenfreund zeigte sich am Tag, nachdem ihr überraschender Wechsel bekannt worden war, in einer ersten Stellungnahme gegenüber dem STANDARD hochbeglückt über diesen Karrieresprung: Eine Chance wie diese darf ich mir nicht entgehen lassen. Die Astrobiologin und Weltraumexpertin wurde von Headhuntern kontaktiert. Nach einem Hearing war Stillschweigen vereinbart – bis Donnerstag. Der FWF und das zuständige Wissenschafts- und Wirtschaftsministerium waren dementsprechend überrascht. In der Geschichte des 1968 gegründeten Fonds kam es noch nie zum vorzeitigen Abgang eines Präsidenten. In einer Übergangslösung bis zur nächsten Präsidiumswahl werden wohl die drei Vizepräsidenten Alan Scott, Christine Mannhalter und Hermann Hellwagner den FWF leiten. Die Neuausschreibung wird erst nach Inkrafttreten der Novelle des Forschungs- und Technologieförderungsgesetzes (FTFG), erfolgen, voraussichtlich im kommenden Herbst. Der neue, aktualisierte Entwurf sieht einen Zweiervorstand mit Präsident und kaufmännischem Vizepräsidenten vor, beide Vollzeit angestellt. Eine Weisungsgebundenheit wird es dabei nicht in allen Bereichen geben. Die drei Vizepräsidenten werden ehrenamtlich bleiben. Ehrenfreunds Ratschlag zum Abgang: Die österreichische Politik müsse sich anschauen, warum Länder wie Dänemark im Innovation Union Scoreboard nach oben klettern, Österreich aber laufend Plätze verliert. Was machen diese Länder anders? Sie legen ihren Schwerpunkt auf die Grundlagenforschung, sagt die scheidende FWF-Präsidentin. Web;Südkoreanischer Konzern will Berechnung von Schadenersatz klären. In einem bereits seit Jahren andauernden Patentstreit mit seinem US-Rivalen Apple will der südkoreanische Technologieriese Samsung den Obersten Gerichtshof der USA einschalten. Wie aus am Mittwoch eingereichten Dokumenten hervorgeht, will sich Samsung bis zum 12. November mit zwei wichtigen Fragen zur Haftung und zur Schadenersatzhöhe bei Verstößen gegen Designpatente an den Supreme Court wenden. Im Mittelpunkt steht demnach dabei die Frage, wie die Regeln zur Berechnung von Schadenersatz interpretiert werden können. Dies sei eine Frage von zentraler Wichtigkeit für den Technologiesektor, heißt es in den Unterlagen. Samsung werde dabei von anderen Akteuren der Branche unterstützt. Samsung reichte die Unterlagen bei einem Berufungsgericht in den USA ein, das im Mai eine Verurteilung Samsungs wegen Verstößen gegen Apple-Patente bestätigt hatte. Das Gericht ordnete aber einen neuen Prozess über einen Teil der auferlegten Entschädigungszahlung von 930 Millionen Dollar (aktuell 842 Millionen Euro) an. Hintergrund ist ein entsprechendes Urteil aus dem Jahr 2012. In den bei Gericht eingereichten Unterlagen forderte Samsung nun, dieses Verfahren bis zu einer Entscheidung des Obersten Gerichtshofs ruhen zu lassen. Auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP wollten sich weder Samsung noch Apple zu dem Fall äußern. In der Technologiebranche liefern sich viele Konzerne vor Gerichten in aller Welt Patentstreitigkeiten. Besondere Aufmerksamkeit erregt dabei der Zwist zwischen Apple und Samsung, da die beiden Unternehmen die wichtigsten auf dem Markt für Tablets und Smartphones sind. Sport;Laut "Guardian": Katalane soll etwa über Kroos-Verkauf nicht erfreut gewesen sein – Auf der Insel wartet "Geld und Liebe". London – Mangelnde Machtfülle und Meinungsverschiedenheiten mit den Klubbossen sollen Pep Guardiola den Abschied von Bayern München erleichtert haben. Der Trainer (45) sei der Vereinspolitik in München – wie bereits in seiner Zeit beim FC Barcelona – müde, berichtet die englische Tageszeitung Guardian unter Berufung auf die Führungsspitze bei City. Interne Querelen spielten bereits 2012 bei Guardiolas Trennung von Barça eine gewichtige Rolle. Beim FC Bayern soll sich der Katalane unter anderem daran gestoßen haben, dass der Klub Weltmeister Toni Kroos 2014 entgegen seinem Wunsch an Real Madrid verkaufte. Klubboss Karl-Heinz Rummenigge und Sportvorstand Matthias Sammer hatten dagegen immer wieder das gute Verhältnis zum Trainer betont. Pep hier, Pep da Manchester jedoch gebe Guardiola nicht nur die finanziellen Mittel, sondern auch die Macht, um eine Dynastie aufzubauen, heißt es im Guardian. Den Starcoach erwarte Geld und Liebe auf der Insel. Das Blatt will wissen, dass Guardiola Kroos und vier weitere Stars, darunter Bayern-Profi Thiago und Dortmunds Ilkay Gündogan, zu City locken möchte. Eine Ausstiegsklausel aus seinem Dreijahresvertrag für den Fall, dass der Tabellenvierte der Premier League die Champions League verpasst, habe er nicht. Die Daily Mail berichtet derweil, dass die jüngste Formkrise der Himmelblauen auch der Causa Guardiola geschuldet sei. Die ständigen Berichte über ihn seien natürlich eine Ablenkung, zitiert das Blatt einen Insider. Teammanager Manuel Pellegrini, der zuletzt gereizt auf das Thema reagierte, werde jede Woche gefragt: Pep hier, Pep da. Das ist irrsinnig! City hat seit der Bekanntgabe der Guardiola-Verpflichtung am 1. Februar zwar den Ligapokal gewonnen, in der Premier League aber nur sieben von 21 möglichen Punkten geholt und sich aus dem Titelrennen verabschiedet. Inland;Grüner Sicherheitssprecher hält Grundwehrdiener für Grenzeinsatz "vollkommen ungeeignet" und Bundesheer-Einsatz in Griechenland für "Schnapsidee". Wien – Gerade eineinhalb Wochen im Amt, muss sich der neue Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (SPÖ) schon harsche Kritik vom Grünen Sicherheitssprecher Peter Pilz anhören: Grundwehrdiener wären für einen Flüchtlingseinsatz an der Grenze völlig ungeeignet, die Überlegung, das Bundesheer nach Griechenland zu schicken, sei eine Schnapsidee, schimpfte Pilz am Freitag bei einer Pressekonferenz. Überhaupt ist Pilz mit der Performance der Regierung in der Flüchtlingskrise alles andere als zufrieden: Wie ein Blick auf die Daten des World Food Programme zeige, habe Deutschland heuer schon fast 120 Millionen US-Dollar locker gemacht, aber Österreich null – immer dasselbe. Hilfe vor Ort sei das wichtigste, betonte Pilz, und das System der jordanischen staatlichen Flüchtlingshilfe sei längst an den Kapazitätsgrenzen angelangt. Tausende versuchten, nach Europa zu kommen, weil sie vor Hunger flüchten. Flaschen und Pfand Die Flaschen in der Bundesregierung wüssten das seit Jahren, Ansagen, man müsse vor Ort helfen, seien aber leeres Geschwätz, wetterte Pilz. Die Regierung sollte dem WFP zumindest 27 Cent überweisen, findet der Grüne Abgeordnete: Das ist das Flaschenpfand für Kurz, das Flaschenpfand für Doskozil und das Flaschenpfand für Mikl-Leitner. Neben Außenminister Sebastian Kurz und Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (beide ÖVP) schoss er sich besonders auf den neuen Chef des Bundesheers ein: Eine temporäre Verlängerung des Grundwehrdienstes zur Bewältigung der Flüchtlingskrise hält Pilz für Quatsch. Es sei überhaupt völlig sinnlos, Grundwehrdiener an die Grenze zu stellen, lernten diese doch ohnehin nur Kloputzen, Erdäpfelschälen und Offiziere bedienen. Im Bundesheer heißt es, dass es sich um Planungsvarianten handle, die aus heutiger Sicht nicht notwendig sind, da man den Einsatz auch mit Berufssoldaten noch aufstocken könnte. Nationaler Sicherheitsrat Auch Doskozils Überlegung, Bundesheer-Angehörige zur Sicherung der EU-Außengrenze nach Griechenland schicken, findet bei Pilz keinen Anklang. Ich halte das alles für groben populistischen Unfug, weshalb er den Nationalen Sicherheitsrat einberufen lassen werde, erklärte der Abgeordnete. Dort will er auch angebliche österreichische Waffenlieferungen in Kriegsgebiete thematisieren. Weiteres Thema werde ein vernünftiger Grenzschutz sein, wo sich Pilz eine ordentliche Registrierung der Ankömmlinge inklusive Fingerabdrücken wünscht. Die Kritik des Grünen Sicherheitssprechers reichte auch über die Landesgrenzen hinaus: Er sei dafür, auch beim Budget der EU anzusetzen, um Österreich zu entlasten. Man müsse Warschau und Budapest klarmachen, dass es nicht in Stein gemeißelt sei, dass sie Budget aus unserem Steuergeld bekommen und wir alle Flüchtlinge. Wirtschaft;Kaum hat VW-Steuermann Martin Winterkorn den Machtkampf gegen Ferdinand Piëch gewonnen, überschattet die Affäre um gefälschte Abgaswerte den Autobauer. Wolfsburg – Die Affäre um getürkte Abgaswerte bei Dieselautos in den USA führte die VW-Aktie am Montag in den Keller: Anleger haben scharenweise VW-Papiere auf den Markt geworfen, die Aktie brach in der Spitze um fast zwanzig Prozent ein. Das entspricht einem Börsenwertverlust von 14 Mrd. Euro. Volkswagen hat unter dem Druck der US-Umweltbehörde EPA massive Abgasmanipulationen in den USA zugegeben. Die Verstöße könnten dem Wolfsburger Autobauer eine Strafe einbringen, die von der EPA auf bis zu 18 Milliarden Dollar (15,76 Mrd. Euro) taxiert wird. VW-Chef Martin Winterkorn, ein Techniker, der eben erst ein Match gegen VW-Langzeit-Vorstands- und Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch für sich entschieden hatte, entschuldigte sich für den Verstoß und kündigte eine externe Untersuchung an. Er bedauere zutiefst, dass VW das Vertrauen von Kunden und der Öffentlichkeit enttäuscht habe. Die EPA verdächtigt VW, bei zahlreichen Dieselfahrzeugen die Abgasvorschriften mithilfe einer speziellen Software, also vorsätzlich, umgangen zu haben. Es geht um fast eine halbe Million Autos. Ein Skandal eines solchen Ausmaßes, dass sich Montag selbst das Weiße Haus als besorgt zeigte. Da VW mit den US-Behörden kooperiert, dürfte die Strafe nicht so drastisch ausfallen, meint Autoexperte Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach unter Hinweis auf General Motors, die sich mit 900 Mio. Dollar aus der Zündschlossaffäre freigekauft hat. Dass BMW und Daimler von diesem Thema nicht betroffen sind, wie sie am Montag betonten, halten Umweltorganisationen wie der Verkehrsclub Deutschland für unwahrscheinlich. Das sei nur die Spitze des Eisbergs. Sie kritisieren Angaben über Schadstoffemissionen und Art der Messung seit Jahren. Die Grenzwerte (für Stickoxid) sind in den USA viel niedriger. Während in der EU gemäß Euro-6-Norm maximal 80 Milligramm pro Kilometer erlaubt sind, sieht die vergleichbare US-Norm 70 Milligramm pro Meile, also etwa 1,6 Kilometer vor. Vorabmessungen wie in Europa gibt es in den USA nicht, die Hersteller zertifizieren sich selbst. Für Gesprächsstoff in der VW-Führung ist somit gesorgt. Das mächtige Präsidium des VW-Aufsichtsrats kommt am Mittwoch zu einer Krisensitzung zusammen. Dem Gremium gehören Aufsichtsratschef Berthold Huber, Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD), VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh und VW-Aufsichtsrat Wolfgang Porsche an. Politiker von Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) abwärts echauffierten sich am Montag und forderten Aufklärung. Der auf diesem Gebiet führende Zulieferer Bosch sieht grundsätzlich die Autobauer in der Pflicht. Bosch liefere Komponenten an verschiedene Hersteller, erklärte ein Firmensprecher. Die Integration ist Sache des Herstellers. Von Umprogrammierungen habe Bosch keine Kenntnis. Wissenschaft;Astrologie ist in jeder Form Humbug. Wann werden Tageszeitungen endlich aufhören, diesen Mist tagtäglich zu legitimieren?. Astrologie ist Unsinn. Das habe ich schon vor langer Zeit in dieser Kolumne erklärt, und an diesem Befund hat sich seit damals nichts geändert. Eine Abart der Astrologie ist aber ganz besonderer Unsinn und verdient daher nochmals einen genaueren Blick: das Zeitungshoroskop. So gut wie keine Zeitung kommt ohne diese Rubrik aus. Überall wird Tag für Tag und für jedes Sternzeichen der (angebliche) Blick in die Zukunft präsentiert. Wer sich aber auch nur ein wenig Gedanken über die dort vorgestellten Prognosen macht, erkennt schnell, dass es sich dabei um nichtssagende Sätze handelt. Aktuell erklärt Gerda Rogers beispielsweise den Waage-Geborenen, sie sollen Stress vermeiden. Ein guter Rat, gegen den sich nichts einwenden lässt – der aber auch nicht sonderlich viel mit irgendeiner astrologischen Kunst zu tun hat, sondern eine Binsenweisheit darstellt, die für alle Menschen ganz unabhängig von ihrem Geburtszeitpunkt gilt. Genauso wie der Ratschlag für die Steinböcke: Vernünftig reden, statt zu streiten! Meine lokale Tageszeitung aus Thüringen empfiehlt mir (Löwe) heute: Wenn etwas schiefgelaufen ist, müssen Sie auch dazu stehen, während den Schützen erklärt wird: Für manche Entscheidungen ist die Zeit einfach noch nicht gekommen. Eine Aussage, die per Definition ebenfalls immer korrekt ist, genauso wie der Satz, der den Stieren präsentiert wird: Sie können heute fast alles erreichen, was Sie wollen. Manche Entscheidungen und fast alles sind vage beziehungsweise allumfassende Aussagen, die typisch für die Astrologie und ganz besonders kennzeichnend für die Zeitungshoroskope sind. Sie gehören zu den sogenannten Barnum-Texten, die nach dem Schausteller P. T. Barnum aus dem 19. Jahrhundert benannt sind, der in seinem Zirkus auch für jeden etwas dabeihatte. Andere Beispiele dafür wären Sätze wie Du neigst dazu, kritisch dir selbst gegenüber zu sein und Manchmal hast du Zweifel, ob du die richtige Entscheidung getroffen hast. Mit solchen Aussagen kann sich jeder identifizieren, und oft merken wir dabei gar nicht, dass es sich nicht um spezifische und persönliche Analysen, sondern um Gemeinplätze handelt. Dieses Phänomen wurde schon 1949 von dem Psychologen Bertram Forer in seiner Arbeit The Fallacy of Personal Validation: A Classroom Demonstration of Gullibility beschrieben. Er setzte seinen Studenten genau solche inhaltsleeren Aussagen vor und erklärte ihnen aber, dass es sich dabei um eine individuelle Persönlichkeitsanalyse handeln würde. Und tatsächlich fanden sich 87 Prozent davon gut oder sehr gut charakterisiert. Wir erkennen uns selbst in den Texten wieder, übersehen aber, dass sie auch auf alle anderen zutreffen. Dieser Forer-Effekt funktioniert sogar in beide Richtung. Wenn ein Astrologe unbewusst solche vagen Charakterisierungen formuliert, erkennt sich der Kunde darin wieder und wird ein entsprechend positives Feedback geben. Das bestärkt den Astrologen in seiner Auffassung, hier eine echte Persönlichkeitsanalyse abgeliefert zu haben und nicht die inhaltsleeren Gemeinplätze, um die es sich eigentlich handelt. Dass vor allem die Zeitungshoroskope keinen echten Inhalt haben, ist also spätestens seit Forers Arbeit bekannt. Und die meisten Menschen werden sie daher auch nicht sonderlich ernst nehmen (auch dieser Satz ist übrigens ein Barnum-Satz). Interessanterweise gilt das aber auch für die Astrologen. Spricht man sie auf die Prognosen aus der Tageszeitung an, läuft die Kritik ins Leere. Zeitungshoroskope seien keine echte, keine seriöse Astrologie. Ein ordentliches Horoskop müsse individuell, mit Kenntnis des genauen Geburtsorts und der genauen Geburtszeit erstellt werden. Die Zeitungsastrologen bestreiten aber natürlich vehement, keine seriöse Astrologie zu betreiben, und nehmen sich selbst genauso ernst wie der Rest ihrer Zunft. Wenn nun aber klar ist, dass die Zeitungshoroskope nur nichtssagenden Unsinn beinhalten, und sogar die (sich selbst für seriös haltenden) Astrologen dem zustimmen: Warum gibt es diese Rubrik dann immer noch? Astrologie ist Unsinn. Die Horoskope in den Tageszeitungen sind noch größerer und viel leichter erkennbarer Unsinn. Und auch wenn man sie nicht oder nur aus Spaß liest, zeigt ihre tägliche Präsenz der Leserschaft: Wir nehmen die Astrologie ernst. Sie ist uns wichtig genug, jeden Tag dafür einen Platz in unserer Zeitung zu reservieren. Wir engagieren sogar Astrologen, um sie zu schreiben (oder investieren zumindest ein wenig der Arbeitszeit unserer Praktikanten). Die Astrologie existiert seit Jahrtausenden und wird auch in der Zukunft nicht verschwinden. Aber es wäre ein guter Anfang, wenn sie nicht mehr Tag für Tag völlig unkritisch einem Großteil der Zeitungsleser vorgesetzt werden würde. Der Platz in den Medien könnte für andere Themen sicherlich gewinnbringender eingesetzt werden. Wissenschaft;Reparatur und Kontrollvorgänge dauern vermutlich bis Freitag. Genf – Nachdem ein Marder einen Kurzschluss ausgelöst hatte, bleibt der größte Teilchenbeschleuniger der Welt wahrscheinlich noch bis Freitag außer Betrieb. Es müssten elektrische Verbindungen repariert und die Anlage sorgfältig auf eventuelle Schäden untersucht werden, sagte der Sprecher des Europäischen Kernforschungszentrums, Arnaud Marsollier, am Montag. Ein Marder hatte am Freitag in einer Transformatoranlage des 27 Kilometer langen Beschleunigerrings Large Hadron Collider (LHC) einen Kurzschluss verursacht. Dies hatte laut LHC-Protokoll zu einer schweren elektrischen Störung geführt, so dass der Teilchenbeschleuniger den Betrieb einstellen musste. Marsollier sagte, der Marder sei entgegen anfänglichen Vermutungen nicht in das LHC-Tunnelsystem vorgedrungen, sondern habe es nur in eine an der Erdoberfläche befindliche Trafo-Station geschafft. Wir haben zwar Zäune, aber kleine Wildtiere können die kaum aufhalten. Der Marder überlebte die Aktion nicht: Er wurde in der Anlage von einem Stromschlag getötet. Wissenschaft;Beiden Arten der grünen Großpapageien setzen Wilderei und der Verlust ihres Lebensraums zu. Washington – Die US-Behörden haben zwei Papageienarten auf die Liste der bedrohten Tiere gesetzt. Beide seien durch Wilderei und den Verlust ihres Lebensraums vom Aussterben bedroht, wie die US-Bundesbehörde für Fischfang und Wildtiere (FWS) mitteilte. Die bisherigen Maßnahmen zum Schutz der Tiere seien unzureichend gewesen. Dabei handelt es sich um den Kleinen Soldatenara (Ara militaris), der eine Körperlänge von etwa 75 Zentimeter hat, sowie um den noch einmal zehn Zentimeter längeren Großen Soldatenara (Ara ambiguous). Beide Arten haben ein leuchtend grünes Gefieder und sind in Zentral- und Südamerika beheimatet. Während es von dem in den Tropenwäldern Mexikos und Südamerikas angesiedelten Kleinen Soldatenara noch schätzungsweise 6.000 bis 13.000 Exemplare gibt, ist die Zahl an Großen Soldatenaras noch geringer. In Kolumbien, Costa Rica, Ecuador, Honduras, Nicaragua und Panama leben nur noch 1.000 bis 3.000 Exemplare dieser Vogelart. Mit der Entscheidung der US-Behörden ist es künftig verboten, die Vögel zu töten, zu verletzen oder auch nur zu stören. Auch gilt für die USA damit ein Import- und Exportverbot dieser Tierarten, zudem dürfen sie nicht über die Grenzen der Bundesstaaten sowie über die Landesgrenzen transportiert werden. Die Regelung sollte am Freitag im Amtsblatt veröffentlicht werden. Sie tritt am 2. November in Kraft. (APA/red, 2. 10. 2015) Etat;Günther Lachmann soll sich der rechtspopulistischer Partei als Berater angeboten haben. Berlin – Die Tageszeitung Die Welt trennt sich von ihrem Redakteur Günther Lachmann. Das bestätigte Chefredakteur Stefan Aust am Samstagabend der Deutschen Presse-Agentur. Hintergrund der Entscheidung sind Vorwürfe, Lachmann habe sich der AfD als Berater angeboten. Aust sprach von einem groben Verstoß gegen journalistische Grundsätze. Lachmann bestätigte der dpa ebenfalls die Trennung, wollte aber auf Anfrage keine weitere Stellungnahme abgeben. Die Affäre ins Rollen gebracht hatte der nordrhein-westfälische AfD-Vorsitzende Marcus Pretzell. Auf Facebook behauptete er Ende Jänner: Herr Lachmann wollte zwar die AfD mit Frauke Petry und Jörg Meuthen beraten, aber er wollte seinen Job als Journalist bei Die Welt nicht aufgeben und dort weiter verantwortlich sein für die Berichterstattung über die AfD. Nach Angaben Austs wies Lachmann die Beschuldigungen zunächst zurück und gab zudem eine Eidesstattliche Versicherung ab. Damit wollten wir auch deutlich machen, dass wir die Vorwürfe vollständig aufgeklärt haben wollen, sagte der Chefredakteur. Am Samstag habe der Redakteur dann aber die Echtheit mehrerer Mails an die AfD bestätigt. Aus den Mails geht klar hervor, dass Lachmann der AfD eine Art Konzeptvorschlag für eine Neuausrichtung der Partei geschrieben hat, sagte Aust. Das sei mit einer journalistischen Tätigkeit für die Welt nicht zu vereinbaren. Wissenschaft;Zerfall von Hämatit und Magnetit gibt bis zu zehn Mal so viel Sauerstoff frei, wie in der Atmosphäre vorkommt. Eisenoxid kommt in der Natur in unterschiedlichen Verbindungen vor. Das häufigste ist Hämatit mit der chemischen Formel Fe2O3. Es stellt das Endprodukt vieler geologischer Prozesse dar und bildet die die wichtigste Eisenquelle unserer Zivilisation. Um das Verhalten von Hämatit und dem ebenfalls häufigen Magnetit (Fe3O4) unter Extrembedingungen weiter zu untersuchen, nutzten Forscher um Elena Bykova von der Universität Bayreuth eine spezielle Diamantstempelzelle am Deutschen Elektronen-Synchrotron DESY. Dabei konnten die Wissenschafter die Existenz einer großen, bislang unbekannten Sauerstoffquelle im unteren Erdmantel beobachten. Bei einem Druck von mehr als 67 Gigapascal (das entspricht dem 670.000-fachen Atmosphärendruck) und einer Temperatur von rund 2.400 Grad Celsius zerfiel im Experiment das Hämatit und bildete ein neues Eisenoxid, Fe5O7, das zuvor noch nie beobachtet worden war. Druck und Hitze entsprachen dabei in etwa den Bedingungen in 1.500 Kilometern Tiefe unter der Erdoberfläche. Bei einem noch höheren Druck von rund 70 Gigapascal, entsprechend einer Tiefe von 1.670 Kilometern, zerfiel auch Magnetit, und es bildete sich das ebenfalls zuvor unbekannte Eisenoxid Fe25O32. Das Besondere daran: Die Bildung beider bisher unbekannten Eisenoxide setzt Sauerstoff frei. Obwohl Eisenoxid normalerweise nicht im großen Maß im unteren Erdmantel auftritt, kann es über sogenannte Subduktionszonen dorthin befördert werden, wenn eine tektonische Platte unter eine andere gleitet. Hämatit und Magnetit sind Hauptbestandteile bestimmter urzeitlicher Eisenablagerungen, Bändererz und Eisenstein, die auf allen Kontinenten vorkommen. Diese Formationen können mehrere hundert Meter dick werden und Ausdehnungen von hunderten Kilometern aufweisen. Als zwei Milliarden Jahre alte Ablagerungen bilden sie weltweit einen Teil des Ozeanbodens. Über die Subduktion wird das Bändererz quasi im Erdinneren recycelt, wobei es in große Tiefen getragen werden kann, möglicherweise sogar bis zur Grenzregion von Erdmantel und Erdkern. Unter Bedingungen, die dem unteren Erdmantel entsprechen, zerfallen Hämatit und Magnetit jedoch und setzen dabei große Mengten einer sauerstoffreichen Flüssigkeit frei, wie das Team nun beobachtet hat. Wir schätzen, dass diese Quelle bis heute Sauerstoff in einem Umfang freigesetzt hat, der der acht- bis zehnfachen Masse des Sauerstoffs in der Atmosphäre entspricht, meint Bykova. Das ist überraschend, und es ist nicht klar, was mit dem Sauerstoff dort unten passiert. Die sauerstoffreiche Flüssigkeit könnte lokal das umgebende Gestein oxidieren oder zur Übergangszone oder sogar bis in den oberen Mantel aufsteigen. Das bleibt zu untersuchen, sagt Ko-AutorMaxim Bykov von der Universität Bayreuth. Zurzeit können wir nur sagen, dass es dort eine riesige Sauerstoffquelle im Mantel gibt, die geochemische Prozesse wesentlich beeinflussen kann, indem sie Oxidationszustände ändert und Spurenelemente mobilisiert. Das wird ein großes neues Modellierungsfeld eröffnen. Wissenschaft;Die Juristin Birgit Schrattbauer hat im Bereich Arbeitsrecht dissertiert. Birgit Schrattbauer hat für ihre Dissertation ein umstrittenes Thema gewählt: das Verleihen von Arbeitskraft. Die Juristin promovierte an der Universität Salzburg über die Risiken und Chancen der Arbeitskräfteüberlassung. Für Befürworter steigt damit die Flexibilität von Arbeitgebern und -nehmern, was zum Wandel des Wirtschaftslebens gehört. Kritiker befürchten hingegen, dass mit der wachsenden Leiharbeit die Erosion stabiler Beschäftigungsverhältnisse weiter voranschreitet. Sozialwissenschaftliche Studien zeigen, dass von der Arbeitskräfteüberlassung betroffene Arbeitnehmer diese Beschäftigungsform mehrheitlich als prekär empfinden, berichtet Schrattbauer, die als Postdoc weiter in Salzburg arbeitet. Mich hat hierbei die rechtliche Dimension interessiert: Sind dafür einige schwarze Schafe in der Leiharbeitsbranche verantwortlich, oder ist es im Arbeitsrecht selbst angelegt, dass Prekaritätsrisiken nicht restlos ausgeräumt werden?, sagt die 42-Jährige. Letzteres scheint der Fall zu sein: Auch wenn etwa das Arbeitsverfassungsgesetz die Rechte und Pflichten von Arbeitgebern und -nehmern regelt, kommt hier die Leiharbeit nur am Rande vor. Der Teufel liegt im Detail, und so ergibt sich viel Spielraum für Interpretationen – die nicht immer zugunsten der Leiharbeiter ausfallen. Auch über die angedachte Brückenfunktion der Arbeitskräfteüberlassung fällt das Fazit der Bad Ischlerin weniger gut aus: Einen neuen festen Arbeitsplatz finden auf diesem Weg nur zwölf Prozent. In Österreich unternimmt man da bisher wenig. Dabei werden Leiharbeiter zunehmend dauerhaft eingesetzt, und damit entsteht ein ganzes neues Segment, für das Handlungsbedarf besteht. Der Gesetzgeber müsse klar entgegenwirken, etwa indem für Leiharbeiter nach einer längeren Beschäftigungszeit via Gesetz auch automatisch das Einkommen und die arbeitsrechtliche Situation aufgewertet würden. Es ist jedoch nicht alles schlecht, stellte Schrattbauer fest: Im Bereich der sozialen Schutzbestimmungen vor allem gegen Diskriminierung sei man den europäischen Standards voraus. Auch die Einkommenssituation stelle sich im Bereich der Zeitarbeit besser dar als etwa in Deutschland. Zum Fach Jus ist Schrattbauer erst über einen Umweg gekommen, das Arbeitsrecht beschäftigt sie aber schon länger: Einem abgeschlossenen Studium der Pädagogik und Germanistik in Salzburg schlossen sich Tätigkeiten als Sozialpädagogin und anschließend als Arbeitsassistentin an. Schrattbauer half Menschen mit geistiger Beeinträchtigung bei der beruflichen Rehabilitation und Integration. Die Praxis weckte das Interesse für die Theorie. Das parallel zu Beruf und Gerichtspraktikum absolvierte Studium der Rechtswissenschaften schloss sie im letzten Jahr mit ihrer Dissertation ab, die sie als Universitätsassistentin schrieb und die heuer mit dem Wissenschaftspreis des Sozialministeriums für Jungakademiker ausgezeichnet wurde. Als dreifache Mutter war die Prämierte aber nicht nur beim Auswerten der Gesetzestexte gefordert, sondern auch zu Hause: Besonders in der heißen Abschlussphase war es schon eine Herausforderung, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Wissenschaft;Von "Maus" bis "Ms. Marvel": Comic-Forscher befassen sich auf einer Tagung mit der Entwicklung des Mediums. Frankfurt am Main – Eine Tagung in Frankfurt widmet sich dem Trend, dass Comics und Graphic Novels sich verstärkt mit politischen Themen auseinandersetzen. Bernd Dolle-Weinkauff vom Institut für Jugendbuchforschung an der Frankfurter Goethe-Universität organisiert die international besetzte Tagung an diesem Wochenende (4. bis 6. September) unter dem Titel Geschichte im Comic – Geschichte des Comic. 50 Experten werden referieren. Natürlich ist es kein Trend, den es erst seit kurzem gibt. Ein Wendepunkt sei Ende der 1980er Jahre Art Spiegelmans Maus gewesen, die Geschichte eines Holocaust-Überlebenden, verweist Dolle-Weinkauff auf einen vielzitierten modernen Klassiker unter den Graphic Novels. Es gebe seit Jahren einen Trend zur Literarisierung von Comics, sagt der Experte. Damit verbunden war eine Hinwendung zu ernsten Themen. Neben Beiträgen zu aktuellen Diskursen, etwa Feminismus in arabischen Ländern, gingen Zeichner inzwischen immer öfter auf Zeitgeschichte ein. Wir haben Graphic Novels zu allen großen Konflikten der Gegenwart wie Nahostkonflikt oder Islamismus. Neben Geschichte als Thema von Comics beschäftigt sich die Tagung auch mit der historischen Entwicklung von Comics. Ihre Wurzeln könne man zurückverfolgen bis zur Höhenmalerei, so Dolle-Weinkauff. Die Geschichte der Comic-Forschung hingegen sei jung: Die Wissenschaft habe sie lange Zeit als Trivialliteratur angesehen. Inzwischen beschäftigten sich viele Literaturwissenschaftler und Kunsthistoriker mit Comics, die ein ganz eigenständiges Medium mit eigenen Gesetzmäßigkeiten und Stärken sind. Die Kombination von Bild und Text ermöglicht eine größere Sinnlichkeit, sagt Dolle-Weinkauff. Unterentwickelt sei die Wirkungsforschung, findet der Experte, hier seien Soziologen gefragt. Wünschenswert fände es Dolle-Weinkauff auch, wenn mehr Forscher versuchen würden, von der Sammelleidenschaft der Leser zu profitieren. Der 63-Jährige ist Fan und Forscher zugleich: In seinem Archiv, das zum Institut für Jugendbuchforschung gehört, lagern mehr als 60.000 Comics – wöchentlich kommen neue dazu. (APA, red, 3. 9. 2015) Panorama;Bärin Er Shun bringt in Toronto zwei Jungtiere zur Welt. Ottawa – Zum ersten Mal sind in einem Zoo in Kanada Riesenpandas geboren. Die Bärin Er Shun brachte am frühen Dienstagmorgen Zwillinge zur Welt, wie der Zoo von Toronto mitteilte. Sie habe hervorragende Mutterinstinkte gezeigt und gleich nach der Geburt des ersten Jungtieres damit begonnen, den Winzling zu putzen und zu liebkosen. Das Geburtsgewicht der Kleinen betrug nach Angaben des Zoos 187,7 und 115 Gramm. Die kommenden Tage, die sie unter Beobachtung kanadischer und chinesischer Experten hauptsächlich im Brutkasten verbringen werden, seien nun entscheidend für ihr Überleben, erklärte der Zoo. Zoodirektor John Tracogna zeigte sich jedoch bereits begeistert. Der Zoo sei sehr stolz, beim Überleben dieser gefährdeten Art zu helfen. Der Große Panda gehört zu den am stärksten bedrohten Tierarten der Erde. Den als notorische Sexmuffel bekannten Tieren setzt der Verlust ihres natürlichen Lebensraums in China zu, deshalb spielt ihre Zucht in Gefangenschaft für das Überleben ihrer Gattung eine wichtige Rolle. Panda-Nachwuchs kommt in Gefangenschaft allerdings nur sehr selten vor. Weil die Weibchen nur an drei Tagen im Jahr paarungsbereit sind, greifen Zoos oft auf künstliche Befruchtung zurück. Er Shun war im Mai künstlich mit dem Sperma von drei Männchen befruchtet worden, wie der Zoo mitteilte. Einer der möglichen Väter der Jungtiere ist Er Shuns Partner Da Mao, der seit 2013 zusammen mit ihr im Zoo von Toronto lebt. 2018 sollen sie für fünf Jahre in den Zoo von Calgary umziehen, bevor sie nach China zurückkehren. Im August waren auch im Zoo von Washington Riesenpanda-Zwillinge zur Welt gekommen. Das kleinere der beiden Tiere war aber nach wenigen Tagen gestorben. Wissenschaft;Römerzeitlicher Fund in Aschkelon war von Bauarbeitern versteckt worden. Tel Aviv – Ein etwa 1.800 Jahre alter Sarkophag ist nach seiner Entdeckung in Israel schwer beschädigt worden (Fotos finden Sie hier). Der 2,5 Meter lange Sarkophag aus Kalkstein sei bei Bauarbeiten in der Küstenstadt Aschkelon gefunden worden, sagte der für die Region zuständige Archäologe Saar Ganor. Die Bauarbeiter hätten zunächst versucht, den wertvollen Fund zu verbergen, und fügten ihm dabei irreparable Schäden zu. Möglicherweise versuchten sie ihn zu stehlen. Es handelt sich laut Ganor um einen Sarg aus der späten römischen Ära. Der Mann, der hier bestattet wurde, gehörte zweifellos zur reichen Bevölkerung von Aschkelon, sagte Ganor. Dessen lebensgroßes Relief sei auf dem Deckel des Sarkophags abgebildet. (APA/red, 3. 9. 2015) Sport;Vertrag um zwei Jahre verlängert – Ziele: Aufstieg in Top-Division für WM 2017, Olympia-Quali 2018. Wien – Der Kanadier Daniel Ratushny bleibt Teamchef der österreichischen Eishockey-Nationalmannschaft der Herren. Der ÖEHV informierte am Donnerstag in einer Aussendung über eine Verlängerung des nach der WM ausgelaufenen Vertrages um zwei Jahre bis Juni 2017. Daniel Ratushny hat mit dem Neuaufbau der Mannschaft erfolgreich begonnen und wird diesen Weg auch fortsetzen, erklärte ÖEHV-Präsident Dieter Kalt. In der Betreuerfrage soll nach Vorschlägen des Head Coaches der österreichische Weg weiter verfolgt werden. Dieter Kalt jun., Christoph Brandner und Reinhard Divis waren bei der WM als Teamchef-Assistenten im Einsatz gewesen. Vorrangiges Ziel des Nationalteams ist der Aufstieg in die Top-Division für die WM 2017 in Deutschland und Frankreich sowie die Olympia-Qualifikation für 2018. Sportdirektor Alpo Suhonen und Ratushny sollen dazu ein Zweijahres-Programm erarbeiten. Ratushny nimmt die Herausforderung an. Wir wollen das österreichische Eishockey auf das nächsthöhere Level bringen. Ich schätze es als Privileg ein, Teil dieses Prozesses und dieser Entwicklung zu sein. Ich freue mich auf die weitere Zusammenarbeit mit dem Verband, der Liga sowie den stolzen und entschlossenen österreichischen Spielern, wenn wir gemeinsam das Ziel verfolgen, uns individuell und als Team sowie das österreichische Eishockey im Allgemeinen zu entwickeln, zu stärken und zu verbessern, wurde der 44-Jährige in einer Verbandsaussendung zitiert. Das Nationalteam startet Anfang November bei der Euro Challenge in Polen in die neue Saison. Wissenschaft;Gutes Zeugnis für Jubiläumsfonds der Stadt Wien – "zahlreiche Mängel" bei drei anderen Stiftungen. Wien – Der Rechnungshof hat vier der neun von der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) verwalteten Stiftungen überprüft. Nur beim Jubiläumsfonds der Stadt Wien für die ÖAW funktionierte die Verwaltung gut, bei den anderen wurden zahlreiche Mängel festgestellt. Die Prüfer führen diese in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht auf eine fehlende gesamthafte Strategie für die Stiftungsverwaltung zurück. Neben dem Jubiläumsfonds (Stiftungsvermögen 2013: 6,1 Mio. Euro) hat der Rechnungshof (RH) die Mayer-Gunthof-Stiftung (131.000 Euro), die Oelzelt-Newinsche Stiftung (2 Mio. Euro) und die Sonnleitner-Stiftung (125.000 Euro) für die Jahre 2009 bis 2013 überprüft. Deren Aufgaben waren – mit unterschiedlichen Schwerpunkten – die Forschungsförderung, Drucklegungs-Zuschüsse, Beihilfen und die Vergabe von Ehrenpreisen. Einzig dem Jubiläumsfonds attestierten die Prüfer dabei eine gut funktionierende Verwaltung. Auch die Vergabe von Zuwendungen durch den Fonds sei ordnungsgemäß abgelaufen. Bei den anderen drei stichprobenartig ausgewählten Stiftungen stellte der RH eine geringe Anzahl an Anträgen fest (zwischen drei und 15 Anträgen von 2009-2013). Dies sei Folge des ungeregelten Antragswesens und der nicht geregelten Auslobung von Stiftungszuwendungen, heißt es in dem Bericht. Erst im Zuge der RH-Prüfung habe die ÖAW ein geregeltes Antragswesen eingeführt. Verwaltet wurden die drei Stiftungen von der 1956 eingerichteten Verwaltungskommission für Stiftungen und Widmungen bei der ÖAW. In diesem Gremium seien die vorgesehenen Wahlperioden nicht eingehalten worden, es habe stillschweigende Verlängerungen gegeben und in der Mehrzahl der Sitzungen sei weniger als die Hälfte der Kommissionsmitglieder anwesend gewesen. Die Prüfung und Genehmigung des Jahresabschlüsse der Stiftungen sei kein Tagesordnungspunkt der Kommission gewesen, Satzungsänderungen seien mangelhaft dokumentiert worden und daher nicht nachvollziehbar. Die ÖAW konnte auch nicht erklären, warum bei der Mayer-Gunthof-Stiftung die gültige Satzung das Stammvermögen mit 88.000 Euro auswies, das Stiftungskapital im Prüfzeitraum aber 128.000 Euro betrug. Bei den von den drei Stiftungen vergebenen Förderungen vermissten die Prüfer u.a. abschließende Evaluierungen von geförderten Forschungsprojekten. Zudem hätten die Mittel der Stiftungen teilweise dazu gedient, Lücken in der Finanzierung von Forschungsprojekten oder eines Tochterunternehmens der ÖAW (Gregor Mendel-Institut für Molekulare Pflanzenbiologie, Anm.) zu schließen. (APA, 1. 7. 2015) International;Zwei Selbstmordattentäter sprengten sich in Sanaa in die Luft. Sanaa – Bei zwei Selbstmordanschlägen auf eine Moschee sind in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa am Mittwoch nach Angaben von Rettungskräften mindestens 28 Menschen getötet worden. Etwa 75 weitere Menschen seien verletzt worden, teilten Ärzte mit. Nach Angaben von Augenzeugen sprengte sich ein Attentäter mit einem Sprengstoffgürtel in die Luft. Der zweite steuerte demnach ein mit Sprengstoff präpariertes Fahrzeug in eine Menge von Gläubigen, als diese die Moschee im Norden Sanaas verließen. Zu dem Anschlag bekannte sich wenig später die Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS). In der jüngeren Vergangenheit hatten IS-Extremisten im Jemen bereits mehrfach Anschläge verübt. Nur wenige Stunden zuvor hatte das Internationale Rote Kreuz mitgeteilt, zwei seiner Mitarbeiter seien von Bewaffneten gezielt getötet worden. Im Jemen kämpfen seit Monaten Truppen von Präsident Abd Rabbu Mansour Hadi mit Unterstützung einer von Saudi-Arabien angeführten Militärkoalition gegen Houthi-Rebellen und mit ihnen verbündete Armee-Einheiten des ehemaligen Staatschefs Ali Abdullah Saleh. Seit der Eskalation des Konflikts zwischen den Houthi-Rebellen und ihren Verbündeten in der Armee sowie den Regierungstruppen und ihren ausländischen Unterstützern Ende März wurden bereits mehr als 4.400 Menschen getötet. Ein Großteil der Bevölkerung des ohnehin armen Landes ist infolge des Konflikts von Hunger bedroht. Wirtschaft;Italien bringt bis zu 38,4 Prozent der Post an den Kapitalmarkt. Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung. Panorama;Türkischer Regierungschef will Container für Hunderttausende. Ankara – Zur Bewältigung der Flüchtlingskrise schlägt die Türkei der Europäischen Union den Bau riesiger Flüchtlingslager in Syrien vor. Drei Containerstädte für jeweils 300.000 Menschen seien möglich, sagte der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu laut Medienberichten vom Montag vor türkischen Journalisten am Sitz der Vereinten Nationen in New York. Wenn die EU die Containersiedlungen bezahle, könne die Türkei den Bau übernehmen. Laut Davutoglu sollen die Siedlungen in einer Schutzzone im Norden Syriens entstehen. Die Türkei fordert seit langem die Einrichtung einer solchen Zone. Davutoglu bestätigte, dass er sich mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel bei einem Gespräch in New York auf die Einrichtung einer bilateralen Arbeitsgruppe zum Thema Flüchtlinge geeinigt habe. Auch Griechenland könne daran teilnehmen. Den in der EU diskutierten Vorschlag zur Einrichtung von EU-finanzierten Flüchtlingslagern in der Türkei lehnte Davutoglu erneut ab. Stattdessen machte er sich für den Plan der Containersiedlungen im Norden Syriens stark. Schon nach dem Erdbeben in der osttürkischen Stadt Van vor vier Jahren habe die Türkei beim Bau großer Lager aus Wohncontainern Erfahrungen gesammelt. Nach türkischen Vorstellungen soll die Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) aus einem etwa hundert Kilometer langen Gebietsstreifen entlang der türkischen Grenze im Norden Syriens vertrieben werden. Anschließend soll das Gebiet von gemäßigten Rebellengruppen kontrolliert werden, um Flüchtlingen die Rückkehr nach Syrien zu ermöglichen. Die Zone wäre auch ein Instrument zur Verhinderung eines von der Türkei befürchteten Kurdenstaats im Norden Syriens. Bisher sind die Verbündeten Ankaras jedoch nicht bereit, das Vorhaben zu unterstützen, das eine Verletzung der syrischen Souveränität mit sich bringen würde. Kritik übte Davutoglu an den Plänen der EU zur finanziellen Unterstützung der Flüchtlingsversorgung in der Türkei mit bis zu einer Milliarde Euro. Brüssel wolle das Geld aus Mitteln nehmen, die für den Beitrittsprozess der Türkei vorgesehen waren, sagte Davutoglu. Das lehne Ankara ab. Es brauche dringend sichere Anlaufstellen an der Schwelle zur Europäischen Union, um dort effektive Aufnahmeverfahren für die schutzsuchenden Menschen durchzuführen. Darüber waren sich die Experten der 11. Konferenz Europäischer Regionen und Städte, die derzeit in Salzburg stattfindet, einig. Es sei überwiegend viel zu spät und zu wenig getan worden, meinte Franz Schausberger, ehemaliger Salzburger Landeshauptmann und Vorsitzender des Instituts der Regionen Europas (IRE), am Montag bei einem Pressegespräch zur Reaktion der europäischen Staaten auf die Flüchtlingskrise. Er verlangte mehr technische und finanzielle Unterstützung für jene Länder, die mit dem Flüchtlingsstrom konfrontiert sind. Wir können nicht verlangen, dass Länder wie Kroatien, Serbien, Mazedonien oder Griechenland das alleine managen, sagte Schausberger. Um langsam wieder Ordnung in das System zu bringen, seien an der Schwelle zur EU große Einrichtungen notwendig, um dort effektive Aufnahmeverfahren machen zu können. Es sei derzeit kein Ende des Flüchtlingsstroms absehbar, sagte Franz Lang, Direktor des Bundeskriminalamts und stellvertretender Generaldirektor für öffentliche Sicherheit. Auch er sprach sich für sichere Anlaufstellen an den Fluchtorten oder an der Schwelle zu Europa aus. Derzeit versuche jedes Land für sich die Registrierung der Flüchtlinge. Das müsse effizient an die EU-Außengrenze verlagert werden, meinte Lang. Kultur;Lady Gaga sang die US-Nationalhymne. Santa Clara – Feuerwerk, übergroße Schirme in Blumenform und eine riesige Bühne in explodierenden Regenbogenfarben: Die Popstars Coldplay, Bruno Mars und Beyoncé Knowles traten am Sonntag in der Halbzeitpause der 50. Super Bowl auf. Vor dem Beginn des Finales der American Football League NFL hatte bereits Lady Gaga die US-Nationalhymne gesungen. Die britische Band Coldplay spielte vor den mehr als 70.000 Zuschauern im Levis Stadium von Santa Clara (Kalifornien) unter anderem Teile ihrer Hits Viva la Vida und Fix You. Bruno Mars sang Uptown Funk, Beyoncé präsentierte ihren tags zuvor veröffentlichten neuen Hit Formation. Zum Abschluss spielten alle drei Stars ein Medley aus Halbzeit-Hits der vergangenen Jahrzehnte. Im vergangenen Jahr hatten fast 120 Millionen US-Fernsehzuschauer die Halbzeit-Show der Großveranstaltung gesehen. Wissenschaft;Gerhard Widmer hätte eigentlich Pianist werden können, ist aber Informatiker mit Schwerpunkt künstliche Intelligenz geworden. STANDARD: Sie haben selbst als Kind Klavier gespielt – auch öffentlich. Sind Sie noch immer aktiv? Widmer: Schon, aber nur privat. Für eine Karriere als klassischer Pianist war ich zu faul. Ich habe maximal 30 Minuten am Tag geübt. Mit 13 hat das noch zum ersten Preis beim Landeswettbewerb gereicht. Mit 15 habe ich die klassische Musik aufgegeben und mich dem Jazz zugewandt. STANDARD: Aber Ihre Spezialisierung auf Artificial Intelligence und Musik hat dadurch eine gewisse Logik? Widmer: Ja, sicher, obwohl ich es so gezielt nicht angepeilt habe. Das hat sich über die Jahre ergeben. Mein wissenschaftliches Feld ist in erster Linie die künstliche Intelligenz, das maschinelle Lernen. Ich habe in den frühen Jahren, als ich die ersten Lernalgorithmen entwickelt habe, Testprobleme gesucht, um zu demonstrieren, was die Algorithmen können. So habe ich begonnen mich mit Musik zu beschäftigen und wie sie eine Maschine hören kann. Der Start-Preis des Wissenschaftsfonds FWF 1998 hat mir dann quasi den offiziellen Auftrag gegeben, mich damit zu beschäftigen, die Bestätigung, dass es sich dabei um ein seriöses wissenschaftliches Thema handelt. Zuvor hat man, wenn ich von meiner Arbeit erzählt habe, immer ein wenig die Stirn gerunzelt. Heutzutage schaut niemand mehr erstaunt. Musik ist digital, das Internet ist voll davon, Suchmaschinen, die darauf spezialisiert sind, werden gebaut, STANDARD: Was kann künstliche Intelligenz mit Musik machen? Widmer: Sie kann Computer entwickeln, die bestimmte Aspekte von Musik wahrnehmen können. Wir bauen zum Beispiel Maschinen, die Rhythmus und Tempo von Musikstücken erkennen können, die live Stücke mitverfolgen können und dabei parallel die exakten Noten anzeigen. Davon gibt es durch die Kooperation mit dem Concertgebouw Amsterdam bereits eine Anwendung: Die geben mehrmals jährlich ein E-Magazin heraus. Abonnenten können sich Konzerte anhören. Der Clou: Der Algorithmus hört sich das Konzert ebenfalls an und zeigt dabei die Noten. STANDARD: Inwieweit können Ihre Maschinen die Musik auch selbst auswählen? Widmer: Wir haben ein solches Musiksystem für Bang und Olufsen entwickelt. Da ist eine Software drinnen, die entscheidet, welche Musik sie spielt. STANDARD: Wie kann ich sicher sein, dass diese Software bei einer Cocktailparty nicht Mozarts Requiem spielt? Widmer: Sie wählen ein Album aus Ihrer Sammlung aus, dann wählt der Algorithmus nur mehr ähnliche Musik aus. Er muss sich also jedes Stück anhören und auf Ähnlichkeiten prüfen. Natürlich kann das System Fehler machen – wie jede Maschine. In der Regel sollte es aber nicht das Requiem spielen, wenn Sie nicht zuvor eine ähnliche Musik gewählt haben. Ein vergleichbares, etwas abgespecktes System haben wir für den Soundpark von FM4 gebaut. Hier gibt es ja eine große Sammlung von unbekannten Bands, die darauf hoffen, entdeckt zu werden. Der Soundpark schlägt – ebenfalls nach einer Erstwahl durch den Benutzer – mehrere Songs vor. Das führte zu einem verstärkten Download von Musik, und damit hat man das Ziel auch erreicht: die Bands bekannter zu machen. STANDARD: Viele Smartphone-Besitzer nutzen Shazam, das gerade gespielte Musik erkennt. Das gelingt natürlich nur, sofern sie in einer Referenzdatenbank liegt. Könnte man ein solches System noch smarter machen? Widmer: Natürlich, man könnte auch unterschiedliche Interpretationen eines Liedes erkennen. Das kann Shazam nicht. Mit klassischer Musik schaffen wir das mittlerweile. Unsere Rechner können in Sekundenschnelle Musikstücke aus Liveaufnahmen identifizieren, unabhängig davon, wie oder von wem sie gespielt oder interpretiert werden. In unserem neuesten Projekt, das vom Europäischen Forschungsrat ERC gefördert wird, schauen wir uns an, welchen Ausdrucksdimension ein Musikstück über eine Interpretation bekommt: also spielerisch oder zögerlich oder schwermütig oder verhalten. Wie kann man das als Mensch erkennen? Und kann das eine Maschine auch – ohne dass sie so etwas wie ein Verständnis für Emotionen entwickeln kann? STANDARD: Wie kann man sich das vorstellen? Widmer: Interpretation und Ausdruck haben ganz zentral mit der Struktur eines Musikstücks zu tun und wie diese Struktur von InterpretInnen kommuniziert wird. Wenn ich Ihnen ein Musikstück vorspiele, erkennen Sie automatisch, wo eine Einheit aufhört und eine andere beginnt, Sie hören wiederkehrende Melodien, ein Motiv, das in Variationen wiederholt wird. Musik braucht eine bestimmte Menge an Redundanz, Melodien, wo man sich festhalten kann. Nicht zu viel, denn auch das wäre langweilig. Das hat mit unseren Wahrnehmungen und mit unserem Sinn für Ästhetik zu tun. Wenn in der Welt alles gleich wäre, würden wir nicht existieren können. Wenn alles egal ist, keine Struktur zu sehen ist, kann ich nichts wiedererkennen, mich nicht zurechtfinden – in der Musik und überhaupt. STANDARD: Was ist Ihre Vermutung? Kann sie? Widmer: Das werden wir sehen. Im Prinzip könnte man alles auf das Lernen reduzieren. Auch wir haben ja gelernt, wahrzunehmen und zu strukturieren – und erkennen deshalb eine Melodie oder einen Rhythmus. Je mehr Daten ich habe, desto mehr weiß ich über die Welt: Das ist zumindest die Google-Sicht der Welt. Wir können aber bis heute nicht genau sagen, wie unser Gehirn lernt, welche Rolle das In-der-Welt-Sein spielt, körperliche Erfahrung, Motivation, Emotion. Oder sinnliche Freude an der Schönheit von Musik. Davon sind lernende Maschinen noch weit entfernt. Wissenschaft;Standort in Seebarn am Wagram soll auch für interessierte Laien geöffnet sein. Seebarn/Wien – Die im Frühjahr gegründete Österreichische Vogelwarte bekommt eine Außenstelle im niederösterreichischen Seebarn am Wagram. Neben der Abwicklung lokaler Forschungsprojekte sollen dort künftig vor allem Interessierte Laien mit der ornithologischen Arbeit vertraut gemacht, erklärte der Leiter der Vogelwarte, Leonida Fusani anlässlich der Eröffnung am Donnerstag. Der Hauptsitz der Warte ist am Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung der Veterinärmedizinischen Universität Wien in Wien-Ottakring angesiedelt. Deren zentrale Aufgabe ist es, die Beringungen mittels farbkodierter Metall- oder Plastikringe von Zugvögeln auf nationaler Ebene zu koordinieren und Fundmeldungen durch internationalen Datenaustausch zu dokumentieren. Mit der Einrichtung der Institution bekam Österreich als letztes europäisches Land eine solche Vogelwarte. Von der im ehemaligen Schulgebäude von Seebarn untergebrachten neuen Außenstelle ausgehend sollen nun vor allem lokale Projekte in Niederösterreich abgewickelt werden, erklärte Fusani, der seit September 2014 Professor für Physiologie mit Schwerpunkt Ornithologie an der Vetmeduni und der Uni Wien ist. Dort wird auch unsere Ausbildungsstelle sein, wo wir die neue Generation von Beringern und ehrenamtlichen Mitarbeitern trainieren, denn dafür haben wir dort die perfekte räumliche Situation, erklärte der Ornitologe. Viele Aspekte der Vogelkunde – vor allem die Beringung und das Melden von Funden – seien typische Beispiele für Citizen Science. Neben wissenschaftlichen und Bildungszwecken soll der Standort in Niederösterreich generell für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Im Erdgeschoß soll es eine kleine Ausstellung geben, in der die Wissenschafter ihre Arbeit vorstellen. Außerdem schwebt Fusani eine Nutzung von Seminarräumen für Events und Informationsveranstaltungen für Laien vor. Was die wissenschaftliche Arbeit betrifft, befinde man sich an der relativ jungen Vogelwarte noch in der Aufbauphase. Ein wichtiger Punkt sei die Etablierung des bundesweiten Zugvogel-Monitorings. Da in Österreich bereits etwa 100 Beringer aktiv sind, gehe es hier in erster Linie um strukturelle Verbesserungen. Außerdem wollen sich die Forscher mit der Zählung von Brutvögeln an neuralgischen Orten beschäftigen. Aus Informationen darüber, welche Arten in welcher Zahl dort brüten, würden sich wichtige Rückschlüsse auf die Veränderungen der verschiedenen Populationen und damit auf äußere Einflüsse, etwa durch den Klimawandel, ziehen lassen. Wissenschaft;Im Teilchenbeschleuniger Large Hadron Collider schießen Physiker Bleikerne mit bis dato unerreichter Energie aufeinander. Genf – Vorwärts in die Vergangenheit, bis möglichst weit zurück zum Urknall. Das ist das Motto der neuesten Experimente, die zurzeit im Large Hadron Collider des Cern in Genf laufen. Noch bis Ende dieses Jahres finden dort Kollisionen statt, bei denen so viel Energie frei wird, dass für Sekundenbruchteile ein sogenanntes Quark-Gluon-Plasma entsteht. Und dieser einzigartige Materiezustand dürfte auch kurz nach dem Urknall vor etwa 13,8 Milliarden Jahren geherrscht haben. Normalerweise werden im größten Teilchenbeschleuniger der Welt, der im Vorjahr aufgerüstet wurde, Protonen zur Kollision gebracht. Aber es hat am Cern quasi schon Tradition, zuvor einige Wochen lang Blei-Ionen aufeinander zu schießen, seit heuer mit der gewaltigen Energie von 1000 Teraelektronenvolt. Die bei den Kollisionen erzeugte Energiedichte ist enorm und wurde auf der Erde so noch nie erreicht. Im Physikersprech sind das rund 20 Gigaelektronenvolt pro Kubikfemtometer – oder die 40-fache Energiedichte eines Protons. Auch nicht wirklich besser vorstellbar: Die kollidierenden Bleikerne heizten ihre Umgebung für kurze Zeit auf mehr als vier Billionen Grad auf. Dieser Energiestoß erzeugte ein Quark-Gluon-Plasma und gleichzeitig Unmengen neuer Teilchen – denn nach Einsteins Formel E=mc² lässt sich Energie in Masse umwandeln. Die ersten Kollisionen mit dieser Rekordenergie gelangen den LHC-Physikern am Mittwochvormittag. Auch wenn die vollständigen Analysen noch nicht erfolgt sind, zeigen die ersten Kollisionen bereits, dass bei jeder frontalen Kollision zweier Blei-Ionen mehr als 30.000 Teilchen erzeugt werden, sagt Jens Jørgen Gaardhøje von der Universität Kopenhagen, der an den Experimenten beteiligt ist. Bisher ließ sich dieses Quark-Gluon-Plasma nur für extrem kurze Zeit und in kleinsten Volumen erzeugen – die Energie reichte nicht für mehr. Weil nun aber dank der höheren Kollisionsenergie das Quark-Gluon-Plasma heißer ist und auch ein wenig länger anhält, werden sich seine Eigenschaften besser erforschen lassen. Den Teilchenphysikern gibt dies die Chance, mehr über diesen rätselhaften Materiezustand herauszufinden, der noch vor der Bildung der ersten Atomkerne und Atome existierte. Sport;Schweizer sei ein "Heuchler und Lügner" – Noch-FIFA-Boss beklagt Vorverurteilung. London/Berlin/Zürich – FIFA-Präsidentschaftskandidat Chung Mong-joon hat juristische Schritte gegen den scheidenden Amtsinhaber Joseph Blatter angekündigt. Er wolle Herrn Blatter wegen Veruntreuung vor Gericht verklagen, sagte der Südkoreaner am Mittwoch in London. Er bezeichnete den unter Korruptionsverdacht stehenden Blatter als Heuchler und Lügner. Die FIFA hat sich zu einer korrupten Organisation, die den Interessen von einigen wenigen dient, entwickelt, kritisierte Chung. Der Sohn von Hyundai-Gründer Chung Ju-yung hatte am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Seoul mitgeteilt, dass er mit einer 19-jährigen Sperre durch die Ethikkommission der FIFA rechne. Damit würde er aus dem Rennen um die Nachfolge von Amtsinhaber Blatter ausscheiden. Chung werden Verstöße im Zusammenhang mit Südkoreas gescheiterter Bewerbung für die WM 2022 vorgeworfen. Laut dem 63-Jährigen sei der Fall 2010 zu den Akten gelegt und erst nach seiner Kandidatur für das FIFA-Spitzenamt neu aufgerollt worden. Chung war bis 2011 auch Mitglied des FIFA-Exekutivkomitees. Blatter will am 26. Februar 2016 sein Amt abgeben. Bis zum 26. Oktober müssen Kandidaten ihre Bewerbung einreichen und die Unterstützung von mindestens fünf nationalen Verbänden vorlegen. Neben Chung haben bisher der ebenfalls belastete UEFA-Präsident Michel Platini und Prinz Ali bin al-Hussein aus Jordanien ihre Bewerbung angekündigt. Blatter hat indes seine öffentliche Vorverurteilung beklagt. Man verurteilt mich vor, ohne Beweise für irgendein Fehlverhalten meinerseits. Eigentlich ist das ungeheuerlich, sagte der 79-Jährige in der am Donnerstag erscheinenden Ausgabe der Bunte. Er werde seine Arbeit wie geplant bis 26. Februar 2016 weiterführen, stellte Blatter erneut klar. Dann ist definitiv Schluss. Aber keinen Tag früher, sagte der Schweizer in der deutschen Illustrierten. Bis dahin werde er kämpfen: Für mich. Für die FIFA. Ende September hatte die Schweizer Bundesanwaltschaft ein Strafverfahren gegen den Chef des von Skandalen erschütterten Weltfußball-Verbandes wegen des Verdachts der ungetreuen Geschäftsbesorgung sowie – eventualiter – wegen Veruntreuung eingeleitet. Forderungen nach einem sofortigen Rücktritt ließen Blatter bis dato kalt. International;Fortschrittspartei steigt aus – Amtsenthebungsverfahren hatte zuvor erste Hürde genommen. Erneut eine schlechte Nachricht für Dilma Rousseff: Am Dienstag kam Brasiliens Präsidentin ein weiterer Koalitionspartner abhanden. Die rechtskonservative Fortschrittspartei kündigte die Zusammenarbeit mit der Sozialdemokratin auf. Zuvor war es im brasilianischen Kongress turbulent zugegegangen. Abgeordnete der Opposition stiegen auf Tische und Bänke und hielten Plakate für eine Amtsenthebung von Rousseff hoch. Kurze Zeit später brach Jubel aus. Mit 38 Stimmen votierte ein Sonderausschuss für die Einleitung eines Amtsenthebungsverfahrens gegen die Präsidentin. 27 Abgeordnete stimmten dagegen. Das Votum geht als Empfehlung an den Kongress, in dem am Sonntag die entscheidende Abstimmung über Rousseffs Verbleib im Präsidentenamt stattfinden soll. Für einen Sturz der Staatschefin muss die Opposition zwei Drittel der Stimmen auf sich vereinen, also 342 der 513 Parlamentarier. Sie wird wegen fiskalpolitischer Tricksereien im Bundeshaushalt angeklagt. Das Ergebnis heute sagt gar nichts aus. Unser Kampf findet im Plenarsaal statt, sagte Expräsident Luiz Inácio Lula da Silva vor 35.000 Anhängern in Rio de Janeiro. Seit Wochen versucht Rousseffs Vorgänger hinter den Kulissen, noch wankelmütige Abgeordnete auf die Regierungsseite zu ziehen. Sie sollen mit Regierungsposten geködert werden. Als nächstes ist die Abgeordnetenkammer am Zug, sie wird am Sonntag über das Amtsenthebungsverfahren abstimmen. Das letzte Wort hat allerdings der Senat – Sollte auch er für eine Amtsenthebung votieren, könnte Rousseff bis zu 180 Tage – die Zeit der Untersuchung – suspendiert werden. Die Macht übernehmen würde dann Vizepräsident Michel Temer von der rechtsliberalen PMDB, die gerade die Regierungskoalition verließ, aber absurderweise noch Rousseffs Stellvertreter stellt. Gegen Temer laufen Korruptionsermittlungen, auch er wird von einem Amtsenthebungsverfahren bedroht. Temer selbst verschickte über Whatsapp eine 14-minütige präsidiale Ansprache an eine öffentliche Gruppe. Darin ruft er zur nationalen Rettung auf und verspricht, alle Parteien an einen Tisch zu holen. Die Aufnahme vermittelt den Eindruck, als sei sie für den Moment nach einer Amtsenthebung Rousseffs gedacht gewesen. Die Rede sei versehentlich verschickt worden, ließ Temer später ausrichten. Die regierende Arbeiterpartei reagierte empört und beschimpft den Vizepräsidenten als Putschisten. Auch Rousseff selbst wiederholte die Anschuldigungen am Dienstagnachmittag. Die veröffentlichte Whatsapp-Botschaft sei ein Beweis dafür, dass Temer Teil einer Verschwörung gegen ihre Regierung sei, sagte sie. Wirtschaft;'Papiere aus dem Akt der Staatsanwaltschaft München, in denen die Hypo-Wirtschaftsprüfer massiv angegriffen werden, mischten den U-Ausschuss auf. Wien – Im Hypo-U-Ausschuss ist es am Donnerstag um Hühner, Wirtschaftsprüfer und kriminelle Vereinigungen (bzw. den Verdacht auf selbige) gegangen. Als Auskunftsperson war Erich Kandler geladen, bis Ende 2013 Wirtschaftsprüfer bei Deloitte. Er war jener, der im März 2007 bei Bankaufseher Helmut Ettl (damals Nationalbank, OeNB) anrief, um ihm rund um den Hypo-Kreditfall Puris den Verdacht auf Kickback-Zahlungen an Bankchef Wolfgang Kulterer mitzuteilen. Die Aktennotiz Ettls ging an Gouverneur Klaus Liebscher und Bankprüfungschef Josef Christl; geschehen ist damals nichts. Inzwischen gibt es in der Causa Geflügelfirma Puris eine Anzeige; es besteht der Verdacht, dass Wolfgang Kulterer selbst hinter Puris stand. Kulterer bestreitet das. Kandler erklärte in der zum Teil hitzig geführten Befragung immer wieder, dass man 2007 dann keine Anhaltspunkte für Kickbacks gefunden habe. Geld floss damals an die WBG, eine Beraterfirma, an der Kulterers Freund Gerhard Prasser und Kulterers Frau beteiligt waren. Ab Juni 2006 hielt auch Kulterer Anteile. Mit dem Wissen von heute oder nach 60 Zeugeneinvernahmen, wie sie die Hypo-Ermittler gemacht haben hätte man es vielleicht anders gesehen. Für Aufregung sorgten dann Unterlagen aus der Staatsanwaltschaft München, in denen harsche Vorwürfe gegen Hypo-Wirtschaftsprüfer Confida (bis 2006), Deloitte und einen Hypo-Prüfer bei Deloitte geäußert werden - bis hin zur kriminellen Vereinigung. Demnach habe Karl Heinz Moser (zunächst bei Hypo-Buchprüfer Confida, dann Aufsichtsratschef der Bank) enge Kontakte mit dem Deloitte-Partner gepflegt; so sei das Prüfmandat bei Deloitte gelandet. Es sei zu betrügerischen Testaten gekommen. Kandler zeigte sich ob des Papiers entsetzt, nach einer Sitzungsunterbrechung zwecks Studium der Papiere wies er all die Vorwürfe zurück. Da ist nix dran, sagte er und schloss Gefälligkeitsgutachten von Deloitte aus. Selbst Werner Kogler (Grüne) gestand zu, dass es sich nur um Fragmente von Dokumenten handle. Deloitte wies die Vorwürfe postwendend zurück; Moser und der Deloitte-Mitarbeiter hätten einander vor 2004, als Deloitte mit Confida Co-Prüfer der Hypo wurde, gar nicht gekannt. Moser bestätigt das. Das Mandat zur Hypo-Prüfung habe Deloitte auf Basis einer Ausschreibung bekommen. Verfahrensanwalt Karl Hoffmann beschrieb die Papiere übrigens so: Ich habe noch nie so eine scharfe Zusammenfassung gelesen. Das muss ein Deutscher geschrieben haben. Was sogar Kandler zum Lachen brachte. (gra, 12.6.2015)' Wissenschaft;Kartierung zeigt 30-mal genauer als bisher, wo und in welcher Dichte interstellarer Wasserstoff in der Milchstraße vorhanden ist. Bonn – Forscher der Universität Bonn und des Max-Planck-Instituts für Radioastronomie (MPIfR) haben mit bislang unerreichter Genauigkeit den Nordhimmel durchmustert. Mithilfe des Radioteleskops Effelsberg in der Eifel zeichneten sie die Spektrallinie des atomaren Wasserstoffs auf, der die räumliche Verteilung der Materie in der Milchstraße widerspiegelt. Das gibt Einblick in die Sternentstehung und die Entwicklung der Galaxie, wie die Wissenschafter in Astronomy & Astrophysics berichten. Direkt nach dem Urknall bestand das Weltall nahezu ausschließlich aus Wasserstoff und etwas Helium. Erst als sich die ersten Sterne entwickelten, bildeten sich in ihrem Inneren die weiteren chemischen Elemente. Auch heute noch macht elementarer Wasserstoff (HI) den ganz überwiegenden Teil der Materie im Universum aus, da er die Grundsubstanz aller Sterne ist, sagte Jürgen Kerp von der Universität Bonn. Das Wissen um die Verteilung des Wasserstoffs in der Milchstraße war bisher jedoch nur ungenau, die letzte Kartierung liegt mehr als 20 Jahre zurück. Mit dem damals eingesetzten 25-Meter Teleskop konnte der Himmel nur grob gerastert aufgezeichnet werden. Im Rahmen der Effelsberg-Bonn HI Survey (EBHIS) gekang nun eine rund 30-fach genauere Kartierung der Wasserstoff-Verteilung. Es handelt sich dabei um das bislang schärfste Bild unserer Milchstraße, so Kerp. Wenn man zuvor von einem Heißluftballon auf ein Fußballstadion herunterblickte, konnte man anhand der verschiedenen Farben die Fanblöcke erkennen. Jetzt sehen wir die einzelnen Menschen. So lasse sich zum Beispiel nun genau beobachten, wie sich auch heute noch aus dem HI Gas einzelne Sternentstehungsregionen herausbilden. Die Gaswolken verdichten sich durch ihre eigene Schwerkraft und kollabieren schließlich zu den leuchtenden Himmelskörpern, sobald eine kritische Masse erreicht ist. Auch die Genauigkeit von Entfernungsmessungen in der Milchstraße hängt davon ab, wie exakt die Dichte der interstellaren Materie bestimmt ist. Denn sie schluckt einen Teil des Lichts ferner Sterne. Wer die räumliche Verteilung des Wasserstoffs kennt, kann auch viel genauer auf die tatsächliche Leuchtkraft eines Sterns schließen, sagt Kerp. Die Forscher rechnen damit, dass diese Daten künftig der Gewinnung neuer Erkenntnisse dienen werden. Wissenschaft;Finnische Forscher fanden in einem Experiment heraus, dass Insekten ihren Gesundheitszustand erkennen können. Helsinki – Nicht nur Menschen und andere komplexe Tiere nutzen gezielt die medizinische Wirkung natürlicher Substanzen. Selbst so vergleichsweise einfache Organismen wie Gliederfüßer sind dazu offenbar in der Lage. Forscher der Universität Helsinki berichten im Fachblatt Evolution, dass sie Grauschwarze Sklavenameisen (Formica fusca) dabei beobachtet haben, wie sie ihre Ernährungsgewohnheiten an ihre Gesundheit anpassten. Diese von Skandinavien bis in den Alpenraum verbreiteten Tiere, die zu den Waldameisen zählen, können vom pathogenen Pilz Beauveria bassiana infiziert werden. Geschieht dies, greifen die Ameisen verstärkt zu Nahrung, die Wasserstoffperoxid enthält. Normalerweise ist Wasserstoffperoxid durch die enthaltenen freien Sauerstoffradikale der Gesundheit nicht förderlich – es wirkt aber als Gegenmittel bei einer Infektion. In der Natur kommt es unter anderem in den Kadavern toter Insekten vor. Für ihre Studie stellten die Forscher Honiglösungen her, die größere, kleinere oder gar keine Anteile der Substanz enthielten. Es zeigte sich Verblüffendes: Gesunde Ameisen bevorzugten den wasserstoffperoxidfreien Honig. Kranke hingegen wandten sich verstärkt der Ration zu, die die Substanz enthielt – und verbesserten damit ihre Überlebenschancen. Da sie zusätzlich die Wahl zwischen höherem und geringerem Wasserstoffperoxidanteil hatten, konnten sie die Zufuhr sogar dosieren. Die Forscher ziehen daraus den verblüffenden Schluss, dass die kleinen Insekten auf irgendeine Weise in der Lage sein müssen, ihren Gesundheitszustand zu erkennen. (red, 30. 8. 2015) Wissenschaft;Text nur Wochen vor seiner Ermordung im April 1865 verfasst. New York – Für mehr als zwei Millionen Dollar ist das Manuskript der zweiten Amtseinführungsrede von US-Präsident Abraham Lincoln versteigert worden. Das vor 150 Jahren beschriebene Blatt brachte am Mittwoch (Ortszeit) in New York nach Angaben des Auktionshauses Heritage Auctions gut 2,2 Millionen Dollar (zwei Millionen Euro) – mehr als das Doppelte des erwarteten Preises. Das Manuskript wurde nur Wochen verfasst, bevor Lincoln im April 1865 von einem Südstaaten-Fanatiker erschossen wurde. Lincoln war 1860 zum Präsidenten gewählt worden, was für die Südstaaten der Anlass war, die USA zu verlassen. Lincoln zeigte sich aber standhaft und gilt als Bewahrer der Union. Er wurde wiedergewählt, aber nur gut einen Monat nach seiner zweiten Vereidigung erschossen. Seine Unterschrift ist klar und deutlich auf dem Manuskript zu lesen, weil er besonders groß schrieb, vermutlich weil er das Papier Linton J. Usher schenkte, dem zehn Jahre alten Sohn seines Innenministers John Usher. Es blieb bis jetzt, eineinhalb Jahrhunderte im Besitz der Familie. Das Papier hat noch aus einem anderem Grund einen hohen historischen Wert: Die Kernpassagen des Blattes gehören zu den wichtigsten Reden der Geschichte der USA und sind im Lincoln Memorial in Washington verewigt. Wissenschaft;Die Juristin Iris Murer untersucht rechtliche Rahmenbedingungen von Prostitution. Im besten Fall dienen Gesetze im Bereich der Prostitution dazu, Opfer vor Ausbeutung und Gewalt zu schützen. Im schlechten Fall erlegen sie den Prostituierten nur zusätzliche Pflichten auf, ohne ihnen Rechte einzuräumen. Das Verhältnis von Rechten und Pflichten für Prostituierte beschäftigt auch Iris Murer in ihrer Forschungsarbeit. Die Universitätsassistentin an der Universität Salzburg im Fachbereich Öffentliches Recht, Völker- und Europarecht analysiert in ihrer Dissertation Kompetenzen und Grundrechte im Bereich der Prostitution. Da das Prostitutionswesen in Österreich in weiten Teilen in die Kompetenz der Länder fällt, hat es Murer mit neun verschiedenen Landesgesetzgebungen zu tun. Dabei zeigt sich ein gewisses Ost-West-Gefälle, sagt die Rechtswissenschafterin: In Wien, Niederösterreich und dem Burgenland ist die Gesetzgebung liberaler - neben Bordellen ist auch Straßenprostitution erlaubt. In den westlichen Bundesländern ist Prostitution dagegen nur in Bordellen erlaubt. Den Extremfall stellt Vorarlberg dar, wo es zwar möglich wäre, dass Bordelle bewilligt werden, dies bis dato aber noch nicht geschehen ist. In Vorarlberg ist Prostitution daher nur im Rahmen der Illegalität möglich , sagt Murer, de facto besteht dort ein Ausübungsverbot. Die Methode, die Murer in ihrer kompetenzrechtlichen Analyse verwendet, ist die sogenannte Versteinerungstheorie, bei der die Rechtslage zum Zeitpunkt des Inkrafttretens berücksichtigt wird. Im Prostitutionswesen geht es dabei um gewerberechtliche Angelegenheiten. Nach herrschender Auffassung ist hier der 1. Oktober 1925 als Versteinerungszeitpunkt heranzuziehen, sagt Murer. Ich habe mich daher auch mit Rechtsvorschriften beschäftigt, die noch aus der Monarchie stammen und in die Rechtsordnung der Ersten Republik übergeleitet wurden. In ihrer grundrechtlichen Analyse ist die Juristin zum Ergebnis gekommen, dass einzelne Vorschriften für Prostitution gegen Grundrechte verstoßen. Einige Landesgesetze kreieren hier eine gewisse Abhängigkeit der Prostituierten gegenüber Bordellbetreibern, sagt Murer. So ist zum Beispiel in manchen Ländern für die Eröffnung eines Bordells eine sogenannte Bedarfsprüfung notwendig, in der erhoben wird, ob es überhaupt Bedarf an einem Bordell gibt. Diese Bewilligungen werden zum Teil sehr restriktiv vergeben, sagt Murer, das führt dazu, dass bestehende Bordelle einen Konkurrenzschutz genießen und Personen, die in der Prostitution tätig sind, mitunter nicht die Möglichkeiten haben, selbst einen kleinen Betrieb zu eröffnen. Insgesamt würden sich durch diese Einschränkungen die Arbeitsbedingungen der Prostituierten verschlechtern. Kürzlich wurde die 27-Jährige für ihre Dissertation mit dem Theodor-Körner-Förderpreis ausgezeichnet, der neben anderen auch von Wissenschaftsministerium und Verkehrsministerium gesponsert wird. Auf ihr Dissertationsthema ist Murer zufällig gestoßen: Zu Beginn ihres Doktoratsstudiums nahm sie an einer Tagung teil, bei der sie darauf aufmerksam wurde, wie viele Rechtsfragen im Prostitutionswesen bestehen, die noch nicht bearbeitet worden sind. Die wissenschaftliche Arbeit macht ihr zwar viel Freude, ich könnte mir aber auch vorstellen, in die Praxis zu gehen. Wissenschaft;Ithaca – Dass zuckerhaltige Getränke, Fast Food und Süßigkeiten nicht gesund sind, ist unumstritten. Forscher der Cornell University behaupten nun aber in einer Studie, dass der Konsum solcher Lebensmittel nicht die Hauptursache für Fettleibigkeit in den USA sei. Das allgemeine Ernährungs- und Bewegungsverhalten sei weitaus bedeutsamer für die Entwicklung von Adipositas als häufiger Verzehr ungesunder Nahrungsmittel allein. LinkObesity Science & Practice (red, 6.11.2015) Panorama;Gemeindebaumieter sind nicht viel ärmer als solche am privaten Wohnmarkt. Wien – Mieter in Gemeindebauten sind tendenziell ärmer als Personen, die ihre Verträge am freien Markt abgeschlossen haben. Jedoch: Der Unterschied ist nur marginal – vor allem in Wien, wo jeder vierte Haushalt in einer Gemeindewohnung lebt. Das geht aus einer aktuellen Studie hervor. Auch Personen mit höherem Einkommen profitieren vom kommunalen Angebot. Die Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung (GAW) Innsbruck hat gemeinsam mit Viktor Steiner von der Freien Universität Berlin das Thema soziale Treffsicherheit in Gemeindewohnungen beleuchtet. Denn die Wohnform wird, so lautet jedenfalls eine immer wieder geäußerte Kritik, oft auch von nicht bedürftigen Personen in Anspruch genommen. Untersucht wurde nun, wie treffsicher der Vorwurf ist. Tatsächlich, so heißt es, ist nur ein relativ kleiner Anteil der in Gemeindewohnungen lebenden Haushalte einkommensarm. Das betrifft sowohl Wien als auch die anderen Bundesländer. Zwar ist die Armutsquote der Bewohner insgesamt höher, der Unterschied zur Gruppe, die über keine Gemeindebau-Bleibe verfügen, ist aber relativ gering. Hier sticht Wien durchaus hervor: 17,7 Prozent außerhalb des Gemeindebaus leben unter der Armutsquote (herangezogen wurde der Wert von 2013, konkret 13.200 Euro Jahresnettoeinkommen, Anm.), 23,8 Prozent beträgt der Anteil bei den Mietern der Stadt. Sprich: Die Situation ist in beiden Bereichen also durchaus ähnlich. In den anderen Bundesländern ist die Kluft größer. Nur 13,2 Prozent der Personen ohne Gemeindewohnung sind arm, 22,7 Prozent Betroffene gibt es hingegen im Gemeindebau. Die insgesamt relativ hohe Wiener Gesamt-Armutsquote (19,2 Prozent, andere Bundesländer: 13,5 Prozent) wird übrigens auch nicht wirklich abgebildet: Bezogen auf die hohe Wiener Armutsquote ist der Anteil der in Gemeindewohnungen lebenden Armen in Wien relativ gering. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Haushalt über eine Gemeindewohnung verfügt, ist bei bescheidenem Gesamteinkommen zwar am höchsten. In Wien sind aber auch die besseren Einkommensschichten vertreten. Dort verfügen durchaus auch Personen mit einem Nettoeinkommen von 50.000 Euro über eine Gemeindewohnung – von denen es aber auch sehr viele gibt. Immerhin jeder vierte Haushalt wohnt in Objekten der Kommune. In den übrigen Bundesländern beträgt dieser Anteil nur drei Prozent. Die hohe Anzahl beschert den Wienern eine niedrigere mittlere Nettomiete (also Median-, nicht Durchschnittsmiete) als den übrigen Ländern. Interessantes Detail: Bei der Bruttomiete, also dem Entgelt plus Betriebskosten, ist die Differenz deutlich geringer, da die Betriebskosten in den Wiener Gemeindewohnungen relativ hoch sind, wie konstatiert wird. Kunden des sozialen Wohnbaus – wobei der Genossenschaftsbereich ausgeklammert wurde – müssen rund 23 Prozent ihres Einkommens für die Miete aufwenden. Damit fahren sie erwartungsgemäß relativ günstig. Die Mietbelastung liegt ca. 4 Prozentpunkte (Wien) bzw. 5 Prozentpunkte (übrige Bundesländer) unter jener bei anderen Wohnformen. Als Fazit wird die Gerechtigkeitsfrage eher verneint: Werden Sozialwohnungen danach beurteilt, ob überwiegend ärmere Haushalte begünstigt werden, erfüllen diese weder in Wien noch im Durchschnitt der anderen Bundesländer das Kriterium der sozialen Treffsicherheit. Aber, so wird angemerkt, es gebe natürlich andere politische Begründungen für den sozialen Wohnbau – fraglich ist jedoch, ob die nicht effizienter und verteilungspolitisch effektiver zu erreichen wären, heißt es. In Wien ist es vor allem die ÖVP, die eine Anpassung von Gemeindebaumieten bei steigendem Einkommen fordert. Auch am Dienstag bekräftigte die Volkspartei ihre Forderung nach einem Gehaltscheck für den Gemeindebau. Es sei Handlungsbedarf gegeben, befanden VP-Landeschef Gernot Blümel und Rathaus-Klubobmann Manfred Juraczka in einer Aussendung. Liegt das Einkommen über der zulässigen Grenze, soll der Mieter nach Ansicht der ÖVP drei Optionen haben: eine Anpassung der Miete an marktübliche Konditionen, die Möglichkeit, die Wohnung käuflich zu erwerben oder der Auszug aus der Wohnung, um diese wirklich sozial Bedürftigen zur Verfügung zu stellen. Die im Rahmen einer Höhervermietung bzw. eines Verkaufes entstehenden Mehreinnahmen sollten im Rahmen einer Bauoffensive dem geförderten Wohnbau zugutekommen, schlagen die Stadt-Schwarzen vor. Auch die Wiener Neos sprechen sich dafür aus, Mieter von Gemeindebauten bei steigendem Einkommen höhere Entgelte abzuverlangen. Die Kontrolle solle mittels Einkommensmonitoring durchgeführt werden, empfahl der Wiener Neos-Stadtentwicklungssprecher Stefan Gara. Die SPÖ lehnt hingegen ab, Mieter nach Lohnerhöhungen zur Kasse zu bitten. Verwiesen wird vor allem auf die soziale Durchmischung, die durch die unterschiedlichen Einkommensschichten gewährleistet sei. Wir wollen sozialen Aufstieg erleichtern und nicht bestrafen, Wohnbaustadtrat Michael Ludwig in einer Aussendung. Er verwies darauf, dass das Haushaltseinkommen stets ein wesentliches Kriterium bei der Vergabe sei. Ein regelmäßiger Gehaltscheck würde aber jeglichem – ebenfalls von der ÖVP regelmäßig strapazierten – Leistungsgedanken widersprechen. Wissenschaft;'Zwei Forschungsteams untersuchten, wie Stammzellen in Haarfollikeln altern und zu Haarverlust führen. Kürzlich wurde ein ganzer Schwung an Genen entdeckt, die Haareigenschaften beeinflussen, darunter auch das Ergrauen oder Verlieren der Haarpracht. Am selben Thema, aber einer anderen Front forscht auch ein internationales Team unter der Leitung von Emi Nishimura: Die Wissenschafter untersuchen die Entwicklung von Geweben während des Alterungsprozesses. Für die Ursachen, weshalb sich unser Körper beim Älterwerden verändert, gibt es diverse Theorien: Viele Zellen können sich nur eine bestimmte Anzahl an Malen, die immer kleiner wird, teilen; reaktiver Sauerstoff schädigt unsere Moleküle, Telomere an den Chromosomenenden verkürzen sich. Vermutlich sorgen diese Prozesse in ihrer Kombination dafür, dass der Zahn der Zeit an Organismen nagt. Alternde Follikelstammzellen Eine Rolle spielen dabei auch Stammzellen, doch es ist schwierig, die genaue Entwicklung somatischer Stammzellen experimentell zu testen. Nishimura und Kollegen haben dies anhand des Haarfollikels versucht: Das Miniorgan der Haut sorgt dafür, dass Haare wachsen. Dabei wechseln sich die Wachstumsphase und die Ruhephase ab. Die Forscher stellten fest, dass Haarfollikel sowohl bei Mäusen als auch bei Menschen mit dem Alter kleiner werden und manche ganz verschwinden. Dies passiert nicht nur wie bisher vermutet bei Männern, die zu rund 80 Prozent früher oder später von Haarausfall betroffen sind, sondern auch bei Frauen. Dieser Vorgang hängt mit dem Altern der Follikelstammzellen zusammen. Als Reaktion auf DNA-Beschädigungen bilden die gealterten Stammzellen einen Stoff, der dazu führt, dass ein bestimmter Kollagen-Typus zerstört wird. Durch dessen Abbau verlieren Follikelstammzellen ihre Fähigkeit zur Selbsterneuerung und entwickeln sich zu hornbildenden Zellen der Oberhaut (Keratinozyten), was zum Haarverlust führt. Indem die Stammzellen dazu gezwungen werden, das Typ-XVII-Kollagen zu erhalten, kann dieser Alterungsprozess aufgehalten werden, schreiben die Wissenschafter im Fachmagazin Science. Dadurch sei es vielleicht möglich, neue Strategien gegen entsprechende Krankheiten zu entwickeln. Verkürzte Ruhephase und Haarverlust Auch ein US-amerikanisches Team der University of Colorado in Boulder beschäftigte sich mit Follikelstammzellen, insbesondere mit deren Ruhe- und Wachstumsphasen. Rui Yi und Kollegen stellten fest, welche Rolle dabei der Transkriptionsfaktor Foxc1 einnimmt, der womöglich von epigenetischen Veränderungen beeinflusst wird. Das Protein ist in der Ruhephase der Stammzelle nicht vorhanden, dafür aber in der aktiven Phase, wenn ein neuer Haarzyklus beginnt. Wenn Foxc1 gehemmt wird, beeinflusst dies Gene, die die Pausenzeit der Follikelstammzelle kontrollieren: Das Fehlen des Proteins führt zu einer verkürzten Ruhephase, die den Verlust des Haars zur Folge hat. Darüber hinaus wird die Aktivierung von Stammzellen unterdrückt.' Wissenschaft;Neuronaler Schaltkreis aktiviert genau die richtige Anzahl an Zellen – Sind es zu viele, kann die Speicherung gestört werden. Genf – Die Fähigkeit unseres Gehirns, Erinnerungen zu speichern und abzurufen, ist immer noch nicht bis ins letzte Detail geklärt. Nun haben Wissenschafter der Universität Genf neue Aspekte dieser komplexen Mechanismen enthüllt: Die Forscher haben an Mäusen herausgefunden, wie das Gehirn genau die richtigen Nervenzellen aktiviert – und zwar keine zu viel. Das Netzwerk von Zellen, das eine Erinnerung speichert, bezeichnen Hirnforscher als Engramm. Wie genau eine Erinnerung einem bestimmten Ensemble von Nervenzellen zugeordnet wird, ist eines der Rätsel, mit denen sich Gedächtnisforscher beschäftigen. Die Schweizer Wissenschafter entdeckten bei ihren Versuchen mit Mäusen einen Schaltkreis aus Nervenzellen, der die Größe eines Engramms kontrolliert, wie die Hochschule in Genf am Donnerstag mitteilte. Ihre Ergebnisse erscheinen im Fachjournal Neuron. Das Ensemble aus Zellen, das einer Erinnerung entspricht, formiert sich beim Abspeichern. Es wird gefestigt, indem genau die richtige Anzahl von Zellen aktiviert wird. Sind dabei zu viele aktiv, kann die Speicherung von Informationen gestört sein. Indem die Wissenschafter gezielt Zellen im Hippocampus von Mäusen aktivierten, konnten sie zeigen, wie die Nervenzellen eines Engramms die umliegenden Neurone lahmlegen, und zwar indem sie unterdrückende Zellen aktivieren. Dadurch wird die Größe des Engramms und somit auch die Stabilität der Erinnerung kontrolliert. Die Untersuchung habe ergeben, dass eine Erinnerung umso besser behalten werde, je größer das Engramm sei, erklärte der Studienleiter Pablo Mendez in der Mitteilung. Das gilt aber nur bis zu einem bestimmten Punkt. Ist dieser überschritten, funktioniert die Erinnerung nicht mehr. Als nächstes möchten die Forschenden entschlüsseln, wie Erinnerungen genau funktionieren, also welche Zellen an welcher Erinnerung beteiligt sind und welche Neurone tatsächlich eine Erinnerung verschlüsseln. Inland;Der Gottseibeiuns aller Waffenliebhaber will ein Sturmgewehr erstehen, scheitert aber an den Lieferengpässen. Wien – Peter Pilz ist wild entschlossen: Ein Sturmgewehr will sich der grüne Gottseibeiuns aller Waffenliebhaber kaufen – und erst im allerletzten Moment kneifen. Mit dem STANDARD im Schlepptau betritt er ein Wiener Traditionsunternehmen in einem schicken Multikulti-Bezirk. Überall in dem kleinen, dunklen Geschäft stehen und hängen Büchsen, Flinten, Knarren, vorbildlich verwahrt in versperrbaren Glasvitrinen. Wir interessieren uns für das AUG-Z, sagt der Abgeordnete bestimmt im Insiderjargon – und meint damit die halbautomatische Variante des Gewehrs des Bundesheeres für den zivilen Gebrauch. Doch Pilz fliegt schon an der Budel auf. Denn der Ladenbesitzer, gerade mit einem Burschen beschäftigt, der sich zwei Luftdruckgewehre zulegen will, schaut nur kurz auf – und beim Anblick des berüchtigten Grünen huscht sofort ein erkennendes Lächeln über sein Gesicht. Passt gar net zu Ihnen, sagt er trocken – und wuchtet trotzdem einen langen Karton auf den Verkaufstisch. Da drinnen liegt das gewünschte 3,6 Kilogramm schwere, metallene Ungetüm um 2380 Euro – doch der Waffenhändler muss Pilz leider enttäuschen. Denn die Lieferzeit für so ein Trum der Firma Steyr Mannlicher beträgt seit einem Dreivierteljahr zwei, drei Monate. Wegen eines großen Behördenauftrags, weiß der Geschäftsinhaber. Und für ihn gäbe es seitdem nur homöopathische Dosen von drei, vier Stück. Damit ist Pilz Mission zumindest für diesen Tag gescheitert. Denn die Aktion sollte zeigen, dass halbautomatische Langwaffen mit großen Magazinen, die die EU-Kommission seit den Terroranschlägen in Paris gern verbieten möchte, auch hierzulande mit Waffenbesitzkarte recht leicht erhältlich sind. Im Parlament sträubt sich eine breite Allianz aus ÖVP, FPÖ, dem Team Stronach und den Neos gegen strengere Auflagen aus Brüssel, weil sie den gut organisierten Jägern und Sportschützen nicht den Spaß an ihrer harmlosen Leidenschaft verderben will. Und so sieht man das auch in dem kleinen Waffengeschäft. Eine solche Reaktion auf die Terroristen dieser Welt hält hier auch die Kundschaft für überschießend – noch dazu, wo die Attentäter in Frankreich mit illegal erstandenen Kalaschnikows in der Redaktion der Satirezeitschrift Charlie Hebdo und in der Konzerthalle Bataclan in die Menge geballert – und dort ein Blutbad mit insgesamt 101 Toten angerichtet haben. Vorher schon, 2011, ermordete der rechtsextreme Norweger Anders Breivik mit einer Ruger 77 Menschen auf der Insel Utøya. Deswegen gleich EU-weit den Verkauf und Erwerb fast aller halbautomatischen Langwaffen zu verbieten, qualifiziert der Wiener Verkäufer als ähnliche Groteske wie den Plan der Europäischen Zentralbank, den 500-Euro-Schein abzuschaffen, auch um Terroristen ihre millionenschweren Geschäfte zu verpfuschen. Ähnlich sieht das der EU-Abgeordnete Harald Vilimsky von der FPÖ, zwar nicht mit im Geschäft, aber stolzer Besitzer von zwei Faustfeuerwaffen und einer Langwaffe, die er nicht näher spezifizieren will. Es ist ja nicht so, dass die von der Exekutive ständig streng überprüften Sportschützen in die Stadien reinrennen, um dort etwas anzurichten, sagt Vilimsky. Und: Er wäre der Erste, der sich bei einer Zunahme solcher Fälle für strengere Gesetze rund um den Waffenkauf einsetzen würde. Doch die EU-Grenzschutzagentur Frontex habe erst unlängst vorgerechnet, dass allein in Bosnien rund 800.000 Waffen in illegalem Besitz sind – um dieses gefährliche Potenzial möge sich die Union bitteschön doch zuallererst kümmern, meint der FPÖ-Mann. Der Sicherheitsbericht des Bundeskriminalamtes verzeichnete für 2014 exakt 1212 Delikte, die hierzulande mit Schusswaffen angerichtet wurden. Die Auflistung der Vergehen reicht von Mord über schwere Körperverletzung bis hin zu Freiheitsentzug und schwerer Nötigung. Aber freilich lauter Einzelfälle. Karl-Heinz Grundböck vom Innenministerium erklärt dazu: Die Statistik unterscheidet beim Waffengebrauch nicht zwischen legalem und illegalem Besitz – und obwohl die Kriminalitätsrate insgesamt sinkt und 2015 auf einem Tiefstand seit mehr als zehn Jahren angelangt ist, steigt jetzt offenbar die Furcht vor Kriminalität in der Bevölkerung. Angesichts von Terrorgefahr und Flüchtlingskrise erwägen laut jüngsten Umfragen derzeit bereits vierzehn Prozent der Österreicher den Kauf einer Waffe, um sich selbst zu schützen – zuletzt bekannte sich Robert Lugar vom Team Stronach zu diesem Ansinnen. Wir sehen diese Tendenz skeptisch, sagt Grundböck. Der Händler versichert aber, dass er nahezu all seine Kunden gut kenne – und wenn schräge oder seltsame Typen hereinkämen, um sich eine Waffe zu besorgen, dann komplementiere er die schleunigst hinaus. Halbautomaten wie das AR15 vom deutschen Hersteller Schmeisser seien derzeit gar nicht lieferbar, erzählt er – weil wegen der Drohungen der EU die Nachfrage derart gestiegen sei. Die meisten Bestellungen kämen aber aus Frankreich, weil dort die Bürger das Vertrauen in die staatlichen Stellen verloren hätten. Für die Jägerschaft kann Pilz dem Unternehmer Entwarnung geben, denn: Ich hab kein Problem mit Jägern – und ein komplettes Verbot für Halbautomaten ist unwahrscheinlich. Es wird daher eher welche mit weniger Feuerkraft und kleinerer Magazingröße geben, sagt er. Der Abschied fällt beinahe herzlich aus. Ich darf Sie beim Wort nehmen!, sagt der Verkäufer erleichtert. Denn Pilz habe offenbar nichts gegen den Waffenbesitz an sich, sondern bloß etwas gegen bestimmte Gattungen. Gleich ums Eck biegt der Grüne bei einem Italiener ein. Statt Sturmgewehr ersteht Pilz dort ein Sackerl – voll angefüllt mit frisch importierten Zitronen. Wissenschaft;'Astronomen konnten zeigen, dass die Doppler-Formel zur Berechnung der Temperatur von solaren Protuberanzen nicht angewendet werden kann. Sonnen-Protuberanzen sind Wolken aus Plasma, die mehr als 100.000 Kilometer über die Sonnenoberfläche empor schnellen können. Die Wolken bestehen im Inneren aus bis zu 150 Kilometer dicken Fasern. Diese sind mit einer Temperatur von rund 7.000 Grad Celsius geradezu kalt im Vergleich zu ihrer Umgebung, der bis zu 1,5 Millionen Grad Celsius heißen Sonnenkorona. Die Erforschung von Protuberanzen erfolgt durch Analyse der Spektral-Linien, die sie aussenden. Aus deren Breiten wird mit der sogenannten Doppler-Formel die Temperatur ermittelt. Wissenschafter der Universitäten Göttingen und Paris haben jetzt aber gezeigt, dass diese Doppler-Formel in Protuberanzen nicht angewandt werden kann. Die Protuberanzen führen also gleichsam ein unberechenbares Eigenleben. Protuberanzen bestehen aus einem elektrisch leitfähigen Plasma, das sich nur sehr eingeschränkt im Magnetfeld bewegen kann. Daher reicht ein schwaches Magnetfeld von wenigen Tausendsteln der Flecken-Magnetfelder aus, um Protuberanzen in der Schwebe zu halten. Aus den Breiten der Spektral-Linien kann die Temperatur in den Protuberanzen ermittelt werden – zumindest der Theorie nach: die Spektral-Linien vom Wasserstoff sollten 56-mal breiter sein als die vom Eisen; Helium-Linien sollten viermal, Natrium-Linien zwölfmal schmaler sein als die vom Wasserstoff – entsprechend den Atom-Gewichten. Wir haben mit dem französischen 0,9-Meter-Sonnenteleskop auf Teneriffa gleichzeitig Spektral-Linien von Wasserstoff, Helium, Natrium, Magnesium, Titan und Eisen beobachtet und herausgefunden, dass deren Breiten sich nicht durch eine einheitliche Temperatur erklären lassen, sagt Eberhard Wiehr vom Institut für Astrophysik der Universität Göttingen. Vergleicht man etwa die Breite der gelben Natrium-Linie mit einer des ionisierten Heliums würde man mittels Doppler-Formel 50.000 Grad erhalten. Ähnliche Widersprüche ergeben sich mit den anderen Spektral-Linien. Im Fachjournal Astronomy and Astrophysics schließen die Forscher daraus, dass deren Breiten im Wesentlichen durch Temperatur-unabhängige Bewegungen verursacht werden. Eine Erklärung hierfür könnte die Struktur der Protuberanzen liefern, die sich als perlschnurartige Reihen von Klumpen einiger 100 Kilometer Durchmesser zeigt, so Wiehr. Das Helligkeits-Maximum jedes einzelnen Klumpens bewegt sich langsam abwärts, was auf ein Herunterfallen des Klumpens oder auf abwärtslaufende Wellen hinweisen könnte. Einen sehr viel stärkeren Hinweis auf eine Abwärts-Strömung geben die nicht-thermischen Bewegungen, die die gemessenen Linien-Breiten nahelegen. Es ist bekannt, dass die Plasma-Klumpen durch Abstrahlung so weit kühlen, dass die Ionen viele ihrer Elektronen wieder einfangen, und sich dadurch die elektrische Leitfähigkeit eines Gas-Klumpens derart verringert, dass die magnetischen Kräfte ihn nicht mehr in der Schwebe halten können, so Wiehr. Solch kühle Klumpen sinken dann durch das Magnetfeld nach unten, wobei sie sich wieder soweit aufheizen, dass das Gas nach und nach wieder ionisiert. Wie die Protuberanzen sich dann wieder mit Gas füllen, ist derzeit noch umstritten. Da es nicht aus der umgebenden Korona kondensieren kann, bleibt nur Nachschub von unten. Bei hinreichend zurückgewonnener Leitfähigkeit wird der Klumpen dann vom Magnetfeld wieder in der Schwebe gehalten. Solches Stop-and-Go unterschiedlich ionisierter Gas-Klumpen kann die beobachteten nicht-thermischen Linien-Verbreiterungen erklären. Die Forscher planen nun, diese Dynamik am deutschen 1,5-Meter-Sonnenteleskop auf Teneriffa zu prüfen. Hierzu sollen moderne Bildgebungsverfahren mit adaptiver Optik und Bild-Rekonstruktion erstmals auf Protuberanzen angewendet werden, die trotz ihres beschriebenen dynamischen Eigenlebens oft wochenlang existieren und daher nicht mit Sonnen-Eruptionen zu verwechseln sind.' Wissenschaft;Knochen können zum Verständnis des Lebens in der Vergangenheit beitragen – und von heutiger Relevanz sein. Die Arbeit auf der Grabung neigt sich dem Ende zu. Mittlerweile ist die letzte Grabungswoche in vollem Gang, und die Grabungen stehen kurz vor dem Abschluss. Ein Teil des Teams ist bereits seit mehreren Tagen damit beschäftigt, im Grabungshaus die menschlichen Skelette, die wir in den vergangenen Wochen ausgegraben haben, vorzusortieren. Die bioarchäologische Untersuchung der Skelette ist ein sehr wichtiger Aspekt des Amara-West-Projekts. Menschliche Überreste stellen die direktesten Hinterlassenschaften unserer Vorfahren dar und bieten dadurch auch einen der direktesten Zugänge zum Leben in der Vergangenheit. In unseren Knochen werden zahlreiche Informationen wie Geschlecht, Sterbealter, Herkunft, Krankheiten, Ernährungsweise, physische Aktivität und Verwandtschaft lange über den Tod hinaus gespeichert. Durch wissenschaftliche Untersuchung, insbesondere durch neue biomolekulare Techniken wie DNA- und Isotopenanalysen, können diese Daten auf immer detailliertere Weise abgerufen werden und zum Verständnis des Lebens in der Vergangenheit beitragen. Diese Informationen können aber von heutiger Relevanz sein. Skelettserien aus der Vergangenheit bieten Langzeitperspektiven auf Verhalten, Anpassung, oft aber auch Scheitern von Bevölkerungsgruppen an Veränderungen in Klima, Wirtschafts- und Ernährungsweisen oder auch Siedlungsformen, die der modernen Forschung oft verborgen bleiben. Auch die Erforschung der Evolution von Krankheitserregern, ermöglicht durch DNA-Analysen an archäologischen Skeletten, kann wichtige Erkenntnisse für die medizinische Forschung beitragen. Die Untersuchung der Skelette aus den Friedhöfen von Amara West gehört ebenfalls zu meinen Aufgaben im Rahmen des Projekts. Durch die Unterstützung der sudanesischen Antikenverwaltung ist es hier – im Gegensatz zu Ägypten – möglich, Menschen- und Tierknochen sowie botanische Reste, aber auch Proben von Sediment und anderen Fundmaterialien zur weiteren wissenschaftlichen Untersuchung auszuführen. Die übrigen Funde, die bei den Grabungen geborgen werden, bleiben hingegen im Land. In unserem Fall wird ein Großteil des Fundmaterials in den Magazinen des Grabungshauses gelagert. Wertvollere Gegenstände kommen ins Depot im Nationalmuseum in Khartoum. Dazu gehören Schmuckgegenstände, Metall- und Fayence-Objekte, aber auch Sandsteinblöcke mit Inschriften. Eine Fayence-Situla, die wir 2013 in Friedhof C fanden, ist dort mittlerweile in der Ausstellung zu sehen. Die Skelette aus Amara West kommen als Dauerleihgabe ans British Museum. Deren wissenschaftliche Auswertung, die auch Gegenstand meiner Doktorarbeit war, konnte ich in den vergangenen Jahren im dortigen Labor durchführen. Ziel der Arbeit war es, Ernährung und Lebensbedingungen der Bewohner von Amara West zu untersuchen und zwischen der ägyptischen Kolonial- und Postkolonialzeit zu vergleichen, um zu sehen, ob die politischen und klimatischen Veränderungen Auswirkungen hatten. Lebensbedingungen lassen sich anhand von verschiedenen Anzeichen von Krankheit und Mangelernährung am Skelett ableiten. Natürlich wirkt sich nicht jede Krankheit auf das Skelett aus, sondern nur solche, die über längere Zeit bestehen. Dazu zählen Mangelerkrankungen wie Vitamin-C- und -D-Mangel und manche Infektionskrankheiten wie Tuberkulose und Syphilis. Die Veränderungen sind jedoch oft unspezifisch, und viele verschiedene Erreger können zu den gleichen Markern am Skelett führen. Eine genauere Diagnose ist daher oft nicht möglich. Die systematische Untersuchung an den Amara-West-Skeletten zeigt deutlich, dass die Bedingungen von Beginn an nicht einfach waren. Ein Blick auf die Architektur der Siedlung, aber auch die naturräumlichen Gegebenheiten enthüllt zahlreiche mögliche Quellen für negative Einflüsse. Müllplätze innerhalb der Siedlung waren ideale Nährböden für Krankheitserreger. Offene Bewässerungskanäle sowie die Nilarme rund um die Siedlung boten Brutstätten für Malaria übertragende Moskitos, Bilharzien und andere Parasiten. Auch die gut belegte Aufstallung von Tieren in den Häusern war der Hygiene nicht unbedingt zuträglich. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass die Lebenserwartung zwischen 25 und 40 Jahren lag und die Kindersterblichkeit hoch war. Veränderungen an den Gelenken zeigen außerdem, dass die Menschen harte körperliche Arbeit, wie das in einer bäuerlichen Gesellschaft zu erwarten wäre, verrichteten. In den Jahrhunderten nach der Kolonialzeit tritt eine deutliche Verschlechterung des Gesundheitszustands der Menschen ein. Das ist vermutlich in erster Linie auf die bereits angesprochenen klimatischen Veränderungen zurückzuführen. Diese erschwerten Lebensbedingungen waren vermutlich ein Grund, der letztendlich zur Aufgabe der Siedlung führte. Auf der Grabung selbst neigt sich die Arbeit dem Ende zu. Mohamed konnte in der nördlichen Grabkammer noch einen besonders schönen Elfenbeingriff für den zuvor bereits gefunden Bronzespiegel bergen. Die Gräber sind vollständig freigelegt, nun wird noch einmal alles sorgfältig geputzt, vermessen und fotografisch dokumentiert. Die tiefen Schächte der Pyramidengräber werden nun wieder zugeschüttet, diesmal jedoch rein aus Sicherheitsgründen. Als besonders interessant hat sich noch ein letztes von uns untersuchtes Grab in Friedhof C herausgestellt. Oberflächlich durch einen Grabhügel gekennzeichnet, war es nicht von den übrigen Gräbern des Neuen Reichs und der Nachkolonialzeit zu unterscheiden. Auch die Architektur der unterirdischen, in den Fels gehauenen Grabnische ist sehr ähnlich den Grabbauten des 8. bis 10. Jahrhunderts. Obwohl das Grab sehr stark beraubt war, konnten wir einige Keramikfragmente bergen. Diese datieren das Grab bereits ins 4. Jahrtausend vor unserer Zeit. Siedlungstätigkeit im Raum Amara West ist aus dieser Zeit bisher nur durch einfache Lagerplätze bekannt. Mit der Entdeckung dieses Grabes, in dem vier Menschen bestattet waren, können wir dieses Bild nun ergänzen und über die menschlichen Überreste auch Informationen über Herkunft und Subsistenzweise gewinnen. Faszinierend ist aber auch die lange Tradition der Grabarchitektur sowie die räumliche Nähe der Gräber. Auch in Friedhof D gibt es deutlich ältere Gräber, die von den Siedlern des Neuen Reichs sicher als solche erkannt wurden. Obwohl genug Platz für räumliche Trennung wäre, wurden gleiche Areale genutzt. Inwieweit das ein bewusster Akt der Inbesitznahme des Territoriums war, eine Nähe zu den Vorfahren zum Ausdruck bringen sollte oder doch unbewusst geschah, bleibt jedoch fraglich. Wissenschaft;Experten können sich keinen Reim darauf machen, warum er nun Daten gesendet hat und in den Tagen davor nicht. Köln – Einige Wissenschafter zweifelten bereits an seinem Überleben, doch am 9. Juli 2015 zwischen 19.45 Uhr und 20.07 Uhr hat der Landeroboter Philae auf dem Kometen 67P/Tschurjumow-Gerassimenko wieder Daten gesendet. Seine unverlässlichen Kontakte mit der Heimat geben den Experten auf der Erde allerdings Rätsel auf. Wir haben noch keine genaue Erklärung, warum er sich jetzt gemeldet hat und in den vergangenen Tagen nicht, sagte der Koen Geurts, Ingenieur am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) am Freitag. Die Flugbahn der Muttersonde Rosetta sei im Vergleich zu den vergangenen drei Wochen nicht verändert worden. Es sei aber sicher, dass Philae die rauen Bedingungen auf dem Kometen 67P/Tschurjumow-Gerassimenko bisher überstanden habe und auch auf DLR-Kommandos reagiere. Das sind extrem gute Nachrichten für uns, sagte Geurts. Der letzte Kontakt sei am Donnerstagabend zustande gekommen und habe mit mehreren Unterbrechungen insgesamt zwölf Minuten lang gehalten. Unter den zuletzt gesendeten Daten waren den Angaben zufolge auch solche des Messinstruments Consert, das auf dem Lander und auf der Muttersonde sitzt und den Kometen durchleuchtet. Die Daten ließen den Rückschluss zu, dass der Lander das Instrument auf Kommando eingeschaltet habe. Philae war im November nach zehnjähriger Reise auf dem Kometen gelandet – allerdings ungeplant im Schatten. Die Freude war groß als er sich am 13. Juni nach sieben Monaten Winterschlaf das erste Mal wieder meldete. Die Kontakte mit Philae waren bisher immer unregelmäßig gewesen. Die Experten können bisher nicht erkennen, unter welchen Bedingungen er zustande kommt. Wir müssen analysieren, warum hat es jetzt geklappt und warum zu einem anderen Zeitpunkt nicht. Das ist noch die Schwierigkeit, sagte DLR-Sprecherin Manuela Braun. Die große Unbekannte ist noch immer die genaue Landeposition des Roboters: Steht er vielleicht so, das er vielleicht teilweise verdeckt ist? (APA/red, 10.7.2015) Sport;Gruppenphase zur Europa League beginnt im September mit einem Heimspiel gegen die Spanier – Barisic: "Supertolle Aufgabe". Wien/Monaco – Die ganz großen Namen hat Rapid am Freitag bei der Gruppenphasen-Auslosung der Fußball-Europa-League in Monaco nicht zugeschanzt bekommen. Dennoch überwog im Lager der Hütteldorfer die Freude über eine laut Trainer Zoran Barisic supertolle Aufgabe gegen Villarreal, Viktoria Pilsen und Dinamo Minsk in Gruppe E. Das sind sehr starke Gegner Villarreal dürfte der aussichtsreichste Anwärter auf Platz eins sein, dahinter kommt es möglicherweise zu einem engen Rennen zwischen Rapid, Pilsen und Minsk um Rang zwei, der ebenfalls zum Aufstieg ins Sechzehntelfinale berechtigt. Das sind sehr starke Gegner. Wir freuen uns auf diese attraktiven Herausforderungen, erklärte Barisic. Die bevorstehenden sechs Herbst-Partien auf internationalem Parkett seien für seine Truppe extrem wichtig, um weitere Erfahrung sammeln zu können. Wir freuen uns darauf, weil das für die Entwicklung der Mannschaft extrem wichtige Spiele sein werden, vermutete der 45-Jährige. Die Chancen auf ein Weiterkommen wollte Barisic nicht beziffern. Wenn alles passt, können wir jeden schlagen. Es gibt aber auch keinen Gegner, gegen den wir nicht verlieren könnten. Außerdem meinte der Coach: Villarreal ist über uns zu stellen, Pilsen hat vielleicht etwas mehr internationale Erfahrung und Dinamo Minsk hat man zuletzt gegen Salzburg gesehen. Jeder kann sich ausrechnen, was da für uns möglich ist. Wir sind nicht der Rächer von Salzburg Die Weißrussen setzten sich im Europa-League-Play-off am Donnerstag im Elferschießen gegen Red Bull Salzburg durch, auch mit Villarreal machten die Bullen in diesem Jahr schon unliebsame Bekanntschaft: Im Februar war gegen die Spanier im EL-Sechzehntelfinale mit einem Gesamtscore von 2:5 nichts zu holen. Aber wir sind nicht der Rächer von Salzburg, sondern wollen einfach nur Fußball spielen, betonte Barisic. Auch die Fünfjahreswertung – Rapid könnte mit zumindest sechs Europa-League-Siegen für Österreich noch den fünften Europacup-Startplatz 2017/18 sichern – spielt in Barisic Gedanken eine äußert untergeordnete Rolle. Wir gehen mit der Einstellung in jedes Spiel, gewinnen zu wollen, aber wir denken nicht an die Fünfjahreswertung. Damit war der Trainer auf einer Wellenlänge mit seinem Vizekapitän Mario Sonnleitner, der sich optimistisch zeigte, dass sein Club im fünften Anlauf erstmals die Europa-League-Gruppenphase überstehen kann. Ich sehe Villarreal auf einer eigenen Stufe und dann alle anderen auf einem ähnlichen Niveau, sagte der Innenverteidiger. Villarreal ist der Favorit in der Gruppe Ähnlich äußerte sich Rapid-Sportdirektor Andreas Müller. Villarreal ist der Favorit in der Gruppe, mit den anderen sind wir vielleicht auf Augenhöhe, mutmaßte der Ex-Schalke-Manager, der auf ein Duell mit seinem Ex-Club gehofft hatte. Den kommenden Europacup-Auftritten blickt Müller relativ gelassen entgegen. Unser Motto gilt nach wie vor: Wir haben alles zu gewinnen. Dies trifft vor allem für die Partien gegen den spanischen Club Villarreal zu, der im Sommer die Offensivspieler Luciano Vietto um 20 Millionen Euro an Atletico Madrid und Giovani dos Santos um 6,35 Millionen Euro an LA Galaxy abgab. Dafür holte der Champions-League-Semifinalist von 2006 und Sechste der abgelaufenen Liga-Saison Roberto Soldado um 16. Millionen Euro von Tottenham sowie Samuel und Samu Castillejo um je 8 Millionen Euro von Malaga. Viktoria Pilsen schaffte es 2011 und 2013 in die Gruppenphase der Champions League, beim zweiten Versuch reichte es in einer Gruppe mit dem FC Bayern, Manchester City und ZSKA Moskau immerhin zu Platz drei und damit zum Umstieg ins Europa-League-Sechzehntelfinale. In diesem Sommer kam für den tschechischen Meister in der Champions-League-Quali gegen den späteren Basel-Bezwinger Maccabi Tel Aviv mit einem Gesamtscore von 2:3 nur knapp das Aus, danach wurde im Europa-League-Play-off Vojvodina Novi Sad mit gesamt 5:0 ausgeschaltet. Der sportliche Reiz ist also gegeben, aus wirtschaftlicher Sicht hätte es Rapid angesichts möglicher Gegner wie Dortmund, Schalke, Liverpool oder Tottenham aber besser erwischen können. Dennoch hofft Geschäftsführer Christoph Peschek auf reges Publikumsinteresse. Ich bin überzeugt, dass sich die Fans so wie die Spieler auf die Gruppenphase freuen und viele Zuschauer kommen werden und gehe davon aus, dass wir eine tolle Kulisse haben werden. Sein Club wird zunächst Dreier-Abos für die Heimspiele anbieten, Details sollen in den kommenden Tagen folgen. (APA, 28.8.2015) Steckbriefe der Gegner: Gegründet: 10. März 1923 Stadion: El Madrigal (25.000 Sitzplätze) Club-Farbe: Gelb Spitzname: Submarino amarillo (gelbes U-Boot) Website: villarrealcf.es Trainer: Marcelino Garcia (50 Jahre/ESP, seit Jänner 2013 im Amt) Bekannteste Spieler: Roberto Soldado (ESP), Bruno Soriano (ESP), Mateo Musacchio (ARG), Jonathan dos Santos (MEX)Größte Erfolge: * Champions-League-Halbfinale 2006 * Europa-League-Halbfinale 2011 * UEFA-Cup-Halbfinale 2004 * Spanischer Vizemeister 2008Meisterschaftsplatzierung 2014/15: Sechster Weg in die Gruppenphase: Als Sechster der spanischen Meisterschaft direkt für die Gruppenphase qualifiziert. Web;Deutsche Verbraucherzentralen reichen Anzeige gegen "inakzeptable" Praxis von Microsoft ein. Microsoft gerät wegen seines neuen Betriebssystems Windows 10 in die Bredouille: Wie berichtet wurde die Datei für das Upgrade auch geladen, wenn Verbraucher dem Wechsel auf Windows 10 nicht zustimmten. Dagegen geht nun die Verbraucherzentrale im deutschen Bundesland Baden-Württemberg vor. Diese Geschäftspraxis ist inakzeptabel, da sie eine unzumutbare Belästigung darstellt, sagt deren Vorständin Cornelia Tausch. Sie kritisiert, dass durch den Zwangsdownload Speicherplatz belegt wird und Datenvolumen verbraucht wird. Laut Verbraucherzentrale gab es in sozialen Netzwerken zahlreiche Beschwerden über Microsofts Vorgehensweise. Die Konsumentenschützer forderten den IT-Konzern auf, eine Unterlassungserklärung abzugeben, wogegen sich Microsoft bislang weigerte. Deshalb wird nun der Rechtsweg beschritten werden. Der renommierte IT-Anwalt Christian Solmecke denkt, dass Microsoft einen Prozess verlieren wird. Aus meiner Sicht darf ein Download nicht ohne Zustimmung des Nutzers gestartet werden, weil der Nutzer dadurch in unzumutbarer Weise belästigt wird, wird Solmecke auf dem Blog seiner Kanzlei zitiert. Gerichte hätten in der Vergangenheit etwa entschieden, dass auch die physische Lieferung von Waren eine Belästigung darstelle – selbst, wenn es sich um Gratisprodukte handle. Wenn das Gericht zugunsten der Verbraucherzentrale entscheide, könnten Kunden sogar Schadensersatzforderungen an Microsoft stellen, über die dann in neuen Verfahren geurteilt werde. Etat;"Star Wars", "Assassin’s Creed", "Doctor Who" und jede Menge Cosplay – Finn Jones und Jessica Henwick über "Game of Thrones" und Theorien zum Ausgang der Serie. Wien – Zwei Tage Comic Con in Wien sind zu Ende: 16 Stunden mit Star Wars, Assassin’s Creed, One Piece, Zelda, Game of Thrones, Doctor Who, Cosplay und Co. 153 Aussteller und Händler machten sich am Wochenende in der Messehalle Wien breit. Bis zu 15.000 Besucher wurden bei der von Reed Exhibitions und ReedPOP geplanten Veranstaltung erwartet. Entertainment-Gäste wie Giancarlo Esposito (Breaking Bad), Natalia Tena (GoT, Harry Potter), Jessica Henwick (GoT), Finn Jones (GoT), Neve McIntosh (Doctor Who) und William Houston (Sherlock Holmes, Dracula Untold) standen für Autogramme und Live-Interviews bereit. Auch Comic-Künster gab es vor Ort zu bewundern: neben Größen wie dem Schlumpf-Zeichner Miguel Diaz, Jae Lee (Marvel, Before Watchmen: Ozymandias and Batman/Superman) und Nicolas Mahler (Der Mann ohne Eigenschaften) haben auch weniger bekannte Künstler in der Artist Alley Besuchern die Möglichkeit geboten ein Souvenir zu ergattern. Der spanische Künstler Rob Perez zog vor einiger Zeit nach Wien und behilft sich mit einer – nicht so unbekannten – Tageszeitung als Leinwand. Here is a #sneekpeak into my #spaceman #artbook! To be released tomorrow at @vieccviennacomiccon booth 606 at our @inktank.at! Only 5 in existence! Signed and numbered just for you 😘 hope to see you there! Thanks to @rapunze for the help! #instaart #igartist #artist #art #viennaartist #todowien #vieccinktank #viecc #viennacomiccon #thanks Ein von Rob Perez (@deadbeathero) gepostetes Video am 20. Nov 2015 um 11:02 Uhr Keine Comic Convention wäre eine richtige Comic Convention ohne die treuen Fans, die mit aufwendigen Kostümen die Aufmerksamkeit auf sich lenken. Neben Profis wie LeeAnna Vamp, Kana, Leon Chiro, Othien und Nana Kuronoma haben auch Amateure ihren Spaß am Verkleidungstrend Cosplay. und wer kennts?? Ein Highlight für treue Game of Thrones Fans war sicher auch das Live-Interview mit Finn Jones (Loras Tyrell Ritter der Blume) und Jessica Henwick (Nymeria Sand) auf der Mainstage am Samstag. Während Henwick ein paar Brocken deutscher Sätze zum Besten geben konnte, da sie für eine Rolle Deutsch übt, musste sich Jones mit seiner Muttersprache Englisch behelfen. Die wichtigste Frage, die momentan alle GoT-Fans beschäftigt, wurde gleich am Anfang gestellt: Ist Jon Snow wirklich tot? Und scheinbar lautet die traurige Antwort: Ja. Ach kommt schon, er ist schon sieben mal auferstanden, jetzt ist er definitiv tot., meint Jones dazu. Neben einer jeweils kurzen Biographie der beiden Schauspieler erfuhr man, dass Henwick die Schauspielangebote beinahe zugeflogen sind: als sie mit 16 Jahren auf einem Casting in London war, engagierte man sie vom Fleck weg und schrieb die Rolle – die eigentlich für eine jüngere Schauspielerin gedacht war – extra für sie um. Auch bei Game of Thrones hatte sie enorm viel Glück: für ihre Rolle als Nymeria Sand war eigentlich eine dunkelhäutige Schauspielerin gedacht. Doch Henwick wollte unbedingt die Peitsche wie Indiana Jones schwingen und bestand auf der Rolle. Jones – im Gegensatz – musste sich seine Rollen immer hart erarbeiten. Es war harte Arbeit. Da war keine Magie., sagt Jones. Für seine Rolle als Loras Tyrell musste er den üblichen Castingweg bestreiten. Nach zwei Monaten Wartezeit und weiteren Recalls hat er es dann aber doch geschafft. Fan-Fragestunde Interessanter als die übliche Fragestunde waren die Fragen der VIECC-Besucher – hier ein Auszug mit Theorien zum Ende der Staffel und seltsamer Fanfiction: Ein Fan fragt, wie es denn so wäre, die ganze Zeit nackt auf dem Set herumzurennen. JONES: Eigentlich lustig. Du musst zwar vorher Diät halten und ins Fitnesscenter gehen... HENWICK: Ach wirklich? Du machst eine Diät? JONES: Nein, nicht wirklich. Aber ich liebe es. Es ist ein echter Aspekt deiner Arbeit: du kannst nichts verstecken. Du bist zwar nie ganz nackt: man hat dann diese kleinen Eierbecher. Aber ich genieße es. Ob die Drehbücher komplett durchgelesen werden, wenn man sie bekommt – fragt ein anderer Besucher der VIECC. JONES: Ich lese immer das Drehbuch. Aber ich vergesse schnell was ich gelesen habe und deshalb schau ich mir die Serie an, wie ihr alle. HENWICK: Ich lese nur meine eigenen Szenen – was nicht gerade ideal für einen Schauspieler ist – aber ich bin selbst großer Fan und will mich überraschen lassen. Ein Besucher scheint eine scheinbar sehr wichtige wichtige Frage zu stellen: Wer soll den Eisernen Thron am Ende der Serie bekommen?, die murrende Menge verstummt. JONES: Ich glaube, da wird es keinen Thron mehr geben. Ein großer Kampf zwischen Eis und Feuer – der Finale Kampf. Die werden sich alle in diesem Krieg gegenseitig eliminieren. Alle werden sterben! Aus der Asche werden sich die blutigen Kinder erheben... HENWICK: Ach ja, die blutigen Kinder... JONES: Ich glaube ja, das letzte Buch ist eine Traumsequenz. Wir müssen den Thron loswerden. Ich glaube, das ist das Beste, was möglich wäre. HENWICK: Ich glaube das auch. Es muss einfach eine Demokratie werden. Jones Theorien über das mögliche Finale verstreut der Schauspieler, wie er sagt, gern unter den Leuten. Auf die Frage hin, ob sie Fanficiton lesen würden, erklärt Jones, dass er es ein paar mal versucht habe, es allerdings seltsam wäre, wenn er Bilder von Männern in eindeutigen Posen findet, auf denen sein Kopf montiert wurde. Vor seinen Freunden müsse er sich rechtfertigen, dass sie nicht echt seien und seine Mutter wäre auch nicht erfreut darüber. Ein Fan stellte sogar eine Mini-Challange, die Henwick eindeutig gewann: Beschreiben Sie GoT in weniger als einer Minute. Henwick machte es kurz: Drachen, Brüste, Krieg – Jones formulierte eine, wie er meinte intellektuelle Antwort: Eine Familie, die ihre Macht ausbauen will. Update am 10.12.2015 Sport;Rolle des Deutschen bei den WM-Vergaben 2018 und 2022 im Fokus. Zürich – Die Ethikkommission des Fußball-Weltverbandes FIFA steht bei den Ermittlungen gegen Franz Beckenbauer offenbar unmittelbar vor dem Abschluss. Die Ermittlungskammer der Kommission hat die Ergebnisse ihrer Untersuchungen zur Rolle der deutschen Fußball-Legende bei der Vergabe der WM-Endrunden 2018 an Russland und 2022 an Kater abgeschlossen und der rechtsprechenden Kammer zur Entscheidung über ein Urteil vorgelegt. Der Münchner Richter Hans-Joachim Eckert als Chef der rechtsprechenden Kammer wird die Entscheidung aber als Landsmann Beckenbauers nicht treffen. Stattdessen wird der Australier Alan Sullivan das Urteil sprechen. Wann er seinen Beschluss fällen wird, ist nicht bekannt. Beckenbauer hatte wie alle Mitglieder des FIFA-Exekutivkomitees, die bei der skandalträchtigen Vergabe der Endrunden 2018 und 2022 im Dezember 2010 beteiligt gewesen waren, vor der Ethikkommission aussagen müssen. Als er dies zunächst verweigert hatte, wurde er im Sommer 2014 provisorisch für 90 Tage für alle Fußball-Aktivitäten gesperrt. Nach seiner danach erfolgten Aussage wurde diese Sperre aufgehoben, die Ermittlungen liefen jedoch weiter. Ob die FIFA-Fahnder wegen der Bestechungsvorwürfe gegen das Organisationskomitee der WM-Endrunde 2006 in Deutschkand weitere Untersuchungen gegen Beckenbauer und den DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach aufgenommen haben, teilte die ermittelnde Kammer nicht mit. Wie die Untersuchungen gegen Beckenbauer sind auch die Ermittlungen gegen den spanischen Verbandschef Angel Maria Villar Llona wegen seiner Rolle bei Spaniens Bewerbung um das WM-Turnier 2018 abgeschlossen worden. Die ermittelnde Kammer bestätigte außerdem die Fortführung der Ermittlungen gegen den suspendierten FIFA-Chef Joseph S. Blatter, den gleichfalls vorläufig gesperrten UEFA-Boss Michel Platini und den schon von der FIFA zuvor abgesetzten Generalsekretär Jerome Valcke. Die ermittelnde Kammer tut alles in ihrer Macht stehende, dass innerhalb der 90-tägigen Suspendierung von Herrn Blatter und Herrn Platini eine endgültige Entscheidung gefällt werden kann, teilte das Gremium mit. Wissenschaft;Antikörper hemmt Wirkung von Interleukin-6, wie Versuche mit Mäusen zeigen konnten. Wien/Graz/Kiel – Der Systemische Lupus erythematodes (SLE) ist eine relativ häufige Autoimmunerkrankungen, bei der durch eine fehlgeleitete Abwehrreaktion Antikörper gegen Bestandteile menschlicher Zellen gebildet werden. In Österreich sind rund 4.000 Menschen von der Krankheit betroffen, deren erste Anzeichen oft auf der Haut sichtbar werden. Internationale Wissenschafter, darunter auch Forscher aus Graz und Wien, haben jetzt an Mäusen die Wirksamkeit eines neuen Therapieprinzips bewiesen: die Hemmung der Wirkung des Immunbotenstoffs Interleukin-6 (IL-6). Bei dieser Erkrankungen kann eine Vielzahl von Organen in Mitleidenschaft gezogen werden, wobei die Haut und die Nieren am häufigsten betroffen sind. Die bisherige Therapie der Erkrankungen bestand im wesentlichen aus lebenslanger Immunsuppression, die zum Teil deutliche Nebenwirkungen aufweist, erklärte Lukas Kenner vom Klinischen Institut für Pathologie der MedUni Wien und des AKH. Er arbeitet auch am Department für Labortierpathologie an der VetMedUni und forscht am Ludwig Boltzmann Institut für Krebsforschung. Unbehandelt kann die Erkrankung zu schweren Komplikationen bis hin zum Tod führen. Bisher bestand die medikamentöse Therapie in einer Art Stufenleiter vor allem aus nichtsteroidalen Antirheumatika, Malariamitteln (Chloroquin), Kortison sowie aus Immunsuppressiva wie Azathioprin, Cyclosporin A etc. Ohne entsprechende formelle Zulassung blieb bisher die Verwendung von monoklonalen Antikörpern wie Belimumab, Rituximab oder von bei schwerer chronischer Polyarthritis eingesetztem Tocilizumab. Es besteht jedenfalls starker Bedarf nach neuen und spezifischen Therapien gegen die SLE. Bereits 2009 konnten Kenner und seine Arbeitsgruppe in Studien an Mausmodellen beweisen, dass der Erkrankung ein Defekt im JunB-Gen von Hautzellen (Keratinozyten) zugrunde liegt. Bei den Versuchen wurde damals in transgenen Mäusen das JunB-Gen in der Haut ausgeschaltet. Daraufhin zeigte sich eine unterschiedliche Wirkung in der Haut bzw. im Gesamtorganismus. Während in der Haut die Produktion von Interleukin-6 sank, kam es zu einer sehr hohen IL-6 Konzentration im Gesamtorganismus (systemisch), was zum Auftritt eines SLE-ähnlichen Krankheitsbildes und binnen kurzer Zeit zum Tod der Tiere führte. Jetzt haben die Wissenschafter ihre Studien weitergeführt und in Experimental Dermatology publiziert. Dabei ging es darum, mit neuen Arzneimitteln die Bindung von IL-6 an seinen Rezeptor (IL-6R alpha) zu blockieren. Während bei rheumatischer Arthritis der Nachweis der Wirkung einer solchen Strategie schon vor Jahren erfolgt ist, gab es bisher noch keine Daten zu solchen Therapien bei Systemischen Lupus erythematodes (SLE). Der Forschergruppe um Kenner gelang mit Kollegen aus Graz, Deutschland und Japan nun erstmals der experimentelle Nachweis, dass eine Blockade von IL-6 auch bei SLE im Tiermodell einen signifikanten Heilungseffekt haben kann. Dabei wurde der Antikörper MR16-1 bei den SLE-Mäusen verwendet. Er besetzt den Rezeptor für Interleukin-6 und verhindert so dessen entzündungsfördernde Wirkung. Bei den Tieren kam es zu einer signifikanten Besserung der Hautsymptome, allerdings hatte die Behandlung offenbar keinen Einfluss auf die Nierenkomplikationen im Rahmen der Autoimmunerkrankung. Erstautor Peter Birner vom Klinischen Institut für Pathologie in Wien sagte dazu: Die Blockade von IL-6 Rezeptor alpha könnten eine neuartige und nebenwirkungsarme Therapieoption für SLE- Patienten mit primärem Befall der Haut darstellen. Dies würde einen großen Fortschritt bei der Therapie dieser schweren chronischen Erkrankung bedeuten. Wissenschaft;Forschungsprojekte widmen sich der Frage, wie Flugzeugtragflächen eisfrei gehalten werden können – am Boden und auch in der Luft. Wien – Am 27. Dezember 1991 geschah etwas, was viele als Wunder bezeichnen: Bei einer Notlandung in Schweden zerbricht die Maschine des Scandinavian-Airlines-Flugs 751 in drei Teile. Jedoch überleben alle 129 Passagiere das Unglück. Die Ursache für den Absturz: vereiste Tragflächen. Vor dem Start wurde eine Eisschicht auf den Flügeln übersehen. Die Triebwerke saugten sie an und fielen anschließend aus. Immer wieder führt Eis auf den Flügeln zu Flugzeugabstürzen. Selbst kleine Mengen von Eis und Schnee sind schon eine Gefahr, da sie das Gewicht des Flugzeugs erhöhen und damit seine Aerodynamik maßgeblich beeinflussen können – unter anderem auch, weil ein vereister Flügel einen größeren Luftwiderstand hat. Deshalb werden die Tragflächen noch vor dem Start enteist, weswegen es gerade im Winter im Luftverkehr immer wieder zu Verzögerungen kommt. Sicherheit geht schließlich vor Pünktlichkeit. Das reicht aber nicht aus, um unbesorgt durch die Lüfte zu schweben: Gerade in den Wolken kann sich leicht neues Eis bilden. Deshalb ist der Großteil der Maschinen mit Technologien ausgestattet, mit denen auch während eines Fluges auf Eis reagiert werden kann: So tauen erwärmbare Oberflächen das Eis ab, oder heiße Triebwerksabluft wird in die Tragflächen geleitet, um die Flügel zu enteisen. Diese Innovationen verdanken sich auch der Forschungsarbeit in der Wissenschaft. So hat etwa das Karlsruher Institut für Technologie in Zusammenarbeit mit Daimler-Chrysler eine Enteisungstechnik entwickelt, die Mikrowellen einsetzt. Da Enteisungsvorgänge viel Energie verbrauchen, arbeitet das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Köln im Verbund mit der Technischen Universität Braunschweig derzeit an sparsameren Alternativen, die Vibrationen einsetzen, welche aber weder die Aerodynamik noch die Triebwerke beeinflussen. Eine andere Überlegung setzt auf Vorsorge statt Nachsorge: Das Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik in Stuttgart will die Eisbildung von Anfang an verhindern. Die Lösung der Wissenschafter sind nanostrukturierte wasserabweisende Kunststoffoberflächen: Trifft Wasser auf die Folie, zieht es sich zu Tropfen zusammen und wird abgestoßen. Da sich hier keine Kristallisationskeime finden, bleibt das Wasser auch unter null Grad Celsius flüssig. Diese Methode soll die Eisbildung um bis zu 90 Prozent reduzieren. Aber nicht nur die deutschen Nachbarn treibt der Frost auf den Flügeln um. Auch hierzulande zerbrechen sich Wissenschafter die Köpfe, wie man dem Eis auf den Tragflächen Herr werden kann – etwa am Institut Luftfahrt Aviation der Fachhochschule Joanneum in Graz, wo man sich ebenso an einem energieeffizienteren Weg versucht. In einem vom Verkehrsministerium und von der Forschungsförderungsgesellschaft FFG finanzierten Projekt wird an einer Fusion verschiedener in diesem Bereich genutzter Ansätze gearbeitet. Die Luftfahrtingenieure wollen unter dem Namen IceDrip eine wasserabweisende Oberfläche mit einem thermalen Enteisungssystem verbinden. Anstatt wie bisher üblich das Eis zu schmelzen oder zu verdampfen, was noch energieintensiver ist – wird das Eis hier durch das Zusammenspiel der eingesetzten Technologien mit den aerodynamischen Kräften regelrecht abgeschoren, sagt der Projektkoordinator Wolfgang Hassler. Die Materialien und Technologien wurden von den Industriepartnern Aerospace & Advanced Composites, Rembrandtin Lack und der Villinger GmbH zur Verfügung gestellt. Nach den ersten Tests der Beschichtungen mussten die Steirer nach Wien übersiedeln: Für einen vollständigen vereisten Flügel war der Windtunnel der Fachhochschule zu klein. Im Rail Tec Arsenal Climatic Wind Tunnel Vienna, in dem eigentlich Schienenfahrzeuge überprüft werden, findet die Tragfläche aber Platz. Bis die Technologie eingesetzt wird, dauert es jedoch noch, da weiterhin umfangreiche Tests nötig sind. Hassler: Dieses System ist noch nicht optimiert. Jetzt geht es vor allem darum, die Funktionalität verschiedener Beschichtungen zu überprüfen. Was am Ende eingesetzt wird, muss schließlich das Beste sein. Da hat es für uns im kleinen Rahmen auch schon unangenehme Überraschungen gegeben. Wissenschaft;Original-Dokument aus Genf kann ab sofort dauerhaft besichtigt werden. Wien – Neuzugang im Sisi Museum Wien: Besucher können ab sofort den Original-Totenschein der am 10. September 1898 in Genf ermordeten Kaiserin bestaunen. Ebenfalls erstmals ausgestellt werden Seidenstiefletten Elisabeths. Sie belegen, dass sie tatsächlich sehr große, aber trotzdem ganz schmale Füße hatte, sagte Kuratorin Olivia Lichtscheidl. Der am 13. September 1898 ausgestellte Totenschein wurde – wie die Stiefletten – am 7. Mai 2015 von der Schloss Schönbrunn Betriebsgesellschaft (SKB), zu der das Sisi Museum gehört, in einer Auktion im Dorotheum angekauft. Wo er vorher war, wissen wir nicht, erklärte Lichtscheidl. Auf dem Dokument, das bisher lediglich als Faksimile zu sehen war, ist jedenfalls neben persönlichen Daten auch der Name des Attentäters, Luigi Lucheni, vermerkt. Er hatte der Monarchin während eines Spaziergangs eine – ebenfalls im Museum ausgestellte– Feile in die Brust gestoßen und ihr damit eine tödliche Verletzung des Herzbeutels zugefügt. Allerdings ist den Behörden in Genf ein Fehler unterlaufen. Sie haben als Geburtsort Schloss Possenhofen angegeben. Tatsächlich wurde sie aber im Herzog-Max-Palais in München geboren, so die Kuratorin. Dank spezieller Licht-, Temperatur- und Luftfeuchtigkeitskontrollen kann das Artefakt dauerhaft ausgestellt werden. Nicht möglich ist das bei den Seidenstiefletten, die ebenfalls aus einer späten Lebensphase der Kaiserin stammen. Das äußerst heikle Schuhwerk misst eine Länge von 26 Zentimetern. Das entspricht Schuhgröße 41 und belegt, dass die Kaiserin sehr große, aber ganz schmale Füße gehabt hat, so Lichtscheidl. Bisher sei das nicht so ausdrücklich klar gewesen, da vorrangig Schuhe aus ihrer Jugend bzw. Lederstiefeln, die sich mit der Zeit zusammenziehen, erhalten seien. Kultur;'In der Reihe "Belvedere Werkverzeichnisse" erschien eine Neuauflage zum Werk Franz Xaver Messerschmidts. Die angepriesene "akribische Bearbeitung" mag aus kunsthistorischer Sicht stimmen, bei Provenienzen allerdings nicht. Seine Zeitgenossen hielten Franz Xaver Messerschmidt für verschroben, wenn auch talentiert. 1755 war der gebürtige Schwabe nach Wien gekommen und machte hier Karriere. Berühmt wurde er jedoch weniger als Porträtist der Wiener Aristokratie oder für seine im Auftrag des Kaiserhauses geschaffenen Porträts und monumentalen Statuen, sondern für die Gruppe der ursprünglich 69 Kopf-Stükhe, wie er sie selbst nannte. Diese Charakterköpfe zeigen ein ins Groteske abdriftendes Panoptikum menschlicher Mimik, in dem geschrien, gegähnt und gelacht wurde wie in der Geschichte der Kunst kaum je zuvor. Dass sie im 19. Jahrhundert trivialisiert und im Jahrmarktumfeld präsentiert wurden, mag nur rückwirkend verwundern. Die Begeisterung für diese Meisterwerke war bis in das 20. Jahrhundert ein lokales Phänomen und setzte sich international erst spät durch. Einen Anteil daran hatte Maria Pötzl-Malikovas 1982 im Verlag Jugend und Volk veröffentlichte Monografie samt Werkverzeichnis, die jahrelang vergriffen war. In der Reihe Belvedere Werkverzeichnisse erschien jetzt eine Neuauflage. Mit 18 Köpfen (Alabaster, Metall, Holz inklusive Variationen) hält das Haus immerhin den umfangreichsten Bestand weltweit. 18 weitere sind auf internationale Museen verteilt, neun befinden sich in Privatbesitz, und zwölf gelten als verschollen. Im Vorwort bedankt sich Belvedere-Direktorin Agnes Husslein-Arco als Herausgeberin bei Pötzl-Malikova für die akribisch recherchierte Bearbeitung. Aus kunsthistorischer Sicht mag das zutreffen, jedoch weniger, wenn es um Provenienzen geht, wie STANDARD-Recherchen belegen. Im Gegenteil: Teils wurden historische Quellen falsch interpretiert oder ignoriert, anderes wurde gar nicht erst überprüft. Das ist insofern erstaunlich, als eine Herkunftschronik gerade vor dem Hintergrund in der NS-Zeit entzogener Kulturgüter von Relevanz sein sollte und für den Aspekt der Authentizität seit jeher war. Anders formuliert: Einstige Besitzer sind ebenso ein Teil der Biografie von Kunstwerken wie die Ausstellungsvita. Eine Zäsur in der Geschichte der Messerschmidt-Serie datiert auf das Jahr 1889, als im April Gemälde und Antiquitäten aus dem Nachlass von J. C. Klinkosch bei Miethke zur Versteigerung gelangten. Darunter eine Gruppe von 47 Charakterköpfen (Marmor, Blei), die nun filetiert worden war. Eine Ergebnisliste hat sich nicht erhalten, ein Bericht in der Österreichischen Kunst-Chronik vom 20. April 1889 zitiert auszugsweise und nennt bei den Köpfen einen Gesamterlös von 800 Gulden. Wer die Käufer waren, wurde vorerst nicht bekannt. 1893 erschien im Monatsblatt des Alterthums-Vereins zu Wien erstmals ein Hinweis: Demnach befand sich vier Jahre nach der Auktion ein Drittel dieser Gruppe beim Antiquitätenhändler Fürst in Wien; einige Stücke soll der Wiener Universitätsprofessor Herr Dr. Zuckerkandl besitzen. 1894 findet sich dort die Notiz, wonach in jüngster Zeit ein Theil der Köpfe für den öffentlichen Besitz gerettet wurde, konkret von Camillo Sitte, der die steinernen Köpfe für die Lehrmittelsammlung der k. k. Staatsgewerbeschule erwarb. Es sind dies die einzigen zeitnahen Quellen, die jedoch teils falsch interpretiert wurden. Für den Ankauf Sittes findet sich im Werkverzeichnis keine Jahresangabe, Ende 1893 oder Anfang 1894 gilt als wahrscheinlich. Allerdings waren es nicht, wie nun im aktuellen Werkverzeichnis angeführt, zehn Alabasterköpfe (2015, S. 126), sondern neun Büsten aus Stein (Inv.-Nr. 758-767) sowie eine aus Holz mit Wachsüberzug (Inv.-Nr. 768), wie ein Blick in das Aktenarchiv des Museums für angewandte Kunst verrät, das diesen Bestand 1908 übernahm. In weiterer Folge gelangten diese Exemplare in zwei Tranchen ans Belvedere. Pötzl-Malikova erwähnt auch, dass Sitte privat zwei Köpfe besessen haben soll. Eine These, für die sie auf einen Ankauf des Getty Museum in Los Angeles 2008 verweist: Der Verdrüssliche, den man, entgegen ihrer Angabe Privatbesitz, über Vermittlung des Kunsthändlers Sascha Mehringer in München aus dem Besitz seines Kollegen Reinhold Hofstätter (1928-2013) in Wien erwarb. Laut Getty-Datenbank sei der Alabasterkopf seit den 1920ern im Besitz der Familie Hofstätter gewesen und davor in jener Sittes. Trotz intensiver Recherche findet sich für diese Behauptung nicht der kleinste Beleg, auch nicht im Nachlass des 1903 verstorbenen Camillo Sitte, wie die Expertin auf Anfrage bestätigt. Während des NS-Regimes wurden auch Messerschmidt-Büsten entzogen, womit weitere Recherchen aus Sicht des Getty Museum wohl angebracht wären. Aber um die Genauigkeit ist es dort nicht besser bestellt: 2010 beteiligte man sich an einer Messerschmidt-Retrospektive in der Neuen Galerie in New York, die 2011 in den Louvre nach Paris wanderte. Antonia Boström, bis 2013 Kuratorin im Getty Museum, lieferte dazu einen ausführlichen Katalogbeitrag. In diesem baute die jüngst an das Victoria & Albert Museum in London berufene Kunsthistorikerin eine Interpretation im Werkverzeichnis von 1982 zu einem Fehler aus. Angesichts des 1893 publizierten Hinweises Universitätsprofessor Herr Dr. Zuckerkandl ging man davon aus, es handle sich um Emil. Das ist eine Vermutung, die auch Boström nicht überprüfte. Vielmehr argumentierte sie seitenweise über das erwiesene Kunstinteresse des Ehepaars Berta und Emil Zuckerkandl. Das ist verständlich, denn in der Retrospektive zeigte man die Zinnbüsten Der Missmutige (Museé du Louvre, Paris; 3,7 Mio. Euro) und Der unfähige Fagottist (Sammlung Etro, Mailand; 1,9 Mio. Euro). Sie waren 2005 bei Sothebys in New York versteigert und davor vom Wien-Museum an die Erben nach Richard Beer-Hofmann restituiert worden. Auch im Dossier des Wien-Museums war Emil als Vorbesitzer angeführt. Das ist falsch, denn tatsächlich waren diese Köpfe einst in der Sammlung seines Bruders Viktor. Der Doktortitel war 1893 irrtümlich dem Anatomen statt dem Industriellen zugeordnet worden. Der Beleg findet sich in der Datenbank der Digitalisate der Universität Heidelberg: dem Katalog zur Versteigerung der Kollektion Generaldirektor Dr. Viktor Zuckerkandl bei C. J. Wawra im Oktober 1916. Unter Nummer 257 waren drei lebensgroße Bleibüsten aus der Serie der Temperamente gelistet, zur Unterscheidung von Marmoririginalen als ein Guss nach Franz Xaver Messerschmidt bezeichnet. Laut einem Tageszeitungsbericht im Fremden-Blatt vom 29. Oktober 1916 erzielten die drei Köpfe den stattlichen Wert von 14.100 Kronen. Zwei davon gelangten in den Besitz Beer-Hofmanns und 1939 über den Nazi-Kunsthändler Oskar Hamel um je RM 2.000 in den Bestand des Wien-Museums. Und dort befindet sich bis heute eine Alabasterbüste, die bereits 2010/11 Gegenstand eingehender Provenienzforschung war, wenngleich ohne nennenswertes Ergebnis. Die Einfalt im höchsten Grade stammt vermutlich aus der Sammlung des Sanatoriumsbesitzers Anton Loew, die über den Erbweg an seine Tochter Gertrud (verehelichte Felsövanyi) kam. Laut ihrem 2013 verstorbenen Sohn besaß man insgesamt sechs Steinköpfe von Messerschmidt. Jeweils zwei zierten den Kaminsims und die beiden Türkonsolen des Salons im Palais Loew, wo sie Anthony Felsovanyi im Juni 1938 zuletzt sah. Auch beim Rückstellungsverfahren 1947 wurden die 6 Büsten von Messerschmidt erwähnt. In historischen Quellen scheint nur ein Hinweis auf, im 1902 publizierten Handbuch der Kunstpflege in Österreich, in dem die Sammlung Loew über Künstlernamen skizziert wird: unter anderem Messerschmidts (Plural). Das ist eine Literaturangabe, die im aktuell vorliegenden Werkverzeichnis freilich fehlt. Die der Vermögensanmeldung Gertrud Felsövanyis beigelegte Liste von Kunstwerken hat sich nicht erhalten, und der Verbleib der Sammlung (Bilder im Wert von RM 29.720, Antiquitäten und Gobelins im Wert von RM 18.240) ist bis heute ungewiss. Kurz nach ihrer Flucht im April 1939 waren jedenfalls beim Kunstverlag Wolfrum Kunstwerke aufgetaucht und an Museen vermittelt worden. Darunter der damals fälschlich als Der scharfe Geruch bezeichnete Alabasterkopf, der im Juni für 1500 Reichsmark angekauft wurde. Das einzige in der Familie erhaltene Dokument ist eine von Armin Horovitz gemalte Gouache, die das Innere des Salons zeigt. Im Detail sind auf dem Kaminsims zwei Büsten erkennbar, bei der linken dürfte es sich um jene im Wien-Museum handeln. Pötzl-Malikova verweigert wegen der Ungenauigkeit des Aquarells eine Identifizierung. Die Wiener Restitutionskommission urteilte daran anknüpfend, dass dies als Beweis nicht ausreichend sei. Im aktuell vorliegenden Werkverzeichnis ersucht man immerhin um sachdienliche Hinweise, die zur Klärung beitragen sollen. Vielleicht bringt ja die Akribie von Amateurforschern mehr Licht ins Dunkel.(Olga Kronsteiner, 24.10.2015)' Wissenschaft;Teilchenphysiker Valentin Knünz erforscht schwere aus Quarks aufgebaute Teilchen: die Quarkonia. Während auch der physikalische Laie schon einmal von Protonen und Neutronen, Quarks oder sogar dem selteneren Higgs-Boson gehört hat, führen Quarkonia in der Öffentlichkeit eher ein Schattendasein. Dabei handelt es sich um sehr massereiche, aus einem Quark und seinem Anti-Quark aufgebaute Teilchen: Sie wiegen mehr als zehnmal so viel wie ein Proton. Die Erforschung der Quarkonia verspricht tiefere Einblicke in ganz grundlegende Fragen der Teilchenphysik: Wie kommt es zur Bindung von einem Quark und einem Antiquark? Wie werden Kernteilchen überhaupt erzeugt? Diese Teilchen sind zu kurzlebig, als dass man sie direkt registrieren und analysieren könnte, sagt Valentin Knünz, der für seine Dissertation über dieses Thema kürzlich mit dem Victor-Hess-Preis der Österreichischen Physikalischen Gesellschaft und dem Wissenschaftspreis des Landes Vorarlberg (Spezialpreis) ausgezeichnet wurde. Sie zerfallen aber in andere Teilchen, die dann am Detektor des Large Hadron Collider registriert werden und von denen wir auf das ursprüngliche Teilchen rückschließen können. Der Large Hadron Collider am Cern, der Europäischen Organisation für Kernforschung in Genf, bietet optimale Bedingungen, um die Entstehung und die Eigenschaften von Quarkonia zu untersuchen. Bei den Experimenten, die der Teilchenphysiker auswertete, wurden durch aufeinander abgefeuerte Protonenstrahlen an die 100 Millionen Kollisionen pro Sekunde erzeugt. Aufgezeichnet kann davon aber immer nur ein kleiner Teil werden, etwa 100 pro Sekunde, der dann gespeichert und in Speicherzentren auf der ganzen Welt verteilt wird. Ich bin in ein goldenes Zeitalter hineingeboren worden, freut sich der Physiker und meint damit, dass die über Jahre dauernden Aufbauarbeiten des Teilchenbeschleunigers und der Detektoren in Genf genau zu dem Zeitpunkt abgeschlossen waren, als er vor fünf Jahren mit seiner Forschungsarbeit begann. Ich hatte somit das große Glück, dass ich direkt in die Datenanalyse einsteigen konnte. Im Rahmen seiner Dissertation untersuchte Knünz ausgewählte Daten der LHC-Experimente eines ganzen Jahres. Generell werden die enormen Datenmengen, die mittels der Detektoren des Teilchenbeschleunigers gesammelt werden, vorsortiert und dann über ein weltumspannendes Computernetzwerk – den LHC Computing Grid – an alle 140 beteiligten Institute weitergeleitet. Eines davon ist das Wiener Institut für Hochenergiephysik der Akademie der Wissenschaften und der Technischen Universität Wien, an dem Knünz vor seiner Dissertation bereits seine Diplomarbeit durchgeführt hat. Die Liebe zu großen Datenmengen ist ihm dabei scheinbar angeboren: Ich habe mich immer für Zahlen interessiert, und es war klar, dass ich in der Richtung auch etwas studieren möchte. Und dieser Leidenschaft wird der Vorarlberger auch weiterhin treu bleiben: Für die Zeit nach dem Doktorat hat Knünz eines der begehrten Cern-Fellowships erhalten und wird die Erforschung der Teilchenwelt in den nächsten Jahren direkt vor Ort beim Teilchenbeschleuniger in Genf fortsetzen. Wissenschaft;10,5 Millionen Euro teures Schutzprogramm hilft aber nur gegen Haie, die mit einem Chip versehen sind. Sydney – Nachdem es zu einigen Hai-Attacken auf Schwimmer gekommen ist, bei denen heuer auch zwei Menschen gestorben sind, setzt Australien nun auf Satellitenüberwachung. In den Gewässern des südöstlichen Bundesstaats New South Wales seien zwei Signal-Empfangsstationen angebracht worden, um mit Chips markierte Tiere zu überwachen, wie örtliche Behörden mitteilten. Diese spürten Tiere in bis zu 500 Metern Entfernung auf und warnten die Öffentlichkeit per App, falls sich die Tiere der Küste nähern. Das hilft freilich nur bei Haien, die einen Chip in sich tragen. Bisher wurden in Australien 14 Tiere mit einem Sender gekennzeichnet, allerdings werden auch im Ausland markierte Tiere von den Empfängern registriert. Regierungsangaben zufolge will das Land die Zahl der Stationen auf 20 aufstocken. Sie gehören zu einem umgerechnet rund 10,5 Millionen Euro teuren Schutzprogramm. Zuletzt testete Australien die Überwachung der Küsten mit Drohnen. Panorama;Familienangehörige rieten Mann zu DNA-Test. Hanoi – In Vietnam gibt es ein Zwillingspaar mit zwei verschiedenen Vätern. DNA-Tests hätten dies belegt, berichtete die staatliche Presse am Freitag. Die beiden inzwischen zwei Jahre alten Mädchen sehen nach dem Bericht der Zeitung Vietnam News so verschieden aus, dass Familienangehörige den Vater (34) zu einem DNA-Test überredeten. Einer habe dicke lockige Haare, der andere nicht. Wie sich herausstellte, war nur ein Mädchen das leibliche Kind des vermeintlichen Zwillingsvaters. Zwillinge mit zwei biologischen Vätern sind sehr selten. Zu dem Phänomen kann es kommen, wenn eine Frau zeitgleich zwei reife Eizellen produziert und in kurzem Abstand mit verschiedenen Männern schläft. Das hat die Mutter der Presse zufolge inzwischen eingeräumt. Im vergangenen Jahr hatte ein ähnlicher Fall in den USA für Schlagzeilen gesorgt. Es ging um einen Unterhaltsprozess. Ein Mann hatte per DNA-Test nachgewiesen, dass er nur der Vaters eines der Zwillinge war, die seine Partnerin auf die Welt gebracht hatte. Ein Richter entschied, dass er nur für dieses Kind Unterhalt zahlen muss. Wissenschaft;Eine neue Schau im Jüdischen Museum Wien erhellt die Beziehungsgeschichte zwischen den Juden und der Uni Wien. Wien – Es war schlicht und einfach eine Hölle. Dieser Satz stammt aus den Erinnerungen von Bruno Kreisky. Gemeint war damit die Atmosphäre an der Uni Wien, wo der spätere Bundeskanzler ab 1929 Jus studierte. Just in diesen Jahren erlebten die pogromartigen Krawalle gegen jüdische Studierende dramatische Höhepunkte. Das Kreisky-Zitat ist ab sofort auch im Aufgang zur neuen Ausstellung des Jüdischen Museums Wien zu lesen. Dort wird ab morgen unter dem Titel Die Universität. Eine Kampfzone eine konfliktreiche Beziehungsgeschichte rekonstruiert – auch und zumal aus Anlass des 650-Jahr-Jubiläums der Universität Wien, das dieser Tage offiziell ausklang. Die Schau im Jüdischen Museum nimmt gleich im Eingangsbereich unmittelbar darauf Bezug: Warb die Universität heuer unter anderem mit dem Sujet Offen seit 650 Jahren, so thematisiert gleich der erste Raum eindrücklich, dass die Uni für Frauen bis 1897 verschlossen war und auch den Juden der Zutritt mehr als 400 Jahre lang verweigert wurde. Offenheit und Ausschluss, Durchlässigkeit und Abdichtung – diese Gegensatzpaare ziehen sich wie rote Fäden durch die Schau und finden auch im schlüssigen Design von Stefan Fuhrer eine Entsprechung: Dachlatten zeigen an, wann die Uni für Juden Platz unter ihrem Dach bot und wann sie zur Kampfzone wurde. Die Begleittexte sind auf Styropor aufgebracht, einem Hartschaum und Dämmmaterial. Zutritt zur Universität erhalten Juden erst durch das Toleranzpatent Josephs II. 1782. Im Laufe des 19. Jahrhunderts wird die Universität ein Ort der Hoffnung für zuvor lange Zeit Ausgeschlossenen. So spielen jüdische Studierende eine wesentliche Rolle bei der Revolution des Jahres 1848. Als eine Art Leitfaden für diesen Teil der Ausstellung dient eine echte Wiederentdeckung: ein Buch des jüdischen Historikers Gerson Wolf zum 500. Geburtstag der Alma Mater Rudolphina. Bilanzierte Wolf die jüdisch-universitäre Beziehungsgeschichte bis 1865, so setzt die von Chefkurator Werner Hanak-Lettner konzipierte Ausstellung Wolfs kritische Sicht mit einer Fülle an Dokumenten, Fotos, Briefen und künstlerischen Interventionen fort. Zunächst erhellt sie an gut gewählten Beispielen, wie insbesondere Mediziner jüdischer Herkunft mit ihren Forschungen zur Glanzzeit der Alma Mater Rudolfina in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts beitragen. Haben die Juden damals das Gefühl, endlich in der Mitte der Gesellschaft angekommen zu sein, so Werner Hanak-Lettner, verschlechtert sich ihre Lage ab 1875 wieder. Von nun an tragen die Universitäten wesentlich zur gesellschaftlichen Akzeptanz des Antisemitismus bei. Was hier ein wenig kurz kommt, ist konkretes Zahlenmaterial: Statistiken über den Anteil von Studierenden und Lehrenden jüdischer Herkunft finden sich leider nur im multimedial bestückten Gerson Wolf-Studienraum. Und ausgespart bleibt auch, dass der Zuzug von Tausenden ostjüdischen Kriegsflüchtlingen nach 1914 den Anteil jüdischer Studierender stark erhöhte, was in der Krisensituation der Ersten Republik den Antisemitismus befeuerte. Wie dramatisch die Situation ab den frühen 1920er-Jahren wird, illustriert die Schau anhand zahlreicher Zeitzeugenberichte und Fotos umso eindrucksvoller: Da ein Numerus clausus für Juden nicht durchsetzbar war, greifen insbesondere die ab 1923 rasch aufkommenden Nationalsozialisten zur brutalen Gewalt. Die unmittelbaren Folgen des Anschlusses 1938, die vielfach ausgestellt wurden, streift die Schau hingegen nur kurz. Stattdessen endet der Parcours mit der Affäre um den antisemitischen Professor Borodajkewycz 1965 und den Biografien vertriebener österreichischer Wissenschafter. Die kamen nach 1945 auch deshalb nicht zurück nach Wien, weil die Uni für sie auch nach 1945 verschlossen blieb – womit sich der Kreis des in jeder Hinsicht lehrreichen Rundgangs auch räumlich schließt. Kultur;Tiphaine Samoyault über den Intellektuellen, dessen Geburtstag sich am Donnerstag zum 100. Mal jährt. Roland Barthes war einer der anregendsten Intellektuellen Frankreichs. Er revolutionierte die Literaturkritik und verschaffte dem Strukturalismus Eingang in die Literaturwissenschaft. Die französische Schriftstellerin und Literaturhistorikerin Tiphaine Samoyault leuchtet in ihrer soeben in deutscher Sprache erschienenen großartigen Biografie alle Aspekte von Leben und Werk dieses unorthodoxen Denkers aus. STANDARD: Frau Professor Samoyault, beeindruckend ist die thematische Vielfalt von Roland Barthes, und einen erstaunlichen Umfang von zwei Dutzend Büchern und mehreren hundert weiteren Veröffentlichungen weist sein Werk auf. War Barthes der französische Intellektuelle par excellence? Samoyault: In der Tat konnte Barthes über alles reden. Er äußerte sich über das Kochen, die Mode, die Malerei, die Fotografie, die Soziologie, die Literatur, die Politik. Im Unterschied zu den Intellektuellen, die heute über alles reden, glaubte er an die Wirksamkeit des Wortes. Er war von der tiefen Überzeugung durchdrungen, dass seine Worte etwas verändern könnten. Insofern verkörperte er das Bild, das man sich vom französischen Intellektuellen macht. Aber obgleich er sehr medienwirksam war, nahm er doch eine Außenseiterposition abseits der intellektuellen Landschaft ein. Das hing mit seinem Werdegang zusammen. Seine Tuberkulose verbannte ihn als Jugendlicher für mehrere Jahre ins Sanatorium. Dadurch war ihm der klassische Weg vom Studium an einer Elitehochschule bis zur institutionellen Anerkennung verwehrt, und er brauchte viel Zeit, um diese Anerkennung zu erlangen. STANDARD: Betrachtet man Barthes Bibliografie, gewinnt man den Eindruck, als habe er alles in Text verwandelt, jede Lektüre, aber auch alle Erlebnisse und Eindrücke. Lebte Barthes um zu schreiben? Samoyault: Das war bereits in seiner Jugend der Fall. Aus den langen Briefen, die Barthes aus dem Sanatorium an seine Freunde und seine Familie schrieb, lässt sich nicht nur die Entwicklung eines Intellektuellen nachverfolgen, der enorm viel liest und sich autodidaktisch bildet, sondern man erkennt auch bereits, wie der Wunsch zu schreiben Gestalt gewinnt. An der Kartei, die Barthes in seiner Jugend anlegte und bis zu seinem Tod fortführte, kann man sehen, wie er sich ein Leben im Schreiben und für das Schreiben einrichtete. Der Ablauf des Tages war organisiert, um sich gänzlich dem Nachdenken und Schreiben widmen zu können. Es gab in diesem Leben durchaus mitreißende Abenteuer. Aber das wichtigste Abenteuer war das Schreiben. STANDARD: Welcher Stellenwert kommt in diesem Zusammenhang Barthes Homosexualität zu? Samoyault: Barthes lebte seine Sexualität frei. Nirgendwo bringt er irgendwelche Gefühle der Schuld oder des Bedauerns über seine Homosexualität zum Ausdruck. Das hing vielleicht mit seiner calvinistischen Erziehung zusammen und vor allem mit der Freiheit, die ihm seine Mutter ließ und auf die er viel Nachdruck legte. Obwohl er eine enge Bindung an seine Mutter hatte, gab es keine mütterliche Machtausübung. Im Gegenteil, es war eine Beziehung großer Freiheit. Die Homosexualität war aber auch bestimmend für viele Kräfte in Barthes Denken, insbesondere dem Denken eines Neutrum. Sie erlaubt es, sich von männlicher oder weiblicher Identität als verdinglichter Identität zu befreien. Das war es, was Barthes interessierte, als er den Plan fasste, über Homosexualität zu schreiben. Er wollte aus ihr ein Prinzip der Auflösung machen, das die Identität stört oder verunsichert und sich damit als produktiv für das Denken erweist. STANDARD: Mythen des Alltags ist bis heute Barthes meistgelesenes Buch, obwohl es darin um die französische Gesellschaft der fünfziger Jahre geht. Spielt da Nostalgie eine Rolle? Samoyault: Sicher bereitet es Vergnügen, diese französische Gesellschaft der fünfziger Jahre zu sehen. Das war ein Elysium des Konsums. Aber darin liegt nicht die Kraft dieses Buches. Es ist vielmehr Barthes Art zu denken und zu erkennen, was eine Gesellschaft oder eine Epoche ausmacht. Diese Art, die Zeichen zu lesen, kann man dem Text entnehmen und auf andere Wirklichkeiten übertragen. Ich war im Mai in China. Da haben Studenten Dinge aus der gegenwärtigen urbanen Wirklichkeit Chinas genommen wie das elektrische Fahrrad oder die Atemschutzmaske und im Stil Barthes eine Mythologie des chinesischen Alltags erarbeitet. Zugleich fand ein Diskurs statt über die Veränderung der chinesischen Gesellschaft. STANDARD: Fragmente einer Sprache der Liebe war der größte Erfolg zu Lebzeiten Barthes. Gelang ihm mit diesem Buch der Brückenschlag aus der intellektuellen Szene in die allgemeine Gesellschaft? Samoyault: Bereits mit Mythen des Alltags hatte er eine solche Brücke geschlagen. Allerdings muss man anmerken, dass die Trennung in den siebziger Jahren geringer war als heute. Wenn man von einer außergewöhnlichen Epoche des französischen Denkens spricht, dann auch deswegen, weil dieses Denken von der Gesellschaft aufgenommen wurde. Die Vertreter der Geisteswissenschaften hatten damals weitaus größere Wirkung als heute. Hinzu kam, dass Barthes im Unterschied zu Foucault und auch zu Sartre keine komplizierten Bücher verfasste. Er schrieb seine Bücher ganz frei, ohne eine Bibliothek aufzusuchen, und führte einen Diskurs, der nicht den einschüchternden Charakter der Wissenschaft hatte. Allerdings schnitt er sich damit vom akademischen Milieu ab. Fragmente einer Sprache der Liebe stieß im wissenschaftlichen Bereich nicht auf Akzeptanz. STANDARD: Sie zitieren Beschwerden von Studenten, die Barthes Vorlesungen am Collège de France enttäuschend, banal fanden. War Barthes an einem Endpunkt angelangt, oder war der Strukturalismus an ein Ende gekommen? Samoyault: Als Barthes seine Kurse am Collège de France hielt, war er kein Strukturalist mehr. So wie der Marxismus nach einer Periode intensiver Auseinandersetzung in den Hintergrund trat, war auch der Strukturalismus nur für eine gewisse Phase bestimmend. Sein Kurs am Collège de France bestand aus Überlegungen zu Themen, über die er noch kein gesetztes Wissen und auch keine Methode hatte. Alles Wissen musste erst während des Kurses gemeinsam entwickelt und aufgebaut werden. Diese experimentelle Seite mag die Studenten verstört haben. STANDARD: Worin liegt aus Ihrer Sicht die anhaltende Faszination von Barthes? Samoyault: Er erfand eine Form der Kritik, die nicht ideologisch war. Liest man andere Kritiken aus der Zeit, fällt auf, wie altmodisch sie wirken. Barthes dagegen verstand es, die Zeichen zu sehen. Und das fasziniert an ihm bis heute, auch wenn sich die Zeichen gewandelt haben. Seine Kritik war immer verbunden mit einer Anerkennung. Er lehrt uns, die Welt anzuschauen, empfänglich zu sein für ihren Zauber und zugleich Distanz zu wahren, um Kritik üben zu können. STANDARD: Als Swetlana Alexijewitsch den Literaturnobelpreis zugesprochen bekam, gab es Stimmen, die meinten, das sei keine Literatur. Wie hätte Barthes das gesehen? Samoyault: Barthes interessierte sich immer für Neuheiten. Er war offen für das Erscheinen neuer Formen. Alexijewitsch verkörpert eine neue Art, Literatur zu schreiben. Sie stellt eine neue Beziehung her zwischen der Wirklichkeit und dem Schreiben. Auf ähnliche Weise versuchte Barthes, das Schreiben und die Literatur mit dem Denken und dem Essay zu verbinden. Liest man seine Texte aus den siebziger Jahren, ist man überrascht von der Qualität seines Schreibens. Das sind Texte, die der wissenschaftlichen Reflexion zugezählt werden. Aber man könnte sie in die Literatur aufnehmen. STANDARD: Und was ist geblieben von Barthes Erkenntnissen? Samoyault: Die kreative Kraft der Lektüre. In dem Text Der Tod des Autors geht es weniger um den Tod des Autors als um die Inthronisierung des Lesers. Dieser erhält die Möglichkeit, den Text selbst zu produzieren. Das ist aber keine Beförderung des individuellen Lesers, kein Relativismus. Diese Kraft ist nur an die Subjektivität gebunden, nicht an das Individuum. STANDARD: Welches von Barthes Büchern betrachten Sie als sein bedeutsamstes? Samoyault: Über mich selbst. In diesem Buch bemüht sich Barthes um eine neue Art des Subjekts der Erkenntnis. Zunächst stürzt er das literarische Genre der Autobiografie komplett um, wie auch andere das getan haben, zum Beispiel Sartre mit seinen autobiografischen Schriften Die Wörter. Barthes aber geht noch radikaler vor. Was er einsetzt, ist ein in seiner Existenz und Erkenntnis zersplittertes Subjekt. Das bedeutet, dass es kein Zentrum, keinen verbindlichen Punkt der Erkenntnis und des Diskurses mehr gibt. Darum ist Über mich selbst nicht nur aus philosophischer Sicht bedeutsam, sondern auch für unsere Epoche wichtig. Barthes nimmt darin die Position vorweg, die wir heute in Bezug auf Wissen haben, nämlich dass es durch die neuen Mittel der Kommunikation zwar zur Verfügung steht, uns aber in eine Position versetzt, die in Bezug zu diesem Wissen völlig zersplittert ist. STANDARD: Für Ihre Biografie konnten Sie auch unbearbeitetes Material heranziehen. Hat sich das Bild von Barthes dadurch verändert oder verschoben? Samoyault: Eine erste Etappe der Umformung des Bildes von Barthes erfolgte bereits mit der posthumen Veröffentlichung seiner Texte aus dem Nachlass. Dabei handelte es sich um literarische und sehr intime Texte wie etwa Begebenheiten oder Tagebuch der Trauer. Die Archive, die ich benützte, bekräftigen diese Veränderung. Sie zeigen einen Barthes der Romanprojekte, der nicht ausschließlich wissenschaftlich tätig ist. Und vor allem bestätigen sie die starke Präsenz von Barthes in der Geschichte seiner Zeit, die auch eine politische Geschichte Frankreichs war. In Bezug auf die Politik hat sich das Bild von Barthes sehr erweitert. Ich setze mich dafür ein, den einfach hedonistischen Barthes, der seine Subjektivität schätzt, einzutauschen gegen einen wahrhaft politischen Barthes. Wissenschaft;Dass Katzen einzelgängerisch sind, ist bekannt. Eine Studie zeigt nun, dass ihnen Trennungen von ihren Besitzern noch viel weniger ausmachen als angenommen. Lincoln – Die Gräben zwischen Hunde- und Katzenbesitzern sind bekanntlich tief, und das liegt wohl nicht unbedeutend an ihren unterschiedlichen Charakteren (sowohl der Halter, als auch der Tiere). Stark verallgemeinert stehen den selbstständigen, eigenwilligen und oft einzelgängerischen Katzen die Hunde als treue, anhängliche bis unterwürfige Rudeltiere gegenüber. Hunde haben Besitzer, Katzen haben Personal, lautet ein bekanntes Sprichwort, das diese Charakterisierung pointiert zuspitzt. Doch auch mit Menschen sozialisierte Katzen zeigen mitunter Trennungsangst und reagieren scheinbar ängstlich auf eine bevorstehende Abreise ihrer Besitzer. Kann dies also doch als ein Zeichen von emotionaler Abhängigkeit interpretiert werden? Forscher um Daniel Mills von der University of Lincoln haben diese Verhaltensweisen genauer untersucht und kommen nun im Fachblatt Plos One zu dem Schluss, dass Katzen tatsächlich autonomer sind als Hunde: Sie zeigen demnach keine Trennungsangst und fühlen sich nicht auf die Sicherheit angewiesen, die ihnen ihr Besitzer bietet. Für ihre Studie adaptierten die Forscher einen standardisierten Test, der üblicherweise zur Analyse des Verhältnisses zwischen Kleinkindern oder jungen Hunden und ihrer wichtigsten Bezugsperson eingesetzt wird. In der Vergangenheit ließ sich mit diesem Test nachweisen, dass sowohl Kinder als auch Hunde in ungewohnten Situationen bei ihren Bezugspersonen Orientierung, Sicherheit und Zuflucht suchen. Nun unterzogen Miller und Kollegen auch Hauskatzen diesem Test. Sie analysierten das Verhalten der Tiere in für sie ungewohnten Situationen: etwa in einer neuen Umgebung zusammen mit dem Besitzer, in einem fremden Raum mit einer unbekannten Person oder ganz alleine. Die Forscher beobachteten insbesondere, wann und wie die Katzen versuchten, Aufmerksamkeit zu erregen, wie sie sich bei Trennungen verhielten und wie sie auf die Rückkehr ihrer Besitzer reagierten. Das Resultat: Vertraute Menschen scheinen für Katzen deutlich unwichtigere Bezugspersonen zu sein als für Hunde. Anhängliche Individuen bleiben in unbekannten Situationen nahe bei ihren Bezugspersonen, zeigen ängstliches Verhalten bei Trennungen und große Freude bei der Rückkehr ihrer Besitzer, so Miller. Bei den untersuchten Katzen seien diese Trends jedoch allesamt nicht feststellbar gewesen. Zwar reagierten die meisten Tiere mit lauterem Miauen, wenn ihre Besitzer den Raum verließen, als wenn sie von einer unbekannten Person alleine gelassen wurden. Doch diese Vokalisation könnte auch einfach ein Zeichen von Frustration sein, oder eine erlernte Reaktion, denn wir haben keine weiteren Zeichen ausgeprägter Anhänglichkeit gesehen, so der Forscher. Diese Ergebnisse würden aber nicht bedeuten, dass Katzen nicht auch soziale Beziehungen und enge Freundschaften eingehen können, so Mills. Aber sie zeigen, dass diese Beziehungen nicht auf einem Bedürfnis nach Sicherheit beruhen. Wirtschaft;Verstärkter Einsatz der kalorischen Kraftwerke für Engpassmanagement – Gewinn und Umsatz gestiegen – Kosten für Gaskunden über gesamte Heizsaison stabil. Wien – Die Wien Energie hat im ersten Quartal 2015 die Stromerzeugung um rund ein Viertel erhöht, Grund war vor allem der stärkere Einsatz der Gaskraftwerke für das Engpassmanagement. Gestiegen seien wegen der im Vergleich zum Vorjahr kälteren Witterung auch die Produktion und der Absatz von Wärme, so die Geschäftsführung Mittwochabend vor Journalisten. Deutlich zugelegt hat der Quartalsgewinn. In der abgelaufenen Heizsaison von Oktober 2014 bis März 2015 blieb die Gasrechnung jedoch gegenüber der Vorjahresperiode unverändert, wie die Wien Energie betont. Die ersten drei Monate 2015 seien zwar kälter gewesen als im Jahr davor – die Heizgradsummen seien um 9,4 Prozent gelegen, so die Wien Energie. Dies sei aber durch die wärmere Witterung im Zeitraum Oktober bis Dezember kompensiert worden. Bei den Energiepreisen für die Kunden gebe es keine Veränderung, so Thomas Irschik, Vorsitzender der Geschäftsführung der Wien Energie. Bereits 70.000 Kunden hätten sich für die an die Börsenpreise gebundenen Float-Tarife entschieden. Ab Juli gibt es einen neuen Biogas-Tarif für umweltbewusste Privatkunden. Enthalten sind darin Mengen aus der kürzlich in Betrieb gegangenen Biogasaufbereitungsanlage in Pfaffenau, in der aus dem Wiener Bioabfall Biogas für rund 900 Haushalte gewonnen wird. Der Preis werde etwas höher sein, so Irschik. Der Konzernumsatz stieg heuer in den ersten drei Monaten um 6,7 Prozent auf 611,1 Mio. Euro. Wien-Energie-Geschäftsführer Peter Gönitzer wies aber darauf hin, dass rund ein Drittel des Jahresumsatzes traditionell im ersten Quartal erzielt werde. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit erhöhte sich um 65,1 Mio. Euro auf 83,2 Mio. Euro. Der Konzernjahresüberschuss betrug 82,9 Mio. Euro, nach 18,3 Mio. Euro im ersten Quartal 2014. Das Ergebnis sei sehr erfreulich, aber kein Grund euphorisch zu werden, so Gönitzer. Gründe für den Anstieg seien neben der Witterung auch niedrigere Bezugspreise gewesen. Ausgewirkt hätten sich auch die Fortschritte beim Effizienzsteigerungsprogramm, bei dem man auf einem guten Weg sei, es aber noch viel zu tun gebe. Insgesamt soll das seit zwei Jahren laufende Programm ab 2017 rund 86 Mio. Euro pro Jahr bringen. Beschäftigt waren im Wien-Energie-Konzern im ersten Quartal durchschnittlich 2.703 Mitarbeiter, um 38 weniger als im Vorjahresquartal. Die Stromerzeugung stieg um 24 Prozent auf 1.833 Gigawattstunden (GWh). Rund drei Viertel des Zuwachses der Erzeugung in den Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen waren auf das verstärkte Engpassmanagement zurückzuführen. Dabei werden bei starken Schwankungen der Erzeugung aus erneuerbaren Energieträgern wie Wind und Sonne konventionelle Kraftwerke zur Netzstabilität eingesetzt. Im ersten Quartal seien Kraftwerksleistungen der Wien Energie mehr als 50 Mal für das Engpassmanagement von der APG abgerufen worden, sagte Wien-Energie-GmbH-Geschäftsführerin Susanna Zapreva. Dabei handle es sich um Abrufe während des laufenden Betriebes. An der Reservehaltung für den Sommer, bei der auch für die Bereithaltung der Kraftwerke bezahlt wird, sei die Wien Energie heuer in der ersten Tranche nicht beteiligt. Mitgeboten hat die Wien Energie bei der sogenannten Stromhilfe für den deutschen Netzbetreiber Tennent für den kommenden Winter. Zapreva rechnet mit einer Entscheidung im Juli. Die Stromerlöse stiegen im Zeitraum Jänner bis März 2015 um 3,9 Prozent auf 328,3 Mio. Euro, der Stromabsatz sank um 2 Prozent auf rund 2.440 GWh. Wissenschaft;Nur zwei Millionen Jahre altes Sternsystem verriet Heranwachsen eines neuen Exoplaneten durch charakteristische Strahlung. Tuscon – Wie Planeten entstehen, ist mittlerweile weitgehend geklärt- zumindest theoretisch. Wie dieser Vorgang in der Praxis aussieht, haben nun erstmals Astronomen um Stephanie Sallum von der University of Arizona beobachten können: Den Wissenschaftern ist es laut ihrer im Fachjournal Nature präsentierten Studie gelungen, die Signatur von heißem Gas und Staub nachzuweisen, die sich zu einem heranwachsenden Exoplaneten sammeln. Die Astronomen hatten den Babyplaneten mit der Katalognummer LkCa 15b ins Visier genommen, der bereits vor einigen Jahren entdeckt worden war. Er gehört zu einem in kosmischen Maßstäben sehr jungen Stern, der erst zwei Millionen Jahre alt ist und gerade ein Planetensystem bildet. Die Planeten entstehen aus einer riesigen Gas- und Staubscheibe, die den Stern umgibt. Die Beobachtungen zeigten, dass das Innere dieser Scheibe bereits weitgehend leergeräumt ist. Mit Teleskopen in Chile und den USA gelang es dem Team, die charakteristische Strahlung von 9700 Grad heißem Wasserstoffgas sowie das Leuchten von glühend heißem Staub nachzuweisen, die auf den jungen Protoplaneten fallen und ihn so wachsen lassen. Damit sei erstmals die direkte Beobachtung dieses Prozesses der Planetenentstehung gelungen, schreiben die Wissenschafter. Etat;Drohung einer unbekannten Frau hatte zum Abbruch des "Topmodel"-Finales geführt. Köln – Die Bombendrohung während der ProSieben-Show Germanys next Topmodel im Mai kam aus einer Telefonzelle in Köln. Das hat die Mannheimer Staatsanwaltschaft am Donnerstag mitgeteilt. Die Drohung einer unbekannten Frau hatte zum Abbruch des Topmodel-Finales geführt. Knapp 10.000 Menschen mussten die Halle verlassen. Die Kripo sucht nun Zeugen. (APA/16.7.2015) Etat;Jung von Matt\Donau konzeptionierte TV-Spot für das Autoportal. Wien – Ich bin Autogott heißt es im neuen TV-Spot des Autoportals autogott.at, an dem die STANDARD Medien AG beteiligt ist. Idee und Konzept zur Kampagne stammt von Jung von Matt\Donau, für die Umsetzung zeichnet Tiago Lima-Koch verantwortlich. Die Clips werden ab November im Fernsehen ausgestrahlt. Wissenschaft;Knochen und ein beinahe zwei Meter langer Stoßzahn im Kanton Zug entdeckt. Zug – Bei Bauarbeiten für ein neues Bürogebäude in Rotkreuz im Schweizer Kanton Zug stießen Arbeiter auf einen Mammutstoßzahn und Knochen, die ebenfalls von einem Mammut stammen dürften. Der Mammutstoßzahn ist auf einer Länge von rund 1,90 Meter erhalten (ein Foto finden Sie hier). Ursprünglich dürfte er aber deutlich mehr als zwei Meter gemessen haben, teilte das Amt für Denkmal und Archäologie mit. Das ebenfalls gefundene Fragment einer Beckenschaufel misst 70 Zentimeter. Die Ende Juli entdeckten Stücke sind sehr gut erhalten. Nach einer vorläufigen Schätzung dürfte das Tier vor rund 20.000 Jahren gelebt haben. Die Knochen und der Zahn werden vorläufig im Amt für Denkmalpflege und Archäologie kühl und im Wasser gelagert. Nach ihrer Dokumentation und detaillierten Untersuchung gehen sie ans Kantonale Museum für Urgeschichte. Dort wird entschieden, wie sie konserviert werden, und in welchem Rahmen sie ausgestellt werden können. (APA, 7. 8. 2015) Sport;Sieg mit portugiesischem Partner Monteiro gegen topgesetztes Duo Gardos/Habesohn im EM-Finale. Jekaterinburg – Gold im EM-Doppel von Jekaterinburg war für Österreichs Tischtennisverband schon vor dem Finale am Sonntag fix. Die Überraschung lag im Detail: Nicht die topgesetzte reine ÖTTV-Paarung Robert Gardos/Daniel Habesohn, sondern Stefan Fegerl und sein portugiesischer Partner Joao Monteiro holten in einem Krimi einen 4:3 (9, 12, -6, -8, -13, 8, 10)-Sieg. Wir konnten locker drauflosspielen, sagte Fegerl. Fegerl, der bei der EM erstmals mit Monteiro zusammengespannt war, holte sich damit nach drei Team-Medaillen (Gold 2015, Bronze 2009 und 2011) sein erstes Edelmetall im Doppel ab. Gardos/Habesohn verpassten es hingegen, ihren Triumph von der EM 2012 in Herning/Dänemark zu wiederholen und mussten sich wie bei der Heim-EM 2013 in Schwechat mit Silber zufriedengeben – es war aber ihre dritte Medaille im Doppel in Folge. Fegerl/Monteiro, die als Nummer neun gesetzt waren, traten im ersten Satz dominant auf und entschieden auch den zweiten, härter umkämpften Durchgang für sich. Doch Gardos/Habesohn schlugen sich ins Spiel zurück und dominierten die beiden folgenden Sätze klar. Als auch der fünfte Set – mit viel Mühe – nach 2:7-Rückstand an die beiden Favoriten ging, und sie im sechsten mit 7:5 in Front lagen, schien die Sache gelaufen. Doch Fegerl und Monteiro schlugen mit sechs Punkten en suite zurück und erzwangen einen entscheidenden Satz. Dort wehrten die beiden einen Matchball von Gardos/Habesohn ab und verwerteten ihrerseits ihre erste Chance auf den Matchgewinn. Das Match war sehr von Taktik geprägt, wir kennen uns alle in- und auswendig. Als wir bei 11:10 Matchball hatten, schauten wir uns beide in die Augen und wussten genau – jetzt holen wir den Titel, berichtete Fegerl. Den Gewinn von Mannschaftsgold fünf Tage zuvor sah er als zusätzliche Motivation: Nach Gold mit dem Team verspürte ich überhaupt keinen Druck mehr. Ich wusste, alles Weitere ist nur mehr Zugabe. Wir konnten locker drauf losspielen, wir waren fast in jedem Spiel Außenseiter. Auch der Portugiese zeigte sich begeistert: Es ist unglaublich! Aber unser Spielstil passt sehr gut zusammen. Stefan kontrolliert das Spiel an der Platte, und ich kann fast immer mit meiner Vorhand attackieren. Wissenschaft;Forscher entdeckten den ältesten Nachweis für Bierherstellung in China und rekonstruierten die teilweise exotischen Zutaten. Washington/Wien – Die ältesten schriftlichen Nachweise von chinesischem Bier stammen aus Inschriften auf sogenannten Orakelknochen aus der Shang-Dynastie. Diese rund 3.000 Jahre alten Texte, mit denen unter anderem Schildkrötenpanzer oder andere Tierknochen beschrieben wurden, deuten darauf hin, dass damals Hirse und Gerste die wichtigsten Ingredienzien für das berauschende Getränk waren. Archäologen vermuten allerdings, dass in China bierartige Getränke schon lange vorher gebraut wurden, doch fehlte bisher jede Evidenz für diese Vermutung. Ein solcher Nachweis wurde nun aber in Majiayao in Nordchina in Form von Tongefäßen gefunden, die chinesische Forscher um Jiajing Wang (Stanford University) im Fachblatt PNAS auf ein Alter von 5.000 Jahren schätzen. Das Besondere ist aber nicht allein der Fund des Tongeschirrs, das eindeutig zum Brauen verwendet wurde und damit der älteste Beweis für Bierherstellung im Alten China ist. Erstaunlich sind auch die Zutaten, die von den Archäologen aufgrund chemischer Analysen mittels Ionenchromatografie identifiziert werden konnten. Die Ingredienzien unterscheiden sich dabei stark von den heute üblichen Zutaten: So fanden Wang und sein Team Spuren von Sorghumhirse, der tropischen Getreidepflanze Hiobstränengras, aber auch Wurzelknollen – und Gerste. Das macht die Forscher besonders stolz, denn damit konnte zum einen der Beweis angetreten werden, dass Gerste in China um zumindest 1.000 Jahren früher kultiviert wurde als bisher gedacht. Zum anderen gehen die Forscher davon aus, dass man das Getreide in der Majiayao-Kultur zuerst zum Bierbrauen verwendete und erst später auch als Nahrungsmittel anbaute. Wie aber können die Archäologen beweisen, dass in den Tongefäßen mit den Zutaten tatsächlich Bier gebraut wurde? Eine Evidenz sind Reste von Oxalaten, die als Nebenprodukt bei der Herstellung des fermentierten Gerstensafts entstehen. Ein noch stärkerer Hinweis sind die gefundenen Stärkekörner, die Spuren des Mälzens und Maischens aufweisen. Letztlich lassen aber auch die sehr spezialisierten Tongefäße darauf schließen, dass man vor 5.000 Jahren über erstaunlich viel Wissen darüber verfügte, wie man aus Getreide Bier herstellt. Wissenschaft;Dragon 2-Raumschiff solle womöglich schon 2018 zum Roten Planeten fliegen. New York – Das private Raumfahrtunternehmen SpaceX hat Pläne für eine eigene Marsmission. Ein Dragon 2-Raumschiff solle möglicherweise schon 2018 zum Roten Planeten fliegen und dort landen, teilte SpaceX per Kurznachrichtendienst Twitter mit. Planning to send Dragon to Mars as soon as 2018. Red Dragons will inform overall Mars architecture, details to come pic.twitter.com/u4nbVUNCpA Das Raumschiff könne überall im Sonnensystem landen, der Marsflug werde der erste Test sein, fügte SpaceX-Gründer Elon Musk hinzu. Ich würde aber nicht empfehlen, darin Astronauten weiter als zwischen der Erde und dem Mond zu transportieren. Das wäre kein Spaß für längere Strecken. Das Innere hat die Größe eines Geländewagens. Vorerst führt SpaceX mit einer ähnlichen Version des Dragon im Auftrag der US-Raumfahrtbehörde NASA Versorgungsflüge zur Internationalen Raumstation ISS durch. Die NASA selbst hat bereits mehrere Rover auf dem Roten Planeten und arbeitet an Plänen für eine bemannte Mars-Mission. Web;Updates für iOS- und Android-Apps – Neue Version des Entwicklungkits veröffentlicht. Mit Street View lässt sich die Welt virtuell erforschen, Cardboard wiederum bietet den Zugang zur virtuellen Realität. Eine Paarung, die geradezu für einander geschaffen scheint – und genau diese Kombination nimmt Google nun vor. Mit einem neuen Update für die Street-View-App kann können die Rundumaufnahmen nun also unter Android und iOS mit Cardboard betrachtet werden. Besonders interessant ist dies für all die Special Collections des Services, also etwa um virtuell El Capitan im kalifornischen Nationalpark Yosemite zu erklimmen. Parallel dazu wurde das Softwareentwicklungskit (SDK) für Cardboard überarbeitet. Dieses soll eine erheblich gesteigerte Performance in Kombination mit der verbreiteten Spiele-Engine Unity bieten. Unter iOS wird nun Metal zur Spieledarstellung genutzt, bei Android kann das Rendering jetzt in mehreren Threads parallel erfolgen. Zudem wurden die Algorithmen, die die verschiedenen Sensordaten zusammenführen, stark überarbeitet. Laut der aktuellen Ankündigung ist die Cardboard-App nun auch erstmals praktisch global verfügbar. 100 Länder und 39 Sprachen werden aktuell unterstützt. Wissenschaft;Nach dem Erstkontakt am Samstag sendete der Lander in der Nacht auf Montag wieder Signale - bisher allerdings nur wenige Sekunden lang. Köln/Wien - Fast genau sieben Monate dauerte das Comeback: Nach Funkstille seit November 2014 hat sich der Landeroboter Philae der ESA-Mission Rosetta auf dem Kometen 67P/Tschurjumov-Gerasimenko wieder zurückgemeldet. Das teilte das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) am Sonntag in Köln mit. Das Minilabor habe erstmals am Samstag um 22.28 Uhr Signale und Daten zur mehr als 300 Millionen Kilometer entfernten Erde gesendet. In der Nacht auf Montag gegen 23.30 Uhr erfolgten dann drei weitere kurze Kontakte von jeweils zehn Sekunden, wie Paolo Ferri von der ESA am Montag in Darmstadt mitteilte. Philae geht es gut: Er hat eine Betriebstemperatur von minus 35 Grad Celsius und genug Energie, sagt Projektleiter Stephan Ulamec. Der Solargenerator produziere reltativ viel Strom: Derzeit verfüge der Lander über 24 Watt, für die Kommunikation mit Raumsonde Rosetta seien 19 Watt nötig. Die Auswertung der neuen Daten, die Philae zur Erde sendete, brachte eine Überraschung: Offenbar war das Labor schon früher aufgewacht. Wir haben auch historische Daten erhalten - bisher war dem Lander allerdings noch nicht gelungen, mit uns Kontakt aufzunehmen, so Ulamec. Woran dies bisher scheiterte, ist noch nicht ganz klar. Allerdings gibt es ganz offensichtlich ein Problem mit der Radioübertragung, sagte Ulamec am Montag im Ö1-Morgenjournal. Die Datenübertragung brach nämlich nach etwas mehr als einer Minute wieder ab, gehofft hatte das ESA-Team auf rund zwei Stunden. Vermutlich habe die Sonde Rosetta das betreffende Gebiet nicht überflogen sondern nur gestreift. Man muss versuchen, dass Rosetta so über dem Lander sitzt, dass die Kommunikation, die geometrische direkte Linie geboten ist. Das Problem dabei: Die Forscher kennen den präzisen Standort von Philae nach wie vor nicht. Sie orten den Roboter über Radiosignale in einem elipsenförmigen Areal von 100 Metern Länge und 30 Metern Breite. Wir können den Standort noch nicht präzisieren, weil wir bisher keine optischen Bilder haben, sagte Ferri, der seit 15 Jahren an der Mission mitarbeitet. Mit 200 Kilometern sei die Raumsonde dafür zu weit weg: Wr müssen so weit weg bleiben. Die Aktivität des Kometen wächst und wächst, er schickt uns eine Menge Gas und Staub, erklärte Ferri. In den kommenden Wochen müsse die Distanz höchstwahrscheinlich noch vergrößert werden, weil die Aktivität des Kometen mit der Annäherung an die Sonne weiter zunimmt. Das Rosetta-Team hofft dennoch, durch etwaige Anpassungen der Flugbahn und Ausrichtung der Raumsonde bald längere Kommunikationsverbindungen herstellen zu können und die Datenübertragung fortzusetzen: In Philaes Speichermedien stecken noch weitere 8000 Datenpakete, die Aufschluss darüber geben sollen, wie es Philae in den vergangenen Monaten auf dem Kometen ergangen ist. Nach zehnjähriger Reise mit der Raumsonde Rosetta war Philae im vorigen November auf dem Kometen 67P/Tschurjumow-Gerassimenko gelandet - allerdings nicht auf dem dafür vorhergesehenen Areal und im Schatten. Wegen Strommangels musste das Minilabor auf Sonne warten, um neue Energie laden zu können. Philae hatte sich am 15. November 2014 abgeschaltet, nachdem er etwa 60 Stunden auf dem Kometen in Betrieb war. Seit dem 12. März 2015 wurde immer wieder über die Kommunikationseinheit der Raumsonde Rosetta versucht, mit dem Lander Kontakt aufzunehmen. Wissenschaft;Essen scheint eine komplizierte Angelegenheit geworden zu sein: Eigentlich macht fast alles krank, wenn man Ratgebern glaubt. Eigentlich wollte ich ja nur mal schnell im Buchgeschäft nach einem Kochbuch mit originellen Rezepten für einen Geburtstagskuchen suchen. Aber nachdem ich auf dem Weg zum passenden Regal durch die Abteilung für Ernährung und Gesundheit gehen musste, bin ich mir unsicher, ob ich überhaupt noch irgendetwas essen soll. Die dort ausgestellten Bücher trugen die folgenden Titel: Wie uns die Zuckermafia krank macht, Wie uns die Nahrungsmittelindustrie dick macht, Wie der Weizen uns vergiftet, Warum Weizen dick und krank macht, Wie Weizen schleichend Ihr Gehirn zerstört ( sowie das Nachfolgewerk So verhindern Sie, dass Weizen Ihr Gehirn zerstört) und Das Salz-Zucker-Fett-Komplott. Essen scheint also eine ziemlich gefährliche Angelegenheit zu sein. Andererseits fanden sich im Regal darunter die folgenden Titel: Die geheime Lebensenergie in unserer Nahrung, Wie wir die machtvollsten Heiler unter den Nahrungsmitteln optimal nutzen, Wie wir die Vitalkraft von Wildkräutern, alten Obst- und Gemüsearten nutzen und Wie Sie Erkrankungen mit Gemüse, Kräutern und Samen wegessen. Und für alle, die dieses Angebot verwirrend finden, gab es auch noch das Buch Hilfe, was darf ich noch essen?. Essen hat sich mittlerweile zu einer richtig komplizierten Angelegenheit entwickelt. Alles macht angeblich potenziell krank. Andererseits stecken in (fast) allen Lebensmitteln angeblich auch enorme Heilkräfte. Wer abnehmen möchte, soll auf keinen Fall dies essen, aber unbedingt das! Oder umgekehrt – je nachdem, welches Buch mal liest. Und alle Ratschläge werden angeblich durch entsprechende wissenschaftliche Studien belegt. Das, was sich in den meisten Ernährungs- und Diätratgebern aber Wissenschaft nennt, sollte man nicht allzu unkritisch betrachten! Wie einfach es ist, hier zu schummeln, hat erst kürzlich ein Experiment des US-Wissenschaftsjournalisten John Bohannon gezeigt. Unter dem Namen Johannes Bohannon hat er gemeinsam mit deutschen Kollegen und einem Arzt eine Studie produziert, laut der Konsum von Schokolade während einer Diät den Gewichtsverlust erhöhen soll. Das klingt zu schön, um wahr zu sein, und ist es natürlich auch. Für diese Studie wurden tatsächlich reale Probanden untersucht, Daten gesammelt und ausgewertet. Diese Daten wurden dann aber mit zweifelhaften statistischen Methoden so zurechtgebogen, dass am Ende genau der vorher gewünschte Effekt – Schokolade hilft bei der Diät – zu sehen ist. Und die Publikation der Studie fand auch nicht in einer echten wissenschaftlichen Fachzeitschrift statt, sondern in einem der vielen unseriösen Journale, die alles drucken, solange man nur genug Geld dafür bezahlt. Wer Arbeiten dieser Art genau prüft, stellt natürlich schnell fest, dass sie nicht ernstzunehmen sind. Aber für Phrasen der Form durch wissenschaftliche Studien belegt in den PR-Texten der Firmen, die uns ihr Wundermittel zum Abnehmen verkaufen wollen, reicht es allemal. Und auch wer sich auf die vorhandene, echte ernährungswissenschaftliche Forschung beschränkt, findet meistens genug Material, um jede beliebige Behauptung über Ernährung zu belegen. Im Jahr 2012 haben zwei Forscher von der Universität Stanford eine systematische Überprüfung von 50 häufigen Zutaten aus ganz normalen Kochbüchern durchgeführt. In ihrem Artikel Is everything we eat associated with cancer? A systematic cookbook review fanden sie für 40 dieser Zutaten insgesamt 191 Forschungsarbeiten, die Aussagen über deren Auswirkungen auf das Krebsrisiko machten. 103 davon kamen zu dem Schluss, dass sich das Risiko durch den Verzehr erhöhen würde, 88 behaupteten, das Krebsrisiko würde sinken. Einzelstudien publizierten dabei nach Auffassung der Stanforder Forscher unwahrscheinlich hohe Auswirkungen, obwohl die tatsächliche Datenlage eher schwach war. Und je mehr Studien zu einer Gesamtstatistik kombiniert wurden, desto geringer wurden die behaupteten Effekte. Daraus folgt natürlich nicht, dass sich aus medizinischer Sicht überhaupt keine Aussagen über Vor- oder Nachteile bestimmter Lebensmittel treffen lassen. Aber wie immer, wenn es um Studien und Statistik geht, muss man ganz genau hinschauen, was die Daten hergeben können – und was nicht. Nur weil sich zum Beispiel einer von vielen Inhaltsstoffen in Wein, Kaffee oder Bier in Laborversuchen positiv oder negativ auf das Wachstum von Krebszellen ausgewirkt hat, folgt daraus noch lange nicht, dass dieses Lebensmittel auch beim normalen Konsum irgendeine spezifische medizinische Wirkung hat. Aber Rotwein schützt vor Krebs oder Fleisch verursacht Krebs sind eben gute Schlagzeilen ... Genauso wie Weizen macht krank oder Weizen macht dumm. Die entsprechenden Bücher, die vor den Gefahren des Getreides warnen, waren Bestseller in den USA, finden sich auch hierzulande in jedem Buchgeschäft und haben jede Menge Nachahmer gefunden. Die Botschaft ist einfach zu verlockend, um daraus keinen Profit zu schlagen. Weizen ist eines der wichtigsten und am meisten produzierten Lebensmittel weltweit, und Getreide wird von allen relevanten und seriösen Organisationen als eine der Grundlagen einer ausgewogenen Ernährung empfohlen. Aber je größer und mächtiger der Feind, desto besser funktioniert die Panikmache. Und wie die Arbeit der Forscher aus Stanford gezeigt hat, finden sich irgendwo in den Datenbanken der Ernährungswissenschafter schon die nötigen Studien, die man passend falsch verstehen und als Beleg zitieren kann. Dabei sind die Warnung vor Getreide und der Hype um eine kohlenhydratarme Ernährung nicht neu. Was in den 1970er-Jahren als Low-Carb oder Atkins-Diät populär wurde, ist seitdem in vielen verschiedenen Varianten aufgetaucht. Darunter auch in durchaus extremen Formen wie der in Frankreich beliebten Dukan-Diät, die als potenziell so gesundheitsschädlich eingeschätzt wurde, dass ihr Schöpfer, der französische Mediziner Pierre Dukan, im letzten Jahr seine Zulassung als Arzt verloren hat: Die enormen Mengen an Protein, die man laut seinen Empfehlungen zu sich nehmen soll, können zu Schädigungen der Nieren führen. Momentan feiert die kohlenhydratarme Kost gerade als Paleo-Ernährung oder Steinzeit-Diät neue Erfolge. Dutzende Bücher wollen uns – garniert mit den üblichen (pseudo)wissenschaftlichen Belegen – erklären, dass die Menschen in der Altsteinzeit sich hauptsächlich von Fleisch, Gemüse, Obst und Nüssen ernährt haben. Getreide und Milchprodukte aber gab es nicht, und weil wir genetisch angeblich immer noch Steinzeitmenschen sind, wäre es viel gesünder, auf diese unnatürlichen Lebensmittel zu verzichten. Es ist kein Wunder, dass all diese Ernährungs- und Diätratgeber so erfolgreich sind und so viel Aufmerksamkeit genießen. Wir müssen essen. Aber überall um uns herum wird uns erzählt, wie viel wir dabei falsch machen können und wie sehr wir unserem Körper schaden, wenn wir nicht richtig essen. Gleichzeitig wollen wir den ästhetischen Vorstellungen der Gesellschaft entsprechen und unser Übergewicht loswerden. Wir sind dankbar für alle Ratschläge, die uns dabei helfen sollen. Und wenn man uns eine Blitzdiät: Fett weg in 3 Tagen verspricht, Abnehmen: 5 Kilo in 7 Tagen oder In 14 Tagen zum flachen Bauch (alles übrigens reale Schlagzeilen), dann schauen wir auch nicht mehr sonderlich kritisch auf die Behauptungen oder die wissenschaftlichen Belege. Mit Sicherheit lässt sich auf jeden Fall eines sagen: Wenn man mehr Energie verbraucht als man zu sich nimmt, dann verliert man Gewicht. Im anderen Fall nimmt man zu. Daraus folgt der einzige wirklich verlässliche Ratschlag zum Abspecken: Wer abnehmen will, soll weniger essen und sich mehr bewegen! Aber das ist leider so offensichtlich, dass man mit der Vermarktung dieser Taktik kaum Geld verdienen kann. Ich hab gerade noch einmal ein wenig recherchiert: Eine Internetsuche zum Thema X hilft beim Abnehmen liefert für X unter anderem folgende Vorschläge: Kaffee, Kokosöl, Wasser, Grüner Tee, Löwenzahntee, Fisch, Weißer Tee, Guarana, Stevia-Extrakt, Eiweiß, Kurkuma, Selen, Molkepulver, Alpha-Liponsäure, Tequila, Olivenöl, Lakritze, Knäckebrot, Milch, Konjakwurzel, Kreuzkümmel, Cola, Eier und Bier. Den letzten Vorschlag werde ich wohl berücksichtigen und mich auf den Weg ins Wirtshaus machen. Prost! Und keine Sorge – vom bösen Weizenbier halte ich mich fern. Wissenschaft;Akustisches Feedback der Eltern spielt beim "Spracherwerb" der Jungtiere eine wichtige Rolle, wie Forscher nun herausfanden. Princeton – Weißbüschelaffen (Callithrix jacchus) lernen ihre Laute auf ähnliche Weise wie Menschen. Einer Studie von Forschern der US-Universität Princeton zufolge entwickeln die Tiere ihre Töne auch, indem sie ihren Eltern zuhören. Bisher wurde angenommen, dass der Spracherwerb bei nichtmenschlichen Primaten unabhängig von älteren Artgenossen verläuft. Für die Studie, die im Fachblatt Science veröffentlicht wurde, nahm das Team um Daniel Takahashi die Laute von Weißbüschelaffen vom Tag ihrer Geburt bis zum Alter von zwei Monaten auf. Diese im Nordosten Brasiliens beheimateten Affen bieten sich für derartige Untersuchungen an, da die Jungtiere schon nach wenigen Wochen entwöhnt sind. Während erwachsene Weißbüschelaffen mit einem hohen und regelmäßigen Pfeifton rufen, stoßen Jungtiere Quietschlaute in unregelmäßiger, schneller Folge aus, die fast an Vogelgezwitscher erinnern. Diese Laute wurden von den Biologen sowohl in Situationen aufgenommen, in denen die Äffchen sozial isoliert waren, als auch in Hörweite der Eltern. Insgesamt 73.421 Lautäußerungen wurden auf diese Weise erfasst und mithilfe akustischer Parameter. Auf diese Weise wollten die Wissenschafter untersuchen, welchen Einfluss das Wachstum der Jungtiere auf die Veränderungen der Stimmbildung hat. Tatsächlich ist ein Teil davon darauf zurückzuführen, dass sich das Atemsystem der Affen stabilisiert, je größer sie werden. Die erhobenen Daten legen allerdings nahe, dass dies als Erklärung allein nicht reicht. So fanden die Forscher heraus, dass die Stimmbildung der Jungtiere stark von den Lautantworten der Eltern beeinflusst wird. Mit anderen Worten: Die Vokalisierung der jungen Weißbüschelaffen hängt vom elterlichen Feedback ab, sie lernen also von den älteren Tieren. Für die Wissenschafter hat diese Erkenntnis weitreichende Folgen: Sie stürzt jahrzehntealte Überzeugungen zur Stimmbildung von Primaten und zeigt, dass Weißbüschelaffen ein überzeugendes Modell zur Untersuchung der sprachlichen Entwicklung des Menschen sein könnten, so die Studienautoren. In einem ebenfalls in Science erschienenen Kommentar zur Studie ergänzen der Verhaltensneurologe Daniel Margoliash (Universität Chicago) und der Zoologe Ofer Tchernichovski (Hunter College, New York), dass die frühen Stufen der Lautentwicklung bei verschiedenen Tierarten erstaunlich ähnlich seien: So würden sowohl junge Affen wie auch Vögel und Babys am Anfang sehr unterschiedliche, aber nur wenig strukturierte Laute von sich geben. Die Ergebnisse der Studie von Takahashi und seinen Kollegen deuten nun auf eine uralte Basis für das Lernen von Lauten hin, so die beiden Forscher. Das sich entwickelnde menschliche Hirn könnte diesen evolutionären Prozess fortgesetzt haben. International;Noch zahlreiche Hürden – Dilma Rousseff seit langem unter Druck. Brasilia – Das brasilianische Parlament hat den Prozess zur Einleitung eines Amtsenthebungsverfahrens gegen Präsidentin Dilma Rousseff gestartet. Das teilte der Vorsitzende der Abgeordnetenkammer, Eduardo Cunha, am Mittwoch mit. Der Erzfeind Rousseffs nahm den entsprechenden Antrag der konservativen Opposition wegen des Vorwurfs geschönter Budgets in den Jahren 2014 und 2015 an. Damit beginnt ein langes und komplexes Verfahren, das mehrere Hürden nehmen muss, bevor es im eigentlichen Amtsenthebungsverfahren zu einer Abstimmung über Rousseffs Amtsverbleib kommen kann. Die konservative Opposition wirft Rousseff vor, das Budget unter anderem im Wahljahr 2014 geschönt zu haben. Ein Gericht erklärte das Budget im Oktober wegen zahlreicher Unregelmäßigkeiten für illegal. Bei der Präsidentenstichwahl im Oktober 2014 war Rousseff mit drei Prozentpunkten Vorsprung auf ihren Herausforderer Aécio Neves im Amt bestätigt worden. Rousseff steht seit längerem unter Druck, ihre Zustimmungswerte sind unter zehn Prozent gesunken. Im Oktober entschied der Oberste Wahlgerichtshof TSE, gegen Rousseff wegen Korruptionsverdachts zu ermitteln. Geprüft werden soll, ob Rousseff ihren Wahlkampf 2014 illegal mit Spenden von Zulieferern des Energiekonzerns Petrobras finanziert hat. Auch gegen ihren Erzfeind Cunha gibt es Korruptionsvorwürfe im Zusammenhang mit Petrobras. Wissenschaft;Historiker beleuchten die wechselvolle Geschichte der Veterinärmedizinischen Universität, besonderes Interesse gilt der Nazizeit. Wien – Ein sechsseitiger Artikel und zwei Dissertationen von Tierärztinnen, die vor allem Fakten auflisten: Das ist die Ausbeute, wenn man nach einer wissenschaftlichen Aufarbeitung der Geschichte der Vetmed-Uni Wien während der Zeit des Austrofaschismus und des Nationalsozialismus sucht. Fragen nach dem Ausmaß der Ideologisierung von Veterinärmedizin, nach personellen Brüchen bei der Machtübernahme der Nazis und nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden bisher nur angeschnitten. Eine umfassende historisch-kritische Analyse fehlt. Deswegen hat Vetmed-Rektorin Sonja Hammerschmid anlässlich des 250-Jahr-Jubiläums der Uni die Historikerin Lisa Rettl beauftragt, diese Lücken zu schließen. Seit etwas mehr als einem halben Jahr arbeitet sie mit ihrem Team, der Zeithistorikerin Claudia Kuretsidis-Haider vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) und dem Dissertanten Johannes Laimighofer an der Sichtung von Dokumenten aus dieser Zeit. Erste Materialsichtungen deuten darauf hin, dass das Hochschulpersonal die Machtübernahme der Nationalsozialisten aktiv vorbereitete. Bereits Anfang der 1930er-Jahre war der Uni-Apparat von illegalen Nazis unterwandert worden und schon vor dem Anschluss war rund ein Viertel der Professoren der NSDAP beigetreten. So überrascht es nicht, dass es 1938 zu keinem Personalwechsel im Rektorat der Hochschule kam. Der aus Böhmen stammende Franz Benesch bekleidete von 1937 bis 1942 das Amt. Auch nach Kriegsende 1945 kam es zu keinem signifikanten Austausch des wissenschaftlichen Personals. Zwar wurde das Rektorat ausgewechselt, doch insgesamt blieben die durchgeführten Suspendierungen überschaubar. Auch die Anzahl der Studierenden, die Parteimitglieder der NSDAP waren und nun zu einem bis zu dreimonatigen Arbeitsdienst eingeteilt werden konnten, blieb gering. Die Frage der Nachkriegsgeschichte der Hochschule in einem rechts- und gesellschaftspolitischen Kontext ist ein wesentliches Forschungsfeld, das vom Historikerteam bis 2017 geklärt wird. Bis dahin soll eine umfassende Publikation vorliegen, wobei Rettl betont, dass es dabei darum geht, Schnittstellen zur Gegenwart herzustellen: Man muss ja heutzutage nicht mehr grundsätzlich feststellen, dass die Nazis böse waren, sondern vor allem geht es darum zu fragen, unter welchen historischen Bedingungen Menschen wie agieren, welche Handlungsspielräume es gibt, wie Menschen diese Handlungsspielräume nützen und nicht zuletzt: Was hat das Ganze mit uns heute zu tun? Das Projekt ist eines von dreien, die sich nun mit der Geschichte der Vetmed-Uni beschäftigen. Seit 2010 schon untersucht man die Bestände der Unibibliothek auf ihre Provenienz. Die Frage ist: Sind Bücher darunter, die von den Nationalsozialisten enteignet wurden? Dabei werden vor allem jene Bücher analysiert, die vor 1945 gedruckt und zwischen 1933 und 1955 in die Universitätsbibliothek gelangten. Bis dato haben die Forscher 3600 Bücher untersucht und handschriftliche Vermerke, Signaturen, Stempel oder Etiketten, also relevante Provenienzmerkmale fotografiert und in eine Datenbank eingespeist. Der Fachterminus dafür: Buchautopsie. 600 Bücher davon waren verdächtig und werden weiter untersucht, wie Florian Dandler, heute Leiter des Projekts, sagt. Bis zur genauen Analyse der ungefähr 6400 noch nicht untersuchten Bücher wird es wohl noch einige Zeit dauern. Derweil hat die Vetmed-Uni Zugriff auf die Datenbank der Kommission für Provenienzforschung und der Israelitischen Kultusgemeinde: Wenn erwiesen ist, dass ein Buch unrechtmäßig in die Bibliothek gelangte, beginnt nämlich die Suche nach Besitzern und möglichen Erben. Schließlich beschäftigt sich die Historikerin Daniela Haarmann im dritten Projekt mit den Anfängen der Vetmed-Uni von der Gründung 1765 bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. Sie hat die Festschrift herausgegeben, zum Abschluss ihrer Arbeit soll es noch eine Publikation geben. Im Jahr der Gründung ging es unter Kaiserin Maria Theresia vor allem um militärische Bedürfnisse. In der Pferde-Curen- und Operationsschule, wie die Hochschule anfangs hieß, beschäftigte man sich nur mit diesen Nutztieren und mit dem gesunden Hufbeschlag. Damals gab es übrigens noch gar keine Veterinärmediziner. An der Schule arbeiteten Schmiede, also Handwerker. Erst nach der Neugründung als k. k. Thierspital 1777 waren es Humanmediziner, die sich um die Gesundheit der Patienten kümmerten – mittlerweile waren es auch andere Nutztiere wie zum Beispiel Schweine. Man ging bereits damals von einem direkten Zusammenhang zwischen Tier- und Humanmedizin aus: Kranke Nutztiere würden sich direkt auf die Gesundheit des Menschen auswirken. Ein sehr innovativer Ansatz, sagt Haarmann über diese Dienstleistung. Schließlich entstanden tierärztliche Schulen nach dem Wiener Vorbild in der gesamten Monarchie. Die Humoralpathologie, die Vier-Säfte-Lehre (gelbe Galle, schwarze Galle, Blut, Schleim). blieb aber bis zur zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts das Paradigma der Schulmedizin. Auch Tiere wollte man mit Aderlass therapieren – danach kam die Bakteriologie und langsam setzte sich ein naturwissenschaftliches Verständnis von Medizin durch – beim Menschen und beim Tier. Mittlerweile beschäftigt man sich an der Vetmed-Uni auch mit ethischen Fragen der Tierhaltung, was nicht nur durch die Landwirtschaft, sondern auch durch den Siegeszug der Kleintierhaltung in den 1970er- und 1980er-Jahren ein wichtiges Thema wurde. Gerade in diesem Bereich zeigt sich, wie Verhaltensmuster des Menschen nicht nur ihn selbst, sondern auch seine Tiere krank machen können – was unter anderem zu Übergewicht oder Lebensmittelallergien bei Hund und Katze führt. International;Politische Situation in Europa, die Migrationskrise, die EU-Reformen sowie Fragen ihres Ressorts verpflichten sie zur "vollen Aufmerksamkeit". Sofia – Die Vizepräsidentin der EU-Kommission aus Bulgarien, Kristalina Georgiewa, hat auf eine Kandidatur ihres Landes für den UN-Vorsitz verzichtet. Die politische Situation in Europa, die Migrationskrise, die EU-Reformen sowie Fragen ihres Ressorts verpflichteten sie zur vollen Aufmerksamkeit, sagte Georgiewa in einem Telefongespräch mit Premier Boiko Borissow nach Regierungsangaben vom Montag. Georgiewas Verzicht erleichtert nun die Entscheidung der Mitte-Rechts-Regierung in Sofia, über den Kandidaten des südosteuropäischen EU-Landes für den Vorsitz der Weltorganisation zu entscheiden. Die für Haushalt und Personal zuständige 62-jährige Vizechefin der EU-Kommission war neben UNESCO-Generalsekretärin Irina Bokowa (63) für diesen Posten ins Gespräch gekommen. Bokowa, frühere sozialistische Vize-Außenministerin Bulgariens und ehemalige Botschafterin ihres Landes in Paris, hatte Anfang Februar bekräftigt, sie strebe die Nachfolge von Ban Ki-moon an. Seine Amtszeit läuft Ende 2016 ab. Wissenschaft;Sonneneruptionen verstärken atmosphärischen Abbau – Staubwolke unbekannter Herkunft um den Mars entdeckt. Washington – Warm und feucht könnte der Mars einst gewesen sein – und vielleicht sogar mit Leben versehen. Allerdings muss er dafür einst eine wesentlich dichtere Atmosphäre gehabt haben als heute, wo der Luftdruck auf Bodenhöhe der Erdatmosphäre in 35 Kilometern Höhe entspricht. Die gängigste Vermutung zu dem drastischen Klimawandel, den unser äußerer Nachbarplanet in der Zwischenzeit erlitten haben muss, lautet, dass Sonnenwind die Atmosphäre des Mars sukzessive abgetragen hat – erleichtert durch den Umstand, dass der Planet nur über ein schwaches Magnetfeld als Schutz verfügt. Wie der Prozess des Atmosphäreverlusts ablaufen dürfte, zeigen Daten der NASA-Raumsonde MAVEN (Mars Atmosphere and Volatile Evolution), die seit 2014 den Mars umkreist. Während einer Sonneneruption entkommt offenbar besonders viel Material aus der Marsatmosphäre ins All, wie Forscher um Bruce Jakosky von der Universität von Colorado in Boulder im US-Fachblatt Science berichten. Die Sonde der US-Raumfahrtbehörde NASA untersucht seit rund einem Jahr kontinuierlich die Atmosphäre des Mars. Dabei konnte sie im März dieses Jahres die Auswirkungen eines Sonnensturms beobachten. Maven registrierte als Reaktion auf die eintreffenden Partikelströme die Bildung magnetischer Schläuche in der Marsatmosphäre, die bis zu 5.000 Kilometer weit ins All rankten. Diese erleichtern es elektrisch geladenen Molekülen aus der Marsatmosphäre, ins All zu entweichen. Da Sonnenausbrüche im jungen Sonnensystem vermutlich häufig waren, könnten sie eine wichtige Rolle bei der angenommenen Ausdünnung der Marsatmosphäre gespielt haben, argumentieren die Forscher. Das könnte zu den Klimaveränderungen auf dem Mars beigetragen haben, die ihn zur heutigen kalten Wüste gemacht haben. Weitere Untersuchungen der Sonde, die mehrfach durch die obere Marsatmosphäre getaucht ist, zeigen, dass die Kruste des Roten Planeten vermutlich einen wesentlichen Anteil zum Mars-Magnetfeld beiträgt. Außerdem beschreiben Planetenforscher in Science die überraschende Entdeckung von ausgedehnten Polarlichtern auf dem Mars, die von der NASA bereits früher im Jahr bekannt gegeben worden war. Die Aurorae reichen bis zu 60 Kilometer an die Marsoberfläche heran – so dicht wie bei keinem anderen Planeten bisher beobachtet. Darüber hinaus hat die US-Raumsonde eine unerwartete globale Staubwolke um Mars in 150 bis 1.000 Kilometern Höhe entdeckt. Da es keinen bekannten Prozess gibt, der Staub von einem Planeten in diese Höhen hieven kann, nehmen die Forscher an, dass es sich um Staub handelt, der nicht von der Marsoberfläche stammt, sondern von einer bisher unbestimmten interplanetaren Quelle aus unserem Sonnensystem. (APA, red, 8. 11. 2015) Inland;Pinke machen im Wiener Wahlkampf auf hohe Ausgaben der Stadt aufmerksam. Wien – Die Neos wollen Wien auf Diät setzen – konkret die Stadtpolitik: Wien leistet sich das weltweit teuerste politische System, kritisierte Spitzenkandidatin Beate Meinl-Reisinger am Donnerstag in einer Pressekonferenz. Sie präsentierte einen Abspeckplan samt dazugehöriger Wahlplakate. Auf diesen sind die Slogans Wir kämpfen gegen gierige Politik und Wir kämpfen für Veränderung zu lesen. Die Politik in dieser Stadt ist satt, aber auch die Menschen haben es satt, sagte Meinl-Reisinger. Dringende Reformschritte würden nicht gesetzt werden, da sie Gefahren für die eigenen Machtsysteme darstellen würden. Sie warf der Stadtpolitik beispielsweise strukturelle Korruption vor, wobei Millionen Euro in die Taschen der Parteien fließen würden – etwa in Form von Vereinsförderungen, über die Wirtschafts- und Arbeiterkammer oder durch Aufträge an parteinahe Unternehmen. Wenn es nach den Neos geht, soll das politische System mithilfe eines Neun-Punkte-Sparkonzepts reformiert werden, um sich das Geld von der gierigen Politik zurückzuholen, so Meinl-Reisinger. Der Plan sei durchdacht, versicherte sie: Alles umsetzbar, alles durchgerechnet. So soll die Wiener Parteienförderung in der Höhe von 27 Millionen Euro halbiert werden. Das sei immer noch viel und ausreichend, konstatierte die pinke Spitzenkandidatin. Ebenfalls um die Hälfte reduziert werden soll die Zahl der Gemeinde- und Bezirksräte. Weiters forderte sie erneut die Abschaffung von 70 sinn- und funktionslosen politischen Posten, wie zum Beispiel der nicht amtsführenden Stadträte, der Bezirksvorsteher-Stellvertreter oder der Sonderbeauftragten. Auch das Budget, das die Stadt für Eigenwerbung ausgebe, soll um die Hälfte gekürzt werden. Abgesehen davon plädierte Meinl-Reisinger dafür, dass das Geld für echte Information, statt für Imagekampagnen ausgegeben wird. Außerdem treten die Neos für eine Beschränkung der Amtszeit für Politiker auf zehn Jahre ein, das Verbot für öffentliche Aufträge an Parteiunternehmen, eine Rechenschaftspflicht für parteinahe Vereine und dafür, dass Politiker Verantwortung übernehmen müssen – also bessere rechtliche Sanktionsmöglichkeiten für Polit-Pfusch. Sauer stoßen den Neos auch jene Politiker auf, die zu günstigen Konditionen wohnen: Sozialmieten für Politiker abschaffen, forderte Meinl-Reisinger. International;Seit dem Start der russischen Offensive sollen mindestens 20 Streubomben registriert worden sein – Auch Flüchtlingslager beschossen. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) prangert einen zunehmenden Einsatz von Streubomben seit dem Beginn der russischen Offensive im Bürgerkriegsland Syrien an. Seit dem Start der russischen Unterstützung für die Regierungstruppen von Staatschef Bashar al-Assad Ende September seien mindestens 20 solcher Fälle registriert worden, teilte HRW am Sonntag mit. Die Zählung umfasste demnach unter anderem Angriffe auf neun Ziele, darunter Flüchtlingslager, bei denen mindestens 35 Zivilisten getötet und Dutzende weitere verletzt wurden. HRW gab weiter an, Beweisbilder für den Einsatz von Streubomben zu haben. Die Geschoße stammten aus russischer beziehungsweise noch aus sowjetischer Produktion, erklärte die Organisation und rief den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen auf, für ein Ende der Angriffe zu sorgen. Streubomben setzen Hunderte kleinerer Bomben frei. Viele Blindgänger explodieren jedoch erst Jahre später. Genau wie Landminen geht die Munition bei Berührung in die Luft – wer nicht sofort getötet wird, überlebt meist schwer verstümmelt. Der UN-Sicherheitsrat hatte am Freitag einstimmig eine Resolution zu einem Friedensfahrplan für Syrien verabschiedet. Demnach soll eine Waffenruhe gelten, sobald Regierung und Opposition Gespräche über einen politischen Übergang aufnehmen. Schon im Jänner sollen Friedensverhandlungen beginnen. Indes gerät die Opposition nahe Aleppo immer stärker in Bedrängnis. Nach Angaben von Aktivisten und staatlichen Medien eroberten Regierungstruppen gemeinsam mit Kämpfern der libanesischen Hisbollah am Sonntag die Ortschaft Khan Touman südlich der Stadt Aleppo von islamistischen Milizen zurück. Zuvor sei die Region von syrischen und russischen Kampfflugzeugen unter massiven Beschuss genommen worden, berichtete die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Es seien mindestens 40 Angriffe geflogen und 16 islamistische Rebellen getötet worden, erklärte der Leiter der Organisation, Rami Abdel Rahmane. Die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte hat ihren Sitz in Großbritannien und bezieht ihre Informationen von einem Netzwerk von Aktivisten in Syrien. Ihre Angaben sind ebenso wie jene der Staatsmedien nicht unabhängig überprüfbar. Die syrische Regierung hatte im Oktober mithilfe russischer Luftangriffe mehrere Offensiven gegen die Rebellen begonnen. Syriens zweitgrößte Stadt Aleppo gilt im Bürgerkrieg als einer der strategisch wichtigsten Kriegsschauplätze und wurde fast vollständig zerstört. Einige Stadtteile werden von der Regierung kontrolliert, andere von Rebellen. Wissenschaft;Von Stress bis zu Thrombosen und Einsamkeit: Englisch-schwedische Studie bewertet den Jetset-Lifestyle als alles andere als glamourös. Surrey/Lund – Der Begriff Jetset kam in den 1950er Jahren auf, als Linienflüge es ermöglichten, von einem schicken Ort zum nächsten zu reisen. Anders als heute im Billigflugzeitalter konnte sich das damals aber noch bei weitem nicht jeder leisten – wer dazu finanziell imstande war, der gehörte eben zum ebenso bewunderten wie beneideten Jetset. Das ist lange her, aber das damals geprägte Bild wirkt offenbar immer noch nach. Das beklagen englische und schwedische Forscher in einer aktuellen Studie. Das Team um Scott Cohen von der Universität Surrey konstatiert, dass herkömmliche Massenmedien ebenso wie die neuen sozialen Medien ein verzerrtes Bild von Fernreisen zeichnen: Ein hypermobiler Lebensstil werde immer noch mit höherem Status assoziiert. Was dabei weitestgehend unter den Tisch falle, sei die dunkle Seite von Fernflügen: Jetlag und Störung des Schlafrhythmus, erhöhtes Thromboserisiko und stärkere Strahlenbelastung, sowie Stress, Einsamkeit und die Trennung von Familien- und Freundesnetzwerken. Und das sind nur die medizinischen bzw. psychischen Auswirkungen – auf das Thema Umweltbelastung durch Vielfliegerei geht Cohen nur am Rande ein. In diesem Kontext scheint Hypermobilität von glamourös weit entfernt zu sein, resümiert Cohen. Die Forscher plädieren daher dafür, negative Langzeitauswirkungen des Viel- und Fernreisens stärker öffentlich zu machen. (red, 9. 8. 2015) Wissenschaft;Bemannte Mission soll Astronauten tief ins Weltall bringen. Washington – Der Start des Orion-Raumschiffs wird sich wohl bis April 2023 verzögern. Die bemannte Mission, die Astronauten tief ins Weltall bringen soll, werde wahrscheinlich erst zwei Jahre später als bisher geplant starten, teilte die US-Raumfahrtbehörde Nasa am Mittwoch mit. Grund seien Engpässe bei der Finanzierung, aber auch Verzögerungen bei der Software-Entwicklung und den Tests des neuen Raumschiffs, sagte der stellvertretende Nasa-Manager Robert Lightfoot. Orion soll bis zu vier Astronauten zu Zielen jenseits des Mondes bringen. Orion absolvierte den ersten Testflug vergangenes Jahr, als das unbemannte Raumschiff zwei Mal die Erde umkreiste, bevor es wieder im Ozean landete. Ein weiterer Flug ist für das Jahr 2018 geplant. Getragen wird das Raumschiff von einer starken Rakete, die sich ebenfalls noch in der Entwicklung befindet. Orion soll ermöglichen, Astronauten auf Asteroiden oder auf den Mars zu bringen. Bisheriges Startdatum der ambitionierten Mission war 2021, doch hat Präsident Barack Obama die Finanzierung des US-Weltraumprogramms wiederholt gekürzt. Wissenschaft;In Süditalien zerstört das Bakterium Xylella uralte Olivenplantagen, hunderttausende Bäume sollen verbrannt werden. Einheimische wittern eine Verschwörung. Lecce – Nach und nach vertrocknen Blätter, Äste und irgendwann der ganze Baum. Rund eine Million Olivenbäume der Halbinsel Salento, der Stiefelabsatz Italiens, sind befallen. Darunter etliche knorrige Exemplare, die Wind und Wetter jahrhundertelang trotzten. Nun erliegen sie den sogenannten Feuerbakterien Xylella fastidiosa: Der Erreger nistet sich in den Wasserleitbahnen der Bäume ein und dreht ihnen regelrecht den Saft ab. Ein Heilmittel gegen Complesso del Disseccamento Rapido dellOlivo (CoDiRO) existiert bislang nicht. Das Ausmaß des Befalls ist schockierend, sagt Brion Duffy, Pflanzenpathologe an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, der die betroffene Region schon mehrmals besucht hat. Die Geschwindigkeit, mit der sich die Bakterien ausbreiten, nicht minder: 2013 wurde Xylella als Auslöser des Olivenbaumsterbens nachgewiesen. Damals waren etwa 8.000 Hektar in der Provinz Lecce, dem Epizentrum des Ausbruchs, betroffen. Im Oktober 2014 waren es bereits 23.000 Hektar. Ein weiterer Ausbruch in Oria, 30 Kilometer von Lecce entfernt, hat große Besorgnis hervorgerufen, sagt Donato Boscia, Leiter des Instituts für nachhaltigen Pflanzenschutz in Bari, der maßgeblich an der Erforschung der Xylella-Epidemie beteiligt ist. Italiens Regierung hat den Notstand ausgerufen. Die Region produziert mehr als 40 Prozent des italienischen Olivenöls. Der Xylella-Ausbruch wird allein dieses Jahr zu Verlusten in Millionenhöhe führen. Auch die EU ist alarmiert. Die Experten der europäischen Agentur für Lebensmittelsicherheit (EFSA) beurteilen das Risiko, dass sich der Erreger weiter ausbreitet, als sehr hoch. Tatsächlich weisen Xylella-Bakterien ein ungemein breites Wirts- und Vektorenspektrum auf. Sie befallen Mandel- und Zitronenbäume, Weinreben, Oleander – und nun auch Olivenbäume. Als Überträger kommt jedes Pflanzensaft saugende Insekt infrage: Diese Insekten fliegen von Baum zu Baum, stechen deren Leitbahnen an und verbreiten so die Bakterien. Das macht die Ausrottung des Erregers in einem betroffenen Gebiet praktisch unmöglich, sagt Duffy. Was passiert, wenn der Erreger auch in Griechenland und Spanien heimisch wird, möchte sich niemand ausmalen. Spätestens dann würde es auch der Verbraucher anhand von deutlich gestiegenen Olivenölpreisen zu spüren bekommen. Die EU hat deswegen Notmaßnahmen veranlasst, die am 18. Mai in Kraft getreten sind. Dazu gehört eine 40 Kilometer lange Sicherheitszone, die die Halbinsel vom italienischen Festland abriegelt: Während die 30 Kilometer lange Überwachungszone als xylella-frei gilt, kommen in der zehn Kilometer breiten Pufferzone seit einigen Wochen radikale Methoden zum Einsatz: Mitarbeiter des Forstamts fällen kranke Bäume und verbrennen sie. Außerdem schneiden sie das Gras, pflügen den Boden um und versprühen Insektengift. Auch gesunde Bäume müssen daran glauben. In einem Umkreis von 100 Metern um einen kranken Baum müssen alle Wirtspflanzen vernichtet werden – eine Maßnahme, die die Olivenbauern auf die Barrikaden treibt. Bewaffnete Polizisten und Carabinieri beaufsichtigen aus diesem Grund das Beseitigen der Bäume. Olivenbäume sind in Salento das Symbol einer eigenen Lebensart, sie prägen nicht nur die Landschaft, sondern auch die Menschen. Seit Generationen produzieren diese Olivenöl – Xylella bedroht ihre Existenz und die Kultur. Die Leute müssen Bäume fällen lassen, die schon Großeltern und Eltern pflegten, sagt Bascio. Angeheizt wird der Protest durch verschiedene Theorien, die im Internet kursieren: Die italienische NGO Peacelink behauptete im März in einem Schreiben an die EU, es sei nicht bewiesen, dass Xylella die Ursache des Olivenbaumsterbens sei. Vielmehr werde es durch einen Pilz verursacht, den man behandeln könne. Im April veröffentlichte die EFSA eine Kurzmeldung, nach der es keine wissenschaftlichen Hinweise zur Stützung dieser Annahme gibt. Auch Boscia und seine Kollegen stehen in der Kritik: Sie haben 2010 an einem Workshop teilgenommen, bei dem mit Xylella-Bakterien gearbeitet wurde. Nun machen Gerüchte die Runde, denen zufolge die Wissenschafter die Bakterien freigesetzt hätten. Von Agromafia ist die Rede und von Interessen der Solarindustrie an frei werdenden Flächen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt. Wie die Fachzeitschrift Nature im Juni berichtete, handelt es sich allerdings bei dem Bakterium, das im Workshop untersucht wurde, und dem, das nun sein Unwesen treibt, um verschiedene Unterarten. Der Vorwurf an die Wissenschafter sei demnach unhaltbar. Amerika kämpft schon lange gegen die Feuerbakterien. Seit ihrer Entdeckung im Jahr 1892 haben sie sich unaufhaltsam ausgebreitet. In Südamerika richten sie immer wieder verheerende Schäden bei Zitrusfrüchten an, in Nordamerika vernichten sie Weinreben. Europa blieb bislang verschont. Wie die illegalen Einwanderer nach Italien gelangt sind, ist unklar. Wissenschafter vermuten, dass sie über infizierte Zierpflanzen aus Costa Rica eingeschleppt wurden: Die in Italien grassierende CoDiRO-Unterart stimmt genetisch mit den costa-ricanischen Bakterien überein. Das wäre gut möglich, denn im Anfangsstadium der Krankheit zeigen viele Pflanzen keine Symptome – sie sehen gesund aus, tragen die Bakterien aber bereits in sich. Das erschwert den Kampf gegen Xylella erheblich und erklärt die 40 Kilometer breite Sicherheitszone. Ob die ergriffenen Vorkehrungen allerdings ausreichen, um die Bakterien in Schach zu halten, ist ungewiss: Schaumzikaden, die Hauptüberträger in Italien, könnten von Menschen oder Fahrzeugen aus der Quarantänezone exportiert werden und den Erreger so weiterverbreiten. Theoretisch müsste auch der Handel mit allen Wirtspflanzen untersagt werden, was alleine daran scheitert, dass nicht alle Wirtspflanzen bekannt sind. Wir wissen viel zu wenig über den Erreger und seine Überträger, sagt Duffy. Wir wissen nicht einmal, wie weit die Schaumzikaden fliegen können. Die italienische Regierung und auch die EU haben Geld für die weitere Forschung rund um Xylella zugesagt. Boscia setzt dabei auch auf eine Art Open-Air-Labor: In einem großen Teil der Provinz Lecce können wir auf das Vernichten der Olivenbäume verzichten, da die EU anerkannt hat, dass Xylella hier nicht mehr ausgerottet werden kann. Das gibt uns die Möglichkeit herauszufinden, wie man mit Xylella leben kann. International;Rousseff sucht mit Kabinettsumbildung Befreiungsschlag. Brasilia – Brasiliens bedrängte Präsidentin Dilma Rousseff hat am Freitag eine umfassende Regierungsumbildung verkündet, in deren Zuge acht von 31 Ministerien geschlossen werden. Heute machen wir einen ersten großen Schritt zur Neuorganisation der öffentlichen Verwaltung, sagte die 67-Jährige in der Hauptstadt Brasilia. Die Schließung der acht Ministerium sei erst der Beginn. Die Regierungsumbildung war erwartet worden. Brasilien ist durch Korruption, wirtschaftliche Rezession und politische Instabilität in eine tiefe Krise gerutscht, Rousseff selbst muss ein Amtsenthebungsverfahren fürchten. Gewinner der Kabinettsumbildung ist die Mitte-rechts-Partei PMDB, der größte Partner in der Koalition mit ihrer linken Arbeiterpartei. Durch die Aufwertung der PMDB-Minister verspricht sich die Präsidentin offenbar Unterstützung, um Wirtschaftsreformen durchs Parlament zu bringen und Amtsenthebungsverfahren auszubremsen. Die Regierung hatte erst vor wenigen Tagen angesichts der anhaltenden Wirtschaftskrise Einsparungen und Steuererhöhungen von umgerechnet 15 Milliarden Euro bekanntgegeben. Zudem sollen im öffentlichen Dienst Löhne eingefroren werden, und es soll einen Einstellungsstopp geben. Auch soziale Ausgaben etwa im Wohnungs- und Gesundheitsbereich sollen gekürzt werden. Im Zuge der Streichung der acht Ministerien sollen 3.000 Posten wegfallen. Noch vor wenigen Jahren galt Brasilien mit seinen hohen Wachstumszahlen als einer der Stars unter den Schwellenländern. Doch die siebtgrößte Volkswirtschaft der Welt ist auf Talfahrt geraten. Die Regierung rechnet damit, dass sich die Wachstumsschwäche auch 2016 fortsetzt. Wissenschaft;Astronom Wuchterl: "Das wäre ein Meilenstein, wenn man damit erstmals das Sternenlicht ins Welterbe einbettet". Wien/Korneuburg – In der Gemeinde Großmugl im niederösterreichischen Weinviertel befindet sich ein 16 Meter hoher Grabhügel aus der Hallstattzeit (8. bis 5. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung). Zudem finden sich auch zwei Kreisgrabenanlagen auf dem Gemeindegebiet. Neben diesen prähistorischen Stätten zeichnet sich Großmugl durch eine relativ geringe Lichtverschmutzung aus, obwohl es nur 45 Autominuten von der Millionen-Stadt Wien entfernt ist. Der Astronom Günther Wuchterl, Leiter der Kuffner-Sternwarte in Wien, ist daher dafür, die Sternenlichtoase zum UNESCO-Welterbe zu erklären. Gelingt die Aufnahme, würde erstmals Sternenlicht für das Welterbe eine Rolle spielen. Ein entscheidender Schritt auf dem Weg zur Aufnahme in die Kulturerbe-Liste findet mit einem Workshop am Montag im Naturhistorischen Museum (NHM) statt. Dabei werden Experten wie der britische Astronom Clive Ruggles, Leiter einer gemeinsamen Astronomie- und Welterbe-Initiative von UNESCO und der Internationalen Astronomischen Union (IAU), u.a. über die Sternenlichtoase und prähistorische Stätte Großmugl informiert und diese auch besuchen. Von österreichischer Seite sind nicht nur Vertreter von Gemeinde, Land und Bund, sondern auch die Wissenschaft stark präsent. So wird NHM-Generaldirektor Christian Köberl die Resolution der Österreichischen Akademie der Wissenschaften zur Erhaltung des Sternenlichts und Wuchterl Fallstudien über die Sternlichtoase Großmugl und das Sternlichtgebiet Ostalpen präsentieren. In diesen Studien wurde das Lichtniveau gemessen und Argumente zusammengefasst, warum dieses authentische Licht von herausragendem universellem Wert ist. Die Messungen hätten gezeigt, dass das Lichtniveau im Wildnisgebiet Dürrenstein an der Grenze Niederösterreich-Steiermark mit einem Tausendstel Lux dem natürlichen Licht in der von Lichtverschmutzung praktisch völlig ungestörten chilenischen Atacamawüste entspricht. Und auch Großmugl liege nur um den Faktor zwei über diesem Wert, während etwa im Zentrum Wiens ein Lux und am Stadtrand rund 0,3 Lux – der Wert einer Vollmondnacht – gemessen werden. Ziel des vom Verein Kuffner-Sternwarte veranstalteten Workshops sei eine erste Stellungnahme der Gutachter und eine Festlegung dessen, was für eine Aufnahme in die Welterbeliste noch zu tun ist, so Wuchterl. So sich alle Beteiligten tatsächlich für einen Antrag an die UNESCO entschließen, wäre es das Ziel Wuchterls, diese Aufnahme ins Weltkulturerbe mit der Generalversammlung der Internationalen Astronomischen Union in Wien 2018 zu verknüpfen. Das wäre ein Meilenstein, wenn man damit erstmals das Sternenlicht ins Welterbe einbettet, so der Astronom. (APA, red, 23. 10. 2015) Etat;Abschied vom Leben als Mann mit Fotostrecke in einem Hochglanzmagazin. New York - Der frühere Zehnkampf-Olympiasieger Bruce Jenner (65) schließt mit seinem Leben als Mann ab. Call me Caitlyn (auf Deutsch: Nennt mich Caitlyn) prangt auf dem Titel des US-Magazins Vanity Fair - dazu das Foto einer Frau mit brünetten Haaren in weißer Korsage. Im April hatte er öffentlich gemacht, künftig nicht mehr als Mann leben zu wollen: Ich bin eine Frau. In den vergangenen Jahren war Jenner vor allem als Stiefvater von Fernsehpromi Kim Kardashian bekannt geworden. Die Print-Ausgabe der Vanity Fair soll am Dienstag kommender Woche erscheinen. Zwei Tage lang dauerte es, bis Starfotografin Annie Leibovitz (65) alle Bilder im Kasten hatte. Jenner verglich diese Zeit mit dem Olympiasieg 1976: Das war ein guter Tag, aber die letzten paar Tage waren besser. In einem Video, das das Magazin veröffentlicht hat, sagte Jenner: Vielleicht war ich bei den Olympischen Spielen, weil ich vor einer Menge Dinge weggerannt bin. Sie wolle damit die Leistung aber nicht schmälern, sie sei sehr stolz darauf. Bruce musste immer eine Lüge erzählen. Er lebte diese Lüge, so die 65-Jährige in dem Video. Caitlyn hat keine Geheimnisse. Sobald das Vanity Fair-Cover draußen ist, bin ich frei. Als Frau angesprochen zu werden, sei allerdings noch ungewohnt. Neulich habe sie einen Mann getroffen und sich gewohnheitsmäßig mit Hi, ich bin Bruce vorgestellt. Und ich dann: oh nein, es ist nicht Bruce, ich habs vermasselt. Jenner erklärte, eine Panikattacke nach einer Operation gehabt zu haben, in der ihr Gesicht im März weiblicher gemacht wurde: Was habe ich mir nur selbst angetan?, habe sie gedacht. Dieser Gedanke sei danach aber nicht wiedergekommen. Sie wolle nicht eines Tages auf dem Sterbebett liegen und sagen müssen: Du hast dein ganzes Leben verschwendet. Du hast dich nie mit dir selbst auseinandergesetzt. Das werde nun nicht mehr geschehen. Innerhalb weniger Stunden sammelte Jenner auf ihrem neuen Twitter-Account knapp 1,9 Millionen Follower. Ich bin so glücklich, nach einem so langen Ringen mein wahres Ich zu leben, postete sie. Willkommen in der Welt, Caitlyn. Ich kann es kaum erwarten, sie/mich kennenzulernen. Ihre Familie und viele Prominente reagierten äußerst positiv. Stieftochter Kim Kardashian twitterte: Sei glücklich, sei stolz, lebe dein Leben auf DEINE Art. Danke, dass du ein Teil unser aller Leben bist und deine Bühne nutzt, um das Denken der Menschen zu verändern, twitterte Lady Gaga. Sängerin Anastacia begrüßte die liebenswerte Lady. Wissenschaft;'Archaea bildeten vermutlich die Basis für die Evolution mehrzelliger Lebensformen. In der Tiefsee stießen Wiener Forscherinnen auf uralte Organismen, die zu den Vorfahren des Menschen gehören dürften. Longyearbyen – Lokis Castle, benannt nach der vielgestaltigen nordischen Gottheit, liegt in den lichtlosen Tiefen des Nordatlantiks südwestlich von Spitzbergen – keine versunkene Burg, sondern eine erst 2008 entdeckte Ansammlung hydrothermaler Quellen auf einem unterseeischen Vulkanrücken. Trotz der Finsternis und einer umgebenden Wassertemperatur von -0,7 Grad gedeiht hier üppiges Leben. Bleiche Flohkrebse wuseln zwischen ebenso blassen Schnecken herum, Röhrenwürmer ragen vom Boden empor. Das Getier profitiert vom Inhalt des bis zu 317 Grad heißen Quellwassers. Es ist reich an Methan, Schwefelwasserstoff, Ammoniak und gelösten Mineralien. Die Substanzen dienen spezialisierten Bakterien zur Energiegewinnung. Sie bilden so die Ernährungsbasis für das Ökosystem in Lokis Castle. Auch im benachbarten Meeresboden sind zahllose Mikroorganismen aktiv. Relativ dicke Sedimentschichten prägen das Umfeld. Die Ablagerungen entstammen zum Teil noch den eiszeitlichen Gletschern, die massig Erosionsmaterial in den Ozean schoben, zum Teil aber auch vulkanischer Aktivität, vor allem dem Ausstoß der heißen Quellen. Das Ergebnis dieses Wechselspiels ist eine vielfältige, klar abgegrenzte Schichtfolge. Und jede verfügt über eine eigene Mikroflora, erklärt die Biologin Christa Schleper von der Universität Wien. Das Artenspektrum wird von der chemischen Zusammensetzung der einzelnen Schichten bestimmt. Wo viel Schwefel drin ist, dominieren die Schwefelspezialisten; in ammoniakreichen Sedimenten die Ammoniakvertilger und so weiter. Ein internationales Team unter der Leitung von Schleper hat die Zusammenhänge zwischen Artenvielfalt und Geochemie im Meeresgrund bei Lokis Castle vor einigen Jahren untersucht. Die Sedimente enthielten mikrobielle RNA, darin fanden sich die genetischen Fingerabdrücke von 1668 verschiedenen Spezies oder Stämmen (vgl. PNAS, Bd. 109, E2846). Es handelte sich allerdings nicht nur um Bakterien. Schleper und ihre Kolleginnen wiesen auch zahlreiche Archaea, Angehörige einer urtümlichen, eigenständigen Organismengruppe nach. Deren evolutionäre Wurzeln reichen vermutlich mehr als drei Milliarden Jahre zurück. Die global am weitesten verbreiteten Vertreter der Archaea sind die Thaumarchaeota. Ob im Meerwasser oder im Erdreich: Die sind überall, sagt Schleper. Ihr Auftreten im nordatlantischen Sediment ist somit keine Überraschung. Sie zählen zu den häufigsten Mikroorganismen und können offenbar mit den wichtigsten Bakteriengruppen konkurrieren. Von zentraler Bedeutung dürfte dabei ihre Fähigkeit zur Ammoniakverarbeitung sein. Ähnlich wie manche Bakterien setzen Thaumarchaeoten den übelriechenden Stoff unter Sauerstoffeinsatz zu Nitrit um und nutzen die freigesetzte chemische Energie. In den Bohrkernen von Lokis Castle stießen die Wissenschafterinnen noch auf einen zweiten Archaea-Typus. Dessen Erbgut weist einige überraschende Besonderheiten auf. Zum einen verfügen diese Archaea offenbar über Gene mit Codes zur Herstellung von ESCRT-Proteinen – für Fachleute alte Bekannte: Der ESCRT-Komplex ist in eukaryotischen Organismen – Tiere, Pflanzen, Pilze – zentraler Bestandteil des Zellstoffwechsels. Ohne ihn gäbe es keine Restrukturierung von Membranen. Des Weiteren trägt das Genom der Tiefsee-Archaea fünf Aktin-ähnliche Sequenzen in sich. Aktine sind die Schlüsselkomponenten für den Aufbau zellinterner Strukturen wie das Zytoskelett, welches auch eine Innovation eukaryotischer Lebensformen ist. Die Entdecker waren begeistert und tauften die seltsamen Geschöpfe auf den Namen Lokiarchaeota. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie 2015 im Fachmagazin Nature (Bd. 521, S. 173). Fazit: Die Lokiarchaeota seien vermutlich eine Schwestergruppe der Eukaryoten und stünden so in einer Verwandtschaftslinie mit Menschen, Bäumen und Pantoffeltierchen. Alle hätten denselben gemeinsamen Vorfahren, weit ab von den Bakterien. Der Lösung des Rätsels um die Entstehung komplexerer Lebewesen wäre man damit einen großen Schritt näher. Die Bakterien sollten dennoch eine entscheidende Rolle gespielt haben. Die Ur-Eukaryoten nahmen wohl primitive bakterielle Zellen, genannt Endosymbionten, in sich auf. Das hat der Energieversorgung einen Effizienzvorschub verliehen. Mitochondrien, die heutigen Kraftwerke eukaryotischer Zellen, sind wohl aus Endosymbionten entstanden. Schleper und ihr Team widmen sich nun der weiteren Erforschung der Archaea – unterstützt durch einen ERC-Preis des Europäischen Forschungsrats. Im Sommer startet außerdem ein vom Wiener Wissenschafts- und Technologiefonds WWTF gefördertes Projekt. Darüber hinaus ist Schleper Sprecherin eines heuer gestarteten Doktoratskollegs, das vom Wissenschaftsfonds FWF finanziert wird. Hauptziel von Schlepers Arbeit ist die Entschlüsselung des Stoffwechsels und genetischen Potenzials der mysteriösen Mikroorganismen. Ihre Studienobjekte müssen die Forscherinnen allerdings nicht mehr aus der Tiefsee holen. Wir haben Lokiarchaeota auch in Donausedimenten gefunden, berichtet Schleper. Am Neusiedler See ebenfalls. Weitere Überraschungen werden wohl folgen.' Wissenschaft;Besonders klein und im Wald anzutreffen: Nebela gimlii, eine Schalenamöbe. Neuenburg – Forscher der Schweizer Universität Neuenburg haben eine neue Amöbenart beschrieben. Da sie besonders klein ist, tauften sie sie auf den Namen Nebela gimlii, eine Referenz auf den Zwerg Gimli aus J.R.R. Tolkiens Fantasy-Epos Der Herr der Ringe. Das Forscherteam um Erward Mitchell von der Universität Neuenburg fand insgesamt acht neue Arten von Protisten in einem Torfmoor im Kanton Jura, wie die Hochschule am Mittwoch mitteilte. Darin zeige sich die unglaubliche Vielfalt dieser Einzeller, die eine wichtige, aber verkannte Rolle in der Nahrungskette sowie im Kohlenstoffkreislauf spielen. Darunter befindet sich auch die Schalenamöbe Nebela gimlii, die Mitchell und seine Kollegen nach der Zwergenfigur aus Herr der Ringe benannten. Tatsächlich ist das die kleinste bekannte Art der Gattung Nebela, sagte ihr Entdecker David Singer. Aber nicht nur die Größe der Amöbe spielte bei der Namenswahl eine Rolle: Nebela gimlii bevorzugt eine relativ trockene Umgebung, nämlich den Wald – und das entspreche ganz der Vorliebe ihres Namensgebers. Inland;Van der Bellen erreichte 50,35 Prozent der Stimmen, Hofer 49,64 Prozent – Innenminister Sobotka gibt Pressekonferenz. ACHTUNG ACHTUNG Hier geht es zum Livebericht mit den Updates zur Wahl von Alexander Van der Bellen >>> Wien – Alexander Van der Bellen wird der neunte Bundespräsident der Zweiten Republik. Der von den Grünen unterstützte Van der Bellen hat mit 31.026 Stimmen gewonnen. Van der Bellen erreichte 50,35 Prozent der Stimmen, Hofer 49,64 Prozent. Die Wahlbeteiligung 72, 7 Prozent. Das hat Innenminister Wolfgang Sobotka am Montagnachmittag bei der Bekanntgabe des Ergebnisses inklusive Wahlkarten verkündet. Das amtliche Ergebnis wird am 1. Juni verkündet. Van der Bellens Konkurrent Norbert Hofer (FPÖ) hat seine Niederlage bereits via Facebook eingeräumt. Natürlich bin ich heute traurig. Ich hätte gerne für Euch als Bundespräsident auf unser wunderbares Land aufgepasst, schreibt Hofer auf Facebook und räumt damit bereits vor der offiziellen Verkündung des Ergebnisses seine Niederlage ein. Auch FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache schreibt auf Facebook: Norbert Hofer wurde heute ex aequo Sieger mit rund 50% der Stimmen und in einem Fotofinish um Millimeter gerade noch nicht zum österreichischen Bundespräsidenten gewählt! Die Wiener und steirischen Briefwähler haben Van der Bellen mehr als die Hälfte dessen an Stimmen gebracht, was er brauchte, um den Vorsprung von Hofer abzubauen. Um 144.006 lag Hofer im vorläufigen Endergebnis Sonntagabend vorne, die Auszählung der Wiener und der steirischen Briefwahl ließ diesen Vorsprung um fast 87.000 Stimmen schmelzen. Aus Kärnten kam ein weiteres Plus von 4.000 Stimmen für Van der Bellen. In Wien baute der Grüne (mit letztlich 63,32 Prozent) den Vorsprung auf Hofer von 135.119 Stimmen mit der Briefwahl auf 209.560 aus. In der Steiermark blieb zwar Hofer mit 56,22 Prozent (am Wahlsonntag waren es noch 58,68 Prozent) vorne. Aber durch die Briefwähler schmolz sein Vorsprung gegenüber dem Grünen von ursprünglich fast 97.000 auf nach der Briefwahl nur mehr rund 85.000 Stimmen. Van der Bellen steigerte sich von 41,32 auf 43,78 Prozent. Der Salzburg Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) hat Van der Bellen bereits in eine Presseaussendung gratuliert. Er wird als demokratisch gewählter Bundespräsident in Salzburg jenes offene und respektvolle Willkommen genießen wie jeder Bundespräsident vor ihm, sagte Haslauer. Wissenschaft;Höhere Meerestemperaturen lassen rund um den Globus ganze Riffe absterben. New York – Praktisch in allen Ozeanen der Erde nimmt nach Angaben der US-Umweltbehörde NOAA derzeit die Korallenbleiche in verheerendem Ausmaß zu. Dabei greifen hohe Wassertemperaturen die Riffe an, sodass die Korallen nach und nach absterben und so ihre Farbe verlieren, teilte die NOAA mit. DerTrend halte nun schon seit mehr als einem Jahr an und werde Vorhersagen zufolge auch noch bis 2016 andauern, erklärte die Behörde. Riesige Flächen an den US-Küsten und auf der ganzen Welt würden verloren gehen. Besonders schlimm sei es derzeit um Hawaii. Es handle sich um die dritte Welle weltweiter Korallenbleiche seit Beginn der Beobachtungen. Die vorherigen fanden 1998 und 2010 statt. Wissenschaft;In mittleren Breiten über Land fallen 99 Prozent des Regens aus hohen Eiswolken. Leipzig – Wolken, ihre Entstehung und ihre Auswirkungen auf das Klimageschehen stellen für Wissenschafter in vielen Details immer noch ein großes Fragezeichen dar. Vor allem über Eiswolken zerbrechen sich Forscher die Köpfe. Nun ist es Leipziger Meteorologen gelungen, diese sehr hoch liegenden Wolken als die wahren Regenproduzenten zu identifizieren. Die neuen Erkenntnisse könnten helfen, Wetter und Klima besser vorherzusagen und die Rolle menschengemachter Emissionen in der Atmosphäre für die Entstehung von heftigen Regengüssen zu verstehen. Benjamin Franklin, einer der Gründerväter der USA und Erfinder des Blitzableiters, vermutete es als Erster bereits Ende des 18. Jahrhunderts: Selbst an heißen Sommertagen entstehen Regentropfen aus Eiskristallen, gebildet in mehreren Kilometern Höhe. Mehr als 230 Jahre später gelang es nun Wissenschaftlern vom Institut für Meteorologie an der Universität Leipzig mit Hilfe neuer Satellitenbeobachtungen Franklins Vermutung mengenmäßig zu erfassen: Außerhalb der Tropen fallen an Land 99 Prozent des Regens aus Eiswolken. Es war zwar bereits bekannt, dass der meiste Regen nicht aus Flüssigwasserwolken stammt, die in tiefer gelegenen Atmosphärenbereichen vorkommen und aus Wassertröpfchen in flüssiger statt in fester Form bestehen. Dennoch sind wir über den sehr hohen Prozentsatz erstaunt, den Eiswolken übernehmen, so Johannes Mülmenstädt, der Hauptautor der Studie. Unsere Erkenntnisse könnten nun helfen, die Rolle des Menschen besser zu verstehen, die er bei der Entstehung von Regen spielt. Innerhalb der Studie hatten die Meteorologen die Daten dreier Satelliten der NASA ausgewertet, die über fünf Jahre hinweg über 50 Millionen Regenwolken vermessen haben. Wolken sind der Ausgangspunkt jedes Regens. Sie bilden sich, wenn Wasser durch die Sonne verdunstet und als feuchte Luft in der Erdatmosphäre aufsteigt. Dabei kühlt sich der Wasserdampf ab. Trifft er auf in der Atmosphäre schwebende, mikroskopisch kleine Partikel, sogenannte Kondensationskeime, so kann daran das Wasser zu Tröpfchen kondensieren. Nach und nach sammelt sich mehr Wasser an, sodass sie zu Regentropfen heranwachsen – bis sie irgendwann nicht mehr von den Aufwinden der Luft gehalten werden können und zu Boden fallen. Dieser warme Regen, also Regen, der sich in Wolken mit Flüssigwasser bildet, ist in den Tropen besonders häufig, vor allem über den Ozeanen. An Land der mittleren Breiten spielt diese Regenform eine untergeordnete Rolle. Vielmehr steigt hier das Wasser weiter in größere, kältere Höhen auf und gefriert zu Eiskristallen. Auch sie werden irgendwann so schwer, dass sie aus den Eiswolken herausfallen und auf dem Weg nach unten wieder flüssig werden, um sich in heftigen Regenfällen zu ergießen. Dass es an Land deutlich weniger und dafür umso heftiger regnet als über dem Meer, ist vor allem den Eiswolken als unseren Hauptregenmachern geschuldet, erklärt Mülmenstädt. Möglicher Grund dafür seien wiederum die menschengemachten Emissionen aus Verkehr und Industrie, durch die die Luft über dem Land zum Teil hundert- bis zweihundertmal mehr Schwebepartikel enthält. Dadurch können sich hier deutlich mehr Eiswolken bilden als auf offener See – möglicherweise mit steigender Tendenz, erklärt der Meteorologe. Unsere Ergebnisse haben gezeigt, dass über dem Meer immerhin bis zu 15 Prozent des Regens aus flüssigen Wolken herausnieseln. Denn enthält die Atmosphäre wenige solcher Partikel, kondensiert das Wasser an nur wenigen Sammelstellen, sodass die Tropfen schnell schwer werden und ausregnen, häufig als Nieselregen. Stehen jedoch viele Schwebeteilchen zur Kondensation zur Verfügung, bilden sich mehr und dafür kleinere Tropfen, die weiter in größere Höhen aufsteigen können und zu Eiskristallen gefrieren. Weil sich eine Eiswolke langsamer bildet, regnet es aus ihr zwar seltener, dafür aber dann umso stärker. Zudem können die Erkenntnisse helfen, die bisherigen Wetter- und Klimaprognosen zu verbessern: Bisher sagten die Modelle wesentlich häufigere, jedoch schwächere Regengüsse voraus, als letztlich auftraten, weil man die Rolle der Eiswolken unterschätzte, so Mülmenstädt. Wenn wir nun wissen, dass sie außerhalb der Tropen die wahren Regenmacher sind, lassen sich unsere Vorhersagen deutlich präzisieren. Inland;Nationalratsabgeordnete sprach bei Kundgebung einer rechten Gruppierung in Wien. Wien – Bei der Demonstration der rechtsextremen Gruppierung Partei des Volkes am Samstag trat als Gastrednerin auch die wilde Abgeordnete und ehemalige FPÖ-Politikerin Susanne Winter auf. Die Demonstration fand am Wiener Ballhausplatz unter dem Titel Wir fordern Neuwahlen und Raus aus der EU! statt. Laut Polizei nahmen 70 Demonstranten an der Kundgebung teil, 40 Gegendemonstranten protestierten gegen die Veranstaltung. Das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes stuft die Partei als militant-rechtsextreme Gruppe, deren Führungskader sich im Neonazismus bewegen ein. Winter hatte schon bei einer Veranstaltung der Gruppierung in Graz Ende Jänner gesprochen. Die Ex-FPÖ-Abgeordnete war aus der Partei ausgetreten, nachdem sie auf Facebook einem antisemitischen Posting über Geld-Juden beigepflichtet hatte. In ihrer Rede am Samstag erklärte sie, nicht wählen zu gehen, da man so das System unterstütze. Inland;Ein Bildungsanwalt soll die Wiener Modellregion zur gemeinsamen Schule vorbereiten. Wien – Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) rechnet mit der Einführung einer gemeinsamen Schule als Regelschule in Wien bis 2025. Er sei überzeugt, dass dieser Prozess in zehn Jahren machbar ist, technisch machbar ist, finanziell machbar ist und auch umgesetzt werden kann, sagte Häupl im Ö1-Morgenjournal am Mittwoch. Ob das flächendeckend sein werde, werde zu diesem Zeitpunkt dann entschieden. Häupl hat als Ländervertreter die Bildungsreform mitverhandelt. Kleines Hindernis für eine Umsetzung in den Regelschulbetrieb innerhalb von zehn Jahren könnte der Zeitplan für die Modellregionen sein: Die erstmalige Evaluierung dieser ist nämlich ebenfalls erst 2025 vorgesehen. Häupl sieht in der nunmehrigen Einigung aber auch symbolisch viel erreicht: Jetzt haben wir einmal den Fuß in der Tür, dass es kein grundsätzliches Nein mehr zur gemeinsamen Schule gibt seitens der Konservativen. Das ist eine Menge wert. Vorbereiten soll die Modellregion in Wien übrigens ein eigener weisungsfreier Bildungsanwalt. Die Installierung dieser neuen Funktion hat Rot-Grün im Koalitionsübereinkommen festgeschrieben. Als aussichtsreichster Kandidat wird derzeit der Bildungsexperte Daniel Landau gehandelt, der für die Grünen den Einzug in den Gemeinderat knapp nicht geschafft hat. Die Bildungsanwaltschaft soll zudem mediatorisch tätig sein, um Konflikte zu vermeiden, und zeitgemäße Pädagogik gemeinsam mit dem Stadtschulrat vorantreiben, heißt es im Regierungspakt. Web;"After Dark" erscheint am 24. September – Neue Handelszonen und Dienstleistungen. Spieler der Städtebausimulation Cities: Skylines dürfen sich mit der kommenden Erweiterung auf zahlreiche Neuerungen freuen. Das Add-on After Dark erscheint am 24. September und bringt neben Tages- und Nachtzyklen auch neue Handelszonen und Dienstleistungen, wie auf der Homepage ersichtlich. Der Wechsel zwischen Tag und Nacht ist dabei mit Veränderungen im Verhalten der Bürger verbunden. Die Straßen werden nicht so befahren sein und lediglich ein paar werden spät Abends arbeiten, um Spätschichten zu simulieren. Für die Nachtaktiven wird es die Möglichkeit geben ihre Freizeit in Clubs oder Karaoke-Bars zu verbringen. Um Bürger sicher nach Hause zu begleiten, steht zudem ein Taxi-Dienst zur Verfügung. Als alternative Fortbewegungsmöglichkeiten dienen neue Busspuren und Fahrradwege. Bei Einbruch der Dunkelheit steigt aber auch die Kriminalitätsrate, weshalb mehr Polizeistationen errichtet werden müssen. Außerdem wird es die Möglichkeit geben, Kriminelle ins Gefängnis zu verfrachten. Für diese und andere Aufgaben steht den Spielern ein eigenes Nacht-Budget zur Verfügung. Durch die Einführung von Zyklen kann es zu einer Rush Hours am Morgen kommen, was eine neue Verkehrsordnung verlangt. Zu diesem Zweck lassen sich öffentliche Services auf die Nacht verlegen. Einsatzfahrzeuge, wie beispielsweise die Müllabfuhr, können vermehrt zu späten Stunden auf die Straße geschickt werden. Bei Tageslicht sorgen zudem neue Geschäfte und Restaurants an der Strandpromenade für hohe Umsätze. Neben der Möglichkeit zur Jetski-Vermietung können Spieler beispielsweise auch Yachthäfen anlegen. Für das Ankurbeln von Industrie und Tourismus wurden Frachtzentren und internationale Flughäfen eingeführt. Neben den inhaltlichen Erweiterungen musste natürlich auch die grafische Darstellung angepasst werden. Laut der Lead Designerin Karoliina Korppoo war diese Transformation mit viel Arbeit verbunden, wie sie in einem Blog-Beitrag bekannt gibt. Der Wechsel vom Tag zur Nacht ist optisch zwar atemberaubend, aber im Hintergrund läuft noch viel mehr. Jedes einzelne Gebäude hat eine neue Textur-Ebene erhalten, damit die Fenster schön aufleuchten. Außerdem gibt es neue beleuchtete Schilder, Neonschilder und andere Lichter, die dafür sorgen, dass die Stadt während der Nacht interessant aussieht. Die Sonne geht auf und unter und lässt den Himmel in hellen Farben erstrahlen. Ebenso seht ihr, wie sich Sterne und der Mond am Nachthimmel bewegen, so Korppoo. Die Erweiterung After Dark erscheint als DLC unter anderem auf Steam und im Paradox Store und kann auf Amazon für rund 15 Euro bereits vorbestellt werden. Wissenschaft;Protonenstrahlen ermöglichen bis zu einer Milliarde Kollisionen pro Sekunde. Bern - Mittlerweile läuft er nach seiner Aufrüstung, die 27 Monate lang dauerte, bereits wieder seit einigen Wochen. Doch erst seit Mittwochfrüh wird am Large Hadron Collider (LHC) wieder richtig Physik betrieben, sprich: Es werden Daten gesammelt und ausgewertet. Nach mehr als zwei Jahren kollidieren am CERN wieder die Protonen - und sie tun es erstmals mit der noch nie dagewesenen Energie von 13 Tera-Elektronenvolt (TeV). Der LHC werde nun während drei Jahren rund um die Uhr laufen, teilte das Teilchenforschungsinstitut CERN bei Genf mit. Damit können die Experimente nun wieder Daten sammeln, um neuen physikalischen Phänomenen auf die Spur zu kommen - die womöglich noch spannender sind als die Entdeckung des Higgs-Bosons im Jahr 2012. Um 10.40 Uhr am Mittwoch verkündeten die Betreiber des Large Hadron Colliders (LHC) stabile Protonenstrahlen. Dies war das Signal, dass nun wieder experimentelle Daten gesammelt werden können - erstmals bei einer Beschleunigungsenergie von 13 TeV, fast dem Doppelten dessen, was beim letzten Durchlauf aufgewandt wurde. Die Protonenstrahlen bestehen aus Protonenbündeln, die mit annähernder Lichtgeschwindigkeit durch den 27 Kilometer langen LHC-Tunnel rasen. Am Mittwoch war der LHC mit sechs solchen Bündeln gefüllt, die jedes an die 100 Milliarden Protonen enthielten. Diese Rate soll fortlaufend auf 2.808 Bündel erhöht werden, was es dem LHC erlaubt, bis zu einer Milliarde Kollisionen pro Sekunde zu produzieren. Es ist Zeit für neue Physik, schwärmte CERN-Generaldirektor Rolf Heuer in der Mitteilung. Der erste Durchlauf, der zum Nachweis des Higgs-Bosons geführt hat, sei dagegen nur der Beginn der Reise gewesen. Das Higgs-Boson war das letzte noch nicht entdeckte Puzzlestück im Standardmodell der Teilchenphysik, der Theorie, die sämtliche sichtbare Materie des Universums und ihre Wechselwirkungen erklärt. Lasst uns sehen, was uns die nun fließenden Daten über das Funktionieren unseres Universums erzählen werden, sagte Heuer. Mit dem nun gestarteten zweiten Durchlauf wollen die Physiker das Standardmodell weiter erforschen - und vor allem nach Physik suchen, die darüber hinaus geht. Unter anderem hoffen die Forscher das so wichtige Ungleichgewicht zwischen Materie und Antimaterie zu verstehen. Wäre es nicht dazu gekommen, würden wir gar nicht existieren: Denn eigentlich sollten beim Urknall genau gleich viel Materie wie Antimaterie entstanden sein, die einander beim Zusammentreffen auslöschen hätten müssen. Und natürlich ist auch die immer noch nicht enträtselte Dunkle Materie im Fokus, die laut dem Standardmodell der Kosmologie ein Viertel der Masse bzw. Energiedichte des Universums ausmachen soll: Eine Hypothese, für die es bislang nur indirekte Belege gibt. Web;Trend geht zu SIM only Tarifen, seit Mobilfunker Handys verteuerten. Nach T-Mobile nun auch 3. Der Mobilfunker verkauft nun alle Handys ohne SIM-Lock. Damit reagiert man den Trend, das in Österreich verstärkt SIM only Tarife in Kombination mit entsperrten Handys von Kunden genutzt werden. Tatsächlich verkaufen heimische Mobilfunker weniger Smartphones, als in den Jahren zuvor, nachdem sie deren Stützung radikal reduziert haben. In der Presseaussendung betont 3, dass auch teure Geräte wie iPhone6 und Galaxy S6 edge ohne Zwangsbindung verkauft werden. Etat;Umbau "nicht extrem genau geplant" – Baukostenüberschuss als Stolperstein für Wrabetz in Vorwahlzeiten gewertet. Wien – Bei der Überschreitung der Baukosten bei der Sanierung des ORF-Zentrums zieht die Geschäftsführung die Notbremse: Generaldirektor Alexander Wrabetz verordnete einen dreimonatigen Planungsstopp. Die Kostenkontrolle soll verstärkt werden, unter anderem von einer externen Prüffirma. Zuletzt dementierte Wrabetz noch einen Planungsstopp. Um elf Millionen Euro kostet die Sanierung von Objekt 1 mehr als veranschlagt. Statt 42,8 Millionen Euro, zuzüglich eines Puffers von rund zwei Millionen für Valorisierung und acht Millionen als Reserve stehen derzeit 54,3 Millionen Euro zu Buche. 3,3 Millionen Euro sollen durch Sofortmaßnahmen eingespart werden. Drei Monate gönnt sich der ORF nun, um zu prüfen, wie er weiter verfahren will, um die vorgesehenen Gesamtkosten von 303,7 Millionen Euro zu halten. Mögliche Maßnahmen wurden beim Stiftungsrat am Donnerstag besprochen: Der für den trimedialen Newsroom vorgesehene Neubau könnte sich verkleinern, statt Renovierungen könnten Teile nur saniert werden: Der grüne Stiftungsrat Wilfried Embacher bewertet den Umbau mittlerweile als nicht extrem genau geplant. Andere Räte warnen vor Dramatisierung: Ziel ist es, innerhalb des Kostenrahmens zubleiben, sagt VP-Stiftungsrat Thomas Zach. Auf die Fertigstellung 2021 habe der Planungsstopp keine Auswirkungen, versichert Wrabetz. Das Budget 2016 beschloss das Gremium einstimmig. Der Baukostenüberschuss könnte als Stolperstein für Wrabetz in Vorwahlzeiten gewertet werden. Denn in ÖVP-Kreisen wird schon hinterfragt, ob jemand wie Wrabetz nach einem solchen organisatorischen Missmanagement weiter geeignet ist, dem Unternehmen eine neue Struktur zu geben. Auskunft zum Funkhausverkauf fiel für Zentralbetriebsrat Gerhard Moser unbefriedigend aus. Das Landesstudio Wien soll offenbar in der Argentinierstraße bleiben. Moser kündigt aktionistischen Protest an. Strobls Gage als Bauherrenvermittler bezeichnete Wrabetz als marktüblich. Kolportierte 400.000 Euro dementiert Strobl auf Anfrage: Ich habe noch gar keinen Vertrag. Bis 31. Dezember sei er ORF-Angestellter, danach selbstständig. Mit zwei Gegenstimmen segneten die Stiftungsräte das Start-up-Projekt von Finanzdirektor Richard Grasl mit Gerald Reischl als Chef und zwei Halbtagskräften mit 316.000 Euro Personalkosten ab, der STANDARD berichtete. Gerungen wird derweil auch an vermeintlichen Nebenschauplätzen: Mit Mehr Demokratie durch Auswahl, tritt die Liste von Reporter Matthias Schrom bei der Wahl des ZiB-Redakteurssprechers gegen Dieter Bornemann an. Der ORF-Stiftungsrat hat am Donnerstag das ORF-Budget 2016 einstimmig beschlossen. Der Finanzplan des öffentlich-rechtlichen Senders sieht trotz kostenintensiver Programmereignisse wie der Fußball-EM in Frankreich, der Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro sowie des neuen ORF-Frühfernsehens ein ausgeglichenes Ergebnis und eine schwarze Null vor. Die Eckzahlen des Finanzplans: Für 2016 ist ein Gesamtumsatz von 942,3 Millionen Euro geplant. Das Ergebnis im Konzern (EGT) ist mit 1,6 Mio. Euro (Finanzplan 2015 1,3), das Ergebnis in der ORF-Mutter mit 0,2 Mio. angesetzt. Die Einnahmen aus den Rundfunkgebühren sollen um 0,7 Prozent auf 597,6 Mio. steigen, die Werbeerlöse um 0,6 Prozent auf 220,3 Mio. Euro. Einen maßgeblichen Beitrag zur Erreichung der Budgetziele liefert der geplante Verkauf des ORF-Funkhauses. Die Programmbudgets sollen steigen. Für das Fernsehen wurden gegenüber dem Finanzplan 2015 insgesamt um 17 Mio. Euro mehr budgetiert, Ausgaben in Höhe von 404 Mio. Euro sind geplant. Für die ORF-Radios sind 108,4 Mio. Euro vorgesehen, vier Mio. mehr als im Finanzplan 2015. Die Gesamtkosten (Rechte- und Produktionskosten) für die Fußball-EM in Frankreich betragen demnach 16,7 Mio. Euro, für die Olympischen Sommerspiele in Rio sind 11,4 Mio. budgetiert. Das neue Frühfernsehen, das Ende März starten soll, koste 2016 für Pilotierung und ein dreiviertel Jahr operativen Betriebs rund 10 Mio. Euro. Die Personalkosten des ORF steigen laut Finanzplan im nächsten Jahr leicht von 360 auf 368 Mio. Abgesegnet wurde auch die zwischen Geschäftsführung und Betriebsrat für 2016 vereinbarte Erhöhung der Gehälter, Zulagen und Honorare um 1,4 Prozent. Der bisherige Leiter der Kurier-Technologie-Plattform Futurezone, Gerald Reischl, wurde in der Stiftungsratssitzung zum neuen Start-up-Cluster-Chef im ORF bzw. zum Geschäftsführer Kooperationen in der ORF Mediaservice GmbH bestellt. Für Diskussionen sorgten im Vorfeld die Personalkosten der Gesellschaft. Für zwei Geschäftsführer und zwei Halbtagskräfte sind im Finanzplan knapp 320.000 Euro veranschlagt. Das ist nicht die Gage des Gerald Reischl, stellte Grasl dazu klar. Im budgetierten Betrag seien insgesamt mehrere Mitarbeiter und rund 30 Prozent Lohnnebenkosten enthalten, so Grasl. Ein weiteres Thema der dieswöchigen ORF-Gremiensitzungen waren die Talk-Format des ORF. Hier sprachen sich einige Stiftungsräte für einen Ausbau der Diskussionssendungen aus. Stiftungsrat und Caritas-Direktor Franz Küberl plädierte etwa für ein regionales Bürgerforum bei großen Themen in den Bundesländern. Küberl griff damit eine langjährige Forderung von Fernsehdirektorin Kathrin Zechner auf. Auch Zechner hätte gerne mehr Bürgerforen und regionale Bürgerforen. Bisher scheiterten entsprechende Überlegungen aber an Kosten und Budgets. Die Neuwahl der ORF-Geschäftsführung im Sommer 2016 spielte nur am Rande eine Rolle. Der von der SPÖ unterstützte ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz hatte ja bereits vergangene Woche seine Wiederkandidatur angekündigt. ORF-Finanzdirektor Richard Grasl wollte sich unterdessen zu Spekulationen über eine mögliche Gegenkandidatur gegen Wrabetz noch nicht festlegen. Es ist keine Zeit für Wahlkampf, meinte der von der ÖVP forcierte Grasl. Auf die Frage, ob er den Ruf der ÖVP spüre, sagte der Finanzchef des öffentlich-rechtlichen Senders: Ich spüre eine vorweihnachtliche Stimmung. Wirtschaft;Die beiden Konzerne schmieden eine Allianz, um das selbstfahrende Auto zu kreieren und Straßenbahn und Autobus zu ersetzen. Neue Nahrung für die seit Monaten kursierenden Spekulationen: Fiat Chrysler Automobiles (FCA) will mit dem Internet-Konzern Google zusammenarbeiten. Es geht um selbstfahrende Autos, konkret um die Konstruktion eines Minivans. Autonome Minivans könnten in Zukunft attraktiver sein als Straßenbahnen und Busse, wirbt Google. Und FCA könnte in diesem Bereich, mit seiner reichen Erfahrung an Minivans der geeignete Partner des US-Technologieriesen sein. Offensichtlich sucht Google, vom Kongress wegen Umwelt-und Sicherheitsauflagen in die Enge getrieben, eine möglichst vielfältige Allianz an kooperativen Pkw-Firmen. Von Ford über Volvo bis zu FCA. Es ist ebenso offensichtlich, dass FCA nach monatelanger Partnersuche, nun endlich seinen Wunsch erfüllt sieht. Giuseppe Berta, Fiat-Chrysler-Experte und Professor an der Mailänder Bocconi-Universität, kommentiert die Allianz positiv. Für FCA bedeute dies ein klares Signal an Vitalität, für Google ein Signal, dass die Zeit des kleinen Google-Zweisitzers vorbei ist. Die Alternative zum öffentlichen Bus wird zwar noch Jahre an Fortentwicklung und an Sicherheitsinvestitionen benötigen, aber sie nimmt Gestalt an. Der Turiner Autobauer wird und kann sich aber nicht mit der Google Allianz begnügen. Zunächst müssen rund sechs Milliarden Euro an Schulden abgebaut werden, um FCA salonfähig zu machen. Marchionne meinte, dass vor 2018 nicht von einer Auto-Ehe zu sprechen sei, auch wenn er weiterhin die Augen offenhalte und mit allen spreche, die Interesse zeigen. Zur Auswahl stehen nicht mehr viele Partner. Zweifellos wäre Toyota heiratsfähig. Die Japaner haben am meisten in die Zukunft investiert und sind am fortschrittlichsten, sagt Berta zum STANDARD. Aber sie sind noch nie eine Allianz eingegangen und werden sie vermutlich auch in Zukunft nicht eingehen. Die beiden US-Autogiganten GM und Ford haben abgewunken. Die Franzosen zeigen wenig Interesse. Einzig VW scheint nicht abgeneigt. Allerdings müssen die Wolfsburger ihr Dieselgate-Problem lösen. Doch Fiat Chrysler hat Zeit, meint der Professor. Wissenschaft;Die österreichische Astrophysikerin Lisa Kaltenegger legt ihr erstes Buch vor – und geht darin großen Fragen nach. Gibt es noch anderes Leben im Universum als auf der Erde? Was es bedeutet, einer solchen Frage wissenschaftlich nachzugehen, legt die Astrophysikerin Lisa Kaltenegger in ihrem ersten Buch vor. Als Leiterin des Carl-Sagan-Instituts an der Cornell University, das sich der Erforschung von bewohnbaren Planeten und Monden in und außerhalb des Sonnensystems widmet, ist die gebürtige Salzburgerin eine der weltweit führenden Expertinnen auf diesem Gebiet. Gasplaneten, Eisgiganten, Heiße Jupiter, Mini-Neptune und Steppenwolf-Planeten: Es sind allerlei ungewöhnliche Planeten, die Astronomen in anderen Sonnensystemen finden, sogenannte Exoplaneten. Die spannendsten Funde unter den entdeckten Exoplaneten sind für mich Felsplaneten, schreibt Kaltenegger. Auch unsere Erde ist so ein Felsplanet. In anderen Sonnensystemen finden sich jedoch Erden, die um einiges schwerer sind als unsere, die Wissenschafter nennen sie Supererden. Die schwerste bis jetzt entdeckte Supererde ist 18-mal so schwer wie unsere Erde. Seit der Entdeckung des ersten Exoplaneten 1995 haben die Wissenschafter fast 2000 solcher Planeten entdeckt, die um eine andere Sonne kreisen als unsere. Doch bisher blieb die Suche nach außerirdischem Leben erfolglos. Kaltenegger gibt sich jedenfalls optimistisch: Schon die große Anzahl an potenziell bewohnbaren Planeten spreche dafür, dass wir nicht allein im Universum sind: Wenn wir am Sternenhimmel nur fünf der tausend Sterne abzählen, dann wird im Mittel einer davon von einem potenziell lebensfreundlichen Planeten umkreist. Das heißt, es gibt irrsinnig viele potenziell lebensfreundliche Welten. Eine Milliarde allein in unserer Milchstraße! Doch auf wie vielen potenziell lebensfreundlichen Planeten entwickelt sich auch tatsächlich Leben? Diese Frage ist noch komplett offen. Selbst wenn es noch andere Zivilisationen im Universum gibt: Wie wollen sie mit uns Kontakt aufnehmen? Radiosignale anderer Zivilisationen, am besten in Englisch, wären natürlich phänomenal, schreibt Kaltenegger – allerdings äußerst unwahrscheinlich: Wir verwenden Radiosignale erst zirka 100 Jahre. Diese Zeitspanne ist minimal im Vergleich zu den Milliarden Jahren, die es auf der Erde schon Leben gibt. Und möglicherweise werden Radiosignale aufgrund des ständigen Fortschritts gar nicht mehr lang im Einsatz sein. Wir nutzen jetzt schon viel stärker das Internet und andere Informationskanäle. Warum uns von den Milliarden von Welten im Universum noch niemand besuchen gekommen ist, erklärte sich der Physiker Enrico Fermi vor mehr als 50 Jahren mit den enormen Distanzen und folglich langen Reisezeiten. Und genau dieser Umstand macht es auch für uns schwierig, bewohnbare Planeten zu bereisen. Unser am weitesten gereistes Raumschiff ist der Satellit Voyager 1. Er hat als einziges von Menschen gefertigtes Objekt im August 2012 unser Sonnensystem verlassen. Trotzdem braucht er noch Tausende von Jahren allein zum nächsten Stern, schreibt Kaltenegger. Wenn wir Planeten in anderen Sonnensystemen schon nicht besuchen können, lässt sich zumindest mithilfe der größten Teleskope mehr Licht von ihnen einfangen. Und das ermöglicht uns, sie zu erforschen, denn das Licht, das ein Planet reflektiert, enthält viele Informationen. Die Reflexion ist sozusagen ein Fingerabdruck des Planeten. Dieser Licht-Fingerabdruck zeigt auch, ob es auf dem Planeten Leben geben kann. Wie man sich so einen Licht-Fingerabdruck vorstellen kann und wie er funktioniert, wird in einem der zahlreichen Comics im Buch anschaulich gemacht. Viele Menschen interessieren sich für Astronomie, ihnen ist die Materie aber zu mathematisch: Das war für Kaltenegger Motivation, ein populärwissenschaftliches Buch zu schreiben. 2005 schloss sie ihr Astronomiestudium sub auspiciis an der Uni Graz ab. Forschungsaufenthalte führten die 38-Jährige an die Europäische Weltraumagentur ESA, das Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg und an die Harvard University. Was Kaltenegger an der Erforschung von fernen Planeten fasziniert, sind nicht nur außerirdische Leben, sondern auch Rückschlüsse, die sich für die Erde ziehen lassen: Je mehr wir über andere Planeten lernen, desto mehr lernen wir über unsere Erde und wie wir besser auf unseren kleinen, blauen Punkt im All aufpassen können. Kultur;'Das Festival in Linz widmet sich von 10. bis 20.3. nicht nur Bildergeschichten, sondern auch "verwandten" Kunstformen. Auch bei der siebten Auflage des Nextcomic-Festivals (10. bis 20. März) in Linz wird sich nicht alles nur um Bildergeschichten drehen, sondern auch um verwandte Kunstformen wie (Character-)Design, Architektur, Film, Animation, Intermedialität und Musik. Letzteres etwa bei verschiedenen Nightlines: Am Eröffnungstag wird die Schau des Berliner Illustrators und Zeichners Till Hafenbreak in der Stadtwerkstatt von Chill Il elektronisch beschallt. Die Portugiesin Rita Braga, Grenzgängerin zwischen Musik und Comiczeichnung, präsentiert am Freitag in der Kapu ihre Songs. Ebenfalls am Freitag gastiert Tommi Musturi im Stifterhaus. Der finnische Zeichner, Illustrator und Performancekünstler zeigt Originalseiten seines vielfältigen Schaffens – etwa aus Das Handbuch der Hoffnung (Avant-Verlag, 2015): Die Bildgeschichte beweist Musturis Meisterschaft in der Variation von Tempo und Raum. Die mit der Tschernobyl-Katastrophe einsetzende Handlung zeichnet sich vor allem durch das Fehlen von Action aus; fast alles spielt sich im Kopf der Leser und Betrachter ab. Wie Aki Kaurismäki in seinen Filmen braucht Musturi auch nicht viele Worte, um die existenzielle Krise und die wirren Träume seines Protagonisten zu schildern. Heuer geht auch erstmals die Fachmesse Comic Con in Oberösterreich über die Bühne (19. und 20. 3.). In der Steyrermühler Außenstelle des Nextcomic präsentiert der aus Kroatien stammende Künstler Merko Zubak mit Paper Toys eine utopische Stadt aus Papier und Karton sowie eine Videoinstallation. Im Röda stellt Andreas Haslauer verstörende Schockbilder aus, passend dazu lärmt sein Lo-Fi-Noise-Punkduo Se Mustard Terrorists.' Wissenschaft;Forscher untersuchten Verhaltensänderungen der Bakterienart Klebsiella Oxytoca bei Ressourcenmangel. Dübendorf/Zürich – Bakterien können sich nicht nur physisch an veränderte Umweltbedingungen anpassen, sondern sich sogar auf drohende Veränderungen vorbereiten, wie ein Forscherteam unter Leitung der Schweizer Wasserforschungsanstalt Eawag am Montag im Fachjournal Nature Microbiology berichtet. So bringen Bakterienpopulationen besonders viele Individualisten mit eigenen Strategien hervor, wenn Nährstoffe knapp werden. Das hilft den einzelnen Population, Zeiten des Mangels zu überleben und trotzdem zu wachsen, wie eine Studie unter Schweizer Leitung zeigt. Die Forscher um Frank Schreiber, Professor an der Eawag und der ETH Zürich, haben das Verhalten der Bakterienart Klebsiella Oxytoca untersucht Diese Bakterien nehmen Stickstoff am liebsten in Form von Ammonium auf, da sie das relativ wenig Energie kostet. Wird Ammonium jedoch knapp, steigen einige Individuen der Population auf elementaren Stickstoff um, obwohl dies mehr Energie beansprucht. Wenn das Ammonium schließlich ganz fehlt, sind ihre Zellen bereits auf die metabolische Veränderung vorbereitet, wodurch das Überleben der Population gesichert werden kann. Um solche individuellen Unterschiede in ihrer Studie festzustellen, mussten die Forschenden die Nahrungsaufnahme einzelner Bakterienzellen messen. Die Studie zeige, wie wichtig Individualität in einer veränderlichen Umwelt sein kann, so eine gemeinsame Mitteilung der Eawag, der ETH Lausanne (EPFL) und des Max-Planck-Instituts für Marine Mikrobiologie in Bremen, die ebenfalls an dem Forschungsprojekt beteiligt waren. Dies deutet darauf hin, dass biologische Vielfalt nicht nur im Sinn der Artenvielfalt von Tieren und Pflanzen, sondern auch auf dem Niveau einzelner Individuen bedeutsam ist, so Schreiber. Wissenschaft;'Ein großangelegtes Forschungsnetzwerk untersucht die Varietäten und Dialekte des Deutschen in Österreich. Wien – Über Sprache wird viel und von jeher gestritten. Aussprache, Grammatik, Wortwahl, Dialekte; was passend, korrekt oder, etwa wie im Falle von Dialekten, authentisch ist, wird leidenschaftlich diskutiert. Dass es große Unterschiede zwischen den deutschsprachigen Ländern Österreich, Schweiz und Deutschland gibt, ist offenkundig. Ebenso dass auch innerhalb dieser Länder das Deutsche je nach Region und sozialem Kontext stark variiert. Das Deutsche in Österreich ist keine homogene Sprache, sondern ein Bündel von Varietäten, erklärt Alexandra N. Lenz, Professorin am Institut für Germanistik der Uni Wien und Leiterin dreier Teilprojekte des Forschungsnetzwerkes Deutsch in Österreich, das der Wissenschaftsfonds FWF im Rahmen des Programms für Spezialforschungsbereiche (SFB) kürzlich bewilligte. Neun Gruppen von Forscherinnen und Forschern aus den Disziplinen Germanistik, Computerlinguistik, Phonetik und Slawistik der Unis Wien, Graz und Salzburg werden sich eng vernetzt mit Sprachwandel und Sprachvariation in Österreich beschäftigen. Das umfasst das gesamte Sprachverhalten, dazu gehört etwa der Wechsel der Sprechweise, sobald man jemanden aus der alten Heimat wiedertrifft. Sofort sprudelt der Dialekt inklusive regionaler Spezialbegriffe wie selbstverständlich, obwohl man einige davon schon seit Jahren nicht gebraucht hat. Mit einer ähnlichen Selbstverständlichkeit wechseln viele in eine förmliche Sprechweise, sobald sie über ein weniger vertrautes Thema sprechen. Neben diesem individuellen Sprachverhalten soll auch der generelle Sprachwandel von Sprachgemeinschaften untersucht werden, etwa der durch den Einfluss anderer Varietäten oder auch anderer Sprachen, wie des Slawischen auf das Deutsche in Österreich. Wir wissen eigentlich noch viel zu wenig über die zahlreichen Varietäten, sagt Forschungsnetzwerk-Sprecherin Lenz. Es sei erst eine jüngere Entwicklung, dass die verschiedenen umgangssprachlichen Varietäten oberhalb der Dialekte sowie die Unterschiede in der Standardsprache überhaupt als solche wahrgenommen werden und diese Vielfalt empirisch erforscht wird. Nicht selten haben sich Sprachexperten am runden Tisch zusammengesetzt und eine Norm festgelegt, ohne dem wirklichen Sprachgebrauch ausreichend Rechnung zu tragen, meint Lenz. Erst in den letzten zehn bis fünfzehn Jahren ist es in der Germanistik zunehmend Praxis, dass auch Nachschlagewerke zur Standardsprache streng empirisch auf Basis großer Korpora des Sprachgebrauchs erstellt werden. Dem Duden etwa attestiert Lenz eine starke Orientierung auf Nord- und Mitteldeutsch in Deutschland: Bestimmte Besonderheiten, die Süddeutschland, Österreich oder die Schweiz betreffen, werden häufig als dialektal angeführt – das ist aber eine Wertigkeit, die mitunter nicht korrekt ist. Mit der Bewertung von Sprache bis hin zur Diskriminierung beschäftigt sich Stephan Elspaß, Professor für Germanistische Linguistik an der Uni Salzburg und Leiter zweier Teilprojekte des SFB. Elspaß wird subjektive Eindrücke von Akzenten, Varietäten und Sprachen sowie darauf beruhende Einschätzungen an Schulen untersuchen. Stigmatisierung aufgrund bestimmter Dialekte und Varietäten war schon immer ein Problem, meint Elspaß. Ab den 1970er-Jahren wurde zunehmend das Vorurteil verbreitet, Dialekt hindere Menschen am sozialen Aufstieg. Am Beispiel der Schweiz lässt sich sehen, dass dies nicht so sein muss. Inzwischen hat die Forschung gezeigt, dass das Aufwachsen mit mehreren Varietäten sogar nützt, etwa beim späteren Fremdsprachenerwerb. Trotzdem kann von einer generellen Anerkennung der verschiedensten Sprechweisen keine Rede sein. Als Beispiel nennt Elspaß gängige Aussagen über Dialekte oder Akzente, die manchen hässlich erscheinen oder in den Ohren wehtun würden, womit die Stigmatisierung bereits anfange. Wir versuchen Identität über Sprache herzustellen und uns bestimmten Gruppen zuzuordnen. Dazu gehöre auch die Abgrenzung durch Sprache. Diskriminierende Konsequenzen habe das dann, wenn ein Schüler etwa für eine regionale Ausdrucksweise schlechtere Noten bekomme. Daher plädiert Elspaß für eine möglichst objektive sowie für die breite Öffentlichkeit zugängliche Darstellung der sprachlichen Vielfalt. So sollen die in allen Teilprojekten erhobenen Sprachaufnahmen und Einstellungsdaten sowie die Auswertungen der Untersuchungen auf einer Onlineplattform nicht nur für die wissenschaftliche Community vernetzt und aufbereitet werden, sondern auch für Lehrpersonal und interessierte Laien. Geplant ist zudem ein sprechender Sprachatlas, mit dem Proben der unterschiedlichen Dialekte und Varietäten nachgehört werden können. Ein sicherer Beleg dafür, dass es die eine wahre und dauerhafte sprachliche Norm nicht gibt, ist nicht nur die Variation, sondern auch der stetige Wandel von Sprache. So breiten sich etwa für Wien charakteristische Monophthonge wie in haaß (heiß) oder wäät (weit) immer stärker auch in andere Teile Österreichs aus, wie Silvia Moosmüller und Hannes Scheutz zeigen konnten. Obwohl sich also laufend etwas tut, einen Sprachverfall können Lenz und Elspaß nicht ausmachen. Es gibt über 2.000 Jahre alte Zeugnisse, in denen auch schon ein Verfall der Sprache beklagt wird, erzählt Elspaß. Auch für ein vermeintliches Absinken des Sprachniveaus durch die sozialen Medien, wie es aktuell häufig diskutiert wird, sehen sie keinen Beweis. Untersuchungen haben gezeigt, dass Jugendliche problemlos in formelle Kontexte switchen können – auch wenn sie sich eben noch per Emojis ausdrückten. In den sozialen Medien werden von Jugendlichen auch Dialekte verschriftlicht, sagt Lenz, die diese neuen Kommunikationskanäle als Ressource zur Erweiterung des Sprachgebrauchs sieht. Das österreichische Deutsch müsse immer mehr dem bundesdeutschen Hochdeutsch Platz machen, lautet eine weitere Sorge. Doch auch hier geben die beiden Forscher Entwarnung: Eine Untersuchung auf Basis des Austrian Media Corpus der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) hat ergeben, dass in der österreichischen Pressesprache noch immer vorwiegend von Topfen statt von Quark oder von Erdäpfeln statt von Kartoffeln die Rede ist. Jene 23 geschützten Austriazismen, die im EU-Beitrittsprotokoll festgehalten wurden, werden nach wie vor verwendet: In den letzten 20 Jahren verringerten sie sich um nur vier Prozent. Die Powidln oder Fisolen existieren also weiter.' Inland;Kann man zu viel helfen? Ja, meinen 43 Prozent der Österreicher. Nur elf Prozent erklären, dass eigentlich mehr für die Flüchtlinge getan werden müsste. Linz – 85 Prozent der Österreicher meinen, dass Österreich stolz auf das sein kann, was unser Land für Flüchtlinge getan hat – mehr als jeder Zweite davon bekundet sogar sehr großen Stolz. Besonders ältere Befragte stimmen dieser Aussage zu – eher zurückhaltend sind Grün-Wähler, die sich noch mehr Engagement wünschen würden, erläutert David Pfarrhofer vom Linzer Market-Institut, das die Umfrage für den Standard durchgeführt hat. Er verweist darauf, dass viele Befragte sozial erwünschte Antworten geben – etwa Mitleid mit Bootsflüchtlingen bekunden. Andererseits gebe es aber eine gar nicht so kleine Minderheit von 43 Prozent, die meint, dass Österreich schon zu viel des Guten für die Flüchtlinge tue. Die Bundesregierung kann es nicht – und die EU kann es erst recht nicht. Das ist die klare Antwort, die 82 beziehungsweise sogar 89 Prozent der Wahlberechtigten in einer aktuellen Umfrage des LinzerMarket-Instituts auf die Frage geben, ob die jeweilige Institution die Probleme mit den Flüchtlingen im Griff hätte. Und: 47 Prozent sind voll und ganz der Meinung, dass die EU Österreich in der derzeitigen Situation allein lasse. Besonders ältere und weniger gebildete Personen üben starke Kritik an der EU-Flüchtlingspolitik. Gleichzeitig zeigt sich, dass die gestiegene Zahl der Flüchtlinge die Prioritätensetzung stark verändert hat: Der Wunsch, dass Flüchtlinge gerecht in der ganzen EU verteilt werden sollten, rangiert jetzt als Topaufgabe für die Bundesregierung, gefolgt von dem Schutz vor Terror – noch im Juni lagen beide Themen hinter den Sorgen um Arbeitsplätze, dem Wunsch nach Steuerentlastung und der Forderung nach Ausbildung für alle Menschen unter 18 Jahren, erinnert sich Market-Studienleiter David Pfarrhofer. Die in der Vorwoche durchgeführte Umfrage belegt auch: Die Österreicher sind zwar stolz auf die geleistete Hilfe – aber 43 Prozent sagen gleichzeitig, dass Österreich schon zu viel des Guten getan hätte. Die entsprechende Frage lautete: Es haben sich ja verschiedene Staaten und Institutionen um Hilfe für die Flüchtlinge gekümmert. Wer hat da zu wenig gemacht, wer hat gerade richtig agiert, und wer tut vielleicht zu viel des Guten? 41 Prozent sagten, Österreich agiere gerade richtig, elf Prozent sagten, es habe zu wenig getan. Für Deutschland lauten die Vergleichszahlen: 49 Prozent zu viel, 35 Prozent gerade richtig und ebenfalls elf Prozent zu wenig. Und für das eigene Heimatbundesland sagen 28 Prozent, dass es zu viel für die Flüchtlinge tue. Der Caritas unterstellen bei dieser Frage 27 Prozent zu viel Engagement, den ÖBB 25 Prozent und dem Roten Kreuz 21 Prozent. Der Standard ließ weiter fragen: Und wie ist das mit den politischen Parteien Österreich? Ich lese Ihnen nun die Parteien vor und bitte Sie, mir zu sagen, ob die jeweilige Partei derzeit im Großen und Ganzen das Richtige tut oder ob sie eher das Falsche tut. Von der Kanzlerpartei SPÖ sagen 41 Prozent, dass sie das Richtige tue, ebenfalls 41 Prozent sagen, dass die SPÖ das Falsche mache. Für die ÖVP, die die zuständige Innenministerin stellt, sind die Werte ähnlich: 41 Prozent sagen, sie tue das Richtige, 38 Prozent meinen, was die ÖVP tue, sei falsch. Bei allen anderen Parteien überwiegt die Einschätzung, dass diese Partei das Falsche tue. Das gilt für die FPÖ mit 52 Prozent beinahe im gleichen Ausmaß wie für die Grünen (47 Prozent) – obwohl diese beiden Parteien bekanntlich gegensätzliche Ansichten vertreten. Pfarrhofer: Bei beiden Parteien sagen auch jeweils 31 Prozent, dass sie das Richtige täten – die Positionen der Grünen halten eben eher die höher Gebildeten für richtig, die der FPÖ eher die Bildungsfernen. Wissenschaft;Schimpansen können doch keine Sprache lernen Göttingen – Die Studie im Fachblatt Current Biology hatte im Februar für einiges Aufsehen gesorgt: Forscher behaupteten nach drei Jahre dauernden Beobachtungen, dass eine neue Schimpansengruppe, die in den Zoo von Edinburgh übersiedelte, sich bei ihren Lautäußerungen an die dort seit vielen Jahren ansässige Gruppe anpasste. Dieser erste Beweis für das nichtmenschliche Erlernen einer Sprache entpuppte sich nun nach genauer Prüfung aber als unhaltbar, schreibt ein Forscherteam ebenfalls in Current Biology. (red) AbstractCurrent Biology: Is there any evidence for vocal learning in chimpanzee food calls? Princeton – Dass die Lebenserwartung der US-Amerikaner trotz des Wohlstands relativ wenige Fortschritte macht, ist seit längerem bekannt. Eine neue Untersuchung im Fachblatt PNAS nennt nun einen Grund dafür: Immer mehr weiße, wenig gebildete US-Bürger sterben schon um die 50. Ursachen sind Drogen- und Alkoholvergiftungen, Suizid sowie Lebererkrankungen, schrieben Gesundheitsökonomen der Uni Princeton. Immer mehr Afroamerikaner und Latinos in den USA überleben hingegen dieses Alter. (red) AbstractPNAS: Rising morbidity and mortality in midlife among white non-Hispanic Americans in the 21st century. (3.11.2015) International;Für die Republikaner steigt nun Jeb Bush in den Ring, Ex-Gouverneur von Florida und Bruder von Ex-Präsident George W.. Jeb!, steht auf den Postern im Saal, rubinrot auf weißem Grund. Wüsste man nicht, wer da am Pult mit der Aufschrift Jeb2016.com redet, ein Ex-Gouverneur Floridas namens John Ellis Bush, kurz Jeb genannt, man könnte denken, es handle sich um einen dieser Fußballer aus Brasilien, die sich ab einem gewissen Bekanntheitsgrad nennen wie Künstler. Dabei steht der Name Bush nicht nur für eine Familie, sondern für eine politische Dynastie, die zwei Präsidenten hervorbrachte, darunter einen der umstrittensten der jüngeren amerikanischen Geschichte. Wir werden Washington, dieser statischen Hauptstadt unseres dynamischen Landes, das Geschäft nehmen, anderen Probleme zu machen, sagt der Kandidat. Es ist ein Standardsatz, wie ihn fast jeder Republikaner vorträgt. Dass sich Jeb Bush das Miami Dade College aussucht, um seine Kandidatur fürs Weiße Haus zu verkünden, soll Symbolwirkung haben. Mit 170.000 Studenten ist Miami Dade nicht nur die größte Universität der USA, es ist auch die Hochschule mit dem höchsten Anteil an ethnischen Minderheiten, die im Übrigen in absehbarer Zeit die Mehrheit bilden werden. Neun von zehn Studenten sind Hispanics oder Afroamerikaner, was nicht nur am Anspruch Miamis liegt, die Exilmetropole Kubas und Drehscheibe der Karibik zu sein, sondern auch an vergleichsweise niedrigen Studiengebühren. Bush also illustriert allein schon mit der Optik, was er anders zu machen gedenkt als Mitt Romney, der 2012 gescheiterte Spitzenmann der Republikaner. Die Konservativen, weiß er, können kein Präsidentenvotum gewinnen, wenn sie sich in erster Linie als Partei weißer Amerikaner verstehen, de facto weißer, älterer Männer, wie sie den Kern der Tea-Party-Bewegung bilden. Bleiben sie auf Distanz zu den Hispanics, der am schnellsten wachsenden Wählergruppe, wird es wohl nichts mit der Rückkehr ins Oval Office. Ergo gibt Bush, zunächst einmal, den Anti-Romney. Der Geschäftsmann aus Boston stieß die Latinos mit kalten Sprüchen gegen illegale Einwanderer derart vor den Kopf, dass sie sich, obwohl von den Familienwerten her oft eher konservativ, zu 71 Prozent für Barack Obama entschieden. Bush will sie zum Seitenwechsel bewegen, auch deshalb erzählt er bei jeder Gelegenheit von der Rebellion gegen den eigenen Clan. Er war noch ein Teenager, als er 1970 auf einer Studienreise nach Mexiko die 16-jährige Columba Gallo kennenlernte, die Tochter eines Kellners. Er heiratete sie, studierte Lateinamerikanistik in Texas, nicht Jura in Harvard oder Yale, wie es der Plan der Eltern vorgesehen hatte. Nachdem Columba drei Kinder zur Welt gebracht hatte, soll sein Vater schon mal herablassend von den kleinen Braunen gesprochen haben. So gut sich die Biografie eignet, um bei den Hispanics Sympathiepunkte zu sammeln: Erst einmal muss Bush den republikanischen Vorwahlmarathon überstehen. In einem Feld, das bis zum Sommer noch auf 15 Bewerber anwachsen könnte. In einer nach rechts gerückten Partei, deren Basis Politikern des Establishments, Leuten wie ihm, gern mit Tea-Party-Verve zeigt, was eine Harke ist. Seit Bush zum letzten Mal zu einer Wahl antrat, 2002, um als Gouverneur Floridas im Amt bestätigt zu werden, sind Amerikas ideologische Gräben noch breiter geworden. Zumindest in der Vorrunde erwartet das Stammpublikum der Grand Old Party stramm konservative Hymnen, keine pragmatischen Töne, auch nicht zur Einwanderungspolitik. Und George W. Bush will es so schnell wie möglich vergessen, schon deshalb, weil er den Krieg im Irak mit der Kreditkarte bezahlte, weil er die Staatsausgaben ausufern ließ und Billionenschulden anhäufte – und damit gegen die reine Lehre vom schlanken Staatswesen verstieß. Nur: Ohne das engmaschige Netzwerk seiner Familie könnte Jeb nie die Spenden sammeln, die er für die wahrscheinlich teuerste Kampagne aller Zeiten braucht. Selbst wenn er wollte, einen Bruch könnte er gar nicht riskieren. Es ist ein Grund, warum er einen fast qualvollen verbalen Slalomlauf hinlegte, bevor er schließlich – nicht wirklich überzeugend – erklärte, er wäre nicht im Irak einmarschiert. Auf Reisen in Europa warb er damit, eher für die umsichtige, Koalitionen bevorzugende Art seines Vaters zu stehen, nicht für die burschikose, Alleingängen zuneigende seines Bruders. In Amerika interessiert so etwas derzeit nur am Rande. Wichtiger ist die Frage, ob sich die Republik mit einem Bush III im Oval Office nicht allzu weit von ihrem anti-dynastischen Gründungscredo entfernt. Inland;Sozialministerium hat effiziente Neuausrichtung der Prüfbehörde verabsäumt. Wien – Der Rechnungshof kritisiert das Sozialministerium für die Einrichtung einer Prüfbehörde zur Kontrolle der Auszahlung von EU-Sozialgeldern. In einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht werfen die Prüfer dem Sozialministerium vor, eine effiziente Neuausrichtung der Prüfbehörde verabsäumt zu haben. Das Sozialressort habe im Jahr 2011 mit hohem Aufwand die Prüfbehörde des Programms Beschäftigung Österreich 2007-2013 reorganisiert. Das Volumen betrug von 2007 bis 2013 rund eine Milliarde Euro, davon 470 Millionen aus dem Europäischen Sozialfonds ESF). Grund dafür war, dass die Europäische Kommission im Herbst 2010 schwere Mängel in der Verwaltung und Kontrolle des Programms festgestellt hatte – etwa Prüfungsrückstände sowie eine ungenügende Überwachung von delegierten Prüfaufgaben – und in der Folge die ESF-Zahlungen für ein Jahr stoppte. Um einen Programmstillstand und ESF-Mittelverfall zu vermeiden, leisteten programmumsetzende Stellen des Bundes und der Länder Zwischenfinanzierungen von rund 70 Millionen Eurp aus nationalen Budgets. Die Auszahlungen für Zwecke der Prüfbehörde beliefen sich im Zeitraum 2009 bis 2014 auf insgesamt rund 5,8 Millionen Euro, davon etwa drei Millionen für Entgelte externer Dienstleister. Die Organisation der Prüfbehörde beruhte ab 2013 de facto zur Gänze auf extern zugekauften operativen Prüfungsleistungen, deren Qualität – wegen der Letztverantwortung und Haftung des Sozialministeriums für die ESF-Mittel – durch verwaltungseigenes Personal überwacht wurde. Der Wettbewerb der Anbieter habe keine Kostenvorteile für das Ministerium bewirkt, weil die Tagsätze externer Dienstleister um bis zu 200 Prozent über jenen vergleichbar qualifizierter Verwaltungsbediensteter gelegen seien, stellt der RH fest. Darüber hinaus hätten für das Ressort neben hoher Abhängigkeit von externem Know-how- und Kapazitätsaufbau auch Kostenrisiken sowie die Gefahr eines Verlusts an Steuerungskompetenz bestanden. Das Sozialministerium verabsäumte es, die Struktur der ESF-Umsetzung in Österreich – mit 21 zwischengeschalteten Stellen und 19 nachgeordneten bzw. regionalen Einrichtungen sowie externen Dienstleistern – im Hinblick auf Kosten und Fehlerrisiken strategisch neu auszurichten, kritisiert der RH. Für die Programmperiode 2014-2020 habe das Ressort punktuell zweckmäßige Verbesserungen, zum Beispiel die Anwendung von Pauschalen sowie eine Standardisierung der Verfahren und des Formularwesens geplant. Die beabsichtigte Einführung von Pauschalen scheiterte vorerst an der nicht zeitgerechten Vorbereitung und fehlenden BMAKS-internen Abstimmung. Weitere Maßnahmen zur Vereinfachung der ESF-Umsetzung gerieten u.a. mangels geeigneter Projektorganisation in Verzug, stellten die Prüfer fest. Das Sozialministerium hat zur RH-Kritik an der Einrichtung einer Prüfbehörde zur Kontrolle der Auszahlung von EU-Sozialgeldern festgehalten, dass die Kritikpunkte die Vergangenheit betreffen und mehrheitlich bereits ausgeräumt seien. Die Anregungen des Rechnungshofes seien in die Reformanstrengungen eingeflossen. Die Umsetzung der neuen Periode unterliege bereits überarbeiteten Kriterien, betonte das Sozialministerium in einer Aussendung. Die ursprünglich komplexe Umsetzung sei durch eine Reduktion der Anzahl an Partnern und dem Verschlanken der Prozesse erreicht worden. Die Reorganisation der Prüfbehörde sei erfolgreich gewesen, es seien keine Gelder verloren gegangen. Auch die Stellungnahme der Europäischen Kommission zum letzten Kontrollbericht habe das bestätigt, betonte das Sozialministerium. Die ESF-Mittel der letzten Periode in der Höhe von rund 525 Millionen Euro seien zur Gänze ausgeschöpft und für wichtige Maßnahmen im Bereich Beschäftigung und Bildung eingesetzt worden. In der neuen Periode werden die Schwerpunkte in den Bereichen Bildung, Armutsbekämpfung, Ältere und Gleichstellung gesetzt, heißt es aus dem Sozialministerium. Wissenschaft;Uni Wien, Medizin-Uni Wien und Akademie der Wissenschaften erarbeiten Strategie. Wien – Die Universität Wien, die Medizinische Universität Wien und die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) wollen ihre biowissenschaftliche Forschung abstimmen. In den nächsten Monaten soll eine gemeinsame Life Science-Strategie entwickelt werden, deren Ziel die Stärkung des Standorts und bessere internationale Sichtbarkeit ist, wie die drei Einrichtungen am Dienstag mitteilten. Die drei Institutionen arbeiten schon seit längerem zusammen: Die Uni Wien und die Med-Uni Wien betreiben seit zehn Jahren gemeinsam die Max F. Perutz Laboratories am Vienna Biocenter. Dort sind auch das Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA) und das Gregor-Mendel-Institut für Molekulare Pflanzenbiologie der ÖAW untergebracht. Weiters kooperieren seit 2005 am Standort AKH die Med-Uni und das Forschungszentrum für Molekulare Medizin (CeMM) der ÖAW. Mit der gemeinsamen Strategie sollen diese und künftige Kooperationen inhaltlich noch besser koordiniert und konzeptionell vertieft werden. Wo notwendig, sollten dabei auch strukturelle Konsequenzen bedacht werden, heißt es. So wird schon seit geraumer Zeit hinter den Kulissen über die Eingliederung des CeMM in die Medizin-Uni Wien gesprochen. Die beteiligten Institutionen erwarten sich von der Strategie, dass es möglich sein wird, neue und nachhaltige Impulse im wissenschaftspolitischen Prozess zu setzen. In weiterer Folge sollen sich auch andere im Bereich Life Sciences tätige Institutionen im Wiener Raum in den Strategieentwicklungsprozess einbringen. Web;Digitale Medien für mobile Nutzer als Entwicklungsziel. Das deutsche Medienhaus Axel Springer und der südkoreanische Elektronikriese Samsung haben eine strategische Partnerschaft vereinbart. Ziel sei es, neue digitale Medienformate für Nutzer in Europa zu entwickeln, teilten beide Unternehmen am Dienstag mit. Samsung-Chef JK Shin und Springer-Chef Mathias Döpfner hätten eine Erklärung dazu unterzeichnet. Man werde exklusiv für Samsung-Kunden digitale Medienangebote entwickeln, die vor allem auf die Informationsbedürfnisse der Leser in einer Welt mobiler Medienangebote eingehen, hieß es. Als erstes Ergebnis der neuen Partnerschaft präsentierten der Bild-Herausgeber und die Südkoreaner die Beta-Version von Upday, einer Plattform für Nachrichteninhalte, die im kommenden Jahr vollumfänglich starten soll. Dies soll Samsung-Kunden Zugriff auf verschiedene Nachrichteninhalte ermöglichen. Wissenschaft;Bis heute prägen Karl Mays Romane das Bild der amerikanischen Ureinwohner. Mit der Realität hat das wenig zu tun. Wien – Der deutsche Held heißt nicht Siegfried, sondern Winnetou. Seit er in Karl Mays Romanen gegen Ende des 19. Jahrhunderts auf der Bildfläche erschien, haben Generationen zu dem Apachen mit der Silberbüchse aufgesehen. Das hat auch im deutschsprachigen Raum das Bild der amerikanischen Ureinwohner nachhaltig geprägt. Edel, hilfreich, tapfer und gut – auf dem Pferd unterwegs durch die Prärie: So stellen sich immer noch viele die indigene Bevölkerung Amerikas vor. Das ist jedoch ein Trugbild, sagt Nicole Perry vom Institut für Germanistik der Universität Wien: Dieses Klischee hat wenig gemeinsam mit jenem Leben, das die Nachfahren der amerikanischen Ureinwohner heute führen. Als Lise-Meitner-Stipendiatin des Wissenschaftsfonds FWF, untersucht Perry, wie diese kollektive Vorstellung konstituiert wird und wie indigene Künstler sich mit diesem Klischee auseinandersetzen. Die Philologin analysiert verschiedene performative Zugänge von Musikern, Performancekünstlern und Filmemachern, die in ihrer Dekonstruktion eines idealisierten Indianerbildes Widersprüche dieser Sichtweise offenlegen und Stereotypen thematisieren. Die Künstler wollen so aufzeigen, dass die verklärte Bewunderung der amerikanischen Ureinwohner ebenso eine Form der Diskriminierung ist. Perry: Ein positives Vorurteil bleibt ein Vorurteil. Mit der Dekonstruktion solcher Vorstellungen versuchen indigene Kunstschaffende, ihre Kultur zurückzuerobern. So montierte etwa der Filmemacher Bear Witness Ausschnitte aus Karl-May-Filmen und Videospielszenen, um deutlich zu machen, wie klischeehaft die Darstellung der Indianer im deutschen Nachkriegskino war. An dem den Deutschen so lieben Karl May kommt man nämlich bei diesem Thema nicht vorbei. Perry hat sich bereits in ihrer Dissertation mit dem deutschen Abenteuerromanautor auseinandergesetzt, den sie als die wesentliche und prägende Kraft für das deutsche Indianerbild ansieht: Die Vorstellung der amerikanischen Ureinwohner stützt sich in Deutschland zu einem guten Teil auf das neoromantische Bild, das Karl May mit Winnetou als Identifikationsfigur vermittelt. Dass Karl May von Anfang an so erfolgreich war und zu einem der Lieblingsautoren der Deutschen wurde, lag laut Perry vor allem daran, dass er einen Nerv traf: Sein fiktives Amerika befriedigte zur Zeit der Industrialisierung die Sehnsucht der Bevölkerung nach einem Ort, an dem man sich neu erfinden kann wie Old Shatterhand, der wie zahlreiche von Mays Romanfiguren ein deutscher Einwanderer ist. Eigentlich ist das auch die wahre Nationalität Winnetous. Wie diesen Indianer stellte man sich im wilhelminischen Kaiserreich den idealen deutschen Mann vor: aufopferungsvoll, loyal und tapfer. So wurde Winnetou zum Idol einer Nation – auch in ihrer dunkelsten Stunde: Adolf Hitler, ein begeisterter Karl-May-Leser, bezeichnete den Häuptling der Apachen laut Albert Speer als das Musterbeispiel eines Kompanieführers. Perry gibt zu bedenken: Der Pazifist Karl May hätte sich angesichts dieser Instrumentalisierung im Grab gedreht. 500.000 Bände Karl May wurden insgesamt an das deutsche Heer ausgegeben: Winnetou, der sich nie ergibt und für sein Vaterland stirbt, sollte den Soldaten auf dem Weg in den Untergang als fatales Vorbild dienen. Der Liebesbeziehung zwischen May und den Deutschen tat das aber keinen Abbruch – im Gegenteil: Durch die Buchadaptionen, die zu Beginn der 1960er-Jahre in die Kinos kamen, wurde die Rezeption Karl Mays noch einmal intensiviert und von einer neuen Generation vollzogen. Aus der Tristesse der Nachkriegsrealität flüchtete man nun in die jugoslawischen Berglandschaften, durch die die Leinwandhelden ritten – eine kulturhistorische Konstante, meint die Wissenschafterin: Für die Deutschen verkörpert der Mythos Winnetou eine Alternative zur europäischen Realität. Sowohl im 19. Jahrhundert als auch nach dem Zweiten Weltkrieg dienten Winnetou und die indigenen Charaktere der Romane und Filme als Repräsentanten eines Kampfs gegen die Moderne und der Sehnsucht nach einer Rückkehr in eine ursprüngliche Idylle. So wurde die deutsche Vorstellung vom Indianer auch filmisch maßgeblich geprägt und bekam dazu mit Pierre Brice ein Gesicht, das im kollektiven Gedächtnis vom amerikanischen Ureinwohner nun nicht mehr zu trennen war. Perry: Durch das Medium des Films wurde das romantische Bild der Ureinwohner als Repräsentanten einer vergangenen Zeit über Generationen hinweg stabilisiert. Die Sauerkraut-Western zogen das Publikum auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs in ihren Bann: In der DDR entstand ebenso eine Reihe von Karl-May-Filmen, mit denen auch Propaganda gegen den Klassenfeind gemacht wurde: Mit klaren antiamerikanischen und antikapitalistischen Tendenzen wurde die Besiedlung als kriminelle Landnahme dargestellt, weshalb die Indianer hier noch ein bisschen edler dargestellt sind als in den westdeutschen Varianten. Aber auch heute noch sind Karl Mays Figuren weiterhin ein äußerst wertgeschätzter Teil des deutschen kulturellen Gedächtnisses, wie die Forscherin selbst zu spüren bekam: Eine Vorführung der von ihr untersuchten Dekonstruktionen auf der Berlinale löste kontroverse Diskussionen aus: Kindheitserinnerungen und Sehnsüchte lässt man sich nur ungern nehmen. Winnetou ist in Deutschland heilig. Ob für die nächsten deutschen Generationen Karl May auch so einen prägenden Eindruck hinterlassen wird, bezweifelt Perry. Im Zuge der Globalisierung habe sich auch der Medienkonsum immer mehr vereinheitlicht: In den meisten Kinderzimmern hat Winnetou schon längst das Zepter an Harry Potter abgegeben. Panorama;Sogar eine noch niedrigere Obergrenze als die derzeit geltende von 80 pro Tag hätte auf die tatsächlichen Zahlen keinen Einfluss – Mikl-Leitner: EU-Brief "an falsche Adresse geschickt". Wien/Spielfeld – Seit Freitag, acht Uhr morgens, ist sie wirksam: Die von Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) dekretierte tägliche Obergrenze von, wie es auf der Homepage des Innenministeriums heißt, maximal 80 Asylanträgen an der österreichischen Südgrenze. Die Ministerin gedenkt sie künftig sogar noch zu unterbieten, wie sie Freitagvormittag ankündigte. Zusammen mit der Vorgabe, täglich nur 3200 Flüchtlinge durch Österreich nach Deutschland durchzulassen, und dem Bundesregierungsplan, heuer in Österreich insgesamt nur 37.500 Asylanträge anzunehmen, sorgt die 80er-Obergrenze in der EU sowie in Deutschland für Verärgerung. Denn sie wird vielfach in dem Sinne interpretiert, dass von nun an täglich bundesweit insgesamt nur mehr 80 Asylanträge akzeptiert würden. Das aber stimmt nicht. Vielmehr, so ein Innenministeriumssprecher, werden in Österreich derzeit durchschnittlich 200 Asylersuchen pro Tag gestellt: in den dafür zuständigen Polizeiinspektionen im ganzen Land sowie an den Grenzen, wenn dort ein Flüchtling vor einem österreichischen Beamten einen Schutzantrag stellt. Die 80er-Höchstzahl gilt allein an der Südgrenze, worunter laut dem Ministeriumssprecher zurzeit nur der Grenzübergang Spielfeld zu verstehen ist, solange es am Brenner sowie in Kärnten kein vergleichbares Grenzmanagement gebe. Die Zahl 80 – so der Sprecher weiters – beziehe sich lediglich auf jene Flüchtlinge, die in Slowenien registriert wurden und angegeben haben, in Österreich einen Asylantrag stellen zu wollen, und die von den slowenischen Behörden via Kontingent nach Österreich geschickt werden. Der jeweils 81. Flüchtling verbleibe bis zum nächsten Tag in einer slowenischen Transitunterkunft. Im Grunde handle es sich bei der Tages-Obergrenze also um das gleiche System, wie es seit Wochen an der österreichisch-deutschen Grenze praktiziert werde: um eine Kontingentvereinbarung, die mit der angepeilten Jahresvorgabe von nur 37.500 Asylanträgen im heurigen Jahr nichts zu tun habe. Diese geht mit der Ankündigung einher, den Asylantrag des 37.501. Flüchtlings nicht mehr entgegenzunehmen. Die Jahres-Obergrenze wird derzeit von den Verfassungsjuristen Walter Obwexer und Bernd-Christian Funk in Hinblick auf ihre rechtliche Umsetzbarkeit begutachtet. Der Brief von EU-Migrationskommissar Dimitris Avramopoulos, in dem dieser erklärt, dass Österreich mit seinen Beschränkungen für einreisende Flüchtlinge gegen diverse Rechtsgrundlagen verstoße, ist für die Adressatin, Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP), an die falsche Adresse geschickt worden. Das erklärte die Ministerin am Samstag in einer Stellungnahme für die APA. Es sollte allgemein bekannt sein, dass Österreich nicht an der EU-Außengrenze liegt und daher sicher nicht das erste sichere Land ist, dass diese Menschen betreten, sagte die Ministerin. Daraus folge: Wenn sich alle an den Inhalt des Briefes halten würden, hätte Österreich keine Probleme. Der Brief ist offenbar an die falsche Adresse geschickt worden. Am Grenzübergang Spielfeld selbst herrschte am Freitag indes null Andrang. Bis Mittag wurde kein einziger Flüchtling gesichtet. Nach Rücksprache mit den slowenischen Stellen sei für den gesamten Tag kein Zuzug von Flüchtlingen zu erwarten, sagte der steirische Polizeisprecher Fritz Grundnig. Auch die Betreuungsstellen in Slowenien sind leer. Dafür verantwortlich seien wohl weniger die Höchstgrenzen als das bis vor wenigen Tagen in der Ägäis herrschende Schlechtwetter, vermutete Grundnig. Sollte sich die Situation ändern, sind wir aber darauf vorbereitet. Die slowenischen Stellen seien informiert, dass nur noch ein gewisses Kontingent nach Österreich eingelassen werde. Wenn das Limit erreicht ist, wird das Grenztor geschlossen, sagte Grundnig zum STANDARD. Ob in Slowenien ausreichend vorgesorgt worden sei, damit die Flüchtlinge, die auf einen Übertritt nach Österreich warten müssen, auch versorgt werden, sei ihm nicht bekannt. Laut Anny Knapp vom NGO-Zusammenschluss Asylkoordination gibt es in Slowenien rund 10.000 Transitplätze. Von 396 Menschen, die im Lauf des Vormittags und am frühen Nachmittag aus Slowenien kamen, suchten nur ein Dutzend um Asyl in Österreich an. 384 Migranten wollten weiter und wurden mit Bussen Richtung Deutschland gebracht. Am Samstag würden keine weiteren Ankünfte erweitert, so Polizeisprecher Wolfgang Braunsar. Am Sonntag rechne man wieder mit rund 400 Personen, die schon am Samstagabend im slowenischen Camp in Szentilj eintreffen könnten. 14 Menschen an Bord von Zügen aus Österreich sind indessen von der italienischen Polizei am Bahnhof von Tarvis aufgehalten worden. Sie wurden wegen illegaler Einreise und Aufenthalts in Italien angezeigt, wie lokale Medien am Samstag berichteten. Friaul befürchtet angesichts schärferer Grenzkontrollen durch mehrere Staaten wachsende Flüchtlingsströme Richtung Italien. Zuletzt hat Italien die Zahl der Polizisten und der Soldaten an der Grenze in Tarvis aufgestockt. Der Flüchtlingszustrom von der türkischen Küste nach Griechenland hat unterdessen stark zugenommen. Von Dienstag bis Freitag seien mehr als 11.000 Menschen auf den Inseln in der Ostägäis angekommen, teilte das UNO-Flüchtlingshochkommissariat UNHCR mit. Pünktlich zum EU-Sondergipfel öffnen die Menschenschmuggler die Schleusen, kommentierte die Athener Zeitung Kathimerini am Samstag. Allein am Donnerstag und Freitag erreichten nach UNHCR-Angaben jeweils 4.600 und 4.800 Flüchtlinge die griechischen Inseln – mehr als doppelt so viele wie im Durchschnitt, der seit Jahresbeginn bei 1.740 Ankünften täglich lag. Die Gesamtzahl der Flüchtlinge stieg im Februar sprunghaft auf 27.555 Menschen an. Zum Vergleich: Im Februar des Vorjahres kamen lediglich 2.783 Menschen über das Meer. Griechische Medien mutmaßen, dass der plötzliche starke Anstieg von den türkischen Behörden mindestens gebilligt worden sei, um die europäischen Verhandlungspartner unter Druck zu setzen. Pünktlich zum EU-Sondergipfel öffnen die Menschenschmuggler die Schleusen, kommentierte die Athener Zeitung Kathimerini am Samstag. Wissenschaft;Einflussreicher Wissenschafter starb an seinem 85. Geburtstag. München – Der deutsche Historiker Hans Mommsen ist tot. Der Urenkel des Nobelpreisträgers Theodor Mommsen galt als einer der einflussreichsten Zeithistoriker der Bundesrepublik, seine Beiträge zur NS-Forschung veränderten die deutsche Geschichtsschreibung nachhaltig. Seine Grundhaltung war sozial-liberal, seine Schwerpunkte waren die Geschichte der Sozialdemokratie und der Arbeiterbewegung, die Weimarer Republik, der Nationalsozialismus und der deutsche Widerstand. Er verwarf etwa die lange vorherrschende These von der überragenden Rolle Adolf Hitlers als Volksverführer. Stattdessen lenkte er den Blick auf die strukturelle Einbindung und Mitverantwortung der zahlreichen Beteiligten im NS-Staat – Täter, Helfer, Mitwisser und Mitläufer –, die die Shoah erst ermöglichte. Mommsen entstammte einer bedeutenden Historikerdynastie: Sein Urgroßvater war der Althistoriker und erste deutsche Literaturnobelpreisträger (1902) Theodor Mommsen, dessen Römische Geschichte bis heute als Standardwerk gilt. Auch sein Vater Wilhelm Mommsen und sein Zwillingsbruder Wolfgang J. Mommsen waren Historiker. Hans Mommsen war nach Stationen an den Universitäten Tübingen, München und Heidelberg an der Bochumer Ruhruniversität tätig, wo er von 1968 bis zu seiner Emeritierung 1996 als Professor für Neuere Geschichte lehrte. Zudem war er Gastprofessor und Fellow an den Universitäten Harvard, Princeton und Oxford. Sein letztes Buch erschien 2014. Mit dem Titel Das NS-Regime und die Auslöschung des Judentums in Europa zog er die Bilanz seiner jahrzehntelangen Holocaust-Forschung. Die Wochenzeitung Die Zeit würdigte Mommsen anlässlich seines 80. Geburtstags im Jahr 2010 als einen der ganz Großen seines Fachs. Er gehöre zu jenen Repräsentanten der langen Generation sozialliberaler Historiker, die in den 1960er-Jahren angetreten sei, die westdeutsche Geschichtswissenschaft von verstaubten Traditionen zu befreien. Er hat das historische Selbstverständnis der Republik im Sinne einer demokratischen Bürgerkultur geprägt wie kein Zweiter. Hans Mommsen erlag am Donnerstag, seinem 85. Geburtstag, in Tutzing am Starnberger See einer langen Krankheit. Wissenschaft;Forscher entdecken ähnliche Wirkungsweise wie bei Marihuana-Konsum. Wer Erfahrungen mit Marihuana gemacht hat, kennt vielleicht den Heißhunger, der oft mit dem Drogenkonsum einhergeht. Dieser Effekt lässt sich allerdings auch durch eine zu kurz geratene Nachtruhe hervorrufen, wie US-amerikanische Forscher herausfanden. Sie wollten wissen, welche Rolle das System der körpereigenen Cannabinoide im Zusammenspiel von Schlafmangel und Gewichtszunahme einnimmt. Dazu rekrutierten Erin Hanlon von der Universität Chicago und ihre Kollegen 14 Testpersonen, die vier Tage lang bei sieben bis acht Stunden Schlaf und regelmäßigen Mahlzeiten ihr Hungergefühl dokumentieren und Blutproben abgeben sollten. Das gleiche Prozedere durchliefen sie später mit nur vier Stunden Schlaf. Endocannabinoid-Level steigt Bei der Untersuchung der Werte stellten die Wissenschafter fest, dass die Blutkonzentration von Endocannabinoiden bei gesunder Schlafphase dem typischen Tagesverlauf folgte: Morgens war das Level niedrig und stieg langsam bis zum frühen Nachmittag – etwa zur Zeit des eingenommenen Mittagessens – an, bevor es zurückging. Waren die Probanden müde, sah die Lage anders aus. Die Endocannabinoid-Konzentration stieg um 33 Prozent höher als beim Normalzustand, erreichte den Höchstwert rund eineinhalb Stunden später und sank danach nicht stark ab, sondern blieb bis 21 Uhr erhöht. Bei vier Stunden Schlaf berichteten die Testpersonen von einem stärkeren Appetit und Hungergefühl, besonders nach dem Mittagessen, wenn die Endocannabinoidwerte am höchsten waren. Am letzten Tag durften sie sich aus einer Reihe an Süßigkeiten und Chips aussuchen, welche sie konsumieren wollten, und obwohl sie erst zwei Stunden zuvor gegessen hatten, konnten sie sich dabei kaum zurückhalten. Ihre Auswahl enthielt 50 Prozent mehr Kalorien und doppelt so viel Fett wie die Knabbereien, die sie nach acht Schlafstunden pro Nacht gegessen hatten. Innerer Widerstand sinkt Die Energiekosten, um ein paar Stunden länger wach zu bleiben, sind eher bescheiden, sagt Hanlon. Eine andere Studie berichte, dass man pro Extrastunde, die man wach ist, etwa 17 zusätzliche Kalorien verbraucht. Bei vier Stunden verlorenem Schlaf wären das rund 70 Kalorien. Wenn die Probanden aber die Möglichkeit dazu hatten, haben sie diese Menge mehr als wettgemacht und über 300 Extrakalorien zu sich genommen, so Hanlon. Das kann mit der Zeit schon zu erheblicher Gewichtszunahme führen. Die Aussagekraft einer Studie mit nur 14 Teilnehmern über eine relativ kurze Zeit ist zwar eingeschränkt, die Ergebnisse seien jedoch eindeutig signifikant, schreiben die Autoren im Fachjournal Sleep. Sie passen zu bisherigen epidemiologischen Studien, die eine Korrelation von Übergewicht mit Schlafmangel nachwiesen. Wenn du einen Riegel Snickers hast und ausreichend Schlaf hattest, kannst du deine natürliche Reaktion unterdrücken, sagt Hanlon. Aber wenn du an Schlafentzug leidest, wird deine Lust auf bestimmte Nahrungsmittel stärker und dein Widerstand sinkt. Deshalb wirst du ihn wahrscheinlicher essen. Wissenschaft;GRAVITY kombiniert das Licht von mehreren Teleskopen – gleich beim Debüt gelang eine erste Entdeckung. Heidelberg – Erstes Licht nennen Astronomen den feierlichen Augenblick, wenn ein Instrument die Arbeit aufnimmt und zum ersten Mal das Licht eines anderen Himmelskörpers empfängt. Für das GRAVITY-Instrument am Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte (ESO) war es nun soweit, wie das Max-Planck-Institut für Astronomie berichtet. Um ein virtuelles Teleskop mit bis zu 200 Metern Durchmesser zu bilden, kombiniert GRAVITY über Interferometrie das Licht von mehreren Teleskopen. Diese Technik ermöglicht es Astronomen, viel feinere Details in astronomischen Objekten zu erkennen, als es mit einem einzigen Teleskop möglich wäre. Seit dem Sommer 2015 hat ein internationales Team aus Astronomen und Ingenieuren GRAVITY in speziell angepassten Tunneln unter dem Very Large Telescope der ESO am Paranal-Observatorium im Norden Chiles montiert. Dies ist zwar erst die erste Phase der Inbetriebnahme von GRAVITY, doch hat das Instrument bereits erfolgreich das Sternlicht von den vier VLT-Hilfsteleskopen vereint. Insbesondere soll GRAVITY künftig untersuchen, was in dem extrem starken Gravitationsfeld nahe dem Ereignishorizont des supermassereichen Schwarzen Lochs im Zentrum der Milchstraße passiert – daher auch der Name des Instruments. Außerdem soll es Details des Massenzuwachses und Jets erkennen: Prozesse, die beide in der Nähe neugeborener Sterne und in Regionen um supermassereiche Schwarze Löcher in den Zentren anderer Galaxien auftreten. Wirtschaft;Der E-Autopionier hat sich am Kapitalmarkt 1,4 Milliarden Euro besorgt, um den neuen günstigeren Tesla schneller auf den Markt zu bringen. New York – Der Elektroautohersteller Tesla hat Aktien im Wert von 1,4 Milliarden Dollar, umgerechnet rund 1,25 Milliarden Euro, verkauft, um sein neues Modell schneller auf den Markt zu bringen. Die große Nachfrage nach dem Modell 3 für den Massenmarkt hatte Tesla zuletzt optimistisch gestimmt. Bisher war der Konzern auf teure Elektrosportwagen wie das Modell S spezialisiert, das mehr als 80.000 Euro kostet. Nun will Tesla mit dem deutlich günstigeren Modell 3 in den Massenmarkt einsteigen. Die Reichweite des in der Basisversion 35.000 Dollar teuren Wagen soll mindestens 350 Kilometer betragen. Für das Kompaktmodell, das Ende 2017 auf den Markt kommen soll, liegen bereits mehr als 370.000 Bestellungen vor. Zunächst war von noch mehr die Rede, Tesla hat aber inzwischen mitgeteilt, dass etwa 800 Kunden ihre Bestellungen storniert haben. 4.200 hat Tesla selbst annulliert, weil dahinter doppelte Aufträge von Spekulanten vermutet wurden. Allein durch die Reservierungen, für die jeweils 1.000 Dollar fällig waren, hat Tesla bereits 373 Millionen Dollar in der Kasse. Deshalb soll die Produktion schon 2018 und damit zwei Jahre früher als geplant auf 500.00 Fahrzeuge pro Jahr steigen. Starten soll sie Ende 2017. Streit um Flügeltüren Allerdings hat die Firma aus dem Silicon Valley im vergangenen Jahr erst etwas über 50.000 Fahrzeuge ausgeliefert. Die Produktion des um mehr als ein Jahr verzögerten SUV-Modell X lief bis zuletzt auch nach Monaten noch holprig. Im laufenden Jahr sollen für die hochfliegenden Pläne 50 Prozent mehr investiert werden als geplant. Damit dürfte es mit einem Gewinn im Schlussquartal eher nichts werden. Auch den Beweis, dass Tesla auch fehlerfreie Massenproduktion kann, muss Tesla-Chef Elon Musk erst erbringen. Einige Neubesitzer des Model X hatten zuletzt über Qualitätsprobleme geklagt. Bei manchen gingen die markanten Flügeltüren nicht mehr auf, andere kritisierten die Verarbeitung. In Sachen Flügeltüren streiten Tesla und der Schweizer Zulieferer Hoerbiger Automotive Comfort Systems laut einem Bericht der deutschen Automobilwoche im September vor Gericht. Tesla wirft dem Zulieferer vor, er habe die Anforderungen an das hydraulische Antriebssystem nicht erfüllt. Hoerbiger sieht das naturgemäß anders. Tesla hatte schon im Mai 2015 die Zusammenarbeit aufgekündigt. Wissenschaft;Silberalken überqueren den Nordpazifik hin und zurück, ohne dass sie davon einen erkennbaren Vorteil hätten. Ottawa – Der Silberalk (Synthliboramphus antiquus) ist ein kleiner und mit 0,2 Kilogramm Gewicht leichtgebauter Verwandter von Alken, Lummen und Papageitauchern und wie diese ein Bewohner des hohen Nordens. Die Tiere leben an den Pazifikküsten Asiens und Nordamerikas vom Fischfang und brüten in Kolonien. Im Winter wandert ein Teil der Populationen nach Süden – soweit nichts Ungewöhnliches. Allerdings gibt es auch eine andere Form von Wanderung, die Rätsel aufgibt. Forscher stießen darauf, als sie Silberalken, die an der kanadischen Küste brüten, mit Geolokatoren versahen. Bei der Verfolgung der Migrationsmuster in den Jahren 2013 und 2014 zeigte sich, dass die Tiere den Pazifik hin und zurück überqueren: eine gewaltige Strecke. Und keiner kann sich so recht vorstellen, was die Vögel davon haben. Die Daten der Tracker von drei Vögeln, die in Nordamerika brüteten, konnten ausgewertet werden. Sie waren von der Inselgruppe Haida Gwaii (den ehemaligen Queen Charlotte Islands) vor der kanadischen Pazifikküste aufgebrochen und flogen zwischen Juni und November nach Japan, wo sie überwinterten. Im Februar legten sie die 8.000-Kilometer-Strecke dann noch einmal in der umgekehrten Richtung zurück. Für den Rückflug brauchten sie diesmal nur einen Monat. Tony Gaston vom kanadischen National Wildlife Research Centre in Ottawa vermutete gegenüber dem New Scientist, dass sich die Vögel beim Hinflug möglicherweise in der Mauser befanden, was sie bremsen würde. Das eigentliche Rätsel ist laut Gaston aber, warum die Vögel den Rekordflug überhaupt absolvieren. Er erstreckt sich immerhin über 105 Längengrade und ist beinahe zweimal so weit wie die längste gemessene Vogelwanderung über den Atlantik. Und das alles für ein Ziel, das sich den Forschern zufolge von Umweltbedingungen und Nahrungsangebot her in nichts vom Startpunkt unterscheidet. Die Vögel haben von ihrer Anstrengung also keinen – bislang – erkennbaren Vorteil. Gaston, Leiter der im International Journal of Avian Science (IBIS) veröffentlichten Studie, vermutet, dass die Silberalken damit den Weg nachvollziehen, den einst ihre Vorfahren genommen haben: Die Spezies war ursprünglich in Asien beheimatet und hat von dort aus schließlich den Westen Nordamerika kolonisiert, wie die Auswertung genetischer Daten zeigte. Es scheint keine andere passende Erklärung zu geben, sagt Gaston. (jdo, 12. 8. 2015) International;Aktuelle Ausgabe der Zeitschrift "Nokta" beschlagnahmt. Istanbul – Einen Tag nach dem Wahlsieg der islamisch-konservativen AKP in der Türkei ist die Polizei erneut gegen eine regierungskritische Publikation vorgegangen. Zwei ihrer leitenden Redakteure seien am Montag festgenommen worden, berichtete die Zeitschrift Nokta auf ihrer Internetseite. Die aktuelle Ausgabe sei beschlagnahmt worden. Die Titelseite zeigt Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan mit der Aufschrift: Montag, 2. November, Beginn des türkischen Bürgerkrieges. Bereits im September war Nokta Ziel einer Polizeirazzia gewesen. Damals hatte das Magazin eine Fotomontage mit Erdogan verbreitet, der lächelnd ein sogenanntes Selfie vor dem Sarg eines getöteten türkischen Soldaten macht. Nokta erscheint nach eigenen Angaben mit einer Auflage von 10.000 Exemplaren wöchentlich. Kritiker werfen Erdogan und der AKP-Regierung immer wieder vor, die Pressefreiheit zu beschneiden. Der Chefredakteur der regierungskritischen Zeitung Cumhuriyet, Can Dündar, warnte nach dem AKP-Wahlsieg vom Sonntag: Man muss sich auf eine Zeit verschärfter Repressionen einstellen. Auf der Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen (RoG) liegt die Türkei auf Platz 149 von 180 Staaten. Wissenschaft;Forscher nehmen an, dass der Glaube an strafende Götter ein Schlüsselfaktor bei der Ausbreitung übergeordneter sozialer Strukturen war.. Vancouver/Wien – Religion ist vermutlich der wirksamste Mechanismus der Geschichte, um Menschen dazu zu bringen, an einem Strang zu ziehen und Eigeninteressen hintan zu stellen. Möglicherweise war der Glaube an eine übernatürliche Macht sogar die treibende Kraft dahinter, dass einst aus kleinen Grüppchen gut organisierte Gesellschaften erwuchsen – das zumindest ist das Ergebnis einer aktuellen Studie kanadischer Wissenschafter. Die Forscher gehen davon aus, dass erst unter den wachsamen Augen strafender Götter große, auf Kooperation basierende soziale Einheiten entstehen konnten. Bereits frühere Feldstudien haben nachgewiesen, dass Menschen durchweg freigiebiger gegenüber Mitgläubigen sind, wenn ihr Pantheon moralische Regeln vorgibt, allwissend ist und bei Verfehlungen auch strafend eingreift. Für die Beurteilung dieser Mechanismen wurden in den vergangenen Jahrzehnten zunehmend auch evolutionstheoretische Ansätze populär. Auf dieser Grundlage sieht es allerdings auf den ersten Blick so aus, als würde die evolutionäre Fitness des Einzelnen untergraben, wenn er aus Furcht vor göttlichen Sanktionen auf die Verfolgung von Eigeninteressen verzichtet. Der Theorie zufolge müsste Religion also über kurz oder lang der natürlichen Selektion zum Opfer fallen – wenn da nicht auch gewisse Vorteile für das größere Ganze wären: Zum einen hält der soziale Druck Einzelpersonen von womöglich asozialem Verhalten ab. Zum anderen ergibt sich aus der religionsbedingten Kooperation auch ein Vorsprung im Wettbewerb mit anderen Gruppen. Wie aber lässt sich dieser übergeordnete Zusammenhang zwischen Kooperation und Religion beweisen? Um eine Antwort darauf zu finden, haben Benjamin Grant Purzycki und seine Kollegen von der University of British Columbia einen neuen Ansatz gewählt: Die Anthropologen setzten für ihre im Fachjournal Nature erschiene Studie auf kontrollierte Spielexperimente mit fast 600 Testpersonen aus acht kleinen Gesellschaften rund um den Globus. Dabei sollten die Teilnehmer Geldstücke an Mitglieder der eigenen Religionsgemeinschaft aus der näheren Umgebung und vom anderen Ende der Welt verteilen. Das Ergebnis bestätigte die These: Je mehr die Probanden ihren Gott bzw. ihre Götter als allwissend, moralistisch und strafend empfanden, umso eher waren sie bereit, ihr Geld einem in weiter ferne lebenden Fremden zu überlassen. Triebfeder dieser Freigiebigkeit war allerdings nicht die Hoffnung auf göttliche Belohnung. Qualitative Interviews verrieten, dass vielmehr die Furcht vor überirdischen Strafen die Teilnehmer zur Kooperation animierten. Purzycki und seine Kollegen liefern damit den bisher besten Beweis dafür, dass der Glaube an überirdische Bestrafung als Instrument diente, um Kooperation in frühen menschlichen Gesellschaften zu gewährleisten. So gesehen könnte ein bedeutender Teil des Erfolges der heutigen Zivilisation in den Händen von Göttern liegen, unabhängig davon, ob sie existieren oder nicht. Kultur;In "Willkommen Österreich" sitzen sie seit ein paar Wochen beim Paartherapeuten. Ab Mittwoch stehen Dirk Stermann und Christoph Grissemann mit Magda Kropiunig im Klassiker "Sonny Boys" auf der Bühne des Wiener Rabenhofs. STANDARD: Sie kennen einander Ihr halbes Leben. Wie gut will man einander überhaupt kennenlernen? Stermann: Die Frage ist ja gar nicht so sehr, ob man will oder nicht. Wir sind quasi gezwungen, weil wir einander in so vielen intensiven Situationen zusammen erleben. STANDARD: Setzt Ihnen das zu? Grissemann: Es gab zwei tätliche Übergriffe, die erwähn ich immer wieder gern, aber die psychische Zerrüttung ist größer. Stermann: Ich bin psychisch so stabil, dass ich es fast ohne bleibende Schäden überstanden habe. Er hat mich abgehärtet. STANDARD: Persönliche Zwistigkeiten passen zum Stück, darin spielen Sie zwei gealterte, zänkische Komiker. Die erfolgreiche Karriere liegt hinter ihnen, die beiden sind etwas abgehalftert, jetzt sollen sie noch einmal gemeinsam auftreten. Wie kam es dazu? Stermann: 1972 hat Neil Simon sich gedacht, dass irgendwann in Österreich zwei Typen lange zusammenarbeiten und sich irrsinnig auf den Geist gehen. Für die hat er das Stück geschrieben. Probeweise haben das vor uns lauter alte Männer gespielt um zu sehen, wie das Stück so funktioniert, und das hat es scheinbar sehr gut. Jetzt dürfen die Jungen ran. Grissemann: Das war eine Idee von Rabenhof-Direktor Thomas Gratzer. Wir haben uns acht Jahre lang dagegen gewehrt, Sonny Boys für eine verschmockte Komödie gehalten, die mit uns nix zu tun hat. Dann hab ich es aber aufmerksam gelesen. Und da steckt so viel von uns selbst drin, dass ich mir gedacht hab, es wär eigentlich schade, wenn man das nicht spielt. Wer soll das sonst spielen? STANDARD: Davor haben das zum Beispiel Kapazunder wie Helmut Lohner, Otto Schenk und Gert Voss gemacht. Grissemann: Langgediente Volksschauspieler, ja. Die letzte Rolle vor der Krebsdiagnose. Das war schon auch ein Argument, es nicht zu machen, weil es so nach Abschied klingt. Was soll danach kommen? Aber die Herausforderung anzunehmen, das nicht als alte Männer zu spielen, sondern als mitten im Leben stehende, Fast-50-Jährige, hat ja auch ihren Reiz. Stermann: Das Setting wurde für uns umgeschrieben, gekürzt, auf drei Personen runtergebracht. Etwa behalten wir unsere Namen, sodass ich mir keine neuen merken muss. Grissemann: Das erleichtert die Schauspielarbeit. Stermann: Auch Magdas Rollennamen heißt Magda. Magda hätte sich natürlich viele Namen merken können, weil sie professionelle Schauspielerin ist, aber wir… STANDARD: Sie verkörpert Christophs Cousine, die die beiden Gockel immer wieder zusammenzubringen versucht. Haben Sie einander vorher schon gekannt? Kropiunig: Ja, aber wir arbeiten jetzt zum ersten Mal miteinander. Es ist nicht viel anders als bei anderen Theaterproben. Es gibt die gleichen Glücksmomente und Schwierigkeiten und läuft alles sehr professionell ab. STANDARD: Sie spielen im Fernsehen sowie auf der Bühne. Was ist Ihnen lieber? Kropiunig: Beides. Obwohl die beiden ganz verschieden sind. Ich komme vom Theater und das werde ich wahrscheinlich immer machen. STANDARD: Beim Aufzeichnen fürs Fernsehen kann man ja mehr improvisieren. Grissemann: Fernsehen ist eigentlich das Schlimmste. Es ist ein ungeprobtes Programm, von dem du selbst nicht überzeugt bist. Das sind Witze, die mir geschrieben werden und die ich aufsage. Humor von der Stange, ganz klar auf ein Publikum ausgerichtet. Willkommen Österreich ist nicht mein Humor. Ich bin teilweise vor dem Publikum schon wieder aus dem Studio draußen, weil ich mir den Mantel schnappe und zur U-Bahn laufe. Ich denke in den letzten zehn Minuten der Sendung schon, was ich zuhause essen werde. Würde ich die Witze machen, die mir gefallen, hätte ich wahrscheinlich nur 20.000 Zuschauer. Fernsehen ist ein riesiger, aufgeblähter Apparat. Da finde ich Theater angenehmer. Oder Kabarett, da sinds nur wir zwei. STANDARD: Der Humor damals, 1972, war ein anderer, die Witze handzahm. Klowitze, Schwulenwitze, Hämorrhoidenwitze kommen im Stück nicht vor. Stermann: Wir kennen weniger Tabus. Aber Klowitze wird es auch bei uns keine geben, sondern eher ein fast sentimentales Stück, eine Love-Story. Kropiunig: Ich finde grad Komödie sehr herausfordernd, weil der Charakter von dir lebt, du ganz viel von dir hineingeben musst. Boulevard hab ich schon gemacht, das will ich jetzt nicht wieder machen. Sonny Boys ist sehr dialoglastig, man muss sehr schnell denken. Es ist eine Timingsache und sehr präzise. Leute zum Lachen zu bringen ist sehr schwierig. Stermann: Wir brauchen Stichworte. Das ist das Banale am Theater. Stichwort, Stichwort, Stichwort. Wann steh ich wo, was mach ich mit den Händen… STANDARD: Hat sich Ihr Humor verändert, seit Sie angefangen haben? Stermann: Der Humor gar nicht so, aber die Herangehensweise. Früher haben wir gar nicht darüber nachgedacht, dann hat man angefangen, sich ein bissl zu überlegen, was man macht. Inzwischen haben wir eine Art von gelassener Professionalität, die nicht mehr so viel will. Für mich ist es unangenehm, wenn ich Leute im Fernsehen sehe, die so aktiv sind, das finde ich abturnend. Besser finde ich die, die sich immer weiter zurücklehnen und aus dem heraus eine Unterhaltungssendung machen. Grissemann: Wie im ganz normalen Leben. Fernsehsendungen, wo die Menschen immer so steif reden und nicht geraucht und getrunken werden darf, finde ich seltsam. Da empfinden es manche schon als anarchisch, wenn man bei uns ein Glas Wein trinkt. Das hab ich nie verstanden, ist doch absurd! Wir kriegen viele Zuschriften: Um Gottes Willen, da trinken Menschen im Fernsehen Wein, darf das sein? Stermann: Unsere Aufgabe ist es, Willkommen Österreich zu machen und gleichzeitig aus dieser Sendung auszusteigen. Nur wissen wir und die Redakteure vorher nicht, wie. Das macht es für uns spannend. Wenn es glatt über die Bühne gegangen ist, so wie es vorgesehen war, dann entsteht dadurch immer eine gewisse Leere. Es ist schon der Wunsch da, dass was passieren könnte. STANDARD: Wenn Sie beide noch einmal anfingen – dann eher wie Joko und Claas oder wie Jan Böhmermann? Stermann: Ich würde mich, wenn ich die Wahl hätte, mir einen Hamburger ins Gesicht spritzen zu lassen, immer für nein entscheiden. Grissemann: Mir wäre das auch zu anstrengend. Was einem schon zu denken gibt, ist, dass wir beide jetzt genau aus der Zielgruppe bis 49 Jahre herauswachsen. STANDARD: Stefan Raab hat die Reißleine gezogen und gesagt, er hört mit 50 auf. Von Ihnen hat man das auch mal gehört. Grissemann: Ja, ich häng auch nicht so wahnsinnig an dem Job. Ich kann mir schon vorstellen, dass in zwei Jahren Schluss ist. Ich würde die Sendung gern weitermachen, aber es ist nicht so, dass ich jetzt irrsinnig dran hänge. Ich kann mir ein gutes Leben auch ohne Willkommen Österreich vorstellen. STANDARD: Fernsehen bietet die Möglichkeit, tagesaktueller zu sein als die Bühne. Sind Sie gern politisch? Viele Situationen wiederholen sich ja doch immer wieder. Stermann: Ja, es ändert sich nichts. Wenn die Autoren uns bei der Sitzung die Witze zeigen, hätte es genau so ganz oft auch vor sechs Jahren schon sein können. Wir benutzen diese Namen eigentlich als Codes. Wenn du Mikl-Leitner sagst, dann weißt du, die Leute lachen, weil sie ahnen, jetzt kommt ein Mikl-Leitner-Witz. Den musst du gar nicht mehr machen. Es reicht, Mikl-Leitner zu sagen. Grissemann: Vollkommen austauschbare Figuren. Das Dschungelcamp ist genau das gleiche wie das Parlament, Dieter Bohlen genau das gleiche wie HC Strache. In Wahrheit gehts um den Witz und nicht um die politische Message. Haben wir ja keine. Beziehungsweise ist die, die wir haben, eh klar, und es wäre nicht amüsant, die jedem zu sagen. Zeigefingerkabarett geht mir auf die Nerven. Wenn der Witz okay ist, dann ist mir egal, ob DJ Ötzi vorkommt oder Jörg Haider. Stermann: Auf der anderen Seite ist es so: Indem wir uns über alle gleich lustig machen, entsteht irgendwann so ein Gefühl, dass man eine Demokratieverdrossenheit unterstützt. Die Möglichkeit, die du als Witzeerzähler oder Entertainer hast, ist ja sehr begrenzt. Darum würd ich gar nicht erst anfangen, irgendwas zu versuchen. Ich finde nicht, dass es die Aufgabe von Komikern ist, dass manche Sachen aufgearbeitet werden, sondern die von Journalisten. Hin und wieder möchte man aber schon eine Art Haltung zeigen, weil es wichtig ist, weil man die als Mensch eben hat. Darum bau ich darauf, dass ich das noch mit 70 moderiere, weil vielleicht weiß ich dann, wie man es richtig macht. Bis jetzt weiß ich es noch nicht. STANDARD: Bisher kämpfen Sie ja durchaus mit harten Bandagen? Stermann: Im direkten Gespräch ist das letzte, was wir wollen, Gäste der Lächerlichkeit preiszugeben. Und sonst tun das ja nicht wir, sondern die Leute selbst. Wenn der Verteidigungsminister so redet, wie er redet, dann schafft er das schon selber. Grissemann: Es wird ja niemandem die Würde gestohlen. Es ist letztendlich nicht mehr als ein Joke, ein Witz. Und es gibt nix Vergnüglicheres als Schadenfreude. Wenn jemand auf einer Bananenschale ausrutscht, kann ich da immer noch lachen. Auch wenn es ein 80-Jähriger ist. Das ist halt einfach lustig. Deswegen demütigt man ja niemanden. Zumal ich mich selbst auch nicht aus den Witzen raushalte, weil Stermann macht über mich genauso Witze wie ich über ihn. Die ganze Welt kann sich nicht aus der Verantwortung stehlen, dass Witze über sie gemacht werden. Das ist schon in Ordnung. STANDARD: Ich kann uns und unsere Shows nicht mehr unterscheiden, heißt es im Stück. Wie gut können Sie die Grenze zwischen Berufsironie und privat noch ziehen? Grissemann: Komplett. Das ist schon eine gezielte, gelernte Fertigkeit für den Beruf. Ich bin im Privatleben eigentlich fernab von jedem Zynismus. Ich erzähle auch keine Witze, bin in einer geselligen Runde eher sehr langweilig, stiller Trinker. Mir geht’s auf die Nerven, wenn jemand Witze erzählt. Also eigentlich bin ich das exakte Gegenteil in Sendung und privat. Stermann: Total. Es wäre ja furchtbar, würde man einem Kind mit Bauchschmerzen zynisch begegnen. STANDARD: In Willkommen Österreich haben Sie beide große Freude an Heinz Fischer. Wird er Ihnen als Bundespräsident fehlen? Stermann: Ja, aber nicht nur für unsere Arbeit. Er fehlt mir als Figur jetzt schon ein bisschen. Aber Van der Bellen wird man ja auch ins Herz schließen können. Grissemann: Wir werden uns gebührend verabschieden. Wissenschaft;Materialforscher brechen mit Diamantpresszelle Bindung von molekularem Wasserstoff auf. Edinburgh – Vor fast 80 Jahren spekulierten Chemiker erstmals, dass Wasserstoff, das leichteste und häufigste Element des Universums, nicht nur in seinem gewohnten gasförmigen Zustand existiert, sondern auch zu einem metallischen Feststoff werden kann, wenn man ihn nur ausreichend unter Druck setzt. Bis heute ist es nicht gelungen, diese Theorie unter Laborbedingungen zu beweisen – allerdings sind Physiker überzeugt davon, dass ein solcher Nachweis mittlerweile praktisch in Griffweite liegt: Forscher um Philip Dalladay-Simpson von der University of Edinburgh haben nun im Fachjournal Nature die Ergebnisse einer Reihe von Experimenten präsentiert, die eindeutig in diese Richtung weisen. Wasserstoff ist unter normalen Bedingungen ausschließlich als zweiatomiges Molekül anzutreffen. Das H-H-Molekül ist durch eine der stärksten bekannten chemischen Bindungen miteinander verknüpft. Versuche am Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz zeigten bereits 2011, dass sich diese Bindung ab einem Druck von 270 Gigapascal entscheidend schwächen lässt. Dalladay-Simpson und seine Kollegen gingen nun einen Schritt weiter. Mithilfe einer Diamantpresszelle, mit der Geophysiker normalerweise Bedingungen im Erdinneren simulieren, gelang es den britischen Forschern, Wasserstoff einem Druck von bis zu 388 Gigapascal auszusetzen – das entspricht einem Druck 3,88 Millionen Atmosphären. Was sie dabei beobachten konnten, legt nahe, dass die Theorie vom metallischen Wasserstoff tatsächlich zutrifft: Bereits ab einem Druck von 325 Gigapascal ließen sich leitende Elektronen nachweisen, die dann auftreten, wenn sich die chemische Bindung aufzulösen beginnt. Weitere Belege für einen bevorstehenden Phasenwechsel lieferten sogenannte Raman-Spektren. Erhöhten die Wissenschafter den Druck noch weiter, zeigte das Schwingungsverhalten der Moleküle die Entstehung von atomarem Wasserstoff – ein Zustand, den die Forscher Phase V nannten und als Vorstufe zum metallischen Wasserstoff betrachten. Um das Gas tatsächlich in ein festes Metall umzuwandeln, bedürfe es laut Dalladay-Simpson allerdings eines Drucks von über 400 Gigapascal. Die Forscher sind optimistisch, dass dies in absehbarer Zeit gelingen wird. Die Experimente liefern auch Hinweise darauf, dass die vorherrschenden Theorien über das Innere von Gasriesen wie Jupiter zutreffen. Astrophysiker gehen davon aus, dass der Wasserstoff in großen Gasplaneten mit zunehmender Tiefe und steigendem Druck zunächst flüssig und dann schließlich metallisch-fest wird. Die Forschungen sollen nicht nur dazu beitragen, bestehende Theorien zu untermauern, sondern könnten auch wertvollen Hinweise auf der Suche nach Supraleitern liefern, die Strom auch bei Zimmertemperatur widerstandsfrei leiten. Wissenschaft;Ist es ein Wal, der Seeelefant oder das Flusspferd? Der Wettbewerb um das fetteste Tier der Erde hat einen verblüffenden Sieger. London/Wien – Während wir Menschen an Winterspeck wenig Freude haben, entscheidet er im Tierreich über Tod oder Überleben. Aber welches Tier bringt davon nun am meisten auf die Waage? Dieser Frage, die gar nicht so leicht zu beantworten ist, ging die BBC kürzlich auf die Spur. Marine Säugetiere sind Spitzenreiter, geht man nur von der Körpergröße aus. Das größte Tier der Welt, der über 30 Meter lange Blauwal, bringt es dabei auf beachtliche 35 Prozent Körperfett. Bei einem Körpergewicht von 180 Tonnen ergibt das ein Gewicht von 63 Tonnen, was in etwa vier Linienbussen entspricht. Wale und Robben besitzen eine fettreiche Gewebeschicht, die ihnen als Kälteschutz, Energiespeicher und Auftriebskörper dient: der Blubber. Die Wale mit dem dicksten Blubber in Relation zur Körpergröße sind die Glattwale. Diese Eigenschaft, ihre Langsamkeit und ihre geringe Scheu vor Menschen, machten sie im 19. Jahrhundert zum beliebtesten Ziel der Walfänger, was die Tiere an den Rand des Aussterbens brachte. Weiter im Norden lebt der Grönlandwal. Um den arktischen Temperaturen standzuhalten, schützt er sich mit einer Blubberschicht von einem halben Meter Dicke. Ihr Gewicht macht rund 50 Prozent seines Gesamtgewichts aus. Auch Robben sind ein heißer Kandidat für den Titel des fettesten Tieres der Welt. Die Welpen der Seeelefanten erreichen dank nahrhafter Muttermilch einen Körperfettgehalt von 50 Prozent, wenn auch nur für begrenzte Zeit. Walrosse machen zwar einen pummeligen Eindruck, kommen aber unter ihrer dicken Hautschicht nur auf einen Fettgehalt von 18 Prozent. Andere an Wasser gebundene Säugetiere, die Flusspferde, haben unter ihrer fünf Zentimeter dicken Haut nur eine dünne Fettschicht. Doch auch bei den Landtieren gibt es einige Meister der Fettspeicherung. Biber speichern Fettreserven für den Winter in ihren Schwänzen. Dieses Fett und ihr Fell machten auch sie einst zur begehrten Beute von Jägern. Eisbären ernähren sich hauptsächlich von Robben und bringen es auf einen Fettanteil von 50 Prozent ihres Körpergewichts. Ihre Muttermilch ist mit einem Fettgehalt von rund 30 Prozent eine der fettesten im Tierreich. Durch die Verstoffwechslung des Fetts kommt der Eisbär übrigens auch an Süßwasser, in der polaren Eiswüste eine Lebensnotwendigkeit. Kamele, im Gegensatz zu den obengenannten Tieren in heißen Wüsten lebend, nutzen ihre Höcker, um bis zu 35 Kilogramm Fett zu speichern. Der Rest ihres Körpers ist dafür eher mager. Doch welches ist nun tatsächlich das fetteste Tier der Erde? Überraschenderweise handelt es sich um ein Insekt: den Nachtfalter Euxoa auxiliaris. Die Tiere, die in der westlichen Prärie der USA als Landplage bekannt und gefürchtet sind, migrieren jeden Frühsommer in alpine Regionen, um sich dort vom Nektar von Wildblumen zu ernähren. Im Verlauf des Sommers fressen sie sich dabei einen beeindruckenden Körperfettgehalt von 72 Prozent an. Diese Menge an Energie benötigen sie aber auch: Zum einen, um den oft hunderte Kilometer langen Rückflug zu bewältigen, zum anderen, um im Anschluss daran noch fit genug zur Fortpflanzung zu sein. Also im wahrsten Sinne ein survival of the fattest. Web;Ohne Mithilfe der Nutzer – Fehler wurde mit iOS 9.3.1 bereinigt. Vor rund zwei Monaten machte ein besonders bösartiger Hoax die Runde. Wer die Uhrzeit seines iPhones auf den 1. Jänner 1970 zurückstellt, könne damit ein Easter Egg freischalten, so das Versprechen. In Wirklichkeit ging es den Scherzbolden aber um etwas ganz anderes: Einen Bug in iOS auszulösen, der bei der Auswahl eines solch frühen Datums zu einer Beschädigung des Geräts führt. Apple reagierte auf dieses Bedrohung recht flott, und bereinigte dieses Problem mit iOS 9.3. Wie sich nun zeigt, war der ursprüngliche Bugfix unvollständig. Die Sicherheitsforscher Patrick Kelley und Matt Harrigan demonstrieren in einem Youtube-Video wie einfach sich das Ganze unter iOS 9.3 ausnützen lässt – und zwar dieses Mal auch ohne Mithilfe der User. Dabei bestätigt man Befürchtungen, die schon beim ersten Auftauchen des Bugs von Sicherheitsexperten geäußert wurden. Reicht es doch die User dazu zu bringen, sich mit einem manipulierten WLAN zu verbinden, etwa einem Hotspot der an einem öffentlichen Ort platziert wurde. Dieser ist in dem Szenario mit einem eigenen NTP-Server versehen, der sich als time.apple.com ausgibt und dem Gerät die falsche Uhrzeit liefert. Die User dazu zu bringen, sich mit dem Hotspot zu verbinden, klingt ebenfalls schwerer als es in der Praxis tatsächlich ist. Immerhin verbinden sich iOS-Geräte automatisch mit WLAN-Netzen, die sie schon einmal zuvor genutzt haben. Der Abgleich findet hier lediglich über die öffentlich einsehbare SSID statt. Es reicht also diese von irgendeinem populären, am besten stadtweiten Netz zu übernehmen, schon verbinden sich reihenweise Geräte. Den weiteren Verlauf hält das Video ebenfalls fest: Die Zeit beginnt rückwärts zu laufen und das Gerät wird infolge immer heißer, bis der Akku leer ist. Auslöser dafür ist offenbar, dass die Sicherheitszertifikate nicht mehr gültig sind, und das iPhone oder iPad so in einer Endlosschleife landen. Im Test erhitzte sich so ein iPad innerhalb weniger Minuten auf 54 Grad Celsius, womit die Gefahr eine dauerhaften Hardwarebeschädigung – etwa des Akkus – besteht. Reagiert man auf die Hitzeentwicklung mit einem Reboot bleibt das Gerät beim Apple-Logo hängen und lässt sich nicht mehr nutzen, die Wärmeentwicklung setzt ebenfalls umgehend wieder ein. Die Schwere dieses Bugs sowie die Einfachheit der Ausführung eines Angriffs haben die Sicherheitsforscher dazu veranlasst, bis jetzt zuzuwarten. Wurde der Fehler nun doch mit iOS 9.3.1 tatsächlich geschlossen, man wollte zudem warten, bis die meisten User auf dieses aktualisiert haben. Allen die bisher noch auf iOS 9.3 verharren sei insofern angeraten, umgehend das aktuelle Update einzuspielen. Wissenschaft;800 Wissenschafter zu großer Konferenz in Wien erwartet – weiterer Schwerpunkt ist eine rätselhafte Bremse für die neolithische Revolution. Wien – Mit der International Conference for the Archeology of the Ancient Near East (ICAANE) tagt vom 25.-29. April die größte Konferenz zu Archäologie im Orient erstmals in Wien. 800 Wissenschafter tauschen sich dabei unter anderem über die Zerstörung von Kulturdenkmälern aus. Kulturelle Säuberung durch die IS-Terrormiliz, massenhafte Raubgrabungen in kriegsgebeutelten Regionen – in den vergangenen Jahren wurden Kulturdenkmäler im Nahen Osten massiv beschädigt. Die Zerstörung, die gerade stattfindet, ist enorm besorgniserregend, spricht Horejs, Direktorin des Instituts für Orientalische und Europäische Archäologie der ÖAW, von einer alarmierenden Situation. Immerhin seien die Levante und Mesopotamien die Wiege der Menschheit, wo alle wesentlichen Entscheidungsschritte der Menschheit – von den allerersten Ackerbauern bis zu den Stadtstaaten, großen Antiken Reichen und der frühen islamischen Tradition – ihren Ausgang genommen haben. Bei der Tagung wollen nun Experten wie auch Vertreter der UNESCO das aktuelle Ausmaß der Zerstörungen aufzeigen und auch Initiativen zur Rettung und Wiederherstellung der Denkmäler nach Kriegsende diskutieren, schildert Horejs. Dabei soll es nicht nur um den – durchaus auch umstrittenen – Wiederaufbau von Kulturdenkmälern gehen, sondern auch um Sicherung von Archivmaterial und Dokumentationen aus den vergangenen 150 Jahren. Das ist ja teils auch selbst als kulturelles Erbe anzusehen, so die Tagungsorganisatorin. Wie dieser Berg an Daten und Quellen für künftige Generationen gesichert und unter dem Titel Digital Humanities als digitales Erbe zugänglich gemacht werden kann, soll von den internationalen Experten in einem eigenen Workshop behandelt werden. Ein weiterer wird sich mit einem Projekt der Tagungsorganisatorin Barbara Horejs beschäftigen, bei dem die Wissenschafterin nahe Ephesos eine der ältesten Siedlungen der Menschheit entdeckt und auf deren Basis sie ein neues Modell zur Ausbreitung der neolithischen Revolution nach Europa entwickelt hat. Behandelt wird die Frage, wieso die etwa 9.500 vor unserer Zeitrechnung gestartete Entwicklung von nomadischen Jägern und Sammlern zu sesshaften Ackerbauern und Viehzüchtern vom Fruchtbaren Halbmond bis Zentralanatolien plötzlich für 1.500 bis 2.000 Jahre gestoppt hat, bevor sie sich weiter in den Westen ausgebreitet hat. Noch herrscht großes Rätselraten über die Hintergründe, dieser plötzliche, aber dann relativ lange andauernde Stopp ist für uns völlig unerklärbar. Horejs Hypothese, die sie in einem vom Wissenschaftsfonds FWF mit einem Start-Preis geförderten Projekt entwickelt hat: Gerade von dort, wo diese unglaubliche Veränderung aller Grundlagen der Menschheit plötzlich stagniert hat, wurde die neolithische Revolution ungefähr 7.000 v.u.Z dann exportiert. Mobile Gruppen könnten sich auf den Weg gemacht und durch Koloniegründungen in der Ägäis neue Siedlungen mit Ackerbau und Viehzucht etabliert haben. Dieser zivilisatorische Schritt war dann nicht mehr umkehrbar, glaubt Horejs. Von dort ging die neolithische Revolution, die zur heute weltweit dominanten sesshaften, auf der Ernährung mit Kulturpflanzen basierenden Lebensweise geführt hat, weiter auf den europäischen Kontinent. Die ICAANE wird seit 1998 alle zwei Jahre veranstaltet, heuer wird sie erstmals in Österreich abgehalten. Wissenschafter aus 38 Nationen tauschen sich dabei in 28 Workshops und sieben Sektionen (etwa Wirtschaft und Gesellschaft, Islamische Archäologie) aus. Der Bogen spannt sich vom Orient mit allen Nachbarregionen, dem Kaukasus bis Nordafrika und dem Mittelmeerraum bis zum Iran und Mesopotamien. Zeitlich wird die Menschheitsgeschichte von den ältesten Jägern und Sammlern vom Paläolithikum bis zu den Hochkulturen der Bronze- und Eisenzeit, der Antike bis zum Mittelalter behandelt. Wissenschaft;Ein Skelettfund in einer Höhle in Äthiopien weist auf ein mysteriöses Ereignis hin, das vor 3.000 Jahren im Nahen Osten stattfand. Cambridge/Wien – Vor rund 60.000 Jahren verließ der Homo sapiens seine afrikanische Wiege, um den Erdball zu erobern. Das lässt sich heute einigermaßen fundiert archäologisch belegen. Nicht alle blieben in der Ferne: In den vergangenen Jahrtausenden dürften einzelne Populationen den Weg zurück in die Urheimat gefunden haben, doch die verfügbare Datenlage dazu ist spärlich. Genetische Hinweise auf solche Rückwanderungen beruhten bislang ausschließlich auf Erbgutproben von modernen Afrikanern. Das änderte sich allerdings, als Archäologen vor drei Jahren in der Mota-Höhle im Süden des äthiopischen Hochlandes die Gebeine eines Mannes entdeckten, der vor rund 4.500 Jahren in der Region gelebt hatte. Das Skelett war außergewöhnlich gut erhalten, und es gelang Forschern um Marcos Gallego Llorente von der University of Cambridge schließlich, aus den Überresten das erste vollständige Genom eines antiken Afrikaners zu rekonstruieren. Der nun im Fachjournal Science präsentierte genetische Schatz öffnete ein bislang einzigartiges Fenster in die Vergangenheit des Kontinents – und er weist auf ein veritables Rätsel hin. Dem DNA-Material fehlten nämlich wesentliche genetische Merkmale, die im Genom moderner Afrikaner in großem Umfang vorhanden sind. Damit untermauert der Fund deutlich, was frühere Studien schon angedeutet hatten: Vor rund 3000 Jahren muss eine große Anzahl von Menschen das heutige Anatolien bzw. den Nahen Osten verlassen haben, um Zuflucht am Horn von Afrika zu finden. Welches zeitlich eng begrenztes Ereignis offenbar eine ganze lokale Bevölkerung dazu getrieben hatte, ihre Heimat zu verlassen, bleibt mysteriös. Andrea Manica, Koautor der Studie: Grob gesprochen umfasste die Zahl der Einwanderer rund 30 Prozent jener Menschen, die zu dieser Zeit am Horn von Afrika gelebt haben – und das ist wirklich erstaunlich. Die Frage ist: Was hat diese Leute zur Flucht veranlasst? Klimatische Veränderungen dürften es nach derzeitigem Wissensstand jedenfalls nicht gewesen sein. Antworten darauf kann auch die genetische Untersuchung des Mota-Mannes nicht liefern. Dafür zeigten weitere Analysen aber etwas anderes: Die Angehörigen dieser umfassenden Auswanderungswelle – die Forscher sprechen vom Eurasischen Rückfluss – waren direkte Nachfahren jener frühneolithischen Bauern, die 4.000 Jahre zuvor die Landwirtschaft in Europa verbreitet hatten. Archäologische Funde belegen darüber hinaus, dass zeitgleich mit der Ankunft der Zuwanderer der Anbau von typischen Getreidesorten aus dem Nahen Osten, darunter Weizen und Gerste, in Ostafrika Verbreitung fand. Für die Wissenschafter liegt daher die Annahme nahe, dass die Einwanderer, ganz so wie ihre Vorfahren, dabei halfen, neue Formen der Landwirtschaft zu etablieren. Und noch etwas Erstaunliches konnten die Forscher beim Vergleich des Mota-Mannes mit heutigen Afrikanern herausfinden: Das genetische Erbe der Menschen aus dem Nahen Osten hat sich offenbar in den folgenden Jahrtausenden über den gesamten Kontinent verteilt. Heute besteht die DNA praktisch jedes Afrikaners zu mindestens sechs Prozent aus jenem Erbgut, das die Einwanderer vor 3.000 Jahren aus Eurasien mitgebracht haben. Panorama;Paket am Gepäckträger wurde als verdächtig eingestuft. Salzburg – Ein herrenloses Fahrrad hat am Samstagnachmittag am Salzburger Hauptbahnhof für Aufsehen gesorgt. Ein Packerl auf dem Gepäckträger schien verdächtig. Es mussten zwei Bahnsteige bis zum Eintreffen der Sprengstoff-Spezialisten gesperrt werden, berichtete die Polizei in einer Presseaussendung am Sonntag. Das mit Plastik überzogene Paket stelle sich als harmlos heraus. Es hatte sich Bekleidung darin befunden, so eine Polizeisprecherin zur APA. Die Sperre der Bahnsteige konnte nach rund einer Stunde wieder aufgehoben werden. Web;HTML5 soll künftig bevorzugt werden – Flash nur mehr, wenn es nicht anders geht und auf expliziten Wunsch. Die Browserwelt ist derzeit von zwei unerfreulichen Wahrheiten geprägt: Einerseits gibt es noch immer eine erkleckliche Zahl an Seiten, die den Flash Player verwenden. Andererseits sorgt die Adobe-Software mit unschöner Regelmäßigkeit für Schlagzeilen in Bezug auf kritische Sicherheitslücken. Angesichts der anhaltend großen – und sowohl Browser- als auch Betriebssystemübergreifenden – Verbreitung des Flash Players ist er aktuell der Lieblingsangriffspunkt für Malware-Autoren. Kein Wunder also, dass Sicherheitsexperten immer wieder die User dazu auffordern, den Flash Player zu deaktivieren, wenn sie dessen Fähigkeiten nicht unbedingt benötigen. Für Browser-Hersteller ist dies nicht ganz so einfach, mit einer Flash-Blockade bestünde die Gefahr, dass man auf einen Schlag einen bedeutenden Teil an Webseiten nicht mehr ansurfen könnte, was vor allem bei technisch weniger versierten Usern fraglos schnell für Verwirrung sorgen würde. Also heißt die Devise: Schritt für Schritt. Und einen ersten solchen, will nun Google setzen. Auf Google-Groups fasst Chrome-Entwickler Anthony LaForge die aktuellen Pläne des Softwareherstellers zusammen. Demnach soll künftig überall dort, wo es geht, HTML5 von Haus aus genutzt werden, die Flash-Nutzung wird hingegen nur mehr angeboten, wenn keine Alternative zur Verfügung steht. Zudem sollen Flash-Inhalte nicht mehr von Haus aus ausgeführt werden. Benötigt eine Seite das Adobe-Plugin werden die Nutzer beim ersten Besuch gefragt, ob sie für diese die Ausführung von Flash-Inhalten zulassen wollen. Die Zustimmung muss also einzeln pro Webseite erfolgen. Allerdings plant Google zumindest vorerst eine Ausnahme für diese Regel: Die zehn meistgenutzten Flash-Seiten sollen zunächst auf einer Whitelist landen, damit bei ihnen Flash automatisch ausgeführt wird. Zu dieser Gruppe zählen derzeit neben Youtube auch Facebook, Amazon und Live.com. Diese Liste soll allerdings nach einem Jahr eingestellt werden, im Verlaufe dieser Periode will man sie zudem immer weiter reduzieren, wie das Unternehmen betont. Der aktuelle Zeitplan sieht vor, dass all diese Änderungen im vierten Quartal 2016 in einer stabilen Version von Chrome landen werden. Einen konkreten Plan für die vollständige Entfernung des Flash-Plugins aus dem Google-Browser gibt es hingegen bisher noch nicht. Wissenschaft;Vizebürgermeister: "Das neue Bild ist beunruhigend". Sofia – Die mit EU-Geldern geförderte Restaurierung von Überresten einer altrömischen Siedlung in der bulgarischen Hauptstadt Sofia ist gestoppt worden. Grund ist ein Streit über die Ausführung der Restaurierung und die Konservierung der Funde aus dem antiken Serdika. Dieses hatte für einige Zeit als Regierungssitz des römischen Kaiser Konstantin I. (Regierungszeit 306 – 337) fungiert, eher er es zugunsten des nach ihm benannten Konstantinopel verließ. Umstritten ist unter anderem die Art und Farbe der dabei benutzten neuen Steine und Materialien. Deswegen ordnete Kulturminister Weschdi Raschidow die Einstellung aller Arbeiten an der großen Fundstätte im Zentrum von Sofia an. Das neue Bild ist beunruhigend, sagte der Vizebürgermeister Todor Tschobanow, selbst ein Archäologe, dem Fernsehsender bTV. Ein Expertenteam soll nun die Qualität der bisherigen Restaurierung prüfen. Das Projekt wird mit rund acht Millionen Euro aus dem EU-Programm für Regionale Entwicklung gefördert. (APA, red, 14. 10. 2015) Wirtschaft;Vorstandschef Müller soll in Aussicht gestellt haben, dass, wer zur Aufklärung beiträgt, keine arbeitsrechtlichen Konsequenzen zu fürchten habe. Wolfsburg – Volkswagen plant einem Zeitungsbericht zufolge ein Kronzeugen-Programm für Mitarbeiter, die in die Abgasaffäre verstrickt sind und gestehen. Mit einer solchen Regelung sollten die Ermittlungen vorangetrieben werden, berichteten Süddeutsche Zeitung, WDR und NDR am Freitag. Für Vorstände und andere hoch dotierte Manager gelte dies aber nicht. Vorstandschef Matthias Müller habe Anfang Oktober bei einer Betriebsversammlung versprochen, wer zur Aufklärung beitrage und die Wahrheit sage, habe keine arbeitsrechtlichen Konsequenzen zu befürchten. Warum sollten die Leute auspacken und sich selbst belasten, wenn sie nichts davon haben?, schrieb die Zeitung unter Berufung auf die Konzernspitze. VW wollte sich zu dem Bericht nicht äußern. Ein Sprecher sagte lediglich, die Untersuchungen der externen und internen Ermittler liefen auf Hochtouren. Kultur;'Er hat mit ein paar großen Außenseitern der US-Popmusik gearbeitet und war stets selber einer. Dan Stuart stellt in Wien sein neues Album "Marlowe''s Revenge" vor. Ein Bauchfleck vor dem Herrn, wieder einmal. Wien – Die besten Geschichten erzählen die Underdogs. Deren Storys gehen zwar selten zugunsten ihrer Hauptdarsteller aus, doch die Herzen des Publikums fliegen gern den Verlierern zu. Den Sturschädeln, die lieber sich selbst treu untergehen als für das Falsche zu rittern. Über derlei Charaktere schreibt Dan Stuart seine Lieder, so ein Typ ist er selbst. Stuart hat ein Universum erschaffen, in dem ein paar Dinge unumstößlich sind. Die Filme von Sam Peckinpah, die Bücher von Jim Thompson, die Weisheit und Kraft des Muhammad Ali, die Musik des amerikanischen Südens, Country, Soul, Bob Dylan. Ausgedacht hat der sich dieses Universum als eine aus Arizona stammende Kaulquappe in den Nachwehen des Punk. Sturm und Drang ließen ihn in den frühen 1980ern die Band Green On Red gründen, die der Rolling Stone, das Heftl, als die neuen Rolling Stones, die Band, ausrief. Das war Blödsinn, zeigt aber, welche Strahlkraft Green On Red zugeschrieben wurde. Die erreichte dann doch nur in Europa größere Bekanntheit, an fehlender Qualität lag das nicht. Zu Beginn der 1990er zerbröselte Green On Red dann. Keine gröberen Wickel, es ging bloß nicht mehr. Gut, ungesunde Gewohnheiten Stuarts sollen eine Rolle gespielt haben, aber Schwamm drüber. Nach zwei weiteren Alben verschwand er von der Bildfläche, wie es sich für einen Underdog gehört. In den Nullerjahren tauchte er plötzlich wieder auf und reformierte Green On Red für eine Tour. Seit damals ist er nie mehr ganz verschwunden. Heute lebt er in Mexiko. Dort ist das Leben billiger, die Leute nicht so deppert und kulturlos wie zu Hause, wo gerade dieser Trump ums Präsidentenamt pöbelt. Südlich der Grenze hat der 55-Jährige sein neues Album aufgenommen, das er am Mittwoch im Wiener Chelsea live präsentiert. Eingespielt hat er es mit ein paar Amigos, die auf den Namen Twin Tones hören. Das Album heißt Marlowes Revenge und ist Gold. Marlowe – der Name ist eine weitere Tür in Stuarts Werk. Denken wir an den ramponierten Detektiv Philip Marlowe, ein Held in Stuarts Welt. Als Marlowe Billings hat er vor einigen Jahren auch seine Autobiografie verfasst: The Deliverance of Marlowe Billings, eine false memoir, die doch die Wahrheit erzählt hat. Stuarts Wahrheit. Betrachtet durch all den Staub, den ein wildes Leben aufwirbelt. In diesen Erinnerungen tauchen Namen wie Dan Penn, Lee Hazlewood oder Jim Dickinson auf. Typen, mit denen er zusammengearbeitet hat. Außenseiter wie er, Heilige in Latzhosen. Stuarts Arbeit prägt seine narrative Qualität gleichermaßen wie sein zärtlicher Gesang. Der belegt jenen weichen Kern, der noch im grimmigsten Schweinehund vermutet wird. Stuarts Lieder betten deren Geschichten auf Midtempo-Balladen, beschwören jene Momente, in denen diese Rohlinge in der Cantina ihre Herzen ausschütten und den Schmerz mit Hochprozentigem betäuben. Das ergibt Songs wie Last Blue Day oder das forsche Elena – zwei der Perlen des neuen Albums. Die in diesem Fach drohenden Klischees umschifft er gekonnt. Stuart ist kein weinerlicher alter Sack, der mit Schablonen spielt, er ist ein heiterer Fatalist, der seine Position als Zaungast genießt. Dort notiert er nicht nur seine Songs, dort rennt auch der Schmäh. Den kann ihm nur die Zuschreibung Americana verleiden, die ihm in ihrer Ungenauigkeit zu fucking stupid ist. Künstlerisch, das lässt sich ohne Risiko sagen, befindet er sich auf Höhenflug. Bereits das 2012 erschienene Vorgängeralbum, das wie seine Autobiografie betitelte The Deliverance of Marlowe Billings, war betörend. Darauf unterstützte ihn die italienische Formation Sacri Cuori. Die muss sich auch nicht gerade verstecken, hat mit Calexico, Marc Ribot oder Jim Keltner gearbeitet. Mit deren Gitarristen Antonio Gramentieri und dem aus Portland kommenden Fernando Viciconte ist Stuart aktuell auf Tour. Die prächtige, in den Cool Jazz von Oaxaca tauchende Mariachi-Trompete, die den Song Zipolite auf dem Album krönt, wird man sich also abschminken müssen. Ansonsten ist davon auszugehen, dass die drei Muchachos zu jeder Schandtat bereit sind. Vamos! (Karl Fluch, 22.3.2016)' Wissenschaft;AktuelleForschungsergebnisse zur Nazi-Besatzung zwischen 1941 und 1944 veröffentlicht. Athen – Am Montag hat das griechische Verteidigungsministerium aktuelle Forschungsergebnisse zur Nazi-Besatzung zwischen 1941 und 1944 veröffentlicht. Die Studie gibt detaillierte und grausige Einblicke in diese Zeit. Dabei stützte sich die Forschung auf bisher als geheim eingestufte Dokumente aus US-Archiven. Aus diesen geht etwa die Zahl der zu erschießenden Geiseln ebenso hervor, wie Empfehlungen, welches Bordell in Griechenland zu benutzen sei. Es sei eine endlose Liste von Tötungen, Plünderungen, Zerstörungen von Dörfern, sagt die Historikerin Efi Paschalidou von der Geschichtsabteilung der griechischen Armee (DIS). Zu den Dokumenten gehören private Tagebücher ebenso wie Berichte der Kommandanten vor Ort an das Oberkommando der Wehrmacht. Sogenannte Vergeltungsaktionen mit Hunderten Toten werden darin beschönigend als Sühnemaßnahmen für Partisanenangriffe bezeichnet. Ganze Märtyrerdörfer – so die Bezeichnung in Griechenland – wurden niedergebrannt, Frauen und Kinder ermordet. In ausführlichen Listen ist erfasst, wie viele Tonnen Vieh, Getreide, Olivenöl, Fahrzeuge und sogar Wollteppiche beschlagnahmt wurden – zu einer Zeit, als in Griechenland eine Hungersnot grassierte. Die Wehrmachtssoldaten in Epirus im Nordwesten des Landes wurden aufgefordert, keine Gnade walten zu lassen, wie Paschalidou ausführt. Es dürfe keine Schwäche geben, auch nicht gegenüber Familien, hieß es. Verdächtige müssten auf der Stelle erschossen werden, andernfalls könne es deutsches Blut kosten. Zehntausende griechische Juden wurden deportiert und ermordet. Die wenigen kretischen Kollaborateure erhielten für ihre Dienste kaum so viel Geld wie ein Brotlaib kostete – auch das geht aus den Dokumenten hervor. Wertvoll sind die Informationen Paschalidou zufolge, weil sie nicht von einem griechischen Großvater stammen, sondern von den Hitler-Streitkräften selbst. Die Dokumente wurden von den USA zwischen 2005 und 2007 in Form von 162 Mikrofilmen übergeben. 278,7 Millionen Euro hatte die griechische Regierung im April als Entschädigung für die Nazigräuel von Deutschland verlangt. Für den von den Nazis 1942 der griechischen Notenbank auferlegten Zwangskredit fordert Athen eine Zahlung einschließlich Zinsen von 10,3 Milliarden Euro. Die Rückzahlung des Zwangskredits, der sich auf 476 Millionen Reichsmark belief, war seinerzeit vertraglich vereinbart worden. Zurückerstattet wurde das Geld jedoch nie. Ein Teil der rückzuzahlenden Summe soll nach Angaben des Finanzministeriums zur Entschädigung von Bürgern sowie zur Wiedergutmachung von Kriegsschäden dienen. Die deutsche Regierung verweist auf eine Einigung von 1960 mit Griechenland und anderen betroffenen Staaten. Aus Sicht Berlins schließt der 4+2-Vertrag von 1990 zudem weitere Reparationsforderungen aus. Wissenschaft;Der Forschungsrat zieht Bilanz: Wenn die Regierung selbstgesteckte Ziele erreichen will, muss sie tief in die Budgettaschen greifen. Wien – Als Hofnarr hat sich Hannes Androsch schon des Öfteren bezeichnet. Der Rat für Forschung und Technologieentwicklung (RFT), dessen Vorsitzender er ist, empfiehlt seit mehreren Jahren schon eine deutliche Steigerung des Budgets für Wissenschaft und Forschung, um die Innovationsdynamik früherer Jahre wieder zurückzugewinnen – und um das von der Bundesregierung in der Forschungsstrategie selbstgesteckte Ziel erreichen zu können, im Jahr 2020 immerhin 3,76 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für Forschung auszugeben. Auch in die jüngste Ratsempfehlung – rechtzeitig vor Beschluss des Bundesfinanzrahmengesetzes (BFRG) für das Budget von 2017 bis 2020 veröffentlich – hat man wieder einmal den Wunsch nach mehr Mittel für die kompetitive Forschung geschrieben. So sollen der Wissenschaftsfonds FWF und die Österreichische Forschunsgförderungsgesellschaft FFG pro Jahr jeweils 100 Euro mehr Budget erhalten. Die FFG konnte zuletzt aufgrund hoher Mittelbindungen in den Vorjahren mehr als 600 Millionen Euro Förderzusagen geben, der FWF hat etwa 200 Millionen jährlich zur Verfügung. Der Rat empfahl zudem eine Erhöhung der Grundfinanzierung der Universitäten in der nächsten Leistungsvereinbarungsperiode 2019 bis 2021: von derzeit rund 8,4 Mrd. Euro (2016 bis 2018) um 1,35 Mio. Euro – also jährlich um 450 Mio. Damit müsste eine mit Zugangsregeln verbundene Studienplatzfinanzierung einhergehen, sagte Androsch bei der Präsentation der Empfehlung vor Journalisten. Und er wies wieder einmal darauf hin, dass das Betreuungsverhältnis für Studierende an heimischen Universitäten im Vergleich zu Bayern und der Schweiz weitaus schlechter ist (siehe Grafik). Hierzulande gebe es auch noch immer zu viele Studierende, die keine Prüfungen ablegen, meinte Androsch. Studium kommt vom Studieren und nicht vom Flanieren – obwohl auch das sein soll, sagte Androsch mit einem Grinsen. Der Industrielle, seit 2010 Vorsitzender des Rates, bezifferte die Zahl der Flanierer auf ein Drittel. Insgesamt studieren 357.000 (inklusive Fachhochschulen). In der Schweiz studieren laut den vom Rat zur Verfügung gestellten Zahlen 145.000, in Bayern sind es insgesamt rund 240.000 Studierende. Schließlich sollte es jährlich noch einmal 100 Millionen mehr als bisher für Exzellenzforschung in Österreich geben: Darin sieht der Rat das bis 2026 finanziell gut abgesicherte IST Austria in Maria Gugging bei Wien und die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW). Weitere Mittel sollten für Forschungsinfrastruktur und internationale Mitgliedschaften bereitgestellt werden. Selbst bei Umsetzung all dieser Maßnahmen würde Österreich seine Ziele – eine Forschungsquote von 3,76 Prozent bis zum Jahr 2020 bzw. eine Quote von zwei Prozent für den tertiären Sektor – nicht erreichen, betonte Androsch. Wir nehmen also auf die Beengtheit der Staatsfinanzen Rücksicht, meinte er. Und: Diese Dinge sind die Mindestanforderungen und bleiben weit unter dem, was die Regierung sich selbst als Vorgabe gestellt hat. Die wirtschaftliche Lage wirkt sich auch auf die Mittelvergabe aus: Die Nationalstiftung, deren Ausschüttungen für F&E verwendet werden, hat zuletzt nur 18 Millionen Euro zur Verfügung stellen können. Ursprünglich waren das immerhin 135 Millionen. Androsch hofft, dass das Finanzministerium diese Mittel aufstockt. Und er verweist auch auf den Österreich-Fonds, der heuer 33,7 Millionen bringen soll und durch den neuen 55-Prozent-Steuersatz für Einkommensanteile über einer Million gespeist wird, also durch Steuergelder von sehr gut verdienenden Österreichern. Diese Mittel sollen nach Ratsbeschluss vergeben werden. Androsch betonte bei der Präsentation mehrfach, keine Forderungen stellen zu können. Man habe das Mandat, Empfehlungen abzugeben. Warum er gerade jetzt hofft, dass die Bundesregierung sich daran hält? Rankings würden deutlich machen, dass es nun darum gehe, die Zukunft des Landes zu sichern – ob das nun das vielzitierte Innovation Union Scoreboard (IUS) sei oder Rankings über Wirtschaftsleistungen im Land. Überall seien Abstürze zu verzeichnen. Die F&E-Quote sei immerhin auf drei Prozent angewachsen. Der Rat bleibt ein Hofnarr und gibt Empfehlungen. Ob die Regierung sich daran halte, sei eine politische Entscheidung: Wir können ihr nicht mit Mund-zu-Mund-Beatmung Mut einflößen, ätzte Androsch. Sport;Deutscher gewinnt auch die zweite Etappe in den Niederlanden im Sprint und übernimmt damit auch das Rosa Trikot. Arnheim – In ebenso eindrucksvoller Manier wie am Vortag hat der Deutsche Marcel Kittel die dritte Etappe des Giro dItalia für sich entschieden. Dem 27-Jährigen gelang damit ein Doppelschlag, denn er eroberte dank der Zeitgutschrift auch das Rosa Trikot vom Auftaktsieger Tom Dumoulin (NED). Kittel setzte sich nach 190 km von Nijmegen nach Arnheim mit mehreren Radlängen Vorsprung auf den Italiener Elia Viviani (Sky) durch. In der Gesamtwertung übernahm der Radprofi des belgischen Teams Etixx zum zweiten Mal nach 2014 die Führung. Damals hatte der Sprintstar in Nordirland ebenfalls die 2. und 3. Giro-Etappe gewonnen, dann aber erkrankt aufgeben müssen. Ich bin stolz, das Rosa Trikot zu tragen, sagte Kittel. Matthias Brändle, der Neunte des Auftakt-Zeitfahrens, machte auf der dritten Etappe erneut einen Platz gut. Der IAM-Profi aus Vorarlberg hat als Siebenter 23 Sekunden Rückstand. Der Steirer Georg Preidler beendete den Tag vor erneut Hunderttausenden Fans auf dem 21. Rang und verbesserte sich vom zwölften auf den zehnten Gesamtrang (+26 Sek.). Die 99. Giro-Auflage wird am Dienstag in Italien fortgesetzt. (APA, 8.5.2016) 3. Etappe (Nijmegen-Arnheim/190 km): 1. Marcel Kittel (GER) Etixx 4:23:45 Std. – 2. Elia Viviani (ITA) Sky – 3. Giacomo Nizzolo (ITA) Trek – 4. Andre Greipel (GER) Lotto – 5. Alexander Porsew (RUS) Katjuscha – 6. Kristian Sbaragli (ITA) Dimension Data. Weiter: 21. Georg Preidler (AUT) Giant – 86. Matthias Brändle (AUT) IAM, alle gleiche Zeit – 168. Stefan Denifl (AUT) IAM 6:03 Min. zurück – 178. Riccardo Zoidl (AUT) Trek 7:39 Gesamtwertung: 1. Kittel 9:13:10 Std. – 2. Tom Dumoulin (NED) Giant +0:09 Min. – 3. Andrey Amador (CRC) Movistar 0:15 – 4. Tobias Ludvigsson (SWE) Giant 0:17 – 5. Moreno Moser (ITA) Cannondale 0:21 – 6. Bob Jungels (LUX) Etixx 0:22 – 7. Brändle 0:23. Weiter: 10. Preidler 0:26 – 171. Zoidl 8:16 – 178. Denifl 8:38 Wissenschaft;Am Dienstag wurden Projekte ausgezeichnet, die Barrieren für Menschen mit Behinderung abbauen. Wien – Schon als Kind hat Gerhard Nussbaum davon geträumt, ein ferngesteuertes Flugzeug zu lenken. Doch da er seit einem Unfall seine Hände nicht mehr bewegen kann, blieb dieser Wunsch unerfüllt – jedenfalls in seiner Jugend. Jahrzehnte später haben David Thaller und er nun am Kompetenznetzwerk Informationstechnologie zur Förderung der Integration von Menschen mit Behinderungen einen Joystick entwickelt, mit dem komplexe Spielzeuge wie eben ein ferngesteuertes Flugzeug allein mit dem Mund bedient werden können. Die weltweit einzigartige Entwicklung, genannt 4-D-Joystick, wurde am Dienstag mit dem mit 5000 Euro dotierten ersten Platz des Wissenschaftspreises Inklusion durch Naturwissenschaften und Technik (Wintec) des Sozialministeriums ausgezeichnet. Während für die Bedienbarkeit von Computern für Behinderte verschiedenste Technologien am Markt sind, wurde der Zugang zu komplexeren Spielzeugen bisher vernachlässigt. Die Stückzahlen sind einfach zu gering, sagt Nussbaum. Um Objekte wie Modellflugzeuge, Modellhubschrauber oder Quadrokopter zu steuern, sind Fernbedienungen mit vier Kanälen notwendig. Auf einer Zugfahrt von Wien nach Linz kam Nussbaum und Thaller der Einfall, dass ein auf eine Schiene montierter Joystick, der mit dem Mund bedient wird, mit vier Kanälen betrieben werden könnte: Der erste Kanal erfolgt durch die Bewegung des Mundstücks hinauf und hinunter, der zweite Kanal durch links und rechts, der dritte Kanal durch vor und zurück, der vierte durch Saugen und Blasen. Die Idee des 4-D-Joysticks war geboren. Die Umsetzung hat auf Anhieb geklappt. Ich konnte dann Flugzeuge, Autos, Helikopter und Quadrokopter steuern: Mit vier Dimensionen öffnet sich die komplette Modellbauwelt, erzählt Nussbaum, der nicht nur Entwickler, sondern auch erste Testperson des 4-D-Joysticks war. Da ist das Kind im Mann herausgekommen. Der Joystick kann auch anderweitig verwendet werden: als Computermaus, Sony-Playstation- 3-Gamecontroller oder Musikinstrument. Derzeit sucht das Team nach einem Partner, um den 4-D-Joystick auf den Markt zu bringen. Auf den ersten Blick mag es lapidar klingen, dass wir ein wenig Spielzeug zugänglich machen, sagt Nussbaum. Doch es hat einen ernsten Hintergrund. Wir ermöglichen Leuten, an einem Bereich teilzuhaben, zu dem sie bisher keinen Zugang hatten. Alltag mit künstlichem Arm Menschen dabei zu unterstützen, Fähigkeiten zurückzugewinnen, die sie einst wie selbstverständlich hatten, ist die Zielsetzung des Projekts von Konstantin Bergmeister. Intelligente Prothesen: Intuitive Steuerung durch implantierbare Schnittstellen wurde mit dem zweiten Preis und damit 3000 Euro ausgezeichnet. Das vom Wissenschafts- und Wirtschaftministerium geförderte Christian-Doppler-Labor für Extremitätenrekonstruktion an der Medizinischen Universität Wien beschäftigt sich damit, wie man bei Menschen nach einer Amputation durch Prothesen die Armfunktionen wiederherstellen kann. Diese Prothesen funktionieren schon sehr gut, man kann damit eine Hilfshand schaffen und den Leuten so wieder verschiedenste Tätigkeiten ermöglichen, wie ein Glas einschenken oder die Schuhe binden, sagt Bergmeister. Dennoch sind die Funktionen und Bewegungen begrenzt – das liegt vor allem an der geringen Auflösung der Schnittstelle zwischen Patient und Prothese. Im Moment werden die Steuerungssignale von der Haut abgenommen, doch am Weg zwischen Muskel und Haut geht viel Signal verloren, sagt Bergmeister. Gemeinsam mit dem Prothesenhersteller Otto Bock arbeitet Bergmeister daher an Schnittstellen, die unter der Haut implantiert werden, die Signale direkt am Muskel abnehmen und drahtlos an die Prothese senden. Damit können wir mehr und verlässlichere Funktionen des Hilfsarms ermöglichen. Der präklinische Test ist bereits abgeschlossen, im nächsten Schritt geht es darum, alle notwendigen Bewilligungen einzuholen und das Konzept für den Menschen vorzubereiten. Inklusion ist für uns ein zentrales Thema, sagt Bergmeister. Täglich haben wir mit Patienten zu tun, die durch ein tragisches Ereignis wie einen Unfall oder eine Amputation plötzlich einen Arm verlieren – und damit sehr viel an Unabhängigkeit. Wieder in den Alltag einzusteigen und mit dem künstlichen Arm ihre Selbstständigkeit ein Stück weit zurückzugewinnen, ist für die Patienten eine wichtige Erfahrung. Mensch und Maschine Beeinträchtigten Menschen im virtuellen Raum mehr Selbstständigkeit zu ermöglichen, ist das Ziel des drittplatzierten Projekts Inklusion durch Individualisierung der Mensch-Maschine-Interaktion – Interaktionsanalyse für Automatisierte Adaption der FH Oberösterreich, Standort Hagenberg, des Unternehmens Lifetool und des Diakoniewerks Oberösterreich (EDV-Werkstätte in Hagenberg sowie die Mediengruppe in Gallneukirchen). Mithilfe eines Analysewerkzeugs wird ermittelt, wie ein Benutzer mit einem Smartphone oder einem beliebigen anderen Gerät interagieren will und kann. Das System baut dann ein individualisiertes Benutzermodell auf, sagt Mirjam Augstein von der FH Oberösterreich. Entsprechend diesem Modell passt sich das Smartphone an seinen Benutzer an, um ihm eine einfache Bedienung zu ermöglichen. Augstein: Es geht uns darum, Barrieren abzubauen, die derzeit in der Interaktion mit modernen Geräten überall existieren. Inland;Laut "NÖN" hätte die FPÖ Hermann Nonner nicht mehr kandidieren lassen. St. Pölten – Der St. Pöltner FPÖ-Stadtrat Hermann Nonner tritt bei der Gemeinderatswahl am 17. April in der niederösterreichischen Landeshauptstadt für die Liste Blüh an. Er kandidiert auf dem zweiten Listenplatz hinter Mario Wailzer (25), bestätigte Nonner einen Bericht der St. Pöltner NÖN-Ausgabe am Dienstag. Ich will der Bürgerliste helfen, ich bin ein Fan von unabhängigen Listen, begründete Nonner gegenüber der APA seine Kandidatur für die Plattform, die zum ersten Mal in St. Pölten um Stimmen wirbt. Ein Mandat ist das Ziel der Liste, ich habe ein Kampfmandat, sagte Nonner. Bei der Gemeinderatswahl 2006 trat er als Einzelperson mit einer eigenen Liste an und erreichte mit 2,4 Prozent der Stimmen ein Mandat. Der 68-Jährige zog 1991 in den Gemeinderat ein und sitzt seit 2011 im Stadtsenat. Bei der letzen Wahl am 3. Juli 2011 führte Nonner die FPÖ-Liste als parteifreier Kandidat an. Laut der Wochenzeitung hätten ihn die Freiheitlichen nun nicht mehr kandidieren lassen. Wirtschaft;Wegen geplanten EU-Referendums droht Entzug der Spitzenbonitätsnote. New York - Großbritannien droht wegen des geplanten Referendums zum Verbleib des Landes in der Europäischen Union (EU) der Entzug seiner Spitzenbonitätsnote. Die US-Ratingagentur S&P senkte am Freitag den Ausblick für die Kreditwürdigkeit auf negativ von stabil. Ein möglicher Austritt Großbritanniens aus der EU würde der britischen Wirtschaft schaden, hieß es zur Begründung. Die Topbewertung AAA selbst blieb zunächst bestehen. S&P ist die einzige große Ratingagentur, die dem Land noch die Bestnote ausstellt. Der negative Ausblick bedeutet, dass das Risiko einer Herabstufung in den nächsten zwei Jahren mindestens ein Drittel beträgt. S&P erklärte, sollte Großbritannien auf ein Ausscheiden aus der EU zusteuern, könnte die Bonitätsnote gleich um mehrere Stufen gesenkt werden. Die britische Regierung will möglichst rasch ihr bis Ende 2017 angekündigtes Referendum abhalten. Befürworter eines Ausstiegs aus der EU führen als Argument dafür auch an, dass die britische Wirtschaft mit weniger Regulierung aus Brüssel schneller wachsen könne. Im vergangenen Jahr hatte das britische Bruttoinlandsprodukt stärker zugelegt als erwartet. Sport;'Laut Medienberichten verzichtete der Argentinier auf den Pokal. Buenos Aires – Die Copa America ist seit Sonntag zu Ende, die fehlende Ehrung zum Besten Spieler des Turniers bleibt aber ein Mysterium. Nach dem verlorenen Endspiel im Elfmeterschießen gegen Gastgeber Chile (1:4) sollte angeblich Argentiniens Lionel Messi ausgezeichnet werden. Laut argentinischen Medienberichten soll der Fußball-Superstar diese Ehrung aber ausgeschlagen haben. Pokal entfernt Vor einem Jahr hatte Messis Wahl zum Besten Spieler der WM in Brasilien auch Kritik und Unverständnis ausgelöst. Ein überragendes Turnier hatte der vierfache Weltfußballer nicht gespielt. Nach dem Finale in Santiago de Chile soll Messi die Verantwortlichen nun veranlasst haben, die Trophäe nicht übernehmen zu wollen. Auf einem Video ist sichtbar, wie der Pokal vom Podium entfernt wird. Laut La Nacion könnte auch ein weiterer Grund den Ausschlag gegeben haben. Einer der Copa-Sponsoren wollte einen anderen Spieler als Messi ehren, da dieser bei einem Konkurrenzunternehmen unter Vertrag steht. Eine Einigung konnte dem Bericht zufolge nicht erzielen werden. (APA; 6.7.2015)' Wissenschaft;Er trug wesentlich zur Wiederbelebung der empirischen Sozialforschung in Österreich bei – Soziologe wurde durch seine einflussreichen Arbeiten über das Altern bekannt. Wien – Im Pensionsalter legte Leopold Rosenmayr dann noch einmal so richtig los. Was auch nicht weiter verwunderte, denn der Soziologe war in ein Alter gekommen, über das er bereits viele Jahre zuvor zu forschen begonnen hatte. Durch Bücher wie Die Kräfte des Alters (1990), Altern im Lebenslauf (1996) oder Im Alter – noch einmal – leben (2011) wurde Rosenmayr in späten Jahren zum Alternsforscher der Nation. Die Kindheit und Jugendzeit des 1925 in Wien-Favoriten geborenen Rosenmayr war geprägt von den ideologischen und politischen Spannungen der 1930er-Jahre und vom Nationalsozialismus. Auch aufgrund seiner Kriegserfahrungen – der 18-Jährige war Übersetzer in der Wehrmacht und dann ein Jahr lang Kriegsgefangener – studierte er an der Universität Wien Philosophie und Soziologie. Außerdem wurde er mit Hans Tuppy und Friedrich Heer zum Mitbegründer der katholischen Hochschuljugend. Nach der Promotion 1949 ging er für jeweils zwei Jahre nach Paris und in die USA und brachte Methoden der empirischen Sozialforschung, deren Gründer wie Paul Lazarsfeld oder Marie Jahoda früh vertrieben worden waren, wieder zurück nach Wien. Als Soziologe arbeitete er erstmals in Österreich mit Mikrozensus, also statistischen Erhebungen zur Bevölkerung, und gründete 1954 die Sozialwissenschaftliche Forschungsstelle an der Universität Wien. 1955 wurde Rosenmayr außerordentlicher, 1961 ordentlicher Professor für Soziologie und Sozialphilosophie an der Universität Wien. Als Mitbegründer und Leiter machte er das Ludwig-Boltzmann-Institut für Sozialgerontologie und Lebenslaufforschung in Wien zu einer international beachteten Institution für Fragen der Altersforschung. Nicht nur seine Arbeiten über das Altern, die Jugend und Generationenkonflikte waren vom eigenen Erleben mitgeprägt: Rosenmayr war auch ein großer Reisender, verbrachte viel Zeit im westafrikanischen Staat Mali und verfasste auch darüber Studien. Der vielfach ausgezeichnete Soziologe und Altersforscher, der immer wieder auch an gesellschaftspolitischen Entscheidungen mitwirkte, verstarb am Freitag im 91. Lebensjahr in Wien. Wissenschaft;Cambridge - Schimpansen und Bonobos sind die nächsten noch lebenden Verwandten des Menschen. Laut einer neuen Studie von Forschern um Kathelijne Koops (Uni Cambridge) unterscheiden sich die beiden klugen Menschenaffen aber in einer wichtigen Eigenschaft: Wie die Forscher im Fachblatt Scientific Reports schreiben, ist in freier Wildbahn lebenden Schimpansen der Gebrauch von Werkzeug angeboren, während Bonobos nur sehr selten auf Werkzeug zurückgreifen. AbstractScientific Reports: Chimpanzees and bonobos differ in intrinsic motivation for tool use (red, 16.6.2015) Wissenschaft;Falcon 9 hatte zuvor Raumtransporter auf den Weg zur ISS gebracht. Washington – Der privaten Raumfahrtfirma SpaceX ist es erstmals gelungen, eine Falcon-9-Rakete wieder sicher auf einer schwimmenden Plattform im Ozean zu landen. Die Rakete brachte am Freitag erfolgreich einen unbemannten Raumtransporter auf den Weg zur Internationalen Raumstation (ISS). Anschließend landete die erste Stufe der Rakete auf der Plattform im Atlantik. Die Rakete hob planmäßig um 22.43 Uhr (MESZ) vom US-Weltraumbahnhof Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida ab. Sie brachte die unbemannte Raumkapsel Dragon ins All, die gut drei Tonnen Vorräte und Ausrüstung für die ISS geladen hat. Zur Ladung zählt auch eine aufblasbare Raumkammer, die die sechs Astronauten der ISS testen wollen. Die Raumkapsel soll am Sonntag um 11.30 Uhr an der ISS andocken. Ein noch größerer Erfolg als der Start der Rakete war ihre sichere Landung auf einer schwimmenden Plattform im Atlantik. Zweieinhalb Minuten nach Abtrennung der Raumkapsel begann die erste Stufe der Falcon 9, die sich zu diesem Moment in über hundert Kilometern Höhe befand, die Rückkehr auf die Erde, um weniger als zehn Minuten nach dem Start senkrecht auf der Plattform zu landen. Die erste Stufe ist gelandet und natürlich sind wir begeistert, schrieb der SpaceX-Chef Elon Musk auf Twitter. Das Ziel von SpaceX ist es, die teuren Raketen mehrmals zu verwenden, um die Raumfahrt kostengünstiger und nachhaltiger zu machen. Musk sagte nach der erfolgreichen Landung, der Treibstoff für eine Rakete koste rund 300.000 Dollar (264.014,79 Euro), doch der Bau koste 60 Millionen. Wenn es gelinge, eine Rakete wiederzuverwenden, bedeute das eine hundertfache Kostenersparnis, sagte Musk. Bisher gelang dem Konzern nur die Landung der Rakete an Land, nicht aber auf der Plattform. Erst Mitte Jänner war eine Falcon-9-Rakete von SpaceX bei einem Landeversuch im Pazifik auseinandergebrochen, nachdem sie erfolgreich einen Satelliten ins All gebracht hatte. Laut Musk soll die Rakete nun eine Reihe von Tests durchlaufen, um zu prüfen, ob sie tatsächlich wiederverwendet werden kann. Sollte das Ergebnis positiv sein, könnte sie binnen zwei oder drei Monaten erneut starten, sagte Musk. Wir werden zu dem Punkt gelangen, wo es Routine ist, sie zurückzubringen und die Rakete nur noch gewaschen und betankt werden müsse, bevor sie neu starten könne, sagte der SpaceX-Chef. Gelandet! Unglaublich!, schrieb der kanadische Astronaut Chris Hadfield auf Twitter. Der Erfolg öffne die Vorstellung für das Mögliche. Der Erfolg am Freitag stellte sich nach einer Reihe schwerer Rückschläge für das kalifornische Raumfahrtunternehmen ein. So war im vergangenen Juni eine Falcon-9-Rakete, die zur ISS fliegen sollte, zwei Minuten nach dem Start explodiert. Eine Heliumflasche hatte sich nach dem Bruch einer defekten Strebe in der Rakete gelöst und war mit hoher Geschwindigkeit auf den Tank geprallt. Anschließend war die Rakete überarbeitet worden, um eine Wiederholung des Unglücks zu verhindern. Seitdem gab zwei erfolgreiche Flüge der überholten Falcon-9-Rakete. Am Freitag startete sie aber zum ersten Mal seit dem Unglück wieder zur ISS. Inland;Nach den geschlagenen Wahlen in der Steiermark und im Burgenland beantwortete Wahlforscher Christoph Hofinger vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut Sora Fragen der User und Userinnen im derStandard.at-Chat. Gefragt, ob die Asylfrage sowie die umstrittene Arbeitsmarktpolitik im Bund zum Wahlerfolg der FPÖ entscheidend beigetragen haben – Burgenlands Landeshauptmann Hans Niessl (SPÖ) bot diese Analyse am Wahlabend –, sagte Hofinger: Arbeitsmarkt ist wichtig, vor allem, dass die WählerInnen Hoffnung auf eine Trendwende haben. Außerdem ist es seit langem in Österreich so, dass die Menschen das Gefühl haben, unsere Nachbarn hängen uns ab. Das Asylthema an sich ist es nicht. Sondern in erster Linie die verunglückte Kommunikation. Elitenprotest Über Franz Voves (SPÖ) und Niessls Wahlkampfstrategie, mit FPÖ-affinen Themen punkten zu wollen, sagte Hofinger: Wer Strafen für Integrationsverweigerer fordert, stimmt der FPÖ in ihrer Diagnose zu, dass dies häufig vorsätzlich passiert, und dass Strenge das Mittel der Wahl ist. Die Landeshauptleute wollten dadurch ihre Flanke schützen, in Wirklichkeit haben sie dadurch die FPÖ gestärkt. Das vergleichsweise schlechte Abschneiden der Kleinparteien in der Steiermark erklärte Hofinger so: Die steirische Wahl war auch eine Abstimmung zwischen Elitenakzeptanz und Elitenprotest. Diesen hat die FPÖ zugespitzt formuliert, die anderen Oppositionsparteien haben sich da schwergetan. Hypo und Neos Das Scheitern der Neos sei problematisch, weil deren Markenkern Hoffnung sei. Er vermutet, dass die Neos den Einzug auch in Oberösterreich verpassen werden, in Wien könnten es die Pinken knapp schaffen. Das Hypodebakel hat laut Hofinger auf diesen Wahlgang keinen Einfluss gehabt. Das Hypo-Thema wird im Moment undurchschaubar, eine klare Geschichte, wer die Rolle des Schuldigen hat, ist trotz – oder auch wegen – des Untersuchungsausschusses nicht sichtbar. Wissenschaft;Im Team arbeitet auch ein Inspektor der sudanesischen Antikenverwaltung. Gearbeitet wird sechs Tage die Woche, der Arbeitstag in Amara West beginnt um 5.50 Uhr. Woche drei im Sudan, und die Grabung kann nun wirklich beginnen. Auch das Team ist mittlerweile vollständig, es ist das gleiche wie im vergangenen Jahr: Michelle, die kanadische Anthropologin, die keine feste Anstellung hat und daher einen Großteil des Jahres auf Ausgrabungen in der Türkei, Zypern, Katar, Schottland und England verbringt, Sofie, die in Kopenhagen Ägyptologie mit Anthropologie im Nebenfach studiert, sowie der Inspektor der sudanesischen Antikenverwaltung NCAM (National Corporation for Antiquities and Museums), Mohamed Saad Abdallah. Eine solche Einrichtung wurde bereits 1905 von der britischen Kolonialregierung geschaffen, die bis 1956 bestand. Sie hat ihren Sitz in Khartoum am Nationalmuseum und beschäftigt etwa 300 Archäologen und Museumskuratoren. Wer im Sudan ausgraben will, muss bei der NCAM um eine Grabungsgenehmigung ansuchen. Wird diese erteilt, wird ein Inspektor – also ein Vertreter der Antikenverwaltung – dem Team zur Seite gestellt. Zu seinen oder ihren – es gibt fast ebenso viele weibliche wie männliche Inspektoren – Aufgaben zählen neben der Mitarbeit an der Grabung die Abwicklung der Formalitäten und die Unterstützung im Umgang mit der lokalen Bevölkerung. In vielen Fällen kommt dem Inspektor auch die Rolle eines Übersetzers zu. Die meisten Inspektoren sind gut ausgebildete Archäologen, viele haben in Europa oder den USA Doktoratsstudien abgeschlossen. Diese werden immer wieder auch von den archäologischen Missionen finanziell unterstützt, wenn ihnen daran gelegen ist, dass ihr Inspektor eine gute Ausbildung erhält. Mohamed arbeitet seit 2012 auf meiner Grabung. Kennengelernt habe ich ihn im Rahmen der ersten Amara West Bioarchaeology Field School. In dem 2011 erstmals am Nationalmuseum abgehaltenen Kurs unterrichte ich Grundlagen der Erforschung von archäologischem Skelettmaterial. Das ist eine Fachrichtung, die im Sudan nicht existiert, dementsprechend gibt es auch keine sudanesischen Spezialisten, die mit den zahllosen Skelettserien, die Jahr für Jahr ausgegraben werden, umgehen könnten. Ziel des Kurses ist, den Inspektoren ein Bewusstsein für das Informationspotenzial menschlicher Skelette zu verschaffen und ihnen zu vermitteln, wie diese fachgerecht geborgen und gelagert werden können. Mohamed hingegen konnte durch finanzielle Unterstützung des Institute for Bioarchaeology am British Museum in den vergangenen Jahren jedes Jahr nach London kommen und dort unter meiner Betreuung bioarchäologische Arbeitsmethoden erlernen. Mittlerweile ist er so weit fortgeschritten, dass ihn die NCAM als Bioarchäologen anerkennt. Wir haben in Khartoum ein kleines Labor aufgebaut, wo er nun eigenständig Forschungsprojekte durchführen kann. Aber zurück zur Grabung. Gearbeitet wird sechs Tage die Woche, Freitag ist unser freier Tag. Der Arbeitstag beginnt um 5.50 Uhr, nach einem kurzen Frühstück mit Tee, Obst und Keksen geht es um 6.30 Uhr im Finsteren mit dem Motorboot zur Ausgrabungsstelle. Dann wird bis zur Pause um 10 Uhr gearbeitet. Die Sudanesen essen traditionell am späteren Vormittag ihre erste Mahlzeit, die zumeist warm ist. Wir essen gemeinsam mit den Arbeitern, abwechselnd bringt jeder etwas mit. Es gibt meistens verschieden Arten von Ful (Bohneneintopf), Gemüseeintöpfe, Salate, Brot und die lokale Spezialität Gurasa, dicke Weizenpalatschinken in roter (Paradeiser) oder grüner (lokale Spinatversion) Sauce. Danach wird bis 14 Uhr weitergearbeitet, dann geht es zurück ins Grabungshaus. Nach der ersten Woche sind die Grabschächte endlich vollständig von Sand befreit. An den beiden tieferen Gräbern mit Schachttiefen von sieben beziehungsweise fünf Metern wurden Flaschenzüge gebaut, damit Sand und Steine schneller heraufgeholt werden können. Von zwei der Gräber wissen wir bereits, dass es jeweils mehrere Grabkammern, also eine zentrale Vorkammer und nördlich und westlich davon abgehend eine weitere, gibt. Die Kammern sind rechteckig, haben eine Grundfläche von fünf bis acht Quadratmetern und eine Höhe von 1,0 bis 1,2 Metern. Diese Form von Grabbau ist typisch für altägyptische Gräber und war nicht nur der Elite vorbehalten. Generell finden sich darin immer mehrere Bestattungen, vermutlich im Sinne von Familiengrablegen, die über Generationen genutzt wurden. Die Grabkammern wurden nach Ende der Bestattungstätigkeit nicht wieder verfüllt, sondern mithilfe großer Steinplatten oder Lehmziegelmauern verschlossen. Dementsprechend finden wir sie heute auch nur teilweise von Sand bedeckt, der über die Jahrtausende angeweht wurde, da die Gräber zumeist in antiker Zeit beraubt und die Türen offen gelassen wurden. Sofie und Mohamed haben nun beide begonnen, geschützt unter einem soliden Metalltisch, die Vorkammern freizulegen. Dabei hat sich bisher Grab G322 am spannendsten gezeigt. Bereits kurz nach dem Eingang in die Grabkammer, die etwa einen Meter hoch mit Sand verfüllt ist, finden wir mehrere Bestattungen, die auf der Sandschicht liegen und damit zu einem Zeitpunkt in die Kammer gekommen sind, als sie bereits verfüllt war. Solche Nachbestattungen sind in Amara West relativ häufig anzutreffen. Sie sind im Gegensatz zu den älteren Bestattungen sehr einfach und in Matten aus Palmenfasern gewickelt, die sich im trockenen Wüstensand oft gut erhalten. Aufgrund von Radiokarbon-Datierungen der Knochen wissen wir, dass diese aus dem 8./9. Jahrhundert vor unserer Zeit stammen und damit aus der Endphase der Nutzung des Siedlungsplatzes Amara West. Sie sind damit auch zumindest 300 Jahre jünger als die ersten Bestattungen in den Gräbern. Inwieweit diese noch in Verbindung mit den ursprünglichen Grabbesitzern stehen, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Die Tatsache, dass die Kammer zum Zeitpunkt der Bestattung bereits mit einem Meter Sand bedeckt war, muss nicht unbedingt von Vernachlässigung zeugen. Wie wir am Montag dieser Woche selbst miterleben durften, kann bereits ein einziger Sandsturm von mehreren Stunden etwa 20 bis 30 Zentimeter Sand in die Kammer blasen. Aus Klimarekonstruktionen wissen wir, dass die zunehmende Versandung der Siedlung bereits Ende des 2. Jahrtausends vor unserer Zeit einsetzte. Es ist also auch möglich, dass einfach auf eine Reinigung der Kammern von Sand verzichtet wurde. Im Lauf der nächsten Woche werden wir tiefer in die Vorkammern vordringen und möglicherweise bereits Erkenntnisse über die ursprünglichen Besitzer dieser großen Grabanlagen gewinnen können. Web;Auch wenn gewisse Funktionen deaktiviert sind, übertragt das System Daten. Konsumentenschützer nennen Windows 10 eine private Abhöranlage. Das neue Betriebssystem sammelt zahlreiche Daten und schickt diese an Microsoft. Zwar können die Privatsphäre-Einstellungen angepasst werden, um die Datensammelei einzuschränken. Offenbar telefoniert das System an einigen Stellen aber dennoch weiterhin nach Hause, wie Ars Technica bei einer eingehenden Analyse herausgefunden hat. Teilweise sei der Sinn dahinter komplett unklar. Dem Bericht zufolge lässt es sich nicht komplett unterbinden, dass Windows 10 bestimmte Daten an Microsoft überträgt. Viele dieser Informationen seien harmlos, teilweise würden jedoch Daten übermittelt, die zur Identifizierung der Computer herangezogen werden könnten. Deaktiviert man beispielsweise die Sprachassistentin Cortana und die Websuche für das Startmenü, würden bei Eingaben dennoch eine Anfrage an Bing.com übermittelt und gewisse Daten in Zusammenhang mit Cortana abgerufen. Dabei werde eine zufällige ID übertragen, die auch nach Neustarts bestehen bleibe. Die meisten Nutzer gehen wohl davon aus, dass bei einer Eingabe im Startmenü mit deaktivierter Cortana- und Suchfunktion überhaupt keine Verbindung mit dem Internet zustande kommt. Auch wenn Nutzer keine Live-Kacheln auf dem Startbildschirm angeordnet haben, lade Windows 10 laut Bericht ab und zu Live-Kachel-Daten aus dem MSN-Netzwerk nach – noch dazu über eine unverschlüsselte HTTP-Verbindung. Dabei würden allerdings keine Daten anfallen, über die Nutzer identifiziert werden könnten. Die Tester wenden jedoch ein, dass es unklar sei, wieso diese Daten überhaupt abgerufen werden, wenn gar keine entsprechende Live-Kachel zur Anzeige der Inhalte aktiv ist. Das System sende zudem in regelmäßigen Abständen Daten an den Microsoft-Server ssw.live.com, der in Zusammenhang mit dem Cloud-Dienst OneDrive stehen dürfte. Windows 10 überträgt hier offenbar selbst dann Daten, wenn OneDrive deaktiviert ist und beim Login auf den Computer ein lokaler Account verwendet wird, der nicht mit einem Microsoft-Konto verknüpft ist. Dabei scheinen gewisse Telemetrie-Einstellungen gesendet zu werden. Anhand solcher Daten kann Microsoft ablesen wie oft eine App gestartet und wie lange sie ausgeführt wurde bzw. ob es zu Problemen wie Abstürzen gekommen ist. Diese Datenübertragung kann eigentlich ausgeschaltet werden. Auf einem Testrechner seien gewisse damit verbundene Informationen dennoch weiterhin übermittelt worden. Laut dem Bericht wurde der Test auf einer virtuellen Maschine ausgeführt und dabei einen HTTP- und HTTPS-Proxy für eine einfachere Überwachung des Traffics verwendet. Dabei fand man heraus, dass sich Microsoft mit einem Content-Liefernetzwerk verbunden hat und dafür den Proxy umgangen ist. Wir haben keine Ahnung, was hier vor sich geht, so die Tester. Von Ars Technica danach gefragt, ob man auch diese Datenübertragungen irgendwie deaktivieren kann, antwortete Microsoft, dass Updates für neue Funktionen der Bing-Suche geliefert werden könnten. Allerdings würden keine Eingaben oder Suchaktionen der Nutzer an Microsoft gesendet, wenn dies so in den Einstellungen festgelegt ist. Das bestätigen auch die Tester. Wieso trotz Deaktivierung bestimmter Funktionen weiterhin Daten übertragen werden, bleibt unklar. Wissenschaft;'Als Spiegel der Gesellschaft behandelten sie Themen wie Krieg, neue Technologien und Städtewachstum. Wie bei heutigen Computerspielen hatten Belehrungsversuche wenig Erfolg. Wien/Graz – Spielen ist eine elementare Kulturtechnik: Keine Gesellschaft, keine Kindheit ist ohne Spiele denkbar, sagt Ernst Strouhal. Der Professor an der Universität für angewandte Kunst in Wien hat in seinem Buchs Die Welt im Spiel, erschienen 2015, 63 historische Landkartenspiele unter anderem hinsichtlich ihrer gesellschaftspolitischen Bedeutung betrachtet. Ab Donnerstag widmet sich eine gleichnamige Ausstellung im Graz-Museum diesen Spielen und ihrer Funktion als Echo und Lautsprecher der jeweiligen Zeitumstände. Ab Mitte des 17. Jahrhunderts wurden Brettspiele in Form von Landkarten beliebter. Diese Geografie- und Reisespiele hatten drei Vorbilder: erstens die Kebes-Tafeln, die nach einem griechischen Philosophen benannt waren und in der Renaissance als Allegorie des menschlichen Lebensweges dienten; zweitens Landkarten, die im 17. Jahrhundert populärer wurden; drittens Gänsespiele – das waren Laufspiele mit genau 63 Feldern, auf denen nach strikten Regeln gespielt wurde. Das erste Geografiespiel stammt von dem französischen Kartografen Pierre Duval: In Le Jeu du Monde wurden Länder bereist, um schließlich Frankreich als Zielland zu erreichen. Parallel zur Neugier auf andere Länder und Kontinente stieg die Beliebtheit der Reisespiele in Europa, denn sie waren ein Ersatz für das Reisen selbst: Mit dem Finger auf der Landkarte konnten bekannte und unbekannte Regionen erkundet werden. Stets war eine politische Dimension dabei, zum Beispiel als Erklärung und Rechtfertigung des europäischen Expansionsdrangs. Mit prächtigen Spielen wie LOrient oder Elephant & Castle wurden die Ideen des Kolonialismus verbreitet. Im Gegenzug wurden Spiele bisweilen auch für die Verbreitung liberaler Ideen genutzt, so von Gegnern der Sklaverei. Später dienten Landkartenspiele der Auseinandersetzung mit der Großstadt als neuer, überwältigender Form des Zusammenlebens, etwa beim spielerischen Zustellen von Postsendungen in New York. Spiele huldigten zudem der Bewegung an sich, die wichtiger war als das Ziel selbst, sowie der Technik – etwa, wenn man mit einem Zeppelin oder in einer Rakete die Welt erkundete. Spiele sind für Ernst Strouhal der große Global Player der Kultur- und Freizeitindustrie. Sie dienen schon allein deswegen als Spiegel der Gesellschaft, weil zur Auflagensteigerung jene Themen herangezogen wurden und werden, die zur jeweiligen Zeit als verkaufsfördernd galten. Wie der Krieg: Spiele, die soldatische Legenden oder Eroberungen erzählten, gingen aus Kriegen hervor. Brettspiele funktionieren auf drei Ebenen: jener der Spielregeln (der Mechanik des Spiels), jener der Erzählungen, die sie transportieren, und jener der Bilder, die gezeigt werden. Wie Spiele politisch und pädagogisch wirken, hängt aber davon ab, wie sie tatsächlich gespielt werden. Ob Spiele also Kinder und Erwachsene tatsächlich belehren und erziehen können? Strouhal hat Zweifel: Allerdings können Spiele einschüchtern, sie dringen in die intimen Bereiche der Familie ein. Kriegerische oder rassistische Propaganda in Spielform kann Angst machen. Das zeigt ein perfides Spiel aus den 1930er-Jahren: Vorbild war das harmlose und weitverbreitete Brettspiel Fang den Hut gewesen. Es wurde in Dresden zum Spiel Juden raus! umgewandelt. Der Hersteller rechnete mit großem Erfolg, doch die Nazis selbst lehnten das Spiel ab: Sie wollten nicht, dass man sich aus einem Thema, das für sie dermaßen wichtig war, einen Spaß machte. Nichtsdestotrotz wurde das Brettspiel immer wieder für Propagandaversuche genutzt. Die deutsche Terrororganisation NSU erfand Ende der 1990er-Jahre ein Spiel, das sich Monopoly zum Vorbild nahm und bei dem eine judenfreie Stadt das Ziel war: Pogromly wurde im Prozess gegen NSU-Mitglieder wie Beate Zschäpe im Jahr 2014 thematisiert. Monopoly selbst, zunächst als antikapitalistisches Spiel konzipiert, wurde vom Spielzeughersteller Parker Brothers als vager Erklärungsversuch des Kapitalismus zu einem der erfolgreichsten Spiele aller Zeiten gemacht. Dabei ist das Spiel ungeeignet, Wirtschaftsvorgänge zu erklären. Ebenso wie bei seinen unzähligen Klonen – darunter das in Österreich populäre DKT – ist fast ausschließlich der Würfel entscheidend für den Erfolg. Immerhin könnte das belehrend sein: Am Ende bleibt das Gefühl, nicht wirklich zu Erfolg oder Misserfolg beigetragen, sondern sich selbst etwas vorgespielt zu haben. Ein Umstand, der für das Spielen generell gilt: Nicht ich spiele das Spiel, das Spiel spielt mit mir – eine Art lustvoller Kontrollverlust und ein Gegenentwurf zu einer Umwelt, in der narzisstisches Agieren notwendig ist. Das gilt dann wohl auch für Computerspiele. Jede Jugendkultur hatte ihre eigene Mode, ihre eigene Droge und ihr eigenes Medium, sagt Strouhal. Und so wie früher beispielsweise Comics das Medium der Wahl waren, sind dies heute Computerspiele – und als solches werden sie missverstanden und gefürchtet. Auch in ihnen ist eine politische Dimension stets sichtbar, selbst wenn vorwiegend über die Gewalt in Spielen diskutiert wird. Bei der Internetkonferenz re:publica wurde kürzlich über die politische Bedeutung von Spielen und deren Möglichkeit zur politischen Erziehung debattiert – bisher sind die entsprechenden Ansätze überschaubar. Es gibt zwar vereinzelt Spiele, die sich mit aktuellen Themen wie Flucht und Migration oder mit historischen Ereignissen wie der Revolution im Iran (1979 Revolution: Black Friday) befassen. Doch sonst dominiert massentaugliche Ware, an der sich immerhin ablesen lässt, was uns beschäftigt, wer die Regeln vorgibt und welche Themen im Verkauf den größten Erfolg versprechen: In Aufbauspielen wie Civilization oder in den weitverbreiteten Shootern à la Battlefield wird die Dominanz westlicher Lebenswelten und Wertvorstellungen sichtbar. Während es in Computerspielen oft keine eindeutigen Regeln gibt oder diese erst nach und nach sichtbar werden, gelte für Brettspiele, dass diese die Welt simplifizieren, indem sie klare Re- geln vorgeben, konstatiert Ernst Strouhal. Für Brett- und Computerspielen gleichermaßen gilt: Versuche der Belehrung und der Erziehung sind selten erfolgreich. Wer im Spiel den Zeigefinger erhebt, kriegt den Mittelfinger zu sehen, meint Strouhal.' Wirtschaft;Budgetsprecher Krainer will auch neuen Anlauf zu Spekulationsverbot und Haftungsobergrenzen – Gemeindebund gegen neues Haushaltsrecht. Wien – Auch die SPÖ ist nun dafür, zur Umsetzung des einheitlichen Haushaltsrechts in den Bundesländern das Finanzverfassungsgesetz anzupassen. Man müsse die Verfassung den Erfordernissen anpassen, sagte SPÖ-Budgetsprecher Jan Krainer im Ö1-Morgenjournal am Donnerstag. Zudem will er einen neuen Anlauf, das Spekulationsverbot und Haftungsobergrenzen in den Verfassungsrang zu heben. Krainer findet den Vorschlag von Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP), das einheitliche Haushaltsrecht über eine 15a-Vereinbarung (Bund-Länder-Vereinbarung) zu regeln, unnötig: Ich habe gesagt, dass ich das nicht notwendig sehe. Gleichzeitig hält er den Entwurf Schellings nicht für einen Kniefall vor den Ländern, berichtete Ö1. Für mich kommt es aber auf Inhalt und Wirkung an, sagte Krainer. Es gehe erstens darum, dass alle Gebietskörperschaften, alle Länder und alle Gemeinden nicht spekulieren. Und zweitens müssten sie ihre Buchhaltung so auf Stand halten, dass sie miteinander vergleichbar sind. Dem Vorschlag der Grünen, die einheitlichen Regeln über eine Verordnung und zusätzlich über eine Anpassung der Finanzverfassung zu erreichen, kann Krainer etwas abgewinnen: Man solle die Finanzverfassung an die Erfordernisse anpassen: Die, glaube ich, müssen wir ein bisschen verändern, damit möglichst viel in der Verordnung drinnen ist. So müssten etwa Gemeindeverbände von den Budgetregeln erfasst sein. Auch Beteiligungen, Stiftungen und Fonds wie auch das Risikomanagement sollten von der Verordnung erfasst sein. Grund für die Debatte ist ein Passus im Finanzverfassungsgesetz, der dem Finanzminister die Möglichkeiten einräumt, per Verordnung Form und Gliederung der Voranschläge und Rechnungsabschlüsse der Gebietskörperschaften festzulegen. Nicht erwähnt wird dort, ob er auch die Inhalte vorgeben darf. Finanzministerium und die Länder haben Bedenken, dass der Verfassungsgerichtshof Teile einer Verordnung aufheben könnte. Daher will Schelling den Weg über 15a-Vereinbarungen. Die Grünen hatten am Mittwoch Bedenken geäußert, dass diese Vereinbarungen von den Länder nicht oder nur teilweise umgesetzt werden könnten, und daher den Weg über eine Verordnung inklusive Festlegung in der Verfassung gefordert. Krainer will auch einen neuen Anlauf nehmen, das Spekulationsverbot und die Haftungsobergrenzen in der Finanzverfassung zu verankern. Beides ist im Wahljahr 2013 gescheitert. Stattdessen wurden lediglich 15a-Vereinbarungen unterzeichnet, die einige Bundesländer bis heute nicht umgesetzt haben. Krainer will das nun ändern: Es müsse sowohl das Spekulationsverbot als auch eine klares maximales Risiko, das eine Gebietskörperschaft eingehen kann, festgelegt werden. Das, was in Kärnten passiert ist, dass ich Haftungen für ein Vielfaches des Landesbudgets eingehe, das muss einfach verboten sein. Und zwar einheitlich und nicht jedes Bundesland macht das anders. Die derzeitigen Regelungen über 15a-Vereinbarungen findet Krainer nicht ausreichend. Von den Gemeinden kam am Donnerstag Kritik an der Debatte: Aus Sicht von Gemeindebund-Vizepräsident Rupert Dworak (SPÖ) ist es nicht nötig, dass jede kleine Gemeinde eine doppelte Buchhaltung führt und eine Bilanz erstellt. Die Umstellung auf das neue Haushaltsrecht würde die Gemeinden 250 Millionen Euro kosten, sagte er am Rande des 62. Gemeindetags in Wien. Deshalb hoffe er, dass sich Finanzminister Schelling (gegenüber dem Rechnungshof durchsetze und das von den Gemeinden entwickelte System angenommen wird. Auch die FPÖ tritt für eine Änderung der Finanzverfassung zur Umsetzung einheitlicher Haushaltsregeln für Länder und Gemeinden ein. Eine Regelung über 15a-Vereinbarungen lehnte FPÖ-Budgetsprecher Elmar Podgorschek ab: Das wäre ein Kniefall vor den Ländern, sagte er. Es bestehe ein legitimes und berechtigtes Interesse, dass es zu einer Änderung der Finanzverfassung kommt, so der Abgeordnete. Denn es könne nicht sein, dass die Privatwirtschaft nach einheitlichen Buchhaltungsregeln bilanzieren müsse, die Gebietskörperschaften aber nicht. Er habe bereits am Montag bei Gesprächen auf parlamentarischer Ebene die Bereitschaft der FPÖ bekundet, den Regierungsfraktionen bei einer Änderung der Finanzverfassung zu einer Zwei-Drittel-Mehrheit zu verhelfen, sagte Podgorschek. Sport;'26-jähriger Kärntner hat nach seinem schweren Kitzbühel-Sturz in der Reha "g''scheit reingehaut". Innsbruck/Kvitfjell – Früher als erwartet kehrt Max Franz in den alpinen Ski-Weltcup zurück. Rund sieben Wochen nach seinem schweren Sturz im Abfahrtstraining auf der Streif in Kitzbühel, bei dem er Verletzungen im linken Knie, Sprung- und Handgelenk erlitten hatte, ist der 26-jährige Kärntner am Montag ins ÖSV-Aufgebot für die Speed-Rennen am Wochenende in Kvitfjell (NOR) nominiert worden. Ich habe in den letzten Wochen große Fortschritte gemacht. Ich fühle mich körperlich fit und glaube, dass ich eine gute Leistung zeigen kann, betonte Franz in einer Aussendung des Österreichischen Skiverbandes (ÖSV) nach einer Kontrolluntersuchung am Montag in Innsbruck. Der Speed-Spezialist hatte sich am 19. Jänner in Kitzbühel einen Kapseleinriss im linken Kniegelenk, einen Riss des vorderen Syndesmosebandes im linken Sprunggelenk und eine Absprengung am Mondbein am linken Handgelenk zugezogen. Es war die Motivation von Anfang an, dass ich da gscheit Gas gebe in der Reha, damit sich St. Moritz (Weltcup-Finale, Anm.) oder, wenn es ganz gut geht, Kvitfjell ausgeht. Ich habe in der Reha gscheit reingehaut und bin relativ schnell auf die Ski gekommen, erklärte Franz, der bereits seit zwei Wochen wieder mit Toren trainiert. Das ist alles sehr gut gegangen. Ich freue mich riesig, dass ich jetzt in Kvitfjell an den Start gehen kann, die ganze Arbeit hat sich ausgezahlt. Die Narben von der Operation am linken Sprunggelenk tun ihm ab und zu noch weh und werden ihn noch länger zwicken, aber sonst bin ich schmerzfrei und es geht ganz gut, sagte Franz, der zuletzt in Saalbach auf unruhigen und schlagigen Pisten super trainiert hat. Ich habe Vertrauen in den Fuß, dass er hält und da nichts passieren kann. Auf der coolen Abfahrt und dem saugeilen Super-G in Kvitfjell könne er deshalb nun sehr befreit fahren. (APA, 7.3.2016) ÖSV-Aufgebot für die Weltcup-Rennen am Wochenende in Kvitfjell (Abfahrt am Samstag/11.30 Uhr, Super-G am Sonntag/11.15 Uhr/live ORF eins): Max Franz, Hannes Reichelt, Romed Baumann, Vincent Kriechmayr, Klaus Kröll, Otmar Striedinger, Patrick Schweiger' Wissenschaft;Das Quiz der anderen Art geht in die zweite Runde: Erraten Sie, zu welchen Themen die ausgewählten Postings veröffentlicht wurden!. Lang ist es her, seit dem ersten Community-Quiz in der Wissenschaft. Es wird also Zeit für die zweite Runde: In diesem Quiz geht es nicht um Ihr Fachwissen, sondern um Ihre Beiträge unter den Artikeln. Die vorgestellten Postings finden sich unter Artikeln, die ausschließlich hier im Wissenschaftsressort veröffentlicht wurden, nur: welche? Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Rätseln und freuen uns über Ihre Rückmeldung hier im Forum! (sni, derStandard.at, 7.2.2015) Wirtschaft;'Wegen der unsicheren Lage an zahlreichen Reisezielen könnten viele Deutsche heuer überhaupt auf Auslandsurlaube verzichten. Wien/Hamburg – Im Vorjahr haben die für den heimischen Tourismus wichtigsten Auslandsgäste, die Deutschen, weniger häufig in Österreich Urlaub gemacht. Zwar ist Österreich in der jüngsten Tourismusanalyse der BAT-Stiftung für Zukunftsfragen weiterhin viertliebstes Auslandsreiseziel der Deutschen – aber mit abnehmender Tendenz. Keine touristische Region hat in den letzten zehn Jahren so viele deutsche Gäste verloren wie die Alpenrepublik, sagt Ulrich Reinhardt, wissenschaftlicher Leiter der Hamburger Stiftung, die eine Initiative von British American Tobacco (BAT) ist. Hauptgrund für den Rückgang ist die steigende Beliebtheit mediterraner Ziele wie Spanien und Italien. Auch Bayern ist zum direkten Konkurrenten aufgestiegen. Österreich ist für die Deutschen zum Zweiturlaubsland geworden. Heuer nun könnte Bewegung in das typische deutsche Motivationsbündel für Reisen kommen. Wegen der unsicheren politischen Lage rund ums Mittelmeer könnten Türkei, Ägypten und Griechenland weniger häufig angeflogen werden. Viele Bundesbürger sind zunehmend verunsichert und stellen die wichtigste Voraussetzung für den Urlaub überhaupt infrage: die Sicherheit vor Ort, heißt es in der BAT-Analyse. Doch wird davon die nahe, sichere Destination Österreich nicht unbedingt profitieren, analysiert Reinhardt. Die Deutschen seien zukunftspessimistischer geworden; das könne dazu führen, dass es heuer überhaupt etwas weniger Personen sein werden, die ihr vertrautes Umfeld für wenigstens fünf Tage verlassen, so die BAT-Analyse. Schon im Vorjahr sank die Reiseintensität der Deutschen erstmals seit 2010; heuer dürfte sich das fortsetzen. Außerdem ist der typische deutsche Österreich-Urlauber, vor allem der Sommergast, älter als der typische Sonnenreisende nach Spanien oder Italien. Der Pessimismus der älteren Generationen lässt sie eher zögern als die mittlere Generation, die deutlich optimistischer in die Zukunft blickt. Und diese älteren Reisenden scheuen derzeit Grenzübertritte angesichts der Flüchtlingssituation, auch nach Österreich, so Reinhardt. Fazit: Urlaub in Deutschland dürfte 2016 für Deutsche der große Hit werden. Doch sei die österreichische Tourismusbranche auch selbst daran schuld, dass immer weniger Deutsche kommen, sagt Reinhardt. Man kann nicht jeden glücklich machen und nicht jede Zielgruppe ansprechen, sagt er zum STANDARD. Trotz möglicher Rückgänge heuer solle sich die Branche auf die finanziell gut situierte ältere Generation konzentrieren und diese als Kernzielgruppe aufbauen.' Wissenschaft;Männchen der neuen Gattung von Riesenkrabbenspinnen beißen beim Liebesspiel offenbar gerne zu. Frankfurt – Ein deutscher Wissenschafter hat eine bisher unbekannte Spinnengattung entdeckt, deren Männchen sich während des Liebesspiels offenbar als ausgesprochen bisswütig erweisen. Insgesamt vier neue Arten aus dieser Gattung von Riesenkrabbenspinnen aus Südafrika und Namibia fand Peter Jäger in der Sammlung des Senckenberg Forschungsinstituts in Frankfurt. Neben ihrem interessanten Paarungsverhalten zeichnen sich die Achtbeiner auch durch spezielle Borsten an den Fußspitzen aus, die vermutlich gegen das Einsinken im Sand helfen. Eine lebende Riesenkrabbenspinne in der südafrikanischen Wüste zu entdecken ist kein leichtes Unterfangen, die Spinne detailliert zu untersuchen beinah unmöglich: Die Spinnen sind schnell, nachtaktiv und leben in unauffälligen Röhren im Sand. Zum Glück gibt es unsere Sammlungen, auf die wir zurückgreifen können, erklärt Arachnologe Jäger. Dort hat Jäger nun die neue Gattung sowie vier zugehörige Arten der Riesenkrabbenspinnen (Sparassidae) ausfindig gemacht: Die Tiere wurden im Jahr 2004 von meinem damaligen Doktoranden Dirk Kunz gesammelt und nun von mir neu als May bruno wissenschaftlich beschrieben. Der Name der Art wurde im Biopatenschaften-Programm vergeben. Molekulargenetische Untersuchungen bestätigten die Zugehörigkeit zu einer neuen Gattung. Auffällig an den neu entdeckten Wüstentieren mit Beinspannweiten von 8 bis 10 Zentimetern sind die Fußspitzen. An diesen finden sich einzigartige Borstenbüschel, die an ihren Enden gefiedert sind. Diese verhindern wohl ein Einsinken und helfen den Tieren an der Sandoberfläche zu bleiben, vermutet der Frankfurter Spinnenforscher. Dass die Riesenkrabbenspinnen erfinderisch bei ihrer Fortbewegung auf dem heißen Wüstensand sind, weiß Jäger spätestens seit der Entdeckung einer Flik-Flak-schlagenden Spinne dieser Familie. Und eine weitere Besonderheit entdeckte Jäger an den Spinnen: Alle vier untersuchten weiblichen Tiere hatten paarweise Bissspuren an ihren Vorderkörpern. Gut möglich, dass die Verletzungen bei der Paarung entstanden, erklärt Jäger und ergänzt: An den männlichen Tieren haben wir keine dieser Spuren entdecken können. Über den Sinn eines solchen Verhaltens will Jäger nicht spekulieren und hofft auf Kollegen, die die Paarung vor Ort beobachten. Wirtschaft;Transitgebühren an Sudan bald ähnlich hoch wie Preis pro Barrel. Juba/Khartum – Der Südsudan könnte bald gezwungen sein, die Förderung von Erdöl einzustellen. Seit dem neuerlichen Verfall des Ölpreises macht der Südsudan bei Ölexporten hohe Verluste. Ein Produktionsstopp würde die Wirtschaft des Landes in die Knie zwingen, sagte Ahmed Hassan El-Jack, Wirtschaftsprofessor an der Universität von Khartoum, der Nachrichtenagentur dpa. Seitdem seiner Unabhängigkeit vom Sudan, der die Pipelines verwaltet, muss der Südsudan Transitgebühren in Höhe von umgerechnet 22,50 Euro pro Barrel zahlen. Dazu kommen die Produktionskosten. Bei einem Ölpreis von weniger als 30 Euro pro Barrel bedeutet das herbe Verluste. Der südsudanesische Ölminister hatte vergangene Woche eine Senkung der Gebühren verlangt. Es ist laut Jack jedoch unwahrscheinlich, dass die Regierung des Sudan einwilligen wird. Wissenschaft;Der international führende Forscher im Bereich computerunterstützte Verifikation erlag Komplikationen in Folge einer geplanten Operation. Wien – Der Informatiker Helmut Veith von der Technischen Universität (TU) Wien ist am Wochenende im Alter von 45 Jahren verstorben. Wie die TU bekannt gab, war Veith infolge von Komplikationen nach einer geplanten Operation ins Koma gefallen und, ohne das Bewusstsein wieder zu erlangen, verstorben. Veith galt als international führender Wissenschafter im Bereich computerunterstützte Verifikation. Mit Helmut Veith verlieren nicht nur die Fakultät für Informatik und die TU Wien einen ihrer führenden und innovativen Köpfe, der mit Leib und Seele Forscher und Lehrer war, sondern auch die österreichische Wissenschaft und die internationale Informatikforschung einen höchst angesehenen Wissenschaftler, der sehr viel bewegt hat, heißt es in einem Nachruf der TU. Veith, am 5. Februar 1971 in Wien geboren, studierte an der TU Wien das Studium irregulare Computationale Logik und wurde 1998 sub auspiciis praesidentis promoviert. 2001 folgte die Habilitation für das Fach Angewandte und Theoretische Informatik. Von 2003 bis 2007 war er Professor an der TU München, wechselte dann an die TU Darmstadt, ehe er 2010 wieder an die TU Wien zurückkehrte, wo er die neu geschaffene Professur für Computer Aided Verification einnahm. Im Rahmen eines Maxe-Kade Fellowship von 1999 bis 2000 forschte Veith in der Gruppe von Edmund M. Clarke, dem Turing-Preisträger 2007, an der Carnegie Mellon University in Pittsburgh. Der Aufenthalt sollte richtungsweisend für sein weiteres Hauptarbeitsgebiet in der Forschung sein. Seine Interessen beschränkten sich aber nicht nur auf Verifikation, auch Computer-Sicherheit und eingebettete Systeme, mathematische Logik, Datenbanktheorie, endliche Modelltheorie und Komplexitätstheorie gehörten dazu. Veith habe Österreich zu einem Hotspot im Bereich Logik und Verifikation gemacht, heißt es in dem Nachruf. Zu den von ihm angeregten bzw. mitgegründeten Projekten zählen ein österreichweites Forschungsnetz im Bereich der Computer-Aided Verification, ein Doktoratskolleg für mathematische Logik in der Informatik an der TU Wien, das Vienna Center of Logic and Algorithms (VCLA), und der Vienna Summer of Logic, die größte Konferenz in der Geschichte der Logik im Jahr 2014. Kultur;'Erfundene Bilder zu Filmen, die als verloren gelten: "The Forbidden Room" von Guy Maddin und Evan Johnson ist ein surrealer Ritt durch die magischen Labyrinthe des frühen Kinos. Wien – Die Filmgeschichte ist ein Friedhof der Verlorenen. Unter den Begrabenen finden sich zahllose Filme, von denen nur noch mysteriös oder abenteuerlich klingende Namen kursieren; und solche, über die verstreut herumliegendes Sekundärmaterial Aufschluss erlaubt. Einer davon ist The Forbidden Room, ein Two-Reeler von 1913/14, den der arbeitswütige US-Regisseur Allan Dwan u. a. mit dem Horrordarsteller Lon Chaney gedreht hat. Ein passender Titel für einen Film, der als verschollen gilt. Verbote sind Einladungen zur Überschreitung. Einen ähnlichen Gedanken hatte wohl auch der kanadische Experimentalfilmemacher Guy Maddin, als er seinem Film von 2015 den gleichen Titel gab. Gemeinsam mit seinem Koregisseur Evan Johnson hat er vergessene, verschwundene Arbeiten der Film geschichte zum Ausgangspunkt einer Neuerfindung erkoren. Um historische Genauigkeit geht es ihnen dabei freilich nicht, erlaubt ist vielmehr alles, was die Fantasie so ausspuckt. Arg angespannte Szenen in einem U-Boot, dessen Besatzung tief im Ozean mit einer Art explosivem Gelee umhertaucht und Sauerstoff mit Pfannkuchen generiert. Oder die Erinnerungen eines Schnurrbarts, der sich auf die Oberlippe des Sohnes eines Toten heftet, um derart der Witwe Trost zu spenden. Letzteres die frei erfundene Handlung eines Mikio-Naruse-Films mit dem Titel The Strength of a Moustache. Immer neue Volten schlägt die Handlung, verläuft dabei kaum jemals linear, sondern gibt sich sprunghaft, surreal dem Unerwarteten hin, irgendwo zwischen Jules Verne, Jacques Tourneur, F. W. Murnau und dem von Maddin verehrten Modernisten Raymond Roussel. Der britische Guardian beschrieb das Ergebnis so: als würde man unter der Einwirkung von LSD durch ein Filmarchiv wandeln. Das Rausch- oder zumindest Traumähnliche teilt diese Arbeit Maddins mit seinen früheren, die kürzer dimensioniert waren. The Forbidden Room ist durch seine Dauer von mehr als zwei Stunden schon nahe an der Überdosis, soll heißen: Die Überforderung ist Programm. Maddin und Johnson geben sich mit keinen Häppchen zufrieden, sondern wollen ein immersives Seherlebnis ermöglichen, in einem mehr an Filmpionier Georges Méliès orientierten Sinne. Sie nehmen die fantastische Qualität des Kinos als seine eigentliche Realität wahr – eine wild Bilder pumpende, an unsere Psyche gekoppelte (und daher auch manchmal humorvoll kindliche) Maschine, wie sie schon in Maddins Kurzfilm The Heart of the World (2000) zur Geltung kam. Wer nach einem Zusammenhang sucht, findet ihn im Bekenntnis zur Abschweifung. Die Verbindung von einem Waldarbeiter (Roy Dupuis), der der Spur einer verschwundenen Frau folgt, zu einem (von Udo Kier verkörperten) Arzt mit einem Fetisch für Gesäße oder zu jenem seltsamen Reklamemenschen, der dem Zuschauer erklärt, wie man das perfekte Bad nimmt – sie liegt allenfalls in der Oberfläche, jener digital in der Postproduktion hergestellten Ästhetik des frühen Kinos, die The Forbidden Room wie ein Gespenst des analogen Zeitalters wachruft. Künstlich verwittert Die Farben der Laufbilder, die auf das eingeschränkte Zwei-Farben-Technicolor-Verfahren verweisen, sind künstlich heruntergestuft, als wäre das Filmmaterial der Verwitterung ausgesetzt gewesen; manche Doppelbelichtungen wirken so, als wären die Mate rialien ineinandergeschmolzen. Auch mit Zwischentiteln und dem weitgehenden Verzicht auf herkömmliche Dialoge schließen Maddin und Evan an den Stummfilm an, dessen stilistische Bandbreite sie in der Montage und szenischen Regie spielerisch betonen und ausagieren. Die Amnesie, heißt es in diesem visuell betörenden Film einmal, befällt jene Menschen, zu denen die Figuren aus der Ferne zurückkehren. Der Gedanke lässt sich auch auf die Bilder des Films anwenden: Er enthält die Fragmente eines Kinos, an das wir uns nicht mehr erinnern können, weil wir es für verloren hielten.' Wissenschaft;"European Extremely Large Telescope" soll in rund acht Jahren in Betrieb gehen. Wien – Die allerersten großen Objekte im Universum – Sterne in Galaxien, die nur 400 Millionen Jahre nach dem Urknall entstanden sind – sollen mit dem derzeit in Bau befindlichen europäischen Riesenteleskop E-ELT beobachtet werden. Der Vertrag für die Entwicklung des dafür notwendigen Instruments MOSAIC wurde am Freitag in Paris unterzeichnet, teilte die Uni Wien mit. Österreich ist Mitglied im MOSAIC-Konsortium. Die ESO (Europäische Südsternwarte) baut derzeit in der chilenischen Atacama-Wüste das weltgrößte optische Teleskop. Das European Extremely Large Telescope (E-ELT) mit einem Spiegeldurchmesser von 39 Metern soll in rund acht Jahren in Betrieb gehen. Für die Entwicklung der sechs geplanten Instrumente am E-ELT schließt die ESO Verträge mit den jeweiligen wissenschaftlichen Konsortien. Am MOSAIC-Konsortium sind Wissenschafter und Techniker aus Frankreich, Großbritannien, Niederlande, Deutschland und Brasilien beteiligt, Österreich ist mit anderen Ländern assoziierter Partner. Am Freitag wurde der Vertrag für die Phase-A-Studie zur Errichtung von MOSAIC unterzeichnet. Dabei werden detaillierte Baupläne für die Konstruktion erstellt, ehe eine Strategie für die Bauphase und die Integration in das Großteleskop entwickelt wird. Gleichzeitig werden bereits die astronomischen Anwendungen erarbeitet und die geplanten wissenschaftlichen Projekte in Simulationen erprobt. Bei MOSAIC handelt es sich um einen sogenannten Multiobjekt-Spektrographen. Das Gerät wird bis zu 200 leuchtschwache Objekte gleichzeitig beobachten und ihr Licht in seine einzelnen Wellenlängen zerlegen können. Damit sollen neue Erkenntnisse etwa über extrasolare Planeten, die Chemie von Sternen, das Zentrum der Milchstraße mit seinem Schwarzen Loch, Entstehung und Entwicklung der Galaxien, die Verteilung der Materie im Universum und die Natur von Dunkler Materie und Dunkler Energie gewonnen werden. Der Astrophysiker Bodo Ziegler von der Universität Wien, der im obersten Kontrollgremium des MOSAIC-Konsortium sitzt, will das Instrument nutzen, um die ersten Objekte im Universum zu studieren. Uns interessiert, wie diese ersten Sterne entstehen konnten, warum sie sich gleich zu Hunderttausenden und mehr zu Galaxien gruppierten, wie die chemische Zusammensetzung dieser Sterne aussieht und warum sich diese ersten Strukturen zu immer größeren Galaxien formierten, so Zieglero. In einem weiteren Projekt möchte Ziegler die physikalischen Eigenschaften von Galaxien messen, die in acht bis zwölf Milliarden Lichtjahren Entfernung liegen. Damit sollen physikalische und chemische Prozesse dieser Galaxien besser verstanden werden. MOSAIC ist eines von insgesamt drei wissenschaftlichen Instrumenten des E-ELT mit österreichischer Beteiligung. Joao Alves und Manuel Güdel, ebenfalls vom Institut für Astrophysik der Uni Wien, sind jeweils österreichische Projektleiter, Alves für die MICADO-Kamera, Güdel für das Infrarot-Instrument METIS. Im Rahmen der Hochschulraum-Strukturmittel hat die Uni Wien rund 1,5 Mio. Euro für das Projekt Beobachtungsorientierte Astrophysik in der E-ELT-Ära erhalten, das von Ziegler geleitet wird. Wissenschaft;Ausstellung "Expanding Worlds" in Darmstadt kann mit Hominidenfossilien aufwarten, die meist im Safe bleiben. Darmstadt – Die am Freitag im Landesmuseum Darmstadt gestartete Ausstellung Expanding Worlds zeigt berühmte Fossilien von Urmenschen aus fünf Weltregionen. Dafür wurden selten gezeigte Überreste von insgesamt zehn Hominidenarten aus dem verzweigten Stammbusch des Menschen zusammengestellt. Die Funde, hauptsächlich Schädel und Unterkiefer, stammen aus Südost-Afrika (Malawi), Südost-Asien (Indonesien), dem Kaukasus (Georgien), der Levante (Israel) sowie Mittel- und Südwest-Europa (Deutschland, Gibraltar). Sie sollen die Evolution des Menschen über einen Zeitraum von mehr als zwei Millionen Jahren nachzeichnen. Das älteste Ausstellungsstück ist ein etwa 2,4 Millionen Jahre alter Unterkiefer. Ein weiteres Highlight sind Skelettreste des allerersten jemals gefundenen Neandertalers – also des 1856 entdeckten Typusexemplars, dem die Spezies ihren Namen verdankt. Die Fossilien liegen normalerweise in Safes von Museen und Forschungseinrichtungen, in Ausstellungen werden meistens nur Abdrücke gezeigt. Wissenschaft;Sogenannte mitochondriale Autophagozytose kann das Leben von Fadenwürmern verlängern. Düsseldorf – Der gerade einmal einen Millimeter lange Fadenwurm Caenorhabditis elegans gilt als Liebling unter den Alternsforschern, und zwar aus mehreren Gründen: Er ist ein durchsichtiger mehrzelliger Organismus mit einem kurzen Lebenszyklus und einer durchschnittlichen Lebensdauer von 15-20 Tagen. Sein Genom ist vollständig sequenziert und mehr als 60 Prozent seiner Gene haben die gleiche Struktur und Funktion wie menschliche Gene. Vor allem aber finden sich erstaunlicherweise einige mit dem Alter verbundene Merkmale, die im Menschen beobachtet werden, auch in C. elegans wieder. Nun haben Wissenschafter von der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf einen Mechanismus identifiziert, der zur Verlängerung der Lebensspanne des kleinen Wurms erheblich beiträgt: Sogenannte mitochondriale Autophagozytose scheint offenbar bei mitochondrialem Stress eine bedeuten Rolle dabei zu spielen, dem Wurm eine längere Existenz zu sichern. Mitochondrien sind allgemein als Kraftwerksorganellen der Zelle bekannt. Sie erfüllen zentrale Funktionen und sind dadurch wichtig für das Gleichgewicht von Zellen und Geweben (Homöostase). In den letzten 10 Jahren wurde beobachtet, dass die moderate Verringerung verschiedener die Mitochondrien regulierender Proteine in unterschiedlichen Organismen von der Hefe bis zum Menschen in Verbindung mit einem Anti-Aging-Effekt steht. Diese Erkenntnis war überraschend, denn diese Proteine sind lebensnotwendig und ein schwerer Mangel kann zu Krankheiten führen. Frataxin ist eines dieser Proteine. Ein schwerer vererbter Mangel an Frataxin führt beim Menschen zu der seltenen und lebensbedrohlichen neurodegenerativen Krankheit Friedreich-Ataxie. Das Fehlen des analogen Proteins führt in C. elegans zu einem Entwicklungsstopp, wohingegen die moderate Verminderung die Lebensspanne des Tieres deutlich verlängert. Die zugrundeliegenden Mechanismen für diesen Anti-Aging-Effekt liegen bisher überwiegend im Dunkeln. Nun haben Wissenschafter um Natascia Ventura erstmals gezeigt, dass Mitophagie, der spezifische Abbau von nicht funktionalen Mitochondrien über Autophagozytose (ein wichtiger zellulärer Recyclingprozess) ursächlich an der Verlängerung der Lebensspanne von C. elegans bei mitochondrialem Stress beteiligt ist. Je mehr wir über diese molekularen Mechanismen wissen, desto besser kann man für die Entwicklung neuer Therapiestrategien für die Behandlung von mitochondrien- und alters-assoziierten Erkrankungen ansetzen. Somit können wir letztendlich Hoffnung auf eine Verlängerung des gesunden Alterns liefern, erklärt Ventura. Die Forscher konnten darüber hinaus zeigen, dass der Mechanismus, mit dem Zellen auf die moderate Verminderung von Frataxin reagieren, dem bei Eisenmangel ähnelt. Eine Reduzierung des Eisenspiegels könnte daher vielleicht eine Möglichkeit darstellen, mitochondriale Störungen zu behandeln und letztlich gesundes Altern zu fördern. Wissenschaft;Unterirdische Abwasserentsorgung im Zuge des Frackings destabilisiert tiefe Bodenschichten. San Francisco – Erdbeben sind mittlerweile nicht ausschließlich natürliche Phänomene, auch der Eingriff durch den Menschen kann den Untergrund in Bewegung versetzen. Nun warnen US-Wissenschafter, dass derartige Beben in Zukunft zunehmen könnten. Forscher der Bundesbehörde USGS (US Geological Survey) legten am Montag die erste Karte vor, die neben Gefahrenzonen mit natürlichen Erdbeben auch künstliche Erschütterungen einbezieht – etwa durch unterirdische Abwasserentsorgung im Zuge des sogenannten Frackings. Der Studie zufolge sind rund sieben Millionen Menschen in mittleren und östlichen Regionen der USA von stärkeren Erdstößen bedroht, die größtenteils keine natürliche Ursache haben. Durch die erstmalige Einbeziehung menschengemachter Auslöser sei die Risikoeinschätzung für Beben in Teilen der USA deutlich gestiegen, erklärte Mark Petersen, der Leiter der Studie. In Staaten wie Oklahoma, Kansas, Texas und Colorado seien in den vergangenen fünf Jahren stärkere Erschütterungen und daraus resultierende Schäden festgestellt worden. Als Hauptursache für die Beben nennen die Forscher die Entsorgung von Abwässern aus der Öl- und Erdgasförderung in tiefen Bodenschichten. So werden in vielen Teilen der USA große Mengen verschmutzter Abwässer durch hunderte Meter tiefe Bohrlöcher ins Erdinnere gepumpt. Dadurch kommt es zu einer Veränderung der Druckverhältnisse. In den mittleren Vereinigten Staaten wurden nach Angaben der Studie von 1973 bis 2008 im Jahresdurchschnitt 24 Erdbeben der Stärke 3 oder höher gemessen. Diese Zahl sei kontinuierlich angestiegen, auf zuletzt 1010 Beben im Jahr 2015. Der bisher schwerste Erdstoß in der Nähe von Bohrlöchern wurde 2011 im US-Staat Oklahoma mit einer Stärke von 5,6 gemessen. Etat;Nach Freispruch im "News of the World"-Abhörprozess. London – Rebekah Brooks kehrt – wie berichtet – nach ihrem Rücktritt im Zuge eines Abhörskandals zurück zum britischen Arm des Medienimperiums von Rupert Murdoch. Sie wird News UK leiten, den Herausgeber der großen Zeitungen Sun, Times und Sunday Times, wie der Verlag am Mittwoch mitteilte. Brooks, früher Chefredakteurin der inzwischen eingestellten Skandalzeitung News of the World und der Sun, war beschuldigt worden, von illegalen Abhöraktionen bei Prominenten sowie von Bestechungen von Polizeibeamten und anderen Amtsträgern gewusst zu haben. Betroffen war unter anderem die damalige Freundin und heutige Frau von Prinz William, Kate Middleton. Ein Gericht sprach die 47-Jährige jedoch vor einem Jahr frei. International;Katumbi will trotzdem bei Präsidentenwahl im November antreten. Goma – Die Staatsanwaltschaft im Kongo hat einen Oppositionskandidaten für die Präsidentenwahl der Rekrutierung von Söldnern angeklagt. Moses Katumbi soll sich am Montag vor Gericht verantworten. Katumbi werde sich den Fragen des Richters in Lubumbashi im Osten des Landes stellen, sagte einer seiner Anwälte am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Die Justiz wirft Moses Katumbi vor, den unrechtmäßigen Aufenthalt ehemaliger Soldaten aus den USA und Südafrika im Land ermöglicht zu haben. Das erklärte Kommunikationsminister Lambert Mende. Katumbis Anwälte erklärten, sie befürchteten ein unfaires Verfahren. Sie hätten daher die Vereinten Nationen und Menschenrechtsorganisation informiert, sagte sein Anwalt Georges Kapiamba. Was auch immer passieren wird, ich bleibe bei meiner Kandidatur und stehe fest zu meinem friedlichen Kampf für einen Rechtsstaat, hatte Katumbi nach der Durchsuchung seines Hauses am Donnerstag über Twitter mitgeteilt. Die Demokratie wird gewinnen. Katumbi hatte am Mittwoch bekanntgegeben, dass er bei der Präsidentenwahl im November gegen den Amtsinhaber Joseph Kabila antreten will. Als Einheitskandidat mehrerer Oppositionsgruppen will er sich um das höchste Amt im Staat bewerben. Kultur;Welche Bücher befinden sich aktuell auf Ihrer Leseliste? Wo lesen Sie gerne, und wem folgen Sie bei Buchempfehlungen?. Vergangene Woche haben wir den Community-Buchklub ins Leben gerufen. Drei Bücher standen für die erste Runde zur Auswahl. Ernest Hemingways Der alte Mann und das Meer hat das Rennen gemacht, und so wird am 15. Oktober über diese Novelle gesprochen. Noch handelt es sich um ein Experiment, aber wir sind schon gespannt wie ein Pfitschipfeil. Bevor der Buchklub startet, wollen wir noch einmal wissen: Womit haben Sie sich in den letzten Wochen beschäftigt? Welche Werke, Artikel und Blogs erscheinen Ihnen empfehlenswert oder diskussionswürdig? Bei welchem Buch kommen Sie einfach nicht voran, welches haben Sie verschlungen? Wann lesen Sie gerne, haben Sie einen Lieblingsort zum Lesen? Wir freuen uns über zahlreiche Postings. Und nicht vergessen, wir sehen uns in zwei Wochen wieder zur ersten Ausgabe des Community-Buchklubs. Bis dahin wünschen wir schöne Lesestunden! (kub, 1.10.2015) Wissenschaft;Wissenschaft und Religion dürfen nicht miteinander vermischt werden. Leider ist ihre Trennung oft mangelhaft - auch in Österreich. Dürfen Wissenschafter an Gott glauben? Selbstverständlich - warum denn auch nicht? Viele der größten Forscher der Vergangenheit waren gläubig und viele der heutigen Wissenschaftler sind es ebenfalls. Nur eines darf man nicht machen: Wissenschaft und Glauben vermischen. Denn beides passt einfach nicht zusammen. Und es ist auch gar nicht überheblich oder arrogant das zu behaupten. Es sind einfach zwei völlig unterschiedliche Arten, die Welt zu betrachten. Das sagen ja auch schon die Bezeichnungen. In der Wissenschaft geht es ums Wissen und gerade eben nicht darum, irgendwas ohne Beleg zu glauben. Die wissenschaftliche Methode in ihrer Idealform ist extra dafür da, objektive Erkenntnisse über die Welt zu erhalten. Erkenntnisse, die man dann mögen kann oder nicht - aber an die man auf keinen Fall glauben muss. In der Religion dagegen ist es oft ein Zeichen besonders großer Hingabe, wenn man Dinge glaubt, ohne dass hier objektive Belege existieren. Wissenschaft und Glaube passen nicht zusammen und wenn sie zusammen gezwungen werden ist es kein Wunder, wenn es dabei zu Konflikten kommt. Das klassische Beispiel dafür findet man in der Biologie. Spätestens seit Charles Darwin und Alfred Wallace im 19. Jahrhundert die grundlegenden Mechanismen der Evolution erkannt hatten, war klar, dass die biblische Schöpfungsgeschichte eben nur eine Geschichte ist. Eine von vielen Geschichten, die sich die Menschen seit Jahrtausenden über die Entstehung der Welt und ihrer Geschöpfe erzählen, die aber deswegen noch lange nicht real sein muss. Heute ist die Evolution als fundamentale biologische Theorie so gut bestätigt wie kaum eine andere wissenschaftliche Erkenntnis. Trotzdem beharren manche Gläubige weiterhin darauf, dass ihre eigene Schöpfungsgeschichte die einzige wahre Realität sei. Und das wäre ja auch alles nicht weiter tragisch, wenn nicht auch versucht würde, diese private Realität zum Maßstab für die Allgemeinheit zu erheben. Genau das passiert aber, wenn fundamentalistische Christen zum Beispiel fordern, im Schulunterricht die biblische Schöpfungsgeschichte als gleichwertige Alternative zur Evolution zu unterrichten. Unter dem Motto Teach the controversy wird vorgegeben, die Kinder doch selbst entscheiden zu lassen. Als einziger Gegenvorschlag zur wissenschaftlichen Evolution wird von den Fundamentalisten dann aber doch immer nur die Bibel zugelassen. Dabei herrscht wahrlich kein Mangel an Schöpfungsmythen, die man mit der gleichen Begründung ebenfalls als Alternativen zur Evolutionstheorie präsentieren könnte. Da wäre zum Beispiel die altägyptische Kosmogonie von Heliopolis, laut der der Lichtgott Atum sich zuerst selbst erschuf und dann per Masturbation die Luft- und Feuergötter Shu und Tefnut hervorbrachte. Oder die germanische Mythologie, laut der die ganze Welt und ihre Lebewesen aus dem geschlachteten Körper des Riesen Ymir gebildet wurden (die Wolken am Himmel sind übrigens die Reste seines Gehirns und die Erde auf der wir heute leben wurde seltsamerweise aus seinen Augenbrauen erschaffen). Sehr anschaulich ist auch der Schöpfungsmythos der zentralafrikanischen Kuba-Föderation: Der Riese Mbombo erbrach demnach zuerst Sonne, Mond und Sterne und danach die Vorfahren aller Tiere und Menschen. Es fällt leicht, diese speziellen Mythologien ins Lächerliche zu ziehen. Aber sie sind genau so gut - oder besser gesagt genau so schlecht - durch objektive Fakten belegt wie die biblische Schöpfungsgeschichte des Christentums. Es sind Geschichten, die viele verschiedene Zwecke erfüllt haben und immer noch erfüllen - aber definitiv nicht die Realität beschreiben. Und wenn man Schülerinnern und Schülern keine kotzenden Riesen und masturbierenden Götter als Alternative zur wissenschaftlichen Evolution präsentieren will, dann sollte das auch für den Schöpfungsmythos der Christen gelten. Dabei spielt es auch keine Rolle, ob er sich als Intelligent Design tarnt und einen wissenschaftlichen Anstrich zu geben versucht. Religion und die Geschichten, die sich unsere Vorfahren über die Entstehung der Welt und ihrer Lebewesen ausgedacht haben, sollen durchaus ihren Platz im Lehrplan der Schulen haben. Aber es handelt sich dabei eben nicht um Wissenschaft und sie haben daher auch nichts im naturwissenschaftlichen Unterricht zu suchen. In Österreich ist die Lage vielleicht auf den ersten Blick nicht ganz so dramatisch wie in den USA, wo die Kreationisten massive (und leider oft auch erfolgreiche) Lobbyarbeit für die Verbreitung ihre Lehre in den Schulen leisten. In Louisiana sollten Kinder beispielsweise bei einer naturwissenschaftlichen Prüfungsfrage, folgenden Satz vervollständigen: Ist es nicht großartig, was ___ erschaffen hat!. Aber auch hierzulande ist die Trennung zwischen Religion und Wissenschaft nicht so weit fortgeschritten, wie man es sich als rationaler Mensch wünschen würde. In einer Studie aus dem Jahr 2010 haben der Biologe Erich Eder, der Psychologe Andreas Hergovich und ihre Kollegen über 2.000 Schülerinnen und Schüler in weiterführenden Schulen in Wien nach ihren Vorstellungen zu Kreationismus und Intelligent Design befragt. Der kreationistischen Aussage Gott hat das Leben auf der Erde und alle Arten so erschaffen, wie es in der Bibel steht stimmten immerhin 28 Prozent zu und nur 53 Prozent lehnten sie ab. Bei der Aussage Das Leben auf der Erde wurde von einem höheren Wesen erschaffen und hat seitdem einen langen Entwicklungsprozess durchlaufen, der von diesem höheren Wesen gesteuert wird, die die Grundthese des Intelligent Design zusammenfasst, war die Zustimmung mit 34 Prozent noch höher und hier waren diejenigen, die sie ablehnten, mit 42 Prozent sogar in der Minderheit. Die Ursachen für die Verbreitung dieser unwissenschaftlichen Einstellungen bei den Schülerinnern und Schülern sehen Eder und seine Kollegen übrigens vorrangig bei der Beeinflussung durch die Eltern der Jugendlichen. Die Religion hat in Österreich glücklicherweise noch keinen Eingang in den Lehrplan des Biologieunterrichts gefunden. Eder und seine Mitarbeiter merken aber auch an, dass die fundamentale Bedeutung der Evolution durchaus noch besser vermittelt werden könnte. Wissenschaft und Religion vertragen sich nicht. Und das bedeutet nicht, dass das eine besser wäre als das andere. Sondern nur, dass man das eine nicht mit dem anderen verwechseln darf. Wissenschaft ist Wissenschaft und soll entsprechend vermittelt werden. Und Religion sollte Privatsache sein, auch und vor allem in den Schulen. Aber dort hängen meistens immer noch die Kreuze der Christen - denn wie sagte der ehemalige Vizekanzler Josef Pröll: Wenn der Staat religiöse Symbole verbannt, ist er nicht neutral, sondern nimmt Partei für den Atheismus. Und wenn der fehlende Anblick von Kreuzen schon als atheistische Propaganda interpretiert wird, dann fehlt nicht mehr viel, um im Sinne der Religionsfreiheit auch Kreationismus in den Biologieunterricht zu reklamieren... Wissenschaft;Schon in der Steinzeit achteten Menschen ihre Hunde – und bestatteten sie sogar mit Grabbeigaben, wie 8000 Jahre alte Funde aus Sibirien zeigen. Edmonton – Die Beziehung zwischen Menschen und Hunden ist einzigartig – und uralt. Über ihren genauen Anfang wird nach wie vor gestritten: Einige genetische Studien der vergangenen Jahre deuten auf eine Domestizierung vor bereits 40.000 Jahren hin, andere kommen zu einem deutlich späteren Zeitpunkt. Doch wie lange es auch her sein mag, dass Zwei- und Vierbeiner Freunde wurden, ihr Verhältnis nahm im Lauf der Zeit immer bemerkenswertere Züge an. Moderne Hunde folgen etwa dem Blick ihrer Besitzer, suchen deren Aufmerksamkeit per Augenkontakt und können sogar Emotionen an Gesichtern ablesen, wie Biologen herausfanden. Aber auch auf menschlicher Seite gibt es erstaunliche Verhaltensweisen, so behandeln etwa nicht wenige Hundehalter ihre Tiere annähernd wie ihresgleichen. Dass es sich dabei aber um kein ausschließlich zeitgenössisches Phänomen handelt, berichten nun Forscher um Robert Losey (University of Alberta) in einer Aussendung: Bei Ausgrabungen am Baikalsee in Russland stießen sie auf steinzeitliche Überreste von Hunden – in Grabstätten von Menschen. Genauere Untersuchungen bestätigten, dass manchen Tieren schon vor 8000 Jahren eine ausgesprochen menschliche Behandlung zuteilwurde. Sie wurden auf Friedhöfen (mitunter gleich gemeinsam mit ihren Besitzern) begraben und erhielten sogar Grabschmuck und Beigaben. Die Hunde wurden nach ihrem Tod wie Menschen behandelt, sagt Losey. Sie seien vorsichtig in Gräber gelegt worden, manchmal mit dekorierten Halsbändern oder zusammen mit Gegenständen wie etwa Löffeln. All das deute darauf hin, dass den Tieren genau wie Menschen ein Leben nach dem Tod zugesprochen wurde. Chemische Analysen der Knochen zeigten wiederum, dass die steinzeitlichen Hunde auch die gleiche Nahrung erhielten wie ihre Besitzer. Nach Ansicht der Forscher bestätigen diese Funde ein weiteres Mal den beispiellosen Platz, den Hunde in der Geschichte des Menschen einnehmen. Man findet weltweit mehr prähistorische Gräber von Hunden als von irgendeinem anderen Tier, selbst von Katzen oder Pferden, so Losey. Doch natürlich ist die Geschichte dieser zwischenartlichen Beziehung keine der gegenseitigen Zuneigung und Versorgung allein: Auch die Hunde vom Baikalsee wurden in erster Linie für tägliche, harte Arbeit eingesetzt, viele davon dürften Vorläufer von Schlittenhunden gewesen sein, wie Reste von Geschirr und Leinen andeuten. Und immer wieder wurden Hunde auch gänzlich anders genutzt – nämlich als Nahrung ihrer Besitzer. International;Dos Santos kündigt nach fast 40 Jahren an der Macht Rückzug an. Luanda – Nach knapp vier Jahrzehnten an der Macht will sich Angolas Präsident José Eduardo Dos Santos von der Macht trennen. Ich habe entschieden, das politische Leben 2018 zu verlassen, sagte der 73-Jährige am Freitag auf einem Kongress seiner Partei MPLA. Dos Santos herrscht schon seit 1979 in dem südwestafrikanischen Land. Seine aktuelle Amtszeit läuft eigentlich im kommenden Jahr aus. Warum er seinen Rückzug für 2018 ankündigte, blieb am Freitag zunächst ungeklärt. Angola verfügt über große Ölreserven. Wegen des Preisverfalls auf den internationalen Märkten steckt das Land derzeit in einer Wirtschaftskrise. Wissenschaft;In der Nacht auf Dienstag hat es geklappt: Sentinel-1B hob vom Weltraumbahnhof Kourou ab. Kourou/Darmstadt – Nach mehrmaliger Startverschiebung hat die Europäische Weltraumorganisation ESA den Erdbeobachtungssatelliten Sentinel-1B nun endlich ins All geschickt. Er hob in der Nacht auf Dienstag an Bord einer Sojus-Trägerrakete vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana ab. Der 2,3 Tonnen schwere Satellit ist Teil des europäischen Erdbeobachtungsprogramms Copernicus. Das Programm verfolgt das Ziel, den Zustand der Erde kontinuierlich zu erfassen und Fernerkundungsdaten über Ozeane, Landflächen, Atmosphäre und Klimawandel zu sammeln. Sentinel-1B ergänzt als den bereits gestarteten baugleichen Satellit Sentinel-1A, mit dem Copernicus im April 2014 startete. Bereits im All befinden sich zudem Sentinel-2A und Sentinel-3A. Im Laufe des Jahres sollen noch zwei weitere Satelliten starten, der vorerst letzte Start ist für 2020 geplant. Der Start von Sentinel-1B war ursprünglich für Freitagabend angesetzt gewesen. Er musste aber wegen zu starken Windes abgesagt werden – wie auch der zunächst für Samstag geplante Ersatztermin. Auch am Sonntag wurde der Countdown abgeblasen, nachdem es bei der Rakete technische Probleme gegeben hatte. Etat;Journalisten begrüßen Entscheidung. Harare – Das Verfassungsgericht in Simbabwe hat mit der Annullierung eines umstrittenen Gesetzes die Pressefreiheit in dem Land im südlichen Afrika gestärkt. Nach dem Urteil der neun Richter in Harare sollen Journalisten nun nicht mehr wegen übler Nachrede strafrechtlich verfolgt werden können. Das ist ein wichtiger Schritt in Richtung Meinungsfreiheit in Simbabwe, erklärte das in New York ansässige Komitee zum Schutz von Journalisten (CPJ) am Mittwochabend. Die Regierung hat die Kriminalisierung übler Nachrede zu oft als Maulkorb für unabhängige Journalisten eingesetzt, sagte der CPJ-Direktor Robert Mahoney. Die Klage war von vier betroffenen örtlichen Journalisten und vom Medieninstitut für das Südliche Afrika (MISA) eingereicht worden. Die Organisation begrüßte das Urteil vom Mittwoch und betonte, dass es in einer demokratischen Gesellschaft keinen Platz für eine Unterdrückung der Meinungsfreiheit gebe. Der Kampf gehe weiter. Simbabwe rangiert auf dem Index für Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen von 180 beobachteten Ländern auf Platz 131. Der Organisation zufolge werden Journalisten und Medienhäuser dort regelmäßig eingeschüchtert. Wissenschaft;Nur 13- bis 14-mal im Jahrhundert schiebt sich Merkur direkt zwischen Erde und Sonne. Wien – Mit dem Merkurtransit ereignete sich am Montag ab 13.12 Uhr das interessanteste Himmelsereignis des Jahres. Der Merkur, der innerste und kleinste Planet des Sonnensystems, zog von der Erde aus gesehen direkt vor der Sonne vorbei. Das seltene Schauspiel war in Österreich – wegen des guten Wetters – fast in voller Länge zu beobachten. Der Merkurdurchgang hat um 13.12 Uhr (in Wien) begonnen und endete um 20.44 Uhr. In diesen rund 7,5 Stunden zog der Planet als kleiner schwarzer Punkt langsam über die Sonnenscheibe. Merkur benötigt nur 88 Tage, um einmal um die Sonne zu kreisen. Etwa alle 116 Tage stehen Erde, Merkur und Sonne in einer Linie. Da die Merkurbahn aber gegenüber jener der Erde um sieben Grad geneigt ist, wandert er dabei meistens nördlich oder südlich der Sonne vorbei. Nur 13- bis 14-mal pro Jahrhundert geht es sich aus, dass Merkur direkt zwischen Erde und Sonne steht – und zwar immer im Mai oder November. Der letzte von Mitteleuropa aus sichtbare Merkurtransit war 2003, den nächsten gibt es am 11. November 2019. Deutlich seltener als Merkur- sind Venusdurchgänge – zuletzt faszinierten diese in den Jahren 2004 und 2012 viele Beobachter. Allerdings ist Merkur nur ein Drittel so groß, aber doppelt so weit von der Erde entfernt wie die Venus, deren Transit bereits an der Wahrnehmbarkeitsgrenze des menschlichen Auges lag, erklärte Alexander Pikhard von der Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie (WAA). Für die Beobachtung des Merkurtransits ist daher ein Feldstecher mit einer mindestens 30-fachen Vergrößerung oder ein Teleskop inklusive spezieller Sonnenfilter notwendig. Denn Merkur misst von der Erde aus gesehen nur ein 158stel des Durchmessers der Sonnenscheibe. Das ist mit freiem Auge nicht wahrnehmbar, so Pikhard. Auf jeden Fall müssen bei der Beobachtung spezielle Sonnenfilter verwendet werden, die im astronomischen Fachhandel erhältlich sind, betonte der Experte. Andernfalls würden schwerste Augenschäden bis zur Erblindung drohen. In Österreich fanden zahlreiche Veranstaltungen statt, wo man den Transit unter fachkundiger Anleitung und der notwendigen Ausrüstung beobachten konnte. In Wien lud etwa die WAA zur öffentlichen Beobachtung auf die Sofienalpe in Wien-Penzing, der Verein Kuffner-Sternwarte in den Augarten beim gleichnamigen Café-Restaurant und das Astronomische Büro Wien ins Freiluftplanetarium Sterngarten am Georgenberg bei der Wotrubakirche in Wien-Liesing. In Graz wurden beim Hauptgebäude der Uni Graz Beobachtungen mit Sonnenteleskopen und im Foyer des Hauptgebäudes ein Livestream vom Sonnenobservatorium auf der Kanzelhöhe geboten. In Linz bot die Linzer Astronomische Gemeinschaft Sonderführungen an der Johannes-Kepler-Sternwarte. In Klagenfurt konnte man an der Sternwarte das Ereignis beobachten, im Salzkammergut an der Sternwarte Gahberg. Nach Angaben des Vereins Kuffner-Sternwarte hat Johannes Kepler erstmals 1629 einen Merkurtransit berechnet, und zwar für den 7. November 1631. Wegen ungünstigen Wetters konnten nur vier Personen das Ereignis beobachten, darunter auch der Schweizer Johann Baptist Cysat, der den Durchgang in Innsbruck mitverfolgte. Die Beobachtungen des Merkurdurchgangs lieferten wichtige Informationen zur damals noch recht ungenau bestimmten Merkurbahn. Wissenschaft;So lautet zumindest der Befund einer aktuellen Studie, die Aussterberaten verglich. Ohne massives Gegensteuern werde die Erde Millionen Jahre zur Erholung brauchen. Miami – Die Erdgeschichte lässt sich nicht weniger an Ereignissen festmachen, die massenhaften Tod mit sich brachten, als die menschliche Historie. Die einzelnen Erdzeitalter werden vor allem aufgrund starker biologischer Veränderungen voneinander unterschieden. Damit sich aber die charakteristische Flora und Fauna einer Ära entwickeln konnte, musste erst die der vorangegangenen Epoche weichen. Oft geschah dies aufgrund katastrophaler Ereignisse, die binnen relativ kurzer Zeit eine längere Phase der Stabilität beendeten. In der Geschichte des Lebens gibt es eine lange Reihe von Massenaussterbeereignissen auf regionaler oder sogar globaler Ebene. Fünf davon hatten jedoch so drastische Auswirkungen, dass sie traditionell über alle anderen gestellt werden: Das bekannteste vor knapp 66 Millionen Jahren, das alle Dinosaurier mit Ausnahme der Vögel dahinraffte. Und das war noch vergleichsweise milde angesichts des größten der fünf Ereignisse: Nämlich vor 252 Millionen Jahren, als schätzungsweise 90 bis 96 Prozent aller Spezies ausstarben. Weitere Katastrophen von beinahe gleicher Größe ereigneten sich vor 440 bis 450 Millionen Jahren, vor 375 bis 360 Millionen Jahren und vor etwa 201 Millionen Jahren. Aus dem Fossilienbefund rechnen Paläontologen vor, dass dabei jeweils zwischen 60 und 75 Prozent der damaligen Spezies ausstarben. Insofern ist es starker Tobak, wenn eine Studie nun zum Befund kommt, dass das sechste große Massenaussterben begonnen habe. Wissenschafter der drei US-Universitäten Princeton, Stanford und Berkeley sowie der Universidad Nacional Autonoma de Mexico berichten in der Zeitschrift Science Advances, dass in unserer Gegenwart die Arten etwa hundert Mal schneller aussterben als in früheren Phasen. Die Big Five liefen nicht nur unterschiedlich schnell ab, sie hatten auch verschiedene Ursachen. Und nicht bei allen herrscht in der Wissenschaft Einigkeit darüber, was der Auslöser war: Ob Asteroideneinschlag, erhöhte vulkanische Aktivität, Klimawandel oder Versauerung der Ozeane – oder ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Faktoren. Das für die Gegenwart postulierte Massenaussterben lasse sich hingegen auf einen eindeutigen Faktor zurückführen: menschliche Aktivität und deren Folgen. Für ihre Analyse werteten die Forscher um Gerardo Ceballos von der Universidad Nacional Autonoma de Mexico das Aussterben von Wirbeltier-Arten aus, die Befunde können dabei allerdings nur grobe Schätzwerte sein. In früheren Phasen starben ihren Erkenntnissen nach pro Jahrhundert zwei von 10.000 Wirbeltierarten aus. Die Rate im zurückliegenden Jahrhundert war bis zu 114 Mal höher, als sie es ohne menschliche Aktivität gewesen wäre, heißt es in der Studie. Und dies selbst, wenn die zurückhaltendsten Schätzungen zugrunde gelegt würden. Es gebe keine relevanten Zweifel daran, dass wir in eine sechste große Welle des Massenaussterbens eintreten, sagte Co-Autor Paul Ehrlich von der Stanford University. Ceballos ergänzt, dass dies auch die Spezies Mensch betreffen werde – und zwar zu einem eher frühen Zeitpunkt inmitten der allgemeinen Aussterbewelle. Die Gründe für das beschleunigte Artensterben liegen der Studie zufolge unter anderem in der vom Menschen ausgelösten Klimaerwärmung, in der Umweltverschmutzung und in großmaßstäblicher Waldrodung. Nach Angaben der Weltnaturschutzunion IUCN sind 41 Prozent aller Amphibien-Arten und 26 Prozent aller Säugetier-Arten vom Aussterben bedroht. Es gibt Beispiele für Arten auf der ganzen Erde, bei denen es sich praktisch um wandelnde Leichen handelt, so Ehrlich. Die Autoren verbinden ihre Befunde mit einem eindringlichen Appell: Die Menschheit müsse ihre Bemühungen zum Erhalt bedrohter Arten schnell erheblich verstärken. Insbesondere müssten der Verlust des natürlichen Lebensraums, die Ausbeutung der Natur und der Klimawandel angegangen werden. Ohne Gegensteuern würde es Millionen Jahre dauern, bis sich unser Planet erhole, sagt Ceballo. Wissenschaft;Funde kamen bei Bauarbeiten ans Licht und sind 13.000 Jahre alt. Mexiko-Stadt – Mexikanische Archäologen haben die Überreste eines nach ersten Schätzungen 13.000 Jahre alten Mammuts freigelegt. Die Knochen seien bereits im Dezember in Tultepec nördlich von Mexiko-Stadt während Bauarbeiten an einem Abwasserkanal entdeckt worden, wie das mexikanische Archäologie-Institut INAH mitteilte. Es könnte sich dabei um ein Präriemammut (Mammuthus columbi) gehandelt haben, das weiter südlich als sein bekannterer Vetter, das Wollhaarmammut, lebte. Präriemammuts wurden noch größer als Wollhaarmammuts und zählten mit bis zu vier Metern Höhe zu den größten Rüsseltieren, die es je gegeben hat. Ob sie ebenfalls ein – möglicherweise weniger dichtes – Fell hatten, konnte bislang nicht eindeutig geklärt werden. Bisher sind in Tultepec innerhalb von drei Wochen etwa 60 Knochenstücke gefunden worden. Die Forscher vermuten, das Tier sei zum Zeitpunkt seines Todes zwischen 20 und 25 Jahre alt und etwa drei Meter hoch gewesen. Das Mammut sei damals wahrscheinlich nach seinem Tod von Menschen zerstückelt worden. Sport;Tabellenletzter WAC gewann unter Trainer Kühbauer alle drei Heimspiele gegen den Meister. Salzburg/Wolfsberg – Fußball-Bundesliga-Schlusslicht WAC empfängt am Samstagabend (18.30 Uhr) Titelverteidiger Red Bull Salzburg, der zuletzt 14 Punkte aus sechs Spielen geholt und sich damit auf Platz fünf vorgearbeitet hat. Gegen die Wolfsberger soll dieser Aufwärtstrend fortgesetzt und eine Negativserie beendet werden: Der Meister verlor die jüngsten drei Auswärtsmatches beim WAC. Die Ausbeute aus den letzten sechs Spielen ist gut. Wenn wir das beibehalten, sind wir am Schluss vorne, erklärte Salzburg-Trainer Peter Zeidler vor der Partie in der Lavanttal-Arena. Gleichzeitig erinnerte er aber auch an die schwache Vorstellung in der ersten Hälfte beim jüngsten 4:2-Heimsieg im Derby gegen Grödig. Es geht nicht nur um die Punkte, sondern auch darum, wie wir spielen. Und da haben wir gegen Grödig gesehen, dass wir einiges besser machen müssen, betonte der Deutsche. Wir haben in dieser Woche im Training einen klaren Schwerpunkt auf das gemeinsame Defensivverhalten gelegt, wie wir uns gemeinsam die Bälle holen. Dass der WAC in den ersten acht Liga-Partien nur einen Sieg und ein Remis geschafft hat, wollte Zeidler nicht überbewertet wissen. Wolfsberg ist immer gefährlich. Vor ein paar Wochen haben sie noch ein großes Spiel gegen Dortmund geliefert. Wir sind immer noch in der Anfangsphase der Meisterschaft, deshalb sollte man beim Blick auf die Tabelle zurückhaltend sein, meinte der Salzburg-Coach, der die Wolfsberger zuletzt beim 0:1 auswärts gegen Tabellenführer Admira beobachten ließ. Da hätten sie gewinnen können. Für Zeidler ist übrigens Rapid immer noch erster Anwärter auf den Titel. Es war überraschend, dass sie jetzt in der Liga zweimal verloren haben, aber es zeigt, dass es keinen Durchmarsch von Rapid geben wird, sagte der 53-Jährige, der an den Titelrivalen so schnell wie möglich rankommen will. Vor dem Abschluss des ersten Saisonviertels trennen die Bullen noch zwei Zähler von den Hütteldorfern, die einen Punkt hinter der Admira – am Sonntag im Schlager zu Gast bei Rapid – Zweiter sind. Beim WAC hatte man zuletzt wenig zu lachen. Die Zeit des Schönredens ist vorbei. Wir müssen kämpfen, beißen und kratzen, forderte Abwehrspieler Michael Sollbauer vor dem schweren Heimspiel gegen die Salzburger, die nach dem frühen Europacup-Aus nun zum dritten Mal in Folge das Double holen wollen. Wir wissen, dass wir nicht ans Tabellenende gehören und wollen dort wieder weg. Sein Trainer Dietmar Kühbauer, in dessen Ära der WAC alle drei Heimspiele gegen die Bullen gewonnen hat, sprach indes von einer dankbaren Aufgabe, denn Salzburg ist immer Favorit. Wir können nichts verlieren. Wenn man überrascht, dann ist es wunderbar, wenn nicht, hat jeder damit gerechnet. Natürlich wollen wir gegen Salzburg anschreiben, aber das wird sehr schwer. Es muss alles funktionieren, um Salzburg in die Knie zu zwingen. Bei den Kärntnern haperte es zuletzt vor allem im Abschluss, die jüngsten drei Matches gingen allesamt zu null verloren. In insgesamt sechs der acht Meisterschaftsspiele schoss der WAC kein Tor. Unser Problem ist der Abschluss. Wir müssen vor dem Tor konsequenter und kaltschnäuziger werden, denn gegen Salzburg werden wir nicht im Minutentakt zu Chancen kommen, betonte Kühbauer. Dass seine Stürmer seit Saisonbeginn nicht so richtig in Fahrt kommen, sei in erster Linie eine Kopfsache. Denn den Stress vor dem Tor kannst du nicht trainieren, erklärte der WAC-Coach, der bis November auf Mittelfeldspieler Manuel Seidl verzichten muss. Der 26-Jährige erlitt im Match gegen die Admira einen doppelten Bänderriss im linken Knöchel. (APA, 18.9.2015) RZ Pellets WAC – FC Red Bull Salzburg (Samstag, 18.30 Uhr, Wolfsberg, Lavanttal-Arena, SR Lechner). Saisonergebnisse 2014/15: 1:0 (h), 2:2 (a), 3:2 (h), 0:3 (a) WAC: A. Kofler – Standfest, Rnic, Drescher, Palla – Putsche, Tschernegg – Zündel, Silvio, Jacobo – Hellquist Ersatz: Dobnik – Baldauf, Kobleder, Berger, Hüttenbrenner, Sollbauer, Wernitznig, Schmerböck, Ouedraogo Es fehlen: Trdina (Kreuzbandriss), Seidl (doppelter Bänderriss im linken Knöchel), M. Weber (Probleme im Rumpfbereich) Salzburg: Walke – Lainer, Schmitz, Caleta-Car, Ulmer – Lazaro, Keita, Berisha, Minamino – Nielsen, Soriano Ersatz: C. Stankovic – Miranda, Sörensen, Schwegler, Atanga, Oberlin, Mukhtar, Prevljak Fraglich: Pehlivan (Oberschenkelprobleme) Es fehlen: Leitgeb, Hinteregger, Yabo, Reyna (alle Knieverletzungen), Damari (Trainingsrückstand nach Verletzung), Airton (Oberschenkelprobleme) International;Auch wenn sie nicht Präsidentin sein darf, wird sie die Geschicke Burmas lenken, sagt Südostasien-Expertin Katrin Bannach. STANDARD: Das Mehrheitswahlrecht und die starke Rolle der Armee, der ein Viertel der Parlamentssitze zustehen, machen klare Aussagen über das Endergebnis der Parlamentswahl in Burma schwierig. Kann Aung San Suu Kyi die Wahl noch verlieren? Bannach: Das ist tatsächlich möglich, weil die Nationale Liga für Demokratie (NLD) zwei Drittel der Stimmen gewinnen muss, um die Mehrheit zu erlangen. Bis dato sind aber nur die Ergebnisse aus dem Zentrum des Landes bekannt, wo alle mit einem Wahlsieg der NLD gerechnet haben. Es wird sich noch herausstellen, wie die Gebiete der ethnischen Minderheiten wählen, die alle jeweils eigene Parteien haben. Aus manchen Gebieten dauert es mindestens eine Woche, bis die Wahlergebnisse überhaupt in die Hauptstadt transportiert sind. Wenn die NLD im Zentrum nicht einen haushohen Sieg davonträgt, sondern bei 70 Prozent stehen bleibt, kann sich das noch einmal ändern. STANDARD: Präsidentin darf die Friedensnobelpreisträgerin ohnehin nicht werden. Wie will sie dann regieren? Bannach: Viele Beobachter hier in Burma meinen, sie würde sich ein neues Amt schaffen wollen, was die Verfassung aber nicht zulässt. Ganz konkret wird es heißen, dass sie einen Präsidenten einsetzt, den sie im Tagesgeschäft entsprechend briefen wird, damit er die Geschicke des Landes in ihrem Sinne führt. STANDARD: Gibt es schon Kandidaten? Bannach: Nein, Suu Kyi hat sich in dieser Frage stets bedeckt gehalten. In der Hauptstadt kursieren die Namen einiger Geschäftsfrauen, die sich in der NLD engagiert haben, die man aber kaum kennt. Klar ist, dass der nächste Präsident eine relativ schwache Position haben wird, weil Suu Kyi schon deutlich gemacht hat, dass eigentlich sie das Land führen wird. Zudem hat sie in den vergangenen Jahren niemanden neben sich wirklich groß werden lassen. STANDARD: Was wird sich ändern, wenn Suu Kyi oder einer ihrer Vertreter aus der NLD an der Macht ist? Bannach: Das oberste Gebot, das sich die Partei auf die Fahne geschrieben hat, ist Rechtsstaatlichkeit. Die Menschen im Alltag, aber auch die Wirtschaft brauchen dringend verlässliche Regeln, an die man sich halten kann, weil sonst nur zählt, wen man kennt. Das Vertrauen in die Behörden und die Regierung ist gering, viele fühlen sich betrogen, hintergangen. Die Menschen erwarten sich von Suu Kyi aber auch mehr Jobs und bessere Bildung. Kurz gesagt sind die Erwartungen sehr hoch, und sie werden sehr schwierig zu erfüllen sein. STANDARD: Wird die Armee einen Sieg Suu Kyis akzeptieren? Bannach: Die Signale waren jüngst sehr positiv. Der Oberbefehlshaber hat immer wieder betont, dass er auch einen Sieg der NLD akzeptieren würde. Das Militär hat diese Wahl schließlich erst zugelassen, obwohl es im Vorfeld genügend Gründe gehabt hätte, sie zu verschieben, etwa wegen der Flutkatastrophe. Egal wie die Wahl ausgeht, wird die Armee das Land weiterhin nachhaltig politisch beeinflussen können. Laut Verfassung hat die Armee noch immer eine sehr starke Vetomacht im Parlament und besetzt die wichtigsten Ministerien, nämlich das Grenz-, das Innen- und das Außenministerium. Der mächtige Sicherheitsrat kann außerdem die Verfassung jederzeit wieder außer Kraft setzen. Die Hoffnung ist nun, dass die Armee sich auf diese Sicherheiten zurückzieht. Es gibt aber noch immer Grenzen, so wurden kürzlich kritische Studentenführer auf offener Straße verhaftet. STANDARD: Ethnische Rebellengruppen bekämpfen die Zentralregierung seit Jahrzehnten. Wie könnte es unter einer neuen Regierung mit den Friedensverhandlungen weitergehen? Bannach: Das Hauptprojekt des amtierenden Präsidenten Thein Sein war die Unterzeichnung eines nationalen Friedensabkommens, was ihm nur mittelmäßig gelungen ist, weil es nur von acht der 16 anerkannten Bevölkerungsgruppen getragen wird. Zudem ist es ein sehr schwaches Abkommen, das den Namen kaum verdient. Ein Grund für die Zurückhaltung mancher Gruppen ist wohl, dass man die neue Regierung abwarten will. Wenn jetzt Suu Kyi tatsächlich über die Regierung bestimmt, wird das für Unruhe sorgen, weil erstens das Vertrauen komplett neu aufgebaut werden muss und zweitens das Militär eingebunden werden muss, was der neuen Regierung schwerer fallen wird als der alten, die armeenah war. Indem der nationale Vertrag jetzt nicht unterzeichnet wurde, hat man eine Riesenchance verpasst. Die Zeichen für Frieden standen vor der Wahl so gut, wie es danach eigentlich nicht mehr sein kann. Ein möglicherweise schwacher Präsident unter Suu Kyi wird nicht die notwendigen Kontakte haben. Und eine neue Regierung dürfte nicht das Mandat zur Lösung der essenziellen Fragen über eine neue dezentrale Staatsstruktur haben. STANDARD: Wie steht es um das Verhältnis von Buddhisten und Muslimen, das in der Vergangenheit sehr angespannt war? Bannach: Einige radikalisierte Mönche haben im Wahlkampf starken Einfluss auf die Politik und die Gesetzgebung genommen. Ihre Organisation Ma Ba Tha wird das Land nachhaltig verändern. Selbst wenn die Wahl eine Partei an die Macht bringt, die diesen Leuten kritisch gegenübersteht, wird es schwer sein, diesen Geist wieder zurück in die Flasche zu verfrachten. Konkret hat sich keine Partei getraut, muslimische Kandidaten aufzustellen. Unter der alten Regierung hatten Muslime hingegen noch politische Vertreter. STANDARD: Wie wird sich der Einfluss Chinas auf das weit kleinere Burma entwickeln, wenn dort eine neue Regierung an die Macht gelangt? Bannach: Burma ist nicht der Vasall Pekings, als der es im Westen oft dargestellt wird. Natürlich hat das Regime während der westlichen Sanktionen in den 90er-Jahren China die Tür geöffnet, weil es der einzige Partner war, mit dem Burma große Projekte durchführen konnte. Einerseits ist Chinas Einfluss in den vergangenen zwanzig Jahren in allen Bereichen stark gestiegen, andererseits ist auch das Ressentiment der Bevölkerung gegenüber den manchmal rabiat agierenden Chinesen stark gewachsen. Es wird gemunkelt, dass die Öffnung der Regierung gegenüber dem Westen auch dem Wunsch entspringt, sich aus der chinesischen Einflusssphäre hinauszubewegen. Etat;Strache will weltoffen sein, atmete man in dem Blatt, dessen Weltoffenheit auf jeder Seite sprichwörtlich ist, auf. Von der Kronen Zeitung angehimmelt zu werden hat auf Dauer noch keinem gutgetan, der sein Glück in der Politik versuchte und dabei auf der Blattlinie wandelte. Am längsten hat noch Jörg Haider als Ziehsohn des alten Dichand durchgehalten, aber weder Hans-Peter Martin noch Frank Stronach konnten letztlich die Erwartungen erfüllen, die da in sie gesetzt worden waren. Aber sie sind wenigstens noch am Leben, wenn stimmt, was man von ihnen hört. Grund genug, sich Sorgen um Strache zu machen. Nicht nur, dass habituelle Ausländerfeindlichkeit allmählich ihre Spuren in seinem Antlitz hinterlässt, sollte es nicht das Alter sein – (nicht erst) jetzt muss er erdulden, dass die Krone auch an ihm einen Narren gefressen hat. Strache will weltoffen sein, atmete man in dem Blatt, dessen Weltoffenheit auf jeder Seite sprichwörtlich ist, Dienstag nach dessen Sommergespräch mit einem ORF-Redakteur auf. Mehrmals betonte Strache, dass er weltoffen sei, ebenso wie die Stadt, deren Bürgermeister er werden will. Diese Betonung der Weltoffenheit war offenbar erforderlich, weil er mit derlei in der Stadt, deren Bürgermeister er werden will, bisher eher nicht aufgefallen ist. Sollten nachlesende Anhänger damit verschreckt worden sein, kam die Beruhigung umgehend: Doch die Aussagen zu Asyl und Migranten waren dann doch die alt bekannten, und die würde nicht einmal ein Kickl in Weltoffenheit drehen. Nein, und Heinz-Christian Strache gab sich betont gut gelaunt, gelassen und ruhig. In der Nachbehandlung des Ereignisses durch einen Innenpolitiker des Blattes am Donnerstag war von alldem nicht mehr die Rede, vor allem der Ausrutscher mit der Weltoffenheit war getilgt. Wie er, Strache, – gut vorbereitet – den Fragesteller mit Wortkaskaden überfällt, grenzt an Unfairness. Nichts mehr von gut gelaunt, gelassen und ruhig, aber dafür umso begeisterter: Nicht umsonst ist das Hinhauen auf die rot-schwarze Regierung im Bund und Rot-Grün in Wien derzeit Modesport Nr. 1. Wo man hinkommt, wird gelästert, und Strache redet den Leuten nach dem Mund. Damit hat er sich die Bewunderung eines Blattes, das davon lebt, den Leuten nach dem Mund zu reden, verdient. Umso lächerlicher die gestrigen Versuche diverser Medien, Strache und die FPÖ herunterzumachen. Das wäre ja noch schöner und überdies zwecklos, denn auch gegen Haider wurden Rezepte gesucht, und dann landete dessen FPÖ bei der Nationalratswahl zur Jahrtausendwende mit 27 % Wähleranteil auf Platz 2. Eine selige Erinnerung, die sich leider rasch eintrübt. Was dann folgte, war allerdings Chaos pur, weil sich die FPÖ allein vom Personal her und auch sonst als nicht regierungsfähig entpuppte. Daran hat sich bis heute nicht ein Jota geändert, aber für die Krone stirbt die Hoffnung zuletzt. Die Nagelprobe wird sein, welches Team Strache präsentieren kann, denn nur groß reden und wieder einen Polit-Bauchfleck machen, kann für Land und Leute ordentlich ins Auge gehen. Von der Metaphorik des ins Auge gehenden Polit-Bauchflecks einmal abgesehen, könnte Land und Leuten kaum Besseres widerfahren. Man muss sich aber keine Sorgen machen, der Anfall von Weltoffenheit, den die Krone an Strache diagnostizierte, wäre allein dessen Problem und hätte nichts mit seinen Einbläsern zu tun. Man muss die Welt nur klein genug fassen, um sich der Offenheit so hingeben zu können, wie Andreas Mölzer es in Zur Zeit regelmäßig tut. Zuletzt maßregelte er den oststeirischen Pfarrer, der örtliche Protestierer gegen die Aufnahme von Flüchtlingen mit Einsatz seiner Kirchenglocken zu läutern versuchte. Hat er sich irgendwann einmal überlegt, so Mölzer, was er und seinesgleichen der autochthonen österreichischen Bevölkerung antun, wenn er die schrankenlose Zuwanderung durch Wirtschaftsflüchtlinge und Scheinasylanten befördert, indem man jede Protestaktion der autochthonen Bevölkerung als unmenschlich abqualifiziert? Die Frage wäre einer Antwort wert, aber Mölzer ist gehemmt. Er tut sich schwer, weil er das eigentlich gemeinte rassenreine Ariertum der Oststeiermark vor dem Griff der Kirche zum Glockenseil retten will, dabei aber aus Gründen freiheitlicher Weltoffenheit zu einem so undeutschen Begriff wie autochthon greifen muss. Dabei ist seine Sorge angesichts der Gutmenschen, denen alles am Herzen liegt, nur nicht das Wohl der angestammten Österreicher groß. Denn was ist der angestammte Österreicher von heute anderes als ein Scheinasylant von gestern? (Günter Traxler, 22.8.2015) Wissenschaft;Kampf um die Klimaanlage: Das anhaltende Erbe des dänischen Ingenieurs Povl Ole Fanger. Er ist seit fast neun Jahren tot, aber laut einem Artikel in Science trägt er die Schuld – oder zumindest einen maßgeblichen Teil – daran, wenn Ihnen im Büro ständig kalt ist. Und zwar besonders, wenn Sie eine Frau sind. Die Rede ist von Povl Ole Fanger, einem dänischen Ingenieur, der in den 1960er-Jahren ein Modell für die ideale Innentemperatur in Bürogebäuden entwickelte, das immer noch vielerorts zur Anwendung kommt. Sein Idealwert von 21 Grad Celsius war jedoch für den typischen Büroangestellten seiner Zeit ausgelegt: Weniger leger gekleidet als heute und vor allem männlichen Geschlechts. Da Männer im Schnitt einen schnelleren Metabolismus als Frauen haben, wird ihnen nicht so leicht kalt. An dieser Stelle kontrolliere jeder selbst, auf welcher Seite des täglichen Kampfs um die Klimaanlageneinstellung sich mehrheitlich Männer beziehungsweise Frauen sammeln – auch wenn solchen Erfahrungen natürlich nur anekdotische Evidenz zukommen kann. Zwei Forscher der Universität Maastricht, Wouter van Marken Lichtenbelt und Boris Kingma, glauben nun einen besseren Richtwert gefunden zu haben, und berichten darüber in Nature Climate Change. Durch Messungen der biophysikalischen Daten von Männern und Frauen kamen sie auf einen Idealwert von 24 Grad Raumtemperatur. Danach sollten ihnen zufolge – im Gegensatz zur sexistischen Einstellung bisheriger Thermostate – Bürogebäude ausgerichtet werden, um möglichst große wärmeneutrale Zonen zu schaffen, die für beide Geschlechter erträglich sind. Sport;Britischer Herausforderer spuckt vor Kampf am Samstag große Töne: "Bei dir werden die Rollläden runtergehen!". Düsseldorf – Box-Star Wladimir Klitschko steht vor einem Routine-Auftrag mit therapeutischem Ansatz. Tyson Fury heißt der Patient, den der promovierte Sportwissenschaftler mit dem Spitznamen Dr. Steelhammer am Samstag in seiner 19. Titelverteidigung als Schwergewichts-Weltmeister vor die Fäuste bekommt. Übersteigertes Selbstbewusstsein, wirre Weltanschauungen und persönliche Beleidigungen an die Adresse des seit über elf Jahren ungeschlagenen Titelträgers legen den Verdacht nahe, den Klitschko formulierte: Bei Fury sind einige Schrauben locker. Ich werde ihn im Ring therapieren. Auch der 65. Sieg im 68. Profi-Fight dürfte für den Weltmeister der drei großen Verbände IBF, WBO und WBA am Samstag in der Düsseldorfer Esprit-Arena (RTL ab 22.10 Uhr) nur Formsache sein. Die sagenhafte Serie Klitschkos, der in knapp vier Monaten 40 wird, sagt viel über seine Qualitäten, aber auch über die limitierte Schwergewichts-Szene im Allgemeinen aus. Sein Herausforderer ist mit seinen 2,06 Meter zwar eine imposante Erscheinung und sogar etwas größer als der Titelträger. Aber richtig Angst kann er dem Ukrainer kaum einflößen – weder als verkleideter Batman auf der ersten Pressekonferenz in London oder als Sänger eines Ständchens als Schmähung beim Presse-Training in Düsseldorf. Der 27-jährige Fury liebt den großen Auftritt und die großen Töne. Eine seiner Prophezeiungen an die Adresse Klitschkos, den er einen Narren, Idioten und Roboter schimpft, lautete: Bei dir werden die Rollläden runtergehen. Das wird einer meiner leichtesten Kämpfe! Klitschko kann da nur müde lächeln. Das ganz große sportliche Kaliber ist Fury trotz seiner 24 Siege in 24 Kämpfen nicht. Allein die Schlagkraft (18 K.o.) macht den unorthodox in zwei Auslagen boxenden Briten gefährlich. Sein Vater und Trainer, der irische Ex-Schwergewichtler John Gybsy Fury, ließ sich bei der Namensfindung für seinen Sohn immerhin von Mike Tyson inspirieren. Der Sinn für die besondere Show dieses Kampfabends soll sich nicht in den Extravaganzen Furys erschöpfen. Als Anheizer vor dem Kampf mit übersichtlichem sportlichen Reiz tritt Altrocker und Glasgow-Fan Rod Stewart auf. Ein 40-Mann-Chor intoniert die Nationalhymnen vor dem Kampf. Kaum jemand zweifelt daran, dass Klitschko seine lukrative Erfolgsstory fortsetzen kann. Ein Ende seiner Karriere ist noch nicht in Sicht, er hat vier weitere Kämpfe mit RTL vereinbart. Mir macht es noch Spaß und ich bin fit, lässt der Ausnahme-Boxer immer wieder wissen. Die große Motivation für Klitschko bleibt sicher der letzte noch fehlende WBC-Weltmeistergürtel. Den legte sein Bruder Vitali, gerade wiedergewählter Bürgermeister von Kiew, nieder. Zur Zeit hält ihn der US-Profi Deontay Wilder. Wladimir wird noch lange auf dem Thron sein, prophezeite sein Bruder, der am Samstag wie immer in der Ringecke stehen wird. Der Weltmeister dürfte am Samstag um einen zweistelligen Millionenbetrag reicher werden, Fury soll rund 3,5 Millionen Euro kassieren. Sport;U20-Teamkeeper hütet fortan das Tor in Floridsdorf. Wien – Österreichs Nachwuchs-Teamtorhüter Tino Casali wird in der kommenden Saison bei Zweitligist FAC im Tor stehen. Der 19-jährige Kärntner wechselte am Montag von der Wiener Austria als Kooperationsspieler nach Wien-Floridsdorf. Casali hatte zuletzt bei der U20-WM in Neuseeland starke Vorstellungen gezeigt. Beim FAC soll er den im Sommer zum SV Grödig abgewanderten Rene Swete beerben. Bereits zuvor war Mittelfeldspieler Bernhard Luxbacher leihweise für eine Saison von der Austria zum FAC gegangen. Inland;Die Macht macht ehrlich: Der oberösterreichische FPÖ-Chef lässt die Hosen runter. Linz – Der heurige politische Aschermittwoch der FPÖ in Ried war eine durchaus bemerkenswerte Veranstaltung. Zwar hatte der Heringskäse am Pappteller auch heuer wieder den Anmut von sonnenweichem Fensterkitt, und der Verbrauch alkoholfreier Getränke unter den rund 2.000 Getreuen pendelte sich wie gewohnt bei null ein. Und doch passierte Erstaunliches. Die eigentliche blaue Partyrakete mit Schenkelklopfer-Garantie war an diesem bierseligen Abend nämlich nicht etwa FPÖ-Bundeschef Heinz-Christian Strache. Auf der Bühne brachte klar Manfred Haimbuchner, FPÖ-Chef in Oberösterreich und seit dem deutlichen Wahlsieg im September des Vorjahrs auch Landeshauptmann-Stellvertreter, mit deftigem Wortwitz das Mikro zum Glühen. Normal garantierte das blaue Aschermittwochsprotokoll dem Hausherrn nette Begrüßungsworte und eine knappe landespolitische Analyse. Doch heuer teilte Haimbuchner kräftig und fast eine Stunde lang in alle Richtungen aus: Bund, Land, Schwarz, Rot, Grün, Asyl, Heimat. Phasenweise hatte man das Gefühl, dass es Strache ordentlich in der Lederhose juckte, dem jungen Emporkömmling den Stecker zu ziehen. Manfred Haimbuchner muss sich nicht mehr verstecken. Rein optisch geht der 37-jährige Jurist zwar immer noch als Mamas Liebling durch – immer höflich, immer adrett gekleidet, der Seitenscheitel scheint aus Beton gegossen –, doch die Tage als Wolf im Schafspelz sind vorbei. Die weiche Wolle ist ab – ein Wahlergebnis von 30,4 Prozent sichert auch ein politisches Überleben als harter Hund. Der Ton ist im Linzer Landhaus blauer und rauer geworden. Den für das oberösterreichische Politklima in der Vergangenheit so prägenden konsensorientierten Weg hat man mit dem Aufbruch in schwarz-blaues Neuland verlassen. Nur zwei Beispiele: die Deutschpflicht in Schulen und die Kürzung der Mindestsicherung. Beides tiefblau gefärbte Schnellschüsse, die rechtlich kaum umsetzbar sein werden. Aber das Ziel ist ohnehin erreicht: Die eigene Klientel johlt angesichts der Machtdemonstration. Die Sorgen, die Ängste und den Ärger von Verfassungsjuristen, NGOs, Sozialeinrichtungen überhört man gerne. Und die ÖVP? Der, immer noch, Landeshauptmannpartei entgleitet der blaue Partner scheinbar völlig. Blaue Ideen werden brav abgenickt – und Josef Pühringer freundet sich mehr und mehr mit der Politpension an. Möglich, dass der einst so mächtige Langzeit-Landeschef den Absprung noch schafft, ehe es im schwarz-blauen Gebälk ordentlich kracht. Denn die Unzufriedenheit an der schwarzen Basis ist groß, und selbst im ÖVP-Klub sollen die Tage der Einheit gezählt sein. Von der FPÖ ist jedenfalls kein Kurswechsel zu erwarten. Oder, um mit einem Auszug aus Haimbuchners Aschermittwochsrede zu schließen: Viele haben gesagt, ich muss mich als Landeshauptmann-Stellvertreter jetzt zurückhalten. Aber ich habe geantwortet: Nein, mach ich nicht – ich bleib für euch der Mandi. Inland;Scheidende ÖVP-Landesrätin wird Chefin des oberösterreichischen Wirtschaftsbunds – Pühringer mit 48 von 56 Stimmen als Landeshauptmann angelobt. Linz – Sie übernimmt das schönste Ehrenamt der Welt: Doris Hummer, jene oberösterreichische ÖVP-Landesrätin, für die in der neuen schwarz-blauen Landesregierung kein Platz mehr war, weil laut Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP) eine Entscheidung zwischen Bauern und Frauen notwendig wurde, bekommt eine neue Funktion, über die sie sich am Freitag bei der Präsentation in Linz demonstrativ, aber auch mit großer Gelassenheit freute: Die 42-jährige Unternehmerin, die in der vergangenen Legislaturperiode Landesrätin für Frauenfragen, Wissenschaft und Bildung war, wird neue Wirtschaftsbundchefin in Oberösterreich. Dafür macht der oberste Wirtschaftsvertreter der Nation auf Landesebene höchstselbst Platz: Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl begründete seinen Verzicht auf das Amt an der Spitze des oberösterreichischen Wirtschaftsbunds etwas pathetisch mit den Worten: Es galt, die verlorene Ehre des Bundeslandes wiederherzustellen und ein Signal an die Frauen zu senden: Ihr seid toll, wir brauchen euch! Damit bekommt der Wirtschaftsbund, einer der berüchtigten Flügel der ÖVP, die jetzt ja auch für die Turbulenzen rund um eine letztlich rein männlich besetzte Landesregierung ausschlaggebend waren, erstmals in seiner 70-jährigen Geschichte eine Frau an der Spitze. Die Neuigkeiten wurden übrigens unter dem Titel Oö. Wirtschaftsbund: Es geht auch anders! präsentiert. Leitl, der die Abstimmung im ÖVP-Landesparteivorstand über die zwei Landesratssitze, für die es drei Kandidaten, darunter Hummer als einzige Frau, gab, explizit als Fehler und den letzten Tropfen im Fass bezeichnete, sagte weiters: Wir wollten aktiv handeln, um dem Land einen Dienst zu erweisen. Da muss ich bei mir beginnen. Ich räume meinen Posten für Doris Hummer – nicht, weil sie eine Frau ist, sondern eine bestqualifizierte Persönlichkeit. Hummer quittierte das mit einem strahlenden Verweis auf das schönste Ehrenamt der Welt, das sie künftig zusätzlich zu ihrem Landtagsmandat übernehmen wird. Die Wirtschaftsbundchefin in Oberösterreich will sie mit leichtem und frohem Herzen machen. Die von Landeshauptmann Pühringer als Trostpreis angebotene Funktion als Klubchefin der ÖVP im Landtag wird Hummer definitiv nicht annehmen, teilte sie mit. Der Job wurde am Freitag schließlich an Helena Kirchmayr vergeben. Für Hummer fand sich aber auch im Landtag noch ein kleiner Job: Sie ist eine von vier Vizes der neuen Klubchefin – neben Elisabeth Manhal, Alfred Frauscher und Johann Hingsamer. Eine zweite Funktion auf Wirtschaftsseite soll Hummer nach dem Abgang des Präsidenten der oberösterreichischen Wirtschaftskammer, Rudolf Trauner, übernehmen. Leitl und Trauner wollen sie als Spitzenkandidatin auch für dieses Amt. Trauners Periode läuft noch bis 2020, nach drei Perioden hätte er nicht mehr kandidieren können. Sinnigerweise – und vermutlich nicht ganz zufällig – war der Beginn der Pressekonferenz ursprünglich just parallel zur Angelobung der neuen Landesregierung auf 10 Uhr anberaumt, um dann doch eine halbe Stunde vorverlegt zu werden. Hummer ist ja als Landtagsabgeordnete gewählt. Als künftige Wirtschaftsbundchefin wird sie übrigens wieder Mitglied des ÖVP-Parteivorstands sein. Pühringer selbst betonte Donnerstagabend in der ZiB 2 noch einmal, dass er nicht vorhabe, die gesamte Legislaturperiode durchzudienen: Ich werde sicherlich nicht sechs Jahre in der Regierung bleiben. Wann er seine politische Karriere beenden will, ließ er jedoch offen. Er ist seit 1995 im Amt und geht nun in die vierte Amtsperiode. Am Freitag wurde er dann bei der konstituierenden Sitzung des Landtags wieder als Landeshauptmann angelobt. Er musste in Kauf nehmen, dass ihn bei der geheimen Wahl nur 48 der 56 Abgeordneten gewählt haben – was damit zusammenhängen könnte, dass er seinen früheren Koalitionspartner, die Grünen (sechs Abgeordnete), bei der Ressortverteilung nach zwölf gemeinsamen, schwarz-grünen Jahren schwer verärgert hat. Auch die SPÖ war enttäuscht, dass der Landeshauptmann mit den Blauen eine Pakt schloss und sie ihren zweiten Regierungssitz zugunsten der ÖVP nicht bekamen. Abgestimmt wurde am Freitag im Landesparteivorstand der ÖVP auch über die oberösterreichischen Bundesräte. Nominiert wurden Gottfried Kneifel, Klaus Fürlinger, Ferdinand Tiefnig und Peter Oberlehner. Nach dem Ausscheiden von Kneifel wird Robert Seeber im Bundesrat nachfolgen. Eine Nachrückzusage für den Bundesrat hat auch Christian Jachs bekommen. Sport;Der Meister hat mit der Admira seinen Spaß und holt sich in Klagenfurt das dritte Double in Folge. Klagenfurt – Red Bull Salzburg hat als erster österreichischer Fußballklub zum dritten Mal in Folge das Double aus Meisterschaft und Cup gewonnen. Die Bullen setzten sich am Donnerstag in Klagenfurt gegen Admira Wacker mit 5:0 (2:0) durch, die Tore vor 10.200 Zuschauern im Wörtherseestadion erzielten Jonatan Soriano (7., 65., 86./Elfmeter), Naby Keita (28.) und Konrad Laimer (73.). Es war der höchste Sieg in einem österreichischen Cupfinale, das in einem Spiel ausgetragen wurde, seit dem 8:0 von Admira Wien gegen Rapid 1934. Für die Salzburger handelte es sich um den vierten Cup-Erfolg, alle wurden in der Red-Bull-Ära erzielt. Die Admira steigt nach der Niederlage nicht als Cupsieger, sondern als Ligavierter und damit bereits am 30. Juni in der ersten Qualifikationsrunde zur Europa League ins internationale Geschäft ein. An diesem Donnerstag steigt bei der Europameisterschaft in Frankreich das erste Viertelfinale. Soriano war aufgrund einer Wadenverletzung fraglich gewesen, wurde aber rechtzeitig fit. Und der Goalgetter brauchte nicht einmal sieben Minuten, um seinen Job zu erledigen. Nach einem Schuss von Valon Berisha aus spitzem Winkel, den Jörg Siebenhandl direkt vor das Tor prallen ließ, staubte der Spanier aus kurzer Distanz per Kopf ab. Seinem achten Cup-Treffer in dieser Saison war ein Ballverlust von Christoph Knasmüllner tief in der eigenen Hälfte vorangegangen. Die Salzburger waren da weit aufgerückt und im Strafraum der Admiraner sogar in der Überzahl. Die Admira wurde durch zwei Distanzschüsse von Srdjan Spiridonovic (20., 26.) erstmals halbwegs gefährlich. Die Bullen hatten zu diesem Zeitpunkt bereits eine Umstellung in der Hintermannschaft vornehmen müssen: Andreas Ulmer hatte sich bei einem Zweikampf verletzt und nach einer Viertelstunde Benno Schmitz Platz machen müssen. Der Linksverteidiger klagte über Schmerzen an der Hüfte, Details lagen vorerst nicht vor. Spielerisch fanden die Niederösterreicher kein Mittel, die Salzburger auch nur annähernd unter Druck zu setzen. Die wiederum präsentierten sich vor dem gegnerischen Tor als Meister der Effizienz. Keita traf in der 28. Minute nach einer Lazaro-Hereingabe von rechts im Nachsetzen, nachdem Siebenhandl und Markus Lackner sich in der Mitte uneinig gewesen waren. Den ersten Versuch von Keita wehrte Lackner noch ab, im Fallen traf der auch im Ausland begehrte Mittelfeldspieler aus Guinea dann aber. Danach war die Sache fast schon gegessen. Die große Offensive der Admira blieb auch nach der Pause aus, die beste Chance ließ nach knapp einer Stunde Spiridonovic mit einem Schuss links innerhalb des Strafraums aus. Weil Salzburgs Torhunger noch nicht gestillt war und die Admira hinten anfällig blieb, stand es bald 3:0. Soriano (65.) nahm eine Einladung von Spiridonovic an, der den Ball am Sechzehner vertändelte, und schoss platziert ins lange Eck. Sehenswert traf anschließend Konrad Laimer (73.) nach einem Eckball: Der 18-Jährige nahm den Ball mit der Brust optimal an und hämmerte ihn aus rund 20 Metern unter die Latte. Den Schlusspunkt setzte Soriano (86.) vom Elfmeterpunkt, nachdem er selbst gefoult worden war. Mit zehn Treffern wurde der 30-Jährige überlegen Cup-Schützenkönig. (APA, 19.5.2016) Admira Wacker Mödling – Red Bull Salzburg 0:5 (0:2)Wörtherseestadion, 10.200 Zuschauer, SR Schörgenhofer Tore: 0:1 (7.) Soriano0:2 (28.) Keita0:3 (65.) Soriano0:4 (73.) Laimer0:5 (86.) Soriano (Elfmeter) Admira: Siebenhandl – Zwierschitz, Lackner, Wostry, Wessely – Toth, Knasmüllner (74. Bajrami) – Starkl, Grozurek (87. Maranda), Spiridonovic (68. Malicsek) – Monschein Salzburg: Walke – Lainer, Miranda, Caleta-Car, Ulmer (16. Schmitz) – Bernardo – Lazaro, Laimer, Keita (69. Minamino), Berisha – Soriano (87. Reyna) Gelbe Karten: Toth, Starkl bzw. keine Sport;Die Wiener Austria lädt Flüchtlinge zum Training ein, Schalke 04 und das deutsche Weltmeisterteam senden Videobotschaften. Wien – Ein deutliches Signal angesichts der aktuellen Flüchtlingssituation will Bundesligist Austria Wien setzen. Wie die Favoritner mitteilten, wird es ab sofort jeden Freitag um 15 Uhr ein organisiertes Training für Flüchtlinge in der Austria-Akademie mit Trainern der Austria geben. Das beweist, dass wir über unseren sportlichen Tellerrand hinausblicken und mehr sind als nur ein Fußballklub, sagte Austria-AG-Vorstand Markus Kraetschmer. Am Mittwoch absolvierten die Veilchen ab 18.30 Uhr zudem ein Benefizspiel beim Zweitligisten FAC, der Reinerlös kommt der Betreuung minderjähriger Flüchtlinge zugute. In Deutschland bezieht wiederum Schalke 04 Position. Unter dem Motto #stehtauf setzen sich die einstigen Schalker Profis Gerald Asamoah und Hans Sarpei gemeinsam mit der Mannschaft, den Trainern und dem Vorstand für Menschlichkeit ein. #stehtauf#stehtaufwennihrschalkerseid#stehtaufwennihrmenschenseid Wir greifen Leute an, die nichts haben, die Hilfe suchen? Jeder kann sich mal hinsetzen und sich Gedanken machen. Und das verlange ich von den Leuten. Wir müssen aufstehen, sagt Asamoah in dem Videoclip, den der Verein am Dienstag verbreitete. Die deutschen Weltmeister setzen ebenfalls ein Zeichen der Solidarität für die Flüchtlinge. In einem Video beziehen die Nationalspieler angeführt von Kapitän Bastian Schweinsteiger Position gegen Hass, Aggression und Gewalt sowie für ein weltoffenes Deutschland. #DieMannschaft setzt ein Zeichen: für Weltoffenheit, für Toleranz, für Hilfsbereitschaft, für Respekt, für Fairplay. In dem kurzen Spot präsentieren fünf Akteure zunächst einzeln Plakate: Schweinsteiger für Hilfsbereitschaft, Jerome Boateng für Respekt, Ilkay Gündogan für Integration, Mesut Özil für Weltoffenheit und Toni Kroos für Fairplay. Anschließend ist das Quintett gemeinsam zu sehen, auf den Tafeln steht nun: Gegen Gewalt und Fremdenhass. Wissenschaft;Lkw hatte Meteoriten mit einem Gesamtgewicht von 1,5 Tonnen geladen - Vier Verdächtige in Haft. Buenos Aires - Die argentinische Polizei machte am Samstag bei einer Fahrzeugkontrolle eine unerwartete Entdeckung: Im Laderaum fanden die Beamten 215 gesteinsähnlicher Brocken, die sich später als Meteoriten mit einem Gesamtgewicht von 1,5 Tonnen entpuppen sollten. Woher die kosmischen Festkörper stammen, ist laut den Ermittler noch nicht eindeutig geklärt - dass sie illegal beschafft wurden, gilt allerdings als wahrscheinlich. Der verdächtige Lkw wurde 32 Kilometer vom sogenannten Campo del Cielo (Feld des Himmels) entfernt angehalten - dabei handelt es sich um ein bekanntes Meteoriten-Einschlaggebiet. Das größte Fragment des Campo-del-Cielo-Meteoriten wurde 1980 geborgen, mit mehr als 37 Tonnen Gewicht ist El Chaco das schwerste, das je in Argentinien entdeckt wurde, und nach dem Hoba-Meteoriten von Namibia der zweitschwerste Meteorit weltweit. Die Fahrzeuginsassen - drei Argentinier und ein Paraguayer - wurden wegen Diebstahlverdachts festgenommen. Die konfiszierten Meteoriten werden nun von Experten begutachtet. Wissenschaft;'Das Beispiel Schweiz zeigt, welche Auswirkungen Fremdenfeindlichkeit für eine vernetzte Wissenschaft hat. Wien – Ausgerechnet am Montagabend, an jenem Tag, an dem das Ergebnis der Wahl des österreichischen Bundespräsidenten verkündet wurde, stand bei einem Club Research in Wien – einer Diskussionsplattform für Wissenschaft und Forschung – die Internationalisierung der Forschung auf dem Programm. Der Hintergrund war zwar nicht unbedingt politischer Natur, denn Universitäten, Forschungszentren und Unternehmen beschäftigt derzeit vor allem der Spagat zwischen der notwendigen internationalen Ausrichtung und den nationalen Regulatorien, etwa bei der Forschungsförderung. Doch der Ausgang einer solchen Wahl und die politische Entwicklung insgesamt können gravierende Auswirkungen auf einen Forschungsstandort haben. Das zeigt sich am Beispiel der Schweiz, wie Matthias Kaiserswerth in seinem Vortrag demonstrierte: Der Direktor der Hasler-Stiftung und Vizepräsident der Schweizer Kommission für Technologie und Innovation verwies auf die Folgen der Volksinitiative Gegen Masseneinwanderung, die von der Schweizerischen Volkspartei (SVP) gestartet wurde, um die Zuwanderung mit Kontingenten zu begrenzen. Im Februar 2014 gaben die Schweizer der Initiative mit knapper Mehrheit ihre Zustimmung. Es kann ein Klima geschaffen werden, in dem Wissenschafter nicht mehr gerne in das Land kommen, sagte Kaiserswerth, bis 2015 Direktor von IBM Research. Dabei würden alle Forschungsstandorte heute im Wettbewerb mit anderen Ländern stehen. Eine Abgrenzung hat Folgen. Selbst die Schweiz kann es sich nicht leisten, bei der internationalen Vernetzung noble Zurückhaltung zu üben: Das Land nimmt daher an den Forschungsrahmenprogrammen der EU teil, dabei halten sich die Mittel, die aus der Schweiz in Richtung Brüssel geflossen sind, und jene Mittel, die aus der EU in die Schweizer Forschung gesteckt wurden, die Waage. Wichtig sind vor allem die Förderung einzelner Projekte sowie jene von Personen: Drei Viertel der Forscher in der Schweiz, die EU-Förderungen erhalten, sind Ausländer. Die SVP-Initiative hatte auch Folgen für diese Zusammenarbeit zwischen der EU und der Schweiz: Wegen der Ablehnung der Reisefreizügigkeit für kroatische Staatsbürger wurde die Zulassung des Landes zum Programm Horizon 2020 vorläufig bis Ende des Jahres begrenzt; derzeit wird über eine einmalige Verlängerung verhandelt, nachdem der Bundesrat der Ausweitung auf Kroatien doch noch zugestimmt hat. Der Attraktivität des Forschungsstandortes Schweiz sind solche Entwicklungen erwartungsgemäß nicht gerade dienlich; in Österreich braucht man zumindest für den Moment ähnliche Auswirkungen nur im Konjunktiv durchzudenken. Was macht einen Standort überhaupt attraktiv für Forscher aus dem Ausland? Matthias Kaiserswerth nannte dafür internationale Kooperationen, die Möglichkeit zur Mitnahme von Förderungen in andere Länder sowie Erleichterung bezüglich Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigungen. Beim Diskussionsabend, der in Zusammenarbeit mit der Schweizer Botschaft organisiert worden war, verwies Thomas Henzinger, Präsident des IST Austria, auf die Grenzen der Internationalisierung: Rechtliche und regulatorische Hürden stehen uns entgegen. So sei die Abwerbung eines Professors aus Deutschland allein wegen des Pensionsrechts schwierig. Nach Ansicht von Sabine Herlitschka, Chefin von Infineon Österreich, findet Forschung nur dort statt, wo das nötige Know-how vorhanden ist und die Rahmenbedingungen passen. Österreich habe sich in dieser Hinsicht bisher gut platziert. 20 Prozent der rund 3500 Mitarbeiter in Österreich kommen aus anderen Ländern. Europa muss sich im Kampf um die besten Köpfe klar positionieren, meint sie. Klaus Schuch, Direktor des Zentrums für Soziale Innovation (ZSI), verwies allerdings auf die steigende Bedeutung der Kosten von Forschung: In Indien beispielsweise gibt es hervorragend ausgebildete Ingenieure, die günstiger arbeiten können. Er sieht die Renationalisierung als Gefahr für einen Forschungsstandort und nannte als Beispiel Russland. Auch in Österreich bestehe die Gefahr, dass das Klima für Forscher aus anderen Ländern schlechter werde.' Wissenschaft;"Mainauer Deklaration 2015 zum Klimawandel" in Paris an François Hollande überreicht. Paris – 72 Nobelpreisträger warnen eindringlich vor den Folgen des Klimawandels. Sie unterstützen einen Aufruf, den die französischen Physiknobelpreisträger Serge Haroche und Claude Cohen-Tannoudji zusammen mit Hans Joachim Schellnhuber, dem Leiter des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), am Montag dem französischen Präsidenten François Hollande im Pariser Élysée-Palast übergeben haben. Die Mainauer Deklaration 2015 zum Klimawandel besagt, dass die Nationen der Welt die Chance der UN-Klimakonferenz in Paris im Dezember 2015 nutzen und entschlossen handeln müssen, um die künftigen Emissionen weltweit zu begrenzen. Der Aufruf wurde erstmals am Freitag, den 3. Juli 2015, im Rahmen der 65. Lindauer Nobelpreisträgertagung auf der Insel Mainau im Bodensee veröffentlicht. Seitdem traten 36 weitere Nobelpreisträger Gruppe bei. Wenn wir dem Klimawandel nicht entgegensteuern, so wird die Erde schließlich nicht mehr in der Lage sein, den Bedürfnissen der Menschheit gerecht zu werden und unsere ständig zunehmende Nachfrage nach Nahrung, Wasser und Energie zu decken. Und dies wird zu einer umfassenden menschlichen Tragödie führen, heißt es in der Deklaration. Die Initiatoren betonen, dass sie zwar keine Experten in der Klimaforschung seien, als Wissenschafter jedoch ein tiefes Grundvertrauen in den wissenschaftlichen Prozess hätten. Auch, wenn es weiterer Datensammlungen und Forschungen bedürfe, seien die Berichte des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) noch immer die verlässlichste wissenschaftliche Einschätzung zum von Menschen verursachten Klimawandel und somit die Grundlage, auf der die politischen Entscheidungsträger Maßnahmen gegen diese globale Bedrohung diskutieren müssten. Die Unterzeichner der Erklärung sind, mit Ausnahme des indischen Kinderrechtsaktivisten Kailash Satyarthi, mit einem Nobelpreis für Physiologie oder Medizin, Physik oder Chemie ausgezeichnet worden. Wissenschaft;Maxim Ljudomirski ist Experte für Lasertechnik. Moskau – Wegen Verrats von Staatsgeheimnissen ist ein russischer Physiker in einem nicht öffentlichen Prozess zu neun Jahren verschärfter Lagerhaft verurteilt worden. Das meldete die Agentur Interfax am Mittwoch unter Berufung auf ein Moskauer Stadtgericht. Für welchen fremden Staat der Chefingenieur für Lasertechnik gearbeitet haben soll, wurde nicht mitgeteilt. Der Verurteilte Maxim Ljudomirski war 2014 festgenommen worden. Russische Gerichte hätten damit im laufenden Jahr bereits mindestens drei Urteile wegen Verrats gefällt, hieß es. Zwei Männer seien zuvor wegen Spionage zu 13 und 12 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Kultur;Der deutsche Kulturtheoretiker und Musikjournalist referiert in Salzburg. Von Max Horkheimer und Theodor W. Adorno stammt der Begriff der Kulturindustrie, den die beiden Philosophen zur kritischen Analyse moderner Massenkultur und Massenkommunikation vorgeschlagen haben. Gemeint ist damit ein Massenbetrug, denn die Theorie der Kulturindustrie begreift Massenmedien als Instrumente der Manipulation. Der deutsche Kulturtheoretiker, Kunstwissenschafter und Musikjournalist Diedrich Diederichsen schlägt in einer dreiteiligen Vortragsreihe, die am Dienstag im Salzburger Kunstverein startet, ein Überdenken dieses klassischen Kulturindustriebegriffs vor. Die Person als Special Effect lautet der Titel der Referate. Der langjährige Sounds-Redakteur und Spex -Herausgeber geht von folgenden Prämissen aus: Die wichtigsten künstlerischen Formate der Gegenwart sind in den 1960ern entstanden: Performance, Konzeptkunst, Installation und Aktionismus, aber auch Direct Cinema, Heavy Rock, Psychedelik und Minimal Music stammen aus dieser Dekade. Seitdem werde in den neuen künstlerischen und populärkulturellen Entwicklungen versucht, die Effekte technischer Medien wie die Indexikalität von Fotografie und Phonographie live (oder händisch) umzusetzen. Unter Indexikalität versteht man in der Semiotik den besonderen Bezug fotografischer und filmischer Bilder zur Wirklichkeit – also den kausalen Zusammenhang zwischen Zeichen und Objekt. Während dies im frühen 20. Jahrhundert bei Slapstick oder Surrealismus realisiert worden sei, gehöre das nun zum Alltag von Popmusik oder Cinéma vérité. Diese Künste arbeiten entweder bei aufgezeichneten Studiowerken mit der Gestaltung von Authentizität – oder sie konstruieren eine neue Liveness bei Performance, Straßentheater und anderen partizipativen Formen. Die neuen Paradigmen erfordern jedenfalls laut Diederichsen eine Neuinterpretation des Kulturindustriebegriffs. Wegen der technischen Veränderungen müssten verschiedene Entwicklungsstadien dieser ideologischen Maschine unterschieden werden. Die singuläre, lebendige Person – von Warhols Screen Tests bis zu den Youtube-Stars von heute – wird immer entscheidender. Das, wofür sie steht, immer unwichtiger. (dog, 20.7.2015) Web;'Bündelt Kompetenzen und Befugnisse im BVT – V-Personen von außerhalb. Klare Verhältnisse für den Verfassungsschutz und damit auch den Kampf gegen Terrorismus möchte die Regierung mit dem neuen Staatsschutzgesetz schaffen. Dafür werden sowohl die Befugnisse der Ermittler gebündelt als auch das Bundesamt für Terrorismus und Verfassungsschutz (BVT) aufgewertet. In Verhandlungen im Parlament wurden noch einige Punkte abgeschwächt. Die Eckpunkte des Gesetzes im Detail: Staatsschutz-Aufgaben, die bisher im Sicherheitspolizeigesetz standen, gehören nun ins Polizeiliche Staatsschutzgesetz (PStSG). Damit soll klargestellt sein, wer in der Polizei die Verfassung schützen und etwa gegen Terroristen kämpfen darf und welche Maßnahmen erlaubt sind. Besondere Vorfeldermittlungen dürfen ausschließlich vom BVT durchgeführt werden, das für den Schutz vor terroristisch, ideologisch oder religiös motivierter Kriminalität sowie vor Spionage ebenso zuständig wie für die Bekämpfung von Proliferation (Verbreitung von Massenvernichtungswaffen). Das BVT darf ziemlich viel, um seine Aufgaben zu erfüllen. Heikel ist das nicht zuletzt, weil es wohl oft darum gehen wird, Verbrechen zu verhindern, anstatt – wie bei normaler Polizei-Arbeit – ein bereits verübtes Delikt aufzuklären. Die sogenannte Erweiterte Gefahrenerforschung ist hier ein wesentliches Instrument: nämlich die Beobachtung einer Gruppierung, wenn die Ermittler Grund zur Annahme zu haben glauben, dass es zu mit schwerer Gefahr für die öffentliche Sicherheit verbundener Kriminalität, insbesondere zu weltanschaulich oder religiös motivierter Gewalt kommt. Kritiker stießen sich am umfangreichen Deliktkatalog, in den parlamentarischen Verhandlungen wurde nun noch einiges abgeschwächt. Als verfassungsgefährdender Angriff gelten können unter anderem terroristische Straftaten, der Zusammenschluss, die Ausbildung und die Anleitung dafür; auch das Anführen von Landfriedensbruch, Verhetzung, die zu Gewalt und Hass aufstachelt, oder die Bildung bewaffneter Verbindungen ist, wenn ideologisch oder religiös motiviert, ein Fall für das PStSG. Landesverrat, Preisgabe von Staatsgeheimnissen oder ein Angriff auf oberste Organe auch mittels Computer-Hacks sind ebenfalls entsprechende Delikte, sofern sie auf Terrorismus abzielen. Nicht mehr enthalten sind gegenüber ersten Plänen die Herabwürdigung des Staates und seiner Symbole, die Vorbereitung eines Hochverrats sowie Aufforderung zu bzw. Gutheißung von mit Strafe bedrohten Handlungen. Für Debatten sorgte im Vorfeld die Möglichkeit, sogenannte Vertrauenspersonen (V-Personen) von außerhalb des Behörden-Apparats, also sogenannte V-Leute, anzuwerben. Auch hier wurde noch abgeschwächt: Für sie wird es keine gefälschten Urkunden geben, Ausspähungsmaßnahmen (Verletzung des Hausrechts) sind ihnen nicht erlaubt. Telekom-Technologien werden ausgiebig genutzt: Verbindungsdaten, unter gewissen Umständen auch über Stammdaten, IP-Adressen oder Standortdaten. Die Speicherung der Ermittlungsdaten ist für fünf Jahre erlaubt (jene von Kontakt- und Begleitpersonen für drei Jahre), personenbezogene Daten sind aber zu löschen, wenn davon auszugehen ist, dass sie nichts mehr zur Ermittlung beitragen. Umgekehrt ist es erlaubt, dass solche Daten bis zu sechs Jahre aufgehoben werden, wenn von den Betroffenen erneut Gefahr erwartet werden kann. Von Kritikern als zahnlos gescholten wird der Rechtsschutz durch den schon bisher im Innenministerium angesiedelten Rechtsschutzbeauftragten und seine beiden Stellvertreter, die – beschränkt auf Fälle verdeckter Ermittlung und bei Verkehrsdatenauskunft – in einem Rechtsschutzsenat zusammengefasst werden soll. Die allerorten verlangte richterliche Kontrolle gibt es nicht, wenn auch vorgesehen ist, dass im Bund der drei zumindest ein langjähriger Richter oder Staatsanwalt sein muss. Der Rechtsschutzbeauftragte muss jeweils im Voraus um Genehmigung ersucht werden, wenn es etwa um Maßnahmen innerhalb der Erweiterten Gefahrenerforschung geht. Die Analysedatenbank des Staatsschutzes wird durch ihn kontrolliert. Betroffene werden vom Rechtsschutzbeauftragten über die gegen sie gesetzten Maßnahmen informiert, wobei eine Aufschiebung unter bestimmten Voraussetzungen möglich ist. Der Rechtsschutzbeauftragte erstellt einen jährlichen Bericht, der ans Parlament geht. Auch er selbst kann sich an den zuständigen Unterausschuss im Nationalrat wenden, der wiederum jederzeit Auskunft vom Beauftragten einfordern kann. Neu gegenüber der Regierungsvorlage ist, dass auch für den Geltungsbereich des Staatsschutzgesetzes der Schutz von Berufsgeheimnissen von Anwälten oder Journalisten gilt – analog zu den Bestimmungen in der Strafprozessordnung.' Sport;Meister erreicht bei der Admira ein 2:2, die Niederösterreicher bleiben auch im dritten Spiele der Saison ungeschlagen. Maria Enzersdorf – Fußball-Meister Red Bull Salzburg ist nach der dritten Bundesliga-Runde noch ohne Sieg. Drei Tage nach dem neuerlichen Aus in der Champions- League-Qualifikation musste sich die Elf von Trainer Peter Zeidler bei Admira Wacker Mödling mit einem 2:2-(2:2)-Unentschieden zufriedengeben. Bei einem Erfolg von Rapid am Sonntag gegen den WAC hätten die Bullen bereits acht Punkte Rückstand. Yordy Reyna brachte Salzburg in einer vor allem vor in der ersten Halbzeit kurzweiligen Partie früh in Front (7.), doch Salzburg verteilte wie in Malmö Geschenke in der Defensive. Dominik Starkl (17.) sowie Markus Lackner (32.) trafen jeweils nach Eckbällen und Patzern von Salzburg-Goalie Cican Stankovic. Keita sorgte mit einem Traumtor ins Kreuzeck bereits vor der Pause für den 2:2-Endstand. Während die Salzburger erst den ersten Punkt holten, hält die Drittplatzierte Admira bereits bei deren fünf. Toni Vastic als Solospitze Das Admira-Trainer-Duo Ernst Baumeister und Oliver Lederer begegnete den Salzburgern mit einer 4-2-3-1-Formation und Toni Vastic als Solospitze. Peter Zeidler veränderte an seinem 53. Geburtstag die Startformation im Vergleich zur Europacup-Schmach an gleich fünf Positionen. Duje Calenta-Car ersetzte den gegen Malmö inferioren Paulo Miranda in der Innenverteidigung, Stefan Lainer verteidigte rechts vor Felipe Pires. Im Angriff gab der von der Leipziger Red-Bull-Dependance gekommene Israeli Omer Damari sein Saisondebüt neben Reyna. Die 2.879 Zuschauer in der BSFZ Arena sahen von Anfang an viele Torchancen auf beiden Seiten. Die anfangs klar dominierenden Salzburger gingen in der 7. Minute nach einem traumhaften Solo von Reyna, der kurz nach der Mittellinie startend gleich mehrere Admira-Spieler stehen ließ und platziert ins rechte Eck abschloss, in Führung. Keita (10.) und Damari, völlig frei stehend per Kopf nach Ulmer-Flanke (15.), fanden weitere gute Chancen vor. Praktisch im Gegenzug traf Markus Blutsch nach einem Ballverlust von Christoph Leitgeb die rechte Stange (16.). Bei der nachfolgenden Toth-Ecke verschätzte sich Cican Stankovic zum ersten Mal: Er beförderte den Ball genau zu Dominik Starkl, der ohne Probleme zum Ausgleich – seinem zweiten Saisontor – einköpfelte (17.). Die Salzburger zeigten sich davon jedoch nicht beeindruckt: Keita steckte durch auf Reyna, der zunächst Keeper Siebenhandl überspielte, dann aber den Ball nicht an Verteidiger Christoph Schößwendter vorbei im Tor unterbrachte (25.). Stankovic verunsichert Nachdem Reyna einen verunglückten Rückpass von Markus Wostry erlief, jedoch an Siebenhandl scheiterte, unterlief Stankovic der zweite folgenschwere Fauxpas: Nach einem an sich ungefährlichen Eckball touchierte der ÖFB-U21-Keeper bereits den Ball in Händen haltend leicht mit Mitspieler Martin Hinteregger und ließ die Kugel doch noch aus – Lackner schob ohne Probleme aus zwei Metern zur Führung und seinem ersten Bundesligator überhaupt ein. (32.). Die Antwort der Salzburger folgte prompt: Berisha legte zurück auf den starken Keita und der 20-jährige Teamspieler aus Guinea traf unhaltbar ins linke Kreuzeck (34.). Auch danach fanden beide Mannschaften Torchancen vor: Einen Schuss von Damari blockte Schößwendter (39.), auf der Gegenseite konnte sich Stankovic bei einem Starkl-Schuss auszeichnen (41.). Zudem segelte ein Kopfball von Vastic – wieder nach einem Eckball – nur knapp am langen Eck vorbei (45.). Nach dem Seitenwechsel flachte das Spiel ein wenig ab, beide Mannschaften operierten viel mit ungenauen hohen Bällen und legten zudem mehr Wert auf ihre Defensiven. Außerdem schlichen sich im Aufbau der Salzburger immer wieder schwere Abspielfehler ein, die Admira kam über Starkl (73.) und Eldis Bajrami (76.) zu guten Konterchancen. Chancen in der Schlussphase Joker Dimitri Oberlin vergab in der Schlussphase nach schöner Kombination gegen Siebenhandl die große Chance auf das 3:2 (80.), dann setzte der ebenfalls eingewechselte Marco Djuricin den Ball über die Latte (82.). Zwei Minuten später verwehrte Schiedsrichter Andreas Heiss den Gästen nach einem Foul von Patrick Wessely von hinten gegen Oberlin einen Elfmeter. Auf der Gegenseite vergab Maximilian Sax nach Flanke von Rene Schicker eine gute Admira-Möglichkeit (86.). (APA, 8.8.2015) Fußball-tipico-Bundesliga (3. Runde):FC Admira Wacker Mödling – Red Bull Salzburg 2:2 (2:2)Maria Enzersdorf, BSFZ-Arena, 2.879 Zuschauer, SR Heiss. Torfolge: 0:1 ( 7.) Reyna1:1 (17.) Starkl2:1 (32.) Lackner2:2 (34.) Keita Admira: Siebenhandl – Ebner, Schößwendter, Wostry, Wessely – Lackner, Toth (60. Schicker) – Starkl (85. Zwierschitz), Blutsch, Bajrami – Vastic (71. Sax) Salzburg: C. Stankovic – Lainer, Caleta-Car, Hinteregger, Ulmer – Pires, Ch. Leitgeb, Keita, Berisha (80. Laimer) – Damari (62. Djuricin), Reyna (74. Oberlin) Gelbe Karten: Starkl, Schicker, Ebner, Wessely Web;Engere Verknüpfung von Hard- und Softwareentwicklung soll Apple-Vorteil dahinschmelzen lassen. Googles Hardwareambitionen sind in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen. Mit dem Chromebook Pixel hat das Unternehmen bereits seit einiger Zeit einen eigenen Laptop im Angebot, die Chromecast-Sticks sind ebenfalls eine Eigenentwicklung des Android-Herstellers. Und mit dem Pixel C soll sich schon bald ein eigenes Google-Tablet in diese Riege gesellen. Doch die Ambitionen des Unternehmens scheinen noch wesentlich weiter zu gehen. Mit eigenen Konzepten will Google die Prozessorentwicklung für Android-Smartphones vorantreiben, berichtet The Information. Die Idee dahinter sei es, künftig die Entwicklung von Hard- und Software stärker miteinander zu kombinieren – ähnlich wie es Apple seit Jahren mit eigenen Prozessoren für seine iPhones tut. Nur auf diese Weise könne man die eigene Vision für das mobile Betriebssystem vollständig umsetzen, sei das Unternehmen laut dem Bericht überzeugt. Einen Alleingang plant Google laut dem Bericht allerdings nicht. Viel mehr sollen die neuen Chips in Kooperation mit bekannten Partnern aus der Android-Welt entwickelt werden. Ein entsprechendes Treffen soll vor einigen Monaten stattgefunden haben, dabei habe Google eigene Designs für diverse Komponenten vorgelegt – von Kameras bis zum Hauptprozessor. Ein Vorteil eines solchen Ansatzes wäre, dass Google auf diesem Weg wesentlich schneller neue Hardwarefeatures auf einer großen Anzahl von Geräten unterbringen und diese dann umgehend in neuen Android-Versionen nutzen könnte. Eines der im Artikel erwähnten Beispiele wäre etwa die Unterstützung von Virtual und Augmented Reality. Freilich würde eine solch weitreichende Hardwarekooperation auch bedeuten, dass die Prozessorhersteller Alleinstellungsmerkmale gegenüber ihren Konkurrenten verlieren würden. Insofern ist noch unklar, ob sich diese auf die Kooperation mit Google einlassen werden. Sollten die Partner sich nicht für diese Form der Kooperation gewinnen lassen, bliebe Google noch immer eine andere Option: Jene die entsprechenden Hardwaredesigns einfach selbst produzieren zu lassen und mit eigener Hardware – etwa einem Pixel Phone – den Markt voranzutreiben. Ganz überraschend kommt der Bericht nicht, immerhin haben sich in den letzten Monaten die Anzeichen verstärkt, dass Google immer stärker in die Hardwareentwicklung eingreift. So zeichnen sich die neuen Nexus-Smartphones durch diverse gemeinsame, von Google entwickelte Komponente aus. Zudem war unlängst eine Jobausschreibung aufgetaucht, mit der Google nach einem Prozessorentwickler sucht. Wissenschaft;Das Krainer Greiskraut besteht in Wirklichkeit aus vier Arten, wie Forscher der Uni Wien zeigen konnten. Eine davon ist ausschließlich in Österreich heimisch. Wien – Botaniker der Uni Wien haben in den österreichischen Alpen neue Pflanzenarten entdeckt. Sie fanden heraus, dass das häufig zu findende Krainer Greiskraut (Senecio carniolicus) eigentlich aus vier Arten besteht. Alle davon kommen in Österreich vor, eine sogar nur dort, berichten sie im Fachjournal Phytotaxa. Das in den Ostalpen und den Karpaten oberhalb der Waldgrenze in Zwergstrauch-, Rasen- und Pioniergesellschaften vorkommende Krainer Greiskraut wächst sehr vielgestaltig, speziell Blattform und Behaarung unterscheiden sich. Die Wissenschafter hatten diese Mannigfaltigkeit laut Aussendung der Uni Ausdruck einer hohen innerartlichen Variabilität gedeutet. Durch zellbiologische, molekulare und ökologische Methoden zeigten Gerald Schneeweiß und Kollegen nun, dass das Krainer Greiskraut vier Gruppen umfasst, die sich durch Chromosomenzahl, genetische Muster, Standortsansprüche und zum Teil ihre Nicht-Kreuzbarkeit deutlich voneinander unterscheiden. Es lag daher die Vermutung nahe, dass die Formenvielfalt auf die evolutionäre Differenzierung zwischen diesen Gruppen zurückzuführen ist. Mit der morphologischen Charakterisierung hat Schneeweiß nun den letzten Puzzleteil gelegt, um die verschiedenen Formen als Arten beschreiben zu können. In manchen Gebieten, wie den Kärntner Nockbergen, kommen drei der vier Arten zum Teil auf kleinstem Raum gemeinsam vor. Aber selbst hier ist es mit ein wenig Übung möglich, die verschiedenen Arten zu unterscheiden, so der Botaniker. Alle vier Greiskraut-Arten gibt es in Österreich, eines davon, das Norische Greiskraut, kommt ausschließlich in Österreich vor. Die österreichische Flora umfasst etwa 3.600 heimische oder schon länger eingebürgerte Arten und Unterarten an Farn- und Blütenpflanzen, von denen 32 nur in Österreich vorkommen. Zu den letztgenannten Endemiten kommt nun durch die Arbeit von Schneeweiß eine weitere Art hinzu. Dass die Pflanzenvielfalt Österreichs unterschätzt wird, glaubt Schneeweiß nicht. Man darf aber davon ausgehen, dass es noch weitere neue Arten und Unterarten zu erkennen gibt, so der Forscher. Neuentdeckungen seien überall möglich, selbst in vergleichsweise gut untersuchten Gruppen wie den Blütenpflanzen. Wissenschaft;Goldschaumstoff repräsentiert leichteste Form des Edelmetalls, die je hergestellt wurde, und hat viele Anwendungsmöglichkeiten. Zürich – Schweizer Wissenschafter haben einen Schaumstoff aus Gold geschaffen – es ist die leichteste Form des Edelmetalls, die je hergestellt wurde. Sie ist tausendmal leichter als herkömmliches Gold und von diesem mit bloßem Auge kaum zu unterscheiden. Ein Nugget aus Gold, so leicht, dass es in einer Tasse Cappuccino nicht untergeht, sondern auf dem Milchschaum schwebt: Wissenschafter der ETH Zürich unter der Leitung von Raffaele Mezzenga, Professor für Lebensmittel und weiche Materialien, stellten eine neue Art Schaumstoff aus Gold her, ein dreidimensionales Goldgeflecht, das zu einem Großteil aus Poren besteht. Es handelt sich dabei um den leichtesten je geschaffenen Goldklumpen. Das sogenannte Aerogel ist tausendmal leichter als ein herkömmliches Goldnugget. Es ist leichter als Wasser und beinahe so leicht wie Luft, sagt Mezzenga. Mit dem bloßem Auge ist die neue Gold-Form kaum von herkömmlichem Gold zu unterscheiden – auch das Aerogel glänzt metallisch. Im Unterschied zur herkömmlichen Form ist es jedoch weich und von Hand verformbar. Es besteht zu 98 Teilen aus Luft, nur zu einem geringen Teil aus festem Material. Und von diesem festen Material sind gut vier Fünftel Gold, bei knapp einem Fünftel handelt es sich um Milchprotein-Fasern. Das entspricht 20 Karat Gold. Die Wissenschafter schufen den porösen Stoff, indem sie zunächst Milchproteine erhitzten, um daraus Nanometer-feine Proteinfasern (amyloide Fibrillen) herzustellen. Diese gaben sie in eine Lösung aus Goldsalz. Darin vernetzten sich die Proteinfasern zu einem Grundgerüst entlang dessen das Gold gleichzeitig zu kleinen Partikeln auskristallisierte. So entstand ein gelartiges Goldfasernetz. Eine der großen Herausforderungen war, dieses feine Netzwerk zu trocknen, ohne es dabei zu zerstören, erklärt Gustav Nyström, Oberassistent in der Gruppe von Mezzenga und Erstautor der entsprechenden Studie in der Fachzeitschrift Advanced Materials. Da das Trocknen an der Luft die feine Struktur des Goldes beschädigen könnte, wichen die Wissenschafter auf einen schonenden und aufwendigen Trocknungsprozess mithilfe von Kohlendioxid aus. Sie arbeiteten dazu zusammen mit Forschern aus der Gruppe von Marco Mazzotti, Professor für Verfahrenstechnik. Die gewählte Methode, bei der die Goldpartikel direkt bei der Herstellung des Aerogel-Proteingrundgerüsts auskristallisiert werden (und nicht etwa zu einem bestehenden Grundgerüst hinzugegeben werden), ist neu. Der große Vorteil der Methode: Sie erlaubt auf einfache Art, ein gleichmäßiges Goldaerogel zu erhalten. Außerdem bietet die Herstellungstechnik den Wissenschaftern viele Möglichkeiten, auf einfache Weise die Eigenschaften des Goldes bewusst zu beeinflussen. Die optischen Eigenschaften von Gold hängen stark von der Größe und Form der Goldpartikel ab, so Nyström. Wir können daher die Farbe des Materials verändern. Wenn wir dafür sorgen, dass das Gold nicht zu Mikropartikeln sondern zu kleineren Nanopartikeln auskristallisiert, entsteht dunkelrotes Gold. Nicht nur die Farbe, auch weitere optische Eigenschaften wie die Absorption und Reflexion können die Wissenschafter auf diese Weise beeinflussen. Das neue Material könne dort zum Einsatz kommen, wo bereits heute Gold gebraucht werde, sagt Mezzenga. Die Eigenschaften des Stoffes wie zum Beispiel das geringere Gewicht, der kleinere Materialbedarf oder der poröse Aufbau brächten Vorteile. Der Einsatz in Uhren und Schmuck sind nur eine Möglichkeit. Eine weitere Anwendung ist die chemische Katalyse, wie die Wissenschafter in ihrer Arbeit zeigten. Da das hochporöse Material eine riesige Oberfläche hat, laufen darin von der Anwesenheit von Gold abhängige chemische Reaktion sehr effizient ab. Außerdem könnte das Material dort zum Einsatz kommen, wo Licht absorbiert oder reflektiert werden soll. Und schließlich kann man daraus Drucksensoren herstellen. Bei normalem Luftdruck berühren sich die einzelnen Goldpartikel im Material nicht, das Goldaerogel leitet Strom nicht, erklärt Mezzenga. Wird der Druck jedoch erhöht, das Material quasi zusammengepresst, beginnen sich die Partikel zu berühren, das Material wird leitfähig. Panorama;In den vergangenen Tagen blieb die Zahl der Schutzsuchenden niedrig. Athen/Ankara – Die Zahl der aus der Türkei auf den griechischen Inseln ankommenden Flüchtlinge geht immer weiter zurück: Zwischen Samstag früh und Sonntag früh setzte kein einziger Schutzsuchender zu den griechischen Inseln über. Das teilte der Stab für die Flüchtlingskrise in Athen am Sonntag mit. Auch in den vergangenen Tagen blieb die Zahl der Schutzsuchenden niedrig. Von Montag und bis Samstag früh setzten dem griechischen Stab für die Flüchtlingskrise zufolge nur 332 Menschen über. Bisher haben wir keine Anzeichen dafür, dass die Türkei eine Erhöhung der Flüchtlingszustroms erlaubt, sagte ein Offizier der Küstenwache der Deutschen Presse-Agentur. Bis heute morgen (Sonntag) ist sogar kein Einziger (Mensch) rübergekommen, sagte er. Im Februar setzten im Schnitt täglich mehr als 2000 Flüchtlinge und Migranten über, im März sank die Zahl auf fast 900 pro Tag. Im April kamen nach Angaben den UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) im Schnitt nur mehr 122 Migranten täglich an. Nach dem Abkommen zur Begrenzung des Flüchtlingszuzugs schickt die EU Migranten, die seit dem 20. März illegal in Griechenland eingereist sind, zurück in die Türkei. Teil des Abkommens ist auch die Visumfreiheit für türkische Bürger, die in die EU reisen wollen. Über die Voraussetzungen streiten die EU und Ankara jedoch heftig, so dass die angestrebte Aufhebung der Visumpflicht bis Ende Juni offen ist – und damit die Zukunft des Flüchtlingspakts mit der EU insgesamt. (APA,. dpa, ) Wissenschaft;'Hermann F. Mark war einer der bedeutendsten österreichischen Chemiker – Die politischen Katastrophen des 20. Jahrhunderts prägten sein turbulentes Leben. Wien – Alles Leben ist Chemie. Warum dieser Satz vielen nicht mehr ganz jungen Österreichern besonders vertraut klingt, hat auch mit Hermann F. Mark zu tun. Der weltberühmte Chemiker war 1978 Präsentator einer zehnteiligen ORF-Fernsehreihe unter eben diesem Titel – zu einer Zeit, als man im staatlichen TV noch etwas mehr Wert auf die Erfüllung des wissenschaftlichen Bildungsauftrags legte als heute. Mark war damals bereits 83 Jahre alt und lebte schon seit fast vier Jahrzehnten in den USA, wohin er nach dem Anschluss im März 1938 unter dramatischen Umständen geflüchtet war. Den Kontakt zu seiner Geburtsstadt Wien hat Mark aber nie aufgegeben. Und obwohl er aus Wien vertrieben wurde, hier kaum ein Drittel seines Lebens verbrachte und 1992 in Texas starb, wurde seine Urne am Matzleinsdorfer Friedhof in Wien beigesetzt. Geboren wurde Hermann Mark 1895 als Sohn eines prominenten Chirurgen, der vom Judentum zum Protestantismus konvertiert war. Sigmund Freud gehörte ebenso zu den Bekannten der Familie wie Arthur Schnitzer oder Theodor Herzl. Schon als hochbegabter Teenager hatte Hermann Mark vielfältige Interessen: Mit zwölf Jahren besuchte er erstmals naturwissenschaftliche Vorlesungen an der Uni Wien, schwärmte für die Musik Gustav Mahlers und war zudem exzellenter Sportler, kurz sogar Mitglied der Fußballnationalmannschaft. Dann kam der Erste Weltkrieg; Mark diente viereinhalb Jahre bei den Kaiserjägern, ab 1916 gehörte ein gewisser Engelbert Dollfuß Marks Regiment als Maschinengewehrspezialist an. Mark wurde drei Mal verwundet, erhielt 14 Tapferkeitsmedaillen und war angeblich der meist ausgezeichnete Truppenoffizier Österreichs. Trotz Kriegsgefangenschaft bis Oktober 1919 promovierte der tapfere Soldat bereits 1921 an der Uni Wien in Chemie, natürlich summa cum laude. Unmittelbar danach ging er aber nach Deutschland. Eine steile Karriere zwischen Universität, außeruniversitärer Forschung und Industrie begann, Mark war sowohl in der Chemie wie auch in der Physik an vorderster Front tätig: In Berlin konnte er als Kristallografieexperte mittels Röntgenbeugung die langkettige Molekülstruktur von Textilfasern aufklären, die zu den sogenannten Polymeren gehören. 1926 wechselte zu in die Industrie zu I.G. Farben, dem damals größten Chemiekonzern der Welt, und half sowohl in Theorie wie auch Praxis mit, dass die Firma zu einem der führenden Hersteller der ersten Kunststoffe wurde, die ebenfalls zu den Hochpolymeren zählen. In Deutschland gehörte der spätere Chemie-Nobelpreisträger Linus Pauling ebenso zu Marks Schülern wie der Physiker Edward Teller, der spätere Vater der Wasserstoffbombe. Angesichts des unaufhaltsamen Aufstiegs der Nationalsozialisten und seiner halbjüdischen Herkunft übersiedelte Mark im Herbst 1932 nach Wien, wo die Professur für physikalische Chemie frei geworden war. Die meisten Professoren der Philosophischen Fakultät wollten damals einen Arier, der politisch nicht links stehen durfte. In einem Brief anlässlich des Berufungsverfahrens gab ein (antisemitischer) Professor der Uni Wien immerhin auch Folgendes zu bedenken: Bei den vielfältigen Beziehungen gerade in der Chemie zum Judentum erwartet niemand von vornherein von einem Vertreter dieses Faches, dass er alle Juden, mit denen er notwendigerweise zu tun hat, sofort umbringt. Dass ausgerechnet der Halbjude Mark berufen wurde, hatte wohl auch damit zu tun, dass Ernst Späth, der damals mächtige Mann in der Chemie, kein ausgesprochener Antisemit war. Womöglich spielten aber auch Marks politische Beziehungen mit eine Rolle: Sein ehemaliger Untergebener Engelbert Dollfuß wollte Mark 1933 sogar als Handelsminister haben. Der frisch gebackene Ordinarius begnügte sich indes damit, das Ministerium in Sachen Holznutzung zu beraten und war zudem Mitglied des Erziehungsausschusses. Und als Dollfuß im Juli 1934 ermordet wurde, hielt Mark am Sarg seines Kriegskameraden Totenwache. Trotz der politischen und wirtschaftlichen Katastrophen dieser Jahre gelang es dem Chemiker, sein Institut binnen kürzester Zeit zu einem Weltzentrum der neuen Hochpolymerforschung auszubauen, wie Nuno Maulide, aus Portugal stammender Chemie-Jungstar an der Uni Wien, würdigt: Mark leistete in Wien entscheidende Beiträge, die Polymerchemie als eigene Subdisziplin des Faches zu etablieren. Und auch bei der Kommerzialisierung der Polymere spielte er eine entscheidende Rolle. Dabei halfen ihm die nach wie vor guten Beziehungen zu I.G. Farben, die einen Teil seiner Mitarbeiter finanzierten. Viele dieser jungen Forscher hätten aufgrund ihrer jüdischen Herkunft keine Chance auf eine Anstellung an der Universität Wien gehabt, sagt Johannes Feichtinger, Wissenschaftshistoriker an der ÖAW, der über Mark und dessen hochproduktives Wiener Team geforscht hat, dem unter anderem der spätere Chemie-Nobelpreisträger Max F. Perutz angehörte. Mark und seine jungen Kollegen verfassten in den nicht einmal sechs Jahren bis zum Anschluss sieben Bücher und Dutzende wegweisende Fachartikel vor allem zur Chemie der Hochpolymere und Makromoleküle. Doch selbst das genügte dem leidenschaftlichen Bergfex Mark nicht, der Hobby und Wissenschaft verband, indem er wichtige Arbeiten zur Lawinenkunde verfasste. Als nach dem Juliabkommen des Jahres 1936 zwischen dem österreichischen Kanzler Kurt Schuschnigg und Adolf Hitler langsam absehbar wurde, dass nun auch in Österreich Gefahr drohte, organisierte Mark die Ausreise von rund 20 seiner Mitarbeiter in alle Welt. Damit war eine der erfolgreichsten Forschergruppen der Uni Wien für immer zerschlagen, denn nur die wenigsten Schüler Marks kehrten nach 1945 zurück nach Wien. Er selbst wartete mit der Ausreise im Frühjahr 1938 beinahe zu lange: Unmittelbar nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde er als Dollfuß-Freund verhaftet, sein Reisepass wurde eingezogen und konnte von Mark erst gegen teure Bestechung eines befreundeten Rechtsanwalts wiedererlangt werden. Hermann Mark hatte aber längst selbst auch damit gerechnet, Österreich verlassen zu müssen, und als Wissenschafter ließ er sich einen besonderen Trick einfallen, um sein Vermögen an den Nationalsozialisten vorbei ins Ausland zu schaffen: Er kaufte in den Monaten vor dem Anschluss 1,1 Kilogramm Platindraht und verbog ihn zu unauffälligen Metallkleiderbügeln. Mit dieser wertvollen Fracht und Skiern am Auto flüchtete er mit seiner Familie unter abenteuerlichen Umständen über die Grenze in die Schweiz, nach Frankreich und England. Dann ging es mit einem Schiff weiter nach Kanada und in die USA. 1940 trat er ins Polytechnic Institute in New York ein, wo er sich auch um die US-Kriegswirtschaft verdient machte, sagt Johannes Feichtinger: Mark hat den USA nach dem Verlust des Zugangs zu Naturkautschuk der synthetischen Kautschukproduktion den Weg geebnet. Nach dem Krieg wurde Mark in den USA endgültig zu einem der führenden Pioniere der Erforschung und Kommerzialisierung von Kunststoffen, wovon rund 600 Fachartikel, 40 Bücher, rund 20 Ehrendoktorate und zahlreiche andere Auszeichnungen zeugen. Zum Glück für Österreich blieb Mark mit seiner Heimat weiter in Kontakt: Er war Gastprofessor an der Universität Wien und auch maßgeblich am Aufbau einer Reihe heimischer Industrieunternehmen beteiligt. Schließlich wurde Mark mit Alles Leben ist Chemie auch noch zu einem Pionier der Wissenschaftsvermittlung. Solche Aktivitäten hält Nuno Maulide, selbst ein engagierter Popularisator, heute für besonders wichtig. Es war wohl typisch für Mark, auch bei der Kommunikation von Wissenschaft ein Pionier gewesen zu sein.' Wissenschaft;Forscher veröffentlichen sieben Fachartikel mit neuesten Erkenntnissen des Landers Philae über Tschurjumow-Gerassimenko. Göttingen/Wien – Zuletzt hatte ihm Pluto etwas die Show gestohlen, aber vergessen ist Tschurjumow-Gerassimenko, Zielkomet der Rosetta-Mission, keineswegs. Während Wissenschafter auf weitere Datenpakete vom Zwergplaneten warten, die über Monate hinweg portionsweise eintreffen werden, läuft die Auswertung der mit dem Landemodul Philae gewonnenen Erkenntnisse auf Hochtouren. Das US-Wissenschaftsmagazin Science bringt in seiner aktuellen Ausgabe gleich sieben Studien zu Tschuri. Wissenschafter analysierten seine Temperatur, den offenbar sehr homogen aufgebauten Kopf des entenförmigen Kometen und dessen hohe Porosität sowie mögliche Erosionsprozese an der Oberfläche. Noch nie konnte die Anatomie eines Kometen derart durchleuchtet werden. Besondere Bedeutung wird der Vielzahl organischer Moleküle beigemessen, die im Oberflächenstaub des Kometen gefunden wurden. Insgesamt 16 unterschiedliche organische Verbindungen konnten laut dem Göttinger Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung nachgewiesen werden. Vier davon – Methyl-Isocyanat, Aceton, Propionaldehyd und Acetamid – waren von den Forschern zu eresten mal auf dem Kometen nachgewiesen worden. Alle enthalten Kohlenstoff und Wasserstoff, drei auch Stickstoff. Ein weiteres Team fand Hinweise auf größere kettenförmige Moleküle. Viele davon gelten als Schlüsselmoleküle für biochemische Reaktionen – etwa bei der Entstehung von Zuckern oder Aminosäuren. Die europäische Raumsonde Rosetta hatte das Mini-Labor Philae am 12. November 2014 nach zehnjähriger Reise auf dem Kometen abgesetzt. Statt weich aufzusetzen prallte Philae mehrmals von der Kometenoberfläche wieder ab. Bei seinem ersten Auftreffen auf dem Kopf des entenförmigen Kometen in der Region Agilkia traf die Sonde auf eine weiche, körnige Oberfläche von mindestens 20 Zentimetern Dicke, wie ein Team um Jens Biele vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln berichtet. Die meisten Partikel dort hätten einen Durchmesser von höchstens einem Zentimeter. Darauf können die Wissenschafter aus Daten über die weitere Flugbahn und Dämpfungseigenschaften der Beine des Landers schließen, wie Norbert Kömle vom Institut für Weltraumforschung der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in Graz erklärte. Da Philae sich nicht festhaken konnte, gelangte das Mini-Labor mit langsamen Hüpfern auf seinen letzten Landeort namens Abydos. Diese im Vergleich zum geplanten Landungsort viel schattigere Stelle erschwerte die Energieversorgung der Sonde, der nach wenigen Tagen der Strom ausging. Nachdem der Komet sich in den vergangenen Wochen immer stärker der Sonne angenähert hatte, erwachte sie am 13. Juni wieder und kommunizierte mit Rosetta, die den Kometen umkreist und die Verbindung zur Erde herstellt. In den folgenden Tagen meldete sich der Lander insgesamt sechs Mal wieder. Seit 9. Juli erreichen Philae-Projektleiter Stephan Ulamec und sein Team aber keine Daten mehr. Es ist ein wenig frustrierend, einen scheinbar funktionstüchtigen Lander auf der Oberfläche eines Kometen zu haben, aber nicht mit ihm kommunizieren zu können, sagte der aus Österreich kommende Forscher. Trotz der ungünstigen Lage wurden in den ersten Tagen nach der Landung Experimente durchgeführt. Bei elektromagnetischen Messungen ergab sich etwa, dass die Zusammensetzung des oberen Teils des Kometen überraschenderweise relativ homogen sein dürfte. Aufgrund des Zeit- und Energiemangels konnte nicht geklärt werden, ob die eigentümliche Form des vermutlich vor etwa 4,5 Milliarden Jahren entstandenen Himmelskörpers eine Folge von Erosion ist, oder ob er aus ursprünglich getrennten Objekten besteht. Überraschend ist auch die Erkenntnis, dass Philae auf einer harten Oberfläche zum Stehen oder Liegen kam. Diese Beschaffenheit dürfte auch die geplante Durchführung des MUPUS-Experiment (Multi purpose Sensors for Surface and Subsurface Science) verhindert haben, erklärte Kömle, der an dem Projekt und zwei der sieben Fachartikel beteiligt ist. Offenbar ist die Oberfläche so hart, dass der Mechanismus, den mit einer scharfen Spitze ausgestatteten 35 Zentimeter langen MUPUS-Stab nicht wie gewünscht im Untergrund hämmern konnte. Obwohl das System über drei Stunden hinweg bis zu 500 Hammerschläge mit steigender Energie ausgeführt hat. Temperatur-Sensoren in den Harpunen, die Philae eigentlich bei der Landung im Boden verankern sollten, und in einem anderen Instrument zeigten, dass die Tagestemperaturen auf Tschuri zwischen 90 und 130 Kelvin (minus 183 und 143 Grad Celsius) liegen. Warum die Harpunen nicht abgefeuert wurden, sei noch immer unklar, so der Grazer Forscher. Meine Hoffnung wäre, dass man die Harpunen gegen Schluss der Mission einfach doch noch schießt und damit weitere Daten erhält, erklärte er. Laut einem weiteren Ko-Autor einer der neuen Publikationen, dem Planetologen Karsten Seiferlin von der Universität Bern, könnte die harte Oberfläche erst vor kurzem, etwa durch die starke Strahlung in Sonnennähe, entstanden sein. Das widerspreche allerdings der Annahme, dass sich der Komet seit seiner Entstehung kaum verändert hat und somit einen Blick in die Gegebenheiten vor Milliarden Jahren ermöglicht. Der erhoffte Zeuge der Entstehung des Sonnensystems leidet gewissermaßen an Amnesie, so Seiferlin. Etat;Der Privatsender RTL hat die Besetzung für seine Dschungelcamp-Sommeredition bekannt gegeben. Köln/Wien – 27 ehemalige Kandidaten des erfolgreichen Formats spielen anlässlich des zehnten Staffeljubiläums um den Wiedereinzug eines Promis ins Dschungelcamp 2016. Motto: Ich bin DER Star! Lasst mich wieder rein! Nur einer bzw. eine kann den Weg zurück schaffen. In der RTL-Sommer-Show Ich bin ein Star – Lasst mich wieder rein! gehen die Ex-Kandidaten ab 31. Juli täglich live um 22:15 Uhr auf verschiedene Missionen im Großstadtdschungel. Neben Lugner kämpfen etwa der Schlagersänger Costa Cordalis, Nadja abd el Farrag, die Schauspieler Julia Biedermann, Mathieu Carrière und Brigitte Nielsen, die Erotikmodels Micaela Schäfer und Melanie Müller oder der Sänger Michael Wendler um den Wiedereinzug in den australischen Dschungel. Auch die Sommer-Ausgabe des Formats moderieren Sonja Zietlow und Daniel Hartwich. Stargast im Studio ist Dr. Bob. Web;'Bereits 77 Prozent aller US-Amerikaner nutzen ein Smartphone. Das Analyseportal comScore hat neue Zahlen zum US-amerikanischen Smartphone-Markt veröffentlicht. Mittlerweile nutzen mehr als 77 Prozent der US-Bürger ein solches Gerät, der Wert stellt naturgemäß einen neuen Rekord dar. Bei den Betriebssystemen dominiert nach wie vor Android, wenngleich Apple leicht aufholen konnte. Mit 52,2 Prozent und 43,1 Prozent dominieren die zwei Betriebssysteme klar, Microsoft (3%), Blackberry (1,5%) und Symbian (0,1%) liegen abgeschlagen auf den letzten Plätzen. In Europa ist Apple weit weniger stark. Umfragen deuten darauf hin, dass Android hier mit bis zu 60 Prozent führt, während Apple bei 20 Prozent liegt. Eine Vielzahl der Nutzer wissen aber auch gar nicht, welches Betriebsystem sie verwenden – dabei dürfte es sich um Android handeln; da sich iPhone-Nutzer ihres iPhones meistens bewusst sind. Bei den einzelnen Anwendungen dominiert Facebook das Feld nach wie vor. 73,3 Prozent aller Smartphone-Nutzer waren im Juli 2015 in der Facebook-App, 59,5 Prozent im Facebook Messenger. Darauf folgt die Google-Vierfaltigkeit aus YouTube, Suche, Play und Maps. Dann kommt bereits das in den USA starke Pandora (in Europa dürfte Spotify gut abschneiden). Auch Apple Music ist mit 24,1 Prozent bereits in den Top 15 zu finden. Dahinter rangiert Snapchat (21,9 Prozent), das allerdings bei jungen Nutzern punktet und dementsprechend von Investoren umgarnt wird.' Web;Angriff auf vernetzte Kopierer und Drucker offenbar aus den USA – Sicherheitsleck behoben. Europa wird von feindseligen Fremden überschwemmt. Juden waren es und sind es, die den Neger an den Rhein bringen. Das sind Auszüge dessen, was kürzlich an mehreren deutschen Universitäten plötzlich von vernetzten Druckern und Kopierern ausgespuckt wurde. Ein Hackerangriff hat dafür gesorgt, dass die Geräte rechtsextreme Parolen, Hitler-Zitate und Hakenkreuze zu Papier brachten. Etwa 190 Dokumente wurden an den Hochschulen in Tübingen, Hamburg, Erlangen, Bonn und Münster gedruckt, berichtet Heise. Auch die Uni Darmstadt wurde genannt, hier liegt bislang aber noch keine Bestätigung vor. Es dürfte sich um einen geplanten Angriff von Neonazis anlässlich des Geburtstages von Adolf Hitler am 20. April handeln. Ein Datum, an dem alljährlich einige Menschen dem einstigen NS-Diktator ihre Reverenzen erweisen – etwa durch den öffentlich dokumentierten Verzehr von Eiernockerln mit Salat oder Schnitzel um 8,88 Euro im Tagesangebot eines Restaurants. Der Vorfall an den Universitäten ist zum Teil bereits aufgearbeitet worden. Der Angriff wurde demnach von einer US-amerikanischen IP-Adresse aus durchgeführt. Der Zugriff auf die Drucker und Kopierer war durch eine nicht näher genannte Sicherheitslücke möglich, die mittlerweile behoben worden sein soll. Es wurde Anzeige gegen Unbekannt erstattet. Drucker anzugreifen, um sie rechtsradikales Material ausspucken zu lassen, ist keine neue Taktik. Auch US-Universitäten waren bereits Opfer solchen Vorgehens geworden, wie die Washington Post dokumentiert. Ein 30-jähriger Neonazi konnte sich nach eigenen Angaben Zugriff auf 20.000 Drucker verschaffen, um Hetzartikel und Werbung für ein rechtsradikales Blog zu drucken. Wissenschaft;Die ISS-Wohneinheit Beam blies sich nur um ein paar Zentimeter auf, der nächste Versuch soll am Freitag erfolgen. Miami/Washington – Die Installation eines experimentellen aufblasbaren Wohnmoduls an der Internationalen Raumstation (ISS) ist vorerst fehlgeschlagen. Das Modul mit dem Namen Bigelow Expandable Activity Module (Beam), das seit April an der Raumstation angekoppelt ist, sollte sich am Donnerstag aufblasen, doch das gelang nur teilweise, teilte die US-Raumfahrtbehörde Nasa mit. Der Versuch wurde nach mehreren Stunden abgebrochen, der nächste soll aber womöglich schon am Freitag folgen. Beam wurde von dem Privatunternehmen Bigelow Aerospace im Auftrag der Nasa zu einem Preis von 18 Millionen Dollar (rund 16 Millionen Euro) entwickelt und wird nun erstmals im All getestet. Nach dem ursprünglichen Zeitplan, der nun zu wackeln scheint, sollten erstmals am kommenden Donnerstag Astronauten in das annähernd kugelförmige Modul hineinschweben. Während des nun erfolgten Tests blies sich das in zusammengefaltetem Zustand 2,1 mal 2,4 Meter große Modul nach Angaben der Nasa jedoch gerade einmal um ein paar Zentimeter auf. Pressluft sollte Beam eigentlich zu einer vier Meter langen und 3,23 Meter breiten Einheit aufpumpen und innen rund 16 Kubikmeter Platz schaffen. Ist das Modul vollständig aufgeblasen, verfestigt sich die 30 Zentimeter dicke Wand und schützt die Besatzung vor den harschen Weltraumbedingungen – das zumindest hofft die Nasa. Ob die Wohneinheit hält, was sich die Techniker bei Bigelow Aerospace von ihr versprechen, und die Astronauten ausreichend gegen die hochintensive Strahlung, die extremen Temperaturschwankungen und kosmische Geschoße wie Weltraummüll und Meteoriten schützen kann, sollen Tests in den kommenden Monaten zeigen. Im Inneren von Beam sind zahlreiche Sensoren installiert, die unter anderem die Strahlung messen. Können die ISS-Astronauten die aktuellen Probleme nicht lösen, ist das Experiment gescheitert, bevor es richtig begonnen hat. Sollten sich Beam und etwaige Nachfolger jedoch als praktikabel erweisen, könnten aufblasbare Module nach Plänen der Nasa in künftigen Jahrzehnten als Wohnräume für Astronauten auf dem Mond oder dem Mars dienen. Ihr großer Vorteil besteht darin, dass sie beim Transport nur wenig Platz brauchen. Web;'Nach der wechselhaften Nokia-Ära kommen in Finnland viele ehemalige Handyspezialisten in der Spiele-, Gesundheits- und Umwelttechnik unter. Das einstmals von Forstindustrie und Agrarwirtschaft geprägte Finnland hat der Computer- und Elektronikbranche im Großen und Ganzen den Aufstieg zur Businessnation modernen Zuschnitts zu verdanken. Nach der schlimmen Wirtschaftskrise, die Finnland Anfang der 1990er-Jahre im Zuge der Untergangswehen der Sowjetunion in eine tiefe Depression gestürzt hatte, war es der Unternehmenstausendsassa Nokia, der nach einer kurvenreichen Historie vom Papierhersteller über Gummistiefel, Reifen, Fernseher und Kabel als Handy-Weltmarktführer dem Land zu ungeahntem Wohlstand und Renommee verhalf. Tausende IT-Fachleute aus aller Welt, insbesondere aus Indien wurden mit verlockenden Gehältern ins Land geholt, der eigene Nachwuchs über offizielle und inoffizielle Kanäle gefördert. Nokia und eine Reihe von Zulieferern und Spin-offs dominierten das Finanzgeschehen und die Volkswirtschaft Finnlands; und das in einem Ausmaß, das jenes der ehemals so starken Papier- und Holzindustrie bei weitem übertraf. Das ging so weit, dass der damalige Nokia-Chef Jorma Ollila den Spitznamen König von Finnland verpasst bekam. In den Boomjahren machte nach Schätzungen allein der damalige Handy-Weltmarktführer mehr als 70 Prozent des gesamten Börsenwertes in Helsinki aus. Der schöne Traum platzte allerdings im Jahr 2013, als Nokia einen Jahresverlust von rund 2,3 Milliarden Euro hinnehmen musste. Es folgten der Verkauf der Handysparte an Partner Microsoft und die Entlassung tausender Arbeitskräfte. In Helsinki hatte man sich schon unmittelbar nach der Finanzkrise von 2008 den Kopf darüber zerbrochen, wie die finnische Erfolgsstory nach dem Sinken des Wirtschaftsflaggschiffs Nokia weitergeführt werden könnte. Dabei ging es auch um den Verbleib von Fachkräfte und Branchen-Know-how in Finnland. Politiker, Förderstellen und Arbeitsgruppen wie der legendäre Weisenrat zur Neudefinition einer nationalen Image-Strategie (Suomi-branding, 2008 bis 2010, dem Gremium gehörten Leute wie Ollila, Ex-Präsident und Friedensnobelpreisträger Martti Ahtisaari oder der spätere Ministerpräsident Alexander Stubb an) spekulierten anfangs noch, Unternehmen wie Jolla (Handy) könnten als Ersatzlokomotiven für die Erfolgswirtschaft aufgebaut werden. Jetzt setzt man in Helsinki vermehrt auf Diversifizierung. Vor rund zwei Jahren genoss die finnische Computerspielindustrie besondere Aufmerksamkeit. Doch die Resultate blieben hinter den hochgesteckten Erwartungen. Angry Birds-Produzent Rovio geriet wegen Problemen mit Nachfolgeprojekten ins Schleudern und musste ein Drittel seiner Belegschaft entlassen. Ein weiterer gehypter Star unter den Entwicklern, Supercell, wurde an japanische Investoren verkauft. Zahlreiche hoffnungsfrohe Game-Entwickler kamen erst gar nicht über das Brutkastenstadium hinaus. Start-up-Berater Valto Loikkanen sieht die Gaming-Branche als auf einem gewissen Niveau etabliertes Element der heutigen finnischen Wirtschaftsstruktur: Der Hype hat sich gelegt, die Aufwärtskurve ist flach geworden. 2015 erwirtschaftete die Sparte 1,8 Milliarden Euro Umsatz. Das ist naturgemäß ein winziger Bruchteil der finnischen Wirtschaftsleistung. Heutzutage steckt überall IT-Technologie drinnen, sagt Loikkanen und argumentiert, dass eine IT-Branche gar nicht mehr existiert. Für arbeitslos gewordene Computerspezialisten sieht er in Finnland derzeit die allerbesten Chancen im Bereich Gesundheit und Altenpflege. Als Beispiel nennt er die geplante Umgestaltung des vor einigen Jahren stillgelegten Maria-Krankenhauses in Helsinki zu einem der größten Healthcare-Start-up-Zentren in Europa. Die Umwelttechnik sei ein weiterer Bereich. Hier gibt es jetzt schon einen funktionierenden Cluster in der Region Vaasa an der mittleren Westküste des Landes. Auch in und um Helsinki gibt es viele Umwelttechnik-Unternehmen. Genaue Zahlen seien schwierig zu ermitteln, aber Loikkanen schätzt, dass es der Regierung bisher weitgehend gelungen ist, den größeren Teil der importierten Fachkräfte durch gezielte Initiativen an der Stange zu halten. Das ehemalige Nokia-Imperium zerfällt indes weiter. Nach der angekündigten Entlassung weiterer 1300 Mitarbeiter sah sich die Regierung Anfang April genötigt, die EU um Unterstützung zu bitten. Nokias anhaltende Krise ist sicherlich einer der Gründe, warum die Erholung der Wirtschaft im Europa-Vergleich in Finnland wie schon zuletzt hinterherhinkt. Für 2016 erwarten die Wirtschaftsauguren erstmals seit Jahren wieder ein bescheidenes Wachstum von einem halben Prozent.' Wirtschaft;Händler monieren hohe Kosten durch wenig Wettbewerb. Wien – Die Stimmung war schon einmal besser in Österreichs Gaswirtschaft. Die für die Jahreszeit untypisch hohen Temperaturen haben zur Folge, dass weniger Gas aus Speichern abgerufen wird als in kalten Wintern üblich. Damit verdienen Unternehmen, die vom Ein- und Ausspeichern leben, weniger. In Österreich kommt hinzu, dass der Markt von zwei Firmen dominiert wird: RAG und OMV. Das ist quasi ein Monopol. Die Preise sind deutlich höher als etwa in Deutschland, sagte ein Eingeweihter, der nicht genannt werden wollte, dem STANDARD. Unter den hohen Speicherpreisen leide die Versorgungssicherheit. Gegen die RAG, die zu 50,025 Prozent der EVN gehört, zu 29,975 Prozent der Eon Exploration & Production GmbH und zu jeweils zehn Prozent Energie Steiermark Kunden GmbH und Salzburg AG, sind einige Schiedsgerichtsklagen anhängig, eingebracht von Kunden. Die RAG will zu laufenden Verfahren nichts sagen. Auslastung niedrig wie lange nicht Tatsächlich ist die Auslastung der Speicher in Österreich niedrig wie schon lange nicht. So lag der Füllstand aller in Österreich befindlichen Speicher Mitte November bei durchschnittlich 71 Prozent, ein Jahr davor bei 90 Prozent. Damit waren die Speicher schlechter gefüllt als zum selben Zeitpunkt 2013 (75 Prozent). In dem Jahr war der Russland/Ukraine-Konflikt am Hochkochen, was sich im Sommer mit Liefereinschränkungen und im Winter mit Lieferausfällen niederschlug. Momentan lagern nach Auskunft der RAG in deren Speichern (siehe Grafik) 3,6 Mrd. Kubikmeter (m3). Das entspricht einem Füllstand von 63 Prozent. Ein Jahr davor waren es noch 4,6 Mrd. Kubikmeter. Die OMV gibt den Füllstand ihrer drei Speicher mit 70 Prozent an, das sind zehn Prozentpunkte weniger als im Dezember 2014. Insgesamt fassen Österreichs Speicher rund 8,3 Mrd. m3 Erdgas. Während die Entgelte für gespeichertes Gas in Deutschland zwischen 2007 und 2015 von sechs bis zehn Euro je Megawattstunde (MWh) auf zwei Euro je MWh gefallen sind, sei davon in Österreich nichts zu bemerken, sagen Kritiker. Die Situation bei den Speichern ist zweigeteilt, sagt Energieregulator Walter Boltz. So sei noch Gas eingespeichert, das unter dem Regime der alten und vergleichsweise teuren Langfristverträge eingeleitet worden ist. Dieses Gas, das damals günstiger gewesen sei als der Marktpreis, belaste jetzt so manchen Händler. Bei Neuverträgen sei es für Speicherunternehmen aber kaum noch möglich, hohe Preise durchzusetzen. Boltz: Sonst deckt sich der Kunde billig am Gashub ein. Die Gaspreiskurve zeigt indes weiter nach unten. So hat sich innert eines Monats Gas an dem für Österreich relevanten Central European Gas Hub (CEGH) um zwei bis 2,5 Euro auf derzeit rund 17,4 Euro je MWh verbilligt. Wissenschaft;Jerusalem – Israelische Forscher haben untersucht, wie Gewinnen und Verlieren die Ehrlichkeit beeinflusst und eine erstaunliche Beobachtung gemacht: Siege bei Wettbewerben dürften das Gefühl auslösen, einen Anspruch auf größeren Erfolg zu haben, was Gewinner öfter schummeln lässt. Für die Studie im Fachblatt PNAS durchliefen 400 Probanden erst ein Schätzspiel. Beim folgenden Würfeltest wurde geprüft, welche Augenzahl sie sich selbst aufschrieben. Die Gewinner gaben dabei höhere Augenzahlen an, als sie statistisch haben dürften. (red) AbstractPNAS: Winning a competition predicts dishonest behavior New York – Kaiserschnitt-Babys weisen andere Bakterienbesiedelungen auf als vaginal Geborene. Das erhöht ihr Risiko für Asthma oder Immunschwächen. Maria Dominguez-Bello hat mit Kollegen in einer allerdings erst sehr kleinen Studie herausgefunden, dass das Einreiben mit in Vaginalsekret getränktem Mull helfen könnte. Dadurch entwickelten Neugeborene auch bei einem Kaiserschnitt in den ersten Wochen ein natürlicheres Mikrobiom, wie sie in Nature Medicine schreiben. (red) AbstractNature Medicine: Partial restoration of the microbiota of cesarean-born infants via vaginal microbial transfer (3.2.2016) Wissenschaft;Der Spieltheoretiker wurde im Juli 70 Jahre alt und wird nun mit einem zweitägigen Symposium geehrt. Als Mathematiker hätte man ja eigentlich alle Voraussetzungen, mobil zu sein. Man braucht für die Arbeit nur Papier, Bleistift und natürlich sein Hirn zum Nachdenken, scherzt Karl Sigmund über seinen Berufsstand. Wirklich ausgekostet hat das der Mann mit dem markanten Schnurrbart aber nur in ganz jungen Jahren. Da war er etwa am Institut des Hautes Études Scientifiques (IHES) in der Nähe von Paris und an der Hebräischen Universität in Jerusalem. Mit doch verhältnismäßig jungen 29 Jahren wurde er ordentlicher Professor für Mathematik an der Universität Wien – und blieb der Alma Mater bis heute treu. Damit war es vorbei mit der Mobilität der Mathematik, könnte man meinen. Die Berufung war ein absoluter Glücksfall, sagt er heute. Ein zweiter Glücksfall geht übrigens auf das gleiche Jahr zurück: Sigmund heiratete die Historikerin und Autorin Anna Sigmund. Über sie und den gemeinsamen Sohn Willi sagte er nur: Wirklich außergewöhnliche Menschen. So verwurzelt er in all diesen Jahren in Wien auch war: Sigmund blieb geistig äußerst beweglich. Eine Eigenschaft, die von seiner Wissenschaft natürlich gefördert wird, weil viele Methoden und Formeln mehrere Anwendungsmöglichkeiten finden. Das hat mich immer fasziniert: Die Mathematik ist ein Mehrzweckwerkzeug, resümiert er. Und so kam es, dass er sich nach eingehender Beschäftigung mit einem Thema, das manch einen Leser in von Fragezeichen erfülltes Staunen versetzen dürfte, einem neuen, in den 1970er-Jahren geradezu revolutionären Bereich zuwandte: Nach der Ergodentheorie, der Mathematik der statistischen Mechanik, wie Sigmund es erklärt, kam die Biomathematik. Warum der so plötzliche Wechsel des Schwerpunkts innerhalb des Fachs? Sigmund: Wenn ich mich zu lange mit etwas Bestimmtem beschäftige, dann fällt mir irgendwann einmal nichts Neues mehr ein. Beispiel Evolutionstheorie Natürlich gab es auch andere Einflüsse: Der theoretische Chemiker Peter Schuster, später Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW), hatte interessante, für mich damals völlig neue Fragestellungen aufgeworfen. Und musste Sigmund wohl nicht lange überreden, sich ebendiesen zu widmen. Das war damals eine Sensation, diese Fächer zu verknüpfen. Und bis heute wundern sich viele Menschen, was Biologie und Mathematik miteinander zu tun haben. Dabei würden schon ganz einfache Beispiele aus Charles Darwins Evolutionstheorie beweisen, dass das sehr wohl auf Fakten beruht, sagt Sigmund. Je schneller sich ein Verhalten kopieren lässt, desto häufiger wird es, erklärt er. Eine Schlüssellektüre gab es auch: Das egoistische Gen von Richard Dawkins, obwohl die Mathematik darin nur am Rand ein Thema ist. Damit erschloss sich Sigmund ein ganz neues Feld, das damals international erst im Entstehen war: die evolutionäre Spieltheorie. Die Frage, ob in einer Tierart ein Konflikt eskaliert oder nicht, ließ sich doch tatsächlich durch mathematische Modelle beschreiben. Eine Gedankenwelt, die unter anderem in den Arbeiten des theoretischen Biologen John Maynard Smith (1920-2004) ihren Ausgangspunkt hatte, fand in Sigmund einen neugierigen und begeisterten Anhänger. Bei Null angefangen Das Wissen darüber eignete er sich freilich ausschließlich durch die Teilnahme an Kongressen oder die Lektüre von Büchern an, denn in Österreich spielte die Spieltheorie in den 1970er- und 1980er-Jahren keine große Rolle. Da waren vereinzelt Arbeiten an der Universität Wien oder am Institut für Höhere Studien (IHS), aber so etwas wie eine Schule der Spieltheorie gab es damals nicht. Und das, obwohl der gebürtige Österreicher Oskar Morgenstern gemeinsam mit John von Neumann als ihr Begründer gilt. Ein für die österreichische Nachkriegszeit fast schon typisches Versäumnis: Morgenstern flüchtete 1938 vor den Nazis. Damit wurden die grundlegenden Werke in seiner neuen Heimat, den USA, publiziert und wurden in den Wirtschaftswissenschaften übernommen. Sigmund: Es ging – verkürzt gesprochen – um Formeln für menschliches Verhalten. Um Interessenkonflikte. Und unter welchen Bedingungen man sich für Konflikt oder Kooperation entscheiden soll. Indirekte Reziprozität Erst später kamen dann die Anwendung im Tierreich und die Bedeutung für evolutionstheoretische Überlegungen. Welche Rolle spielt die Kooperation dabei? Ein Spieler kratzt einen Mitspieler. Dieser kratzt einen weiteren. In der Sprache der Spieltheoretiker nennt man das indirekte Reziprozität. In diesem Zusammenhang seien noch viele Fragen offen, sagt Sigmund. Weggefährten und Schüler bezeichnen Karl Sigmund als einen der wichtigsten Vertreter dieser Theorie – und als einen der Mitbegründer einer Schule, die mittlerweile einige Mathematiker hervorgebracht hat, die an international renommierten Universitäten auf dieser Basis arbeiten: zum Beispiel Martin Nowak und Christian Hilbe, beide an der Harvard University. Sigmund selbst wehrt derlei Beschreibungen entschieden ab. Peter Schuster und der Mathematiker Josef Hofbauer hätten auch so begonnen, sich damit auseinanderzusetzen. Kurze Pause. Sagen wir so: Ich war dabei. Er sei mit seinen Arbeiten höchstens auf Hügeln gewesen, auf den großen Bergen waren andere, sagt er. Wer? John Nash zum Beispiel, der heuer bei einem Autounfall verstorbene Mathematiker, oder Kurt Gödel, der große Logiker, über den Sigmund schon eine umfassende Ausstellung gestaltete. Es wäre Anmaßung, mich dazuzustellen. Aber man kann die Gipfel auch von unten bewundern. Was für Sigmund immer sehr wichtig war: die Eins-zu-eins-Beziehung zu Kollegen. Die hatte auch eine ganz starke emotionale Komponente. Zum Beispiel zu Martin Nowak, der heute ein Freund ist, auf den er bei einem ersten Vortrag über das Gefangenendilemma, einen Klassiker der Spieltheorie, aufmerksam wurde. Da war im Publikum unter den Studenten ein Kopf, der zu leuchten begann, das war Martin. Wenig später besiegte der Student den Professor mehrfach bei einem Brettspiel. Sigmund: Von da an wusste ich, dass ich mit ihm arbeiten will. Eine Kooperation entstand, aus der zahlreiche von großen Journals wie Nature publizierte Papers hervorgingen. Glückliche Zufälle Dass man sich damals fand und dass Sigmund diese Arbeiten meist mit jungen Mathematikern schrieb, mit denen er gedanklich auf einer Wellenlänge war, bezeichnet er als glücklichen Zufall. Und ergänzt mit einem Augenzwinkern: Dank ihrer musste ich mich nie mit Computerprogrammen beschäftigen, die heute in der Spieltheorie aber ein wichtiges Werkzeug sind. Zu einer zweiten Methode der Erkenntnisgewinnung fand Sigmund allerdings noch weniger Zugang. Ich habe an Experimenten teilgenommen, sogar eines geleitet, aber mein Weg war eher das theoretische Gerüst dazu. Eine Gedankenwelt, für die man eben nur Papier und Bleistift braucht. Sigmund ist also Hochschullehrer und Spieltheoretiker. Da gibt es aber noch einen dritten Beruf, den er seit Jahren verfolgt, den des Wissenschaftshistorikers. Das habe ihn schon als Schüler fasziniert, als er vorerst einmal vor allem für Geometrie eine Leidenschaft einwickelte. Und ich war vermutlich noch keine 20, als ich beschloss, irgendwann einmal ein Buch über den Wiener Kreis, die philosophische Denkschule der 1920er-Jahre, zu schreiben. Heuer ist es schließlich bei Springer herausgekommen:Sie nannten sich Der Wiener Kreis. Die gleichzeitig gemeinsam mit Friedrich Stadler gestaltete Ausstellung zum Thema läuft noch bis 31. Oktober im Hauptgebäude der Universität Wien. Hang zur Philosophie Geistesgrößen wie Moritz Schlick oder Gödel, auch Mitglied des Wiener Kreises, haben es Sigmund eben angetan. Wahrscheinlich hat das auch eine gewisse Logik, denn die Spieltheorie hat eine starke philosophische Komponente. Ein Thema ist dabei häufig: Moral. Und ich habe auch einen Hang zur Philosophie. Das ist für mich eine wichtige Ergänzung. Sigmund wird weiterhin der Uni Wien verbunden bleiben. Am Internationalen Institut für angewandte Systemanalyse (IIASA) ist er ja schon seit 1984 nebenbei aktiv. Immer freitags, weswegen ihn die Wissenschafter in Laxenburg nach dem Vorbild von Daniel Dafoes Robinson Crusoe The Man Friday nannten. Eine nächste Idee für ein Projekt zur Wissenschaftsgeschichte gibt es bereits: Sigmund will einen Dokumentarfilm über Albert Einsteins Spuren in Wien drehen. Und ansonsten nicht daran denken, mit der Mathematik aufzuhören. Das ist ja keine Arbeit, sondern eine Leidenschaft. Nachsatz mit einem Lächeln: Solange ich nicht gaga bin, werde ich natürlich nicht aufhören nachzudenken. Wissenschaft;Physiker untersuchten das Explosionsverhalten von Luftballons systematisch und entdeckten erstaunliche Regelmäßigkeiten. Paris/Wien – Im Labor von Sébastien Moulinet und Mokhtar Adda-Bedia an der Universität Paris Diderot dürfte es einige Zeitlang recht lustig und auch recht laut zugegangen sein. Die beiden Physiker wollten nämlich das Geheimnis lösen, wie Luftballons wirklich zerplatzen – und von welchen Faktoren das Explosionsverhalten abhängt. Angeregt wurde Moulinet durch Fotos eines platzenden Ballons, die mit einer Hochgeschwindigkeitskamera aufgenommen worden waren. Sie zeigten nicht nur einen Riss in der Ballonhaut, sondern ein regelmäßiges Muster an Rissen. Doch warum reißen die meisten Luftballons nur an einer Stelle, sodass meist ein Gummifetzen bleibt? Die beiden Forscher gingen diesem Rätsel mittels Experimenten auf den Grund. Und die Ergebnisse waren interessant genug, dass sie im renommierten Fachmagazin Physical Review Letters veröffentlicht wurden – nicht zuletzt wohl auch deshalb, weil die neuen Erkenntnisse der Materialforschung helfen könnten, Reißprozesse anderer Materialien besser zu verstehen. Ihre Versuchsanordnung sah vor, dass eine dünne Gummimembran über ein Gasventil gespannt und von diesem aufgeblasen wird. Über dem sich aufblähenden Luftballon wurde eine scharfe Klinge befestigt – und zwar in verschiedenen Abständen. Damit konnten die Forscher überprüfen, wie der Ballon unter unterschiedlichen Druckverhältnissen platze – jeweils aufgenommen von einer Hochgeschwindigkeitskamera mit bis zu 60.000 Bildern pro Sekunde. Das erstaunliche Resultat bei den Forschungen mit Knalleffekt: Luftballons platzen ausschließlich auf zwei Arten: Entweder wird die Gummihaut nur durch einen großen Riss zerstört, was zu einem Fetzen führt, der übrig bleibt. Oder der ursprüngliche Riss verzweigt sich mit einer Geschwindigkeit von rund 570 Metern pro Sekunde in weitere, meist regelmäßige Risse. Übrig bleibt eine Ballonleiche in Form vieler kleiner Fetzen. Welche Alternative das Ende des Luftballons besiegelt, schien auf den ersten Blick vom Luftdruck innerhalb der Hülle abzuhängen: Bei geringem Druck bildet sich nur ein großer Riss. Bei einem voll aufgeblasenen Ballon mit entsprechend straff gespannter Gummihaut hingegen breitet sich der einzelne Riss nicht schnell genug aus, um die Spannungen abzubauen: Er ist instabil und beginnt sich baumartig zu verzweigen. Weitere Experimente zeigten dann freilich, dass es nicht der Druck im Inneren des Ballons ist, sondern die Spannung der Gummihaut. Dementsprechend kommt es auch auf die Dicke der Gummihaut und die Biegung des Materials an, ob das Reißverhalten komplex wird oder nicht. Wissenschaft;Sentinel-3A auch mit österreichischer Technologie ausgerüstet. Wien – Am Dienstagabend ist der Umwelt-Satellit Sentinel-3A mit einer Rockot-Trägerrakete vom Kosmodrom Plessezk in Nordrussland Richtung All gestartet. Aus rund 800 Kilometern Höhe soll er regelmäßig und global die Ozeane im Blick haben und die Temperatur sowie das Ansteigen des Meeresspiegels messen. Sentinel-3A (englisch für: Wächter) ist der dritte Satellite aus dem europäischen Copernicus-Programm zur Erdbeobachtung. Weitere Satelliten sollen folgen. Dazu zählt im nächsten Jahr 2017 ein zweiter, baugleicher Sentinel-3B. Die Vorhersage- und Klimadaten nutzen hauptsächlich Politiker, Unternehmer, Wissenschafter und die Landwirtschaft. Bis 2021 sollen insgesamt zehn Sentinel-Satelliten um die Erde kreisen. 2014 wurde mit Sentinel-1A der erste davon gestartet, im Vorjahr folgte Sentinel-2A. Das Programm Copernicus ist eine Initiative der EU, der Europäischen Raumfahrtagentur ESA und der Europäischen Organisation für meteorologische Satelliten EUMETSAT. Damit soll nach den Missionen ERS-1, ERS-2 und ENVISAT die kontinuierliche Umweltbeobachtung fortgesetzt werden. Die Sentinel-Flotte überwacht Land- und Meeresoberflächen, beobachtet Klimaveränderungen und Veränderungen in der Flächennutzung. Die öffentlich zugänglichen Daten der Satelliten stehen aber nicht nur für die Wissenschaft, sondern auch für wirtschaftliche Anwendungen in der Land- und Forstwirtschaft, Raum-und Städteplanung oder für das Katastrophen-Management zur Verfügung. Die zwei baugleichen Sentinel-3-Satelliten (Sentinel-3B soll 2017 starten) werden Temperatur, Farbe und Höhe der Meeresoberflächen sowie die Dicke von Meereis messen und damit u.a. Veränderungen des Meeresspiegels, Meeresverschmutzung und biologische Produktivität überwachen. So können etwa für die Seefahrt der Zustand der Meeresoberfläche genau vorhergesagt werden. Aus der Beobachtung der Landfläche sollen Aussagen über die Landnutzung, den Zustand der Vegetation oder die Pegelstände von Flüssen und Seen getroffen und etwa Flächenbrände überwacht werden können. Der Satellit wurde von einem Konsortium aus rund 100 Unternehmen unter der Federführung von Thales Alenia Space aus Frankreich entworfen und gebaut. Von RUAG Space Österreich, der größten heimischen Firma im Bereich Weltraumtechnik, stammen – wie schon für Sentinel-2A – die GPS-Navigationsempfänger zur genauen Positionierung des Satelliten im All, die Schnittstellenelektronik für den Zentralcomputer und das gesamte Thermalsystem für einen geregelten Temperaturhaushalt des Satelliten. Zudem lieferte RUAG Space Österreich das Hochfrequenz-Testsystem des Höhenmessradars und Siemens Österreich Softwaretestgeräte. Zahlreiche österreichische Unternehmen und Forschungseinrichtungen nutzen bereits die Sentinel-Daten. Wissenschaft;Britische Forscher wollen in nur mäßig erhaltenen Knochen Kollagen und sogar rote Blutkörperchen entdeckt haben.. London/Wien - Um sich ein einigermaßen stimmiges Bild davon zu machen, wie Dinosaurier ausgesehen haben, bleibt den Paläontologen nach all den Jahrmillionen nicht mehr viel, mit dem sie heute arbeiten können. Rekonstruktionen basieren in der Regel auf schlecht erhaltenen fossilen Knochen. Ob die Urzeitechsen beispielsweise womöglich eine bunte Farbenpracht zur Schau trugen, bleibt noch immer weitgehend der Fantasie der Wissenschaftsillustratoren überlassen. Noch weniger zuverlässig erweist sich in dieser Hinsicht Hollywood: Der nun angelaufene vierte Teil der Dino-Saga Jurassic Park setzt immer noch auf kahle Geschöpfe, obwohl sich seit einigen Jahren in der Fachwelt allmählich die Vorstellung von gefiederten Riesen durchsetzte. Vermutlich befürchteten die Macher von Jurassic World, dass flauschige Räuber nicht furchterregend genug wirken könnten. Wichtige Hinweise auf Erscheinungsbild und Lebensweise der Dinosaurier könnten freilich organische Überreste liefern. Doch diese waren Forschern erst in seltenen Ausnahmefällen anhand von außerordentlich gut erhaltenen Fossilien zugänglich. Schuld daran ist der Umstand, dass Proteine im Normalfall innerhalb von vier Millionen Jahren bis zur Unkenntlichkeit zerfallen. Umso überraschender kommt daher eine nun von britischen Wissenschaftern im Fachjournal Nature Communications vorgestellte Entdeckung: Die Forscher um Sergio Bertazzo und Susannah Maidment vom Imperial College in London konnten in acht rund 75 Millionen Jahre alten Dinosaurierknochen biologische Spuren nachweisen, die sie als Blutzellen und Kollagenfasern interpretieren. Das Besondere an dem Fund: Die Knochen, aus denen die organischen Reste geborgen wurden, befinden sich in einem reichlich dürftigen Erhaltungszustand. Die Rippen, Hüft- und Beinknochen wurden vor etwa zehn Jahren in Kanada ausgegraben und lagerten seither in der Sternberg and Cutler Collection des Londoner Natural History Museum. Wie schlecht der Konservierungsgrad der Fossilien war, zeigt die Tatsache, dass sich an ihnen nicht mehr feststellen lässt, welcher Spezies die Gebeine einst gehörten. Für Bertazzo und sein Team als besonders ergiebig erwies sich eine Klaue: Mithilfe eines Ionenstrahls extrahierten die Forscher daraus auf besonders materialschonende Weise Proben, die sie im Anschluss genauer unter die Lupe nahmen. Der Einsatz eines Massenspektrometers brachte schließlich das zutage, was unter den gegebenen Umständen schon längst hätte verschwunden sein müssen: Proteine. Konkret fanden die Forscher kleine rundliche Strukturen mit einem dichteren Kern, die frappierend an rote Blutkörperchen moderner Emus erinnern. Außerdem zeigten die mikroskopischen Aufnahmen stäbchenartige Formen. Diese interpretierten die Wissenschafter als mögliche Kollagenfasern. Dennoch bleibt Bertazzo vorsichtig: Wir müssen noch weitere Untersuchungen durchführen, um unsere Entdeckungen zu bestätigen. Die potenziellen Gewebereste nähren die Hoffnung, dass sich auch in vielen anderen in Museen gelagerten Dinosaurierknochen noch biologisches Material finden lässt. Ein mögliches zukünftiges Jurassic-World-Szenario lässt sich aus den Ergebnissen der britischen Wissenschafter allerdings nicht ableiten: DNA-Spuren konnten die Forscher in den Proben nämlich keine entdecken. International;Er sei kein Jihadist, gab der 35-Jährige am Montag Ermittlerinformationen zufolge an. Paris – Der mutmaßliche Attentäter in Frankreich, der die Enthauptung seines Chefs gestanden hat, will nicht aus islamistischen Motiven gehandelt haben. Der 35-Jährige habe den Ermittlern gesagt, er sei kein Jihadist, gab eine mit der Untersuchung vertraute Person am Montag an. Er habe zudem frühere Aussagen bekräftigt, wonach er die Tat am Freitag nach vorausgegangenen Streitereien mit seiner Frau und seinem Chef begangen habe. Warum er am Anschlagstag neben den abgetrennten Kopf seines Opfers Fahnen mit dem muslimischen Glaubensbekenntnis aufhängte, erklärte der Festgenommene aber nicht. Der Mann war am Tatort, einer Chemiefabrik am Rande von Lyon, festgenommen worden. Bei einer Überprüfung des Handys des Verdächtigen wurde ein Foto entdeckt, das ihn vor seiner Festnahme mit dem Kopf zeigt. Das Bild wurde an ein Mobiltelefon eines Franzosen geschickt, das zuletzt im syrischen Raqqa geortet wurde, einer Hochburg der IS-Miliz. Der Verdächtige soll zudem versucht haben, die Fabrik in die Luft zu sprengen. Präsident François Hollande hatte von einem Terroranschlag gesprochen. Innenminister Bernard Cazeneuve erklärte, der Festgenommene sei nicht vorbestraft. Er sei aber in der Vergangenheit vom Staatsschutz überwacht worden, weil die Gefahr einer Radikalisierung bestanden habe. International;'Nichts ist mehr übrig vom Umfragehoch für François Hollande nach dem Terror in Paris – viele fordern für die Präsidentschaftswahl 2017 sogar eine Vorwahl. Die Leibwächter bildeten eine Menschenkette um den Präsidenten, dennoch wurde er beim Pariser Agrarsalon angerempelt; bleich und verängstigt hastete François Hollande weiter, während Gebuhe, Pfiffe und Rufe nach démission widerhallten. Der Empfang, der Hollande am Samstag durch aufgebrachte Landwirte zuteilwurde, hatte etwas Unerhörtes: Der Präsident des Bauernverbandes FNSEA, Xavier Beulin, entschuldigte sich nachher offiziell für die Schmach, die Hollande bereitet worden war. Sogar für französische Verhältnisse war die Grenze zur Majestätsbeleidigung klar überschritten. Bei Hollande scheinen Ablehnung und Zurückweisung aber keine Grenzen mehr zu kennen. Nach einem kurzen Popularitätsschub infolge der Pariser Terroranschläge im vergangenen November ist der 61-jährige Sozialist wieder auf Sympathiewerte von kaum 20 Prozent abgesackt. Kein Wunder, dass sich auch aufseiten der Linken immer mehr Zweifel laut wird, ob Hollande nächstes Jahr überhaupt der richtige Kandidat für die Nachfolge Hollandes sei. Auch das hat etwas Unerhörtes: Bei der überragenden Position des Staatspräsidenten in Frankreich gilt dieser per se als natürlicher Kandidat. So ist es 1981 bei Valéry Giscard dEstaing, 1988 bei François Mitterrand, 2002 bei Jacques Chirac und auch 2012 bei Nicolas Sarkozy gewesen. Hollande scheint seine Position selbst zu untergraben: Mit der vom Front National übernommenen, rein symbolischen Idee, Terroristen die Staatsbürgerschaft abzuerkennen, stößt er die meisten Parteifreunde vor den Kopf. Auch mit seiner neuen Arbeitsmarktreform erntet er Beifall einzig von rechts, während die Linke über die Liberalisierung aufschreit. Zu viel ist zu viel, wetterte vergangene Woche ein Kollektiv aus Martine Aubry, Daniel Cohn-Bendit und anderen, um zum Schluss zu kommen: Der gesamte Aufbau unserer sozialen Beziehungen wird niedergerissen! Als Reaktion darauf vertagte die Regierung die für den 9. März angekündigte Präsentation der Reform auf später. Aubry hatte allerdings schon am Vortag erklärt, sie trete mit ihren Anhängern geschlossen aus der Parteiführung zurück. Die Aubristen verstärken so die Reihen jener, die eine Vorwahl verlangen. Einen entsprechenden Appell hatten im Jänner schon bekannte Linke gestartet – und keineswegs bloß Cohn-Bendit, der Starökonom Thomas Piketty oder der Grüne Yannick Jadot. Letzterer fordert kategorisch: Wenn Hollande 2017 antreten will, muss er sich einer Vorwahl stellen. Der Präsident steht damit vor einem Dilemma: Allein schon die Teilnahme an einer Vorwahl wäre erniedrigend; setzt er sich aber darüber hinweg, würde er damit so viele linke Splitterkandidaturen hervorrufen, dass er nicht einmal sicher sein könnte, bei der tatsächlichen Wahl in den zweiten Durchgang vorzudringen – zumal der Linke Jean-Luc Mélenchon bereits seine Bewerbung angemeldet hat. Auch der 2014 von Hollande geschasste Wirtschaftsminister Arnaud de Montebourg bereitet angeblich einen Soloritt vor. Hollande kann derzeit nur noch hoffen, dass sich die Wirtschaftslage rasch bessert: Die Statistik weist für Jänner in der Tat einen überraschend starken Rückgang der Arbeitslosigkeit aus. Mehr als ein Strohhalm ist das nicht für Hollande: Die meisten Ökonomen glauben nicht an eine dauerhafte Aufhellung an der Arbeitsfront.' Panorama;'Die "Opferanwälte" in der Causa Alijew wollten 2011 erreichen, dass Bundespräsident Heinz Fischer einen Bericht von der Justizministerin einfordert. Die Präsidentschaftskanzlei sagt, man habe stets Österreichs Rechtsstandpunkt vertreten. Wien – In der Causa Alijew hatten die involvierten Anwälte der Witwen der mutmaßlichen Mordopfer alle Hände voll zu tun. Ihr Ziel war unter anderem die Auslieferung Rachat Alijews nach Kasachstan. Die Republik lehnte die Auslieferung aber ab und hat in der Folge selbst ermittelt; das Mordverfahren läuft, Alijew hat sich in der U-Haft das Leben genommen. Für die Kanzlei Lansky, Ganzger & Partner (LGP) haben auch hohe Exmitarbeiter aus der Justiz gearbeitet – einer davon war der pensionierte Präsidialchef des Justizministeriums und Generalprokurator im Ruhestand, Otto F. Müller. Auch er hat sich in der Auslieferungsfrage sehr engagiert – und zwar auch bei der höchsten Stelle der Republik, beim Bundespräsidenten. Das geht aus einem LGP-Aktenvermerk von Anfang Mai 2011 hervor. Damals hatte der kasachische Generalstaatsanwalt ein Schreiben bei Justizministerin Beatrix Karl (ÖVP) und bei Bundespräsident Heinz Fischer (SPÖ) deponiert, mit Garantien zur Wahrung der Verfahrens- und Menschenrechte der Auszuliefernden nach deren Überstellung. Mit dabei: ein Aktenvermerk der österreichischen Botschafterin in Kasachstan, Ursula Fahringer. Als weitere Schritte plante LGP, sich über die Reaktion des Bundespräsidenten zu erkundigen. Insbesondere wolle man erfahren, ob er auf dieser Grundlage einen Bericht von der neuen Ministerin (Karl; Anm.) verlangt, (was unser Ziel wäre), oder ein Gespräch mit ihr in die Wege leitet. Dem Zufall wurde nichts überlassen. Weiter aus der Aktennotiz: Otto F. Müller versucht, über seine Kontakte im Büro von HBP (Herrn Bundespräsidenten; Anm.) über sein Vorhaben und seine Reaktion zu erfahren und Einsicht in den Aktenvermerk der Botschafterin zu bekommen. Er versucht weiters zu erreichen, dass HBP einen Bericht von der Bundesministerin Karl verlangt. Die Opferanwälte von der Kanzlei LGP hatten damals vor allem Staatsanwalt Peter Seda im Visier, dem sie Untätigkeit vorwarfen (und den sie auch beschatten ließen). Allerdings hielten sie es selbst für unwahrscheinlich, dass es aus dem Ministerium eine Antwort in die Richtung geben wird, dass die Garantien im Alijew-Auslieferungsverfahren berücksichtigt werden. Trotzdem wollte man genau das erreichen: Dass Bundesministerin Karl über Frau Mag. Göth-Flemmich (Abteilungsleiterin für Auslieferungsfragen im Justizministerium; Anm.) Dr. Seda anweist, die Garantien in seinem Abschlussbericht zu berücksichtigen. Auch dieses Vorhaben sei aber recht ambitiös, heißt es im LGP-Aktenvermerk. Ob beziehungsweise was Müller bei Bundespräsident Fischer oder dessen Büro recherchierte, lässt sich heute schwer sagen. Müller selbst ist nicht zu erreichen, und in der Präsidentschaftskanzlei sagt man so: Der Bundespräsident und die Präsidentschaftskanzlei haben in der Causa Alijew immer den österreichischen Rechtsstandpunkt vertreten. Überlegungen, die eine Rechtsanwaltskanzlei in dieser Causa anstellt, sind nicht maßgeblich. Und Anwalt Gabriel Lansky lässt ausrichten, die seine Kanzlei betreffenden Daten seien gestohlen und teils manipuliert und rechtswidrig an Medien verteilt worden. Man sehe sich nicht in der Lage, jedes einzelne dieser gestohlenen, dem Anwaltsgeheimnis unterliegenden Schriftstücke zu kommentieren.' Etat;ARD will für die Jahre 2017 bis 2020 offenbar so viel Geld für Sportübertragungen ausgeben wie nie zuvor. Köln – ARD und ZDF bemühen sich um eine Sublizenz für die Übertragungsrechte der Olympischen Spiele von 2018 bis 2024. Rechteinhaber ist seit Ende Juni Discovery Communications, die Muttergesellschaft des Spartensenders Eurosports. Discovery zahlt dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) für sämtliche TV- und Multiplattform-Übertragungsrechte für die vier Olympischen Spiele 1,3 Milliarden Euro. Ich kann bestätigen, dass das ZDF gemeinsam mit der ARD in Gespräche mit Discovery/Eurosport eintreten wird, um die Möglichkeit einer Sublizensierung von TV-Rechten an den Olympischen Spielen ab 2018 zu diskutieren, teilte ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz dem Sport-Informations-Dienst (SID) mit und bestätigte damit einen entsprechenden Bericht der Bild-Zeitung. ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky stellte fest: Die Gespräche mit den Rechtehaltern der Olympischen Spiele 2018-2024 stehen noch an. Zu Inhalten oder Umfang einer möglichen Sublizensierung können wir uns daher momentan noch nicht äußern. Die ARD will – laut Bild – im kommenden Haushalt für die Jahre 2017 bis 2020 offenbar so viel Geld für Sportübertragungen ausgeben wie nie zuvor. Demnach beantragt die ARD 1,163 Milliarden Euro, das wären 66 Millionen Euro mehr als im laufenden Vier-Jahres-Haushalt. Mit diesem Geld will sich das Erste nicht nur um Olympia und die weitere Austrahlung der Sportschau bemühen, sondern hat als weiteres Großprojekt auch den Wiedereinstieg in die Übertragungen von den Qualifikationsspielen der deutschen Fußball-Nationalmannschaft für die EM 2020 und WM 2022 ins Visier genommen. Man prüfe, so Axel Balkausky, generell programmlich attraktive Sportrechte. Dazu gehören natürlich auch die Qualifikationsspiele einer Fußball-EM. Derzeit hält der Kölner Sender RTL die Rechte an den Ausscheidungsspielen zur EM 2016 und WM 2018 und erreichte bei den Zuschauerzahlen zuletzt zweistellige Millionen-Werte. Die Spiele des Weltmeisters sind aber nicht nur für die ARD ein lohnendes Objekt. Das ZDF meldet ebenfalls Interesse an. Auch die Übertragungsrechte an den Quali-Spielen der deutschen Fußball-Nationalmannschaft ab 2018 sind für das ZDF ein Thema, bestätigte Gruschwitz dem SID. ARD und ZDF besitzen die TV-Rechte an der EM-Endrunde 2016 in Frankreich und der WM-Endrunde 2018 in Russland. Inland;Schulverwaltungsreform ist ein hartes Geschäft – für Bund und Länder. Braucht Kärnten acht Landwirtschaftsschulen? Drei reichen, sagt der rote Bildungskoordinator. Tun sie nicht, kontert die ÖVP. Ein Exempel. Wien – Mit der Reform der Schulverwaltung im Großen haben Bund und Länder bzw. das SPÖ-geführte Bildungsministerium und einige ÖVP-Landeshauptleute gerade gröbere Schwierigkeiten. Dass Schulverwaltung im Kleinen, also auf Landesebene, auch eine harte Nuss sein kann, zeigt exemplarisch ein Beispiel aus Kärnten. Es geht um den landwirtschaftlichen Schulbereich. Den hält der von Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) eingesetzte bildungspolitische Koordinator Herbert Würschl für ein Verwaltungsmonstrum, wie er im STANDARD-Gespräch sagt: Das gehört dringend reformiert, um zu einer effizienten und sparsamen Schulverwaltung zu kommen. Gefordert sei da der zuständige Agrarlandesrat Christian Benger, der auch ÖVP-Landeschef ist. Die land- und forstwirtschaftlichen Fachschulen – sie zählen zu den berufsbildenden mittleren Schulen – fallen in die Kompetenz der Länder und werden in Kooperation mit dem Landwirtschaftsministerium verwaltet. Auf STANDARD-Anfrage verwies Landesrat Benger auf die reformorientierte Vorreiterrolle des landwirtschaftlichen Schulwesens in Kärnten, das bestmögliche Ausbildungsqualität für den ländlichen Raum garantiert, was die einzig steigenden Schülerzahlen aller Schulbereiche in Kärnten mehr als verdeutlichen. Wir sind finanziell unter Druck, entgegnet der Bildungskoordinator und verweist auf Umstrukturierungen im Pflichtschulbereich, wo das Land Kärnten Lehrerinnen und Lehrer einsparen und Kleinschulen zusammenlegen müsse – und zugleich haben wir für acht landwirtschaftliche Schulen 120 Schulverwalter. 15 Schulverwalter pro Schule sind zu viel. Zur Verwaltung rechnet Würschl vom Landesrat abwärts die landwirtschaftliche Schulabteilung im Land (für die Pflichtschulen gibt es eine eigene Schulabteilung, in der Würschl tätig ist), die Direktoren, eine Personalvertreterin und 103 Mitarbeiter wie zum Beispiel Hauswarte, Wirtschafter oder Melker und Sekretärinnen in den Schulen. Diese Lesart stößt in Bengers Büro auf scharfen Widerspruch: Bei den Angestellten rund um die Schulen und Schulgüter von Verwaltungspersonal zu sprechen, ist schlichtweg falsch und zeugt von Unkenntnis oder parteipolitischer Polemik. Eine Landwirtschaftsschule mit Internat und landwirtschaftlichem Gut brauche neben klassischen Schultätigkeiten über Reinigung und Betriebsküche naturgemäß auch Bearbeiter für Grün- und Ackerland, Wald, Teichwirtschaft und Weinbau bis zu Tierhaltung – dafür seien aber auch wirtschaftliche Erträge in Millionenhöhe zu verbuchen. Weiterer Kritikpunkt Würschls: 164 Lehrerinnen und Lehrer für rund 1200 Schülerinnen und Schüler machten die Landwirtschaftsschulen mit einem Lehrer-Schüler-Verhältnis von 1:7 zum teuersten Schultyp und damit teurer als technisch bestausgestattete HTLs, kritisiert er. Zudem gebe es einen knapp 30-prozentigen Lehrerüberhang, um den der Dienstpostenplan, den das Landwirtschaftsministerium – so wie das Unterrichtsministerium für die Pflichtschulen – vorgebe, überzogen sei. Für das finanziell angeschlagene Land Kärnten verursache das laut Würschl zusätzliche Kosten von mehr als 1,8 Millionen Euro pro Jahr. Auch das hält man im Büro des Agrarlandesrats für irreführend. Seit 2010 habe man die Dienstposten von 184 auf 163 reduziert, obwohl aktuell das landwirtschaftliche Schulwesen der einzige Bereich mit leicht steigenden Schülerzahlen ist. Laut Finanzausgleich habe der Bund – hier das zuständige Landwirtschaftsressort – fünfzig Prozent der Lehrerkosten zu tragen, sei von dieser Vorgangsweise jedoch einseitig abgegangen und habe für alle Bundesländer eine Obergrenze eingeführt. Es entstehen dadurch für die Länder jährliche finanzielle Mehrbelastungen für Personalkosten. Der Rechnungshof empfahl 2011, die land- und forstwirtschaftlichen Schulen in eine umfassende Reform des österreichischen Schulwesens einzubeziehen. Würschl will noch mehr Strukturreformen. Acht Schulstandorte seien – 2014/15 gab es dort laut Statistik Austria 1268 Schülerinnen und Schüler – schlicht zu viel: Das ist Geldvernichtung auf Kosten der Kärntner Steuerzahler. Diese Schülerzahlen rechtfertigen maximal drei Schulstandorte. Die Gesamtschülerzahl aller landwirtschaftlichen Schulen Kärntens entspreche einer durchschnittlichen AHS oder BMHS. In Bengers Büro verweist man auf den Bedarf an Profis als Hofübernehmer. Ungeachtet dessen seien im Zuge des Strukturentwicklungskonzepts der Fachschulen schon vor zehn Jahren Standortreduktionen gestartet und mittlerweile bereits eine 36-prozentige Verringerung der Schulstandorte gesetzt worden. Die rot-schwarz-grüne Regierungskoalition habe zudem die Fusion des Standorts Drauhofen mit der Fachschule Litzlhof beschlossen. Eine Fusion anderer Art fordert Würschl als Mittel gegen einen Bürokratiedschungel sondergleichen, da sich die zwei Verwaltungsschienen auf Landesebene mit der allgemeinen und der landwirtschaftlichen Schulabteilung im Bund fortsetzen. Für die höheren Landwirtschaftsschulen ist das Landwirtschaftsressort zuständig: Das Unterrichtsministerium müsste natürlich für alle Schulen zuständig sein, so werden nur teure Doppelgleisigkeiten produziert. Grotesk, dass da zwei Apparate verwalten. Wissenschaft;Forscher mahnen mehr Schutz und Aufmerksamkeit für nördliche Wälder an. Laxenburg – Boreale Nadelwälder machen knapp ein Drittel der von Bäumen bedeckten Gebiete auf der Erde aus und speichern mindestens genau so viel Kohlenstoff wie tropische Regenwälder. Sie geraten jedoch durch den Klimawandel zunehmend unter Druck und brauchen mehr Schutz, berichtet ein Forschungsteam mit heimischer Beteiligung im Fachblatt Science. Die borealen Wälder könnten in diesem Jahrhundert an einem Wendepunkt angelangen, erklärte Anatoly Shvidenko vom Internationalen Institut für Angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg bei Wien. Es könne nämlich passieren, dass sie vom Netto-CO2-Speicher zu einer bedeutenden Quelle des Treibhausgases werden. Die borealen Nadelwälder erstrecken sich über die nördlichsten Regionen von Kanada, Russland, Alaska und Skandinavien. Sie spielen für das globale Klima eine große Rolle, weil sie enorme Mengen an CO2 aus der Atmosphäre aufnehmen. Nach Schätzungen speichern sie mindestens 32 Prozent des weltweit vorhandenen Kohlenstoffes, und zwar nicht nur in den Bäumen, sondern auch im Permafrostboden. Außerdem beherbergen sie eine Fülle von Pflanzen-, Tier und Pilzarten. Diese nördlichen Wälder sind jedoch eines der vom Klimawandel am meisten betroffenen Ökosysteme der Erde, so die Forscher. Bei einer globalen Erwärmung um vier Grad Celsius würde es dort sogar um bis zu elf Grad wärmer. Die Klimazonen verschieben sich laut Studien in diesem Bereich zehnmal schneller Richtung Norden als die Baumpopulationen wandern können, erklärten sie. Schon jetzt würden die wärmeren Temperaturen und stärkere Trockenheit zu vermehrten Waldbränden und stärkerem Insektenbefall führen. Die zunehmende Industrialisierung und Verschmutzung von Boden, Wasser und Luft verstärken den Stress für diese Wälder, so die Wissenschafter. Aufgrund von Nährstoffverlusten drohten Waldgebiete auszuhagern und zu Gras- und Buschland zu verkommen. Taut der Dauerfrostboden auf, betrifft das nicht nur den globalen Wasserhaushalt: Es würden auch riesige Mengen an CO2 und Methan freigesetzt. Die Forscher plädieren in dem Artikel dafür, dem borealen Wald auf politischer Ebene mehr Aufmerksamkeit und Schutz zu widmen. Sie schlagen etwa lokale Aufforstungen vor, fordern besser verteilte Schutzgebiete, ein aufmerksames Beobachten von möglichen Veränderungen und nachhaltigere Waldbewirtschaftung. Wissenschaft;Im Konrad-Lorenz-Institut in Klosterneuburg wird theoretische Biologie erörtert. Johannes Jäger ist seit kurzem der Direktor. Wien – Es waren schon die späten 1970er-Jahre, als der österreichische Verhaltensforscher und Nobelpreisträger Konrad Lorenz in seiner Villa in Altenberg mit dem Meeresbiologen Rupert Riedl Gesprächsrunden veranstaltete. Mit dabei war Gerd Müller, heute theoretischer Biologe an der Uni Wien und Vorstandspräsident des Konrad-Lorenz-Instituts für Evolutions- und Kognitionsforschung (KLI). Man diskutierte buchstäblich über Gott und die Welt. Es wurden Weltanschauungen ausgetauscht. Lorenz entwickelte seine evolutionäre Erkenntnistheorie. Er hielt tierisches Verhalten für vorbestimmt durch Gene, Riedl war der Ansicht, dass man die Evolutionsbiologie auch anwenden könnte, um Erklärungen für gesellschaftliche Entwicklungen zu finden. Viele dieser Ideen gelten heute als überholt, die Diskussionen waren aber Anlass für eine Institutsgründung. Riedl hob 1990, ein Jahr nach Lorenz Tod, das KLI aus der Taufe, eine Denkwerkstatt für theoretische Fragen in der Biologie. Hier beschäftigt man sich mit der Frage, was das Leben denn eigentlich überhaupt ist. Die Basisfinanzierung erhält das Institut von einer Privatstiftung, die vollständig unabhängig ist von der Familie Lorenz. Doktoranden und Postdocs sind eingeladen, sich um ein Fellowship zu bewerben. STANDARD: Die Uni Salzburg hat Konrad Lorenz im Dezember 2015 posthum ein Doktorat aberkannt. Stand der Name Ihres Instituts jemals zur Debatte? Johannes Jäger: Nein. Der Name Konrad Lorenz reflektiert ja die Geschichte des Instituts. Eine Namensänderung würde in diesem Fall sicher nicht zur Vergangenheitsbewältigung beitragen, an der das Institut maßgeblich beteiligt war. Unsere Archive wurden intensiv genutzt für die Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit von Lorenz. STANDARD: Die Uni argumentierte, Lorenz habe die aktive Mitgestaltung oder Verbreitung nationalsozialistischer Ideologie verschwiegen. Hat man in Salzburg richtig oder falsch gehandelt? Jäger: Es ist nicht an uns, die Entscheidungen anderer akademischer Institutionen zu kommentieren. Konrad Lorenz war durchaus widersprüchlich. Er hat die Theorie vertreten, dass Menschen, wenn es ihnen zu gut geht, genetisch und moralisch degenerieren. Er hat da aus dem, was er für wissenschaftliche Gründe hielt, einen moralischen Verfall angeprangert. Das war nicht rassistisch im eigentlichen Sinn. Andererseits sprach er aber auch von der Aussonderung kranken Erbmaterials zur Erhaltung der Zivilisation. Das ist Eugenik, wie sie zwar gang und gäbe war in den Dreißigerjahren, aber auch im Nationalsozialismus praktiziert wurde. Lorenz war wohl eher ein Opportunist. Er war aber auch ein in seiner Zeit hervorragender Wissenschafter und Denker. STANDARD: Haben diese Ideen von Lorenz heute noch Geltung? Jäger: Er hat einzelnen Genen eine zu starke Wirkung zugeschrieben. Man weiß mittlerweile, dass Gene mit anderen Genen und mit der Umwelt interagieren und nur so Verhaltensmuster entstehen können. Das sind komplexe Netzwerke, über die wir noch recht wenig wissen. Wir wissen über einzelne Gene Bescheid, aber noch fast nichts darüber, wie sie einander ein- oder ausschalten während der Entwicklung des Organismus. Das Problem ist, dass man, wenn mehr als zwei bis drei Faktoren auf komplexe Art und Weise zusammenwirken, nichts mehr vorhersagen kann. Das KLI beschäftigt sich mit solchen Fragestellungen. STANDARD: Aber es gibt monogenetische Erkrankungen? Jäger: Eines der seltenen Beispiele ist der Veitstanz, also Chorea Huntington. Verstärkte Muskelbewegungen sind hier erste Krankheitssymptome. Wenn man einen Defekt eines bestimmten Gens entdeckt, kann man vorhersagen, dass diese Krankheit sicher ab dem 60. Geburtstag auftritt. Bei Phänotypen, wo mehrere Gene und die Umwelt einen Einfluss haben, ist dies nicht mehr so einfach. STANDARD: Sie selbst haben in den vergangenen Jahren evolutionsbiologische Entwicklungen von Fliegen im Labor studiert. Sie sind seit einem halben Jahr wissenschaftlicher Leiter des Konrad-Lorenz-Instituts und arbeiten daher ausschließlich theoretisch. Ist das nicht ein harter Schnitt in ihrer Biografie? Jäger: Die Jahre im Labor waren sehr spannend, haben aber auch viel Energie gekostet. Es war nämlich auch eine von Unsicherheiten geprägte Zeit, obwohl das Centre for Genomic Regulation (CRG) in Barcelona, meine letzte Arbeitsstätte vor dem Wechsel nach Österreich, eine recht solide Finanzierung hatte. Die Unsicherheiten entstanden durch die Projektfinanzierung und die Karriereentwicklung, die man an diesem Institut genauso wie an der Max-Planck-Gesellschaft und anderen renommierten wissenschaftlichen Institutionen verfolgt. Nach dem Postdoc gibt es eine Fünf-Jahres-Befristung für die Gruppenleiter. Da herrscht enormer Erfolgszwang, die Leute müssen so viel wie möglich publizieren und kommen aus dem Antragschreiben kaum mehr heraus. Das macht viele Wissenschafter kaputt. STANDARD: Wünschen Sie sich die alten Zeiten wieder zurück? Jäger: Nein. Die früher übliche Gangart, mit genügend Sitzfleisch und Beziehungen zu einer Fixanstellung zu kommen, hat nichts in einem modernen Wissenschaftsbetrieb verloren. Aber es müsste auch einen Mittelweg zwischen diesen Extremen geben, um den Produktionswahn in der Wissenschaft auf ein normales Level zu bringen. Ich sehe das KLI als einen Ort, wo Fellows für eine bestimmte Zeit Pause machen können von diesem akademischen Alltag und finanziert werden, um ungestört neue Ideen für wissenschaftliches Arbeiten zu haben. Die einzige Vorgabe: Es muss sich um theoretische Fragen in der Biologie handeln. Und wir müssen keine externen Projektfinanzierungen beantragen. Das ist ein Luxus. Wirtschaft;Die Einsprüche gegen die Anklage in der Causa VCP-Honorar wurden abgewiesen, Heinrich Pecina muss sich wegen Anstiftung zur Untreue verantworten. Wien – In der Hypo-Causa VCP / Projekt Adam gibt es schlechte Nachrichten für die ehemaligen Hypo-Chefs Tilo Berlin, Wolfgang Kulterer und Josef Kircher sowie den Wiener Investmentbanker Heinrich Pecina (VCP). Die Anklage gegen die genannten Personen und die VCP ist rechtskräftig, das Oberlandesgericht Graz hat die Einsprüche Berlins, Kulterers und Kirchers abgewiesen. Das bestätigt eine Sprecherin des Straflandesgerichts Klagenfurt. Der Terminplan für das Verfahren wegen des Vorwurfs der Untreue (beziehungsweise der Anstiftung dazu) steht aber noch nicht fest. Für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung. In der Causa geht es um ein Beraterhonorar für eine Fairness-Opinion, die das Investmenthaus VCP vor dem Hypo-Verkauf an die Bayern um 4,3 Millionen Euro für die Kärntner Landesholding erstellt hat. Bezahlt hat aber auf Drängen Kulterers und Pecinas die Hypo beziehungsweise zwei ihrer Töchter, und für die sei die Stellungnahme nutzlos, ohne jeden Wert gewesen (Anklage). Die VCP hat ihr Honorar laut Pecina auf Vorgabe der Bank (unter Berlins Leitung) in drei Tranchen zerlegt, für die Projekte Floating, Klammer und Adam, wobei es Adam laut Pecinas Aussage de facto gar nicht gab. Die Leistung der VCP wird nicht bezweifelt, und Pecina hat der Hypo fast den ganzen Schaden ersetzt. Laut Beschluss des Oberlandesgerichts Graz hatte sich Berlin als neuer Hypo-Chef der Bezahlung des VCP-Honorars zunächst verweigert, daraufhin habe Pecina Hypo-Aufsichtsratschef Kulterer um Vermittlung gebeten. Ende 2007 sei bei einer Besprechung bei der VCP in Wien die Dreiteilung beschlossen worden. Rechtskräftig wurde auch die Anklage in der Causa Monarola. In dem Fall sollen zwei Hypo-Banker im Auftrag Kirchers 750.000 Euro aus Liechtenstein in bar abgeholt haben. Das Geld wurde laut OLG-Beschluss für die steuerneutrale Bezahlung von Lobbyisten und Bearbeitung eines Medienproblems der Hypo verwendet. Wissenschaft;Probleme mit Seismographen aus Frankreich – Lander sollte innere Struktur des Planeten und geologische Prozesse erforschen. Washington – Eigentlich hätte die prestigeträchtige Mars-Mission InSight der NASA bereits diesere Tage starten sollen, doch daraus wird nun nichts. Die US-Raumfahrtbehörde hat den Beginn des Projektes um zwei Jahre verschoben, voraussichtlicher Starttermin ist nun der 5. Mai 2018. Ursache für den Aufschub ist ein Problem mit einem von der französischen Weltraumbehörde CNES bereitgestellten Seismographen, der mit dem Lander zum Roten Planeten fliegen sollte. Versuche, ein Leck an der Vakuumdichtung des Geräts zu reparieren, waren bereits im vergangenen Dezember fehlgeschlagen. Vor drei Monaten war angesichts enger Budgetgrenzen überhaupt unklar gewesen, ob die Mission nicht gänzlich aufgegeben werden sollte. Das gänzliche Aus konnte aber zumindest vorerst abgewendet werden. InSight (Interior Exploration using Seismic Investigations, Geodesy and Heat Transport) sollte auf der Marsoberfläche die Entwicklung des Planeten erforschen und herausfinden, ob sein Kern fest ist oder flüssig wie bei der Erde. Dazu sollte der Lander unter anderem seismische Aktivitäten messen und Tiefenbohrungen vornehmen. red, APA, 9.3.2016) Sport;Vorarlberger fahren einen 1:0-Heimsieg gegen Grödig ein und sammeln Punkte im Abstiegskampf. Altach – Der SCR Altach hat am Samstag zum Auftakt des letzten Viertels der Fußball-Bundesliga einen großen Schritt auf dem Weg zum Klassenerhalt gemacht. Die Vorarlberger besiegten Schlusslicht SV Grödig in der Cashpoint-Arena ohne Glanz mit 1:0 (0:0), feierten den zweiten Erfolg hintereinander und haben nun acht Runden vor Schluss einen beruhigenden Acht-Punkte-Polster auf das Tabellenende. Für die seit 2. Dezember zehn Partien sieglosen Grödiger wird die Ausgangssituation im Abstiegskampf hingegen immer schlechter. Nur mehr Ried liegt in unmittelbarer Reichweite, und die Innviertler haben die Möglichkeit, am Sonntag zum Abschluss der 28. Runde zu Hause gegen Rekordmeister Rapid den Drei-Punkte-Abstand zu vergrößern. Fraglich ist, ob Coach Peter Schöttel nach der fünften Niederlage in den jüngsten sechs Runden auch nach der Länderspielpause im Heimspiel gegen Sturm Graz am 2. April noch auf der Trainerbank Platz nehmen darf. Da Johannes Aigner (56.) aus leichter Abseitsposition traf, traten die Grödiger auch im vierten Ligaauftritt in Altach ohne Punkte im Gepäck die Heimreise an. Die Gastgeber waren bis zur Führung die klar initiativere Mannschaft, gingen aber aufgrund von Grödigs Konterstärke nicht das letzte Risiko ein. So blieben vor der Pause zwei Fehlschüsse von Aigner (18.) und Dominik Hofbauer (31.) die einzige gefährliche Ausbeute. Aus dem Nichts wären aber beinahe die Gäste in Führung gegangen. Benjamin Sulimani verschaffte sich mit einem nicht geahndeten Foul an Cesar Ortiz den nötigen Platz, Martin Kobras konnte den Ball nicht bändigen, Grödigs Solospitze brachte diesen aber aus spitzem Winkel nicht im leeren Tor unter. Sulimani war es auch, der nach der Pause einen Abschluss am langen Eck vorbeischoss (50.). Auf der anderen Seite waren die Vorarlberger effizienter, hatten aber auch das nötige Glück. Rene Swete ließ sich von einem Hofbauer-Freistoß nicht überraschen (53.), war bei einem Aigner-Schuss nach Prokopic-Vorarbeit aber machtlos (56.). Der achte Saisontreffer Aigners hatte aber einen Schönheitsfehler, das Schiedsrichterteam rund um den Schweizer Referee Sascha Amhof hatte eine Abseitsstellung des Stürmer-Routiniers übersehen. Schöttel reklamierte daraufhin heftig und wurde deshalb auf die Tribüne verbannt. Dort sah er, dass die Altacher ihre Offensivbemühungen völlig einstellten, nur mehr hinten dichtmachten. Grödig hatte ein deutliches Übergewicht, ließ aber wie so oft diese Saison die Effizienz vermissen. Ein Schütz-Volley-Aufsetzer ging hauchdünn drüber (67.). Zudem konnte sich Kobras bei einem Maak-Freistoß auszeichnen (72.). Damit blieb es beim zweiten Erfolg der Altacher in Serie nach dem 2:0 in Ried. Vor eigenem Publikum war es der erste Triumph seit dem 21. November 2015, zuvor hatte es in fünf Partien drei Niederlagen und zwei Remis gegeben. (APA, 19.3.2016) Fußball-Bundesliga (28. Runde): SCR Altach – SV Grödig 1:0 (0:0). Altach, Cashpoint-Arena, 4.386, SR Amhof/SUI. Tor: 1:0 (56.) Aigner Altach: Kobras – Lienhart, Ortiz, Zech, Galvao – Jäger – Salomon (46. Prokopic), Hofbauer, Netzer (77. Zwischenbrugger), Schreiner (83. Harrer) – Aigner Grödig: Swete – T. Kainz, Maak, D. Baumgartner, Strobl – Brauer, Rasner (84. Goiginger) – Schütz, Derflinger (75. R. Wallner), Denner (57. Ofosu) – B. Sulimani Gelbe Karten: Aigner, Galvao, Schreiner bzw. Schütz, B. Sulimani Web;Bringt Mehrfensterunterstützung für Nexus 9 und Nexus 10 – Erste Testversion zum Download. Eigentlich ist es das Ziel von Remix OS Android für den Desktop-Einsatz fit zu machen. Nun fließen die dafür vorgenommenen Änderungen aber wieder in den mobilen Bereich zurück. Softwarehersteller Jide hat eine erste Version von Remix OS 2.0 für Nexus 9 und Nexus 10 veröffentlicht. Damit bekommen die beiden Tablets eine Desktop-ähnliche Oberfläche samt Mehrfensterunterstützung. Es können also mehrere Programme parallel genutzt werden, die Fenster lassen sich frei vergrößern oder verkleinern und können auch überlappend dargestellt werden. Einen Taskbar sowie einen Desktop-ähnlichen Dateimanager bietet Remix OS ebenso. Remix OS basiert auf Android 5.1.1, es lassen sich also beliebige Apps aus der Android-Welt nutzen. Zu diesem Zweck ist auf den Images für die beiden Tablets auch von Haus aus der Play Store von Google vorinstalliert. Die Testversionen von Remix OS 2.0 für Nexus 9 und Nexus 10 können von der Seite des Softwareherstellers heruntergeladen werden. Wer diese ausprobieren will, sollte gewisse Grundkenntnisse für Tools wie Fastboot und ADB mitbringen, auch wenn die Anleitung den Ablauf recht einfach erklärt. Darauf hingewiesen sei, dass die aktuellen Releases von Remix OS noch nicht den Status stabil tragen, insofern also mit diversen Problemen zu rechnen ist. Wirtschaft;Bruttoinlandsprodukt fiel schwächer aus. Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung. Wirtschaft;Angesichts von Negativzinsen könnten Sparer in größerem Stil Geld von ihren Konten abziehen. Frankfurt – Die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) könnte nach Einschätzung der genossenschaftlichen WGZ-Bank eine Sonderkonjunktur für Schließfächer auslösen. Wenn die Negativzinsen auch auf Sparer durchschlagen sollten, schließe er nicht aus, dass Kunden in größerem Stil Geld von ihren Konten abziehen könnten, sagte WGZ-Chef Hans-Bernd Wolberg heute, Donnerstag, in Düsseldorf. Schließfächer haben Konjunktur. Er könne sich gut vorstellen, dass ein Kunde mit einem Guthaben von 100.000 Euro dieses Geld in den Safe steckt, bevor er Negativzinsen zahlen müsse. Fallweise müssten Anleger aus Industrie oder größerem Mittelstand bei der WGZ im Fall der Anlage großer Summe Zinsen zahlen, sagte der WGZ-Chef. Kunden müssten damit aber erst einmal nicht rechnen: Bei Sparern halten wir das, solange es geht, zurück. Erst am Vortag hatte der Rückversicherer Münchener Rück erklärt, er experimentiere bereits damit, wie er den Strafzinsen der EZB entkommen könne. Schon vor einiger Zeit habe das Unternehmen Gold in den Tresor gelegt, vor kurzem auch eine zweistellige Millionensumme in bar gebunkert. Wir probieren das jetzt einfach mal aus. Daran sehen sie, wie ernst die Situation ist, hatte Vorstandschef Nikolaus von Bomhard gesagt. Wissenschaft;Datenbank für die digitale Rekonstruktion der 2.000 Jahre alten Texte. Bonn – Deutsche und israelische Qumranforscher und Computerwissenschafter entwickeln eine Plattform, die künftig virtuelles Arbeiten an den Qumran-Handschriften ermöglichen soll. Geplant sind neue kritische Editionen der 2.000 Jahre alten Texte, wie die Israelische Antikenbehörde am Dienstag mitteilte. An dem Projekt beteiligen sich die Göttinger Akademie der Wissenschaften sowie die Universitäten Haifa und Tel Aviv. Die Qumran-Rollen, die zu den wichtigsten archäologischen Funden des 20. Jahrhunderts gehören, wurden bereits 2012 digitalisiert und in einer Online-Datenbank zugänglich gemacht. Sie enthält hochauflösende Bilder in verschiedenen Wellenlängenbereichen. Das Projekt will nun eine virtuelle Forschungsumgebung entwickeln und exemplarische Mustereditionen repräsentativer biblischer und nicht-biblischer Texte aus den Höhlen von Qumran erarbeiten. Die Forschungsumgebung enthält alle verfügbaren Informationen zu den einzelnen Fragmenten und kann kontinuierlich mit neuen Daten erweitert werden. Die gespeicherten und miteinander verbundenen Daten können einzeln abgerufen oder in beliebiger Kombination genutzt werden, um etwa eine materielle Rekonstruktion von Fragmenten überprüfen oder selbst durchführen oder eine eigene Edition und Übersetzung generieren zu können. Für die biblischen Texte werden sämtliche Varianten in den Handschriften vom Toten Meer mit einem mehrdimensionalen Klassifikationsschema erfasst, das eine Analyse der Textgeschichte nach unterschiedlichen Parametern erlaubt. Ferner soll das Qumran-Lexikon der Göttinger Wissenschaftsakademie in die Datenbank integriert werden. Wissenschaft;Bei der Nachzucht des Europäischen Nerzes musste man nicht nur herausfinden, wann das Tier fruchtbar ist, sondern auch Teiche graben, die der Nerz mag. Wien – Einst waren sie auch hierzulande anzutreffen. Man stellte ihnen mit Fallen nach, ihrer Pelze wegen, und tötete sie. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts jedoch begannen die Populationen einzubrechen. Mustela lutreola, der Europäische Nerz, machte sich zunehmend rar. Der Negativtrend hält bis heute an. Inzwischen sind die putzigen Tiere im größten Teil ihres ursprünglichen Verbreitungsgebiets ausgestorben. Nur in Nordspanien, Südwestfrankreich, den Deltas von Donau und Dnjestr sowie in einigen Regionen Russlands haben sie überlebt. Nerze lieben Wasser. Sie leben in der unmittelbaren Nähe von Flüssen und Bächen, manchmal auch an Seen, und suchen dort nach Futter. Ihr Habitat teilte sich Mustela lutreola früher meist mit dem Fischotter – ohne allzu große Konkurrenz. Der Nerz ist eher an den Uferbereich angepasst, erklärt Franz Schwarzenberger, Wissenschafter an der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Die Vierbeiner suchen nach Krebsen, Fröschen, Kleinsäugern oder andere Wasserbewohnern. Der Fischotter dagegen jagt schwimmend, im offenen Gewässer, und erbeutet hauptsächlich Fische. So können beide Marderarten koexistieren. Mit einer anderen Tierspezies verträgt sich der Nerz allerdings gar nicht gut: mit seinem amerikanischen Verwandten, dem Mink (Neovison vison). Letzterer wurde für die Pelztierzucht nach Europa gebracht und in Russland zum Teil auch gezielt ausgewildert, als Ersatz für den schwindenden Nerzbestand. Der Beginn einer regelrechten Invasion. Immer wieder entkommen Minks aus Pelztierfarmen, oder sie werden von Tierschützern daraus befreit. Für den Artenschutz hat das üble Folgen. Minks sind anpassungsfähiger und aggressiver als ihre europäischen Vettern. Bei Revierkämpfen ziehen Nerze den Kürzeren, mitunter kommen sie sogar zu Tode. Die Verdrängung durch den heute weitverbreiteten Mink dürfte eine der Hauptursachen für den Kollaps der Nerzpopulationen sein. Zuvor seien die Bestände bereits durch Jagd und Lebensraumzerstörung stark geschwächt gewesen. Die Aussichten sind nicht sehr rosig, fasst Franz Schwarzenberger zusammen. Um den Europäischen Nerz dennoch vor dem Aussterben zu bewahren, läuft im Zoo in der estnischen Hauptstadt Tallinn ein aufwendiges Nerz-Nachzuchtprogramm. Auch Schwarzenberger und zwei seiner Wiener Kolleginnen sind daran beteiligt. Das Projekt kann zwar schon beachtliche Erfolge vorweisen, doch der Kenntnisstand über den Reproduktionszyklus weiblicher Nerze ließ noch zu wünschen übrig. Viele Fragen sind offen: Wann genau zum Beispiel sind die Tiere fruchtbar, und wie lässt sich dies zuverlässig erkennen? Einige dieser Wissenslücken konnten nun im Rahmen einer neuen, vom Fachblatt Theriology online veröffentlichten Studie geschlossen werden. Schwarzenberger und sein Team haben den Hormonhaushalt von insgesamt 15 Nerzweibchen 16 Monate lang analysiert. Die Forscher nahmen Kotproben und maßen die darin enthaltenen Konzentrationen von Abbauprodukten der Hormone Östrogen und Progesteron. Auch die vaginale Zytologie wurde untersucht. Die Kopulation ist bei Nerzen eine ziemlich ruppige Angelegenheit, erklärt Schwarzenberger. Um sich darauf vorzubereiten, verändert sich die Epidermis der Vagina, noch bevor die Tiere rollig werden. Dabei verhornt die Hautoberfläche. Sobald rund 70-90 Prozent der Zellen dort ihre Zellkerne verloren haben, ist die fruchtbare Phase eingetreten. Die getesteten Nerzweibchen waren regulär Teil des Zuchtprogramms. Ihre Paarungsbereitschaft wurde anhand ihrer Vulvagröße und Vaginalzytologie ermittelt. Nerze leben solitär. Männchen und Weibchen vertragen sich nur während der Paarungszeit. Sind sie allerdings nicht in Stimmung, kommt es leicht zu gewalttätigen Auseinandersetzungen – was zu vermeiden ist. In Gefangenschaft aufgezogene Nerzmännchen neigen zu abnormalem Paarungsverhalten, wie Franz Schwarzenberger berichtet. Sie sind entweder hyperaggressiv, oder sie haben überhaupt kein Interesse an Weibchen. Trotz solcher Schwierigkeiten gelang es, alle untersuchten weiblichen Tiere erfolgreich decken zu lassen. Die Tragzeit dauert rund 42 Tage, anschließend kommen im Durchschnitt vier bis fünf Junge zur Welt. Nerzbabys werden knapp einen Monat lang gesäugt. Der Zyklus der Mütter lässt sich gut am nun erstmals gemessenen Hormonprofil aufzeigen. Vor allem die stark erhöhten Hormonkonzentrationen drei Wochen nach der Paarung sind zuverlässige Schwangerschaftsindikatoren. Der Eisprung wird bei Nerzweibchen durch die Kopulation ausgelöst. Obwohl sie nur einen Wurf pro Jahr großziehen, können sie vorher mehrfach fruchtbar werden. Für die Nachzucht ist das ein Vorteil. Ist eine Nerzdame beim ersten Rendezvous nicht trächtig geworden, so hat sie später immer noch Chancen. Seit 2000 setzen die Experten des Tallinner Zoos ihre nachgezüchteten Nerze für die Neugründung einer Population auf der estnischen Ostseeinsel Hiiumaa ein. Das 989 Quadratkilometer große Eiland ist zu gut zwei Dritteln waldbedeckt. Vorher musste der dort lebende Minkbestand eliminiert werden. Und es gab noch ein weiteres Hindernis: Zu Sowjetzeiten wurden großflächige Drainagemaßnahmen durchgeführt, um die Landschaft zugunsten von Forst und Agrarwirtschaft trockenzulegen. Tümpel und kleine Seen verschwanden. Den Nerzen hatte es an Fröschen gemangelt. Zwecks Ausgleich ließen die Biologen im Umfeld von Wasserläufen 23 Teiche graben. Der Trick gelang. Die Frösche nahmen die künstlichen Laichgewässer umgehend an, ihre Bestände stiegen. Auch andere Tierarten wie zwei gefährdete Libellenspezies und die Wasserspinne Argyroneta aquatica profitierten (vgl.: Oryx, Bd. 49, S. 559). Inzwischen plädieren die Experten für das Blockieren der Drainagegräben. So sollen Teile der Insel wieder vernässt und größere Feuchtbiotope wiederhergestellt werden. Der Europäische Nerz scheint sich auf Hiiumaa wohlzufühlen. Nach 15 Jahren gibt es endlich Hinweise auf die Etablierung einer stabilen, sich selbst erhaltenden Nerzpopulation. Da braucht man eben Geduld, sagt Franz Schwarzenberger. In Österreich seien derartige Projekte vorerst nicht geplant. Zwar gäbe es hierzulande bestens geeignete Lebensräume, vor allem im Nationalpark Donau-Auen, aber diese seien leider nicht minkfrei. Kultur;'Von Popakademie und Creative Writing veredeltes politisches Liedermaching: Singer-Songwriter Max Prosa auf "Hallo Euphorie"-Tour in Salzburg und Wien. Wien/Salzburg – In den 60er- und vor allem den 70er-Jahren hatten Liedermacher in deutschen Landen Konjunktur. Manchen alten Haudegen wie Konstantin Wecker oder Hannes Wader gibt es noch; auch von ihren politischen Botschaften haben sie sich meist nicht verabschiedet. Seit einigen Jahren tritt eine jüngere Garde ans Mikrofon, wenn auch deren Protagonisten wie etwa Philipp Poisel, Tim Bendzko oder Gisbert zu Knyphausen den Begriff Liedermacher nicht gern mögen. Viel lieber wollen sie Singer-Songwriter genannt werden, denn trotz deutscher Texte kommen ihre Vorbilder aus dem angloamerikanischen Raum. Einer der Hauptvertreter dieses Revivals ist der Berliner Max Podeschwig – besser bekannt unter seinem Künstlernamen Max Prosa. Der 25-jährige Sänger und Gitarrist tritt jetzt zweimal in Österreich auf. Einflüsse von Dylan, Waits und Cohen Vergleiche mit seinem Vorbild Bob Dylan begründen sich auf den nachdenklich-romantischen Texten und dem Vortrag mit Gitarre und Mundharmonika; weitere Einflüsse sind Tom Waits, David Bowie oder Leonard Cohen. Cohens Klassiker Hallelujah hat der Berliner für sein zweites Album Rangoon (2013) eingespielt. Der deutsche Text stammt allerdings von Freund und Mentor Misha Schoeneberg, der in den 1980ern Mitglied von Ton Steine Scherben war und später auch mit deren Mastermind Rio Reiser auf dessen Soloplatten zusammenarbeitete. Prosa versuchte nicht nur durch persönliche Kontakte seinen musikalischen Horizont zu erweitern, sondern auch mittels Studiums an diversen Popakademien sowie Creative-Writing-Kursen. Bei aller Innerlichkeit hat Prosa auf Rangoon die politische Dimension nicht völlig ignoriert – wohl ein nachhaltiger Effekt seiner Bekannten Schoeneberg und des Scherben-Gitarristen R.P.S. Lanrue: Der Titelsong hat ein Massaker während der Safranrevolution in Myanmar zum Thema. Stimmlich hat er sich ebenfalls weiterentwickelt, heuer noch soll das dritte Album erscheinen. Live wird Max Prosa – wie auf seiner aktuellen Hallo Euphorie-Tour – meist von Joda Foerster (Schlagzeug), Erez Frank (Bass), Stefan Ebert (Keyboards), Alex Binder (Gitarre) und Magnus Olsen (Gitarre) begleitet. Allerdings: Das für Freitag geplante Konzert in Innsbruck musste aus produktionstechnischen Gründen abgesagt werden.' Inland;Polizeiaufgebot sicherte Jagdveranstaltung von Mensdorff-Pouilly im Burgenland wegen "allgemeiner Gefahr". Wien – Die Jagd, die Alfons Mensdorff-Pouilly am Samstag im burgenländischen Bildein veranstaltet hat, zieht weite Kreise. Nach einer Anzeige gegen Mensdorff wegen Tierquälerei werden jetzt auch Parlament und Innenministerium mit der Causa befasst. Der Grüne Peter Pilz stellt eine Anfrage betreffend Platzverbot für Gatterjad. Bei der Veranstaltung waren in einem Gatter Wildschweine aus einem Zuchtbetrieb sowie Rehe, Hirsche und andere Tiere von Treibern vor die Flinten der Jagdgäste getrieben worden, die von Hochständen aus schossen. Um empörte Tierschützer fernzuhalten, rückte die Polizei mit einem Großaufgebot aus und erließ ein Platzverbot unter Berufung auf das Sicherheitspolizeigesetz. Dieses Platzverbot sei rechtswidrig gewesen, behauptet Pilz. Die allgemeine Gefahr für Leben oder Gesundheit mehrerer Menschen, auf die sich die Polizei berief, setze gefährliche Angriffe voraus. Wenn schon, dann seien diese von der Jagdgesellschaft zu erwarten gewesen. Also hätte die Jagd – und nicht der Protest dagegen – verboten werden müssen. Pilz verweist in seiner Anfrage an die Innenministerin auch auf die Situation in Spielfeld. Dort fehlten Polizisten. Pilz: Warum ist Ihnen die Geschäftssicherheit Mensdorff-Pouillys wichtiger als die öffentliche Sicherheit Österreichs? (völ, 10.11.2015) Wissenschaft;Salzwasser-Einstrom spülte die Tiere in eine Umgebung, die ihnen nicht bekam. Braunschweig – Gleich zweimal sind am vergangenen Wochenende junge Mondfische in der Ostsee gesichtet worden. In beiden Fällen handelte es sich leider um tote Exemplare, wie das Johann Heinrich von Thünen-Institut für Ostseefischerei berichtet, dem eines der Tiere für eine wissenschaftliche Untersuchung zur Verfügung gestellt wurde. Mondfische (Mola mola) sind Hochseebewohner und eher in tropischen Breiten zuhause. Der Golfstrom kann sie aber auch bis in den Nordatlantik führen. In der Ostsee handelt es sich um seltene Gäste – dafür braucht es eine spezielle Wetterlage, die einen Salzwasser-Einstrom aus dem Kattegat in die westliche Ostsee bewirkt, wo ihnen die Brackwasserverhältnisse allerdings nicht bekommen. Die Tiere wurden wahrscheinlich mit dem Einstromwasser im November aus dem südlichen Kattegat durch den Großen Belt in die Mecklenburger Bucht gespült, vermutet Uwe Krumme, stellvertretender Leiter des Thünen-Instituts. Hier können die Tiere kurze Zeit überleben, aber dann setzen ihnen Nahrungsmangel, verringerter Salzgehalt und die niedrigen Temperaturen zu. Mit seinem hochrückigen und seitlich zusammengedrückten Körper sieht der Mondfisch, der mit den Kugelfischen verwandt ist, wie ein schwimmender Kopf aus. Ein ziemlich großer Kopf allerdings: Erwachsene Exemplare können bis zu drei Meter Durchmesser haben und eine Tonne schwer werden. Die nun gefundenen Tiere waren mit knapp zehn Kilogramm Gewicht und 60 Zentimeter Durchmesser noch weit davon entfernt. Mondfische sind Räuber, aber alles andere als rasante Schwimmer. Sie treiben mit den Strömungen unterhalb der Wasseroberfläche, tauchen aber auch regelmäßig mehrere Hundert Meter in die Tiefe. Mit ihrem schildkrötenartigen Schnabel fressen sie hauptsächlich Flügelschnecken oder Quallen, aber auch Kopffüßer und kleinere Fische. Von unglücklichen Umständen, wie sie die beiden unfreiwilligen Ostseeeinwanderer trafen, einmal abgesehen, muss man sich um Mondfische übrigens keine Sorgen machen. Die Tiere, deren Weibchen bis zu 300 Millionen Eier legen können, sind nicht gefährdet – nicht zuletzt deshalb, weil sie für die Fischerei uninteressant sind. Wissenschaft;Die schöne Prinzessin, der tapfere Prinz, die böse Hexe: Disney-Animationsfilme gelten als Hort konservativer Rollenbilder. Doch es eröffnen sich durchaus auch subversive Räume, wenn man sie aus Sicht der Gender- und Queer-Studies betrachtet. Wien – Schon als Mädchen verspürte Beatrice Frasl eine große Abneigung gegenüber traditionellen Prinzessinnenfiguren in Disney-Filmen. Die jungen und schönen Prinzessinnen waren die Guten, die in komatösem Zustand darauf warteten, von ihrem Prinzen wachgeküsst zu werden. Und das Böse wurde immer dargestellt durch alte Hexen, deren einziger Wunsch es war, der jungen Frau diese heteroromantische Erfüllung zu vereiteln. Viel interessanter, zuweilen auch ermächtigend fand Frasl die Charaktere in Disneys neueren Animationsfilmen, wo Prinzessinnen gegen ihre Rolle rebellierten – und am Ende trotzdem heirateten. Im Laufe ihres Studiums der Anglistik und Amerikanistik an der Uni Wien kam Beatrice Frasl mit feministischer Kritik an Disney-Produktionen in Kontakt, da begann ihr akademisches Interesse an diesen Figuren. Who Is the Monster and Who Is the Man? heißt ihr Dissertationsprojekt, in dem sie Konstruktionen von Heteronormativität und Andersheit sowie Gender und Herkunft in Zeichentrickfilmen der Walt-Disney-Studios von 1937 bis 2013 analysiert. Ihre Untersuchung ist in drei Phasen unterteilt: die Zeitspanne von 1937 bis 1967, in der Walt Disney noch am Leben und Produzent war (1937-1967), die Epoche von 1989 bis 1999, die als Disney-Renaissance bezeichnet wird, in der die Firma durch die Rückkehr des Disney-Musicals wieder an den Erfolg vergangener Zeiten anknüpfte, und die Phase ab 2000, in der mit der Zusammenarbeit mit Pixar Animation Studios der Fokus auf Computeranimationen gelegt wurde. Als Beispiel für ein heteroromantisches Narrativ, das andere Ungleichheitskategorien trivialisiert, nennt Frasl den Zeichentrickfilm Pocahontas, erschienen im Jahr 1995. Der Plot ist simpel und lässt sich auf die Liebesgeschichte der Indigenen Pocahontas mit dem Engländer John Smith reduzieren. In Pocahontas ist das ganze Streben und Begehren darauf ausgerichtet, einem Mann zu begegnen – ihr Schicksal ist es, John Smith zu treffen, sagt Frasl. Damit wird nicht nur die gewaltsame Geschichte der Kolonialisierung ausgeblendet, sondern: Durch den Fokus auf die Heteroromanze wird Kolonialismus gerechtfertigt. Ähnliche Muster findet man auch bei anderen Thematiken, etwa in Bezug auf monarchische Herrschaft oder Geschlechterverhältnisse. Aufschlussreich sind dafür die Darstellungen in Streifen der 1990er-Jahre. Ausgangspunkt ist oft der Vater, der symbolisch für die patriarchale Ordnung steht. Seine Rolle besteht darin, eine Ehe zu arrangieren, wogegen sich die Tochter zur Wehr setzt und sich aus eigenem Antrieb einen Prinzen sucht. Diese Charakterisierung geht konform mit den postfeministischen Darstellungen dieser Phase: Typisch für diese Zeit sind Darstellungen einer Gesellschaft, in der Feminismus angeblich obsolet ist und die Frauen sich aus eigenen Stücken entscheiden, klassischen Rollenbildern zu folgen, sagt Frasl, die derzeit als Junior Fellow am Internationalen Forschungszentrum Kulturwissenschaften (IFK) forscht. Subversive Räume eröffnen hingegen die Darstellungen der Bösewichte. Frasl verweist auf die lange Tradition im Hollywood-Kino, das Monströse mit queeren Bedeutungen zu überschreiben. Bei männlichen Figuren werden oft schwule Stereotype verwendet, um Monstrosität darzustellen, das hat der US-amerikanische Filmwissenschafter Harry Benshoff in seinen Arbeiten über das Horrorkino dargelegt. Die antagonistischen Gestalten, wie etwa der tückische Gouverneur Ratcliffe in Pocahontas, der böse Zauberer Jafar in Aladdin oder der schurkische Löwe Scar in Lion King, sind klassische Beispiele für queere Charaktere in Disney-Filmen. Feministisch lesbar sind auch die Darstellungen der bösen Hexen, da sie keinem klassischen Weiblichkeitsbild entsprechen. Die Meereshexe Ursula aus The Little Mermaid, die einer Dragqueen nachempfunden ist, veranschaulicht das. Geschlecht wird hier auf eine sehr performative Art und Weise verhandelt, konstatiert Frasl. Der von Ursula dargebotene Song Poor Unfortunate Souls, in dem sie Arielle erklärt, wie eine gute Frau zu sein hat, kann auch als Drag-Performance gelesen werden. Komplexer sind hingegen die Produktionen ab 2000, die keinem klaren Muster mehr folgen. Hier verschwimmen die Grenzen zwischen Gut und Böse. Kennzeichnend ist auch eine ironische Bezugnahme auf frühere Phasen. Und: Die Idee von true love, die im Prinzessinnenfilm immer wieder auftaucht, wird aufgebrochen. Jüngere Disney-Produktionen wurden von der Wissenschaft bis jetzt noch vernachlässigt. Das will Beatrice Frasl nun ändern. Wissenschaft;1520 – Der portugiesische Seefahrer Magellan (Fernao de Magalhaes), seit 1517 im Dienst der spanischen Krone, entdeckt die Einfahrt in die nach ihm benannte, 600 Kilometer lange Straße zwischen Südamerika und Feuerland. (Am 28.11. erreicht er den Stillen Ozean.) 1805 – Der britische Admiral Lord Nelson besiegt in der entscheidenden Seeschlacht von Trafalgar (südlich von Cadiz) die französisch-spanische Flotte, wird aber dabei tödlich verwundet. 1915 – Zwischen Paris und Arlington in Virginia (USA) wird das erste transatlantische Funktelefongespräch geführt. 1925 – Erstmals zeigt der deutsche Maler Paul Klee seine Werke in einer Pariser Ausstellung. 1945 – Durch eine von General Charles de Gaulle angeordnete Wahlrechtsänderung dürfen Frankreichs Frauen erstmals zu den Wahlurnen gehen. In der Konstituierenden Nationalversammlung stellen Sozialisten und Kommunisten die Mehrheit. 1970 – Die Brücke über den Kleinen Belt, die Jütland und Fünen verbindet, wird eröffnet. 1985 – In Hamburg wird je ein Exemplar der blauen und roten Mauritius von einer US-Amerikanerin für umgerechnet rund zwölf Millionen Schilling ersteigert. 2000 – Im Theater an der Wien wird erstmals der Nestroy-Theaterpreis vergeben. Geburtstage: Jean Bart (Baert), frz. Seefahrer (1650-1702) Franz Moritz Graf Lacy, öst. Feldmarschall (1725-1801) Jur Fandly, slowak. Theologe u. Autor (1750-1811) Giuseppe Baini, ital. Kirchenmusiker (1775-1844) Alphonse de Lamartine, frz. Schriftst. (1790-1869) Hermann Müller-Thurgau, schwz. Winzer (1850-1927) Umberto Nobile, ital. General und Luftschiffbauer (1885-1978) Egon Wellesz, öst. Komp. u. Musikwiss. (1885-1974) Nikos Engonopoulos, griech. Schriftst. (1910-1985) Günther Feuerstein, öst. Architekt (1925- ) Pele (eigtl. Edson Arantes do Nascimento), bras. Fußballer (n.a.A. 23.10.1940) (1940- ) Manfred Mann, südafrikanischer Musiker (1940- ) Todestage: Pedro de Espinosa, span. Schriftsteller (1578-1650) Horatio Viscount Nelson, brit. Admiral (1758-1805) Grete Körber, öst. Schriftstellerin (1895-1950) Lothar Olias, dt. Komponist (1913-1990) Maxene Andrews, US-Sängerin (1916-1995) (APA, 21.10.2015) Wissenschaft;Forscher untersuchten eine Familie mit ungewöhnlichem Schlafrhythmus und fanden die Genvariante, die dafür verantwortlich sein könnte. San Francisco – Winterdepressionen sollten in den nächsten Wochen durch wärmeres, sonnigeres Wetter idealerweise wieder zurückgehen. Dennoch ist das Thema nicht zu vernachlässigen: Zwei bis neun Prozent der Weltbevölkerung leiden an der Krankheit, die eine Folge der verminderten Sonneneinstrahlung in den Herbst- und Wintermonaten ist und oft dafür sorgt, dass die Betroffenen länger schlafen. Wie der Zusammenhang zwischen Schlaf und Stimmung auf molekularer Ebene aussieht, ist noch nicht geklärt. Eine neue Studie will Licht ins Dunkel bringen: Die Biologin Ying-Hui Fu von der University of California in San Francisco analysierte mit ihrer US-amerikanischen Forschungsgruppe zunächst das Erbgut einer jener seltenen Familien, die von einer genetisch bedingten Schlafkrankheit betroffen sind: Die Mitglieder leiden an Winterdepressionen, Stimmungsschwankungen und einem ungewöhnlichen Schlafrhythmus. Ihre Schlafenszeit liegt meist zwischen 19 und 3 Uhr (familial advanced sleep-phase disorder, FASPD). Mutierter Schlaf Die Wissenschafter suchten nach Mutationen in Genbereichen, die mit dem Tagesrhythmus in Zusammenhang stehen, und wurden fündig: Wir haben eine genetische Veränderung bei Personen entdeckt, die sowohl Winterdepressionen haben als auch sehr früh am Tag wach werden, sagt Fu. Das betroffene Gen heißt Period3, die abweichende Variante scheint nur sehr selten aufzutreten. Weniger als ein Prozent der Bevölkerung hat diese Version, die für frühes Erwachen und jahreszeitliche Stimmungsschwankungen verantwortlich sein könnte. Um festzustellen, ob die Symptome durch die Mutation erklärt werden können, wurden Mäuse mit der genetischen Variante sowie ohne funktionierendes Period3-Gen gezüchtet. Die Mäuse mit der Genvariante hatten einen ungewöhnlichen Schlaf-Wach-Rhythmus und bewegten sich weniger, wenn sie von den Forschern gehalten wurden. Auffällig war die Winterdepression bei Mäusen ohne das Gen: Wurden sie weniger Licht ausgesetzt, verhielten sie sich bei menschlichem Kontakt ruhiger. Dies gilt im Mausversuch als Indiz für Depressionen. Eingeschränkte Interpretation Da die Genvariante so selten auftritt, Winterdepressionen aber relativ verbreitet sind, können sie nicht die einzige Erklärung für Verstimmungen in düsteren Monaten sein. Dennoch kann die Funktion von Period3 Aufschluss über die molekularen Grundlagen von Stimmungs- und Schlafstörungen sowie über Behandlungsmöglichkeiten geben, schreiben die Autoren in der Fachzeitschrift PNAS. Ihre Ergebnisse seien aber auch mit Vorsicht zu genießen, da die untersuchte Familie nur aus sieben Personen in drei Generationen besteht, von denen vier Personen betroffen waren. Zudem sei das Testen von Depression bei Nagetieren nur eingeschränkt möglich. Ein Kommentar zweier niederländischer Autoren im Fachjournal Psychoneuroendocrinology unterstreicht, dass der angewandte Schwimmtest nicht für die Interpretation von Depression gedacht sei. Panorama;Griechische Regierung: Umgehung des Grenzzauns war "organisierte Aktion" mit Flugblättern. Athen – Mazedonien hat nach eigenen Angaben mehrere hundert Migranten nach Griechenland geschickt, die sich aus dem Flüchtlingslager Idomeni nach einem Fußmarsch über die Grenze durchgeschlagen haben. Die meisten der Flüchtlinge seien noch am Montag oder in der Nacht mit Lastwagen zurück nach Griechenland gebracht worden, sagte ein Polizeisprecher am Dienstag. Von der griechischen Regierung hieß es, sie könne dies weder bestätigen noch dementieren. Hunderte Menschen aus dem Notlager an der griechisch-mazedonischen Grenze, in dem mehr als 12.000 Männer, Frauen und Kinder seit der Schließung der Balkanroute festsitzen, hatten sich am Montag auf eine mehrstündige Wanderung gemacht, durchquerten einen Fluss und nutzten schließlich eine Lücke im Grenzzaun. Auf mazedonischem Gebiet wurden sie jedoch von der Polizei oder von Soldaten aufgegriffen. Nach Ansicht Athens war der Versuch, die Grenze zu überqueren, organisiert. Wir haben in unseren Händen Flugblätter, die zeigen, dass der Exodus eine organisierte Aktion war, erklärte am späten Montagabend der Sprecher des Krisenstabes für die Flüchtlingskrise, Giorgos Kyritsis, in Athen. Er hatte zuvor an einer Dringlichkeitssitzung unter Vorsitz des griechischen Regierungschefs Alexis Tsipras teilgenommen. Wer hinter der Aktion gesteckt haben könnte, war zunächst unklar. Zudem gebe es auch andere Flyer, die die Menschen falsch informieren und sie auffordern, nicht in andere Lager ins Landesinnere zu gehen. Sie sollten nicht in Busse steigen, weil die Regierung in Athen plane, sie zurück in die Türkei zu bringen, hieße es darin, sagte Kyritsis weiter. Wir fordern die Migranten und Flüchtlinge auf, den griechischen Behörden zu vertrauen und es zu akzeptieren, in andere Lager gebracht zu werden. Die Lage im Flüchtlingslager Idomeni sei absolut aussichtslos, erklärte der Sprecher des Krisenstabes weiter. Griechische Medien veröffentlichten Kopien der Flugblätter, die Unbekannte an die Menschen verteilt hatten. Darin ist eingezeichnet, auf welchem Weg sie den mazedonischen Zaun meiden können und über Umwege nach Mazedonien einreisen können. Athen hatte angekündigt, über eine Rücknahme dieser Flüchtlinge nachzudenken. Wenn mazedonischen Behörden einen entsprechenden Antrag stellen, werden wir es uns überlegen und entscheiden, sagte der Sprecher des griechischen Flüchtlings-Krisenstabes am Dienstag im Nachrichtensender Skai in Athen. Laut Medienberichten war am Montag auch eine Gruppe von etwa 40 Journalisten vorübergehend wegen illegalen Grenzübertritts verhaftet worden. Sie hatte die Flüchtlinge bei ihrem Versuch, über den Fluss zu gelangen, begleitet. Nachdem die Journalisten eine Geldstrafe in der Höhe von rund 260 Euro pro Person bezahlt hatten, wurden sie nach Angaben mazedonischer Medien wieder freigelassen. Unter den Festgenommenen befand sich auch die österreichische Aktivistin Fanny Müller-Uri. Hunderte Flüchtlinge, denen es am Vortag nicht gelungen war, den mazedonischen Grenzzaun zu überqueren, kehrten am Dienstag wieder ins griechische Hinterland zurück. Dies berichtete der Nachrichtensender Skai aus der Region des kleinen griechischen Grenzdorfes Chamilo. Die Migranten wurden gestern Abend von den mazedonischen Sicherheitskräften gestoppt. Sie konnten am Zaun übernachten und jetzt kommen sie wieder zurück nach Griechenland, berichtete ein Reporter des Senders. Wie vielen Flüchtlingen die illegale Einreise von Griechenland nach Mazedonien gelungen ist, war aus offiziellen Quellen nicht zu erfahren. Medien schätzten ihre Zahl auf zwischen 700 und 2.000. Tsipras appellierte am Dienstag an die Flüchtlinge, der griechischen Regierung zu vertrauen und sich zu einem der Aufnahmelager in der Umgebung zu begeben. Viele Flüchtlinge wollen in Idomeni ausharren, weil sie auf eine Möglichkeit der Weiterreise hoffen. Es sei ausgeschlossen, dass die Balkanroute wieder geöffnet wird, so Tsipras. Er verurteilte die Flugblattaktion: Dieses Spiel mit Menschenleben muss aufhören. Im südserbischen Preševo sind indessen am Wochenende 33 illegal eingereiste Menschen in einem Frachtzug, der von Mazedonien nach Serbien unterwegs war, aufgegriffen worden. Das berichtete die Tageszeitung Politika am Dienstag. Demnach handelte es sich um afghanische, libysche und syrische Staatsbürger. Im Aufnahmezentrum Preševo gibt es laut Politika nach der Schließung der Balkanroute weiterhin Möglichkeiten für die langfristigere Aufnahme, Unterkunft und Pflege von etwa 1.000 Personen. Im nordmazedonischen Tabanovce harren weiterhin mehrere hundert Flüchtlinge aus, die dort nach der Schließung der Balkanroute gestrandet sind. Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerkes UNHCR haben von Jahresanfang bis 13. März 143.205 Menschen auf der Flucht von der Türkei zu den griechischen Inseln übergesetzt. Zum Vergleich: In den ersten drei Monaten des Vorjahres waren knapp 12.500 Menschen gekommen. 38 Prozent der Asylsuchenden sind Minderjährige und 22 Prozent Frauen, wie das UN-Hilfswerk am Dienstag weiter mitteilte. Demnach stammen 48 Prozent der Menschen aus Syrien. Auf den griechischen Inseln warten aktuell mehr als 9.000 Menschen darauf, zum Festland weiterreisen zu dürfen. International;'Frankreichs Präsident unterzeichnet bei China-Besuch mit Staatschef Xi eine gemeinsame Erklärung. Noch vergangene Woche zeigte sich UN-Klimachefin Christina Figueres skeptisch, ob die angestrebte Beschränkung auf eine Temperaturerhöhung um 1,5 bis zwei Grad bis zum Jahrhundertende realisierbar sei. Bei einer Konferenz in Bonn erklärte sie, die von 146 Staaten eingereichten nationalen Klimaziele ergäben umgerechnet eine Zunahme um 2,7 Grad. Die Differenz von einem Grad mag minimal erscheinen. Sie kann aber gewaltige Folgen haben, wie der belgische Klimatologe Jean-Pascal van Ypersele von der Universität Louvain schätzt: Die Wahrscheinlichkeit, dass das Grönlandeis langfristig vollkommen schmilzt – was den Ozeanspiegel um bis sieben Meter steigen lassen könnte –, sei bei einer Klimaerwärmung um drei Grad ungleich höher als bei einer Zunahme um zwei Grad. Am Montag gab es nun aber Fortschritte in einem zentralen Punkt. China, das allein ein Viertel der weltweiten Treibhausgase produziert, erklärte sich am Montag zu einem ehrgeizigen und verbindlichen Abkommen in Paris bereit. Eine entsprechende bilaterale Erklärung unterzeichneten der chinesische Präsident Xi Jinping und der französische Staatschef François Hollande in Peking. China zeigt sich insbesondere bereit, dass eine vollständige Revision der Klimaziele alle fünf Jahre stattfinden könne. Sie soll die erreichten Fortschritte festhalten, danach werden gegebenenfalls die getroffenen Maßnahmen verschärft. Den französischen Unterhändlern gelang es nicht, den Chinesen konkrete Zusagen über allfällige Sanktionen abzuringen, sollte ein Land seine Versprechen nicht einhalten. Peking hält dies für unvereinbar mit der nationalen Souveränität. Einzelne Nichtregierungsorganisationen sind deshalb der Meinung, dass die Fünfjahresrevision zahnlos bleibe; Kritiker erklären sogar, dass Hollande nur deshalb auf die Einrichtung von Fünfjahresplänen gedrängt habe, weil das offizielle Zweigradziel ohne sie nicht mehr realistisch gewesen sei. Wird dieses Ziel aber verpasst, gilt die Konferenz als ähnlich gescheitert wie die Vorgängerkonferenz in Kopenhagen im Jahr 2009. Der französische Außenminister Laurent Fabius verweist allerdings darauf, dass bis am Wochenende nicht einmal sicher gewesen sei, dass sich die chinesische Führung prinzipiell auf eine Fünfjahresprozedur einlassen wolle. Die Verlangsamung des chinesischen Wirtschaftswachstum schmälert eben auch die Bereitschaft für eine beherzte Klimapolitik. Hollande erklärte deshalb am Montag in Peking, sein Abkommen mit Xi Jinping sei ein großer Schritt zu einem erfolgreichen Abkommen in Paris. Dank dieser gemeinsamen Erklärung haben wir die Bedingungen vereinigt, um einen Erfolg möglich zu machen. Dass sich Hollande sogar zu Bemerkung verstieg, seine China-Visite sei historisch, hat zwar eher innen- und wahlpolitische als reale Grundlagen. Immerhin hat es der in Frankreich sehr unpopuläre Präsident aber dank seines persönlichen Einsatzes geschafft, dass die zentrale Teilnehmernation China anders als in Kopenhagen einen verbindlichen und substanziellen Beschluss der Klimakonferenz nun mittragen will. Klimapolitiker erhoffen sich dadurch nicht nur, dass China weiterhin Kohlekraftwerke schließen und die CO2-Ausstoß bis 2030 wie versprochen stabilisieren wird; als Mitglied des G77-Gremiums hat Peking auch beträchtlichen Einfluss auf die Haltung von Schwellen- und ärmeren Ländern. Auch wenn sich noch erweisen muss, wie zwingend das Revisionsverfahren sein wird, dürfte sich das Szenario von Kopenhagen, wo sich Amerikaner und Chinesen gemeinsam quergelegt hatten, in Paris nicht mehr wiederholen.' Inland;Faymann bestellt neuen Bundesgeschäftsführer und schickt auch Pressesprecher in die Löwelstraße. Der Nachfolger von Norbert Darabos als Bundesgeschäftsführer der SPÖ heißt Gerhard Schmid. In der Öffentlichkeit und auch innerhalb der SPÖ ist Schmid noch weitgehend unbekannt, er ist allerdings ein enger Vertrauter des Bundeskanzlers. Werner Faymann hatte Schmid 2007 in das Kabinett des Verkehrsministers geholt, seit 2008 ist Schmid Mitarbeiter im Kabinett im Bundeskanzleramt, im Jänner 2015 machte ihn Faymann dort zum stellvertretenden Kabinettschef. Schmid kommt aus der Wiener SPÖ, er ist in der SPÖ Hietzing engagiert, wo er erst Vorsitzender der Sozialistischen Jugend und seit April 2011 schließlich Bezirksparteivorsitzender war. Offenbar hat Faymann bewusst jemand aus der Wiener Sozialdemokratie gesucht, um auch den Wiener Bürgermeister Michael Häupl zu befriedigen, der im Oktober Landtagswahlen zu bestreiten hat. Noch bevor Faymann Schmid gefragt hat, waren etliche in der SPÖ, die auch für diesen Job infrage gekommen wären, in Deckung gegangen. In der jetzigen Situation den Parteimanager in der Löwel-straße zu machen, galt vielen als Himmelfahrtskommando. Der drohende Verlust der SPÖ in Wien sowie die unsichere Zukunft von Bundeskanzler und SPÖ-Chef Faymann ließen potenzielle Kandidaten schon im Vorfeld abwinken. Die berufliche Laufbahn von Norbert Darabos, der jetzt als Landesrat nach Eisenstadt übersiedelt und sich nachsagen lassen muss, äußerst biegsam und meinungsflexibel zu sein, hatte dazu geführt, dass das Renommee des Jobs als Parteimanager schließlich erheblich beschädigt wurde. So hatte Darabos die Freiheitlichen zuerst massiv bekämpft, die Koalition der SPÖ mit der FPÖ im Burgenland dann aber als einer der ersten Bundespolitiker als gelungenes Experiment bezeichnet. Faymann bezeichnete Schmid als besten Mann für diesen Job. Dieser sei seit fast vierzig Jahren ein wichtiger und engagierter Mitstreiter der österreichischen Sozialdemokratie und habe sich im Rahmen seiner vielseitigen Tätigkeiten stets für ein soziales und friedliches Zusammenleben aller Menschen eingesetzt. Schmid selbst erklärte, es sei ihm eine Ehre und große Freude, die Geschäftsführung jener Partei zu übernehmen, für die er seit Jahrzehnten mit vollem Herzen tätig sei. Faymann dankte er für das Vertrauen. Offiziell bestellt wird Schmid erst im Bundesparteivorstand am 3. Juli. Neu besetzt wird auch der Posten des Kommunikationschefs in der SPÖ: Matthias Euler-Rolle, bisher neben Susanna Enk Pressesprecher von Bundeskanzler Faymann, wird künftig nach außen hin kommunizieren. Peter Slawik bleibt Chef der SK (Sozialistischen Korrespondenz). Euler-Rolle, der als Radiomoderator arbeitete und bis 2014 Programmchef des Wiener Privatradiosenders 98.3 Superfly war, wurde 2014 von Kanzleramtsminister Josef Ostermayer als Pressesprecher für die Bereiche Kunst und Kultur geholt, ehe er im Jänner 2015 zu Faymann wechselte. Etat;Den Missbrauch eines Zwölfjährigen neutral als "Sex" und stark verharmlosend als "heißes Date" zu bezeichnen verstößt gegen den Ehrenkodex der Presse. Wien – Der Senat 2 des Presserats rügt Österreich: Der Artikel Pater (73) hatte Sex mit Zwölfjährigem, erschienen auf Seite 14 der Tageszeitung Österreich vom 9. November 2015 ist ein Verstoß gegen den Ehrenkodex für die österreichische Presse. In dem Artikel wird berichtet, dass ein 73-jähriger Ex-Pater vor Gericht stehe und ihm der sexuelle Missbrauch eines Unmündigen vorgeworfen werde. Zudem wird angemerkt, dass er den Minderjährigen für ein heißes Date bezahlt haben solle. Darüber hinaus wird der Zwölfjährige als Stricher und Lustknabe bezeichnet. Ein Leser sieht in der Bezeichnung heißes Date eine schwere Verharmlosung von sexueller Gewalt gegenüber Minderjährigen. Der Senat hält fest, dass der Zwölfjährige nicht identifizierbar ist. Den Missbrauch eines Zwölfjährigen allerdings neutral als Sex und in der Unterüberschrift stark verharmlosend als heißes Date zu bezeichnen, hält der Senat für unzulässig und für einen Verstoß gegen Punkt 2 des Ehrenkodex (Genauigkeit), insbesondere gegen Punkt 2.1., wonach Gewissenhaftigkeit und Korrektheit bei der Wiedergabe von Nachrichten oberste Verpflichtung von Journalistinnen und Journalisten sind. Weiters ist der Senat der Auffassung, dass die abwertende Bezeichnung des zwölfjährigen Opfers als Stricher und Lustknabe die Gruppe jener Minderjährigen, die in dieses Milieu abgerutscht sind und sexuell missbraucht und ausgebeutet werden, pauschal verunglimpft und diffamiert. Als Opfer von Straftaten ist diese Gruppe besonders schutzwürdig. Daher verstößt der Artikel auch gegen Punkt 7 des Ehrenkodex (Schutz vor Pauschalverunglimpfungen und Diskriminierung). Der Senat fordert Österreich auf, die Entscheidung freiwillig zu veröffentlichen. Im vorliegenden Fall führte der Senat 2 des Presserats aufgrund der Mitteilung eines Lesers ein Verfahren durch. In diesem Verfahren äußert der Senat seine Meinung, ob ein Artikel den Grundsätzen der Medienethik entspricht. Österreich habe von der Möglichkeit, an dem Verfahren teilzunehmen, keinen Gebrauch gemacht, informiert der Presserat. Wissenschaft;'Es ist die farbenprächtigste Handschriftensammlung und das berühmteste, gleichwohl unvollendete "Buch" des Mittelalters. Berlin – Ich saz uf eime steine und dahte bein mit beine, dar uf satzt ich den ellenbogen, ich hete in mine hant gesmogen daz kinne und ein min wange. Das sind die ersten Verse des sogenannten Reichstons, den der große politische Lyriker des Mittelalters, Walther von der Vogelweide, um 1200 gedichtet hat, also vor gut 800 Jahren. Ich saß auf einem Felsengestein und hatte ein Bein über das andere geschlagen (dahte kommt von decken, überdecken; Dach steckt darin), (auf das Knie) stützte ich den Ellenbogen, in die Hand hatte ich das Kinn und eine Wange geschmiegt. Walther zeichnet hier ein bekanntes Bild des Denkers, des Nachdenklichen, wie ihn die Antike kennt, aber auch die Moderne (Rodin). Er denkt über den Weltenlauf nach und wie man sich in ihm einrichten sollte – doch er weiß eigentlich keinen Rat. Zu diesem Sinnbild Walthers gibt es auch eine Miniatur, also ein Bild, gezeichnet im Mittelalter. Diese Miniatur eröffnet in der bedeutendsten Sammlung mittelalterlicher Literatur, dem sogenannten Codex Manesse, die Liedsammlung Walthers. Der Geburtsort Walthers ist nicht bekannt. Begraben soll er im Lusamgärtchen in unmittelbarer Nähe des Würzburger Doms sein. Doch auch dies ist nicht verbürgt. Eigentlich kennt man Walther nur durch sein literarisches Werk, das in insgesamt mehr als 30 heute noch erhaltenen Handschriften und Handschriftenfragmenten überliefert ist. Handschrift heißt: ein Schreiber im Mittelalter hat jedes seiner Lieder Buchstaben für Buchstaben auf- oder, wenn eine Handschrift schon vorhanden gewesen ist, abgeschrieben. Das ist viel Arbeit, und deswegen waren Handschriften schon damals sehr kostbar. Das Werk Walthers ist am umfassendsten in jenem Codex Manesse bewahrt geblieben. Der Codex ist die umfangreichste Sammlung mittelhochdeutscher Lied- und Spruchdichtung. Insgesamt 137 wunderschöne Miniaturen zeigen die Sänger in verschiedenen bildlichen Kontexten und gewähren einen einmaligen Einblick in die Welt der adligen Hofhaltung des Mittelalters. Mit seinen Anfängen um 1300 verbindet man, gerade auch wieder in der jüngsten Forschung, die Zürcher Patrizierfamilie Manesse. Seit dem 19. Jahrhundert wird die berühmteste Handschrift des deutschsprachigen Mittelalters in der Heidelberger Universitätsbibliothek aufbewahrt. Die wissenschaftliche Entschlüsselung des Codex Manesse erstreckt sich inzwischen über mehr als vier Jahrhunderte, ohne bisher in allen oder auch nur in vielen Punkten zu einem Konsens gekommen, geschweige denn an ein Ende gelangt zu sein, schreibt der Heidelberger Altgermanist Lothar Voetz über die Handschriftensammlung. Obwohl er einer der besten Kenner des Codex ist, spricht Voetz von einem Buch mit sieben Siegeln. Er versucht in seiner großformatigen, neuesten Arbeit gleichwohl, den Codex zu entziffern und zeichnet den Stand der Forschung nach. Die Großen der mittelalterlichen Minnesänger und deren Liebeslyrik porträtiert er. Er zeigt deren farbenprächtigen Miniaturen und gibt mit Abbildungen von Handschriften einen starken Einblick in diese Kunst.' Wissenschaft;Genetische Analysen stützen die Hypothese von Anatolien als kulturelle Drehscheibe. Stockholm – Die sogenannte Anatolien-Hypothese besagt, dass sich die Landwirtschaft und damit eine sesshafte, bäuerliche Lebensweise vor 9500 bis 8000 Jahren über Anatolien nach Europa ausbreitete (und mit ihr eine indogermanische Ursprache). Die Annahme eines solchen Kulturtransfers, der seinen Ausgang in der Levante nahm, stützen nun auch genetische Analysen, die Forscher der Universität Stockholm vornahmen. Die Wissenschafter untersuchten DNA aus 8.000 Jahre alten menschlichen Überresten, die in der nordwestanatolischen Ausgrabungsstätte Kumtepe entdeckt worden waren. Es dürfte sich dabei um die ersten sesshaften Bewohner von Kumtepe gehandelt haben. Auf dem prähistorische Hügel wurden in den vergangenen Jahrzehnten zahlreiche Spuren früher Besiedelung gefunden. Die Arbeit sei aufgrund des schlechten Zustands der Funde schwierig gewesen, habe sich aber gelohnt, sagte Ayca Omrak: Demnach würden die Ergebnisse im Vergleich mit dem Erbgut früher europäischer Bauern und heutiger Europäer zeigen, dass Anatolien tatsächlich eine Art kulturelle und genetische Drehscheibe nach Europa war. Um besser nachvollziehen zu können, wie und in welchen Schritten sich die landwirtschaftliche Entwicklung genau ausbreitete, müssten weitere Analysen und Vergleiche mit Funden aus der Levante folgen. Die Forscher planen nun ein gemeinsames Projekt mit Archäologen aus der Türkei und dem Iran. Eines sei jedoch bereits klar, kommentierte Anders Götherstörm (ebenfalls Uni Stockholm) den Zwischenstand: Unsere Ergebnisse streichen die herausragende Bedeutung Anatoliens in der europäischen Kulturgeschichte hervor. Kultur;Am Samstag leitet der Wiener Dirigent an der Volksoper die Premiere von Alexander Borodins Oper "Fürst Igor". Alfred Eschwé über die Qualitäten des Werks und die Qualitätssteigerungen des Hauses. STANDARD: Sie dirigieren mit Fürst Igor ein eigenartiges Werk: eine dreiviertelfertige Oper eines Komponisten, der hauptberuflich Chemieprofessor war. Die zwei Komponisten, die es fertiggestellt haben, Alexander Glasunow und Nikolai Rimski-Korsakow, haben Teile umgestellt und von 7000 Takten Borodins angeblich nur 1000 übernommen. Wie viel Borodin steckt in Borodins Fürst Igor? Eschwé: Das kann ich Ihnen nicht sagen. Was mir aufgefallen ist: dass das Stück in inspirierte und weniger inspirierte Teile zerfällt. Die Ouvertüre ist ganz bestimmt nicht von Borodin, das ist eine langweilige Potpourri-Ouvertüre in einer Sonatensatzform, mit einem faden Durchführungsteil. Ich habe sie auf dreieinhalb Minuten zusammengestrichen. STANDARD: Haben Sie noch weitere Änderungen vorgenommen? Eschwé: Wir spielen nach dem Prolog den zweiten Akt, was auch gut ist, weil die Polowetzer Tänze, der bekannteste Teil der Oper, so direkt vor der Pause kommen. Ich habe das Stück um eine Dreiviertelstunde gekürzt, sodass wir jetzt auf zwei Teile zu etwa 70 Minuten kommen, dabei habe ich nicht einen wichtigen Melodietakt rausgenommen, sondern nur Wiederholungen. Den dritten Akt, den ich kompositorisch schwach finde, habe ich deutlich zusammengestrichen. Und wir schließen mit einem Chorbild, mit den zwei Bänkelsängern Skula und Jeroschka, den zwei Wendehälsen, den zwei Herren Karls aus Russland. STANDARD: Es gibt da keine einheitliche Musiksprache, mehr ein Nebeneinander von Volksmusik, Kirchenmusik und Opernstil. Eschwé: Die Musik ist sehr heterogen, dadurch aber abwechslungsreich. Es gibt große russische Chöre – bei uns sowohl am Anfang wie auch am Ende. Dann sind wieder Teile drin, die Arie des Wladimir etwa, die könnten von Lehár sein! Daneben gibt es effektvolle Passagen, die wohl auf Rimski-Korsakow zurückgehen, anderes ist eher bieder und spröde instrumentiert. STANDARD: Wie war die Zusammenarbeit mit dem Regisseur, Thomas Schulte-Michels? Eschwé: Schulte-Michels kommt vom Schauspiel, er inszeniert oft spontan, ihm gelingen in einigen Duettszenen ungewöhnliche Lösungen fernab aller schablonenhaften Opernposen. Das Zwischenmenschliche liegt ihm, er will, dass interagiert wird. Er ist kooperativ und offen für Vorschläge. Technisch interessant ist, dass der hinterste Teil des Orchestergrabens auf Bühnenniveau hochgefahren wird, wodurch die Bühne um etwa eineinhalb Meter verlängert wird. Die Sänger können so weit vorne agieren, sind für das Publikum präsenter und auch akustisch vorteilhafter positioniert. Ich brauche das Orchester nicht so zu dämpfen. Wir spielen ganz groß besetzt, mit zwölf ersten Geigen: Da soll schon ordentlich was los sein! STANDARD: Sie dirigieren seit 1989 an der Volksoper. Wie viele Vorstellungen sind es mittlerweile? Eschwé: Das weiß ich nicht. Bis vor drei Jahren habe ich meistens alle Werke des Spielplans, die Musicals und die Ballette ausgenommen, geleitet. Ich bin auch oft eingesprungen. Asher Fisch (ein ehemaliger Chefdirigent, Anm.) hat manchmal morgens angerufen, um mir zu sagen, dass ich abends den König Kandaules oder den Feurigen Engel leiten soll. Ich glaube, dass ich Sachen gut übernehmen kann. Und nach 26 Jahren freut sich das Orchester immer noch, wenn ich dirigiere! Die Volksoper ist meine Heimat, aber ich habe auch die Möglichkeit zu gastieren: Letztes Jahr habe ich an der Semper-Oper Wildschütz gemacht, vor kurzem war ich in Neapel und habe Die lustige Witwe gemacht. Das ist für mich befruchtend und erholsam zugleich. STANDARD: Was hat sich an der Volksoper geändert in den Jahren? Eschwé: Die Qualität des Orchesters hat sich enorm verbessert. Auch weil es ein völlig anderes System gibt: Als ich angefangen habe, hat man manchmal in einem Monat zwanzig verschiedene Werke gespielt! Da gab es kaum Orchesterproben. Im neuen Kollektivvertrag haben die Musiker mehr Dienste, jetzt gibt es selbst bei Wiederaufnahmen eine, oft sogar zwei Orchesterproben, mit den Sängern probieren wir oft 14 Tage. Und bei den Probespielen kommen von den Hochschulen die besten Leute. Das Repertoire ist insgesamt schmäler geworden, umso mehr freue ich mich, dass die Volksoper den Mut hat, solche Nischenstücke wie den Fürst Igor in den Spielplan zu nehmen. Wissenschaft;Gebürtige Deutsche erlangte in Österreich mit Thematisierung der Habsburger große Popularität. Wien – Die Historikerin Brigitte Hamann prägte das öffentliche Bild der Habsburger, schrieb Bücher über Wolfgang Amadeus Mozart und Adolf Hitler. Und das nicht obwohl, sondern weil sie gebürtige Deutsche ist: Ich hatte einen anderen Blick auf Österreich und begann mit einer gewissen Distanz zu schreiben, sagte sie einmal. Am Sonntag (26. Juli) feiert Hamann ihren 75. Geburtstag. Auch die Jury begründete die Zuerkennung des Ehrenpreises des österreichischen Buchhandels für Toleranz im Jahr 2012 damit, dass Hamann mit dem objektiven Blick einer nicht gebürtigen Österreicherin die Identität dieses Landes offenlegt. In ihrem imposanten Oeuvre vereine Hamann wissenschaftliche Rigorosität mit publikumsfreundlicher Lesbarkeit, würdigte damals der Historiker Gerald Stourzh seine Fachkollegin bei der Verleihung. Geboren wurde die Volksbildnerin in Sachen Geschichte als Brigitte Deitert am 26. Juli 1940 in Essen. Sie studierte Germanistik und Geschichte in Münster und an der Universität Wien. 1963 legte sie ein Examen als Realschullehrerin ab und versuchte sich anschließend als Journalistin. 1965 heiratete sie den 1994 verstorbenen Wiener Historiker und Universitätsprofessor Günther Hamann, bei dem sie auch als Assistentin arbeitete. Im Alter von fast 40 Jahren schloss sie ihre Doktorarbeit über das Leben von Kronprinz Rudolf ab. Im gleichen Jahr, 1978, arbeitete sie ihre Dissertation zu einem Buch um: Rudolf, Kronprinz und Rebell bescherte ihr sogleich den Durchbruch als Autorin. Fast 30 Jahre später diente das Buch als Grundlage für Robert Dornhelms 2006 erschienenen Fernsehfilm-Zweiteiler Kronprinz Rudolf, dem die Historikerin als Beraterin zur Seite stand. 1981 folgte ihre bis heute wohl bekannteste Biografie, Elisabeth, Kaiserin wider Willen, die weltweit Anklang fand und in viele Sprachen übersetzt wurde. Neben weiteren Werken über die Habsburger, Winifred Wagner und Bertha von Suttner wandte sich Hamann der Zeitgeschichte und heiklen, gemeinsamen deutsch-österreichischen Themen zu. Hitlers Wien, Lehrjahre eines Diktators aus dem Jahr 1996 wurde zu einen Standardwerk. Anlässlich des Mozart-Jahres 2006 veröffentlichte Hamann den umfangreichen Band Mozart – Sein Leben und seine Zeit. Im Jahr 2008 folgte Hitlers Edeljude, Das Leben des Armenarztes Eduard Bloch, 2009 erschien Österreich. Ein historisches Porträt. Die Historikerin, die seit beinahe 50 Jahren die österreichische Staatsbürgerschaft besitzt, nimmt auch immer wieder in der Öffentlichkeit zu historischen, zeitgeschichtlichen oder politischen Themen Stellung. So forderte sie unter anderem eine kommentierte Neuausgabe von Mein Kampf, damit die jüngere Generation nicht auf all die Lügengeschichten Hitlers reinfällt. Auch die Jury für den Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels würdigte Hamanns unverzichtbare mahnende Stimme: In ihren Arbeiten appelliert sie, alles zu tun, um die Entstehung sozialer Gegensätze und wirtschaftlicher Notlagen zu vermeiden, wie sie etwa zum Aufstieg des Nationalsozialismus beigetragen haben. Neben dem Buchhandels-Ehrenpreises wurde Hamann bisher u. a. mit dem Anton-Wildgans-Preis (1995), dem Bruno-Kreisky-Preis für das politische Buch (1998), dem Ehrenpreis des Presseclubs Concordia (2002), dem Preis der Stadt Wien für Publizistik (2004) sowie mit der Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Silber (2006) ausgezeichnet. (APA, 25. 7. 2015) Wissenschaft;Eine ganze Myriade an Szenarien könnte den Staat in die Bredouille bringen. Ob Reaktorunfall, Hochwasser oder Terror: Die Regierung will vorbereitet sein. Wien – Katastrophen hat Österreich in den vergangenen Jahren ohne Zweifel miterlebt: etwa 1999 in Galtür, als 38 Menschen von einer großen Lawine getötet wurden. Auch zwei Jahrhunderthochwasser binnen zehn Jahren – 2005 und 2013 – kosteten Menschenleben und verursachten Sachschäden in Milliardenhöhe. Doch die schwere Katastrophe, als die Wissenschafter Ereignisse mit mehr als 100 Toten bezeichnen, blieb in Österreich zuletzt aus. Wer sich gern Untergangsszenarien ausmalt, braucht allerdings auch hierzulande nicht viel Fantasie: So sind im unmittelbaren Grenzgebiet mehrere Atomkraftwerke in Betrieb, gleichzeitig herrscht in ganz Europa die Angst vor Terroranschlägen. Ein Blick in die Geschichtsbücher liefert mehr Inspiration: Vor rund 770 Jahren forderte ein Erdbeben in Kärnten wohl tausende Tote, gleichzeitig wütete die Pest. Zwei solche Ereignisse – ein Erdbeben und eine Pandemie – werden von der Bundesregierung zurzeit auch als Szenarien mit den drastischsten Auswirkungen auf den Staat gesehen. Möglich werden solche Rankings durch das Verfahren der gesamtstaatlichen Risikoanalyse, die im europäischen Raum durch Großbritannien etabliert worden ist. Dabei kommen unterschiedliche wissenschaftliche Methoden zum Einsatz, um die Wahrscheinlichkeit von Katastrophen abschätzen zu können. Das Problem dabei: Das System Österreich wird immer dichter. Unterschiedliche Teilsysteme stehen miteinander in enger Verbindung, die Einführung von smarten Komponenten wie einem intelligenten Stromnetz verkompliziert die Risikobewertung weiter. Denn dadurch wird die Kontingenz im System erhöht: So könnte ein Staudamm mit Cyberangriffen durch Terroristen attackiert werden, der Anschlag löst ein Hochwasser aus, das wiederum die Energieversorgung lahmlegt. Es ist also nötig, einzelne Gefahrenanalysen aus Katastrophenschutz, Schutz kritischer Infrastrukturen und Cybersicherheit zusammenzuführen. Das will das Projekt Gerian (Gesamtstaatliche Risiko-Analyse), das im Austrian Institute of Technology in Klagenfurt seit 2013 entwickelt wird. Es wird im Kiras-Programm für Sicherheitsforschung des Verkehrsministeriums gefördert. Die direkten Auswirkungen auf einzelne kritische Infrastrukturen sind für viele Bedrohungen bekannt, so Projektleiter Stefan Schauer, wechselseitige Abhängigkeiten und Kaskadeneffekte werden jedoch oft nur vereinzelt betrachtet und können schwer abgeschätzt werden. Dennoch müssen Einsatzkräfte und Behörden für den Super-GAU vorbereitet werden. In der Katastrophenforschung wurden deshalb eine Reihe von Methoden erprobt, um die Anfälligkeit komplexer Systeme zu beurteilen und Szenarien nach Wahrscheinlichkeit und Auswirkungen bewerten zu können. Internationale Normen finden sich etwa im ISO-Standard 31010, der eine Reihe von Best-Practice-Beispielen auflistet. Ein probates Mittel dafür ist laut Schauer die sogenannte Delphi-Methode, die nicht ganz ohne Ironie auf das antike Orakel anspielt. Sie funktioniert folgendermaßen: Experten aus unterschiedlichen Bereichen erhalten eine Liste mit Fragen oder Thesen. Diese bewerten sie schriftlich und anonym. Anschließend werden die Antworten wieder der gesamten Gruppe vorgelegt und unter Einbeziehung der ersten Ergebnisse weitere Bewertungen durchgeführt. Ebenso wichtig ist laut Schauer die Szenarioanalyse: Nach einer umfassenden Analyse des Ist-Stands werden künftige Entwicklungen im Untersuchungsgegenstand überlegt. Dann werden eine Vielzahl von möglichen Faktoren zueinander in Beziehung gesetzt und Vernetzungen identifiziert. Schließlich erfolgt die Bildung von Szenarien und die Erarbeitung von Präventions- und Reaktionsstrategien. Eine Methode, die ebenso mühsam und aufwendig ist, wie sie klingt. Doch solange keine magische Kristallkugel den Blick in die Zukunft erlaubt, bleiben komplexe Berechnungsmodelle alternativlos. Vor allem, da im Katastrophenschutz gilt, dass jeder für Prävention ausgegebene Euro mehrere Euro Schaden spart. Bis Ende 2017 soll eine umfassende Bewertung der staatlichen Risikomanagementfähigkeiten erfolgen. Dabei soll auch überprüft werden, wie gut die einzelnen Akteure – also Bundes- wie Landesbehörden, Wirtschaft wie Militär – aufeinander eingespielt sind. Vorgaben dazu kommen auch von der EU-Kommission, die gesamtstaatliche Risikoanalysen für einzelne Mitgliedsstaaten langsam vereinheitlichen will. Denn dass Katastrophen vor Ländergrenzen keinen Halt machen, zeigten etwa die vergangenen Hochwasser. Etat;Der "Öko-Terminator" in der "Krone": Als Titelbild des Tages wurde noch "Arnie radelt zum Klima-Gipfel geboten". Um die Erde steht es bekanntlich schlecht. Da ist man für jede Idee dankbar, was noch zu retten wäre. Prall vor Stolz auf Österreich ist das kaum Glaubliche zu konstatieren: Unser Umweltminister hatte eine. Mit einem allseits beachteten Überraschungscoup betrat Minister Rupprechter am Montag in Paris das internationale Klimagipfel-Parkett. Le Ministre dAutriche holte seinen berühmten Landsmann, unseren Öko-Terminator Arnold Schwarzenegger, ans Mikrofon, verkündete die Kronen Zeitung am Dienstag. Die Überraschung der Delegierten aus aller Welt angesichts des ministeriellen Bauchredners ist nachzuvollziehen, der Auftritt kam keine Minute zu früh. In dieser heiklen, schicksalhaften Phase kam der Auftritt unseres Öko-Terminators Arnold Schwarzenegger gerade recht. Die Erde soll sich vor Freude etwas rascher gedreht haben, als die steirische Eiche, die schon längst eine Umweltbrücke zwischen Wien, Graz und Kalifornien gebaut hat, die Mächtigen dieser Welt neuerlich zum Handeln, zur Action - Aktschn – aufrief. Das allein hätte die Erde nicht gerettet, aber als Schwarzenegger betonte, auf Österreich stolz zu sein, die Liebe zur Natur habe er in der Steiermark als Kind schon gelernt, da ging es ihr gleich viel besser. Sie weiß, in der Kronen Zeitung, in deren Privatbesitz sich unser Öko-Terminator befindet, ist sie gut aufgehoben. Schließlich ist Schwarzeneggers Österreich-Repräsentantin die Krone-Kolumnistin Monika Langthaler, die dieses Treffen auch eingefädelt hatte. Als Titelbild des Tages wurde noch Arnie radelt zum Klima-Gipfel geboten: Der Terminator in blauen Shorts samt Fahrrad unterm Eiffelturm. Sollte er tatsächlich in diesem Aufzug zum Klima-Gipfel geradelt sein, wird der tosende Applaus, den der Krone-Umweltredakteur gehört haben will, nicht zuletzt den reschen Wadeln der steirischen Eiche gegolten haben. Der Abschlussappell von Arnold und Andrä: Helft uns, die Erde zu retten! darf einfach nicht ungehört verhallen – der Rest der Welt sollte sich geschmeichelt fühlen, den beiden helfen zu dürfen. Weiter hinten im Blatt wurden Geschenke an die Natur verteilt, wozu Krone-Herausgeber Christoph Dichand, Bundeskanzler Faymann und Walter Hödl vom Naturschutzbund die fotografische Staffage bildeten. Das Antlitz des Bundeskanzlers spiegelte trefflich den Zustand der Erde wider, vielleicht verzogen bei dem Gedanken, was ein Mark Zuckerberg aus eigenem Vermögen gespendet hätte, während sich die Krone immer nur mit Spenden ihrer Leser beweihräuchert. Auch News konnte sich aus Anlass des Klimagipfels nicht enthalten, seine Leserinnen und Leser mit den Weisheiten Arnold Schwarzeneggers zu konfrontieren, und das etwas tiefer schürfend als die Krone. Die Frage, was müssten Politiker ändern, um erfolgreich auf den Klimawandel aufmerksam zu machen, parierte Schwarzenegger so: Politiker müssten sofort Lösungen präsentieren, sobald sie über den Klimawandel sprechen. Eine brillante Idee! Wenn er sie auch in Paris vorgetragen hat, wird seine Einschätzung verständlich: Ich bin eigentlich optimistisch, was das Ergebnis des Klimagipfels betrifft. Die Konkurrenz auf dem Boulevard hat Schwarzeneggers Wirken in Paris etwas distanzierter reportiert. Der Kurier betonte Rupprechters Eintreten für die Krone: Österreichs Umweltminister hat am Montag die Monotonie im Plenarsaal ein wenig durchbrochen, indem er Arnold Schwarzenegger (sehr zum Missfallen der Grünen) aufs Podium holte und ihm die Hälfte seiner vier Minuten Redezeit überließ. Dass ein österreichische Minister die Hälfte seiner ohnehin knappen Redezeit vor einem wichtigen internationalen Forum als Freundschaftsdienst an die Trophäe eines Blattes abgibt, in dem er selbst gut wegkommen will, mag eine nationale Eigenheit sein. Was er in den zwei Minuten gesagt hat, die ihm Arnold Schwarzenegger überlassen hat, war dem Kurier keine Zeile wert, ebenso wenig war da von tosendem Applaus die Rede. Österreich erlaubte sich neben der Erwähnung Schwarzeneggers in einer Kurznotiz eine besondere Rohheit. Schlechte Nachrichten für den Umweltminister während des Weltklimagipfels. Im neuen Klimaschutzindex der deutschen Umweltorganisation Germanwatch rutschte Österreich von Platz 36 auf Platz 45 weiter ab. Bereits im Vorjahr war Österreich um fünf Plätze zurückgefallen. Da hilft jetzt nur noch der Terminator. Wissenschaft;Enzyme der Einzeller erkennen und zerstören fremde DNA, können aber auch überreagieren. Klosterneuburg/Wien – Bakterien werden häufig von Viren befallen und haben dagegen eine Art Immunabwehr entwickelt, die fremdes Erbgut (DNA) erkennt und zerschreddert. Diese kann aber auch überreagieren und greift dann die eigene DNA an, fanden österreichische Forscher mit Kollegen heraus. Ein effizienteres System ist dafür anfälliger als ein zahmeres, berichten sie im Fachjournal Current Biology. Als Einzeller haben Bakterien natürlich keine direkte Entsprechung unseres Immunsystems, aber doch einen Mechanismus, der diese Funktion erfüllt. Ihr Immunsystem besteht aus Enzymen (Restriktions-Endonukleasen), die fremde DNA an bestimmten Abschnitten (bei kurzen spezifischen Sequenzen) spaltet, sobald sie in die Zelle eingedrungen ist. Damit das eigene Erbgut nicht angegriffen wird, kennzeichnen es andere Enzyme, indem sie Markierungen (Methylgruppen) daran anbringen. Die Forscher um Calin Guet vom Institute of Science and Technology (IST) Austria haben nun bei Escherichia coli-Bakterien untersucht, ob zwei solcher Systeme auch Fehler machen und die eigene DNA attackieren können. Das eine namens EcoRI schützt die Mikroben sehr effektiv vor Bakteriophagen, während das andere, RcoRV genannt, sie weniger gut abwehrt. Sie konnten nachweisen, dass EcoRI tatsächlich Schäden am eigenen Erbgut verursacht. Unter normalen Umständen wird dann eine SOS-Antwort ausgelöst, und der Defekt von Reparaturenzymen wieder beseitigt. Bei Ressourcenmangel funktioniert dies aber nicht einwandfrei, berichten die Forscher. Das zahmere EcoRV-System war hingegen für Fehler immun, es griff die eigene DNA nie an, und deswegen war auch kein Noteinsatz der Erbgut-Mechaniker zu beobachten. Die Wahrscheinlichkeit für Autoimmunität liegt bei effizienter arbeitenden Systemen also viel höher, so die Wissenschafter. Es wirkt fast so, als wären diese manchmal zu übereifrig in ihrem Bestreben, die Zelle vor Eindringlingen zu bewahren, meinen sie. Kultur;Mark Osborne verwebt eine computeranimierte Geschichte aus der grauen Gegenwart mit dem Märchen vom reisenden Prinzen in reizvoller Stop-Motion-Technik. Dass Der kleine Prinz von Antoine de Saint-Exupéry längst zu einem Kinderbuch geworden ist, hat sich bei den zahlreichen Adaptionen für Theater und Kino oft als Nachteil erwiesen. Es ist wohl zu verführerisch, bewusst Einfachheit mit Naivität zu verwechseln. Bei der Verfilmung von Mark Osborne sollte man sich gleich zu Beginn von einer entsprechenden Erwartungshaltung verabschieden. Die Geschichte eines kleinen Mädchens mit großen Augen, das mit den verbotenen Besuchen beim alten, verschrobenen Nachbarn das Reich der Fantasie betritt, ist mehr als bloß Rahmenhandlung. Osborne verwebt die computeranimierte Geschichte aus der grauen Gegenwart mit dem Märchen vom reisenden Prinzen in reizvoller Stop-Motion-Technik. Ganz nebenbei fallen die berühmten Zitate, eingebettet in ein liebevoll gestaltetes Plädoyer für die Erinnerung an das Schöne. Kultur;'Rebecca Nelsen und Rodney Gilfry über die Volksopernpremiere von "Kismet". Wien – Schon ein kurioses Ding: Das musikalische Grundmaterial (Orchesterstücke und Kammermusik des Russen Alexander Borodin) stammt aus dem 19. Jahrhundert. Der Text basiert auf einem Theaterstück von Edward Knobloch, das 1909 in Paris uraufgeführt wurde. Und Robert Wright und George Forrest verbanden beides Anfang der 1950er und bastelten daraus ein Musical, das in den USA mit einem Tony Award ausgezeichnet wurde: Kismet. An der Volksoper ist das Stück dreimal konzertant zu erleben, quasi als Prélude zu Borodins einziger Oper Fürst Igor, die im März neu inszeniert wird. Taugt das Musical etwas? Auf jeden Fall, finden Rebecca Nelsen und Rodney Gilfry. In der märchenhaften, im Bagdad des elften Jahrhunderts angesiedelten Geschichte singen die beiden Hajj und Marsinah, also Vater und Tochter. Eigentlich würde sich das ganze Stück darum drehen, meint Nelsen: um die bedingungslose Liebe zwischen Vater und Tochter. Hajj ist bereit, alles für seine Tochter zu tun; er tötet sogar den Wesir, als dieser sie bedroht, erklärt die Sopranistin. Zum Glück ist der Wesir ein wirklich fieser Charakter: Alle sind froh, dass er tot ist, kommentiert Gilfry die Sachlage trocken. Bei den Aufführungen wird übrigens Volksoperndramaturg Christoph Wagner-Trenkwitz den turbulenten Handlungsgang pointiert zusammenfassen. Die gebürtige Texanerin Nelsen und der in Kalifornien lebende und lehrende Gilfry haben neben ihrer Nationalität noch weitere Gemeinsamkeiten: Beide singen viel Oper mit Schwerpunkt Mozart, beide haben einige Uraufführungen gesungen (Gilfry etwa Maws Sophies Choice, Nelsen Opern von Christoph Cech und Richard Dünser), beide singen Operette und Musical. Wie kam es zu dieser enormen Bandbreite? Es hat wohl mit unserem Studium in den USA zu tun: Wir werden dort als Allrounder ausgebildet, erklärt Nelsen. Und eigentlich hätten sie Musicals dazu inspiriert, Sängerin zu werden: Ich bin in West-Texas aufgewachsen, dort gab Countrymusik und Cowboys, aber weit und breit keine Oper ... Gilfry erzählt, dass er schon an der Highschool Musicals gemacht habe; die Ausbildung zum klassischen Sänger kam erst danach. Etwa in Sachen Textdeutlichkeit habe er als Opernsänger von seiner Musical-Erfahrung profitieren können, erzählt der Bariton. Grundsätzlich singe er als Musicalsänger mit weniger Resonanz als in der Oper. Der Titel des Musicals ist Kismet, also Schicksal. Gab es für Nelsen und Gilfry einen schicksalhaften Moment, der alles veränderte? Ja. Ich hatte einen schweren Autounfall während meines Studiums, erzählt Nelsen. Ich wollte an der Ostküste weiterstudieren, konnte aber aufgrund der Verletzungen das Vorsingen dafür nicht machen. Sie habe dann Deutsch studiert, dadurch sei sie mit einem Fulbright-Stipendium nach Wien gekommen – und geblieben. So bekam eine schreckliche Sache etwas Gutes. Und bei Gilfry? Vielleicht. Wahrscheinlich. Aber er sei viel älter als die Kollegin und habe schon vergessen, meint der 57-Jährige, der als komplett eitelkeitsfreier Menschen zu beschreiben ist. Ich bin 35 Jahre mit meiner Frau verheiratet, habe drei Kinder, ein großes Haus in Kalifornien – ist doch ein ziemlich gutes Schicksal. Einen Wunsch habe er aber noch an dieses: Ich träume davon, einmal Barmann zu sein! Ich will das später mal machen! Und auch die ehemalige Autoverkäuferin Nelsen ist positiv gestimmt, freut sich darauf, auch weiter im Ensemble der Volksoper zu sein: Es ist für mich hier wie eine Familie. (Stefan Ender, 22.1.2016)' Wissenschaft;Wiener Forscherinnen belegen positive Konsequenzen eines freundlichen Umgangs mit Nutztieren. Wien – Dass der freundliche Umgang mit Rindern die gute Beziehung zwischen Mensch und Tier fördert, klingt nach einer Binsenweisheit. Nun aber haben Wissenschafter von der Vetmeduni Wien einen daraus resultiernden positive Effekt festgestellt, der sich auch messen und wirtschaftlich nutzen lässt. Die im Journal Applied Animal Behaviour Science präsentierte Studie hat gezeigt, dass Kälber auf einem Milchviehbetrieb, die nach ihrer Geburt eine Zeit lang von Menschen gestreichelt wurden, rascher an Gewicht zunehmen als ihre nicht gestreichelten Artgenossen. Das kann sich für Betriebe lohnen, da Kühe, die als Kälber schneller zugenommen haben, mehr Milch geben. In der konventionellen Milchwirtschaft werden Kälber am Tag ihrer Geburt von ihren Müttern getrennt. Danach werden sie meist eine Zeit lang einzeln gehalten und leben später in Kälbergruppen zusammen. Eine gute Beziehung zum Menschen kann sich nur dann aufbauen, wenn Halter regelmäßig und freundlich mit den Tieren umgehen. Erstautorin Stephanie Lürzel und ihre Kolleginnen vom Institut für Tierhaltung und Tierschutz an der Vetmeduni Wien untersuchten 104 Holstein-Kälber eines Milchvieh-Betriebes im Osten Deutschlands. Etwa die Hälfte der Tiere wurde nach der Geburt 14 Tage lang je drei Minuten pro Tag gestreichelt, die andere Hälfte nicht. Lürzel und die Masterstudentin Charlotte Münsch streichelten die Kälber an einer ganz bestimmten Stelle – am unteren Hals. Unsere Arbeitsgruppe hat bei früheren Untersuchungen herausgefunden, dass Kühe es besonders genießen, an dieser Stelle gestreichelt zu werden. Sogar die Herzfrequenz der Tiere sinkt währenddessen, so Lürzel. Etwa 90 Tage nach der Geburt hatten die zuvor gestreichelten Kälber mehr Gewicht als die nicht gestreichelten. Die menschliche Zuwendung scheint sich ganz direkt auf die Gewichtszunahme bei den Tieren auszuwirken. Eine Studie aus dem Jahr 2013 zeigte, dass Kälber, die schneller zunehmen, später als Kühe auch mehr Milch geben. Die von uns untersuchten und gestreichelten Kälber hatten zum Zeitpunkt des Absetzens von der Milch eine etwa 3 Prozent höhere Gewichtszunahme als die nicht gestreichelten. Das ließe sich laut der genannten Studie in etwa 50 Kilogramm mehr Milch pro Kuh und Jahr umrechnen, erklärt Lürzel. Die Forscherinnen untersuchten auch die Qualität der Mensch-Tier-Beziehung mit dem sogenannten Ausweichdistanz-Test. Dieser misst, ab welcher Distanz sich das Kalb abwendet, wenn ein Mensch von vorne auf das Tier zugeht. Haben die Tiere gegenüber Menschen Vertrauen, ist die Ausweichdistanz gering. Fürchten sich die Tiere, ist die Ausweichdistanz größer. Bei den Experimenten zeigte sich, dass Kälber aus der Streichelgruppe dem Menschen nicht so schnell ausweichen wie die nicht gestreichelten Artgenossen. Die Ausweichdistanz war bei den gestreichelten Tieren also geringer. Wir konnten mit diesem Test klar zeigen, dass das regelmäßige Streicheln positive Auswirkungen auf die Mensch-Tier-Beziehung hat, betont Lürzel. In der Praxis empfehle ich Landwirtinnen und Landwirten, regelmäßig freundlichen Kontakt zu ihren Tieren zu pflegen. Auch wenn sich drei Minuten pro Tag und Kalb nicht ausgehen, hat der regelmäßige Kontakt über einen längeren Zeitraum auf jeden Fall positive Auswirkungen auf die Tiere. Anders stellten sich die Ergebnisse dar, nachdem die Kälber im Alter von etwa 32 Tagen ohne Betäubung, wie auf dem untersuchten Betrieb üblich, enthornt wurden. Bei dem in der Milchviehhaltung heute weitverbreiteten Verfahren werden die Hornanlagen mit einem Brenneisen ausgebrannt. Die Hörner wachsen danach nicht mehr. Nach der Enthornung waren die Ausweichdistanzen bei beiden Gruppen höher als vor der Enthornung. Tiere, die als junge Kälber gestreichelt wurden, schnitten zudem nicht anders ab als nicht gestreichelte Kälber. Die zuvor aufgebaute gute Beziehung zum Menschen scheint bei den gestreichelten Tieren nach dem Enthornen, das ohne Betäubung mit starken Schmerzen für das Tier verbunden ist, gestört zu sein. Einige Wochen nach der Enthornung ist der Effekt des Streichelns auf die Beziehung zum Menschen wieder erkennbar, erläutert Lürzel. Verhaltensexpertin Lürzel empfiehlt auf Basis ihrer und früherer Forschungsergebnisse einen freundlichen Umgang mit Kälbern: Nutztiere, die immer wieder Kontakt mit dem Menschen haben, sei es weil sie vom Tierarzt untersucht werden oder vom Bauern oder der Bäuerin gemolken werden, profitieren von einer guten Beziehung zum Menschen. Die Meinung einiger LandwirtInnen, wonach Rinder Furcht vor dem Menschen haben sollten, um mit ihnen gut arbeiten zu können, ist laut Lürzel nicht haltbar. Der regelmäßige freundliche Kontakt mit den Tieren wirke sich letztendlich auch auf wirtschaftlicher Ebene positiv aus. Wissenschaft;1516 – Nach dem Tod des Großvaters mütterlicherseits, des Königs Ferdinand des Katholischen von Aragonien, der zusammen mit seiner Gemahlin Isabella von Kastilien die Grundlagen für die Weltgeltung Spaniens schuf, erbt Karl I. den spanischen Thron. (1530 wird er als Nachfolger seines väterlichen Großvaters Maximilian I. unter dem Namen Karl V. zum Kaiser gekrönt). 1556 – Bei einem zweistündigen Erdbeben in der chinesischen Provinz Schensi sterben mehr als 800.000 Menschen. 1631 – König Gustav II. Adolf von Schweden schließt in Bärwalde in der Neumark einen Subsidienvertrag mit Frankreich. 1896 – Wilhelm Conrad Röntgen spricht zum ersten Mal vor der Physikalisch-Medizinischen Gesellschaft in Würzburg über die von ihm 1895 entdeckten X-Strahlen. 1916 – Österreichisch-ungarische Truppen besetzten die nordalbanische Stadt Skutari (Shkodra). 1916 – Deutsche Wasserflugzeuge bombardieren die Hafenanlagen von Dover. 1926 – Im Greenwich Village Theatre in New York wird Eugene ONeills Schauspiel Der große Gott Brown uraufgeführt. 1936 – Der Film Traumulus (Regie Carl Froelich) mit Emil Jannings wird in Berlin uraufgeführt. 1946 – Zwischen Österreich und der Sowjetunion werden volle diplomatische Beziehungen hergestellt. 1946 – In Frankreich verständigen sich die drei größten Parteien – Sozialisten (SFIO), Kommunisten (PCF) und christdemokratisch ausgerichtete Volksrepublikaner (MRP) – auf eine Regierungszusammenarbeit (Tripartisme) nach dem Rücktritt von General de Gaulle. 1966 – Offiziere der ghanesischen Armee stürzen den außer Landes weilenden Staatsgründer und ersten Präsidenten Kwame Nkrumah, der in Guinea Asyl findet. 1966 – In Syrien reißt der linke Flügel der panarabischen Baath-Partei (Neo-Baath) unter Nureddin Atassi die Macht an sich, in den Wirren kommen mehr als 400 Menschen um. 1981 – Als erste Frau wird die Schriftstellerin Marguerite Yourcenar (eigtl. de Crayencourt) (1903-1987) Mitglied der Academie francaise, die 1635 von Richelieu gegründet wurde. 1981 – In Südkorea wird das unter der Militärdiktatur verhängte Todesurteil gegen den Politiker und Menschenrechtskämpfer Kim Dae Jung (den späteren Staatspräsidenten und Friedensnobelpreisträger 2000) in lebenslange Haft umgewandelt. 1986 – Einem Großbrand in einem Luxushotel der indischen Hauptstadt Neu Delhi fallen 37 Menschen zum Opfer. 1991 – Das Suchschiff Valiant Service trifft exakt 14 Jahre nach dem Untergang der Lucona in seinem Zielgebiet im Indischen Ozean ein, um dem Verschwinden des Frachters auf den Grund zu gehen. 1996 – Die ÖVP-Politikerin Waltraud Klasnic wird in der Steiermark zum ersten weiblichen Landeshauptmann Österreichs gewählt. Sie löst an der Spitze der Landesregierung Josef Krainer ab. 2001 – Das britische Oberhaus stimmt dem Gesetz über das Klonen von Embryos zu und macht damit den Weg frei für die Forschung mit menschlichen Stammzellen. Geburtstage: Peter von Rittinger, öst. Montanist und Pionier der Erzaufbereitung (1811-1872) Theodor Alt, dt. Maler (1846-1937) Rupert Mayer, dt. Theologe (1876-1945) Charlotte von Nassau, Großherzogin von Luxemburg (1896-1985) Anna Maria Jokl, öst. Schriftstellerin, Journalistin und Psychotherapeutin (1911-2001) Boris Beresowski, weißruss. Unternehmer (1946-2013) Germanos (eigtl. Lukas Strenopoulos), griech.-orth. Metropolit und Exarch für Westeuropa (1951- ) Thomas Frühmann, öst. Springreiter (1951- ) Todestage: William Pitt d.J., brit. Politiker (1759-1806) Peter Joseph Lenne, dt. Gartenbaumeister (1789-1866) Anna Pawlowa, russische Ballerina (1882-1931) Sir Alexander Korda, brit.-ung. Filmregisseur und Produzent (1893-1956) Paul Robeson, US-Sänger/Schauspieler (1898-1976) Hans Mettel, dt. Bildhauer (1903-1966) Sam(uel) Barber, US-Komponist (1911-1981) Joseph Beuys, dt. Maler/Graphiker/Objektkünstler (1921-1986) (APA, 23.1.2016) Sport;Den ÖFB-Verteidiger zieht es nach England. Er erhält beim Premier-League-Aufsteiger Watford einen Vertrag bis 2020. London/Wien - Fußball-Teamspieler Sebastian Prödl spielt künftig für den englischen Premier-League-Aufsteiger Watford. Der 27-jährige Innenverteidiger unterschrieb beim Club aus dem Großraum London am Montag einen Fünfjahresvertrag. Der Steirer wechselt nach sieben Jahren bei Werder Bremen ablösefrei zu den Hornissen. Es macht mich sehr stolz, euch mitteilen zu können, dass ich in Zukunft ein Hornet bin. Ich habe beim Londoner Klub Watford FC einen Vertrag bis 2020 unterschrieben und freue mich auf die großen Herausforderungen und hoffentlich viel Erfolg in der Premier League, schrieb der 49-fache Teamspieler am Montagabend auf seiner Facebook-Seite. Prödl war 2008 nach der Heim-EM von Sturm Graz nach Bremen gewechselt. Im Jahr 2009 feierte er dort mit dem Cupsieg und dem Einzug ins UEFA-Cup-Finale die größten Erfolge. In der Vorsaison schaffte er mit Werder nur mit Mühe den Klassenerhalt, heuer kam er mit dem Ex-Meister nicht über Platz zehn hinaus. Sein neuer Arbeitgeber gab bei der Bekanntgabe der Verpflichtung des Steirers an, man habe sich im Werben um Prödl gegen mehrere Ligakonkurrenten behauptet. Der groß gewachsene Abwehrspieler war zuletzt auch mit Besiktas Istanbul in der Verbindung gebracht worden. Watford, das seine Spiele im 20.000 Zuschauer fassenden Stadion an der Vicarage Road austrägt, steht seit 2012 im Besitz einer italienischen Unternehmerfamilie. Davor war der englische Popstar Elton John lange Jahre (Mit-)Eigentümer und Vereinspräsident. In der heurigen Saison hatte Watford eine Runde vor Schluss die Rückkehr in die Premier League fixiert, aus der man zuletzt 2007 nach nur einer Saison abgestiegen war. Prödl ist vier Tage nach Ex-Köln-Profi Kevin Wimmer (Tottenham) der nächste ÖFB-Abwehrspieler, der in die Premier League wechselt. Neben dem Innenverteidiger-Duo stehen derzeit auch Marko Arnautovic (Stoke City) und Andreas Weimann (Aston Villa) in der englischen Topliga unter Vertrag. (APA 1.6.2015) Inland;Die grüne Vorarlberger Soziallandesrätin Wiesflecker will klare Berechnungen der ÖVP zur Kürzung der Mindestsicherung. Die Vorarlberger Volkspartei zieht mit den Forderungen der Bundespartei nach Deckelung und Kürzung der Mindestsicherung mit. Die Grünen sehen in der Diskussion einerseits Wahlkampfgeplänkel zwischen ÖVP und SPÖ, aber auch die Gefahr, dass auf dem Rücken sozial Schwacher populistische Politik gemacht wird. Die grüne Soziallandesrätin Katharina Wiesflecker sieht vor allem Familien durch Kürzungen gefährdet. STANDARD: Was läuft in der Diskussion um die Mindestsicherung falsch? Wiesflecker: Man redet vor allem über die Höhe der Mindestsicherung und viel zu wenig über die niedrigen Löhne. Es kann doch nicht darum gehen, die Mindestsicherung zu kürzen, es muss darum gehen, die Löhne zu erhöhen. Der Reallohn stagniert seit Jahren. Sozialleistungen sind mittlerweile Lohnergänzungsleistungen. STANDARD: Wie viele bekommen die Mindestsicherung als Ergänzung zum Arbeitseinkommen? Wiesflecker: Wir haben inklusive Kinder 12.000 Menschen in der Mindestsicherung. 70 Prozent der 5500 Bedarfsgemeinschaften (das sind 8000 Erwachsene) sind sogenannte Aufstocker. Arbeitslose, Beziehende von Notstandshilfen und Menschen mit geringem Lohn. STANDARD: Verschärfen Flüchtlinge die Situation? Wiesflecker: Es ist nicht abzustreiten, dass wir durch die große Zahl von Flüchtlingen Druck auf die Mindestsicherung bekommen. Das muss man wahrnehmen. Wir sind alle miteinander aufgefordert, darüber nachzudenken, wie wir das gut bewältigen können. STANDARD: Sind die ÖVP-Vorschläge zur Deckelung und Kürzung Wahlkampf-Theaterdonner oder nehmen Sie das ernst? Wiesflecker: Die Idee der Oberösterreicher, die Mindestsicherung für Flüchtlinge zu kürzen, ist tatsächlich Theaterdonner. Zwei Kategorien von Mindestsicherungsbeziehern zu schaffen ist Ungleichbehandlung und rechtlich nicht machbar. STANDARD: Eine andere Idee der Volkspartei ist eine Deckelung auf 1500 Euro. Steckt hinter dem Betrag eine realistische Berechnung? Wiesflecker: Das bezweifle ich. Mit einer Deckelung von Wohnbedarf und Lebensunterhalt würde man vor allem die Familien treffen, denen bleibt dann noch weniger zum Leben. Bei uns in Vorarlberg schaut man, dass durch die Mindestsicherung zuerst einmal die Wohnungskosten gedeckt werden. Oft geht dieser Teil der Unterstützung direkt an die Vermieter. Geht man davon aus, dass je nach Wohnungsgröße mindestens 500 Euro zu bezahlen sind, hieße das, dass die verfügbaren Mittel für den Lebensunterhalt um diesen Betrag gekürzt werden. STANDARD: Haben die Bundesländer unterschiedliche Regelungen? Wiesflecker: In anderen Bundesländern wird mit 25 Prozent des Richtsatzes, der 850 Euro beträgt, für Wohnungskosten gerechnet. In Vorarlberg bekommt kein Mensch um 200 Euro eine Wohnung, nicht einmal eine Kleinwohnung für eine Einzelperson. Deshalb decken wir den Wohnbedarf nach Aufwand und Marktpreis. Der Richtsatz für eine alleinstehende Person beim Lebensunterhalt beträgt 630 Euro. Beim Wohnen gelten die Richtwerte der Wohnbeihilfe. STANDARD: Hält man damit nicht die hohen Mietpreise stabil? Wiesflecker: Ja, das ist so. Wir stützen über die Mindestsicherung den teuren Wohnungsmarkt. Deshalb wäre mein Vorschlag, für Konventionsflüchtlinge, die aus der Grundversorgung kommen und alleinstehend sind, Wohngemeinschaften anzubieten. Das würde die Kosten reduzieren. STANDARD: Gibt es entsprechenden Wohnraum auf dem Markt? Wiesflecker: Die Caritas mietet schon seit 2014 Einfamilienhäuser für WGs an. 160 solcher Mietverhältnisse für 500 Menschen gibt es bereits. 130 davon sind direkte Mietverhältnisse, das macht mich optimistisch. STANDARD: Funktioniert in Vorarlberg die Zusammenarbeit zwischen AMS und Bezirkshauptmannschaften bei der Meldung von Arbeitsverweigerung? Wiesflecker: Erfahrungen wie in anderen Bundesländern machen wir keine. Aus den Bezirkshauptmannschaften berichtet man mir, dass die Zusammenarbeit gut klappt. Verweigerungen werden sofort rückgemeldet. Konsequenz ist die Kürzung in 25-Prozent-Schritten. STANDARD: Wie viele beziehen die Mindestsicherung dauerhaft? Wiesflecker: Armutsverfestigte, so der Fachbegriff, haben wir im Land drei bis fünf Prozent. Das sind zum Großteil alleinstehende Männer. STANDARD: Wie hoch ist der Anteil von Konventionsflüchtlingen mit Mindestsicherung? Wiesflecker: Mit 23 Prozent ist der hoch und wird dieses Jahr weiter steigen. Mein Vorschlag wäre, dass der Bund die Überbrückungszeit zwischen Grundversorgung Asylsuchender und Aufnahme in Arbeitsmarkt oder Mindestsicherung von vier auf sechs Monate verlängert. STANDARD: Was halten Sie von Sach- statt Geldleistungen? Wiesflecker: In dieser Diskussion werden die Begriffe vermischt. Unter Sachleistung versteht jeder was anderes. Klassische Sachleistung wäre Lebensmittelgutschein statt Geld. Das möchte ich nicht. Ich plädiere für leistbaren Zugang zu Wohnen, Kinderbetreuung, Mobilität. Ich verstehe da nicht, warum die ÖVP von ihren sozialpolitischen Grundsätzen abgeht. Sie ist ja immer von Subsidiarität ausgegangen, von Hilfe zu Selbsthilfe. Was bei Geldleistungen eigenverantwortliches Wirtschaften bedeutet. STANDARD: Soll die Mindestsicherung Bundeskompetenz werden? Wiesflecker: Verbundlichung heißt das schöne neue Wort dafür. Man muss genau klären, welche Kompetenzen auf welcher Ebene gemeint sind. Im Moment weiß man noch nichts Genaues. Stutzig macht mich, dass dieser Vorschlag aus dem schwarzen Niederösterreich kommt. Da werde ich hellhörig. STANDARD: Was vermuten Sie hinter dieser Forderung? Wiesflecker: Als man die Sozialhilfe abgeschafft und 2010 die 15a-Vereinbarung zur Mindestsicherung abgeschlossen hat, wurde ein Verschlechterungsverbot vereinbart. Würde man dem Bund die Kompetenzen übertragen, wäre eine Nivellierung nach unten möglich. Das wäre also eine Aufhebung des Verschlechterungsverbots durch die Hintertür. Wissenschaft;Thomas Henzinger erhält den Milner Award 2015 der britischen Akademie der Wissenschaften. Klosterneuburg – Der Präsident des Institute of Science and Technology (IST) Austria in Klosterneuburg, Thomas Henzinger, wird mit dem Milner Award 2015 der Royal Society ausgezeichnet. Die britische Akademie der Wissenschaften ehrt damit jährlich außerordentliche Errungenschaften eines europäischen Forschers in der Informatik, wie das IST mitteilte. Henzinger erhalte den von Microsoft Research unterstützten Preis in Anerkennung seiner wesentlichen Beiträge zu Theorie und Praxis der formalen Verifikation und Synthese von reaktiven, hybriden und Echtzeit-Computersystemen. Neben einer Medaille und einem Betrag von umgerechnet rund 7.200 Euro ist die Auszeichnung mit der Einladung zu einer öffentlichen Vorlesung in der Royal Society verbunden. Für Henzinger ist der Namensgeber des Preises, der britische Informatiker und Turingpreisträger Robin Milner (1934-2010), ein wissenschaftlicher Held und Vorbild: Vor allem was dessen Zugang zu Formalismen betrifft, die durch ihren Reinheitsgrad spezifische Aspekte der Computerwissenschaft äußerst konzise beleuchten, hieß es in der Mitteilung. Wissenschaft;Korea führt Liste vor Israel und Japan an, Finnland innerhalb der EU. China überholte 2014 die 28 EU-Staaten. Paris/Wien – Mit einer Forschungsquote von drei Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) landet Österreich unter einer Auswahl der 34 OECD-Länder inklusive Argentinien, China, Taiwan, Rumänien, Russland, Singapur und Südafrika auf Rang sieben. An der Spitze der OECD-Auswertung liegt Südkorea mit 4,29 Prozent vor Israel (4,11 Prozent) und Japan (3,58). Mit Finnland folgt das erste EU-Land auf Platz vier (3,2). Österreich ist allerdings das einzige Land in der Liste, für das bereits Daten aus dem Jahr 2015 herangezogen wurden, während bei den meisten anderen Staaten die Zahlen aus dem Jahr 2014 eingerechnet wurden. Unmittelbar vor Österreich finden sich mit Schweden (3,16) und Dänemark (3,05) zwei weitere nordeuropäische Staaten. Knapp hinter Österreich liegen mit ebenfalls rund drei Prozent die Schweiz (Datenstand allerdings 2012) und Taiwan. Auf Rang zehn folgen Deutschland (2,84) und die USA mit 2,74 Prozent (Daten aus dem Jahr 2013). Über dem OECD-Schnitt (2,4) finden sich auch noch Belgien und Slowenien. Obwohl China 2014 auf eine Forschungsquote von 2,05 Prozent kam, lagen dort die Gesamt-Investitionen 2014 um zwei Prozentpunkte über den Gesamtausgaben der 28 EU-Staaten. Damit hat China die EU erstmals überholt, wie es am Donnerstag in einer Aussendung der OECD heißt. Im Schnitt arbeiten in Österreich 9,4 Personen pro 1.000 Einwohner in Forschung und Entwicklung, was in diesem Vergleich Rang 11 bedeutet. Einsame Spitze in dieser Auswertung ist Israel mit 17,6 Forschern pro 1.000 Einwohnern. Eher bescheiden nimmt sich in Österreich hingegen der Anteil weiblicher Wissenschafter aus: Mit einem Anteil von lediglich 29,6 Prozent Forscherinnen findet sich Österreich hier eher am Ende des Rankings. Allerdings liegen strukturell vergleichbare Länder, wie Deutschland, Frankreich oder die Niederlande sogar noch weiter zurück. Fast ausschließlich eine Männerdomäne ist Forschung demnach in Teilen Asiens: Denn am Ende der Aufstellung finden sich Taiwan (22,1 Prozent Forscherinnen), Korea (18,5 Prozent) und Japan (14,7 Prozent). International;Parlament hob Immunität von Staatsoberhaupt Otto Perez nach Korruptionsvorwürfen auf. Guatemala-Stadt – Wegen der Korruptionsermittlungen gegen den guatemaltekischen Präsidenten Otto Perez darf der Staatschef das Land nicht verlassen. Das habe ein Richter angeordnet, teilte die Generalstaatsanwaltschaft am Dienstagabend mit. Damit solle verhindert werden, dass sich der Präsident ins Ausland absetzt. Wenige Stunden zuvor hatte das Parlament die Immunität von Perez aufgehoben und damit den Weg für eine Strafverfolgung des Präsidenten freigemacht. Nach Einschätzung der Ermittler stand Perez an der Spitze des Korruptionsringes La Linea, der im Zollwesen hohe Beträge unterschlagen haben soll. Die frühere Vizepräsidentin Roxana Baldetti sitzt wegen des Falls bereits in Untersuchungshaft. Wissenschaft;Moskau will Weltall "erschwinglicher" machen. Moskau – Russland geht nach der Auflösung seiner langjährigen Raumfahrtbehörde Roskosmos mit neuen Strukturen in das Jubiläumsjahr 2016. Präsident Wladimir Putin hatte das Ende von Roskosmos zum 1. Jänner 2016 angeordnet, an die Stelle der Behörde tritt ein neues Staatsunternehmen. Es gibt dann keinen Beamtenapparat mehr, sondern eine Stelle, die selbst Raumschiffe bauen und Projekte umsetzen wird, sagte Vizeregierungschef Dmitri Rogosin in Moskau. Der neue Konzern unter Leitung von Igor Komarow soll alle Betriebe der Branche unter einem Dach vereinigen. Am 12. April 2016 will Russland den 55. Jahrestag des historischen Flugs von Kosmos-Pionier Juri Gagarin mit der Eröffnung eines neuen Weltraumbahnhofs feiern. Wichtigste Aufgabe von Russlands ziviler Raumfahrt sei, das Weltall erschwinglicher zu machen, hatte Rogosin vor kurzem gesagt. Die Konkurrenz tritt uns auf die Fersen. Wir wollen Starts günstiger gestalten, kündigte der für Raumfahrt zuständige Politiker an. Russland will etwa auch mit Satellitenprojekten mehr Geld verdienen. Roskosmos hatte zuletzt mitgeteilt, dass die Raumfahrtnation 2015 ihre Führungsposition bei Starts behauptet habe. Weltweit seien im vergangenen Jahr 86 Trägerraketen ins Weltall geschossen worden, hieß es. Russland belege mit 29 Starts den ersten Platz vor den USA (19). Wirtschaft;Weinunternehmer und "Weinführer" Gambero Rosso streben an die Börse. In Italien gibt es Glühwein der anderen Art. Im heißesten Sommer seit mehr als hundert Jahren hat die Weinernte auf der Apenninenhalbinsel nicht nur quantitative, sondern auch qualitative Rekorde geschlagen. Die warmen Temperaturen haben den Prosecco-Winzern, den Herstellern des Sprudelweins, eine gegenüber dem Vorjahr um knapp ein Drittel erhöhte Ernte beschert. Weinkenner und Präsident der Region Venetien, Luca Zaia, bestätigt eine Prosecco-Ernte des Jahrhunderts, mit exzellenter Qualität. Wir schlagen heuer nicht nur in der Produktion, sondern auch im Konsum den französischen Rivalen Champagner, gibt sich der Präsident des Konsortiums der Prosecco-Produzenten, Stefano Zanette, zufrieden. 2015 sollen 485 Mio. Prosecco-Flaschen abgesetzt werden gegenüber 307 Mio. Champagnerflaschen im Vorjahr. Frankreich überholt Mit einer Produktion von 48,9 Millionen Hektolitern hat Italien heuer erstmals Frankreich (46,45 Mio. Hektoliter) auf Platz zwei verdrängt. Abgeschlagen auf Platz drei rangiert Spanien mit 36,8 Millionen Hektolitern. Für Italien ist es die höchste Produktion seit dem Jahr 2004, als noch 53 Millionen Hektoliter erzeugt wurden. Die vier wichtigsten Weinregionen Toskana, Venetien, Piemont und Lombardei bestätigen hervorragende Qualität. Einziger Wermutstropfen ist der inländische Konsum, der in den vergangenen fünf Jahren um 18 Prozent zurückgegangen ist. Nicht nur das Wetter kam den Winzern zugute – die Weltausstellung Expo hat Italiens Weinwirtschaft Rückenwind verliehen. Allein im Weinpavillon verkosteten 1,5 Mio. Besucher italienische Weine. Wir haben den Weinliebhabern hier vor allem die Geschichte des italienischen Weins, die Kultur und die wirtschaftliche Bedeutung des italienischen Weins vermittelt, sagte Landwirtschaftsminister Maurizio Martina. Die Exporte würden heuer die Fünf-Milliarden-Umsatzgrenze überschreiten, ein neuer Rekord. Insgesamt setzt die Weinwirtschaft in Italien 15 Mrd. Euro um. Ebenso wie die Modeunternehmen benötigen auch die Weinhersteller frisches Kapital, um zu expandieren und in Innovation zu investieren. Masi Agricola, der Hersteller des bekannten Rotweins Amarone mit einem Umsatz von 60 Millionen Euro, hat zu Jahresmitte den Börsengang gewagt und 30 Millionen Euro eingesammelt. Am Montag wird der Gambero Rosso, Italiens bekanntester Weinführer, an die Börse gehen. Und die Cantine Ferrari, der famose Schaumweinhersteller aus Trient, denkt ebenfalls über einen Börsengang nach. Italiens Weinanbau geht auf die Römer zurück. Das ist allgemein bekannt. Aber wer wusste schon, dass auch der Maler des Letzten Abendmahls und Erfinder des Bewässerungssystems von Mailand, Leonardo da Vinci, selbst Wein angebaut hat: im Weingarten gegenüber dem Dominikanerkloster Santa Maria delle Grazie, in dem er sein berühmtes Gemälde Das letzte Abendmahl schuf. Dieser Weingarten mit Leonardos Wohnung mitten in Mailand steht inzwischen als Le Vigne di Leonardo dem Publikum offen. Etat;Ob sich Österreich in eine Buhmann-Rolle in Europa manövriert, fragt Ingrid Thurnher den Vizekanzler. Wien – Vom EU-Sondergipfel am Montag werden entscheidende Weichenstellungen für die künftige Flüchtlingspolitik Europas erwartet. Österreichs Kurs mit fixen Obergrenzen und Tageskontingenten zeigt einstweilen Wirkung: Es kommen deutlich weniger Flüchtlinge, dafür staut es sich in Griechenland, weil die Balkan-Staaten nachgezogen und ihre Grenzen dicht gemacht haben. Österreich muss sich dafür heftige Kritik aus Brüssel, Berlin und Athen gefallen lassen. Zu Recht? Darüber diskutieren bei Ingrid Thurnher Im Zentrum am Sonntag um 22 Uhr in ORF 2: Nutzen Sie das Forum, um sich mit anderen über die Sendung auszutauschen. Wissenschaft;Thomas Südhof erforscht, was genau sich an Synapsen abspielt. In den USA sieht er dafür etwas bessere Voraussetzungen als in Deutschland. Klosterneuburg – Der Geldwert eines Nobelpreises ist weniger hoch, als man annehmen möchte – besonders dann, wenn man sich den Preis wie Thomas Südhof mit zwei weiteren Wissenschaftern teilt: Den Medizinpreisträgern von 2013 bleibt jeweils nach Abzug der US-amerikanischen Steuern weniger als die Hälfte, rund 200.000 Dollar, übrig. Davon kann Südhof vielleicht einmal die Collegebildung eines seiner Kinder bezahlen. Die wissenschaftlichen Errungenschaften hingegen sind unbezahlbar: Die Forscher haben dazu beigetragen, den molekularen Prozess der Neurotransmitterfreisetzung aufzuklären – den ersten Schritt in der Übertragung von Informationen an Synapsen. In seiner jetzigen Forschung beschäftigt sich Südhof immer noch mit Synapsen, wie er am vergangenen Mittwoch bei einem Vortrag am IST Austria in Maria Gugging erläuterte. Nun gehe es ihm allerdings darum, wie sich Neuronen gegenseitig erkennen und untereinander ihre Eigenschaften kommunizieren. Jede Synapse hat ihr eigenes Kurz- und Langzeitgedächtnis. Je nach Erfahrung können sich die Nervenverbindungen daher stark unterscheiden – und sich auch in ihrer Funktion und Anatomie verändern, berichtete Südhof. Der gebürtige Deutsche erforscht, wie diese Veränderungen vonstattengehen und mit welchen Signalen Neuronen ihren jeweiligen Zustand mitteilen. Interessant ist auch, was bei Krankheiten passiert, bei denen diese Prozesse nur noch teilweise funktionieren. Das sind neben neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson vor allem Schizophrenie und Autismus. In den vergangenen Jahren wurden Mutationen in vielen Genen identifiziert, die eine Prädisposition für diese Krankheiten bedeuten. Ein Teil der Gene ist für die Bildung von Proteinen verantwortlich, die an der Synapse wirken und das neuronale Netzwerk beeinflussen – manche Syndrome könnten auf diese Mutationen zurückgehen. Südhof betont allerdings, dass die Hirnforschung erst ein äußerst rudimentäres Verständnis davon hat, wie ein Gehirn funktioniert. In der Öffentlichkeit ist manchmal der Eindruck entstanden – vielleicht durch ein paar übereifrige Kollegen –, dass wir bald dabei sind, Gehirne zu modellieren. Er könne sich dies aber nicht vorstellen: In meiner persönlichen Einschätzung würde ich sagen, dass wir weit weniger als fünf Prozent des Gehirns verstehen. Die Neurowissenschaft, die Therapien gegen psychische Krankheiten entwickeln könnte, sei vielleicht auf dem Stand der Krebsforschung vor 20 Jahren. Dennoch gebe es noch kein Krebsheilmittel – aber bei einigen Erkrankungsformen erfolgversprechende Therapien. Und warum sollte eine Nervenzelle einfacher sein als eine Krebszelle? Zu diesen Erkenntnissen will der 60-jährige Wissenschafter weiterhin beitragen und denkt nicht daran, in fünf oder zehn Jahren aufzuhören – mit ein Grund, weshalb er in den USA weiterarbeiten will, wo er seit mehr als 30 Jahren forscht. In seiner Heimat Deutschland liege sein Pensionseintrittsalter bei 65, und spätestens dann werde erwartet, einen Gang zurückzuschalten. Die Forschungsfinanzierung hält der Doppelstaatsbürger dort jedoch für ähnlich gut wie in den USA, wo er sein Labor an der Stanford University hat. Einen Unterschied gebe es aber in der Struktur der Mittelvergabe: In Deutschland kann Leuten, die erst mal auf einem bestimmten Posten sitzen, wenig passieren. In den Vereinigten Staaten wird durch das starke Drittmittelsystem die Finanzierung konstant erneuert, je nachdem, ob man gute Forschung macht oder nicht. Es dürfe nicht so weit gehen, dass Wissenschafter um ihren Job bangen müssen, aber so würde das Geld effektiver verwendet werden und zudem die Dialogbereitschaft höher sein. Es ist gut, wenn man seine Forschung rechtfertigen muss – wir als Wissenschafter schulden das der Gesellschaft, weil sie uns bezahlt, sagt Südhof. Daher müssen wir sie rational davon überzeugen, in uns zu investieren. Wir dürfen dabei aber kein gemeinsamer Verein, keine Lobby werden, die bestimmte Interessen verfolgt. Wissenschaft sollte wertneutral sein. Forschung trage zu den fundamentalen Erkenntnissen bei, auf denen unsere Gesellschaft beruhe. Deswegen ist es so absurd, wenn Leute gegen Wissenschaft kämpfen und gleichzeitig ein Smartphone aus der Tasche ziehen. Mit bestimmten Gruppierungen sei da jedoch kein Dialog möglich. Ich unterstütze Forschung an Tieren, weil ich sie für essenziell halte, sehe aber auch eine große Berechtigung für Tierschutz. Was mich in Diskussionsrunden zu diesem Thema aber erschreckt, ist, dass viele Menschen gar kein Interesse an einem Dialog haben. Da ist nicht nur Dogmatik, sondern oft auch richtiger Hass dabei. Trotzdem hält er es für wichtig, andere von der Notwendigkeit des Dialogs zu überzeugen. Weniger Verständnis hat der Neurowissenschafter für das Thema Open Access, also den freien Zugang zu wissenschaftlicher Literatur. Für kleinere Institutionen und Entwicklungsländer mit wenig Geld für Fachjournalabonnements sei dies zwar wichtig. In der Forschung generell halte ich das aber für einen Nebenkriegsschauplatz und verstehe nicht, warum es dazu immer eine Riesendiskussion gibt. Dadurch lasse sich die wirtschaftliche Macht der großen Fachzeitschriften nicht mindern. Wenn sie zur kostenlosen Onlineveröffentlichung ihrer Artikel gezwungen werden, würden sie stattdessen höhere Gebühren für die Publikation verlangen und so Profit machen. Das eigentliche Problem ist: Die großen Journals sind hochprofitabel und haben irrsinnig hohe Renditen, die man behalten will, sagt Südhof. Da sei die Verantwortung gegenüber dem Inhalt sekundär, und es gebe letztlich keinen, der die Zeitschriften wirklich überprüfe. Ich bin sonst gegen mehr Regulierung, aber wenn ein Journal etwas Falsches veröffentlicht, wird es nicht abgestraft, nur die Autoren. Dabei ist das Medium auch schuld. Daher fordert Südhof, dass das Peer-Review-System gründlicher werden muss. Kultur;Der 18-Jährige kam nahe dem Gelände des Sziget-Festival auf der Budapester Donauinsel ums Leben. Budapest – Mit nur 18 Jahren ist der deutsche Schauspieler Fynn Henkel (Die schwarzen Brüder) gestorben. Er wurde am Dienstagmorgen am Sziget-Musikfestival auf einer Donauinsel in Budapest von einem Ast erschlagen. Wie die Festivalverantwortlichen dem Portal blikk.hu mitteilten, war das Festival zu dem Zeitpunkt schon vorbei. Henkel habe sich in einem Zelt aufgehalten, das außerhalb des Festivalgeländes aufgebaut war, in einem gefährlichen Bereich, wo es verboten ist zu zelten, hieß es. In einer ersten Stellungnahme gegenüber bluewin.ch zeigte sich der Schweizer Schwarze Brüder-Regisseur Xavier Koller am Mittwoch bestürzt. Ja, es ist furchtbar! Die Nachricht hatte mich gestern Nacht erreicht. Ich kann es noch immer nicht glauben. Fynn sei ein superintelligenter, einfühlsamer junger Mann gewesen. Die Schauspielerei war mehr in seiner Neugierde verankert, als eine seiner großen Ambitionen. Web;Entwickler sprechen zudem über dedizierte Server und Mikrotransaktionen. Electronic Arts startet am Donnerstag den öffentlichen Beta-Test zu Star Wars Battlefront und hat im Vorfeld einige frische Informationen zu dem Spiel herausgegeben. So bestätigten die Entwickler, dass die Multiplayer-Schlachten sowohl bei der PC- als auch den Konsolen-Versionen auf dedizierten Servern abgehalten werden. Überdies versicherte Hersteller DICE, dass es keine Möglichkeit für Mikrotransaktionen etwa zum Erwerb neuer Spielgegenstände geben wird. Unterdessen haben diverse Seiten und Youtuber bereits erste Videos von den Mehrspieler- und Coop-Missionen der kommenden Beta veröffentlicht. Darin zu sehen sind erstmals auch die Duelle zwischen Helden wie Luke Skywalker und Darth Vader. Bestätigt wurde, dass jeder Spieler einer Fraktion in die Rolle dieser Helden schlüpfen kann. Diese sind fraktionsabhängig. Luke Skywalker kann im Spiel daher nicht plötzlich auf die dunkle Seite der Macht wechseln. Zum Helden wird man, indem man eine zufällig im Spiel platzierte Münze einsammelt und diese ohne zu sterben und vor Ablauf eines Countdowns einlöst. Diese Mechanismen sollen garantieren, dass mehrere Spieler im Zuge eines Matches die Chance haben, einen der ikonischen Charaktere zu steuern. Erfüllt man diese Anforderungen, kehrt man nach einer kurzen Sequenz als Held auf das Schlachtfeld zurück und kann so übermächtig mit Lichtschwert und Telekinese auf die gegnerischen Soldaten losgehen. Dadurch kann man mächtig Schaden anrichten, allerdings ist der Aktionszeitraum begrenzt und man ist auch nicht unverwundbar. Stößt man auf einen gegnerischen Helden, stehen die Chancen auf ein vorzeitiges Ableben noch besser. Wie fair diese Heldenmechanik ist, wird sich wohl im Laufe der Beta zeigen. Den ersten Eindrücken nach zu urteilen, sieht DICE damit offenbar eine Art Booster-System vor, das vor allem unterlegene Parteien wieder zurück ins Spiel bringen könnte. Wissenschaft;Forscher untersuchten den Mageninhalt von Walen: Die Ursache der jüngsten Strandungen dürfte die Wetterlage gewesen sein. Kiel – Seit Anfang des Jahres sind nach Angaben der Nationalparkverwaltung Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer rund 30 junge Pottwale in der südlichen Nordsee verendet, darunter alleine 13 an der schleswig-holsteinischen Küste. Aber auch an den Küsten Niedersachsens, der Niederlande, Großbritanniens und Frankreichs verendeten Pottwale. Unterwasserlärm, Sonarexperimente und Parasitenerkrankungen sind Faktoren, die am häufigsten für Massenstrandungen von Walen verantwortlich gemacht werden – und oft genug sind sie es auch. Diesmal war jedoch laut einer deutschen Untersuchung indirekt das Wetter schuld. Pottwale findet man in allen Meeren – dauerhaft können sie jedoch nur dort leben, wo es tief genug ist. Denn Pottwale tauchen nach ihrer Beute – hauptsächlich Tintenfische – und stoßen dabei in Tiefen von einigen hundert Metern, manchmal sogar zwei Kilometern und noch mehr vor. Die Nordsee bietet ihnen keine idealen Bedingungen, in der Regel umschwimmen Pottwale sie auf ihren Wanderungen und ziehen westlich von Großbritannien weiter. Dass heuer relativ viele Pottwale in der Nordsee auftauchten und dort teilweise auch ihr Ende fanden, dürfte am Wetter gelegen haben, vermuten Kieler Meeresforscher. Sie untersuchten den Mageninhalt von 13 an der Nordseeküste verendeten Pottwalen. Dabei fanden sie unter anderem 110.490 Tintenfisch-Schnäbel. Der einem Papageienschnabel ähnliche Beißapparat der Kopffüßer besteht aus unverdaulichem Horn und ist das einzige, was von dem Weichtier übrig bleibt. Der Meeresbiologe Uwe Piatkowski vermutet, dass die heftigen Stürme, die im Jänner im Nordostatlantik herrschten, die Tiere in die Nordsee getrieben haben. Und die Wale folgten ihrer Lieblingsnahrung. Diese Stürme haben Wassermassen nach Süden getrieben und damit unter Umständen auch die Beute der Tiere – die Kalmare, sagte Piatkowski vom Kieler Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung. Als die Pottwale den Tintenfischen hinterherschwammen, gerieten sie in den flachen Gewässern der Nordsee in eine ernste und für viele letztlich tödliche Lage. Wissenschaft;Spinnenmännchen setzen oft auf Sabotage, um Konkurrenten auszubooten – die de Spezies Larinia jeskovi sind dabei besonders rabiat. Greifswald/Bialystok – Einige Spinnenmännchen beschädigen nach der Begattung die Geschlechtsorgane der Weibchen: Ein Akt der Kontrolle, mit dem sie sich die Vaterschaft sichern, da sich das Weibchen nun nicht mehr mit anderen Männchen fortpflanzen kann. Varianten dieser Strategie kennt man aus dem Reich der Spinnen verschiedene. Bei manchen Arten verstopften die Spinnenmännchen mit einem Sekret die weiblichen Genitalkanäle, erklärt die Zoologin Gabriele Uhl von der Universität Greifswald. Männchen anderer Arten lassen Teile ihrer Geschlechtsorgane nach der Kopulation im Weibchen zurück und sperrten damit den Zugang für Konkurrenten. Die Kosten hierfür sind allerdings hoch, weil das Männchen sich dadurch sterilisiert, so Uhl. Weniger verlustreich für das Männchen, aber umso rabiater gegenüber dem Weibchen ist die Vorgehensweise bei der Radnetzspinne Larinia jeskovi. Bei ihr verstümmelt das Männchen kurzerhand die Genitalien des Weibchens, wie Greifswalder Forscher zusammen mit Kollegen von der polnischen Universität Bialystok herausfanden. Die Männchen dieser ungefähr einen Zentimeter großen Spinnenart zwicken eine äußere fahrradsattelähnliche Struktur der weiblichen Genitalregion – den Scapus – mit ihren Kopulationsorganen ab. Uhl dazu: Ohne diesen Scapus, der primär der Verhakung der männlichen Kopulationsorgane dient, ist eine weitere Verkopplung der Genitalien nicht mehr möglich. Für ihre Analyse haben die Forscher Spinnenpaare während der nur wenige Sekunden dauernden Kopulation mit flüssigem Stickstoff bei minus 196 Grad Celsius fixiert und mit Hilfe eines hochauflösenden Röntgen-Computertomographen betrachtet. Das Phänomen untersuchten die Forscher auch im Freiland. Bei allen Weibchen, die am Ende der Paarungssaison in den Sümpfen des Biebrza Nationalparks (Polen) gesammelt wurden, fehlte der Scapus, sagt Uhl. Derzeit werde untersucht, ob diese Genitalverstümmelung bei den Weibchen weitere Folgen verursacht, etwa eine anschließende Infektion. Die Forscher, die ihre Ergebnisse in der Zeitschrift Current Biology veröffentlichten, haben Literatur ausgewertet und bei bisher mindestens 80 Spinnenarten Hinweise darauf gefunden, dass auch bei diesen die weiblichen Genitalien verstümmelt werden. Das Phänomen der Genitalverstümmelung scheint – so die Schlussfolgerung der Forscher – zumindest bei Spinnen weit verbreitet zu sein. Es sei denkbar, dass aufgrund dieser Studie weitere Tiergruppen entdeckt würden, bei denen äußere Genitalverstümmelung vorkommt, aber bisher unbemerkt blieb. Sport;Außenverteidiger war zuletzt vereinslos. Graz – Sturm Graz hat den zuletzt vereinslosen Türkei-Legionär Tanju Kayhan unter Vertrag genommen. Der 26-jährige Außenverteidiger unterschrieb einen leistungsbezogenen Einjahresvertrag mit Verlängerungsoption. Der frühere Rapid-Spieler hatte in der Vorsaison für den türkischen Zweitligisten Karabükspor gespielt, war aber seit Juli vertragslos. Ich bin glücklich, dass ich bei Sturm Graz bin und nach vier Jahren Türkei wieder in Österreich spielen darf. Ich freue mich auf die neue Herausforderung in der Steiermark, zitierte Sturm den gebürtigen Wiener am Dienstag in einer Aussendung. Inland;Freundlich, zuvorkommend, ein Hardliner: Sebastian Kurz, in der Regierung für Außenpolitik und Integration zuständig, haut derzeit ordentlich auf die Pauke. "Macht die Grenzen dicht!", lautet seine Botschaft. Ich bin nicht rechts, sagt Sebastian Kurz. Er habe nur recht. Der Außenminister ist nicht von Selbstzweifeln angekränkelt: Pragmatisch sei er und realistisch, ich bin einer der wenigen, die ihre Linie nicht dreimal ändern mussten. Er sei nur ehrlich: Wir sind überfordert. Flüchtlinge, so Kurz im Gespräch mit dem Standard, sollten lieber außerhalb der EU als innerhalb gestoppt werden. Andere Politiker hätten auf Abwarten gesetzt und sich brutalst verkalkuliert, sagt Kurz. Ich habe recht bekommen. Die Sprechblasen helfen uns nicht weiter. Wir müssen Klartext reden, viele Politiker trauen sich das nicht. Er schon. Der 29-Jährige sucht in den vergangenen Tagen verstärkt die Öffentlichkeit, auch jene in Deutschland und in der Schweiz. Große Interviews in der Neuen Zürcher Zeitung und in der Frankfurter Allgemeinen, zur Sicherheit werden die Interviews auch an die heimischen Redaktionen versandt. Seht her, was unser Außenminister tut und sagt. Seine Botschaft: Wir müssen die Grenzen sichern und die Flüchtlinge stoppen. Wenn das jetzt nicht gelingt, dann kommen nächstes Jahr doppelt so viele. Das müssten auch die Deutschen wissen. Im Übrigen seien die Schuldzuweisungen zwischen jenen Ländern, die am meisten Flüchtlinge aufnehmen, absurd. Wir sind hier mit einer Feindseligkeit konfrontiert, die wir nicht verdient haben. Die Begriffsdebatte, mit der sich Österreich aufhalte, sei absurd: Vor drei Monaten war das Zelt böse, jetzt ist der Zaun böse. Die Frage ist doch nur, wo er steht. Wenn er in Europa steht, sei das schlecht. Er sei überzeugt davon, wenn es keine Grenze drumherum gibt, wird der Schengenraum zerfallen. Allerdings, und da sind wir wieder bei der Begriffsdebatte, brauche es auch an der Grenze in Spielfeld eine Befestigung, um die Situation zu kontrollieren. Kurz zuckt die Schultern: Wenn das zufällig das gleiche Material wie der Zaun ist ... Wir können auch Gitter dazu sagen. Eine andere Begrifflichkeit ist die Festung Europa, die seine Parteifreundin und Innenministerin Johanna Mikl-Leitner so ausdrücklich will. Ein unglücklicher Begriff sei das, sagt Kurz, aber die Hanni und ich meinen das Gleiche. Es sei ja nicht so, dass keiner mehr reindarf, wie der Begriff Festung suggeriere. Ob Mikl- Leitner dieses Bild absichtlich wählte, um das auszudrücken, oder ob es ihr passiert ist, das lässt der Außenminister offen. Ich bin auch dafür, dass man einen Asylantrag im Ausland stellen darf, sagt Kurz – und fügt triumphierend an: Eine links-grüne Forderung! Dass Österreich diese Möglichkeit vor Jahren abgeschafft hat, wischt Kurz beiseite: Es braucht eine europäische Behörde, die das abwickelt. Und ja, das auch: Die, die bereits hier sind, müssten bestmöglich integriert werden, auch mit einem verpflichtenden Wertekurs, in denen ihnen Grundsätzliches von der Gleichberechtigung bis zur Mülltrennung beigebracht wird. Das sei ebenso wichtig wie der Spracherwerb, Alphabetisierung, Zugang zum Arbeitsmarkt. Rechte bedingen Pflichten, daher müssten sich Flüchtlinge integrieren und unseren Werten anpassen, besonders viel Wert legt Kurz auf das Engagement in einem Ehrenamt, was ihm sehr österreichisch erscheint, aber vielleicht nur, weil er in der ÖVP sozialisiert wurde. Paradoxerweise ist damit nicht jene Tätigkeit gemeint, denen derzeit viele Menschen an Bahnhöfen und in Flüchtlingsquartieren nachkommen, um die Überforderung des Staates aus eigenen Stücken zu kompensieren – ehrenamtlich. Kurz verfolgt seine Ziele freundlich, aber hartnäckig. Als er im April 2011 Integrationsstaatssekretär unter Mikl-Leitner wurde, gelang der ÖVP ein medialer Coup: Der junge Mann steuerte der mit eiserner Faust und verbaler Brachialgewalt agierenden Ministerin ein routiniertes Lächeln bei, das der Bevölkerung signalisieren sollte: Ich habe das alles im Griff. Viele, die Kurz in den ersten Tagen kritisiert hatten, zollten ihm nach einigen Monaten Respekt: Das Dauerstreitthema Integration, nun war es in ruhigen, verbindenden Gesten aufgehoben. Von einer Versachlichung der Debatte war oft die Rede. Integration durch Leistung war das Mantra, das der sauber frisierte Jungpolitiker so oft wie nur möglich anstimmte. In Staaten, die sich seit Jahrhunderten als multikulturelle Gesellschaften definieren, klingt das altbacken. In der Ära Fekter, als Migranten und deren Kindeskindern der Verdacht der Integrationsunwilligkeit als quasi genetisches Merkmal zugeschrieben wurde, war es erfrischend. Vier Jahre später schlägt Kurz auch andere Saiten an. Zugewanderten, die jahrelang in den Steuertopf eingezahlt haben, will er die Familienbeihilfe streichen und Asylberechtigten nach drei Jahren den Status aberkennen – Integration hin oder her. Dieser Schwenk in Richtung einer Das Boot ist voll-Rhetorik kam für viele überraschend. Kurz galt als das liberale, freundliche und weltoffene Aushängeschild der ÖVP, eine Zukunftshoffnung, die bei einem jüngeren Publikum punkten könnte, auch mit Coolness und lockeren Gesten. Da passen die strengen Töne, die er anschlägt, nicht dazu. Dabei sei er sich nur selbst treu geblieben, behaupten Vertraute. Konservativ sei er immer schon gewesen, seine politische Heimat ist die Junge ÖVP, das sind keine gesellschaftskritischen Revoluzzer. Wenig überrascht zeigt sich auch Martin Schenk, Sozialexperte der Diakonie und Autor des Buchs Die Integrationslüge. Er ortet keinen Sinneswandel, sondern sieht den Schwenk eher in der veränderten Realpolitik begründet: Bisher, so Schenk, habe Kurz das Thema Asyl strikt ausgeklammert und der Innenministerin überlassen. Heute ist das Thema so dominant, dass die strikte Trennung Migranten hier, Asylwerber dort in der Integration nicht funktioniert, meint Schenk. Anders gesagt: Gedacht hat er vielleicht schon immer so, nur gesagt hat er es nie. In Zeiten geringer Asylantragszahlen war diese Zwei-Welten-Theorie einfach leichter aufrechtzuerhalten. Tatsächlich beschränkte sich Kurz stets auf jene Migranten, die schon seit längerem hier leben. Er packe an, wo frühere Regierungen geschlafen und die Diskussion den linken und rechten Rändern überlassen hätten, pflegte er zu sagen – und setzte alle Hebel der PR in Gang, um das Image des Saubermachers zu verfestigen. Und PR-Kampagnen lässt er sich einiges kosten. Die von ihm initiierte Social-Media-Aktion #stolzdrauf, die Zugewanderte zu öffentlichen Patriotismusbekundungen aufforderte, wurde laut Berechnungen des STANDARD von Inseraten im Wert von 500.000 Euro begleitet. Wie viel die konzeptionell eher dünne Kampagne insgesamt gekostet hat, war auch durch parlamentarische Anfragen der Grünen nicht zu erfahren. Viel PR, viel Ideologie, aber wenig konkret Erreichtes – dieses Zeugnis stellte auch eine Forschergruppe an der Universität Wien der Arbeit des Integrationsministers aus. Studienautor Oliver Gruber konstatierte eine große Kluft zwischen Rede und tatsächlich getroffenen politischen Entscheidungen. Wobei fraglich ist, wie viel ein Integrationsminister jemals erreichen kann: Als Querschnittsmaterie ist die Integrationspolitik auf andere Ressorts angewiesen, um Reformen voranzutreiben. Ohne Bildungsministerium keine Sprachförderung, ohne Sozialministerium keine Reform der Rot-Weiß-Rot-Card und der Anerkennung von im Ausland erworbenen Qualifikationen. Wer verleitet ist, Kurz als einsamen Reformator zu zeichnen, liegt aber ebenso falsch, meint Norbert Bichl, Wiener Experte für die Anerkennung ausländischer Bildungsabschlüsse – ein Bereich, den Kurz stets als Herzthema dargestellt hatte. De facto gingen nämlich viele Veränderungen zum Positiven auf das Konto des Sozialministeriums. Kurz Verdienst in dieser für den Leitspruch Integration durch Leistung so zentralen Materie beschränke sich – einmal mehr – auf gute PR. Dieser mediale Push habe aber immerhin bewirkt, dass die Anträge jener Migranten, die ihre Bildungsabschlüsse hier bewerten lassen wollten, massiv angestiegen seien – ein klares Verdienst des Integrationsministers, meint Bichl. Kurz hat in der Integrationsdebatte eine andere Sprache eingeführt, lobt Martin Schenk. Indem der Minister die Scheinwerfer auf die Leistungen der Migranten richtete, habe Kurz aber zugleich seinen eigenen blinden Fleck offenbart: Auch jene Migranten, die weniger gut ausgebildet oder ärmer sind, haben ein Anrecht auf Teilhabe und Unterstützung. Doch hier zeigte Kurz wenig Erbarmen: Dass Migranten nur dann österreichische Staatsbürger werden dürfen, wenn sie ein Einkommen beziehen, das 70 Prozent der hiesigen Arbeiterinnen nie erreichen – diese Ungerechtigkeit wurde von ihm stets verteidigt. Wer will, kann es schaffen, das ist Kurz Prämisse. Dass Migranten am Karriereweg vielfach an gesellschaftlichen Schranken und fremdenfeindlichen Arbeitgebern scheitern, kommt in Kurz Erzählung ebenso wenig vor wie die Tatsache, dass Kinder von Zugewanderten schon in der Schule benachteiligt sind. Seine eigene Lebensplanung reiche über den Terminkalender im Vorzimmer nicht hinaus: Kurz lebt im Hier und Jetzt. Minister sei er mit Leidenschaft, einen groben Fauxpas hat er sich bis jetzt nicht geleistet. ÖVP-Chef, Vizekanzler, Kanzler – daran verschwende er keinen Gedanken. Was für ihn klar war: dass er nicht Chef der ÖVP Wien werden wollte. So viel politischen Instinkt hat er, zudem ist er der JVP verpflichtet, nicht der ÖVP. Er weiß aber auch, dass die Karriere schnell wieder vorbei sein kann. Wenn es ihn einmal aufstreut, was in der Politik täglich passieren kann, dann mache er eben sein Studium fertig. Inland;36 Prozent für die SPÖ, 35 für die FPÖ: So knapp sieht die jüngste Wahlumfrage den Abstand beider Großparteien. Wien – In der letzten Wien-Umfrage vor der Landtagswahl zeigt sich, dass die FPÖ bis auf einen Prozentpunkt zur SPÖ aufgeschlossen hat – die Hochrechnung der Sonntagsfrage zeigt, dass die FPÖ gegenüber dem Wahlergebnis von 2010 rund neun Prozentpunkte zulegen könnte, während der SPÖ ein Verlust von rund acht Prozentpunkten droht. Daher könnte die SPÖ mit rund 36 Prozent der Stimmen rechnen, die FPÖ mit rund 35, was angesichts der Mobilisierungsbemühungen der zum Duell antretenden Parteien das Ergebnis offen lässt. Die Datenlage lässt nicht zu, eine Woche vor der Wahl einen Wahlsieger auszurufen, sagt David Pfarrhofer vom Linzer Market-Institut, das für den STANDARD in dieser Woche die Umfrage durchgeführt hat. Was aber auffällt, ist die hohe Deklarationsbereitschaft der Befragten – schon in der sogenannten Sonntagsfrage 1 nach der Wahlpräferenz geben nur 21 Prozent an, unentschlossen zu sein oder nicht wählen zu wollen. Wahlbeteiligung könnte steigen Es gibt gerade auch nach der Oberösterreich-Wahl die Vermutung, dass die Wiener diesmal stärker von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen werden. Zuletzt lag die Wahlbeteiligung ja nur bei knapp 68 Prozent, sagt Pfarrhofer. Allerdings war das nicht der Tiefpunkt, sondern bereits ein Anstieg gegenüber 2005 (knapp 61 Prozent) – wenn die Leute das Gefühl bekommen, dass es um etwas geht, dann sind sie eher bereit, auch wählen zu gehen, sagt der Meinungsforscher. Auf die konkrete Frage Wie sicher sind Sie, dass Sie am 11. Oktober zur Wahl gehen? sagen 89 Prozent der Männer und 83 Prozent der Frauen, dass sie das sicher vorhätten. 36 Prozent für Häupl bei Bürgermeisterfrage Viel größer als in der Sonntagsfrage (und den Rohdaten dazu) ist der Abstand der Kandidaten in der Bürgermeisterfrage. 36 Prozent sagen, dass sie Häupl als Bürgermeister direkt wählen würden – und von den Unentschlossenen kämen dann noch einmal sechs Prozent dazu. Heinz-Christian Strache würde aber nur etwa jeder vierte Wahlberechtigte zum Bürgermeister wählen. Pfarrhofer: Es gibt doch etliche FPÖ-Anhänger, die zwar ziemlich entschlossen sind, die Freiheit lichen zu wählen – die aber gar nicht wollen, dass Strache Bürgermeister wird. Häupl hat nicht nur seine eigenen Parteiwähler wesentlich geschlossener hinter sich – auch ein hoher Anteil von Grünen- und ÖVP-Wählern kann sich einfach Häupl im Bürgermeisteramt besser vorstellen als den eigenen Spitzenkandidaten. Der STANDARD ließ auch fragen, welche Parteien die Wiener Landesregierung bilden sollen. Hier zeigt sich, dass das aktuelle Regierungsmodell Rot-Grün die höchste Zustimmung findet. Derzeit sprechen sich 26 Prozent dafür aus, im Juli waren es nur 21. Es ist klar die erste Präferenz der deklarieren Grün-Wähler, findet aber auch bei etwa jedem zweiten SPÖ-Wähler Zustimmung. Wirtschaft;Das Oberlandesgericht Wien verurteilte eine Wiener Bank rechtskräftig zum Ersatz des eingesetzten Kapitals. Wien/Wals – In der Causa um Anleihen des Salzburger Pleite-Baukonzerns Alpine hat das Oberlandesgericht Wien erneut ein anlegerfreundliches Urteil gefällt. Eine Wiener Bank wurde in zweiter Instanz rechtskräftig dazu verurteilt, einem pensionierten Juristen aus Niederösterreich das investierte Kapital zu ersetzen und knapp 30.000 Euro zu bezahlen, berichten die Salzburger Nachrichten (Mittwochsausgabe). Der Mann hatte im Mai 2011 eine Alpine-Anleihe in diesem Ausmaß gezeichnet. Zwei Jahre später schlitterte der Salzburger Baukonzern in die Pleite, die Anleihegläubiger verloren alles. Die Bank konnte nicht unter Beweis stellen, dass sie den Kunden konkret über das Risiko des einzelnen Produktes aufgeklärt hatte, so der Anwalt des Pensionisten zur Zeitung. Es reiche eben nicht aus, dass der Kläger 15 Jahre Erfahrung mit Wertpapieren gehabt habe und auch allgemein über da Risiko einer Anleihe informiert worden sei. So sei dem Kunden nie gesagt worden, dass die Alpine-Anleihe im Insolvenzfall nachrangig gestellt sei und daher ein Totalverlust drohte. Dies sei für die Banken ersichtlich gewesen, aber nicht für den Kunden. Bereits im Oktober gab es ein erstes OLG-Urteil zu Alpine-Anleihen. Das OLG Wien ließ damals die BAWAG P.S.K. mit ihrer Berufung gegen einen erstinstanzlichen Entscheid abblitzen. Die im Sommer 2013 spektakulär in die Pleite geschlitterte Salzburger Baufirma Alpine hat in den Jahren 2010 bis 2012 drei Anleihen in Höhe von insgesamt 290 Mio. Euro begeben. Der Bond wurde von österreichischen Banken in großem Stil auch an Kleinanleger vertrieben. Zum Zeitpunkt der Emissionen war der Baukonzern bereits in finanzieller Schieflage, wie sich später herausstellte. Rund 7.000 Privatanleger schauten durch die Finger. Es laufen zahlreiche Klagen gegen Banken. Zum einen richten sich diese gegen Geldhäuser, die die Papiere nur verkauft haben, zum anderen gegen Banken, die die Emission begleitet haben und teils gleichzeitig an Kunden vertrieben haben. Der Vorwurf: Die Geldhäuser hätten über die kritische Lage des Baukonzerns Bescheid wissen müssen. Anfang Oktober etwa brachte die Arbeiterkammer (AK) ihre drei letzten großen Sammelklagen gegen Banken ein. Insgesamt klagt die AK für 1.411 mutmaßlich geschädigte Anleger knapp 27 Mio. Euro ein. Daneben läuft im Fall Alpine seit längerem auch ein Strafverfahren der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) gegen mehr als zwei Dutzend Personen u. a. wegen schweren Betrugs, Bilanzfälschung, Untreue und Bestechung von Amtsträgern. Sport;Am Wochenende startet Noriaki Kasai in seine 27. Weltcup-Saison als Skispringer. Der 43-jährige Japaner ist kein Mitspringer, hat noch viele Ziele. Das Karriereende kann warten. Selbst die Olympischen Spiele 2026 sind noch ein Thema. Klingenthal – Sein silbernes Dienstjubiläum hat er schon hinter sich. Noriaki Kasai, am 6. Juni 1972 in Shimokawa auf Hokkaido geboren, war Skispringer, ist Skispringer, bleibt Skispringer. Am Wochenende beginnt wieder der einschlägige Weltcup – in Klingenthal, Deutschland. Kasai ist dabei. Natürlich. Es ist des Japaners 27. Saison. Sein Debüt gab er am 17. Dezember 1988 in Sapporo. Der 16-jährige Noriaki Kasai wurde 31., Matti Nykänen gewann damals vor Dieter Thoma. Ernst Vettori wurde 13. – die meisten von Kasais heutigen Konkurrenten waren da noch nicht geboren. Und die damaligen Konkurrenten haben allesamt längst ihre Karriere beendet. Kasai war ab damals ein fixer Bestandteil des Skisprung-Weltcups. Nur die Saison 1994/95 ließ er komplett aus. Ans Aufhören denkt Kasai, 43 Jahre alt, noch nicht. Als ich 40 wurde, habe ich beschlossen, mit 50 aufzuhören. Nun aber kandidiert Japan, kandidiert Sapporo, wohl für Olympia 2026. Ein Anreiz für den Ewigjungen. Dann werde ich zwar fast 54 Jahre alt sein, aber es ist eine zu große Chance, um aufzugeben. Vorerst aber steht die Saison 2015/16 an. Eine Saison ohne Olympia, ohne WM, aber Kasai hat Ziele. Nur mitzuspringen reicht ihm bei weitem nicht. Kasai ist viel zu gut. Der vergangene Winter war einer seiner besten. Sechsmal sprang er aufs Podest, einmal, in Ruka, Finnland, gewann er sogar – ex aequo mit dem Schweizer Simon Ammann. 42 Jahre und 176 Tage war Kasai damals alt. In der Rangliste der ältesten Sieger von Weltcupspringen führt damit Kasai vor Kasai (Sieg beim Skiflugweltcup am 11. Jänner 2014 am Kulm). 2014 hatte er sich – bei seinen siebenten Spielen – auch endlich den Traum von einer Olympia-Medaille erfüllt. In Sotschi gewann er Silber von der Großschanze. Heuer, verriet er der Tageszeitung Japan Times, will ich meinen Rekord als ältester Weltcupsieger brechen. Außerdem will ich die Nummer eins im Gesamtweltcup werden. Die große Kugel fehlt Kasai noch. 1993 und 1999 wurde er jeweils Dritter, die vergangene Saison beendete er als Sechster. Insgesamt gewann Kasai 17 Einzel-Weltcupspringen. Am 22. März 1992 holte er beim Skifliegen in Harrachov seinen ersten Sieg, damit war er gleichzeitig einschlägiger Weltmeister. Drei Olympia-Medaillen nennt er ebenso sein Eigen wie siebenmal Edelmetall bei Nordischen Weltmeisterschaften. Die Goldene fehlt Kasai ebenso noch wie der Erfolg bei der Vierschanzentournee. Es bleiben also noch Ziele. Freude am Sport hat er sowieso. Es macht mir viel Spaß, noch Skispringen zu können, sagt Kasai. Die Konkurrenz ist auch angetan. Jede Sportart braucht solche Typen, die ein bisschen extrem sind, sagt der deutsche Weltmeister Severin Freund (27). Er ist eine Koryphäe für unseren Sport, sagt Ammann (34). Und Michael Hayböck (24), Oberösterreicher, sagte anlässlich Kasais Olympia-Silber in Sotschi: Für Kasai jubelt jeder noch ein bisserl lauter, weil es einfach eine coole Geschichte ist, wenn man mit dem Alter da vorne mithupft. Der ist fast doppelt so alt wie ich. Die Sache mit dem Karriereende will sich Kasai jedenfalls noch überlegen. Wenn Sapporo die Spiele 2026 nicht bekommt, dann höre ich mit 50 auf. Inland;Europaskeptisch sind in Nord- und Osteuropa eher linke Wähler. In Österreich dominieren rechte Parteien. Die Europäische Union befindet sich zweifellos in einer Krise. Die Eurokrise hat die Sinnhaftigkeit und Belastbarkeit der Währungsunion infrage gestellt. Die Flüchtlingsbewegungen der vergangenen Monate haben das Schengener Abkommen vielerorts de facto außer Kraft gesetzt. Die Briten stimmen im Juni über den Verbleib in der EU ab, und alles deutet auf ein äußerst knappes Ergebnis hin. Man kann also davon ausgehen, dass die nächsten Jahre von einer intensiven Auseinandersetzung um den weiteren Kurs der EU geprägt sein werden. Wie aber lässt sich dieser Konflikt um die europäische Integration in die existierende ideologische Landschaft in Europa einordnen? Die erste Grafik zeigt Daten aus einer Expertenbefragung, die alle vier Jahre von der University of North Carolina at Chapel Hill durchgeführt wird. Dabei werden Länderexperten (meist Politikwissenschafter) aus allen EU-Staaten zur ideologischen Positionierung der Parteien in ihrem Land befragt. Unter anderem ordnen die Experten die Parteien auf einer Links-rechts-Skala (von 0 bis 10) und einer Pro-anti-EU-Skala (von 1 bis 7) ein. Die Grafik zeigt die Parteipositionen (die Mittelwerte der Expertenantworten pro Partei) auf diesen beiden Skalen. Jeder Punkt stellt eine Partei in einem EU-Land dar. Die österreichischen Parteien sind farblich hervorgehoben (und ja: Zum Zeitpunkt der Befragung war das BZÖ noch im Europäischen Parlament vertreten). Die Punktwolke zeigt eine verkehrte U-Form: Moderate Parteien sind tendenziell eher proeuropäisch eingestellt, während Parteien weiter links und rechts außen stärker EU-skeptisch sind. (Die strichlierte Linie stellt die quadratische Funktion dar, die sich auf Basis dieser Daten schätzen lässt: EU = 1,27 + LR × 1,87 + LR² × -0,19.) Die österreichischen Parteien positionieren sich wie erwartet: Grüne, SPÖ, ÖVP und Neos werden als proeuropäisch eingeschätzt, während die Experten FPÖ, BZÖ und Team Stronach als euroskeptisch einstufen. Wiewohl es also in vielen Ländern Europas linke euroskeptische Parteien gibt (die Punkte in der Grafik links unten), ist diese ideologische Kombination im österreichischen Parteiensystem nicht in relevanter Größe vorhanden. Euroskepsis kommt in Österreich also von rechts – zumindest auf Parteienebene. Die zweite Grafik zeigt, dass auf Wählerseite ein ähnlicher Zusammenhang besteht, wenn auch nicht ganz so stark ausgeprägt. Nach ihrer Einstellung zur europäischen Integration befragt (auf einer Skala von 0 bis 10), antworten Wähler, die sich links einordnen, im Schnitt mit Werten über 6, während Wähler auf der rechten Seite im Mittel etwas niedrigere Werte angeben. Es besteht also eine negative Korrelation zwischen den beiden Merkmalen: Je höher der Wert auf der Links-rechts-Skala ist (also je weiter rechts), desto niedriger ist tendenziell der Wert auf der EU-Skala. Wie die dritte Grafik zeigt, ist dieser Zusammenhang in Österreich vergleichsweise stark ausgeprägt und ähnelt jenem in anderen westeuropäischen Staaten. In einigen Ländern gibt es hingegen kaum eine Korrelation zwischen Links-rechts-Position und Einstellung zur EU, während in vielen Staaten Ost- und Nordeuropas der Zusammenhang negativ ist. Linke Wähler sind dort eher euroskeptisch, rechte Wähler weisen dort proeuropäischere Einstellungen auf. Der Konflikt um die Zukunft der Europäischen Union schlägt sich also in den EU-Staaten auf verschiedene Art und Weise nieder. EU-Skepsis ist mancherorts rechts angesiedelt und andernorts links. Die Auseinandersetzung um die Zukunft der EU wird in ihren 28 Mitgliedstaaten demnach auch vor sehr unterschiedlichen politischen Hintergründen stattfinden. Wissenschaft;Die Arbeitsmarktverwaltung wurde in Österreich zwischen 1917 und 1957 als politisch und rassistisch motiviertes Verfolgungsinstrument eingesetzt. Wien – Wenn Geschichte geschrieben wird, dann passiert das selten in einer Amtsstube. Jedoch ist das Verwaltungswesen kein von seiner Zeit losgelöster Gegenstand, sondern spiegelt auch immer die historischen Vorgänge in der jeweiligen Epoche wider. Dennoch ist eine historisch-kritische Auseinandersetzung mit den einzelnen Einrichtungen der öffentlichen Hand hierzulande eher eine Seltenheit, konstatiert Oliver Rathkolb vom Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien: In Österreich gibt es bislang sehr wenige kritische Institutionengeschichten. Das hat bei uns keine starke Tradition. Jedoch ändere sich das seit einer Weile: Eine wachsende Zahl von Institutionen ist inzwischen bereit, sich ihrer eigenen Geschichte zu stellen. Das gilt anscheinend auch für das Sozialministerium: In dessen Auftrag untersuchten Rathkolb und seine Mitarbeiter die Geschichte der Arbeitsmarktverwaltung in Österreich von 1917 bis 1957. Zwei Jahre lang wälzten die Geschichtswissenschafter Akten des Österreichischen Staatsarchivs, des Deutschen Bundesarchivs sowie historische Bestände der AMS-Landesgeschäftsstellen in Ober- und Niederösterreich. Die Forschungsarbeit wurde heuer abgeschlossen. Dass dieser Untersuchungszeitraum noch in der Endphase des Habsburgerimperiums und nicht mit einem klaren Schnitt in der Ersten Republik beginnt, hat seine Gründe: Im Jahr 1917 wurden erstmals rechtliche Grundlagen für einen zentralstaatlich geleiteten Arbeitsverwaltungsapparat geschaffen. Gerade die vielen Kriegsheimkehrer des Ersten Weltkriegs stellten die Gesellschaft vor große Herausforderungen. Die neugeschaffenen behördlichen Strukturen sollten dabei helfen, die zahlreichen Soldaten auf dem Arbeitsmarkt unterzubringen. Im Zentrum dieser Bemühung stand die Gründung des Ministeriums für soziale Fürsorge – seinerzeit das weltweit erste Ministerium dieser Art. Dieser in der Monarchie beschrittene Weg wurde in der Ersten Republik fortgesetzt: Das zu Kaiserzeiten bloß angedachte Netz der Arbeitsämter wurde nun tatsächlich über das ganze Land gesponnen. Frühe Erfolge blieben jedoch aus, stellt Projektmitarbeiter Mathias Krempl fest: Gegen die wirtschaftlich angespannte Situation jener Zeit kam man auch mit dieser neuen Infrastruktur nicht an. Ein Arbeitslosenanteil von 26 Prozent im Jahr 1933 zeigt, dass die Ämter nur sehr bedingt Erfolge verzeichnen konnten. Ein Jahr später wurde unter Engelbert Dollfuß die austrofaschistische Diktatur errichtet, womit sich die Zielsetzung der Arbeitsämter änderte: Ihre Aufgabe war es von nun an vor allem, Stellen an Mitglieder der Vaterländischen Front, des Freiwilligen Schutzkorps sowie an andere regimetreue Arbeitssuchende zu vermitteln und politisch Andersdenkende entsprechend zu diskriminieren. Beim Sichten der Akten fällt auf, dass es selbst bei der Besetzung der kleinsten Polizeiposten und Trafikantenstellen ständig zu Interventionen von Amts wegen kam und jeder hinsichtlich seiner politischen Gesinnung im großen Stil durchleuchtet wurde, sagt Johannes Thaler, der ebenfalls für diese Studie geforscht hat. Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich 1938 wurde diese bürokratische Vorarbeit dann im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie, die in den Jahren zuvor noch selbst mit dieser Beamtenschnüffelei bekämpft wurde, umfunktioniert. Rathkolb: Es ist sehr typisch für Österreich, dass 1938 alle Institutionen ihre schwarzen Listen ganz schnell zusammenhaben, weil die Stigmatisierung schon vorher klar zugeordnet war. So kommt es hier bereits zu der ersten politisch und rassistisch motivierten Entlassungswelle, noch bevor dazu aus Berlin die Order gegeben worden war. Damit wird die österreichische Arbeitsmarktverwaltung auch zu einem wesentlichen Verfolgungsinstrument gegen die jüdischen Bürger in der Ostmark. Vor allem wird in den Ämtern ein Großteil der Zwangsarbeit in Österreich organisiert, wie Krempl aufzeigt: Da Zwangsarbeit keinerlei Rechtsgrundlage besitzt, mit der man eine Institution in die Schranken weisen kann, hatten die Behörden seinerzeit viel Spielraum. Und den nutzten sie bereitwillig: Die einzelnen Ämter requirierten eigenständig versklavte Arbeitskräfte aus dem besetzten Polen – 1945 bestand ein Drittel der in Österreich Beschäftigten aus Zwangsarbeitern. Nach dem Kriegsende wendet sich in der Zweiten Republik diese Verwaltungsmaschinerie aber genauso wirkungsvoll gegen diejenigen, denen sie vorher noch so zynisch effizient gedient hatte: Die Ämter leisteten zur Überraschung der Forscher einen umfangreichen Beitrag zur Entnazifizierung und veranlassten die Entlassung zahlreicher NSDAP-Mitglieder, deutsche Spitzenbeamte wurden schleunigst abgeschoben. Dass man mit dem Rauswurf der sogenannten Altreichsdeutschen das Problem für gelöst gehalten hat, ist bezeichnend für die von der Opferdoktrin geleitete österreichische Geschichtspolitik, sagt Rathkolb. Da passt es ins Bild, dass es mit dem großen Reinmachen auch schon bald wieder vorbei war: Nachdem das neue Verbotsgesetz 1947 die schwammige Unterscheidung von belasteten und minder belasteten Nazis etablierte, wurden zahlreiche Parteimitglieder im öffentlichen Dienst wieder eingestellt. Spätestens als 1957 die allgemeine NS-Amnestie in Kraft trat, konnten alle wieder in Ruhe ihrer Arbeit nachgehen. Wissenschaft;Mit Verspätung soll nun endlich das neue Kosmodrom im fernen Osten des Landes in Betrieb gehen. Moskau – Russland steht vor dem ersten Start einer Rakete vom neuen Weltraumbahnhof Wostotschny im fernen Osten des Landes. Experten hätten die Sojus-2.1a in einer großen Halle zusammengesetzt und wollten die Startvorbereitungen noch am Donnerstag abschließen, teilte die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos mit. Am kommenden Mittwoch (27. April) um 4.01 Uhr MESZ soll die Rakete abheben und drei Satelliten ins All befördern. Der Schritt soll eine Zäsur in der russischen Raumfahrt einläuten: Moskau will mit dem neuen Weltraumbahnhof unabhängig von Baikonur in Kasachstan werden. Russland pachtet das dortige Areal für 115 Millionen US-Dollar im Jahr. Seit sechs Jahren wird im Gebiet Amur, rund 8.000 Kilometer östlich von Moskau, am neuen Kosmodrom gebaut. Wegen der technischen Probleme musste die erste bemannte Mission von Wostotschny aus allerdings bereits um sieben Jahre auf voraussichtlich 2025 verschoben werden. Die Mittel für Raumfahrtprojekte bis 2025 sind wegen der Wirtschaftskrise in Russland um rund 25 Prozent auf umgerechnet etwa 33,6 Milliarden Euro gekürzt worden. Aber auch schwere Korruptionsvorwürfe und lange nicht ausbezahlte Löhne für Arbeiter überschatteten die Umsetzung des Prestigeprojekts, die ursprünglich für 2015 geplante Inebetriebnahme musste verschoben werden. Wissenschaft;Der Start zweier Satelliten wurde außerplanmäßig eingeschoben, Ende des Jahres sollen bereits 18 Satelliten im All sein. Paris – Europa schickt in diesem Jahr mehr Satelliten für sein geplantes Navigationssystem Galileo ins All als ursprünglich geplant. Die EU-Kommission habe einen zusätzlichen Start von zwei Satelliten angesetzt, teilte der Raketenbetreiber Arianespace am Donnerstag in Evry bei Paris mit. Sie sollen im Mai mit einer russischen Sojus-Rakete vom europäischen Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guyana abheben. Einige Monate später ist bereits ein Start einer Ariane-5-Rakete mit vier Galileo-Satelliten an Bord angesetzt. Damit wären Ende des Jahres 18 Satelliten im Orbit, letztlich sollen es insgesamt 30 sein. Mit Galileo will Europa unabhängig vom amerikanischen System GPS werden. Seine Positionsdaten sollen künftig zum Beispiel von Navigationsgeräten in Fahrzeugen benutzt werden. Allerdings hatte sich das milliardenschwere EU-Prestigeprojekt immer wieder verzögert. Galileo ist das erste von der EU und der Europäischen Weltraumorganisation ESA gemeinsam durchgeführte Projekt. Wissenschaft;'Die ungarische Autorin und Wissenschafterin Zsófia Bán über ihr Heimatland Ungarn, das historische Gedächtnis und eine Atmosphäre von Misstrauen und Angst.. STANDARD: Frau Bán, Sie haben unlängst in Wien mit György Dalos über Ungarn diskutiert, bei einer Veranstaltung betitelt mit der Frage: Wer hat Angst vor Viktor Orbán?. Haben Sie Angst vor ihm? Bán: Es geht nicht um meine persönliche Angst, sondern um die generelle Atmosphäre von Angst im ganzen Land, die von dieser Regierung bewusst geschürt wird, indem sie durch Willkür die Menschen verunsichert, existenziell verunsichert. STANDARD: Schützt Sie Ihr Status als Autorin und Universitätsprofessorin? Bán: In gewisser Hinsicht ja. Ich kann meine Gedanken ausformulieren, im In- und Ausland publizieren, mit Ihnen sprechen. Das ist ein großes Privileg. STANDARD: Auch eine Verantwortung? Bán: Ja. Wer gehört wird, trägt immer auch Verantwortung. Doch auch ich kann mich von einem Tag auf den anderen in einer völlig neuen Situation wiederfinden. Und das ist es, was sie wollen. Unabhängig von der gesellschaftlichen Schicht ist jeder Einzelne ihrer Willkür ausgeliefert. Die Schutzlosigkeit wächst natürlich mit der Armut – für 47 Prozent aller Familien in Ungarn stellt bereits die Ernährung der Kinder ein Problem dar. So sind oft gravierende Kompromisse notwendig, was die allgemeine Frustration und Aggression im Land nur erhöht. Die Krise in Ungarn ist nicht nur eine politisch-ökonomische, sondern, nicht weniger wichtig, eine psychologische. Niemand weiß, was morgen sein wird, man kann nichts planen. Die Folgen für jeden Einzelnen sind verheerend, und die Psyche des Landes wird massiv beschädigt. STANDARD: Szilárd Borbély nannte Debrecen mein Dogville. Können Sie das nachvollziehen? Bán: Als Bild für eine Situation des Ausgeliefertseins und völliger Schutzlosigkeit ja. STANDARD: Gibt es keinen Ausweg für Ungarn? Bán: Zumindest gibt es im Moment keinen Raum für Aufarbeitung, ob persönlich oder kulturell. Ohne diesen Raum ist so etwas wie Katharsis aber nicht möglich, folglich auch keine Aussöhnung, geschweige denn Heilung. STANDARD: Wenn man die Literatur eines Landes als einen Möglichkeitsraum begreift, dann ließe sich auch in der ungarischen Gegenwartsliteratur für die Jahrzehnte vor 1989 eine eigentümliche Abwesenheit von politisch heiklen Themen feststellen. Bán: Das hängt damit zusammen, dass es in Ungarn mit 1989 keinen echten Systemwechsel gegeben hat. Dieses Ausholen auf historisch weit zurückliegende Epochen ist eine der Folgen daraus. Überdies ist Ungarn das einzige postsozialistische Land, in dem die Geheimdienstakte nur streng beschränkt zugänglich sind, und viele Akte sind einfach verschwunden. Alle Regierungen – gleich welcher Couleur – waren sehr gegen eine Offenlegung. Jederzeit kann aus dem Nichts eine Akte auftauchen, um jemanden zu diffamieren; sie sind bis heute ein massives Druckmittel zur Einschüchterung politischer Gegner. Wer da hineinstochert, begibt sich auf vermintes Terrain. STANDARD: Wie viel trägt dieser Umstand zur gegenwärtigen Entwicklung bei? Bán: Kein Land, das sich ernsthaft zur Idee der Demokratie bekennt, sollte die Entstehung einer solchen Situation zulassen. Ein dauerhafter Schatten auf Politik und Bevölkerung entsteht, eine Atmosphäre von Misstrauen, Argwohn und Verdächtigung – das derzeitige Ungarn. So kann keine Demokratie gedeihen. Zudem sind die Zeitzeugen von Krieg und Kommunismus noch sehr präsent – und mit ihnen ihre Geschichten, die permanent zirkulieren. Das kommunikative Gedächtnis unterminiert ständig das historische und verursacht so dauerhafte Spannungen. STANDARD: Warum hält sich das Märchen vom sogenannten Gulaschkommunismus bis heute so hartnäckig? Bán: Retrospektiv und mit heutigem Wissen denke ich, dass es kein Märchen ist, sondern bis zu einem gewissen Grad gestimmt hat. Aber dieses kleine Stück an Freiheit haben wir um einen Preis erkauft, der jetzt negativ auf uns zurückfällt. Die Kontinuität der Manipulation hat zu einer tief verwurzelten Passivität geführt. Es wird noch lange dauern, bis sich in Ungarn politischer Widerstand wieder breit formieren kann. STANDARD: Was geschieht bis dahin? Bán: Ich weiß es nicht. Ich sehe nur, dass die positiven Reformen der Zeit nach 1989 von dieser Regierung skrupellos ausgehöhlt worden sind. Sie hat dabei leichtes Spiel gehabt, weil Ungarn nie eine Phase hatte, in der demokratische Institutionen mit Leben hätten ausgefüllt werden können. Es herrscht eine unfassbare Apathie, und im Moment sehe ich nicht, wie oder wodurch sich das ändern sollte. Es fehlt an einem grundlegenden Respekt vor einer demokratisch organisierten Gesellschaft. STANDARD: Sind Sie politisch engagiert? Bán: Nicht mehr als jeder andere, der mit den Konsequenzen dieser Politik täglich leben muss. Ich unterrichte auch an der Universität, und alleine, was in der Bildung in den vergangenen vier, fünf Jahren zerstört worden ist, kann man nicht anders als tragisch nennen. Die Mittel im Bildungs- und Forschungssektor wurden radikal gekürzt, was die Studierenden ins Ausland treibt und, viel schlimmer, ihnen jeglichen Anreiz nimmt, zurückzukommen. Ich spreche nicht von ein paar Tausend, ich spreche von einer ganzen Generation, die fortgeht, was neben den fatalen ökonomischen Folgen auch einen enormen kulturellen Verlust bedeutet. Ungarns kultureller Reichtum basiert ja auch auf dieser Internationalität, auf Menschen, die fort- und heimgegangen sind. Wenn wir das aufgeben, verlieren wir sehr viel von dem, was uns ausmacht. STANDARD: Was hält Sie in Ihrem Land? Bán: Viele von uns fragen sich das selbst. Als Schriftstellerin ist man zunächst an die Sprache gebunden. Wir haben eine so faszinierende Sprache, Literatur und Kultur, dass ich in einer sehr prekären Lage sein müsste, um das Land zu verlassen. Ich liebe die ungarische Kultur, auch wenn es in Ungarn selbst oft kaum mehr auszuhalten ist. STANDARD: Sie sind als Elfjährige aus Brasilien nach Ungarn übersiedelt ... Bán: Ja, bis dahin kannte ich Ungarn nur von Aufenthalten bei den Großeltern. Brasilien war der Ort meiner Kindheit, meine Heimat. Die Übersiedelung war ein harter Schnitt. Ich habe das wie eine Organtransplantation empfunden, bei der man nie weiß, ob der eigene Körper das fremde Organ annimmt oder abstößt. Ich denke, es hat ganz gut geklappt, aber Operationsnarben bleiben ja für immer. Heute bin ich für diese Doppelidentität dankbar; ich kann durch sie fallweise aus mir heraus- und als eine andere wieder in mich hineintreten. STANDARD: Péter Nádas sagt, Sie hätten die ungarische Literatursprache neu erfunden. Hängt das mit dieser Doppelperspektive zusammen? Bán: Zumindest ist sie ein Vorteil. Aber die ungarische Literatur ist großteils sehr hermetisch, was auch mit dem Fehlen einer Kolonialgeschichte und dem ständigen historischen Kampf nach nationaler Unabhängigkeit zu tun hat. Dadurch trägt in der ungarischen Kultur die Literatur – die Sprache – mindestens so viel politische wie ästhetische Bedeutung. Die kanonisierten Werke sind, wenn auch formal mutig, sehr narrativ und historisch ausgerichtet. STANDARD: Terézia Mora übersetzt Ihre Bücher ins Deutsche. Birgt die Zusammenarbeit mit einer so sprachmächtigen Partnerin Konfliktpotenzial? Bán: Im Gegenteil. Terézia hat unfassbar viel Sprachgefühl und ist eine begnadete Übersetzerin. Ich fühle mich sehr beschenkt. STANDARD: Wir haben jetzt viel über Ungarn und viel zu kurz über Ihre Literatur gesprochen. Sind Sie das Sprechen über Politik manchmal leid? Bán: Es ist das Einzige, das wir jetzt beitragen können. Es wäre unverzeihlich, es nicht zu tun. (Josef Bichler und Patricia Kurucz, Album, 11.7.2015)' Wirtschaft;Chef des Münchner Ifo-Instituts hält Auslandsschulden für verloren. Wien – Manchmal meint es der Zufall ja gut mit einem. So wie zum Beispiel jetzt mit der Denkfabrik Agenda Austria. Den Vortrag des deutschen Ökonomen Hans-Werner Sinn am Dienstag im Oktogon der Bank Austria hatte sie schon im November ausgemacht. Thema: Die griechische Tragödie. Wer hätte damals gedacht, mit diesem Vortrag derart am aktuellen Geschehen teilhaben zu können? Für den Professor und Präsidenten des Münchner Wirtschaftsforschungsinstitut Ifo liegt die Ursache der griechischen Misere auf der Hand: Das Land habe jahrelang über seinen Verhältnissen gelebt. Das lasse sich daran ablesen, dass die Lohnentwicklung in Griechenland konstant über dem Produktivitätswachstum gelegen sei. Dadurch habe das Land seine Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt. Ein weiterer Indikator hierfür sei, dass der Konsum relativ zur Wirtschaftsleistung sehr hoch sei. Während Österreich und Deutschland sich im Bereich 85 bis 90 Prozent bewegten, seien es bei Griechenland um die 113 Prozent. Unerwähnt bleibt bei diesem Vergleich, dass die griechische Wirtschaft in den Krisenjahren um ein Viertel eingebrochen ist. Raus aus dem Euro Auch die rasante Lohnentwicklung im Balkanland sei nur die eine Seite der Medaille, räumt Sinn auf Nachfrage ein. Länder wie Deutschland seien gemessen an ihrer Produktivität zu billig, sie lebten unter ihren Verhältnissen. Höhere Löhne in Deutschland wären gut für das Land und für Europa. Sinns Rat an die Regierung in Athen: Raus aus dem Euro und auf eine Rettung durch Abwertung setzen. Nach vielleicht zehn Jahren, wenn das Land wieder gesundet ist, könnte es wieder zum Euro kommen, so Sinn. Die extrem hohen Auslandsschulden Griechenlands hingegen sind für den Ökonomen Schnee von gestern: Die sind weg. Da können sich die Gläubiger im Kreis drehen. Österreich müsste dann auf 9,2 Milliarden Euro verzichten. Wissenschaft;Was die eiszeitliche Megafauna davon abhielt, die Landschaft leerzufressen, war bisher ein Rätsel. US-Forscher glauben nun eine Antwort gefunden zu haben. Los Angeles / Wien – So unwirtlich und karg man sich die letzte Kaltzeit gerne vorstellt, so spektakulär war ihre Tierwelt. Noch vor wenigen Zehntausend Jahren tummelte sich auf allen Kontinenten eine in jeder Hinsicht beeindruckende Großtierfauna: Mammuts, Wollnashörner oder Riesenhirsche in Eurasien, Riesengürteltiere, Riesenfaultiere oder die flusspferdähnlichen Toxodonten in Amerika. Vor rund 10.000 Jahren war damit allerdings Schluss, allein in Afrika konnten sich einige größere Arten der Aussterbewelle am Ende des Pleistozäns entziehen. Das eiszeitliche Pflanzenfresser-Inventar ist es auch, das Paläontologen seit Jahrzehnten vor ein Rätsel stellt: Wie konnten die damaligen Ökosysteme dem Druck durch die hungrigen Herbivoren so lange Zeit unbeschadet standhalten? Viele Forscher gehen heute davon aus, dass die vegetarische Megafauna durch evolutionäre Mechanismen unter Kontrolle gehalten wurde, bei denen schwindende Ressourcen den Fortpflanzungserfolg schmälerten. Ein internationales Wissenschafterteam um Blaire Van Valkenburgh von der University of California (Los Angeles) hat dagegen nun eine andere Theorie vorgestellt: Nicht etwa Nahrungsmangel und Wasserknappheit haben die größten Landsäugetiere der Erde in die Schranken gewiesen, sondern die großen Raubtiere dieser Zeit. Modellanalysen, bei denen die Forscher von Zahnfunden ausgehend die Größenverhältnisse von Jägern und Beute in Beziehung setzten, weisen darauf hin, dass die sogenannten Hyper-Carnivoren des Pleistozäns – jene Arten, die mindestens 70 Prozent ihres Nahrungsbedarfs mit Fleisch stillen – den Säugetierriesen in maßgeblichem Umfang zugesetzt haben dürften. Bisher war man auf Basis von Beobachtungen der rezenten afrikanischen Großsäuger eher davon ausgegangen, dass Raubtiere kaum Einfluss auf die Populationen der großen Pflanzenvertilger hatten. Nach den im Fachjournal PNAS veröffentlichten Berechnungen konnte es aber etwa ein Rudel europäischer Höhlenhyänen – eine fast doppelt so schwerer Verwandte der modernen Tüpfelhyäne – durchaus mit einem Jungmammut mit einem Gewicht von zwei Tonnen aufnehmen. Jagdgemeinschaften von Säbelzahntigern waren bei jugendlichen Mastodons vermutlich ebenso erfolgreich. Van Valkenburgh und ihre Kollegen sehen in dieser räuberischen Dezimierung der Megafauna einen entscheidenden Einfluss auf die damalige Landschaftsgestaltung: Dass die großen Pflanzenfresser auf diese Weise in Schach gehalten wurden, bedeutete, dass mehr Vegetation übrig blieb, in der wiederum kleinere Säugetierarten und Vögel ihr Auskommen fanden. Kultur;Ähnlichkeiten zwischen "Million Years Ago" und Werk von Ahmet Kaya. Istanbul/London – Mit ihrem neuen Album 25 hat die britische Sängerin Adele in den sozialen Netzwerken der Türkei einen Sturm der Entrüstung ausgelöst: Türkische Musikliebhaber sind davon überzeugt, dass Million Years Ago, eines ihrer Lieder auf dem Album, verdächtige Ähnlichkeit mit einem Stück des vor 15 Jahren im Exil gestorbenen kurdischen Musikers Ahmet Kaya aufweist. Adele hat von uns einen Song gestohlen, warf der Twitter-Nutzer Esra Nur Aydogan nun dem 27-jährigen Star vor. Er veröffentlichte zudem ein Foto, auf dem ein Mann aus Protest eine türkische Flagge an seinem Balkon anbringt. Kaya hatte das Stück Acilara Tutunmak (Sich an den Schmerz klammern) 1985 veröffentlicht, 15 Jahre später starb er mit 43 Jahren in Paris an einem Herzinfarkt. Seine Witwe Gulten Kaya sagte, sie könne sich kaum vorstellen, dass ein internationaler Star wie Adele plagiiere. Sollte die Sängerin aber bewusst kopiert haben, wäre es tatsächlich Diebstahl, sagte die Witwe der türkischen Zeitung Posta. Adeles drittes Studioalbum ist seit seinem Erscheinen am 20. November bereits millionenfach verkauft worden. Inland;Reaktion auf Facebook-Eintrag des FPÖ-Chefs nach Amokfahrt in Graz. Die erste Reaktion von FPÖ-Chef Heinz Christian Strache auf die Amokfahrt in Graz sorgt weiterhin für Kritik. Strache hatte ein Bild des Amokwagens mit dem Begleittext Wahnsinnstat in Graz! Der Täter ist aus Bosnien. Ein religiös begründetes Attentat wird nicht ausgeschlossen! gepostet und den Eintrag erst nach Stunden geändert. Zu den vielen Usern auf Facebook, die kritisieren, dass Strache mit seinem Facebook-Eintrag versucht habe, die Tat mit Islamismus oder Ausländern in Verbindung zu bringen, gehört auch der Sturm-Graz-Spieler Marko Stanković. Schämen Sie sich, Herr Strache!, schreibt der österreichische Fußballspieler. Ich bin in Österreich geboren, meine Eltern sind gebürtige Serben und durch die Fußballkarriere meines Vaters nach Österreich gekommen. Ich bin sozusagen Österreicher mit serbischen Wurzeln. Können Sie anhand dieser Zeilen feststellen, dass der Grund für diese schreckliche Tat sein Herkunftsland ist??? Ich fühle mich durch dieses Posting Ihrerseits persönlich angegriffen und sehe in Ihrem Posting eine grundsätzliche Abneigung gegenüber Leuten mit ausländischer Herkunft!!! (red, 22.6.2015) Kultur;Leopold-Museum bietet Mayländer-Erbin bei Vergleich fünf Millionen Euro. Wien – In der Causa Mayländer verhärten sich die Fronten. Auf der einen Seite versucht die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) seit 18. Jänner, mit täglichen Aussendungen öffentliche Aufmerksamkeit zu generieren. 95 Jahre und 25 Tage wäre die Erbin nach Karl Mayländer demnach heute alt. Wie lange soll sie noch auf die Rückgabe der fünf Schiele-Zeichnungen warten?, lautet die sowohl an das Leopold-Museum (LM) als auch an das Bundesministerium adressierte Frage. Auf der anderen Seite steht die LM-Privatstiftung, deren Vertreter sich um eine faire und gerechte Lösung im Sinne der Washingtoner Prinzipien mit der Erbin bemühte. 2010 hatte die für den LM-Bestand zuständige Michalek-Kommission entschieden: Wäre das Bundeskunstrückgabegesetz anwendbar, dann müssten fünf einst zur Sammlung Mayländer gehörende Arbeiten auf Papier von Egon Schiele restituiert werden. Eine Einschätzung übrigens, zu der man – verglichen mit ähnlich gelagerten Fällen – auch anderer Meinung sein kann. So eindeutig ist ein NS-Entzug nicht immer. Eine Person aus dem familiären Umfeld eines von den Nazis verfolgten, deportierten und umgekommenen Sammlers, die nach dem Krieg ihr überlassene Kunstwerke veräußert: Bei Fritz Grünbaum war es die Schwägerin, diesfalls sah der Kunstrückgabebeirat den Tatbestand des Entzugs nicht – bei Mayländers Lebensgefährtin hingegen schon. Davon unabhängig unterliegen Privatstiftungen nicht dem Bundeskunstrückgabegesetz. Der nach dem Tod Rudolf Leopolds eingeleitete Paradigmenwechsel hatte immerhin zur Folge, dass man begann, sich um Vergleiche mit Erbengemeinschaften zu bemühen. Erfolgreich in so manchem, aber nicht in diesem Fall. Denn stets geht es dabei um finanzielle Abgeltungen. Naturalrestitutionen sind dort kein Thema. Genau das fordert jedoch die IKG in Vertretung der Erbin nach Mayländer. Eine Pattstellung, die trotz vieler Bemühungen und auch aktueller Gespräche hinter den Kulissen nur schwer auflösbar scheint. Es sei Zeit, für Klarheit zu sorgen, forderte jüngst Grünen-Kultursprecher Wolfgang Zinggl: Die Republik ermöglicht das Museum, bei Restitutionsfragen pocht es aber auf seine Sonderrolle als Privatstiftung. Damit muss Schluss ein. Kritiker monieren auch, dass der vom Bundeskanzleramt und Finanzministerium bestellte Vorstand (ausgenommen Elisabeth Leopold), nicht die Interessen der Republik vertreten würde. Letzteres stünde allerdings im Widerspruch zum österreichischen Privatstiftungsgesetz. Im Interesse der Stiftung will man nicht von der bisherigen Vergleichspolitik abweichen. Vermutlich auch, um die Erbin nach Karl Mayländer nicht anders zu behandeln als jene, mit denen man Lösungen fand. Dem Vernehmen nach hätte man sich bis ins Frühjahr 2015 auf einem guten Weg befunden, dann seien die Verhandlungen seitens der Erbin aus unbekannten Gründen abgebrochen worden. Auf etwa fünf Millionen Euro soll sich das seitens LM offerierte finanzielle Angebot belaufen haben. Das entspreche jedenfalls deutlich mehr als 50 Prozent des Marktwertes der fünf Schiele-Arbeiten. Ob Naturalrestitution oder Vergleich: sollte die Mayländer-Erbin dies eingedenk ihres fortgeschrittenen Alters nicht erleben, ist eine 2011 von ihr gegründete Stiftung für autistische Kinder begünstigt, bestätigt Erika Jakubovits (IKG Exekutivdirektorin) auf Anfrage. Wissenschaft;'Dezidiert wertend: Samuel Salzborn leuchtet in seiner Geschichte der politischen Ideen auch die düsteren Ecken des Antikolonialismus aus. Samuel Salzborn hat eine globale Überblicksgeschichte politischer Ideen geschrieben, die sich postkolonialem Kulturrelativismus und postmoderner Beliebigkeit konsequent verweigert. Der Göttinger Politologe liefert eine kurze, gelungene, in der Darstellung stets Grundgedanken der Dialektik der Aufklärung von Theodor W. Adorno und Max Horkheimer reflektierende klassische Theoriehistorie. Zum anderen ruft er die blinden Flecken und die regionale Borniertheit der Mainstream-Politikwissenschaft in Erinnerung, gegen die er eine global orientierte und dezidiert wertende Darstellung setzt. Salzborn versteht seine Arbeit als ein Plädoyer für einen aufgeklärten Universalismus, der begreift, dass Aufklärung und Emanzipation nicht allein ein westliches Projekt sind, was zugleich bedeute, dass auch die Negation von Aufklärung und Emanzipation im globalen Maßstab in den Blick genommen werden muss. Neben einer Zusammenfassung zentraler Positionen der politischen Theorie legt er einen Schwerpunkt auf unterschiedliche Ausprägungen des Antikolonialismus und von Varianten antiemanzipatorischen Denkens außerhalb des westlichen Kontexts. Den sunnitischen Wahhabismus analysiert er als eine Form des reaktionären Konservatismus, wogegen er den Neokonfuzianismus in ostasiatischen Gesellschaften als bewahrenden Konservatismus charakterisiert. Antiindividualismus und Opfermythologie nimmt er nicht nur bei europäischen faschistischen Denkern ins Visier, sondern auch beim hinduistischen Agitator Madhav Sadashiv Golwalkar, bei Vordenkern des maoistischen China und in bestimmten Ausprägungen des afrikanischen und lateinamerikanischen Antiimperialismus. Ausgehend von dem Befund, dass Rassismus und Antisemitismus auch integraler Bestandteil postkolonialer Gesellschaften sind, formuliert Salzborn scharfe Kritik an postkolonialen Theorien wie jenen von Edward Said und Gayatri Chakravorty Spivak. Saids einflussreichem Werk Orientalism wirft er mit überzeugenden Argumenten vor, jede noch so inhumane, barbarische und gegenaufklärerische Entwicklung im Orient gegenüber Kritik zu imprägnieren. Seine Ideen dienten als Einfallstor für soziale Bewegungen, die unter dem Banner des Antikolonialismus antiuniversalistische und antiaufklärerische Positionen proklamieren. Spivak attestiert Salzborn eine Abwehr von Kritik an sexistischen Praktiken in postkolonialen Gesellschaften, die letztlich der Argumentation westlicher Rassisten gleiche. Gegen derartige Kritikverbote hält er fest: Das Problem ist nicht (...), politische Theorien aus anderen als den westlichen Kontexten abzulehnen, das Problem ist, sie zu ignorieren. Salzborn unterscheidet drei differierende Spielarten des Postkolonialismus: Antirassistische Protagonisten wie Martin Luther King jr. oder Nelson Mandela, die vor dem Hintergrund eines universalistischen Gleichheitspostulats argumentieren, grenzt er von Positionen wie jener des antikolonialen Theoretikers Frantz Fanons ab, die zwischen Universalismus und identitären Positionen schwanken; und insbesondere von einem essenzialistischen, völkischen und rassistischen Antikolonialismus, wie er sich in Reinform beim panafrikanischen Agitator Marcus Garvey findet, der Kontakte zum Ku-Klux-Klan pflegte und seine politischen Vorstellungen selbst als Faschismus bezeichnete, den Mussolini dann lediglich kopiert habe. Salzborns Anspruch besteht darin, zwar im empirischen Sinn kultursensibel, im normativen Sinn aber universalistisch zu sein, woraus sich für ihn eine eindeutige Parteilichkeit für jene wie auch immer beschränkten Freiheiten westlicher Gesellschaften ergibt, die jedoch in ihrer Beschränktheit weiter Gegenstand der Kritik sein müssten. Im 21. Jahrhundert benennt er zu Recht die Spielarten sowohl des sunnitischen als auch des schiitischen Islamismus als aggressivste und brutalste Variante eines universalen Antiuniversalismus und macht die terroristische Realisierung islamistischer Herrschaftsansprüche als gegenwärtig größte Bedrohung für Israel aus, dessen Gründung 1948 er nicht nur in seiner weltpolitischen, sondern auch theoriegeschichtlichen Bedeutung diskutiert. Universalistische Theoriebildung sieht Salzborn spätestens seit den Anschlägen von 9/11 in der Defensive. In vielen Theoriedebatten konstatiert er eine Flucht ins Partikulare und Triviale postmoderner Beliebigkeiten, die die intellektuelle Unfähigkeit zur konfliktorientierten Auseinandersetzung um Wahrheitsansprüche paradigmatisch von vornherein suspendiert. Das resultiere maßgeblich aus einer Unfähigkeit, auf Antiamerikanismus, Islamismus und Antisemitismus als die großen antiuniversalistischen Bewegungen des frühen 21. Jahrhunderts mit einer begrifflich selbstreflexiven Kritik zu reagieren. Der Siegeszug der islamistischen Gruppierungen korrespondiere mit einer schwindenden Empathie für den Kampf für Demokratie und Freiheit in der westlichen Welt, der sich in Europa zunehmend in einem projektiven Hass gegen die beiden Staaten richtet, die symbolisch die Ideale von Freiheit und Aufklärung mit militärischer Macht verbinden, also die USA und Israel. Salzborn wird seinem Anspruch, eine gesellschaftstheoretisch argumentierende Globaldarstellung der politischen Theorien zu schreiben, trotz des knappen Raums weitestgehend gerecht. Vor allem aber formuliert er überzeugende Argumente gegen die Sakrosanktsprechung antiaufklärerischer Bewegungen in nichtwestlichen Gesellschaften.' Kultur;'Die beiden Paradiesvögel traten im Rahmen des Jazzfest Wien in der Wiener Staatsoper auf. Wien – Sie sind zwei Paradiesvögel mit einem gemeinsamen Habitat: Angelika Kirchschlager hat vor Jahren den Renommierpartien an den großen Opernhäusern Adieu gesagt, sich bunten Sangesprojekten zugewendet (u. a. mit Konstantin Wecker). Rufus Wainwright, der komponierende Sänger, hatte nicht nur immer schon ein Faible für Oper. Er hat sogar schon eine komponiert: Prima Donna. Vor einigen Jahren sind die beiden dann erstmals bei einem Schweizer Festival aufeinandergetroffen und ein Duett aus Così fan tutte gesungen. Beim Jazzfest Wien tauschten die zwei nun ab und zu ihre angestammten musikalischen Kleider: Kirchschlager tat sich mehrmals im Great American Songbook um, Wainwright trug drei Lieder aus Hector Berlioz Zyklus Les nuits dété vor. Ging das gut? Zum Teil. Wainwright ist ja ein gottbegnadeter Sänger: Gebt diesem Mann eine einzige lange Note, und schon ist sogar ein Riesenhaus wie die Staatsoper erfüllt mit Präsenz, Intensität und Spannung. Drei der Berlioz-Lieder interpretierte der US-Amerikaner mit Charme, Leichtigkeit, Mikro und tauglichem Französisch. Richtig wundervoll wurde es aber bei eigenen Songs (etwa Vibrate, Les Feux dartifice tappellent, Cigarettes and Chocolate Milk): Auch da hat sich Wainwright selbst ja ganz, ganz viele lange Noten hineingeschrieben. Über dem sanft plätschernden Wellengang der Klavierbegleitung zieht die Singstimme ihre sonnige Bahn; jene des 41-Jährigen erinnerte in ihrer hellen Leichtigkeit und dem entspannten Vibrato an den frühen Billy Joel; eine Hauch Schärfe à la Willie Nelson war auch mit dabei. In Sachen Entertainerqualität reichte der Sohn zweier Musiker an Robbie Williams heran (mit dem er auch schon zusammengearbeitet hat): ein Vollprofi. Im hellen Anzug und Ledersandalen servierte Wainwright in den Zwischenmoderationen entspannt eine Pointe nach der anderen. Angelika Kirchschlager agierte da insgesamt ein wenig unfreier. Angetan mit einem luftigen Kleid, auf dem fröhliche Farben miteinander kollidierten, mühte sich die sympathische Mezzosopranistin, bei ihren Interpretationen einiger Broadwaysongs (We Kiss in a Shadwow; Not While Im Around) ihre Opernstimme hintanzuhalten; speziell in der hohen Lage gelang ihr das leider nicht. Will man Sondheim-Songs oder The Rose à la Christa Ludwig hören? Selbst in der Staatsoper will man das nicht. Aber Kirchschlagers Gretchen am Spinnrade war natürlich top. Wenn Wainwright nicht selbst am Flügel saß, begleitete Sarah Tysman die beiden ganz fein, nur bei Not While Im Around waren da ein paar seltsame Akkorde. Himmlische Begeisterung in der Wiener Staatsoper nach dem finalen Halleluja-Duett.' Wissenschaft;'Vollmond am 23., Jupiter strahlt aus dem Löwen. Rasch verlängern sich die lichten Tage, vom 1. mit 11 Stunden, vier Minuten bis 31. mit 12 Stunden 50 Minuten. Die Dämmerungsdauer ab Sonnenuntergang bis 12 Graden Sonnentiefe dauert 1 Stunde 8 Minuten. Die Sonne als Wandelgestirn im Tierkreis erreicht am am 20. um 5h30 den Anfang des Tierkreiszeichens Widder, Tagundnachtgleiche – Frühlingsbeginn. Der Mond steht am 2. im Letzten Viertel im Schlangenträger bei Saturn. Die feine Altlichtsichel können wir am 7. tief in der Morgendämmerung im OSO sehen, am 9. haben wir Neumond, der eine bei uns unsichtbar Totale Sonnenfinsternis bringt. Am 10. steht die zarte Neulichtsichel tief in der Abenddämmerung nahe W und seine Erdnähe durchläuft der Mond im Walfisch. Am 15. ist das Erste Viertel im Stier erreicht. Am 21. steht der Mond bei Jupiter, Vollmond haben wir am 23. in der Jungfrau, der mit einer bei uns unsichtbaren partiellen Halbschatten-Mondfinsternis verbunden ist. Am 25. erreicht der Mond die Erdferne in der Jungfrau, am 28. und 29. steht er bei Mars und am 29. und 30. bei Saturn. Merkur bleibt unsichtbar. Venus kann bis 13. tief in der Morgendämmerung nahe OSO aufgespürt werden und wechselt vom Steinbock in den Wassermann. Mars leuchtet in der zweiten Nachthälfte anfangs tief nahe SO, später höher bis nahe S. Er zieht von der Waage in den Skorpion. Jupiter strahlt in der ganzen Nacht aus dem Löwen zunächst tief aus dem O, später hoch im OSO. Saturn finden wir in der späteren zweiten Nachthälfte anfangs vorerst tief im SO, später im SSO im Schlangenträger. Sternbilder: Die Karte gilt für 1. um 21h16 und für 31. um 19h18; der Kreis mit J markiert Jupiter, der Kreisbogen zeigt die Milchstraße. Freiluftplanetarium Sterngarten Georgenberg, Wien 23 bei Wotrubakirche: Sa. 19.3. 11h30 Frühlingstagundnachtgleichen-Mittag, Erläuterung an der Tierkreisscheibe, dazu bei Schönwetter Mittagsdurchgang der Sonne. Stadtlokal Wien 1, Walfischg. 12, 1.Stock, Festsaal: Sa.5.3. 19h: An der Grenzfläche von Licht und Gravitation. Mit Exkurs zu Gravitationswellen (R. Vucsina). Näheres Tel. 01 889 35 41 oder beim Astronomischen Büro.' Wissenschaft;Forscher entdeckten in Anatolien 9.000 Jahre alte Spuren, die zeigen, dass bereits die ersten Bauern Bienenprodukte regelmäßig nutzten. Bristol/Wien – Die Angst geht um, dass sie eines Tages gänzlich verschwinden könnte. Die Honigbiene, das weithin beliebteste aller Insekten, ist mit verschiedensten Herausforderungen konfrontiert: Klimawandel, Umweltgifte und nicht zuletzt die Varroamilbe, mittlerweile in so gut wie jedem Stock zu finden, machen den fleißigen Blütenbestäubern zu schaffen. Sollten ihre Bestände signifikant einbrechen, hätte dies unabsehbare Folgen für die Landwirtschaft. Kein Wunder also, dass die Honiglieferantin heute zu den am besten erforschten Insekten zählt. Umso überraschender mag sein, dass bei der jahrtausendealten Beziehung zwischen Menschen und Bienen immer noch vieles im Dunkeln liegt. Einzelne Hinweise darauf, dass man sich schon recht früh bei den Bienen bedient hat, finden sich bereits auf prähistorischen Felsbildern in Spanien. Altägyptische Wandgemälde aus der Zeit des Alten Reichs präsentieren sogar Beispiele für die Vorläufer moderner Bienenzucht. Ab wann die ersten Bauern im Neolithikum nicht nur vereinzelt, sondern regelmäßig Bienenprodukte wie Honig oder Wachs gesammelt haben, blieb dagegen bisher unklar. Verantwortlich dafür ist vor allem das weitgehende Fehlen von eindeutigen archäologischen und fossilen Belegen für die Verbreitung der Honigbiene (Apis mellifera) in den vergangenen 10.000 Jahren. Diese Lücke konnten nun britische Forscher um Mélanie Roffet-Salque von der University of Bristol schließen. Um die frühe Beziehung zwischen neolithischen Farmern und der Honigbiene aufzudecken, sahen sich die Archäologen allerdings keiner leichten Aufgabe gegenüber. Sie nutzten die Tatsache aus, dass Bienenwachs unter anderem aus einem komplexen Gemisch unterschiedlicher Lipide besteht, deren Zusammensetzung konstant bleibt. Nach diesem chemischen Fingerabdruck fahndeten die Wissenschafter auf rund 6400 Tonscherben von über 150 Fundorten im neolithischen Europa, Nahen Osten und Nordafrika. Ihre Anstrengungen blieben nicht unbelohnt: Tatsächlich fanden sich Hinweise auf Bienenwachs in praktisch allen untersuchten Regionen – und zur Überraschung der Forscher reichen diese weiter in die Vergangenheit zurück, als man bisher angenommen hatte. Selbst die ältesten untersuchten Scherben aus Catalhöyük und Cayönü Tepesi im heutigen Anatolien lieferten eindeutige Belege für die maßgebliche Rolle, die Honigbienen in diesen Kulturen gespielt haben dürften. 9000 Jahre sind diese Wachsfunde alt – ein Rekord, wie Roffet-Salque meint: Soweit wir wissen, ist dies der bislang früheste Nachweis einer Nutzung der Honigbiene durch neolithische Bauern. Aus den im Fachjournal Nature präsentierten Ergebnissen konnten die Wissenschafter freilich noch einiges mehr ablesen: So gaben die Funde etwa auch den Weg preis, den die Gewinnung von Bienenprodukten vom Nahen Osten nach Europa genommen hat. Über 7000 Jahre alte Wachsreste auf Scherben aus der Westtürkei und dem Balkan lassen den Schluss zu, dass sich die Nutzung der Honigbiene zeitgleich mit der Einführung landwirtschaftlicher Fertigkeiten verbreitet hat. Selbst in Mittel- und Nordeuropa entdeckten die Archäologen Hinweise auf Bienenwachs, die zum Teil nur wenige Jahrhunderte jünger sind als jene vom Balkan. Ab dem 57. nördlichen Breitengrad allerdings reißen die Wachsfunde abrupt ab, vermutlich weil die Honigbiene während der Jungsteinzeit nicht weiter in den Norden vordrang. Warum das Insekt so eine große Bedeutung hatte, liegt für die Forscher auf der Hand: Der hauptsächliche Grund für die Nutzung der Biene war mit Sicherheit der Honig. Dieses kostbare Nahrungsmittel war lange Zeit die einzige Möglichkeit, Speisen zu süßen, erklärt Roffet-Salque. Dennoch dürfte das Bienenwachs für die Menschen des Neolithikums einen ähnlich hohen Stellenwert besessen haben, etwa als Medizin, für bestimmte Rituale oder schlicht, um damit poröse Tongefäße abzudichten. Panorama;36-köpfige Gruppe wollte offenbar mit Waffen in Land einreisen. Amman – Der jordanische Grenzschutz hat nach offiziellen Angaben an der Grenze zu Syrien zwölf Menschen erschossen, die aus dem Bürgerkriegsland einreisen wollten. Es habe gewaltsame Zusammenstöße mit einer 36-köpfigen Gruppe von Einreisewilligen gegeben, von denen einige Waffen bei sich gehabt hätten, teilte die jordanische Armee am Samstag mit. Zudem sei eine große Menge Rauschgifts beschlagnahmt worden. Zwölf Menschen seien erschossen und mehrere weitere verletzt worden, erklärte das Militär. Einige Mitglieder der Gruppe seien zurück nach Syrien geflohen. Jordanien fürchtet, dass Jihadisten den Flüchtlingsandrang aus Syrien ausnutzen könnten, um unbemerkt ins Land zu gelangen. Von den tausenden Menschen, die an der Grenze auf eine Einreise hoffen, lässt das Königreich nur einige Dutzend pro Tag durch. Wissenschaft;Astronomen schließen aus Aufnahmen der Dawn-Sonde, dass Ceres geologisch einmal sehr dynamisch gewesen sein muss. Köln/Washington – Die mysteriösen hellen Flecken auf seiner Oberfläche, die Astronomen zuletzt auf Trab gehalten haben, sind nicht das einzige, womit der Zwergplanet Ceres aufwarten kann. Auf Bildern der Raumsonde Dawn entdeckten Forscher weiters zahlreiche Krater, in denen ein Berg steht, sowie Hinweise auf ehemalige Materialflüsse oder Hangrutschungen. Und gewissermaßen als Prunkstück sahen sie einen fünf Kilometer hohen pyramidenförmigen Berg, der sich einsam aus seiner Umgebung erhebt: In Relation zu einem Himmelskörper, der weniger als ein Zehntel des Erddurchmessers hat, ist das ein wahrer Gigant. Ceres muss geologisch einmal sehr dynamisch gewesen sein, folgern die Forscher aus der abwechslungsreichen Oberfläche des Zwergplaneten. Ceres scheint durch viel komplexere geologische Prozesse geprägt worden zu sein als bisher vermutet, sagte DLR-Planetenforscher Ralf Jaumann. Die hellen Flecken und auch der Berg könnten ein Beleg sein für besondere Aktivitäten in der Kruste, meinte Jaumann. Und die besagten Flecken, von denen man mittlerweile noch mehr ausgemacht hat, sollen mit Spektralmessungen näher untersucht werden. Eis oder Salz könnten der Ursprung dieses Phänomens sein, vermuten die Forscher. Panorama;Ungarische Regierung nimmt Massenausreise hin, kaum Flüchtlinge in Budapest. Der Budapester Ostbahnhof bot Sonntagmittag ein entspanntes Bild. Die Flüchtlinge, die dort zu Tausenden festgesessen hatten, sind bis auf ein paar Dutzend Menschen verschwunden. Die letzten größeren Gruppen fuhren am Vormittag im Stundentakt zum ungarischen Grenzbahnhof Hegyeshalom. Die Flüchtlinge hatten für die Fahrt reguläre Fahrscheine der Ungarischen Staatsbahnen (MAV) erworben. Die Grenze zu Österreich ist für sie seit Samstagfrüh offen. Denn in der Nacht zum Samstag trat im ungarischen Flüchtlingsdrama eine abrupte Wende ein. Kanzleramtsminister János Lázár trat vor die Kameras und verkündete, dass die Flüchtlinge nun mit Autobussen zur ungarischen Grenze gebracht würden. Um halb eins in der Nacht fuhren am Budapester Ostbahnhof 70 Busse der Budapester Verkehrsbetriebe vor. Freiwillige Helfer weckten die in der Unterführung schlafenden Menschen auf, die ihr Glück kaum glauben wollten. Eine knappe Stunde später setzte sich das erste Fahrzeug in Bewegung. 30 weitere Busse sammelten rund 1200 Flüchtlinge auf der Autobahn westlich von Budapest ein. Diese hatten sich am Nachmittag dazu entschlossen, zu Fuß nach Österreich zu gehen. Ungarn hatte die Flüchtlinge bis dahin festgehalten, weil es sich streng an die EU-Regeln hielt, darunter das Dublin-III-Abkommen. Doch Regierungschef Viktor Orbán hatte, abgesehen von Geldforderungen, keine Anstalten gemacht, mit Österreich und Deutschland, dem Hauptzielland der Flüchtlinge, darüber ins Gespräch zu kommen, wie man die Krise gemeinsam lösen könnte. Offenbar wollte er in populistischer Manier der Welt demonstrieren, wie absurd die EU-Vorschriften sind. Er wollte Stärke zeigen – auf Kosten notleidender Menschen. Allerdings geriet die Lage zusehends außer Kontrolle: Der Marsch von mehr als 1000 Flüchtlingen auf der Autobahn, unter ihnen Mütter mit ihren Kleinkindern und Kriegsversehrte, sowie die 500 verzweifelten Menschen auf dem Bahnhof von Bicske, die in einen Zug gelockt worden waren, um gegen ihren Willen in das nahe Lager gebracht zu werden, erzeugten in den Weltmedien Bilder, die für Ungarn nicht mehr auszuhalten waren. Sein zynisches Krisenmanagement hat Orbán nun in der restlichen EU vollends isoliert. Als er Freitagabend den österreichischen Bundeskanzler Werner Faymann wegen der überraschenden Ausreise der Flüchtlinge kontaktieren wollte, wurde ihm beschieden, dass der Kanzler am nächsten Morgen um 9.00 Uhr zur Verfügung stünde. Es war natürlich eine kalkulierte Retourkutsche für Orbáns bislang an den Tag gelegtes diplomatisches Handeln. Die ungarischen, deutschen und österreichischen Behörden verständigten sich kurz darauf auf die Vorgangsweise. Wissenschaft;US-Forscher begaben sich auf die Spur eines rätselhaften ausgestorbenen Raubtiers. New York – Säugetiere hat es immer wieder ins Meer gezogen. Sich diesen Lebensraum zunutze zu machen, ist offenbar eine recht erfolgreiche Strategie, wie Wale, Robben, Seekühe und Seeotter zeigen. Außer diesen rezenten Tiergruppen hat es jedoch auch einige Anläufe gegeben, denen nur vorübergehender Erfolg beschieden war. Mittlerweile ausgestorben sind beispielsweise die optisch am ehesten noch an Flusspferde erinnernde (mit diesen aber nicht verwandte) Ordnung der Desmostylia oder das große, nach Seegras tauchende Faultier Thalassocnus. Ein weiteres Beispiel ist der Meer-Bär Kolponomos, der vor etwa 20 Millionen Jahren an der Nordwestküste Nordamerikas lebte und sich von Muscheln und anderen Schalentieren ernährte. Die Tiere dürften etwas über einen Meter lang gewesen sein und einen kräftigen Körperbau gehabt haben – und entsprechend ihrer Nahrung ein noch kräftigeres Gebiss. Zu diesem Thema haben Forscher am American Museum of Natural History nun neue Röntgenuntersuchungen an Fossilien von Kolponomoskiefern durchgeführt und anschließend Computersimulationen zur Beißkraft des Tiers erstellt. Wie die Forscher in den Proceedings of the Royal Society B berichten, stellten sie dabei Parallelen zur bekannten Säbelzahnkatze Smilodon fest. Kolponomos dürfte gefressen haben, indem er sich mit seinem Unterkiefer gleichsam verankerte, dann den Kopf kraftvoll nach vorne rucken ließ und so die Muscheln von Felsen abriss: Ähnlich einem Flaschenöffner – aber eben auch ähnlich einer Säbelzahnkatze, auch wenn das System hier auf eine völlig andere Nahrungsquelle angewandt wurde. Die Art der Nahrung entsprach der von heutigen Seeottern, welche jedoch auf ganz andere Weise an ihre Beute kommen: Sie lösen Muscheln mit ihren Pfoten oder sogar mit Werkzeugen vom Untergrund, ehe sie sie dann im Maul knacken. Kolponomos hatte also seine ganz eigene Nische gefunden, so die Forscher. Die Parallelen zu Smilodon sind kein Hinweis auf eine Verwandtschaft, sondern ein Fall von konvergenter Evolution, wie die Forscher betonen. Seit die ersten Kolponomos-Fossilien in den 1960er-Jahren gefunden wurden, ist zwar immer noch rätselhaft, welchen Platz im Stammbaum der Raubtiere genau der Meer-Bär einnahm. Als sicher gilt jedoch, dass er nicht zu den Katzen-, sondern zu den Hundeartigen gehörte, also zu jener vielfältigen Hälfte der Raubtiere, zu der außer Hunden auch Marder, Bären und Robben zählen. Wissenschaft;Die Prinzipien von Open Innovation sollen helfen, potenziell alle Menschen in die Wissenschaft einzubeziehen. Wien – Knapp 50 Millionen Kunstwerke von Boticelli bis zu Dadaismus auf neue Art in Design-Apps und -Spielen für Bildung oder Tourismus zu nutzen – damit beschäftigt sich das EU-Projekt Europeana Creative, geleitet von der Österreichischen Nationalbibliothek. Die Wiener Boku nimmt dagegen am EU-Projekt Pasta teil, das mithilfe von Onlinebefragungen Zusammenhänge von Mobilitätsverhalten und körperlicher Aktivität untersucht. Die FH Technikum Wien wiederum an einem Projekt, das den Abbau von Hürden beim Technologietransfer zwischen FHs und Klein- und Mittelbetrieben im Fokus hat. Das sind drei der Best-Practice-Beispiele, die auf der Plattform zu Österreichs Strategiesuche in Sachen Open Innovation präsentiert werden. Die Projekte zielen auf Bürgerbeteiligung, Wissensweitergabe oder eine andere Form von Vernetzung ab. Tatsächlich bleibt der Begriff, den die Initiative als gezielte, systematische Öffnung von Innovationsprozessen in Organisationen beschreibt, abstrakt und schwer fassbar in der Vielzahl seiner möglichen Ausformungen. Open Innovation ist in der Tat zu einem Catch-all-Begriff geworden, einem weit aufgespannten Netzwerkbegriff, der helfen soll, die Innovationsagenda voranzutreiben, sagt die Wissenschaftsforscherin und Forschungsrätin Helga Nowotny. Aus meiner Sicht ist es ein Appell an möglichst alle mitzuwirken, um die Dynamik des Wirtschaftswachstums durch Innovation zu unterstützen. Es gehe darum, den informellen Sektor, die Zivilgesellschaft und andere noch nicht ausgeschöpfte Innovationspotenziale der Gesellschaft zu nutzen, so Nowotny. Start-ups sind dabei der sichtbarste, aber nur ein kleiner Teil. Der vom Verkehrs- sowie vom Wissenschafts- und Wirtschaftsministerium initiierte Strategieprozess zu Open Innovation hat zuletzt eine Konkretisierung in Form von 15 Maßnahmen, die zur Debatte gestellt wurden, erfahren. Matchmaking-Plattformen sollen etwa das richtige Wissen an den richtigen Ort bringen. Anreizsysteme könnten Forschungsprojekte mit unüblichen Akteuren begünstigen. Die Öffnung von Förderprogrammen für Bürger und faire Abgeltung der Auslagerung von Arbeit durch Crowdworking werden diskutiert. Eine Institution, die ihre Idee von Open Innovation bereits in konkrete Prozesse überführen konnte, ist die Ludwig-Boltzmann-Gesellschaft. Im Rahmen der Initiative Open Innovation in Science zielte das Projekt Cris (Crowdsourcing Research Questions in Science) darauf ab, Nichtwissenschafter in die Erforschung psychischer Erkrankungen einzubeziehen. Die Idee kommt aus der Diabetes-Forschung in Harvard, erklärt Boltzmann-Geschäftsführerin Claudia Lingner. Dort bezog man Ideen Betroffener mit ein, um aus einer festgefahrenen Situation aus immer gleichförmigeren Hypothesen herauszukommen. Wir haben viele Gespräche geführt, Selbsthilfeorganisationen, Krankenhäuser und Forschungseinrichtungen kontaktiert und ein großes Netzwerk aufgebaut, berichtet Lingner von der Suche nach der Community für das Projekt, das nach außen Reden Sie mit! genannt wurde. Auf einer Onlineplattform antworteten Betroffene, Angehörige und Experten in 400 Statements auf maßgeschneiderte Fragen. Im folgenden Analyseprozess wurden 700 Textstellen extrahiert, in Themenclustern geordnet, diese wiederum einem Onlinevoting unterzogen und von einer Jury bewertet. Herauskristallisiert haben sich Themen wie die Gesunderhaltung von Kindern und Jugendlichen in einem von psychischer Krankheit geprägten Umfeld, Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen und Versorgungsaspekte im Bereich der stationären Betreuung. Wichtig ist, dass man die Erwartungshaltungen bei den Projektbeiträgern nicht nur schürt, sondern die Ergebnisse auch tatsächlich umsetzt, betont Lingner. Wir werden uns also in einem künftigen Projekt mit einem der Themen beschäftigen. 2016 planen Lingner und ihr Team im Projekt Lois (Lab for Open Innovation in Science) Wissenschafter mit Open-Innovation-Methoden vertraut zu machen. Unterschiedliche Logiken von Märkten und Wissensbereichen, neue Organisationsformen von Zusammenarbeit und Umgang mit geistigem Eigentum werden besprochen. Falk Reckling bemüht sich für den Wissenschaftsfonds FWF um die Umsetzung von Open Access – also dem freien Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen im Internet – in Österreich, was bis 2025 möglich sein sollte, wenn der politische Wille da ist. Die Problematik um Open Innovation und geistigem Eigentum, also der Gegensatz von offenen Forschungsprozessen und exklusiver Verwertung, berührt Open Access nicht, weil das Sichern der Verwertungsrechte ohnehin vor der Publikation erfolgt. Auch die Frage der Bewertung von Wissenschaft stellt sich neu. Es bilden sich jetzt einige Modelle heraus, die auch die Begutachtung offener, transparenter und nachvollziehbarer gestalten, sagt er. Eine Maßnahme, die bereits von einigen Zeitschriften angewendet wird, ist, dass Gutachter künftig nicht zwangsläufig anonym sind. Probleme sieht Reckling in einem anderen Aspekt: Es gebe mehrere Strategieprozesse auf EU- und nationaler Ebene mit ähnlich gelagerten Thematiken, von der Roadmap für den europäischen Forschungsraum bis zu den Prinzipien von Responsible Research and Innovation. Möchte man alle diese Prozesse abdecken, ergibt das eine Anforderungsexplosion für die Wissenschafter. Sie sollen ethisch korrekt, ökonomisch relevant, mit sozialem Impact, inter-, trans- und multidisziplinäre Hochrisikoforschung betreiben, Durchbrüche erzielen und auch noch die Gesellschaft einbinden. Und das alles soll auch noch evaluiert werden, spitzt Reckling zu. Wir müssen entscheiden, welche Anforderungen sinnvoll sind und welche nur die Bürokratie aufblasen. Ungeklärte Widersprüche, die der Begriff Open Innovation birgt, sieht auch Helga Nowotny. Es wird notwendig sein, sich nach der ersten Phase des enthusiastischen Ausprobierens mit dem Wirkungspotenzial der verschiedenen Formen von Open Innovation intensiv zu befassen. Eine Risikoanalyse könne realistische Grenzen von Erwartungen aufzeigen. Letztlich geht es darum, die verschiedenen Einzelperspektiven zusammenzubringen. Innovation ist dann als ein Ökosystem zu sehen, das aus dem Zusammenwirken der verschiedenen Teile seine Dynamik bezieht. Wissenschaft;Forscher hatte sich mit Quantenoptik und Nanophotonik befasst. Eindhoven – Die Technische Universität in Eindhoven hat im vergangenen Jahr einen russischen Wissenschafter wegen Spionageverdachts fristlos entlassen, wie die Uni nun mitteilte. Der niederländische Geheimdienst AIVD hatte die Universität nach einem Tipp des deutschen Verfassungsschutzes darüber informiert, dass Ivan A. ein Sicherheitsrisiko sei. Nachdem das Außenministerium seine Aufenthaltsgenehmigung zurückgezogen hatte, war der Mann nach Russland zurückgekehrt, teilte der AIVD mit. Die Spezialgebiete von Ivan A. waren nach Informationen der Universität Quantenoptik und Nanophotonik. Dabei geht es um Grundlagenforschung etwa zur Entwicklung von ultraschnellen Computern. Der Verfassungsschutz sei dem Mann zufällig bei der Beobachtung eines russischen Diplomaten auf die Spur gekommen, hatte zuvor das Nachrichtenmagazin Der Spiegel berichtet. Er hatte dem Blatt zufolge von 2009 bis 2011 jeweils für mehrere Monate am Max-Planck-Institut im bayerischen Erlangen geforscht. Im Juli 2014 sei er in Düsseldorf verhört worden. Gegenüber dem Spiegel bestritt er die Vorwürfe. (APA, 29. 7. 2015) Wissenschaft;Das Fossil eines Dinosaurierbabys auf Madagaskar erzählt die Geschichte eines Lebens mit ungewöhnlicher Wachstumsrate und ohne Happy End. St. Paul / Wien – Ausgewachsen wäre er 15 Meter lang geworden – als Baby reichte er einem Menschen nur bis zum Knie. Das Fossil eines jungen Rapetosaurus krausei, das in der Maevarano-Formation auf Madagaskar gefunden wurde, zeigt, auf welch ungewöhnliche Weise die Dinosaurier aus der Gruppe der Sauropoden heranwuchsen. Diese langhalsigen Pflanzenfresser, unter denen Rapetosaurus nur im Mittelfeld lag, stellten mit Maximalmaßen von über 30 Metern Länge und 80 Tonnen Masse die größten Landtiere aller Zeiten. Trotzdem schlüpften sie aus Eiern, die kaum größer waren als die von einem der größten bekannten Vögel: dem nur 400 Kilogramm schweren Elefantenvogel, der ebenfalls auf Madagaskar lebte und dort erst in historischer Zeit vom Menschen ausgerottet wurde. Dass fast 200-mal so schwere Sauropoden keine größeren Eier legten als der Vogel, liegt schlicht an der Physik: Um stabil zu bleiben, müsste ein noch größeres Ei eine so dicke Schale haben, dass der Embryo darin ersticken würde. Der kleine Rapetosaurus dürfte bei der Geburt 2,5 bis 4,3 Kilogramm gewogen haben, entsprach also den Dimensionen eines menschlichen Babys. Das sollte sich aber sehr schnell ändern: Nur zwei Monate später brachte er schon 40 Kilo auf die Waage, rechnen US-Forscher in der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Science vor. In absoluten Zahlen gemessen, legte kein anderes Landwirbeltier, Wale miteingerechnet, zwischen Geburt und Erwachsenenalter derart an Größe zu wie die Sauropoden. Sie wuchsen aber nicht nur im Eilzugtempo, sondern auch auf eine andere Weise als viele heutige Tierarten, berichtet das Team um Kristina Curry Rodgers vom Macalester College. Die Forscher untersuchten mittels Computertomografie das Wachstumsmuster der Knochenzellen in den Rapetosaurusfossilien. Dabei stellten sie fest, dass der Kleine keinerlei Kindchenschema aufwies. Er entwickelte sich wie eine maßstabsgetreue Miniaturversion eines erwachsenen Rapetosaurus. Kindchenschema im weiteren Sinne bezieht sich nicht nur auf eine als niedlich empfundene Gesichtspartie. Auch die Gliedmaßen und andere Teile der Anatomie haben bei den meisten Vögeln, Säugetieren und selbst nichtsauropoden Dinosauriern andere Proportionen als bei erwachsenen Exemplaren. Nicht so jedoch beim kleinen Rapetosaurus von Madagaskar. Curry Rogers und ihre Kollegen interpretieren dies so, dass er als Nestflüchter von Anfang an auf sich gestellt war. Kindchenschema geht mit elterlicher Fürsorge einher, für die es bei Sauropoden – anders als bei anderen Dinosauriergruppen – noch keine eindeutigen Belege gibt. Die Miniversion einer erwachsenen Anatomie dürfte dem Rapetosaurus in seinem erzwungenermaßen unabhängigen Leben geholfen haben. 2012 wies eine Schweizer Studie im Magazin Biology Letters darauf hin, dass ein solcher Wachstumszyklus zu einem entscheidenden ökologischen Unterschied zwischen der Dinosaurier-Ära und der Gegenwart geführt haben dürfte. Die großen Pflanzenfresser von heute sind Säugetiere. Solange sie sich von der Muttermilch ernähren, haben sie keine direkte Auswirkung auf ihre Umwelt. Und nach dem Abstillen sind sie bereits groß genug, dass sie dieselbe ökologische Nische besetzen wir ihre Eltern. Ganz anders bei den Riesendinos: Sauropodenkinder konnten noch nicht die gleichen Nahrungsquellen erschließen wie die gigantischen Erwachsenen. Sie fraßen sich also im Lauf ihres Lebens von einer Nische in die nächste hoch. Eine Umgebung, die heute mehreren Säugetierarten verschiedener Größe Platz bietet, hätte damals eine einzige Dino-Art mit ihren extrem unterschiedlichen Lebensstadien abgeweidet. Mit der Folge, dass die Artenvielfalt der Dinosaurier vergleichsweise klein blieb: Ein gewichtiger Nachteil im Fall globaler Umwälzungen wie der vor 66 Millionen Jahren – nicht zuletzt deshalb, weil es dadurch just an kleineren Spezies mangelte, die bei Massenaussterbeereignissen in der Regel bessere Überlebenschancen haben als großgewachsene. Für den verhinderten Riesen von Madagaskar spielte dies freilich keine Rolle, er fiel schon einer früheren Katastrophe zum Opfer. Aus dem Fossilienbefund weiß man, dass seine Heimat in der späten Kreidezeit immer wieder von verheerenden Dürren heimgesucht wurde. In einer solchen Zeit der Not ist der Rapetosaurus – das zeigt die gestörte letzte Wachstumsphase seiner Knochenzellen – irgendwann im zarten Alter von 39 bis 77 Tagen verhungert. Wissenschaft;"EFREtop" soll Projekten im Bereich industrieller Forschung und experimenteller Entwicklung zugute kommen. Wien – Im Rahmen des neuen Programms EFREtop steht ein mit über 50 Millionen Euro gefüllter Fördertopf für Unternehmensforschung zur Verfügung. Bis 2020 können 41,5 Mio. Euro aus dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) abgerufen werden, die Forschungsförderungsgesellschaft FFG steckt weitere zehn Mio. Euro in den Topf. Das Programm startet am 21. Dezember, teilte die FFG am Donnerstag mit. In dem Programm werden Projekte im Bereich industrieller Forschung sowie experimenteller Entwicklung gefördert. Antragsberechtigt sind alle Unternehmen aus Österreich mit Ausnahme von Wien. Laut den FFG-Geschäftsführern Henrietta Egerth und Klaus Pseiner ist das Programm besonders für Firmen geeignet, die bereits in Forschung und Innovation aktiv sind,. Bei Projekten der industriellen Forschung können maximal 50 Prozent der Projektgesamtkosten gefördert werden, die Obergrenze der Förderung je Projekt liegt bei einer Million Euro. Im Bereich der experimentellen Entwicklung werden je nach Unternehmensgröße zwischen 25 und 45 Prozent der Projektgesamtkosten gefördert. Die Förderungen betragen zwischen 200.000 Euro und drei Millionen Euro. Die Förderung erfolgt in Form von Zuschüssen. Inland;Zwei Initiativen stoßen auf blauen Widerstand – FP-Stadtrat will Gedenken an "ganze unfreie Zeit 1933 bis 1955". Wien – Während der FPÖ-Chef in Israel die Holocaust-Gedenkstätte besucht, gibt es in Österreich blauen Widerstand gegen Erinnerungsinitiativen. Etwa in Gerasdorf bei Wien. Dort will die Gemeinde durch das Anbringen eines Gedenksteins und durch eine Straßenbenennung an die ungarische Jüdin Rózsi Braun erinnern. Braun wurde in einem Lager in Gerasdorf zur Zwangsarbeit genötigt. Nur mit viel Geschick, so Stephan Roth vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW), konnte die 1944 nach Bergen-Belsen deportierte Frau sich und ihren Sohn am Leben erhalten. Am 17. Juni soll der Gedenkstein in Anwesenheit des heute in Budapest lebenden 79-jährigen Sohns enthüllt werden. Alle Fraktionen stimmten für die Straßenbenennung, nur die FPÖ nicht. Vizebürgermeister Lukas Mandl (ÖVP), der das Gedenken initiiert hat, bedauert das im STANDARD-Gespräch. Ihm sei es ein Anliegen gewesen, das Gedenkprojekt, dem auch eine längere wissenschaftliche Aufarbeitung in Zusammenarbeit mit dem DÖW, der Akademie der Wissenschaften und dem Vienna Wiesenthal Institute for Holocaust Studies vorausging, transparent zu gestalten, so habe die Stadtregierung schon zu Beginn der Periode öffentlich darüber informiert. Doch die Blauen hätten das verweigert. FPÖ-Stadtrat Dietmar Ruf ist das Projekt wegen der Beteiligung des DÖW, das er als linkslinks bezeichnet, zu ideologisch. Eine Begründung, die Mandl bemerkenswert findet: Das sagt mehr über die FPÖ aus als über die Sache selbst. Der Opfer zu gedenken ist nicht ideologisch, sondern eine Frage des Anstands. Ruf hingegen behauptet, Mandl wolle aus der Sache populistisch politisches Kleingeld schlagen – und nutzt die Causa gleich selbst für Eigenwerbung. In einem Artikel mit dem Titel Lukas Mandl und die Suche nach einem Lager in der Gerasdorfer FPÖ-Parteizeitung stellt er nicht nur die Existenz des Zwangsarbeiterlagers infrage, sondern offenbart auch sein relativistisches Geschichtsverständnis (siehe Bild). Im STANDARD-Gespräch betont Ruf, er sei für historische Aufarbeitung, aber man müsse sich die gesamte unfreie Zeit anschauen, von 1933 bis 1955. Da die Straßenbenennung diese Bedingung nicht erfülle und überdies mehrere Zeitzeugen, mit denen ich gesprochen habe, von dem Lager gar nichts wissen, habe man dem Antrag nicht zugestimmt. Eine objektive Aufarbeitung würde er befürworten, so der Stadtrat. Danach, so Ruf, solle man aber irgendwann einen Schlussstrich ziehen und Geschichte Geschichte sein lassen und sich um die eigentliche Politik kümmern. Auch im vierten Bezirk in Wien legen sich die Blauen gegen das Verlegen von Steinen der Erinnerung quer. Die Wiedner FPÖ habe dem Antrag, Gedenksteine im Boden anzubringen, nicht zugestimmt, bestätigt Bezirksklubobmann Georg Schuster dem STANDARD. Begründung: Man lehne Mahnmale ab, wo der Hund drüberrennt und wo man draufsteigt. Besser seien Tafeln an Hauswänden – auch auf die Gefahr hin, dass das am Widerspruch der Hausbesitzer scheitere. Denn beim Gedenken sei es so wie bei Begegnungszonen: Darüber soll die Bevölkerung abstimmen. International;Ugandische Gruppe griff Militärstützpunkt im Nordosten des Landes an. Kinshasa – Bei Kämpfen von Armee und UN-Soldaten gegen ugandische Rebellen in der Demokratischen Republik Kongo sind der Menschenrechtsorganisation Cepadho zufolge mindestens 30 Menschen getötet worden. Wie die Organisation am Montag mitteilte, brachen die Gefechte am Sonntag in Eringeti im Nordosten des Landes aus. Die von Islamisten geführte Rebellengruppe ADF habe einen Militärstützpunkt angegriffen. Demnach wurden 14 Aufständische, mindestens sieben Zivilisten, acht kongolesische Soldaten und ein UN-Soldat getötet. Aus UN-Kreisen verlautete, dass es sich um einen Soldaten aus Malawi handelte. An einer EU-Mission im Kongo (EUSEC) zur Unterstützung und Beratung bei einer Reform der Streitkräfte ist derzeit auch ein Österreicher beteiligt. Im Osten des Kongo herrschen nach dem Krieg von 1998 bis 2003 immer noch chaotische Zustände. Dutzende bewaffnete Gruppen kämpfen um die Kontrolle über Rohstoffe wie Gold, Diamanten und Zinn. Die Allied Democratic Forces (ADF) sind in den Schmuggel von Gold und Holz verwickelt. Sie wurden 1995 als oppositionelle Gruppe gegen den ugandischen Präsidenten Yoweri Museveni gegründet. Im Mai hatten die UN der Gruppe Menschenrechtsverletzungen bis hin zu Kriegsverbrechen vorgeworfen. Bei Angriffen auf Dörfer in der Region seien Zivilisten mit Macheten, Hämmern und Messern angegriffen und einige bei lebendigem Leib in ihren Häusern verbrannt worden. Von dem systematischen und extrem brutalen Vorgehen seien auch Kinder betroffen. Mehrere hundert Menschen sollen seit Oktober 2014 getötet worden sein. Wissenschaft;E-Piano mit Mechanik eines Konzertflügels: Das Start-up Alpha Pianos tüftelt an neuartiger Technik für kleine Klaviere. Wien – Wer einst im Wiener Bürgertum etwas auf sich hielt, der hatte einen prachtvollen Flügel im Salon stehen. Die Zeiten der berüchtigten Flügelkämpfe des 19. Jahrhunderts sind vorbei und die Zahl der Salons und Musikzimmer, in die man eines dieser imposanten Instrumente stellen könnte, rar. Die Zeit der kleineren Pianos und ihrer elektronischen Pendants ist angebrochen. Sie sind zweifellos praktisch, spielen sich aber auch anders. Ein Gründer eines Start-ups in Niederösterreich hatte eine Idee, wie man mehr Flügel in ein kompaktes E-Piano packen könnte. Mario Aiwasian war schon bei Bösendorfer für den Computerflügel Ceus zuständig, ein Klavier, das die Bewegungen der Mechanik exakt speichert und selbsttätig reproduziert. Nach der Übernahme des traditionsreichen Klavierherstellers durch Yamaha hat sich Aiwasian selbstständig gemacht und begonnen, in seinem Unternehmen Alpha Pianos auf eigene Faust Instrumente zu entwickeln. Das erste Projekt war ein elektronisches Instrument, das eine Flügelmechanik mit einer ausgefeilten Sensortechnik kombiniert. Das Ziel: Das kompakte Gerät sollte sich beim Spielen wie eines der großen Geschwister anfühlen. Genau diese Sensortechnik ist der innovative Kern des Alpha Pianos, so Aiwasian. Eine Konzertflügelmechanik lässt beim Tastenanschlag einen sogenannten Hammerkopf auf zwei oder drei Saiten schlagen. Bis zum Hammerkopf ist beim Alpha Piano alles eins zu eins wie beim Konzertflügel. Statt auf die Saiten schlägt er aber auf einen Sensor. Bei der Entwicklung dieses Sensors, der also Klaviersaiten möglichst genau imitieren sollte, wurde ein sogenannter Dehnmessstreifen, der auch in einer Waage für die richtige Gewichtsanzeige sorgt, in eine Leiterplatte integriert. Eine spezielle Dickschichtpaste macht es dabei möglich, den Widerstand, der sich durch das Dehnen des Streifens ergibt, zu messen. Die dahinterliegende Software wertet die gesammelten Sensordaten aus und gibt weiter, welche Taste wie stark angeschlagen wurde. Für Software-Updates greift man auf das Gerät per LAN-Anschluss und Webbrowser zu. Bei einer ersten Version waren die Messstreifen noch nicht in Leiterplatten integriert, sondern auf Aluminiumbalken angeordnet, erinnert sich Aiwasian. Von jedem der Sensoren gingen dabei aber vier Kabel weg. Bei 88 Tasten sind das fast 400. Mit den Leiterplatten haben wir jetzt nur noch ein Kabel, das weitergeführt wird. Nach 18 Monaten Entwicklungszeit wurde ein erster Prototyp auf Tour geschickt. Chick Korea, Konstantin Wecker und Musiker des Mozarteum Salzburg testeten das Gerät und gaben Feedback, das in die Optimierung des Systems einfloss. Gefördert wurde das Unternehmen vom Austria Wirtschaftsservice und dem Land Niederösterreich. Die Forschungsförderungsgesellschaft FFG unterstützte die Sensorentwicklung. Das Alpha-Klavier, das 2014 auf den Markt kam, ist ab 25.000 Euro erhältlich. Ein weiteres Produkt des Start-ups soll in wenigen Wochen präsentiert werden: das M-Piano, an dem selbst Popstar Lady Gaga schon Interesse anmeldete. Auch der Entwicklungsweg zu diesem Instrument war aufwändig. Die Benutzeroberfläche ist durch eine Tablet-App zugänglich, die per WLAN mit dem Keyboard kommuniziert. So kann man das Instrument konfigurieren und etwa die Klaviatur auf mehrere Bereiche aufsplitten, Schemata für einzelne Songs speichern und in einer Setlist für den Auftritt anordnen. Besonders die Tasten haben es in sich: Ihre Oberfläche ist berührungsempfindlich. Man kann mit dem Finger darüberrutschen und den Ton damit noch modulieren, erklärt Aiwasian. Die Technik dahinter ähnelt den Touch-Displays von Smartphones. Unterhalb des Tastenbelags sitzt eine Leiterplatte, die anhand der Feuchtigkeit der Finger ihre Position erkennt. Ein Alleinstellungsmerkmal besteht in der Technik, die die Tastenhärte einstellen lässt. Auch hier gab es eine erste Version, die verworfen wurde: Gemeinsam mit der TU Wien wurden Metalltöpfe und Spulen verbaut, um die Tasten mithilfe einer Wirbelstrombremse magnetisch zu steuern, sodass sich durch entsprechende Bestromung der Druckwiderstand verändert. Das habe zwar gut funktioniert, sorgte aber für hohes Gewicht und hohen Aufwand an Leistungselektronik. Also suchte man nach einer anderen Lösung und wurde bei einer Technik fündig, die von Zahnärzten bekannt ist. Sie verwenden Bohrer, die zwei verschiedene Zustände annehmen können, etwa weich für die Wurzelkanäle und starr beim Zahnaufbau. Beim M-Piano wurde das Material mit Formengedächtnis für Federn unter den Tasten genutzt. Die Technik benötigt keine dauerhafte Bestromung wie die Magnetlösung. Die Federn ändern durch einzelne Impulse ihren Härtegrad, sodass sich die Tasten unterschiedlich weich oder hart anfühlen. Wirtschaft;Während die Regierung die Bauern zum Dialog aufruft, verliert die Wirtschaft 30 Millionen Euro pro Streiktag. Athen – Die griechische Regierung hat die Bauernverbände des Landes zum Dialog über die umstrittene Pensions- und Steuerreformen aufgerufen. Dies sei der einzige Weg weiterzukommen, sagte am Dienstag Regierungssprecherin Olga Gerovasili in Athen. Landwirte riegeln seit über zwei Wochen mit ihren Traktoren wichtige Straßenverbindungen in Griechenland ab. Zudem blockieren sie wichtige Grenzübergänge nach Bulgarien. Durch die Proteste hat die ohnehin angeschlagene griechische Wirtschaft nach Schätzungen der Athener Finanzpresse weiteren schweren Schaden genommen. Die Rede ist von mehr als 30 Millionen Euro pro Streiktag. Mit den umstrittenen Reformen ist für die Bauern unter anderem eine Anhebung der Abgaben für die Pensionskasse von 7 auf 20 Prozent vorgesehen. Zudem soll ihre Einkommensteuer von 13 auf 26 Prozent erhöht werden. Die Reformen sind Voraussetzung für weitere Hilfen der Geldgeber Griechenlands. Wirtschaft;500-Euro-Schein als Reserve – Deutscher Professor Mann: Vorbereitung auf Negativzinsen. Wien – Das Hayek-Institut kämpft gegen jeden Ansatz zu einem Bargeldverbot und hat sich dazu Unterstützung aus Deutschland geholt. Der Münchner Ökonom und Buchautor (Bargeldverbot) Gerald Mann nahm einen Vortrag in Wien zum Anlass, gegen das Verbot von Bargeld zu argumentieren. Eine Abschaffung würde die Einführung negativer Zinsen vorbereiten. Bargeld ganz aufzugeben wird derzeit nur von einzelnen Ökonomen diskutiert, räumt Mann ein, nicht von Politikern, aber man könne nie wissen, ob die Politik nicht in einer neuerlichen Krise darauf aufspringen würde. Negative Zinsen für die Konsumenten wären nur möglich, wenn es kein Bargeld mehr gibt, da sonst die Menschen ihre Ersparnisse rasch aus der Bank abziehen würden, argumentieren Mann und Barbara Kolm, Präsidentin des wirtschaftsliberalen Hayek-Instituts, im Gespräch mit der APA. Bei negativen Zinsen würden die Menschen zwar rasch ihr Geld ausgeben und damit die Konjunktur ankurbeln, aber die Sparkultur würde zerstört, warnt Mann. Weiters erwartet Mann als nächsten Schritt nach dem Bargeldverbot eine Beschränkung oder das Verbot des Goldhandels. Irgendwann wird eine Rezession kommen, vielleicht schon nächstes Jahr, so Mann, und dann drohten solche drastische Einschnitte in die Wirtschaft. Ein wichtiges wirtschaftsliberales Argument gegen die Abschaffung ist auch der Verlust an persönlicher Freiheit, wenn jede Transaktion nachvollziehbar ist. Auch der 500-Euro-Schein, dessen Abschaffung die EZB mit dem Argument erwägt, er würde vor allem dem Schwarzgeld-Transfer und der Terror-Finanzierung dienen, hat für normale Bürger seinen Wert, sagen Mann und Kolm. So hätten 2012 zahlreiche deutsche Sparer angesichts der damaligen Griechenland-Krise große Beträge abgehoben – ohne 500er wäre dies kaum zu bewältigen gewesen. Dazu komme, dass es jedem unbenommen bleiben sollte, sein Hotel im Urlaub bar zu zahlen, auch mit einem großen Schein. Mann weist auch darauf hin, dass in den USA der 10.000 Dollar Schein (9.012,26 Euro) weiter gültig ist, auch wenn keine neuen ausgegeben werden. Wolle man Terrorismus bekämpfen, dann müsste man auch den 500er wieder einziehen und nicht nur aufhören, neue Scheine auszugeben. Wissenschaft;'Die "Süddeutsche" fand ein Interview, das Norbert Hofer 2011 der rechtsextremen deutschen Zeitschrift "Hier & Jetzt" gab. Eine Antwort lässt aufhorchen. Die Kunst der Kampfrhetorik beherrscht er vorbildlich. Und auch die Fähigkeit, harte rechte Botschaften mit einem sanften Lächeln zu übermitteln. Was aber, wenn Norbert Hofer von Leuten interviewt wird, die noch weiter rechts stehen als er selbst? Nachzulesen ist das Ergebnis in der Nummer 17 der Zeitschrift Hier & Jetzt aus dem Jahr 2011, aus dem die Süddeutsche Zeitung am Donnerstag zitierte. Um keine falschen Vermutungen zu wecken: Für einen Skandal reicht weder das Interview noch die von der Süddeutschen inkriminierte Antwort. Das Gespräch mit Hier & Jetzt und die Passage zeigen aber einmal mehr, wie Hofer es geschickt versteht, auch die sehr rechte Klientel zu bedienen, ohne sich selbst dabei allzu angreifbar zu machen. Das Magazin Hier & Jetzt, dem Hofer die Antworten gab, steht der rechtsextremen NPD (Nationaldemokratische Partei Deutschlands) nahe, über deren Verbot in Deutschland seit Jahren diskutiert wird. Die Zeitschrift soll die eher intellektuellen Sympathisanten unter den Rechtsextremen ansprechen; freilich finden sich in der Ausgabe mit dem Hofer-Interview auch Neonazi-Codes und Signale wie die tausend großen Jahre oder die fest geschlossenen Reihen des Horst-Wessel-Lieds. Chefredakteur des Magazins ist Arne Schimmer, der zum Zeitpunkt des Interviews auch noch sächsischer NPD-Landtagsabgeordneter war. Gemeinsam mit Thorsten Thomsen, seinerzeit Pressesprecher der sächsischen NPD-Landtagsfraktion, stellte Schimmer die Fragen an Hofer, unter anderem auch die Folgende: Greift die FPÖ in ihrer energie- und umweltpolitischen Programmatik heute noch auf Konrad Lorenz zurück? Hofers syntaktisch nicht ganz vollständige Antwort: Konrad Lorenz muss für jeden Politiker Vorbild und auch Anstoß für gesellschaftspolitische Überlegungen geben. In ihrem Text versucht die Süddeutsche, Hofers Antwort mit Lorenz’ NSDAP-Mitgliedschaft ab 1938 und dem Verweis auf einschlägige Zitate aus der NS-Zeit zu skandalisieren – wie Lorenz 1940 aufgestellter Forderung nach der noch schärferen Ausmerzung ethisch Minderwertiger. Die in dem Zusammenhang aufgestellte Behauptung der Süddeutschen, dass Lorenz in seinen Schriften aus dieser Zeit theoretisch die Vernichtungspolitik des NS-Staates propagiert habe, ist allerdings eine ungerechtfertigte Übertreibung. Im übrigen hat auch ein gewisser Helmut Zilk, von 1984 bis 1994 SPÖ-Bürgermeister von Wien, noch 1983 behauptet, dass Lorenz’ Theorie eine unabdingbare Arbeitsvoraussetzung für jeden Lehrer, jeden politischen Wissenschaftler, jeden Sozialarbeiter, eigentlich auch jeden Politiker sei. Gibt es also gar nichts daran zu bekritteln, dass Nobert Hofer Konrad Lorenz zum Vorbild für jeden Politiker erklärte? Als Zilk den Ausspruch tat, wusste man noch nicht, dass Lorenz bei der NSDAP war, weil der Verhaltensforscher dies bis zu seinem Tod erfolgreich bestritten hat. Seit 2001 ist das freilich klipp und klar dokumentiert. Und es gibt mittlerweile etliche Dinge mehr, die man über Lorenz’ Verstrickungen ins NS-Regime herausgefunden hat – wie seine Mitarbeit im Rassenpolitischen Amt oder die Beteiligung an einer höchst fragwürdigen rassenpsychologischen Untersuchung. Ob das ausreichend war, Lorenz das ebenfalls 1983 verliehene Ehrendoktorat der Uni Salzburg abzuerkennen, ist wieder eine andere Frage. Und es wäre natürlich völlig Unfug, Nobert Hofer unterstellen zu wollen, dass für ihn Lorenz’ Aussagen aus der NS-Zeit ernsthaft Anstöße für gesellschaftspolitische Überlegungen darstellen würden. Lorenz gesellschaftspolitisches Hauptwerk Die acht Todsünden der Menschheit (1973) ist bedenklich genug. Und eines ist natürlich auch offensichtlich: Konrad Lorenz 2011 in einer rechtsextremen Zeitschrift ohne Wenn und Aber zum Vorbild zu erklären, ist ein nettes Signal für all jene, die immer noch gröbere Schwierigkeiten mit der Distanzierung vom Nationalsozialismus haben.' Wissenschaft;Wien – Hunde gehen rascher zu fremden Objekten als Wölfe, sie verlieren aber auch deutlich schneller das Interesse daran, schreiben Wissenschafter des Wolf Science Centers Ernstbrunn, der Vetmed-Uni Wien und der Universität Wien in der aktuellen Ausgabe des Magazins Animal Behaviour. Die Forscher führten Versuche mit Teddybären oder Gartenzwergen im Gehege der Tiere durch. Sie vermuten nun, dass das raschere Ablaufen des Interesses durch die Domestikation (Haustier-Werdung) des Hundes begründet sei. Die Tiere werden von ihren Besitzern vor großen Gefahren bewahrt. (APA, red) LinkAnimal Behaviour: The influence of relationships on neophobia and exploration in wolves and dogs Providence – Der Klimawandel dürfte zur Evolution von hunderartigen Tieren (Canidae) beigetragen haben. Zu diesem Ergebnis kamen Evolutionsbiologen der Brown University in einer im Fachmagazin Nature Communications publizierten Studie. Die Wissenschafter untersuchten 40 Millionen Jahre alte Fossilien und erkannten, dass frühe Canidae, die Mangusten ähnelten und keine begnadeten Läufer waren, nach einigen Millionen Jahren von größeren abgelöst wurden – das Habitat war mittlerweile kühler und trockener. Ihr Körperbau war für die Jagd geeignet. (red, 19.8.2015) AbstractNature Communications: Habitat changes and changing predatory habits in North American fossil canids Kultur;Ausstellen bedeutet kritisches Hinterfragen von Gegenwart und Vergangenheit, sagt Kunsthaus-Direktor Thomas D. Trummer. Bregenz – Die Architektur des Gebäudes, Geschichte und Gegenwart des konkreten Ortes sind das Fundament für Thomas D. Trummers Arbeit in Bregenz. Trummer, seit Mai Direktor des Kunsthauses Bregenz (KUB), präsentierte am Dienstag seine erstes Jahresprogramm. 2015, das mit einer Ausstellung von Heimo Zobernig endet, trug noch die Handschrift von Yilmaz Dziewior, der an das Museum Ludwig in Köln wechselte. Zobernig wird im November ein Stück Venedig nach Bregenz bringen, er baut im Zumthor-Haus seine Biennale-Installation nach. Trummer lässt Zumthors Bau, der wie kein anderer die Befindlichkeit beeinflusse, 2016 von vier internationalen Kunstschaffenden bespielen: Susan Philipsz, Theaster Gates, Wael Shawky und Lawrence Weiner. Kunst anliefern, aufhängen und wieder abholen sei nicht der Sinn von Ausstellungen, sagt Trummer. Vielmehr gehe es um intellektuelle Befindlichkeitsstörung, das Hinterfragen von Urteilen und Werten mit sinnlichen Mitteln. So wird sich das KUB 2016 mit aktuellen gesellschaftspolitischen Aspekten und deren regionalen Bezügen befassen. Leitgedanke für Trummers Jahresprogramm ist das Übersetzen im übertragenen Sinn, von einem Medium ins andere. Die Schottin Susan Philipsz eröffnet im Jänner das Ausstellungsjahr. Sie arbeitet mit der menschlichen Stimme, Musik, Räumen, Unorten. Melancholie, Erinnerung, Trauma prägen ihre akustischen Arbeiten. In ihre Soundinstallation (30. Jänner bis 3. April) wird die kaltfeuchte Winterstimmung einfließen. Aus Hanns Eislers Filmmusik zu Alain Resnais Film Night and Fog über die Deportationen nach Auschwitz und Majdanek löst sie Tonspuren, das Kunsthaus wird zum Resonanzkörper für Verlust, Verbrechen und Geschichte, sagt Trummer. Eine zweite Arbeit von Philipsz wird auf dem Jüdischen Friedhof von Hohenems zu hören sein. Trummer verbindet damit die Hoffnung, Sensitivität für diesen Ort zu schaffen, der aktuell wieder zur Angriffsfläche für Aggressivität und Dummheit wurde. Theaster Gates will das Kunsthaus vom 23. April bis 26. Juni zum Black Artists Retreat machen. Urbane und soziale Fragen prägen seine Arbeit. In Bregenz will er hier lebende Flüchtlinge einbeziehen. Die große Sommerausstellung wird zur Bühne für den Ägypter Wael Shawky. Die Konflikte zwischen West und Ost, der Religionen sind Themen seiner Marionettenspiele. Lawrence Weiner, Doyen der Conceptual Art, beschließt das Jahr. Er verspricht für Bregenz einen künstlerischen Geysir. Mehr will der letzte lebende Meister der Konzeptkunst noch nicht verraten. Nicht mehr geben wird es 2016 die KUB-Arena, das Spielfeld für junge Kunst im Erdgeschoß des Hauses. Trummer will das Haus als Ganzes bespielen. Die Arena wird durch die KUB-Projekte ersetzt. Kuratiert von Eva Birkenstock und Trummer, wird sich das Kunsthaus auch künftig mit aktuellen Entwicklungen in der zeitgenössischen Kunst auseinandersetzen. Geplant sind experimentelle Formate im öffentlichen Raum und im benachbarten Postgebäude. Jungen Kunstschaffenden werden die Billboards an der Seestraße überlassen, die bisher Werbeträger für die großen Ausstellungen waren. Angesprochen ist die Generation der nach 1989 Geborenen, die sogenannten Digital Natives. Jährlich werden vier Künstlerinnen und Künstler eingeladen, die Billboards in Interfaces zu verwandeln. Die ersten beiden Projekte werden von der Wienerin Anna-Sophie Berger und dem kanadischen Kollektiv Feminist Land Art Retreat gestaltet. Das Ende der KUB-Arena sei keine Sparmaßnahme, sagt Werner Döring, Geschäftsführer der Vorarlberger Kulturhäuser. Das Budget bleibe gleich. 2015 habe man gut gewirtschaftet, 2,55 Millionen Euro Landessubventionen stünden rund einer Million Eigenerlösen gegenüber. Mit hochgerechneten 50.000 Besucherinnen und Besuchern bis Jahresende liege man etwas über der Zahl von 2014. Wissenschaft;Paläontologen gruben ein 11,6 Millionen Jahre altes Affenfossil aus, das unsere Vorstellung davon ändern könnte, wie der älteste Vorfahre von Menschen und Menschenaffen aussah. Barcelona/Wien – Hominini, Homininae, Hominidae, Hominoidea: Vertippen darf man sich nicht, wenn man über den Stammbaum des Menschen und seiner nächsten Verwandten schreibt. Die Wörter klingen fast gleich, legen aber präzise fest, ob wir nur über uns und die Geschwister unserer evolutionären Großfamilie reden, oder auch über Cousins zweiten und dritten Grades. Im Mittelpunkt einer aktuellen Studie im Fachmagazin Science stehen die Hominoidea, auch Menschenartige genannt. Zur Orientierung: Dieser Begriff fasst sämtliche Großen Menschenaffen (einschließlich des Menschen selbst) mit den Gibbons Südostasiens zusammen. Von den übrigen Affen hat sich diese unsere Gruppe vor etwa 25 Millionen Jahren abgetrennt. Auffälligster Unterschied ist das Fehlen eines Schwanzes, zudem sind wir deutlich größer als unsere langschwänzig gebliebene Verwandtschaft. Nur die kleinen Gibbons drücken etwas den Schnitt. Zeitlich nahe am Ursprung dieser Gruppe stand die 1933 erstbeschriebene Gattung Proconsul aus Ostafrika. Die größten unter den Proconsul-Arten konnten 50 Kilogramm auf die Waage bringen. Bis heute dienen sie Forschern gewissermaßen als Blaupause, wie die Ur-Menschenartigen wohl ausgesehen haben dürften. Aber nun hat mit Laia ein deutlich zierlicheres Geschöpf die Szene betreten. So lautet der Spitzname eines 11,6 Millionen Jahre alten Fossils, das spanische Forscher im katalonischen Vallès-Penedès-Becken ausgruben. Zu Lebzeiten des Tiers erstreckten sich hier warme, feuchte Wälder voller verschiedenster Arten von Primaten. Die kaum fünf Kilogramm schwere Laia, die die Speziesbezeichnung Pliobates cataloniae erhielt, lebte in den Bäumen und ernährte sich ganz wie ein Gibbon vorwiegend von Früchten, wie Abnutzungsmuster an den Zähnen des Fossils zeigen. Aus 70 fossilen Überresten konnten die Forscher um Studienerstautor David M. Alba den Schädel und zum Teil auch den linken Arm des Tiers rekonstruieren, was recht gute Rückschlüsse auf seine Lebensweise zulässt. Allerdings präsentierte sich Pliobates den Forschern auch als verblüffendes Mosaik aus urtümlichen und avancierten anatomischen Eigenschaften: teils Gibbon, teils Großer Menschenaffe, teils etwas, das älter ist als beide. Aus molekularbiologischen Daten wurde hochgerechnet, dass sich die extrem langarmigen Gibbons vor etwa 17 Millionen Jahren von unserer Linie der Menschenartigen abgetrennt haben müssen. Rein zeitlich kann der viel jüngere Pliobates also weder der Ur-Gibbon noch der Ur-Menschenartige sein. Aufgrund seiner verbindenden Eigenschaften glaubt Alba aber, dass sich in ihm die eigentliche Urform stärker widerspiegelt als im großen Proconsul. Der älteste Vorfahre aller Hominoidea könnte also eher einem Gibbon geähnelt haben als Riesenprimaten wie Gorillas oder Menschen. Das widerspricht der gängigen Theorie, Gibbons seien ein nachträglich geschrumpfter Ableger der Urform. Albas Hypothese ist noch zu beweisen – auf jeden Fall ist unser Stammbaum aber um einen weiteren Seitenzweig unübersichtlicher geworden. Forscher sprechen ohnehin längst von einem Stammbusch. International;18 Menschen verschleppt. Kabul – Nach einem Hubschrauber-Absturz im Norden Afghanistans haben Sicherheitskräfte am Mittwoch versucht, 18 von Taliban-Kämpfern als Geiseln genommene Insassen zu befreien. Wie das Verteidigungsministerium in Kabul mitteilte, musste der Hubschrauber am Dienstag mit insgesamt 21 Menschen an Bord nahe Maimana, der Hauptstadt der Provinz Faryab, notlanden. Bei einem Feuergefecht mit den Taliban wurden demnach drei der Insassen getötet, zwei Afghanen und ein Ausländer. Die Taliban gaben auf ihrer Website an, den Hubschrauber abgeschossen zu haben. An Bord des Hubschraubers waren zwei Piloten und ein Ingenieur aus Moldau, wie der moldauische Regierungschef Gheorghe Brega vor Journalisten in Chisinau sagte. Die Maschine vom Typ Mi-17 gehörte demnach der Privatfirma Walan ICC aus Moldau. Brega äußerte sich nicht dazu, ob die drei Landsleute getötet oder als Geiseln genommen wurden. Dem afghanischen Verteidigungsministerium zufolge waren zwei Ausländer unter den Geiseln. Ein erster Versuch der Sicherheitskräfte am Dienstag, die Geiseln zu befreien, wurde von den Taliban abgewehrt. Wissenschaft;Eine Pilotstudie der FH Gesundheitsberufe Oberösterreich untersucht Methoden zur Reduktion berufsbedingter Schmerzen bei OP-Pflegern. Linz/Wien – Ausgerechnet jene Berufsgruppe, die sich täglich um die Gesundheitsversorgung anderer kümmert, ist selbst gesundheitlich gefährdet: das Pflegepersonal. Laut dem österreichischen Arbeitsgesundheitsmonitor – ein Projekt der Arbeiterkammer Oberösterreich zur Messung des subjektiven Gesundheitsbefindens der Österreicher am Arbeitsplatz – leiden Beschäftigte in Gesundheits- und Pflegeberufen häufiger unter körperlichen Beschwerden als Arbeitnehmer in anderen Berufsgruppen. Eine Pilotstudie der Fachhochschule für Gesundheitsberufe in Oberösterreich, die im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsvorsorge des Allgemeinen Krankenhauses Linz durchgeführt wird, widmet sich nun einer Gruppe, die besonders betroffen ist, aber bis dato etwas vernachlässigt wurde: die Operationspflegekräfte. Bisher war vor allem die Bürotätigkeit im Fokus der betrieblichen Gesundheitsvorsorge gewesen, stehende oder einseitige Tätigkeiten eher nicht, sagt der Leiter der Pilotstudie Peter Hoppe. Dabei wissen wir aber aus zahlreichen Studien in diesem Bereich, dass diese Kollegen und Kolleginnen mindestens genau so viele Beschwerden haben wie jene, die einer sitzenden Tätigkeit nachgehen. Die körperlichen Beschwerden, unter denen OP-Schwestern und Pfleger leiden, beruhen hauptsächlich auf den langen monotonen Köperhaltungen, die sie im OP einnehmen müssen. Während einer Operation haben instrumentierende Pfleger und Schwestern die Aufgabe, dem Operateur das Operationsinstrument zuzureichen, damit dieser ohne Einschränkung seiner Aufmerksamkeit operieren kann. Und so etwas kann dauern: Je nachdem, um welches Operationsgebiet es sich handelt, können sich Operationen von vier bis zu zehn Stunden hinziehen. Die Folge davon: Unter dem pflegenden Personal im OP gibt es niemanden, der keine Schmerzen hat, sagt Physiotherapeut Hoppe. Betroffene Körperregionen sind dabei vor allem der Fuß- und Knöchelbereich, das Hüftgelenk und die Lendenwirbelsäule. Das Ziel der Pilotstudie – für die sich 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem zentralen Operationsbereich des Linzer Allgemeinen Krankenhauses zur Verfügung stellten – ist, die Schmerzbelastung der Mitarbeiter durch eine Kombination aus Wahrnehmungsschulung und Ausgleichsübungen zu reduzieren. Ganz am Beginn steht die Schulung der eigenen Wahrnehmung: Die Pflegerin oder der Pfleger soll sich dabei klar werden, welche Situationen im OP genau belastend sind und wie sich diese Belastungen auf ihren Körper auswirken. Um dies zu erfassen, entwickelten Hoppe und sein Team einen speziellen Fragebogen, in dem die Probanden den Körperbereich, in dem Schmerzen auftreten, und die Intensität der Schmerzen eintragen können und auch beschreiben können, in welchen Situationen diese Schmerzen genau auftreten. Im zweiten Schritt werden den Probanden in einer weiteren Schulung Übungen gezeigt, die sie einerseits direkt im OP durchführen können, andererseits aber auch präventiv zu Hause machen sollen. Da im OP nachvollziehbarerweise keine Turnübungen aufgeführt werden können, handelt es sich hierbei um einfache Ausgleichsübungen wie Schulterkreisen und Gewichtsverlagerungen, die akuten Spannungszuständen entgegenwirken sollen. Die Übungen für zu Hause folgen einem alltagsnahen Ansatz: Sie sollen überall leicht durchführbar sein und dienen vor allem dem Muskelaufbau. Das Programm ist darauf angelegt, dass die Mitarbeiter eigenverantwortlich arbeiten, sagt Hoppe. Von unserer Seite kommt nur der Input. Nachdem die Mitarbeiter die Übungen über einen festgelegten Zeitraum regelmäßig durchgeführt haben, wird der Fragebogen zum dritten und letzten Mal ausgefüllt. Zeigt sich, dass sich die Schmerzen zwischen dem zweiten und dem dritten Fragebogen reduziert haben, spräche das für die Wirksamkeit der Übungen. Hoppe und sein Team hoffen, dass sich die Kombination aus geschulter Wahrnehmung und Ausgleichstraining bewähren wird. Die Pilotstudie hat im September 2015 begonnen und läuft noch bis Ende Jänner 2016. Genaue Ergebnisse werden zwischen Mai und Juni 2016, nach genauer Auswertung der Ergebnisse, erwartet. Inland;Pühringer, Wallner, Platter halten Heinisch-Hosek zentralistischen Ansatz vor. Auf den Abgang der Landeshauptleute Erwin Pröll (ÖVP, Niederösterreich) und Hans Niessl (SPÖ, Burgenland) aus der Bildungsreformkommission reagierten die Amtskollegen recht unterschiedlich: Während die SPÖ rasch Wiens Bürgermeister Michael Häupl für Niessl nachnominierte, stellte Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP) gleich klar, dass er für Pröll nicht nachrücke. Verständnis zeigte er aber für dessen Vorgehen. Meine beiden Kollegen sind nicht ausgeschieden, weil sie gegen eine Reform sind, erklärte Pühringer. Aber sie glauben nicht daran, dass eine Reform unter Heinisch-Hosek möglich ist. Die andere Seite will eine komplette Zentralisierung – und dafür stehe man ebenso wenig zur Verfügung wie für rein kosmetische Änderungen. Zurückhaltender Pühringers Salzburger Parteifreund Wilfried Haslauer: Er will in der Reformgruppe weiter mitarbeiten. Das Bemühen, die Verhandlungen wie geplant bis zum 17. November abzuschließen, sei da. Für Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) dagegen ist die Entscheidung von Pröll und Niessl nicht nachvollziehbar. Er habe als Mitglied der Reformgruppe den Eindruck, dass viel weitergegangen ist und wir zwei von drei Hauptbereichen außer Streit gestellt haben. Die Schulautonomie sei ausdebattiert. Der zweite Punkt – die bundeseinheitliche Bildungspolitik, die Gesetzgebung, Lehrerqualifikation- und ausbildung, die Standards – stünde auch außer Streit. Einzig offenes Problem sei die Verwaltung. Wir dürfen nicht die so wichtige Bildungsreform an dieser Frage, an einer vermeintlichen Machtfrage scheitern lassen, sagt Kaiser. Vorarlbergs Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) hingegen wirft Heinisch-Hosek – ähnlich wie Pühringer – vor, den Vorschlag der Landeshauptleute, Bildungsdirektionen einzurichten, durch Zentralbürokratie zu konterkarieren. Schulautonomie und Zentralbürokratie würden sich im Grundsatz widersprechen. Und auch Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) bleibt dabei: Ein zentralistischer Ansatz führt sicher nicht zu Verbesserungen im Bildungssystem. Er stehe hinter dem Landeshauptleutebeschluss, Bildungsdirektionen in den Ländern einzurichten. Nachsatz: Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass auch die Ministerin dies als den besten Bildungsweg für unsere Kinder erkennt. Sport;Titelverteidiger nach Auswärtssieg 13 Punkte vor Olympique Lyon. Lorient – Mit elf Friedenstauben ist unter anderem vor dem Fußball-Ligaspiel von Frankreichs Meister Paris St. Germain beim FC Lorient den Toten der Terroranschläge in der französischen Hauptstadt vor gut einer Woche gedacht worden. Zudem wurde eine Schweigeminute abgehalten für die mindestens 130 Opfer der Attacken in Paris und dem Vorort Saint Denis am 13. November. Das sind kleine Dinge im Kontext dieser Tragödie. Es ist unsere Art, die Opfer zu ehren, sagte Lorients Präsident Loic Fery. Jeder ist betroffen, ob jung oder alt. Aber wie man auf Englisch sagt: The show must go on. Die Partie gewann Spitzenreiter Paris mit 2:1. Die Tore für die Gäste erzielten Hervin Ongenda in der 26. Minute und Blaise Matuidi (32.). Der Titelverteidiger (38 Punkte) hat nun bereits 13 Zähler Vorsprung auf Verfolger Olympique Lyon (25), der am Freitag beim Tabellendritten OGC Nizza (24) 0:3 verloren hatte. Am Sonntag kann SM Caen (24) mit einem Heimsieg gegen Angers (22) auf Platz zwei vorstoßen. (APA, 21.11.2015) Wissenschaft;Laut einer aktuellen Studie verzerrt der Skalierungseffekt unsere Wahrnehmung vergangener Katastrophen. Erlangen/Nürnberg – Drastische Klimawandelereignisse hat die irdische Biosphäre schon vielfach über sich ergehen lassen müssen. Was den aktuellen, vom Menschen verursachten Klimawandel so folgenschwer macht, ist das ungewöhnlich hohe Tempo, in dem er abläuft. So lautet zumindest die allgemeine Annahme, die aber nicht vollständig korrekt sein muss, wie die Universität Erlangen-Nürnberg berichtet. Wissenschafter um den Paläobiologen Wolfgang Kießling legten nun in Nature Communications eine Studie vor, derzufolge unsere Interpretation erdgeschichtlicher Klimaumwälzungen ein verzerrtes Bild der tatsächlichen Ereignisse ergeben könnte. Der Grund dafür liegt in den unterschiedlichen Zeiträumen, die für Klimaforschungen herangezogen werden. Frühere Epochen lassen sich nämlich nur auf einen Zeitraum von einigen zehntausend Jahren eingrenzen, was eine beachtliche Unschärfe ergibt: Aufs und Abs innerhalb eines solchen Abschnitts können nicht erfasst werden. Vergleicht man dann etwa die Erderwärmung der letzten Jahrzehnte mit der Erwärmung vor 250 Millionen Jahren an der Perm-Trias-Grenze, erscheint der heutige Klimawandel rasend schnell: Die Geschwindigkeit, mit der sich die Ozeane von 1960 bis 2010 erwärmt haben, ist 0,007 Grad pro Jahr. Das sieht nach nicht viel aus, sagt Kießling. Aber das ist 42-mal schneller als der Temperaturanstieg, den wir über die Perm-Trias-Grenze messen können. Damals erwärmten sich die Ozeane um 10 Grad, aber da sich der Zeitbereich nur auf 60.000 Jahre eingrenzen lässt, ergibt sich rechnerisch die gering anmutende Rate von 0,00017 Grad pro Jahr. Für ihre Studie haben die Forscher rund zweihundert Analysen von Klimaveränderungen aus verschiedensten Abschnitten der Erdgeschichte zusammengetragen. Dabei wurde deutlich, dass die scheinbare Geschwindigkeit des Klimawandels umso geringer ausfällt, je länger die Zeiträume sind, über die man Erwärmungs- oder Abkühlungsphasen betrachtet. Der Grund dafür: Rapide Klimaänderungen gehen nicht über längere Zeiträume monoton in eine Richtung. Es gibt immer wieder Phasen, in denen die Temperaturen stagnieren oder sogar sinken – das ist auch in der aktuellen globalen Erwärmung zu beobachten. Solche schnellen Schwankungen können wir mit den verfügbaren Untersuchungsmethoden bei vergangenen Klimaänderungen jedoch nicht nachweisen. Als Folge davon gaukeln uns die Daten vor, dass der Klimawandel selbst bei den großen Katastrophen der Erdgeschichte immer viel langsamer als heute war. Das war er aber nicht, sagt Kießling. Berücksichtige man diesen sogenannten Skalierungseffekt, stehe die Erwärmung an der Perm-Trias-Grenze – die immerhin mit dem größten Massenaussterben der Erdgeschichte einherging – dem heutigen Klimawandel in Sachen Geschwindigkeit in nichts nach. Web;Internetkonzern will stattdessen zum Partner der Automobilhersteller werden. Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung. Etat;Mitarbeiter überreichten Eigentümervertretern Petition gegen Personalabbau. Wien – Mehrere hundert APA-Mitarbeiter haben laut dem Betriebsrat eine Resolution unterschrieben, die am Mittwoch den Eigentümervertretern übergeben wurde. Inhalt ist ein deutlicher Protest gegen den geplanten Personalabbau (DER STANDARD berichtete) und für eine Gleichstellung der Mitarbeiter von APA-Tochterunternehmen bei automatischen Gehaltsanpassungen. Ich lehne erneute Personalkürzungen oder gar Kündigungen, wie sie derzeit insbesondere in der Redaktion geplant sind, ab und unterstütze die Forderung nach einer verpflichtenden Weitergabe der jährlichen Ist-Erhöhung der Gehälter für alle MitarbeiterInnen der APA-Gruppe, heißt es in der Resolution. Sie wurde den Teilnehmern von Aufsichtsrats- und Vorstandssitzung von denen der zeitgleich stattfindenden Betriebsversammlung übergeben. Hauptkritikpunkt der Belegschaft ist, dass Sparmaßnahmen angekündigt würden, obwohl die APA seit Jahren Gewinne schreibe. Die als Genossenschaft organisierte Agentur gehört zu 45 Prozent dem ORF, den Rest teilen sich 13 Tageszeitungen. Ihnen wirft der Betriebsrat vor, Gewinne einzustreifen und gleichzeitig Sparprogramme zu verordnen. Peter Kropsch, Vorsitzender der APA-Geschäftsführung, versteht die Aufregung nicht vollends. Die APA sei ein gewinnorientiertes Unternehmen, das auch in Zukunft stabil aufgestellt sein müsse, sagt er zum STANDARD. Der Betriebsrat glaubt, dass man die Kosten einfach unbegrenzt weiterlaufen lassen kann, so Kropsch. Für 2016 steige das Personalbudget sogar, allerdings würden automatische Gehaltserhöhungen die Kosten für den einzelnen Mitarbeiter steigen lassen. Ob die APA die Qualität auch mit weniger Mitarbeitern aufrechterhalten könne? Na klar, sagt Kropsch – unter vergleichbaren Agenturen in Europa sei man am breitesten aufgestellt, da habe ich keine Angst. Persönlich habe er außerdem nur eine geringe Beteiligung an der Betriebsversammlung wahrgenommen. Wissenschaft;1801 – Der französisch-österreichische Friedensvertrag von Luneville leitet das Ende des Heiligen Römischen Reiches ein, das – wie schon 1797 vereinbart – das gesamte linke Rheinufer an Frankreich abtreten muss. Die Auflösung des Heiligen Römischen Reiches erfolgt 1806, nachdem Kaiser Franz II. (I.) 1804 das österreichische Erbkaisertum errichtet hat. 1901 – In Stockholm beginnen die ersten Nordischen Spiele, Vorläufer der Olympischen Winterspiele. 1921 – In der Verfilmung von Shakespeares Hamlet (Uraufführung 9.2.) spielt erstmals eine Frau, Asta Nielsen, die Hauptrolle. Der Titelheldin ist kein Erfolg beschieden, ihr pagenartig geschnittenes Haar löst jedoch eine Modewelle in Deutschland aus. 1931 – Neu-Delhi wird offiziell zur Hauptstadt Indiens erklärt. 1936 – Der Bischof von Münster, Clemens August Graf von Galen, wendet sich nach der Verhaftung katholischer Jugendlicher öffentlich gegen die Verfolgung, der sich die Kirche unter dem Naziregime ausgesetzt sieht. 1941 – Die nach Frankreich geflüchteten deutschen sozialdemokratischen Politiker Rudolf Hilferding und Rudolf Breitscheid werden der Gestapo übergeben. 1946 – In der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands beginnt der Gründungskongress des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes. 1956 – Zum ersten Mal nach 1945 wird in der Wiener Staatsoper wieder der Opernball veranstaltet. 1971 – Bei einem Erdbeben bei Los Angeles kommen 64 Menschen ums Leben. 1976 – Im Bürgerkrieg in Angola, das 1975 von Portugal in die Unabhängigkeit entlassen wurde, erobert die regierende MPLA von Präsident Agostinho Neto das Hauptquartier der UNITA-Rebellen von Jonas Savimbi in Huambo. 1981 – Nach dem Rücktritt von Ministerpräsident Jozef Pinkowski tritt General Wojciech Jaruzelski an die Spitze der polnischen Regierung. 1991 – In einem Referendum in Litauen sprechen sich 90,5 Prozent für die Unabhängigkeit der baltischen Sowjetrepublik aus. 2001 – Die USA und die EU können sich auf einer Konferenz des UNO-Umweltprogramms (UNEP) in Nairobi nicht auf einen Weg zur Reduzierung der Treibhausgase einigen. 2006 – Gerhard Berger gibt ein Comeback in der Formel 1. Der Tiroler steigt als Gesellschafter beim zweiten Red-Bull-Team Scuderia Toro Rosso ein, indem er 50 Prozent der Anteile des ehemaligen Minardi-Rennstalls erwirbt. Geburtstage: Rudolf Walter Leonhardt, dt. Publizist (1921-2003) Garret Fitzgerald, irischer Politiker (1926-2011) Thomas Bernhard, öst. Schriftsteller (1931-1989) Robert Morris, US-Künstler (1931- ) Josef Masopust, tschech. Fußballspieler (1931-2015) Imanuel Geiss, dt. Historiker (1931-2012) Todestage: Fjodor M. Dostojewski, russ. Schriftsteller (1821-1881) Telemaco Signorini, ital. Maler (1834-1901) Leonard Steckel, dt. Schauspieler (1901-1971) Herma Bauma, öst. Leichtathletin und Handballerin (1915-2003) Mercer Ellington, US-Jazzmusiker (1919-1996) Bill Haley, US-Rockmusiker (1925-1981) James Cleveland, US-Sänger u. Komponist (1931-1991) (APA, 9.2.2016) Web;Österreich bei online-Dienstleistungen der öffentlichen Hand unter Top-EU-Ländern. Wer in Österreich ein Unternehmen gründen möchte, findet über 90 Prozent der dafür nötigen Services online – damit gehört Österreich zu den führenden Ländern in diesem Bereich, wie aus einer Studie hervorgeht, deren Ergebnisse die EU-Kommission am Dienstag gemeinsam mit der Unternehmensberatung Capgemini veröffentlicht hat. Österreich gehöre damit zu den führenden Ländern in diesem Bereich. Noch besser sei das Angebot des öffentlichen Sektors im Zusammenhang mit Jobverlust und Arbeitsuche, hier seien alle Informationen und Dienstleistungen im Internet verfügbar, heißt es im eGovernment Benchmark Report. Nachholbedarf hat Österreich demnach aber bei den Online-Angeboten für Studenten. Zwar seien 90 Prozent der Angebote online verfügbar, ausbaufähig seien jedoch Services öffentlicher Einrichtungen, die Studenten im Auslandsstudium innerhalb der EU unterstützen. Etat;Vermutlich Reaktion auf Ausweisung eines russischen Journalisten aus Polen. Moskau – Der Russland-Korrespondent der polnischen Zeitung Gazeta Wyborcza ist des Landes verwiesen worden. Wacław Radziwinowicz sei die Akkreditierung entzogen worden, teilte das linksliberale Blatt am Freitag mit. Er habe 30 Tage Zeit, um Russland zu verlassen. Beobachter sehen darin eine Reaktion auf die jüngste Ausweisung des russischen Journalisten Leonid Swiridow aus Polen. Der polnische Inlandsgeheimdienst ABW hatte Swiridow Medienberichten zufolge der Spionage bezichtigt. Wegen des Ukraine-Konflikts sind die Beziehungen zwischen Russland und Polen derzeit auf einem Tiefpunkt. Radziwinowicz hatte seit 1997 aus Moskau berichtet. Wissenschaft;Internationale Wissenschafter setzen auf Fußball-Moleküle, um unmagnetische Metalle in Magnete zu verwandeln. Leeds – Einem international Forschersteam ist es zum ersten Mal gelungen, von Natur aus unmagnetische Metalle wie etwa Kupfer magnetisch zu machen. Für ihre Experimente griffen die Physiker auf einen Trick zurück: Sie hüllten das Kupfer in Fullerene aus 60 Kohlenstoffatomen ein. Diese als Buckyballs bekannten molekularen Polyeder verfügen über einige einzigartige Eigenschaften. Die von der Universität Leeds geleitete Studie könnte helfen, neuartige Magnete für unterschiedlichste technische Anwendungen zu entwickeln. Magnete kommen in vielen technischen Anwendungen zum Einsatz: in Stromgeneratoren, bei der Datenspeicherung auf Festplatten oder in Geräten für die medizinische Bildgebung. Permanentmagnete, also solche, die dauerhaft magnetisch sind, können nur aus den drei ferromagnetischen Elementen Eisen, Kobalt und Nickel hergestellt werden. Um die Eigenschaften der Magnete an die Bedürfnisse einzelner Anwendungen anzupassen, fügt man diesen Elementen oft noch kleine Mengen anderer Elemente bei, wobei man zum Teil auf Substanzen zurückgreifen muss, die nur in geringen Mengen verfügbar sind oder schädliche Eigenschaften haben. In einem internationalen Forschungsprojekt haben nun Forschende gezeigt, wie man natürlicherweise unmagnetische Metalle dazu bewegen kann, magnetisch zu werden. Fatma Al Ma’Mari von der Fakultät für Physik und Astronomie der Universität Leeds betont: Damit wird denkbar, dass Magnete für die Geräte der Zukunft aus Substanzen hergestellt werden, die ungefährlich sind und in grossen Mengen zur Verfügung stehen wie etwa Kohlenstoff oder Kupfer. Für ihre Versuche haben die Forschenden auf einem dünnen Kupferstreifen eine Schicht von Kohlenstoff-60-Molekülen – wegen ihrer Form auch Fussball-Moleküle genannt – aufgetragen. Die Bewegung der Elektronen durch die Grenzfläche zwischen den beiden Schichten verändert die magnetischen Eigenschaften des kombinierten Materials so sehr, dass dieses permanent magnetisiert werden kann. Dass tatsächlich die Grenzfläche zwischen den beiden Materialien für das magnetische Verhalten verantwortlich ist, haben Experimente mit Myonen am Paul Scherrer Institut PSI im schweizerischen Villigen gezeigt. Myonen sind instabile Elementarteilchen, mit deren Hilfe man gezielt den Magnetismus an verschiedenen Stellen im Inneren von Materialien untersuchen kann. Im Experiment werden die Myonen in das untersuchte Material hineingeschossen. Da sie sich selbst wie winzige Kompassnadeln verhalten, reagieren sie auf das Magnetfeld an dem Ort im Material, an dem sie sich befinden. Aus ihren Zerfallsprodukten lassen sich die magnetischen Vorgänge im Inneren des Materials erschließen. Die Forscher betonen, dass sie zwar das grundsätzliche Prinzip gezeigt haben, dass sie aber noch daran arbeiten müssen, die Magnete stärker zu machen. Die Magnete, die wir jetzt erzeugt haben, sind noch sehr schwach: sie würden nicht an der Kühlschranktür halten. Aber wir sind überzeugt, dass man mit der richtigen Kombination von chemischen Elementen neuartige Magnete entwickeln kann, die in verschiedenen Zukunftstechnologien Anwendung finden werden, meint Oscar Céspedes, Leiter des Forschungsprojekts an der Universität Leeds. Wissenschaft;'Gewaltiges Gesteinstrümmerfeld lässt sich auf drei schwere Beben zwischen 1100 und 1344 zurückführen. Nepals zweitgrößte Stadt, Pokhara, wurde auf einem Gesteinstrümmerfeld errichtet, das während des Mittelalters bei drei schweren Erdbeben entstanden ist. Diese drei Erschütterungen erreichten auf der Momenten-Magnituden-Skala jeweils etwa die Stärke 8 und verursachten um 1100, 1255 und 1344 gewaltige Erdmassenbewegungen. Ein internationales Team von Geoforschern unter Leitung der Universität Potsdam stellte nun fest, dass dabei katastrophale Ströme von Schlamm und Gestein über eine Strecke von mehr als 60 Kilometern aus dem hohen Annapurna-Massiv zu Tal abgingen. Wir haben die alten Seesedimente aus den aufgestauten Seitentälern beprobt und mit Kohlenstoffisotopen 14C datiert. Damit ließen sich die Ablagerungen genau diesen drei Altersgruppen zuordnen, die mit den erwähnten Starkbeben zusammenpassen, erklärt Christoff Andermann vom Deutschen GeoForschungsZentrum GFZ in Potsdam. Ein gewaltiger Gesteinsbrocken, der oben auf den Sedimentablagerungen liegt, weckte ebenfalls das Interesse der Wissenschafter. Der Brocken hat fast zehn Meter Durchmesser und wiegt rund 300 Tonnen. Die Forscher untersuchten an seiner Oberfläche die Konzentration von Beryllium-Isotopen, die durch kosmische Strahlung entstehen. Im Resultat ergab sich, dass sich der Zeitpunkt der Ablagerung des Felsblocks einem weiteren Erdbeben zuordnen ließ, das 1681 stattgefunden hat. Pokhara liegt am Fuß des mehr als 8.000 Meter hohen Annapurna-Massivs; ob dieser Geröllbrocken mit einem Sedimentstrom transportiert wurde oder sich durch die Kraft des Bebens einfach umgedreht hat, lässt sich noch nicht mit absoluter Sicherheit feststellen, aber einem Bebenereignis vor rund 330 Jahren lässt er sich zuordnen. Solche Untersuchungen gehen über das rein wissenschaftliche Interesse an seismischen Ereignissen hinaus. Sie ermöglichen Aussagen über die die Mobilisierung von Geröllmassen durch Erdbeben, die Wiederholungshäufigkeit von starken Erdbeben im Himalaja und welche Rolle solche Erdbeben in der Entstehung und Formung von Hochgebirgslandschaften haben. Damit liefert die im Fachjournal Science präsentierte Arbeit wichtige Erkenntnisse zur Risikoabschätzung in tektonisch aktiven Hochgebirgen.' International;Ponta wegen angeblicher Aktenfälschung, Geldwäsche und Beteiligung an Steuerhinterziehung unter Druck. Die rumänische Antikorruptionsstaatsanwaltschaft (DNA) hat am Freitag mehrfache Korruptionsanklagen gegen den amtierenden sozialdemokratischen Premier Victor Ponta (PSD) erhoben. Gleich nach Bekanntwerden der Anschuldigungen forderte Staatschef Klaus Johannis den Premier öffentlich zum Rücktritt auf. Ponta lehnte mit dem Argument ab, dass allein das Parlament ihn seines Amtes entheben könne. Ponta werden mit Bezug auf seine frühere Tätigkeit als Anwalt Aktenfälschung, Geldwäsche sowie Beteiligung an Steuerhinterziehung vorgeworfen. Er soll 2008 mit der Anwaltskanzlei seines Kollegen und Freundes, des Ex-Senators Dan Sova (PSD), eine Zusammenarbeit eingegangen sein, im Rahmen derer er 17 Rechnungen für fiktive Dienstleistungen im Gesamtwert von etwa 40.000 Euro stellte. Nach einer Finanzkontrolle wurden dann laut Anklage nach dem Copy-Paste-Prinzip 16 Berichte nachgereicht, um diese Honorare zu rechtfertigen. Einen Teil des Geldes soll Ponta für den Kauf zweier Luxuswohnungen in Bukarest verwendet haben. Auf ausdrückliche Anforderung Pontas habe Sovas Anwaltskanzlei diesem außerdem einen Geländewagen zur Verfügung gestellt. Die zwischen Pontas und Sovas Anwaltskanzleien unterzeichnete Kooperationsvereinbarung bezog sich auf Rechtsberatungsverträge der Anwaltskanzlei Sova mit zwei staatlichen Energiekomplexen. Diese Verträge, die sich samt Erfolgsboni für Sova auf fast 800.000 Euro beliefen, sind seit geraumer Zeit Gegenstand der DNA-Ermittlungen gegen Sova, da sie offenbar ohne vorschriftsmäßige Ausschreibungsverfahren abgeschlossen wurden, und der verursachte Schaden sich laut DNA-Schätzungen auf etwa 16 Millionen Euro beläuft. Nach Einleitung der Ermittlungen soll Sova zudem die Löschung von Festplatten und E-Mails veranlasst haben, um Beweismaterial zu kompromittieren. Elf Niederschriften, die seine Anwälte nachträglich als Beweismittel vorlegten, sollen einen nicht realen Tatbestand bezeugen und falsch datiert worden sein. Bereits zweimal stimmte das Parlament - trotz Kritik aus dem In- und Ausland - gegen eine Aufhebung der Immunität Sovas. Ponta ist indes auch als Premier mit der Anschuldigung eines Interessenskonflikts konfrontiert, weil er Sova in seinen Regierungen wiederholt als Minister bestellte. Diesbezüglich liegt nun auch in seinem Fall ein Antrag der DNA auf Immunitätsaufhebung vor, über den das Parlament, in dem die Regierungsparteien über eine komfortable Mehrheit verfügen, bald entscheiden wird. Laut PSD-Vertretern bestünden keine Gründe für eine Amtsniederlegung. Es sei zudem verdächtig, dass die Anschuldigungen gegen Ponta ausgerechnet an jenem Tag erfolgten, an dem die Opposition einen Misstrauensantrag gegen seine Regierung stellt. Kultur;Liste wurde von der European Film Academy initiiert. Wien – Seinen berühmtesten Auftritt hat das Wiener Riesenrad beim Höhepunkt des Filmklassikers Der Dritte Mann. Nun wurde das österreichische Wahrzeichen als sechster Ort in die Liste der Schätze der europäischen Filmkultur der European Film Academy (EFA) aufgenommen. Am 9. Juni wird ein entsprechendes Emblem am Riesenrad enthüllt, teilte die Akademie des Österreichischen Films am Dienstag mit. Mit der Liste Treasures of European film culture zeichnet die in Berlin ansässige EFA seit Anfang 2015 Orte mit symbolischer Bedeutung für das europäische Kino aus, die auch für die Nachfolgegenerationen bewahrt und geschützt werden müssen. Zuvor wurden das Bergmancenter auf Faro, das Eisenstein-Zentrum in Moskau, das Institut Lumiere in Lyon, das Museum Il Mondo di Tonino Guerra in Pennabilli sowie die Potemkinsche Treppe in Odessa in die Filmkultur-Liste aufgenommen. Panorama;Um Grenzabschnitt zu "verteidigen" – Bestrafung bei illegaler Grenzüberschreitung soll erhöht werden. Budapest – Die ungarische Regierung will die Grenze zu Serbien mit tausenden Polizisten verstärken. Dies sei wegen des zunehmend aggressiven und energischen Verhaltens der Asylsuchenden notwendig, sagte der Stabschef von Premier Viktor Orban, Janos Lazar, am Dienstag. Ungarn hatte kürzlich angesichts der zunehmenden Zahl neuer Flüchtlinge mit dem Bau eines 175 km langen Grenzzauns begonnen. Mehrere tausend Polizisten werden an die Grenze zu Serbien geschickt. Deren Aufgabe es sein wird, den Grenzabschnitt zu verteidigen, sagte Lazar am Rande einer Kabinettssitzung. Zudem forderte der Stabschef das Parlament auf, in einer kurzfristig angesetzten Sondersitzung die Bestrafung bei illegaler Grenzüberschreitung und bei Beschädigung des Grenzzauns auf bis zu vier Jahre zu erhöhen. Strengere Strafen werde die Regierung auch im Zusammenhang mit Menschenhandel fordern, kündigte Lazar an. Das österreichische Nachbarland Ungarn ist ein Transitland für Flüchtlinge, die zumeist aus Syrien, Afghanistan, dem Irak und Afrika kommen. Jene, die von der Polizei aufgegriffen werden, stellen einen Asylantrag, um nicht abgeschoben zu werden. In diesem Jahr taten dies gut 100.000 Menschen. Sobald sie können, ziehen sie meist weiter in die wohlhabenderen Regionen der EU – oft via Österreich. 99 Prozent der nach Ungarn illegal einreisenden Migranten kommen über die serbisch-ungarische Grenze. Wissenschaft;Historiker räumen mit einem Mythos auf und beleuchten die komplizierten Spielregeln der Zwischenkriegszeit. Wien – ÖFB-Präsident Richard Eberstaller begann zu schluchzen: Am 19. Februar 1937 wurde auf dem Zentralfriedhof Hugo Meisl begraben, der legendäre Teamchef des Wunderteams. Dass der Vorsitzende während seiner Grabrede so bitterlich weinte, verwundert: Eberstaller war illegaler Nationalsozialist und Meisl Jude. Handelte es sich um Krokodilstränen? Das sei nicht einfach zu beantworten, sagt Bernhard Hachleitner von der Universität für angewandte Kunst: Es gibt im Wiener Sport der Zwischenkriegszeit seltsame Koalitionen, bei denen es heute schwerfällt, sie zu begreifen. Hachleitner und seine Kollegen versuchen es dennoch: Im Rahmen eines Projekts in Kooperation mit der Universität Wien erforschen sie die Geschichte der jüdischen Sportfunktionäre in Wien von 1918 bis 1939. Die vom Wissenschaftsfonds FWF finanzierte Studie vereint zwei zentrale Aspekte der Stadtgeschichte dieser Epoche: Zum einen widmet sie sich der Wien wesentlich mitprägenden jüdischen Kultur. Zu dieser Zeit waren fast elf Prozent der Bevölkerung Juden – bis 1938 war die Stadt damit eine der größten jüdischen Gemeinden Europas. Zum anderen nimmt das Projekt einen weiteren historischen Sachverhalt in den Blick: In der Hauptstadt entwickelte sich seinerzeit der Sport zum Massenphänomen. Das erklärt Projektmitarbeiter Matthias Marschik vom Institut für Publizistik vor allem durch die politischen Erfolge der Arbeiterbewegung: Das rote Wien schafft in den 1910er-Jahren die Voraussetzungen für diese Entwicklung. Vorher hatte der Großteil der arbeitenden Bevölkerung gar keine Zeit für Sport. Das änderte sich dann nach dem Krieg. Auf einmal schossen die Sportvereine wie Pilze aus dem Boden, und bei fast allen Clubs waren nach den Erkenntnissen der Forscher Juden als Funktionäre tätig. Das räumt mit einem populären Mythos im Wiener Sportgedächtnis auf, der eine jüdische Vergangenheit nur bei den Vereinen SC Hakoah und Austria Wien verortet. Das sei nicht haltbar, erklärt der ebenfalls an der Studie beteiligte Politologe Georg Spitaler vom Verein für Geschichtsschreibung der Arbeiterbewegung: Die inzwischen klassische Wiener Erzählung von jüdischen und nichtjüdischen Vereinen ist in Wirklichkeit viel komplizierter. Spitaler hat bereits 2009 eine Studie zu Rapid Wiens Vergangenheit im Nationalsozialismus vorgelegt und war damals darauf gestoßen, dass auch in Hütteldorf mit Leo Deutsch und Hans Fischer zwei jüdische Präsidenten amtierten. Das geriet wie bei vielen Wiener Sportvereinen in Vergessenheit – zum einen, weil die nationalsozialistische Vernichtungsmaschinerie diesen Teil der Vergangenheit buchstäblich fast auslöschte. Zum anderen war die Definition der jüdischen Existenz im Wien der Zwischenkriegszeit eine vieldiskutierte Frage. So sah sich ein assimiliertes jüdisches Bürgertum angesichts orthodoxer Kriegsflüchtlinge aus Osteuropa wieder mit der Frage nach der eigenen Identität konfrontiert – ebenfalls durch eine städtische Gesellschaft, in der sich der Antisemitismus virulent ausbreitete. Manche Funktionäre definierten sich selbst auch gar nicht als jüdisch oder verschwiegen ihre Herkunft. Das hielt häufig auch die andere Seite so. Das Judentum eines Funktionärs wurde meist in der Öffentlichkeit zur Sprache gebracht angesichts negativer oder lediglich als solcher empfundener Entwicklungen: Niederlagen, Clubpleiten oder die Einführung des Profifußballs. Übliche antisemitische Klischees etwa von jüdischer Gier wurden dann wieder ins Spiel gebracht. Bodenständig ist daher laut Spitaler in dieser Zeit auch als eine antisemitische Chiffre für nichtjüdisch zu verstehen. Sein Kollege Hachleitner verweist deshalb darauf, dass es bei dieser Thematik nötig sei, ganz genau hinzusehen: Man muss sich sehr in diese Zeit einlassen, um zu verstehen, welche Begriffe benutzt wurden, um jüdische Zugehörigkeit nur zu thematisieren, oder was man wirklich antisemitisch gebraucht hat und so verstand. In einem bestimmten Kontext konnte auch schon eine freundliche Zuschreibung wie fleißig bereits ein vergiftetes Lob sein. Für ihre Untersuchung haben die Wissenschafter im Sinne einer Diskursanalyse neben persönlichen Dokumenten, Selbstbeschreibungen, behördlichen Dokumenten und Vereinschroniken auch die Sportberichterstattung dieser Zeit gesichtet. Dabei sind sie neben einem ebenso vielseitigen Bild der jüdischen Sportfunktionäre auch auf die Vorgehensweisen der Antisemiten gestoßen. Die nationalsozialistische Deutschösterreichische Tages-Zeitung druckte etwa in Hakoahs Meisterschaftsjahr 1925 lange Zeit keine Spielberichte über das Team und geiferte, als der Weg der Krieauer zum Titel nicht mehr zu ignorieren war, über eine angeblich unfaire Spielweise und einschüchternde jüdische Zuschauermassen. Aus dieser braunen Tinte wurde spätestens nach der Annexion 1938 bitterböser Ernst: Die Hakoah wurde nur einen Tag nach dem Anschluss aufgelöst. In kürzester Zeit wurden jüdische Sportler und Funktionäre aus Vereinen und Verbänden geworfen und verfolgt – was von den Sportgazetten gefeiert und von der Bevölkerung lautstark begrüßt wurde. Empörung erntete nur, wer sich an geliebten Insignien vergriff: Die Umbenennung der Austria in SC Ostmark wurde bereits im Juni 1938 wieder rückgängig gemacht. Um die einst blühende jüdische Sportlandschaft war es da bereits geschehen. Wissenschaft;Ein Experiment zeigt, dass der Tod nicht durch Ersticken eintritt – und ein Fossilfund verweist auf die Ursprünge dieser Praxis. Washington/Wien – Sie gehören mit zu den erfolgreichsten Reptilien des Planeten – und zu den anpassungsfähigsten: Die rund 3.500 heute lebenden Schlangenarten kommen in so gut wie allen Lebensräumen außer den polaren Kältezonen vor, im Wasser ebenso wie zu Lande. Wann und wo aber haben die Tiere ohne Gliedmaßen ebendiese verloren und zu schlängeln begonnen? Und wer waren ihre – buchstäblichen – Vorgänger? Bisher ging man davon aus, dass die ersten Tiere mit deutlich rückgebildeten Gliedmaßen vor rund 150 Millionen Jahren auftauchten, und zwar als Nachfahren waranartiger Echsen, die womöglich aus dem Meer kamen. Denn zu diesen Nachfahren zählten nicht nur landlebende Tiere, sondern auch Meeressaurier. Fossilien, die diese Hypothese einer marinen Herkunft der Schlangen belegen würden, sind aber äußerst rar. Missing Link mit vier Füßen Ein Fossilfund aus dem Nordosten Brasiliens wirft diese Theorie nun über den Haufen: Wie Forscher um David Martill (Universität Portsmouth) im Fachblatt Science berichten, haben sie in einer geschichteten Kalksteinformation aus der frühen Kreidezeit erstmals eine Urschlange mit vier Beinen entdeckt. Das 100 bis 149 Millionen Jahre alte Fossil ist vor allem deshalb eine Sensation, weil es das erste eines schlangenartigen Tiers ist, bei dem nicht nur die hinteren, sondern auch noch die vorderen Extremitäten vorhanden sind. Zudem fehlen dieser Urschlange typische Anpassungen ans Wasserleben. Stattdessen zeigt sie alle Merkmale von grabenden Schlangen und Echsen – für die Forscher eindeutige Belege, dass sich Schlangen eher aus grabenden Vorfahren entwickelten. Aus der Form der Füße, die weniger zum Laufen als zum Zupacken geeignet sind, schlossen die Paläontologen auf die namensgebende Tötungsmethode der Urschlange: Tetrapodophis amplectus bedeutet nichts anderes als Schlange, die mit vier Füßen umklammert. Erdrückende neue Beweise Heutige Würgeschlangen der Art Boa constrictor haben diese Umarmungen ganz ohne alle Extremitäten perfektioniert und zu einer gefürchteten Tötungsmethode gemacht: Sie erdrücken ihre Opfer, die letztlich ersticken – glaubte man zumindest bis dato. Doch auch diese Hypothese dürfte im Orkus der Wissenschaft landen. Scott Boback (Dickinson College in Carlisle), der seit langem über Würgeschlangen forscht, hat mit Kollegen elf Ratten an Boas verfüttert und genau analysiert, was dabei mit den Ratten geschah. Wie die Forscher im Journal of Experimental Biology schreiben, wurden die Opfer so stark zusammengepresst, dass bereits sechs Sekunden nach dem Beginn des Würgegriffs der Blutdruck in der Oberschenkelarterie der Ratten um die Hälfte absank. Auch die Herzfrequenz sank, der Puls wurde unregelmäßig, Sauerstoffmangel beeinträchtigte die Organe. Schließlich folgte der Tod, der deutlich schneller kam als durch Ersticken der Beute. Der neuen Erkenntnis über das Töten der Ratten entspricht auch eine Studie von Scott Boback aus dem Jahr 2012. Damals hatte er herausgefunden, dass die Boas den Herzschlag der Ratten genau fühlen können und mit dem Würgen aufhören, sobald das Herz zu pumpen aufhört. Wissenschaft;Washington - In den USA lässt der Katastrophenfilm San Andreas gerade die Kinokassen klingeln. Gefahr für Kalifornien droht aber nicht nur durch die San-Andreas-Verwerfung: Wie US-Geologen im Journal of Geophysical Research schreiben, sind tektonische Verwerfungen vor der Küste Südkaliforniens unerwartet aktiv, sprich: erdbebengefährlich. AbstractJournal of Geophysical Research: High-resolution mapping of two large-scale transpressional fault zones in the California Continental Borderland: Santa Cruz-Catalina Ridge and Ferrelo faults (red, 2.6.2015) Kultur;Martin Gschlacht erhält "Prix Carlo di Palma" am 12. Dezember in Berlin. Wien/Berlin – Der österreichische Horrorfilm Ich seh Ich seh hat Erfolg beim Europäischen Filmpreis: Martin Gschlacht erhält für die Kameraarbeit den Prix Carlo di Palma, wie die European Film Academy am Dienstag mitteilte. Die Auszeichnung wird bei der Gala am 12. Dezember in Berlin überreicht. Insgesamt wurden bereits sechs Preisträger bekannt gegeben. Gschlachts Kameraarbeit für den Debütspielfilm von Veronika Franz und Severin Fiala sei extrem konsequent und suggestiv, heißt es in der Jurybegründung. Jedes Bild entspricht der Atmosphäre des Films, stärkt die komplette Dramaturgie und zeigt die enorme visuelle Empfindsamkeit des Kameramanns. Insgesamt zeige sich ein neues und sehr modernes Verständnis der Bildgestaltung. Neben Gschlacht dürfen sich Jacek Drosio (Schnitt für Cialo), Sylvie Olive (Szenenbild für Le Tout nouveau testament), Sarah Blenkinsop (Kostümbild für The Lobster), Cats Eyes (Filmmusik für The Duke of Burgundy) sowie Vasco Pimentel und Miguel Martins (Sounddesign für As Mil e uma noites – Vol. I-III) über Auszeichnungen freuen. In der siebenköpfigen Jury saß auch die österreichische Cutterin Monika Willi. Etat;"Ich wäre schon längst in einem Hochsicherheitsgefängnis", sagt der Late-Night-Talker zur Causa. Washington – John Oliver, scharfzüngiger und treffsicherer Late-Night-Talker in den USA, springt Jan Böhmermann bei. Er sei sehr froh, dass Amerika anders als Deutschland kein Gesetz habe, das einen für ein Gedicht hinter Gitter bringe, sagte Oliver. Ich wäre schon längst in einem Hochsicherheitsgefängnis. Erdoğan hat eine unglaublich dünne Haut, sagte Oliver. Er ist schuld, er macht es einem viel zu leicht, sich über ihn lustig zu machen. Oliver zitierte Erdoğans Vergleiche von Israel mit Hitler-Deutschland sowie frauenfeindliche Aussagen des Präsidenten. An die Adresse Erdoğans fügte er hinzu: Wenn Du so ängstlich darauf bedacht bist, nicht verspottet zu werden, versuch doch mal, die freie Rede weder in Deinem Land noch in anderen zu unterdrücken und Dich generell so zu verhalten, dass nicht jeder sehen will, wie man Dir in den Hintern tritt. Böhmermann hatte Ende März in seiner Fernsehshow Neo Magazin Royale ein drastisches Gedicht auf den türkischen Präsidenten verlesen und damit eine größere Affäre ausgelöst. Wissenschaft;Staatspreis für Umwelt- und Energietechnologie für neues Fischleiter-System und Plus-Energie-Gebäude. Wien – Wenn Wasserfälle, Stauwehre oder Kraftwerke Fischen den Weg versperren, sollen Fischleitern ihnen den Auf- und Abstieg erleichtern: Stufenförmige Wasserläufe ermöglichen Fischen und anderen Bewohnern von Fließgewässern, bauliche und natürliche Hindernisse zu passieren. Um derartige Einrichtungen energetisch nachhaltig zu konstruieren, hat der gelernte Maschinenschlosser Walter Albrecht eine Drehrohr-Doppel-Wasserkraftschnecke entwickelt. Seine Erfindung wurde letzten Freitag in der Kategorie Umwelt und Klima mit dem Staatspreis für Umwelt- und Energietechnologie prämiert. Insgesamt vergaben Lebens-, Wissenschafts- und Verkehrsministerium Preise in drei Kategorien. Durch Fischleitern fließt viel Wasser, das eigentlich zur Energiegewinnung verwendet werden könnte, einfach ab, sagt Albrecht. Diese Energie will er nutzen. Zudem sieht er Nachholbedarf beim ausreichenden Schaffen von Abstiegsmöglichkeiten für Fische, die nach dem Laichen wieder flussabwärts schwimmen und dabei allzu oft Opfer der Turbinen von Wasserkraftwerken werden. Seine Idee wurde auch aus Anlass einer EU-Richtlinie geboren, die vorsieht, dass ab 2021 alle Gewässer durchlässig für Fische sein müssen – in beide Richtungen. Die Funktionsweise der Drehrohr-Doppel-Wasserkraftschnecke ist rasch erklärt: In einem Rohr befinden sich zwei Schnecken, die in unterschiedliche Richtungen gewunden sind. Über die äußeren Windungen fließt das Wasser nach unten und erzeugt Strom. Der innere Teil der Schnecke transportiert einen Teil des Wassers nach oben – und mit ihm die Fische. Bei nur 20 Umdrehungen pro Minute droht den Fischen keine Kollision mit der Schnecke. Fischökologische Monitorings der Universität für Bodenkultur (Boku) bestätigten die Wirksamkeit des Systems. Die Anfragen aus allen EU-Ländern sind in letzter Zeit sprunghaft angestiegen, sagt Albrecht. Der Umbau eines Standorts der TU Wien am Getreidemarkt zu einem sogenannten Plus-Energie-Hochhaus wurde in der Kategorie Forschung und Innovation prämiert. Das zentrale Ziel: mehr Energie ins Stromnetz einspeisen, als daraus bezogen wird. Primär versorgt sich das Gebäude nun mit Strom aus der eigenen Photovoltaikanlage, aber auch mit Energie aus der Serverabwärme und der Aufzugsanlage. Der Preis in der Kategorie Energie und Effizienz wurde für kaskadische Wärmenutzung vergeben: Durch einen Umbau des Klimasystems in einem großen oberösterreichischen Schlachtbetrieb gelang es dem technischen Leiter Alexander Schumergruber und David Wöss von der Boku, den Verbrauch fossiler Energie um 80 Prozent zu senken. Wissenschaft;Die enorme Komplexität und scheinbare Absurdität der Quantenmechanik hat sie zu einem idealen Spielplatz für Pseudowissenschafter aller Art gemacht. Man kann mit Sicherheit sagen, dass niemand die Quantenmechanik versteht. Das hat immerhin der berühmte Physiker und Nobelpreisträger Richard Feynman behauptet. Ob er damit recht hat oder nicht, ist Ansichtssache beziehungsweise hängt davon ab, wie man verstehen in diesem Zusammenhang definiert. Tatsache ist jedenfalls, dass die Quantenmechanik wunderbar funktioniert. Die in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts begründete Wissenschaft zur Beschreibung der Atome und Elementarteilchen macht Vorhersagen, die so gut wie kaum irgendwo anders durch Experimente und Beobachtungen bestätigt werden. Auch wenn die Phänomene der Quantenwelt unseren Alltagsvorstellungen widersprechen und uns absurd vorkommen, basiert doch fast unsere gesamte moderne Technik auf den Ergebnissen dieser Forschung. Aber gerade die enorme Komplexität und scheinbare Absurdität der Quantenmechanik hat sie zu einem idealen Spielplatz für Pseudowissenschafter und Esoteriker aller Art gemacht. Vielleicht versteht ja tatsächlich niemand die Quantenmechanik. Aber auf jeden Fall gibt es sehr viele Leute, die sie, ob mit Absicht oder aus Ignoranz, missverstehen. Und die Konzepte der Physik benutzen, um ihren eigenen Lehren einen wissenschaftlichen Anstrich zu geben. Bereits aus der Quantenphysik ist uns bekannt, dass jede Materie Licht und Information ist. Somit ist alles in unserem Leben Schwingung und Energie, kann man zum Beispiel auf der Homepage eines Lebensenergiezentrums in der Steiermark lesen – und dort auch gleich Seminare in Quantenheilung buchen: Wenn die ganze Materie inklusive unseres Körpers nur aus Information besteht und alles schwingt, dann braucht es eben auch nur die richtigen Schwingungen, um den Körper zu ändern oder zu heilen. Die Vorstellung, aus der Quantenmechanik würde folgen, dass alles schwingt oder alle Materie Information sei, ist vermutlich das am weitesten verbreitete Missverständnis. Die Sache mit den Schwingungen bezieht sich auf die zugegebenermaßen verwirrende Tatsache, das die Quantenmechanik die Vorstellung über den Haufen geworfen hat, wir wüssten, woraus die Dinge wirklich bestehen. Davor gab es zum Beispiel lange Diskussionen darüber, ob Licht eine Welle ist oder doch ein Strom aus Teilchen. Die Quantenmechanik hat gezeigt, dass beide Vorstellungen falsch beziehungsweise richtig sind. Licht ist, vereinfacht gesagt, etwas, das sich manchmal besser als Teilchenstrom und manchmal besser als Welle beschreiben lässt, ohne dabei aber eine Welle oder ein Teilchen zu sein. Und das Gleiche gilt auch für die Beschreibung der Materie. Objekte wie Elektronen oder auch ganze Atome verhalten sich mal wie eine Welle und mal nicht. Die aktuellen Modelle der Teilchenphysik verzichten ganz auf diese Konzepte und beschreiben alles durch interagierende Felder. Daraus aber abzuleiten, dass alles schwingt, ist eine unzulässige Vereinfachung, die ignoriert, dass die Quantenmechanik nur auf mikroskopischen Skalen anwendbar ist, aber nicht auf der Makroebene unserer Alltagswelt. Es handelt sich dabei um einen reinen Analogieschluss, dem jede logische Grundlage fehlt. Den gleichen Fehler machen Leute, die behaupten, aus der Quantenmechanik könnte man folgern, dass alles mit allem zusammenhängt. Diese Idee ist zum Beispiel die Grundlage all der absurden Wünsch dir was vom Universum-Bücher. In denen kann man lesen, die Quantenmechanik würde behaupten, dass alles miteinander irgendwie in Verbindung stehe und deswegen auch alles einen Einfluss auf alles andere ausüben würde. Oder, wie es einer der Autoren solcher Bücher ausdrückt: Andere Menschen, Dinge oder Ereignisse können sich mit dem Schwingungsfeld, das wir in uns erzeugen, nicht verweigern, wenn sie mit unserer erzeugten Frequenz resonieren (Pierre Franckh, Das Gesetz der Resonanz). Wir müssen also angeblich nur auf die richtige Art und Weise an die richtigen Dinge denken, und dann werden sie auch passieren, weil ja alles mit allem zusammenhängt. Hier wird das quantenmechanische Phänomen der Verschränkung falsch verstanden. Unter ganz speziellen Voraussetzungen können zwei quantenmechanische Systeme tatsächlich so miteinander verbunden werden, dass sie nicht mehr getrennt voneinander betrachtet werden können. Das, was mit dem einen System passiert, hat dann ganz konkrete Auswirkungen auf das andere – und zwar unabhängig davon, wie weit sie räumlich voneinander getrennt sind. Aus quantenmechanischer Sicht spielt diese Trennung keine Rolle (man nennt das die Nichtlokalität der Quantentheorie). Werden zum Beispiel zwei Elektronen auf diese Weise quantenverschränkt, lassen sie sich nicht mehr als Kombination einzelner und unabhängiger Zustände beschreiben, sondern nur noch durch einen gemeinsamen Zustand, der auch dann noch gilt, wenn die beiden Elektronen (beliebig) weit voneinander entfernt werden. Solange sie auf diese Weise verschränkt sind, lassen sich keine Aussagen über den Zustand eines einzelnen Teilchens machen. Erst wenn man an einem von beiden eine konkrete Messung vornimmt, bricht die Verschränkung zusammen, und auch das andere Elektron wird – je nach Zustand des ersten Elektrons – einen konkreten anderen Zustand annehmen, egal wo es sich gerade befindet. Was für Elektronen und andere Objekte der Mikrowelt gilt, funktioniert aber nicht im Alltag. Eine Messung muss nicht unbedingt von einem Wissenschafter mit entsprechenden Geräten vorgenommen werden. Im Sinne der Quantenmechanik ist jede Interaktion mit einem hinreichend großen System eine Messung. Ein Elektron, das einfach so durch die Luft fliegt, wird durch die Wechselwirkung mit den dortigen Molekülen gemessen und verliert dadurch jede etwaige Verschränkung. Will man dieses Phänomen der Dekohärenz vermeiden, dann muss man das Elektron so gut wie möglich vom Rest der Welt isolieren. Da das bei den unvorstellbar vielen Teilchen, aus denen ein Mensch besteht, kaum möglich ist, ist es auch kein Wunder, dass das mit der Verschränkung hier nicht funktioniert. Menschen sind keine Quantenobjekte. Einer derjenigen, die genau diese quantenmechanische Verschränkung untersuchen, ist der österreichische Physiker Anton Zeilinger. Seine Ergebnisse werden von Esoterikern aller Art immer gerne als Beweis für ihre Lehren herangezogen. Zeilinger sagt zwar tatsächlich manchmal gerne Sätze wie Information ist wichtiger als die Wirklichkeit oder Es gibt für die Quantenphysik keine Grenze ihrer Gültigkeit. Zeilinger sagt aber auch: Davon getrennt zu sehen ist eine Interpretation, die die Quantenphysik zur Begründung für gewisse esoterische Positionen heranzieht. Das ist blanker Unsinn. Wer so etwas behauptet, versteht die Quantenphysik nicht. (Wiener Zeitung, 7.12.2012) Die Quantenmechanik nicht zu verstehen ist keine Schande. Das geht so gut wie allen Menschen so. Man muss sie aber auch gar nicht auf dem fundamental-mathematischen Niveau der Wissenschaft verstehen, um feststellen zu können, dass sie nicht als Erklärung für irgendwelche esoterischen und pseudowissenschaftlichen Konzepte dienen kann. Nur weil die Quantenmechanik erfolgreich die Verschränkung zweier Elementarteilchen beschreiben kann, gilt sie nicht für alles, was einem irgendwie ähnlich vorkommt. Man kann einen Menschen nicht mit irgendwelchen feinstofflichen Informationen homöopathischer Globuli verschränken (wie das Vertreter der sogenannten Generalisierten Quantentheorie behaupten). Nur weil in der Quantenmechanik unter bestimmten Umständen die Messung selbst das Ergebnis beeinflusst, folgt daraus nicht, dass die eigenen Gedanken das Universum beeinflussen. Man kann nicht darauf hoffen, dass Dinge wahr werden, wenn man sie sich nur fest genug wünscht. Die Quanten sind doch eine hoffnungslose Schweinerei! hat der Physiker und Nobelpreisträger Max Born in einem Brief an Albert Einstein geschrieben. Viele Studentinnen und Studenten, die sich im Laufe der Zeit durch schwierige Quantenmechanik-Vorlesungen gequält haben, mögen da zustimmen. Die Komplexität und die Erkenntnisse der Quantenmechanik zu missbrauchen, um esoterischen Unsinn mit einer Aura der Wissenschaftlichkeit auszustatten, ist aber eine mindestens ebenso große Schweinerei. Wissenschaft;Menschliche Sprache wird in erster Linie in der linken Hirnhälfte verarbeitet. Nun haben Forscher eine erstaunliche Ausnahme von der Regel entdeckt. Bochum/Wien – Die im kurzen Videoclip festgehaltene Szene ist schon beim Hinschauen erstaunlich: In einer bewaldeten Berglandschaft pfeifen einander zwei Personen abwechselnd ziemlich elaborierte Laute zu. Die Entfernung der pfiffigen Männer beträgt 700 Meter Luftlinie, ihre Standorte sind durch ein Tal getrennt. Vollends verblüffend wird die Szene mit Übersetzung: Nachdem die beiden Männer Grüße ausgetauscht haben, fragte der eine den anderen, ob er später ins Café herüberkommen würde. Der solcherart Angepfiffene bejaht pfeifend. Dann kommt der Forscher ins Spiel, der die Szene filmt: Er lässt Grüße ausrichten. Prompt wird von drüben zurückgepfiffen, wann der Professor das Dorf verlassen wird. Morgen lautet die pfiffige Antwort, worauf der andere von drüben eine gute Reise wünscht, pfeifend. Das Video hat Onur Güntürkün aufgenommen, ein an der Uni Bochum tätiger Hirnforscher mit türkischen Wurzeln, der sich seit einigen Jahren mit dem gepfiffenen Türkisch beschäftigt. Dass diese Sprache überhaupt existiert, sei ein unglaublicher Glücksfall, so Güntürkün: Es ist wie ein Experiment der Natur. Vor der Einführung von Telefonen war gepfiffenes Türkisch in den Bergregionen der nordöstlichen Türkei die wichtigste Kommunikationsform über weite Strecken. Schuld daran ist die zerklüftete Topografie, die Ortswechsel erschwert: Über hunderte Meter hinweg ist Pfeifen besser hörbar. Gepfiffenes Türkisch ist keine andere Sprache, nur Türkisch in einer anderen Form, erklärt Güntürkün. Es sei aber selbst für Personen, die des Türkischen mächtig sind, nur sehr schwer zu verstehen, so der Forscher. Noch faszinierender als das gepfiffene Türkisch ist für den Neurowissenschafter aber, was sich dabei im Hirn abspielt. Während nämlich alle Sprachen – egal ob gesprochen oder gelesen – vor allem in der linken Hemisphäre verarbeitet werden, werden beim gepfiffenen Türkisch beide Hirnhälften benötigt, berichtet Güntürkün im Fachblatt Current Biology: Für die Pfeifsprache braucht es Informationen über Frequenz, Melodie oder Tonhöhe – und die werden in der rechten Hemisphäre verarbeitet. Web;Der Konzern reagiert damit auf die Entscheidung des Europäischen Gerichtshofes zu Datentransfers in die USA. Microsoft hat die US-Regierung in einem Blogeintrag für Datenschutzverletzungen in der Vergangenheit gerügt. Der Jurist Brad Smith forderte die US-Behörden auf, künftige europäische Datenschutzstandards zu akzeptieren, wenn Informationen zu EU-Bürgern verlangt werden. Zuvor hatte der Europäische Gerichtshof in einem vom österreichischen Datenschützer Max Schrems angestrengten Prozess festgestellt, dass die USA kein dem EU-Recht adäquates Datenschutzniveau bieten und die pauschale Übermittlung von Nutzerdaten über den Atlantik daher zu überarbeiten seien. Geregelt wurde das bislang im sogenannten Safe Harbor-Abkommen, das nun infrage gestellt wurde. Das stellt zahlreiche Firmen vor gröbere Probleme. Zwar können Nutzerdaten legal auch abseits des Safe Harbor-Prinzip übermittelt werden, das zieht jedoch mühsame Zertifizierungen nach sich. Microsoft fordert nun, dass die US Regierung nur nach US-Recht Datensätze zu EU-Bürgern verlangen soll, wenn sich diese in den USA aufhalten. Ansonsten sollten EU-Gerichte der Herausgabe von Daten an die USA zustimmen. Mit Microsoft äußert sich der erste große IT-Konzern zum EuGH-Entscheid. Wissenschaft;Das kommende Cochrane-Kolloquium über den Stand der evidenzbasierten Medizin. Wien – Wer wissen will, was die Cochrane Collaboration tut, braucht im Grunde nur einen Blick auf ihr Logo zu werfen: Darauf sind stilisierte Statistikplots von Studien zu einer vorbeugenden Therapie für Neugeborene zu sehen. Hinweise, dass die Gabe von Corticosteroiden die Lungenreifung beschleunigen und daher bei vorzeitig geborenen Babys die Überlebenschancen erhöhen kann, gab es seit den späten 1970er- Jahren. Doch erst eine Metaanalyse der Cochrane-Forscher in den 1990er-Jahren räumte alle Zweifel aus. Wäre diese Behandlung früher eingesetzt worden, hätte man wahrscheinlich den Tod tausender Frühgeborener verhindern können, sagt Gerald Gartlehner, Direktor der österreichischen Cochrane-Zweigstelle an der Donau-Uni Krems. Die Zweigstelle gibt es nun schon seit zehn Jahren und ist Teil eines internationalen Netzwerks, das regelmäßig den Stand des medizinischen Wissens in Form von Überblicksarbeiten zusammenfasst. Immerhin 5000 solcher Analysen haben die Forscher bislang verfasst, eine aus dem letzten Jahr löste auch außerhalb der Fachkreise ein beachtliches Echo aus. In dieser Arbeit ging es um die Wirksamkeit des Influenzamedikaments Tamiflu, das von vielen Ländern in großen Mengen für eine etwaige Vogelgrippeepidemie gebunkert wurde – auch in Österreich. Wie sich herausstellte, hatte der Hersteller, die Pharmafirma Roche, die Wirkung des Präparats deutlich übertrieben (siehe Interview). Die Anschaffung des Medikaments war nicht billig, doch den verantwortlichen Politikern will Gartlehner keinen Vorwurf machen. Mit dem damaligem – mangelhaften – Stand des Wissens sei die Entscheidung korrekt gewesen, sagt der Leiter des Departments für evidenzbasierte Medizin an der Donau-Uni Krems. Anders sehe es indes bei einer Neuanschaffung von Tamiflu aus, die in nächster Zeit nach Ablauf der Haltbarkeit anstünde: Das würde ich heute nicht mehr empfehlen. Das nächste Cochrane-Kolloquium findet vom 3. bis 7. Oktober in der Messe Wien statt. Unter den Vortragenden sind Ida Sim von der University of California, der Vorsorgemediziner John Ioannidis (Stanford University) und der Arzt Ben Goldacre, der sich als Autor mit dem Missbrauch von Wissenschaft durch Politiker oder Pharmafirmen beschäftigt. Wissenschaft;Archäologen: "Vielleicht diente die Struktur für die Verkündung von Nachrichten, Mahnungen oder Straßenpredigten". Jerusalem – Israelische Archäologen haben in Jerusalem eine rund 2.000 Jahre alte pyramidenförmige Steintreppe gefunden. Sie liege an einer abgestuften Straße, die vom biblischen Teich von Siloah zum Tempelberg in der Altstadt führe, teilte die Altertumsbehörde am Montag mit. Auf der Straße seien in der Vergangenheit Pilger zum jüdischen Tempel gewandert, der im Jahre 70 von den Römern zerstört wurde. Die Forscher entdeckten am Fuße der Treppe aus großen Werksteinblöcken gut erhaltene Ton- und Steingefäße. Die führenden Archäologen Nahshon Szanton und Joe Uziel sind sich allerdings nicht sicher, wozu der Steinbau damals diente. Uziel sprach von einer einzigartigen Struktur, deren genauer Gebrauch rätselhaft bleibt. Sie sei von der Pilgerstraße aus gut sichtbar. Möglicherweise handle es sich um ein monumentales Podium, von dem aus Botschaften an die Besucher übermittelt wurden. Vielleicht diente es für die Verkündung von Nachrichten, Mahnungen oder Straßenpredigten, sagte er. Die Palästinenser sehen Ausgrabungen in der Umgebung des Tempelbergs generell mit Sorge. Sie befürchten, Israel wolle mehr Kontrolle über das Heiligtum gewinnen, das Juden und Muslime gleichermaßen verehren. Die Steintreppe liegt in der sogenannten Davidsstadt in dem Teil Jerusalems, den Israel 1967 erobert hatte. Die Palästinenser wollen dort die Hauptstadt eines künftigen unabhängigen Staates errichten. Web;Mit dem VR-Projekt lassen sich Atomkraftwerk und Geisterstadt von Zuhause aus besichtigen. Die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl jährt sich zum dreißigsten Mal. Aus diesem Anlass gibt es auch Neuigkeiten vom Chernobyl VR Project des polnischen Entwicklerstudios The Farm 51, das eine Virtual Reality-Realisierung der heutigen Region darstellt. Dieses Virtual Reality-Projekt soll es Leuten ermöglichen, eine virtuelle Tour durch das stillgelegte Kernkraftwerk und die Geisterstadt Prypjat zu machen. Das Chernobyl VR Project verbindet dabei Videospiel mit pädagogischen und narrativen Elementen. Im Juni soll die VR-Dokumentation erscheinen und mit verschiedenen VR-Geräten nutzbar sein. Ein neu veröffentlichter 360 Grad-Trailer gibt Einblick, wie diese ungefähr aussehen wird. Ein beträchtlicher Teil der Einnahmen soll dabei an die Opfer der Katastrophe gehen. 20 Prozent der Verkäufe um 19,99 Dollar, 30 Prozent der Verkäufe um 29,99 Dollar und 60 Prozent der Verkäufe um 49,99 Dollar sollen an Organisationen wie Global Ukraine, Ukraine Image Agency oder an das Human Rights Information Center gehen. Durch das enthusiastische Feedback auf unsere Ankündigung des Chernobyl VR Project haben wir realisiert, wie wichtig das Thema war, äußerte Wojciech Pazdur, CEO von The Farm 51. Daher haben wir entschieden, dass dies kein rein kommerzielles Projekt bleiben sollte. Wissenschaft;Terrence Deacon erklärte in Klosterneuburg "vielfach vergessene Voraussetzung" für Entstehung des Lebens. Wien – Die Entstehung des Lebens auf der Erde gilt als eines der letzten großen Geheimnisse der Naturwissenschaften. Die heute diskutierten Szenarien, mit sich selbst zusammenbauenden und vermehrenden Molekülen, haben nach Ansicht von Terrence Deacon von der University of California Berkeley einen Haken: es fehlt ein Mechanismus, der Fehler ausbessert, die sich rasch anhäufen und das System zusammenbrechen lassen. Der Fokus der meisten Theorien zum Ursprung des Lebens ist die Autokatalyse, also dass sich Moleküle wie RNA (Ribonukleinsäure, Anm.) selbst vervielfältigen. Viele glauben, dass man damit einfach den Ursprung des Lebens erklären kann, so der Evolutions-Experte, der in der vergangenen Woche am Konrad Lorenz Institut (KLI) in Klosterneuburg zu dem Thema sprach. Dabei würden sich jedoch immer mehr Fehler ansammeln, wenn kein Korrekturmechanismus vorhanden ist. Die natürliche Selektion halte er nicht für ausreichend, diese auszumerzen und so ein System vor dem Zusammenbruch zu bewahren. Die Autokatalyse habe auch rasch ein Ende, weil sich die dabei gebildeten Produkte in der Ursuppe zerstreuen (weg-diffundieren), denn sie würden für die nächste Vervielfältigungsrunde gebraucht. Und wenn das System aus diesen Gründen schließlich stoppt, bleibt nichts erhalten, meint er. Was Lebewesen ausmacht sei nicht, dass sie sich bloß vermehren, sondern auch sich selbst ausbessern, Fehler beseitigen, beschädigte Strukturen reparieren und die Information über ihren Aufbau erhalten. Wenn die Produkte solch eines autokatalytischen Prozesses aber quasi für sich selbst eine Hülle bilden, wie etwa bei einer Viruskapsel, könne all dies geschehen, meint Deacon. Die für die Vermehrung notwendigen Moleküle würden durch die wachsende Hülle zusammenbleiben und so sei dafür gesorgt, dass sich diese Arbeiter nicht zerstreuen, bevor das Werk fertiggestellt ist. Wenn die Kapsel aus irgendeinem Grund beschädigt wird, stünden sie bereit, könnten neue Bauteile herstellen und den Fehler ausbessern. So wird das Ganze zu einer selbst-erhaltenden Struktur, erklärte Deacon. Wenn schließlich einige der Arbeiter aus dieser Hülle entweichen, können sie anderswo die gleiche Struktur aufbauen. Dadurch könne sich diese also auch vervielfältigen. Die einzelnen Teile seien sogar in einem gewissen Rahmen austauschbar, wodurch sich die Struktur weiterentwickeln könne. Was man dazu bräuchte, wären bloß einfache Teilchen, die sich wiederholende Einheiten (Polymere) bilden können, wie Cyanwasserstoff. Dieser sei im äußeren Sonnensystem häufig zu finden und könnte von Kometen zu den inneren Planeten wie der Erde transportiert worden sein. Wenn diese Cyanwasserstoff-Polymere dort mit flüssigem Wasser in Berührung kommen, werden ihre Seitenarme chemisch verändert und sie sehen ein wenig wie kleine Eiweißketten (Polypeptide) aus, sagte er. Sie könnten komplexe Strukturen bilden, und einander gegenseitig verändern. Mithilfe der Metalle, die auf der Erdoberfläche in der Ursuppe schwammen, wurden sie zu Katalysatoren, also leistungsfähigen Antreibern von chemischen Reaktionen, meint Deacon. Substanzen wie RNA hält er für viel zu kompliziert, als dass sie bereits am Ursprung des Lebens standen.Ich denke, die Vererbung setzte erst später in diesem Prozess ein, und die Interaktionen von Eiweiß(-ähnlichen) Stoffen bildete zunächst die Basis, aus der genetische Information hervorkommen konnten, so der Evolutionsexperte. Wissenschaft;Eine Wiener Biologin erforscht das faszinierende Fortpflanzungsverhalten von Pfeilgiftfröschen. Die Tiere verhalten sich offenbar wie vorsichtige Börsianer. Wien - Wer in das Naturschutzgebiet Les Nouragues am Fluss Arataye in Französisch-Guayana reisen will, sollte hitzeresistent sein und keine Angst vor krabbelndem Getier haben. Der dichte Dschungel beherbergt unzählige Spezies, so manche davon dürfte der Wissenschaft noch unbekannt sein. Dasselbe gilt für die Flora. Besonders üppig gedeiht die Vegetation während der Regenzeit, sie hält in diesem Teil Südamerikas normalerweise von Dezember bis Mai an. Der Waldboden verändert sich dann in eine matschige Masse, in der es von Leben nur so wimmelt. Biologen lieben solche Orte. Eva Ringler ist eine von ihnen. Die an der Veterinärmedizinischen Universität Wien tätige Forscherin zieht es seit Jahren immer wieder an den Arataye. Ihr Hauptinteresse gilt den dort vorkommenden Pfeilgiftfröschen aus der Familie Dendrobatidae. Zusammen mit einigen Kollegen untersucht sie die vielfältigen Überlebensstrategien dieser nur wenige Zentimeter großen Amphibien. Wer die Anpassung der Frösche an ihr Habitat und ihre Nutzung der vorhandenen Ressourcen analysiert, bekommt Einblick in grundlegende ökologische Regelwerke. Die kleinen Vierbeiner dienen als Modellorganismen. Vor allem der Glanzschenkel-Baumsteiger, zoologisch Allobates femoralis genannt, wird von Ringler intensiv studiert. Die Tierchen haben eine hochinteressante Fortpflanzungsbiologie. Zu Beginn der Regenzeit beginnt auch deren Balz. Die Männchen verfügen über eigene Reviere und versuchen mittels Schallsignalen, Weibchen dorthin zu locken. Der Anzeigeruf klingt fast wie ein Vogel, sehr schrill und laut, sagt Ringler. Doch hat sich eine Froschdame genähert, schlägt das Männchen ganz andere Töne an. Der nun erklingende Balzruf ist leise und schnurrend. Schließlich wolle man keine Konkurrenz anlocken. Währenddessen spielt sich das Paar aufeinander ein. Sie hupfen ziemlich lange gemeinsam im Territorium herum. Bis zur Begattung und Eiablage vergehen mehrere Stunden. Der Laich wird dabei auf einem zusammengerollten, nassen Blatt abgesetzt. Anschließend geht jeder wieder seiner eigenen Wege. Zwei bis drei Wochen dauert die Larvenentwicklung im Ei. Dann kehrt der Vater zum Gelege zurück und nimmt die frisch geschlüpften Kaulquappen auf seinen Rücken. Der Nachwuchs saugt sich dort fest, die Reise kann beginnen. Das Froschmännchen steuert gezielt einen Regentümpel, ein wassergefülltes Loch im Stamm eines umgestürzten Baumes oder ein ähnliches Kleingewässer an. Diese natürlichen Mini-Aquarien dienen den Kaulquappen als Kinderstuben. Die Froschlarven ernähren sich dort von Algen, toten Insekten und anderem organischem Material. Sie fressen fast alles, was reinfällt, sagt Ringler. Dennoch schaffen es die meisten nicht, bis zur Metamorphose zu überleben. Und dafür gibt es mehrere Gründe. Ringler und ihre Wiener Kollegen haben den Fortpflanzungserfolg von A. femoralis vor Ort in Les Nouragues genauer erforscht. Um die Untersuchungen zu erleichtern, gruben sie 30 künstliche Bruttümpel - kleine Kunststoffwannen mit je zwei Litern Fassungsvermögen - in den Waldboden ein. Die Plastik-Kinderstuben wurden von den Froschvätern gerne angenommen. Dutzende von ihnen trugen ihren Nachwuchs in die eingebrachten Behälter. Insgesamt zählten die Wissenschafter 2595 Kaulquappen. Zahlreiche fielen jedoch Fressfeinden wie Libellenlarven und Spinnen zum Opfer. In drei künstlichen Tümpeln kamen sogar alle Froschbabys ums Leben. Das Wasser in diesen Wannen war durch hereingefallenen Affenkot, Tierkadaver oder faulige Früchte verpestet worden. Umweltkatastrophen im Mikroformat. Das Team machte allerdings noch eine andere Beobachtung: Die Froschmännchen verteilten ihre Kaulquappen auf mehrere Kinderstuben. Genetische Analysen bestätigten die anfänglichen Vermutungen. Erbguttests an 340 Froschlarven zufolge leben in einem Tümpel Jungtiere von durchschnittlich drei verschiedenen Vätern. Ein detaillierter Studienbericht erschien neulich im Fachjournal Behavioural Ecology and Sociobiology (Bd. 69, S.1011). A. femoralis pflanzt sich zudem polygynandrisch fort: Vertreter beider Geschlechter paaren sich während einer Brutsaison mit mehreren Partnern. Die Unterbringung der Kaulquappen in mehreren Brutgewässern, meint Ringler, dient höchstwahrscheinlich der Risikostreuung - eine Strategie, die Anleger oft auch an der Börse verfolgen. Würde ein Männchen seinen gesamten Nachwuchs einem einzigen Tümpel anvertrauen, könnte dies mitunter zum Totalverlust führen. Die Froschväter scheinen potenzielle Kinderstuben durchaus im Voraus auf die Anwesenheit von Fressfeinden hin zu überprüfen. Sie sitzen dann am Rand und beobachten, berichtet Ringler. Aber Fressfeinde können auch später eintreffen, oder ein Haufen Affenmist könnte den Tümpel in eine Kloake verwandeln. Solche Ereignisse lassen sich natürlich nicht vorhersehen, betont die Biologin. Im Rahmen eines vom Wissenschaftsfonds FWF finanzierten Projekts untersucht Ringler nun weitere fortpflanzungsrelevante Verhaltensmuster der Pfeilgiftfrösche. Neue Untersuchungsergebnisse sind soeben im Fachjournal Behavioural Ecology erschienen. Anders als lange angenommen greifen auch die Weibchen von A. femoralis manchmal in die Nachwuchsversorgung ein. Hin und wieder treffen die Forscher Froschdamen mit Kaulquappen auf dem Rücken an. Auch bei Terrarienversuche ließ sich Derartiges beobachten. Wenn das Männchen ausfällt, übernimmt offenbar die Mutter, sagt Ringler. Diese Flexibilität sei unter uniparentalen Arten, also solchen, bei denen nur ein Elternteil die Jungen versorgt, einzigartig. Wie die Weibchen wissen, wann sie einspringen müssen, ist noch nicht abschließend geklärt. Wahrscheinlich überwachen sie die Rufaktivität ihrer ehemaligen Sexualpartner, meint Ringler. Sie würden damit einer einfachen Logik folgen: Wer während der Paarungssaison schweigt, ist wahrscheinlich tot oder verschollen. Wichtig wäre auch, zu wissen, ob die Tiere ihren eigenen Nachwuchs erkennen können oder sich nur an den Ort der Eiablage erinnern. Hierzu führt Ringler im Urwald weitere Versuche durch. Ich vertausche Gelege, sagt sie. Ob die es bemerken? (Kurt de Swaaf, 7.6.2015) International;Opposition erringt 99 der 167 Sitze – Präsident Maduro auf Kompromisse angewiesen. Caracas – Nach 16 Jahren sozialistischer Mehrheit steht Venezuela vor einer Zeitenwende: Die Opposition konnte bei der Parlamentswahl am Sonntag eine deutliche Mehrheit erzielen. Wie die Präsidentin des nationalen Wahlrats, Tibisay Lucena, Montagfrüh mitteilte, entfielen auf die im Bündnis Mesa de la Unidad Democratica (MUD) vereinte konservative und sozialdemokratische Opposition mindestens 99 der 167 Mandate. Der als Oficialismo bezeichnete Regierungsblock, bestehend aus der sozialistischen Partei und mit ihr kooperierender Parteien, erlitt eine herbe Niederlage – damit wird Präsident Nicolás Maduro auf Kompromisse angewiesen sein. Die Sozialisten eroberten lediglich 46 Mandate, allerdings fehlten noch einige Wahlbezirke. Die Wahlbeteiligung lag bei 74,25 Prozent. In Caracas jubelten die Menschen, Feuerwerke wurde entzündet. Maduro räumte die Niederlage ein. Wir akzeptieren das. Die Wahl war von beiden Seiten zu einem Plebiszit über das umstrittene Sozialismusprojekt erklärt worden. Unser Weg ist der Frieden, unser Weg ist die Demokratie, betonte Maduro. Die Überwindung der Wirtschaftskrise sei die größte Herausforderung. Heute hat eine Gegenrevolution triumphiert. Jetzt müsse man eine neue Etappe der von Hugo Chávez eingeleiteten bolivarischen Revolution beginnen. Die konstituierende Sitzung des neuen Parlaments ist für den 5. Jänner geplant. Bis zu 200 Prozent Inflation, Mangelwirtschaft und Lebensmittelmangel hatten die Unzufriedenheit in den vergangenen Monaten deutlich erhöht. Untere soziale Schichten leiden unter fast täglich teurer werdenden Lebenshaltungskosten. Viele Venezolaner sind auf Geschäfte mit staatlich subventionierten Lebensmitteln angewiesen. Aus Angst vor einer Gewaltwelle nach der Wahl hatten die Menschen Hamsterkäufe getätigt. Das Land mit den größten Ölreserven weltweit leidet zudem unter dem niedrigen Ölpreis, was es immer schwerer macht, die Sozialprogramme zu finanzieren. Nachdem im November in Argentinien der konservative Mauricio Macri das Präsidentenamt erobern konnte, scheint sich mit der Wahl in Venezuela ein Trend in Südamerika fortzusetzen: die schrittweise Abkehr von linksgerichteter Politik, die den Kontinent seit dem Amtsantritt des 2013 verstorbenen Chávez zur Jahrtausendwende geprägt hatte. International;Islamisten töteten Betende in Moschee auf Stützpunkt bei Peshawar. Peshawar – Bei einem Angriff der radikalislamischen Taliban auf einen Luftwaffenstützpunkt im Nordwesten von Pakistan sind mindestens 29 Menschen getötet worden. Bis zu 14 Taliban-Kämpfer in Uniformen hätten am Freitag eine Wohnanlage auf der Basis nahe Peshawar angegriffen und allein in einer Moschee auf dem Gelände 16 Luftwaffenangehörige beim Gebet getötet, teilte die Armee mit. 29 weitere Menschen wurden bei dem Angriff verletzt. Die Angreifer kamen aus Afghanistan, der Angriff wurde dort geplant und von dort aus kontrolliert, sagte Armeesprecher Generalmajor Asim Bajwa. Nach seinen Angaben sind 23 Angehörige der Luftwaffe, drei der Armee und drei Zivilisten unter den Toten. Nach mehrstündigen Gefechten mit Soldaten wurden demnach auch alle Angreifer getötet. Die pakistanische Taliban-Einheit Tehreek-e-Taliban Pakistan bekannte sich am Freitag per E-Mail zu der Tat ihrer Selbstmordeinheit. Die pakistanische Luftwaffe spielt eine entscheidende Rolle im Kampf gegen die Taliban und bombardiert deren Verstecke an der Grenze zu Afghanistan. Bei dem Angriff auf den Stützpunkt Badaber rund zehn Kilometer südlich von Peshawar teilten sich die islamistischen Kämpfer laut Sicherheitskreisen in Gruppen auf. Eine mit offiziellen Uniformen bekleidete Gruppe drang demnach in die Moschee ein, gab vor, dass es einen Angriff gebe und führte alle Anwesenden in einer Ecke zusammen. Dann hätten sie aus automatischen Waffen kaltblütig das Feuer auf die Gruppe eröffnet. Ein Vertreter der Luftwaffe sagte, der Stützpunkt werde vor allem als Wohnquartier für Militärangehörige benutzt. Kampfflugzeuge befänden sich nicht auf dem Gelände. Peshawar liegt am Rande der halbautonomen Stammesgebiete Pakistans und ist immer wieder Ziel blutiger Anschläge. Im Dezember wurden bei einem der schlimmsten Angriffe der Taliban in der Geschichte Pakistans in einer Militärschule mehr als 150 Menschen getötet, die meisten von ihnen Schulkinder. Der letzte große Angriff in Peshawar erfolgte im Februar, als 21 Menschen bei einem Taliban-Angriff auf eine schiitische Moschee getötet wurden. Die Stammesgebiete an der Grenze zu Afghanistan sind ein Rückzugsgebiet der Taliban und anderer Extremistengruppen wie Al-Kaida. Die pakistanische Armee führt seit mehr als einem Jahr eine Großoffensive gegen die Aufständischen in der schwer zugänglichen Bergregion. Die Taliban wurden durch die Offensive zwar offenkundig geschwächt, doch zeigt der Angriff vom Freitag die Entschlossenheit der Islamisten, ihren Kampf gegen Armee und Regierung fortzusetzen. Wissenschaft;Im Vorjahr entdeckte eine pensionierte Postbeamtin auf der deutschen Insel Amrum eine Flaschenpost, die es nun ins Guiness-Buch der Rekorde schaffte. Plymouth – Als der Meeresbiologe George Parker Bidder Anfang des vorigen Jahrhunderts hunderte Flaschen in die Nordsee warf, hatte er etwas anders im Sinn als einen Rekord aufzustellen. Er wollte auf diese Weise die verschiedenen Strömungen der Nordsee untersuchen. Um zu erfahren, wohin es die Flaschen verschlagen würde, versah er sie mit einer Nachricht: Auf Englisch, Deutsch und Niederländisch bat er potenzielle Finder darum, eine beiliegende Postkarte an seine Forschungsinstitution zu senden, die heute noch existente Marine Biological Association in Plymouth. Zur Belohnung setzte er einen britischen Schilling aus. Im Vorjahr ist eine dieser Flaschenposten nach knapp 108 Jahren in Deutschland wieder aufgetaucht. Gefunden hat sie ausgerechnet eine pensionierte Postbeamtin auf der Nordfriesischen Insel Amrum. Gemeinsam mit ihrem Ehemann fischte sie die Nachricht aus der Flasche und folgte den Anweisungen. Wie alt die undatierte Nachricht tatsächlich war, ahnte sie nicht. Wie der britische Guardian berichtet, ist es nun aber offiziell: Das Guinness-Buch der Rekorde nahm den Fund als älteste Flaschenpost der Welt auf. Bei den Mitarbeitern der Marine Biological Association dürfte die Verwirrung anfangs eher groß gewesen sein, als ein Brief adressiert an ihren früheren Präsidenten G. P. Biddern eintraf – der ist schließlich 1954 verstorben. Doch schnell wurde klar, dass es sich hier um eine seiner bottom-trailers handeln musste, mit deren Hilfe er die Unterschiede der Strömungen am Meeresboden im Vergleich zur Oberfläche überprüfen wollte. Die meisten Rückmeldungen erhielt er binnen weniger Monate nach dem Postwurf. Die bislang letzte Finderin wurde nun, mehr als ein Jahrhundert nach Beginn des Experiments, wie versprochen entschädigt, berichtete der Pressesprecher der Marine Biological Association: Man hat ihr einen Schilling geschickt. Wissenschaft;Toronto – Immer wieder kommt es auf Linienflügen zu Auseinandersetzungen: Passagiere geraten sich in die Haare, streiten sich mit der Crew und können im Extremfall sogar die Flugsicherheit gefährden. Katherine DeCelles (Uni Toronto) und Michael Norton (Harvard Business School) behaupten im Fachblatt PNAS, einen entscheidenden Faktor identifiziert zu haben, der Streit befördert: Wenn es eine erste Klasse gibt und die Passagiere dieser kurzfristigen Form von Ungleichheit ausgesetzt sind, scheint das Wutpotenzial besonders stark zu steigen. (red) AbstractPNAS: Physical and situational inequality on airplanes predicts air rage Washington – Es gibt in Ohio eine Salamanderpopulation, die rein weiblich ist und sich durch Jungfernzeugung vermehrt. Die Tiere sind im Gegensatz zu den meisten Artgenossen polyploid, verfügen also über mehr als zwei Sätze von Chromosomen. US-Forscher haben an diesen speziellen Tieren die bei Salamandern ohnehin sehr hohe Regenerationsfähigkeit von Organen untersucht und berichten im Journal of Zoology, dass polyploide Amphibien noch einmal schneller regenerieren. International;Keine Einigung über Lokalwahlen – Steinmeier: Waffenstillstand soll stabiler gemacht werden. Berlin – Im Ukraine-Konflikt hat auch ein neues Krisentreffen in Berlin keinen Durchbruch gebracht. Die Außenminister aus Deutschland, Frankreich, Russland und der Ukraine gingen am Mittwoch ohne konkrete Vereinbarungen für eine politische Lösung auseinander. Es war bereits das zwölfte Treffen der Minister im sogenannten Normandie-Format. Insbesondere gelang es in der Villa Borsig in Berlin nicht, sich auf die Grundzüge eines Gesetzes zu einigen, mit dem in den umstrittenen Gebieten im Osten der Ukraine Lokalwahlen abgehalten werden können. Nach dem ursprünglichen Fahrplan hätten die Wahlen bereits im Herbst vergangenen Jahres stattfinden sollen. Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier sagte, die Vorstellungen auf beiden Seiten seien in dieser Frage noch sehr weit voneinander entfernt. Jetzt soll eine Arbeitsgruppe versuchen, Kompromissmöglichkeiten auszuloten. Strittig ist unter anderem, ob die mehr als eine Million Binnenvertriebenen wählen dürfen. Offen ist auch, wie im Wahlkampf und während der Wahlen die Sicherheit gewährleistet werden kann. Russlands Außenminister Sergej Lawrow warf der Ukraine vor, eine Autonomie für den Osten ebenso wie eine Amnestie für Separatisten zu verzögern. Ohne diese könne es keine Wahlen geben. Nach Angaben Steinmeiers gab es zumindest Fortschritte in Sicherheitsfragen. Damit soll der Waffenstillstand im Osten des Landes stabiler gemacht werden. Die Außenminister hätten sich bei dem Treffen auf eine Entflechtung der Militäreinheiten entlang der Front in der Ostukraine geeinigt, sagte Steinmeier. Zudem sollten entmilitarisierte Zonen eingerichtet werden. Auch der Informationsaustausch entlang der Front solle verstärkt werden, erklärte er. Der ukrainische Außenminister Pawlo Klimkin äußerte sich nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur TASS enttäuscht: Wir haben in Schlüsselfragen keine Vereinbarungen erzielen können. Und leider führt diese Uneinigkeit dazu, dass der Minsk-Prozess wohl eingefroren wird. In der weißrussischen Hauptstadt hatten sich alle vier Länder im Februar 2015 auf einen Friedensplan verständigt. Davon ist aber mit Ausnahme der Waffenruhe nur ein Bruchteil umgesetzt. Die Europäische Union muss in den nächsten Wochen über die Zukunft der Sanktionen entscheiden, die sie gegen Russland verhängt hat. Falls nicht alle 28 EU-Mitglieder für eine Verlängerung stimmen, laufen die Strafmaßnahmen Ende Juli aus. Denkbar wäre aber auch eine Lockerung in bestimmten Bereichen. Der Krieg in der Ostukraine hat nach Angaben der Vereinten Nationen seit 2014 schon mehr als 9.000 Menschen das Leben gekostet. Trotz des offiziellen Waffenstillstands gab es auch in diesem Jahr auf beiden Seiten mehrere Dutzend Tote. Wissenschaft;Kanadische Forscher stoßen auf einen bemerkenswerten Fall von konvergenter Evolution. Vancouver – Dass zwei im evolutionären Stammbaum so weit voneinander entfernte Zweige des Lebens wie Wirbeltiere und Kopffüßer Linsenaugen entwickelt haben, die einander erstaunlich stark ähneln, gilt als Paradebeispiel für konvergente Evolution. Von einem noch verblüffenderen Fall berichten nun Forscher der kanadischen University of British Columbia in Nature: Sie haben bei einem Warnowiiden aus dem Nordpazifik eine lichtempfindliche Struktur entdeckt, deren Einzelbestandteile den Merkmalen von Linse, Hornhaut, Iris und Netzhaut zu entsprechen scheinen. Das Erstaunliche daran: Warnowiiden sind nicht einmal Tiere, sondern Dinoflagellaten. Und es sind Einzeller, weshalb hier auch nicht von einem lichtempfindlichen Organ gesprochen werden darf. Umso mehr erstaunt die Forscher um Greg Gavelis, wie komplex dieses aus verschiedenen Organellen zusammensetzte Ocelloid ist. Bei der Entdeckung hatte man deswegen zunächst angenommen, ein Warnowiide hätte das Auge eines kleinen vielzelligen Tiers gefressen. Wie und wofür genau diese winzigen Organismen, die zum Plankton zählen, ihr Quasi-Auge einsetzen, ist noch nicht ganz geklärt. Warnowiiden machen mit harpunenartigen Strukturen Jagd auf andere Einzeller. Möglicherweise hilft ihnen das Ocelloid dabei, Lichtveränderungen wahrzunehmen, wenn einfallendes Sonnenlicht den transparenten Körper eines Beutewesens passiert. (red, 5. 7. 2015) Wissenschaft;Five hundred meter Aperture Spherical Telescope soll im September in Betrieb gehen. Peking – Damit das größte Radioteleskop der Welt seine Arbeit ungestört aufnehmen kann, werden in Südchina nun mehr als 9.100 Menschen umgesiedelt. Wie die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua am Dienstag berichtete, müssten Anrainer in der Provinz Guizhou ein Gebiet fünf Kilometern um das Teleskop verlassen, damit es zu keinen elektromagnetischen Störungen beim Betrieb kommt. Mit einem Schüssel-Durchmesser von 500 Metern wird das Five hundred meter Aperture Spherical Telescope (FAST) das bisher größte Radioteleskop, das berühmte Arecibo-Observatorium in Puerto Rico, um 200 Meter übertreffen. Durch die Radiodaten erhoffen sich Wissenschafter neue Erkenntnisse über das Universum. Zudem soll das neue Teleskop das internationale Seti-Projekt bei der Suche nach außerirdischem Leben unterstützen. Das Teleskop, dessen Bau vor fünf Jahren begann, soll laut Planung Ende September in Betrieb genommen werden. Nach Angaben von chinesischen Staatsmedien werden die betroffenen Anrainer in neue Wohnungen umgesiedelt und erhalten eine Entschädigung von 12.000 Yuan (1.651 Euro). Menschenrechtsorganisationen kritisierten in der Vergangenheit immer wieder, dass es bei Zwangsumsiedlungen in Chinas ländlichen Regionen oft zum Einsatz von Gewalt komme und Entschädigungszahlungen zu gering ausfielen. Wissenschaft;Die Tirolerin Simone Mader hilft bei der Enträtselung von Autoimmunerkrankungen. Die junge Wissenschafterin hört seit geraumer Zeit den Berg wieder rufen. In New York City lässt es sich nämlich fabelhaft forschen, allerdings weniger gut wandern. Deshalb freut sich Simone Mader über das kürzlich erhaltene LOréal-Stipendium des Schminkmittelmultis und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) auch deshalb: Es ermöglicht ihr die Rückkehr in ihre Heimat Tirol, wo sie lebte, studierte und leidenschaftlich forschte, bevor es sie vor vier Jahren in die Staaten zog. In den USA gibt es mehr Geld für Forschung, mehr Langzeitperspektiven, und die Bedingungen sind besser, sagt sie. Deshalb war die Entscheidung nicht leicht, aber ich möchte jetzt wieder nach Österreich und meine nächsten Schritte planen. Mader ist 33 Jahre alt und promovierte vor fünf Jahren an der Medizinischen Universität Innsbruck im Fach Neurowissenschaften. Ihr Spezialgebiet: multiple Sklerose, also jene Krankheit, die umgangssprachlich unter den Buchstaben MS bekannt ist. Weltweit leiden rund 2,5 Millionen Menschen an dieser Autoimmunstörung. Multiple Sklerose ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen im jungen Erwachsenenalter – doch man kennt ihre genaue Ursache nicht, und es gibt bis heute keine Heilung. Frauen sind mehr als doppelt so häufig betroffen wie Männer. Im Bereich der Behandlungsmethoden hat sich in den vergangenen Jahren viel Positives getan, sagt Mader. Aber es ist noch viel zu tun für Forscher. Im Zuge ihrer Doktorarbeit hat Mader sich mit der Rolle von sogenannten gehirnreaktiven Antikörpern in der MS auseinandergesetzt. Ihre Arbeiten haben dann wesentlich zur Definition einer neuen Autoimmunerkrankung beigetragen. Im Jahr 2004 wurde ein Antikörper entdeckt, der das Wasserkanalprotein Aquaporin-4 bindet, sagt Mader. Ich habe im Team einen neuen Test entwickelt, mit dem man ihn mit hoher Genauigkeit im Blut von betroffenen Patienten nachweisen kann. Neuromyelitis optica heißt das Leiden, das nun früher und exakter detektiert werden kann und inzwischen nicht mehr als Sonderform von MS, sondern als eigenständige Erkrankung gilt. Seit dem Jahr 2012 arbeitet Mader als Postdoc im Labor für autoimmune Erkrankungen am New Yorker Feinstein Institute. Ich glaube, heutzutage ist es für junge Forscher wichtig, dass sie es ins Ausland wagen und flexibel sind, sagt Mader. In den USA habe sie viel Wissen über Autoimmunerkrankungen sammeln können, das sie auf ihr spezielles Feld, die MS-Forschung, übertragen möchte. Darüber hinaus arbeite sie in dem New Yorker Labor mit den neuesten wissenschaftlichen Methoden. Ich habe viele Ideen, die ich aus den USA mitnehmen und umsetzen will. Ihr großes Ziel sei es, die Ursachen und Mechanismen der Krankheit besser zu verstehen und damit wichtige Erkenntnisse in die Diagnostik und Therapie von multipler Sklerose einfließen zu lassen. Bis dahin möchte sie daran arbeiten, neue Autoimmunerkrankungen zu entdecken und zu definieren. Vorerst will sie aber auch – solange sie noch dort ist – das kulturelle Leben der Großstadt New York auskosten. Bald wird sie dann als Ausgleich zum intensiven Forschen wieder wandern. Wissenschaft;Neue Veröffentlichung des österreichischen Mathematikers Rudolf Taschner. Der Letzte, der die Spieltheorie wieder prominent ins Gespräch brachte, war der griechische Kurzzeitfinanzminister Yanis Varoufakis. Der Ökonomieprofessor und Spieltheoriespezialist dürfte bei den Verhandlungen mit der EU über die Griechenlandhilfe davon wohl auch praktisch Gebrauch gemacht – sich aber einigermaßen verkalkuliert haben. Wie gut Varoufakis mit diesem Forschungsbereich vertraut ist, der für Konfliktsituationen rationale, mathematisch berechenbare Entscheidungsmodelle anbietet, zeigte sich freilich auch daran, dass er Ende Mai vom US-Sender CNN zum Ableben von John Nash Jr. interviewt wurde, mit dem Varoufakis persönlich bekannt war. Der US-Mathematiker hat 1950 das sogenannte Nash-Gleichgewicht ersonnen, ein elementares Lösungskonzept der Spieltheorie, für das er 1994 den Wirtschaftsnobelpreis und 2015 den Abel-Preis erhielt. Dazwischen litt er jahrzehntelang unter Schizophrenie, was einem breiteren Publikum durch den Hollywoodfilm A Beautiful Mind vermittelt wurde. John Nash – nicht aber Yanis Varoufakis – ist auch einer der zahlreichen Helden im neuen Buch des Wiener Mathematikers und vor allem Mathematikvermittlers Rudolf Taschner, das zumindest dem Untertitel nach eine kurze Geschichte der Spieltheorie sein will. Doch diese Vorgabe wird, um es gleich vorwegzunehmen, leider nur sehr fragmentarisch und verspielt eingelöst: Kaum die Hälfte der rund 250 Seiten von Die Mathematik des Daseins widmet sich dem einflussreichen Ansatz, der weit über die Mathematik und die Ökonomie hinaus groß Karriere machte. Im ersten Kapitel wähnt man sich noch am richtigen Weg: Taschner erzählt vom Wiener Ökonomen Carl Menger und dessen nicht weniger genialem Sohn Karl, einem Mathematiker, dessen Buch Moral, Wille und Weltgestaltung für den ebenfalls lange in Wien tätigen Wirtschaftswissenschafter Oskar Morgenstern eine Offenbarung war. Vielfältige Anwendung Das ist deshalb wichtig, weil Morgenstern wiederum 1944 gemeinsam mit John von Neumann im bahnbrechenden Werk Spieltheorie und wirtschaftliches Verhalten die Grundlagen für den Forschungsansatz gelegt hat, den dann unter anderem John Nash weiterentwickelte. Seitdem fand die Spieltheorie nicht nur in der Politik Anwendung, sondern auch in Fächern wie der Evolutionsbiologie, wo er ebenfalls ganz neue Türen öffnete. All das hätte einen spannenden Erzählstoff abgegeben. Doch Taschner, der sich auch mit seinem math.space als Mathematikpädagoge und -popularisator betätigt, unternimmt zahlreiche aus- und abschweifende Ausflüge zurück ins 17. Jahrhundert, erzählt allerlei mathematische Anekdoten über Blaise Pascal oder Mozart, hält sich beim Roulette ebenso auf wie der Tulpenkrise. Und auch an unnützem Wissen geizt das Buch nicht: So erfährt der geneigte Leser, dass nur wenige Personen John von Neumann je ohne Anzug und Krawatte gesehen haben und dass der geniale Mathematiker auch stets in dieser Aufmachung ritt. Oder dass Benjamin Franklin den flexiblen Harnkatheter erfand. Thomas Kramar, Feuilletonchef der Presse, hat Taschner einmal treffend als Marcel Prawy der Mathematik bezeichnet. Mit seinem neuen Buch zeigt er indes Züge eines Heinz Prüller der Wissenschaftsgeschichte. Wissenschaft;Sieben Fachleute beraten EU-Kommission und holen weltweit Expertise ein – Pensionsfonds wird eingerichtet. Wissenschaftliche Themen nahmen auch heuer beim Weltwirtschaftsforum in Davos breiten Raum ein. Zum Abschluss der Veranstaltung mit rund 2500 Teilnehmern gab es den traditionellen Ausblick, was heuer auf dem Gebiet der Forschung zu erwarten ist. Mit einem konkreten Projekt, das diesen Freitag in Brüssel startet, wartete EU-Forschungskommissar Carlos Moedas auf. Im Rahmen des sogenannten Mechanismus für wissenschaftliche Politikberatung nehmen sieben Wissenschafter, darunter der ehemalige Cern-Generaldirektor Rolf-Dieter Heuer, ihre Arbeit auf. Wann immer die EU-Kommission einen Vorschlag habe, bei dem wissenschaftlicher Rat gefragt sei, werde das Gremium konsultiert. Die Mitglieder suchen dann weltweit nach der bestmöglichen Expertise, erläuterte Moedas. Die Teammitglieder können aber auch selbst Vorschläge an die Kommission richten, womit sich diese befassen solle. Alle Akademien in Europa seien eingebunden. Natürlich ist auch die österreichische Akademie der Wissenschaft voll involviert, sagte Moedas zum STANDARD. Für wissenschaftliche Expertise sind insgesamt sechs Millionen Euro vorgesehen. Europa sei noch lange nicht da, wo es im Bereich Wissenschaft und Forschung sein solle, erklärte der Kommissar in Davos. Die größte Herausforderung sei die digitale Transformation, es werde in vielen Bereichen der Wissenschaft in sehr konservativer Weise gedacht. Ein praktisches Problem: Wissenschaftliches Arbeiten in verschiedenen europäischen Ländern sei oft sehr schwierig. Viele haben Angst zu scheitern, sagte Moedas. Für heuer habe sich die Kommission deshalb vorgenommen, dass wir es Wissenschaftern leichtermachen, sich von einem Land ins andere zu bewegen. Geplant sei ein Pensionsfonds, in den Wissenschafter, die in verschiedenen Ländern arbeiteten, einzahlen können. Damit solle Mobilität und Interdisziplinarität innerhalb der EU gefördert werden. Politiker verstehen nicht, dass es ohne Forschung auch kein Wachstum gibt, klagte der Portugiese. Elizabeth Blackburn, die 2009 für ihre Arbeiten auf dem Gebiet der Telomer- und Telomerase-Forschung den Medizinnobelpreis erhielt, sieht noch ein weiteres Defizit der Politik: Regierungen sollten verstehen, dass es in manchen Bereichen notwendig sei, in Fünfjahresperioden zu denken und Projekte häufig längerfristige Unterstützung brauchen. Die Versuchung ist aber, alles kürzer und kürzer zu halten. Gebt den Wissenschaftern eine lange Leine, so der Appell der Molekularbiologin. Einig war man sich auf dem Podium darüber, dass es auch Defizite in der Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft gibt. EU-Kommissar Moedas bezeichnete es als Problem, dass ein größerer Teil der Unternehmen nicht in Forschung und Entwicklung investiere. Es müsse mehr Anreize für die Wirtschaft geben, in die Grundlagenforschung zu investieren. Die Wirtschaft und die Wissenschaft müssen lernen, zusammenzutanzen, um ihre Zusammenarbeit zu befördern, lautete das Plädoyer von Suzanne Fortier von der kanadischen McGill-Universität. Einigkeit herrschte auch darin, dass im Wissenschaftsbereich selbst Defizite vorhanden sind: 40 Prozent der Absolventen in den USA seien weiblich, aber nur wenige könnten an die Spitze der Forschung vorrücken, sagte Subra Suresh, Präsident der Carnegie-Mellon-Universität in den USA. Das sei eine Vergeudung von Talent. Suresh, der viele Jahre am Massachusetts Institute of Technology (MIT) geforscht hatte, sieht aber auch eine Vergeudung von finanziellen Ressourcen: Wir bringen eher Menschen auf den Mond, bevor wir daran denken, Räder für Koffer zu erfinden, sagte Suresh, der selbst 21 Patente hält. Er mahnte ein, dass sich Forschung auch auf lebensnahe Bereiche beziehen müsse. Auch dafür müsse es Mittel geben. In manchen Bereichen sei die Wissenschaft weit weg von praktischer Anwendung. Für einen breiteren Ansatz trat Blackburn ein, die das Salk-Institut für biologische Studien in Kalifornien leitet: Die Wunder, die wir durch die Wissenschaft entdeckten, bereichern unseren Blick auf die Welt. Wirtschaft;Der Vizekanzler und Bayerns Ministerpräsident Seehofer gehen für die Wirtschaft ihrer Länder in Russland auf Werbetour. Am Ende wurde es richtig gemütlich: Russlands Premier Dmitri Medwedew empfing Mitterlehner zum Abschluss von dessen zweitägigen Arbeitsbesuch im Kaminzimmer seiner Moskauer Vorstadtresidenz Gorki-3 und überreichte ihm nach einem halbstündigen Plausch den russischen Freundschaftsorden. Ebenso wichtig für den österreichischen Vizekanzler dürfte die Forcierung des Pipelineprojekts Nord Stream 2 sein. In allen seinen Gesprächen mit russischen Regierungsmitgliedern brachte Mitterlehner die geplante Erweiterung der Ostseepipeline auf den Tisch. Österreich wolle nicht abhängig von der Regierung in der Ukraine und deren Leitungssystem sein, versicherte er Medwedew, wenn er auch den bestehenden Transitvertrag bis 2019 als sicher bezeichnete. Kritik übte Mitterlehner nicht nur an Kiew, sondern auch an Brüssel. Schon am Vormittag beim Treffen mit Russlands Wirtschaftsminister Alexej Uljukajew beklagte er, die einst guten Wirtschaftsbeziehungen zwischen Russland und Österreich seien auf anderer Ebene verdorben worden. Politisch hätten die Sanktionen keine Fortschritte gebracht, dafür aber viele Nachteile, schalt er. Dies wiederholte er – eben zurückgekehrt – am Abend auch in der ZiB2 des ORF: Wir haben uns beschädigt. Sein Land könne zwar nicht allein aus der Sanktionspolitik ausscheren, werde aber innerhalb der Europäischen Union darauf hinarbeiten, ein Ende der Sanktionen zu erreichen, versprach Mitterlehner mit Verweis auf das Minsker Abkommen sowohl in Moskau als auch – später – in Wien. Solche Worte kommen gut an in Moskau. Niemandem tun die Sanktionen gut , so Medwedew. Russland werde abwarten, ob es Bewegung bei der EU gebe. Mitterlehners Charmeoffensive wurde dennoch belohnt. Medwedew jedenfalls sagte seinem Gast gemeinsame Anstrengungen beim Vorantreiben von Nord Stream 2 zu und regte an, den Widerstand der osteuropäischen EU-Länder dadurch zu besänftigen, indem sie mit ins Boot geholt und ihre Transitausfälle ersetzt würden. Mitterlehner stellte die Sicherheit der Gasversorgung in den Mittelpunkt, doch es gibt auch handfeste wirtschaftliche Interessen für die Realisierung von Nord Stream 2. Die OMV ist seit September einer der Gesellschafter des Projekts. OMV-Chef Rainer Seele begleitete Mitterlehner auf der Moskau-Reise. Klientelpolitik wird aber nicht nur in Wien betrieben: Mitterlehner war kaum abgereist, da landete schon Horst Seehofer in Moskau. Auch Bayerns Ministerpräsident ist um die eigene Wirtschaft besorgt und ließ sich trotz aller Kritik – auch aus den eigenen Reihen – einen Termin mit Präsident Wladimir Putin geben. Von einer Verschwörung gegen die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel, als deren Gegner Seehofer gilt, wollte der Kreml allerdings nichts wissen. Das Treffen sei wichtig, um trotz all der Restriktionen im Dialog mit Deutschland zu bleiben, sagte Peskow. Dass auch Seehofer ein Kritiker der Sanktionen ist, habe bei dem Termin aber nicht geschadet, fügte er hinzu. (André Ballin aus Moskau, 3.2.2016) Wissenschaft;Der Ägyptologe Manfred Bietak will den "Herrschern der Fremdländer" mit einem neuen Forschungsprojekt alle Geheimnisse entlocken. Wien – In der jahrtausendelangen Geschichte der altägyptischen Pharaonen stellt die Epoche zwischen dem Mittleren und dem Neuen Reich, die sogenannte Zweite Zwischenzeit, einen der unübersichtlichsten Abschnitte dar. Mehrere Dynastien herrschten vor rund 3600 Jahren teilweise parallel in den verschiedenen Landesteilen. Im östlichen Nildelta etablierte sich ein Reich, deren Könige nicht aus Ägypten, sondern aus dem levantinischen Raum stammten. Diese Hyksos, die Herrscher der Fremdländer, wie sie von den Ägyptern genannt wurden, fristen in der Geschichtsschreibung ein eher stiefmütterliches Dasein. Die Ägyptologie als großteils textbasierte Geschichtswissenschaft tat sich von jeher schwer mit dieser Epoche, die nur wenige textliche Quellen hinterlassen hat. So können viele Fragen wie jene nach der Herkunft der Hyksos, ihren kulturellen Einflüssen und ihrem Verschwinden nur unbefriedigend beantwortet werden. Der Wiener Ägyptologe Manfred Bietak hat ab 1966 jahrzehntelang die Ausgrabungen der riesigen Hyksos-Hauptstadt Auaris in Tell el-Daba im Nildelta geleitet. Daneben haben Teams aus Kanada, Frankreich, Polen und der Slowakei Spuren derselben Kultur in der Region nachgewiesen. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse und das massenhaft gesammelte historische Quellenmaterial bilden nun die Basis, um die offenen Fragen beantworten zu können: Bietak hat für sein Forschungsprojekt The Hyksos Enigma – Das Rätsel um die Herkunft der Hyksos vom Europäischen Forschungsrat (ERC) einen Advanced Grant über fünf Jahre und rund 2,4 Millionen Euro erhalten. Diese Förderung aus dem Topf des EU-Forschungsprogramms Horizon 2020 richtet sich an arrivierte Wissenschafter, die eine entsprechende Karriere vorweisen können. Während 90 Prozent der Anträge abgelehnt werden, beurteilten alle fünf unabhängigen Gutachter das Projekt des Instituts für Orientalische und Europäische Archäologie an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften als außergewöhnlich. Der ERC betreibt bei der Vergabe der Grants keine Altersdiskriminierung, wie Bietak anerkennend hervorstreicht. Der Emeritus der Universität Wien, der im Herbst 75 Jahre alt wird, hat so die Möglichkeit, mit der Lösung des Hyksos-Rätsels sein Lebenswerk zu krönen und dieses Kapitel der Geschichte neu zu schreiben. Bietak verfolgt in seinem Programm multidisziplinäre Ansätze: Die Ergebnisse der archäologischen und historischen Forschungen werden mit Methoden der Biologie und Geochemie ergänzt. Dazu wird ein Team aus Forschern verschiedener Institutionen zusammengestellt. Einer der Projektpartner ist der Bioarchäologe Holger Schutkowski der südenglischen Bournemouth University, der anhand menschlicher Überreste Isotopen- und DNA-Analysen ebenso wie anthropologische Befunde beisteuern wird. Nachdem aufgrund der strengen Ausfuhrbedingungen viele Untersuchungen in Ägypten stattfinden müssen, wird in Zusammenarbeit mit dem Antikenministerium in Kairo, der Ägyptischen Akademie der Wissenschaften und der Abteilung für Molekulargenetik des Nationalen Forschungszentrums ein Labor adaptiert, das zuletzt für die Untersuchung der Mumie Tutanchamuns eingesetzt wurde. Mit acht unterschiedlichen Forschungsansätzen sollen die verschiedenen offenen Fragen geklärt werden. Aufschluss über die Abstammung geben Sprachanalysen und architektonische Merkmale von Hyksos-Palästen im Vergleich mit Bauten in Nordsyrien. Auch Vergleiche von kulturellen Praktiken und religiösen Ritualen wie Opfergruben und Grabbräuchen verraten Details über die Herkunft der Hyksos. Über ihren Aufstieg wie Untergang geben Untersuchungen der Handelsbeziehungen nach Zypern und Nubien Auskunft. Anhand der unterschiedlichen importierten Keramiken lassen sich Aussagen über die wirtschaftliche Entwicklung treffen. Möglicherweise wurden die Hyksos von den ägyptischen Herrschern in Theben von den Ressourcen in Nubien abgeschnitten. Jedenfalls dürfte gegen Ende ihrer Herrschaft der Außenhandel zusammengebrochen sein. Die Untersuchung menschlicher Skelette gibt Einblick in mögliche Krankheiten oder Mangelernährung der Bewohner von Auaris, auch auf diese Weise lassen sich Krisenzeiten nachweisen. Die Machtübernahme dürfte durch Migration von Seeleuten, Schiffbauern, Söldnern und Händlern schrittweise vonstattengegangen sein. Aber auch eine gewisse militärtechnische Überlegenheit, die Hyksos verfügten über Streitwagen, Pferde und bessere Waffen, dürfte den Aufstieg begünstigt haben. Den Berichten des ptolemäischen Geschichtsschreibers Manetho zufolge sollen die Hyksos Unterägypten mit einer Invasion erobert haben. Spätere kriegerische Ereignisse lassen sich jedenfalls eindeutig belegen: Vor dem Palast fand Bietak Gruben mit zahlreichen abgeschlagenen rechten Händen – Beweise für die Anzahl der getöteten Feinde. Schließlich soll erforscht werden, ob die Hyksos spurlos von der Bildfläche verschwunden sind, oder ob die Kultur des Neuen Reiches dauerhaft von ihnen geprägt wurde. Wissenschaft;Wissenschafter der TU Graz arbeiten an Photovoltaik-Zellen, die Energie auch speichern können. Graz – Mit Photovoltaik-Zellen kommt kostenloser Sonnenstrom direkt vom Dach ins Haus – allerdings nicht immer dann, wenn man ihn auch benötigt. Die Kombination mit einem zuverlässigen Energiespeichersystem ist eine sinnvolle Ergänzung, um den Strom auch zeitversetzt nutzen zu können. An der TU Graz arbeiten Forscher daran, Photovoltaik-Module und elektrochemische Energiespeicher in einem System koppeln. Derzeit sind miteinander verbundene Einzelsysteme im Einsatz, die aus Photovoltaik-Zellen, meist bleibasierten Akkus und Unmengen an Kabel bestehen, betonte Ilie Hanzu von der TU Graz. Das braucht viel Platz, ist wartungsintensiv und nicht optimal effizient. Hanzus Team will nun in dem von der Forschungsförderungsgesellschaft FFG unterstützten Forschungsprojekt SolaBat ein Hybrid-System aus Batterie und Solarzelle entwickeln, das Sonnenenergie in elektrische Energie umwandeln und auch speichern kann. Angesichts der geringen Zahl existierender Konzepte betritt das Projekt wissenschaftliches Neuland, so der Forscher. Die größte Herausforderung liege in der neuen Kombination maßgeschneiderter funktioneller Materialien: Wir brauchen Materialien, die ihre jeweiligen Aufgaben zuverlässig erfüllen sowie mit anderen Materialien elektrochemische kompatibel sind, damit sie in einem Gerät zusammen funktionieren, so der Wissenschafter. Hierzu untersucht das Grazer Zentrum für Elektronenmikroskopie (ZFE) die zugrunde liegenden Grenzflächeneffekte und -reaktionen. Daneben sollen laut Hanzu statt kobalthaltiger Elektroden umweltfreundlichere Titanate als Aktivmaterial eingesetzt werden, auch polymerbasierte Solarzellen seien eine Alternative. Die potenziellen Einsatzmöglichkeiten erscheinen den Grazer Forschern vielfältig: Abgesehen von Photovoltaik-Anlagen seien dadurch nachhaltigere Akkus von Smartphones oder auch Autobatterien denkbar. In den kommenden drei Jahren stehen den Grazer Forschern rund 700.000 Euro zur Verfügung. Wissenschaft;Lange Zeit wurde seine Existenz vermutet, nun beobachteten CERN-Physiker das schwer fassbare Teilchen. Genf – Unser Wissen vom Aufbau der Materie wurde vor rund einem halben Jahrhundert revolutioniert: 1964 schlug der US-Physiker Murray Gell-Mann vor, dass die als Baryonen bezeichneten Teilchen, zu denen Protonen und Neutronen gehören, aus drei geringfügig geladenen Objekten bestehen, die er Quarks nannte (nach einem Zitat aus James Joyces Roman Finnegans Wake: Three quarks for Muster Mark). Dieses sogenannte Quarkmodell sah vor, dass Quarks auch im exotischen Verbund als Tetra- oder Pentaquarks vorkommen können: Letztere würden aus vier Quarks sowie einem Antiquark bestehen und waren bald Gegenstand heftiger Debatten, weil die Teilchen lange nicht entdeckt werden konnten. Doch genau das dürfte nun am Large Hadron Collider gelungen sein: Wie die Physiker demnächst in den Physical Review Letters berichten, orteten sie in den riesigen und präzisen Datenmengen des LHC Signale, die sich laut den Forschern nur als Pentaquark-Zustände erklären lassen. Das Pentaquark ist nicht irgendein neues Teilchen, erklärte LHCb-Sprecher Guy Wilkinson. Es stellt eine Möglichkeit dar, Quarks in einem Muster zu vereinigen, das trotz 50-jähriger experimenteller Suche noch nie beobachtet wurde. Die Untersuchung seiner Eigenschaften erlaubt es uns, ein besseres Verständnis dafür zu entwickeln, wie sich herkömmliche Materie, also die Protonen und Neutronen, aus denen wir alle bestehen, zusammensetzt. Die Wissenschafter entdeckten das Pentaquark, indem sie den Zerfall von als Λb (Lambda b) bekannte Baryonen in drei weitere Partikel, ein J/ѱ (J-psi), ein Proton und ein geladenes Kaon untersuchten. Die Massespektren des J/ѱ-Teilchens und des Protons enthüllten jeweils eine Art Zwischenstadium ihrer Entstehung. Dank der enormen Datenmenge, die das LHC liefert, und der ausgezeichneten Präzision der Detektoren, konnten wir alle Erklärungsmöglichkeiten für diese Signale gegeneinander abwiegen. Übrig blieb schließlich, dass es sich nur um einen Pentaquark-Zustand handeln kann, erklärte der LHCb-Physiker Tomasz Skwarnicki von der Syracuse University. Genauer gesagt: die beobachteten Teilchenzustände repräsentieren zwei Up-Quarks, ein Down-Quark, ein Charm-Quark und ein Anti-Charm-Quark. Als nächstes wollen die Forscher aufklären, wie die Quarks in den Pentaquarks aneinander gebunden sind – ob stark gebunden oder lose in einer Art Molekülverband. Dazu werden die Forscher die Daten des unlängst begonnenen zweiten Durchlaufs des LHC nutzen, bei dem Teilchen mit der bisher noch nie in einem Beschleuniger erreichten Energie von 13 Teraelektronenvolt aufeinander prallen. Kultur;Desde alla von Lorenzo Vigas erzählt von sexuell aufgeladener Beziehung zwischen zwei Männern – Fabrice Luchini als bester Schauspieler geehrt. Venedig/Wien – Die 72. Internationalen Filmfestspiele von Venedig endeten mit großen Erfolgen für das lateinamerikanische Kino: Der Debütfilm Desde alla (From Afar) von Regisseur Lorenzo Vigas aus Venezuela erhielt den Goldenen Löwen. Als bester Regisseur wurde der Argentinier Pablo Trapero für sein Gangsterfamiliendrama El Clan ausgezeichnet. Desde alla galt nicht unbedingt als einer der Favoriten des Festivals. Der in Breitwandbildern inszenierte Film erzählt von einem reiferen Mann aus dem bürgerlichen Milieu, der einen jungen Mechaniker zunächst für sexuelle Dienste zu sich nach Hause nimmt – allmählich entwickelt sich zwischen den beiden eine konfliktreiche Beziehung. Vigas dient das reduzierte Drama dazu, sich nicht nur mit Klassenunterschieden seines Landes zu befassen, sondern auch mit machistischen Männlichkeitsbildern und der Last der Vergangenheit. Es ist das erste Mal, dass der Goldene Löwe nach Venezuela geht. Den großen Kritikerfavoriten Anomalisa, einen Stop-Motion-Animationsfilm von Charlie Kaufman und Duke Johnson, würdigte die vom Mexikaner Alfonso Cuarón (Gravity) geleitete Jury am Samstagabend mit dem Großen Preis der Jury. In einem absurd-melancholischen Tonfall begleitet der Film einen Geschäftsmann auf Dienstreise nach Cincinnati, wo er in einem Hotel auf eine Frau trifft, die ihm die Gleichförmigkeit seines Daseins erst so richtig bewusst werden lässt. Der Türke Emin Alper wurde für sein traumartig verschlungene Parabel Abluka (Frenzy) mit dem Spezialpreis der Jury geehrt. Alpers Arbeit folgt einem Mann, der aus dem Gefängnis kommt, in ein gegenwärtiges Istanbul, in dem sich sonderbare, teils bürgerkriegsähnliche Vorkommnisse häufen. Gleich zwei Auszeichnungen gab es für den französischen Beitrag Lhermine: Regisseur Christian Vincent gewann für das beste Drehbuch, Fabrice Luchini als bester Darsteller. Der 63-jährige Lucchini spielt in der romantischen Komödie einen Richter, der unter Grippesymptomen laboriert und sich bei seinem jüngsten Fall in eine Frau aus seiner Laienjury verschaut. Als beste Schauspielerin wurde die Italienerin Valeria Golino (49) für Per amor vostro von Giuseppe M. Gaudino ausgezeichnet. Der einzige österreichische Beitrag, Helmut Berger, Actor, lief in der Nebenschiene Venezia Classici. Für den Helmut-Berger-Dokumentarfilm, der am Mittwoch Uraufführung gefeiert hatte, hatte der Salzburger Filmemacher Andreas Horvath den Visconti-Schauspielstar (Ludwig II., Die Verdammten) zwei Jahre lang hinweg immer wieder begleitet. Kultur;Deutscher Maler und der estnischer Komponist präsentieren ihre von hans Ulrich Obrist mitinitiierte Arbeit beim Kunstfestival in Manchester. Manchester – Zwei Giganten der Gegenwartskunst – der deutsche Maler Gerhard Richter und der estnische Komponist Arvo Pärt – haben ein bemerkenswertes Gemeinschaftsprojekt vorgestellt. Beim Internationalen Kunstfestival in Manchester (MIF) werden bis zum 19. Juli Kunstwerke und eine Komposition präsentiert, die sich Richter (83) und Pärt (79) gegenseitig gewidmet haben. Die beiden trafen 2013 erstmals zusammen. Richter, der nach eigenen Angaben Pärts Musik hypnotisch findet, widmete dem Komponisten eine Fotoversion seiner neuen Gemäldeserie Birkenau und sein Werk Doppelgrau (2014). Der Musiker komponierte im Gegenzug den Chorgesang Drei Hirtenkinder aus Ftima. In der Kunsthalle The Whitworth in Manchester wird zu den Werken Richters täglich wiederholt der elegische Chorgesang Aus dem Mund der Kinder und Säuglinge schaffst du dir Lob vorgetragen. In der Ausstellung würden Malerei und Musik von zwei der bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts permanent vereint, sagte Hans Ulrich Obrist, Direktor der Londoner Serpentine-Galerie und Ko-Initiator des Projekts. Panorama;Bereits seit 2014 ist in Oberösterreich aggressives Betteln sowie jenes mit Kindern untersagt. Linz – Das sektorale Bettelverbot in der Linzer Innenstadt soll am 2. Mai in Kraft treten. Außer der Landstraße und ihren Seitengassen wird es auch für die Märkte, rund um den Hauptbahnhof und auf öffentlichen Plätzen und in Parks gelten. Die entsprechende Verordnung, die am 21. April in den Gemeinderat kommt, wurde am Dienstag in einer Pressekonferenz präsentiert. Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) rechnet damit, dass die Verordnung mit den Stimmen seiner Partei, der FPÖ und der ÖVP mehrheitlich verabschiedet wird. Nach einem Vorstoß der ÖVP Linz, nicht mehr überall und jederzeit in der Innenstadt betteln zu dürfen, hatte er im März diese Anregung aufgegriffen. Seit Jahresbeginn hätten sich die Beschwerden von Geschäftsleuten und Passanten beim Bürgerservice der Stadt gehäuft. Auch die Polizei registrierte im Jänner und Februar eine Zunahme der Anzeigen wegen verbotener Bettelei. So gab es in jenen beiden Monaten 110 Anzeigen, im ganzen Jahr 2015 waren es 492. Seit 2014 ist in Oberösterreich das organisierte und aggressive Betteln sowie jenes mit Kindern laut Polizeistrafgesetz untersagt. Entsprechend der sich herauskristallisierten Hotspots ist nun geplant, in der Fußgängerzone von Montag bis Samstag von 8.00 Uhr bis 19.00 Uhr Betteln generell zu untersagen. Am Hauptbahnhof gilt dies täglich von 6.30 Uhr bis 23.00 Uhr und auf den Märkten zu den Marktzeiten. Im kommenden Amtsblatt der Stadt werden die Sperrzonen ausgewiesen. Damit wird in jenen Gebieten künftig zu den vorgegebenen Zeiten auch das stille Betteln verboten sein. Das ist der Preis, den wir für die Zuspitzung der Lage zahlen, meinte Luger. Der stellvertretende oberösterreichische Landespolizeidirektor Erwin Fuchs sieht in dem sektoralen Bettelverbot Vor- und Nachteile. Gesetzesverstöße seien leichter exekutierbar, da nicht mehr nachgewiesen werden muss, ob jemand aggressiv vorgegangen ist oder einer kriminellen Vereinigung angehört. Andererseits setze er keine zu großen Erwartungen in die Effizienz der Verordnung, da aufgrund der Größe der Sperrzone eine Überwachung nicht flächendeckend möglich sei. Zudem rechnet Fuchs auch mit einer Verdrängung der Szene in andere Stadtgebiete. FPÖ-Vizebürgermeister Detlef Wimmer will, dass deshalb künftig auch anlassbezogen der Ordnungsdienst der Stadt in Zivil kontrolliert. Das fordert auch die ÖVP. Vizebürgermeister Bernhard Baier kritisierte, dass die aktuellen Verbotszonen zu eng gefasst seien, er würde sie noch um weitere Bereiche in der Innenstadt ausdehnen. Die Linzer Grünen bemängeln hingegen in einer Aussendung die Riesenzone, damit würde das Argument der besseren Überwachbarkeit ad absurdum geführt. Statt einem weiteren Verbot brauche die Stadt dringend eine sozialpolitische Offensive. Luger versicherte, dass es flankierend zu dem sektoralen Bettelverbot auch Sozialmaßnahmen geben werde. So sollen sich etwa Streetworker vermehrt um Roma-Gruppen kümmern. Die Bettellobby Oberösterreich hat die Einführung eines sektoralen Bettelverbots in Linz als Armutszeugnis kritisiert: Die Leidtragenden der Maßnahme seien vor allem jene Bettler, die sich an die Regeln halten. Zudem sei damit zu rechnen, dass es zu einer Verdrängung in andere Stadtgebiete kommen werde. Die Stadt Linz agiert sehr kurzsichtig, so Thomas Diesenreiter von der Bettellobby. Sport;Die Querfeldein-WM der Radsportler brachte den ersten nachweisbaren Fall – ÖRV-General Massak: "Paar Kabel fallen gar nicht auf". Wien – Als seit 20 Jahren im Radsport wirkender Funktionär hat Rudolf Massak verinnerlicht, dass alles, was möglich scheint, auch ausprobiert wird. Solange Menschen am Werk sind, kann man gar nichts ausschließen, sagt der Generalsekretär des österreichischen Radsportverbandes (ÖRV). Femke van den Driessche hat ihn am vergangenen Samstag bestätigt. In der Box der 19-jährige Belgierin war im U23-Rennen der Querfeldein-WM von Zolder ein Rad gefunden worden, das über einen Hilfsmotor verfügte. Das Rennen selbst hatte Van den Driessche wegen eines Defekts aufgeben müssen. Sie gab an, einer der Mechaniker habe das manipulierte Rad für ihres gehalten, tatsächlich gehöre es einem Trainingspartner. Es war alles ein großer Irrtum, ich bin sehr geschockt, so Van den Driessche. Allein den Adressaten ihrer Beteuerungen fehlte der Glaube. Es ist absolut eindeutig, dass ein technischer Betrug vorliegt, sagte Brian Cookson, der Präsident des Radsportweltverbandes UCI. Geldstrafe von bis zu 180.000 Euro Der Athletin drohen eine sechsmonatige Sperre und eine Geldstrafe von bis zu 180.000 Euro. Der belgische Verband ging in Person von Nationaltrainer Rudy de Bie (Ich bin angewidert) aus gutem Grund auf Abstand, könnte doch auch dem Verband eine empfindliche Geldstrafe blühen. Im Unterschied zum herkömmlichen Doping, also dem Tunen des Athleten selbst, dem die UCI einfach nicht Herr wird, sieht sich der Verband in puncto Technik-Doping noch nicht geschlagen. Seit dem Vorjahr wird stichprobenartig kontrolliert, seit diesem Jahr sind drakonische Strafen ausgelobt. Auslöser war ein Vorfall bei der Vuelta 2014. Ryder Hesjedal stürzte während einer Abfahrt der siebenten Etappe. Ehe der Kanadier sein Arbeitsgerät einfangen konnte, drehte sich das Rad auf dem Asphalt liegend, anscheinend von der Kurbel angetrieben, im Kreis. Die Szene wurde dem Profi nicht zum Verhängnis, aber ein Youtube-Hit. Hesjedal nannte die Vorwürfe lächerlich. Zum nun offenbar ersten nachweisbaren Fall von Technik-Doping ließ die Gazzetta dello Sport einen anonymen Experten zu Wort kommen, der von elektromagnetisch angetriebenen Hinterrädern berichtet – angeblich der letzte Schrei, allerdings mit Kosten von rund 200.000 Euro für einen Leistungsschub von 20 bis 60 Watt eher nicht in Reichweite eines Talents, als welches Van den Driessche bis Samstag galt. Nichtsdestotrotz soll der geheimnisvolle Guru auf diesem Sektor in den vergangenen Jahren insgesamt 1200 seiner Zusatzantriebe in Italien verkauft haben: Mit Elektrizität kann man größere Wunder bewirken als mit Chemie. Außerdem ist sie weniger schädlich für die Gesundheit. Deutlich kostengünstiger, aber ausdrücklich nicht für Radsportler mit krimineller Energie stellt die Wörgler Firma vivax Assist einen Leichtantrieb für Fahrräder her. Der durch eine Taste am Lenker zuschaltbare Motor wird im Sattelrohr untergebracht und leistet 110 Watt, der Akku findet in der Satteltasche Platz. Kostenpunkt: 2699 Euro ohne Einbau. In aller Munde war die Innovation 2010, als Fabian Cancellara während des Klassikers Paris-Roubaix eine Attacke ritt, die übermenschlich schien. Dem Schweizer konnte nichts nachgewiesen werden. Und die Tiroler verweisen darauf, dass sie keinen Einfluss darauf haben, was mit ihren Motoren passiert. Dass Händler versucht haben, den Antrieb unsichtbar zu verbauen, ist Geschäftsführer Dido Kopp bekannt. Und dass ihn Rennsportler für Trainingszwecke nutzen. Missbrauch sei vorstellbar: 50 Watt entscheiden auf diesem Niveau zwischen Sieg und Niederlage. Der Betrugsnachweis, sagt ÖRV-General Massak, sei in Zeiten elektronischer Schaltungen schwer: Ein paar Kabel fallen gar nicht auf. Und das Rollgeräusch von Carbonrädern ist deutlich lauter als jeder Motor. Inland;Kärntner SPÖ-Chef Kaiser und andere sollen sich bei Geschäften mit parteieigener Werbeagentur der Untreue schuldig gemacht haben – "Format" zitiert aus Abschlussberichten. Klagenfurt – Die Ermittler des Bundesamts zur Korruptionsbekämpfung (BAK) haben in ihren Abschlussberichten zur Kärntner Topteam-Affäre Untreuevorwürfe gegen die frühere SPÖ-eigene Werbeagentur und Parteichef Peter Kaiser als bestätigt angesehen. Das berichtete das Magazin Format am Donnerstag. Kaiser hatte in der Vergangenheit stets betont, dass er von einer Einstellung des Verfahrens ausgehe. Dem Magazin zufolge, das aus den BAK-Berichten zitiert, sahen die Ermittler den Verdacht bestätigt, dass Kärntens nunmehriger Landeshauptmann im Jahr 2009 – damals noch Gesundheitsreferent in einer freiheitlich geführten Landesregierung – mittels sechs gefälschter Rechnungen der Werbeagentur rund 140.000 Euro aus Landesmitteln beiseitegeschafft hatte. Kaiser und seine Mitarbeiter befürchteten offenbar, dass Geld für eine Kampagne im folgenden Jahr vom freiheitlichen Finanzlandesrat Harald Dobernig nicht mehr freigegeben würde. In einem BAK-Bericht heißt es: Die Befugnis, über fremdes Vermögen zu verfügen, wurde damit wissentlich missbraucht und das Land Kärnten geschädigt. Außerdem wurde die Differenz zwischen den 140.000 Euro und einer später erstellten Kalkulation, die Kosten von rund 76.000 Euro veranschlagte, nicht für das Land zurückgefordert. Der Betrag wurde gezielt auf sechs Rechnungen aufgeteilt, um eine Genehmigung durch Dobernig zu umgehen. Die Agentur hat die Rechnungen betriebsintern wieder storniert. Der Grund dafür erschließt sich den Ermittlern nicht, allerdings halten sie finanzstrafrechtliche Vergehen in dem Zusammenhang für möglich. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft wollte den Bericht auf Anfrage inhaltlich nicht kommentieren. Sprecherin Alexandra Baumann verwies auf den Vorhabensbericht ihrer Behörde, den die Oberstaatsanwaltschaft Wien derzeit prüfe und dann zur weiteren Begutachtung ans Justizministerium weiterreichen werde. Ob im Vorhabensbericht Einstellung oder Anklage empfohlen wird, wird wie üblich nicht bekanntgegeben. Kaiser hatte angekündigt, im Fall einer Anklage zurückzutreten. Die Ermittlungen in der Causa laufen seit 2012. Wir kennen keinen Vorhabensbericht und gehen aufgrund der unsererseits geleisteten Aufklärung im Rahmen der Ermittlungen weiter von einer Einstellung des Verfahrens aus, sagte ein Sprecher Kaisers am Donnerstag. Der Format-Bericht beziehe sich auf den polizeilichen Abschlussbericht und enthält bis auf einige Mutmaßungen und eigenwillige Schlussfolgerungen nichts Neues. Inland;Häftlinge seien in Österreich zu lange eingeschlossen, kritisiert das Anti-Folter-Komitee des Europarats. Wien – Viel grundsätzliche Anerkennung, aber auch Kritik für österreichische Polizeianhaltezentren und Haftanstalten gibt es im heute, Freitag veröffentlichten Bericht des Anti-Folter-Komitees (CPT) des Europarats. Das Gremium lobt ausdrücklich den Rückgang der Anzahl jugendlicher Insassen von Justizanstalten. Gravierende Mängel wurden beim Maßnahmenvollzug in der Anstalt Stein festgestellt. Aufgrund einer umfassenden Reform des Jugendstrafvollzugs sei der Prozentsatz jugendlicher Insassen in den vergangenen Jahren von fünf auf ein Prozent zurückgegangen. Als Problem bezeichnet das Komitee den bei seinem jüngsten Besuch im September 2014 wie schon 2009 festgestellten Personalmangel in den Justizanstalten. Nach wie vor sei es so, dass die Nachtschicht der Beamten bereits um 15 Uhr und am Wochenende schon zu Mittag beginne. Die Folge sei, dass die meisten Insassen bis zum folgenden Morgen in ihren Zellen eingesperrt seien, kritisierte das Anti-Folter-Komitee. In der Justizanstalt Graz-Karlau seien Jugendliche an den meisten Tagen der Woche von 15.30 Uhr bis zum nächsten Morgen eingeschlossen, kritisierte das CPT. Anerkennung fanden Bemühungen zur Aufstockung des Personalstands. Als notwendig erachtet das Gremium allerdings eine Reform der Personalpolitik. Kritik setzte es für den Maßnahmenvollzug in der Haftanstalt Stein. Dort seien die Voraussetzungen für Unterbringung von Menschen, die Therapie und Unterstützung benötigen, nicht gegeben, konstatierte das Komitee bei seinem Besuch im September 2014. Die Betroffenen seien zu lange eingeschlossen und damit sich selbst überlassen. Überhaupt nicht zufriedenstellend sei in der Strafanstalt mit mehr als 700 Insassen die psychologische Betreuung. Ein Psychiater sei nur neun Stunden pro Woche anwesend, bemängelte das Anti-Folter-Komitee. Das Justizministerium arbeitet am Reform des Maßnahmenvollzugs. Ungern sieht das Komitee die Ausrüstung von Justizwachebeamten mit Pfefferspray. Dieses sollte nicht länger zur Standardbewaffnung gehören, meinen die Fachleute. Dem halten die Verantwortlichen in einer Stellungnahme der österreichischen Regierung entgegen, dass das sichtbare Tragen von Pfefferspray – durch professionell geschulte Personen – präventiv wirke und zu einer deutlichen Deeskalation beigetragen habe. Viel Lob gab es für Ausstattung und Betreuung in dem erst Anfang 2014 eröffneten Polizeianhaltezentrum (PAZ) Vordernberg in der Obersteiermark, das in den ersten Monaten seines Bestehens nur minimal ausgelastet war. In Bezug auf das PAZ am Hernalser Gürtel bemängelten die Experten des Europarats unter anderem beschränkte Möglichkeiten bei Outdoor-Aktivitäten. Das alte Gebäude steht in einem dichtverbauten Gebiet Wiens an einer der meistbefahrenen Straßen Österreichs. Wissenschaft;Deutsche Forscher: Schwächere Mutter-Kind-Bindung als bei Töchtern treibt junge Männchen "aus dem Haus". Leipzig – Obwohl Säugetiere im Tierreich die Aushängeschilder in Sachen Mutter-Kind-Bindung sind, kann die Mutterliebe durchaus ungleich verteilt sein: Weibliche Rhesusaffen (Macaca mulatta) behandeln ihren männlichen Nachwuchs im ersten Lebensjahr aggressiver als ihre Töchter, wie Forscher des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig herausgefunden haben. Dass die Mutter-Kind-Bindung bei Rhesusaffen-Söhnen weniger stark ausgeprägt zu sein scheint, hat auch Folgen: Junge, aggressiv behandelte Männchen tendierten dazu, ihre Geburtsgruppe früher zu verlassen, berichtet das Team um Lars Kulik im Fachjournal PLOS ONE. Mit menschlichem Verhalten seien die Erkenntnisse aufgrund der unterschiedlichen Sozialstruktur nur bedingt vergleichbar, sagt Kulik. Allerdings sei auch beim Menschen bekannt, dass Gewalterfahrungen in der frühen Kindheit langfristig die Bindungsfähigkeit einschränken können. Die Primatologen untersuchten das Verhalten der Rhesusaffen auf Cayo Santiago, einer Insel nahe Puerto Rico. Die Wissenschafter beobachteten 26 Weibchen und 29 Männchen vom Zeitpunkt ihrer Geburt an. Unsere Ergebnisse zeigten, dass Mütter sich ihrem Nachwuchs gegenüber recht unterschiedlich verhalten, resümiert Kulik. Söhnen brachten sie im ersten Lebensjahr entschieden mehr Aggression entgegen als Töchtern. Und das erste Lebensjahr sei für die Entwicklung des Sozialverhaltens der Tiere besonders wichtig. Wegen der größeren Nähe zur Mutter sei die Bindung der weiblichen Jungtiere gefestigt. Die Weibchen bleiben später ja auch in der Gruppe und sind auf starke Bindungen angewiesen. Die männlichen Rhesusaffen hingegen verlassen ihre Geburtsgruppe, wenn sie im Alter von etwa vier Jahren geschlechtsreif sind. Und diejenigen, die von ihren Müttern besonders aggressiv behandelt wurden, gehen früher als Artgenossen, die es leichter hatten. Etat;Resonanz der Bevölkerung auf die Empfangsqualität und die neuen Programme sei "überwältigend positiv". Wien – Am 28. Mai jährt sich der Start von Digitalradio Österreich. Die Digitalradio-Betreiber zogen am Dienstag eine positive Bilanz des Projekts. Die Resonanz der Bevölkerung auf die Empfangsqualität und die neuen Programme ist überwältigend positiv, weshalb die DAB+ Hörer auch nicht mehr auf das neue, vielfältige Angebot verzichten wollen, so Digitalradio Österreich-Geschäftsführer Gernot Fischer. Mit den beiden Sendern am DC Tower und in Liesing erschließen wir nun ein Gebiet, das weit über die nördliche und östliche Landesgrenze sowie nach Süden bis zum Wechselgebiet reicht. Damit konnten die 15 digitalen Hörfunkprogramme rund 2,5 Millionen Menschen erreichen. Erste Datendienste seien ebenfalls bereits on air, erklärte Fischer. Der Handel habe inzwischen auf die gesteigerte Nachfrage nach DAB+ fähigen Radiogeräten reagiert. Der Trend gehe dabei in Richtung hybrider Geräte, die analoge und digitale Signale empfangen können, berichtete Digitalradio Österreich-Obmann Thomas Pöcheim. In Summe sind laut Pöchheim rund 400.000 DAB+ fähige Radiogeräte in Umlauf. Ein weiterer Meilenstein ist das erste DAB+ fähige Smartphone, das im März von LG in Paris vorgestellt wurde. Im zweiten Pilotjahr werden laut Fischer vorbehaltlich behördlicher Genehmigungen 16 Sender mit an Bord sein. Die Must-Carry-Frequenz des ORF wird demnächst von einem Radioprogramm eines bekannten österreichischen Unternehmens betrieben werden. Der ORF und das größte heimische Privatradio Kronehit nehmen an dem Digitalradio-Projekt bisher nicht teil. Spätestens 2018 soll der Regelbetrieb für Digitalradio in Österreich starten. Inland;Markus Müller, ab Oktober Rektor der Med-Uni Wien, sorgt sich um den Forschungsstandort Österreich. STANDARD: Gleich nach Ihrer Wahl zum Rektor der Med-Uni Wien haben Sie 200 Millionen Euro mehr gefordert. Die Verhandlungen über die Leistungsvereinbarung laufen: Ist die Forderung aufrecht? Müller: Das brauchen wir für eine Vorwärtsstrategie. Wir haben einen hohen Anspruch, weil wir die einzige medizinische Institution in Österreich sind, die international sichtbar ist. Ich muss daher die politischen Meinungsbildner überzeugen, dass man besonders in Zeiten einer finanziell angespannten Situation, die Kräfte bündeln muss, um damit das Steuergeld bestmöglich einzusetzen. Sicher nicht, indem man nach dem Gießkannenprinzip vorgeht. STANDARD: Das heißt: Weniger Med-Fakultät Linz, mehr Med-Uni Wien? Müller: Genau. Es gibt offenbar einen starken Willen, dass es die Medfakultät in Linz gibt, aber zur Sinnhaftigkeit gibt es entsprechende Gutachten. Uns wurde aber versprochen, dass es nicht auf Kosten anderer Standorte geht. STANDARD: Gibt es von Wissenschaftsminister Mitterlehner positive Signale? Müller: Wir sind in intensiven Verhandlungen. Der Herbst wird kritisch. Wir brauchen allein für die Ärztegehälter etwa 70 Millionen Euro mehr. Wir sind noch nicht bei klaren Zahlen, es gibt derzeit grundsätzlich unterschiedliche Vorstellungen, die wir bis Jahresende klären müssen. STANDARD: Insgesamt werden 615 Millionen Euro mehr für alle Unis in Aussicht gestellt, wie wahrscheinlich sind 200 Millionen alleine für die Wiener Med-Uni? Müller: Wir können nur unter bestimmten Bedingungen eine Vorwärtsstrategie garantieren. Wie realistisch die Summe ist, weiß ich nicht. Es ist ja bekannt, dass die Universitäten unterfinanziert sind. Bei der Forschungsquote sind wir vom Pfad abgekommen, der von der Regierung unterschrieben wurde. Es nennt zwar niemand das Kind beim Namen, aber derzeit schaffen wir es nicht, Österreich wettbewerbsfähig zu halten. Wenn sich das Budget nicht in der Dimension von 200 Millionen Euro bewegt, wird es schwer, mit den internationalen Spitzenunis mitzuhalten. STANDARD: Zu Semesterbeginn treten Sie als Rektor an. Zuletzt war die Stimmung zwischen Ihrem Vorgänger Wolfgang Schütz und den Ärzten angespannt. Hat sich das gelegt? Müller: Es war aus verschiedenen Gründen eine schwierige Zeit, aber die Stimmung ist schon seit 2011 schlecht. Im vergangenen Herbst war es sicher am Schlimmsten. Die EU-Richtlinie zur Ärztearbeitszeit war zwar seit zehn Jahren bekannt, aber die politisch Verantwortlichen haben so getan als würde es sie nichts angehen. Alle Träger waren gefordert, etwas zu tun und alle sind unter Druck gekommen. STANDARD: Eine Einigung wurde in letzter Minute erzielt. Neben der Grundgehaltserhöhung wird jeder Arzt 8.000 Euro bekommen. Müller: Wir mussten den finanziellen Anreiz für unsere Ärzte Nachtdienste zu machen, verringern. Diese Dienste waren ein Instrument, um auf ein adäquates Gehalt zu kommen. Die Bereitschaft für alternative Dienste, wie Wechseldienste oder Rufbereitschaft, ist jetzt höher. Es werden nicht mehr so viele Ärzte in der Nacht anwesend sein, das passt auch zu einer besseren Work-Life-Balance. Wir erarbeiten für jede Klinik bis April 2016 ein eigenes Dienstmodell. STANDARD: Immer wieder mussten Stationen die Kapazitäten zurückfahren. Die Geldfrage ist geklärt, die Ärzte müssen weniger arbeiten, mehr Personal gibt es nicht, aber auch nicht weniger Patienten. Laufen alle Kliniken in Vollbetrieb? Müller: meines Wissens ja. Die Flexibilisierung der Dienstzeit wird der entscheidende Ansatz sein. Wir müssen vom jetzigen Modell mit den rigiden Nachtdiensten und den darauffolgenden Ruhezeiten wegkommen, damit die Ärzte dann anwesend sind, wenn auch die Patienten kommen. STANDARD: Hatte das AKH bisher zu viele Nachtdienste? Müller: Ich glaube ja. Es hat sich in der Medizin sehr viel in den tagesklinischen Bereich verschoben. Da haben wir nichts davon, wenn die Ärzte in der Nacht da sind. Hinzu kommt die eigenwillige Steuerung des österreichischen Systems. Das war scheinheilig, es hatte etwas von einer Kellnermentalität: geringe Grundgehälter aufgrund der Ärzteschwemme. Durch die Nachtdienste hat man den Ärzten Geld zukommen lassen, obwohl es nicht immer einen konkreten Bedarf gegeben hat. STANDARD: Nach Ihrer Wahl haben Sie 20 bis 30 Prozent mehr Personal gefordert. Bleiben Sie dabei? Müller: Wenn wir eine Optimierung der Diensträder zustande bringen, brauchen wir nicht mehr Personal. Es braucht auf vielen Ebenen eine Effizienzsteigerung. Es gab eine Qualifizierungsspirale nach unten: Ärzte mussten pflegerische Tätigkeiten ausüben und Arztbriefe schreiben, die Pflegekräfte mussten Essen austragen. Die verschiedenen Arbeitsgruppen wurden nicht gemäß ihrer Qualifikation eingesetzt. STANDARD: War das ein Managementfehler? Müller: Es ist ein österreichischer Fehler. Das ist international nicht salonfähig. Die Harvard Medical School ist größer als die Med-Uni Wien, bildet aber nur 700 Studierende aus. Wir haben 7000. Das führt zu der Frage, wie das Gesundheitssystem gesteuert wird. Weil Ärzte früher billig waren, haben wir auch so viele Spitäler. Die billigste Ressource war die Arbeitskraft. Deshalb gab es diesen Anreiz, Ärzte nicht gemäß ihrer Qualifikation einzusetzen. Es waren vergeudete Ressourcen. STANDARD: Wie kann man das Gesundheitssystem dann besser steuern? Müller: Aus unserer Sicht ist die Idee mit den Primärversorgungszentren (PHC) im Prinzip sinnvoll, weil die Gesundheitsversorgung in Österreich sehr spitalslastig ist. Viele fahren mit der U6 ins AKH, wenn er Kopfweh hat. Sie wären aber im niedergelassenen Bereich besser aufgehoben. Dennoch ist es erstaunlich, dass in der Nähe des AKHs, obwohl es das größte Spital Österreichs ist, kein PHC geplant ist. STANDARD: Es war angedacht, dass in der Notfallambulanz eine Ordination eines praktischen Arztes eingerichtet wird. Müller: Das ist ein PHC light. Das ist ein wichtiges Projekt, aber die Finanzierung ist nicht geklärt. Ich war selbst zwei Jahre auf der Notfallambulanz. Es kommen viele Patienten, die keine Behandlung im AKH benötigen. Bei unserem Patientenaufkommen ist zwar ein Allgemeinmediziner nett, aber nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Schöner wäre ein PHC in direkter Nähe, zum Beispiel statt des Goldenen Kreuzes. Das wäre sinnvoller als das Privatspital. STANDARD: Liegt es im Interesse der Stadt Wien, dass das AKH einen Großteil der Wiener Gesundheitsversorgung übernimmt? Müller: Das AKH ist dazu da, komplizierte Fälle zu übernehmen, wo eine aufwendige Infrastruktur notwendig ist. Für simples Bauchweh oder rote Augen ist das AKH viel zu teuer. Das kann nicht im Interesse der Stadt Wien sein. Wir haben ein Abstimmungsprojekt laufen, welche Leistungen bei uns angeboten werden und welche in den sechs Schwerpunktspitälern. Wissenschaft;Chemische Veränderungen im Nest beeinflussen Verhalten der Tiere. Paris – Lange haben Wissenschafter gerätselt, warum Hummeln ihr streng geordnetes Zusammenleben in einer Kolonie zu einem bestimmten Zeitpunkt plötzlich aufgeben. Eine Studie hat auf diese Frage nun möglicherweise eine Antwort gefunden: Die Zusammensetzung des Wachses im Hummelnest kann zu Rebellion und sogar zum Königinnenmord führen. Die Forscher um Ann-Marie Rottler-Hoermann von der Universität Ulm fanden in Experimenten heraus, dass Veränderungen im chemischen Aufbau des Wachses das soziale Gefüge zerstören können. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie nun in der britischen Fachzeitschrift Royal Society Open Science. In der sogenannten sozialen Phase ist eine Hummelkolonie von äußerster Effizienz geprägt. Die Arbeiterinnen kümmern sich um Nahrungssuche, Brutpflege und Abwehr von möglichen Feinden. Arbeiterinnen und Königin erfüllen normalerweise friedlich ihre Aufgaben, sagte Rottler-Hoermann, Erstautorin der Studie. Der Übergang zur Konkurrenzphase erfolge sehr plötzlich. Es sei ein vollkommener Verhaltenswechsel in der gesamten Hummelkolonie von einem zum anderen Tag zu beobachten. Die Hummeln legen selbst Eier, attackieren sich gegenseitig und fressen fremde Eier auf. Die Aggression ist derart ausgeprägt, dass sie sogar zum Tod der Königin führen kann, so die Biologin. Um ihre These zu belegen, brachten die Wissenschafter Hummeln aus einem neu gebauten Nest mit Wachs aus einer älteren Kolonie zusammen. Die Insekten begannen umgehend damit, um die Fortpflanzung zu konkurrieren. Sport;Aufsteiger werkelt am Erstliga-Kader. Leipzig – Bundesliga-Aufsteiger RB Leipzig wird aus seinem aktuellen Profi-Kader im Sommer mindestens vier Spieler abgeben. Die Verträge der beiden Österreicher Georg Teigl und Stefan Hierländer laufen aus und werden nicht verlängert, teilte Noch-Trainer und Sportdirektor Ralf Rangnick am Freitag mit. Zudem sollen die zwei jungen Fußballer Ken Gipson und Patrick Strauß kommende Saison in der U23 des Vereins und nicht mehr in der ersten Mannschaft spielen. Von den anderen wollen wir alle behalten. Das schließt natürlich nicht aus, dass noch Spieler zu uns kommen und uns verlassen wollen, weil sie selbst nicht mehr so viele Chancen auf Einsatzzeiten sehen, sagte Rangnick. Sechs neue Spieler sollen den Aufsteiger verstärken. Zuletzt wurde auch gemutmaßt, dass etwa Naby Keita vom österreichischen Meister RB Salzburg als konzern-interner Wechselkandidat gilt. Der 21-jährige Guineer, der eben erst zum besten Spieler der österreichischen Bundesliga-Saison gewählt worden ist, hat in Salzburg einen langfristigen Vertrag. Bei vielen Gesprächen sei der Verein schon sehr weit, meinte der 57-jährige Rangnick und betonte: Im Idealfall können wir in vier Wochen den festen Kader präsentieren. Panorama;Anwältin von Rechtshilfefonds bezahlt – Beschwerde könnte bis zum Verfassungsgericht gehen. Salzburg – Seit einem Monat gilt das sektorale Bettelverbot in Teilen der Salzburger Altstadt, nun wird die Plattform für Menschenrechte einen ersten Einspruch gegen eine Strafe einlegen. In der Vorwoche gab es vier Verwaltungsstrafen gegen Bettler, die in der Verbotszone Passanten um Geld baten. Eine Bettlerin wandte sich an den Rechtshilfefonds der Plattform und wird nun von Anwältin Fatma Özdemir vertreten. Die Frau habe in der Vorwoche in der Getreidegasse gebettelt und eine Verwaltungsstrafe in der Höhe von hundert Euro bekommen, sagt Özdemir im Gespräch mit dem STANDARD. Bis Freitag werde nun ein Einspruch gegen die Strafe eingelegt. Die Landespolizeidirektion habe dann die Möglichkeit, die Strafe aufzuheben – wenn nicht, dann gebe es eine Straferkenntnis. Gegen diese werde dann eine Beschwerde beim Landesverwaltungsgericht eingereicht, kündigt Özdemir an. Danach stehe der Rechtsweg zu höheren Gerichten offen. Die Anwaltskosten werden bezahlt vom Rechtshilfefonds für Armutsmigranten, der vor rund einem Monat eingerichtet wurde. Das Geld kommt von privaten Spendern. Zielsetzung des Fonds sei es, zum einem die Betroffenen, die nicht wissen, wie sie die Strafe bezahlen sollen, zu unterstützen, sagt Josef Mautner von der Plattform für Menschenrechte. Die zweite Intention ist, letztendlich eine Feststellung zu erreichen, dass das Bettelverbot rechtswidrig ist. Als nächsten Schritt müsse man abwarten, wie das Landesverwaltungsgericht auf die Beschwerde reagiere und ob letztendlich der Verfassungsgerichtshof mit der Causa befasst werde, sagt Mautner. Wird die Beschwerde an den Verfassungsgerichtshof herangetragen, dann könnte dieser klären, ob die sektoralen Bettelverbote überhaupt zulässig sind. Im Sommer 2012 kippte der Verfassungsgerichtshof bereits generelle Bettelverbote, die auch das stille Betteln umfassten. Das sektorale Bettelverbot in der Salzburger Innenstadt wurde mit den Stimmen der SPÖ, ÖVP, FPÖ und der Liste Bürger für Salzburg im Gemeinderat beschlossen und gilt seit 2. Juni. Bei mehrmaligem Verstoß gegen die Verordnung blüht eine Verwaltungsstrafe von bis zu 500 Euro. Sport;Gunners schlagen Newcastle, die Reds unterliegen West Ham 0:2 – Leicester nur Remis, Stoke verliert gegen West Bromwich Albion. London – Arsenal hat am Samstag die Tabellenführung in der englischen Fußball-Premier-League ausgebaut. Die Gunners siegten vor eigenem Publikum gegen Newcastle durch einen Treffer von Laurent Koscielny (72.) mit 1:0 und liegen nun zwei Punkte vor dem Sensationsteam Leicester City, das mit Christian Fuchs daheim gegen Bournemouth nicht über ein 0:0 hinauskam. Riyad Mahrez vergab in der 59. Minute einen Elfmeter für die Foxes, bei denen Fuchs durchspielte. Leicester holte damit aus den drei Partien nach Weihnachten nur zwei Punkte und blieb in diesen Spielen ohne Torerfolg. Manchester siegt, Stoke verliert Im Gegensatz dazu ist Manchester United wieder in die Erfolgsspur zurückgekehrt. Der Rekordmeister gewann im Old Trafford gegen Swansea durch ein Kopfball-Tor von Anthony Martial (48.) und einen sehenswerten Fersler von Wayne Rooney (77.) mit 2:1. Der isländische Internationale Gylfi Sigurdsson, im Juni Gegner des ÖFB-Teams bei der EURO 2016, hatte in der 70. Minute per Kopf für den zwischenzeitlichen Ausgleich gesorgt. Für die fünftplatzierten Red Devils war es der erste Sieg nach acht Pflichtspielen. Auch Manchester City gelang mit einem 2:1 bei Watford ein voller Erfolg. Die Citizens drehten durch späte Tore von Yaya Touré (82.) und Kun Agüero (84.) das Spiel. Sebastian Prödl kam bei den Gastgebern nicht zum Einsatz. Keinen Punktezuwachs gab es für Marko Arnautovic. Der ÖFB-Teamspieler verlor mit seinem Club Stoke City auswärts gegen West Bromwich Albion mit 1:2 und spielte dabei durch. Niederlage für Liverpool Der FC Liverpool erlebte nach dem zumindest was die Ergebnisse betrifft, gelungenen Ausklang von 2015 einen ernüchternden Start ins neue Jahr. Nach einem schwachen Auftritt verlor man das wichtige Spiel bei West Ham United 0:2 (0:1) und musste den Rivalen im Rennen um die Europapokalplätze vorbeiziehen lassen. Nach zwei 1:0-Siegen zum Jahresabschluss gegen Leicester City und beim FC Sunderland machte sich Liverpool selbst das Leben schwer. Bei den Kopfball-Gegentoren durch Michail Antonio (10.), der damit erste Tor des Jahres erzielte, und Andy Carroll (55.) war die Deckung der Gäste im Boleyn Ground wie auch in anderen Szenen viel zu nachlässig. Antonio und Carroll trafen jeweils aus kurzer Distanz nach Flanken von der rechten Seite. Gerrard für Trainerstab ein Thema Ungemütliche Zeiten für Trainer Jürgen Klopp, der womöglich in Kürze mit einer Reds-Legende zusammenarbeiten wird. Steven Gerrard könnte in den Betreuerstab integriert werden Ich habe mit Klopp gesprochen. Ich habe noch kein klares Angebot, aber der Klub hat mich wissen lassen, dass sie mich gerne wieder dort sehen würden, sagte Gerrard dem Daily Telegraph. Der 35-Jährige hatte den Klub im Sommer nach 17 Jahren und 710 Spielen verlassen, er steht nun bei Los Angeles Galaxy in den USA unter Vertrag. Ich bin noch nicht hundertprozentig sicher, aber ich glaube, es wird mein letztes Jahr als Spieler sein, sagte der frühere Kapitän der englischen Nationalmannschaft. Er werde voraussichtlich im Dezember verfügbar sein und bis dahin einen Großteil seiner Trainer-Ausbildung absolviert haben. Wissenschaft;Weitere Variante von Neoehrlichia-Bakterien identifiziert. Wien/Feldkirch – Eine bisher unbekannte Form des Bakteriums Candidatus Neoehrlichia entdeckten Forscher der Veterinärmedizinischen Universität Wien bei einer Füchsin aus Feldkirch in Vorarlberg und berichten darüber im Fachblatt Parasites & Vectors. Der Erreger wird vermutlich von Zecken übertragen und könnte auch bei Menschen grippeähnliche Symptome hervorrufen, heißt es in einer Aussendung der Uni. Unbekannt ist der Erreger-Typ in Fachkreisen nicht, denn bereits 1999 wurde Candidatus Neoehrlichia mikurensis erstmals bei einer Zecke und später bei Hunden, Igeln, Spitzmäusen, Bären, Dachsen, Gämsen und Mufflons nachgewiesen. Der Zusatz Candidatus vor dem eigentlichen Artnamen bedeutet, dass es bislang nicht gelungen ist, das betreffende Bakterium zu kultivieren. Eine erste Infektion beim Menschen wurde 2010 in Schweden entdeckt. Erkrankt man, kann das zu Fieber, Muskel- und Gelenksschmerzen, aber auch zu einem erhöhten Risiko für Thrombosen und Embolien führen. Gefährdet sind vor allem ältere und immunschwache Personen. Ein zweiter ähnlicher Erreger, Candidatus Neoehrlichia lotoris, wurde bisher ausschließlich in US-amerikanischen Waschbären nachgewiesen. Diese Variante steht dem nun in Vorarlberg entdeckten Bakterium laut VetMed näher. Nun wurden Wissenschafter um Adnan Hodzic vom Institut für Parasitologie an der Vetmed, der sich für wild lebende Fleischfresser interessiert, die nach Zeckenbissen als Reservoire von Krankheitserregern fungieren, auf eine neue Form des Bakteriums aufmerksam. Im vergangenen Jahr sammelten die Forscher 164 Milzproben von erlegten Füchsen in Tirol und Vorarlberg. Als Wirtin für den genetisch zwischen den beiden bekannten Neoehrlichia-Formen angesiedelten neuen Erreger wurde eine Rotfüchsin aus dem Raum Feldkirch identifiziert. Es benötigt weitere Untersuchungen, um das Bakterium genau systematisch einordnen zu können. Es steht jedoch fest, dass es sich um einen potenziell zoonotischen Erreger handeln könnte, der also vom Tier auf den Menschen übertragbar wäre. Wie sich eine Infektion auf den Menschen oder auf Haustiere auswirken könnte, wissen wir noch nicht, erklärte Studienleiter Hans-Peter Führer. Bisher bekannt gewordene Infektionen mit den verwandten Erregern führten zu Grippesymptomen. Da die Erkrankung noch weitgehend unbekannt sei, möchten wir Bewusstsein für diesen Erreger schaffen. Medizinerinnen und Mediziner sollten bei entsprechenden Symptomen wissen, was zu tun ist. Mit dem Antibiotikum Doxycyclin kann eine Infektion behandelt werden, so Hodzic. Wissenschaft;Oberösterreichische Forscher entwickeln ein System, um Flugzeugteile mit Wärmebildkameras auf Risse und Poren zu prüfen. Wels – Wärme wird, egal ob sie von der Sonne oder vom Heizkörper kommt, durch thermische Strahlung übertragen, die außerhalb des für Menschen sichtbaren Lichtspektrums liegt. Viele Anwendungen greifen auf die Messung dieser elektromagnetischen Wellen im Infrarotbereich zurück – sei es, um den Energieverlust eines Hauses durch ungenügende Dämmung zu eruieren oder um über die Verteilung der Körpertemperatur auf Krankheiten zu schließen. Das Verfahren, das die Intensität der Infrarotstrahlen misst, wird Thermografie genannt. Das Messinstrument ist eine Wärmebildkamera. Dasselbe Prinzip ermöglicht es aber auch, in einen Werkstoff hineinzuschauen, um Materialfehler zu erkennen, erklärt der Physiker und Dekan der FH Oberösterreich in Wels, Günther Hendorfer. Er leitet ein Projekt, das die zerstörungsfreie Werkstoffprüfung per aktiver Thermografie zu einer effizienten industriellen Anwendung optimieren soll. Ein Einsatzbereich für die Methode sind Bauteile aus Verbundwerkstoffen in der Luftfahrt, wo Materialfehler oder von außen unsichtbare Schäden – etwa nach Vogelschlag – ausgeschlossen werden müssen. Industriepartner ist der Flugzeugteilehersteller FACC. Aktiv bedeutet im Zusammenhang mit Thermografie, dass dem Werkstoff bei der Prüfung kontrolliert Energie zugeführt wird. Wir selbst führen Wärme in Form eines Lichtblitzes zu, der Energie an der Oberfläche des Bauteils deponiert, erklärt Hendorfer den Prüfprozess. In den Sekunden darauf verteilt sich die Energie gleichmäßig in dem Material. Von der Art, wie sich diese Wärmeflüsse ausbreiten – wie rasch sie ansteigen, wie schnell sie abklingen -, kann man auf Fehler im Werkstoff schließen. Die so gewonnenen Rohbilder bringen allerdings noch keine Erkenntnis, so Hendorfer. Die Werte, die sie repräsentieren, müssen zuerst mit physikalischen Modellen abgeglichen werden, um die gewünschte Informationen über Porosität, Risse oder andere Materialfehler, zu extrahieren – ein noch sehr komplexer Prozess, den die Forscher vereinfachen wollen, um ihn im Industrieumfeld besser umsetzen zu können. Am Ende soll ein farblich codiertes Bild etwa über den Grad der Porosität in den verschiedenen Regionen eines Bauteils aufklären. Neben Carbonfasern und weiteren Kunststoffen können auch Glas, Holz und alle anderen Materialien mit einer nicht allzu hohen Wärmeleitkonstante untersucht werden. Bei Metallen funktioniere das Prinzip weniger gut, weil der Energieimpuls im Material zu rasch zerfließt. Um hier ein Temperatur-Zeit-Diagramm ableiten zu können, ist ein hoher technischer Aufwand erforderlich. Die Kameras müssen dabei nicht nur eine viel größere Anzahl von Bildern pro Sekunde aufnehmen können, sondern auch eine viel höhere Temperaturauflösung mitbringen. Hendorfer und Kollegen wollen beitragen, die aktive Thermografie als Alternative zur bisher gängigen Ultraschalluntersuchung von Flugzeugbauteilen zu etablieren. Die Vorteile liegen auf der Hand: Ultraschallgeräte müssen immer wieder hochgenau positioniert werden, erklärt Hendorfer. Eine Wärmebildkamera kann dagegen eine Komponente großflächig aufnehmen und damit wesentlich schneller und kostengünstiger die gewünschten Ergebnisse liefern. Bei großen Flugzeugbauteilen könnte die Kamera sogar von einem Roboterarm automatisch geführt werden. Für gewisse Fehler ist die Aktive Thermografie bereits jetzt außerhalb der Forschungslabors im Einsatz, so der Forscher. Etwa bei großflächigen Enthaftungen in den Verbundwerkstoffen, die aus vielen Einzelschichten aufgebaut sind. Bei der Erkennung von Delaminationen ist die Technik bereits in die Praxis gelangt. Die Fehler im Durchmesser von einem Zentimeter können standardmäßig schon recht gut erkannt werden. Wissenschaft;London – Was kann man tun, um die Bevölkerung zu bewussterer Ernährung und mehr Sport zu verleiten? Am besten, man zeigt ihr, wie viel man Schwitzen muss, damit man etwa diese eine Chipspackung wieder von den Hüften kriegt. In diese Richtung jedenfalls geht der Vorschlag britischer Forscher, um beides zu erreichen: Im Fachblatt The British Medical Journal fordern sie, dass auf Lebensmitteln vermerkt wird, wie viel Bewegung nötig ist, um deren Inhalt vollständig zu verbrennen. Da schlägt dann beispielsweise eine Dose Limonade mit fast 30 Minuten Gehen schon ordentlich zu Buche. Dies würde nach Ansicht der Forscher viele vom Naschen abschrecken. Dank ihrer leichten Verständlichkeit und Vergleichbarkeit bietet eine Beschriftung mit dem Bewegungs-Äquivalent der enthaltenen Kalorien eine Referenz, mit der praktisch jeder etwas anfangen kann, meint Shirley Cramer von der Royal Society of Public Health. (tberg) AbstractThe BMJ: Food should be labelled with the equivalent exercise to expend its calories. Wissenschaft;Zwei Forscherinnen haben einen Test entwickelt, der misst, wie optimistisch Goldhamster sind. Es zeigte sich: Auch die Nager wollen schön wohnen. Liverpool/Wien – Anderswo werden Hamster als Schädlinge gejagt und an Katzen verfüttert. Hierzulande zählen sie zu den beliebtesten Haustieren. Ganz einfach sind die kleinen Nager allerdings nicht zu halten: Sie haben es gerne ruhig, sie sind Eigenbrötler, und sie wollen in ihrem Käfig beschäftigt werden. Doch wie können Hamsterbesitzer erkennen, ob es dem putzigen Haustier auch wirklich gut geht? Dieser Frage sind Emily Bethell und Nicola Koyama (Liverpool John Moores Universität) in einer aufwendigen Studie nachgegangen. Sie wollten zum einen herausfinden, wie die Zufriedenheit der Tiere gemessen werden kann. Zugleich testeten sie, welche Art von Umgebung die Hamster besonders glücklich macht. Für ihre Untersuchung, die im Fachblatt Open Science der Royal Society erschien, hielten die Forscherinnen Goldhamster zunächst in Standard-Laborkäfigen, die nur mit Streu, einem einfachen Laufrad und Röhren ausgestattet waren. Im zweiten Schritt wurde die Einrichtung verändert: Manche Käfige wurden verschönert, erhielten mehr Streu und Nestmaterial, bunte Plastikhäuser und Holzelemente, eine Hängematte, Knabberstangen und ein Luxus-Flüster-Laufrad. Andere Hamster hatten weniger Glück: Ihnen wurde von der spärlichen Standardeinrichtung sogar noch etwas weggenommen. Anschließend ging es zum eigens entwickelten Stimmungstest, mit dem Bethell und Koyama die Laune der Hamster wissenschaftlich überprüften: eine Tränke mit mehreren Behältern. Bereits in früheren Experimenten hatten die Hamster gelernt, dass an bestimmten Stellen Zuckerwasser und an anderen eine bittere Chininlösung aus den Trinkhaltern kam. Bei manchen Stellen kannten die Hamster den Inhalt aber nicht: Es konnte entweder das Zuckerwasser oder der bittere Chinintrank sein. Die Hamster aus den gut ausgestatteten Luxuskäfigen seien optimistischer gewesen als die anderen, berichten die Forscherinnen. Sie versuchten öfters, einen Schluck aus den Flaschen mit unklarem Inhalt zu nehmen. Hamster, die in den spärlich eingerichteten Käfigen hausten, gingen hingegen lieber auf Nummer sicher. Die Forscherinnen konnten zwar nicht sagen, ob sich die Tiere in den aufgemöbelten Käfigen glücklich fühlten. Optimistischer schienen sie allemal. Wie Bethell und Koyama argumentieren, eröffne dieses Modell des sogenannten Judgement Bias neue Möglichkeiten, bestimmte Emotionen von Versuchstieren zu messen – und auch eine artgerechte Haltung für Hamster zu entwickeln. Schöner wohnen wollen die Nager allemal. Sport;Niederösterreicher gewinnt nach Startschwierigkeiten gegen Japaner Taro Daniel – Erste Saisonniederlage für Djokovic. Monte Carlo – Dominic Thiem hat am Mittwoch beim Masters-1000-Turnier von Monte Carlo auch die zweite Hürde gemeistert und steht damit im Achtelfinale. Der 22-Jährige bezwang den japanischen Qualifikanten Taro Daniel nach Startschwierigkeiten aber erst nach drei Sätzen mit 4:6, 6:2 und 6:0. Es war das erste Duell mit dem 23-jährigen Weltranglisten-90. In der nächsten Runde bekommt es Thiem nun mit Rafael Nadal zu tun. Der Niederösterreicher hatte den achtfachen Monaco-Gewinner zuletzt auf dem Weg zum Titel in Buenos Aires bezwungen. Nadal, der im Vorjahr im Fürstentum im Halbfinale am späteren Sieger Novak Djokovic gescheitert war, zog mit einem 6:3, 6:3 gegen den Briten Aljaz Bedene in die Runde der letzten 16 ein. Im heurigen Februar hatte sich Thiem in Argentinien mit 6:4, 4:6, 7:6 für die klare Dreisatz-Niederlage bei den French Open 2014 revanchiert. Nun belohnt sich der Niederösterreicher, der vor seinem Erstrunden-Match wegen einer Zyste an einer Zehe behandelt worden war, mit einem weiteren Vergleich mit dem aktuellen Weltranglisten-Fünften. Einen Punktezuwachs hat der zweifache Saisonsieger und Fünfte der Jahreswertung jedenfalls bereits sicher. Im Vorjahr war Thiem an der Cote dAzur bereits in der ersten Runde gescheitert. Daniel hatte heuer in zehn Turnieren nur ein Match gewonnen, doch nach drei Siegen in Monaco (2 in der Qualifikation) stellte er den Favoriten Thiem im ersten Satz doch vor Probleme. Da klappten Service und Return des ÖTV-Daviscuppers noch nicht optimal. Thiem musste seinen Aufschlag zum 1:2 und 1:4 und später den Satz abgeben. Doch danach gab sich der Weltranglisten-14. im ersten Vergleich mit der Nummer 90 keine Blöße mehr und ließ keinen weiteren Breakball seines Gegners zu. Der Gewinner von fünf ATP-Turnieren setzte Daniel immer mehr unter Druck. Nach zwei Breaks im zweiten (zum 4:2 und 6:2) und drei im dritten Satz (zum 2:0, 4:0 und 6:0) stand Thiem als klarer Sieger fest. Nach 1:43 Stunden verwertete er seinen vierten Matchball. Der erste Satz war wieder nicht gut, aber dann habe ich mich frei gespielt, sagte Thiem im Siegerinterview. Vor allem am Ende habe ich nahe an meinem besten Tennis gespielt. Dem erneuten Duell mit Rafael Nadal blickt der 22-Jährige freudig entgegen. Ich hoffe, dass das Match auf dem Center Court ist. Der Center Court ist einer der schönsten auf der ganzen Welt. Mit Auswirkungen von seinem Sieg gegen den achtfachen Monte-Carlo-Sieger Nadal in Buenos Aires rechnet der Niederösterreicher nicht. Ich glaube auch, dass mir die Bedingungen hier nicht so entgegenkommen wie in Buenos Aires. Es wird ein ganz, ganz schweres Match. Ich muss auf jeden Fall so spielen wie im zweiten und dritten Satz heute, damit ich eine Chance habe. Probleme an seinem Fuß habe er gegen den Asiaten praktisch gar nicht mehr gehabt. Die Zehe ist wieder gut. Es war eine bakterielle Entzündung und die ist draußen. Der Serbe Novak Djokovic hat erstmals in dieser Saison einen Matchball und damit ein Spiel verloren. Der 28-Jährige unterlag als Titelverteidiger nach einem Auftakt-Freilos in Runde zwei dem 22-jährigen Tschechen Jiri Vesley 4:6, 6:2, 4:6. Vesely ist Weltranglisten-55. und Jahrgangskollege von Thiem. Seine bisher einzige Niederlage in heuer davor 29 gespielten Partien hatte der überlegene Weltranglisten-Erste im Februar im Dubai-Viertelfinale gegen den Spanier Feliciano Lopez nur wegen einer durch eine Augenentzündung bedingten Aufgabe kassiert. Wissenschaft;Blätter könnten noch aus der Zeit Mohammeds stammen und waren irrtümlich mit einem jüngeren Text zusammengebunden. Birmingham – Es dürfte eines der ältesten Koran-Manuskripte der Welt sein, vielleicht sogar das älteste erhalten gebliebene: Forscher haben zwei Pergamentblätter aus dem Besitz der Universität Birmingham etwa auf das Jahr 600 datiert. Lange Zeit waren die Pergamentblätter, die die Suren 18 bis 20 umfassen, irrtümlich mit einem ähnlichen Koran-Manuskript zusammengebunden, das auf das späte siebente Jahrhundert datiert ist. Nun erbrachte die Untersuchung der Blätter aber ein ganz anderes Ergebnis: Mit einer Wahrscheinlichkeit von 95,4 Prozent sei das Manuskript zwischen 568 und 645 entstanden, teilte die Hochschule mit. Die Schrift könnte damit aus der Zeit des Religionsgründers Mohammed stammen und wäre eine der ältesten erhaltenen Versionen des Korans. Ermittelt wurde das mit der Radiokarbonmethode in einem Labor der Universität Oxford. Die Entdeckung sei ein bedeutender Beitrag für das Verständnis der frühesten Abschriften des Korans, sagte Susan Worrall, die die Cadbury-Forschungsbibliothek an der Universität leitet. Wir sind begeistert, dass so ein wichtiges historisches Dokument hier in Birmingham ist, der kulturell vielfältigsten Stadt Großbritanniens. Wissenschaft;Antike Metropole spielte vom Neolithikum bis ins Mittelalter eine wichtige Rolle. Österreichische Archäologen graben seit 120 Jahren dort. Wien/Bonn/Ephesos – Die UN-Kulturorganisation UNESCO hat die türkische Ausgrabungsstätte Ephesos in die Weltkulturerbeliste aufgenommen. Die antike Stadt, die seit 120 Jahren unter österreichischer Leitung ausgegraben wird, blickt auf eine 9.000-jährige Geschichte zurück. Die Archäologin Sabine Ladstätter, irektorin des Österreichischen Archäologischen Instituts (ÖAI) und Grabungsleiterin in Ephesos, zeigte sich über die Entscheidung hoch erfreut. Neben der antiken Ruinenstadt selbst wurden auch in der Umgebung liegende Stätten wie der Siedlungshügel Cukurici Höyük mit seinen prähistorischen Funden, der Ayasuluk-Hügel mit der Johannesbasilika und türkischen Monumenten sowie das angebliche Sterbehaus Marias als neuzeitlicher Pilgerort für Christen und Muslime zum Weltkulturerbe erklärt. Die UNESCO bezeichnet Ephesos als ein herausragendes Beispiel für eine von Umweltfaktoren geprägten Siedlungslandschaft und außergewöhnliches Zeugnis der kulturellen Traditionen der hellenistischen, römischen, christlichen und türkischen Zeit. Die heute wieder sichtbaren Baudenkmäler seien einzigartig in ihrem historischen Kontext, ihrer künstlerischen Verarbeitung und ihrer Bedeutung als wissenschaftliche Quelle. Ephesos war eine der bedeutendsten Städte des Altertums, die sich rühmen konnte, mit dem Heiligtum der Artemis eines der Sieben Weltwunder der Antike zu besitzen. Neben dem Artemistempel zählen die Celsusbibliothek, die Hanghäuser genannten antiken Luxuswohnungen, die Marienkirche und die Johannesbasilika zu den bekanntesten Bauwerken von Ephesos. Wissenschaft;Die American Geophysical Union ehrt Günter Blöschl von der TU Wien mit der höchsten Auszeichnung auf dem Gebiet der Hydrologie. Wien/San Francisco – Günter Blöschl vom Institut für Wasserbau und Ingenieurhydrologie der Technischen Universität (TU) Wien wird mit der Robert E. Horton Medaille geehrt. Die von der American Geophysical Union (AGU) jährlich vergebene Auszeichnung gilt als die höchste auf dem Gebiet der Hydrologie. Blöschl erhält die Medaille am morgigen Mittwoch in San Francisco, wie die TU mitteilte. Blöschl sei nicht nur ein hervorragender Forscher und Lehrer, sondern habe durch seine visionären Ideen die Hydrologie maßgeblich beeinflusst, begründete die AGU ihre Entscheidung. Der 55-jährige Wissenschafter ist seit 1997 Assistenzprofessor und seit 2007 Ordentlicher Professor an der TU Wien. Blöschl ist Vorsitzender der European Geosciences Union (EGU) und Präsident der International Association of Hydrological Sciences. Eines der zentralen Themen in Günter Blöschls Forschung ist die Entstehung von Hochwassern: Er entwickelte das Konzept der Flutfrequenzhydrologie (Flood Frequency Hydrology), das die zeitliche und räumliche Verteilung von Hochwassern statistisch untersucht und die Erkenntnisse daraus mit dem hydrologischen Wissen über die Entstehung von Hochwassern verbindet. Damit habe Blöschl nicht nur sein eigenes Forschungsgebiet geprägt, sondern auch Einfluss auf gesetzliche Vorschriften und Hochwasserrichtlinien in mehreren Ländern ausgeübt, insbesondere in den Anrainerstaaten der Donau. Etat;Raimund Löw, ORF-Korrespondent in Peking, startet eine neue europäisch-asiatische Gesprächsreihe – Erstmals zu sehen am Donnerstag in ORF 3. Wien – Es soll eine Diskussion ohne Zensur und ohne Tabus werden. Was ORF-Korrespondent Raimund Löw für das neue Format Inside Asia verspricht, ist in China eigentlich tabu: eine Debatte zwischen chinesischen Experten und Journalisten aus dem Ausland. Ein politischer Meinungsaustausch ist sehr ungewöhnlich, sagt Löw zum STANDARD. Als Vehikel dienen soll eine neue ORF-Sendung. Sie heißt Inside Asia und ist als vierteljährliches Format konzipiert – zu sehen erstmals am Donnerstag, 25. Juni, um 21.05 Uhr auf ORF 3. China rangiert im Pressefreiheit-Ranking von Reporter ohne Grenzen an Position 176 von 180 untersuchten Ländern. Dutzende Journalisten sitzen im Gefängnis, Tausende werden vom Staat kontrolliert. Als Korrespondenten sind wir dem Zensursystem für chinesische Medien aber nicht unterworfen, so Löw, dennoch sei es sehr schwierig gewesen, Diskutanten zu rekrutieren: Der Druck steigt. Der Generalverdacht sei immer im Spiel. Die chinesischen Gäste der ersten Sendung sind der Ökonomie-Professor Shi Shiwei (Wirtschaftsuniversität Peking) und Liu Liqun, Professor für deutsche Politik in Peking. Die Runde komplettieren die österreichische Botschafterin in Peking, Irene Giner-Reichl, und der China-Korrespondenten des STANDARD und der Welt, Johnny Erling. In Anlehnung an den EU-Talk Inside Brüssel möchte Inside Asia Themen aufs Tapet bringen, die Asiens und vor allem Chinas geopolitische Situation beleuchten. Mit Fragen wie: Wie verändert der Aufstieg Chinas die geopolitische Situation? Wie positioniert sich Peking gegenüber Europa und den USA? In welche Richtung gehen Wirtschaft und Gesellschaft? Welche Antworten gibt es in Asien zu den Herausforderungen unserer Zeit, vom Terrorismus bis zum Umweltschutz? Wie tief sind die Gräben in Asien 75 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges? (omark, 22.6.2015) Wissenschaft;In einem Studentenheim in der Wiener Seestadt Aspern wird die Nutzung von Photovoltaik und großer Energiespeicher erprobt. Wien – Auf dem Dach des Green House befinden sich 738 Photovoltaikpaneele mit einer Gesamtfläche von mehr als 1200 Quadratmetern und einer Maximalleistung von 222 Kilowatt. Jährlich sollen sie 218.000 Kilowattstunden an Strom erzeugen, was etwa dem Verbrauch von 87 Haushalten entspricht. Tief unter der Erde in einem Raum hinter der Sammelgarage befinden sich mehrere kleiderkastengroße Batteriespeicher, die die Anlage ergänzen. Ihr verfügbarer Speicherinhalt beträgt 137 Kilowattstunden und könnte so einen Normalhaushalt zweieinhalb Wochen versorgen. Zum Vergleich: Die günstigen Hausspeicher, mit deren Ankündigung der US-Hersteller Tesla Aufsehen erregt hat, sollen über eine Kapazität von sieben und zehn Kilowattstunden verfügen. Bei Sonne soll der Green-House-Speicher in nur einer Stunde aufgeladen sein. In den Stockwerken zwischen der Solaranlage auf dem Dach und Batteriespeicher im zweiten Untergeschoß befindet sich ein Studentenheim mit 313 Wohneinheiten. Es ist seit knapp einem Jahr in Betrieb und längst bummvoll, wie die Betreiber sagen. Solarkraftwerk und Speicher, die von den Heimbetreibern (WBV-GPA, ÖJAB und ÖAD) von der Wien Energie gepachtet wurden, tragen dazu bei, den Energiebedarf des Gebäudes zu minimieren. Bei entsprechendem Wetter soll der Netzbezug des Gebäudes bei null liegen oder sogar Überschüsse produzieren. Für die Betreiber ist es das weltweit energieeffizienteste Wohnheim für Studierende. Rechnerisch liege das Haus über das Jahr bei 20 Prozent unter der Nullenergie. Das Green House ist eines von drei Gebäuden, über das im Rahmen eines mehrjährigen Forschungsprojekts der Aspern Smart City Research (ASCR) Daten gesammelt werden. Begonnen haben die Untersuchungen mit Jänner 2016. In 15 der Zimmer werden hier – mit Einverständnis der Bewohner – detaillierte Daten über Stromverbrauch, Wärmebedarf und Luftqualität im Zimmer aufgezeichnet. Das soll darüber Aufschluss geben, ob das tatsächliche Nutzerverhalten den Annahmen bei der Planung des Hauses mit seiner speziellen Ökotechnik entspricht. Die Gesellschafter der ASCR sind neben der Wien Energie die Wiener Netze, Siemens, die Wien 3420 Aspern Development AG und die Wirtschaftsagentur Wien. Bis 2018 stehen der Forschungsgesellschaft insgesamt 38,5 Millionen Euro zur Verfügung. 3,7 Millionen kommen vom Klima- und Energiefonds. Die besondere Technik des Passivhauses besteht unter anderem aus CO2-Sensoren in den Zimmern, die mit der Lüftung gekoppelt sind, um immer die richtige Menge Frischluft zuzuführen. Wärmetauscher gewinnen einen Großteil der Wärme zurück. Mikrowellenherde, Dunstabzugshauben, Lüftungsventilatoren und andere Geräte wurden vor der Anschaffung auf ihren tatsächlichen Verbrauch getestet. Alle Standardgeräte sind verfügbar, bei mitgebrachten Geräten wollen die Betreiber die Bewohner aber nicht bevormunden. Mittlerweile würden Studierende ohnehin nicht mehr den Fernseher von der Oma mitbringen, sondern allesamt am Notebook fernschauen. Nicht nur die Nutzungsgewohnheiten der Studierenden, auch das Verhalten des Wohnheims selbst soll evaluiert werden, so ASCR-Geschäftsführer Reinhard Brehmer. Die Solarmodule sind ost- und westseitig so angeordnet, dass über eine möglichst lange Zeitspanne am Tag Strom generiert wird. An wärmeren Tagen soll der tagsüber aufgeladene Batteriespeicher reichen, um trotz der hohen Dichte an Küchen (eine pro Wohneinheit) über die Nacht zu kommen. Das Zusammenspiel aus Erzeugung, Verbrauch und Speicherung wird beobachtet, um für künftige Smart-City-Projekte zu lernen. Panorama;Rädelsführer hart bestrafen, fordert Konfliktforscher Ulrich Wagner nach Angriffen auf Flüchtlingsheime. STANDARD: Die Zahl der Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte in Deutschland steigt. Vor kurzem brannte im sächsischen Bautzen eine Unterkunft, in Clausnitz hinderte der Mob Flüchtlinge am Betreten ihrer Bleibe. Muss man sich an solche Szenen gewöhnen? Ulrich Wagner: Man möchte das natürlich nicht, aber es ist eine weitere Eskalation zu befürchten, wenn sich politisch nichts ändert. Seit Sommer 2015 sind die Menschen in Deutschland sehr verunsichert, wie es mit den vielen Flüchtlingen weitergehen soll. Wenn Menschen unsicher sind, suchen sie nach einfachen Antworten. Und die einfachste Antwort ist dann: Die Flüchtlinge sind irgendwie selber schuld. Das rechtfertigt sozusagen, dass man gegen Geflüchtete selber vorgeht. STANDARD: Vielerorts herrscht in Deutschland die Meinung, Kanzlerin Angela Merkel sei schuld. Wagner: Ich glaube nicht, dass die Entscheidung, mit Österreich all die Menschen aufzunehmen, der Grund für gestiegene Fremdenfeindlichkeit ist. In beiden Ländern setzte eine große Welle der Hilfsbereitschaft ein. Problematisch aber ist, dass Merkel keine Lösung dazu anbot, wie man es schaffen solle. Dann sah man wochenlang Bilder von überfüllten Unterkünften und unwürdigen Zuständen. Das machte die politische Hilflosigkeit deutlich und verstörte auch Gutwillige. STANDARD: Inwiefern haben die Ereignisse von Köln in der Silvesternacht das Misstrauen vergrößert? Wagner: Das hat leider in hohem Maß dazu beigetragen. Es war ein schreckliches Ereignis in Köln. Aber plötzlich herrschte in ganz Deutschland das Gefühl: Das kann auch mir überall passieren. STANDARD: Wer protestiert vor Flüchtlingsunterkünften? Das sind doch nicht nur Neonazis. Wagner: Die Rädelsführer kommen aus dieser Szene. Das wissen wir auch aus Untersuchungen in den Neunzigerjahren, als es in Deutschland eine Reihe schrecklicher Vorkommnisse gab – in Rostock-Lichtenhagen und Hoyerswerda. Aber in der Masse steht auch die bürgerliche Mitte, die um ihre Pfründe fürchtet. STANDARD: Als Einzelpersonen würden viele davon wohl nicht so handeln. Wagner: Nein. Das ist Gruppendynamik. Die Menschen sind aufgeheizt, oft angetrunken, es schaukelt sich hoch. STANDARD: Trägt die Alternative für Deutschland (AfD) zur Verschärfung des Klimas bei? Wagner: Natürlich. Wenn der Thüringer AfD-Politiker Björn Höcke vom lebensbejahenden afrikanischen Ausbreitungstyp spricht, ist das eine eindeutige rassistische Äußerung. Die AfD tritt im Osten Deutschlands viel radikaler auf als im Westen, weil sie auf dieser Schiene zulegen kann. Im Osten haben die Menschen nicht die gleiche interkulturelle Kompetenz wie im Westen, weil es weniger Ausländer gab und gibt. STANDARD: Wie soll man auf fremdenfeindliche Angriffe reagieren? Wagner: Wichtig ist, mit aller Klarheit und strafrechtlichen Konsequenzen gegen die Rädelsführer vorzugehen. Dann braucht es eine deutliche Verurteilung durch Politiker. Sie müssen zeigen, dass es Grenzen gibt, die nicht zu überschreiten sind. Natürlich sollte man auf die Mitläufer zugehen und mit ihnen reden. STANDARD: Wen sehen Sie diesbezüglich in der Pflicht? Wagner: Die Politik, Kommunalpolitiker vor Ort, aber auch den anderen, erfreulicherweise größeren Teil der Gesellschaft. Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, und es passiert ja auch viel, vor allem in Schulen, wenn Kinder zusammen lernen und Eltern zusammenkommen. Jeder kann ein bisschen dazu beitragen. Und wir sollten in Deutschland wie in Österreich aufhören zu diskutieren, ob die Flüchtlinge kommen sollen oder nicht. Sie sind ja schon da. Jetzt müssen wir gemeinsam daraus das Beste machen. Kultur;Dots-Chef Martin Ho möchte revitalisieren und Preise senken. Wien – Gerüchte gab es seit dem Frühjahr, nun ist es fix: Der Technoclub Pratersauna an der Waldsteingartenstraße 135 wird verkauft. Heute, Donnerstag, wurde der Vertrag unterzeichnet. Die Pächter Hennes Weiss und Stefan Hiess, die aus der ehemaligen Strizzi-Destination einen international beachteten Club für elektronische Musik gemacht haben, werden das Haus nach sechs Jahren Betrieb an den Wiener Gastronomen und Clubbetreiber Martin Ho abtreten. Dieser kauft die Liegenschaft von der Immobiliengesellschaft Plech. Erst im März öffnete Ho, der mit seinen Dots-Sushi-Lokalen zu den erfolgreichsten Junggastronomen Österreichs gehört, direkt neben der Pratersauna den Hip-Hop-Club VIE i PEE. Einen Durchgang zwischen den Lokalen gab es schon bisher. Die Pratersauna-Betreiber, mit dem Status quo zuletzt eher unzufrieden, wollten im März mit einem veränderten Konzept (weniger internationale Bookings, striktere Türpolitik) neu durchstarten. Das obliegt nun Martin Ho. Poollandschaft wird erneuert Ein Sprecher des Gastronomen bestätigte den Deal gegenüber dem STANDARD. Detailpläne für Veränderungen gebe es derzeit noch nicht, so der Sprecher, allerdings habe man bereits einige Ideen. Der Club solle jedenfalls revitalisiert werden, ohne den typischen Saunacharakter zu verlieren. So wolle man etwa die Poollandschaft im Garten erneuern, kulinarisch aufwerten und stärker für den Tagesbetrieb öffnen. Auch die Preise sollen sinken. In etwa um 15 Prozent, vor allem bei den Getränken, so der Sprecher. Musikalisch soll alles bleiben wie gehabt, es gehe weiterhin um elektronische Musik. Keine Angst, es soll kein Sushi-Tempel daraus werden. Umbauten seien zwischen Jänner und März angepeilt. Während dieser Zeit soll der Club geschlossen bleiben. Martin Ho sieht die Zukunft seines Unternehmens vermehrt im Clubgeschäft, teilt sein Sprecher mit. Er wolle damit auf veränderte Konsumgewohnheiten bei jungen Leuten reagieren, für die Kulinarik und Musik immer mehr zusammengehören würden. Wie kürzlich bekannt wurde, stehen auch beim Pratersauna-Konkurrenzclub Grelle Forelle am Donaukanal größere Veränderungen an. Der Clubbereich wird verkleinert und ein Restaurant eingerichtet. Musikalisch möchte man auch vermehrt auf Konzerte abseits der Elektronik setzen. Etat;Italiens Zeitungen sind in der Krise, die Fusion von "La Stampa" und "La Repubblica" bringe eine weitere Medienkonzentration, sagt der bekannte Journalist. STANDARD: Wie schaut die Zeitungslandschaft nach der Krise, die die Medienbranche in den vergangenen Jahren auch in Italien durchgemacht hat, aus? Anselmi: Wir erleben im Westen eine generelle Krise der Printpresse. In Italien ist die Mauer von sechs Millionen verkauften Exemplaren eingebrochen. Jetzt sind wir bei knapp über vier Millionen. Wir werden uns nie erholen. Es war ein Fehler zu glauben, das Internet wäre ein Allheilmittel, noch dazu kostenlos. Die verlorengegangenen Zeitungsexemplare konnten nicht durch Online-Aktivitäten wettgemacht werden, weil die Einträge viel niedriger sind. Man hat keine Alternative gefunden. Auch die kleineren wie Il Piccolo wurden nicht verschont. Il Mattino, Il Secolo XIX, Il Gazzettino verkaufen heute weniger als die Hälfte als vor zehn Jahren. Die großen überregionalen Zeitungen Corriere della Sera, Repubblica, Sole 24 Ore erreichen nur noch je rund 300.000 verkaufte Exemplare, die Hälfte früherer Werte. STANDARD: Die Fusion der Zeitungen La Repubblica und La Stampa, die die Branche auf Kopf stellt, ist stillschweigend zur Kenntnis genommen worden. Warum? Anselmi: De facto haben wir in Italien zwei große Verlagsgruppen: eine um La Repubblica, zu der auch Il Secolo XIX und LEspresso gehören. Und die zweite um den Corriere della Sera, wo sich seit Jahren eine Clique von Herausgebern streitet und gegenseitig bekämpft. Man spekuliert auch über eine Fusion von Corriere und Sole, ich glaube aber nicht daran. Es gibt dann den Verleger Gaetano Caltagirone, der unter anderem Il Mattino, Messaggero, Gazzettino herausgibt, dem man ein Expansionspotenzial zutraut. STANDARD: Ein Problem scheint der Mangel an echten Verlegern in Italien zu sein. Die meisten sind Unternehmer. Anselmi: Pure Verleger sind rar. Eher sind es Industrielle, die ins Mediengeschäft eingestiegen sind, um Einfluss über die Politik zu bekommen: die Zeitung als Druckinstrument. Attilio Monti, langjähriger Verleger von La Nazione und Il Resto del Carlino, pflegte zu sagen: Meine Zeitungen sind meine Pistolen. STANDARD: Wie haben Italiens Zeitungen generell auf die digitale Revolution reagiert? Anselmi: Sehr langsam. Sowohl die Verleger als auch die Journalisten haben sehr spät Antworten auf die Herausforderungen des Internets gesucht. Wir sind technologisch rückständig, erst vor zehn Jahren hat man begonnen aufzuholen. STANDARD: Stellt die Fusion von La Repubblica und La Stampa eine Bedrohung für die Pressevielfalt dar? Anselmi: Sie ist ein Problem. Ich glaube aber nicht, dass sie mit der Absicht entstanden ist, ein Kartell, ein Oligopol zu bilden. Eher ist sie aus blanker Panik, zu sterben, aus einer Überlebensnot entstanden und nicht wegen irgendwelcher politischen Absichten. Erstaunlich ist allerdings die Stille, mit der die Fusion von Politik und Medien aufgenommen wurde. Alle haben einfach Angst davor, den Job zu verlieren, und die Politik fürchtet sowieso die Zeitungen nicht. Diese Angst, zu verschwinden, sagt eine Menge aus über das Gefühl, vor dem Aus zu stehen, und die großen Schwierigkeiten, vor denen die Branche steht. STANDARD: Wie ist es mit der Qualität des Journalismus in Italien im Vergleich zu anderen europäischen Ländern und den USA bestellt? Anselmi: Es gibt nicht nur die Frankfurter Allgemeine Zeitung, The Times, The Independent, The Wall Street Journal, die zum Teil eine Balance zwischen Print und Online gefunden haben. Im Europavergleich ist die Lage in Deutschland und Großbritannien besser als in Italien. In Frankreich zum Beispiel geht es dagegen vielen regionalen Zeitungen schlechter. Im Allgemeinen ist Journalismus bei uns in Italien eher unkritisch, man kämpft für die Privilegien und nicht die eigene Unabhängigkeit, der Journalismus ist an der Beziehung zur Macht interessiert. Web;Nur 15 Prozent wollen autonom fahrende Autos. Trotz technischer Erfolge bei der Entwicklung komplett computergesteuerter Autos – die Mehrheit der Amerikaner kann sich mit dieser Vorstellung nicht anfreunden. Einer am Montag veröffentlichten Studie der Universität von Michigan zufolge wollen fast alle Befragten Lenkrad, Gas- und Bremspedale behalten, um zumindest bei Bedarf eingreifen zu können. 46 Prozent sind demnach gegen das sogenannte autonome Fahren, für teilweise computergesteuerte Fahrzeuge sind 39 Prozent. Der Anteil jener Fahrer, die sich für völlig autonom fahrende Autos begeistern, liegt nur bei 15 Prozent. Das Ergebnis entspricht im Wesentlichen dem einer ähnlichen Studie, die die Universität vor einem Jahr machte. Auch eine im März veröffentlichte Erhebung des US-Automobilclubs AAA kam zu ähnlichen Schlussfolgerungen. Möglicherweise stürzen sich die Automobil- und Technologiefirmen hier also in ein Geschäft, in dem die Nachfrage nur sehr begrenzt ist. General Motors hat erst kürzlich das Start-up Cruise Automation aus dem Silicon Valley gekauft, Berichten zufolge für eine Milliarde Dollar. Ford teilte am Montag mit, Kooperationen in dem Bereich in Erwägung zu ziehen. Web;Gegen Stromdiebstahl entwickelt. Der verbotene Anbau von Hanfpflanzen zur Herstellung von Haschisch in den Niederlanden soll in Zukunft schwieriger werden. Der Stromnetzbetreiber Stedin aus Rotterdam hat nach eigenen Angaben vom Samstag eine Software entwickelt, die von örtlichen Verteilstellen aus den übermäßigen und meist illegalen Verbrauch von großen Strommengen in den großen Städten des Landes relativ genau orten kann. Wir sehen, dass die Kriminellen beim Verbergen von Hanfplantagen immer innovativer geworden sind, sagte Dave de Wit, der bei Stedin für die Bekämpfung von Stromdiebstahl zuständig ist. Hanf muss, um das Haschisch-Harz auszubilden, mit Lampen bestrahlt werden. Dabei entsteht Hitze – zudem wird das Stromnetz meist illegal angezapft. Mittlerweile würden in den Städten des Landes die Plantagen in Dachböden oder anderen Räumen besser belüftet und isoliert, sagte De Wit. Sie seien immer schwerer mit Wärmebildkameras aus Polizeihubschraubern zu erkennen. In der Mitteilung des Netzbetreibers heißt es, der verborgene Hanfanbau in Großstädten sei wegen der Manipulation der Stromleitungen und der Kurzschlussgefahr ein Problem für die Allgemeinheit. Im vergangenen Jahr seien 1.352 Hanfplantagen entdeckt worden. Stedin wolle mit der präzisen Überwachung des Stromverbrauchs aber nicht nur die Hanfanbauer, sondern alle Stromdiebe treffen. Wirtschaft;Der Lebensmittelriese nimmt Maggi-Fertignudeln aus dem Verkauf, für die Behörde sind sie unsicher und gefährlich, anders sieht das Nestle. Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung. International;Nachdem sich AfD-Vize Gauland rassistisch über den deutschen Nationalspieler geäußert hatte, gingen die Wogen hoch. Berlin – Zwei Wochen vor Beginn der Fußball-EM sorgt eine Aussage des stellvertretenden Chefs der Alternative für Deutschland, Alexander Gauland, über den deutschen Nationalspieler Jérôme Boateng für Aufregung und löste in Politik und sozialen Netzwerken eine Welle der Empörung aus. Boateng, als Sohn einer deutschen Mutter und eines aus Ghana stammenden Vaters in Berlin geboren und aufgewachsen, werde zwar als Spieler in der Nationalmannschaft geschätzt, doch das bedeute nicht, dass er nicht als fremd empfunden werde, sagte Gauland im Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung: Die Leute finden ihn als Fußballspieler gut. Aber sie wollen einen Boateng nicht als Nachbarn haben. Boateng reagierte auf die Beleidigung zwar gelassen, hielt in einem ARD-Interview nach dem Länderspiel zwischen Deutschland und der Slowakei am Sonntagabend aber fest, es sei traurig, dass so etwas heute noch vorkommt. Empörung über Gauland: Boateng reagiert gelassen https://t.co/Gt1mhQHoji #AfD #Boateng Der Verteidiger von Bayern München betonte in dem Interview auch, dass im Augsburger Stadion genug Leute eine sehr schöne Antwort auf Gaulands Äußerung gegeben hätten. Tatsächlich waren im Stadion zahlreiche Sympathiebekundungen zu sehen, darunter Jérôme, sei unser Nachbar und Jérôme, zieh neben uns ein. Nach harter Kritik an Gauland entschuldigte sich AfD-Chefin Frauke Petry in der Bild-Zeitung für dessen Aussagen: Herr Gauland kann sich nicht erinnern, ob er diese Äußerung getätigt hat. Ich entschuldige mich unabhängig davon bei Herrn Boateng für den Eindruck, der entstanden ist. Auch auf Twitter äußerte sich Petry versöhnlich. Jêrome Boateng ist ein Klasse-Fußballer und zu Recht Teil der deutschen Nationalmannschaft. Ich freue mich auf die EM. #Nachbarn Als Reaktion auf Petrys Twitter-Statement veröffentlichte der Rapper Eko Fresh ein ihr gewidmetes Lied und schrieb auf Twitter: Frauke Petry, du bist so sexy, wenn du lügst. Gauland erklärte am Sonntag in einer Pressemitteilung: Ich habe nie, wie die FAS insinuiert, Herrn Boateng beleidigt. Ich kenne ihn nicht und käme daher auch nicht auf die Idee, ihn als Persönlichkeit abzuwerten. Er habe sich in dem Hintergrundgespräch mit der Zeitung an keiner Stelle über Herrn Boateng geäußert, dessen gelungene Integration und christliches Glaubensbekenntnis mir aus Berichten über ihn bekannt ist. Die Zeitung verwies hingegen darauf, dass zwei ihrer Berliner Korrespondenten die entsprechende Aussage aufgezeichnet hätten. Am Abend räumte Gauland in der ARD ein, Boatengs Name möge gefallen sein. Gegen die Überschrift des FAS-Artikels (Gauland beleidigt Boateng) wolle er dennoch juristisch vorgehen, denn ich habe Herrn Boateng überhaupt nicht bewertet oder abgewertet. Aus Gründen#Boateng #boatengsnachbar #Gauland pic.twitter.com/vRR4ubIRiQ Gauland fühlt sich wegen seiner Äußerungen jedenfalls zu Unrecht an den Pranger gestellt, hält jedoch an seinem Verständnis für Menschen mit fremdenfeindlichen Ressentiments hält Gauland fest. Ich bin natürlich kein Rassist, sagte Gauland am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Auf die Frage, ob denn Menschen, die Vorbehalte gegen Nachbarn mit ausländischen Wurzeln haben, Rassisten seien, sagte er: So weit würde ich nicht gehen. Politiker mehrerer Parteien empörten sich über Gaulands Äußerung. Justizminister Heiko Maas bezeichnete sie als niveaulos und inakzeptabel: Wer so redet wie Gauland, entlarvt sich selbst – und zwar nicht nur als schlechter Nachbar, schrieb Maas auf seiner Facebook-Seite. Die Aussagen sind schlicht rassistisch und menschenverachtend. Boatengs frühere #Nachbarn sind übrigens ziemlich stolz auf ihn. Zu recht! #Wedding #Gauland pic.twitter.com/lwnYF4Kgn9 Ich hätte Jérôme Boateng sehr viel lieber in der Nachbarschaft als Alexander Gauland, sagte Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt. Julia Klöckner von der CDU bezeichnete Gaulands Verhalten als typisches Afd-Muster. Lieber Boateng als Gauland als Nachbarn. Typisches Muster AfD: beleidigen, provozieren - später dann relativieren. https://t.co/vDhbCqSz6L SPD-Chef Sigmar Gabriel sagte, viele empörten sich über Gaulands Bemerkung als fremdenfeindlich: Boateng ist aber kein Fremder, sondern Deutscher. Das zeige, dass Gauland nicht nur gegen Fremde, sondern auch gegen das Gute an Deutschland sei: Modernität, Weltoffenheit und Liberalität. Gabriel zog daraus den Schluss: Gaulands AfD ist auch deutschfeindlich. Viele nennen #Boateng-Äußerung von #Gauland fremdenfeindlich. Boateng ist aber Deutscher. #AfD ist deutschfeindlich! pic.twitter.com/b8UnP8azAM Innen- und Sportminister Thomas de Maizière sagte der Bild, anders als die AfD setze Boateng mit seinem vielfältigen sozialen Engagement neben dem Platz wichtige Impulse für den Zusammenhalt Deutschlands: Jeder Deutsche kann sich glücklich schätzen, solche Leute zu haben, als Teamgefährte, deutscher Staatsbürger und als Nachbar. Der Präsident des Deutschen Fußballbundes (DFB), Reinhard Grindel, nannte es einfach geschmacklos, die Popularität Boatengs und der Nationalmannschaft für politische Parolen zu missbrauchen. Millionen Menschen liebten die Mannschaft, weil sie so ist, wie sie ist. Boateng sei ein herausragender Spieler und ein wunderbarer Mensch, der sich gesellschaftlich stark engagiere und für viele Jugendliche ein Vorbild sei. Auf seiner Website und seiner Facebook-Seite reagierte der DFB zudem mit einer Videobotschaft. Auch der Manager der deutschen Nationalmannschaft, Oliver Bierhoff, wandte sich gegen Gaulands Äußerung: Es ist ja nicht das erste Mal, dass wir mit solchen Aussagen konfrontiert werden. Sie bedürfen keiner weiteren Kommentierung, die Personen diskreditieren sich von alleine. Vergangene Woche hatten sich bereits Anhänger der fremdenfeindlichen Pegida-Bewegung in sozialen Netzwerken abschätzig über Boateng geäußert. Anlass war eine Sonderedition des Kinderschokolade-Herstellers Ferrero, der anlässlich der Fußball-EM Verpackungen mit Kinderbildern deutscher Nationalspieler bedruckte. Sport;Österreichischer KTM-Fahrer musste auf der siebten Etappe des Rennens verletzt aufgeben. Uyuni – Auch die zweite Teilnahme von Motorrad-Pilot Matthias Walkner an der Rallye Dakar hat vorzeitig geendet. Nach seiner im Vorjahr auf der zehnten Etappe des Südamerika-Abenteuers durch eine Lebensmittelvergiftung notwendig gewordene Aufgabe, kam diesmal das Out am Samstag zu Beginn der siebenten Etappe nach einem Sturz mit seiner KTM. Walkner zog sich dabei einen Oberschenkelbruch zu. Im Gegensatz zu 2015 gewann der Salzburger beim Motorsport-Klassiker keine Etappe, die Aussichten auf eine Top-Platzierung oder sogar den Gesamtsieg waren aber bis zuletzt größer. Der 29-Jährige hatte aus seinem Debüt gelernt und war in der ersten Bewerbwoche mehrheitlich taktisch und Material schonend gefahren, erst in der zweiten Hälfte nach dem für Sonntag angesetzten Ruhetag sollte der Angriff auf die Spitze kommen. Walkner ist am Samstag als Gesamt-Dritter mit lediglich 2:50 Minuten Rückstand auf den portugiesischen Honda-Piloten Paulo Goncalves in das Rennen gegangen. Mit den Etappenplätzen drei und zwei hatte der Werkspilot an den beiden Tagen zuvor sein Potenzial bereits angedeutet. Walkner galt als aktueller Cross-Country-Weltmeister als einer der Sieganwärter. Doch die Tücken der Dakar machten ihm nun doch einen Strich durch die Rechnung. Schon am Sonntag davor war er bei einem Sturz auf einem Verbindungsteilstück noch relativ glimpflich davongekommen. Am Dreikönigstag konnte Österreichs Motorsportler des Jahres eine Kollision mit zwei Lamas gerade noch vermeiden. Am Samstag erwischte es ihn schon rund 15 km nach dem Start der von Uyuni in Bolivien nach Salta in Argentinien führenden Etappe. Der kurz danach an der Unfallstelle vorbeikommende Goncalves stoppte und meldete den Unfall per Leuchtrakete. Der Iberer blieb einige Minuten bei Walkner, fasste dadurch einen Malus von rund elf Minuten aus. Später wurden Goncalves aber 10:53 Minuten wieder gutgeschrieben. Nach der Bergung wurde Walkner mit einem Hubschrauber in das Krankenhaus von Uyuni gebracht. Dort wird er gerade durchgecheckt und geröntgt. Matthias ist bei Bewusstsein, vermeldete seine Schwester Eva Walkner, Freeride-Weltmeisterin und für die Medienarbeit ihres Bruders mitverantwortlich, nach einem Gespräch mit KTM-Team-Manager Alex Doringer. Wissenschaft;'Aufwendungen stiegen auf knapp 500 Millionen Euro. Wien – Die Aufwendungen für die Forschungsprämie sind zwischen 2009 und 2014 um rund 46 Prozent auf 495,2 Mio. Euro gestiegen. Das geht aus einer parlamentarischen Anfragebeantwortung durch Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) hervor. Rund drei Viertel davon gingen an Großbetriebe (über 251 Mitarbeiter). Hier wird bewusst Innovationskraft brach liegen gelassen, kritisierte der anfragestellende FPÖ-Technologiesprecher Gerhard Deimek am Montag in einer Aussendung unter Hinweis darauf, dass Klein- und Mittelbetriebe (KMU) nur etwa ein Viertel der Forschungsprämie erhielten. Definiert man Großbetrieb nach dem Umsatz, gingen sogar 88 Prozent der Forschungsprämie an Großunternehmen (Vom Finanzministerium mit Umsatz über 9,68 Mio. Euro definiert). In den Beobachtungszeitraum fiel die Erhöhung der Forschungsprämie von acht auf zehn Prozent Anfang 2011. Seit Beginn des Jahres 2013 benötigen Unternehmen ein Gutachten der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG), wenn sie die Forschungsprämie für Aufwendungen für Forschung und Entwicklung (F&E) in Anspruch nehmen wollen. Die Erhöhung der Forschungsprämie von zehn Prozent auf zwölf Prozent in diesem Jahr ist in den Zahlen nicht mehr abgebildet. Von 337,5 Mio. Euro im Jahr 2009 stiegen die Ausschüttungen für die Forschungsprämie auf den Höchstwert von 571,7 Mio. Euro im Jahr 2012, gingen im darauffolgenden Jahr auf 377,1 Mio. Euro zurück, um 2014 wieder auf den bisher zweithöchsten Wert von 495,2 Mio. Euro anzusteigen. In den beiden starken Jahren 2012 und 2014 war auch der Anteil der Großbetriebe (definiert nach Mitarbeiterzahl) mit 77 Prozent (2012) bzw. 73,8 Prozent (2014) am höchsten. Mit Anfang 2012 wurde auch der Deckel für die steuerliche Begünstigung von Auftragsforschung von 100.000 Euro auf eine Mio. Euro angehoben, eine Maßnahme, die vor allem KMU ohne eigenes Forschungspersonal unterstützen soll. Die Aufwendungen dafür stiegen von 1,5 Mio. Euro im Jahr 2009 auf 4,7 Mio. Euro im Jahr 2014. Kam diese Maßnahme zwischen 2009 und 2012 überwiegend KMU zugute (Anteil der KMU, definiert nach Mitarbeiterzahl, zwischen 78,5 und 88,3 Prozent), griffen 2013 und 2014 zunehmend Großbetriebe auf dieses Instrument zu (Anteil der Großbetriebe 2013: 47,5 Prozent; 2014: 55,3 Prozent). Die FPÖ ortet angesichts dieser Zahlen erhebliche Ungleichgewichte und fordert eine Neugestaltung der Forschungsprämie, etwa eine großzügige Mindestquote für KMU. Der Präsident der Industriellenvereinigung, Georg Kapsch, hat sich dagegen erst bei den Alpbacher Technologiegesprächen vergangene Woche gegen Änderungen bei der Forschungsprämie ausgesprochen, da werden wir uns mit Händen und Füßen dagegen wehren. Der Anteil der ausländischen Forschung an den gesamten Aufwendungen für Forschung und Entwicklung stagniere seit Jahren, die Prämie sei eines der wenigen Instrumente, mit denen man internationale Unternehmen nach Österreich locken könnte.' Kultur;Ewige Themen in prächtigen Herbstfarben. Der Countrystar gastiert am Montag mit neuem Album in Wien. Wien – Ihr Halbbruder hat es probiert, aber es ging nicht. John Carter Cash nahm lieber am Stuhl hinter dem Aufnahmepult Platz als vorn am Mikrofon. Der Sohn von Johnny Cash versuchte sich zwar auf Tour mit seinem Dad als Countrysänger, anders als ein zu erduldender Pausenfüller wurde er nicht wahrgenommen. Wie schwierig es sein kann, sich aus dem Schatten eines übermächtigen Vaters zu lösen, darüber wurden Filme gedreht, Bücher geschrieben, daran sind im richtigen Leben Existenzen zerbrochen. Rosanne Cash kann davon ein Lied singen. Oder zwei. Aber sie hat es geschafft. Die älteste Tochter des Countrygroßmeisters Johnny Cash etablierte sich früh als eigenständige Künstlerin, kommenden Montag gastiert die 60-Jährige in der Wiener Arena. Ihre Karriere kam zu Beginn der 1980er-Jahre in Fahrt. Das war ein für Country schlechtes Jahrzehnt. Die Ära der gebügelten Jeans und einer Musik, die sich der Technik anstatt der Gefühle ergab. Das zeitigte überproduzierte Schablonenalben ohne Ecken und Kanten. Nashville, und Rosanne Cash lebte dort, wurde zum Synonym für aalglatte Kommerzprodukte, die Country als authentische Volksmusik des weißen Mannes zu Grabe trugen. Da mittendrin reüssierte sie mit überdurchschnittlich intelligenten Songs und gelangte regelmäßig in die Charts. Heute blickt sie auf ein paar Dutzend Hits zurück, etliche Grammy-Gewinne und Nominierungen sowie eine zweite Karriere als Autorin. Nach dem Ende ihrer ersten Ehe zog sie Anfang der 1990er nach New York. Dort lebt sie mit ihrem Ehemann John Leventhal. Die Metropole schärfte ihren Blick für die Themen des Country, den sie ohnehin nie hardlinerisch interpretiert hat. Früh ließ sie Folk, Gospel und Blues in ihre Musik einfließen. Ihr jüngstes mit drei Grammys ausgezeichnetes Album The River & The Thread (2014) ist ein diesbezügliches Manifest. Eine Sammlung von Liedern, die von den Mythen des amerikanischen Südens beeinflusst sind. Von Reisen ins Delta, an die Geburtsorte des Blues, des Soul, des Rock n Roll. Inspiriert von den Charakteren und der Geschichte dieses Landstrichs entstanden so einfache wie vielschichtige Songs. Etwa Tell Heaven oder The Sunken Lands, die in ihrer Reduktion und erzählerischen Kraft große Wirkmächtigkeit besitzen. Verpackt sind sie in prächtige Herbstfarben und eine patinierte Soundästhetik, die man von Joe Henry kennt. Zusätzlich punktet das Album mit Gastauftritten von Kris Kristofferson oder Tony Joe White. Auch ihre Familiengeschichte schimmert aus The River & The Thread heraus . Das wunderbare Ettas Tune ist eine Erinnerung Cashs an ihre Tante Etta. Keine Blutsverwandte, aber als Frau eines Begleitmusikers ihres Vaters, Marshall Grant von den Tennessee Two, eine frühe Konstante in ihrem Leben. Auf Tour spielt Rosanne Cash ihre Songs im Duo mit ihrem Mann John Leventhal, selbst ein Grammypreisträger und Kollaborateur illustrer Größen wie Willie Nelson, Elvis Costello, Dolly Parton, Emmylou Harris, Charlie Haden oder Levon Helm. Gemeinsam reduzieren sie die Songs auf ihr Maximum. Wer sich davon an das Spätwerk ihres Vaters erinnert fühlen möchte, bitte sehr. Wirtschaft;Der erfolgreichste deutsche Konzern wird bereits in vierter Generation von der mächtigen, aber medienscheuen Wirtschaftsdynastie Quandt geführt. Ökologie wird zur Ökonomie des 21. Jahrhunderts. Wem würde man eine solche Aussage zuschreiben? Dieselbe Person investiert seit einiger Zeit schwerpunktmäßig in Unternehmen, die sich mit dem Erhalt der lebenswichtigen Ressource Wasser beschäftigen. Ihr Name: Susanne Klatten. Sie und ihr Bruder Stefan Quandt verfügen seit dem Tod ihrer Mutter Johanna Quandt Anfang August 2015 gemeinsam über 46,6 Prozent der Stammaktien des deutschen Autoherstellers BMW. Marktwert im Frühjahr 2015: 31 Milliarden Euro. Der Publizist Rüdiger Jungbluth hat seine 2002 erschiene Familienbiografie überarbeitet und stellt nun die vierte Generation der Dynastie in den Fokus, allen voran die BMW-Großaktionäre Susanne Klatten und Stefan Quandt, die beiden Kinder aus der dritten Ehe Herbert Quandts. Der Industrielle, der 1954 mit seinem Halbbruder Harald ein Firmenkonglomerat im Wert von damals 55,5 Millionen D-Mark erbte, verhinderte, dass das industrielle Nationalheiligentum der Bayern 1959 nicht in die Hände der Daimler Benz fiel. Jungbluth hatte für sein Buch Gelegenheit, mit den öffentlichkeitsscheuen BMW-Erben zu sprechen. Susanne Klatten gibt darin auch Privates preis. Der Liebesbetrug durch einen vermeintlichen Liebhaber und der aufsehenerregende Prozess gegen den Mann ist allerdings kein Thema. Dafür erhält der Leser Einblicke in Wirken und Denken der Geschwister. Zugleich zeichnet der Autor den wirtschaftlichen Aufstieg einer Familie nach, ohne moralische Fragen auszusparen. Bis zu der Ausstrahlung des NDR-Films Das Schweigen der Quandts 2007 wollten sich diese nicht damit auseinandersetzen, dass Großvater Günther Quandt (er war in zweiter Ehe mit Magda Ritschel, der späteren Frau des NS-Propagandaministers Joseph Goebbels verheiratet), mit nahezu allen Mitteln versucht hat, seinen Reichtum und seine wirtschaftliche Macht in der Hitler-Diktatur zu vergrößern. Inland;Gegen den Leiter der Landespersonalabteilung läuft ein Disziplinarverfahren. Die Suspendierung wurde aus formalen Gründen aufgehoben. Salzburg – Das Landesverwaltungsgericht Salzburg hat am vergangenen Freitag die Suspendierung des im April vom Dienst freigestellten ehemaligen Leiters der Landespersonalabteilung aus Formalgründen aufgehoben. Ein Sprecher von Personallandesrat Josef Schwaiger (ÖVP) bestätigte am Mittwoch einen entsprechenden ORF-Salzburg-Bericht. Auf das laufende Disziplinarverfahren habe die Entscheidung keinen Einfluss. Es wurde nicht inhaltlich entschieden. Das Landesverwaltungsgericht hat argumentiert, dass die Suspendierung zu spät ausgesprochen wurde. Der 55-jährige ehemalige Abteilungsleiter ließ sich am 9. April 2015 zunächst auf eigenen Wunsch vom Dienst freistellen, nachdem Mitarbeiter seinen Führungsstil kritisiert hatten. Im Oktober 2013 wurde er aber zusätzlich suspendiert, parallel läuft beim Land ein Disziplinarverfahren. Der Ex-Abteilungsleiter kam nach Aufhebung der Suspendierung am Dienstag wieder in die Arbeit, blieb aber nur kurz. Wie Landesamtsdirektor Sebastian Huber sagte, habe er mit dem Mitarbeiter einvernehmlich eine Freistellung vereinbart, bis das Disziplinarverfahren beendet ist. Das werde frühestens im ersten Quartal 2016 geschehen. Der frühere Personalchef ist damit bei vollen Bezügen freigestellt. Wissenschaft;Forscher präsentieren umfassende Ergebnisse der Analyse von Staubpartikeln aus den Tiefen des Weltraums. Die Weltraumsonde Ulysses brach 1990 zu einer der herausragendsten Missionen der europäischen Forschungsgeschichte auf: Das Kooperationsprojekt zwischen Esa und Nasa hatte in erster Linie die Erforschung der Sonne zum Ziel. Dafür wurde Ulysses auf eine polare Sonnenumlaufbahn geschickt, für die sie sich beim Jupiter ordentlich Schwung holte. Es war die erste Sonde überhaupt, die unser Zentralgestirn in einem zur Ekliptik um rund 90 Grad verschobenen Orbit umkreiste. Die zweite Aufgabe von Ulysses galt interstellaren Staubpartikeln, die die Sonde auf ihrer 19 Jahre dauernden Mission einfangen und analysieren sollte. Mehr als 900 von ihnen spürte Ulysses auf. Nun legten Wissenschafter erstmals eine umfassende Analyse dieses bisher größten Datensatzes interstellarer Staubteilchen vor. Ihre Bilanz: Im Einflussbereich der Sonne können sich Flugrichtung und -geschwindigkeit der Teilchen stärker ändern als bisher gedacht. Seit etwa 100.000 Jahren durchquert unser Sonnensystem mit einer Geschwindigkeit von etwa 80.000 Kilometer pro Stunde die Lokale Flocke – eine Wolke aus interstellarer Materie mit einem Durchmesser von 30 Lichtjahren. Mikroskopisch kleine Staubteilchen aus dieser Wolke bahnen sich ihren Weg bis ins innere Sonnensystems. Für Forscher sind sie eine Art Botschafter aus den Tiefen des Alls und enthalten grundlegende Informationen über unsere entferntere kosmische Heimat. Mehrere Raumsonden haben die zugereisten Teilchen in der Vergangenheit aufgespürt und charakterisiert. Zu ihnen zählen Galileo und Cassini, welche die Gasplaneten Jupiter und Saturn zum Ziel hatten, sowie die Mission Stardust, die im Jahr 2006 eingefangene interstellare Staubteilchen zur Erde brachte. Die Daten von Ulysses, die wir jetzt erstmals in ihrer Gesamtheit ausgewertet haben, sind einzigartig, sagt Harald Krüger vom Göttinger Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung. 16 Jahre lang untersuchte das Instrument an Bord von Ulysses fast ohne Unterbrechungen den Teilchenstrom von außerhalb unseres Sonnensystems. Im Vergleich dazu lieferten andere Missionen nur Momentaufnahmen. Den Daten der mehr als 900 Teilchen, die das Staubinstrument von Ulysses detektierte, haben die Forscher die bisher detailliertesten Informationen über Masse, Größe und Flugrichtung der interstellaren Wanderer entnommen. Computersimulationen halfen dabei, die verschiedenen Einflüsse der Sonne zu verstehen und voneinander zu trennen. So bestätigten sich frühere Analysen, wonach der interstellare Staub stets in ungefähr derselben Richtung das Sonnensystem durchquert. Sie entspricht der Richtung, in der sich das Sonnensystem und die Lokale Flocke relativ zueinander bewegen. Kleinere Abweichungen von dieser Hauptrichtung hängen von der Masse der Teilchen und vom Einfluss der Sonne ab, sagt Peter Strub vom Göttinger Max-Planck-Institut. Im Jahr 2005 allerdings zeigte sich ein anderes Bild: Die weitgereisten Teilchen erreichten den Staubdetektor aus einer verschobenen Richtung. Unsere Simulationen legen nun nahe, dass auch dieser Effekt auf die Schwankungen des Sonnenmagnetfelds zurückzuführen ist, erklärt Veerle Sterken vom International Space Science Institute in Bern. Veränderte Ausgangsbedingungen in der Lokalen Flocke sind vermutlich nicht der Grund. Auch Größe und Beschaffenheit der Teilchen nahmen die Forscher unter die Lupe. Während die meisten der Staubpartikel im Durchmesser zwischen einem halben und 0,05 Mikrometern (Tausendstel Millimeter) messen, gibt es auch einige auffallend große Exemplare von mehreren Mikrometern Größe. Bemühungen, die Staubteilchen außerhalb unseres Sonnensystems von der Erde aus zu beobachten und zu charakterisieren, liefern keine derart großen Teilchen, sagt Krüger. Im Gegenzug finden sich die sehr kleinen Teilchen, die Astronomen mit Teleskopen typischerweise nachweisen, nicht in den Ulysses-Messungen. Wie Computersimulationen zeigen, laden sich diese Winzlinge im Vergleich zu ihren Massen im Einflussbereich der Sonne stark elektrisch auf, werden abgelenkt und so aus dem Hauptteilchenstrom herausgefiltert. Die Simulationen deuten zudem darauf hin, dass der exotische Staub eine geringe Dichte aufweist und somit porös ist. Die innere Struktur der Teilchen kann der Ulysses-Staubdetektor zwar nicht messen, so Sterken. Am Computer können wir jedoch verschiedene Dichten ausprobieren. Mit porösen Teilchen lassen sich die Messdaten von Ulysses am besten rekonstruieren. Die Zusammensetzung der interstellaren Partikel konnten die Forscher mit dem Staubinstrument auf Ulysses nicht untersuchen. Dies ist jedoch mit dem am Max-Planck-Institut für Kernphysik in Heidelberg entwickelten Nachfolgeinstrument auf der Cassini-Sonde möglich. Diese Messungen werden ganz neue Einblicke in die Entstehungsbedingungen und die Entwicklung der interstellaren Teilchen gewähren. Die Messungen interstellarer Staubteilchen im Sonnensystem erlauben somit einen Blick in die Lokale Flocke, die sich sonst nur durch Beobachtungen von der Erde aus untersuchen lässt. Bei zukünftigen Ausschreibungen der europäischen Weltraumagentur ESA wollen sich Staubforscher mit eigenen Vorschlägen für Missionen zur Untersuchung von interstellarem Staub beteiligen. Web;Rücktritt mit Ende März nach anhaltender Diskussion um Führungsstil. Lange soll es innerhalb der Wikimedia Foundation, der Stiftung die für die Finanzierung und Weiterentwicklung von Projekten wie der Wikipedia zuständig ist, schon gegärt haben. Nun hat ihre Chefin ihren Rückzug angekündigt. Lila Tretikov legt ihr Amt mit Ende März nieder. Von der großen Spenden-Akkumulation über den intransparenten Umgang mit Projekten reichte die Kritik an Tretikov. Zuletzt waren etwa mittlerweile zusammengestutzte Pläne durchgesickert, eine eigene Suchmaschine namens Knowledge Engine umzusetzen. Diese hätte wieder mehr Nutzer auf die Plattform führen sollen, die unter einem Besucherrückgang und einem Schwund an freiwilligen Helfern leidet. Doch die Knight Foundation, von der man sich die Finanzierung erhofft hatte, soll nicht dafür zu begeistern gewesen sein. Der Wikipedia-Gemeinde stößt dabei übel auf, dass die Idee intern nicht transparent kommuniziert worden war. Fragen wurden nicht beantwortet, nachdem erste Medien von den Plänen erfahren hatten. Und auch der Rückbau des Projekts war erst verspätet bekannt geworden. Mittlerweile geht es nur noch um eine Verbesserung der normalen Suche, berichtet Heise. In der jüngeren Vergangenheit sind immer mehr Details über die internen Reibereien bekannt geworden. Berichtet wird etwa von einer Betriebsversammlung im November, bei der es zu schweren Meinungsdifferenzen und Kritik an Tretikovs Führungsstil gekommen sein soll. Ein eigener Berater sollte ihr künftig helfen, die Wogen wieder zu glätten – offenbar vergebens. Die letzten Tage wurden schließlich überschattet von zahlreichen Abschiedsmails von Wikimedia-Mitarbeitern auf der internen Mailingliste. Auch das Board of Trustees, eine Gruppierung aus Ehrenamtlichen, die sich an der Entscheidungsfindung für Wikimedia-Vorhaben beteiligen, brach sein Schweigen, was den Druck auf die Managerin erhöhte. Mit einem Chefwechsel alleine dürften die Probleme innerhalb der Wikimedia Foundation allerdings nicht gekittet werden können. Nach dem Abgang vieler erfahrener Angestellter ist derzeit außerdem völlig unklar, wer das Szepter von Tretikov übernehmen wird. Inland;Der Bürgermeister von Traiskirchen, Andreas Babler, weist Vorwürfe scharf zurück, er habe sich auf Kosten der Gemeinde bereichert. Der Bürgermeister von Traiskirchen, Andreas Babler, legt nach FPÖ-Angriffen, er habe sich seit Mitte 2014 ein Körberlgeld von 100.000 Euro aus der Stadtkassa verschafft, im STANDARD offen: Er bestätigt, dass er zuletzt einen Doppelbezug als Gemeindeangestellter und Stadtchef von 11.300 Euro brutto im Monat hatte. Der SP-Politiker weist aber Vorwürfe scharf zurück, er habe sich unrechtmäßig auf Kosten der Gemeinde bereichert. Die Auflösung seines Dienstverhältnisses als Angestellter der Gemeinde sei seit Monaten vorbereitet, und auch bereits durch die Stadtratssitzung gegangen. Babler vermutet als Auslöser einer Schmutzkübelkampagne den Versuch der FPÖ, ihn wegen seiner Stadt- und Flüchtlingspolitik mit allen Mitteln schlecht zu machen, sagte er im Gespräch mit Thomas Mayer. STANDARD: Die FPÖ wirft Ihnen vor, dass sie als Bürgermeister von Traiskirchen gleichzeitig als ihr eigener Sekretär tätig gewesen seien, und sich knapp 4000 Euro pro Monat als Körberlgeld dazuverdienten, wie sie sagt, 100.000 Euro in zwei Jahren, zusätzlich zum Bürgermeistergehalt von 7800 Euro. Was sagen Sie zu diesen Vorwürfen, stimmen diese Zahlen? Andreas Babler: Nein, sie stimmen so nicht. Mein Bürgermeisterbezug wird nicht von der Stadt festgelegt. Ich bin in eine Gehaltspyramide eingebettet, die der Nationalrat festlegt. Eine Erhöhung mit 1. Jänner 2016 war gesetzlich vorgegeben, weil Traiskirchen einen Sprung über die 20.000-Einwohner-Grenze gemacht hat. Bis vor zwei Monaten waren die Bezüge deutlich geringer, und auch nicht von mir festgelegt. STANDARD: Ich habe zwei Gehaltszettel von Ihnen vor mir liegen… Babler: Es gibt nur einen Lohnzettel, das andere ist die Aufwandsentschädigung für den Bürgermeisterjob. STANDARD: …ok, also es gibt einen Lohnzettel, der Sie als Angestellter der Gemeinde ausweist. Das waren Sie bereits seit zehn Jahren, als Sie im April 2014 zum Bürgermeister gewählt wurden. Und dann gibt es die Abrechnung für die Bürgermeistergage. Babler: Genau. STANDARD: Im Sommer 2014 machte ihr Angestelltengehalt 3928 Euro brutto pro Monat aus, netto nach Abzug von Sozialversicherung und Steuern 2319 Euro. Die Bürgermeisterentschädigung beträgt seit Anfang 2016 7383 Euro brutto, netto knapp 3500 Euro, davor waren es 5907 Euro brutto. Das waren also zusammengerechnet knapp 10.000 Euro brutto, jetzt 11.300. Das ist für einen Stadtchef von Traiskirchen erstaunlich viel, finden Sie nicht? Babler: Ja, das ist eine gewaltige Summe. Aber die Erhöhung des Bürgermeisterbezugs konnte ich mir nicht aussuchen. Die Summe ist aber beeindruckend. Darum löse ich das auch auf. Das kann und mag ich nicht vertreten. STANDARD: Wie kam das zustande, dass Sie fast zwei Jahre lang einen Posten in einer Gemeinde haben können, deren Bürgermeister Sie sind? Babler: Bei mir war das so, dass ich selbst zwei Dienstverhältnisse gar nicht wollte, und daher seit der Übernahme des Bürgermeisteramts von Beginn an daran arbeitete, das eine aufzulösen. Jetzt war es endlich möglich. Es ist zwar alles gesetzlich und formal in Ordnung und auch transparent, aber moralisch für mich nicht vertretbar. Und meine Anstellung war nicht von mir, sondern vor vielen Jahren einstimmig vom Gemeinderat beschlossen worden. Deswegen lege ich Ihnen ja auch die Unterlagen vor. STANDARD: Niemand hat behauptet, dass etwas Ungesetzliches geschehen wäre, auch die FPÖ nicht. Aber für viele Bürger sind solche kumulierten Gehälter doch erstaunlich. Sie waren zuerst Gemeindeangestellter, gleichzeitig seit 1995 Gemeinderat, später Stadtrat, dann Bürgermeister. Kam Ihnen das nicht selbst komisch vor? Babler: Die FPÖ erfindet gerade in ihrer Propaganda angebliche Berufsbezeichnungen für mich, wie Pressesprecher oder Sekretär des Bürgermeisters, die es gar nicht gibt. Und noch dazu falsche Zahlen. Fakt ist, dass viele in Städten Gemeindebedienstete sind oder andere Hauptberufe haben, so auch in Traiskirchen. Sie müssen das verstehen, in einer Stadt unserer Größenordnung sind politische Funktionen alle nebenberuflich, Gemeinderäte und auch Stadträte. Die haben alle einen Beruf. Bei größeren Städten sind sie dann schon hauptberuflich. STANDARD: Was war Ihr Job in der Gemeinde, bevor Sie Bürgermeister wurden? Babler: Sie werden selten einen Bürgermeister oder einen Politiker finden, der freiwillig auch seinen eigentlichen Beruf aufgibt und auf sein Einkommen verzichtet, so wie ich. Das habe ich nämlich jetzt vorbereitet und gemacht. STANDARD: Sie meinen, wenn einer Bürgermeister wird, dann gibt er nicht gleich seinen privaten Beruf auf? Babler: Wenn einer ein Bürgermeister mit Prinzipien ist, so wie ich, schon. Dann tut man das. Das beweise ich ja gerade. Es gab überhaupt keinen politischen Druck, keinen der Opposition, das zu tun. Alles was die Angelegenheit betrifft, ist im Gemeinderat beschlossen worden, das kann jeder nachprüfen. Wenn es mir um Geld gehen würde, hätte ich die zwei Jobs bis zu meiner Pensionierung machen können, aber das steht meinen Grundsätzen entgegen. STANDARD: Aus Ihrem Referat in der letzten Stadtratssitzung vom 22. März, also am vergangenen Dienstag, geht hervor, dass Ihr Posten als Gemeindeangestellter jetzt nach besetzt wird, die Kritik der FPÖ kam drei Tage später. Aber die Frage, die sich uns zuerst stellt, ist die nach einer gewissen Unvereinbarkeit vorher. Was konkret haben Sie neben der Bürgermeistertätigkeit gemacht, für knapp 4000 Euro brutto? Babler: Ich werde Ihnen erzählen, wie das gekommen ist. Ich habe Anfang Mai 2014 das Bürgermeisteramt angetreten und war von Anfang an konfrontiert mit einer Ausnahmesituation in der Stadt, nach vielen falschen Entscheidungen, und dem ganzen Wahnsinn, was die Asylpolitik anlangt. Mein Ziel war ursprünglich auch, meinen Job sofort aufgeben zu können. Ich habe aber festgestellt, dass wir einen kompletten Verwaltungsumbau vornehmen müssen. Wir hatten da eine überalterte Struktur, und die habe ich mir vorgenommen umzubauen. STANDARD: Sie haben zwei Jobs gemacht? Babler: Ja. Es war nicht möglich, die Verwaltung auch hinsichtlich der Stabsstelle so umzubauen, dass sie funktionsfähig wäre, ich hatte ein akutes Problem mit Personalressourcen in der Gemeinde, auch meine eigene. Ich hatte als Bürgermeister niemand, der für Kommunikation, für Medienarbeit, Analysen etc. da gewesen wäre. Der für meine bis dahin ausgeführten beruflichen Tätigkeiten vorgesehene Nachfolger musste sofort große Agenden des Wohnungsamtes übernehmen, weil sich da eine dringende Notwendigkeit ergab. Und die zweite Mitarbeiterin der Stabsstelle kündigte mir an, dass sie in Karenz geht. STANDARD: Sie waren also unabkömmlich, oder wie soll man das verstehen? Babler: Leider. Das war arbeitstechnisch für mich ein Wahnsinn, aber das war die Situation, die ich vorgefunden habe. Zusätzlich gab es große Umbauten in der Verwaltung, es fehlte mir beispielsweise in der Stabsstelle auch ein juristischer Mitarbeiter, bis heute übrigens. STANDARD: Was waren Sie, was mussten Sie tun? Babler: Ich war für die Stabsstelle verwaltungstechnisch zuständig. Es wäre für die Stadtverwaltung unmöglich gewesen, wenn ich diese Stelle ohne Ersatz aufgelassen hätte. Ich habe sofort zusätzlich zu dem sicherlich unvergleichbaren Aufgabenpensum eines Traiskirchner Bürgermeisters in der harten Auseinandersetzung mit dem Innenministerium, die sofort begann, 40 Stunden in der Woche in der Stabsstelle arbeiten müssen. Ich habe dabei viele technische Aufgaben übernehmen müssen, den unaufschiebbaren EDV- und IT –Umbau, der zu einem Sicherheitsrisiko für die Stadt geworden war. Ich musste dringende Modernisierungsschritte in der Datensicherung oder im WLAN und Breitbandausbau setzen, und zusätzlich auch aufgrund der politischen Ausnahmesituation und der immer stärker werdenden Auseinandersetzung mit dem Bund auch Konzepte entwickeln, was die Stadtkommunikation als Ganzes betrifft. Und das ist mir ja in den letzten zwei Jahren gelungen. Da haben sich auch meine fachliche Qualifikation durch mein Studium und meine Berufserfahrung bezahlt gemacht, da konnte ich großen Schaden für die Stadt abwenden. Ich habe das alles selbst gemacht, das war gewaltig. STANDARD: In Ihrem Personalakt ist vermerkt, dass Sie auf frühere Überstundenzuschläge verzichtet haben. Warum? Babler: Ja das stimmt. Ich fand sie unmoralisch. Ich arbeitete in diesen beiden Jobs zwar fast durchgängig sieben Tage in der Woche zu fast jeder Tageszeit, aber die mir aus dem alten Gemeinderatsbeschluss zustehende Überstundenpauschale konnte ich einfach selbst sofort streichen lassen. STANDARD: Aber die entscheidende Frage ist doch auch eine andere. Sie gelten als besonders linker Politiker, einer der sich gegen soziale Ungerechtigkeit besonders stark exponiert, und selbst kassieren Sie einen fünfstelligen Doppelbezug? Das passt doch nicht. Wie kann man zwei bezahlte Fulltimejobs gleichzeitig haben? Babler: Stimmt. Ich bin einer der hier strenge Maßstäbe auch von anderen in der Politik einfordert und deshalb löse ich so ein Konstrukt, das ich überall politisch ablehne, auch auf, auch wenn es mich selbst betrifft. Dafür stehe ich als politische Person. Was man mir vorwerfen kann, ist, dass es 18 oder 19 Monate gebraucht hat, um hier die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass ich endlich gehen kann. Der Grund dafür lag in dem wahnsinnigen Arbeitsaufwand als Bürgermeister und der damit einhergehenden Belastung durch diesen einzigartigen und durch den Bund herbeigeführten Irrsinn in Traiskirchen. Da blieb wenig Zeit, eine Verwaltungsreform zu konzipieren und gleichzeitig auch neue geeignete Fachkräfte zu finden. Vor einigen Monaten ist mir dabei ein Durchbruch gelungen, es gibt neue Personen und daher kann man endlich diesen Schritt setzen. Und ganz ehrlich gesagt, lange hätte ich solche Situationen, wie beispielsweise letztes Jahr, körperlich auch nicht durchgehalten. STANDARD: Eine Übergangszeit von ein paar Monaten könnte man nachvollziehen, aber so schaut es so aus, als sei es Ihnen vor allem ums Geld gegangen. Sehen Sie das nicht? Babler: Mir blieben bisher im Monat ca. 3200 bis 3700 Euro in Wirklichkeit über, da ich natürlich von meiner Aufwandsentschädigung als Bürgermeister viel spende. Ich besuche jährlich ca. 300 bis 400 Veranstaltungen der Einsatzorganisationen oder der fast 100 Vereine. In Zukunft bleiben mir nun so zwischen 1900 und 2300 Euro, was ich für meinen Job auch angemessen finde. Ich trage auch eine große Verantwortung als Finanzreferent für über 50 Millionen Euro, habe 200 Bedienstete der Stadt. STANDARD: Sie sind ein politischer Vollprofi, seit 20 Jahren Gemeinderat, waren von Jugend an SJ-Funktionär, sehr exponiert auf der linken Plattform Initiative Kompass zur Erneuerung der SPÖ. Kamen Sie nie auf die Idee beim Blick auf Ihre Abrechnungen, dass Ihnen jemand einmal diese Doppelfunktion für 11.300 Euro vorhalten wird? Babler: Diese 11.300 haben mich selbst überrascht, das ist aber erst seit Jänner so. STANDARD: Davor waren es gut 10.000 Euro, das ist doch – bei allem Respekt für Traiskirchen – nicht grad bescheiden, oder? Babler: Die Summe für den Bürgermeister legen die Nationalräte über die Bezüge-Pyramide fest. Ich finde diese Summe auch unangemessen, darum löse ich auch mein Dienstverhältnis auf. Ich kämpfe mit meiner ganzen Energie gegen Doppel-Bezüge, mag das nicht, deshalb werde ich das auch selbst vorleben. Ich hoffe, dass viele hier folgen werden, die Doppel- oder gar Mehrfach-Bezüge haben. Ich nehme auch aus Prinzip keine Aufsichtsratsfunktionen wahr, weder in Genossenschaften noch sonst wo. Das ist mein Grundprinzip. STANDARD: Warum ist die ganze Sache durch Angriffe der FPÖ erst jetzt hochgekommen, drei Tage nach dem Beschluss, wer ihre Stabsstelle für ein Jahr befristet übernimmt? Wurde es überhaupt beschlossen? Babler: Es wurde im Stadtrat beschlossen. Und auch meine Dienst-Auflösung habe ich dazu einreferiert. Die FPÖ-ler waren sichtlich überrascht und haben panisch und in schmutzigster Art und Weise mit einer Pressekampagne darauf reagiert. Sie haben seinerzeit meine Anstellung ja selbst beschlossen und sich bis jetzt noch nie zum Dienstposten-Plan oder Ähnlichem in den Sitzungen geäußert. Sie haben sich einfach nicht vorstellen können, dass jemand ganz von sich aus auf Geld und Posten verzichtet und dadurch auch für andere Politiker neue Maßstäbe setzt. Das hat sie getroffen. Das passt nicht in ihr Konzept, deswegen fürchten mich die Blauen auch auf allen Ebenen. Weil ich da, was ich von der Politik moralisch einfordere, auch bei mir selbst umsetzte. Dann kam die Schmutzkübelkampagne. STANDARD: Schwer zu verstehen ist, dass man niemand findet, der in Traiskirchen für 4000 bis 5000 Euro brutto im Monat die Stabsstelle Kommunikation übernimmt. Wie ist das möglich? Babler: Man braucht jemand, der das studiert hat, der Fachwissen hat und Berufserfahrung. Eine so besondere Stadt wie Traiskirchen, mit so einzigartigen schweren Bedingungen, braucht gute Leute und die sind einfach nicht so viel am Markt. Schon gar nicht in der Stadt. STANDARD: War das eine Retourkutsche der FPÖ, oder was ist der Hintergrund? Babler: Es ist eine miese Truppe. Sie wird vom Landesparteiobmann Christian Höbart offenbar angeführt, und sie haben meine eigene Initiative verwendet, um Stimmung zu machen. Die FPÖ ist frustriert, dass die Stadtarbeit und das Stadtklima gut sind, was auch dazu beigetragen hat, dass das Image der Stadt während der Flüchtlingskrise im vergangenen Herbst nicht gekippt ist. Ich bin als Sozialpolitiker exponiert und für die FPÖ ein rotes Tuch. Aber sie kommen gegen mich nicht an. Sie gehen auf untergriffiges Niveau. Sie wollen nur anpatzen. STANDARD: Sehen Sie sich politisch beschädigt durch diese Angelegenheit? Babler: Nein. Übrig bleiben werden die Fakten. Alles ist nachweisbar, alle Beschlusslagen im Stadtrat, im Gemeinderat. Ich habe, seit ich Bürgermeister wurde, darauf hingearbeitet, meinen Job in der Gemeinde abzugeben, und das passiert jetzt auch gerade. Das lässt sich beweisen. Die FPÖ hat schon so viele Kampagnen gegen mich geführt, und sie ist noch jedes Mal dafür abgestraft worden. Sie wird immer radikaler mit dem Ziel, dem Bürgermeister und der Stadt zu schaden, alles schlechtzureden. Am Ende wird das für sie wieder nach hinten losgehen. STANDARD: Befürchten Sie, dass Ihnen diese Offenlegungen bei den Bürgern Ihrer Gemeinde schaden? Werden Sie eine Aktion machen? Babler: Ich hab bei den Leuten in Traiskirchen einen guten Ruf, die Leute wissen, dass ich Tag und Nacht für die Stadt arbeite. Ich bin nicht naiv, aber so eine Schmutzkampagne hätte ich nicht erwartet. Mir ist wichtig, dass ich echt bleibe, und das werde ich jetzt beweisen. Einen Politiker, der sich ohne Druck, ohne Notwendigkeit und aus seiner Überzeugung heraus seine eigenen Gagen kürzt, wird es ja auch nicht allzu oft geben.(Thomas Mayer, 27.3.2016) International;'Staatschef hat mit der Bildung einer Übergangsregierung begonnen, die das Land bis zu Neuwahlen führen soll. Ankara/Wien – Ist das Parlament erst einmal weg, hat er freie Bahn: Tayyip Erdoğan, der machtverliebte Präsident der Türkei, kann das Kriegsrecht ausrufen, die Armee in Marsch setzen – und notfalls auch gleich die Neuwahlen vertagen, auf die er so gedrängt hat, um das Ergebnis seiner konservativ-islamischen AKP bei den Parlamentswahlen vom Juni zu korrigieren. Kein Gesetz wird im Moment respektiert, rief der Chef der größten Oppositionspartei, der Sozialdemokrat Kemal Kiliçdaroğlu, am Wochenende aus: Er bezeichnete das Vorgehen des Präsidenten als zivilen Putsch. Tatsächlich aber steht alles in der Verfassung: die Sondervollmachten des Präsidenten, die Auflösung des Parlaments, die Allparteienregierung, die übergangsweise die Türkei führen soll. Nur die Person Erdoğan ist es, die der Opposition und dem kritischen Teil der Gesellschaft Sorgen macht. Und natürlich die Sicherheitslage im Land, die sich dramatisch verschlechtert hat und vor deren Hintergrund der Staatschef nun seine Fäden zieht. Montagnachmittag sprach Erdoğan über drei Stunden mit dem Präsidenten des noch bestehenden Parlaments, Ismet Yilmaz, und rief danach offiziell zu Neuwahlen auf. Yilmaz, Erdoğans Parteifreund, legt jetzt als zweithöchste Figur im Staat fest, wie die Ressorts im Übergangskabinett an die Parteien verteilt werden. Offiziell zumindest. Auch der bisher geschäftsführend amtierende Premier Ahmet Davutoğlu, Erdoğans früherer Außenminister, hatte öffentlich versichert, er, Davutoğlu, sei es, der die Minister aussuche. Da hatte ihn Erdoğan noch gar nicht zum Chef des Übergangskabinetts ernannt. Kaum jemand hat Zweifel, dass Erdoğan alles entscheidet. Das gilt auch für den Wahltermin, den der Präsident auf den 1. November festlegte – über den Kopf der Wahlbehörde hinweg, die dafür eigentlich zuständig wäre. Die Umfragen allerdings – so vorsichtig sie in der Türkei auch zu behandeln sind – lassen keinen sicheren Sieg der AKP erkennen. Regierungskritische Umfrageinstitute sagen sogar noch einen weiteren Rückgang der Stimmen für die Konservativ-Religiösen voraus und einen Anstieg für die Kurden- und Linkspartei HDP. Bei den Parlamentswahlen im Juni verlor die AKP erstmals nach zwölf Regierungsjahren die absolute Mehrheit; einen Koalitionspartner fand sie seither nicht. Deshalb stehen nun Neuwahlen an. Die Befürchtung ist nun, dass der 61-jährige Staatschef alles daran setzt, um seiner Partei wieder zur Alleinregierung zu verhelfen. Rechtliche Schritte gegen die Führung der HDP sind denkbar. Drei Vizebürgermeister der Kurdenpartei in Diyarbakir wurden bereits verhaftet. Der Zusammenbruch des Friedensprozesses mit den Kurden soll der AKP auch wieder nationalistische Wähler zutreiben. Insgesamt 127 Distrikte in 15 Provinzen der Türkei sind mittlerweile zu Sicherheitszonen erklärt worden, meldete die Nachrichtenagentur Dogan am Montag; Zivilisten haben dort nur eingeschränkt Zutritt. In Teilen des Südostens der Türkei galt in den 1980er- und 1990er-Jahren wegen der Kämpfe gegen die kurdische Untergrundarmee PKK der Ausnahmezustand. Erst 2002 wurden die letzten dieser Militär- und Polizeiregeln aufgehoben. Erdoğan könnte jetzt wieder zu diesem Mittel greifen, wenn es ihm geraten scheint. Die Opposition macht es ihm aber nicht einfach. Die Aufstellung des Allparteienkabinetts ist kompliziert geworden: Die Sozialdemokraten der CHP und die Rechtsnationalisten der MHP wollen es boykottieren; die Kurdenpartei dagegen, Erdoğans politischer Gegner, sagte zu. Das bringt die AKP in Verlegenheit. Drei Ressorts soll die HDP erhalten: Sport, EU-Angelegenheiten und Forst- und Wasserwirtschaft.' Wissenschaft;Vor allem Springspinnen erweitern ihren Speiseplan um Pflanzen, wie Biologen herausfanden. Das dürfte ihnen einen Überlebensvorteil bringen. Basel – Spinnen sind als Insektenfresser bekannt. Für manche Arten konnte auch nachgewiesen werden, dass sie ihren Speiseplan mit Beutetieren wie Fischen, Fröschen oder gar Fledermäusen erweitern. Biologen der Universität Basel, der Brandeis University in den USA und der britischen Cardiff University berichten nun: Spinnen fressen durchaus auch Pflanzen. Für ihre Studie im Journal of Arachnology sammelten und dokumentierten die Forscher zahlreiche Fälle von pflanzenfressenden Spinnen. Dabei stellten sie fest, dass sich Vertreter von zehn verschiedenen Spinnenfamilien von einer Vielfalt an Pflanzen wie Bäumen, Büschen, Gräsern, Farnen oder Orchideen ernähren. Dabei fressen sie je nach Vorliebe unterschiedliche Pflanzenteile wie Nektar, Pflanzensaft, Honigtau, Blätter, Pollen und Samen. Am häufigsten scheinen Pflanzenfresser unter den Salticidae vorzukommen, einer tagaktiven Familie von Springspinnen. Bis zu 60 Prozent der Pflanzenliebhaber unter den Spinnen gehören zu dieser Familie. Dieses Fressverhalten komme deutlich häufiger in warmen Regionen vor, so die Forscher. Ein Grund dafür könnte sein, das besonders häufig Nektar vertilgt wird – und Pflanzen mit hoher Nektarproduktion kommen eher in wärmeren Gebieten vor. Die Fähigkeit, Nährstoffe aus Pflanzen zu beziehen, erweitert die Nahrungsgrundlage der Tiere, erklärte Studienautor Martin Nyffeler von der Universität Basel. Dies könne ein Überlebensmechanismus sein für Zeiten, in denen Beutetiere rar sind. Außerdem diversifizieren sie dadurch ihren Speiseplan und optimieren die Nährstoffaufnahme – was im Kampf ums Überleben von Vorteil sein dürfte, so Nyffeler. Welchen Anteil die Pflanzenkost an der Ernährung der Spinnen insgesamt hat, sei jedoch noch weitgehend unerforscht. Panorama;'Heuer sollen rund 85.000 Flüchtlinge in Österreich Asyl beantragen, zudem können Angehörige folgen. Verschärfungen werden diskutiert. Wien – Die ÖVP drängt darauf, die von ihr vorgesehenen strengeren Richtlinien zum Familiennachzug von Flüchtlingen – gemeinsam mit dem Konzept für Asyl auf Zeit – noch im Oktober im Nationalrat zu behandeln, damit sie am 1. Dezember in Kraft treten können. Ein Vorhaben, das der stellvertretende UN-Flüchtlingshochkommissar Volker Türk nicht goutiert: Man müsse die Familienzusammenführung eher erleichtern als erschweren, sagte er im ORF-Report. Andere Experten prognostizieren unter anderem einen höheren Verfahrensaufwand. Der Entwurf des Innenministeriums sieht vor, dass subsidiär Schutzberechtigte – in Österreich betrifft das vor allem Afghanen – erst nach drei Jahren Familienangehörige nachholen dürfen. Asylberechtigten wäre erlaubt, binnen drei Monaten nach Zuerkennung ihre Angehörigen ohne Bedingungen nachzuholen; danach müssten sie nachweisen, dass sie eine Familie (ohne Bezug von Mindestsicherung) erhalten können. Mit wie vielen Menschen ist im Zuge des Familiennachzugs laut derzeitiger Asylantragsprognose für 2015 in Österreich zu rechnen? Mindestens 13.800, nämlich Ehepartner oder minderjährige Kinder von in diesem Jahr nach Österreich Geflohenen. Diese Zahl errechnet sich folgendermaßen: Im ersten Halbjahr traf das Amt für Asyl- und Fremdenwesen laut Innenministerium rund 18.000 Statusentscheidungen nach dem Asylgesetz. In 34 Prozent der Fälle wurde Asyl zuerkannt, in weiteren 20 Prozent subsidiärer Schutz. Von diesen rund 9.700 Personen, die in Österreich bleiben durften, bemühten sich nach Ministeriumsangaben rund ein Drittel um Familiennachzug. Weiters erhalten rund 90 Prozent eine positive Antwort – genau genommen eine positive Wahrscheinlichkeitsprognose, dass ein Antrag auf Schutz gewährt wird. Dann wird ein Visum erteilt, damit der Antrag in Österreich gestellt werden kann. Da das Innenministerium in diesem Jahr mit rund 85.000 Asylanträgen rechnet, würden – entwickelt sich alles nach bisherigen Trends – rund 15.300 Personen Nachzüge beantragen, von denen etwa 90 Prozent positiv beantwortet werden könnten. Bei einer Erhebung zu Fluchtgründen in Deutschland gaben übrigens 6,5 Prozent der befragten syrischen Flüchtlinge Familienzusammenführung als ihr Motiv an. Dieser Befragung zufolge fliehen mehr Syrer vor der Gewalt der Regierung von Bashar al-Assad als vor dem Terror des Islamischen Staats. Fast 900 sich derzeit in Deutschland aufhaltende Syrer nahmen an der Erhebung teil, die das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) gemeinsam mit Aktivisten der Demokratieplattform Adopt A Revolution durchführte, die 2011 im Zuge des Arabischen Frühlings entstand. 92 Prozent der Flüchtlinge gaben an, vor bewaffneten Konflikten geflohen zu sein, für die nur knapp ein Drittel den IS verantwortlich machte, dafür 70 Prozent Assad. Mehr als jeder Zweite sieht zudem den Abtritt Assads als Bedingung für eine Rückkehr nach Syrien. Nur acht Prozent gaben an, in Deutschland bleiben zu wollen. Am Donnerstag wird der Personennahverkehr über die Grenze zwischen Salzburg und Bayern wieder aufgenommen. Bei den Zügen Richtung Bayern würden beim Einstieg Ticketkontrollen in Salzburg durchgeführt, um die Zahl der Fahrgäste festzustellen, hieß es von der ÖBB. Vereinbart wurde demnach auch, dass die Züge von Salzburg nach Freilassing keinen Zwischenstopp an den S-Bahn-Haltestellen machen. Der Fernverkehr nach München bleibt weiterhin eingestellt (Gudrun Springer, 7.10.2015)' Wissenschaft;IIASA-Studie: Wer sich an sozialen, sportlichen oder religiösen Aktivitäten in der Gemeinde beteiligt, ergreift eher Vorsorgemaßnahmen. Wien – Menschen, die sich in ihrer Gemeinde sozial engagieren, bereiten sich eher auf mögliche Katastrophen wie Tsunamis vor. Das zeigt eine auf einer Umfrage in Thailand basierende Studie des Internationalen Instituts für Angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg bei Wien, die in der Fachzeitschrift Plos One veröffentlicht wurde. Die Umfrage wurde in der Region Phang Nga durchgeführt, die 2004 stark von der Tsunami-Katastrophe betroffen war. Demnach ergreifen Menschen, die sich an sozialen, sportlichen, religiösen oder anderen Aktivitäten in ihrer Gemeinde beteiligten, eher Vorsorgemaßnahmen, so Studienautorin Raya Muttarak vom IIASA. Dabei geht die Bereitschaft zum Engagement über einfache Dinge wie das Verfolgen der Nachrichten im Katastrophenfall hinaus und reicht bis zu Aktivitäten wie der Ausarbeitung eines Familien-Notfallplans oder der Überlegung, aus der gefährdeten Region wegzusiedeln. Einmal mehr zeigte sich in der Umfrage die Bedeutung der Bildung, insbesondere jene von Frauen: In Gemeinden, in denen mehr Frauen mindestens einen Sekundarschulabschluss hatten, wurden auch mehr Vorsorgemaßnahmen geplant und getroffen. Gemeinschaftsaktivitäten würden zwar keine Frühwarnsysteme und Notfall-Trainings ersetzen, könnten diese aber ergänzen und fördern. Der Erfolg von Maßnahmen zur Katastrophenvorsorge dürfte vom sozialen Zusammenhalt und den Netzwerken in einer Gemeinschaft abhängen. Daher ist die Förderung von Bottom-up-Strategien nachhaltiger als Top-Down verordnete Maßnahmen, sagte Ko-Autor Nopphol Witvorapong von der Chulalongkorn University in Bangkok. Wissenschaft;Besonders spektakuläre neue Erkenntnisse darf man sich in den kommenden Monaten in der Astrophysik erhoffen. Wien – Welche wissenschaftlichen Durchbrüche das Jahr 2016 bescheren wird, ist nicht leicht zu prognostizieren. Das liegt in der Natur der Sache: Gerade die besonders bahnbrechenden Entdeckungen kommen oft genug völlig unvermittelt. Es gibt aber einige Forschungsbereiche, wo die Chancen auf spektakuläre Erkenntnisse recht gut stehen – einfach, weil es neue Missionen oder neue Instrumente gibt, die dafür sorgen könnten. So erwartet man in den führenden Wissenschaftsmagazinen Nature und Science, dass es im neuen Jahr oder wenig später endlich zum Nachweis der bereits im Jahr 1918 von Albert Einstein prognostizierten Gravitationswellen kommen könnte, die laut Theorie durch sehr dichte und sich bewegende Objekte wie Neutronensterne entstehen dürften. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist deshalb recht groß, weil das Laser-Interferometer Gravitationswellen-Observatorium (Ligo) in den USA 2015 aufgerüstet wurde und mehr als zehn Mal so empfindlich ist wie bisher. In der Astrophysik und Weltraumforschung wird sich 2016 besonders viel tun. Ein spektakuläres Ende wird im September die Kometen-Mission Rosetta finden: Die Muttersonden soll sich dem Kometen Tschuri immer mehr nähern, schließlich landen und dabei so lange wie möglich Bilder und Daten senden. Mitte März 2016 startet die Esa-Mission ExoMars. Geplant sind ein Orbiter, der die Marsatmosphäre untersucht, und eine kleine Testlandung einer Sonde. Am 4. Juli soll dann die Nasa-Sonde Juno Jupiter erreichen und den Gasriesen ein Jahr lang erforschen. Neben diesen staatlichen Missionen gibt es aber auch einige private Initiativen, die 2016 für Aufsehen sorgen dürften: So etwa will die gemeinnützige Planetary Society in Pasadena bereits im April ihr Raumfahrzeug LightSail testen, ein Lichtsegel, das allein vom Licht der Sonne angetrieben wird. Hier auf Erden darf man sich vor allem vom Large Hadron Collider (LHC) am Cern in Genf aufsehenerregende Neuigkeiten erhoffen. Die Wissenschafter am Europäischen Zentrum für Teilchenphysik haben 2015 die Aufrüstung des LHC abgeschlossen. Und bereits Anfang Dezember präsentierten sie erste mögliche Hinweise auf ein neues, unerwartetes Boson, was sofort zu einer wahren Flut an theoretischen Arbeiten führte. Ob sich die Existenz dieses Teilchens erhärtet, werden die nächsten Monate weisen. Sicher ist, dass seit Jahresbeginn erstmals eine Frau an der Spitze des Cern steht: die italienische Teilchenphysikerin Fabiola Gianotti. Wissenschaft;200 Millionen Trümmerteile mit einem Gesamtgewicht von 6.300 Tonnen kreisen im Orbit. München – Knapp 60 Jahre maschinelle Besiedelung des Orbits haben Spuren hinterlassen: und zwar in Form von jeder Menge Weltraumschrott. Es wird von mehr als 200 Millionen und insgesamt etwa 6.300 Tonnen schweren Trümmerteilen ausgegangen. Ein besonders spektakuläres Beispiel sorgte Anfang der Woche für Schlagzeilen: ein Objekt, das von jenseits der Mondbahn zur Erde heimkehrt. Wie die Münchner Universität der Bundeswehr berichtet, haben sich rund um die Erde schon so viele Trümmerteile angesammelt, dass laut Simulationen alle fünf bis neun Jahre einer der derzeit rund 1.000 aktiven Satelliten mit Weltraumschrott oder einem anderen Satelliten kollidiert. Eine solche Kollision hinterlässt abgesprengte Einzelteile, die jahrhundertelang im Orbit verbleiben können. Und bei jedem Raketenstart entsteht weiterer Müll – dies können abgeworfene Raketenstufen sein, von Astronauten verlorene Werkzeuge oder abgelöste Farbpartikel von Satelliten und Raketen. Den Großteil des Weltraumschrotts bilden zwar millimeterkleine Objekte, die eher ungefährlich sind. Eine unkalkulierbare Gefahr bilden allerdings die tausenden Objekte zwischen einem und zehn Zentimetern Durchmesser. Diese von der Erde aus zu orten wäre zu zeit- und geldintensiv, sie bewegen sich dazu noch auf unterschiedlichen Umlaufbahnen. Bei einer Kollision mit einer Geschwindigkeit von mehreren Kilometern pro Sekunde können sie das Aus eines Satelliten bedeuten – oder schlimmer noch: Menschen gefährden. Die Internationale Weltraumstation muss immer wieder vorübergehend auf eine andere Orbithöhe gebracht werden, um Schrotteilen auszuweichen. Ideen zur Beseitigung des schwebenden Schrotts gibt es viele. Eine davon trägt die Bezeichnung ADReS-A. Susanne Peters, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Raumfahrttechnik und Weltraumnutzung der Bundeswehr-Universität, plant dessen Mission und erhielt dafür ein Stipendium der Zonta International Foundation. Der mit einem Greifarm ausgestattete Satelit soll gemeinsam mit kleinen Raketenantrieben – sogenannten De-orbit Kits– im Weltall in der Nähe von ausrangierten Raketenstufen ausgesetzt werden. Er greift sich eins der De-orbit Kits, klemmt es in das Triebwerk der Raketenstufe und ersetzt damit ihren defekten Antrieb. Da die Schrottteile im Weltall taumeln und bei einem Abstoß ohne genaues Ziel unkontrolliert auf die Erde zusteuern und gegebenenfalls bewohntes Gebiet treffen könnten, muss ihre Bewegung zunächst stabilisiert werden. Ein Technikteam in der Bodenleitstelle entscheidet dann, an welchem Punkt der Triebwerksersatz abgefeuert werden soll, um in einem überschaubaren Radius auf der Erde anzukommen. Fünf der kleinen Kits brauchen die Forscher im Projekt Sicherheit im Orbit, um das anvisierte Ziel der Entfernung von fünf Raketenoberstufen im Zeitraum eines Jahres zu erfüllen. (red, 4. 11. 2015) Web;Am kommenden Mittwoch – Regelungen für EU-weiten Abruf von im Internet gekauften Filmen, Serien oder Musikangeboten. Die EU-Kommission hat die Arbeit an der Reform des europäischen Urheberrechts abgeschlossen. Ein Gesetzgebungsvorschlag zur Anpassung der aktuellen Richtlinie an das Internet-Zeitalter soll am Mittwoch vorgestellt werden, sagte eine Sprecherin am Freitag in Brüssel. Er werde eine Regelung enthalten, die den EU-weiten Abruf von im Internet gekauften Filmen, Serien oder Musikangeboten ermöglicht. Bisher ist ein grenzüberschreitender Zugriff in vielen Fällen wegen des urheberrechtlichen Schutzes nicht möglich. So können zum Beispiel deutsche Kunden von Abo-Diensten ihre zu Hause bezahlten Inhalte im Urlaub oft nicht nutzen. Präsentiert werden soll das Reformpaket von dem zuständigen Vizepräsidenten der EU-Behörde, Andrus Ansip, und dem EU-Kommissar für Digitalwirtschaft, Günther Oettinger. Eine Sprecherin betonte, durch die geplante Neuregelung werde in keinster Weise das Prinzip der Vergütung von Urheberrechten infrage gestellt. Wirtschaft;Der 500-Euro-Schein ist bald Geschichte. Über Risiken und Nebenwirkungen eines Abschieds, der längst begonnen hat. Sehr wahrscheinlich wird die Europäische Zentralbank noch im Mai die Weichen für den Abschied vom 500-Euro-Schein stellen. Offiziell ist das nicht. Doch die Experten im EZB-Banknotenausschuss loten intensiv Optionen und mögliche Folgen aus: Was würde es kosten? Wie wäre der Zeitrahmen? Wie viele 100- und 200-Euro-Noten müssten gedruckt werden, um die Summe aufzuwiegen? Ende des Vorjahres waren immerhin 614 Millionen Fünfhunderter im Wert von 306,8 Milliarden Euro im Umlauf. Ein Viertel der Österreicher hatte in den vergangenen zwölf Monaten mindestens einmal eine 200- oder 500-Euro-Note in der Hand. Ist eine Mehrheit im EZB-Rat dafür, wird Europas oberster Notenbanker, EZB-Präsident Mario Draghi, dies verkünden. Ab da wird alles sehr viel undramatischer als all die heftigen Diskussionen davor. Bargeld ist Kulturgut, richtete Rainer Trefelik, als Funktionär der Wiener Wirtschaftskammer für den Handel zuständig, eine flammende Botschaft an – ja, man weiß gar nicht so genau, an wen. Denn etwas anderes zu behaupten getraute sich ohnedies niemand. Bankenvertreter, Politiker, Notenbank-Chef: Keiner tanzte aus der Reihe, als es galt, sich für den Erhalt der Scheine in die Bresche zu werfen, als Draghi erklärte, weniger Bargeld im Umlauf sei gar nicht das Ziel. Man wolle nur Kriminellen das Leben erschweren. Doch da hat er die Rechnung ohne die Österreicher gemacht. Hierzulande war es um die Contenance bis zur höchsten Ebene geschehen. In seltener Eintracht brachte die Koalition einen gemeinsamen Antrag für das Recht auf Barzahlung durch den Nationalrat. Freilich handelte es sich dabei nicht um die gewünschte Verfassungsbestimmung, sondern um einen unverbindlichen Entschließungsantrag. Die Regierung möge sich auf allen Ebenen der EU und der internationalen Staatengemeinschaft dafür einsetzen, dass weiterhin der uneingeschränkte Zahlungsverkehr mit Eurobanknoten und -münzen durch keine Maßnahmen eingeschränkt wird. Doch was steckt hinter der Diskussion? Über Bargeldabschaffung wird allenfalls auf akademischer Ebene debattiert. Ohnedies steht Einschätzung gegen Einschätzung. Während Wissenschafter wie der Harvard-Ökonom Kenneth Rogoff eine Abschaffung von Bargeld als probates Mittel für eine wirksamere Geldpolitik betrachten, halten andere, wie der deutsche Wirtschaftsweise Peter Bofinger, dagegen. Und von der Theorie zur Praxis ist es bekanntlich ohnedies ein weiter Weg. Auch ein sofortiges Einziehen des 500-Euro-Scheins ist unwahrscheinlich. Naheliegender ist, dass der Neudruck in den nächsten Jahren beendet wird. Danach könnte die Banknote langsam aus dem Verkehr gezogen werden, ohne Enddatum für den Umtausch. Tatsächlich macht nach den Anschlägen von Paris Frankreich Druck, die wertvollste Euronote abzuschaffen. Das soll – in Verbindung mit einer generellen Obergrenze, ab welcher Zahlungen überwiesen werden müssen – Terroristen oder Geldwäschern das Geschäft erschweren. Deutschlands und Österreichs Notenbank-Chefs Jens Weidmann und Ewald Nowotny stemmen sich freilich vehement dagegen. Kein Wunder: In beiden Ländern ist Bargeld extrem beliebt. Ende 2015 waren hierzulande geschätzte 570 Millionen Banknoten im Wert von 28 Milliarden Euro im Umlauf. Drei Viertel aller Einkäufe werden bar bezahlt. Was hierzulande als selbstverständlich gilt, empfinden jedoch so manche Nichtösterreicher als hoffnungslos anachronistisch. Anders Jensen zum Beispiel. Der 27-jährige Däne ist gerne in Wien. Nur eines ringt dem jungen Mann einen tiefen Seufzer ab. Bizarr findet er, wie oft er hier beim Bezahlen ansteht. Wenn ich am Wochenende in Dänemark ausgehe, habe ich nicht einmal eine Geldbörse mit. Keinen Schein und keine Münze. So wie viele seiner Freunde, Studierende aus einem der skandinavischen Länder. Jensen hat das schon zahlreiche ungeplante Ausflüge zu Geldautomaten beschert. Er schüttelt den Kopf: Wir gehen zu acht in ein Restaurant und wollen getrennt mit Karte zahlen. Oft ist das nicht möglich. Dabei sei er ohnehin ein Dinosaurier: Ich bin altmodisch und nütze Karten. Die Jüngeren zahlen via Smartphone. Mit größeren Cash-Beträgen assoziiert er Kriminelle oder Handwerker – die zahlen oft ihre Steuern nicht. Tatsächlich sind die Unterschiede zwischen Dänemark oder Schweden und Österreich, das ähnlich wie Deutschland tickt, frappierend. Die beiden Länder kommen in etwa auf eine Bargeldquote von über 50 Prozent beim Transaktionsvolumen und 80 Prozent, was die Zahl der Transaktionen angeht. In Dänemark müssen Tankstellen, Restaurants oder kleine Geschäfte kein Bargeld mehr annehmen. In Schweden wird mittlerweile selbst das Eis oder der Kaffee elektronisch gezahlt. Viele Banken akzeptieren kein Bargeld mehr. Und die, die es tun, rufen schon einmal die Polizei, wenn eine größere Summe auf den Tisch kommt. Auch die Zeitung am Kiosk und das U-Bahn-Ticket zahlt man bargeldlos. Selbst die Kollekte in der Kirche geht ohne Cash. Das hat, zusammen mit harten Regeln im Kampf gegen Steuerbetrug und Geldwäsche, zur Folge, dass nur noch 37 Prozent bar gezahlt werden Das ist nicht mehr zu stoppen, sagt Ingrid Meissl Årebo. Von selbst ging das nicht, so die Schweizer Journalistin, die seit Jahren in Stockholm lebt und sich mit dem Thema intensiv beschäftigt. Es gab in Schweden eine regelrechte Kampagne pro Karte. Auch die Regierung bewirbt das. Sie tut das seit der Bankenkrise in den 1990er-Jahren, als man begann, den Kunden das bargeldlose Geschäft schmackhaft zu machen. Geldautomaten und Karten sind billiger als Kassen, an denen Menschen stehen. Außerdem dürfen Banken für den bargeldlosen Zahlungsverkehr Gebühren erheben, nicht jedoch für die Barauszahlung. Im Alltag sorge das durchaus für Unmut, sagt Meissl Årebo. Eben wurden die Parkuhren umgestellt. Man bezahlt nur noch mit dem Handy. Sehr ärgerlich. So oder so ähnlich wird es in zehn bis 15 Jahren auch in Österreich aussehen, aller gegenteiligen Bekenntnisse zum Trotz. Die Entwicklung ist nicht zu stoppen. Der lange laxe Umgang der Österreicher in Sachen Transparenz weicht einem strengeren Regime. Digitalisierung, technische Entwicklungen von IT-Riesen und kleinen Start-ups, Banken und Handel, die das Thema aufgreifen, weil Bargeld-Handling teuer ist: All das tut ein Übriges. Es sind die US-Riesen wie Apple, Facebook, Google, die mit aller Macht an Lösungen tüfteln und das Thema antreiben. Einen zusätzlichen Schub bringt wohl der Umstand, dass dank EU-Verordnung die Kosten für den Kreditkarteneinsatz für Unternehmen erheblich sinken. Auch die Generationenfrage zählt. Wer mit Smartphones aufwächst, mit Technologie und entsprechenden Schutzmechanismen vertraut ist, sieht eher die Chancen der neuen Zeit: Ich bin schon gespannt, welche neuen Möglichkeiten es da in Zukunft geben wird, sagt Sebastian Lechleitner, Student am Technikum Wien. Das Thema Sicherheit sieht er eher gelassen: Unsicherer als Bargeld ist mobiles Zahlen nicht. Was das Thema Überwachung betrifft, so haben zumindest die Skandinavier damit kein Problem: Wir vertrauen einander und dem System und gehen davon aus, dass Gutes intendiert ist, sagt der Däne Jensen: Hinsichtlich der tendenziell schrumpfenden Privatsphäre ist er aber illusionslos: Mit all der Technik, die wir nutzen, kannst du nicht privat sein. So gesehen ist eines richtig: Ohne Risiken und Nebenwirkungen ist diese Modernisierung nicht zu haben. Der deutsche Bundesbanker Carl-Ludwig Thiele plädiert dafür, sich vor Augen zu halten, dass die Freiheit scheibchenweise stirbt. Österreichs Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) zeigt sich ausnahmsweise meinungslos. Ich habe dazu überhaupt keine Position. Zumindest nicht so richtig. Er sei jedenfalls hundertprozentig für den Erhalt des Bargelds. Ob es den 500-Euro-Schein gibt oder nicht, sei eher zweitrangig. Nur einer spricht offen aus, dass ihm die Diskussion auf die Nerven gehe. Diese Extremposition, Bargeld mit bürgerlicher Freiheit gleichzusetzen, halte ich für maßlos überzogen, sagt der künftige Wifo-Chef Christoph Badelt. Dabei: Vom Tisch zu wischen sei das Argument nicht, sagt Hans-Gert Penzel. Der 60-Jährige ist seit Jahrzehnten nah am Geld. Heute beschäftigt er sich an der Universität Regensburg mit Bankeninnovation. Davor war er Generaldirektor in der EZB. Bargeld hat sicherlich eine Komponente von bürgerlicher Freiheit im Sinne von garantierter Anonymität. Aber diese können Sie auch über elektronisches Geld erreichen. (Siehe Interview links unten) Es komme auf die Regeln an. Und die gibt es auch bei Barem: Hierzulande sind seit Jahresanfang weite Teile der Bauindustrie de facto verpflichtet, per Überweisung abzurechnen. In vielen Ländern gibt es Bargeldlimits: In Spanien liegt es bei 2500 Euro. Geht es nach Transparency International, hat das freilich wenig bewirkt. In Schweden soll Bargeld 2030 ziemlich verschwunden sein, sagt Journalistin Meissl-Arebo. Im Antikorruptionsindex kann man kaum noch aufsteigen, da ist der Norden traditionell an der Spitze. Ich fürchte mich nicht, käme es in Österreich ähnlich, sagt Technikstudent Lechleitner: Aber ich will die Wahl haben. Auch weil ich beim Bargeld viel besseren Überblick habe, wie viel ich ausgebe. Wissenschaft;Insgesamt gab es 270 Förderanträge. Wien – Der Jubiläumsfonds der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) fördert 35 Forschungsprojekt mit 3,9 Millionen Euro. Einen entsprechenden Beschluss hat das Direktorium der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) gefasst. 1,46 Mio. Euro fließen in zwölf Projekte aus dem Bereich Medizinische Wissenschaften, davon 800.000 in den aktuellen Schwerpunkt Seltene Erkrankungen. 1,2 Mio. Euro gehen an zehn wirtschaftswissenschaftliche Projekte, davon 0,72 Mio. Euro in den aktuellen Schwerpunkt Growth – Where has it gone to? Where should it come from?. Für sieben sozialwissenschaftliche Projekte gibt es 660.000 Euro, für sechs geisteswissenschaftliche Vorhaben 570.000 Mio. Euro. Insgesamt gab es 270 Förderanträge. Für die Vergabesitzungen 2016 wurde für den Schwerpunkt in den Wirtschaftswissenschaften das Thema Competitiveness in Austria – stylized facts, economic analysis, challenges and policy options gewählt, in den Medizinischen Wissenschaften das Thema Organersatz und Transplantation. Wissenschaft;Noch immer stehen Experimentalreaktoren vor großen technischen Problemen. Wien – Die Idee, die Energie, die bei der Kernfusion entsteht, zu nutzen, ist ungefähr so alt wie die der Kernspaltung. Die Verschmelzung von Wasserstoffatomkernen zu Helium ist immerhin die Ursache dafür, dass die Sonne – wie alle anderen leuchtenden Sterne – massenhaft Energie abstrahlt. Unkontrolliert bringt die Fusion Wasserstoffbomben zur Explosion. Seit den 1960er-Jahren wird die Kernfusion als verheißungsvolle Antithese zur Kernkraft propagiert. In einem Reaktor kontrolliert fusioniert, könnte Wasserstoffplasma einen unerschöpflichen und vor allem umweltfreundlichen, kohlenstofffreien Energiequell darstellen, so die Hoffnung vieler Forscher. Wären da nicht die vielen Hürden: Noch stehen Experimentalreaktoren vor großen technischen Problemen – trotz Investitionen in Milliardenhöhe. Der Zeitplan des Prestigereaktors Iter in Südfrankreich musste immer wieder verschoben werden. Doch es gibt auch positive Nachrichten: Im Dezember erzeugte die deutsche Anlage Wendelstein zum ersten Mal Plasma. An eine wirtschaftliche Nutzung ist Experten zufolge aber nicht vor 2050 zu denken. Ans Aufgeben denkt dennoch niemand. Das renommierte US-Forschungsinstitut MIT kündigte im Vorjahr den Bau eines extrem leistungsfähigen und dabei billigen Fusionsreaktors an. Wissenschaft;'Puffottern können wochenlang reglos verharren, um dann blitzschnell zuzuschlagen. Dabei tarnen sie sich sowohl optisch als auch chemisch. Johannesburg/Wien – Wer den Blick zufällig über eine Puffotter (Bitis arietans) schweifen lässt, sieht vermutlich ... nichts. Die graubraun gemusterten und für Schlangen recht gedrungen gebauten Tiere sind auf einem Untergrund aus Erde, Steinen und Pflanzenmaterial kaum auszumachen. Diese sogenannte Tarntracht wird noch dazu dadurch begünstigt, dass die in weiten Teilen Afrikas verbreiteten Puffottern über sehr lange Zeiträume völlig bewegungslos bleiben können. Allerdings ist visuelle Tarnung nur die halbe Miete, denn viele Tierarten – potenzielle Beute ebenso wie Fressfeinde – setzen stärker auf ihren Geruchssinn. Aber auch hierauf hat die Puffotter eine Antwort, wie Forscher der Universität Witwatersrand in den Proceedings B der britischen Royal Society berichten. Die etwa einen Meter langen Giftschlangen verfügen offenbar auch über einen chemischen Tarnmantel. Das Forscherteam um den Biologen Graham Alexander konnte beobachten, wie Hunde und Erdmännchen – beides natürliche Feinde von Puffottern – ahnungslos über die Schlangen hinwegspazierten. Anschließende Experimente mit Duftproben verschiedener Schlangenspezies zeigten, dass beide Raubtierarten enorme Probleme damit haben, eine Puffotter zu erschnuppern; bei den übrigen Schlangen taten sie sich leicht. Die Forscher bezeichnen die Dufttarnung als ersten Fall von chemischer Krypsis, den man bei einem Landwirbeltier festgestellt hat. Da Puffottern als Lauerjäger manchmal wochenlang reglos am selben Fleck verharren, ist Unauffälligkeit auch dringend geboten. Die gute Tarnung hat allerdings auch eine Schattenseite: Die eher trägen Puffottern sind für mehr Todesfälle verantwortlich als jede andere Schlangenart Afrikas. Und das, obwohl sie sich keineswegs sonderlich angriffslustig verhalten – sie sind einfach nur so gut getarnt, dass man leicht versehentlich auf sie tritt.' Kultur;Wurde Gustav Klimts "Apfelbaum II" 2001 an die falschen Erben restituiert? Seit Monaten sind Provenienzforscher um eine Klärung bemüht. Trotz akribischer Recherche, fand sich kein Beweis und bleiben nur Indizien. Wenn Wodan, Erhalter des Lebens und Lichtes, das Rad der Sonne, das Jul, wieder den Kreisen des Frühlings entgegenbewegte, erinnerte ein Zeitungsbericht am 24. Dezember 1942, feierten die germanischen Menschen das Fest der Wintersonnenwende. Durch die Verschmelzung mit der durch Jahrtausende wirksamen Kraft alten Ahnenglaubens, sei Weihnachten schließlich das deutscheste aller Feste im Jahreskreis geworden. Das Fest deutscher Lichtsehnsucht konnte das traditionell christliche Weihnachtsfest nicht verdrängen. Die textlich manipulierten Lieder gab es eher bei offiziellen Feiern als im familiären Kreis zu hören. In der 1942 adaptierten Versionen von Stille Nacht war aus dem trauten hochheiligen Paar der strahlende Lichterbaum und aus Christ, in deiner Geburt nun werdet Lichtsucher all! geworden. Wie Gustav Ucicky, der mit dem NS-Propagandafilm Heimkehr (1941) am Zenit seiner Karriere als Filmregisseur angelangt war, das Weihnachtsfest zelebrierte, ist nicht überliefert. Gesichert ist aber, welches Präsent er von seiner damaligen zweiten Ehefrau Ingeborg bekam: Gustav Klimts Gemälde Schloss Kammer III (1910), eine fantastische Ergänzung für die Sammlung des unehelichen Sohns des Künstlers. Ucickys Frau hatte das Werk für 6000 Reichsmark von Erich Führer erworben. Der mit der Liquidation der Sammlung Bloch-Bauer beauftragte Rechtsanwalt hatte das 1936 vom Zuckerindustriellen der Österreichischen Galerie gewidmete Bild gegen zwei andere (Adele Bloch-Bauer I, Apfelbaum I) eingetauscht. Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg forderte das Museum Ucicky zur Rückgabe auf. Er verweigerte, erst eine drohende Rückstellungsklage führte 1949 zu einem Vergleich: Das Museum überließ ihm das Bild auf Lebensdauer. Ergänzend verpflichtete sich der Regisseur, drei weitere Klimt-Bilder aus seinem Besitz als Schenkung auf den Todesfall der Österreichischen Galerie zu widmen. Nach Ucickys Tod 1961 gelangten diese in den Bestand. Dazu gehörte Apfelbaum II (1916), jenes Gemälde, das, wie im Juli bekannt wurde, 2001 womöglich an die falsche Erbenfamilie restituiert wurde: an die Nachfahren von Nora Stiasny (geb. Zuckerkandl) statt an jene von August Lederer. Dafür sprechen Indizien, die zwar bekannt waren, denen man jedoch eventuell zu wenig Bedeutung beimaß. Ergänzend: Klimt malte dieses Motiv nach 1900 mehrmals, in der Fachliteratur gelten neben gegenständlicher Version noch der Goldene Apfelbaum (1903, Slg. Lederer, 1945 auf Schloss Immendorf verbrannt) und Apfelbaum I (1912, Slg. Bloch-Bauer, Belvedere, 2006 restituiert) als gesichert. Aber auch Elisabeth Bachofen-Echt, Tochter von August und Szerena Lederer, besaß ein gleichartiges Motiv, wie die ihrer Vermögensanmeldung vom Juni 1938 beigelegte Schätzliste belegt. Auf diese Information stieß Belvedere-Provenienzforscherin Monika Mayer im Februar 2001, also nachdem der Beirat im Oktober 2000 die Rückgabe empfohlen hatte. Sie informierte sowohl ihren Vorgesetzten (Gerbert Frodl) als auch den Leiter der Kommission für Provenienzforschung (Ernst Bacher). Mayers Empfehlung zusätzlicher Recherchen wurde in den Wind geschlagen. Nun ist man seit Monaten mit ergänzenden Recherchen beschäftigt, die trotz akribischer Überprüfung bisher kaum Nennenswertes zutage förderten. Zusätzlich zur Provenienzforschung, erklärt Eva Blimlinger, werden auch andere Experten einbezogen, um möglichst viele Sichtweisen und Informationen zu generieren, die dem Beirat in einem Ergänzungsdossier vorgelegt werden. Laut der wissenschaftlichen Koordinatorin des Beirates könne das noch Monate dauern, denn, anders als bei der damaligen Entscheidung wolle man nicht unter Zeitdruck geraten und, soweit es geht, Unklarheiten ausschließen. Genauer analysierte man jetzt auch eine Beilage aus dem Stiasny-Dossier. Ein Bericht von 1939, in dem sich die Beschreibung eines Restaurators von Stiasnys Apfelbaum findet. Diese passt, wie Klimt-Experte Alfred Weidinger (Stv. Direktor Belvedere) auf Standard-Anfrage jetzt bestätigt, in den genannten Details definitiv nicht zu dem 2001 restituierten Bild. Weiters ist in diesem Bericht Ucickys Reaktion auf die Besichtigung des Werkes im Atelier des Restaurators erwähnt. Demnach handle es sich bestenfalls um eine unfertige Vorstudie und habe er, der 1500 Reichsmark in Aussicht gestellt hatte, sogleich auf den Kauf verzichtet, auch für weniger wollte er es nicht haben. Ob er später doch dieses oder ein anderes Apfelbaum-Bild erwarb? Man weiß es (noch) nicht. Der Einzige, der die Antwort liefern könnte, wäre Ucicky selbst. Die von seiner dritten Ehefrau gegründete Klimt-Foundation kann hier auch nur beitragen, worüber sie dem Vernehmen nach noch verfügt. Das erhaltene Aktenmaterial sei spärlich und datiere hauptsächlich aus der Nachkriegszeit. Aus dem Umfeld des Rückstellungsvergleichs fand sich ein Schreiben zu erwähntem Ankauf von Schloss Kammer III. Mit einem interessanten Detail: Den Tipp, dass Erich Führer Klimt-Bilder zum Verkauf offeriere, hatte Ucickys Ehefrau von einer Freundin erhalten, konkret von Baronin Bachofen-Echt, geb. Baronin Lederer. Von ihr weiß man, dass sie ihren Lebensunterhalt damals teils mit dem Verkauf von Kunstwerken bestritt. Der Rest bleibt Spekulation: Ob sie Gustav Ucicky ihren Apfelbaum verkaufte? Es könnte erklären, warum ihr Bruder Erich Lederer nach dem Krieg nie Ansprüche auf das Bild erhoben hatte. Wissenschaft;Mediziner des LKH Bozen hoffen, durch die Auswertung bereits vorhandener Befunde die Stimmbildung des Eismannes nachahmen zu können. Bozen – Die Gletschermumie Ötzi soll in Zukunft von Besuchern des Südtiroler Archäologiemuseums nicht nur gesehen, sondern auch gehört werden: Mithilfe bildgebender Verfahren soll es möglich werden, eine Bestimmung des Stimmkanals und der anatomischen Resonanzräume von Ötzi zu erhalten. Dies teilten der Südtiroler Sanitätsbetrieb am Montag in einer Aussendung mit. Anschließend soll mittels einer ausgearbeiteten Software der Wert der Formanten bestimmt werden, also die Verteilung der akustischen Energie und des Vokalklangs. Dieser soll schließlich durch Sprachsynthesizer rekonstruiert werden. Die Besonderheit des Projekts liege darin, dass an der Mumie keine zusätzlichen invasiven Untersuchungen durchgeführt werden müssen, da die dafür benötigten Aufnahmen bereits vorliegen. Die von Francesco Avanzini vom Ambulatorium für Phoniatrie sowie Rolando Füstös von der HNO-Abteilung des Landeskrankenhauses Bozen initiierte Studie sei die erste ihrer Art, hieß es in der Aussendung. Da sich die Wissenschafter mit dem Projekt auf Neuland begeben würden, sei es notwendig, Problematiken zu beachten, die zuvor noch nie vorgekommen seien. So könnte beispielsweise der Arm der Gletschermumie, der den Hals verdeckt, diesen Teil seines Körper verändert haben. Auch die Mumifizierung und das damit einhergehende Fehlen von Flüssigkeiten mache die Stimmrekonstruktion zu einer großen Herausforderung. Wissenschaft;Vor seinem Untergang befand sich das Schiff des britischen Entdeckers bereits in seiner zweiten Karriere als "Lord Sandwich 2". New York – Wissenschafter haben möglicherweise das Wrack der Endeavour des berühmten britischen Entdeckers James Cook geortet: Das Rhode Island Projekt für Meeresarchäologie (RIMAP) teilte auf seiner Website mit, in der Bucht von Newport im US-Bundesstaat Rhode Island seien neun Stellen identifiziert worden, an denen sich Reste von 13 Schiffen befänden, die während des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges in den Tagen vor der Schlacht von Rhode Island versenkt worden waren. An einer Stelle sei ein Beiboot der 1778 gesunkenen Lord Sandwich 2 gefunden worden – so lautete der letzte Name des Schiffs, das ursprünglich Earl of Pembroke geheißen hatte, ehe es als Endeavour in die Geschichte einging. In der Nähe des Beibootes lägen insgesamt fünf Wracks, und das Projekt für Meeresarchäologie vermute, dass die Endeavour darunter sei. Bevor die Untersuchungen fortgesetzt werden könnten, solle aber Geld für den Bau eines Hangars gesammelt werden, um die Fundobjekte zu lagern, hieß es von RIMAP. Mit der Endeavour hatte James Cook von 1768 bis 1771 seine erste Entdeckungsreise unternommen und den südwestlichen Pazifik erforscht. 1770 erreichte Cook mit ihr Australien – zwar nicht als erster Europäer, doch war sein Eintreffen das folgenreichste. Anders als bei den sporadischen Besuchen holländischer Seefahrer führte Cooks Ankunft dazu, dass Australien bald darauf dauerhaft von Europäern besiedelt wurde. Die Endeavour wurde nach ihrer Rückkehr aus dem Pazifik verkauft und in Lord Sandwich 2 umbenannt. Im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg setzte sie das britische Empire als Truppentransporter und Gefängnisschiff ein, ehe sie 1778 versenkt wurde: Nicht von den Revolutionären, sondern von den Briten selbst, um zusammen mit anderen Schiffen eine heranrückende französische Flotte zu blockieren. Wissenschaft;Hans Joachim Schellnhuber: Kohlenstoff-Anreicherung in der Atmosphäre reicht aus, um nächste Kälteperiode zu verhindern. München – Rückblickend befinden wir uns derzeit in einer nacheiszeitlichen Warmzeit innerhalb eines globalen Eiszeitalters. Diese Warmzeit nahm vor rund 11.000 Jahren ihren Anfang und sollte nach dem bisherigen Forschungsstand in rund 60.000 Jahren einer erneuten Kaltzeit Platz machen. Dazu dürfte es allerdings nach Ansicht des renommierten Klimaforschers Hans Joachim Schellnhuber nicht kommen: Die nächste Eiszeit fällt also gleichsam aus – verantwortlich dafür sei laut Schellnhuber der menschengemachte Klimawandel. Der Leiter des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) sprach bei der Eröffnung des 9. Münchner Klimaherbstes. Durch die Verfeuerung fossiler Energieträger seit Beginn der industriellen Revolution seien bereits 500 Gigatonnen Kohlenstoff zusätzlich in die Atmosphäre eingebracht worden. Diese Menge reiche aus, um die nächste Kälteperiode zu verhindern. Der Mensch ist bereits eine so starke geologische Kraft geworden, dass er sogar Eiszeiten unterdrücken kann, sagte Schellnhuber. Etwa zwei Monate vor dem UNO-Klimagipfel in Paris warnte Schellnhuber vor einer Erwärmung der Erde über zwei Grad Celsius hinaus. Falls dieses Ziel nicht erreicht werde, gerate das Klimasystem völlig außer Kontrolle. Bereits eine Erwärmung bis zu zwei Grad bedeute, dass der Meeresspiegel um schätzungsweise sechs Meter ansteige und viele Ökosysteme wie die Korallenriffe zerstört würden. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Oberhalb dieser Grenze sei kein Halten mehr. Bei business as usual werde sich die Erde im 21. Jahrhundert um vier bis fünf Grad erwärmen, mit katastrophalen Folgen. Falls die Menschheit den bisherigen Wachstumspfad weiter verfolge und alle fossilen Reserven an Kohle, Erdöl und Gas verfeuere, sei sogar mit einer Erwärmung um mindestens 8 Grad zu rechnen, sagte Schellnhuber. Dann würden selbst die gigantischen Eismassen der Ostantarktis abtauen. Laut einer vor wenigen Wochen präsentierten Studie könnte dieses Szenario in den kommenden 10.000 Jahren Realität werden. Die Folge wäre ein globaler durchschnittliche Anstieg der Ozeane um fast 60 Meter. Panorama;Bei dem AKW bebte am Jahrestag Tschernobyls schon wieder die Erde. Vorerst waren keine Schäden bekannt, die Auswertungen laufen. Graz/Krsko – Die Zufälle könnten nicht größer sein: Ausgerechnet am Jahrestag des GAU in Tschernobyl vor 30 Jahren hat im slowenischen Krško, wo 100 Kilometer von der österreichischen Grenze entfernt ein 35 Jahre altes Atomkraftwerk steht, am Dienstag die Erde gebebt. Schäden waren laut der Zeitung Slovenske novice vorerst nicht bekannt. Die Auswertungen hierzu liefen, auch die Stärke des Bebens war noch unbekannt. Die Erdstöße sollen deutlich spürbar gewesen sein. Der zweite Zufall: Die Umweltlandesräte Kärntens und der Steiermark, Rolf Holub (Grüne) und Jörg Leichtfried (SPÖ), waren kurz danach bei ihrer gemeinsamen Pressekonferenz in Klagenfurt, wo sie die Abschaltung genau dieses Kraftwerks forderten. In einer gemeinsamen Erklärung gaben sie an, mit dem slowenischen Infrastrukturminister Peter Gašperšič und dem kroatischen Wirtschaftsminister Ivan Vrdoljak Gespräche aufnehmen zu wollen und sich dabei gegen die Laufzeitverlängerung und den Ausbau von Krško und für den Umstieg auf erneuerbare Energien einzusetzen. Erst vor wenigen Tagen war es in Krško zu einem Erdbeben der Stärke 4,1 gekommen. Wie DER STANDARD berichtete, warnen Experten vor neuentdeckten Erdbebenlinien vor Ort. Wissenschaft;Veränderungen bei Verbreitung, Wanderrouten, Blüte- und Brutzeiten zu beobachten. Sydney – Der Klimawandel zwingt rund die Hälfte aller Pflanzen und Tiere zum Ortswechsel. Wissenschaftliche Auswertungen von Daten zu tausenden Spezies habe ergeben, dass weltweit eine Wanderungsbewegung Richtung Pole oder in höhere Lagen eingesetzt hat, sagte Camille Parmesan von der Universität Plymouth (Großbritannien) am Mittwoch bei einer Konferenz an der australischen University of Tasmania in Hobart. Die Auswirkungen der Erderwärmung würden in hunderten Studien aufgezeigt, so Parmesan. Neben einem Wandel der Verbreitungsräume seien auch andere Veränderungen zu beobachten: So reagierten etwa eine erhebliche Anzahl der untersuchten Arten mit einer früheren Blüte oder Brutzeit auf die Erwärmung. Bei Wandervögeln seien zudem Verschiebungen der Flugperioden zu beobachten. Negative Auswirkungen seien besonders bei bereits bedrohte Arten zu verzeichnen, warnte die Wissenschafterin. Deren Schutz werde angesichts des Klimawandels möglicherweise nicht immer machbar sein. Als Beispiel nannte Parmesan etwa Opossums der tropischen Bergregionen Australiens, die vom Klimawandel bereits schwer beeinträchtigt seien. Andere Arten seien gefährdet, weil sie etwa durch die zunehmende Urbanisierung an einem Ortswechsel gehindert würden. Wissenschaft;Pflanzen gewinnen Energie aus dem Licht der Sonne. Mit einem ähnlichen Prozess lässt sich der Energieträger Wasserstoff aus Wasser abspalten.. Innsbruck – Ein Energieträger, der schadstofffrei verbrennt, zumindest in gebundener Form nahezu unbegrenzt vorhanden ist und eine durchaus hohe Energiedichte aufweist: Wasserstoff. Er kann viel besser gespeichert werden als elektrischer Strom, er kann Autos antreiben oder Energie in Brennstoffzellen freisetzen. Die Nutzung des Elements könnte in erheblichem Ausmaß dazu beitragen, dass die Welt unabhängiger von fossilen Brennstoffen wird. Weniger gut ist allerdings, dass heute noch an die 90 Prozent des gewonnenen Wasserstoffs aus Kohle, Erdgas und anderen Kohlewasserstoffen stammen. Prozesse, die Wasserstoff in einfacher Weise aus Wasser abspalten, zählen deshalb zu den Hoffnungsträgern im Ringen um eine Energiewende. Die sogenannte photokatalytische Wasserspaltung, die 1972 von den japanischen Chemikern Akira Fujishima und Kenichi Honda entdeckt wurde, wäre wohl der eleganteste Weg: Die Energie der Sonne wird dabei genutzt, um einen elektrochemischen Prozess auszulösen, der Wasserstoff und Sauerstoff trennt. Pflanzen und Bakterien gehen ähnlich vor, wenn sie die elektromagnetische Energie der Sonne in chemische Energie umwandeln – ein Vorgang, der unter Photosynthese bekannt ist. Die Suche nach alternativen Energiesystemen in den vergangenen Jahrzehnten hat der Entwicklung von Systemen zur photokatalytischen Wasserspaltung, die zu den künstlichen Photosynthesen gezählt wird, neue Konjunktur verliehen. Zu den Wissenschaftern, die dabei sind, den Prozess im Labor für eine künftige, großflächige Anwendung zu optimieren, zählt auch Christof Strabler. Als Teil der Forschungsgruppe von Peter Brüggeller am Institut für Allgemeine, Anorganische und Theoretische Chemie der Universität Innsbruck ist er am Projekt Solarer Wasserstoff beteiligt. Die Forscher kooperierten bei dem im März 2016 auslaufenden Projekt mit dem Unternehmenspartner Verbund, unterstützt wurden sie von der österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG. Die ersten Versuche im Bereich der photokatalytischen Wasserspaltung bedienten sich seltener und teurer Elemente wie Palladium, um die Reaktion in Gang zu bringen, erläutert Strabler. Wenn man Wasserstoff aber irgendwann wirtschaftlich in großtechnischen Anlagen abspalten will, muss man zu günstigeren Metallen wechseln. Geringe Mengen der jeweiligen Metalle werden dabei gelöst ins Wasser gemischt und dem Sonnenlicht ausgesetzt. In der richtigen Kombination und unter passenden Bedingungen entsteht eine sogenannte Redoxreaktion, die eine Abtrennung des Wasserstoffs zur Folge hat. In Zukunft können spezielle Becken, die optimierte Metalllösungen enthalten, mithilfe von Spiegelsystemen hoher und fokussierter Sonneneinstrahlung ausgesetzt werden, um die Reaktion im großen Stil durchzuführen. Mithilfe von Membranen kann das energiereiche Element dann eingesammelt werden. Bei der Photosynthese der Pflanzen absorbiert der Farbstoff Chlorophyll Lichtenergie. Elektronen, die auf diese Art angeregt, also in einen energiereicheren Zustand versetzt wurden, werden abgegeben, die so entstandene chemische Energie dient zum Aufbau organischer Verbindungen, die energiereicher sind als die Ausgangsstoffe. Bei der photokatalytischen Wasserspaltung, an der Strabler und Kollegen arbeiten, tritt Kupfer an die Stelle des Chlorophylls. Das Metall übernimmt die Aufgabe eines sogenannten Chromophors, eines Stoffs, der bestimmte Wellenlängen des Lichts absorbiert. Der Kupfer-Komplex absorbiert nicht nur wenige Wellenlängen, sondern einen breiten Bereich des Lichtspektrums. Er kann Energie lang speichern, um sie dann weiterzugeben, so Strabler. Der Chromophor gibt die Energie gepaart mit den Elektronen an einen Katalysator – in diesem Fall Eisen – weiter, was die Reaktion zur Trennung von Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff auslöst. Es nützt nichts, wenn man zwei Stoffe verwendet, die jeweils für sich perfekte Eigenschaften haben. Sie müssen im Zusammenspiel gut funktionieren. Eisen und Kupfer passen gut zusammen. Eisen und Nickel beispielsweise weniger. Um die Mechanismen der Redoxreaktion, die dem Vorgang zugrunde liegt, besser untersuchen zu können, wechselte Strabler im Rahmen eines Stipendiums an die Universität Strasbourg in Frankreich. Ich konnte dort Untersuchungen mit hochspezialisierten Instrumenten machen, um mehr über die Wechselwirkungen der Metalle herauszufinden. Allerdings ist es nicht einfach, das System letztendlich tatsächlich so auszutarieren, dass es so gut wie bei den Vorbildern in Pflanzen oder Bakterien funktioniert. Die Natur ist ein lebendiger Kreislauf, der sich ständig regeneriert. Will man den Prozess reproduzieren, muss die Stabilität viel höher sein, erklärt der Chemiker. Höhere Stabilität bedeutet, dass der Prozess nicht nur stunden- oder tageweise in Gang bleibt, sondern Wochen und Monate. Strabler: Bisher funktioniert es im Labor und in kleinen Anlagen. Bis die photokatalytische Wasserspaltung in großtechnischen Anlagen funktioniert, dauert es aber sicher noch 20 bis 30 Jahre. Wissenschaft;Der womöglich letzte Anlauf zur Kontaktaufnahme verhallte im All. Bis Ende Jänner hoffen Forscher noch auf Signale des Minilabors. Köln – Der jüngste Weckruf von Raumfahrtexperten an den Landeroboter Philae auf dem Tschuri genannten Kometen 67P/Tschurjumow-Gerasimenko ist im All verhallt. Die Chancen, dass sich das Landemodul noch einmal meldet, schwinden drastisch. Am Wochenende hatte das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) ein Kommando zu Philae geschickt, das das Drallrad im Inneren des Landers in Bewegung setzen sollte. Ohne Erfolg, wie der Philae-Projektleiter vom DLR, Stephan Ulamec, am Montag mitteilte: Es ist zu keiner Kontaktaufnahme gekommen. Man sollte nicht zu enttäuscht sein, wir wussten, dass die Chancen gering waren. Aber wir wollten diese Chance nutzen, bevor man zu weit von der Sonne weg ist. Die Wahrscheinlichkeit für einen Kontakt wird mit jedem Tag geringer, weil sich Tschuri von der Sonne wegbewegt. Seit September warten die Forscher auf ein Zeichen des Roboters. Bis Ende Jänner werde man noch auf Signale von Philae achten. Aber dann muss man irgendwann auch einmal realistisch sein, dass wir vermutlich nichts mehr von ihm hören werden, so Ulamec. Wissenschaft;Wie wir Gesichter beurteilen, hat wenig mit unseren Genen zu tun. Individuelle Eindrücke spielen eine viel größere Rolle.. Boston – Ob man eine Person als attraktiv empfindet oder nicht, ist bis zu einem gewissen Grad genetisch determiniert – das haben frühere Studien mehrfach nachgewiesen. Einer der offenbar angeborenen Faktoren zur Beurteilung von Schönheit lautet Symmetrie: Zwei ungleiche Gesichtshälften werden tendenziell als weniger reizvoll empfunden. Insgesamt dürften aber die Gene nur eine verschwindend geringe Rolle dabei spielen, was jeder von uns unter einem schönen Gesicht versteht: Eine aktuelle Untersuchung hat nun vielmehr nachgewiesen, dass Attraktivität tatsächlich überwiegend auf erlernten Kriterien basiert. Die Forscher um Laura Germine vom Massachusetts General Hospital in Boston (USA) ließen insgesamt mehr als 760 eineiige und zweieiige Zwillingspaare die Attraktivität von 200 weiblichen und männlichen Gesichtern auf einer Skala von 1 bis 7 bewerten. Das Ergebnis: Unter eineiigen Zwillingen waren die Übereinstimmungen bei den Bewertungen trotz ihrer identischen genetischen Ausstattung nicht größer als in der anderen Gruppe. Germine und ihr Team schließen daraus, dass persönliche Erfahrungen und Umwelt maßgeblich das individuelle Schönheitsempfinden prägen. Wir schätzen, dass die individuellen ästhetischen Präferenzen bei Gesichtern etwa zur Hälfte mit denen anderer übereinstimmen und zur anderen Hälfte abweichen, schreiben die Wissenschafter in der aktuellen Ausgabe von Current Biology. Das passt zu der allgemeinen Wahrnehmung, dass einerseits Models mit ihrem guten Aussehen erfolgreich sind, aber andererseits Freunde endlos darüber diskutieren können, wer attraktiv ist oder nicht. Die Untersuchung der Forscher zeigt, dass jene Faktoren, die unser ästhetisches Empfinden formt, äußerst differenzierter Natur sind: Ausschlaggebend sind nicht die Arten von Umwelt, wie wir sie etwa mit Familienmitgliedern teilen. Sie sind viel subtiler, individueller und umfassen einzigartige, höchstpersönliche Erfahrungen, etwa mit Freunden, in sozialen oder populären Medien, erklärt Germine. Nicht Schulwahl, Nachbarschaft oder finanzieller Background der Eltern sind also wichtig, sondern vielmehr einzigartige Begegnungen, Filmbilder, die hängen bleiben, oder vielleicht das Gesicht der ersten Liebe. Mit anderen Worten: Unser jeweiliges Schönheitsideal ist nichts anderes, als die Summe unserer ganz persönlichen Erfahrungen. Etat;"Service für Zuwanderer": Wichtigste Informationen werden an Wochentagen zweimal, am Wochenende einmal täglich aktualisiert. Hamburg – Die Redaktion der Tagesschau bietet im Internet nun auch Nachrichten in arabischer Übersetzung an. Das teilte die ARD am Montagabend auf tagesschau.de mit und sprach von einem Service für Zuwanderer in Deutschland. Weiter hieß es: Die Tagesschau in 100 Sekunden gibt es ab sofort auch auf Englisch und Arabisch. Die wichtigsten Informationen des Tages werden an Wochentagen zweimal, am Wochenende einmal täglich aktualisiert. Das Angebot ist allerdings stumm, es werden allein Schrifttafeln eingeblendet. Der Nachrichtenüberblick in 100 Sekunden wird in beiden Sprachen von Montag bis Freitag um 11 Uhr und um 18 Uhr aktualisiert. Am Wochenende und an Feiertagen wird einmal täglich um 13 Uhr aufgefrischt. Sport;Weltmeister verlässt Bayern München und heuert bei Englands Rekord-Champion an. München/Manchester – Der Transfer von Bastian Schweinsteiger von Bayern München zu Manchester United ist beschlossene Sache. Das bestätigte Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge am Samstag kurz vor der offiziellen Mannschaftspräsentation in München in einer Pressekonferenz. Lediglich juristische Details seien noch zu klären und der Medizincheck zu absolvieren. Damit geht bei den Bayern eine Ära zu Ende. Schweinsteiger war 17 Jahre bei den Münchnern tätig. Mit den Bayern gewann er achtmal den deutschen Meistertitel und 2013 endlich auch die Champions League. Er will einfach diese neue Erfahrung machen, sagte Rummenigge. Wir haben versucht, ihn zu überzeugen, bei Bayern München zu bleiben. Ich bedauere das ein Stück, auch wenn ich dafür Verständnis habe. Er war ein extrem verdienter Spieler. Medienberichten zufolge soll Schweinsteiger bei United einen mit mehr als zehn Millionen Euro jährlich dotierten Dreijahresvertrag erhalten, das entspräche seinem bisherigen Salär. Die Ablösesumme für den 30-Jährigen dürfte im Bereich von 18 bis 20 Millionen Euro liegen. Schweinsteiger hatte bei den Bayern, zu denen er im Juli 1998 als Nachwuchsspieler gekommen war, noch einen bis Juni 2016 laufenden Vertrag. Als Rummenigge den 70.000 Bayern-Fans in der Münchner Arena den Abschied des Mittelfeldstrategen verkündete, erntete er gellende Pfiffe. Viele Anhänger waren sauer, manche wütend über den Abschied ihres Idols. Die Entscheidung fiel bei einem diskreten, sehr seriösen und sehr ehrlichen Gespräch (Rummenigge) am Freitag nach Schweinsteigers Rückkehr aus dem Urlaub. Der Vize-Kapitän habe dort seinen Wunsch geäußert, zu United zu wechseln, danach sei der Deal umgehend über die Bühne gebracht worden – ohne Beteiligung von Trainer Pep Guardiola, wie Rummenigge betonte. Schweinsteiger hatte zuletzt immer wieder mit Verletzungsproblemen zu kämpfen. Unter Guardiola kam der bis dahin als Führungsspieler völlig Unumstrittene nicht mehr wie gewünscht zentral im Mittelfeld zum Einsatz, sondern immer wieder auch auf der Seite. Dass er wegen unseres Trainers gegangen wäre, muss ich ins Reich der Fabel verweisen. Die zwei haben ein völlig intaktes Verhältnis, so Rummenigge. Guardiola hatte zuletzt zwar erklärt, er plane für die neue Saison mit Schweinsteiger. Der Coach unterstrich aber auch: Nur er kann über seine Zukunft entscheiden, nicht Pep. Spieler mit dieser großen Karriere und dieser großen Qualität können nur selbst entscheiden. Schweinsteiger entschied sich für Manchester United, den englischen Rekordmeister anstelle des deutschen. Der frühere Bayern-Trainer Louis van Gaal hält große Stücke auf Schweinsteiger. Unter der Ägide des Niederländers kam United in der abgelaufenen Saison aber nicht über Rang vier hinaus und verpasste dadurch die direkte Qualifikation für die Champions League. Bereits am Montag fliegen die Red Devils zu einem Trainingslager in die USA. Schweinsteiger soll da bereits an Bord sein. Und van Gaal shopt weiter. Wenige Stunde nach Schweinsteiger holte er auch den italienischen Teamspieler Matteo Darmian vom FC Torino. Der 25-jährige Verteidiger erhielt einen Vierjahresvertrag, laut Medienberichten soll die Ablösesumme rund 18 Millionen Euro betragen haben. Darmian, der vorzugsweise rechts in der Viererkette spielt, war im Vorjahr WM-Teilnehmer mit Italien und hat bisher 13 Länderspiele absolviert. (APA/red – 11.7. 2015) Wissenschaft;Funktionierendes Gefäß- und Muskelgewebe dank Besiedelung einer amputierten Pfote mit lebenden Zellen hergestellt. Boston - Wissenschafter um den gebürtigen Tiroler Harald Ott vom Massachusetts General Hospital (MGH) in Boston berichten von einem Durchbruch: Ihnen ist es gelungen, eine künstliche Rattenpfote in einem Nährmedium wachsen lassen. Die Pfote habe ein funktionierendes Gefäß- und Muskelgewebe und sei ein Schritt hin zur Herstellung von Ersatzgliedmaßen auch für Menschen, so die Forscher. Denn sie wollen mit ihrer Arbeit nachgewiesen haben, dass die Methode prinzipiell auch bei Primaten angewendet werden könne. Künstliche Arme oder Beine für den Menschen sind damit allerdings noch lange nicht in Sicht. Die Forscher hatten mit einem speziellen Lösungsmittel in einem aufwendigen Prozess alle lebenden Zellen von der amputierten Pfote einer Ratte gelöst, berichten sie im Fachjournal Biomaterials. Nur die Grundstrukturen seien erhalten geblieben. Dann hätten sie die einzelnen Teile wieder mit lebenden Zellen eines anderen Tieres besetzt. In den folgenden Tagen seien die einzelnen Gewebe, Muskeln und Adern wieder herangewachsen. Bei den Muskeln sei das Zellwachstum zusätzlich durch elektrische Stimulation angeregt worden. Insgesamt dauerte der Prozess nach Angaben der Forscher zwei Wochen. Der große Vorteil des Verfahrens basiere darauf, dass die Immunreaktion nach einer Transplantation sehr gering ausfalle, weil das transplantierte Organ mit den eigenen Zellen besiedelt wurde. Funktionstests hätten gezeigt, dass die Muskeln der künstlichen Pfote auf elektrische Stimulation mit Kontraktionen reagierten, so die Wissenschafter. Ihre Kraft habe etwa 80 Prozent der von Muskeln einer neugeborenen Ratte erreicht. Nach der selben Methode - Entfernung aller Zellen eines Spenderorgans und Besiedelung mit lebenden Zellen - seien schon Nieren, Lebern, Herzen und Lungen von Tieren geschaffen worden. Gliedmaßen seien aber viel komplexer. In einem weiteren Versuch seien bei einem Unterarm eines Pavians alle Zellen entfernt und mit der Neubesiedlung begonnen worden, so die Forscher. Die bisherigen Ergebnisse nährten zwar die Hoffnung, so irgendwann auch beim Menschen Gliedmaßen ersetzen zu können. Der Aufbau der Nerven bleibe aber eine große - und bisher ungelöste - Herausforderung. Den Medizinern zufolge leben allein in den USA mehr als 1,5 Millionen Menschen mit fehlenden Gliedmaßen. Trotz großer Fortschritte bei den Prothesen sei dies eine Belastung für das tägliche Leben. Die komplexe Natur unserer Gliedmaßen macht es zu einer großen Herausforderung, sie zu ersetzen, sagt Ott. Sie bestehen aus Muskeln, Knochen, Knorpel, Sehnen, Bändern und Nerven - alles muss aufgebaut werden und alles bedarf einer bestimmten Grundstruktur. Sein Team habe nun bewiesen, dass diese Struktur erhalten und mit neuem Gewebe versehen werden kann. Wirklich neu sei der Ansatz nicht, sagte Raymund Horch, Direktor der Plastisch- und Handchirurgischen Klinik am Universitätsklinikum Erlangen. Eine solche Dezellularisierung und Repopularisierung sei auch schon mit anderen Geweben wie Herz und Trachea gemacht worden, habe aber bisher dennoch keinen Einzug in die klinische Anwendung gefunden. Es ist aber ein interessanter Ansatz, weil man letztlich doch die Natur braucht, um ein optimales Stützgerüst zu haben, welches dann durch Dezellularisieren wieder lebendig gemacht werden soll, so Horch. Das eigentliche Anliegen, nämlich einmal ganze Organe zu züchten, wird damit nicht wirklich gelöst. Selbst wenn bei dem Ansatz künftig einmal alles gut funktionieren sollte, werde immer noch ein Spenderorgan benötigt. Das ist aber das Problem bei der initialen Idee des Tissue Engineering gewesen: Man wollte eben gerade den Mangel an Spenderorganen umgehen. Wissenschaft;Können umweltbedingte Veränderungen auch ohne DNA vererbt werden? Die israelische Evolutionsbiologin Eva Jablonka ist die wichtigste Befürworterin dieser Theorie. STANDARD: Seit gut zwanzig Jahren findet in der Biologie so etwas wie eine epigenetische Revolution statt: Forscher finden immer mehr Belege dafür, dass es jenseits der DNA und der Gene einen weiteren Code gibt, der an der Ausprägung unserer individuellen Merkmale beteiligt ist. Sehr viel umstrittener allerdings ist, ob es auch so etwas wie eine epigenetische Vererbung dieser Ausprägungen gibt. Sehe ich das richtig? Jablonka: Ja. Was sich im Moment rund um die Epigenetik abspielt, ist in der Tat extrem spannend. Dass es alle möglichen epigenetischen Mechanismen gibt, steht längst völlig außer Zweifel. Umso heißer wird dagegen darüber gestritten, ob epigenetische Faktoren auch Auswirkungen auf die Vererbung und damit auch auf die Evolution haben. STANDARD: Dies Forschungen haben eine lange Tradition - ohne dass man damals von Epigenetik sprach. Der Biologe Paul Kammerer, der Anfang des 20. Jahrhunderts in Wien forschte, war einer der wichtigsten und letzten Vertreter einer solchen Vererbung erworbener Eigenschaften. Mit dem Selbstmord Kammerers im Jahr 1926 nach einem bis heute ungeklärten Fälschungsskandal schien diese Theorie aber erledigt. Inwiefern unterscheidet sich die Debatte heute von damals? Jablonka: Der wichtigste Unterschied zwischen damals und heute besteht wohl darin, dass man damals nicht wusste, wie man sich das alles erklären kann. Man beobachtete schon damals Umwelteffekte, die über mehrere Generationen anhielten. Heute hingegen kennen wir alle möglichen epigenetischen Mechanismen, und wir wissen, wie das funktionieren kann - auch wenn wir noch lange nicht alle Details verstehen, wie sie vererbt werden. Heute kann niemand mehr sagen, dass es so etwas nicht gibt. STANDARD: Erstaunlich ist, dass zwischen Kammerers Freitod 1926 und den letzten gut 20 Jahren der ganze Ansatz der Vererbung erworbener Eigenschaft in der westlichen Evolutionsbiologie ziemlich tabu war. Woran lag das? Jablonka: Ich denke, dass die Politik da stark hineinspielte, konkret: der Kalte Krieg in der Biologie nach 1945. In der Sowjetunion wurden unter dem mächtigen Biologen Trofim Lyssenko Genetiker verfolgt, dessen Züchtungsexperimente mit Getreide sich zudem als Fälschung herausstellten. Es ist meines Erachtens sicher kein Zufall, dass es erst nach 1989, also unmittelbar nach dem Zerfall des kommunistischen Systems, in der Biologie zu einer Enttabuisierung epigenetischer Vererbung und einem Boom an Forschungen darüber kam. STANDARD: Gibt es auch wissenschaftliche Gründe dafür? Jablonka: Absolut. Eine Rolle spielte dabei sicher der Siegeszug der Entwicklungsbiologie. Dazu kamen die Fortschritte in der Gentechnik und die neuen Möglichkeiten, transgene Organismen herzustellen. Als die Biotechnologen damit begannen, fanden sie plötzlich sehr seltsame Phänomene: Die Gene verhielten sich nicht mehr so, wie man dachte, dass sie sich verhalten würden. So entdeckte man die sogenannte DNA-Methylierung, den bis heute wichtigsten epigenetischen Mechanismus. Entsprechend kamen die ersten soliden Daten über epigenetische Vererbung von Forschungen an transgenen Tieren und Pflanzen. Das waren auch meine Anfänge in der Forschung. STANDARD: Aber Sie waren damals noch recht allein auf weiter Flur ... Jablonka: Das stimmt. Ich hatte mich für die Vererbung erworbener Eigenschaften bereits interessiert, als ich mit 17 Jahren die Bücher von Arthur Koestler las, der damals als Nicht-Biologe für die Vererbung erworbener Eigenschaften argumentierte. Das war damals eine völlige Außenseiterposition, an der auch ich meine Zweifel bekam. Doch als ich mich dann einige Jahre später als Mikrobiologin mit Fragen der Epigenetik zu beschäftigen begann, wurde mir dann vieles plausibler. STANDARD: Gerade in Sachen epigenetischer Vererbung scheinen aber auch noch heute nach wie vor viele Fragen offen zu sein. Jablonka: Das stimmt. Es ist auch wirklich eine sehr komplizierte Angelegenheit. Doch genau das macht auch die besondere Faszination dieser Forschungen aus. Mittlerweile gibt es aber Dutzende Studien, die verschiedene Mechanismen epigenetischer Vererbung bestätigen. Und ich würde sogar behaupten, dass epigenetische Vererbung überall stattfindet. Sie ist extrem verbreitet, aber eben schwer zu untersuchen, weil so viele Faktoren hineinspielen. STANDARD: Eine der offenen Fragen ist, wie lange sie anhält. Jablonka: Völlig richtig. Aber auch das hängt von vielen Faktoren ab: etwa davon, wie viele Generationen lang man Organismen bestimmten Umwelteinflüssen aussetzt. In Pflanzen hat man erst kürzlich epigenetische Effekte festgestellt, die über mehr als 30 Generationen anhalten. Die epigenetischen Mutationsraten sind zwar etwa fünf Mal so hoch wie jene in der DNA. Damit sind sie aber immer noch niedrig genug, dass sie der Selektion unterworfen werden. STANDARD: Welche Konsequenzen hat das für die Evolutionsbiologie? Jablonka: Wenn man das alles ernst nimmt, dann sind die radikal. Ich bin mir ziemlich sicher, dass man in 50 Jahren peinlich berührt sein wird, wenn man sich evolutionsbiologische Lehrbücher aus dem Jahr 2015 ansieht. STANDARD: Sie werden am Freitag bei Ihrem Vortrag in Wien aber auch zurückblicken und auch über die Forschungen an der Biologischen Versuchsanstalt vor 100 Jahren im Licht heutiger epigenetischer Erkenntnisse sprechen. Kann man wissenschaftlich noch etwas lernen, sich diese damaligen Forschungen anzuschauen? Jablonka: Ich denke schon. Wir sollten jedenfalls versuchen, einige dieser Experimente zu wiederholen und uns ihre molekularbiologischen Grundlagen anschauen. Da sind zweifellos noch etliche Schätze zu heben, denn heute wissen wir, nach welchen epigenetischen Mechanismen wir suchen müssen - und wir haben die Werkzeuge, sie zu finden. International;Kein Schnaps und brav Dixi-Klos benützen: Die Gegner des G7-Gipfels haben ihr Protestcamp in Garmisch nun doch mit einigen Auflagen errichten dürfen. Was gibts in Bayern zum Mittagessen? Na? Simon lacht, der Schweiß rinnt ihm aus den Rastalocken. Gulasch natürlich. Bei uns allerdings mit Geschnetzeltem aus Tofu. Für den 30-Jährigen aus Thüringen ist der Tag noch heißer als für andere. Er hat sich im Widerstandscamp gegen den G7-Gipfel für die Volksküche gemeldet und kocht bei 30 Grad unter freiem Himmel. Ich möchte den Leuten hier im wahrsten Sinne des Wortes Kraft geben, damit sie gegen dieses Gipfeltreffen protestieren können, sagt er und deutet auf ein großes Transparent. G7 Gipfel ist geschmacklos, darum kochen wir für Euch, steht darauf. Er findet es einfach nicht in Ordnung, dass sich da sieben Leute treffen, die keiner gewählt hat, und Weltpolitik bestimmen können. Deshalb hat er seine Isomatte eingepackt und ist ins Camp gekommen. Dieses steht dem Domizil für die Staats- und Regierungschefs von Deutschland, Japan, USA, Kanada, Frankreich, Italien und Großbritannien zwar in puncto Komfort um einiges nach - die Herrschaften residieren schließlich im rund 20 Kilometer entfernten Schloss Elmau. Doch auch das Camp des Aktionsbündnisses Stopp G7 Elmau auf einer baumlosen und daher äußerst heißen Wiese hat mittlerweile einige Bekanntheit erreicht. Die Verwaltung von Garmisch-Partenkirchen genehmigte es zunächst nicht und argumentierte mit fehlendem Hochwasserschutz. Doch das Verwaltungsgericht München hob die Entscheidung auf, und so wurde es am Freitag auf der Wiese stündlich voller und bunter. Nicht nur kleine Zelte wurden aufgebaut, auch Fahnen und Transparente zogen ein. So blickt Che Guevara entrückt in die bayerische Bergwelt, ein A im Kreis flattert zu Gitarrenklängen im heißen Wind. Doch Anarchie herrscht hier beileibe nicht. Die Camper müssen schon einige Regeln einhalten. Es gibt keinen Schnaps, kleinere und größere Geschäfte werden in Dixi-Klos erledigt, nicht in der schönen Natur. Das Gesundheitsamt war auch schon da und hat kontrolliert, ob es ordnungsgemäße Waschgelegenheiten gibt, auf dass nicht das nahe gelegene (allerdings sehr kalte) Flüsschen Partnach herhalten muss. Alles fein und friedlich hier, sagt Adrian, als er durch das Camp führt und nicht ohne stolz erklärt, dass sich im Camp auch unsere eigenen Sanitäter und Rechtsanwälte befinden. Ich hoffe, es bleibt so ruhig, sagt Melanie, die aus Berlin angereist ist. Sie war 2007 schon beim G8-Gipfel in Heiligendamm an der Ostsee dabei. Um Entwicklungshilfe hat man sich dabei nicht gekümmert, lautet ihre Kritik. Deshalb will sie heute, Samstag, auf der zentralen großen Demo gegen das Treffen durch den Ort marschieren. Im Camp haben wir keine Angst vor Randalierern. Die kommen hier nicht rein, erklärt die Soziologiestudentin. Aber uns besorgt schon, dass jemand die Demo missbraucht. Gewaltsamer Protest fällt ja leider auf alle Demonstranten zurück. Mike aus dem nahen München sieht es genauso, aber dennoch stört ihn die massive Polizeipräsenz: Man kann ja keinen Schritt tun, ohne auf Polizei zu stoßen. Er hätte eine viel bessere Verwendungsmöglichkeit für die vielen Einsatzkräfte: Sie sollten lieber im Mittelmeer Flüchtlinge retten. Über das massive Polizeiaufgebot spottet selbst EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker: Ich werde am Sonntag am G7-Treffen in Bayern teilnehmen, wenn mich die bayerische Polizei nicht daran hindert, das Hotel zu erreichen. Gastgeberin Angela Merkel aber verteidigt den großen Aufwand und erklärt, irgendwo müsse man sich ja mal zusammensetzen und reden können: Wir haben in der Geschichte Europas gesehen, wohin es geführt hat, wenn nicht gesprochen wurde. Alles ruhig, vermeldet die Polizei am Freitag in Garmisch. Ihr gelang im Zuge ihres G-7-Einsatzes schon jede Menge Beifang. Sie stellte bei Kontrollen rund 6600 Verstöße gegen das Aufenthaltsgesetz fest, wies an den Grenzen mehr als 350 Personen zurück, erwischte 118 Personen mit Drogen und 59 Personen, gegen die ein Haftbefehl vorlag. Allerdings räumt auch die Polizei ein, dass die Anspannung vor der Ankunft der Gäste am Sonntag wächst. Die Ruhe in Person ist hingegen Merkel. Noch bevor ein einziger ihrer hohen Gäste einen Fuß ins Schlosshotel gesetzt hat, schraubte sie schon die Erwartungen an das Treffen herunter: Man kann von einem Sonntag und einem Montag in Elmau nicht die Lösung aller Konflikte erwarten. (Birgit Baumann aus Garmisch-Partenkirchen, 6.6.2015) Wissenschaft;Joachim Innerhofers und Sabine Mayrs Buch "Mörderische Heimat". Meran/Bozen/Innsbruck – Mit dem Buch Mörderische Heimat gedenkt das Jüdische Museum in Meran des Leidensweges der nahezu 200 Opfer der Schoah Südtirols. Das bei der Edition Raetia erschienene Buch verfassten Joachim Innerhofer und Sabine Mayr, herausgegeben wird es vom Jüdischen Museum Meran. Das Jüdische Museum in Meran erfasste bisher nahezu 200 Opfer der Schoah. Ihre Leistungen, ihr Leidensweg, ihre Vertreibung, ihre materiellen Verluste und ihre Lebensbedrohung ab 1943 sind das Thema des Buches, hieß es in einer Aussendung. Die Opfer haben Südtirol als ihre Heimat betrachtet und waren emotional mit dem Land verbunden. Von den faschistischen Behörden wurden sie observiert, aus der Provinz Bozen ausgewiesen und erlitten große materielle Verluste. In dem Buch werden nun erstmals auch die zahlreichen Beiträge jüdischer Unternehmer zur wirtschaftlichen Entwicklung Südtirols veranschaulicht. Gleichzeitig biete es Einblicke in jüdische Bräuche. Zum Alltag jüdischen Lebens in Südtirol gehörte etwa das Gebot der Wohltätigkeit – auf Hebräisch Zedaka -, das die Errichtung des imposanten jüdischen Sanatoriums in der heutigen Schillerstraße in Meran ermöglichte. Zum Alltag gehörten aber auch Anfeindungen, Hassbekundungen, Ausgrenzungen und Vertreibungen, lange bevor 1938 in Italien die Rassengesetze eingeführt wurden. Mörderische Heimat sei nicht zuletzt eine umfassende Studie der vielseitigen Äußerungsformen des Antisemitismus in verschiedenen Bereichen der Südtiroler Gesellschaft. Auch 70 Jahre nach der Befreiung trage Südtirol eine gesellschaftliche Verantwortung für das Geschehene, betonten die Autoren. Inland;FPÖ will Verfassungskonformität vorab vom VfGH prüfen lassen. Wien – Der Verfassungsausschuss des Parlaments will die Möglichkeit erörtern, Staatsverträge noch vor Abschluss des Ratifizierungsprozesses auf ihre Verfassungskonformität zu testen. Ein entsprechender Antrag der FPÖ wurde im Verfassungsausschuss am Donnerstag laut Parlamentskorrespondenz zwar abgelehnt. Dennoch soll ein Gutachten des Verfassungsdienstes eingeholt werden. Nach Meinung der Freiheitlichen würde mit einer Vorabprüfung von Staatsverträgen durch den Verfassungsgerichtshof (VfGH) eine Rechtsschutzlücke geschlossen und die Gefahr einer divergierenden Rechtslage im Außen- und Innenverhältnis der Republik gebannt. SPÖ, ÖVP und NEOS lehnten den Antrag ab. Der Verfassungsdienst im Bundeskanzleramt soll nun noch offene Fragen klären. Etat;Verband der Privatsender möchte in einer Enquete neue Rahmenbedingungen diskutieren. Wien – Nach dem zuvor angekündigten Aus für Servus TV und dem anschließenden Rückzieher, den Sender doch weiter zu führen, fordert der Verband Österreichischer Privatsender (VÖP) eine Reform des Rundfunkmarktes und eine Enquete zum Thema. Markus Breitenecker, stellvertretender VÖP-Vorstandsvorsitzender und Geschäftsführer von Puls 4, sagt in einer Aussendung: Wir befinden uns in einem hochkompetitiven Umfeld: Auf der einen Seite der ORF, der mit 600 Millionen Euro pro Jahr vom Staat unterstützt wird und trotzdem sowohl bei seiner Programmgestaltung in der Prime Time als auch in der Vermarktung wie ein Privatsender agiert. Auf der anderen Seite internationale Mediengiganten wie YouTube oder Facebook, die unseren gesetzlichen Regelungen nicht unterliegen und dadurch und durch Skaleneffekte enorme Vorteile haben. In dieser Wettbewerbssituation sei es äußerst schwierig, teilweise sogar unmöglich, einen Privat-TV Sender kommerziell erfolgreich zu führen, so Breitenecker. Ähnlich klingt auch Ernst Swoboda, Vorstandsvorsitzender des VÖP und Geschäftsführer von Kronehit: Der duale Rundfunkmarkt ist in Österreich weiterhin unterentwickelt. Der ORF dominiert aufgrund seiner Privilegien auch nach fast 20 Jahren noch immer den Markt, während die Entwicklungsmöglichkeiten für privaten Rundfunk weiterhin sehr beschränkt sind. Swoboda wünscht sich eine Enquete unter Einbeziehung von nationalen und internationalen Experten. Ziel sei es, moderne und den internationalen Standards entsprechende Rahmenbedingungen für den österreichischen Rundfunkmarkt zu definieren. Ansetzen möchte er bei der Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und bei einem präziseren Programmauftrag für den ORF. International;Zwei Seeleute verschleppt. Luxemburg – Piraten haben vor der Küste Nigerias ein unter der Flagge Luxemburgs fahrendes Schiff überfallen. Nach Angaben der luxemburgischen Regierung vom Freitag wurden bei dem Angriff auf den Hochseeschlepper Bourbon Liberty 251 im Golf von Guinea am Dienstag zwei Besatzungsmitglieder, ein Russe und ein Nigerianer, verschleppt. Die zehn anderen Besatzungsmitglieder, jeweils zur Hälfte Russen und Nigerianer, brachten das Schiff in den nigerianischen Hafen Onne, nachdem die Piraten geflüchtet waren. Die Besatzung hatte sich in einer Panikzelle verschanzt. Das 60 Meter lange Schiff wird vor allem zur Versorgung und zum Transport von Bohrinseln eingesetzt. Laut Maritime News ist dies der sechste erfolgreiche Piratenangriff im Golf von Guinea seit Jahresbeginn. Wissenschaft;Neuer Ski wird je nach Fahrposition steifer oder flexibler. Das Design imitiert die Platten eines Schildkrötenpanzers. Lausanne – Schweizer Forscher haben einen neuen Ski vorgestellt, der je nach Position des Fahrenden steifer oder flexibler wird. Das Design ist von der Natur inspiriert: Vorbild sind die Platten eines Schildkrötenpanzers. Die Idee, sich am Panzer von Schildkröten zu orientieren, kam Veronique Michaud von der ETH Lausanne (EPFL) während eines Seminars über bioinspirierte Materialien. Die Panzerplatten einer Schildkröte verzahnen sich und sind durch ein Polymer miteinander verbunden, erklärte sie in einer Mitteilung. Wenn Schildkröten atmen, gehen die Platten etwas auseinander und der Panzer wird flexibel. Bei äußeren Stößen ziehe sich der Panzer zusammen und werde steif, so Michaud weiter. Es kam mir sofort in den Sinn, dass wir diese Eigenschaften in Ski einbauen könnten. Gemeinsam mit Wissenschaftern des Instituts für Schnee und Lawinenforschung (SLF) und einem Skihersteller entwickelte das Team um Michaud einen Ski, der die Qual der Wahl eines manchen Skifahrers überflüssig machen könnten: Zwischen festen Ski, die der hohen Belastung in Kurven standhält, und flexibleren, die sich einfacher manövrieren lassen. In ihren Versuchen, den Trick des Schildkrötenpanzers nachzuempfinden, erzielte das Team die besten Resultate mit Aluminiumplatten, die sie an präzisen Stellen an beiden Enden des Skis einbetteten. Die Platten enthalten zudem einen Spalt in Form einer Schlangenlinie parallel zu den Skikanten. Wenn der Ski in einer Kurve gebogen wird, kommen die Platten auf beiden Seiten des Spalts zusammen, der Ski versteift sich. Wird eine Kurve verlassen, öffnet sich der Spalt im Ski und macht ihn wieder flexibel und einfacher zu manövrieren. Die Aluminiumplatten funktionieren wie die Panzerplatten, und eine spezielle Art von Gummi dazwischen ähnelt dem Polymer im Schildkrötenpanzer, erklärte Michaud. Der ehemalige Skispeedfahrer Michael Leitner testete den seit März erhältlichen Ski gemeinsam mit der zweifachen Olympiasiegerin Tina Maze. Wir waren positiv überrascht, sagte Leitner laut der Mitteilung. Es war einfacher, in die Kurve zu gehen. Und während der Druck auf die Skikante in der Kurve stetig zunahm, haben die Ski wirklich im Schnee gegriffen und waren sehr stabil. Web;Geht es nach Napster-Gründer Sean Parker, sollen in Zukunft Filme zum Kinostart auch in den Wohnzimmern zu sehen sein.. Die geplante Streaming-Plattform Screening Room will Kinofilme bereits mit dem Kino-Release in Privathaushalte bringen. Durch hohe Preise und eine Anti-Piraterie-Technologie soll auch die Filmbranche mit ins Boot geholt werden. Während vor allem zu Beginn die kritischen Stimmen dominierten, gibt es auch immer mehr Befürworter des Vorhabens, wie Variety berichtet. Unter diesen befinden sich durchaus prominente Persönlichkeiten der Filmindustrie, so etwa Steven Spielberg, Peter Jackson, J.J. Abrams, Brian Gazer und Ron Howard. Zwar hätten nicht alle davon in das Start-Up investiert, allerdings sollen sie alle daran beteiligt sein. Diese einflussreichen Befürworter könnten Sean Parker, der durch die Gründung von Napster und seine Aktivitäten bei Facebook oder Spotify bekannt ist, dabei helfen, die in dieser Angelegenheit sehr kritischen Kinobetreiber zu überzeugen. Diese sehen durch Screening Room nämlich zahlreiche Probleme auf sich zukommen, obwohl die Initiatoren versprechen, dass von dem stolzen Preis von 50 Dollar, den Benutzer zuhause für jeden einzelnen Kinofilm zahlen müssten, 20 Dollar direkt an die Kinobetreiber gehen und die Zuseher dazu zwei Eintrittskarten für ein Kino in der Nähe erhalten. Die Betreiber wehrten sich schon immer gegen eine Verkürzung der Zeitspanne zwischen Kinostart und Veröffentlichungen für den Privatgebrauch. Außerdem befürchten sie, dass die Piraterie durch die Plattform nur gefördert wird und Filme schneller auf diversen Online-Portalen zu finden sind. Diese könnten zum Beispiel einfach vom TV-Gerät abgefilmt werden, so ihre Befürchtung. Auch Regisseur und Filmproduzent Christopher Nolan spricht sich etwa gegen das Angebot aus. Die Verhandlungen zwischen den beteiligten Parteien könnten somit durchaus noch länger anhalten. Inland;Imas sieht Hundstorfer und Hofer voran, Van der Bellen nur Dritter – OGM hat grünen Kandidaten weiter klar voran. Wien – Zu widersprüchlichen Ergebnissen kommen am Donnerstag veröffentliche Umfragen für die Bundespräsidentenwahl in vier Wochen. Während OGM nach wie vor Alexander Van der Bellen in Führung hat, sieht Imas entgegen allen bisherigen Untersuchungen den grünen Kandidaten nur an dritter Stelle hinter Rudolf Hundstorfer (SPÖ) und Norbert Hofer (FPÖ), die hier ex aequo an der Spitze liegen. In praktisch allen Umfragen seit Jahresbeginn hält Van der Bellen Platz eins. Diesen Trend bestätigt auch die OGM-Umfrage, die am Donnerstag in der Presse veröffentlicht wurde. Der grüne Kandidat kommt hier auf 26 Prozent. Mit Respektabstand folgen annähernd gleichauf Hofer mit 22, die unabhängige Irmgard Griss mit 20 und Hundstorfer mit 19 Prozent. Deutlich dahinter liegt ÖVP-Kandidat Andreas Khol mit nur zehn Prozent. Baumeister Richard Lugner, der es als sechster auf den Stimmzettel geschafft hat, wurde in dieser Untersuchung noch nicht abgefragt. Zu einem ganz anderen Ergebnis kommt hingegen Imas für die Kronen Zeitung. Entgegen dem Trend der bisherigen Umfragen liegen hier Hofer und Hundstorfer mit je 21 Prozent gleichauf an der Spitze. Van der Bellen kommt in dieser Untersuchung mit 19 Prozent nur auf Platz drei. In praktisch allen anderen Umfragen wurde der frühere Bundessprecher der Grünen mit anfangs um die 30 Prozent und zuletzt etwa zwischen 24,5 und 27 Prozent auf Platz eins geführt. Khol landet bei Imas bei 15 Prozent, Griss deutlich unter den anderen Umfragen bei 13 Prozent. Lugner liegt hier bei sieben Prozent. Beide Umfragen haben ein 1.000er-Sample – von Imas wurden 1.017 Personen befragt, von OGM 1.019. Und beide Befragungen wurden vor der Entscheidung der Wahlbehörde durchgeführt, wer bei der Wahl antreten kann – Imas von 16. Februar bis 10. März, OGM von 9. bis 15. März. Wissenschaft;Transdisziplinäre Studie zeigt: Menschliche Gesellschaften neigen weniger zu Machtkonzentration als Rudel anderer Säugetiere. Wien/Oakland – Es dauerte nicht lange, bis nach der Vertreibung des Bauern Jones in Animal Farm eine andere Spezies eine Gewaltherrschaft errichtete. In George Orwells Parabel sind es die Schweine, die sich zu den Führern der anderen Tiere machen – mit ähnlichen und teils schlimmeren Methoden als der Mensch. Im Gegensatz zu Orwell ist in der Wissenschaft bisher angenommen worden, dass Führerschaft unter Menschen anders und weit komplexer funktioniert als im Tierreich. In einer transdisziplinären Studie zeigen Forscher nun im Fachblatt Trends in Ecology & Evolution, dass menschliche Führer sehr ähnlich agieren wie tierische – aber weniger zu Machtkonzentration neigen. Untersucht wurden Muster von Führerschaft in Gruppen von Säugetieren – neben acht menschlichen Gemeinschaften wie den Inuit oder dem Stamm der Tsimane in Bolivien, wurden dabei etwa Afrikanische Elefanten, Tüpfelhyänen und Meerkatzen empirisch erforscht. Indem wir vergleichbare Maße entwickelt haben, konnten wir mehr Ähnlichkeiten zwischen menschlichen und nichtmenschlichen Führern enthüllen als bisher angenommen, sagt Jennifer Smith, Assistenzprofessorin am Mills College in Oakland (Kalifornien), die Erstautorin der Studie. Kooperation unter Artgenossen ist im Tierreich häufig anzutreffen: Schimpansen reisen gemeinsam, Kapuzineraffen unterstützen einander bei Kämpfen, Tüpfelhyänen beim Jagen. Doch bislang war nicht bekannt, wie es Anführern gelingt, diese kollektiven Aktionen zu fördern. Um das herauszufinden, haben sich Biologen, Anthropologen, Mathematiker und Psychologen am National Institute for Mathematical and Biological Synthesis an der Universität Tennessee in Knoxville zu einer Gruppe zusammengeschlossen. Erfahrung oder Vererbung In vier Bereichen wurde Führerschaft untersucht: Bewegung, Futterbeschaffung, Konfliktmediation in der Gruppe und Interaktion zwischen verschiedenen Gruppen. Eine der Fragen dabei war, ob die Fähigkeit zu führen durch Erfahrung erworben oder geerbt wird. Wie sich herausstellte, ist meist Ersteres der Fall: Individuen werden zu Führern, indem sie Erfahrung gewinnen. Allerdings gibt es ein paar bemerkenswerte Ausnahmen: Unter Tüpfelhyänen wird Führerschaft vererbt, ebenso vereinzelt bei indigenen Völkern – wobei die genauen Gründe dafür noch zu erforschen sind. Im Vergleich zu anderen Spezies stellten sich Menschen als weniger führungsstark denn erwartet heraus: Die Anführer unter den Säugetieren haben häufig mehr Macht über die Gruppe, die Führerschaft bei Hyänen oder Elefanten etwa ist deutlich konzentrierter als beim Menschen. Ein Grund dafür könnte laut Smith das Faktum sein, dass Menschen dazu tendieren, spezialisiertere Rollen in einer Gesellschaft einzunehmen, als dies bei Tieren der Fall ist. Selbst bei den am wenigsten komplexen menschlichen Gemeinschaften ist das Ausmaß an kollektiven Handlungen größer und vermutlich entscheidender für das Überleben und die Fortpflanzung als in den meisten Säugetiergemeinschaften, sagt die Biologin Smith. Weiters machen es die menschlichen kognitiven Fähigkeiten für Planung und Kommunikation einfacher, Lösungen für kollektive Probleme zu finden. Die Mitglieder profitieren enorm von Zusammenarbeit, Zwang ist daher nicht notwendig, Menschen zu motivieren, ihren Anführern zu folgen – sie arbeiten mitunter auch freiwillig zusammen. Wissenschaft;Asiagomphus reinhardti lebt in einer abgelegenen Gebirgsregion im Grenzgebiet zwischen Kambodscha und Laos. Dresden – Eine neu entdeckte Libellenart ist nach dem Zoologen Klaus Reinhardt benannt worden, wie die TU Dresden berichtet, an der Reinhardt arbeitet. Der russische Insektenforscher Oleg Kosterin und sein japanischer Kollege Naoto Yokoi haben der Spezies die Bezeichnung Asiagomphus reinhardti gegeben. Damit würdigten sie Reinhardts Verdienste um die Förderung der internationalen Libellenkunde. Die rund sechs Zentimeter große Libelle lebt an Bergbächen in einer abgelegenen Gebirgsregion im Grenzgebiet zwischen Kambodscha und Laos. Bekannt sind bisher nur die Männchen. Diese haben grüne Augen und einen schwarzen Körper mit gelben Flecken. Als Larve leben sie mehrere Jahre eingegraben im Schlammgrund. Dass eine neu entdeckte Tier- oder Pflanzenart nach einem benannt wird, gehört wohl zu den schönsten Auszeichnungen für einen Biologen, freute sich der frischgebackene Namenspatron. Wissenschaft;Bettina Rainer erforscht Inhaltsstoffe von Bodenalgen in Tiroler und Schweizer Alpen. Dass Inhaltsstoffe von Meeresalgen pharmazeutisch genutzt werden oder auch in der Kosmetikindustrie in Cremes und Lotionen Anwendung finden, ist mittlerweile ein alter Hut. Weit weniger bekannt ist hingegen, dass Algen auch fern von Meer und Wasser, nämlich in alpinen und hochalpinen Böden, vorkommen können. Gleich ihren marinen Verwandten enthalten auch diese Arten pharmakologisch interessante Wirkstoffe. Die Biotechnologin Bettina Rainer vom Management Center Innsbruck (MCI) widmet sich im Rahmen ihrer Doktorarbeit der Erforschung diesen Algen aus den Tiroler und Schweizer Alpen. Irgendwann war es für die Vorfahren der Bodenalgen, die auch als Landgänger bezeichnet werden, wohl vorteilhaft, das Wasser zu verlassen, sagt Rainer. Heute sind an die hundert Arten von Algen bekannt, die sowohl im als auch auf dem Boden leben können. Durch spezielle Schutzmechanismen können die Algen extremste Bedingungen wie Kälte, Trockenheit und UV Strahlung ertragen. Ein Teil dieser Anpassungen resultiert in der Ausbildung von speziellen Stoffwechselprodukten, die auch für uns Menschen interessant sind. Dazu gehören antibiotisch, antioxidativ oder auch entzündungshemmend wirksame Substanzklassen, die in der Pharma- und Kosmetikindustrie eingesetzt werden, sowie Carotinoide, die in der Nahrungsmittelindustrie Verwendung finden. Eine große Herausforderung ist laut Rainer die Kultivierung der Algen, da viele langsam wachsen und oft besondere Kultivierungsbedingungen verlangen. Manche Algen würden – äußerst ungewöhnlich für Pflanzen – sogar im Dunkeln wachsen, da sie in der Lage sind, gewisse Zucker zu verwerten. Hier macht sich bemerkbar, dass es weltweit erst sehr wenig Daten über Bodenalgen gibt – für jede Art müssen die optimalen Wachstumsbedingungen erst in langwierigen Experimenten erarbeitet werden. Gelingt diese Wachstumsoptimierung, kann genug Algenbiomasse generiert werden, aus der in weiteren Arbeitsschritten Wirkstoffe identifiziert und extrahiert werden können. Die Techniken, die dabei zum Einsatz kommen, reichen von Dünnschichtchromatografie über standardisierte Bioaktivitätsassays bis zu Kernspinresonanzspektroskopie. Bei der Suche nach Wirkstoffen lässt sich Rainer auch von anderen Pflanzen inspirieren: Wenn eine Substanzklasse in manchen Pflanzen eine bestimmte Wirkung hat, dann ist es gut möglich, dass das auch bei Algen der Fall ist. Speziell bei Bodenalgen werden aber öfter auch völlig neue Substanzen entdeckt, die erst genauer aufgeschlüsselt werden müssen. Die Fragen, warum und wie etwas wirkt, haben die 31-jährige gebürtige Pinzgauerin schon während ihres früheren Berufs als pharmazeutisch-kaufmännische Assistentin interessiert und schließlich dazu bewogen, den gelernten Beruf an den Nagel zu hängen und Biotechnologie zu studieren. Gerade das Nichtgreifbare hat schon immer einen großen Reiz für mich gehabt. Ihre Zukunft sieht sie auch nach Abschluss ihrer Dissertation im Bereich Forschung und Entwicklung, aber auch in der Lehre: Der Kontakt mit jungen motivierten Leuten macht mir Spaß, und ich bin froh, in einem Institut zu arbeiten, in dem Forschung und Lehre gut kombiniert werden können. Etat;Statt der Einschüchterung energisch entgegenzutreten, diskutieren wir schon wieder, was Satire darf. Wer hätte gedacht, dass man einmal deutschen Humor verteidigen muss? Der türkische Präsident hat ZDF geschaut und ist seitdem um sein öffentliches Bild in Deutschland besorgt. Nun verlangt er, ein Strafverfahren gegen Moderator Jan Böhmermann und dessen Blödeleien einzuleiten. Immerhin beweist Tayyip Erdoğan damit, dass er an das Ausland keine anderen Maßstäbe anlegt. Weil sich Kanzlerin Angela Merkel in dem Fall nicht besonders engagiert gezeigt hat, lautete das Thema beim Anne Will-Talk am Sonntag Streit um Erdoğan-Kritik – Kuscht die Bundesregierung vor der Türkei?. Einzig CDU-Politiker Elmar Brok versuchte den Kurs der eiernden Kanzlerin zu kaschieren, indem er auf Merkels persönliche Meinungsfreiheit pochte. Keine so gute Idee, denn das brachte die diplomatischen Zwänge nur noch stärker ans Licht. Wir reden nicht über Geschmack, meinte der Kabarettist Serdar Somuncu. Tatsächlich ist die Böhmermann-Debatte ein Beispiel für die Selbstbeschuldigungen Europas, wie sie der Philosoph Slavoj Žižek kritisiert. Ein Staatsoberhaupt, das es mit Meinungsfreiheit nicht so hat, verlangt von der Regierung eines anderen Landes, gegen diese Form der Kritik vorzugehen. Und wir diskutieren schon wieder, was Satire darf, statt dem einfach nur energisch entgegenzutreten. Zum Glück waren die Versuche des Medienwissenschafters Bernhard Pörksen, Böhmermanns Gedicht zu kategorisieren, selbst etwas komisch. Ein Zwitter sei es, ein neues Format gar, die Schmähsatire. In Wien gibt es dafür ein anderes Wort. Die Parodie einer Schmährede ist, na? Natürlich ein Schmäh. Wissenschaft;Ehrung für die produktivste Alge im Arktischen Ozean. Bremerhaven/Antarktis – Sie bildet große Teppiche unter dem Meereis und trotzt selbst der eisigsten Kälte: Melosira arctica wurde zur Alge des Jahres 2016 erklärt. Das teilte die Deutschen Botanische Gesellschaft am Mittwoch mit. M. arctica sei die mit Abstand produktivste Alge im Arktischen Ozean, sagte der Biologe Klaus Valentin vom Alfred-Wegener-Institut (AWI) in Bremerhaven. Gemeinsam mit Kollegen will er jetzt erforschen, wie diese auf den Klimawandel reagiert. Die Eis- und Kieselalge baue viel Biomasse auf, verbrauche dafür Kohlendioxid und produziere Sauerstoff, so Valentin. Die 30 Mikrometer kleinen Algen sind von einem gallertartigen Schutzmantel aus Polysacchariden (Mehrfachzucker) umgeben. Sie bilden meterlange Matten, die wie Vorhänge von der Unterseite des Meereises herabhängen. Im Frühjahr vermehrt sich die Alge so stark, dass sie den Arktischen Ozean dominiert. Was die Alge so widerstandsfähig macht, ist nach Angaben des Forschers noch weitgehend unbekannt. Wir wissen auch nicht, wie sie sich entwickelt und durch welche Umweltfaktoren wie Licht, Nährstoffe oder Salzgehalt ihre Lebensweise gesteuert wird. Mit seinem Team am AWI will er untersuchen, ob und welchen Einfluss der Klimawandel auf Melosira arctica hat. Wird sie wie die meisten Algen besser wachsen, wenn sich das Wasser erwärmt und die Lichteinstrahlung zunimmt? Im Labor wollen die AWI-Wissenschafter unter anderem herausfinden, mit welchen Temperaturen und Lichtverhältnissen die Eisalge am besten zurecht kommt. Außerdem wollen sie in einem Langzeitexperiment verschiedene Melosira-Stämme 150 Generationen lang unter verschiedenen Bedingungen kultivieren. Dadurch erhoffen sich die Wissenschafter Aufschluss darüber, ob es Stämme oder Unterarten gibt, die wärmere Temperaturen langfristig vertragen. Etat;Bei Trennungen können schon mal Tränen fließen, auch wenn man damit Schlimmeres zu vermeiden versucht. Die steirische Landespolitik hat dem ORF ein Traumprogramm beschert. Voves, der scheidende Landesfürst, sank seinem Nachfolger gerührt in die Arme. Die Reformpartner vermengten vor laufender Kamera ihre Tränen. Wem da aus lauter Mitgefühl keine dicken Tropfen Kernöls über die Wange liefen, der hat ein Herz aus Eisenerz. Spätabends wurde die Sache noch interessanter. Ingrid Thurnerr lud an den Runden Tisch, und beide waren sie gekommen: Gerald Klug und Reinhold Lopatka. Klug blickte finster drein, als ob dem Bundesheer ein paar Kübelwagen gestohlen worden wären. ÖVP-Mephisto Lopatka schien bemüht, kein Frohlocken laut werden zu lassen. Man hätte das Vertrauen der Sozialdemokratie schnöde „missbraucht“, sagte Klug. Die Journalistin des Kurier fasste die Errungenschaften der Voves-Ära noch einmal zusammen. Der Landeshauptmann habe „Gitarre gespielt und Reformen gemacht“. An der Reihenfolge wird man sein Erbe künftig erkennen. Es war regelrecht verwunderlich, dass Hermann Schützenhöfers Eignung als Turmbläser unerörtert blieb. Klugs Stimmung vermochten derlei Aussichten nicht mehr zu heben. Sein Steirerblut, dieser dicklichste aller Säfte, kochte insgeheim. Er und drei andere hatten in der Landespartei gegen den Teufelspakt gestimmt. Es sollte alles nichts nützen. Langsam, ganz langsam gewann wieder seine liebenswürdige Marotte die Überhand. Klug pflegt in Momenten der redlichen Nachdenklichkeit an jedes Wortende die Endsilbe „-na“ zu kleben. Und während der Politologe Filzmaier noch Ideologie und Strategie sorgsam gegeneinander abwog, da musste Klug schon wieder auf etwas „hinweisna“. Volksna(h) halt. Wissenschaft;Ermunterung, Lob und klare Bildungsziele – das zeichnet laut Wilfried Smidt gute Kindergartenbetreuung aus. STANDARD: In der Bildungsdebatte ist immer vom lebenslangen Lernen die Rede – welche Etappe unserer Bildungsbiografie ist aus Ihrer Sicht die wichtigste? Smidt: Aus meiner Sicht sind die ersten Lebensjahre ganz besonders wichtig, weil in diesem Alter elementare Grundlagen für die weitere Bildungsbiografie gelegt werden. Das gilt sowohl für die Familie als auch für Kindergärten oder Kinderkrippen. Studien zeigen, dass insbesondere die Qualität der Erziehung, Bildung und Betreuung wichtig ist für den späteren Bildungserfolg der Kinder. STANDARD: Die Forschung bestätigt den alten Satz Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr? Smidt: In Ansätzen schon. Die ersten Jahre markieren eine entscheidende Weichenstellung. Natürlich kann man später Rückstände durch entsprechende Förderung aufholen, aber es ist viel schwieriger. STANDARD: Wodurch zeichnet sich gute pädagogische Betreuung aus? Smidt: Was den Kindergarten betrifft, gab es in Österreich einen wichtigen Schritt: 2009 wurde ein bundesländerübergreifender Bildungsrahmenplan eingeführt. Dieser Plan sieht Bildungsziele beispielsweise in den Bereichen Mathematik, Sprache und Naturwissenschaft vor. Und er bestimmt auch die Rollen des pädagogischen Personals näher. STANDARD: Inwiefern? Smidt: Es geht darum, dass die Pädagogen und Pädagoginnen die Kinder aktiv bei ihren Bildungsprozessen unterstützen. STANDARD: Nun gibt es auch pädagogische Konzepte, die stark auf die Autonomie und die natürliche Neugierde der Kinder setzen. Ist das ein Widerspruch zu diesen Empfehlungen? Smidt: Nein, keineswegs. Es geht nicht darum, alles vorwegzunehmen oder den Kindern alles zu oktroyieren. Sondern darum, das Interesse des Kindes zu wecken – zum Beispiel indem man dialogisch mit ihm liest. So wie ich den Bildungsrahmenplan lese, sind die Bildungsziele als Empfehlungen zu verstehen. Wie der Plan tatsächlich umgesetzt wird, wurde allerdings meines Wissens bisher noch nicht in größerem Umfang untersucht. STANDARD: Montessori-Pädagogik wäre mit dem Plan kompatibel? Smidt: Ja, durchaus. STANDARD: Wie beurteilen Sie die pädagogische Ausbildung insgesamt in Österreich? Smidt: Es fällt auf, dass das pädagogische Personal im europäischen Vergleich formal eher niedrig qualifiziert ist. Die Ausbildung an den Bildungsanstalten für Kindergartenpädagogik beginnt auch relativ früh, nämlich mit 14 Jahren. Mir ist eine ältere Studie aus dem Jahr 2000 bekannt, der zufolge ein großer Teil der ausgebildeten Kindergärtnerinnen gar nicht in den erlernten Beruf einmündet. Allerdings sind mir keine Studien bekannt, die die Kompetenzen des pädagogischen Personals genauer untersucht hätten. Dazu gibt es keine gesicherten Befunde. STANDARD: Und die Bezahlung? Smidt: Sie ist im Vergleich zu Lehrerinnen und Lehrern in Volksschulen relativ niedrig. STANDARD: Sollte die Ausbildung auf Hochschulniveau angehoben werden? Smidt: Ich würde empfehlen, zunächst zu untersuchen, wie leistungsfähig die Ausbildung überhaupt ist. Eine Akademisierung muss noch keine Verbesserung bringen, es kommt auch hier auf die Ausbildungsqualität und auf die persönlichen Voraussetzungen der Studierenden an. STANDARD: In welchen Ländern funktioniert die Frühbildung sehr gut? Smidt: Auch diese Frage lässt sich nicht einfach beantworten. Eventuell kann man die Niederlande als positives Beispiel nennen. Dort gibt es eine verpflichtende Basisschule für Kinder ab vier Jahren, die elementarpädagogische und primarpädagogische Konzepte integriert und Übergänge vom Elementar- in den Primarbereich erleichtert. In Österreich gibt es hingegen traditionell eine deutliche Trennung zwischen dem Elementar- und dem Primarbereich. STANDARD: Kommen wir nochmals zurück zur Familie. Was macht aus Ihrer Sicht eine gute Mutter oder einen guten Vater aus? Smidt: Hier gelten ähnliche Maßstäbe wie für den außerfamilialen Bereich. Kinder brauchen Freiraum, die Angebote sollten entwicklungsangemessen sein. STANDARD: Das bedeutet konkret? Smidt: Man sollte Kinder ermuntern, sich für etwas zu interessieren, sie loben, wenn sie sich einbringen, und auf ihre Fragen eingehen. Eltern sollten Begriffe, die sie verwenden, auch erklären: Vorlesen ist zum Beispiel gut, aber noch besser wäre es, mit dem Kind auch über die Bilder zu reden, die man gemeinsam in einem Buch betrachtet. Und natürlich brauchen Kinder emotionale Zuwendung. Eine vertrauensvolle Beziehung zu den Eltern ist ungemein wichtig. STANDARD: Kann man Kinder überfördern? Smidt: Wenn Eltern den Alltag ihrer Kinder mit Bildungsangeboten überladen, kann das kontraproduktiv sein. Vor allem dann, wenn sie nicht den Bedürfnissen der Kinder entsprechen. Inland;Ednan Aslans Endbericht liegt nun vor – Er fordert klare Vorgaben für Kindergartenbetreiber. Wien – Das Geraune um die Studie über islamische Kindergärten in Wien hat seit Freitagmittag ein Ende: Auf der Institutshomepage von Studienautor Ednan Aslan, Professor für Islamische Religionspädagogik, ist der 178 Seiten umfassende Projektbericht Evaluierung ausgewählter Islamischer Kindergärten und -gruppen in Wien – Tendenzen und Empfehlungen öffentlich einsehbar. Ihm sei diese Öffentlichkeit auf der Uni-Website wichtig, sagte Aslan zum STANDARD. Von der Außenministeriumshomepage führt ein Link zur Aslan-Seite. Auf der Ministeriumseite von Ressortchef Sebastian Kurz (ÖVP), der die Studie finanziert, wird der Aslan-Bericht – ein qualitativ-empirisches Forschungsprojekt zu ausgewählten Kinderbetreuungseinrichtungen in der Stadt Wien genannt, das die Grundlage für eine gemeinsame Untersuchung mit der Stadt Wien sei. Was ist das zentrale Ergebnis aus Aslans Sicht? Intellektuelle Salafisten und politische Islamisten sind die dominierenden Gruppen in der islamischen Kindergartenszene in Wien. Das habe die Analyse der Betreiber von islamischen Kindergärten und Kindergruppen in Wien eindeutig gezeigt, sagt Aslan. Diese zwei von insgesamt vier Gruppen, die sich schon im Rahmen einer vorab veröffentlichten, ersten Exploration, die er bereits in einem STANDARD-Interview Ende Jänner genannt hatte, seien jene, von denen nicht zu erwarten ist, dass sie ihre ideologische Linie in ihrer Arbeit im Kindergarten zurückstellen. Die beiden anderen Gruppen subsumiert Aslan unter Wirtschaftsunternehmen, die den Kindergarten als finanziell lukrative Firma verstehen und führen, und dann gebe es noch eine kleine Alternativgruppe, die sich um bessere pädagogische Arbeit als die anderen bemühe und die gefördert werden müsste, sagt Aslan. Die Gruppe der intellektuellen Salafisten umschreibt der islamische Religionspädagoge als wichtige theologische Gruppe, die die Kinder entmündigen und mit veralteter Pädagogik einschüchtern will. In der Studien-Zusammenfassung heißt es dazu im Punkt Religiöse Bildung/Erziehung, dass vielfach Religionsunterricht angeboten werde, Eltern würden ihre Kinder sogar wieder abmelden, wenn sie die erwartete religiöse Erziehung nicht bekommen. Die Studienautoren haben auch beobachtet: Bisweilen sollen Kinder auch vor dem moralischen Einfluss der Mehrheitsgesellschaft geschützt werden. Täglich oder mehrmals in der Woche Islam/Koran- oder Moralunterricht sei ein wichtiger Teil in den Kindergärten – für Eltern und Betreiber. Allerdings sei die Intention eines solchen Angebots zu differenzieren. Während teilweise Pädagoginnen oder teilweise auch Eltern den Islamunterricht keinem Kind aufgezwungen wissen wollen, scheinen BetreiberInnen eher davon auszugehen, dass der Islam die einzige richtige Lebensform ist und die Kinder dahin geführt werden müssen. Dies lässt sich auch durch Äußerungen der Leitungen bestätigen. Für nichtmuslimische Kinder gilt hingegen die Freiwilligkeit: sie können, müssen aber nicht an diesem Unterricht teilnehmen. Islamische Feste werden gefeiert, ob Feste anderer Religionen gefeiert oder auch nur erwähnt werden, hänge von den Pädagoginnen ab. Gerade im Umgang mit Festen sieht Aslan einen aussagekräftigen Punkt. Stellenweise falle nämlich auf, dass religiöse Praktiken wie eben Feste zu feiern eher von einem trennenden Gedanken getragen sind – bei Leitungen und pädagogischem Personal. Und hier auch wieder der Verweis auf die Betreiber und deren Ideologie, denn der Umgang mit Festen scheint mit dem Ansinnen der BetreiberInnen konform zu gehen, ist zu lesen. Konkret schreibt Aslan, dass in verschiedenen Kindergärten zwar auch christliche Feste angeboten werden, allerdings beteiligen sich die muslimischen Kinder daran nicht, während anders herum christliche bzw. nichtmuslimische Kinder freiwillig an muslimischen Festen teilnehmen können. Die Freude an Festen, das Unvoreingenommene von Kindern, die kindliche Neugier auf ,das Andere wird hier unterbunden bzw. verdeckte Missionierung betrieben. In diesem Zusammenhang heißt es weiters: Die Werteerziehung scheint teilweise von einer konservativen Theologie getragen zu sein, die in erster Linie der Mehrheitsgesellschaft keine Bedeutung beimisst, sondern ,ihre Kinder vor dieser schützen möchte. Diese Beobachtung lasse sich bei allen befragten Gruppen machen. Zusammengefasst resümiert Aslan die religiöse Erziehung der Kinder in islamischen Kindergärten so: Pluralitätsfördernde Impulse kommen oft zu kurz. In der religiösen Erziehung bestimmen traditionelle Bilder die Erziehung der Kinder, es wird beispielsweise mit strafenden und belohnenden Gottesbildern gearbeitet. Dabei werden Kinder mit einem veralteten Sündenverständnis eingeschüchtert, und es wird ihnen die Entwicklung zur Mündigkeit genommen. Die eigene Religion wird mitunter vor anderen Religionen und Weltanschauungen aufgewertet. Generell konstatierte Aslan, dass es wenig Offenheit bei den islamischen Kindergärten gab, am Forschungsprojekt teilzunehmen. Ja vielmehr sei die Forschungsarbeit nach Veröffentlichung der ersten Ergebnisse zusätzlich erschwert worden, indem einige Kindergärten oder -gruppen ihre Internetpräsenz gelöscht und Daten so unzugänglich gemacht hätten. Darum habe man auch weniger Kindergärten als erhofft untersuchen können. In die Analyse eingegangen sind als Grundlage alle jene 71 Kindergärten und 56 Kindergruppen, die als islamisch identifiziert worden sind, heißt es im Bericht. Danach wurden 15 Trägervereine telefonisch oder per Mail angefragt, ob sie bereit seien, an dem Projekt Islamische Kindergärten teilzunehmen. Acht waren bereit zu leitfadengestützten Interviews, dort werden insgesamt 1.940 Kinder in 19 Kindergärten und -gruppen betreut. Im Hinblick auf die Betreiber steht in der Studie: Es ist aufgrund des bisherigen Standes der Analyse davon auszugehen, dass salafistische bzw. islamistische Organisationen in der Kinderbetreuung nicht so einfach auf ihre politischen Ziele verzichten können. Die in der Studie kurz angeführte Darstellung der Ideologie der Vereine bzw. dieser Akteure schlägt sich zweifellos auf die Pädagogik nieder. Aslan sagt dazu im STANDARD-Gespräch: Wir brauchen neue Maßnahmen, dass nicht jeder einen Kindergarten gründen kann. So wie für Kindergartenpersonal müsse es auch für Betreiber solche Vorgaben geben. Es gehe nicht an, dass ein Vertreter der Muslimbruderschaft, der einen Kindergarten in Wien betreibt, offen sagt, man unterstütze den Krieg in Syrien oder in einem Video zu sehen sei, in dem es heiße, wir wollen in Europa missionieren, sagt Aslan: Dieser Mann kann nicht neutral in einem Kindergarten arbeiten. Das ist eine naive Vorstellung. Zum Unterpunkt Sprachförderung steht im Endbericht, dass die deutsche Sprache sehr unterschiedlich gefördert wird. In einem islamischen Kindergarten wünschte man sich dafür mehr Unterstützung durch das zuständige Magistrat in Wien. In einem anderen Kindergarten ist den Kindern die Verwendung der Muttersprache untersagt und sie werden angehalten, Deutsch zu sprechen. Die meisten islamischen Kindergärten seien in der Regel ethnisch und national homogen zusammengesetzt, ist zu lesen. Was bedeutet: In diesen Gruppen ist die Förderung der deutschen Sprache eine besondere Herausforderung für die Kindergärten. Es ist in diesem Umfeld fast unmöglich, ein Gefühl für die deutsche Sprache zu entwickeln. Aslan spricht selbst nur von einer Vorstudie, die nun vorliege, es seien umfangreichere Studien über die islamischen Kindergärten in Wien notwendig. Diese flächendeckende Untersuchung wurde am Freitag auch per Aussendung konkreter angekündigt. Die Arbeiten daran sollen bis Mai 2017 abgeschlossen sein. Folgende Wissenschafterinnen und Wissenschafter werden beteiligt sein: Neben Ednan Aslan werden Susanne Heine (Universität Wien, Evangelisch-Theologischen Fakultät), Maria Fürstaller (Universität Wien und FH Campus Wien), Elisabeth Raab-Steiner (FH Campus Wien), Wolfgang Mazal (Universität Wien) und der Diplomsoziologe Kenan Güngör mit dabei sein. Die Stadt Wien, so wurde versichert, stellt die dafür erforderlichen Daten bereit. Man werde den Zugang zu allen Kinderbetreuungseinrichtungen gewähren und auch Vereinsregisterauszüge vorlegen, wurde beteuert: Eine wichtige Fragestellung wird sein, ob die pädagogischen Konzepte jener privaten institutionellen Kinderbildungs- und Betreuungseinrichtungen (Kindergärten und Kindergruppen) in Wien, mit den Grundwerten der österreichischen Verfassung, Kinder- und Menschenrechte sowie dem Wiener Bildungsplan übereinstimmen. Ebenso solle untersucht werden, welche Werte und Normen in der Praxis tatsächlich gelebt werden. Auch die verwendeten Sprachen, den religiösen Hintergrund oder die Annahme von Sprachförderangeboten will man sich genauer ansehen. Erforscht wird auch die Erwartungshaltung der Eltern bzw. Erziehungsberechtigten. Weiters wird eine Liste mit allen islamischen Kindergärten oder -gruppen und deren Betreibern sowie Trägervereinen erstellt. In Wien ist kein Platz für Radikalismus und Extremismus. Wenn es Probleme gibt, müssen diese angegangen und gelöst werden. Die Stadt Wien schaut genau hin und hat bereits gehandelt, verwies Jugendstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) auf eine nun bereits erfolgte Aufstockung der Kontrolleure. Auch Bildungsstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) beteuerte, dass Radikalisierung im Kindergarten keinen Platz haben dürfe. Integrationsminister Sebastian Kurz (ÖVP) verwies auf die nunmehrige Einigkeit: Wir ziehen hier in der flächendeckenden Untersuchung an einem Strang. Es ist notwendig, Klarheit und Transparenz zu haben, damit die richtigen politischen Maßnahmen gesetzt werden können. Wissenschaft;Fundort soll kommendes Frühjahr genauer untersucht werden. Oslo – In einem Berggebiet im Süden Norwegens ist ein Wanderer zufällig auf ein über etwa 1200 Jahre altes Wikingerschwert gestoßen. Wie der Archäologe Jostein Aksdal am Donnerstag in Bergen mitteilte, lasse sich das 80 Zentimeter lange Eisenschwert etwa auf Mitte des achten Jahrhunderts datieren. Schwerter hatten damals einen großen Wert und waren hochrangigen Personen vorbehalten. Die meisten Wikinger mussten Aksdal zufolge mit einfachen Messern oder Äxten vorlieb nehmen. Der Wanderer fand das Schwert vor drei Jahren, übergab es aber erst kürzlich an Archäologen. Das Fundstück soll jetzt in einem Museum in Bergen ausgestellt werden. Experten machen sich unterdessen Gedanken über den Fundort. Möglicherweise gab es dort ein Grab, mutmaßt Aksdal. Oder wurde das Schwert aus irgendeinem Grund versteckt? Starb dort jemand? Gab es einen Kampf, einen Diebstahl, einen Mord? Nach der Schneeschmelze im kommenden Frühjahr solle es jedenfalls genauere Untersuchungen an der Fundstelle geben. Panorama;Begutachtungsfrist für KFG-Novelle endete am Dienstag – Handyverbot am Steuer wird strenger formuliert – KFV fordert Aufhebung des Kontrollhindernisses Anhaltung. Wien – Das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) prognostiziert heuer erstmals seit Jahren wieder einen Anstieg der Verkehrstoten. Für 2015 wurden 460 Verkehrstote hochgerechnet. Im Vorjahr starben 430 Menschen auf Österreichs Straßen. Am Dienstag endete unterdessen die Begutachtungsfrist für eine Novelle zum Kraftfahrgesetz (KFG), mit der das Handyverbot am Steuer strenger formuliert wird. Im Zuge der 32. KFG-Novelle bestehe laut KFV die Chance, durch eine weitere Maßnahme die Zahl der Unfälle zu reduzieren: Durch die Aufhebung des Kontrollhindernisses der Anhaltung bei unerlaubter Handynutzung. Bisher ist es so, dass die Polizei Lenker anhalten musste, um sie zu strafen. Der KFV reichte beim Verkehrsministerium einen Vorschlag für die Novelle ein, dass auch dies geändert werden soll. Eine besonders wichtige Maßnahme wäre, der Exekutive den Vollzug bei Verkehrsdelikten zu erleichtern, sagte Othmar Thann der APA. Mit der aktuellen Regelung würden die meisten Verkehrssünder der Polizei durch die Netze gehen, sagte Armin Kaltenegger, Leiter des Rechts-Bereiches im KFV. Es müsse, wie bei allen anderen tausenden von Delikten, wie beispielsweise Lenker nicht blinken oder über eine rote Ampel fahren, doch auch so gehandhabt werden, dass die Polizei dies aufschreibt und dann automatisch eine Strafverfügung per Post versendet wird. Das KFV sieht in dieser Maßnahme auch ein großes Potenzial für die Reduktion von Unfällen. Denn laut einer Umfrage würden mindestens 20 Prozent der bisher ohne Freisprecheinrichtung am Steuer telefonierenden Lenker ihr Verhalten ändern, wenn sie von der Polizei für die Strafe nicht mehr angehalten werden müssten. Es würde zumindest jeder fünfte Lenker sein Verhalten überdenken und ändern, da das subjektive Gefühl, erwischt zu werden, ansteigen wird, betonte Thann. Befragt wurden im August österreichweit 600 Lenker. Hochgerechnet würde dies laut KFV bedeuten, dass rund 70 Millionen Telefonate ohne Freisprecheinrichtungen pro Jahr weniger stattfinden würden. Dadurch würde sich die Zahl der Ablenkungsunfälle – die im Vorjahr um 27 Prozent gestiegen sind – nachhaltig reduzieren. Wir haben errechnet, dass allein durch diese Maßnahme fast 1.000 Unfälle mit Personenschaden und neun Getötete weniger zu beklagen wären, sagte Thann. Das Österreichische Verkehrssicherheitsprogramm 2011-2020 sieht eine kontinuierliche Reduktion der Zahl der Verkehrstoten vor – bis auf 311 Menschen im Jahr 2020. Um dieses Ziel zu erreichen, sind nun mehr denn je rasche und zielgerichtete Maßnahmen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit in Österreich erforderlich, forderte Thann. Seit dem Jahr 2000 ist in Österreich die Zahl der Verkehrstoten kontinuierlich rückläufig, einzig 2012 gab es einen Ausreißer. Im Jahr 2013 gab es hierzulande erstmals weniger als 500 Toten, 455 Menschen starben damals auf Österreichs Straßen. Mit der KFG-Novelle wird präzisiert, dass der Gebrauch eines Handys nur zum Telefonieren mithilfe einer Freisprecheinrichtung oder als Navigationssystem erlaubt ist. Um das Handy als Navi verwenden zu dürfen, muss es laut dem geplanten Gesetzestext im Fahrzeug befestigt werden. Andere Apps oder beispielsweise SMS schreiben oder Mails abzurufen ist für den Fahrer tabu. Wissenschaft;Physiker um Anton Zeilinger haben Geschichte der sogenannten "delayed-choice"-Experimente zusammengefasst und neu ausgewertet. Wien – Der US-Physiker John Archibald Wheeler (1911-2008) hat die fundamentale Unbestimmtheit in der Quantenphysik mit einem großen, rauchenden Drachen verglichen. Im delayed choice genannten Gedankenexperiment fragte er sich, wann sich Photonen entscheiden, ob sie Welle oder Teilchen sind. Die Geschichte dieser delayed-choice-Versuche hat nun der Physiker Anton Zeilinger mit Kollegen ausgewertet. Eines der grundlegenden Prinzipien der Quantenphysik ist der Welle-Teilchen-Dualismus. Ein Lichtteilchen (Photon) kann sich sowohl als Teilchen, als auch als Welle verhalten. Das kann man im Doppelspaltexperiment gut sehen: Schickt man Licht durch zwei enge Spalten, so entstehen auf einem Schirm dahinter ein Muster aus hellen und dunklen Streifen. Weil sich die Photonen wie eine Welle verhalten, konnten die Lichtwellen einander in den hellen Bereichen verstärken, in den dunklen Arealen einander auslöschen oder abschwächen. Man spricht dabei auch von Interferenz, bei den Streifen von Interferenzmustern. So funktioniert das nur, wenn man nicht weiß, welchen Weg die einzelnen Photonen genommen haben – den linken oder den rechten Spalt. Platziert man Detektoren an die Spalten und schaut nach, welchen Weg die Photonen nehmen, verschwindet augenblicklich das Interferenzmuster, sie verhalten sich wie Teilchen. Diese Dualität gibt es nicht nur bei Photonen, sondern selbst bei massiven Teilchen wie Molekülen aus Dutzenden Atomen. Wellen- oder Teilchen-Dasein offenbart sich also, je nachdem, welche Eigenschaft in einem Experiment gemessen wird. Für dieses Phänomen hat Wheeler das Bild des großen, rauchenden Drachen geprägt. Von diesem sieht man nur den Schwanz in Form der Quelle der Teilchen und das Maul in Form der Messergebnisse, was dazwischen liegt, ist vom Rauch verborgen. Erst die Messung bestimmt das Phänomen. Wheeler hat in seinem berühmten Gedankenexperiment gezeigt, dass gemäß der Quantenmechanik die Entscheidung, ob das Photon Wellen- oder Teilchencharakter zeigt, sogar erst getroffen werden kann, nachdem es die Wege bereits durchlaufen hat – also eine delayed choice, eine verspätete Entscheidung. In einer später realisierten Versuchsanordnung – dem sogenannten Quantenradierer – wurde gezeigt, dass man durch eine bestimmte Form der Messung die Weginformation regelrecht ausradieren und damit im Nachhinein entscheiden kann, ob sich ein Quantenobjekt wie eine Welle oder wie ein Teilchen verhält. In zahllosen Experimenten wurden in den vergangenen Jahrzehnten diese Phänomene experimentell überprüft und der Welle-Teilchen-Dualismus untermauert. Der Wiener Experimentalphysiker Anton Zeilinger vom Institut für Quantenoptik und Quanteninformation (IQOQI) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und der Universität Wien, Xiao-song Ma von der Nanjing University (China) und der österreichische Physiker Johannes Kofler vom Max Planck-Institut für Quantenoptik in München haben nun im Fachjournal Reviews of Modern Physics die gesamte Geschichte der delayed choice-Experimente zusammengefasst und ausgewertet. Für Zeilinger konfrontieren diese Experimente die Forscher nicht nur mit Grundsatzfragen der Quantenphysik: Sie haben auch für zukünftige innovative Anwendungen große Bedeutung, etwa in der Quantenkryptographie oder der Weiterentwicklung des Quantencomputers, so der Physiker. So haben Zeilinger und Xiao-song Ma vor einigen Jahren in einem delayed choice-Experiment mit verschränkten Photonenpaaren demonstriert, dass in der Quantenwelt Handlungen Einfluss auf vergangene Ereignisse haben können. Letztlich könnte das bedeuten, dass ein Quantencomputer an einem Problem zu rechnen beginnen kann, dessen Input erst in der Zukunft existiert. Wissenschaft;Ein (weitgehender) Verzicht auf Tierprodukte würde weltweite Ernährungssicherheit ohne zusätzliche Ackerflächen ermöglichen, errechneten Forscher. Wien – Kein einziger Baum müsste mehr für Ackerflächen und Weideland gerodet werden, um die Weltbevölkerung ausreichend zu ernähren. Das berechneten österreichische Forscher in einer Studie im Fachblatt Nature Communications. Selbst bei weiterem Bevölkerungswachstum und mit extensivem Biolandbau sei dies möglich. Das Rezept dafür: Wenig bis gar kein Konsum von Fleisch und Tierprodukten. Die Forscher um Karlheinz Erb vom in Wien ansässigen Institut für Soziale Ökologie der Universität Klagenfurt haben 500 Ernährungsszenarien für das Jahr 2050 durchgerechnet und eruiert, ob damit die Weltbevölkerung ernährt werden kann. Fast zwei Drittel klassifizierten sie als machbar oder wahrscheinlich machbar, ohne dass zusätzliche landwirtschaftlichen Flächen benötigt würden. Dabei stellten sich die Ernährungsgewohnheiten als wichtigster Faktor heraus, erklärte Erb. Würde die Menschheit vegan leben, also ausschließlich von pflanzlichen Produkten, wären überraschenderweise sämtliche Szenarien realisierbar, auch jene mit extensiveren Formen der Landwirtschaft, wie etwa dem Biolandbau. Bei vegetarischer Ernährung wären immerhin noch 94 Prozent aller Szenarien ohne Abholzungen realisierbar. Je mehr Fleisch konsumiert wird, umso intensiver müsse aber die Landwirtschaft sein und umso schwieriger wäre der Erhalt von Waldflächen, so die Forscher. Wenn wir das Ernährungsmuster der US-Amerikaner auf die ganze Welt übertragen, mit insgesamt sehr vielen Kalorien, einem hohen Fleischanteil und vielen hochverarbeiteten Lebensmitteln, ist nur mehr ein kleiner Teil (15 Prozent) realisierbar, sagte Erb. Gleichzeitig bringe die Tierhaltung und die Nutzung von Flächen als Weideland aber auch positive Effekte: Afrikanische Savannen und Grasländer sind zum Beispiel meist für die Feldwirtschaft schlecht geeignet, können aber durch Beweidung gut zur Nahrungsproduktion beitragen, so Erb. Wenn man sich jedoch den Luxus gönnt, die Tiere von Ackerbauprodukten zu ernähren, die der Mensch selber auch essen könnte, geht der Vorteil der Viehwirtschaft rasch verloren. Eines würde allerdings in allen Szenarien sichtbar: das Ziel, die gesamte Weltbevölkerung ausreichend zu ernähren, birgt eine große Herausforderung: Entweder müsste dafür die Landnutzung intensiviert und in Gegenden ausgeweitet werden, welche zurzeit relativ extensiv genutzt werden, insbesondere in die natürlichen Grasländer wie Savannen. Dadurch würden ökologisch wertvolle Lebensräume gefährdet. Oder aber regionale Defizite müssten über globale Handelsströme ausgeglichen werden, was die Gefahr einer weiteren nachteiligen Entwicklungen für strukturarme Regionen der Welt beinhalte. Zentrale Institutionen, die hier regulativ wirken könnten, seien im Moment nicht oder nur kaum vorhanden, so die Forscher. Wichtige Voraussetzung für die weltweite Ernährungssicherheit sei daher ein fairer Handel, der sich mehr an der Nachhaltigkeit als am Profit einzelner Handelsorganisationen orientiert. Wissenschaft;DNA-Vergleich soll zeigen, ob Gebeine des 1918 getöteten Nikolaus II. authentisch sind. St. Petersburg – Im Zuge einer neuen Untersuchung zur Ermordung der russischen Zarenfamilie im Jahr 1918 sollen nun auch die sterblichen Überreste von Zar Alexander III. (1845–1894) exhumiert werden. Er war der Vater des 1918 in Jekaterinburg getöteten Zaren Nikolaus II. DNA-Vergleiche sollen Zweifel an der Authentizität von dessen Leichnam ausräumen. Bereits im September waren die Überreste von Nikolaus II. und seiner Frau Alexandra exhumiert worden, die wie schon Alexander III. in der Peter-und-Paul-Kathedrale in St. Petersburg bestattet wurden. Ermittler wollen Tests vornehmen, nachdem kürzlich die Frage nach der Authentizität der Gebeine wieder hochkam. Eine erste Untersuchung war im Jahr 2009 nach mehr als 15 Jahren durch die Kommission geschlossen worden, nachdem es keine nennenswerten Fortschritte gegeben hatte. Im Jahr 2010 erklärte ein Gericht diese Entscheidung für nicht rechtens. Im Juli forderte die orthodoxe Kirche in Russland, in der die gesamte Zarenfamilie Romanow als heilig verehrt wird, eine Wiederaufnahme der Ermittlungen. Sie hatte lange Zeit Zweifel an der Authentizität der Leichen geäußert und wollte die Ergebnisse von DNA-Tests nicht anerkennen. Die Mitglieder der Zarenfamilie und ihre Bediensteten waren 1918 von den Bolschewisten erschossen worden. Ihre Leichen wurden verbrannt und eilig vergraben. 1991 wurden die Überreste des Zaren Nikolaus II., seiner Frau und ihrer Töchter Olga, Tatjana und Anastasia in einem Massengrab in Jekaterinburg entdeckt. 1998 wurden sie in St. Petersburg bestattet. Die mutmaßlichen Überreste der Kinder Alexej und Maria wurden 2007 in 70 Kilometern Entfernung von den übrigen Familienmitgliedern gefunden. Die russische Regierung will alle sieben zusammen beisetzen. (APA, red, 27. 10. 2015) Inland;Pröll: "Einen großartigen Seelsorger verloren". St. Pölten – Der am Sonntag im Alter von 65 Jahren verstorbene niederösterreichische Superintendent Paul Weiland ist am Freitag in St. Pölten beigesetzt worden. Senior Pfarrer Karl-Jürgen Romanowski nahm die Einsegnung vor. Nach der Beerdigung auf dem Hauptfriedhof fand in der Kapelle des NÖ Landhauses ein von Bischof Michael Bünker zelebrierter Trauergottesdienst statt. Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) bezeichnete Weiland, der seit 1. September 1998 Superintendent der Evangelischen Kirche A. B. in Niederösterreich war, in seiner Trauerrede als Seelsorger mit Leib und Seele und für Leib und Seele. Er würdigte auch dessen ökumenisches Bestreben, seine bedachtsame Art und Fähigkeit zum Dialog. Der Superintendent habe Vertrauen aufgebaut und Brücken aufgebaut. Mit seinem Tod habe Niederösterreich einen großartigen Seelsorger verloren. Als Evangelische Kirche in Österreich dürfen wir trotz der Trauer Gott dem Herrn für das Leben und Wirken von Paul Weiland danken, sagte Synodalpräsident Peter Krömer. Der Superintendent der Steiermark, Hermann Miklas, betonte, dass Weiland sein Amt zur Lebensaufgabe geworden sei. Von einer großen gegenseitigen Wertschätzung und Freundschaft, die sich in den vergangenen Jahren entwickelt habe, sprach der St. Pöltner Diözesanbischof Klaus Küng. Der Herzogenburger Propst Maximilian Fürsinn strich die Verlässlichkeit und Gesprächsbereitschaft Weilands heraus, der eine Ökumene der Freundschaft geprägt habe. Wissenschaft;Seismologe Kurt Decker: Jahrhundertelange Inaktivität führte zu falscher Einschätzung des Risikos. Wien – Tief unter dem Wiener Becken gibt es Bruchlinien und Störungssysteme, die groß genug sind, um ein verheerendes Erdbeben auszulösen: Das zeigen Analysen des Seismologen Kurt Decker, die er am Dienstag in Wien präsentierte. Weil sie in vergangenen Jahrhunderten inaktiv waren, stufte man die Bruchzonen als ungefährlich ein. Das führe aber zu einer unverlässlichen Erdbeben-Gefahrenabschätzung, so Decker. Mit Kollegen vom Department für Geodynamik und Sedimentologie der Universität Wien hat Decker untersucht, wo im Wiener Becken geologische Störungsbereiche verlaufen, und ob sie schon heftige Erdbeben verursacht haben. Ein starkes Erdbeben versetzt die Landoberfläche und dadurch entsteht eine Geländestufe, sagte er. Diese würde zwar in der Regel durch Erosion und Umlagerungen eingeebnet, doch solche Versetzungen und Umlagerungen könne man durch Grabungen und geophysikalische Untersuchungen in drei bis vier Metern Tiefe erkennen, und den Zeitpunkt sowie teilweise auch die Stärke des Erdbebens bestimmen. Bei der Markgrafneusiedler Bruchzone im niederösterreichischen Weinviertel habe sich zum Beispiel herausgestellt, dass sie in den vergangenen 100.000 Jahren mindestens fünf schwere Erdbeben ausgelöst hat, die teilweise Stärke (Momenten-Magnitude, Mw) sieben erreichten, so wie jenes 2010 in Haiti, das etwa 316.000 Todesopfer gefordert, die Stadt Leogane zu 90 zu Prozent zerstört und in der Hauptstadt Port-au-Prince tausende Gebäude zum Einsturz gebracht hat. Bisher galt ein so starkes Erdbeben für Österreich als unvorstellbar, erklärte Decker, der gemeinsam mit seiner Kollegin Esther Hintersberger in der Geologischen Bundesanstalt seine Ergebnisse präsentiert hat. Doch die Störungsabschnitte im Wiener Becken seien groß genug, um auch hier und heute solche Erschütterungen mit Magnituden bis Sieben auszulösen. Viele Störungsbereiche im Wiener Becken werden als ungefährlich eingestuft, weil sie in historischer Zeit keine Erdbeben ausgelöst haben, so Decker. Doch Erdbeben-Aufzeichnungen gäbe es erst seit etwa 1900, und auch Chroniken etwa von Klöstern, die oft über Naturereignisse berichten, seien meist nur ein paar hundert Jahre alt. Der Markgrafneusiedler Bruch bewegt sich zum Beispiel um weniger als ein Zehntel Millimeter im Jahr und produziert dadurch nur alle paar 1.000 bis 10.000 Jahre Erschütterungen, erklärte er. So weit würden die historischen Quellen nicht zurückreichen. Für eine verlässliche Gefährdungsabschätzung sollte man die Bruchlinien im Wiener Becken daher systematisch charakterisieren und herausfinden, wann sie große Erdbeben ausgelöst haben, wie oft das passiert, und wie stark sie sein könnten, sagte er. Die Hauptbruchlinie verläuft vom Semmering am Leithagebirge vorbei in die Gegend von Marchegg und dann entlang der Kleinen Karpaten nach Dobra Voda in der Slowakei, so Decker. Sie bewege sich einen Millimeter pro Jahr. Von ihr würden andere Bruchlinien abzweigen, und zwar der besagte Markgrafneusiedler Bruch, der Aderklaaer Bruch, der Leopoldsdorfer Bruch und der Bisamberg-Nussdorf Bruch. All diese Brüche sind durch historische Erdbebendaten nicht vollständig charakterisiert und die Häufigkeit von Erdbeben, die sie produzieren können, ist unbekannt, sagte der Seismologe. Damit sei die potenzielle Gefahr für die extrem verwundbare Wiener Region unzureichend erforscht. Ein Beben in historischer Zeit ist für die Hauptbruchlinie wahrscheinlich sogar rekonstruierbar, nämlich im vierten Jahrhunderts unserer Zeitrechnung im römischen Carnuntum, so Decker. Dort fanden Archäologen nämlich etliche Mauerzüge, die zu dieser Zeit noch während der römischen Besiedlung umgestürzt sind. Dies konnten sie sich nur durch ein Erdbeben erklären. Decker entdeckte schließlich, dass tatsächlich vor – geologisch gesehen – nicht allzu langer Zeit heftige Erdbeben mit einem Epizentrum nahe der Römerstadt stattgefunden haben. Wissenschaft;Techniker ringen mit einem Problem diesseits von Higgs-Bosonen und Dunkler Materie. Genf – Mit dem Nachweis des Higgs-Bosons schrieb das Genfer Teilchenforschungszentrum Cern 2012 Wissenschaftsgeschichte. Und die Pläne für die Zukunft sind noch ehrgeiziger: Unter anderem hoffen Cern-Forscher, Hinweise auf die rätselhafte Dunkle Materie zu finden, die einen fünfmal höheren Anteil am gesamten Materie- bzw. Energiegehalt des Universums hat als alles, was wir da draußen direkt beobachten oder messen können. Hochfliegende Pläne also, und unter Teilchenphysikern besteht keineswegs Einigkeit darüber, ob der Genfer Teilchenbeschleuniger Large Hadron Collider (LHC) überhaupt dafür geeignet ist, experimentelle Indizien für die Dunkle Materie zu finden. Vorerst muss man sich in Genf allerdings ohnehin mit ganz anderen und höchst irdischen Problemen herumschlagen – nämlich einem banalen Kabelsalat. Der LHC, der 2008 zum ersten Mal in Betrieb genommen wurde, ist ein Work in Progress. Er ist im Lauf seines Bestehens nicht nur mehrfach aufgerüstet worden, immer wieder müssen auch Teile ersetzt werden. Veraltete Kabel ließ man aber oft einfach stecken, nachdem man die neuen bereits eingesetzt hatte. Das hat sich mittlerweile zu einem echten Problem ausgewachsen: Der Kabelsalat an den Vorbeschleunigern des LHC ist so massiv geworden, dass kein Platz für neue mehr bleibt. 60 Techniker wurden mit der Aufgabe betreut, die insgesamt etwa 8.000 bis 9.000 überschüssigen Altkabel zu entfernen: Eine Arbeit, die sich über Jahre erstrecken wird, bislang konnte erst etwa ein Drittel dieser Zahl – beruhend auf einer Schätzung der Cern-Techniker – ausfindig gemacht werden. Der Ingenieur Sébastien Evrard, Leiter des Aufräumprojekts, erklärte gegenüber dem Magazin Vice, dass man die jährlichen Wartungspausen im Winter dafür nutzen wolle, die bis zu 50 Meter langen Kabel aufzuspüren und zu entfernen. Die mühsame Aufgabe soll bis 2019 oder 2020 erledigt sein. Und es ist Vorsicht geboten, schließlich soll nicht versehentlich ein Kabel entfernt werden, das eine Funktion erfüllt. Daten könnten verloren gehen, im allerschlimmsten Fall würde der LHC, der Anfang März wieder in den Betrieb gehen soll, nicht mehr hochfahren. Wissenschaft;Pilotanlage soll 2018 am Wien Energie-Kraftwerk Simmering in Betrieb gehen. Wien – Am Wien Energie-Kraftwerk Simmering wollen Forscher ein neues Verfahren testen, das Kohlendioxid aus Abgasen entfernt. 2018 soll eine Pilot-Anlage in Betrieb gehen. Im Vergleich zu derzeit eingesetzten Systemen sei die neue Technik deutlich energieeffizienter und billiger, teilte die Technische Universität Wien (TU) mit. Das konzentrierte CO2 soll als Dünger für Gemüse verwendet werden. CO2 ist nicht nur ein gefährliches Treibhausgas, sondern auch ein nützlicher Rohstoff für die Industrie. Deshalb bemüht man sich, CO2 aus Abgasen etwa von Kraftwerken oder aus industriellen Prozessen zu filtern, zu konzentrieren und nutzbar zu machen. Derzeit werden wässrige Aminlösungsmittel verwendet, um das CO2 aus Abgasströmen abzutrennen. Diese haben entscheidende Nachteile: Um aus den Lösungsmitteln das CO2 wieder zu entfernen, braucht man viel Energie. Zudem müssen hohe Absorber-Türme gebaut werden, damit das Rauchgas ausreichend Zeit hat, mit der Aminlösung in Kontakt zu kommen und die gewünschte CO2-Menge abzugeben. Gerhard Schöny von der TU Wien, der in dem vom Klima- und Energiefonds geförderten Projekt ViennaGreenCO2 mit Kollegen der Universität für Bodenkultur, Shell und anderen Partnern zusammenarbeitet, geht deshalb einen anderen Weg. Mit seinen Kollegen arbeitet er in einem bereits als Versuchsanlage an der TU realisierten Konzept zwar auch mit Aminen, allerdings nicht in flüssiger Form. Sie setzen vielmehr auf ein Wirbelschichtverfahren, in dem feste Partikel mit Aminen an deren Oberfläche mit dem Rauchgas in Kontakt gebracht werden. An der Versuchsanlage konnten die Forscher im kleinen Maßstab zeigen, dass das Prinzip funktioniert, mehr als 90 Prozent des Kohlendioxids werden ausgewaschen. Unsere Versuchsanlage kann pro Tag etwa fünfzig Kilo CO2 abscheiden, nun wollen wir eine Pilotanlage bauen, mit der man auf fünf Tonnen pro Tag kommt, so Schöny. Bei Trennverfahren mit flüssigen Aminen werden die Abscheidekosten mit bis zu 100 Euro pro Tonne CO2 beziffert. Schöny geht davon aus, dass mit der neuen Technologie der Energieeinsatz um rund 40 Prozent gesenkt werden kann. Das neue System könne auch vergleichsweise kompakter und damit deutlich billiger gebaut werden. Die Abtrennkosten sollten so pro Tonne CO2 um bis zu 25 Prozent niedriger ausfallen als derzeit, ist der Forscher zuversichtlich. In dem Projekt soll aber auch demonstriert werden, wie ein nachhaltiger CO2-Kreislauf aussehen könnte. Deshalb soll das im Kraftwerk abgeschiedene CO2 in einem Testgewächshaus als Düngemittel eingesetzt werden. Web;Physik in Echtzeit berechnet – Action-Titel erscheint 2016 für Xbox One. Bis die auf der E3 angekündigte, actiongeladene Fortsetzung Crackdown 3 auf den Markt kommt, müssen sich Fans der Reihe noch etwas gedulden. Auf der Gamescom in Köln gewährten die Hersteller aber vorab mit einer Pre-Alpha-Version erste Einblicke in das zerstörerische Gameplay. Dank Cloud-Computing soll man in dem Xbox-One-Titel eine komplette Stadt in Echtzeit in Schutt und Asche zerlegen können. Durch physikalische Berechnungen können Brücken zerstört werden, oder man sieht einem Wolkenkratzer dabei zu, wie er langsam zu Fall gebracht wird. Für die Umsetzung dieses Konzepts nutzen die Entwickler die Cloud-Anbindung der Xbox One. Laut dem Trailer lässt sich die Leistung der Konsole durch Auslagerung der Rechenprozesse auf externe Server um ein 20-Faches steigern. Die in Echtzeit und physikalisch berechnete Spielwelt wird deshalb in mehrere Zonen unterteilt. Davon wird jede separat von der Cloud berechnet und abgespeichert. Neben enormen Speicherkapazitäten erfordert dies vor allem auch eine schnelle Internetverbindung, um Zeitverzögerungen zu vermeiden beziehungsweise um sie auf ein Minimum zu beschränken. Aufgrund dieser Anforderungen ist die Möglichkeit zur vollkommenen Zerstörung bisher auf den Destruction-Sandbox-Modus beschränkt. Dieser Multiplayermodus enthält keine Missionen und wird sich bezüglich der Story auch in der finalen Version von anderen unterscheiden. Nähere Details dazu sind bisher noch nicht bekannt. Der eigentliche Story-Modus des Open-World-Titels kann in einer Einzelkampagne oder im Koop-Modus durchgespielt werden. Als Agent muss man sich in einer futuristischen Metropole gegen zahlreiche Gangster behaupten. Um der Zerstörungswut freien Lauf zu lassen, stehen dafür zahlreiche Waffen und transformierbare Vehikel zur Verfügung. Die Waffen wurden für die gezeigte Pre-Alpha-Version übrigens modifiziert, um das Zerstörungspotenzial zu demonstrieren, wie Eurogamer berichtet. Wie diese in der Endversion schließlich aussehen werden und ob die Stadt auch jenseits des Multiplayermodus in ihre Kleinteile zerlegt werden kann, bleibt wohl noch bis zum Release 2016 abzuwarten. Ein genaues Datum gibt es bisher nicht. Wissenschaft;1830 – Die provisorische Regierung proklamiert die Unabhängigkeit Belgiens. 1865 – In Wien wird die erste Pferdestraßenbahn Europas eröffnet. Sie verkehrt zwischen dem Schottentor und Hernals. 1910 – Portugals König Manuel II. wird durch einen Militäraufstand entmachtet und flieht nach England. Die Rebellen rufen die Republik aus und ernennen den Schriftsteller Teofilo Braga zum Präsidenten. 1930 – Das Militär in Brasilien putscht und bringt am 11.11. Präsident Getulio Vargas an die Macht. 1940 – Hitler und Mussolini treffen am Brenner zusammen. Dabei steht die Frage im Mittelpunkt, wie Vichy-Frankreich im Krieg gegen Großbritannien eingesetzt werden könnte. 1945 – In der Vorbereitenden Kommission der Vereinten Nationen fällt die Entscheidung, dass sich der Sitz des UNO-Generalsekretariats in den USA befinden soll. 1950 – Höhepunkt des von der kommunistisch beherrschten Gesamtösterreichischen Betriebsrätekonferenz initiierten Streiks: In Wien sind 145 Betriebe im Ausstand, Straßen- und Eisenbahnlinien werden blockiert, Autos, Autobusse und Straßenbahnen umgeworfen. 1965 – Papst Paul VI. besucht die UNO in New York und richtet in der Vollversammlung einen Friedensappell an die Welt. 1970 – Der im August tödlich verunglückte österreichische Formel 1-Fahrer Jochen Rindt wird, als bis heute einziger Rennfahrer, postum zum Formel 1-Weltmeister 1970 erklärt, nachdem der Belgier Jacky Ickx den Großen Preis der USA nicht gewinnen konnte und Rindts Punktezahl nicht mehr zu überbieten sein wird. 1990 – Die erste Sitzung des gesamtdeutschen Parlaments mit 144 früheren DDR-Volkskammerabgeordneten findet im Berliner Reichstagsgebäude statt. 1995 – Der weit über die Grenzen Österreichs bekannte Skipädagoge Franz Hoppichler stirbt 64-jährig in Innsbruck an Herzversagen. 2005 – Ein Hungerstreik endet für einen Schubhäftling in Linz tödlich. Der Mann aus Gambia hatte seit 28. September die Aufnahme von fester Nahrung verweigert. 2005 – Der Wirbelsturm Stan wütet in Zentralamerika und tötet dabei mehr als 2.000 Menschen. In Guatemala wird das Dorf Panabaj durch einen Erdrutsch verschüttet. 2010 – Wiens Bürgermeister Michael Häupl (SP) spricht sich in der Kronen Zeitung für eine Volksabstimmung über die Abschaffung der Wehrpflicht aus, nachdem Österreichs auflagenstärkstes Blatt wochenlang eine Kampagne in diesem Sinne gefahren hatte. Die SPÖ – bisher für die Beibehaltung der Wehrpflicht – unterstützt den Bürgermeister nun, die ÖVP lehnt das Ansinnen ab. 2010 – Bis zu eine Million Kubikmeter Rotschlamm aus einer Aluminiumfabrik überschwemmen die westungarische Ortschaft Kolontar, als der Damm eines Beckens bricht. Zehn Menschen sterben, weite Landstriche werden von dem extrem giftigen Abfallprodukt verseucht. Die Regierung verhängt zumindest bis Jahresende den Notstand und stellt das verantwortliche Unternehmen unter staatliches Kuratel. Die Langzeitfolgen sind knapp zwei Monate später noch kaum abzuschätzen, Kolontar ist zur Sperrzone erklärt worden. Geburtstage: Lucas Cranach d.J., dt. Maler u. Zeichner (1515-1586) Giovanni Battista Piranesi, ital. Kupferstecher und Architekt (1720-1778) Buster Keaton, US-Filmkomiker (1895-1966) Richard Sorge, dt.Spion und Journalist (1895-1944) Jack Dupree, US-Jazzpianist (1910-1992) Alexander Moshe Schindler, US-Rabbiner (1925-2000) Horst Janson, dt. Schauspieler (1935- ) Steve Swallow, US-Jazzmusiker und Komponist (1940- ) Francisco Araiza, mex. Opernsänger (1950- ) Todestage: Robert Haas, öst. Musikhist. und Dirigent (1886-1960) Martins Ziverts, lett. Dramatiker (1903-1990) Franz Hoppichler, öst. Ski-Trainer (1931-1995) Michael Smith, kanad. Biochemiker (1932-2000) Janis Joplin, US-Sängerin (1943-1970) (APA, 4.10.2015) Wissenschaft;Auffälliges Amphibium rangiert in der nationalen Roten Liste als "potenziell gefährdet". Wien – Die leuchtend gelben Flecken auf dem Rücken und der Oberseite von Schwanz und Beinen des ansonsten glänzend schwarzen Feuersalamanders (Salamandra salamandra) sind individuell so unterschiedlich ausgeprägt, dass man die einzelnen Tiere daran identifizieren kann. Die Farbe fungiert als Warnung für Feinde: So signalisiert das Amphibium Raubtieren seine Giftigkeit. Menschen haben durch bloßen Hautkontakt aber nicht mehr als ein leichtes Brennen zu befürchten. Gegen andere Bedrohungen hilft dies freilich nichts: Lebensraumverlust und Straßenverkehr sind heute die größten Feinde des Feuersalamanders. Wie alle heimischen Amphibien ist er streng geschützt, in der nationalen Roten Liste rangiert er vorerst aber nur als potenziell gefährdet. Nun wurde das Tier zum Lurch des Jahres gewählt, wie die Deutsche und die Österreichische Gesellschaft für Herpetologie bekanntgaben: Damit soll auf diese bemerkenswerte Spezies aufmerksam gemacht werden. Sein Name rührt übrigens daher, dass man den Feuersalamander einst für eine Art Minidrachen hielt. Man dachte, Feuer könne ihm nichts anhaben und sein Sekret sei in der Lage, Flammen zu löschen. Der Lebensraum des Feuersalamanders sind Laub- und Mischwälder mit Bächen, in denen die Weibchen ihre Larven absetzen. Die ausgewachsen etwas über 20 Zentimeter langen Tiere sind Lauerjäger, ihre Beute sind Insekten, Schnecken, Würmer und andere Kleintiere. Der Erhalt naturnaher Waldlebensräume ist die wichtigste Maßnahme zum Schutz des Feuersalamanders. International;Zhanna Nemzowa, die Tochter des ermordeten Oppositionspolitikers Boris Nemzow, erklärte bei einer Veranstaltung des Wiener Instituts für die Wissenschaften vom Menschen (IWM), warum ein politischer Umschwung in Russland vermutlich noch länger dauern wird. Vor fast einem Jahr wurde der russische Oppositionspolitiker Boris Nemzow auf offener Straße erschossen. Die Ermittlungen gehen nur schleppend voran, Spuren führen jedoch in die russische Teilrepublik Tschetschenien. Deren politisches Oberhaupt, Ramsan Kadyrow, fiel zuletzt durch harsche Kritik an der russischen Opposition auf. Deren Vertreter seien als Verräter und Volksfeinde zu behandeln. Genau solche Form von negativer Propaganda, die Hass und Gewalt in der Gesellschaft verbreite, macht Zhanna Nemzowa, Boris Nemzows älteste Tochter, für den Mord an ihrem Vater verantwortlich. Nachdem sie sich in Russland nicht mehr sicher gefühlt hatte, verließ sie im Mai 2015 ihre Heimat und lebt seither in Deutschland. Bei der Diskussion im Institut für die Wissenschaften vom Menschen (IWM) zum Thema Russischer Nationalismus am Dienstagabend in Wien betonte Nemzowa, niemals große Hoffnungen gehegt zu haben, dass der Mord an ihrem Vater vollständig aufgeklärt werden würde. Sie wirft dem russischen Staatsapparat vor, die Ermittlungen nicht ernsthaft zu betreiben, und kritisiert den fehlenden politischen Willen des Regimes: Die Verdächtigen im Mordfall Nemzow seien ihres Erachtens Männer, deren Namen zuvor niemand – weder in Russland noch im Ausland – gehört hätte. Sie dienten im tschetschenischen Bataillon Sewer, das unter der Kontrolle des tschetschenischen Präsidenten Ramsan Kadyrow steht. Auf ihre Forderung, Kadyrow im Rahmen der Ermittlungen zu befragen, erhielten die Hinterbliebenen laut Nemzowa jedoch eine Absage. Im Rahmen der Diskussion äußerte sich Zhanna Nemzowa jedoch nicht nur zum Mord an ihrem Vater, sondern unternahm auch den Versuch, die russische Gesellschaft – betont auf der Grundlage persönlicher Erfahrungen – zu analysieren. Die Journalistin bezeichnete das russische Regime dabei als hybrides System, eine Mischung aus Demokratie und Autokratie. Um dieses System zu erhalten, bediene sich die politische Elite Russlands einer neuen nationalen Ideologie, eines wiederentdeckten Patriotismus. Gemeinsam mit imperialistischem Gedankengut und festgefahrenen archaischen Strukturen werde so versucht, Instabilität und ideologischen Krisen entgegenzuwirken. Im diesem Rahmen werde die Gesellschaft laut Nemzowa in zwei Gruppen unterteilt: Patrioten und Verräter. Diese Polarisierung wird der Journalistin zufolge vor allem durch die effektive Propagandamaschinerie in Russland gefördert. Darin liegt ihrer Meinung nach auch das Geheimnis der ungebrochen hohen Umfragewerte des russischen Präsidenten. Wenngleich es kritische Medien (wie die Zeitung Nowaya Gazeta oder den Fernsehsender Doshd) gibt, hält Nemzowa deren Reichweite für zu gering, um viele Menschen zu erreichen. Der Großteil der Fernsehsender befinde sich unter staatlicher Kontrolle und kritisches Denken werde weder medial noch an Universitäten zugelassen. Nemzowa betonte, dass beruflicher Erfolg an absolute Loyalität gegenüber dem Regime gekoppelt sei. Nur regimetreue Ideologien und Ideen seien an Universitäten und im öffentlichen Raum erwünscht. Aufgrund des Mangels an öffentlicher politischer Diskussion haben junge Menschen meist kaum die Möglichkeit, kritisches Denken zu erlernen. Unter anderem aus diesem Grund habe sich eine gewisse Gleichgültigkeit innerhalb der russischen Bevölkerung entwickelt, glaubt Nemzowa. Die meisten Menschen fallen nicht in eine der beiden Kategorien, seien weder Patrioten oder Verräter. Ein Großteil glaube einfach, dass man am politischen Prozess ohnehin nichts ändern könne. Die Verantwortung, etwas in Russland zu verändern, liegt laut Nemzowa dennoch beim russischen Volk: Veränderung wird nicht durch die internationale Gemeinschaft herbeigeführt, sondern durch das Volk selbst. Nemzowa erachtet es jedoch als unwahrscheinlich, dass sich die russische Gesellschaft so schnell wie der Ölpreis verändern wird, da soziale Veränderungen bekanntlich Zeit brauchen: Vor dem Fall der Sowjetunion waren die Menschen in Russland arm und litten an Hunger. Auch damals dauerte es einige Jahre, bis sich etwas in der Bevölkerung regte. Heute gehe es den Menschen vergleichsweise gut, weshalb dieser Prozess noch lange dauern werde. Wenngleich die russische Mehrheitsgesellschaft derzeit noch keine Veränderung fordert, glaubt Nemzowa, dass diese Zeit kommen wird. Über ihren Platz in der russischen Gesellschaft sagte die junge Frau: Das mag vielleicht befremdlich wirken, aber ich selbst sehe mich als Patriotin, aus diesem Grund beschäftige ich mich auch mit diesen Themen. An eine baldige Rückkehr in ein Russland, in dem Rechtsstaatlichkeit herrscht, glaubt sie derzeit eher nicht. Web;Rechteinhaber CBS lässt Klage fallen – "Star Trek: Beyond"-Regisseur sprach sich für das Projekt aus. Es ist ein ausgesprochen ambitionieres Fanfilm-Projekt, selbst für Star Trek-Dimensionen. Die Macher von Axanar konnten per Crowdfunding über eine Million Dollar sammeln. Grafisch aufwändig und teils mit weltraumerfahrenen Darstellern besetzt und hohem visuellem Aufwand sollte die Geschichte um diese bedeutende Schlacht umgesetzt werden – als kostenlose Veröffentlichung. Ende 2015 geriet das Projekt jedoch heftig ins Schleudern. CBS und Paramount Pictures, die Rechteinhaber für Filme und Serien in Gene Roddenberry Sci-Fi-Universum klagten wegen Urheberrechtsverstößen. Unerwartet, weil man dort bisher auch andere Fanproduktionen wie Star Trek Continues geduldet hatte. Die Axanar-Macher argumentierten, dass sie keine kommerzielle Absicht verfolgten, sondern Star Trek damit einen Liebesdienst erweisen würden. Alec Peters, der in Hauptverantwortung für den Film steht, hoffte auf eine einvernehmliche Lösung. Fans zeigten sich vielfach enttäuscht vom vorgehen der Filmstudios. Sein Wunsch hat sich nun erfüllt. Wie von J. J. Abrams, der den letzten kommerziellen Star Trek-Film redigiert hat, bekannt gegeben wurde, lassen Paramount und CBS ihre Klage fallen. Eine gewichtige Rolle für die Meinungsänderung soll sein Nachfolger Justin Lin gespielt haben, der am Drehsessel für das kommende Star Trek: Beyond sitzt. Er hat sich laut Statement von Peters für Axanar stark gemacht. Um derartige Situationen künftig zu vermeiden, wollen die Rechteinhaber Vorkehrungen treffen. Laut einem Buzzfeed-Redakteur soll künftig über offizielle Richtlinien festgelegt werden, in welchem Rahmen sich Fanfilme bewegen dürfen. Einen Einblick in das Projekt gibt der Kurzfilm Prelude to Axanar, der vor einem Jahr veröffentlicht wurde. Web;Nach fünf Stunden Spielzeit ging amerikanisches Team als Sieger hervor – Zweitplatzierte bekamen 2,8 Millionen Dollar. Die Zeiten, als man nur mit echtem Sport Geld verdienen konnte, sind vorbei. Beim fünften The International, dem weltweit größten Dota 2-Turnier, durfte sich das Gewinnerteam Evil Geniuses über 6,6 Millionen Dollar freuen. Die Zweitplatzierten CDEC konnten 2,8 Millionen Dollar mit nach Hause nehmen. Insgesamt stand dem Veranstalter Valve ein Betrag von 18,4 Millionen Dollar (16,7 Millionen Euro) zur Verfügung. Für den Triumph mussten drei von maximal fünf Spielen gewonnen werden. Nach vier Runden und knappen fünf Stunden standen die Sieger fest. Das erste mal in der Turniergeschichte von Dota 2 konnte ein amerikanisches Team die Meisterschaft für sich entscheiden und die chinesischen Kontrahenten des Teams CDEC schlagen. Laut esportsearnings.com führen die Amerikaner nach dem Sieg die Liste der Bestverdiener in der Branche an. The International 2015 war mit der Gesamtsumme nicht nur die höchstdotierte Meisterschaft in der Geschichte des E-Sports, sondern übertrifft damit zum Teil auch den Preispool, der anderen Titeln für alle Turniere im gesamtem zur Verfügung stand. Darunter Star Craft 2 und Counter-Strike. Zum Vergleich: 2014 wurden in der gesamten E-Sport-Landschaft rund 36 Millionen Dollar ausgespielt. Der Rekordbetrag konnte durch den Verkauf von In-Game-Gegenständen (The Compendium) lukriert werden. Das erste Mal wurde diese Form der Finanzierung via Crowdfunding 2013 gewählt. Damals konnte Valve eine Summe von 2,8 Millionen Dollar aufbringen. (lmp, 10.8.2015) Kultur;Die Wiener Staatsoper eröffnet mit dem Studio Walfischgasse eine neue Spielstätte. Wien – Ja, man analysiere jene Idee von Bundestheater-Holding-Chef Günter Rhomberg, jene Idee, eines gemeinsamen Standortes der Bundestheaterhäuser im Kasino am Schwarzenbergplatz. Wir studieren die Kasino-Hypothese. Das tun wir sehr fleißig, betont Staatsopernchef Dominique Meyer. Nun aber sei man zunächst zufrieden mit der Walfischgasse, der neuen Spielstätte, die vertraglich vorerst zwei Jahre eine solche bleiben werde. Das Kinderopernzelt im großen Haus musste ja aufgegeben werden. Am Samstag startet das Projekt mit der Wiederaufnahme von Albert Lortzings Undine – und Meyer betont die Vorteile: Die Anzahl der Sitzplätze sei im Vergleich zum Kinderzelt von 143 auf 231 gewachsen. Verbessert sei auch die Infrastruktur: Die Künstler können sich über Garderoben und Toiletten freuen, und auch die extremen Temperaturschwankungen im auf Betreiben des Denkmalamtes abgebauten Zelt sind Geschichte. Sehr wichtig: In Fragen der Akustik wurden mit der Walfischgasse große Fortschritte gemacht. Das Orchester ist nun hinter den Zuschauerreihen positioniert, was die Verständlichkeit der Sänger erhöht. Daneben wird es auch Programm abseits der Kinderoper geben: Am 5. November startet eine Gesprächsrunde zum 60. Jahrestag der Staatsopern-Wiedereröffnung. Nebst Künstlergesprächen (Elina Garanca und Ferruccio Furlanetto) ist auch eine Vortragsreihe zur Operngeschichte neu im Angebot der Staatsoper. Sie wird auch von Direktor Meyer gestaltet (ab 17. Dezember). Zudem gibt es eine Dirigentenwerkstatt und Einblicke in konkrete Produktionen des großen Hauses, das auch Kinderopern spielt: Die Uraufführung des Auftragswerkes Fatima oder von den mutigen Kindern von Johanna Doderer wird etwa am 23. Dezember im Haus am Ring gezeigt. International;Ungarns Ministerpräsident liefert sich in Budapest einen Krieg mit seinem einstmals engen Weggefährten Lajos Simicska. Die Budapester Stadtverwaltung hat am Wochenende damit begonnen, Litfaßsäulen des Werbeunternehmens Mahir-Cityposter aus einigen Straßenzügen zu entfernen. Das Rathaus ist fest in der Hand der Fidesz-Partei des rechtskonservativen Ministerpräsidenten Viktor Orbán. Mahir-Cityposter wiederum gehört dem Oligarchen Lajos Simicska, einem engen Weggefährten Orbáns aus dessen politischen Anfangszeiten. Doch seit mehr als einem Jahr sind Orbán und Simicska verfeindet, zwischen ihnen tobt Krieg. Hintergrund der jüngsten Eskalation: Im Vorjahr hatte die Stadtverwaltung einseitig den Vertrag mit Simicskas Werbefirma gekündigt. Diese hätte bis zur Jahreswende von sich aus ihre rund 760 Litfaßsäulen aus der Stadt entfernen sollen. Simicska aber betrachtet die Kündigung des noch 15 Jahre laufenden Vertrags als Rechtsbruch. Am 11. Jänner beginnt in Budapest ein Gerichtsprozess, der diese Frage klären soll. Als am Wochenende die ersten Litfaßsäulen abgetragen waren, schickte Simicska Kapuzenmänner seiner Sicherheitsfirma aus, um die anderen Säulen zu schützen. An der Stelle ausgerissener Werbeträger ließ er umgehend neue aufstellen. Daraufhin drohte Orbáns Sicherheitsberater György Bakondi am Montag mit großen Polizeieinsätzen. Simicska war in der Frühzeit der Fidesz Orbáns Mann für die Parteifinanzen. Mit zum Teil umstrittenen Methoden schaffte er das nötige Geld für teure Kampagnen heran. Die früher kommunale Firma Mahir-Cityposter – in etwa mit der Wiener Gewista vergleichbar – brachte er im Rahmen der Privatisierungen nach der Wende unter seine Kontrolle. Das Unternehmen ist heute ein eher kleiner Mosaikstein in Simicskas Firmenimperium, das vor allem in Zeiten, in denen Orbán regierte (1998–2002 und seit 2010), massiv anwuchs. Zum Bruch kam es, weil Simicska dem mit harter Hand regierenden Orbán zu mächtig wurde. Der Regierungschef begann aus diesem Grund vor zwei Jahren, Simicskas Handlanger aus den Ministerien und Ämtern zu entfernen, in denen über die Vergabe jener lukrativen – und meist EU-finanzierten – Aufträge entschieden wird, von denen Simicskas Imperium bis dahin fürstlich gelebt hatte. Im vergangenen Februar trat der ansonsten jede Medienöffentlichkeit scheuende Tycoon überraschend ins Rampenlicht, um seinen Ex-Intimus Orbán als Abschaum zu beschimpfen. Im Oligarchen-Krieg gibt es indes mehrere Fronten. So erwarb neulich der von Premierminister Orbán vorgeschickte ehemalige Filmproduzent Andrew Vajna den zweitgrößten privaten Fernsehsender des Landes, TV 2. Doch Simicska droht dem Orbán-Mann, in die Suppe zu spucken: Kaum hatte Vajna den Deal verkündet, ließ Simicska ausrichten, dass bereits Tage zuvor eine von ihm kontrollierte Firma ihr Vorkaufsrecht an TV2 geltend gemacht hätte. Der Sender wäre demnach ein zweites Mal – und illegal – an Vajna verkauft worden. Auch diese Frage werden demnächst die Gerichte klären müssen.(Gregor Mayer aus Budapest, 5.1.2016) Wirtschaft;'Wirtschaftsminister sieht in Zukunftsweg der OMV aber kaufmännische und keine politische Frage. Wien/Moskau – Der Tausch von Assets der OMV und der russischen Gazprom hat Sorgen vor einem Verlust systemrelevanter Infrastruktur ans Ausland befeuert. Die frühere ÖIAG-Aufsichtsrätin und jetzige ÖBB-Aufsichtsratschefin Brigitte Ederer warnte vor einem schleichenden Ausverkauf der OMV. Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) will die OMV weiter in österreichischer Verantwortung sehen. In einem Interview im Neuen Volksblatt äußert sich Mitterlehner zu bevorstehenden Richtungsentscheidungen bei der OMV, auch nach den Entschlüssen der Klimakonferenz. Die Klimakonferenz und der Ausstieg aus dem fossilen Bereich sei natürlich eine schwierige Angelegenheit für Österreich, hier geht es um tausende Arbeitsplätze. Wir arbeiten derzeit an einer integrierten Klima- und Energiestrategie und werden sicherlich auch auf das Unternehmen Rücksicht nehmen, so der Wirtschaftsminister mit Blick auf den heimischen Energiekonzern. Gerade Erdgas sei ja auch ein Brückenenergieträger für den verstärkten Einsatz erneuerbarer Energieträger. Sehr verwundert gab sich der Wirtschaftsminister und ÖVP-Vizekanzler, wenn die Aufsichtsratsvorsitzende eines verstaatlichten Unternehmen, nämlich den ÖBB, über ein anderes börsennotiertes Unternehmen derartige Aussagen in der Öffentlichkeit trifft. Das ist unüblich, kann dem Unternehmen und seiner weiteren Entwicklung schaden. Das gehöre intern diskutiert. Dieses Vorgehen sei absolut unpassend. Die Zusammenarbeit mit der Gazprom sei ja nichts Neues; ob ich jetzt in der Ukraine abhängig bin oder im Bereich Nord Stream eine Abhängigkeit gegeben ist, ist grundsätzlich keine Änderung, findet der Minister. Insgesamt ist das aber eine kaufmännische Frage, die von der OMV und deren Organen zu bewerten ist und aus meiner Sicht keine politische Frage. Ob damit eine Privatisierung grundsätzlich nicht ausgeschlossen sei? Mitterlehner: Das Unternehmen soll unbedingt im österreichischen Verantwortungs- und Entscheidungsbereich bleiben. Die börsennotierte OMV gehört zu 31,5 Prozent der staatlichen österreichischen Bundesbeteiligungsholding Öbib. 24,9 Prozent hält die Abu-Dhabi-Staatsholding Ipic (International Petroleum Investment Company). Öbib und Ipic sind syndiziert.' Wissenschaft;Astronomen stießen bei Trappist-1 auf drei Planeten, auf denen Leben möglich sein könnte. Lüttich/Wien – Bei der Suche nach extraterrestrischem Leben in unserem Sonnensystem gelten der Mars und Jupiter-Mond Europa als heißeste Kandidaten, obwohl es dort eher kalt ist. Außerhalb unseres Sonnensystems gibt es nun neue mögliche Kandidaten: drei Planeten, die sich um einen Braunen Zwerg namens Trappist-1 drehen und nur rund 39 Lichtjahre entfernt sind. Braune Zwerge sind zwar Sterne, aber man kann sie mit bloßem Auge nicht sehen. Sie sind nämlich erstens viel lichtschwächer und zweitens kleiner als unsere Sonne. Gleichwohl zählen sie zu den häufigsten Bewohnern unserer Milchstraße. Bisher glaubte man, dass diese Sonnen zu klein sind, um Planeten zu beherbergen. Doch nun wurden Astronomen um Michael Gillon (Uni Lüttich) mit dem Teleskop Trappist fündig. Wie sie im Fachmagazin Nature berichten, entdeckten sie drei vermutlich habitable Planeten, die rund um den Braunen Zwerg Trappist-1 kreisen, der kaum größer als der Planet Jupiter ist und sehr viel weniger heiß als unsere Sonne. Sowohl Größe als auch Temperatur dieses Planetensystems seien vergleichbar mit den Verhältnissen auf der Erde und der Venus, behaupten die Forscher. Sie hatten ihre Beobachtungen mit dem Teleskop Trappist im September 2015 begonnen, das darauf ausgerichtet ist, 60 kleine Sterne in der Nähe unseres Sonnensystems zu beobachten. Wie sich zeigte, ziehen drei Objekte regelmäßig vor einem dieser Braunen Zwerge vorbei, zwei davon brauchen für eine Umkreisung 1,5 beziehungsweise 2,4 Tage. Damit trifft auf sie ähnlich viel Energie wie auf die Erde. Der dritte Planet ist etwas weiter entfernt und benötigt zwischen vier und 73 Tagen für eine Umrundung. Nach den Berechnungen der Astronomen sollten alle drei Planeten von Trappist-1 Bereiche aufweisen, in denen die die Temperatur deutlich unter 126 Grad Celsius liegt. Und das wiederum könnte bedeuten, dass es dort auch flüssiges Wasser gibt – eine Voraussetzung für Leben, so wie wir es kennen. Das Besondere an dieser Entdeckung ist die Nähe des Planetensystems und die geringe Größe des Sterns. Denn dadurch sollte es möglich werden, in nächster Zukunft die Atmosphäre und deren Zusammensetzung zu analysieren – und eben auch, ob es auf den Planeten Leben gibt. Wissenschaft;Vorhersage des Higgs-Teilchens bringt dessen Namensgeber einmal mehr Lorbeeren. Der britische Physiker und Nobelpreisträger Peter Ware Higgs wird heuer mit der ältesten und höchstdotierten Auszeichnung der Royal Society bedacht – der Copley-Medaille. Die 1731 erstmals verliehene Medaille dürfte die älteste noch regelmäßig vergebene Auszeichnung der Welt sein. Higgs erhielt 2013 zusammen mit François Englert den Nobelpreis für Physik für die (voneinander unabhängige) Vorhersage des Higgs-Teilchens, dessen Existenz 2012 fast 50 Jahre nach Higgs Entdeckung durch Wissenschafter des europäischen Kernforschungszentrums CERN nachgewiesen werden konnte. Seit der Erstverleihung 1731 an Stephen Gray erhielten Forscher wie Benjamin Franklin, Michael Farraday, Alexander von Humboldt, Charles Darwin, Louis Pasteur, Albert Einstein, Max Planck und Stephen Hawking die prestigeträchtige Medaille. In ihrer nunmehr 284-jährigen Geschichte erhielt übrigens bislang nur ein einziges Mal eine Frau diese Auszeichnung: Die Biochemikerin und Nobelpreisträgerin Dorothy Hodgkin wurde 1976 für die Analyse der Struktur des Vitamins B12 geehrt. Wissenschaft;Ein internationales Forscherteam untersucht, welche Gene die Venusfliegenfalle karnivor machen. Würzburg - Welche Gene sind dafür verantwortlich, dass Pflanzen Tiere fangen und verdauen können? Ein internationales Forscherteam hat bei der Venusfliegenfalle nun drei davon identifiziert. Sie sorgen dafür, dass die Pflanzen lebenswichtiges Kalium aus ihren Beutetieren höchst effizient nutzen können. Fleischfressende Pflanzen wie die Venusfliegenfalle (Dionaea muscipula) wachsen an extrem nährstoffarmen Standorten. Um dort überleben zu können, haben sie sich im Lauf der Evolution spezialisiert: Sie besorgen sich Zusatznahrung in Form von Tieren. Die Venusfliegenfalle fängt ihre Beute mit Blättern, die zu Klappfallen umgebildet sind. Berühren Insekten spezielle Sinneshaare auf der Falle, klappt diese blitzschnell zu und wandelt sich in eine Art grünen Magen um: Drüsen geben ein salzsäurehaltiges Gemisch aus Verdauungsenzymen ab, und aus der Beute werden neben Nährstoffen auch Minerale wie Kalzium, Magnesium und Kalium herausgelöst und über die Pflanzendrüsen aufgenommen. Besonders Kalium ist lebenswichtig für Pflanzen. Fleischfressende Gewächse brauchen es auch dringend für den Betrieb ihrer Fallen. Wie effizient die Venusfliegenfalle sich das Kalium aus ihren Beutetieren holt, berichtet jetzt ein internationales Forschungsteam in PNAS. Am Beginn stand die Erkenntnis, dass die Drüsen in der Klappfalle der Pflanzen nur dann Kalium aufnehmen können, wenn zuvor tatsächlich auch ein Insekt gefangen wurde. Also analysierten die Forscher die Gene, die für die Aufnahme von Kalium aktiviert werden. Es stellte sich heraus, dass zwei Kaliumtransporter und ein Enzym, eine Proteinkinase, hochgefahren werden. Genau diese drei werden auch bei nicht-fleischfressenden Pflanzen mit der Kaliumaufnahme in der Wurzel in Verbindung gebracht. Das Enzym aktiviert dabei die beiden Kaliumtransporter, die in einer konzertierten Aktion das gesamte Kalium aus der Beute in die Pflanze schaffen. Zuerst senkt der Transporter DmAKT1 den Kaliumspiegel im Magen der Venusfliegenfalle drastisch ab, dann erledigt der Transporter DmHAK5 die Feinarbeit. Er hat eine beträchtliche Pumpkraft und kann auch dann noch Kalium in die Drüsenzellen verfrachten, wenn die Kaliumkonzentration dort schon sehr hoch ist, erklärt Sönke Scherzer, Koautor der Studie. Doch wie merken die Kalium-Aufnahmesysteme der Venusfliegenfalle, dass eine kaliumreiche Beute in der Falle sitzt? Wir haben erste Hinweise darauf, dass nicht erst das aus der Beute freigesetzte Kalium, sondern schon die Berührung der Sinneshaare die Neusynthese der Transporter einleitet, sagt der Biophysiker Rainer Hedrich. Wie aber die Kaliumkonzentration im grünen Magen gemessen wird und wie die Aktivierung und Deaktivierung der Kaliumtransporter genau vor sich geht, ist noch unklar. Dies wollen die Forscher um Hedrich, der für seine Arbeit 2010 einen hochdotierten Advanced Grant des ERC erhielt, künftig herausfinden. Wissenschaft;Forscher stoßen bei zwei Prozent der Finnen auf spezielle Variante eines Serotonin-Rezeptor-Gens. Helsinki – Eine in Finnland verbreitete Genvariante könnte einer aktuellen Studie zufolge dafür verantwortlich sein, dass sich manche Finnen unter Alkoholeinfluss impulsiv verhalten, wie es in der Studie genannt wird. Laut der im Fachmagazin Translational Psychiatry veröffentlichten Untersuchung steht die Mutation mit einer Veranlagung zur Impulsivität in Verbindung, die zumeist unter der Oberfläche schlummere, aber unter Alkoholeinfluss zum Vorschein kommen könne. Zwei Prozent der Finnen – etwa 100.000 Menschen – sollen die Genveränderung in sich tragen. Laut Studienleiter Roope Tikkanen tritt die Veränderung an einem Serotonin-Rezeptor-Gen auf, das mutmaßlich für die Impulsivität von Menschen mit psychischen Krankheiten in Verbindung steht. Durch historische und geografische Isolation ist der Genpool in Finnland laut Tikkanen relativ homogen, was die Entdeckung der Mutation erleichtert habe. Die Forscher glauben, dass die Genmutation erblich ist und ihre Entdeckung zu Medikamenten gegen krankhafte Impulsivität führen könnte. Nach Zahlen des finnischen Justizministeriums werden 80 Prozent aller Morde und 70 Prozent aller Körperverletzungen im Land nach Alkoholkonsum begangen. Dabei trinken Finnen laut Statistik nicht mehr Alkohol als Bewohner anderer EU-Länder. Mit 12,27 Litern reinem Alkohol pro Person liegt Finnland sogar leicht unter dem europäischen Durchschnitt von 12,45 Litern pro Person. International;Grünen-Abgeordneter Pilz vermutet Rechtsbruch bei Kriegsmaterialexport und Einrichtung des Abdullah-Zentrum als Gegenleistung. Wien – Nachdem der deutsche Spiegel von einer in Österreich hergestellten Splittergranate berichtet hat, die in Saudi-Arabien aufgetaucht ist, musste das Innenressort in Wien die Genehmigung eines fragwürdigen Exports Richtung Riad einräumen: Im Jahr 2010 hat die Republik die Lieferung von 9.000 Splittergranaten an die Saudis freigegeben, nachdem 2009 ein entsprechendes Ansuchen gestellt worden war. Konkret waren die Geschoße für das Innenministerium des Königreichs bestimmt, in dem es um die Menschenrechte nicht zum Besten bestellt ist. Auf APA-Anfrage erklärte Karl-Heinz Grundböck vom Innenressort, dass der Export in Absprache mit dem Außen- und dem Verteidigungsressort erfolgt sei. Gemäß dem heimischen Kriegsmaterialiengesetz muss das Innenressort das Außenamt bei solchen Angelegenheiten einbinden, das Verteidigungsministerium anhören – in der Praxis prüft Letzteres aber vor allem, ob die Waffen gegen österreichische Soldaten im Ausland eingesetzt werden könnten. Der Waffenhandel mit kriegsführenden Staaten und in Länder, in denen exportiertes Kriegsmaterial zur Unterdrückung von Menschenrechten verwendet werden kann, ist Österreich als Neutraler generell verboten. Schon 2009 berichtete Amnesty International von 69 Hinrichtungen und zahlreichen Auspeitschungen. Im Detail stammt die in Saudi-Arabien aufgefundene Splittergranate von einer österreichischen Tochterfirma des deutschen Rüstungskonzerns Rheinmetall. Im Jahr 2014 sollen Sondereinheiten des Königreichs diese bei einem Einsatz gegen eine Protestbewegung bei sich getragen haben, so der Spiegel. Für den Grünen Peter Pilz sind für den Export der frühere Außenminister Michael Spindelegger und Ex-Innenministerin Maria Fekter (beide ÖVP) verantwortlich, was er im Innenausschuss am Dienstag auf die Tagesordnung setzen will. Dazu vermutet Pilz, dass die Einrichtung des Abdullah-Zentrums in Wien als Gegenleistung erfolgt sei: Das Ganze war keine rechtliche, sondern offenbar eine politische Entscheidung, mit der man dem Regime einen Gefallen tun wollte. Das stinkt nach einem Geschäft. Pilz Recherchen decken sich mit Grundböcks Angaben, dass nach 2010 kein derartiger Export nach Saudi-Arabien mehr erfolgt ist. Im Mai 2012 wie im Jänner 2014, als Riad gern weitere 3.000 beziehungsweise 9.000 Stück Granaten geordert hätte, habe das Innenressort die Ausfuhr verboten beziehungsweise schon das Vorverfahren abgedreht, so der Grüne. Fekter, mittlerweile Abgeordnete und ÖVP-Kultursprecherin, lässt dem STANDARD ausrichten, dass der Export ein Verwaltungsverfahren des Innenressorts war, das ohne ihre Einflussnahme gesetzeskonform abgewickelt wurde. Auch Spindelegger, jetzt Generaldirektor des in Wien ansässigen Internationalen Zentrums für die Entwicklung von Migrationspolitik, weist über einen Sprecher politischen Tauschhandel zurück. Ende 2010 hat er per Ministerratsvortrag seinen Regierungskollegen erstmals die Idee des Abdullah-Zentrums präsentiert, 2011 wurde die umstrittene Dialogstätte dann eröffnet. Inland;Hilfsorganisationen kritisieren: Langzeitpflege und Behinderte nicht berücksichtigt. Wien – Breite Kritik hat sich das Gesundheitsministerium mit seinem Begutachtungsentwurf für die Neuordnung der Ausbildung der Pflegekräfte eingehandelt. Der Gemeindebund und das Land Salzburg haben wegen befürchteter Mehrkosten sogar den Konsultationsmechanismus ausgelöst. Die Hilfsorganisationen kritisieren die Nichtberücksichtigung der Langzeitpflege und der Behinderten-Betreuung. Nach den Plänen von Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (SPÖ) soll die Ausbildung über drei Schienen laufen. Neben einer Pflegeassistenz ist auch die Schaffung einer Pflege-Fachassistenz vorgesehen, die mehr Kompetenzen haben soll. Beide sollen weiterhin an den Krankenpflegeschulen ausgebildet werden, die Ausbildung dauert ein bzw. zwei Jahre. Die gehobenen Pflegefachkräfte (derzeit diplomierte Pflegekräfte) sollen künftig ausschließlich akademisch an Fachhochschulen ausgebildet werden. Inkrafttreten soll die Neuregelung ab September 2016 stufenweise bis 2024. Sowohl der Gemeindebund als auch das Land Salzburg befürchten dadurch Mehrkosten und haben deshalb den sogenannten Konsultationsmechanismus ausgelöst. Sie fordern die rasche Aufnahme von Verhandlungen. Der Gemeindebund verweist darauf, dass die Höherqualifizierung der Pflegekräfte und die Übertragung zusätzlicher Aufgaben, unweigerlich zu höheren Personalkosten führen, die in erster Linie die Gemeinden als Träger von Pflegeeinrichtungen treffen würden. Außerdem wäre die Administration des Personals von drei Pflegeberufen vor allem in kleineren Einheiten und in der mobilen Pflege nur schwer umsetzbar. Dem Rechnungshof fehlen ebenfalls realistische Angaben über die finanziellen Auswirkungen. Auch die Arbeiterkammer hält die Dualisierung in Pflegeassistenz und Pflegefachassistenz für nicht sinnvoll. Sie befürchtet, dass die schlechter ausgebildete und damit auch billigere Pflegekraft bevorzugt beschäftigt wird und fordert nur einen Assistenzberuf mit einer Ausbildungsdauer von zwei Jahren. Auch die Volkshilfe und der Samariterbund lehnen die Aufsplitterung in drei Berufsgruppen ab, weil sie ein Absinken der Qualität befürchten. Der Rechnungshof befürchtet ebenfalls ein Sinken des Qualitätsniveaus, auch weil bundesweit einheitliche Standards nicht vorgesehen seien. Der Seniorenrat glaubt hingegen dass mit dem zusätzlichen Assistenzberuf den Bedürfnissen der Praxis vermehrt Rechnung getragen wird. Der Seniorenrat wünscht sie zusätzlich die Einführung einer Pflegelehre und eine Berücksichtigung des Themas Demenz in dem Gesetz. Die Ärztekammer gibt zu bedenken, dass mit der Einführung der zusätzliche Fachassistenz die Pflegeberufe sehr komplex werden. Für die anordnenden Ärzte werde es kaum noch überblickbar, an welche Pflegepersonen sie welche Tätigkeiten sie delegieren können. Die Ärztekammer stört auch, dass die gehobenen Pflegefachkräfte zwar mehr Kompetenzen bekommen, ihre Ausbildung aber nicht verlängert werden soll. Für die Ärztekammer entsteht der Eindruck, dass die künftigen Pflegeberufe zwar vermehrt medizinisch-ärztliche Aufgaben übernehmen sollen, ihr Kernbereich der Pflege aber kaum noch Beachtung finde. Die Wiener Landesregierung hätte die Anhörung der Ärztekammer in dieser Frage überhaupt nicht für erforderlich erachtet. Die Hilfsorganisationen Caritas, Hilfswerk, Lebenshilfe und der Verband der Sozial- und Gesundheitsunternehmen sowie die Arbeiterkammer kritisieren, dass sich der Entwurf nur auf die stationären Einrichtungen konzentriere. Sie fordern eine Einbeziehung der Langzeitpflege und der Behindertenarbeit. Dem Verband der Sozial- und Gesundheitsunternehmen erscheinen die Umsetzungsfristen zu lange. Auch der Verband der Pflegedirektoren sieht durch die schrittweise Umsetzung mit langen Übergangsfristen die Gefahr von Unklarheiten. Das Bildungs- und Frauenministerium urgiert eine gender-symmetrische Berufsbezeichnung, damit sich Krankenschwestern nicht mehr mit dem Vornamen anreden lassen müssen. Web;'Die Angst vor dem technologischen Fortschritt muss vor allem als Angst vor menschlichen Abgründen interpretiert werden. Nicht im Geringsten frustriere es ihn, trotz seiner intellektuellen Überlegenheit den Befehlen der menschlichen Crew hörig zu sein: So beschwichtigte der fiktive Supercomputer HAL 9000 in Stanley Kubricks 2001: Odyssee im Weltraum die besorgte Frage eines Interviewers, wie denn sein Verhältnis zu den Besatzungsmitgliedern sei. Als es jedoch um die eigene Abschaltung geht, schlägt der Überlebensinstinkt der Maschine durch – und sie versucht die Astronauten mit allen Mitteln davon abzuhalten. Der vor bald 50 Jahren erschienene Science-Fiction-Film fasst nach wie vor die Urängste der Menschen in Bezug auf künstliche Intelligenz und denkende Computer zusammen. Aber auch wenn er valide Fragen aufwirft, bleibt er Fiktion. Die Rechenleistung von Maschinen übertrumpft Menschen zwar in vielen Bereichen, doch handelt es sich um isolierte Fähigkeiten. Der Computer gewinnt vielleicht gegen den Schachweltmeister, doch er kann nicht nachvollziehen, was Schach oder Sieg tatsächlich bedeuten. Und selbst wenn vernetzte Rechner die Welt komplett verstünden, wären sie nicht in der Lage, die Irrationalität der Menschen zu kopieren, meint der italienische Philosoph Luciano Floridi. Genau diese sorgt aber für Kultur, Liebe und schreckliche Verbrechen, also kurzum für das, was den Menschen ausmacht. Um eine menschliche Maschine zu produzieren, müsste ihr Erschaffer also erst einmal den Menschen selbst verstehen – und dessen Innerstes dann in Algorithmen übersetzen. Doch auch dann wäre der Roboter nur die Projektion der Ideenwelt seines Erschaffers. Genau das sind Computer: unsere Erzeugnisse, die unsere Vorstellungen und Träume spiegeln, etwa den Wunsch, klüger, reicher und leistungsfähiger als je zuvor zu sein. Viel brennender als die Frage nach der Gefahr durch eigenständige Maschinen ist daher die Frage, welche Macht die Besitzer der ausgereiftesten Modelle durch sie erlangen. So bilden Supercomputer einen wichtigen Aspekt der Finanzkrise. Algorithmen handeln in kaum messbaren Zeitabständen mit Aktien. Börsenkurse steigen und fallen in Windeseile, ohne dass menschliche Beobachter die Gründe dafür verstehen. Computerprogrammierer verdienen an der Wall Street mittlerweile mehr als Finanzanalysten. Der Computer wird Ausdruck der Gier, indem er mit den Finanzen von Millionen Bürgern spielt – weil er es darf. Ähnlich ist es bei Polizei und Militär. Der Wunsch nach absoluter Sicherheit macht Behörden zu Datenkraken, die Bürgerrechte verletzen. Dutzende Staaten erforschen, wie Kriegsroboter ihnen einen Vorteil auf dem Schlachtfeld verschaffen könnten. Doch auch hier geht es um die Ethik der Schöpfer, nicht um die Moralvorstellung einer Maschine. Der Mensch wird entscheiden, ob der Kampfroboter Zivilisten und kapitulierende Soldaten verschont. Das Problem ist, dass die Politik – und damit ist nicht nur die politische Klasse, sondern auch der politische Prozess in der gesamten Gesellschaft gemeint – den Entwicklungen weit hinterherhinkt. Das berühmte Mooresche Gesetz entstand bereits 1964: Es besagt, dass sich die Rechenleistung von Maschinen alle paar Monate verdoppelt. Es könnte heuer seine Gültigkeit verlieren, in den vergangenen 50 Jahren traf es jedoch zu. Der Weg von Konrad Zuses Z3-Computer bis zum iPhone 6s mag lang erscheinen. Tritt man einen Schritt zurück und betrachtet die menschliche Entwicklung als Ganzes, erfolgte die Evolution der Maschine nicht einmal in einem Wimpernschlag der Geschichte. Es besteht kein Zweifel, dass Computer unser aller Leben enorm verbessert haben. Damit ist nicht nur gemeint, dass vieles komfortabler wird. Der Computer ermöglichte auch fantastische Fortschritte im Bereich der Medizin, der Kommunikation und Verständigung, der staatlichen Organisation sowie der Arbeitswelt. Theoretisch können wir davon träumen, dass uns smarte Rechner bald einen Großteil der Arbeit abnehmen und wir viel mehr Zeit für Müßiggang haben. In der Praxis verschärfen sich jedoch die Konflikte: Maschinen ersetzen Arbeitskraft, was, um kurz marxistisch zu werden, momentan vor allem dem Kapital nützt. Die globale Ausbeutung erlangt durch die Digitalisierung eine neue Stufe, weil geografische Barrieren überwunden werden. Jene jungen schlecht bezahlten Filipinos, die täglich zigtausende furchtbare Fotos und Videos auf sozialen Medien zensieren, sind genauso Opfer der Computerrevolution wie die Arbeiter in China, die unter menschenunwürdigen Bedingungen Smartphones und Computer zusammenbauen. Auch in der westlichen Hemisphäre erweist sich der technologische wie technische Fortschritt oftmals als trojanisches Pferd: Statt die E-Mail-Funktion am Smartphone als bequeme Lösung für Ausnahmesituationen wahrzunehmen, verspüren Angestellte wie auch Vorgesetzte den Druck, digital omnipräsent zu sein. Computerprogramme zum Protokollieren der eigenen Gesundheit werden plötzlich zum Drillmeister in der Hosentasche; ganz abgesehen von den Datenströmen, die an gewinnorientierte Konzerne wandern und neue Möglichkeiten der Kontrolle schaffen. Politik und Gesellschaft schauen nahezu atemlos zu: Die vor kurzem beschlossene EU-Datenschutzreform ersetzte eine Richtlinie aus dem Jahr 1995. De facto hatte die Europäische Union also jahrelang Smartphones, Apps und die massenhafte Verbreitung des Internetzugangs ignoriert – zumindest was den Datenschutz der Bürger betrifft. Bei künftigen Entwicklungen muss das schneller gehen. Enorme disruptions, wie die IT-Branche Umbrüche nennt, stehen bevor. Zu nennen sind etwa computerisierte vernetzte Haushalts- und Alltagsgegenstände, die unter dem Begriff Internet der Dinge zusammengefasst werden. Dazu kommen selbstfahrende Autos und Fortschritte in der künstlichen Intelligenz, die Arbeitsplätze obsolet machen könnten – von autonomen Drohnen und Kriegsrobotern ganz zu schweigen. Diese Evolution der Computer ist unaufhaltsam. Das ist auch gut so. Doch wir müssen darüber debattieren, welche Schutzmechanismen wir implementieren, um computergestützte Handlungen kontrollieren zu können. Wir müssen diskutieren, wie großartige Erfindungen so genutzt werden können, dass alle Menschen davon profitieren. Und wir müssen uns entscheiden, wie viel Verantwortung wir der maschinellen Intelligenz überlassen. Denn ob die neue Welt eine schöne wird, oder die Bezeichnung wie in Aldous Huxleys gleichnamigem Roman Satire ist, liegt in unseren Händen.' Etat;Die zweite Staffel beunruhigte in Neapel. Ab Dienstag läuft sie im Abofernsehen auf Sky Atlantic HD. Wien – Nach der ersten Staffel der Fernsehserie Gomorrha setzte die ehrenwerte Gesellschaft ein Zeichen, mit dem sie ihre Macht demonstrierte: Dreharbeiten zur zweiten Saison verweigerte sie an Originalschauplätzen rund um Neapel die Genehmigung. Offiziell beklagten die Bürgermeister Imageschaden durch die in der Serie gezeigte Brutalität. Immerhin gebe es auch ehrliche Menschen in Neapel, argumentierten Gemeindevertreter. Es ging offenbar auch so. Denn ab Dienstag bricht im Abo-TV Sky Atlantic HD erneut der ungebremste Sturm der Camorra los und fordert mit zerstörerischer Wut in zwölf neuen Folgen seine zahlreichen Opfer. Ein Mann wird auf einer Trage weggeführt. Er ist schwer verletzt, hängt am Defibrillator, wird wiederbelebt. Getrocknetes Blut klebt am nackten Oberkörper, Narben klaffen in seinem Gesicht. Der Neueinsteiger weiß in dieser ersten Sequenz nicht, woher die Verletzungen stammen, aber die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass es sich um die Folgen einer Gewalttat handelt. Wer die erste Staffel gesehen hat, muss nicht rätseln: Leichen pflastern die Wege von Ciro (Marco DAmore), Pietro (Fortunato Cerlino) und dem Rest der brutalen Gang der Camorra, die in vielen Bereichen des kommunalen und gesellschaftlichen Lebens Neapels mitspielt. In der Fortsetzung wird wieder abgerechnet. Die erste Staffel endete mit einem Blutbad, Jungpate Ciro muss die Konsequenzen fürchten. Sein früherer Boss und jetziger Erzfeind sinnt auf Rache. Die Geschichte folgt den Aufzeichnungen des italienischen Schriftstellers Roberto Saviano, der intensiv in der Szene recherchierte. Bis ins letzte Detail beschrieb Saviano Verbrechen der Camorra und nannte führende Köpfe beim Namen. Das Buch verkaufte sich mehr als zehn Millionen Mal, der danach gedrehte Film gewann 2008 den Jurypreis in Cannes. Seit Erscheinen des Buches 2006 muss sich Saviano vor der Rache der Mafia verstecken. Die von Jan Mojtos Betafilm und Sky Italia produzierte Serie wurde in mehr als 130 Länder verkauft. Auch in der zweiten Staffel wird auf Authentizität Wert gelegt. Stilistisch changieren die Regisseure zwischen Actionfilm und Reportage. Geht auf. Wissenschaft;Erster Start mit drei Satelliten am Mittwoch. Wostotschny – Mit dem problemlosen Aufstellen der Rakete hat Russland die letzten Vorbereitungen zur Inbetriebnahme seines neuen Weltraumbahnhofs Wostotschny eingeleitet. Vor dem geplanten Start an diesem Mittwoch werde die Sojus-2.1a nun noch mit rund 300 Tonnen Treibstoff betankt, berichtete das russische Fernsehen am Sonntag. Für den mit Spannung erwarteten ersten Start um 4.01 Uhr MESZ nahe der chinesischen Grenze sagten Moskauer Meteorologen günstige Bedingungen voraus. An dem Kosmodrom rund 8.000 Kilometer östlich der Hauptstadt hat Russland etwa sechs Jahre lang gebaut. Der Kreml hat noch nicht bekanntgegeben, ob Präsident Wladimir Putin zur Premiere anreist. Er hatte Wostotschny zur Chefsache erklärt. Russland will sich mit Wostotschny unabhängig machen vom Weltraumbahnhof Baikonur, der seit dem Zerfall der Sowjetunion 1991 in der Republik Kasachstan liegt. Moskau hat das Areal noch bis 2050 für jährlich etwa 100 Millionen Euro gepachtet. Von Baikonur aus startete Juri Gagarin 1961 zum ersten Flug eines Menschen ins All. Begleitet von Sicherheitskräften hatte ein Transportzug die Sojus am Samstag in Wostotschny von der Montagehalle zu der wenige Kilometer entfernten Rampe transportiert. Arbeiter richteten die Rakete dort auf und schoben den mobilen Serviceturm heran. Alles läuft planmäßig, sagte Russlands Raumfahrtchef Igor Komarow. Bei dem historisch ersten Start sollen drei Satelliten ins All gebracht werden. Ein bemannter Flug ist erst in einigen Jahren geplant. Experten würden die Sojus nun vorbereiten und unter anderem noch einmal die Raketenoberstufe vom Typ Wolga prüfen, hieß es. Sie ist für die Beschleunigung nach dem Start mitentscheidend. Dem russischen Staatsfernsehen zufolge hat die Raumfahrtbehörde Roskosmos vorübergehend Experten von Baikonur nach Wostotschny versetzt. Die erfahrenen Spezialisten sollen sicherstellen, dass der weltweit beachtete erste Start vom modernen Weltraumbahnhof gelingt. Inland;Mikl-Leitners Pläne bleiben geheim, das Konzept der Koalition soll am Mittwoch vorliegen. Mitterlehner warf der Kanzlerpartei "Profilierungsversuche" vor. Wien – Obwohl Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) schon seit Wochen mit dem Zaunpfahl winkt, hielt die Innenministerin auch am Montag ihre Pläne für die Neugestaltung des slowenisch-steirischen Übergangs geheim. Nach der Sitzung des schwarzen Vorstands sowie der Bundesparteileitung enteilte sie in Richtung Flughafen, weil ein Sondertreffen mit ihren EU-Amtskollegen in Brüssel anstand. Eine Stichelei in Richtung des Koalitionspartners SPÖ, der bereits mehrere Modelle ohne Zaun zur Bewältigung des Flüchtlingsandrangs im Süden vorgelegt hat, konnte sich die Innenministerin dennoch nicht verkneifen. Ich kann schweigen, sagte sie kurz und knapp. Dafür ging nach der Beratung der ÖVP-Gremien Parteichef und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner zum Angriff auf den roten Regierungspartner über. Er warf der Kanzlerpartei angesichts der Vorlage diverser Pläne für Spielfeld Profilierungsversuche vor – und genau das führe zur Verunsicherung in der Bevölkerung. Dazu hielt Mitterlehner zur Rolle seiner eigenen Partei im aktuellen Streit fest: Wir haben uns an diesem Chaos nicht beteiligt. Einen Koalitionsbruch schloss Mitterlehner in der ZiB 2 vorerst aus: Es reicht noch nicht. Zur Erinnerung: Verteidigungsminister Gerald Klug (SPÖ) sprach sich mit ranghohen Militärs für eine Wartezone und eine Grenzraumsicherung samt gemischter Patrouillen aus, dazu ventilierte die SPÖ via Krone für zaunlose Grenzkontrollen einen Dreipunkteplan (Kommandozentrale, Leitsystem, mehrere Übergänge). Bedenken, dass Mikl-Leitner trotz alledem einen Zaun entlang der steirischen Grenze hochziehen lassen könnte, versuchte Mitterlehner zu zerstreuen. Nein, Österreich könne im Schengen-System damit kein Vorreiter sein. Und nein, es gehe nicht um eine Abschottung über hunderte Kilometer und schon gar nicht um eine bauliche Maßnahme, wie sie Ungarns Premier Viktor Orbán gesetzt hat. Als Konzept gab der ÖVP-Chef allerdings recht vage aus, dass wegen der Masse an Flüchtlingen die Grenzen besser geschützt sowie Sicherheits- und Kontrollmöglichkeiten geschaffen werden müssen – vor allem im Hinblick darauf, dass Deutschland eines Tages die Aufnahme von Asylwerbern verknappt und dann der Strom entzerrt gehört. Bis Mittwoch soll die Regierung laut Vizekanzler ein gemeinsames Konzept vorlegen, rascher ginge es einfach nicht, weil der Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, Konrad Kogler, derzeit Gespräche in Slowenien führe. SPÖ-Kommunikationschef Matthias Euler-Rolle beruhigt auf STANDARD-Anfrage, ob sich anstatt einer Einigung der Streit noch weiter auswachsen könnte: Es finden zurzeit intensive Gespräche zwischen den zuständigen Ressorts statt – daher wird es auch eine entsprechende Lösung geben. Nachsatz: Ziel ist es, die neuen baulichen Maßnahmen politisch abzuklären, aber rein rechtlich kann Mikl-Leitner das so gestalten, wie sie will. Etat;Telefonieren verdrängte Radiohören von Platz zwei. Wien – Die Österreicher sehen in ihrer Freizeit am liebsten fern. Gleich 89 Prozent gaben bei einer Umfrage für das Institut für Freizeit- und Tourismusforschung an, mehrmals pro Woche das TV-Gerät einzuschalten. Telefonieren mit dem Handy verdrängte mit 84 Prozent erstmals Radiohören (79 Prozent) vom Platz zwei. Genau wie Radiohören hat auch das Lesen von Zeitungen, Zeitschriften oder Illustrierten weiter an Bedeutung verloren. Online-Formate entsprechen eher den Bedürfnissen der Jüngeren als die traditionellen Printmedien. Dieser Umstieg wird sich laut den Forschern weiter fortsetzen. Neben dem Medienkonsum gehören erholsame Tätigkeiten zu Hause zu den häufigsten regelmäßig ausgeübten Freizeitaktivitäten der Österreicher. Lokalbesuche und Wandern/Spazieren gehen sind die beliebtesten aktiven Freizeitbeschäftigungen. Die Ausübung von Hobbys, wie etwa Sammeln oder Basteln, befindet sich mit nur mehr 18 Prozent im Jahresvergleich gesehen auf dem tiefsten Stand seit 20 Jahren. Auch Freunde einzuladen, erscheint im Moment für weniger Mensch attraktiv – ob als Folge der Bequemlichkeit, der vielen Alternativen im Freizeitangebot oder der zunehmenden Versingelung bleibt allerdings offen. Der längerfristige Zeitvergleich macht deutlich, dass in den Lebensstilen der Menschen zwar nie abrupte Veränderungen stattfinden, manche Entwicklungen aber klar als nachhaltig zu erkennen sind. Die mittelfristige Berechenbarkeit für Wirtschaft und Politik ist, entgegen mancher Boom- bzw. Trendberichterstattung, aus diesen Studien nachweisbar. Sie kann und muss daher aber rechtzeitig erfasst, bzw. ihre Auswirkungen entsprechend realistisch abgeschätzt und durch anzupassende Rahmenbedingungen vorweg genommen werden, sagte Institutsleiter Peter Zellmann. Wissenschaft;Eine medienwissenschaftliche Studie soll nachweisen, wie gezeigte Produkte das kindliche Essverhalten beeinflussen. Die junge Protagonistin steckt ein kleines Plastikpaket in die Mikrowelle und – brrrrrr, pling – innerhalb weniger Sekunden transformiert die Hitze es zu einem riesigen Hamburger mit zweierlei Saucen und Salat. Modell Doppeldecker. Dazu gibts außerordentlich knusprig anmutende Pommes frites. Offensichtlich läuft nicht nur Kindern bei dieser Szene aus dem Familienfilm Spy Kids das Wasser im Mund zusammen – aber sie sind, im Unterschied zu Erwachsenen, dem Werbetrick wehrlos ausgesetzt: Kinder bemerken in der Regel gar nicht, dass es sich um Werbung handelt. Die Szene ist lustig gemacht und das führt dazu, dass die Kinder diese Produkte auch haben wollen, sagt Jörg Matthes, Professor am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft in Wien. Er untersucht, gemeinsam mit seiner Kollegin Brigitte Naderer, in einem aktuellen Forschungsprojekt, welche Auswirkungen Product-Placement in Kinderfilmen tatsächlich auf das Essverhalten der jungen Zuschauer und Zuschauerinnen hat. Die Vorgehensweise dabei: Zunächst werden internationale und nationale Kinderfilme aus den Jahren 2013 und 2014, die in Österreich erhältlich sind, analysiert. Dabei halten wir fest, welche Produkte auf welche Weise und in welcher Frequenz in den Filmen auftauchen. Es geht also darum, wie die Kinder angesprochen werden. Wird das Produkt mit einem positiv besetzten Akteur verknüpft? Wie wird das Produkt vorgeführt? Kommt es zu einer positiven Bestätigung nach dem Verwenden des Produkts? Das alles untersuchen wir mit der Methode der Inhaltsanalyse. Der zweite Teil der Studie ist als Experiment konzipiert: Die Publizistikwissenschafter gehen an Schulen, um herauszufinden, wie Schulkinder auf die Nahrungsmittelplatzierungen reagieren. Die Schülerinnen und Schüler werden in zwei Gruppen eingeteilt und bekommen Filmausschnitte zu sehen. Beiden Gruppen wird der gleiche Filmausschnitt gezeigt – mit dem einzigen Unterschied, dass in der einen Version Nahrungsmittelplatzierungen vorkommen und in der anderen nicht. Ist der Film zu Ende, dürfen sich die Kinder einen Snack aussuchen. Wichtig ist, dass dies eher im Vorbeigehen passiert, also das Auswählen der Snacks eine ganz spontane Impulsreaktion ist. Die Forscher vermuten, dass die Schülerinnen und Schüler, die die Produktplatzierungen gesehen haben, eher zu den Süßigkeiten greifen. Der erste Untersuchungsdurchgang wurde bereits durchgeführt, Ergebnisse werden Ende der Woche vorliegen. Unser Ziel ist es nicht, Markentreibenden zu erklären, wie sie Kinder besser erreichen, sagt Matthes über die gesellschaftliche Relevanz seiner Forschung. Die Eltern sind sich oft gar nicht im Klaren, dass die Kinder über Filme mit einer Menge süßhaltigen, fettigen Produkten konfrontiert werden. Das Anliegen der Wissenschafter ist vielmehr, die Ergebnisse des Projekts, das durch die Österreichische Nationalbank gefördert wird, in die Öffentlichkeit zu tragen – und dort damit für Diskussion zu sorgen: Darüber, was unternommen werden kann, um Kinder besser zu schützen. Darüber, welche Lebensmittel gut sind und welche schlecht. Unser Lieblingssnack aus der Kindheit begleitet uns meist ein Leben lang, sagt Matthes. Und wenn es ein ungesundes Produkt ist, kann das letztendlich negative Effekte auf unsere Gesundheit haben. Darum leiden auch immer wieder Menschen bereits in jungen Jahren an Übergewicht. Damit dieser Effekt bei den, in Matthes Experiment getesteten Kindern, ausbleibt, führen er und seine Kollegin nach der Messung ein Countertreatment, also eine Gegenmaßnahme, durch: Sie klären die Schüler über den Unterschied zwischen Programm und Werbung und die Bedeutung gesunder Ernährung auf. Das muss lustig und spielerisch passieren. Genauso wie auch die Werbung im Film aufgebaut ist. Wissenschaft;'Neurolinguistisches Programmieren kommt mit wissenschaftlichem Anstrich daher, doch von Seriosität kann dabei keine Rede sein. Glaubt man diversen Medienberichten, dann sind diese drei Buchstaben mit dafür verantwortlich, dass Norbert Hofer im gerade zu Ende gegangenen Wahlkampf so erfolgreich war und es fast bis ins höchste Amt des Staates geschafft hat: NLP. NLP steht für neurolinguistisches Programmieren und gilt als wahre Wundermethode, mit der sich so ziemlich alles erreichen lässt, was man gerne erreichen möchte. Es ist Magie, man ist ein eigener Zauberkünstler, begeistert sich eine offensichtlich zufriedene Absolventin eines NLP-Kurses auf der Website des Österreichischen Trainingszentrums für neurolinguistisches Programmieren. Dort verspricht man den Kursteilnehmern ein besseres Privatleben, eine bessere Karriere und überhaupt mehr Erfolg im Leben. Die knapp 4.000 Euro, die man investieren muss, um den NLP & NLPt Professional Master Practitioner-Diplomkurs belegen zu dürfen, scheinen angesichts dieser Behauptungen gut angelegt zu sein. Allerdings nur, wenn NLP auch all diese großen Versprechen halten kann. Und das ist eher zweifelhaft. Die Bezeichnung suggeriert einen wissenschaftlichen Hintergrund. Neurolinguistik klingt nach Hirnforschung, Sprachwissenschaft und Psychologie. Und die einschlägigen Anbieter und Ausbildner unterstützen diese Sichtweise. Professionell und hochwirksam sei die NLP, sagt das Österreichische Trainingszentrum. Und der Österreichische Dachverband für neurolinguistisches Programmieren erklärt zu NLP: Hinter dieser Bezeichnung stehen die Grundannahmen, dass wir Menschen die Welt nicht nur mit unseren Sinnen, sondern mit unserer gesamten Neurologie – damit ist die Einheit von Sinnesorganen, Nervenbahnen und Gehirn gemeint – wahrnehmen und unsere Erlebnisse und Erfahrungen auch in den fünf Sinnessystemen verarbeiten. Die gesamte Neurologie! Das kann nur seriöse Wissenschaft sein. Oder vielleicht doch nicht: NLP sei eine Verschmelzung von ungeprüften Hypothesen und Versatzstücken des Positiven Denkens, sagte Viktor Lau, Autor von Schwarzbuch Personalentwicklung – Spinner in Nadelstreifen in einem Interview mit dem Spiegel. Und mit seiner Meinung steht er nicht allein da. Die (tatsächlich echten) wissenschaftlichen Studien lassen die Behauptungen der NLP-Anhänger nämlich eher zweifelhaft erscheinen. NLP ist ineffektiv; sowohl als Modell, um menschliche Wahrnehmung und Kommunikation zu erklären, und auch als Technik der Beeinflussung und Überzeugung, schreibt der polnische Psychologe Thomas Witkowski in einer Metastudie zu NLP (The Scientific Review of Mental Health Practice, 9/2012). Eine Studie britischer Mediziner hat die Behauptungen einer angeblichen therapeutischen Wirkung von NLP untersucht und kam zu dem Schluss, dass derzeit nicht genügend Belege vorliegen, um den Einsatz von NLP zu empfehlen (Sturt et al., British Journal of General Practice, 2012/62). Sieht man sich die Grundprinzipien an, auf denen die NLP basiert, ist das auch wenig überraschend. Die angeblich so wissenschaftliche Lehre von der Kommunikation baut zum Beispiel auf solchen trivialen Aussagen auf: Wenn du das tust, was du immer getan hast, wirst du bekommen, was du immer bekommen hast. Wenn du etwas anderes willst, verändere dein Verhalten. Oder sie knüpft an eher naive Vorstellungen wie Ein Mensch funktioniert immer perfekt und trifft stets die beste Wahl auf der Grundlage der für ihn verfügbaren Informationen an. Mit Neurologie hat das alles nicht viel zu tun; mit Wissenschaft noch viel weniger. Auch für Behauptungen der NLP, die mittlerweile schon im Allgemeinwissen angekommen scheinen, gibt es bei näherer Betrachtung keine Belege. Psychologen aus Großbritannien und Kanada untersuchten zum Beispiel den Zusammenhang, der laut NLP zwischen der Augenbewegung und dem Wahrheitsgehalt von Aussagen besteht. Wer lügt, schaut angeblich nach rechts oben; wer die Wahrheit sagt, nach links oben. In drei verschiedenen Experimenten konnte dafür keinerlei Bestätigung gefunden werden, das Fazit der Forscher lautet: Es erscheint unverantwortlich, wenn diese Leute die Menschen weiterhin darin bestärken, wichtige Entscheidungen auf der Basis solcher Behauptungen zu treffen. (Wiseman et al., PLoS One, 7/2012) Genau das tun die NLP-Vertreter aber mit großer Begeisterung. Es scheint so gut wie nichts zu geben, was man mit NLP nicht positiv verändern kann: NLP kann in allen Bereichen helfen, wo es auch nur im weitesten Sinn um Kommunikation geht. Das kann bei Kommunikation nach außen, wie zum Beispiel in Beziehungen, bei der Erziehung von Kindern, Umgang mit Kollegen, Vorgesetzten, Untergebenen oder bei Verhandlungen und im Verkauf sein. Bei der Kommunikation nach innen geht es oft um mehr Kontrolle im Umgang mit Gefühlen wie Angst, Nervosität, Unsicherheit oder um die Unterstützung der Heilung von gesundheitlichen Problemen, erklärt der Österreichische Dachverband für neurolinguistisches Programmieren auf seiner Website. Und da wird die Sache auch ein wenig unangenehm. Wenn es nur um Manager ginge, die sich in obskuren Seminaren gegenseitig einreden, sie könnten anderen Menschen per NLP ihren Willen aufzwingen, wäre das zwar immer noch eine Geld- und Zeitverschwendung, aber nicht allzu tragisch. Wenn man den Menschen aber erklärt, die teuren NLP-Kurse würden persönliche Probleme, Ängste oder gar gesundheitliche Probleme lösen können, wird es unverantwortlich. Es ist unbestritten, dass man rhetorische Techniken erlernen kann, die einem bei Diskussionen Vorteile verschaffen. Und mit Sicherheit werden solche Techniken auch Teil der NLP-Ausbildung sein. Aber die Wunderwaffe zur Lösung aller Probleme, als die NLP von seinen Anhängern dargestellt wird, ist es definitiv nicht. Viel eher trifft das Urteil des Psychologen Christoph Bördlein von der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt zu: NLP ist eine Art Pseudowissenschaft, die versucht, wie Psychologie auszusehen. Aber da man mit Pseudowissenschaft ja bekanntlich (und leider) viel Geld verdienen kann, wird NLP vermutlich so schnell nicht vom Markt verschwinden ...' Wirtschaft;Neues Landesgesetz beschränkt Haftungen für Heta. Wien – Die Landesregierung in Klagenfurt hat am Donnerstag im Eiltempo gesetzliche Änderungen beschlossen, mit denen das Risiko aus der Haftung beschränkt werden soll. Konkret geht es um die Kärntner Landesholding, die – im Unterschied zum Land – nicht nur befristet für bis 2017 abreifende Verbindlichkeiten haftet, sondern unbeschränkt. Sollten die Gläubiger die Bürgschaft wegen des Heta-Schuldenschnitts in Anspruch nehmen, könnten zumindest noch in der Zukunft drohende Kosten vermieden werden. Das wäre beispielsweise der Fall, wenn im Zuge der Abwicklung Gewährleistungsansprüche auftauchen sollten, weil von der Heta veräußerte Vermögenswerte (beispielsweise Immobilien) Mängel aufweisen. Auf die unbeschränkte Haftung der Landesholding wurde im Standard übrigens seit Jahren aufmerksam gemacht, aber erst jetzt reagiert. Auch im Bankwesengesetz existiert nach wie vor ein Passus, wonach die Landesholdings, die ihre Hypos in Aktiengesellschaften ausgegliedert haben, unbeschränkt haften. Die Heta-Gläubiger prüfen nun, ob ihre Ansprüche aus der Kärntner Haftung mit dem Umbau der Landesholding nicht gemindert werden. Immerhin steckt in dem Vehikel bisher der Zukunftsfonds mit einem Wert von mehr als 500 Millionen Euro. Beachtung findet zudem, dass Kärnten nun den reklamierten Bestands- und Funktionsschutz für das Land gesetzlich verankert. Kultur;Ein neuer Bildband dokumentiert die Anfänge des Musikers. Er ist der Godfather aller androgynen Wesen, authentischer Ingeniosus aller Schwestern und Brüder. In einer Ära aber, in der sich jede dritte unbegabte Kaulquappe als spastisch zuckendes Starlet erbärmlich hypersexuell oder transgender gibt, um auf- und oder aus dem Rahmen zu fallen, muss man, der Einordnung willen, zurückblicken. Anfang der 1970er-Jahre war die Welt im Wesentlichen schwarz-weiß – realiter und im übertragenen Sinn. Bunte Vögel waren rar. Abseits des aalglatten Show-Biz, hochglanzpolierter Las-Vegas-Scheiße und unrasierter Hippies war der Mainstream dem kollektiven Bilderbuch des Normierten geschuldet. In diesem Vakuum explodierte David Bowie. Entgegen heute üblichen Attitüden der Provokation war ihm diese selbstverständlich. Bowie verinnerlichte die Verweigerung, war Dandy, intergalaktischer Space-Cowboy, war melancholischer Weißclown, fiel vom Himmel, visitierte im Maßanzug die Unterwelt, gefiel sich als Outcast, Verletzlicher, als angry young man. Oszillierend zwischen aristokratischer Lässigkeit und Punk-Rock. Mit Geschlechterrollen spielend gab er androgyne Fabelwesen, Sexmaniac und abgehoben Entrückte. Authentisch in Noblesse durch die ihm geschenkte Physiognomie, die sphärisch-ätherische Schönheit personifiziert. Genial wechselte er Gesichter und Emotionen, pulverisierte Kategorien wie hetero oder homo, befreite Obsessionen und inspirierte ganze Generationen. Mit Unbeirrbarkeit erkundete er Galaxien des Unerwartbaren. Die Anfänge dieser interstellaren Reise wurden von Mick Rock minutiös dokumentiert. Das phänomenale an der nun exhumierten Serie ist, dass das kunstvolle Opus immer noch kreativer und kräftiger wirkt als vieles heute bemüht Gekünstelten. Ashes to ashes, Staub zu Staub! Auch wenn sein letzter relevanter Song schon lang her ist, ein Fixstern im Pop-Olymp bleibt Bowie bis in alle Ewigkeit. Sport;Gesetzter Jungstar gegen Spanier Gimeno-Traver – Haider-Maurer gegen Weltranglisten-45. Pospisil. New York – Erstmals ist Dominic Thiem beim letzten Grand-Slam-Turnier des Jahres gesetzt, und Fortuna meinte es bei der Auslosung am Donnerstag in New York für den Niederösterreicher zunächst gut. Der Weltranglisten-20. trifft zum Auftakt der am Montag beginnenden, mit 42,3 Millionen Dollar dotierten US Open auf den Spanier Daniel Gimeno-Traver. Thiem könnte im Falle eines Sieges seinen 22. Geburtstag am kommenden Donnerstag vielleicht auf einem der Courts der großen Anlage in Flushing Meadows verbringen. Setzt er sich im dritten Duell mit Gimeno-Traver, der zuletzt in der ersten Kitzbühel-Runde Österreichs Altstar Jürgen Melzer unterlegen war, durch, ist auch der zweite Gegner bezwingbar. Thiem träfe entweder auf den Deutschen Benjamin Becker oder den Usbeken Denis Istomin (UZB). Der in diesem Jahr erstmals in die Top 20 vorgestoßene Lichtenwörther hat aus dem Vorjahr sein bisher einziges Achtelfinale bei einem der vier Majors zu verteidigen. Soll ihm dies gelingen, dann muss er in der dritten Runde aller Voraussicht nach eine hohe Hürde nehmen. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn der Weltranglisten-15. Kevin Anderson aus Südafrika misst 2,03 m und hat zudem die bisherigen zwei Begegnungen mit Thiem (2014 bei den Australian Open bzw. in Tokio) jeweils ohne Satzverlust gewonnen. Als zweiter ÖTV-Vertreter fix im Herren-Bewerb dabei ist Andreas Haider-Maurer. Der 28-jährige Niederösterreicher trifft auf den Kanadier Vasek Pospisil, die aktuelle Nummer 45 im ATP-Ranking. Die bisherigen beiden Begegnungen mit Pospisil hat Haider-Maurer verloren, beide Matches datieren aber aus dem Jahr 2012. Haider-Maurer hat einen zusätzlichen Anreiz, diese erste Hürde zu nehmen, wenn er auf die Auslosung blickt. Gewinnt er, dann misst er sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit mit dem topgesetzten Serben Novak Djokovic. International;Autos dürfen vorläufig nur 20 Liter tanken. Paris – Die seit Wochen anhaltenden Proteste gegen eine in Frankreich geplante Arbeitsmarktreform treffen nun auch die Autofahrer. Zur Sicherung der Energieversorgung wurde in mehreren Departements von Bretagne und Normandie im Nordwesten des Landes die Benzinabgabe an Tankstellen rationiert. Autos dürfen vorläufig nur 20 Liter, Lastwagen 150 Liter Sprit tanken, wie es in einer Verordnung etwa der Präfektur in Rennes vom Freitag heißt. Damit soll der Blockade von Raffinerien und Depots durch Mitarbeiter begegnet werden. An Tankstellen der Region waren auf Fernsehbildern Fahrzeugschlangen zu sehen. Das Arbeitsmarktgesetz der Regierung unter Präsident François Hollande soll Unternehmen Flexibilität bringen, um mehr Jobs im unter Rekordarbeitslosigkeit leidenden Frankreich schaffen zu können. Kritiker befürchten allerdings eine Aufweichung von Arbeitnehmerrechten. Gewerkschaften haben für kommende Woche zum nächsten Aktionstag aufgerufen. Hollande will ungeachtet der Proteste an dem Gesetz festhalten. Wissenschaft;Bilder zeigen Atmosphäre des Zwergplaneten im Gegenlicht und schroffe Eisberge. Washington – Seit etwas mehr als einer Woche schickt die Nasa-Sonde New Horizons wieder Bilder von Pluto zur Erde. Einen Teil davon hat die US-Raumfahrtbehörde nun veröffentlicht – und darunter befindet sich eine besonders spektakuläre Gegenlichtaufnahme des Zwergplaneten: Auf dem Foto sind schroffe Eisberge, ausgedehnte Ebenen und große Gletscher im Sonnenuntergang zu sehen. Außerdem enthüllt das Foto die dünne Stickstoffatmosphäre des Eiszwergs. Die mehr als zwölf verschiedenen Atmosphären-Schichten reichen demnach bis zu 100 Kilometer hoch. Auf dem Boden liegt Stickstoff-Nebel. Abgesehen davon, dass es optisch atemberaubend ist, sind diese tief liegenden Dunstschleier ein Hinweis darauf, dass sich das Wetter auf dem Pluto von Tag zu Tag ändert – wie auf der Erde, erläuterte New-Horizons-Forscher Will Grundy vom Lowell-Observatorium in einer Nasa-Mitteilung vom Donnerstagabend (Ortszeit). Zusammen mit anderen Beobachtungen der Raumsonde liefert die neue Aufnahme Belege für eine Art Eiskreislauf auf dem Pluto, allerdings mit verschiedenen exotischen, weichen Eisarten statt mit Wasser. So scheint etwa Stickstoff von einer großen Eisebene namens Sputnik Planum in der auffälligen herzförmigen Region auf dem Pluto zu verdunsten und sich weiter östlich abzulagern. Von diesen Stickstoffeis-bedeckten Gebieten fließen wiederum Gletscher zurück nach Sputnik Planum, die an die Gletscher am Rande der grönländischen und antarktischen Eiskappen auf der Erde erinnern. Wir haben nicht erwartet, Hinweise auf so einen Stickstoff-basierten Glazialkreislauf auf Pluto zu finden, der bei den frostigen Bedingungen des äußeren Sonnensystems funktioniert, erläuterte Pluto-Geologe Alan Howard von der Universität von Virginia in der Mitteilung. Der vom schwachen Sonnenlicht angetriebene Eiskreislauf erscheine direkt vergleichbar mit dem hydrologischen Kreislauf, der die irdischen Eiskappen füttere, indem Wasser aus dem Ozean verdunstet, als Schnee fällt und über fließende Gletscher ins Meer zurückkehrt. Pluto ist in dieser Hinsicht überraschend erdähnlich, betonte New-Horizons-Chefwissenschafter Alan Stern. Und keiner hat dies vorhergesagt. Wissenschaft;Archäologie als Erlebnis: Neben Nachbau werden im MAMUZ Museum Mistelbach auch Originalfunde zu sehen sein. Mistelbach – Eine Ausstellung im MAMUZ Museum Mistelbach bietet ab 20. März eine Rekonstruktion der steinzeitlichen Anlage von Stonehenge. Gezeigt werden auch Originalfunde, die England bisher noch nie verlassen haben. Die Präsentation enthält interaktive Elemente und vermittelt dem Besucher einen Eindruck von den gewaltigen Dimensionen der Kultstätte und ihrer Umgebung. Neben der maßstabgetreuen Rekonstruktion in stimmiger Beleuchtung und Visualisierungen wird auch die Stonehenge umgebende Landschaft in ihrer Entwicklung per 3D-Modell erfahrbar gemacht. Die Steine sind der Knüller, berichtete MAMUZ-Geschäftsführer Matthias Pacher von seinem Eindruck beim Aufstellen am Areal. Stonehenge gegenübergestellt werden die – 2000 Jahre älteren – Kreisgrabenanlagen in Niederösterreich. Zu sehen ist weiters das Grab eines Bogenschützen, der mit einem Kupferdolch – dem größten bisher auf den britischen Inseln gefundenen – bestattet wurde. Das Kupfer stammt aus den österreichischen Alpen. Kurator der Ausstellung ist Wolfgang Neubauer, Leiter des Ludwig Boltzmann-Instituts für Archäologische Prospektion und Virtuelle Archäologie, der bereits bei den vergangenen Landesausstellungen in Carnuntum und am Heldenberg eingebunden war. Neubauer, Wissenschafter des Jahres 2015, ist mit dem Ludwig Boltzmann-Institut Kooperationspartner der Universität Birmingham im Hidden Landscapes Project, in dem seit 2010 eine Fläche von 14 Quadratkilometern rund um Stonehenge mit geomagnetischer Prospektion und Bodenradarmessungen untersucht wurde. Die laut Neubauer sensationellen Entdeckungen – wie etwa der drei Kilometer von Stonehenge entfernte, noch viel ältere Steinkreis bei Durrington Walls – werden nun erstmals im MAMUZ präsentiert. Der Forscher und Autor Julien Richards stand dem Ausstellungsteam mit seinem Wissen rund um die Kultanlage zur Seite. Wissenschaft;An der Fachhochschule Kärnten arbeiten Forscher an einem Fluggerät, das auf neue Art Daten zu Bodenbeschaffenheit, Wetter und Vegetation erheben soll. Wien – Sie machen Filmaufnahmen aus schwindelnder Höhe, inspizieren die Rotorblätter von Windrädern und vermessen Gebäude. In Zukunft sollen sie Pakete ins Haus bringen, Vögelschwärme aus Weinbergen vertreiben und Düngemittel ausbringen. Flugdrohnen drängen für viele Anwendungen auf den Markt. Auch die Wissenschaft interessiert sich für die boomende Technik. Die Atmosphäre könnte auf neue Art untersucht werden – ebenso Fauna und Flora, archäologische Stätten, Verkehrsströme und geologische Phänomene. Gernot Paulus vom Studiengang Geoinformation & Umwelttechnologie der Fachhochschule Kärnten entwickelt mit seinem Team eine Drohne für Anwendungen in der Meteorologie und der Ökologie. Das Projekt RPAMSS (Remotely Piloted Aircraft multi Sensor System), das im Rahmen des Coin-Programms der Förderagentur FFG vom Verkehrsministerium unterstützt wird, soll eine hochauflösende Erfassung von multidimensionalen Umweltdaten aus der Luft möglich machen. Wir sind an Drohnen interessiert, weil wir dadurch im Vergleich zur bemannten Luftfahrt sehr detaillierte Geodaten mit sehr hoher Wiederholungsrate aufnehmen können, erklärt Paulus. Anwendungsgebiete sollen die Erhebung von Wetter- und Luftgütedaten sowie die Überwachung von Vegetation und anderen Faktoren in Flussumgebungen sein. Paulus Drohne ist allerdings keines der verbreiteten rotorbasierten Systeme, sondern ein leichtes Flächenflugzeug, das mehrere Stunden in der Luft bleiben kann. Es hebt per Katapult ab und landet per Fallschirm. Ein Autopilotsystem erleichtert die Wiederholbarkeit der Flüge, um Vergleichsdaten zu generieren. Dabei wird etwa auch die Neigung des Fluggeräts protokolliert. Ein präzises GPS-Modul ermöglicht die Verortung der Aufnahmen. Wir kommen damit rechnerisch bis in den Zentimeterbereich, sagt der Entwickler. Für die Wetterbeobachtung kooperieren die Forscher mit der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). Ein Wetterfrosch-Modul zeichnet Temperatur, Luftdruck und Feuchte auf, was gerade bei den kleinräumigen Wetterphänomenen des Alpenraums Vorteile bringt. Die Meteorologen können so ihre Rechenmodelle mit dreidimensionalen Messdaten referenzieren. Die Möglichkeit, ein dreidimensionales Volumen abzudecken, unterscheidet die Drohne auch von Messballonen, die ein vertikales Atmosphärenprofil erstellen. Die Drohne hat drei Kamerasysteme an Bord. Eines knipst überlappende Normalbildaufnahmen, aus denen ein 3D-Modell der Bodenoberfläche errechnet werden kann. Ein weiteres macht Aufnahmen im nahen Infrarotbereich, wodurch eine Klassifizierung der aufgenommenen Vegetation möglich wird. Aus den Daten einer kleinen Spektralkamera, die ein weites Strahlungsspektrum aufzeichnet, sollen Rückschlüsse auf Trockenheit, Wasserhaushalt und Gesundheitszustand von Pflanzen gezogen werden. Ökologen verwenden die Sensordaten beispielsweise, um den Vegetationsaufbau von rückgebauten Flussabschnitten an Drau und Gail sukzessive zu verfolgen. Seit dem Jungfernflug im März hat das Team 45 Missionen absolviert. Die Flüge, die etwa einen Quadratkilometer abdecken, dürfen nur auf Sicht und mit einer Maximalhöhe von 150 Metern durchgeführt werden. Wenn wir für Wettermissionen höher fliegen wollen, brauchen wir eine Ausnahmegenehmigung, so Paulus. Die technische Zukunft wird zivile Drohnen bringen, die autonom agieren und etwa nicht kooperierenden Flugobjekten wie Vögeln automatisch ausweichen. Ein rechtlicher Rahmen für Flüge, bei denen kein Augenkontakt besteht, existiert noch nicht. Der Einsatz von Drohnen wird nicht auf der technischen, sondern auf der rechtlichen Seite entschieden, sagt Paulus. Um all die offenen Fragen im Bereich Privatsphäre, Besitzrechte und Zertifizierungen zu bewältigen und die bestehenden rechtlichen Vorgaben zu erfüllen, ist ein Rechtsanwalt unter den Projektpartnern. Wissenschaft;Forscher stießen auf ein unerklärliches Ritual: Schimpansen schmeißen Steine gegen Bäume. Warum tun sie das?. Leipzig/Wien – Dass Schimpansen Werkzeuge verwenden, weiß die Wissenschaft seit langem. Die ersten Experimente, die das dokumentierten, machte der deutsche Psychologe Walter Köhler während des Ersten Weltkriegs auf Teneriffa. Jane Goodall war dann die erste Forscherin, die Werkzeuggebrauch bei Schimpansen in freier Wildbahn dokumentierte. Seit mehr als einem halben Jahrhundert wird dieses Verhalten mittlerweile in Ost- und Westafrika beobachtet. Heute weiß man, dass Schimpansen nicht nur mit Stöcken nach Termiten oder Ameisen angeln oder damit Honig aus Bienenstöcken holen. Sie knacken zum Beispiel mit Hämmern aus Stein oder Holz auch Nüsse. Die Forschungen zeigten aber auch, dass es so etwas wie eine Kulturabhängigkeit des Verhaltens gibt: Ein bestimmter Werkzeuggebrauch in einer Population muss nicht automatisch bedeuten, dass er auch in einer anderen Gruppe vorkommt. Und mitunter werden Verhaltensformen beobachtet, die den Wissenschaftern nach wie vor Rätsel aufgeben. Über eine besonders eigenwillige und lokal begrenzte Form des Werkzeuggebrauchs in Westafrika berichten Forscher um Hjalmar Kühl vom Leipziger Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie im Fachblatt Scientific Reports. Dem Projektteam fielen an vier Forschungsstätten in Liberia und Guinea neben Bäumen und in hohlen Baumstämmen auffällige Steinhaufen auf. Kamerafallen bestätigten dann den Verdacht, dass Schimpansen dafür verantwortlich sind. Die Filme zeigten Menschenaffen, die neben Bäumen liegende Steinbrocken aufhoben, gegen die Bäume warfen und dabei laute Rufe ausstießen. Im Gegensatz zu anderer Werkzeugnutzung scheint das nun beobachtete Verhalten nicht mit der Nahrungssuche zusammenzuhängen. Doch wozu dient es sonst? Die Forscher vermuten, dass es sich um ein ritualisiertes Verhalten handeln könnte, mit dem Männchen ihr Territorium abstecken, quasi nach dem Motto Hier bin ich, wo seid ihr? Damit würde es einem ähnlichen Zweck dienen wie das Trommeln mit Händen und Füßen gegen Wurzeln. Allerdings praktizieren auch Jungtiere und Weibchen das Steinritual. Auffällig sei außerdem die Ähnlichkeit der Steinhaufen mit von Menschen geschaffenen rituellen Stätten. Man könnte hier nach Parallelen fragen, sagte Kühl, der weitere Untersuchungen plant, um das Verhalten zu enträtseln. Wissenschaft;Den Universitäten nahmen in der Zwischenkriegszeit eine unrühmliche Vorreiterrolle ein. Ein neues Buch rollt Formen und Folgen des universitären Antisemitismus auf. Wien – Das universitäre Milieu der Zwischenkriegszeit war in Mitteleuropa durch Antisemitismus und antijüdische Gewalt gekennzeichnet. Diskriminierung und Diffamierung, Isolierung und Gewaltexzesse prägrten den Alltag jüdischer Studierender. Ein neues Buch des Wiener Wiesenthal-Instituts für Holocaustsudien (VWI) nimmt sich dieses Themas an: Alma Mater Antisemitica wird heute, Montag, im Jüdischen Museum präsentiert. Der Band Alma Mater Antisemitica – Akademisches Milieu, Juden und Antisemitismus an den Universitäten Europas zwischen 1918 und 1939 fasst in 15 Beiträgen auf 328 Seiten die Ergebnisse eines Workshops des Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien (VWI) über die Entwicklungen in Ländern wie Österreich, Rumänien, Polen, Ungarn und Jugoslawien zusammen. Mit der Radikalisierung einer sozialen Schicht, die später in den 1940ern Gesellschaft und Politik prägen sollte, beschreibt der Sammelband laut den Herausgebern Regina Fritz und Grzegorz Rossolinski-Liebe gleichzeitig ein Kapitel der Vorbedingungen der Shoah. In zahlreichen Staaten Europas kamen die Rufe nach Diskriminierung von Juden aus dem akademischen Milieu, vor allem aus radikalen Studentenverbindungen und Kameradschaftsverbänden und von antisemitischen Professoren. In Rumänien waren Hochschulen eine wichtige Säule faschistischer Bewegungen wie der Eisernen Garde. Trotz der langen Tradition von Judenfeindlichkeit in Europa hatte der Antisemitismus ab 1870 eine neue Qualität: Er folgte nun einer rassistischen Ideologie. Jüdischen Studierende wurden zum Sündenbock für die gesellschaftlichen Probleme der Zeit (Wirtschaftskrise, Migrationsbewegungen, hohe Arbeitslosigkeit unter Akademikern) und immer stärker isoliert. Sie wurden von zahlreichen Studentenverbindungen ausgeschlossen, verloren Zugang zu Vergünstigungen (Zuschüsse für Unterrichtsmaterial etc.) und den zu wichtigen (Karriere-)Netzwerken. Wie STANDARD-Wissenschaftsredakteur Klaus Taschwer in seinem Beitrag aufzeigt, entstand etwa an der Uni Wien in den 1920ern ein geheimes Netzwerk christlich-sozialer und deutschnationaler Professoren, das unter dem Decknamen Bärenhöhle zahlreiche Habilitationen und Berufungen jüdischer und linker Wissenschafter verhinderte. Noch zwei weitere Beiträge befassen sich mit der Situation in Österreich: Der Historiker Kurt Bauer zeichnet antisemitische Gewaltausbrüche an der Universität Wien zwischen den 1870ern und den 1930ern nach. Mehrfach mussten nach 1918 Universitäten wegen antisemitischer Gewaltexzesse geschlossen werden, neben Österreich auch in Polen, Ungarn und Rumänien. Die Historikerin Michaela Raggam-Blesch nimmt in ihrem Beitrag Zwischen Antifeminismus und Antisemitismus wiederum spezifisch die Situation jüdischer Frauen an der Universität Wien bis 1938 in den Blick. Das erste antijüdische Gesetz in Europa nach dem Ersten Weltkrieg wurde in Ungarn erlassen: Dort wurde mit 26. September 1920 die Zahl der jüdischen Studenten auf sechs Prozent reduziert, aber auch Frauen, Ausländer und politisch unzuverlässige Gruppen sollten durch die Regelung ausgeschlossen werden. Es sollte nur die erste von vielen Regelungen sein, die Juden nicht nur aus den Universitäten, sondern schrittweise aus dem gesellschaftlichen Leben ausschlossen. Gerade in Österreich war das universitäre Milieu allerdings nicht erst nach dem Ersten Weltkrieg von antisemitischer Gewalt gezeichnet, schon im späten 19. Jahrhundert reagierten zahlreiche Studenten auf den Zustrom galizischer und ungarischer Juden an den Unis mit wachsendem Antisemitismus. Einer der frühen Wiener Antisemiten war der Medizinprofessor Theodor Billroth (1829-1894): Er beschrieb Juden als stark degeneriert und sprach von einer gewissen geistigen und körperlichen Verkommenheit. Später sollte Billroth seine Meinung ändern und sich im Verein zur Abwehr des Antisemitismus engagieren. Die Konflikte brachen bald offen aus: Bei jedem Bummel floss Blut, schrieb Stefan Zweig 1910 über die samstäglichen Paraden der schlagenden deutschnationalen Studentenverbindungen. Dabei trafen sie nicht nur auf wehrlose Gegner, auch Mitglieder zionistischer Studentenverbindungen waren mit auffallend massiven Spazierstöcken unterwegs, schildert Kurt Bauer in dem Tagungsband. Spätestens nach den Studentenkammerwahlen 1931, bei denen der Nationalsozialistische Deutsche Studentenbund an allen Wiener Hochschulen die Mehrheit errang, herrschte Pogromstimmung, die sich immer wieder in organisierten brutalen Übergriffen entlud. Nazistudenten hätten Vorlesungen gestürmt, seien auf die Bänke gesprungen und hätten Juden raus! und Rote raus! skandiert, Studenten mit jüdischen Wurzeln seien immer wieder aus den Universitäten hinausgeprügelt worden, heißt es in einer Schilderung des späteren SPÖ-Bundeskanzlers Bruno Kreisky. Ähnlich ging es an den Hochschulen anderer Länder zu: In Polen wurden allein zwischen November 1935 und April 1936 hundert jüdische Studenten verletzt, dort wurden nach Studentenstreiks auch sogenannte Ghettobänke für jüdische Studierende eingerichtet. Die Unis zeigten kaum Reaktionen auf die Gewalt gegen einen Teil ihrer Studenten bzw. folgten den Forderungen durch Einführung eines Numerus Clausus für Juden. Von der Politik wurden die radikalen Ideen abgesehen von Ungarn allerdings bis Mitte der 1930er nicht unterstützt, teilweise wurden diskriminierende Regelungen wieder aufgehoben. In Österreich ging der offene Antisemitismus zwischen 1933 und 1938 zurück, schwelte aber unter der Oberfläche weiter. Es gab eine stillschweigende, nicht offizielle, totale Ausgrenzung der Juden aus der Gemeinschaft (...) Wir waren ghettoisiert, wird der Literaturwissenschafter Walter H. Sokel in dem Band zitiert. So vollzog sich dann auch der sogenannte Anschluss 1938 an der Uni Wien mit viel Heilgeschrei, doch ohne offenen Gewaltausbruch. Die jüdischen Studentinnen und Studenten waren zu diesem Zeitpunkt längst Ausgegrenzte. Sport;Neuauflage von Endspiel 2014 gegen Atletico – Fernando-Eigentor entschied Partie – Real zum fünften Mal im Champions-League-Endspiel. Madrid – Real hat am Mittwoch ein rein Madrider-Champions-League-Finale perfekt gemacht. Die Königlichen besiegten Manchester City im Estadio Santiago Bernabeu verdient mit 1:0 (1:0) und stiegen nach dem 0:0 in England mit dem Gesamtscore von 1:0 auf. Reals Stadtrivale Atletico hatte bereits am Dienstag trotz einer 1:2-Niederlage bei Bayern München dank der Auswärtstorregel den Finaleinzug fixiert. Chance auf den elften Titelgewinn Cristiano Ronaldo und Co. hielten damit die Chance auf die Undecima, den elften Gewinn des wichtigsten Europacup-Bewerbs (inklusive Meistercup), am Leben. Im Finale der Champions League – am 28. Mai im Mailänder Meazza-Stadion – steht der Club zum fünften Mal – 1998, 2000, 2002 und 2014 gab es dann jeweils auch den Titel. 2014 war ebenfalls Atletico der Gegner, Real hatte dank eines 4:1-Erfolgs nach Verlängerung in Lissabon das bessere Ende für sich. Prolongieren konnten die Madrilenen auch zwei aktuelle Erfolgsserien. Die jüngsten sechs Pflicht-Heimspiele konnten zu Null (Torverhältnis 17:0) gewonnen werden, genauso wie die sechs Heimpartien in der Königsklasse 2015/16 (19:0). Die Entscheidung brachte ein Eigentor von Fernando (20.), der einen Abschluss von Gareth Bale unhaltbar für Goalie Joe Hart ins eigene Tor abfälschte. Die nun schon acht Pflichtspiele ungeschlagenen Madrilenen waren dem 2:0 klar näher, vor allem bei einem Bale-Kopfball an die Latte (64.). ManCity blieb in der Offensive fast alles schuldig, einzig bei einem Fernandinho-Schuss an die Außenstange kamen sie einem Torerfolg sehr nahe (44.). Kompany verletzt Für die Engländer gab es neben dem Out bei der Halbfinal-Premiere weitere schlechte Nachrichten. Vincent Kompany humpelte schon nach zehn Minuten mit einer Muskelverletzung im rechten Oberschenkel vom Platz. Für den ManCity-Kapitän war es in einer verletzungsgeplagten Saison der nächste Rückschlag, wegen diverser Blessuren brachte er es bisher nur auf 22 Pflichtspiele. Vor der Partie sprach alles vom Comeback von Cristiano Ronaldo. Der portugiesische Superstar, der die ewige Schützenliste der Champions League mit 93 Toren anführt, war nach seinen überwundenen Oberschenkelproblemen im Gegensatz zum Hinspiel wieder im Einsatz. Glänzen konnte der 31-Jährige vorerst aber nicht, bei zwei Abschlüssen in der ersten Hälfte verfehlte er das Tor deutlich (13., 24.). In die Hauptrolle schlüpfte dafür sein Sturmpartner Bale. Der von Dani Carvajal bediente Angreifer zog aus spitzem Winkel ab und hatte Glück, dass der Ball von Fernando noch unhaltbar für Hart via Innenstange ins lange Eck abgefälscht wurde (20.). Die UEFA wertete den Treffer als Eigentor, der 26-jährige Bale muss damit weiter auf seinen Premierensaisontreffer in der Königsklasse sowie 20. Pflichtspieltreffer warten. Harmlose Engländer Die ab der zehnten Minute tonangebenden Gastgeber, die auf den verletzten Karim Benzema verzichten mussten, hatten die Partie im Griff. ManCity, das schon nach zehn Minuten wegen einer neuerlichen Muskelverletzung Kompany verlor, konnte keine Reaktion zeigen, blieb in der Offensive völlig harmlos – mit einer Ausnahme kurz vor dem Pausenpfiff. Bei einem Fernandinho-Schuss bewahrte die Außenstange Real vor dem Ausgleich (44.). Doch überraschend kamen die Engländer auch nach der Pause nicht aus ihrer Deckung heraus. Real gaben weiter nach Belieben den Ton an und drückte vehement auf die endgültige Entscheidung. Luka Modric scheiterte aus sieben Metern an Hart (52.), der englische Teamgoalie war zudem bei einem Ronaldo-Schuss auf dem Posten (59.). Fünf Minuten später hatte er auch das nötige Glück auf seiner Seite. Ein Bale-Kopfball nach Kroos-Ecke sprang von der Latte zurück ins Feld. Der Aufstieg der Gastgeber geriet trotzdem fast nicht mehr in Gefahr. Einzige Ausbeute der harmlosen Engländer blieb ein De-Bruyne-Freistoß ins Außennetz (84.) sowie ein Aguero-Schuss, der knapp drüber ging (89.). Die Entscheidung am Wochenende in der Liga beim 2:4 gegen Southampton nur eine B-Elf aufzubieten, hat sich für die Engländer also nicht gelohnt. Real ist damit weiter seit dem 0:4-Achtelfinal-Auswärtsdebakel am 10. März 2009 bei Liverpool gegen englische Clubs ungeschlagen, in zehn Duellen gab es dabei sieben Siege und drei Remis. Ohne Niederlage ist Real zudem auch gegen ManCity – bei zwei Siegen gab es bisher auch zwei Unentschieden. (APA, 4.5.2016) Halbfinal-Rückspiel der Fußball-Champions-League: Real Madrid – Manchester City 1:0 (1:0)Madrid, Estadio Santiago Bernabeu, 78.000 (ausverkauft)SR Damir Skomina (SLO)Hinspiel 0:0 – Real mit dem Gesamtscore von 1:0 im Tor: 1:0 (20.) Fernando (Eigentor) Real: Navas – Carvajal, Pepe, Ramos, Marcelo – Modric (88. Kovacic), Kroos, Isco (67. Rodriguez) – Jese (56. Vazquez), C. Ronaldo, Bale ManCity: Hart – Sagna, Kompany (10. Mangala), Otamendi, Clichy – Fernando – Navas (69. Iheanacho), Fernandinho, Toure (61. Sterling), De Bruyne – Aguero Gelbe Karten: Vazquez bzw. De Bruyne, Fernando, Otamendi Finale am 28. Mai im Mailänder Meazza-Stadion gegen Atletico Madrid Wissenschaft;Streit unter Schlafforschern: Reichten früher 6,5 Stunden am Stück? Oder waren es vor der Industriellen Revolution zwei Mal vier Stunden mit einer Pause dazwischen?. Blacksburg – Heute gelten sieben bis acht Stunden Schlaf am Stück für Erwachsene als normal und ideal. Doch wie war es früher? Darüber gibt es nun eine Debatte im Fachblatt Sleep: Im Oktober wurde in einer viel beachteten Studie im Fachblatt Current Biology behauptet, dass man in einfachen Jäger-und-Sammler-Völkern mit nur 6,5 Stunden Schlaf auskommt. Darauf konterte nun Historiker Roger Ekirch (Virginia Tech University) in einem offenen und abgedruckten Brief an die Redaktion von Sleep: Ekirch hatte nach langjährigen Recherchen bereits 2006 im Buch At Day’s Close: Night in Times Past argumentiert, dass Menschen vor der Industriellen Revolution (und also vor Einführung des elektrischen Lichts) rund acht Stunden lang schliefen, aber auf zwei Mal vier Stunden pro Nacht verteilt. In der Stunde dazwischen wurde gebetet, meditiert und Liebe gemacht – nicht notwendigerweise in dieser Reihenfolge. Ekirch sieht seine historischen Analysen durch Schlafexperimente aus den 1990er Jahren bestätigt, als Probanden, die 14 Stunden in Dunkelheit leben mussten, auch in zwei Schichten von je vier Stunden schliefen. Der Schlafhistoriker beharrt auch deshalb auf seinen Behauptungen, weil sie bei der Behandlung von Schlaflosigkeit nützlich sein könnten. Denn wenn eine Schlafunterbrechung etwas Natürliches sei, dann müsse man sie auch nicht pathologisieren und zu einem Problem machen. Panorama;'Die geplante Kontrolle des Verfassungsschutzes "ist keine Lösung", sagt Reinhard Kreissl. Wien – Geheimdienstler in der Datenflut, Polizisten, die den Job von Verfassungsschützern machen: Das geplante österreichische Staatsschutzgesetz löse die Probleme nicht, sagt Kriminalsoziologe Reinhard Kreissl (63) im STANDARD-Interview. Der Soziologe und Publizist gründete 2015 das Vienna Center for Social Security. Er fordert, eine Debatte darüber zu führen, was man dem Verfassungsschutz erlauben will. STANDARD: Vor wenigen Tagen wurde das neue österreichische Staatsschutzgesetz im Ministerrat beschlossen; im Herbst soll es ins Parlament kommen. Richter, Rechtsanwälte, Grüne, Neos üben an den geplanten Bestimmungen massive Kritik, vor allem aufgrund eines, wie es heißt, Mangels an öffentlicher Kontrolle. Wie sehen Sie das? Kreissl: Im Prinzip teile ich die Kritik, denn ich meine, dass jede Art von Datensammeln als Eingriff in persönliche Freiheitsrechte richterlicher Kontrolle unterliegen muss. Dafür zu sorgen gehört zu den vornehmsten Aufgaben des Parlaments. Die laut Staatsschutzgesetz vorgesehene Kontrolle des Verfassungsschutzes durch den Rechtsschutzbeauftragten ist keine Lösung. STANDARD: Warum? Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) meint, Beschwerden beim Rechtsschutzbeauftragten seien für ausgespähte Bürger sogar effektiver als bei einem Richter. Kreissl: Das ist ein vorgeschobenes Argument. Der Rechtsschutzbeauftragte verfügt über viel zu wenig Ressourcen. Und ist es demokratiepolitisch problematisch, einen Rechtsschutz im Innenministerium anzusiedeln, wo auch der Verfassungsschutz ressortiert. STANDARD: Laut Staatsschutzgesetz sollen die Kompetenzen der Verfassungsschützer, Daten zu sammeln und zu ermitteln, stark ausgeweitet werden. Ist das angesichts der aktuellen Gefährdungslage wirklich nötig? Kreissl: Ach wissen Sie, die Gefährdungslage, das ist so eine Rhetorik ... Es gibt sie, seit menschliche Gesellschaften existieren. Einmal ist es die Mafia, dann der Terrorismus, dann der Islamismus. Das ist eine Dauererregung. Und es ist der Modus Operandi der Verfassungsschützer, um darzustellen, dass man sie braucht. STANDARD: Allgemein heißt es, der islamistische Terrorismus sei global vernetzt und nutze die neuesten technischen Möglichkeiten. Muss der Verfassungsschutz da nicht nachziehen? Kreissl: Betrachten wir es historisch: Der Verfassungsschutz hat immer schon alles ausgespäht, was es auszuspähen gab. Das war in den Tagen der guten alten Post so, in Zeiten des Telefons und des Fax. Jetzt ist der Appetit der Nachrichtendienste auf Daten aus dem Internet und von Handys groß. Er steigt mit neuen technischen Möglichkeiten. Statt uns darüber zu erregen, sollten wir eine Debatte führen: Was wollen wir dem Verfassungsschutz erlauben? STANDARD: Was sollen wir ihm erlauben? Kreissl: Wir sollten zum Beispiel darüber nachdenken, dass schon jetzt keineswegs zu wenig, sondern viel zu viele Daten gesammelt werden. Denken Sie an die großen Terroranschläge seit 9/11. Jedes Mal hieß es, die Täter seien im Visier des Verfassungsschutzes gewesen. Es gab also Erkenntnisse, das Problem war nur, mit ihnen richtig umzugehen. Hier weist auch das geplante Staatsschutzgesetz keinen neuen Weg. STANDARD: Warum? Kreissl: Weil es den Verfassungsschützern vor allem ermöglicht, an noch mehr Daten zu kommen, was mit Kriminalisierungsgefahren bis hin zu Karikaturisten einhergeht, weil etwa auch gegen eine Herabwürdigung staatlicher Symbole als möglichen verfassungsgefährdenden Angriff eingeschritten werden kann. Dabei geht der Datenhunger der Geheimdienste völlig am Problem vorbei. Vielmehr müsste in die interne Fähigkeit der Apparate investiert werden, mit dem, was die Geheimdienste wissen, sinnvoll umzugehen – etwa durch Schulungen und neue Technik. Ein funktionierender Verfassungsschutz ist ein Frühwarnsystem der Gesellschaft. Die Aufgabe, zuzugreifen, wenn eine Gefahr existiert, kommt anderen zu: der Polizei nämlich. STANDARD: Polizei und Verfassungsschutz sollen in Österreich aber organisatorisch keineswegs getrennt werden. Vielmehr ressortiert der Verfassungsschutz laut geplantem Gesetz bei der Generaldirektion für die öffentliche Sicherheit. Ein falscher Weg? Kreissl: Ja, denn damit werden Diagnoseerstellung und polizeilicher Zugriff wieder nicht klar unterschieden. Die Polizei behält Zugriffsmöglichkeiten, die über ihre eigentlichen Kompetenzen hinausgehen: Ich möchte, dass die Polizei einschreitet, wenn bei mir eingebrochen wurde -, aber nicht, dass Polizisten, weil es Hinweise gibt, dass in meine Wohnung eingebrochen werden könnte, alle Passanten kontrollieren. STANDARD: Was schlagen Sie stattdessen vor? Kreissl: Österreich könnte sich am Schweizer Modell orientieren. Dort arbeitet der Verfassungsschutz völlig von der Polizei getrennt – ist aber in Austausch mit ihr. Der Nachrichtendienst informiert die Polizei über Diagnosen, zum Beispiel über als gefährlich eingeschätzte Islamisten. Er überantwortet sie der Polizei. Solch klar getrennte Aufgabenstellungen würden auch Österreich guttun. Es wäre eine saubere Lösung, die den Verdacht ausräumt, im Innenministerium würde ohnehin immer nur gemauschelt.' Kultur;BUSArchitektur wurden doppeltausgezeichnet, der Preis in der Rubrik "Internationale Architektur" ging an das Wiener Büro querkraft. Buenos Aires/Wien – Auf der derzeit laufenden 15. Architekturbiennale in Buenos Aires wurden gleich zwei österreichische Architekturbüros mit Preisen bedacht. Für ihren Masterplan des WU-Campus in Wien erhielten BUSArchitektur den CICA-Award für Städtebau, darüber hinaus den Biennale-Preis in der Kategorie Argentinische Architekten in der Welt. querkraft punkteten in der Rubrik Internationale Architektur. Der auf der Biennale ausgezeichnete Ausstellungsbeitrag des Wiener Büros querkraft zeigt laut Aussendung Interpretationen des 2015 erweiterten Museums Liaunig aus Sicht der Künstler Eva Schlegel, Lisa Rastl und Michael Schultes. BUSarchitektur wurde 1986 in Buenos Aires von Claudio J. Blazica (1956-2002) und Laura P. Spinadel gegründet. In Wien wird das Architekturbüro seit 2003 gemeinsam mit Jean Pierre Bolívar und Bernd Pflüger geführt. Wissenschaft;Ein Fossil aus Spanien mit "Star Wars"-Bezug. Madrid/Wien – Noch knapp zwei Wochen bis zur Premiere von The Force Awakens: Das Star Wars-Fieber grassiert wieder und macht auch vor der Paläontologie nicht halt, wie ein aktueller Fund aus Spanien zeigt. Forscher um Israel Sánchez vom Madrider Museum für Naturgeschichte untersuchten das Fossil eines Wiederkäuers, der im mittleren Miozän, im Zeitraum vor etwa 16 bis elf Millionen Jahren, im heutigen Spanien lebte. Das Tier, das zwei Stirnzapfen und einen auffälligen T-förmigen Fortsatz am Kopf aufwies, wird den einst von der Iberischen Halbinsel bis nach China verbreiteten Palaeomerycidae zugerechnet. Zu dieser heute ausgestorbenen Gruppe gehen die Meinungen unter Biologen noch etwas auseinander: Sie könnte mit den Ahnen der Giraffen oder denen der Hirsche verwandt sein. Sánchez tendiert zu ersterem – der spanische Fund könnte damit als weiterer Beleg dafür dienen, wie vielfältig die Giraffenverwandtschaft einst in Sachen Kopfschmuck, aber auch Körpergröße und -proportionen war. Die im Fachmagazin Plos One vorgestellte Spezies erhielt die offizielle Bezeichnung Xenokeryx amidalae. Mit dem zweiten Teil des Namens verweisen die Forscher auf Königin Amidala aus Star Wars, die in ihrem Arsenal an imposanten Betonfrisuren auch eine hatte, die dem Kopfschmuck von Xenokeryx tatsächlich verblüffend ähnlich sah. Wissenschaft;Die Fortpflanzung mit Neandertalern bescherte dem modernen Menschen Genvariationen zur Abwehr von Infektionen. Leipzig – Die Neandertaler haben zwei aktuellen Studien zufolge das Immunsystem unserer Vorfahren gestärkt: Als moderne Menschen vor vielen Tausend Jahren in Europa auf Neandertaler trafen und sich mit ihnen fortpflanzten, erbten einige Nachkommen Genvariationen, deren Träger Infektionen besser abwehren konnten. Auf diese Weise wurde aber eventuell auch die Neigung zu Allergien erhöht. Das berichten Forscher des Instituts Pasteur in Paris und des Max-Planck-Instituts (MPI) für evolutionäre Anthropologie in Leipzig in zwei voneinander unabhängige Arbeiten im American Journal of Human Genetics. Die Vermischung mit alten Menschenarten wie dem Neandertaler und dem Denisova-Menschen hatte Auswirkungen auf die genetische Diversität einiger angeborener Immungene der Familie der Toll-Like Rezeptoren, sagt Janet Kelso vom MPI. Die Rezeptoren – TLR 1, TLR6 und TLR10 – wirken an der Immunabwehr mit. Diese TLR-Gene können Bestandteile von Bakterien, Pilzen und Parasiten aufspüren und bekämpfen. Welche Rolle dies konkret für unsere heutige Gesundheit spielt, sei noch nicht geklärt, so die Experten. Wir gehen davon aus, dass es mal eine Phase gegeben hat, wo es von Vorteil war, diese Neandertal-Varianten zu besitzen, sagte Max-Planck-Forscher Michael Dannemann. Menschen könnten dadurch bessere Abwehrmechanismen gegen Krankheitserreger gehabt haben. Umgekehrt könne sich aber auch die Neigung zu Allergien erhöht haben, denn eine zu hohe Aktivität dieser Gene könnte laut Dannemann auch zu gestörten Immunreaktionen auf an sich harmlose Umwelteinflüsse führen. Frühere Studien haben bereits gezeigt, dass ein Anteil von einem bis sechs Prozent im Genom von heute in Europa und Asien lebenden Menschen vom Neandertaler oder demDenisova-Menschen stammt. In bestimmten Regionen des Genoms sei diese Frequenz deutlich erhöht, wie eben bei den TLR-Abwehrgenen. Das spiegelt sich heute noch im Menschen wider. Ob es heute noch von Vorteil oder Nachteil oder komplett neutral ist, können wir aber nicht sagen, erklärte Dannemann. Für ihre Forschungen analysierten die Wissenschafter Daten des 1000-Genom-Projekts, bei dem das Erbgut von 2.500 Individuen aus Europa, Asien, Afrika und Amerika komplett entziffert wurde. Die Ergebnisse zeigten, wie wichtig der artübergreifende Austausch von Genen für die Evolution des angeborenen Immunsystems beim Menschen gewesen sein könnte, sagte Lluis Quintana-Murci vom Institut Pasteur. Die Frage, inwieweit die Neandertaler die Entwicklung des modernen Menschen beeinflusst haben, beschäftigt Forscher weltweit. So fanden etwa US-Forscher heraus, dass Gene von Neandertalern den Vorfahren moderner Menschen wahrscheinlich dabei geholfen haben, sich an die kühlere Umgebung außerhalb Afrikas anzupassen. Neandertaler-Erbgut ist demnach in heutigen Europäern und Ostasiaten insbesondere an Stellen vorhanden, an denen Wachstum und Ausgestaltung von Haut und Haaren geregelt werden. Auch der Fettstoffwechsel moderner Menschen könnte von Neandertaler-Genen beeinflusst worden sein. Wissenschaft;Uni-Wien Forscherin erhält höchsten Förderpreis Österreichs – Acht Nachwuchswissenschafter mit Start-Preisen ausgezeichnet. Wien – Er ist der höchste Wissenschaftsförderpreis in Österreich und wird gern als Austro-Nobelpreis bezeichnet. Doch zwischen dem Wittgenstein-Preis und dem Nobelpreis gibt es nicht nur einen kleinen Unterschied, was das Renommee betrifft. Zwar ist der Wittgenstein-Preis mit 1,6 Millionen Euro besser dotiert, doch das gesamte Geld muss wieder in die Forschung gesteckt werden. Er ist damit zugleich auch eine Form der Spitzenforschungsförderung. 2015 geht der seit genau 20 Jahren existierende Preis wieder einmal an die Geisteswissenschaft und an eine Frau: Gewinnerin ist die aus Deutschland stammende Byzantinistin Claudia Rapp, die nach 17 Jahren an der University of California in Los Angeles (UCLA) seit 2011 an der Universität Wien lehrt und forscht. Die Auszeichnung wurde Montagabend in Wien gemeinsam mit den mit jeweils bis zu 1,2 Millionen Euro dotierten Start-Preisen an acht Nachwuchsforscher verliehen. In Summe stehen den neun Forschern rund elf Millionen Euro zur Verfügung. Die Preisgelder sollen Freiheit und Flexibilität bei der Durchführung ihrer Forschungsarbeiten ermöglichen. Ausgewählt werden die Preisträger von einer Jury internationaler Wissenschafter. Rapp sei ein Beleg für die exzellente Geistes- und Kulturwissenschaft in Österreich, erklärte Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP). Rapp, geboren am 20. Juni 1961 in Gießen (Deutschland), ist seit 2011 Professorin für Byzantinistik an der Universität Wien und seit 2012 Leiterin der Abteilung Byzanzforschung am Institut für Mittelalterforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW). Zuvor war sie 17 Jahre lang an der UCLA tätig. Wien bezeichnete sie als internationalen Top-Forschungsstandort ihres Fachs und angesichts der Tradition und der Vielzahl an ausgewiesenen Forschern auf diesem Gebiet als Schlaraffenland der Byzantinistik. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen auf den Gebieten Sozial- und Religionsgeschichte. So beschäftigt sie sich etwa mit dem Ritual der Verbrüderung im Byzantinischen Reich, wo sich zwei Männer durch das Gebet eines Priesters zu Brüdern erklären lassen konnten, oder mit subversiven Strömungen in der byzantinischen Dichtkunst. In ihrem Projekt Sinai Palimpsests macht ein internationales Forscherteam mithilfe moderner Technik Texte auf Pergamenten aus dem Katharinenkloster im ägyptischen Sinai wieder sichtbar, die abgekratzt oder abgewaschen wurden, um das rare Pergament mehrfach zu nutzen. Sie freue sich über den Preis allein schon im Sinne einer Auszeichnung für die Grundlagenforschung und die historischen Geisteswissenschaften, sagte Rapp. Die Tatsache, dass damit eine hoch dotierte Fördersumme verbunden sei, werde ihr ermöglichen, zusammen mit Kollegen in Wien und in internationaler Zusammenarbeit der Byzanzforschung eine neue Richtung zu geben. Das wolle sie im Rahmen ihre Projekts zum Thema Mobilität, Mikrostrukturen und persönliche Handlungsspielräume tun. Dabei solle nicht nur kulturelle Mobilität, also Kulturkontakte und Kulturaustausch von Byzanz mit Europa und Asien erforscht werden, sondern auch die Mobilität im Sinne von sozialer Durchlässigkeit innerhalb der byzantinischen Gesellschaft. Rapp ist nach Ruth Wodak (1996), Marjori Matzke (1997), Renee Schroeder (2003) und Ulrike Diebold (2013) die fünfte Frau, die den seit 1996 jährlich vergebenen Wittgensteinpreis erhalten hat. Panorama;Ungarn kontrolliert nun auch Grenze zu Slowenien – 4.000 Flüchtlinge werden am Wochenende in der Steiermark erwartet. Ljubljana – Nachdem Ungarn seine Grenze mit Kroatien geschlossen hat, sind Samstagmittag die ersten Flüchtlinge über die slowenische Ausweichroute an der österreichischen Grenze eingetroffen. Gegen 14 Uhr kamen etwa 100 Personen am steirisch-slowenischen Grenzübergang Spielfeld ein. Sie wurden an der Sammelstelle des Roten Kreuzes beim Bundesstraßen-Grenzübergang in Empfang genommen. Steiermark: 4.000 Flüchtlinge am Wochenende in der Steiermark Bis Samstagnachmittag kamen zwar rund 3.500 Menschen im Burgenland an, aber auch die steirische Polizei rechnet am Wochenende mit bis zu 4.000 Flüchtlingen. In Kärnten war es vorerst ruhig. Slowenien begrenzt Einreise auf 2.500 Menschen täglich Slowenien plant täglich zwischen 2.000 bis 2.500 Flüchtlinge einreisen zu lassen. Wir wollen den Zustrom unter Kontrolle haben, sagte der Staatssekretär im Innenministerium, Bostjan Sefic, am Samstag bei einer Pressekonferenz in Ljubljana. Zudem will die slowenische Regierung die Armee an die Grenze zu Kroatien schicken. 2.000 bis 2.500 Flüchtlinge könnten normal registriert, untergebracht und verpflegt werden, begründet Sefic die begrenzte Aufnahme von Schutzsuchenden. Sollten die Flüchtlinge ihre Reise nicht in Richtung Westen fortsetzen können, werde Slowenien das Tageskontingent jedoch nach unten korrigieren. Drei Grenzübergänge für Einreise vorgesehen Sefic zeigte sich zuversichtlich, dass Kroatien Verständnis für die Beschränkungen zeigen und Schutzsuchende nicht unkontrolliert an die Grenze schicken werde. Daran lassen aktuelle Zahlen aus Kroatien jedoch Zweifel aufkommen: Nach Angaben des dortigen Innenministeriums überquerten alleine bis zum späten Samstagnachmittag 5220 Flüchtlinge aus Serbien kommend die Grenze. Für die Einreise der Flüchtlinge sind drei Grenzübergänge im Nordosten des Landes vorgesehen: Die beiden Straßenübergänge Petisovci und Gruskovje sowie der Bahnübergang in Sredisce ob Dravi. Nach Bedarf kann auch der Grenzübergang Obrezje im Südosten des Landes aktiviert werden, der bei der ersten Flüchtlingswelle im September der Hauptübergangspunkt war. Verlassen sollen die Flüchtlinge Slowenien dann über die beiden österreichischen Grenzübergänge Gornja Radgona/Bad Radkersburg sowie Sentilj/Spielfeld. Allerdings sei der ehemalige Grenzübergang in Spielfeld wegen seiner Größe für die Ausreise von größeren Gruppen besser geeignet, sagte Sefic. Daher würden derzeit alle Flüchtlinge in einem Zeltlager in Sentilj untergebracht, das eine Kapazität von 2.000 Menschen hat. Lage ohne Besonderheiten Bis zum späten Samstagnachmittag überquerten nach Angaben des Innenministeriums 600 Flüchtlinge in Bussen die kroatisch-slowenische Grenze. Einige seien bereits nach Österreich weitergereist. Weitere 1.800 Flüchtlinge werden am Abend noch mit einem Zug aus der kroatischen Stadt Cakovec erwartet, womit das Tageslimit erreicht wäre. Daher würde Slowenien solange keine neuen Flüchtlinge aufnehmen, bis einige Slowenien wieder verlassen haben, kündigte Sefic an. Asylantrag sei bisher keiner gestellt worden. Die Lage im Land sei am Samstag normal und ohne Besonderheiten gewesen, die regulären Polizeieinheiten hätten die Zahl der ankommenden Flüchtlinge problemlos bewältigen können, sagte Sefic. Für den Fall, dass sich dies in Zukunft ändere, habe die Regierung jedoch einen Assistenzeinsatz der Armee zum Grenzschutz beschlossen, erklärte der Staatssekretär. Der slowenische Regierungschef Miro Cerar warnte unterdessen erneut vor einem Domino-Effekt, sollten Länder wie Österreich und Deutschland ihre Grenzen schließen oder die Kontrollen verschärfen. Slowenien wird als Transitland in der Zukunft verhältnismäßig gleiche Maßnahmen unternehmen, wie sie die Destinationsländer treffen werden, sagte er bei einer Pressekonferenz nach der Kabinettssitzung. Sollten Österreich und Deutschland ihre Maßnahmen in der Flüchtlingskrise verschärfen, wird auch Slowenien das machen müssen, so der Premier. Slowenien wünscht sich keine Europa mit Mauern, betonte Cerar. Bei Bedarf schloss er allerdings Maßnahmen zur technischen Sicherung der Grenze nicht aus. Lage in Salzburg entspannt Auch in Salzburg war die Situation am Samstag vergleichsweise entspannt. Die bayrischen Behörden übernahmen am Vormittag rund 30 Leute pro Stunde, am Nachmittag wurde den Flüchtlingen jedoch vorübergehend untersagt, die Grenze nach Deutschland zu überqueren. Grund waren Demonstrationen in Freilassing – eine Kundgebung der rechtspopulistischen Alternative für Deutschland (AfD) und eine Gegenveranstaltung. Auch die Notquartiere am Bahnhof und in der alten Autobahnmeisterei waren zu Beginn des Wochenendes nur schwach belegt, an der Grenze warteten nach Angaben der Stadtregierung rund 300 Personen. Inland;Der FPÖ-Kandidat würde Strache den verweigerten Orden anheften und fordert eine Verdoppelung des Heerbudgets. STANDARD: Weil der Bundespräsident zu Neujahr stets die Ansprache an die Österreicher hält: Würde die Ihre auch Herbert Kickl, als berüchtigter blauer Redenschreiber bekannt, verfassen? Hofer: Nein. Denn ich bin ein Politiker, der noch nie vorgefertigte Reden gehalten hat – auch nicht im Nationalrat. Lieber schreibe ich mir davor ein paar Notizen auf, was ich sagen möchte. STANDARD: Das heißt, uns blühen mit Ihnen als Bundespräsident spontane Fernsehansprachen? Hofer: Möglicherweise. Ich bin eher der Stichwort-Typ. STANDARD: Das Staatsoberhaupt prüft an Gesetzen nur, ob diese formalrechtlich korrekt zustande gekommen sind. Würden Sie – so wie Irmgard Griss – auf offensichtliche Verfassungswidrigkeiten sofort hinweisen, ehe dazu das Höchstgericht angerufen werden kann? Hofer: Der Bundespräsident sollte nicht die Mehrheiten im Nationalrat aushebeln. Ich bin aber für eine Vorprüfung durch den Verfassungsgerichtshof – an sein Urteil sollte sich dann der Amtsinhaber halten. STANDARD: Heinz Fischer hat FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache einst wegen seiner Entgleisungen die Verleihung des Goldenen Ehrenzeichens mit dem Stern verweigert. Würden Sie Ihrem Parteichef diesen Orden verleihen? Hofer: Abgesehen davon, dass Strache Orden nicht wichtig sind: Ich finde es höchst eigenartig, dass man einem Politiker ein Ehrenzeichen, das einem nach der Usance ab einem gewissen Zeitraum im Nationalrat zusteht, verweigert – nur weil man eine andere politische Ansicht hat. Was Fischer da gemacht hat, war nicht gerechtfertigt. Also: Wenn Strache gerne diesen Orden haben will, von mir würde er ihn bekommen. STANDARD: Fischer wollte damit aber ein Zeichen setzen, weil Strache angesichts von Protesten gegen den Burschenschafterball erklärt hat: Wir sind die neuen Juden. Hofer: Dann hätte Fischer den Orden nachreichen können, nachdem Strache auf Staatsbesuch in Israel gewesen war – und damit klar gezeigt hat, wo er steht. Das ist wirklich eine kleingeistige Haltung. STANDARD: Würden Sie wie Strache auch so weit gehen, Kanzler und SPÖ-Chef Werner Faymann als Staatsfeind zu bezeichnen? Hofer: Wenn man sich das Vorgehen der Regierung in den letzten Monaten anschaut, lässt sich zumindest eines sagen: Dass Faymann kein Staatsfreund ist – so würde ich es ausdrücken. Es wäre in der Flüchtlingskrise notwendig, die Verfassung und die Gesetze einzuhalten: Menschen unregistriert über die Grenze zu lassen, weder Schengen noch Dublin einzuhalten – das ist es, was mich massiv stört. Wir schaffen das nicht. Auch dass wir das Bundesheer über Jahre finanziell ausgehungert haben, ist ein klarer Verfassungsbruch. Das Budget müsste verdoppelt werden, von derzeit 0,5 auf ein Prozent der Wirtschaftsleistung, damit wir ein verteidigungsfähiges Militär haben. STANDARD: In Deutschland hat die AfD-Chefin gerade für Aufregung gesorgt, weil sie im Extremfall Schusswaffen gegen Flüchtlinge einsetzen lassen wollte. Was, wenn der Zaun an Österreichs Südgrenze niedergetrampelt wird? Hofer: Zuerst gilt es, einen Zaun zu bauen, der nicht niedergetrampelt werden kann. Die Diskussion über den Schusswaffengebrauch ist absurd. Denn der ist klar in der allgemeinen Dienstvorschrift geregelt. Ich bin während meiner Bundesheerzeit auch an der Grenze gestanden. Wir hatten den Befehl: Nicht in die Luft schießen – und wenn wir schießen, müssen wir richtig schießen, aber nur, wenn das eigene Leben bedroht ist, und nicht, wenn jemand über die Grenze kommt. STANDARD: Im Gegensatz zu früher sind Sie nun für die Aufrechterhaltung des Verbotsgesetzes – erst recht, weil mit den Flüchtlingen aus dem Nahen und Mittleren Osten auch Antisemitismus zum Problem werden könnte. Was also tun bei ihrer Integration? Hofer: Es ist nicht die Aufgabe der österreichischen Politik, den Antisemiten den Antisemitismus auszutreiben, das ist eine Aufgabe der Strafgerichtsbarkeit. STANDARD: In der FPÖ-nahen Zeitschrift Aula wurden in einem Artikel die 1945 befreiten KZ-Häftlinge in Mauthausen als Landplage und Kriminelle bezeichnet. Wie beurteilen Sie den von der Staatsanwaltschaft Graz verhängten Urteilsspruch (nachvollziehbar) dazu, mit dem das Verfahren eingestellt wurde? Ist allein auf die Justiz denn da genug Verlass? Hofer: Weder habe ich die Zeitschrift gelesen, noch ist diese ein Organ der FPÖ. Deswegen will ich auch nicht beurteilen, ob es sich da um ein Fehlurteil handelt. Denn es gibt in Österreich die Gewaltentrennung – und daher ist es auch nicht angebracht, wenn sich die Politik in die Gerichtsbarkeit einmischt. STANDARD: In Oberösterreich will Ihre Partei die Mindestsicherung für Flüchtlinge auf 320 Euro kürzen. Keine Sorge, dass dann die Kriminalität steigt, weil die Menschen zu wenig zum Leben haben? Hofer: Das bleibt ja nicht bei den 320 Euro. Denn es gibt ja auch noch andere Möglichkeiten von Zuschüssen. Wir müssen aber insgesamt überlegen, wie es mit dem Modell der Mindestsicherung weitergehen soll. Die Kosten steigen enorm. Wir haben viele alleinerziehende Mütter, die unter der Armutsschwelle leben. Da müsste man sich auch fragen: Was mache ich mit der Familienbeihilfe? STANDARD: Also Familienbeihilfe erhöhen und Mindestsicherung kürzen? Hofer: Die Familienbeihilfe sollte auf alle Fälle erhöht werden. So einfach ist es aber nicht. Wir haben das Problem, dass es zwischen dem, was ich an Mindestsicherung bekommen kann und dem, was ich verdienen kann, in manchen Branchen keinen Unterschied gibt. Ein Taxifahrer, der 40 Stunden arbeitet, bekommt knapp über 1.000 Euro netto. Da müssen wir uns etwas überlegen. Ich denke an das Modell eines Mindestlohns. STANDARD: Gesetzliche Vorgaben wie in Deutschland? Hofer: Mir würde das besser gefallen als unser jetziges System mit der Sozialpartnerschaft, weil diese in vielen Bereichen versagt. Aber jetzt fragen Sie mich nicht, wie hoch er sein soll. STANDARD: Doch. Wie hoch soll der Mindestlohn sein? ÖVP-Kandidat Andreas Khol hätte gern, dass alle 2.400 Euro netto verdienen. Hofer: Das würden sich alle wünschen. Aber das ist absurd. Als Grundsatz soll gelten: Wer in Not gerät, wird nicht alleingelassen. Wir müssen aber gleichzeitig sicherstellen, dass der, der arbeiten kann, trotzdem etwas mehr bekommt. Der Unterschied muss mindestens 20 Prozent betragen. STANDARD: Ihr Pressesprecher twitterte unlängst ein Bild, das alle anderen Kandidaten mit einer Gehhilfe zeigt, Sie als Sportler. Ist das angemessen, sich so über das Alter der Konkurrenz lustig machen? Hofer: Ist es angemessen, wenn ein grüner Bundesrat twittert, ob das schon genug Qualifikation für das Amt ist, behindert zu sein? Ein Mitarbeiter von Kandidat Rudolf Hundstorfer (SPÖ) wiederum hat mich auf Facebook als Krüppel bezeichnet, wofür sich Hundstorfer bei mir telefonisch entschuldigt hat. Was ich damit sagen will: In Zeiten von Facebook wird es immer Postings geben, die nicht in Ordnung sind. STANDARD: Also Sie haben nicht vor, sich da zu entschuldigen? Hofer: Ich bin doch der einzige Gehbehinderte von dem Kreis, das war witzig gemeint. Dass ich mich jetzt entschuldigen müsste bei den anderen, die nicht gehbehindert sind, das glaube ich nicht. Klare Antwort: Nein. STANDARD: Sie haben einst eine parlamentarische Anfrage in Sachen Chemtrails eingebracht, einer Verschwörungstheorie, laut der das Militär die Bevölkerung über Kondensstreifen manipuliert. Glauben Sie allen Ernstes an so etwas? Hofer: Ich bin überhaupt kein Verschwörungstheoretiker. Ich bin Triebwerkstechniker, weiß also, was ein Kondensstreifen ist. Ich kann die Leute beruhigen: Es gibt in Österreich keine Chemtrails. STANDARD: Warum bringen Sie dann so eine Anfrage ein? Muss man damit die Beamten eines Ministeriums belästigen? Hofer: Weil es total viele Mails gab, ich möge das abfragen. Die Antwort des Ressorts war relativ kurz, die waren also nicht lange damit beschäftigt. Etat;Erkenntnis des VwGH bestätigt Einhaltung des ORF-Gesetzes, nicht aber bei der App zum Ski-Weltcup – Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts aufgehoben. Wien – Der ORF hat mit dem App-Angebot zur Nationalratswahl 2013 nicht gegen das ORF-Gesetz verstoßen, sehr wohl allerdings mit jener App zum Ski-Weltcup 2013/2014. Zu diesem Erkenntnis gelangte der Verwaltungsgerichtshof (VwGH) in einem aktuellen Spruch. Der Verband Österreichischer Privatsender (VÖP) hatte in der Causa Beschwerde bei der Medienbehörde KommAustria und beim Bundesverwaltungsgericht eingebracht. Der ORF wandte sich schließlich an den VwGH. Dieser gab dem öffentlich-rechtlichen Sender nun in den wichtigsten Punkten recht und stellte fest, dass der ORF mit der Wahl-App nicht gegen das Verbot eigens für mobiler Endgeräte gestalteter Angebote verstoßen habe, sondern das ORF-Gesetz eingehalten hat. Lediglich in einem Detail, nämlich bei der Rubrik Ski Stars der Ski-App, kam der VwGH zum Schluss, das der ORF diese Inhalte nicht hätte bereitstellen dürfen, weil die Infos nicht vom damals geltenden Angebotskonzept gedeckt waren. Durch die Entscheidung des Verwaltungsgerichtshofs wurde das Erkenntnis des Bundesverwaltungsgerichts aufgehoben. Kultur;Das Helene-Fischer-Vokabular vor dem Ernst-Happel-Stadion besteht aus nicht viel mehr als einem Wort: Atemlos. Die Analyse ihrer gesamten Songtexte zeigt, sie singt hauptsächlich über sich und DICH. Ein Helene-Fischer-Song nur für Sie! Aus dem gesamten Wortschatz der auf ihrer Homepage veröffentlichten Texte können Sie sich mit diesem Generator einen Song basteln lassen. Natürlich freuen wir uns über ein selbstperformtes Video Ihres persönlichen Songs! Als weiteres Extra haben wir eine Wordcloud zusammengestellt (Its so 2004). Sie zeigt die häufigsten Wörter in Helene Fischers Songtexten. (Video: Michael Luger, Grafik: Markus Hametner, 2.7.2015) Etat;Wifo-Werbeklimaindex: Branche hat Nachfrageproblem – Auch im europäischen Vergleich stehen die heimischen Werber derzeit nicht gut da. Wien – Zeitverzögert wurde nun auch die heimische Werbebranche von der Konjunkturflaute erfasst. Die Nachfrage sei ins Stocken geraten und die Preise seien unter Druck, räumte Fachverbandsobfrau Angelika Sery-Froschauer am Donnerstag bei einem Pressegespräch ein. Wir sind am Limit. Mit der Krise hat der Preisverfall begonnen. Nun bringen wir die Preise nicht mehr rauf, so die Kammer-Obfrau. Auch im europäischen Vergleich hinkt Österreich nach. Während Deutschland einen Aufwärtstrend erlebe, gehe die Branche in Österreich den umgekehrten Weg. Sonst hätten sich Deutschland und Österreich meist in die gleiche Richtung entwickelt, sagte Verbands-Geschäftsführer Markus Deutsch. Das schlechte Konjunkturumfeld, großer Wettbewerb sowie die Sparvorgaben der öffentlichen Institutionen machten es den österreichischen Werbern schwer. Dass die Branche schon besser dastand, zeigt auch der Werbeklimaindex des Wifo für das zweite Quartal 2015, der die Stimmung der Betriebe widerspiegelt. Der Index ist deutlich von 23 Punkten zu Jahresbeginn auf nunmehr 8 Punkte gesunken. Die Betriebe beurteilen die aktuelle Geschäftslage schlechter als zuletzt und auch der Blick in die Zukunft ist nicht gerade rosig. Die Umsätze stagnieren und bei den Beschäftigten ist kein Aufschwung zu erwarten. Die Werbebranche umfasst knapp 29.000 Betriebe – darunter Werbeagenturen, Werbegrafik-Designer, PR-Berater, Markt- und Meinungsforscher sowie Werbetexter. In Summe beschäftigten sie mehr als 28.000 Personen und erwirtschaften Umsätze von 5,3 Mrd. Euro. 65 Prozent der Unternehmen sind Einpersonen-Unternehmen (EPU). Trotz schwierigen Umfelds verzeichnete die Branche Neuankömmlinge: 2014 wurden 1.641 neue Werbeunternehmen gegründet. Inland;Faymann verpasst Klub-Reise wegen Solo-Auftritts bei "Im Zentrum". Wien/Saalfelden – Der SPÖ-Parlamentsklub macht sich erstmals seit längerem wieder auf eine größere Reise. Saalfelden ist das Ziel der Frühjahrsklausur, die von Samstag bis Dienstag in Szene geht. Während Präsidentschaftskandidat Rudolf Hundstorfer (SPÖ) bei seinen roten Parlamentsfreunden vorbeischaut, lässt Kanzler Faymann die Tagung aus. Der Grund für die Absenz des SPÖ-Chefs ist sein umstrittener Solo-Auftritt in der ORF-Sendung Im Zentrum Sonntagabend. Ursprünglich war vorgesehen gewesen, dass der Regierungschef zu diesem Zeitpunkt an einem Abendessen im Rahmen der Klausur teilnimmt und am Tag darauf ein Referat hält. Nunmehr wurde das Programm um Faymanns Rede abgespeckt. Zu Wort kommen hingegen wie geplant neben Klubchef Andreas Schieder noch Sozialminister Alois Stöger (SPÖ) und Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (SPÖ). Dass gerade diese beiden Ressortchefs ausgewählt wurden, hängt mit dem Generalthema der Tagung zusammen, das lautet: Arbeit.Wachstum.Sicherheit. Aus Verantwortung für unser Land. Neben den inhaltlichen Schwerpunkten bemühen sich die SPÖ-Parlamentarier, ihrem Präsidentschaftskandidaten den Weg in die Hofburg leichter zu machen. Organisiert wurden gleich zwei Veranstaltungen. Sonntagfrüh werden gemeinsam die Gletscherbahnen Kaprun besucht, am Nachmittag findet dann am Hauptplatz von Saalfelden eine Veranstaltung der SPÖ Pinzgau zu Ehren Hundstorfers statt. Wirtschaft;Ähnlich wie das Freihandelsabkommen Nafta, könnte TTIP Gewerkschaften unterminieren, sagt Celeste Drake. STANDARD: US-Präsidentschaftskandidat Bernie Sanders hat kürzlich die Vorwahlen in Michigan gewonnen, wo die Autostadt Detroit mit hoher Arbeitslosigkeit kämpft. Welche Rolle spielt der Freihandel im Wahlkampf? Drake: Ich glaube, das Thema hat einen riesigen Einfluss. Den Leuten wurde gesagt, unter Nafta würde es zwar zu Arbeitsplatzverlusten kommen, aber hauptsächlich, dass sie bessere Jobs und Gehälter bekommen würden, weil so freier Handel funktioniere. Aber die Produktionsanlagen in Detroit wurden geschlossen, und es kam nichts nach. Nafta hat dazu beigetragen. Die Präsidentschaftskandidaten wissen, dass sie mit Ablehnung gegenüber Freihandelsabkommen Wähler gewinnen können, auch wenn Demokraten und Republikaner verschiedene Gründe haben, dagegen zu sein. Alle wollen von der wirtschaftlichen Unsicherheit profitieren, die die Menschen spüren. STANDARD: Überwiegen die Vorteile von Freihandelsabkommen gegenüber den Arbeitsplatzverlusten? Drake: Theoretisch könnten sie das. Ich glaube aber nicht, dass sie das tun. Es bedarf regulierender Maßnahmen, damit Arbeitnehmer von dem Wohlstand, den sie schaffen, partizipieren können. Das nordamerikanische Freihandelsabkommen sieht solche nicht vor. TTIP übrigens auch nicht. STANDARD: Welche Maßnahmen wären das? Drake: Starke Vorschriften in Bezug auf Arbeitnehmersicherheit. Es muss garantiert werden, dass Mitarbeiter nicht entlassen werden, wenn sie sich gewerkschaftlich organisieren. So können sie mehr sozialen Schutz ausverhandeln, damit sie, falls sie ihren Job verlieren, nicht sofort auch ihre Familien nicht mehr ernähren können oder ihr Haus verlieren. Im Gegensatz zu Europa existiert dieser Schutz in den USA kaum, umso weniger im Nafta-Vertragsstaat Mexiko. Entgegen allen Versprechungen führte Nafta zu einer Erosion der Rechte von Arbeitnehmern in Kanada und den USA, die jetzt mit mexikanischen Arbeitern konkurrieren müssen. In Verhandlungen können Firmen einen Standortwechsel nach Mexiko als Druckmittel gegen ihre Mitarbeiter einsetzen. Firmen haben zweifellos stark von Nafta profitiert, aber sie teilen ihre Gewinne nicht. STANDARD: Glauben Sie, dass TTIP einen ähnlichen Effekt haben wird? Drake: Ja. Was ist der Sinn dieser Vereinbarungen? Ich glaube nicht, dass es ein Zufall oder Fehler ist, dass Nafta Gewerkschaften in den USA und Kanada unterminiert hat. Das wurde so konzipiert. Wenn TTIP auf denselben Prinzipien wie Nafta basiert, und danach sieht es aus, werden die Auswirkungen sehr ähnlich sein. In diesem Fall wird die Drohung einer Übersiedlung in die USA dafür genutzt werden, europäische Arbeitnehmer unter Druck zu setzen. STANDARD: Laut der Europäischen Kommission werden europäische Standards durch TTIP geschützt. Wieso gibt es dennoch Bedenken? Drake: Weil die Verhandlungen hinter verschlossenen Türen geführt werden. Es stimmt, das Abkommen wird keine Passage enthalten, in der steht, dass europäische Standards herabgesetzt werden. Aber wenn das über allem stehende Ziel freier Handel ist, dann heißt das auch, dass nicht ein höherer Lebensstandard oder Umweltschutz die höchsten Ziele sind. STANDARD: Warum glauben Sie, sind die Verhandlung zu Freihandelsabkommen geheim? Drake: Um fair zu sein: Ich glaube, zum Teil aus Tradition. Aber in einer Demokratie im 21. Jahrhundert sollte das nicht so sein. Wenn die verhandelnden Parteien fürchten, dass der Inhalt ihrer Verhandlungen so kontroversiell und toxisch ist, dass die Menschen Widerstand leisten würden, sollte ihnen das zu denken geben. Unternehmen sind frustriert, weil Demokratie ihnen oft im Weg steht. Die Geheimhaltung der Verhandlung erlaubt ihnen, kritische Regelungen durchzusetzen und sich der öffentlichen Debatte mit den Bürgern zu entziehen. Es gibt ein Sprichwort, das gut beschreibt, was vor sich geht: Sitzt man nicht bei Tisch, steht man auf der Speisekarte. Panorama;Deutscher Innenminister vor EU-Rat: Nationale Alleingänge sollten unterbleiben – Trotz Unterschieden gute Zusammenarbeit mit Österreich. Brüssel – Der deutsche Innenminister Thomas de Maizière hat am Donnerstag vor Beginn des EU-Innenministerrats in Brüssel trotz unterschiedlicher Auffassungen in der Flüchtlingskrise die gute Zusammenarbeit mit Österreich betont. In der Frage einseitiger nationaler Maßnahmen haben wir unterschiedliche Auffassungen, sind aber einig im Ziel, gemeinsame europäisch koordinierte Maßnahmen zu ergreifen. Die Zeit des Durchwinkens sei vorbei, sagte de Mazière. Diese Politik bedeute, Probleme zulasten anderer Staaten zu lösen, zum Beispiel zulasten Deutschlands. Das ist inakzeptabel, und das werden wir auf Dauer nicht hinnehmen. Sollte es bis zum EU-Sondergipfel mit der Türkei am 7. März keine Ergebnisse geben, müsse man andere gemeinsame, europäisch koordinierte Maßnahmen beschließen. Welche das sein könnten, wollte de Maizière nicht sagen: Das sehen wir dann. Die Situation in Griechenland bezeichnet de Maizière als schwierig. Deshalb sei es sehr wichtig, dass der Schutz der Außengrenzen an der türkisch-griechischen Grenze funktioniere. Dort müssen wir die Zahl der Flüchtlinge drastisch und nachhaltig verringern. Griechenland solle die Türkei zu einem sicheren Drittstaat erklären und Flüchtlinge dorthin zurückschicken. Wenn das passiere und trotzdem noch Probleme in Griechenland auftreten, müsse man den Griechen helfen, etwa bei der Unterbringung. Ziel bis zum Sondergipfel mit der Türkei sei eine erhebliche Verringerung der Zahl der Flüchtlinge an der türkisch-griechischen Grenze, sagte de Maizière. Die Ankündigung des ungarischen Referendums über die Flüchtlingsquote wollte er nicht kommentieren. Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) verteidigte das gemeinsame Vorgehen Österreichs und der Balkanstaaten einmal mehr. Die Initiative sei der Anfang vom Ende des Durchwinkens, sagte Mikl-Leitner am Donnerstag in Brüssel. Mit den Balkanländern, Griechenland, Deutschland und den EU-Institutionen habe es in der Früh ein sehr offenes Gespräch gegeben. Dabei habe ihr griechischer Kollege wieder betont, dass sein Land die Außengrenze kaum schützen könne. Wenn Griechenland das nicht kann, liefert es sich das beste Argument, warum andere handeln, so Mikl-Leitner. Vetodrohungen habe es diesmal aber nicht gegeben. Ziel der Balkaninitiative sei eine Reduktion der Migrationsströme, bekräftigte Mikl-Leitner. Selbstverständlich dürften Schutzbedürftige die Grenze passieren, das sei eine internationale Regel. Ob das auch für Afghanen gelte, müsse jedes Land selbst entscheiden. Gerade bei angeblich aus Afghanistan stammenden Flüchtlingen habe sich gezeigt, dass viele aus anderen, sicheren Regionen kommen würden. Zu dem Rechtsstreit mit der EU-Kommission über die Asylobergrenze sagte Mikl-Leitner, sie habe in der Früh auch mit EU-Innenkommissar Dimitris Avramopoulos gesprochen. Die Teilnehmer der Balkankonferenz glaubten an eine europäische Lösung, aber solange wir am Stand treten, müssen wir kleine, aber entschlossene Schritte setzen. Alle Maßnahmen, die Österreich gesetzt habe, seien rechtskonform. Kein Land könne dazu verpflichtet werden, mehr zu leisten, als es kann. Streitpunkt beim Gipfel ist auch das angekündigte Referendum in Ungarn zur EU-Quotenregelung. Die EU-Kommission wartet auf eine Klärung. Eine Sprecherin erklärte am Donnerstag in Brüssel, wir haben über diese Idee gelesen. Sie könne noch nicht sagen, ob dies mit den EU-Verträgen übereinstimme. Die nationale Debatte in Ungarn sei im Laufen und noch nicht abgeschlossen. Deswegen warte man auf eine Klarstellung von Budapest. Ein Sprecher fügte hinzu, es gebe a priori weder eine positive noch eine negative Stellungnahme gegenüber der Idee eines Referendums. Die EU-Staaten würden entscheiden, ob es Referenden gebe oder nicht. In der Flüchtlingskrise befassen sich die EU-Innenminister am Donnerstag mit der Lage auf dem Balkan und der Sicherung der Außengrenzen. Noch vor Beginn des Treffens kam de Maizière mit Vertretern jener Staaten zusammen, die am Mittwoch in Wien verschärfte Grenzkontrollen entlang der Balkanroute beschlossen haben. Mikl-Leitner wird bei dem Treffen die jüngsten Restriktionen in der österreichischen Flüchtlingspolitik verteidigen müssen. Die EU-Minister beraten über einen Vorschlag zum Aufbau einer gemeinsamen Küsten- und Grenzschutzbehörde, die notfalls auch gegen den Willen eines Mitgliedsstaats eingreifen soll. Auch auf schärfere Überprüfungen bei der Einreise an den EU-Außengrenzen wollen sich die Innenminister einigen. Das Ziel ist, Jihad-Verdächtige aufzuspüren, die Anschläge in Europa verüben könnten. An dem Treffen nimmt auch der stellvertretende türkische Innenminister Sebahattin Öztürk teil. Etat;Über helfenwiewir.at werden auch Sach- und Zeitspenden gesammelt. Kooperation mit sechs NGOs. Helfen. Wie wir nennt der ORF seine heute gestartete Initiative zur Flüchtlingshilfe. Über die Website helfenwiewir.at werden dabei in Zusammenarbeit mit Caritas, Diakonie, Hilfswerk, Rotem Kreuz, Samariterbund und Volkshilfe vor allem Wohnraumspenden koordiniert. Geldspenden werden ausschließlich an die beteiligten NGOs verteilt. Ebenfalls angeboten werden können Zeit- und Sachspenden. Kultur;'Ein Millionär und eine Vorstadtfamilie haben sich in der Sozialkomödie "Familie zu vermieten" mehr zu geben, als man denkt. Der Regisseur über Einsamkeit und die Klasse des Herzens. Wien – Familiengefühle gegen Schuldenerlass. So lautet das nicht ganz selbstlose Angebot des Millionärs Paul-André. In Jean-Pierre Améris romantischer Komödie Familie zu vermieten (Une famille à louer) mietet sich der Misanthrop in die Vorstadtfamilie von Violette (Virginie Efira) ein. Er möchte herausfinden, ob das Konzept Familie gegen seine Einsamkeit hilft. Ein Test, der ihn angesichts chaotischer Zustände allerdings schnell überfordert. Améris sympathische Komödie spielt nicht nur mit der Reibung von gegensätzlichen Lebensmodellen, sondern erzählt auch von den Bedürfnissen, die der Blick auf das jeweils andere weckt. Das screwballähnliche Zusammenspiel zwischen Schauspielstar Benoît Poelvoorde und seiner Kollegin Virginie Efira, die wie er aus Belgien stammt, ist sein größtes Plus. Am Donnerstag eröffnet der Film das Festival du film francophone in Wien, danach läuft er bundesweit im Kino. STANDARD: Für eine Komödie hat Familie zu vermieten einen ernsten Hintergrund. Sie geht von Menschen aus, die auf die falsche Glücksformel gesetzt haben. Améris: Da haben Sie ganz recht. Es gibt viel Einsamkeit in unserer Gesellschaft, trotz all dieser Dating-Apps. Es ist immer noch schwierig, neue Bekanntschaften zu machen, ja Brücken zwischen Menschen zu bauen. Meine romantische Fabel erzählt vor diesem Hintergrund vom Zusammentreffen zweier einsamer Seelen – wobei deren Einsamkeit durchaus unterschiedlich ist. Die beiden helfen einander, wieder Vertrauen zu schöpfen. STANDARD: Das Erzählmotiv, ein Paar zanken zu lassen und den sozialen Background offenzulegen, kennt man vor allem aus dem US-Kino. Ein Einfluss? Améris: Ja, das war für mich schon als Teenager wichtig. Ich bin von amerikanischen Komödien geprägt worden, besonders von Filmen Frank Capras und Gregory La Cavas. Ich habe Virginie Efira auch Filme von Ginger Rogers und Carole Lombard gezeigt, weil deren Frauenfiguren für mich die Inspiration für Violette waren. Auch Capras Komödie You Cant Take it With You, die vom Zusammentreffen zweier grundverschiedener Familien erzählt, hat hinsichtlich des Settings Spuren hinterlassen. STANDARD: Wobei die Settings ja nicht unbedingt realistisch sind, sondern eher die Unterschiede betonen ... Améris: Ich wollte weniger eine reale Welt abbilden, als diese komplett nachbauen. Paul-Andrés Reich ist wie Xanadu, ein Schloss, fast wie in Citizen Kane; Violettes Haus gleicht hingegen dem eines Schäfers, es könnte aber auch in der Suburbia stehen wie das von Erin Brockovich. Jenes von Andrés Mutter ist wiederum wie in Psycho gestaltet. Ich wollte die Grenzen zwischen dem Märchenhaften und der Realität verschwimmen lassen. Alles sollte jedoch durch die Distanz des Humors abgemildert sein. Mit der Komik versuche ich eine Distanz einzuführen, zwischen der wie auch immer gearteten harten Realität und der Art und Weise, wie Menschen diese erfahren. STANDARD: Sie haben bisher erst eine Komödie gedreht. Wissen Sie bei Ihren Sujets immer gleich, in welche Richtung es gehen wird? Améris: Diesmal war es schwierig, weil es autobiografische Elemente gab. Der Film ist nicht nur das Ergebnis meiner Liebe für die US-Komödie, er verdankt sich auch dem glücklichen Zusammentreffen mit Murielle Magellan, meiner Lebensgefährtin, einer Drehbuchautorin – wir haben aus diesen zwei Quellen geschöpft. Aber ich habe für meine Frau nicht bezahlt! STANDARD:: Das heißt, es gibt ganz direkte persönliche Bezüge? Améris: Ja. Als ich Murielle vor zehn Jahren kennenlernte, war die Situation ein wenig wie die zwischen Violette und Paul-André. Ich bin wie er, manisch und pessimistisch, nur ohne den Reichtum. Leider. Muriel ist ganz anders, lebensbejahend, auch offen, und als ich dann zu ihr zog, herrschte ein ähnliches Chaos – zugleich war es ein unglaublich lebendiges Familiengefühl. STANDARD: Und Benoît Poelvoorde wusste davon, nehme ich an? Améris: Nun, der Film ist auch für ihn geschrieben und von ihm mitinspiriert. Wir wurden beide 50 Jahre alt, ohne Väter zu sein – und es gab eine gewisse Melancholie, ja Nostalgie darüber, dass wir keine Kinder hatten. Und zugleich dachte man: Ich würde es nicht länger als zwanzig Minuten aushalten, wenn es anders wäre! Wir haben wirklich einiges gemeinsam. Benoît mag Kinder sehr, nicht dass Sie das falsch verstehen: Aber es ist ambivalent. Ist man bei ihnen, kann es schnell zu viel werden, ist man von ihnen fort, fehlen sie gleich. Und wenn sie im Film sehen, wie penibel er mit dem Staubsauger in seiner Wohnung agiert – das ist etwas, was ich ihn machen sah. STANDARD: Bei Virginie Efira verblüfft wiederum, wie instinktiv und direkt sie agiert. Améris: Das mag ich an dieser Figur, diese Kraft, mit der sie ins Leben tritt, diese Standfestigkeit. Wenn Violettes Bruder zu ihr sagt, sie hätte keine Klasse, sehe ich das natürlich ganz anders. Sie hat Klasse. Sie hat die Klasse des Herzens, die Intelligenz des Herzens, das wirklich Entscheidende. STANDARD: Inwiefern ist Familie zu vermieten auch eine Abrechnung mit Familien? Bei Edith Scob, die Paul-Andrés kühle Mutter spielt, denkt man gleich an ihre berühmte Rolle im Georges-Franju-Film, Augen ohne Gesicht. Améris: Ich wollte mit dieser Figur die Unfähigkeit eines Menschen zeigen, Zärtlichkeit zuzulassen. Als ich über die Besetzung nachdachte, ging es mir aber nicht darum, sie besonders bösartig zu zeigen. Es musste jemand sein, dem es zu zeigen gelingt, wie schwierig es ist, Emotionen zu vermitteln. In Violettes Familie berühren sich ständig alle, doch das bedeutet noch lange nicht, dass es keine latente Gewalt gibt. Das ist das zentrale Thema: Die beste Familie ist die, die man sich selbst schafft, und nicht die biologische. Natürlich ist dies kein Film gegen die Familie. Aber es ist auch kein Film für die Familie.' Wissenschaft;Forscher wollen an Augen Jäger und Gejagte erkennen. Berkeley/Wien – Beim Menschen gelten die Augen als Fenster zur Seele. Bei den übrigen Säugetierarten hingegen lassen sie Rückschlüsse auf die Lebensweise zu. Das behaupten jedenfalls Biologen um Martin Banks von der Universität Kalifornien in Berkeley. Sie haben die Pupillenform von insgesamt 214 landbewohnenden Spezies untersucht und dabei recht eindeutige Zusammenhänge entdeckt. So haben Pflanzenfresser wie Schafe, Pferde oder Rehe die Augen eher seitlich am Kopf und meistens horizontal verlaufende Pupillen. Diese erweitern das Blickfeld, was es erleichtert, Feinde zu erspähen. Auch für die Flucht biete die parallel zum Boden verlaufende Pupillenform Vorteile, schreiben die Forscher im Fachblatt Science Advances. Tag- und nachtaktive Tiere verfügen hingegen meist über schlitzförmige Pupillen, die es ermöglichen, sich besser an unterschiedliche Lichtverhältnisse anzupassen. Bei Katzen etwa kann sich die Fläche der Pupillen auf diese Weise um das 135-Fache verändern. Freilich haben nur 44 der 65 Lauerjäger vertikale Pupillen, zu den Ausnahmen gehören Löwen und Tiger. Daraus schließen die Forscher, dass vertikale Pupillen vermutlich vor allem kleinen Jägern nützen. Sport;Wegen mehrerer ethischer Vergehen. Zürich – Die Ethikhüter des Fußball-Weltverbandes haben den entlassenen FIFA-Generalsekretär Jerome Valcke für zwölf Jahre gesperrt. Die Kommission sah es als erwiesen an, dass der ehemals enge Vertraute des ebenfalls gesperrten FIFA-Chefs Joseph Blatter sich mehrerer ethischer Vergehen schuldig gemacht habe. So soll Valcke illegale Ticketgeschäfte für die WM 2014 geduldet und gefördert haben. Zudem wurde ihm massiver Missbrauch bei Reiseabrechnungen zur Last gelegt. Als dritten Verstoß nannte die Ethikkommission den Versuch des Franzosen, die TV-Rechte für die WM 2018 und die WM 2022 in der Karibik weit unter Wert zu verkaufen. Wirtschaft;Ein dänisches Geschäft und ein britischer Onlinehändler verkaufen abgelaufene Lebensmittel, um den Mistberg zu verkleinern. Die verschrumpelte Paprika, die Konservendose aus dem vergangenen Jahr und das seit einem Tag abgelaufene Joghurt, sie ereilt in vielen Haushalten dasselbe Schicksal: Sie landen im Mistkübel, obwohl sie durchaus noch genießbar wären. In Dänemark eröffnete diese Woche ein Supermarkt, der Lebensmittel mit überschrittenem Mindesthaltbarkeitsdatum verkauft sowie Obst und Gemüse, das keinen Schönheitswettbewerb mehr gewinnen wird. Über Crowdfunding sammelten die Initiatoren von Wefood das nötige Geld, um mit ihrem Geschäft an den Start zu gehen. Anders als in den Sozialmärkten in Österreich ist der Wefood-Laden nicht nur für einkommensschwache Kopenhagener gedacht, sondern auch für jene, die sich gegen den Wegwerftrend der Supermärkte wehren und ihren Beitrag zur Verringerung der Lebensmittel-Mistberge leisten wollen. Etwaige Gewinne aus dem Geschäft sollen in die Entwicklungshilfe fließen. In Österreich werden pro Jahr eine Million Tonnen Lebensmittel weggeworfen. Mit einem Drittel sind die privaten Haushalte die größten Lebensmittelwegwerfer, gefolgt von der Gastronomie, dem Lebensmittelhandel und der Landwirtschaft beziehungsweise der Produktion. Rund 11.000 Tonnen der aussortieren Lebensmittel landen in Sozialmärkten und anderen Sozialeinrichtungen. Bleiben immer noch 989.000 Tonnen, die nicht verwertet werden. Während man hierzulande auf Aufklärung setzt, gehen andere schon einen Schritt weiter. Damit der Handel weniger Lebensmittel auf den Mist wirft, hat Frankreich Anfang Februar endgültig ein neues Gesetz durchgewunken. Große Supermärkte werden damit verpflichtet, nicht vermeidbare Lebensmittelabfälle zu spenden, zu verarbeiten, als Tierfutter zu verwenden oder zu kompostieren. Eine ähnliche Idee hatte auch der Kärntner Gemeinderat Oliver Hönigsberger. Der Grüne startete im Vorjahr eine parlamentarische Initiative für ein Anti-Wegwerf-Gesetz, mehr als 8.000 Unterstützungserklärungen konnte er sammeln. Doch viel herausgekommen ist bisher nicht, erzählt Hönigsberger dem STANDARD. Das Thema wurde noch im Jänner im Umweltausschuss des Parlaments vertagt. Organische Abfälle werden in Österreich übrigens zumeist verbrannt, Deponien für Lebensmittel, wie es sie in anderen Ländern gibt, sind verboten. Dass mit den für den Mist bestimmten Lebensmitteln durchaus Geld zu machen ist, beweist der Brite Dan Cluderay schon seit 2009. Mit seinem Online-Unternehmen Approved Food verkauft er Lebensmittel, deren Mindeshaltbarkeitsdatum bald erreicht wird oder schon überschritten ist. Kühl- und Tiefkühlprodukte werden nicht verkauft, wahrscheinlich weil hier sowohl die Lagerung als auch die Ablaufdatumfrage heikler sind. Das Unternehmen setzt daher auf Konserven, Trockenlebensmittel und Getränke. Medienberichten zufolge erzielt Approved Food einen Umsatz von vier Millionen Pfund (fünf Millionen Euro). Cluderay versuchte seine Idee im Jahr 2014 sogar via TV an potenzielle Investoren zu verkaufen. In einer BBC-Sendung, die Start-ups und Geldgeber zusammenbringen soll, verhungerte Cluderay aber. Nun macht er mit seinem Onlineversand fette Geschäfte. Wissenschaft;Forscher um Thomas Bugnyar von der Uni Wien konnten zeigen, dass auch Raben über eine "Theory of Mind" verfügen.. Wien – Ab wann genau Kinder dazu in der Lage sind, ist umstritten. Die Rede ist von der sogenannten Theory of Mind, worunter Psychologen und Kognitionsforscher die Fähigkeit verstehen, Annahmen über Bewusstseinsvorgänge in anderen Personen zu treffen, kurz: deren Gefühle, Bedürfnisse, Ideen, aber auch Sichtweisen anzustellen. Kognitionsbiologen bemühen sich seit Jahren, diese Fähigkeiten auch bei anderen Menschenaffen und weiteren intelligenten Tieren nachzuweisen, was experimentell nicht ganz einfach ist: Ein Problem bisheriger Studien war vor allem, dass sich die Tiere an der Kopf- oder Augenbewegung von Artgenossen orientieren konnten. Eine Studie im Fachblatt Nature Communications kann nun erstmals diesen Einwand entkräften. Thomas Bugnyar (Uni Wien) und Kollegen dachten sich dafür eine besondere Experimentieranordnung aus, die sich die Eigenschaft der Raben zunutze machte, Futter vor Artgenossen zu verstecken. In einem ersten Schritt wiesen die Forscher nach, dass Raben Futter nur dann gut versteckten, wenn dominante Artgenossen im Nachbarraum sichtbar und gleichzeitig hörbar waren. In einem zweiten Schritt wurde den Raben ein Guckloch gezeigt, das ihnen erlaubte, in den Nachbarraum zu spähen. Falls dieses Guckloch in der Folge offen war und die Raben vom Nachbarraum Laute anderer Raben hörten, versteckten sie ihr Futter in der gleichen Weise, wie wenn ihre Artgenossen sichtbar wären. Da die Anwesenheit von Artgenossen beim offenen Guckloch über Playback simuliert wurde, konnten die Raben definitiv nicht das Verhalten von Artgenossen beurteilen. Trotzdem agierten sie, als ob sie beobachtet würden. Für Bugnyar kann das Verhalten der Raben nur über deren Verständnis der Sichtweise der anderen erklärt werden – womit die Tiere über eine Theory of Mind verfügen würden. Kultur;'Zwischen Flucht, Beautyblog und Familiengeheimnis. Würde man nicht wissen, dass die junge Aktivistin, Journalistin und Jugoslawienerin Olja Alvir bereits unzählige beherzte Artikel verfasst hat, unter anderem über die Selbstexotisierung neuerer migrantischer Literatur – die Klappentexte zu ihrem Romandebüt Kein Meer führten einen in die Irre. Dort will der Verlag mit der USP von postjugoslawischem Familienschicksal und den Intimzonenenthaarungsreflexionen einer Bloggerin locken. Titoland bzw. Wilder Balkan, Feuchtgebiete und medialer Zeitgeist in marktgeiler Berechnung gekreuzt? Von wegen: Kein Meer leistet mehr und anderes, es führt durch die Erlebnisse und Gedanken der Lara Voljic, die wie die Autorin als Kind vor dem Krieg in Bosnien nach Österreich geflüchtet war. Wie Zopfgebäck ist der Roman aus drei Strängen geflochten: den Erlebnissen einer jungen Frau in Wien vor einem Migrationshintergrund, auf den nur spärlich Scheinwerferlicht fällt, ihrem Beautyblog mit dem bezeichnenden Titel beautywithaknife.tumblr.com und einer jugoslawischen Familiengeschichte, in die ein unschönes Geheimnis schliert. Bloggerin Voljic enthüllt ein interessantes Zeitbild anhand des zugerichteten Körpers, das sie gleichermaßen dokumentiert, kritisiert und affirmiert. In dieser Hinsicht ist sie eine Anti-Roche, denn propagierte Charlotte Roche kathartisch ein Zurück zur Natur, zum fröhlich stinkenden deutschen Biokörper, lässt Lara Voljic den Widerspruch zwischen den zivilisatorischen Aspekten der Körpertechniken (Hygiene) und ihren repressiven (Makellosigkeit) offen und dadurch mehr Raum, sich diesem geistig zu stellen. In ihrem scharfsinnigen und mitunter witzigen Buch widersteht Alvir sowohl der auktorialen Anklage als auch dem Psychologisieren; die Behandlung von Ritzwunden gehört hier etwa zum unprätentiösen Mädchenalltag. Narzisstische und Borderlinestörungen sind nun mal Konsequenz einer Gesellschaft, die eben so ist, wie sie ist. Sie individuell wegzutherapieren hieße, ihnen nicht an die gesellschaftliche Wurzel zu fassen und der Erzählerin ihr Brenn- und Vergrößerungsglas zu klauen, mit dem sie uns jene ja zeigt und mitunter ansengt. Das zerrissene Ich will sich nicht bedauern, es leimt sich nur provisorisch zu einer ganzen Person, um die Rissstellen ihrer Umgebung besser nennen zu können, reift dadurch aber zur Persönlichkeit. Zu diesem ebenso abgeklärten wie fragilen Ethos passt auch, dass Alvir/Voljic sich nie zum Opfer machen ließen. Folglich werden die freimütig exponierten Neurosen nie kausal mit dem Kriegsschicksal verknüpft. Eher widerwillig, passiv nimmt die Protagonistin die Fährte auf, die ihr Ungereimtheiten in der Familienerzählung über den Tod von Onkel Drago legen. Kein Sherlock Holmes ist sie, bloß jemand, der bei seinen Urlauben in der Heimat der Eltern, die als Illusion eigener Heimat fungiert, nicht von dunklen Überraschungen belästigt werden will; doch irgendwann gibt es kein Entkommen, und Olja Alvir beschert ihrem Buch, dessen Lesern und denen, die es auf jeden Fall werden sollten, ein sehr unerwartetes, verstörendes Ende.' Wissenschaft;Älteste und höchstdotierte Auszeichnung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien/Innsbruck – Der Ignaz L. Lieben Preis 2015 der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) geht an die Quantenphysikerin Francesca Ferlaino. Die Professorin am Institut für Experimentalphysik der Uni Innsbruck und Direktorin am Institut für Quantenoptik und Quanteninformation (IQOQI) erhält den ältesten und mit 36.000 Dollar (34.000 Euro) höchstdotierten Preis der ÖAW für ihre Forschungsleistungen in der Quantenphysik. Mit ihren Arbeiten habe sie wesentlich zum besseren Verständnis ultrakalter Quantengase beigetragen, begründete die Akademie die Zuerkennung des Preises, der heute, Dienstag, in Wien überreicht wurde. Gleichzeitig wurde der von Isabel und Dr. Alfred Bader gestiftete, mit 18.000 Dollar dotierte Nachwuchspreis für Kunstgeschichte an Elisabetta Frullini für ihr Dissertationsprojekt über Maler und Musiker im Rom des 17. Jahrhunderts verliehen. Der Ignaz L. Lieben-Preis wurde ursprünglich 1863 gestiftet und nach dem Gründer des Bankhauses Lieben benannt. Frühere Preisträger waren etwa Fritz Pregl, Victor Franz Hess und Lise Meitner. Die Vergabe der Auszeichnung wurde 1938 wegen Verfolgung der Stifterfamilie durch die Nationalsozialisten eingestellt. Durch finanzielle Unterstützung des amerikanischen Stifter-Ehepaares Isabel und Alfred Bader konnte der Lieben-Preis reaktiviert und im Jahr 2004 erstmals neu ausgeschrieben werden. Die Auszeichnung geht an junge Wissenschafter aus Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn und Österreich für herausragende Arbeiten auf den Gebieten der Molekularbiologie, Chemie und Physik. Ferlaino, 1977 in Neapel (Italien) geboren, hat in ihrer Heimatstadt Physik studiert und ihr Doktoratsstudium am European Laboratory for Non-Linear Spectroscopy (LENS) an der Universität Florenz absolviert. 2006 kam sie als Gastwissenschafterin in die Forschungsgruppe Rudolf Grimm nach Innsbruck und arbeitete seit 2009 als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Experimentalphysik der Universität Innsbruck. Die Physikerin erhielt die höchsten Auszeichnungen für Nachwuchswissenschafter in Österreich (Start-Preis 2009) und in Europa (Starting Grant 2010). 2013 wurde ihr eine Humboldt-Professur, der mit fünf Millionen Euro höchstdotierte deutsche Forschungspreis, zuerkannt. Seit 2007 wird der Bader-Preis für Kunstgeschichte vergeben, der junge, hoch qualifizierte Dissertanten aus Österreich auszeichnet, die sich im In- und Ausland mit Forschungsfragen von Malerei und Zeichnung zwischen 1500 und 1750 beschäftigen. Die diesjährige Preisträgerin Frullini studierte Klavier am Musikkonservatorium Santa Cecilia in Rom und danach Kunstgeschichte an der Universität Wien, wo sie auch ihre Dissertation abschließen wird. Wissenschaft;Die Konzentration gesundheitsschädlicher Substanzen in Anbaugebieten nachzuweisen, ist bislang aufwendig. Neue Testmethoden sollen Abhilfe schaffen. Leipzig – Pestizide aus der Landwirtschaft belasten nicht nur die Umwelt, sondern auch Nahrungsmittel – oft sind sie schon in geringen Mengen gesundheitsschädlich. Dennoch existiert bisher keine Methode, diese gefährlichen Substanzen schnell und einfach vor Ort nachzuweisen. Genau daran arbeiten nun Forscher der Universität Leipzig und der TU Dresden. So steht Glyphosat, das weltweit am meisten eingesetzte Unkrautvernichtungsmittel, unter verdacht, in geringen Mengen umweltschädlich und krebserregend zu sein. In Deutschland wird es auf 30 bis 40 Prozent der Ackerflächen verwendet. Aufgebracht auf die Felder gelangt es in Gewässer, ins Trinkwasser und das angebaute Obst und Gemüse. Entscheidend für die mögliche schädliche Wirkung von Glyphosat und anderen in der Landwirtschaft eingesetzten Chemikalien ist auch deren Konzentration in der Umwelt und in Nahrungsmitteln. Wie hoch diese tatsächlich ist und ob bestimmte Grenzwerte überschritten werden, konnte dabei bisher nur aufwendig und teuer im Labor untersucht werden. Schnelle Nachweismethoden, die die Substanzen mit der entsprechenden Genauigkeit direkt vor Ort aufspüren, gibt es bisher nicht. In Zusammenarbeit mit Unternehmen wollen nun Biochemiker und Genetiker in den nächsten drei Jahren eine Methode entwickeln, die preiswert und präzise die Konzentration von Pestiziden ermitteln soll. Die Idee der Forscher: Sie bauen den Mechanismus nach, der sich abspielt, wenn Glyphosat und andere Pestizide auf die anvisierten Schädlinge wirken. Dann blockieren sie meist – je nach Art des Pestizids – ein lebenswichtiges Enzym oder ein anderes Biomolekül, indem daran binden und es damit außer Kraft setzen. Diese Bindung wollen die Wissenschafter nachempfinden, indem sie Moleküle entwickeln, an die das Pestizid ebenfalls binden kann. Treffen Pestizid und das nachempfundene Molekül nun aufeinander, soll das auch optisch sichtbar sein: Ähnlich wie bei bestimmten Schwangerschaftstests führt diese Reaktion zu einer mit bloßem Auge erkennbaren Farbänderung, erklärt Tilo Pompe von der Uni Leipzig. Der Nachweis von Glyphosat soll erst der Anfang sein. Sobald für diese Substanz eine erfolgreiche Methode entwickelt wurde, sollen weitere Pestizid-Tests nach dem selben Muster entwickelt werden. Panorama;Ähnliche Zahlen auch 2016 erwartet – Bisher kamen 521.000 Schutzsuchende auf diesem Weg nach Europa. Genf – Angesichts des hohen Andrangs an Schutzsuchenden hat das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR seine Jahresprognose für 2015 nach oben korrigiert. Für 2015 rechnet die Organisation nun damit, dass insgesamt 700.000 Menschen das Mittelmeer überqueren, wie aus einer der Nachrichtenagentur Reuters vorliegenden Aufstellung hervorgeht. Vergangenes Monat war UNHCR noch von 400.000 Flüchtlingen ausgegangen. Auch für 2016 rechnet die Organisation vorerst mit 700.000 Schutzsuchenden, merkt jedoch an, dass die Zahlen noch steigen könnten. Es ist möglich, dass es 2016 noch mehr Ankünfte geben wird, vorerst gehen wir aber von ähnlichen Zahlen wie 2015 aus, zitierte Reuters aus dem Papier. Angesichts bereits existierender Schätzungen zu Flüchtlingszahlen sind die korrigierten Prognosen jedoch keine Überraschung. So ging alleine Deutschland bisher schon von bis zu einer Million Schutzsuchenden aus. Laut aktueller Zahlen des UNHCR kamen bis Ende September zudem bereits 521.000 Menschen über das Mittelmeer nach Italien oder Griechenland. Sport;England ist im Feld der Halbfinalisten bei der Fußball-WM der Frauen die einzige Überraschung – und doch verändern sich die Kräfteverhältnisse. Montréal/Wien – Die Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen in Kanada tritt von der entscheidende in die ganz entscheidende Phase über. Am Dienstag und Mittwoch (Ortszeit) stehen die Halbfinal-Spiele auf dem Programm. Mit Titelverteidiger Japan, Deutschland und den USA (die Nummern eins und zwei der Weltrangliste) sind die großen Favoriten allesamt noch im Rennen, allein der vierte Halbfinalist, England, ist dazu geeignet, so manche Augenbraue nach oben wandern zu lassen. Und doch. Das bisherige Geschehen auf den nordamerikanischen Kunstrasenfeldern lässt Veränderungen der globalen Kräfteverhältnisse deutlich werden. Das Feld ist enger zusammengerückt, die Leistungsdichte hat trotz der Aufstockung von 16 auf 24 Teilnehmern zugenommen. Neulinge wie Costa Rica, Kamerun oder die Niederlande machten durchaus gute Figur. Südkorea und Kolumbien schafften ihren ersten Sieg bei einer Endrunde.Von wenigen Ausnahmen abgesehen fielen die Ergebnisse knapp aus. Nur Japan und Brasilien kamen ohne Punkteverlust durch die Gruppenphase. Gleich darauf gelang den Australierinnen der Coup gegen die südamerikanische Equipe um die fünffache Weltfußballerin Marta. Auch innerhalb Europas wurden Verschiebungen der Tektonik offensichtlich. Die Pionierinnen aus Skandinavien verlieren weiter an Boden. In allen bisherigen Turnieren stand am Ende immer ein Vertreter aus dem Norden unter den besten Vier – das geht sich diesmal nicht mehr aus. Schweden, traditionell hoch gehandelt und bereits zweimal mit Bronze dekoriert, scheiterte im Viertelfinale sang- und klanglos an einer keineswegs überragenden deutschen Elf. In der Vorrunde hatte die Auswahl von Trainer-Routinier Pia Sundhage keinen Sieg zustande gebracht. Ex-Weltmeister Norwegen zog, allerdings als klar besseres Team, ebenda gegen die Engländerinnen den Kürzeren. Dänemark hatte sich erst gar nicht qualifizieren können. Historische Spätstarter wie die Niederlande, Spanien oder die Schweiz konnten dagegen aufholen. Ganz besonders gilt das für Frankreich. Les Bleus zeigten in Kanada den mit Abstand attraktivsten Kick, fallweise grenzten die gerne direkt unternommenen Kurzpasskombinationen ans Spektakuläre. Camille Abily und Louisa Necib, die Regieführerinnen, ragten ebenso heraus wie die Sturm-Kolleginnen Marie Laure Delie oder Eldodie Thomis. Thomis, flinker Flügel von Olympique Lyon, war im so unglücklich verlorenen Viertelfinal-Kräftemessen mit Deutschland beste Frau auf dem Feld. Warum sie dieses beim Stand von 1:0 bereits in der 69. Minute hatte verlassen müssen, bleibt das Geheimnis von Teamchef Philippe Bergeroo. Das neue Standing des französischen Frauen-Fußballs spiegelt sich auch im zunehmenden Prestige der Liga wider. Nach den USA und Deutschland stellte Frankreichs nationales Getriebe das drittgrößte Kontingent in Kanada. 35 Endrunden-Teilnehmerinnen üben ihren Sport derzeit in Frankreich aus. Olympique Lyon und Paris SG sind in der Champions League mittlerweile Stammgäste in den Endspielen. In fünf der letzten sechs Saisonen erreichte immer ein französischer Klub das Finale. Das Spiel gegen Deutschland ließ in Gallien Rekorde purzeln: 4,1 Millionen FernseherInnen bei der Übertragung des Senders W9 bedeuteten nach FIFA-Angaben einen Höchstwert für ein Frauen-Länderspiel. In Deutschland saßen im Schnitt gar 7,5 Millionen vor der Röhre. Der Marktanteil lag bei hervorragenden 36,6 Prozent. In den Stadien selbst ist der Zuschauerzuspruch stark schwankend. Während die Ränge bei Auftritten der Kanadierinnen voll sind, blieben bei so manch anderer Partie viele Plätze in den allerdings auch sehr großen Stadien frei. 24.594 Besucher im Schnitt zählte die FIFA für die Gruppenphase – auch wenn die Zahl der tatsächlich anwesenden Personen deutlich niedriger liegen dürfte, einen WM-Rekord sollten die Veranstalter am Ende wohl trotzdem vorweisen können. Seit der ersten Frauen-WM im Jahr 1991 standen immer entweder die USA oder Deutschland im Endspiel, spielten dort aber noch nie gegeneinander. Diese Serie wird auch über 2015 hinaus Bestand haben, treffen die beiden zweifachen Champions doch im Halbfinale am Mittwoch (1.00 MESZ/ARD, Eurosport, ORF Sport +) in Montréal aufeinander. Die Elf der abtretenden Langzeit-Bundestrainerin Silvia Neid hat zwar ein Fiasko wie bei der Heim-WM 2011 hintanhalten können, als man bereits im Viertelfinale am späteren Sieger Japan sich die Zähne ausgebissen hatte. Doch das DFB-Team blieb bisher blass, gegen Frankreich war zumindest in den ersten 45 Minuten gar Überforderung zu konstatieren. Neben einer spielerischen Linie fehlt in dieser Gruppe im Unterschied zu früheren deutschen Auswahlen auch die hervorstechende Einzelkönnerin. Das könnte knapp werden im Klassiker gegen die USA, auch wenn auch die bisher noch nicht wirklich begeistern konnten. Wille, Wucht und eine starke Defensive sind die Markenzeichen der routinierten Auswahl (Altersschnitt 29). Seit 423 Minuten ist Torfrau Hope Solo schon ohne Gegentor. Die Deutschen stellen zwar nominell die erfolgreichste Offensive, von bisher 20 Treffern fielen allerdings 50 Prozent in nur einem Spiel, dem 10:0-Kanter gegen die Elfenbeinküste. Die Bilanz zwischen den Großmächten spricht eine deutliche Sprache: Von insgesamt 32 Duellen gewann die Deutschen sechs, 20-mal siegten die USA. Im zweiten Semifinale in Edmonton (Donnerstag, 1.00 beim 2:1-Erfolg gegen die GastgeberinnenMESZ) wird aller Voraussicht nach ein Ringen zweier völlig konträrer Spielauffassungen zu besichtigen sein. Japan, die möglicherweise intelligenteste Truppe im Feld, setzt auf ein ausgeklügeltes, auf einem engmaschigen Flachpassgewebe basierendes System. Mit cleverer Raumaufteilung, technischer Beschlagenheit und immenser Laufbereitschaft gelingt es den Titelverteidigerinnen (Nummer vier der Welt) auch diesmal wieder, physische Nachteile mehr als wett zu machen. Das 1:0 im Viertelfinale gegen eigenartig mutlose Australierinnen, fiel zwar spät, schien aber doch irgendwie unvermeidlich. Englands walisischer Teamchef Mark Sampson hingegen verordnet ein deutlich simplistischeres Vorgehen. Schnell und direkt wird der Weg nach vorne gesucht, der weite Ball auf die durchschlagskräftige Jodie Taylor keineswegs gescheut. Seine Gruppe besticht zusätzlich durch außergewöhnlichen Zusammenhalt und Kampfeswillen. Das Anrennen der von 54.000 Zuschauern angetriebenen Kanadierinnen, konnte beim 2:1 gegen die Gastgeberinnen durch eben diese Attribute schadlos überstanden werden. Auf der Insel meint man mancherorts gar, gerade Zeuge eines historischen Vorgangs zu sein, welcher das Frauenspiel auf ein neues Level an Popularität katapultieren könnte. Auch hier hatten beachtliche 1,6 Millionen Menschen nächtens vor den TV-Geräten ausgeharrt, um sich schließlich am erst dritten Halbfinal-Einzug eines englischen Fußballteams bei einer WM erfreuen zu dürfen. Zuletzt gelang das den Mannen Bobby Robsons bei Italia 90. Damals galt, wir erinnern uns, ein gewisser Paul Gascoigne noch als vielversprechender Jungmann. (Michael Robausch – 30.6. 2015) International;Uno-Kommission wirft Präsident Pérez Molina und seiner ehemaligen Stellvertreterin vor, Millionen unterschlagen zu haben. Seit vier Monaten kommt es in Guatemala immer wieder zu Demonstrationen gegen die grassierende Korruption. Ermittlungen der Uno-Kommission gegen die Straffreiheit in Guatemala (CICIG) haben ergeben, dass höchste Regierungskreise in einen Skandal verwickelt sind. Anfang September werden ein Präsident und Parlament gewählt. Im Rahmen der wegen der verwendeten Telefonhotline La Linea genannten Affäre ersparten sich Importeure Einfuhrabgaben, indem sie hohe Beamte bestochen haben. Die Uno-Ermittler unter Führung des kolumbianischen Exstaatsanwalts Ivan Velásquez kamen nach fast 90.000 überwachten Telefonaten zu dem Schluss, dass es hinter den von den Beschuldigten mehrfach verwendeten Codenamen Nummer eins und Nummer zwei in Wirklichkeit Präsident Otto Pérez Molina und seine im Mai zurückgetretene Exstellvertreterin Roxana Baldetti stehen. Pérez erklärte am Sonntag in einer zuvor aufgezeichneten Fernsehansprache, er werde nicht zurücktreten, sondern sich mutig dem gesetzlichen Prozess stellen und unterwerfen. Ein Vorstoß zur Aufhebung seiner Immunität scheiterte kürzlich im Parlament. Am Wochenende waren vier Minister aus Protest gegen die Amtsführung des Präsidenten zurückgetreten, Baldetti sitzt seit Freitag in Untersuchungshaft. Mittlerweile sprechen sich sogar die römisch-katholische Kirche und der Unternehmerverband CACIF für einen umgehenden Rücktritt von Pérez aus. Der einflussreiche CACIF-Chef Jorge Briz erklärte am Samstag, angesichts der Korruptionsvorwürfe müsse sich der Präsident sofort der Justiz stellen. Bei dieser Gelegenheit richtete er auch eine Mahnung an Pérez´ mögliche Nachfolger: Alle Kandidaten, die am 6. September antreten, sollten sich bewusst sein, dass wir in Guatemala nicht noch mehr Straflosigkeit und Korruption mehr brauchen. Die CICIG wurde 2006 auf Ersuchen der damaligen guatemaltekischen Regierung ins Leben gerufen, um die örtlichen Behörden bei Ermittlungen zu unterstützen. Das Modell ist so erfolgreich, dass mittlerweile auch aus den Nachbarstaaten Mexiko, El Salvador und Honduras Rufe nach der Einrichtung einer ähnlichen Organisation kommen. Präsident Pérez wollte eine Verlängerung des Mandats der UN-Ermittler, das heuer ausgelaufen wäre, mit allen Mitteln verhindern. Er änderte seine Meinung erst, als US-Vizepräsident Joe Biden bei seinem Guatemala-Besuch im April erklärte, Hilfszahlungen an das mittelamerikanische Land würden nur erfolgen, wenn die CICIG weiterhin besteht. Eine im Mai dieses Jahres veröffentlichte CICIG-Studie kommt zu dem Schluss, dass die Finanzierung der meisten Parteien des Landes so undurchsichtig ist, dass diese damit außerhalb des Gesetzes stehen. Wissenschaft;Leipzig – Es schien undenkbar, was Forschern im Jahr 2013 gelungen íst: Sie konnten damals die mitochondriale DNA aus 400.000 Jahre alten frühmenschlichen Knochen rekonstruieren, die in der spanischen Knochengrube Sima de los Huesos gefunden worden waren. Die damaligen Analysen ließen auf eine Verwandtschaft mit dem rätselhaften Denisova-Menschen aus Sibirien schließen. Nun konnten Forscher um Matthias Meyer und Svante Pääbo auch die übrige Erbsubstanz dieser Urspanier rekonstruieren, wie sie in Nature berichten. Die Analysen deuten wiederum auf ganz frühe Neandertaler hin. AbstractNature: Nuclear DNA sequences from the Middle Pleistocene Sima de los Huesos hominins (red, 15.3.2016) Wissenschaft;Forschungsprojekt untersucht, ob europäische Staaten in wirtschaftlicher Hinsicht überhaupt zusammenrücken wollen. Wien - Ökonomische Modelle zur Zukunft der EU florieren. Fast im Wochentakt entstehen neue Vorschläge, wie die EU als Wirtschafts- und Währungsunion Krisen bewältigen kann, die ihr noch bevorstehen. Auch die EU-Institutionen selbst denken laut über ihre Zukunft nach: Die Europäische Kommission schlug 2012 vor, die Wirtschaftspolitik und Fiskalpolitik aller Mitgliedsstaaten für eine vertiefte, echte Wirtschafts- und Währungsunion auf EU-Ebene zu koordinieren, abzusegnen und zu überwachen. Ob die Mitgliedsstaaten solche Vorschläge politisch durchsetzen wollen und rechtlich überhaupt umsetzen können, ist nun Gegenstand internationaler Forschungen an der Universität Salzburg. Am 1. Juli startet das Projekt The Choice for Europe since Maastricht am Salzburg Centre of European Union Studies. Das Salzburger Forscherteam unter der Leitung der Politikwissenschafterin Sonja Puntscher Riekmann und Fabian Wasserfallen sowie dem Europarechtler Stefan Griller wirkt über die nächsten vier Jahre mit acht führenden EU-Forschern und 28 Verfassungsexperten zusammen. Finanziert wird das Projekt von Horizon 2020, einem EU-Programm für Forschung und Innovation. Dabei überprüfen die Wissenschafter in 165 Interviews mit politischen Akteuren, ob die europäischen Staaten in wirtschaftlicher Hinsicht überhaupt zusammenrücken möchten. Denn je nachdem, wem die nationale Regierung gern ihr Ohr leiht - etwa dem Parlament, der Sozialpartnerschaften, oder Industriellen -, befürworten die Staaten mehr Kompetenzen für die EU oder lehnen sie ab. In einem zweiten Schritt prüfen Rechtsexperten die Rechtsordnungen der Mitgliedsstaaten und ihren Bezug zum Unionsrecht. Ideen wie eine EU-Arbeitslosenversicherung, eine koordinierte Budgetpolitik bis hin zu einer gemeinsamen Wirtschaftsregierung finden sich heute im Diskurs zu einer stabileren Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion wieder. Die US-amerikanische Fachliteratur schlägt vor, in der EU eine Fiskalunion einzuführen - ganz nach dem Modell der USA selbst. Eines haben die Vorschläge oft gemein: Sie kümmern sich kaum um die politische und rechtliche Umsetzbarkeit. Letzteres ist das Metier von Stefan Griller. Für den Verfassungsrechtler und Europarechtsexperten diktieren die Verfassungen den Weg in die Zukunft Europas und weisen sie zugleich in ihre Schranken. Zwischen den Nationalstaaten ergibt sich ein diverses Bild, in dem Politik und Recht wechselwirken. In Dänemark, wo ein eigenständiger Verfassungsgerichtshof fehlt, ist das Parlament der zentrale politische Akteur. Daher schreckt das Land verstärkt davor zurück, die Entscheidungsgewalt über das Budget an die EU abzutreten. Großbritannien hingegen könne rechtlich gesehen neue EU-Verträge relativ unproblematisch in das nationale Recht integrieren - nur politisch fehlt der Wille. Es gibt Verfassungen mit einem viel rigideren Änderungssystem als dem österreichischen, sagt Griller. Als besonders extremes Beispiel nennt der Jurist Bulgarien. Eine Veränderung der Verfassung brauche dort eine Mehrheit von 80 Prozent, zudem eine Volksabstimmung, und das Parlament trete zweimal über denselben Beschluss zusammen. Das Scheitern an solchen Hürden scheint vorprogrammiert. Und um einer wahrscheinlichen politischen Niederlage zu entgehen, werden auch neue, einschneidende Veränderungen in der EU abgelehnt, die eine solche Verfassungsänderung nach sich ziehen würden. Der Vertrag von Maastricht bildet als Meilenstein der europäischen Integration den historischen Ausgangspunkt des Forschungsprojekts. 1993 schrieb er die schrittweise Einführung der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion fest. Aber schon in den 1990ern kritisierten Theoretiker die fehlenden Sicherheitsnetze der Währungsunion im Falle einer Krise. Man hat aufgrund der Erfolgsstory des Euro davon abgesehen, frühzeitig Maßnahmen zu setzen, sagt Puntscher Riekmann. Auch hier soll sich anhand bisher unausgewerteter Dokumente zeigen, wie die Präferenzen der Nationalstaaten Regeln verschoben und einem Ausbau der EU-Kompetenz vorbeugten. Wie auch immer die EU diesen Weg fortführt - für Griller ist die Arbeit der Juristen als Prüfer und Mahner dabei unerlässlich. In manchen Fällen verbiegen Staaten die Verfassungsgrundlagen, das ist ein ungeheuer gefährlicher Prozess, sagt Griller. Er mahnt, dass eine Dehnung der Prinzipien langsam das Vertrauen in die Verfassung aushöhlt. Und so ist auch das Forschungsprojekt mit einem großen Ziel angetreten: Lösungen zu finden, die politisch und verfassungsrechtlich machbar sind. Etat;Mit Zweierdiskussionen zu je einer Viertelstunde summierten sich die Schnellduelle auf mehr als zweieinhalb Stunden. Und das Pflaster wuchs sich zum Ganzkörperverband aus. Wer ein Pflaster entfernt, minimiert den Schmerz durch schnelles Abreißen. Ähnliche Überlegungen dürften auch am Küniglberg angestellt worden sein: Die Zweierdiskussionen zwischen den Präsidentschaftskandidaten wickelte der ORF am Donnerstagabend alle auf einmal ab. Und damit war der Versuch der Schmerzvermeidung auch schon wieder gescheitert: Denn mit Zweierdiskussionen zu je einer Viertelstunde summierten sich die Schnellduelle auf mehr als zweieinhalb Stunden. Und das Pflaster wuchs sich zum Ganzkörperverband aus. Dabei war zehnmal 15 Minuten schon die kürzere Variante: Kandidat Richard Lugner steht zwar auf dem Stimmzettel, durfte aber nicht mitreden. Nicht relevant, beschloss der Rundfunk. Aus Protest schenkte der Baumeister vor dem ORF-Zentrum Freibier aus. Die Kandidaten im Studio schenkten sich derweilen gegenseitig ein, wenn auch hauptsächlich von ihren Wahlkampfteams vorbereitete Angriffe auf das jeweilige Gegenüber. Etwa Rudolf Hundstorfer, der erfahren haben will, dass Irmgard Griss einige in Wien aufgestellte Plakate nicht genehmigen hat lassen. Das Wählersegment der Magistratsbeamten mit verdichtetem Verwaltungsrechtsbewusstsein dürfte der rote Parteiveteran damit gut erreichen. Die Pflasterstrategie des ORF ist – zumindest teilweise – aufgegangen: Zehnmal 15 Minuten Zweierdiskussion sind vergleichsweise schnell vorbei. Zu früh gefreut hat sich Richard Lugner womöglich über die Dokumentation, die der ORF später sendete: Menschen und Mächte spezial: Baumeister der Republik handelt vom höchsten Amt. Nicht vom skurrilsten Kandidaten. Wissenschaft;Häufige Umstellung aufgrund von Schwankungen der Erdrotation wäre heute eigentlich nicht mehr notwendig, meint Johannes Böhm von der TU Wien. Die Jetlag-Gefahr ist wohl eher gering: Um eine Sekunde müssen wir unsere Uhren am 1. Juli zurückstellen, wenn wir ganz genau sein wollen. Denn heuer ist es wieder so weit: Alle zwei bis drei Jahre beschließt der internationale Dienst für Erdrotation und Referenzsysteme (IERS) die Einführung einer Schaltsekunde. Am 30. Juni folgt auf 23:59:59 UTC (Koordinierte Weltzeit) 23:59:60, ehe der Juli beginnt. Nach Mitteleuropäischer Sommerzeit (MESZ) erfolgt die Umstellung erst am 1. Juli um 01:59:59. Für Astronomen, Betreiber von Satelliten-Navigationssystemen und andere Dienste, die mit hochpräziser Himmelsbeobachtung arbeiten, ist das wichtig. Aus wissenschaftlicher Sicht wären Schaltsekunden heute aber eigentlich nicht mehr nötig, sagt Johannes Böhm von der TU Wien. Die Länge des Tages ist an die Rotation der Erde um ihre eigene Achse gekoppelt, und diese Rotation wird im Lauf der Zeit immer langsamer. Ab und zu wird daher eine Zusatzsekunde eingeführt, damit die offizielle Zeit und die Rotation der Erde nicht immer weiter auseinanderlaufen. Der Grund für die Verlangsamung der Erdrotation ist die Gezeitenkraft des Mondes. Der Mond dehnt die Erde ein bisschen. Es bilden sich Flutberge aus, und auch die feste Erde wird verformt, so Böhm. Allerdings kann die Erde aufgrund ihrer inneren Reibung die Verformung nicht augenblicklich ändern, wenn sie sich weiterdreht. Daher zeigt die entstehende Ausbuchtung nicht exakt in Richtung Mond, die Verformung wird durch die Erdrotation immer ein bisschen vom Mond weggedreht. Diese Asymmetrie bewirkt, dass der Mond ein Drehmoment auf die Erde ausübt und die Rotation der Erde ein kleines bisschen bremst, sagt Böhm. Gleichzeitig wandert der Mond dabei immer weiter von der Erde weg. Neben der Gezeitenkraft des Mondes gibt es aber auch andere Effekte, die Einfluss auf die Rotationsgeschwindigkeit der Erde haben – etwa die Gewichtsverlagerung durch das Abschmelzen des Eises an den Polen. Forschungsinstitute auf der ganzen Welt, darunter auch die TU Wien, werten die Orientierung der Erde und somit die präzise Tageslänge laufend aus. Die Orientierung der Erde kann man durch genaue Vermessung ferner Himmelskörper bestimmen, so erreichen wir mittlerweile eine Genauigkeit im Bereich von Mikrosekunden, so Wissenschafter. Diese hohe Präzision sei aber auch der Grund dafür, dass die Schaltsekunde eigentlich schon obsolet wäre, meint Böhm: In vergangenen Zeiten benötigte man in der astronomischen Forschung die Schaltsekunde tatsächlich, um Messdaten exakt vergleichen zu können. Doch nachdem man heute ohnehin mit viel höheren Genauigkeiten arbeite, habe man in der Forschung längst keine andere Wahl mehr als komplizierte Korrekturen mit Mikrosekundengenauigkeit zu berücksichtigen, egal ob Schaltsekunde oder nicht - zumindest, wenn man nicht jede Minute eine Schaltmikrosekunde einführen möchte. Böhm plädiert daher für die Abschaffung der Schaltsekunde. Im Grunde wäre es kein Problem, länger zu warten, und dann nach einigen Jahrzehnten eine ganze Schaltminute einzufügen, so der Wissenschafter. Wissenschaft;Raumstation ist bereits seit 1998 im Dienst. Moskau – Die Internationale Raumstation ISS hat am Montag einen Meilenstein ihres Daseins erreicht: Sie hat zum 100.000. Mal die Erde umrundet. Ihre Jubiläumsrunde drehte sie zwischen 06.35 und 08.10 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit, wie das russische Raumfahrt-Kontrollzentrum mitteilte. Die ISS ist seit November 1998 im Dienst. Damals wurde das erste russische Modul Saria in die Erdumlaufbahn gebracht. Seit November 2000 ist die ISS ständig bemannt. Sie umkreist die Erde in rund 370 Kilometern Entfernung. Für eine komplette Erdumrundung braucht sie bei einer Geschwindigkeit von 28.000 Stundenkilometern etwas mehr als 90 Minuten. Die ISS soll noch bis mindestens 2024 in Betrieb bleiben. Wissenschaft;Kügelchen von leicht unterschiedlicher Größe kristallisieren schneller. Mainz – Deutsche Wissenschafter haben bei der Untersuchung von Kolloiden ein überraschende Phänomen beobachtet: Winzige, in Wasser verteilte Plastikkügelchen ordnen sich schneller in einer Kristallstruktur an, wenn sie von leicht unterschiedlicher Größe sind als gleich große Kugeln. Kolloide sind Teilchen von weniger als einem tausendstel Millimeter Größe, die als Schwebstoffe fein verteilt in einem Trägermedium schwimmen. Ein klassisches Beispiel ist die Milch mit ihren kleinen Fetttröpfchen. Die Forscher um Thomas Palberg von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) beobachtet die Kristallbildung von solchen in Wasser schwebenden Plastikkügelchen mit Videomikroskopie oder anderen optischen Methoden. Ein besonders beliebtes Modellsystem sind elektrostatisch negativ geladene Kugeln in salzarmem oder destilliertem Wasser. Bereits mit bloßem Auge lässt sich erkennen, wie die Probe bei zunehmender Konzentration der Kügelchen zunächst stark milchig wird und schließlich kleine Kristalle bildet, die in allen Regenbogenfarben schillern. Unter dem Mikroskop ist zu sehen, dass sich die Schwebeteilchen zu einer regelmäßigen Gitterstruktur angeordnet haben wie bei einem Schmuckopal. Bei dem jetzigen Versuch haben die Physiker Suspensionen mit Kügelchen verschiedener Größe und Größenverteilung untersucht. Erstaunlicherweise konnten sie feststellen, dass die Kristallbildung durch leichte Größenunterschiede der Kugeln kontinuierlich beschleunigt wurde – und zwar bis zu einem Größenunterschied von acht Prozent. Größere Abweichungen werden nicht toleriert, stattdessen geht die Geschwindigkeit der Kristallisation dann drastisch zurück, weil mehr Zeit für die Sortierung der Kugeln in Kristalle aus vorwiegend großen oder vorwiegend kleinen Kugeln nötig wird. Wir waren über diesen Effekt sehr überrascht, weil wir intuitiv erwartet hätten, dass gleich große Kugeln schneller kristallisieren, sagt Palberg zu dem Ergebnis. Aber offenbar lassen sich ungleich große Kugeln schneller in ein Gitter packen, auch wenn es am Ende vielleicht nicht so schön aussieht. Der physikalische Grund für die unerwartet schnelle Kristallisation ist eine geringere Oberflächenspannung zwischen dem Kristall und seiner umgebenden Schmelze. Wir können zeigen, dass die Oberflächenspannung eng gekoppelt ist an die Differenz zwischen dem Ausmaß der Unordnung in der Schmelze und dem Ausmaß der Unordnung im festen Zustand, ergänzt der Physiker. Natürlich ist eine Schmelze viel ungeordneter als ein Kristall. Aber gerade deswegen ist die perfekte Ordnung des Kristalls leicht durch ein paar Kügelchen abweichender Größe zu stören, während man in der Schmelze die Zunahme der Unordnung kaum bemerken würde. Der Unterschied der Unordnung und damit die Oberflächenspannung nehmen also ab, wenn leicht unterschiedliche Kugeln verwendet werden. In der Folge wird dann die Kristallbildung wesentlich einfacher und schneller. Dies könnte auch erklären, weshalb im Computer simulierte, gleichmäßig große Kugeln viel zu langsam kristallisieren. Etat;"Besonders kleine Sender könnten stark betroffen sein", sagt Petra Hauser von media.at. Wien – Mehr als 200 Bruttowerbemillionen wurden 2015 in Österreich in den Äther geschickt. Allein 111 Millionen Euro fließen laut Berechnungen des Marktforschers Focus in die ORF-Radios, der Rest geht an die Privatsender. Auch wenn die Gattung Radio nur knapp fünf Prozent der gesamten Werbevolumina generiert, handelt es sich um beträchtliche Summen. Dementsprechend verschnupft reagieren Vermarkter und Mediaagenturen, als das Marktforschungsinstitut GfK seinen Auftraggebern mitteilte, dass die Reichweiten des Radiotests – wie berichtet – auf Fehlern bei der Erhebung beruhen. Die Verzerrung der Marktdarstellung soll im Bereich von ein bis drei Prozentpunkten liegen. Nach STANDARD-Infos zugunsten der marktdominanten ORF-Radios. Bei Ö3 könnten es bis zu drei Prozentpunkte sein, bei den Regionalsendern etwas weniger. Die berichtigten Ergebnisse sollen in den nächsten Tagen vorliegen. Ö3 kam etwa laut Radiotest im zweiten Halbjahr 2015 auf eine Reichweite von fast 35 Prozent bei Hörern ab 10 Jahren. RMS Austria, Vermarkter österreichischer Privatradios, behält sich Schadenersatzforderungen an GfK vor. Besorgniserregend ist diese Entwicklung für Petra Hauser, die mit ihrer Mediaagentur media.at in Österreichs Radiosendern 16 Bruttowerbemillionen bewegt. Weitreichende Wettbewerbsverzerrungen könnten die Folge sein, sagt sie zum STANDARD. Besonders kleine Sender könnten stark betroffen sein. Umfassende und transparente Aufklärung fordert auch Joachim Feher von der MediaCom: Die Interessen unserer Kunden werden wir sehr deutlich vertreten. International;Mann soll laut Polizei einer extremistischen Gruppe im Nahe Osten angehören. Innsbruck – Ein 20-jähriger Iraker ist am Mittwoch in einer Flüchtlingsunterkunft im Tiroler Unterland von Beamten des Einsatzkommandos Cobra festgenommen worden. Seit Anfang Oktober laufende Ermittlungen hätten den Verdacht erhärtet, dass er einer extremistischen Gruppe im Nahen Osten angehörte und an dort begangenen schweren Straftaten beteiligt gewesen sein könnte, teilte die Exekutive am Freitag mit. Die Festnahme des Asylwerbers sei ohne Komplikationen verlaufen, hieß es. Über den Iraker wurde die Untersuchungshaft verhängt. Der 20-Jährige stehe im Verdacht, Mitglied einer als terroristischen Vereinigung zu bezeichnenden schiitischen Miliz im Irak zu sein, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Innsbruck, Hansjörg Mayr. Die nächste Haftprüfung werde am 4. Dezember stattfinden, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Innsbruck am Samstag. Es bestehe kein Zusammenhang mit den jüngsten Terroranschlägen in Paris, betonte der Sprecher. Auch gebe es keinen konkreten Verdacht, dass der Iraker eine terroristische Aktivität in Österreich oder Europa geplant habe. Der 20-Jährige habe jedoch in Sozialen Netzwerken die Attentate in Paris gutgeheißen, sagte Mayr. Wirtschaft;'Nächste Woche soll die Quote für den Anleiherückkauf stehen, zuvor muss die Kärntner Regierung die nötigen Verträge absegnen. Plan B gibt es keinen. Wien – Am Rückkaufangebot für die Gläubiger von landesbehafteten Hypo-Anleihen wird bis zur letzten Minute gearbeitet und gefeilt. Morgen, Dienstagvormittag, wird in Klagenfurt eine Regierungssitzung stattfinden, in der die nötigen Verträge zwischen Land Kärnten, Kärntner Ausgleichsfonds und Abbag abgesegnet werden sollen. Die Abbag ist jene staatseigene Gesellschaft, die die ehemalige Hypo (heute: Heta) abwickeln wird. Kern des Vertrags ist die Summe, die die Heta für den Kärntner Ausgleichsfonds zur Verfügung stellen wird. Zuletzt mussten die bestehenden Vertragswerke noch einmal überarbeitet werden; es ging dem Vernehmen nach um die Haftungsabsicherung für die involvierten Investmentbanken Citibank und JPMorgan. Die Abbag unter Leitung von Ex-ÖVAG-Banker Michael Mendel kann und will selbige nicht stemmen, Bund und Land Kärnten konnten sich zunächst nicht auf eine Aufteilung einigen. Nun soll der Bund eine Haftungszusage in der Bandbreite von rund 150 Millionen Euro gegeben haben, die Regierung in Klagenfurt muss am Dienstag den Kärntner Part absegnen. Zusätzlich teilen sich Bund und Land die Prospekthaftung – bei Streitigkeiten muss das Land geradestehen. Die Höhe der Quote, die man den Heta-Schuldnern anbietet (es geht um Anleihen im Volumen von rund elf Milliarden Euro, sie werden nach wie vor gehandelt), ist aber offiziell noch immer nicht fixiert. Allgemein gehen die Involvierten davon aus, dass die Gläubiger eine Quote unter 75 Prozent nicht annehmen werden – in absoluten Zahlen geht es da um rund 8,25 Milliarden Euro. Wie berichtet, müssen zwei Drittel der Gläubiger dem Angebot zustimmen, damit es gültig werden kann. Das Land Kärnten bringt 1,2 Milliarden Euro in den Ausgleichsfonds (das ist das Rückkaufvehikel) ein; den Rest muss der Bund beisteuern. Kärnten hat für die 1,2 Mrd. Euro einen Kredit von der staatlichen Öbfa aufgenommen. Die Sicherheiten dafür: Wohnbauförderungsdarlehen (800 Mio.) und Ertragsanteile aus den Steuereinnahmen, die Kärnten vom Bund bekommt. Allenfalls muss Kärnten auch den Zukunftsfonds (500 Mio. Euro) zu Geld machen. Die Heta selbst will rund 6,3 Mrd. Euro aus ihrer Abwicklung erlösen – bis 2020. In der Gesellschaft liegen derzeit schon vier Mrd. Euro in Cash (genau genommen sind die bei der Oesterreichischen Nationalbank geparkt), ein Teil stammt aus der Auflösung von Schweizer-Franken-Positionen und aus Staatszuschüssen. Zudem besitzt die Heta Assets im Volumen von rund drei Mrd. Euro, die sollen eben um etwas mehr als zwei Mrd. Euro versilbert werden. Der weitere Terminplan für das Rückkaufangebot: Am Freitag tagt der Aufsichtsrat der Heta (unter Leitung Michael Mendels), dann müssen sich die Protagonisten einigen, ob das Offert per Inserat oder Schreiben an die Anleihegläubiger publik gemacht wird. Spätestens am Montag nächster Woche soll das Angebot dann bekanntgegeben werden – so die neueste Terminplanung. Und was, wenn die Gläubiger den angebotenen Vergleich abschmettern? Einen Plan B gibt es nicht, sagt ein mit der Sache Vertrauter zum STANDARD. Ein Eigentümervertreter der Heta ergänzt, dass beide Seiten realistisch bleiben müssen. Die Alternativen wären jahrelange Rechtsstreitigkeiten und womöglich eine Insolvenz Kärntens, beides würde die Sache erschweren und verzögern. Alle Beteiligten haben aber die Pflicht zur Schadensminimierung. Während also das Finanzministerium als Heta-Eigentümervertreter, Kärntner Regierung, Investmentbanker und vor allem jede Menge Juristen noch emsig am Vergleichspaket schnüren, geht im Parlament die Suche nach der politischen Verantwortung fürs Hypo-Debakel weiter. Erste Auskunftsperson des Jahres 2016: Raiffeisen-Banker Walter Rothensteiner, der zur Rolle der Raiffeisen bei der Verstaatlichung befragt werden wird.' Panorama;15 Menschen noch immer vermisst. Tianjin – Mehr als zwei Wochen nach den verheerenden Explosionen in der chinesischen Hafenstadt Tianjin ist die Zahl der Todesopfer auf 158 gestiegen. 15 Menschen werden noch immer vermisst, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua am Montag. Zuvor waren den Behörden 145 Tote bekannt gewesen. In einem Chemielager im Hafen der Millionenmetropole waren am 12. August gefährliche Chemikalien explodiert und hatten auf dem Gelände im Binhai Distrikt schwere Zerstörungen und selbst in einem kilometerweiten Umkreis noch Schäden angerichtet. 23 Verantwortliche wurden von der Polizei in Haft genommen oder festgesetzt. Wissenschaft;Der Biologe Martin Leeb sucht nach dem genetischen Programm, das die Ausdifferenzierung von Stammzellen startet. STANDARD: Nach sechs Jahren an der University of Cambridge hat Sie der Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds WWTF mit einer Förderung zurück nach Wien geholt. Haben Sie eine Rückkehr angestrebt? Leeb: Da ich zwei Kinder habe, war es schon immer das Ziel von mir und meiner Frau, langfristig in den deutschsprachigen Raum zurückzukehren. Dass es wieder Wien wurde, ist ein Glücksfall. Besonders, weil hier die embryonale Stammzellforschung – trotz des großen Forschungsverbundes am Vienna Biocenter – nicht sehr ausgeprägt ist. Zumindest noch nicht. STANDARD: Sie erforschen die Entwicklung der Stammzellen hin zu ausdifferenzierten Zellen. Was genau untersuchen Sie? Leeb: Ich will herausfinden, wie die Identität einer Zelle festgelegt wird. Was also regelt, dass eine Zelle aufhört, eine Stammzelle zu sein. Und wie entschieden wird, dass aus einer Stammzelle eine Nervenzelle oder eine Zelle der Bauchspeicheldrüse wird. Das weiß man noch nicht. Deshalb ist es auch so schwierig, gezielt gewisse Zelltypen herzustellen, zum Beispiel für die medizinische Forschung. STANDARD: Forscher züchten aber bereits künstliches Gewebe und Organe aus Stammzellen. Heißt das, dies geschieht mehr nach dem Trial-and-Error-Prinzip? Leeb: Nicht ganz. Aus der embryonalen Entwicklung weiß man ungefähr, welche Signalwege wann wirken, sodass aus einer Stammzelle eine ausdifferenzierte Zelle wird. Das versucht man, im Labor nachzuahmen. Die Signalwege schaltet man etwa über die Zugabe von Wachstumsfaktoren an. Schritt für Schritt kommt man dann zum Beispiel zu einer Nervenzelle. Das ist aber eine sehr langwierige und ineffiziente Methode. Und die gewonnene Nervenzelle verhält sich auch nicht 100-prozentig wie eine Nervenzelle im Körper. STANDARD: Was ist Ihr Ansatz? Leeb: Ich untersuche, welche Gene es braucht, damit die embryonale Stammzelle beginnt, sich auszudifferenzieren. Ich konzentriere mich dabei auf die ersten Schritte des Prozesses: Die embryonale Stammzelle kann noch jeden Zelltyp bilden. Welche Gene veranlassen sie nun, sich in Richtung Differenzierung zu entwickeln? Mit diesem Verständnis könnte man viel besser Gewebe künstlich herstellen. Aber mich interessiert vor allem die grundlegende biologische Frage: Wie wird der Mensch gemacht? Wie werden die ersten Schritte in der Embryonalentwicklung gesteuert? Das verstehen wir noch nicht. STANDARD: Welche Stammzellen nutzen Sie? Leeb: Vorerst nutze ich embryonale Mäuse-Stammzellen. Ziel ist es aber auch, einmal mit embryonalen Stammzellen vom Menschen zu arbeiten. STANDARD: Diese sind ethisch umstritten. Sehen Sie Alternativen? Leeb: Embryonale Stammzellen haben den Vorteil, dass man wirklich weiß, dass sie aus einem Embryo kommen. Die sogenannten induziert pluripotenten Stammzellen – also die reprogrammierten Körperzellen, die sich wieder in beliebiges Gewebe entwickeln können – sind keine wirkliche Alternative zur Erforschung grundlegender Differenzierungsmechanismen. Hier stellt sich immer die Frage, woher sie kommen und wie sie produziert wurden. Sie entsprechen molekular nicht zu 100 Prozent den humanen embryonalen Stammzellen. STANDARD: Sie haben in Cambridge bei dem Biologen Austin Smith im Labor gearbeitet, einem Pionier der embryonalen Stammzellforschung. Was nehmen Sie aus dieser Zeit mit? Leeb: Was man in einem Labor von einem Wissenschafter lernt, der aufgrund seiner Berühmtheit sehr viel unterwegs ist, ist ein enormes Maß an Eigenständigkeit. Und was ich bei ihm gesehen habe: wie man sich eine Arbeitsgruppe zusammenstellen sollte. STANDARD: In wiefern? Leeb: Man braucht Leute, die eigenständig arbeiten und gleichzeitig das Interesse haben, etwas Großes gemeinsam zu bewegen. Ellbogenmentalität gab es bei Smith nicht. Gelernt habe ich von Smith zudem eine gesunde Einstellung zur Wissenschaft: Ziel sollte nicht sein, so viel, sondern so gut wie möglich zu publizieren. Ich strebe gute Wissenschaft an – und nicht, 20 Fachartikel pro Jahr zu veröffentlichen. STANDARD: Fiel Ihnen der Abschied aus Cambridge schwer? Leeb: Der Abschied fiel mir natürlich schwer, denn ich hatte dort eine unglaublich bereichernde Zeit. Für mich war aber immer klar, dass ich mich jetzt von Smith als meinem Postdoc-Betreuer lösen muss: wissenschaftlich wie auch geografisch. Denn langfristig ist es wichtig, seine eigene wissenschaftliche Identität zu etablieren und sich von der Arbeit des großen Professors zu unterscheiden. Wirtschaft;Pensionierungswelle in den kommenden Jahren – Eine von zehn Hauptabteilungen wurde bereits geschlossen. Wien – Im Zuge ihres Sparprogramms wird die Nationalbank ihren Personalstand bis zum Jahr 2020 um 93 auf 1.059 Mitarbeiter reduzieren, sagte OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny am Freitag. Weiters will die Notenbank bis Ende 2018 ihre Zweigstellen in Graz und Linz sowie die Repräsentanz in New York schließen. In Österreich wird es somit, abgesehen von der Zentrale am Wiener Otto-Wagner-Platz, nur noch eine Nationalbankfiliale in Innsbruck geben. Im Ausland werden wir nur mehr ein Büro in Brüssel haben, so Nowotny. Paris und London sind bereits vor Jahren geschlossen worden. Puncto Mitarbeiterabbau will sich die Notenbank die erhebliche Pensionierungswelle in den kommenden Jahren zunutze machen und so 127 freiwerdende Stellen nicht nachbesetzen. Gleichzeitig werden 34 neue Mitarbeiter aufgenommen, die unter anderem für die Bankenabwicklung und die gemeinsame europäische Bankenaufsicht SSM zuständig sein werden. Ende 2014 beschäftigte die Notenbank 1.152 Mitarbeiter. Bereits aufgelassen hat die Nationalbank mit Anfang März eine von zehn Hauptabteilungen (Interne Dienste, Planung und Controlling). Der Direktor, der sie geleitet hat, ist in Pension gegangen, die Aufgaben, etwa die Rechtsabteilung oder der Einkauf, übernehmen andere Abteilungen. Die Nationalbank ist in vier Ressorts aufgeteilt, unter diesen sind die Hauptabteilungen angesiedelt. Die Notenbank hatte bis Ende Juni ein Jahr lang Berater von Roland Berger im Haus, die eine Optimierungsanalyse (Opal) durchgeführt haben. Wieviel das ganze gekostet hat, verriet Nowotny nicht. Wie sich das ganze auf das Ergebnis der Notenbank 2015 auswirken wird, sei schwer vorauszusagen. Das OeNB-Ergebnis hänge stark an der Entwicklung der Wechselkurse, ein größerer Teil der Veranlagungen sei in Dollar. Ich würde mich nicht trauen, jetzt eine Prognose zu machen. Den Sachaufwand halten wir schon dreimal mehr oder weniger konstant, so der Nationalbankchef. 2014 hatte die Notenbank ihr Ergebnis von 298 Mio. auf 341 Mio. Euro gesteigert, wovon der Bund als Eigentümer 315 Mio. Euro bekam. Wir hatten auch Sondereffekte aus Verkäufen, so Nowotny. Die Notenbank stieß einerseits Immobilien ab, andererseits trat die Tochter Münze Österreich ihren Anteil an den Casinos Austria an die Staatsholding ÖBIB ab. Das niedrige Zinsniveau habe sich im Vorjahr noch nicht so stark ausgewirkt, sagte Nowotny. Das Nettozinsergebnis hatte um 7 Prozent auf 778 Mio. Euro nachgegeben. Die Zinsen aus Veranlagungen machen einen wesentlichen Teil der Einnahmen der Notenbank aus. Die viel kritisierten Privilegien der Notenbanker – günstige Wohnungen, Tennisplatz, Dienstwagen – waren nicht Teil von Opal. Dennoch dürfte das Sport- und Seminarzentrum der Notenbank in Langenzersdorf verkleinert werden. Nächste Woche haben wir eine offizielle Aussprache mit dem Betriebsrat, so der OeNB-Chef bei einer Pressekonferenz. Es zeichne sich eine Lösung ab, wonach die Mitarbeiter den Sportplatz weiter nutzen können, die Notenbank aber weniger dafür zahlen müsse. Der Verkauf der Bankwohnungen sei schon im Vorjahr eingeleitet worden und werde heuer abgeschlossen, sagte ein OeNB-Sprecher zur APA. Dienstwagen seien kein Thema. Wir haben genau 6 Dienstwagen. Laut Nowotny ist die Notenbank gerade dabei, den ganzen Komplex Sozialleistungen einer großen Revision zu unterziehen. Die Optimierungsanalyse von Roland Berger zufolge soll die Notenbank ab 2020 26,4 Mio. Euro im Jahr einsparen. Bis dahin sollen es kumuliert 96 Mio. Euro an Einsparungen sein. Wissenschaft;Zum Glück hat die Latrinenforschung heute ihren gebührenden Platz in der Archäologie eingenommen. "Nature" gibt einen Einblick in das spannende Forschungsfeld. Als der italienische Archäologe Giacomo Boni 1913 einen Raum am Palatin in Rom freilegte, vermutete er eine sensationelle Entdeckung: In seinem Bericht über den Fund im ältesten bewohnten Teil der ewigen Stadt spekulierte er über einen ausgeklügelten Mechanismus, mit dem der darüber liegende Palast mit Wasser und sogar Energie versorgt worden sei. Was er in Wirklichkeit gefunden hatte, war zu seiner Zeit in akademischen Kreisen noch etwas Unaussprechliches: eine öffentliche Latrine. Ein Jahrhundert später sind Toiletten längst ein akzeptiertes Forschungsthema – und noch dazu ein hochinteressantes, wie etwa die Arbeiten von Ann Koloski-Ostrow von der Brandeis University in Waltham, Massachusetts, zeigen. Denn die Erforschung der Klos vom alten Mesopotamien über das Römische Reich bis ins Mittelalter gibt allerhand Auskunft über die jeweiligen Benutzer. Wohlstand, Gesundheit, Ernährungsgewohnheiten, kulturelle und wirtschaftliche Aspekte – Sanitäranlagen sind gewissermaßen Spiegel ihrer Gesellschaft. Wenn Sie das Thema interessiert, wollen wir Ihnen einen spannenden und informativen Hintergrundartikel in Nature ans Herz legen. Denn, um auch mal in den Zitatenschatz zu greifen und mit Vergil zu sprechen: Felix, qui potuit rerum cognoscere causas! --> Nature: The secret history of ancient toilets (dare, 29.5.2016) Wissenschaft;Italienischer Regierungschef kündigt Investition von 150 Millionen Euro pro Jahr an. Mailand – Auf dem früheren Gelände der Expo in Mailand soll nach dem Willen von Italiens Regierungschef Matteo Renzi einen neues Technologie- und Forschungszentrum entstehen. Den Vorschlag, den die Regierung machen wird, ist der eines großen weltweiten Zentrums für Genforschung, Datenverarbeitung, Ernährung, Lebensmittel und Nachhaltigkeit, sagte Renzi. So sollten bis zu 1.600 neue Arbeitsplätze entstehen. Der Staat ist bereit, für zehn Jahre 150 Millionen Euro pro Jahr in das Projekt zu investieren. Die Expo in Mailand war Ende Oktober zu Ende gegangen, mehr als 20 Millionen Menschen hatten die Weltausstellung besucht. Bis zuletzt gab es jedoch viel Kritik an den mangelnden Plänen Italiens für die Zukunft des riesigen Geländes am Rande der norditalienischen Wirtschaftsmetropole. Bislang war nur bekannt, dass der italienische Pavillon und der zum Wahrzeichen avancierte Baum des Lebens auf dem Gelände stehen bleiben und im kommenden Jahr wieder für Besucher öffnen sollen. Renzi nannte das geplante neue Zentrum einen Ort des Aufbruchs und der Exzellenz. Die Regierung stehe bereit, mit allen möglichen Instrumenten ihren Beitrag zum Erfolg des Projektes zu leisten. Ich denke, dass Mailand zur Lokomotive Europas werden könnte, sagte er. Wissenschaft;Forschungsanlage hat erstmals Helium-Plasma erzeugt. Greifswald – In der deutschen Versuchsanlage Wendelstein 7-X haben Forscher des Max-Planck-Instituts für Plasmaphysik erstmals mittels Mikrowellenstrahlung Heliumplasma erzeugt. Erstes Plasma: Fusionsanlage Wendelstein 7-X in Betrieb gegangen https://t.co/QH1bJFIB6F (js) #W7X pic.twitter.com/ZNXgs0HgKt Es war eine Generalprobe für 2016 folgende Versuche mit bis zu 100 Millionen Grad heißem Wasserstoffplasma. Mit den Experimenten sollen Erzeugung und Kontrolle von Plasmen durch Magnetfelder getestet werden: entscheidende Schritte auf dem noch langen Weg zur Energiegewinnung aus Kernfusion. Das erste Plasma in der Maschine dauerte eine Zehntel-Sekunde und erreichte eine Temperatur von rund einer Million Grad. Nun kann sie nach neunjähriger Bauzeit ihre Arbeit aufnehmen. Das ist ein toller Tag, sagte die wissenschaftliche Direktorin Sibylle Günter nach dem ersten Experiment. Wir sind sehr zufrieden, sagte auch Hans-Stephan Bosch, der für den Betrieb von Wendelstein 7-X zuständig ist. Alles lief wie vorgesehen. In den nächsten Experimenten wollen die Forscher die Dauer der Plasmaentladungen verlängern und untersuchen, wie die Helium-Plasmen durch Mikrowellen am besten zu erzeugen und aufzuheizen sind. Nach einer Pause zum Jahreswechsel geht es im Januar mit Einschlussstudien weiter, bei denen die Forscher unter anderem untersuchen, wie gut das Heliumplasma im Magnetfeld eingeschlossen wird. Mit diesen Experimenten bereiten die Forscher die ersten Experimente mit Plasmen aus Wasserstoff vor, der in Fusionsexperimenten letztlich zu Helium verschmolzen werden soll. Wendelstein 7-X ist neben einer Anlage in Japan das weltweit größte Fusionsexperiment vom Typ Stellarator. Das Institut beschäftigt rund 500 Mitarbeiter. Das Projekt wurde von EU, Bund und mit acht Prozent auch vom Land Mecklenburg-Vorpommern finanziert. In der eine Milliarde Euro teuren Anlage wollen Forscher die Kernfusion analog den Prozessen auf der Sonne erforschen, um sie auf der Erde als Form der Energiegewinnung nutzbar zu machen. Dafür ist die Erzeugung eines Plasmas erforderlich, damit später in Kraftwerken Atomkerne verschmelzen und dabei Energie freigeben können. Im Greifswalder Institut selbst ist eine Fusion von Atomkernen nicht geplant. Mit Deuterium will das Institut frühestens ab 2017 arbeiten. Bei der Verwendung dieses Wasserstoffisotops entstehen geringe Mengen Radioaktivität. Dazu seien noch weitere technische Voraussetzungen zu erfüllen, wie Klinger sagte. Wirtschaft;Gewerkschaften vereinbaren erneut die Möglichkeit der Freizeitoption. Wien – Bei den Kollektivvertragsverhandlungen für die Fahrzeugindustrie wurde ein Abschluss von 1,5 Prozent Plus wie schon zuvor für die Maschinen- und Metallindustrie vereinbart. Dies teilten die Gewerkschaften PRO-GE und GPA-djp Donnerstagabend mit. Weiters wurde auch für die knapp 27.000 Beschäftigten in der Fahrzeugindustrie eine Freizeitoption ermöglicht. Die Ist- und kollektivvertraglichen Mindest-Löhne bzw. -Gehälter steigen um 1,5 Prozent. Die Lehrlingsentschädigungen, Aufwandsentschädigung und Zulagen werden ebenso um 1,5 Prozent erhöht. Der 31. Dezember ist künftig unter Fortzahlung des Entgeltes zur Gänze arbeitsfrei. Für die Anwendung des neuen Arbeitszeitmodells und für die Freizeitoption – statt der Ist-Erhöhung können Arbeitnehmer Freizeit im Ausmaß von zwei Stunden und 15 Minuten pro Monat nehmen – sind jeweils Betriebsvereinbarungen notwendig. Insgesamt umfasst die Metallbranche rund 180.000 Beschäftigte, aufgeteilt auf sechs Fachverbände bzw. Berufszweige. Wissenschaft;Eine Wiener Kunsthistorikerin hat erstmals sämtliche schriftliche Quellen zum Bau des Stephansdoms ausgewertet. Wien – Er wollte für immer präsent sein. Anton Pilgram, der wohl bekannteste Baumeister des Wiener Stephansdoms, hat sich gleich zweimal in der weltberühmten Kathedrale verewigt. In Stein gemeißelt, lehnt er sich aus einem ebenfalls steinernen Fenster in der Kanzel und scheint den Predigten zu lauschen – obwohl man heute eher meinen könnte, er schaue staunend dem Touristentrubel zu. Pilgrams zweites Bildnis wird weitaus weniger beachtet und befindet sich hoch über dem Zentraleingang an der Orgelbühne. Doch seine doppelte Anwesenheit darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass der 1515 verstorbene Fachmann eigentlich nur ein Innenausstatter des Doms war. Soweit bekannt, gestaltete der gebürtige Brünner lediglich die beiden optisch von ihm signierten Werkstücke. Die weitaus größeren Bauleistungen am Gotteshaus vollbrachten frühere Meister. Wie hätte es auch anders sein können? Der Stephansdom war etwa 300 Jahre lang eine Baustelle, sagt die Kunsthistorikerin Barbara Schedl von der Universität Wien. Wann genau mit den Arbeiten begonnen wurde, ist unklar. Einer Urkunde nach gab es bereits 1220 eine Kirche zu St. Stephan. Wie diese allerdings ausgesehen hat, kann niemand mehr nachvollziehen. Der schnell wachsenden Wiener Gemeinde indes bot sie offenbar schon bald nicht mehr genug Platz – oder Prestige. Schon Anfang des 14. Jahrhunderts kam es zu ersten Erweiterungen. Einige Jahrzehnte zuvor waren brandbedingte Restaurierungen notwendig geworden. Auch die Baugeschichte der Kathedrale hat schon mehrere Generationen von Experten beschäftigt. Für besondere Aufmerksamkeit sorgte jedoch 2007 ein Buch des Karlsruher Architekturhistorikers Johann Josef Böker. Der Autor stellt darin mehrere bis dahin gängige Lehrmeinungen zum Thema Stephansdom infrage, vor allem die Rolle des Herzogs Rudolph IV. als treibende Kraft hinter dem Bau. Aufruhr in der Fachwelt. Um die strittigen Themen ausführlicher zu besprechen, traf man sich 2011 zu einer Tagung in Wien. Und man musste überrascht feststellen: Der Wissensstand über das Wahrzeichen der österreichischen Hauptstadt ist erstaunlich gering. Zwar gibt es zahlreiche Schriftstücke, die über den Bau und den Kirchenbetrieb berichten, wie die Historikerin Schedl erläutert. Sie wurden aber noch nie systematisch ausgewertet. Diese Lücke wird nun von Barbara Schedl geschlossen – über die bisher noch nicht publizierten Ergebnisse sprach sie mit dem STANDARD. In den vergangenen drei Jahren hat die Wissenschafterin eine riesige Menge Material gesichtet – insgesamt rund 2500 Quellen, von offiziellen Stiftungsurkunden bis hin zu Lohnzetteln für die Bauarbeiter oder Angaben über den Kauf von Brennholz. Ich muss alles lesen, sagt sie. Sonst wären die Zusammenhänge nicht klar erkennbar. Vor allem die Kirchenmeisterabrechnungen seien überaus ergiebig: 16 Bände Buchhaltung, ab 1404 niedergeschrieben, leider allerdings nicht lückenlos erhalten. Die Erweiterung der ersten, romanisch gestalteten Kirche St. Stephan startete Schedls Untersuchungsergebnissen zufolge 1310 mit dem Bau eines neuen Chores. Bis dieser jedoch beginnen konnte, mussten zuerst angrenzende Grundstücke gekauft werden. Sie gehörten unter anderem dem Deutschen Orden. Die Eigentümer waren nicht wirklich angetan. Die Verhandlungen verliefen sehr zäh, berichtet Schedl. Da ist es um sehr viel Geld gegangen. Jahre vergingen. Die Landesherren Albrecht der I. und sein Sohn Albrecht der II. sahen sich genötigt zu vermitteln. Die Wiener Bürgerschaft ließ nicht locker und bekam schließlich, wonach sie strebte. Der neue Chor konnte ab 1340 liturgisch genutzt werden. Die erhaltenen Lohnlisten geben Aufschluss darüber, wie viele Menschen auf der Baustelle arbeiteten. Neben dem Baumeister und dem Polier gab es vier bis fünf Steinmetze plus an die 20 Transportleute. Dazu kamen Tagelöhner für die einfachen Handlangerarbeiten. Bei Bedarf wurden Setzer, Glaser und Schreiner hinzugekauft. Schmieden stellten Werkzeuge her und schliffen sie nach. Dennoch waren wohl nie mehr als ein paar Dutzend Personen vor Ort tätig, meint Schedl. Das war extrem straff organisiert. Effizienz ist eben keine moderne Erfindung. Gehörige Gehaltsunterschiede gab es im Mittelalter ebenfalls schon. 1415 bekam Baumeister Peter von Prachatitz wöchentlich fünf Schilling und zehn Dinar, bei freier Kost, Logis und Arbeitskleidung. Er wohnte in einem eigens für ihn gemieteten Haus. Der Tagelohn eines Knechts dagegen betrug nur sieben Groschen. Zum Vergleich: Sieben Groschen waren damals einen Dinar wert, 30 Dinar einen Schilling. Ihre Studien haben Schedl auch auf die Spuren der Baustoffe geführt. Im zwölften und 13. Jahrhundert wurden noch Steinblöcke aus der alten römischen Stadtmauer verwendet, sagt die Forscherin. Man findet sie bis heute an der Westfassade. Später kamen die Quader aus Liesing, Au am Leithagebirge und vom Mannhartsberg. Der Polier fuhr in den Steinbruch und prüfte dort das Material. Rechnungen dokumentieren den Kauf und auch den Transport zur Wiener Baustelle – meistens über den Landweg. Eine sehr kostspielige Angelegenheit, wie Schedl betont. Bauholz dagegen kam über die Flüsse. Für den Dachstuhl wurden zum Teil riesengroße Eichen und Lärchenstämme herbeigeschafft, Letztere vor allem aus den Alpen. Die Ergebnisse ihrer Arbeit, die vom Wissenschaftsfonds FWF finanziert wurde, will Schedl im Rahmen zweier Bücher veröffentlichen. So viel möchte sie jetzt schon verraten: Herzog Rudolph IV. spielte doch eine größere Rolle, als ihr Kollege Böker glauben wollte. Der im 14. Jahrhundert regierende Herrscher widmete Steuern um und verpflichtete sogar Klöster, für den Ausbau des Stephansdoms zu spenden. Das größte Engagement ging allerdings von der Wiener Stadtbevölkerung aus, auch bei der Errichtung des monumentalen Südturms. Das ist ein bürgerliches Unterfangen gewesen, sagt Schedl. Die Schriften dokumentieren zahlreiche Sachspenden und Testamente. Sogar Bettzeug, Hausrat und ein schäbiger Mantel wurden der Kirche vermacht und zugunsten des Dombaus verkauft. Alle sozialen Schichten waren beteiligt. Wien kann zu Recht stolz sein auf seinen Steffl. Wissenschaft;Die Geschichte der Überwachung des eigenen Volks reicht weit zurück. Sei umsichtig! Und benutze deine Spione für jede Unternehmung, schrieb der chinesische General und Philosoph Sun Tzu vor 2500 Jahren in seiner Kunst des Krieges. In dieser ersten schriftlichen Systematisierung strategischer Überlegungen wird dem Einsatz von Spionen ein ganzes Kapitel gewidmet. Das zweitälteste Gewerbe der Welt ist seit jeher ein wichtiges Mittel im Ringen um Wohlstand, Ressourcen, Macht. Die Antike birgt viele Beispiele: Caesar soll etwa über ein dichtes Spitzelnetz verfügt und eine Geheimschrift erfunden haben. Sobald sich die Spionage nicht gegen eine fremde Macht, sondern das eigene Volk richtete, wird sie zur Überwachung. Venedig unterhielt schon ab dem Mittelalter ein dichtes Polizei- und Spionagewesen. Die Entwicklung der Bürokratie schaffte dann die Basis für eine großflächige Überwachung einer Gesellschaft. Joseph Fouché, Polizeiminister Napoleon Bonapartes, unterhielt ein feinmaschiges Spitzelnetzwerk, mit dessen Hilfe er Dossiers zu relevanten Personen zusammenstellen ließ. Kennzeichnend war auch die Erfassung von auffälligen Personen jeder Art (...) in einzelnen Personalbögen oder fiches. Daraus wurden bald die Karteiblätter in Registraturschränken, welche alle modernen Bürokratien kennzeichneten, ehe deren Information in elektronische Dateien überführt wurde, schreibt Wolfgang Krieger in seiner Geschichte der Geheimdienste (C. H. Beck) über Fouché. Fouché war auch eines der Vorbilder für Österreichs polizeistaatliches System. Im 20. Jahrhundert kommt neue Technik dazu, Telegrafen, Kameras, Radio, die es zu benutzen oder zensieren galt. Die totalitären Systeme verfügten beliebig über ihr Menschenmaterial. Felix Dserschinski baute etwa die erste sowjetische Geheimpolizei auf, die Tscheka, die später zum Staatsgeheimdienst GPU wurde. Die GPU überwachte auch Partei und Armee und produzierte unzählige Zwangsarbeiter. In Deutschland wütete Himmlers Gestapo, bevor in der DDR mit totaler Überwachung auf fehlende Linientreue reagiert wurde. SED-Kritiker wie Robert Havemann wurden von Heerscharen von Spitzeln belagert. Der Systematisierungsgrad der Überwachung in der digitalen Welt wäre wohl selbst Sun Tzu suspekt gewesen. Spione können ohne eine gewisse intuitive Klugheit nicht nützlich eingesetzt werden. Bevor wir Spione benutzen, müssen wir uns der Rechtschaffenheit ihres Charakters und des Ausmaßes ihrer Erfahrung und Geschicklichkeit versichern, schreibt er. Fähigkeiten, die die NSA-Server wohl noch nicht mitbringen. Wissenschaft;Die Fundstelle in Südengland ist Unesco-Weltkulturerbe, neolithische Ikone und das archäologische Monument schlechthin. Auch für Archäologen ist die Arbeit dort streng reglementiert. Als wir an einem Februartag um 5.30 Uhr mit unserem Bodenradar Mira 1 über einen Feldweg auf Stonehenge zufahren, bin ich leicht angespannt. Die Erlaubnis dafür, als erstes Team den Bereich innerhalb des Steinkreises mit motorisierten geophysikalischen Messgeräten zu untersuchen, haben wir erst am Tag davor von der Denkmalschutzbehörde Historic England erhalten und eigentlich schon gar nicht mehr damit gerechnet. Es ist stockdunkel, und mir ist eiskalt – die Temperaturen sind mit minus fünf Grad Celsius ungewöhnlich niedrig für Südengland. Aber der Reihe nach. Vergangenen Herbst fragt mich mein Kollege Klaus Löcker, ob ich im Februar Zeit für drei Wochen Prospektion in Stonehenge hätte. Sicher, antworte ich betont lässig, setze mich wieder an meinen Schreibtisch und grinse den restlichen Tag vor mich hin. In Stonehenge zu arbeiten, ist für Archäologen ein bisschen so wie als österreichischer Fußballnationalspieler zur EM-Endrunde zu fahren. Nicht, dass Archäologen auf anderen Fundstellen nicht ebenso Bedeutendes leisten, aber Stonehenge ist nun mal Stonehenge: Unesco-Weltkulturerbe, neolithische Ikone, vor allem aber für viele das archäologische Monument schlechthin. Darum ist auch alles, was mit Stonehenge zu tun hat, streng reglementiert, um diesen besonderen Ort der Menschheitsgeschichte möglichst ungestört zu erhalten. Dazu gehört eine absolute Flugverbotszone ebenso wie die durchgehende Bewachung des Geländes und geordnete Besucherströme. Doch nicht nur der Steinkreis selbst steht unter Denkmalschutz, auch die archäologische Landschaft, die ihn umgibt und mit ihr zahlreiche bekannte Monumente, unter anderem Cursus und Avenue, Avebury, Woodhenge und natürlich das Superhenge Durrington Walls. Zerstörende archäologische Untersuchungen wie etwa Ausgrabungen dürfen in diesem Gebiet nur sehr beschränkt durchgeführt werden, und auch nur dann, wenn der zu erwartende Informationsgewinn den Eingriff in den Boden rechtfertigt. Wir Archäologen stecken hier natürlich in einem Dilemma, denn gerade für die Erforschung der Urgeschichte sind wir im Allgemeinen auf nicht-schriftliche Quellen, sprich Bodendenkmäler, angewiesen. Um trotz dieser Einschränkungen mehr über die archäologische Landschaft um Stonehenge zu erfahren, wurde 2010 das Stonehenge Hidden Landscape Project unter Führung der Universität Birmingham und dem Ludwig Boltzmann Institut ArchPro gestartet. Ziel des Projektes war die großflächige Prospektion der archäologischen Landschaft um Stonehenge mittels zerstörungsfreier Methoden der Geophysik und der Fernerkundung. In den vergangenen sechs Jahren wurden in sieben Kampagnen insgesamt 9,3 Quadratkilometer Magnetik- und 2,4 Quadratkilometer Bodenradardaten gemessen, kartiert und durch Spezialisten wie meinen Kollegen Mario Wallner archäologisch interpretiert. Die Ergebnisse sprechen für sich: 15 neu entdeckte Fundstellen und eine bislang unerreichte Fülle an Details zu den bereits bekannten Monumenten in der Landschaft um Stonehenge. Wie so oft haben sich durch dieses Projekt aber auch jede Menge neuer Fragestellungen ergeben. Die Prospektionskampagne im Februar 2016 konzentriert sich deshalb auf ganz spezielle Areale – unter anderem in Durrington Walls –, die nochmals genauer und mit komplementären Techniken untersucht werden sollen. Zu diesem Zweck bringen wir unsere beiden hochauflösenden Bodenradarmessgeräte Mira 1 und Mira 2 nach Stonehenge, und zusätzlich das etwas geländegängigere und schnellere Spidar. Die ersten Tage nach unserer Ankunft sind ausgefüllt mit dem Aufbau der Satellitennavigation, dem Entladen und Zusammenbauen der Messgeräte und dem Inspizieren der zu untersuchenden Flächen. Sobald alles läuft, beginnt die eigentliche Feldarbeit. Wir sitzen abwechselnd für einige Stunden in beziehungsweise auf unseren Messgeräten und fahren die vorgegebenen Messflächen ab. Das klingt eintönig, kann aber durchaus spannend werden, wenn die Vorabprozessierung der Daten interessante Ergebnisse liefert, aber auch, wenn unsere Messgeräte andere Dinge tun, als sie eigentlich sollten, oder Bodenbeschaffenheit und Witterung extrem werden. Ich für meinen Teil freue mich über die Abwechslung, die die Feldarbeit vom Arbeitsalltag vor dem Computer mit sich bringt und genieße die spektakuläre Aussicht auf Stonehenge. Mit dem Messen allein ist es allerdings nicht getan. Klaus Löcker, der die geophysikalische Prospektion in Stonehenge leitet, kümmert sich um Logistik, Infrastruktur, hält Kontakt mit den Farmern der betroffenen Felder und mit Historic England und bringt widerspenstige Messgeräte wieder zum Laufen. Er achtet aber auch auf unser leibliches Wohl, kocht und führt uns an einigen Abenden mit Begeisterung in die englische Pub-Kultur ein. Während die Prospektion voranschreitet, warten wir gespannt, ob wir die Erlaubnis für Messungen unmittelbar im und um den Steinkreis erhalten. Und tatsächlich, an einem unserer letzten Tage gibt Historic England grünes Licht. Wir bekommen ein Zeitfenster von drei Stunden zwischen 5 und 8 Uhr morgens zugewiesen, bevor das Monument für die Touristen geöffnet wird. Es ist immer noch dunkel, als wir am Steinkreis ankommen und ein Wächter uns den Zaun der angrenzenden Weide öffnet. Ich lenke das Bodenradar vorsichtig über gefrorene Maulwurfshügel und sehe dann zum ersten Mal schemenhaft die Trilithen, die sieben Meter hoch vor mir aufragen. Erst jetzt wird mir so richtig bewusst, welche Leistung die prähistorischen Gesellschaften vollbracht haben müssen, um dieses Monument zu errichten. Sobald die Satellitennavigation steht, beginnen wir mit der Prospektion. Das Rangieren mit dem Bodenradar innerhalb des Steinkreises erfordert volle Konzentration, noch dazu schirmen die Steine das GPS-Signal ab und machen die zentimetergenaue Positionierung des Messgeräts zum Geduldspiel. Während wir arbeiten, verfliegt die Zeit und langsam klettert die Sonne über den Horizont und an den Steinen hoch. Mario Wallner wechselt mich am Radar ab und ich habe noch ein paar Minuten, um die Morgenstimmung an diesem einzigartigen Ort zu genießen. Um Punkt acht Uhr bittet der Wächter uns freundlich, den Steinkreis zu verlassen. Wir machen noch schnell ein Foto mit unserem Bodenradar vor dem Steinkreis und nehmen den Hinterausgang über die Schafweide, während die ersten Touristen bereits auf das Monument zuströmen. Ich friere erbärmlich, zum Teil, weil die Aufregung vorbei ist, zum Teil, weil die Müdigkeit mich einholt. Unser Tag ist allerdings noch lange nicht vorüber, nach einem ausgiebigen englischen Frühstück besteigen wir wieder unsere Messgeräte und messen bei eisigem Wind noch bis fünf Uhr nachmittags. Die Messung im Steinkreis war sicherlich der Höhepunkt unserer diesjährigen Kampagne. Und trotzdem stellt er nur einen kleinen Teil im archäologischen Puzzle der Landschaft um Stonehenge dar. Einige der Ergebnisse unserer langjährigen Untersuchungen können bereits in der Ausstellung Stonehenge – Verborgene Landschaft im Mamuz-Museum Mistelbach besichtigt werden. Und sie zeigen sehr deutlich, welch wichtige Rolle die großflächige Prospektion spielt, wenn es darum geht, das Bild der Landschaft um Stonehenge zu verdichten. International;Anonyme Millionen an Clinton: Christopher Gates will mit der Sunlight Foundation Transparenz in den US-Wahlkampf bringen. STANDARD: Im Wahlkampf um die US-Präsidentschaft ist zuallererst die Fundraising-Maschine angelaufen. Jeder Bewerber versucht so viel Geld wie möglich zu sammeln. Wie beeinflusst Geld die Politik in den USA? Christopher Gates: Die Kandidaten sind derzeit viel mehr daran interessiert, Spender zu umwerben, als Wähler. Der Wettbewerb dreht sich in diesem Jahr weder um Stimmen, weil niemand wählt, noch um Umfragen, weil sie so früh wenig bedeuten – es geht ums Geld. Als Kandidat wird man nicht ernst genommen, wenn man keinen Milliardär auf seiner Seite hat. Wir nennen diese Wahl die BYOB-Wahl: Bring Your Own Billionaire. STANDARD: Der Wettlauf ums Geld wird zur Vorwahl der Vorwahl? Gates: Absolut. Wenn du populär bist und keinen massiven Super-Pac hinter dir hast, wirst du nicht ernst genommen. Auf der anderen Seite: Wenn man wie Rick Perry in den Umfragen nicht populär ist, aber einen riesen Super-Pac hinter sich hat, kann man nicht ignoriert werden. STANDARD: Was ist mit Bernie Sanders? Er will offiziell keine Unterstützung durch Super-Pacs, der Großteil seiner Spenden beträgt weniger als 200 Dollar. Ist er eine Ausnahme? Gates: Er ist keine Ausnahme. Er kampagnisiert nicht für die Nominierung als Kandidat, er führt eine Kampagne für die Seele der Demokratischen Partei. Seine Kampagne ist um ein zentrales Thema aufgebaut: ökonomische Ungleichheit. Ich weiß nicht, in wie vielen Staaten er es auf den Stimmzettel für die Vorwahl schaffen wird, da er angekündigt hat, nicht den Demokraten beitreten zu wollen. Ohne Mitgliedschaft wird es schwer sein, die demokratische Nominierung zu gewinnen. Aber seine Kampagne zeigt, wie viel man mit vielen kleinen Spenden und vielen Freiwilligen erreichen kann. Hillary Clinton führt zwar auch eine Kampagne gegen den Einfluss von Geld in der Politik, jedoch hat ihr Super-Pac gerade erst eine anonyme Spende in Höhe von einer Million Dollar angenommen. STANDARD: Seit der Oberste Gerichtshof die Beschränkungen für Spenden an Super-Pacs aufgehoben hat, wird hier viel Geld schnell verfügbar. Wie beeinflusst das die Wahlen? Gates: Der Oberste Gerichtshof hat praktisch jede Grenze für Spenden aufgehoben. In den Büchern haben wir noch ein paar Begrenzungen, aber in der Praxis sind Wahlkampfspenden jetzt unbegrenzt. Super-Pacs können Spenden in Millionenhöhe annehmen. Aber auch neben ihnen gibt es viele Wege, wie Geld, auch anonym, fließen kann. Seit den Entscheidungen des Supreme Court befinden wir uns in einer Art Wilder Westen: Es gibt keine Grenzen mehr. STANDARD: Super-Pacs müssen unabhängig von Kandidaten sein ... Gates: Aber sie sind es nicht. Teil des Problems ist, dass wir eine Wahlbehörde (die Federal Election Commission, FEC) haben, die handlungsunfhähig ist. Da sitzen drei Demokraten und drei Republikaner. Die Wahlkommission hat schon klargestellt, dass sie für die Wahl 2016 keine Regeln durchsetzen kann. Eine der Regeln für Super-Pacs ist, dass sie den Namen der Kandidaten nicht im Namen führen dürfen. Jeb Bushs Super-Pac heißt Right to Rise. Aber Carly Fiorinas Super-Pac nennt sich Carly Fiorina for President. Eine offene Verletzung der Regeln, und die FEC kann nichts tun. STANDARD: Sie haben Wege erwähnt, anonym zu spenden. Wie sehen die aus? Gates: Es gibt viele Wege, Kampagnen Geld zu spenden. Wenn man wirklich anonym spenden will, kann man das über sogenannte Social Welfare Organizations tun. STANDARD: Und noch immer Kampagnen unterstützen? Gates: Nun, es gibt ein paar Regeln dafür, was man als solche Organisation sagen darf und was nicht. Beispielsweise muss es um Wählerbildung gehen, und man kann die magischen Worte Vote for ... nicht verwenden. Aber am Ende ist es noch immer Geld, das verwendet wird, um für einen bestimmten Kandidaten zu werben. STANDARD: Mit Lawrence Lessig gibt es jemanden, der zumindest versucht, eine Kampagne rund um Wahlkampffinanzierung aufzubauen ... Gates: Ähnlich dem, wie Bernie Sanders seine Kampagne rund um wirtschaftliche Ungleichheit aufbaut. Lessig führt eine Kampagne, um Bewusstsein für das Problem von Geld in der Politik zu schaffen. Das ist großartig. STANDARD: Lessig sitzt auch im Vorstand der Sunlight Foundation. Steht bei einem Antreten nicht das Problem eines Interessenkonflikts im Raum? Gates: Ich würde das nicht so sehen. Menschen in dieser Bewegung kennen Larry schon lange, und ich bin sicher, er würde seine Funktion zurücklegen, und das Ganze wäre kein Problem. STANDARD: Gibt es eine wachsende Bewegung, die der Beeinflussung der Politik durch Wahlkampfspenden kritisch gegenübersteht? Gates: Ja, es gibt eine Bewegung rund um Menschen, die mit der Verknüpfung von Geld und Politik nicht zufrieden sind. Lessig wird mit seiner Kampagne ein Hoffnungsschimmer für diese Bürger. Was mich nachdenklich macht, ist, dass es unterschiedliche Reaktionen gibt: Die einen sind besorgt und werden aktiv, die anderen kommen zu dem Schluss, dass das System zu kaputt ist. Die zucken mit den Achseln und sagen, was kann ich als unbedeutender Bürger schon tun? (Michael Bauer, 2.9.2015) International;Unter den sechs Opfern einer Schießerei in der südmexikanischen Unruheregion sind auch zwei Kinder. Die Polizei vermutet organisierte Kriminalität hinter dem Anschlag. Chilpancingo – Die Unruheprovinz Guerrero im Süden Mexikos wird von einer Welle der Gewalt erschüttert. Bei einer Schießerei in der Ortschaft Chilapa starben sechs Menschen. Unter den Opfern seien mehrere Verwandte des ehemaligen Polizeichefs der Region, sagte der örtliche Staatsanwalt Miguel Angel Godinez am Dienstag im Fernsehsender Milenio. Demnach kamen bei dem Anschlag zwei Kinder im Alter von sieben und einem Jahr ums Leben. Erst vor einer Woche war der Sohn von Ex-Polizeichef Silvestre Carreto Gonzalez getötet worden. Wir gehen davon aus, dass die Tat im Zusammenhang mit der Arbeit des ehemaligen Sicherheitschefs steht, sagte Godinez. Unserer Vermutung nach steckt das organisierte Verbrechen dahinter. Die Polizei sucht nun nach Carreto, um seine Aussage aufzunehmen. Der Aufenthaltsort des früheren Polizeichefs ist unbekannt. Am Tatort wurden ein Geländewagen und ein völlig ausgebranntes Auto sichergestellt. Chilapa ist ein Brennpunkt der Gewalt. Vor den Regionalwahlen im Juni wurden dort mehrere Menschen verschleppt und der Bürgermeisterkandidat der Regierungspartei PRI erschossen. Die Gemeinde liegt in einem wichtigen Mohnanbaugebiet für die Opiumproduktion und ist zwischen den Banden Los Rojos und Los Ardillos heftig umkämpft. Erst in der Nacht auf Montag waren bei einem Überfall auf eine Hahnenkampfarena in Guerrero mindestens zehn Menschen getötet worden. Schwarz gekleidete Männer eröffneten in der Ortschaft Cuajinicuilapa südöstlich des Badeorts Acapulco mit Sturmgewehren das Feuer. Alles weist auf einen direkten Angriff hin. Sie waren hinter einer bestimmten Person her, sagte Staatsanwalt Godinez. Zuvor hatten die Ermittler von zwölf Opfern gesprochen. Zwei auf einem Weg entdeckte Leichen stünden allerdings in keinem Zusammenhang mit der Attacke auf die Arena, erklärte Godinez im Radiosender Formula. Bürgermeister Constantino Garcia Cisneros bat um zusätzliche Polizisten und Soldaten zum Schutz seiner Gemeinde. Außerdem rief er die Bevölkerung zur Vorsicht auf. Er befürchte vor allem Zwischenfälle bei der Beisetzung der Opfer, sagte der Bürgermeister der Zeitung El Universal. Wissenschaft;Einem deutsch-österreichisches Forscherteam gelang die von Linus Pauling 1935 berechnete perfekte Anordnung von Eis. Innsbruck – Der zweifache Nobelpreisträger Linus Pauling hat 1935 berechnet, wie perfekt Eis theoretisch angeordnet sein kann. Chemikern der Uni Innsbruck und der Technischen Universität Dortmund ist es nun erstmals gelungen, ein spezielles Eis unter Hochdruck genau an diesen Punkt heranzuführen. Ein gewöhnlicher Eiswürfel aus dem Gefrierschrank ist bei weitem kein perfekter Kristall. Er besteht aus sogenannten frustrierten Eiskristallen, in denen zwar die Sauerstoffatome geordnet sind, die Wasserstoffatome allerdings völlig ungeordnet bleiben. Nimmt die Temperatur ab, nimmt gleichzeitig Entropie – also das Maß für die Unordnung eines Systems – ab, bis theoretisch nur ein möglicher Zustand für ein System übrig bleibt. Genau diesen Punkt berechnete der 1994 verstorbene Pauling in der Pauling-Entropie für gewöhnliches Eis. Diese gibt den Unterschied zwischen maximal ungeordnetem und am absoluten Nullpunkt der Temperaturskala bei minus 273,15 Grad Celsius vollständig geordnetem Eis wider. Doch dieser Wert wurde bisher nie erreicht, obwohl es oft versucht wurde, so Thomas Lörting von der Uni Innsbruck. Der Grund liege darin, dass die Wassermoleküle bei ungefähr minus 170 Grad Celsius einfach aufhören würden, sich zu bewegen. Damit sich aber der perfekte Kristall ausbilden kann, dürfte das erst bei minus 201 Grad Celsius passieren. Die Wissenschafter experimentieren daher mit Zusatzstoffen, die die Moleküle länger agil halten. Japanische Forscher fanden heraus, dass das mit kleinsten Mengen Kaliumhydroxid gelingt. Kühlten sie das Gemisch ab, ordneten sich die Kristalle zwar auch noch bei minus 210 Grad Celsius, jedoch nicht vollständig und sehr langsam. Wir haben versucht, das selbe Spiel mit Kristallen unter Hochdruck-Bedingungen zu spielen, so Lörting. Unter Druck kennt man 15 verschiedene Kristalle von Eis. Lörting und seine Kollegen setzten auf Eis XII. Diese Variante ist beispielsweise sogar bei Plusgraden (Celsius) herstellbar und könnte in der Natur etwa im Inneren von Eismonden des Jupiter oder Saturn entstehen. Unter einem Druck von 8.000 bar und unter Zugabe von Chlorwasserstoff kühlten die Forscher das Eis XII in einer eigens entwickelten Vorrichtung ab. Wir hatten auch bei sehr tiefen Temperaturen noch genügend Beweglichkeit, berichtet Lörting. Nach zwei Stunden hätten sich so 100 Prozent der Moleküle geordnet, perfekt geordnetes Eis XIV war entstanden. Wir haben also zum ersten Mal den Übergang von vollständig ungeordnet zu vollständig geordnet geschafft. Das hat noch bei keiner Form von Eis irgendjemand jemals geschafft, freute sich der Forscher über das im Fachblatt Nature Communications veröffentlichte Ergebnis. Ließen sich die Forscher beim Abkühlen genügend Zeit, erreichten die Messwerte sogar sehr genau das von Pauling errechnete Niveau. Es war natürlich wunderschön, dass das wirklich mit dieser Vorhersage von vor 80 Jahren zusammengepasst hat. Pauling hat davon gesprochen, dass das ein Traum für ihn wäre, so der Forscher. Im Zuge der Arbeit habe man sehr viel über die Abläufe in den Netzwerken und deren Beeinflussung gelernt. Es sei nun denkbar, Prozesse, die bei hohen Temperaturen sehr schnell ablaufen, sozusagen in Zeitlupe in diesem speziellen Eis, ablaufen zu lassen. Das könnte Einblicke in chemische Abläufe ermöglichen, die so vielleicht außerhalb der Erde unter Extrembedingungen stattfinden. Etat;Sohn des Medienmoguls Rupert Murdoch löst Nick Ferguson ab, der Ende April geht. London – Beim britischen Bezahlfernsehkonzern Sky nimmt der Einfluss der Murdoch-Familie wieder zu. James Murdoch, Sohn des Medienmoguls Rupert Murdoch, wird künftig wieder an der Spitze des Aufsichtsrats stehen, wie das Unternehmen am Freitag in London mitteilte. Murdoch löst damit Nick Ferguson ab, der Ende April abtritt. Sky gehört zu etwa 39 Prozent zum Medienimperium der Murdoch-Familie. James Murdoch war schon bis 2012 dem Aufsichtsrat vorgestanden. Im ersten Geschäftshalbjahr (bis Ende Dezember) stieg der Umsatz des britischen Konzerns währungsbereinigt um 5 Prozent auf 5,7 Mrd. Pfund (7,5 Mrd. Euro), in Deutschland lag das Plus bei 10 Prozent. Konzernweit legte das operative Ergebnis um 12 Prozent auf 747 Mio. Pfund zu. Die Dividende soll um zwei Prozent auf 12,6 Pence je Aktie erhöht werden. Im zweiten Quartal hat Sky 337.000 neue Kunden hinzugewonnen, insgesamt sind es nun 21 Millionen. Die Gruppe ist in fünf europäischen Ländern aktiv, im vergangenen Geschäftsjahr übernahm sie auch Sky Deutschland und Sky Italien. Der Sender kämpft im Wettbewerb um Spielfilme und Serien unter anderem gegen die Konkurrenz neuer Anbieter wie Netflix oder Amazon. Wissenschaft;Schroffes Terrain ohne größere Reifenschäden überquert. Pasadena– Der NASA-Marsrover Curiosity hat seine fast zweimonatige Fahrt über das bisher schroffste Terrain auf dem Roten Planeten ohne größere Reifenschäden überstanden. Nachdem der Rover einige Wochen lang Sanddünen untersucht hatte, sei er Anfang März auf das sogenannte Naukluft-Plateau aus Sandstein gerollt, teilte die NASA am Mittwoch (Ortszeit) mit. Zur Überquerung musste er etwa 400 Meter über den holprigen Untergrund rollen. Vor dem schwierigen Manöver hatten sich NASA-Forscher Sorgen um die sechs Aluminiumreifen des Rovers gemacht, die schon seit längerem Löcher und Risse aufweisen. Ersten Prüfungen zufolge habe die Fahrt die Abnutzung aber nicht weiter beschleunigt. Nun soll Curiosity wieder auf glatterem Terrain weiterrollen. Ich bin zuversichtlich, dass er es zu den Destinationen auf Mount Sharp schafft, die wir von Beginn der Mission an vorgesehen haben, sagte Steve Lee vom Jet Propulsion Laboratory der NASA in Pasadena. Der Rover war vor fast vier Jahren auf dem Mars gelandet und sucht dort nach Spuren potenziellen Lebens. Wissenschaft;Forscher rekonstruierten ozeanischen Sauerstoffgehalt vor 1,4 Milliarden Jahren und stießen auf eine offene Frage. Kopenhagen – Etwa 600 Millionen Jahre bis ins Zeitalter des Ediacariums muss man zurückgehen, um zu den ersten Tieren zu gelangen. Davor dürfte die Erde zum einen einfacheren Organismen wie Bakterien, zum anderen aber auch bereits früher entstandenen Lebewesen mit Zellkern (Eukaryoten) wie etwa Pflanzen vorbehalten gewesen sein. Warum die Tiere deutlich länger gebraucht haben, dafür wurde bislang zumeist der Sauerstoffgehalt der Atmosphäre beziehungsweise der Ozeane verantwortlich gemacht. Zu den Definitionsmerkmalen dessen, was ein Tier ausmacht, gehört die Sauerstoffatmung. Deshalb wurde angenommen, dass es im Zeitraum vor dem Aufkommen der ersten Tiere einen letzten entscheidenden Anstieg des Sauerstoffgehalts gegeben haben müsse – lange nach der sogenannten Großen Sauerstoffkatastrophe vor etwa 2,4 Milliarden Jahren, als sich die dritte und bis heute bestehende Erdatmosphäre herauszubilden begann. Eine aktuelle im Fachmagazin PNAS erschienene Studie zweifelt diese Vermutung nun aber an. Dänische und chinesische Forscher untersuchten nämlich Sedimentproben, die aus der Xiamaling-Formation in China stammen und ein Alter von 1,4 Milliarden Jahren haben. Aus den enthaltenen organischen Molekülen konnten sie ableiten, dass es in den Tiefen des damaligen Ozeans einen Sauerstoffgehalt von mindestens vier Prozent der heutigen Konzentration gegeben haben muss. Das klingt nach nicht viel – aber es gibt auch heute Tiere, die mit einem solchen Wert und sogar mit noch weniger zurechtkommen: Unter anderem Schwämme, die als ältester aller Tierstämme gelten, wie eine andere Studie vor kurzem ergab. Die Sauerstoffkonzentration hätte also auch damals schon gereicht, 800 Millionen Jahre bevor die Tiere tatsächlich auftauchten. Warum sich dies dennoch verzögerte, bleibt damit vorerst rätselhaft. Wissenschaft;Sie sind bis zu zwei Meter hoch und bedecken ganze Regionen in den südamerikanischen Feuchtsavannen. Bisher war unklar, wer die rätselhaften Haufen erschaffen hat. Braunschweig/Wien – In den Feuchtgebieten Südamerikas erscheinen einige Landstriche wie von Menschenhand geformt: Große Erdaufschüttungen, einige bis zu fünf Meter breit und zwei Meter hoch, verteilen sich in überraschender Regelmäßigkeit oft dicht an dicht über weite Flächen der wasserreichen Llanos Kolumbiens und Venezuelas. Die eindrucksvollen Hügel wurden erstmals in den 1940er-Jahren gesichtet. Doch viel mehr, als dass sie ein natürliches Phänomen sind, hat man in den zurückliegenden fast 80 Jahren nicht über sie herausgefunden. Das mag zum Teil auch daran liegen, dass sich das wissenschaftliche Interesse an den im Spanischen Surales genannten Erdhügeln bisher in Grenzen hielt. Um diese Lücke zumindest zu verkleinern und dem mysteriösen Urheber der Formationen auf die Schliche zu kommen, hat nun ein internationales Team von Geoökologen, Biologen und Chemikern ein ganzes Arsenal an Forschungsmethoden aufgefahren: Die Wissenschafter setzten auf Satellitenbilder und Luftaufnahmen ebenso wie auf chemische und physikalische Laboranalysen und nicht zuletzt auf harte Feldarbeit in den unwirtlichen Sümpfen. Und die Mühe dürfte sich gelohnt haben. Den Forschern um Anne Zangerlé von der Technischen Universität Braunschweig ist es gelungen, die Baumeister der Surales zu identifizieren: Es handelt sich um simple Regenwürmer – und sie errichten die Hügel zum Großteil aus ihren Exkrementen. Die Hauptarbeit leistet dabei ein Wurm der Gattung Andiorrhinus. Über 90 Prozent der Wurmbiomasse in der Umgebung der Surales gehen auf sein Konto. Die Würmer finden in den saisonal überfluteten Feuchtsavannen einen reich gedeckten Tisch, denn ihre Hauptnahrungsquelle besteht aus verrottenden Pflanzenresten. Anstatt den dabei am anderen Wurmende anfallenden Humus an Ort und Stelle auszuscheiden, bringen ihn die Tiere immer zum selben Ort – eine Art gemeinschaftliche Wurmtoilette also. Die Forscher konnten beobachten, wie diese anfänglich kleinen Haufen zu regelrechten Türmen heranwuchsen. Aus diesen wiederum wurden schließlich die charakteristischen Hügel. Doch selbst an diesem Punkt ist das Wachstum einiger Surales noch nicht zu Ende. Liegen zwei der Hügel eng beieinander, können sie zu noch größeren Exemplaren verschmelzen. Der Anteil an Wurmausscheidungen beträgt selbst bei diesen alten, ausgewachsenen Surales bis zu 50 Prozent. Mit unseren Ergebnisse können wir nun erstmals nachvollziehen, wie diese einzigartigen Landschaften entstanden sind, sagt José Iriarte von der University of Exeter, der an der im Fachjournal Plos One präsentierten Studie beteiligt war. Das Wissen um die ökologische Bedeutung der Surales sei auch dringend nötig, betonen die Forscher. Die gesammelten Daten würden wesentlich dabei helfen, die vielschichtige Welt der Llanos und ihre Hügel aus Wurmexkrementen besser zu schützen. Iriarte befürchtet allerdings, dass es dafür bereits zu spät sein könnte: Die rasante Ausbreitung der industriellen Landwirtschaft in Südamerika zerstört das empfindliche Ökosystem der wasserreichen Ebenen schneller, als man es erforschen kann. (Thomas Bergmayr, 12.5.2016) Wissenschaft;Jasmine Rinnofner entwickelt komplexe Gewebemodelle von Organen. Die Entwicklung neuer Medikamente kann zehn, 15 Jahre dauern. Auf jahrelange Tests in Zellkulturen und Tiermodellen folgt die klinische Phase mit der Erprobung am Menschen. Wenn erst spät erkannt wird, dass die Wirksamkeit nicht ausreicht oder unerwünschte Nebenwirkungen auftreten, können Jahre der Forschung umsonst gewesen sein. Die Technologie, an der Jasmine Rinnofner forscht, erlaubt es, dass Medikamente schon frühzeitig besser getestet werden können, um die Entwicklungszeit zu verkürzen. Die Studentin des Masterstudiengangs Molecular Biotechnology an der FH Campus Wien arbeitet zurzeit im Rahmen eines Auslandsemester an der University of Washington in Seattle an der Entwicklung sogenannter Tissue Chips. Das sind dreidimensionale Gewebemodelle, die menschliche Organe imitieren, um so schneller genauere Vorhersagen über die Wirkungsweisen von Medikamenten treffen zu können. In den zündholzschachtelgroßen Chips hat man viele Möglichkeiten, die Reaktionen komplexer Gewebe auf mechanische oder chemische Reize zu testen. Man kann so bereits in präklinischen Tests In-vivo-Situationen besser nachahmen, erklärt die 1988 geborene Kärntnerin. Rinnofner widmet sich mit ihrem Team einer derartigen Plattform, die das Herz imitiert. Dafür werden patientenspezifische induzierte pluripotente Stammzellen (iPSC), also reprogrammierte menschliche Zellen, in einer aus einem Schweineherz stammenden extrazellulären Matrix – dem Gewebe zwischen den Zellen – eingebettet und zu Herzzellen herangezogen. Den Reifegrad der Zellen richtig hinzubekommen sei schwierig, sagt die Biotechnologin, genauso wie das Einstellen anderer biochemischer Abläufe im Gewebe. Die Forscherin hat sich etwa damit beschäftigt, wie der elektrische Reiz bei einem Herzschlag zwischen den Zellen weitergeleitet wird. Das Coole dabei ist, dass man die Medikamentenentwicklung mit dieser Technik personalisieren kann. Jeder reagiert anders, sagt Rinnofner. In den derzeitigen klinischen Studien ist es wichtig, verschiedene Populationen hineinzubringen. Die genetischen Unterschiede kann man in Zukunft dann schon früher berücksichtigen. Allerdings: Die Forschung steht noch ziemlich am Anfang. Es wird noch einige Jahre dauern, bis das ausgereift ist. Dann könne man mit Rinnofners Chip etwa überprüfen, ob und bei welcher genetischen Ausstattung ein potenzieller Wirkstoff kardiotoxisch ist, also das Herz schädigt. Die im Mölltal aufgewachsene Studentin hat ihre bisherigen Studien auf einige Hochschulen aufgeteilt: Biologie an der Uni Salzburg, Biomedizinische Analytik an der FH Salzburg, Auslandsaufenthalte in Boston und Neuseeland. Nach Seattle verhalf ihr ein Exzellenzauslandsstipendium der Industriellenvereinigung und der Wirtschaftskammer Kärnten. Die praktische Ausrichtung und das Kennenlernen neuer Orte seien bestimmende Faktoren ihrer Laufbahn. Das Interesse an medizinischen Wirkstoffen habe dabei schon als Kleinkind bestanden, als sie die Gesundheitsbücher ihrer Mutter durchforstete. In Seattle gefällt ihr, dass fast wie im Mölltal die Berge vor der Tür sind. Nach knapp einem Jahr in den USA vermisst sie aber nicht nur die heimatlichen Berge, sondern auch a gescheite Brettljausen. Kultur;Welche Bücher befinden sich aktuell auf Ihrer Leseliste? Wo lesen Sie gerne, und wem folgen Sie bei Buchempfehlungen?. Einen Blick auf ihr Nachtkastl, genauer auf die dort versammelten Bücher, gönnten uns einige Userinnen und User im vergangenen Literaturforum. Damit wurde unsere wiederkehrende Frage nach Ihren aktuellen Lesevorlieben diesmal auch visuell beantwortet. Ein Blick ins Forum zeigte aber auch, dass ein Buch, nur weil es neben dem Bett platziert ist, nicht unbedingt gelesen werden muss: Diese Zweckentfremdung des Joyce-Klassiker ist vermutlich nicht im Sinne des Autors. Aber es wird wohl eine jede und ein jeder eine ähnlich beschwerliche Beziehung zu dem einen oder anderen Werk haben. Welche Bücher sind es bei Ihnen, die seit Jahren darauf warten, (zu Ende) gelesen zu werden? Welche anderen Bücher lesen Sie zurzeit tatsächlich? (jmy, 19.5.2016) Wissenschaft;Cixin Liu gewinnt Preis für besten SF-Roman – Fans erteilen reaktionärer Splittergruppe eine klare Absage. Spokane – Und am Ende, da ist es nach monatelanger Aufregung fast noch eine ganz normale Hugo-Gala geworden: Samstagabend fand die Verleihung des wichtigsten Preises für Science-Fiction-Literatur statt: Ein alljährlich vergebener Fan-Preis, bei dem jeder mitstimmen kann, der sich für die World Science Fiction Convention des jeweiligen Jahres anmeldet. 5.950 Fans, so viele wie noch nie, nahmen heuer an der Abstimmung zu den Hugo Awards teil, die Zeremonienmeister David Gerrold im Anschluss aus vielerlei Gründen als historisch bezeichnete. Doch mehr dazu später, erst – Ehre, wem Ehre gebürt – die Gewinner. In der traditionell prestigeträchtigsten Kategorie gewann der chinesische Autor Cixin Liu den Hugo Award für den besten Roman. Sein The Three-Body Problem, das bislang noch nicht ins Deutsche übersetzt wurde, ist der Auftaktband einer komplexen Trilogie, die mit einer Verschwörung beginnt und sich der Frage zuwendet, wie die Menschheit mit dem Wissen umgeht, dass in mittlerer Zukunft Vertreter einer überlegenen außerirdischen Zivilisation die Erde erreichen werden. The Three-Body Problem war bereits in der Endauswahl der Nebula Awards gewesen, dem von den Science Fiction and Fantasy Writers of America vergebenen Profi-Gegenstück zum Hugo. Dort musste es sich noch Jeff VanderMeers Southern Reach-Trilogie geschlagen geben – ebenso wie der Fantasy-Roman The Goblin Emperor von Sarah Monette alias Katherine Addison und Ancillary Sword, die Fortsetzung von Vorjahressiegerin Ann Leckies Weltraumsaga Ancillary Justice (Die Maschinen). Diese beiden belegten nun beim Hugo die Plätze hinter Cixin Liu. Bester Film: Guardians of the Galaxy Da weitaus mehr Menschen Science Fiction im Kino sehen als lesen, erhält die Nebenkategorie Bester Film außerhalb der Literaturwelt in der Regel die meiste Publicity. Hier gewann wie schon bei den Nebulas die Actionkomödie Guardians of the Galaxy den Preis – vor Captain America: The Winter Soldier, Edge of Tomorrow, Interstellar und dem Lego-Film. Weitere Hugos gingen an die kanadische TV-Serie Orphan Black als bestes filmisches Kurzformat, an das Superhelden-Comic Ms. Marvel von G. Willow Wilson und an den niederländischen Autor Thomas Olde Heuvelt, dessen The Day the World Turned Upside Down als beste Novellette ausgezeichnet wurde. Nicht zu vergessen eine ganze Reihe weniger prominenter Kategorien, vom besten semiprofessionellen Magazin bis zum besten Fancast: Eine vollständige Liste der Gewinner und der Nominierten finden Sie hier. Durch die Gala, die man sich wie eine charmant amateurhafte Version der Oscar-Verleihung vorstellen darf, führten die Autorin Tananarive Due im Lt.-Uhura-Kostüm und ihr älterer Kollege David Gerrold, der als Autor der legendären Tribbles-Folge seinen ganz persönlichen Star Trek-Bezug hat ... und von Donald Trump mit Blick auf dessen exzentrische Frisur seinen Tribble zurückforderte. Exotische Gäste – darunter Astronaut Kjell Lindgren, der den Roman-Sieger von Bord der ISS aus verkündete, ein Dalek aus der Serie Doctor Who und mit der Autorin Nina Horvath auch eine waschechte Österreicherin – bereicherten das Geschehen. Und sorgten für gute Stimmung, obwohl über dem Austragungsort Spokane im US-Bundesstaat Washington die Rauchwolken naher Waldbrände hingen und fast wie ein Omen wirkten. ... denn leider war heuer nichts normal. Der Gala war eine monatelange hasserfüllte Kontroverse vorausgegangen, wie es sie in der Science-Fiction-Gemeinde, die sich stets als große Familie verstanden hat, noch niemals gab. Was war geschehen? Kurz gesagt: Der aktuelle US-amerikanische Kulturkrieg hatte auf die Science Fiction übergegriffen. Jeden Frühling werden die Kandidaten für den Hugo Award präsentiert, also diejenigen, die von Fans am häufigsten nominiert wurden. Heuer allerdings wurden individuelle Nominierungen weitestgehend ausgehebelt: Zwei rechtslastige Gruppierungen von Autoren und deren Fans, die konservativen Sad Puppies und die radikaler gesinnten Rabid Puppies um den christlichen Verleger Vox Day, hatten ihre Anhänger zu einer Blockabstimmung mobilisiert. Da die Zahl an nominierenden Fans traditionell überschaubar ist und zudem in lauter individuelle Geschmäcker zerfällt, hat es auch eine kleine Gruppe leicht, sich durchzusetzen, wenn sie im Gleichschritt marschiert. Ironischerweise haben die Sad Puppies, die sich noch immer für die treibende Kraft der Aktion halten, bis heute nicht zur Kenntnis genommen, dass sie von ihren radikaleren Verbündeten instrumentalisiert wurden. Vox Day nutzte die Kampagne, um sich selbst und Produkten seines Kleinverlags multiple Nominierungen zu sichern. Das Ergebnis war ein für das Fandom schockierender Stimmzettel, der von Puppy-Nominierungen wimmelte. In einigen Kategorien standen nun sogar ausschließlich Puppy-Kandidaten zur Wahl. Als Rechtfertigung für ihr Vorgehen sprachen beide Puppy-Fraktionen von einer seit Jahren anhaltenden Verschwörung aller möglichen Leute – von Linken, Frauen, Schwulen, Akademikern, Literati usw. –, die den Hugo Award ausschließlich ihresgleichen zuschanzen würden. Was auch immer ihresgleichen in einem so heterogen zusammengesetzten Feindbild sein mag. Aus einer solchen Aktion folgt ein scheinbarer Lagerkampf – während es tatsächlich nur ein Lager gibt, das den Rest der Welt über einen Kamm schert und seine Interessen als gleich wichtig oder noch wichtiger als die aller anderen zusammen betrachtet. Es war, als würde Portugal beim Song Contest mit der Strategie antreten, sämtliche anderen Länder als Teil einer Verschwörung mit finsterer Agenda zu bezeichnen und sich zur einzigen Gegenkraft hochzustilisieren. Das funktioniert genau so lange, bis eine Abstimmung zeigt, wie klein die lautstark agitierende Minderheit tatsächlich ist. Doch nicht nur, dass sich in Internetforen bald blanker Hass ausbreitete, nachdem die Puppies Gift in eine bis dahin friedliche Community getragen hatten. Auch die Kampagne selbst machte bemerkenswerte Wandlungen durch. Ein angeblich rein literarischer Diskurs mündete rasch in klassisches Mobbing und schließlich in einen Boykottaufruf gegen den linken SF-Verlag Tor: Eine vermeintlich spontane Aktion, weil Tor sich – verständlicherweise – weigerte, eine Mitarbeiterin zu entlassen, auf die sich die Puppies eingeschossen hatten. Genau gegen diesen Verlag wollte Vox Day allerdings schon ein Jahr zuvor aus ganz anderem Grund einen Boykott initiieren. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier persönliche Rechnungen beglichen werden sollten. Und Vox Day, als Autor wie Verleger bedeutungslos, glaubt offenbar eine mit dem vielleicht wichtigsten SF-Verlag weltweit zu haben. Und einmal mehr ließen sich die Sad Puppies von ihm instrumentalisieren und von einem Zielobjekt zum nächsten manövrieren. Sie wollten angeblich die Hugos demokratisieren – und drängten die große Mehrheit der Fans ins Abseits. Sie wollten gegen eine nicht existierende ideologisch motivierte Clique antreten – und waren selbst die einzigen, die eine bildeten. Und sie wollten zeigen, was gute Science Fiction ist – und stellten einen Stimmzettel zusammen, auf dem sich mediokre Werke und einige qualitative Totalausfälle drängelten. Die Puppies hatten eine Menge Behauptungen in die Welt gesetzt und ohne Unterlass wiederholt. Keine einzige davon konnten sie belegen – und die allerletzte löste sich nun bei der Hugo-Abstimmung in heiße Luft auf: Nämlich die Fehlannahme der Puppies, dass sie für die schweigende Mehrheit der Science-Fiction-Fans sprechen würden. Die Mehrheit wurde in Anspruch genommen und die Mehrheit hat eindrucksvoll geantwortet: Nicht ein einziger Puppy-Kandidat hat einen Preis gewonnen – mit Ausnahme von Guardians of the Galaxy. Wobei jedoch vorab in nahezu allen SF-Foren Einigkeit geherrscht hatte, dass die Filmkategorien ein Sonderfall sind, weil in Hollywood – so ehrlich muss man sein – kaum jemand wissen dürfte, was die Hugo Awards überhaupt sind. Geschweige denn aktiver Teil der Puppy-Kampagne wäre. In sämtlichen literarischen Kategorien verloren die Puppy-Kandidaten bemerkenswert deutlich (die genauen Statistiken sind hier zu finden). Was auch bedeutete, dass die Fans in den Kategorien, in denen ausschließlich Puppy-Kandidaten zur Wahl standen, dafür stimmten, keinen Preis zu vergeben. Die seit jeher mögliche Option No Award wurde in den Kategorien Sachbuch, Kurzgeschichte, Novelle und bester Herausgeber (Lang- und Kurzformat) gezogen. Die in den vergangenen Monaten zum Mem gewordene Verballhornung Noah Ward wurde somit zum meistgenannten Namen des Abends. Fünfmal kein Preis verliehen: Das ist soviel wie bis dato in der ganzen über 60-jährigen Geschichte der Hugo Awards zusammen. Allerdings ist es auch weit von der nuklearen Option entfernt, vor der im Vorfeld viele – unter anderem George R. R. Martin – gewarnt hatten: Nämlich aus Zorn über die Blockabstimmung der Puppies und ihre anhaltende Hetzkampagne durchgehend mit No Award zu stimmen und so den ganzen Hugo-Jahrgang 2015 den Bach runtergehen zu lassen. Stattdessen stimmten die Fans äußerst zielgenau ab. Wirklich zufrieden kann niemand damit sein, was bei der Hugo-Kontroverse herausgekommen ist. Es konnte nur noch zwischen schlechten Optionen gewählt werden, aber davon hat sich immerhin die erträglichste durchgesetzt. Insofern können sich nun all die unterschiedlichen Fans, die von den Puppies unter pauschalisierenden Schmähbegriffen zu einem Pseudo-Lager zusammengefasst wurden, als Sieger fühlen. Als Gewinner ist aber auch Vox Day zu betrachten. Nicht weil er in bester verschwörungstheoretischer Manier für jeden denkbaren Wahlausgang schon vorab erklärt hat, warum dies seinen Sieg beweise. Sondern weil er es geschafft hat, seine Agenda dem gesamten Fandom aufzuzwingen. Monatelang wurde ausschließlich auf das reagiert, was er vorgegeben hatte. Vor allem aber ist er ein finanzieller Gewinner, weil er seinen Bekanntheitsgrad enorm erhöht hat. Menschen, die seine Ideologie nicht teilen, sind ihm ohnehin egal. Unter Geistesverwandten, die zuvor noch nie von ihm gehört hatten, hat er aber sicher neue Käufer gefunden, womit sich der Aufwand gelohnt hat. Eindeutiger Verlierer der Abstimmung sind die Sad Puppies – auch wenn sie nach dem spektakulären Verfehlen aller ihre vorab deklarierten Ziele nun eifrig versuchen, diese rückwirkend umzuschreiben. Einige ihrer Proponenten dürften sich zudem über die aktuelle Niederlage hinausgehenden, bleibenden Rufschaden zugefügt haben, indem sie die Brücken zum Rest der SF-Community abbrachen. Anders als Vox Day, bei dem gezielte Provokation und eine Politik der verbrannten Erde integraler Bestandteil des Selbstmarketings sind, sehen sich die gemäßigteren Sad Puppies nach eigenen Worten als Teil der SF-Community. Doch haben einige von ihnen im Verlauf der Kontroverse jede Mäßigung verloren. Es stellt sich die Frage, welches Standing eine Sarah Hoyt oder ein Brad R. Torgersen noch haben können – nach dem, wie sie in den vergangenen Monaten über Berufskollegen gesprochen haben. Als Verlierer werden in vielen Reaktionen auch diejenigen Autoren genannt, die es aufgrund der Blockabstimmung der Puppies nicht auf den Stimmzettel geschafft haben. Nüchtern betrachtet unterscheidet sich 2015 da aber kaum von einem normalen Jahrgang: Jedes Jahr kann nur einer gewinnen und andere würdige Kandidaten gehen damit zwangsläufig leer aus. Verlieren ist ein hartes Los, aber es ist auch der Normalzustand. Ob der Hugo Award selbst auf der Gewinner- oder Verliererseite steht, lässt sich derzeit noch nicht sagen. Die Kontroverse hat zweifellos an seinem Image gekratzt, und ein mehrfaches No-Award-Ergebnis widerspricht seiner Intention, guten Science-Fiction-Werken Aufmerksamkeit zu verschaffen. Andererseits wurde damit ein Signal gesetzt, dass Kampagnen und Blockabstimmungen abgelehnt werden und die Fans sich ehrliche Gewinner wünschen. Es wurden mehrere Vorschläge eingebracht, das Nominierungsprozedere so zu verändern, dass Blockabstimmungen wie die der Puppies künftig nicht mehr möglich sind. Sollten sich diese durchsetzen, könnten sie aber frühestens 2017 wirksam werden: Die Hugos sind bei Systemänderungen schwerfällig – und zwar gewollt, weil Entschlüsse in der Hitze des Augenblicks vermieden werden sollen. Da für das nächste Jahr schon längst die nächste Puppy-Kampagne angekündigt ist, bleibt zu hoffen, dass die Fans die Lehre aus dem heurigen Desaster gezogen haben und ihre notorische Laxheit beim Nominieren ablegen, wenn Anfang 2016 die nächste Runde ansteht. Wenn die Aufregung der vergangenen Monate dazu führt, dass mehr Fans als bisher schon in der Nominierungsphase aktiv werden, hätte der Hugo letztlich tatsächlich gewonnen. Was sich die Puppies in gewohnter Verkennung der Realität fraglos auf ihre Fahnen heften würden – sollen sie. (Josefson, 23. 8. 2015) Wissenschaft;Die Bodenpfleger setzen auf Moleküle, die weltweit eine enorme Gesamtmasse ergeben würden: ein Kilogramm pro Mensch. Bremen – Die ökologische Leistung von Regenwürmern, nämlich Nährstoffe aus totem Pflanzenmaterial zurückzugewinnen und den Boden aufzulockern, kann gar nicht hoch genug geschätzt werden. Allerdings brauchen sie für ihre Tätigkeit auch einen besonderen Schutz, wie das Max-Planck-Institut für marine Mikrobiologie berichtet. Denn in Laub und anderem abgestorbenen Material sind immer noch Giftstoffe enthalten, mit denen sich die Pflanzen gegen Fraßfeinde geschützt haben. Pflanzen produzieren Polyphenole, die als Antioxidantien wirken und Pflanzen ihre Farbe geben. Sie behindern jedoch die Verdauungsprozesse vieler Pflanzenfresser. Wissenschafter um Manuel Liebeke haben nun mit einem auf Massenspektrometrie beruhenden bildgebenden Verfahren (MALDI-MS) Moleküle – sogenannte Drilodefensine – im Darm der Würmer entdeckt, die die pflanzlichen Abwehrstoffe ausschalten und das Verdauen der Nahrung ermöglichen. Die Drilodefensine arbeiten im Prinzip wie Seife: Sie umhüllen die Nahrungseiweiße und Enzyme im Wurmdarm und verhindern, dass die Polyphenole daran binden können. Ohne diesen Schutz würden die pflanzlichen Polyphenole einen Prozess starten, der den Wurmdarm schädigen würde. Und die Moleküle scheinen für den einzelnen Wurm sehr wertvoll zu sein, denn die Würmer schonen ihren eigenen Vorrat, indem sie ein effektives Recyclingsystem nutzen und nichts von der Substanz ausscheiden. “Es gibt weltweit eine Menge von diesen Wirkstoffen, weil es sehr viele Regenwürmer gibt, teilweise bis zu 300 pro Quadratmeter. Die Gesamtmasse der Drilodefensine ist beträchtlich, verteilt auf die Weltbevölkerung ungefähr ein Kilogramm pro Mensch“, sagt Liebeke. (red, 7. 8. 2015) Sport;Verunfallte Stabhochspringerin ist bei Bewusstsein und atmet selbständig – Leichtathletik-Verband stellt 10.000 Euro Soforthilfe zur Verfügung. Wien/Innsbruck – Stabhochspringerin Kira Grünberg, bei der nach einem Trainingsunfall am Donnerstag in Innsbruck eine Querschnittslähmung diagnostiziert worden ist, atmet bereits selbstständig und wird früher als erwartet die Traumatologische Intensivstation in der Universitätsklinik Innsbruck verlassen können. Sie ist bei Bewusstsein und ansprechbar, sagte Grünbergs Manager Thomas Herzog am Samstag. Die Ärzte hätten Samstagfrüh mit der Familie der 21-jährigen Tirolerin gesprochen, es zeichne sich eine Verlegung auf die Normalstation in den kommenden zwei Tagen ab, meinte Herzog. Die Umstellung der Atmung ist bereits der erste Ansatz der Reha. Wenn sie früher aus der Intensiv rauskommt, wäre das sehr positiv, meinte Herzog. Die Diagnose der Querschnittslähmung und eine dauerhafte Beeinträchtigung sei aber unverändert, für weiterführende Prognosen sei es noch zu früh. Grünberg war am Donnerstag mehrere Stunden notoperiert worden. Der schwer getroffenen Familie gäbe die große Anteilnahme Österreichs und Solidarität, die auch von Sportlern abseits der Leichtathletik komme, viel Kraft. Anna Fenninger, Marlies Schild, Fabian Hambüchen – die Unterstützung ist großartig und kraftgebend. Das klingt nebensächlich, ist es aber nicht, erklärte Herzog, der über Kira Grünberg sagte: Sie ist so tapfer. Sie ist eine Kämpferin. an tagen wie diesen versetzt es mich in eine schockstarre! wie grausam kann sport eigentlich sein? liebe kira ich... http://t.co/SY3b3SddQg Unfassbar, welche Schicksalsschläge das Leben mit sich bringt. Ich wünsche Kira viel Kraft für den kommenden Weg, schrieb Marlies Schild auf Facebook. An Tagen wie diesen versetzt es mich in eine Schockstarre! Wie grausam kann Sport eigentlich sein? Liebe Kira, ich wünsche dir in dieser schweren Zeit unendlich viel Kraft! #fightkira, so Fenninger auf Facebook. Mit dem deutschen Turn-Star Hambüchen hatte Grünberg vergangenen Winter gemeinsam trainiert. Der Österreichische Leichtathletik-Verband (ÖLV) gab am Samstag bekannt, dass er 10.000 Euro als Soforthilfe für Kira Grünberg und ihre Familie zur Verfügung stelle. Der Tiroler Leichtathletik-Verband richtete ein Spendenkonto ein. Beim Meeting auf der Linzer Gugl hatten die Organisatoren eine Spendenbox und eine Unterschriftenwand mit der Aufschrift: Kira, wir wünschen dir und deiner Familie viel Kraft, Energie und Durchhaltevermögen bereitgestellt. Grünberg hätte in Linz ihr Comeback feiern sollen. (APA/red – 1.8. 2015) Wissenschaft;Entwicklung von Salzburger Wissenschaftern mit Kollegen der Stanford-Universität. Salzburg/Stanford – Forschern der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität (PMU) in Salzburg haben gemeinsam mit Wissenschaftern der Stanford-Universität (USA) ein neues Verfahren zur Züchtung von menschlichem Knochengewebe inklusive Knochenmark in einem Mäusekörper entwickelt. Das Verfahren erlaubt es, das Immunsystem – z.B die Entstehung von Leukämie – besser zu studieren und neue Therapieansätze zu entwickeln. Das Modell stellt die Bedingungen im Menschen nahezu real dar und erlaubt darüber hinaus wichtige Einblicke in die Mechanismen der Organregeneration durch Stammzellen, hieß es von Seiten der PMU. Dem österreichischen Forschungsteam gehören Dirk Strunk vom Institut für Klinische und Experimentelle Zelltherapie der PMU und Katharina Schallmoser von der Salzburger Universitätsklinik für Blutgruppenserologie und Transfusionsmedizin an. Bei Versuchen in Graz und Salzburg hatten sie beobachtet, dass es durch Transplantation von Knochenstammzellen unter bestimmten Bedingungen möglich ist, menschliche Knochen inklusive Knochenmark in Versuchstieren zu kreieren. Aufbauend auf diesem in Österreich entwickelten Verfahren berichteten nun die Experten aus Salzburg und den USA – Andreas Reinisch, Ravi Majeti und weitere Mitarbeiter der Stanford Universität – in der Fachzeitschrift Nature Medicine erstmals über die neuartige Methode zur Transplantation von menschlichem Knochenmark im Tiermodell. In einem ersten Schritt wird aus Knochenstammzellen menschlicher Knochen in einer Maus gezüchtet, welcher als instruierende Stammzellnische dienen soll, hieß es. Anschließend wird menschliches Knochenmark in diese künstlich geschaffene, humanisierte Umgebung transplantiert. Das Modell erlaubt auch, die Bedingungen im Menschen nahezu real darzustellen. Es führt Angaben der Forscher zufolge nicht nur zu einem besseren Verständnis der Entwicklung des gesunden menschlichen Immunsystems, sondern erlaubt auch, beispielsweise die Entstehung von Leukämie besser zu studieren. Diese Beobachtungen ermöglichen auch die Erstellung vorhersagekräftiger Modelle für die Entstehung von gefährlichen Bluterkrankungen und deren mögliche Behandlung. So könnten beispielsweise durch Transplantation leukämischer Blutzellen neue, patientenspezifische Therapieansätze (Medikamente) zur Bekämpfung von Leukämien erprobt werden, noch bevor diese beim Menschen zum Einsatz kommen. Das Verfahren erlaubt zudem wichtige Einblicke in die Mechanismen der Organregeneration durch Stammzellen. Das sei ein großer Schritt voran in der Arbeit der Forschenden unter Leitung von Dirk Strunk am Institut für Klinische und Experimentelle Zelltherapie des Zentrums für Querschnitt- und Geweberegeneration (SCI-TReCS) an der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität in Salzburg, wurde in der Aussendung betont. International;'Die Türkei hat ihre Offensive gegen IS und PKK ausgeweitet. Zugleich kam es vor allem in kurdisch geprägten Gebieten zu Anschlägen. Ankara/Wien – Die Gewaltspirale in der Türkei hat sich am Wochenende weitergedreht: Zwei Soldaten wurden bei einem Anschlag auf einen Konvoi in der kurdisch geprägten Provinz Diyarbakır getötet. Ankara machte die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK dafür verantwortlich. Diese bekannte sich zunächst nicht zu der Tat. Vier Soldaten wurden verletzt. Medienberichten zufolge wurde außerdem in der südöstlichen Stadt Cizre bei Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräften und PKK-Anhängern ein 23-Jähriger getötet; im Istanbuler Viertel Okmeydanı sollen Unbekannte auf die Einsatzpolizei geschossen und drei Menschen verletzt haben. Auch in der Provinz Siirt habe die von der Türkei als Terrororganisation eingestufte PKK Polizeiwachen angegriffen, verletzt wurde dabei offenbar niemand. Zuvor hatte Ankara die Offensive gegen die PKK sowie die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) ausgeweitet. Nachdem bereits am Freitag von der Türkei erstmals mehrere IS-Stellungen in Syrien bombardiert worden waren, wurden die Einsätze am Wochenende fortgesetzt – auch gegen PKK-Ziele im Nordirak. Ein PKK-Anhänger wurde dabei getötet, fünf weitere Menschen verletzt. In Syrien wurden nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte mindestens neun IS-Kämpfer getötet. Auch am Sonntagabend haben türkische Kampfjets einem Medienbericht zufolge Stellungen der PKK im Nordirak bombardiert. Der Sender CNN Türk berichtete am Sonntagabend, F-16-Jets seien vom Luftwaffenstützpunkt im südosttürkische Diyarbakır aufgestiegen und hätten die Gegend Hakurk im Nordirak bombardiert. Es gab zunächst keine Bestätigung für die Berichte. Kurdische Milizen kämpfen sowohl in Syrien als auch im Irak gegen den IS. Der militärische Flügel der PKK, die kurdischen Volksverteidigungskräfte (HPG), hatte sich erst kürzlich zur Tötung zweier türkischer Polizisten bekannt, weil diese angeblich dem IS nahegestanden sein sollen. Die HPG erklärten auf ihrer Website, Ankara habe den Waffenstillstand einseitig beendet. Angesichts der Bombardierungen habe der Waffenstillstand keine Bedeutung mehr. Auch im Inland gingen türkische Sicherheitskräfte massiv gegen mutmaßliche Radikale vor: Bei einer Festnahmewelle wurden nach Angaben des türkischen Premiers Ahmet Davutoğlu seit Freitag mindestens 590 Verdächtige wegen Verbindungen zu Terrororganisationen festgenommen. Am Samstag ging die türkische Polizei in Ankara mit Wasserwerfern und Tränengas gegen rund 1.000 Menschen vor. Dabei wurden mindestens 30 Menschen festgenommen. Die Demonstranten werfen der türkischen Regierung ein doppeltes Spiel vor: Öffentlich behaupte man, gegen den IS vorzugehen, in Wahrheit treffe man vor allem kurdische Kämpfer. Sie verurteilten zudem den IS-Anschlag in der Stadt Suruç an der Grenze zu Syrien, bei dem am Montag 32 Menschen getötet und etwa 100 weitere verletzt wurden. Ein für Sonntag geplanter Friedensmarsch der Kurdenpartei HDP in Istanbul wurde von den Behörden untersagt. Begründet wurde die Entscheidung unter anderem damit, dass Provokationen und neue Ausschreitungen zu befürchten seien. Der Präsident der kurdischen Autonomieregion im Irak, Masud Barzani, dessen Partei KDP der PKK ideologisch nicht nahesteht, forderte am Sonntag ein Ende der türkischen Luftangriffe. Kritik kam auch aus dem Iran: Eine Zusammenarbeit der regionalen Mächte im Kampf gegen den IS sei effektiver als ein Alleingang der Türkei, sagte Außenamtssprecherin Marzieh Afkham. Ankara habe das Recht, gegen terroristische Ziele vorzugehen, sagte hingegen Ben Rhodes, Vize-Sicherheitsberater von US-Präsident Barack Obama. Unterdessen erklärte der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoğlu im Gespräch mit Chefredakteuren am Samstag nach Angaben der Zeitung Hürriyet, die Türkei plane keinen Einsatz von Bodentruppen in Syrien. Aber Ankara wolle die Einheiten am Boden, die mit der Türkei zusammenarbeiteten, schützen, schrieb das Blatt in der Nacht auf Montag weiter. Die Ankündigung der Regierung, gegen die jihadistische Organisation Islamischer Staat sowie andere Extremisten vorgehen zu wollen, wird weithin als radikale Wende und Aufgabe der Zurückhaltung gegen die IS-Anhänger interpretiert. Kritiker und Beobachter gehen demgegenüber davon aus, dass Ankara das Chaos sowie eine Bekämpfung der IS-Jihadisten als Vorwand benützt, um gegen Oppositionelle im eigenen Land vorzugehen – auch in Hinblick auf immer wahrscheinlicher werdende Neuwahlen.' Wissenschaft;Katastrophe vor über drei Milliarden Jahren – Asteroid war laut Forschern 20 bis 30 Kilometer groß. Canberra – In der Raumfahrtbranche wird heute über die problematische Zunahme von Weltraummüll rund um die Erde gestöhnt. Zum Glück haben wir es aber nicht mehr mit solchen Brocken zu tun, wie sie in der Zeit, als auf der Erde das Leben entstand, noch gang und gäbe waren. Vor 4,1 bis 3,8 Milliarden Jahren etwa standen Erde und Mond im Trommelfeuer des sogenannten Late Heavy Bombardement, in dem zahlreiche Asteroiden und Planetesimale mit Durchmessern von mehreren Kilometern einschlugen. Auf dem Mond hinterließen Asteroideneinschläge vor 3,9 bis 3,8 Milliarden Jahren die noch heute sichtbaren Maria. Ein Nachzügler hat die Erde vor gut 3,4 Milliarden Jahren erwischt, wie nun Forscher der Australian National University im Fachjournal Precambrian Research berichten. Das Team um Andrew Glikson fand in einem Bohrkern aus dem nordwestaustralischen Marble Bar winzige kugelförmige Einschlüsse. Diese Mikro-Glasperlen aus verdampftem und wieder kondensiertem Material zeigten bei der Analyse die gleichen Anteile von Elementen wie Platin, Nickel oder Chrom, wie man sie auch aus Asteroidenproben kennt. Da der Bohrkernabschnitt mit den Kügelchen zwischen zwei vulkanischen Schichten eingelagert war, ließ sich das Alter relativ genau auf 3,46 Milliarden Jahre berechnen. Die Forscher postulieren, dass es sich um einen 20 bis 30 Kilometer großen Asteroiden gehandelt haben müsse, der einen Krater von hunderten Kilometern Durchmesser verursachte und Magmaflüsse, Tsunamis und Erdbeben auslöste, die einige Größenordnungen über allem lagen, was wir heute kennen. Marble Bar war allerdings nicht der Ort des Einschlags. Die Gegend, die damals unter dem Meer lag, hat lediglich das Material, das der Asteroid über die gesamte Erde verteilte, unter Sedimenten konservieren können. Wo der Einschlag stattfand, ist nicht rekonstruierbar: Anders als bei den Meeren des Mondes werden auf der Erde die Spuren selbst derart gewaltiger Katastrophen durch vulkanische und tektonische Prozesse mit der Zeit ausgelöscht. Deshalb weiß man bislang auch nur von 17 Einschlägen, die älter sind als 2,5 Milliarden Jahre, obwohl es natürlich wesentlich mehr gegeben haben muss. Derjenige, der seine Spuren in Marble Bar hinterlassen hat, ist der zweitälteste, den man kennt – und einer der größten. Wissenschaft;Präzisionssteuerung des Interact Centaur Rover im Test. Washington/Moskau – Seit vergangener Woche befindet sich erstmals ein Däne im Weltall: der 38-jährige Ingenieur und Astronaut Andreas Mogensen erreichte die ISS gemeinsam mit dem Kasachen Aidyn Aimbetow und dem Russen Sergej Wolkow. Die Arbeit wartete bereits: Mogensen hat am Montag erstmals von der Raumstation aus einen Roboter auf der Erde gesteuert. Das Gerät mit Greifarmen und einer beweglichen Kamera befindet sich in Noordwijk in den Niederlanden. Bei dem Test ging es um Ausführungen im Mikrometerbereich. Unter anderem sollte Mogensen unterschiedliche Metallfedern mit den Greifarmen des Roboters erfassen und durch das übertragene Gefühl unterschiedliche Härtegrade bewerten, wie Andre Schiele von der Europäischen Raumfahrtagentur ESA sagte. Der Roboter mit Sensoren in seinen beiden Greifarmen sollte dem Operateur ein haptisches Gefühl übermitteln, um die präzise Steuerung zu erleichtern. Mit dem Experiment will die ESA ihre Robotertechnik verbessern. Außerdem sollte die Motorik von Astronauten im All sowie die Funkübertragung getestet werden, erklärte Experte Klaus Landzettel. Statt über die direkte Verbindung – rund 400 Kilometer Luftlinie liegen zwischen ISS und Erde – sendete Mogensen das Signal über einen Satelliten in die USA und von dort aus weiter in die Niederlande. Die Übertragungszeit lag bei etwa einer Sekunde. Wissenschaft;Noblella madreselva lebt in einem kleinen Areal im Nebelwald-Gebiet bei Cusco und könnte bereits bedroht sein. Lima – Biologen haben in den peruanischen Anden eine neue Froschart mit Tarnfarbe an der Oberseite und einer markanten Musterung am Bauch deckt: Der kleine Hüpfer hat einen braunen Rücken, eine dunkelbraune Maske im Gesicht und eine weiße Zeichnung auf Brust und Bauch. Nur eineinhalb bis zwei Zentimeter groß werden die Frösche, die vermutlich nur in einem kleinen Nebelwald-Gebiet bei Cusco in etwa 2.300 Metern Höhe leben. Das berichtet ein Team um Alessandro Catenazzi von der Southern Illinois University in Carbondale im Fachblatt ZooKeys. Durch seine braune Rückenfarbe fällt es dem Frosch leicht, sich vor Feinden zu verbergen – insbesondere deshalb, weil er sich vor allem zwischen altem Laub bewegt, wo er auch seine Eier ablegt. Die Zoologen tauften die Art Noblella madreselva, übersetzt aus dem Spanischen Mutter Dschungel. Der Name soll auf die Arbeit lokaler Umweltinitiativen hinweisen, die die Ökosysteme der Region schützen wollen. Die Wissenschafter fürchten, dass der kleine Frosch bereits bedroht sein könnte: durch Abholzung, Krankheiten oder Landwirtschaft. Denn der tagaktive Frosch tummelt sich an manchen Stellen zahlreich, bewohnt aber nach Einschätzung seiner Entdecker eben nur ein kleines Gebiet. Unweit dieser Region lebt auch die kleinste bekannte Froschart der Anden: Noblella pygmea. Wissenschaft;Erste Ausgabe für Saison 2016/17 geplant. London – Die Formel-E-Rennserie für Rennwagen mit Elektromotor will in der kommenden Saison 2016/17 eine Weltmeisterschaft ohne Fahrer in ihr Rahmenprogramm aufnehmen. Das neuartige Roborace solle jeweils vor dem eigentlichen Formel-E-Rennen, aber auf den gleichen Strecken in Szene gehen, hieß es. Zehn Teams mit jeweils zwei Autos sollen dabei gegeneinander antreten. Roborace ist eine offene Meisterschaft für die innovativsten Wissenschafts- und Technik-Unternehmen der Welt, sagte Formel-E-Geschäftsführer Alejandro Agag und beschrieb die Rennserie als eine der aufregendsten Sportveranstaltungen in der Geschichte. Als Unternehmen, die sich für Roborace-Teamlizenzen interessieren könnten, werden einerseits traditionelle Autobauer wie Mercedes-Benz oder Audi, andererseits Technologie-Giganten wie Google und Apple gehandelt. BMW, Audi, Renault und Citroën sind bereits in der Formel E involviert, die in der aktuellen, noch bis Juli 2016 laufenden Saison unter anderem in Long Beach, Peking, Berlin, Moskau, Mexiko-Stadt, Paris und London gastiert. Wissenschaft;Forscher führten Befragungen und Persönlichkeitstests mit rund 4.000 Probanden durch. Cambridge – Sag mir, welche Musik dir gefällt, und ich sage dir, wie du denkst. Diese kühne Behauptung traut sich David Greenberg (Uni Cambridge) zu, nachdem er mit Kollegen rund 4.000 Probanden nach ihren musikalischen Vorlieben befragt hat und mit ihnen außerdem Persönlichkeitstests durchführte. Die im Fachblatt PLoS One veröffentlichten Ergebnisse waren jedenfalls erstaunlich eindeutig und lassen sich wie folgt zusammenfassen: Jene Personen – egal ob Männer oder Frauen -, die systematisch denken, bevorzugen eher komplexere, laute, intensive und anregende Musik. Personen, die hingegen besonders empathisch sind, mögen eher sanfte, unprätentiöse Musik wie Soft Rock, Pop, Blues oder Latin und meiden intensive Stilrichtungen wie Punk oder Heavy Metal. Wissenschaft;Im Projekt "Cities at Night" werden auf der ISS gemachte Nachtaufnahmen der Erdoberfläche zu einem Gesamtbild vereinigt. 2012 wurde auf der Internationalen Weltraumstation das NightPod-Aufnahmegerät installiert, das durch die Eigenbewegung der ISS entstehende Bildunschärfen kompensiert. Seitdem macht die Crew systematisch Nachtaufnahmen der Erdoberfläche. Nun haben Wissenschafter auf diese aus einer einzigartigen Perspektive aufgenommenen Bilder zurückgegriffen, um den Anstieg der weltweiten Lichtverschmutzung zu messen. Die Zunahme an künstlicher Beleuchtung, die auch noch oben abstrahlt, versperrt nämlich nicht nur Astronomen in Ballungsräumen den Blick auf den Sternenhimmel. Die Lichtverschmutzung beeinflusst auch die innere Uhr von Menschen und Tieren sowie den Wachstumszyklus von Pflanzen und stört die Navigation von Insekten oder Vögeln. Im Projekt Cities at Night wollen Forscher der Universidad Complutense de Madrid, Spain und der kanadischen Cégep de Sherbrooke zusammen mit der Öffentlichkeit eine farbige Weltkarte der nächtlichen Erde erstellen. In der Galerie des Projekts kann man sich bereits durch zahlreiche Aufnahmen klicken. --> Cities at Night (mit Galerie) --> Die erste Karte --> Light pollution citizen science project --> Crowdfunding-Kampagne zur Weiterführung des Projekts (red, 13. 8. 2015) Wissenschaft;Norwegische Forscher stellen Spezialisierung auf Eierfarben fest. Trondheim – Der Kuckuck ist bekannt dafür, seine Eier in fremde Gehege abzulegen. Er überlässt die Aufzucht anderen Vögeln. Da die Wirtvogelart sich nicht so leicht überlisten lässt, wirft sie Eier, die nicht den ihren entsprechen, aus dem Nest. Doch es scheint auch unter diesen Tieren keine Strategie ohne Gegenstrategie zu geben: Die Kuckuckweibchen sind genetisch durch den Wirt geprägt und spezialisieren sich auf jeweils eine Eierfarbe, wie nun ein norwegisches Forscherteam mit einer Studie in Nature Communications nachweisen konnte. Sie führten die Analyse mittels genetischer Proben von blauen Eiern durch. Dabei entdeckten sie, wie praktisch diese Prägung ist. Sie wird vom Weibchen zur Kuckuckstochter übertragen – egal, mit welchem Männchen sie sich paart. So bleibt die Eiertarnfarbe bestehen. Etat;Für die in der Kritik stehende Yahoo-Chefin Mayer ist die Entscheidung ein weiterer Rückschlag. Sunnyvale – Der kriselnde Internetkonzern Yahoo schafft sieben seiner elf Digital-Magazine ab. Betroffen seien Yahoo Food, Yahoo Health und Yahoo Parenting sowie Yahoo Makers, Yahoo Travel, Yahoo Autos und Yahoo Real Estate, teilte Chefredakteurin Martha Nelson am Mittwoch im zum Konzern gehörenden Blog Tumblr mit. Wir wollen uns auf die vier erfolgreichsten Bereiche konzentrieren – News, Sport, Finanzen und Lifestyle. Für die in der Kritik stehende Yahoo-Chefin Marissa Mayer ist die Entscheidung ein weiterer Rückschlag – die Medien-Offensive, für die auch einige hochkarätige Journalisten verpflichtet wurden, ging maßgeblich von ihr aus. Was die Schließungen für die Mitarbeiter bedeuten, blieb zunächst unklar. Yahoo hatte Anfang Februar angekündigt, 15 Prozent seiner Belegschaft abzubauen. Das einst bei Nutzern beliebte Internet-Urgestein hat den Anschluss an Wettbewerber wie Facebook verloren und steckt seit Jahren tief in der Krise. Einflussreiche Großinvestoren wie der New Yorker Hedgefonds Starboard Value fordern bereits Mayers Rücktritt. Die 2012 von Google gekommene Top-Managerin versucht indes, das Steuer mit radikalen Maßnahmen herumzureißen. Sie will unter anderem Konzernanteile für bis zu drei Milliarden Dollar abstoßen. Web;Große Ankündigungen, doch bislang kaum Details vom Hersteller – Vorstellung im Mai. Im Mai will ein britisch-israelisches Start-up namens Sirin in London ein Geschäft eröffnen. Dort verkauft werden soll ein Smartphone namens Solarin – und zwar zum Stückpreis von knapp 20.000 Dollar (derzeit etwa 17.660 Euro). Doch es handelt sich nicht um ein Luxus-Smartphone, wie sie etwa Vertu herstellt, sondern ein Gerät, das mit besonders hohen Sicherheitsstandards glänzen soll. [Unser] Smartphone macht die fortgeschrittenste Technologie verfügbar, obwohl sie bislang kommerziell noch nicht erhältlich ist, und kombiniert sie mit Sicherheit auf fast militärischem Niveau, zitiert Reuters den Firmenpräsident und Mitgründer Moshe Hogeg. Genauere Angaben zur Technik gibt es keine, mit Ausnahme des Betriebssystems. Hier setzt Sirin auf Android und dürfte wohl eine eigens angepasste Variante nutzen. Mit dem gewählten Preispunkt richtet sich das Mobiltelefon natürlich nicht an den Massenmarkt oder übliche Laufkundschaft. Hogeg ist jedoch der Ansicht, dass man mit dem eigenen Produkt, das technologisch dem Massenmarkt zwei bis drei Jahre voraus sein soll, vor allem an Firmenchefs und Manager begeistern wird. Gegenüber Techcrunch gibt Hogeg zu Protokoll, dass 91 Prozent aller Fortune-500-Firmen Cyberangriffen ausgesetzt seien und daher Bedarf bestünde. Finanziert wird Sirin vom israelischen Risikokapitalgeber Singulariteam, das ebenfalls von Hogeg mitgegründet wurde. Mit an Bord sind auch der kasachische Investor Kenges Rakishev und das chinesische Unternehmen Renren. Die Idee, das Smartphone-Startup hochzuziehen soll entstanden sein, nachdem Rakishevs Mobiltelefon 2013 gehackt worden war und man am Markt keine guten Lösungen gefunden hatte. Sirin hat bisher eine Homepage und mehrere Social Media-Kanäle. Mehr zum Smartphone wird aber auch dort nicht verraten. Die Geheimniskrämerei lässt wenig pberraschend bei einigen Beobachtern Skepsis aufkommen. Es bleibt abzuwarten, ob und was das Unternehmen letztlich im nächsten Monat in der englischen Hauptstadt vorstellen wird. Wissenschaft;Der britische Mediziner und Autor setzt sich für die restlose Veröffentlichung klinischer Studien ein. STANDARD: In Ihren Büchern Bad Science (2008) und Bad Pharma (2012) zeigen Sie Quacksalberei, aber auch schweren Missbrauch in Medizin, Wissenschaft und der Pharmaindustrie auf. Was sind die größten Probleme? Goldacre: Das heute allergrößte Problem evidenzbasierter Medizin ist, dass Ergebnisse klinischer Studien gegenüber Ärzten, Forschern und Patienten zurückgehalten werden. Das ist ein fundamentales Problem, weil es die Basis untergräbt, fundierte Entscheidungen über die beste Behandlung zu treffen, wenn die Resultate von Medikamententests regelmäßig einfach nicht publiziert werden. Das ist das ultimative Strukturproblem, das der Medizin den Boden unter den Füßen wegzieht. Es ist wirklich verrückt: Wir geben Millionen Euro für jede klinische Studie aus – und dann gehen die Hälfte der Ergebnisse der Studien verloren, vor allem die unliebsamen. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Studie nicht publiziert wird, ist zwei- bis dreimal größer, wenn ihre Ergebnisse dem jeweiligen Sponsor missfallen. Wir nehmen all dieses Geld in die Hand, damit wir korrekte und unbefangene Antworten bekommen und laden die Verzerrung bei der Hintertür wieder ein. STANDARD: Mit welchen Initiativen versuchen Sie diese Manipulation zu verhindern? Goldacre: Wir haben 2013 die AllTrial-Kampagne gestartet, um die Dinge endlich ins Rollen zu bringen. Unser nächster Schritt dreht sich um das Thema Verantwortung: Wir sind dabei, zu prüfen, wer Transparenz fördert und wer dem im Weg steht. Wir sahen uns etwa die Richtlinien aller Pharmakonzerne an und die Versprechen, die sie in puncto Transparenz beinhalten. Das wird in den kommenden Wochen auf unserer Webseite publiziert. Es ist sehr interessant, weil die Bandbreite so groß ist: Es gibt Firmen, die viel, andere, die gar nichts versprechen. Sehr oft aber ist es überhaupt nicht erkennbar, was die Firma offenzulegen gedenkt. Auch haben wir gerade die OpenTrials-Datenbank eingerichtet, die versucht, die Daten aller durchgeführten klinischen Studien zu vernetzen. STANDARD: Wie gehen Sie dabei konkret vor? Goldacre: Was wir in Kürze mit der Open-Trials-Datenbank starten, ist ein Livetracker für Ebola-Studien. Es gab dutzende registrierte Tests zu Ebola, deren Resultate ausständig sind. Viele Menschen haben an Tests zu Ebola teilgenommen und diese auch abgeschlossen, doch diese Tests werden nicht veröffentlicht, gleichzeitig sind viele Menschen an Ebola gestorben – das ist sehr problematisch. Nach den Pharmafirmen werden wir aber auch akademische Journals und Universitäten prüfen, denn nicht nur Konzerne, sondern auch Wissenschafter unterschlagen ihre Ergebnisse. STANDARD: Entsteht dieses Problem auch durch ein falsches Belohnungssystem in der Wissenschaft? Es werden wohl wenige Forschungspreise an jene vergeben, die zeigen, dass ein Wirkstoff nicht funktioniert ... Goldacre: Das Anreizsystem muss sich ändern. Wenn man Ergebnisse klinischer Studien nicht kundtut, dann ist das meiner Ansicht nach ein Vergehen, aber man wird dafür nicht bestraft. Was wir aber tun können, ist, das anzuprangern. Wir können den Scheinwerfer auf jene Leute richten, die ihre Ergebnisse zurückhalten. Das ist Name and Shame, aber dafür entschuldige ich mich nicht, denn Menschen sollten für ihr Fehlverhalten verantwortlich gemacht werden können. Wir zeigen aber umgekehrt auch her, wer besonders um Transparenz bemüht ist. Von dieser Best Practice können jene Firmen lernen, die sagen, was wir fordern, sei unmöglich. STANDARD: Das weltweite Netzwerk Cochrane Collaboration versucht diese Intransparenz zu bekämpfen und erstellt systematische Reviews, die alle verfügbaren Informationen über eine Behandlung zusammenfassen. Sie nahmen letzte Woche am Cochrane-Kolloquium in Wien teil. Haben Sie den Eindruck, dass es zunehmend mehr Bewusstsein für dieses Thema gibt? Goldacre: Es gibt heute mehr Bewusstsein, aber das Problem besteht weiter. Die Leute sehen immer mehr, dass die Wissenschaft in Schwierigkeiten steckt. Man kann dies etwa daran erkennen, dass viele klinische Studien nicht wiederholbar sind. Was publiziert wird, ist eine Mischung aus Glücksfunden, statistischen Störgeräuschen und Daten, die in alle möglichen Richtungen gebogen wurden, damit sie das erwünschte Ergebnis bringen. Was die AllTrials-Kampagne aber geändert hat, ist, dass den Leuten die Angst genommen wurde, das zu thematisieren. Zuvor wollten die Menschen oft nicht darüber sprechen, weil sie das Gefühl hatten, das Thema sei total kontrovers. STANDARD: Das Thema der diesjährigen Cochrane-Konferenz war Information Overload. Mehr Transparenz wird auch zu mehr Daten führen – wie kann dieser Informationsüberfluss sinnvoll ausgewertet werden? Goldacre: Wenn Menschen von Informationsflut sprechen, dann hört sich das wie etwas Passives an, dabei ist das ein ganz aktives Problem: Es ist ein Scheitern des Filters. Es bedeutet, dass wir scheitern, Information zusammenzufassen und zur richtigen Zeit an die richtige Person zu bringen. Qualitativ gute Filter zu entwickeln ist die Aufgabe von Netzwerken wie Cochrane. Selbst wenn auf einmal doppelt so viele Ergebnisse aufzuarbeiten wären, würde das für die Cochrane Reviews kein Problem darstellen. STANDARD: Ist das Publizieren aller Studienergebnisse nicht auch eine Kostenfrage? Goldacre: Das Publizieren der ausständigen Ergebnisse ist die kosteneffektivste Forschung, die man sich vorstellen kann. Sagen wir, eine Studie kostete zwei Millionen Euro. Werden die Ergebnisse nicht publiziert, sind sie verschwendet. Wenn um 10.000 Euro die Resultate aufbereitet und zugänglich gemacht werden, dann bekommt man um diese kleine Summe den Wert eines millionenschweren Investments. Wenn Pharmakonzerne sagen, wir zwängen sie, ihr Geld in die Aufbereitung alter Studienresultate – zu wohlgemerkt aktuellen Behandlungen – zu stecken und sie könnten so nichts Neues entwickeln, dann ist das lächerlich. Wissenschaft;Bisher suchte das SETI-Programm vor allem in Systemen nach Leben, die unserem gleichen. Nun soll aber die Umgebung Roter Zwerge ins Blickfeld rücken. Mountain View – Das US-Institut SETI will die Suche nach Leben im Weltall ausweiten. Weitere 20.000 Sternensysteme sollen in die Suche nach Radiowellen möglicher außerirdischer Lebewesen einbezogen werden, wie das SETI (Search for Extraterrestrial Intelligence) im kalifornischen Mountain View mitteilte. Systematisch beobachtet werden sollen Planeten, die Rote Zwerge umkreisen. Diese kleinsten Sterne, in deren Zentrum Wasserstoffbrennen stattfindet, sind deutlich älter als unsere Sonne und mit bloßem Auge am Himmel nicht zu erkennen. Das Umfeld Roter Zwerge galt bisher nicht als besonders lohnendes Gebiet für die Suche nach Leben im All. Doch neue wissenschaftliche Daten haben die Forscher umdenken lassen. Ältere Sonnensysteme hatten mehr Zeit, intelligente Wesen hervorzubringen, sagte der SETI-Astronom Seth Shostak. In einem auf zwei Jahre angelegten Projekt sollen nun aus einer Liste von 70.000 Roten Zwergen 20.000 ausgewählt und die sie umkreisenden Himmelskörper systematisch untersucht werden. Lange Zeit hatten Forscher die Suche nach Leben im Umfeld der Roten Zwerge für zwecklos gehalten, weil es dort zu wenig Licht gäbe. Sie gingen davon aus, dass außerirdisches Leben am ehesten in Sternsystemen zu finden sei, die unserem System mit seiner stark leuchtenden Sonne ähneln, wie SETI-Ingenieur Jon Richards erläuterte. Im Umfeld Roter Zwerge sind die Zonen, die grundsätzlich die Voraussetzungen für das Entstehen von Leben bieten, im Vergleich zu unserem Sonnensystem sehr klein. Zudem gehen die Forscher davon aus, dass die Planeten, die innerhalb dieser Zonen um einen Roten Zwerg kreisen, sich nicht gleichzeitig um ihre eigene Achse drehen – mit der Folge, dass eine Seite des Planeten permanent der Strahlung des Roten Zwergs ausgesetzt, die andere Seite ihr ständig abgewandt ist. Nach diesen Annahmen ist die eine Seite des Planeten also konstant hell und heiß, die andere permanent dunkel und kalt. Doch neue Forschungsergebnisse zeigen nach Angaben des Instituts, dass die Hitze von der einen Seite des Planeten womöglich teilweise auf die andere Seite übergeleitet wird – so dass ein größerer Teil solcher Planeten als bisher angenommen grundsätzlich habitabel wäre. Wirtschaft;Seit drei Tagen ist die Registrierkassenpflicht in Kraft, schon hat die Diskussion über Änderungen begonnen, Finanzminister und Kanzler zeigen sich offen. Wien – Die Bundesregierung will Verbesserungsmöglichkeiten zur Registrierkassenpflicht diskutieren und hat mit dieser Thematik die Koordinierung beauftragt. Die Sorgen der Vereine und kleinen Unternehmen nehme man ernst, erklärte Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) am Dienstag nach dem Ministerrat. Die Koordinierung der Koalitionsparteien soll auf Basis der ersten Erfahrungswerte nun einen Vorschlag machen, wie Verbesserungen erreicht werden können, denn das Thema Registrierkassen beschäftige viele ehrenamtlich Tätige in Vereinen. Auch machen sich kleine Unternehmen Sorgen um ihre weitere Zukunft, meinte der Bundeskanzler. Ohne das Ziel Betrugsbekämpfung aus den Augen zu verlieren, sollen deshalb nun etwaige Anpassungen überlegt werden. Auch Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) ist offen für eine Diskussion über etwaige Änderungen. Es sei zu klären, wie man die Vereinsthematik angehe und wie man sich mit der Wirtschaft und dem Koalitionspartner verständigen könne, meinte Schelling am Dienstag vor dem Ministerrat gegenüber Journalisten. Jede Änderung bei der Verpflichtung müsste durch eine Gesetzesänderung vollzogen werden, verwies der Ressortchef darauf, dass auch eine Einigung mit der SPÖ nötig wäre. Er sei offen für jede Diskussion, so Schelling. Der Minister betonte jedoch, dass nicht jede nun gestellte Anforderung erfüllt werden könne. Andere werde man vielleicht umsetzen können, meinte er. Derzeit sei man dabei, die Vorschläge aus Bundesländern und Organisationen zu prüfen, erklärte er. Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) hat am Montag Schelling die Länderwünsche für eine Novelle der Registrierkassenpflicht überbracht, bestätigt das Finanzministerium einen Bericht der Presse. Dabei waren die Bestimmung erst am Tag davor in Kraft getreten. Seit Freitag liegt ein Papier der Länder vor, denen es vor allem um Ausnahmen von der Registrierkassenpflicht für Vereine von den freiwilligen Feuerwehren bis zu Sportvereinen, geht. Aber auch eine Erhöhung der Umsatzgrenze, ab der eine Registrierkasse geführt werden muss, von 15.000 auf 30.000 Euro ist ein Länderwunsch. Bei der Landeshauptleutekonferenz nächste Woche sollen die ungeliebten Geräte, deren Einführung heuer 900 Mio. Euro in die Staatskasse spülen soll, ebenfalls auf der Tagesordnung stehen. Etat;Speed, Themenmontag: Frank Sinatra, Verhandlungssache. 18.30 MAGAZINHeute konkret Die Familie einer 98-jährigen Frau wirft deren Sachwalterin vor, schlecht für sie zu sorgen. Eine Vorsorgevollmacht kann in solchen Fällen Sicherheit schaffen. Rechtsanwältin und Sachwalterin Susanne Schwarzenbacher erklärt im Studio, wie eine solche Vollmacht funktioniert. Bis 18.51, ORF 2 20.15 RASANTSpeed (USA 1994, Jan de Bont) Damals ein großer Erfolg für Kameramann Jan De Bont im Regiestuhl: Ein Bus rast dahin und darf nicht zum Stillstand kommen, weil sonst die Bombe darin hochgeht. Keanu Reeves und Sandra Bullock kommen einander in dem Getümmel näher. Bis 22.40, Kabel eins 20.15 SCHWERPUNKTThemenmontag: Frank Sinatra Zum 100. Geburtstag des Ausnahmekünstlers Sinatra. Die Dokumentation Frank Sinatra – Amerikas goldenes Zeitalter (20.15 Uhr) erklärt die außergewöhnliche Karriere des Entertainers. Um 21.05 Uhr folgt ein Mitschnitt des Livekonzerts im New Yorker Madison Square Garden im Oktober 1974. Abschließend eine von Sinatras berühmtesten Schauspielrollen in Der Mann mit dem goldenen Arm (22.00 Uhr). Bis 0.00, ORF 3 21.00 TALKHart, aber fair: Flucht, Terror, Skandale – wie hat 2015 unser Land verändert? Rückblickende Diskussion mit folgenden Gästen: Edmund Stoiber, ehem. Bayrischer Ministerpräsident, CSU), Serdar Somuncu (Schriftsteller und Kabarettist), Claudia Roth (B90/Grüne), Herfried Münkler (Politikwissenschafter) und Christoph Schwennicke (Chefredakteur Cicero). Bis 22.15, ARD 21.10 MAGAZINThema Christoph Feuerstein präsentiert folgende Themen: 1) Kindergärten unter der Lupe – wie viel Religion darf sein? Besuche in einem islamischen, einem katholischen und einem jüdischen Kindergarten. 2) Mord in Tirol – ein Witwer kämpft gegen die Justiz. Der Ehemann eines Mordopfers will den 25 Jahre zurückliegenden Fall wieder aufrollen. 3) Flüchtlingsschicksale im Libanon. Offiziell sind 1,5 Millionen Flüchtlinge im Libanon, tatsächlich dürften es noch mehr sein. Bis 22.00, ORF 2 22.30 MAGAZINKulturmontag Themen, präsentiert von Martin Traxl: 1) Die ungleiche Gesellschaft – Wie sich soziale Konflikte durch die Flüchtlingskrise verschärfen. 2) Sexualität im Wien der Jahrhundertwende – Arthur Schnitzlers Anatol im Theater in der Josefstadt. 3) Die große Personale des österreichischen Designers Josef Frank im Wiener Mak. Bis 23.15, ORF 2 22.40 ACTIONTHRILLERVerhandlungssache (The Negotiator, USA 1999, F. Gary Gray) Samuel L. Jackson als Chicagoer Polizist und Spezialist für Verhandlungen in Sachen Geiselnahmen, der selbst zum Kidnapper wird. Kevin Spacey als ambitionierter Kollege, der ihn nun zum Gespräch bitten muss. Soll heißen: Spacey und Jackson immer nahe am Big Bang. Bis 1.30, Kabel eins 23.15 DOKUMENTATIONLegenden der Leinwand – Frank Sinatra Die Dokumentation fokussiert auf das schauspielerische Schaffen des weltweit populären Entertainers. Für seine Darstellung eines Soldaten in Verdammt in alle Ewigkeit (1953) wurde er mit dem Oscar für die beste Nebenrolle ausgezeichnet. Ebenfalls werden Sinatras Familien- und Liebesleben beleuchtet. Bis 0.00, ORF 2 Wissenschaft;'Im April verstorbener Philosoph habe "Hegel''sche Lehre in die Gegenwart transformiert", so die Begründung. Stuttgart – Der Philosoph Michael Theunissen (1932-2015) ist posthum mit dem renommierten Hegel-Preis der Stadt Stuttgart ausgezeichnet worden. Die Jury würdigte Theunissen als einen der radikalsten und scharfsinnigsten Philosophen der Nachkriegszeit. Er habe die Hegelsche Lehre in die Gegenwart transformiert, begrümdete der Präsident der Internationalen Hegelvereinigung, Axel Honneth, die Entscheidung. Theunissen starb im April 2015 mit 82 Jahren in seinem Geburtsort Berlin. Bis zu seiner Emeritierung 1998 hatte er den Lehrstuhl für Theoretische Philosophie an der Freien Universität Berlin inne. Den Preis soll nun sein Sohn Oliver Theunissen entgegennehmen. Die mit 12.000 Euro dotierte Auszeichnung wird seit 1970 alle drei Jahre verliehen und erinnert an den Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel, der 1770 in Stuttgart geboren wurde. Der Preis geht an Personen, die sich um die Entwicklung der Geisteswissenschaften verdient gemacht haben – darunter waren bisher Jürgen Habermas, Niklas Luhmann, Charles Taylor, Richard Sennett und Michael Tomasello.' Panorama;Hillary Clinton kritisiert Militärakademie wegen Konföderierten-Flagge. Washington – Acht Kadetten einer US-Militärakademie sind vom Dienst suspendiert worden, weil sie in Ku-Klux-Klan-Verkleidung für Fotos posiert hatten. Die Kadetten seien beurlaubt und hätten die Akademie am Freitag in der Früh verlassen, sagte eine Sprecherin der privaten Militärakademie The Citadel im Bundesstaat South Carolina. Die Militärschüler hatten in weißen Gewändern und mit Kopfkissenbezügen mit Löchern für die Augen über dem Gesicht für Fotos posiert. Die Verkleidung erinnerte stark an die Gewänder des rassistischen Ku Klux Klan. Der Leiter der Militärschule verurteilte die im Internet veröffentlichten Bilder als verletzend und verstörend und ordnete eine Untersuchung an. Ersten Erkenntnissen zufolge hätten die Kadetten in der Verkleidung im Rahmen eines Sketches Weihnachtslieder vorgetragen, sagte Schulleiter John Rosa. Dennoch verstießen die Bilder gegen grundlegende Werte der Akademie. Die Affäre lenkte die Aufmerksamkeit auf eine andere umstrittene Praxis in der Militärakademie. In einer Kapelle auf dem Campus wird eine Flagge der Konföderierten aufbewahrt. Diese war während des Unabhängigkeitskrieges die Fahne der Südstaaten, wird von vielen US-Bürgern heute jedoch als Symbol des Rassismus abgelehnt. Symbole des Hasses tragen nur zum Hass bei. Es ist an der Zeit, die Flagge der Konföderierten über The Citadel zu senken, schrieb die demokratische US-Präsidentschaftsbewerberin Hillary Clinton am Freitag im Online-Kurzmitteilungsdienst Twitter. Eine Sprecherin der Militärakademie betonte, die Fahne gehöre zu einer Sammlung historischer Flaggen und könne nur auf Beschluss des Parlaments von South Carolina abgenommen werden. Panorama;55-Jähriger verletzte Ziegenbock mit vier Schüssen – Polizist gab Bock den Fangschuss – Anzeige wegen Tierquälerei. Oberwart – Weil er fürchtete, seine zwei Ziegen könnten die Bonsaibäumchen des Nachbarn abfressen, hat ein 55-Jähriger auf seinem Grundstück im Bezirk Oberwart auf die Tiere geschossen. Der Mann tötete am Samstag zunächst die Geiß mit zwei Schüssen. Am Sonntag feuerte er laut Polizei viermal auf den Bock, der verletzt aufs Nachbargrundstück flüchtete. Ein Polizist gab dem Tier den Fangschuss. Der 55-Jährige hielt die Ziegen, die in Vergangenheit immer wieder ausgerissen waren, auf seinem eingezäunten Grundstück, berichtete die Landespolizeidirektion Burgenland am Montag. Samstagabend entschloss sich der Burgenländer, die Geiß zu töten und griff zur Pistole, die er legal besaß. Das erschossene Tier legte der Mann unter einen Reisighaufen. Am Sonntag wollte er dann auch den Bock töten. Trotz vier gezielt abgegebener Schüsse war das Tier nicht sofort tot, lief durch den circa 200 Meter langen Garten und sprang über eine niedrige Mauer auf das Nachbargrundstück, hieß es in der Polizei-Aussendung. Die Nachbarin hörte das laute Brüllen des verwundeten Tieres und verständigte die Polizei. Die Beamten folgten der Blutspur und fanden den Ziegenbock am Nachbargrundstück in einem Stadel unter Gerümpel. Weil er schwere Kopfverletzungen hatte, tötete ihn ein Polizist mit einem gezielten Schuss. Den 55-Jährigen erwartet nun eine Anzeige wegen Verdacht auf Tierquälerei. Wissenschaft;Zwei neue Studien beschäftigen sich mit Anfang und Ende der Ära, in der die Erde beinahe ganz von Eis bedeckt war. Potsdam/Birmingham – Wer sagt, dass Langeweile schlecht sei? In der Frühgeschichte des Lebens begann vor etwa 1,7 Milliarden Jahren eine Phase relativer Stabilität, in der Entwicklungen nur langsam voranschritten. Diese Ära trägt daher die inoffizielle Bezeichnung boring billion, obwohl sich in ihr immerhin die sexuelle Fortpflanzung entwickelt haben dürfte. Vor etwa 850 Millionen Jahren war es mit der Langeweile allerdings ohnehin vorbei – und die Erde trat allmählich in eine der katastrophalsten Phasen seit der Entstehung des Lebens ein. Das Zeitalter des Cryogeniums brachte eine starke Abkühlung mit sich, die in zwei Eiszeiten gipfelte, neben denen die Eiszeiten der jüngeren Vergangenheit verblassen: Zum einen hielten sie mit etwa 60 respektive 20 Millionen Jahren wesentlich länger an. Zudem war das Ausmaß der Vereisung bedeutend umfassender. In den 90er Jahren wurde dafür der Begriff vom Schneeball Erde geprägt. Umstritten ist noch, ob damals tatsächlich die gesamte Erdoberfläche von den Polen bis zum Äquator von einer durchgehenden Eisdecke überzogen war, oder ob es in Äquatornähe eisfreie Refugien für das Leben gab. Zwei aktuelle Studien in Nature Geoscience befassen sich mit dem Schneeball Erde – eine mit seinem Beginn, eine mit seinem Ende. Ein Team um Georg Feulner vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung nahm den Beginn des Cryogeniums unter die Lupe. Als gesichert gilt, dass in dieser Ära die Kohlendioxidwerte in der Atmosphäre auf einen extrem niedrigen Stand sanken. Allerdings, so die Potsdamer Forscher, könnte ein biologischer Faktor ebenfalls im Spiel gewesen sein. Und zwar hätten sich damals eukaryotische Algen in den Ozeanen in zuvor ungekanntem Ausmaß ausgebreitet. Starben diese ab, wurden ihre Zellen von Bakterien zersetzt und gaben organische Partikel in die Atmosphäre ab, wo sie zu Schwefelverbindungen oxidierten. Diese hätten als Kondensationskerne die Wolkenbildung verstärkt, was zur Abkühlung beigetragen habe – so zumindest das Resultat der Modellrechnungen, die die Forscher anstellten. Es wäre dies der größte Eingriff des Lebens in das Erscheinungsbild der Erde seit der Großen Sauerstoffkatastrophe vor etwa 2,4 Milliarden Jahren gewesen. Damals produzierten Photosynthese betreibende Mikroorganismen so viel Sauerstoff, dass sie die Erdatmosphäre für immer veränderten. Wissenschafter der Universität Birmingham widmeten sich indessen dem Ende des Cryogeniums bzw. dem von dessen zweiter Eiszeit, die von 655 bis 635 Millionen Jahren vor unserer Zeit dauerte. Ihre Untersuchungen bestärken Vermutungen, dass die Erde zumindest am Ende des Cryogeniums eher ein Matschball mit eisfreien Regionen war. Die Forscher untersuchten Felsformationen im norwegischen Svalbard, einer Region, die im Zuge der Kontinentalbewegung während des Cryogeniums gerade in Äquatornähe unterwegs war. Chemische Analysen zeigten, dass die Atmosphäre damals schon wieder recht hohe CO2-Werte hatte, angesammelt in erster Linie durch all die Vulkanausbrüche, die es auch während dieser langen Ära gegeben haben muss. Um aus der Vereisung wieder herauszukommen, brauchte es laut dem Team um Ian Fairchild aber einen zusätzlichen Faktor – und der dürfte in zyklischen Verschiebungen der Erdachse gelegen haben. Mit dieser Bewegung wechselten in einem Rhythmus von etwa 20.000 Jahren die Regionen der Erdoberfläche, die mehr Wärme erhielten, einander ab: Gletscher schmolzen und ließen eisfreie Gebiete zurück, in denen sich Seen und Flüsse gebildet haben können – bis diese später wieder zu Gunsten anderer Gebiete bedeckt wurden. Das ganze System sei also nicht so starr gewesen wie gedacht, sondern habe ein gewisses Maß an Dynamik zugelassen. Es gab stets Refugien für das Leben, und die Erdoberfläche habe nicht in durchgehendem Weiß gestrahlt – eben ein Matschball. Vor 635 Millionen Jahren schließlich ging die Phase der vorrückenden und sich wieder zurückziehenden Gletscher und mit ihr das Cryogenium zu Ende. Und die Erde verfiel in ein neues – diesmal aus unserer Sicht positives – Extrem: Mit der Erwärmung kehrte nicht etwa die Stagnation der boring billion zurück. Stattdessen nahm in der neuen Ära des Ediacariums das vielzellige Leben, das zuvor nur in zaghaften Ansätzen existiert hatte, einen vergleichsweise raschen Aufschwung und läutete eine neue Phase der Evolution ein. (jdo, 30. 8. 2015) Panorama;Ende nächster Woche soll in Oberösterreich, wo die Raumordnung vereinfacht wurde, kein Flüchtling mehr im Zelt wohnen. Wien – Zumindest in einem Bundesland sollte schon bald kein Flüchtling mehr im Zelt wohnen müssen: Ende nächster Woche werden bei uns alle Asylwerber aus den Zelten in Landesquartiere übersiedelt sein, sagte Oberösterreichs Soziallandesrätin Gabriele Jahn (SPÖ) zum STANDARD. Konkret sollen die mit Stand vom Mittwoch 256 in Linz und Thalham unter Planen lebenden Schutzsuchenden in sommerbedingt leere Schulen und Internate übersiedeln. Insgesamt werde es in solchen Übergangsquartieren 700 Plätze geben. Zu Schulbeginn würden sie wieder geräumt. Jahn: Die Flüchtlinge kommen dann in fixe Quartiere. Derer soll es allein bis Augustbeginn 1.500 neue geben, sodass dann landesweit 7.100 Plätze existieren. Bei der Suche, so Jahn, komme den neuen Bezirkssteuerungsgruppen eine zentrale Rolle zu. Diese können sich auf eine – wie berichtet – seit 6. Juli vereinfachte Landesbau- und Raumordnung berufen: Früher konnten Gebäude, die etwa als Kuranstalten gewidmet waren, für Flüchtlinge nicht genutzt werden. Das ist jetzt anders. Und in Häusern, in denen Asylwerber leben, müssen jetzt keine Lifte mehr eingebaut werden, wenn das Haus mehr als vier Stockwerke hat. Derlei Erleichterungen bei der Asylquartiersuche gibt es nicht nur in Oberösterreich. Auch Salzburg und Vorarlberg haben in den vergangenen zwei Wochen ihre Bau- und Raumordnungen vereinfacht, in Tirol ist eine Änderung in Vorbereitung. Sie soll im Herbst beschlossen werden. Die am 8. Juli vom Salzburger Landtag im Kraft gesetzte Novelle lässt Flüchtlingsunterkünfte in allen Baulandkategorien zu. Auf zwei Jahre befristete Wohncontainer brauchen weder eine Bauplatzerklärung noch eine Baubewilligung und können auch auf Gewerbeflächen aufgestellt werden. Auch die baubehördlichen Vorschriften wurden gelockert – bestehende Gebäude müssen aber weiterhin ein tragbares Maß an Festigkeit, Brandschutz, Hygiene, Nutzungssicherheit und Schallschutz aufweisen. Ähnlich sind die neuen Bestimmungen in Vorarlberg. Um brachliegende Hallen zu Quartieren zu machen, wurde dort am 9. Juli im Landtag eine befristete Änderung des Baugesetzes beschlossen. Damit werden Bürgermeister als Baubehörde umgangen, zahlreiche Auflagen wie Ortsbildpflege, Umweltschutz- und Energieeinsparregeln gelten nicht mehr. In Tirol versichert der zuständige Landesrat Johannes Tratter (ÖVP), dass man trotz Novelle grundlegende Standards erhalten werde. Im Innenministerium begrüßt ein Sprecher die Landesnovellen. Viele zusätzliche Quartierplätze werde es wohl aber erst nach einer Anlaufzeit geben: Nach wie vor würden weit mehr Menschen neu um Asyl ansuchen, als die Länder übernähmen, sodass sich im Erstaufnahmezentrum Traiskirchen immer mehr Menschen zusammendrängten. Sieben der neun Bundesländer seien bei der Asylquartierquote säumig, sagt der Sprecher. Nur Wien und Niederösterreich lägen bei über 100 Prozent. In Niederösterreich entspreche das nicht der Realität, meint Oberösterreichs Landesrätin Jahn: Ohne Anrechnung der in Traiskirchen Untergebrachten müssten dort bis Ende Juli 1.500 Landesplätze geschaffen werden. Wissenschaft;Gunther von Hagens "Menschen-Museum" könnte das Aus drohen. Berlin – Dem Berliner Menschen-Museum des mit den Körperwelten-Ausstellungen bekannt gewordenen Leichen-Präparator Gunther von Hagens könnte das Aus drohen. Die Schau mit präparierten Leichen von Körperspendern benötige eine Genehmigung, entschied das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg am Donnerstag (OVG 12 B 2.15). Nach Auffassung des Gerichts gelten für die Ausstellungsstücke die Vorschriften des Berliner Bestattungsgesetzes. Nach Angaben des Museums hat das nicht rechtskräftige Urteil zunächst keine Konsequenzen auf den Ausstellungsbetrieb im Gebäude des Fernsehturms am Alexanderplatz. Weitere Schritte würden nun geprüft, sagte eine Sprecherin. Seit der Eröffnung besuchten nach ihren Angaben rund 160.000 Menschen das Menschen-Museum. Wissenschaft;Und keine kleinen: Astronomen finden in vier Sternsystemen Hinweise auf noch sehr junge Gasriesen von mehrfacher Jupitergröße. Garching/Heidelberg – Angesichts der Vielzahl an Exoplaneten, die bislang entdeckt wurden, ist eine Beobachtung wie die, von der nun das Max-Planck-Institut für Astronomie berichtet, nur folgerichtig. Exoplaneten gibt es nicht nur in verschiedensten Varianten, vom Gasriesen bis zum erdähnlichen Gesteinsplaneten. Sie können auch eine breite Palette an Lebensaltern aufweisen. Die jüngste Entdeckung dreht sich um Welten, die sich gerade erst entwickelt haben dürften. Junge Sterne sind von Scheiben aus Gas und Staub umgeben, wie es einstmals auch in unserem Sonnensystem der Fall war. Eine bestimmte Art von Scheiben, die als Übergangsscheiben (transitional discs) bezeichnet werden, zeichnet sich durch die Abwesenheit von Staub in ihrem Zentrum, also in der Region unmittelbar um den Stern, aus. Es gibt zwei Erklärungsversuche für diese Lücken: Zum einen könnten starke Sternwinde und intensive Strahlung das umgebende Material weggeblasen oder zerstört haben, zum anderen könnten massereiche junge Planeten bei ihrer Entstehung das Material auf ihrer Bahn um den Stern entfernt haben. Die zweitere Möglichkeit lässt Exoplanetenjäger hellhörig werden. Mithilfe des ESO-Radioteleskops Large Millimeter/submillimeter Array (Alma) in Chile haben Astronomen um Nienke van der Marel von der Sterrewacht Leiden in den Niederlanden die bisher konkretesten Hinweise auf ein solches Entwicklungsstadium von Sternsystemen gefunden. Vier Kandidaten gibt es: vier junge Sterne, um die sich erst kürzlich Planeten mit mehreren Jupitermassen gebildet haben dürften. Mit Alma konnte die Verteilung von Gas und Staub in diesen vier Scheiben besser als je zuvor abgebildet werden. Das hat ermöglicht, eine Entscheidung zwischen den beiden genannten Erklärungsversuchen für die Staublücken zu treffen. Die neuen Bilder zeigen, dass es in den Staublücken eine signifikante Menge an Gas gibt – auch im Gas klafft aber überraschenderweise eine Lücke, auch wenn diese bis zu dreimal kleiner ist als die Staublücke. Das lässt sich laut den Forschern nur mit einem Szenario erklären, in dem frisch entstandene massive Planeten das Gas aus ihrer jeweiligen Umlaufbahn entfernt, jedoch die Staubpartikel weiter außen eingefangen haben. Die tiefe Lücke weist klar auf die Anwesenheit von Planeten mit mehreren Jupitermassen hin, sagt van der Marel. Wissenschaft;Plattwürmer dürften schon so lange als Parasiten leben, wie es Wirbeltiere gibt. Erlangen-Nürnberg – Eine Wurmkur, wie sie an heutigen Haustieren routinemäßig vollzogen wird, hätten auch schon Tiere vertragen, die einige Erdzeitalter früher gelebt haben. Denn die Geschichte parasitischer Plattwürmer wie etwa Bandwürmer reicht sehr lange zurück, wie die Universität Erlangen-Nürnberg berichtet. Ein internationales Team unter Leitung von Nürnberger Forschern hat alle wissenschaftlich dokumentierten Vorkommen von fossilen Plattwürmern analysiert und unter anderem untersucht, welcher Zusammenhang mit der Evolution ihrer Wirtstiere besteht. Ihre Ergebnisse haben sie in der Fachzeitschrift Advances in Parasitology veröffentlicht. Das Team um Kenneth De Baets untersuchte Koprolithen – versteinerten Kot – und wertete alle weltweit dokumentierten Vorkommen von fossilen Plattwürmern aus. Die ältesten Nachweise für parasitische Würmer stellen Fossilien von frühen Fischen dar, die vor etwa 382 Millionen Jahren im Devon-Zeitalter lebten. Da sich die entsprechenden Wirbeltierwirte am Übergang vom Kambrium zum Ordovizium entwickelten, vermuten die Forscher aber, dass die parasitären Würmer bereits vor etwa 485 Millionen Jahren existierten. In den devonischen Fischen fanden Wissenschafter mehr als 75 fossile Haftstrukturen, mit denen sich die Würmer im Darm ihres Wirts festhielten. Es handelt sich vermutlich um Hakensaugwürmer – parasitische Plattwürmer mit einfachen Lebenszyklen – und möglicherweise auch um andere parasitäre Würmer, wie Band- und Kratzwürmer. Den ältesten Beleg für Bandwürmer mit komplexen Lebenszyklen enthalten Hai-Koprolithen aus dem Perm, die etwa 259 Millionen Jahre alt sind. Sie nutzten im Gegensatz zu einfacheren Plattwürmern mehrere verschiedene Lebewesen als Wirte, um sich möglichst effektiv auszubreiten. Weitere versteinerte Exkremente aus der Kreidezeit, etwa 126 Millionen Jahre alt, zeigen, dass auch terrestrische Tiere wie Dinosaurier bereits mit Bandwürmern befallen waren. (red, 31. 7. 2015) Wissenschaft;Forscher des IST Austria: Langzeitantwort auf Selektion vorhersagbar. Klosterneuburg/Wien – Die Interaktion von Genen beeinflusst die Evolution auf lange Sicht, berechneten Forscher des Institute of Science and Technology (IST) Austria in Klosterneuburg. Je nachdem, ob für die Verbreitung von Genvarianten eher der Zufall oder die natürliche Auslese eine Rolle spielen, sind dafür die Ausgangskomponenten oder Interaktionsmuster entscheidend, berichten sie im Fachjournal PNAS. Unter Evolutionsbiologen würde schon seit langem diskutiert, wie sehr Gen-Wechselwirkungen die Anpassung von Organismen beeinflussen, so die Wissenschafter. Während ein kurzfristiger Einfluss als unwahrscheinlich galt, wären langfristige Akkumulationseffekte als wahrscheinlich angesehen worden. Genau dies konnte Tiago Paixao gemeinsam mit dem Evolutionsbiologen Nick Barton nun bestätigen. Wenn die Verbreitung unterschiedlicher Varianten eines Merkmals (Allele) vor allem durch den Zufall beeinflusst wird (diesen Effekt bezeichnen Genetiker als Drift), ist die Langzeitantwort einfach vorhersehbar, denn sie wird dann nur von den Ausgangs-Komponenten beeinflusst, sagte Paixao. Ist jedoch die natürliche Auslese (Selektion) so stark, dass sie die Verbreitung von Allelen maßgeblich bestimmt, kann man die Langzeitantwort nicht mit der Anfangsvarianz vorhersagen, sie hängt dann von den Geninteraktions-Mustern ab. In beiden Szenarien würde die Epistase, also die Gen-Interaktion, bei der Gene das Ablesen und die Ausprägung von anderen Genen beeinflussen, ausschließlich auf die Langzeitantwort Einfluss nehmen, so das Ergebnis der Studie. International;Nicht einmal die Hälfte der Montenegriner ist für einen Nato-Beitritt – Russland kündigt "Vergeltungsmaßnahmen" an. Podgorica/Brüssel – Während die Regierungspolitiker von einem historischen Tag für Montenegro sprachen, fordert die Opposition weiter ein Referendum über den Nato-Beitritt. Miodrag Lekic von der Demokratischen Front kritisierte etwa, dass die Nato im Vorfeld Montenegro für Fortschritte auf dem Gebiet der Rechtsstaatlichkeit gelobt habe, obwohl doch jeder im Land wisse, dass dabei nicht viel erreicht wurde. Der Nato-Beitritt diene den Herrschenden dazu an der Macht zu bleiben, weiter Korruption zu betreiben und ihr autokratisches Modell fortzusetzen, so Lekic. Beim Gipfel in Brüssel war der kleine Adria-Staat eingeladen worden, das 29. Mitglied des Nordatlantik-Pakts zu werden. Seit man 2009 Montenegro einen Aktionsplan übergab, hat man innerhalb der Nato gezögert, weil die Zustimmung zum Beitritt bei der Bevölkerung so gering war. Doch der Beitritt war in den vergangenen Jahren Ziel Nummer eins der Regierung in Podgorica. Die Pro-Nato-Kampagnen in Fernsehen und Radio haben in den vergangenen Monaten auch viel Geld gekostet. Die Zustimmung zum Beitritt ist gestiegen – aber noch immer ist etwa die Hälfte der Bevölkerung dagegen. Das hat vor allem historische Gründe: Viele Serben in Montenegro – etwa 30 Prozent der Bevölkerung – nehmen Anstoß an den Nato-Angriffen 1999 im Kosovokrieg gegen das ehemalige Jugoslawien. Montenegro hat sich 2006 von Serbien getrennt und ist seitdem ein unabhängiger Staat – allerdings war auch damals nur knapp die Hälfte der Einwohner für diesen Schritt. In den vergangenen Wochen fanden in der Hauptstadt Podgorica Proteste statt. Die Demonstranten wandten sich gegen die Korruption, einige sprachen sich aber auch gegen den Nato-Beitritt aus. So wetterte etwa der serbisch-orthodoxe Metropolit Amfilohije gegen die Nato als terroristische Organisation. Das ist nicht mein Montenegro und nicht das Montenegro meiner Vorfahren, warnte er vor den Folgen des Beitritts. Schließlich sei man für die Freiheit von Sünde und satanischen Kräften. Nato-Gegner führen aber auch weit profanere Dinge ins Treffen. Etwa die Wirtschaftsbeziehungen zu Russland, das ein wichtigster Auslandsinvestor ist. Die Nato hat Interesse, die Balkanhalbinsel zu integrieren und russische Einflüsse zurückzuhalten. Mit dem Beitritt von Montenegro wären alle Staaten an der Adria-Küste Mitglieder. Slowenien, Kroatien, Albanien und Griechenland sind es ja bereits. Russland nannte die Nato-Erweiterung auf dem Balkan eine Provokation, eine Mitgliedschaft wäre ein weiterer Schlag für die Sicherheit in Europa und die Beziehungen zwischen Russland und der Nato. Der Sprecher der russischen Präsidentschaft Dmitri Peskow kündigte Vergeltungsmaßnahmen an. Wissenschaft;Flechten, Moose und Cyanobakterien produzieren große Mengen an Lachgas. Wissenschaft haben eine bisher unerkannte Quelle für klimaschädliche Gase ausgemacht: Flechten, Moose und Cyanobakterien geben offenbar große Mengen des Treibhausgases Lachgas (N2O) und geringe Mengen Methan (CH4) an die Atmosphäre ab. Wie die Untersuchungen der Forscher von den Universitäten Gießen und Heidelberg und des Max-Planck-Instituts für Chemie ergaben, sind kryptogame Schichten, wie der flächige Bewuchs aus Flechten, Moosen, Cyanobakterien und weiteren Mikroorganismen wissenschaftlich genannt wird, für vier bis neun Prozent des aus natürlichen Quellen stammenden N2O verantwortlich. Wir wollten zwei Dinge herausfinden: Erstens, ob kryptogame Schichten überhaupt N2O und CH4 abgeben. Und zweitens, wie sich die klimatischen Bedingungen auf die Emissionswerte auswirken, erläutert Katharina Lenhart von der Justus-Liebig-Universität Gießen, die Ziele der Studie. Dazu untersuchten die Wissenschafter 68 Proben unterschiedlicher Flechten und Moose aus verschiedenen Klimaregionen. Sie erfassten die Treibhausgasemissionen der Organismen bei verschiedenen Temperaturen, Wassergehalten, Lichtbedingungen und Stickstoffdüngegaben, um so die Auswirkung der Umweltbedingungen auf die Freisetzung der Klimagase zu ermitteln. Die Methanemissionen von kryptogamen Schichten sind gemessen am globalen Rahmen zwar zu vernachlässigen. Bemerkenswert sind jedoch die hohen Freisetzungsraten für Lachgas, so Bettina Weber vom Max-Planck-Institut für Chemie. Generell konnten wir zeigen, dass die N2O und CH4 Emissionen ab einer Temperatur von 20 Grad Celsius stark zunehmen, ergänzt sie. Deshalb vermuten die Wissenschafter, dass die von Flechten, Cyanobakterien und Moosen stammenden Methan- und Lachgasemissionen im Zuge der globalen Erwärmung ansteigen könnten. Dies könnte vor allem in Wäldern der gemäßigten Breiten von größerer Bedeutung sein, wo kryptogame Schichten eine der Hauptquellen für Lachgasemissionen darstellen. In manchen Tundren, Steppen und Wüstenregionen sind sie vermutlich sogar die ausschließliche Quelle. In einem nächsten Schritt werden die Wissenschafter ihre im Labor gefundenen Ergebnisse in Feldstudien überprüfen und weitere Organismen in die Untersuchungen einschließen. Wissenschaft;'Bis 31. März können SF-Fans die Werke, die ihnen 2015 besonders gefallen haben, zur Abstimmung vorschlagen. Kansas City – Von 17. bis 21. August wird in Kansas City, Missouri, die heurige World Science Fiction Convention stattfinden. Höhepunkt wird wie in jedem Jahr die Verleihung der Hugo Awards, der traditionsreichsten und immer noch renommiertesten Preise im SF-Genre, sein. Kandidaten können seit Beginn der Woche nominiert werden, auf zahlreichen Websites und Blogs kursieren längst Listen mit Empfehlungen (besonders umfangreich etwa die vom Fachmagazin Locus erstellte alljährliche Recommended Reading List). 2015 standen die Hugos im Schatten einer Kontroverse, die mit zuvor nicht für möglich gehaltener Verbittertheit geführt wurde (hier der Rückblick). Ursache war der Coup einer Handvoll Autoren und deren Fans, die ihr Eigenlobbying ideologisch verbrämten und sich auch nicht zu schade waren, sich von einer reaktionären Aktivistengruppe aus dem Gamergate-Umfeld unterstützen zu lassen. Sie veröffentlichten in der Nominierungsphase einen Stimmzettel, der fast alle Preiskategorien vollständig abdeckte und von ihren Anhängern 1:1 übernommen werden konnte. Obwohl in absoluten Zahlen klar in der Minderheit, stach dieser Block die Vielzahl divergierender Nominierungen, die von Fans individuell abgegeben worden waren, aus. Die Folge war ein einseitig vorgefertigtes Kandidatenfeld, das in vielen Kategorien weit unter der gewohnten Qualität blieb. Die Fans straften dies bei der Hugo-Abstimmung ab, indem sie in mehreren Kategorien keinen Kandidaten für preiswürdig erachteten. Die eigentliche Ursache der Misere von 2015 war aber eine andere, nämlich die notorische Laxheit der SF-Fans beim Nominieren. Man stimmt zwar gerne mit ab, wenn die Kandidaten feststehen – zuvor überhaupt Kandidaten vorzuschlagen, dazu können sich schon weit weniger Menschen aufraffen. Je mehr dies aber tun, desto weniger kann eine einzelne Gruppe ihre Prioritäten durchdrücken und desto besser ist das weite Feld der Science Fiction dann auf dem Stimmzettel repräsentiert. Seit Anfang Februar besteht nun wieder die Möglichkeit, sich zu beteiligen und unter anderem die SF-Romane oder Filme, die einem im vergangenen Jahr besonders gefallen haben, für den Preis vorzuschlagen. Die Kategorien reichen von der Belletristik über Comics und SF-bezogene Sachbücher bis zu Filmen, Podcasts und Fanzines; insgesamt sind es über ein Dutzend Bereiche. Nominierungsberechtigt sind vorerst nur diejenigen, die sich bereits entweder für die heurige Convention oder die des vergangenen Jahres oder auch schon für die von 2017 angemeldet haben. Dies ist also primär eine Erinnerung für diejenigen, die sich in der Hitze der Vorjahresdebatte registrieren haben lassen und nun nicht übersehen sollten, dass ihr Stimmrecht immer noch gilt. Die Nominierungsphase endet am 31. März. In der darauf folgenden Abstimmungsrunde wird es auch für diejenigen interessant, die erst jetzt an eine Teilnahme denken. Die Registrierung für die heurige Worldcon ist weiterhin hier möglich. An dieser Abstimmung, in der die Preisträger gekürt werden, können nur noch diejenigen mitmachen, die für die heurige Worldcon angemeldet sind; Mitgliedschaften von 2015 oder 2017 gelten hier nicht. Wie immer gibt es dabei neben der Anmeldung für tatsächliche Besucher der Veranstaltung auch die Möglichkeit einer sogenannten unterstützenden Mitgliedschaft, die das Stimmrecht aus der Ferne verleiht und 50 Dollar kostet. Anfang April wird die aus den Nominierungen erstellte Kandidatenliste veröffentlicht und die SF-Gemeinde wird sehen, ob sie aus den Fehlern des Vorjahres gelernt hat.' Wissenschaft;'Der Plattwurm Macrostomum hystrix bohrt sich mit seinem "Penis-Stachel" durch die eigene Haut. Bielefeld/Wien – Im Reich der Tiere und Pflanzen sind hermaphroditische Arten relativ weit verbreitet. Und gar nicht selten kommt es vor, dass sich diese Organismen selbst befruchten, insbesondere dann, wenn kein Geschlechtspartner in der Nähe ist. Zu solchen Zwittern gehören auch die Plattwürmer (wie der Bandwurm), bei denen die Befruchtung immer innerlich stattfindet; die Tiere verfügen auch über eine Art Penis für die Übertragung der Spermien. Herrscht Not am Wurm, können bestimmte Arten auch auf sich selbst zurückkommen – wie die Vertreter der Gattung Macrostomum, die einige Millimeter lang werden. Zu diesen Spezies gehört auch Macrostomum hystrix, dessen bizarre Praxis der Selbstbesamung nun von Forschern um Steven Ramm (Uni Bielefeld) im Fachblatt Proceedings B der Royal Society erstmals beschrieben wird. Wie Ramm und Kollegen herausfanden, durchbohren die Tiere beim normalen Sex die Haut des Partners mit ihrem nadelartigen Penis, um die Samenzellen etwas gewaltsam zu injizieren. Ist jedoch kein Partner vorhanden, dann besorgen es sich die Tiere selbst, sprich: Sie durchbohren mit ihrem Penis ihre eigene Haut, vorzugsweise in der Gegend des Kopfes, von wo aus die Spermien dann zum Ort der Selbstbefruchtung wandern.' Kultur;Schulden zwischen zehn und 50 Millionen Dollar. Hartford – Der amerikanische Rapper und Schauspieler 50 Cent (Get Rich or Die Tryin) hat Privatinsolvenz angemeldet. Dies teilte sein Anwalt William A. Brewer am Montag mit. Der Antrag auf persönlichen Gläubigerschutz würde dem 40-jährigen Entertainer erlauben, seine Geschäfte fortzusetzen, während er seine finanziellen Angelegenheiten regeln würde, hieß es in der Mitteilung weiter. Wie das Wall Street Journal unter Bezug auf den Antrag vor einem Gericht in Hartford (US-Staat Connecticut) berichtete, gibt der Musiker, der mit bürgerlichem Namen Curtis James Jackson III heißt, in den Dokumenten ein Vermögen aber auch Schulden von jeweils zwischen zehn und 50 Millionen Dollar an. Der Antrag auf Privatinsolvenz kommt wenige Tage nach einem Urteil in einem Zivilprozess um ein angebliches Sextape. Ein New Yorker Geschworenengericht hatte den Musiker zur Zahlung von Schadenersatz in Höhe von fünf Millionen Dollar an die Klägerin verurteilt. Er soll Videoaufnahmen von der Frau ohne Erlaubnis ins Internet gestellt haben. Wirtschaft;Laut Thomas Druyen sind Superreiche durchaus spendabel und wollen sich für die Allgemeinheit engagieren. STANDARD: Herr Druyen, Sie sind Vermögensforscher. Warum muss Reichtum erforscht werden? Thomas Druyen: Während Armut schon in vielen Facetten wissenschaftlich beleuchtet wird, wissen wir über die Komplexität des Reichtums immer noch zu wenig. Der wesentliche Grund, sich mit diesem Thema mehr auseinanderzusetzen, ist die Tatsache, dass zwei Prozent Superreiche über einen großen Teil des Weltvermögens verfügen. Ist das Fluch oder Segen? Man sollte nicht vergessen, dass diese Klientel Millionen Arbeitsplätze trägt und nicht nur Polo spielt und karibische Inseln kauft. STANDARD: Wer ist eigentlich reich? Druyen: Es gibt keine objektive und verbindliche Definition. In der Forschung sagen wir, reich zu sein beginnt ab einem Vermögen von drei Millionen Euro, denn da kann man gut von der Rendite leben. Wer 30 Millionen Euro hat, ist sehr reich, und mit 300 Millionen ist man superreich. STANDARD: Sie haben mit hunderten Millionären und 100 Milliardären weltweit ausführliche Gespräche geführt. Wie schwierig war die Annäherung? Druyen: Enorm schwierig. Vor zehn Jahren kassierten wir fast nur Absagen. Ab 2006 haben wir uns auf Stifter und Mäzene konzentriert. Diese Interviews trugen dazu bei, dass sich allmählich auch die Türen jener geöffnet haben, die völlig abgeschottet leben. Aber es braucht Geduld. STANDARD: Sind die meisten Reichen spendabel? Druyen: Vorsichtig geschätzt, sind mittlerweile 60 Prozent im deutschsprachigen Raum der Meinung, dass Gerechtigkeit nicht über das Steuersystem geschaffen wird, und fühlen sich in der Pflicht, zum Allgemeinwohl beizutragen. In den USA, wo der Sozialstaat nicht so ausgeprägt ist wie in Europa, liegt die Anzahl allerdings bei 90 Prozent. Dort gehört es zum guten Ton zu spenden, die Universitäten zum Beispiel leben ja davon. In China hingegen ist der Gedanke, etwas abzugeben, noch eine Seltenheit. STANDARD: Gibt es klassisches Reichenverhalten? Druyen: Bei Reichen ist es wie bei Normalbürgern: Es gibt solche und solche. Man kann einen Hedgefonds-Manager, der an der Börse ein Vermögen macht, nicht mit einem Unternehmer vergleichen, der hundert Bäckereifilialen betreibt. Diese Menschen treibt auch nicht das Gleiche an. Der Hedgefonds-Manager liebt das Risiko, will immer gewinnen. Hingegen tragen die meisten Unternehmer hohe Verantwortung und wollen ihr Lebenswerk für die nächste Generation bewahren. Eines ist allerdings für alle ähnlich: Die Welt wird kleiner, wenn man viel Geld hat. STANDARD: Machen Sie uns doch mal neidisch ... Druyen: Auf wen? Auf Superreiche? Für 450.000 Euro zwei Wochen lang auf die Malediven zu fliegen ist etwas völlig Normales für solche Leute. Ich habe auch einen begehbaren Schuhschrank in der Größe eines Einfamilienhauses gesehen. Einer denkt daran, sich einfrieren und in 200 Jahren wieder auftauen zu lassen. Es gibt unfassbare Inszenierungen wie künstliche Unterwasserwelten voller Haie – das ist wirklich wie bei James Bond. Achtzig Prozent leben aber recht normal, ihre Nachbarn wissen oft gar nicht, dass sie so viel Geld haben. Sie haben auch panische Angst davor, auf Vermögenslisten aufzutauchen. STANDARD: Macht Geld diese Menschen glücklich? Druyen: Diese Frage stelle ich meinen Gesprächspartnern regelmäßig. Es hat noch nie jemand mit einem bloßen Ja geantwortet. Denn – so banal es klingt – die wirklich wichtigen Dinge wie Familie, Liebe und Gesundheit kann man ja nicht kaufen. Wir wissen auch aus der Glücksforschung, dass ab einer gewissen Höhe mehr Einkommen nicht automatisch mehr Glück bedeutet. Die zufriedensten Menschen sind demnach jene, deren Jahreseinkommen um 70.000 Euro liegt. STANDARD: Welche Sorgen haben Reiche? Druyen: Eine der stärksten Emotionen ist Verlustangst. Ebenso existiert Angst vor Übergriffen oder Entführung ihrer Kinder. Wir merken auch immer wieder, dass Reichtum großen Stress auslöst. Wer sich theoretisch alles leisten kann, hat die Qual der Wahl, das erzeugt Handlungsdruck. STANDARD: Was macht reiche Menschen zufrieden? Druyen: Einem kleinen Teil reicht es wirklich, sich mit luxuriösen Dingen und Reisen die Zeit zu vertreiben. Die meisten aber wollen etwas Sinnstiftendes tun und unternehmerisch tätig sein. Das ist auch der Punkt, an dem die Politik diese vermögenden Menschen abholen sollte. STANDARD: Was meinen Sie damit? Druyen: Die meisten sind bereit, für andere zu geben, lehnen aber bloße Steuererhöhungen ab, weil sie oft nicht damit einverstanden sind, wofür der Staat das Geld verwendet. Viele wollen selber gestalten. Wichtige Motivationen sind Schaffung von Arbeitsplätzen und Finanzierung von Bildung. Da müsste die Politik neue Wege finden, um Vermögende besser einzubinden. STANDARD: Haben Reiche auch eine Bringschuld? Druyen: Ich finde schon. Reiche sollten sich nicht isolieren, sondern sich viel öfter zu wichtigen Themen äußern. Es wäre hilfreich, wenn sie sich seriös in die Politik einbringen. Gerade darin liegt eine Verantwortung für die Allgemeinheit. STANDARD: Gibt es spezifische Erscheinungsformen von Reichtum in Österreich und in Deutschland? Druyen: Ganz viele. In Deutschland beispielsweise sind viele Reiche im Norden wirklich von hanseatischer Zurückhaltung, während sich in München mehr Selbstdarsteller finden. Und bei vielen Reichen in Österreich spielt die kulturelle Inszenierung eine große Rolle. Das erinnert zuweilen an monarchische Zeiten. Wissenschaft;In den nächsten Tagen sei nicht mit neuen Verbindungen zu rechnen, heißt es vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Köln - Das Minilabor Philae wird sich in den nächsten Tagen wohl erst mal nicht wieder vom Kometen 67P/Tschurjumov-Gerasimenko melden. Wir rechnen nicht damit, sagte Manuela Braun vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) am Dienstag in Köln. Es werde zwar wieder einen Kontakt geben. Aber wann, das wissen wir jetzt nicht, so die Sprecherin. Nach den ersten Kontakten werde das DLR mit der europäischen Raumfahrtagentur ESA über eine neue Flugbahn der Muttersonde Rosetta nachdenken, um eine bessere Verbindung zu schaffen. Für die anstehenden Experimente sind stabile und längere Verbindungen zu dem Lander notwendig. Philae war im November nach zehnjähriger Reise auf dem Kometen im Schatten gelandet. Er hatte noch einige Daten gesendet und war hatte sich dann wegen Strommangels ausgeschaltet. Während Tschuri unentwegt auf die Sonne zufliegt, hat Philae inzwischen neue Energie getankt, ist aufgewacht und hat sich in den letzten Tagen mehrmals kurz gemeldet. Der letzte kurze Kontakt war instabil und hatte mit Unterbrechungen 30 Sekunden gedauert. Der erste hatte 85 Sekunden gehalten. Die Forscher hoffen auf weitere, stabilere Verbindungen, denn Philaes hat noch zahlreiche Daten gespeichert, die Aufschluss über die Bedingungen auf dem Kometen geben könnten. Inland;SPÖ-Mandatar setzt Schritt wegen Präsidentenkurs: "Gezielte Vernichtung von Teilen des Volks". Wien – Aus Protest gegen den von Kurs des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan hat SPÖ-Justizsprecher Hannes Jarolim seine Mitgliedschaft in der türkisch-österreichischen Parlamentarier-Freundschaftsgruppe ruhend gestellt. Als überzeugter Demokrat und Freund des türkischen Volkes müsse er diesen Schritt setzen, teilte er dem Botschafter in Österreich in einem Schreiben mit. Das Verhalten Erdogans und seines Umfeldes sei mit der Wertewelt demokratischer Staaten nicht vereinbar. Denn einerseits würden die Kurden – die hervorragenden Anteil am Kampf gegen den IS hätten – aufs Blutigste bekämpft, und andererseits immer wieder Schritte gesetzt, die den Kampf gegen den IS behindern. Ich bin der Meinung, dass sich das freiheitsliebende türkische Volk einen Präsidenten, zu dem sich Präsident Erdogan nun entwickelt, nicht verdient hat, schreibt Jarolim. Er äußert große Sorge und Unverständnis über die brutalen, autoritären und durch nichts gerechtfertigten Aktivitäten des Präsidenten – von der undemokratischen, vom Zaun gebrochenen Neuwahl über die Beschränkung der Meinungsäußerungs- und Versammlungsfreiheit, intransparente Gerichtsverfahren bis zur jüngsten und gezielten Vernichtung von Teilen des eigenen Volks. Jarolim hat, wie er der APA berichtete, sein Schreiben an Botschafter Mehmet Hasan Gögüs, Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) und Brigitte Jank (ÖVP) gesandt. Jank ist die Vorsitzende der – von österreichischer Seite bisher 15 Nationalrats- und Bundesratsabgeordnete umfassenden – Freundschaftsgruppe. International;15 Festnahmen nahe der Elfenbeinküste. Bamako – Nahe der Grenze zur Elfenbeinküste haben malische Soldaten nach Armeeangaben zwei Jihadistencamps zerstört und mutmaßliche Kämpfer festgenommen. Bei Einsätzen in der südlichen Grenzregion Sikasso seien 15 Jihadisten festgenommen und ihr Rückzugslager zerstört worden, sagte ein malischer Offizier am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP. Unter den Festgenommenen sei ein radikaler Prediger von der Elfenbeinküste. Dieser habe in einem Dorf in Mali eine Moschee errichtet, um seine Regeln durchzusetzen. Ein anderer malischer Militärvertreter sagte, die Soldaten hätten bei einem Einsatz in einem weiteren Camp Waffen, Sprengstoff und Motorräder beschlagnahmt. Dieses Lager befinde sich nahe der Grenzstadt Fakola, das Ende Juni von der Islamistengruppe Ansar Dine angegriffen worden war. Die Gruppe plünderte dort Gebäude der Verwaltung und der Sicherheitskräfte. Erst in der vergangenen Woche hatten malische Soldaten bei einem Einsatz in der Region Sikasso mehrere Jihadisten getötet und deren Lager in einem Waldgebiet an der Grenze zerstört. Die Gruppe Ansar Dine konzentrierte ihre Angriffe lange Zeit auf die entlegenen Wüstengebiete im Norden Malis, doch seit Jahresbeginn sind die Kämpfer verstärkt auch nahe der Grenze zu Mauretanien sowie im Süden des Landes aktiv. Ansar Dine und andere Islamistengruppen hatten den Norden Malis im April 2012 unter ihre Kontrolle gebracht. Eine französische Militärintervention stoppte Anfang 2013 den Vormarsch der bewaffneten Islamisten Richtung Süden. Frankreich übergab den Militäreinsatz später der UNO-Truppe MINUSMA. Wissenschaft;Einige Wesen haben auch bei minimalen Lichtverhältnissen gute Sicht. Der Zoologe Eric Warrant ist ihren Tricks auf der Spur. Lund – Kommt der Frühling in Fahrt, herrscht im Auwald auch nach Einbruch der Dunkelheit Dauerbetrieb. Unzählige Insekten schwirren herum. Viele Menschen kennen sie nur als lästige Blutsauger, doch es sind noch ganz andere, faszinierende Geschöpfe unterwegs. Deilephila elpenor zum Beispiel. Die bunten, im deutschen Sprachraum als Mittlere Weinschwärmer bekannten Nachtfalter eilen flink von Blüte zu Blüte. Wie Kolibris verharren sie zum Nektartrinken schwebend, während ihre Flügel auf Hochtouren schwingen. Das funktioniert auch bei unruhigem Wetter – sogar in tiefer Finsternis. Wie gelingt den Tieren das? Eric Warrant geht dieser Frage nach. Der an der schwedischen Universität Lund tätige Zoologe erforscht seit Jahren das Sehvermögen nachtaktiver Spezies. Heute, Mittwoch, wird er an der Akademie der Wissenschaften in Wien über seine Arbeit berichten. Das Geheimnis der Weinschwärmer haben Warrant und sein Team zum Teil gelöst. Wie die meisten Insekten verfügen die Nachtfalter über Facettenaugen, zusammengesetzt aus tausenden sogenannten Ommatidien. Normalerweise trägt jeder dieser Rezeptoren ein Pixel zum Gesamtbild im Gehirn bei. Die nachtaktiven Schwärmer bedienen sich jedoch eines neurologischen Tricks. Um bei minimalen Lichtmengen noch gut sehen zu können, tragen sie die wenigen verfügbaren Reize zusammen. Fachleute bezeichnen dieses Prinzip als Summation. Die Signale werden gebündelt, sagt Warrant. Das Ergebnis, eine verbesserte Nachtsicht, geht zwar auf Kosten der Sehschärfe, aber dieser Nachteil gleiche sich aus. Was hinter der räumlichen Summation steckt, zeigen mikroskopische Aufnahmen. In den Augen von Deilephila elpenor und den amerikanischen Tabakschwärmern, Manduca sexta, finden sich zahlreiche Nervenzellen mit besonders langen, seitlichen Fortsätzen: Dendriten. Sie verbinden dutzende Ommatidien und leiten deren Signale an das Gehirn weiter (vgl.: Journal of Comparative Physiology, Bd. 524, S. 160). Die Augen des mit beiden Schwärmerarten nah verwandten tagaktiven Taubenschwänzchens (Macroglossum stellatarum) weist keine so breit verzweigten Neuronen auf. Der Mittlere Weinschwärmer betreibt aber auch eine zeitliche Summation und kombiniert diese mit der räumlichen Reizbündelung. Wie die Signalakkumulierung über kurze Zeiträume im Detail funktioniert, ist noch nicht bekannt. Ihr dürfte eine biochemische Reaktionskette zugrunde liegen, meint Warrant. Die gemeinsame Auswertung räumlich und zeitlich summierter Signale übernehmen jedoch sehr große spezialisierte Nervenzellen im Sehzentrum des Schwärmerhirns (vgl.: Current Biology, Bd. 26, S. 821). So ist es ihnen möglich, bei 100-fach schwächerem Licht zu sehen, und viel genauer. Der Schein der Sterne reicht den Weinschwärmern vollkommen, um nachts auf Sicht zu fliegen. Der Mond wird nicht benötigt. Derart erstaunliche Anpassungen gibt es allerdings nicht nur bei Insekten. Diverse Tierarten leben schließlich dort, wo es immer Nacht ist: in den Kellergeschoßen der Ozeane. Spuren von Sonnenlicht dringen höchstens bis in etwa 1000 Meter Tiefe vor. Trotzdem haben viele Bewohner dieser dunklen Gefilde gut entwickelte Augen, und das aus gutem Grund, denn ganz finster ist es in der Tiefsee nicht. Viele Rippenquallen, Krebse und Fische verfügen über Leuchtorgane, sogar das Plankton neigt mitunter zum Funkeln. Die Lichtsignale dienen der Kommunikation, der Abschreckung oder dem Anlocken von Futter. Riesenkalmare (Architeuthis dux) nutzen ihre großen Augen mit bis zu 30 Zentimeter Durchmesser in erster Linie zur Feinderkennung. Die Tintenfische halten sich vor allem tagsüber in der Tiefsee auf, müssen sich aber auch dort vor Pottwalen in Acht nehmen. Letztere orten ihre Beute mithilfe von Schall. Ihre eigene Anwesenheit verraten die Meeressäuger ungewollt durch Bewegungen. Sie regen Kleingetier zum Leuchten an. Der Walkörper gleitet in einer schwach leuchtenden Wolke durchs Wasser – für Riesenkalmare ein Zeichen nahenden Unheils. Berechnungen von Warrant und Kollegen zufolge können die Weichtiere ihre Gegner so auf 120 Meter orten (vgl.: Current Biology, Bd. 22, S. 683). Andere Tiefseegeschöpfe setzen ihr Sehvermögen vor allem bei der Jagd ein. Der Escolar, zoologisch Lepidocybium flavobrunneum, ist einer von ihnen. Die schwarzen Raubfische verbringen den Tag im tieferen Wasser, ab 200 Meter abwärts, und ziehen nachts zum Fressen an die Oberfläche. Ein Forscherteam hat die Augen des Escolars analysiert, auch Warrant war beteiligt. Die Untersuchungen offenbarten mehrere erstaunliche Details. Zum einen verfügen die Fische in ihren Netzhäuten nicht etwa nur über eine, sondern bis zu acht Lagen aus Rezeptorzellen, allesamt Stäbchen. Dem Escolar erscheint die Welt also in Schwarz-Weiß. Die Schichtung der Rezeptoren dient der optimalen Lichtausbeute. Dank dieses Aufbaus bringt es das Escolar-Auge auf über zwei Millionen Sinneszellen pro Quadratmillimeter Netzhaut. Beim Menschen sind es maximal 200.000 pro Quadratmillimeter. Hinter der Netzhaut der Fische liegt zudem ein sogenanntes Tapetum lucidum: Eingefallene Lichtquanten, die bis dahin nicht absorbiert wurden, werden reflektiert und treten den Gang durch die Stäbchenschichten erneut an. Zur weiteren Verbesserung seiner Wahrnehmung greift auch der Escolar auf Summation zurück – räumlich und anscheinend auch zeitlich. Elektrophysiologische Messungen in Netzhautproben der Tiere haben eine besonders niedrige Flimmerfusionsfrequenz von maximal neun Hertz aufgezeigt (vgl.: Philosophical Transactions of the Royal Society B, Bd. 369, 20130039). Das heißt: Die Fische können kurz aufeinanderfolgende Lichtimpulse nicht unterscheiden und sehen sie als Einzelblitz. Bewegungen werden somit nur verzögert wahrgenommen. Für die Räuber ist die Zeitlupensicht offenbar kein Problem. Sie stellen vermutlich eher langsamer Beute nach, sagt Warrant. Auf eine solche Jagdtaktik weist auch die zweidimensionale Struktur der Netzhaut hin. Der Bereich mit der höchsten Dichte an Nervenzellen liegt dort, wo von oben einfallendes Licht eintrifft. Der Escolar lauert offenbar unten in der Dunkelheit und erkennt die Silhouetten seiner Opfer vor dem Nachthimmel. Wissenschaft;'Die Folgen der Inhalation von Distickstoffmonoxid halten nur die ersten drei Minuten an. Cambridge/Wien – Lachgas ist das älteste moderne Narkosemittel. Bald nachdem es 1772 erstmals synthetisiert worden war, entdeckte man seine schmerzstillende, aber auch euphorisierende Wirkung: N2O (so die Strukturformel von Distickstoffmonoxid oder eben: Lachgas) kam auf Jahrmärkten und ab 1844 auch bei Zahnbehandlungen zum Einsatz. Der Name Lachgas hat sich vor allem deshalb eingebürgert, weil N2O mitunter für Lachanfälle sorgt. Es können sich aber auch Zwerchfellkrämpfe einstellen, die von Außenstehenden als Lachen interpretiert werden. Andere Nebenwirkungen sind gering. Trotz dieser langen Tradition als Schmerz- und Rauschmittel haben jetzt erst Forscher des MIT in Cambridge eine erstaunliche Wirkung von Lachgas auf das Gehirn entdeckt: Beim Einatmen entstehen in den ersten drei Minuten extrem langsame Hirnwellen, die das Gehirn von der Vorder- zur Rückseite durchqueren. Eigentlich haben die sogenannten Deltawellen, die in der traumlosen Tiefschlafphase auftreten, die geringste Frequenz. Die vom Lachgas verursachten Hirnwellen sind freilich noch einmal deutlich langsamer: Ihre Frequenz ist mit zehn Sekunden deutlich geringer wie die der Deltawellen während der Tiefschlafphase. Emery Brown, einer der Koautoren der Studie, die im Fachmagazin Clinical Neurophysiology erschien, war aus zwei Gründen von der Entdeckung überrascht: erstens deshalb, weil sie erst jetzt geschah; zweitens, weil N2O auf eine andere Weise das Gehirn verändert als vergleichbare Wirkstoffe. Brown vermutet, dass Lachgas in den ersten drei Minuten Signale aus dem Hirnstamm unterdrückt, die dafür sorgen, dass man wach bleibt. Nun soll versucht werden, diese Wirkung zu verlängern, um Lachgas noch effektiver einsetzen zu können.' Panorama;Mehr Fahrgäste in den Linien U1 und U6 werden ab 13. Dezember durch die ÖBB-Fahrplanänderungen erwartet. Wien – Mit Inkrafttreten des neuen ÖBB-Fahrplans am Sonntag wird der Westbahnhof zum Regionalbahnhof, was auch die Pendlerströme innnerhalb Wiens verlagert. Zwar enden noch Fernzüge der Firma Westbahn am Westbahnhof, Fahrgäste schneller ÖBB-Züge werden ab Sonntag aber am Bahnhof Meidling oder am Hauptbahnhof aus- und in U-Bahnen (U6 oder U1) umsteigen. Das bedeutet, dass sich Pendler dieser Züge nicht mehr auch auf die U4 (bisher via Hütteldorf) oder U3 (bisher via Westbahnhof) verteilen. Dort halten nur noch Regionalzüge, die aber oft entsprechend länger brauchen. Die Wiener Grünen warnten am Freitag davor, dass die beiden U-Bahnlinien U1 und U6 bisher schon zeitweise am Kapazitätslimit kratzen. Sie fordern daher, dass weiter mindestens ein ÖBB-Fernzug pro Stunde in Hütteldorf und am Westbahnhof hält. Die Wiener Linien waren um Beruhigung bemüht: Wir haben die U-Bahn-Intervalle verdichtet, vor einem Jahr jene der U6. Wir sind vorbereitet, sagte ein Sprecher. Zu Stoßzeiten betrügen die Intervalle zweieinhalb bis drei Minuten. Pendler nähmen zudem auch andere Verkehrsmittel, etwa S-Bahnen. In Hütteldorf werden aber keine ÖBB-Fernzuggäste mehr in die S45 umsteigen können. Das sorgt bei Betroffenen für einigen Unmut. Wissenschaft;Niederländische Astronomen vermuten, dass die Sonne den Zwergplaneten Sedna einem vorbeiziehenden Stern entrissen hat. Leiden – Sie war einer der Nägel in Plutos Sarg – jedenfalls was dessen Status als Planet anbelangt: Sedna, 2003 am Rande des Sonnensystems entdeckt, wurde anfangs noch als Planet bezeichnet. Mit einem Durchmesser von knapp 1.000 Kilometern ist der nach einer Inuit-Göttin benannte Himmelskörper kaum halb so groß wie Pluto – allerdings hatte man Sedna anfangs auch noch größer eingeschätzt. Schon vor Sedna war Quaoar entdeckt worden, es folgten Eris, die sogar ein wenig größer und massereicher als Pluto ist, Makemake und Haumea. Insgesamt könnten tausende vergleichbare Objekte jenseits des Neptun-Orbits, im Kuipergürtel und darüber hinaus, ihre Bahn ziehen. Wie viele Planeten hat unsere Sonne also? Spätestens mit der Entdeckung von Eris kam die Internationale Astronomische Union zum Schluss, dass es sinnlos sei, die offizielle Zahl der Planeten im Sonnensystem laufend nach oben zu revidieren, ohne dass dabei jemals ein Ende abzusehen wäre. Also wurde 2006 die Kategorie Zwergplanet eingeführt, auf die nun auch der schon 1930 entdeckte neunte Planet Pluto herunter- und der vormalige Asteroid Ceres hochgestuft wurde. Im Unterschied zu Planeten haben es Zwergplaneten mit ihrer geringeren Schwerkraftwirkung nicht geschafft, ihre oft ungewöhnlichen Orbits von kosmischem Schutt freizuräumen, so die Definition. In Sachen Nomenklatur sind damit wieder Ruhe und Ordnung eingekehrt. Doch nun macht Sedna wieder von sich reden. Ein Team niederländischer Astronomen vermutet, dass sich Sedna gar nicht in unserem Sonnensystem gebildet hat, sondern ursprünglich zu einem anderen Sternsystem gehörte. Als dieses am Sonnensystem vorbeizog, wurden ihm Sedna und hunderte andere Objekte entrissen und unserem Heimatsystem einverleibt, so die Theorie. Schon zuvor hatten einige US-Astronomen diese Hypothese aufgestellt. Anlass der Vermutung ist der extrem elliptische Orbit Sednas: Sie braucht für eine Umkreisung der Sonne 12.000 Jahre und bewegt sich dabei zwischen dem 76-fachen und dem 1000-fachen des Abstands zwischen Erde und Sonne. Die großen Planeten haben in der Frühzeit des Sonnensystems zwar zahlreiche kleinere Himmelskörper nach außen geschleudert – eine Umlaufbahn wie diese ist damit aber kaum zu erklären. Ein Team um Lucie Jílková vom Observatorium Leiden ist nun der Hypothese vom Planetenklau nachgegangen – mit unserer Sonne als möglichem Täter ebenso wie als Opfer. Im Computermodell wurden über 10.000 verschiedene Szenarien von Sternenbewegungen durchgespielt, um zu sehen, welche zum heute vorliegenden Ergebnis geführt haben könnte. Das wahrscheinlichste Szenario sieht ihren Berechnungen zufolge so aus: In der Frühzeit des Sonnensystems, vor über vier Milliarden Jahren, kam ein vorbeiziehender Stern mit etwa 80 Prozent mehr Masse als die Sonne bis auf etwa den 51-fachen Abstand zwischen Sonne und Neptun heran. Dabei erfolgte ein Austausch: Sedna und andere kleine Himmelskörper, die den Nachbarstern auf weiten Orbits umkreisten, wurden aus diesem System herausgerissen. Gleichzeitig nahm der Stern hunderte Objekte aus unserem Kuipergürtel mit sich fort. Hunderte weitere wären ins interstellare Off geschleudert worden. Diese Hypothese zu überprüfen, wäre theoretisch gar nicht so schwierig – doch braucht es dazu Geduld. Die chemische Zusammensetzung Sednas könnte nämlich Aufschluss über ihre Herkunft geben: Weicht sie von der der übrigen Objekte im Kuipergürtel signifikant ab, handelt es sich bei ihr offenbar um einen Fremdkörper. Zwar sind wir von einer genaueren Erforschung des Kuipergürtels noch ein gutes Stück entfernt. Aber der Anfang ist bereits gemacht: Immerhin erreicht nächsten Monat die NASA-Sonde New Horizons nach neunjähriger Reise den Pluto. Und danach geht es weiter durch den Gürtel. (jdo, 27.6. 2015) Wissenschaft;Schmuggler boten einem irakischen Museum Tontafeln an. Darauf fanden sich neue Szenen aus der ältesten Dichtung der Welt. Es gilt als die älteste schriftlich festgehaltene Dichtung der Menschheit und enthält frühe Hinweise auf die biblische Sintflut: Das Gilgamesch-Epos hat seine Wurzeln in sumerischer Zeit vor über 4.000 Jahren. Der Protagonist der Erzählung ist Gilgamesch, ein zu zwei Dritteln göttliches Wesen und König der sumerischen Stadt Uruk. Begleitet wird er von seinem Diener, Freund und späteren Bruder Enkidu, einem mysteriösen Wesen, das im Laufe der Geschichte immer menschlichere Züge annimmt. Hauptmotiv der Erzählung ist Gilgameschs Suche nach Unsterblichkeit. Das Epos existiert in zahlreichen Varianten aus unterschiedlichen Epochen und Regionen des fruchtbaren Halbmondes. Die ersten Tontafeln, auf denen sich Teile der Erzählung fanden, wurden 1853 in den Ruinen der Bibliothek Assurbanipals in Ninive entdeckt. Spätere Funde ergänzten den Text, doch nach wie vor existieren teilweise große Lücken in der Geschichte. Eines dieser Löcher konnte nun dank eines Glücksfalles geschlossen werden. 2011 wurden dem archäologischen Museum von Sulaimaniyya in der Autonomen Region Kurdistan im Irak über 80 unscheinbare Tontafeln zum Kauf angeboten. Der Historiker Farouk Al-Rawi von der University of London konnte zufällig einen Blick auf die Fundstücke werfen. Dabei sprang ihm vor allem eines der Fragmente ins Auge. Eine nähere Untersuchung bestätigte die ursprüngliche Vermutung: Die Tontafel war keine Fälschung. Für die wahre Sensation aber sorgte erst die Übersetzung der 20 Zeilen Keilschrift auf den zusammengefügten Bruchstücken: Es handelte sich um einen bisher fehlenden Teil im fünften Kapitel des Gilgamesch-Epos. Eine Datierung ergab, dass der Text vermutlich rund um 600 vor unserer Zeitrechnung von einer älteren Tafel kopiert worden war. Der entdeckte Text wirft ein neues Licht auf die beiden Hauptfiguren der Erzählung. Im fünften Kapitel wollen Gilgamesch und Enkidu im Reich von Humbaba, dem Hüter des Zedernwalds, Bäume fällen. Viele Beschreibungen präsentieren Humbaba als löwengesichtiges Ungeheuer, doch in dem neuen Fragment wirkt das Wesen viel menschlicher: hier wird er als Herrscher eines fremden Landes dargestellt. Als Gilgamesch und Enkidu schließlich den Zedernwächter töten und seine Bäume fällen, erkennen sie, dass sie ein Unrecht begannen hatten – diese geäußerte Reue fehlte in den bisher bekannten Varianten des Gilgamesch-Epos. Die Archäologen halten den Fund daher auch deshalb für so bedeutsam, weil er den Hauptfiguren des Epos neue charakterliche Schattierungen zuweist. Sport;Arsenal-Manager will im anstehenden Transferfenster tätig werden und ist bereits "sehr fleißig" – Jankos Basel-Kollege Mohamed Elneny könnte kommen. London – Für den ersten englischen Meistertitel seit 2004 will Teammanager Arsène Wenger den FC Arsenal in der Winterpause noch einmal verstärken. Mit Blick auf die anstehende Transferperiode im Jänner kündigte der 66-jährige Trainer am Mittwoch an: Ich werde beschäftigt sein, das ist sicher. Abgeschlossen sei noch nichts, doch er sei schon sehr fleißig, so Wenger, der in erster Linie im Mittelfeld Handlungsbedarf hat. Ein Neuer könnte Mohamed Elneny heißen. Medienberichten zufolge soll sich Arsenal bereits mit dem FC Basel über die Ablösesumme für den 23-jährigen ägyptischen Mittelfeldspieler geeinigt haben. Auch Southamptons Kenianer Victor Wanyama wird mit den Londonern in Verbindung gebracht. Wenger hat allerdings seit Wochen mit Personalnot zu kämpfen. Francis Coquelin und Santi Cazorla fallen mit Knieverletzungen weiter aus. Wann Jack Wilshere zurückkehrt, bleibt offen. Der englische Nationalspieler hatte sich nach einem Haarriss im Sommer im linken Wadenbein später einer Operation unterziehen müssen. Vom angestrebten Titel sollen die Probleme die Gunners aber nicht abhalten. Man kann uns nicht außen vor lassen, so Wenger: Wir haben eine Chance und wir werden darum kämpfen. Arsenal führt die Premier League mit 39 Zählern punktegleich vor Leicester an. Chelseas Guus Hiddink schloss unterdessen einen Transfer von Cesc Fàbregas im Winter aus. Wir brauchen bis zum Saisonende alle Spieler, wir müssen uns in der Tabelle verbessern, sagte der Niederländer. Der 28 Jahre alte spanische Nationalspieler Fabregas, der sich mit einer andauernden Formkrise (kein Ligator, zwei Vorlagen) herumschlägt, soll von zahlreichen europäischen Top-Klubs umworben sein. Fàbregas kam 2014 für 33 Millionen Euro vom FC Barcelona zum FC Chelsea und hat noch einen Vertrag bis 2019. Web;Finanzielle Turbulenzen hatten den Nokia-Nachfolger durcheinandergewirbelt. Der aus Nokia hervorgegangene Hersteller Jolla hat angekündigt, dass einige Vorbesteller des Jolla-Tablets nun Geräte erhalten werden. Gleichzeitig wird das Projekt aber eingestampft, sodass nicht alle Kunden bedient werden können. Für die leer ausgegangenen Kunden wolle Jolla eine Lösung finden, berichtet Heise unter Berufung auf den Jolla-Blog. Die Tablets waren ab November 2014 über ein Crowdfunding-Verfahren vorfinanziert worden. Die dadurch erlangten Einnahmen hatten das Finanzierungsziel weit überschritten. Doch offenbar hatte es Produktionsschwierigkeiten oder Probleme anderer Natur gegeben – denn die Auslieferung verzögerte sich immer weiter, bis schließlich nicht einmal mehr alle Vorbesteller das Gerät erhielten. Was die Turbulenzen für die Zukunft von Jolla bedeuten, bleibt momentan unklar. Das Unternehmen wolle die Lizenzierung des Betriebssystems Sailfish OS fortsetzen, hieß es. Ob ein neues Tablet folgt oder die Kunden später ihr vorbestelltes Gerät – oder ihr Geld zurück – erhalten, wurde nicht beantwortet. Wirtschaft;Zwei oberösterreichische Firmen erzeugen mit der Abfallentsorgung Wärme und Strom. Am Ende steht verwertbarer Kompost. Wien/Weibern – Die österreichische Biomasselandschaft ist so aufgestellt, dass hauptsächlich Holz in Heizkraftwerken verbrannt wird. Wir dachten uns: Das ist eigentlich zu wenig, erläutert Oliver Schmidt, Leiter Technische Planung des Umwelttechnikbüros Müller in Weibern. Wenn man aus Bioabfall sowohl Energie als auch Kompost erzeugen könnte, wäre dies doch ein Doppelnutzen. Außerdem war es den oberösterreichischen Ingenieuren ein Anliegen, auch kleinere Einheiten solcher Biomassekraftwerke zu entwickeln, mit denen auch relativ geringe Mengen von Grünschnitt und Abfällen sozusagen regional verwertet werden können. Fast zehn Jahre und einige Forschungsförderrunden von EU und auch Österreich später ist diese Idee technologisch umgesetzt. In einem Trockenfermentationsprozess wird der Abfall entsorgt und dabei Wärme und Strom erzeugt. Als Endprodukt entsteht verwertbarer Kompost. Das kleine Ingenieurbüro mit 20 Mitarbeitern fand in der Firma Pöttinger Entsorgungstechnik einen Partner für Marketing, Erzeugung, Verkauf und Service, sodass auf Entwicklung des Know-hows fokussiert werden kann. In Braunau am Inn steht eine Anlage, in der eine Gärtnerei Grünschnitt und Bioabfälle nutzt, und zwar dreifach: Der Kompost wird in der Gärtnerei verwendet. Der Strom wird in das öffentliche Stromnetz eingespeist. Mit der bei der Stromerzeugung entstehenden Wärme werden die Glashäuser beheizt. Biofilter stellen sicher, dass das Ganze nicht stinkt, versichert Schmidt. Ähnliche Anlagen haben Pöttinger/Müller mittlerweile in Kroatien und Slowenien installiert, wo zum Beispiel die Pressrückstände von der Olivenölherstellung genutzt werden. Die Technologie ist immer dieselbe, sagt Schmidt. Das Besondere ist der modulare Aufbau der kleinen Kraftwerke, die sich in Containern verbergen. Die kleinste Anlage kann rund 1.000 Tonnen pro Jahr verarbeiten, kostet bis zu 500.000 Euro und kann beliebig erweitert werden, indem man einen weiteren Container dazustellt. Trotz der bestechenden Ideen wird den Oberösterreichern nicht die Tür eingerannt. Die schlechte Wirtschaftslage lässt potenzielle Käufer zuwarten. Und vor allem: Der billige Preis für Erdöl und -gas konterkariert häufig die Bemühungen, forciert auf regenerative Energieformen umzusteigen. Auch die Ökostrompolitik der Vergangenheit sei nicht dazu angetan gewesen, weitere Forschung zu fördern, kritisiert Oliver Schmidt. Bestehende Strukturen in der Abfallwirtschaft, Unsicherheiten bei der Umsetzung der rechtlichen Rahmenbedingungen und Bedenken gegen neue Technologien lassen Investoren zögern. Das macht Weiterentwicklungen schwierig. Wissenschaft;Das Kompetenzzentrumsprogramm wird nach einer Wirkungsevaluierung einem Redesign unterzogen. Wien – Das vor zehn Jahren gestartete Kompetenzzentrenprogramm Comet wird runderneuert. In Hinkunft soll es statt der bisherigen Aufteilung in wenige große K2-, einige mittelgroße K1-Zentren und mehrere kleine K-Projekte nur mehr Cometzentren geben, die sich um ein bis zwei Module bewerben können – und damit je nach Erfolg bei der Jury mit Mitteln des Bundes und der Länder wachsen können. Damit will man den Wettbewerb fördern. Dieses Redesign ist eine Reaktion auf die Wirkungsanalyse von Austrian Institute of Technology (AIT) und Joanneum Research, die im Herbst 2015 im Auftrag der Comet-Eigentümer Wissenschafts- und Wirtschaftsministerium sowie Verkehrsministerium vorgelegt wurde – und teilweise überraschend negative Ergebnisse zutage brachte. K2-Zentren haben demnach trotz höheren Budgets je eingesetztem Vollzeitäquivalent (siehe auch Grafik) keinen höheren wissenschaftlichen Output erzielt als die kleineren K1-Zentren. Sie liegen je eingesetzter Fördermillion, wie es in der Studie heißt, in Hinblick auf realisierte Patente und Publikationen in wissenschaftlichen Journalen sogar unter dem Niveau der Programmlinie K1. Dazu passt die kritische Analyse, dass es nicht gelang, eine bedeutende Anzahl an exzellenten WissenschafterInnen aus dem Ausland an K-Zentren zu holen. Die Möglichkeiten für spezifische Karrieren seien im stark anwendungsorientierten Programm nicht gegeben. Fazit: K-Zentren seien F&E-Dienstleister für Unternehmen geworden und seien daher nicht in der Lage neue Impulse zu setzen. Die Verfolgung neuer Innovationsansätze war kaum der Fall, heißt es da. Die Evaluierung wiederholt also, was von internationalen Gutachtern schon bemängelt wurde: Das Comet-Programm braucht wieder mehr Grundlagenforschung, um langfristig mit Innovationen reüssieren zu können. Die Änderungen im Comet-Programm werden aufgrund der langfristigen Förderprogramme wohl erst 2025 gänzlich umgesetzt sein, sagt Henrietta Egerth, Geschäftsführerin der Förderagentur FFG, die das Comet-Programm betreut. In der nächsten K2-Programmausschreibung ab April werde aber bereits der modulartige Ansatz eingefordert. Egerth lobte gegenüber dem STANDARD das Comet-Programm als grundsätzlich erfolgreich – vor allem bei der Schließung der Lücke zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Hier kam auch die Wirkungsstudie von AIT und Joanneum zu einer positiven Bilanz. Auch der Kompetenzaufbau in den Unternehmen und Zentren sei beachtlich. Nun müsse man sich vermehrt auch dem internationalen Wettbewerb um Fördermittel stellen und zum Beispiel versuchen, große EU-Projekte an Land zu ziehen, K-Zentren haben sich ja auch schon in der Vergangenheit an kooperativen Programmen wie den Joint Technology Initiatives stark beteiligt. Das sei eine wesentliche Voraussetzung, damit die Szene in Bewegung bleibt, meinte Egerth. Wissenschaft;Burlington – Mit Parasiten befallene Hummeln fliegen gezielt Blüten an, deren Nektar natürliche Antiparasitika enthält. Zu diesem Ergebnis gelangt eine Studie im Fachblatt Ecology, die acht der natürlich in Nektar vorkommenden Stoffe an mit Darmparasiten infizierten Hummeln testete. (rede) AbstractEcology: Nectar chemistry mediates the behavior of parasitized bees: consequences for plant fitness York – In Zukunft könnten durch Explosionsrückstände kontaminierte Landstriche mittels genetisch modifizierter Pflanzen saniert werden. Eine in Science veröffentlichte Studie belegt, dass Pflanzen, denen das Schlüsselenzym MDHAR6 fehlt, immun gegen die zellschädigende Wirkung von TNT sind und somit zu dessen Abbau beitragen können. (rede, 4.9.2015) AbstractScience: Monodehydroascorbate reductase mediates TNT toxicity in plants Sport;Österreicher erlitt bei Sturz einen Kreuzbandriss – Italiener Mattia Casse Schnellster im zweiten Training für die Kitz-Abfahrt. Kitzbühel – Das italienische Skiteam hat am Donnerstag im zweiten Training für die Weltcup-Abfahrt am Samstag auf der Kitzbüheler Streif groß aufgezeigt. Mit Startnummer 47 raste der 25-jährige Mattia Casse in 1:56,85 zur Bestzeit vor seinem Landmann Christof Innerhofer (0,34) und dem Oberösterreicher Vincent Kriechmayr, der allerdings einen Torfehler beging. Vierter wurde Adrien Theaux (FRA/+1,07). Der Norweger Aksel Lund Svindal hatte 1,29 Sekunden Rückstand, der Salzburger Hannes Reichelt 1,54. Die Sturzserie der Österreicher hielt indes an. Nach Max Franz am Dienstag erwischte es am Donnerstag ebenfalls nach der Hausbergkante Florian Scheiber, die Bindung hatte sich geöffnet. Er wurde mit dem Hubschrauber geborgen. Die Diagnose: Riss des vorderen Kreuzbandes sowie ein Riss des inneren und äußeren Meniskus. Der 28-jährige Tiroler wird noch am Donnestag in Hochrum operiert. Im Herren-Lager muss der ÖSV verletzungsbedingt derzeit bereits Abfahrts-Olympiasieger Matthias Mayer (sechster und siebenter Brustwirbel gebrochen), Max Franz (Verletzungen am linken Hand-, Knie- und Sprunggelenk), Joachim Puchner (Patellasehnenverletzung), Thomas Mayrpeter (Kreuzbandriss), Markus Dürager (Schien- und Wadenbeinbruch) und Daniel Danklmaier (Kreuzbandriss, Meniskusverletzungen) vorgeben. (APA, 21.1.2016) Ergebnisse vom zweiten Training: 1. Mattia Casse (ITA) 1:56,85 Min. 2. Christoph Innerhofer (ITA) +0,34 Sek. 3. Vincent Kriechmayr (AUT) 1,03 * 4. Adrien Theaux (FRA) 1,07 5. Steven Nyman (USA) 1,16 6. ex aequo Aksel Lund Svindal (NOR) und Alexander Aamodt Kilde (NOR) je 1,29 8. Valentin Giraud Moine (FRA) 1,31 * 9. David Poisson (FRA) 1,33 10. Peter Fill (ITA) 1,39 11. Kjetil Jansrud (NOR) 1,41 12. Hannes Reichelt (AUT) 1,54Weiter: 15. Patrick Schweiger (AUT) 1,63 26. Johannes Kröll (AUT) 2,07 27. Romed Baumann (AUT) 2,18 29. Klaus Kröll (AUT) 2,24 32. Georg Streitberger (AUT) 2,40 35. Otmar Striedinger (AUT) 2,88 50. Christian Walder (AUT) 4,32 52. Christopher Neumayer (AUT) 5,12 Gestürzt: Florian Scheiber (AUT) * = Torfehler Wirtschaft;Salzburg und Innsbruck voran. Trotz der milden, eher unweihnachtlichen Temperaturen war der Handel am zweiten Einkaufssamstag mit den Umsätzen sehr zufrieden. Es sei ein ganz, ganz starker Tag gewesen, sagte Spartenobmann Peter Buchmüller. Krampus und Nikolo hätten offenbar einen zusätzlich positiven Effekt gehabt. Am besten lief laut Wirtschaftskammer einmal mehr der Verkauf von Textilien, Spielwaren, Elektronik, speziell Zubehör, sowie Büchern. Neu unter den Top fünf befanden sich Einrichtungsgegenstände sowie -accessoires. Auch für den Einkaufsfeiertag am Dienstag ist Buchmüller zuversichtlich. Besonders rege war das Geschäft in den Salzburger Einkaufszentren sowie in der Innsbrucker Innenstadt. Von der Früh weg hat sich die Mall kontinuierlich gefüllt. Die Kunden sind in Kauflaune, berichtete etwa Manuel Mayer, Centermanager des Salzburger Europarks. In Innsbruck strömten laut Stadtmarketing rund 40.000 vorweihnachtlich gestimmte Menschen in die City – viele von ihnen, wie schon in vergangenen Jahren, aus Italien. In Wien drängt Walter Ruck, Präsident der Wiener Wirtschaftskammer, darauf, Schanigärten auch in der kalten Jahreszeit zu ermöglichen. Grundsätzlich hat die rot-grüne Stadtregierung bereits ihre Zustimmung signalisiert, ein entsprechendes Papier wird aber seit Monaten evaluiert. Bei Konflikten zwischen Schanigärten und Punschhütten auf Gehsteigen und Plätzen soll der Punsch Vorrang behalten. Winterliche Vorgabe ist außerdem, dass Tische und Stühle über Nacht nicht draußen bleiben. Wirtschaft;Anpassung der Verrechnungspreise im Konzern und Überprüfung der Unternehmensstrukturen. London – Die von den führenden Industrie- und Schwellenländern entwickelten strengeren Besteuerungsregeln für transnationale Konzerne zwingen die Unternehmen schon vor ihrer Umsetzung zu Änderungen. In einer am Dienstag veröffentlichten Reuters-Umfrage unter 180 Unternehmen in 35 Ländern gaben 59 Prozent an, ihre Strukturen bereits an die Vorgaben anzupassen. Die Finanzminister der G20-Länder wollen den von der Industrieländerorganisation OECD erarbeiteten Aktionsplan gegen legale Steuertricks der Konzerne am Mittwoch in der peruanischen Hauptstadt Lima verabschieden. Bis die 15 Maßnahmen alle in Kraft getreten sind, dürften aber noch einige Jahre vergehen. Der Aktionsplan soll grenzüberschreitende Steuergestaltungen so eingrenzen, dass die Unternehmen wenigstens einmal auf ihre Gewinne im üblichen Rahmen Steuern zahlen. Damit reagieren die G20 auf die wachsende Zahl von Berichten über Unternehmen, die Unterschiede in den nationalen Steuersystemen ausnutzen, um ihre Gewinne vor dem Fiskus zu verschleiern. Der G20-Initiative haben sich bisher 62 Staaten weltweit angeschlossen. Mehr als 55 Prozent der Befragten gaben an, sie würden ihre Verrechnungspreise anpassen, zu denen sich die Konzernteile gegenseitig Leistungen in Rechnung stellen. Zwei Drittel gaben an, sie überprüften ihre jetzigen Unternehmensstrukturen. Der Aktionsplan sieht unter anderem vor, dass die Konzerne den Finanzbehörden in den Ländern, in denen sie tätig sind, einen standardisierten Überblick über ihre regionalen Umsätze, Gewinne und Steuerzahlungen geben müssen. Die OECD schätzt, dass durch die Steuertricks der Konzerne Staatskassen weltweit bis zu 240 Milliarden Dollar (213,6 Milliarden Euro) im Jahr verlorengehen – das wären zehn Prozent aller von Unternehmen gezahlten Körperschaftssteuern. Web;Aus Angst vor Performance-Defiziten wehren sich Hardwarehersteller bisher oft gegen Verschlüsselung. Mit der aktuellen Auseinandersetzung zwischen Apple und dem FBI hat die Debatte über die Verschlüsselung von Smartphones neue Fahrt aufgenommen. Immer wieder taucht dabei auch die Frage auf, wie die Situation eigentlich unter Android aussieht. Die Antwort darauf ist eine ernüchternde: Deutlich schlechter. Zwar bietet Android schon länger die Möglichkeit, das Smartphone zu verschlüsseln, von Haus aus nimmt aber praktisch kein Hersteller diesen Schritt vor. Entsprechend sind nach Expertenschätzung weniger als 10 Prozent aller Android-Geräte verschlüsselt, bei Apples iPhone soll dieser Wert mittlerweile bei rund 95 Prozent liegen. Dass nur Verschlüsselung einen effektiven Schutz vor dem Zugriff Dritter auf die am Smartphone gespeicherten Daten bieten kann, ist natürlich auch Android-Hersteller Google bewusst. Also versucht das Unternehmen schon seit geraumer Zeit bei seinen Partnern für eine solche zu werben, stieß dabei aber immer wieder auf erheblichen Widerstand, wie das Wall Street Journal berichtet. So hätte die Verschlüsselung der Daten eigentlich schon mit Android 5.0 Lollipop verpflichtend werden sollen, nach dem Protest von Samsung, LG und Co. hat Google diesen Punkt aber wieder aus den Android-Lizenzbedingungen entfernt. Die Hardwarehersteller befürchteten negative Auswirkungen auf die Performance ihrer Geräte, die Absicherung der Nutzerdaten sah man dabei offenbar nur als Feature untergeordneter Priorität an. Einzig Google selbst ging mit gutem Beispiel voran und lieferte im Herbst 2014 mit dem Nexus 6 und dem Nexus 9 erstmals Geräte aus der eigenen Hardware-Reihe, die von Haus aus verschlüsselt waren – und wurde prompt in zahlreichen Tests mit dem Hinweis auf schlechtere Benchmarkergebnisse gescholten. Dass diese Unterschiede im Alltag kaum eine Rolle spielen, nahm dabei eine untergeordnete Rolle ein, für die anderen Hardwarehersteller war ein abschreckendes Beispiel gefunden. Zumindest ist aber eine Besserung der Situation in Sicht: Mit Android 6.0 Marshmallow nimmt Google nämlich einen Neustart seiner Verschlüsselungsinitiative vor, versucht dabei aber auch auf jenen Teil der Herstellerbedenken einzugehen, der reale Berechtigung hat. Low-End-Geräte dürfen als auch mit Marshmallow weiterhin unverschlüsselt ausgeliefert werden, da es hier tatsächlich zu merklichen Performance-Einbussen kommen kann. Alle anderen neuen Android-Smartphones und -Tablets müssen hingegen künftig von Haus aus verschlüsselt werden. Und diese Mal scheinen die Hersteller auch mitzuspielen, so wird etwa Samsungs Galaxy S7 (Edge) bereits verschlüsselt ausgeliefert. Das langfristige Ziel sei aber weiterhin, dass sämtliche Smartphones verschlüsselt laufen, betont Android-Sicherheitschef Adrian Ludwig. Manchmal müsse man auf dem Weg zu besserer Sicherheit für alle aber eben auch Kompromisse eingehen. Etat;Giovanni di Lorenzo: Keine Themen ausblenden. Berlin – Nach Einschätzung von Zeit-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo ist es ein relativ kleiner, aber meinungsstarker Teil der Bevölkerung, der Medien als Lügenpresse kritisiert. Es sei Aufgabe von Journalisten, durch gute und transparente Arbeit zu zeigen, dass wir in Deutschland ganz hervorragende Medien haben. Sie dürften aber auch keine Themen ausblenden, sagte di Lorenzo dem Internetportal katholisch.de der katholischen Kirche in Deutschland. Ein Journalismus, der bestimmte Themen nicht stattfinden lässt, aus Angst, das könnte die Falschen munitionieren, macht sich angreifbar, so der Chefredakteur der in Hamburg erscheinenden Wochenzeitung. Insofern glaube ich, dass die Ereignisse von Köln nicht nur für unser Land ein Wendepunkt waren, sondern auch für den Journalismus. Unbegreiflich sei außerdem, dass ein Ereignis wie die sexuellen Übergriffe in Köln, das in der Nacht von Donnerstag auf Freitag stattfinde erst am Montag in den Medien Niederschlag finde. Das darf uns nicht noch einmal passieren. Die Zeit ist gerade 70 Jahre alt geworden. Die erste Ausgabe der Hamburger Wochenzeitung erschien am 21. Februar 1946. Wissenschaft;Physiker der TU Delft wollen nachgewiesen haben, dass es in der Quantenphysik eine "spukhafte Fernwirkung" gibt. Das wäre ein regelrechter Durchbruch. Delft/Wien – Zeit ihres Lebens verband die Physikkapazunder Niels Bohr und Albert Einstein eine Lieblingsstreitfrage: Ist die Quantenphysik eine vollständige Theorie, oder muss sie um weitere Parameter ergänzt werden, damit sie die Natur adäquat beschreiben kann? Während Bohr auf der Vollständigkeit der Theorie beharrte, schuf Einstein immer neue Gedankenexperimente, um das Gegenteil zu zeigen. In der aktuellen Ausgabe des Fachblatts Nature präsentieren Physiker der Technischen Uni Delft ein Experiment, mit dem sie diese Streitfrage beantworten – zugunsten von Bohr. Dabei geht es um ein zentrales Prinzip der Physik: den lokalen Realismus. Dieser wird bei sogenannten verschränkten Teilchen durch die Quantenphysik verletzt: Die Zustandsänderung eines Teilchens beeinflusst den verschränkten Partner – auch wenn dieser weit entfernt ist. Einstein sprach von spukhafter Fernwirkung. Nachdem der Physiker John Bell 1964 einen Vorschlag formuliert hatte, experimentell zu zeigen, ob die spukhafte Fernwirkung real ist, wurde seit den 1970ern eine Vielzahl an Experimenten gemacht. En gros ging Bohr als Sieger hervor, doch blieben bisher stets Loopholes offen, also experimentelle Schlupflöcher, die einer finalen Antwort im Wege standen. Das Team aus Delft bezeichnet das neue Experiment als loophole-free. Indem sie ein neues Set-up wählten und aktuellste Quantentechnologien, konnten die Forscher um Ronald Hanson das weltweite Wettrennen für sich entscheiden. Wir haben nachgewiesen, dass es spukhafte Fernwirkung gibt, sagt Hanson. Das Experiment hämmert den letzten Nagel in den Sarg des lokalen Realismus, schreibt Howard Wiseman von der Griffith University in Nature, der nicht daran beteiligt war. In der New York Times gibt sich MIT-Physiker David Kaiser hingegen weniger überzeugt: Das Experiment hat zwei der drei wichtigsten Loopholes elegant geschlossen, aber wir haben das Ziel noch nicht erreicht. Neben den physikalischen Einsichten bedeutet das Experiment jedenfalls einen Schritt in Richtung praktischer Anwendungen wie des Quanteninternets, das eine weitgehend sichere Informationsübertragung ermöglichen würde. Wissenschaft;Isotopenanalyse könnte zu Hinterfragung einer klassischen Hypothese führen. Frankfurt – Ein langfristiger Klimatrend zu kühleren und trockeneren Verhältnissen in Afrika und damit einhergehend die Ablösung ehemaliger Waldregionen durch Savannenlandschaften: Das gilt als klassischer Auslöser dafür, warum die Ahnen des Menschen einst von den Bäumen auf den Boden gewechselt sind und in ihrem neuen Lebensraum eine einzigartige Entwicklung gestartet haben. So eindimensional muss das Ganze aber nicht abgelaufen sein, berichtet das Frankfurter Senckenberg-Forschungsinstitut. Wie Forscher des Instituts im Journal of Human Evolution berichten, habe es in der Wiege der Menschheit, dem Großen Afrikanischen Grabenbruch, immer noch große bewaldete Teile gegeben. Die damaligen Primaten hätten sich also nicht an eine neue Vegetationsform, sondern eher an verschiedene Umweltbedingungen angepasst. Im Great Rift Valley, das sich vom Mosambik im Süden etwa 6.000 Kilometer nach Norden und sogar über Afrika hinaus erstreckt, entwickelte sich die Gattung Australopithecus ebenso wie verschiedene Arten der Gattung Homo. Die Frankfurter Forscherin Tina Lüdecke hat gemeinsam mit einem internationalen Team erstmals die Umwelt der frühen Homininen im Malawi Rift – dem südlichen Abschnitt des Rift Valleys – rekonstruiert. Die Ergebnisse von Isotopenanalysen an Sedimenten sowie dem fossilen Zahnschmelz von Pflanzenfressern zeigen, dass sich die Vegetation im Untersuchungsgebiet deutlich von der Pflanzenwelt des restlichen Rift Valleys unterschied. Der nördliche Teil des Rifts hat sich seit etwa 2,5 Millionen Jahren von einer bewaldeten Fläche zu einer offenen Savannenlandschaft entwickelt – passend zu oben genannter Hypothese. In unserem Untersuchungsgebiet – dem südlichen Teil – können wir jedoch nachweisen, dass es dort schon immer eine Waldbedeckung gab, erläutert die Frankfurter Geowissenschaftlerin und fügt hinzu: Unsere Vorfahren konnten sich demnach an verschiedene Umwelt-, Klima- und Nahrungsbedingungen anpassen. Ihre evolutionäre Entwicklung war davon nicht so stark beeinflusst wie bisher vermutet. Die Vorfahren des Menschen waren viel anpassungsfähiger als gedacht, folgert Lüdecke. Panorama;Bei Moschendorf auch zwei kirchliche Grundstücke betroffen – Bischof Zsifkovics: "Bin selbst am Eisernen Vorhang aufgewachsen" – Zaun keine christliche Antwort auf Ängste der Menschen. Eisenstadt – Im bei Moschendorf im Südburgenland geplanten Grenzzaun wird wohl eine Lücke offen bleiben: Der Eisenstädter Diözesanbischof Ägidius Zsifkokvics erteilte dem Wunsch, auf kirchlichem Grund einen Zaun zu errichten, am Donnerstag eine klare Absage. Er sei sich der schwierigen Lage und der Verantwortung des Staates bewusst, könne aber aus Gewissensgründen nicht zustimmen, so Zsifkovics. Jener Zaun, der sich nach Fertigstellung über mehrere Kilometer seitlich des Grenzübergangs Moschendorf erstrecken soll, würde auch über zwei kirchliche Grundstücke führen. Von der Liegenschaftsabteilung der Diözese, die bei entsprechenden Angelegenheiten der Pfarren eine Aufsichts- und Zustimmungspflicht hat, kam dazu eine Absage. Eine solche Maßnahme widerspräche dem Geist des Evangeliums, der klaren Botschaft von Papst Franziskus an Europa und im Besonderen einer Diözese, die jahrzehntelang im Schatten des Eisernen Vorhangs existierte und in den vergangenen Monaten keine Anstrengungen gescheut hat, um Menschen auf der Flucht die Türe zu öffnen, ihnen ein Dach über dem Kopf, Würde und Herzenswärme zu geben, heißt es nach Angaben der Diözese in dem Mittwochnachmittag an Landespolizeidirektion und Pfarre ergangenen Schreiben. Zuvor hatte sich die Diözesanleitung mit der Frage befasst. Wir haben beim schlimmsten Flüchtlingsansturm im vergangenen Jahr, als in eineinhalb Monaten an die 200.000 Menschen in Nickelsdorf über die Grenze kamen, quasi über Nacht in kirchlichen Gebäuden circa Tausend Notunterkünfte für erschöpfte Familien, für Frauen, Kinder und alte, geschwächte Menschen geschaffen. Und jetzt sollen wir auf kirchlichen Grundstücken Zäune aufstellen? Da spüre ich schon körperlich den reinsten Widerwillen, so der Bischof mit dem Hinweis auf das Jahr der Barmherzigkeit und den Heiligen Martin als Schutzheiligen der Diözese. Ich bin selbst am Eisernen Vorhang aufgewachsen und weiß noch, was es für uns alle und für das Burgenland an Freiheit und Aufbruch bedeutete, als der Zaun endlich fiel, stellte Zsifkovics fest. Er habe wiederholt öffentlich gesagt, dass er neue Zäune für keine Lösung des Flüchtlingsproblems halte: Wir müssen die heutigen Probleme an der Wurzel anpacken und das heißt: Schluss mit dem organisierten Schlepperwesen, Schluss mit Waffenlieferungen aus Europa, Schluss mit Krieg und gezielter Destabilisierung in Nahost, Schluss mit der rohstoffbasierten und landwirtschaftlichen Ausbeutung Afrikas durch europäische Konzerne! Alles andere sind Scheingefechte. Mit der vorübergehenden Aufstellung eines Containers auf Kirchengrund zur Unterbringung von Beamten, die mit Grenzkontrollen betraut seien, habe man hingegen kein gravierendes Problem, hieß es im Schreiben der Liegenschaftsabteilung. Er verstehe die Ängste der Menschen, die er ja rund um sich wahrnehme. Aber ich wäre ein schlechter Bischof, wenn ich auf diese Ängste keine christlichen Antworten geben könnte. Und diese Antwort ist nicht der Zaun. Sondern notfalls das Loch im Zaun, sagte Zsifkovics gegenüber dem Medienbüro der Diözese Eisenstadt. Der Eisenstädter Diözesanbischof ist auch Koordinator für Flüchtlingsfragen innerhalb der EU-Bischofskommission ComECE. Wissenschaft;Verhandler, die Interessen ihrer Wähler egoistisch vertreten, haben beste Chancen auf Wiederwahl. Wien – Anscheinend sind es Politiker, die auch etwas von Frank Underwood aus House of Cards an sich haben, an denen der durchschnittliche Wähler den größten Gefallen finden würden. Das zumindest ergab ein psychologisches Experiment mit österreichischer Beteiligung. Ziehen Politiker ihre Verhandlungsgegner demnach erpresserisch über den Tisch und vermeiden einen fairen Beitrag etwa zum Erreichen der Klimaziele, haben sie gute Chancen, wiedergewählt zu werden. Weil sie ihr Gegenüber damit zu extremer Kooperation nötigen, kann ein Ziel trotzdem erreicht werden, so die Forscher im Fachblatt Nature Communications. In einem Experiment teilten die Forscher Versuchspersonen in Ländergruppen auf, die Repräsentanten für fiktive Klimaverhandlungen wählten. Sie sollten nach zehn Verhandlungsrunden gemeinsam eine Geldsumme bereitstellen, um ein Klimaziel zu erreichen. Jedes Land hatte dazu einen Geldtopf. Für die einzelnen Verhandler war es gut, wenn sie wenig beitrugen: Wenn sie nämlich genug Geld auftreiben konnten, um das Klimaziel zu erreichen, durften sie und ihre Wähler den Rest behalten, erklärte Christian Hilbe vom Institute of Science and Technology Austria (IST) in Klosterneuburg. Allerdings nur, wenn das Ziel erreicht wurde, sonst war alles Geld verloren. Damit imitierten wir die dramatischen ökonomischen Verluste durch den Klimawandel, so die Forscher. Egoistische Repräsentanten, die weniger als den fairen Beitrag aus ihrem Ländertopf leisteten, wurden bei darauf folgenden Neuwahlen bevorzugt wiedergewählt, berichten sie. Die Staatsbürger schickten sie wieder zu Verhandlungen, obwohl sie hauptsächlich die eigenen Interessen verfolgt hatten und einen kollektiven Verlust riskierten. Wir konnten zeigen, dass die egoistischen Vertreter gleichzeitig Erpresser sind, so Hilbe. Sie haben von einem viel zu niedrigem Angebot ausgehend in den einzelnen Verhandlungsrunden immer wieder unbedeutende Zugeständnisse gemacht. Gleichzeitig haben sich die kooperierenden Politiker über den Tisch ziehen lassen und aus ihrem Budget kräftig nachgelegt. Am Schluss wurde das Klimaziel trotz unfairer Beiträge in der Mehrheit der Fälle erreicht. Die egoistischen Erpresser hatten die Profite für sich und ihre Wähler auf Kosten der Kooperatoren maximiert. Für mich war es spannend zu sehen, dass die Leute wollen, dass ihre Vertreter egoistischer vorgehen, als sie es selber tun würden, sagte Hilbe. Auch Personen, die in – im Experiment geforderten – nicht bindenden Wahlversprechungen ankündigten, egoistisch verhandeln zu wollen, kamen öfter zum Zug. Da Vertreter bevorzugt wiedergewählt werden, wenn sie egoistisch handeln, handeln sie eben egoistisch, erklärten die Forscher. Die Studie beantworte auch die Frage, warum die Menschen weiter Politiker ins Rennen schicken, die anscheinend nicht genügend zum Erreichen globaler Ziele beitragen. Auch wenn die Repräsentanten ihre Verhandlungsmacht ein bisschen ausnützen, ist es gut, sie zu haben, sagte Hilbe. Denn sollten nicht nur einzelne Gruppenvertreter, sondern alle Teilnehmer eines Experiments gemeinsam entscheiden, kam es zu gar keinem Erfolg. Mit ihren unerschütterlichen Strategien lockten die Erpresser das Maximum aus der bereits vorhandenen Bereitschaft der fairen Mitspieler, zum Erreichen eines gemeinsamen Ziels beizutragen, so die Forscher. Wir schlussfolgern – mit mehr als nur einem Hauch von Machiavellistischen Denken – dass solche Erpressung der Abwendung des gefährlichen Klimawandels dienen kann, erklärten sie. Hilbes Nachsatz: bleibt es zu hoffen. Wissenschaft;Lucia Plank vermisst unseren Planeten mithilfe Schwarzer Löcher. Viele Himmelskörper senden neben sichtbarem Licht auch Radiowellen aus. Das macht sich die Erdvermessung zunutze: Die Radioquellen im All gelten als sehr stabile Referenzpunkte. Die Geodäten - so der Fachbegriff für die Erdvermesser - berechnen mithilfe sensibler Radioteleskope und auf Grundlagen der Radiointerferometrie, wie weit zwei Objekte auf der Erde auseinanderliegen, wie sich Erdplatten zueinander verschieben und wie schnell sich die Erde dreht. Ziel ist, ein möglichst genaues Koordinatensystem für unseren Planeten zu erstellen. Heute geht das auf einige Zentimeter bis Millimeter genau. So werden auch Meeresspiegelschwankungen erfassbar, sagt Lucia Plank. Die Initiative Femtech des Infrastrukturministeriums hat die Geodätin als Expertin des Monats ausgezeichnet. Plank erstellt Computermodelle für die genaue Erdabbildung. Dafür untersucht sie auch die Radioquellen in Milliarden von Lichtjahren Entfernung: sogenannte Quasare. Das sind Galaxien mit Schwarzen Löchern in ihrem Zentrum. Die Zutaten für die Kalkulation der Geodäten: Wir nehmen mindestens zwei Radioteleskope. Mit ihnen messen wir die Strahlung der extragalaktischen Schwarzen Löcher. Wir bestimmen dann den unterschiedlichen Empfangszeitpunkt der Strahlung bei den Teleskopen. Damit können wir die genaue Position dieser Quelle und gleichzeitig die Distanz zwischen unseren Messstationen errechnen. Rund 50 Radioteleskope für die Geodäsie gibt es weltweit. Über ihr Netz und ihre Positionsbestimmung entsteht das Koordinatensystem - die Basis, um Veränderungen an der Erdoberfläche zu erheben. Gerade war die Oberösterreicherin noch auf Besuch bei ihrer ehemaligen Arbeitsgruppe an der TU Wien. Nun ist sie auf dem Weg auf die portugiesischen Azoren, zum Jahrestreffen ihrer Forschergemeinde. Planks Arbeitsort ist ein gutes Stück weiter südöstlich: die australische University of Tasmania in Hobart. Ja, sie sei viel unterwegs. Aber die geodätische Radiointerferometrie betreiben nur 300 Wissenschafter weltweit. Da muss man sich hin und wieder treffen, sagt Plank. Zur Geodäsie kam die 30-Jährige über den Tipp einer aufmerksamen Lehrerin. Ein Volltreffer: Was mich so fasziniert: Das Fach kombiniert sehr viel Erdwissenschaft mit angewandter Mathematik und Physik. Seit 2014 forscht sie an der australischen Uni. Mit einem Schrödinger-Stipendium vom Wissenschaftsfonds FWF werde sie um zwei Jahre verlängern, bevor sie nach Wien zurückkehrt. Aktuell konzentriert sich Plank auf die Eigenschaften der Radioquellen: Wir haben jetzt eine Genauigkeit erreicht, wo wir diese nicht mehr als ganz stabil ansehen können. In den Schwarzen Löchern passiert viel, z. B. wird viel Masse angezogen. Die Forscherin will erheben, wie diese Veränderungen die Erdmessungen beeinflussen. Von der Arbeit lenkt sich Plank mit Ballsport ab: Während ihres Studiums war sie Basketballspielerin in der Bundesliga. Später pfiff sie die Spiele der Männer in der obersten Liga. In Australien ist sie noch als Referee aktiv - aber ich nehme es heute nicht mehr so ernst. Es sei aber ein nettes Hobby, um andere Leute kennenzulernen - gerade in einem fremden Land. Wissenschaft;Triangulum II am Rande der Milchstraße besitzt kaum mehr als 1.000 Sterne, ist aber ungewöhnlich massereich. Pasadena – Dunkle Materie trägt nicht ohne Grund diese Bezeichnung: Obwohl die Masse dieser mysteriösen Substanz jener der herkömmlichen Materie um das Vielfache übersteigt, ist es Wissenschaftern bisher noch nicht gelungen, die Partikel auszumachen, aus denen die Dunkle Materie möglicherweise besteht. Ihre Existenz lässt sich vorerst allein indirekt durch ihren gravitativen Einfluss belegen – und dieser ist mitunter gewaltig: US-Astronomen haben nun eine Zwerggalaxie entdeckt, die die bislang größte Konzentration von Dunkler Materie beherbergt. Die Zwerggalaxie Triangulum II ist ein kleines, schwer beobachtbares Gebilde am Rande der Milchstraße und besteht aus gerade einmal 1.000 Sternen. Wissenschafter um Evan Kirby vom California Institute of Technology haben anhand der Umlaufgeschwindigkeit einiger Sterne die Gesamtmasse der Galaxie bestimmt – und die erwies sich als überraschend groß. Die festgestellte Masse ist gewaltig im Vergleich zur zusammengezählten Masse aller beobachtbaren Sterne dieser Galaxie, berichtet Kirby. Daraus lässt sich nur eines schließen: Das Menge an Dunkler Materie ist riesig und im Verhältnis zur herkömmlichen Materie mit Sicherheit höher als bei jeder anderen bekannten Galaxie. Damit avanciert Triangulum II zu einem Top-Kandidaten, wenn es darum geht, die Signatur von Dunkler Materie direkt nachzuweisen. Eine Theorie geht davon aus, dass sich Dunkle Materie aus sogenannten WIMPs (weakly interacting massive particles) zusammen setzt. Die Partikel löschen einander gemäß dieser These gegenseitig aus, wenn sie miteinander kollidieren und produzieren dabei Gammastrahlung. Diese könnte nach Ansicht der Physiker von der Erde aus nachweisbar sein. Eine andere Gruppe von Wissenschaftern von der französischen Universität Straßburg hat ebenfalls Sterne im äußeren Bereich von Triangulum II genauer unter die Lupe genommen. Verblüffenderweise bewegten sich diese Sterne schneller als jene, die sich näher am Zentrum der Zwerggalaxie befinden – eigentlich hatten die Forscher das Gegenteil erwartet. Unsere nächsten Schritte werden sein, die Messungen unserer Kollegen zu überprüfen, erklärte Kirby. Wenn sich herausstellt, dass sich die äußeren Sterne doch nicht schneller bewegen als die inneren, dann dürfte sich die Galaxie vermutlich in einem dynamischen Gleichgewicht befinden. Sollte dies zutreffen, dann würde sich Triangulum II bestens dafür eignen, Dunkle Materie anhand von Gammastrahlung zu identifizieren. Wissenschaft;"90-prozentige Chance" – Archäologen hoffen, das Grab von Nofretete zu finden. Kairo – Radaranalysen im Grabmal des Pharaos Tutanchamun in Ägypten haben die Hoffnungen von Archäologen bestärkt, dass sich hinter den Mauern eine Geheimkammer befinden könnte – womöglich der Grabraum der legendären Königin Nofretete. Es bestehe eine 90-prozentige Chance, dass es eine weitere Kammer, ein anderes Grab hinter dem Grabmal von Tutanchamun gebe. Das sagte der ägyptische Antikenminister Mamduh Eldamati am Samstag während einer Pressekonferenz in Luxor. Experten hatten zuvor zwei Tage lang mit hochleistungsfähigen Radargeräten und Infrarot-Wärmekameras die Nordwand des Grabs untersucht. Eldamati sprach von vorläufigen Erkenntnissen, die von dem japanischen Wissenschafter Hirokatsu Watanabe erst noch genauer analysiert werden müssten. Das werde etwa einen Monat dauern. Der britische Archäologe Nicholas Reeves sagte, die Untersuchungen an den Nordwand scheinen darauf hinzuweisen, dass es einen deutlichen Unterschied zwischen dem harten Fels und etwas anderem gibt, das möglicherweise ein leerer Raum ist. Die Schlussfolgerung ist, dass es eine Erweiterung des Grabs von Tutanchamun jenseits der Nordwand gibt, sagte der Forscher. Tutanchamun war nach neunjähriger Herrschaft 1324 vor Christus im Alter von 19 Jahren gestorben. Sein Grabmal befindet sich im Tal der Könige in der Nähe von Luxor im Süden Ägyptens. Es wurde 1922 von dem britischen Archäologen Howard Carter entdeckt. Anders als viele andere Pharaonengräber warf es nicht bereits ausgeplündert, sondern enthielt mehr als 5.000 intakte Objekte, davon viele aus Gold. Nofretete, von der eine weltberühmte Büste im Ägyptischen Museum in Berlin ausgestellt ist, war die Gemahlin von Pharao Echnaton, des Vaters von Tutanchamun. Die Gebeine der für ihre Schönheit gerühmten Königin wurden nie gefunden. Dass Nofretetes Grabkammer hinter dem Grab Tutanchamuns versteckt sein könnte, lässt sich laut Reeves möglicherweise mit dem plötzlichen Tod des Jungherrschers erklären. Weil damals kein angemessenes Grab zur Verfügung gestanden habe, könnten die Priester auf die Idee verfallen sein, das Grab der Nofretete wieder zu öffnen und zu teilen. Im September hatten Eldamati und Reeves bereits angekündigt, dass sie nach unentdeckten Kammern im Grab des Tutanchamun suchen würden. Eldamati nimmt an, dass in einer solchen Geheimkammer Nofretete begraben liegt. Reeves vermutet eher, dass dort eine andere Ehefrau von Echnaton beigesetzt wurde. Eldamati kündigte in jedem Fall die Entdeckung des 21. Jahrhunderts an und setzte für Samstag die Pressekonferenz in Luxor an, um die vorläufigen Ergebnisse der Suchaktion zu verkünden. Wir müssen dorthin kommen, ohne das Grab oder die Grabmalereien zu beschädigen, sagte Eldamati. Die Archäologen könnten in drei Monaten die Geheimkammer erreichen, möglicherweise aber auch erst später. International;Kämpfer seien nicht auf Widerstand gestoßen. Aden – Im Süden des Jemen hat die Extremistengruppe Al-Kaida nach Berichten von Anrainern die Stadt Azzan zurückerobert. Zahlreiche Kämpfer seien am frühen Morgen in den 70.000 Einwohner zählenden Ort in der Provinz Shabwa eingedrungen und hätten in den Straßen Kontrollposten errichtet, sagte ein Bewohner am Montag der Nachrichtenagentur Reuters am Telefon. Sie sind nicht auf Widerstand gestoßen, es gab keine Gefechte, hieß es weiter. Azzan ist ein wichtiges Handelszentrum in der ausgedörrten Bergregion und stand bereits ein Jahr lang unter Kontrolle der Al-Kaida, bevor 2012 eine Allianz mehrerer Stämme und bewaffnete Einwohner die Extremisten wieder vertrieben. In dem vom Bürgerkrieg zerrissenen Land mischt auch die sunnitische Gruppe Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel (AQAP) mit. Experten im Westen stufen den Al-Kaida-Ableger als den gefährlichsten Teil der gesamten Organisation ein. Die Gruppe hat sich auch zu dem Anschlag auf das französische Satiremagazin Charlie Hebdo im Jänner vergangenen Jahres bekannt. Im Jemen nutzen die Extremisten den Vormarsch der von Saudi-Arabien geführten Allianz sunnitischer Staaten gegen die schiitische Houthi-Miliz. Saudi-Arabien, das sich als Führungsnation der Sunniten versteht, unterstützt den jemenitischen Präsidenten Abd-Rabbu Mansour Hadi. Diesen haben die Houthi-Milizen 2014 aus der Hauptstadt Sanaa vertrieben, sie beschuldigen ihn und seine Regierung der Korruption. Saudi-Arabien wirft dem Erzrivalen Iran vor, die Rebellen zu unterstützen, was der Iran und die Houthi bestreiten. Das Königreich Saudi-Arabien und der Iran, der sich als Schutzmacht der Schiiten begreift, liefern sich im Jemen einen Stellvertreterkonflikt. Web;Phil Spencer hofft auf kürzere Konsolenzyklen, um Innovationen schneller vorantreiben zu können. Xbox-Chef Phil Spencer plant keine Hardware-Upgrades für Microsofts aktuelle Spielkonsole Xbox One, sondern würde künftig gerne schneller als üblich für den Markt, Konsolen-Nachfolger herausbringen können. Dies stellte der Manager in einem Podcast des Konzerns klar und erläuterte vorangegangene und in der Branche heftig diskutierte Aussagen zu dem Thema. Es ist nicht so, als würden wir mit jeder Konsole einen Schraubenzieher mitliefern. Das ist nicht unser Plan, so Spencer. Was ich sage ist, dass wir auch bei Konsolen von Hardware-Innovationen Gebrauch machen wollen. Und diese zur Verfügung stellen und damit vielleicht nicht sieben oder acht Jahre warten wollen. Zwar klingt dies schon weit weniger revolutionär als Spencers erste Aussagen, allerdings dürften selbst kürzere Konsolenzyklen nicht unumstritten bleiben im Markt. Die relativ langen Hardwarezyklen stellten bislang sicher, dass Spielhersteller genügend Zeit haben, um Games für eine Generation zu produzieren und in hohen Stückzahlen an eine konstante Kundschaft zu verkaufen, die sich wiederum keine Gedanken über Kompatibilitäten machen muss. Zum jetzigen Zeitpunkt kündigen wir keine neue Hardware an, sagt Spencer. Ich bin glücklich mit der Konsole, die wir haben und der Plattform, die wir auf dieser Konsole aufgebaut haben. Aber als Stellungnahme zur langfristigen Vision wollte ich sicherstellen, dass die Leute verstehen, dass was wir tun gut ist für den Konsolenmarkt und auch für den PC-Bereich. Die derzeitige Strategie inkludiere multiple Hardware-Generationen im Konsolengeschäft. Gleichzeitig, betont Spencer, sei für diese kürzeren Hardware-Zyklen eine Grundvoraussetzung, dass digitale Inhalte künftig über Konsolengenerationen hinweg bestehen bleiben und genutzt werden können. Kunden sollen auf den nächsten Xbox-Konsolen auch die Inhalte der jetzigen XBO verwenden können. Nicht zuletzt ein Grund, weshalb nicht Microsoft sondern auch Sony mit der PS4 von exotischen Architekturen abgesehen und auf herkömmliche x86-Chips gesetzt haben. Inland;Mit der Atomisierung des Teams Stronach wird auch die Mehrheit der Landesregierung immer schmäler. ÖVP und Grüne wollen dennoch bis 2018 durchhalten. Die diversen Spindoktoren und Parteistrategen der Salzburger ÖVP und der Grünen haben derzeit alle Hände voll zu tun. Gebetsmühlenartig wiederholen sie das neue Mantra der schwarz-grünen Koalition: Die Regierung ist stabil. Die Regierung hat eine Mehrheit. Wahlweise ist auch noch zu hören: Es gibt eine stabile Regierung mit Mehrheit. Tatsächlich sind die Verhältnisse ganz und gar nicht so klar, wie das die Presseabteilungen von Schwarz und Grün gern darstellen. Um gemeinsam regieren zu können, brauchten nach den im Zuge des Spekulationsskandals vorgezogenen Landtagswahlen im Jahr 2013 ÖVP und Grüne (elf beziehungsweise sieben Mandate) einen dritten Partner. Der war mit dem Team Stronach (drei Mandate) auch schnell gefunden. Somit konnte eine Dreierkoalition gebildet werden, die sich auf 21 der 36 Landtagssitze stützt. Seit vergangener Woche hat sich aber das Team Stronach de facto in alle Bestandteile zerlegt. Den Anfang machte Ex-Profi-Fußballer Otto Konrad, der wegen des aus persönlichen Eitelkeiten resultierenden Dauerstreits zwischen Stronach-Klubobmann Helmut Naderer (vormals FPÖ, danach BZÖ) und Landesrat Hans Mayr (vormals ÖVP-Bürgermeister in Goldegg) die Landtagsfraktion verließ. Jetzt ist Konrad parteifreier Mandatar, hat aber doch irgendwie beim ÖVP-Klub angedockt. Auch Landesrat Mayr hat seine Partei inzwischen verlassen und will als wildes (sprich: parteifreies) Regierungsmitglied weitermachen. Als Landesrat (Wohnbau und Verkehr) ist er ohne Fraktion und in der Regierung auf das Wohlwollen der zwei großen Parteien angewiesen. Lame Duck würde man so etwas anderenorts wohl nennen. Die Situation im Landtag ist nun – kurz gefasst – folgende: Sollten die zwei verbliebenen Stronach-Leute gegen die Regierung stimmen, ist Konrad der einzige Garant für die Mehrheit von Schwarz-Grün. Als Konrad (aufgrund eines Terminversehens) neulich bei den Ausschussberatungen in Sachen Budget 2016 fehlte, war die Regierungsmehrheit plötzlich dahin. Auch wenn die Stronach-Mandatare vorerst Treue gelobt haben: Stabil sieht anders aus. Immerhin hat Naderer wiederholt den politischen Kopf seines ehemaligen Parteifreundes gefordert. Folgerichtig fragt auch die oppositionelle SPÖ, ob Naderer nun Mayr in der Regierung stützen werde oder eben nicht? Hilfreich für Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) und seine Stellvertreterin Astrid Rössler (Grüne) ist freilich, dass auch die Opposition schwächelt. Die FPÖ hat nach der Abspaltung der Truppe von Karl Schnell, dem fünf Mandatare gefolgt sind, nur noch einen Landtagssitz. Trotz des blauen Chaos ist die FPÖ derzeit die einzige Partei, die offensiv Neuwahlen fordert. Ihr Argument, dass die jetzige Regierung nicht mehr den Wählerwillen abbilde, ist auch nicht von der Hand zu weisen. Dass die anderen Parteien strikt gegen Neuwahlen sind, liegt nicht zuletzt an den Umfragen: Die ÖVP könnte trotz Landeshauptmannbonus mit 29 Prozent ihr Ergebnis von 2013 bestenfalls halten, die Grünen würden von 20 auf 16 Prozent fallen, das Team Stronach wäre nicht mehr im Landtag. Auch in den Umfragen hat die Landesregierung derzeit keine Mehrheit mehr. Die SPÖ würde freilich ebenfalls stark verlieren. Nur die FPÖ könnte gewinnen. Am wahrscheinlichsten wäre – laut Umfrage – eine schwarz-blaue Mehrheit. Die Grünen wären in einer neuen Landesregierung vermutlich nicht mehr vertreten. Grund genug, einen möglichst späten Wahltermin anzupeilen.